Zum Inhalt der Seite

Seven days

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nuller Tag

Autor: Daniel-chan

Rating: R

Anmerkung: Eigentlich müsste es Eight Days heißen, da ich als Informatiker bei Tag 0 angefangen habe zu zählen, doch Tag 0 ist mehr ein Prolog. Diese Geschichte wollte ich schon lange schreiben, aber ein Datenfressender Computer hat mich lange daran gehindert (knurr). Uh! Ich liebe Horror-Geschichten! Yaeh me! Zartbesaitete Leser sollten vielleicht nicht weiterlesen...... *fiesgrins*

Inhalt: Der blanke Horror und die Schatten der Vergangenheit.

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG 1 gehören MGM/UA, World Gekko Corp. Und Double Secret Production. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 


 

~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~
 

Aufgeschlagen liegt es da,

seit Menschengedenken bewacht vom Herrn der Schatten,

das Buch mit den d³steren Legenden,

verfasst vom Atem der Zeit,

nur alle tausend Jahre wird den Sterblichen Einblick gewõhrt,

auf das die Botschaft nie in Vergessenheit gerate,

die Botschaft der Offenbarung,

am Anfang war die Finsternis...
 

Nullter Tag

Jack schluckte.

Eklig! dachte er.

Daniel sah ihn lächelnd von der Seite an.

Wer hatte ihn eigentlich überredet, an diesem Filmeabend dabei zusein?

Und vor allem, wer hatte diesmal die Filme ausgesucht?!

Horrorfilme!

Wie kann sich ein Mensch nur so was ansehen!

So langsam erinnerte sich Jack, dass dies alles Daniels Idee gewesen war.

Jetzt saßen sie alle hier und sahen sich schon den vierten Horrorfilm an.

Besonders nervig fand Jack, das Daniel ununterbrochen die Übersetzungen

der lateinischen Bannsprüche vor sich hin murmelte.

Wenigstens waren es einigermaßen erträgliche Filme die er ausgesucht hatte.

Mehr subtiler Horror, nicht allzu viele blutige Gemetzel...

Endlich war der Film vorbei.

Daniel rutschte vom Sofa und angelte die Kassette aus dem Recorder.

Sam streckte sich und gähnte.

Jack schloss müde die Augen.

"Wenn dir Horrorfilme solchen Spaß machen, können wir uns morgen im Kino einen ansehen", schlug Sam gähnend vor.

Daniel nickte.

"Ich weiß, welchen du meinst. Der ist wirklich gut", erwiderte Daniel und stand auf.

Jacks Blick wanderte zwischen Sam und Daniel hin und her.

Womit hatte er nur zwei von der Sorte verdient?

Verzweifelt sah er zu Teal'C hinüber, in der Hoffnung wenigstens bei ihm auf Unmut zu stoßen.

Aber Teal'C schien von Sams Idee sichtlich angetan zu sein.

Seufzend lies Jack sich gegen die Rückenlehne des Sofas fallen.

Damit war es beschlossen.

Jack verspürte zwar nicht die geringste Lust auf einen weiteren Horrorfilm,

aber die Gesellschaft seiner Freunde war immerhin um einiges besser als gar keine.
 

TBC

Erster Tag

Erster Tag

Pünktlich zur Spätvorstellung fanden sich alle vor dem vereinbarten Kino wieder.

Freudig lächelnd verteilte Sam an alle die bereits gekauften Karten.

Widerwillig nahm Jack sie an.

"Kommt, es wird Zeit", sagte Daniel und scheuchte sie in Richtung Kino 2.

Durch einen Vorhang gelangten sie auf den schmalen, abschüssigen Korridor der zu den Eingängen des Kinosaals führte.

Es war sehr dunkel hier und Jack erkannte schemenhaft die Silhouetten seiner Freunde vor sich.

Doch plötzlich waren sie verschwunden.

Jack sah sich um.

"Hier lang, Jack", drang Daniels Stimme zu ihm durch und jemand packte seine Hand.

Jack lies sich von Daniel führen und setzte sich neben ihn.

Die Sitze waren ausgesprochen dicht beieinander.

Jack spürte Daniel neben sich sitzen.

Sachte Bewegungen, flüchtige Berührungen.

Nach viel Werbung und einschläfernder Vorschauen auf kommende Filme, begann endlich der Film.

Jack wunderte sich, wie voll es hier war.

Fast jeder Platz war besetzt und niemand sprach ein Wort.

Jack spürte jedes kleine Schaudern der durch Daniels Körper huschte.

Jeder Atemzug, jedes Zucken wurde auf Jack übertragen.

Er merkte wohl, dass in Daniel eine gewisse freudige Anspannung wohnte.

Jack bekam von dem Film nicht viel mit.

Dafür beobachtete er viel zu konzentriert Daniels Reaktion.

Er keuchte auf als Daniel plötzlich erschrocken die Hand nach ihm ausstreckte und seinen Arm packte.

Doch er lies ihn sofort wieder beruhigt los.

Daniels Augen leuchteten im bläulichen Licht der Leinwand noch viel heller als sonst.

Den Rest der Zeit war es Jack unmöglich seinen Blick von diesen blauen Sternsaphiren abzuwenden.

Daniel verabschiedete sich von Jack vor der Tür des Wohnhauses in dem er wohnte.

Jack nickte zum Abschied und sah Daniel durch die Tür verschwinden.

In seiner Wohnung angekommen lies Daniel seine Jacke auf den Boden fallen.

Es war völlig dunkel in seiner Wohnung.

Doch anstatt das Licht einzuschalten zündete er eine Kerze an.

Sie steckte in einem silbernen kunstvoll verzierten Kerzenständer.

Daniel trug ihn zum Wohnzimmertisch und stellte ihn dort ab.

Aufmerksam sah er sich um.

Sein Blick fiel auf eines der Schwerter an der Wand.

Ein Katana.

Er ging darauf zu und nahm es von der Wand.

Die Klinge surrte leise als er sie aus der mit Fell ausgekleideten Scheide zog.

Der bläuliche Stahl reflektierte das fade Kerzenlicht bedrohlich.

Daniel nahm es in die rechte Hand und schwang es.

Pfeifend durchschnitt die Klinge die Luft.

Gekonnt drehte er das Schwert in der Hand und wiederholte die Bewegung.

Mit taichiähnlichen Bewegungen begann Daniel sich zu drehen.

Ein in jahrelanger Übung verfeinerter Tanz.

Die Klinge in seiner Hand war schärfer als eine Rasierklinge.

Damit konnte man einem Ritter den Helm spalten ohne eine Kerbe in den Stahl zu machen.

Es war ein gefährlicher Tanz den er da vollführte.

Aber es beruhigte seine angespannten Nerven und verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit.

Lange schwang er das Katana gekonnt durch die Luft, über seine Schulter, bis es fast sein Bein berührte, und wieder zurück.

Unter dem Arm hindurch bis es fast die Hüfte streifte, wieder zurück und Drehung.

Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch.

Reflexartig drehte er sich um und schlug zu.

Ein Schrei erfüllte den Raum.

Irritiert starrte Daniel auf Jack, der vor ihm auf dem Boden saß.

Das Katana steckte im Türrahmen fest.

Jack konnte gerade noch darunter hinweg tauchen.

Aber einige Haare hatte es schon gekappt.

Schwer atmend starrte Jack ihn an.

"Das ist ja lebensgefährlich!" beschwerte er sich.

"Was erschreckst du mich auch so!" gab Daniel zurück und befreite die Klinge.

"Ich dich erschreckt?! Was ist mit mir?" fragte Jack empört.

Daniel steckte das Schwert in die Scheide zurück.

"Du hast deine Brieftasche verloren", sagte Jack und zog das kleine braune Lederpäckchen aus seiner Tasche.

Daniel nahm es nickend entgegen und hing das Schwert wieder an die Wand.

"Ich wusste gar nicht, dass du das kannst", sagte Jack und deutete auf das Katana.

Daniel wurde rot, doch der schwache Schein der Kerze überspielte es gnädig.

Jack befingerte seine abgeschnittenen Haare.

Nur wenige Millimeter hatten ihn vor dem Tod bewahrt.

Daniel lächelte ihn schelmisch an.

"Also dann, will ich mal gehen...", sagte Jack.

Daniel nickte und geleitete Jack zur Türe.

Laut fiel die Türe ins Schloss.

Das Geräusch hallte in der Dunkelheit noch viel lauter.

Ein unangenehmes Gefühl beobachtet zu werden beschlich Daniel.

Misstrauisch sah er sich um.

Niemand zu sehen.

Er seufzte und ging in die Küche um etwas zu trinken.

Verwundert blieb er in der Türe stehen.

Auf dem Tisch lag ein Päckchen.

Stephen Raynor stand auf dem Absenderaufkleber.

Stephen schickte ihm ein Päckchen?

Und wie kam es hier herein?

Daniel beschloss es später zu öffnen.

Ohne darüber nachzudenken nahm er ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser.

Es war so kalt, dass es in der Kehle wehtat.

Regungslos im Totenhaus, siehst du von allen am schönsten aus....

Daniel hielt inne.

Was war das?

Eine fremde Stimme?

Oder hatte er sich das nur eingebildet?

Deine Aura, sie hat mich berührt und verführt....

Nein!

Das war keine Einbildung gewesen!

Jetzt hörte er es ganz deutlich!

Eine säuselnde Stimme....

"Hallo?" rief er vorsichtig.

Niemand antwortete.

Daniel stellte sein Glas ab und ging langsam aus der Küche.

In deinen wunderschönen Augen schimmert kaltes Neonlicht, wie die Sterne am Firmament so kühl, so fahl, so schlicht....

Plötzlich war die Stimme hinter ihm.

Rasch wandte er sich um, aber niemand war zu sehen.

"Dreh ich jetzt völlig durch?" flüsterte er.

Plötzlich war ihm eiskalt.

Angst beschlich ihn.

Langsam an der Wand entlang gleitend schlich er durch seine Wohnung.

Blind griff er nach seinem Schwert.

Er wusste nicht, ob es ihm wirklich etwas nützen würde, doch es gab ihm ein starkes Gefühl der Sicherheit.

Bildete er es sich nur ein, oder war es tatsächlich dunkler geworden?

Immer noch brannte die Kerze auf dem Tisch, aber spendete sie noch genauso viel Licht wie vorhin?

Du bist lieblich, mich reizt deine schöne Gestalt...., flüsterte die Stimme in seinem Kopf.

Daniel presste sich an die Wand.

Ein eiskaltes Kribbeln wanderte über seinen Körper.

.... und bist du nicht willig so brauch ich Gewalt!

Daniel hielt den Atem an.

Jetzt konnte er deutlich die Anwesenheit einer weiteren Person spüren.

Aber wo?

Daniel konzentrierte sich.

Da!

Hinter ihm!

Aber das konnte nicht sein.

Hinter ihm war nur die Wand.

Daniel schwitzte.

Er hatte Angst.

Seine Hände die sich krampfhaft um das Schwert geschlossen hatten zitterten wie Espenlaub.

Die Angst drückte sein Herz zusammen, schlang sich wie eine Würgeschlange um seine Kehle.

Zitternd löste er sich von der Wand und machte einige Schritte vorwärts.

Plötzlich nahm er hinter sich etwas wahr, was dort gar nicht hingehörte.

Daniel drehte sich langsam um.

In der Wand hinter ihm klaffte ein gigantisches schwarzes Loch.

Bröckelige Ränder, tiefe Risse im Gestein, unendliche Dunkelheit.

Zögerlich ging Daniel darauf zu.

Er sah in die matte Schwärze hinab.

Nichts war zu sehen.

Plötzlich hallte ein tiefes dumpfes Grollen wie Donner zu ihm hoch.

Ein Windstoß blies ihm das Geräusch entgegen.

Daniel spürte den Zorn der in dieser nicht irdischen Stimme lag.

Er schrie auf und rannte ohne sich umzudrehen in sein Schlafzimmer.

Mit einem Sprung war er auf der anderen Seite des Bettes.

"Das ist ein Traum!" schrie er und hielt sich die Ohren zu, um diese fürchterliche Stimme nicht nocheinmal hören zu müssen.

"Nur ein Traum! Ein Traum! Ein Traum!!"
 

TBC

Zweiter Tag

Zweiter Tag

Daniel schlug die Augen auf.

Er lag auf dem Boden neben seinem Bett, die Hände nochimmer krampfhaft um das Schwert geschlossen.

Verwirrt richtete er sich auf - und stöhnte.

Nein, er sollte in Zukunft lieber nichtmehr auf dem Boden schlafen.

Aber wieso hatte er bitte das Schwert in der Hand?

Wie eine eiskalte Dusche kam die Erinnerung zurück.

"Ein Traum?" flüsterte er zu sich selbst.

Ja, genau.

Er hatte sich zu einem Tagtraum hinreißen lassen!

Seine Fantasie hatte seine Ängste und die Erinnerungen an den Film zu einem gespenstischen Traum verwoben.

Daniel stand auf und streckte sich.

Seine Muskeln beschwerten sich und verursachten reißende Schmerzen.

Daniel trottete ins Badezimmer und lies die Badewanne voll laufen.

Währenddessen zog er sich aus.

Er hatte völlig bekleidet geschlafen und fühlte sich genauso zerknittert wie sein Hemd aussah.

Er biss die Zähne zusammen und stieg in das eiskalte Wasser.

Sofort tauchte er unter und hielt die Luft an.

Das Wasser stach wie tausend Nadeln in seine Haut.

