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Liebe und Schmerz

Die Geschichte einer verbotenen Liebe
von

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Liebe geht auch mal vorbei

Das hier ist eine neue Fanfiction von mir, die ich für meine Freundin Anni geschrieben habe^^

Alles wissenswerte steht eigentlich in der Kurzbeschreibung^^

Jetzt wünsche ich euch einfach nur VIEL SPAß bei der Fanfiction!^^
 

Das © dieser FF liegt bei mir! xD (Nein wirklich? xD)

Gefundene Rechtschreibfehler werden am Eingang eingepackt. Die dürft ihr gern behalten^^
 

Also nochmal^^

Viel Spaß! ^^

_________________________________
 

Liebe und Schmerz
 

Kapitel 1: Liebe geht auch mal vorbei
 

Es war Mitte Juli. Die Sonne strahlte auf die kleine Stadt hinab und versetzte auch den letzten in eine sommerliche Stimmung.

Einige dieser Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch das Dachfenster eines kleinen Hauses und kitzelten dort die Nase einer jungen Frau, die dadurch leicht die Augen aufschlug.

Müde gähnend blickte die junge Frau sich um und strich sich einige ihrer braunen Haarsträhnen hinter die Ohren. Ihr Blick fiel auf den Wecker, der in Neongrünen Zahlen die Uhrzeit anzeigte. Es war Sonntag, soviel konnte Adora erkennen.

Doch bevor sie die Uhrzeit entziffern konnte, sprang ihre Tür auf und ihr Bruder stand im Türrahmen.

"Adora? Du liegst ja immer noch im Bett! Es ist fast 12 Uhr! Wie kann man da noch schlafen? Du bist aber auch ein Faulpelz!"

Ihr Bruder ging fies grinsend auf die Vorhänge zu und riss sie mit Schwung beiseite.

Die Sonne strahlte nun genau auf Adoras Gesicht, die grummelnd ihre Decke über den Kopf zog und sich wieder ins Bett kuschelte.

"Hau ab, Keith... lass mich doch schlafen!" murmelte sie in ihre Satinbettwäsche. Doch ihr Bruder dachte gar nicht daran, Adora in Ruhe zulassen. Immer noch mit diesem fiesen Grinsen zog er ihr die Decke weg.

Einen Augenblick lang starrte er seine Schwester nur an, fing sich dann allerdings wieder und lies die Decke mit einem leichten Rotschimmer wieder auf sie fallen.

"Mutter hat vor ein paar Minuten zum Mittag gerufen, das Frühstück hast du ja verpasst... Zieh dich an, Adora, und komm dann runter, bevor Vater wieder wütend auf dich wird." brachte er nur noch hervor, bevor er, ohne Adora noch eines Blickes zu würdigen, aus dem Zimmer verschwand.

"Was ist denn nun los gewesen?"

Adora hob ihre Decke an und sah an sich hinab. Sie trug ein Bikini Oberteil und Hot Pants. Dieses Outfit war bei den 25°C in der Nacht nicht verwunderlich. Das was sie verwirrt aussehen lies, war die komische Reaktion ihres Bruders.

Mit einem kurzen Schulterzucken wurde dieser Gedanke allerdings beiseite gelegt. Adora erhob sich aus ihrem Bett und stand noch etwas wackelig da. Grummelnd, so "früh" geweckt worden zu sein, griff sie nach ihrem Sommerkleid und pfefferte es aufs Bett. Sie öffnete eine kleine Schublade, entnahm dieser Tanga und BH, zog sich ihre Unterwäsche an und griff sich dann wieder das Kleid.

Kaum war sie gekämmt und in ihre Hausschuhe geschlüpft, hörte man von unten aus der Küche wütendes Gebrüll.

"Mensch Adora! Jetzt mach endlich mal!"

Das war ihr Vater. Und er schien wieder wunderbare Laune zu haben.

Adora streckte sich noch kurz und begab sich dann nach unten in die Küche.
 

"Kannst du mir jetzt vielleicht sagen, was das hier ist?"

Adoras Vater klang ziemlich wütend. Das merkte sie, und kaute deshalb nur herzhaft auf ihrem Toast, während sie versuchte den Blick nicht auf ihr Matheheft zu lenken.

"Na ja... Wenn du mich so fragst. Das ist mein Matheheft."

Adora wusste, das sie ihren Vater in dieser Situation besser nicht reizen sollte, doch wie konnte sie anders? Es war einfach zu witzig, wie sich kleine Pocken auf seinem Hals bildeten, und es so aussah, als wenn er fast aus dem Kragen platze, der sich um seinen dicken Hals wund.

Adoras Vater war ein kleiner dicklicher Mann von fast 45 Jahren. Er war Chef einer großen Autofirma und saß deshalb oft nur in seinem Büro. Außer zum Schlafen, kam er in der Woche nur heim, um Adora wegen ihren schlechten Noten runter zumachen.

Nun sah Adora zu, wie sich die kleine Ader auf seiner Stirn aufblähte... Das lies das junge braunhaarige Mädchen grinsen.

"Adora! Verkauf mich nicht für dumm! Das ist dein Matheheft! Und darin steht eine fünf!"

"Nun schrei doch nicht so, Erik..." sagte Adoras Mutter. Ihr Name war Cynthia. Sie war eine schöne Frau, hatte lange blonde Haare und wunderschöne blaue Augen. Sie konnte es nie leiden, das ihr Mann ständig mit Adora schimpfte.

Cynthia lächelte ihrer Tochter zu.

"Vater... Wir haben geübt! Das weißt du doch. Adora kann nun mal nichts dafür, sie ist kein Matheass!"

Und dieses letzte Kommentar kam von Keith. Adoras 3 Jahre älterer Bruder und ein Ass in der Schule. Er war perfekt in allem, so kam es der jungen Frau manchmal vor. Doch worin sie ihn verteidigen musste... Jedes Mal, wenn ihr Vater wieder irgendwas an ihr auszusetzen hatte, ergriff er Partei für seine jüngere Schwester.

Adora erhob sich von ihrem Stuhl und sah auf ihren Vater hinab.

"Es tut mir Leid. Beim nächsten Mal wird es besser."

Und mit diesen Worten legte sie ihre Tasse und ihren Teller in die Spülmaschine, zog sich ihre Schuhe an und wenige Sekunden später hörte man die Wohnungstür leise ins Schloss fallen.

Keith seufzte.
 

Adora blinzelte nachdenklich in die Sonne. Seit fast einer Stunde lief sie nun schon durch die Stadt, ein ununterbrochenes Seufzen folgte dem nächsten.

//Was mach ich nur falsch, das er immer etwas an mir auszusetzen hat?//

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte wer sich langsam auf sie zu bewegte.

Im nächsten Augenblick lief sie auch schon gegen einen muskulösen Oberkörper und spürte, wie sie das von den Beinen riss. Adora machte sich auf den Aufprall auf die Straße bereit und kniff angestrengt, in der Hoffnung der Schmerz würde nicht so groß werden, die Augen zusammen.

Doch nach wenigen Sekunden verspürte sie immer noch keinen Schmerz. Selbst der Aufprall blieb aus, und so entschied sie sich langsam die Augen zu öffnen.

Sie sah in ein Paar dunkelbraune Augen.

"Ääähm.. tut mir Leid, ich habe nicht... Troy?"

Der junge Mann, der im Reflex Adoras Arm gegriffen und sie so vor dem Aufprall bewart hatte, grinste sie nun an.

"Adora! Schön dich an einem Sonntag auch mal zu treffen." sagte er zuckersüß und schleimend zu der zappelnden Adora, die sich aus seinem Griff befreien wollte.

"Die Freude liegt nicht auf meiner Seite!" sagte sie genervt.

"Und jetzt wäre ich dir verbunden, wenn du mich loslassen würdest!" sagte sie noch, bevor sie ihrem Gegenüber, der knapp 1 ½ Köpfe größer war, fest in die Augen sah.

"Und wenn ich keine Lust habe, dich loszulassen?" gab Angesprochener zurück und zog Adora langsam auf sich zu.

Diese wehrte sich, hatte allerdings keine Chance, und so wurde sie zu einem unfreiwilligen Kuss gezwungen.

Adora kniff die Augen zusammen, und versuchte Troy immer wieder von sich zu stoßen, bis sie irgendwann auf die Knie fiel.

Ihr Blick wandert hoch, und sie riss die Augen auf,

"Keith!" rief sie mit erstickender Stimme. Angesprochener reagierte allerdings gar nicht auf seine kleine Schwester.

"Wie oft denn noch, Troy? Lass die Finger von meiner Schwester, sie will nichts von dir!"

Keith holte aus und verpasste Troy einen Schlag in den Magen, sodass dieser sofort auf die Knie ging und nur noch "Arschloch" zischen konnte.

Keith allerdings beugte sich zu dem am Boden kauernden Troy und grinste.

"Wenn du sie noch einmal anrührst... Tut dir mehr weh, als nur dein Bauch, verstanden?"

Mühevoll richtete sich Troy auf und wankte mit einem "Verdammter Wichser" auf den Lippen davon.

Keith sah ihm leicht grinsend nach und wand sich dann zu seiner Schwester um.

"Alles ok? Ich such dich seit über einer Stunde, Mutter macht sich sorgen."

Adora sah ihren Bruder nur abwesend an, schüttelte dann den Kopf und fiel ihm um den Hals.

"Vielen Dank, Keith! Du hast mir das Leben gerettet! Wer weiß, was dieses Arschloch mit mir angestellt hätte, wenn du nicht..."

Adora drückte sich ziemlich an ihren Bruder, sodass dieser ihre Oberweite dich gedrückt an seinem Oberkörper spüren konnte. Diese Tatsache zauberte ihm einen Rotschimmer auf die Wangen und er drückte seine Schwester sanft aber bestimmt von sich.

"Schon gut... schon gut. Irgendwann muss Troy es ja mal einsehen."

Keith ging, heute schon zum zweiten Mal einfach an Adora vorbei und sah sie nicht einmal mehr an.

"Komm... Mutter wartet." sagte er nur, bevor er um eine Ecke bog und verschwand.

Adora stand allein dort. Der Wind wehte durch ihre braunen Haare und spielte mit ihnen. Es sah so aus, als würden sie tanzen.

Gedankenverloren blickte die junge 16-jährige ihrem Bruder hinterher.

Dieser schaute zu diesem Augenblick noch einmal um die Ecke. Der Anblick seiner Schwester ließ ihn sanft lächeln. Er hatte das Gefühl, das seine Füße sich ganz von allein zu ihr bewegten. Er ergriff ihre Hand und sah ihr für einen Moment tief in die Augen.

"Na komm, Kleines... Mutter wartet wirklich."

Diesmal erkannte Adora wieder die sanfte Stimme ihres Bruders, mit der er sie in letzter Zeit oft weckte, ihr Trost gab. Sie sah ihn lächelnd an.

"Ja... lass uns nach Hause gehen..." sagte sie leise, und lief lächelnd hinter ihrem Bruder her, der sie hinter sich herzog.
 

"Mutter? Wir sind wieder da!"

Keith sah sich in der Wohnung um und lauschte, ob er irgendein Geräusch wahrnehmen konnte.

"Ich dachte, Mutter wartet auf uns?" Adora zog ihre Schuhe aus und schlüpfte in die Pantoffeln, die immer bereit an der Tür auf sie warteten. Sie sah sich mit ihren braunen Augen in dem großen Haus um. Kurze Zeit wirkte sie nachdenklich.

"Vielleicht ist sie im Garten." gab Keith von sich und ging, nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte, durch das Wohnzimmer zur Terrasse.

Grade als Adora um die Ecke bog, sah sie Keith, der mühsam versuchte sich aufrecht zu halten, während ein etwas kleineres Mädchen die Arme um seinen Hals geschlungen hatte und ihn küsste.

Adora spürte ein merkwürdiges Gefühl in sich aufsteigen, und wenn sie es nicht besser wüsste, hätte man denken können sie wäre eifersüchtig.

//Unsinn...// dachte sie selbst. Es war ihr Bruder. Und das Mädchen, was da an ihm klebte war seine Freundin, mit der er schon ganze 2 ½ Jahre zusammen war.

Adoras Blick fiel durch die großen Scheiben auf ihre Mutter, die lächelnd vor einem kleinen Teich stand.

"Aléna, jetzt lass mich doch auch mal Luft holen!" beschwerte sich Keith, und drückte seine Freundin sanft aber bestimmt von sich.

Diese grinste ihn nur an.

"Jaaaaa, lass ich doch! Aber wir haben uns doch drei Wochen nicht gesehen!" kam aus der Richtung der jungen Frau mit den grauen Augen.

Aléna war in Frankreich gewesen, um ihre französische Sprache aufzubessern.

,Drei Wochen können da nicht viel ausrichten...' hatte Adora gesagt, woraufhin sie einen bösen Blick ihres Bruders geerntet hatte.

"Da kriegt man ja Angst um sein Leben, wenn man dich mal ein Jahr nicht sieht..." gab Keith nur zurück und strich sich erstmal die Haare glatt.

Er sah zu seiner Mutter, die Gedankenverloren am Teich stand und kleine Brotkrümel hinein warf.

"Kümmerst du dich bitte um sie, Adora?" Diese Bitte kam von Keith, an dem Aléna schon wieder wie eine Klette hang.

Adora nickte nur leicht und ging durch die Glastür auf ihre Mutter zu, die sie nicht mal beachtet hatte.

"Hey... Mum." Adora ging lächelnd auf ihre Mutter zu, die nun den Kopf anhob und ihre Tochter leicht traurig anlächelte.

"Hey Kleines... Es tut mir Leid, das Erik dich heute Morgen wieder so angefahren hat..." sagte Cynthia leise und sah dabei die ganze Zeit auf Adora. Immer wenn sie Adora ansah, bekam sie einen weichen Blick.

"Ich weiß... ich hab es dir schon tausend Mal gesagt... Aber du siehst aus, wie dein Vater... Du hast genau die gleichen Gesichtszüge wie er... das gleiche Haar... die gleichen Augen..."

Adora lächelte. Sie wusste, dass ihre Mutter wieder an ihren verstorbenen Vater dachte. Ihre Mutter sagte ihr immer, dass sie aussehe wie ihr Vater. Adora wollte das nie glauben, aber sie nickte immer nur.

Erik war ihr Stiefvater. Genauso wie er der Stiefvater von Keith war. Keith hatte ihn als Vater akzeptiert. Er würde ihn nie lieben können, hatte er gesagt, aber er wolle ihn ,Vater' nennen, um Mutter die Situation leichter zu machen.

Adora hatte Erik nie mit ,Vater' angesprochen. Dafür war er ihr viel zu fremd.

Cynthia hatte Tränen in den Augen, das konnte man erkennen, denn sie glitzerten in der hell strahlenden Sonne um die Wette.

Adora wusste in diesen Momenten nie, was sie sagen oder tun sollte, also nahm sie ihre Mutter immer nur in den Arm, strich ihr über das Haar und über den Rücken, in der Hoffnung sie so beruhigen zu können.

Irgendwann strich Cynthia sich die Tränen aus den Augen, strich liebevoll über Adoras Wange und ging wieder ins Haus zurück. Dann stand Adora am Teich, blickte in die Sonne und konnte den traurigen Gesichtsausdruck ihrer Mutter, der sich mittlerweile in ihre Gedanken gebrannt hatte, nicht ertragen.

Normalerweise kam dann immer ihr Bruder, umarmte sie von hinten und sprach ihr gut zu. Doch dieser war grade beschäftigt, wie Adora feststellte, als sie sich umdrehte. Keith saß mit Aléna auf dem Sofa und steckte ihr zu dem Zeitpunkt die Zunge in den Hals.

Unbemerkt von den beiden und ihrem Kater Rolfi ging Adora zurück ins Haus und hoch in ihr Zimmer.

Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen und starrte einfach nur an die Decke.

Warum hasste sie es so sehr, wenn Keith Aléna umarmt, sie küsste, sie berührte? Adora hasste es, zu sehen wie glücklich Aléna und wie unglücklich sie doch selbst war. Es war vielleicht egoistisch, aber das war ihr egal.

Adora schloss die Augen. So lang geschlafen und doch wieder müde.

Langsam segelte sie in das Traumland. Sie wollte das hier alles hinter sich lassen... Vergessen...
 

Irgendwann schreckte Adora durch das laute Türknallen, was von unten zu kommen schien auf.

Sie stieß sich den Kopf an ihrer Schräge und fiel auch sofort wieder zurück auf das Bett. Warum musste Keith auch immer so laut sein, wenn er nach Hause kam.

"Autsch... mein Kopf..." grummelnd setzte das junge Mädchen sich auf und warf einen Blick auf die Uhr.

"Schon sechse? Oh mein Gott, ich muss vier Stunden geschlafen haben..."

Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln und ging gähnend aus ihrem Zimmer, die Treppe hinunter. Als sie nur noch zwei Treppen vom Erdgeschoss entfernt war blickte sie, wie sie es immer tat, ins Wohnzimmer. Da saß Keith. Wie es schien starrte er Gedankenverloren auf ein Foto.

Was war denn bloß los? Adora rief nach ihm. Ein-, zwei-, dreimal. Doch er antwortete nicht.

Langsam, beinahe lautlos, ging sie die Stufen hinunter und ins Wohnzimmer, wo ihr Bruder sich nicht einen Millimeter vom Fleck gerührt hatte.

"Keith...?" Adora legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dies lies ihn zusammen zucken.

"Adora... Ich dachte du schläfst." sprach er leicht lächelnd und versuchte durch das Lächeln seine Traurigkeit zu verbergen.

Doch Adora spürte es. Sie spürte, dass Keith traurig war. Das verriet ihr nicht nur das zittern, welches sich spüren konnte.

"Keith? Was hast du?" fragte sie leise und setzte sich auf die Lehne des Sofas, dicht neben ihren Bruder.

"Nichts.. Dumme Gans, wie kommst du denn darauf?" fragte er, nicht leise aber leicht grinsend. Er konnte nur schwer irgendwelche Tränen zurückhalten.

"Dumme Gans? Was heißt denn hier dumme Gans?" Grummelnd erhob sich Adora wieder und blickte ihren Bruder böse an. Das er sie auch immer ärgern musste, wenn sie sich Sorgen um ihn machte! Blöder Kerl...

Adora drehte Keith den Rücken zu und wollte aus dem Wohnzimmer gehen. Doch plötzlich spürte sie etwas, das sie am Handgelenk zurückzog.

Keith hatte seine Hand um ihr Handgelenk gelegt und zog sie zu sich.

"Entschuldige, Kleines... Es war nicht so gemeint." sagte er, mit fast Tränenerstickender Stimme. Nun rollten ihm wirklich einige Tränen über die Wange.

"Es ist nur... Aléna... sie...." stotterte er.

Adora riss die Augen auf. Was war mit Aléna? Sie wollte ihren Bruder fragen, doch dieser umarmte sie jetzt einfach nur.

Adora drückte seinen Kopf gegen ihre Brust und strich sanft über seine Haare. Was war los mit ihm? So fertig hatte sie ihn noch nie gesehen... Sie hatte ihn eigentlich noch nie weinen sehen. Doch... Doch, am Grab ihres und seines Vaters... Da hat er geweint. Bitterlich hat er geweint. Und er hatte Adora an sich gedrückt. So fest, das sie damals Angst hatte, ersticken zu müssen.

Nun drückte sie ihren Bruder fest an sich. Strich ihm beruhigend über Haar und Rücken.

"Shhht... ist doch gut. Keith, was ist los mit dir?" fragte sie mit besorgter Stimme und blickte dabei auf den Kopf ihres Bruders.

Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Er wollte oder konnte es ihr nicht sagen. Er drückte Adora nur an sich und weinte.

Das junge Mädchen spürte, wie seine Tränen in den Stoff ihres Sommerkleides drangen. Sie strich schon fast Gedankenversunken und monoton über seinen Kopf, immer noch in der Hoffnung, es würde ihn beruhigen.

Irgendwann, keiner der beiden konnte genau sagen, wie lang sie dort gesessen haben, blicke Keith auf und sah in die besorgten Augen seiner 3 Jahre jüngeren Schwester.

"Es tut mir Leid... ich hab die Fassung verloren..." sagte er, darauf bedacht mit seinem Blick nicht von ihren Augen abzuweichen.

Er rückte ein Stück von ihr weg und sah dann auf Rolfi, der sich gerade um seine schmiegte. Keith seufzte tief.

"Keith! Was ist denn mit dir los?" fragte Adora ihn erneut, diesmal nicht allzu leise, allerdings auch nicht zu laut.

"Aléna... Sie scheint sich in Frankreich nach etwas "Neuem" umgesehen zu haben..." sagte Keith, allerdings mit soviel Verachtung in seiner Stimme, das Adora stutzte.

"Wie meinst du das? Was meinst du mit "etwas Neuem"?" Verwirrt blickte sie ihren älteren Bruder an, der den Blick die ganze Zeit auf den Boden gerichtet hatte.

Sie folgte seinem Blick und riss die Augen auf. Adora beugte sich von der Couch und hob ein zerrissenes Foto auf. Auf der einen Seite konnte man eine strahlende Aléna sehen. Auf dem abgetrennten Teil saß ein mindestens genauso strahlender Keith auf einem Stuhl und blickte mit liebevollem Blick zu seiner Freundin.

Verwirrt hielt Adora die beiden getrennten Stück aneinander und blickte ihren Bruder an.

"Was ist passiert, Keith?" fragte sie, während sie langsam vom Foto zu ihrem Bruder aufblickte.

Dieser sah wieder Gedankenverloren aus dem Fenster und seufzte.

"Sie hat mich verlassen." sagte er kurz und knapp und Adora riss die Augen auf.

"Bitte WAS?" schrie sie ziemlich laut und ihr Bruder drehte sich zu ihr um.

