Autor: Morwen
E-Mail: MorwenEledhwen@gmx.de
Teil: 1/2
Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören Eiichiro Oda, und ich verlange kein Geld für diese Geschichte.
Musik: Led Zeppelin, Deep Purple (nichts ist inspirierender, als klassischer Hardrock ^^)
Kommentar: So, nach einiger Zeit mal wieder was von mir. ^^ Und dieses Mal ist die Geschicht bereits fertig, das heißt, die Zeit zwischen den einzelnen Teilen wird nicht wieder drei Jahre oder so dauern. ^_~
Die Idee zu der Geschichte kam mir nach einer Überdosis Scheibenwelt. Außerdem fiel mir irgendwie erst jetzt so richtig auf, wie interessant dieses Pairing eigentlich ist, und ich musste unbedingt etwas dazu schreiben. Das ist mein erster Versuch, die beiden zu schreiben, also verzeiht bitte, wenn sie zu sehr OOC sein sollten. =)
Das Zitat zu Beginn der Geschichte stammt aus der überaus genialen Fanfic "Long Dark Night of the Soul" von Mistress Arion. Ich habe es hier verwendet, weil ich es einfach passend fand. =)
So... und jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen. ^^
*~*
"I spend half my time wanting to kill you, and the other half hoping someone else does it for me. But if you really died I... I... I don't know what I would do."
*~*
Verfluchter Pirat!
Immer noch für Aiku - auch wenn dein Geburtstag mittlerweile schon ein wenig her ist ^_~
Smoker fluchte herzhaft, als er zum wiederholten Male die wenigen Zeilen auf dem Zettel las, den er im Zimmer des Piraten gefunden hatte.
Dein Interesse an meiner Person ehrt mich sehr, aber dieses Mal klappt es wohl wieder nicht mit einem privaten Treffen.
Tut mir wirklich leid.
Puma D. Ace
Nachdem er den Hinweisen der Menschen in dieser Gegend nachgegangen war, die behauptet hatten, Whitebeards Vizekapitän gesehen zu haben, war er schließlich auf diese Herberge gestoßen. Doch als er in das Zimmer gestürmt war, das der Pirat für diese Nacht gemietet hatte, war dieses bereits leer gewesen.
Die Gardinen wehten sacht vor den geöffneten Fenstern und Smoker meinte, in der Ferne ein spöttisches Lachen zu hören, aber das konnte nur Einbildung sein.
Ace war sicher schon längst über alle Berge.
"Kapitän Smoker? Sir?"
Er wandte sich um, als Leutnant Tashigi ins Zimmer platzte. Ihrem geröteten Gesicht nach schloss er, dass sie den ganzen Weg vom Hafen bis hier hinauf gerannt sein musste.
"Was ist?" fragte er. Sein Tonfall war unwirscher, als er es beabsichtigt hatte, doch dass Puma D. Ace ihm wiederholt durch die Lappen gegangen war, wirkte sich nicht gerade positiv auf seine Laune aus.
"Wir haben das Schiff des Piraten unten im Hafen entdeckt, Sir! Wir wollten es gerade beschlagnahmen, als er dorthin zurückgekehrt ist." Ihre dunklen Augen leuchteten voller Eifer. "Leutnant Roberts ist es gelungen, ihn mit einem Seestein festzuhalten! Sir - wir haben Puma D. Ace endlich erwischt!"
*~*
Gut, es hätte weitaus schlimmer kommen können.
Ace gähnte ausgiebig und versuchte, es sich auf der harten Pritsche in seiner Seesteinzelle so bequem wie möglich zu machen.
Sie hätten ihn zum Beispiel gleich hinrichten können. Aber dann hätte er nicht nur auf den leckeren Braten des Marinekoches verzichten müssen - es wäre auch gegen den Hang der Marine zu öffentlichen Volksbelustigungen (sprich: Hinrichtungen) gewesen und Ace bezweifelte, dass man sich dieses Spektakel entgehen lassen wollte. Schließlich bekam die Marine nicht jeden Tag einen so berüchtigten Piraten wie ihn in die Finger.
Irgendwo in seiner Nähe öffnete sich quietschend eine Tür und Ace blickte auf. Einen Moment später stand Smoker mit grimmigem Gesicht vor seiner Zelle.
Ace legte sein fröhlichstes Lächeln auf.
"Oh, hallo Smoker! Lange nicht gesehen, was?"
Sein Grinsen wuchs bei diesen Worten in die Breite, während sich Smokers Gesicht nur weiter verfinsterte.
"Dafür, dass du derjenige von uns beiden bist, der gerade in einem Seesteingefängnis sitzt, riskierst du eine ziemlich dicke Lippe", entgegnete Smoker.
"Ach, komm, jetzt sei nicht so..." Wieder dieses sommersprossige Grinsen. "Du hast die ganze Jagd ziemlich persönlich genommen, oder?"
Smoker verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte Ace' Blick ungerührt. "Ich wüsste nicht, wieso. Ich habe nur meinen Job erledigt, nicht mehr und nicht weniger."
"Jagst du etwa jedes deiner Opfer monatelang quer über die Grand Line?"
"Solange es ein gottverdammter Pirat ist - ja."
Ace strahlte. "Ich fasse das als Kompliment auf!"
"Tu das, wenn es dir Spaß macht." Smoker zündete sich schweigend eine Zigarre an. "Der Termin deiner Hinrichtung ist noch nicht festgelegt", fuhr er dann ruhig fort, "aber ich denke, dass sie auf spätestens nächste Woche angesetzt wird. Bis dahin wünsche ich dir einen angenehmen Aufenthalt."
"Wenn ich weiterhin so gutes Essen bekomme, wird es sicher einer werden, ja."
Ace' Grinsen war von so penetrant guter Laune, dass Smoker ihm dafür am liebsten den Hals umgedreht hätte. Er wandte sich ab.
