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Wounded Angel

Chapter 19 freigeschaltet...~*erfolgreich abgeschlossen*~
von

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Chapter one

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter two

Chapter two:
 

"Doch was soll ich tun?", dachte Toshiya verzweifelt, als er die Rasierklinge langsam weglegte. "Ich kann nicht mehr zurück. Ich kenne hier niemanden.", schluchzte er. So saß er erst einmal wieder für einige Minuten auf dem Duschenboden, bis ihm ein Lied durch den Kopf ging, dass seine Mutter ihm früher immer vorgesungen hatte.

Leise summte er die ihm bekannte Melodie und allmählich fiel ihm auch wieder der Text dazu ein:

"I can't go home; I want to forget a love that never wavered with you.

That day, I disappeared from your eyes. At that point what could I do?

Looking at you breaking down in tears, I held you more tightly than usual,

but you didn't change. How could I have not noticed that now your love was gone...

I was really a fool, wasn't I?

Is this how we'll end it? For some reason when I think of you the tears flow.

I won't ever hurt you again. Because now at this time I want to hold you.

I betrayed your love too much, didn't I?..." The present will never again be like it was three years ago "

why did we meet? What did I leave you with?

I'll keep continuing to wait until we meet again.

I can't go home; I want to forget even the memories. The heart I loved you with hurts,

eternally a love which I didn't have until now...

our love will never return.

Through the betrayal heavier and farther away than love, you never wavered."

Das Lied hatte seine Mutter geschrieben, als sein Vater sie, alleine mit einem einjährigen Kind, verlassen hatte. Sie hatte es ihm öfter vorgesungen, doch erst als sie gestorben war, konnte er die Bedeutung des Liedtextes verstehen.

Trotz Allem hatte das Lied ihn immer tief berührt. Er hatte es immer in Erinnerung behalten, aber warum ihm das Lied gerade jetzt wieder einfiel wusste er nicht.

Plötzlich fuhr er erschrocken hoch. "Die Bassgitarre!", dachte er verzweifelt. Er hatte sie vor lauter Hektik beim Packen, aus Angst Hakuei noch einmal über den Weg zu laufen, vergessen mitzunehmen. Aber was sollte er jetzt bloß tun? Wenn er zurückging um sie zu holen, würde er Hakuei bestimmt über den Weg laufen.

"Aber mir bleibt nichts anderes übrig.", dachte er erschaudernd. Er musste zurück, denn ohne Musik wäre sein Leben wirklich nicht mehr lebenswert. Dann könnte er genauso gut die Rasierklinge wieder aufheben und allem ein Ende setzten. Schnell fällte er eine Entscheidung, packte den Hausschlüssel und Geld in seine Tasche und lief aus dem Hotelzimmer, hinaus in die dunkle Nacht hinein.
 

Als er eine Stunde später im Zug saß, überkam ihn erneut die altbekannte Angst. Er wollte Hakuei nicht sehen, geschweige denn ihm auf einer dunklen Straße begegnen. Erschaudernd dachte er an die Straße die höchstens zwei Straßenlampen besaß und in deren Mitte sein Haus stand. "Aber was soll Hakuei denn schon dort machen? Er hat bestimmt besseres zu tun...", beruhigte sich Toshiya. "Hoffe ich jedenfalls...."

"Nächster Halt: Nagano.", kündigte die Stimme aus dem Lautsprecher an.

Toshiya wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen. "Noch zwei Stationen, dann muss ich aussteigen.", dachte er fröstelnd.

So langsam erkannte er die Gegend wieder. Und wie er es sich schon gedacht hatte, kam der Hauptbahnhof immer näher. Als der Zug dann endlich hielt, blieb er noch einige Sekunden reglos auf seinem Platz sitzen. "Wenn ich jetzt einfach weiterfahre, kann ich der Gefahr Hakuei zu begegnen einfach entgehen.", ging es ihm durch den Kopf. "Aber was wird dann aus meiner Bassgitarre?", fragte er sich verzweifelt.

"Letzter Aufruf. Hauptbahnhof Nagano.", sprach die Stimme, die im ganzen Zugabteil widerhallte.

"Türen schließen sich. Vorsicht bei der Abfahrt.", kündigte nun die Stimme an, Toshiya sprang von seinem Sitz auf und rannte den Gang des Zugabteils entlang zu den Türen, die gerade dabei waren sich zu schließen und quetschte sich mitsamt seiner Tasche durch die Tür.

Am Bahnsteig blieb er keuchend stehen. Er hatte es getan. Nun war er hier, und der nächste Zug kam erst in einer Stunde. Entweder er würde hier auf den nächsten Zug warten, oder zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Zeit überbrücken in dem er seine Bassgitarre holen würde. "Na dann mal auf nach Hause.", seufzte er schwermütig und setzte sich in Bewegung.
 


 

Die Straßen waren dunkel und Toshiya hörte vom anderen Ende der Straße wildes Gejohle, das wahrscheinlich von irgendwelchen Leuten kamen, die zu tief in ihr Glas geschaut hatten. Unbewusst lief Toshiya schneller. Er war auch so schon aufgewühlt genug, da brauchte er nicht auch noch eine Begegnung mit johlenden Besoffenen.

Am Ende der Straße angelangt, bog er nach rechts in eine Seitengasse ein, in der man vor lauter Dunkelheit fast nicht mehr die Hand vor Augen sehen konnte.

Alles war von einer drückenden Stille umgeben. Toshiyas Schritte hallten laut wieder und er erlaubte sich nur leise zu atmen. Als eine Katze von einem Mülleimer sprang, fiel dessen Deckel scheppernd zu Boden und Toshiya machte erschrocken einen Satz nach hinten.

"Ganz ruhig. Das war nur eine Katze.", beruhigte er sich murmelnd.

Immer wieder sah er sich unbehaglich um und atmete erleichtert auf, als er das Ende der Gasse erreicht hatte. Nun musste er nur links abbiegen, eine Weile gerade aus laufen und dann nach rechts abbiegen.

Als er den Weg endlich unbeschadet hinter sich gelassen hatte, sah er unbehaglich auf die sich vor ihm erstreckende Straße.

"Nur noch ein bisschen.", dachte Toshiya und setzte sich in Bewegung. Die zwei Straßenlampen, die an einer Leitung, die über die beiden Straßenseiten gespannt war, hingen, schaukelten im Wind.

"Noch zwei Häuser", dachte Toshiya. "Dann hab ich´s geschafft."

Schnell lief er die letzten Meter bis zu seinem Haus, schritt durch den kleinen Vorgarten und öffnete die Tür.

Drinnen war alles dunkel, aber traute sich nicht das Licht anzuschalten und suchte stattdessen eine Taschenlampe, die er, als er sie gefunden hatte, anknipste.

Mit raschen Schritten lief er die Treppe zum zweiten Stockwerk hinauf und ging in sein Zimmer. Genauso wie er die Bassgitarre zurückgelassen hatte, fand er sie auch wieder. Irgendwie beruhigte ihn dieser Anblick und er legte den Bass sanft in seinen Koffer.

Rasch suchte er noch seine restlichen Kleider zusammen und suchte nach seinem alten Sparbuch, das seine Mutter für ihn für Krisenzeiten angelegt hatte.

Da er es nirgendwo in seinem Zimmer finden konnte packte er den Bass und seinen Koffer mit seinen Kleidern und rannte die Stufen hinunter in das erste Stockwerk um in das Zimmer seiner Mutter zu gelangen.

Im Zimmer angekommen blieb er erst einige Sekunden reglos stehen um sich noch einmal alles genau einzuprägen. Seit seine Mutter gestorben war, war er oft einfach nur auf ihrem Bett gesessen. So oft hatte nur der Gedanke an sie, ihm wieder neuen Mut gegeben. "Doch jetzt hilft weder der Gedanke an sie noch ihr Zimmer etwas.", dachte er betrübt. Aber er würde nun ein neues Leben anfangen. Er würde sich eine eigene Wohnung suchen, einen Job und vielleicht würde er auch endlich die große Liebe finden, von der ihm seine Mutter immer erzählt hatte. Für sie war sein Vater die große Liebe gewesen, doch wenn das die große Liebe war, konnte Toshiya darauf verzichten. "Ich will nicht ein weiteres Mal verletzt werden", dachte er bei sich und fing an nach dem Konto zu suchen.

Als er es nach zehn Minuten gefunden hatte, sah er sich noch einmal im Zimmer um und ging dann hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kurzer Abstecher in die Küche, um die letzten Vorräte mitzunehmen. Als er auch dies erledigt hatte, hängte er sich seine Tasche um, nahm den Bass in die Eine, den Koffer in die Andere Hand, drehte sich noch einmal um, murmelte ein leises: "Danke für Alles!" und öffnete die Tür. Auf der Türstelle stehen, schloss er sorgsam die Tür ab, drehte sich um und blieb abrupt stehen.

"Na?! Du warst gestern aber schnell weg.", sagte ein breit grinsender Hakuei zu Toshiya.

"Ha-hakuei..... was machst du hier?", fragte Toshiya entsetzt.

"Was wohl? Dich besuchen. Ich hatte mir fast gedacht, dass du die Stadt verlässt.", sagte Hakuei mit einem Blick auf Toshiyas Koffer.

"I-Ich muss gehen.", antwortete Toshiya schnell, eilte an Hakuei vorbei, in der Hoffnung damit wäre alles geklärt.

Doch dem war nicht so. Hakuei packte Toshiya am Arm und drehte ihn zu sich um.

"Du willst mich einfach so verlassen?", fragte Hakuei ruhig. Zu ruhig, Toshiyas Meinung nach.

"Das kannst du nicht machen!", schrie Hakuei, zog Toshiya an sich und drückte seine Lippen auf seine.

Seine Zunge durchbrach Toshiyas Lippen und seine Hand legte sich auf Toshiyas Hinterkopf um den Kuss noch mehr zu verstärken.

Panik überkam Toshiya doch er war wieder einmal zu geschockt um sich zu wehren, bis eine leise Stimme in ihm widerhallte: "Nein! Nicht schon wieder! Lass dir das nicht noch mal gefallen!".

Die Stimme wurde immer lauter, bis Toshiya sich keuchend von Hakuei losriss.

"Lass - das!", sagte Toshiya stockend, während er langsam Atem holte.

"Warum? Du gehörst mir!", sagte Hakuei mit gefährlich funkelnden Augen.

"Bitte?", fragte Toshiya aufgebracht. Wut. Ja. Wut war gut. Besser als Hakuei zu zeigen wie entsetzt und verletzt er war.

"Ich soll weiterhin stillhalten? Sag mir nur einen Grund warum ich das tun sollte, Hakuei! Du hast mit mir geschlafen, obwohl ich es nicht wollte. Warum sollte ich weiterhin mit dir zusammen sein wollen?", fragte Toshiya aufgebracht, während sich sein Griff und die Henkel der Koffer, verstärkte.

"Weil du nur mir gehörst!", sagte Hakuei mit irrem Blick

"Nur mir! Dich darf kein Anderer haben. Und wenn doch, bring ich denjenigen um. Und dich gleich mit dazu.", sagte Hakuei grinsend.

Toshiyas Blut gefror in seinen Adern.

"W-Was redest du da?", fragte er stockend.

"D-das meinst du doch nicht ernst!", sagte er immer noch leise.

"Doch. Ich werde dich überall finden. Ob nah oder fern.", grinste Hakuei.

Dieser Satz, der normalerweise immer in Liebeserklärungen vorkam, wurde von Hakuei mit so irrer Stimme gesprochen, dass klar wurde, dass es ihm ernst war.

Toshiya bekam es mit der Angst zu tun. "Hakuei tickt ja nicht mehr richtig! Er hat vollkommen den Verstand verloren!", dachte Toshiya und klammerte sich immer fester an die Koffer.

"Ich werde dich ausfindig machen egal wo du bist.", sagte Hakuei in leichtem Ton.

Toshiyas Augen weiteten sich. "Ich muss hier weg", dachte er entsetzt.

Den Griff um seinen Koffer verstärkend, sah er Hakuei noch ein letztes Mal an und sagte:

"Wir werden uns nie wieder sehen, glaub mir! Ich danke dir für alles, aber du hast mir auf brutale Weise die Augen geöffnet, deswegen kann ich nur noch sagen: Bye-Bye".

Er wartete noch einen Augenblick ob der Andere etwas erwidern würde, als dieser aber nichts sagte, drehte er sich schnell rum und rannte die Straße entlang, zurück zum Bahnhof.
 

Hakuei starrte Toshiya hinterher. "Wie sehr du dich täuschst, Toshiya.", murmelte Hakuei vor sich hin. "Wir werden uns wieder sehen, glaub mir. Und dann gibt es kein Entkommen mehr. Wir gehören zusammen auch wenn du es nicht glauben willst. Du gehörst nur mir. Und wenn du dich wehrst, wirst du sterben. Einen grausamen Tod. Ich werde dich betteln lassen, dich meinen Namen schreien lassen, denn du gehörst nur mir. Auch wenn du jetzt weggehst, ich finde dich. Selbst wenn ich dir um die ganze Welt folgen muss. Denn du gehörst nur mir!"

Lachend ging er in die entgegen gesetzte Richtung, in die Toshiya weggerannt war und sein irres Lachen hallte laut durch die Straße.

Chapter three

Chapter three:
 

Während Toshiya in Richtung Bahnhof lief, drehte er sich immer wieder um, um sich zu überzeugen, dass Hakuei ihm wirklich nicht folgte. Was Hakuei da vorhin gesagt hatte, hatte Toshiya wirklich Angst eingejagt. Was sollte er tun, wenn Hakuei ihn wirklich verfolgen würde?

"Ganz einfach. Du rufst die Polizei.", beruhigte er sich selbst.

"Und was wenn er mich wirklich umbringt?", fragte er sich erschrocken. Er war total durcheinander. So was hatte er von Hakuei nicht erwartet. Er hatte so einen irren Eindruck gemacht.

Außerdem hatte Toshiya eine ganz besondere Tatsache die meiste Angst eingejagt:

Hakueis Augen!

Sie waren während des ganzen Gespräches, wenn man es so nennen konnte, völlig ausdruckslos gewesen. Ja, vollkommen leer. Doch als er anfing Toshiya davon zu erzählen, was er machen würde, wenn er ihn finden würde, fingen seine Augen zu leuchten an.

"Richtig irre!", dachte Toshiya bei sich und eilte weiter. "Hat er nun endgültig den Verstand verloren?", fragte sich Toshiya und erschauderte bei dem Gedanken an Hakueis Augen.
 

"He Süße! Haste nicht Lust mit uns was Trinken zu gehen?", johlte ein junger Schwarzhaariger mit Lippenpircing.

Vor zwei Tagen hätte Toshiya so was Ähnliches wie: " Ich würd gern was trinken gehen, aber erstens nicht mit so was wie dir und zweitens: Schau nächstes Mal besser hin, wen du anmachst!". Doch nun senkte er nur den Kopf und eilte mit seinen Koffern davon, während ihm tosendes Gejohle und Gepfeife folgte.

Endlich am Bahnhof angekommen setzte er sich erstmal um zu verschnaufen. Doch viel Zeit dazu hatte er nicht da eine Minute später, schon der nächste Zug nach Tokio.

Toshiya stieg ein und suchte sich ein leeres Abteil. Auf Gesellschaft konnte er liebend gerne verzichten. Als er eines gefunden hatte, setzte er sich mit einem Seufzen und legte seine beiden Koffer neben sich. Inständig hoffte er, dass niemand mehr kommen und sich in sein Abteil setzten würde. Doch fünf Minuten später ging die Schiebetür auf und ein Rothaariger Junge blickte in das Abteil.

"Ist hier noch frei? Alle anderen Abteile sind voll und mein Freund und ich bräuchten noch ein Plätzchen zum Sitzen. Apropos Plätzchen..... Shinya.... hast du noch welche dabei? Ich hab Hunger"

"Freund?", dachte Toshiya und blickte hinter den Rothaarigen. Tatsächlich. Dahinter stand eine schmale Gestalt mit braunem, langem Haar die nun den Rothaarigen ungläubig ansah.

"Hunger? Du hast doch vor einer halben Stunde schon was gegessen!"

"Eine halbe Stunde ist seeeeehr lange. Ich bin schon wieder vollkommen ausgehungert.", gab der Rothaarige schmollend zurück.

"Vielleicht setzten wir uns erstmal und dann kann ich schauen ob ich noch Plätzchen dabei habe, okay?"

"In Ordnung.", sagte der Rothaarige strahlend. "Ist hier nun frei, oder nicht?", fragte er nun Toshiya zum zweiten Mal.

"Ja... klar. Setzt euch.", sagte Toshiya freundlich, aber widerwillig.

"Danke!", sagte der Braunhaarige, der anscheinend Shinya hieß und versuchte sich an dem Rothaarigen vorbeizuquetschen.

"Die. Entweder gehst du mir jetzt aus dem Weg, oder du kannst dir deine Plätzchen vergessen!", sagte Shinya ungeduldig, doch keine Millisekunde später war die Tür frei, und er konnte ohne Probleme eintreten. Dicht hinter Shinya folgte Die, der einen Gitarrenkoffer trug.

Toshiya musterte die Beiden interessiert. Shinya hatte einen schwarzen Ledermantel, darunter ein schwarzes Oberteil und enge schwarze Jeans an. Um den Hals hatte er ein silbernes Kreuz mit schwarzen Steinen besetzt und Nietenarmbänder an den Armen.

Die war eher schlicht gekleidet, wenn man von seinen roten Haaren einmal absah. Er trug ganz normale blaue Jeans, ein weißes T-Shirt und darüber ein schwarzes Hemd.

Die schwang seinen Gitarrenkoffer munter auf den Gepäckträger und sah Toshiya fragend an.

"Du spielst Bass?", fragte er ihn interessiert und sah auf Toshiyas Bassgitarrenkoffer hinab.

"Ja. Warum?", fragte Toshiya verwundert.

Die sah fragend zu Shinya und dieser fing an zu sprechen.

"Die und ich sind schon seit 1995 in einer Band die La:Sadies heißt, oder besser gesagt hieß.", sagte Shinya.

"Wir sind jetzt gerade auf unserem letzten Konzert gewesen, das wir mit der Band gemacht haben.", fügte Die traurig hinzu.

"Aber warum?", fragte Toshiya interessiert. Er hatte schon einmal von der Band gehört und soweit er wusste waren sie ganz schon bekannt gewesen. Ihr Musikstil stimmte mit dem seinen überein und das mochte er.

"Sagen wir mal so: Die Harmonie von uns Bandmitgliedern hat einfach nicht mehr gestimmt.", sagte Shinya und zog seine Schultern hoch.

"Was habt ihr in La:Sadies gespielt?", fragte Toshiya.

"Schlagzeug", sagte Shinya "und Die spielt Gitarre, wie du sicher schon gesehen hast.", fügte er grinsend hinzu und packte währenddessen die Plätzchen aus, da Die schon vor lauter Hunger nichts mehr sagen konnte und gab ihm eins.

"Und wie geht es jetzt weiter?". Toshiya sah erstaunt zu, wie Die ein Plätzchen nach dem anderen hinunterschlang, bis die ganze Packung innerhalb von zwei Minuten leer war.

"Kyo, unser Sänger hat eine neue Band gegründet. Kaoru, der andere Gitarrist von La:Sadies, Shinya als Drummer, Kyo als Sänger und ich, auch als Gitarrist sind in der neuen Band die Members. Uns fehlt nur noch ein Bassist, da Kisaki, der alte Bassist von La:Sadies in eine andere Band, namens Mirage gewechselt ist. Tja... und nun fehlt uns ein Bassist um die Band zu vervollständigen.", fügte Die mit einem Grinsen an Toshiya hinzu.

Dieser sah verwirrt auf. Die konnten doch nicht ihn meinen, oder?

"Ähm... und... äh... wie heißt die neue Band?", fragte Toshiya stottern.

"Dir en grey.", sagte Shinya und auch er sah nun Toshiya hoffnungsvoll an.

"Aha... interessanter Name. Und was sollen die Blicke bedeuten, die ihr mir die ganze Zeit zuwerft?", fragte Toshiya schüchtern.

"Wir wollten dich fragen ob du nicht mal zu einer Probe kommen willst um zuzuhören.", brachte Die zwischen zwei Bissen von seiner Banane heraus.

"Naja... ich weiß nicht so genau... ich kenn mich mit Bands nicht aus. Ich hab auch noch nie in einer gespielt. Mir fehlt da jegliche Erfahrung.", sagte Toshiya kleinlaut.

"Das macht doch nichts. Das lernst du schon mit der Zeit. Komm doch einfach morgen mal zu unserer Probe, okay? Ich schreib dir die Adresse von unserem Proberaum auf, ja?", fragte Shinya und gab Die einen Apfel, an dem dieser sogleich abbiss.

"Okay. Ich kann ja morgen mal vorbeikommen.", gab Toshiya nach. Wenn er ehrlich war, interessierte ihn das ganze schon ein bisschen. Außerdem würde das bestimmt etwas Abwechslung in sein Leben bringen. Besonders nach der Sache mit Hakuei.

Sein Gesicht verfinsterte sich augenblicklich und wieder hatte er dieses vor Angst schlagende Herzklopfen.

"Was ist los? Macht Die dir Angst?", fragte Shinya besorgt als er Toshiyas Gesichtsausdruck bemerkte.

"Mmh? Was? Nein, alles in Ordnung.", brachte Toshiya gerade noch heraus und lief rot an. Er war einfach zu leicht zu durchschauen. Kein Wunder, dass Hakuei ihn so ausnutzen konnte.

"Wo musst du aussteigen?", fragte Shinya, während zu Die hinsah, der nun eine Kiwi löffelte.

"Tokio.", antwortete Toshiya knapp.

"Ah... da müssen wir auch raus. Wo wohnst du?", fragte nun Die, in einem Moment in dem er den Mund leer hatte. Im nächsten Moment landete eine Traube darin.

"Ich wohne noch in einem Hotel. Ich bin erst seit gestern in Tokio.", sagte Toshiya.

"Warum bist du nach Tokio gekommen? Hast es wohl in Nagano nicht mehr ausgehalten?", fragte Die grinsend, während er sich eine weitere Traube in den Mund schob.

"Ich... ja....so wird's wohl gewesen sein.", sagte Toshiya zögernd.

"Nächste Haltestelle muss ich raus.", fügte er hinzu und packte schon einmal seine Sachen zusammen.

"Warte. Ich schreib dir noch schnell die Adresse von dem Proberaum auf.", sagte Shinya und suchte eilig ein Blatt Papier und einen Stift.

"Ja. Okay.", sagte Toshiya und warf Die einen Blick zu, der nun angefangen hatte eine Mandarine zu schälen.

"Wo steckst du das eigentlich alles hin?", fragte Toshiya verwundert, während Shinya ihm die Adresse aufschrieb.

"Wieso? Das ist noch wenig. Solltest mal erleben was er sonst so in sich reinstopft.", sagte Shinya und lächelte dabei sanft.

"Shin-chan. Das stimmt gar nicht. Lass mich doch.", antwortete Die mummelnd.

"Es ist nun mal so, Die.", stellte Shinya wieder lächelnd fest, doch diesmal funkelten auch seine Augen amüsiert.

Toshiya sah verwirrt zwischen den Beiden hin und her. "Die führten sich ja geradezu so auf, als ob sie zusammen wären.", dachte Toshiya verdutzt.

"Hier.", sagte Shinya und reichte Toshiya den Zettel.

Toshiya las ihn durch und sagte nur: "Okay. Also dann. Bis morgen."

"Ach so... dein Hotel scheint nicht gerade in einer guten Gegend zu liegen. Sollen wir dich vielleicht begleiten?", fragte Shinya und sah Toshiya besorgt an.

Gerade wollte Toshiya antworten, dass er sich darüber sehr freuen würde, als ihm die Worte von Hakuei wieder einfielen: "Ich werde dich ausfindig machen egal wo du bist." Und das würde ja nicht funktionieren, wenn keiner wusste wo er wohnte, oder?

"Nein. Schon okay, aber danke für das Angebot.", sagte Toshiya freundlich und nahm seinen Bass und seinen Koffer vom Sitz.

"Stopp mal. Wie heißt du eigentlich? Unsere Namen kennst du ja schon. Ich bin Terachi Shinya. Und der Fresssack neben mir ist Ando Daisuke. Mich kannst du Shinya und den anderen hier kannst du ruhig Die nennen.", sagte Shinya lächelnd.

"Hara Toshimara. Aber Toshiya ist okay. Also, bis morgen!", sagte Toshiya noch zum Abschied und verschwand, als der Zug anhielt, aus dem Abteil.

"Komisch. Irgendwas war mit ihm los. Vielleicht hat er Probleme. Oder es hat was damit zu tun, warum er nach Tokio gekommen ist. Was meinst du Die?", fragte Shinya besorgt.

"Mmh?.." Fragend sah Die ihn kauend an. Und schälte währenddessen eine weitere Mandarine.

"Ach. Vergiss es.", sagte Shinya leicht beleidigt und lehnte sich in seinem Sitz zurück.

Die letzten fünf Minuten, die sie noch fuhren, wurden nur von Dies Mampf-Geräuschen durchbrochen.
 

Auf dem Weg zu seinem Hotel dachte Toshiya lange über sein Zusammentreffen mit Shinya und Die nach. Shinya war, seiner Meinung nach, ein großherziger Mensch, der aber auch sehr zurückhaltend und schüchtern sein konnte.

Und Die... Ja Die war ein wirklich schräger Vogel. Auch wenn er die ganze Zeit den Mund voll hatte, so konnte er doch sehr freundlich sein.

Langsam holte er den Zettel mit der Adresse aus seiner Hosentasche, betrachtete ihn lange und las ihn immer wieder durch.

"Das muss Schicksal gewesen sein.", dachte Toshiya.

"Gerade als ich wieder Mut zum Leben gefasst habe und darum meinen Bass geholt hatte, treffe ich auf die Beiden und sie verändern mein Leben nur mit dem einen Satz: "Komm doch mal zu unserer Probe, dann kannst du zuhören und schauen ob du mit in unserer Band spielen willst." Schon komisch.

Wie zwei Engel, die mir den steinigen Weg zurück zum Leben mit ihren Flügeln erleichtern wollen.", dachte Toshiya schmunzelnd.

Die Vorstellung wie Die und Shinya Flügel wuchsen und auf einer Harfe spielten, war einfach urkomisch. Er und seine Fantasie.

Er sah erstaunt auf, als er feststellte, dass er schon vor seinem Hotelzimmer stand.

Er schloss die Hoteltür auf und starrte einen kurzen Moment in die Dunkelheit.

Er wollte nicht mehr in der Dunkelheit leben, beschloss Toshiya.

"Nie mehr!", dachte er entschieden und knipste das Licht an.

Chapter four

Chapter four:
 

*pieppiep* *pieppiep*
 

Toshiya stöhnte auf.

"Nur noch ein bisschen!", dachte er verschlafen.

"Ich bin doch gerade erst ins Bett gegangen."
 

*pieppiep* *pieppiep*
 

"Ja, ja!", murrte er nun genervt und schlug den Wecker aus.

Müde rieb er sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte geblendet, da die Sonne ihn durch das Fenster voll anblendete.

"Warum können diese scheiß Hotelzimmer keine Rollläden haben?", fragte Toshiya sich genervt.

Genüsslich streckte er sich und sah auf die Uhr. 13.30 Uhr. Noch viereinhalb Stunden, dann würde er im Proberaum von "Dir en grey" sitzen und höchstwahrscheinlich mitspielen.

Langsam stand er auf und zog sich eine weite Jogginghose und ein bequemes T-Shirt an.

Barfuss ging er in die kleine schmutzige Küche, die zu seinem Hotelzimmer gehörte, um sich Milch aus dem Kühlschrank zu holen.

Doch plötzlich trat er auf etwas, das unter seinem Fuß knirschend zerbrach und Flüssigkeit absonderte. Erstaunt und gleichgültig hob er seinen Fuß, schaute darunter und schrie geekelt auf, als er sah, dass er auf eine Kakerlake getreten war.

Er rannte in sein kleines Badezimmer und wusch sich seinen Fuß gründlichst mit Seife ab. Dann rannte er in sein Schlafzimmer, zog sich eine Jeans, ein T-Shirt, Socken und Schuhe an, packte den Hotelzimmerschlüssel und den Geldbeutel in seine Umhängetasche, zog sich eilig seine Jacke über und ging zügig aus dem Hotelzimmer.

Er musste sich unbedingt eine Wohnung und einen Job suchen, das war sicher. In so einem Drecksloch konnte und wollte er nicht weiterleben.

Er nahm den nächsten Zug in die Innenstadt und ging dort zuerst einmal in eine Konditorei um sich etwas zum Frühstück zu holen.

"Erstmal muss ich mir einen Job suchen.", dachte Toshiya während er gemütlich die Straße hinunterlief.

"Ich könnte schauen, ob ich eine Arbeit in der Nähe vom Proberaum finde. Das wäre wirklich praktisch.", dachte Toshiya nun, blieb dann aber überrascht stehen, da er sich seine Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Er hatte doch tatsächlich angenommen, dass er in der Band mitspielen würde, dachte er verwundert.

"Was, wenn ich nicht gut genug bin?", dachte Toshiya unsicher.

"Was, wenn sie mich nicht leiden können?". Toshiyas Selbstbewusstsein sank fast schon auf seinen Nullpunkt.

"Du spielst gut und du bist eine sehr freundliche Person. Es gibt keinen Grund warum sie dich nicht mögen sollten.", meldete sich eine leise Stimme in Toshiyas Kopf zu Wort, die immer lauter wurde, und sein Selbstbewusstsein wieder erfolgreich aufbaute.

Gestärkt ging er weiter in Richtung des Proberaumes.

Die Adresse konnte er mittlerweile auswendig.

Als er eine halbe Stunde später in der Straße ankam, die Shinya ihm aufgeschrieben hatte, sah er sich interessiert um.

Es war zwar keine Nobelgegend, aber man musste wenigstens keine Angst haben abends hier überfallen, oder Schlimmeres, zu werden. Der Proberaum befand sich ungefähr in der Mitte der Straße, wie Toshiya anhand der Straßennummer ablesen konnte.

Langsam schlenderte er in Richtung Proberaum und sah sich die Geschäfte, die in dieser Straße lagen, an. Das meiste waren Restaurants und Modegeschäfte.

"Toshiya?", hörte er eine vertraute Stimme hinter sich rufen.

Erstaunt drehte er sich um.

"Shinya?", fragte er verwundert, als er den Braunhaarigen in einer engen schwarzen Lederhose, einem grellgrünen T-Shirt über das er ein Netzshirt anhatte, sah.

"Was machst du denn hier?", fragten Beide gleichzeitig und grinsten.

"Ich arbeite in dem Modelanden da drüben", sagte Shinya und zeigte mit dem Finger hinter sich.

"Und du? Die Probe ist erst heute Abend, oder hast du dich in der Zeit geirrt?", fragte Shinya breit grinsend.

"Nein.", sagte Toshiya und lächelte.

"Ich muss mir einen Job hier in der Gegend suchen.", sagte er.

"Das Hotel in dem ich zurzeit "wohne" ist ein echtes Drecksloch. Naja... und deswegen muss ich mir jetzt eine neue Wohnung und einen Job suchen.", sagte Toshiya.

"Wirklich?", fragte Shinya und sah Toshiya einen Moment lang an.

Auf einmal erhellten sich seine Gesichtszüge und Shinya lächelte Toshiya breit an.

"Hey! Ich hätte da einen Vorschlag. In dem Laden, in dem ich arbeite", kurzer Wink hinter sich, "ist vor ungefähr zwei Tagen eine Stelle freigeworden. Wenn du jetzt Zeit hast, kannst du mitkommen und den Chef fragen, ob du die Stelle haben kannst.", sagte Shinya aufgeregt.

Nun fingen auch Toshiyas Augen an zu leuchten.

"Das wäre toll!", sagte Toshiya begeistert und umarmte Shinya stürmisch.

Dieser schien im ersten Moment leicht erstaunt, erwiderte die Umarmung dann jedoch genauso stürmisch und drückte Toshiya fest an sich.

"Ah... tut das gut nach so langer Zeit wieder von jemandem umarmt zu werden.", dachte Toshiya glücklich.

"Also. Komm!", sagte Shinya als er sich sanft aus der Umarmung gelöst hatte.

"Okay.", antwortete Toshiya und lief neben Shinya her zu einem Modegeschäft namens:

"Miyavis Modestübchen."
 

Als sie eintraten bimmelten zehntausend Glöckchen um anzukündigen, dass jemand eingetreten war. Toshiya sah sich interessiert um.

Überall hingen auf Kleiderständern ausgefallene Kleidungsstücke, die einerseits recht schrill und durchgedreht auf Toshiya wirkten, andererseits brachten sie ihn auf Grund ihrer einzigartigen Art zum schmunzeln. Dieser Miyavi musste schon ein ganz schön komischer Kauz sein, um solche Sachen entwerfen zu können.

Manche Kleider hingen nicht wie die anderen auf Kleiderständern, sondern waren an der Wand mit Eisennägeln festgenagelt.

Die Umkleidekabinen hatten anstatt Undurchsichtigen Stoff, Badewannen Vorhänge mit Blumen, Zebras und Affen darauf.

Anstatt eines Kassiertisches, stand ein riesiger Totenkopf im Raum, dessen Augen immer wieder rot aufleuchteten und auf dem die Kasse stand.

Shinya nahm ihn bei der Hand und zog ihn zu einer Tür, auf der stand: "Miyavi, der Chef."

Shinya klopfte an, und als ein "Dann komm halt rein!" ertönte, öffnete er die Tür, trat ein und zog Toshiya hinter sich her.

"Was is?", fragte ein Schwarzhaariger Mann, mit einem markanten Lippenpricing und einem Augenbrauenpricing an der rechten Augenbraue. Seine Haare waren stufig geschnitten, so dass ihm sein Pony fransig ins Gesicht hing.

"Ich wollte ihnen einen Interessenten für den Job, der frei ist, vorstellen.", sagte Shinya in sachlichem Ton.

"Un wer soll des sein?", fragte Miyavi gelangweilt, während er seine Füße auf den Schreibtisch legte.

"Hara Toshimara.", sagte Shinya und zerrte Toshiya vor sich.

Miyavi sah interessiert zu Toshiya und nahm langsam seine Füße vom Schreibtisch.

"Interessant, interessant", sagte Miyavi mehr zu sich, als zu den anderen Beiden.

"Hübsch, hübsch", murmelte er während er um Toshiya herumging, wie wenn er ein Ausstellungsstück wäre.

"Wunderbar, wunderbar.", sagte er nun und kreiste noch einmal um Toshiya herum.

"Lecker, lecker.", stimmte er an, während er sich einen Fruchtgummi in den Mund steckte.

"Ich liebe besonders die Roten", sagte Miyavi zu Toshiya.

"Ähm.... Ich ..... ich mag lieber die Gelben.", sagte Toshiya verwirrt, weil ihm nichts besseres einfiel.

"Du bist ein Freund von S-chan?", fragte Miyavi und Toshiya sah verwirrt zu ihm auf, bis ihm klar wurde dass "S-chan", wohl Shinya war.

"Ja. Sozusagen.", sagte Toshiya nun.

"Dann hast du den Job.", sagte Miyavi leichtfertig und ging wieder hinter seinen Schreibtisch.

"Er wird dich in alles einweisen und so weiter.", meinte Miyavi nun geschäftlich und machte eine schwingende Handbewegung dabei.

"Das Gehalt bekommst du immer Ende des Monats. Und jetzt haut wieder ab. Morgen fängst du an, Totshi-chan", sagte Miyavi und blickte Toshiya ernst an.

"Wann die Schichten beginnen, erklärt dir Shinya und so weiter und sofort. Und jetzt raus!!", sagte Miyavi mit erhobener Stimme und als Toshiya und Shinya den Raum verließen, konnte Toshiya gerade noch sehen, wie Miyavi seinen Spiegel hervorholte und sich interessiert darin betrachtete.

"Na also. Ist doch super gelaufen.", sagte Shinya lächelnd zu Toshiya.

"Du kannst morgen mit mir arbeiten, wenn du willst. Die Schicht beginnt um 10.00 Uhr. Aber komm nicht zu spät, Miyavi-sama mag das nicht besonders.", sagte Shinya.

"Das wäre wirklich super.", sagte Toshiya. "Und danke, dafür, dass du mir die Arbeit besorgt hast" Toshiya verbeugte sich tief.

"Ist schon okay.", sagte Shinya und wurde leicht rot im Gesicht.

"Jetzt muss ich nur noch eine Wohnung finden.", sagte Toshiya und blickte gedankenverloren auf einen komisch kotzgrünen Pullover, der mit pinken Punkten übersäht war.

"Da kann ich dir auch weiterhelfen.", sagte Shinya beiläufig.

"Wirklich?", fragte Toshiya und sah Shinya erstaunt an.

"Ja. Ein alter Freund, hat hier in der Nähe ein Hochhaus und da ist so weit ich weiß, die Wohnung unter dem Dach noch frei. Warte... ich schreib dir die Adresse auf.", sagte Shinya eilig und schrieb ihm in sauberer Schrift eine Adresse auf das Blatt, welche zwei Straßen weiter war.

"Geh einfach mal hin und frag ob die Wohnung noch frei ist. Wenn nicht kannst du auch noch eine Zeit lang, bei mir wohnen.", schlug Shinya vor.

"Nein, nein. Schon okay.", sagte Toshiya eilig, da er wieder einmal an Hakuei dachte.

"Also.. dann geh ich jetzt mal. Bis heute Abend dann.", verabschiedete sich Toshiya und ging aus "Miyavis Modestübchen" hinaus auf die Straße.

"Mein kleiner Engel.", dachte Toshiya grinsend und machte sich auf den Weg.
 

Als er vor dem fünfstöckigen Haus angekommen war, sah er langsam an dem Gebäude hoch.

Anschließend sah er auf Shinyas Zettel. "Gackt", war anscheinend der Name des Vermieters. Prüfend sah er auf den Klingelschildchen nach, ob dieser Name irgendwo stand. Dann fand er ihn. Die zweite Klingel von unten. Das hieß also, er wohnte im zweiten Stockwerk.

Nach einem Moment des Zögerns drückte er auf die Klingel.

10 Sekunden später meldete sich eine freundliche Stimme:

"Ja?"

"Ähm.. .hallo... ich .. äh.. wollte Sie fragen, ob die Wohnung unter dem Dach noch zu vermieten ist. Shinya, ein Freund von mir hat mir gesagt ich soll einfach mal nachfragen.", sagte Toshiya zögernd, da er sich vorstellte wie er wohl reagieren würde, wenn ein wildfremder Mann bei ihm klingeln und fragen würde ob eine Wohnung von ihm noch zu vermieten war.

"Mmh... Shinya....okay... komm einfach mal rauf.", sagte die Stimme und schon summte der Türöffner.

Toshiya trat ein und ging in den zweiten Stock hinauf.

Die Wohnungstür war schon offen als er oben angekommen war und er stand einem schlanken, blonden Mann gegenüber. Er hatte kurzes Haar, welches er leicht gegeelt hatte, ein enges dunkelrotes Shirt und eine eng anliegende Jeans, welche Löcher an verschiedenen Stellen hatte, an. Seine Augen waren leicht und unauffällig geschminkt. Um seinen Hals hatte er ein schwarzes Lederhalsband an dem ein kleines Kreuz hing.

An seinem rechten Arm hatte er ein Nietenarmband und zwei seiner Finger, der linken Hand, zierten Ringe. Auf einem davon erkannte Toshiya einen Totenkopf, auf dem anderen eine Schlange.

"Ähm... hallo. Ich bin Hara Toshimara. Shinya hat mir gesagt, sie vermieten eine Wohnung unter dem Dach.", sagte Toshiya und verbeugte sich zu Begrüßung.

"Jaja.... Shinya....Er kann es einfach nicht lassen den gütigen Engel zu spielen, der allen aus der Patsche hilft.", sagte der Mann, der anscheinend Gackt hieß.

Bei dieser Bemerkung sah Toshiya erstaunt auf, da er die gleiche Definition auch für Shinya benutzt hatte.

"Er sollte lieber zusehen, dass er selbst endlich sein Glück findet, anstatt sich immer nur um andere zu kümmern.", sagte Gackt kopfschüttelnd.

"Aber tut mir leid, Kleiner. Die Wohnung ist seit zwei Wochen wieder vermietet. Kommst leider ein bisschen zu spät.", sagte Gackt bedauernd und Toshiya ließ merkbar den Kopf hängen.

"Wäre auch zu schön gewesen", dachte Toshiya betrübt. "Einen Job und eine Wohnung am gleichen Tag zu finden. Eigentlich unmöglich."

Da Gackt anscheinend merkte wie Toshiyas Stimmung sichtbar sank, sagte er schnell:

"Hör mal. Ich kenn da jemanden, der jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt, dessen Freund auch eine Wohnung vermietet. Und soweit ich weiß ist die noch frei."

Toshiya hob langsam den Kopf und sah Gackt nun hoffnungsvoll an.

"Wirklich?"

"Ja. Wenn du schnell rein kommst kann ich denjenigen mal anrufen und fragen, ob die Wohnung noch frei ist.", sagte Gackt und sah in Toshiyas hübsches Gesicht.

"Das wäre wirklich nett.", sagte Toshiya dankbar und folgte Gackt in dessen Wohnung.

Ungewöhnlich war diese eigentlich nicht. Aber was war schon ungewöhnlich, nachdem man einmal in "Miyavis Modestübchen." war?

Gackt nahm den Hörer seines Telefons ab, gab schnell eine Telefonnummer ein und wartete darauf, dass jemand abnahm.

"Ja. Hallo, Hizumi. Hier ist Gackt. Ja, genau der. Ich hab mal ne Frage: Ist die Wohnung, die du vermietest, noch frei? Ich hätte nämlich hier einen Interessenten."

Stille.

"Ja. Ich weiß. Aber er ist ein Freund von Shinya."

Wieder Stille.

"Mmhmh... okay. Danke. Bye.", sagte Gackt und legte den Hörer auf.

"Geht klar. Ich schreib die schnell die Adresse auf und dann kannst du losdüsen und den Mietvertrag unterschreiben.", sagte Gackt und schmunzelte angesichts Toshiya, welcher nun über das ganze Gesicht selig lächelte.

Gackt verschwand für einige Minuten, kam wieder mit einem Zettel in der Hand und steckte diesen Toshiya in die Hosentasche, während er dabei wie zufällig über dessen Schritt strich.

"Na dann. Viel Glück noch Totchi-chan.", sagte Gackt, beugte sich für und küsste Toshiya sanft auf den Mund.

Toshiyas Augen weiteten sich erschreckt. "Nicht! Bitte nicht noch einmal!", war das einzige was er denken konnte. Doch es blieb bei dem leichten Kuss, als Gackt Toshiyas angsterfülltes Gesicht sah.

"Was ist los?", fragte Gackt Toshiya besorgt und wollte ihm über die Wange streicheln. Dieser wich erschrocken zurück, verbeugte sich zum Dank und zum Abschied noch einmal und floh aus der Wohnung. Schnell rannte er die Treppen hinunter und knallte die Haustür hinter sich zu.

"Was war denn mit dem?", fragte sich Gackt verwundert, zuckte dann aber die Achseln, drehte sich um und lief in sein Schlafzimmer um sich wieder hinzulegen.
 

"Wieso immer ich?", dachte Toshiya bestürzt, während ihm ein harter Klos im Hals steckte und er seine Tränen nur noch mit Mühe unterdrücken konnte.

"Warum haben die es immer auf mich abgesehen??"

"Sehe ich so naiv und hilflos aus, dass solche Typen sich immer an mir vergreifen wollen?"

Nun rannen doch Tränen seine Wangen hinunter und er holte schluchzend den Zettel aus seiner Hosentasche, den ihm Gackt gegeben hatte.

Er wollte dort nicht mehr hin. Wer wusste schon, was das wieder für ein Typ war. Aber er brauchte eine Wohnung, das war klar. Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als dort hinzugehen, dachte Toshiya betrübt.

Langsam änderte er seine Richtung und ging auf die Straße zu, die auf dem Zettel angegeben war. Er sah auf die Hausnummer. Das Haus musste irgendwo am Anfang der Straße sein, dachte Toshiya während er die Häuser nach ihren Hausnummern absuchte.

Nach zwei Minuten fand er es dann endlich. Es war auch nicht viel größer, als das Haus von Gackt und Toshiya suchte ein zweites Mal an diesem Tag, den Namen auf den Klingeln.

Ein weiteres Mal fand er ihn und klingelte.

"Ja?", fragte eine Stimme.

"Ähm... hallo... hier ist....", sagte Toshiya, unterbrach sich aber mitten im Satz. Genau so hatte er auch bei Gackt angefangen und wie war die ganze Sache ausgegangen?

"Nein. Diesmal nicht.", dachte Toshiya entschlossen und sagte: "Hallo. Ich bin Hara Toshimara. Gackt hat bei Ihnen angerufen wegen der Wohnung, die Sie vermieten."

"Jaja... komm rein.", sagte die Stimme genervt und die Tür öffnete sich mit einem Summen.

Toshiya trat ein und ging nun in den dritten Stock hinauf.

Oben angekommen sah er die Wohnungstür offen stehen. Langsam trat er darauf zu und klopfte an.

"Hallo?", frage er entschlossen.

"Die Tür ist ja offen, oder? Komm rein und mach die Tür hinter dir zu!", sagte die Stimme schroff.

Toshiya tat wie ihm geheißen, trat ein und schloss die Türe hinter sich.

Einige Sekunden stand er unschlüssig dem Wohnungsflur und wusste nicht was er nun tun sollte.

Doch da öffnete sich eine Tür und ein Mann mit nacktem Oberkörper und einer Boxershorts an, trat auf ihn zu. Seine Haare standen ihm vom Kopf ab, doch er sah trotzdem mehr als sexy aus.

Toshiya, dem unbewusst der Mund offen stand, schloss diesen, verbeugte sich zur Begrüßung und sagte: "Hallo. Ich bin Hara Toshimara und ich bin an ihrer Wohnung, die sie vermieten interessiert."

Als nichts erwidert wurde, sah Toshiya auf und bemerkte wie ihn der Mann sichtlich interessiert musterte.

"Und mit wem habe ich es hier zu tun?", fragte Toshiya, dem es sehr unangenehm war, so gemustert zu werden.

Nach einigen Sekunden der Stille, sagte der Mann: "Hizumi." Und starrte weiterhin Toshiya an. Dies machte Toshiya mehr als nervös und seine Entschlossenheit mit der er angekommen war, fiel immer mehr in sich zusammen.

"W-Was ist jetzt mit der Wohnung?", fragte Toshiya zögernd. "Ist sie noch zu vermieten, oder nicht?"

Ohne ein Wort zu sagen drehte Hizumi sich um, verschwand aus dem Raum und hinterließ einen sichtlich verwirrten Toshiya.

Gerade als Toshiya sich fragte, ob er ihm nun folgen sollte oder nicht, kam Hizumi wieder angezogen in den Raum und hielt in der rechten Hand einen Schlüssel.

Kein Wort mit Toshiya wechselnd, ging Hizumi an Toshiya vorbei, machte die Tür auf, ging hinaus und stieg die Treppen rauf.

Toshiya starrte einen Moment lang Hizumi hinterher, bis er ihm schließlich folgte.

Die ganze Zeit während die Beiden die Treppen hinauf liefen, umgab Toshiya nur Stille und das Geräusch der Schritte auf den Treppen.

Als sie endlich oben, im letzten Stockwerk, angekommen waren, schloss Hizumi die eichene Wohnungstür auf, machte sie auf und trat zurück um Toshiya einzulassen.

"Wenigstens ein bisschen Manieren hat er.", dachte Toshiya, während er eintrat.

Staunend blieb er stehen. Die Wohnung sah einfach nur wundervoll aus. Ihre hölzernen Dachschrägen und die großen Fenster, durch die Sonnenlicht strahlten, machten die Wohnung auch schon ohne Möbel richtig heimelig.

Bewundernd sah sich Toshiya um. Er war richtig begeistert. So hatte er sich immer die perfekte Wohnung vorgestellt. Während er noch alles abschritt und überall einen Blick hineinwarf, folgte ihm Hizumi schweigend.

"Gefällt sie dir?", fragte dieser nach einiger Zeit.

"Natürlich. Wem würde sie nicht gefallen.", sagte Toshiya mit glänzenden Augen.

"Wann willst du einziehen?", fragte Hizumi während er den freudestrahlenden Toshiya beobachtete.

"Geht das denn so schnell? Sollten wir uns nicht erst über die Miete etc. unterhalten?", fragte dieser überrascht.

"Ich hab schon alles vorbereitet. Unten in meiner Wohnung liegt der Mietvertrag.", sagte Hizumi, drehte sich um und marschierte aus der Wohnung.

Toshiya stand noch einige Sekunden in seiner zukünftigen Wohnung, lief Hizumi aber dann doch hinterher.

Unten angekommen folgte Toshiya Hizumi in dessen Küche und setzte sich, auf einen Wink von Hizumi hin, an den Küchentisch.

"Ließ dir den Vertrag durch. Wenn dir irgendwas nicht passt, dann sag's.", sagte Hizumi, ging zu seinem Wasserkoche und setzte Wasser auf.

Aufmerksam studierte Toshiya den Mietvertrag. Als er bei dem Preis der monatlichen Miete angelangt war, weiteten sich seine Augen erstaunt.

"Nur so wenig, für eine so tolle Wohnung?", fragte er laut und sah Hizumi erstaunt an.

"Die Wohnung steht schon seit zwei Jahren leer, warum sollte ich, wenn ich endlich einen Interessenten hab, den Preis so hoch schrauben, dass dieser es sich vielleicht noch einmal anders überlegen würde?", fragte Hizumi gelangweilt und goss das gekochte Wasser in zwei Tassen, in denen sich jeweils ein Teebeutel befand.

Umgerechnet in Euro, kostete die Miete 600€ im Monat. Darin waren aber schon Strom, Wasser, Heizung etc. mit inbegriffen.

"Das ist fast schon zu günstig um wahr zu sein.", dachte Toshiya nachdenklich.

"Und was willst du von mir dafür?", fragte Toshiya misstrauisch.

"Eine ruhige Nacht, ohne laute Musik. Dass du nicht immer vor meiner Tür stehst und sagst ich solle irgendwas reparieren. Und mich alles in allem einfach in Ruhe lässt.", sagte Hizumi.

"Das lässt sich arrangieren.", sagte Toshiya fröhlich, nahm den Kugelschreiber, den Hizumi neben den Vertrag gelegt hatte und unterschrieb den Vertrag mit breitem Grinsen.

"Meine erste richtige Wohnung.", dachte Toshiya glücklich und grinste weiterhin wie ein Honigkuchenpferd.

"Also. Noch mal die Frage: Wann willst du einziehen?", fragte Hizumi leicht genervt, während er den unterschriebenen Vertrag aus Toshiyas Hand nahm, ihm den Abzug gab und das Original in eine Schublade steckte.

"Würde es denn gehen, wenn ich noch heute einziehen würde?", fragte Toshiya und hoffte innerlich dass es klappen würde.

"Ja. Von mir aus. Wie bringst du deine Sachen her?", fragte Hizumi und stellte vor Toshiya eine Tasse Tee.

"Das ist ein größeres Problem", sagte Toshiya.

"Ich kenne hier niemanden, der meine Sachen abholen und hierher bringen könnte."

Hizumi seufzte genervt auf und stand auf. Als Toshiya sich nicht regte blickte er ihn wütend an.

"Meinst du ich steh hier noch ne halbe Stunde und warte auf dich, bis du deinen Arsch mal hoch bekommst? Gib Gas! Ich hab auch nicht den ganzen Tag Zeit.", fuhr Hizumi Toshiya an.

Als Toshiya ihn verwirrt anblickte, seufzte Hizumi noch einmal tief.

"Mein Auto steht in der Garage und wenn du heute noch einziehen willst, sollten wir uns beeilen, oder?", sagte Hizumi, drehte sich um und stürmte in Richtung Tür.

Ein verdatterter Toshiya folgte ihm.
 

Eine Stunde später stand Toshiya mit seinem ganzen Eigentum in seiner neuen Wohnung und sah sich glücklich um.

"Wie lange willst du da denn noch stehen?", fragte Hizumi, während er Toshiya anblickte.

"Hast du einen Schlafsack oder so was in dem du heute Nacht schlafen kannst?" Hizumi blickte Toshiya fragend an.

"Äh... nein.", sagte Toshiya entsetzt. Das hatte er ganz vergessen. Das konnte doch nicht war sein. Jetzt konnte er auf dem Boden schlafen. Naja... wer's nicht im Kopf hat, muss eben auf dem Parkettboden schlafen, dachte Toshiya betrübt.

"Oh Mann. Zieh doch nicht wieder so ne betrübte Schnute. Ich hab in meiner Wohnung noch eine Matratze, die kannst du geschenkt haben.", sagte Hizumi gelangweilt.

Auf Toshiyas Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus und er warf sich in Hizumis Arme.

"Danke, danke, danke!", jubelte Toshiya.

Für einen Moment schien es ihm, als ob der Eisklotz von Hizumi lächelte und seine Umarmung für einige Sekunden erwiderte, doch da hatte er sich anscheinend getäuscht.

Wieder eine halbe Stunde später, hatte Hizumi Toshiya alleine in seiner neuen Wohnung mit seiner neuen Matratze gelassen.

Automatisch blickte Toshiya auf seine Uhr. 17.45 Uhr. Mist. Er hatte die Probe ganz vergessen, fiel es Toshiya siedend heiß ein. Und nach dem Schlüssel für die Wohnung hatte er Hizumi auch nicht gefragt. Fluchend drehte er sich, samt Bass um und blickte erstaunt auf seine Tür in deren Schlüsselloch ein kleiner Schlüssel steckte.

Toshiya grinste breit. Hizumi hatte daran gedacht. Wie lieb von ihm. Lächelnd ging er auf die Tür zu, zog den Schlüssel heraus und betrachtete diesen einen Moment lang.

Sein eigener Schlüssel zu seiner eigenen Wohnung mit seiner eigenen Matratze, dachte Toshiya schmunzelnd.

Langsam ging er aus der Wohnung heraus und schloss die Türe vorsichtig zu, als könne der Schlüssel jederzeit in seiner Hand zerbrechen.

Dann rannte er die Treppen hinunter, schloss die Haustür hinter sich und eilte die Straße hinunter in Richtung des Proberaumes.

Was für ein ereignisreicher Tag. Jetzt wo die wichtigsten Dinge erledigt waren, konnte Toshiya sich vollkommen auf die Probe konzentrieren, die ihm bevorstand und sie in vollen Zügen genießen.

Chapter five

Chapter five
 

Nach Luft ringend kam Toshiya gerade noch rechtzeitig vor dem Proberaum an. Langsam stieg er die Treppe hinunter um zu der beleuchteten Tür zu gelangen, hinter der sich der Proberaum, laut Shinya, befand.

Unten angekommen, blieb er erst einige Sekunden stehen, um der Musik zu lauschen.

Der Schlagzeuger, also Shinya, fing mit einem raschen Rhythmus an in den dann die beiden Gitarristen, also Die und ein anderer, an dessen Name sich Toshiya zu erinnern versuchte, einstiegen.

Nach einigen Akkorden fing eine ausdrucksvolle Stimme an zu singen.

Toshiya hörte ihr wie verzaubert zu, als diese anfing von einer Liebe zu singen, die ihm das Herz gebrochen hatte.

Die Stimme sang davon, dass sie diese Liebe nie vergessen konnte, dass sie weiter hin in seinen oder ihren Armen liegen wollte.

Kyo, wie Toshiya nach wenigen Minuten einfiel, war der Sänger der Band. Seine Stimme brachte den ganzen Schmerz, der in dem Text lag, anders zur Wirkung als es andere Sänger getan hätten. Seine Stimme hörte sich eher.... Toshiya suchte nach der richtigen Bezeichnung für Kyos Gesang, aber ihm fiel kein richtiges Wort ein, mit dem er den Gesang beschreiben konnte.

Er lauschte weiter. Dem ganzen Lied fehlte nur noch eine Basis, stellte Toshiya fest. Er sah hinab auf seinen Bass. Der Bass fehlte noch diesem Stück, damit es sich vollkommen anhörte.

Vorsichtig legte er die Hand auf die Türklinke und drückte sie lautlos hinunter.

Die Tür schwang auf und Toshiya trat leise ein.

Er sah Shinya, hinter seinem Schlagzeug, mit konzentriertem Gesicht einen gleichmäßigen Rhythmus schlagen. Er erblickte Dies Gesicht, welches genauso ernst dreinblickte und Toshiya sah wie Die sich auf seine Finger konzentrierte.

Toshiya sah sich den zweiten Gitarristen an.

Kaoru.

Toshiya wusste nicht, warum ihm gerade jetzt der Name wieder einfiel. Vielleicht lag es daran, dass Kaoru als einziger von allen ein sanftes Lächeln auf den Lippen hatte. Vielleicht lag es daran, warum Toshiya sein Name erst jetzt einfiel, da Kaorus lange schlanke Finger sich gekonnt am Gitarrenhals bewegten. Kaoru hatte lange schwarze Haare. Nur sein Pony, welches ihm geschmeidig ins Gesicht fiel, war violett gefärbt. Seine Haare hatte der Violoetthaarige hinten gekonnt hochgesteckt. Seine Lippen hatte er mit einem dunkellila Lippenstift angemalt, welcher seine sanft geschwungenen Lippen betonte.

Toshiya fiel auf, dass Kaorus Augen zwar nur mit etwas Mascara und Kajal umrandet waren, aber einem doch als eines der ersten Dinge an Kaoru auffielen.

Kaoru trug einen weiten schwarzen Rock und darunter Lederstiefel. Außerdem trug er ein ledernes schwarzes Korsett und darüber eine durchsichtige schwarze Jacke, deren Ärmel sich zur Hand hin verbreiterten. Die Säume der Jacke waren violett und seine Hände wirkten durch die fächerartigen Ärmel nur noch zierlicher. Er hatte an seiner rechten Hand, mit der er die Seiten der Gitarre kräftig anschlug, einen ledernen Handschuh an, der bis unter seinen Ellenbogen ging. Die andere Hand war mit zwei silbernen Ringen geziert und seine Fingernägel glänzten schwarz.

Als Toshiya endlich den Blick von dem Gitarristen losreisen konnte, sah er sich den Sänger, Kyo, genauer an.

Kyo war klein. Aber trotz seiner Größe vermittelte er nicht den Eindruck, als ob er schwach wäre. Nein. Ganz im Gegenteil. Seine Aura verströmte pure Autorität. Er hatte kurze blonde Haare, die ihm fransig ins Gesicht hingen. Toshiya sah, dass in Kyos rechtem Nasenflügel ein Nasenpircing steckte. Kyo hatte ein weißes Hemd und darüber ein schwarzes Jackett an. Das Hemd war nicht ganz zugeknöpft, denn die ersten fünf Knöpfe, hatte Kyo bewusst aufgelassen. Sein Jackett hatte er auch nicht zugemacht, und es hing offen locker um den kleinen Mann. Um seinen Hals hatte er eine dicke, eng anliegende Silberkette. An seinem linken Ohr hing, der passende Ohrring dazu. Im Gesicht, war er nur um die Augen etwas geschminkt, der Rest jedoch war auch ohne Schminke hübsch genug, stellte Toshiya fest.

Dazu trug er passende schwarze Hosen.

Was Shinya anhatte, konnte Toshiya wegen dem Schlagzeug nicht erkennen, aber es sah so aus, als ob er das Gleiche trug, wie am Mittag, als Toshiya ihn gesehen hatte. Aber anstatt des grellgrünen T-Shirts unter dem Netzshirt, hatte er nun ein schwarzes an.

Die trug eine Hose und ein Oberteil. Beides natürlich in schwarz. Darüber trug er einen schwarzen Ledermantel, der mit dutzenden von Schnallen und Nieten versehen war. Sein rotes Haar kam durch das ganze schwarz besonders gut zur Geltung. Seine Lippen hatte er im passenden Rot angemalt und seine Augen mit dezentem Rot umrandet. Um seinen Hals trug er eine Silberne Kette. Wie Kaoru trug er an seiner rechten Hand einen ledernen Handschuh, der in seinem Mantel verschwand.

Als Toshiya alle Bandmitglieder eingehend betrachtet hatte, lauschte er wieder auf Kyos Stimme.
 

Als das Lied zu Ende war, blieben alle Bandmitglieder einen kurzen Moment in ihrer jeweiligen Pose stehen und ließen den Schlussakkord noch einige Sekunden auf sich wirken.

Schließlich regte sich Kyo als Erstes und sagte zu Shinya:

"Gib auf -2- und -4- mehr Stoff. Dann bekommt das ganze Lied noch einen rhythmischeren Sound."

"Okay.", sagte Shinya und machte ein Gesicht, als ob er es in seinem Kopf mit einem Kugelschreiber notieren würde. Dann sah er auf und erblickte Toshiya.

"Hey! Totchi-chan. Hast also sicher hergefunden!?". Er stand auf, eilte zu Toshiya und nahm ihn kurz in den Arm. Da Toshiya noch seinen Bass in der Hand hatte, erwiderte er Shinyas Umarmung nur mit einer Hand.

Kyo, Kaoru und Die betrachteten diese Szene interessiert und wenn man Die näher betrachtete hätte man meinen können, das man ein eifersüchtiges Glitzern in seinen Augen sehen konnte. Doch dann lächelte Die und trat auf Toshiya und Shinya zu.

"Ehrlich gesagt war ich gespannt, ob du überhaupt kommen würdest.", sagte Die wahrheitsgemäß.

"Aber nachdem Shinya mir erzählt hat, dass du jetzt mit ihm im gleichen Laden arbeitest, hätte ich mir eigentlich denken können, dass du kommst.", sagte Die und grinste übers ganze Gesicht.

"Mmmh.... Tut mir leid dass ich später komme, aber mein Einzug in meine neue Wohnung hat doch länger gedauert als ich gedacht hätte.", sagte Toshiya und erwiderte Dies Grinsen.

"Also hat es mit der Wohnung geklappt? Bist jetzt also Untermieter von Gackt?", fragte Shinya freudestrahlend.

"Nein. Bin ich nicht. Seine Wohnung war schon vermietet.", sagte Toshiya bedauernd.

Shinyas Gesicht verdunkelte sich und er sagte:

"Aber du hast doch eine Wohnung gefunden, hast du vorhin gesagt.", sagte Shinya.

"Ja. Hab ich auch. Gackt kennt jemanden, der jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt, dessen Freund auch eine Wohnung vermietet. Und die war glücklicherweise frei.", endete Toshiya.

"Da bin ich aber froh. Ich dachte schon du müsstest heute Abend wieder in dieses Hotel. Die Gegend ist echt miserabel kann ich dir sagen.", sagte Shinya und blickte nun wieder glücklich in die Runde.

"Also. Darf ich euch vorstellen. Hara Toshimara. Er möchte es bei uns als Bassist probieren.", sagte Shinya zu Kyo und Kaoru, während er beim Vorstellen eine Handgeste zu Toshiya hin machte.

"Schön dich kennen zu lernen.", sagte Kaoru und blickte dabei Toshiya freundlich in die Augen.

"Ich bin Niikura Kaoru. Ich bin der Leader von Dir en grey und wie du vielleicht schon bemerkt hast, der Älteste hier.", sagte Kaoru grinsend.

"Spiel dich bloß nicht so auf Kaoru. Nur weil du der Älteste bist, heißt das noch lange nicht, dass du deinem Alter entsprechend reif bist.", sagte Die und fing an zu lachen, als Kaoru ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.

"Haha. Sehr witzig.", sagte Kaoru, während Die sich weiterhin auf dem Boden kugelte vor Lachen.

"Hör auf mit Lachen und steh wieder auf.", sagte Kaoru und musste sich selbst das Lachen verkneifen. Doch Die blieb weiterhin brüllend vor Lachen am Boden liegen.

"Shinya. Sag du was. Auf mich hört er nicht.", sagte Kaoru und sah Shinya bittend an.

"Die. Aus.", sagte Shinya mit sanfter Stimme.

Als Dies Name fiel, hörte dieser sofort auf mit Lachen und sah in Shinyas Gesicht.

"Steh auf. Mein Gott, du benimmst dich manchmal wirklich wie ein Kleinkind.", sagte Shinya seufzend und hielt Die eine helfende Hand hin.

Dieser starrte auf die Hand, starrte wieder Shinya an, starrte auf die Hand, nahm sie schließlich und ließ sich von Shinya hochziehen.

"Geht doch. Hier. Kriegst auch nen Keks.", sagte Shinya und drückte dem neben ihm stehenden Die einen Schokokeks in die Hand.

"Wo waren wir stehen geblieben?", fragte Shinya, während Die glücklich an seinem Keks knabberte.

"Ach so... ja. Kyo. Stell dich vor.", sagte Shinya und wandte sich an Kyo. Dieser hatte während des ganzen Spektakels kein Wort gesagt, wandte sich aber nun an Toshiya und stellte sich mit ruhiger Stimme vor:

"Ich heiße Nimura Tooru, aber nenn mich bitte Kyo. Ich bin der Sänger dieser Band und schreibe eigentlich alle Texte zu unseren Songs.", damit endete er und sah Shinya an.

"Gut so?", fragte er diesen.

"Was fragst du mich? Es war auf jeden Fall ausführlicher als wenn du dich sonst vorstellst.", sagte Shinya grinsend. Dann sah er Toshiya entschuldigend an und sagte:

"Er will immer einen auf "den Fürchterlichen" machen, vor dem jeder sich irgendwie fürchten soll, aber glaub mir: Er macht nichts.", sagte Shinya und grinste bei seinem letzten Satz zu Kyo hinüber, der nun grummelnd da stand.

