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Ich gehöre dir

ohne dich kann ich nich sein
von

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Leid...

Titel: Ich gehöre dir

Teil: 1

Autor: DhalaElenaAngel

Email: DhalaElenaAngel@gmx.de

Rating: MA

Warnung: lemon, darkfic, sap

Pairing: IsaonxRiki

Disclaimer: nix gehört mir und pleite bleib ich auch...
 


 


 


 

Ich gehöre dir
 


 

Nachdenklich saß Riki inmitten seiner alten, fröhlich lachenden Freunde, die sich noch immer mit denselben Themen zu beschäftigen schienen, wie vor seinem ,Verschwinden'. Als habe es die letzten drei Jahre gar nicht gegeben, als wären sie eine Art Traum gewesen. Ob ein Alp-traum, oder nicht, noch vor wenigen Wochen hätte er ja gesagt, doch nun war er sich dessen, zu seinem eigenen Unwohlsein, nicht mehr gewiss.

Hier hatte sich nichts verändert, sah man mal davon ab, dass es nun Guy war, der Bison an-führte. Es war noch immer dieselbe, schäbige Kneipe, in der sie sich trafen, sie schien sogar noch heruntergekommener zu sein, nach dieser Zeit, in der er nicht da gewesen war. Der Rauch der billigsten Zigaretten, gemischt mit anderen Kräutern und Drogen hing in der ohne-hin schon muffigen Luft, die über den Slums lag. Seltsam, er nahm den Geruch immer noch wahr, anders, als früher, wo ihm das gar nicht aufgefallen war. Er fasste sich kurz an den Kopf.

"He, Riki!"

Er hob fragend seinen Blick, sah in Guys fröhliches Gesicht und fing die Flasche Stout ge-schickt mit einer Hand auf, ohne sich sonst zu bewegen. Er betrachtete für eine Weile die Fla-sche. So ziemlich das Scheußlichste, aber auch das billigste Gesöff, dass es in Ceres gab. Frü-her hatte er es gern getrunken, es war ja auch das Einzige gewesen, dass er gekannt hatte - von Wasser mal abgesehen. Und schließlich hatte Jeder das getrunken. Bevor.... Nein! Keine Vergleiche mehr! Diese Zeiten waren vorbei, ein für allemal! Er hatte es endlich geschafft, sein Ziel zu erreichen, sich von dem arroganten Blondie zu lösen, für immer! Er war kein Sexspielzeug mehr, mit dem man machen konnte, was man wollte! Niemand würde es je wie-der wagen, ihn in Ketten zu halten, oder auf andere Weise zu erniedrigen, in der Zeit, die ihm noch blieb! "Danke", rief er seinem alten Lover zu, der ihm auch jetzt wieder eindeutige A-vancen machte, die er jedoch geflissentlich übersah. Er öffnete die Flasche langsam und ir-gendwie lustlos, riss sich dann aber zusammen und nahm einen tiefen Schluck. In den letzten vier Monaten hatte er sich wieder an das Brennen gewöhnt, dass seine Kehle unangenehm herablief und schließlich seinen Magen erreichte. Etwas Anderes würde er nicht mehr be-kommen.

"He, alles klar mit dir?"

Erstaunt wandte Riki seinen Kopf: "Was sollte denn sein?," fragte er verwirrt.

"Ich weiß nicht," antwortete Guy. "Du hast dich verändert. Du bist anders, als früher. Was ist in den drei Jahren passiert, in denen du wie vom Erdboden verschwunden bist?"

Riki schüttelte nur den Kopf. Das, was gewesen war, konnte er niemandem erzählen, am we-nigsten Guy. Guy, mit dem er selbst über Pets gelacht hatte, die brav hinter ihren Herrn her-schlichen, um ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Wie konnte er gerade vor ihm, der ja auch noch sein Lover gewesen war, zugeben, selbst eins gewesen zu sein! Egal, warum er es getan hatte und von freiwillig konnte in dem Fall nicht wirklich die Rede sein!

"Na gut. Aber wenn was ist - dann komm einfach zu mir, ja?", Guy musterte seinen Freund noch einmal. Nein, Riki hatte mehr, als sich nur verändert. Er war ein vollkommen anderer Mensch geworden. In den ersten paar Nächten hatte er bei ihm geschlafen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hatte - und jede Nacht hatte er einen Namen geschrieen: Iason. Immer und immer wieder. Mal leise, mal laut. Es war etwas geschehen. Etwas, dass Riki nicht loslas-sen konnte, egal, wie sehr er es auch versuchte.

Bei Guys Erwiderung hätte er am liebsten laut aufgelacht, doch er hielt sich zurück, grinste ihn nur aufgesetzt fröhlich an, fischte seine Zigarettenschachtel hervor und bot sie Guy an. Der nahm sich eine und auch Riki steckte sich eine zwischen die Lippen, bevor Guy beide anzündete. Er inhalierte den beißenden Rauch tief. Gott, wie vermisste er die anderen, die teuren, die ... Nein! Nicht einmal daran denken! Er war nun einmal ein Mongorel! Das Un-terste vom Untersten! Der Dreck unter anderer Leute Schuhe, nicht akzeptiert und eigentlich auch nicht wirklich geduldet, angesiedelt am äußersten Rand der Stadt. Er hatte nicht einmal ein Recht auf Luxus! Wütend zog er heftiger an der Zigarette, musste aber gleich darauf einen Hustenkrampf unterdrücken. Er musste raus!

"Ich mach mich auf, Leute!," warf Riki schließlich mit einem zweideutigen Lächeln in den Raum und wandte sich zum Gehen. Er sah Guys gerunzelte Stirn und den prüfenden Blick nicht.

Außerhalb der verräucherten Kneipe empfing Riki die absolute, pechschwarze Dunkelheit der Nacht in den Slums von Ceres, die nicht einmal durch eine Straßenlaterne erhellt wurde. Das Licht der Zwillingsmonde hatte noch nie bis zwischen die alten, wuchtigen Hochhäuser ge-reicht, die zu eng standen, um es durch zu lassen. Anders, als in den schlanken, hohen, luxu-riösen Türmen und den breiten Straßen von Eos.

Nein! Er fing ja schon wieder an! Verdammt! Mit einer Faust schlug er wütend auf eine der Mauern um ihn herum ein, merkte, wie der Putz unter seiner Haut bröckelte. Aber noch schlimmer war, dass er die Träne bemerkte, die sich über seine Wange stahl. Wie sehr hatte der arrogante Blondie ihn eigentlich manipuliert! Es....! Es sollte endlich aufhören! Er wollte das nicht! Er wollte, dass es wieder so wurde, wie früher! War das denn wirklich zu viel ver-langt? Nur glücklich sein. Glücklich mit dem, was er hatte... und zufrieden... und doch schob sich ständig das ruhige, fast emotionslos wirkende Gesicht des Blondies vor seine Augen. Leise stöhnend, als eine neue Attacke von Kopfweh sich ankündigte, sackte Riki in sich zu-sammen, den Blick gen Himmel gerichtet. Warum er...?
 

Mit einem seiner geschliffenen Weinkelche in der Hand stand Iason an der Brüstung seiner Terrasse. Sein Blick glitt über die zahllosen Lichter Tanaguras, die unter ihm leuchteten, die Nacht erhellten. Und über ihm glänzten die Zwillingsmonde. Wie oft hatte er Riki nach der Arbeit hier gefunden, wie er die Lichter beobachtet hatte, mit diesem traurigen, entrückten Blick.

Vier Monate.

Vor vier Monaten hatte er Rikis Ketten gelöst, ihm seinen Wunsch endlich erfüllt, ihm die Freiheit gegeben, nach der es ihm so sehr verlangt hatte. Er hatte diesen traurigen Blick nicht mehr ertragen, den Riki gehabt hatte, bevor seine Augen jedes Mal wieder hart geworden wa-ren.

Und seither schien ihm sein Leben einseitig, unausgeglichen und sinnlos. Er hatte von Beginn an gewusst, wie sehr er sein Pet vermissen würde, diesen wilden, unberechenbaren Jungen, den er einem Gefühl folgend aus den Slums von Ceres mitgenommen hatte, wild, dunkel und stolz. Nicht so brav und ergeben, wie die anderen Pats, die von Klein auf in Akademien zum Dienen und Gehorchen erzogen wurden, denen es an eigenem Charakter fehlte. Oh, nein! Riki hatte von Beginn an widersprochen, immer und immer wieder, er war ungezähmt gewesen - und er hatte sein Herz erobert, noch bevor Iason sich überhaupt im Klaren gewesen war, was überhaupt mit ihm geschah.

