Zum Inhalt der Seite

my little darlin

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

her picture

Huhu,
 

lest einfach und schreibt nen Kommi, dat wär nett.
 

serena-chan
 

PS: JEPPEE!! Meine Gänsefüßchen sind wieder da! *sich mega freu* Brauch also nicht mehr dauernd den ganzen Text noch mal zu durchforsten und alles per mühsamer Handarbeit zu ändern. Danke, danke, danke!
 

PPS: a special thanks an PrincessofLight und Bunny_T, die mich bei meiner anderen story "Angels story" *kleine Schleichwerbung mach* wieder aufgebaut haben. Trotzdem, sorry, leuts, ich werd sie erstmal auf Eis legen und vielleicht irgendwann mal wieder aus der hintersten Schublade meines PC's (da, wo die ganzen anderen vergeblichen Versuche auch gelandet sind) auskramen.
 


 

1. Kapitel
 

"Mama, guck mal, was ich für dich gemalt habe!" Mit einem Bild in der Hand kommt meine Tochter auf mich zu gestürmt. Ich lege meine Arbeit beiseite und drehe mich zu ihr. Lächelnd sehe ich sie an. "Seyra, Schatz, zeig mal her, was du mir da schönes gemalt hast!" Mit freudestrahlenden Augen hält sie mir das Bild entgegen. Vor Aufregung hüpft sie immer wieder vor mir auf und ab. "Das hab ich ganz alleine gemacht." Stolz zeigt sie auf sich, wobei die zahlreichen Farbkleckse auf ihrem Pullover und Hose zum Vorschein kommen, und deutet dann auf das Bild. "Das da, das bist du, Mama, und daneben, das bin ich, siehst du?" Ich betrachte mir die zwei Personen genauer. Die beiden stehen dicht beieinander. Dann wandert mein Blick zu der dritten Person auf dem Bild, zu der die kleinere der beiden anderen glücklich aufsieht. "Und wer ist das, mein Schatz?" Ich deute auf den Unbekannten. "Das, das ist Papa! Ich wünsche mir so sehr, dass er hier bei uns ist! Wo ist er, Mama? Wieso habe ich ihn noch nie gesehen?"
 

Mein Herz setzt aus. Wie versteinert starre ich auf das Bild, das krampfhaft in meinen eiskalten Händen liegt. "Mama? Was hast du denn?" Seyras verunsicherte Stimme schreckt mich aus meiner Starre. Mit einem beruhigendem Lächeln sehe ich auf sie hinunter, auch wenn es in meinem Inneren ganz anders aussieht. "Nichts, mein Schatz, es ist alles gut. Du... du solltest dich zum Schlafen fertig machen, es ist schon spät und längst Schlafenszeit für dich. Ich komme gleich nach und decke dich zu, ok?" Wieder fröhlich wie zuvor rennt sie aus dem Zimmer und ich höre ihr Herumwuseln in ihrem Zimmer. Kaum bin ich wieder allein, verschwindet mein falsches Lächeln. Mein Blick haftet auf dem Bild, starrt mit leeren Augen auf die Person, die zärtlich die Hand der kleineren Person hält und die IHN verkörpert.
 

Wie so oft in den letzten Jahren liege ich spät abends in meinem Bett, zusammengekauert. Zahllose Tränen rennen mein Gesicht hinunter. Auf meinem Bett liegen verschiedene Sachen verstreut, herausgenommen aus einem kleinen Karton. Erinnerungen an die Vergangenheit, an glückliche Zeiten, Erinnerungen an ihn, an die Person, an die zu denken, mein zerbrochenes Herz immer wieder aufschreien lässt. Wie so oft scheitert mein Versuch, ihn aus meinem Leben zu verbannen, ihn nicht mehr Teil meines Lebens sein zu lassen, doch wie kann das funktionieren? Sehe ich ihn doch Tag täglich vor mir, in den Augen seiner Tochter, ihren Gesten, ihrem Lachen.

Vor Seyra und allen anderen spiele ich die glückliche Mutter, aber nachts kann ich diese Maskerade nicht mehr aufrecht halten, nachts, wenn das Licht der Dunkelheit weicht und ich meinen Gefühlen und Gedanken hilflos ausgeliefert bin. Dann kann ich diese heile Welt, die ich für sie aufgebaut habe, nicht mehr aufrecht erhalten und alles stürzt ungehindert auf mich ein, Erinnerungen, Gefühle, Sehnsüchte. Stunden später falle ich von diesem Zusammenbruch geschwächt in einen traumlosen Schlaf und morgens fängt alles wieder von neuem an, der vergebliche Versuch, die Maskerade, der Zusammenbruch, alles, Tag für Tag.
 

Am nächsten Morgen sitze ich in der Küche mit einer Tasse Kaffee vor mir. Es ist noch alles ruhig und die Sonne lugt gerade über den Horizont, so dass ihre ersten Sonnenstrahlen die Baumwipfel berühren. Auf dem Baum nahe unserem Haus begrüßt ein kleiner Vogel den neuen Tag, während in der Ferne ein Hund kurz aufbellt. Diese Zeit des Tages liebe ich am meisten. Es ist wie ein neuer Anfang, das Gestern rückt in weite Ferne und mit ihm, der Kampf und die stille Verzweiflung und ich kann neue Kraft schöpfen.
 

Langsam hebe ich meine Hand und trinke meinen Kaffee aus. Seine Wärme gleitet meine Kehle hinunter und breitet sich in meinen gesamten Körper aus. Dann stehe ich auf, stelle die leere Tasse ins Spülbecken und schleiche mich leise in das Zimmer meiner Tochter. Durch die Rollläden dringen die Sonnenstrahlen ins Zimmer und erhellen ihr kleines schlafendes Gesicht. Einen Moment bleibe ich stehen und betrachte dieses Bild. Ihre langen braunen Haare liegen zerzaust auf dem Kissen und ihre Hand hat sich wie immer ihren kleinen Plüschhasen gekrallt, den sie dicht an sich drückt. Eine unglaubliche Wärme steigt in mir auf. Die Liebe zu ihr erfüllt mein ganzes Sein und lässt mich alles negative, alle Sorgen und Ängste vergessen.
 

Ich gehe zu ihrem Bett und streiche ihr sanft über die Wange. "Seyra, Schatz, du musst aufstehen! Wir wollen doch heute auf den Weihnachtsmarkt. Komm steh auf, Onkel Ryo kommt auch bald uns abholen!" Verschlafen öffnet sie ihre braunen Augen, doch schon bei Ryos Namen ist sie hellwach. "Onkel Ryo kommt? Onkel Ryo kommt!" Sekunden später liegt ihr kleiner Stoffhase, ein Geschenk Ryos, einsam und verlassen im Bett, während seine Eigentümerin im Zimmer aufgeregt hin und her hüpft und einen Tanz aufführt, wobei das ,Onkel Ryo kommt' wie ein Kanon immer wieder von ihr wiederholt wird.
 

Eine halbe Stunde später habe ich es endlich geschafft, die Begeisterung meiner Kleinen etwas zu bändigen und sie zum Anziehen zu bewegen. Trotz ihrer 4 Jahre hat sie jetzt schon einen eigenen Geschmack in Sachen, was sie heute anziehen will, besonders wenn es dabei um Ryo geht. Sie liebt ihn einfach abgöttisch, was auf Gegenseitigkeit beruht. Ryo Kame, mein bester und fast einziger Freund. Wenn ich ihn nicht hätte, nicht gehabt hätte in den letzten 5 Jahren, ich glaube, ich hätte schon längst aufgegeben. Er war es, der immer für mich da gewesen ist, mir zugehört hat, mich getröstet und wieder aufgebaut hat. Selbst nachdem ich gemerkt hatte, dass ich schwanger war und der Vater von heute auf morgen nichts mehr von mir wissen wollte, ohne mir einen Grund zu nennen, war Ryo für mich da gewesen und hatte zu mir gehalten.
 

Voll beladen mit Frühstückssachen decke ich gerade den Tisch, als es an der Tür schellt und Seyra zur Tür hastet. Mit einem Lächeln widme ich mich dem Tischde-cken weiter und Sekunden später höre ich ein vergnügtes Aufschreien meiner Toch-ter und ein tieferes, nicht weniger leises Lachen. Bildlich stelle ich mir die beiden vor: meine Tochter, wie sie die Tür aufreist und Ryo, wie er hinter der Ecke versteckt hervorschnellt, sie mit lautem Getöse ergreift und in die Luft wirbelt, was von ihr mit einem vergnügten Quietschen belohnt wird. Das anschließende Herumpoltern zeigt mir, dass die beiden auf den Weg in die Küche sind. Ich blicke erwartungsvoll auf und sehe einen großen und einen kleinen Kopf um die Ecke lugen. Dieses Bild sieht einfach zu göttlich aus und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. "Morgen, Ryo! Ich werde die Beschwerden meiner Nachbarn über Ruhebelästigung am frühen Morgen wie immer an dich weiterleiten, ok? Obwohl sie sich schon daran gewöhnt haben müssten. Ich hoffe, du hast Hunger mitgebracht, ich habe extra frische Brötchen gebacken."
 

Der große Kopf grinst mir entgegen, als er auf mich zu kommt und mir die noch heißen Brötchen abnimmt und ihren Duft in sich aufnimmt. Wie immer stelle ich etwas frustriert fest, dass ich ihm nur bis zum Kinn reiche und mir wird wieder einmal bewusst, wie klein ich doch bin. Seine schwarzen Wuschelhaare fallen ihm etwas ins Gesicht, als er sich über die Brötchen beugt und genüsslich seine Augen schließt. "Sue, das riecht wie immer köstlich! Hab extra das dritte Brötchen zu Hause liegen gelassen, damit noch etwas bei dir reinpasst." Schelmisch grinst er mir entgegen und ich kann wieder dieses Funkeln in seinen Augen sehen, das seinem markantem Gesicht etwas schelmisches und jungenhaftes verleiht. Schnell stelle ich die restlichen Sachen auf den Frühstückstisch und zünde noch eine Kerze an, damit alles ein gemütliches Flair erhält. Seyra kann wie immer kaum still sitzen und redet unaufhörlich auf Ryo ein und erzähl ihm haarklein, was sie alles die letzte Woche im Kindergarten gemacht hat.
 

Für Außenstehende mag dies wie eine kleine, glückliche Familie wirken, aber wie so oft trügt der Schein. Wir waren weder eine Familie, noch war ich glücklich, hängt SEIN Schatten doch über allem, was ich mache, was ich erlebe. Nein! Ich will jetzt nicht an ihn denken! Ich will die Stimmung nicht zerstören. Um auf andere Gedanken zu kommen, höre ich dem Gespräch der beiden wieder zu. "... und dann hat die Kindergartentante uns eine Geschichte über den Weihnachtsmann vorgelesen. Wir durften uns alle auf den Boden legen und Plätzchen gab es auch! Kamui hat sich gleich drei genommen, was ich sehr unhöflich fand und das hab ich ihm auch gesagt. Dann wurde er wieder frech zu mir und hat mir die Zunge rausgestreckt und das hat mich soo wütend gemacht, dass ich die ganze Zeit nicht mehr mit ihm geredet hab." Seyra macht ein verärgertes Gesicht, als sie sich daran zurückerinnert, während Ryo sich ein Lachen nicht verkneifen kann. "Du scheinst diesen Kamui sehr zu mögen, oder? Er muss ja etwas ganz besonderes sein, wenn du dich so um ihn kümmerst." Das aufgebrachte Gesicht meiner Tochter lässt mich jetzt auch schmunzeln. Ihre Wangen sind leicht gerötet und verärgert blitzt sie Ryo an. "Ich? Den mögen? Nie und nimmer! Den einzigen, den ich mag und später mal heiraten werde, bist doch du, Onkel Ryo!" Jetzt kann ich mich nicht mehr zurückhalten und muss laut loslachen bei dem Ge-sicht, das Ryo macht. Doch schon hat er sich wieder gefangen, steht auf, kniet vor meiner Tochter nieder und nimmt ihre kleine Hand in seine. "Dann, meine kleine Dame, kann ich es kaum erwarten, bis es soweit ist! Aber bis dahin wirst du mir doch gestatten, mich auch mit einer anderen Frau zu amüsieren? Deine Mama möchte schließlich auch ein wenig Spaß haben und den hat sie nur mit mir!" Und schon habe ich mich bei seinen Worten verschluckt und versuche krampfhaft, wieder Luft zu bekommen. Meine Tochter, in der gleichen feierlichen Pose wie Ryo, schaut ihn mit ihren großen Augen an. "Ok, ich erlaube es dir. Aber nur mit Mama und wenn ich alt genug bin, dann heirate ich dich!" Jetzt erst wird mein Hustenanfall und mein verzweifelter Versuch, Luft in meine Lungen zu pumpen, von den beiden bemerkt, und Ryo klopft mir hilfreich auf den Rücken, bis ich mich wieder beruhigt habe.
 

Nachdem alle Brötchen verputzt sind, stehe ich auf, um den Tisch abzudecken und lasse Wasser zum Spülen einlaufen. Trotz meiner Einwände hilft mir Ryo und stellt die Wurst und den Käse in den Kühlschrank zurück. Ich kann mich einfach nicht gegen ihn behaupten, immer ziehe ich den kürzeren. Manchmal habe ich das Gefühl, ich rede gegen eine Wand, so starrköpfig kann er sein. Auch diesmal gebe ich mich geschlagen und akzeptiere seine Hilfe, da Widerspruch ohnehin nichts nützen würde. Wir wollen sowieso rechtzeitig losgehen, damit wir frühzeitig auf dem Weihnachts-markt sind und nicht in das Gedränge am Nachmittag hineingeraten. Schnell krempele ich mir meine Arme hoch und beginne, die Tassen abzuwaschen. Seyra steht, mit einem Trockentuch bewaffnet, neben mir. "Was ist denn das für ein Bild? Das kenne ich ja noch gar nicht?" Ich drehe mich in seine Richtung, um zu gucken, welches er meint, das am Kühlschrank befestigt ist, während Seyra zum ihm hin rast und ihm begeistert alles erzählt. "Das habe ich gestern für Mama gemalt. Das in der Mitte bin ich und daneben, das ist Mama." Ryo deutet auf die dritte Person. "Und das bin ich, stimmt's?" "Nein, das ist mein Papa. Du kannst doch nicht mein Papa sein, du bist doch mein Bräutigam! Die Kindergartentante hat gesagt, wir sollen das malen, was wir uns am meisten wünschen und ich wünsch mir, dass mein Papa an Weihnachten bei Mama und mir ist. Ich werde dieses Jahr auch ganz viele Plätzchen für den Weihnachtsmann hinstellen, damit mein Wunsch auch ganz bestimmt in Erfüllung geht. Mein Papa ist bestimmt ganz doll lieb und dann sind wir eine glückliche Familie, wie bei Kamui."
 

Erstarrt stehe ich da, die halbsaubere Tasse immer noch in meiner Hand. Mein Herz setzt bei den Worten meiner Tochter aus. Schlägt es eigentlich noch weiter? Ich weiß es nicht. Ich starre mit leerem Blick auf das Bild. Ich habe nicht gewusst, dass Seyra es an den Kühlschrank gehängt hat, habe gehofft, es nie mehr zu sehen. Trotz des warmen Spülwassers sind meine Hände eiskalt und die Kälte zieht durch meinen gesamten Körper. Meine zitternden Hände, die sich um die Tasse gekrallt haben, können sie plötzlich nicht mehr halten und mit einem lauten Klirren zerbricht sie in Tausend Stücke. Schnell bücke ich mich, um die Scherben aufzuheben und murmele etwas wie: "ich werde das schnell aufräumen. Seyra, geh nicht zu nah hier her, du könntest sonst in eine Scherbe treten!" Selbst in meinen Ohren hört sich meine Stimme leer und ausdruckslos an. Ich spüre Ryos Blick auf mir, weiß, was ich in seinen Augen sehen würde, würde ich aufblicken. Aber das kann ich nicht, ich habe einfach nicht die Kraft dazu, das in seinen Augen zu sehen. Ich kann deutlich die Unsicherheit in Seyras Stimme hören, als sie auf mich zukommen will. "Mama..." "Komm, Seyra, du wolltest mir doch noch dein Geschenk für Kamui zeigen. Deine Mama schafft den Abwasch auch ohne uns." Ich höre ihre trippelnden Schritte zu ihrem Zimmer und wie die Tür hinter ihnen leise geschlossen wird. Immer noch bin ich von meinen Gefühlen gefangen und versuche, ihnen Herr zu werden, vergeblich. Ich merke gar nicht, wie sich die Scherben in meine Hand bohren und das Blut mein Ge-lenk hinab rinnt.
 

So, das war der erste Streich und der zweite folgt sogleich. (naja, müsst euch auf das zweite Kap noch etwas gedulden, aber keine Angst, hab's schon fix und fertig *sehr stolz auf mich bin*. Müsste also nicht alzu lange dauern, liegt halt bei euch.)
 

serena-chan

a christmas fair dream

So, stelle endlich das 2. Kapitel on. Hab ja lange damit warten lassen *gomen*. Aber vielleicht seid ihr mir nicht mehr böse, wenn ich euch sage, dass ich heute das 4. und 5. fertig und das 6. Kap begonnen hab *seeeeeehr stolz auf mich bin*. Tja, wozu so ein Tag auf der Arbeit nicht alles gut sein kann, wenn Chef nicht da ist und man nix zu tun hat *gg*!

Ok, Spaß beiseite, will euch nur damit sagen, dass ihr auf das nächste Kap wegen Schreibblockade o.ä. nicht warten braucht. Und wenn ihr mir fleißig ganz doll viele Kommis schreibt, gehts auch schnell weiter.
 