Gleichzeitig linderte es seine Muskelschmerzen und fror seine Gedanken ein.

Sein Kopf war völlig leer.

Es gab nurnoch das Wasser um ihn herum.

Die Kälte an die er sich langsam gewöhnte.

Sein weiches Haar, das wie Wasserpflanzen sein Gesicht umspielte.

Er hörte seinen Herzschlag laut in seinen Ohren pochen.

Gelegentlich tauchte er weit genug auf um etwas zu atmen, versank dann sofort wieder tief im Wasser.

Es rauschte beruhigend um ihn herum.

Das Wasser schien zu flüstern.

Daniel lauschte dem gleichmäßigen Gemurmel.

Daniel.....

Erschrocken riss er die Augen auf.

Die Wasseroberfläche reflektierte sein Spiegelbild über ihm.

Daniel.... Daniel....

Er hörte sie ganz deutlich, die fremde Stimme, die seinen Namen flüsterte.

Kannst du mir die Ewigkeit geben....?

Daniel....

Daniel wollte auftauchen, aber er konnte sich nicht bewegen.

Bleib bei mir...

Verlass mich nicht....

Daniel....

Lösche meine Schmerzen aus....

Daniel....!

Panik stieg in ihm auf.

Die Luft in seinen Lungen ging langsam zur Neige und er war unfähig an die Oberfläche zu belangen.

Als würden hunderte eiskalter Hände ihn festhalten.

Daniel spürte es ganz deutlich, kalte Finger auf seiner Haut, Fingernägel die ihn kratzten.

Daniel....

Bleib bei mir....

Daniel zappelte wild.

Luft! Ich muss atmen!

Er schaffte es eine Hand durch die Oberfläche zu schieben und fand tatsächlich Halt.

Mit einem wortlosen Schrei tauchte Daniel aus dem Wasser auf.

Gierig sogen seine Lungen die kühle Luft ein.

Platschend lies er sich über den Rand der Wanne gleiten und blieb auf dem Boden liegen.

Es war ungewöhnlich warm um ihn herum, zu warm.

Das Wasser auf seiner Haut begann sofort zu verdunsten.

Daniel zitterte.

Er richtete sich auf und griff nach einem Handtuch.

Er beugte sich vor und wollte das Wasser aus der Wanne lassen, als sich ein unangenehmer Würgereiz in seiner Kehle breit machte.

Daniel keuchte, röchelte und spuckte etwas widerlich Schleimiges ins Wasser.

Er öffnete die Augen und sah einen kleinen bluten Klumpen im Wasser rotieren.

Blut tropfte von seinen Lippen.

Er konnte es ganz deutlich riechen.

Plötzlich floss die rote Flüssigkeit auch aus seiner Nase.

Er wischte es weg, doch sofort floss es nach.

Weitere rote Spuren liefen aus seinen Ohren über seine Wangen.

Das Blut tropfte ins Wasser und stob wie Nebel auseinander.

Daniel musste husten und würgte noch mehr Blut und Schleim aus.

Die kleinen Klumpen waren nun nichtmehr rot sondern schwarz und brannten fürchterlich im Hals.

Er sank auf die Knie und keuchte.

Seine Brust schmerzte als steckten scharfe Messer tief in seiner Lunge.

Endlich fand er seine Kraft wieder und die Schmerzen liesen nach

Zitterig richtete er sich auf und atmete stockend durch.

Seine Hand tauchte wie von selbst in das kalte Wasser und zogen den Stöpsel.

Daniel lies sich nach hinten fallen und regte sich nichtmehr.

"Ich bin doch nicht verrückt", flüsterte er.

Niemand antwortete.

Aber dieses Schweigen war viel schlimmer als eine Antwort.

Daniel wusste nicht wie er die Kraft aufgebracht hatte sich anzuziehen und zur Basis zu fahren.

Er konnte sich nicht daran erinnern dies getan zu haben.

Aber jetzt saß er hier in seinem Büro und starrte die Wand an.

Er saß einfach nur so da und tat nichts.

Sicher, Arbeit hatte er genug.

Doch er konnte sich damit jetzt nicht beschäftigen.

Sobald er über irgendetwas nachdachte kamen die Erinnerungen zurück.

Es fiel ihm schwer jegliche Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, aber dies allein hielt die Dämonen fern.

Ihm war kalt.

Und es wurde ihm den ganzen Tag nicht wärmer.

Ständig umwirbelte ihn diese fürchterliche Kälte, begleitet von diesem Gefühl beobachtet zu werden.

Manchmal war es ihm, als würde er ganz sachte von Fingerspitzen berührt.

Aber er war allein.

Es war besser nicht zuviel nachzudenken.

Nachdenken beschwörte nur Angst herauf.

"Daniel?"

Erschrocken fuhr er herum.

Jack wich einen Schritt zurück.

Daniels angstverzerrtes bleiches Gesicht hatte ihn erschreckt.

"Geht es dir gut?" fragte er.

Daniel antwortete nicht, regte sich nicht.

Jack kam näher.

"Daniel? Alles in Ordnung mit dir?"

Daniel blinzelte und senkte den Blick.

"Du bist so bleich, wie ein Leichentuch."

Daniel schluckte.

"Mir ist nur kalt", erwiderte er.

Jack nickte.

"Es ist wirklich kalt hier drin", sagte er und zog seine Jacke enger um sich.

Fürchtest du dich...?

Daniel stand auf und verlies sein Büro.

Daniel.... bleib doch....

Er schüttelte den Kopf und verschwand im Stechschritt den Flur hinunter.

Jack sah ihm fragend nach.

"Daniel?"

Daniel lief und lief durch das Labyrinth von Fluren.

Er lief vor etwas davon, was er nicht abschütteln konnte.

Und wenn er sein ganzes Leben lang so weiter lief.

Ich bin verrückt! dachte er. Völlig verrückt!

Endlich war der Tag vorbei und Daniel, der nur rastlos von einem Punkt zum anderen gelaufen war, wollte nurnoch schlafen.

Er saß müde und völlig fertig in der Küche und trank seinen Tee.

Sein Blick fiel auf das Päckchen, das immer noch ungeöffnet auf dem Tisch stand.

Gedankenverloren nahm er es und entfernte das Klebeband.

Zum Vorschein kam viel Verpackungsmaterial.

Styropor und Packpapier wechselten sich ab.

Umständlich wickelte Daniel den Gegenstand aus.

Ratlos sah er es an.

Was sollte es darstellen?

Es war Quadratisch und etwa zwanzig Zentimeter hoch, breit und tief.

Der untere Teil war aus vielen kleinen Steinen zusammengesetzt, wie eine mittelalterliche Burgmauer.

Der obere Teil war weiß, wie verputzt und mit seltsamen erhabenen Symbolen verziert.

Einige schienen zu fehlen.

Der Deckel war aus blauem Kristall gefertigt und verwehrt den Blick ins Innere des seltsamen Gefäßes.

Daniel drehte und wendete es in seinen Händen, betrachtete es von allen Seiten, tastete neugierig die Oberfläche ab.

Seine Erschöpfung war mit einem mal völlig verschwunden.

Seine Neugierde war geweckt worden und verscheuchte die Müdigkeit aus seinen Gliedern.

Daniel versuchte seine Fingernägel unter den Kristalldeckel zu schieben, den seltsamen Quader zu öffnen, doch es ging nicht.

Was sollte es darstellen?

Etwas Vergleichbares hatte er nochnie gesehen.

Er wandte sich den Symbolen an der Oberseite zu.

Sie kamen ihm bekannt vor, doch er erinnerte sich nicht.

An den Stellen, an denen die offensichtlich nachträglich aufgebrachten Symbole fehlten,

konnte er dunkle Schatten erkennen, die ihre Form erahnen liesen.

Nurnoch zwei Seiten waren mit Symbolen bedeckt, die restlichten fehlten.

Daniel warf einen Blick auf die Uhr.

Es war schon spät und er sollte sich eigentlich ausruhen.

Nochmals versuchte er den Deckel zu öffnen.

Jaaaa......!

Erschrocken stellte er das Gefäß ab.

Sofort stand er auf und verlies den Raum.

Gegen jede Gewohnheit schloss er die Schlafzimmertür hinter sich zu.
 

TBC

Dritter Tag

Dritter Tag

Es war zwei Uhr morgens, als Daniel von lautem Poltern geweckt wurde.

Verschlafen drehte er sich um und versuchte es zu ignorieren.

Wieder polterte es und wieder.

Es lies ihm keine Ruhe und er kroch aus seinem Bett.

Wer machte nur so spät - oder so früh - eigentlich einen solchen Lärm?! fragte er sich mürrisch.

"Es gibt Leute die wollen Nachts schlafen", knurrte er und trottete durch seine Wohnung.

Erst jetzt bemerkte er, dass der Lärm aus Richtung seines Balkons kam.

Nur halb wach öffnete er die Tür und eine kalte Briese wehte ihm entgegen.

Er trat nach draußen und sah sich nach dem Störenfried um.

Nichts war zu sehen.

Der Hinterhof lag ruhig da.

Daniel wollte wieder rein gehen, als sich plötzlich in einem Baum etwas bewegte.

Ein schwarzer Schatten erhob sich und kam auf ihn zu.

Alles Blut wich aus seinem Gesicht als die schwarze Wolke wie Eisnadeln durch ihn hindurch huschte.

Der Wind wehte sein T-Shirt hoch und lies ihn frieren.

Wie erstarrt stand er da, traute sich nicht eine Wimper zu bewegen.

Was. war. das?

Was geht hier vor?!

Das kann doch nur ein fürchterlicher Traum sein!

Ich bin doch nicht verrückt!

Ich bin doch nicht völlig verrückt!

All diese Gedanken schossen Daniel durch den Kopf.

Plötzlich stieß etwas hart gegen seine Brust.

Er stürzte und rutschte über den Boden.

Hinter ihm schlug die Balkontür laut zu.

Es ist zu kalt draußen....

Daniel schrie.

Etwas anderes fiel ihm nicht ein um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

All seine Angst, seine Verzweiflung und Hilflosigkeit lag in diesem Schrei.

Der schwarze Nebel kroch aus den Ecken hervor und die Wände hoch.

Er sammelte sich an der Decke und ballte sich zu einer Kugel.

Daniel fixierte ihn mit den Augen und zitterte.

Plötzlich schoss aus der geballten Dunkelheit etwas kleines Schwarzes hervor und landete in seinem Gesicht.

Daniel schrie, schlug danach, wollte es abschütteln.

Doch die schleimige pechschwarze Masse drang in seinen Mund ein und kroch seine Kehle hinunter.

Du gehörst mir!

Ein stechender Schmerz raste durch seinen Körper, drang in jede Zelle vor.

Daniel wand sich, rang nach Luft.

Endlich liesen die Schmerzen nach und er blieb besiegt auf dem Rücken liegen.

Seine Augen waren ganz glasig, sein Atem schwach.

Lange lag er so da, bis er wieder zu sich kam.

Mit einem Ruck setzte er sich auf und blickte sich perplex um.

Wie war er hierher gekommen?

Die Erinnerung war so verschwommen...

Mühsam schaffte er es auf alle viere, aufstehen konnte er nicht.

Zitternd kroch er wieder in sein Bett zurück.

Das Licht in der Küche bemerkte er nicht.

Daniel erwachte völlig entspannt und ruhig.

Er hatte noch nie so gut geschlafen.

Munter wie schon lange nichtmehr sprang er auf die Beine und lief ins Badezimmer.

Er duschte und zog sich an, alle Sorgen und Ängste waren vergessen.

Auch Jack bemerkte, wie sichtlich entspannt Daniel war.

Er war ausgelassen und alberte mit einigen Kollegen herum.

Er machte sogar Schwester Josefine von der Krankenstation schöne Augen.

Sie wäre fast ohnmächtig geworden, als Daniel ihre Hand nahm und sie bezirzte das sich die Balken bogen.

Jack beäugte dieses Verhalten äußerst misstrauisch.

Daniel war doch sonst nicht so.

Zwar flogen ihm auch sonst alle Frauenherzen zu, doch nie hatte er diese Gefühle derart erwidert.

Und niemals blickten seine Augen so kalt und abweisend drein wie heute.

Wie eine Mauer aus Eis, an der alles Zerschellt.

Auch Sam fiel sein Verhalten auf.

Gegen Mittag besuchte er sie in ihrem Büro.

Lautlos schloss er die Türe hinter sich.

"Hey Sam", flüsterte er und trat dicht hinter sie.

Sam wurde plötzlich eiskalt.

Etwas Fremdartiges lag in Daniels Stimme.

Nicht warm und freundlich wie sonst, sondern kalt und herablassend.

Da fühlte sie plötzlich seine Hände an ihren Hüften.

"Daniel?" fragte sie, versuchte ruhig zu bleiben.

"Keine Angst, Mädchen", flüsterte er.

Sam erschauderte.

Mit wessen Stimme hatte er da gerade gesprochen?

Diese Stimme war beängstigend.

Sie riss sich los und wandte sich zu ihm um.

"Hey, was soll das?"

Daniel grinste.

"Hast du etwa Angst, Mädchen? Brauchst du nicht. Wenn du brav bist, tut es nicht weh."

Daniel machte einen Schritt zur Seite und war verschwunden.

Wie durch Zauberei stand er hinter ihr und riss sie zu Boden.

Sam konnte gar nicht reagieren.

Er war übermenschlich schnell.

Sam schrie.

Ein Schatten tauchte über Daniel auf.