Eigentlich hatte Iason Riki nur gehen lassen, um ihm zu zeigen, dass er mehr, als nur ein Pet in ihm sah, mehr, als den Mongorel aus dem Slums, nicht nur ein einfaches, unterhaltsames Sexspielzeug für das er sich immer gehalten hatte. Er hatte gehofft, dass Riki ihn verstehen, seine Gefühle vielleicht sogar erwidern, ja, zurückkommen würde, aus freien Stücken. Doch nichts davon war geschehen, im Gegenteil: sein dunkelhaariger Liebling war von der Bildflä-che verschwunden, vollkommen, als habe es ihn nie gegeben. Irgendwo dort unten in der dunklen Ecke am Stadtrand, die vollkommen in der Nacht verschwand.

Iason machte sich Sorgen um Riki, wirkliche Sorgen. Der Junge war gegangen, wie er ge-kommen war: nur mit den Kleidern, die er am Leib getragen hatte. Er hatte jegliche Hilfe strickt abgelehnt, hatte von Geld oder einer Wohnung nichts wissen wollen. Er war einfach gegangen, die Straße entlang und dann verschwunden. Ohne ein weiteres Wort. Ohne sich umzudrehen. Er war gegangen, mit den Worten, er wäre dem Blondie nichts mehr schuldig, habe für die Rettung seines Lebens vor drei Jahren bezahlt und wolle Iason nie, nie wieder sehen.

Wie schon so oft in den letzten Wochen fischte Iason den Petring, den er immer bei sich trug, aus seiner Tasche. Sah ihn nachdenklich an. Nein, er war sich sicher, dass Riki seine Worte nicht so gemeint hatte und er hatte geglaubt, nach einer Weile, wenn er nachgedacht hatte, würde er vielleicht zurückkommen. Bis jetzt hatte er es nicht über sich gebracht, die Petlizenz zu löschen, die er immer noch hielt. Und inzwischen wusste er, dass sie vielleicht die einzige Chance war, sein Pet wieder zu bekommen. Der Mongorel hatte es noch nie geschafft, Ärger aus dem Weg zu gehen.

Iasons Faust schloss sich um den Ring. Er würde warten. Warten, bis Riki es wieder einmal schaffte, in Probleme zu geraten. Und dann würde er ihn zurückholen. Er hatte gehofft, dass dieser freiwillig kommen würde, aber inzwischen war es ihm egal! Er musste Riki einfach wiederhaben! Er... er brauchte den Mongorel mit den unglaublich dunklen, wachen Augen, die ihn immer an Onyxe erinnerten. Und diesen Blick, den er immer gehabt hatte, wenn er aufgegeben hatte, sich ihm zu widersetzen. Denn dann hatte er einen Teil seiner wahren Ge-fühle offenbart.

Und er wollte Riki endlich küssen. Richtig küssen. Etwas, dass der Dunkelhaarige nie zuge-lassen hatte. Aber er wollte, dass Riki das freiwillig tat.

Iasons sorgenverdunkelter Blick glitt wieder zu dem dunklen Fleck am Stadtrand, wobei er einen weiteren Schluck Wein trank. Er merkte nicht, wie Daryl, sein Furniture, ihn beobachte-te und einfach nur wortlos den Kopf schüttelte, wie so oft in den letzten Monaten...
 

Schmerzerfüllt stöhnte Riki auf, als der eisenbeschlagene Stiefel sich erneut in seinen Magen grub. Er hatte es doch gewusst! Er hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, Kai über den Weg zu trauen! Warum? Warum war er so dumm gewesen, trotzdem mitzugehen? Und warum hatte Guy nicht auf ihn gehört?

"Na, du dreckiger Mongorel," höhnte die kalte Stimme über ihm zufrieden: "Das war wohl nichts!"

Riki versuchte, sich zusammenzurollen, um sich gegen den nächsten Tritt zu schützen, doch es war hoffnungslos. Sein Körper schmerzte so heftig, dass er ihn nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er hätte genauso gut versuchen können, nicht mehr an IHN zu denken! Und seit er Ia-son auf dieser Ausstellung gesehen hatte, war es nur noch schlimmer geworden! Selbst jetzt noch, unter diesen Umständen, sah er die seltsamen Reflexe in dem langen, seidig blonden Haar, während die Schwärze sich immer näher um ihn schloss und die Schmerzen mit jedem mühsamen Atemzug zunahmen...

"Stop! Um Himmels Willen, hör auf!"

Was? Verwirrt versuchte Riki, aufzusehen, aber selbst diese einfach bewegung verlangte ihm schon zu viel ab. Er konnte nur liegen bleiben und gegen die Schwärze ankämpfen.

"Was soll das?," fragte sein Peiniger wütend, sichtlich wenig begeistert, von seinem offen-sichtlichen Spaß abgelenkt zu werden.

"Du kannst dir jederzeit einen von den Anderen reinholen, aber nicht den da!"

"Ach? Und warum bitte? Ist an dem hier vielleicht irgendwas Anders? Das ist ein dummer Mongorel aus den Slums, den doch niemand vermissen wird!"

"Der da," konterte der Andere, während er sich zu Riki hinabbeugte, "der da ist auf der Pet-liste verzeichnet! Und zwar als Pet von niemand Geringerem, als Iason Mink!"

"Bitte...????!"

Was? Riki blinzelte verwirrt. Was war das gerade gewesen? Er? Ein Pet?! Er... er war kein Pet! Er...e r war frei! Er gehörte niemandem! Auch, oder besser gesagt, schon gar nicht Iason! Er war frei!

Mühsam, den stechenden Schmerz irgendwie zur Seite drängend, richtete Riki sich auf: "Ich...! He!" Er starrte entsetzt auf die Nadel in seinem Arm.

"Das war ein Schmerzmittel, Kleiner. Und jetzt solltest du zusehen, dass du zurück zu deinem Master kommst. Was hat ein Pet überhaupt in den Slums zu Suchen, he? Solltest du nicht die Stiefel deines Herrn lecken und ihm dafür danken, dass er dir ein solches Leben erspart?"

Riki wollte erneut widersprechen, doch er bekam kaum genug Luft, um frei zu atmen. Außer-dem wusste er, dass es sinnlos war, gegen die Leute anzureden, sobald der Name Iason Mink ins Spiel kam. Wortlos rappelte er sich auf, als er merkte, wie das Schmerzmittel seine volle Wirkung entfaltete und machte sich auf den Weg zurück in seine - nun früher hätte er es wohl stolz seine Wohnung genannt. Bevor er den Luxus und die Verschwendung, die Schönheit von Eos kennen gelernt hatte...
 

Mit überschlagenen Beinen saß Iason dem Wirtschaftsminister von Alpha Zen gegenüber und versuchte fast schon verzweifelt, dem Gespräch zu folgen, doch immer wieder, während die-sem Austausch an unbedeutenden Höflichkeiten kreisten seine Gedanken um eine einzige Person. Einer Person mit kurzen, wirren, dunklen Haaren, die ihm ins Gesicht hingen und schwarzen, stechenden Augen. Und allein der Gedanke, nachher wieder zurück in sein Pent-house zu kehren und zu wissen, dass dieser nicht da sein würde, machte ihn irgendwie... er wusste nicht so recht, wie er es ausdrücken sollte. Er war einfach unglücklich bei dem Gedan-ken daran, allein zu sein. Er hätte sich ein neues Pet kaufen können, doch er wollte nicht ir-gendwen! Er wollte nur...!

Eine Hand, die sich auf seine Schulter legte, holte Iason aus seinen Gedanken zurück. Er sah auf, ohne, dass irgendetwas verraten hätte, dass er an etwas Anderes gedacht hatte: "Raoul?," fragte er abwartend.

"Da ist ein Anruf für dich," erwiderte sein Stellvertreter ruhig.

"Nicht jetzt," gab Iason missgelaunt zurück, wobei er auf den Anderen zeigte, der seine langschweifigen Ausführungen inzwischen unterbrochen hatte. "Ich habe..."

