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Der König von Kalaß

von

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Ein Botschafter in der Fremde I

Nico hat auf seiner Reise nach Deskend einen Tag Vorsprung vor Kara und Hendryk. Da er sehr zügig unterwegs ist, reitet er fast einen weiteren Tag heraus, wodurch seine Reise voraussichtlich nur vier Tage andauern wird. Er muss zugeben, dass er von diesem wunderschönen Königreich beeindruckt ist. Yoken ist ein weites, grünes und in seinen Augen sehr schönes Land. Es wird dominiert von weiten Feldern und Waldflächen, die ihn zum Wandern einladen, doch dazu hat er keine Muße, denn dann hätte er Raum zum Nachdenken und ebendas versucht er zu vermeiden. Er atmet tief ein und seine Lunge füllt sich mit frischer, kalter klarer Luft. Er spielt mit dem Gedanken nach erfülltem Auftrag einige Zeit in diesem Königreich zu bleiben, hier vielleicht sogar ein neues Leben zu beginnen.

Wo soll er sonst auch hin? Die Wahl in Kalaß zu gewinnen schließt er aus, denn er investiert nichts hinein. Ein Mann, der im Wahlkampf nicht anwesend ist, hat keine Chance auf einen Sieg, es sei denn ganz Kalaß wäre völlig verrückt geworden. Er will auch gar nicht gewinnen, denn dann würde er nur ständig seiner verlorenen Liebe begegnen. Aranor wäre ebenso noch eine Option für ihn, denn dort hat er Freunde, auch außerhalb des Militärs, die sich sicher freuen würden ihn wieder zu sehen. Er muss unwillkürlich an die ganzjährige Hitze denken, die in Aranor herrscht und ihm wird das grüne und kühle Yoken immer sympathischer. Neben der angenehmen Frische, strahlt es den Reiz des Neuen auf ihn aus. Fest entschlossen Roshea und Kalaß erst einmal hinter sich zu lassen, reitet er ins Unbekannte.

Immer wenn er zur Ruhe kommt, schweifen seine Gedanken zu Kara. Um diese abzuschütteln treibt er sich selbst und sein Pferd bis an seine Grenzen an. Die ersten beiden Nächte verbringt er in Herbergen, die auf seinem Weg liegen. Es ist schon ziemlich spät und schon dunkel, wenn er dort ankommt und er kann von Glück reden noch ein Zimmer zu bekommen. Der frisch eingekehrte Frieden in Yoken, ermutigt die Bevölkerung nämlich wieder zu reisen. Das erkennt er an den vielen Familien, die ihm auf seinem Weg begegnen. In den Unterkünften hält er sich aber nicht lange auf und bricht bereits im Morgengrauen wieder auf. Er wechselt das Pferd jedes mal.
 

Am Abend des dritten Tages lässt er die letzte erreichbare Herberge, die er hätte nehmen sollen, einfach hinter sich. Er hatte gerade einen sentimentalen Moment, den er versuchte abzuschütteln, in dem er sich und sein Pferd weiter antreibt. Er hofft es wird sich ihm vielleicht eine andere Möglichkeit zur Übernachtung bieten. Was er nicht weiß, weil er mit kaum jemandem spricht und sich auch reichlich schlecht auf diese Reise vorbereitet hat, ist dass dies für viele Wegstunden die letzte Unterkunft gewesen ist und eine lange und karge Wegstrecke vor ihm liegt.

Zwar ist Nico nicht anspruchsvoll, er kann auch mal eine Nacht unter freiem Himmel verbringen, doch hat er sich an diesem Tag etwas zu viel vorgenommen und die Dezemberkälte reichlich unterschätzt. Heute ist es nämlich deutlich kälter als an den letzten beiden Tagen und der Frost des anstehenden Winters zieht ihm in die Glieder. Das hatte er nicht erwartet, denn es dauert wirklich lange, bis er beginnt zu frieren. Sein Atem und auch der seines Pferdes kondensieren. Zu allem Überfluss wird es in einer Stunde dunkel. Der Wind peitscht kalt über die steinige Ebene, was Nico weniger ausmacht als seinem Pferd, das nach einer stärkeren Bö oft ein wenig scheut. Er muss darauf achten es ruhig zu halten, sonst wirft es ihn noch ab.