"Können wir jetzt mit den Proben weitermachen?", fragte Kyo grummelnd, da Shinya anscheinend den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

"Pack einfach deinen Bass aus und versuch irgendwie passende Töne dazu zu spielen. Du kennst du Lieder ja noch nicht, die wir spielen, deshalb ist es nicht schlimm, wenn ein paar Falsche darunter sind, okay?", sagte Shinya und sah Toshiya fragend an.

"Klar.", sagte dieser und öffnete den Reisverschluss seines Koffers. Als er seinen Bass herausgeholt hatte und ihn an den Verstärker angeschlossen hatte wartete er darauf, dass die anderen anfingen.

Und schon ertönen die ersten Akkorde der einen und die Melodie der anderen Gitarre. Das Schlagzeug fing gleichzeitig mit den Gitarren an und legte einen raschen Rhythmus auf. Da Toshiya das Lied schon einmal gehört hatte, spielte er einfach drauflos. Das was er spielte musste sich gar nicht so schlecht anhören, denn Kaoru und die Anderen sahen ihn erstaunt an.

"Er spielt super. Als ob er diesen Lied schon Jahre kennen würde.", dachte Shinya verblüfft.

"Super. Es passt alles perfekt. Hat er sich das alles jetzt erst ausgedacht?", dachte Kaoru, während er Toshiya interessiert musterte.

"Erstaunlich. Wie lange er wohl schon spielt?", dachte Kaoru bei sich, während er seine Gitarrenseiten anschlug.

Kyo schloss die Augen und ließ die Musik einige Takte auf sich wirken. Nun war die Basis da. Das ganze Lied hatte sich nun nur aufgrund der vorhandenen Bass-Basis verändert. Und wie Kyo zugeben musste zum Besseren.

"Respekt.", war das einzige was Kyo denken konnte.

"Von einem mal hören, gleich eine passende Bassmelodie erfinden. Genial. Um Welten besser als Kisaki.", dachte Kyo.

"Mmh...", dachte Die.

"Ich hätte jetzt wirklich Lust auf Mandarinen. Oder auf ein Brot", grübelte Die.

Nach acht Takten setzte Kyo mit seinem Gesang ein und die beiden Gitarren spielten einen letzten Akkord der noch einen Takt nachhallte. Dann sang nur Kyo, begleitet vom Schlagzeug.

"Da fehlt was.", dachte Toshiya und sah die anderen an, wie um Erlaubnis zu fragen, ob er spielen dürfte. Als sie nickten, schlug Toshiya im Achtelrhythmus hart seine Seiten an. Nach 4 Takten, kleiner Tonwechsel, dann nach 2 Takten noch einmal einen und nach einem Takt eine neue Tonfolge. Nach 12 Takten setzten die Gitarren und das Schlagzeug nacheinander wieder ein. Dann wieder Kyo, Toshiya und Shinya. Wieder der Einsatz der anderen Beiden hinterher, darauf ein Solo von Kaoru, begleitet von Bass und Schlagzeug.

Als das Stück nach ungefähr 5 Minuten vorbei war blieben alle, wie beim ersten Mal auch, in ihrer Position stehen und lauschten dem Schlussakkord.

Als dieser verklungen war, sahen alle Bandmitglieder Toshiya mit offenen Mündern an.

"Was? War es so schlecht?", fragte Toshiya zögernd.

"Quatsch doch keine Scheiße. Das war super. Wie lange spielst du schon?", fragte Shinya erstaunt.

"Naja. Ich weiß nicht mehr genau. Ich glaub es sind jetzt 9 Jahre.", sagte Toshiya während er nachrechnete.

"Mit einem Jahr Unterbrechung.", fügte er hinzu.

Die Anderen sahen einander an und tauschten ungläubige Blicke.

"Was?", fragte Toshiya nun doch leicht verärgert. Er hatte doch getan was sie gesagt hatten. Er hatte improvisiert. Einfach drauf losgespielt.

"Das vorhin war einfach nur genial.", sagte Kaoru sprachlos.

"Wir haben uns nur gewundert, wie jemand der das Lied bis jetzt einmal gehört hat, eine Bassmelodie so schnell erfinden konnte.", sagte Kyo und betrachtete Toshiya eingehend.

"Wieso. Ich mein, dass ist doch nicht schwer. Euer alter Bassist konnte das doch bestimmt auch, oder?", sagte Toshiya eilig, weil es ihm unangenehm war im Mittelpunkt Aller zu stehen.

"Nein, eben nicht. Gott. Du bist um Welten besser als Kisaki.", sagte Kaoru bewundernd.

"I-ich....w-weiß jetzt gar nicht was ich sagen soll.", sagte Toshiya wahrheitsgemäß und lief rot an.

"Sag einfach, dass du fest bei uns mitspielst.", sagte Shinya und sah Toshiya fröhlich an.

"Die, sag doch auch mal was!", forderte Shinya Die auf, doch dieser konnte nichts sagen, da er auf dem Boden saß und sich seine lang ersehnte Mandarine schälte.

"Du bist wirklich gut!", brachte Die dennoch zwischen zwei Bissen hervor.

"Was für ein geistreicher Einwurf.", murmelte Shinya eher zu sich, als zu jemand anderem.

"Also. Steigst du bei uns ein?", fragte Kaoru nun und sah Toshiya erwartungsvoll an.

"I-ich.... J-ja... okay.", sagte Toshiya, dem das Herz bis zum Hals schlug. Warum wusste er nicht.

"Also. Stimmen wir ab. Wer ist dafür, dass Totchi-chan ab heute bei uns mitspielt?", fragte Shinya in die Runde.

Die hob seine Hand, mit der er noch eine Mandarinenschale festhielt, Kaoru hob ebenfalls seine behandschuhte hand und Shinya hatte seine Hand gleich nachdem er gefragt hatte erhoben. Kyo zögerte einen Moment, hob aber dann doch angedeutet die Hand.

"Hiermit bist du einstimmig als Mitglied von Dir en grey angenommen worden.", sagte Shinya und legte Toshiya brüderlich seinen Arm um die Schulter.

"Willkommen in unserer Band.", sagte Kaoru fast feierlich und schüttelte Toshiya lächelnd die Hand. Dieser lief rot an und sage:

"D-danke.", während sein Herz heftig auf und ab schlug.

Auch Kyo schüttelte Toshiya die Hand. Kurz und bestimmt.

Die nickte Toshiya fröhlich zu, da er leider keine Hand wegen der vielen Mandarinenschalen frei hatte um Toshiya die Hand zu schütteln.

"Also. Da ja jetzt alles geklärt ist können wir ja weiter proben, oder?", fragte Kaoru und klatschte in die Hand um die Anderen dazu zu bewegen, sich wieder ihrer Instrumente anzunehmen.

Die rappelte sich vom Boden auf, wischte sich an einem Handtuch die Hände ab und nahm seine Gitarre wieder zur Hand.

"In der nächsten Pause sind die Trauben dran.", schwor er sich und legte sich den Gitarrengurt um den Hals.

Shinya setzte sich hinter sein Schlagzeug, Kaoru legte wie Die seinen Gitarrengurt um und Toshiya legte sich seinen Bass um.

"Soll ich gleich mitspielen, oder soll ich es mir erst mal anhören?", fragte er Kyo, der sein Mikro wieder in der Hand hatte.

"Spiel gleich mit. Lass einfach die Musik auf dich wirken und versuch mitzuspielen.", sagte Kyo.

So ging es dann die ganze Probe. Toshiya schloss die Augen, ließ die Musik einige Takte auf sich wirken, griff mit seiner linken Hand einen Griff, der zu der Musik seiner Meinung nach passte und schlug mit der rechten Hand anfangs sanft und leise, dann jedoch hart und sicher die Seiten seines Basses an.

"So. Schluss für heute.", sagte Kaoru und schlupfte unter seinem Gitarrengurt hervor. Fast zärtlich legte er seine Gitarre in ihren Koffer und schloss diesen.

Die tat das gleiche, nur etwas rasanter, holte eine Tüte hervor und gönnte sich seine geliebten Trauben, die er, da es keine weitere Pause gegeben hatte, nicht hatte essen können.

Kyo schaltete das Mikro gekonnt aus, steckte es an den Mikroständer und wartete geduldig auf die anderen.

Auch Toshiya legte seinen Bass behutsam in dessen Koffer und schloss den Reisverschluss. Mit der rechten Hand nahm er seinen Bass und drehte sich zu den Anderen herum.

Kaoru und Die standen mit ihren Gitarren und Shinya und Kyo ohne etwas in der Hand da und sahen einander an.

Als Toshiya sich umgedreht hatte sagte Kaoru:

"Also. Morgen wieder um 18.00 Uhr, okay?", fragte er in die Runde, sah aber Toshiya direkt an.

Dieser und die Anderen nickten.

"Wohin gehen wir jetzt noch?", fragte Shinya erwartungsvoll.

"Is mir relativ egal.", sagte Kyo ruhig.

"Wie wär's mit unserem Stammlokal?", fragte Kaoru und als allesamt, außer Toshiya, nickten setzten sich alle in Bewegung.

Kyo schloss die Proberaumtür hinter allen ab und lief als Letzter die Treppe hinauf.

"Na dann. Gute Nacht.", sagte Toshiya und wandte sich um, während er betrübt dachte: "Ich gehöre noch nicht dazu. Sie müssen sich erst mal an mich gewöhnen und andersrum muss ich mich auch an sie gewöhnen."

"Wohin gehst du?", fragte Shinya verständnislos.

"N-nach Hause.", sagte Toshiya.

"Gehst du nicht mit noch einen Trinken?", fragte Shinya nun verwundert.

"I-ich dachte, dass ihr vielleicht ohne mich gehen wollt. Ich mein, ihr kennt mich noch nicht so lange und....", Toshiyas Stimme verlor sich im Nichts.

Shinya lächelte breit.

"Du gehörst zur Band! Schon vergessen? Wieso sollten wir ohne dich was trinken gehen wollen?", fragte Kaoru nun.

"Weiß nicht.....", murmelte Toshiya und sah zu Boden.

"Na also. Mitkommen.", sagte Shinya grinsend und packte Toshiya am linken Oberarm und zog ihn mit sich. Dieser konnte nicht anders als mitzulächeln. Eine komische Bande war das, dachte er bei sich. Aber eine liebe, komische Bande. Mit diesem letzten Gedanken zog er mit Kaoru, Kyo, Shinya und Die von dannen.

Chapter six

Chapter six
 

Laut lachend kamen Toshiya, Kaoru, Kyo, Shinya und Die aus ihrem Stammlokal "Pinker Drache". Der Abend war wirklich noch sehr witzig gewesen, dachte Toshiya bei sich, als er an Die dachte, der sich jeweils ein Essstäbchen in jedes Nasenloch gesteckt hatte und laut wie ein Seelöwe gebrüllt hatte. Oder wie Shinya sich während eines Lachkrampfes sich sein Mineralwasser über die Hose geschüttet hatte. Kyo hatte Toshiya auch einige Male schmunzeln sehen, mehr jedoch nicht. Aber wie Toshiya vermutete, war es so oder so ein Wunder ihn schmunzelnd gesehen zu haben. Kaoru war in der Gruppe richtig aufgeblüht und hatte einen versauten Witz nach dem anderen erzählt, was Shinya ein weiteres Mineralwasser gekostet hatte. Toshiya hatte sich seit langem wieder dazugehörig gefühlt und hatte sich bereits dick mit Shinya und Die angefreundet.

Nun liefen sie, jeder außer Shinya eine Kippe in der Hand, die Straße entlang und unterhielten sich lebhaft.

"Shinya. Warum rauchst du eigentlich nicht?", fragte Toshiya, als er in die Runde blickte und jeden, außer Shinya, eine Zigarette in der Hand halten sah.

"Meiner Gesundheit wegen. Ich hab keine Lust zu früh abzukratzen. Das ist es mir nicht wert.", sagte Shinya beiläufig und zuckte mit den Schultern.

"Aber ein gewisser Jemand sollte das Rauchen lieber lassen um beispielsweise seine Stimme nicht kaputt zu machen!", fügte Shinya hinzu und blickte Kyo scharf an.

"Ach Shinya. Lass ihn doch. Er wird wissen wann er aufhören muss.", sagte Die.

"Außerdem raucht er gar nicht so oft. Höchstens eine Zigarette am Tag.", pflichtete Kaoru Die zu.

Kyo enthielt sich der ganzen Diskussion und zog genüsslich an seiner Zigarette. Das ganze schien schon öfters angesprochen worden zu sein, denn Kyo ließ das alles kalt.

"Naja. Auch egal. Themawechsel!", sagte Shinya fröhlich.

"Wen laden wir als erstes zu Hause ab?", fragte Shinya grinsend in die Runde.

"Kyo wohnt hier am nächsten.", sagte Kaoru und deutete mit dem Finger die Straße hinauf.

"Gut. Also als erstes Kyo.... Und wen dann?", fragte Shinya, dem das ganze richtig Spaß zu machen schien.

"Dann du und danach Die. Ihr wohnt ja in der gleichen Straße, oder?", sagte Kyo mit einem neckenden Grinsen auf dem Gesicht. Shinya lief sofort rot an und Die regte sich unbehaglich.

"Ja, und?", fragte Shinya mit purpurrotem Gesicht und reckte angriffslustig sein Kinn.

"Ach. Nur so. Nur so.", sagte Kyo während er Shinya aus unschuldigen Augen anblickte.

"Sehr witzig.", sagte Shinya und sah bestimmt in eine andere Richtung.

"Nach Die bleiben also nur noch Kaoru und Toshiya übrig. Wer bringt wen heim?", fragte Die kauend, da er noch eine Hand voll Salzbrezelchen aus dem "Pinken Drachen" hatte mitgehen lassen.

"Ich bring ihn heim!", sagten Kaoru und Toshiya gleichzeitig.

"Nein. Ich bring dich heim, okay? Du bist hier noch neu in der Stadt. Man kann sich hier leicht verirren.", sagte Kaoru und lächelte sanft.

Als Toshiya sich schon fügen wollte, blitzte eine Erinnerung in seinem Kopf auf.

"Ich werde dich überall finden. Ob nah oder fern"

"Nein!", entfuhr es Toshiya und er sah Kaoru mit weit aufgerissenen und schreckenserfüllten Augen an.

"Was ist los Toshiya?", fragte Kaoru besorgt und trat langsam auf Toshiya zu und streckte seine Hand aus um ihm über die Wange zu streicheln, die wie Toshiyas ganzes Gesicht, aschfahl war. Doch als Kaorus Hand sich Toshiyas Wange näherte zuckte dieser erschrocken zurück, riss sich zusammen und sagte mit zitternder Stimme:

"Schon okay! Es ist nichts. Ich bring dich heim, okay? Ich finde schon wieder zurück, hab nen guten Orientierungssinn." Ein zittriges Lächeln folgte. Die tauschte mit Shinya und Kyo besorgte Blicke, doch Kaoru sah Toshiya unverwandt an.

"Okay. Ist okay.", sagte Kaoru mit leiser beruhigender Stimme.

Eine bedrückende Stille legte sich auf die fünf Männer, die Mitten auf einem Gehweg standen. Als erstes regte sich Shinya und sagte mit anfangs zögernder, dann aber zunehmend fröhlicherer Stimme:

"Also. Bringen wir Kyo nach Hause."

Während Kaoru, Kyo, Shinya, Die und Toshiya zu Kyos Haus liefe, sagte Toshiya die ganze Zeit kein Wort, während die anderen wieder fröhlich rumalberten. Aber immer wieder warf Kaoru Toshiya einen besorgten Blick zu, und schien sich sichtbar zu Fragen, was mit seinem neuen Freund los war.

"Kyo abgeliefert!", sagte Die und salutierte.

"Befehl ausgeführt.", sagte nun Shinya.

"Gute Nacht!", sagte Kyo und schloss kopfschüttelnd die Haustüre hinter sich.

"Nächster Halt: Shinya!", sagte Kaoru und lächelte breit zu Toshiya hinüber um diesem ein Lächeln zu entlocken. Doch Toshiya blieb weiterhin stumm, sah mit gesenktem Kopf auf den Boden und schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Nach einigen Minuten, kamen sie vor Shinyas Wohnung an und lieferten auch diesen wohlbehalten ab.

"Und ist jetzt deine Wohnung?", fragte Toshiya, womit er seit langem wieder etwas sagte.

"Zwei Häuser weiter.", sagte Die und trottete davon und holte aus seiner Manteltasche Erdnüsschen heraus. Anscheinend auch vom "Pinken Drachen.", dachte Toshiya schmunzelnd.

"Tja. Nacht. Bis morgen Abend.", sagte Die und ging in das Haus hinein, in der sich seine Wohnung befand.

"Jetzt sind nur noch wir zwei übrig geblieben.", sagte Kaoru lächelnd.

"Scheint wohl so.", sagte Toshiya, dem bei diesem Gedanken sein Herz heftig zu schlagen anfing.

Toshiya und Kaoru gingen weiter nebeneinander, wobei sich ihre Schultern bei jedem zweiten Schritt sanft berührten.

"Darf ich dir ein paar Fragen stellen?", fragte Kaoru nach einer Weile der Stille.

Toshiya der etwas überrumpelt von der Frage war antwortete: "Mmh... ja. Okay."

"Warum bist du nach Tokio gekommen", fragte Kaoru auch sogleich.

"Ich meine...... wohnen in deinem alten Wohnort nicht auch deine Eltern, oder Verwandte? War es für die okay, dass du einfach so gegangen bist?", fragte Kaoru interessiert.

"Ich hab keine Eltern mehr. Mein Vater hat meine Mutter verlassen als ich ein Jahr alt war und meine Mutter starb an Krebs als ich 14 war. Meine Mutter hatte keine Geschwister und wie es um Verwandtschaft väterlicherseits steht weiß ich nicht.", sagte Toshiya mit einem unechten Lachen. Warum erzählte er das alles eigentlich Kaoru, frage Toshiya sich.

Ihn interessiert das alles bestimmt nicht.

"Oh.", sagte Kaoru und verfluchte sich innerlich dafür die Frage gestellt zu haben. Woher hätte er denn wissen sollen, dass Toshiya keine Eltern mehr hatte, dachte Kaoru.

"Hast du noch eine Frage?", fragte Toshiya, dem auffiel, dass Kaoru die letzte Frage ziemlich unangenehm war.

"Ähm ja... wenn ich darf!?", sagte Kaoru und bog die nächste Straße nach links ab.

"Klar. Frag ruhig.", sagte Toshiya und lächelte Kaoru, wie er hoffte, ermutigend an.

"Wo hast du gelebt als deine Mutter gestorben ist?", fragte Kaoru und sah Toshiya bei der Frage tief in die Augen.

"Ich bin durch viele Pflegefamilien gegeben worden. Mit 16 bin ich dann abgehauen und hab wieder in dem Haus von meiner Mutter gelebt. Bin natürlich weiterhin zur Schule gegangen, musste aber nebenher arbeiten gehen, um das Geld für die Schule, fürs Essen und so weiter auftreiben.", sagte Toshiya und wanderte in Gedanken in die Vergangenheit zurück.

"Du hast ganz schön viel durchgemacht.", sagte Kaoru nach einer weile leise.

"Hab's überlebt.", sagte Toshiya gleichgültig.

"Aber eins versteh ich immer noch nicht.", sagte Kaoru nachdenklich.

"Wieso bist du nicht einfach in dem Haus geblieben? Du hast keine Miete zahlen müssen. Wäre doch günstiger gewesen, oder?", fragte Kaoru, sah Toshiya an und schreckte für einen Moment zurück, als er Toshiyas angsterfülltes Gesicht sah. Bleich wie eine Leiche und Augen die purem Schrecken und eiskalte Angst widerspiegelten.

"I-ich.... E-es g-gab G-Gründe.", sagte Toshiya stotternd.

Langsam und behutsam, da er sich an Toshiyas letzte Reaktion erinnerte, streichelte Kaoru Toshiya sanft über die Wange. Dieser sah ihn aus leeren Augen an.

"Hey. Alles okay. Ich bin ja da.", flüsterte Kaoru und nahm Toshiya sanft in den Arm. Toshiyas Körper zitterte, jedoch nicht vor Kälte, stellte Kaoru fest und verstärkte die Umarmung. Toshiyas Blick klärte sich und langsam rannen ihm Tränen die Wangen hinunter.

Schluchzend erwiderte er Kaorus Umarmung und klammerte sich and ihn, wie ein Ertrinkender sich ein seinen einzigen Retter klammern würde.

"Shht.... Ruhig. Ich bin ja da.", flüsterte Kaoru immer wieder und streichelte über Toshiyas Rücken, der immer wieder von tiefen Schluchzern erschüttert wurde.

Kaoru merkte wie sich Toshiya langsam entspannte und sich wieder unter Kontrolle brachte. Als Toshiyas Schluchzer verhallt waren, trat Kaoru zurück, nahm Toshiyas Gesicht in beide Hände und sah ihn eindringlich an.

"Alles wieder okay?", fragte Kaoru dann ruhig. Als Toshiya nickte, streichelte Kaoru mit seinem Daumen über Toshiyas feuchte Wange.

"Wir gehen jetzt noch den restlichen Weg zu mir nach Hause, dann kommst du mit hoch, trinkst eine Tasse Tee und wenn du Lust hast kannst du mir erzählen was los ist, okay?", fragte Kaoru mitfühlend und sah Toshiya fragend ins Gesicht.

"Kann ich ihm trauen?", dachte Toshiya verzweifelt.

"Kann ich sicher sein, dass Hakuei mich nicht durch ihn findet?"

Schließlich gab er seinen inneren Kampf auf und nickte.

"Fein. Also. Es sind noch ungefähr zwei Minuten von hier.", sagte Kaoru nun lächelnd, legte einen Arm um Toshiya und sie schweigend weiter.

Als Kaoru schließlich stoppt sah er Toshiya noch einmal fragend an. Als dieser nickte holte Kaoru seinen Haustürschlüssel aus seiner Hosentasche, schloss die Tür auf und hielt diese für Toshiya auf, damit dieser eintreten konnte. Kaoru folgte Toshiya hinein und schloss hinter ihnen die Tür.

"Dritter Stock.", sagte Kaoru zu Toshiya gewandt und stieg die Treppen hinauf zu seiner Wohnung. Toshiya folgte ihm schweigend.

Oben angekommen schloss Kaoru die Wohnungstür auf und bat Toshiya mit einer Handgeste hinein.

"Hereinspaziert.", sagte Kaoru lächelnd.

Toshiya trat ein und als Kaoru das Flurlicht anknipste betrachtete Toshiya interessiert Kaorus Wohnung. Die Flurwände waren in einem angenehmen orange gestrichen auf einem kleinen braunen Tischchen stand ein Schnurloses Telefon.

Kaoru ging in seine Küche und Toshiya folgte ihm, während er sich weiter umsah. Kaorus Küche war grün gestrichen, aber nicht die ganzen Wände sondern weiß mit teilweise grün durchzogenen diagonalen Linien. Neben der Anrichte stand ein Holztisch, der Boden war gefliest, jedoch wie Toshiya nach kurzer Zeit feststellte, mit Fußbodenheizung.

"Was für einen Tee möchtest du?", fragte Kaoru als er sich zu Toshiya umdrehte und schmunzelte, als er diesen sah wie er sich bewundernd um sich selbst drehte und seine Küche betrachtete.

"Weiß nicht. Irgendeinen.", sagte Toshiya und setzte sich an den Holztisch.

Als Kaoru den Wasserkessel (ja, er kocht noch mit Wasserkessel. Er kann sich eben keinen Wasserkocher leisten. Armer Kaoru. *kaoruaufenkopftätschel*) aufgesetzt hatte setzte er sich zu Toshiya an den Tisch und sofort kehrte betretenes Schweigen ein, welches Kaoru nach einigen Sekunden als Erster brach.

"Möchtest du es mir jetzt erzählen, oder sollen wir warten bis der Tee fertig ist?", fragte Kaoru und sah Toshiya mitfühlend an. Das gab Toshiya den Rest. Erneut stiegen heiße Tränen in ihm auf und er schluckte hart um sie zu unterdrücken. Dennoch stahl sich eine Träne aus seinem Augenwinkel und rann langsam seine Wange hinunter.

Kaoru sah ihn an, streckte seine Hand über den Tisch und wischte die Träne mit einer sanften Bewegung von Toshiyas Wange.

"Was ist los?", fragte Kaoru und sah den Blauhaarigen traurig an.

"Wir kennen uns zwar erst seit einem halben Tag, aber ich hab das Gefühl als ob ich dich schon seit Jahren kennen würde. Kennst du das Gefühl?", fragte Kaoru Toshiya über den Tisch hinweg. Dieser nickte mit gesenktem und rot angelaufenem Kopf.

"Ja. Mir geht es bei dir genauso.", sagte Toshiya und versuchte ein schwaches Lächeln, welches ihm auch halbwegs gelang. Kaoru lächelte mitfühlend zurück.

"Ich weiß, dass du noch nicht weißt ob du mir vertrauen kannst..", Toshiya hob erstaunt den Kopf, denn Kaoru hatte seine vorherigen Gedanken fast mit den gleichen Worten ausgesprochen, ".... aber versuch es doch einfach. Glaub mir, du kannst mir vertrauen.", sagte Kaoru fest von sich entschlossen. Toshiya lächelte nun sein scheues Lächeln. Ja. Er konnte, er wollte Kaoru vertrauen. Ihm konnte er vertrauen, das spürte er. Aber würde er es über sich bringen das alles zu erzählen und es im Geiste noch einmal zu erleben? Würde er dann vollends daran zerbrechen?

Er sah Kaoru vorsichtig an. Sein sanftes Gesicht, die freundlichen Augen, in denen man nichts Böses sehen konnte. Weder Wut, noch Verlangen, noch sonstiges. Es waren einfach nur freundliche Augen, stellte Toshiya fest. Warmherzig, das waren sie auch, aber er konnte sich nicht vorstellen wie Kaoru ausrasten könnte. Konnte er ihm vertrauen? Ja, er konnte es, entschloss Toshiya und fing mit leiser Stimme an zu Kaoru zu sagen:

"V-vor zwei Tagen, da...."

Ein schriller Pfiff durchbrach die Stille, die nur von Toshiyas Stimme unterbrochen worden war, und der Violoetthaarige und der Blauhaarige fuhren erschrocken hoch und ihre Hände krallten sich synchron an die linke Brusthälfte um ihr Herz wieder zu beruhigen.

"Tut mir leid.", sagte Kaoru, sprang auf und stellte den dampfenden Wasserkessel von der heißen auf eine kalte Herdplatte. Er goss langsam den Tee auf und brachte die zwei kochenden Tassen an den Holztisch, an dem Toshiya noch immer mit der Hand am Herz dasaß.

"Wo waren wir stehen geblieben?", frage Kaoru und sah Toshiya fragend an.

Dieser begann ein zweites Mal:

"Vor zwei Tagen, da...."

*dingdong*

Wieder fuhren beide erschrocken hoch. Noch einmal

*dingdong*

"Scheiß Tür.", dachte Kaoru, sah Toshiya entschuldigend an ging aus der Küche, durch den Flur, zur Tür und öffnete sie.

"ÜBERRASCHUNG!!!", trällerte ein schwarzhaariger Mann mit einem Lippenpircing.

"Miyavi? Was machst du hier?", fragte Kaoru verwirrt.

"DICH BESUCHEEEEEN!!!!", sang Miyavi, trat ein und schloss anstandsweise die Tür.

"Aber es ist 12.00 Uhr Nachts. Da kannst du doch nicht einfach jemanden besuchen kommen.", sagte Kaoru entsetzt und dachte an Toshiya, der in seiner Küche saß und ihm erzählen wollte was mit ihm los war. Kaoru hatte gleich im ersten Moment nur Leere und Einsamkeit in Toshiyas Augen gesehen. Doch er wusste aus irgendeinem Grund das es nicht schon immer so war, und ein Gefühl sagte ihm dass das alles damit zutun hatte, warum Toshiya nach Tokio gekommen war.

"Ist doch egal. 12.00 Uhr ist doch eine tolle Zeit. Passend, oder?", fragte Miyavi und ging durch den Flur auf die Küche zu.

"24.00Uhr. Geisterstunde. Stimmt. Sehr passend.", sagte Kaoru murmelnd und eilte hinter Miyavi her.

"Aha. Du hast also Besuch.", sagte Miyavi in einem leicht beleidigtem Ton, der eher so klang, als ob man ihn nicht zu einer Party eingeladen hätte.

"Ja. Und deswegen kannst du auch gleich wieder gehen.", sagte Kaoru nun leicht gereizt.

"Ach Quatsch. Zu dritt ist es doch viel netter.", sagte Miyavi und setzte sich neben Toshiya auf einen Stuhl.

"Solange du morgen pünktlich zur Arbeit kommst...", sagte Miyavi breit grinsend zu Toshiya. Dieser nickte nur mit gesenktem Kopf.

"Und was ist mit deinem Geschäft Miyavi. Du kannst doch morgen nicht total verschlafen in deinem Büro sitzen. Was meinst du was deine Angestellten von dir denken?", fragte Kaoru nun und erwartete, dass Miyavi endlich Vernunft annehmen und verschwinden würde.

Aber das war anscheinend zu viel verlangt, denn Miyavi sagte gleichgültig:

"Das Geschäft gehört mir. Da kann ich aufkreuzen wann ich will."

"Und wer schließt auf?", fragte Kaoru.

"Entweder Shinya, oder sonst wer. Mir eigentlich egal. Aber es wird schon jemand aufschließen.", sagte Miyavi zuversichtlich, nahm Kaorus Tasse und trank einen großen Schluck daraus.

Toshiya hatte genau zugehört und ihm war mittlerweile klar, dass sich Miyavi nicht wieder abschütteln ließ. Seufzend erhob er sich, sah Kaoru traurig lächelnd in die Augen und sagte:

"Ich geh dann mal. Muss ja morgen wieder früh raus."

"Du musst nicht gehen.", sagte Kaoru eilig.

"Miyavi verpisst sich jetzt wieder!", fügte Kaoru hinzu und versetzte Miyavi einen festen Schlag auf den Oberarm, doch dieser blieb wie ein Fels am Tisch sitzen, sah Toshiya an, winkte ihm zum Abschied und sagte:

"Bis morgen dann. Schlaf gut und komm gut nach Hause. Pass besonders auf die Nebenstraßen auf, denn da lauern die besonders bösen Buben." Miyavi brach in schallendes Gelächter aus und kugelte sich vor Lachen auf dem Tisch.

Besonders den letzten Satz nahm sich Toshiya zu Herzen, verbeugte sich vor Kaoru zum Abschied, sagte noch: "Bis morgen Abend.", und verschwand eilig aus Kaorus Wohnung, hinaus auf die Straße in Richtung seines neuen zu Hauses.

"Komischer Typ wenn du mich fragst.", sagte Miyavi, nachdem die Wohnungstür hinter Toshiya ins Schloss gefallen war.

"Aber nen geilen Arsch hat er alle mal.", fügte Miyavi lüstern grinsend hinzu.

"Mit dem kann man bestimmt auch seinen Spaß haben.", sagte Miyavi mit funkelnden Augen, doch als er Kaorus wutentbranntes Gesicht sah, erlosch das Funkeln schlagartig.

"Du lässt deine schmutzigen Finger von ihm! IST DAS KLAR!!?", schrie Kaoru fast.

"Schon klar, schon klar. Außerdem steh ich nur auf Jungfrauen.", sagte Miyavi und schlürfte an der Tasse Tee, die Toshiya stehen gelassen hatte.

"Wie meinst du das?", fragte Kaoru und blickte Miyavi verwirrt an.

"Toshiya ist in Sachen Sex mit Männern bestimmt noch Jungfrau.", sagte Kaoru bestimmt.

"Die schüchternen sind meist die Schlimmsten. Ich könnte meinen knackigen Arsch darauf verwetten, dass Totchi-chan keine Jungfrau mehr ist.", sagte Miyavi grinsend.

"Was weißt du?", fragte Kaoru misstrauisch.

"Ich? Nichts.", sagte Miyavi und fügte auf einen misstrauischen Blick von Kaoru hinzu:

"Wirklich."

"Schon klar.", sagte Kaoru gedankenversunken. Auf einmal passte alles zusammen. Die scheue Haltung, gegenüber Kaoru und der Anderen. Die Angst in Toshiyas Augen, als Kaoru ihm angeboten hatte ihn nach Hause zu bringen. Seine Stimme die verzweifelt bei Kaorus Angebot "Nein!" geschrieen hatte. Seine erschrockene Reaktion als Kaoru ihm zum ersten Mal über die Wange streicheln wollte. Wie Toshiya zurück zuckte, als sich Kaorus Hand seiner Wange genähert hatte. Alles ergab auf eine erschreckende Art Sinn. Warum er nach Tokio gekommen war. Vergewaltigung, ging es Kaoru durch den Kopf. Er wurde vergewaltigt. Immer wieder hallte dieser Satz durch Kaorus Kopf und es kochte heiße Wut in ihm, auf den der so etwas Toshiya angetan hatte.

Doch was ist wenn er sich täuschte? Wenn Toshiya gar nicht vergewaltigt, oder schlimmeres, worden war, sondern es einen plausiblen Grund für seinen Umzug nach Tokio gab. Einen normalen Grund warum er so komisch auf Berührungen reagierte, dachte Kaoru nun und seine Wut klang langsam ab.

Aber wenn er wissen wollte, ob seine Vermutung stimmte oder nicht, musste er schon die betreffende Person selbst fragen. Ja. Bei der nächsten Gelegenheit, wenn sie beide allein waren, würde Kaoru Toshiya fragen, nahm sich Kaoru vor.

"Was meinst du?", fragte Miyavi und sah Kaoru fragend an.

Kaoru schreckte aus seinen Gedanken auf.

"Häh?", sagte Kaoru verwirrt.

"Hör mir doch einmal zu.", sagte Miyavi nörgelnd.

"Ich hab dich gefragt ob ich einen Mann lieber mit dem Mund oder mit der Hand befriedigen soll. Was hat mehr Wirkung?", fragte Miyavi nachdenklich.

"Ich kenn zwar alles zur genüge, und ich werde persönlich lieber mit dem Mund befriedigt, aber was wollen die anderen?", sagte Miyavi und sah Kaoru interessiert an. Dieser hatte seine Augen weit aufgerissen und konnte im ersten Moment nichts erwidern. Schließlich sagte er mit purpurrotem Kopf:

"Die werden dir schon sagen was sie wollen."

"Wo warst du vorhin mit deinen Gedanken?" Miyavi wechselte schlagartig das Thema woraufhin Kaoru verwirrt blinzelte.

"Ach. Hier und dort.", sagte er und seine Gedanken schweiften wieder zu Toshiya ab.

"Ich wette du warst mit den Gedanken bei dem geilen Blauhaarigen eben.", sagte Miyavi wissend und sah Kaoru mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Als Kaoru ertappt rot wurde fügte Miyavi hinzu:

"Is ja auch ne heiße Schnitte." Und als Kaoru gedankenverloren wegsah, leckte sich Miyavi genüsslich über die Lippen.

"Ja. Sehr heiß. Ob er auch genauso leidenschaftlich ist wie er aussieht?", dachte Miyavi und eine gefährliche Ausbeulung trat hervor. Doch Kaoru merkte nichts von alldem. Er war mit den Gedanken ganz wo anders. Verträumt sah er aus dem Fenster und dacht an Toshiya. Wie er sich in seinen Armen angefühlt hatte.

So zerbrechlich.

So einsam.

So vollkommen süß.

Chapter seven

Chapter seven
 


 

Bewusst hatte sich Toshiya auf seinem Heimweg von Seitenstraßen ferngehalten und als er sicher und unverletzt in dem Haus angekommen war, in dem sich seine Wohnung befand, seufzte er erleichtert auf. Er schloss die Haustür hinter sich zu und trabte lustlos die Treppen bis zu seiner Wohnung hinauf. Oben angekommen steckte er seinen Schlüssel ins Schlüsselloch, schloss müde auf, trat ein und schloss die Tür hinter sich.

"Ich werde dich überall finden. Ob nah oder fern"

Zitternd drehte sich Toshiya zur Tür um und schloss dreimal hintereinander ab.

"Vorsichtshalber.", dachte er, drehte sich beruhigt um und betrachtete seine neue Wohnung glücklich. Durch ein Dachfenster schien eine Straßenlaterne herein und tauchte die ganze Wohnung in ein warmes orangenes Licht. Es standen zwar noch keine Möbel darin, aber Toshiya gefiel die Wohnung auch leer ganz gut.

Er würde höchstens ein Sofa und einen kleinen Tisch in sein Wohnzimmer stellen, welches mit seiner Küche verbunden war. Die Küchenschränke waren an der Wand angeordnet und mittig stand ein großer Arbeitstisch, auf dem man alles für sein Essen zurechtschneiden konnte. Unter der Tischplatte waren noch weitere Schubladen angebracht in denen man Kochlöffel, Messer, Gabeln etc. aufbewahren konnte.

Mitten in der Wohnung führte eine Wendeltreppe nach oben. Oben war eine große Fläche die durch keine Türen oder Wände abgetrennt war. Sie "schwebte" sozusagen und wurde nur mit einem Holzgeländer abgegrenzt, das einen davor schütze hinunterzufallen.

Da man von unten nicht hinaufsehen konnte, hatte dieser "Raum" eine gewisse Privatsphäre und war von Toshiya schon als sein zukünftiges Schlafzimmer auserkoren worden.

Da das Schlafzimmer im hinteren Teil eine Dachschräge hatte, machte es den Raum dunkler und geheimnisvoller. Toshiya hatte sich als kleines Kind immer aus einem Teppich ein Zelt gebaut, dieses mit Kissen ausgepolstert und es schlichtweg "Kissenecke" genannt.

Er hatte es schon immer geliebt sich in irgendetwas reinzukuscheln, deswegen hatte er seine Matratze, die er von Hizumi hatte, genau in die Dachschräge gelegt. Die Kissen mussten zwar noch warten, aber Toshiya hatte sich vorgenommen kein richtiges Bett zu kaufen, sondern nur eine bequeme 180 auf 210cm Matratze zu kaufen und sie genau dort hinzulegen, in der jetzt die alte Matratze lag. Eine kleine Lampe würde er sich auch kaufen und neben das "Bett" stellen. Toshiya stellte seinen Bass neben der Tür ab und schlurfte in die Küche um sich etwas zum Essen zumachen, als ihm einfiel, dass er noch gar nicht eingekauft hatte.

Hungrig stieg er die hölzerne Wendeltreppe hinauf, zog sich oben angekommen bis auf seine Boxershorts aus, breitete seinen Schlafsack auf der Matratze aus, stellte sich den Wecker, kuschelte sich in seinen Schlafsack hinein und war innerhalb von wenigen Sekunden eingeschlafen.

Er träumte nichts in dieser Nacht und als am nächsten Morgen der Wecker klingelte sah er sich verwirrt um, da er nicht mehr wusste wo er eigentlich geschlafen hatte.

Als ihm wieder einfiel, dass er in seiner neuen Wohnung lag, legte er sich erleichtert zurück auf die Kissen. Sein erster Gedanke als er richtig wach war, galt Kaoru. Er hätte ihm so gerne alles erzählt, aber es hatte nicht sollen sein. Vielleicht sollte er es ganz lassen, dachte Toshiya niedergeschlagen. Langsam wühlte er sich aus seinem Schlafsack, stand auf, rekelte sich genüsslich und lief die Wendeltreppe hinunter, in seine Küche, öffnete den Kühlschrank und musste ein zweites Mal feststellen, dass er nichts zum Essen hatte. Hungrig starrte er in den leeren Kühlschrank. Dann musste er sich eben auf dem Weg zur Arbeit etwas zum Essen holen, dachte Toshiya, ging die Wendeltreppe wieder hoch, zog sich um, ging die Wendeltreppe wieder runter, packte seine Tasche und ging aus seiner Wohnung hinaus. Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, schloss er diese zu und stieg gemütlich die Treppen hinunter. Im dritten Stock stieg ihm ein süßer Duft in die Nase.

"Waffeln.", dachte Toshiya und nahm noch einmal einen tiefen Zug des Duftes in sich auf.

"Schnell weiter, sonst breche ich noch die Tür ein und überfall Hizumi mit meiner Tasche, wie so ne alte Oma.", dachte Toshiya, doch als er weiter laufen wollte, öffnete sich Hizumis Tür und Hizumi stand vor ihm mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Bist gestern aber spät nach Hause gekommen.", sagte er.

"W-woher weißt du das?", fragte Toshiya erstaunt.

"Na hör mal. Dein Getrampel konnte man nicht überhören.", sagte Hizumi genervt.

"Sorry.", sagte Toshiya mit gesenktem und vor Scham rot angelaufenem Kopf.

"Kommt nicht wieder vor.", sagte er und wollte schon weitergehen, als Hizumi ihn ein weiteres Mal zurückrief.

"Fang!", sagte er und schmiss Toshiya ein weißes kleines Päckchen zu. Dieser fing es geschickt auf und stellte erstaunt fest, dass das Päckchen warm war und verboten nach Waffeln duftete.

"Du konntest ja noch nicht einkaufen, oder? Wenn du die Waffeln gegessen hast, hast du wenigstens etwas im Magen.", sagte Hizumi etwas sanfter als sonst.

"D-danke.", sagte Toshiya und verbeugte sich tief.

"Weißt du, die Benzinpreise sind mir in letzter Zeit zu teuer. Hab keine Lust mein Benzin für eine Fahrt ins Krankenhaus, indem du bestimmt liegen wirst wenn du nichts isst, zu verschwenden.", sagte Hizumi, drehte sich um, ging wieder in seine Wohnung und schloss die Tür hinter sich, sodass Toshiya wieder alleine im Treppenhaus stand, mit einer Packung dampfender Waffeln in der Hand.

Schließlich grinste Toshiya, nahm sich eine Waffel, biss genüsslich davon ab und ging nun etwas langsamer die Treppen hinunter.
 


 

*ringringring*

"Guten Tag! Wie kann ich ihnen..... ach ... Hi Totchi-chan.", sagte Shinya lächelnd, als Toshiya, die letzte Waffel essend in "Miyavis Modestübchen", eintrat.

"Hi Shinya.", sagte Toshiya und schluckte den letzten Bissen Waffel hinunter.

"Dort hinten ist ein Raum fürs Personal. Da kannst du deine Sachen abladen.", sagte Shinya und deutete auf eine Tür im hinteren Teil des Geschäftes.

Toshiya ging nach hinten in den Raum, der aussah wie alte Umkleidekabinen in Sporthallen, legte seine Sachen ab und kehrte kurze Zeit später zu Shinya zurück.

"Gestern noch gut nach Hause gekommen?", fragte dieser, während er Toshiya zur Begrüßung umarmte. Toshiya verspannte sich erschrocken, als Shinya ihn umarmte, entspannte sich aber sofort wieder und erwiderte die Umarmung.

"Ja. Hab mich beim Heimweg besonders von den Seitenstraßen ferngehalten.", sagte Toshiya.

"Hört sich an wie ein Rat von Miyavi-sama. Hast du ihn gestern noch getroffen?", fragte Shinya überrascht.

"Ja. Als ich Kaoru heimgebracht habe, hat er mich noch zu einem Tee eingeladen, doch dann ist Miyavi-sama gekommen und ich bin gegangen. Ich fühl mich irgendwie nicht so wohl in seiner Nähe.", gestand Toshiya.

"Das geht Allen so.", beruhigte Shinya ihn.

"Woher wusstest du, dass der Rat von Miyavi-sama kam?", fragte Toshiya nach einer Weile.

"Den Rat gibt er jedem, den er mag. Weißt du, er kennt sich in den Seitestraßen aus.", sagte Shinya beiläufig.

"Und warum?", fragte Toshiya interessiert.

"Er war früher auch einer von diesen "bösen Jungs". Hat grundlos irgendwelche Frauen oder Männer vergewaltigt, die durch seine Seitenstraße gingen. Er war damals in einer der schlimmsten Gangs in dem Viertel. Bestimmt hundert Vergewaltigungen konnten auf denen ihre Rechnung geschrieben werden. Voll hart. Doch dann wurde er von den Bullen geschnappt und die haben ihn für ein paar Tage in Haft gesetzt. Das hat ihm anscheinend die Augen geöffnet. Denn als er dann wieder draußen war, hat er das Geschäft hier aufgemacht und hat sein Gang-Leben an den Nagel gehängt. Als Miyavi ausgestiegen war, löste sich auch der Rest der Gang auf und seitdem herrsch Ruhe in dem Viertel.", endete Shinya, wie wenn er eine Gutenachtgeschichte vorgelesen hätte.

"Das ist ja schrecklich. Warum hat man ihn nicht länger hinter Gitter gebracht?", fragte Toshiya entsetzt.

"Es gab keine Beweise. Die Opfer haben ihn nicht angezeigt, oder wollten nichts gegen ihn aussagen.", sagte Shinya und zuckte mit den Schultern.

"Super. Jetzt hab ich noch mehr Angst vor ihm als ohnehin schon.", sagte Toshiya fröstelnd, doch auch verspürte er tiefe Wut gegen Miyavi, da er so viele Männer und Frauen vergewaltigt hatte. Miyavi wusste anscheinend nicht wie es war hilflos zu sein und wie es war nichts gegen seine Angreifer ausrichten zu können. Wusste nicht welchen Schmerz man nach der Vergewaltigung durchstehen musste, wusste nicht wie es war auf ewig gebranntmarkt zu sein, wusste nicht wie es war jede Berührung eines Anderen zu fürchten.

Auch wenn er nun nicht mehr so war, hatte er doch all diese Verbrechen in seiner Vergangenheit begangen.

"He Toshiya.", sagte Shinya.

"Ja?"

"Aber wehe du sagst was davon Miyavi, oder lässt es dir irgendwie anmerken, dass du davon weißt.", drohte Shinya.

"Schon klar. Ich würde doch keinen Freund verraten.", schwor Toshiya, doch innerlich brodelte immer noch die Wut.

"Dann ist ja gut. Jetzt kannst du zeigen was du kannst.", sagte Shinya lächelnd und zeigte auf die Tür, durch die gerade ein Mann kam und sich interessiert umsah.

"Setzt ein Lächeln auf und behandle ihn, als ob er der Prinz von weiß was ich von welchem Land wäre. Er muss sich wohl fühlen, klar?", fragte Shinya und sah Toshiya fragend an. Als dieser nickte, fügte Shinya hinzu:

"Na dann mal los.", und schupste Toshiya in Richtung des Kunden.

"G-Guten Tag. Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?", fragte Toshiya in einem freundlichen Ton und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf.

"Ja, bitte. Ich suche irgendetwas Ausgefallenes für eine Party am Wochenende.", sagte der Mann und sah Toshiya interessiert an.

"Darf man fragen um was für eine Art von Party es sich handelt?", fragte Toshiya höflich.

"Es handelt sich sozusagen um eine Geburtstagsparty.", antwortete der Mann, der lange blonde Haare hatte und sah sich suchend im Geschäft um.

"Sehen sie mich mal bitte an.", sagte Toshiya und als sich der Mann zu ihm umdrehte und ihm in die Augen sah, blickten Toshiya zwei wunderschöne braune Augen an.

"Ich könnte ihnen ein paar Sachen zeigen und sie probieren sie einfach an, wie wäre das?", fragte Toshiya und sah den Blondhaarigen nun mit einem echten Lächeln an.

"Das wäre sehr nett.", erwiderte der Blondhaarige und blieb stehen, während Toshiya verschiedene Hosen und Oberteile für den Mann zusammensuchte. Die Größe konnte er sich ungefähr denken, denn er hatte ungefähr den gleichen Körperbau wie Die, dessen Größe er komischerweise in Erinnerung hatte.

Nach fünf Minuten kehrte er mit einer Handvoll zueinander passender Hosen, Röcke, Oberteile und Westen zurück.

"Jetzt können sie hier reingehen", kurzer Wink auf die Umkleidekabinen, "und können alles anprobieren. Sie können selbst entscheiden, aber wenn sie Hilfe brauchen, wenn sie sich nicht ganz sicher sind, ob ihnen das Kleidungsstück gefällt, helfe ich ihnen gerne.", sagte Toshiya lächelnd und begleitete seinen Kunden zur Umkleidekabine.

Nach fünf Minuten kam der Blondhaarige heraus und zeigte sich Toshiya in einer Kombination von einer schwarzen Lederhose und einem weißen langen Hemd, welches mit verschiedenen schwarzen Mustern bemalt war. Langsam drehte der Blondhaarige sich vor Toshiya im Kreis. Dieser sah sich alles genau an und sagte nach einer Weile:

"Schön, aber nicht das richtige."

"Hab ich mir auch gesagt.", sagte der Blondhaarige lächelnd und verschwand wieder in der Umkleidekabine.

Nach einiger Zeit kam er wieder heraus und trug diesmal eine verwaschene Jeans, die an manchen Stellen Löcher hatte und darüber trug er ein weißes Hemd, von dem er bewusst die ersten Knöpfe offen gelassen hatte.

"Perfekt.", sagte Toshiya nach einer Weile.

"Wenn sie jetzt darauf noch eine kleine Kreuzkette anziehen, ihre Harre locken und sich dezent dazu schminken sieht es perfekt aus."

"Mmh.... Und was für Schuhe passen darauf?", fragte der Blondhaarige nachdenklich.

"Eigentlich passen da alle Art von Schuhen dazu.", sagte Toshiya und betrachtete das Outfit noch einmal.

"Dann nehme ich das.", sagte der Blondhaarige glücklich, ging zurück in die Umkleidekabine, zog sich um, kam wieder heraus und gab Toshiya die Kleidungsstücke.

Beide gingen zur Kasse und Toshiya tippte die Beträge in die Kasse ein.

"Das macht (umgerechnet) 93, 70€.", sagte Toshiya freundlich.

"Hier.", sagte der Blondhaarige und gab Toshiya das Geld.

"Dann wünsche ich ihnen viel Spaß auf der Geburtstagsfeier.", sagte Toshiya und grinste den Blondhaarigen an.

"Sie müssen mich nicht siezen.", sagte der Blondhaarige.

"Mein Name ist Yoshiki. Ich bin der Leader der Band X-Japan.", stellte sich der Blondhaarigen vor.

Von hinten hörte man nur ein Scheppern, als Shinya ein paar Kleiderbügel fallen ließ, nach vorne zu Toshiya eilte und Yoshiki die Hand gab.

"Terachi Shinya. Sehr erfreut.", sagte Shinya aufgeregt.

"Yoshiki.", erwiderte Yoshiki.

"Toshiya und ich spielen in einer Band namens Dir en grey. Wir würden uns sehr freuen wenn sie, äh du, uns bei einem unserer kleinen Konzerte zuhören könntest. Wir haben noch keinen Manager, aber wir alle wären sehr erfreut, wenn sie unserer Manager werden würden.", sagte Shinya, schrieb schnell etwas auf einen Zettel und überreichte diesen dem erstaunten Yoshiki.

"I-ich..... J-ja.... ich komme zu eurem nächsten Konzert und hör euch mal an. Wenn ihr euch Mühe gebt, könnt ihr schon gute Chancen haben, dass ich euch übernehme.", sagte Yoshiki lächelnd und ging aus dem Geschäft hinaus.

"Oh mein Gott. Wir haben bald einen Manager.", flüsterte Shinya ungläubig.

"Wir müssen ihm erst gefallen.", sagte Toshiya zu Shinya.

"Egal.", hauchte Shinya und umarmte im nächsten Augenblick Toshiya fröhlich.

"Oh mein Gott. Wenn das die Anderen erfahren.", schrie Shinya glücklich.

Nun fing auch Toshiya an lauthals zu lachen und schwang Shinya herum.

"Ihr sollt hier nicht einen auf Liebespaar machen, sondern die Kunden bedienen.", sagte Miyavi scharf.

"Seit wann sind Sie hier?", fragte Shinya immer noch lächelnd.

"Ich bin gerade erst angekommen.", sagte Miyavi und schlurfte in sein Büro.

"Wirkt müde.", sagte Shinya nachdenklich.

"Mir doch scheiß egal. Wenn er lange aufbleiben kann, dann muss er eben müde zur Arbeit kommen. Ist ja schließlich sein Geschäft.", sagte Toshiya wütend.

"Ich hab dir gesagt du sollst dir nichts anmerken lassen, Totchi-chan.", sagte Shinya streng.

"Tja. Das geht ein bisschen schlecht, wenn ich weiß, dass er um die hundert Männer und Frauen vergewaltigt hat.", sagte Toshiya leise.

"Dann denk nicht mehr dran und konzentrier dich auf die Arbeit.", sagte Shinya leichtfertig.

"Ach, Shinya. Ich hab noch ne Frage. Wer hat denn den Proberaumschlüssel?", fragte Toshiya, während er diverse Kleidungsstücke wieder richtig auf ihren Kleiderbügel hängte.

"Ich hab sie. Kyo hat das letzte Mal nur für mich abgeschlossen.", sagte Shinya und sah Toshiya fragend an.

"Warum?"

"Ich bräuchte ihn für heute Abend. Ich würde gerne zwei Stunden vor der Probe in den Proberaum und noch ein wenig üben.", sagte Toshiya wahrheitsgemäß.

"Warte. Ich gib dir den Schlüssel schnell.", sagte Shinya und eilte in Richtung Personalraum davon.

Während Shinya den Schlüssel holte, bediente Toshiya noch drei weitere männliche Kunden.

"Heute ist ganz schön viel los, oder?", fragte Miyavi, der plötzlich dicht hinter Toshiya stand.

Toshiya schluckte seine Wut hinunter und sagte:

"Ja. In einer Stunde vier Kunden. Da kann man nichts sagen."

Miyavi rückte noch näher von hinten an Toshiya ran und flüsterte heißer:

"Hast du schon was nach deinem Feierabend vor?"

Toshiya schluckte hart. Ihm rann eine Gänsehaut nach der Anderen, vor Ekel, über den Rücken.

"J-ja, hab ich. Ich muss noch einkaufen gehen und meine Wohnung einigermaßen einräumen.", sagte Toshiya unwohl.

Eine Hand fuhr unter Toshiyas T-shirt und streichelte langsam über Toshiyas Bauch. Diesem stockte vor Schreck der Atem.

"Angst? Angst, dass uns jemand sehen könnte?", fragte Miyavi rau und drückte Toshiya noch fester an sich, als Toshiya erschrocken merkte, dass etwas hartes sich gegen seinen Arsch drückte. Er riss die Augen auf und flehte im Stillen darum, dass Shinya bald mit dem verdammten Schlüssel auftauchen würde.

"Wir können in mein Büro gehen. Dann sind wir vollkommen ungestört.", flüsterte Miyavi heißer an Toshiyas Ohr und leckte sanft daran. Langsam aber bestimmt zog Miyavi Toshiya in Richtung seines Büros. Noch 50 Meter entfernt. Miyavi fuhr mit seiner Hand unter dem T-Shirt von Toshiya um Toshiyas Brustwarzen herum und fing an, an Toshiyas Halz zu lecken.

Toshiya war wie erstarrt. Er hatte es gewusst. Vom der ersten Begegnung in Miyavis Büro an. Er hatte gewusst, dass es dieses perverse Schwein auf ihn abgesehen hatte. Doch nicht noch einmal würde Toshiya sich vergewaltigen lassen. Das war sicher.

Bestimmt blieb Toshiya ungefähr 20 Meter vor der Bürotür stehen.

"Was ist?", fragte Miyavi etwas genervt, da seine Hose zu sprengen drohte.

"Ich will nicht!", sagte Toshiya entschlossen, entwand sich dem festen Griff von Miyavi und ging wieder zur Kasse zurück.

"Was heißt das, du willst nicht?", fragte Miyavi mit leicht erhobener Stimme.

"Sprichst du nicht meine Sprache, oder was?", fragte Toshiya abfällig.

"Ich will nicht. Ganz einfach. Kannst dir jemand Anderen suchen um deine sexuellen Triebe zu befriedigen, aber ganz bestimmt nicht mich!", sagte Toshiya laut.

Mit wutverzerrtem Gesicht sah Miyavi Toshiya an.

"Das kannst du nicht tun. Du arbeitest für mich.", sagte Miyavi leise.

"Ja, als Verkäufer. Aber ganz sicher nicht als deine persönliche Schlampe.", sagte Toshiya mit bedrohlich leiser Stimme.

Miyavis Gesicht wurde purpurrot vor Wut und er sagte ruhig:

"Noch niemand hat es gewagt, mein Angebot abzulehnen. Niemand."

"Dann bin ich wohl der Erste. Denn die Anderen hatten ja wohl keine Chance dazu abzulehnen.", sagte Toshiya mit purer Verachtung in der Stimme.

"Das wirst du bereuen.", sagte Miyavi leise.

"Ich werde viel in meinem Leben bereuen. Dies aber ganz sicher nicht.", sagte Toshiya bestimmt, sah Miyavi noch einmal abschätzig an und drehte sich zu einem Kunden um, der neugierig das ganze Szenario beobachtet hatte.

"Wie kann ich ihnen weiterhelfen?", fragte Toshiya freundlich und setzte wieder sein Lächeln auf. Er hörte nur noch wie Miyavi davon stampfte und laut seine Bürotür hinter sich zuschlug.

Eine Minute später kam Shinya übers ganze Gesicht lächelnd wieder, mit einem Schlüssel in der Hand.

"Hab ihn gefunden.", sagte Shinya stolz und übergab den Schlüssel Toshiya.

"Wusste nicht mehr wo ich ihn hingetan habe.", fügte Shinya hinzu, doch als er Toshiyas Gesicht sah, hielt er inne.

"Was ist los?", fragte er ihn.

Eine stumme Träne floss Toshiya über die Wange.

"Nichts.", sagte Toshiya und lächelte glücklich.

"Mir geht's gut. Seit langem das erste Mal!", fügte Toshiya hinzu und fing lauthals zu lachen an. Shinya stand verwirrt da und schüttelte den Kopf.

"Muss ich das jetzt verstehen?", fragte er.

"Nein. Ich habe nur gerade eben etwas getan, was mir bei der Verarbeitung von etwas sehr helfen wird.", sagte Toshiya lächelnd.

Irgendwann konnte er das mit Hakuei vergessen. Jetzt noch nicht, aber das mit Miyavi war ein Anfang, der ihm half alles Stück für Stück zu verarbeiten. Irgendwann konnte er Hakuei wieder gegenübertreten und ihm sagen, wie sehr er ihn verletzt und enttäuscht hatte. Jetzt noch nicht. Aber Irgendwann.
 

"Ja? Hallo hier ist Miyavi. Ja, ich hab deinen Schnuckel gefunden.", sagte Miyavi in den Telefonhörer.

"Ja ich bin mir ganz sicher. Hara Toshimara."

"Danke Miyavi. Du hast mir sehr geholfen.", sagte eine Stimme an der anderen Seite des Telefon grinsend.

"Ich kann hier gerade nicht weg, aber in 4 Wochen komm ich vorbei.", sagte die Stimme und fing lauthals an zu lachen.

"Bis in 4 Wochen dann.", sagte die Stimme, welche immer noch bedrohlich lachte und legte auf.

Miyavi legte den Telefonhörer auf die Gabel und murmelte:

"Mich lehnt keiner ungestraft ab. Niemand beleidigt mich ungestraft."

Dann dachte er an das gerade geführte Gespräch und sagte laut zu sich selbst:

"Und du hast dich nicht verändert. Hakuei."

Chapter eight

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter nine

Chapter nine
 

"Komm schon. Wir haben nur noch fünf Minuten.", rief Toshiya und zog Kaoru hinter sich her.

"Warum stresst du so?", fragte Kaoru verwundert.

"Ich hab den Proberaumschlüssel.", sagte Toshiya und fügte mit einem anzüglichen Lächeln an Kaoru hinzu:

"Ich wollte ja heute eigentlich üben."

Kaoru lächelte ihn an und sagte:

"Tja... ich bin eben unberechenbar."

"Gib Gas. Die Anderen warten sicher schon. Das ist alles deine Schuld.", sagte Toshiya laut und erinnerte sich glücklich an die letzte halbe Stunde.

"Meine Schuld? Wärst du früher gekommen, hätten wir vorher loslaufen können. Aber nein. Toshiya lässt sich gerne Zeit.", sagte Kaoru und lächelte breit, als Toshiya knallrot anlief.

Schweigend gingen sie Hand in Hand weiter, sahen sich immer wieder an, lächelten und sahen wieder nach vorne.

Kurz bevor sie in die Straße, in der der Proberaum war, einbogen hielt Kaoru an und sagte zu Toshiya:

"Wir sollten vielleicht nicht Händchen haltend weitergehen. Es wäre besser wenn die Anderen noch nicht wissen, dass wir zusammen sind."

Toshiya senkte den Kopf, nickte aber. Kaoru sah ihn lange an, hob aber dann Toshiyas Kinn mit seinem Finger an und sah ihm tief in die Augen.

"Nicht traurig sein, hörst du? Wir sagen es ihnen nach dem Konzert, okay?"

Toshiya nickte und Kaoru gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Seine Zunge spielte sanft mit Toshiyas. Er legte seine Hand auf Toshiyas Hinterkopf und verstärkte den Kuss somit.

Toshiya seufzte wohlig auf und gab sich vollends Kaoru hin.

Kaoru tauchte als Erster keuchend aus dem unglaublichen Kuss auf und sagte schwer atmend:

"Wenn du so weitermachst, kannst du die Probe vergessen. Denn dann zieh ich dich in die nächst beste Seitenstraße und vernasch dich."

Toshiya lächelte sanft und gab Kaoru noch einen kleinen Kuss auf den Mund.

"Okay.", sagte Toshiya grinsend.

Beide liefen, nicht Händchen haltend, auf den Proberaum zu, als Kaoru plötzlich sagte:

"Hast du morgen schon was nach deiner Schicht vor?"

"Nein, warum?", fragte Toshiya verwundert, während sie sich dem Proberaum näherten und die Anderen langsam schon in Sicht waren.

"Du brauchst doch neue Möbel für deine Wohnung. Da hab ich gedacht ich helfe dir beim aussuchen.", antwortete Kaoru grinsen.

"Das wäre echt nett. Ich kenn mich ja hier überhaupt nicht aus.", sagte Toshiya schmunzelnd. Doch plötzlich fiel ihm noch etwas ein:

"Aber nach der Schicht muss ich noch nach hause ein paar Anrufe erledigen.", sagte Toshiya nachdenklich.

"Und was für welche, wenn ich fragen darf?", fragte Kaoru interessiert.

"Wegen "meinem" Haus in Nagano. Ich verkauf es. Der Teil meines Lebens ist jetzt endgültig abgeschlossen. Ich muss einen Schlussstrich ziehen.", sagte Toshiya und lächelte zuversichtlich. Kaoru sah Toshiya ermunternd an und fragte:

"Wen musst du alles anrufen? Ich kenn mich mit so was nicht aus."

"Ich mich doch auch nicht.", sagte Toshiya grinsend.

"Ich ruf auf jeden Fall eine Maklerin an, dann setz ich Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften. Und dann hoffe ich, dass sich bald Interessenten finden.", sagte Toshiya fröhlich, doch so fühlte er sich keineswegs. Ihm war es eigentlich gar nicht Recht, dass Haus verkaufen zu müssen. Einerseits da es ihn noch sehr an seine Mutter erinnerte und andererseits da es ihm auch nach dem Tod seiner Mutter immer ein geborgenes Gefühl gegeben hatte. Aber er brauchte das Geld und tief in seinem Innern wollte er wirklich einen Schlussstrich ziehen. Die Vergangenheit hinter sich lassen. Einen Neuanfang machen.

Aber warum wehrte sich sein Herz so dagegen?

"Weil du dich noch nicht richtig von dem Haus "verabschiedet" hast.", sagte Kaoru, als ob er Toshiyas Gedankengänge mitgehört hätte.

"Du hast dich nicht richtig verabschieden können, da du es zu eilig hattest vor Hakuei zu fliehen. Du dachtest wahrscheinlich es wäre okay, aber jetzt wo du es verkaufen willst, stellst du fest, dass du das Haus doch noch nicht verkaufen willst.", sagte Kaoru ruhig.

"Aber wieso will ich mich von einem HAUS verabschieden?", fragte Toshiya verwirrt.

"Eher von deiner Mutter, als vom Haus.", sagte Kaoru weise.

"Aber sie ist schon vor so langer Zeit gestorben.", sagte Toshiya traurig.

"Ich würde sagen, da warst damals noch zu jung um es wirklich zu verstehen und hattest nie richtig Zeit dich damit auseinanderzusetzen.", endete Kaoru und blieb stehen, da sie am Proberaum angekommen waren. Toshiya sah Kaoru lange an und machte sich dessen Worte bewusst. In seinem Herzen löste sich eine weitere Kette von vielen, die er seit seiner Kindheit um sein Herz gelegt hatte, um sich selbst zu schützen.

Eine stumme Träne rann Toshiya über die Wange und er sagte zu Kaoru:

"Ich werde nicht mehr zurückkehren. Ich werde das Haus verkaufen.", und fügte auf Kaorus unsicheren Blick hinzu: "Ich bin mir sicher...... dank dir."

"Man. Das hört sich ja an wie ein Auszug aus einem Schnulzfilm.", sagte Die angewidert und ahmte Brechgeräusche nach.

Kaoru und Toshiya fuhren erschrocken zusammen, da sie an die Anderen gar nicht mehr gedacht hatten.

