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Märchenstunde

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Es war einmal...

Märchenstunde
 

Autor: Asaliah
 

Titel: Märchenstunde
 

Kapitel: 1/?
 

Kapiteltitel: Es war einmal...
 

Pairing: Ran x Ken
 

Disclaimer: Weiß gehört nicht mir. Schwarz auch nicht. Wie immer also. Es gibt

Dinge, die sich wohl nie ändern...
 

Kommentar: Ich hatte sie schon einmal hochgeladen. Das erste Kapitel. Vor gut

einem Jahr. Und ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal was von mir

löschen würde. Hier konnte ich aber nicht anders. Ich habe

beschlossen weiter an der Fanfic zu arbeiten, nachdem ich die

Diskette wiedergefunden hatte, aber meine Haare standen mir zu

Berge, als ich gelesen habe was ich damals geschrieben habe.

Also habe ich alles noch mal neu getippt. ^^
 

Im Grunde war es das auf meiner Seite. So. Genug von mir. Hier nun das überarbeitete erste Kapitel. ^^
 

°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°O°
 

Es war einmal...
 


 

Ran verfolgte den Schlauch, der von der Infusionsflasche bis zu Ken's Arm reichte und durch eine Nadel mit dem dunkelhaarigen Fußballspieler verbunden war. Seine Augen wanderten weiter, Ken's Arm hinunter, bis zu dessen Hand, die auf dem weißen Laken ruhte.
 

Dort verweilte Ran einen Moment lang und fixierte die Hand, als würde sich allein durch sein Hoffen ein Finger bewegen. Doch nichts geschah. Wie jedes mal wenn Ran etwas von Ken fast schon beschwörend betrachtete. Die Mundwinkel verzogen sich nicht zu einem Lächeln. Ken blinzelte auch nicht oder schlug gar die Augen auf. Und nun bewegte er auch seine Finger nicht.
 

Ran's Augen lösten sich von der Hand des Jüngeren und glitten weiter hinauf, bis sie das Gesicht betrachten konnten.
 

Ken's Augen waren geschlossen. Dichte, tiefschwarze Wimpern ruhten auf erschreckend blass wirkender Haut. Wie Pergament sah sie aus. So dünn, als würde sie gleich reißen. Nichts war mehr zu erahnen von ihrem früheren Aussehen. Wo war dieser herrliche Ton nur hin, der verriet wie viel Zeit der Jüngere draußen verbrachte?
 

Die Erinnerungen an Ken, der von der Sonne geküsst zu sein schien war noch so lebendig in Ran's Kopf, dass dieser sich unweigerlich schüttelte, als wolle er das Bild, welches sich ihm nun bot vertreiben.
 

Das hier war nicht Ken. Dieser Körper, der wie eine leblose Hülle vor ihm lag, war nicht Ken. Ken war anders. Ken war lebendig und er lachte. Immer konnte der Braunhaarige lachen. Für Ran verkörperte er pure Energie.
 

Wie also sollte dieser Körper hier auf dem Bett Ken sein?
 

Sein Ken sah anders aus.
 

Die Lippen waren fein geschwungen und kein farbloser Strich, der auf einmal in dem Gesicht auftauchte. Fein geschwungen musste dieser Mund sein. Er lockte geradezu danach geküsst zu werden. War Ken in Gedanken röteten sich die verführerischen Lippen oft durch die Zähne die sie bearbeiteten.
 

Und die Haut war auch nicht fahl, sondern ein Ausdruck von Lebendigkeit. War sie des Tags in einen warmen, von der Sonne verwöhnten Braunton getaucht, so wirkte sie nachts wie flüssige Bronze.
 

Unter den geschlossenen Lidern verbargen sich braune Augen, in denen sich ein sanftes Grün verbarg, welches nur durch den dunklen Farbton schimmerte, wenn Ken entspannt war. War sein Gemütszustand erregt, etwa durch Wut oder Leidenschaft, glommen sie schon fast schwarz auf.
 

Der Körper lag nicht da wie tot. Nein. Ran konnte das Spiel der schlanken Muskeln unter der weichen Haut fast schon sehen. Die geschmeidigen Bewegungen...
 

Dieser junge Mann vor ihm wirkte so fremd. Nicht nur durch sein äußeres Erscheinen.
 

Die Stille die auf dem Rothaarigen lastete war erdrückend und er sehnte sich danach wieder etwas zu hören. Vielleicht die warme, helle Stimme, die er nun schmerzlich vermisste. Vielleicht auch nur irgendein anderes Geräusch als den stetigen Klang des EKG's, der die Stille nun auf einmal fast schon zeriss.
 

Er wollte wieder ein Lachen hören, oder die Stimme des Jüngeren wenn sie zu einem zornigen Fauchen wurde. Auf einmal fiel es ihm schwer sich an ihren Klang zu erinnern, wenn Ken ihn mit sanften Worten umgarnte.
 

Was täte Ran nicht um das was geschehen war rückgängig zu machen? Wie gerne würde er die Worte die er sagte unausgesprochen lassen?
 

Traurig schloss der rothaarige Mann seine Augen. Als er sie wieder aufschlug sah er auf eine weiße Wand. Sein Blick glitt weiter. Blassgelbe Vorhänge zierten das Fenster und ließen sich von dem angenehm warmen Wind in das starr wirkende Zimmer hinein wehen. Sie gaben die Sicht auf einen frisch angelegten Park direkt vor dem Krankenhaus preis und mit dem Wind erreichte das fröhliche Lachen zweier Kinder seine Ohren.
 

Für einen Moment vertrieb die sanfte Brise den Geruch des Krankenhauses, der auch schon seine kleine Schwester zu lange umgab.
 

Ran runzelte seine Stirn bei diesem Gedanken und beugte sich über Ken. Der Atem des Jüngeren streifte seine Wange. Ganz sacht und so zart, dass Ran sich wieder vor Augen führen musste, wie schwach Ken gerade war und wie sehr er das Lebendige, welches Ken umgab und ausstrahlte, doch vermisste.
 

Nun hoffte er wenigstens etwas zu finden, dass ihn an den jungen Mann erinnerte, der Ken doch eigentlich war.
 

Aber da war nichts. Der frische, erdige Geruch der Ken zu eigen war und Ran stets das Gefühl gegeben hatte sich in Ken's Armen frei fühlen zu dürfen, war fort. Als sei er nie da gewesen. An seiner Stelle war der Geruch von dem Krankenhaus getreten, von Medikamenten, von technischen Geräten...von Krankheit.
 

Ran zog sich frierend zurück. Diese Kälte passte nicht zu dem jungen Fußballtalent.
 

Nie hätte er geglaubt Ken so zu sehen. Sicher, Risiken waren natürlich gegeben bei dem was sie taten. Und natürlich musste er damit rechnen das er zu Tode kam...oder einer der anderen vor ihm eine Mission nicht überlebte. Dann kamen noch die ganze normalen Gefahren des Alltags hinzu und eventuell auch verschiedene Erkrankungen.
 

Das Leben war unvorhersehbar. Und egal wie oft sich der Rothaarige in Erinnerung rief das er damit hatte rechnen müssen das irgendwas passierte, dass sich jemand verletzte; er hatte es nicht glauben wollen. Selbstverständlich würde er das niemals zugeben. Aber so war es nun mal. Omi, Yohji und Ken bedeuteten ihm etwas. Sie waren nicht seine Familie. Seine Familie war tot. Und ob sie Freunde waren wußte er auch nicht, hatte er das Wort Freundschaft bisher doch völlig anders definiert. Aber er mochte sie.
 

Er mochte Ken. Natürlich mochte er ihn. Anders als er Yohji und Omi mochte. Mehr durfte da aber nicht sein. Wenn es ihn jetzt schon so belastete das Ken im Krankenhaus war, wollte er sich nicht ausmalen was er fühlen würde, würde er zulassen das er sich in den Jungen verliebte, so wie Ken es sich vielleicht erhofft hatte.
 

Ran wollte es nicht ertragen wieder jemanden zu verlieren der ihm viel bedeutete.
 

Oder empfand er dies alles als quälend, weil er es ihn an seine Schwester erinnerte? War es, weil er das alles schon einmal erlebt hatte? Nein. Es hatte einen anderen, eigenen Grund.
 

Ken war nicht seine Schwester gewesen. Er hatte ihn auch nie wie einen Bruder empfunden. Ken war einfach Ken. Und irgendwann war er sein Geliebter. Eine Affäre. Jemand der ihm ab und an Nähe schenkte wenn er sie gebrauchte. Es war von Anfang an nichts anderes gewesen.
 

Er war viel zu sehr Realist, als das er mehr aufkeimen lassen würde, als das was Ken und ihn nun verband. Ken aber war kein Realist. Vielmehr war Ken ein intuitiver Mensch. Er vertraute auf seinen Instinkt und das, was er ,sein Bauchgefühl' nannte. Ran aber vertraute auf Fakten, auf Dinge die er sehen und anfassen konnte, nicht auf Empfindungen.
 