"Es ist Katze und er lässt sich nicht abspeisen. Er sagte mir, es wäre dringend, sonst wäre ich gar nicht hier. Er hat ausdrücklich behauptet, du wünschtest, sofort mit ihm zu sprechen."

Na großartig! Das also auch noch! Er hatte nicht den Nerv dazu, sich jetzt auch noch mit Schwarzmarktproblemen herumzuschlagen! Was war denn so schlimm, dass sein Verrauter es nicht allein in den Griff bekam...! Halt! Und wenn es um...!

Äußerlich weiterhin ruhig und kühl erhob Iason sich: "Entschuldigen Sie, Minister. Aber es scheint dringlich zu sein." Mit einem weiteren Kopfnicken trat er zu dem abgeschotteten Kommunikationsterminal, tippte eine Nummer ein und augenblicklich tauchte der Rotschopf des Untergrundherrschers auf dem Bildschirm auf. "Katze," begrüßte er diesen knapp.

"Ich habe ihn gefunden," informierte Katze seinen ehemaligen Master ruhig und knapp, wo-bei er mitten im Satz einmal kurz den Kopf umwandte und eine hastige Handbewegung mach-te, bevor er sich wieder direkt Iason widmete.

"Wo?," fragte der Blondie zurück, merkte, wie sein Herz begann, schneller zu schlagen.

"In einem Viertel, das selbst für die Verhältnisse in den Slums heruntergekommen ist," dann geriet Katze ins Stocken, als wisse er nicht so recht, ob er fortfahren sollte.

"Was ist los?"

"Nun ...," erneut zögerte der Andere etwas. "Er sah eben nicht sonderlich umwerfend aus. Er kam von der Polizeistation, so habe ich ihn letztendlich finden können, und ich nehme mal stark an, dass sie ihn ziemlich - nun - übel behandelt haben, bevor sie herausgefunden haben, wer, was er ist. Er war eben erschreckend bleich."

Jemand hatte es ernstlich gewagt, Hand an seinen Riki zu legen?? Eine schier unglaubliche Wut stieg in Iason auf, der Ausdruck seiner Augen wurde so hart, dass selbst Katze kurz zu-sammenzuckte und anschließend die Stirn runzelte. Die würden....! Halt! Nein! Riki ging vor! "Gib mir seinen exakten Aufenthaltsort, schick die Informationen direkt an das Navigations-gerät in meinem Wagen! Und noch was... finde heraus, wer es gewagt hat, Hand an MEIN Pet zu legen!"

Den Kommentar, dass Riki eigentlich gar kein Pet mehr war, verkniff Katze sich wohlweiß-lich, als er die Laune des Blonie sah. Er mochte ja viel sein, aber lebensmüde gehörte doch noch nicht zu seinen Attributen. Und er kannte Iason zu gut, um ihn zu unterschätzen. Er nickte einfach nur.

Iason wartete nicht einmal, bis der Bildschirm hinter ihm wieder schwarz wurde, er lief ein-fach los, auf die Glastür zu, die ein Angestellter hastig für ihn öffnete.

"Iason!"

Wütend wandte der Angesprochene sich um. Was war denn nun schon wieder? "Raoul."

"Du kannst doch nicht einfach verschwinden, ohne ein Wort zu sagen! Der Minister...!"

"Kümmere du dich um diese Angelegenheit," konterte er missgelaunt: "Ich habe etwas weit wichtigeres, um was ich mich zu kümmern habe, als Höflichkeitsfloskeln auszutauschen!"

"Sag mir bitte nicht, dass es schon wieder um diesen Mongorel geht!," fragte Raoul mit um-wölkter Stirn. So sehr aus der Ruhe zu bringen vermochte seinen Freund nämlich nur einer. "Ich dachte, du wärest ihn endlich los!"

Wow! Das war fast zu viel des Guten gewesen! "Selbst wenn es so wäre, Raoul, würde es dich nichts, aber auch rein gar nichts angehen!," schnauzte er und lief einfach an dem anderen Blondie mit den leicht gelockten Haaren vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Raoul sah dem Anderen eine Weile lang kopfschüttelnd hinterher. Er wusste, es konnte nur wieder um dieses Mongorelpet gehen. Iasons einzigen, wunden Punkt und wenn er nicht auf-passte, dessen Untergang. Nur war der Andere nicht in der Lage, oder willens zu sehen, was geschah...
 

Das heiße Wasser rauschte an Rikis grün und blau geprügeltem Körper herab, half ihm so, seine vollkommen verkrampften Muskeln wenigstens etwas zu entspannen. Dank des schein-bar recht starken Schmerzmittels fühlte er sich sogar recht gut, er fühlte sich seltsam leicht im Kopf, es war ihm sogar etwas schummrig.

Seine Gedanken kreisten nur um ein einziges Thema: warum hatten sie ihn gehen lassen, ein-fach so und noch am Leben? Er war kein Pet mehr! Iason hatte den Ring entfernt! Weder würde er den Blondie je wieder aus der unmittelbaren Nähe sehen, noch je wieder irgendwem gehören, außer sich selbst!

Auf einmal merkte er, wie seine Beine zu zittern begannen. Verdammt! Nicht auch das noch! Hastig stützte Riki sich an der Duschwand ab und ließ sich langsam auf den Boden gleiten, zwang sich trotz des seltsamen Gefühls und der Probleme, die er damit hatte, tief durchzuat-men. Schon wieder. Die Abstände wurden immer kürzer und die Sache im Revier dürfte nicht gerade förderlich gewesen sein. Es hatte schon begonnen, kurz nachdem er zurückgekehrt war. Kurze, aber doch immer länger andauernde Schwächeanfälle, die in immer kürzer wer-denden Abständen auftraten, begleitet von rasenden Kopfschmerzen. Die hatte er wohl auch nur wegen der Spritze nicht bemerkt. Vielleicht hatte er sogar wieder etwas Fieber.

Den Kopf nach oben gerichtet ließ Riki das warme Wasser an sich herablaufen, während seine Gedanken einmal mehr zurück in die Vergangenheit schweiften, die er mehr als alles Andere einfach nur vergessen wollte. Und diesmal fühlte er sich einfach zu schwach, um dagegen anzukämpfen, zu müde. Er war nicht einmal im Stande, sich den üblichen Hass einzureden, der ihn sonst immer geschützt hatte. Er sah nur den gottgleichen, perfekt geformten Körper, ohne Makel, das fein gezeichnete Gesicht, dass in manchen, seltenen Momenten, einen so sanften Ausdruck getragen hatte. Etwas, dass außer ihm sicherlich noch nie irgendwer zu se-hen bekommen hatte.

Nun, ohne den sinnlosen Versuch, seine Gedanken auf etwas Anderes zu konzentrieren, raub-te di Sehnsucht nach dem Anderen ihm fast den Atem. Er wollte Iason. Ihn berühren, ihm nah sein. Ihm endlich sagen, wie er wirklich empfand... ihn küssen. Wenigstens ein Mal! Denn er hatte sich in all den Jahren, die sie zusammen verbracht hatten, stets geweigert, das zu tun. Aus purer Angst. Der panischen Angst, zu viel Nähe zuzulassen. Nähe zu einem Mann, dem er gehörte, der mit ihm tun und lassen konnte, was er wollte, der ihn gar verkaufen konnte. Und aus Stolz, aus Angst, ihn zu verlieren, das Einzige, was ihm geblieben war, nachdem man ihm schon die Freiheit genommen hatte.

Tatsächlich hatte Riki sogar schon mehr als nur einmal, einsam in seinem Bett liegend, ernst-haft darüber nachgedacht, zurückzukehren. Zurück zu seinem ehemaligen Master. Doch das hatte sein Stolz nicht zugelassen und er ließ es auch weiterhin nicht zu. Nicht einmal jetzt. Die Angst, verstoßen zu werden, war einfach viel zu groß. Oder die Angst, wieder nichts Anderes zu sein, als ein bedeutungsloses Pet, ohne Rechte, seinem Master auf gedeih und Verderb ausgeliefert.