"Seit wann seid ihr zusammen?", fragte Shinya aufgeregt, wandte sich aber wieder an Die und sagte:

"Sehr lange noch nicht. Als ich mit Toshiya heute Schicht hatte war er noch nicht mit Kaoru zusammen. Also..... fassen wir zusammen: Kaoru und Toshiya haben im Zeitraum von heute Nachmittag und jetzt beschlossen, das offensichtliche zu begreifen und durchzusetzen.", endete Shinya, wie wenn er einen komplizierten Mordfall aufgeklärt hätte.

"Also? Wann genau?", fragte Die und packte sein 18:00 Uhr-Vesper aus.

Gerade als Toshiya antworten wollte, dass sie nicht zusammen waren, wie Kaoru es ihm gesagt hatte, sagte Kaoru:

"Seit heute Nachmittag. Wenn ihr's genau wissen wollt um ca. 15:00 Uhr oder so was.".

Kaoru legte seinen rechten Arm um Toshiyas Hüfte und zog ihn eng an sich. Toshiya lief rot an, blickte auf den Boden, lehnte jedoch seinen Kopf vertraut an Kaorus Schulter.

Kyo, der während des ganzen Gespräches an einer Straßenlaterne gelehnt hatte, sagte nun:

"Können wir jetzt proben? Wir haben übermorgen unser erstes Konzert und können gerade mal ein Stück perfekt."

Toshiya fiel aus allen Wolken.

"Wir haben übermorgen unser erstes Konzert?", fragte Toshiya geschockt. Kyo blickte erst ihn, dann Shinya an.

"Hat Shinya dir das nicht gesagt?", fragte Kyo zum ersten Mal verblüfft, während nun Shinya knallrot anlief.

"H-hab ich vergessen.", murmelte Shinya beschämt.

"Aber Toshiya und ich müssen euch so oder so noch etwas erzählen.", sagte Shinya aufgeregt.

"Können wir dazu wenigstens in den Proberaum? Mir wird langsam kalt.", maulte Die, der ein weiteres Mal von seinem 18:15 Uhr-Vesper abbiss.

"Wäre ich auch dafür.", sagte Kyo und ging die Treppe zum Proberaumeingang hinunter.

Toshiya machte sich widerwillig von Kaoru los und trabte hinterher. Ihm folgten Kaoru, Shinya und Die, der von seinem zweiten Apfel genüsslich abbiss.

"Dass du kein Gramm Fett zunimmst wundert mich echt!", murmelte Shinya zu Die.
 

Im Proberaum angekommen legten alle ihre Jacken ab und stellten sich im Kreis auf, damit auch jeder jeden sehen konnte. Dann begann Shinya zu erzählen:

"Toshiya hat heute im Laden Yoshiki bedient."

"Yoshiki? Der Yoshiki von X-Japan?", fragte Die erstaunt und hätte fast vergessen zu schlucken.

"Ja. Toshiya wusste natürlich nicht wer das ist, aber ich hab gleich die Initiative ergriffen und ihn zu unserem Konzert übermorgen eingeladen. Er hat gesagt er kommt und wenn wir ihm gefallen, übernimmt er uns und wird unser Manager.", jubelte Shinya ausgelassen.

Toshiya sah sich in der Runde um. Alle lächelten glücklich. Sogar Kyo, von dem Toshiya nicht gedacht hätte, dass er überhaupt lächeln konnte.

"Tja. Das heiß für uns: Proben so viel wir können. Wir müssen ihn als Manager haben. Es ist schon lang unser Traum groß raus zu kommen. Mit Yoshiki haben wir die besten Chancen dafür.", sagte Kyo voller Energie und Ehrgeiz. Damit steckte er die Andren anscheinend an, denn die Probe verlief, mit Ausnahme von ein paar Verspielern, wirklich klasse.

Sie hatten alle Stücke durchgemacht, die sie an ihrem Konzert spielen wollten. Für Toshiya war das ganze ziemlich schwierig, denn er kannte von allen Stücken bisher nur eins. Doch er hatte einfach alles aus sich herausgeholt und das anscheinend mit Erfolg.

"Super Probe heute. Wenn das morgen auch noch so gut läuft, klappt das Konzert bestimmt eins a.", sagte Kyo zuversichtlich während alle zusammenpackten.

"Wo geht's heute hin?", fragte Kyo in die Runde und baute das Mikro ab.

"Die und ich räumen hier noch ein bisschen auf. Ihr könnt ja zu dritt noch weg, aber mit uns könnt ihr heute Abend nicht mehr rechnen.", sagte Shinya und legte seine Drum-sticks zur Seite.

"Aufräumen. Ja klar. Glauben die beiden ja selbst nicht.", flüsterte Kaoru Toshiya zu.

Toshiya grinste und beobachtete Shinya und Die. Ein witziges Pärchen. Aber wie hieß es so schön: Gegensätze ziehen sich an.

"Sollen wir dich nach Hause bringen Kyo?", fragte Kaoru und nahm seinen Gitarrenkoffer in die rechte Hand.

"Nein. Schon okay. Ich bin heute Abend noch verabredet.", sagte Kyo.

"Aha. Und wer ist der Glückliche?", rief Shinya aus dem hinteren Teil des Proberaums.

"Woher willst du wissen, ob es nicht eine -sie- ist?", fragte Toshiya verwundert.

Schallendes Gelächter brach los. Shinya kugelte sich vor lachen und sagte dann:

"Kannst du dir ernsthaft Kyo mit irgend so einer halben Portion vorstellen? Die würde vor Angst sterben."

Toshiya konnte es sich nicht vorstellen und damit war die Sache auch schon wieder geklärt.

"Hast du Lust bei mir zu übernachten? Dann muss nicht einer alleine laufen, nachdem er den Anderen abgeliefert hat.", flüsterte Kaoru Toshiya ins Ohr.

Toshiya drehte sich zu ihm um und sagte glücklich:

"Gerne."

"Aber warum genau?", fügte er mit einem Grinsen hinzu.

"Meine Matratze ist weicher und größer. Außerdem hab ich eine Decke um uns hinterher warm zu halten.", sagte Kaoru lüstern grinsend.

Toshiya lief rot an und sagte leise:

"Kaum lüstern. Könnte man gar nicht von dir denken, wenn man dich das erste Mal trifft."

"Tja. Wie heißt es so schön: Stille Wasser sind tief."

"Und dreckig.", fügte Toshiya murmelnd hinzu.

"Können wir?", fragte Kaoru unschuldig und streckte Toshiya seine Hand hin.

"Ja.", antwortete Toshiya, nahm Kaorus Hand und ging mit ihm zur Tür hinaus.

Kyo folgte ihnen und kurze Zeit später waren Shinya und Die alleine im Proberaum. Shinya hatte den Besen hervorgeholt und begann zu fegen während Die an der Wand lehnte und ihn mit interessiertem Blick beobachtete.

Als Shinya sich vor Die hinunterbeugte um den Dreck zusammen zu fegen, schossen Dies Augenbrauen beim Anblick von Shinyas Hinterteil in die Höhe und sein Mund klappte auf.

Shinyas Po wackelte bei dem Versuch auch noch das letzte Krümelchen Dreck aufzufegen.

Wie in Trance leckte Die sich über die Lippen und starrte unverblümt auf Shinyas Hinterteil, ohne dass es dieser zu bemerken schien. Doch den der Schein trog. Shinya war sich Dies Blicken sehr bewusst. Provozierend wackelte er aufreizend mit seinem Arsch.

"Mal sehen, wie lange er es noch aushält.", dachte Shinya und lächelte hinterhältig.

Die schien langsam aus seiner Trance zu erwachen und wurde rot als er bemerkte, dass sich etwas in seiner Hose zu regen begonnen hatte.

"Na super!", dachte er frustriert. Er konnte jetzt ja schlecht Shinya anfallen. Aber was sollte er sonst tun, fragte er sich.

"Shinya?", frage Die leise.

Dieser drehte sich um und sah Die fragend an.

"Ja?", fragte er, obwohl er schon wusste was Die fragen würde und obwohl er schon wusste wie er antworten würde.

"D-darf ich dich küssen?", fragte Die und ging langsam auf Shinya zu. Shinya sah Die lange an, antwortete aber dann: "Komm her."

Die stand nun vor Shinya, beugte sich hinunter und gab diesem einen harmlosen und zarten Kuss. Shinya hatte während des Kusses wohlig die Augen geschlossen und öffnete sie nun verträumt. Als Die diesen unschuldigen Blick sah wurde ihm richtig warm ums Herz. Und dieses unschuldige Wesen gehörte wirklich ihm? dachte er glücklich. Ihm ganz allein.

"Was ist? Hab ich irgendwas falsch gemacht?", fragte Shinya traurig.

"Nein, nein.", beruhigte ihn Die sofort.

"Alles okay.", sagte Die und dachte dabei: "Leider zu okay.", während er das Pochen in seiner Hose zu ignorieren versuchte.

"Dann küss mich noch einmal.", forderte Shinya auf und zog Dies Kopf zu sich hinab. Die, etwas überrascht, als Shinya gierig seinen Mund auf seinen drückte, erwiderte den Kuss sofort. Vorsichtig leckte er mit seiner Zunge an Shinyas Lippen, bis diese sich mit einem leisen Aufstöhnen Shinyas, öffneten. Langsam drang Dies Zunge ein und spielte mit Shinyas Zunge.

Nach einiger Zeit hielt Shinya, diese qualvollen Spielchen nicht mehr aus, legte seine Hände auf Dies Hinterkopf und drückte Die gierig an sich.

Die riss überrascht die Augen auf, da er solch eine Initiative von Shinya nicht gewohnt war. Doch Shinya hatte es satt immer so behandelt zu werden, als ob er bei jeder etwas härteren Berührung zerbrechen würde. Er hatte so lange darauf gewartet, dass Die endlich einen Schritt weiter gehen würde, aber dieser hatte sich anscheinend nie getraut.

Shinya vertiefte den Kuss und nach einiger Zeit keuchten beide Luft ringend auf. Shinya wurde von Die an die Wand gedrückt und Die hatte ein Bein zwischen Shinyas Beine geschoben. Shinya sah Die mit einem leidenschaftlichen Blick an, bei dem Die nur noch heißer wurde. Shinyas Gedanken waren voller Lust und Leidenschaft vernebelt und er konnte nur noch leise zu Die sagen:

"Nimm mich!"

Die sah Shinya lange an und fragte sich, ob Shinya diesen Satz nicht bereuen würde, wenn Die mit ihm fertig war, doch dann beugte er sich hinunter und fing an, an Shinyas Hals zu saugen. Shinya stöhnte wohlig auf, doch irgendetwas fühlte sich nicht richtig an. Während Die an Shinyas Hals weiter hinunter wanderte, fragte sich Shinya, was denn so falsch war mit jemandem, den man wirklich liebte, zu schlafen. Nichts, sagte er sich immer wieder, konnte sich aber nicht entspannen. Etwas war falsch, er wusste aber nicht was.

Die merkte wie sich Shinya immer mehr verspannte. Sofort hörte er auf Shinya zu liebkosen und sah zu besorgt zu ihm hinauf.

"Was ist?", fragte er besorg.

"I-ich weiß nicht.", sagte Shinya stockend. Er wollte Die nicht wehtun. Ihn nicht schon wieder zurückweisen.

"Irgendwas fühlt sich nicht richtig an. Ich kann dir aber nicht sagen was es ist.", sagte Shinya weinerlich, da er damit rechnete, dass Die nun endgültig die Schnauze voll von ihm hatte und ihn verlassen würde.

Die seufzte tief auf. Er hatte es gewusst. Shinya war einfach noch nicht bereit. Aber was hatte er erwartet? Er kannte Shinya zwar nun schon zwei Jahre, aber er wusste, dass sich Shinya lieber Zeit ließ für eine Beziehung. Das alles sagte ihm ein einziger Blick von Shinya. Mittlerweile konnte er so ziemlich alle Gedanken von Shinya, allein von dessen Gesichtsausdruck, lesen. Noch einmal seufzte er auf und sah Shinya noch einmal lange an. Schließlich richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und drehte sich von Shinya weg, um sich einigermaßen wieder unter Kontrolle zu bringen.

Er hatte es gewusst, dachte Shinya todtraurig. Die hatte genug von ihm. Shinya hatte ihn einmal zuviel abgewiesen. Traurig sah Shinya zu Die auf, der sich von ihm abgewandt hatte. Jetzt war es endgültig aus, dachte Shinya während ihm langsam die Tränen kamen.

"D-die, i-ich...", versuchte Shinya zu sagen, blickte dann jedoch überrascht auf die Hand, die ihm entgegen gestreckt wurde.

"Komm. Ich bring dich heim.", sagte Die, drehte sich zu Shinya um, der ihn überrascht anstarrte, und nahm dessen Hand.

"I-ich dachte, du hättest genug von mir und machst Schluss.", sagte Shinya leise.

"WAS?", fragte Die erzürnt und wirbelte zu Shinya herum.

"Was hältst du eigentlich von mir? Ich bin doch kein Typ, der seinen Freund verlässt, nur weil dieser sich noch Zeit lassen will.", sagte Die laut und klingte dabei sogar etwas beleidigt.

"Tut mir Leid.", sagte Shinya und drückte Dies Hand entschuldigend.

"Will ich auch hoffen.", sagte Die murrend.

Shinya lächelte verliebt und sagte:

"Kimi o ai shiteru."

Die wurde rot und antwortete:

"Ich liebe dich doch auch, du Dummkopf. Merk dir das."

Shinya lächelte breit und wurde von Die sanft aus dem Proberaum gezogen.

"Lass uns heimgehen.", sagte Shinya zu Die und drückte dessen Hand ein weiteres Mal.

Die nickte, schloss die Proberaumtür ab, ohne Shinyas Hand loszulassen, zog Shinya die Treppe hinauf und verschwand mit ihm in der Dunkelheit der Nacht.
 


 


 

Kurze Zeit vorher:
 


 

"Also dann! Bis morgen Abend.", verabschiedeten sich Toshiya und Kaoru von Kyo.

"Jo!", antwortete Kyo eher unbeteiligt und gleichgültig und hob kurz die Hand zum Abschied. Dann wandte er sich nach rechts und ging in Richtung des Lokales in dem er sich verabredet hatte. Er mochte es zwar nicht sonderlich, aber er würde wahrscheinlich so oder so nicht lange bleiben. Wie eh ihm wohl ging? fragte Kyo sich und schritt weiter die Straße abwärts.

Nach 15 Minuten war er endlich angekommen, bog in eine kleine Gasse ein und sah auch schon den Eingang des Lokales, deren Namen auf einem kleinen Neonschild über einer Metalltür hing. Langsam ging er darauf zu und klopfte an. Ein kleiner Schlitz öffnete sich, zwei Augen sahen prüfend hinaus und eine tiefe Stimme fragte:

"Passwort?"

"Wenn du Arsch mich nicht gleich rein lässt, kannst du was erleben.", knurrte Kyo bedrohlich, denn er war es Leid alle Passwörter der Untergrund - Bars auswendig zu lernen.

"Oh....Kyo....sorry.... hab dich im ersten Moment nicht erkannt.", sagte die tiefe Stimme ängstlich, schloss den Schlitz und eine Millisekunde später schwang die Tür auf und ein großer langhaariger Mann sah mit ängstlichem Gesicht auf Kyo hinab, der auch sofort eintrat.

"Noch einmal diese Scheiße und du kannst dir nen neuen Job suchen.", sagte Kyo leise und ging an dem Mann vorbei, dessen Chef er sehr gut kannte. Er ging einen Flur entlang zur nächsten Tür und zog diese schwungvoll auf. Eine Wolke von Rauch, Musik und Stimmengewirr kam ihm entgegen. Zwar blinzelte er kurz, doch schon war er eingetreten und hatte die Türe hinter sich geschlossen.

Mit zusammengekniffenen Augen sah er sich um, um seinen Freund zu erblicken.

"Kyo! Hier drüben!", rief eine laute Stimme und Kyo wandte den Kopf in die Richtung aus der die Stimme zu kommen schien. Ein Mann mit etwas längeren dunklen Haaren war aufgestanden und winkte Kyo zu, der sich sofort in Bewegung setzte und zu dem Mann hinüber lief. Dieser umarmte Kyo stürmisch und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange.

"Setzt dich bitte.", bat der Mann und zeigte auf einen leeren Stuhl neben seinem eigenen.

"Danke.", sagte Kyo und setzte sich. Als sich auch der Mann wieder hingesetzt hatte, fragte Kyo:

"Und? Wie geht's dir, Hyde?"

"Gut.", sagte Hyde, fügte aber mit leidender Miene hinzu: "Aber Rui geht es nicht gut. Deswegen wollte ich auch mit dir reden."

Als Kyo ihren Namen im Zusammenhang mit etwas Schlechtem hörte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Er wollte Hyde ausquetschen, ihm tausend Fragen stellen, doch er riss sich zusammen und fragte stattdessen:

"Was ist mit ihr?"

"Ich könnte jetzt zwar lange drumrum reden, aber das tue ich nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie ist schwanger. Aber...", fügte Hyde hinzu, als Kyo schon aufatmen wollte, "ungewollt. Sie wurde vor drei Tagen vergewaltigt."

Kyos Herzschlag setzte aus.

"S-Sie wurde WAS?", fragte er ungläubig.

"Sie wurde vergewaltigt.", sagte Hyde leise.

Kyo konnte es nicht fassen. Seine beste Freundin wurde vergewaltigt. Seine Freundin. Seine Ex-Freundin, mit der er sich bis heute noch gut, sogar sehr gut verstand.

Das konnte nicht sein, sagte sich Kyo immer wieder, aber er wusste dass es wahr war. Hyde würde ihn nicht anlügen, da es schließlich um seine Schwester ging.

"Oh mein Gott. Oh mein Gott.", war das Einzige was Kyo sagen konnte. Erinnerungen kamen hoch. Damals als Rui und er noch zusammen gewesen waren hatte sie immer gesagt, dass sie nie mit jemandem schlafen würde ohne ihn zu lieben. Sie hatte ihn geliebt und er hatte gedacht er liebe sie auch. Doch als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten fand er heraus, dass es nicht Liebe, sondern Freundschaft war, was er für sie empfand.

Trotzdem bleib er bei ihr, sagte ihr nicht davon, weil er sie nicht verletzen oder verlieren wollte. Doch nach zwei Jahren fand Kyo heraus, dass er schwul war. Komischerweise war es für ihn nicht so ein großer Schock wie für andere. Er musste sich damals eingestehen, dass er es eigentlich schon immer gewusst hatte, es aber nie hat wahrhaben lassen. Vielleicht hatte er sich deshalb eingeredet Rui zu lieben.

Er war durcheinander wegen dieser neuen Gefühle und der einzige Mensch mit dem er darüber reden konnte war Rui. Und das tat er schließlich auch.

Anfangs war sie geschockt, dann aber auch froh darüber, dass er mit ihr darüber gesprochen hatte.

Sie hatte nach dem Ende ihrer Beziehung ihm weder eine Szene gemacht, noch die Verbindung zu ihm abgebrochen. Und dafür war ihr Kyo bis heute dankbar. In ihr hatte er eine Freundin gefunden, von der Sorte es nicht viele gibt. Ihre Freundschaft war nach ihrer Trennung intensiver und vertraulicher geworden, als es in ihrer Beziehung je war. Und nun war seine beste Freundin schwanger. War vergewaltigt worden.

Kyo ordnete ruhig seine Gedanken, atmete zwei Mal tief ein und aus und fragte Ruis Bruder dann: "Hyde, weiß Rui wer sie vergewaltigt hat?"

Hyde sagte einige Sekunden nichts, antwortete aber dann: "Ja."

"Sie soll zur Polizei gehen! Sag Rui, dass sie diesen Scheißkerl anzeigen soll!", sagte Kyo leise und langsam stieg kalte Wut in ihm auf.

"Sie will nicht. Sie will nicht noch einmal alles durchleben. Sie ist total fertig. Ich hab ihr das Gleiche gesagt wie du mir, aber sie weigert sich. Sie sagt, dass sie schon genug gedemütigt wurde und sie ein Besuch auf dem Revier nicht durchstehen würde.", sagte Hyde leidend, denn er leibte seine Schwester von ganzem Herzen, konnte aber deren Entscheidung nicht nachvollziehen.

Einige Minuten herrschte bedrückende Stille zwischen den beiden Männern. Jeder von ihnen hing seinen eigenen sorgenvollen Gedanken nach.

"Wer war es?", fragte Kyo plötzlich, woraufhin Hyde erschrocken zusammenfuhr.

"I-Ich kann es dir nicht sagen.", sagte Hyde leise.

"Ich hab es Rui versprochen."

"Mir egal.", sagte Kyo zischend.

"Wer war es?!", fragte er nun etwas lauter.

"Miyavi.", sagte Hyde mit verachtungsvoller Stimme und sah Kyo direkt in die Augen.

"Miyavi?", fragte Kyo ruhig, doch er merkte wie sich langsam ein roter Schleier aus Wut über ihn legte.

"Ja!?", sagte Hyde, da er nichts Gutes ahnte.

"Wo ist sie jetzt?", fragte Kyo.

"Wer?", fragte Hyde verwirrt, da er manchmal mit Kyos schnellen Themenwechseln nicht mitkommen konnte.

"Rui! Wo ist sie?", fragte Kyo nachdrücklich.

"So weit ich weiß bei ihr zu Hause. Warum?", fragte Hyde, doch er bekam keine Antwort, denn Kyo war mittlerweile aufgestanden, zückte seinen Geldbeutel, legte ein bisschen Geld auf den Tisch und sagte zu Hyde:

"Man sieht sich.", und tippte sich zum Abschied kurz an die Schläfe.

Mit schnellen Schritten ging er aus dem Lokal, sah den Türsteher noch einmal verwarnend an und ging, als er die Metalltür hinter sich geschlossen hatte, in Richtung Ruis Wohnung. Da diese etwas weiter entfernt war, stieg er in die nächste Straßenbahn die in die Richtung fuhr wo er hinmusste, und stieg 5 Haltestellen weiter wieder aus.

Hoffentlich ist sie zu Hause, dachte Kyo immer wieder, denn er hatte ein ziemlich komisches Gefühl bei der Sache. Und das Gefühl war keineswegs guter Natur. Nach 15 Minuten zu Fuß, erreichte er Ruis Wohnung und klingelte. Ihm war egal, ob es schon kurz vor zwölf war. Schließlich ging es hier um seine Freundin!

Als die Tür nicht geöffnet wurde, klingelte er noch einmal.

"Mach auf, verdammt noch mal!", dachte er wütend und langsam kroch Angst in ihm hoch. Was wenn sie sicht etwas angetan hatte? Was wenn sie jetzt, in diesem Moment, tot in der Badewanne lag? Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los.

Noch einmal klingelte er.

"Ja?", meldete sich endlich Ruis Stimme.

Ihre Stimme klang gepresst, heißer, müde. Als wenn sie stundenlang geweint hätte.

"Ich bin's Rui. Kyo!", sagte Kyo und um sein Herz wurde es etwas leichter, da er wusste, dass ihr nichts geschehen war.

Einige Sekunden herrschte vollkommene Stille und Kyos Angst kam langsam wieder.

"Rui?", fragte er mit fester Stimme.

Ein Seufzen erklang.

"Komm rein.", sagte sie leise und die Tür öffnete sich augenblicklich mit einem Summen. Schnell trat Kyo ein, da er Angst hatte sie könne es sich noch anders überlegen.

Da er sich in ihrer Wohnung auskannte, ging er den Flur entlang in ihr Schlafzimmer. Wie erwartet fand er sie in ihrem Bett auf. Ihre Augen waren rot geschwollen vom vielen Weinen. Sie zog ein Taschentuch aus einer Box neben ihrem Bett und schnäuzte kräftig.

"Wie geht's dir?", fragte Kyo, war sich aber von der Dummheit dieser Frage bewusst. Wie ging es einem wohl, wenn man vergewaltigt wurde und auch noch schwanger war? Gut auf jeden Fall nicht, dachte Kyo, wütend auf sich selbst, aber er wusste nicht was er sonst fragen sollte. Er kannte sich in so was nicht aus!

"Naja. Wenn ich ehrlich bin: Total scheiße.", flüsterte Rui und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Kyo sah ihr in die Augen und erschrak als er die Leere darin sah. Er konnte direkt in ihre Seele blicken und fand diese gebrochen vor. Er wusste nicht warum er das tat, aber im nächsten Moment nahm er Rui zärtlich in den Arm.

"Das wird schon wieder.", sagte er leise und streichelte der weinenden Frau in seinen Armen sanft über den Kopf.

"I-Ich w-will nicht mehr. Ich will nicht mehr leben. Ich will sterben.", schluchzte sie.

"Nein!", sagte Kyo, erschrocken über die harten und verzweifelten Worte seiner Freundin, und drückte sie fest an sich.

"Das lass ich nicht zu!", sagte er laut. Er wollte ihr eine Stütze sein. Ihr Halt geben in dieser schweren Zeit. Er merkte wie Ruis Körper in seinen Armen erschlaffte. Sie war in Kyos Armen erschöpft eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen wachte Kyo verschlafen auf. Verwirrt blinzelte er und sah sich im Raum um. Wo war er? Langsam fiel ihm wieder ein, dass er bei Rui war und sie gestern zusammen in ihrem Bett eingeschlafen waren. Vorsichtig drehte er den Kopf um nach Rui zu sehen. Doch sie war nicht da!

"Rui? RUI???!", schrie Kyo durch die Wohnung, doch er bekam keine Antwort. Panisch sprang er auf, musste aber einen Moment stehen bleiben, da sich alles vom schnellen Aufstehen vor seinen Augen drehte. Als er sich wieder gefasst hatte, rannte er zuerst ins Wohnzimmer um nach Rui zu suchen. Doch dort war sie nicht. Angst stieg in ihm hoch und ihre gestrigen Worte hallten durch seinen Kopf: "Ich will nicht mehr leben. Ich will STERBEN!"

Schnell rannte er in die Küche, doch auch dort war sie nicht. Um sich zu beruhigen schloss er die Augen, massierte sich die Schläfen und öffnete seine Augen wieder. Auf dem Küchentisch erblickte er einen weißen Umschlag. Von schlechten Vorahnungen getrieben ging er auf den Tisch zu, nahm den Umschlag in die Hand und öffnete ihn. Als er den ersten Satz des Briefes las, blieb ihm fast das Herz stehen und er setzte sich vorsichtig auf einen Küchenstuhl. Als er sicher saß las er Ruis Abschiedsbrief weiter:
 


 


 


 

Lieber Kyo
 


 

Wenn du diesen Brief ließt bin ich wahrscheinlich nicht mehr unter den lebenden Geschöpfen. Ich habe diese Demütigung, diesen tiefen Schmerz in meinem Herzen, meiner Seele, nicht mehr ausgehalten.

Er drohte mich von innen zu zerreißen. Mich endgültig zu zerstören.

Du kannst das nicht verstehen und schon gar nicht nachvollziehen, aber ich nehme dir das nicht übel.

Miyavi hat mir mein Leben genommen. Meine Seele zerschmettert.

Ich bin gebrochen und könnte dem Kind in meinem Bauch nicht die Liebe geben, die es zum Leben braucht. Miyavi soll nicht noch ein Leben zerstören.

Ich danke dir für Alles was du für mich getan hast und ich entschuldige mich dafür, dass ich mein Leben so wegwerfe. Doch Gott wird es verstehen. Gott wird sehen wie ich gelitten habe. Mich vielleicht ein zweites Mal zur Erde schicken. Mir ein neues Leben schenken.

Ich hoffe, dass ich in meinem zweiten Leben wieder jemandem wie dir begegne. Ich hoffe es wirklich sehr.
 


 

In Liebe
 


 

Rui
 


 

P.S.: Sag bitte meinem Bruder, dass ich ihn liebe. Dass er mir immer ein guter Bruder und Freund war. Zeig ihm meinen Brief. Vielleicht versteht er mein Handeln somit besser, oder kommt besser über meinen Tod hinweg.
 


 

Ohne dass es Kyo bemerkt hatte, rannen ihm Tränen über die Wange.

"Wie falsch du liegst, Rui!", dachte Kyo und wischte seine Wangen mit seinem Handrücken ab.

"Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht zulassen werde!"

Kyo sprang von seinem Stuhl auf, schnappte sich seine Jacke und eilte aus der Wohnung. Ein Wettlauf gegen die Zeit begann.

"Wo ist sie? Wo kann sie sein?", dachte Kyo angestrengt nach.

Wo war noch mal ihr Lieblingsplatz? Sie hatte ihm manchmal davon erzählt....

Die alte Autobahnbrücke! fiel es Kyo siedend heiß ein. Es war ihr Lieblingsplatz, da sie dort am besten nachdenken konnte. Die Brücke war alt, deswegen liefen fast keine Passanten darüber. Kyo rannte in Richtung Autobahn, hatte aber Angst, dass er zu spät kommen würde.

Nach dem er 5 Minuten ohne Pause gerannt war, merkte er wie seine Brust zu schmerzen begann, doch er wagte es nicht eine Pause zu machen. Noch eine Abzweigung, dann war er dort. Wenige Sekunden später schlidderte er um die Kurve und dann sah er sie.

Sie stand auf der Autobahnbrücke. Unter ihr fuhren dröhnend tausende von Autos vorbei. Sie kletterte auf das Geländer und hielt sich mit einer Hand an der Straßenlaterne fest. Sie blickte hinab, auf die Autos 50 Meter unter sich. Sie atmete zweimal tief durch.

"Rui! RUI!!", schrie Kyo und rannte so schnell er konnte auf Rui zu. Doch sie war noch so weit entfernt!

Rui wandte den Kopf, sah ihn an und lächelte traurig, fast schon entschuldigend.

"Tu's nicht!", schrie Kyo aus vollem Halse. Er hatte sie gleich erreicht.

Noch 20 Meter.

10 Meter.

5 Meter.

Ein letzter Blick.

Ein letztes Lächeln.

Sie sprang.

"NEIN!", schrie Kyo, stürzte noch vorn und versuchte ihre Hand noch zu erreichen. Doch er bekam sie nicht.

Mit weit aufgerissenen Augen sah er sie fallen.

Ein dumpfes Geräusch. Autoreifen quietschten. Erschrockene Aufschreie. Autotüren schlugen. Stimmen; und kurze Zeit später die Sirene des Krankenwagens, der Rui nicht mehr retten konnte.

Kyo stand über das Geländer gebeugt und betrachtete all dies schweigend. Er fühlte nichts, war zu sehr geschockt. Er sah Ruis rotes Blut auf der Straße. Ihren zerschmetterten Körper, doch er konnte nicht wegsehen.

Langsam nahm ein Gedanke in seinem Kopf Gestallt an. Ein einziger Gedanke.

Ein Name: MIYAVI

Chapter ten

"Mein Gott, war das heute wieder anstrengend.", dachte Miyavi, während er seine Wohnungstür hinter sich schloss, seine Jacke auszog und seine grün gepunktete Krawatte lockerte.

Er hatte heute eine neue Ladung Kleider für seinen Laden bekommen. Bis er alles registriert und eingeordnet hatte, war es schon wieder Abend gewesen. Manchmal hasste er es richtig der Chef eines Ladens zu sein. Immerzu musste er neue Ladungen aufnehmen und bis zum späten Abend arbeiten. Manchmal, wenn er jedoch überhaupt keine Lust mehr hatte, machte er früher Schluss.

Lustlos ließ er seine Jacke auf den Boden fallen und lief in sein Wohnzimmer. Als wenn sein Arbeitstag nicht schon stressig genug gewesen wäre, fand er heraus, dass Rui, eine Frau die er vor kurzem vergewaltigt hatte, Selbstmord begangen hatte. Dies machte ihm keineswegs etwas aus, doch er fand es etwas schade, da er manchmal mit dem Gedanken gespielt hatte, sie noch einmal zu besuchen.

Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht, bei dem Gedanken an Rui, wie sie sich schluchzend unter ihm gewunden hatte, als er ihr einen "Überraschungsbesuch" erstattet hatte. Sie kannte ihn. Er hatte es bisher immer so gemacht, dass er all seine Opfer mindestens eine Woche kannte, was den Kick später erhöhte. Dies hatte er aber erst Jahre nach seiner Zeit als Gang-Mitglied herausgefunden.

Immer noch lächelnd, schenkte er sich ein Glas Wein ein und stellte sich vor seine Fensterfront, die, wenn man hinaussah, einen wunderbaren Blick auf Tokio gewehrte. Sachte schwenkte er mit seinem Handgelenk das Glas mit dem Wein. Er blickte hinab auf die Stadt, die leuchtend in der Dunkelheit der Nacht unter ihm lag. Kurz nippte er an seinem Wein und ließ den Blick schweifen. Als er ein Geräusch hinter sich hörte drehte er sich verwundert um, konnte jedoch nichts Verdächtiges sehen. Plötzlich legte sich von hinten ein Arm um seinen Hals und jemand hielt ihn ihm Schwitzkasten. Erschrocken rang Miyavi nach Luft. Er hatte doch abgeschlossen. Wie konnte dieser jemand hinter ihm rein gekommen sein?

"Na, Miyavi? Wie geht es dir? Hast du es schon mitbekommen? Rui ist tot.", flüsterte der Mann der ihn festhielt. Miyavi musste die Knie beugen, da sein Hintermann kleiner war als er. Doch trotz seiner Größe war dieser Mann hinter ihm verdammt stark, das wusste Miyavi. Und die Stimme kam ihm auch bekannt vor. Sogar sehr bekannt.

Um noch etwas Zeit zu gewinnen, um herauszufinden wer dieser Mann war, beantwortete er dessen fragen mit hochnäsigem und arrogantem Ton:

"Danke. Mir geht gerade eben noch blendend. Und ja. Das mit Rui habe ich gehört. Eine Schande wenn du mich fragst. Ich hätte mich gerne noch einmal mit ihr getroffen."

Der Griff um Miyavis Hals verstärkte sich und er rang nach Luft.

"Du elender Bastard. Wie konntest du nur!?", knurrte der Mann und holte etwas aus seiner Jackentasche hervor.

"Es war sehr amüsant, muss ich sagen. Sie hatte einen sehr weiblichen Körper und sehr zarte Haut.", sagte Miyavi beiläufig und erinnerte sich noch einmal an Ruis Körper.

"Ich bringe dich um. Ich bringe dich um.", sagte der Mann immer wieder und hielt den Gegenstand, den er aus seiner Tasche geholt hatte, an Miyavis rechte Schläfe.

Miyavi wandte den Kopf leicht nach rechts und erschrak als er die Pistole sah. Wer war dieser Mann?

"Düfte ich wenigstens wissen, wer mich umbringen will und aus welchem Grund?", fragte Miyavi gelangweilt, doch innerlich war er vor Schreck wie eingefroren.

"Obwohl ich mir den Grund schon denken kann.", fügte er hinzu und lachte gemein laut auf.

Der Mann hinter ihm drückte die Pistole fester an Miyavis Schläfe und sagte dann voller Verachtung:

"Meinen Namen werde ich dir sagen: Kyo. Präge ihn dir gut ein, denn ich werde dich auch in deinen weiteren Leben verfolgen und töten, glaub mir. Denn das was du getan hast ist nicht zu verzeihen. Ich werde nicht nur Rui rächen, sondern auch tausend Andere, die dir zum Opfer gefallen sind, du Arsch. Noch irgendwelche letzten Worte?!", sagte Kyo wütend, lockerte aber den Griff um Miyavis Hals, da er keine Spuren hinterlassen wollte.

Miyavi merkte es und dachte Kyo würde nun doch Angst bekommen. Deshalb sagte er ruhig:

"Du kannst mich nicht umbringen. Das traust du dich nicht, denn ein Mord, würde deine heiß geliebte Band vernichten." Miyavi grinste breit.

"Nicht nur meine Band ist mir wichtig. Rui war mir auch verdammt wichtig. Ist dir vielleicht schon eingefallen, dass ich den Mord auch als Selbstmord aussehen lassen könnte?", flüsterte Kyo leise.

Miyavi riss erschrocken die Augen auf und wollte noch etwas sagen, doch er wurde von einem lauten Schuss unterbrochen, der durch das Appartement hallte.

Sobald Kyo geschossen hatte, ließ er Miyavi los und trat schnell einen großen Schritt zurück, damit ihn keine Bluttropfen trafen.

Miyavis Körper fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und langsam breitete sich eine Blutlache um seinen Kopf aus. Kyo schritt sockig neben ihn, betrachtete Miyavi noch ein letztes Mal und legte die Pistole in Miyavis rechte Hand und legte die Hand so hin, dass es aussah, als hätte Miyavi sich selbst in den Kopf geschossen. Dann trat Kyo zurück und ging aus dem Appartement hinaus. Draußen angekommen zog er seine Gummihandschuhe und seine Socken aus und ging barfüßig in die kalte Nacht hinaus. Er fühlte nichts. Wollte nichts fühlen, denn er wusste, er würde dies niemals vergessen können. Genauso wie er nie vergessen würde, wie es sich angehört hatte, als Ruis Körper auf dem Auto aufgeschlagen hatte.

Keiner beachtete ihn auf der Straße, denn trotz der späten Zeit, waren noch viele Passanten unterwegs. Kyo überquerte die Straße und schloss sein Auto auf, setzte sich hinein.

Als er saß holte er einen Müllsack hervor und schmiss die Gummihandschuhe hinein. Er zog seine Socken aus und schmiss diese auch hinein.

Kyo öffnete das Handschuhfach seines Autos, holte ein Paar neue Socken hervor, zog diese und seine Schuhe, die er auf der Rückbank abgelegt hatte, an. Schließlich zog er noch seine Jacke und seine Jeans aus und schmiss auch diese beiden Sachen in den Müllsack.

Er griff noch einmal nach hinten auf die Rückbank und holte sich die zu Recht gelegten Kleider nach vorne, die er dann mit viel Schwierigkeit anzog.

Als er dann endlich vollends bekleidet vor dem Steuer saß, schmiss er noch einige Abfälle mit in den Müllsack und schnürte diesen zu. Erschöpft seufzte er auf, startete den Motor und fuhr zum nächsten Müllsammelplatz. Dort angekommen stieg er aus und schmiss den Müllsack mit Schwung auf einen der großen Müllberge.

Als auch dies erledigt war, trabte er langsam zu seinem Auto zurück und fuhr müde nach Hause.
 

Er öffnete seine Wohnungstür und trat ein. Das erste was er sah war, dass auf seinem AB ein rotes Lämpchen blinkte. Lustlos ging er darauf zu und drückte es.

"Sie haben zwei neue Nachrichten. Nachricht eins:

"Hallo Kyo. Hier ist Hyde.", sprach eine schniefende Stimme.

"R-Rui hat Selbstmord begangen. I-ich wollte dir nur Bescheid sagen, bevor du es von irgendjemand Fremden erfährst. D-du kannst dich jederzeit bei mir melden, okay? Bis irgendwann."

Kyo betrachtete den AB gefühllos und drückte auf Pause. Er war Hyde wirklich dankbar, dass er ihm angerufen hatte, doch leider war er persönlich dabei gewesen, als Rui gesprungen war. Hyde wusste es nicht, und das war auch gut so. Doch Kyo musste Hyde noch Ruis Abschiedsbrief geben, den er immer noch in seiner Jackentasche hatte. Kyo sah auf seine Jackentasche hinunter. Strich langsam mit einem Finger darüber. Spürte die Kanten und Ecken des Briefes. Und plötzlich überkam ihn tiefe Trauer. Ihm wurde zum ersten Mal bewusst, dass er seine beste Freundin verloren hatte. Sie war nicht in Urlaub gefahren. Nein. Sie würde nie wieder kommen. Er würde nie mehr mit ihr sprechen können. Sie war endgültig, für alle Zeit, weg. Doch dann dachte er an Hyde. Kyo ging es bestimmt im Gegensatz zu Hyde gut. Hyde hatte sie sein ganzes Leben lang gekannt. Für ihn war dies alles noch viel schlimmer.

Kyo wischte sich die Tränen vom Gesicht und drückte auf den Play-Knopf des Anrufbeantworters.

"Kyo! Hier spricht deine Mutter. In zwei Wochen ist Weihnachten und deswegen könntest du deine geliebte Mutter ruhig mal wieder besuchen. Ich hab dich schon soo lange nicht mehr gesehen. Eine Mutter muss doch wissen wie es ihrem Baby geht, wenn es nicht mehr zu Hause ist. Also....an Weihnachten schmeiße ich wie jedes Jahr eine Weihnachtsparty, die um sechs Uhr abends stattfindet. Ich würde mich wirklich seeehr freuen, wenn du endlich wieder für einen Tag nach Hause kommen würdest."

Kyo blickte seinen AB geschockt an. Seine Trauer war augenblicklich verflogen. Gott... konnte sie ihn nicht einmal in Ruhe lassen?, dachte Kyo und schüttelte den Kopf. Doch die Nachricht war noch nicht zu Ende:

"Und damit du dich nicht zu einsam fühlst, habe ich deine ganzen Bandkollegen auch eingeladen. Wie ich herausgefunden habe, habt ihr einen neuen Bassisten. Er hört sich wirklich sehr freundlich an, muss ich sagen. Er war zwar etwas erstaunt als ich ihn auf seinem Handy angerufen habe, aber trotz allem war er sehr freundlich. Ach übrigens: Sie haben alle zugesagt. Wir sehen uns dann an Weihnachten Kyo. Bis dann. Küsschen."

Kyo konnte sich nicht regen. Nein. Das war alles nur ein Witz. Wie hatte sie die ganzen Telefonnummern herausgefunden?, fragte er sich immer wieder.

Nein, nein. Wahrscheinlich hatte sie sich nur einen Witz erlaubt. Oder doch nicht?

Das musste er so schnell wie möglich herausfinden. Blitzschnell nahm er sein Schnurloses Telefon in die Hand und wählte Kaorus Handynummer.

"*tuuuuut* *tuuuut*..... Ja?", meldete sich Kaoru genervt.

"Kaoru?", fragte Kyo erstaunt, denn Kaoru ging normalerweise immer freundlich an sein Handy.

"Ja wer denn sonst? Was ist Kyo? Du störst gerade.", fragte Kaoru drängend. Kyo konnte im Hintergrund Toshiyas Stimme hören, die Kaoru aufforderte etwas freundlicher zu sein.

"Hat dich meine Mutter zufälligerweise heute angerufen?", fragte Kyo ohne Umschweife.

Lachen ertönte.

"Ja, hat sie" Weiteres Gelächter. Nun auch im Hintergrund von Toshiya.

"Sie hat Toshiya und mich zu einer Weihnachtsparty eingeladen." Lachen.

"Sehr freundliche Frau, deine Mutter. Sie hat uns gerade so überfallen. Toshiya und ich waren voll geschockt, als wir auf einmal einen Anruf von deiner Mutter bekommen." Kurze Pause. Dann erschallte wieherndes Gelächter von Kyos Freunden.

Kyo wurde rot und murmelte irgendetwas vor sich hin, dass sich so anhörte wie: "Ich bring sie um!"

"Nein das tust du nicht.", sagte Kaoru, als er sich wieder einigermaßen einbekommen hatte.

"Doch. Irgendwann.", sagte Kyo grummelnd.

"War das Alles was du fragen wolltest?", fragte Kaoru nun.

"Ja. Warum?", sagte Kyo, konnte es sich aber fast schon denken.

"Du hast Toshiya und mich gerade bei etwas unterbrochen und das würden wir gerne weiterführen.", sagte Kaoru und Kyo hörte Toshiya lautstark demonstrieren.

"Mensch Kaoru. Das geht doch Kyo nichts an.", hörte Kyo Toshiya schreien und konnte fast schon sehen wie Toshiya rot anlief.

"Na dann wünsche ich euch noch viel Spaß.", sagte Kyo grinsend.

"Danke. Werden wir haben. Gute Nacht.", verabschiedete sich Kaoru und legte auf.

Kyo stellte sein Telefon wieder auf die Aufladestation und ging immer noch lächelnd in seine Küche.
 

"Man Kaoru! Kyo muss doch nicht wissen was wir machen.", maulte Toshiya und wehrte Kaorus Liebkosungen ab. Kaoru stöhnte frustriert auf und sah Toshiya in die Augen.

"Totchi-chan....meinst du denn er ist blöd?", fragte Kaoru und sah Toshiya ernst an.

"Nein, natürlich nicht, aber du musst ihm ja nicht sooo offensichtlich auf die Nase binden was wir gerade vorhatten.", sagte Toshiya beleidigt und mit hochrotem Kopf.

Kaoru seufzte tief auf, nahm Toshiyas Kopf zwischen seine Hände und sagte sanft zu ihm:

"Okay. Ich mach's nie wieder. Versprochen! Vergeben?"

Toshiyas Gesichtszüge entspannten sich und sahen Kaoru mit sanftem Blick an.

"Ja.", sagte Toshiya und streichelte Kaoru verträumt eine Strähne aus dem Gesicht. Kaorus Blick veränderte sich augenblicklich. Leise schnurrte er:

"Dann können wir jetzt ja weiter machen, oder?"

Mit diesen Worten beugte sich Kaoru über Toshiya und begann diesen leidenschaftlich zu küssen. Toshiya stöhnte auf und ließ sich in die Kissen in Kaorus Himmelbett fallen.
 

"Also...gute Nacht.", sagte Shinya schüchtern zu Die, drehte sich um und steckte den Schlüssel in seine Wohnungstür. Er verharrte einen Moment, dachte kurz nach, drehte sich um und fiel Die um den Hals. Dieser sah erstaunt auf den Anderen hinab, der ihn umklammerte. Irgendetwas bedrückte ihn, das merkte Die sofort. Sanft strich er über den Rücken seines Freundes und fragte:

"Was ist los Shinya?"

"I-Ich hab Angst dich zu verlieren.", schniefte Shinya und drückte Die noch fester an sich.

Die warf Shinya einen verwirrten Blick zu, doch Shinya sah ihn nicht, da er sein Gesicht fest an Dies Brust gedrückt hatte.

"Warum?"

"Weil ich nicht mit dir schlafehehehe.", sagte Shinya weinend.

Die seufzte auf.

"Das haben wir doch schon so oft durchgekaut, Shin-chan.", sagte er ungeduldig.

"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dir so viel Zeit lasse wie du brauchst!?"

"Aber irgendwann wird es dir langweilig mit mir und dann verlässt du mich.", schniefte Shinya und vergrub sich in Dies Oberteil. Noch ein tiefer Seufzer von Die.

"Nein, wird es mir nicht. So und jetzt hör auf mit heulen und schließ deine Wohnungstür auf.", sagte Die und zeigte auf Shinyas Wohnungstür.

Shinya blickte zur Tür, wieder zu Die, dann wieder zur Tür.

"Okay.", sagte er dann schließlich und ließ Die los. Dieser wischte ihm mit seinem Daumen die Tränen von den Wangen und sagte dann zärtlich:

"Ich liebe dich Shinya und das wird sich auch nicht ändern, wenn du nicht mit mir schläfst."

Shinya schniefte und lächelte Die glücklich an.

"Danke.", sagte Shinya zärtlich und gab Die einen sanften Kuss auf den Mund. Die gab keine Antwort sondern lächelte nur.

Shinya drehte sich um und schloss seine Wohnungstür auf. Kurz bevor er eintrat drehte er sich noch einmal zu Die um, lächelte und fragte: "Wartest du wirklich auf mich?"

"Ja. Selbst wenn ich mein ganzes Leben lang warten muss.", sagte Die und sah Shinya ernst an.

"Danke. Gute Nacht.", flüsterte Shinya und zog die Tür hinter sich zu. Zurück blieb ein über das ganze Gesicht grinsender Die.

"Gute Nacht.", flüsterte er in die Leere hinein, drehte sich um und machte sich auf den Heimweg.

Chapter eleven

Als Toshiya am nächsten Morgen die Zeitung aufschlug blieb ihm fast das Herz stehen als er die Schlagzeile sah:

Selbstmord des Besitzers von "Miyavis Modestübchen"!
 

Schnell überflog Toshiya den Artikel:

In der Nacht vom 20. Dezember 1997 begann der Bekannte Besitzer des Modeladens

"Miyavis Modestübchen" Selbstmord. Er wurde blutüberströmt und mit einer Pistole in der Hand am Abend von einem Dienstmädchen aufgefunden. Alle Indizien sprechen für Selbstmord, denn die Polizei vermutet, dass der Grund von Miyavis Selbstmord, der Selbstmord seiner Ex-Freundin Rui Tanoshii war. Diese sprang am selbigen Tag von einer Autobahnbrücke. Ihre Leiche konnte man nur noch schwer identifizieren, da mehrere Autos sie erfasst hatten.

Da somit ein Grund für den Selbstmord von Miyavi ( Nachname nicht bekannt ) vorliegt, lässt die Polizei den Fall ruhen. Doch was mit "Miyavis Modestübchen" geschieht weiß zurzeit niemand. Doch es heiß, Miyavi hätte zu Lebzeiten einen Nachfolger bestimmt, der wahrscheinlich nun seine Rolle übernehmen wird. Es fragt sich nur wer?
 

Toshiya saß geschockt vor der Zeitung. Er konnte es nicht fassen. Oder besser gesagt, er konnte nicht glauben, dass ein Mensch wie Miyavi Selbstmord begehen würde. Und besonders nicht wegen einer Frau. Toshiya war sich ziemlich sicher gewesen, dass Miyavi schwul war.

"Was ließt du da?", fragte Kaoru und pustete Toshiya ins Ohr. Dieser kreischte erschrocken auf und ließ vor Schreck die Zeitung fallen.

"Musst du dich immer von hinten anschleichen??", schrie Toshiya und hielt sich mit der rechten Hand am Herz. Kaoru, der nur in ein Handtuch gehüllt vor ihm stand, hob die Zeitung wieder auf und blickte auf die Schlagzeile. Auch er reagierte geschockt, jedoch viel gefasster als Toshiya.

Als er den Artikel durchgelesen hatte sagte er laut:

"Totaler Schwachsinn. Miyavi hätte nie Selbstmord wegen irgendeiner Person begangen. Der war viel zu selbstverliebt, als dass er irgendeine andere Person außer sich selbst, hätte lieben können."

Toshiya schwieg. Ob Shinya schon davon erfahren hatte? Wie auf Kommando klingelte Kaorus Telefon. Kaoru langte über den Tisch nach dem schnurlosen Telefon, wobei sein Handtuch um einige Zentimeter nach unten rutschte. Toshiya blickte unverblümt Kaorus nackten Rücken, beugte sich vor und gab ihm einen sanften Kuss auf die nackte, nasse Haut.

"Ja?", sagte Kaoru, stöhnte jedoch sogleich auf, als er Toshiyas Lippen auf seiner Haut spürte.

"Störe ich gerade?", fragte die belustigte Stimme von Shinya am anderen Ende der Leitung.

"N-nein.", sagte Kaoru und sah Toshiya böse an. Dieser sah ihn aus unschuldigen Hundeaugen an und klimperte mit den Augen. Kaoru warf Toshiya einen Blick zu der sagen sollte: Das kauf ich dir nicht ab! Toshiya grinste breit.

"Könnte ich dann vielleicht mal Toshiya sprechen? Er ist doch bei dir, oder?", fragte Shinya und man konnte deutlich hören, dass er sich ein Lachen verkneifen musste.

"Ja. Natürlich kannst du ihn sprechen.", sagte Kaoru und hielt dem verwirrt dreinblickenden Toshiya den Telefonhörer hin. Toshiya sah ihn fragend an, nahm dann jedoch das Telefon und sagte: "Ja?"

"Ich Totchi-chan. Hier ist Shinya. Hast du schon Zeitung gelesen?", fragte Shinya unsicher.

Toshiyas Miene verdüsterte sich augenblicklich.

"Ja, hab ich.", sagte Toshiya nach einer Weile.

"Ich rufe eigentlich an, weil ich fragen wollte ob du vielleicht weißt wie es jetzt mit den Angestellten weitergeht?", fragte Shinya.

"Nein, weiß ich nicht. Aber in der Zeitung stand irgendwas von wegen einem neuen Chef. Doch ich hab keine Ahnung ob das stimmt.", gab Toshiya zu.

"Das hab ich auch gelesen. Wie arbeitest du heute?", fragte Shinya.

"Ich habe heute frei. Und du?", fragte Toshiya interessiert.

"Ich hab heute auch frei. Tja... das heißt wohl für uns beide, dass wir bis morgen warten müssen um zu erfahren ob wir jetzt einen neuen Chef haben, oder ob wir uns einen neuen Job suchen müssen.", sagte Shinya seufzend.

"Hast wohl recht.", sagte Toshiya niedergeschlagen. Er mochte seinen Job. Er wollte keinen neuen Job. Und wenn er einen neuen Job haben sollte, dann nur mit Shinya zusammen. Er fühlte sich einfach wohler, wenn jemand bekanntes mit ihm Schicht hatte.

"Also...dann bis heute Abend.", sagte Shinya zum Abschied.

"Ja. Und sag Die einen schönen Gruß von Kaoru und mir.", sagte Toshiya und musste grinsen, als er das verblüffte Staunen Shinyas hörte.

"W-woher weißt du, dass ich mich nachher mit ihm treffe?", fragte Shinya erstaunt.

"Ach nur so. Ich hab's mir einfach gedacht.", antwortete Toshiya lächelnd.

"Also. Bis heute Abend. Tschüs.", sagte Toshiya zum Abschied und legte auf, als er Shinyas: "Okay. Tschüs.", hörte.

Kaoru trat hinter Toshiya, nahm ihm den Telefonhörer aus der Hand und legte ihn wieder auf den Tisch zurück. Als dies erledigt war, fing Kaoru an, an Toshiyas Hals zu knabbern. Toshiya schloss wohlig seine Augen und lehnte seinen Kopf etwas zurück. Als Kaoru zu saugen anfing, seufzte Toshiya auf und lehnte sich an den hinter ihm stehenden Kaoru.

"Ich wollte heute eigentlich einkaufen gehen.", sagte Toshiya, doch machte keine Anstallten sich zu erheben.

"Dann verschieb es auf ein paar Stunden später.", nuschelte Kaoru an Toshiyas Hals.

"Guter Vorschlag.", gab Toshiya zu und genoss weiterhin die Liebkosungen.

"Nicht war? Ich hab noch bessere Vorschläge parat.", sagte Kaoru, löste sich von Toshiyas Hals, nahm dessen Hand und zog ihn in Richtung Schlafzimmer.

"Auf den Vorschlag bin ich gespannt.", sagte Toshiya grinsend und ließ sich mitziehen.
 

Kyo erwachte mit starken Kopfschmerzen.

"Shit.", murmelte er, richtete sich in seinem Bett auf und rieb sich die schmerzenden Schläfen. Als die Kopfschmerzen nach fünf Minuten immer noch nicht aufgehört hatten, stand er auf, ging in sein Badezimmer und holte sich eine Aspirintablette aus dem Medizinschränkchen. Mit zusammengekniffenen Augen ging er in die Küche, füllte ein Glas mit Wasser und schmiss die Tablette hinein. Stöhnend vor Schmerz ließ er sich auf den Küchenstuhl sinken und legte seinen schmerzenden Kopf in seine Hände. Immer diese verdammten Kopfschmerzen, dachte Kyo und trank das Wasser mit der aufgelösten Tablette.

Eine halbe Stunde später waren die Kopfschmerzen weg und Kyo zog sich an. Er hatte noch einiges zu erledigen. Rasch packte er in seine Umhängetasche einen Block und einen Stift, hängte sich die Tasche um und verließ wenige Minuten später seine Wohnung.

Als er 15 Minuten später in der U-Bahn saß, packte er seinen Block und seinen Stift aus und fing an zu schreiben. Immer wenn er etwas verarbeiten musste, schrieb er einen Songtext und komponierte, wenn der Songtext geschrieben war, die passende Melodie zum Text.

Dieses Mal musste er Ruis Selbstmord verarbeiten. Das hatte ihn mehr mitgenommen als er glaubte. Um von dem Lärm der U-Bahn zu entgehen, steckte er sich die Ohrstöpsel seines Discman in die Ohren und lauschte der beruhigenden Musik. Dann fing er an zu schreiben:
 


 

No fear from death
 

You stand before me, looking at me

Your view, so empty and hopelessly

In your view, the pain, I can see it

Even understand it

I see, it doesn't exist a fear

Only determination

No hope, only pain

Standing before the bridge

Look down there into the depth

Seeing hope and release

Snow flakes fly down

But you don't see how they color themselves black

When they affect your spirit

It is too late

Your body left the earth

The Snow flakes

They are again white

Because your are gone

Always

Emptiness

Silence

Darkness

And no spark hope more
 

Kyo saß da, mit Tränen in den Augen. Zum Glück beachtete ihn niemand. Alles kam wieder hoch. Die schrecklichen Bilder, der er schon den ganzen Tag zu verdrängen versuchte. Doch sie kamen immer wieder. Rui, die von der Brücke sprang. Der verzweifelte, hoffnungslose, entschlossene Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, bevor sie gesprungen war. Das dumpfe Geräusch, als ihr Körper auf einem Auto aufschlagen war. Die Schreie. Das viele Blut. All diese Bilder waren wieder da. Kyo blinzelte entschlossen die Tränen weg, erhob sich und stieg an der nächsten Haltestelle aus. Er musste etwas tun. Irgendetwas. Und er wusste schon genau was.
 

"Guten Tag. Was kann ich für sie tun?", fragte eine nette dunkelhaarige Frau und sah Kyo fragend an.

"Einen neuen Haarschnitt.", sagte Kyo kurz angebunden.

"Auch mit neuer Farbe?", fragte die junge Frau freundlich und führte Kyo zu einem freien Frisierstuhl.

"Ja.", kam die kurze Antwort.

"Haben sie schon eine bestimmte Farbe im Sinn?", fragte die Frau und legte Kyo einen Umhang um, um seine Kleidung vor Haarresten zu schützen.

"Schwarz.", antwortete Kyo knapp.

"Mit Strähnen?", fragte die Frau und holte einen kleinen Rolltisch zu sich heran, auf dem ihre Scheren, Kämme etc. lagen.

"Ja. Aber ich hab keine Ahnung in welcher Farbe. Schnippeln sie einfach drauf los. Fransig wäre gut.", und das war auch das letzte was Kyo in den nächsten zwei Stunden sagte. Er holte sich seinen Block und seinen Stift aus der Tasche und fing an zu komponieren.

Zuerst wurden seine Haare gewaschen. Danach machte sich die Frau ans Werk und Kyo sah mit ausdrucksloser Miene den Haaren hinterher, die massenweise auf dem Boden landeten. Dann kam die Farbe drauf. Kyo beachtete dies gar nicht, sondern notierte sich verschiedene Akkorde, die sich zum Beispiel an der und der Textstelle gut anhören könnten.

Nach zweieinhalb Stunden löste die Friseuse den Umhang und zupfte noch ein paar Haarsträhnen zu Recht. Kyo betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Genau so hatte er es sich ungefähr vorgestellt. Seine Haare waren nach vorne gekämmt und rechts hingen ihm die Haare fransig ins Gesicht. Sein Pony ging ihm ungefähr bis unter die Nase und der Rest war kurz und fetzig geschnitten. Seine Haare waren bis auf breite violette Strähnen vollkommen schwarz. Doch bei den violetten Strähnen hatte die Friseuse eine bestimmte Farbe genommen die leicht metallisch schimmerte und, umgeben von den schwarzen Haaren, perfekt zur Geltung kam.

Kyo stand auf, folgte der Friseuse zur Kasse und legte ihr (umgerechnet) 45€ hin.

"Den Rest können sie behalten.", sagte er und ging auch schon wieder aus dem Laden heraus. Er ging genau auf den Tattoo - und Piercing shop gegenüber zu und trat ein. Ihn empfingen laute Gitarrenklänge und nach einigen Sekunden kam ein von Tattoos und Piercing übersäter Mann auf Kyo zu und fragte:

"Was darf's sein?"

"Neuer Lippenpiercing und ein Piercing hier:", sagte Kyo und deutete mit einem Finger auf eine Stelle auf der linken Seite unter seinen Lippen.

"Bist du schon 18?", fragte der Mann und sah auf den Kleineren hinunter.

"Ja!", knurrte Kyo wütend, holte jedoch seinen Ausweis heraus und legte diesen dem Mann vor.

"Geht klar. Setz dich.", sagte der Mann und zeigte auf einen Stuhl, auf den sich Kyo auch sogleich niederließ.

"Bist's ja schon gewohnt, oder?", fragte der Mann und zeigte auf Kyos bereits vorhandenen Nasen und Lippenpiercing.

"Ja.", antwortete Kyo knapp und setzte sich aufrecht hin, damit der Mann gut an ihn rankam um die Pistole anzusetzen.

Peng

Erster Piercing durch. Langsam bohrte der Verkäufer den Piercing in das neue Loch und setzte, sobald der Verschluss des Piercings eingeschnappt war, die Pistole wieder an.

Peng

Der zweite Piercing durch die Lippen. Auch hier musste der Mann langsam den Piercing in das Loch bohren und den Verschluss einschnappen lassen.

"So. Fertig. Ging doch wie am Schnürchen, ne?", sagte der Mann, ging zur Kasse und ließ Kyo noch ein bisschen Zeit sich an die beiden neuen Fremdkörper zu gewöhnen.

Kyo stand nach einer Weile auf, bezahlte und schritt wieder hinaus auf die Straße. Jetzt war alles okay. Er brauchte so was einfach mal. Einfach eine Veränderung an seinem Aussehen. Auch wenn so eine Änderung verdammt schmerzhaft sein konnte, dachte Kyo und fuhr mit seinem Finger über die beiden neuen Piercings.
 

Shinya betrat das Straßencafé und blickte sich suchend um. Dann sah er ihn. Rote Haare. Ein voll bedeckter Tisch und eine, über einen Teller gebeugte, Gestallt, die in Rekordgeschwindigkeit den Teller vor sich leer aß. Shinya schmunzelte und ging auf den Rothaarigen zu. Dieser bemerkte Shinya nicht, denn er war vollends damit beschäftigt keinen einzigen Krümel übrig zu lassen.

Shinya legte ihm eine hand auf die Schulter.

Die fuhr herum und sah ihn mit verstörtem Blick an.

"Ich bin noch nicht fertig!!", schrie Die und umklammerte so viele Teller wie möglich. Shinya trat erschrocken einen Schritt zurück als er den irren Ausdruck in Dies Augen sah.

Die sah ihn immer noch wütend an, wie eine Mutter die ihre Kinder beschützen will, doch langsam klärte sich sein Blick und er sah Shinya erstaunt an.

"Shinya? Was machst du hier?"

Shinya trat unsicher einen Schritt vor und strich Die eine Haarsträhne hinters Ohr.

"Wir waren verabredet, doch anscheinend hast du das wieder vor lauter Essen vergessen.", sagte Shinya beleidigt, doch er lächelte um die Situation gleich wieder zu entschärfen.

"Oh Shinya. Es tut mir leid, aber du weißt doch wie ich mich verhalte wenn ich Essen sehe. Ich ticke völlig aus. Aber zum Glück kann ich mich meistens unter Kontrolle halten. Aber wenn ich wie heute nicht mein zweites Frühstück zu mir genommen hab, übermannt mich der Hunger einfach.", sagte Die und Shinya sah, dass es ihm wirklich leid tat. Shinya blickte auf die Uhr. 11.30 Uhr. Dann sah er Die an. Zweites Frühstück? Wie es wohl werden würde, wenn Shinya mit Die zusammen leben würde. Müsste Shinya dann jeden Morgen zweimal Frühstück für Die machen? Der Gedanke mit der gemeinsamen Wohnung schwebte Shinya schon lange vor, doch er hatte es Die gegenüber noch nicht erwähnt. Er hatte Angst, dass Die nicht wollte, oder ihn für verrückt halten würde.

Shinya hatte schon einen Zweitschlüssel von seiner Wohnung anfertigen lassen. Er wollte diesen Die zu Weihnachten schenken und ihn fragen ob er mit ihm zusammenleben wolle.

"Ist schon gut.", sagte Shinya sanft zu Die und lächelte beruhigend. Er setzte sich an den Tisch und sah Die eine Weile dabei zu wie dieser weiter aß. Nach einigen Minuten jedoch sagte er zu Die: " Können wir vielleicht einen Spaziergang machen?"

Die sah auf und schlürfte die letzte Nudel von seinem Teller.

"A-aber mein Essen.", sagte Die weinerlich.

"Das kannst du dir einpacken lassen und auf einer Parkbank weiter essen.", konterte Shinya, stand auf und zog Die auf die Beine. Dieser winkte dem Kellner eifrig zu und sagte laut:

"Bitte den Rest einpacken."

Der Kellner tat wie geheißen und packte alles sorgfältig ein. Er packte alles in zwei Tüten, übergab diese Die und streckte die Hand fordernd nach dem Trinkgeld aus. Die sah ihn im ersten Moment fragend an, verstand dann jedoch, steckte die Hand in seine Jackentasche und legte dem Kellner einen Apfel auf die ausgestreckte Hand.

"Mein Letzter!", sagte Die grinsend, zog Shinya mit sich aus dem Café und hinterließ einen Kellner, der ungläubig auf den Apfel in seiner Hand starrte.

Kaum war die Cafétür hinter Shinya und Die ins Schloss gefallen, bekam Shinya einen Lachkrampf. Die sah ihn verwirrt an.

"Was?", fragte er. Shinya konnte vor lauter Lachen nicht antworten.

"Was?!", fragte Die etwas aggressiver.

"E-Einen A-Apfel?", sagte Shinya zwischen zwei Lachern, die ihn schüttelten.

"Natürlich ein Apfel. Was hast du gedacht was der will?", fragte Die empört. Doch dann erhellte sich sein Gesicht, als ihm klar wurde was der Kellner WIRKLICH von ihm gewollt hatte.

Shinya sah den entsetzten Die an und fing wieder an lauthals zu lachen.

"M-mein Apfel!", sagte Die entsetzt.