Er drehte sich um und im selben Moment schlug etwas hart gegen seinen Schädel.

Daniel schlitterte einige Meter über den Boden und blieb dann regungslos liegen.

"Carter, alles klar?" fragte Jack und half ihr auf.

Sie nickte zitternd.

"Daniel?"

Keuchend stützte Daniel sich auf seine Arme.

Er sah Jack mit funkelnden Augen bösartig an.

Er gab ein tierisches Knurren von sich und sprang wie eine Katze auf Jack zu.

Jack wollte ihn abwehren, doch Daniels Zähne bohrten sich scharf in seinen Arm.

Seine Fingernägel kratzten ihm durchs Gesicht, zogen eine blutige Spur hinter sich her.

"Misch dich nicht ein!" kreischte er.

Jack riss erschrocken die Augen auf.

Diese Stimme!

"Wer bist du?" fragte er. "Lass Daniel in Ruhe!"

"Er gehört mir! Mir allein!"

Jack zog die Knie an und stemmte sie fest gegen Daniels Brust.

Er schleuderte ihn von sich weg.

Ein weiteres Kreischen entrann seiner Kehle und er blieb am Boden liegen.

Jack rappelte sich auf und lief zu Daniel.

Daniel zitterte am ganzen Körper, schaffte es auf die Knie.

Er würgte.

"Gott!" wimmerte er.

Jack entspannte sich.

Es war eindeutig Daniels Stimme.

Jack kniete neben ihm nieder.

"Daniel, was ist mit dir? Was hast du mit Carter angestellt? Was.... was war das für ein....?"

Mit einem widerlichen Geräusch spuckte Daniel etwas Schwarzes, Schleimiges auf den Boden.

Jack verzog angewidert das Gesicht.

Weitere schwarze Brocken würgte er aus, hielt sich zitternd den Bauch.

Sam stürmte davon, rief ein Sanitätsteam.

"Daniel, ganz ruhig", sagte Jack und streichelte ihm den Rücken.

Daniel spuckte etwas, wie schwarzes Wasser hervor.

Sobald es platschend auf dem Boden auftraf, verdampfte es und wurde zu Nebel.

Jack keuchte, als es sich seinen Weg durch seine Nasenlöcher bahnte.

Als Carter zurückkam, stand Daniel bereits wieder auf.

Jack stützte ihn.

"Daniel! Alles in Ordnung?" fragte sie aufgeregt.

Hinter ihr stürmten Dr. Fraiser und ein Krankenpfleger das Labor.

Widerstandslos liesen sich Jack und Daniel auf die Krankenstation führen.

Doch Dr. Fraiser konnte nichts finden.

Keine Auffälligkeiten, nicht einmal Kratzer.

Jack wollte die schwarze Masse erwähnen, doch sie war spurlos verschwunden.

Also wurden Beide wieder in den aktiven Dienst entlassen.

Daniel wurde von Jack nach hause gebracht.

Den ganzen Weg über schwiegen sie sich an.

Sie sagten auch nichts, als sie Daniels Wohnung betraten.

Daniel war immer noch sehr sehr blass.

Jack beschloss über Nacht zu bleiben.

Wortlos reichte Daniel ihm eine Tasse Kaffee.

Jacks Blick fiel auf das Artefakt, das immer noch auf Daniels Küchentisch stand.

"Was ist das?" fragte Jack und nahm es hoch.

Daniel zuckte mit den Schultern.

Er erstarrte.

Jack drehte das Objekt in seiner Hand.

Daniels Augen weiteten sich, als er sah, dass nurnoch fünf von ursprünglich sechs Symbolen vorhanden waren.

Wo waren die Anderen hin verschwunden?

Abgefallen?

Daniel konnte sie nirgends entdecken.

Jack schlief neben Daniel in seinem Bett.

Daniel hatte nichts dagegen.

Sie schliefen oft dicht nebeneinander, auf Missionen.

Doch diese Nacht war es anders.

Daniel fühlte sich sicherer mit Jack an seiner Seite.

Jack war rasch neben ihm eingeschlafen.

Daniel lauschte auf seinen ruhigen, regelmäßigen Atem.

Langsam driftete auch er in den Schlaf davon.

In dieser Nacht wurde Daniel von Alpträumen heimgesucht.

Er rannte durch unendliche Gänge und viele Zimmer.

Die Bilder an den Wänden griffen nach ihm, beschimpften ihn.

Immer weiter lief er, im Kreis, durch ein Labyrinth aus dem es kein Entkommen gab....
 

TBC

Vierter Tag

Vierter Tag

Es klopfte.

Jack betrat Daniels Büro.

Daniel blickte nur kurz auf und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.

"Ich habe ein Geschenk für dich, Daniel", flüsterte Jack.

Er legte von hinten ein weißes Seidentuch um Daniels Hals.

Daniel drehte sich um und sah ihn fragend an.

Jack grinste schief und plötzlich zog er mit aller Kraft an den Enden des Seidenschals.

Daniel schnappte erschrocken nach Luft und krallte sich an Jacks Armen fest.

Jack lächelte ihn nur böse an.

Panisch zappelnd schlug Daniel nach ihm, versuchte das Tuch von sich zu reißen.

Jack zog immer fester daran und lachte dabei schadenfroh.

Daniel sah den Wahnsinn in Jacks Augen, wollte etwas sagen, doch der Schmerz in seiner Kehle lies es nicht zu.

Die Luft in seinen Lungen ging zur Neige und nackte Angst stieg in ihm auf.

Er streckte die Hand aus und schlug seine Fingernägel in Jacks Wange.

Daniel zog eine blutige Spur durch das Gesicht seines Freundes.

Ich will nicht sterben! schoss es ihm durch den Kopf.

Blind tastete seine andere Hand nach etwas, was er Jack über den Schädel ziehen konnte.

Langsam machte sich ein schreckliches Gefühl von Taubheit und Lähmung in seinen Gliedern breit.

Vor seinen Augen tanzten bunte Punkte und der Druck in seinem Kopf wurde immer größer.

Seine Hand, die sich immer noch in der Wunde in Jacks Gesicht festkrallte, zitterte heftig.

Plötzlich fiel mit einem Mal alle Anspannung von ihm ab.

Daniel sank bewusstlos auf seinem Schreibtisch zusammen.

Jetzt lockerte sich Jacks Griff und er entspannte sich.

"Du sollst noch nicht sterben, mein Herz", flüsterte er.

Jack blinzelte.

Was war geschehen?

Wie war er hierher gekommen?

Wieso lag Daniel leblos vor ihm auf dem Tisch?

Die Lippen bläulich gefärbt, das Gesicht aschfahl.

In seinen Händen hielt Jack immer noch die beiden Enden des Seidenschals.

"Oh mein Gott!" flüsterte er.

Was hatte er getan?!

Sofort befreite er Daniel und nahm ihn hoch.

"Daniel!" rief er. "Wach auf! Daniel!"

Daniel rührte sich nicht.

"Daniel, jetzt atme! Bitte!" kreischte Jack und schüttelte ihn.

Mit zitternden Fingern tastete er seine Hauptschlagader entlang.

Ganz leicht flatterte sein Puls unter der kalten Haut.

"HILFE!!!" schrie Jack, orientierungslos vor Angst. "So helft ihm doch!"

Auf dem Flur waren sich nähernde Schritte zu hören.

Ein junger Soldat kam hereingestürmt, erfasste die Situation und rief sofort ein Sanitätsteam.

Daniel lag in einem Bett auf der Krankenstation.

Die Hilfe war keine Sekunde zu früh gekommen.

Jack saß neben ihm, betrachtete ihn schweigend.

Sam stand hinter ihm, die Hand auf die Schulter ihres Colonels gelegt.

"Was hab ich nur getan?" murmelte Jack. "Ich wollte ihn doch nicht umbringen!"

"Das hat niemand gesagt, Sir", erwiderte Sam.

"Ich erinnere mich an nichts", flüsterte Jack mit zittriger Stimme.

"Ich stand plötzlich da, über Daniel gebeugt und fragte mich, was dieser Schal in meinen Händen zu suchen hatte."

Jack fuhr sich mit dem Handrücken über die schmerzenden Wunden auf seiner Wange.

Immer noch klebte Blut unter Daniels Fingernägeln.

Welche Angst musste er gehabt haben?

Wie schrecklich musste es gewesen sein?

Hässliche Hämatome bedeckten seine bleiche Haut.

Jack starrte sie an.

Die Spuren seiner grässlichen Tat, an die er sich nicht erinnerte.

Würde Daniel ihm verzeihen können?

Oder würde er in panischer Angst vor ihm weiterleben?

"Daniel..."

Ganz langsam öffnete Daniel seine Augen.

Orientierungslos starrte er eine Weile an die Decke.

Sam traute sich nicht sich bemerkbar zu machen.

Seine Hand glitt zitternd über seinen Hals.

Jack faltete die Hände wie zum Gebet.

Daniel drehte den Kopf und sah sie schweigend an.

Er hustete fürchterlich.

"Hey, Jack", flüsterte er. "Was hab ich denn verbrochen?"

Jack stand auf.

Seine Knie zitterten.

"Geht es dir gut?" fragte er leise.

Daniel nickte und griff Jacks Hand.

Jack setzte sich neben ihn.

"Vergib mir, Daniel, bitte. Ich weiß nicht, was ich da getan habe... Ich.... ich wollte dich doch nicht umbringen!"

"Ich weiß", krächzte Daniel.

Seine Kehle schmerzte bei jedem Wort, als wolle sie wie Glas zerbrechen.

"Das warst nicht du, Jack. Das war etwas anderes."

Jacks Mine wurde plötzlich sehr ernst.

"Was? Wovon sprichst du?"

Daniel schüttelte den Kopf.

Immer noch strich Jacks Daumen sanft über seinen Handrücken.

"Da bin ich mir nicht sicher. Aber es war nicht das erste Mal."

Jack drückte Daniels Hand feste.

Daniel stöhnte plötzlich und fasste sich an die Stirn.

"Was hast du?" fragte Sam und legte die Arme um ihn.

Daniel stieß sie weg und sprang auf.

Er riss ein Blatt Papier von seinem Krankenblatt ab und kramte nach einem Kugelschreiber.

Wortlos lies er sich auf die Erde fallen und begann zu kritzeln.

Jack und Sam beobachteten ihn aufmerksam.

Er schien ihre Stimmen überhaupt nicht zu hören.

Er drückte den Stift so fest auf das Papier, dass es weh tat zu zusehen.

Krakelige Linien verbanden sich, überschnitten sich.

"Was ist das?" fragte Jack.

"Sieht aus wie eine Karte", erwiderte Sam und sah Daniel über die Schulter.

Tatsächlich kritzelte Daniel da einen Stadtplan auf das Papier.

Einen Punkt markierte er mit einem großen verwackelten X.

Er reichte Jack das Blatt und sank augenblicklich bewusstlos zusammen.

Jack saß an Daniels Bett und blickte ernst vor sich hin.

"Sir?"

Sam trat neben ihn.

"Die Karte.... die Karte die Daniel gemalt hat. Ich konnte sie identifizieren", begann sie.

"Es ist die Karte eines kleinen Ortes in der Nähe von Kansas City."

Jack blickte auf.

"Wie bitte? Aber...."

Sam zuckte mit den Schultern.

"Wir müssen da hin", hauchte Daniel und öffnete die Augen.

"Wieso müssen wir da hin?" fragte Jack.

"ER ist dort. ER ruft mich. Nur wenn wir dort hin gehen, haben wir vielleicht eine Chance."

"Ich versteh dich nicht, Daniel", erwiderte Jack.

Daniel setze sich auf.

Etwas Wahnsinniges lag in seinem Blick.

"Wir müssen dort hin, Jack! Sonst sind wir alle in drei Tagen tot!"

Sam schluckte.

"Tot? Wieso?"

Daniel ging auf alle Viere und sah Jack fest in die Augen.

"Jack, was hier passiert ist jenseits aller Vernunft und Wissenschaft! Glaub es lieber! ES wird uns töten! Das war von Anfang an SEIN Ziel!"

Sam zitterte unwillkürlich.

Ein Teil von ihr spürte, dass Daniel Recht hatte.

Jack nickte nur stumm, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Was er in den letzten Tagen gesehen hatte, war Beweis genug.

"Dann zieh dich mal an, ich bereite alles vor", sagte er. "Ich will, dass ihr in zwei Stunden abreisebereit seid."

Jack stand auf und verlies die Krankenstation.

Er fuhr zu Daniels Wohnung und packte einige Sachen ein.

Was würde er brauchen?

Kleider, Zahnbürste, Seife...

Kaffeebecher, Shampoo, Handtuch....

In der Küche fiel Jacks Blick auf das seltsame Artefakt.

Ohne darüber nachzudenken packte er es und steckte es in Daniels Reisetasche.

Ihn fiel nicht auf, dass ein weiteres Symbol verschwunden war....

Er fuhr zu seinem Haus und verfuhr nach der gleichen Prozedur.

Als er in die Basis zurückkehrte warteten Sam und Daniel bereits auf ihn.

Sie hatten Teal'C eingeweiht, der sich nach einigen Diskussionen und vielen skeptischen Blicken hatte überzeugen lassen sie zu begleiten.

Dem General hatten sie natürlich nichts gesagt, er hätte sie niemals gehen lassen.

Im Gegenteil, er hätte sie zu einer psychologischen Untersuchung geschickt.

Das stünde Jack sowieso noch bevor.

Immerhin hatte er versucht, Daniel zu erwürgen, und konnte sich an nichts erinnern.