*euch durchknuddel*
 

serena-chan
 

~ a christmas fair dream ~
 

2. Kapitel
 

Die ganze Straße duftet nach Weihnachtssachen und fröhliche Weihnachtsmusik flutet uns von überall her entgegen. Seyra ist so aufgeregt, dass sie Ryo an jeden Stand und zu jedem Karussell zieht. Auch wenn es zu komisch aussieht, wenn er mit ihr auf dem rosa Pferd sitzt und etliche Runden mit dem Karussell drehen muss, bleibt mein Gesicht ausdruckslos. Zwar versuche ich besonders vor Seyra, fröhlich zu wirken, aber mir ist alles andere als fröhlich zumute. Ihr Bild von heute morgen, das Bild von IHM, hat meine ganze Kraft verbraucht und es fällt mir immer schwerer, meine Fassade aufrecht zu erhalten. Aber ich muss stark bleiben! Ich möchte Seyra nicht den Tag kaputt machen, sie hat sich so darauf gefreut, mit Ryo auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Sie darf von all dem nichts merken. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass sie glücklich aufwächst, ohne Probleme, ohne Sorgen.
 

Die beiden kommen gerade von dem Süßigkeitenstand wieder. Seyra, voll bepackt mit drei kleinen Tüten, strahlt mich überglücklich an. Ich versuche ein Lächeln und verstecke meine Gefühle wieder hinter meiner Maske. "Da hast du ja richtig zugeschlagen, Seyra! Da wird sich der Zahnarzt aber freuen. Ich hoffe, du isst das nicht alles auf einmal auf und lässt deiner Mama auch etwas." Sie kramt kurz in ihren Tüten und hält mir dann zufrieden einen Lutscher mit Lakritzgeschmack entgegen. "Da, Mama, der ist für dich! Hab ich extra für dich ausgesucht." Immer noch lächelnd nehme ich mein Geschenk entgegen, obwohl ich Lakritz eigentlich überhaupt nicht mag. Dann drückt sie mir die restlichen Tüten in die Hand, damit ich sie in die Tasche stecken kann, und greift schon wieder nach Ryos Hand. "Komm, Onkel Ryo! Mit dem Karussell da hinten sind wir noch nicht gefahren!" Doch unerwartet stellt er sich nun gegen ihr Ziehen. "Diesmal musst du auf mich verzichten, Prinzessin. Ich muss mich erst mal ein wenig von der letzten Fahrt erholen und bleibe bei deiner Mama. Wir gucken dir zu, wie du auf dem kleinen Pferdchen reitest, ok?" Sie zieht einen Schmollmund und kurzzeitig befürchte ich, dass sie anderweitig versucht, ihren Willen durchzukriegen, da ihre Augen verdächtig feucht glänzen. Aber Ryo kniet sich augenblicklich zu ihr hinunter und flüstert ihr etwas ins Ohr, was sie wieder aufleuchten lässt. Mit einem fröhlichen "Bis gleich, Mama!" ist sie auch schon wieder verschwunden. Ich blicke ihr hinterher, wie sie zu dem Karussell rennt und sich in die kleine rosa Kutsche setzt.
 

"Das Bild heute morgen hat dich ganz schön mit genommen." Eine Feststellung, keine Frage. Seine Stimme klingt jetzt ganz anders als gerade noch, als er mit Seyra gesprochen hat; ernst, sachlich. Sofort spüre ich wieder diesen Kloß in meinem Hals, der es mir unmöglich macht, zu sprechen. Würde ich jetzt meinen Mund aufmachen, ihm in die Augen sehen, ich könnte die Gefühle nicht mehr aufhalten und würde zusammenbrechen, auf diesem Weihnachtsmarkt, inmitten von Hunderten von Leuten. Um die Kontrolle zu bewahren, presse ich meine Fingernägel in meine Handflächen. Aber ein stechender Schmerz lässt mich augenblicklich zurückzucken. Ich blicke auf meine Handfläche. Mehrere kleine Schnitte haben sich gebildet, an denen verkrustetes Blut klebt. Jetzt erst erinnere ich mich wieder an die Scherben in der Küche. Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie sich in meine Hand gebohrt hatten. Bevor ich meine Hand wieder verstecken kann, hat Ryo schon danach gegriffen und betrachtet sich die Einschnitte. Ich kann sehen, wie sein Blick sich verfinstert und ich habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. "Es ist nicht so, wie es aussieht! Ich habe mich an den Scherben von der Tasse heute morgen geschnitten, das ist alles. Ich habe es nicht mal gemerkt und weh tut es auch nicht, also zieh nicht so ein Gesicht!"
 

Sein Kopf schnellt in die Höhe und sein finsterer Blick trifft auf mich. "Ach ja, ich soll mir keine Sorgen machen? Wenn du erst eine Tasse fallen lässt, was mehr als untypisch für dich ist, dich dann an den Scherben schneidest, ohne es zu merken und noch nicht einmal das Blut an deiner Hand bemerkst, habe ich allen Grund, mir Sorgen zu machen! Ich dachte, wir hätten das alles schon hinter uns! Ich dachte, du hättest alles überwunden, hättest IHN überwunden!" Nun bin ich es, deren Gesicht sich verfinstert. Wie konnte er nur!? "Was weißt du denn schon, was ich durchgemacht habe, was ich Tag täglich durchmachen muss? Du weißt nicht, wie es ist, mit einem Schatten zu leben, der einen nie loslässt! Immer wieder versuche ich, IHN aus meinem Leben zu bannen, aber wie soll ich das machen, wenn ich ihn jede Sekunde meines Lebens vor mir sehe, jedes mal, wenn ich Seyra ansehe, blickt er mir entgegen. Wie kann ich da von ihm loskommen?"
 

Erschrocken halte ich mir die Hand vor den Mund, nicht, weil ich bei jedem Wort immer lauter geworden bin und Ryo schon fast angeschrieen habe. Vielmehr haben mich meine Worte selbst erschreckt. Ich liebe Seyra doch! Sie kann doch nichts dafür, dass sie so aussieht. Wie kann ich ihr einen Vorwurf machen? Und sie ist MEINE Tochter, nicht seine, auch wenn er der Vater ist. Er wollte nichts von ihr wissen, ist einfach verschwunden und hat mich schwanger allein gelassen.
 

Jetzt erst komme ich wieder zur Besinnung und blicke Ryo das erste mal seit langem wieder richtig an. In seinen Augen kann ich Besorgnis und Trauer erkennen und meine harten Worte von eben tun mir augenblicklich leid. "Entschuldige, ich wollte dich nicht anschreien. Ich wollte das nicht sagen. In letzter Zeit ist mein einziger Schutz vor meinen Gefühlen Gegenwehr, wobei ich nicht darauf achte, wen es trifft. Es tut mir leid! Ich habe Angst, dass es einmal Seyra trifft, aber ich kann einfach nicht mehr! Jeden Tag wird es schwieriger, diese Fassade aufrecht zu erhalten, aber ich möchte nicht, dass Seyra darunter leidet. Sie kann doch nichts für all das, was ihre Mutter verbockt hat!"
 

Ich werde an einen warmen Körper gezogen. Sanft hält Ryo mich in seinen Armen und streicht mir beruhigend über den Rücken. "Sue, du hast nichts verbockt! ER hat es, nicht du. Sieh, was du alles geschafft hast: du hast dir dein eigenes Leben aufgebaut und bist von allem selbstständig. Du hast eine eigene Wohnung, eine gute Arbeit und eine wunderbare Tochter, die jeder sofort in sein Herz schließt, wenn er sie sieht. Viele hätten schon viel eher aufgegeben, aber du nicht. Ich weiß, dass es hart für dich war, besonders die letzten fünf Jahre, aber du musst dir immer wieder vor Augen halten, was du bis jetzt schon alles erreicht hast. Du kannst wirklich stolz auf dich sein, glaub mir! Hätte ich vorher gewusst, was für ein Kerl ER ist, hätte ich... ich weiß nicht, was ich gemacht hätte; ihn windelweich geschlagen oder dich von ihm weg gezerrt, um dich vor ihm zu schützen. Stattdessen konnte ich einfach nur an deiner Seite sein, als es zu spät war, dich unterstützen und dir wieder Mut geben."
 

Jetzt beginnen meine Tränen trotzdem zu fließen, still, leise. 2Shh, nicht weinen! Es ist alles gut." Er drückt mich noch näher an sich, wiegt mich leicht hin und her. "Was hältst du davon, eine Woche mal so richtig auszuspannen? Du nimmst dir Urlaub und ich nehme Seyra zu mir, damit du dich so richtig erholen kannst. Fahr durch die Gegend, schreib dir alles von der Seele, mache einen Marathon-Einkauf durch etliche Geschäfte der Stadt oder klatsche dir Dutzende Schlammpackungen ins Gesicht; alles so'n Frauenzeug halt, damit es dir dann wieder besser geht. Was meinst du?" Bei seiner Darstellung kann ich mir ein schwaches Lächeln nicht verkneifen. Ryo weiß einfach immer, wie man mich wieder auf andere Gedanken bringt. Bei seiner Art kann ich einfach nicht anders, als wieder bessere Laune zu bekommen. Trotzdem habe ich Bedenken. "Ich weiß nicht... Seyra wird dir nur eine Last sein, so aufgeregt, wie sie dann sein wird, weil sie eine ganze Woche bei dir sein darf. Außerdem kann ich doch nicht einfach alles so stehen und liegen lassen."
 

Plötzlich spüre ich eine sanfte Hand an meinem Kinn, die meinen Kopf hebt, so dass ich ihm nun in die Augen sehe, in denen wieder dieses Funkeln aufgetaucht ist. "Keine Widerrede, du hast sowieso keine Chance gegen mich, ich dachte, das hättest du in all den Jahren, seit wir uns kennen, gemerkt. Außerdem ziehen deine Ausreden bei mir nicht. Seyra wird mir keine Last sein, das weißt du ganz genau. Ich weiß schon, wie man sie handhaben muss, so dass sie wie der kleine Engel ist, nach dem sie aussieht. Das hat sie nämlich von ihrer Mama, sie weiß ich auch zu handhaben, so dass sie mir wieder eines ihrer Lächeln schenkt."
 

Wieder hat er es geschafft und ich kann einfach nicht anders, als genau das zu tun. Seine Worte sind ein Flüstern, nur für mich bestimmt. "Siehst du, es geht doch! Ich kenne dich besser als du selbst. Du weißt gar nicht, wie deine Umgebung zu strahlen beginnt, wenn du lächelst und wie sehr dein Lächeln mein Herz berührt, auch wenn ich es in letzter Zeit viel zu selten sehen durfte." Meine Augen weiten sich und mein Herz schlägt plötzlich doppelt so schnell wie zuvor. Wieso fühlt es sich plötzlich so an, als wären hundert Schmetterlinge in meinem Bauch?
 

So lange ist es her, dass ich dieses Gefühl in mir gespürt habe. Wie oft habe ich mich nach dieser Wärme gesehnt, mir gewünscht, dieses Kribbeln noch einmal spüren zu können. Seine dunklen Augen halten mich fest, machen es mir unmöglich, mich abzuwenden. Langsam nähert sich sein Gesicht dem meinen, beobachtet mich, auf jede kleinste Regung von mir achtend, die Widerwillen, Ablehnung, Angst andeuten könnte. Aber es kommt nichts von mir. Bewegungslos stehe ich still, weder zurück schreckend noch entgegenkommend. Er ist nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt und mein Herz schlägt so wild, dass es jeder in einem Umkreis von 5 Metern hören müsste. Langsam schließe ich meine Augen, warte auf den Moment, in dem sich unsere Lippen berühren.
 

"Mama! Hallo! Guck mal, wen ich im Karussell getroffen habe!" Ich schrecke zurück und blicke in die Richtung, aus der Seyra gerade freudestrahlend auf uns zugerannt kommt, hinter sich herziehend, kann ich ihren kleinen Kindergartenfreund Kamui erkennen. Ich drehe meinen Kopf wieder zu Ryo, deren Augen unverwandt auf mich gerichtet sind. Auch sein Herz geht rasend, was ich an seinem schnellen Atmen erkennen kann. Aber der Augenblick ist zerstört, dieser magische Moment, in dem ich fast meinen besten Freund..., in dem WIR uns fast... Nein, es ist alles zu verwirrend, die Situation, meine Gefühle.
 

Seyra ist inzwischen bei uns angekommen. Ihr Gesicht strahlt und man kann erkennen, wie sehr es sie freut, ihren kleinen Freund getroffen zu haben. "Seyra, mein Schatz, wie war denn das Karussellfahren? Wie ich sehe, bist du ja nicht allein gefahren. Hallo Kamui, sind deine Eltern auch hier?" "Hallo, Frau Toshiba. Meine Eltern sind schon wieder nach Hause gegangen. aber sie haben mir erlaubt, mit Seyra noch ein bisschen hier herumzulaufen. Eigentlich wollten sie sie erst noch fragen, ob das ok ist, aber sie mussten sofort los, da meine Oma plötzlich sehr krank geworden ist und ins Krankenhaus muss."
 

Plötzlich spüre ich den intensiven Blick meiner Tochter auf mich gerichtet. "Mama, wieso stehst du denn so nah bei Onkel Ryo? Und wieso hält er dich so fest?" Mein Gesicht beginnt, zu glühen und ich weiß ganz genau, dass ich gerade einen hochroten Kopf haben muss. Ruckartig löse ich mich aus Ryos Umarmung und weiche einige Schritte von ihm zurück. Ich traue mich nicht, Seyra noch Ryo in diesem Moment anzusehen und tue stattdessen so, als würde ich etwas in meiner Tasche suchen.
 

Dann höre ich Ryos Stimme, der die Situation einfach überspielt. "Du bist also der berühmte Kamui, von dem ich schon so viel gehört habe! Es ist mir eine Ehre, dich kennen zulernen! Weißt du eigentlich, dass kein Tag vergeht, an dem Seyra nicht von dir spricht? Du musst ihr ganz schön den Kopf verdreht haben." Nun war es an den beiden Kindern, rot zu werden, Kamui vor Schamgefühl, Seyra vor Wut. Verärgert blitzt sie Ryo an. "Onkel Ryo! Wie kannst du nur so etwas sagen? Ich habe dir doch gesagt, dass ich von diesem Keksklauer nichts wissen will und dass du der einzige bist, den ich später heiraten werde!" Der arme Kamui tut mir augenblicklich leid. Während ihrer Worte ist er kreidebleich geworden und bei den Worten ?Ryo? und ?heiraten? trifft sein wütender Blick auf Ryo, der diesen amüsiert bemerkt hat.
 

Eigentlich habe ich vor gehabt, Seyra gleich von Ryos Vorschlag, eine Woche bei ihm zu bleiben, zu erzählen, aber würde ich das machen, würde ich dem armen Kamui endgültig das Herz brechen, während meine Tochter den ganzen Tag wie eine Klette an Ryo hängen würde und ihren kleinen Freund augenblicklich vergessen hätte. Also beschränke ich mich auf ein Lächeln und warte damit, bis wir wieder zu Hause sind.
 

Das war der 2. Streich und der 3. folgt (wenn ihr mir kräftig Kommis schreibt)sogleich!
 

serena-chan

unwanted memories

Und wieder ist es soweit und das nächste Kap ist da. Sorry, dass ich diesmal in der Zeit gesprungen bin und wieder in der Vergangenheit schreibe, aber da das Kap nun mal in der Vergangenheit spielt, halte ich es für richtig. Wie dem auch sei, viel Spaß beim Lesen wünsch ich euch.
 

Widmung: an Astreia und aqualight, die mir beim letzten Kap als einzige nen kommi da gelassen haben *euch besonders durchknuddel und die anderen böse anguck*
 

serena-chan
 


 

3. Kapitel
 

~ unwanted memories ~
 

Es ist soweit. Ich stehe in der Tür meiner Wohnung und winke meiner Kleinen und Ryo ein letztes mal zu, als sie in sein Auto steigen und davonfahren. Seyra war so aufgeregt gewesen, dass sie überhaupt nicht einschlafen konnte und mir den ganzen gestrigen Abend die Ohren heiß geredet hat. Auch das traditionelle Herumtoben der beiden an der Tür war heute besonders ausgiebig und laut, so dass ein, zwei Nachbarstüren verstohlen aufgegangen waren, um zu sehen, was da so ein Radau machte. Ich glaube, einige dachten, Ryo würde Seyra irgendetwas antun, so wie sie geguckt hatten, aber mit meinem Lächeln zeigte ich ihnen, dass alles ok war.
 

Es ist komisch, Ryo benimmt sich mir gegenüber so wie früher, als wäre dieser eine Moment auf dem Weihnachtsmarkt nie da gewesen. Wie kann er so normal wirken und seine Gefühle scheinbar abschalten, während ich einfach nicht mehr weiß, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll! Durch diesen Moment, seine Worte an jenem Tag, hat sich unsere Beziehung grundsätzlich verändert und ich kann nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen. Im Gegensatz zu ihm, er hat anscheinend keine Probleme damit. Bin ich ihm doch nicht so wichtig, wie ich an diesem Tag geglaubt habe, oder hat er das alles nur gesagt, um meine Laune wieder zu bessern? Sind das alles nur leere Worte gewesen? Aber was ist dann mit dem Kuss? Wir HÄTTEN uns geküsst, wäre Seyra nicht gewesen. Ich verstehe das alles nicht!
 

Bevor die Nachbarn wieder komisch zu gucken beginnen, gehe ich wieder in meine Wohnung und schließe die Haustür hinter mir. Es ist seltsam, so ohne Seyra zu sein, ungewohnt und so still. Aber das ist ja auch Sinn der Sache, ich soll von allem einmal abschalten, auch von Seyra. Trotzdem vermisse ich sie jetzt schon, obwohl sie erst zehn Minuten weg ist.
 

Ich setze mich ins Wohnzimmer. Nun gut, was soll ich die Woche über machen, um mich zu entspannen? Eine Woche! Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal eine ganze Woche Zeit nur für mich gehabt habe. Das muss vor Seyras Geburt gewesen sein. Ein Bild steigt in meinem Kopf auf. Ich gehe mit meiner Schultasche in der Hand die Straße entlang. Ryo, ebenfalls in seiner Schuluniform, die ihm immer etwas zu klein und Gegenstand unzähliger Witze und Sticheleien meinerseits gewesen war, geht neben mir her und wir verabreden uns für den nächsten Tag.
 