"D-das w-war mein l-letzter A-apfel!"

Shinya bekam sich nicht mehr ein, doch Die realisierte dies gar nicht sondern stand nur wie versteinert da. Als sich Die nach einer halben Minute immer noch nicht geregt hatte, unterbrach Shinya seinen Lachanfall und sah Die besorgt an.

"Die?", fragte Shinya schwer atmend.

Die blickte ihn an, drehte sich abrupt um und stürmte in das Café zurück. Shinya sah ihm entsetzt nach, überlegte ob er ihm folgen sollte, entschied sich dafür, rannte Die hinterher und blieb wie angewurzelt ein der Tür stehen, als er die vor sich bietende Szene sah.

Die stand empört vor dem Kellner, der gerade dabei war den Apfel weg zu schmeißen und schrie:

"M-Mein Aaaaaaaaaaaapfeeeeeeeeel!!!!!"

Die stürzte sich auf den Kellner und schlug diesen nieder. Shinya stand geschockt in der Tür und brachte keinen Ton heraus. Der Apfel fiel in Zeitlupentempo auf den Boden. Die warf sich, auch in Zeitlupentempo, auf den Boden um seinen letzten Apfel zu retten. Eine Millisekunde bevor der Apfel auf dem Boden aufkam, gelang es Die den Apfel nur noch mit seinen Fingerspitzen aufzufangen. Schweiß überströmt richtete Die sich auf, stolz den Apfel in der Hand.

Er grinste Shinya stolz an und dieser lächelte schüchtern zurück. Die stolzierte, den Apfel wie eine Trophäe in der Hand haltend, auf Shinya zu, beachtete jedoch nicht die Tasche eines Cafébesuchers, stolperte und flog der Länge nach hin.

Shinya schrie entsetzt auf und rannte zu Die um zu sehen, ob er sich wehgetan hatte.

"Oh Gott, Die! Hast du dir wehgetan??!", fragte Shinya, tastete Die ab, um zu sehen, ob er sich irgendwo verletzt hatte und unterdrückte die Tränen, die in ihm aufstiegen. Die hatte sich mittlerweile aufgesetzt und blickte mit leerem Blick auf den zermatschten Apfel der vor ihm auf dem Boden lag. Als Shinya sich schließlich überzeugt hatte, dass Die nicht schlimmer verletzt war, sah er zuerst Die und dann dessen Ex-Apfel an.

"Alles in Ordnung?", fragte Shinya leise und streichelte Die den Arm.

"E-er war immer so nett zu mir. S-Sein Tod kam so plötzlich.", schniefte Die und eine Träne des Kummers und der Trauer löste sich aus seinem Augenwinkel.

"Oh Die. Ich bin sicher, da wo er jetzt ist, geht es ihm besser als hier.", sagte Shinya feinfühlig und streichelte weiterhin Dies Arm. Dieser nickte nur, hob den zermatschten Apfel vorsichtig auf und ging langsam, wie beim Trauermarsch, aus dem Café. Shinya lief neben ihm her und hatte wie Die den Kopf gesenkt. Als die Tür hinter den Beiden zugefallen war, blickten die Besucher immer noch verwundert den zwei komischen Gestallten hinterher. Die stand nun vor einem Dreckeimer, schniefte noch ein letztes Mal und legte den Apfel vorsichtig in den Mülleimer hinein.

"Ruhe in Frieden.", sagte Die und senkte den Kopf.

"Frieden seiner Asche.", fügte nun auch Shinya hinzu, hakte sich bei Die ein und so liefen sie weg. Weit weg von Dies altem Freund. Weg von der Mülltonne, der letzten Ruhestätte des Apfels.
 

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Endlich hab ich das elfte Kapitel abgetippt. @ . @ Hatte es eigentlich schon seit Dienstag abtippbereit, aber nie die Zeit es wirklich abzutippen. *gg*

Naja...dank Sisi-chan ist das Kapitel schneller fertig geworden, als ich gedacht hätte, denn sie hat mich dazu "gezwungen" während der weihnachtsfeier weiterzuschreiben. Ich mich also hinhock und bei Kerzenlicht weiterschreib. XD

War wirklich ne Erfahrung wert. ^ ^

So... und jetzt schau ich mal, ob ich schon mim zwölften Kapitel weitermach.

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Chapter twelve

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter thirteen

Chapter thirteen
 

Toshiya wachte am nächsten Morgen früh auf. Er blickte auf seinen Wecker, den er gestellt hatte. Noch eine Stunde konnte er schlafen. Lächelnd schloss er wieder die Augen, stellte jedoch nach einigen Minuten seufzend fest, dass er nicht mehr schlafen konnte. Leise setzte er sich auf und rieb sich den restlichen Schlaf aus den Augen. Dann blickte er auf den neben sich liegenden Kaoru. Toshiya lächelte sanft, beugte sich vorsichtig zu Kaoru hinunter und küsste ihn zärtlich auf die Stirn.

Nachdem er noch einen letzten Blick auf seinen Geliebten geworfen hatte, schlug er die Bettdecke zurück, stand auf, drehte sich jedoch noch einmal um, um Kaoru wieder richtig zu zudecken. Leise, damit er ihn auch ja nicht aufweckte, sammelte er seine Kleider zusammen, verließ das Schlafzimmer und ging in das gegenüberliegende Badezimmer um sich für die Arbeit fertig zu machen. Er war zwar eine Stunde zu früh dran, doch das machte Toshiya nichts aus.

Vorsichtig schloss er die Badezimmertür hinter sich und stellte die Dusche an. Da diese immer eine Weile brauchte um warm zu werden, betrachtete Toshiya prüfend sein Gesicht im Spiegel. Normalerweise zog er sich, während die Dusche warm wurde, aus, doch heute stand er nackt wie ihn Gott geschaffen hatte im Badezimmer, da er am gestrigen Abend gleich nachdem er mit Kaoru geschlafen hatte eingeschlafen war.

Er war danach zu faul gewesen aus dem Bett zu steigen und sich einen Schlafanzug anzuziehen. Und somit hatte er sich an Kaorus warmen Körper gekuschelt und war sofort eingeschlafen.

Toshiya lächelte verträumt sein Spiegelbild an, als er sich daran erinnerte. An Kaorus breite Schultern unter seinen Händen. An seine zarte Haut. Sein Blick als er in ihn eingedrungen war. Plötzlich spürte Toshiya wie sich etwas in seiner unteren Körperhälfte regte. Fluchend stieg er unter die warme Dusche; stellte diese jedoch sofort kalt, schließlich musste er seine Latte wieder weg bekommen bevor er aus der Dusche stieg. Auf Grund des kalten Wassers jagte eine Gänsehaut nach der anderen über Toshiyas Körper, doch dieser ignorierte dies und seifte sich ein. Danach wusch er sich die Haare, wusch sich das restliche Schampoo aus seinen Haaren, stellte das Wasser ab, stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein großes Handtuch, das neben der Dusche hing, ein. Gemütlich fing er an seine Haare mit einem weiteren kleineren Handtuch trocken zu rubbeln. Um seine Haare noch etwas abtropfen zu lassen wickelte er sich das Handtuch um seinen Kopf wie einen Turban und begann dann seinen nassen Körper trocken zu reiben. Danach zog er seine bereitgelegten Kleider an. Wieder ein Blick in den Spiegel. Wunderschöne Augen blickten ihm entgegen. Der Rest war seiner Meinung nach Durchschnitt, doch seine Augen mochte Toshiya. Sie waren das Einzige was seiner Meinung nach perfekt an ihm war. Es waren die Augen seiner Mutter.

Oft hatte sie ihn als kleines Kind auf ihren Schoß gezogen und sie hatten herumgealbert. Dann hatte Toshiya immer gefragt: "Mama? Von wem hab ich meine Augen?". Er wusste die Antwort schon, doch immer wieder fragte er, spielte immer wieder das gleiche Spiel.

Und seine Mutter hatte mitgespielt. Es war mit der Zeit ein Ritual zwischen ihnen geworden. Sie hatte dann lächelnd geantwortet: "Von mir."

"Und was hab ich von Papa?", lautete dann Toshiyas Frage. Damals hatte er den traurigen Ausdruck in ihren Augen nicht bemerkt, der sich bei dieser Frage auf ihr Gesicht geschlichen hatte. Doch sie hatte ihn mit einem breiten Lächeln überspielt, über seine Ohren gestreichelt, ihn somit zum Lachen gebracht und gesagt:

"Deine Ohren. Und...", fügte sich hinzu und grinste noch breiter. "...deinen Mund."

Damit hatte sie ihn an sich gezogen und ganz viele kleine Küsse auf seinen Mund gehaucht.

Er hatte angefangen zu kichern und sich lachend in ihren Armen gewunden.

Dieses Spiel hatte sie immer vor dem ins Bett gehen gespielt.

Toshiya schmunzelte als er sich daran erinnerte. Als sie gestorben war, hatte er sich immer wieder gefragt warum. Warum hatte sie ihn so früh verlassen?

Er wusste bis heute nicht die Antwort, aber vielleicht würde er sie irgendwann herausfinden. Mit diesem Gedanken löste er sich von seinem Spiegelbild. Von den Augen seiner Mutter.
 

Er hörte Schritte. Trotzdem trank er ruhig seinen Kaffee aus und wartete darauf, dass die Person eintrat.

"So früh schon wach?", fragte Kaoru verschlafen und kam mit halb geschlossenen Augen in die Küche gestapft.

"Mmh...ja...konnte nicht mehr schlafen. Hab ich dich geweckt?", fragte Toshiya besorgt und drehte sich zu Kaoru um.

"Nein.", sagte dieser lächelnd, kam auf Toshiya zu und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Toshiya seufzte wohlig auf und presste seine Hüfte gegen Kaorus.

"Wenn ich jetzt nicht zur Arbeit müsste würde ich noch mehr verlangen.", sagte Toshiya leise, blickte Kaoru in die Augen und gab ihm einen Abschiedskuss.

"Wann soll ich dich und Shinya zur Probe abholen?", fragte Kaoru und wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür.

"Um 13.00 Uhr. Tschüs!", rief Toshiya, der schon die Tür aufgemacht hatte, zum Abschied, begrüßte Shinya, der vor der Tür stand, ging aus der Wohnung und schloss die Tür hinter sich.

"Morgen Shinya.", sagte Toshiya und umarmte den Drummer zur Begrüßung herzlich.

"Morgen.", antwortete Shinya und drückte Toshiya an sich.

"Wie geht es Die?", erkundigte sich Toshiya während er und Shinya aus dem Wohnhaus auf die Straße traten.

"Gut.", antwortete Shinya verträumt lächelnd. Toshiya schmunzelte, sagte aber nichts.

"Bin mal gespannt wie das jetzt weitergeht mit Miyavis Modestübchen!", sagte Toshiya nachdenklich.

"Nicht nur du. Ich hoffe nur, dass wir unsere Jobs behalten und nicht gefeuert werden.", sagte Shinya. Toshiya nickte zustimmend. Das hoffte er auch. Wenn er den Job verlor konnte er nicht die Miete zahlen, somit würde er seine Wohnung verlieren und auf der Straße stehen. Schon bei dem Gedanken daran bekam Toshiya riesige Angst. Völlig in Gedanken versunken merkte er gar nicht wie sie kurze Zeit später vor Miyavis Modestübchen standen. Fast ängstlich blickte Toshiya Shinya an. Dieser nickte ihm ermutigend zu und sie traten ein

Im Laden erwartete sie ein Mann in schwarzem Anzug. Kaum dass Toshiya und Shinya eingetreten waren kam er auf sie zu, schüttelte ihnen die Hände und sagte:

"Guten Tag. Ich bin Ken Takashi. Ich bin, beziehungsweise war, der Anwalt von Herrn Miyavi."

"Guten Tag.", sagten Toshiya und Shinya wie aus einem Mund und verbeugten sich zur Begrüßung.

"Ich bin hier um ihnen beiden mitzuteilen wie es nun mit ihrem Job bei Miyavis Modestübchen weiter geht, da Miyavi-san verstorben ist.", sagte Ken in kaltem, professionellem Ton. Toshiya wurde es Angst und Bange. Bitte! Bitte lass mich den Job behalten, betete Toshiya im Stillen.

Ken sprach weiter: "Alle Angestellten des Geschäftes Miyavis Modestübchen gehalten ihre Anstellung. Miyavi-san hatte zum Glück vor einigen Jahren ein Testament verfasst, in dem er seinen Nachfolger im Falle seines Todes festgelegt hat. Da nun dieser Fall eingekommen ist, hat sich der Nachfolger des verehrten Miyavi-san dazu bereit erklärt die Führung des Geschäftes zu übernehmen."

Toshiya fiel ein riesiger Berg, Stein konnte man nicht mehr sagen, vom Herzen und auch Shinya war die Erleichterung anzusehen.

"Und wer ist Miyavi-sans Nachfolger?", fragte Shinya neugierig.

"Er möchte sich in den ersten paar Wochen im Hintergrund halten und sich in seinem neuen Job zurecht finden. Außerdem muss er noch einige Lehrgänge besuchen und möchte noch kein großes Aufsehen erregen.", stellte Ken ruhig, fast gelangweilt fest.

"Verständlich.", war der einzige Kommentar den Toshiya murmelnd dazu gab.

"Alle anderen Angestellten sind bereits informiert. Für heute sind sie alleine im Laden. In den nächsten Tagen jedoch wird sich Miyavi-sans Nachfolger öfters hinten in seinem Büro aufhalten um Papiere durch zu gehen. Dabei möchte er nicht gestört werden.", endete Ken und sah die beiden Männer vor sich streng an.

"Kein Problem. Bin nicht so erpicht darauf den neuen Chef kennen zu lernen. Wahrscheinlich voll das Arschloch.", murmelte Shinya vor sich hin, sodass nur Toshiya es hören konnte.

"Nun, dann lasse sich sie wieder in Ruhe arbeiten.", sagte Ken, gab den beiden zum Abschied die Hand und verließ mit langen Schritten den Laden.

"Komischer Typ.", sagte Toshiya kaum dass die Tür hinter Ken ins Schloss gefallen war und die tausend Glöckchen aufgehört hatten zu klingeln.

"Anwalt....", sagte Shinya nur, drehte sich um und fing an zu arbeiten.
 

Punkt 13.00 Uhr stand Kaoru mit seinem Wagen vor Miyavis Modestübchen und wartete auf Shinya und Toshiya, die gerade Schichtwechsel hatten, in dem sie alles an die Angestellten nach ihnen weitergaben. Als dies erledigt war, kamen Toshiya und Shinya heraus und setzten sich in Kaorus Wagen. Kaum dass sie saßen seufzten beide herzzerreißend auf.

Kaoru beugte sich zu Toshiya hinüber und gab ihm einen sanften Kuss.

"Was ist los?", fragte Kaoru und startete den Wagen.

"Wir hatten heute keine Minute Pause. Alles ist total durcheinander, da unser neuer Chef alles ganz anders will als Miyavi-sama.", maulte Shinya auf dem Rücksitz und schnallte sich an. Toshiya nickte zustimmend, tat es Shinya nach und schnallte sich an.

"Wie heißt euer neue Chef? Habt ihr eure Jobs behalten?", fragte Kaoru und bog in die nächste Straße ein.

"Ja, wir haben sie behalten, aber wie unser neue Chef heiß wissen wir nicht. Der hält sich in nächster Zeit bedeckt um Lehrgänge und so was zu besuchen und wir müssen uns abrackern.", sagte Toshiya und zog einen Schmollmund.

Kaoru lächelte und fuhr in das nächste Parkhaus.

"Ihr Armen.", sagte er in gespielt mitleidigem Ton.

"So...und jetzt aussteigen. Wir müssen uns beeilen wenn wir noch rechtzeitig zur Probe kommen wollen. Hast du den Schlüssel?", fragte Kaoru und sah Shinya an, während alle ausstiegen.

"Nein. Ich hab ihn Die gegeben. Er sollte aufschließen, damit Kyo und er nicht so lange in der Kälte warten müssen.", sagte Shinya und wurde von den anderen Beiden breit angegrinst.

Sogleich wurde er rot und sagte dann genervt: "Wollten wir uns nicht beeilen??"

Mit diesen Worten stapfte er in Richtung Ausgang des Parkhauses. Kaoru und Toshiya blickten ihm lächelnd hinterher, hakten sich ein und folgten ihm.
 

"Endlich! Wir dachten schon ihr kommt gar nicht mehr!", sagte Kyo gespielt empört und lächelte die anderen fröhlich an.

"Was ist denn mit dir los? Heute so fröhlich?", fragte Kaoru verwundert, während Shinya von Die einen kleinen Kuss zur Begrüßung bekam.

"Wir geben heute Abend unser erstes Konzert! Ist das kein Grund zum fröhlich sein?", fragte Kyo aufgeregt und baute sein Mikro auf.

"Doch schon...aber man könnte gerade meinen, dass du verliebt bist.", sagte Kaoru und zuckte mit den Schultern. Kyos Wangen nahmen ein sanftes Rot an, was jedoch keiner bemerkte.

"Red doch keinen Müll! Ich freu mich nur aufs Konzert! Fertig!", verteidigte sich Kyo.

"Und wer kommt denn auf dieses Konzert den du kennst?"

"Ich kenne viele. Zum Beispiel dich, Toshiya, Shinya, Die ...", fing Kyo an aufzuzählen wobei er bei jedem Namen einen weiteren Finger ausstreckte.

"Und?", fragte Kaoru als Kyo aufgehört hatte mit aufzählen.

"Und Mana-chan.", sagte Kyo leise und hoffte, dass Kaoru das nicht gehört hatte.

"Aha...", war das Einzige was Kaoru erwiderte, sah Kyo jedoch wissend an.

"Können wir jetzt mit der Probe anfangen?", fragte Kyo in die Runde und hantierte abwesend mit seinem Mikro herum. Alle gingen an ihre Instrumente und wenige Minuten später klangen harte Gitarrenklänge begleitet von einer durchdringenden Stimme, einem hart angestoßenen Bass und einem Schlagzeug welches dem Ganzen den angemessenen Rhythmus verlieh, durch den Proberaum.
 

"So. Schluss für heute. Wir müssen uns noch umziehen und dann zum Soundcheck in die Konzerthalle fahren.", sagte Kaoru und beendete somit die Probe.

"Am Besten ziehen wir uns im VIP-Raum der Konzerthalle um. Habt ihr alle eure Sachen dabei, oder muss einer von euch seine Sachen noch zu Hause holen?", fragte Kaoru und sah in die Runde. Als niemand was erwiderte sagte er:

"Also. Packt eure Sachen zusammen. Der Transportwagen der Konzerthalle müsste jeden Moment kommen um unsere Sachen abzuholen. Und helft Shinya beim zusammenpacken des Schlagzeugs sobald ihr fertig seid."
 

Eine Stunde später hatten sie ihre Instrumente auf der Bühne aufgebaut und befanden sich nun im VIP-Raum um sich umzuziehen. Alle waren fürchterlich aufgeregt und eine angespannte Stille herrschte im Raum, die kurze Zeit später von Toshiya, der fluchend vor einem Spiegel stand, unterbrochen wurde.

"Was ist denn Totchi-chan?", fragte Kaoru nach einer Weile, in der Toshiya nicht aufgehört hatte zu fluchen.

"Ich bekomm die Knöpfe von dem Stoffmantel nicht zuuu!!!", quengelte Toshiya und versuchte ein weiteres mal die Knöpfe des dunkelblauen Stoffmantels, der ihm bis zu seinen Waden reichte, zu zuknöpfen.

"Warte...ich helf dir.", sagte Kaoru, legte den Kajal ab, mit dem er sich gerade seine Augen umrandet hatte, trat zu Toshiya und half ihm die obersten Knöpfe zu zumachen.

"Die untersten lässt du am besten offen. Das sieht besser aus. Wenn du dann auf die Bühne gehst weht der Mantel richtig schön hinter dir her.", sagte Kaoru lächelnd, trat einen Schritt zurück und betrachtete Toshiya prüfend.

"Okay. Sieht gut aus. Fang jetzt am besten an dich zu schminken.", sagte Kaoru, nahm Toshiya an der Hand und zog ihn zu den kleinen Schminktischen die im VIP-Raum aufgebaut worden waren. Sofort fing Toshiya an seine Augenlieder mit dunklem Blau an zumalen.

Dann tuschte er sich leicht seine Wimpern und trug etwas Make-up auf. Nun fehlten nur noch seine Haare. Was sollte er mit denen machen? Er blickte sich im Raum um und sah zu den Anderen wie weit die schon waren.

Kyo hatte seinen schwarzen Haaren einen Mittelscheitel verpasst und seine Augen schwarz umrandet. Um dem Ganzen noch einen gewissen Kick zu verpassen hatte er sich hellblaue Kontaktlinsen eingesetzt. Er hatte ein weißes Barokhemd an, welches an den Säumen der Ärmel und um den Ausschnitt herum Rüschen hatten. Darüber trug er einen offenen schwarzen Blazer mit dazugehöriger schwarzer Hose. Shinya trug einen weiten schwarzen Fetzenrock, darüber ein Korsett, dass hinten zugemacht wurde und an dessen Seiten man Schnüre sehen konnte. Auch Shinya hatte seine Haare ganz normal gelassen. Toshiyas Blick schweifte zu Die, dessen rote kurze Haare genauso normal wie die der Anderen aussahen. Er trug eine schwarze Jeans welche an den Knien zerrissen war. Darüber trug er ein eng anliegendes, zu seinen Haaren passendes, rotes Shirt. Die war der Einzige der nur ein bisschen Make-up aufgetragen hatte und sonst nur einen Lidstrich mit Kajal gezogen hatte. Am längsten verweilte Toshiyas Blick auf Kaoru, welcher seine langen Haare gekonnt frisiert hatte. Von seinem Haaransatz bis zur Mitte seines Kopfes hatte er all seine langen Haare zu ganz vielen kleinen Zöpfen geflochten. Diese hatte er dann mit einem schwarzen Stück Stoffstreifen zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sein langes Pony hing ihm ins Gesicht und seine Augen hatte er mit violetter Schminke angemalt, welche perfekt zu seiner Haarfarbe passte. ER war am "vornehmsten" von allen gekleidet. Schwarze eng anliegende Hose, schwarzes Hemd und darüber eine offene Blazerjacke.

Toshiya blickte wieder in den Spiegel. Was sollte er nur mit seinen Haaren machen? Die Zeit wurde langsam knapp. Da gab es nur einen Ausweg:

"Kyooooooo!!", sagte Toshiya laut und sah den Sänger mit unschuldigen Bambiaugen an; die Unterlippe leicht vorgeschoben.

"Was?", fragte dieser misstrauisch und kam langsam auf Toshiya zu.

"Meine Haare! Ich weiß nicht was ich mit ihnen machen soll!", sagte Toshiya traurig und blickte Kyo bettelnd an. Dieser seufzte schließlich auf und machte sich ans Werk. Wenige Minuten später blickte Toshiya glücklich sein Spiegelbild an. Kyo hatte Toshiyas Haare auf toupiert. Nur zwei lange Strähnen, jeweils vor seinen Ohren, hingen bis zu seinen Schultern hinab.

"Wow! Das sieht toll aus, Kyo!!", sagte Toshiya fasziniert, während Kyo noch etwas Haarspray auf sein Kunstwerk sprühte.

"Warte...ich hab noch ne Kette die super zu dem Outfit passt...", sagte Kyo und ging eilig zu seinem Platz um besagte Kette zu holen. Nachdem er sie gefunden hatte kehrte er lächelnd zu Toshiya zurück und legte diesem die Kette um den Hals. Die Kette war sehr lang und ein Kreuzanhänger ruhte nun auf Toshiyas Brust. Das Kreuz war silbern mit schwarzen Steinen verziert. Toshiya kam aus seinem Staunen nicht mehr raus.

"Danke Kyo!", war alles was er sagen konnte und nahm Kyo kurzerhand in den Arm.

"Schon gut.", sagte Kyo grinsend und tätschelte Toshiya unbeholfen den Rücken.

Plötzlich erklang ein Räuspern und als Toshiya und Kyo aufblickten standen zwei Personen vor ihnen und starrten sie ungläubig an. Die eine Person war ein eifersüchtig drein blickender Kaoru. Die andere Person war Mana, der in der Tür stand und das Ganze mit rotem Kopf mit angesehen hatte.

"S-Störe ich gerade?", fragte Mana schüchtern und blickte Kyo unsicher an. Dieser wurde sofort rot, stieß Toshiya fast panisch von sich, ging mit schnellen Schritten auf Mana zu, nahm dessen Hände, sah ihn verzweifelt an und sagte: "Das ist nicht so wie du denkst. Toshiya wollte sich nur bei mir bedanken. Ich will nichts von ihm. Er ist mit Kaoru zusammen. Die Umarmung war nur freundschaftlich. Ich schwörs !"

Kyos Wortschwall wurde von Mana unterbrochen indem er lächelnd einen Finger auf Kyos Lippen legte und ihm somit bedeutete ruhig zu sein, was dieser auch sofort tat.

"Schon gut. Ich hab dir ja nichts vorgeworfen, oder?", sagte Mana lächelnd und drückte Kyos Hände.

"Schon, aber ich wollte nicht, dass du was Falsches denkst...", sagte Kyo und blickte Mana treuherzig an. Dieser schmunzelte und fragte schließlich in die Runde:

"Na? Seid ihr alle bereit und fitt für euer Konzert?"

Allgemeines Nicken.

"Dann ist ja gut. Kann ich noch bei irgendwas helfen?", fragte Mana, sah aber gleich, dass es nichts mehr zu tun gab, da alle vollständig angezogen und gestylt vor ihm standen.

"Nein. Wir sind alle fertig und müssen jetzt zum Soundcheck.", antwortete Kaoru, der seinen Arm besitz ergreifend um Toshiyas Hüfte geschlungen hatte und sah die Anderen auffordernd an.

Diese brummten wiederwillig und setzten sich in Bewegung. Nur Kyo blieb stehen, dachte kurz nach, sagte dann jedoch zu Mana: "Kommst du mit und hörst uns zu? Ich glaube ich bin weniger aufgeregt wenn du dabei bist."

Mana lächelte glücklich und nickte dann heftig.

"Gerne!"

Mit diesen Worten nahm Mana Kyo an der Hand und lief mit ihm den Anderen hinterher.
 

Der Soundcheck lief, mit Ausnahme von ein Paar Fehlern, ziemlich gut. Kyo hatte einmal seinen Text vergessen und Shinya war bei einem Lied so aus dem Rhythmus gekommen, dass sich alle Anderen nicht mehr zu Recht gefunden hatten und sie kurzerhand das Stück hatten abbrechen und neu anfangen müssen. Einmal war der Sound des Schlagzeuges zu hart oder zu laut. Der Bass war einmal zu stark hervorgehoben oder eine der Beiden Gitarren war zu laut. Auch bei Kyos Mikro gab es ein paar Probleme die jedoch schnell beseitigt wurden. Die ganze Zeit über saß Mana hinter der Bühne und kam aus seinem Staunen nicht mehr raus.

"Sind die gut!", sachte er immer wieder. "Und die sind ne Undergroundband? Das ist eine echte Schande! Mit ihrem Können könnten sie groß rauskommen. Einfach genial!
 

Nach dem Soundcheck war es nur noch eine Stunde bis zum Konzert und mittlerweile war die Konzerthalle mit ein Paar Konzertbesuchern gefüllt.

Dir en grey saß, während immer mehr Besucher kamen, wieder im VIP-Raum. Alle, außer Kyo, saßen auf ihren Stühlen, blickten leer vor sich hin und waren in ihre eigenen Gedanken vertieft. Nur Kyo unterhielt sich munter mit Mana und schien ganz unbekümmert zu sein.

Toshiya saß auf Kaorus Schoß und war total aufgeregt. Ihm war schlecht und nervös war er ohnehin schon. Was wenn ich alles verhaue?, fragte er sich immer wieder ängstlich. Hoffentlich geht alles gut. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust. Vor Nervosität zitterte er innerlich wie noch nie zuvor, doch wenn man ihn so ansah konnte man meinen das Alles ließ ihn völlig kalt.

Kaoru streichelte Toshiya stetig über den Rücken, was diesen etwas beruhigte.

Shinya und Die saßen nebeneinander; nur durch ihre Hände verbunden. An Shinyas rechter Hand funkelte der Ring, den er von Die bekommen hatte und welcher den Anderen auch schon aufgefallen war. Die und Shinya hatten ihr Finger miteinander verschlungen und saßen abwesend da.

Dann kam ein Mann herein und verkündete, dass in 10 Minuten das Konzert beginnen würde.

"Wie sieht es aus? Sind viele Besucher da?", fragte Kyo und lief, mit Mana an der Hand, auf den Mann mit Headset zu.

"Ja. Ist fast ausverkauft. Sehr ungewöhnlich für ein Konzert einer Undergroundband.", sagte der Mann und runzelte nachdenklich die Stirn.

"Wirklich?", fragte Toshiya und war auf einmal leichenblass. Vor so großem Publikum hatte er noch nie gespielt. Er hatte überhaupt noch nie vor Publikum gespielt, fiel es ihm brennend heiß ein. Dieser Gedanke beruhigte ihn nicht gerade.

"Kao!! Ich hab Angst!", sagte Toshiya und umarmte Kaoru fest. Dieser lächelte und redete beruhigend auf ihn ein. Baute ihn auf. Toshiya ließ wieder von ihm ab, sah Kaoru tief in die Augen, gab ihm einen zärtlich Kuss und sagte dann grinsend in die Runde:

"Lasst sie uns mit unserem Konzert vom Platz fegen!!"

Alle jubelten zustimmend, stellten sich in einem Kreis auf, jeder legt seinem Nachbarn eine Hand auf den Rücken, sodass sie wie ein Footballteam das sich noch einmal selbst anfeuerte, dastanden.

"Wir schaffen das!", rief Kaoru und sah alle nach der Reihe an. Alle nickten zustimmend.

"Gehen wir da raus und geben unser Bestes! Denkt daran: Wir müssen Yoshiki-san von unserem Spiel überzeugen. Wenn dieses Konzert gut wird haben wir endlich einen Manager! Und wenn er uns nicht will: Pech gehabt. Wir finden auch einen Anderen!"

Mit diesen Worten, die Kyo so voller Leidenschaft ausgesprochen hatte, lösten die Dirus sich von einander und gingen voller Selbstbewusstsein auf die Bühne, auf der sie mit Jubelschreien begrüßt wurden. Die meisten der Konzertbesucher waren La:Sadies-Fans und waren schon gespannt wie sich ihre "alte-neue"-Band schlagen würde.

Kaum stand Kyo auf der Bühne, vor all den Leuten, war er ein völlig anderer Mensch. Von seiner Freude war nur wenig übrig geblieben. Er war wieder der, der die traurigen Texte geschrieben hatte. Er war nun der jemand, der viel zu oft von der Liebe enttäuscht worden war, der meist nur noch Selbstmord als Ausweg ah, der seinen Schmerz niederschrieb und in seinen Liedern hinausschrie.

Kaoru, Die und Shinya kannten ihn, sein zweites Ich, bereit, da sich mit ihm schon in der Zeit von La:Sadies auf der Bühne gestanden hatten.

Doch für Toshiya war das Ganze neu. So kannte er Kyo nicht, doch irgendwie kam er ihm bekannt vor. Als ob er in den Proben schon immer in ihm geschlummert hatte und erst jetzt aufgewacht war.

Dann fing es an. Shinya gab einen schnellen Rhythmus vor, begleitet von Toshiya und nach kurzer Zeit stiegen auch Kaoru und Die mit ein.

Kyo schloss für kurze Zeit die Augen. Ließ die Musik auf sich wirken. Die Erinnerungen an die Zeit in der er das Lied geschrieben hatte kehrten zurück. Der gleiche Schmerz wie damals wallte in ihm auf. Spürte wie Trauer, Hoffnungslosigkeit, der Schmerz wieder von ihm Besitz ergriff. Sein Herz zog sich zusammen.

Genau im richtigen Moment schlug er die Augen auf und begann zu singen. Sang für das Publikum. Drückte seinen Schmerz, seine Trauer, aus. Seine ausdrucksstarke Stimme, verstärkt durch das Mikro, drang tief in die Herzen derer die vor ihm standen. Auch sie spürten nun seinen Schmerz. Seine Texte berührten die Menschen. Sie verstanden ihn nur zu gut. Konnten sich in ihn hineinversetzen. Hatten all dies auch schon einmal erlebt. Fühlten mit ihm. Teilten mit ihm den Schmerz, der Narben in seinem Herz hinterlassen hatte. Doch bevor sie zu tief in sein Innerstes blicken konnten entstand plötzlich eine Pause. Alle hatte aufgehört zu spielen. Die Leute im Publikum wurden von einer Spannung übermannt. Alle wussten dass das Stück noch nicht zu ende war, hielten den Atem an und schließlich erklang Kyos Schrei, der einem unter die Haut drang und eine Gänsehaut nach der Anderen entfachte. Mit seinem Schrei stiegen auch die Anderen wieder ein.

Der Schrei war kurz, doch man hörte nur zu gut den Schmerz heraus den Kyo in seinem Herzen verspürte.

Dann war das Lied zu Ende, doch sofort folgte ein anderes, diesmal etwas ruhigeres Lied. Kyo stand der Schweiß auf der Stirn. Er gab alles. Schließlich ging es um die Zukunft von Dir en grey! Auch die Anderen spielten so gut sie konnten, das hörte er. Die befanden sich auf einer Wellenlänge. Ergänzten sich perfekt. Doch er durfte seine Gedanken nicht schweifen lassen. Nun musste er sich voll und ganz auf dieses Konzert konzentrieren.

Er richtete seinen Blick auf das Publikum vor ihm und sang. Erzählte ihnen von seinem Schmerz, erzählte ihnen was passiert war. Versuchte ihnen verständlich zu machen wie weit einen diese schreckliche, gemeine Welt führen konnte. Brachte alles Leid dieser Welt in seinem Gesang rüber. Mit jedem neuen Wort, mit jedem neuen Satz gebärdete er sich mehr. Als das Finale des Liedes erklang hing das Publikum an seinen Lippen. Beobachtete jede Ragung seines Gesichtes. Sie waren ihm verfallen.

Das Lied endete, doch die Spannung blieb. Sogleich gingen sie ins nächste Lied über. Kyo versetzte sich ein weiteres Mal in die Situation hinein in der er den Liedtext geschrieben hatte. Mit schmerzerfüllter Stimme begann er zu singen.

Mana stand hinter der Bühne. Von seinem Platz aus hatte er die ganze Band, und besonders Kyo, in seinem Blickfeld. Schon seit Beginn des Konzertes war Mana fasziniert von Kyos Gesang. Von so einer kleinen Person erwartete man keine solche tiefe und ausdrucksstarke Stimme wie Kyo sie hatte. Doch was Mana am Meisten faszinierte waren Kyos Texte. Sie drückten so viele Gefühle aus...

Als das neue Lied begann stellte sich Mana vor wie Kyo an seinem Schreibtisch, oder auf dem Boden gesessen und diesen Text geschrieben hatte.
 

Your depreciatory views are burn in my memories

Your voice blurred of contempt sound in my head

I still feel your hard blows into my face on my skin
 

Vor Manas Augen stieg ein Bild auf. Kyo der von einer unbekannten Peron immer wieder hart ins Gesicht geschlagen wurde, bis er blutend am Boden lag.
 

My unexpress rage against you is stuck deep in my heart.

My contempt against you grow with each second

What did I do wrong?

Why do you hate me so much?
 

Ein weiteres Bild stieg in Mana auf. Kyo, der verzweifelt auf dem Boden saß; von seiner Wut von innen aufgefressen wurde. Die vielen Bilder in Manas Kopf fügten sich zu so etwas wie einem Film zusammen. Mit jeder neuen Textstelle kam ein weiteres Bild hinzu. Verlängerte den Film.
 

For a long time I think again of suicide

Fast and painless

At the same time I ask me what a face you would make

How you would react when you would find me dead body
 

Mana erschrak. Wie verzweifelt musste Kyo gewesen sein, als er diesen Text geschrieben hatte?

War er es immer noch? Das Bild von Kyo, der auf dem Zimmerboden eines dunklen Raumes saß und leer in den Raum blickte, setzte sich in Manas Kopf fest.
 

What would you feel?

Mourning?

Rage?

Contempt?

Would you regret something?

Or wouldn't it care you?

Would you be glad?

My interest increase.

A gloomy grin.[/]
 

Kyo, der alleine in dem dunklen Zimmer saß. Düster vor sich hingrinste. Ein erschreckendes Bild, doch Mana konnte ihn verstehen.
 

The first cutting, not very deep.
 

Mana sah Kyo in Gedanken zu wie dieser langsam die Rasierklinge ansetzte und sie über seinen Arm zog.
 

My normally white forearm glimmer crimson.
 

Mana konnte das Blut sehen, dass Kyos Arm hinunter rann.
 

How would you react?

Another cutting.

Deaper.
 

Mana konnte sehen wie die Rasierklinge in Kyos Haut versank. Seinen Arm einen weiteren tiefen Schnitt verpasste.
 

The pain does me good

A red puddle.

Crimson.
 

Kyo, der leer vor sich hinsah. Neben ihm auf dem Boden eine rote Pfütze seines Blutes, welches weiterhin seinen Arm hinunter rann.
 

Would you miss me?

A third cutting.

This time along.
 

Kyo, der die Rasierklinge längs an seinem Arm ansetzt. Mit Druck die Klinge über seinen Arm zieht. Mana schloss die Augen.

Der Text, die Musik. Alles passte zusammen.
 

Or do you even weep over me?

One last hopeful smile.
 

Kyo, der lächelnd alleine, einsam auf dem kalten Boden saß; sein Arm blutrot. Nur noch von der Hoffnung erfüllt jemand würde um ihn weinen.
 

The fourth cutting.

All become blurred.

The world become black

Only a last sentences come over my lips.
 

Kyo, der die Augen geschlossen und seinen Kopf gegen die Wand gelehnt hatte.
 

"I love you..."

The heartbeat

Slow

The last breath.
 

Kyos Körper, der sich ein letztes Mal aufbäumt.
 

I breathe out my life.
 

Kyos Gesicht. Auf einmal so blass. Leblos.
 

The last word swallowed from death

"....mother!"
 

Kyo, der tot in einer Blutlache auf dem Boden liegt.
 

Das Lied endete mit einem letzten traurigen Akkord. Kyo senkte auf der Bühne den Kopf; sammelte sich.

Spannung erfüllte die ganze Halle. Erst als Kyo wieder den Kopf hob erschallte tosender Beifall. Das Konzert war vorbei. Es war zwar nur ein kleines Konzert gewesen, doch das war egal. Es war IHR Konzert gewesen. Und den Beifall konnte ihnen keiner nehmen. Er gebührte nur ihnen.
 

"Oh Gott! Ich war so aufgeregt. Ich zittere immer noch.", stöhnte Toshiya als er einige Minuten später den VIP-Raum hinter der Bühne betrat. Auch die Anderen sahen ziemlich fertig aus. Kyo kam als Letzter der Gruppe in den Raum, dicht gefolgt von Mana, der still hinter ihm herlief. Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht merkte, dass sie schon im VIP-Raum standen. Kyo ging geradewegs auf einen freien Stuhl zu und ließ sich seufzend darauf sinken. Er stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und barg seinen Kopf in seinen Händen. Langsam, mit immer gleichen Bewegungen, massierte er seine Schläfen.

"Alles okay, Kyo?", fragte Kaoru besorgt. Kyo sah auf.

"Was?", fragte er verwirrt.

Nun wurde auch Mana aus seinen Gedanken gerissen und musterte Kyo genauso besorgt wie Kaoru. Er hatte es am Anfang gar nicht gemerkt, aber Kyo war total blass im Gesicht. Mana hatte zu sehr an die Bilder gedacht, die ihm vorhin durch den Kopf gegangen waren und hatte nicht bemerkt wie erschöpft Kyo war. Langsam trat er neben ihn und legte ihm seine Hände auf die Schultern.

"Müde?", fragte Mana sanft und begann Kyos Schultern zu massieren. Dieser seufzte wohlig auf und schloss erschöpft die Augen.

"Müde ist gar kein Ausdruck.", sagte er leise während er sich zurücklehnte. Mana lächelte und massierte den Sänger weiter. Die anderen vier Dirus beobachteten die ganze Szene mit hoch gezogenen Augenbrauen. Dann ließen sie die Beiden alleine und fingen an über das Konzert zu diskutieren. Währenddessen zogen sie sich um. Raus aus den verschwitzten Outfits und hinein in bequeme Straßenkleidung. Dann ging es ans Abschminken, was sich als zeitaufwändiger herausstellte als erwartet.

Nach einigen Minuten war auch dies erledigt und Toshiya legte, da sie ja noch zu Kyo nach Hause zur Weihnachtsfeier gingen, etwas Make-up auf und umrandete seine Augen mit schwarzem Kajal. Schnell zupfte er noch einige Strähnen seiner Haare zurecht und drehte sich dann zu den Anderen um. Alle standen, angezogen und ihre Instrumente in der Hand, da und wartete auf Kyo, der gerade seine Jacke überstreifte. Nun waren alle startklar.

"Alle fertig? Dann können wir los gehen.", sagte Kaoru und ging in Richtung Tür. Mana verabschiedete sich von Allen, einer nach dem Anderen und kam schließlich zu Kyo.

"Also. Wir sehen uns. Du hast ja meine Handynummer.", sagte Mana leise und sah Kyo schüchtern an. Dieser überlegte einen Augenblick. Dann sagte er:

"Komm mit! Du bist herzlich eingeladen. Und...", Kyo sah Mana tief in die Augen, "...ich will dich dabei haben. Ich will dich nicht jetzt schon verlassen.", endete Kyo leise und blickte Mana schüchtern an. Dieser wurde, sobald er realisiert hatte was Kyo gesagte hatte, allmählich rot.

"Du willst mich dabei haben? Bist du dir sicher?", fragte Mana leise. Kyo überlegte nicht eine Sekunde bevor er antwortete.

"Ja. Also?", auffordernd hielt Kyo Mana seine Hand hin. Dieser zögerte noch einen Moment, ergriff seine Hand dann aber lächelnd. Sie war angenehm warm.
 

"Sind wir schon da?", fragte Toshiya und sah das Haus vor dem sie standen unsicher an. Kaoru stand neben ihm; hielt seine Hand. Die und Shinya traten neben sie. Es war ein schönes altes Haus mit einem liebevoll gepflegtem Vorgarten. Eine Steintreppe führte zur Haustür, die mit einem warmen Licht beleuchtet war. Man konnte schon von außen sehen, dass darin eine liebende Familie wohnte. Die Fenster waren hell erleuchtet und in einem der Fenster konnte man die Shilouette einer kleinen Person sehen, die aus dem Fenster blickte.

Kyo kam, mit Mana an seiner Seite, vor dem Gartentörchen an und bedeutete seinen Freunden ihm zu Haustür zu folgen. Kaum dass sie vor der Haustür angekommen waren, öffnete sich diese ruckartig und Kyo wurde von einer kleinen stämmigen Frau in die Arme gezogen.

"Kyo! Schatz! Endlich bist du da! Ich dachte schon du würdest dich drücken", sagte die Frau mit lauter Stimme und fing an wohlklingend zu lachen. Dann ließ sie ihren Sohn los und musterte die anderen fünf Männer die hinter ihm standen.

"Hallo!", sagte Kyos Mutter freundlich und wandte sich zu Shinya.

"Immer noch so zart besaitet, Shin-chan?", fragte sie lächelnd und knuffte Shinya in die Seite. Dieser lachte schüchtern auf und antwortete: "Hai. Schön sie wieder zu sehen, Niimura-san."

"Ganz meinerseits.", sagte sie lächelnd und sah nun Die kritisch an.

"Rote Haare...", fing sie an, beugte sich dann vor, schnüffelte an Dies Kleidung und fuhr fort, "und immer noch Raucher...". Sie seufzte auf. Doch sofort lächelte sie wieder und schloss Die in ihre Arme.

"Das kann nur Die-chan sein, nicht wahr?", fragte sie und lachte auf als Die sie ein Stück hochhob um sie richtig umarmen zu können.

"Richtig geraten Niimura-san.", sagte Die und grinste übers ganze Gesicht.

"Und wachsen tut er immer noch.", fügte sie hinzu als Die sie wieder losgelassen hatte und sie nun zu ihm aufsah.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wandte sie sich zu Kaoru. Auch ihn sah sie prüfend an.

"Glücklich siehst du aus. Nicht mehr ganz so verbissen wie beim letzten Mal, Kao-chan.", sagte sie und lächelte Kaoru an. Dieser beugte sich zu ihr hinunter und umarmte sie.

"Danke für die Einladung, Niimura-san.", sagte Kaoru als er wieder aufrecht stand und lächelte auf die kleine Frau hinab. Diese winkte nur ab und nahm schließlich Toshiya näher in Augenschein. Sie musterte ihn von oben bis unten. Betrachtete ihn ganz genau. Toshiya wurde unter ihren Blicken nervös. Fast ängstlich sah er Kaoru an, doch dieser grinste nur vor sich hin und zuckte zur Antwort auf Toshiyas Blick mit den Schultern.

Toshiya wandte seinen Blick wieder hinunter auf Niimura-san, die ihn immer noch mit kritischem Blick musterte.

"Mmmh...", machte sie schließlich und sah Toshiya in die Augen. Dieser sah unsicher zurück. Plötzlich lachte sie laut auf und sagte:

"Hübscher Junge. Macht Shin-chan mit seiner Magerheit schon Konkurrenz." Sie grinste über das ganze Gesicht.

"Aber etwas mehr Muskeln als du hat er schon Shin-chan.", sagte sie und wandte sich zu Shinya.

"Pass nur auf dass Die dir nicht wegläuft...", fügte sich grinsend hinzu, woraufhin Shinya rot wie eine Tomate anlief und Die empört rief: "Ich gehe nicht fremd, Niimura-san.. Und schon gar nicht wenn ich so etwas Süßes wie Shinya habe." Schnell schlang er einen Arm um Shinyas Hüfte und zog ihn an sich woraufhin dieser noch röter anlief und aufquietschte: "Die!"

Niiumura-san brach in schallendes Gelächter aus und wandte sich dann wieder zu Toshiya.

"Nett dich kennen zu lernen Toshiya!", sagte sie und fügte nach einigen Sekunden hinzu: "Außerdem glaube ich, dass das mit dir und Die so oder so nichts werden würde. Schließlich bist du auch in festen Händen, nicht wahr?"

Als nun auch Toshiya rot anlief, fing sie wieder an laut zu lachen. Kaoru nahm Toshiyas Hand und drückte diese liebevoll.

Toshiya wandte seinen Blick zu Kaoru und lächelte glücklich.

Niimura-san warf einen letzten Blick auf die beiden Pärchen und drehte sich dann lächelnd zu Mana um.

Auch ihn musterte sie eine Weile, dann sagte sie mit bedauernder Stimme:

"Ich entschuldige mich jetzt schon für meinen Sohn, falls er nicht schon über sie hergefallen ist. Normalerweise ist er nicht so. Ich weiß nicht was ich in diesem Punkt in meiner Erziehung falsch gemacht habe..."

Manas Gesicht entgleiste und Kyo schrie entsetzt auf.

"Mutter!", rief er und sah sie wütend an.

"Ich bin nicht über ihn hergefallen! Wir haben uns bis jetzt nur einige Male getroffen.", sagte Kyo aufgebracht und funkelte seine Mutter wütend an. Diese zuckte nur mit ihren Schultern.

"Bei dir weiß man nie...", sagte sie dann. Schließlich fügte sie hinzu: "Und so redet man nicht mit seiner Mutter!" und gab Kyo einen Klaps auf den Hinterkopf.

"Manchmal bezweifle ich ob du wirklich meine Mutter bist.", knurrte Kyo und hielt sich den Hinterkopf.

"Ich kenne mein eigen Fleisch und Blut. Nach deiner Geburt hab ich dich wie meinen Augapfel gehütet. Es kann also keine Verwechslung vorliegen.", sagte Kyos Mutter lachen.

"Warum nur?", fragte Kyo und hielt seine Hände gen Himmel, wofür er einen weiteren Klaps von seiner lachenden Mutter bekam.

Mana betrachtete das ganze Schauspiel grinsend und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Auch die anderen Vier standen da und lachten lauthals.

Kyos Mutter drehte sich wieder zu Mana und lächelte ihn freundlich an.

"Deinen Namen weiß ich jedoch immer noch nicht.", sagte sie und sah Mana erwartungsvoll an.

"Nennen sie mich einfach Mana.", sgte dieser grinsend und gab Kyos Mutter die Hand.

"Okay.", antwortete sie und schüttelte seine Hand.

Schließlich drehte sie sich zu allen um und sagte: "So. Die Kennenlernrunde ist abgeschlossen. Kommt rein."

Alle nickten zustimmend und folgten Kyos Mutter ins Haus.
 

Zuerst wurden Mana und Toshiya allen vorgestellt. Da Die, Kaoru und Shinya schon mit Kyo in La:Sadies gespielt und ihn schon öfters auf Familienfeiern begleitet hatten, kannten sie den größten Teil seiner Verwandten, die in dem großen Wohnzimmer standen, schon.

Der Abend verging wie im Flug. Es wurde viel gelacht und meistens wurde Kyo auf die Schippe genommen. Mana wunderte sich an diesem Abend immer wieder, wie jemand wie Kyo, der eine solch wunderbare Familie hatte, solche Texte schreiben konnte. Zwar wurde er oft geneckt, doch das war doch alles nur liebvoll gemeint. Auch nahm die Familie die Tatsache, dass Kyo schwul war, sehr gut auf. Sie machten sogar Witze darüber, rätselten immer wieder darüber wie Kyo schwul werden konnte und suchten Anzeichen danach in seiner Kindheit. Alle lachten, sogar Kyo. Es war eine sehr warmherzige Familie. Und gerade das brachte Mana immer wieder zum Nachdenken.
 

"Vielen Dank für alles!", verabschiedete sich Kaoru von Niimura-san, nahm Toshiya an der Hand und folgte Die und Shinya aus dem Haus.

"Ist schon okay. Bis nächstes Jahr!", rief Niimura-san den vieren hinterher.

"Träum weiter!", murrte Kyo und nahm seine Mutter kurz in den Arm. Mana stand vor der Haustür und wartete auf Kyo. Von seiner Mutter hatte er sich schon verabschiedet. Und auch von all den anderen Gästen.

"Du darfst übrigens auch mal unterm Jahr hier vorbei schauen.", sagte Kyos Mutter lächelnd und zum ersten Mal an diesem Abend hörte man so etwas wie Trauer aus ihrer Stimme heraus.

"Ich schau was sich machen lässt.", sagte Kyo leise und sah seiner Mutter in die traurigen Augen.

Diese nickte nur, nahm ihn noch ein weiteres Mal in den Arm und ging dann zurück ins Haus.

Kyo drehte sich nach einigen Sekunden zu Mana und sah ihn leicht lächelnd an.

Dieser sah lächelnd zurück und nahm seine Hand in seine. Er fragte nicht warum Kyo seine Familie so wenig besuchte. Fragte nicht was es mit den Texten auf sich hatte. Ging einfach still neben ihm her. Vielleicht wäre es besser gewesen er hätte gefragt. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.
 

~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Tjaaa....endlich hab ich mich dazu aufgerafft meinen Block abzutippen... *seufz*

es tu mir wirklich gaaaaa~nz arg leid, dasses mit dem dreizehnten kapitel so lange gedauert hat.. v ____ v

gomen...

Naja...geschrieben hatte ich es schon lange aber zum abtippen hatte mir einfach die zeit und die lust gefehlt, tut mir leid! ^ ^ ;;

Ähhm...tja... ich hab jetzt endlich ne Beta-Leserin: Sisi-chan!

*ganz fest knuddl*

Dankeschööön nochmal! xD;

*noch mal ganz fest drück*

Ähm... jaa... was den liedtext angeht. Der ist von mir. Ich verwende generell keine Texte von Dir en grey, weil... ja.. warum eigentlich? o____O~

*hüstel* so halt... ^ ^ v

Ich hoffe das Kapi hat euch gefallen und ihr schreib schön viele kommis! *lach*

^ ^

Ich beeile mich mit dem 14ten Kapi... aber versprechen kann ich nichts... *seufz* ---- . ----

Liegt alles an der schule... *grummel*

Blöde schule... *murmel*

naja... ich geb trotzdem mein bestes! ^ ^v

also... bis zum nächsten kapi!

Mikki-chan = ^ . ^ =

Chapter fourteen

Chapter fourteen
 

Eine Woche verging ohne Vorfälle. Eines Morgens dann klingelte Kaorus Handy. Er nahm ab und meldete sich wie immer wenn sein Handy ging mit seiner professionell wirkenden Stimme.

„Niikura!“

Toshiya saß mit ihm am Frühstückstisch und beobachtete schmunzelnd Kaorus Mimik. Von seiner kalten Maske die er immer aufsetzte wenn es um Geschäfte ging bröckelte kein Stückchen ab.

„Hai. Ja natürlich kann ich heute vorbei kommen.“, sagte Kaoru und nickte langsam. Er gab ein paar zustimmende Geräusche von sich und legte dann auf.

„Wer war dran?“, fragte Toshiya gleich neugierig, sobald er sicher war, dass Kaoru aufgelegt hatte. Kaoru grinste.

„Yoshiki-san.“, sagte er dann lächelnd. Toshiya war mit einem Mal ganz hibbelig.

„Und? Was hat er gesagt?“, fragte Toshiya aufgeregt.

„Er hat gesagt ich soll vorbei kommen und den Vertrag durchlesen den er für uns angefertigt hat.“, sagte Kaoru und lachte gewinnend auf.

„Das ist toll!“, rief Toshiya glücklich und fiel Kaoru um den Hals. Kaoru schlang seine Arme um den zierlichen Körper und drückte Toshiya an sich.

„Und wenn der Vertrag okay ist müssen alle zu Yoshiki-san und ihn unterschreiben.“, erzählte Kaoru grinsend weiter. Er hatte nicht damit gerechnet, dass alles nun so schnell gehen würde. Toshiya kuschelte sich an Kaoru.

„Das wäre schön…“, murmelte Toshiya an Kaorus Schulter.

„Ja…“, stimmte Kaoru zu.

„Das wäre wirklich schön.“
 

Kaoru ging kurze Zeit darauf zu Yoshiki. Wie Kaoru schon erwartet hatte war der Vertrag einwandfrei. Sobald er alles durchgelesen und den Vertrag für gut empfunden hatte, rief er die anderen Dirus an um ihnen die freudige Nachricht zu überbringen. Er machte mit Yoshiki einen Termin aus an dem alle Dir en grey Members kommen und den Vertrag unterschreiben würden.

Dies geschah gleich am nächsten Tag und einen Monat darauf unterschrieben sie ihren ersten Plattenvertrag bei einem Plattenlabel. Alles lief perfekt.

Die Wochen verstrichen. Toshiya lebte sich immer mehr in Tokio und gleichzeitig bei Kaoru ein. Tag für Tag ließ er ein weiteres kleines Stück seiner Vergangenheit hinter sich und öffnete sich den anderen Dirus mehr. Ihre Freundschaft wurde enger und intensiver, was sehr zum Können und Weiterentwickeln der Band beitrug. Schon bald darauf machten sie ihre ersten Studioaufnahmen und veröffentlichten ihre erste Single. Dann war es soweit. Sie hatten ihr erstes großes Konzert. Nur der Termin passte Toshiya überhaupt nicht.

„Das ist mein Geburtstag!!“, quengelte er und stampfte mit einem Fuß, wie ein kleines Kind, auf. Kyo verdrehte seine Augen.

„Ja und? An meinem Geburtstag hatten wir Studioaufnahmen! Und hab ich gequengelt? NEIN!“, sagte Kyo kalt.

„Ich quengle nicht!“, sagte Toshiya und streckte Kyo die Zunge raus.

„Und wie würdest du es dann nennen?“, fragte Kyo überheblich und zog seine Augenbrauen in die Höhe.

„Ich beschwere mich! Das ist alles“, rief Toshiya.

„Nein, du quengelst!“, sagte Kyo trotzig.

„Tu ich nicht.“, maulte Toshiya nun wieder.

„Schluss!!!“, rief Kaoru laut, stellte sich zwischen die beiden Streithähne und sah die beiden wütend an.

„Aber…“, versuchte Toshiya zu widersprechen, wurde jedoch von einer abrupten Handgeste Kaorus unterbrochen.

„Das Konzert ist nun mal an deinem Geburtstag. Da kann ich nichts mehr dran ändern!“, sagte Kaoru streng zu Toshiya. Kyo nickte zufrieden.

„Und du…“, Kaoru wandte sich an Kyo, der ihn daraufhin erstaunt ansah.

„…und du lässt ihn in Ruhe. Klar?“, sagte Kaoru mit einer Stimme die keinen Widerspruch erlaubte. Toshiya und Kyo senkten wie kleine Kinder widerwillig den Blick und nickten.

„Gut…“, sagte Kaoru nun etwas freundlicher gestimmt.

„Liegt alles an deiner Erziehung, dass er auf einmal so streng ist!“, wisperte Kyo Toshiya zu.

„Gar nicht!!“, rief Toshiya empört. Kyo wollte gerade etwas erwidern als ihn Kaorus stechender Blick traf. Kyo schloss seinen Mund, ein geflüstertes „Doch!“ konnte er sich jedoch nicht verkneifen. Toshiyas Blick verfinsterte sich, doch er erwiderte lieber nichts.
 

So kam Toshiyas Geburtstag und gleichzeitig ihr erstes großes Konzert immer näher. Kaoru rätselte verzweifelt was er seinem Geliebten zum Geburtstag schenken sollte.

„Etwas was ihn richtig freut und glücklich macht.“, dachte Kaoru und rätselte immer weiter bis ihm schließlich etwas einfiel.

Er ging zu Toshiya und fragte diesen wie nebenbei: „Sag mal Toto…“. Er umarmte ihn von hinten. „…Hara… ist das der Name deines Vaters oder der deiner Mutter?“, fragte Kaoru und hauchte einen sanften Kuss auf Toshiyas Hals. Toshiya zuckte bei dieser Frage unmerklich zusammen. „Der Name von meinem Vater…“, sagte er so ruhig es ging. „Warum?“, fügte er dann leise hinzu. Kaoru drückte ihn an sich.

„Nur so, Schatz.“, sagte Kaoru lächelnd und hauchte Toshiya einen weiteren Kuss auf den Hals. Toshiya zuckte mit seiner Schulter und ließ sich weiter von Kaoru verwöhnen. Was seine Antwort jedoch auslösen würde, konnte er sich in diesem Moment nicht einmal im Traum vorstellen.
 

„Kaoru telefoniert in letzter Zeit ganz schön viel.“, sagte Shinya verwundert, als Kaoru ein weiteres Mal in der Pause einer Bandprobe an seinem Handy hing und aus dem Proberaum gegangen war. Toshiya zuckte mit den Schultern.

„Schon…aber er sagt mir nicht was er zu besprechen hat…“, sagte Toshiya etwas beleidigt.

„Vielleicht hat er nen Neuen?“, stichelte Kyo grinsend. Er liebte es den Jüngeren aufzuziehen. Toshiya schüttelte geschockt den Kopf.

„Niemals! Das würde Kaoru nie tun!“, verteidigte er seinen Schatz.

„Du hättest aber auch nie gedacht, dass er so viel telefonieren würde, oder?“, stichelte nun auch Die. Kyo nickte bekräftigend.

„Genau! Geht das zu Hause auch so?“, fragte Kyo, obwohl er die Antwort bereits wusste.

„Schon, aber das heißt noch lange nicht, dass er nen Anderen hat!“, sagte Toshiya und verteidigte Kaoru weiterhin.

„Wer sagt denn, dass es ein ER ist?“, fragte Die grinsend.

„Hört auf ihr Beiden!!!“, ging nun Shinya dazwischen.

„Ihr seid unmöglich. Kaoru so in den Dreck zu ziehen!“, empörte sich Shinya.

„War doch nur Spaß!“, beteuerte Die und Kyo nickte nur. Shinya regte sich etwas ab.

„Trotzdem! Über so was macht man keine Scherze.“, sagte Shinya nun etwas leiser.

„Nachher glaubt Toshiya den Unsinn noch!“, sagte Shinya und sah die Beiden tadelnd an.

„Ach Quatsch! Der weiß doch dass das Ganze nur Spaß war, nicht wahr Totchi?“, sagte Die grinsend und drehte sich zu Toshiya um. Dieser saß mit leerem Blick und geschockter Miene da und erwiderte nichts. Es war nicht mal sicher, ob er überhaupt zugehört hatte.

„Toto?“, fragte Shinya leise und ging auf seinen Freund zu.

„Er hat eine Andere!“, sagte Toshiya mit gebrochener Stimme und blickte leer vor sich hin.

„Er ist mit einer Frau zusammen…“, murmelte Toshiya weiter.

„Quatsch! Hast du nicht zugehört? Die und Kyo haben nur Spaß gemacht!“, sagte Shinya lächelnd, doch Toshiya hörte nicht auf ihn.

„Er ist mit einer Frau zusammen. Klar…hätte ich mir denken können. Eine Frau hat Kurven; ich nicht. Eine Frau hat Brüste; ich nicht! Eine Frau hat ein zärtliches und weiches Gesicht; ich nicht! Eine Frau hat insgesamt einen tollen Körper mit dem man sich vergnügen kann; ich nicht!“, stammelte Toshiya vor sich hin und steigerte sich in die ganze Sache rein. Tränen liefen aus seinen Augen.

„Seht nur was ihr angestellt habt!“, rief Shinya Die und Kyo wütend zu. Dann drehte er sich wieder zu Toshiya.

„Toshiya! Red keinen Unsinn! Kaoru würde dich nie betrügen!!“, sagte Shinya laut, doch Toshiya hörte wieder nicht auf ihn.

„Kaoru hätte viel mehr Spaß mit einer Frau, als mit mir…“, sagte Toshiya leise und mit tränennassem Gesicht. Er stand auf und lief langsam zur Tür.

„Tut doch was!“, rief Shinya verzweifelt den anderen Beiden zu. Zur gleichen Zeit kam Kaoru wieder glücklich grinsend in den Proberaum. Das gab Toshiya den Rest.

„Eine Frau kann Kinder bekommen und hat ihre Tage! ICH NICHT!!!“, schrie Toshiya Kaoru an und stürmte an ihm vorbei aus dem Proberaum. Kaorus Lächeln war mit einem mal verschwunden. Stattdessen blickte er verwirrt Toshiya hinterher.

„Totchi?“, fragte er leise. Als keine Antwort kam drehte er sich zu den Anderen um. Er hob seine Augenbrauen und sah die Drei fragend an. Die versuchte die Situation zu retten und sagte: „Und was hatte der letzte Grund mit dem davor zu tun?“

Shinya zischte auf und stieß Die in die Seite.

„Was. War. Los?“, fragte Kaoru wütend. Die und Kyo senkten beschämt den Blick und als sie nichts antworteten beantwortete Shinya vorsichtig die Frage.

„Sie haben Toshiya eingeredet, dass du ihn mit einer Frau betrügst….“, sagte Shinya und blickte die Zwei vernichtend an.

„Ihr habt WAS??!!“, schrie Kaoru auf und seine Augen funkelten vor Zorn.

„Wie kommt ihr in Gottes Namen auf so eine hirnlose Idee??!!“, rief er, ging ein paar Schritte vor und packte Die und Kyo am Kragen.

„Da du die ganze Zeit so viel telefonierst haben wir uns gefragte warum und mit wem und da haben Kyo und ich halt im Spaß gemeint, dass du vielleicht nen Anderen oder eine Andere hast.“, stotterte Die panisch, denn aus Kaorus Augen schienen Funken zu sprühen. Dieser sah Die noch vernichtender an und zischte wütend:

„Aber auf die Idee zu kommen, dass es vielleicht geschäftlich ist seid ihr Beiden nicht gekommen, oder?“

„Aber du telefonierst doch nicht die ganze Zeit mit einem Geschäftspartner, oder?“, sprang nun Shinya für Die und Kyo ein. Kaoru lockerte ein wenig seinen Griff.

„Vielleicht sagst du uns einfach mit wem du die ganze Zeit telefonierst, dann wäre die Sache um einiges einfacher!“, fügte Shinya hinzu, trat einen Schritt vor und löste Kaorus verkrampften Hände von Dies und Kyos Kragen. Kaoru ließ seine Hände sinken und seufzte tief auf. Dann nickte er langsam.

„Es ist wegen Toshiyas Geburtstagsgeschenk…“, sagte Kaoru mit erschöpfter Stimme.

„Toshiyas Geburtstagsgeschenk? Darf man wissen was für ein Geburtstagsgeschenk das sein muss, wenn du die ganze Zeit deswegen rumtelefonierst?“, fragte Shinya verblüfft.

Kaoru seufzte ein weiteres Mal tief auf und rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. Auf einmal wirkte er so erschöpft und müde. Das war den anderen Drei bis jetzt noch nicht aufgefallen.

„Okay….ich sag’s euch. Aber haltet gegenüber Toshiya bloß die Klappe! Es soll eine Überraschung werden…“, sagte Kaoru und begann zu erzählen.
 

2,256987 Minuten später
 

„Ach soo…“, sagte Die und schlug sich leicht gegen die Stirn.

„Kein Wunder, dass du so lange telefonieren musstest.“, grinste nun auch Kyo. Doch Shinya sagte gar nichts dazu. Kaoru sah ihn verwirrt an.

„Was ist?“, fragte er verwundert.

Shinya verdrehte die Augen und sagte übergeduldig: „Fehlt dir nicht irgendwas?“

Kaoru überlegte einen Moment. Dann riss er erschrocken die Augen auf.