"Na ja... pass auf, ich erzähl es dir..." sagte er leise.
 

~~~~Rückblick~~~~
 

Kurz nachdem Adora in ihr Zimmer gegangen war, löste Keith den Kuss und sah seine Freundin sanft lächelnd an.

"Ich hab dich wirklich vermisst, Baby..." sagte er mit sanfter Stimme und strich Aléna sanft über die Wange.

"Ich hab dich auch vermisst, Keith." sagte sie liebevoll und drückte ihm einen erneuten Kuss auf die Lippen. Grade als dieser anfing, wieder intensiver zu werden vibrierte und piepste Alénas Handy. Seufzend beugte sie sich zurück zu ihrer Tasche, in der sie nach ihrem Handy kramte.

Keith musste grinsen, beugte sich zu ihr und küsste sanft ihren Bauch. Das lies Aléna auflachen und sie setzte sich wieder normal hin.

"Kleiner Spinner..." sagte sie liebevoll und las die SMS, die sie bekommen hatte.

//Was? Das kann doch gar nicht sein...// dachte sie, und steckte das Handy schnell wieder weg.

"Wer hat dir geschrieben?" wollte Keith wissen und sah sie fragend an. Er wusste nicht, warum Aléna so nervös wirkte und strich ihr deshalb sanft über die Wange. "Meine... äh... Mutter. Sie brauch meine Hilfe." stotterte Aléna und erhob sich.

"Entschuldige Schatz... Können... können wir uns einen anderen Tag treffen? Es ist wirklich wichtig, ich muss schnell zu ihr."

"Aléna?" sagte er leise, lächelte dann aber. "Ich begleite dich natürlich nach Hause, was erwartest du denn von mir?"

Keith erhob sich dann selbst von der Couch und ging mit einer leicht protestierenden Aléna zur Tür, wo er sich erst einmal seine Schuhe anzog.

"Du musst mich nicht begleiten!" sagte sie, während sie ihre Stiefel anzog. Ihre Stimme klang fast befehlend, und so sah sie Keith nur verwirrt an.

"Sag mal, Aléna, was ist mit dir los? Seit wann willst du nicht, das ich dich nach Hause bringe?" fragte er stutzend und plötzlich lächelte Aléna.

"Schon gut Schatz.. Komm, lass uns endlich gehen!" sagte sie freudestrahlend, hackte sich bei ihm ein und ging mit ihm los.

//Er wird schon noch nicht da sein... hoffe ich...//

Keith zuckte nur leicht mit den Schultern, schnappte sich noch seinen Schlüssel und folgte Aléna dann lächelnd.

Kurz bevor sie um die letzte Ecke biegen mussten stoppte Aléna.

"Ab hier schaff ich es wohl doch noch allein." sagte sie lächelnd, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Keith sanft und liebevoll.

Dieser legte seine Arme um sie und erwiderte ihren Kuss mindestens genauso sanft.

Keith strich Aléna durch die Haare und diese löste sich sanft lächelnd von seinen Lippen. Sie genoss seine Berührung noch kurz, bevor sie einige Schritte zurückwich, ihm noch einmal liebevoll zuwinkte, so etwas wie "Bis morgen" mit den Lippen formte und um die Ecke verschwand.

Keith sah ihr noch lächelnd nach und drehte sich um. Als er wenige Schritte gelaufen war, stockte er.

"Jetzt habe ich wieder vergessen, ihr die Kette zu geben..." sagte er leise seufzend, drehte sich dann allerdings lächelnd um und bog um die Ecke.

Sein Blick fiel auf das Haus, indem Aléna wohnte. Er lächelte.

Doch dieses Lächeln verblasste, als er auf das Paar sah, welches genau vor ihrem Haus stand. Das Mädchen hatte die Arme um den Hals des Jungen geschlungen und sie küssten sich innig. Normalerweise würde es Keith ja nichts ausmachen, das dort ein junges Liebespärchen stand und sich küsste, wenn das Mädchen nicht SEINE Freundin gewesen wäre!

Er lies die Kette fallen und starrte nur mit aufgerissenen Augen auf diese Szene.

Genau in diesem Augenblick löse Aléna sich liebevoll lächelnd von dem jungen Mann und blickte zur Seite. Sie erstarrte. Dort stand er... Keith. Und starrte genau in ihre Richtung. Aléna kam es so vor, als wenn seine Blicke sie durchbohrten.

"Keith..." flüsterte sie leise, woraufhin sich der junge Mann ebenfalls in die Richtung drehte und verwirrt zwischen den beiden hin und her sah.

"Ach, so ist das also. Deine Mutter brauch Hilfe, mhm?" sagte Keith leicht grinsend und versuchte seine Trauer und die Tränen zu unterdrücken.

//Ich fasse es nicht... Wie kann sie mir so etwas nur antun?//

"Keith. Es ist anders als du denkst, wirklich. René und ich wir..."

"René? Wie schön! Lass mich raten, den hast du als Souvenir aus Frankreich mitgenommen, was?" schrie Keith verächtlich und drehte sich auf dem Absatz um.

"Keith... ich... bitte! Warte doch!" sagte Aléna und wollte ihm nach, doch René hielt sie am Arm fest und sah sie genau an.

"Aléna... Du musst dich entscheiden." sagte er nur und sah ihr dabei fest in die Augen.

Seufzend lies Aléna ihren Arm, den sie nach Keith ausgestreckt hatte sinken.

"Es tut mir so Leid Keith..." sagte sie leise.

Keith konnte jedes ihrer Wörter verstehen. Und er schüttelte den Kopf.

"Tu doch nicht so, Aléna. Dir tut überhaupt nichts Leid. Du hast mich nie richtig geliebt, wenn dir meine Liebe so wenig bedeutet hat! Du warst nur drei Wochen weg... Nur drei Wochen! Und jetzt sehe ich dich knutschend mit einem Franzosen auf der Straße! Nein Aléna... Sprich DU nicht mehr von Liebe!" sagte er. Mit einem eiskalten Blick, sah er nun seine Ex Freundin an. Danach drehte er sich um. Er wollte weg. Einfach nur weg. Er rannte los.

Keith rannte zu sich nach Hause, öffnete leise die Tür und vergaß sie zu schließen. Er setzte sich auf die Couch und nahm das Bild, welches auf dem Schrank stand. Sie und er...

Er entnahm das Bild dem Rahmen und zerriss es. Genau in der Mitte durch. Er wollte sie nie mehr sehen. Er hatte doch immer alles für sie getan. Warum hatte sie ihm nur so wehgetan? Wieso hatte sie ihm das angetan?

Er wusste nicht, wie lang er dort gesessen und über alles nachgedacht hatte. Aber irgendwann kam ein Windzug und lies die Tür zuknallen.

Kurze Zeit später setzte seine Schwester sich zu ihm. Und er weinte. Zum zweiten Mal in seinem Leben weinte er. Bitterlich hatte er geweint, am Grab seines Vaters. Und bitterlich weinte er nun an der Schulter seiner Schwester.
 

~~~Rückblick Ende~~~~
 

"Ja, so war das. Und dann bist du nach unten gekommen und hast mich in die Arme genommen... Wofür ich dir sehr dankbar bin."

Keith strich seiner Schwester sanft einige Strähnen ihres braunen Haares hinter die Ohren.

"Du bist mein Bruder, Keith. Ich liebe dich, das weißt du doch. Ich bin immer für dich da." Sie lächelte ihn sanft an. Innerlich verfluchte sie Aléna für das, was sie ihrem Bruder angetan hatte.

//So eine kleine Schlampe! Wenn die mir jemals auf der Straße begegnet!//

Ihre Gedanken wurden von Wort zu Wort mordlustiger, bis eine Berührung sie aus ihren Gedanken riss.

Keith strich liebevoll mit seinem Finger über Adoras Lippen und sah sie dabei sanft lächelnd an. In Adora stieg ein wohlig warmes Gefühl auf.

"Keith, ich..." sagte sie, doch dieser legte ihr in diesem Moment sanft den Finger auf die Lippen, um ihr zu zeigen, das sie still sein sollte.

Sein Lächeln verwirrte Adora etwas, doch sie genoss es, dass er so zärtlich zu ihr war.

Adora konnte seine Lippen schon förmlich spüren, wie er sie auf ihre legte und sie zärtlich küsste. Sie wartete nur noch, dass es endlich passieren würde.

Gerade als sie wieder in ihre Gedanken und in ihre eigene Traumwelt wandern wollte, in der es nur sie und ihn gab, wurde sie aufgeweckt.

"Kinder! Es gibt Abendbrot!" schrie Cynthia und kam kurze Zeit später ins Wohnzimmer.

Da saßen Adora und Keith nun. Der eine am einen der andere am anderen Ende der Couch. Beide hatten einen leichten Rotschimmer auf den Wangen und sahen beschämend auf den Boden oder starrten an die Wand.

Cynthia schaut die beiden zuerst verwirrt an, lächelte dann allerdings und ging zurück in die Küche.

"Na kommt schon, das Essen wird doch sonst kalt!" sagte sie noch und verschwand.

Adora sah mit leicht geröteten Wangen zu ihrem Bruder. Dieser schaute immer noch auf den Boden und wollte seinen Blick gar nicht von dem interessanten Perserteppich abwenden.

Adora erhob sich und ging auf ihren Bruder zu. Sie streckte ihm sanft lächelnd eine Hand hin.

"Na komm, Brüderchen. Es gibt so viele Mädels auf der Welt. Du hast so eine Schlampe wie Aléna doch gar nicht verdient. Für die bist du viel zu gut!"

Adora wusste, dass er es nicht leiden konnte wenn sie Aléna beschimpfte, aber diesmal schrie er sie nicht an und blickte ihr mordlustig in die Augen. Nein. Er grinste. Er grinste sie an, nahm ihre Hand und ließ sich von ihr hochziehen.

"Hast Recht, Schwesterchen. Und wenn's dicke auf dicke kommt, heirate ich einfach dich!" sagte er scherzhaft und ziemlich breit grinsend, ging an ihr vorbei zur Wohnzimmertür, drehte sich um und streckte eine Hand nach ihr aus.

"Liebe geht auch mal vorbei, Baby. Das muss ich einsehen." sagte er sanft lächelnd zu Adora, diese lächelte zurück und nickte.

"Du wirst die richtige finden, Brüderchen." sagte sie noch, bevor sie seine Hand annahm und mit ihm zusammen in die Küche ging.
 

Die ganze Zeit, seit wir uns kennen, hab ich nie daran gedacht...

was wird sein, wenn's einmal kracht. Was wird sein, wenn wir uns trennen...

Wird unsere Liebe dann zu Hass oder war's dann einfach das?

Denn Liebe geht auch mal vorbei, all die schöne Schwelgerei...

Wenn's soweit ist, hat einer ein Problem...

("Liebe und Schmerz" - Die Ärzte)
 

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So, das war das erste Kapitel meiner FF. Hoffe sie hat euch etwas gefallen. Schreibt mir einfach eure Meinung, ich werde schauen, ob ich sie berücksichtigen kann.

Ansonsten bedanke ich mich, das ihr zu dieser FF gefunden habt.

Einen schönen Tag/Abend wünsche ich euch noch.

Machts gut.
 

Wie immer, im guten Sinne...

Eure Merle! ^^

Tausendmal berührt

Und hier ist das zweite Kapitel meiner kleinen Geschichte!

Ich weiß, es ist ziemlich lang, aber anders ging es nicht und mir gefällt es eigentlich ganz gut.
 

Erstmal ein herzliches Dankeschön an "Das_Anni" die so nett war, und mir ein Kommi geschrieben hat, über das ich mich wirklich gefreut hab^^
 

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim zweiten Kapitel von "Liebe und Schmerz".
 

© liegt beim Autor und wie immer dürft ihr jeden gefundenen Rechtschreibfehler behalten^^
 

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Kapitel 2: Tausendmal berührt
 

Am Montagmorgen war von den Spuren der so hell scheinenden Sonne vom Vortag

nicht mehr viel zu sehen.

Wolken bedeckten den einst so wunderschönen blauen Himmel ganz.

Adora Smith schlief. Sie bekam nichts von dem mit, was sich vor ihrer Haustür abspielte. Ein leises Schnarchen kam aus ihrer Richtung. Und genau dieses leise Schnarchen und der liebevolle Ausdruck auf dem Gesicht seiner kleinen Schwester, veranlasste Keith dazu, die Tür wieder zu schließen und sie weiter schlafen zu lassen.

Keith ging langsam die Treppen hinunter in die Küche.

"Sie schläft noch... Ich hoffe, du kannst dich noch etwas gedulden, bis du sie wieder siehst." sagte er leicht grinsend zu einem blond-braun haarigen jungen Mann, der gerade an seiner Zigarette zog.

"Eigentlich nicht!" sagte er breit grinsend. "Aber lassen wir sie noch etwas schlafen." sagte er dann lächelnd und zeigte auf den Stuhl, ihm gegenüber.

"Setzt dich Keith, wir haben uns so lang nicht gesehen... Muss ich dich in deinem eigenen Haus auffordern, dich zu setzten?" sagte der Besucher grinsend und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

Nun setzte sich Keith an den Tisch und sah seinem Gegenüber in die violetten Augen.

"Du weißt, ich hasse es, wenn du rauchst." meinte Keith nur grinsend.

"Ich sitze zwar... aber kann ich dir etwas zu trinken anbieten, Chris?" fragte er lächelnd, doch sein Gegenüber schüttelte den Kopf.

"Nein danke, aber ich habe auf der Fahrt hierher viel zu viel getrunken. Jetzt brauch ich die nächsten Wochen gar nichts mehr, hab ich im Gefühl." sagte er erneut grinsend und lehnte sich zurück.

"Und wie geht es deiner Freundin? Aléna hieß sie, glaube ich. Du hast von ihr geschrieben."

Chris fiel der traurige Gesichtsausdruck seines Freundes sofort auf und er nickte.

"Verstehe, verstehe... Was ist denn passiert?" fragte er, während er erneut eine Kippe aus seiner Schachtel angelte.

"Das... erzähl ich dir, wenn du die Krebsverursachende Schleuder wegpackst!" sagte Keith breit grinsend und deutete dabei auf die Kippe.

"Schon gut, schon gut... Du hast gewonnen." meinte Chris nur, steckte die Kippe weg und sah Keith neugierig an.

"Also?" fragte Chris und Keith räusperte sich.

"Nun..." begann Keith seine Erzählung.
 

Gähnend richtete sich das braunhaarige Mädchen auf.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es erst 6 Minuten nach 8 war. Viel zu früh, um sich überhaupt aus dem Bett zu mühen.

Sie drehte sich murrend auf die andere Seite und schloss die Augen. Doch aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund konnte sie nicht schlafen. Ihr Magen rumorte, daran konnte es auch liegen.

Leise grummelnd stieg sie aus dem Bett und sah zu ihrem Bauch hinab.

"Wegen dir werd ich nie genug Schlaf in meinem Leben bekommen!" zischte sie und suchte verzweifelt mit ihren Füßen den Boden nach den Pantoffeln ab.

Diese dann endlich gefunden erhob sie sich und sah aus dem Fenster.

"Brr, es ist ja plötzlich richtig kalt geworden! Was ist denn mit dem Wetter los?" Und Adora sah in den Himmel. Sie sah auf einen endlosen Teppich voller grauer und gräulicher Wolken, die sich über dem ganzen Himmel ausstreckten und nicht einen Fleck von blau preisgaben.

"Oh man. Sieht nach Weltuntergang aus." Adora seufzte leise und sah in den Spiegel. Sie trug ein ziemliches großes T-Shirt und schwarze Hot Pants. Ihre Haare waren ziemlich zerzaust und sie sah einfach nur müde aus.

Langsam schlurfte sie auf ihre Zimmertür zu, öffnete sie leise und stieg wie eine Katze auf Samtpfoten die Treppe hinunter.

//Ich brauch was zu trinken...// Seufzend ging sie in die Küche und gähnte.

Als sie in der Küche stand und die beiden jungen Männer ansah, stockte sie. Das sie so vor Keith rum lief war sie und er ja gewohnt, aber das Chris, ihr alter und bester Freund Chris, den sie jetzt schon fast 8 Jahre nicht mehr gesehen hatte, sie in diesem total verschlafenen Zustand sah, hätte ihr peinlich sein sollen. Doch anstatt vor Scham im Boden zu versinken, ging sie ungläubig auf den jungen braunhaarigen Mann zu, setzte sich auf seinen Schoß, legte ihre Arme um seinen Hals, strahlte ihn einfach nur an und schrie dann: "CHRIS! Du bist wieder da!", bevor sie ihn so doll umarmte, das er samt Stuhl auf den Boden fiel.
 

Seufzend spielte Chris mit seinem Feuerzeug.

"Also ich muss sagen, das hätte ich nicht von ihr erwartet. Dich so zu hintergehen, und das auch noch mit einem Franzosen! Die sollen ja miserabel im Bett sein, hab ich gehört!" Chris grinste seinen Jahrelangen und alten Freund an, der nun auch ein Grinsen auf den Lippen hatte.

"Und dann auch noch René... René ist ein Mädchenname!" fügte der Braunhaarige grinsend hinzu und legte sein Feuerzeug auf den Tisch.

Grade als er zum nächsten aufmunternden Satz ausholen wollte, fiel sein Blick auf die Tür und auf eine völlig verschlafene Adora.

"Hey Kleines, du bist wach?" sagte Keith, doch Adora starrte nur auf Chris.

Chris musterte Adora ganz genau und ein Grinsen blieb nicht aus. Wie sie so dastand, mit dem viel zu großen T-Shirt, welches ihr halb über der Schulter hang, den kurzen Hot Pants, die man unter dem großen T-Shirt nur erahnen konnte, diesem völlig verschlafenen Blick und diesen zerzausten, frisch aufgestandenen Haaren sah sie einfach nur zum kuscheln aus.

Nach dem breiten Grinsen, das von Chris' Gesicht verschwunden war, lächelte er Adora einfach nur noch an, die jetzt langsam auf ihn zuging und ihn so sehr umarmte, dass er mit ihr und samt Stuhl den Küchenboden küsste.

"Hey Adora! Ich freue mich ja auch, dich wieder zu sehen, aber vielleicht solltest du mich nicht gleich umbringen... Ich mein ja nur, wegen der Freude und so!" sagte er breit grinsend zu ihr.

Bei Adora hatte man jedoch einfach nur das Gefühl gegen eine Wand zu reden, so schien sie sich zu freuen.

"Ähm, Adora? Chris möchte sicher wieder aufstehen... Adora? Adora?" Selbst die Versuche ihres Bruders blieben Erfolglos, bis Keith eine Idee kam.

Er ging zu seiner Schwester, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Adora sprang sofort auf und lief zum Toaster, wo sie grummelnd feststellen musste, dass ihr Bruder sie total verarscht hatte.

"Keith!" sagte sie wütend und ging Finger knacksend auf ihren Bruder zu, welcher immer noch grinsend zurückweichte.

Chris erhob sich in der Zeit und starrte von Keith zu Adora und wieder zurück.

"Sag bloß, du bist immer noch so Toastsüchtig! Gibt es ja gar nicht, gewöhnst du dir das nie ab?" fragte er grinsend, richtete den Stuhl wieder und setzte sich.

"Das ist nicht witzig, Chris! Mit ihren Toastfressattacken muss man jeder Zeit rechnen!" Grinsend sah Keith seine jüngere Schwester an, die schmollend auf einem Stuhl Platz nahm.

"Ihr seit beides totale Blödmänner!" sagte sie grummelnd.

Adora fielen einige Strähnen ins Gesicht und Keith beugte sich vor, um ihr diese weg zu streichen und sie mit einem "Du kannst mir sowieso nicht böse sein" - Blick anzusehen.

Allerdings kam ihm Chris zuvor, strich Adora sanft die Strähnen hinter die Ohren und blickte ihr genau in die Augen.

"Hey, Süße. Das war doch nur Spaß." sagte er sanft lächelnd, was Adora einen leichten Rotschimmer auf die Wangen zauberte.

In Keith stieg ein merkwürdiges Gefühl auf, welches er bis zu diesem Zeitpunkt noch nie empfunden hatte.

Irgendwie störte ihn die Nähe. Die Nähe zwischen Chris und Adora. Der leichte Rotschimmer auf ihren Wangen, dieses unschuldige Lächeln, welches sie bis zum jetzigen Augenblick nur ihm geschenkt hatte.

Chris' Hand, die sanft und zärtlich über die roten Wangen des braunhaarigen Mädchens strich. Chris' weicher Gesichtsausdruck, wenn er Adora in die Augen sah, dieses Glänzen in ihren Augen. Das alle konnte und wollte Keith im Moment nicht ertragen.

Er hätte es nie für möglich gehalten, doch er war eifersüchtig auf seinen besten Freund. Eifersüchtig, das er seine Schwester berühren durfte und er selbst, musste seine Finger ständig im Zaum halten.

Moment mal. Was dachte er denn hier? Adora war seine Schwester! Sein Blut, seine Verwandtschaft. Er konnte doch nicht mehr für sie empfinden, als für eine Schwester. Das... ging doch nicht!

Unbemerkt von den beiden verließ Keith die Küche und hockte sich auf die kleine Bank, die im Garten immer darauf wartete die Tränen ihrer Besitzer aufzufangen.

//Was ist denn mit mir los?// dachte er, während er auf einen kleinen Vogel schaute, der mühsam versuchte davon zu fliegen.

"Warum macht es mich so rasend, zu sehen, dass sie in seiner Gegenwart glücklich ist?" Seufzend lehnte er sich zurück und dachte nach.

Über seinem Kopf flog ein kleiner Vogel, zum ersten Mal in seinem Leben, auf der Suche nach Freundschaft und Liebe.
 

In der Küche schaute das eine Augenpaar immer noch in das andere. Keiner von beiden, machte Anstalten etwas zu sagen oder sich gar zu bewegen.

Adora genoss diesen Augenblick, indem Chris über ihre Wange strich. Sie schloss die Augen und schmiegte sich sanft in seine Hand, während er sachte mit seinem Daumen über ihre Lippen strich.

"Du bist wunderschön geworden, Adora." sagte er leise, so leise, dass es fast verführerisch hätte klingen können, wenn es nicht Chris gewesen wäre, der es gesagt hatte.

Chris. Er war nach Adam Riese nun auch schon fast 20, überlegte Adora. Ja, er war 12, als seine Eltern aus der kleinen Stadt nach London gezogen waren. Sie war damals 8.

Plötzlich fiel ihr auf, in welcher Situation sie sich befand. Sie war nicht mehr 8 und er nicht mehr 12. Sie war fast erwachsen, er war erwachsen. Sie war 16, er fast 20! Und er hatte ihr grade gesagt, dass sie wunderschön geworden wäre.

Plötzlich wurde Adora rot, sie vermied den Blick auf Chris zu richten, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.

Doch damit gab Chris sich nicht zufrieden. Er legte seine Finger unter ihr Kinn, drehte ihren Kopf wieder zu sich und sah ihr tief in die Augen.

"Was hast du? Schämst du dich, für das was ich gesagt habe?" Er grinste sie leicht an, worauf hin sie nur noch roter wurde und wieder versuchte, seinem Blick auszuweichen.

"So ein Unsinn! Ich schäme mich doch dafür nicht!" gab sie patzig zurück, woraufhin Chris sie breiter angrinste.

"Na geht doch! Jetzt bist du wieder mein Kätzchen, das ich kenne." Er ließ die Finger von ihrem Kinn und lehnte sich wieder auf seinen Sitz. Dann fiel sein Blick auf die Uhr, und er seufzte.

"Ich muss gleich los. Ich hoffe, das wir uns noch wieder sehen, Kleines." sagte er lächelnd und Adora nickte strahlend.

"Natürlich! Wir haben doch Ferien. Heute Abend wollte ich mit Keith in die Disco, ein bisschen vergessen, was in den letzten Tagen alles passiert ist, ein bisschen abschalten. Was hältst du davon, mitzukommen?" fragte sie ihn aus heiterem Himmel.

Chris wollte zuerst verneinen, sagen dass er keine Lust und Zeit hatte, doch dann sah er in Adoras glänzende Augen und er lächelte nur.

"Gut. Ich komme dann gegen 18 Uhr hier vorbei. Passt euch das?" fragte er im Aufstehen und Adora sprang ebenfalls auf.

Sie nickte lächelnd und brachte Chris noch zur Tür.

"Gut, dann sehen wir uns um 18 Uhr..." sagte der junge Mann, beugte sich zu Adora hinunter und küsste sie kurz und sanft auf die Lippen.

Mit einem bezaubernden Lächeln und einem "Bis dann." auf den Lippen, drehte er ihr den Rücken zu und verschwand.

Adora schloss die Tür, blieb kurz so stehen, lehnte sich dann mit dem Rücken daran und seufzte einmal glücklich auf.

"Chris..." sagte sie leise und bemerkte überhaupt nicht, wie Keith sie die ganze Zeit beobachtet hatte.

Als er sich sicher war, das niemand außer ihm und seiner Schwester mehr da war, kam er um die Ecke.

"Du hast ihn eingeladen?" fragte er, darauf bedacht freundlich zu klingen.

Adora sah freudestrahlend zu ihrem Bruder auf, ging zu ihm und umarmte ihn kurz.

"Ja, ich hoffe, dass war ok... Wir können ihn auch wieder ausladen, wenn du ihn nicht dabei haben möchtest." sagte sie liebevoll.

Doch sie war ja nicht dumm. Sie wusste genau, wie sie ihren Bruder rum bekam. Sie kraule sanft seinen Nacken und sah ihn mit diesem "Kleine Schwester-Großer Bruder" - Blick an.

Seufzend sackte Keith kurz zusammen und sah ihr dann lächelnd in die Augen.

"Wie könnte ich denn jetzt noch ,Nein' sagen?" fragte er sie leicht grinsend. Adora grinste ihn ebenfalls an, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, griff sich ihr Telefon und düste nach oben in ihr Zimmer.

Zurück lies sie einen ziemlich verwirrten Keith, der sich an die Lippen fasste und seiner Schwester nachsah.

"Oh man. Was ist bloß los mit mir?" fragte er sich, während er immer noch fast sehnsüchtig auf die Treppe starrte.

"Adora..."
 

"Aber wenn ich es dir doch sage, Annika! Er ist einfach traumhaft!"

Adora hatte sich mit dem Rücken auf ihr Bett gelegt. Ihre Füße waren in der Luft, und die Zehe stützte sie an ihrer Schräge ab.

Verträumt betrachtete sie ihre linke Hand, auf die sie vor wenigen Sekunden Nagellack lackiert hatte.

"Nein! Natürlich hab ich ihn nicht geküsst... Jedenfalls noch nicht wirklich." sagte sie, sie versuchte in dieser Situation so Mädchenhaft zu klingen, wie es möglich war.

Annika, ihre beste Freundin seit dem Kindergarten, rollte am anderen Ende nur mit den Augen und grinste, was Adora zum Glück nicht sehen konnte.

"Erzähl keinen Mist! Er hat mich nicht geküsst! Nicht richtig nur halt so zum... Abschied... Du weißt schon, was ich meine!"

Adora strich mit den Fingernägeln ihrer linken Hand über ihre Wange, um zu testen ob der Nagellack trocken war.

Als sie sich dessen bewusst sein konnte, setzte sie sich auf und fing an, ihre Fußnägel zu lackieren, wobei sie das Telefon geschickt zwischen Schulter und Wange klemmte.

"Nein Süße, pass auf! Ich hab ihn gefragt, ob er heute Abend mit in den Club kommt. Nein, ich werde NICHT versuchen ihn abzufüllen um ihn dann rumzukriegen, ich bin nicht du, schon vergessen?"

Grinsend sah sie zu, wie der Nagellack auf ihren Zehnägeln trocknete, während sie ab und an einen Blick auf die Uhr warf.

"Du kennst meinen Schrank doch beinahe besser als ich, jetzt sag mir schon, was ich anziehen soll!"

Seufzend ließ Adora sich zurück aufs Bett fallen und blickte Gedankenverloren auf ihre Himmelblaue Decke.