"Wir sehen uns bei der Hinrichtung."
"Ich freu mich schon darauf."
Während er unbewusst die Hände zu Fäusten ballte fiel Smoker wieder ein, wieso er diesen Bastard nicht ausstehen konnte. So ein verdammtes Großmaul!
Ruckartig drehte er sich um und verließ den Kerker, begleitet vom Lachen des jungen Piraten.
*~*
Kaum war die Kerkertür hinter Smoker ins Schloss gefallen, erstarb das Lachen.
Ace ließ sich auf die Pritsche sinken und kam zum ersten Mal im Leben zu der Erkenntnis, dass er keinen Notfallplan B mehr hatte.
"Das war's dann wohl", murmelte er und dreht sich auf die Seite.
Wenigstens hatte er nun seit langer Zeit wieder die Ruhe, um ungestört schlafen zu können.
*~*
Er hätte sich eigentlich freuen sollen.
Nach einer schier endlosen Jagd war ihm der Bengel endlich in die Hände gefallen, doch er empfand nicht die Befriedigung, die er bei so einem Fang empfinden sollte .
Ganz im Gegenteil, Ace' Gefangennahme hatte ihn mit einer inneren Unruhe erfüllt, die ihn selbst verwunderte.
Erst hatte er vermutet, es wäre die Zufriedenheit darüber, dass die Jagd endlich ein Ende hatte - dass er am Ende gewonnen hatte, wie er es immer irgendwann tat. Doch warum hatte er bei all den früheren Verhaftungen gesuchter Piraten so etwas nie empfunden? Wieso gerade jetzt auf einmal?
Und warum ausgerechnet bei ihm ...?
Die Vorstellung, dem sommersprossigen Piraten nicht mehr länger hinterher zu jagen, war... nun ja, ungewohnt.
Natürlich erfüllte es ihn mit enormer Befriedigung, dass er einen der meistgesuchtesten Piraten der Grandline endlich gefangen genommen hatte. Höchstwahrscheinlich konnte er sogar mit einer Beförderung rechnen, doch...
Irgendwas schien ihm... falsch an der ganzen Sache.
Smoker musste nur noch herausfinden, was es war.
*~*
Ace erwachte vom Quietschen ungeölter Türangeln.
"Ihr werdet auch immer kreativer, wenn es um neue Foltermethoden geht...", brummte er schläfrig, als jemand an seine Zellentür trat. "Kann ich nicht mal in Ruhe schlafen, wenn ich schon hingerichtet werde?"
"Werd wach, Puma D. Ace!" hörte er eine ihm vage vertraute Stimme. "Wir müssen reden."
"Um diese Zeit?" Ein kurzer Blick aus dem Fenster über seinem Kopf bestätigte seine Vermutung, dass es noch immer tiefste Nacht war. Doch der Tonfall des anderen Mannes machte ihm klar, dass dieser keinen Widerspruch hören wollte, und so rappelte er sich schließlich auf und setzte sich auf die Bettkante.
"Hallo, Smoker." Irgendwie brachte Ace ein verschlafenes Grinsen zustande. "Womit verdiene ich die Ehre deines Besuches?"
Smoker ignorierte den Sarkasmus geflissentlich und kam gleich zum Thema.
"Wieso?"
Ace blinzelte. "Wieso was?"
"Wieso hast du dich erwischen lassen?"
Der junge Pirat starrte den anderen Mann verwundert an. "Warum interessiert dich das? Du hast mich doch endlich bekommen und damit ist der Fall erledigt, oder?"
Smoker schüttelte den Kopf.
Er hatte in den letzten Tagen lange nachgedacht und war schließlich zu der Erkenntnis gekommen, dass es nie zu dieser Gefangennahme gekommen wäre, wenn Ace es nicht selbst gewollt hätte. Der Junge war kein Idiot, das musste selbst Smoker mit widerwilliger Anerkennung zugeben - niemand, der der Marine so lange entkommen konnte, war ein Schwachkopf.
"Es war zu einfach", sagte er. "Keiner von ihnen hatte Teufelskräfte. Sie hätten dich niemals bekommen können , verflucht noch mal!"
Ace zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ich wusste nicht, dass noch mehr Leute dabei sein würden, die so ein Seesteinding besitzen."
Sein Blick wanderte zu dem langen Stab hinüber, der auf Smokers Rücken geschnallt war.
"Aber du wusstest, dass sie dich erwarten würden", fuhr Smoker aufgebracht fort. Die beinahe desinteressierte Art dieses Kerls brachte ihn langsam auf die Palme. "Und trotzdem bist du direkt in ihre Arme gelaufen! Also - wieso ?"
Ace verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte lange Zeit nach.
Schließlich entgegnete er:
"Ich weiß nicht, was dein Problem ist. Du willst doch, dass ich hingerichtet werde, oder?"
Smoker zögerte.
So weit hatte er während der Jagd auf Ace nie gedacht... nie denken müssen . Schließlich war er der Jäger, nicht der Richter.
"Deine Hinrichtung ist nun mal Gesetz", entgegnete Smoker ausweichend.
"Na also", sagte Ace leise. "Dann wäre das wohl geklärt..."
Dieser verfluchte... Bastard!
Smoker beherrschte sich gerade weit genug, um nicht vor Wut mit der Faust gegen die Wand zu schlagen.
"Du hast meine verdammte Frage nicht beantwortet, Puma D. Ace!"
Leichter Rauch kräuselte von seinen Händen empor.
"WIESO?"
"Wieso?"
Auf einmal sprang Ace auf und hechtete zur Tür, seine Hände schlossen sich um die Gitterstäbe und sein Gesicht presste sich zwischen zwei der Stäbe, kaum einen halben Meter von dem des anderen Mannes entfernt.