„Toshiya!!!“, rief er auf und rannte aus dem Proberaum.

Die, Kyo und Shinya blickten ihm hinterher.

„Hundert Punkte!“, sagte Shinya sarkastisch.

Als erstes regte sich Kyo wieder und begann seine Sachen einzupacken.

„Das wird ja heute aus der Probe nichts mehr, oder?“, sagte Kyo, der daraufhin keine Antwort erwartete. Shinya nickte nur.

„Hoffen wir mal, dass Kao die ganze Sache wieder gerade biegen kann…“

Die stand immer noch verwirrt da.

„Was ist Die-chan?“, fragte Shinya besorgt und trat auf Die zu. Er schlang seine Arme um Dies hals und drückte seine Hüfte an Dies.

„Ich weiß immer noch nicht was Toshiyas letzter Grund mit denen davor zu tun hatte…“, sagte Die nachdenklich. Kyo und Shinya schüttelten nur die Köpfe.
 

„Verdammt! Wo ist er?“, sagte Kaoru laut vor sich hin, während er die Tür seiner Wohnung hinter sich zuzog. Zuerst hatte er alle Lieblingsplätze von Toshiya abgesucht. Und da gab es viele. Schließlich hatte er in seiner Wohnung nachgesehen, ob Toshiya dort war. Doch auch hier: Fehlanzeige. Toshiya war in den letzten Wochen immer mehr zu ihm gezogen. Anfangs war es nur seine Zahnbürste. Dann folgten Kleider und Bücher. Allmählich waren fast alle Sachen von Toshiya in Kaorus Wohnung gewesen. Ihm machte es nichts aus. Er freute sich. Mittlerweile hatte Toshiya Kaorus Ersatzschlüssel für die Wohnung. Deswegen war Kaoru auch der Meinung gewesen, dass Toshiya „zu Hause“, bei ihm, war. Doch da hatte er sich anscheinend getäuscht.

Aber wo konnte er sein? Kaoru verzweifelte langsam. Er wusste nicht mehr wo er nach Toshiya suchen sollte. Dann überkam ihn ein Geistesblitz.

„Toshiyas Wohnung!!“, murmelte Kaoru. Er hatte vollkommen vergessen, dass Toshiya eine eigene Wohnung hatte, was eben an der Tatsache lag, dass Toshiya sozusagen bei ihm eingezogen war. Kaoru machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zu Toshiyas Wohnung. Er rannte den ganzen Weg. Rannte über rote Ampeln, über Kreuzungen und hätte fast eine alte Dame umgerannt.

Keuchend kam er fünf Minuten später an der Eingangstür des Hauses, in dem sich Toshiyas Wohnung befand, an. Sie war angelehnt. Anscheinend hatte Toshiya vergessen sie hinter sich zu schließen. Kaoru trat ein und nahm die ersten Stufen des Treppenhauses. Er nahm immer zwei auf einmal, damit er schneller vorankam. Er hatte nur noch einen Gedanken in seinem Kopf: „Toshiya!“

Auf einmal traf ihn etwas Hartes im Gesicht. Kaoru keuchte vor Schmerz auf und sank auf die Knie. Er betastete seine Nase. Blut rann daraus hervor. Kaoru wischte es sich ab, doch immer mehr folgte.

„Scheint gebrochen zu sein…“, hörte Kaoru eine kalte Stimme über sich, in der kein Funken Mitleid zu hören war. Kaoru sah auf. Hizumi stand über ihm und sah ihn an, als wäre er Ungeziefer.

„Hizumi?“, fragte Kaoru röchelnd und schluckte das Blut, welches ihm bereits den Rachen hinunter lief. Hizumi erwiderte nichts; sah nur weiterhin kalt auf Kaoru hinab.

„Ich hab dir gesagt du sollst ihn nicht noch einmal verletzen, Kaoru.“, sagte Hizumi mit wütender Stimme.

„Ich hab…“, versuchte Kaoru sich zu verteidigen, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen.

„Du hast es wieder getan! Jetzt kannst du es vergessen. Ich lass dich nicht zu ihm rauf!“, fauchte Hizumi und versperrte den Weg zum nächsten Treppenabsatz.

„Aber ich…“, sagte Kaoru, musste jedoch wegen des Blutes, das immer noch seinen Rachen hinunterlief, husten. Hizumi sah ihn vernichtend an.

„Wenn du zu ihm willst musst du mich schon niederschlagen.“, sagte Hizumi ruhig und sah Kaoru abschätzig an. Dieser richtete sich wankend auf und wischte sich das Blut von der Nase.

„Mach keinen Scheiß.“, sagte Kaoru und ging auf Hizumi zu. Als er an ihm vorbei gehen wollte spürte er einen weiteren harten Schlag ins Gesicht. Er stolperte zurück und hielt sich die Wange auf die Hizumi mit seiner geballten Faust eingeschlagen hatte.

„Ich mach keine Scherze, Kaoru. Es ist mein bitterer Ernst.“, sagte Hizumi ruhig und rieb sich die Faust. Kaorus Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Lass. Mich. Durch!“, knurrte Kaoru leise.

„Wie schon gesagt: Du kommst nur zu Toshiya wenn du mich niederschlägst!“, antwortete Hizumi und stellte sich wieder in Kampfposition.

„Wie du willst…“, sagte Kaoru gefährlich leise und seine Augen glitzerten vor Wut.

„Dann komm!“, sagte Hizumi leicht grinsend und winkte Kaoru mit einer kleinen Handgeste zu sich.
 

Toshiya lag weinend auf seiner Matratze. Er fühlte sich total elend und niedergeschmettert. Kaoru hatte ihn betrogen. Und er hatte gedacht Kaoru liebte ihn. Wie schwer man sich doch täuschen konnte. Toshiya vergrub sein Gesicht in einem Kissen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Wieder war er auf einen Freund reingefallen. Wie zuvor bei Hakuei. Ihm fehlte anscheinend jegliche Menschenkenntnis. Er nahm das Kissen von seinem Gesicht und blickte aus dem Fenster. Strahlender Sonnenschein. Welch Ironie.

Toshiya ließ seinen Blick in seiner Wohnung schweifen. Alles war leer. Dies war nicht mehr seine Wohnung. Er war bei Kaoru eingezogen. Stück für Stück. Er hatte es selbst nicht bemerkt. Und das hatte er nun davon. Ein weiteres Mal verließ und enttäuschte ihn ein geliebter Mensch. Zuerst war es sein Vater gewesen. Dann seine Mutter.

Hakuei folgte kurze Zeit darauf und nun Kaoru. Gönnte ihm Gott denn kein winziges Stück Glück? Wieso nahm er ihm immer alles was ihm lieb und teuer war? Oder lag es an Toshiya selbst? Verhinderte er selbst sein Glück? Er wusste es nicht. Er wusste nur eins: Er wollte Kaoru nicht verlieren. Um nichts in der Welt wollte er diesen, für ihn nun so wichtigen Menschen verlieren. Aber wie konnte er es anstellen, dass Kaoru wieder zu ihm zurück kam? Was konnte er tun, dass Kaoru ihn nicht wieder betrügen würde und bei ihm blieb?

Toshiya schlug die Bettdecke zurück und setzte sich auf. Er musste etwas tun! Er musste Kaoru zurückgewinnen, das war klar.

Toshiya stand auf und überlegte weiter. Wie konnte er Kaoru zurück gewinnen? Ihm fielen gleich ein paar Dinge ein: mehr Sex, mehr Aufmerksamkeit, alles tun was Kaoru wollte.

Doch wäre er selbst damit einverstanden? Konnte er das mit seinem Gewissen und mit seinem Stolz vereinbaren? Und konnte er so Kaoru halten?

Auf einmal ertönte ein lauter Aufschlag im Treppenhaus. Toshiya zuckte zusammen und rannte zur Tür. Er öffnete sie und stürzte heraus. Es hatte sich angehört als ob jemand hingefallen wäre. Gerade als er nachsehen wollte, hörte er schnelle Schritte auf der Treppe und kurze Zeit darauf erschien Kaoru auf dem Treppenabsatz und blieb keuchend vor Toshiya stehen. Dieser riss erschrocken die Augen auf als er Kaoru sah. Er sah schlimm aus. Aus seiner Nase lief Blut, sein linkes Auge begann bereits an zu schwellen und er humpelte leicht.

„Toshiya!“, brachte Kaoru keuchend hervor und ging einen weiteren Schritt auf Toshiya zu. Dieser stand wie versteinert da. Tausend Gefühle brachen wie ein Wolkenbruch über ihm zusammen. Er trat langsam einen Schritt vor. Dann blieb er stehen und sah Kaoru in die Augen. Ja. Er konnte es mit seinem Gewissen und mit seinem Stolz vereinbaren. Er wollte ihn nicht verlieren. Eigentlich verachtete er Frauen die sich ihren Freunden an den Hals warfen und ihn anbettelten sie nicht zu verlassen, doch nun verstand er teilweise was in ihnen vorging. Er wollte nicht einen so wichtigen Menschen für sich verlieren.

Toshiya fiel Kaoru schluchzend um den Hals und vergrub seinen Kopf an Kaorus Schulter.

„Verlass mich nicht! Bitte!“, schluchzte Toshiya und drückte Kaoru an sich, der perplex da stand und automatisch seine Arme um den zierlichen Körper schlang.

„Ich brauche dich! Verlass mich nicht! Ich tue alles was du willst, aber bitte verlass mich nicht! Ich liebe dich!“, weinte Toshiya weiter und schlang seine Arme enger um Kaorus Hals. Dieser löste sich langsam aus seiner Starre und streichelte Toshiya zärtlich über den Rücken.

„Warum sollte ich dich verlassen?“, fragte Kaoru leise.

„Weil du eine Andere hast.“, schnüffelte Toshiya an Kaorus Halsbeuge. Kaoru lächelte leicht.

„Ich hab keine Andere.“, sagte Kaoru, schob Toshiya etwas von sich und sah ihm ernst ins Gesicht. Toshiya sah in seine Augen. Plötzlich quollen noch mehr Tränen aus seinen Augen.

„Dann ist es doch ein ER!“, sagte Toshiya und weinte noch stärker.

„Nein.“, sagte Kaoru laut und zwang Toshiya ihn an zu sehen.

„Ich hab dich gar nicht betrogen. Noch nie! Weder mit einer Frau noch mit einem Mann!“, sagte Kaoru bestimmt und hoffte, dass Toshiya ihm glauben würde. Dieser sah hoffnungsvoll in Kaorus Augen.

„Wirklich?“, fragte er leise und blinzelte die Tränen weg.

„Natürlich! Ich werde dich nie betrügen! Du darfst Die und Kyo nicht immer alles glauben. Die haben wieder nur Spaß gemacht.“, sagte Kaoru leicht lächelnd. Versprechen sind sehr Komplizierte Dinge. Sie kommen einem manchmal zu schnell über die Lippen. Auch wenn man denkt, dass man sie auf ewig einhalten kann. Irgendwann muss man feststellen, dass man das Versprechen gebrochen hat. Es ist wie wenn man jemanden sagt, dass die Freundschaft die zwischen ihnen beiden besteht auf ewig bestehen wird. Doch das ist eine Lüge. Solche Versprechen sollte man nie zu schnell aussprechen. Freundschaft kann zerbrechen. Man kann sich auseinander leben. Den Kontakt abbrechen. So ist es in der Liebe auch. Man kann nie etwas versprechen. Man verspricht es um den Anderen zu beruhigen, doch kann man dieses Versprechen wirklich einhalten? Toshiya glaubte es. Er setzte sein volles Vertrauen in Kaoru. Das gehört auch zur Liebe dazu. Dem anderen zu vertrauen.

Doch trotz allem funkelte immer noch etwas Misstrauen in Toshiyas Augen.

„Und warum telefonierst du dann die ganze Zeit?“, fragte Toshiya und sah Kaoru fragend an. Dieser biss sich innerlich auf die Lippen.

„Ein Freund aus Kyoto hatte Probleme und ich musste ihm helfen. Das hat sich heute jedoch geklärt. Deswegen war ich auch so glücklich.“, klärte Kaoru Toshiya auf.

Er musste einfach eine kleine Notlüge auftischen, sonst wäre Toshiyas Geburtstagsgeschenk ja keine Überraschung mehr für ihn.

Mit Notlügen ist es wie mit Versprechen. Auch bei ihnen weiß man nie ob es die letzte war. Ob sie nicht zur Gewohnheit werden. Am Ende das ganze Leben beherrschen.

Doch Toshiya nickte langsam.

„Okay…“, sagte Toshiya und lächelte Kaoru an. Er schlang noch etwas unsicher seine Arme um Kaoru und sah ihn mit großen unschuldigen Augen an. Dieser lächelte Toshiya zärtlich an und umarmte ich; drückte Toshiyas Körper enger an seinen. Er beugte sich zu Toshiyas Ohr, knabberte kurz daran und flüsterte ihm dann zu:

„Hab ich vorhin richtig gehört? Du liebst mich?“

Toshiya lief rot an. Vor lauter Panik Kaoru zu verlieren war es ihm wohl rausgerutscht, ohne dass er es gemerkt hatte. Kurz dachte er nach. Er wollte „Ich liebe dich!“ nicht zu schnell zu jemandem sagen, wenn er sich nicht sicher war. Viel zu viele Leute sagen „Ich liebe dich!“ zu schnell, nach Toshiyas Meinung. Meinten es nicht ernst. Doch er war sich sicher. Er liebte ihn. Ganz sicher.

Er nickte schüchtern.

„Hai…“, sagte er leise und fühlte sich nun etwas unwohl in seiner Haut, aus Angst was Kaoru sagen würde. Dieser grinste jedoch glücklich.

„Ich dich auch…“, flüsterte er und verschloss Toshiyas Lippen mit seinen.

Nach einigen Sekunden lösten sie sich voneinander. Toshiya blickte glücklich in Kaorus Augen. Dann jedoch verfinsterte sich sein Blick etwas.

„Wer hat dich eigentlich so zu gerichtet?“, fragte Toshiya und sah Kaoru besorgt an. Dieser grinste nur.

„Hizumi wollte mich nicht zu dir lassen. Er hat mich vor einigen Monaten schon einmal gewarnt, dass wenn ich dich noch einmal zum weinen bringen würde, dass er mich nicht mehr zu dir lassen würde.“, antwortete Kaoru lächelnd.

„Tja…und um zu dir zu kommen musste ich ihn niederschlagen…“, fügte er leise hinzu. Er hatte extra nicht zu fest zugeschlagen. Hizumi war okay. Er lag bewusstlos auf der Treppe, doch Kaoru hatte überprüft ob es ihm gut ging. Schließlich wollte er nicht zum Mörder werden.

„Morgen wird er zwar etwas Kopfschmerzen haben, aber sonst nichts…“, sagte Kaoru lächelnd.

Doch Toshiya sah ihn geschockt an.

„Du hast ihn niedergeschlagen???!!!“, rief er laut aus und löste sich augenblicklich von Kaoru. Er rannte mit schnellen Schritten die Treppe hinunter; Kaoru hinterher. Toshiya sah Hizumi auf der Treppe liegen. Es sah aus, als ob er schlafen würde. Toshiya kniete sich neben ihm nieder und klatschte ihm leicht auf die Backe. Hizumi zuckte zusammen und öffnete langsam seine Augen.

„Alles okay Hizumi?“, fragte Toshiya besorgt. Dieser nickte nur.

„Hai…alles okay…“, antwortete Hizumi und setzte sich langsam auf. Dann ließ er seinen Blick schweifen, der schließlich auf Kaoru ruhte.

„Nicht schlecht..“, sagte Hizumi anerkennend.

„Hätte nicht gedacht, dass du für Toshiya sogar eine Schlägerei riskieren würdest…“, fügte Hizumi grinsend hinzu und hielt sich den Kopf.

Toshiya sah ungläubig auf Hizumi, der grinste. War er nicht wütend auf Kaoru? Musste er das jetzt kapieren? Anscheinend nicht, denn Hizumi stand auf und lief zu seiner Haustür als ob nichts passiert wäre.

„Man sieht sich…“, sagte er lächelnd und winkte den beiden zum Abschied, bevor die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss fiel.

Ein verwirrter Toshiya blieb zurück. Dann sah er Kaoru an und hob seine Augenbrauen in die Höhe. Dieser lächelte nur.

„Lass es. Du würdest es nicht kapieren…“, sagte Kaoru lächelnd und zog Toshiya wieder in seine Arme. Dieser nickte nur langsam.

„Das glaub ich auch…“, sagte er kopfschüttelnd und schmiegte sich wieder in Kaorus Arme.
 

„Sind sie sicher, dass Sie die Geschäftsversammlung auf Freitag nächste Woche ansetzten wollen?“, fragte ein Mann in schwarzem Anzug in den Raum. Er stand vor einem großen Schreibtisch, an dem ein anderer Mann saß, der seine Finger miteinander verschränkt, die Ellenbogen auf den Tisch abgestützt und sein Kinn gegen seine Hände gelehnt hatte.

Von dem Mann ging eine gefährliche und autoritäre Aura aus. Er nickte nur auf die Frage hin. Daraufhin ging der Mann und der andere lehnte sich in seinem Lederstuhl zurück. Er war nun vollkommen alleine im Raum.

„Was wird er wohl für Augen machen, wenn er mich sieht?“, sagte der Mann vor sich hin und seine Lippen umspielte ein gefährlich und verrückt wirkendes Grinsen.
 

Zur gleichen Zeit ging ein Handy in einem Büro. Ein großer schwarzhaariger Mann nahm ab.

„Hai?“, fragte er als er abnahm und stapelte währenddessen weitere Blätter und Dokumente auf seinem Schreibtisch.

Er hörte einen Moment zu. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinen alten Zügen aus. Tiefe Lachfalten wurden sichtbar, die sich durch die vielen Jahre in dem freundlichen Gesicht des Mannes angesetzt hatten.

„Kaoru? Ja…ja natürlich würde das gehen…“, sagte der Mann lächelnd und in seinen Augen sah man tiefe Dankbarkeit und Freude. Er hörte auf.

„Wirklich? Das ist natürlich toll. Ja…“, sagte der Mann und nickte nachdenklich.

„Ja…so können wir es machen? Wann?“, fragte der Mann und holte seinen Terminkalender heraus und notierte sich etwas.

„Der 31.März...ja…natürlich weiß ich das! Für wen hältst du mich?“, fragte der Mann empört auf eine Frage hin.

„Ja…okay…so machen wir’s…bis dann…meldest du dich noch mal?“, fragte der Mann und sah aus dem Bürofenster hinunter auf die Stadt die sich unter ihm erstreckte.

„In Ordnung…bis dann…“, verabschiedete sich der Mann und legte auf. Seine Lippen umspielte ein warmes und freundliches Lächeln. In seinen Augen konnte man so etwas wie Vorfreude erkennen. Seine neunundvierzig Jahre sah man ihm nun nicht mehr an. Seine Züge strotzen vor Freude und neuer Vitalität.
 

Der Wecker klingelte. Toshiya riss sofort seine Augen auf und setzte sich auf. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd und stürzte sich auf die Person die neben ihm lag. Diese stöhnte nur gequält auf. Toshiya setzte sich breitbeinig auf die Hüften der Person und saß dann einfach nur ruhig da, mit leuchtenden Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Person unter ihm murrte und öffnete die Augen. Sie sah in Toshiyas Gesicht und auf einmal lächelte auch sie. Zwar müde, aber sie lächelte.

„Alles Gute zum Geburtstag, Schatz.“, sagte die Person nun lächelnd und zog Toshiya zu sich hinunter.

„Danke Kao!“, jubelte dieser grinsend und umarmte Kaoru stürmisch. Kaoru schlang lachend seine Arme um Toshiyas Körper und drückte ihn an sich.

„Na? Wie fühlt man sich so mit 21?“, fragte Kaoru liebevoll lächelnd. Toshiya grinste.

„Auch nicht anders wie mit 20.“, antwortete er lachend und kuschelte sich an seinen Liebsten. Nun grinste auch Kaoru.

„Nein, wirklich?“, fragte er gespielt erstaunt, lächelte aber breit. Toshiya begann zu lachen und Kaoru stieg mit ein.
 

„Alles Gute zum Geburtstag!!“, sagte Shinya lächelnd und umarmte seinen Freund herzlich. Dieser lachte glücklich.

„Danke…“, sagte Toshiya und erwiderte die Umarmung. Shinya löste die Umarmung und auch Die gratulierte ihm und piekste Toshiya freundschaftlich in die Seite. Dieser quiekte auf und lachte.

„Danke Die.“, sagte er lachend und wandte sich nun zu Kyo, der ihn lächelnd ansah.

„Happy Birthday.“, sagte Kyo grinsend und umarmte Toshiya kurz. Dieser bekam sein Dauergrinsen nicht mehr vom Gesicht. Er war so glücklich. Sein Geburtstag war noch nie zuvor so schön gewesen wie dieser. Er hatte nun Freunde, die ihm mittlerweile Alles bedeuteten.

„Danke…“, sagte er und lächelte Kyo dankend zu. Dann schweifte sein Blick zu Kaoru. Und einen Freund hatte er auch, den er nie verlieren wollte. Toshiya hatte zu dieser Zeit keinen Gedanken mehr an seine Vergangenheit und den Grund warum er nach Tokio gezogen war verschwendet. Er hatte die Sache abgehakt. Doch trotzdem blieb tief in ihm die kalte Angst vor einem Wiedersehen mit Hakuei. Tief in sich hatte er diesen Schock noch längst nicht überwunden. Immer noch verspürte er panische Angst, wenn er an Hakuei dachte. Seine Lösung des Problems: Er dachte einfach nicht mehr an ihn und an seine eigene Vergangenheit. Seiner Meinung nach war dies das Beste.

„Kuchen?“, fragte Shinya und trug eine große Geburtstagstorte in den Proberaum, während die Anderen ein Geburtstagslied trällerten. Toshiyas Augen wurden ganz groß und funkelten.

„Ihr seid soo lieb!“, sagte er gerührt und schnitt, nachdem Shinya, mit Dies Hilfe, die Torte auf einen Tisch abgestellt hatte, die Torte an. Applaus hallte von den Wänden des Proberaumes wieder.

„Auf dass Toshiya ein langes und erfülltest Leben haben wird.“, sage Kyo grinsend und Die fügte mit einem Zwinkern in Kaorus Richtung hinzu: „Und auf dass er uns Kaoru auch weiterhin so gut erzieht.“

Kaoru kniff seine Augen gespielt verärgert zusammen und sah Die vernichtend an.

„Das lass mal unsere Sorge sein!“, sagte er überzeugt, trat zu Toshiya und küsste ihn innig vor aller Augen. Toshiya schloss automatisch seine Augen und gab sich dem Kuss vollends hin. Nach einigen Sekunden lösten sie sich wieder voneinander. Toshiya leckte sich über die Lippen und grinste breit. Der Geburtstag konnte einfach nicht noch besser werden.
 

„Sooo…“, sagte Kaoru, als Alle auf dem Sofa im Proberaum saßen und mit Kuchen voll gestopft waren.

„Ich entführe euch jetzt das Geburtstagskind. Schließlich hat es mein Geschenk noch nicht.“, sagte Kaoru geheimnisvoll, stand auf und zog Toshiya mit sich hinauf. Toshiya lächelte und fragte sich schon neugierig, was Kaoru sich für ihn ausgedacht hatte.

Die anderen Lächelten nur, gaben Toshiya die Tüte mit seinen Geschenken, die er von ihnen bekommen hatte, in die Hand und sagten:

„Viel Glück. Halt die Ohren steif.“

Toshiya sah sie verwirrt an, doch da wurde er schon von Kaoru an der Hand aus dem Proberaum gezogen. Kaoru führte Toshiya zu seinem Auto und setzte sich selbst auf den Fahrersitz.

„Wo fahren wir hin?“, fragte Toshiya neugierig und sah Kaoru fragend an. Dieser lächelte nur.

„Lass dich überraschen…“, sagte Kaoru geheimnisvoll und startete den Motor. Toshiya schnallte sich, wie auch schon Kaoru zuvor, an und lehnte sich im Sitz zurück. Er war total aufgeregt. Heute Abend hatten sie ihr Konzert und nun wollte er endlich sehen, was Kaoru ihm wohl schenken würde. Sie kamen nach einigen Minuten vor einem Restaurant an. Toshiya sah zu Kaoru und dieser schaltete den Motor ab, stieg aus und öffnete Toshiya die Autotür. Dieser stieg nun auch auf und blieb vor dem Restaurant stehen.

„Gehen wir essen?“, fragte er lächelnd Kaoru, doch dieser sagte nur: „Wie man’s nimmt…“

Toshiya sah Kaoru fragend an, doch dieser war schon auf dem Weg zum Eingang des Restaurants. Toshiya folgte ihm langsam und betrat mit Kaoru zusammen das Restaurant.

Kaoru ging voraus zu einem Kellner der dort stand und sagte: „Niikura. Ein Tisch für drei Personen. Ich habe reserviert.“

Der Kellner sah auf einer Liste nach und sagte dann höflich: „Folgen sie mir bitte.“

Während sie zu dem reservierten Tisch liefen, ging Toshiya nur eine Frage im Kopf herum: Wer war die dritte Person? Dann kam ihm eine Idee, die ihm jedoch gar nicht gefiel. Er beugte sich zu Kaorus Ohr und flüsterte: „Du Kao…also…ähm…ich steh nicht auf Flotte Dreier…ich will dich nicht teilen…“

Kaoru drehte sich grinsend zu Toshiya um.

„Wie kommst du denn bitte auf DIE Idee?“, fragte er lachend und streichelte Toshiya sanft über die Wange. Dieser wurde feuerrot und erwiderte: „Ich dachte wegen der dritten Person…“

Kaoru grinste. Dann schüttelte er den Kopf.

„Nein…die dritte Person, die heute Mittag hier ist, ist…“, sagte Kaoru und sie kamen endlich an ihrem Tisch an. Toshiya betrachtete die dritte Person. Dann blieb er geschockt stehen. Er kannte sie. Zwar nur von Bildern, doch er kannte die Gesichtszüge. Sie waren ihm alle so vertraut.

„….dein Vater…“, endete Kaoru und sah Toshiya erwartungsvoll an. Dieser stand immer noch wie erstarrt vor dem Tisch und konnte seinen Blick nicht von seinem Vater wenden. Tausend Gefühle kamen in ihm hoch, doch es waren zu viele, als dass Toshiya ein einziges genauer bestimmen konnte. Sein Vater war hier. Sein Vater, der seine Mutter und ihn vor Jahren verlassen hatte. Sein Vater, der nicht einmal zur Beerdigung seiner Mutter gekommen war. Sein Vater, der sich nicht um ihn gekümmert hatte und nun einfach so wieder auftauchte. Sein Vater, der…..der ihm all die Jahre gefehlt hatte.
 

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sooo....endlich bin ich wieder dazu gekommen weiter zuschreiben! ^ ^v Es hat ziemlich lange gedauert, aber dafür hab ich gleich zwei neue Kapitel im Gepäck. *lach* Ich hatte jetzt drei wochen kein internet und hatte so etwas mehr zeit für Wounded Angel. Ich hab jetzt auch endlich eine beta! *_____*

Mein süßes Sisi-chan! *umknuddl* Viiiielen Dank, dass du dir meine ganzen Rechtschreibfehler etc. freiwillig antust. xD; *umflausch*

Tja...ich muss natürlich auch meine kleine (<-- xD;) Yuko-chan grüßen, ne? lol

Ääähm...und...tja....wem mein größter Dank gehört ist -Bombay-... ohne sie wäre das Kaptitel noch laaa~nge nicht fertig. Sie war, und ist mir immer noch, eine große Muse. Sie hat mich auf viele Ideen gebracht und mich immer wieder angespornt. *lach* Sie ist mir mitlerweile sehr wichtig geworden und eine tolle Freundin ist sie obendrein. *knuddl* Sie hat mich in letzter Zeit sehr oft getröstet wenns mir nicht gut ging, oder ich mal wieder stress hatte... *lach* Ihr hab ichs außerdem zu verdanken, dass ich noch zu Hause und nicht abgehauen bin. xD;

Naja...natürlich danke ich auch allen meinen treuen Lesern. *alle knuddl*

viiiiielen dank, dass ihr euch das alles wirklich durchlest. *mich vor euch verneig*

Also...das fünfzehnte Kapitel wird auch in ein paar tagen hochgeladen... versprochen... ^ ^v
 

Eure
 

Tsuki_nawa! -^__________^-

Chapter fifteen

Chapter fifteen
 

„Hi…“, sagte Kyo und trat in Manas Wohnung ein. Dieser lächelte und schloss hinter Kyo die Tür. Er lief hinter ihm her ins Wohnzimmer und ließ sich dort Kyo gegenüber auf einem Sessel nieder.

„Was ist los?“, fragte Mana ernst und sah Kyo fragend an.

„Darf man denn nicht mal mehr seinen Freund besuchen und ihm ´hallo´ sagen?“, fragte Kyo verwundert und schenkte Mana eines seiner seltenen Lächeln. Dieser sah ihn jedoch weiterhin ungerührt an.

„Natürlich darfst du das. Aber wenn du so kommst ist irgendwas. Ich kenne dich mittlerweile sehr gut, Kyo.“, sagte Mana leise und betrachtete Kyo, dessen Gesichtsausdruck sich schlagartig verändert hatte. Nun sah auch er ernst in Manas Augen.

„Anscheinend kennst du mich wirklich schon gut.“, sagte Kyo nach einer Weile nachdenklich. Mana sah ihm in die Augen, nickte und fragte ein weiteres Mal:

„Was ist los, Kyo?“

Dieser senkte seinen Blick auf seine Hände hinab.

„Ich bin aufgeregt.“, gab er kleinlaut zu. Manas Augen weiteten sich erstaunt.

„Du? Aufgeregt?“, fragte Mana und lachte laut auf.

„Du kennst das Wort doch gar nicht. Man darf es nicht mal in einem Satz mit deinem Namen sagen.“

Kyo hob den Blick und sah Mana finster an.

„Red keinen Scheiß! Meinst du mich lässt so ein großes Konzert kalt?“, fragte Kyo leise und sah Mana immer noch düster an. Mana sah Kyo prüfend an.

„Du bist ja wirklich aufgeregt.“, sagte er dann erstaunt nach einer Weile. Kyo verdrehte seine Augen und seufzte laut auf.

„Ach wirklich? Glaubst du es mir jetzt endlich?“, sagte er und ein zögerliches Lächeln umspielte seine Lippen. Mana grinste. Dann fragte er lächelnd:

„Warum bist du so aufgeregt? Bei eurem ersten Auftritt lief doch alles Klasse und mittlerweile habt ihr sogar einen Manager!“

Manas Augen funkelten begeistert und das zuvor noch zögerliche Lächeln auf Kyos Lippen breitete sich zu einem Grinsen aus.

„Schon. Aber mir könnte diesmal die Stimme versagen, oder ich verpasse meinen Einsatz, oder ich vergesse meinen Text, oder…“, ratterte Kyo seinen Text hinunter und das Grinsen erstarb auf seinen Lippen.

„Oder die Konzerthalle bricht zusammen, da Aliens die Erde bevölkern wollen, die so oder so kurz vor dem Weltuntergang steht.“, beendete Mana Kyos Aufzählung Augen rollend. Kyo sah Mana zuerst geschockt und verwirrt an. Dann jedoch lachte er lauthals los.

„Auf was für Ideen du kommst.“, sagte Kyo lachend und sah Mana in die Augen. Nun grinste auch dieser.

„Wenn du solche unbegründeten Probleme hast…“, verteidigte sich Mana grinsend.

„Du hast eine wunderbare Stimme, die dir nicht versagen wird. Da du die Texte selbst schreibst kannst du sie unmöglich vergessen und falls du wirklich deinen Einsatz verpassen solltest, was ich nicht glaube,…“, sagte Mana ernst, „…dann werden die Anderen das merken und solange das Intro verlängern bis du wieder einsetzt, okay?“

Mana sah Kyo lächelnd an. Dieser atmete einmal tief ein und aus. Dann sah er Mana mit glänzenden Augen an.

„Ja.“, sagte er und lächelte.

„Danke.“, fügte er hinzu und sah Mana dankbar an.

„Nichts zu danken.“, antwortete dieser grinsend und streichelte sanft über Kyos Wange.

„Ich werde wieder hinter der Bühne stehen und dir zusehen.“, fügte Mana hinzu um Kyo zu beruhigen. Kyo nickte.

„Jetzt fehlt nur noch eins, dann geht das Konzert bestimmt gut.“, sagte Kyo nachdenklich und lehnte sich in dem Sessel zurück. Mana runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Als er jedoch nicht drauf kam sah er Kyo verwirrt an und fragte:

„Was denn?“

Kyo grinste, sagte: „Der ´Du packst das schon! ´-Kuss.“, spitzte seine Lippen und streckte sie Mana entgegen.

„Wenn’s nur das ist…“, antwortete Mana lachend und legte seine warmen Lippen zärtlich auf Kyos.
 

„Und? Aufgeregt?“, fragte Shinya Die. Shinya saß neben Die auf seinem Sofa und hatte seinen Kopf an Dies Schulter gelehnt. Die hatte seinen Arm um den zarten Körper geschlungen und sah Shinya nun lächelnd an. Er zog eine Schnute und schüttelte den Kopf.

„Kein bisschen.“, sagte Die ruhig und kuschelte sich enger an seinen Freund.

„Kein bisschen? Ich komme um vor Aufregung!“, sagte Shinya und seine Stimme zitterte ein wenig. Die sah ihn lange an.

„Du kannst doch die ganzen Stücke perfekt. Warum bist du dann aufgeregt?“, fragte Die nach einer Weile. Shinya zuckte mit seinen Schultern.

„Es ist eben was anderes vor so vielen Menschen zu spielen als in unserem Proberaum.“, sagte Shinya nach längerem überlegen. Die nickte langsam.

„Schon. Aber die wissen ja nicht wann du dich verspielst. Die denken das gehört zum Stück. Schließlich haben sie die Lieder nicht so im Kopf wie wir.“, sagte Die langsam. Nun war es Shinya der nickte.

„Stimmt.“, stimmte er Die zu und schloss seine Augen. Die streichelte ihm zärtlich durch die braunen Haare.

„Außerdem haben schon viele Künstler gesagt, dass Aufregung mit zu ihrem Beruf gehört. Sie hatten gesagt, dass wenn sie nicht mehr aufgeregt seien, dann wären sie keine Musiker mehr. Also…wenn das schon große Musiker und Künstler sagen, muss es ja stimmen, oder? Das wird schon…“, sagte Die leise lächelnd und hauchte Shinya einen sanften Kuss auf die Stirn.
 

„Toshiya?“, fragte Kaoru besorgt, als sich Toshiya nach zwei Minuten immer noch nicht geregt hatte. Dieser blinzelte und schüttelte kurz seinen Kopf um die vielen Gedanken loszuwerden die in seinem Kopf ein Chaos anrichteten. Er biss sich auf die Unterlippe, konnte seinen Blick jedoch nicht von seinem Vater wenden. Sein Vater war ein großer, schlanker Mann, dem das Alter anzusehen war. Tiefe Falten zierten sein sanftes Gesicht. Sein Haar war durch zogen von vielen grauen Strähnen. Er stand auf und sah Toshiya schüchtern lächelnd an.

„Möchtest du dich nicht erstmal setzten?“, fragte Toshiyas Vater freundlich und deutete auf einen Stuhl. Toshiya nickte benommen. Sitzen. Sitzen war gut. Er tastete nach dem Stuhl und ließ sich langsam darauf sinken. Kaoru setzte sich neben ihn und nahm Toshiyas Hand in seine. Er verschränkte seine Finger mit Toshiyas und wartete was als nächstes geschehen würde.

Es war sein Sohn. Ganz sicher. Gott…wie sehr hatte er ihn vermisst. All die Jahre. Warum hatte er ihn und seine Frau nur verlassen? Er hätte sich doch währen können. Währen, gegen die Familie. Hara-san schluckte schwer. Dann sagte er leise:

„Es ist schön dich wieder zusehen, Toshimasa.“

Toshiya blickte auf und sah in die Augen seines Vaters. Sie wirkten traurig, aber gleichzeitig sprühten sie vor glück. Und glänzten da nicht Tränen in seinen Augen? ‚Nein!’, ermahnte sich Toshiya. Lass dich nicht so leicht von ihm täuschen. Er hat seine Frau und sein Kind verlassen. Er hat sich all die Jahre nicht ein einziges Mal gemeldet.

„Warum?“, fragte Toshiya leise. Es war das einzige was er sagen konnte. Die einzige Frage die ihm schon seit er ein kleines Kind war durch den Kopf ging.

Hara-san sah verwirrt auf.

„Wie bitte?“, fragte er nach und sah Toshiya verwirrt an. Auch Kaoru betrachtete Toshiya fragend. Was ging nur in seinem Kopf vor. War es doch keine so gute Idee ein Treffen zwischen seinem Vater und ihm zu organisieren?

„Warum du uns verlassen hast!“, wiederholte Toshiya mit schwacher Stimme und Tränen bildeten sich in seinen Augen, doch er schluckte sie hinunter. Er hasste es wenn er die ganze Zeit in Tränen ausbrach. Dieses Mal nicht.

Hara-san schluckte ein weiteres mal schwer. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, dass Toshimasa diese Frage stellen würde. Doch er wusste die Antwort. Wollte sie ihm schon vor Jahren sagen.

„Kennst du deine Großeltern?“, fragte Hara-san und sah Toshiya fragend an. Dieser blickte verwirrt in Hara-sans Augen.

„Nein. I-ich habe keine Großeltern. Sie sind früh gestorben.“, sagte er leise und blickte seinen Vater immer noch fragend und misstrauisch an. Dieser nickte nur.

„Hat dir das deine Mutter erzählt?“, fragte er und sah Toshiya fragend an. Dieser nickte langsam.

„Ja.“, sagte er.

Ein weiteres Mal nickte Hara-san.

„Es war so: Die Eltern deiner Mutter waren sehr reich und waren eine der bekanntesten Familien in Japan. Als deine Mutter auf die Welt kam, waren sie nicht sehr begeistert, denn wäre sei ein Junge gewesen, hätte sie als Erbe antreten können. Sie zogen sie trotzdem groß, denn sie sollte später einen hohen Stand in der Gesellschaft haben.

Dann lernte ich sie kennen. Wir hatten und sofort in einander verliebt, doch ihre Familie stellte ein großes Hindernis für unsere Beziehung da. Doch wir hielten es aus und kämpften uns durch, denn ihren Eltern war es gar nicht recht dass ihre Tochter mit jemandem wie mir zusammen war.

Ich, der nicht einen solch hohen Stand in der Gesellschaft hatte, wie ihre Familie. Trotzdem stand sie zu mir und kurze Zeit später wurde sie schwanger. Mit dir.“, sagte Hara-san leise und sah Toshiya lange an. Dann blickte er auf den Tisch und erzählte weiter:

„Für uns beide war das kein Problem. Wir hatten so oder so vor zu heiraten. Also gingen wir gemeinsam zu ihren Eltern und sagten ihnen, dass sie schwanger war. Ihre Eltern waren geschockt und wütend und scheuchten mich aus ihrem Haus.

Ich solle mich nie wieder blicken lassen. Doch in der Nacht schlich sich deine Mutter hinaus und wir heirateten. Sie wollte zu mir ziehen und wir wollten dich gemeinsam großziehen. Doch ihre Familie machte Probleme. Sobald du auf die Welt kamst, nahmen sie dich und deine Mutter mit in das Familienhaus und ließen mich euch beide die ersten Wochen nicht sehen. Dann durfte ich euch jede Woche zwei mal eine Stunde besuchen. Das ging ein Jahr gut. Doch dann wurden die Besuche immer weniger und schließlich ließen mich deine Großeltern euch beide gar nicht mehr sehen. Ich versuchte mich zu wehren. Ging zur Polizei, doch die Familie hatte zu großen Einfluss.

Sie verscheuchten mich aus der Stadt und seitdem habe ich deine Mutter und dich nie mehr zu Gesicht bekommen.“, endete Hara-san und sah Toshiya an. Mittlerweile rannen Hara-san Tränen die Wangen hinunter. Er sah Toshiya glücklich an.

„Bis jetzt…“, flüsterte Hara-san und wischte sich nicht die Tränen weg, die weiterhin seine Wangen hinunterliefen. Toshiya betrachtete seinen Vater mit gemischten Gefühlen. Sollte er ihm glauben? Sagte er die Wahrheit? Wenn all dies stimmte, warum konnte er sich dann nicht an seine angeblichen Großeltern erinnern?

„Weil deine Mutter von zu Hause abgehauen ist.“, sagte Kaoru zu Toshiya, als er hätte er seine Gedanken gelesen. Toshiya sah Kaoru verwirrt an.

„Was?“, fragte er leise. Kaoru sah ihm fest in die Augen.

„Sie ist von zu Hause abgehauen um deinen Vater zu suchen, doch sie fand ihn nicht. Nirgendwo. Sie machte sich ganz von ihrer Familie frei und lebte als Makoto Hara weiter. Ihre Familie versuchte sie zwar zurück zu holen, doch sie blieb stur und nahm auch nicht die Hilfe ihrer Familie an, als sie an Krebs erkrankte.

Dies kränkte die Familie sehr und sie adoptierten ein halbes Jahr später ein Kind um einen Erben zu haben. Sie starben sechs Jahre vor deiner Mutter. Also als du acht warst.“, endete Kaoru seinen Bericht. Er hatte sich schlau gemacht. Deswegen war er so lange am Telefon gehangen. Einerseits da er Toshiyas Vater hatte finden müssen und andererseits um etwas über die verzwickten Verhältnisse herauszufinden. Toshiya sah Kaoru lange an. Dann rannen auch ihm die Tränen die Wangen hinunter. Kaoru glaubte er. Er würde ihn nicht anlügen. Dann sah er wieder seinen Vater an.

„Aber warum warst du nicht an Mutters Beerdigung da?“, fragte Toshiya und weinte lautlos vor sich hin. Hara-san biss sich auf die Unterlippe.

„Ich habe es erst ein halbes Jahr später erfahren, dass Makoto tot war.“, sagte er leise und wischte sich die Tränen weg.

Toshiya nickte langsam. Es ergab Sinn. Alles ergab endlich einen Sinn. Sein Vater hatte ihn nicht verlassen, weil er ihn und seine Mutter nicht mehr liebte. Es war die Familie seiner Mutter gewesen die all dies angerichtet hatte. Da fiel Toshiya eine Frage ein.

„Was ist mit deinen Eltern? Leben sie noch?“, fragte Toshiya und keine weiteren Tränen traten aus seinen Augen.

Hara-san schüttelte den Kopf.

„Nein. Und ich hatte auch nie welche. Ich bin als Waise aufgewachsen. Deswegen hatten deine Großeltern auch etwas gegen mich. Denn ich konnte nichts in die Ehe bringen. Meine Ersparnisse, aber mehr nicht.“, sagte Hara-san leise und sah Toshiya, seinen Sohn an. Glaubte er ihm?

Toshiya überlegte einen Moment. Dann nickte er. Das Nicken zeigte so vieles. Seine Erleichterung, endlich seinen Vater gefunden zu haben, den er so lange gesucht hatte. Seine Zustimmung, dass er seinem Vater glaubte. Seine Freude endlich einen Vater zu haben. Hara-san stand auf und ging zu Toshiya. Auch dieser erhob sich von seinem Stuhl und die Beiden umarmten sich, drückten sich aneinander, wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring.

In diesem Moment war es ihnen egal, dass sie in einem vollen Lokal saßen und die Leute sie skeptisch musterten. In diesem Moment war ihnen egal, dass sie einander in den Armen lagen und weinten wie kleine Kinder. Das alles war egal. Denn endlich hatte sie beide, was sie sich seit Jahren so sehnlich gewünscht hatten: eine Familie.

Kaoru saß auf seinem Stuhl und betrachtete die beiden Männer lächelnd. So wie es aussah war sein Geburtstagsgeschenk ein voller Erfolg.

„Am besten wir essen jetzt etwas, nach der ganzen Aufregung.“, sagte Kaoru lächelnd an die Beiden gewandt und grinste nur als sie nur ein Lächeln zustande brachten und sich voneinander lösten, um sich wieder auf ihre Plätze zu setzten.

Sie bestellten jeder etwas zu Essen und genossen die restlichen Stunden bevor sie wieder gehen mussten.

Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Und es gab viel zu erzählen, zwischen Toshiya und seinem Vater. Doch einiges ließ Toshiya aus. Besonders die ganze Sache mit Hakuei. Das war alleine seine Sache. Da hatte sein Vater nichts damit zu tun. Sie redeten und redeten und wenn Kaoru sie nicht unterbrochen hätte, wäre das Gespräch wahrscheinlich noch einige Zeit weiter gegangen.

„Toshiya…wir müssen dann gehen.“, sagte Kaoru an Toshiya gewandt und lächelte ihn liebevoll an.

Toshiyas Augen glänzten glücklich. Solch einen Glanz hatte Kaoru noch nie in seinen Augen gesehen. Er selbst hatte diese Augen schon oft zum glänzen gebracht, jedoch nie so wie jetzt. Etwas wie Eifersucht durchzuckte ihn und er hasste sich in diesem Moment dafür. Konnte er nicht einmal Toshiya solch einen glücklichen Moment gönnen? Er hatte seinen Vater gefunden. Er sollte sich für ihn freuen. Warum aber war er dann so eifersüchtig? Warum hatte er auf einmal solche Angst und das Bedürfnis Toshiya in seine Arme zu schließen und nie mehr gehen zu lassen? Wahrscheinlich weil er wusste, dass es nun in Toshiyas Leben eine weitere wichtige Person gab. Seinen Vater. Toshiya würde sich bestimmt nun öfters mit ihm treffen und Kaoru fühlte sich einsam. Seine Familie war weit weg. Sehr weit weg.

Toshiya sah Kaoru fragend an.

„Warum?“, fragte er verwirrt und betrachtete Kaoru eingehend. Dieser grinste übers ganze Gesicht.

„Sagt dir das Wort ‚Konzert’ was, Toto?“, fragte Kaoru lachend und unterdrückte seine Gefühle erfolgreich. Toshiya riss entsetzt seine wunderschönen braunen Augen auf.

„Mein Gott! Das hab ich vollkommen vergessen!“, rief er entsetzt auf. Sein Vater runzelte die Stirn.

„Ihr gebt heute ein Konzert?“, fragte er interessiert. Toshiya nickte.

„Ja. Unser erstes großes Konzert. Wir haben auch einen Manager.“, sagte Toshiya aufgeregt und erzählte seinem Vater alles von Dir en grey. Am Ende seines Berichtes grinste sein Vater breit.

„Wäre es erlaubt wenn ich mitkomme?“, fragte er lächelnd an Toshiya und Kaoru gewandt. Kaoru nickte nur und Toshiya quiekte leise auf.

„Du willst wirklich mit aufs Konzert?“, fragte Toshiya glücklich und sah seinen Vater erwartungsvoll an.

„Warum nicht? Schließlich hab ich dich noch nie spielen gehört. Und deine Band die dir anscheinend so viel bedeutet auch nicht. Also spricht doch nichts dagegen, oder?“, antwortete Toshiyas Vater lächelnd. Toshiya umarmte Kaoru stürmisch.

„Danke Kaoru. Danke für alles!“, flüsterte er leise in Kaoru Ohr. Kaoru lächelte zärtlich und sein Herz erfüllte sich mit einer wunderbaren Wärme. Er erwiderte Toshiyas Umarmung und schloss entspannt seine Augen.

„Da gibt’s doch nichts zu danken.“, sagte er leise an Toshiyas Ohr und drückte ihn an sich.

Toshiya lächelte.

„Ich bin so froh, dass ich dich habe Kao-chan. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde…..dich kann niemand für mich ersetzen…. auch nicht mein Vater.“, sagte Toshiya, zog sich etwas aus der Umarmung zurück um Kaoru in die Augen zu sehen. Kaoru sah ihn verwundert an.

„Wie hast du es bemerkt?“, fragte Kaoru leise. Toshiya lächelte warm.

„Dein Gesichtsausdruck war anders. Anders als sonst.“, antwortete er und drückte Kaoru kurzerhand einen leichten Kuss auf die Lippen.

Dann erstarrte er plötzlich und drehte sich ganz langsam zu seinem Vater um, der die Beiden mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Toshiya hüstelte.

„Das ist noch etwas was ich dir sagen sollte…“, sagte Toshiya und grinste schräg.

„Kaoru ist mein Freund…ich bin schwul.“, fügte Toshiya etwas leiser hinzu und seine Wangen nahmen ein sanftes Rosa an. Sein Vater sagte im ersten Moment nichts. Dann nickte er langsam. Das musste er erstmal verarbeiten. Es ging alles so schnell. Er hatte heute einen Sohn ‚bekommen’ und der war auch noch schwul. Trotzdem…man kann sich nicht entscheiden wen man liebt. Frau oder Mann. Solange man denjenigen wirklich liebt ist es doch egal, oder? Es gibt keine logische Erklärung warum manche Männer, Männer lieben und manche Frauen, Frauen. Sie wussten bestimmt nicht schon von Geburt an, dass sie schwul oder lesbisch sein würden. Es ergab sich. Man konnte sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt. Ob dies nun ein Mann oder eine Frau war.

Manche Menschen verstehen und akzeptieren dies nicht so schnell wie es Toshiyas Vater tat. Manche Menschen werden es nie akzeptieren. Sie werden stur bei ihrer Meinung bleiben und darin total festgefahren sein. Sie machen sich nicht so viele Gedanken darüber. Für sie gibt es nur ein Richtig und das ist: Ein Mann hat eine Frau zu lieben, und eine Frau hat einen Mann zu lieben. Fertig. Über mehr denken sie nicht nach. Für sie zählt sozusagen nur die Fortpflanzung. Über die Liebe denken sie nicht nach. Wie weit sie gehen kann. Wie wunderbar sie sein kann, auch wenn es gleichgeschlechtliche Liebe ist. Theoretisch haben Schwule und Lesben einen viel stärkeren Willen und eine viel stärkere Liebe, als

‚normal liebende’ Menschen. Sie müssen sich über all die schlechten Meinungen mancher Menschen hinwegsetzen. Sie müssen zu ihrer Liebe viel mehr stehen und sie verteidigen als Menschen die ‚normal’ lieben. Über sie wird nicht gelästert. Sie werden nicht verachtet. Eine ‚normale’ Liebe würde viel schneller an so etwas zerbröckeln und zu Bruch gehen, als gleichgeschlechtliche Liebe. Man sollte Schwule und Lesben nicht verachten. Man sollte ihnen besser etwas wie Bewunderung zukommen lassen, dass sie trotz dieser harten und gemeinen Welt zu sich und ihrer Liebe stehen, was manche ‚normal liebenden’ Menschen ohne solche Probleme auch so nicht hinbekommen.

Toshiya dachte über das Nicken seines Vaters nach. Hatte dieses jetzt zu bedeuten, dass er ihnen seinen ‚Segen’ gab? Toshiya hielt unbewusst den Atem an. Schließlich öffnete sein Vater seinen Mund und sagte:

„Okay. Es ist okay.“

Toshiya betrachtete ihn immer noch misstrauisch, doch als sein Vater lächelte atmete er auf und lächelte nun auch. Er nahm Kaorus Hand in seine und verschränkte seine Finger mit Kaorus.

„Sind deine Freunde auch…also ich meine die in deiner Band…sind die auch…“, druckste Toshiyas Vater sich rum und sah Toshiya etwas schüchtern an. Dieser lächelte breit und nickte.

„Ja. Alle.“, sagte er und nickte. Auch Toshiyas Vater nickte.

„Okay. Ich wollte es nur wissen.“, sagte er, wie um sich selbst zu verteidigen.

Toshiya lächelte ein weiters mal.

„Ist schon okay. Kommst du gleich mit um bei den Vorbereitungen fürs Konzert zuzusehen, oder möchtest du erst heute Abend kommen?“, fragte Toshiya seinen Vater. Dieser überlegte eine Weile.

„Ich komme erst heute Abend. Ich muss noch Arbeiten.“, antwortete er und fragte Toshiya wo überhaupt das Konzert stattfand. Toshiya gab ihm Namen und Adresse und verabschiedete sich dann von seinem Vater. Auch Kaoru verabschiedete sich, sie bezahlten und gingen dann gemeinsam, hand in hand, aus dem Restaurant. Draußen angekommen, drehte Toshiya sich noch einmal um und winkte seinem Vater ein letztes Mal zu, der immer noch an dem Tisch saß. Dieser winkte zurück Toshiya lächelte glücklich und drehte sich wieder zu Kaoru um, hakte sich bei ihm ein und sie liefen gemeinsam zu Kaorus Auto zurück.

„Ich liebe dich!“, sagte Toshiya und sah Kaoru von der Seite an. Dieser grinste glücklich.

„Ich dich auch…“, antwortete er und wieder breitete sich diese angenehme Wärme in ihm aus.

Toshiya und Kaoru stiegen in Kaorus Auto und fuhren zur Konzerthalle, in der ihr Konzert an diesem Abend stattfand. Eine halbe Stunde später kamen sie vor der Konzerthalle an und stiegen aus.

Toshiyas Augen weiteten sich erstaunt und sein Mund klappte etwas herunter.

„DA drin sollen wir spielen? Wie viele Personen passen denn da rein?“, fragte Toshiya erstaunt und betrachtete die Konzerthalle ängstlich. Kaoru ließ seinen Blick sachlich über die Halle streifen.

„500. Nicht mehr. Oder…doch…wenn’s gut kommt 700.“, antwortete er nach einer Weile. Toshiya biss sich auf die Unterlippe.

„So viele?“, flüsterte er erschrocken. Kaoru blickte ihn fragend an.

„So viele? Das sind wenige. Das letzte Mal haben wir vor mehr gespielt.“, sagte Kaoru und nickte bekräftigend.

„Aber nur als Vorgruppe! Jetzt ist es UNSER Konzert. 700 Leute hören uns zu. Nur UNS!“, sagte Toshiya ängstlich. Kaoru lächelte sanft.

„Ja und? Wir schaffen das schon.“, munterte er Toshiya etwas auf, doch dieser blickte immer noch etwas ängstlich die Konzerthalle an.

Sie betraten die Eingangshalle und liefen zu den VIP-Räumen. Sie traten ein und fanden alle restlichen Bandmitglieder vor.

„Na? Auch endlich da?“, fragte Kyo grinsend, der neben Mana saß und seine Hand in seiner hielt. Kaoru lächelte.

„Das Essen hat etwas länger gedauert als erwartet.“, antwortete Kaoru mit einem Lächeln auf seinen Lippen. Toshiya hinter ihm grinste selig.

„Wie lief es denn?“, hakte Die neugierig nach, während er seine Arme noch fester um Shinya schlang, der auf seinem Schoß saß und mit Drumsticks vor sich hintrommelte. Toshiya sah Die fragend an und legte den Kopf schief.

„Na mit deinem Vater! Ist alles gut gelaufen und hat sich alles zwischen euch geklärt?“, fragte Die seufzend und rollte mit seinen Augen. Toshiya sah ihn erstaunt an.

„Du wusstest davon?“, fragte er erstaunt.

„Wir wussten es alle.“, meldete sich nun auch Shinya zu Wort und blickte auf.

„Und dann redet ihr mir ein Kao betrügt mich?!“, fragte Toshiya empört.

„Nein! Da wussten wir es noch nicht. Erst später…“, verteidigte sich Die. Toshiya sah ihn immer noch misstrauisch an, nickte dann jedoch langsam.

„Na dann ist ja gut…“, sagte er lächelnd und zog seine Jacke aus.

„Wann ist der letzte Soundcheck?“, fragte Kyo an Kaoru gewandt. Dieser überlegte und blickte auf seine Uhr.

„In einer halben Stunde.“, antwortete er und nahm auf einem Sessel platz. Toshiya setzte sich auf die Armlehne sah glücklich in die Runde.

„Dann sollten wir vielleicht schon mal hingehen.“, schlug Shinya vor und trommelte einen schnellen Rhythmus. Die seufzte auf und griff mit seinen Armen um Shinya herum und hielt dessen Arme fest.

„Und du hörst jetzt auf mit dem Rumgetrommel! Das mach einen ja ganz kirre.“, sagte er gespielt genervt und nahm Shinya die Drumsticks aus den Händen und legte sie auf den Tisch. Shinya murrte.

„Aber ich muss noch mal alles durchspielen.“, widersprach er quengelnd und wollte die Drumsticks wieder vom Tisch nehmen, doch Die hob seine Hände zärtlich fest.

„Nein, musst du nicht. Du kannst deine Stellen und fertig!“, bestimmte Die und nickte sich bekräftigend zu.

Die Anderen lächelten nur amüsiert. Dann standen sie alle auf und begaben sich gemeinsam zur Bühne, um den letzten Soundcheck über sich ergehen zu lassen.
 

Ein lauter Beat ertönte. Wenn man nicht wusste, dass man auf einem J-Rock Konzert war, könnte man meinen, man wäre auf einem Techno-Konzert. Immer wieder ertönte eine schreiende Stimme und nacheinander kamen die Dir en grey Members auf die Bühne und wurden von der Menge bejubelt. Jeder einzelne genoss es in vollen Zügen. Selbst Toshiya der zu Beginn noch so aufgeregt war.

Doch nun fühlte er sich sicher und als ob er alles schaffen würde. Er kam nach Die auf die Bühne und stellte sich auf seinen Platz. Hängte sich seine Bassgitarre um und wartete bis Kaoru nach ihm auf die Bühne kam und die Menge mit großen Gesten begrüßte. Toshiya grinste vor sich hin. Kaoru hatte manchmal schon etwas von einem Macho. Vielleicht unbewusst, doch zumindest auf der Bühne war er einer. Doch das machte Toshiya nichts aus. Er fand es einfach nur süß. Ein letztes Mal erklang die schreiende Stimme in dem Techno-Beat und Kyo kam auf die Bühne. Er ließ sich kurz bejubeln, schrie dann jedoch ins Mikro und grüßte die Menge.

Ein Getose brach los. Alle Arme wurden in die Höhe gerissen und im Rhythmus des Beats bewegt. Shinya schlug ab, der Technobeat hörte auf und Shinya begann mit einem schnellen Rhythmus den ersten Song in den sogleich Gitarre und Bass einstiegen. Kyo folgte auch nach einiger Zeit.

Kyo gab von Anfang an alles. Zu Beginn war seine Stimme noch nicht auf Hochtouren, doch dies änderte sich nach zwei Liedern schlagartig. Seine Bühnenpräsens war schon beim ersten Lied vorhanden. Seine Blicke drangen den Zuschauern tief ins Herz ein und bewegten sie. Seine Stimme war, trotz dass es ein Live-Auftritt war, genial. Er traf alle Tonlagen. Ob hoch oder tief. Schließlich spielten sie ihr viertes Lied an. Kyos Mimik änderte sich. Sie wurde weich und verletzlich. In seinem Blick schwang etwas mit das man nicht benennen konnte. Wenn man ihn sah, fragte man sich: Was musste er alles erlebt haben, um solche Texte zu schreiben und solch einen Schmerz in seinen Augen zu haben?

Mana hinter der Bühne konnte seinen Blick nicht mehr von Kyo wenden. Wie auch schon bei ihrem ersten Konzert, bei dem sie nur Vorgruppe gewesen waren, war Mana wie bezaubert von Kyo. Dieser begann zu singen:
 

The sunbeams; light and warm

The blue sky, soft and wide

The lilies, white and fragrant

The sea, blue and refreshing

The grass, green and lush

The forest, full of shadow and relaxed

But the nature dies

Murdered by people

Cold

Cruel

Selfish

Sunbeams, glaring and dangerous

The sky, blue and dark

The lilies, withered and weak

The sea, green and black

The grass, trampled under foot and poisoned

The forest, leafless and lonely

The human, inferior and complex

The earth is going under

And with her all the humans.
 

Kyos Texte regten zum Nachdenken an. Er beschrieb in seinen Texten meist Probleme auf dieser Welt, die keiner als wirklich schlimm bedachte. Doch Kyo sah sie. All diese Probleme auf dieser Welt. All diese Ungerechtigkeit. Und er rebellierte in seinen Texten. Er versuchte den Menschen, mit seinen Texten klar zu machen, was sie alles falsch machten.

Mana ließ sich den Text durch den Kopf gehen. Er dachte oft über Kyos Texte nach. Doch bevor er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, ging es mit dem nächsten Lied weiter und ein weiterer Text fesselte ihn. Doch nicht nur ihn. Auch alle Konzertbesucher.
 

Toshiya ließ seinen Blick schweifen. Er suchte nach seinem Vater. Auswendig spielte er seine Stellen, doch er konnte seinen Vater nirgendwo sehen. Enttäuscht senkte er seinen Blick. Er hatte sich in ihm getäuscht. Sein Vater hatte ihn wieder alleine gelassen. Ihn ein weiteres Mal verlassen und noch schlimmer: Er hatte sein Versprechen nicht gehalten. Toshiya biss sich auf die Unterlippe und schluckte die Enttäuschung hinunter die ihn mit einem Mal erfüllte. Er hatte es doch gewusst. Hatte er wirklich erwartet, dass sein Vater kommen würde? Er hätte es besser wissen müssen. Er hob seinen Blick und sah in die Menge.

Und auf einmal sah er ihn.

Sein Vater stand am Rande der Menge und folgte jedem seiner Schritte und Griffe mit vollster Aufmerksamkeit.

Toshiya sah erstaunt die Person an, die dort am Rande stand. Es war wirklich sein Vater. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Die Enttäuschung in ihm verschwand und machte einem anderen Gefühl platz. Der Freude und Erleichterung.

Ein neues Lied begann.

Toshiya begann mit einem Solo, in das er so viel Gefühl hineinsteckte wie noch nie zuvor. Toshiya senkte seinen Blick zu seinem Griffbrett hinab und folgte seinen Fingern. Er spielte für seinen Vater. Selbst als alle Anderen mit einstiegen, spielte er genauso intensiv weiter wie zuvor. Er hob langsam seinen Blick und sah seinen Vater an. Er wusste nicht ob er merkte, dass er ihn ansah, doch der Blick seines Vaters war so von Stolz erfüllt, dass sich einige Tränen aus Toshiyas Augen lösten.

Dort stand er. Auf der Bühne und weinte. Zum Glück waren die Zuschauer so weit entfernt. So konnten sie nicht sehen, wie Toshiya das ganze Stück über still vor sich hinweinte. Vor Freude nun endlich einen Vater zu haben, der stolz auf ihn war.
 

Das Konzert ging zwei Stunden. Toshiyas Tränen trockneten auf seinen Wangen. Am Ende gingen alle Dir en grey Members von der Bühne, begleitet von dem Jubel und Applaus des Publikums.

Nass geschwitzt kam Kyo zu Mana. Sein Blick war verschlossen und Mana kam es vor, als würde er durch Mana hindurch sehen. Ihn gar nicht bemerken. Kyo sah weit erschöpfter aus als die Anderen. Er blieb neben Mana stehen und lehnte sich gegen eine Wand. Ließ sich hinunter auf den Boden rutschen und zog seine Beine an. Er atmete schwer und zog seine Knie an, um seinen Kopf auf ihnen zu betten. Mana runzelte die Stirn und kniete sich vor Kyo nieder.

„Alles okay?“, fragte er leise an Kyo gewandt. Dieser hob langsam seinen Kopf und sah Mana mit leeren Augen an. Erst nach einigen Sekunden klärte sich sein Blick und er schien zu realisieren wer vor ihm stand. Dann nickte er langsam und erschöpft.

„Ja. Ich bin nur furchtbar müde.“, sagte er leise und Mana betrachtete die erschöpfte und müde Gestallt vor sich besorgt.

„Soll ich dir aufhelfen?“, fragte Mana leise und streichelte Kyo übers Haar. Dieser schien zu überlegen. Ihm war schwindlig. Schon die ganze Zeit über. Um ihn herum schien sich alles zu drehen und er merkte, dass er nicht mehr lange bei Bewusstsein sein würde. Er merkte wie ihm das Bewusstsein entglitt. Er spürte seinen Körper nicht mehr. Alles war so schwach und selbst Mana sah er nur noch verschwommen.

Er schloss kurz seine Augen um das Schwindelgefühl in den Griff zu bekommen und öffnete sie dann wieder.

Doch immer noch drehte sich alles. Sein Herz schlug ungewöhnlich schnell. Er hob seine Hand um sie auf Manas zu legen. Doch sie zitterte so sehr, dass er sie verwundert betrachtete.

Mana sah Kyos zitternde Hand an. Er erhob sich, bückte sich zu Kyo hinunter und nahm in auf seine Arme. Kyo spürte wie ihm der Boden unter den Füßen entglitt und kniff seine Augen zusammen.

Er spürte einen Körper nah an seinem und schlang seine Arme Hilfe suchend um Manas Hals. Klammerte sich an ihn, denn das Schwindelgefühl wurde immer schlimmer.

Da Mana größer war als Kyo war es für ihn kein Problem den Kleineren in den VIP-Raum zu tragen. Als er eintrat drehten sich alle Gesichter zu ihm. Zuerst lächelnd, doch als sie Kyo auf Manas Armen sahen, blickten sie sehr erschrocken drein und stürzten auf Mana zu.

Dieser warf ihnen einen warnenden Blick zu und sie blieben dort stehen wo sie waren. Mana ging zu einem Sofa und legte Kyo sanft drauf. Erst als dieser sicher lag und seine Augen langsam wieder öffnete winkte Mana die Anderen zu sich. Diese stürmten zugleich zu Mana und fragten ihn aus.