~ Flashback ~
 

"Puh, bin ich froh, dass wir diese blöden Prüfungen endlich hinter uns haben. Ich dachte schon, das würde nie zu Ende gehen!" Stöhnte ich und blickte ein letztes mal auf meine Schule, die ich ab jetzt nie mehr betreten würde. Tschüß und auf nimmer Wiedersehen! "Ganz ist es noch nicht vorbei, oder hast du den Abschlussball schon wieder vergessen? Außerdem brauchtest du dir doch keinen Stress zu machen, du warst doch diejenige, die sich so gut vorbereitet hatte und alles im Schlaf aufsagen konnte, oder verwechsele ich dich gerade mit einer anderen 18-jährigen Sue Toshiba, die gerade ihren Abschluss bestanden hat?" Ich grinste ihm schelmisch an. "Schon gut, schon gut! Ich bin ja ganz still und sage nichts mehr. Ich habe aber nicht vergessen, dass du mich zum Abschlussball abholen wolltest und die ganze Zeit an mir kleben willst. Und ich hoffe, DU hast unsere Verabredung heute nicht vergessen!" Ryo blieb stehen und setzte sein berühchtigtes Unschuldsgesicht auf. "Unsere Verabredung? Heute? Was denn für eine Verabredung?" Das gab es doch nicht! Er hatte doch tatsächlich unsere Verabredung vergessen, die wir schon in der 7. Klasse getroffen hatten, dass wir nach unseren Abschlussprüfungen zusammen etwas unternehmen wollten! "RYOOOO!! Das kann doch nicht wahr sein! Sag nicht, dass du unsere Verabredung vergessen hast, auf die wir uns seit Jahren freuen!" Mit erhobener Faust und finster blitzenden Augen ging ich auf ihn zu, während er vorsorglich einen Laternenmast zwischen uns brachte.
 

Schelmisch grinste er mir entgegen. "Ruhig Blut, Brauner! Wie könnte ich unsere Verabredung vergessen, wenn ich mich mir seit der 5. Klasse nichts sehnlicher wünsche, als dich einmal richtig auszuführen, mit Smoking und sündhaft teurem Essen und so." Über diesen Witz konnte ich noch nicht einmal lachen. "Ha ha, mach dich nur über mich lustig! Du wirst schon sehen, was du davon hast. Also, was ist jetzt mit heute abend? Hast du dir schon was überlegt, was wir machen?" Ryo trat langsam wieder hinter seinem Schutz hervor. "Gut, wenn du nicht willst, bestelle ich den Tisch im Ritz halt wieder ab!" Ich verdrehte genervt meine Augen. "Spaßvogel. Also?"
 

Wir gingen wieder weiter. "Ich hab mir überlegt, ich erbarme mich deiner und gehe mit dir ins Kino in den neuen Film, den du so gern sehen wolltest. Siehst du? Ich kann auch nett und zuvorkommend zu dir sein, wenn es notwendig ist. Ich setze mich bewusst und nur für dich der drohenden Gefahr aus, meinen Ruf zu verlieren, wenn ich in so einem Schnulzenfilm gesehen werde! Danach hab ich gedacht, gehen wir irgendwo hin und trinken etwas oder so. Akzeptabel?" Ich strahlte ihn an. "Du gehst echt mit mir in den neuen Film? Oh, danke, danke, danke, danke!" Ich schmiß mich ihm überglücklich an den Hals und gab ihn eine meiner Bärenumarmungen für spezielle Augenblicke. Dann löste ich mich von ihm und rannte die Straße hinunter. Nach ein paar Metern drehte ich mich noch einmal zu ihm um. "Also bis nachher, ja? Wir treffen uns dann vor dem Kino!" rief ich ihm zu, winkte zum Abschied und war auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden, so dass ich sein hochrotes Gesicht seit der Umarmung nicht mehr bemerkt hatte.
 

Ich sah zum 20-zigsten mal auf meine Uhr. Es war mittlerweile Viertel vor acht. Die 20 Minuten, die ich bis jetzt vor dem Kino auf Ryo gewartet hatte, kamen mir wie Stunden vor und meine Laune glich immer mehr einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Natürlich, wie konnte es auch anders sein, war bei meinem Handy der Akku leer, so dass ich ihn noch nicht einmal anrufen konnte. Neidisch und immer schlechter gelaunt blickte ich den Leuten hinterher, die schwatzend das Kino betraten. Eigentlich hatte ich vor gehabt, jetzt eine von ihnen zu sein und gemütlich mich in einem Kinosessel zurückzulehnen mit einer riesen Tüte Popcorn vor mir. Stattdessen stand ich vor dem Kino wie bestellt und nicht abgeholt und wartete mir einen Wolf. Wo blieb dieser Kerl bloß? Na super, jetzt schlossen sie die Türen, so dass keiner mehr das Kino betreten konnte. Wurde also doch nichts, mit meinem Lieblingsfilm. Ryo würde eine seeehr gute Entschuldigung brauchen, um das alles zu erklären.
 

"Entschuldige, ich habe dich beobachtet, wartest du auf jemanden?" Ich drehte mich um. Vor mir stand ein gutaussehender junger Mann, der mir auf Anhieb sympathisch war. "Nun, eigentlich war ich hier mit jemanden verabreden, aber das wird wohl heute nichts mehr." Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das mich augenblicklich dahinschmelzen ließ. "Wenn du nichts vorhast, können wir ja etwas trinken gehen, wenn du magst!" Sofort war meine Laune wieder auf Höchststufe. Sollte Ryo bleiben, wo der Pfeffer wächst, ich würde nicht ewig auf ihn warten. Außerdem hatte er somit eine kleine Gnadenfrist, in der er sich gut überlegen konnte, was er mir als Entschuldigung für heute abend auftischen konnte.
 

Ich setzte mich mit meinem Begleiter in ein kleines Café in der Nähe, das ich noch überhaupt nicht kannte. Aber der gemütliche Flair gefiel mir auf Anhieb und ich beschloss, hier in Zukunft öfter her zu kommen. Unser Tisch stand am Fenster, so dass ich ab und zu mal nach draußen gucken konnte, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ryo doch noch auftauchen würde. Fünf Minuten später hatten wir unseren Eiskaffee vor uns stehen und wir unterhielten uns über alles mögliche.
 

An diesem Abend hatte ich sehr viel von Marek, so hieß mein neuer Bekannter, erfahren und auch ich erzählte viel mehr von mir, als ich es normalerweise gegenüber Fremden tat. Wir verstanden uns einfach super!
 

Stunden später standen wir vor dem Haus meiner Eltern. Er hatte darauf bestanden, mich nach Hause zu bringen, da, wie er sagte, eine junge Frau um diese Uhrzeit nicht mehr allein unterwegs sein sollte. Alles war dunkel und nur der Mond erhellte unsere Gesichter. "Ich fand es sehr schön heute Abend." Ich lächelte ihm entgegen. "Mir geht es genauso und ich würde mich freuen, wenn wir das wiederholen könnten. Du bist mir gleich vor dem Kino aufgefallen und ich musste dich einfach ansprechen. Ich hätte es mir nie verziehen, hätte ich dich, ohne dich anzusprechen, davon ziehen lassen." Mein Herz schlug wie wild, während seine tiefbraunen Augen mich gefangen hielten und ich in ihnen zu ertrinken drohte. Sein Gesicht kam mir immer näher, bis es nur noch wenige cm von meinem entfernt war. Seine Stimme glich einem Flüstern. "Auch wenn du mich dafür vielleicht hassen wirst, ich muss das einfach tun!" Und schon berührten seine Lippen meine. Erst überrascht stand ich stocksteif da, aber dann entspannte ich mich und erwiderte den Kuss. Seine sinnlichen Lippen fuhren über meine, nahmen sie vollkommen in Beschlag, erforschten, eroberten sie.
 

Von da an waren wir unzertrennlich. Es verging keine Minute am Tag, in der ich nicht bei ihm war oder zumindest an ihn dachte. Ich schwebte einfach im 7. Himmel! Auch Ryos Einwände und Vorwürfe konnten daran nichts ändern. Er fühlte sich etwas hinten an gestellt, besonders, als ich ihm gesagt hatte, dass ich mit Marek auf den Abschlussball wollte und ihn deswegen um Verständnis bat. Die folgenden Monate sahen wir uns immer seltener, da ich immer mehr Zeit bei Marek verbrachte und schon praktisch bei ihm wohnte, so oft, wie ich bei ihm übernachtete. Ich war nur froh, dass die ganzen Prüfungen schon hinter mir lagen, da ich ansonsten nichts auf die Reihe bekommen hätte und womöglich durchgefallen wäre. Aber ich glaube, das wäre mir in dem Moment egal gewesen, Hauptsache ich war bei Marek. In Gedanken sah ich mich schon als seine Frau und stellte mir vor, wie es wäre, mit ihm verheiratet zu sein.
 

Dann kam jener Tag, der Tag, an dem sich alles schlagartig änderte.
 

Langsam ging ich die Treppen zu Mareks Wohnung empor. Doch diesmal strahlte ich nicht überglücklich über das ganze Gesicht wie sonst, wenn ich diese Treppen hochging. Diesen Morgen war ich bei einem Arzt gewesen, der mir bestätigt hatte, was ich selber schon befürchtet hatte. Nun war ich vor seiner Tür angelangt und stand bewegungslos vor ihr. Unschlüssigkeit und Angst spiegelten sich auf meinem Gesicht wider. Plötzlich öffnete sich die Tür und Marek blickte mir überrascht entgegen. "Sue! Was machst du denn hier? Ich wollte eigentlich gerade los." Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und richtete meinen Blick stattdessen auf seinen Pullover. "Ich...ich muss mit dir reden. Es ist wichtig." Er schien kurz zu überlegen. "Ok, die andere Sache hat auch noch ein paar Minuten Zeit. Komm rein!" Er hielt mir die Tür auf und ich schlüpfte hinein. Er ging schon mal ins Wohnzimmer, während ich langsam meine Schuhe und Jacke auszog. Dann ging ich zu ihm.
 

Jetzt war es soweit! Wie sollte ich nur anfangen? Erwartungsvoll sah er mich an. Mittlerweile waren bereits 5 Minuten vergangen und immer noch wusste ich nicht, wie ich ihm das sagen sollte. "Du wolltest mir etwas sagen." Seine Stimme klang drängend und das gab mir einen Ruck. "Ja, ich... ich war heute bei einem Arzt, weil mir doch in letzter Zeit so oft übel war und er hat meine Vermutung bestätigt. Marek, ich... ich bin schwanger."
 

Jetzt war es draußen. Ich hatte es ihm gesagt. Ich traute mich nicht, zu ihm aufzuschauen. Bitte, sag doch etwas! Sag, dass alles gut werden wird, dass du zu mir halten wirst!
 

Doch nichts kam, keine liebevollen Worte, keine zärtliche Umarmung. Nun blickte ich doch zu ihm auf, und was ich in seinen Augen sah, erschreckte mich. Seine Worte klangen eiskalt in meinen Ohren. "Konntest du nicht besser aufpassen? Musstest du mir ein Blag an den Hals hängen? Ich wollte eigentlich noch ein bisschen Spaß haben in meinem Leben!" Seine Worte stachen mir ins Herz. So dachte er darüber? So dachte er über mich? Tränen bildeten sich in meinen Augen, als ich seine nächsten Worte hörte. "Scheiße! Ich muss hier raus! So?n Fuck!" Das Türenknallen dröhnte wie ein Kanonenschlag in meinen Ohren. Aufgelöst brach ich auf den Boden zusammen und weinte, wie nie zuvor in meinem Leben.
 

Stunden später verließ ich seine Wohnung. Marek war nicht zurück gekehrt. Mit roten Augen und verheultem Gesicht lief ich durch die Straßen, ohne zu gucken, wohin ich lief. Wäre ein Auto gekommen, hätte ich es nicht bemerkt. Ich weiß nicht mal, ob ich in diesem Moment zur Seite gesprungen wäre. Wäre es nicht besser, einfach auf der Straße stehen zu bleiben und auf das nächste Auto zu warten, das allem ein Ende macht? Mein Leben war ein Trümmerhaufen! Wie sollte ich da noch weiterleben?
 

Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen. Ich wollte nicht, dass jemand mein verheultes Gesicht sah und wollte schnell weiter gehen. "Sue! Warte doch!" Ich drehte mich wieder um. Ryo! Ich hatte nicht bemerkt, dass ich gerade in Ryo rein gerannt war. Aber ihn wollte ich noch weniger, mein verweintes Gesicht sehen lassen. Doch bevor ich mich wieder umdrehen und davon rennen konnte, hatte er mich schon am Arm gepackt und drehte mich in seine Richtung. Es fiel mir immer schwerer, die Kontrolle zu behalten und ich merkte, wie mir wieder die Tränen in den Augen standen. "Was hat er dir angetan?" Seine Stimme klang gepresst vor unterdrückter Wut und sein Griff um meinen Arm verhärtete sich. Und dann konnte ich nicht mehr. Meine Gefühle nahmen wieder überhand und die mühsam zurückgehaltenen Tränen bahnten sich jetzt ungehindert einen Weg meine Wangen hinunter.
 

Eine halbe Stunde später saß ich in seinem Zimmer. Glücklicherweise waren seine Eltern gerade im Urlaub, da sie sonst nur Fragen gestellt hätten, die ich nicht beantworten wollte. Ich erzählte ihm alles, von Angang an. Sein ausdrucksloses Gesicht verfinsterte sich, als ich zu dem Punkt kam, was heute passiert war. "Dieser Mistkerl! Erst dir das antun, und dann noch nicht einmal dazu stehen!" Wieder lösten sich ein paar Tränen und liefen meine Wangen hinunter. "Was soll ich denn jetzt machen, Ryo? Was soll aus mir werden? Ich weiß nicht weiter. Mein ganzes Leben ist zerstört!" Er setzte sich wieder neben mich, nachdem er bei seinem Wutausbruch aufgesprungen war, und legte beruhigend eine Hand auf meinen Arm. "Keine Sorge! Beruhige dich jetzt erst einmal. Morgen werden wir noch einmal zu diesem Mistkerl hin gehen und mit ihm reden. Und wenn er immer noch nicht einsichtig ist, werde ICH mit ihm reden, darauf kannst du Gift nehmen! Ich möchte, dass du weißt, dass ich egal was auch geschieht, zu dir halten und für dich da sein werde." Ich warf mich ermattet aber trotzdem erleichtert in seine Arme. "Danke, Ryo!"
 

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu Mareks Wohnung. Ryo hatte versucht, mich mit seinem Kompliment, ich sähe schrecklich aus, abzulenken, aber erfolglos. Meine Gedanken kreisten immer wieder um den gestrigen Tag. Was war, wenn Marek genauso reagieren würde, wie gestern? Was, wenn er nichts mehr mit mir zutun haben wollte? Wie sollte ich das alles allein schaffen? Diese Fragen hatten mich die ganze Nacht nicht los gelassen, so dass ich kein Auge zu gemacht hatte und sich dunkle Ringe unter meinen immer noch roten Augen gebildet hatten.
 

Ich hatte bei Ryo geschlafen, da er darauf bestanden hatte und mich nicht nach Hause gehen lassen wollte. Ich war ihm dafür dankbar gewesen, ich hätte es auch nicht ertragen, allein in meinem dunklen Zimmer zu sitzen. Stattdessen hatte er sich die Luftmatratze geholt, während ich in seinem Bett schlafen durfte. Ich hatte gemerkt, dass er auch noch lange Zeit wach gewesen war, aber ich wollte nicht mit ihm reden. Außerdem spürte ich, dass es ihm genauso ging. Ich wusste, dass es ein ziemlicher Schlag für ihn gewesen sein musste, und das musste er erst einmal verdauen, auch wenn er nach meiner Beichte seine Gefühle hinten an gestellt hatte und sich vollkommen auf mich konzentriert hatte. Irgendwann war er dann doch noch eingeschlafen, was ich an seinem gleichmäßigem Atmen gemerkt hatte, aber ich konnte einfach nicht schlafen. Zu viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, hielten mich die ganze Nacht wach.
 

Wir waren an seinem Haus angekommen und ich konnte Ryos vorsichtigen Blick auf mich gerichtet spüren. Aber noch hatte ich mich unter Kontrolle, obwohl mein Herz wild zu schlagen, anfing und nur schwer ein Zittern unterdrücken konnte. Zum Glück trat gerade jemand aus dem Haus, so dass wir hineingehen konnten. Langsam stiegen wir die Treppe hoch, Ryo hinter mir, als Stütze oder damit ich keinen Rückzieher machen konnte, konnte ich nicht genau sagen. Ich klopfte an seiner Tür. Nichts geschah. Ich geriet langsam in Panik und drückte auf die Klingel, erst einmal, dann ein zweites mal. In der Wohnung blieb es ruhig. Gerade, als meine Nerven endgültig zu zerreißen drohten, öffnete sich eine Tür und ich blickte einem Nachbarn entgegen. "Oh, sie sind es, junges Fräulein. Ich habe mir schon so etwas gedacht, als ich die Türklingel gehört habe. Aber ich muss sie enttäuschen, ihr Freund ist nicht mehr hier. Hat einfach ein paar Sachen gepackt heute morgen und ist los. Sieht ganz danach aus, als würde er auch nicht mehr wieder kommen. Tut mir leid, Mädchen!" Aufrichtiges Mitleid blickte mir in seinen Augen entgegen.
 

Aber das war alles zuviel. Ich... meine Gedanken waren wie ausradiert. Ich taumelte, konnte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte. Langsam stolperte ich Schritt für Schritt rückwärts, suchte Halt, einen Anker, an dem ich mich festhalten konnte. Es gab keinen. Ich musste hier weg, weg von seiner Wohnung, seinem Haus. Ich drehte mich um und rannte die Treppe hinunter, ohne dass ich die Stufen richtig sehen konnte, da unzählige Tränen in meinen Augen brannten.
 

~ Flashback Ende ~
 

So, dies war der dritte Streich usw... Würd mich über ein paar kommis von euch freuen, BITTEEEEEE!!!!
 