"Wieso, willst du wissen? Vielleicht, weil ich dieses Spiel langsam satt hatte? Weil ich seit Monaten nirgendwo längere Zeit bleiben konnte, ohne ständig befürchten zu müssen, dass im nächsten Moment ein Marinesoldat vor meiner Tür steht? Weil die Leute mich mieden, wo auch immer ich hinkam? Vielleicht aber auch..." Seine Stimme wurde leiser. "... weil ich wollte, dass du dir genau diese Frage stellst - wieso ...?"
Smoker starrte ihn an.
Es kam nicht oft vor, dass ihm die Worte fehlten, aber dies war einer dieser seltenen Augenblicke. Er begriff langsam, welche Hölle der andere in den letzten Monaten durchgemacht haben musste... und fühlte sich auf seltsame Art und Weise schuldig deswegen.
Und er hasste Ace dafür.
"Jetzt sieh mich nicht so an, als würde es dir Leid tun", sagte der junge Pirat.
Seine Hände lösten sich von den Gitterstäben, dann setzte er sich wieder auf das Bett.
"Aber weißt du, in gewisser Weise glaube ich dir das sogar", sagte er, dann sah er Smoker an und grinste auf einmal wieder. Wie Smoker dieses Grinsen doch hasste... vor allem, wenn es so unangebracht war, wie in diesem Augenblick. "Du hast ja schließlich nur deine Arbeit getan."
Er sah Smoker lange an, bevor er weiter sprach.
"Und ich glaube auch, dass du mich eigentlich nie wirklich fangen wolltest. Habe ich Recht?"
Halt endlich deine verdammte Klappe!' dachte Smoker.
Oh, er hätte niemals zugegeben, dass der andere den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, auch wenn er es tief in seinem Inneren wusste...
Es war die Jagd, die den Reiz ausgemacht hatte. Ihr plötzliches Ende kam nicht nur vollkommen unerwartet, die Jagd war auch so sehr in seinen Alltag übergegangen, dass es ihm nun schien, als würde etwas in seinem Leben auf einmal... fehlen.
"Was erwartest du denn?" entgegnete er grimmig. "Du bist ein Pirat."
"Oh ja, stimmt, das hätte ich ja fast vergessen." Ace verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Zellenwand. "Ich bin ein Gesetzloser der Meere und muss allein deshalb bestraft werden, nicht? Vielleicht hätte ich in meinem Leben öfter morden und brandschatzen sollen, um meinem Ruf als Pirat halbwegs gerecht zu werden..."
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Na ja, was soll's. Jetzt ist es wohl zu spät."
Smoker verspürte den dringenden Wunsch, die Zellentür zu öffnen, um den Kerl zu verprügeln, bis er endlich sein verfluchtes Mundwerk hielt...
... oder um ihn freizulassen.
Smoker zündete sich eine Zigarre an.
Ace hatte Recht und Smoker wusste es, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.
Er hatte in seinem Leben schon viele Piraten gejagt und die meisten von ihnen hatten den Tod mehr als verdient. Raubüberfälle oder Mord an Unschuldigen gehörten noch zu den harmloseren der Verbrechen... Smoker hatte noch viele andere Dinge gesehen, und manche von ihnen hatten ihm wochenlang Alpträume beschert.
Und jetzt würde der Junge sterben, nur weil er für den falschen Mann gearbeitet hatte. Verdammt, er war kaum zwanzig Jahre alt!
Es war einfach nicht... fair , verflucht noch mal!
Smoker schnaubte. Fing er jetzt etwa an, Mitleid für den Bengel zu entwickeln? Das fehlte ihm gerade noch...
"Das Risiko war dir bekannt", sagte er schließlich.
"Oh, sicher." Ace zog seinen Hut tief ins Gesicht, seine Stimme war kaum mehr als ein Murmeln. "Und irgendwann hat man halt mal Pech, nicht?"
Er gähnte. "Falls es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne weiterschlafen."
Smokers Augen wurden schmal. Er verkniff sich jedoch einen Kommentar, konnte er sich selbst vor Müdigkeit doch auch kaum noch auf den Beinen halten. Die letzten Tage hatten ihn eine Menge Kraft gekostet, auch wenn er nicht hätte sagen können, wieso.
Ohne noch ein Wort zu sagen ließ er Ace' Zelle hinter sich und verließ den Kerker.
*~*
"...itän? Sir, hören sie mich?"
"Hm?" Smokers Antwort bestand aus einem schläfrigen Brummen. Schwerfällig hob er den Kopf und sah auf - direkt in Tashigis besorgtes Gesicht.
"Ist alles in Ordnung, Sir?"
Ob alles...?
Smoker sah sich um. Er saß an seinem Schreibtisch, vor sich ein Stapel Akten, die er sich aus der Justizabteilung des Marinehauptquartiers ausgeliehen hatte. Er hatte sich seit den frühen Morgenstunden durch die Rechtsunterlagen gewühlt, bis er irgendwann auf ihnen eingeschlafen war.
Das erklärte jedenfalls die unerträglichen Kopfschmerzen.
"Mir geht es gut, danke", erwiderte er ruppig.
Trotz seiner schroffen Antwort sah Tashigi erleichtert aus.
"Dann ist ja gut, Sir. Ich habe mir schon Sorgen gemacht..."
"Um mich?" Smoker runzelte die Stirn. "Hast du nichts Besseres zu tun?"
"Äh, ich..." Sie wirkte verlegen.
"Du könntest zum Beispiel deinen Hintern aus meinem Büro bewegen und mir eine... nein, besser zwei Tassen Kaffee besorgen. Starken Kaffee."
"Ja, Sir." Die junge Frau wirkte verunsichert. "Ich wollte nur... Also, ich dachte..."