„Was ist mit ihm?“

„Was hat er?“

„Was ist passiert?“

„Seit wann hat er schwarze Haare?“, fragte Die in die Runde. Alle drehten sich zu ihm und sahen ihn mit rollenden Augen und mit ungläubigem Blick an. Die zuckte nur mit seinen Schultern und alle wandten sich wieder Mana zu. Dieser betrachtete Kyo der immer noch totenbleich auf dem Sofa lag.

„Ich weiß es nicht. Ihm war anscheinend nicht gut und ihm war schwindlig als er von der Bühne kam.“, sagte Mana leise und streichelte Kyo zärtlich eine Haarsträhne aus seinem blassen Gesicht. Kyo hatte seine Augen geschlossen und schien nichts mehr mitzubekommen. Er regte sich nicht mehr.

„Kyo?“, fragte Kaoru nun leise. Doch dieser antwortete nicht. Lag noch genauso reglos da wie zuvor. Mana runzelte die Stirn und stupste Kyo leicht in die Seite. Als dieser immer noch nicht reagierte packte er ihn sanft an den Schultern und schüttelte ihn leicht.

„Kyo!“, sagte Mana laut und rüttelte etwas fester an Kyos Schultern als dieser weiterhin leblos in Manas Händen lag. Mana wurde plötzlich kalt. Sehr kalt.

„Kyo! Mach keine Scherze! Wach auf!“, rief er nun fast panisch. Doch Kyo regte sich nicht. Kam es Mana nur so vor, oder wurde Kyo immer blasser?

Nun setzte sich auch Kaoru neben das Sofa und versuchte Kyo aufzuwecken. Doch nichts geschah. Einem Instinkt folgend umschloss Kaoru Kyos Handgelenk mit seiner Hand und fühlte seinen Puls. Eine Zeit lang war es drückend still in dem kleinen VIP-Raum. Kaoru sah auf seine Uhr und zählte Kyos Pulsschläge mit. Niemand machte auch nur einen laut.

Plötzlich ertönte Kaorus laute Stimme, die nach der langen Stille noch lauter klang als sie war: „Ruft einen Arzt! Schnell! Kyo hat einen total schwachen Puls! Er braucht so schnell wie möglich einen Arzt!“

Die Anderen zuckten erschrocken zusammen und Toshiya lief zugleich aus dem VIP-Raum um einen Arzt zu suchen. Die Zeit schien stillzustehen. Minuten wurden zu Sekunden. Sekunden wurden zu Stunden. Mana stand kurz davor in Tränen auszubrechen, doch er riss sich am Riemen und hielt weiterhin Kyos kalte Hand in seiner. Als nach wenigen Minuten Toshiya mit einem Arzt den VIP-Raum betrat atmeten alle erleichtert auf. Doch der Arzt blickte Kyo nur kurz an und rannte sofort wieder hinaus. Alle sahen ihm geschockt hinterher, doch kurze Zeit später kehrte der Arzt mit Helfern und einer Barre zurück. Er verscheuchte alle von der blassen Person die auf dem Sofa lag und prüfte selbst den schwachen Puls Kyos. Nicht einmal eine Minute später legte er Kyo mit Hilfe einiger Helfer auf die Barre und schon wurde Kyo aus dem Raum getragen. Zurück blieben fünf ängstliche Männer, die nicht wussten was hier vor sich ging und das Echo des Satzes das der Arzt zuletzt einem Helfer hinterher geschrieen hatte: „Holen sie sofort einen Krankenwagen!“
 

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soo....eigentlich wollte ich dieses chapi schon sehr lange on stellen...aber die schule und andere sachen haben mal wieder ordentlich dazwischen gefunkt....tut mir wirklich leid....QQ~

*auf die knie sink*

*verbeug*

*schnüffl*

aber jetzt hab ich es endlich geschaft.....eine sehr große hilfe waren wie immer meine beta-leserin Sisi-chan und -Bombay- die mich beide immer wieder angespornt haben und mich mit loben überhäuft haben die ich meiner meinung nach nicht verdient habe...aber trotzdem danke.... *lächel*

soo...jetzt gibts nichts mehr zu sagen....nur noch: Ich hoffe euch hat das kapitel gefallen und: Schreibt schön kommis, ne? xD;

*lach*

*all knuddl*

Chapter sixteen

Chapter sixteen
 


 

*seufz* was soll ich schon sagen? *nochmal seufz* ich habs endlich geschafft das sechzehnte Kapitel fertig zu schreiben...immer hatte ich teile des Kapitels aber wie des öffteren fehlten einfach die Übergänge und die sind für mich das schwierigste...*murmel* naja...dann kam noch die schule und der stress dazu und fertig war das chaos... ^^; Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit dem Kapitel, aber meine Beta-leserin, Sisi-chan, gott hab sie seelig, dass sie sich immer dieses wirrwarr durchließt und korrigiert (dankeschööö~n...*träller*)war angetan von dem Kap und daher...*seufz* nyo...gibts noch was zu sagen? *überleg* das kapi is ziemlich...düster? traurig? oO; keine ahnung...lest es euch am besten selber durch....also...viel spaß...und schreibt mir schön viel comments, ja? ^____~
 


 

Mana ging nervös im Flur des Krankenhauses auf und ab. Die Anderen vier Diru– Mitglieder saßen auf Stühlen, die für Besucher bereitgestellt waren und auf dem Flur standen.

Kaoru hatte seine Ellenbogen auf seine Knie gestützt und hielt seinen Kopf in seinen Händen geborgen. Toshiya streichelte ihm beruhigend über die Schulter während er selbst nachdenklich und mit traurigem Blick vor sich hinsah.

Die lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss seine Augen. Shinya saß aufgelöst neben ihm und hatte seinen Kopf gegen Dies Schulter gelehnt. Sie boten einen traurigen und erschöpften Anblick. Mana schritt auf und ab und seine Stirn war von tiefen Sorgenfalten durchzogen. Sie waren schon seit einer Stunde im Krankenhaus und wussten immer noch nicht was vor sich ging. Immer wieder, wenn Mana nach dem Zustand Kyos fragte wurde er mit dem Satz: „Den Umständen entsprechend.“, abgespeist.

Manas Nerven waren zum Zerreisen gespannt; er war den Tränen nahe.

Dann, endlich, nach einer weiteren Stunde kam ein Arzt aus dem Behandlungszimmer und wandte sich den fünf wartenden Männern zu.

„Sind sie Freunde oder Angehörige von Tooru Niimura?“, fragte der Arzt mit emotionsloser Stimme in die Runde. Alle fünf Männer nickten synchron; zu mehr waren sie nicht fähig. Als Erster fand Kaoru seine Stimme wieder.

„Wie geht es ihm?“, fragte Kaoru mit besorgter Stimme.

Die Stirn des Arztes zerfurchte sich etwas. Gerade als er ansetzen wollte unterbrach ihn Mana aufgebracht: „Und jetzt sagen sie nicht: ‚den Umständen entsprechend.’!! Das hab ich schon sooft heute gehört! Ich kann es nicht mehr hören! Reden sie verdammt noch mal Klartext!“

Wieder bildeten sich Tränen in Manas Augen. Der Arzt schien zu überlegen. Dann antwortete er etwas kühler als zuvor: „Sein Kreislauf ist vollkommen zusammengeklappt. Deshalb war sein Puls auch so niedrig. Sein Immunsystem ist sehr instabil. Es wird wohl einige Zeit dauern bis er wieder auf den Beinen ist.“

Manas Augen weiteten sich und auch die Anderen sahen nicht minder erstaunt und erschrocken aus.

„Und was könnte der Grund für so einen Kreislaufdingens gewesen sein?“, fragte Kaoru und sah den Arzt fragend an. Dieser überlegte, wie er es am Besten formulieren konnte, damit ihn auch alle verstanden.

„Zu viel Stress, Hitze, zu wenig Flüssigkeit…aber es kann auch sein, dass ihn etwas psychisch belastet hat oder ihn sogar immer noch belastet…alles ist möglich…für einen Kreislaufkollaps kommen viele Möglichkeiten in Frage…“, sagte der Arzt und zuckte mit seinen Schultern.

Manas Augen weiteten sich erneut etwas.

„Probleme? Mit seiner Familie vielleicht?“,das war das Erste was ihm durch den Kopf ging. „Aber warum hat er dann nicht mit mir darüber gesprochen?“, dachte Mana niedergeschlagen und senkte seinen Blick traurig auf den Boden. Bedeutete er ihm so wenig? Hatte er denn kein Vertrauen in ihn?
 

Kyo lag in seinem Bett und betrachtete die Decke eingehend. Sie war weiß. Weiß und kalt. Er ließ seinen Blick nicht von ihr. Starrte einfach nur zu ihr hinauf. Er hatte gewusst, dass es irgendwann passieren würde. Jedoch so bald und so plötzlich…damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte gedacht, er habe noch Zeit. Genügend Zeit um sich zu verabschieden. Doch die Zeit war vergangen. Ihm aus seinen Fingern gerieselt, ohne dass er es bemerkt hatte. Und nun war es zu spät. Zu spät sich zu verabschieden. Zu spät ein letztes Mal seine Stimme zu hören. Zu spät ihn ein letztes Mal zu sehen.

In Kyos Augen bildeten sich Tränen, doch er blinzelte sie schnell weg. Männer weinen nicht. Tränen sind ein Zeichen von Schwäche, die er sich jetzt nicht erlauben durfte. Irgendwann, aber jetzt nicht. Er war nicht schwach.

Kyo starrte die Decke an und atmete regelmäßig um die aufsteigenden Tränen unter Kontrolle zu bringen. Er würde jetzt nicht weinen. Er würde sich sonst dafür hassen. Sich dafür hassen, dass er schwach war. Dass er der Schwäche nachgegeben hatte. Also weinte er nicht, sondern lag nur weiter in dem Krankenhausbett und sah die weiße, kalte Decke an, in dem weißen, kalten Zimmer, in dem er lag.
 

Mana saß vor Kyos Zimmer. Wartete darauf, dass der Arzt ihn endlich hinein ließ. Die Anderen waren gegangen. Verständlich, nach über sechs Stunden warten. Sie brauchten Schlaf. Sie hatten ihn gefragt ob es in Ordnung sei und er hatte bejaht. Doch nun fühlte er sich einsam. Keiner war mehr bei ihm. Er war alleine mit seinen Gedanken und das war schlecht. Wenn man alleine ist denkt man zu viel nach.

Über Dinge, die man normalerweise verdrängt. Die man abschüttelt. Doch wenn man alleine ist holen sie einen ein, die Geadanken. So ging es auch Mana. Er saß auf dem Flur, der weiß gestrichen war. Warum mussten Krankenhäuser immer weiß sein? Sollten sie einen schon mal auf den Himmel vorbereiten? Weiß war kalt und leblos. Konnten sie die Wände nicht in Orange, oder Grün, oder Rot oder sonst in irgendeiner Farbe streichen?

Mana hob seinen Blick, sah die kahlen Wände an.

Und Bilder wären auch schön. Schöne bunte Bilder. Doch die Wände waren weiß. Steril. Gefühllos. Wie konnte ein Patient in so einer Umgebung gesund werden? Wenn alles so kalt aussah? Das war doch einfach niederschmetternd. Man wacht auf, aus einer Narkose oder so etwas und das Erste was man sah, waren kalte weiße Wände und Decken.

Wenn man Glück hatte bekam man einen bunten Blumenstrauß, der das Zimmer mit seinen vielen Farben erleuchtete. Doch nicht alle hatten so ein Glück.

Mana räusperte sich. Dieser verdammte Hustenreiz. Wieder räusperte er sich, doch als dies nichts half, holte er tief Luft und hustete laut auf.

Das Geräusch hallte an den Wänden wieder. Ein komisches Geräusch. Doch der Hustenreiz ließ nicht nach. Mana hustete ein weiteres Mal. Als es immer noch nicht besser wurde, stand er auf und ging zur Besuchertoilette. Er ging hinein und beugte sich über das Waschbecken,welches sich in dem kleinen Raum befand. Er öffnete den Wasserhahn und nahm einen großen Schluck, des kühlen Wassers, das aus dem Hahn lief. Wie Balsam rann es seinen Hals hinunter und linderte den Hustenreiz.

Doch vollkommen weg war er nicht. Hinzu kam nun ein unerträglicher Schmerz in der Lungengegend, der ihn zum aufkeuchen brachte.

„Shit…“, murmelte er und ließ sich auf die verschlossene Kloschüssel sinken. Er drückte fest seine Hand auf seinen Brustkorb, wie um den Schmerz somit zu erdrücken. Doch es half nichts. Mana atmete regelmäßig um den Schmerz langsam unter Kontrolle zu bringen und es schien zu wirken.

Als sich sein Herzschlag ein wenig beruhigt hatte und er auch fast keine Schmerzen mehr hatte, richtete er sich auf, wankte zum Waschbecken und trank ein weiteres Mal etwas Wasser aus dem Hahn. Er richtete sich wieder auf, wischte sich das restliche Wasser aus dem Mundwinkel und verließ das Besucherklo wieder.

„Ich habe noch Zeit…“, dachte Mana müde, ging den Flur entlang und ließ sich wieder auf den Stuhl vor Kyos Zimmer sinken, auf dem er einige Minuten zuvor schon gesessen hatte.
 

Kälte.

Leere.

Warum half ihm keiner hier raus? Es verschlimmerte sich doch alles nur noch.

Einsamkeit.

Niemand war da.

Niemand.

Er war ganz alleine.

Hatte er sich auch so gefühlt?

Er.

War er auch einsam gewesen? Aber er hatte ja schließlich jemanden gehabt.

Aber er selbst war nicht bei ihm gewesen.

So lange Zeit nicht.

Hatte ihn nie besucht.

Aus Angst ihn zu sehen. Ihn so krank zu sehen. Er wollte ihn so in Erinnerung behalten wie er vor der Krankheit gewesen war.

Er hatte diesen Mann nicht sehen wollen, der blass, krank und schwach in einem Bett gelegen hatte. Der seinem Vater in keiner Weise mehr ähnlich gesehen hatte.

Er hatte ihn nicht sehen wollen.

Seinen Vater.

Und jetzt war es vorbei.

Endgültig.
 

Etwas rüttelte an ihm.

„Nur noch ein paar stunden…“, murmelte Mana verschlafen und schlug die hand weg, die ihn an der Schulter gepackt hatte und ihn gerade versuchte wach zu schütteln.

„Sie dürfen jetzt zu Herrn Niimura.“, sagte eine tiefe Stimme und Mana legte die Stirn in Falten. Dann öffnete er seine Augen einen Spalt breit. Zuerst dachte er ein weißer Engel stand vor ihm, doch dann erkannte er den Arzt, den er vor vielen Stunden das letzte Mal gesehen hatte, als er nach Kyos Zustand gefragt hatte.

„Was darf ich?“, fragte Mana verschlafen und richtete sich mühsam von den zwei Stühlen auf, auf denen er es sich gemütlich gemacht hatte und eingeschlafen war.

„Sie dürfen nun zu Herrn Niimura…“, wiederholte der Arzt, das vorherig Gesagte. Mana öffnete nun vollkommen seine Augen und rieb sich den Rest Schlaf aus den Augen.

„Mmmmh….“, machte er müde, setzte sich aufrecht hin und stellte seine Füße auf dem Boden ab.

„Jetzt gleich?“, fragte er und sah den Arzt aus kleinen Augen an. Dieser nickte.

„Aber sie können ja vorher noch einmal nach Hause fahren und sich richtig ausschlafen, wenn sie wollen…der Patient läuft ihnen schon nicht weg…“, witzelte der Arzt, doch Mana war zu müde um auch nur ein Schmunzeln zu Stande zu bringen.

Er stand etwas unsicher auf und blieb einen Moment stehen, denn seine Füße waren von der unbequemen Lage etwas taub. Als das Gefühl in seine Füße wiederkehrte folgte er dem Arzt in das Krankenzimmer von Kyo.

Es war abgedunkelt und nur seine Nachtischlampe schien. Das Zimmer wirkte so einsam und verlassen, stellte Mana sogleich fest.

„Ich lasse sie nun alleine…“, sagte der Arzt und verließ auch sogleich das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.

Mana stand anfangs etwas ratlos in dem Zimmer, doch dann näherte er sich dem großen Bett, das im Zimmer stand.

Kyo wirkte noch kleiner als sonst. Er war in eine große weiße Decke gehüllt und sein Gesicht war sehr blass und hob sich nicht wirklich viel von der Bettdecke ab.

Mana trat einen weiteren Schritt vor, bis er am Rand des Bettes stand.

Kyo hatte seine Augen offen, nur sein Kopf war auf die linke Seite gelegt. Als Mana jedoch näher herantrat wandte er den Kopf um Mana anzusehen.

„Na? Wie geht’s dir?“, fragte Mana schwach lächelnd und ließ sich auf den Bettrand von Kyos Bett sinken. Sanft strich er Kyo eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Kyo sah ihn an und zwang sich zu einem Lächeln.

„Nicht schlecht…besser als vor ein paar Stunden…“, antwortete Kyo heiser und wunderte sich über seine schwache Stimme. Manas Lächeln wurde stärker und er sah Kyo erfreut an.

„Wirklich?“, fragte Mana und konnte ein erleichtertes Lächeln nicht unterdrücken. Dann beugte er sich zu Kyo hinunter, umarmte ihn, schmiegte sich an dessen Brust und schloss erschöpf seine Augen. „Da bin ich aber froh…“, fügte Mana hinzu und schmunzelte. Kyo lächelte und streichelte Mana zärtlich übers Haar.

„Hai…“, sagte er leise und schloss selbst für einen Moment seine Augen. Er war so erschöpft. Spürte seinen Körper nicht richtig und hatte das Gefühl neben sich zu stehen. Außerdem drehte sich teilweise wieder alles um ihn. Doch nun, da Mana bei ihm war, wurde das Gefühl schwächer und er genoss die Nähe eines geliebten Menschen. Bei ihm konnte er sich fallen lassen. Sich auch einmal schwach geben. Nur noch einen Moment, dachte Kyo und schmiegte sich an Mana.

Dieser nahm gerade all seinen Mut zusammen und löste sich dann langsam von Kyo.

„Ich wollte dich noch fragen, ob die irgendwelche Probleme zu Hause hast…“, fing Mana an, doch als er sah, wie Kyo mit geschlossenen Augen in diesem großen Bett lag unterbrach er sich. War Kyo etwa eingeschlafen? Sanft stupste er ihn an, doch Kyo murrte nur leise und legte seinen Kopf auf die andere Seite. Er schlief felsenfest.

Manas Lippen umspielten ein Lächeln. „Wie süß…“, dachte Mana, als er Kyos entspanntes Gesicht sah und strich sanft darüber. Dann beugte er sich nach vorne und hauchte einen sanften Kuss auf Kyos Stirn. Dann stand er auf. Er selbst war bis ins Unendliche müde. Er würde für einige Stunden nach Hause fahren und sich hinlegen. Etwas Energie tanken. Nun da er wusste, dass es Kyo gut ging, konnte er dies auch beruhigt tun.

„Bis heute Abend…“, flüsterte Mana leise, streichelte Kyo noch einmal sanft über die Wange und verließ dann leise das Krankenzimmer. Die Tür fiel ins Schloss.

Kyo öffnete seine Augen und sah die verschlossene Tür an. Sein Blick war leer und stumpf. Mana hatte ihn nach seiner Familie gefragt. Ob er Probleme hatte. Ja. Die hatte er.
 

Du hast mich alleine gelassen.

Schon kommt die Einsamkeit wieder. Ich hätte dich bitten sollen zu bleiben. Bei mir zu verweilen. Aber ich konnte nicht. Obwohl ich dich so sehr brauche. Gerade jetzt. Wieso fällt es mir so schwer nach Hilfe zu bitten?

Wieso nur?

Dann wäre ich jetzt nicht so einsam.
 

Immer ein Lächeln aufsetzen. Dann glauben sie es dir. Mach ihnen weiß dass es dir gut geht.

Kyo lächelte seine vier Freunde an, die nun den Raum betraten.

„Ihr kommt reichlich spät…“, sagte Kyo grinsend und setzte sich in seinem Bett auf.

„Von Freunden hätte ich erwartet, dass sie die ganze Zeit an meinem Bett verweilen, bis ich wieder aufwache….“, fügte Kyo augenzwinkernd hinzu und lächelte.

Die vier Diru - Mitglieder grinsten ihn an, nahmen sich einige Stühle, die im Zimmer standen und setzten sich um Kyos Bett herum.

„Und von dir hätten wir erwartet, dass du es uns sagst wenn es dir nicht gut geht.“, sagte Kaoru ernst und blickte Kyo besorgt an.

„Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir das Konzert abgeblasen.“, fügte nun Die hinzu und legte eine Hand auf Kyos Decke.

Dieser rollte nur mit seinen Augen. Er musste sich beherrschen ihnen nicht gleich alles zu erzählen. Sie mussten es nicht wissen. Jetzt noch nicht. Sonst würden sie ihn nur bemitleiden. Darauf konnte er verzichten. Er kam alleine damit zurrecht. Ganz sicher.

„Man…ist doch alles super gelaufen…und mir geht mittlerweile auch schon besser…und das einen Tag nach dem ganzen Scheiß.“, sagte Kyo verteidigend und sah seine vier Freunde grinsend an. Doch deren Blicke ruhten immer noch ernst und besorgt auf ihm.

„Gott…Leute…kriegt euch wieder ein!“, sagte Kyo lachend und versuchte die anderen Vier mit seinem Lachen anzustecken. Dass dies etwas gekünstelt klang merkte sogar er selbst. Deshalb stellte er es sofort wieder ein, als er merkte dass niemand in sein Lachen mit einstieg.

Sein Gesicht wurde ernst.

„Ich meins ernst…mir geht’s wirklich wieder besser…“, sagte Kyo leise und beteuernd, während er seine Freunde Einer nach dem Anderen ansah.

Diese blickten ihn noch einmal misstrauisch an. Dann warfen sie sich gegenseitig fragende Blicke zu. Schließlich war es Toshiya der den ersten Schritt tat.

„Freut mich, dass es dir wieder besser geht…“, sagte er lächelnd, stand auf, ging zu Kyo und umarmte ihn herzlich. Dieser grinste, schlang seine Arme um Toshiya und erwiderte die Umarmung.

„Aber ich sag dir nur eins: Auch wenn ich etwas schwach wirke…ich mag es immer noch nicht, wenn man mich zu viel knuddelt, kapiert?“, sagte Kyo grinsend und umarmte nun Einen nach dem Anderen.

Nach einigen Stunden, in den sie nur über Gott und die Welt geredet hatten, standen die vier Freunde nun auf. Kyo blickte sie lächelnd an.

„Tja…wir müssen wieder gehen…auch ohne Sänger müssen Bandproben stattfinden...“, meinte Kaoru grinsend, während er Kyo zum Abschied, gegen dessen Willen knuddelte.

Kyo tat beleidigt und zog einen Schmollmund.

„Ihr braucht mich nur nicht mehr…gebt’s zu!“, sagte er mit gespielten Tränen in den Augen. Toshiya grinste, ging zu Kyo und umarmte ihn zum Abschied.

„Nein…wir möchten nur gut genug und eingeprobt sein, wenn unser großer Meister wiederkommt.“, antwortete Toshiya und betonte das Wort ‚großer’ besonders. Kyo kniff seine Augen zusammen und piekste Toshiya in die Seite, woraufhin dieser quietschend zusammenzuckte.

„Werd mir ja schnell gesund.“, verabschiedete sich nun auch Die und umarmte, wie auch Toshiya und Kaoru zuvor, Kyo. Dieser nickte nur gelangweilt.

„Jaja…gebt doch einfach zu, dass ihr ohne mich nichts zustande bekommt.“, sagte Kyo augenrollend und grinste vor sich hin.

„Du hast uns durchschaut.“, antwortete Shinya und verabschiedete sich von Kyo auf derselben Art wie die Anderen zuvor auch. Nun standen sie alle Vier vor Kyos Bett und grinsten auf ihn hinab.

„Tja…muss sich doch für dich wie immer anfühlen…“, sagte Die ernst, aber Kyo merkte wie ein Lächeln seine gespielt ernste Miene etwas ins Schwanken brachte. Und als Kyo ihn fragend ansah fügte Die hinzu:

„Na ich meine…wir schauen ja auch so immer auf dich hinab.“

Kyo riss seinen Mund empört auf und seine Augen traten hervor.

„Du Sau! Raus! Und das muss ich mir als kranker Patient anhören!“, schreite Kyo grinsend und scheuchte seine Freunde mit Gesten heraus.

„Bye!“, verabschiedeten sich noch einmal alle, bevor sie laut lachend das Krankenzimmer verließen. Die Tür fiel ins Schloss. Ihre Schritte entfernten sich und es wurde wieder ruhig im Zimmer. Sehr ruhig. Kyos Lächeln erstarb auf seinen Lippen. Er ließ sich wieder ins Bett sinken und zog die Bettdecke bis über seine Schultern. Die Einsamkeit kam wieder. Wie schon einige Stunden zuvor.
 

Zwei Tage später
 

Mana hatte ihn wieder besucht. Wie schon so oft. Und es hatte ihn gefreut. Wie immer wenn er seinen schwarzen Engel zu sich hereinkommen sah. Immer hatte er ein Lächeln auf seinen Lippen und sah ihn an, als ob er das schönste Lebewesen auf Erden sei.

Und das machte ihn glücklich. Erhellte diese tristen einsamen Tage und Nächte die er im Krankenhaus verbringen musste. Und wenn er bei ihm war verschwand die Einsamkeit.

Doch wenn er ihn verließ, war er wieder alleine. So vollkommen alleine. Ihm war diese Einsamkeit früher nie aufgefallen. Doch nun, da er etwas verloren hatte, fiel sie ihm tausendfach verstärkt auf. Und es war grausam. Sich zu fühlen, als ob man der einzige Mensch auf dieser Welt war. Aber was sollte er schon dagegen tun? Nichts.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte Toshiya, als Kaoru Kyos Krankenzimmer verlassen hatte. Mittlerweile gingen sie immer nur Einzeln in Kyos Zimmer, da es, laut dem Doktor, zu anstrengend für ihn werden könnte. Sie hatten am Anfang protestiert, aber sich schließlich damit abgefunden. Schließlich wollten sie ihren Freund gesund und munter wiederhaben. Und zwar so schnell wie möglich.

Kaoru machte ein betretenes Gesicht und seufzte tief auf.

„Nicht sehr gut…“, sagte Kaoru besorgt.

„So schlimm? Ich dachte es geht ihm schon besser!“, sagte Toshiya, stand von seinem Stuhl auf und legte Kaoru eine Hand auf seine Schulter. Dieser seufzte ein weiteres Mal auf.

„Sagen wirs so: Gesundheitlich scheint es ihm besser zu gehen…sogar sehr viel besser, aber irgendwas hat er…er macht auf kerngesund, aber über seinem Gesicht liegt ein Schatten. Irgendwas bedrückt ihn…“, murmelte Kaoru nachdenklich und hielt sich die Bilder von vor ein paar Minuten vor Augen

Toshiya sah Kaoru mit fragendem Blick an.

„Und was meinst du bedrückt ihn? Ich meine…“. Toshiya beendete seinen Satz nicht. Er wusste nicht was er sagen sollte. Wusste nicht was er davon halten sollte.

Kaoru sah ihn lange an, dann antwortete er langsam: „Ich weiß es nicht…“

Toshiya blickte in Kaorus Augen und sah welche Sorgen sich dieser machte. Toshiya nahm Kaoru an der Hand und ging mit ihm in Richtung Ausgang.

„Lass uns spazieren gehen…“, sagte Toshiya fröhlich um Kaoru auf andere Gedanken zu bringen. Dieser schien zu überlegen, stimmte dann jedoch zu. Toshiya schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

„Gut.“, sagte er lächelnd und verließ mit Kaoru an der Hand das Krankenhaus.
 

Endlich hatte er Ruhe. Kyo lag ruhig in seinem Bett. Sein Gesicht zierte kein Lächeln. Er sah ausdruckslos vor sich hin. Das Ganze gespielte Getue gegenüber Kaoru hatte ihn ziemlich erschöpft. Es hatte ihm weh getan seinem Freund etwas vorzuspielen, aber er hatte keinen anderen Ausweg gesehen.

Wie hätte er Kaoru klar machen können, wie es gerade in ihm aussah?

Wie hätte er seinen Schmerz ausdrücken sollen, der ihm das Atmen erschwerte?

Den Schmerz, der auf sein Herz drückte? Er hatte es Kaoru nicht sagen können. Er hätte das Mitleid nicht ertragen. Es würde alles nur noch schlimmer machen.

Nur noch zwei Tage. Dann war er hier raus. Dann würde alles besser werden.
 

Mana begann zu husten und er hörte nicht mehr auf. Einige Sekunden lang stand Mana da, nach vorne gebeugt, und hustete sich die Seele aus dem Lieb. Er hielt sich die Hand vor den Mund und kniff seine Augen zusammen. Er hatte das Gefühl dieser Husten würde nie wieder aufhören.

Langsam sank er auf seine Knie und betete, dass es endlich ein Ende nehmen würde. Als ob jemand seine Bitte erhört hatte, hustete Mana ein weiteres Mal heftig und hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen, so groß war der Hustenreiz mittlerweile angeschwollen. Dann war es vorbei. So schnell wie es gekommen war.

Mana schnappte nach Luft. Immer wieder zog er die Luft in seine Lunge und sank erschöpft auf seinen Versen nieder. Er rang nach Luft und schloss für kurze Zeit seine Augen. Als er sich einigermaßen von diesem Hustenanfall erholt hatte, öffnete er seine Augen wieder. Der Husten wurde immer schlimmer. Mit jedem Tag ein bisschen.

Mana schluckte schwer und wischte sich den Schweiß aus seinem Gesicht. Dann sah er vor sich auf den Boden und riss erschrocken seine Augen auf.

Blut.
 

„Kyo-chaaaa~n! Kyo-chaaaaaaa~n!“, trällerte Toshiya und betrat das Krankenzimmer mit einem kleinen Strauß Blumen in der Hand.

„WAS habe ich dir über das Thema gesagt?“, fragte Kyo leise und sah Toshiya aus verengten Augen an. Dieser grinste nur.

„Okay. Kyo du GROßER Meister aller Mächtigen.“, verbesserte sich Toshiya breit grinsend.

„Nicht so frech, Kleiner.“, sagte Kyo grummelnd, konnte sich aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Toshiya grinste noch mehr.

„Heute alleine da?“, fragte Kyo und sah sich gespielt nach Kaoru um. Nachdem der Arzt das Okay gegeben hatte, dass nun mehr als zwei Personen ihn auf einmal besuchen kommen durften, erschienen immer Zweiergruppen bei ihm. Einmal Kaoru und Toshiya und das andere Mal Die und Shinya. Und wenn sie ihm alle auf den Wecker gehen wollten, kamen sie manchmal sogar zu viert zu einem Besuch.

„Nein. Kao kommt noch. Der redet gerade mit dem Arzt, wann du wieder raus kommst.“, sagte Toshiya kleinlaut und schmollte weiter. Kyo grinste breit.

„Ich wusste doch, dass du niemals ohne deinen Kao-chan irgendwo hingehen würdest.“, säuselte Kyo gewitzt und sah Toshiya mit amüsiert funkelnden Augen an.

„Und dir scheint’s auch wieder besser zu gehen.“, sagte Toshiya grummelnd und sah auf den Boden, während sein Gesicht eine sanfte Röte annahm. Kyos Grinsen wurde noch breiter, soweit dies noch möglich war.

„Hai! Fühl mich wieder kerngesund!“, sagte Kyo grinsend und hob in Siegerpose seine miteinander verschränkten Hände. Nun grinste auch Toshiya und streckte Kyo den Blumenstrauß entgegen.

„Und das ist für den Sieger!“, sagte Toshiya, lächelte sanft und streckte Kyo den Blumenstrauß entgegen. Dieser hob eine Augenbraue und nahm den Blumenstrauß dann in die Hand.

„Danke…“, sagte er leise und betrachtete die schönen vielen bunten Blumen mit glänzenden Augen. Man sah es ihm vielleicht nicht an, aber er freute sich riesig. Endlich etwas Farbe in dieser Einöde hier, dachte Kyo lächelnd und fühlte sich zum Ersten Mal seit langem wieder richtig glücklich und stark.
 

Es wird besser. Ich spüre es. Ich merke es. Langsam lässt diese Einsamkeit mich wieder los. Ich erhole mich sozusagen. Aber wenn ich an ihn denke, tut mein Herz immer noch weh. Ich mache mir Vorwürfe. Vorwürfe, dass ich ihn in der ganzen Zeit nie wirklich besucht habe. Dass ich meiner Mutter nicht geholfen habe. Ich fühle mich so schlecht. So nutzlos. Ich fühle mich wie ein Stück Dreck. Ob dieses Gefühl je wieder aufhört?
 

„Welcome home! “, trällerten die vier Diru-Mitglieder, als Kyo seine Wohnung betrat und verwundert in der Tür stehen blieb, während sein Koffer langsam zu Boden sank.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Kyo erstaunt. Hinter ihm war nun auch Mana eingetreten, der ebenfalls stehen blieb, jedoch die Tür hinter sich schloss und die Dirus lächelnd ansah.

„Dich zu Hause willkommen heißen…“, sagte Toshiya lächelnd und trat auf Kyo zu um ihn kurz zu umarmen. Auch die Anderen folgten und knuddelten Kyo einmal richtig durch.

Dieser sträubte sich ein wenig und brummelte Etwas vor sich hin von wegen: „dieses ganze Rumgekuschel hab ich nicht vermisst…“

Jedoch erwiderte er die Umarmung, wenn auch nicht so herzlich wie seine Freunde es taten.

Als ‚das ganze Rumgekuschel’ beendet war umspielte Kyos Lippen ein schwaches Lächeln, welches jedoch nicht seine Augen erreichte. Aber niemand merkte etwas. Kyos Schauspiel war einfach zu perfektioniert. Über all die Tage gereift.

„Wie sieht’s aus? Geht ihr heute nicht zu dieser komischen Konferenz die euer neue Chef angeordnet hat?“, fragte Kyo Toshiya und Shinya, doch diese schüttelten nur den Kopf.

„Den Typ können wir auch irgendwann anders kennen lernen. Wir haben uns für heute Abend abgemeldet…“, sagte Toshiya ernst und nickte sich zustimmend zu.

„Weil du uns wichtiger bist…“, fügte Shinya lächelnd hinzu und legte seinen Kopf etwas schief, wodurch seine Haare ihm über die Schulter fielen und seidig im Lampenlicht glänzten.

„Aber…bekommt ihr da keinen Stress?“, fragte Kyo verwirrt, dessen Wangen etwas rot wurden, als er Shinyas liebe Worte gehört hatte, die ihm wie Balsam über die Seele rannen.

Toshiya und Shinya schüttelten synchron den Kopf.

„Iie...bekommen wir nicht…“, sagte Toshiya lächelnd und wuschelte Kyo durchs Haar.

„Mach dir keine Sorgen…“, fügte er hinzu und sah Kyo liebevoll an. Dieser lächelte zurück und es war das erste Mal seit Tagen, dass es auch seine Augen erreichte und diese zum Strahlen brachte.

„Also...lassen wir die Sau raus! ><“, sagte Toshiya laut und warf seine Arme in die Luft, während die Anderen in schallendes Gelächter ausbrachen. In dem ganzen Tumult warf Kyo Mana einen liebevollen Blick zu, welchen dieser lächelnd erwiderte.

Er würde es schaffen. Schließlich hatte er seine ganzen Freunde an seiner Seite. Und nicht zu vergessen Mana. Mana, der immer für ihn da war. Kyo hatte in den Tagen im Krankenhaus so viel Zeit gehabt zum Überlegen. Und immer wieder hatte er sich gefragt was Mana für ihn war. Er wusste es immer noch nicht, aber Eines wusste er: Er war drauf und dran sich in Mana zu verlieben. Oder er war ihm schon vollkommen verfallen. Mit Haut und Haaren.
 

Völlig erschöpft kamen Toshiya und Kaoru um kurz nach halb vier bei sich zu Hause an. Kaoru taumelte voran, schloss die Tür auf, trat ein und Toshiya folgte ihm mit müden Schritten.

„Gooooo~tt…ich hab vollkommen das Zeitgefühl verloren…“, murmelte Toshiya schläfrig und zog sich seine Jacke aus, die er auch sogleich ordentlich auf den Boden fallen ließ.

Kaoru seufzte, hob sie auf und hängte sie an einen, für die Jacke vorgesehenen, Haken. Dann lächelte er bei Toshiyas Kommentar.

„Nicht nur du…ich glaub wir haben alle vor lauter Gelaber die Zeit vergessen…“, sagte Kaoru grinsend, als er sich daran erinnerte wie sie zu sechst an Kyos kleinem Tisch gesessen waren und über Alles und Jeden Witze gerissen hatten. Kyo hatte wieder gelächelt und lauthals gelacht, dachte Kaoru erleichtert und glücklich, denn er hatte sich wirklich große Sorgen um seinen Freund gemacht, der für lange Zeit ziemlich betrübt gewirkt hatte.

„Wann musst du morgen früh raus?“, fragte Kaoru Toshiya, der verschlafen in Richtung Schlafzimmer ging und sich während dem Gehen, schon sein Oberteil über den Kopf zog.

„Mmmmh….gar nicht…ich hab morgen frei.“, sagte Toshiya und schmiss sein Shirt aufs Bett. Dann begann er sich an seiner Hose zu schaffen. Kaoru folgte ihm ins Schlafzimmer und lächelte.

„Du hast morgen frei? Wie das?“, fragte Kaoru grinsend und schlang seine Arme von hinten um Toshiya.

„Ach weißt du…ich hab was mit dem neuen Geschäftsführer und der hat mir aus Loyalität für unsere letzte kleine Nummer auf seinem Schreibtisch frei gegeben…“, sagte Toshiya grinsend und drehte seinen Kopf so, dass er Kaoru in die Augen sehen konnte. Dieser kniff nur seine Augen zusammen und knuffte Toshiya in die Seite.

„Haha…sehr witzig…“, sagte Kaoru gespielte grummelnd und streckte Toshiya die Zunge raus.

„Nicht war? Find ich auch…“, antwortete Toshiya und begann zu Lachen, als er Kaorus schmollendes Gesicht sah. Er drehte sich in der Umarmung um und schlang seine Arme um Kaorus Nacken. Dieser sah ihn lange und liebevoll an.

„Lass uns ins Bett gehen…dann zeig ich dir wer mehr drauf hat…dein neuer Geschäftsführer oder ich…“, sagte Kaoru leise und sah Toshiya heiß an, während seine Lippen ein zärtliches Lächeln umspielte.

Toshiya überlegte anscheinend, lächelte dann jedoch.

„Hört sich nicht schlecht an…“, antwortete er dann und zog Kaoru mit sich aufs Bett.

„Na dann zeig mal, was du alles kannst…“, murmelte Toshiya, bevor er sich Kaorus Lippen hingab, die kurze Zeit später auf seinem ganzen Körper waren.
 

Früh am Morgen klingelte das Telefon. Kaoru schreckte aus seinem Schlaf auf und sah sich schläfrig um, nach der Ursache die ihn geweckt hatte. Toshiya lag neben ihm, an ihn gekuschelt und schlummerte weiter.

Kaoru horchte auf. Da war es wieder. Das Telefon klingelte. Leise fluchend, löste sich Kaoru von Toshiyas Armen, die sich um ihn schlangen. Gähnend schwang er seine Beine aus dem Bett und schlang seine Arme um sich, als eine Gänsehaut seinen Körper bedeckte.

„Brrrr…kalt…“, murmelte er und sah sehnsüchtig auf Toshiya und sein warmes Bett. Als jedoch das Telefon ein weiteres Mal klingelte rollte er mit seinen Augen und stand leicht zitternd auf. Schnellen Schrittes erreichte er die Ladestation des schnurlosen Telefons und nahm ab.

„Niikura…“, murmelte er müde ins Telefon und fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare.

„Oh…tut mir leid, Kaoru…hab ich dich geweckt?“, fragte eine Frauenstimme am anderen Ende bedauernd. Kaoru runzelte die Stirn. War das nicht…

„Niimura-san?“, fragte er verwirrt und sah sein Telefon verwirrt an, als ob Kyos Mutter vor ihm stehen würde anstatt des Telefons.

„Hai…“, antwortete Niimura-san und man hörte eindeutig das Lächeln in ihrer Stimme. Doch irgendetwas war anders an ihr. Etwas schwang in ihrer Stimme mit, das sonst nicht da war.

„W-Was…wieso rufen sie mich so früh an?“, fragte Kaoru verwirrt und machte sich gleichzeitig Sorgen.

„Na ja…ich wollte dich nur fragen, ob du oder einer von den Anderen Kyo übermorgen begleitet, oder ob er alleine kommt…“, sagte Kyos Mutter am anderen Ende der Leitung. Kaorus Falten auf der Stirn wurden noch tiefer.

„Übermorgen? Was soll da sein? Entweder bin ich gerade zu verpennt oder ich weiß nichts davon...“, sagte Kaoru verwirrt und wartete gespannt auf die Antwort, die ihm Niimura-san nun liefern würde.

„Na die Beerdigung…hat Kyo dir nichts davon erzählt?“, fragte Kyos Mutter leise und man hörte eindeutig Trauer in ihrer Stimme. Und unterdrückte Tränen.

„Was für eine Beerdigung?“, fragte Kaoru verwirrt und wunderte sich immer mehr über diesen Anruf. Kyo hatte ihm oder den Anderen gegenüber nichts erwähnt. Wer war gestorben?

Kyos Mutter holte tief Luft und man hörte wie ihre Stimme leicht zitterte als sie leise und mit tränen erstickter Stimme sagte:

„Die von Kyos Vater.“
 


 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

soooo....und fertig is das kapi...vielleicht nicht das was ihr erwartet habt...sorry... ^ ^; *lächel*

Mein Dank geht mal wieder an meine Beta-leserin Sisi-chan und dann noch an eine Person, mit der ich mich oft über FFs und so unterhalten hab und die mir ständig gesagt hat, dass ich weiterschreiben soll:Lulu_Miyavi_Toshiya *grins* danke noch mal für alles... *knuddl*

tja..und natürlich wieder an alle, die das wieder gelesen haben und mir, hoffentlich (;) ) einen comment dazu schreiben...

zu mehr zu sagen bin ich gerade nicht fähig... ^ ^;

*hüstel* naja...also...bis zum nächsten mal... ö^o^ö

Chapter Seventeen

Chapter Seventeen
 

Sooo...erst mal hallo an Alle, die das Kapitel lesen! ö^o^ö Freut mich, dass ihr es ÜBERHAUPT noch lest und deswegen dank ich euch! ^////^

Auch viiielen Dank für die tollen Kommentare, die ich als bekomme. Über die freue ich mich immer am meisten, und die sind auch ein weiterer Grund warum ich weiterschreibe.

Tjaaa....nach zwei Monaten endlich ein neues Kapi...*hüstel* nuunja....^ ^;;; also...was gibt es über das kapi zu sagen?

Erst mal: Vielen Dank an meine Beta Sisi-chan! *kisu aufdrücks* ohne dich wären da noch ein paar schöne Fehler drin oder doppelt gemoppelte Sachen... ^^;;;

Dann:ich bin nicht so zufrieden mit dem neuen Kapi...wie immer eigentlich XD

aber...ist ja auch egal...

es ist leider(!) ziemlich kurz ausgefallen, aber ich geb mir Mühe, das nächste länger zu machen und es auch etwas schneller fertig zu haben....so...jetzt wünsch ich euch viiiel Spaß und: immer schön Kommis schreiben,ne? ^____~

Eure

Tsu
 


 


 

Es regnete. Wie schon seit einigen Tagen. Kein Gewitter. Keine Blitze. Nicht mal ein kleiner Donner. Nur Regen.

Kyo saß in seinem Zimmer. Blickte aus dem Fenster. Sah den Regentropfen zu, die an der Scheibe hinunter rannen. Sanft, als könne die Schiebe zerbrechen, legte einen Finger an das Glas, welches sein ausdrucksloses Gesicht widerspiegelte. Folgte mit ihm der Spur eines Regentropfens, die sich am Fensterrahmen schließlich verlor.

Kyo hob seinen Blick. Betrachtete die dichte schwarze Wolkenwand die über Tokio lag.

„Als ob die Welt untergehen würde…“, murmelte Kyo leise, ließ seinen Blick nicht von der Wolkenwand schweifen. Sah sie mit leerem Blick an. In ihm herrschte eine Leere. Er empfand nichts. Nicht einmal Trauer. Einfach nichts. Kam sich vor wie eine Puppenhülle. Ohne Inhalt. Ohne Seele.

Nun ließ er seinen Blick schweifen. Über Tokio. Über die Welt. Ohne eine Regung seines Gesichtes stand er auf, öffnete das Fenster.

Der Wind wehte Regentropfen in sein Gesicht, doch er machte keine Anstallt sie wegzuwischen. Er stand einfach nur da. Vor dem offenen Fenster. Ließ den Wind durch seine Haare wehen. Dann trat er einige Schritte vor. Setzte sich auf sein Fensterbrett. Ließ seine Beine aus dem Fenster baumeln.

Sanft schlug ihm der Wind entgegen. Benässte sein Gesicht mit Regentropfen. Doch es machte Kyo nichts aus. Mit leerem Blick sah er hinunter. Hinunter auf die Straße die sich einige Meter unter ihm befand.

„Zehnter Stock…“, murmelte er leise, rutsche etwas vor. Nun saß er nur noch auf dem Fensterrahmen. Wieder blickte er hinunter. Wenn er sich nun abstoßen würde wäre alles vorbei. Er müsste sich keine Sorgen mehr machen. Müsste nicht mehr leiden. Müsste sich keine Vorwürfe mehr machen. Alles hätte sich innerhalb von wenigen Sekunden von selbst erledigt. Würde er es spüren wenn er aufkam? Würde er spüren, wie sein Körper auf dem Asphalt zerschmetterte? Hatte es Rui damals gespürt? Hatte es sehr wehgetan? Oder war sie auf der Stelle Tod gewesen und hatte den Aufprall nicht gespürt? Kyo sah wieder nach unten.

Lehnte sich weiter vor.

Plötzlich verlor er das Gleichgewicht. Erschrocken riss er seine Augen auf.
 

Shinya lag auf der Couch und las in einem Buch. Total vertieft merkte er nicht, wie Die herein kam. Der betrachtet Shinya einen Moment lang. Ein liebevolles Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und er blieb für einen Moment im Türrahmen stehen um diesen Anblick zu genießen. Dann jedoch erinnerte er sich an den Anruf den er gerade erhalten hatte und sein Gesicht verfinsterte sich besorgt.

Er ging langsam auf das Sofa zu, setzte sich vorsichtig. Shinya sah auf, ein Lächeln auf seinem Gesicht, doch als er Dies besorgte Miene sah, hielt er inne.

„Was ist los?“, fragte Shinya besorgt und betrachtete Dies Gesicht. Dieser seufzte nur tief auf und blickte in Shinyas Augen, die von Sorge getrübt waren.

„Es ist wegen Kyo…“, begann er langsam und schluckte. Er hatte seinen Blick gesenkt.

Shinya sah nun alarmiert auf.

„Was ist mit Kyo??“, fragte er und etwas Panik schwang in seiner Stimme mit.

„E-er…“, begann Die wieder. Wie sollte er es Shin sagen? Einfach so frei heraus?
 

„Wie hat er reagiert?“, fragte Toshiya, während er Tee für sich und Kaoru aufgoss. Dieser setzte sich seufzend an den Tisch und vergrub sein Gesicht in den Händen.

„Wie erwartet….Geschockt. Erstaunt. Ungläubig. Aber auch…..wie soll ich sagen? …als ob für ihn Kyos Verhalten endlich einen Sinn ergeben hat…“, murmelte Kaoru und massierte sich die Schläfen. Toshiya nahm die zwei Tassen, voll mit Tee, stellte sie vor Kaoru ab und umarmte ihn von hinten.

„Ach Kao….nimm es Kyo nicht übel…er kann eben nicht so gut darüber reden wie Andere….vielleicht…braucht er einfach Zeit es selbst erst einmal zu verarbeiten…“, sagte Toshiya leise an Kaorus Ohr und strich ihm eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr.

„Aber er hätte es uns wenigstens sagen können!“, widersprach Kaoru bitter und Toshiya konnte genau hören, wie sehr Kyo ihn, mit seiner Verschwiegenheit, verletzt hatte.

„Er hätte uns nichts vorzuspielen brauchen! Mein Gott…wir sind doch seine Freunde!!!“, sagte Kaoru nun laut und Tränen bildeten sich in seinen Augen, vor Wut und Schmerz.

Toshiya überlegte, strich Kaoru beruhigend über den Rücken. Darauf konnte er nichts antworten. Kyo hatte sich nun einmal falsch benommen. Aber…

Ja…was, aber? Etwas hielt Toshiya zurück den kleinen Blonden gleich zu verurteilen. Er überlegte. Wie hatte er gehandelt als seine Mutter gestorben war? Gleich.

„Er…will keine Schwäche zeigen…“, sagte Toshiya leise und erinnerte sich an das Gefühl als er seine tote Mutter sah. Wie sie leblos in ihrem Bett lag. Blass wie ein Geist. Ihr Gesicht, das keine Regung mehr zeigte. Er schluckte schwer.

„Es ist oft schwer…jemand Anderem seine oder Schwäche zu zeigen. Vielleicht wollte er es selbst nicht wahrhaben. Das er auch schwach ist. Wie jeder andere Mensch.“, sagte Toshiya stockend, doch sah Kaoru dabei nicht an. Er blickte auf den Boden, während all die Gefühle von damals wieder in ihm aufkamen. Wieder schluckte er.

„E-es ist sehr schwer solch einen Schmerz zu verkraften. Und da hilft das Mitleid von Freunden gar nichts.“, sagte Toshiya und sah nun in Kaorus Augen auf.

„Das macht es meistens nur noch schlimmer.“, endete Toshiya, während er in Kaorus Augen blickte. Dieser war verstummt und sah Toshiya lange an.

„Tut mir leid…“, murmelte er dann nach einer Weile des Schweigens. Toshiya sah ihn lange an und lächelte schließlich verständnisvoll.

„Das muss dir nicht Leid tun…“, sagte Toshiya lächelnd.

„Du kennst Kyo schon länger. Und ich weiß, dass es dich sehr verletzt hat…“, fügte Toshiya hinzu.

„Aber du musst Kyo auch verstehen. Er hat es gerade nicht leicht…“, murmelte Toshiya und hoffte, dass Kaoru Verständnis für Kyos Verhalten aufbringen konnte.

Dieser nickte nur langsam. Dann seufzte er laut auf.

„Gott….ich versteh ihn ja…aber….“, fing er langsam an und blickte in Toshiyas Augen.

„Es hat so weh getan…“, beendete Kaoru seinen Satz und sah mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Dieser nickte. Nahm Kaoru in den Arm. Sanft streichelte er ihm über den Rücken.

„Gehst du zur Beerdigung?“, fragte Toshiya leise, während er Kaoru weiterhin in seinen Armen hielt. Dieser zuckte kaum merklich mit seinen Schultern.

„Ich weiß nicht…“, murmelte er an Toshiyas Brust. Toshiya nickte leicht.

„Soll ich Kyo sagen, dass ich davon weiß? Und ihm dann anbieten mit zur Beerdigung zu gehen?“, fragte Kaoru Toshiya, lehnte sich etwas zurück und sah Toshiya in die Augen. Dieser überlegte lange. Dann nickte er langsam.

„Ist wohl die beste Lösung für alle…“, antwortete er nachdenklich und streichelte Kaoru übers Haar. Der nickte nur und schmiegte sich anschließend wieder an Toshiya.
 

Mit klopfendem Herzen klammerte er sich am Fensterrahmen fest. Um ein Haar wäre er in die Tiefe gestürzt. Langsam schwang er seine Beine wieder ins Zimmer und schwankte anschließend mit zittrigen Knien zu seinem Bett, ließ sich drauf sinken. Sein Herz schlug immer noch in einem unnatürlichen Rhythmus und seine Hände zitterten als er sie prüfend ansah.

Seufzend ließ er sich rückwärts auf sein Bett fallen, blickte hinauf zur Decke. Er holte tief Luft. Gerade war sein Leben in kurzen Abschnitten an ihm vorbeigelaufen. Gruselig. Normalerweise passierte das doch nur in Filmen.

Doch Kyo hatte viel gesehen.

Erinnerungen.

Ausschnitte aus seinem Leben, Schöne wie auch Schlechte.

Kyo vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Und das letzte Bild das er gesehen hatte, war Mana gewesen.
 

Shin sah Die lange an.

„Wann ist die Beerdigung?“, fragte er schließlich leise und sah Die mit einem traurigen Gesichtsaudruck an, der Shin daraufhin in seine Arme schloss.

„Übermorgen…“, murmelte Die.

„Sollen wir hin gehen?“, fragte Shin an Dies Brust und machte ein nachdenkliches Gesicht. Auch Die überlegte. Dann zuckte er mit seinen Schultern.

„Keine Ahnung…“, sagte er ehrlich und überlegte ob sich Kaoru das Gleiche fragte. Und wie dieser sich entscheiden würde.
 

„Hey Kyo!“, sagte Mana überrascht in den Telefonhörer. Mit jedem hatte er gerade gerechnet. Nur nicht mit Kyo. Lächelnd lief er in seiner Wohnung herum. Während er telefonierte konnte er nie ruhig stehen bleiben.

„Hi…“, murmelte Kyo leise.

Mana runzelte seine Stirn. Was war denn mit Kyo los?

„Ist was?“, fragte Mana sogleich alarmiert.

„…“

Stille herrschte am anderen Ende des Telefons. Mana blieb stehen. Sah besorgt aus dem Fenster.

„Kyo?“, fragte er leise, während er mit seinen Fingern über die Fensterscheibe strich, an der feine Regentropfen hinunter rannen.

„…“

Wieder Stille.

„Kyo?“, wiederholte Mana etwas besorgter und betrachtete kurz sein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Dann drehte er sich wieder um.

Kyo holte tief Luft.

„M-mein Vater ist gestorben.“, sagte er schnell und merkte wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog. Er biss sich auf seine Unterlippe und unterdrückte die Tränen die in ihm aufkamen.

Nun herrschte bei Mana Stille. Der stand nämlich in seiner Wohnung, total überrumpelt, und wusste nicht was er sagen sollte.

„Wann?“, fragte Mana und schloss seine Augen, während er seine Schläfen massierte.

Kyo schluckte.

„Vor ungefähr einer Woche…“, sagte Kyo leise und ließ zum ersten Mal Niedergeschlagenheit in seiner Stimme mitschwingen.

Mana war in Gedanken und nickte.

„Vor einer Woche…“, murmelte er. Doch sogleich riss er seine Augen auf. Endlich hatte es in seinem Kopf ‚klick’ gemacht.

„Deswegen bist du umgekippt…“, murmelte Mana bestürzt ins Telefon.

Kyo nickte betroffen, merkte aber, dass Mana dies ja nicht sehen konnte und hauchte deswegen ein schwaches „H-hai“ ins Telefon.

„Warum hast du nichts gesagt?“, fragte Mana vorwurfsvoll und sah sich gedankenverloren in seiner Wohnung um.

Kyo schluckte. Er wusste von Anfang an, dass Mana danach fragen würde.

„I-ich…weiß nicht…“, murmelte er traurig ins Telefon und schloss für einen Moment seine Augen.

Wieder herrschte für einige Sekunden Stille. Dann hörte Kyo einen lang gezogenen Seufzer.

„Lass mich raten…die Anderen wissen es auch nicht, oder?“, fragte Mana, doch es war eher eine Feststellung als eine Frage. Kyos Herz zog sich zusammen.

„Ja...“, sagte er leise und wartete auf Manas nächste Reaktion.

Dieser überlegte. Dann sagte er ruhig:

„Ich komm vorbei. Bleib wo du bist.“, und legte auf.

Kyo hörte es tuten und legte auf. Dann schüttelte er seinen Kopf, konnte sich aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
 

Eine halbe Stunde später klingelte es.

Ein schwarzhaariger Mann ging zur Tür und öffnete sie.

„Komm rein, Tori.“, sagte der Schwarzhaarige freundlich und hielt die Tür für seinen Besuch auf.

„Arigatou…“, sagte Tori und trat ein. Dann folgte er dem Schwarzhaarigen in ein anderes Zimmer.

„Hast du die Informationen?“, fragte der Schwarzhaarige und sah Tori interessiert an, während er auf einen Stuhl zeigte, auf dem sich Tori sogleich niederließ.

„Natürlich, Hakuei!“, sagte Tori lächelnd und sah Hakuei dann grinsend an.

„Kyo ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Beerdigung seines Vaters findet übermorgen statt. Mana ist gerade auf dem Weg zu Kyo.“, sagte Tori und überlegte ob er irgendetwas vergessen hatte.

Hakuei runzelte die Stirn.

„An was ist sein Vater gestorben?“, fragte er, wirkte jedoch recht uninteressiert.

Tori überlegte.

„Lungenkrebs.“, antwortete er dann. Hakueis Gesicht erhellte ein Lächeln.

„Wirklich? Welch Zufall…“, sagte Hakuei, während das Grinsen nicht von seinen Lippen wich.

„Der Arme…“, sagte Hakuei, hörte sich jedoch keineswegs bedauernd an. Eher amüsiert.

„Welch Tragödie, dass auch sein Freund an Lungenkrebs leidet.“, Hakuei fing an zu lachen. Ein irres Lachen, welches einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
 

Kyo öffnete die Tür.

„Hi…“, murmelte er, sah Mana jedoch nicht an. Der ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Er nahm Kyo am Arm und zog ihn mit sich in dessen Wohnzimmer. Kyo widersprach nicht, ließ alles geschehen.

Im Wohnzimmer angekommen, drehte sich Mana zu Kyo um und sah ihm in die Augen. Leer sahen sie aus. Und trotzdem von Trauer gefüllt. Wieso hatte er das nicht vorher gesehen?

Mana streichelte Kyo sanft über die Wange, dann zog er ihn an sich. Sanft schlang er seine Arme um ihn. Gab ihm Halt.

Kyo wehrte sich nicht. Hing in Manas Armen wie eine leblose Puppe.

„Er war schon lange krank…“, sagte Kyo in einer ungewohnten monotonen Stimme. Mana hörte zu, ließ ihn jedoch nicht los. Sah ihm nicht in die Augen, da er wahrscheinlich deren Anblick nicht ertragen hätte.

„Schon vor einigen … Jahren hat es angefangen…“, sprach Kyo leise an Manas Brust weiter. Mana streichelte Kyo sanft über den Rücken. Ermutigte ihn so zum Weiterreden. Kyo verstummte eine Zeit lang, versuchte sich alles noch einmal in Erinnerung zu rufen. Dann erzählte er Mana alles.

Kyo redete schnell, als ob ihn in jedem Moment der Mut wieder verlassen könnte. Seine Stimme klang belegt. Belegt vor Trauer, die erneut in ihn aufkam.

Doch er hielt nicht einmal inne. Erzählte Mana alles.

Wie sein Vater davon erfahren hatte, dass er Krebs hatte. Wie er am Anfang gekämpft hatte. All diese Kuren. Wie der Krebs nach einigen Jahren Behandlung verschwand, jedoch nach einem halben Jahr wiederkehrte. Wie niederschmetternd es für die ganze Familie war.

Er erzählte Mana von seinen Gefühlen, die er dabei empfunden hatte. Wie er seinen Vater nur noch selten besuchte, da er ihn nicht so schwer krank sehen wollte. Wie sein Körper immer mehr von der Krankheit gezeichnet wurde.

Mana biss sich auf die Lippen. Sich bewusst, dass er selbst an Krebs litt. Doch er sagte es Kyo nicht. Nicht jetzt. Nicht in diesem Moment.

Kyo war gerade dabei ihm sein Herz auszuschütten. Da wollte er ihn nicht noch mehr belasten. Ein anderes Mal, sagte sich Mana und streichelte Kyo beruhigend weiter, der nun geendet hatte. Ein leises Schluchzen war zu hören und Kyo biss sich auf die Lippen, versuchte verzweifelt seine Tränen zurückzuhalten. Mana schwieg einen Moment. Dann schob er Kyo etwas von sich. Sah in seine Augen, die mit Tränen gefüllt waren.

„Manchmal ist es besser seinen Schmerz herauszulassen…und ihn nicht unterdrücken. Lass deinen Tränen freien Lauf….das befreit…“, sagte Mana leise zu Kyo und strich sanft über dessen Wange. Dessen Miene verzog sich, wie vor Schmerz. Dann verließ eine einzelne Träne die braunen Tiefen und floss Kyos Wange hinunter. Kyo sah Mana an.

Seine Augen waren klar. Die Leere, die zuvor noch seine Augen beherrschte hatte, war verschwunden. Nur noch Tränen glitzerten in seinen Augen und rannen langsam wie kleine Perlen aus seinen Augenwinkeln. Mana beugte sich langsam vor und küsste sanft die Tränen von Kyos Wangen. Dieser schloss seine Augen und genoss Manas Nähe, die er gerade in diesem Moment so sehr brauchte. Vorsichtig schlang er seine Arme um Manas Hals und zog ihn zärtlich an sich.

„Danke…“, murmelte Kyo an Manas Brust und schmiegte sich an ihn.

„Schon okay…“, antwortete dieser lächelnd, hielt Kyo einfach nur ein seinen Armen.

Stille breitete sich aus. Doch keine, die unangenehm war. Nein. Stille, die sich sanft auf die aufgewühlten Gemüter legte und diese langsam beruhigte.

„Sagst du es den Anderen?“, fragte Mana leise in die Stille hinein. Seine Stimme hörte sich so anders an, nachdem es die ganze Zeit so ruhig gewesen war.

Kyo antwortete nicht sofort. Dann jedoch sagte er zögernd:

„Muss ich wohl…“

Ein leises Seufzen entwich ihm und er drückte sich noch enger an Mana. Dieser streichelte ihm nachdenklich übe den Rücken.

„Schon…schließlich sind sie deine Freunde…“, gab Mana zu bedenken und piekste Kyo sanft in die Seite. Der zuckte grinsend zusammen, schmiegte sich jedoch sogleich enger an Mana.

Er nickte leicht.

„Hai…morgen in der Probe sag ich es ihnen…“, sagte Kyo leise und schon jetzt zog sich sein Herz erneut zusammen, wenn er daran dachte, dass er die ganze Geschichte am nächsten Tag ein weiteres Mal erzählen musste.

„Du schaffst das schon…“, sagte Mana aufmunternd, schob Kyo etwas von sich weg und sah ihm lächelnd in die Augen. Dieser erwiderte das Lächeln nur schwach.

„Wenn du meinst…“, murmelte er und sah Mana nicht gerade überzeugt an. Dieser beugte sich vor und legte seine Lippen sanft auf Kyos. Dieser verharrte erst einen Moment, dann schloss er entspannt seine Augen und schlang zärtlich seine Arme um Manas Hals, während er diesen näher zu sich zog. Mana konnte manchmal doch ziemlich überzeugende Argumente liefern, dachte Kyo schmunzelnd und öffnete seinen Mund für Manas Zunge, die bereits über seine Lippen leckte. Sanft spielten die Zunge miteinander und Kyo beruhigte sich immer mehr. Gab sich Mana hin, der ihn sanft küsste.

„Bleib über Nacht…“, sagte Kyo außer Atem als er den Kuss gelöst hatte und Mana mit verhangenem Blick ansah. Mana sah in diese braunen Tiefen und konnte nicht widerstehen.

„Hai…“ murmelte er schüchtern und sah Kyo unsicher an. Kyo lächelte, strich Mana beruhigend über die Wange und zog ihn langsam in Richtung seines Schlafzimmers.
 

„Nur noch meinen Schlafsack…“, murmelte Toshiya und sah sich in der leeren Wohnung um. Vor nicht allzu langer Zeit, war er erst hierher gezogen. Und jetzt zog er schon wieder um. Er sah hinter sich. Kaoru stand an der Tür und lächelte ihn liebevoll an. Toshiya lächelte zurück, wandte dann jedoch seinen Blick wieder in seine Wohnung.

Die Sonne schien durch die Fenster. Erleuchtete die Wohnung in hellem, warmem Sonnenlicht. Schien auf den Parkettboden, der nun golden glänzte und eine heimelige Wärme ausstrahlte. Kleine Staubflocken flogen im Sonneschein und machten die Wohnung lebendig.

Hauchten ihr Leben ein.

Kaoru sah Toshiya an, der ihm den Rücken zugewandt hatte. Toshiya strahlte eine Ruhe aus, die Kaoru noch nie gesehen hatte. Es verwunderte ihn immer wieder. Wie Toshiya, der schon so viele Sachen durchgemacht hatte, trotz allem solche ein Ruhepol sein konnte.

Toshiya drehte sich um. Ging auf Kaoru zu. Ein trauriges Lächeln auf dem Gesicht.

„Wir können…“, sagte er leise und sah Kaoru lange an. Dieser sah Toshiya in die Augen, sagte jedoch nichts weiter.

Schweigend verließen sie die Wohnung. Toshiya schloss die Tür langsam, ja fast bedächtig, hinter sich.

Sie liefen die Treppenstufen hinunter. Blieben vor Hizumis Tür stehen und klingelten. Dieser öffnete die Tür. Misstrauisch betrachtete er die Beiden.

„Was wollt ihr?“, fragte er und hob eine Augenbraue. Toshiya lächelte leicht und holte seinen Schlüssel aus seiner Hosentasche.

„Dir den Schlüssel geben.“, erwiderte Toshiya lächelnd und hielt Hizumi den Schlüssel entgegen. Dieser nahm ihn grinsend an.