Aber wenn sie sowieso in drei Tagen tot waren, war das jetzt auch egal.

Schweigend stiegen alle in Jacks Jeep.

Zögernd startete Jack den Motor.

Es war, als würden sie sich auf ihre letzte Reise machen.

Lange fuhren sie, rasteten gelegentlich, fuhren weiter.

Es war bereits dunkel, als sie den Ort erreichten.

"Und wohin jetzt?" fragte Jack und stoppte auf dem Parkplatz eines kleinen Supermarktes.

Sam und Teal'C füllten ihre Vorräte auf, da sie nicht wussten, wie lange sie blieben.

Daniel entfaltete einen Stadtplan.

Er lies seinen Zeigefinger wie ein Pendel über das Papier fliegen.

Er hielt inne am anderen Ende der Stadt.

"Da müssen wir hin", murmelte er.

Jack besah sich den Plan.

"Wenn du meinst", erwiderte er.

Sam und Teal'C stiegen bepackt mit Tüten wieder ein.

Jack fuhr los.

Der Punkt den Daniel ihm auf der Karte gezeigt hatte, war ein verfallenes Haus mitten in der Wildnis.

Das Haus schien wild aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt.

Ein Flügel war Jungendstiel, einer Romantisch-, einer Rokokoähnlich.

Die Fenster und Türen waren zugenagelt und versperrt.

Das Tor zum Grundstück mit Ketten verschlossen.

Jack warf ohne groß zu fragen ihre Taschen über den Zaun und sie kletterten darüber.

Gut, dass uns niemand sieht, dachte er.

Irgendwie kam es ihm albern vor, was sie hier taten.

Andererseits....

Teal'C sah sich prüfend um.

Das verwahrloste Grundstück war mit vertrockneten Bäumen und Büschen übersäht.

Im Licht ihrer Taschenlampen warfen sie unheimliche Schatten und sahen gespenstisch aus.

Daniel ging dicht neben Jack.

Jack konnte die Nervosität seines Freundes fast körperlich spüren.

"Ganz ruhig, Daniel", sagte er und nahm seine Hand.

Vorsichtig betraten sie die mit morschen Brettern bedeckte Veranda.

Teal'C und Jack machten sich daran die Bretter von der Tür zu entfernen.

"Sieht aus, als hätte hier seit Jahrzehnten niemand mehr gewohnt", sagte Sam und betrachtete das Haus, wobei sie einen Schritt zurück trat.

Es krachte und Sam und Daniel schrieen.

Jack rutschte das Herz in die Hose und er drehte sich blitzschnell um.

Erleichtert atmeten sie auf.

Die Bretter waren unter Sam zusammengebrochen und sie war gestürzt.

Daniel lehnte sich erschöpft gegen die Hauswand.

Teal'C half Sam wieder auf die Beine.

Gemeinsam stießen sie die schwere Tür auf.

Samtene Dunkelheit breitete sich vor ihnen aus.

Ein moderiger Geruch entströmte dem alten Gemäuer.

Daniel spürte einen Luftzug, der in das Innere des Hauses wehte.

"Ist was?" fragte Jack.

Daniel schluckte.

"Es ist.... als würde das Haus atmen....", murmelte Daniel und blickte sie unsicher um.

"Und da sollen wir wirklich rein?" fragte Teal'C und leuchtete in das tiefschwarze Innere.

Die Eingangshalle war hoch und mit einem Mosaikboden verziert.

Jack schluckte das unwohle Gefühl herunter und betrat das Haus.

Rechts und links von ihnen gingen Zimmer ab, vor ihnen führte das Treppenhaus nach oben.

Eine kleine dunkle Türe führte daneben tiefer in das Haus.

"Sollen wir uns aufteilen?" fragte Teal'C.

Sofort klammerte sich Sam an seinen Arm.

"Ja, gute Idee", erwiderte Jack und betrat das Zimmer rechts von ihnen.

Daniel lief ihm hinterher.

Teal'C und Sam nahmen das linke Zimmer.

Sie standen in einem uralten Wohnzimmer.

Die Möbel waren mit Bettlaken abgedeckt.

Jack ging zu dem großen Kamin an der gegenüberliegenden Wand.

Auf dem Kaminsims stand ein Kerzenständer mit roten Spitzkerzen.

Er nahm sein Feuerzeug und zündete sie an.

"Hier", sagte er und reichte ihn Daniel.

Daniel umklammerte den Kerzenständer fest, wie eine Rettungsleine.

Neben dem Kamin lagen noch Holzscheite und Zeitungspapier.

Jack entzündete so schnell es ging ein Feuer.

Sie sahen sich um.

Schwere Vorhänge hingen an den Fenstern, auf den vergilbten Tapeten waren Spuren von Bildern zu erkennen.

Eine dicke Schicht Staub lab auf allem.

Trotz des Feuers war es Daniel eiskalt.

"Lass uns weitergehen", sagte Jack und schob Daniel vor sich her durch eine weitere Tür.

Ein langer Flur führte sie in ein Musikzimmer.

Auch hier gab es einen Kamin und Brennmaterial.

Ein großer Flügel stand in Mitten des Raumes.

"Nichts Ungewöhnliches hier", sagte Jack und lächelte Daniel an. "Du musst dich nicht fürchten."

Daniel schluckte.

Er wollte nicht, dass Jack ihn für einen Angsthasen hielt.

Weiter ging es.

Durch die Küche, ein Esszimmer, viele Schlaf- und Badezimmer und eine große Bibliothek.

Jack zündete in jedem größeren Raum den Kamin an, oder einen vorhandenen Ofen.

Daniel lief ihm die ganze Zeit angespannt hinterher.

Sie durchquerten ein Arbeitszimmer und waren wieder an der Haustür angekommen.

Daniels Blick wanderte die Treppe nach oben.

Er erstarrte.

Auf dem Treppenabsatz sah er eine Frau.

Sie kletterte auf das Geländer.

Daniel schlug sich die Hand vor den Mund.

"Was hast du?"

Jack folgte seinem Blick, konnte jedoch nichts sehen.

Die Frau griff nach einem Strick, der von der Decke hing.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte sich die Schlinge um den Hals.

"NEIN!" schrie Daniel.

Doch in diesem Moment verlor sie den Halt.

Ihre Leiche baumelte von der Decke.

Daniel kreischte, hielt sich die Ohren zu.

Er schleuderte den Kerzenständer von sich.

Sam und Teal'C kamen die Treppe herunter gestürmt.

"Was ist passiert?" fragte Teal'C.

"Ich weiß nicht", erwiderte Jack und versuchte Daniel zu beruhigen.

"Die Frau!" kreischte Daniel "Die Frau! Sie hat sich umgebracht! Sie hat sich auf der Treppe erhängt!"

Daniel zeigte mit zitternder Hand auf den Treppenabsatz.

"Daniel, was redest du da! Da war niemand!"

Wimmernd sank Daniel in Jacks Arme.

"Oben sind viele Schlafzimmer, ein Kinderzimmer und zwei Badezimmer", erklärte Sam.

Sie hatten ein Bettlaken vom Sofa im Wohnzimmer gezogen und es sich bequem gemacht.

"Es sieht aus, als hätte man das Haus fluchtartig verlassen", fügte Teal'C hinzu. "Überall sind noch Gebrauchsgegenstände, Kleider oder sogar Spielzeug verteilt."

Jack nickte.

"Also nichts Ungewöhnliches."

Teal'C wiegte leicht den Kopf hin und her.

"Das würde ich so nicht sagen, O'Neill."

Daniel hob den Kopf.

"Was meinst du damit?"

"Der große Läufer oben im Flur.... ist voller handgroßer Blutflecken", erklärte Teal'C.

Jack schluckte.

"Sir?"

Sam sah ihn fast flehend an.

Jack schüttelte den Kopf.

"Lasst uns etwas anderes machen", schlug er vor, als ginge es um ein Spiel.

Er stand auf und zog Daniel auf die Beine.

"Gehen wir ins Musikzimmer", bestimmte er.

Schweigend folgte ihm das Team.

Jack kniete vor dem Kamin nieder und legte noch Holz ins Feuer.

"Daniel, spiel uns doch was vor", sagte er und zeigte auf den Flügel.

"Das wird uns eine weile von diesem..... Zeug ablenken."

Daniel nickte und setzte sich wortlos auf den Klavierhocker.

Er öffnete die Klappe über der Tastatur.

Doch im gleichen Moment fiel sie krachend wieder zu.

Daniel zog erschrocken die Hände zurück.

Jack musterte ihn.

Er versuchte es erneut.

Wieder fiel die Klappe laut krachend herunter.

Jack stand auf, hob sie an und hielt sie fest.

Er fühlte eine Art Widerstand, als wolle eine unsichtbare Kraft sich seinem Willen widersetzen.

Daniel atmete tief durch und legte die Hände auf die Tasten.

Leise begann er zu spielen.

Die Wassermusik von Händel.

Die Anderen lauschten.

Tatsächlich lenkte die Musik ihre Gedanken ab.

Daniel spielte eine ganze Weile.

Draußen zog sich der Nachthimmel zu und es begann zu regnen.

Daniel verlor sich in seinem Spiel.

Es gab nurnoch die schwarzen und weißen Tasten unter seinen Fingern, die Melodie der er sich hingab.

Alles andere war bedeutungslos geworden.

Daniel blinzelte - und erschrak.

Seine Finger hinterließen blutige Abdrücke auf den Tasten.

Er wollte aufhören, doch seine Hände bewegten sich wie von allein.

Blut quoll bei jeder Berührung zwischen den Tasten hervor.

Es tropfte auf seine Hose, durchnässte sie.

Daniel konnte deutlich die Feuchtigkeit spüren.

Plötzlich veränderten sich seine Hände, wurden schmaler, feiner.

An seiner Stelle saß nun eine Frau in einem langen Kleid am Klavier.

Er konnte ihr Spiegelbild an seiner Stelle auf dem glänzenden Holz sehen.

Sein Blick huschte im Raum umher.

Das Blut rann über die Wände, beschmutzte die Tapeten, lief über den Boden, färbte alles rot.

"Daniel?"

Jack, der neben ihm stand, hatte ihn angesprochen.

Doch als Daniel aufblickte, sah er nur in leere Augenhöhlen eines Totemschädels.

Irgendwo hinter ihm hörte er hysterisches Gelächter.

Ein Schlag traf ihn von hinten.

Eine Blutfontäne schoss aus seiner Brust.

Laut schreiend fiel Daniel rückwärts von dem Klavierhocker.

"Daniel!" rief Sam erschrocken und stürmte zu ihm.

Jack half ihm hoch.

Daniel schlug wild um sich.

"Nein! Fasst mich nicht an!"

Jack ohrfeigte ihn.

"DANIEL! Es reicht jetzt! Beruhige dich!"

Daniel schlang immer noch zitternd die Arme um sich.

"Was hast du gesehen?" fragte Sam.

"Carter!" fuhr Jack sie an. "Wir müssen diese Wahnvorstellungen nicht noch..."

"Sir! Ich.... ich habe vorhin auch.... etwas gesehen", gab Sam stockend zu.

Jack sah sie erschrocken an.

"Oben, im Flurspiegel. Es war, als stünde jemand hinter mir, doch da war niemand. Und dann habe ich einen Hund bellen gehört, direkt über mir! Sir, dies ist kein normales Haus! Wir sollten in betracht ziehen, dass es hier...."

"Geister gibt?" vollendete Jack den Satz.

Sam nickte.

"So schwer es mir auch fällt, eine andere Erklärung sehe ich nicht."

Jack atmete hektisch.

"Lasst uns schlafen gehen!" befahl er.
 

TBC

Fünfter Tag

Fünfter Tag

Teal'C und Sam hatten je ein Schlafzimmer für sich alleine, einander gegenüber, am Ende des langen Flures im Obergeschoss.

Jack und Daniel teilten sich das Schlafzimmer nahe der Treppe, mit einer Türe ins Kinderzimmer.

In dieser Nacht war es Jack, der nicht schlafen konnte.

Als kleiner Junge hatte er sich vor Geistern gefürchtet.

Mit dem Alter war diese Angst verschwunden.

Doch jetzt stieg dieselbe alte Furcht in ihm auf, die ihn als Kind gequält hatte.

Der kleine Raum lag im Dunkeln.

Das fade Licht einer Kerze warf unheimliche Schatten an die Wände.

Jack zog sich noch etwas dichter an Daniel.

Solange er den warmen Körper neben sich spürte, konnte er mutig sein.

Am Morgen saßen alle einigermaßen ausgeruht in der Küche.

In dieser Nacht war es ruhig geblieben, dennoch hatte die Angst sie nicht viel schlafen lassen.

Sam stellte ihre Kaffeebecher auf den Tisch.

Teal'C beäugte Daniels etwas misstrauisch.

Neben einer schlafenden Maus stand darauf:"Bitte nicht stören! Genie beim Arbeiten!".

Auf Jacks stand einfach:"Lecker Kaffee!".

Sam hatte Joghurt eingekauft.

Jack reichte seinen mit angeekelter Miene an Daniel weiter.

"Haben wir denn Löffel?" fragte er.

Sam zeigte Kaffee schlürfend auf eine Schublade.

Daniel stand auf und öffnete sie.

Er hielt inne und hielt einen verbogenenen Löffel hoch.

Teal'C blickte ihm über die Schulter.

"Major Carter, die Löffel sind alle verbogen", sagte er und durchwühlte die Schublade.