Die Sonne ist inzwischen untergegangen und nur der helle Vollmond leuchtet ihm den Weg. Gerade als er ans Umkehren denkt, sieht er auf dem weiten Land einen bewohnten Hof. Licht scheint aus einem der Fenster und das Haus wirkt auf ihn wie eine Oase in der Wüste. Er ist nun auf die Gastfreundschaft der dort lebenden Personen angewiesen. Er klopft hoffnungsvoll an die Tür, die ihm rasch von einem freudestrahlendem, etwa dreizehn-jährigem, etwas jungenhaftem Mädchen mit kurzen blonden Haaren geöffnet wird.

„Papa, na endlich!“

platzt es aus ihr heraus, bevor sie verdutzt den fremden, durchgefrorenen jungen Mann wahrnimmt. Sie macht einen Satz nach hinten und ruft:

„Huch!“

Ein Schwall wohliger Wärme strömt ihm aus dem Haus entgehen. Selbstsicher und so offen er kann, lächelt er dem Mädchen zu und sagt:

„Es tut mir leid, aber ich bin nicht dein Papa.“

Sie schaut den Fremden mit großen Augen an und sagt etwas angesäuert:

„Ja, offensichtlich.“

Dann wendet sie sich ab und ruft ins Haus hinein:

„Es ist nicht Papa, sondern wieder so ein Depp, der die letzte Herberge verpasst hat!“

Sie dreht sich wieder Nico zu und sagt frech:

„Brauchst nichts zu sagen, das kommt öfter vor.“

Nico kann sich ein amüsiertes Lachen über das freche Mädchen nicht verkneifen. Er sieht sich flüchtig im Raum um. Dies scheint eine Töpferwerkstatt zu sein, denn überall stehen Regale voll mit fertigen und halbfertigen Töpferwaren.

Eine mittelalte, etwas rundliche Frau tritt in Nicos Blickfeld, welche die Mutter des Mädchens zu sein scheint. Sie sieht freundlich aus, macht aber einen besorgten Gesichtsausdruck. Sie maßregelt zunächst das Mädchen mit verständnisvollem Unterton:

„Benimm dich bitte, Sanja.“

Dann wendet sie ihren Blick an Nico.

„Entschuldige bitte das Benehmen meiner Tochter. Sie macht sich Sorgen, weil mein Mann Eritan noch nicht zurückgekehrt ist. Er ist vor drei Stunden los, um ein wenig Ton zu besorgen, um seine aktuelle Arbeit fertig zu stellen. Er brauchte nicht viel, deshalb ist er alleine los, doch er müsste schon lange zurück sein...ach was bin ich für eine verständnislose Person. Komm bitte erst einmal herein, mein Bester. Dir ist bestimmt sehr kalt. Mein Name ist Rietta und das ist Sanja.“

Sie deutet mit ihrem Blick sanft zu ihrer ungestümen Tochter.

Nico ist bestürzt, denn er fragt sich wie er in die warme Stube eintreten soll, während dem Herrn des Hauses vielleicht etwas zugestoßen ist, deshalb lehnt er ab.

„Mein Name ist Nico, vielen Dank. Aber ich werde nicht eintreten. Rietta, sag mir bitte in welche Richtung dein Mann gegangen ist. Ich werde ihn zurück holen.“

„Das würdest du? Hab vielen Dank!“ antwortet sie hoffnungsvoll und deutet mit der Hand nach draußen, als sie erklärt:

„Weniger als eine halbe Wegstunde in diese Richtung befindet sich der Tonstich, aus dem wir unser Material beziehen. Er ist mit einem Pferd dahin aufgebrochen.“

Entschlossen antwortet Nico:

„Alles klar. Ich bin in einer Stunde in Begleitung deines Mannes zurück.“

„Ich komme mit! Ich zeige ihm den Weg und verhindere, dass er in eine der Gruben stürzt. Ich würde den Weg im Gegensatz zu ihm, mit verbundenen Augen finden.“

platzt es aus Sanja heraus, die ihren Vater bereits zuvor allein suchen gehen wollte, doch ihre Mutter Rietta hatte es ihr verboten. Besorgt stimmt sie nun jedoch zu.