„Na dann…. Sehr lange hast du ja nicht hier gewohnt…“, sagte Hizumi lächelnd und sah Toshiya liebevoll an. Dieser lächelte süß zurück und umarmte Hizumi sanft.

„Schon…aber trotzdem danke für alles, Hizumi…“, sagte Toshiya leise und löste sich wieder aus der Umarmung. Hizumi wurde etwas rot.

„Ach! Red doch keinen Mist….hätte jeder getan…“, sagte Hizumi als müsste er sich verteidigen und sah zu Boden.

„Also…“, räusperte sich Hizumi und sah nun Kaoru an. Seine Augen verengten sich.

„Pass mir bloß gut auf ihn auf. Haben wir uns verstanden??“, sagte Hizumi in herrschendem Ton und beäugte Kaoru misstrauisch. Dieser nickte nur und nahm Toshiyas Hand in seine.

Hizumis Augenbraue schoss in die Höhe.

„Na dann…“, sagte er und verzog seinen Mund zu einem Grinsen.

„Richtet Mana nen schönen Gruß von mir aus…“, sagte Hizumi zu Toshiya und Kaoru und hob eine Hand zum Gruß.

„Du kennst Mana?“, fragte Toshiya erstaunt und sah Hizumi überrascht an. Der rollte nur mit seinen Augen.

„Klar kenn ich ihn… wir waren zusammen in einer Klasse…na ja…also dann…bye…“, verabschiedete sich Hizumi und schon fiel die Tür hinter ihm wieder ins Schloss.

Toshiya blieb immer noch erstaunt vor der Tür stehen, und wäre weiter dort stehen geblieben, wenn Kaoru ihn nicht weiter gezogen hätte.

„Komm….“, sagte er liebevoll zu Toshiya und zog ihn an der Hand aus dem Haus. Toshiya folgte und lächelte Kaoru liebevoll an.
 

Als sie draußen auf der Straße angekommen waren, rannten sie fast Kyo und Mana über den Haufen, die beide Hand in Hand auf dem Bürgersteig liefen.

„Ah…zu dir wollten wir gerade…“, sagte Mana grinsend und sah Toshiya lieb an. Dieser legte seinen Kopf schief und sah Mana verständnislos an.

„Warum?“, fragte Toshiya erstaunt und sah Kaoru kurz an, als ob dieser ihm weiterhelfen konnte. Doch auch er zuckte mit seinen Schultern. Toshiya richtete seinen Blick wieder auf Mana. Dieser lächelte nur und sah dann Kyo erwartungsvoll an, der schweigend neben ihm stand. Dieser schluckte, sah zu Boden und begann leise zu reden:

„Mein Vater ist vor einer Woche an Lungenkrebs gestorben….und….“, Kyo unterbrach sich kurz. Er schluckte. Dann redete er leise weiter: „…und ich wollte euch fragen ob ihr….ob ihr mich zur Beerdigung begleiten würdet…“

Kyo sah langsam auf. Toshiya und Kaoru nickten nur leicht.

„Klar kommen wir mit…“, sagte Kaoru sanft und lächelte aufmunternd. Er wusste dass ein Beileid hier nicht angebracht war. Sie konnten froh sein, dass Kyo es ihnen so gesagt hatte. Toshiya lächelte leicht.

„Danke, dass du es uns gesagt hast…“, sagte er leise und sah Kyo süß an. Dieser nickte nur leicht.

„Ähhm…achso…wir sollen dir nen Gruß von Hizumi sagen.“, wechselte Toshiya schnell das Thema und sah Mana grinsend an. Dieser sah erstaunt auf.

„Echt?“, fragte Mana grinsend und lachte in sich hinein, während Kyos Blick leicht eifersüchtig wurde.

„Hai….ihr wart zusammen in einer Klasse?“, fragte Toshiya interessiert und verwundert zugleich. Mana nickte nur.

„Ja….war ne ziemlich witzige Zeit…“, antwortete er lachend und erinnerte sich daran zurück.

„Wir treffen uns immer noch manchmal, wenn wir beide Zeit haben, aber in letzter Zeit waren wir beide zu sehr beschäftigt…“, sagte Mana lächelnd und sah Kyo liebevoll an.

„Was soll DAS denn jetzt heißen?!“, fauchte dieser empört und grummelte vor sich hin. Alle Anderen fingen nun schallend an zu lachen.

„Und du?“, fragte Mana und sah Toshiya immer noch lachend an. Dann zeigte er auf Toshiyas Schlafsack, den dieser in seinen Händen hielt.

„Bist du ausgezogen?“

„Hai…“, antwortete Toshiya und wurde etwas rot.

„Er wohnt ab jetzt bei mir…“, sagte Kaoru und sah Toshiya liebevoll an. Mana hob eine Augenbraue.

„Wirklich….wow…“, war das Einzige was er dazu sagte. Dann lächelte er lieb und wünschte den beiden viel Glück.

„Wir müssen noch zu Shin und Die..“, gab Mana noch als Erklärung, winkte ihnen zum Abschied und ging dann mit Kyo weiter, der sich auch durch eine Handgeste verabschiedete.

„Bis heut Abend…“, rief er ihnen noch hinterher, bis er und Mana hinter der nächsten Ecke verschwanden.
 

„Toshiya ist aus der Wohnung bei Hizumi ausgezogen und wird nun fortan bei Kaoru leben.“, sagte Tori ernst zu dem Schwarzhaarigen. Dessen Gesicht versteinerte augenblicklich.

„Er wagt es…“, knurrte der Schwarzhaarige leise, beendete jedoch nicht den Satz. Kalte Wut wallte in ihm auf und seine Augen funkelten wütend. Tori wich einen Schritt zurück. Wenn Hakuei wütend war, war nicht mit ihm zu spaßen.

„Die Adresse!!“, schrie der Schwarzhaarige mit einem Mal laut auf und sah Tori vernichtend an. Dieser zuckte kurz zusammen, trat dann jedoch einen Schritt vor und legte ein Zettel mit einer notierten Adresse auf den Schreibtisch des Schwarzhaarigen. Dieser nahm mit zarten Finger das Papier in die Hand. Aufmerksam las er sich das Geschriebene durch. So, als ob er sich diese Adresse einbläuen würde.

„Kaoru Niikura….Toshiya….ihr werdet euer blaues Wunder erleben…“, zischte der Schwarzhaarige wütend.

„Aber besonders du Toshiya…..ich habe dir gesagt ich finde dich….und ich habe dich… ich werde verhindern dass dich ein Anderer bekommt. Wenn nicht ich, dann NIEMAND!!!“

Das letzte Wort hallte in dem Büro wieder und Tori schlug betreten seinen Blick nieder.

Chapter Eighteen

Chapter Eighteen
 

Sooo....*räusper* endlich hab ichs geschafft das nächste kapi fertig zu schreiben und online zu stellen.. ^^v *grins* Das Kapi is, laut meinen zwei Beta-Leserinnen, seeehr traurig...ähm...nuja...hab getan was ich konnte...*schon mal in deckung geh* So..das Kapi is einer ganz bestimmten Person gewidmet...und zwar meinem schatzi: DevilsAngel *knuddl* hachja...dank ihr bekommt ihr das kapi, denn es war das zweite Weihnachtsgeschenk für sie...*lach* gell? XD Am besten hört ihr dazu "Heal me" von Sunrise Avenue. Das is das Lied was ich die ganze Zeit dazu gehört hab und das auch sehr gut dazu passt... ö^o^ö jooo...dann kann ich nur sagen: Viiiiiiel spaß!!! <3~ Freu mich schon auf eure kommis... *----*
 

Eure Tsuki
 


 

Röchelnder Atem.

Lautes Husten.

Ein gekrümmter Körper.

Lautes Keuchen.

Blut.

Überall Blut.

Luft.

Keine Luft.

Panik.

Alles wird schwarz.

Dunkelheit
 

„Wie sieht es mit eurer Arbeit aus? Habt ihr gekündigt?“, fragte Kaoru, der eine Liste in der Hand hatte.

Einige Wochen waren vergangen. Sie hatten es geschafft. Sie hatten einen Plattenvertrag. Auch wenn sie nur Indie waren. Das machte ihnen nichts aus. Sie würden es schaffen. Sie würden sich hocharbeiten und irgendwann, auch wenn es noch so lange dauern würde, Major werden. Das hatte sich Kaoru geschworen. Und er war sich ziemlich sicher, dass auch die Anderen seiner Meinung waren und seine Ansichten teilten.

Sie mussten sich reinhängen. Sich nur noch aufs Proben, neue Songs und die Konzerte konzentrieren. Deshalb mussten sie nun ihre Arbeitsstellen aufgeben und sich ganz der Musik widmen.

„Entweder ganz oder gar nicht…“, hatte Kaoru gesagt und lange mit den Anderen geredet, die sich schließlich dafür entschieden und nun ihre Jobs gekündigt hatten.

Alle…außer…

„Toshiya!“, stöhnte Kaoru genervt auf.

„Das kann doch echt nicht sein, dass du es immer noch nicht getan hast!“

Die kicherte leise los, aufgrund der Zweideutigkeit des Satzes.

„Das müsstest du doch am besten wissen, Kao..“, sagte Die grinsend, kassierte aber nur einen harten und kalten Blick seitens Kaoru. Die verstummte sofort und blickte auf den Boden. Nun war es Kyo der leise auflachte. Doch auch er kassierte sogleich Kaorus Leader-Blick und auch er verstummte. Shinya verdrehte nur die Augen, sah dann jedoch wieder aufmerksam zu Toshiya, der nun den Blick gesenkt hatte und traurig zu Boden sah.

Doch Kaoru bemerkte dies nicht.

„Liegt dir SO wenig an unserer Band?“, fragte Kaoru scharf und sah Toshiya fragend an. Dieser fing nur leicht an zu zittern, schüttelte dann jedoch den Kopf.

„Was, nein?“, fragte Kaoru und tibbelte langsam mit seinem Fuß. Toshiya presst die Lippen zusammen, blickte dann auf und sah Kaoru kurz an. Dann rannte er raus. Aus dem Proberaum, hinaus in die Kälte.

Kaoru schluckte. Hatte Toshiya gerade wirklich Tränen in den Augen gehabt?

Shinya schaltete am schnellsten von Allen und ging Toshiya hinterher. Dieser saß vor dem Proberaum auf der Treppe und weinte leise vor sich hin. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte schaute er verweint auf und blickte Shinya traurig an.

„Was ist denn?“, fragte Shinya leise und einfühlsam, wie er war. Toshiya schluchzte leise auf.

„Ich kann meinen Job nicht aufgeben!“, sagte Toshiya verzweifelt und sah aufgebracht zu Boden. Shinya runzelte die Stirn.

„Und warum nicht? Wir anderen können es doch auch….“, sagte Shinya leise und strich Toshiya sanft über den Rücken.

„Jaa…aber nur weil ihr entweder Geld auf die Seite gelegt habt, oder weil ihr Eltern habt die euch ein bisschen unterstützen…“, sagte Toshiya leise und sah traurig vor sich hin.

„Ich will Kaoru nicht auf der Tasche liegen. Er…er soll doch nicht alles für mich zahlen…deswegen..“, begann Toshiya, doch unterbrach sich und sah Shinya unsicher an. Dieser verstand.

„Deswegen willst du weiterhin arbeiten um Kaoru zu unterstützen und um ihm nicht zur Last zu fallen…“, beendete Shinya Toshiyas Satz und sah ihn dann lange an. Toshiya nickte langsam.

„Hai…weil…ich hab gar nichts…außer wenn das Haus von meiner Mutter bald verkauft wird…aber…sonst nichts…“, meinte Toshiya leise und zuckte mit seinen Schultern. Er sah verlassen aus, so wie er da saß und Shinya verzweifelt und traurig zugleich ansah. Dieser seufzte nur.

„Dann red doch mal mit deinem Vater..“, schlug Shinya vor und sah zu Toshiya. Doch dieser schüttelte schnell den Kopf.

„Vergiss es. Ich kenn ihn noch nicht so lange…da kann ich doch nicht einfach hingehen und sagen: ‚Ach du Papa….ich bräuchte ein bisschen Geld…leihst du mir was?’“, brachte Toshiya entgegen und schüttelte erneut den Kopf.

„Ich muss weiter arbeiten. Fertig…“, murmelte er und sah wieder vor sich hin. Shinya seufzte.

„Das wird Kaoru nicht erlauben…“, sagte er leise und sah Toshiya bedauernd an. Er verstand Toshiya nur zu gut, aber er verstand auch Kaoru, der nun hin und her gerissen im Proberaum stand und überlegte ob er entweder Toshiya hinterherlaufen sollte, oder Shin und ihn einfach in Ruhe lassen sollte.

„Okay…machen wir’s einfach so…“, fing Shinya an und lächelte Toshiya beruhigend zu. „Du gehst zur Bank, nimmst einen Kredit auf…muss ja nicht gleich hoch sein, aber dass es dir eben um ein jahr rum reicht…sobald wir etwas erfolg haben kannst du den ja abzahlen….“, schlug Shinya vor, doch als Toshiya glücklich nickte hob er einen Finger.

„ABER….du musst trotzdem mit Kaoru darüber reden…“, fügte Shinya hinzu und lachte leise auf, als Toshiya etwas zusammensackte.

„Keine Widerrede..“, sagte er grinsend und knuffte Toshiya in die Seite. Dieser fing an zu lachen und umarmte Shin freundschaftlich.

„Was würd ich nur ohne dich machen…“, sagte er lächelnd und bettete seinen Kopf auf Shins Schulter.

„Hier flennend auf der Treppe hocken…“, antwortete Shinya frech und knuddelte den anderen noch einmal kräftig durch.
 

Ich bekomm keine Luft.

Hilfe.

Hilf mir doch jemand.

Kyo!

Wo bist du?

Hilf mir!

Ich ersticke…
 

Ein Handy begann zu klingeln. Doch der Besitzer hörte nichts davon, da er es auf lautlos gestellt hatte.

„Kyo! Ich glaub in deiner Tasche vibriert was!“, sagte Die und grinste zweideutig auf den Kleineren hinab.
 

Nimm ab.

Kyo.

Nimm ab!!

Hilf mir.
 

„Ach red keinen Scheiß! Mich ruft niemand in der Probe an…“, sagte Kyo schlicht, schielte jedoch trotzdem zu seiner Tasche.

„Und was ist es dann? Dein Vibrator für unterwegs, falls dich mal wieder die Lust auf der Straße oder in einem Café überfällt?“, fragte Die frech grinsend und seine Augen funkelten amüsiert.
 

Ich…kann nicht mehr…

Kyo…
 

Augenblicklich hörte das Vibrieren auf. Die runzelte die Stirn.

„Mmmh…jetzt hat es aufgehört…“, sagte er verwirrt und blickte zu Kyos Tasche hinüber.

„Sag ich doch! Das hast du dir Alles nur eingebildet.“, sagte Kyo seufzend und verdrehte die Augen.

In diesem Moment kamen Toshiya und Shinya wieder herein.

„Es kann weitergehen…“, sagte Shinya lächelnd, während er immer noch einen Arm um Toshiyas Schultern geschlungen hatte und diesen etwas an sich drückte. Toshiya nickte nur schweigend, während er es vermied Kaoru in die Augen zu sehen.

„Okay…dann fangen wir einfach an mit Proben..“, sagte Die lächelnd und machte sich schon auf den Weg zu seiner Gitarre. Die Anderen folgten ihm.

Nur nicht Kyo. Der blickte nachdenklich zu seiner Tasche. Hatte sein Handy wirklich gerade…

„Kyo! Komm schon du Lahmarsch!!“, rief Kaoru laut und riss Kyo so aus seinen Gedanken. Dieser blickte noch ein letztes Mal besorgt zu seiner Tasche, drehte sich dann jedoch um und ging zu den Anderen. Er schnappte sich das Mikro, blickte kurz in alle Gesichter und schrei dann laut ins Mikro: „Okay…1, 2, 3, 4!!“
 

„Na, die Probe war doch echt gut!!“, sagte Die zufrieden grinsend und zog Shinya an seine Seite. Als er jedoch Kaorus strenge Miene erblickte seufzte er laut auf.

„Ja, großer Leader-sama?! Was war denn nun schon wieder zu bemängeln?“, fragte er und zog eine Schnute.

„Die, ich mach das nicht um uns fertig zu machen…ich mach das nur…“

„…damit wir uns verbessern und so aus unseren Fehlern lernen können, bla bla bla…“, äffte Die Kaoru nach.

„Jetzt sag schon!“, murrte Die dann genervt auf und sah Kaoru abwartend an.

„Ich muss ja nicht, wenn es dich so nervt!“, sagte nun Kaoru beleidigt und zog einen kleinen Schmollmund.

Toshiyas Lippen umspielten ein sanftes Lächeln.

„Hey…jetzt schmoll doch nicht…“, sagte Toshiya liebevoll, ging zu Kaoru und strich diesem sanft über die Wange. Der sah Toshiya erstaunt an. War das ein Versöhnungsvorschlag? Kaoru lächelte.

„Sag das dem Idioten…“, sagte er gespielt beleidigt und zeigt auf Die.

„Heeeeey!! Man zeigt nicht mit dem nackten Finger auf angezogene Leute! Hat dir das deine Mummy nicht beigebracht?!“, rief Die empört auf.

Kyo seufzte laut auf und verdrehte ein weiteres Mal an diesem Abend seine braunen Augen.

„Gott!! Wie im Kindergarten!“, murmelte er genervt, doch jeder hatte es verstanden. Dann fing er an sich anzuziehen.

Kaoru runzelte die Stirn.

„Wohin gehst du denn?“, fragte er und sah Kyo abwartend an. Dieser zog den Reisverschluss seiner Jacke zu.

„Mana. Ich hab gesagt ich komm nach der Probe gleich nach Hause..“, antwortete Kyo schlicht und schlang sich nun einen Schal um seinen Hals.

„Ahaaa…bei dir oder bei ihm?“, fragte Die nur grinsend.

Shinya stupste ihn in die Seite.

„Sei nicht so unverschämt neugierig!“, ermahnte ihn der Drummer kopfschüttelnd. Doch bevor Die auch nur antworten konnte, ertönte schon Kyos Antwort.

„Bei mir. Er hat von gestern auf heute bei mir geschlafen und gesagt er wartet bei mir auf mich…“

Alle nickten lächelnd, als sie eines der seltenen Lächeln auf Kyos Lippen sahen. Es war nur kurz, aber sie hatten es alle gesehen.

„Was glotzt ihr so??“, fuhr Kyo alle vier an, als er deren Blicke bemerkte.

„Und schon ist es wieder weg…“, seufzte Die leise und theatralisch auf. Die anderen drei fingen an zu lachen.

„Hey? Warum lacht ihr jetzt alle?“, keifte Kyo los und sah empört in die Runde.

„Vergiss es! Verschwinde jetzt zu deinem Schatz!“, sagte Kaoru, der immer noch ein Grinsen auf seinen Lippen trug.

Er schob Kyo vor sich her zur Tür, öffnete diese und schupste Kyo hinaus in die Kälte.

„Viel Spaß!“, sagte Kaoru grinsend und zwinkerte Kyo verschwörerisch zu und das war das Letzte was Kyo von Kaoru zu hören bekam, bevor er verwirrt zusah, wie die Tür vor seiner Nase ins Schloss fiel, ohne dass er noch etwas hatte erwidern können.

„Kinder!! Alles nur Kinder!!“, maulte Kyo vor sich hin, während er die Treppe hinauf ging, sich kurz umsah und dann in Richtung seiner Wohnung lief.
 

Auch Toshiya und Kaoru gingen nun langsam nach Hause. Sie verabschiedeten sich von Die und Shin und machten sich auf den Weg.

Dort angekommen blieb Kaoru verwirrt vor der Tür stehen. Blickte zu Boden. Toshiya, der nach Kaoru die Treppe hinauf gegangen war, blickte diesen nun von hinten schräg an.

„Ääähm…darf ich fragen was du da machst? Wächst seit Neustem der Hausschlüssel aus dem Boden?“, fragte Toshiya grinsend und stellte sich nun neben Kaoru. Blickte auch auf den Boden. Seine Augen wurden Tellergroß als er die vier blutroten Rosen vor der Haustür entdeckte.

„Wooow…von wem sind diiiie denn????“, fragte Toshiya und seine Augen funkelten vor Freude. Er bückte sich und hob die vier Rosen sachte auf. Doch trotzdem rammte er sich einen hinterlistigen Stachel in den Finger. Toshiya zuckte vor Schmerz zusammen.

„Mist..“, murmelte er leise, nahm die vier Rosen sachte in die andere Hand und steckte sich den blutenden Finger in den Mund. Dann sah er grinsend Kaoru an, der immer noch nichts gesagt hatte und die Rosen ansah, als ob es sich um Außerirdische handeln würde.

„Wer…würde mir denn Rosen schenken?“, fragte Kaoru leise und legte den Kopf schief. Tief in Gedanken versunken.

„Na ich…“, sagte Toshiya grinsend.

„Aber…die sind nicht von mir…“, fügte er hinzu und drehte die Rosen in seinen Händen, um nach einem Schildchen zu sehen.

„Aaaah…da ist ein Schildchen..“, jubelte Toshiya als er dieses gefunden hatte. Er öffnete es und…..er blickte ins Leere.

„Da steht ja gar nichts drauf…“, murrte er und streckte dem Kärtchen die Zunge raus. Aber irgendwie hatte er schon ein ungutes Gefühl bei dem Ganzen. Aber warum nur? Es waren doch nur vier ganz normale blutrote Rosen. Warum sollte er sich da Sorgen machen? Toshiya sah Kaoru an, der immer noch auf die Blumen blickte.

„Hey…alles okay bei dir?“, fragte Toshiya leise und blickte Kaoru besorgt an. Dieser schreckte auf und grinste.

„Ja. Klar. Ich war nur gerade in Gedanken, wer mir bitteschön Rosen schenken würde? Ich kenn nämlich nicht allzu viele Leute hier…“, sagte Kaoru lächelnd und fuhr sich mit einer kleinen Geste durchs Haar.

Auch Toshiya überlegte angestrengt.

„Vielleicht ist es auch nur ein Witz von den Anderen? Damit ich wieder eifersüchtig werde oder so..“, schmollte Toshiya und schob seine Unterlippe hervor, als er daran dachte, wie er das letzte Mal ausgetickt war. Eine sanfte Röte zierte nun seine sanften Züge.

Kaoru bemerkte dies natürlich sofort, legte seine Hände an Toshiyas Hüften und zog diesen ganz nahe an sich.

„Na? Warum denn so rot, mein Süßer?“, fragte Kaoru leise und lächelte Toshiya anzüglich an.

Dieser senkte seinen Blick.

„Das weißt du genau..“, nuschelte er leise und schob seine Unterlippe noch ein weiteres Stück nach vorne.

Kaoru lächelte sanft und legte seine Lippen zärtlich auf Toshiyas. Sofort verschwand dessen Schmollmund und ein genießerischer Laut hallte in Kaos Mund wieder.

Nach einigen Sekunden löste Kao den Kuss wieder sanft.

„Lass uns reingehen…“, hauchte er leise und sah Toshiya liebevoll an. Dieser lächelte und nickte nur.

Kaoru hauchte ihm noch einmal einen sanften Kuss auf die Lippen, nahm Toshiya mit der Hand, in der er auch die Rosen hielt, an der Hand und ging mit ihm in ihre Wohnung.

Die vier roten Rosen weilten in ihren verkreuzten Händen.
 

„Mmmh…Die…mach…langsam…“, keuchte Shinya leise auf und schloss genießerisch seine Augen. Seine Hüfte ruckte nach oben, als Die seine Zunge ein weiteres Mal über Shinyas sanft Haut gleiten ließ.

„Warum denn?“, hauchte Die heiß gegen Shinyas Haut und blickte zu seinem Schatz hinauf, der sich keuchend unter ihm wand.

„Weil…weil….so halt!!!“, stöhnte Shinya frustriert auf, da ihm keine besserer Antwort eingefallen war. Die schmunzelte und hielt in seinen Liebkosungen inne. Seine Hände verweilten an Shinyas Hüften und sein Mund formte sich nun zu einem liebevollen Lächeln.

„Ach Shin…hab dich nicht soo….wir haben schließlich den ganzen Proberaum für uns alleine…“, sagte Die grinsend und leckte sich lasziv über die Lippen.

„Na das will ich ja mal hoffen…“, murmelte Shinya vor sich hin und sah sich unbeobachtet um.

„Aber…gott…dann muss ich immer wenn wir proben daran denken, wie wirs hier getrieben haben. Wie soll ich mich da bitte konzentrieren??“, gab Shinya als Argument und klimperte Die empört an. Dessen Grinsen wurde dadurch nur noch größer.

„Naja…also…mir würde das nichts ausmachen…“, sagte er nur unschuldig und ließ seine Finger erneut über Shins Haut kreisen.

„Aarrrgh!! DIIIEEE!!!“, rief Shinya augenrollend auf und presste seine Hände vor seine Augen. Die grinste weiter vor sich hin und wartete auf weitere Reaktionen Shinya’s.

Einige Sekunden blieb dieser einfach ruhig liegen. Man hörte keinen Mucks von ihm. Dann regte er sich jedoch. Ein tiefes Seufzen erfüllte den Raum, bevor Shinya seine Hände von den Augen nahm und Die ruhig ansah.

„Dann…von mir aus…“, murmelte er leise und wurde etwas rot.

„Ja!“, rief Die gewinnend auf und grinste sich eins. Dann stürzte er sich wieder auf seinen Schatz und Sekunden später erschallten wieder lautes Stöhnen und Keuchen.
 

„Bin zu Hauseeee~…“, trällerte Kyo, der für seine Verhältnisse eine wirklich gute Laune hatte. Woran das lag? Er wusste es selbst nicht. Vielleicht daran, dass die Probe so gut gelaufen war. Vielleicht daran, dass Mana hier auf ihn wartete. Er wusste es nicht. Nur eines wusste er: Dass er hier in seiner Wohnung stand, mit einem Strauß Blumen in der Hand, und sich gerade brav seine Jacke auszog.

Sofort stoppte er in der Bewegung, die Jacke auf den dafür vorgesehenen Ständer zu hängen. Was machte er hier eigentlich? Das hatte er doch früher auch nie getan. Er war einfach in seine Wohnung gestapft, hatte irgendwo seine Jacke und seine Schuhe hingeschmissen und war schon gar nicht mit einem Blumenstrauß in der Hand da gestanden!

Wie aus Protest zog er seine Schuhe aus und schmiss sie in die nächste Ecke. Seine Jacke folgte keine zwei Sekunden später. Doch er brachte es nicht über sich, die Blumen einfach vor die Tür zu schmeißen. Er behielt sie in seiner Hand. Sie waren einfach zu teuer gewesen, redete er sich ein und ging nun auf die Suche nach Mana.

„Hey..Mana…..wo bist du?“, fragte Kyo, als er ihn weder im Schlafzimmer noch in der Küche vorfand.

Verwirrt, da Mana nicht mal einen Pieps von sich gab, runzelte Kyo die Stirn. Besorgt sah er sich um.

„Mana?“, fragte Kyo ein weiteres mal und ging nun ins Wohnzimmer. Die Tür war sperrangelweit auf. Wieder ein Stirnrunzeln Seiten Kyo’s. Langsam ging er auf die Tür zu. Mit jedem Schritt den er tat, kam ein ungutes Gefühl in ihm hoch. Was war nur los? Wieso machte er so langsam? Mana würde ja wohl nicht tot auf dem Boden liegen, beruhigte sich Kyo grinsend und schüttelte über seine eigene Besorgnis den Kopf.

Doch das Grinsen verging ihm, als er das Wohnzimmer betrat.

Mana lag auf dem Boden. Sein gekrümmter Körper, lag wie erstarrt da. Als ob er schlafen würde. Wenn seine Augen nicht offen gewesen wären.

Kyos Kehle entwich ein entsetztes Aufkeuchen. Er war wie erstarrt. Wusste nicht was er machen sollte. Wusste nicht was hier überhaupt vor sich ging. Mana lag auf dem Boden. Regte sich nicht.

„M-mana?“, fragte Kyo mit erstickter Stimme und blickte auf den leblosen Körper vor sich. Doch es kam keine Antwort. Es würde nie wieder eine Antwort Manas Lippen verlassen. Und Kyo wusste es. Er hatte es schon gewusst, als er ihn auf dem Boden liegen gesehen hatte.

Langsam knickten seine Knie ein und Kyo sank mit einem lauten Aufschlag zu Boden auf seine Knie. Der Blumenstrauß entglitt seinen zitternden Händen. Landete neben ihm lautlos auf dem Boden. Doch Kyo merkte nichts. Alles war weg. Es gab keine Geräusche mehr. Er wusste nicht mehr wo er war. Nahm seine Umgebung nicht mehr war. Das einzige was er sah, war Manas lebloser gekrümmter Körper, der keine zwei Meter vor ihm lag. Die Augen, wie vor Schreck aufgerissen. Sie blickten ins Leere. Die Pupillen viel weiter größer als normal.

Langsam ging Kyo auf Knien auf Mana zu. Blickte in die leblosen, toten Augen. Er hob wie in Zeitlupe seine zitternde Hand und legte sie auf Manas Augenlieder. Schob diese sanft nach unten. Er konnte diesen Blick nicht mehr ertragen. Dann sank er auf seine Fersen hinab und ließ seinen Blick ein letztes Mal über Mana gleiten. An dessen Mundwinkeln klebte Blut. Kyo hob einen Finger und strich über Manas Mundwinkel. Wischte das Blut mit einer langsamen Bewegung ab. Strich dann sanft und liebevoll über die blassen, fast weißen Lippen. Sein Finger verweilte kurz an einer Stelle bevor er ihn zitternd zurückzog und weinend zusammenbrach.

Er presste eine Hände vor seine Augen. Schrie laut vor Schmerz auf. Dieser Schmerz, diese Qual, diese Trauer schienen ihn zu ersticken. Legten sich auf seine Lunge und drückten diese immer fester zusammen, bis er fast keine Luft mehr bekam

„MANAAAA~“, schrie Kyo laut auf und seine Finger krallten sich in seinen Hals, sein Blick auf dem Körper verweilend. Seine Augen von Tränen überflutet und auf dem Boden neben ihnen lagen verstreut die farbenfrohen Blumen.
 

Alles war wie in Watte gepackt. Er konnte sich an nichts mehr erinnern. An fast gar nichts mehr. Er wusste nicht, woher auf einmal die ganzen Leute kamen. Wusste nicht wohin Manas Körper verschwunden war. Auf einmal waren da Menschen. Er hatte sein Telefon in den Händen. Hatte er telefoniert? Aber mit wem? Und warum? Er musste doch bei Mana bleiben. Wollte er Mana anrufen? Ach. Nein. Mana…war tot. Tot.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte Shinya leise und blickte zu Kyo, der sich seit sie angekommen waren, nicht gerührt hatte. Immer noch saß er auf dem Sofa und starrte mit leeren und ausdruckslosen Augen vor sich hin.

Kyo hatte total aufgebracht bei Die auf dem Handy angerufen. Shinya war zu Tode erschrocken, da sie gerade in einer sehr ‚unangenehmen’ Lage waren. Die war schnell rangegangen, in der Hoffnung denjenigen an der anderen Leitung schnell abzuservieren und dann dort weiterzumachen, wo Shin und er unterbrochen worden waren.

Doch als er Kyo am anderen Ende gehört hatte, hatte er das vergessen können.

So schnell sie konnten, waren sie beide zu Kyo gefahren. Hatten währenddessen Toshiya und Kaoru angerufen und den Beiden bescheid gesagt.

Und nun saßen sie hier.

Alles war geklärt. Mit der Polizei. Mit allem. Und nun saß Kyo so da. Er hatte die ganze Zeit noch nichts gesagt. Blickte einfach starr vor sich hin.

„Wir sollten ihn vielleicht einfach lassen…“, murmelte Kaoru leise und ließ seinen Blick nicht von Kyo.

Die anderen Drei nickte nur zustimmend und sahen besorgt zu ihrem Freund auf dem Sofa.

„Wann ist die Beerdigung?“, fragte Die leise und sah Kaoru fragend an.

Dieser schien einen Moment zu überlegen.

„Keine Ahnung. Manas Familie wird sich darum kümmern, denk ich…“, flüsterte er nachdenklich.

„Aber ich denke das lässt sich raus finden, schließlich waren Kyo und er ja zusammen…“, sagte Toshiya und sah Kaoru an, der sich da jedoch nicht so sicher war.

„Ich weiß nicht so recht. Wenn es Manas Eltern überhaupt wussten…“, gab Kaoru leise zu bedenken und die anderen Drei sahen betroffen drein.

„Und…was ist wenn sie es wirklich nicht wissen?“, fragte Shinya leise und warf wieder einen besorgten blick zu Kyo, der sich jedoch immer noch nicht gerührt hatte.

„Das werden wir dann sehen….“, sagte Kaoru seufzend.

„Wer bleibt heute bei ihm? Ich meine…so können wir ihn nicht alleine lassen…“

Alle Vier blickten wieder auf das blondhaarige Häufchen Elend. Alle nickten.

„Ich…bleib da…“, murmelte Die leise und bedrückt.

„Wenn was ist ruf mich an..“, sagte Kaoru und lächelte Die dankbar an.
 

*~*~einige Tage später~*~*
 

„Guten Tag…ich .. würde bitte die Mutter von Mana sprechen..“, flüsterte Kyo leise in den Hörer, nachdem endlich jemand abgenommen hatte.

Wie sehr er sich hatte zusammenreißen müssen um diese Nummer herauszusuchen und schließlich auch anzurufen.

„Ja?“, erklang die knappe und ziemlich unhöfliche und scharfe Frage.

„Hallo..ich….ich bin Nishimura Tooru…ich…bin…war…ein Freund von Mana..“, hauchte Kyo leise ins Telefon und wartete auf eine Reaktion von dessen Mutter.

Als diese jedoch ausblieb redete er einfach weiter.

„Ich…wollte nur fragen ob…ich…auf seine Beerdigung kommen darf und…wann diese ist…“

Wieder stille.

„Wer sind sie?“, fragte die strenge Stimme.

„Nishimura Tooru…..“, antwortete Kyo mit gebrochener Stimme.

„Ich kenne ihren Namen!! Sie waren…SIE!!!!“, schrie die Stimme auf einmal laut.

Kyo zuckte erschrocken zusammen.

„Was….ich….“, stotterte er verwirrt, da er nicht wusste, was die Frau meinte.

„Sie sind genauso abartig wie er! Bleiben sie bloß von der Beerdigung fern. Ich will so ein Schwuchtelpack dort nicht sehen! Vergessen sie es!!!“, schrie die Frau laut ins Telefon und legte mit einem lauten Knall auf.

Kyo saß wie erstarrt da. Das Telefon in der Hand. Dann brach er wieder weinend zusammen.
 

Die hatte alles mitbekommen. Von Anfang bis Ende. Leise seufzte er auf und ließ sich gegen die Wand sinken. Kyo durfte nicht zur Beerdigung. Er hatte es laut genug gehört.
 

Es tut so weh. Wieso darf ich ihn nicht sehen? Wieso hast du mich verlassen? Tausend Fragen die mir niemand beantworten kann? Warum?

Mein Herz zieht sich vor schmerz zusammen. Ich bekomme keine Luft mehr. Der Gedanke, dass ich dich nicht mehr sehen kann, dass ich nicht weiß wo du bist, bringt mich um den Verstand. Dieser unsägliche Schmerz droht mich zu ersticken. Mir die Luft zum Leben zu nehmen. Und den Willen weiterzuleben.

Ich sitze vor dem Fenster. Sehe hinaus. Zum Mond hinauf. Und denke an dich. Ich spüre den Schmerz tief in mir. Du bist der Einzige der mich davon heilen kann, doch du bist nicht hier bei mir. Nicht mehr.

Tränen lösen sich aus meinen Augen. Ich spüre wie sie meine Wangen hinuntertropfen. Ich kann mich nicht mehr rühren. Der Schmerz lähmt mich. Alles ist wie in Watte gepackt. Ich merkte nichts mehr. Höre nichts mehr. Sehe nichts mehr. Alles wie durch einen Puffer. Doch was ich spüre ist der Schmerz. Er durchdringt das Puffer.

Die Tränen hören nicht mehr auf zu fließen. Sie strömen aus mir, wie das Blut damals aus dir. Wieso habe ich nichts bemerkt? Wieso habe ich nicht gemerkt, dass du krank warst? Wieso nur? Wieso verlässt du mich? WARUM??????
 

„An der gleichen Krankheit wie sein Vater?“, fragte Toshiya geschockt und sah Kaoru ungläubig an. Doch dieser nickte nur niedergeschlagen.

„Ja…ich …hab es vorhin herausgefunden…“, sagte Kaoru leise und seufzte laut auf.

„Und Kyo hat es vor uns gewusst….deswegen…trifft ihn das Ganze noch tiefer als ohnehin schon….“

Toshiya nickte.

„Hast du schon herausgefunden wo Mana…beerdigt wurde?“, fragte er leise und blickte auf den Boden. Gestern war Manas Beerdigung gewesen. Sie hatten es in den Todesanzeigen gelesen. Bewusst hatte Manas Familie erst NACH dessen Beerdigung die Anzeige in die Zeitung gesetzt. Um zu vermeiden, dass Leute wie Kyo kamen. Kyo hatte die Anzeige gelesen. Alle Dirus wussten es. Sie hatten die Zeitung auf dem Tisch wieder gefunden. Aufgeschlagen auf den Todesanzeigen. Und Manas Todesanzeige war verschwommen gewesen. Man sah wo Kyos Tränen aufgekommen waren und wie er sie versucht hatte sie verzweifelt wegzuwischen.

Kaoru nickte langsam.

„Ja…hab ich…“, meinte er leise und sah aus dem Fenster, hinaus in den bewölkten Himmel.

„Wirst du es Kyo sagen?“

Kaoru nickte.

„Wann?“

„Heute.“

Nun ein Nicken von Toshiyas Seite.

„Hast du gesehen was heute vor der Tür lag?“, fragte Toshiya nun grinsend, um das Thema schnell zu wechseln.

Kaoru runzelte die Stirn.

„Nein. Was denn?“, fragte Kaoru verwirrt und sah Toshiya fragend an. Dieser grinste nur, stand auf und brachte Kaoru vier rote Kerzen.

„Kerzen??“

Kaoru betrachtete die teuer aussehenden Kerzen.

Toshiya nickte nur.

„Witzig oder? Erst die vier Rosen und jetzt die vier Kerzen…“, sagte Toto grinsend und drehte eine der Kerzen in seinen Händen.

Witzig? Ich finde das langsam nicht mehr witzig…, dachte Kaoru besorgt und betrachtete ein weiteres mal die Kerzen eingängig.
 

Kyo stand vor Manas Grab.

Eine einzelne weiße Lilie hatte er in der Hand.

„Hallo Mana…..“, flüsterte Kyo leise und ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen.

„Endlich hab ich dich gefunden..“

Kyos Atem hinterließ eine weiße Atemwolke in der Kälte.

Er kniete sich nieder und legte die Lilie sanft und fast liebevoll auf den harten und kalten Grabstein.

Er blickte auf die Innschrift. Legte einen Finger darauf und fuhr langsam Manas Namen nach.

„Warum hast du mich verlasen?“, hauchte er mit leiser, tränen erstickter Stimme.

„Ich vermisse dich so sehr…“, fügte er hinzu und eine Träne löste sich aus seinen Augenwinkeln. Sogleich folgte die Nächste.

„Warum hast du mir nichts gesagt? Warum...hast du alles für dich behalten?”

Kyos Stimmte unterbrach sich, da er nicht mehr die Kraft hatte weiterzureden. Die Innschrift verschwamm vor seinen Augen. Die Tränen häuften sich und liefen unaufhörlich seine Wangen hinab. Tropften auf den Grabstein und hinterließen dunkle nasse Flecken.

„Warum Mana? Es...tut so weh...”

Wieder schnürte der Schmerz ihm die Kehle zu. Sein Herz zog sich zusammen.

„Wo ich dir doch…an dem Tag sagen wollte, dass…ich dich…liebe…“
 

“This is something I can't hide

Can't throw it away

This is something I can't fake

They know you're away

They know how to break me

They know you're far away
 

If this sadness takes its place

I'll free the space it needs

I'm hiding in the place

Where we share the days

Where we share the nights

Go through dark and light
 

Could you believe I'm waiting for someone

Could you believe I'm holding the night with my hands

Alone in the night on my own

I feel the pain inside me

Only you can heal me
 

This is something I can't take

I feel so lame

There is nothing in my mind

But you all the way

You rule every moment

You're the air around me
 

Love's a lonely road sometimes

I keep moving on

Towards the moment you'll be mine

A long way to go

To where we belong

We'll be there before long
 

Could you believe I'm waiting for someone

Could you believe I'm holding the night with my hands

Alone in the night on my own

I feel the pain inside me

Only you can heal me
 

By sharing this moonlight

And the tears in my midnight cry

I need to hear you breathe by

Me in the night, deep in the night”
 

Kyo sang es leise. Mit schmerz erfüllter Stimme, ertönte die traurige Melodie, die sich in den Tagen, seit Manas Tod in seinem Inneren gefestigt hatte. Während er sang, rannen ihm die Tränen weiter über die Wangen. Deine Stimme zerbrach immer wieder, oder von einem Schluchzen unterbrochen.

„Ich werde dich nie vergessen….du…bist der Einzige der mich je berührt hat. Den ich je aus vollem Herzen geliebt habe.“

Ein kleiner blonder Mann verließ den Friedhof. Seine Haltung war gebeugt. Man konnte sehen, wie sein Körper sich von Schluchzern schüttelte. Man sah wie sich seine Lippen bewegten, als ob sie sprechen oder singen würden. Deine Augen schwammen in Tränen. Und er wirkte einsam. So einsam und verlassen.
 


 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

soi....fertig mit lesen und den tränen nahe? Dann nehmt euch ein Taschentuch und schreibt nen schönen kommi..XD *lach*

gerne könnt ihr wieder anregungen, vermutungen (auf kao und toto hinweiß ^.~), kritik, Lob etc hinschreiben. Freut mich immer sehr... ^ ^

also...das nächste kapi steht schon in den startlöchern...nuja...*hüstel* in meinem kopf ises schon fertig.. ^^;;;;; *pfeif*

wünsch euch schöööne weihnachten und nen guuten rutsch ins neue jahr...

*---*v

Chapter nineteen

Chapter nineteen
 

soo....dies hier ist das letzte Kapitel von Wounded Angel. *seufz* Irgendwie ist es schon traurig jetzt mit dieser FF aufzuhören, aber es war an der zeit..*lächel* sie ist fertig...mmmh...was mach ich denn jetzt in meiner freizeit? XD *grins*

An dieser Stelle möchte ich auch meiner Betaleserin -maybe- danken, die sich immer brav jedes kapitel durchgelesen hat und es mir dann auf schnellstem wege wieder korrigiert zurückgeschickt hat..XD *knuddl* dankeschön...

mein nächster dank geht an -DevilsAngel- die mir immer zur seite gestanden ist, mich ermutigt hat das nächste kapi zu schreiben etc. *kisu*

und jetzt: Danke an alle Leser dieser FF ö^o^ö *knuddl*

Yi, Rowan, Cynical_Showcase, -maybe-, -DevilsAngel-, Lulu-Mirante, Amen, Replica, Tribe, Aijou, DUnG_BeeTiE, erbrochenes, _Cross_ und Erziraphael...

vielen dank für eure lieben kommis, die mir immer wieder gezeigt haben, das es doch leute gibt die sich diese FF antun..XD

*lach*

soo...*schnüff*

genug der großen worte..

^.~

Viel Spaß mit dem letzten kapi von "Wounded Angel"!
 

P.S.: falls euch das Kapi nicht genügt...ich habe angefangen meine neue FF *~!!SuRreNdeR!!~* hochzuladen...viel spaß..und vielleicht sieht man sich..^.~
 


 

Vier Wochen waren nun seit Manas Tod vergangen. Kyo war schlichtweg nicht mehr er selbst. Er war schweigsamer als sonst, starrte des Öfteren einfach ins Leere, als ob er etwas sehen konnte, was die Anderen nicht einmal zu bemerken schienen. Sprach man ihn an, zuckte er entweder aus seinen Gedanken heraus und sah einen mit verstörtem Blick an, oder er wandte sich in Zeitlupe langsam einem zu und blickte ihn mit leeren, emotionslosen Augen an.

Beides war herz zerbrechend für die anderen Dirus, da sie sahen, wie es Kyo von Tag zu Tag schlechter ging. Er wurde immer dünner, redete fast nicht mehr, aß und trank in der Anwesenheit der Anderen nur wenig und sie befürchteten schon, und sie waren sich ziemlich sicher, dass er nur ihnen zuliebe etwas aß und sonst nichts zu sich nahm.

Deshalb versuchten sie sich so oft wie möglich zu treffen, doch Kyo sagte nur selten zu. Seine Haut war leichenblass und tiefe Augenringe verunstalteten seine sonst so funkelnden braunen Augen.

Am Anfang bemühten sich Alle ihn etwas aufzumuntern, oder aufzuheitern. Versuchten ihn, wenn sie sahen, dass es ihm besonders schlecht ging, zum Reden zu bewegen. Sie wurden jedoch immer wieder zurückgestoßen. Selbst das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Kyo sie mit seiner wütenden und aufbrausenden Art angefahren hätte. Aber selbst seinen Death-glare schien er verlernt zu haben.

Er ließ sie einfach reden. Schien gar nicht zuzuhören oder überhaupt anwesend zu sein. Schließlich gaben sie auf. Sie wussten sich schlichtweg nicht mehr zu helfen.
 

Kyo hängte langsam sein Mikro in den Ständer, nuschelte ein ‚Ich geh eine Rauchen’ und verließ das Zimmer mit schlurfenden Schritten.

Die Anderen sahen ihm hinterher und wieder herrschte Stille im Proberaum. Dann seufzte Kaoru leise auf und hängte sich seine Gitarre ab. Stellte sie in den dafür vorgesehenen Ständer.

„So kann das nicht weitergehen..“, sagte er und m an hörte die tiefe Sorge aus seiner Stimme heraus. Die anderen Drei nickten geknickt und nun entledigte sich auch Toshiya von seinem Bass und Dies Gitarre folgte kurze zeit darauf.

„Aber wie? Wir haben doch schon alles probiert..“, sagte Shinya leise und stellte sich nun neben Kaoru, der nachdenklich an der Wand lehnte.

„Haben wir wirklich alles probiert? Oder haben wir irgendeine Möglichkeit übersehen?“, fragte Kaoru verzweifelt und erschöpft, während er sich seine schmerzenden Schläfen massierte. Nun fingen auch die anderen Dirus an zu überlegen, bis schließlich Die seufzend als Erster aufgab.

„Wir können ihn ja schließlich nicht fesseln, ihm eine runterhauen und ihn schreiend fragen, was mit ihm los ist, oder?“, fragte Die ironisch und seufzte ein weiteres Mal tief auf.

Doch Kaorus Gesicht erhellte sich mit einem Mal und er sah Schulter zuckend in die Runde.

„K-kaoru??“, hauchte Toshiya ungläubig.
 

„Was ist mit dir los??“, schrie Die aufgebracht und sah Kyo zornig an, der an einem Stuhl gefesselt da saß und wie immer emotionslos zu Die empor blickte.

„REDE!!“, schrie Die lauter und verpasste Kyo eine schallende Ohrfeige. Dessen Kopf schleuderte von der Härte des Schlages zur Seite, doch er zuckte nicht einmal mit einer Wimper.

„Es ist nichts..“, sagte Kyo mit leiser, kalter Stimme, die Die frösteln ließ. Hilflos sah dieser nun zu Kaoru, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte. Dieser stieß sich von der Wand, an der er lehnte, ab und trat nun auf Kyo zu. Langsam kniete er sich vor ihn nieder und blickte zu Kyos starrem Gesicht empor. Nicht ein Funke Leben zeigte sich in seinen Augen.

Schneller als überhaupt jemand schauen konnte, hatte Kaoru Kyo an den Haaren gepackt und ihn zu sich hinunter gezogen. Wieder reagierte Kyo nicht.

Nur noch eine Handbreite trennte Kyos Gesicht von Kaorus.

„Ich frage dich jetzt noch mal Kyo. Was ist mit dir los?“, fragte Kaoru mit ruhiger Stimme. Kyo blickte in Kaorus Augen.

„Nichts.“, sagte er nur wieder kalt und wartete nun weiter ab.

Kaorus Augen verengten sich und er sah Kyo lange an. Dann wurde sein Blick unerwartet unendlich sanft und er sah flehend und traurig in Kyos Augen.

„Was ist nur aus unserem Kyo geworden?“, fragte er mit leiser, trauriger Stimme.

„Mana hätte nicht gewollt, dass du dich so hängen lässt…dass du…dich selbst in deiner Trauer verlierst..“, fügte Kaoru hinzu.

„Er hätte es nicht ertragen dich so zu sehen. Er-…“

„HALTS MAUL!!!“, schrie Kyo mit einem Mal laut auf und sah Kaoru wutentbrannt an. Sein Gesicht war vor Verzweiflung, Wut und tiefer Trauer verzerrt und in seinen Augen standen Tränen.

Kaoru sah Kyo vollkommen überrascht an, faste sich jedoch schnell wieder und strich Kyo sanft und beruhigend über die Wange.

„Lass…es einfach raus…“, meinte Kaoru leise. War froh, dass Kyo endlich wieder Gefühle zeigte. Doch dieser schüttelte nur den Kopf.

„Du hast keine Ahnung wie es ist wenn dir ein geliebter Mensch nach dem Anderen weggenommen wird!!!“, schrie Kyo auf und eine Träne löste sich aus seinen Augen.

„Zuerst mein Vater, dann Rui und jetzt Mana!! Was hab ich getan??!! Es tut so weh Kaoru! So scheiße weh!! Als ob man mir jedes Mal mein Herz rausgerissen hätte!!“, mittlerweile war Kyos Gesicht von Tränen überströmt.

Die anderen Vier Dirus standen da und sahen Kyo geschockt an. Doch der merkte dies gar nicht. Ruckelte nur verzweifelt an seinen Fesseln.

„Jedes Mal wenn ich dachte ‚jetzt wird alles gut’, dann passierte so etwas! Dann hat man mir alles weggenommen was ich hatte! Alles Kaoru! ALLES!! Und ich…habe meinen Vater nicht einmal mehr ein letztes Mal gesehen! Er ist….mir einfach weggestorben! Und ich dachte ich hätte noch so viel Zeit!! Dann Rui und jetzt wurde mir auch noch Mana weggenommen!!“

Kyos Gesicht war vor lauter Schmerz verzerrt.

Sein Körper krümmte sich immer wieder unter aufkommenden Schluchzern und seine Handgelenke waren mittlerweile von den Fesseln blutig gescheuert.

Doch niemand war in der Lage sie zu lösen. Alle sahen geschockt zu Kyo. Konnten einfach nicht fassen was gerade vor sich ging.

Toshiya presste sich eine Hand vor den Mund. Seine Augen waren von Tränen gefüllt. Es tat ihm so weh Kyo so zu sehen. Es zerriss ihm fast das Herz.

„Sag mir was ich tun soll Kao! Sag es mir!!“, schluchzte Kyo schließlich verzweifelt auf und sah Kaoru flehend an.

Anschließend herrschte Stille, die nur immer wieder von Kyos Schluchzern durchbrochen wurde. Kaoru schien zu überlegen, hatte seinen Kopf gesenkt.

Schließlich sah er jedoch auf, nahm Kyos Gesicht zwischen seine beiden Hände und sah ihn ernst an.

„Singe, Kyo! Schreibe…deine Gefühle in Liedtexten nieder…wir vertonen sie, damit du sie anschließend singen kannst. Singe einfach!“, sagte Kaoru leise, doch jeder im Raum konnte es hören. Kyo sah Kaoru zuerst fragend, unwissend und ungläubig an. Dann jedoch schluchzte er laut auf und legte seinen Kopf auf Kaorus Schultern.

Dieser lächelte sanft, umarmte Kyo und löste ihn von seinen Fesseln. Zog den kleinen, schwachen und zitternden Körper an sich und wiegte ihn sanft in seinen Armen.

„Es wird alles gut, Kyo. Wir sind doch bei dir…“, hauchte er leise, während er beruhigend, wie bei einem kleinen Kind, über dessen Rücken streichelte. Kyo schlang seine Arme um ihn. Krallte seine Hände in Kaorus Shirt und weinte.
 


 

Everytime when I’m turning around to you, you aren’t there

I hear your voice

Your laugh

But you aren’t there

The World seems to be empty without you

Without your laugh

Your voice

On my heart there’s a burden, which only you can take off

But I will live my whole life whith this burden

Because you aren’t there

To take it off from me

Itonami (life)

The Ghost of yours haunt in my head

In my heart

It screams for you

But you don’t hear it

Everytime when I’m turning around to you, you aren’t there

I hear your voice

Your laugh

But you aren’t there

Is it the ghost of yours, that is talking to me?

Perhaps

But does he hear my susurration?

Or is he turning around and doesn’t see me?

Can he hear my susurration?

Aishiteru
 

Wieder war ein Tag voll harter Proben an ihnen vorbeigegangen. Langsam wurde es immer stressiger, da sie von ihrer neuen Plattenfirma ziemlichen Druck aufgebrummt bekamen.

Doch Kaoru machte dies nicht sehr viel aus. Er war schon immer für alles verantwortlich gewesen. Hatte schon immer alles geregelt. Doch langsam wuchs selbst dies ihm über den Kopf hinaus.

Völlig erschöpft lief er die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Toshiya war schon zu Hause, da Kaoru noch einige Sachen hatte klären müssen.

Die letzten zwei Treppenstufen auf einmal nehmend blieb Kaoru nun wie angewurzelt vor seiner Tür stehen.

Vier schwarze Tücher.

Was hatte das nun wieder zu bedeuten?

Noch einige Sekunden so verharrend beugte Kaoru sich schließlich zu den Tüchern hinab und hob sie, eines nach dem anderen auf. Ließ sie nachdenklich durch seine Finger gleiten.

Vier rote Rosen.

Vier rote Kerzen.

Vier schwarze Tücher.

Was würde noch alles kommen?

Kaoru seufzte leise auf und schloss schließlich die Haustüre auf. Wurde auch sogleich mit einem ‚Hiiiii~’ von Toshiya begrüßt.

„Hi…“, sagte er nur, noch immer in seinen Gedanken versunken.

Toshiya erschien auch sogleich im Flur und sah Kaoru fragend an. Dann erblickte er die schwarzen Tücher, die Kaoru in seinen Händen hielt.

„Was ist denn das?“, fragte Toshiya und legte seinen Kopf schief. Sah Kaoru fragend an.

„Keine Ahnung! Es ist schon wieder kein Zettel oder so etwas dran…“, sagte Kaoru nun doch langsam frustriert und besorgt.

Und was ihm am meisten Sorgen bereitete war die Frage: Was wenn jemand wusste, dass Toshiya bei ihm wohnte. Wenn diese ganzen Sachen nicht für ihn, sondern für Toshiya bestimmt waren?

„Ach…mach dir nicht so nen Kopf…vielleicht ist es ein Fan..“, schlug Toshiya vor und zuckte mit seinen Schultern.

„Kann doch sein, dass er deine Adresse raus gefunden hat und dir jetzt kleine Präsente vor die Tür legt…“, fügte Toshiya noch grinsend hinzu.

Kaorus Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen.

„Vielleicht…hast du recht..“, murmelte er leise. Auf diese Idee war er natürlich noch nicht gekommen. Wie denn auch, wenn er sich immer wieder Gedanken machte, ob diese Geschenke vielleicht für Toshiya bestimmt waren und nicht für ihn.

Leise seufzte Kaoru auf und legte die vier schwarzen Tücher auf das kleine Tischchen, welches im Eingangsflur stand.

„Ja…ich hab immer recht…“, trällerte Toshiya grinsend, überlegte dann kurz, stürzte sich dann jedoch auf Kaoru und umarmte ihn. Schmiegte sich in dessen Arme, die Kaoru sogleich um ihn geschlungen hatte.

„Schön dass du auch endlich nachhause kommst..“, sagte Toshiya grinsend und blinzelte liebevoll zu Kaoru empor.

„Hai..finde ich auch..“, sagte dieser, beugte sich dann zu Toshiya hinunter und hauchte einen sanften Kuss auf dessen sündige Lippen.

Toshiya seufzte genießerisch auf und schlang seine Arme um Kaorus Nacken. Drückte sich so an ihn.

„Hab dich vermisst…“, nuschelte Toshiya leise an Kaorus Lippen.

„Ich dich auch…“, antwortete Kaoru lächelnd, legte seine Lippen dann wieder zärtlich auf Toshiyas und versank mit diesem in einem zärtlichen Zungenspiel.
 


 

Dein Herz zieht sich vor schmerz zusammen

Hälst alte Briefe in deinen Händen

Blickst Gedanken verloren in den Himmel

Träumst vor dich in.

Dein Leben erscheint dir dunkel und abgestumpft

Ohne es

Es

Was soll das sein

Eine Person

Dir sehr nahe

Und du vermisst sie so sehr

Denn sie ist nicht mehr da

Ohne sie zieht sich dein Herz zusammen

Ohne sie ließt du alte Briefe

Versuchst den Schmerz zu ignorieren der dich durchbohrt

Denn sie ist nicht mehr da

Nur noch wenig Licht flackert in deinem Herzen auf

Dann

Ja dann nennt man es

Vermissen

Ein schönes Wort

So voller Schmerz

Doch trotzdem ist es ein schönes Wort

Denn mit vermissen hängt auch

Wiedersehen

Zusammen

Die Freude des Wiedersehens

Auch wenn es erst in der Ewigkeit sein wird.

Du wirst sie wieder sehen

Dein zweite hälfte

Dein zweites Ich.

Irgendwann.
 

„Finden sie ihn! Ich will seine Adresse, verstanden? Und ja keine Schludereien!!!“

Ein Nicken folgte.

Die Tür fiel ins Schloss.

Kurze Stille.

Dann ertönte ein leises zufriedenes Lachen und ein Mann lehnte sich selbstzufrieden in seinem Stuhl zurück. Alles lief nach Plan.
 

Kyo seufzte leise auf und erhob sich seufzend. Es hatte geklingelt. Dabei war er gerade daran gewesen, wieder einen Text zu schreiben. Er hasste es unterbrochen zu werden.

Denn er war meist so in sein Schreiben - in seine Gefühle - versunken, dass er einige Sekunden brauchte um wieder in zu sich zu finden.

Er blinzelte einige Male und ging dann zur Tür. Öffnete sie jedoch nur einen Spalt weit, um zu sehen wer vor der Tür stand. Als er jedoch niemanden erkennen konnte, öffnete er die Tür ganz und trat einen Schritt hinaus.

Plötzlich raschelte etwas und er sah verwirrt hinunter auf seine Füße. Er war auf einen Brief getreten.

Er bückte sich und hob den schwarzen Umschlag auf. Drehte ihn einige Male in seinen Händen. Sah dann noch einmal auf, um zu sehen, ob nicht vielleicht doch der Verfasser dieses Briefes irgendwo zu sehen war. Doch nichts. Nur Leere. Und Stille.

Dann ging er wieder in seine Wohnung zurück. Schloss seine Tür, während er seinen Blick auf den schwarzen Umschlag gerichtet hielt.

Wer schrieb ihm denn bitte einen Brief?

Und dann auch noch in einem schwarzen Umschlag?

Er ging in sein Wohnzimmer. Setzte sich auf den Boden, von welchem er vor einigen Minuten erst aufgestanden war. Beachtete die vielen Blätter, die auf dem Boden verstreut lagen, nicht. Hatte nur noch Augen für den Brief.

Dann öffnete er langsam den Brief. Nahm das weiße Papier, welches in dem schwarzen Umschlag steckte, vorsichtig heraus, als ob es jeden Moment in seinen Händen zu Staub zerfallen könnte.

Schließlich faltete er ihn auseinander und begann zu lesen.
 

Sehr geehrter Nishimura-san
 

Ich kenne ihre Band nun schon sehr lange. Ihre Texte bewegen mich immer wieder. Besonders nun, da mein Freund verstorben ist. Er ist an Krebs gestorben. Ich wusste nichts davon. Daher kam sein Tod für mich sehr unerwartet und hat mich sehr getroffen, wenn ich nicht schon sagen kann verletzt. Seit Tagen sitze ich nun in meiner Wohnung und weiß nicht was ich tun soll. Ich fühle mich so einsam ohne ihn.

Ohne ihn fehlt mir etwas. Ich fühle mich unvollständig. Die ganze Zeit höre ich ihre Musik. Ihre Texte. Und ich finde mich selbst darin wieder.

Zurzeit fühle ich mich so verloren. Erst kurze Zeit zuvor, hat mich meine gute Freundin verlassen. Und nun nimmt man mir auch noch meinen Freund weg. Auch mein Vater verstarb einige Wochen zuvor, ohne dass ich ihn noch ein letztes Mal sah.

Ich fühle mich so einsam und so unendlich leer.

Deshalb..hätte ich eine Bitte an sie. Schreiben sie für mich ein Gedicht, welches ich an das Grab meines Freundes mitnehmen kann. Ich bitte sie darum.

Er liebte Rosen. Vielleicht…könnten sie dies in ihr Gedicht mit einbeziehen. Und Kerzen liebte er auch. Wie auch Tücher und immer las er alte Briefe. Die Briefe, die er von seiner Familie hatte. Soweit ich weiß hatte er fast keinen Kontakt zu ihnen, da sie das, was er tat, verachteten.

Normalerweise würde ich nie solch einen Brief an jemanden schicken. Doch..mit ihnen fühle ich mich verbunden. Ich habe das Gefühl, dass sie mich verstehen werden.

Deshalb bitte ich sie mir dieses Gedicht zu schreiben. Ich selbst kann es nicht tun. Ich kann meine Gefühle nicht ausdrücken. Doch ich möchte meinem verstorbenen Freund zeigen, wie sehr ich ihn liebe. Bitte. Ich weiß nicht ob sie es tun werden, doch…ich hoffe…auch wenn meine Hoffnung die letzten Wochen immer wieder umgangen und zerstört wurde.
 

Mit vielen lieben Grüßen und voller Hoffnung
 

H.
 

Kyo las sich den Brief einige Male durch. Und immer wieder dachte er, dass der Verfasser dieses Briefes genau das Gleiche durchgemacht hatte wie er.

Dass er genau so fühlte, genauso empfand wie er. Und es tat ihm so gut zu wissen, dass er nicht der Einzige war der litt. Dass er nicht alleine war auf dieser Welt.

Er betrachtete das geschwungene ‚H’, welches als Unterschrift unter den Brief geschrieben stand.

Ob sich hinter diesem Buchstaben wohl eine Frau oder ein Mann verbarg? Was wenn es ein Mann war und sie somit eine weitere Gemeinsamkeit hatten?

Kyo flog ein weiteres Mal über den Brief. Blieb an der Stelle mit der Bitte um das Gedicht hängen und überlegte.

Er liebte Rosen und Kerzen. Tücher…..Briefe…

Ohne dass Kyo es verhindern konnte regte sich in ihm etwas. Sofort zog er seinen Block an sich und begann zu schreiben.
 

„Was machst du da?“, fragte Kaoru und sah Kyo mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Kyo saß auf dem Boden. Den Block auf seinem Schoß und schrieb, völlig in sein Tun versunken. Kyo sah auf und legte seinen Kopf schief.

„Ich schreibe…“, sagte Kyo nur und zuckte mit seinen Schultern.

Kaoru nickte und lächelte anschließend. Endlich schrieb er wieder und seit langem wirkte er endlich wieder entspannt und ausgeglichen. Wenn es so etwas bei Kyo überhaupt gab.

Auch Toshiya hatte in sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Schon seit einigen Tagen hatte er Kyo beobachtet und festgestellt wie dieser immer mehr er selbst wurde. Zur Freude der ganzen Band.

Woran es lag konnten sie jedoch nur erahnen. Vielleicht lag es an dem, was Kaoru zu ihm gesagt hatte. Vielleicht aber auch an etwas völlig anderem. Sie wussten es nicht. Tippten jedoch auf Kaorus ‚Rat’.

Diesem war das jedoch egal. Hauptsache ihr Sänger war wieder er selbst.

„Ein Songtext?“, fragte Kaoru und ließ sich neben Kyo auf den Boden gleiten. Dieser schüttelte jedoch zu Kaorus Überraschung den Kopf.

„Iie…ich schreibe einen Brief…an einen Fan..“, murmelte Kyo, immer noch vollkommen ins Schreiben vertieft. Daher konnte er nicht sehen wie Kaorus Gesichtsausdruck entgleiste.

„Du schreibst WAS???“, fragte er und sah Kyo geschockt an, da dieser meistens nicht einmal Fanmails las!

Kyo verdrehte seinen Augen und sah Kaoru an, als ob dieser vollkommen gestört oder taub wäre.

„Ich. Schreibe. Einen. Brief. An. Einen. Fan.“, sagte Kyo ganz langsam, damit es auch der letzte Depp verstehen würde.

„A-a-a-a-a-ber….“, stotterte Kaoru, doch Kyo unterbrach ihn mit einem Handwink.

„Lass es einfach, okay? Ich hab nen Brief von einem Fan erhalten und…jetzt schreibe ich ihm zurück. Nicht mehr und nicht weniger.“, sagte Kyo nur, sah Kaoru dann noch einmal kurz an und widmete sich dann wieder dem Brief.

„Aber…WIESO schreibst du ihm zurück?? Normalerweise ließt du nicht einmal Fanmails!“, sagte Kaoru und sah Kyo fragend an.