"Die Gabeln auch", fügte Daniel hinzu und versuchte einen Löffel wieder gerade zu biegen.

Kopfschüttelnd wollte Daniel sich setzen.

Doch sein Stuhl rutschte zurück und er landete auf dem Boden.

"Das ist nicht komisch!" fauchte er Jack an.

"Bitte? Ich war das nicht!" verteidigte sich der Colonel.

"Wer sonst?" gab Daniel zurück.

"Daniel, der Colonel war wirklich nicht an deinem Stuhl", mischte sich Sam ein.

Daniel schluckte.

Er krabbelte wortlos auf seinen Stuhl.

Sam hatte beschlossen ein wenig sauber zu machen.

Währenddessen waren Jack und Teal'C in der Stadt unterwegs, um Informationen über das Haus einzuholen.

Natürlich durften sie niemandem erzählen, dass sie dort übernachteten, war ja schließlich illegal.

Sie begannen damit, die Schlafzimmer zu putzen und die Betten frisch zu beziehen.

In einem Wandschrank hatten sie frische Bettwäsche und Handtücher gefunden.

Trotz des muffigen Geruchs, waren die untersten noch sauber genug, als dass man sie gebrauchen könnte.

Neben dem Haus war ein alter, verfallener Schuppen.

Dort fanden sie einen großen Waschzuber und Wäscheleine.

Als der Colonel und der Jaffa wiederkamen, fanden sie hinter dem Haus alles voller gewaschener weißer Wäsche wieder.

Sam und Daniel waren gerade dabei, das letzte Laken aufzuhängen.

"Ihr wart ja richtig fleißig", rief er ihnen zu.

Fast gleichzeitig wandten sie sich zu ihm um.

"Habt ihr etwas heraus gefunden?" fragte Daniel.

Jack schüttelte den Kopf.

Teal'C sagte nichts.

"Die Leute geben vor, sie wüssten nichts. Offensichtlich Geschichten, über die die Leute nur mit vorgehaltener Hand und unter sich sprechen. Fremde geht so etwas nichts an."

Sam nickte verstehend.

"Wir haben uns das Grundstück näher angesehen", begann sie. "Es ist ziemlich groß. Dort hinten gibt es einen großen Pferdestall, einen Schuppen, ein Dienstbotenhaus..."

"Und einen Friedhof", fügte Daniel hinzu.

"Friedhof?" gab Jack zurück.

Sam nickte.

"Grabstein an Grabstein, als wären hier hunderte gestorben."

Jack schwieg.

"Also, fassen wir zusammen", sagte Jack und faltete die Hände. "Wir befinden uns hier in einem uralten unheimlichen Haus, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht, und ein unbekanntes ETWAS will uns töten. Was gedenken wir dagegen zu tun?"

"Die Ursache finden und beseitigen?" schlug Teal'C vor.

"Zuerst sollen wir das Problem genauer definieren!" warf Sam sachlich ein. "Wir wissen nicht, was es ist, noch wer es ist, noch wie es aussieht. Wir haben nichts in der Hand! Es.... ist für uns unsichtbar...."

"Und offensichtlich, kann Daniel diese seltsamen.... Ereignisse.... Spuk wie ihr es auch immer nennen wollt, sehen", fügte Jack hinzu.

Daniel nickte zögerlich.

"Sollen wir hier rumsitzen und warten bis es uns holt? Oder in den Wahnsinn treibt?" fragte Jack.

Alle schüttelten die Köpfe.

"Aber was sollen wir machen?" fragte Teal'C. "Wir haben keinerlei Informationen über unseren Feind."

Daniel stand plötzlich auf.

Er rannte aus dem Zimmer, die Treppe hoch ins Schlafzimmer.

"DANIEL!" rief Jack.

Sie rannten ihm hinterher.

Daniel hatte seine Reisetasche unter dem Bett hervorgezerrt und wühlte darin.

Er hielt das Artefakt hoch.

"Was ist das?" fragte Sam.

"Das ist der Grund!" rief Daniel. "Alles hat begonnen, als ich dieses Ding bekommen habe!"

Jack besah sich das Artefakt genauer.

"Sag mal, waren da nicht noch mehr Symbole drauf?"

Daniel drehte es in seiner Hand.

"Drei... drei von ursprünglich vierzehn", murmelte er und seine Augen weiteten sich.

"Was meinst du damit?" fragte Teal'C.

"Jedes Symbol steht für einen Tag! Mit jedem Tag verschwindet eines!"

"Und wenn das letzte verschwindet...." Sam traute sich nicht den Satz zu vollenden.

Jack fixierte das Artefakt wütend.

"Du widerliches Scheißding!" schrie er und riss es Daniel aus der Hand.

Er wollte es aus dem Fenster werfen.

"Jack nicht!" rief Daniel.

Plötzlich sprang die Türe zum Kinderzimmer auf, und die Tür des Wandschranks darin.

Ein heftiger Wind kam auf und riss alle losen Teile mit sich.

Kissen, Wäsche, Gardinen.

Alles wurde erbarmungslos in den Wandschrank gezogen.

Das Artefakt entglitt Jacks Hand und flog davon.

Als es die Türe des Wandschranks passiert hatte, schlug sie zu und der Sturm hörte auf.

"Was war denn das?" fragte Jack und ordnete seine Kleider.

"Es ist eingesperrt", flüsterte Daniel. "Es ist in dem Artefakt eingesperrt!"

"Heißt das, wenn das letzte Symbol verschwindet, öffnet sich der Deckel?" wisperte Sam.

"Ich fürchte ja."

"RUHE!" schrie Jack. "Es reicht jetzt! Hört endlich auf damit!"

Alle schwiegen.

"Wir ziehen jetzt los und stellen dieses verdammte Haus von oben bis unten auf den Kopf. Und ich will, dass wir ein paar Antworten finden, klar?!"

Sam und Daniel rappelten sich auf - der Wind hatte sie von den Beinen gehauen - und das Team machte sich an die Arbeit.

In jedem Zimmer verteilten sie sich strategisch.

Sie durchsuchten Schränke, durchwühlten Truhen und Kisten.

Doch nichts fand sich.

Daniel und Teal'C durchsuchten gerade eine alte eichene Wäschetruhe im Flur, Jack sah hinter einem großen Spiegel nach.

"Nichts", murmelte er und hängte den Spiegel an seinen Platz zurück.

"Colonel", sagte Sam und zeigte auf den Spiegel.

Er betrachtete sein Spiegelbild skeptisch.

"Hey, seht mal", sagte Jack und fuhr mit der Hand über die Oberfläche des Spiegels.

Sam legte den Kopf schief.

"Das ist ja wohl ein Scherz", sagte sie.

Dort wo eigentlich das Abbild von Jacks Gesicht hätte sein müssen, sah man nur einen dunklen Schatten.

Nur sehr schemenhaft waren Augen und Nase zu erkennen.

Daniel bemerkte wohl die Unruhe und stellte sich hinter Sam.

"Das wird ja immer schräger", sagte sie und sah Daniel an.

Teal'C starrte fassungslos auf den Spiegel.

Neben Daniels Spiegelbild, das völlig normal aussah, sahen sie eine weitere Spiegelung von ihm, nur mit umgedrehten Farben.

Das Bild wirkte grünlich-violett bis weißblau.

"Ist das das zweite Gesicht?" fragte Sam.

Daniels Blick blieb am unteren Rand des Spiegels hängen.

"Was siehst du?" fragte Teal'C.

"Blut, schwarzes Blut", erwiderte Daniel. "Es tropft aus dem Spiegel. Und klauenartige Hände... sie greifen nach uns..."

Er blickte wieder sein Gegenüber im Spiegel an.

"Da ist noch jemand", fügte er hinzu. "Noch jemand im Spiegel... Ein schwarzer Schatten...."

Sam zog einen kleinen Handspiegel aus ihrer Tasche und hielt ihn Daniel hin.

"Aber wieso nur in diesem Spiegel?" fragte sie.

"Weil es nicht hier im Raum ist", erwiderte Teal'C.

Daniel nickte.

"Das ist ein versilberter Kristallspiegel... es ist ein Portal...."

"Wohin?"

Sams Blick schnellte durch den Raum.

"Ich weiß es nicht", gab Daniel zu.

Er berührte die Spiegelfläche mit den Fingerspitzen

Sam erschauderte, als er einige Tropfen Blut zwischen seinen Fingern zerrieb.

Während die anderen weiter das Haus durchsuchten, nahmen sich Jack und Daniel das Grundstück vor.

Sie teilten sich auf.

Daniel übernahm den Pferdestall, Jack den Schuppen.

Der Pferdestall lag ruhig da, verfallen und schmutzig.

Unter seinen Schritten zerbrachen einige Mäuseskelette.

Das Stroh auf dem Boden war längst verfault und kaum noch vorhanden.

Es stank erbärmlich nach Tod.

Daniel hielt sich die Nase zu, doch das half nicht fiel.

Plötzlich zerriss ein Geräusch die Stille.

Ein leises Geräusch nur, wie von Schritten.

Doch es war niemand zusehen.

"Hallo? Ist da jemand?" fragte er. "Jack?"

Niemand antwortete

Daniel trat näher.

"Ist hier jemand?" wiederholte er.

Wieder hörte er dieses seltsame Geräusch, dann ein Wiehern, von einem Pferd.

Er stoppte.

Sie hatten sich den Stall noch nicht näher angesehen, doch er konnte nirgendwo ein Pferd entdecken.

Daniel trat näher an eine der Boxen.

Er biss sich auf die Lippe, als er dort das Skelett eines Pferdes liegen sah.

Plötzlich hob das Pferd den Kopf und sah ihn aus toten Augen an.

Es öffnete das Maul und wieherte laut.

Daniel schrie.

Er schrie in wilder Panik und rannte ohne sich umzusehen zum Haus zurück.

Im Schuppen hatte Jack nichts Auffälliges gefunden.

Er wollte schon zum Haus zurückgehen, als sein Blick auf den Brunnen fiel.

Er war nicht weit vom Pferdestall entfernt, unter einem alten Baum.

Jack näherte sich der großen Weide, deren Äste wie ein Vorhang den Brunnen einhüllten.

Er beugte sich über den Rand des Brunnens und blickte hinein.

Ein tiefer dunkler Abgrund klaffte unter ihm.

"Ob da noch Wasser drin ist?" fragte er sich laut.

In diesem Moment traf ihn etwas hart im Rücken und er stürzte in die Finsternis.

Wasser sprudelte kalt um ihn herum.

Jack strampelte verzweifelt, wollte sich befreien.

Hektisch atmend tauchte er wieder aus dem Wasser auf.

Über sich sah er nur einen Kreis aus fadem Licht, weit weit weg.

Es dauerte einen Moment, bis Jack die Situation erfasst hatte.

Was jetzt?

Seine Hand fand die glitschige Steinwand des Brunnens.

Doch sie war zu glatt und rutschig um hoch zu klettern.

In der Ferne hörte er plötzlich Daniel schreien.

"HEY!" rief er. "DANIEL! HEY!"

Doch Daniel konnte ihn nicht hören.

Was sollte er jetzt tun?

Eine kalte knöcherne Hand legte sich auf Jacks Schulter.

In dem Moment als er sich umdrehte, riss die Hand ihn erbarmungslos nach unten.

Keuchend stürmte Daniel durch die Haustür.

"Daniel! Was ist passiert?" fragte Sam und kam auf ihn zugelaufen. "Du bist wasserleichenblass!"

Daniel schluckte.

Seine Lungen brannten.

"Der..... der Stall!.... nicht dort... hingehen..... nein....", keuchte er.

Teal'C half ihm sich zu setzen.

"Ist der Colonel nicht bei dir gewesen?" fragte er.

Daniel schnappte nach Luft.

Dabei legte er den Kopf in den Nacken.

Über sich sah er wieder die Frau über im Treppenhaus hängen.

Blut tropfte von ihrer Hand in sein Gesicht.

"Daniel, du blutest", sagte Sam und zog ein Taschentuch aus ihrer Jacke.

"Das ist nicht mein Blut", erwiderte er. "Nicht meins."

Daniel senkte den Kopf.

"Von wem ist es dann?"

"Eine Frau.... sie hat sich hier auf der Treppe erhängt.... ich kann sie sehen...."

Sam sah nach oben.

"Na ja, ich nicht."

"Leute... seht ihr das?" fragte Teal'C und zeigte auf den Garderobenspiegel neben der Türe.

"Meine Güte", flüsterte Daniel und stand auf.

Der Spiegel zeigte verwackelte, unscharfe Bilder.

Wasser, Dunkelheit, ein fader Lichtschein, Hände, die nach dem Licht greifen.

Teal'C hob die Hand und berührte den Spiegel.

Hastig zog er sie wieder zurück.

Eine weiße matte Schicht bedeckte seine Finger.

"Heiß", sagte er.

"Was ist das?" fragte Sam.

"Peraphin", erwiderte Daniel. "Kerzenwachs."

Er berührte ebenfalls die Spiegelfläche mit beiden Händen.

Rasch kletterte das Peraphin über seine Hände, seine Arme.

Daniel verstärkte den Druck auf die Spiegelfläche, ignorierte den Schmerz den das heiße Wachs verursachte.

Sam zog scharf die Luft ein, als seine Fingerspitzen in dem Spiegel verschwanden.

Daniels Hände drangen weiter vor, schlugen silberne Wellen auf dem Glas.

Daniel fühlte kaltes Wasser an seinen Fingern, tastete.

Er berührte etwas.

Es zappelte, schlug nach ihm.