(denkt nicht, dass ich verzweifelt bin oder so *gg*)
 

serena-chan

here again and already gone

So Leute, hier ist der langersehnte 4. Teil der ff. Aber bevor ihr zum Lesen kommt:
 

*Glitzerfummel anzieh und auf Bühne steh*
 

Möchten wir Astreia auf die Bühne bitten, einen herzlichen Applaus für die Dame, bitte!
 

*auf Bühne zerr, Blümchen übereich*
 

Für meine neue Betaleserin, damit ich von nun an voller Stolz meine fehlerfreien Kaps anbieten kann. Und wenn sich doch noch welche eingeschlichen haben sollten, kann ich es jetzt auf dich schieben ^.^! Danke, danke, danke!!
 

*dich durchknuddel, dann dich von Bühne wieder zerr*
 

So, nun aber zu dem, worauf sie alle gewartet haben: We.. äh, I proudly present:
 

4. Kapitel
 

~here again and already gone ~
 

Es ist Samstag. Heute würde Seyra wieder kommen und ich kann es kaum erwarten, sie wieder in meinen Armen zu halten. In dieser Woche, die sie bei Ryo gewesen war, habe ich sie sehr vermisst, obwohl es auch mal ganz angenehm war, ein paar ruhige Tage zu haben. Zum Fünften mal blicke ich auf die Uhr. Halb zehn. In einer halben Stunde würde mein normales Leben wieder beginnen und der Trott des Alltags mich wieder einholen. Aber ganz würde es nicht wieder wie vorher sein. In dieser Woche habe ich über vieles nachgedacht und mein bisheriges Leben Revue passieren lassen. Ryo hat Recht, statt mich immer wieder gegen das Leben zu stellen sollte ich es hinnehmen, wie alles gekommen ist und dankbar für alles sein. Das habe ich endlich begriffen. Von nun an würde ich nicht länger meiner Vergangenheit nachtrauern und mein Leben verfluchen sondern endlich anfangen zu leben. Ich habe genug Zeit damit verschwendet, mir selber im Weg zu stehen.
 

Bereits heute morgen habe ich gespürt, dass ich endlich meinen Frieden mit der Vergangenheit gefunden habe. Heute war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mehr als nur 4-5 Stunden geschlafen und mich nicht in den Schlaf geweint habe. Stattdessen bin ich erst um 8 Uhr aufgewacht und die Sonnenstrahlen und das Vogelgezwitscher vor meinem Fenster haben mich fröhlich begrüßt. Bei meiner Lieblingsmusik bin ich dann ausgiebig duschen gegangen und mir war es egal, ob die Nachbarn meine schrägen Töne hören konnten, als ich aus vollem Halse mitgesungen habe. Kurz habe ich überlegt, ob ich einen kleinen Morgenspaziergang machen soll, aber da es schon kurz vor neun Uhr war, habe ich mich dann dagegen entschieden und beschlossen, später mit Seyra raus zugehen. Vielleicht würde Ryo uns ja begleiten.
 

Ryo. Sofort kommt mir wieder der Tag auf dem Weihnachtsmarkt in den Sinn und ein seltsames Kribbeln steigt in meinem Bauch auf. Ich muss lächeln bei dem Gedanken an ihn. Ryo, mein bester Freund, oder vielleicht doch mehr? Würden wir überhaupt zusammen passen? Was, wenn es zwischen uns doch nicht funktioniert? Was wäre dann mit unserer Freundschaft? Ich könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Würde ich diesen Schritt wagen, die Gefahr in den Wind schlagen, dass ich meinen besten Freund verlieren könnte? Und was würde Seyra sagen? Sie liebt ihn abgöttisch, das sieht man auf den ersten Blick. Aber würde sie ihn auch als Vater und Mann ihrer Mutter akzeptieren? Hatte sie nicht letzte Woche erst gesagt, sie wolle ihn, wenn sie groß ist, heiraten? Aber das sind nur Kinderträume, weiter nichts. Trotzdem wäre es für sie eine große Umstellung.
 

Ich schüttele meinen Kopf. Nein, weg mit diesen Gedanken! Ich sollte nichts überstürzen. Schnell stelle ich die restlichen Sachen auf den gedeckten Frühstückstisch. Zufrieden betrachte ich alles. Gut, alles ist fertig. Die Brötchen warten im Ofen, die Frühstückseier müssen nur noch abgeschreckt werden und die Blumen, die ich gestern gekauft habe, stehen auch auf dem Tisch neben den Kerzen. Perfekt! Wieder wandert mein Blick auf die Uhr. Kurz vor zehn, jetzt müssten sie jeden Moment kommen. Voller Erwartung beginnt mein Herz schneller zu schlagen.
 

Die Türklingel schreckt mich aus meinen Gedanken. Schnell gehe ich die Tür aufmachen. "MAMA!" Überglücklich fällt mir meine Kleine in die Arme und ich drücke sie fest an mich. Es tut so gut, sie wieder bei mir zu haben. Auch sie scheint mich sehr vermisst zu haben, wie ich an ihrem festen Druck merken kann. Ich schließe meine Augen und genieße diesen kostbaren Augenblick und ein warmes Gefühl durchflutet meinen Körper.
 

Nach einigen Minuten löse ich unsere Umarmung und lasse die beiden erst einmal reinkommen. Ryo, der Seyras kleinen Koffer in der Hand hält, bückt sich und hebt ihren Plüschhasen auf, den sie bei unserem Wiedersehen einfach fallengelassen hat. Glücklich lächele ich ihn an und wieder kann ich dieses Funkeln in seinen Augen sehen. "Kommt rein, ihr beide, der Frühstückstisch ist schon fertig. Es gibt frische Brötchen und deinen Lieblingsaufschnitt, Seyra." "Juchuuu! Meine Bärchenwurst!" und schon ist der kleine Wirbelwind in der Küche verschwunden, während Ryo und ich ihr etwas gemächlicher folgen.
 

Ryo bleibt in der Tür stehen, so dass ich fast in ihn rein gerannt wäre. "Wow, du hast dir ja richtig viel Mühe gegeben! Ist was besonderes?" Er dreht sich zu mir und blickt mich verwundert an. "Nein, wieso? Ich hatte einfach Lust dazu! Ich bin nur so glücklich, dass Seyra wieder da ist. Ich habe sie in dieser Woche sehr vermisst. Außerdem fühle ich mich blendend, ich habe das Gefühl, dass ich endlich frei atmen kann." Ryo schenkt mir ein geheimnisvolles Lächeln, das in mir wieder dieses Kribbeln verursacht. Damit er mir nichts anmerkt, gehe ich schnell an ihm vorbei und setze mich an meinen Platz Seyra gegenüber, die schon die ganze Zeit ungeduldig auf uns wartet.
 

"Weißt du was, Mama, Onkel Ryo hat gaaanz doll viel mit mir unternommen!" Durch ihren vollen Mund kann ich sie kaum verstehen, aber ich unterdrücke den Impuls, sie zu belehren, dass man mit vollem Mund nicht spricht. Auch sie merkt, dass es sich mit leeren Mund einfach besser sprechen lässt und schluckt alles in Einem hastig hinunter, wobei sie sich fast verschluckt hätte. "Wir wollten eigentlich in den Tierpark, aber als wir da angekommen sind, haben wir erst gemerkt, dass er im Moment Winterpause hat und man keine Tiere sehen kann. Erst war ich ja ganz schön traurig, aber dann hat Onkel Ryo mich dafür zum Eisessen eingeladen und ich habe einen ganz großen Eisbecher bekommen. Der war so groß!" Ihre kleinen Hände schweben über den Tisch, um mir die überdimensionale Größe des Eisbechers zu demonstrieren. Ich muss schmunzeln. Kinder und Proportionen sind einfach zwei verschiedene Welten. Bei ihnen wird eine normale Schale plötzlich zwei Meter hoch und drei Meter breit.
 

Während ich noch in meinen Gedanken vertieft bin, fährt Seyra schon wieder mit ihrer Erzählung fort. "... und abends haben wir dann ganz doll viele Videos geguckt. Die habe ich noch gar nicht gekannt. Eins hieß..." ihre Stirn runzelt sich leicht, als sie versucht, sich an den Namen zu erinnern. Doch schon wenige Sekunden später hellt ihr Gesicht sich wieder auf. "... jetzt weiß ich's wieder! Arielle! Da ging es um eine kleine Meerjungfrau, die einen Prinzen getroffen hat und ihn dann später sogar geheiratet hat. Und dann haben wir noch Aritokatzen (Anm: sie meint Aristocats, aber lass das mal eine 4-jährige aussprechen! ^.^ ) gesehen mit ganz vielen Katzen, die waren vielleicht süß! Außer der doofe Diener, der war ganz böse und wollte die Katzen entführen!" "Da hast du aber ganz schön viel an einem Tag erlebt, mein Schatz. Da fragt man sich doch, woher Onkel Ryo diese Videos hat." Mein Blick wandert zu Ryo, der etwas rot um die Nasenspitze geworden ist. "Äh, die hab ich von meiner kleinen Cousine ausgeliehen. Ich muss sie ihr aber noch zurück geben." Ich merke verschmitzt, wie er sich unter meinem bohrenden Blick zu winden scheint. "Ach ja, deine Cousine. Nur komisch, dass du noch nie etwas von ihr erzählt hast. Oder sind das nicht doch eher deine Videos. Ich glaube mich erinnern zu können, sie mal in deinem Zimmer gesehen zu haben, unter einem Haufen von Büchern und anderem Zeug." Sein Gesicht harmoniert in diesem Augenblick perfekt mit seinem roten Pullover. "Ähm... willst du nicht erzählen, wen wir gestern getroffen haben, Prinzessin?"
 

Seyra geht augenblicklich auf seinen Themenwechsel ein. "Genau, rat mal, wen wir gestern in der Stadt getroffen haben, Mama!" Ergeben akzeptiere ich den Themenwechsel und wende mich wieder meiner Tochter zu. "Du wirst es mir doch sicher gleich verraten, oder? Ich bin doch so schlecht im Raten." "Kamui! Und weißt du noch was? Er hat gefragt, ob ich nicht das Wochenende zu ihm kommen will! Seine Eltern haben wir schon gefragt und sie sind einverstanden. Bitte sag ja, Mama, bitte, bitte, bitte, bitte!" Ihr unwiderstehlicher Dackelblick, dem ich noch nie standhalten konnte, trifft mich. "Du willst deine Mama schon wieder allein lassen? Da bin ich aber ganz schön traurig, dass du mich so wenig lieb hast. Aber wenn Kamuis Eltern schon zugestimmt haben, kann ich wohl kaum nein sagen." Überglücklich wirft sie sich in meine Arme. "Danke, Mama! Ich werde ja nur das Wochenende nicht da sein und Sonntagabend bin ich dann wieder da, dann bist du nicht mehr allein. Außerdem kann sich Onkel Ryo doch heute um dich kümmern!"
 

Nun trifft ihr Dackelblick Ryo. "Wie kann man diesem Blick widerstehen! Natürlich werde ich mich um deine Mama kümmern, wenn du mich schon so darum bittest, Prinzessin. Ich weiß auch schon ganz genau, was wir unternehmen werden." Während seiner Worte lehnt er sich zu ihr hinunter und senkt seine Stimme, so als sollte ich nichts verstehen, aber nicht genug, da ich dennoch seine Worte verstehen kann. "Aber sag es keinem weiter: ich werde deine Mama heute entführen." Während seiner Worte blickt er mich an und zwinkert mir schelmisch zu. "Du willst meine Mama entführen?!" Entsetzt schreit Seyra ihm ins Ohr. Auf sein "Pshh" und heftiges Herumwinken, dass sie leiser sein soll, presst sie erschrocken ihre Hand vor den Mund, als würde sie somit verhindern, dass die Worte aus ihrem Mund entweichen können. Nur schwer kann ich mein Lachen unterdrücken. "Keine Angst, Schatz, ich habe nichts gehört, was Onkel Ryo mit mir vor hat." beruhige ich sie und sie nimmt erleichtert ihre Hand wieder von ihrem Mund.
 

Eine Stunde später stehen Ryo, ich und Seyras kleiner Koffer im Flur und warten auf meine Tochter. "Seyra, wir müssen uns beeilen, wenn wir um halb 12 bei Kamui sein wollen!" Aus ihrem Zimmer schreit mir Seyra entgegen. "Ich komme gleich, Mama! Ich muss mich doch schick machen für Kamui. Außerdem finde ich sein Geschenk nicht!" Ryos "Frauen, immer das Gleiche!" Gemurmel überhöre ich geflissentlich. "Schatz, das hast du doch vorhin mir gegeben, damit ich es solange halte, bis du fertig bist. Komm jetzt, wir müssen los!" Blitzschnell rast sie aus ihrem Zimmer, greift nach ihrer Jacke und rennt aus der Wohnung zum Auto.
 

Als Ryo und ich unten ankommen, wartet sie schon ungeduldig auf uns. "Wo bleibt ihr denn, ich warte schon Ewigkeiten auf euch!" Auch diesen Vorwurf von Seiten meiner Tochter überhöre ich und verabschiede mich von Ryo in aller Ruhe, der Seyras Koffer schon ins Auto gepackt hat. "Danke! wir sehen uns also heute Abend?" Mit einer galanten Bewegung schließt er den Kofferraum und wendet sich dann zu mir. "Ja, ich hole dich dann ab. Zieh dir was hübsches an, ja?" Fragend blicke ich ihn an, aber er hat sich schon nach Seyra umgedreht. "Tschüß, Prinzessin. Viel Spaß bei deinem kleinen Freund und mach mir keine Schande, ok?" Zum Abschied küsst er sie auf die Stirn und sie drückt ihn heftig. "Keine Sorge, Onkel Ryo, ich werde mich wie immer benehmen." "Genau das befürchte ich ja!" "Onkel Ryo!"
 

So, meine Damen und Herren, ich hoffe, es hat ihnen so sehr gefallen, wie mir und dass sie mich bald wieder beehren werden.
 

*verbeug, Vorhang zufallen lass*
 

*große Reklameschild aufleucht lass mit der Aufschrift: Zu der Kommi-Abgabe bitte hier entlang*

a never ending night

"Liebe Kinder gebt fein acht, die serena-chan hat euch was mitgebracht!" *von radio geklaut hab*
 

*das neue Kapitel stolz zeig*
 

*laute freudenschreie vom publikum ausstoß, aufgeregtes gemurmel zuflut*
 

He, seid mal nen bisschen leiser und beruhigt euch, sonst nehm ich es gleich wieder mit!
 

*noch lautere Rufe ertön, publikum immer näher komm*
 

Äh, das war nur ein Scherz, natürlich, ich würd euch doch nieee das neue Kap vor enthalten! *schluck, schwitz* Also, viel Spaß dammit!
 

5. Kapitel
 

~ a never ending night ~
 

Dunkelheit umhüllt mich. Doch ich nehme nichts wahr, nicht die Dunkelheit, nicht die Kälte im Zimmer. Ich sitze zusammengekauert auf dem Boden. Neben mir, die kleine Pappschachtel. Die Schachtel, die so viel verändert hat, mein Leben bestimmt hat und immer noch bestimmt.
 

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich sehe auf und blicke in Ryos Gesicht. Erneute Sorge spiegelt sich in seinen Augen wider. "Sue?" Meine tonlose Stimme hallt im Zimmer wider. "Heute ist der Tag, heute vor fast fünf Jahren. Heute..." Meine Stimme erstirbt. "Was war heute?" Ausdruckslos starre ich auf den kleinen Karton. "Heute vor fünf Jahren ist es passiert, ist mein Leben zerstört worden von nur einem Satz, einem Satz aus seinem Mund. Mein Leben zerstört, meine Träume zerbrochen..." Er zieht mich zu sich und umarmt mich sanft. "Sue, ich habe nicht gewusst, dass heute dieser Tag ist. Es tut mir leid! Ich wäre sonst nicht fort gegangen und hätte versucht, dich von deinen Erinnerungen abzulenken."
 

Eine vereinzelte Träne bahnt sich ihren Weg meine Wange hinunter. "Schon gut, du kannst ja nichts dafür. Ich dachte, ich hätte es diesmal endgültig überwunden. Nur als ich nach meinen Schuhen unter dem Bett gesucht habe, habe ich die Schachtel gesehen und da kamen die ganzen Erinnerungen wieder hoch." Er drückt mich noch näher an sich und seine Wärme gibt mir etwas Trost. "Ist schon gut. Wir schaffen das schon, zusammen."
 

Minuten vergehen, in denen wir still dasitzen und er mich einfach nur hält. Nicht gerade damenhaft ziehe ich meine Nase hoch. "Es tut mir leid, Ryo. Jetzt habe ich uns schon wieder den Abend verdorben. Aber nimm es mir nicht übel, mir ist im Moment nicht nach ausgehen oder einer Entführung oder was du sonst vor hattest." "Kein Problem, dann machen wir eben eine kleine Planänderung und bleiben hier. Du wirst jetzt erst mal ausgiebig duschen gehen oder auch baden, wenn du möchtest; das entspannt. Und ich werde in der Zwischenzeit etwas zu Essen für uns zaubern. Wäre doch gelacht, wenn ich nichts zustande kriege, bin schließlich bei mir auch noch nicht verhungert." Mit diesen Worten zieht er mich hoch und zerrt mich Richtung Bad.
 

Auch diesmal wehre ich mich nicht und nehme seinen Vorschlag widerspruchslos an. Ryo hat wie immer recht; das prasselnde Wasser auf meiner Haut tut einfach gut und mir geht es nach der Dusche schon wieder viel besser. Statt wieder mein Abendkleid anzuziehen, schlüpfe ich in meinen kuscheligen Bademantel. Auch meine Haare lasse ich so feucht, wie sie sind und binde sie nur zu einem einfachen Zopf zusammen. Als ich die Badezimmertür öffne, steigt mir ein köstlicher Duft in die Nase. Ich gehe in die Küche und erblicke Ryo am Herd, bewaffnet mit einem Pfannenwender und einem Teller in der anderen Hand. Neugierig schaue ich ihm über die Schulter und blicke in die Pfanne. "Na, nicht zu weit raus geschwommen? Es gibt Omelette à la Ryo mit Pilzen und Speck. So ziemlich das einzige, was ich hinkriege, ohne ein Chaos in der Küche anzurichten."
 