Dieser ließ ein tiefes Aufseufzen erklingen.

„Weil….ich…wie soll ich sagen…er hat das gleiche erlebt wie ich…und fertig..“, murmelte Kyo so schnell, dass er hoffte, dass Kaoru ihn nicht verstanden hatte. Doch dieser hatte ihn verstanden und blickte Kyo nun nur noch größer an.

Als er jedoch zu einer neuen Frage ansetzten wollte unterbrach ihn Kyo forsch.

„Lass es einfach, okay?“, sagte er nur und hoffte, dass jetzt endlich Ruhe herrschte.

Kaoru klappte seinen Mund wieder zu und nickte.

„Okay…“, sagte er nur und lächelte nun wieder. Dann zögerte er etwas bevor er Kyo sanft in die Seite stupste.

„Schön…dass du wieder bei uns bist..“ , sagte Kaoru sanft und sah Kyo lächelnd an.

Dieser wurde etwas rot und murmelte nur etwas von wegen ‚War ich doch die ganze Zeit’, was Kaoru nur noch ein breiteres Grinsen entlockte.
 

„Sie haben Post…“

Ein Nicken. Er nahm den Brief entgegen, während auf seinen Lippen ein breites Grinsen erschien.

„Danke…ich brauche sie nun nicht mehr…“, sagte er mit tiefer Stimme und schickte so den Boten wieder hinaus, welcher auch sofort gehorchte.

Als er wieder alleine im Raum war, drehte er den Brief in seinen Händen.

„Ich wusste, dass du mir antworten würdest…“
 

„Es ist schön, dass er wieder er selbst ist….“, sagte Toshiya lächelnd und ging mit Kaoru an der Hand die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf.

„Hai…finde ich auch. Ich bin richtig froh darüber..“, antwortet Kaoru grinsend und zog Toshiya für einen kurzen Kuss an sich. Der schlang sogleich seine Arme um ihn und grinste an dessen Lippen.

„So fordernd heute?“, fragte Toshiya an Kaorus Lippen und leckte anschließend über diese.

Kaoru seufzte genießerisch auf und schnappte nach Toshiyas Lippen. Knabberte sanft an dessen Unterlippe.

„Und wenn…wär’s schlimm?“, nuschelte Kaoru an Toshiyas Lippen. Sah diese herausfordernd und heiß an. Toshiya lachte leise auf und schlang ein Bein um Kaorus Hüfte. Zog ihn dann hart an sich und rückte ihre Hüften aneinander.

Seine Augen funkelten.

„Nein…ich glaube nicht…“, antwortete Toshiya lächelnd und hauchte Kaoru tausend kleine Küsse auf den Mund.

Kaoru öffnete seine Lippen einen Spalt weit. Fing Toshiyas Küsse mit seinen sanften Lippen auf und erwiderte sie dann heiß. Er ließ seine Zunge hervorschnellen und leckte aufreizend über Toshiyas Lippen.

Dieser lachte heiß auf, fing Kaorus Zunge ein und verwickelte ihn in ein zärtliches Zungenspiel.

Sich heiß küssend, stiegen sie die letzten Treppenstufen hinauf und hangelten sich blind in Richtung der Wohnungstür. Als etwas jedoch zu ihren Füßen raschelte, als sie vor der Tür zum Stehen kamen, unterbrachen sie überrascht den Kuss und blickten zu ihren Füßen hinunter.

Beide schwiegen, als sie vier schwarze Briefumschläge entdeckten, die zu ihren Füßen auf dem Boden lagen.

Ohne ein Wort zu sagen, bückte sich Kaoru und hob die Umschläge auf, schloss die Wohnungstür auf und zog Toshiya mit sich hinein.

„Ich hab langsam die Schnauze voll…“, murmelte er leise, sodass nur Toshiya ihn verstehen konnte.

„Aber…vielleicht…sind es nur Fans…“, versuchte Toshiya Kaoru ein weiteres Mal zu beruhigen, doch langsam glaubte er selbst nicht mehr daran. Wenn es ein Fan wäre, warum sollte er Kaoru solch absurde Sachen schenken? Was machte dies für einen Sinn?

Kaoru sah Toshiya lange an, mit einem Blick der bezweifelte ob Toshiya selbst überhaupt daran glaubte.

„Vielleicht…sind die ganzen Sachen ja gar nicht für…mich…bestimmt…“, sprach Kaoru dann leise seine Vermutung aus und sah Toshiya an. Wartete auf eine Reaktion von ihm.

Dieser sah Kaoru jedoch nur verwirrt an. Wer sollte ihm schon solche Sachen schicken? Er kannte in Tokio niemanden, außer den Dir en grey Membern, Hizumi und Mana.

„Und…wer sollte das sein?“, fragte Toshiya verwirrt, da er sich nun wirklich niemanden vorstellen konnte. Doch als Kaoru ihn nur wissend ansah machte es langsam Klick.

„D-du….meinst….“, stotterte Toshiya, der den Namen nicht einmal auszusprechen wagte.

Kaoru nickte nur langsam.

„Es könnte sein, dass Hakuei dich gefunden hat…“, murmelte er leise und sah Toshiya besorgt an. Was wenn seine Vermutung stimmte? Was wenn diese ganzen Sachen wirklich von Hakuei waren? Und was…wenn Hakuei von Toshiya und ihm wusste?

Doch diese Vermutung sprach Kaoru nicht laut aus. Wusste, dass Toshiya gerade selbst darauf gekommen war, denn der sah ihn nun aus geweiteten Augen an.

„Du musst weg…“, hauchte Toshiya leise und sah Kaoru angsterfüllt an.

„W-wenn er dich hier findet…dann…“, fing Toshiya an, wurde jedoch von Kaoru unterbrochen, der ihm sanft einen Finger auf den Mund legte.

„Ich werde nirgendwohin gehen…“, sagte er leise und sah Toshiya sanft an.

„Er wird mir nichts tun…außerdem kommt er hier gar nicht rein…du kennst doch meine Vermieterin. Die lässt niemanden so schnell rein.“, fügte Kaoru grinsend hinzu und schloss Toshiya anschließend in seine Arme. Der jedoch sah immer noch nicht wirklich überzeugt aus.

„B-bist du dir sicher?“, hauchte er unsicher und schloss seine Augen, während er seinen Kopf an Kaorus Brust lehnte. Seine Arme um den vertrauten Körper schlang.

Kaoru strich Toshiya sanft und beruhigend über den Rücken.

„Hai….“, sagte Kaoru lächelnd. Plötzlich wanderte seine Hand unter Toshiyas Shirt. Strich über die nackte Haut und wanderte schließlich nach vorne. Streichelte Toshiyas Bauchmuskeln und blieb schließlich am Hosenbund hängen. Klemmte den Hosenknopf zwischen zwei Finger und sah Toshiya nun mit heißem Blick an.

„Wo waren wir stehen geblieben?“, hauchte er grinsend und zog Toshiya hart an sich. Ließ ihn seine erwachende Erregung spüren.

Toshiya grinste mit einem Mal.

„Ich glaube hier…“, nuschelte er schnell, bevor er Kaoru am Revers packte, zu sich runter zog und dessen Lippen hart mit seinen verschloss.
 

Es klopfte an der Tür. Kyo hob erstaunt eine Augenbraue und blinzelte zur Tür. Wer konnte das sein? Es war später Abend und wie zurzeit immer öfter, saß er auf dem Boden seines Wohnzimmers und schrieb Lyrics. Der Brief hatte ihn auf Gedanken und Ideen gebracht, die er nun für seine Texte gebrauchte.

Murrend stand er auf. Dabei war es gerade so bequem gewesen. Seufzend fuhr er sich durch sein kurzes Haar und ging zur Tür. Lugte vorsichtshalber noch einmal durch den Spion und öffnete dann erstaunt die Tür, als er seine Vermieterin erkannt hatte.

Die Frau war in den späten Dreißigern und lächelte Kyo nun freundlich an, als er die Tür öffnete und sie fragend ansah.

„Hallo Herr Nishimura…“, sagte sie freundlich und verbeugte sich kurz. Kyo tat es ihr nach und wartete stumm darauf, was sie von ihm wollte.

„Da sie den ganzen Tag nicht da waren haben sie den Briefträger verpasst. Deshalb habe ich den Brief an mich genommen…“, fing die Frau an und hielt Kyo nun einen schwarzen Brief entgegen.

„Vielen Dank...“, sagte Kyo und brachte ein kleines Lächeln zustande, überprüfte kurz ob der Brief auch noch verschlossen war. Bei Vermieterinnen wusste man ja nie. (XD jaja…wenn man zu viel zeit hat kommt man auf interessante ideen..XD *lach* )

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen verbeugte sich Kyo ein weiteres Mal zum Abschied, ging wieder in seine Wohnung und schloss die Tür vor seiner verdattert drein blickenden Vermieterin.

Dann lief er langsam in sein Wohnzimmer zurück. Drehte den Brief in seinen Händen einige Male. Strich darüber. Wusste jedoch genau von wem er war. Auch wenn kein Absender auf dem Umschlag stand.

Als er sich auf dem Boden niedergelassen hatte, öffnete er ihn schließlich vorsichtig und zog den Brief heraus. Begann schnell zu lesen.
 

Lieber Nishimura-san
 

Ich habe ihren Brief und ihr Gedicht erhalten. Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken kann. Es bedeutet mir so viel. Um ihre Frage, ob ich ein Mann oder eine Frau bin, zu beantworten: ich bin ein Mann. Vielleicht schockt sie dies nun, aber ich stehe dazu.

Ihr Gedicht hat mich tief bewegt. Es drückt teilweise wirklich aus was ich fühle. Den Schmerz den ich empfand, als er tot vor mir lag und ich herausfand, dass er mir das mit dem Krebs verschwiegen hatte. Und all die Liebe dich ich ihm entgegengebracht habe.

Zwar treffen einige Dinge nicht zu, doch es ist ihr Gedicht. Ich mag es wirklich sehr.

Ich hoffe sie kommen auch mit ihren Songtexten so gut voran, doch ich glaube das stellt für sie kein Problem dar.

Es hat mich sehr verwundert, dass auch sie das Gleiche durchgemacht haben wie ich. Sind wir dadurch verbunden, oder ist es einfach Zufall?

Ich glaube diese Frage wird für immer offen bleiben, denn ich selbst kann sie nicht beantworten.

Ich hoffe sie kommen auch mit ihrer Musik gut voran. Ich warte schon sehnsüchtig auf neue Lieder von Dir en grey, die ich mir anhören kann und in denen ich mich verlieren kann.

Es hat mich sehr gefreut, dass sie mir geschrieben haben. Ich hatte nicht damit gerechnet, da sie ja sonst nicht auf Fan-Mails antworten.

Daher hat mich das sehr geehrt.

Ich hoffe wieder von ihnen zu hören…vielleicht…irgendwann.
 

Mit freundlichen Grüßen
 

H.
 

Wie schon beim letzten Brief, war der Vorname abgekürzt und nur der Nachname ausgeschrieben. Mit Adresse.

Kyo lächelte und faltete den Brief langsam wieder zusammen. Er würde jetzt nicht darauf antworten. Vielleicht morgen. Nun musste er sich wieder an seine Texte machen, damit Kaoru sich an die Vertonung setzten konnte.

Vorsichtig legte er den Brief auf den Tisch, schnappte sich schließlich wieder seinen Block und versank keine zwei Sekunden später wieder in seinen Texten.
 

„Das ist … einfach zu leicht…“, lachte er leise und lehnte sich grinsend in seinem Stuhl zurück. Dass es sooo einfach werden würde, hatte selbst er nicht gedacht. Er verzog etwas das Gesicht. Das machte das Ganze jedoch gleichzeitig auch nicht so spannend und reizvoll.

Er zuckte mit seinen Schultern. Was machte das schon? Würde er sich eben etwas Besseres ausdenken müssen.

Was ihn jedoch aufregte war, dass Toshiya und Kaoru nicht den Anschein machten, als ob sie Angst hätten oder sich sorgten.

Ein gefährliches Knacken war zu hören, als er mit seinem Kiefer vor Wut malte. Was erlaubten die sich eigentlich? War für sie das alles nur ein Spiel? Wenn ja, würde er ihnen das Gegenteil beweisen! Sie würden schon sehen!!
 

„Du schreibst schon wieder einen Brief?“, fragte Die und legte seinen Kopf schief, als er Kyo schreibend auf dem Boden wieder fand.

Dieser nickte nur und konzentrierte sich weiter auf den Brief.

„Ein neuer Fan oder immer noch der Gleiche?“, fragte nun Kaoru und stellte sich neben Die. Grinste bei Kyos Anblick. Der rollte jedoch wieder nur mit seinen Augen und sah zu den anderen Beiden empor.

„Habt ihr eigentlich nichts Besseres zu tun, als mir hier auf die Nerven zu gehen??“, fauchte Kyo und funkelte die beiden böse an. Kaoru und Die jedoch fingen nur an mit lachen und hoben sich den Bauch.

„Nein…leider nicht…“, grinste Die lachend und sah Kyo immer noch amüsiert an. Der schob nun nur etwas seine Unterlippe vor und ignorierte die Beiden einfach. Schrieb weiter.

„Bekommen wir jetzt ne Antwort?“, fragte Kaoru grinsend und sah Kyo abwartend an.

„NEIN!!“, knurrte dieser nur, sah dabei nicht einmal zu den Beiden auf.

Kaoru zog einen Schmollmund und blinzelte Kyo bettelnd an.

„Bittööööö~“, sagte Kaoru flehend, ging vor Kyo auf die Knie und sah ihn wie ein kleines Kind an. Die tat es ihm gleich und schließlich befanden sie sich auf gleicher Augenhöhe wie Kyo und glubschten ihn wie zwei kleine Kinder auf Süßigkeitenentzug an.

Dieser seufzte nur genervt auf und rollte ein weiteres Mal mit seinen Augen.

„Mein Gott. Jaaa…es ist der gleiche Fan. Aber ich weiß nicht was es euch angehen sollte…“, knurrte er und sah die Beiden warnend an. Doch Kaorus Gesicht hatte einen wachsamen Ausdruck angenommen.

„Und…wie lange schreibst du schon mit dem?“, fragte er mit normaler Stimme. Hoffte, dass Kyo nicht merkte wie das Thema seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Langsam stand er wieder auf. Die tat es ihm gleich und runzelte die Stirn. Warum war Kaoru auf einmal so interessiert?

Kyo zuckte mit seinen Schultern.

„Noch nicht so lange. Ist jetzt der zweite Brief den ich an ihn schreibe.“, murmelte Kyo und schaute gedankenverloren auf seinen Brief hinab.

Kaoru nickte, wie um sich selbst zu bestätigen.

„Weißt du auch… wie er heißt?“, fragte Kaoru und versuchte seine Stimme nicht zu neugierig klingen zu lassen. Doch anscheinend gelang ihm dies nicht, denn Kyo sah sogleich misstrauisch auf.

„Ja weiß ich…aber das geht dich nen feuchten Dreck an…“, knurrte Kyo und sah Kaoru aus verengten Augen an.

Kaoru zuckte zusammen und gleich tat es Kyo Leid, dass er ihn so angefahren hatte.

„Was….wollte…will er von dir?“, wagte Kaoru noch eine Frage. Wusste jedoch nicht, ob Kyo sie ihm beantworten würde.

Dieser schwieg eine Weile. War sich nicht sicher ob er Kaoru die Frage beantworten sollte, oder lieber doch nicht. Schließlich seufzte er leise auf.

„Er…hat das gleiche erlebt wie ich. Sein Freund ist auch vor kurzem gestorben. Sein Vater, wie auch meiner, einige….Wochen zuvor. Es ist…als ob er das aller Gleiche erlebt hat wie ich…“, murmelte Kyo leise und sah auf einen Fleck vor sich. Völlig in Gedanken.

„Dann…hat er mich gebeten ein Gedicht für ihn zu schreiben…weil…er sich selbst nicht wirklich ausdrücken kann…Er hat mir ein paar Dinge vorgegeben, die ich in das Gedicht mit ein beziehen sollte…mehr nicht…“, fügte Kyo, nach einem kurzen Zögern hinzu. Blickte schließlich auf in Kaorus Augen.

„Kann…ich das Gedicht lesen?“, fragte er vorsichtig. Irgendwas lief doch da vollkommen schief.

„Ich geh Kao…“, sagte Toshiya sanft und hauchte Kaoru einen sanften Kuss auf die Wange. Dieser nickte nur. Immer noch völlig in Gedanken.

„Ich komm auch gleich nachhause.“, sagte er und versuchte ein kleines Lächeln zusammen zu bekommen. Toshiya grinste.

Als Toshiya schon fast an der Tür war, drehte sich Kaoru noch einmal zu ihm um.

„Pass…auf dich auf, ja?“, rief er leise. Wusste auch nicht warum er ihm das sagte, doch er hatte das Gefühl, dass es genau das Richtige war.

Toshiya sah ihn verwirrt an. Nickte dann jedoch langsam.

„Hai…mach ich...“, sagte er lächelnd und verließ kopfschüttelnd den Proberaum. Was Kaoru nun wieder hatte. Er schlüpfte in seine Jacke und zog nachdenklich seinen Reisverschluss zu. Stellte den Kragen auf und lief die Treppen hoch. Hinauf auf die Straße. Es war fast kein Mensch unterwegs. Warum musste Kaoru auch die Proben immer so früh morgens ansetzten? Dadurch hatte sich seine ganze Schicht bei der Arbeit verschoben. Morgens eine Probe und abends. Völlig in Gedanken merkte er zu spät, dass vor ihm eine Person in schwarzem Mantel stand.

„Uuuaaahh!!“, quiekte er laut auf, als er sie bemerkte. Doch es war zu spät. Die Person ging lautlos zu Boden.

„Oh mein Gott!! Tut mir wirklich leid!! Ich hab sie nicht gesehen!“, entschuldigte sich Toshiya tausend Mal und kniete sich neben die Person, die sich gerade aufrappelte.

Sie hatte schwarzes Haar. War groß und stark gebaut. Toshiya erkannte, dass es sich um einen Mann in seinem Alter handeln musste.

Er streckte ihm freundlich seine Hand entgegen um ihm aufzuhelfen.

„Tut mir wirklich Leid...“, sagte er noch einmal und lächelte den Mann entschuldigend an. Der hatte sein Gesicht von ihm abgewendet und Toshiya konnte dieses nicht erkennen.

„Sie kommen mir bekannt vor. Kennen wir uns irgendwoher?“, fragte Toshiya mit einem Lächeln und freundlich wie immer.

Der Fremde erfasste seine Hand mit festem Griff. ZIEMLICH fest, wie Toshiya feststellte.

„Wäre ja zu schön, wenn du mich nicht mehr erkannt hättest...“, sagte eine Stimme, die Toshiya nur zu bekannt vorkam. Er riss erschrocken seine Augen auf. Betete, dass er sich irrte. Doch als der Fremde ihm schließlich sein Gesicht zudrehte waren alle Gedanken aus Toshiyas Kopf wie weggeblasen.

„W-Was…“, hauchte er erschrocken und sah den Mann vor sich mit vor Panik geweiteten Augen an.
 

Nachdem er von Toshiya unterbrochen worden war, drehte sich Kaoru nun wieder Kyo zu.

Der sah ihn prüfend an.

„Darf ich?“, hakte er noch einmal nach, da er bis jetzt noch keine Abfuhr von Kyo erhalten hatte. Der überlegte noch einmal kurz, öffnete dann jedoch seinen Block und hielt Kaoru einen Zettel hin.

„Normalerweise schreib ich meine Gedichte nicht ab. Ich mag es, wenn es sie nur einmal gibt…aber…ich weiß nicht. Das hab ich abgeschrieben. Frag mich nicht warum, aber ich hatte das Gefühl…das ich es machen musste…“, murmelte Kyo, als Kaoru den Zettel, auf dem das Gedicht stand, an sich nahm.

Dann herrschte Stille. Kaoru überflog das Gedicht. Und seine Augen weiteten sich immer mehr vor Panik und Schrecken.

Kyo runzelte die Stirn, als er die Veränderung in Kaorus Gesichtsausdruck sah.

„Also..sooo schlecht ist es nun auch wieder nicht...“, nuschelte Kyo etwas beleidigt doch er wurde sogleich von Kaoru unterbrochen.

„Für wen hast du das geschrieben???“, schrie Kaoru mit einem mal laut und aufgebracht, woraufhin Kyo erschrocken zusammenzuckte.

„Was geht es dich...“

„FÜR WEN?????!!!“, wiederholte Kaoru außer sich und war daran sich seine Jacke überzuziehen. Kyos Gesicht verschloss sich mit einem Mal und er sah Kaoru aus verengten Augen an.

„Es geht dich nen Dreck an Kaoru Niikura! Sag mir für was du seinen Namen brauchst und ich sag dir wie er heißt!“, knurrte Kyo, der es hasste sich so von der Seite anfahren zu lassen.

„Es würde zu lange dauern zum erklären!!“, rief Kaoru aufgebracht und warf Kyo einen verzweifelten Blick zu.

„Bitte!! Es geht um Toshiyas Leben!!“, sagte Kaoru und sah Kyo flehend an. Es hörte sich zwar total übertrieben an, aber war es nicht so? War Toshiya nicht in Gefahr, wenn es sich um die Person handelte, die Kaoru dachte??

Kyos Kiefer zuckte kurz und Kaoru sah wie er überlegte. Schließlich hörte er ein leises Flüstern.

„Hakuei….sein Name ist Hakuei…“, murmelte Kyo und drückte Kaoru schließlich einen Briefumschlag in die Hand, auf dem auch dessen Adresse stand.

„Wenn du und Toshiya wieder zurück seit, will ich verdammt noch mal wissen was hier vor sich gegangen ist, klar?!“, sagte Kyo in schneidendem Ton und sah Kaoru herausfordernd an. Dieser nickte nur schnell.

„Danke, Kyo...“, hauchte er, drehte sich um und rannte aus dem Proberaum. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und die Panik schien ihn zu übermannen. Es war Hakuei. Er hatte es gewusst, als er das Gedicht von Kyo gelesen hatte.

Hoffentlich erwischte er Toshiya noch. Er betete zum Himmel, dass er ihn noch vor Hakuei finden würde. Er hatte solche Angst um ihn. Sie drohte ihm die Luft abzuschnüren. Legte sich wie ein Schraubstock um sein Herz.

Dann zog er sein Handy heraus und wählte mit zitternden Fingern Toshiyas Nummer. Hielt sich dann das kleine Gerät an sein Ohr und verfluchte das ewige Tuten.

„Geh ran!!“, zischte er leise und sah sich, als er oben auf der Straße angekommen war panisch um.

„Nimm verdammt noch mal ab!!“
 

Da klingelte irgendwas. Was war das? Das Lied kannte er. Er verzog sein Gesicht und öffnete langsam, schwerfällig, seine Augen. Es war dunkel. Wo war er?

Er stöhnte leise auf, als er sich versuchte auf zusetzten und sich sein Magen vor Schmerz zusammenzog.

Die Melodie hielt an. Was war das? Das Lied….

Er sah sich um. Wo war er? Was…war…passiert?

Mit einem Mal wusste er es wieder. Sein Atem ging schneller. Hakuei! Er hatte ihn gesehen. Er war in ihn hineingerannt. Und dann…was war dann passiert?

Er hatte ihn in den Magen geschlagen! Und er selbst war ohnmächtig geworden. Doch…wo war er jetzt?

Angst erfüllte ihn. Und diese allzu bekannte Melodie klingelte weiter. Sein Handy!!

Jetzt fiel es ihm wieder ein. Das war sein Handy wo da klingelte.

Doch als er versuchte seine Hände zu bewegen um es zu suchen, stellte er fest, dass sie gefesselt waren. Er ruckelte an den Fesseln. Versuchte seine Hände frei zu bekommen, doch es half nichts. Sie waren fest hinter seinem Rücken verbunden.

Das Klingeln hörte auf.

Bitte nicht!! Hör nicht auf!! Bitteeee~!!!

Doch nun herrschte Stille. Stille, die sich auf Toshiyas Herz legte. Ihn zu ersticken drohte. Panik stieg in ihm auf. Wo war er verdammt noch mal??

Doch das Handy hatte nicht ohne Grund aufgehört zu klingeln. Eine leise Stimme, die jedoch in dieser Stille zu laut erschallte, nahm ab.

„Ja?“

Toshiya zuckte zusammen. Drehte seinen Kopf so schnell es ging in die Richtung aus der er die Stimme vernommen hatte. Und wie erwartet, erkannte er dort, vielleicht drei Meter von sich entfernt einen Schatten, der auf einem Stuhl saß und nun Toshiyas Handy an sich nahm. Er konnte seine Augen in der Dunkelheit glitzern sehen und zuckte zusammen, als er merkte, wie sich der Blick des Mannes auf ihn richtete, als er abnahm.
 

Kaoru fluchte laut auf, als niemand abnahm. Gerade als jedoch auflegen wollte, meldete sich eine Stimme.

Doch bevor er antworten konnte, überschlug sich alles in seinem Kopf. Das war nicht Toshiyas Stimme gewesen.

Er schluckte.

„H-hallo…kann ich bitte Toshiya sprechen?“, fragte er und versuchte das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen und diese fest und sicher klingen zu lassen.

Ein Lachen erschallte am anderen Ende des Hörers, welches bei Kaoru eine Gänsehaut über den ganzen Körper hervorrief.

„Ich glaube kaum…“

Kaorus Panik stieg.

„Warum nicht?“, fragte er und sah sich wieder auf der Straße um, wie um die Person mit der er gerade sprach, irgendwo auf der Straße erkennen zu können. Doch er sah niemanden, der ihm verdächtig genug aussah.

„Weil er gerade auf dem Bett vor mir liegt...“, sagte die Stimme und ließ ein amüsiertes Lachen ertönen.

Kaoru schluckte.

„Wehe du tust ihm was an!!“, fauchte er mit einem Mal und kalte Wut stieg in ihm auf.

Wieder ein Lachen.

„Was ich mit ihm tue oder nicht, kann ich selbst entscheiden…“
 

Toshiya lauschte gebannt Hakueis Worten. Wer war da am anderen Ende des Hörers? Kaoru?

„Kaoru!!“, schrie er laut auf und versuchte wieder frei zu kommen. Zerrte vergeblich an seinen Fesseln. Hakuei erstarrte. Blickte ihn an. Er spürte seinen Blick auf sich. Rief jedoch wieder Kaorus Namen und versuchte weiterhin die Fesseln zu lösen.

Langsam kam er auf Toshiya zu. Blieb schließlich kurz vor dem Bett stehen und blickte zu ihm hinunter. Ließ sich langsam auf den Bettrand sinken.
 

„Kaoru!!“

Kaoru zuckte zusammen, als er seinen Namen hörte. Das war Toshiya. Ganz sicher!

„Was hast du mit ihm getan, du Arschloch???!! Lass ihn in ruhe!!“, schrie Kaoru laut und außer sich. Die Leute drehten sich zu ihm um. Sahen ihn Stirn runzelnd an, liefen dann jedoch weiter.

Kaoru bekam keine Antwort, was ihn schier noch verrückter und besorgter machte, als er ohnehin schon war.

„Antworte!!“
 

Hakueis Finger senkte sich auf Toshiyas Hals hinab. Strich an diesem zärtlich hinab und öffnete langsam Toshiyas Shirt. Als dies auf glitt und schließlich seine Brust freilegte, zischte Toshiya leise auf.

„Lass mich…bitte….“
 

Kaoru konnte jedes Wort hören. Jede Bewegung und es machte ihn schier wahnsinnig vor Sorge. Sein Gesicht verzerrte sich und er begann verzweifelt sich umzublicken.

„Toshiya!!“, schrie er in das kleine Handy. Es fraß ihn auf, dass er nicht wusste, was mit seinem Koi geschah. Dass er nicht wusste wo er war.
 

Doch Hakuei schien seine Stimme gar nicht wahrzunehmen. Strich nun langsam über Toshiyas Brust. Fuhr mit seiner Hand jeden Muskel, jede Erhebung nach.

Dann, ohne dass Toshiya es voraussehen konnte, krallte Hakuei seine Fingernägel hart und unnachgiebig in Toshiyas Brust und kratzte quälend langsam über diese bis hinab zu Toshiyas Hosenbund.

Toshiya schrie laut auf vor Schmerz. Hatte das Gefühl, dass man ihm die ganze Haut vom Leibe zog.
 

Kaoru zuckte zusammen als er Toshiyas Schrei hörte und ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. Toshiyas Schrei drang tief unter seine Haut und in sein Herz. Ließ dieses sich schmerzhaft zusammenziehen. Tiefe Verzweiflung und Hilflosigkeit überkam ihn.
 

„Willst du ihn haben?“, fragte Hakuei leise und betrachtete das Blut, welches langsam aus den tiefen Kratzwunden von Toshiyas Brust rann. Dieser hatte seine Augen zusammengekniffen und keuchte leise auf, da die Wunden nun unendlich schmerzhaft zu brennen begannen.

„Nein Kaoru..tu...“, fing Toshiya an, doch ehe er weiterreden konnte, presste Hakuei ihm eine Hand auf den Mund. Hinderte ihn so am Weitersprechen.
 

Doch Kaoru hatte Toshiyas Warnung nicht vernommen. Hakueis Worte hallten in seinem Kopf wieder. Immer und immer wieder hörte er sie und ohne zu überlegen antwortete er.

„Ja…sag mir wo er ist…“

Ein Lachen erschallte.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass es so einfach ist, oder?“, fragte Hakueis Stimme am anderen Ende der Leitung.

Kaorus Gesicht verdunkelte sich.

„Nein…natürlich nicht…Was willst du von mir?“, fragte er leise und blickte hinauf in den Himmel.
 

„Was glaubst du wohl?“
 

„Ich weiß es nicht!“
 

„Dann streng dich an…“
 

Stille.

Eine Stille die ihn fast umbrachte. War mit Toshiya alles okay? Warum hatte er vorhin so geschrieen? Was hatte Hakuei ihm angetan? Blutete er? Brauchte er einen Krankenwagen? War er verletzt? Warum sagte er nichts mehr? Wollte er überhaupt seine Stimme wieder hören, oder lieber nicht, da dies bedeuten würde, dass Hakuei sich wieder an ihm vergriff?
 

„Und? Mit deinen Überlegungen schon weiter gekommen, oder hast du zu wenig Grips?“, provozierte Hakuei ihn und ließ seinen Blick über Toshiya gleiten, der begonnen hatte zu zittern. Vorsichtig und mit zärtlichen Bewegungen strich er am Rande der Kratzwunden entlang. Beobachtete Toshiyas Gesicht dabei und grinste.

„Ich will ihm nicht noch mehr wehtun, als ohnehin schon...“, sagte Hakuei grinsend.

„Daher wäre es von Vorteil, wenn du dein Hirn endlich mal etwas anstrengen würdest...“, fügte er hinzu und stieß ein krankes Lachen aus, dass in dem Raum, in dem sie sich befanden, widerhallte.
 

„Willst du mich?“, fragte Kaoru gerade heraus, da es das Einzige war, was ihm einfiel.
 

„Ist das nicht ETWAS arrogant?“, fragte Hakuei und lachte wieder, doch Toshiya überkam eine Gänsehaut als er Hakueis Gesicht dabei betrachtete. Sein Mund lächelte, doch sein ganzes restliches Gesicht, war eine steinerne harte Maske. Mehr nicht.
 

„Nein…ich denke nicht. Schließlich hab ich Toshiya angefasst…“, sagte Kaoru schlichtweg, da er wusste, warum Hakuei es auf ihn abgesehen hatte.

Wieder herrschte Stille. Dann ein wütendes Aufzischen.
 

„Lagerhaus Nr. 4. Zwei Straßen von hier. Ich gebe dir zehn Minuten. Wenn du dann nicht da bist, ficke ich ihn solange hart durch, bis er nicht mehr weiß wer er ist.“

Das Tuten ertönte. Das Zeichen, dass er aufgelegt hatte.
 

Sobald Kaoru das Tuten vernahm, rannte er los. Toshiya würde so etwas nicht noch einmal überstehen. Es war für ihn schon schwer gewesen das eine Mal zu überwinden. Ein weiteres Mal würde seine Seele wie Glas zersplittern. Das wusste Kaoru.

So rannte er. Und schon nach einigen Minuten war er endlich bei der genannten Lagerhalle angekommen. Und nun? Klopfen? Wohl kaum.

Er sah sich um. Niemand in Sicht.

Er nahm den Griff der großen Schiebetür in seine Hand und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen, um sie zu öffnen.

Er konnte gerade noch sehen, wie ein großer Gegenstand auf ihn zu schwang.

Dann war alles schwarz um ihn herum.
 

Four roses. Their crimson leaves will cover your anemic body

Four candles which conjure mystic shades on you

Four letters full of love and promise

Four black foulards, which nestle to you
 

Ai shiteru
 

Kaoru schlug stöhnend seine Augen auf. Zuerst nur einen kleinen Spalt, da sein Kopf sofort begann zu dröhnen. Der Schmerz pochte gegen seine Schädeldecke und er hatte das Gefühl, dass sein Kopf gleich zu zerspringen drohte. Wieder entwich ihm ein gequältes Stöhnen und er runzelte die Stirn.

Eine automatische Reaktion, die den Schmerz zu lindern versuchte.

Als er sich endlich an diesen gewöhnt und das Gefühl hatte, dass der Schmerz langsam abklang, öffnete er seine Augen schließlich vollkommen.

Und das erste was er erkannte war ein großes Bett auf dem Toshiyas blasser, nur mit einem schwarzen Seidentuch um die Hüfte gelegten, nackter Körper lag, der wiederum von tausend roten Blütenblättern umgeben war, die einen wunderschönen Kontrast zur Blässe von Toshiyas Körper waren.

Kaoru glaubte zu träumen. Ließ seinen Blick weiter wandern. Dort lagen Briefe. Briefe in schwarzen Umschlägen, mit silbernen Ziffern.

Er runzelte die Stirn, nahm dann jedoch die Umgebung um das Bett herum war. Überall waren Kerzen aufgestellt, die brennend bezaubernde und geheimnisvolle Schatten auf Toshiyas Körper warfen. Toshiya hatte seine Augen geschlossen. Sah aus, als ob er schlafen würde.

Seine Hände hatte er hinter seinem Körper verschränkt und schwarze Tücher umspielten seine Handgelenke.

Kaoru blinzelte einige Male. Fühlte sich wie in einem Traum. Er wusste nicht einmal wo er war. Wusste nur warum. Und das verwirrte ihn nur noch mehr.

„Ist er nicht schön?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter Kaoru und er zuckte sofort zusammen. Versuchte sich umzudrehen. Doch es funktionierte nicht.

Erst jetzt stellte er fest, dass er auf einem Stuhl saß. Seine Hände waren hinter der Stuhllehne gefesselt und auch seine Beine waren an den jeweiligen Stuhlbeinen von Seilen umschlungen.

Ein Knurren entwich seiner Kehle. Er hasste es nicht zu wissen wer hinter ihm stand. Es jagte ihm Angst ein. Und eine ungezügelte Wut.

„Ziemlich feige sich hinter Leuten zu verstecken!“, sagte Kaoru laut und versteckte nicht seine Wut, die in seiner Stimme mitschwang.

Ein Lachen ertönte. Das, welches Kaoru schon am Handy eine Gänsehaut nach der Anderen über den Körper gejagt hatte. Das Lachen hatte etwas Krankes an sich. Einerseits klang es völlig amüsiert. Andererseits vollkommen kalt und gefühllos.

Schritte erschallten. Kaorus Körper spannte sich an. Vor Erwartung. Vor Angst. Vor Wut.

Schließlich erschien ein großer, schlanker, schwarzhaariger Mann vor ihm. Betrachtete ihn mit einem abschätzigen Blick. Sein Mund zierte immer noch ein Lächeln, doch wieder waren seine Augen nicht erfüllt von jenem. Diese sahen nur kalt zu Kaoru hinunter. Betrachteten ihn wie ein einfaches Objekt. Mehr nicht.

Immer noch hatte er nichts erwidert. Stand einfach vor ihm und betrachtete ihn. Mehr nicht. Und das machte Kaoru nervös. Seine Augen verengten sich.

„Willst du jetzt nur die ganze Zeit da stehen und mich anschauen?“, fragte Kaoru gerade heraus und reckte sein Kinn etwas nach oben.

Das Lächeln wurde breiter und eine Augenbraue zuckte sogleich nach oben. Doch immer noch erwiderte er nichts. Begann nun langsam um den Stuhl herum zu gehen.

Kaoru drehte seinen Kopf. Versuchte ihn nicht aus den Augen zu lassen. Doch an einer Stelle war es ihm unmöglich Hakuei weiter zu verfolgen. Dann riss er seinen Kopf herum, auf die andere Seite, und wartete darauf, dass er wieder in seinem Blickwinkel erschien.

„Was willst du?“, fragte Kaoru wütend, da Hakuei nun schon das zweite Mal um ihn herum lief und ihn nur betrachtete.

Wieder keine Antwort. Nur ein leises kühles Auflachen. Hakuei lief weiter. Umrundete Kaoru ein weiteres Mal mit langsamen Schritten.

„Was soll das?? Rede mit mir!“, fauchte Kaoru aufgebracht, da ihn das ganze umrunden ziemlich nervös machte, was er jedoch nicht zeigte.

Keine Antwort. Zum vierten Mal begann Hakuei nun mit langsamen, fast gelangweilten Schritten, als ob er alle Zeit der Welt hätte, sich um Kaoru herum zu bewegen.

Kaoru folgte ihm mit seinen Blicken. Als er jedoch ein weiteres Mal aus seinem Blickfeld verschwunden war, riss er seinen Kopf nach rechts. Wartete darauf, dass Hakuei wieder erschien. Doch diesmal kam er nicht. Kaoru wurde sichtlich nervös.

„Was hast du mit Toshiya vor?“, fragte Kaoru um die Stille zu durchbrechen, die sich wie Blei auf seinen Körper legte. Hakuei war immer noch nicht wieder erschienen.
 

Four roses which rip your skin

Four candles which burn you up distressful

Four letters full of hate, detestation and poison

Four black foulards with which I will strangle you.
 

I hate you
 

Plötzlich spürte Kaoru einen Lufthauch und ehe er sich versah, legte sich ein schwarzer Schleier über seine Augen. Er blinzelte. Konnte nichts mehr sehen.

Eng wurde das Tuch über seine Augen gebunden.

„Was soll das??“, schrie Kaoru sofort auf. Ruckelte an seinen Fesseln.

„Mach mich los!! Kämpfe wie ein Mann!!“, fauchte Kaoru weiter und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Fesseln, doch wieder geschah nichts. Sie schienen sich nicht einmal zu regen.

Wieder bekam er keine Antwort und es machte ihn fast verrückt. Er sah nichts. Er hörte nichts. Und Toshiya lag immer noch auf diesem Bett. Gefesselt und völlig hilflos diesem kranken Typen ausgeliefert!!

„Wie schnell Menschen sich doch an Etwas gewöhnen…“, ertönte Hakueis Stimme hinter ihm und ein kleines Lachen folgte.

„Und wie nervös und verzweifelt sie werden, wenn ihnen das Gewohnte entzogen wird. Hilflos stehen sie dann da. Wissen nicht was sie tun sollen. Die ganze Situation…völlig…UNGEWOHNT…“,

„Wehe du tust Toshiya etwas an!! Wehe! Ich werde dich umbringen!! Tu ihm nichts, sonst wirst du es bereuen und…“, schrie Kaoru, verstummte jedoch mit einem Mal, als er einen Atem an seinem Hals spürte. Dieser strich sanft über seinen Hals. Streifte diesen. Dann spürte er einen Körper, der seinem immer näher kam.

Einatmen.

„Wer sagt denn, dass ich Toshiya etwas tun werde?“, hauchte Hakueis tiefe Stimme in Kaorus Ohr und dieser erschauderte leicht.

„Nun ja…vielleicht...nachher…wenn ich mit dir fertig bin...“, fügte er dann noch im Plauderton hinzu und Kaoru riss sofort seine Augen weit auf, was Hakuei jedoch wegen der Augenbinde nicht sehen konnte.

„Wehe dir du rührst ihn an!!“, fauchte Kaoru und versuchte ein weiteres Mal an seinen Fesseln zu reißen, doch wie auch das vorige Mal gaben diese nicht nach. Mit einem frustrierten und verzweifelten Aufschrei, bäumte sich Kaoru ein letztes Mal auf, ließ sich dann jedoch zurück in den Stuhl sinken.

Ein amüsiertes Lachen erschallte hinter ihm und schien den ganzen ruhigen Raum zu erfüllen. Schien an den leeren Wänden abzuprallen und mit doppelter Wucht auf Kaoru zurückzuprallen.

Dann war es wieder still. Diese Stille, die Kaoru so sehr verabscheute. Die ihm solch eine Angst einjagte, wie er es nicht beschreiben konnte. Diese Angst legte sich um sein Herz, presste mit ihrem Gewicht darauf und drohte ihn zu ersticken.

Es ertönten Schritte. Hakueis Schritte. Sie entfernten sich von ihm.

Bitte! Bitte nicht!!

Kaoru schrie innerlich auf.

Nicht Toshiya! Bitte nicht Toshiya!!

Doch nichts geschah. Es herrschte wieder Stille. Schließlich hörte er nur wie etwas aufgehoben wurde. Dann wieder Schritte. Er kam auf ihn zu. Die Schritte näherten sich ihm.

Gut! Nur weit weg von Toshiya! Sonst ist mir alles egal…

Dann wieder diese schreckliche Stille, die sich wie Puffer um seinen Kopf, seinen Körper, zu legen schien. Was passierte nun? Sein Körper war wie eine gespannte Sehne angespannt. Wartete darauf, was als nächstes geschehen würde. All seine Sinne liefen auf Hochtouren. Irgendein Geräusch das er nicht kannte? Eine Bewegung? Ein Geruch?

Plötzlich wurde es warm. Angenehm warm. An seinen Händen, die hinter seinem Rücken gefesselt waren.

Dann legte sich etwas um seine Handgelenke. Er wusste nur nicht was.

Zwei ungewohnte Dinge. Gleich zwei. Er wusste nicht auf was er sich als erstes konzentrieren sollte.

Doch langsam verwandelte sich diese zuvor noch angenehme Wärme in Hitze. Sie kribbelte auf seiner Haut. Erreichte nun auch seine Unterarme. Doch an seinen Händen wurde es immer wärmer. Und wärmer. Wärmer. Immer wärmer.

Heiß. Es brannte auf seiner Haut. Leise zischte Kaoru auf und versuchte seine Hände wegzuziehen. Sie von der nun schon unangenehmen Hitze zu entfernen. Doch als er seine Hände zu bewegen versuchte durchfuhr ihn ein weitaus schlimmerer schmerz und er stöhnte überrascht auf.

Etwas rammte sich in seine Haut durchstieß sie nur mit kurzer Verzögerung und er spürte wie sie riss. Wie sie den spitzen Gegenständen rum um seine Handgelenke nachgaben und sich diese nun in seine Haut rammten. Unwiderstehlich.

„Was…ist das??“, schrie Kaoru auf, da auch die Hitze nun immer mehr zunahm und seine Haut zu verbrennen drohte.

Er spürte wie nun langsam Flüssigkeit aus seinen Handgelenken tropfe und er hätte schwören können, dass er hörte, wie diese als kleines Rinnsal auf den Boden tropfte. Er verzog vor Schmerz sein Gesicht. Seine Haut brannte! Und die spitzen Gegenstände bohrten sich mit jeder weiteren Bewegung weiter in sein Fleisch hinein.

„Das eine…Dornen der Rosen, deren Blätter Toshiyas nackten Körper schmücken…“, hauchte Hakueis leise Stimme hinter ihm und etwas weiches, Sanftes legte sich nun langsam um seinen Hals. Umschmeichelte diesen mit seiner zarten Beschaffenheit.

„Das andere…eine Kerze, von den tausenden, die geheimnisvolle Schatten auf Toshiyas Körper zaubern….“, fügte Hakueis Stimme ruhig hinzu, während die Kerze weiter um Kaorus Hand herumzüngelte und diese zu verbrennen drohte. Kaoru verzog das Gesicht. Biss sich vor Schmerz auf die Unterlippe. Es brannte. Es brannte so schrecklich!

Langsam, wodurch Kaoru es erst einige Sekunden später merkte, zog sich das sanfte Gebilde um seinen Hals, fester zusammen. Es war ein Tuch. Immer fester. Langsam aber sicher drückte es ihm die Luft ab. Er schnappte nach Luft.

„Dies hier…ein schwarzes Tuch…welches sich zur gleichen Zeit an Toshiyas Körper schmiegt…“, wieder ein gehauchter Satz Hakueis, welcher Kaoru jedoch, auf Grund der großen Schmerzen kaum verstand.

Die Luft wurde immer knapper. Doch mit einem Mal ließ der Druck nach. Er bekam wieder Luft. Kaoru sperrte sofort seinen Mund weit auf und seine Lungen weiteten sich, damit er sogleich Luft in sich pumpen konnte. Sein Atem ging schnell, nahm soviel Luft er bekommen konnte. Ein Rascheln ertönte. Er zuckte zusammen. Blinzelte um sich. Doch es half nichts.

Er sah immer noch nichts.

Wieder ein Rascheln. Ein leises Stöhnen.

NEIN! Toshiya!!

Kaoru stemmte sich wieder vor Verzweiflung gegen die Fesseln, doch nur bohrten die Dornen sich tiefer in seine Haut. Er stöhnte laut auf. Verzog sein Gesicht. Mehr Blut tropfte auf den Boden.

Er ließ sich zurücksinken. Sofort spürte er die Flammen der Kerze, die nun wieder an seiner Haut zu züngeln begannen. Automatisch zuckte er zurück, wurde jedoch nur wieder von den Dornen zurück gezwungen.

„K-kaoru?“

Toshiyas Stimme. Das war Toshiyas Stimme!

„Toshiya!“, sagte Kaoru laut, schrie schon fast. War erleichtert seine Stimme zu hören. Doch wo war Hakuei? Wo war er? Oh könnte er doch nur sehen!!

„T-Toshiya! Ist bei dir alles okay?“, fragte Kaoru schnell. Versuchte hektisch irgendwelche ungewöhnlichen Geräusche zu realisieren.

„H-hai…“, war nur die kurze Antwort Toshiyas, dann verstummte dieser wieder. Kaoru wollte gerade fragen was los war, als er es auch hörte. Kaorus Herz setzte einen Moment aus, schlug dann in doppeltem Tempo weiter. Dann zischte er wieder leise auf. Seine Haut brannte nun ununterbrochen. Er hätte nur noch schreien können.

Was er dann auch tat. Er stieß einen lang gezogenen Schrei aus, der an den Wänden widerhallte. Es tat so weh! Warum machte niemand diese verdammte Kerze aus? Seine Hand. Sie brannte!! Er konnte schon den Geruch von verbranntem Fleisch wahrnehmen. Und dieser Geruch ließ Übelkeit in ihm aufkommen.

„Kaoru! Kaoru, was hast du!!“, hörte er Toshiyas Stimme rufen. Verzweifelt. Hörte wie er an seinen Fesseln riss. Wie das Bett quietschte, jedoch nicht nachgab. Dann war es wieder ruhig. Hatte er die Kerze gesehen? Oder was war? Wo war das Geräusch? Wo? Es war, als ob man irgendetwas metallenes über einen Steinboden geschliffen hätte. Wo war es? Wo war ER?

Wo war….

Ein weiterer Schrei erfüllte die Lagerhalle, als Kaoru unerwartet, etwas Heißes auf seiner Haut, an seiner Brust, spürte, was diese aufschlitzte. Sofort fing die Stelle an zu brennen.

Nun brannten nicht nur seine Hände, sondern eine Hitze ging von diesem Schnitt aus, der ihn nur immer wieder zum aufstöhnen brachte.

„Kaoru!!“

Er hörte den Schrei, gegen eine Wand voll Schmerz. Rote Sterne flackerten vor seinen Augen auf und ein roter Nebel umschwirrte ihn.

Die Hitze, welche von dem Schnitt auszugehen schien, drang immer weiter in ihn ein. Als ob sie in seine Blutbahnen eingedrungen war. Er konnte spüren, wie sie langsam in jeden Teil seines Körpers vordrang. Und dieser Schmerz! Tausend Mal stärker als der, an seinen verbrennenden Händen.

Wieder schrie er auf. Wusste nicht was er sonst tun sollte. Doch es half nichts.

„Es brennt!! Oh mein Gott, es brennt so sehr!!!!“, schrie er laut auf, wand sich, doch die Fesseln gaben immer noch nicht nach. Sein Körper in einem Meer voll züngelndem Feuer.

Toshiya schrie auf, doch er hörte es nicht. Spürte nur noch den Schmerz, der durch seinen ganzen Körper strömte. Was war das? Was war das nur??

„Gift…lang anhaltend…Gift, aus Briefen voller Hass und Abscheu…Gift, welches dich nur langsam und qualvoll sterben lässt…“, ertönte eine leise Stimme an seinem Ohr. Kaoru stöhnte auf.

„Aufgetragen…eingeführt, durch ein Messer…erhitzt in den Kerzen…..“, fügte Hakueis Stimme hinzu und ein leises Lachen ertönte.

Kaoru wand sich unter Schmerzen, was jedoch nichts half. Die Dornen bohrten sich tiefer in ihn, die Kerzen verbrannten in weiter bei lebendigem Leibe und er konnte das Gift spüren, das durch seine Blutbahnen rann. Ihn von innen heraus verbrannte.

„Und weißt du was ich nun tue?“, fragte Hakuei fast schon sanft und leckte langsam über Kaorus Hals. Kaoru konnte nicht antworten. Zu sehr lähmten ihn die Schmerzen.

„Jetzt werde ich ihn nehmen…kannst du seine Stimme hören? Wie er um dich schreit?“, fragte Hakuei leise und zum ersten Mal nahm Kaoru wirklich das Schreien war, welches durch die Lagerhalle schallte. Es war Toshiyas Stimme, die immer wieder seinen Namen schrie. Hakuei anbettelte ihm nichts zu tun.

Er driftete immer mehr ab. Der rote Schleier schien sich immer dichter auf ihn zu legen. Doch immer wieder durchzuckte ihn eine Welle des Schmerzes, der ihn wieder schmerzhaft in die Realität holte.

„Ich werde ihn nehmen…während er nach dir schreit. Während du hier hilflos sitzt und zuhören musst.“, sagte Hakuei und sein leises Lachen hallte in Kaorus Kopf wieder.

„Tu…ihm…nichts…“, hauchte er schwach und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.

Das Lachen wurde lauter.

„Das hättest du dir vorher überlegen sollen…bevor du ihn angefasst hast…“, knurrte Hakuei mit einem Mal und in seiner Stimme schwang all der Hass, die Verachtung, die Abscheu und die Wut mit, die er Kaoru entgegenbrachte.

„Ich…liebe ihn…“, brachte Kaoru gepresst hervor, da ihn gerade jetzt wieder eine Welle des Schmerzes überkam. Sie schüttelte ihn durch und er spürte wie das Gift langsam nun in sein Herz vordrang. Er konnte es genau spüren. Diese brennende Flüssigkeit, die sich ihren Weg durch seine Blutbahnen bahnte und seinem Herz immer näher kam. Er merkte nicht, wie ihm die Tränen seine Wangen hinunter liefen.

„Tu…ihm nichts…“

„Und weißt du was? Ich lasse dich zusehen…“, hauchte Hakuei nun und schon war der schwarze Schleier um Kaorus Augen verschwunden. Aber seine Welt war in rotes Licht getaucht. Immer wieder zuckten Sterne vor seine Augen auf und er hatte das Gesicht vor Schmerzen verzogen.

Hakuei trat vor ihn, ließ das Messer, mit welchem er das Gift eingeführt hatte, achtlos auf den Boden fallen, schenkte Kaoru noch ein breites Grinsen, drehte sich dann um und ging zu Toshiya, der immer noch auf dem Bett lag, Kaorus Namen schrie und sich versuchte loszumachen.

„Tu…ihm nichts…“, hauchte Kaoru immer wieder und die Schmerzen wurden immer stärker. Vermischten sich mit seiner Verzweiflung.

Hakuei zog sich langsam, auf dem Weg zu Toshiya, sein Hemd aus. Knöpfte es ruhig auf und ließ es anschließend zu Boden gleiten. Machte sich nun an seine Hose. Knöpfte mit größter Geduld einen Knopf nach dem anderen auf.

„Lass ihn in ruhe!! BITTEEE~“, schrie Kaoru auf, doch Hakuei drehte sich nicht einmal mehr zu ihm um. War nun an Toshiyas Bett angekommen. Er stand mit dem Rücken zu Kaoru. Vollkommen nackt.

„Kaoru!! Kaoru~!!“, schrie Toshiya auf und versuchte von Hakuei wegzurücken. Heiße Tränen rannen über seine Wangen.

Kaorus Herz schien zu zerreißen. Mit einer letzten Welle der Verzweiflung riss er an seinen Fesseln.
 

Four roses which decorate your grave.

Four candles, symbol of teariness and life

Four letters, memories to the past

Four black foulards cloak the weeping face of the angel
 

I will kill you
 

Sie gaben nach und er stürzte nach vorne auf seine Knie. Blieb dort reglos liegen. Das Gift rann nun schneller durch seine Adern. Lähmten ihn.

Hakuei schenkte ihm keine Beachtung. Stieg nun aufs Bett und strich andächtig über Toshiyas Körper, der zitternd unter ihm lag. Ihn mit tränen überströmtem Gesicht ansah. Immer wieder Kaorus Namen schrie. Wimmerte.

Kaoru regte sich. Kämpfte langsam seine Beine frei. Diese waren nicht so fest gefesselt gewesen, wie seine Hände. Er öffnete seine Augen. Setzte sich auf seine Knie. Blickte verzweifelt um sich. Konnte immer noch Toshiyas Schreie hören.

Dank ihnen hörte Hakuei nicht, wie Kaoru sich losgemacht hatte. Langsam legte er eine Hand auf das Tuch, welches über Toshiyas Hüfte lag.

Toshiya riss seine Augen auf, sah ihn flehend an. Immer wieder kam Kaorus Namen über seine Lippen. Er konnte ihn nicht mehr sehen!

„Kaoru…“

„Der kann dir jetzt auch nicht mehr helfen…das Gift dringt weiter durch seinen Körper…und wird ihn töten…“, sagte Hakuei kalt und sah Toshiya grinsend an. Dieser erwiderte den Blick nur ungläubig.

„Nein…er…stirbt nicht. Er hat gesagt, dass er bei mir beibt…er…“

„Du bist daran Schuld Toshiya! Alleine du!“, erwidert Hakuei ruhig und zog nun das schwarze Tuch weg. Ließ seinen Blick über den nun vollkommen nackten Toshiya gleiten.

Toshiya Augen wurden groß. Mehr Tränen rannen seine Wangen hinunter.

„Ich…bin schuld…“, hauchte er ungläubig.

„Ja…du!“

Kaoru blickte um sich. Sah dann das Messer. Versuchte nach ihm zu greifen, doch seine Hand wollte ihm nicht gehorchen. Rührte sich keinen Millimeter.

„NEIN!!!“

Wieder ein Schrei Toshiyas. Kaoru zuckte zusammen und packte das Messer mit einem Mal fest in seine Hand. Dann stand er schwankend auf.

„Doch! Du alleine…wegen dir wird er sterben, Toshiya!“, hauchte Hakuei und seine Hand wanderte zu Toshiyas Gesicht. Strich sanft über seine nassen Wangen.

„Du warst mir nicht treu…du hast dich von ihm anfassen lassen! Du…hast ihn umgebracht…“, sagte Hakuei und sah Toshiya dabei fest in die Augen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Kaoru tat einen Schritt nach vorn. Sein Körper bebte vor der erneuten Welle des Schmerzes die ihn überkam. Er konnte schon fast nicht mehr klar sehen. Konnte nur spüren, wie das Gift immer mehr seinen Körper lähmte und in sein Herz vordrang.

Hakuei sah Toshiya noch einmal lächelnd an, packte dann plötzlich dessen Hüften, hob diese hoch und drang mit einem einzigen tiefen Stoß in ihn ein.

„KAORUUUU~“

Toshiyas Schrei fuhr durch Kaorus Glieder und er blickte erschrocken auf. Sah gerade noch wie Hakuei in ihn eindrang.

Schwankend begann er zu rennen. Hatte nur noch Toshiyas Gesicht vor Augen. Und dessen Schrei, der immer noch durch seinen Kopf hallte.

Hakuei sah erstaunt auf, als er die Schritte hörte, doch schon war es zu spät.

Kaoru zerrte ihn mit einem Aufschrei von Toshiya und sie fielen beide zu Boden. Kaoru oben, Hakuei unten. Hakuei, der mit dem Ganzen nicht gerechnet hatte, lag erstaunt unter ihm.

„Ich habe dir gesagt, du sollst ihm nichts tun!“, schrie Kaoru und stach zu. Hakuei zuckte zusammen. Ein weiterer Stich. Mitten ins Herz.

Plötzlich herrschte Ruhe. Die Stille, die Kaoru zuvor noch so nervös gemacht hatte, beruhigte ihn nun. Schien ihm mehr als nur angenehm. Langsam stand er schwankend auf, lief zu Toshiya. Löste diesen von seinen Fesseln.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, strich Kaoru sanft und beruhigend über Toshiyas Wangen. Sah diesen unendlich sanft an.

„Es ist alles vorbei…Jetzt … wird alles gut…“, nuschelte Kaoru leise. Langsam verschwamm Toshiyas Gesicht vor seinen Augen. Er runzelte die Stirn. Blinzelte. Versuchte das Gesicht wieder klar zu bekommen. Dann fiel ihm etwas auf. Die Schmerzen. Sie waren weg. Doch noch etwas war fast weg.

Kaoru glitt auf den Boden. Sank auf seine Knie. Sein Herzschlag verlangsamte sich immer mehr.

„Kaoru!“, schrie Toshiya erschrocken auf und sprang auf. Ließ sich neben Kaoru auf die Knie, der ihn nun mit leerem Blick ansah. Weitere Tränen liefen über Toshiyas Wange.

„Tu mir das nicht an! Bitte!“, hauchte Toshiya, doch er konnte an Kaorus Blick erkennen, dass dieser ihm nicht mehr zuhörte. Sein Blick war leer und sein Körper glitt langsam auf den Boden.

Schnell sprang Toshiya hervor und legte Kaorus Kopf behutsam auf seine Knie.

„Bleib bei mir…bitte!!“, wimmerte Toshiya leise, während weitere Tränen seine Wangen hinunterliefen.

Kaoru lächelte sanft.

Toshiya kramte schnell in Kaorus Taschen. Fand auch sogleich was er suchte.

„Ich rufe einen Krankenwagen. Der kommt gleich…und dann kommst du schon wieder auf die Beine. Glaub mir…“, sagte Toshiya, während er das Handy nahm und es sich ans Ohr presste, doch Kaoru schüttelte nur langsam den Kopf. Mit großen Kraftaufwand, nahm er Toshiyas Hand in seine. Führte sie zu seinem Herzen und ließ sie dort liegen. Legte seine eigene Hand darauf.

„Ai…shiteru….“, hauchte er leise und schloss seine Augen.

„Ich bin so...müde Toshiya“, flüsterte er kraftlos und spürte wie sein Herz immer langsamer schlug.

Toshiya schluchzte leise auf. Er hing in der Warteschleife.

„D-du darfst jetzt nicht sterben, klar?“, sagte er laut und weinte weiter. Doch plötzlich hielt er inne. Kaorus Herz. Er spürte es. Doch es wurde immer ruhiger.

„Tu mir das nicht an, Kaoru!!“, schluchzte Toshiya auf und sah seinen Koi in seinen Armen verzweifelt und hilflos an.

Wieder huschte ein Lächeln über Kaorus Lippen.

„Toshiya?“

„Ja?“

„Sie sind weg…die Flammen…sie sind….weg…“

„Was?“, fragte Toshiya und sah Kaoru an. Doch dieser erwiderte nichts mehr. Sein Gesicht entspannte sich vollkommen. Sein ganzer Körper legte sich mit seinem vollen Gewicht auf Toshiyas Beine.

Und dieser konnte Kaorus Herz spüren.

Bumbum...

Bumbum...

Bum...bum...

Bum......bum...

Bum...

„Tu mir das nicht an….bitte nicht…“, hauchte Toshiya, als er keinen Herzschlag mehr spüren konnte.

„Tu mir das nicht…KAORU!!!“
 

Four roses which I will give him full of love

Four candles. I blow out your life

Four letters are burning in the chimney

Four black foulards with which I will bond him to me.
 

My wounded Angel
 

Four
 

Shi
 

Death



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Kommentare zu dieser Fanfic (60)
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Von:  Sagashii
2008-03-09T22:43:36+00:00 09.03.2008 23:43
oh mein gott..
;______________________________________;
*nase putz*
*tränen wegwisch*
jetzt isses alles vorbei..
das ende war echt hart.. aber genial geschrieben..
du schaffst es einfach immer wieder..

die FF hat mir von anfang an verdammt gut gefallen und das bis zum ende hin -^^-

mach weiter so xD
^0^
Von:  Sagashii
2008-03-09T20:52:36+00:00 09.03.2008 21:52
boah das kapi is einfach nur wunderschoen..
ich finde es einfach toll das du in deinen geschichten immer wieder di tehemen anbringst die heute wirklich wichtig sind..
das du so eine lange stelle über die beziehungen und die probleme einer gleichgeschlechtlichen liebe geschrieben hast fand ich rührend..
denn es ist wahr das die meisten menschen es einfach nicht akzeptieren koennen, was ich verdammt schade bzw sch***e finde..

aber hut ab wie geil du das beschrieben hast ..
ich find es auch total geil wie du immer beschreibst wie kyo mit seinen texten den menschen etwas sagen wil..
viele versuchen das zu beschreiben aber wenige schaffen es so gut wie du
*verbeug*
*dich mit keksen überschütt*

zu totshis vater..
ich hab mir am anfang schon gleich sowas gedacht gehabt finde es auch total geil das kaoru sich so um ihn kümmert..
du kümmerst dich echt lieb um 'deine' Diru's xDDDD


das is keine kritik gegen dich oder andere autoren..
aber warum wird DIE in den meisten FF's über dir en grey immer als so dumm dargestellt..? xDD
*wegroll*
das is voll waii >///////<

naja ich werd dnn jetzt erstmal weiterlesen... -^^-

kira-pon
Von: abgemeldet
2007-09-28T20:05:35+00:00 28.09.2007 22:05
also ich find das Kapi echt klasse ;___;
und dein schreibstill is auch echt super
*_______*
Von:  lonely_twin
2007-05-28T10:51:37+00:00 28.05.2007 12:51
*taschentuch hol*
*tränen wegwisch*
*hilft nich*
das is so traurig *schnief*
das kapitel gefällt mir wirklich richtig dolle, auch wenn es mächtig traurig is ...
mir gefällt die ganze ff wirklich sehr ... sie is total schön geschrieben und ... ach ... sie gefällt mir einfach
liebe grüße
kyosschatten *wink*
Von:  _bLoOdY_AnGeL_
2007-04-15T08:30:13+00:00 15.04.2007 10:30
*schnief*Armes Totchi TT^TT
Boa wie ich diesen Hakuei doch hasse ><
Der kann Toshi doch nicht einfach seinen Kao wegnehmen *heul*
War aber trotzdem ein wundervolles kapi^^
Von:  _bLoOdY_AnGeL_
2007-04-15T07:51:18+00:00 15.04.2007 09:51
Uh, ich glaub ich weiß wer Miyavis Nachfolger wird - Hakuei..........armer Toshi u.u
Und Kyos Mutter......tja *grins*
Von:  Katha007
2007-02-19T14:54:16+00:00 19.02.2007 15:54
*seufz*
Wie tragisch aber du kannst ihn jetzt doch nicht einfach so sterben lassen...
Die sollen doch alle glücklich werden... *schnief*
Von: abgemeldet
2007-02-17T21:45:55+00:00 17.02.2007 22:45
*tränen wegwisch*
*kommen wieder neue*
*schnief*
gott was für ein Ende! Das Kapitel hast du aber sehr gut hinbekommen, überhaupt die ganze Fanfic war der Hammer! Vielen Dank fürs Schreiben! Hach, schade das sie vorbei ist!
Immerhin ist der Bösewicht tot, aber Kaoru auch *heul*!!!
Rowan
Von: abgemeldet
2007-02-17T15:42:30+00:00 17.02.2007 16:42
Wow~ es ist sooooo schön!!! ^^
*freuz* boah, wie Haku die Psychomacken hat, die finde ich einfach genial [ich schreibe ja auch eigentlich nur FFs mit Psychomacken *pfeif*] Ne, die is echt geil, und der arme Kyo...ohoh...der fühlt sich ja jetzt wohl so was von schuldig. Tja, der Toto wird sich ein Leben lang Vorwürfe machen, schließlich ist ER ja schuld, und Kaoru, tja kaoru wird wohl gar nix mehr machen ne? Auf jeden Fall ein einfach supermegahyperkrassgeiles Showdown, es ist definitiv besser als ein Happy End!^^ Wow~ *unter der Decke häng*
So und weil ich nochn biisl Schleichwerbung machen will: Wenn meine Festplatte wieder ganz is, kommt sicherlich auch noch ne Psycho-FF hoch
Daisuki, Yi
Von: abgemeldet
2007-02-17T11:11:16+00:00 17.02.2007 12:11
*heul*
ich bin nicht schlud..
*kopf schüttel*
nein nein..
*murr+
oh doch ich bin schuld..
du musst ne fortsetzung schreiben.. da besteh ich drauf!!!
*knuddel*
das kapi war toll aber trotzdem..


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