So kam es das er auch zu spät merkte, dass die Gefühle seines Geliebten sich gewandelt hatten.
 

Es spielte keine Rolle ob er geneigt gewesen wäre diese Gefühle zu erwidern, würden sie ein normales Leben führen, oder ob er vielleicht sogar ähnlich empfand, könnte er es zulassen.
 

Die Tatsache war doch die, dass eine Beziehung lebensgefährlich war. Zumindest in ihrer Situation. Liebe, so schön das Wort auch klingen mochte und ganz gleich wie hoch sie in Büchern und Filmen angepriesen wurde, würde das Gleichgewicht der Gruppe ins Wanken bringen. Und bei dem was sie taten konnte dies den Tod zur Folge haben. Nicht durch Kritiker. Nie wurde gesagt das sie keine Beziehung haben durften. Es würde im Grunde durch sie selbst erfolgen. Eine kleine Unbedachtheit bei einer Mission. Ein kurzes Aufkeimen von Sorge um den andern. Eine Zuwiderhandlung aus Angst dem anderen konnte etwas zustoßen. Mehr brauchte man nicht um die Gefahr in der man ohnehin schwebte noch einmal zu verschärfen.
 

Und das konnte Ran nicht zulassen.
 

In dem Irrglauben die Gefühle des Jüngeren würden einfach wieder gehen, wenn er sie ignorierte, führte Ran die Liaison mit dem Braunhaarigen weiter. Und im großen und ganzen bestand auch kein Grund zu Sorge.
 

Ken war wie immer. Er sprach mit Omi nie über das was zwischen Ran und ihm war und auch nicht über das, was er für den Älteren empfand. Wie immer verhielt er sich in ihrer Beziehung, die doch keine war, diskret und er verlor auch nie ein Wort über das, was er für Ran empfand. Nur seine Augen hatten ihn verraten. Dieser weiche Schimmer wenn Ran den Raum betrat. Dieser Schimmer, der sich noch mehr verstärkte wenn sie alleine waren.
 

Nicht ein einziges mal ließ Ken etwas über seine Gefühlswelt verlauten und er drängte den älteren Mann auch zu nichts.
 

Im Nachhinein empfand Ran Dankbarkeit für dieses Verhalten. Ein Schlussstrich der zu grob gezogen würde hätte schließlich den selben Effekt mit sich ziehen können wie eine Beziehung die auf Liebe basierte. Und Ran hätte es beendet, währe die Bindung zu intim, zu eng geworden.
 

Aber war sie nicht schon intim? Und hatte Ken auch darüber nachgedacht?
 

"Du hast sicher gedacht das du mich verschrecken könntest oder vielleicht einengen, wenn du es mir damals gesagt hättest, oder?" flüsterte Ran. Seine Finger streichelten über Ken's Hand. Natürlich erhielt er keine Antwort. Die Lider flatterten nicht, die diesen warmen, sanften Blick hinter sich verbargen. Ken's Finger zuckten auch nicht. Und Ken wachte bei dem Klang seiner Stimme auch nicht auf.
 

Natürlich nicht.
 

Das es nicht so zwischen ihnen weiter gehen konnte war dem Rothaarigen auch schon damals bewußt gewesen. Nicht die ganze Zeit über. Schließlich hatte er auch lang genug gehofft, dass die Zuneigung die Ken für ihn empfand einfach wieder abklingen würde.
 

Doch dem war nicht so.
 

Und so hatte sich langsam die Befürchtung in Ran ausgebreitet, dass der Fußballspieler irgendwann etwas Dummes tun würde. Etwas um ihn zu schützen. Wie Liebende es tun sollte, glaubte man den verschiedenen Medien. Es hatte etwas sehr romantisches an sich für den Geliebten das Leben zu lassen. Ran bestritt dies auch gar nicht. Es war in ihrer Lage nur nicht das, was man tun sollte. Zumal er Ken's Gefühle nicht erwiderte.
 

Bevor es so weit kam, dass der Jüngere eventuell sein Leben in einer Mission für ihn riskierte, wollte Ran die Sache lieber beenden. Und mehr war es ja auch nicht, wie er sich auch jetzt noch einreden wollte. Nur etwas was die Zeit vertrieb. Eine kurze Flucht auch der Realität. Ein vergebliches Suchen nach einer Geborgenheit die nicht mehr existierte.
 

Deshalb konnte er es auch nicht ganz aufgeben. Ken sollte ihn nur nicht mehr lieben. Also tat er das was er für richtig hielt. Vielleicht funktionierte es in den Filmen nicht. Vielleicht auch nicht in Büchern. Aber im Leben funktionierte es.
 

Niemand hielt Gefühle für jemanden aufrecht der einen schlecht behandelte, oder? Und Ran hatte sich, während er das tat, auch nicht in Ken verliebt. Und Ken hatte auch nicht verzweifelt alles daran gesetzt Ran von der Richtigkeit seiner Gefühlte zu überzeugen. Das hatte Ran in dem Glauben bestätigt, dass es genau so richtig war.
 

Er wollte Ken nicht tief verletzten. Das wollte er bei niemanden. Takatori bildete selbstverständlich eine Ausnahme. Aber bei ihm ging es Ran weniger um das Verbale, sondern eher darum den anderen tot zu sehen.
 

Bei Ken war das nicht so. Er hatte nie vorgehabt diesen Jungen zu verletzten. Ran wollte ihn ja nicht ganz verlieren, sondern nur sicher gehen, dass der Braunhaarige ihn nicht mehr liebte.
 

Im Grunde versuchte er nur zu der Beziehung die sie einmal führten zurückzukehren. Damals. Als ihre Affäre angefangen hatte. Das hieß, dass es keine ausgedehntes schmusen nach dem eigentlichen Akt gab. So wenige Zärtlichkeiten wie möglich. In ihrer Beziehung ging es um Sex. Das musste reichen. Wenn Ken sich das wieder in Erinnerung rief, war alles wieder in Ordnung.
 

Doch Ken rief es sich nicht in Erinnerung.
 

"Warum behandelst du mich als sei ich dein kleiner Stricher?"
 

Nun, wo die Frage längst von Ken gestellt worden war und weit zurück lag, wunderte sich Ran wie ruhig der braunhaarige Fußballspieler sie gestellt hatte. So als würde er ihn fragen warum er denn vergessen hätte Milch zu kaufen. Als ginge es um etwas, was so banal war, dass die Frage sich eher aus dem Wunsch zu sprechen ergab und weniger aus der Wichtigkeit der Sache heraus.
 

Warum nur hatte er damals nicht geantwortet, dass er es nur zu ihrer beider Schutz und zur Sicherheit der ganzen Gruppe tat? Weil es sich so unnatürlich anhörte? Oder weil es klang, als sei es schon tausendfach dagewesen? Es klang wie der Satz den man sagte wenn man eine Beziehung beendete.
 

Es ist nicht deine Schuld...
 

Er hätte doch auch einfach sagen können, dass er keine großen Gefühle für Ken hegte und er ihn nicht verletzten wollte. Aber das klang nicht unwesentlich anders als die Möglichkeit zuvor. Nur hörte es sich nicht so selbstlos und übertrieben an.
 

Und wenn er einfach behauptet hätte das ihn ihre Beziehung am Anfang besser gefallen hatte? Dann hätte er gelogen, denn er mochte sie wie sie war.
 

Aber all das war Ran gar nicht in den Sinn gekommen als er Ken damals angesehen hatte. "Sei doch nicht albern. Stricher bekommen Geld dafür." hatte er in demselben ruhigen Tonfall geantwortet.
 

Es ist nicht deine Schuld...
 

Nein. Es war nicht Ken's Schuld das sie danach nicht mehr normal miteinander umgehen konnten. Es war seine.
 

Ken hatte anders auf diese Antwort reagiert als Ran gedacht hatte. Er hatte nicht geschrien. Seine Augen wurden nicht wässerig vor lauter Tränen. Er machte ihm keine Szene und fing auch keinen Streit an.
 

Er hatte sich einfach umgedreht und war gegangen.
 

Und er hatte nie wieder ein Wort über diesen Vorfall verloren.
 

Damit war ihre Affäre aber, sehr zu Ran's Verwunderung, nicht beendet. Er selber hätte es nicht ertragen mit jemanden zu schlafen, der ihm soetwas gesagt hatte. Ihm taten seine Worte auch leid. Damals wie heute. Aber er konnte sie auch nicht ungeschehen machen. Er hatte es gesagt. Zu behaupten es nicht so gemeint zu haben war unsinnig, denn man konnte seine Worte kaum anders verstehen.
 

Er hatte es nicht so gemeint. Nicht so wie es sicher angekommen war. Ken war für ihn niemand dessen Gunst man sich kaufen konnte. Er hatte ihn auch nicht so behandeln wollen. Es war ihm in dieser Situation einfach raus gerutscht. Eigentlich hatte er ihm sagen wollen das er für ihn kein Stricher war. Die Begründung mit dem Geld war natürlich selten dumm gewesen.
 