Zufrieden nimmt er die Teller und marschiert Richtung Wohnzimmer, aus dem leise Musik mir entgegen flutet. Ich folge ihm und bleibe dann überrascht in der Tür stehen. Der Tisch wird von zwei Kerzen erhellt und auch auf der Anrichte stehen einzelne Kerzen und lassen den Raum in einem warmen Licht scheinen. Ryo hat die Teller schon auf den Tisch gestellt und greift anschließend nach der Weinflasche. Alles sieht so vornehm... so romantisch aus.
 

"Da passt mein Outfit wohl nicht so ganz." Ryo blickt auf und lächelt mich an. "Ach quatsch, du siehst in allem umwerfend aus. Ich dachte, wir machen es uns etwas gemütlich. Los setze dich, oder hast du keinen Hunger?" Mein knurrender Magen beantwortet seine Frage augenblicklich und ich setze mich auf den angebotenen Stuhl.
 

Schweigend sitzen wir uns gegenüber und essen die Omelettes. Immer wieder spüre ich seine verstohlenen Blicke auf mir. Alles kommt mir so unreal vor, der Tag, dieses Zimmer, Ryo. Ich habe das seltsame Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein. Aber ich unterdrücke den Impuls, mich selbst zu zwicken. Will ich denn, dass dies nur ein Traum ist? Wollte ich denn aufwachen? Wieder spüre ich seinen Blick auf mir und wieder wünsche ich mir, ich hätte doch das Kleid statt des Bademantels angezogen. Hatte er das ernst gemeint, dass ich in allem umwerfend aussehen würde? Unwahrscheinlich, dass ich nach dieser erneuten Heulattacke umwerfend aussehe, aber andererseits weiß ich nicht, wann Ryo mich jemals angelogen hat.
 

Ich schenke mir ein neues Glas Wein ein. Eigentlich sollte ich aufpassen, dass ich nicht zuviel trinke. Aber andererseits; ist es wirklich so verkehrt, heute etwas mehr zu trinken als sonst? Wäre es nicht besser, diesen Tag, die Erinnerungen, alles zu vergessen, auch wenn es nur für wenige Stunden wäre? Ich habe sowieso schon mehr als sonst getrunken.
 

Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. "Sue? du schuldest mir noch etwas." Fragend sehe ich ihn an. Ich schulde ihm etwas? Ich habe mir doch gar nichts von ihm geliehen. "Damals, bei unserem Abschlussball hast du mir einen Tanz versprochen. Aber dann warst du ja... verhindert." Ich höre ganz genau, dass er eigentlich 'dann warst du ja mit IHM da.' sagen wollte. Leise fährt er fort. "Du bist nicht dazu gekommen, dein Versprechen einzulösen. Aber jetzt, jetzt bitte ich dich, dein Versprechen einzuhalten." Er steht von seinem Platz auf und kommt auf mich zu. Auffordernd streckt er mir seine Hand entgegen. "Möchtest du mit mir tanzen?" Reglos sitze ich da. Ja, ich hatte ihm wirklich versprochen, auf dem Ball mit ihm zu tanzen. Dann war ich aber mit Marek da gewesen und hatte nur Augen für ihn gehabt. Das hatte ich vollkommen vergessen. Ich lächele ihn an und lege meine Hand in seine. "Ja, ich möchte sehr gern mit dir tanzen."
 

Wir gehen an eine freie Stelle und er zieht mich zu sich. Seine Hand legt sich sanft um meine Taille. Es läuft gerade ein langsames, ruhiges Lied und wieder spüre ich dieses Kribbeln in mir aufsteigen, als ich in seine Augen sehe. Dieser Moment ist wie der auf dem Weihnachtsmarkt neulich, magisch, erwartungsvoll. Ich schmiege mich noch näher an ihn und lehne meinen Kopf an seine Schulter. Durch sein Hemd kann ich seinen Herzschlag spüren, schnell, unrhythmisch. Dann reißt mich seine leise Stimme aus meinen Gedanken. "Sue? Ich habe eigentlich vorgehabt, dich auszuführen und dir etwas zu sagen, das ich dir schon so lange sagen wollte." Ich öffne meine Augen und blicke zu ihm auf. "Ich habe nie den Mut gehabt und dann kam diese Sache mit... diesem Kerl dazwischen. Du warst so glücklich und ich glaubte, nicht das Recht zu haben, dein Glück zu zerstören, also habe ich es auch da nicht gesagt. Ich war zufrieden, dein Freund zu sein, dich zu unterstützen, zu trösten, auch wenn du nie mehr in mir sehen würdest.
 

Aber schon lange reicht es mir nicht mehr, nur dein Freund zu sein. Schon als wir uns das erste mal gesehen haben, warst du für mich die liebreizendste Person, die ich je gekannt habe. Dein offenes Wesen, deine ganze Art, haben sich seit dem ersten Augenblick in mein Herz gebrannt und sind bis heute dort. Was ich damit sagen will, Sue, auch wenn ich riskiere, unsere Freundschaft zu verlieren: aber seit dem ersten Augenblick unserer Begegnung liebe ich dich."
 

Mein Herz setzt aus. Ryo... Ryo liebt mich? Nach allem was er mit mir durchmachen musste?
 

Das warme Gefühl in meinem Magen nimmt zu. Ryo liebt mich. Wieder ist dieses Funkeln in seinen Augen aufgetaucht, dieses Funkeln, das nur für mich bestimmt ist. Jetzt erst weiß ich, was es bedeutet. "Ryo..." weiter komme ich nicht, da sein Finger sich sanft auf meinen Mund legt. "Shhh, nicht sprechen..." Mein Herz schlägt wie wild, während sich seine Lippen meinen langsam nähern. Ich kann seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren und schließe meine Augen.
 

Ein Stromstoß durchfährt mich, als sich unsere Lippen berühren. Ich schmecke seine weichen Lippen, schmecke ihn. Meine Hände wandern wie von selbst zu seinem Hals und umschlingen ihn. Eine unglaubliche Hitze steigt in mir auf, als ich seine Hände spüre, die meinen Rücken rauf und runter fahren. Ich öffne meinen Mund leicht und lasse seine Zunge meinen Mund erkunden. Auf sein sanftes Stupsen an meiner Zunge gehe ich augenblicklich ein und ein wildes Spiel entflammt zwischen uns, in dem es keinen Verlierer geben wird. Ein Keuchen entflieht mir, als seine Hand meinen Po umfasst. Die Leidenschaft zwischen uns nimmt von Augenblick zu Augenblick zu und das einzige, was ich noch wahrnehme, sind seine Küsse, seine Berührungen, seine Hände überall auf meinem Körper.
 

Mein Bademantel verhüllt schon lange nicht mehr meinen Körper und auch Ryos Hemd liegt auf dem Boden. Seine Hände wandern meinen Körper hinauf und legen sich auf meine Brüste, die sich ihm verlangend entgegen strecken. Mein Atem rast und mein gesamter Körper steht in Flammen. Seine Lippen wandern von meinem Ohrläppchen, an dem er kurz zuvor sanft geknabbert hat, so dass mir erregende Schauer den Rücken runter laufen, meinen Körper hinunter und hinterlassen eine heiße Spur. An meinen Brüsten angekommen umschließt er sie mit seinem Mund und beißt leicht an ihnen, was mich wieder aufkeuchen lässt. Währenddessen bahnt sich seine Hand weiter hinunter meinen Bauch hinab, meinen Schenkel hinauf. Der Gedanke, was gleich passieren wird, macht mich wahnsinnig und steigert meine Lust ins Unermessliche. Langsam fährt seine Hand meinen Schenkel wieder hinauf, bis sie bei meinem Slip ankommt und hinunter fährt. Mein Körper erschauert, als ich seine Hand spüre und das Pochen zwischen meinen Schenkeln verstärkt sich.
 

Leidenschaftlich küsse ich ihn und mein Hand, die bisher reglos auf seinem Körper gelegen hat, wandert nun hinunter zu seiner Hose. Wild zerre ich an seinem Gürtel, der mein Begieren, ihn zu öffnen, trotzig standhält. Endlich habe ich es geschafft und meine Hände wandern zu dem Reißverschluss.
 

Plötzlich spüre ich seine Hände auf meinen, die mich zurückhalten. Ich blicke zu ihm auf und sehe die unausgesprochene Frage in seinen Augen. Hat mein Körper ihm nicht schon längst meine Antwort gesagt? Ich lächle ihn an und meine zittrigen Hände befassen sich wieder mit dem Reißverschluss, bis auch dieses Hindernis beseitigt ist.
 

Und? Lasst ihr mich am Leben? Muss schließlich noch weiter schreiben und endlich das verflixte 12. Kapitel schreiben, das ich eingentlich am Donnerstag schon fertig hatte, aber in meiner Doof... äh, ich meine Verwirrtheit aus versehen ungesichert gelöscht hab von der Diskette *megadrop*.
 

Also, werd mich mal dransetzen, tschö
 

serena-chan

morning after

So, ihr süßen, endlich geht's weiter. Hatte ganz vergessen, dass Astreia, meine betaleserin, dieses Kap ja schon längst fertig hatte *dich ganz doll knuddel, maus*. War also mein... sagen wir mal malheur, dass das etwas länger gedauert hat ^^.

Aber nun hat die Warterei ja ein Ende und ich will euch nicht länger mit meinem langatmigen Gesülz nerven, also:
 

Here we goes!
 

serena-chan
 

Widmung:

aqualight und asti-maus *hihi*, da sie mir immer fleißig zu jeden Kapitel ein kommi schreiben. Danke ihr süßen!!
 

6. Kapitel
 

~ morning after ~
 

Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht. Langsam öffne ich meine Augen. Ich liege in meinem Bett und die Sonne steht schon hoch am Himmel. Ich blicke auf den Wecker und stelle überrascht fest, dass es schon nach 11 Uhr ist. Ich sinke wieder in die Kissen zurück. Ich habe anscheinend zu lange geschlafen, wenn ich immer noch so müde und kaputt bin. Ich hätte gestern den Alkohol doch weg lassen sollen auch wenn ich zum Glück von irgendwelchen morgendlichen Alkohol-Nebenwirkungen verschont geblieben bin.
 

Ich reiße meine Augen auf. Der Alkohol, der gestrige Abend, Ryo! Jetzt erst erinnere ich mich an gestern Abend und wie Ryo und ich... wie wir... Oh mein Gott, wir haben...! Ruckartig drehe ich meinen Kopf zur anderen Seite. Ich finde aber nur eine leere Bettseite neben mir, aber die zerwühlten Kissen und die Bettdecke sagen ihr Übriges.
 

Ich bin froh, dass ich nicht neben ihm aufgewacht bin. Ich könnte ihm nicht ins Gesicht sehen. Was muss er nur von mir denken! Betrunken, wie ich war, habe ich mich ihm praktisch an den Hals geworfen, wie die nächstbeste Schlampe. Oh Gott, was habe ich nur getan! Es war ein Fehler, ein großer Fehler, ausgelöst durch die ständigen Gefühlsschwankungen und zu viel Alkohol. Ryo muss genauso denken, deswegen hat er uns beiden die Peinlichkeit erspart, nebeneinander aufzuwachen und in das Gesicht des Anderen blicken zu müssen.
 

Vielleicht sollte ich duschen gehen. Das sollte das schlechte Gefühl vertreiben und nach einem kräftigem Frühstück sieht die Welt bestimmt schon wieder ganz anders aus. Also schleppe ich mich ins Bad und drehe den Duschhahn auf. Doch diesmal hilft es nicht. Immer noch drehen sich meine Gedanken um letzte Nacht. Wie soll ich Ryo jemals wieder unter die Augen treten können! Wahrscheinlich wird er sich die Schuld geben, aber das stimmt nicht. Ich bin schuld! Wären wir wie geplant Essen gegangen, wäre das nicht passiert, oder hätte ich doch nur diesen verdammten Bademantel nicht angezogen, oder hätte ich nicht so viel getrunken. Es ist allein meine Schuld. Mit meinem Verhalten gestern habe ich ihn förmlich verführt.
 

Ich gehe in die Küche und vermeide es zwanghaft, in das Wohnzimmer zu blicken. Nicht da hinsehen, nicht da, wo... Überrascht stelle ich fest, dass die Küche blitzsauber ist. Sogar das Geschirr ist abgewaschen. Wann hat Ryo das denn gemacht? Auf dem Tisch liegt ein Zettel. Unsicher starre ich ihn an. Soll ich ihn wirklich lesen? Was er wohl geschrieben hat? Dass es ihm leid tut und dass es ein Fehler war? Langsam strecke ich meine Hand nach dem Zettel aus und beginne, zu lesen.
 

Sue,
 

ich hoffe, du hast gut geschlafen. Du hast so süß ausgesehen, da wollte ich dich nicht wecken. Wie du siehst, habe ich ein bisschen aufgeräumt, das bin ich dir schuldig. Außerdem will ich nicht, dass du gleich nach dem Aufstehen einen Schock bekommst von dem Chaos, das ich hinterlassen habe, also bin ich ein wenig zu Werke gegangen.

Ich muss leider für ein paar Tage geschäftlich weg, aber zu Weihnachten in drei Tagen bin ich wieder da und freue mich auf ein schönes Fest mit meinen beiden Lieblingsfrauen.

Wegen gestern: ich möchte, dass du weißt, dass ich alles, was ich gesagt habe, auch meine, und dass mir nichts leid tut. Das war die schönste Nacht meines Lebens und ich bereue nichts. Ich kann es kaum erwarten, wieder bei dir zu sein. Ich liebe dich!
 

Ryo
 

Der Zettel fällt zu Boden. Erstarrt blicke ich auf das Blatt.
 

Ryo! Wieso? Es geht nicht, wir können nicht zusammen sein! Es würde nicht gut gehen. Gestern Nacht war ein Fehler! Siehst du das nicht? Bitte, kann es nicht so sein, wie vorher?
 

Das Klingeln der Tür schreckt mich hoch. Ryo! Er muss zurück gekommen sein! Nein, ich kann ihm nicht in die Augen sehen.
 

Es klingelt bereits zum dritten Mal, aber immer noch bewege ich mich nicht von der Stelle. Als es zu einem Dauerklingeln übergeht, gehe ich geschlagen schließlich doch zur Tür und öffne sie. Doch nicht Ryo steht vor der Tür sondern Seyra mit ihrem kleinen Freund und seiner Mutter. "Oh, wir dachten schon, du wärst nicht zu Hause. Wir hatten doch abgemacht, dass wir die Kleine um 12 Uhr bringen. Ich habe schon befürchtet, dass wir dich geweckt hätten, aber Seyra meinte dann, du würdest eigentlich nie lange schlafen."
 

"Mama, da bin ich wieder!" Stürmisch umarmt mich meine Tochter. Ich stehe immer noch wie neben mir und kann mich kaum auf das Gespräch konzentrieren. Automatisch antworte ich Meyo und bedanke mich bei ihr für das Bringen. Nachdem die beiden Kleinen sich verabschiedet haben, schließe ich die Tür wieder.
 

Seyra ist immer noch total aufgeregt und will mir sofort alles erzählen, aber ich kann ihr nicht richtig zuhören. Auch dem Geschenk von Kamui an sie kann ich nicht so viel Aufmerksamkeit aufbringen, wie sonst. Ich gehe wieder in die Küche und beginne das Mittagessen zu kochen. Glücklicherweise merkt Seyra nichts von meiner Unaufmerksamkeit, ich könnte ihr nicht erklären, was los ist. Plötzlich klingt ihre Stimme überrascht. "Guck mal, Mama, hier liegt ja ein Brief von Onkel Ryo! Was schreibt er denn?" Blitzartig drehe ich mich um und zerre das Blatt aus ihrer Hand. "Das ist nichts für dich!"
 

Sofort tut mir der harte Ton in meiner Stimme leid, als ich ihr gekränktes Gesicht sehe. "Entschuldige, Schatz, aber ich habe heute nicht viel geschlafen und habe ein bisschen Kopfschmerzen. Ich wollte es nicht an dir auslassen. Aber es steht wirklich nichts Wichtiges auf dem Zettel. Nur, dass Onkel Ryo für ein paar Tage verreisen muss, aber zu Weihnachten wieder da ist und sich schon riesig auf dein Geschenk an ihn freut."
 

Ich hasse es, meine Tochter anzulügen, aber es geht nicht anders. Außerdem habe ich ja nicht direkt gelogen, da ich wirklich nicht viel geschlafen habe, nur aus einem anderen Grund, wie meine Tochter vielleicht denken mag.
 

Wieder versöhnt fährt sie mit ihrer Erzählung fort, während ich weiter die Kartoffeln für unser Mittagessen schäle.
 

Ok, das Ende ist vielleicht nen bissel abrupt, aber ihr müsst euch das wie in'm Film vorstellen: Die Totale zeigt die gesamte Küche, Seyra plapert fröhlich vor sich hin, während Sue auf der Arbeitsplatte die Kartoffeln schält, immer noch ein versunkener Ausdruck auf ihrem Gesicht. Leise, malerische Musik klingt im Hintergrund und verschluckt alle anderen Geräusche. ^^

Hoffe, hab das treffend und vorstellbar dargestellt.
 

Bevor ihr mir jetzt bitterböse Drohbriefe schreibt, wieso Sue über das ganze so denken kann: ihr müsst euch in sie hineinversetzen, in ihren Charakter, ihre bisherigen Erlebnisse mit Männern, da ist es kein Wunder, dass sie wieder ihren Schutzschild hochfährt. Außerdem, wer weiß, vielleicht wendet sich ja alles noch zum Guten! Das kann nur ich beantworten (und Astreia-maus, da sie gleich das neue Kap von mir geschickt kriegt zum betan).
 

serena-chan

a wish comes true

*auf die Bühne tret*
 

Und da sind wir wieder, meine Damen und Herren, mit einer weiteren Episode unserer daily... äh weekly soap "my little darlin"!
 