"Das war ein Befehl , Tashigi!"
"Ja, Sir!" rief sie hastig und sprintete in Rekordzeit aus dem Büro.
Smoker seufzte. Eigentlich war das Mädchen ganz in Ordnung, doch manchmal war sie dermaßen begriffsstutzig, dass man statt des obligatorischen Zaunpfahls einen ganzen Zaun nehmen musste.
Während er auf Tashigis Rückkehr wartete blätterte er durch die Akte, die er zuletzt gelesen hatte, bevor er eingeschlafen war.
"Ueber dhie Verutheilung und Hinrichtung von Pirathen"
Die Schrift war so verschnörkelt, dass Smokers Augen allein vom Hinsehen schmerzten.
Es war eine Akte über den Ablauf des Prozesses gegen Piraten. Sie war erstaunlich kurz und beinhaltete kaum mehr als die Empfehlung "Thod - so schnell als moeglich".
Smoker fluchte.
Das waren also die Rechtsgrundlagen, nach denen die Marine seit unzähligen Jahren Piraten den Prozess machte. Sie waren nie überarbeitet worden, weil man es einfach nicht für nötig befunden hatte...
Es hätte ihn wohl nicht verwundert, wenn man Piraten damals auf dem Scheiterhaufen verbrannt hatte. Mittlerweile tat man es wahrscheinlich nur deshalb nicht mehr, um die Kosten für das Holz zu sparen.
Ich bin ein Gesetzloser der Meere und muss allein deshalb bestraft werden, nicht?'
Ace' Worte von letzter Nacht geisterten durch sein Bewusstsein. Der Junge hatte gewusst, dass es nur das eine Urteil für ihn geben würde... Dennoch hatte Smoker die alten Akten rausgekramt, in der Hoffnung, auch einen Absatz über "mildernde Umstände" zu finden, doch er hatte keinen Erfolg gehabt.
Für Piraten gab es nur den Tod.
Smoker lehnte sich zurück und starrte aus dem Fenster.
Puma D. Ace würde sterben. Endgültig.
Die Erkenntnis traf ihn auf einmal wie ein Faustschlag. Er hatte die Akte des Bengels so oft gelesen, dass er sie auswendig kannte, doch es war kein einziger Vorfall dabei gewesen, der die Hinrichtung gerechtfertig hätte.
Bis auf den Fakt, dass er ein Pirat war.
Ace würde sterben und sein Tod würde für immer auf Smokers Gewissen lasten.
Das ist also unser großartiges Rechtssystem', dachte er nicht ohne Sarkasmus. Aktuell, wie vor zweihundert Jahren. Was sind wir doch für eine bewundernswerte Organisation...'
War es wirklich das, wofür er bei der Marine angefangen hatte? Unschuldige Menschen zum Richtblock zu führen...?
Es war wie die Sache mit dem Strohhut. Er und seine Bande waren einigen sehr mächtigen Leuten ziemlich auf den Leim gegangen, aber die waren ohnehin nie sonderlich beliebt gewesen. Und hatten die Kinder den Menschen nicht auch geholfen ...?
"Ihr Kaffee, Sir."
Tashigi war zurückgekehrt und stellte vorsichtig die beiden Tassen auf den Schreibtisch.
Smoker bedankte sich und bedeutete ihr dann mit einer Handbewegung, dass er seine Ruhe haben wollte. Dieses Mal verstand sie sofort und verließ den Raum.
Es musste doch eine Möglichkeit geben, das Urteil zu mildern...
Die nächsten Stunden des Aktendurchwühlens blieben erfolglos und so gab Smoker es schließlich auf. In dieser Richtung konnte er einfach keine Hilfe erwarten.
Schon morgen würde die Hinrichtung stattfinden.
Smoker schloss die Augen und begann, einen Plan auszuarbeiten.
*~*
"Smoker! Was für eine Überraschung!" Ace grinste wie immer breit, als Smoker vor seiner Zelle stand. "Langsam habe ich echt das Gefühl, du magst mich."
"Halt die Klappe", gab der Marinekapitän nur knurrend zurück, dann kramte er einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Zelle auf.
Ace starrte ihn an, als hätte er vollkommen den Verstand verloren.
"Was soll das?" fragte er, als der andere in die Zelle trat.
Smoker antwortete nicht, sondern verschloss nur seelenruhig wieder die Tür hinter sich.
"Dir ist klar , dass ich dich jetzt niederschlagen, den Schlüssel an mich nehmen und mich aus dem Staub machen könnte, oder?"
Ace' Gesichtsausdruck war noch immer fassungslos.
"Vollkommen, ja", gab Smoker unbeeindruckt zurück. "Aber es gibt drei Gründe, wieso ich nicht glaube, dass du das tun wirst. Erstens - weil du kaum drei Schritte aus dem Gebäude machen wirst, bevor man dich wieder einfängt; zweitens - weil ich eine Möglichkeit gefunden habe, wie du die ganze Sache schmerzlos überleben kannst und drittens - weil nur ein Idiot versuchen würde, mich niederzuschlagen und ich glaube nicht, dass du ein Idiot bist. Verstanden?"
Der junge Pirat nickte stumm und Smoker bekam die seltene Gelegenheit, ihn einmal sprachlos zu erleben.
"Wunderbar."
Smoker lächelte zufrieden und setzte sich dann im Schneidersitz auf den felsigen Boden.
Ace ließ sich auf der Pritsche nieder. Dann blinzelte er plötzlich.
"Moment... Hast du gerade gesagt, du hättest eine Möglichkeit gefunden, wie ich gefahrlos den Prozess überleben kann?"
"Das habe ich, ja." Smoker verschränkte die Arme vor der Brust und sah Ace ruhig an.