Auf den Befehl ihrer Freundin Annika hin, ging Adora zu ihrem Kleiderschrank und öffnete ihn. Sie griff dorthin, wo ihre Freundin es ihr sagte.

Als sie die Sache dann auf ihrem Bett ausgebreitet hatte und sie betrachtete, wurde sie rot. Zum Glück sah Annika, DAS nicht.

"Annika? Das ist eine Hot Pants und ein Oberteil, das einem Bikini gleich kommt! Dazu noch Stiefel und ich seh aus wie eine Nutte. Das ist doch..."

"...sexy!" konnte man am anderen Ende sagen hören, und sogar das Grinsen Annikas war zu erahnen.

Seufzend stützte Adora die Ellenbogen auf ihre Fensterbank und sah in den Wolkenbefangenen Himmel.

"Ja... sexy." wiederholte sie leise.

//Und überhaupt nicht ich.// fügte sie in Gedanken hinzu, schüttelte allerdings schnell den Kopf.

"So Schatz! Ich muss jetzt unter die Dusche. Ich ruf dich morgen an, und erzähl dir was passiert ist. Machs gut. Und denk dran, zuviel Sex macht dumm!"

Grinsend hörte sie noch einige Beleidigungen und Proteste ihrer blonden Freundin, bevor Adora auf den roten Hörer drückte und auflegte.

Sie schnappte sich noch schnell ihre Pflegeutensilien und ging dann ins Bad.

"Ich bin duschen!" rief sie noch schnell runter, bevor sie sich ins Badezimmer einschloss, sich ihrer Kleidung entledigte und sich unter die Dusche stellte.

Das warme Wasser auf ihrem Körper tat gut. Sie entspannte sich richtig.

Im Moment dachte sie an nichts. Außer an das warme Wasser und das Gefühl, seit langem wieder richtig entspannt zu sein.
 

Nach einiger Zeit, Adora konnte nicht sagen, wie lang sie unter der Dusche stand, wollte sie sich den Schaum aus den Haaren waschen. Sie hatte zum einshampoonieren das Wasser abgestellt und wollte es nun wieder anstellen. Nichts. Nur ein kleines Tröpfchen fand seinen Weg vom Duschkopf auf den Boden.

Seufzend stieg das junge Mädchen aus der Dusche und ging zur Tür. Sie schloss die Tür auf und streckte ihren Kopf heraus.

"Keith?" Keine Reaktion. Sie rief noch ein- zweimal, gab es dann allerdings auf und schnappe sich ein Handtuch.

Sie band sich das Handtuch um den Körper, bevor sie leise zum Zimmer ihres Bruders stiefelte.

"Keith? Bist du hier?" Leise öffnete sie die Tür des Zimmers, blickte sich kurz um, entdeckte jedoch keine Anzeichen ihres Bruders.

Seufzend begab sie sich zur Treppe und stieg diese vorsichtig nach unten.

"Wenn ich ausrutsche ist Keith' Schuld!" grummelte sie leise vor sich hin und hatte endlich die letzte Stufe erreicht, als sie einen kalten Windzug spürte.

Ihr Blick fiel auf die Eingangstür, vor der Keith stand. Seine Arme baumelten beinahe leblos neben seinem Körper. Nichts an ihm regte sich, nicht mal bei der Stimme seiner Schwester, blickte er sich um.

"Keith? Was hast du denn? Was..."

Doch erst jetzt fielen Adora die Arme auf, die sich um seinen Hals gelegt hatten und durch den Lufthauch erkannte sie pinke Haare, die mit dem Wind tanzten.

Adoras Augen verengten sich zu Schlitzen und sie schritt langsam auf ihren Bruder zu.

Keiner der beiden hatte sie bis jetzt bemerkt, sodass sie das Gespräch der beiden weiter verfolgen konnte.

"Es tut mir Leid, Keith! René ist... René ist ein Arsch!" sagte Aléna mit ziemlich trauriger Stimme und presste sich dabei nur noch mehr an den rothaarigen jungen Mann, der sich nicht sicher war, ob er sie umarmen oder wegschubsen sollte.

"Ach... Und deswegen kommst du zu mir? Bis du den Nächsten gefunden hast?" gab Keith kühl zur Antwort. Er zeigte keine Gefühlsregung. Er nahm sie nicht in den Arm, stieß sie nicht von sich, gar nichts.

Er sah sie einfach nur kühl an, unsicher darüber, was er über sie denken sollte.

"Nein... ich liebe dich wirklich noch, Keith!" sagte sie und sah ihn eindringlich an.

Keiner von beiden bemerkte das junge Mädchen, das hinter dem Rücken ihres Bruders die Hände zu Fäusten geballt hatte und Aléna am liebsten diese Fäuste ins Gesicht gerammt hätte.

Doch jetzt zeigte Keith eine Regung.

Er nahm Alénas Hände von seinem Nacken und drückte sie kurz an seine Brust.

"Ich würde dir gern sagen, dass ich dich nicht liebe und du verschwinden sollst, aber das kann ich nicht. Ich kann dir nicht sagen, dass ich dich nicht mehr liebe, dann würde ich mich selbst belügen. Ich liebe dich, das ist dir genauso klar, wie es mir klar ist! Aber allein das reicht nicht, um eine neue Beziehung zu dir aufzubauen. Das Vertrauen ist weg." sagte Keith langsam, sodass Aléna jedes Wort genau verdauen konnte. Danach drückte er sie langsam zur Tür hinaus.

Er strich ihr noch einmal liebevoll und zärtlich über die Wange.

"Es sollte nicht sein, Kleines. Nicht das mit uns." sagte er noch, bevor er langsam die Tür schloss und eine leicht verzweifelte Aléna draußen stehen ließ.

Keith lehnte seine Stirn an die geschlossene Tür und seufzte tief.

"Scheiße..." konnte man aus seiner Richtung hören.

Adora wollte ihren Bruder nicht so leiden sehen. Sie wollte bei ihm sein und ihm Trost spenden. Sie ging langsam auf ihren Bruder zu, legte ihre Arme von hinten vorsichtig um ihn und lehnte ihren Kopf gegen seinen Rücken.

"Du bist nicht allein, Keith. Ich bin für immer bei dir, das weißt du doch." sagte sie leise, als hätte sie Angst, jemand außer Keith könne hören, was sie sagte oder tat.

"Adora..." sagte er leise. Er traute sich nicht, sich umzudrehen. Er spürte, das sie nackt war, nur ein Handtuch trug das verrutschten würde, hätte er sich gedreht.

"Was ist los? Hast du kein warmes Wasser mehr gehabt?" fragte er leicht lächelnd, um die Situation etwas aufzulockern.

"Ich habe überhaupt kein Wasser mehr." sagte sie leise. Sie wollte nicht, dass Keith jetzt von der Situation ablenkte. Sie wollte, dass er sie wieder genauso umarmt, wie er es das letzte Mal getan hatte. Sie hat gespürt, dass es ihm danach wesentlich besser ging.

Adora drückte sich noch etwas mehr an ihren Bruder, was diesen erröten lies.

"Adora ich..." stotterte er vor sich hin, in der Hoffnung sie würde es begreifen. Doch das tat sie nicht, also löste Keith ihre Hände vorsichtig von sich, drehte sich um, legte eine Hand an ihre Wange, strich sanft darüber und schaute ihr nur in die Augen.

"Ich stelle das Wasser wieder an. Geh unter die Dusche, dann kannst du dir den Schaum aus den Haaren waschen." sagte er liebevoll, öffnete eine Tür die zum Keller zu führen schien und stieg die Treppen hinab.

Adora ging seufzend die Treppen hoch und stand kurze Zeit später wieder unter der Dusche.

Nach einigem hin und her drehen des Schalters kam ein warmer Wasserstrahl aus dem Duschkopf. Adora spülte den Schaum aus ihren Haaren und dachte noch einige Minuten nach.

Wie konnte Aléna es bloß wagen, sich so an ihren Bruder ranzumachen? Wie konnte sie es wagen, ihn so zu verletzten? Einfach wieder anzukommen, wenn es ihr grade passte! Und zu verschwinden, wenn es ihr gut ging und sie nen anderen Kerl hatte, mit dem sie sich vergnügen konnte? Wie konnte sie es nur wagen?

Adora band sich grummelnd das Handtuch um den Körper und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer.

"Danke Keith!" rief sie noch, bevor sie die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich schloss.

Sie stellte sich vor den Spiegel und ließ ihr Handtuch fallen. Seufzend betrachtete sie sich im Spiegel.

"Ich kann die Klamotten doch unmöglich anziehen, dafür bin ich viel zu fett." sagte sie zu ihrem Spiegelbild und riskierte seufzend einen Blick auf die Klamotten die auf ihrem Bett lagen.

Adora streckte sich kurz, griff sich ihren Tanga und zog sich diesen an. Den passenden BH dazu. Danach beugte sie sich über die Klamotten, die Annika ihr empfohlen hatte, griff sie die Hot Pants, hielt sie hoch und begutachtete sie von allen Seiten.

"Warum eigentlich nicht?" fragte sie sich dann selbst, zog sich Hot Pants und das Bikini Oberteil an, begutachtete sich noch einmal im Spiegel, griff sich ihre Stiefel und machte sich auf den Weg aus ihrem Zimmer ins Wohnzimmer.

"Keith? Keith, wo bist du?" Adora rief durch das ganze Haus, stoppte kurz und lauscht. Sie hörte das Wasserrauschen, welches ihr verriet, das ihr Bruder sich auch unter die Dusche gestellt hatte. Sie lächelte.
 

Um halb 6 kam ihr Bruder endlich fertig die Treppen runter.

Adora saß geschminkt, angezogen und lachend auf der Couch.

Keith stand am Türrahmen, beobachtete seine Schwester und bekam einen ganz weichen Gesichtsausdruck. Liebevoll lächelnd ging er auf sie zu und setzte sich neben sie.

"Du siehst wunder... hübsch aus." sagte er nach kurzer Überlegung und lächelte sie an.

Adora wand ihren Kopf zu ihrem Bruder und lächelte ihn liebevoll an. Keith trug ein eng anliegendes Muskelshirt, welches seinen gut gebauten Oberkörper nur noch mehr zum Ausdruck brachte.

Seine dunkle Hose passte perfekt dazu, und das Stirnband stach unter seinen rot hinunterhängenden Haaren und seinen grünen Augen wunderbar hervor.

"Danke, aber das Kompliment kann ich nur zurück geben." sagte sie lächelnd und drückte auf den roten Knopf der Fernbedienung, woraufhin das Fernsehen ausging.

Mit einem Blick auf die Uhr seufzte sie.

"Noch eine halbe Stunde..." kam aus ihrer Richtung und sie sah ihren Bruder an.

"Was machen wir in der Ze..." Doch weiter kam sie gar nicht, denn in diesem Moment klingelte es an der Tür.

Keith sah lächelnd auf seine kleine Schwester hinab, die jetzt geschwind ihre Stiefel anzog. Er selbst erhob sich, ging zur Tür und öffnete sie.

"Guten Abend, Chris." sagte er lächelnd.

Chris nickte nur lächelnd und sah auf Adora, die nun neben ihrem Bruder auftauchte.

Adora hatte ihre Haare zu einem hoch anliegenden Zopf zusammen gebunden. Einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Sie lächelte Chris liebevoll an.

"So Jungs! Dann können wir ja los!" sagte sie strahlend, ging an Chris vorbei aus der Tür, drehte sich auf den Spitzen um und lächelte die beiden jungen Männer liebevoll an.

"Na los, ihr Süßen! Wir wollen doch los!" sagte sie drängelnd.

Keith zog die Haustür zu und folgte Chris die Straße hinunter.
 

Kurze Zeit später kamen die Drei dann auch schon an der Disco an.

Adora und Keith waren Stammgäste in dieser Disco, gingen also am Türsteher vorbei und standen auch schon im Vorraum.

Nach wenigen Schritten gingen die Drei eine Treppe hinunter.

Chris sah sich interessiert um.

Obwohl es erst kurz vor sechs war, war die Disco schon gut gefüllt. Ausgelassene junge Menschen tanzten zu Bon Jovi, der im Moment aus den Boxen dröhnte und "One Wild Night" zum Besten gab.

"Chris? Nicht schlafen, sonst bist du gleich weg und wir finden dich nicht mehr."

Lächelnd packte Adora einer seiner Hände und zog ihn mit sich zur Bar, an der Keith schon saß und ihnen etwas bestellt hatte.

Keith stellte den beiden ihre Getränke vor die Nase und lächelte.

"Und Chris? Wie gefällt dir die Stadt im Moment? Du warst ja nun doch 8 Jahre nicht mehr hier." fragte Keith, nachdem er mit Chris angestoßen hatte.

Adora sah die beiden lächelnd an, drehte sich auf ihrem Barhocker um, lehnte sich mit den Ellenbogen auf die Theke und ließ ihren Blick durch die Disco schweifen.

Ihr Blick fiel auf ein blondes junges Mädchen, die grade tanzend mit einem jungen Mann auf der Tanzfläche stand.

"Entschuldigt mich kurz." sagte Adora, sprang vom Barhocker und ging auf die junge Frau zu.

Chris sah Adora nach und lächelte.

"Ja.. Es gefällt mir hier sehr gut." sagte er und trank einen Schluck.

"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass deine Schwester wunderschön geworden ist?" fragte er leicht grinsend und Keith lächelte.

Keith' Blick fiel auf Adora, die gerade die blonde Frau, sowie den jungen Mann umarmte.

"Ja." sagte er nur knapp und wand sich wieder seinem Getränk zu.
 

Adora hüpfte von ihrem Barhocker und ging auf das tanzende Paar zu. Sie tippte der Blonden auf die Schulter, die sich daraufhin umdrehte und strahlend lächelte.

"Adora! Schön dich zu sehen!" sagte sie, umarmte sie kurz und musterte sie. Der junge Mann, der bis vor wenigen Sekunden mit ihr getanzt hatte, umarmte Adora ebenfalls.

"Hallo Adora. Hübsch siehst du aus." sagte der er und lächelte.

"Natürlich sieht sie hübsch aus! Schließlich war das meine Idee, Kevin!" sagte Annika grinsend und musterte Adora weiter.

"Annika kennt meinen Schrank eben besser als ich!" gab Adora grinsend zu.

Annikas Blick fiel auf die Bar. Sie erkannte Keith, der sich mit einem jungen braunhaarigen Mann unterhielt.

"Sag bloß! DAS ist Chris? Der hat sich ja total verändert!" sagte die blonde Frau und sah in Kevins fragendes Gesicht.

"Ach ja, du kennst Chris ja gar nicht... Na ja, ist auch nicht so wichtig. Erklär ich dir mal in Ruhe, wenn wir zu Hause sind." sagte Annika lächelnd.

"Zu Hause habt ihr dazu doch keine Zeit!" meinte Adora grinsend und erntete vernichtende Blicke ihrer Freunde.

Grinsend streckte sie ihnen die Zunge raus.

Nach wenigen Minuten kehrte Adora an die Bar zurück und setzte sich auf den Barhocker, den Chris für sie freigehalten hatte.

"Danke, lieb von dir." sagte sie, als er ihr das Getränk vor die Nase stellte.

Plötzlich ertönte aus den Boxen das Lied "Runaway" von Bon Jovi. Adora sprang erneut von ihrem Hocker auf und zog Chris von seinem.

"Gehen wir tanzen? Bitte!" sagte sie liebevoll lächelnd und sah Chris mit diesem "Du kannst es mir sowieso nicht abschlagen" - Blick an.

Chris seufzte theatralisch und ließ sich von ihr zur Tanzfläche ziehen.

Keith sah seiner Schwester und Chris lächelnd nach.

//Es tut ihr sicher gut, etwas abzuschalten...// Keith nippte an seinem Getränk und stützte sich leicht seufzend auf der Theke ab.
 

Als die letzten Töne von ,Runaway' durch die Disco hallten, wollte Chris sich schon wieder auf den Weg zur Bar machen.

Adora allerdings grinste ihn nur an.

"Warte doch erstmal, welches Lied jetzt kommt." sagte sie lächelnd.

Die Töne des nächsten Liedes erklangen und Adora legte lächelnd ihre Arme um seinen Hals. Sie drückte sich etwas an ihn.

Chris legte seine Hände an ihre Hüfte und drückte sie auch ein wenig an sich. Liebevoll lächelnd blickte er ihr in die Augen und so tanzten sie zu einem weiteren Lied von Bon Jovi.

,Bed of Roses'
 

Keith saß seufzend an der Theke und trank den letzten Rest seines, jetzt schon 4. Getränkes, als ihn jemand von hinten umarmte. Er brauchte sich gar nicht umzudrehen. Er kannte die Hände, die sich von hinten um ihn legten. Er kannte die Wärme, die sie ausstrahlte. Er kannte sie viel zu gut.

"Ich hab dir gesagt, es ist vorbei." sagte Keith leise seufzend und wollte ihre Hände von seinem Oberkörper nehmen.

"Nur einen Tanz... bitte..." Alénas Stimme klang beinahe flehend.

Keith seufzte tief und drehte sich in ihren Armen um.

"Also gut. Einen Tanz..." sagte er leicht lächelnd und ließ sich von Aléna auf die Tanzfläche ziehen. Diese legte ihre Arme vorsichtig um seinen Hals und Keith legte seine Hände an ihren Hüften.

Nach wenigen Sekunden lehnte Aléna ihren Kopf gegen Keith Oberkörper und genoss einfach nur seine Nähe.

"Es tut mir so Leid, Keith... Ich wollte nicht, dass es soweit kommt." sagte sie leise.

Keith allerdings sagte überhaupt nichts. Er wusste nicht, was er jetzt denken sollte. Er liebte Aléna noch. Irgendwie... Aber sie hatte ihm wahnsinnig wehgetan. Und eigentlich kam er sich von ihr ausgenutzt vor, weil sie zu ihm zurückkam, als ihr Neuer sie nicht mehr haben wollte.

Doch im Moment genoss er ihre Nähe. Sie tat ihm gut. Solang sie bei ihm war, dachte er nicht an Adora. Er dachte nicht daran, wie Chris sie ansah, oder sie berührte. Und irgendwie... Ja, irgendwie sehnte er sich auch nach Aléna.

Deswegen machte es ihm auch nichts aus, als Aléna langsam den Kopf hob, ihm direkt in die Augen sah und ihre Lippen sanft auf seine legte.

Keith umarmte sie sanft, erwiderte ihren Kuss und genoss ihre Nähe sehr.

Es lenkte ihn ab. Es tat ihm gut.
 

Zur gleichen Zeit schmiegte sich Adora dicht an Chris.

Sie wusste nicht was so anziehend an diesem jungen Mann war, den sie seit knappen acht Jahren nicht gesehen hatte, aber irgendetwas gab ihr das Gefühl der Geborgenheit, welches sie bis jetzt nur bei ihrem Bruder erfahren hatte.

Chris strich ihr liebevoll lächelnd durch das braune Haar und küsst sie ab und an auf die Stirn.

Adora gaben diese Küsse ein warmes Gefühl, das durch ihren ganzen Körper ging.

Sie hob ihren Kopf an und sah Chris lange in die Augen. Liebevoll lächelnd beugte dieser sich zu der braunhaarigen hinunter und küsste sanft ihre Lippen.

Die beiden verfielen in einen ziemlich leidenschaftlichen Kuss, bis Adora sich wegen Luftmangel von ihm lösen musste und bemerkte, dass das Lied schon wieder von kuschelig auf rockig umgeschlagen hatte.

Lächelnd zog sie Chris mit sich zur Bar.

"Jetzt brauch ich erstmal was zu trinken." sagte sie sanft lächelnd, während Chris sie auf seinen Schoß zog, die Arme um sie legte und zweimal das Gleiche bestellte.

Mit einem glücklichen Seufzen blickte Adora sich in der Disco um, bis ihr Blick auf einem Pärchen auf der Tanzfläche haften blieb.

Sie riss die Augen auf und wollte nicht glauben, was sie da sah.

Ihr Bruder küsste dieses verlogene Miststück von Aléna wild auf der Tanzfläche und es interessierte keinen der Beiden, das sie dabei von manchen Leuten einfach nur angestarrt wurden.

Warum ließ Keith das mit sich machen? Warum erwiderte er ihre Küsse? Warum tat er das? Sie hatte ihm wehgetan, er war so verletzt und jetzt? Er tat beinahe so, als wäre nie etwas zwischen den Beiden vorgefallen.

Grade als Chris ihr das Getränk in die Hand drücken wollte, sprang sie von seinem Schoß und ging mit gezielten Schritten auf Keith und Aléna zu.

Sie riss ihren Bruder von der jungen Frau weg, holte aus und verpasste Aléna eine schallende Ohrfeige.

Danach sah Adora sie nur verhasst an. Nicht viele Leute schienen diese kleine Auseinandersetzung mitbekommen zu haben.

Aléna fasste sich verwirrt an die Wange und sah danach Wutentbrannt auf Adora hinab.

"Du Miststück! Was fällt dir ein, mir eine Ohrfeige zu verpassen?" meinte Aléna wütend und wollte Keith grade zu sich ziehen, als Adora sich vor ihn stellte.

"DU nennst MICH Miststück? Wer hat meinen Bruder denn betrogen und versucht sich jetzt auf lächerlichste Weise an ihn ranzuschmeißen? Erklär mir DAS doch mal! Was bist du für eine Frau... für eine Schlampe!" Adora wurde ziemlich laut.

Chris stand plötzlich neben Keith und nickte ihm kurz zu.

"Vielleicht sollten wir das draußen klären." meinte er, mit einer leicht flehenden Stimme, da sich nun doch eine kleine Menschenmasse um die vier versammelt hat.

"Von dir muss ich mir so was nicht sagen lassen, du Miststück!" sagte Aléna noch, bevor sie Keith' Handgelenk packte und ihn mit sich zieht.

"Komm! Wir gehen!" sagte sie knapp.

Keith sah in das verwirrte Gesicht seiner Schwester.

Warum wollte er bloß mit Aléna diese Disco verlassen? Er wusste nicht warum, aber er wollte Aléna berühren, sie spüren. Vielleicht um zu verdrängen, das da irgendwas für Adora war, was er nicht zugeben wollte? Vielleicht weil ihn der noch bevorstehende Sex mit Aléna von seinen Gefühlen für Adora ablenken würde?

Keith blieb, wenige Schritte nachdem sie die Disco verlassen hatten stehen.

"Jetzt beruhig dich doch mal, Aléna." sagte er leise und sah sie dabei die ganze Zeit an. Wie schön sie doch war, wenn das Mondlicht auf sie schien. Keith seufzte tief.

"Ja.. ja, du hast Recht. Komm... wir gehen zu mir." sagte sie liebevoll, zog ihn zu sich, küsste ihn kurz und machte sich dann Hand in Hand mit ihm auf den Weg.
 

Adora stand immer noch mitten in dem Kreis, der sich gebildet hatte.

Ungläubig sah sie ihrem Bruder nach, der sich ohne zu wehren aus der Disco hatte zerren lassen.

Chris packte Adora bei ihrem rechten Handgelenk und zog sie sanft aber bestimmt zu sich.

"Komm. Wir gehen. Hier ist jetzt sowieso nicht mehr viel los." sagte er liebevoll. Die beiden holten ihre Jacken, Chris bezahlte die Getränke und gemeinsam verließen sie die Disco. Auf der Straße angekommen seufzte Adora tief.

"Ich verstehe ihn nicht. Dieses Mädchen hat ihm so wehgetan. Warum tut er das?" fragte sie sich selbst mehr, als das sie Chris gefragt hätte. Doch dieser antwortete ihr mit viel Verständnis für Keith' Situation.

"Adora... Er liebt sie. Es ist egal, WIE weh sie ihm getan hat. Er war 2 ½ Jahre mit ihr zusammen. Das vergisst man nicht so einfach." sagte er, während er dem braunhaarigen Mädchen einen Arm um die Schultern legte.

"Ja... Aber trotzdem." sagte sie leise seufzend und kuschelte sich an Chris.

Nach ungefähr 20 Minuten kamen sie dann bei sich zu Haus an. Adora kramte den Wohnungsschlüssel, den sie Gott sei Dank eingesteckt hatte, aus der Tasche und schloss auf. Sie ließ Chris lächelnd den Vortritt. Als sie in der Wohnung war, schloss sie die Tür hinter sich und zog sich zunächst ihre Stiefel aus.

"Gott bin ich froh, endlich aus diesen Schuhen zu kommen." sagte sie grinsend und sah dabei zu Chris auf, der gerade die Jacken auf hing.

Danach sah er sanft lächelnd auf Adora hinab, die sich nun wieder erhob und genau vor ihr stand.

Chris lächelte sie sanft an. Er bemerkte, wie Adora sich langsam seinen Lippen näherte und er genoss dieses Gefühl. Dann stoppte er sie, indem er ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen legte.

"Ich sollte dir vielleicht vorher etwas sagen, Adora..." sagte er beinahe geheimnisvoll, doch Adora lächelte nur.