Was hat sich letzte Woche zugetragen? Schauen wir noch einmal kurz rein:
 

Nach der leidenschaftlichen Liebesnacht von Ryo und Sue wacht Sue allein auf. Ihre alten Ängste und Befürchtungen treten wieder hervor und sie schließt Ryo wieder aus ihrem Herzen. Diese Nacht sollte sich nie wieder wiederholen.

Wird Ryo ihre Zurückweisung kampflos zulassen? Wird ihre Freundschaft dies überstehen? Und was ist mit Seyra und ihrem Weihnachtswunsch? Wird er sich erfüllen?
 

Sehen sie selbst, meine Damen und Herren! Ich wünsch ihnen viel Spaß beim Lachen, Weinen und Mitfiebern mit unseren Protagonisten!
 

*von Bühne geh*
 


 

7. Kapitel
 

~ a wish comes true ~
 

~ Heiligabend ~
 

"Mama! Die Plätzchen! Es qualmt schon!" Der Aufschrei meiner Tochter lässt mich in die Küche hetzen. Qualm steigt aus dem Ofen auf. Hastig schalte ich ihn ab und hole die Kekse raus. Seyra betrachtet sich die angebrannten Kekse. "Das war wohl nichts! Die kann ich dem Weihnachtsmann bestimmt nicht anbieten." Da hat sie Recht, mit dieser Presskohle kann man nichts anderes machen, als sie weg zu werfen. "Tja, mein Schatz, da müssen wir wohl noch einmal von Vorne anfangen. Öffnest du bitte das Fenster? Ich will hier keine Rauchvergiftung kriegen." Sie rennt zum Fenster und reißt es weit auf, während ich ins Backbuch nach den Zutaten gucke. "Also, was brauchen wir? Zucker, Mehl, Butter und Zimt. Holst du die Sachen schon mal?"
 

Ich hole eine saubere Schüssel und mische die Zutaten. Da Seyra unbedingt den Teig kneten will, trete ich zurück und lasse ihr den Spaß. Bereits nach fünf Minuten ist der halbe Teig neben der Schüssel gelandet und meine Tochter über und über mit Mehl bestäubt. Auch meine Sachen sehen nicht viel besser aus, aber wir haben sehr viel Spaß und unser Lachen erfüllt die ganze Wohnung.
 

Ich lege den Teig auf den Tisch und beginne, die Teigrolle mit Mehl zu bestäuben, als es plötzlich an der Tür klingelt. Verwundert sehe ich auf. "Wer ist denn das, Mama?" Seyras Gesicht beginnt zu strahlen. "Bestimmt ist das Onkel Ryo, der heute schon zurück ist und mit uns Weihnachten feiern will." Und schon rast sie zur Tür. Ich blicke ihr mit gemischten Gefühlen nach. Ryo. Nun würde es unvermeidbar sein, ihm unter die Augen zu treten.
 

Es ist verdächtig still vor der Tür. Kein überschwängliches Wiedersehen der beiden und Rumgepolter wie üblich? Nun gehe ich doch zur Wohnungstür. Leise kann ich Seyras verschüchterte Stimme hören. "Wer sind sie denn?" Eine dunkle, männliche Stimme antwortet ihr. "Hallo, meine Kleine, ist deine Mama auch da?"
 

Erstarrt bleibe ich stehen. Marek! Was...? Wieso...? Seyras Stimme schreckt mich aus meinen Gedanken. "Mama! Da ist jemand an der Tür für dich!" Muss ich ihm wirklich gegenüber treten? Wieso ist er aufgetaucht? Wieso jetzt, jetzt, da ich endlich begonnen habe, ihn zu vergessen! Immer noch bewege ich mich nicht von der Stelle. "Mama? Wo bist du denn?" Nun trete ich doch hervor, vermeide es aber, ihn anzusehen. "Ich bin schon da, mein Schatz. Kannst du dich bitte um den Teig kümmern? Du kannst schon mal mit dem Ausstechen anfangen." Ich sehe ihr nach, wie sie wieder in die Küche rennt.
 

Nun kann ich das Unvermeidliche nicht mehr aufschieben. Meine Hände sind eiskalt und mein Herz schlägt laut gegen meine Brust. Langsam richte ich meinen Blick auf ihn. Er hat sich überhaupt nicht geändert. "Ähm, kann ich reinkommen?" Jetzt erst bemerke ich, dass er immer noch in der Tür steht. Meine Stimme klingt tonlos, gepresst. "Komm rein." Mechanisch führe ich ihn ins Wohnzimmer, wo wir uns gegenüber setzen. Wieder herrscht dieses erdrückende Schweigen zwischen uns. Ich habe nicht die Kraft, ihn anzusehen und richte meinen Blick stattdessen auf den kleinen Couchtisch. Leise kann ich Seyras helle Stimme in der Küche hören, wie sie zu einem Weihnachtslied im Radio mitsingt.
 

"Eine schöne Wohnung hast du dir eingerichtet. Aber du hattest ja schon immer einen guten Geschmack." Ich antworte ihm nicht und blicke weiterhin unverwandt auf den kleinen Tisch vor mir. Nachdem er merkt, dass er von mir keine Antwort erhalten würde, fährt er fort. "Wie ich höre, seid ihr gerade am Plätzchenbacken. Ist auch unübersehbar, die Kleine ist überall mit Mehl bestäubt und du auch." Jetzt blicke ich doch auf und sehe in seine unergründlichen Augen. "Was willst du hier?" Meine Stimme klingt immer noch gepresst, aber ich hoffe, dass er das Zittern meiner Hände nicht bemerkt.
 

Er stößt einen Seufzer aus. "Na schön, wenn du gleich zum Thema kommen willst. Was glaubst du, was ich will? Ich will meine Tochter besuchen, ich habe schließlich auch das Recht dazu! Sie sieht übrigens sehr gut aus, du hast dich gut um sie gekümmert." Wut steigt in mir hoch. "Das kann man von dir ja schließlich nicht behaupten. In den letzten vier Jahren hast du dich nicht einmal blicken lassen oder dich nach ihr erkundigt. Warum jetzt? Warum heute? Was hast du nur vor, dass du dich nach all den Jahren heute blicken lässt? Unglücklicherweise kann ich dir das Recht, sie zu sehen, nicht verweigern. Ich bin nicht so grausam und verweigere ihr den Vater, ICH nicht!"
 

Kurzzeitig flackert etwas in seinen Augen auf, aber es ist zu schnell wieder verschwunden, als dass ich es erkennen kann. Aber es löst ein ungutes Gefühl in mir aus. "Hör zu, Sue, es ist doch egal, was die letzten vier Jahre war. Ich bin jetzt hier, um mich um meine Tochter zu kümmern." Meine Gefühle explodieren. "Deine Tochter? DEINE Tochter? Wie kannst du sie DEINE Tochter nennen! Du magst ihr Erzeuger sein, aber das macht dich noch lange nicht zu ihrem Vater. Zu einem Vater gehört mehr dazu, als seinen Schwanz einmal rein und raus zu stecken! Wo warst du, als sie geboren wurde, wo bei ihren Geburtstagen, an Feiertagen, wo? Du hast dich seit ihrer Geburt nicht ein einziges Mal um sie gekümmert, wieso sollte ich glauben, dass es jetzt anders ist? Ich lasse nicht zu, dass du ihr weh tust oder sie enttäuschst!"
 

Ich kann sehen, dass er langsam auch verärgert wird. Sein Gesicht verfinstert sich und wütend blickt er mich an.
 

"Mama? Ich bin fertig, was soll ich jetzt mit den Plätzchen machen?" Ich habe überhaupt nicht bemerkt, wie Seyra ins Zimmer gekommen ist. Wie lange steht sie schon da? Hat sie unser Gespräch mitbekommen? Mir gegenüber raschelt es und Marek steht von der Couch auf. Lächelnd kniet er vor ihr nieder. "Na, meine Kleine, ihr backt also Kekse für den Weihnachtsmann, hab ich gehört? Es duftet köstlich, da kriege ich ja gleich Hunger!" Seyra kichert. "Das kann ich mir kaum vorstellen, Mama hat die ersten Plätzchen anbrennen lassen. Jetzt muss ich noch mal ganz von vorne anfangen! Und dabei muss ich mir doch heute besonders viel Mühe geben, damit der Weihnachtsmann auch ganz bestimmt meinen Wunsch erfüllt." Mit leuchtenden Augen sprudeln die Worte nur so aus ihrem Mund, während Marek sie weiterhin sanft anlächelt. "So? Was hast du dir denn gewünscht, dass es unbedingt in Erfüllung gehen soll?"
 

Mein Herz setzt aus, aber ich kann das Kommende nicht verhindern. Ihre Augen funkeln vor Begeisterung. "Mein größter Wunsch ist, dass mein Papa bei uns ist und mit Mama und mir Weihnachten feiert!" Ich spüre seinen durchdringenden Blick auf mir, aber ich vermeide es krampfhaft, ihn anzusehen. Er dreht sich wieder zu Seyra und spricht weiter. "Dann hast du ja ein riesen Glück, meine Kleine. Dein Wunsch wird in Erfüllung gehen, denn ich bin dein Papa und werde das ganze Weihnachtsfest über bei dir sein."
 

Ich sehe, wie sich ihre Augen weiten. Fragend und verunsichert sieht sie mich an. "Ja, Seyra, mein Schatz, er hat recht. Er ist dein Vater." Ihr Gesicht hellt sich auf und mit einem Jubelschrei wirft sie sich in seine Arme. Marek, erst etwas überrumpelt von ihrer überschwänglichen Umarmung, legt seine Arme vorsichtig um sie und hält sie fest.
 

Nach einigen Augenblicken schiebt er sie wieder etwas von sich. "Was hältst du davon, wenn wir spazieren gehen und uns ein wenig näher kennen lernen?" Ihr bittender Blick richtet sich wieder auf mich. "Au ja, bitte Mama! Können wir wieder auf den Weihnachtsmarkt gehen, auch wenn wir mit Onkel Ryo schon da waren? Bitte, bitte!" Auch Mareks Blick liegt auf mir. "Meinetwegen, wenn du es gerne möchtest, kannst du mit... deinem Vater hin gehen. Aber ich kann euch leider nicht begleiten, ich muss noch so viel erledigen." Ich kann genau erkennen, wie sich Seyras Freude über ihren neu gefundenen Vater und ihre Enttäuschung, dass ich nicht mitkommen kann, bekämpfen.
 

Entschlossen steht Marek auf. "Na schön, wenn du nicht kannst, begnügen wir beide uns allein, oder Seyra?" Die Kleine strahlt ihn glücklich an und rennt dann raus, um ihre Sachen zu holen, während er sich mir wieder zuwendet. "Ich bringe sie dann abends wieder zurück. Ryo, ja? Du bist also immer noch mit diesem Typen befreundet? Ich konnte ihn nie leiden." Mein Wut steigt wieder hoch. "ER hat mich zumindest nicht von heute auf morgen schwanger sitzen gelassen!"
 

Wieder seufzt er. "Nun gut, also bis heute Abend dann." Die Haustür schließt sich hinter ihnen und lässt eine Leere zurück.
 

*wieder auf Bühne steig*
 

So, meine Damen und Herren, das war es für's erste einmal wieder! Schalten sie nächste Woche ein, wenn es wieder heißt "my little darlin"!
 

*verbeug*

no trust

*wieder auf bühne hüpf*
 

"So, und wieder heißt es bei uns eine neue Folge der Serie 'my little darlin'! Wir entschuldigen uns nochmals für die Pannen der letzten Woche, die eine Ausstrahlung der Folge verhinderte, aber als Wiedergutmachung, ein kleines Schmankerl am Schluss ^^. Also, ich wünsch Ihnen noch viel Spaß beim Lesen!"
 

*von bühne taps*
 

Widmung: allen, da sie so lange warten mussten und mein asti-maus, da sie so schnell gebetat hat und mir kleine Tips gibt zum Weiterschreiben, daaanke!!
 


 

8. Kapitel
 

~ no trust ~
 

Vereinzelte Sonnenstrahlen dringen ins Zimmer, doch merke ich gar nicht, dass bereits ein neuer Tag angebrochen ist. Es klingelt an der Tür. Ich haste zur Tür und reiße sie auf. "Seyra!!" Doch nicht Seyra steht vor der Tür. Ryo. "Was ist denn das für eine Begrüßung? Erst mal frohe Weihnachten wünsch ich dir!"
 

Mein Herz sinkt wieder in die bodenlose Tiefe, in die es seit gestern gefallen ist. Tränen brennen in meinen Augen und ich flüchte mich in seine Arme. "Ryo! Er hat sie mitgenommen! Er hat versprochen, sie abends wieder nach Hause zu bringen, doch er hat gelogen. Er hat... er hat meine Tochter entführt!" Unaufhaltbare Schluchzer lassen meinen Körper erbeben.
 

Ryo drückt mich etwas von sich und sieht mich an. "Sue, du bist ganz aufgelöst! Beruhige dich erst einmal! Wer hat Seyra wohin mitgenommen?" Ich kann meine Tränen nicht aufhalten und sie durchnässen sein Hemd. "Marek. Er ist gestern hier aufgetaucht und wollte seine Tochter sehen. Sie sind dann zu zweit zum Weihnachtsmarkt gegangen und er wollte sie abends wieder heimbringen, aber sie sind nicht wieder gekommen. Er hat sie mitgenommen! Er hat mir meine Tochter weggenommen!"
 

Ich kann hören, wie er die Luft einzieht und mich dann in die Wohnung zurückdirigiert. "Hast du schon die Polizei verständigt?" Ich ziehe die Nase hoch, ganz das Taschentuch vergessend, das in meiner Hosentasche ist. "Ja, aber die können im Moment auch noch nichts unternehmen. Ich kann sie erst nach 24 Stunden als vermisst melden. Ryo, was soll ich nur machen? Ich bin zum Weihnachtsmarkt gegangen, um sie zu suchen und habe Hunderte von Leuten dort nach ihnen gefragt, aber keiner hat sie gesehen."
 

Tröstend hält er mich in seinen Armen und streicht mir beruhigend über den Rücken. Sein Trost beruhigt mich nach einiger Zeit etwas. Dankbar schmiege ich mich an seine Wärme. Seine Arme schlingen sich noch fester um mich und drücken mich noch näher an ihn. Dann spüre ich, wie er seine Lippen leicht auf mein Haar drückt und mir kommt unsere letzte Begegnung wieder in den Sinn und ich schiebe ihn leicht von mir. "Ryo, nicht. Ich kann nicht."
 

Sofort lässt er mich los. "Entschuldige, ich habe nicht nachgedacht. Ich wollte dich nicht drängen." Ich weiche noch einen Schritt von ihm. "Nein, du verstehst mich nicht. Was vor ein paar Tagen passiert ist zwischen uns... Es...es war ein Fehler, es hätte nicht geschehen sollen. Ich habe mich dir praktisch an den Hals geworfen, wie eine kleine Hure, ausgelöst von dem Alkohol und allem. Aber es würde nie gut gehen, wir passen einfach nicht zusammen!"
 

Ich kann sehen, wie sehr ich ihn damit verletze, aber er beherrscht sich. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet. Der Glanz in seinen Augen verschwindet und seine Hände sind zu Fäusten geballt. Seine Stimme klingt so verletzt in meinen Ohren, dass ich plötzlich wünschte, ich könnte meine Worte wieder ungeschehen machen. "Wenn du meinst, Sue. Ich kann deine Liebe nicht erzwingen. Keine Angst, ich werde dir trotzdem weiterhin beistehen und dich unterstützen, so gut ich kann." Mein Herz schmerzt von Augenblick zu Augenblick mehr, aber ich zwinge mich, standhaft zu bleiben. Trotzdem kann ich ihm nicht in die Augen sehen, dazu fehlt mir die Kraft. "Es... es wäre wohl das Beste, wenn du diese Nacht zwischen uns vergisst. Ich möchte, dass alles wieder so ist, wie vorher. Versprich mir das, Ryo!"
 

Seine Hand legt sich auf meine Schulter, dann beugt er sich leicht zu mir hinunter und küsst mich sanft auf die Stirn. "Keine Sorge, ich lass dich nicht allein, wir sind doch Freunde. Ich gehe jetzt erst mal und sehe, was ich wegen Seyra unternehmen kann." Mit diesen Worten entfernen sich seine Schritte, bis ich wieder allein im Zimmer stehe. Das Zuschlagen der Wohnungstür hallt laut in meinen Ohren wider.
 

War es wirklich das Richtige, was ich getan habe? Aber warum schmerzt mein Herz dann so sehr bei dem Gedanken an ihn? War das nicht doch eher wieder mein Schutz davor, nicht allein gelassen zu werden? Die Rechnung geht doch ganz leicht auf: lass niemanden an dich heran und du kannst auch von niemandem enttäuscht werden. Warum fühlt es sich dann so falsch an?
 

Draußen vor der Tür steht Ryo reglos an die Wand gelehnt, seine tiefbraunen Augen geschlossen. Nur das Zittern seiner Hände verrät seinen Gefühlszustand. Dann öffnet er seine Augen wieder und greift langsam in seine Tasche. Zum Vorschein kommt ein kleines Samtkästchen mit einem aufgeklebten Weihnachtsgeschenkband umwickelt. Er öffnet es und betrachtet mit traurigen Augen den kleinen Ring, der im Zentrum des Kästchens in Samt gebettet liegt. Ein einziges Wort entflieht seinen Lippen, so traurig, so hoffnungslos, dass es schmerzt. "Sue..."
 

So, bevor ihr mich jetzt steinigt wegen Sues Eskapaden, hier das versprochene Schmankerl, nämlich ein Ausschnitt des nächsten Kaps!
 

"Februar. Der kalte Wind zerrt an den Rollläden vor dem Fenster. Langsam schlurfe ich ins Schlafzimmer zurück. Jetzt habe ich die Gewissheit und ich muss der Tatsache ins Auge sehen. Zwei Monate habe ich jetzt gewartet, gehofft, dass es nur vorrübergehend ist, durch den Stress, die Aufregung, die Sorge um Seyra. Aber jetzt kann ich meine Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen. Der Test liegt vergessen auf der kleinen Anrichte im Bad und seine unmissverständliche Färbung lässt keinen Zweifel mehr zu."
 