Aber was wenn er es anderes begründet hätte? Hätte er Ken damit denn Hoffnungen gemacht? Ganz sicher sogar. Und damit währe alles zerstörtgewesen.
 

"Du bist kein Stricher, Ken. Ganz sicher nicht." sagte er nun zu dem Jüngeren und liebkoste weiter die Hand, die leblos in seiner lag.
 

Die Beziehung war nicht beendet. Sie dauerte an. Aber der Jüngere war danach deutlich distanzierter. Ob Ken sich danach wirklich so betrachtet hatte? Ran wollte es nicht hoffen.
 

Der Grund aus dem Ken nun in diesem Bett lag und die Augen nicht öffnete war ironischer Weise etwas gewesen, was nichts mit Ran's Überlegungen zu tun hatte. Es war keine Dummheit bei einer Mission gewesen. Kein taktischer Fehler, der zwar Ran's Leben rettete, aber das eigene in Gefahr brachte.
 

Es war ein dummer Streit gewesen. Ein Streit der sich auf das vorangegangene Gespräch zurückführen ließ.
 

Und dabei fing es so harmlos an. Eine kleine Meinungsverschiedenheit. Nichts besonders. Und auf einmal ging es um diese verletzenden Worte. Um ihre Beziehung. Auf einmal war es etwas persönliches.
 

"Du willst Geld dafür?" hatte Ran gefaucht. "Geld?" Ken's Stimme schnappte über und die Augen verdunkelten sich vor Zorn. "Du bietest mir Geld? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was denkst du nur von mir?" "Genau das richtige wie mir scheint."
 

Ran's Stimme war damals eisig gewesen und genauso fühlte er sich auch, als er sich an dieses Gespräch erinnerte. "Oh, Ken..." wisperte er und führte die Hand des anderen zu seinen Lippen um sie sanft zu küssen. "Es tut mir so leid."
 

Er konnte noch sehen wie er Ken Geld in den Schoß warf und ihn fragte ob das ausreichen würde. Und er konnte sehen wie Ken aufsprang, ihm einen bitteren Blick zuwarf und dann aus dem Zimmer lief. Dann hörte er die Tür zuschlagen.
 

Danach war es ruhig gewesen.
 

Erst viel später erreichte sie alle die Tragweite dieses Streites.
 

Ein Anruf. Yohji hatte den Hörer abgenommen. Ran erinnerte sich an das Gesicht des anderen, als ihm am Telefon mitgeteilt wurde, dass ein junger Mann im Krankenhaus lag. Sie wußten nicht wer er war, aber er hatte ihre Adresse und Telefonnummer bei sich getragen. Ob er nicht kommen könnte um ihnen weiter zu helfen hatten sie Yohji gefragte.
 

Ken. Natürlich war es Ken. Im Nachhinein fragte Ran sich, wie er je glauben konnte, dass es sich um jemand anderen handeln konnte. Wie denn auch? Die Privatnummer, die sie Kunden nicht gaben... Wenn es nur die Adresse gewesen währe, hätte es jeder sein können. Aber die Privatnummer...
 

Ein Autounfall. Der Fahrer hatte Ken nicht gesehen als er die Ampelkreuzung überquerte. Ken war auf dem Weg nach Hause gewesen, wie Omi feststellte als er die Straße erfuhr auf der es geschehen war.
 

Ken wollte zurückkommen.
 

Er war nicht kopflos über die Straße gelaufen. Er wollte zurückkommen, nachdem er alles überdacht hatte oder sich abreagiert hatte. Was immer der Jüngere auch getan hatte in der Zeit in der er fort war.
 

Der Fahrer stand unter Schock. Aber das interessierte Ran nicht. Auch die anderen nahmen es nur am Rande war.
 

Ein Autounfall.
 

Ran konnte es noch immer nicht nachvollziehen. Ein Autounfall. Natürlich hatte er etwas derartiges mal in seinen Gedanken durchgespielt, aber er hatte immer geglaubt das, wenn einen von ihnen etwas zustoßen sollte, es durch eine Mission geschah.
 

Doch das Bild das ihm der braunhaarige Fußballspieler bot bewies ihm das Gegenteil.
 

Wäre dieser Streit nicht gewesen, hätte Ken das Haus nicht verlassen. Ran glaubte nicht das es nur daran lag, aber im Grunde war es doch so. Ken hatte kein Training mit den Kindern gehabt. Er musste keine Besorgungen machen und das Wetter war auch nicht das beste gewesen an jenem Tag.
 

Ran wußte noch das es kühl war und ein unangenehmer Wind die Menschen die sich auf den Straßen aufhielten quälte.
 

Es gab keinen Grund das Haus zu verlassen. Nicht für so lange Zeit. Nicht an diesem Tag.
 

Und doch war Ken gegangen. Und er war gegangen weil es diesen Streit gab. Er ging, weil Ran ihn verletzt hatte. Etwas was der Ältere nie hatte tun wollen. Aber er hatte es getan. Und jetzt saß er an dem Bett des anderen, hielt seine Hand und küsste sie immer wieder, als könnte er den Jüngeren so zurück ins Leben holen.
 

Vergebens.
 

Das hier war das Leben, auch wenn es ihm gerade wie ein oft gesehener Film vorkam. Hier wachte niemand aus dem Koma auf, nur weil ein anderer lang ersehnte Zärtlichkeiten schenkte.
 

Künstliches Koma. Um Ken zu schonen. Um ihm zu helfen. Aber er hätte längst wieder die Augen öffnen sollen.
 

Doch sie waren geschlossen.
 

Er hätte anders reagieren müssen als er merkte das Ken nicht mehr die nötige Distanz zu ihm hatte. Er hätte früher reagieren müssen. Warum nur hatte er alles einfach weiter laufen lassen? Warum hatte er nicht einen klaren Schlussstrich gezogen? War er wirklich so selbstsüchtig? Das war er früher doch nicht gewesen.
 

Ja, früher... Aber wer von ihnen war früher nicht anders gewesen als heute?
 

Warum überhaupt hatte Ken angefangen für ihn Gefühle zu entwickeln? Ken war nicht dumm. Er wußte von Anfang an wo die Grenzen in ihrer Beziehung waren. Und er war auch kein Mensch der sich Hals über Kopf in einen anderen verliebte, nur weil sie miteinander das Bett geteilt hatten.
 

Nun musste Ran auch einräumen, dass es ihn auch ebenso wunderte das Ken überhaupt auf eine solche Bindung, die doch keine war, eingegangen war. Er hatte ihn auch niemals danach gefragt.
 

Ken war nicht der Typ für irgendwelche Halbheiten. Und im Grunde war das was zwischen ihnen war doch genau das gewesen. Weder Fisch noch Fleisch. Es war nur Sex. Zumindest sollte es so sein. Aber genau diese Tatsache wollte nicht zu dem Braunhaarigen passen. Oder hatte er ihn all die Zeit in der er ihn kannte falsch eingeschätzt?
 

Liebte Ken ihn schon vorher?
 

Doch diesen Gedanken verwarf Ran so schnell wie er gekommen war. Er mochte sich getäuscht haben und sicher hatte er auch Fehler gemacht. Aber so war Ken nun wirklich nicht. Man konnte über den Jüngeren sagen was man wollte, aber so naiv wie es manchmal den Anschein hatte, war er auch nicht.
 

Man verliebte sich nicht einfach in eine Bettgeschichte, nur weil es in Märchen oder Filmen passierte. Die Realität sah anders aus. Ken wußte das so gut wie Ran.
 

Ran konnte sich auch nicht vorstellen das Ken nach dem Tod seines ehemals besten Freundes wieder so schnell und so tief Vertrauen fassen konnte oder wollte.
 

Jetzt tat es ihm leid über solche Dinge nicht früher nachgedacht zu haben. Er hätte Ken aufzeigen können, dass es nur der Wunsch war für einen Moment ein normaler junger Mann zu sein den er mit Liebe verwechselte. Zumindest hatte es den Anschein gemacht, dass sich der Jüngere in ihn verliebt hatte.
 

Ran seufzte und schloss gequält seine Augen. Was brachte es jetzt darüber nachzudenken was sie bis hierher geführt hatte. An der gegebenen Situation konnte er so nichts ändern.
 

"Ich wünschte wirklich ich könnte dir helfen. Auch um meinetwillen. Meine Eltern, Aya-chan... du... Mir kommt es fast schon so vor als würde Menschen die mir zu nahe kommen auf kurz oder lang so enden. Das ist natürlich Unsinn. Aber es kommt mir trotzdem so vor." erzählte er Ken.
 

Er gab die Hand des Braunhaarigen frei und lehnte sich erschöpft zurück.
 

Krankenhäuser waren schrecklich. Es war schlimm für ihn in einem zu sein. Auch wenn es nur für einen Besuch war. Dafür war er einfach zu oft in einem Krankenhaus.
 