Riki vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte nur noch vergessen, diese drei Jahre auslöschen, um hier mit dem Wenigen, was er hatte, wieder glücklich werden zu können. Oh-ne das Wissen, dass es besseres gab. Einfach nur glücklich sein können, in den paar Wochen oder vielleicht Monaten, die ihm noch blieben. Dann könnte er für diese Zeit vielleicht sogar zu Guy zurückkehren, dessen Gefühle, die dieser ihm immer noch entgegenbrachte, obwohl er nun mit Kai zusammen war, erwidern. Nein, selbst das machten ihm seine Erinnerungen ka-putt!

Noch ein paar Wochen...

Riki legte seinen Kopf zurück an die Duschwand. Er kannte diese Krankheit nur zu gut. Auch wenn er nicht verstand, wie er sie so schnell hatte bekommen können. Sie übertrug sich nur durch Unreinheit oder direkte Injektion. Die einzige Gelegenheit, sie zu bekommen, war der eine Tag, kurz nachdem er zurückgekehrt war, als er sich mit Kai gestritten hatte. Und der ihm eine Nadel in den Arm gebohrt hatte, die auf dem Boden gelegen war. Ein dummer Zu-fall. Er hätte lachen mögen, wäre es nicht so... beschissen.

Denn das hier konnte nur einen Ausgang haben und selbst die wenigen Medikamente, die ihm hier zugänglich wären, hätte er das Geld für Selbige, würden alles nur hinauszögern, es schmerzvoller machen, als es ohnehin schon war. Er war sich nicht einmal sicher, ob es in Eos etwas gab, das ihn hätte retten können - und selbst wenn - er würde doch nicht zurückkehren, um darum zu bitten...

Nach einer Weile versuchte Riki, sich aufzurichten, doch er merkte sofort, dass etwas anders war, als sonst. Denn kaum bewegte er sich, begann alles um ihn herum, sich wie wild zu dre-hen. Nein, er musste noch sitzen bleiben - etwas. Der Dunkelhaarige merkte weder, wie das Wasser immer kälter wurde, noch, dass ihm Tränen über sein Gesicht perlten, die direkt mit fortgewaschen wurden, als die Welt um ihn herum begann, in der Schwärze zu versinken.
 

Himmel, war das eine Gegend, stellte Iason schaudernd fest. Er hätte nicht gedacht, dass der Teil den er bei ihrem ersten Zusammentreffen gesehen hatte, noch zu überbieten war an Häss-lichkeit. Nun - offensichtlich schon. Selbst jetzt, am Mittag, wo die Sonne am höchsten über dem Himmel stand, herrschte hier ein Dämmerzustand, als wäre es in wenigen Minuten fins-terste Nacht. Die Strahlen hatten keine Chance, ihren Weg in die Gassen zu finden, die kaum breit genug waren, um mit einem Auto hindurchzufahren.

Kaum zu glauben, dass in diesem... diesem Grab!... tatsächlich Menschen leben sollten! Nicht zu denken, dass Riki hier leben wollte! Riki, der alles Helle so sehr liebte! Obwohl - wenn er sich hier so umsah, verstand er auch, warum. Klar, wenn man sein Leben lang sonst nichts als Dunkelheit gekannt hatte... Aber warum war er dann nicht bei ihm geblieben? War das Leben mit ihm denn wirklich so schlimm gewesen?

Mit einem letzten, abschätzenden Blick schlug Iason seine Autotür zu und trat durch den Ein-gang des Hauses, wollte man es denn als Solches bezeichnen, vor dem er geparkt hatte. Ein kurzer Blick auf den Fahrstuhl, der noch aus dem vorherigen Jahrtausend zu stammen schien, überzeugte ihn davon, doch lieber die Treppe zu nehmen, die zwar abgetreten, aber wenigs-tens stabil wirkte. Er musterte die teilweise kaum noch zu erkennenden Zahlen an den Türen des dritten Stockes. 38, 39, 40. Ach, da! Da war es: 42.

Mit gerümpfter Nase drückte Iason die Klinke herab, froh, seine Handschuhe zu tragen. Mit einem leisen Knarzen sprang die Tür schließlich auf. Was? In dieser Gegend sperrte Riki noch nicht einmal ab? Er hatte hier seine Kindheit verbracht, er musste doch wissen, wie gefährlich das war! So konnte ihn ja Jeder überfallen! Das passte so gar nicht zu dem vorsichtigen jun-gen Mann, den er kannte. Und das gefiel ihm nicht.

Im inneren dieser... Wohnung.... sah es nicht einen Deut besser aus, als von Außen. Langsam schritt Iason in die Mitte des einzigen Raumes, vorbei an einem Herd, der ihn eher an eine alte Feuerstelle erinnerte, an einem Tisch, dessen eines Bein definitiv kürzer war, als die anderen drei und den Stuhl, der auch nicht sonderlich stabil wirkte. Bein Bett musste er wirklich erst mal die Stirn runzeln. Die Matratze war vollkommen durchgelegen - von Jemandem, der di-cker und schwerer gewesen war, als Riki, dem Abdruck nach zu schließen, die Decke, die halb auf dem gräulichen Boden lag, wirkte fadenscheinig. Die einzige Lampe, die den Raum kaum zu erhellen vermochte, blinkte nervös in kurzen Abständen, signalisierte so überdeut-lich, dass sie kurz davor stand, entgültig auszufallen. Aber das Schlimmste war der Geruch, der über Allem hier lag, über dem gesamten Viertel. Kein Wunder, schließlich befand sich die Müllverbrennungsanlage ganz in der Nähe.

Aber viel interessanter war etwas anderes: wo war Riki?

Iason wusste, der Mongorel musste irgendwo in diesem... Zimmer... sein, denn er hatte Katze kurz getroffen, bevor er hierher gekommen war und der hatte ihm versichert, dass Riki die Wohnung nicht verlassen hatte. Moment! Das war doch... Wasser! Das Geräusch von fließen-dem Wasser! Sicher! Eine Duscheinheit!

Rasch trat Iason zum anderen Ende des Raumes, wo er den Zugang vermutete und fand. Nun - als Badezimmer wollte er das hier nicht bezeichnen müssen, nicht beim besten Willen! Der Spiegel über dem Waschbecken war wohl schon seit hundert Jahren blind, die Handtücher waren ausgefranst und extrem dünn und selbst der Bademantel wirkte schrecklich. Das hier also zog Riki dem Leben im Penthouse vor? Nein, daran konnte und wollte er nicht glauben! Es musste einen anderen Grund geben, warum Riki nicht zurückgekehrt war, oder keine Hilfe angenommen hatte!

Apropos... Iason wandte sich wieder zum Wasser um. Es war praktisch unmöglich, etwas durch diese verkalkten Türen zu sehen. Mit einem kurzen Griff zog Iason sie auf, doch was er sah, brachte ihn erst einmal dazu, heftigst die Luft einzuziehen: "Riki!"

Aber der regte sich nicht, er saß weiterhin eingesunken auf dem Boden der Dusche.

"Riki!;" rief Iason erneut, wollte nach dem Jüngeren greifen, stellte dabei erschrocken fest, dass das Wasser, dass auf die elend aussehende Gestalt herabprasselte, eisig kalt war. Hastig drehte er es ab, zerrte sich dann mit den Zähnen einen der Handschuhe herab, legte die Hand auf Rikis Stirn.

Nein, das war gar nicht gut! Der Mongorel brannte regelrecht! Ohne auch nur darüber nach-zudenken, riss er sich seinen eigenen Mantel vom Leib, nicht bereit, seinen Kleinen in dieses Etwas hinter der Tür zu wickeln, packte den Dunkelhaarigen darin ein und hob ihn sich auf die Arme. Er war leichter geworden, stellte Iason dabei auch gleich noch fest. "Riki," ver-suchte er es erneut. Er musste den Jungen doch irgendwie wieder wach bekommen!

Da! Tatsächlich! Die Lider fingen an, zu flattern, gaben, nach einem schier endlosen Augen-blick die unnatürlich glänzenden onyxfarbenen Augen frei, die ihn jedoch nicht wirklich wahrzunehmen schienen, Mühe hatten einen Punkt fest zu fixieren.

Doch dann ging ein Zittern durch den Körper: "....Iason...nein...kein...Pet!!", doch kaum hatte er diese schwer verständlichen Worte ausgesprochen, sackte er auch schon wieder in sich zu-sammen, sein Kopf fiel gegen die Brust des Blondies.
 

"Guten Abend, Master..."