"Ich werde nur sehr leise sprechen, denn es kann sein, dass diese Zelle abgehört wird. Deshalb rate ich dir, gut zuzuhören, denn ich werde es nicht noch mal wiederholen..."
Ende Teil 1
*~*
Kommentare, Anmerkungen, Kritiken? Immer zu mir. =)
Teil: 2/2
Kommentar: Hier ist der zweite und letzte Teil der Geschichte. ^^ Vielleicht schreibe ich noch eine Fortsetzung, denn die beiden sind einfach zu interessant. ^__^
So, und jetzt... viel Spaß beim Lesen. =)
*~*
"Das ist irre."
"Wahrscheinlich."
Smoker zündete sich eine Zigarre an. Die wievielte es war, nachdem er den Kerker betreten hatte, wusste er selbst nicht genau. Bei zwanzig hatte er aufgehört zu zählen.
Ace schüttelte ungläubig den Kopf.
"Und ich dachte schon, ich wäre leichtsinnig. Aber das... Du könntest degradiert werden, wenn die Marine das rausbekommt! Wenn du Glück hast, meine ich! Höchstwahrscheinlich schmeißen sie dich gleich ganz raus!"
"Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich in diese Gefahr begebe", entgegnete Smoker ruhig.
"Das ist Wahnsinn !"
"Es wird klappen", erwiderte Smoker nur. "Es sei denn, dir fällt auf die Schnelle eine bessere Idee ein."
Wieder schüttelte der junge Mann den Kopf.
"Leider nicht, nein."
Er sah auf und seine dunklen Augen funkelten Smoker an. "Wieso tust du das für mich?"
Smoker hatte mit der Frage gerechnet und so fiel ihm die Antwort nicht schwer.
"Ich tue es nicht für dich, sondern für mich. Ich tue es für mein Gewissen. Und ich tue es für das, was aus der Marine geworden ist. Weil sie sich zu einer Einrichtung entwickelt hat, in der man über die Themen Fortschritt und Fairness nur eines weiß - dass sie den gleichen Anfangsbuchstaben haben. Womit ich sagen will, dass sie einfach nicht praktiziert werden. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Es geht hier wirklich nicht um dich, sondern ganz allein um mich."
Jedenfalls wollte er das sagen. Doch stattdessen sagte er:
"Weil ich nicht will, dass du hingerichtet wirst, ganz einfach."
Schließlich war auch DAS eine Wahrheit...
Ehe Ace etwas erwidern konnte, war Smoker schon aufgestanden und hatte sich zum Gehen gewandt. Seine Gelenke schmerzten vom langen Sitzen auf dem harten Untergrund, aber wenigstens hatte er das Gefühl, dass es nicht sinnlos gewesen war.
Und vielleicht würde der Plan wirklich Erfolg haben... Starb die Hoffnung nicht zuletzt?
Plötzlich spürte er, wie sich von hinten Hände auf seine Schultern legten. Ein warmer Körper drückte sich an seinen Rücken und Lippen flüsterten dicht an seinem Ohr:
"Ich danke dir."
Smoker erstarrte, doch dann war Ace schon wieder verschwunden.
Du wirst dich jetzt nicht umdrehen...'
Er kämpfte einen Moment mit sich selbst, doch dann beherrschte er sich schließlich und verließ die Zelle. Er spürte Ace' Blick auf sich ruhen, als er die Tür abschloss, aber er sah nicht auf.
Diese Situation war einfach zu... seltsam.
"Bis morgen", hörte er noch die leise Stimme des anderen hinter sich, als er zum Ausgang lief.
Smoker brauchte dringend mehr Zigarren.
Oh, und eine ordentliche Mütze Schlaf konnte sicher auch nicht schaden.
Morgen würde ein langer und schwieriger Tag werden.
*~*
Der Morgen war grau.
Regenschwere Wolken hingen so tief über dem Himmel, dass sie fast die Dächer der Häuser berührten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es wie aus Eimern regnen würde.
Smoker starrte den Himmel an. Das Wetter war der einzige unsichere Teil seines Planes gewesen - und jetzt arbeitete es gegen ihn. Aber er hatte keine Wahl - Ace hatte keine Wahl. Es musste eben auch so funktionieren.
Der Gang zum Richtplatz erinnerte an eine religiöse Prozession.
Voran marschierte ein Trupp Marinesoldaten, dahinter kamen ein paar ranghohe Marineoffiziere, bei ihnen der vor Stolz strahlende Leutnant Roberts. Dann folgte eine kleine Gruppe Männer mit dem Gefangenen selbst, denen wiederum eine Handvoll Bewaffneter folgte.
Ace' Gesicht war regungslos.
Sein Gang war aufrecht und seine mit Handschellen zusammengehaltenen Hände zitterten nicht. Doch Smoker, der vor ihm ging, wusste um die Angst, die sich in seinen dunklen Augen widerspiegelte.
Der ganze Plan war so waghalsig, dass die Chance, dass er nicht gelang, verdammt hoch war. Und dann würde Ace wirklich sterben.
Kein Wunder, dass er Angst hatte.
Smoker bewunderte die Ruhe, die der Junge trotz allem an den Tag legte. Die meisten zum Tode Verurteilten vor ihm hatten geflucht oder um ihr Leben gebettelt, doch Ace blieb still. Smoker war sich sicher, dass er es auch dann geblieben wäre, wenn nicht die Chance bestanden hätte, dass er wieder heil aus all dem herauskommen würde.
Die Straßen, durch die sie kamen, quollen fast über vor Schaulustigen. Sie schienen etwas enttäuscht zu sein, dass der Gefangene keine Anstalten machte, in Panik zu geraten, dennoch johlten sie oder stießen Verwünschungen gegen ihn aus.