Die Tochter des Töpfers und der ihr fremde Mann machen sich auf den Weg durch die kalte Finsternis. Nicos braunes Pferd haben sie zurück gelassen und Sanja hat einen Schimmel mitgenommen, der sich sehr gut mit dem Gelände auskennt und keine Angst vor den ungewöhnlich aufsteigenden Winden hat. Hätte Sanja allein losziehen dürfen, wäre sie den Weg auf ihrem Schimmel geritten. Da sie aber nun zu zweit sind, laufen die beiden das Stück bis zum Tonstich. Mit Nicos erschöpftem Leihpferd, das die Umgebung nicht kennt, sollte man den Weg nicht beschreiten, da man dabei Gefahr läuft auf dem unebenen Gelände zu stürzen, erklärt sie ihm. Sanjas Pferd haben die beiden eigentlich nur mitgenommen, um ihren Vater Eritan transportieren zu können, sollte er sich verletzt haben. Auf dem Weg deutet Sanja stolz auf ihren Schimmel und schwärmt:

„Das ist Rex. Er ist unser bestes Ross. Hat dein Pferd auch einen Namen?“

Nico schüttelt den Kopf und gibt zu:

„Sicherlich, aber ich habe keine Ahnung wie es heißt. Ich habe es mir heute Morgen erst in Rengnis ausgeliehen. Es ist also nur ein Leihpferd.“

Verdutzt erwidert Sanja vorwurfsvoll:

„Nur ein Leihpferd? Was bist du denn für einer? Was heißt denn hier ‚nur‘? Aber was noch schlimmer ist, du bist heute Morgen in Rengnis gestartet? Das ist ganz schon weit für einen Tagesritt. Kein Wunder, dass es so erschöpft war. Du bist ein Tierquäler, Nico. Leuten wie dir dürfte man gar keine Pferde anvertrauen, nicht wahr Rex?“

Sie tätschelt ihr Ross.

„Ich habe ihm viel abverlangt, aber an seine Grenzen ist es nicht gestoßen. Erst der stärker werdende Wind hat ihm zu schaffen gemacht.“

versucht sich Nico zu verteidigen, doch sie hat sich ihre Meinung über ihn schon gebildet.

Nicht ganz überzeugt rät sie:

„Na, wenn du meinst. Mir ist es egal wo du herkommst und wo du hingehst, aber mit deinem Pferd solltest du sorgsam umgehen.“

Nico lächelt und sagt beschwichtigend:

„Du hast Recht, Sanja. Ich werde es in Zukunft beherzigen.“

Sie ist mit sich zufrieden den fehlgeleiteten jungen Mann von ihrem Standpunkt überzeugt zu haben.

Die beiden betreten ein Gebiet mit immer häufiger werdenden Gruben, um die sie im Slalom auf sicheren Stegen herumlaufen müssen. Sanja läuft an der Spitze, Nico in der Mitte und der Schimmel bildet den Abschluss. Der Wind hat ein wenig nachgelassen und die beiden zünden jeder eine mitgebrachte Öllampe an. Es dauert nicht lange, da hören sie in der Ferne ein Rufen, das Sanja von der Stimme her ihrem Vater zuordnen kann, deshalb ruft sie erfreut:

„Das ist er!“

Nico will einen Schritt schneller gehen, doch Sanja hält ihn auf. Der Boden unter ihm ist weich und nachgiebig und ein falscher Schritt und er verschwindet in einem dunklen Loch, was ihm um ein Haar gerade passiert wäre, hätte das Mädchen ihn nicht zurück gehalten.

„Pass auf! Hier sind überall eingebrochene Stollen und Tonstichgruben. Bleib hinter mir und tritt nur dahin wo ich hin trete! Um Rex brauchst du dir keine Gedanken zu machen. So wie ich, weiß er wo der Tritt sicher ist und wo nicht.“

Nico dreht verdutzt den Kopf zu Rex, der auf den schmalen sicheren Passagen trabt als sei es nichts und hie und da einen eleganten kleinen Sprung über dunkle Löcher hinweg macht. Sanja scheint hier mit dem Pferd viel Zeit verbracht zu haben, schließt er.

Nach ein paar Minuten erkennen sie Eritans hellbraunes Pferd, das allein in der Dunkelheit, neben einer neu entstandenen Grube steht. Sanja ruft nach ihrem Vater, der prompt antwortet:

„San, wie schön dich zu hören. Ich bin gleich neben Lexa.“

Lexa ist die mit Ton beladene hellbraune Stute, die geduldig, aber unfähig zu helfen, neben ihrem in eine Grube gestürzten Herren ausharrt. Sanja läuft zur Grube und schaut hinein. Ihr Vater ist von der Erde um ihn herum eingeklemmt und kommt aus eigener Kraft nicht wieder heraus.

Erleichtert sagt er:

„Was für ein Glück, San. Ich dachte schon ich müsste die ganze Nacht hier ausharren. Oh, wer ist das?“

Nico schaut die Grube herab und will antworten, doch Sanja nimmt es ihm ab:

„Das ist Nico. Ein Durchreisender, der Hilfe bei der Suche nach dir angeboten hat.“

Nico ist ein wenig überrascht, dass sie nichts Negatives über ihn geäußert hat. Bisher hat er von ihr nur Vorwürfe erhalten.