Ohne Daryl weiter zu beachten, eilte Iason an ihm vorbei, direkt in sein eigenes Schlafzim-mer, wo er Riki erst einmal vorsichtig in sein Bett zwischen die Seidenlaken legte.

"Master..."

"Ruf einen Arzt," befahl Iason nur knapp, während er mit immer dunkler werdenden Augen auf die zahllosen Kratzer und Flecken starrte, die bereits eine tiefblaue Färbung angenommen hatten. Sie waren noch frisch, die Kratzer teilweise gerade erst verschorft. Diese Wunden konnten nur von dem Verhör stammen, das Katze erwähnt hatte! Wut, unendliche Wut mach-te sich neben der Sorge breit, während er Riki vorsichtig zudeckte.

Ein weiteres Mal legte er seine Hand auf die Stirn des Dunkelhaarigen, doch die war immer noch genauso heiß, wie zuvor, sie kam ihm sogar noch etwas heißer vor, wenn er es genau bedachte. Was war nur geschehen? Das kam doch nicht im Leben von einer Prügelei! "Was ist nur mit dir passiert, Riki?," fragte Iason sanft, strich nachdenklich die dunklen, nassen Strähnen aus dem ungewöhnlich bleich wirkenden Gesicht. Außerdem hörte sich das schwere Atmen auch nicht sonderlich gesund, nein, eher regelrecht bedrohlich an!

Daryl trat nach dem Telefonat erneut in das Zimmer seines Herrn, blickte vorsichtig auf das Bett. Riki. Oha, der Mongorel war also wieder da? Wie hatte Iason das denn geschafft? Er kannte den Dunkelhaarigen lange genug, um zu wissen, dass dieser sich sicher verdammt gut versteckt hatte. So, wie er schon nach dem dritten Tag ohne Riki gewusst hatte, dass Iason ihn zurückholen würde, koste es, was es wolle. Es wunderte ihn eigentlich nur, dass es letztend-lich doch so lange gedauert hatte, bedachte man, wie besessen beide voneinander waren. Und er musste es ja wissen. Aber er war auch beunruhigt. Er hatte Riki noch nie so gesehen! So... schlecht!

"Daryl, bring mit eine Schüssel mit Eiswasser und ein paar Lappen!," befahl Iason, im Wis-sen, dass Daryl mit Sicherheit hinter ihm stand und auf Anordnungen, aber vor Allem auf eine Erklärung wartete. Die er so schnell nicht bekommen würde. Er wandte den Blick nicht eine Sekunde lang von dem Bewusstlosen, der nun begonnen hatte, seine Fäuste zu ballen und wieder zu lockern, während er den Kopf unruhig hin und her warf. Von Zeit zu Zeit stöhnte er auch, gab sinnlose Worte von sich.

"Wo bleibt der verdammte Arzt?," knurrte Iason ungehalten, als Daryl die Schüssel und die Tücher neben seinem Herrn abstellte, einen weiteren, fragenden Blick auf Riki warf. Der Blondie achtete gar nicht auf sein Furniture, tauchte eines der Tücher in das kalte Wasser, wrang es anschließend etwas aus und fuhr damit über das fieberglänzende Gesicht, bevor er es schließlich auf die brennende Stirn legte.

"Er wird sicher gleich..."

In dem Moment klingelte es.

"Bring ihn hierher," gab Iason von sich, ohne auch nur einen Schritt von seinem Mongorel weg zu tun. Im Gegenteil: er setzte sich auf die Matratze, strich Riki über die Wangen. Er bewegte sich auch nicht, als der Arzt mit seiner Untersuchung begann, hielt die ganze Zeit Rikis Hand, überwachte jeden Schritt und jeden Handgriff des Arztes.

Dieser war sichtlich überrascht, dass man ihn offensichtlich herbestellt hatte, nur um einem Pet und dazu noch einem Mongorel zu helfen. Doch er wagte es auch nicht, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, denn immerhin war Iason Mink der mächtigste Mann schlechthin und es schien ihm reichlich dämlich, sich mit ihm anzulegen.

"Nun?," fragte Iason ungeduldig, als der Mann sich wieder aufrichtete.

"Nun - das Wichtigste zuerst: der Mongorel hat sich einen Virus eingefangen, wie er in den Slums häufig auftritt. Jeder dort unten kennt ihn und da gibt es auch kein Heilmittel. Er wird meist nur Death genannt."

"Was heißt das?," fragte Iason entsetzt.

"Hier nichts," beschwichtigte der Arzt ruhig. Dann fuhr er fort: "Dieser Virus ist sehr aggres-siv, er zerstört Stück für Stück das gesamte Immunsystem, bevor er dazu übergeht, die inne-ren Organe zu befallen. In der Regel zuerst die Lunge, die Atemröhre, dann die Leber, die Nieren, das Herz. Er ist aber nicht ansteckend. Es ist eine Weiterentwicklung einer Krankheit, die es vor über dreihundert Jahren gab, ich glaube, sie wurde als AIDS bezeichnet. Die einzi-ge Möglichkeit, ihn sich einzufangen, ist, wenn er direkt unter die Haut gelangt."

"Wie bei einer Prügelei," stellte Iason bitter fest.

"Ja, zum Beispiel. In diesem Fall," er deutete auf das Bett: "Muss der Virus schon vor min-destens, na, ich würde mal sagen, dem Schaden nach, den er schon angerichtet hat, seit drei, wahrscheinlich schon vier Monaten in den Organismus vorgedrungen sein. Hier." Er deutete auf eine leichte Schwellung im rechten Oberarm. "Mit einer nicht desinfizierten Nadel, wie sie für Drogen noch gebraucht wird. Das Problem ist nur, ich habe keine Drogen im Körper gefunden. Nichts, außer Alkohol und Nikotin zumindest," korrigierte der Arzt sich. "Die Slumbewohner erkennen diese Krankheit immer recht schnell, sie wachsen damit auf. Es ist da unten, neben Morden, die häufigste Todesursache. Es beginnt mit zeitweiligen Schwindelanfällen, später Kopfweh und Schwächeanfälle. Sie hätten es schon wesentlich eher bemerken müssen," meinte er noch erstaunt.

"Was bedeutet das?;" fragte Iason schließlich, den Blick sorgenvoll auf die im Moment reglo-se Gestalt im Bett gerichtet.

Der Andere zog eine Spritze hervor, füllte diese sorgsam mit einem grünlich schimmernden Serum. "Nun - ich wurde noch rechtzeitig benachrichtigt. Der Virus kann noch gestoppt und der Schaden in Grenzen gehalten werden. Ich spritzte ihm jetzt ein Protein, dass den Virus angreifen und ,fressen' wird. Dieses Protein ist mit etwas durchsetzt, dass dem Körper helfen wird, ein neues Immunsystem aufzubauen", mit den Worten setzte er die Spritze.

Iason atmete auf. Er konnte sich nicht entsinnen, je erleichterter gewesen zu sein. "Geht es ihm sonst gut?"

Der Arzt blickte zu Iason, dann wieder zu dem Bewusstlosen, nur um sich zu vergewissern, dass der Mann ihn nicht hochnehmen wollte: "Nun, egal, mit wem er sich angelegt hat, dieser Jemand muss einen ziemlichen Schlag draufgehabt haben. Er hat es nämlich geschafft, innere Blutungen auszulösen." Dann kramte er etwas Anderes aus seiner Tasche hervor: "Ich werde jetzt etwas implantieren, dass helfen wird, die inneren Verletzungen zu heilen"

"Wird er wieder gesund?," fragte Iason, während er beobachtete, wie der Arzt einen Teil der Bauchdecke örtlich betäubte und das zweite, seltsame Gerät ansetzte.

"Ja," meinte der ruhig. "Es wird zwar zwei Wochen dauern, aber ja. Wie gesagt, ich wurde gerade noch zur rechten Zeit gerufen. Ein paar Stunden später hätte niemand mehr etwas für ihn tun können, dann hätte der Virus das Herz angegriffen." Dann drückte der Arzt auf einen Schalter.

Trotz der Betäubung schien Riki noch etwas zu fühlen, denn plötzlich riss er die Augen auf, starrte wild um sich und seine Arme fuhren in die Luft.