So, also ich hoffe, ihr seid mir jetzt nicht mehr böse. Ich versuche auch nächstes mal pünktlicher das kap reinzustellen.
 

serena-chan

never again

*strahl* ES IST FRÜHLING!!
 

Gott, wie hab ich den herbeigesehnt! Wenn ich daran denke, dass wir letzte Woche noch im sch... Schnee versunken sind! Aber alles hat ja mal ein Ende und das des Winters ist jetzt da *gg*!
 

Die Vögel, die Blumen, die Sonne *seufz*! Ok, heute sieht's etwas verhangen aus, aber gestern! Und hab gestern von meiner Schwester nen paar Blümchen (weiß net wie die heißen, so'n paar gelbe *gg*) geschenkt gekriegt! Und da ich sooo gute Laune hab, will ich sie mit euch teilen und stell einfach mal das nächste kap für euch rein!
 

Aber gestatten wir uns zuerst einen kleinen Rückblick auf das letzte Kapitel (selbst erstmal gucken muss ^^,):
 

"War es wirklich das Richtige, was ich getan habe? Aber warum schmerzt mein Herz dann so sehr bei dem Gedanken an ihn? War das nicht doch eher wieder mein Schutz davor, nicht allein gelassen zu werden? Warum fühlt es sich dann so falsch an?
 

Draußen vor der Tür steht Ryo reglos an die Wand gelehnt, seine tiefbraunen Augen geschlossen. Nur das Zittern seiner Hände verrät seinen Gefühlszustand. Dann öffnet er seine Augen wieder und greift langsam in seine Tasche. Zum Vorschein kommt ein kleines Samtkästchen mit einem aufgeklebten Weihnachtsgeschenkband umwickelt. Er öffnet es und betrachtet mit traurigen Augen den kleinen Ring, der im Zentrum des Kästchens in Samt gebettet liegt. Ein einziges Wort entflieht seinen Lippen, so traurig, so hoffnungslos, dass es schmerzt. "Sue..."
 

So, also so steht es bis jetzt mit unseren beiden. Wie wird es wohl weiter gehen? Wird Sue endlich zur Vernunft kommen und Ryo vertrauen? Was wird Ryo tun, um sie für sich zu gewinnen und was ist mit Seyra? Werden wir sie jemals wieder sehen?
 

Fragen über Fragen und nur einer kennt die Antwort: ICH *muhahaha*! *kleinlaut hinzufüg* Ok, und mein Asti-mausi, die das Kap hier ja gebetat hat und am nächsten schon dran ist.
 

Ok, lange Rede kurzer Sinn (und kurze Zeit, muss mich beeilen *sonst bus verpassen werd*), ihr wollt sowieso mein Gelaber hier nicht lesen und endlich zum Kap kommen, also viel Spaß!
 

Widmung: DEM FRÜHLING!! (Gott, hab ich das nicht toll gemacht, mit dem Rahmen über den Frühling? Ich bin einfach nur gut, so gut, so gut... *lölölö* Man, wer hat denn hier rumgestinkert? *die katzen böse anguck* ward ihr das? Schämt euch! *mit Zeigefinger wackel*)
 


 

9. Kapitel
 

~ never again ~
 

Februar. Der kalte Wind zerrt an den Rollläden des Fensters. Langsam schlurfe ich ins Schlafzimmer zurück. Jetzt habe ich die Gewissheit und ich muss der Tatsache ins Auge sehen. Zwei Monate habe ich jetzt gewartet, gehofft, dass es nur vorrübergehend ist, durch den Stress, die Aufregung, die Sorge um Seyra. Aber ich kann meine Augen nicht länger vor der Wahrheit verschließen. Der Test liegt vergessen auf der kleinen Anrichte im Bad und seine unmissverständliche Färbung lässt keinen Zweifel mehr zu. Ich bin schwanger.
 

Ich kauere mich wieder ins Bett. Nein, ich bin von RYO schwanger. Als wäre die Tatsache der Schwangerschaft nicht genug, bin ich von meinem besten Freund schwanger. Wie viel zu oft in den letzten Wochen wandern meine Gedanken zu dieser einen verhängnisvollen Nacht vor zwei Monaten und wieder befällt mich mein schlechtes Gewissen. Trotz meiner vehementen Anstrengungen schaffe ich es einfach nicht, die Geschehnisse jener Nacht zu vergessen. Immer wieder schleichen sich meine Gedanken dorthin zurück, nachts, wenn ich alleine im Bett liege, wenn ich im Wohnzimmer die Kerzen anzünde oder ihm in die Augen sehe, in denen ich die gleichen Erinnerungen und Sehnsüchte sehen kann, die mich quälen. Aber vor allem blickt mir Leid entgegen, zurückgehalten durch seinen eisernen Willen, wie er immer alles von sich zurückgehalten und sich stattdessen völlig auf mich konzentriert hat.
 

Trotz seines Versprechens hat sich die Beziehung zwischen mir und Ryo verändert. Zwar sehen wir uns immer noch fast täglich und er unterstützt mich wie eh und je, aber ich vermisse diese Offenheit zwischen uns, die früher für uns selbstverständlich gewesen ist. Ich spüre einfach, dass er sich etwas von mir zurückgezogen hat und einen Teil tief in seinem Herzen vor mir verborgen hält. Den Teil, den er mir geschenkt hat, den ich jedoch zurückgewiesen habe, aus Angst, aus Furcht, wieder allein gelassen zu werden.
 

Wie so oft in den letzten zwei Monaten steigen wieder Zweifel in mir auf. War es richtig gewesen, so zu handeln? Ich wollte mich doch nur schützen! Aber auch vor Ryo? Seit wir uns kennen ist er nie von meiner Seite gewichen, hat mir geholfen, mich unterstützt und immer wieder Mut gegeben. Würde jemand wie er mich wirklich verlassen?
 

Ich schüttele heftig meinen Kopf. Nein, ich darf nicht weiter daran denken, es ist sinnlos! Ich fühle mich wie in einem Käfig, gefangen durch meine eigenen Gefühle, die mich vor der Außenwelt schützen, mich dadurch aber immer weiter einengen, bis ich zu ersticken drohe. Ich glaube, ich drehe noch durch! Ich schaffe es einfach nicht mehr, diesen Druck auszuhalten. Die Last wird immer schwerer.
 

Ich kauere mich in die Kissen und kneife die Augen fest zusammen, hoffe, dass dieses Gefühl der Enge nachlässt. Vergeblich. Stattdessen nimmt es immer mehr überhand, überschwemmt mich und lässt mich hilflos zurück.
 

"Sue? Wo bist du denn?" Ryo. Seine Schritte nähern sich meinem Schlafzimmer und ich versuche hektisch, meinen Gefühlen wieder Herr zu werden, bevor er etwas merkt. Die Tür öffnet sich und Ryo steckt seinen Kopf hindurch, tritt aber augenblicklich ganz ein, als er mich im Bett kauern sieht. "Sue? Was hast du? Du siehst kreidebleich und total erschöpft aus." Ich quäle mich hoch und versuche ein Lächeln. "Schon gut, es ist nichts. Ich habe nur schlecht geschlafen." Doch an seinem Gesicht sehe ich, dass mein Lächeln ihn wie immer nicht täuschen kann. "Sue, du weißt doch, dass du mich nicht anlügen kannst. Außerdem wolltest du doch, dass es so wie früher ist, trotz... du wolltest, dass es wie früher ist. Also, was ist los?" Sein durchdringender Blick ist auf mich gerichtet und ich habe das Gefühl, dass er versucht, in mein tiefstes Inneres zu sehen.
 

Ich kneife meine Augen zu in dem Versuch, ihn aus meinem Inneren fern zu halten. "Es geht nicht, Ryo! Ich kann es dir nicht sagen, es würde alles kaputt machen." Er kommt zu mir und packt mich an meinen Schultern. "Sue! Wovor hast du Angst? Es wird sich nichts ändern! Wir sind doch schon so oft durch dick und dünn gegangen, das wird sich auch jetzt nicht ändern. Du hast mir doch früher immer alles gesagt. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir sprichst!"
 

Ich kann nicht! Verbissen schweige ich und presse meine Lippen aufeinander. "Sue, ist es schon so weit gekommen? Wieso verschließt du dich vor mir?" Keine Antwort. Seine Stimme klingt flehend. "Bitte sprich mit mir! Für mich ist das alles auch nicht einfach! Ich muss auch irgendwie mit der Situation fertig werden. Aber es hilft nichts, wenn du niemanden an dich heran lässt." Mühsam bekämpfe ich meine Gefühle, kann aber das Zittern meines Körpers nicht verhindern, was auch ihm nicht verborgen bleibt. "Sue, es kann so nicht weiter gehen mit uns. Ich habe dich all die Jahre immer unterstützt und dir geholfen so gut ich konnte, aber wenn du jetzt selbst mich von dir weist, dann... Ich kann so jedenfalls nicht weiter machen. Es wäre vielleicht das Beste, wenn wir uns eine Weile nicht sehen."
 

Meine Augen weiten sich und starren geschockt ins Leere. Ich spüre, dass er auf eine Reaktion von mir wartet, aber ich bin immer noch in meinem Käfig gefangen. Er stößt seinen Atem aus und seine Hände entfernen sich von meinen Schultern, lassen sie kalt zurück. Keine Wärme mehr von ihm, die sie umschließen. Seine Schritte, so laut in meinen Ohren, nähern sich der Tür, bleiben jedoch ein letztes Mal stehen. "Vielleicht ist es wirklich besser so, nach allem... was zwischen uns vorgefallen ist. Ich kann es nicht länger ertragen, nur neben dir zu leben. Aber wenn du mich nicht lässt, ein Teil deines Lebens zu sein, dann... Leb wohl, Sue! Ich werde dich trotzdem immer lieben."
 

Erst das Zuschlagen der Wohnungstür lässt die Starre meines Körpers schwinden, aber es ist zu spät. Ryo! Nun hast du mich auch verlassen. Erst Marek, dann Seyra und jetzt du, mein letzter Rettungsanker, der mir Halt gegeben hat. Was hält mich dann noch auf dieser Welt? Nichts, keine Familie, keine Freunde. Wofür lohnt es sich noch zu leben, sich Tag für Tag zu quälen?
 

Ich gehe ins Bad und mein Blick fällt auf den vergessenen Schwangerschaftstest. Nichts. Nichts, wofür es sich zu leben lohnt. Nicht einmal für das ungeborene Kind in mir. Es hat etwas besseres verdient, als das, was ich ihm bieten könnte. Langsam öffne ich den Badschrank und starre auf seinen Inhalt. Es ist besser so, für mich, für das ungeborene Kind, für Ryo, für alle. Ich strecke meine Hand aus und hole den kleinen Gegenstand heraus.
 

Gleich, gleich ist es vorbei. Meine Qual ein Ende. Mein letzter Gedanke gilt Ryo, als ich das scharfe, kalte Metall an mein Handgelenk presse...
 


 

So, bevor ihr mich jetzt wirklich köpft oder Morddrohungen schickt: Sue ist im Moment einfach nicht zurechnungsfähig! "Hey, ich... mpfhg" *Sue den Mund zuhalt*

Sie weiß einfach nicht, was sie da tut, also nehmt es ihr (und mir!!) nicht übel, sie kann nichts dafür! AUU!
 

*sie mir in den Finger gebissen hat* "Ich nicht zurechnungsfähig? Wer lässt mich den ganzen Sch... hier denn durchmachen? Das bist doch wohl du!"
 

*Sue liebenswürdig anguck* "Sue, Mäuschen, du willst doch deine Tochter wieder haben, oder? Du willst doch ein GUTES Ende haben, oder nicht?" *sie zuckersüß anlächel*
 

*sie sich augenblicklich bei mir einhack* "Meine Lieblingsautorin! Meine beste Freundin! Möchtest du etwas, was ich für dich tun kann?" "Hey, ich bin doch dein bester Freund!" *Ryo durch Sue wegschups*
 

*Sue immer noch anlächel* "Ja, meine 'Freundin', du kannst etwas für mich tun. UND ZWAR AUFHÖREN, HIER HERUMZUNÖRGELN UND ENDLICH DAS TUN, WAS ICH DIR SAGE!"
 

*Sue davoneil*
 

*mich versuch, zu beruhigen*
 

Es geht doch, man muss seine Charas nur zu nehmen wissen! Also, schreibt mir nen Kommi, wenn ihr es schon mal bis hier hin ausgehalten habt! ^^
 

serena-chan

back to life

*reinschleich*
 

Huhu, kennt ihr mich noch? Bin dat serena-chan und hab's endlich geschafft, das nächste kap hochzuladen. Lag schon seit Wochen fertig da, aber irgendwie hab ich es nicht geschafft, es meiner Asti-maus (^^) zum Betan zu schicken. Mea culpa! (Gott, ist das schön, wenn man auch mal mit seinem nicht vorhandenen Latein angeben kann! ^^).
 

Aber jetzt ist es ja endlich soweit, und ich kann euch beruhigen: die ff ist schon fix und fertig geschrieben. Muss nur noch gebetat werden (wenn's wieder so lang dauern sollte, solltet ihr mir mal nen kleinen Anstoß geben, so'n kleinen Tritt und dann...). Nja, gelobe Besserung (Das kannst du doch sowieso nicht halten!).
 

Ok, genug geschwafelt, los geht's
 

serena-chan
 


 

10. Kapitel
 

~ back to life ~
 

(kurze Anm: bei dem Titel muss ich immer an Michael Mittermeyer [wird der so geschrieben? *drop*] denken und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, aber der Titel passt einfach!)
 

Dunkelheit umhüllt mich. Doch ist sie nicht fremd oder beängstigend, sondern sanft umhüllt sie meinen Körper. Ein Licht irgendwo weit vor mir, das mich anzieht, immer weiter mit sich nimmt. Es fühlt sich so warm, so geborgen an und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dorthin zu gelangen. Plötzlich etwas Fremdes, Kaltes, das mich mit seinen scharfen Krallen in die entgegengesetzte Richtung zerrt. Nein, nicht! Lass mich! Doch unbarmherzig werde ich immer weiter zurückgezogen, zurück wo ich her kam, zurück ins Leben.
 

Ein monotones Piepen dringt an mein Ohr. Leise, unterdrückte Stimmen, jedoch ohne verständliche Worte, ohne Sinn. Ich will es auch nicht wissen. Warum bin ich hier? Warum hat man mich zurück geholt? Wissen sie denn nicht, was sie mir damit antun? Ich wollte ein Ende, wollte von allem frei sein! Stattdessen zwingen sie mich, meine Qual weiter zu leben.
 

Die Stimmen verstummen und leise Schritte nähern sich mir. Dann ein Stuhlknarren und eine Hand, die meine umschließt, ersehnte Wärme spendet. Auch wenn ich mich so schwach, wie nie zuvor fühle, öffne ich mühsam meine Augen. Ryo. Natürlich.
 

Wieso? Wieso musstest du mich zurück holen? Es wäre besser so gewesen, auch für dich. Wieso konntest du mich nicht einfach loslassen? Er hat seinen Kopf gesenkt. Erst als ich schwach meine Hand in seiner bewege, blickt er zu mir auf. In seinen Augen spiegeln sich verschiedene Gefühle wieder; Erleichterung, Schuldgefühle, Wut.
 

"Oh, sie sind wach!" Ein älterer Mann, mit weißem Kittel und Stethoskop um den Hals, die ihn unverkennbar als Arzt ausweisen, tritt in mein Blickfeld. Sein Gesicht drückt professionelle Freundlichkeit aus. "Wir haben eigentlich früher mit ihnen gerechnet, aber man soll sich ja nicht beklagen. Sie haben großes Glück gehabt, junges Fräulein, wissen sie das? Wenn ihr Freund hier nicht noch einmal zurückgekehrt wäre in ihre Wohnung... Aber nun ist ja endlich alles überstanden, nicht wahr? Sie können sich wirklich glücklich schätzen, so jemanden wie ihn zu haben. Er ist nicht eine Sekunde von ihrer Seite gewichen, seit sie hier sind und wir mussten ihn schon jedes Mal fast rauszerren wenn die Besuchszeit um war." Flüchtig blickt er auf seine Uhr. "Nun gut, ich habe noch Einiges zu tun, die Pflicht ruft, aber ich komme später noch einmal vorbei, um nach ihnen zu sehen." Und schon war der Arzt wieder aus meinem Blickfeld verschwunden. Doch bevor er die Tür hinter sich schließt, dreht er sich noch ein letztes Mal um. "Ach übrigens, Ryo! Es ist gleich 7 Uhr, sie wissen, was das bedeutet: Ende der Besuchszeit. Ich hoffe, wir müssen nicht wieder die Pfleger rufen."
 

Das Schweigen zwischen uns lastet schwer im Raum. Ich merke, wie Ryo immer wieder versucht, Worte zu finden, ein Gespräch anzufangen, aber die Stille bleibt. Mit jeder Faser meines Körpers spüre ich die Anwesenheit Ryos und doch scheint er mir meilenweit entfernt, für mich unnahbar. Plötzlich ertönt ein leiser Gong aus einem kleinen Lautsprecher an der Decke und eine Stimme kündet das Ende der Besuchszeit an. Unverwandt starre ich an die Decke des Zimmers. Ich will nicht mit Ryo sprechen; besonders nicht mit Ryo, mit niemandem. "Ich... ich muss jetzt gehen, Sue, ich will den Leuten hier nicht wieder Ärger machen. Aber morgen komme ich dann wieder, und dann können wir über all das reden und du kannst mir erklären, warum du... das gemacht hast."
 