"Das kannst du doch auch hinterher machen." sagte sie leicht grinsend, legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft auf die Lippen.

Chris wollte ihr widersprechen, doch da befanden sich ihre Lippen schon längst auf seinen und er erwiderte den Kuss sanft lächelnd.

Seine Hände wanderten zu ihrem Hintern, wo er sie drauflegte und Adora leicht anhob, sodass sie ihre Beine um seine Hüften schlingen konnte.

Dies tat sie auch. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und wesentlich verlangender, von beiden Seiten.

Chris ging langsam mit ihr ins Wohnzimmer und legte sie dort auf die Couch, ohne den Kuss zu lösen.

Adora löste sich nun allerdings von seinen Lippen und strich ihm einige Strähnen hinter die Ohren. Danach wanderte sie mit ihren Fingern zu seinem Shirt und zog dieses kurzerhand aus.

Chris sah sie leicht verdutzt an, grinste dann allerdings und wanderte mit seiner Hand über ihren Bauch zu ihrer Brust. Er stockte.

"Adora.. Ich..." sagte er, doch Adora legte ihm einen Finger auf die Lippen.

"Shhht..." machte sie beinahe verführerisch, wanderte mit ihrer Hand zu seinem Nacken, kraulte diesen sanft und drückte ihn zu sich runter.

Sie wollte seine Lippen spüren und küsste ihn deshalb leidenschaftlich.

Langsam wanderte Chris auf Adoras Rücken, um das Oberteil am Rücken zu öffnen.

Geschickt mit zwei Fingern öffnete er das Oberteil und den BH. Er entledigte sie ihres Oberteils und warf es zu seinem Shirt auf den Boden.

Leise keuchend löste Adora sich von seinen Lippen und sah ihn sanft lächelnd an. Chris hatte wenige Sekunden zuvor Adoras BH entfernt und beugte sich nun zu ihrer Brust.

Grade als Adora sich an dem Gürtel seiner Hose zu schaffen machte, hielt er ihre Hände fest und sah ihr genau in die Augen.

"Adora... Ich kann das nicht. Versteh mich bitte nicht falsch. Du bist eine wunderschöne Frau, und ich habe mich noch nie so schnell in jemanden verliebt, oder mich nach jemandem so gesehnt, wie ich mich nach dir sehne, aber ich kann einfach nicht mit dir schlafen." sagte er und danach fiel sein Blick auf den Boden. Adora riss verwirrt die Augen auf, setzte sich ein Stück auf und hielt sich die Arme vor die Brust.

"Aber..." sagte sie leise. Sie konnte einfach nicht verstehen, was plötzlich los war. Hatte sie etwas falsch gemacht? Warum blockte er plötzlich so sehr ab? Und warum sagte er so etwas?

"Chris? Du machst mir Angst..." sagte die junge Frau leise und Chris beugte sich zu seinem Shirt. Er hob es auf und reichte es Adora. Diese nahm es nicht an. Sie schüttelte den Kopf und sah ihm nur in die Augen. Sie wollte wissen, was vorgefallen war, dass er nicht mit ihr schlafen wollte. Es kam ihr nicht so vor, als wenn sie etwas falsch gemacht hätte. Endlich war sie sich sicher, dass sie mit Chris ihr erstes Mal haben wollte und dann blockte er ab. Aber vielleicht... blockte er ja genau deswegen ab!

Seufzend setzte sich Chris vernünftig hin und sah Adora genau in die Augen.

"Ich will nicht, dass du dich in mich verliebst. Es war schon falsch, dich zu küssen. Aber ich will nicht, das du dich in mich verliebst." sagte er kurz und knapp und sah sie die ganze Zeit hinweg nur an.

Adora merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, denn sie konnte nicht verstehen, was plötzlich mit ihm los war.

"Chris... Warum darf ich mich nicht in dich verlieben? Warum sagst du mir das JETZT? Jetzt ist es zu spät!" sagte sie mit zitternder Stimme. Sie hatte Angst, die Augen von Chris' abzuwenden. Sie wollte jede seiner Bewegungen genau beobachten. Ob er lächelte, oder sie einfach nur auf den Arm nehmen wollte.

"Es tut mir Leid... Soweit hätte es nicht kommen dürfen!" sagte er, mehr zu sich, als zu Adora. Diese blickte ihn nur noch verwirrter an und verlangte eine Antwort. Chris räusperte sich kurz und nahm dann ihre Hände.

"Adora... Ich wollte es dir nicht erzählen. Ich hatte nicht geahnt, dass ich dir in einer Nacht so nah kommen würde. Aber ich kann nicht mit dir schlafen, weil ich Angst habe, mich dadurch nur noch mehr in dich zu verlieben. Und ich will nicht, dass du dich in mich verliebst. Denn diese Liebe hat kaum noch eine Chance..." beendete er seinen Satz. Adora schüttelte den Kopf.

"Warum sagst du so etwas? Warum soll unsere Liebe keine Ch..." Doch weiter kam sie nicht, denn Chris legte ihr sanft lächelnd einen Finger auf die Lippen.

"Ich werde sterben, Adora." sagte er und lächelte immer noch so sanft.

Adora riss die Augen auf und sah ihn geschockt an.

Was hatte er gesagt? Er wird sterben? Aber warum? Wenn das ein blöder Scherz war, dann konnte Chris sich auf etwas gefasst machen! Und wenn das kein blöder Scherz war? Wenn das die Wahrheit war? Aber warum sollte er sterben? Warum?

Adora verstand die Welt nicht mehr. Sie wollte sie nicht mehr verstehen!

"Aber... Hör auf mit deinen Witzen..." sagte sie leicht lächelnd, und hoffte das Chris ihr die Zunge rausstrecken und ,Reingefallen!' rufen würde. Doch das tat er nicht.

Sanft strich er ihr über die Wange und sah sie die ganze Zeit an.

"Ich habe einen bösartigen Gehirntumor. Ich habe das erst vor wenigen Wochen erfahren. Ich bin eigentlich nur hierher gefahren, um euch noch einmal zu sehen. Der Arzt sagte mir, dass er nicht genau weiß, wie lang ich noch zu leben habe. Aber ich werde dieses Weihnachten nicht mehr erleben, hat er gesagt."

Chris sagte das alles mit diesem sanften Lächeln. Er wollte Adora damit irgendwie beruhigen. Doch die riss nur weiter die Augen auf. Langsam liefen ihr Tränen die Wangen hinunter und sie warf sich Chris an den Hals.

"Warum hast du das nicht schon vorher gesagt?" Adoras Stimme zitterte. Sie hatte Angst, Chris loszulassen. Angst, er könne nach hinten fallen und einfach tot sein. Sie wollte ihn nicht loslassen. Nie mehr, das nahm sie sich vor!

Doch Chris löste ihre Arme von seinem Hals und sah sie sanft an.

"Wärst du mit mir in die Disco gegangen, hättest du es gewusst? Hättest du mich geküsst, hättest du es gewusst?" sagte er lächelnd. Adora huschte ein sanftes Lächeln über die Lippen.

"Nein und... ja." sagte sie sanft.

Und dann küsste sie ihn noch einmal, während ihr immer weiter die Tränen über die Wangen liefen. Über Chris' Wange rollte nur eine einzige Träne. Diese vermischte sich mit den vielen, die von Adora kamen. Es ließ ihn lächeln.
 

"Achte gut auf deinen Bruder, meine Süße." sagte er, nachdem er sich das Shirt angezogen hatte.

Nun standen sie an der Tür. Adora hatte sich ihr Bikinioberteil ohne BH wieder angezogen und Chris stand schon mit einem Fuß auf der Straße.

Adora nickte nur leicht. Sie weinte immer noch.

"Er... er macht doch immer soviel Mist. Einer muss ihn ja zu Recht rücken!" sagte sie leicht grinsend, wobei das grinsen von den Tränen unterdrückt wurde.

"Wein doch bitte nicht..." sagte er sanft lächelnd und strich ihr einige Tränen weg.

"Erzähl Keith bitte alles. Und achte auf dich." Mit diesen Worten drehte er Adora den Rücken zu. Er wollte gehen, stockte jedoch noch kurz.

Auf dem Absatz machte er kehrt, drehte sich zu Adora um, zog sie an den Handgelenken zu sich und küsste sie noch einmal sanft und zärtlich.

Adora erwiderte seinen Kuss genauso überraschend, wie sie selbst war.

Nach wenigen Sekunden löst Chris sich von ihr und sah ihr in die Augen.

"Ich liebe dich..." sagte er sanft lächelnd, drehte sich um und ging den kleinen Weg vom Anwesen hinunter auf den Bürgersteig.

Adora sah ihm mit geweiteten Augen an und lächelte.

"Ich liebe dich auch..." sagte sie leise, aber laut genug, dass Chris sie noch verstanden hatte, denn er lächelte sanft.

Adora verfolgte ihn mit den Augen. Seine Gestalt wurde zu Umrissen, seine Umrisse zu einer Silhouette und seine Silhouette verschwand hinter dem nächsten Haus ganz.

Adora stand noch eine ganze Weile an der geöffneten Tür und starrte in die Nacht, bis sie es übers Herz brachte und die Tür leise schloss.

Ihr Ziel fand sich im Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzte. Im Hintergrund lief leise ,My Heart Will Go On' und die Tränen, die ihre Wangen hinunter liefen, wurden durch den Schein der Kerze, die auf dem Tisch stand, erhellt.
 

Adora wusste nicht wie lang sie auf der Couch saß, doch sie zuckte zusammen als die Wohnungstür mit einem lauten Knallen geschlossen wurde.

Wie gut das ihre Eltern grade in Urlaub waren. Sooft wie heute die Tür zugeflogen war, hätte es sicher wieder Ärger gegeben.

Zum ersten Mal seit Stunden, so kam es der jungen Frau vor, blickte sie auf.

Die Kerze war beinahe völlig hinunter gebrannt und das Wachs hatte sich auf dem Tisch angesammelt.

Adoras Blick fiel auf Keith, der ziemlich verwirrt und durcheinander wirkend im Türrahmen des Wohnzimmers stand. Er schwieg. Sagte kein Wort, starrte einfach nur in die Flamme der Kerze und seine grünen Augen flackerten im Licht.

"Keith?" sagte Adora leise um die Stille zu unterbrechen. Keith blickte mit leeren Augen zu seiner Schwester. Er wirkte, wie gerade aus einer Trance erwacht.

Adora konnte sich denken, was passiert war, also ging sie auf ihren Bruder zu und stoppte nicht ganz einen Schritt vor ihm.

"Sie hat dich wieder verarscht, oder?" sagte sie, konnte sich aber ein wenig Sarkasmus nicht verkneifen. Keith nickte nur. Nicht imstande überhaupt irgendetwas von sich zugeben.

Adora ergriff die Hand ihres Bruders und zog ihn vorsichtig mit sich zur Couch. Sie ließ sich mit ihm darauf fallen und sah ihn leicht fragend an.

"Erzählst du mir, was passiert ist?" fragte sie leise, während Keith den Blick nicht von den Flammen der Kerze abwandte.

"Wir waren in ihrem Zimmer. Ich in Shorts, sie in Tanga, mehr muss ich jawohl nicht sagen. Und plötzlich sprang die Tür auf und dieser René stand in der Tür. ,Es tut mir so Leid!' hat er gesagt. Und ,Komm doch zu mir zurück.'. Aléna hat ihn freudestrahlend angesehen und ist ihm direkt in die Arme gesprungen. Ich hab mich so schnell es ging angezogen und bin abgehauen."

Keith Blick fiel zum zweiten Mal seit seiner Ankunft vor wenigen Minuten auf seine Schwester, die jetzt Augen geweitet auf der Couch saß und ihn anstarrte.

"Ich hab es immer gesagt! Dieses Miststück hat dich nicht verdient! Du bist zu gut für sie!" sagte sie und nickte sich selbst zu.

Erst jetzt bemerkte sie, das Keith' Blick durch den Raum schweifte.

"Suchst du etwas bestimmtes?" wollte die junge Frau wissen und Keith nickte.

"Chris." sagte er kurz und bündig. Adoras Augen weiteten sich und verfielen dann in ein nicht zudeutendes Schweigen.

"Er... er ist schon gegangen..." sagte sie mit Tränenerstickender Stimme und Keith sah sie fragend an.

"Habt ihr euch gestritten?" wollte er wissen, doch Adora schüttelte nur den Kopf.

"Nein. Er..." Doch sie stockte. Sollte sie es Keith wirklich erzählen? Er war sowieso schon so fertig. Wenn er jetzt erfahren würde, das sein bester Freund nicht mal mehr bis Weihnachten zu leben hatte dann...

Adora hatte Angst um ihn, aber sie konnte es nicht zurückhalten, denn nun flossen ihr die Tränen über die Wange.

"Hey... Shht..." sagte Keith, während er seine Schwester sanft lächelnd in die Arme nahm und sie an sich drückte. Adora drückte sich fest an ihren Bruder. Sie wollte diesen Schmerz nicht mehr spüren, sie wollte dass Keith ihr diesen Schmerz nahm. Sie drückte sich fest an ihren großen Bruder, in der Hoffnung all dieses Leid und die Traurigkeit nicht mehr spüren zu müssen.

"Chris wird sterben... Man hat bei ihm einen bösen Gehirntumor festgestellt..." sagte Adora leise, zu leise als das sonst jemand außer Keith sie hätte verstehen können. Und dieser hatte sie verstanden, denn er riss seine Augen auf und starrte mit einem leeren Blick an die Wand.

Monoton strich er seiner Schwester über das Haar und seufzte.

"Was ist das bloß für ein verrückter Tag..." sagte Keith seufzend und seine Schwester sah zu ihm auf. Sie hatte gerötete Augen und rote Wangen vom Weinen. Keith sah sie liebevoll lächelnd an und strich ihr über die Wange.

"Morgen besuchen wir Chris noch einmal. Ich will mich doch von ihm verabschieden..." sagte Keith sanft und sah seiner Schwester dabei in die Augen.

"Ich liebe dich, Keith." sagte Adora leise.

Keith wusste nicht genau, ob diese Worte nun ihm als Bruder oder ihm als Mann galten. Doch er nahm sie für sich als Bruder hin und lächelte Adora sanft an.

"Ich liebe dich auch, Kleines." gab er zurück, beugte sich zu seiner Schwester und küsste sie sanft und zärtlich auf die Lippen.

Diese weitete zuerst geschockt die Augen, spürte dann aber Keith' beruhigenden Atem, drückte sich noch etwas mehr an ihn und fing an, seinen Kuss sanft zu erwidern...
 

Wie viele Nächte wusst' ich nicht was gefehlt hat,

wär' nie drauf gekommen denn das warst ja du.

Und wenn ich dir oft von meinen Problemen erzählt hab'

hätt' ich nie geahnt: Du warst der Schlüssel dazu.

("Tausendmal berührt" - Klaus Lage)
 

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Ich hoffe das zweite Kapitel hat euch ansatzweise gefallen! Ich würde mich sehr über ein Kommi freuen!^^
 

*gefundene Rechtschreibfehler schnell verpackt, in Tüte stopf und hinhalt*

Viel Spaß damit^^
 

Wir lesen uns hoffentlich beim dritten Kapitel.
 

Bis dahin, im guten Sinne...
 

Eure Merle^^

One Wild Night

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Runaway

Nach langer Wartezeit ist hier ENDLICH das vierte Kapitel! Ich bedanke mich bei allen, die mir zu dem Kapi ein Kommi geschrieben haben!

Und natürlich danke ich meinem Schatz für das Beta-Lesen! DANKE MAUSI! *ankuschel*
 

Ansonsten... ich wünsche euch VIEL SPAß beim viertel Kapitel von "Liebe und Schmerz"!
 

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Kapitel 4: Runaway
 

Am nächsten Morgen wurde Adora schon früh durch das Klingeln des Weckers geweckt. Sie drehte sich langsam auf die andere Seite und fand sich in den Armen ihres Bruders wieder. Sie lächelte sanft, während sie leicht über ihn hinüber kletterte und ihr Blick auf die Uhr fiel. Als sie bemerkte, dass es schon halb acht war, schreckte sie so ruckartig nach oben, dass sie sich den Kopf an einem kleinen Bücherregal über dem Bett ihres Bruders einhaute. Keith weckte diese ruckartige Bewegung und er blinzelte müde in das schmerzverzerrte Gesicht seiner kleinen Schwester. Sein Oberkörper schnellte hoch und er legte vorsichtig eine Hand an die Wange der jungen Frau. „Hey, alles ok?“, fragte er mit leicht besorgter Stimme und Adora konnte nur mit dem Kopf schütteln. Ihre wilden Gestiken, dem Wecker entgegen bedeutet Keith, dass er seinen Blick auf das kleine tickende Ding wenden sollte. Und als er auf dieses sah, riss er seine Augen auf, sprang aus dem Bett, rutschte auf dem kleinen Bettvorleger aus und legte sich der Länge nach auf den Boden. Seine Schwester sah leicht grinsend auf den jungen Mann, der sich einige Strähnen aus dem Gesicht pustete. „Dito.“; sagte sie grinsend, während sie sich auch langsam aus dem Bett erhob. „Wir müssen uns fertig machen! Die Schule beginnt in einer halben Stunde!“

Ja, die Schule begann wieder. Die Sommerferien waren vorbei. Was in den Sommerferien alles geschehen war. Während Adora auf dem Weg in ihr Zimmer war, um sich anzuziehen, ließ sie alles noch einmal Revue passieren. Keith hatte endgültig mit Aléna Schluss gemacht. Adora konnte sie nie wirklich leiden. Und dann hatte sie auch noch mit ihrem Bruder geschlafen. Doch sie bereute es keineswegs. Eigentlich war sie ziemlich froh darüber, dass Keith der Erste war. Eigentlich… Wenn sie genau darüber nachdachte, wäre Chris der erste gewesen. Doch Chris hatte zuviel Respekt vor der jungen Frau. Chris… Gestern stand sie noch an seinem Grab, hatte geweint vor Schmerz, würde ihn nie wieder sehen und heute? Heute würde sie sich schon wieder auf Englisch und Mathe konzentrieren müssen. Aber was kann sie schon dagegen tun? „Irgendwie krieg ich das schon hin…“, sagte sie leise zu sich, während sie sich eine ¾ Hose und eine Bluse anzog. Adora kämmte sich schnell, packte ihre Schultasche und düste zum Zimmer ihres Bruders. „Keith?“, fragte sie nervös, während sie die ganze Zeit gegen seine Tür klopfte. Schlagartig öffnete sich die Tür und ihr Bruder stand, angezogen und auch gekämmt vor ihr. Adora nickte nur leicht, während sie sich zur Treppe umdrehten. „Komm schon, hopp hopp hopp!“, sagte sie noch einmal grinsend, während sie die Treppe hinunter eilte, Keith hinter ihr.
 

Keuchend kamen die beiden vor dem Tor ihrer Schule an. Adora ließ den Blick über den Hof wandern und bemerkte, dass es noch nicht geklingelt haben konnte, denn fast alle standen noch draußen und unterhielten sich. Adora klopfte ihrem Bruder noch einmal auf die Schulter, bevor sie ihre Schultasche wieder richtig auf die Schulter hang und auf eine kleine Gruppe Mädchen zuging. „Morgen!“, sagte sie fröhlich, als sie zwischen zwei Köpfen in den Kreis sah. Zuerst konnte sie die Blicke ihrer Freundinnen nicht richtig definieren, doch dann sah sie, dass sie ziemlich merkwürdig angesehen wurde. Sie stellte sich wieder vernünftig hin, verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf leicht schief. „Was ist los?“; fragte das braunhaarige Mädchen mit einer hochgezogenen Augenbraue. Plötzlich kam durch die Menge ein blonder Schopf, trat vor, den Blick gen Boden gesenkt und ein Papier in der Hand haltend. Adora wusste nicht was los war, doch alle aus der Gruppe wandten sich nun von ihr und ihrer besten Freundin ab. „Annika… Was ist los?“, wiederholte Adora ihre Frage und Annika richtete den Blick nun irgendwie Schuldbewusst auf ihre Freundin. „Na ja… weißt du…“, sagte Annika vorsichtig und hielt Adora nun den Zettel entgegen. Adora verstand absolut nichts. Was war denn los? Noch vor ein paar Tagen hatte sie sich super mit Annika verstanden und jetzt stammelte die junge Frau unvollständige Sätze und zerknitterte einen Zettel in ihrer linken Hand. Adora verstand die Welt nicht mehr und sie nahm Annika vorsichtig den Zettel aus der Hand. „Was gibt’s denn hier von mir? Nacktfotos?“, sagte die Braunhaarige spaßig, faltete den zusammengeknüllten Zettel auseinander und sah immer noch grinsend darauf. Doch sogleich verschwand ihr Grinsen auch und es stiegen ihr unaufhörlich Tränen in die Augen. „Aber…“, sagte sie leise, während sie versuchte zu begreifen, was da grade passierte. Auf dem ganzen Schulhof flogen diese Zettel umher, der Wind spielte mit ihnen, als wollte er Adora ärgern. Das junge Mädchen konnte alle auf diesem Schulhof tuscheln hören. Wütend zerknüllte sie das Papier, warf es auf den Boden und sah zitternd zu Annika. „Das glaubst du doch wohl nicht! Ich hab keine Beziehung mit Keith!“ Gut… Adora konnte nicht verleugnen, dass sie ihren Bruder nicht wie einen solchen liebte, sondern wie einen jungen Mann, der sie ganz verrückte machte, sah sie nur in seine Augen. Aber Keith sah das sicher nicht so wie sie. Gut… Sie hatten das erste Mal miteinander geschlafen und beide hatten sich gesagt, dass sie sich lieben würden. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie eine Beziehung hatten… oder? Adora verstrickte sich in Gedanken immer mehr und bekam das Gestammel ihrer Freundin gar nicht mehr mit. Sie liebte Keith… Sie hatte mit ihrem Bruder geschlafen! Wurde ihr das vielleicht erst jetzt so richtig klar? Konnte sie erst jetzt so richtig begreifen, was sie da getan hatte? Nein… das konnte nicht sein. Aber das auf dem Bild… Das war doch nur ein kleiner Kuss… Nur ein kleiner unbedeutender Kuss…

Seufzend sah Adora zu Annika auf, wollte ihr das alles erklären, wollte sich vor ihrer besten Freundin rechtfertigen, als sie in die kalten Augen Alénas sah, die sie grinsend und abwertend musterten. „Na… Hat Keith es wenigstens gebracht?“ Wütend starrte Adora in die violetten Augen ihres Gegenübers. „Du… DU hast uns fotografiert, stimmt’s?“ Die verzweifelten Worte der Braunhaarigen ließen Aléna erfolgreich grinsen. Sie verschränkte gekonnt die Arme vor der Brust und hob das Kinn noch etwas an. „Und wenn schon… Euer Liebesgeturtel konnte ich nicht mehr ertragen… Ach ja, und noch was…“ Aléna wurde leiser und beugte sich etwas mehr zu Adora hinunter. „Es ist übrigens auch verboten… Deswegen hat dein Daddy gleich ein paar Abzüge bekommen.“ Adora riss die Augen auf. Nein! Das konnte nicht sein! Ihr Vater durfte keine Abzüge bekommen haben… Er konnte sie doch so schon nicht leiden. Wenn er jetzt noch erführe, dass seine kleine Schlampe von Tochter mit seinem vorzeige Jungen etwas gehabt hatte… Er würde sie Windelweich prügeln und wegschicken. Einfach fort! Er hatte ihr schon einmal angedroht, sie aufs Internat zu schicken. Aber sie liebte Keith doch! Er konnte sie nicht wegschicken, sie liebte ihn doch! Doch Keith… Adora schüttelte wütend auf sich selbst den Kopf. Sie dachte nur an sich! Nur an sich… Was ist mit Keith? Hier wird ihn niemand mehr ansehen und… Ob es ihr bewusst war oder nicht, kann man nicht genau sagen, doch Adora schlug sich eine Hand auf den Mund und murmelt „Keith…oh nein, Keith…“. Aléna beugte sich ein letztes Mal zu Adoras Ohr vor. „Keine Angst… Für Keith werde ich behaupten, dass du ihn verführt hast… Du hast mir meinen Freund weggenommen… Dafür mach ich dich fertig!“, sagte Aléna grinsend, stellte sich wieder vernünftig hin und drehte Adora den Rücken zu. „Weißt du jetzt, was ‚Liebe’ bedeutet?“, sagte sie noch grinsend und verachtend, bevor sie sich von der kleinen Mädchengruppe löste und sich auf den Weg ans andere Ende des Schulhofs begab.