Hätte er Ken doch näher an sich herankommen lassen sollen? Er fürchtete sich nicht vor Nähe. Vielleicht etwas vor der Nähe von jemanden, den er so leicht verlieren konnte wie einen Teamkollegen. Ein solcher Verlust bei dem was sie taten würde nicht nur für ihn unabsehbare Konsequenzen mit sich führen. War er noch zurechnungsfähig wenn er jemanden verlor, der ihm Halt gegeben hatte? Wie wirkte es sich auf die Gruppe aus.
 

Egal wie oft Ran auch darüber nachdachte; seine Gedanken führen ihn letztlich immer wieder zu der Frage, wie weit eine Beziehung für Weiß tragbar war. Für ihn persönlich kam noch hinzu, dass eine feste Beziehung ihn ablenken würde. Nicht nur von den Missionen an sich, sondern auch von dem Weg, den er für sich selber gewählt hatte.
 

Die Rache an Takatori.
 

Wie weit würde sie in den Hintergrund treten würde er zulassen das sich jemand zwischen ihn und diesen Mann stellte?
 

Seine Gedanken sollten einzig und allein Takatori gelten. Deshalb ging er nicht aus. Deshalb hielt er sich so weit es ihm möglich war von den anderen fern. Deshalb erfreute er sich nicht an den Kleinigkeiten des Lebens die ihnen noch verblieben waren.
 

Aber wenn er nun auf Ken sah und sich in Erinnerung rief wie oft er an den Jungen gedacht hatte und wie oft an Takatori, dann musste er einräumen, dass Ken's Schicksal ihn mehr berührte. Und das war erschreckend. Wie weit also würde der Fußballspieler ihn ablenken wenn er sich wirklich auf ihn einlassen würde?
 

Wenn er die Tatsachen die bereits von außen gegen eine Beziehung sprachen außer Acht ließ und sich nur auf Gefühle besann, kam er trotzdem nicht zu dem Schluss, dass es angenehm sein könnte mehr zu teilen als kurze Momente der Leidenschaft.
 

Was konnte er Ken geben? In wie weit durfte er ihm überhaupt etwas von sich schenken, ohne den Grund aus den Augen zu verlieren aus dem er überhaupt bei Weiß war? Als Affäre war die Beziehung die sie hatten gut, auch wenn es kurz vor dem Unfall nicht mehr so leicht und frei war wie zu Beginn der Beziehung.
 

Eine Beziehung war etwas anders als eine lockere Bettbekanntschaft, etwas anderes als das Verhältnis auf der Arbeit, etwas anderes als Freundschaft.
 

Freunde waren er und Ken nie gewesen. Zumindest nie so, wie er Freundschaft verstand. Sie haben sich nie unterhalten und soweit Ran dies zu beurteilen vermochte, war Ken dieser Zustand niemals unangenehm gewesen. Sie hatten sich nicht viel zu sagen und wenn sie miteinander sprachen, dann ging es um den laden oder eine Mission. Ein reines Arbeitsverhältnis, auch wenn Ran nie etwas gegen Ken hatte oder einer engeren Arbeitsbeziehung abgeneigt gewesen wäre.
 

Vielleicht war es so zwischen ihnen gewesen, weil sie beide versuchten den selben Weg zu gehen, auch wenn ihre Ziele etwas unterschiedlich waren und auch die Art, wie sie versuchten sie zu erreichen.
 

Ran bevorzugte strikte Disziplin. Sein Blick war stets auf das gerichtet was er zu erreichen gedachte. Er war ein Stratege, der unüberlegtes Handeln von vornherein ausschloss und es auch nicht duldete.
 

Ken aber erstellte keine Pläne. Er verließ sich auf seinen Instinkt und ließ sich von ihm leiten. Ein ausgezeichneter Kämpfer, was Ran auch anerkannte. Ken hatte Biss und Durchhaltevermögen und er war verlässlich. Eigenschaften die der Rothaarige auch sehr an ihm schätzte.
 

Doch deshalb ging man keine Beziehung miteinander ein. Ran respektierte Ken als gleichwertigen Partner bei Missionen und im Laden. Und natürlich hatte er die gemeinsame Zeit die sie miteinander verbracht hatten auch sehr geschätzt. Aber deswegen verliebte er sich nicht. Deswegen konnte er nicht von seiner Rache an dem Mann lassen, der seine Familie auf dem Gewissen hatte.
 

Das war es was Ran als Disziplin ansah. Ein Ziel vor Augen haben und unbeirrt darauf hin arbeiten.
 

Aber allein die Tatsache das er überhaupt über solche Dinge nachdachte verunsicherte ihn für einen Moment. Dann aber fing Ran sich wieder. Natürlich dachte er jetzt über Dinge nach, die ihm vorher nicht in den Sinn gekommen sind. Das hier war auch eine ganz andere Situation als sonst.
 

Er streichelte über Ken's Wange und stand schließlich auf. "Ich komme morgen wieder, ja?" Eine dumme Frage. Als würde Ken weglaufen.
 

Ran sah noch einmal auf den anderen und verließ dann das Zimmer.
 

*~°O°~*
 

Vorsichtig, als könnte er jemanden wecken der bereits tief und fest schlief, öffnete Ran die Tür von Ken's Zimmer. Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter und kurz darauf wurde die Dunkelheit vertrieben und gab den Blick auf das verwaiste Zimmer preis.
 

Es dauerte eine Weile ehe Ran sich aus dem Türrahmen lösen konnte und einen kleinen Schritt in Ken's Reich tat.
 

Er war nicht oft hier gewesen. Wenn sie sich geliebt haben waren sie in einem Hotel gewesen, oder wahlweise auch in seinem Zimmer. Aber nie hier. Es mussten stets Ort sein an denen er sich sicher fühlte. Und das war nun mal nicht in diesem Raum.
 

Es war hier nicht neutral genug. Und es war zuwenig von ihm hier, als das er die nötige Distanz hätte wahren können.
 

Hier roch es sogar noch nach Ken... Und auf einmal kam es Ran verboten vor hier zu sein.
 

Entschlossen dem ein Ende zu setzten durchquerte der Rothaarige das Zimmer und öffnete das Fenster um etwas frische Luft hinein zu lassen. Am Fenster blieb er stehen und sah auf die Straße. Seine Finger strichen über das Fensterbrett.
 

Eigentlich war es gar nicht mal so schlecht in diesem Zimmer. Es strahlte Wärme aus. Ja, hier lebte jemand. Es war keine Abstellkammer in der auch ein Bett stand und das ein oder andere Poster hing, um eine Illusion der Normalität zu schaffen.
 

Ran löste sich von dem Fenster und trat an das Bett heran. Kurz bevor er sich darauf nieder ließ, zögerte er. War es zu intim sich auf das Bett des Jüngeren zu setzten? /Ich habe mit Ken geschlafen./ rechtfertigte Ran sich und nahm Platz. Die Matratze gab leicht unter ihm nach und er berührte die Bettdecke. Auf dem Kopfkissen war noch die Einbuchtung zu sehen die verriet wo Ken gelegen hatte. Das Bett war auch nicht gemacht worden.
 

Eine kleine Nachlässigkeit, die sich jedoch wie ein roter Faden durch das ganze Zimmer zog. Nicht negativ. Es passte einfach zu Ken. Kleinigkeiten, die nicht arg ins Gewicht fielen, aber dem ganzen Raum etwas sehr menschliches verliehen.
 

Ein Buch lag neben dem Bett auf dem Boden. Als Ran es aufhob und aufschlug bemerkte er, dass Ken die Seiten eingeknickt hatte, dass Lesezeichen aber unangetastet auf dem Nachttisch lag. Auf dem Boden standen ein paar Wasserflaschen. Der Fußball fand seinen Platz auf dem Sofa neben einer aufgeschlagenen Zeitschrift. Auf dem Tisch lagen ein paar CD-Hüllen, die allesamt den falschen Inhalt hatten. Die Tür des Kleiderschrankes war nicht ganz geschlossen und Ran wollte lieber nicht wissen, wie Ken seine Kleidung ordnete, zumal ihn das wirklich nichts anging.
 

Nur Kleinigkeiten, die nicht störend ins Auge fielen. Aber Ran bemerkte sie und empfand sie durchaus als angenehm. Vielleicht weil Ken jetzt gerade nicht da war und ihn ein schlechtes Gewissen plagte.
 

Und vielleicht, weil dieses Zimmer mehr Ken widerspiegelte, als es der Körper im Krankenhaus tun konnte.
 

Es war eigenartig was man auf einmal wahrnahm und worüber man nachdachte, wenn auf einmal alles anders wurde.
 

Ran seufzte und ließ seinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen. Dann löschte er das Licht und schloss die Tür hinter sich.
 

Seine Schritte führten ihn in sein eigenes Zimmer, welches ihm auf einmal seltsam einsam und kühl vorkam. Als gäbe es hier kein Leben. Es war so unpersönlich hier. Fast schon war Ran versucht das Zimmer wieder zu verlassen. Aber wo sollte er dann hin?
 

Die Eingebung kam schnell und überraschte ihn wenig. Schnell drehte er sich wieder um und machte kehrt.
 