Selbst Smoker, der den ganzen Tag über mehr fluchte, als die meisten Menschen in ihrem Leben, bekam ganz neue Ausdrücke zu hören. Die Leute hier hassten Piraten aus ganzem Herzen, und da die Insel über einen großen Marinestützpunkt verfügte, konnten sie diesen Hass auch öffentlich zeigen. Vielen anderen Inseln auf der Grandline war dieses Glück nicht vergönnt...
Schließlich kamen sie auf einen großen, gepflasterten Platz. In seinem Zentrum stand das Gerüst, auf dem Ace hingerichtet werden sollte.
Leichter Nieselregen setzte ein, als der Verurteilte zum Podest geführt wurde. Während sich zwei Soldaten mit den langen Klingen, die seinen Kopf vom Hals trennen sollten, rechts und links von Ace postierten, rollte einer der Offiziere ein Pergament aus und begann, die Anklagepunkte vorzulesen.
"Hiermit bezichtigen wir Puma D. Ace, auch genannt Ace mit der Feuerfaust, den Vizekapitän der Whitbeard Piratenbande, der Freibeuterei..."
Die Rufe aus der Menge wurden immer lauter, immer öfter ertönten Sätze wie "Nieder mit dem Piratenpack!" oder "Er soll endlich sterben!". Der Stimme des Sprechers war kaum noch zu hören.
Smokers Kiefer mahlten vor Ungeduld. Die Stimmung zerrte an seinen Nerven und er hoffte, dass die Anklage bald ein Ende hatte.
Ein kurzer Blick zu Ace ließ ihn beinahe grinsen. Der junge Pirat sah furchtbar gelangweilt aus; es schien wohl nicht mehr viel zu fehlen, und er würde im Stehen einschlafen.
'Dieser Kerl...'
"... zum Tod durch Enthauptung verurteilt."
Er sah auf, als endlich diese Worte kamen. Jetzt musste die Rede gleich zu Ende sein.
Seine Vermutung wurde bestätigt, als der Marineoffizier kurz darauf das Pergament wieder zusammenrollte.
"Puma D. Ace, ich frage dich hiermit - hast du noch einen letzten Wunsch?"
Die Menge hielt auf einmal den Atem an. Diese Frage war obligatorisch, auch wenn die meisten Bitten nie erfüllt wurden, weil die Marine sich nicht auf Spielchen wie "Ja, meine Freiheit bitte!" einließ.
Doch dieses Mal sollte es anders sein.
"Ich möchte gerne am Meer sterben", antwortete Ace ruhig.
Jetzt waren alle Augen auf den verantwortlichen Marineoffizier gerichtet.
Nun, es war kein unerfüllbarer letzter Wunsch. Auch haftete ihm irgendwo etwas Romantisches an.
Der Mann zögerte.
Es war wie ein besonders dramatisches Theaterstück. Er wusste, dass die Leute eine gute Show liebten - denn nur so konnte man sie auf Dauer bei Laune halten.
Hilflos sah er zu den anderen Offizieren hinüber. Die meisten von ihnen zuckten mit den Schultern, doch einige nickten auch.
Schließlich nickte der Sprecher ebenfalls. "In Ordnung. Dein Wunsch soll dir erfüllt werden. Bringt ihn zum Hafen!"
Er gab einigen der Bewaffneten ein Zeichen und diese packten Ace und führten ihn durch die Gassen zum Hafen hinunter.
Smoker atmete auf.
Dieser Teil des Plans hatte also schon mal funktioniert. Es war eine der vielen unsicheren Stellen seiner Idee gewesen, doch er hatte kaum daran gezweifelt, dass es funktionieren würde. Wenigstens was das betraf, konnte man sich auf die Marine verlassen...
Da die Stadt nicht sonderlich groß war, erreichten sie bald den Hafen. Wie durch ein Wunder hörte der Regen wieder auf, was Smokers Laune ein wenig hob. Das würde Ace die ganze Sache etwas einfacher machen...
*~*
Die Prozession hielt schließlich an der Kaimauer an. Der Platz vor dem Hafenbecken war nicht so groß, wie der in der Stadt, so dass die Leute von hinten schubsten und drängelten, um einen halbwegs guten Platz zum Zuschauen zu bekommen.
Wie zufällig stieß Smoker dabei mit dem Rücken gegen den Gefangenen. Dessen Hände schossen plötzlich vor und packten den Seesteinstab auf Smokers Rücken.
Flammen züngelten über Ace' Handgelenke und verwandelten die Handschellen in Sekundenschnelle in eine Pfütze weißglühendes Metall.
Doch als Smoker herumwirbelte, um sich auf den jungen Piraten zu stürzen, verlor er auf den durch die beständige Meeresgischt glitschig gewordenen Pflastersteinen das Gleichgewicht. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er schnell einen Fuß nach hinten setzte, um das Gleichgewicht zurückzuerlangen, doch Ace nutzte diesen kurzen Augenblick ohne Zögern aus, um dem anderen mit dem Seesteinstab mit aller Kraft vor die Brust und von sich zu stoßen - direkt in das Hafenbecken.
Smokers Gesichtsausdruck war verdutzt, als sein Körper auf die Wasseroberfläche traf, dann hatten sich die Fluten schon über ihm geschlossen.
Der ganze Vorgang hatte kaum drei Sekunden gedauert, doch der unvorhergesehene Ablauf der Ereignisse sickerte nur langsam in das Bewusstsein der anwesenden Personen.
Der weiße Jäger war vollkommen unerwartet ausgeschaltet worden.
Dann stieß Tashigi einen Schrei aus und hechtete ihrem Vorgesetzten hinterher ins Wasser, um ihn vor dem Ertrinken zu retten.
Die übrigen Marinemitglieder wollten sich auf Ace stürzen, doch der wirbelte den Seesteinstab herum, während Flammenzungen um seinen Körper leckten. Ein fast diabolisches Grinsen lag auf seinen Lippen, als er eine Hand in die Luft reckte, und Flammen in die Höhe schossen.