Adoras Blick schnellte hoch und sie suchten die kalten Augen Alénas, doch sie sah nur in die, voll Mitleid glänzenden Augen ihrer Freundin, die ihr eine Hand reichte. Adora schüttelte den Kopf und richtete sich mit einem Grinsen auf. Ihr Grinsen war allerdings nicht fröhlich, oder wie man sich ein Grinsen vorstellte. In ihm spiegelten sich Angst, Trauer und Scham wider. „Fass mich nicht an… sonst denken die anderen noch, wir kennen uns…“, sagte sie leise und drehte Annika den Rücken zu. Alle schauten sie an, wie eine Schwerverbrecherin. Aber das war sie doch auch, oder? Sie hatte mit ihrem Bruder geschlafen. Und das nicht, weil er sie gezwungen hatte, sondern weil sie es selbst wollte. Weil sie seine Nähe… seine ganze Liebe spüren wollte.

Langsam ging Adora auf das Schultor zu. Sie fühlte sich beobachtet, von überall folgten ihr Blicke, abwertende Blicke. Adora dachte sogar, dass sie ihr „Schlampe“, „Hure“, und „Nutte“ hinterher riefen und auf sie spuckten. Doch dann schüttelte sie den Kopf und ihr fiel eine Träne auf die Handfläche. Adora zitterte am ganzen Körper, kam am Schultor an und betrachtete es lange. Grade als sie einen Schritt hindurch gehen wollte, um den Schulhof zu verlassen und einfach abzuhauen, packte sie jemand am Handgelenk und zog sie zu sich. Erschrocken weitet die junge 16-jährige ihre Augen und sah in die grünen, hellen Augen ihres Bruders. Katzen. Adora erkannte Keith’ Augen sofort, denn sie erinnerten sie an Rolfi. Der hatte auch so grelle grüne Augen wie ihr Bruder. Deswegen nannte sie Keith auch manchmal Rolfi. Doch jetzt konnte sie nicht mit ihm herumalbern. Jetzt ist es zu spät. Jetzt musste sie sich dem stellen, was auf sie zukam. „Adora… bleib hier, geh doch deswegen nicht.“, sagte Keith leise während er leicht lächelte. Wie konnte er lächeln? Wie konnte er es wagen in dieser Situation zu lächeln? Hatte er das Bild nicht gesehen? Hatte er die riesigen Plakate nicht gesehen? Aléna hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, Adora endgültig aus Keith Leben zu verbannen, sie wollte Adora fertig machen und Keith lächelte? Adora musste sich zusammen reißen, Keith für diese Frechheit nicht zu ohrfeigen und schüttelte deshalb nur den Kopf. „Ich kann nicht hier bleiben! Aléna sagte, Dad hat auch Bilder bekommen… Und wenn er die Bilder sieht dann…“ Adora brach ab. Keith hatte seine Augen geweitet und den Griff um seine Schultasche verstärkt. Er konnte es selber nicht glauben, zu was seine Ex-Freundin fähig war, es war unglaublich. Plötzlich nickte Keith und er sah gar nicht mehr glücklich oder lächelnd drein. Er schob Adora langsam durch das Tor und sah sich noch einmal um. Grade als er auch gehen wollte, packte ihn jemand bei seinem Handgelenk und hielt ihn fest. Er drehte sich um und sah in die violetten Augen seiner Ex-Freundin. Aléna! Er musste ihr nicht mal ins Gesicht sehen, er konnte das Grinsen aus ihren Augen lesen, ihre ganze Körperhaltung kannte er, wenn sie so schaute. Er wusste, dass sie eine Hand um sein Handgelenk gelegt hatte. Ihr linker Fuß stand etwas gespreizt vom rechten Fuß weiter vorn und ihre rechte Hand fummelte an ihrem Ohrring herum. „Lass sie doch gehen… Du musst nicht mit ihr gehen, Keith. Jeder hier würde dir glauben, wenn du sagst, dass sie dich verführt hat.“, sagte sie grinsend und Keith konnte sie nur fassungslos anstarren. „Wie… wie kann ein Mensch nur so böse sein?“, fragte er ehrlich und riss sich aus ihrem Griff los. „Du hast doch überhaupt keine Ahnung!“, fügte er noch hinzu, doch Aléna ließ sich nicht beirren. „Vielleicht hast du Recht… Aber ich weiß, dass deine kleine Schwester ein Flittchen ist, die mir MEINEN Freund ausgespannt hat! Und das lasse ich mir nicht bieten! NICHT von IHR!“, sagte sie wütend und wollte sich umdrehen, als Keith sie jetzt auch festhielt und zu sich zog. Er legte seine Hände an ihre Oberarme und drückte zu. Aléna kniff die Augen zusammen. „Keith… lass los…“, sagte sie leise. „RUHE! Hör mir jetzt mal GUT zu! Ich habe in meinem Leben noch nie eine Frau geschlagen, doch wenn du noch ein falsches Wort über Adora verlierst, werde ich es tun! Und noch dazu ist Adora nicht die jenige, die Schuld daran ist, dass wir nicht mehr zusammen sind… DU bist es, die Schuld daran hat! DU hast dich durch fremde Betten gepoppt…“ Keith wurde immer leiser und beugte sich zu Alénas Ohr hinunter, sodass nur sie ihn hören konnte. „Du bist hier das Flittchen.“, sagte er noch, bevor er sie wegstieß und Adora nachlief, die schon vorgelaufen war. Aléna war auf ihren Hintern gefallen und richtete sich jetzt langsam auf. „Du bist hier das Flittchen? DAS WERDEN WIR JA NOCH SEHEN, KEITH!!“, rief sie ihm nach. „Das werden wir ja noch sehen…“
 

„Adora, jetzt warte doch mal!“, rief Keith seiner Schwester hinterher, während er versuchte mit ihr Schritt zu halten. Adora jedoch lief einfach weiter. Ihr strömten die Tränen über die Wangen und sie konnte und wollte Keith jetzt gar nicht in die Augen sehen. Wie konnte sie nur so unvernünftig sein? Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war es doch eigentlich ihre Schuld. Immer wenn sie geweint hatte, immer wenn sie wegen irgendetwas am totalen Tiefpunkt angelangt war, hatte Keith sie geküsst… Aber nur um sie zu beruhigen. Eigentlich liebte er sie doch gar nicht. Eigentlich wollte er doch gar nichts von ihr. Eigentlich war sie ihm doch völlig egal! Nein… Adora wollte nicht stehen bleiben, Adora konnte nicht stehen bleiben! Ihre Füße trugen sie nach Hause. Verlangten von ihr, das sie weiter lief, nicht stehen blieb.

Zuhause angekommen stützte sie ihre Hände keuchend auf ihre Oberschenkel. Der Schweiß rann an den Seiten ihrer Schläfe hinunter zu ihrem Kinn und sie hatte den Blick gen Boden gesenkt. Sie wollte eigentlich nicht, dass Keith dachte sie wäre sauer, aber sie konnte es nicht verhindern. Sie war sauer. Verdammt sauer. Auf sich. Sie hasste sich, für das, was sie Keith angetan hat. Warum konnte sie nicht einfach mit ihren Problemen zu einem Psychiater gehen? Nein! Sie musste damit zu Keith! Und der wollte sie trösten. Und weil er sich nicht anders zu helfen wusste, hatte er sie einfach geküsst. Adora nickte. Mit dieser Regelung der Probleme konnte sie leben. Und Keith sicher auch.

Dieser holte seine Schwester grade ein und sah sie grinsend an. „Mensch! Du bist ja doch verdammt schnell.“, sagte er, knuffte Adora in die Seite und wühlte in seiner Tasche nach dem Haustürschlüssel. Doch Adora war ihrem Bruder zuvor gekommen. Grinsend schwenkte sie den Schlüsselbund vor seiner Nase hin und her und schloss die Haustür auf. „Du bist ja eine…“, sagte Keith grinsend und wollte grade mit Adora ins Haus gehen, als ein lauter knall ihn zusammen zucken ließ. Adoras Vater stand vor der Tür und als er sah, dass Adora durch diese kam, holte er aus und verpasste der 16-jährigen eine schallende Ohrfeige. Der Kopf der jungen Frau wurde nach links herum gerissen und sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Keith stand nur mit geweiteten Augen hinter Adora und zitterte leicht. „Dad…“, sagte er leise, wurde aber durch das Gebrüll seines Vaters unterbrochen. „DU HÄLTST DEN MUND, KEITH!“, schrie er ihn an und wandte sich wieder zu Adora. „Kannst du mir DAS erklären?“, fragte er wütend, wobei er Adora bei dem betonten „DAS“ einige Bilder unter die Nase hielt. „Das bist ja wohl EINDEUTIG DU und das ist jawohl EINDEUTIG KEITH! Kannst du mir verraten, warum du an SEINEN LIPPEN HÄNGST?“, fragte er wütend und als Adora antworten wollte, war ihr Vater so wütend, dass er ausholte und ihr gleich noch eine Ohrfeige verpasste. „Ich will gar nichts hören! Es ist sowieso egal, du wirst Keith nicht mehr sehen! Ab morgen gehst du auf das Internat, auf das du sowieso schon solltest!“, sagte er bestimmt, drehte sich um und zerknüllte die Fotos in seiner Hand. „Und bis dahin will ich dich NICHT MEHR SEHEN!!“, schrie er noch, bevor er in die Küche ging und sich dort auf einen Stuhl setzte, um seine Zeitung weiter zu lesen.

Adora stand noch immer fassungslos in der Haustür und konnte sich keinen Zentimeter bewegen. Er hatte sie grade zweimal geschlagen, doch das war nicht dass, weswegen sie so zitterte oder so aufgewühlt war. Internat… Das bedeutete, dass sie Keith nie mehr sehen würde. Ihr Vater würde schon dafür sorgen, dass sie in den Ferien nicht nach Hause kommen konnte. Sie würde Keith nie wieder sehen… Egal was sie macht, sie würde ihn nie wieder sehen. Ihr Vater würde dafür sorgen, dass Keith Anerkennung an der Schule durch NICHTS zerstört würde. Langsam und stumm rollten ihr die Tränen über die, von der Kälte geröteten Wangen. Salziger Geschmack kam auf ihre Lippen, ließ sie zusammenzucken und erzittern. Was sollte sie jetzt bloß machen? Sie wollte sich nicht von Keith trennen und sie wollte auch nicht allein in irgendein Internat. „Adora…“ Die Stimme ihrer Mutter ließ sie erzittern und ihr Kopf hob sich langsam. Doch als ihre Mutter sie in den Arm nehmen wollte, hob sie abwehrend die Hände und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Nein… Lass mich bitte.“, sagte Adora leise, ging an ihrer Mutter vorbei und schlurfte langsam die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer. Ihre Mutter sah ihr seufzend nach und Keith legte langsam die Arme um sie. „Mum… Dad wird sich sicher wieder beruhigen.“, sagte Keith leise, während seine Mutter verzweifelt auf die Treppe starrte. „Nein…“, sagte sie leise und schüttelt langsam den Kopf. „Er wird es sich nicht anders überlegen…“ Adoras Mutter seufzte leise und löste die Arme ihres Sohnes von sich. Sie legte vorsichtig eine Hand auf seine Wange und lächelte sanft. „Ich habe mich auch besser mit meinem Bruder verstanden, als ich es eigentlich hätte gedurft. Dein Vater mag solch eine enge Bande zwischen Geschwistern nicht, weil ich ihn mit eben meinem Bruder betrogen habe… Euren Vater… hatte ich niemals betrogen… Aber er… er gibt mir einfach nicht das Gefühl, etwas Besonderes zu sein… Ted schafft das einfach nicht… Steven hat es immer geschafft… Bis er dann… Bis er dann so krank wurde…“ Sie strich sanft durch Keith Haare, der sie mit geweitetem Mund anstarrte. Sie lächelte sanft, während sie langsam auf die Küche zuging. „Geh zu ihr, Keith. Sie brauch dich jetzt mehr denn je.“, sagte sie leicht lächelnd, während sie in die Küche und somit aus Keith Blickfeld verschwand. Der junge Mann seufzte leise, bevor er zur Treppe ging und diese langsam bestieg.
 

Adora warf sich weinend und schluchzend auf ihr Bett. Sie verstand die Welt nicht mehr. Warum tat ihr Vater das? Gut, sie wusste, dass er sie hasste. Warum auch immer er das tat, er hasste sie. Vielleicht hasste er sie, weil sie nicht seine Tochter war. Aber Keith war doch auch nicht sein Sohn, warum also unterstütze er ihn und nicht auch sie? Warum hasste er sie so sehr?

Adora seufzte leise und hatte sich so von der Außenwelt abgeschirmt, dass sie es nicht bemerkte, als sich ihre Tür öffnete und Keith leise in ihr Zimmer trat. Der junge rothaarige Mann betrachtete seine Schwester sehr lange, bevor er langsam zum Bett ging und sich neben sie auf die Matratze sinken ließ. „Hey Süße…“, sagte er leise und Adora war so geschockt, durch die plötzliche Berührung ihrer Schulter, dass sie sich ruckartig umdrehte und die Hand weg schlug. Mit geweiteten Augen starrte sie ihren Bruder an. Was wollte er denn hier? Vater… nein… Sie wollte diesen Menschen nicht mehr „Vater“ nennen, nicht mal mehr in ihren Gedanken. Dieser Mensch… Erik. Sie würde ihn nie wieder „Vater“ nennen. Für immer würde er Erik heißen.

Also spann Adora ihren Gedanken weiter, der grade durch einen zweiten unterbrochen worden war. Was würde Erik tun, wenn er Keith hier fand? Er würde ihn vielleicht rauswerfen! Nein… Das würde er keinesfalls tun. Warum denn auch? Morgen um diese Zeit war er Adora doch sowieso los. Also warum sollte er sich die Mühe machen, Keith raus zuwerfen? Adoras Augen wanderten über das Stirnband ihres älteren Bruders zu dessen Augen. Katzen. Adora musste sofort wieder an Katzenaugen denken. Immer wenn sie in Keith Augen sah, versank sie in diesen. Sie waren wie ein Meer. Sie verschlangen alles, was sich in ihren Bann ziehen ließ und Adora war das perfekte Opfer. Nicht einmal die Rufe ihres Bruders konnten sie zurückholen. Erst als dieser erneut die Hände an ihre Schultern legte und sie leicht rüttelte, schüttelte die junge Frau den Kopf und kam wieder in die Wirklichkeit zurück. „Was… was ist denn los?“, fragte Adora noch etwas unsicher und sah ihrem Bruder genau an. Dieser hatte einen traurigen Blick, welcher Adora erst jetzt auffiel. „Hey… was hast du denn?“, fragte sie leise. Adora versuchte ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, doch durch die immer wiederkehrenden Gedanken, dass sie Keith ab morgen nie mehr sehen würde, gelang ihr dies nicht wirklich. Keith sah Adora noch einige Augenblicke an, wandte dann aber den Blick auf den Boden und seufzte leise. „Das ist alles meine Schuld…“, sagte er leise, während er sich unsicher auf die Unterlippe biss. „Wenn ich dich nicht geküsst hätte dann… dann wäre das nie passiert.“, flüsterte er sich selbst vorwurfsvoll zu. Doch Adora weitet leicht die Augen, schüttelte sofort den Kopf und legte langsam die Arme um ihn. „Dich trifft keine Schuld… wirklich nicht!“ Adora lächelte ihren Bruder liebevoll an und auch auf Keith Lippen wanderte ein Lächeln. Allerdings war es von Schmerz und Trauer verfolgt. Auch Adoras Lächeln war die Trauer abzusehen. Sie wollte grade noch etwas sagen, als sie plötzlich ein lautes Knallen hörte. Adora zuckte zusammen und Keith drückte seine kleine Schwester automatisch an sich. Doch kurz danach folgte ein erneutes Knallen und das Quietschen von Autoreifen. Adora war sich sicher, dass das das Auto von Erik war und so befreite sie sich langsam aus der Umarmung ihres Bruders und stürmte zum Fenster. Sie sah das Auto noch um die Ecke biegen. Glücklich aufseufzend ging sie zurück zum Bett und ließ sich auf dieses fallen. „Er ist weg.“, sagte sie kalt. Keith betrachtete seine Schwester noch einige Augenblicke, bevor er anfing sanft über ihren Bauch zu streicheln. Adora schreckte sofort hoch und schob Keith Hand beiseite. „Nicht…“, sagte sie leise, bevor sie aufstand und zum Fenster ging. Sie sah in die Ferne und seufzte leise. „Versteh mich nicht falsch, Keith… Aber ich… Ich habe Angst, dass es uns noch mehr Probleme macht…“ Adora verschränkte langsam die Arme vor der Brust. Es war wirklich nicht böse gemeint, doch Adora wollte Keith Leben nicht noch mehr auf den Kopf stellen und… Nein. Was tat sie hier? Sie belog sich doch selbst. Es hatte nichts mit Keith Leben zu tun. Es hatte mit ihrem Gefühlsleben zu tun. Wenn sie sich jetzt von ihm hätte berühren lassen, wenn sie hätte zugelassen, dass er wieder zärtlich zu ihr war, dann wäre ihr der Abschied nur noch schwerer gefallen. Sie liebte Keith, das war nicht mehr abzustreiten. Aber sie liebte ihn nicht, wie eine Schwester ihren Bruder liebte. Sie liebte ihn, wie eine Frau einen Mann nur lieben könnte. Sie wollte von ihm berührt und geküsst werden. Doch sie konnte nicht zulassen, dass auch Keith Herz zersprang, wenn er das gleiche für sie empfand. Also entschloss sie sich, das Spiel endgültig zu beenden. Grade als sie sich wieder zu ihm umdrehen wollte, spürte sie zwei starke Arme, die sich langsam um sie legten. Sie zuckte zusammen, genoss diese Berührung allerdings und hatte in diesem weder Lust noch Reiz sich dagegen zu wehren. „Bitte… lass mich dich halten…“, hauchte Keith ihr leise ins Ohr, bevor er anfing ihren Nacken zu küssen. Adora entlockte dies ein leises Seufzen und sie lehnte sich leicht gegen ihren Bruder. „Ich will ja gar nicht, dass du mich loslässt…“, sagte sie leise und unterbrach sich selbst, da sie sanft über seine Hand streicheln wollte. „Aber ich… ich wollte deine Gefühle nicht verletzen… Ab morgen werden wir uns doch nie mehr sehen…“ Ihre Stimme klang traurig und man merkte, dass sie sich die Tränen verkneifen musste, um nicht los zu heulen. Keith drückte seine Schwester daraufhin nur noch mehr an sich. Er küsste beruhigend ihren Nacken und wanderte mit seinen Lippen zu ihrem Ohr. Dieses küsste er ebenfalls sanft, bevor er ihr langsam etwas ins Ohr hauchte. Adora wurde darauf hin rot und sah verlegen zur Seite. Allerdings drehte sie sich nach einigen Augenblicken in seinen Armen um und nickte leicht verlegen. Keith sah sie mit einem weichen Gesichtsausdruck an, schlang die Arme fester um sie, drückte sie mehr an sich und küsste sie sanft auf die Lippen. Adora schlang ihre Arme langsam um den Hals des Größeren und drückte sich nur noch mehr an ihn. Keith führte die junge Frau langsam zum Bett und ließ sich mit ihr auf dieses fallen. Adora saß breitbeinig auf ihrem Bruder, löste sich nach einigen Augenblicken von dessen Lippen und sah ihm tief in die hellgrünen Augen. Langsam wanderten ihre Lippen über seinen Oberkörper und entlockten ihm ein glückliches Seufzen.
 

Dieses Mal fühlte es sich für Adora so anders an. Sie spürte Keith genau und dieses Gefühl, das er sie völlig ausfüllte genoss sie. Doch tief in ihrem inneren wusste sie, dass es das letzte Mal sein wird, dass sie ihn so genau spüren würde. Nie wieder, würde sie seine Wärme spüren, nie wieder könnte sie sagen, dass ihre Körper eins waren, eins, in tiefer Leidenschaft. Adora hatte sich eng an ihren Bruder gekuschelt und wollte nicht daran denken, was es hieß, Keith für immer zu verlieren. Sie hatte einen Plan. Sie würde verschwinden, bis etwas Gras über die Sache gewachsen war. Und dann würde sie Keith benachrichtigen und ihm sagen, wo sie war. Er würde sie suchen und die beiden würden glücklich zusammen in einem kleinen Haus am Stadtrand leben. Genauso und nicht anders würde es sein. Aus diesem Grund löste Adora sich mitten in der Nacht von ihrem Bruder. Sie genoss ihn bis zur letzten Sekunde und küsste ihn sanft auf die Stirn. Langsam zog sie sich ihre, auf dem Boden verstreuten Klamotten wieder an und ging zum Schrank. Aus diesem holte sie einen Rucksack, indem sie notdürftig zwei Rocke, einige Oberteile, sowie Unterwäsche und das Stofftier, welches Keith ihr geschenkt hatte, hinein stopfte. Wütend auf sich selbst, sah sie noch einmal zu ihrem Bruder. „Verzeih mir… es geht nicht anders…“, sagte sie noch, bevor sie ihn sanft auf die Lippen küsst und das Zimmer langsam verließ. Leise schlich sie sich aus dem Haus und sah sich um. Seufzend stellte sie fest, dass die Sonne langsam aufging und so lief sie schnell die Straße hinunter zur Bushaltestelle. Sie musste den Bus erwischen, der sie aus dieser Gegend hier raus brachte. Keith würde alles tun, um sie wieder zu finden und das konnte sie nicht riskieren. Seufzend ging sie durch die Straßen. Immer wieder trat sie in eine Pfütze, die sich durch den Regen gebildet hatte. Leise seufzend sah sie in den Himmel und wünschte sich, dass alles wieder so war, bevor sie mit Keith diese eine Nacht hatte. Doch dann schüttelte sie den Kopf und lächelte sanft. „Nein.“, sagte sie zu sich selbst. „Es war die schönste Nacht in meinem Leben!“ Sich selbst zunickend und den Griff um ihren Rucksack verstärkend ging sie weiter. Plötzlich hörte sie hinter sich Schritte. Schritte? Um diese Zeit? Es war doch sicher erst 5 Uhr morgens. Da war doch noch keiner in dieser Stadt wach! Oder vielleicht doch? Adora traute sich nicht, sich umzudrehen und verschnellte ihren Schritt. Ihre Augen huschten immer wieder zu den Schatten, den sie durch das Leuchten der Laternen erkennen konnte. Wer war das? Adora schüttelte leicht den Kopf und wollte grade um eine Ecke biegen, als ein starker Arm sich um ihren Hals legte und sie in eine Gasse zog. Sie wollte schreien, doch eine Hand hatte sich auf ihren Mund gelegt. Adora kniff die Augen zusammen, als sie grob gegen die kalte Hauswand gedrückt wurde. Sie zuckte nochmals zusammen, als sie spürte wie sich eine Hand unter ihren Rock schob. Ruckartig riss sie die Augen auf und fing an um sich zu treten. „Halt still!“, hörte sie eine Stimme im Befehlston sagen und kurz darauf spürte sie einen Schlag gegen ihre Wange. Eine Ohrfeige. Adoras Kopf knallte gegen die Wand und sie schloss die Augen kurz, um den Schmerz abzulenken. Kurz darauf sah sie den jungen Mann an, der ihr jetzt kalt grinsend in die Augen sah. Wer war das? Und was wollte er denn von ihr? Obwohl… das konnte sie sich nun wirklich denken. Adora war für den Moment zu geschockt und zu ängstlich, als sich noch weiter zu wehren und so ließ sie über sich ergehen, was der Typ mit ihr tat. Grade als er ihr ihren Slip ausziehen und brutal in sie eindringen wollte, spürte sie wie jemand den Typen von ihr wegzog. Man hörte einen dumpfen Aufschlag, kurzes Geschrei, Stille. Adora nutze diese Zeit um ihre Bluse wieder zu schließen und sich umzusehen. Vor ihr stand ein ungefähr 1.95m großer rothaariger junger Mann und blickte ihr lächelnd in die Augen. „Geht es dir gut?“, fragte er mit sanfter Stimme, während er vorsichtig die Wunde an Adoras Schläfe betrachtete. Adora konnte nur nicken, war sie doch verzaubert von diesen Augen, die ihr tief in ihre sahen. Dann allerdings schüttelte sie unbemerkt den Kopf und zog diesen auch leicht zurück. „Ja, alles ok… vielen Dank.“, sagte sie leise während sie sich ihren Rock wieder grade zog. Was war denn hier grade geschehen? Kaum ist sie 10 Minuten von zu Hause entfernt, will jemand sie… Adora stockte. Oh Gott, dass war ihr bis eben nicht bewusst gewesen! Dieser Kerl hatte versucht sie zu vergewaltigen! Er wollte gewaltsam das erreichen, was er vielleicht nie von einer jungen Frau bekommen hat! Diese Erkenntnis und auch daraus Trauer, führten dazu, dass sie in den Armen des jungen Mannes zusammenbrach. Dieser grinste diabolisch, stellte dies aber sofort wieder ein, als Adora ihn ansah. Er strich ihr sanft durch die Haare und bot ihr an, sie mit sich nach Haus zu nehmen, bis es ihr besser ging. Etwas Besseres hätte Adora nicht passieren können und so willigte sie ein.
 