In Ken's Zimmer lehnte er sich gegen die Tür und sah sich noch einmal in dem Raum um. Oh ja. Das war viel besser.
 

Woher kam nur diese Sehnsucht nach Nähe? War es etwa noch nie anders gewesen? Jeder Mensch sehnte sich nach Nähe. Ran bildete keine Ausnahme. Aber er versuchte diese Gefühle zu ignorieren. Wichtig war Takatori. Seine Rache. Für nichts anders war mehr Platz in seinem Leben.
 

Doch jetzt, da niemand sah das auch er nur ein Mensch war der wie jeder andere auch Schwächen hatte, erlaubte er sich den Luxus sich einen Moment lang dieser Schwäche hinzugeben. Eine Nacht.
 

Nur eine Nacht.
 

Es entspräche nicht der Wahrheit, würde Ran behaupten er täte es um Ken nahe zu sein. Das war nicht die erste Nacht seid dem Unfall die er allein verbrachte. Und er fühlte sicher weder einsamer als sonst, noch verspürte er auffallend mehr Sehnsucht nach einem Zuhause als er gewohnt war.
 

Es war einfach nur diese wohltuende Wärme die seine Umgebung ausstrahlte. Diese Menschlichkeit.
 

Ran nahm den Fußball und die Zeitung von dem Sofa und verstaute beides. Die Zeitung legte er zu den anderen und der Fußball fand auf dem Schrank seinen Platz. Müde ließ sich der Rothaarige auf das Sofa sinken.
 

Die Nacht in Ken's Bett zu verbringen kam ihm verboten vor, unerhört, auch wenn sie miteinander intim waren. Lieber schlief er dann auf dem Sofa. Das konnte er vor sich selber verantworten. Am nächsten Tag würde er seinem Spiegelbild in die Augen sehen können ohne die Schwäche zu sehen, die ihn nun heimsuchte.
 

Seine Augen schlossen sich und er gab der Erschöpfung nach.
 

*~°O°~*
 

So. Das war dann das erste Kapitel. Ich bin mir ziemlich sicher das ich keinen besseren Schluss finden werde.

Vielleicht gefällt es ja dem ein oder anderen, auch wenn bisher noch nicht viel märchenhaftes vorgekommen ist. Das wird schon. Hoffe ich zumindest.
 

Bis zum zweiten Kapitel
 

Asaliah

Märchenstunde
 

Autor: Asaliah
 

Titel: Märchenstunde
 

Kapitel: 2/?
 

Kapiteltitel: Es war einmal...
 

Pairing: Ran x Ken
 

Disclaimer: Weiß gehört nicht mir. Schwarz auch nicht. Wie immer also. Es gibt Dinge, die

sich wohl nie ändern...
 

@ Alector13

Der Titel... Ja... Das ist so eine Sache. Usprünglich war die Geschichte ja ganz anders geplant gewesen. Wenn ich ehrlich bin, sollte sie eher leichter und fluffiger werden. Wie du gelesen hast, ist sie doch nicht so geworden. Da habe ich den ursprünglichen Plan umgeschmissen und das ist dann dabei rausgekommen.

Aber im Grunde weißt du es ja. Ich kann ja nichts was mich betrifft für mich behalten. ^^; Im Grunde tut mir das jetzt leid, weil du ja schon weißt was passiert. Allerdings glaube ich, dass jeder nach dem Kapitel hier weiß, worauf ich hinaus will. Spannungsaufbau ist wirklich nicht meine Stärke. ^^;
 

@ Weinrot

An sich hat mich der Kommentar von dir doch ein wenig überrascht, weiß ich doch, dass ich eigentlich zu kitschig schreibe. ^^;

Hat mich aber sehr gefreut, dass du die Fanfic gelesen hast. Wer weiß? Vielleicht liest du auch dieses Kapitel, wenn ich dir sage, dass ich endlich mal in die Gänge gekommen bin.

*die langsamste Fanficautorin ist*
 

@ Sinia

Vielen Dank für deinen Kommentar. Aber ich muss dich enttäuschen. So schnell wacht Ken bei mir noch nicht auf.

Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich mir über das Ende noch ein wenig unschlüssig. Ich mag es nicht, wenn die ganze Fanfic im Kopf fertig ist, nur das Ende Schwierigkeiten bereitet...
 

@ nazue

An sich weiß Ran auch, dass es so wie es war nicht ewig weiter gehen konnte. Daher ja auch der Streit den ich etwas arg knapp abgehandelt habe. ^^;

Als bekennender Nicht-Romantiker kann ich mir schon vorstellen, dass es durchaus möglich ist so zu leben, allerdings nicht unbedingt, wenn man zusammen wohnt. Mal schauen wie Ran sich noch so entwickelt. ^^
 

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Seine Augen fixierten sein Ebenbild im Spiegel.

Sah er wirklich so grauenhaft aus?
 

Schon immer hatte Ran eine eher vornehme Blässe, an der er auch nichts zu ändern gedacht hatte, wenn der Modetrend sich gewandelt hatte und von den Menschen Bräune verlangte, so dass sie aktiv und sportlich wirkten. Er war niemand, der jedem Trend nachlief, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, ob eben diese Entwicklung auch wirklich auf die eigene Person passen wollte. Seiner Meinung nach, verlor man sich selber, wenn man gedankenlos allem nachlief, was andere, fremde Menschen einem vorsetzten.
 

Aber hatte er sich nicht auch schon längst aus den Augen verloren?
 

Der Anblick den sein Spiegelbild ihm bot, schien zumindest genau das auszudrücken.

Das war er gerade vorweisen konnte war keine vornehme Blässe, sondern ungesunde, fahle Haut, die von dunklen Augenringen geziert wurde.
 

Du schaust gerädert aus...
 

Zumindest würde Ken es so sagen, und nach Rans Auffassung, brachte es die Sache ziemlich genau auf den Punkt.
 

Seine Augen waren klein und wirkten geschwollen und sein Haar hing ihm zerzaust ins Gesicht.

Nun hoffte Ran, dass eine warme Dusche und ein starker Kaffee ihm helfen könnten. Zumindest ersteres wollte er sofort in die Tat umsetzen.
 

Er konnte nicht behaupten, dass Kens Sofa dafür gemacht war, darauf zu schlafen, auch wenn es auf den ersten Blick noch so gemütlich wirkte und gerade dazu einlud, kurz einzuschlafen. Ran glaubte sich daran zu entsinnen, dass Ken auf eben diesem Sofa, welches in den ersten Minuten des Liegens tatsächlich sehr gemütlich war, schlafen konnte. Aber er selber konnte es nicht.

Zumindest nicht eine ganze Nacht lang.
 

Sein Nacken schmerzte von der ungewohnten Lage des Kopfes und war steif. Die Versuche die Verspannung eigenhändig wegzumassieren erzielten keine nennenswerten Resultate, sondern ließen den rothaarigen Mann nur die harten, verkrampften Muskeln spüren, die sich einfach nicht lockern wollten.

Als wollte sein eigener Körper ihn für seine Dummheit strafen.
 

„Das mache ich nie wieder...“, murmelte Ran und seine Stimme klang kratzig.

In Gedanken schalt er sich dafür, dass Zimmerfenster nicht geschlossen zu haben, ehe er sich schlafen gelegt hatte. Er benahm sich wirklich wie ein kleines Kind und beschloss aus diesem Gedanken heraus, sich selber wieder zur Ordnung zu rufen.
 

Der Besuch bei Ken hatte einfach vieles aufgewirbelt und ihn durcheinander gebracht. Er benahm sich ja schon fast so, als sei der Unfall gestern gewesen. Dabei lag er doch schon länger zurück. Nicht nennenswert länger, aber so frisch war es nun auch nicht.
 

Warum konnte er sich an diesen Zustand nicht einfach gewöhnen?
 

Um dem Moment der Selbstzerfleischung ein gebührendes Ende zu bereiten, bot sich Ran die Gelegenheit seinem Spiegelbild Mundwasser, mit dem er sich den Mund gerade ausgespült hatte ins Gesicht zu spucken. Außerdem konnte er den Effekt verstärken, indem er sich das Gesicht wusch und somit alle störenden Gedanken entfernte.
 

Doch er nahm keine der beiden Möglichkeiten wahr, sondern wand sich nur ab, um die Dusche aufzusuchen.
 

Wenigstens schafften die Nackenschmerzen es seine Gedanken nicht nur zu zerstreuen, sondern auch wieder auf den heutigen Tag zu lenken. Nun, da er wieder einigermaßen klar denken konnte, konnte er sich auch eingestehen, dass er nach dem Besuch bei Ken insgeheim die Befürchtung gehegt hatte, dass er sich nicht auf die Arbeit konzentrieren konnte.

Natürlich gab es da durchaus die kleine Einschränkung, dass seine Gedanken nicht einzig und allein dem galten was es zu tun gab und sich ungewöhnlich viel mit dem jungen Fußballspieler beschäftigten, im Gegensatz zum gestrigen Abend aber, konnte er sie auch auf wesentliche Dinge lenken, die er zu beeinflussen im Stande war.
 