Daniel packte energisch zu und zog.

Doch es wollte sich losreißen, zog seinerseits.

Daniel wurde immer weiter in den Spiegel gezogen.

Teal'C und Sam packten ihn von hinten und hielten ihn fest.

"Ziehen!" befahl er.

Mit einem Ruck rutschte es durch den Spiegel und landete auf ihnen.

Jack schüttelte sich und hustete fürchterlich.

"Colonel!" rief Sam ungläubig.

Teal'C half Jack auf die Beine, während Daniel das Wachs von seiner Haut kratzte.

Perplex sah sich Jack um.

"Wie? Was? Woher?"

"Was ist passiert, Jack?" fragte Daniel.

"Ich........ ich bin....... ich bin in den Brunnen gefallen........ und dann...... war ich plötzlich hier......"

"Leute", rief Sam und zeigte auf ihre Uhr.

"Was?" fragte Daniel ungläubig und besah sich die Uhrzeit.

"Es war doch gerade erst.... und jetzt......."

"Die Sonne ist bereits untergegangen", bemerkte Teal'C.

"Wo ist der Tag hin?" fragte Daniel.

Sam schüttelte den Kopf.

"Ich bin mir sicher, wir hatten gerade noch 1600!"

"Jetzt ist es jedenfalls 2135", erwiderte Daniel.

"Zeit zum schlafengehen", murmelte Jack und schwankte die Treppe hinauf.

Jack saß in der Badewanne, Daniel neben ihm auf dem Rand.

"Woran denkst du?" fragte Jack.

Daniel seufzte.

"Uns bleiben noch zwei Tage."

"Hn."

"Das es mal so kommt..."

"Ja, seltsam."

Daniel betrachtete den Dampf, der von der Wasseroberfläche aufstieg.

"Hast du Angst?"

"Und du?"

"Nicht vor dem Tod selbst."

"Ja."

Jack lehnte sich gegen Daniel.

Dieser legte einen Arm um seine Schultern.

"Wir werden das durchstehen. Gemeinsam."

"Ja, Jack. Wir stehen alles gemeinsam durch. Und wir kehren gemeinsam nach hause zurück."

"Ja, Danny. Gemeinsam."
 

TBC

Sechster Tag

Sechster Tag

Der Tag war schon längst angebrochen.

Jack war bereits aufgestanden.

Verschlafen quälte sich Daniel aus dem Bett und zog sich an.

Er brauchte dringend Frühstück und Kaffee.

Daniel schloss die Schlafzimmertüre hinter sich und trat auf den Flur.

Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.

Er drehte sich um, und sah ein Mädchen.

Sie hatte langes, blondes Haar, das zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt war und trug ein Kleid ála Odaliske.

Sie ging an ihm vorbei, blieb stehen und drehte sich zu ihm um.

"Hey", flüsterte Daniel.

Mit einem Mal war er hellwach.

Sie nickte.

"Wer bist du?" fragte er.

Sie antwortete nicht.

Daniel näherte sich ihr vorsichtig.

Sie blieb einfach stehen und sah ihn an.

Sie trug ein Armband, auf dem ihr Name eingraviert war.

Charlotte Reyel.

Daniel kannte den Namen Reyel.

Eine englische Familie, Hochadel aus dem 18. Jahrhundert.

"Charlotte? Heißt du so?"

Sie nickte.

"Bist du ein Geist?"

Sie sagte nichts.

Charlotte hob den Arm und zeigte auf die Decke.

Dort war eine Falltüre, sie führte auf den Dachboden.

Wieso hatte sie bis jetzt noch keiner bemerkt?

Charlotte packte seine Hände.

Sie waren eiskalt und fühlten sich an wie Nebel.

Im nächsten Moment standen sie auf dem Dachboden.

Daniel wunderte sich nicht wie sie dort hingekommen waren.

Er hatte in den letzten Tagen zuviel erlebt und hey, sie war ein Geist!

Der Dachboden war vollgestellt mit Kisten und alten Möbeln.

Charlotte zeigte auf eine alte Holztruppe.

"Ich soll da reinsehen?"

Sie nickte.

Daniel kniete sich hin und öffnete mit viel Mühe durch die alten Scharniere die Truhe.

Darin herrschte ein Chaos aus Büchern, Bildern und Schachteln.

Charlotte lies sich elegant neben ihm nieder.

Daniel wühlte zwischen den Sachen herum, wusste nicht recht wonach er suchte.

Weiter unten in der Truhe fand er ein altes, vergilbtes Stück Pergament.

Er entrollte es.

"Ein Stammbaum", stellte er fest. "Von deiner Familie? Familie Reyel?"

Charlotte nickte traurig.

Ganz unten standen die Namen des Familienoberhauptes und seiner Frau.

Maximilian Joseph Xavier Reyel & Marie Therése Reyel gbr. Jackson.

Ihnen folgten ihre Kinder und deren Ehegatten.

Marie Vigée Montgomery gbr. Reyel & Julian Montgomery, Nicolas Martin Reyel & Martina Reyel gbr. Schwarz, Charles Reyel & Elisabeth Reyel gbr. Rosenberg, Martine Gabrielle Patchgo gbr. Reyel & Vincent Patchgo, Marie Josephine Kent gbr. Reyel & Benjamin Kent, Martina Amelia Gray gbr. Reyel & Christian Gray, und Joseph Isidor Reyel & Nancy Reyel gbr. Craig.

Die Familie hatte auch viele Enkelkinder, von denen einige schon verheiratet waren.

Joseph Oscar Montgomery, Maria Amelia Bent gbr. Montgomery, & Tony Bent, Joseph Isidor Reyel, & Nancy Reyel gbr.Craig, Charlotte Reyel, Marie Christine Reyel, Xavier Patchgo, Marie Janette Patchgo, Elisabeth Maria Brooks gbr Kent, & Brendan Brooks, Nicolas Kent, Charles Joseph Kent, & Sabrina Kent gbr. Tassle, Joseph Maximilian, und Maria Carolina Bauer gbr. Gray, & Christof Bauer.

Ganz oben sah Daniel einen einsamen Zweig.

Der einzige Urenkel der Reyels, Daniel Maximilian Joseph Reyel.

"Große Familie", sagte Daniel.

Charlotte zeigte auf ein kleines dunkles Buch.

Daniel nahm es und schlug es auf.

Es war ein Tagebuch.

Das Tagebuch von Nicolas Martin Reyel.

"Soll ich das lesen?" fragte er Charlotte.

Sie nickte und verschwand plötzlich.

Daniel setzte sich etwas gemütlicher hin und begann zu lesen.

22. Oktober, 1781:

Heute wurde mein Sohn, Daniel Maximilian Joseph Reyel geboren.

Meine Frau ist wohl auf

Sie hat die rasche Geburt gut überstanden.

Mein Großvater ist sehr glücklich über einen männlichen Nachkommen, hat die Familie bis jetzt fast nur Frauen hervor gebracht.

Alle sind sehr verliebt in meinen Sohn.

Auch meine Cousinen, Maria Amelia, Marie Janette, Maria Carolina und Elisabeth Maria sind sehr glücklich.

Nur Charlotte scheint betrübt.

Sie sagte vorhin etwas von Unglück und Tod.

Das ist wohl das Alter, sie ist ja schon fast dreizehn Jahre alt, eine junge Dame, da wird man leicht trübsinnig.

Daniel übersprang ein paar Seiten.

14. November 1781:

Meine Cousine Marie Christine ist tot.

Sie hat sich letzte Nacht im Treppenhaus erhängt.

Daniel erstarrte.

Großvater fand ihre Leiche.

Da Selbstmord eine Todsünde ist, darf sie nicht auf dem Friedhof beerdigt werden.

Großvater hat bestimmt, sie morgen in einem billigen unchristlichen Massengrab beisetzen zu lassen.

12. Dezember, 1781:

Onkel Xavier ist bei einem Reitunfall ums Leben gekommen.

Tante Martine Gabrielle und Cousine Marie Janette sind untröstlich.

Großmutter fürchtet, dass die schwache Martine ihm vor Kummer in den Tod folgen wird.

Charlotte ist erkrankt.

Die Ärzte befürchten, es handelt sich um Schwundsucht.

21. Januar, 1782:

Marie Janette ist die Treppe hinunter gestürzt.

Sie war sofort tot.

Charlotte geht es schlechter.

Die Ärzte befürchten, wir könnten uns anstecken.

Niemand darf in ihre Nähe.

Großvater hat bereits ein Grab für sie ausheben lassen.

Wie kann er nur!

Sie ist noch lange nicht tot!

Oh Gott! Wieso hilfst du uns nicht?

23. Januar, 1782:

Charlotte ist tot.

Die Schwundsucht hat sie dahin gerafft.

Die Beerdigung ist am nächsten Sonntag.

20. April, 1782:

Mein Cousin Nicolas hat sich das Leben genommen.

Tante Marie Josephine, Onkel Benjamin und Nicolas Bruder Joseph Maximilian haben das Haus für immer verlassen.

Alles nur, weil Großvater einer Heirat zwischen Nicolas und der jüngsten Tochter der Grays, der Familie meiner Tante Martina Amalia nicht zustimmen wollte.

Ist unsere Familie verflucht?

So viele Tode in den letzten Monaten, ist das Zufall?

21. Mai, 1782:

Mein Cousin Joseph Maximilian ist an Pocken gestorben.

Wir erfuhren es gestern von Pater Adams.

Seit November sind sechs Mitglieder der Familie gestorben.

Auch Tante Martine Gabrielle ist dem Tode nahe.

Ihre Trauer schwächt sie mehr und mehr.

Nancy und ich beten jeden Tag für sie.

23. Mai, 1782:

Heute war die Taufe unseres Sohnes Daniel.

Großvater eröffnete uns, dass er ihm zum Alleinerben machen möchte.

Der Junge soll auf das Averycollege gehen, eine gute Ausbildung bekommen.

Großvater hat wirklich einen Narren an dem Jungen gefressen.

Aber ich will seinem Glück nicht im Wege stehen.

Allerdings lehnte ich seinen Vorschlag, dass er Daniel adoptieren möchte, entschieden ab.

Ich werde meinen Sohn selbst großziehen.

Ich frage mich, ob es ein Fehler war, Großvater abzuweisen.

10. Juni, 1782:

Glaubt Großvater wir sind blind und taub?

Er meint immer noch, wir wüssten nichts.

Dabei ist es so offensichtlich.

Er und dieser Stallbursche haben eine Liaison.

Doch ich wäre wahnsinnig das öffentlich bekannt zu geben!

Selbst Großmutter weiß davon.

Ich fürchte, dass der wahre Grund für sein Interesse an Daniel ein ganz anderer ist.

21. Juni, 1782:

Großmutter ist verschwunden.

Niemand weiß wo sie ist, keiner hat sie gesehen.

Nancy bezweifelt, dass wir sie lebend finden werden.

23. Juni, 1782:

Joseph Oscar und Tony sind nicht von der Jagd zurückgekehrt.

Maria Amelia und Tante Marie Vigée sind auf dem Weg zur Kirche verschwunden.

Onkel Julian war die ganze Nacht unterwegs um sie zu suchen.

Was passiert nur mit uns?

24. Juni, 1782:

Martine Gabrielle ist tot.

Onkel Julian ist nicht wiedergekommen, und auch Elisabeth Maria und Brendan sind fort.

Wie soll das enden?

Das war der letzte Eintrag.

Daniel schlug das Tagebuch zu.

Er saß eine Weile da und verarbeitete das Gelesene, lies es auf sich wirken.

So viele waren in so kurzer Zeit gestorben.

Sicher, 1782 war die Sterberate hoch, aber so....

Elf Familienmitglieder entweder tot oder verschwunden.

Wieso?

Wohin waren sie verschwunden?

Hat man sie je gefunden?

Fragen über Fragen und keine Antworten.

Daniel seufzte.

Von unten hörte er jemanden nach sich rufen.

"Ja?" antwortete er. "Hier oben!"

Die Speichertreppe wurde heruntergeklappt und Jack erschien in seinem Blickfeld.

"Wie kommst du denn hier rauf?"

"Frag nicht", erwiderte Daniel und schnappte sich einige Dinge aus der Truhe.

Sie hatten Daniels Mitbringsel auf dem Esszimmertisch ausgebreitet.

Sam blätterte in einem alten Buch mit Gemälden.

Kleine Porträts der einzelnen Familienmitglieder.

Jack und Teal'C musterten den Stammbaum, während Daniel erzählte, was er erfahren hatte.

"Marie Therése Jackson", sagte Teal'C und zeigte auf das Porträt der rundlichen, würdevollen Dame. "Könnte sie mit dir verwandt sein Daniel?"

Daniel lächelte milde.

"Glaube ich nicht, Teal'C. Mein Name ist doch sehr häufig. Auch wenn sie Britin war, glaube ich das nicht."

"Daniel Maximilian Joseph", murmelte Jack.

Sam hielt das Bild des Jungen hoch.

"Also, ähnlich seht ihr euch schon", sagte sie.

"Also hier steht, er ist am 16. Mai 1786 gestorben", sagte Jack und zeigte auf das Todesdatum.

"Der letzte Nachkomme der Familie.... Und der Letzte, der starb."

"Zusammen mit seinem Vater, auch er starb am 16. Mai 1786", fügte Teal'C hinzu.

Daniel seufzte.

Seine Nerven waren in den letzten Tagen sehr stark beansprucht worden.

"Ich mach uns Kaffee", murmelte er und trottete in die Küche.