Ihr Kopf brummte und aus unerfindlichen Gründen hatte sie keine Kraft, sich zu bewegen. Nur die Kraft, sich aufzurichten fehlte ihr nicht und so tat sie dies. Langsam sah sie sich in der Wohnung um. Sie musste auf der Couch liegen, denn neben ihr war ein kleiner Tisch, auf dem ein geöffneter und ein geschlossener Pizzakarton lagen, sowie eine Fernbedienung, eine Fernsehzeitung und jeder Menge Chipskrümel. Außerdem ein Aschenbecher, der schon überquoll vor Zigarettenstummeln. Auf einer kleinen Kommode am Fenster stand der Fernseher. Auf diesem ein Bild einer jungen Frau und eine Topfpflanze, die man wohl schon Wochen nicht gegossen hat. Sich den Kopf haltend drehte die junge Frau sich um und blickte auf eine weiße Wand mit einigen Bildern, einem großen Fenster, wohl eher einem Balkon und auf einen Sessel, indem der junge rothaarige Mann saß. Er hatte die Augen geschlossen und so wie es aussah, schlief er. Adora wollte ihn nicht wecken und versuchte, langsam aufzustehen, was ihr allerdings nicht gelang. Immer wieder schnellte einer ihrer Hände zu ihrem Kopf und sie keuchte leise auf. Warum hatte sie solche Kopfschmerzen? Das könnte doch nicht von dem kleinen Schlag gegen die Wand kommen, das war unmöglich. Adora hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Sie hörte ein Knarren und kurz darauf öffneten sich die Augen des jungen Mannes und er sah verschlafen zu Adora. „Oh… du bist wach.“, sagte er leise, während er sich streckte. Adora nickte nur leicht, was ein höllisches Zucken durch ihren Kopf nach sich trug. Sie fasste sich wieder an diesen und keuchte kurz vor Schmerz auf. Durch den geneigten Kopf konnte Adora das zufriedene Gesicht des jungen Mannes nicht sehen. Dieser grinste in sich hinein, stoppte dies allerdings, als Adora wieder aufsah. Langsam erhob er sich, brachte Adora ein Glas und schüttete ihr etwas Wasser ein. Adoras leichtes Nicken sollte ein „Danke“ beinhalten. Sie war nicht in der Lage, richtig zu sprechen oder gar richtig aufzustehen. Deshalb schnappte sie sich das Glas und trank einen großen Schluck daraus. Als sie erneut ihren Kopf betastete, fühlte sie, dass er ihr ein Pflaster auf die Wunde geklebt haben musste. Sie stellte das Glas langsam ab und sah zu dem jungen Mann, der sich lächelnd wieder in den Sessel setzt. „Danke… noch mal, dass du mir geholfen hast als…“; Adora kniff die Augen zusammen. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sie war nur knapp einer Vergewaltigung entkommen und das eigentlich nur weil… Sie sah auf. Ja… Nur weil dieser Mann sie gerettet hatte. „Darf… Darf ich dich nach deinem Namen…“ „Peter! Mein Name ist Peter.“, sagte er lächelnd und lehnte sich leicht zurück. „Und deiner?“, fragte er noch drangehangen. „Adora.“, antwortete sie kurz und knapp, bevor sie wieder zusammenzuckte und ihre Hand an ihren Kopf legte. Peter nutze seine Chance, stand auf und hielt ihr eine Tablette hin. „Hier. Die hilft gegen Kopfschmerzen.“, sagte er leise und mit einem verdächtigen Unterton, den Adora vor Schmerz allerdings nicht richtig wahrnahm. Sie nickte nur, legte sich die Tablette auf die Zunge und spülte sie mit zwei kräftigen Schlücken Wasser hinunter. Peter nickte nur leicht. Kurz darauf gähnte Adora leicht. „Das Zeug bewirkt, dass du wieder etwas müde wirst. Aber wenn du wach wirst, dann sind die Kopfschmerzen weg.“, sagte er leicht lächelnd und Adora nickte. Im Moment war sie glücklich über jede Sekunde Schlaf die sein genießen konnte. Wenn sie schlief, konnte sie wenigstens nicht an dieses schreckliche Erlebnis denken. Sie spürte die Hände dieses ekligen Kerls immer noch in ihrem Schritt und auch seine Grobheit konnte sie fühlen. Sie kniff die Augen zusammen und hoffte, im nächsten Moment, wenn sie die Augen wieder öffnet, in ihrem Zimmer neben Keith zu liegen. Sie hoffte, dass das alles nur ein Traum war… Nur ein böser böser Traum…

Doch als sie die Augen wieder geöffnet hatte war es kein Traum, es war harte Realität. Sie saß immer noch in diesem kleinen Zimmer, die Decke eng um ihren Körper geschlungen, die Wände kahl, behangen mit einigen Fotos, der Fernseher kalt und der Mann ihr gegenüber auch nicht mehr so Wärme ausstrahlend wie am Anfang. Langsam legte das junge Mädchen sich wieder hin, den Kopf auf das weiche Kissen, die Augen langsam schließend. Von Peter hörte sie nur noch ein „Schlaf ruhig noch etwas… Alles andere klären wir nachher.“, bevor sie wieder völlig aus der Realität verschwand. Immer noch mit dem Wunsch, in Keith Armen zu erwachen…
 

Adora seufzte. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um diese letzten 6 Tage. Was war bloß mit ihr geschehen? Sie erinnerte sich. Sie erwachte bei Peter und hatte tierische Kopfschmerzen. Er gab ihr ein Mittel, welches die Schmerzen beenden sollte, sie schluckte es und schlief kurz darauf auch wieder ein. Und dann? Was war dann passiert? Dann war da alles schwarz. Und wenn wieder ein Bild kam, dann war es verschwommen. Richtig erinnern konnte sie sich erst wieder, als sie unter der Dusche stand und ihre nassen Haare ihr ins Gesicht fielen, weil sie den Kopf geneigt hatte. Diese Blackouts kamen in den letzten 6 Tagen ziemlich häufig vor.

Ja… die letzten 6 Tage. Adora hatte sich entschieden erstmal für einige Zeit bei Peter zu bleiben. Er hatte ihr angeboten erstmal bei ihm zu wohnen, ohne Miete zahlen zu müssen. Gut, vielleicht hatte Adora sich diesen Vorschlag insgeheim erhofft, als sie ihm erzählte, wie sehr sie sich doch mit ihren Eltern gestritten hatte. Doch jetzt, nach 6 Tagen, wusste sie nicht genau, ob sie ihre Entscheidung bereuen sollte, oder ob sie sich freuen sollte. Seufzend ließ sie sich zurücksinken. Aber irgendwie war der Gedanke an die richtige oder falsche Entscheidung gar nicht so groß. Größer war die Angst, was sie in der Zeit während ihrer Blackouts getan hatte. Sie konnte sich aber an wirklich überhaupt nichts mehr erinnern. Doch jetzt, wo sie genau darüber nachdachte. Natürlich! Die Blackouts kamen jedes Mal nachdem sie diese angeblichen Schmerztabletten von Peter schluckte. Aber… Nein, das konnte nicht sein. Das war sicher nur Einbildung. In den letzten Tagen ist soviel passiert… Wahrscheinlich brauchte ihr Kopf einfach Platz für mehr Erinnerungen denn je, sodass er unwichtige Sachen einfach zur Seite geräumt hatte und sie jetzt Gedächtnislücken davon tragen musste. Ja… So wird es gewesen sein. „Trotzdem…“, sagte Adora leise zu sich. Heute Abend wird sie die Tablette nicht schlucken. So tun ja… Aber sie schlucken. Nein.

Und der Abend sollte schneller kommen als geplant. In Adora breitete sich mehr und mehr das Gefühl aus, das wirklich Peters Tabletten daran schuld waren. Um 17:00 Uhr kam der rothaarige zu ihr, drückte ihr die Tablette sowie ein Glas Wasser in die Hand und sagte ziemlich forsch: „Hier! Trink!“, bevor er wieder ging, um im nächsten Zimmer zu verschwinden. Adora beäugte die Tablette noch einige Augenblicke, bevor sie sie einfach in den Blumentopf warf und die Hälfte des Glases dazukippte. Wer wusste denn schon, ob nicht auch noch was im Wasser war. Also setzte sie sich einfach hin und wartete. Ungefähr eine halbe Stunde später kam Peter wieder aus dem Zimmer. Er sah Adora grinsend an, ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. „Na Baby…“, hauchte er ihr ins Ohr. Adora erschrak. ‚Na Baby…’! Das gehörte zu den Aussagen, die sie in den letzten Tagen nicht einordnen konnte. Tat er das… etwa jeden Tag mit ihr? Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, machte erstmal überhaupt nichts. Woher sollte sie wissen, was sie in… in DIESEM Zustand tat, was sie in ihrem geistigen Zustand nie getan hätte? Doch als er ihr eine Hand auf die Brust legte, wusste sie genau, was er von ihr wollte. Und wahrscheinlich spielte sie in DIESEM Zustand immer mit, anders hätte sie sich Peters Verhalten nicht erklären können. Nun wünschte sie sich, dass sie DOCH die Tablette genommen hätte. Das, was mit ihr geschehen sollte, konnte und wollte sie sich gar nicht vorstellen. Peters Hand wanderte unter ihr Shirt… Unter ihren Rock… hinein in ihren Tanga…
 

Adora stöhnte noch einmal vor Schmerz auf, bevor sie merkte, wie Peter sich in ihr ergoss und sich aus ihr zurückzog. Wimmernd setzte sie sich auf und kauerte sich in eine Ecke. In mitten des Liebesspiels hatte sie sich verraten. Sie sollte das tun, was sie immer tat. Doch das konnte sie nicht. Als Peter sie fragte was los sei, gab sie sofort zu, die Tablette nicht genommen zu haben. Peters gierige Augen verengten sich sofort zu Schlitzen. Adora hätte geschworen, dass sie schwarz wie Pech geworden waren! Doch eigentlich war diese Tatsache egal. Peter prügelte einige Male auf die junge Frau ein, bevor er ihre Beine auseinander gedrückt hatte und brutal in sie eingedrungen war. Adora hatte die ganze Zeit gehofft, dass es endlich vorbei gehen würde. Und jetzt, wo sie merkte, dass der Schmerz langsam nachließ, atmete sie glücklich auf. Doch es sollte schlimmer kommen als sie gedacht hatte. Um 19:34 Uhr klingelte es an der Wohnungstür. Adora zuckte so merklich zusammen, dass sie neben sich fast die Blumenvase umwarf. Peter sah sie scharf an, drohte ihr grinsend mit dem Gürtel und ging dann auf sie zu. Seine Hand grub sich in ihr Haar und selbst ihr Schmerzensschrei brachte ihn nicht von seiner Handlung ab. „Jetzt hör mir mal zu, du kleines Flittchen.“, fing er an und sah ihr immer noch grinsend in die Augen. „Wenn du mit deinem Bruder poppen konntest, dann kannst du das mit mir und mit einigen anderen Typen auch.“, fügte er grinsend hinzu. Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie hatte ihm von sich und Keith erzählt, weil sie ihm vertraut hatte. Nie mehr würde ein Mensch so leicht ihr Vertrauen erhalten. Manchmal glaubte sie, dass manche Menschen mit Vertrauen nicht umgehen könnten. Sie verstanden nicht was es heißt, dass jemand dem anderen vertraut. Adora gab ihm keine Antwort, woraufhin er noch einmal an ihren Haaren zog. „Und wenn du Mucken machst…“, begann er und ließ den Gürtel einmal auf den Tisch knallen. Adora zuckte zusammen und Peter ließ von ihr ab. „Ich sehe schon, du hast begriffen…“, sagte er dreckig grinsend und ging langsam auf die Tür zu. An dieser klingelte es jetzt schon das dritte Mal und leicht genervt öffnete Peter die Tür. Als er allerdings sah, wer ihn von draußen her angrinste, riss er die Tür auf und umarmte seinen Gegenüber erstmal. „Klaus! Mensch, dich hab ich hier ja gar nicht erwartet!“, sagte er fröhlich. Adora schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Klaus… Das klang irgendwie freundlich. Vielleicht war er ja nicht so brutal wie Peter. Doch wenn er mit Peter befreundet war, dann war er sicher brutal. Keith… Adora stiegen Tränen in die Augen. Wieso war sie weggelaufen? Wäre sie nicht weggelaufen, wäre sie noch zu Hause. Nein… wahrscheinlich auf dem Internat. Aber da hätte sie sich um Mathe und Englisch kümmern müssen, nicht aber um die Befriedigung fremder Männer. Hier würde sie nie mehr raus kommen. Egal was sie versuchen würde, Peter würde sie finden und sie wieder zusammenschlagen. Es war Aussichtslos.

Adora zuckte zusammen, als sie spürte, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte und langsam weiter hinunter wanderte, auf ihre Brüste zusteuerte. „Na Kleines…“, hauchte ihr jemand ins Ohr und als sie aufsah, erkannte sie zwei eiskalte braune Augen, die sie lüstern ansahen. Das war wohl Klaus. Adora senkte den Blick und seufzte nur leise. Klaus’ Hand fand ihren Weg zu ihrer Brust und drückte sie langsam auf die Couch zurück. Adora kniff im ersten Moment die Augen zusammen, seufzte dann aber und öffnete sie wieder. Was sollte sie denn tun? Sie war doch sowieso verloren! Dieser Kerl war mindestens 2 Köpfe größer als sie und hatte das Kreuz eines Wandschrankes! Sie würde hier sowieso nicht mehr rauskommen und je eher sie sich damit abgefunden hatte, umso einfacher würde ihr neues Leben ihr fallen. Sie war die ganze Zeit so in Gedanken versunken, dass sie erst registrierte, was mir ihr passierte, als ein stechender Schmerz durch ihren Unterleib zuckte und sie aufschreien ließ. Keuchend wand sie sich unter Klaus, der es grinsend genoss, dass sie sich so unter ihm räkelte. Ein letztes lautes Aufstöhnen verriet, dass Klaus gekommen war und in Adora stieg der Drang auf, ihn zu schlagen und zu schlagen und nie mehr aufzuhören. Als Klaus sich aus ihr zurückzog und zu Peter sah, zog sie die Decke wieder an sich und zitterte leicht. „Da hat sich das Geld ja doch gelohnt…“, sagte er grinsend und klatschte Peter grinsend ein Bündel Geldscheine in die Hand. Wenige Minuten später fiel die Tür ins Schloss und Peter setzte sich zu Adora auf die Couch. Er war ihr das Bündel auf den Schoß und steckte sich eine Zigarette an. „Siehst du Kleines. Es tut nicht weh und du verdienst ne Menge Kohle damit. Also was ist, kommen wir endlich ins Geschäft und du stellst dich nicht mehr so an? Ich kann dich natürlich auch zwingen, ist gar kein Problem… Aber dann tut es nur noch mehr weh und raus kommst du hier sowieso nicht…“ Peter sah sie nicht an, sondern zog an seiner Zigarette und beobachtete interessiert den Rauch, der aus seiner Nase stieg. Adora lachte innerlich. Geschäft? Welches Geschäft? Sie hatte doch überhaupt keine Wahl! Sie müsste doch sowieso das tun, was Peter sagte… Schließlich… schließlich konnte sie nicht einfach so abhauen… Er hatte ihren Pass und ohne den kam sie sowieso nicht weit. Noch dazu hatte sie kein Geld mehr und Kleidung kostete nun mal solches. Also seufzte sie bloß und stand auf. „Also schön. Wir sind im Geschäft.“, sagte sie, bevor sie die Decke fallen ließ, auf das Bad zuging, sich in diesem einschloss und unter die Dusche stieg. Ab heute würde ihr Leben sich endgültig ändern. Lächeln würde sie nie mehr richtig können und „fröhlich sein“ wird ein Begriff sein, den sie früher kannte, deren Bedeutung ihr heute allerdings nicht mehr einfiel. Ihr Leben hatte sich geändert. Und sie würde es nie mehr richtig biegen können. Ein für alle Mal… sie war ab jetzt eine Nutte.
 

Eine Woche später, Adora wusste schon gar nicht mehr welcher Tag war, stand sie wieder einmal in kurzem Minirock und Bikinioberteil auf der Straße. Das Klacken ihrer Absätze wurde von den Autos, die am Straßenrand standen und hupten übertönt und ihre Zigarettenschachtel war auch schon wieder leer. Ja, der Strich. Adora ging jetzt schon seit 5 Tagen hierhin und hatte sich schon mehr als an diese Situation gewöhnt. Sie lebte damit. Wochentage erkannte sie nur an der Anzahl ihrer Freier, denn am Wochenende kamen mehr als in der Woche. Ansonsten hätte sie nicht sagen können, ob es Montag oder Donnerstag war. Sie hatte auch längst aufgegeben zu zählen, es war sowieso egal. Wofür brauchte sie Wochentage? Ihre einzige Arbeit war es, jungen oder alten Männern Befriedigung zu verschaffen, dazu musste sie nicht wissen, ob heute Dienstag oder Montag war.

Seufzend schnippte Adora den kleinen Zigarettenstummel beiseite und trat ihn mit dem Absatz aus. Danach streckte sie sich kräftig und sah sich um. Heute war aber auch wirklich gar nichts los. Nicht EIN Kerl kam auf den Strich. Sie sah auf ein junges Mädchen und einen ungefähr 5 Jahre älteren Mann, die sich lachend unterhielten. Die hatten es gut, dachte Adora. Die hatten Stammfreier. Aber dafür war sie noch zu neu, dafür war sie noch nicht „eingeritten“ genug, wie die Zuhälter es unter sich nannten. Plötzlich legte jemand die Hände auf ihre Augen und sie zuckte merklich zusammen. Sie merkte, dass es Männerhände waren und schon bekam sie ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „John.“, sagte sie leicht grinsend und nahm seine Hände in ihre. Sie drehte sich zu ihm um und küsste ihn auf jede Wange. „Wie geht es dir, Kleines?“, fragte er sanft lächelnd und strich ihr über die Wange. „Gut gut… du suchst Melissa?“, erkundigte sich Adora und John nickte. John war einer dieser verrückten Kerle, die sich in eine Nutte verliebt hatten. Melissa und John… Ja, die beiden waren wie füreinander geschaffen. Jeder auf dem Strich wusste von ihrer Beziehung und jeder wusste auch, dass John sie von hier wegbringen wollte. Doch keiner wusste wie, bis auf Adora. Ihr hatten sie es anvertraut. Warum? Das wusste sie selbst nicht. Sie konnte sich noch genau an den ersten Tag erinnern. Peter hatte sie einfach hier „ausgesetzt“; sie würde sich schon selbst zu Recht finden, hatte er gesagt. Doch nur wenige Minuten, nachdem sie sich umgesehen hatte, stand eine junge Rothaarige Frau neben ihr, nahm sie an der Hand und führte sie langsam herum. Sie zeigte ihr alles und stellte sich hinterher als „Melissa“ vor. Zwei Tage später haben die beiden sich zusammengesetzt und Melissa hat ihr alles erzählt. Ja… daran konnte Adora sich noch genau erinnern.
 

~~~Rückblick~~~

Melissa und Adora hatten sich auf eine kleine Bank gesetzt und Melissa bot ihr eine Zigarette an, die Adora dankend annahm. „Wie bist du eigentlich hierher gekommen, Melissa?“, fragte Adora ziemlich direkt und Melissa nickt nur. „Das ist eine ziemlich lange Geschichte…“, sagte sie. „Ich hab Zeit.“ Grinsend sah Adora auf Melissa, die jetzt ebenfalls die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen nach oben zog. „Okay… das fing alles damit an, dass mein Vater meine Mutter von zu Hause vertrieb und mich mit 6 Jahren ins Heim gesteckt hatte. Da war ich dann, bis ich 14 Jahre alt war. Ich konnte das Heim nie wirklich leiden, deswegen hab ich soviel Scheiße gemacht wie es nur ging und ich dann hatte ich es endlich geschafft! Sie haben mich rausgeworfen! Doch ich war noch so jung und blöd…“ Das letzte hatte sie mit einem breiten Grinsen gesagt. Danach fuhr sie fort. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich machen sollte, wo ich doch jetzt auf der Straße war. Ich ging also durch die Gassen, bis ich merkte dass mich irgend so ein komischer Kerl verfolgte. Als er sicher war, dass mich keiner hören oder sehen konnte, presste er mir eine Hand auf den Mund und fing an, mich überall zu begrapschen. Das war so eklig so… wuäh!“, sagte sie grinsend und zog an ihrer Zigarette. Adora kam diese Situation bekannt vor und sie konnte sich vorstellen, was jetzt geschah. Doch trotzdem fiel sie Melissa nicht ins Wort. „Wenige Minuten später hab ich einen dumpfen Aufschlag gehört und der Typ, der mich angetatscht hat ging K.O. auf den Boden und Peter stand vor mir. Er war so charmant und… man war ich erleichtert! Ich meine, der Typ hätte mich vergewaltigt wenn Peter nicht gekommen wäre… Aber hinterher habe ich mir gewünscht dass Peter nicht gekommen wäre…“, sie seufzte leise bevor sie weiter erzählte. „Na ja… Dann war es eben, wie es gekommen ist. Er hat mich auf den Strich geschickt und weil ich nicht wusste, wie ich mit der neuen Situation umgehen soll, hab ich angefangen Drogen zu nehmen. Am Anfang nur dieses leichte Zeug, aber irgendwann hab ich mir auch Heroin gespritzt und… ab da an war ich endgültig von Peter abhängig. Ich bin…“, Melissa stoppte kurz, da sie an den Fingern nachzählen musste. „Ja, genau… Ich bin seit 5 Jahren auf dem Strich. Na ja… vor einem halben Jahr hab ich dann John kennen gelernt. Das war lustig… Sein bester Freund hat eine Jungessellenparty gegeben und hat dafür einige Mädchen vom Strich geholt, um zu strippen. Haben dann auch 4 Freundinnen und ich gemacht. Na ja und ich hab mich dann ein bisschen um John gekümmert, der da rum saß… Wir haben uns dann unterhalten und er hat mir erzählt, dass seine Freundin vor ein paar Tagen Schluss gemacht hat. Und ich fand ihn so toll, weil er mich nicht behandelt hat wie eine Nutte, sondern wie eine Frau! Er hat mir gesagt, dass ich wirklich hübsch aussehe und… Ach… ich verfalle wieder ins Schwärmen!“, sie stoppte noch einmal und grinste. Adora musste ebenfalls grinsen und drückte ihre Zigarette aus. „Er ist aber auch ein Engel, dein John…“; sagte sie grinsend und Melissa zog eine Braue hoch. „Genau… MEIN John!“, sagte sie noch einmal grinsend und fuhr fort. „Na ja… wir haben uns dann immer wieder getroffen und irgendwann hat er mir halt gesagt, dass er mich liebt und dass er mir helfen will… Erst hat er mir geholfen, vom Heroin loszukommen… Das war plötzlicher und kalter Entzug! Er war immer da, ich konnte mir NIE etwas kaufen! Das war der helle Wahnsinn! Aber nach 2 Monaten war ich völlig clean! Das klingt zwar total bescheuert und unmöglich, aber er hat es echt geschafft! Und vor einigen Wochen dann…“, sie stockte erneut und errötete leicht. „Da hat er mir einen Heiratsantrag gemacht und… Gott, das war so toll! Und ich hab natürlich angenommen…“, sie nickte noch einmal und sah Adora verliebt lächelnd an. Adora erkannte ab da an immer sofort, wann sie an John dachte und wann nicht. Melissa erzählte ihr noch, dass sie und John eine Wohnung am Rande der Stadt gemietet hatten, wo Peter sie nicht finden würde. Und bald würde sie mit John weggehen. Adora war so überwältigt, von dieser schönen Geschichte, dass sie nicht fassen konnte, warum Melissa noch auf den Strich ging. Kurz nach ihrer Erzählung lud Melissa sie noch auf einen Tee ein und die beiden gingen in ein kleines Café. Melissa mit Adoras Versprechen, niemanden von ihrem Plan zu erzählen.
 

~~~Rückblick Ende~~~
 

Lachend drückte Adora John von sich, der anfing sie zu kitzeln. „John! Pfui! Such lieber Melissa!“, sagte sie lachend und John wollte grade etwas erwidern, als er zur Seite geworfen wurde. Etwas Rothaariges hatte sich an ihn gedrückt und küsste ihn jetzt verlangend auf die Lippen. John schlang die Arme um die junge Frau und erwiderte ihren Kuss. Nach einigen Augenblicken lösten die beiden sich voneinander und Melissa lächelte John sanft an. „Schatz!“, sagte sie grinsend und drückte sich wieder an ihn. Danach auf sie auf Adora und grinste leicht. „Hey du.“ Sie winkte ihr zu und Adora erwiderte den Gruß. Danach sah Melissa wieder auf John und lächelte glücklich. „Heute ist es endlich soweit…“, sagte Melissa leise und Adora wusste genau was sie meinte. Heute würde sie den Strich verlassen und mit John in diese kleine süße Wohnung ziehen. Adora seufzte. Grade als sie noch etwas sagen wollte, stoppte ein Auto vor ihr und ein alter Mann mit grauen Haaren grinste ihr lüstern entgegen. Adora seufzte leise und sah noch einmal auf Melissa und John. „Na ja, ich muss dann wohl mal an die Arbeit…“, sagte sie leise. „Adora…“, hörte sie Melissa noch sagen, bevor sie plötzlich auf die Knie sackte und sich den Bauch hielt. „Scheiße…“, sagte Adora keuchend und drückt die Hand fest auf den Bauch. „Was ist das?“ Sie zitterte leicht und merkte nur, wie Melissa sich neben ihr auf die Knie fallen ließ. „Ruft doch einen Arzt!“, schrie Melissa einem der Zuhälter zu und dann verlor Adora auch schon das Bewusstsein.
 