"Sch... ruhig, Riki. Ich bin da, es wird alles wieder gut," flüsterte Iason sanft, während er die Hände einfing und den Körper zurück auf das Bett drückte. Er strich die Haare erneut aus dem Gesicht, legte einen frischen Lappen über die Stirn. Die Augen schlossen sich wieder.

"So, das war's, mehr kann ich auch nicht tun. Ich lasse Ihnen noch etwas Schmerzmittel da, wenn er wieder Kopfschmerzen bekommt, was mit Sicherheit der Fall ist, und einen Inhalator. Da die Luftröhre und die Lunge ziemlich in Mitleidenschaft gezogen ist, wird ihm das Armen vielleicht zeitweilig schwer fallen."

Iason nickte und winkte mit der Hand, entließ so den Arzt, der verschwand, ohne das der Blondie es merkte. Seine einzige Sorge galt Riki.

Hatte der Mongorel denn nicht gemerkt, dass er krank geworden war? Warum war er nicht zu einem Arzt gegangen, oder hatte ihn um Hilfe gebeten! Er musste doch gewusst haben, was er hatte! Diese Krankheit war doch in den Slums jedem noch so kleinen Kind bekannt! Erst jetzt wurde Iason wirklich bewusst, was der Mediziner gesagt hatte: Riki hätte sterben können. Nein, Riki wäre gestorben, hätte er ihn heute nicht geholt! Sein... sein Kleiner wäre elendig in dem Rattenloch, das er bewohnt hatte, draufgegangen! Ohne das er etwas hätte unternehmen, ihm helfen können! "Gott, Riki, warum denn?," fragte er leise. "Warum bist du nicht einfach zurückgekommen?"

Iason nahm einen zweiten Lappen, tauchte ihn in die Schüssel mit dem Wasser und fuhr er-neut über Rikis schweißnasses Gesicht, über seine malträtierte Brust, die sich nur unregelmä-ßig hob und senkte, jedes Mal mit einem bedrohlichen Geräusch, dass ihm jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte.

Anschließend packte Iason den Dunkelhaarigen wieder fest in die Decke ein, strich erneut mit den Fingern über das brennende Gesicht, über die Haut, die trotz der Hitze noch genauso sam-tig war, wie früher.

Als er sicher war, dass er im Moment nicht mehr für Riki tun konnte, erhob er sich, trat aus seinem Schlafzimmer und lief zu seiner Kommunikationseinheit im Wohnzimmer. Er wählte eine Tastenkombination. Kurz flimmerte der Bildschirm, dann tauchte Katzes Gesicht auf.

"Iason," grüßte dieser, wenig überrascht. "Wie geht es Riki?"

"Nicht gut. Hast du die Namen der Polizisten?"

Katze runzelte die Stirn: "Wie schlecht geht es ihm?," fragte er erneut nach.

"Ein Virus. Einer, der in den Slums recht häufig auftritt..."

"Was? Wie hat er sich denn Death eingefangen? Und wann, um Himmels Willen! Er nimmt doch gar keine Drogen! Wie hat er sich denn anstecken können?" Katze war beunruhigt. Er wusste, dass Riki vollkommen gesund gewesen war, als er in die Slums zurückgekehrt war.

"Das weiß ich nicht und nein, es waren keine Drogen. Er hat allerdings trotzdem eine Ein-stichstelle von einer Nadel, alt, aber geschwollen und verhärtet. Die Namen."

Katze drückte einige Tasten auf seinem Computer: "Ich gebe dir alle Namen und Fotos von denen, die heute bei der ,Jagd' waren. Wer genau es war, kann nur Riki dir sagen. Sie verpfei-fen sich untereinander nicht."

Iason nickte zufrieden, dann sah er auf: "Sieh zu, ob du rausbekommst, wie er sich mit einer Nadel hat infizieren können," befahl er noch, bevor er auflegte. Der Bildschirm wurde wieder schwarz.
 

Er war wieder jung, vierzehn, vielleicht fünfzehn. Die Polizei dicht hinter, Guy und seine Freunde direkt vor ihm. Dunkelheit füllte die dreckigen Gassen nicht weniger, als dieser im-mer gegenwärtige Geruch, den die, die dort unten geboren wurden, gar nicht wahr nahmen, da sie es nicht anders kannten. Auch er nicht - bis er fortgewesen war.

Er musste rennen, schnell! Ein Versteck finden! Irgendwo! Das Atmen fiel ihm ungeheuer schwer, er musste schon ewig rennen! Aber er konnte sich keine Pause leisten! Zu nah waren die Bullen schon! Und wenn sie ihn in die Finger bekamen, war es mehr, als fraglich, ob er das Revier je wieder verlassen würde. Denn wer fragte schon nach einem kleinen, dreckigen Mongorel? Sie waren nichts wert in dieser Gesellschaft, wurden nicht besser behandelt, als der Dreck auf der Straße. ,Ich will nicht,' schrie Riki in Gedanken verzweifelt: ,Ich will nicht sterben! Nicht.. nicht so... und nicht... hier!' Und doch kam das Geräusch der eisenbeschlage-nen Polizeistiefel unbarmherzig näher.

Aber plötzlich war er da. Das sanfte, goldene Schimmern, dass die Dunkelheit zu vertreiben, zu verbannen, zu verdrängen schien. Hell, wie die aufgehende Sonne über dem Ozean, ein Versprechen von nie gekannter Sicherheit. Groß, alle Anderen überragend und schön, un-glaublich schön mit diesen goldenen Haaren, die wirkten wie seidene Fäden. Eine Hand streckte sich ihm entgegen.

Riki sah sich um. Da, auf der anderen Seite, standen auch Guy und die Anderen, riefen ihm zu, winkten verzweifelt, er solle sich beeilen. Was...was nun? Die Polizei... sie kamen immer näher! Was sollte er nur...?

Plötzlich, ohne Vorwarnung, griff die Hand, die bisher einfach nur gewartet hatte, zu, packte ihn um die Taille, zerrte ihn aus dem Weg, währende die andere, freie Hand mühelos das La-sermesser abfing, dass sich ihm in den Rücken bohren wollte, ohne, dass sich auch nur das geringste Zeichen von Anstrengung auf den Zügen spiegelten, die ihn in diesem Augenblick sanft anzulächeln schienen.

Riki spürte die Wärme dieser Umarmung, den starken Körper hinter sich, eine Geborgenheit, die er noch nie zuvor gespürt hatte, nicht einmal bei Guy, obwohl er zu dieser Zeit doch noch so fest geglaubt hatte, den Anderen leidenschaftlich zu lieben! Nein, all das, was er hier, be-schützt von diesem Arm fühlte, konnte der Andere ihm nicht geben. Sicherheit, Wärme und einen tiefen Frieden. Ein Zuhause, ganz für ihn allein, wo er immer zurückkehren konnte, ohne Angst vor irgendetwas. Es war, als wäre dieser Arm sein Weg zum Licht.

Er war vom Rennen zu erschöpft, um sich gegen den festen Griff zu wehren, nein, er wollte es ohnehin nicht. Hier gehörte er hin. Er wollte bleiben, beleiben in dieser Sicherheit und dem Licht, das den Anderen umgab. Tief inhalierte er den Geruch des Anderen, der ihn eigenartig beruhigte. Hier konnte ihm nichts geschehen, er war in Sicherheit....

Aber plötzlich löste der Blonde den Griff, ein trauriges Lächeln umspielte die schönen Züge, das Licht, es verschwand, so wie...

"Iason...!" Verzweifelt rannte Riki in der Dunkelheit, versuchte etwas zu sehen, sein Licht erneut zu finden. Aber da war nur noch... Kälte und Dunkelheit....
 

Iason saß wieder mal am Rande der Matratze, einen Lappen in der Hand, mit dem er über das Gesicht wischte. Schon seit zwei Tagen lag Riki nun hier, warf sich in seinen Alpträumen hin und her, ohne dass er aufwachte. Sein Atem wurde immer schwerer, so, als würde er rennen. Schon mehrmals hatte er nach der Gesichtsmaske des Inhalators greifen müssen, um dem Mongorel das Atmen etwas zu erleichtern.

Nachdenklich legte er den Lappen zurück, fuhr fort, Riki einfach nur noch zu beobachten. Gott, wenn er dem Jüngeren doch nur etwas mehr helfen könnte! Ihn so leiden zu sehen war unerwartet schmerzvoll.