Eritan wendet sich hoffungsvoll an ihn und bittet:

„Nico, du siehst stark genug aus mich hier heraus zu ziehen. Nimm das Seil aus Lexas Satteltasche, wirf mir das eine Ende zu und bilde an diesem Baum da eine Seilwinde. Ich binde mich selbst am Seil fest. Wenn ich bereit bin, dann zieh bitte so fest du kannst!“

„Alles klar.“ bestätigt der Fremde.

Er und Sanja schaffen es gerade so Eritan aus der Grube zu ziehen. Zu ihrer aller Glück ist er nur leicht verletzt, jedoch ziemlich durchgefroren. Sie setzen ihn auf Rex, der sich zu freuen scheint ihn gesund zu sehen. Das Pferd tänzelt ein wenig herum, weshalb Sanja es ein wenig maßregelt mit den Worten:

„Rex, das reicht! Wir freuen uns alle, dass es meinem Vater gut geht, aber benimm dich jetzt. Er soll schließlich auf dir reiten.“

Sofort ist das Pferd ruhig und verhält sich ganz normal, was Nico völlig verblüfft. Noch niemals ist ihm ein so intelligentes und zu gleich eigenwilliges Pferd begegnet. Sanja hatte wirklich Recht. Er hätte seinen Pferden nicht so viel zumuten sollen, denn es sind mehr als nur Nutztiere.
 

Der Rückweg verläuft Problemlos. Wie angekündigt sind die drei mit den beiden Pferden nach insgesamt einer Stunde auf den Hof zurück gekehrt. Rietta ist überglücklich sie zu sehen. Sie hilft ihrem Mann vom Pferd und nimmt ihn in den Arm, wobei ihnen Sanja selbstbewusst lächelnd zusieht.

Sie essen an diesem Abend noch gemeinsam. Da Eritan sehr erschöpft ist, geht er nach einem heißen Bad, das seine Frau schon vorbereitet hatte, zu Bett. Die anderen drei stellen die Stühle vom Esstisch an den angeheizten Brennofen im Arbeitszimmer, um sich ordentlich aufzuwärmen. Kein anderer Ofen im Haus strahlt so viel Wärme ab wie dieser. Das Licht der Öllampen taucht den Arbeitsraum in warme Orangetöne.

Rietta bedankt herzlich sich bei ihrem Gast.

„Ich danke dir vielmals für deine Hilfe, mein Bester. Du hast geholfen, als wäre es etwas Selbstverständliches.“

Nico lächelt freundlich und wendet seinen Blick an Sanja.

„Ohne Sanja wäre das nicht möglich gewesen. Rietta, du kannst deiner Tochter ruhig mehr zutrauen.“

Das Mädchen schaut überrascht freudestrahlend zu Nico, der ihr zuzwinkert.

Sie flüstert: „Danke“ und fragt daraufhin interessiert: „Was ist dein Reiseziel?“

„Ich reise nach Deskend.“ antwortet er und sie springt unvermittelt auf.

„Oh, ich wollte schon lange mal wieder Onkel Garis besuchen! Darf ich dich begleiten?“

Freundlich lächelnd antwortet er:

„Von mir aus, sehr gern.“

Sie wendet ihren Blick an ihre Mutter:

„Darf ich ihn begleiten?“

Nun schauen Sanja und Nico gemeinsam mit bohrenden Blicken zu Rietta, die nach einigem Zögern antwortet:

„Na gut, von mir aus.“

Ihre Tochter fängt an zu jubeln. Die drei sprechen sich über das Organisatorische ab, doch die Sprache fällt nicht auf Nicos Reisegrund oder seine Herkunft, was er als sehr angenehm empfindet.
 