Ooh, she’s a little runaway

Daddys girl learned fast

all those things he couldn't say

Ooh, shes a little runaway

(“Runaway” – Bon Jovi)

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Und das wars auch schon... Na ja,... vom viertel Kapitel! xD

Ich hoffe es hat euch gefallen! ^^ Und ich hoffe wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder!

Eure Merle! *euch alle knuffeln tu* ^.^

Easier To Run

So... Von hier an möchte ich mich bei ALLEN entschuldigen, die jetzt schon seit mehr als einem halben Jahr auf das 5. Kapitel von "Liebe und Schmerz" warten.

Ich hatte in letzter Zeit einfach überhaupt keine Ideen. Ich steckte in einem kreativen Loch und ich bin nie zufrieden gewesen mit dem, was ich "zu Papier" gebracht habe. Ich habe mich innerlich irgendwie dafür gehasst, doch ich konnte nichts daran ändern.
 

Doch nun kann ich voller Freude mitteilen: ES IST ENDLICH FERTIG!

Ich bitte noch einmal um Verzeihung und hoffe, ihr seit mir nicht allzu böse!

Doch nun will ich gar nicht länger drum rum reden, sondern euch viel Spaß beim Lesen wünschen!

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Kapitel 5: Easier To Run
 

Langsam öffnete Adora die Augen. Sie konnte ihre Arme nicht bewegen und ihre Augen wollten sich auch nicht lang offen halten. Wo war sie? Sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Sie wollte grade zu einem Freier und dann? Dann war sie umgekippt. Oh Gott, wie lang lag sie denn schon hier? Aber die wesentlich bessere Frage war… WO war sie hier? Die Wände waren weiß und es stank. Wonach konnte sie nicht genau sagen, aber es stank erbärmlich. Sie versuchte sich aufzurichten, sank aber keuchend wieder ins Kissen zurück, als sich zwei Hände an ihre Schultern legten und sie zurückdrückten. Adora schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. „Du machst Sachen…“, hörte sie eine Stimme sagen. Diese Stimme ließ sie lächeln und sie seufzte glücklich auf. „Melissa…“, sagte sie leise, während sie nach ihrer Hand tastete. Melissa legte eine Hand auf ihre und drückte diese leicht. Wie lange war sie denn jetzt hier? Und verdammt noch mal, konnte mal jemand dieses verdammte Gepiepe abstellen? Was war das denn? „Melissa… wo bin ich?“, fragte sie leise und erstickte kurz danach auch schon halb an einem Hustenanfall. Melissa wartete, bis ihr Anfall vorbei war, bevor sie anfing zu erzählen. „Du bist im Krankenhaus. Du wolltest grade zu diesem Freier, als du auf die Knie gesunken bist und dir wie bekloppt eine Hand auf den Bauch gepresst hast. Kurz danach hast du das Bewusstsein verloren und der Notarzt hat dich direkt einkassiert und hierher gebracht. Du bist jetzt seit 2 Tagen hier… und endlich bist du wach…“ Adora sah es zwar nicht, aber sie spürte, wie Melissa sie sanft anlächelte und dieses Lächeln beruhigte die junge Frau ungemein. Ein leiser Seufzer verließ Adoras Lippen und Melissa hob eine Braue. „Was hast du?“, fragte die junge rothaarige Frau, wandte ihren Kopf dann aber zur Tür, da diese sich grade öffnete. Adora bemerkte das Türöffnen nicht, sie bemerkte nicht einmal, wie jemand langsam die Decke wegzog und ihr Nachthemd leicht hochschob. „Ich hab nichts… Bloß…“ Sie wollte ihren Satz grade beenden, als sie eiskalte Hände spürte, die sich auf ihren Bauch gelegt hatten und leicht zudrückten. „WUAH!“, schrie die junge Frau und setzte sich sofort senkrecht ins Bett. „DAS IST KALT!“, fügte sie noch hinzu, bevor sie keuchend nach Luft rang und ihr Hemd wieder nach unten schob. Ihre Augen öffneten sich langsam und sie sah in das liebevolle Lächeln eines grauhaarigen Mannes mit weißem Kittel. Ihr Blick schweifte zum ersten Mal richtig durch den Raum und er blieb an Melissa und John hängen, der wohl mit dem Arzt in das Zimmer gekommen sein musste.

„Hey Süße…“, sagte er lächelnd und küsste Adora sanft auf die Stirn. Danach legte er die Arme wieder um die Junge Frau und schmiegte sich in ihre roten Haare. Seufzend sah Adora wieder auf den Arzt, der grade etwas auf seinem Klemmbrett abhakte. „Erschrecken Sie mich doch nicht so, sonst kriege ich gleich noch einen Herzinfarkt.“, sagte sie grinsend zum Arzt und dieser senkte das Brett langsam. Ein sanftes Lächeln lag auf seinem Gesicht und er zwinkerte ihr leicht zu. „Verzeihung, ich wusste nicht, dass meine Hände so kalt sind.“, erwiderte er daraufhin nur, trat aber wieder ans Bett. Adora schob nun schon freiwillig ihr Nachthemd nach oben und legte sich langsam zurück in ihr Bett. Der Arzt rieb seine Hände leicht aneinander, um sie etwas zu wärmen und legte sie danach auf ihren Bauch. „Bitte sagen Sie mir, wenn es weh tut, wo ich drücke.“, sagte er leise, bevor er sanft anfing auf ihrem Bauch rumzudrücken. Adora zuckte nicht einen Augenblick zusammen, oder hatte Schmerzen. Stattdessen bildete sie sich ein, dass sich etwas in ihrem Bauch drehte. Doch sie schüttelte nur für sich selbst den Kopf und sah den Arzt an. „Nein.“, sagte sie leise. „Da tut gar nichts weh.“, fügte sie noch hinzu und sah den Arzt fragend an. Dieser zog lächelnd seine Hände zurück und nickte. „Gut gut…“, sagte er, während er die Ärmel wieder grade machte und sein Klemmbrett nahm. Er steckte den Kuli zurück in seine Brusttasche und sah auf Adora. „Nun Fräulein Smith… Dass Sie zusammen gebrochen sind, liegt an dem Stress, den sie in letzter Zeit hatten. Gepaart mit der… Ich nenne es Arbeit, der Sie nachgehen, das tut dem Körper nicht sehr gut. Auch die Tabletten, die Sie nehmen, sind nicht gut für Sie. Ich werde ihnen nachher einige Sachen mitgeben, die sie ungefährlich nehmen können. Doch lassen sie die Finger von den Tabletten… Ihre Freundin hat mir davon erzählt und sie sind wirklich nicht gut für sie! Vor allem nicht, wenn sie ein Kind erwarten.“, sprach er lächelnd. Doch aus Adoras Gesicht verschwand sämtliche Farbe. „Ich bin…“, fing sie leise an und zitterte. „…schwanger.“, beendete der Arzt den Satz und sah sie lächelnd an. Adora verstand die Welt nicht mehr.

Nein! Das konnte nicht sein, sie konnte nicht schwanger sein. Nicht jetzt, nicht in dieser gottverdammten Situation! Wie sollte sie denn ein Kind durchbringen? Und außerdem… Von wem war sie schwanger? Nein… Warum dachte sie denn darüber nach? Sie wusste es irgendwie schon die ganze Zeit. Sie wollte etwas haben, was sie an ihr altes Leben erinnerte… Und sie hatte es bekommen. Ein Kind, das sie für immer an ihre große Liebe erinnern wird. Keith.

Langsam setzte Adora sich auf und ließ den Blick erneut durch das Zimmer schweifen. Melissa war da, der Arzt war gegangen. Ziemlich blass und mit einem mulmigen Gefühl im Magen sah die junge Frau auf Rothaarige. „Das geht nicht…“, sagte sie leise und versuchte sich aufzusetzen. Sofort sprang Melissa von ihrem Stuhl auf und drückte Adora zurück aufs Bett. Die werdende Mutter war zu schwach, um sich gegen die doch erheblich größere Kraft der Älteren zu wehren und so ließ sie sich zurück auf das Bett sinken. Ihre braunen Augen starrten Gedankenverloren an die Decke und ihre Hände krallten sich einerseits aus Angst, andererseits aus Wut in das Bettdecke. Sie zitterte stark, dass erkannte man an der Decke.

„Adora…“, sagte John langsam, während er sich auf die Bettkante setzte. „Ich kann mir vorstellen, dass du hoffst, gleich aus diesem Traum aufzuwachen, aber leider muss ich dir sagen, dass das hier kein Traum ist und auch kein schlechter Scherz…“ Er unterbrach einige Augenblicke, um Adora Zeit zu lassen, erstmal über seine Worte nachzudenken. Adora schüttelte aber den Kopf und begann zu sprechen, bevor John überhaupt wieder hätte anfangen können. „So ein Schwachsinn! Das hier kann überhaupt nicht die Realität sein! Ich bin nicht schwanger, ich… ich kann nicht schwanger sein!“ Die junge Frau schrie ihn fast an und ließ sich erschöpft zurück sinken. Tränen liefen über ihre Wangen und sie konnte immer noch nicht verstehen, wie das überhaupt passieren konnte. Nun meldete sich aber auch Melissa zu Wort, die aufgestanden war und sich zu Adora ans Bett gesetzt hat.

„Süße…“, sagte sie leise, während sie ihr vorsichtig über die Wange strich. „Das ist die Wahrheit… Ob du es wahr haben willst oder nicht, es ist nun einmal wahr… Und John und ich werden dich so gut es geht unterstützen…“ Melissa sah die junge Frau liebevoll lächelnd an und legte den Kopf schief. Sie schlug ihr vor, sie mit in ihre Wohnung zu nehmen, bis Adora einen Job gefunden hatte und sich eine eigene Wohnung nehmen konnte. Adora nickte nur leicht. Eigentlich wollte sie da jetzt gar nicht drüber nachdenken. Seufzend willigte sie dann aber doch ein und lächelte leicht.

„Danke, dass ist wirklich von euch…“, sagte sie leise. Die drei unterhielten sich noch ein bis zwei Stunden, sie einigten sich darauf, dass Melissa und John ein Zimmer für das Baby einrichten würden, weil keiner der Drei wollte, dass Adora das Baby abtreiben lassen musste. John sowie Melissa waren der Ansicht, dass dieses Baby Adora gut tun würde… Immerhin erinnerte es sie an Keith und das war im Moment das einzige was zählte. Adora lag noch wach, Stunden nachdem Melissa und John gegangen waren, und grübelte nach. Was, wenn das Kind nicht gesund war? Man hat doch schon so oft gehört, dass Kinder, die von Geschwistern gezeugt wurden, geistig oder körperlich behindert waren. Adora konnte sich nicht um ein behindertes Kind kümmern, das würde sie seelisch gar nicht aushalten. Seufzend setzte sie sich auf und beugte sich zu ihrem Nachttisch. Ihre Finger schlossen sich um den Hals einer Sprudelflasche und sie zog sich unter einem Keuchen an sich heran. Sie war wirklich ziemlich geschwächt, denn es dauerte fast 5 Minuten, bis sie den Deckel der Flasche endlich aufgedreht hatte. Mit zitternden Händen nahm sie einen Schluck, sie stützte die Flasche mit ihrer zweiten Hand, hatte sie doch Angst, dass sie fallen könnte. Seufzend stellte sie den Sprudel wieder auf den Boden und stieg langsam aus dem Bett. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, aber sie musste jetzt unbedingt etwas rumlaufen, ihre Gedanken etwas beruhigen, einfach überhaupt auf andere Gedanken kommen!

Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah auf den Menschenleeren, dunklen Gang der sich vor ihr erstreckte. Langsam ging sie raus und keuchte leicht. Diese wenigen Schritte hatten sie wirklich schon ziemlich angestrengt, aber das war ihr total egal. Sie musste laufen, wenigstens ein bisschen. Und solang sie wieder zurück in ihr Zimmer kam, konnte es jedem in diesem Krankenhaus doch egal sein.

Adora lief nun schon seit fast 20 Minuten durch das Krankenhaus, doch sie hatte nicht das Gefühl, bald nicht mehr zu können und sie hatte auch nicht das Bedürfnis sich zu setzen, oder sich zu legen. Sie sah sich alles genau an, prägt sich alles ein, was sie sah. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ein Pärchen sah, das zusammen in einem Bett eingeschlafen war. Sie wusste nicht, was die junge Frau hatte, aber sie konnte aus dieser Entfernung erkennen, dass ihr Freund die Arme eng um sie geschlungen hatte und sie am liebsten gar nicht mehr loslassen wollte.

„Sie hat Brustkrebs.“ Adora drehte sich erschrocken um und sah in die Augen eines jungen Arztes, der sie leicht lächelnd ansah. Sie legte den Kopf schief und sah dann wieder durch die Scheibe zu dem schlafenden Pärchen. „Brustkrebs?“, wiederholte sie leise und in der Scheibe sah sie, wie der junge Arzt nickte. „Ja. Sie kam vor wenigen Wochen zu hierher. Sie hatte einen Knoten an der Brust entdeckt und wusste nicht was es ist. Nach einigen Untersuchen hat der behandelnde Arzt gesagt, dass alles auf Brustkrebs hindeutet.“ Er nickte leicht bestätigend und sah dann auf Adora. „Und Sie? Sie sollten doch sicher im Bett liegen, oder Miss?“, fragte er leicht grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust. Adora fühlte sich ertappt und lächelte leicht, als der Arzt sie weiterhin angrinste. „Ich… konnte nicht mehr liegen, wollte etwas rumlaufen.“ Sie sah den Arzt an und las erst jetzt den Namen auf dem Schild, welches vor seiner Brust hing. „Derek Cutler.“, las sie leise vor und sah den jungen Arzt dann an. Dieser hatte sein Grinsen zu einem Lächeln gewandelt und schaute Adora nun genau an.

„Und warum sind sie hier?“, fragte er, beantwortete sich die Frage im nächsten Moment aber selbst, als Adora eine Hand auf ihren Bauch legte. Sie sah wieder zu ihm hinauf und lächelte leicht. „Ich bin vor zwei Tagen zusammen gebrochen, ich wusste nicht, dass ich schwanger bin und so bin ich hier gelandet…“ Sie zuckte leicht mit den Schultern, bevor sie sich wieder umdrehte. Sie sah das Pärchen an. Der junge Mann war inzwischen aufgewacht und strich seiner Freundin sanft über die Stirn. Adora stiegen Tränen in die Augen. „Aber ich weiß nicht, ob ich es wirklich bekommen will…“, fügte sie leise hinzu. Sie bemerkte das Lächeln des Arztes nicht, der ihr dann langsam eine Hand auf die Schulter legte. „Kommen Sie mal mit.“, sprach er langsam und zog sie vorsichtig mit sich, ohne sie zum stolpern zu bringen. Er merkte, dass Adora wacklig auf den Beinen war und so stützte er sie vorsichtshalber etwas. Derek brachte sie zu der Kinderstation, die schon von weitem durch die Bilder und die wechselnde Wandfarbe von Weiß zu einem schönen blau zu erkennen war. Es war spät, die Kinder schliefen schon, aber Adora konnte die kleinen Bündel durch eine Fensterscheibe beobachten. Sie legte eine Hand an die Scheibe und ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen. Sie hatte ein leichtes Glänzen in den Augen und sie war völlig überrascht, als ein kleines Kind sich plötzlich leicht drehte und ein leises Geräusch von sich gab, dass einem Schnarchen ähnelte, so dachte Adora zumindest.

„Ein Kind… ist ein Geschenk Gottes und wenn man schon einmal die Chance bekommt, so ein Wunder in sich zu tragen und es zu gebären… Sollte man diese Chance auch nutzen.“, sagte der junge Arzt lächelnd und Adora nickte leicht. Eigentlich wollte sie das Kind abtreiben lassen, sie hatte doch sowieso keine Chance, das Kind irgendwie zu ernähren. Aber wenn Melissa und John ihr wirklich helfen würden, dann könnte sie das mit Sicherheit auch schaffen. Ihre Augen blieben weiterhin auf den Kleinen ruhen und das Lächeln wollte einfach nicht von ihren Lippen verschwinden. „Ein Wunder…“, wiederholte sie leise und lehnte ihre Stirn gegen die Scheibe.

Ja, es war ein Wunder. Vielleicht war es aber auch ein Zeichen. Ein Zeichen, dass sie und Keith wieder zusammen bringen sollte. Wenn sie wirklich bei Melissa und John bleiben konnte, bis sie eine eigene Wohnung hatte, dann könnte sie sich diese ja mit Keith zusammen nehmen. Es musste doch nie jemand erfahren, irgendwie würden sie es schon hinkriegen. Ein angenehmer Schauer lief Adora den Rücken hinunter und sie sah lächelnd auf den jungen Arzt. „Vielen Dank.“ Derek nickte ihm nur leicht zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Jetzt bringe ich Sie noch in ihr Zimmer und dann werden sie richtig gut schlafen.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und brachte sie zurück in ihr Zimmer. Adora legte sich langsam in ihr Bett und ließ sich von dem jungen Arzt zudecken. Sie lächelte ihn leicht an und griff nach seinem Handgelenk, als er sich umdrehte um zu gehen. „Warten Sie.“, sagte sie lächelnd und setzte sich noch einmal kurz auf. „Ich danke Ihnen Derek. Ohne sie hätte ich wohl gar nicht erkannt, was für ein Glück ich habe…“, sagte sie lächelnd und legte den Kopf schief. „Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, dann sagen sie es mir bitte.“ Der junge Mann schüttelte den Kopf und lächelte sanft. „Werden Sie glücklich mit ihrem Kind, dann bin ich auch glücklich. Und kommen sie ab und zu in das Krankenhaus und schauen sie vielleicht nach den kleinen Kindern, die hier ausgesetzt wurden und noch keine Eltern haben.“ Er lächelte noch einmal sanft und verließ dann Adoras Zimmer. Adora sah ihm noch einige Sekunden nach, bevor sie sich zurücksinken ließ, die Augen schloss und einschlief.

Am nächsten Morgen wachte Adora durch das Zuschlagen ihrer Zimmertür auf. Sie blinzelte eine Male, bevor sie überhaupt etwas erkennen konnte und selbst da erkannte sie nur Umrisse, die ihr nicht verrieten, wer grade ihr Zimmer betreten hatte. Als sie jedoch die leise Stimme ihrer Krankenschwester vernahm, lächelte sie leicht und legte sich wieder zurück.

„Guten Morgen.“, begrüßte Veronika sie zu diesem neuen Tag und Adora gab ein lächelndes „Guten Morgen“ zurück. Die Schwester brachte Adora ihr Frühstück und als sie auf das Brötchen und den wirklich lecker aussehenden Brötchenbelag sah, bekam sie auf einmal richtig großen Hunger. Als die Schwester das Zimmer verlassen hatte, begann sie ihr Brötchen zu schmieren und biss wenige Sekunden später auch schon hinein. Ihr Magen gab ein leises Knurren von sich. Er war froh, endlich mal wieder was zu essen zu bekommen und als Adora fertig war, ließ sie sich wieder lächelnd zurücksinken und seufzte glücklich auf.

„DAS war gut!“, meinte sie zu sich selbst und strich leicht über ihren Bauch. Seufzend sah sie an die Decke und fragte sich, wann sie endlich hier raus kommen würde. Sie schloss leicht die Augen und strich weiter vorsichtig über ihren Bauch. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie an gestern denken musste. Sie setzte sich wieder auf und stand kurze Zeit später auf den Beinen. Als die Schwester rein kam sagte Adora, sie wolle ein bisschen laufen. Die Schwester nickte nur. „Soll ich ihnen Krücken oder einen Rollstuhl bringen?“ Als Adora mit dem Kopf schüttelte, lächelte die Schwester leicht, hielt die Tür für die junge Frau auf und verschwand in dem Nachbarzimmer.

Grade als Adora ihren Weg fortsetzen wollte, stieß ihr Fuß gegen etwas Kleines. Kein Hindernis, dass sie hätte aufgehalten, aber doch etwas, wonach sie sich bückte. Lächelnd hob sie das Schild auf, auf dem der Name des Arztes stand, der ihr gestern so weitergeholfen hat. Langsam ging sie weiter. Ihre Schritte führten sie zum Schwesternzimmer, an deren Tür sie anklopfte, als sie angekommen war. Eine kleine, etwas pummligere, grauhaarige Schwester öffnete ihr die Tür und sah sie mit einem warmen Lächeln an.

„Was kann ich für dich tun, Kindchen?“, fragte sie leise und Adora hielt ihr das Schild hin. „Das habe ich grade gefunden. Dr. Cutler muss es gestern Abend verloren haben.“ Adora legte den Kopf schief, als die Schwester die Augen weitete und das Schild anstarrte. „Was… haben Sie denn?“, fragte Adora leise und die Schwester kam wieder zu sich. Sie sah Adora zwar immer noch verwirrt an, lächelte jetzt aber wieder etwas. Sie drehte sich um und rief nach einer Diana, die kurz danach auch schon im Türrahmen stand und Adora ansah. „Du hast nach Dr. Cutler gefragt?“, fragte sie leise und als Adora nickte, ging sie aus dem Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich. „Gehen wir einen Tee trinken.“, sagte sie lächelnd und führte sie zur Cafeteria, wo sie sich mit Adora an einen Tisch setzt, nachdem sie sich einen Tee geholt hatten. Adora sah gespannt zu Diana, als diese anfing zu reden.

„Für die Geschichte von Derek Cutler muss ich etwas weiter ausholen. Er war hier Arzt auf der Kinderstation. Er hat Kinder sehr geliebt, er hat sich um jedes einzelne Kind gekümmert. Wenn sie keine Eltern mehr hatten oder vorm Krankenhaus ausgesetzt wurden, dann hat er sich mit den Kindern hingesetzt. Er hat sie Stunden auf dem Arm gehalten, sie gestreichelt, mit ihnen gekuschelt, einfach alles.“ Sie lächelte leicht, als sie Adora das erzählte. Dann trank sie erstmal einen Schluck Tee, bevor sie weiter erzählte.

„Derek hatte eine Freundin. Sie war 2 Jahre jünger als er, ihr Name war Jessica. Die beiden waren seit der 8 Klasse ein Paar. Es war mir immer unbegreiflich, wie sehr sich Menschen lieben konnten, dass sie so lang zusammen blieben. Na ja… Jessica wurde schwanger. Du kannst dir nicht vorstellen die Derek sich gefreut hat. Er ist durch das Krankenhaus gelaufen und hat mit jedem getanzt, den er gesehen hat. Er war… unendlich glücklich, bald ein eigenes Kind zu haben, dass er so lieben konnte, wie all die Kinder auf seiner Station.“ Diana unterbrach wieder und starrte für einige Augenblicke auf ihre Tasse. Adora verstand nicht, warum sie plötzlich einen so traurigen Gesichtsausdruck bekam, doch sie wollte Diana jetzt nicht danach fragen oder sie aus ihrem Traum reißen, deswegen schwieg sie und wartete, bis Diana fort fuhr. Diese merkte grade, dass sie völlig in ihre Gedanken versunken war, schüttelte den Kopf und entschuldigte sich. Als Adora eine Hand hob, um ihr zu zeigen, dass sie sich nicht entschuldigen müsse, nickte Diana nur und fuhr sie fort.

„Jessicas Familie wohnte nicht hier in dieser Stadt, sondern eine Stunde von hier entfernt. Sie wollten einen Tag zu ihrer Familie fahren, weil Jessica es ihnen nicht am Telefon sagen wollte. Sie wollte das Gesicht ihrer Mutter sehen, wenn sie ihr sagen würde, dass sie schwanger war. Derek wollte mitfahren, wurde aber eine Stunde, bevor sie losfahren wollte, zu einer wichtigen Operation gerufen. Jessica meinte, sie würde schon einmal vorfahren. Derek stimmte zu, sagte aber auch, dass sie vorsichtig sein soll und dass er sofort nach dieser OP zu ihr fahren würde. Tja… und… Das war eigentlich schon der Anfang vom Ende.“ Seufzend lehnte Diana sich zurück, schlug die Beine übereinander und stricht sich leicht durch die Haare.