Plötzlich begann Riki, sich stärker, als gewöhnlich herumzuwerfen, seine Lippen schienen Worte zu formen, lautlos erst, dann entwichen die ersten Stöhner. "Riki, was hast du denn?," fragte er verzweifelt, hielt die Arme des Dunkelhaarigen fest, pinnte sie auf das Bett, als er begann, sie wie wild zu bewegen. "Riki...!"

"Iason..hhhhrr.....Iason!!!.!"

"Ich bin da," antwortete Iason überrascht, als er hörte, wie Riki begann, nach ihm zu rufen. "Ganz ruhig, hier passiert dir nichts." Und dann flatterten die Augenlider, während der Mon-gorel immer verzweifelter nach Luft rang. Nein, entschied Iason, so ging das nicht. Er richtete Riki etwas auf, lehnte den kleineren Körper an seinen Eigenen, legte die Maske erneut über das Gesicht, beruhigt, als der Atem nach einer Weile etwas ruhiger ging. Er merkte, wie eine Hand sich auf seinen Arm legte, sah herab, stellte fest, dass Riki wach war, oder doch zumin-dest die Augen endlich wieder offen hatte, auch wenn sie nicht wirklich wirkten, als würden sie viel wahrnehmen. "Riki?," fragte er sanft.
 

Was..? Riki stellte fest, dass er nicht mehr in der Dusche saß. Hatte er sich zwischenzeitlich aufgerafft und sich ins Bett gelegt? Nein, das glaubte er nicht, dafür war es zu...bequem. Das war alles, aber nicht das bett, in dem er die letzte Zeit über geschlafen hatte! Aber was...?! Und warum fiel ihm das Atmen so schwer? Außerdem... was war das für ein Geruch? Er hatte Probleme, etwas zu sehen. Es war alles... hell. Er hob seinen Arm, fühlte, wie er gegen etwas Weiches stieß. "...Riki?"

Diese Stimme! Natürlich! Er träumte! Diese Stimme... sonst könnte er sie ja gar nicht hören! Er selbst hatte dafür gesorgt, dass nicht einmal Guy ihn finden würde, wie wollte es dann Ia-son schaffen, in einer Gegend, die ihm fremd war? Aber trotzdem... ein schöner Traum, eine nette Vorstellung.... Nein! Iason war der Letzte, der ihn so sehen sollte! Er musste doch schrecklich aussehen! Er war krank, er wollte nicht, dass der Blondie ihn sterben sah!

Durst, sein Mund war trocken. Hm? Etwas Nasses an seinen Lippen? Er öffnete seinen Mund etwas weiter, schmeckte eine Flüssigkeit, doch es war kein Wasser, auch kein Stout. Ange-nehm, süß... Saft? So was hatte er doch gar nicht im Haus! Egal, es war ein Traum... Er fühlte sich so müde, so ausgelaugt...
 

Iason merkte, wie dem Jüngeren die Augen erneut zufielen, nachdem er etwas, wenn auch nur wenige Schlucke, getrunken hatte. Nein, Riki hatte sicher nicht mitbekommen, wo er sich befand. Aber das war egal. Er war zu sich gekommen und hatte etwas getrunken. Nun würde es besser werden. Langsam, aber sicher. Und das Fieber war ja auch schon gesunken.

Er legte die Maske zurück auf den Nachttisch, neben das Glas, beobachtete Riki, der schein-bar versuchte, sich tiefer in seine Brust zu graben. Er sah aus, wie ein kleiner schutzsuchender Junge, so unendlich verletzlich.

Und Riki hatte nach ihm gerufen. Verzweifelt, als suche er ihn, ohne ihn finden zu können. Also konnte er dem Anderen nicht vollkommen gleichgültig sein!

"....will ihn sprechen! Sofort!"

Iason richtete sich überrascht auf. Diese Stimme kannte er doch! Raoul! Was hatte der denn hier zu Suchen? Vorsichtig bettete Iason Riki wieder in die Kissen und trat auf den Gang hin-aus.

"Was tust du hier?," fragte er kühl.

"Dich fragen, was los ist! Jupiter hat gesagt, du hättest darum gebeten, drei Wochen Ferien zu nehmen!"

"Und was geht dich das an?"

"Iason, du hast noch nie Ferien genommen! Was ist los!?"

"Ich brauche Ruhe."

Raouls Blick glitt über Iasons Kleidung, die Haare und vor Allem die sich leicht abzeichnen-den Ringe unter den Augen. "Was ist los?", fragte er.

"Nichts."

"Nichts? Der Mongorel. Oder? Er ist es doch schon wieder! Verdammt, Iason! Er ist noch mal dein Untergang! Ist es das wirklich wert?"

,Ja,' beantwortete Iason diese Frage im Stillen, doch laut sagte er: "Ich wiederhole mich jetzt zum letzten Mal: Mein Privatleben geht niemanden etwas an, weder dich noch Jupiter noch irgendwen sonst. Und jetzt geh."

"Iason, du machst einen Fehler."

"Dann ist es meiner," gab er unbekümmert zurück, wandte sich um und trat wieder zurück in sein Schlafzimmer. Er ließ Raoul einfach stehen. Es gab weit Wichtigeres, um das er sich zu kümmern hatte.
 

"Mama, wo bleibst du denn?," fragte der kleine, dunkelhaarige Junge mit den nachtschwarzen Augen, er mochte vielleicht fünf Jahre zählen, während er einen weiteren Stein zu seinen Fü-ßen wegkickte. Sie war schon am Morgen weggegangen, um etwas zu Essen zu beschaffen, da sie nichts mehr im Haus hatten, hatte versprochen, zu Mittag wieder zurück zu sein. Aber in zwischen war es tiefdunkle Nacht. Er hatte Angst allein auf der unbeleuchteten, dunklen Straße, aber noch mehr Angst hatte er allein in den Wohnung, wo es auch nicht viel heller war, da die Lampen nicht mehr funktionierten. Außerdem hatte er inzwischen schrecklichen Hunger, bedachte man, dass sein Frühstück nur aus einer Tasse Tee und einem trockenen Brot bestanden hatte.

Seine Freunde, die Meisten von ihnen lebten in einem nahegelegenen, leerstehenden Lager, wo sie sich in kleine Banden zusammengeschlossen hatten, waren schon vor einiger Zeit los-gezogen, um die Gegend unsicher zu machen. Aber da seine Mutter ihm verboten hatte, mit-zugehen, war er geblieben.

Er setzte sich wieder auf die halb verrottete Stufe, wartete, die Arme eng um den kleinen Körper gezogen, als es merklich kühler wurde. Er hasste es, allein zu sein! Aber Mama war eben noch nicht wieder da. Was sie wohl mitbringen würde? Brot, vielleicht sogar etwas Zu-cker, an dem er lecken durfte? Er war müde, kämpfte aber gegen den Schlaf an, wollte er doch wach sein und Mama beim Tragen helfen, wenn sie zurückkam. Doch den Kampf gegen den Schlaf verlor er....
 

Wieder mal zuckte Riki im Schlaf hin und her. Iason schüttelte den Kopf. Er würde einiges darum geben, seinem Mongorel helfen zu können, doch er konnte nichts tun, ihm diese Alp-träume, die ihn quälten, nicht abnehmen.
 

Auch am nächsten Morgen war Mama nicht da. Er war in die Wohnung zurückgerannt, hatte nachgesehen, aber ihr alter, schwarzer Mantel lag nicht über dem Stuhl. Außerdem hätte sie ihn doch sicher nicht übersehen! Wo war sie nur?

Er hatte Angst. So war es bei vielen gewesen. Ihre Eltern waren irgendwann einfach nicht mehr nach Hause gekommen, warum auch immer. Jemand hatte sie überfallen, sie hatten DEN Virus bekommen, waren zusammengebrochen und irgendwo gestorben oder sie wollten von ihren Kindern nichts mehr wissen.

Aber... Mama hatte ihn doch lieb! Sie hatte ihn geküsst, als sie gegangen war und verspro-chen, etwas zu Essen für ihn zu holen! Nein! Mama würde ihn nicht allein lassen, oder...?

"He, Kleiner!"

Er sah auf. Vor ihm stand Guy, gerade mal zwei Jahre älter, sein bester Freund. Guy war stark.