Und da gab es einiges.

Durch den Unfall hatten sie den Laden schleifen lassen, so dass der Dreck und das Chaos sie nun aus jeder Ecke heraus ansprang. Konnten sie dies Anfangs noch entschuldigen, so mussten sie sich jetzt, oder zumindest er, eingestehen, dass das Leben trotz allem weiter ging. Und gerade er, sollte dies wissen.
 

Oder auch nicht...
 

Schließlich konnte er nicht behaupten, sein Leben weitergelebt zu haben, als er seine Familie verlor und seine Schwester ins Koma fiel.
 

Aber diese Situation ließ sich nur schwerlich mit dem vergleichen, was er selber schon erlebt hatte. Ken war nicht sein Bruder, nicht seine Familie und schlussendlich war das was sie verband, nicht von einer so großen emotionalen Stärke gewesen. Zumindest nicht von Rans Seite aus, auch wenn er Ken sehr schätzte und er ihm fehlte.

Sehr fehlte.

Und er bereute auch seine Worte, wünschte sie rückgängig zu machen und machte sich Vorwürfe, weil es seine Worte waren, die Ken aus dem Haus getrieben hatten.
 

Ja, gestern an Kens Krankenbette war er sehr mitgenommen gewesen. Und auch in seinem Zimmer.

Aber war das nicht nur zu verständlich? Letztlich war er doch auch nur ein Mensch und hatte seine schwachen Momente. Und allen Unterschieden zum Trotz, wühlte das Bild welches Ken ihm im Krankenhaus geboten hatte ihn auf, rief Erinnerungen wach, die ohnehin noch frisch waren und keiner Untermalung bedurft hätten.
 

Nun aber war ein neuer Tag angebrochen und auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht gefühlskalt wirken mochte, so hatte er nun etwas mehr Abstand von dieser Situation.

Er war nicht im Krankenhaus bei Ken und hielt seine Hand oder hatte den Geruch des Jüngeren in seiner Nase, während er in seinem Zimmer verweilte.
 

Das warme Wasser floss in kleinen Bächen seinen Körper hinab und spülte den Schaum des Duschbades hinfort.
 

Ran senkte seinen Kopf und der Wasserstrahl traf auf seinen verspannten Nacken, während er beobachtete, wie der Schaum, der noch eben auf seiner Haut gelegen hatte, von dem Wasser davon geschwemmt wurde und unaufhaltsam auf dem Abfluss zu trieb, von dem er schließlich verschluckt wurde.

Seine Hände lagen an den Fliesen, auf denen der Dampf des heißen Wassers bereits einen feinen Film aus kleinen Tropfen gelegt hatte.
 

“Aya, meine Dusche ist kaputt. Ich kriege kein warmes Wasser. Darf ich deine benutzen?“

Kens Stimme ließ deutlich heraus hören, wie unangenehm es ihm war danach zu fragen. Und so hatte Ran es dabei belassen nur kurz zu nicken und sich dann wieder seinem Buch zu widmen.

Er konnte nicht von sich behaupten, dass er es las, weil der Inhalt ihn so sehr interessierte. Aber irgendwie musste man ja die Zeit rumkriegen. Sein Zimmer bot dazu nicht allzu viele Möglichkeiten, da es schon recht karg und funktional eingerichtet war.

Und lesen war etwas, was er früher auch gemacht hatte.

Früher.
 

„Danke.“

Mit einer fließenden Bewegung löste Ken sich von der Tür, gegen die er sich gepresst hatte, als würde sie ihm Halt und Schutz gewähren und verschwand in seinem Badezimmer.
 

Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Buch. Er brauchte nicht lange um die Zeile wieder zu finden, die er zuletzt gelesen hatte, bevor Ken ihn unterbrochen hatte.

Ran zog das Kissen wieder ein wenig höher und lehnte sich wieder gegen die Wand. Ein Arm legte sich hinter seinen Kopf und er beschloss, den ganzen Absatz noch einmal zu lesen, da er durch den kleinen Einschnitt Seitens des Fußballers völlig aus dem Kontext gerissen wurde.
 

Gerade als er die Zeile, bei der er vorhin schon eine kleine Pause einlegen musste erreicht hatte, nahm er am Rande wahr, wie das leise Rauschen des Wassers durch die Tür des Badezimmers zu ihm drang. Offenbar hatte Ken angefangen sich zu duschen und es wunderte Ran für einen kurzen Moment, dass dies so lange gedauert hatte, trug der Fußballer doch nur ein Handtuch um seine Hüfte.
 

Handtücher!
 

Der Gedanke war so plötzlich da, dass der Rothaarige ein weiteres Mal aus dem Text gerissen wurde. Ken wusste gar nicht wo seine Handtücher waren. Und mit dem einem, würde er sicher nicht auskommen.

Ran verspürte wenig Lust den Jüngeren seine Schränke durchsuchen zu lassen.

Einen Augenblick noch zögerte er und versuchte sich ein weiteres Mal auf seine Lektüre zu konzentrieren, doch das Bild, wie Ken jede Tür öffnete und alles sah, auch wenn es bei weitem nichts intimes und aussagekräftiges war, setzte ihm zu sehr zu, als das er seine Gedanken auf das Buch richten konnte. Und so legte er das Buch schließlich frustriert zur Seite und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht.

Ein weiterer Moment des Zögerns. Dann aber erhob er sich und ging sicheren Schrittes zum Bad.
 

Ken hatte den Kopf in den Nacken gelegt und spülte sich gerade das Shampoo aus den Haaren. Ran konnte verfolgen wie das Wasser den Körper des Sportlers hinab floss und wie Kens Hände dieser Bewegung bisweilen folgten.
 

Das war schon so lange her.

Was Ken dazu veranlasst hatte zuzulassen, dass er ebenfalls die Dusche betrat und ihn an sich presste, wusste Ran bis heute nicht. Ebenso wenig wusste, er, was ihn nun dazu gebracht hatte. Alles was er wusste war, dass mit diesem Abend alles seinen Anfang nahm.
 

Sein Blick richtete sich auf seine Hände, die noch immer auf den Fliesen lagen. Genau wie Kens Hände damals.
 

Sofort zog er sie zurück, als der Gedanke an den Jüngeren sich wieder einzuschleichen und alle logischen Gedankengänge zu verschlucken drohte.
 

Eventuell hatte er sich doch noch nicht wieder so gut unter Kontrolle, wie er es gerne hätte und vorhin auch noch angenommen hatte.

Aber wie sollte er sich hier auch ablenken können? Es gab kaum einen Raum in diesem Haus, in dem Ken noch nicht war.
 

Über sich selbst verärgert verließ Ran die Dusche und trocknete sich ab.

Gerade noch waren seine Gedanken klar gewesen. Er wollte den Laden aufräumen, vielleicht auch neu dekorieren und sich wieder fangen.

Statt sich aber damit zu befassen, beschäftigten sich seine Gedanken mit Erinnerungen, die er bis dahin nicht mal für besonders bedeutend erachtet hatte. Es war das gewesen, was sie die ganze Beziehung, wollte man dies denn so nennen, teilten. Nur Sex.

Es war nun einmal kein romantisches Zusammenfinden zweier Liebender, keine fast schon göttergleiche Vereinigung voll Zärtlichkeit und Hingabe und sicher nicht die von Mythen umranke große, einzige Liebe.

Einfach nur Sex. Es hatte, gerade bei ihrem ersten Zusammentreffen, keine Übermäßigen Zärtlichkeiten gegeben, keine Liebesschwüre und kein Betteln um eine Wiederholung.
 

Und genau das fand Ran gut. Es war zwar, aus seiner Sicht gesehen, ein völlig untypisches Verhalten von Ken, aber er mochte es. Ken zerstreute seine Gedanken.
 

Natürlich hatten sie im Laufe der Zeit zärtliche Momente, die nach und nach Überhand gewannen, aber es blieb das was es nun einmal war. Eine Beziehung, die auf dem Geschehen im Bett basierte.
 

Folglich gab es gar keinen Grund, neben dem nagenden und dumpfen Gefühl Ken in diesen Unfall getrieben zu haben, sich nun weiter darüber den Kopf zu zerbrechen.

Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen.
 

Wenn er schon über Dinge nachdachte, die er weder ändern noch zukünftig beeinflussen konnte; warum dachte er dann nicht über die Zeit nach, wenn Ken wieder wach war? Irgendwann würde er wieder wach werden, auch wenn sein Körper es jetzt noch nicht wollte. Sein Koma war künstlich. Ayas nicht. Ein Unterschied, wie Ran fand.
 

Ran wollte nicht daran denken, dass auch Ken nicht mehr aufwachte.
 

Aber was war mit der Zeit danach?

Es würde anders sein. Sicher. Aber wie anders? Würde ihr Verhältnis zueinander anders sein? Distanzierter? Oder vielleicht doch näher?

Brachten extreme Situationen Menschen nicht zusammen?
 