Am nächsten Morgen stehen Sanja und Nico noch vor Sonnenaufgang auf, um weiterzureisen. Er bedankt sich herzlich bei Rietta und Eritan und setzt seine Reise nun in Begleitung fort. Nicos Leihpferd wird der Töpfer in das nahegelegene Städtchen mitnehmen um es dort in der Leihstation wieder abzugeben. Dann reiten die beiden auf Rex und Lexa los. Die Ablenkung hat Nico gut getan. Er ist nicht mehr ganz so schwer betrübt wie er es am Tag seiner Abreise war. Außerdem hat er jetzt eine Begleiterin für den letzten Reisetag, die seine negativen Gedanken etwas beiseiteschiebt. Auf dem Weg spricht sie die meiste Zeit mit und über ihre beiden Pferde. Sie erklärt, dass sie nicht lange in Deskend bleiben wird, da sie in der Töpferwerkstatt gebraucht wird. Zudem hat sie die beiden einzigen Pferde mitgenommen, die für den Transport des Tons vom Tonstich zur Werkstatt geeignet sind. Sie wollte, dass die beiden ihn ihrem Perdeleben auch mal etwas anderes zu sehen bekommen, als die immerzu gleichen Arbeitswege.
 

Am späten Nachmittag kommen die beiden am Rande der Stadt Deskend, der Hauptstadt von Yoken an. Nico hat schon ein paar große Städte gesehen, doch er ist beeindruckt. Sie ist völlig anders als Aranor, Nalita oder Kalaß. Sie grenzt direkt an das Hagralgebirge, das sie süd-westlich umgibt und zum Meer im Nord-Westen hat sie eine Steilküste. Große weiträumige Straßen und Plätze bestimmen das Stadtbild. Fast patriotisch anmutend hängen überall rote Flaggen des Königshauses mit dem Wappentier von Yoken, dem Fuchs. Die Häuser der Stadt sind aus grauem Stein gebaut, der aus dem Hagralgebirge zu stammen scheint. Überall ist Platz für Grünflächen, die von einer stadteigenen Gärtnerei gepflegt werden. Das Schloss liegt am Rande der Stadt und hat die Berge im Rücken. Es ist großflächig und niedrig. Nico fällt auch die imposante Kathedrale auf, die dem roten Feuergott Phanatakare huldigt. Wenn er etwas Zeit hat, dann wird er sie besuchen, um hier etwas zu überprüfen. Erst einmal hat er jedoch wichtigeres im Kopf, denn er ist schließlich als Botschafter von Kalaß im Königreich.
 

Nico begleitet Sanja noch bis zum Wohnhaus ihres Onkels Garis am nördlichen Rand der Stadt. Sie umarmt Nico und verabschiedet sich unerschrocken von ihrem doppelt so alten Begleiter mit strengen Worten:

„Über Menschen scheinst du einiges zu wissen, aber über Pferde weißt du rein gar nichts, mein Lieber. Setz dich mehr mit deinen Gefährten auseinander! Ich hoffe, dass ich dir diesbezüglich etwas beibringen konnte.“

Sie scheint immer noch etwas sauer darüber zu sein, dass Nico seinem Leihpferd aus ihrer Sicht zu viel zugemutet hat.

Er antwortet freundlich:

„Keine Sorge, Sanja. Ich hatte die beste Lehrerin, die ich mir vorstellen kann.“

Sie lächelt forsch.

Die Pferde bleiben natürlich bei ihr und der junge Botschafter ist ab sofort zu Fuß unterwegs.

Wieder alleine hört er sich ein wenig in der Stadt um und spricht mit einigen Leuten. Seine vorübergehende Menschenscheu hat er dank der frechen Sanja wieder abgelegt. Gewohnt selbstsicher geht er auf die Menschen zu und befragt sie. Hier hegt niemand Vorurteile gegenüber Kalaß und die Deskender sind dem Stadtstaat gegenüber sogar äußerst positiv eingestellt. Tüchtig und ehrwürdig sollen die Menschen in Kalaß sein und außerdem gut gebildet und handwerklich auf höchstem Niveau. Nico freut sich über die netten Worte gegenüber seiner Heimatstadt. Das sind gute Voraussetzung für eine freundschaftliche Beziehung. Umso mehr ärgert es ihn wie die Kalaßer über Yoken sprechen. Von einigen hörte er etwas von einem Jäger- und Bauernvolk, das keine Ehre hätte, schamlos lügen und einen schon mal hinterrücks erschießen oder erstechen würde, wenn man nicht aufpasst. Zudem sei der König von Yoken ein feiger Mann, der sich hinter den hohen Bergen des Hagralgebirges in seiner Hauptstadt Deskend verkriechen würde. Nico kann sich nicht vorstellen, dass an diesen Gerüchten etwas Wahres dran sein soll. Er will sich vom Volk Yokens und seinem Königshaus lieber selbst ein Bild machen. Die Königsfamilie, bestehend aus König Miikal, seiner Königin Mariella und deren Tochter Yasane, ist beim Volk von Yoken nämlich außerordentlich beliebt und genießt höchstes Ansehen.



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