"Mama ist nicht zurückgekommen," sagte er leise.

Der Andere verzog keine Mine. Er kannte das schließlich. Sein Vater hatte ihn irgendwann einfach aus der Wohnung geworfen und ihm gedroht, ihn umzubringen, sollte er zurückkom-men. Damals war er so alt gewesen, wie Riki jetzt. Er streckte einfach nur die Hand aus: "Na dann komm. Ich bring dich zu den Anderen. Du gehörst jetzt auch zu uns."

"Aber....! Was ist denn, wenn Mama wiederkommt und ich nicht da bin?!", fragte der Kleine-re entsetzt.

"Sie weiß doch, wo wir wohnen. Dann holt sie dich bei uns ab."

Ja, das stimmte. Mama war schon oft gekommen, um ihn von seinen Freunden zu holen, die auf ihn aufgepasst hatten, während Mama Essen geholt hatte. Er griff nach der Hand: "Du, ich hab Hunger," sagte er schließlich vorsichtig.

Guy grinste: "Kein Problem. Wir werden schon was finden, Kleiner. Komm."

Er wurde weggeführt, in das Lagerhaus, das von zwei schwachen Lichtern erhellt wurde und voller kleiner Gruppen Kinder war. Er kannte viele, keiner nahm besondere Notiz. Ihm wurde ein Stück Brot in die Hand gedrückt.

"Und heute Nacht hilfst du uns," bestimmte der Ältere schließlich.

Die erste Jagd.

Er hatte Angst. Es war wieder stockdunkel, wie an dem Tag, als Mama nicht zurückgekom-men war. Guy hatte ihm einen Beutel in die Hand gedrückt und gesagt, er solle rennen, sich von niemandem erwischen lassen, sie würden sich in der Halle treffen.

Alles war so dunkel. Hier gab es niemanden mehr, der ihn küsste und ihm sagte, er würde mit Essen zurückkommen. Hier musste er für sich selbst sorgen, auch wenn Guy ihn zumindest vor dem Gröbsten beschützte, ihm das Kämpfen beibrachte.

Er wollte... etwas Anderes, wusste irgendwie, dass es da noch mehr gab. Nicht immer nur die Dunkelheit der Gassen, die Gewalt, das Klauen. Da war etwas, wie eine Erinnerung. An ein anderes Leben, in dem er willkommen gewesen war.

Er rannte immer weiter, hatte das Lager fast schon erreicht. Doch auf einmal hielt er inne. Da, an die Hauswand gelehnt, stand dein Mann. Er sah anders aus, als alles, was er bisher gesehen hatte. Groß und stark und von einem eigenartigen Leuchten umgeben, mit Haaren, wie die Sonne, die von sich aus zu strahlen schienen, die ewige Dunkelheit der Gassen zu verdrängen schien.

Der blaue, durchdringliche, aber nicht unfreundliche Blick wandte sich ihm zu, eine Hand streckte sich aus, einladend, wartend darauf, dass er zugriff. Unsicher stand Riki da, die Ta-sche an sich gedrückt, nicht wissend, was er tun sollte. Er wollte... etwas zog ihn magisch an. Aber da war gleichzeitig noch etwas: Angst, sich dem Mann zu nähern. Obwohl er wusste, dass er diesem Geschöpf, dass das genaue Gegenteil von ihm zu sein schien, ganz nahe sein wollte!

Auf einmal wurde er gepackt, weggezogen von dem Licht. "Nein...! Nein, lass mich los!!," versuchte Riki zu schreien, doch aus seinem Mund kam nicht ein Wort. Seine Beine bewegten sich wie von selbst, gegen seinen Willen, weg von dem Licht, er sah diese unglaublich blauen Augen, die auf einmal traurig waren...

"Nein!," schrie Riki aus Leibeskräften: "Iason...!"
 

"Nein...!"

Iason, der kurz aus dem Schlafzimmer gegangen war, um sich etwas zu Trinken zu holen, da er Daryl nicht mitten in der Nacht wecken wollte, stürzte zurück, fand Riki wühlend und um sich schlagend im Bett, schwer keuchend.

"Riki, ganz ruhig!," versuchte Iason ihn zu beschwichtigen, richtete den Körper wieder auf, damit der Mongorel besser Luft bekam, hielt die Handgelenke fest, bis er merkte, wie der Widerstand brach.

"...Iason...!"

"Ganz ruhig, ich bin ja da," murmelte der Gerufene in Rikis Ohr, während er wieder nach der Maske griff und sie über Mund und Nase legte.

... und Freud

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  SenseiSasuNaru
2017-11-10T00:40:35+00:00 10.11.2017 01:40
Klasse 😁😁😁 die Liebe sie zwei 😀😀😀 LG
Von:  CharlieBlade1901
2016-10-25T14:50:28+00:00 25.10.2016 16:50
Wow war das ne schöne Geschichte. Du hast echt ne tolle Schreibweise. Ich bin hin und weg. Toll geschrieben
Von: abgemeldet
2014-06-03T21:25:56+00:00 03.06.2014 23:25
Ich fand deine FF wirklich schön! Besonders Iason's letzte Worte lassen einen dahin schmelzen! :D
Von: abgemeldet
2014-06-03T21:24:25+00:00 03.06.2014 23:24
Als ich deine FF gelesen habe, litt ich richtig mit Iason mit. Das Kapitel war wirklich schön und emotional! :D
Von:  DarkVictory
2010-08-14T23:49:19+00:00 15.08.2010 01:49
Wooohw °______° wie wunderschön du diese fast scho kunstvolle FF g'schriebn hast...Ich bin einfach nur hin- und weg von deinem wunderbarem Schreibstil und wie du die G'fühle der beidn imma wida b'schriebn hasch...
*dahinschmelz* hach...ich denk ich werd deine geniale Kunst FF imma wida lesn ^^ *dir'n RIESEN GOLDEN GLOBE für die schönste Kunstvollste FF überreich* übrigens passen die Melodien von Kitaro perfekt zu deiner FF ^^

lg DarkVictory
ps. Bin auch schon ein Fan von dir g'wordn ^.~
Von:  Deera
2009-05-21T15:51:02+00:00 21.05.2009 17:51
deine ff war einfach nur schön.
spannend, amüsant und einfach zum schmelzen. das herz schlug einem hörer bei den worten die du schriebst.
eine fantastische ff.
LG Deera
Von:  Elenwe_cc
2008-09-20T17:32:33+00:00 20.09.2008 19:32
Hola die Waldfee,
ich habe grade die letzten Sätze deines ff gelesen.....und ich bin da mal ganz ehrlich ich bin ab heute definitiv dein FAN!!! Du schreibst wirklich wirklich gut, man konnte jede Szene und jede einzelne Emotion nachvollziehen. Ich hab mich schon fast gefühlt, als wäre ich vor Ort bei den Beiden....das ist echt unglaublich.

Bitte, bitte, bitte schreib noch mehr solcher Ff. Du bist echt ne wucht was das schreiben angeht, du schreibst richtig fesselnd und ich finde das macht nen richtigen Schreiber aus. *aus dem Schwärmen nicht mehr rauskommt*

Deine Elen
Von:  pinky01
2008-07-25T20:02:46+00:00 25.07.2008 22:02
hi, liebste da-chan, ja ich weiß, eigentlich hätte ich mich schon längst durch deine geschichten lesen sollen....habe mal mit dieser story angefangen, die ich über "basaco" entdeckt habe...muß ja gestehen, daß ich kein absoluter fachmann bin, was das "ai no kusabi"-universum betrifft...aber ich fand deine ff sehr atmosphärisch beschrieben und man leidet richtig mit. mich hat die story sehr gefesselt! ich werde mich weiter durch deine werke lesen und brav kommis schreiben, auch wenn`s mal länger geht...sorry....verbeug...ich knuddel dich!!! deine pinky
Von:  Elise_Chase
2008-04-09T20:19:13+00:00 09.04.2008 22:19
ich fand die ff von dir echt geil.
ich liebe ai no kusabi. der anime ist echt traurig.
toll gemacht. auf jedenfall =))
Von:  mathi
2008-04-04T16:33:48+00:00 04.04.2008 18:33
hi,
diese ff ist klasse^^
machst du eine fortseztung?
hoffe doch...
mathi^^


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