Andererseits war ihre Situation von je her extrem gewesen und dadurch waren sie sich nicht näher gekommen. Zumindest nicht so, wie es in den Geschichten die man ständig sah und las der Fall war.

Oder waren sie an Extreme einfach nur schon zu gewöhnt? Konnte man das?
 

Was war mit Folgeschäden bei Ken?

Die Ärzte sagten, er würde durch den Unfall keine Einschränkungen erfahren hatte, aber wie sah es durch das Koma aus, wenn er nicht bald wieder wach wurde?
 

Diese Gedankengänge waren auch nicht besser, als die Erinnerungen an eine Zeit, die er nicht wieder zurückholen konnte. Und sie senkten Rans Stimmung beträchtlich.
 

Seite Schritte führten ihn aus dem Bad in sein Zimmer, welches, wie er jetzt mit erschreckendem Ausmaß feststellte, völlig anders war als Kens.
 

Sein Zimmer wirkte, als wäre er nur auf der Durchreise und würde nur einen flüchtigen Moment lang an diesem Ort verweilen um dann wieder weiter zu ziehen, wenn sich ein neuer Weg auftat, der schneller an sein Ziel führte.
 

Ken lebte hier. Vielleicht betrachtete er Omi, Yohji und ihn nicht als Familie oder Freunde, auch wenn Ran sich sofort eingestehen musste, dass er noch nie näher darüber nachgedacht hatte, aber er lebte hier. Sein Zimmer war eingerichtet und auf das abgestimmt, was er brauchte um sich wohl zu fühlen. Ein Ort, an den er sich zurückziehen konnte.
 

Ran hingegen brauchte sein Zimmer um dort zu schlafen. Er lebte hier nicht. Das hier war nichts weiter als ein Ort an dem er sein musste. Eine Etappe in seinem Leben, um ein Ziel zu erreichen, welches er vor Augen hatte. Nicht mehr und nicht weniger.
 

Doch diese Einstellung hatte nichts mit den Leuten um ihn herum zu tun.

Ran war nicht blind und auch nicht bar aller menschlichen Gefühlsregungen. Er wusste sehr wohl, dass er Yohji, Ken und Omi sehr mochte. Aber er wusste auch, dass es nicht gut war, wenn er sie zu nahe an sich heran ließ.

Und Ken war ihm im Grunde schon zu nahe bei ihm gewesen.
 

Deshalb waren seine Gedanken auch so zusammenhanglos und ergaben absolut keinen logischen, in sich schlüssigen Sinn. Er konnte bei keinem Thema bleiben, sprang von einem zum anderen, ohne auch nur eine Überlegung zu Ende zu führen. Das sah ihm doch sonst nicht ähnlich.
 

Ran fuhr sich durch das noch feuchte Haar und sah sich noch ein letztes Mal um.

Sein Zimmer war gut so wie es war. Er wollte sich nicht wieder an andere klammern oder an Erinnerungen.

Und mit diesem Gedanken zog er sich an und lief nach unten.
 

*~°O°~*
 

Der Ladendienst gestaltete sich als anstrengender als Ran erwartet hatte. Sehr zu seiner Schande musste er sich eingestehen, dass er nicht in seine Überlegungen hatte einfließen lassen, dass Kundschaft kommen könnte. Und die Schulmädchen natürlich, die ja nun bereits praktisch zum Inventar gehörten.
 

Nun hatte er nur einen kleinen Teil des Konekos unter Kontrolle bekommen. Zu wenig, für das was er heute hatte schaffen wollen. Aber dann konnte er Aya wenigstens mal etwas anderes erzählen, als das, was immer um ihn herum passierte.
 

Seufzend lief er die Treppe zu Kens Zimmer hinauf. Er wollte ihm Kleidung mitbringen, für den Fall, dass er bald die Augen aufschlug.
 

„Oh.“, entfuhr es ihm, als er sah, dass er das Fenster noch nicht geschlossen hatte. Schnell schloss er es, ehe er die Tasche für Ken packte.

Um das zu tun, musste er nun doch an den Kleiderschrank des Fußballspielers und stellte, nicht wenig überrascht fest, dass Ordnung herrschte. Kein erkennbares System, aber immerhin Ordnung. Außer Kleidung befand sich praktisch nichts anderes in dem Schrank. Und die Sachen waren auch nicht wahllos hineingeworfen worden, sondern aufgehängt und wahlweise hingelegt. Allerdings hingen Hemden und Hosen wild durcheinander und die Pullis lagen im fröhlichen Durcheinander mit den T-Shirts auf der oberen Ablage.
 

Ran schüttelte darüber leicht den Kopf und begann zu packen. Ken brauchte ja erstmal nicht viel. Etwas zum überziehen, frische Wäsche... Nichts Aufwendiges eben.
 

Im Rausgehen schloss er die Schranktür und sorgte dafür, dass sie auch geschlossen blieb. Ihn würde es wahnsinnig machen, wenn bei ihm Schränke einfach offen herumstehen würden. Aber es war ja auch nicht sein Zimmer, sondern Kens. Und auch wenn Ken zurzeit nicht Zuhause war, so nagte das Gefühl, dass die Schranktür offen war an Ran. Immerhin verbarg sie das, was sich hinter ihr befand. Außer natürlich, wenn sie auf und zu schwang und somit ihren Sinn verfehlte.
 

Ohne sich zu verabschieden verließ Ran das Haus und beschloss, zu Fuß zum Krankenhaus zu laufen. Es war nicht sehr weit entfernt und ein wenig frische Luft würde ihm vielleicht helfen den Kopf wieder frei zu bekommen.
 

Auf jeden Fall würde er heute nicht ins Kens Zimmer schlafen. Die Nackenschmerzen hatte er nicht vergessen. Im Gegenteil, denn sie setzten ihm noch immer zu. Und zu lange wollte er auch nicht bei Ken sein.

Zu wissen, dass seine Schwester und Ken beide nicht mehr am Leben teilnahmen war schon schrecklich genug. Er wollte es sich nicht ständig zu gleichen Teilen unter die Nase reiben. Doch was hieß schon ‚zu gleichen Teilen’?

Ken und Aya waren verschieden. Es würde nie gleich sein. Aber beide waren so...lebendig... Sie nun so daliegen zu sehen, war erschreckend.
 

Nach dem heutigen Tag und dem Durcheinander in seinem Kopf, hatte Ran nicht vor zu lange bei Ken zu bleiben. Er wollte ihm nur kurz seine Sachen bringen. Irgendwann würde er sie schon gebrauchen können.
 

Seid wann brauchte er eigentlich Ausreden um Ken zu besuchen? Er konnte ihn besuchen wann immer ihm der Sinn danach stand. Und er musste sich auch keine Gedanken darüber machen, dass Yohji und Omi eventuell auf den Gedanken kamen, dass sie beide ein Paar waren.
 

Ran war sich ziemlich sicher das die beiden sehr wohl wussten was Ken und er miteinander geteilt haben. Die Wände waren schließlich nicht schallgedämmt und weder Ken noch er selbst hatten die Neigung verspürt den jeweils anderen zu knebeln wenn sie das Bett miteinander geteilt hatten.

Das weder Omi noch Yohji ihn jemals darauf angesprochen hatten lag daran, dass es sie nichts anging.

Oder sie wussten tatsächlich von nichts.
 

Aber wie man es auch drehte und wendete; es änderte nichts daran, dass Ran sich keine Entschuldigungen und Ausreden einfallen lassen musste um Ken zu besuchen.

Wenn Yohji und Omi Bescheid wussten, würden sie sich ihren Teil denken können. Und wenn sie es nicht wussten, dann war es das, was man zu sehen bekam. Er besuchte einen Menschen, mit dem er zusammenlebte und mit dem ihn etwas verband, was man unter Umständen als Freundschaft bezeichnen könnte.
 

Allerdings war es auch nicht schlecht, wenn man vorausschauend dachte. Ken würde irgendwann wach werden. Das stand außer Frage. Und dann würde er auf kurz oder Lang Kleidung brauchen.
 

Ran beschloss zuerst seine Schwester zu besuchen.

Nicht das er durch den anschließenden Aufenthalt bei Ken glaubte, dass er sich in der Hoffnung wiegen konnte, dass auch Aya in den nächsten Tagen die Augen aufschlug. Irgendwann würde sie es tun, aber Ran war sich sicher, dass Ken früher zu ihm zurückkehrte.
 

Was war denn das für ein Gedanke?

Zu ihm zurückkehren? Zu ihm?

Ran biss sich auf die Lippen. Seine Gedanken ließen sich heute tatsächlich nicht zur Ordnung rufen.
 

Seufzend ließ er sich von dem Strom Menschen aufnehmen, die sich durch die Straßen der Stadt drängten. Er war nicht in Stimmung sich von all den Fremden abzuheben, indem er demonstrativ gegen den Strom lief.