Jack sah ihm nach.

Er war froh, dass Daniel sich wieder etwas entspannt hatte.

Sam hatte ihren Laptop mitgenommen, für alle Fälle.

Sie wollte versuchen etwas über das Haus herauszufinden.

Das Bilderalbum neben sich liegen aktualisierte sie ihre Notizen.

Ihre Finger flogen über die Tastatur.

Sie hielt inne.

Ein Rauschen drang aus dem Gerät.

"Hä?" fragte sie.

Sam lauschte.

Der Laptop rauschte eindeutig.

Aber wieso?

Das Bild auf dem Monitor zuckte.

Ist die Grafikkarte kaputt? fragte sich Sam.

Doch es war weder Flimmern noch Flackern, was sie dort sah.

Ein Laptop hat ja auch keine Bildwiederholungsrate.

Sie sah genauer hin.

Das Bild zuckte, wurde zerrissen, rollte nach oben, verschwand im Schneegestöber und tauchte wieder auf.

Sie hörte immer noch dieses Rauschen.

Wie ein Fernseher mit schlechtem Empfang.

Sie stupste das Gerät leicht von der Seite an.

"Hey, ist ja gut!"

Doch es wurde nur schlimmer statt besser.

In dem Schneegestöber tauchten Bilder auf.

Sam rutschte näher an den Bildschirm heran.

Die Bilder tauchten nur für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Rauschen auf.

Währendessen waren Stimmen zu hören.

Sie sah eine Frau, die sich an die Kehle fasste und Blut spuckte.

Rauschen.

Ein weinendes Kind.

Ein wieherndes Pferd.

Rauschen.

Ein lauter Schmerzensschrei.

Rauschen.

Eine andere, erhängte Frau.

Rauschen.

Ein blutbefleckter Spiegel, Wände und Teppiche.

Rauschen.

Ein Gurgeln und Glucksen.

Rauschen.

Ein angsteinflössender Baum der sich scharf gegen den Sonnenuntergang abzeichnete.

Rauschen.

Ein gekreuzigtes Skelett.

Rauschen.

Schritte, panische Schreie.

Rauschen.

Ein ertrinkender Mann.

Rauschen.

Feuer.

Rauschen.

Platschen.

Rauschen.

Würgen.

Rauschen.

Hände, die an Gedärmen rissen.

Rauschen.

Lichtfetzen.

Dunkelheit.

Rauschen.

Eine verweste Leiche, die über dem Flügel lag.

Rauschen.

Sam riss sich von den Bildern los und schmiss ihren Laptop vom Tisch.

Sie zitterte.

Der Monitor zeigte nurnoch Rauschen.

Sam sprang auf und über das Gerät hinweg, zur Tür hinaus.

Es regnete.

Nein, es goss aus Eimern.

Daniel lies ziemlich lautstark, die nachträglich installierten Rollläden herab.

Auch hängte er große mit lateinischen Sprüchen beschriebene Tücher über alle Spiegel und streute Salz auf die Türschwelle und die Fensterbänke.

In ihrer Mitte zündete er fünf Kerzen in der Formation von Würfelaugen an.

"Was machst du da?" fragte Jack etwas entnervt, als Daniel Salz auf dem ganzen Boden verteilte.

"Ich reinige und versiegele das Haus", erwiderte Daniel. "Und solange niemand rein oder raus geht, wird es uns hoffentlich schützen."

Jack schüttelte den Kopf, doch er war offen für jede Option.

Sam schrie.

Jack riss die Augen auf.

Durch die Wand traten Menschen.

Daniel erkannte sie, kannte sie von den Bildern, aus dem Stammbaum.

Joseph Oscar Montgomery, Marie Vigée Montgomery und Julian Montgomery.

Die ganze Familie.

Ihnen folgten, angeregt unterhaltend Maria Amelia Montgomery, Nancy Craig und Elisabeth Reyel.

"Sie können uns nicht sehen", stellte Teal'C fest, als sie einfach ohne eine Regung durch sie hindurch marschierten.

Jack sah gerade noch verwirrt Martine Gabrielle Patchgo hinterher, als er erschrocken auf die Seite sprang.

Ein kleiner Junge, offensichtlich Daniel Maximilian Joseph, lief an ihm vorbei.

Sie verschwanden alle wieder durch die gegenüberliegende Wand.

"Was war das?" fragte Jack.

"Die Zeit läuft ab", erklärte Daniel. "Normalerweise kann man Geister nicht und nur schemenhaft sehen. Doch SEINE Kraft verändert ihre Präsens. Sie werden jetzt deutlicher zu sehen."

"Wieso sind die hier?" fragte Sam.

Daniel überlegte.

"Der Friedhof", flüsterte er.

"DIE SIND HIER BEGRABEN?!" kreischte Sam.

Sie musste sich an der Tischplatte festhalten um nicht von ihrem Stuhl zu fallen.

Jack sprang auf und rannte nach draußen.

Sam, Teal'C und Daniel sahen sich verwirrt an, dann folgten sie ihm.

Jack rannte zum Schuppen und holte sich einen Spaten.

Damit rannte er in Richtung Friedhof.

"Jack, was hast du vor?" rief Daniel.

Einige Meter neben dem letzten Grabstein rammte Jack den Spaten in die Erde.

"Ich grabe etwas aus", rief Jack.

Das Rauschen des Regens machte es sehr schwer etwas zu verstehen.

Sie wussten zwar nicht, was er meinte, doch Sam und Daniel fielen auf die Knie und halfen Jack die nasse durchweichte Erde wegzuschaffen.

Wasser lief in das Loch und machte die Arbeit sehr schwer.

Daniel hielt plötzlich inne.

Er stand auf und drehte sich um.

Hinter dem Friedhof war eine Senke.

Sie war durch den Regen schon fast zu einem kleinen See geworden.

Daniel ging darauf zu.

"Daniel?" fragte Teal'C und folgte ihm.

Daniel rutschte vorsichtig in die Senke hinab, soweit es möglich war.

"Was machst du da?" rief Teal'C ihm zu.

"Spürst du das nicht?" erwiderte Daniel. "Diese Angst... von tief unter der Erde......"

Teal'C wollte gerade antworten, als Daniel den Halt verlor.

Es platschte laut und Daniel landete im Wasser.

Er strampelte sich wieder an die Oberfläche.

"Daniel!" rief Teal'C entsetzt und fixierte einen Punkt hinter ihm.

Daniel keuchte erstickt, als er hinter sich aus dem Wasser einen Totenschädel auftauchen sah.

Wild zappelnd versuchte er wieder ans Ufer zu kommen.

Daniel schrie laut auf.

Im Wasser um ihn herum tauchten immer mehr halb verweste Leichen auf.

Die Schädel der Toten schwammen wie nach Luft schnappend auf der Wasseroberfläche.

Teal'C kletterte zu ihm herunter, reichte ihm seine Hand.

Daniel wollte danach greifen, doch zwei knöcherne Hände schlossen sich um seine Knöchel und rissen ihn in die Tiefe.

Dunkelheit umgab ihn, ein Geruch von nasser Erde und Verwesung.

Eine Tür wurde zugeschlagen.

Hektisch atmend riss Daniel die Augen auf.

Doch er konnte nichts sehen.

Wasser tropfte von überall auf ihn herab.

Er war lag in einem kleinen, engen Raum auf dem Boden, unter ihm, etwas Hartes.

Er tastete es ab.

Arme, eine Brust, ein Hals, ein Schädel.

Unter ihm lag eine Leiche!

Ein Sarg!

Er war in einem Sarg!

Daniel zitterte.

"Hilfe", flüsterte er.

Er drehte sich auf den Rücken und stemmte sich gegen den Sargdeckel.

Doch er bewegte sich keinen Zentimeter.

"Hilfe!" kreischte er panisch. "Lasst mich raus! Lasst mich hier raus! Hilfe!"

Immer wieder schlug er in wilder Panik mit den Fäusten gegen den Deckel.

Er schlug sich die Hände blutig, doch es brachte nichts.

Ich will hier nicht sterben! dachte er. Lasst mich raus! Lasst mich raus!

Es schien ihm, als vergingen Stunden.

Die Luft war stickig und feucht.

Daniel weinte vor Angst.

Seine Klaustrophobie war ihm in dieser Situation wirklich nicht hilfreich.

Plötzlich strömte ein Schwall Wasser auf ihn ein.

Hände rissen ihn hoch.

Luft!

Er musste atmen!

Mit einem stummen Schrei erreichte er die Oberfläche.

Er wurde von vielen Armen gepackt und weggezogen.

Er hörte Stimmen, doch der Regen rauschte zu laut in seinen Ohren.

Erst als hinter ihm eine Türe zugeschlagen wurde, registrierte er, was geschehen war.

Teal'C hatte die Anderen geholt, sie hatten ihn befreit.

Ohne das er wusste wie, hatten sie ihn ausgezogen und in warme trockene Decken gewickelt.

Dennoch zitterte er.

"Lebendig", flüsterte er. "Sie wurden lebendig begraben!"

Jack seufzte.

Er zündete ein Feuer im Kamin an und lies Daniel sich davor niederknien.

"Ist ja gut, Daniel", flüsterte er behutsam. "Ist ja gut, es ist vorbei."

"Oh nein, Jack. Es fängt erst an. Es fängt gerade erst an."

Jack erwiderte nichts.

Das Porträt von Maximilian Reyel, das über dem Kamin hing starrte sie missbilligend an.
 

TBC

Siebter Tag

Siebter Tag

Dies war eine sehr lange Nacht.

Da sich niemand traute die Treppe hinauf zu gehen, blieben alle im Musikzimmer.

Sie kuschelten sich dicht zusammen.

Nicht der Wärme wegen, sondern um sich sicherer zu fühlen.

Mitten in der Nacht schlug Sam plötzlich die Augen auf.

Sie stand auf und ging in die Küche.

Neben der Tür stand ein sehr hoher bauchiger Topf.

Über seinen Rand hingen große weiße Küchentücher.

Ohne darüber nachzudenken drehte Sam den Topf um.

Sie nah zwei der Tücher und stieg auf den Krug.

Eines band sie wie eine Schlaufe an den Deckenbalken fest.

Mit dem Anderen band sie sich die Knie zusammen.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte das Kinn in die Schlaufe, und zog sie hinter ihren Ohren lang.

Der Topf unter ihren Füßen wackelte bedenklich.

Sam schloss die Augen und in diesem Moment fiel der Topf um.

Ein fliegendes Messer durchschnitt das Tuch und Sam stürzte zu Boden.

"Alles in Ordnung mit ihr?" fragte Teal'C, der das Messer geworfen hatte.

Jack hielt sie fest, während Daniel ihren Puls fühlte.

"Sie ist nur ohnmächtig", sagte er.

"Wie kommt das denn hier her?" fragte Jack und sah auf den Küchentisch.

Dort stand das kleine Artefakt.

Nurnoch ein einziges Symbol war übrig geblieben.

Niemand konnte jetzt wieder einschlafen.

Der Tag brach an.

Alle saßen schweigend da.

Sie mussten reden, das war unvermeidlich.

Doch niemand traute sich den Anfang zu machen.

Es war, als würde dieses Gespräch ihr Todesurteil sein.

"Also?" flüsterte Sam. "Was ist jetzt?"

"Wir sind des Todes", erwiderte Daniel schlicht.

"Sag das nicht!" flehte Sam.

"Es ist die Wahrheit!" erwiderte Daniel barsch. "Es ist nurnoch ein Symbol übrig! ES gewinnt immer mehr an Macht und wird zu einer immer größeren Gefahr!"

"Daniel, bitte", wimmerte Sam.

"Sobald es zwölf Uhr schlägt, werden wir alle tot sein!" schrie Daniel. "Dieses Grundstück ist ein einziges großes Grab. Wir werden die nächsten sein."

"Ich glaub dir geht es nicht gut!"

Daniel durchbohrte sie mit seinem Blick.

"Was willst du damit sagen?"

"Ich sage nur, dass dies alles deinem Geisteszustand nicht gut tut!"

"ICH BIN NICHT VERRÜCKT! WIR WERDEN STERBEN! ES IST DIE WAHRHEIT!!!"

"Red doch nicht so einen Unsinn!" erwiderte Sam, klang aber nicht sehr überzeugt von ihren Worten.

"Er hat Recht", flüsterte Jack und sah sie durchdringend an.

"Was?"

"Ich habe gelogen... über das Haus...", fuhr er fort. "Alle, die hier in den letzten achtzig Jahren gelebt haben, sind entweder auf mysteriöse Art und Weise gestorben, oder haben sich gegenseitig, oder sich selbst umgebracht.... Seit dieser.... wie hieß er doch...?"

"Wer?!" hakte Daniel mit zitternder Stimme nach.

"Der Mann auf dem Bild.... im Musikzimmer.... seit er hier gewohnt hat.... seit er hier ein Masaka angerichtet hat..."

Sam nahm Daniels Hand und biss sich auf die Lippen.

"Er hat seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder umgebracht.... die Dienerschaft getötet und seinen jungen Geliebten... einen Stallburschen... Er hat die Tiere, Hunde, Katzen, Pferde.... ausgeweidet an der Weide aufgehängt..... Seine Frau hat er eingesperrt und verhungern lassen, auf dem Dachboden.... seine Kinder hat er in den Keller gesperrt und ertränkt oder lebendig begraben.... die überlebenden Enkel fand man mit Stacheldraht an die Decke gehängt.... Dieses Monster ist immer noch hier... und all die Jahre hat er weiter gemordet und geschändet...."