„Jessica hatte einen Autounfall.“, sagte Diana leise. Dabei fixierte sie Adora genau und beobachtete jede ihrer Gesichtszüge. Adora weitet kurz die Augen, schloss sie dann für einen Moment um sich das genau zu überlegen. Jessica hatte einen Autounfall. Ob sie diesen überlebt hat? Sie muss ihn ja überlebt haben, sonst wäre Derek doch gestern nicht so fröhlich gewesen, als er mir Adora gesprochen hat. Aber warum dachte sie denn darüber nach, sollte Diana doch einfach weiter erzählen!

Adora hob den Kopf und sah Diana genau an. „U-… Und?“, fragte sie leise und Diana seufzte.

„Sie starb. Noch bevor der Krankenwagen ankam.“ Sie machte eine kurze Pause, sprach dann aber weiter. „Derek hatte das nie verkraftet. Erst kam er Wochen nicht zur Arbeit, dann schottete er sich völlig ab, verkroch sich immer mehr und irgendwann…“ Sie stockte. Adora konnte ihr ansehen, dass sie gern weinen würde, aber Diana wehrte sich mit aller Kraft gegen die Tränen, die in ihr aufsteigen wollten. Sie muss Jessica wirklich gut gekannt haben, dass sie so traurig darüber war, dass sie gestorben war. Adora legte eine Hand auf Dianas, diese nickte nur leicht und holte kurz tief Luft. „Entschuldige…“, sagte sie leise, bevor sie weiter erzählte.

„Derek hat nie verwunden, dass Jessica damals bei dem Unfall starb. Er sah keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er war ein guter Arzt! Ein wundervoller Arzt, er hätte groß werden können. Er hatte Zukunftschancen wie kein anderer, aber dieser Unfall… Hatte seinen ganzen Lebenstraum zerstört. Der bestand nämlich nie darin, ein großer Arzt zu werden… Er wollte immer nur eine Familie mit Jessica gründen. Doch…als dieser Traum zerstört wurde, hatte Derek alles aufgegeben. Ein Leben ohne Jessica sei kein Leben mehr, hatte er gesagt bevor…“ Diana musste für den letzten Satz ziemlich tief Luft holen und all ihren Mut zusammen nehmen, bevor sie den Satz sprach, der Adora völlig aus der Fassung brachte. „Bevor er vor 3 Jahren Selbstmord begangen hatte.“ Adora weitete die Augen. Vor 3 Jahren? Aber das war völlig unmöglich! Sie hatte ihn doch gestern noch gesehen! Verdammt, sie hatte doch gestern noch mit ihm gesprochen! Er hatte sie doch getröstet. Hatte ihr so weiter geholfen, ihr ihre Entscheidung viel leichter gemacht. Adora hob den Kopf, den sie zum nachdenken gesenkt hatte und sah Diana genau an.

„Das ist völlig unmöglich…“, sagte Adora leise und Diana sah sie fragend an. „Ich… ich hab doch gestern noch mit diesem Arzt gesprochen…“ Diana bekam ein sanftes Lächeln auf den Lippen und nickte leicht. „Du bist nicht die erste Schwangere, die mir das sagt.“ Adora sah sie fragend an und Diana erklärte ihr, dass viele werdende Mütter, die hier lagen und sich nicht sicher waren, ob sie das Kind bekommen sollten oder nicht, Derek Cutler gesehen haben. Jede dieser Frauen habe dann ihr Kind bekommen und sei jetzt wahnsinnig glücklich. Adora nickte nur leicht und lächelte leicht.

„Geist oder nicht…“, sagte sie leise und stand auf. Ihren Tee hatte sie geleert und sie war froh, mit Diana darüber gesprochen zu haben. „Er hat mir geholfen, dafür bin ich ihm ewig dankbar.“

Diana sah Adora nah und lächelte. Ihr Blick viel zu dem geöffneten Fenster, durch das man genau auf den kleinen anliegenden Park sehen konnte, der neben dem Krankenhaus lag. Sie sah lächelnd in das Gesicht von Dr. Derek Cutler und nickte. „Gute gemacht.“, sagte sie leise. Als Derek ihr ebenfalls zunickte, stand sie auf, brachte die Tasse weg und ging zurück zum Schwesterzimmer. Das Bild von Derek verschwand langsam und jegliche Spur, die auf ihn hätte deuten können, verschwand.

Als Adora ihre Zimmertür öffnet um hinein zu gehen, sich noch etwas zu legen und zu schonen, sah sie in die blauen Augen ihres Zuhälters. Ihre Augen weiteten sich und sie wich einige Schritte zurück, doch Peter drückte sie unsanft an die Wand und sah ihr in die Augen.

„Hallo Adora.“, sagte er grinsend. Er genoss das Zittern der jungen Frau richtig und Adora wendete den Blick von seinen Augen ab. „Sieh mich doch an…“, sagte er. „Sieh mich an, verdammt!“ Adora zuckte zusammen und sah Peter jetzt wieder in die Augen. Sie konnte erkennen, dass er vor Wut fast platzte und auch der Griff um ihre Oberarme verstärkte sich immer mehr, sodass sie leicht zusammen zuckt und sich auf die Unterlippe biss.

„Peter, das tut weh...“, sagte sie leise, während sie versuchte, seine Hände von sich abzuschütteln. Doch Peter machte nicht einmal die Anstalt sie loszulassen. „Das ist mir so was von egal, ob dir das weh tut oder nicht. Du ziehst dich jetzt wieder an, wirst mitkommen und wirst mir dann sagen, wo ich Melissa finde. Hast du verstanden?“, fragte er wütend. Sein Kopf schnellte zur Tür, als diese aufging und Diana in der Tür stand. Sie hatte ein Bild in der Hand und weitete die Augen, als sie sah, wie Peter Adora an die Wand drückte. „Lassen Sie die Frau los, sie ist schwanger! Ich rufe den Sicherheitsdienst!“, schrie sie laut, drehte sich um und rannte aus dem Zimmer. Adora zuckte leicht zusammen. Sie spürte den hasserfüllten Blick, der von Peter ausging. Jetzt wusste er, dass sie schwanger war. Jetzt war alles vorbei. Er würde ihr nie erlauben, dieses Kind zu bekommen. Eigentlich war es ihm doch egal, wie es Adora ging. Hauptsache sie schaffte weiterhin Kunden für ihn an. Durch die letzten drei Tage, waren ihm ihre Einnahmen entgangen und das würde sie alles nacharbeiten müssen. „Du… bist schwanger?“, fragte er mit einem Unterton, der Adora gar nicht gefiel. Er zog sie an ihrem Oberarm zum Bett und warf sie unsanft auf dieses. „Zieh dich jetzt an!“, sagte er wütend, während er die Tür abschloss, damit niemand mehr reinkommen konnte. „Wir gehen und suchen deine kleine Freundin!“ Adora hatte große Angst vor ihm, deswegen zog sie langsam das Nachthemd aus und ihre Klamotten, die sie getragen hatte, als sie herkam, wieder an. „Geht das mal etwas schneller?“, fragte Peter ungeduldig und nach wenigen Minuten war Adora fertig angezogen, gekämmt und auch etwas geschminkt. Seufzend drehte sie sich zu Peter um, der sie grinsend musterte. „Na geht doch. Und jetzt komm!“, sagte er wütend, packte ihr Handgelenk, schloss die Tür auf und ging mit ihr aus dem Zimmer.

Diana kam mit den Wachleuten zu spät am Zimmer an. Sie sah noch, wie Adora mit Peter um die Ecke verschwand, doch sie hetzte die Wachleute nicht hinterher. Sie sah auf den Gang hinunter und seufzt leicht. „Viel Glück, Kleine.“, sagte sie leise, entschuldigte sich bei den Männern, die ihr gefolgt waren und ging zurück an ihre Arbeit.

„Jetzt beweg dich, Adora!“, sagte Peter wütend und zerrte sie weiter hinter sich her. Menschen drehten sich um, sahen de beiden nach, tuschelten… Aber niemand schien den Anschein zu machen, Adora helfen zu wollen. „Peter, du tust mir weh, verdammt noch mal…“, sagte Adora leise, doch Peter zog sie nur noch schneller hinter sich her. Immer wieder schaute Adora in ein Gesicht, welches sich sofort von ihr abwandte. Die wollten ihr doch alle gar nicht helfen, immerhin würden sie sich selbst in Gefahr bringen und das könnte nicht einer dieser Idioten auf sich nehmen. Niemand würde ihr helfen.

„Ich bringe dich jetzt zu einem befreundeten Doktor, der soll dir diesen Misserfolg wegmachen und dann geht es zurück an die Arbeit!“, sagte Peter wütend und Adora stockte. Sie blieb stehen und riss sich von ihm los. „Dieser… Misserfolg ist mein Baby! Und ich werde es nicht töten!“ Adora schrie fast und Peter sah sie mit einem überheblichen Grinsen an. Natürlich hatte Adora nicht die geringste Chance gegen Peter und sie wusste, dass sie ihr Kind verlieren würde, doch sie wollte wenigstens darum kämpfen. Sie wollte wenigstens um das Leben ihres Kindes kämpfen und wenn es das letzte ist, was sie tun würde. Peter stellte sich vor Adora und sah ihr tief in die Augen. Sie wusste, dass er sie jetzt anschreien würde und er würde sie auch schlagen, doch das war ihr egal. Sie würde kämpfen, was es auch kosten würde.

Grade zu diesem Zeitpunkt ging Keith diese Straße entlang. Er war völlig abgemagert, seine Haut war blass und sein Gang gelangweilt. Er wusste nicht wohin ihn seine Füße tragen würden, doch seit Adora verschwunden war, ging er Tag für Tag diese Straße entlang, auf der Hoffnung sie irgendwo zu finden. Normalerweise sah Keith sich nie die Gegend an, doch diesmal brachte ein lautes Schreien und ein dumpfer Schlag ihn zum Aufblicken. Er sah auf eine braunhaarige junge Frau und einen Rothaarigen, der sich über sie gebeugt hatte. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, wer das junge Mädchen war. Es war Adora. Keith konnte es kaum fassen, aber er hatte Adora endlich wieder gefunden. Er rannte sofort auf die beiden zu. „Adora! Hey du Arschloch, nimm die Finger von ihr!“

Grade wollte Peter Adora noch eine Ohrfeige verpassen, als er das Geschrei Keith’ hörte, der sich von hinten näherte. Grinsend stieß er Adora von sich und sah auf Keith. „Wer ist denn das? Dein Ritter in strahlender Rüstung?“, fragte er hämisch und knackte mit den Knöcheln. Was sollte dieser halbwüchsige kleine Kerl schon gegen ihn ausrichten können? Keith wartete gar nicht auf irgendeine Erklärung sondern holte aus und verpasste Peter direkt eine. Dieser taumelte einige Schritte zurück, wischte sich das Blut vom Mundwinkel und sah siegerisch grinsend auf Keith.

„Du willst also die Kleine hier retten, was?“, sagte er überheblich und ging einen Schritt auf Keith zu. „Ach halt doch die Fresse!“, schrie Keith und wollte Peter grade wieder eine verpassen, als dieser ausholte und ihm genau in den Magen trat. Keith ging kurz auf die Knie, stand dann aber auf und sah auf Peter. „Lass Adora in Ruhe…“, sagte er leicht keuchend. Grade als Peter ihm dreckig lachend noch eine Faust verpassen wollte, stellte sich Adora zwischen die beiden. Kurz bevor Adora die Faust abbekommen hätte, stockte er und sah sie wütend an. „Geh mir aus dem Weg, du Miststück!“ Er holte mit der flachen Hand aus und verpasste Adora eine Ohrfeige. Was dann geschah, passierte für die Beteiligten wie in Zeitlupe.

Adora fiel durch die Ohrfeige, die Peter ihr verpasste auf die Straße. Ihr Kopf prallte auf das Pflaster und hinterließ eine kleine Platzwunde auf ihrer Schläfe. Sie fasste sich mit zwei Fingern an die Schläfe und sah auf das Blut. Erschrocken weitete sie die Augen und setzte sich etwas mehr auf. In diesem Moment hielt ein Auto auf sie zu, indem der Fahrer schon wie ein Verrückter zu hupen begann. Adora war geblendet wie ein Reh, sie konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Auch Keith Rufe hallten wie ein Echo in ihrem Kopf wider, doch sie brachten sie auch nicht dazu, sich zu bewegen. Keith war in diesem Moment alles egal. Er rannte auf Adora zu, stieß sie zur Seite und wurde noch im selben Moment von dem Auto erfasst. Sein Körper brachte die Windschutzscheibe zu springen und flog danach über das Dach und den Kofferraum hinter dem Auto auf die Straße. Adora schrie, doch auch das schien nur in Zeitlupe abzulaufen. Sie rannte so schnell es ging zu ihrem Bruder und ließ sich neben diesem auf die Knie sinken. Ihre Hände legte sie auf seinen Brustkorb und schüttelte ihn leicht hin und her. „Keith, mach die Augen auf! Mach die Augen auf, du verdammter Idiot!“ Wütend auf ihn und auf sich selbst, schlug sie ihm einige Male auf den Brustkorb, bevor sie die Arme auf diesem verschränkte und schluchzend zusammenbrach. Peter hatte sich schon längst aus dem Staub gemacht und man hörte weit entfernt die Sirenen des Krankenwagens. Tief in sich wusste Adora, dass es sowieso schon zu spät war. Sie hörte Keith Herz nicht mehr schlagen und auch sein Atem strich nicht mehr über ihre Haut. Sie hatte ihren Bruder verloren, nur weil sie zu feige war zuzugeben, dass sie ihn mehr als alles auf der Welt liebte. Jetzt… war es zu spät.
 

Adora strich sanft über ihren Bauch, als der Priester endlich mit seiner Rede fertig war. Langsam ging sie mit Melissa und John zu einem geöffneten Grab. Sie drückte die Rosen vorsichtig an sich und sah hinunter auf den Sarg. „Unser Baby tritt schon…“, sprach sie leise, während sie eine Rose in das geöffnete Grab warf. Adora war nun im vierten Monat und hatte auch schon eine kleine Kugel. Die anderen Gäste entfernten sich langsam vom Grab. Adora hatte extra bis zuletzt gewartet, um sich etwas länger Zeit lassen zu können. Melissa und John standen einige Meter entfernt, aber nah genug um Adora sofort zu umarmen und ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war. „Du fehlst mir, Keith… Ich weiß nicht, wie ich das ohne dich schaffen soll…“ Zitternd ließ sie sich auf die Knie sinken. Grade als Melissa zu ihr laufen wollte, hielt John sie fest. „Lass sie… Sie brauch ein wenig Zeit…“ Melissa nickte und schmiegte sich an John.

„Kannst du nicht wieder zu mir kommen? Mich umarmen, mir zeigen, wie sehr man geliebt werden kann?“, leise seufzend warf sie die zweite und die dritte Rose ins Grab. Sie schüttelte nur leicht den Kopf, als eine Träne über ihre Wangen lief. „Ich habe versprochen nicht zu weinen, aber es geht einfach nicht. Ich… du fehlst mir so unendlich…“ Sie warf die restlichen drei Rosen ins Grab und stand langsam wieder auf.

„Ich liebe dich, Keith…“, flüsterte sie leise und schloss die Augen, als ein sanfter Windhauch durch ihre Haare ging. Sie spürte förmlich, wie Keith vor ihr stand und ihr liebevoll über die Wange und durch die Haare strich. Sie legte eine Hand auf ihre Wange und sah gen Himmel. „Ich vermisse dich auch…“, flüsterte sie, bevor sie sich umdrehte und zu John und Melissa zurückging, welche sie sofort in ihre Arme schlossen.

„Wir werden ihn besuchen. So oft du willst.“, sagte John lächelnd und Melissa nickte zustimmend. Gemeinsam verließen sie den Friedhof um nach Hause zu fahren.
 

Die Eltern der jungen Frau standen vor einem Baum und sahen zu ihrer Tochter hinüber. Ein hämisches Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit. Ihre Mutter sah zu ihrem Mann hinauf, dieser nickte nur leicht und gemeinsam verließen sie den Friedhof.

„Sie wird es nie herausfinden.“, sagte ihre Mutter grinsend.

„Niemand wird je herausfinden, was wirklich passiert ist…“

Und mit diesen Worten schloss ihre Mutter diesen Abschnitt, wie ein Kapitel in einem Buch.

Doch ein Kapitel schreibt noch lange kein Buch.
 

It’s easier to run

Replacing this pain with something numb

It’s so much easier to go

Than face all this pain here all alone

("Easier To Run" - Linkin Park)

__________________________________________
 

So und hier ist es aber auch schon zu Ende.

Ja, ihr habt richtig gehört, diese FF ist beendet.

Zack, vorbei, aus. War nett mit euch! xDDDD
 

Ich hoffe meine FF hat euch gefallen und vielleicht hat sie euch ja einen kleinen Schups gegeben, auch meine anderen mal anzulesen. ^.~
 

Also:

Wir lesen uns sicher bei der einen oder anderen FF nochmal wieder!

Bis dahin:

VIELEN DANK AN MEINE TREUE LESERSCHAFT!

Ganz besonders möchte ich "Das_Anni" danken, die mir bei dieser FF mit Rat und Tat und einigen guten Witzen zur Seite stand.

VIELEN DANK, MEINE SÜßE! ^^

*schmus*
 

Also dann, machts gut. *euch alle einmal knuff*
 

P.S. Ihr könnt den letzten Satz deuten, wie ihr wollt! ^.~



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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Von:  Chimi-mimi
2009-02-04T12:34:11+00:00 04.02.2009 13:34
Was ist denn das für ein Absatz am Ende? Versteh ich irgendwie nicht...
Naja, bis auf den letzten Absatz ein sehr dramatisches Ende. Schön geschrieben, spannende Geschichte, trauriges Ende.
Hat mir gefallen.
Von:  Chimi-mimi
2009-02-04T12:27:18+00:00 04.02.2009 13:27
Oha, spannendes Ende und eine absolute Wende.
Um ehrlich zu sein, bin ich schon ziemlich gespannt auf das Ende >.<
Von:  Chimi-mimi
2009-02-04T12:17:53+00:00 04.02.2009 13:17
Das war mit ABstand das beste Kapitel überhaupt.
Wirklich, hat mir gut gefallen, hab auch nichts auszusetzen :3
Ich finde, du kannst wirklich super Ertoik-Szenen schreiben und die Abschiedsszene war auch sehr gelungen.
Von:  Chimi-mimi
2009-02-04T12:06:59+00:00 04.02.2009 13:06
Hm, sehr dramatisch, die Szene zwischen Chris und Adora, gefällt mir. Ich bin auch wirklich gepsannt, wies weiter geht.
Anfangs hatte ich das Gefühl, du hast eine Weil gebraucht, bis du wieder richtig drin warst im Schreiben, aber gegen Ende war es wirklich mehr als gut :3

Chimiko
Von:  Chimi-mimi
2009-02-04T11:54:42+00:00 04.02.2009 12:54
Wirklich ein sehr spannendes Kapitel. Ich finde, du hast gut rübergebracht, wie sich Adora und Keith näher kommen.
Der Zwischeneinschub von Keith hat mir sprachlich nicht ganz so gut gefallen, hab eine Weil gebraucht, bis ich mich reingelesen hatte.
Ansonsten, ein interessanter Anfang, der Lust auf mehr macht.

Chimiko
Von: abgemeldet
2007-05-10T11:19:06+00:00 10.05.2007 13:19
Oh man, dass ist wirklich ein depremirendes Ende-.-
Vor allem hat es mich so an Eiskalte Engel erinnert^^
aber wieder mal alles so schön nachvollziehbar udnd ich bin froh, dieses Kapi gelesen zu haben...ich hatte es einfach vergessen-.-"
schöne FF
Lg^^b
Von:  lisachan
2007-01-23T20:27:53+00:00 23.01.2007 21:27
das ist cool^^ ist supi geworden
Von:  JunKurosu
2007-01-23T20:22:29+00:00 23.01.2007 21:22
*den risenkommi obendrüber anglubsch* O______O
wow..*staun* *hust* egal..
so traurig ;_____________; maaaan....shit..ich hab keith i-wie gemocht v_v'' da treffen sie sich wiede runda dann tod ;_____________________;~
*snüff*
einfach geniale story..aber i-wie wirklich schade...das is das ende?...mano v_v....*seufzel*
aber egal..echt schönde story und bla..**sowieos nix richtig gut aufzählen kann** *jetzt einfach mal die klappe hält*
okee~....*mal wegwuselt*
*snüffz*
*zu adora gehz und mit ihr keith vermiss*
Von:  Anurtle
2007-01-23T20:13:40+00:00 23.01.2007 21:13
It’s easier to run
Replacing this pain with something numb
It’s so much easier to go
Than face all this pain here all alone
*sing*
Ja, ich sinmg mal wieder... Na und? Ich kann nicht singen und tu es trotzdem... Na und? Die Merkel kann auch nicht ihren Job machen und tut es trotzdem!
Ich schweife ab... Und das gleich zu Anfang... Obwohl... Ich köönnte ja jetzt so tun als wenn ich das von Anfang an schreiben wollte... Und nix anderes...
*umguck*
*drop*
Ok, wäre sehr dumm, immerhin bin ich in einem Kommibereich...
*seufz*
Ich wurde erwischt... Aber ich reiße das Ruder schnell rum!
*rumreiß*
*nochmal neu rein komm*
It’s easier to run
Replacing this pain with something numb
It’s so much easier to go
Than face all this pain here all alone
*sing*
So... WIeso sing ich das (schon wieder)? Weil das Kapi nach dem Lied benannt wurde... Und weil ich es nebenbei höre xDDD
*einstimm*
Und warum mag ich das Lied? Weil ich dazu keinen Squaredance tanzen mus! Ok, ich schweife ab und mach mich zum Deppen... Vielleicht liegt es daran das Johnny Depp und ich am gleichen Tag Geburtstag haben?
*räusper*
Nochmal! ARGH!
*rausgeh*
*wieder rein komm*
It’s easier to run
Replacing this pain with something numb
It’s so much easier to go
Than face all this pain here all alone
*sing*
Mensch, sieht das toll hier aus! Kenn ich alles gar nicht! Den Fleck dort, den habe ich nicht schon zwei Mal gesehen! Den sehe ich zum ersten Mal! Genau wie das Lied grade zum 1(1). Mal bei mir läuft! Also heute... Obwohl... Ich hatte es gestern auch laufen... War ich bis Mitternacht wach? Wenn ja, hab ich es ja doch heute schon gehört... Ne, bin ja früher ins Bett und wurde kurz nach Mitternacht von 'ner SMS geweckt... Nich schon wieder! >____<
*raus geh*
*tief durchatme*
*wieder rein komm*
It’s easier to run
Replacing this pain with something numb
It’s so much easier to go
Than face all this pain here all alone
*sing*
*mich verbeug*
Das kam grade ganz spontan!
*mich umguck*
Oh, ein Fleck! Ne... Das ist kein Fleck...
*näher ran geh*
*Taschentuch mit Zunge befeucht*
*an dem Fleck rum wisch*
"Ey, tickts noch bei dir? Und überhaupt, mit deinem Gejaule kannst du eine Hundestaffel abrichten, aber kein Superstar werden!"
O____O
WAS MACHT DIETER BOHLEN HIER?
*umguck*
Fuck, falsche Tür!
*wieder raus renn*
*nochmal rein komm*
*zum Pult schlender*
*zwei Wassergläser schnapp*
*diese anguck*
...
*die Gläser auskipp*
*sie Dieter gegen den Kopf werf*
SO!
*raus renn*
*richtige Tür such*
*sie find*
*rein schleich*
*keuch*
It’s easier to run
Replacing this pain with something numb
It’s so much easier to go
Than face all this pain here all alone
*röchelnd hervor bring*
*umguck*
Also... Ich find... Das Kapi... Total genial... Und...
*erstmal Coke Zero trink*
Warum können die Wochenenden nicht schon am Mittwoch beginnen? Und warum können nicht alle Storys so geil wie Liebe und Schmerz sein? Denn ich hab ja auch echten Geschmack und Zero Zucker! Und genau so sollte das Leben auch sein!
*tief durchatme*
Wenn ich nicht wüsste, was ich wüsste, ich würd wissen wollen, was ich weiß... Das weiß ich!
*auf Stuhl setz*
Armer Keith....
*heul*
*zum Friedhof geh*
*Sarg ausbuddel*
*leiche raus hol*
*Sarg mitnehm*
Ich hab ein neues Bett!
*nach Hause schlepp*
*wieder zurück komm*
Also was ich sagen muss...
*räusper*
ICH LIEB DICH ÜBER ALLES, MAUSIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
*abknutsch*
Und...
"Ihr Jonathan Frakes"
O____O Was macht der Kerl von X-Factor hier???
Von:  JunKurosu
2006-08-15T17:24:17+00:00 15.08.2006 19:24
O.O schlimm schlimm schlimm......arme Adora.....nya....hammer story....*weiterlesen will*
ich hoffe es geht bald weiter^^
wieder mal toll geworden XD


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