Ran wollte seine Gedanken schweifen lassen, musste er sich im Moment doch auch auf nichts von Bedeutung konzentrieren. Er musste niemanden das Wechselgeld passend zurück geben, keine Sträuße binden und keine Pflegehinweise für Pflanzen geben, die bei ihren neuen Besitzer aller Wahrscheinlichkeit nach keine lange Lebensdauer hatten, weil eben dieser neue Eigentümer entweder zu den Mädchen gehörte die in das Koneko drängten als gäbe es dort etwas geschenkt oder weil dieser Mensch aufgrund der Lautstärke, ebenfalls hervorgerufen durch die Mädchen, kein Wort von dem verstand, was der Rothaarige ihm sagte.

Hier musste er solche Dinge nicht tun. Er musste sich nur treiben lassen.
 

Nicht gegen den Strom anzulaufen bedeutete aber auch, schneller am Ziel zu sein, so dass Ran nach viel kürzerer Zeit als er eingeplant hatte vor dem Krankenhaus stand.
 

Der Weg im Krankenhaus war ihm bereits so vertraut, dass er mit geschlossenen Augen zu Aya gefunden hätte. Das er dies jedoch nie ausprobierte lag an den Menschen, die sich auf den Gängen bewegten und an den Wäschewagen die dort herumstanden und gegen die er gelaufen wäre.

Außerdem war ein solches Verhalten kindisch.
 

„Hallo, Aya.“

Ran schloss die Tür hinter sich.

„Ich habe dir heute keine neuen Blumen mitgebracht. Du hast keine Ahnung was heute im Koneko los war.“

Ein leises Seufzen entfloh seinen Lippen und er ließ sich auf den Stuhl neben Ayas Bett nieder.

„Der Strauß von gestern ist aber auch noch hübsch, finde ich.“
 

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge und einen Moment betrachtete er seine Schwester, die sich nicht verändert hatte in all der Zeit die verstrichen war.

„Eigentlich wollte ich heute aufräumen und neu dekorieren. Wir haben den Laden ganz schön schleifen lassen seid Kens Unfall. Es sieht bei uns aus... Das kannst du dir wirklich nicht vorstellen. Und weißt du was ich geschafft habe? Fast nichts. Gerade mal ein Schaufenster. Dekoriert ist es aber auch nicht. Nur leer geräumt. Diese Mädchen treiben mich noch in den Wahnsinn. Gut das du so nie warst. Warst du doch nicht, oder?“
 

Die Vorstellung das seine kleine Schwester sich aufführte wie die Schulmädchen die mit schöner Regelmäßigkeit das Koneko heimsuchten, ließ Ran besorgt die Stirn runzeln.
 

„Man merkt wirklich wenn jemand fehlt. Nichts wird fertig. Und Omi ist ja auch noch lange Zeit in der Schule. Yohji und ich können das ja auch gar nicht schaffen. Wenn Omi dann da ist, haben auch die Mädchen frei. Es bringt also nichts, wenn wir dann zu dritt im Laden stehen.“
 

Ob er ihr davon erzählen sollte, wie durcheinander er war?

Solche Dinge erzählte man doch nicht seiner jüngeren Schwester. Nur weil sie nicht antworten könnte, hieß das ja nicht, dass sie ihn nicht hörte.

Außerdem war es ja nun auch nicht so arg. Natürlich war er durcheinander. Ein solcher Einschnitt konnte nicht einfach von einen Tag auf den anderen fortgewischt werden.
 

„Ich kann heute nicht lange bleiben. Ken braucht noch Kleidung. Morgen bin ich aber länger hier. Ich verspreche es dir.“
 

Ran streichelte ihr liebevoll über die Wange, ehe er sie verließ und die Tür hinter sich schloss um nach Ken zu sehen.
 

*~°O°~*
 

Man sollte meinen, dass man nach so langer Zeit ein Kapitel mit mehr Inhalt auf die Beine gestellt bekommt. Nun, ich kann es leider nicht. Das Kapitel würde zu wirr werden, wenn ich jetzt weiter in die Handlung hineingreifen würde, auch wenn es mich wirklich lockt. ^^;

Das ist so langsam bin beim schreiben, tut mir allerdings wirklich leid. Ich würde gerne schnell sein mit den Kapiteln, aber...es geht nicht. Wenn da kein Schreibtief ist, lösche ich alles, weil es mir nicht mehr gefällt oder ich bin gerade wegen irgendwas fuchsig. Aber ich bemühe mich beim nächsten Kapitel nicht ganz so arg zu trödeln.
 

Liebe Grüße
 

Asaliah



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-01-28T11:05:10+00:00 28.01.2007 12:05
ich danke dir, fürs bescheid geben, dass es weiter geht.
ich mag diese story. du kannst echt gut beschreiben und ich bin gespannt, ob ken noch aufwachen wird und was aya bis dahin unternimmt. *hach* eine schleichende liebesgeschichte...ich liebe das *schwärm*
KD
Von: abgemeldet
2006-11-25T19:41:27+00:00 25.11.2006 20:41
Hau mich weg: ein zweites Kapitel!! ^,^

Ich habe eher zufällig nachgesehen, ob du eventuell schon ein neues Kapitel draußen hast und war positiv überrascht tatsächlich eines zu finden.

Es waren einige Zeitformfehler drin, aber deine besonnene Art auch mal etwas zu beschreiben und dich nicht bloß durch die Handlung hetzen zu lassen, gefällt mir noch immer. Du machst dir eben Gedanken über alles. Auch die Dinge, die einen Charakter nur umgeben, womit du dem Leser einen Raum schenkst, an dem er sich visuell orientieren kann.

Weiter so und ich warte dafür gerne auch ein bisschen länger ^__-
Von:  Sinia
2006-11-02T07:29:08+00:00 02.11.2006 08:29
weiter weiter weiter, wann wacht Ken auf? Wann?
Von:  Azazel_Il_Teatrino
2006-07-04T14:17:16+00:00 04.07.2006 16:17
schön...^^
aber aya sollte sich eingestehen, dass niemand so leben kann, wie er sich das da ausmalt... naja... aber es ist deine geschichte und ich bin sehr gespannt, wie du es weiter gehen lässt... *smile*
greets
nazue
Von:  Sinia
2006-03-27T17:44:45+00:00 27.03.2006 19:44
Cool!
Wirklich super FF, ich hoffe aber, Ken wacht bald auf *sniff*
sag mir bitte bescheid wenn es weitergeht ja
Von:  Weinrot
2006-03-15T08:32:59+00:00 15.03.2006 09:32
Hab ich di denn schon mal Kommentiert? Weiß nicht und wenn ja doppelt hält besser.
Hey 20% wo it der Rest? Wann geht es weiter..... mhm?
Diese 20% sind aber schon recht gut.... kan Alector nur zustimmen.

cu Weinrot
Von: abgemeldet
2006-02-19T22:07:57+00:00 19.02.2006 23:07
Ich habe mich schon gefragt, wo das Märchenhafte bleibt, aber wenn es noch kommt, dann erwarte ich es mit höchster Vorfreude.

Als erstes ein kleiner Kritikpunkt (das beste immer zum Schluss ^__-): Es sind ein paar kleine Rechtschreibfehler drin, die nur durchs Überlesen zustande gekommen sein können. Statt "auf" ein "auch" oder "laden" kleingeschrieben oder mal ein Kommafehler. Aber ansonsten gute Qualität und löblich.

Jetzt zum besten:
Dein Schreibstil ist wirklich rapide besser geworden. Du behauptest zwar selbst, es wäre nur minimal, aber Liebes glaub mir, das ist mehr! Du beschreibst wunderschön. Der Raum, in dem die Personen sich befinden entsteht klar vor dem geistigen Auge und auch die Empfindungen kann man prima nachvollziehen.

Die Vorstellung von Kens leblosen Aussehen oder Rans "frieren", als er den Atem so gering wahrnahm gehen fast in einen über und man hat das Gefühl es sehen zu können. Genau das liebe ich an allem, was ich lese. Ich muss es "sehen" können. Das hast du klasse hinbekommen.

Ich kenne viel ümjubeltere FF, die auch mehr Kommentare zählen, die zwar grammatisch und in der Rechtschreibung genauso punkten wie du, aber inhaltlich viel, viel flacher sind. Es ist nicht, dass denen an Beschreibungen fehlen würde, aber es sind halt wirklich nur die nötigsten Sätze und nicht mehr.

Du dagegen gibst nicht nur den Figuren leben, sondern auch der Umwelt! Einfach klasse.

Mich wundert es, dass es bisher nicht mehr zur Kenntnis genommen haben. Vielleicht irritiert dein Titel, weil auch ich erst dachte jetzt kommt ein "Rotkäppchen"-Remake, was nur darauf abzielt Weiß und Grimm zu veralbern. Aber das schloss sich in der Genre-Beschreibung von selbst aus, was mich neugierig machte.

Ich warte auf den nächsten Teil und bin gespannt, wie es weitergeht. Trotzdem, denke dran: In der Ruhe liegt die Kraft und ein gutes Ende, was nicht dahingeworfen wirkt *an unsere MSN-Unterredung denk*

Ich liebe dich und bis bald in diesem Kommentarfeld!
deine Alec *knutscher*


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