Während Jacks Erklärung hatte niemand gewagt sich zu bewegen.

Niemand traute sich laut zu atmen.

"Seine Mordlust ist so gigantisch, dass sie ihn auch nach seinem Tod an diese Welt bindet.... Und nun versucht er uns zu töten! Daniel hat Recht. Er wird uns nicht gehen lassen. Er will uns... oder besser gesagt Daniel! Seinen ewigen Geliebten.....den Mann in dem er seinen geliebten Urenkel Daniel Maximilian Joseph Reyel wiederkennt........den Jungen, den er nicht hatte haben können, weil sein Vater ihn in den Tod mitgenommen hat."

Daniel und Sam klammerten sich an einander fest.

"Und Sie haben das die ganze Zeit gewusst, Sir?" fragte Sam entsetzt.

Jack nickte zögerlich.

"Jack, das ist pervers!" erwiderte Daniel.

"Aber es ist die Wahrheit! Er will dich Daniel! Und solange er dich nicht bekommt, lässt er keinen von uns laufen!"

Daniel sprang auf.

"Willst du etwa sagen, ich soll mich diesem Monster opfern?! Willst du mich einfach so verkaufen?!"

Jack schwieg.

"Glaubst du wirklich, er würde euch gehen lassen, nachdem er mich getötet hat?! Er würde mit euch weiter machen!"

"Genau das ist es!" erwiderte Jack. "Keiner von uns kommt hier raus! Es ist hoffnungslos!"

"NEIN!" schrie Sam. "Nein, das ist nicht wahr! Ich weigere mich das zu akzeptieren!"

"Deswegen werden wir gemeinsam einen Weg suchen, wie wir entkommen können", fügte Teal'C hinzu.

Daniel nickte.

"Noch hat er nicht die Macht uns zu töten. Noch ist er in dieses Gefäß gesperrt. Er kann dort nur zu bestimmten Zeiten heraus. Jemand muss ihn darin gebannt haben."

"Wieso nicht für immer?" fragte Sam.

Daniel schüttelte den Kopf.

"Vielleicht überstieg das seine Kräfte. Ich bezweifle, dass Reyel ein Mensch ist. Eher ein dämonisches Wesen, eine Göttergestalt vielleicht."

Sam hatte natürlich von ihrem Erlebnis mit dem Laptop erzählt.

Seit dem war Daniel nichtmehr zu halten.

Er hatte hunderte von Kerzen aufgetrieben und Jack genötigt fast dreihundert Teelichter zu kaufen.

Sie saßen nun im Musikzimmer.

Teal'C und Jack schoben auf Daniels Geheiß hin den Flügel auf die Seite.

"Was hast du vor?" fragte Sam, als Daniel seine Sachen auf dem Boden ausbreitete.

Die Teelichter, Streichhölzer, vier schwarze Kerzen, eine rote und eine blaue Kerze, Salz, Pfeffer, Räucherstäbchen, eine Schale Wasser, eine Schale vertrocknete Erde (man kann auch Salz nehmen), ein Blatt Papier und Stift, eine Schere, ein Kompass und ein langes Schwert, das er von der Wand über dem Kamin abgenommen hatte.

"Ich bereite alles vor. Ich habe eine Idee, die uns vielleicht retten wird", erklärte er.

Sam nickte hoffnungsvoll.

"Kann ich helfen?"

"Wir müssen einen möglichst großen doppelreihigen Kreis bilden", erklärte Daniel und gab ihr einen Beutel Teelichter.

Sie stellten die Kerzen in einer Zickzacklinie im Kreis auf.

Daniel nahm den Kompass und suchte Westen.

Innerhalb des Kreises stellte er die Teelichter in Form eines Pentagramms auf, mit der Spitze nach Westen.

Vor das große Fenster stellte er einen kleineren Kreis, links und rechts davon je drei kleine Kreise.

Die Schale Wasser, die Erde, die Räucherstäbchen und die Kerzen stellte er in den großen Kreis mit dem Pentagramm.

Die Erde in Richtung Norden, die Räucherstäbchen in Richtung Osten, die blaue Kerze in Richtung Süden und das Wasser in Richtung Westen.

Die große Rote Kerze stellte er in die Mitte und streute Pfeffer darüber.

Im ganzen Raum verteilte er Salz, vor allem auf den Türschwellen und vor den Fenstern.

Aus dem Blatt Papier schnitt er sechs kleine und ein großes Rechteck aus.

Auf das große malte er ein seltsames Symbol.

Darum einen Kreis in dem in möglichst gleichem Abstand Buchstaben standen.

"Mal das bitte auf die kleinen Blätter", sagte er und reichte Sam einen Stift.

Sam malte möglichst gekonnt das Bild ab, dass ein wenig an eine schiffförmige Burg erinnerte.

Sie besah sich die Buchstaben.

B E L I A L

"Was soll das heißen?" fragte sie.

"Belial, einer der Höllenfürsten, der Teufel", erklärte Daniel und kritzelte das Siegel auf das kleine Blatt auf seinen Knien.

"Höllenfürst?" fragte Jack.

"JACK!" rief Daniel und sah ihn mit etwas tierischem im Blick an.

"Gott wird uns nicht helfen! Die Dämonen werden es! Also halt die Klappe und hilf uns lieber! Wir kämpfen hier gegen etwas mächtiges, also holen wir uns mächtige Hilfe, klar? Auch wenn du es nicht glaubst, Belial ist ein Kumpel von mir!"

Daniel legte die Siegel in die Kerzenkreise vor dem Fenster.

Die schwarzen Kerzen stellte er zu je neunzig Grad Abstand um den großen doppelten Teelichtkreis.

"Trägt einer Silberschmuck? Ausziehen! Sam, hilf mir die Kerzen anzuzünden."

Nur zwei Teelichter lies Daniel unberührt.

"Stellt euch alle in den Kreis", befahl er.

Jetzt entzündete er auch die letzten beiden Kerzen.

Der Bannkreis war geschlossen.

Daniel nahm das Schwert in die Rechte Hand.

Jack stand neben ihm, Sam hinter ihm, Teal'C zu ihrer linken.

"Ihr dürft den Kreis auf keinen Fall verlassen, bis ich es euch sage!"

Daniel richtete die Schwertspitze auf das große Siegel.

"Ihr müsst mir nachsprechen, auch wenn ihr kein Wort versteht. Wichtig ist, dass ihr mit all eurer Seele an das glaubt, was wir hier tun!"

Sie nickten alle.

"Es kommt", flüsterte Sam.

Sie konnte es deutlich fühlten.

Sie spürte die Kälte und den Hass dieses Wesens.

"Wächter des Nordens, Wächter der Türme", sagte Daniel.

"Wächter des Nordens, Wächter der Türme", wiederholten alle.

"Ich bitte euch seit bei mir", fuhr er fort.

"Ich bitte euch seit bei mir."

Daniel drehte sich um neunzig Grad, ohne die Position der Schwertspitze zu verändern.

Die Anderen taten es ihm gleich.

Sie wiederholten die Beschwörung mit allen vier Himmelsrichtungen.

Etwas kräftiges krachte gegen die Türe.

Jetzt begann Daniel auf Lateinisch zu sprechen.

Sie sprachen alles nach.

Das einzige was Jack verstand war, Satanas luziferi exelsi.

Doch er sagte nichts.

Für ihn als Katholik war dies etwas unvorstellbares.

Nachdem der letzte Satz gesprochen war, fühlten alle plötzlich eine bedrückende Hitze um sich herum, die nicht von den Kerzen herrührte.

Sam hielt sich den Bauch, so schlecht fühlte sie sich.

Jack spürte deutlich wie hunderte von verschiedenen Gefühlen auf ihn einströmten.

Hass, Liebe, Verzweiflung, Verwirrung, Angst, Übelkeit.

Es war, als würde der Raum im astralen Sinne immer kleiner werden.

"Belial ich bitte dich!" flüsterte Daniel konzentriert. "Hilf uns und beschütze deinen Diener! Ich bitte dich Belial, mein Fürst!"

Sam ging in die Knie und übergab sich.

Teal'C hielt sie fest.

Jack hielt sich an Daniel fest.

Er fühlte sich mit einem Mal, als würde unglaubliche Energie ihn durchströmen.

"Daniel!" rief Teal'C und zeigte auf das Fensterbrett.

Daniel riss erschrocken die Augen auf.

Dort stand das Artefakt.

Sie hörten ein dumpfes, wütendes Grollen.

"Nein, du wirst uns nicht kriegen!" rief Daniel und wiederholte den Bannspruch.

Jack zitterte, seine Knie waren weich wie Wackelpudding.

Er fühlte die Präsens von etwas großem, dunklem.

Etwas, wovor er lieber die Augen verschließen würde.

Das Wesen wühlte in seinen Gedanken, suchte was ihm Angst machte.

Jack sah vor seinem geistigen Auge eine Hand nach seinem Herzen greifen.

Von fern hörte er Daniel sprechen, hörte ihn Belial um Hilfe bitten.

Irgendwo läutete eine Kirchglocke.

Eins.... Zwei..... Drei...... Vier.... Fünf...... Sechs.... Sieben...... Acht.......

Nein, nein bitte nicht! schoss es Jack durch den Kopf.

Neun..... Zehn...... Elf.....

Jack blinzelte.

Sein Blick fiel auf das Artefakt.

Zwölf.....

Das letzte Symbol verschwand und der Deckel wurde weggesprengt.

Funken, rote, grüne, weiße, blaue, stoben hervor.

Nebel kroch über den Boden.

Abermals wiederholte Daniel den Bannspruch.

Es stank plötzlich grässlich nach Tod und verdörrter Erde.

Jack hielt sich die Hand vor den Mund.

"Belial, mein Fürst! Ich leihe dir meine Kraft und meinen Körper!" flehte Daniel.

Es war als würde Daniel für einen Moment dunkler erscheinen.

Seine Schultern senkten sich.

Er sprach.

Doch es war nicht seine Stimme.

Auch war es keine menschliche Sprache.

Es hörte sich an, als könne ein Mensch solche Laute gar nicht von sich geben.

Teal'C hielt noch immer Sam fest.

Er fühlte wie sich grenzenlose Dunkelheit über sein Herz legte.

Schattenhafte Wesen huschten über die Wände, den Boden, die Decke.

Wieder hörten sie dieses dumpfe, hasserfüllte Grollen.

Mit einem licht- und lautlosen Blitzschlag entwich alle Energie aus ihren Körpern.

Die Düsternis verschwand aus ihren Herzen und aus dem Zimmer.

Sam schaffte es mit Teal'Cs Hilfe wieder auf die Beine.

Mit zittriger und schwacher, aber normaler Stimme, entlies Daniel Belial und die Wächter der Türme.

Er kniete sich nieder und pustete einige Teelichter aus.

Jack half ihm, sich zu setzen.

"Wir leben noch", keuchte Sam. "Wir sind am Leben!"

Sie weinte überglücklich.

Teal'C sah sich prüfend im Zimmer um.

Die Teelichter nahe den Siegeln und an der den Siegeln zugewandten Seite des Kreises hatten sich verfärbt.

Sie waren nichtmehr weiß sondern braun, gelblich, blauviolett oder gar grau.

Daniel sank schwer atmend in Jacks Arme.

"Das hast du gut gemacht", flüsterte Jack und drückte ihn.

Eine schwere Last fiel von ihm.

Teal'C hob das zerborstene Artefakt hoch.

Es war ausgebrannt und zerbröckelte unter seinen Händen.

"Ist es jetzt vorbei?" fragte er.

Jack atmete tief durch.

Die neugewonnene Energie schwand rasch wieder aus seinem Körper und er fühlte sich todmüde.

Sam hatte sich wieder beruhigt und gähnte.

Auch Daniels Atem wurde plötzlich ruhig.

"Hey Danny, nicht hier einschlafen", scherzte Jack erleichtert, müde aber glücklich.

Er stupste Daniel an.

Doch Daniel regte sich nicht.

"Daniel!" rief Jack ängstlich und schüttelte ihn. "Daniel! Wach auf! Mach keinen Unsinn!"

Er hatte Belial, einem gefallenen Engel und Höllenfürsten seinen Körper überlassen für einen schweren mentalen Kampf.

Die Erschöpfung forderte jetzt ihren Tribut.

"Daniel, es ist doch alles vorbei! Wir sind gerettet!" flehte Sam.

"Wir wollten doch gemeinsam nach hause gehen", flüsterte Jack. "GEMEINSAM, Danny. GEMEINSAM!!"

Doch Daniel reagierte nicht.

Ein letzter Atemzug entwich seinem Körper und er sank leblos in sich zusammen.

Jacks fürchterlicher, gequälter Schrei hallte durch das nachtschlafende Dorf..........
 

Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-02-26T15:52:00+00:00 26.02.2006 16:52
also, ich hab deine geschichte mit spannung verfolgt. ich bin ja eigentlich kein horror-fan, aber ich konnte mal wieder die finger nicht davon lassen. das mit dem pferd fand ich schon echt hart oder als daniel dann unter wasser gezogen wurde. wenn die das verfilmen würden, würde ich, glaube ich, die ganze zeit nur schreien.
lustig fand ichs, als daniel sagte: auch wenn du es mir nicht glaubst, belial ist ein kumpel von mir. das fand ich lustig.
das ende fand ich voll traurig, weil ich nämlich ein großer daniel-fan bin. naja, vielleicht lebt er jetzt in einer anderen daseinsebene weiter.


Zurück