Leutnant Roberts, der die Gelegenheit für eine weitere Heldentat witterte, zog schnell seine eigene Waffe und stürzte sich auf ihn, doch Ace holte aus und schlug dem Mann die Waffe aus der Hand.
Während die restlichen Männer eilig vor ihm zurückwichen - die, die es aufgrund ihrer Teufelskräfte nicht nötig gehabt hätten, taten es dennoch, da der wild hin und her schwingende Seesteinstab ihnen sonst die Kraft geraubt hätte - schloss Ace die Augen und konzentrierte sich einen Augenblick lang.
Plötzlich wanden sich von seinen Füßen ausgehend Flammen wie Schlangen über den Boden und auf einmal schlugen überall im Hafengebiet Stichflammen empor, die die Leute in Panik versetzten. Absolutes Chaos brach nun aus.
Dichter Rauch quoll über das Pflaster; Menschen schrieen wild durcheinander und trampelten sich bei ihren Fluchtversuchen gegenseitig nieder. Die Soldaten hatten alle Hände voll zu tun, die Panik einzudämmen.
Als der Rauch wieder ein wenig nachgelassen hatte und die Marinesoldaten das Durcheinander halbwegs unter Kontrolle gebracht hatten, waren erneut Rufe zu hören. Doch dieses Mal stammten sie nicht von den Zuschauern, sondern von den Soldaten selbst.
Der Gefangene war verschwunden.
*~*
Tagelang noch hatte man in der Stadt und der näheren Umgebung gesucht, doch Ace war unauffindbar geblieben.
Zum Glück.
Nach seinem Sturz in das Wasser hatte sich Smoker eine wirklich unangenehme Erkältung geholt und sich zudem tagelang die Vorwürfe seiner Vorgesetzten ob seiner Unachtsamkeit anhören dürfen.
In dieser Situation hätte es ihm gerade noch gefehlt, wenn sich Ace doch noch hätte erwischen lassen.
Doch schließlich war man darin übereingekommen, dass der ganze Vorfall eben ein bedauerliches Versehen gewesen war - immerhin war das Wetter wirklich schlecht (und der Gefangene nun mal ein unheimlich durchtriebener Bursche) gewesen - so dass man Smoker schließlich von aller Schuld freigesprochen hatte. Außerdem hatte er immerhin versucht, Ace wieder einzufangen, nicht wahr?
Leutnant Roberts hingegen hatte vollkommen die Nerven verloren, als er erfuhr, dass er nun doch nicht befördert werden würde, und musste mit Medikamenten ruhig gestellt werden, sonst wäre er Smoker wohl an den Hals gesprungen.
Irgendwie tat der Mann ihm Leid... aber nicht sehr.
Die Sache mit dem Schwarzpulver, das Smoker in der Nacht zuvor in kleinen Mengen im ganzen Hafengebiet verteilt hatte, war in dem Chaos zum Glück unbemerkt geblieben.
Die Idee war von Ace gewesen, der ihm erklärt hatte, dass er in den Jahren, nachdem er die Teufelsfrucht gegessen hatte, eine besondere Fähigkeit zum Aufspüren entzündlicher Chemikalien entwickelt hatte. So hatte er das Pulver schnell entdecken und entzünden können. Das viele feuchte Holz hatte dann mit dem dichten Rauch, den es erzeugt hatte, den Rest erledigt und zusätzliche Verwirrung gestiftet. Der Schaden, der an diesem Tag entstanden war, hätte sich in Grenzen gehalten, wenn die panische Menschenmenge nicht so viel niedergetrampelt hätte.
Aber egal... solange kein ernstzunehmender Schaden entstanden und der Vorfall nicht auf ihn zurückzuführen war, konnte es Smoker gleich sein.
Für einen kurzen Moment hatte er allerdings seinem Seesteinstab nachgetrauert, doch man würde ein neues Exemplar für ihn anfertigen. Sollte Ace mit dem Ding doch machen, was er wollte.
Smoker hoffte, dass der Bengel mittlerweile die Insel verlassen hatte. Er durfte ihm schließlich keinen allzu großen Vorsprung lassen, bevor er die Jagd wieder aufnahm...
Denn das würde er auf jeden Fall tun.
Er hatte schließlich noch nie einen Piraten entkommen lassen.
*~*
Es war ein ruhiger Nachmittag, zwei Wochen nach Ace' Flucht. Smoker saß über einem Stapel Papier und versuchte mit der mittlerweile sechsten Tasse Kaffee seine Müdigkeit zu bekämpfen.
Er durchsuchte die Tageszeitung nach Berichten über Whitebeards Vizekapitän, um einen Ansatzpunkt zu finden, wo er mit der Jagd fortsetzen sollte.
Doch bis auf den über die Flucht des Jungen hatte es bisher keine Artikel gegeben, in denen Ace' Name oder vielleicht sogar sein momentaner Aufenthaltsort erwähnt wurden.
Er war einfach wie vom Erdboden verschluckt.
So war es wohl auch das Beste.
Immerhin hatte Smoker ihm geraten, sich für ein paar Monate ruhig zu halten, bis Gras über die Sache gewachsen war, und wie es schien, hielt sich Ace an diesen Ratschlag.
Denn beim nächsten Mal würde Smoker ihn nicht mehr entkommen lassen...
Es klopfte.
Verwirrt sah Smoker auf - das Geräusch war nicht von der Tür her gekommen, sondern aus einer ganz anderen Richtung...
"Oh."
Draußen vor dem Fenster... hing jemand, jemand, der sich tapfer an der Dachkante über seinem Kopf festhielt.
Und er wagte es tatsächlich, zu grinsen !
Fluchend sprang Smoker auf und schloss zur Sicherheit sein Büro von innen ab, bevor er zum Fenster ging und es öffnete.
Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt Ace in das Zimmer.
"Vielen Dank", sagte er fröhlich. "Weißt du, ich bekam schon langsam das Gefühl, meine Arme würden bald abfallen..."
"Was zu Hölle tust du hier?!"
Smoker schaffte es gerade so, den anderen nicht anzuschreien.
Ace sah ihn einen Augenblick lang verdutzt an. "Was ich... Ach so, ja, warte mal kurz..."
Er lief zum Fenster und griff nach etwas, das auf dem flachen Dach über ihm gelegen hatte.
Mit einem Lächeln überreichte er Smoker den Seesteinstab.
"Hier. Ich dachte, du könntest ihn vielleicht noch gut gebrauchen..."
Smoker legte den Stab achtlos zur Seite, bevor er den anderen an den Riemen seines Rucksacks packte und ihn kräftig schüttelte.
"Sag bloß nicht, du bist hergekommen, um mir dieses Ding zurückzugeben! Spazierst hier einfach so herein...! Das ist ein Marinestützpunkt, zur Hölle noch mal! Wie dumm bist du eigentlich?!"
"Sachte, sachte..." Ace hob beruhigend die Hände. "Es hat mich niemand gesehen, okay?"
Er grinste breit. "Und nein, ich bin nicht nur hergekommen, um dir den Stab zurückzugeben."
"Sondern?" knurrte Smoker.
"Nun... zuerst einmal, um dir für alles zu danken." Ace sah den anderen offen an. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut klappen würde..."
Smoker starrte den Jungen ausdruckslos an, dann stieß er ihn schließlich wieder von sich.
"Dafür, dass wir nur einen einzigen Versuch hatten, und vorher keine Gelegenheit, es wenigstens einmal zu proben, war es wohl gut, ja", entgegnete er. "Aber wir hatten auch eine Menge Glück! Und das musst ausgerechnet du jetzt auf die Probe stellen! Eigentlich sollte ich dich sofort verhaften!"
Smoker kochte vor Zorn. Wie konnte man nur so verdammt... dreist sein, nach so einem Vorfall einfach am helllichten Tag in das Marinequartier zu spazieren?
Rauch begann von seinen Armen und Schultern aufzusteigen. Es fehlte nicht viel, und er würde sich wirklich noch auf Ace stürzen.
Als wäre er sich dieser Tatsache durchaus bewusst, wich der junge Mann sicherheitshalber einen halben Meter zurück.
"Okay, ich sehe, du freust dich nicht so sehr, mich zu sehen. Dann will ich dich auch nicht länger behelligen..."
Smoker lächelte grimmig. "Schön, dass du es einsiehst."
Ace nickte. Dann wurde seine Miene auf einmal wehmütig, beinahe traurig.
"Also beginnt die Jagd erneut, was?" fragte er leise.
Smoker nickte. "Sobald wir wissen, wo du dich aufhältst, ja."
Er dachte einen Augenblick lang nach.
"Aber ich wäre bereit, dir zwei Monate Ruhe zu lassen, bevor ich mich wieder an deine Fersen hefte. Das müsste mehr als genug für dich sein, um einen ordentlichen Vorsprung zu bekommen."
Ace' Augen wurden groß. "Das würdest du wirklich tun?"
Smoker seufzte.
"Verflucht noch mal - ja!"
"Oh, ich danke dir!" Ace fiel dem anderen Mann lachend um den Hals.
"Hey, was-", begann Smoker verärgert - und verstummte, als plötzlich warme Lippen die seinen streiften. Sanfte Lippen liebkosten seinen Mund und Ace' Finger vergruben sich in seinen Haaren. Sein nackter Oberkörper drückte sich an ihn und... Smoker konnte das Feuer in dem jungen Mann fühlen...
Irritiert und überrumpelt zugleich stieß er den anderen wieder von sich, und starrte ihn atemlos an.
"Was... was sollte das?" brachte er schließlich heiser hervor.
Ace grinste nur schelmisch. "Ich muss dir doch einen persönlichen Grund geben, mich zu verfolgen, nicht...?"
"Was glaubst du eigentlich- Du verdammter Bastard!"
Smoker stürzte sich auf Ace, doch der sprang schnell auf das Fensterbrett.
"Also dann, wir sehen uns", meinte er fröhlich, dann packte er seinen Hut fester und ließ sich einfach rückwärts aus dem Fenster fallen.
Keine Sekunde später hatte Smoker das Fenster erreicht, doch Ace war spurlos verschwunden.
Lange starrte er hinaus, bevor er es endlich schaffte, sich wieder auf den Stuhl an seinem Schreibtisch fallen zu lassen.
Dieser Tag war sehr, sehr merkwürdig...
Vorsichtig fuhr er mit den Fingerspitzen über seine Lippen; er konnte kaum glauben, was vor wenigen Augenblicken passiert war.
Es war ungewohnt gewesen, ja, aber nicht unangenehm... ganz sicher nicht unangenehm... Und diese Tatsache wollte sich einfach nicht mit seinem Verstand vertragen.
Oh ja, er würde ihn jagen.
Bis zum Ende der Welt, und wenn es sein musste, noch weiter. Er musste es wissen, er musste einfach wissen, warum er jetzt so schrecklich verwirrt war...
Ich muss dir doch einen persönlichen Grund geben, mich zu verfolgen, nicht...?'
"Clever, sehr clever, Puma D. Ace...", murmelte Smoker.
Wenn ihm der Bengel wieder begegnen sollte, würden sie sich ernsthaft unterhalten müssen.
Doch bis dahin blieb noch viel Zeit.
Zeit, die Smoker mit einigen Vorbereitungen verbringen würde.
Denn schließlich würde die Jagd weitergehen, nicht?
Ende
*~*
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