Ryo, verstehst du nicht, dass ich nicht darüber reden will? Ich will mit niemandem reden, ich will einfach nur allein gelassen werden, merkst du das nicht? Ich drehe mich zur anderen Seite und wende ihm den Rücken zu. Könnte ich doch meine Ohren vor ihm verschließen, so wie ich mein Herz vor ihm zu verschließen versuche. Aber seine Worte dringen trotzdem zu mir, graben sich tief in mein Innerstes. "Na schön, ich lass dich jetzt in Ruhe, damit du dich weiter ausruhen kannst. Aber morgen möchte ich eine Antwort von dir, warum du mein Kind töten wolltest!"
 

Das Zuschlagen der Tür dröhnt in meinen Ohren, lässt mich allein in meiner Dunkelheit zurück, einer Dunkelheit, die auch das Licht der Lampen nicht vertreiben kann.
 


 

Der Morgen beginnt sich grau zu färben. Langsam erwacht das Krankenhaus und die ersten Pfleger und Krankenschwestern bereiten sich auf ihre Arbeit vor, während die Nachtschwestern in ihren Feierabend gehen. Wie jede Nacht der vergangenen Monate habe ich die ganze Zeit über schlaflos wach gelegen. Zu viele Gedanken sind mir im Kopf herum gegangen, als dass ich Ruhe hätte finden können. Und wenn ich doch einmal kurz eingeschlafen bin, bin ich nach wenigen Minuten schweißgebadet wieder aufgeschreckt.
 

Immer wieder sehe ich Seyra vor mir, höre ihr Lachen, spüre ihre Umarmung. Manchmal fühlt es sich so real an, dass ich meine Hände nach ihr ausstrecke, nur um dann zu merken, dass es nur ein Traum ist. Seit jenem Tag habe ich kein einziges Lebenszeichen mehr von ihr erhalten, so als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Selbst die Ermittlungen der Polizei haben nichts erreichen können. Marek bleibt verschwunden, und mit ihm meine Tochter.
 

Mir wird klar, dass ich seit diesem Tag nicht mehr gelebt habe, so als ob mein Lebenswille, mit ihr verschwunden ist. Schon damals bin ich gestorben, auch wenn mein Körper immer noch die Luft ein- und ausgeatmet hat. Das Einzige, was mich noch am Leben gehalten hat, war Ryo. Er hat mich so gut es ging, aufrecht erhalten. Aber als ich auch ihn dann verloren habe, ist alles sinnlos geworden. Wozu hätte ich noch weiter leben sollen? Auch jetzt stelle ich mir diese Frage und sehne mich unendlich nach Erlösung, die jedoch in unerreichbare Ferne gerückt ist. Ryo wird es nie mehr zulassen, dass ich die Möglichkeit dazu haben würde.
 

Wieder dröhnt seine Stimme in meinem Kopf, so kalt, so wutentbrannt. "... möchte ich eine Antwort von dir, warum du mein Kind töten wolltest!" Natürlich, wie könnte man eine Schwangerschaft vor Ärzten verbergen, die es ihm dann gesagt haben und er musste dann nur noch 1 und 1 zusammen zählen. Dein Kind töten? Nein, Ryo, ich habe MICH aufgegeben, wollte für mich ein Ende.
 

Die Tür öffnet sich plötzlich und eine Schwester tritt ein, um das Frühstück zu bringen und die Vorhänge zurückzuziehen. Auf ihre fröhliche Begrüßung und ihren Versuch, mich in ein Gespräch zu verwickeln, reagiere ich überhaupt nicht. Mir ist nicht nach Reden und Hunger habe ich auch nicht, ich will nur allein gelassen werden. Glücklicherweise scheint sie das auch schnell zu begreifen und verlässt das Zimmer nach wenigen Augenblicken wieder.
 

Trübsinnig starre ich aus dem Fenster. Im ersten Licht des Tages kann ich den Wald gegenüber erkennen, der mir kahl entgegen blickt. Ein neuer Tag, den ich durchleiden muss, ein neuer Tag ohne meine Tochter. Ein neuer, verlorener Tag.
 

Erneut öffnet sich die Tür. Das muss wieder die Schwester sein. Hat sie doch nicht begriffen, dass ich allein gelassen werden will? Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung. Doch nicht die Schwester steht vor mir, sondern Ryo. Ich blicke in seine Augen, aber in ihnen kann ich nichts erkennen. Das Funkeln, das er mir in der Vergangenheit so oft geschenkt hat, ist schon lange verschwunden, aber diesmal sehe ich überhaupt nichts, keine Gefühle, keine Regung, nur Leere.
 

Wortlos setzt er sich auf den Stuhl neben mir und blickt auf mich hinunter. Ich kann seinem Blick nicht länger standhalten und sehe weg. Minuten vergehen, in der nicht ein einziges Wort zwischen uns fällt. Dieses Schweigen, diese Gefühlsleere in ihm schmerzt mich fast noch mehr, als wenn er mich angeschrieen hätte, mir Vorwürfe gemacht hätte, aber dies halte ich nicht aus.
 

"Nun? Ich warte auf eine Antwort! Ich habe gehofft, dass du von dir aus anfängst, aber anscheinend muss ich den Anfang machen." Seine Stimme klingt kalt und emotionslos, so wie ich es bei ihm noch nie zuvor gehört habe und mir fällt es immer schwerer, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Wie sehr wünsche ich mir in diesem Augenblick eine Berührung von ihm, dass er mich in seinen Arm nimmt, mir Wärme spendet. Aber ich habe nicht das Recht dazu, jetzt nicht mehr. Das habe ich verwirkt, vielleicht für immer.
 

Seine Stimme schreckt mich auf. "Verdammt, Sue, sprich mit mir! Warum hast du das getan? Du hättest mit mir reden können. Bin ich dir so verhasst geworden? Hätte ich nicht meinen Schlüssel bei dir vergessen und wäre ich nicht noch einmal zurückgekommen, wärst du jetzt tot! Wolltest du das?" Er lacht kurz und freudlos auf. "Was für eine dumme Frage, natürlich wolltest du das. ABER WARUM, WARUM VERDAMMT NOCHMAL!!"
 

Während seiner Worte ist seine Stimme immer lauter geworden. Seine Augen sind nicht länger leer und ausdruckslos, in ihnen funkelt mir ungehaltene Wut entgegen, Wut auf mich, Wut auf das, was ich getan habe, was ich beinah getan hätte. Ich habe Ryo noch nie so erlebt, er, der immer der ruhige Part von uns zweien gewesen ist und jetzt erst begreife ich, wie sehr ich ihn verletzt habe.
 

Ryo! Ich kann meinen Schutz nicht länger aufrecht erhalten, nicht vor ihm, nicht vor seiner Wut. Meine Sicht verschwimmt und unaufhaltsam bahnen sich die Tränen ihren Weg meine Wangen hinunter und vergeblich versuche ich, mein Schluchzen zu unterdrücken. "Sue, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien. Aber wäre ich nicht so erleichtert, dass du noch lebst, würde ich... ich weiß nicht, was ich tun würde, aber du hättest nicht nur dein Leben beinahe zerstört, siehst du das denn nicht?"
 

Endlich kann ich seine ersehnten Arme um mich spüren, sanft drückt er mich an sich und ich fühle seine Nähe, seine Wärme. "Nein, du hättest nicht nur deins zerstört, sondern meins genauso, unseres und das des ungeborenen Kindes, das in dir heranwächst. Wirf dein Leben und das unseres Kindes nicht weg, Sue. Ich weiß, dass ein Kind ein anderes nicht ersetzen kann, das soll es auch nicht, aber gib ihm eine Chance, dich zu lieben und von dir geliebt zu werden. Und gib mir eine Chance, dir meine Liebe zu zeigen."
 

Alles stürzt in mich ein, mein Schutz, mein Wall, den ich so lange mühsam aufrecht erhalten habe. Hilflos klammere ich mich an ihm fest, mein einziger Halt, mein Schutz. "Ryo, halt mich fest, bitte halt mich fest." Er drückt mich noch fester an sich und wiegt mich sacht hin und her. Leise dringt seine weiche Stimme an mein Ohr. "Und geht es wieder?" Immer noch glänzen meine Augen feucht. "Es tut mir leid, Ryo. Ich wollte das nicht, aber ich habe keine anderen Ausweg mehr gesehen. Schon immer war meine größte Angst, alleingelassen zu werden. Erst ist Seyra verschwunden und dann auch noch du. Ich habe dich immer wieder von mir fortgestoßen aus Angst, du könntest mich verlassen, so wie es Marek getan hat. Ich wollte nicht noch einmal das alles durchmachen, dazu hätte ich nicht die Kraft gehabt. Also war die beste Lösung, niemanden an mich heran zulassen. Vertraue niemandem und du wirst auch nie enttäuscht werden."
 

"Aber meinst du nicht, dass es auch andere Männer außer Marek gibt, die nicht so handeln würden wie er? Ich dachte, ich hätte dir schon etliche Male bewiesen, dass ich nicht so bin wie dieser Kerl. Ist es denn so schwer für dich, jemandem zu vertrauen, jemandem dein Herz zu öffnen? Ich weiß, man geht dabei immer das Risiko ein verletzt zu werden, aber ist es nicht das, was das Leben ausmacht, was uns zum Menschen macht? Verschließe dich nicht, nur weil du einmal von diesem Mistkerl verletzt wurdest, denn du würdest so viel dadurch verpassen, Freude, Glück und neue Liebe." Eine sanfte Berührung an meiner Wange lässt mich aufblicken. "Ryo, ich..." "Sue, spürst du denn nicht, dass wir zusammen gehören, wir, gegen den Rest der Welt? Höre einfach auf dein Herz!"
 

Auf mein Herz hören? So lange habe ich mich von meinen Ängsten leiten lassen, habe die Stimme meines Herzens unterdrückt, bis sie endgültig verstummt ist. Könnte sie mich jemals wieder leiten? Ich schaue in Ryos Augen, in denen mir wieder Hoffnung, Vertrauen und Liebe entgegen blicken. Kurzzeitig kommt mein Selbstschutzmechanismus wieder hoch und drängt mich, ihn wieder von mir zu stoßen, ihn erneut zurückzuweisen. Doch diesmal bekämpfe ich diesen Drang und vertraue auf mein Herz, das mir in der Vergangenheit immer den richtigen Weg gezeigt hat, auch wenn ich die letzten Jahre nicht mehr zugehört hatte. Auch jetzt weist es mich in die richtige Richtung: hin zu neuem Glück, hin zu Ryo.
 


 

So, das war's für erste mal wieder, hoffe, es hat euch gefallen. Sue hat wenigstens endlich ihren Verstand wieder gefunden.
 

('Was man von dir nicht behaupten kann!' WAAAAS?! Wer war das? *Sue schnell wegrenn* *ihr hinterher renn* *kurz anhalt* Äh, hab noch was wichtiges zu erledigen, also tschüß Leute, lasst mir nen kleines Kommi da, wenn ihr geht, ok? *wieder los renn*
 

^^ serena-chan

meeting of two

So, hab das kap adultfrei nochmal reingestellt, hoffe, ihr könnt dat jetzt lesen. Weiß auch net, bin wahrscheinlich auf das Häckchen gekommen oder so.
 

Also viel Spaß jetzt endlich mit dem 11. kap!
 

eure seri-maus
 

11. Kapitel
 

~ meeting of two ~
 

"Mama!" Seyra! Sie ruft nach mir, sie braucht mich. "Seyra? Wo bist du?" Ich laufe in die Richtung, aus der ihre Stimme kommt. Immer wieder höre ich, wie sie nach mir ruft, verängstigt, verzweifelt. Ich renne schneller, doch egal wie schnell ich mich auch bewege, ihre Stimme entfernt sich immer weiter und wird leiser. "Seyra! Geh nicht, bleib bei mir!" Ein letztes Mal erklingt ihre flehende Stimme, dann Stille. "Nein! Seyra, komm zurück! Du darfst mich nicht allein lassen!" Meine Knie geben unter mir nach. Kraftlos breche ich auf dem Boden zusammen. Seyra, wo bist du? Komm zurück, komm zurück zu mir! Seyra!
 

Plötzlich dringen Stimmen an mein Ohr, zahllose Stimmen, die mir gehässig und vorwurfsvoll ins Gesicht schreien. "Was bist du nur für eine Mutter! Lässt dein eigenes Kind im Stich, wenn es dich am Dringendsten braucht. Was bist du nur für eine Mutter!" "Lass sie doch! Sie wollte doch nur ihren Spaß und da hat die kleine Göre halt gestört. In ihrem Innersten ist sie froh, dass das Balg von ihm weg ist, habe ich nicht recht?"
 

Aufhören! Sie sollen aufhören! Ich presse meine Hände auf meine Ohren, aber es hilft nichts, die Stimmen dringen weiter in meinen Kopf ein. "Du hast nichts unternommen, um deine Tochter wieder zu bekommen! Wie kann einem sein eigenes Kind so gleichgültig sein!? Wie kannst du dich 'Mutter' nennen!?" "Natürlich kann sie sich Mutter nennen, schließlich ist das nächste Balg schon im Anmarsch. Zwar von einem Anderen diesmal, aber, hey, man braucht ja auch mal Abwechslung, oder nicht? Man kann schließlich nicht von ihr verlangen, die ganze Zeit mit ein und dem selben Typen zusammen zu sein!"
 

Ich presse meine Hände noch fester auf die Ohren. "Nein! Hört auf, das ist nicht wahr! Lasst mich in Ruhe!" Doch mein Flehen bleibt weiter unerhört. "Was hast du denn? Verträgst du die Wahrheit nicht? Wo ist denn dann deine Tochter? Ich sehe sie hier nirgends. Du hast sie kaltblütig im Stich gelassen und damit es dir gut geht, produzierst du gerade den Nachschub, einen Ersatz, damit dein schlechtes Gewissen beruhigt wird, ist es nicht so? Ist es nicht so!?" Die Stimmen dringen immer weiter in mich, zerbrechen mich, zerfetzen das letzte bisschen, was von mir noch übrig geblieben ist. "Das stimmt nicht! Ich bin eine gute Mutter, ich bin eine gute Mutter! Ihr lügt! Das ist nicht wahr! Das ist nicht waaaaaaaaahr!!"
 

Mit einem Schrei schrecke ich aus dem Traum. Mein Herz rast und ich spüre die feuchten Spuren der Tränen auf meinen Wangen. Es war nur ein Traum, nur ein Traum weiter nichts! Immer wieder versuche ich mir das einzureden.
 

Die warme Hand auf meinem Bauch zuckt kurz und verschlafen öffnet Ryo seine Augen. "Schon wieder ein Alptraum?" Ich kann nichts anderes, als nicken, zu sehr bin ich in diesem Traum noch gefangen. "Komm her." Einladend hält er seine Arme auf und ich flüchte mich in seine Umarmung. Seine Wärme beruhigt mich wieder etwas und spendet mir Trost. Sanft streicht er mir über meinen Kopf. "Egal, was dich nachts immer wieder quält, du weißt, dass es nicht wahr ist, Sue, nichts von all dem. Sie spiegeln nur deine eigenen Ängste wieder, aber du darfst sie nicht über dich bestimmen lassen. Sie haben nur Macht über dich, wenn du es zulässt. Ich weiß, dass deine Ängste und Befürchtungen nicht wahr sind, du musst nur an dich glauben." Die Kälte in mir verschwindet langsam und hinterlässt ein warmes Gefühl der Geborgenheit. Dankbar schmiege ich mich noch näher an ihn. Etwas später schlafe ich in seinen Armen wieder ein, diesmal friedlich, traumlos.
 

Das Vogelgezwitscher vor dem Fenster weckt mich. Ich drehe mich zur Seite, aber das Bett neben mir ist leer. Ryo? Ist er schon weg? Ein leises Lachen lässt mich zur Tür blicken. Lässig angelehnt blickt er mir grinsend entgegen. "Suchst du mich?" Immer noch lächelnd kommt er auf mich zu. "Morgen, my darling!" Dann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich sanft auf den Mund. Wieder steigen die bekannten Schmetterlinge in meinem Bauch auf und ich ziehe ihn zu mir, so dass er aufs Bett fällt. "Hey, da ist aber jemand ganz schön stürmisch heute morgen! Du scheinst deinen Traum von heute Nacht ja schnell vergessen zu haben."
 

Mein Gesicht verfinstert sich und ich lasse ihn augenblicklich los. "Bis gerade schon. Danke, dass du mich daran erinnert hast. Aber wenn du nicht willst,..." Demonstrativ drehe ich mich in eine andere Richtung, werde aber sofort wieder von ihm gepackt und zurück gedreht. "Nix da, hier wird nicht die-beleidigte-Leberwurst gespielt. Ich glaub, ich habe dich noch gar nicht richtig begrüßt."
 

Das Funkeln in seinen Augen steigert das kribbelnde Gefühl in meinem Bauch noch und vergeblich versuche ich, mein beleidigtes Gesicht aufrecht zu erhalten. "Gib es auf, Sue, du hast sowieso keine Chance gegen mich." Sein warmer Atem streift mein Ohr und ein Keuchen entflieht mir, als er spielerisch an meinem Ohrläppchen zu knabbern beginnt. "Gefällt dir das?" Meine einzige Antwort ist ein heiseres 'hn'.
 

Mein Körper beginnt unter seinen Berührungen zu glühen und meine Wahrnehmung verdichtet sich, bis ich nur noch ihn wahrnehme. Er macht mich noch wahnsinnig vor Verlangen! Hektisch ziehe ich ihn auf mich und suche gierig nach seinen Lippen, doch er entzieht sich mir. Wieder spüre ich seinen Atem an meinem Ohr. "Nicht so schnell, meine Schöne. Heute verwöhne ich dich." Seine heißen Lippen wandern von meinem Ohr meinen Hals hinab, mein Dekolleté hinunter und wieder hinauf.
 

Jeder Quadratzentimeter meiner Haut, den seine Lippen berühren, steht in Flammen. Mittlerweile haben seine Hände auch einen aktiveren Part in diesem Spiel eingenommen und streifen über meinen erhitzten Körper. Immer weiter bahnen sie sich ihren Weg meinen Körper hinunter, langsam, quälend. Erwartungsvoll sehne ich mich nach dem Augenblick, an dem sie ihr Ziel erreicht haben. Allein der Gedanke macht mich verrückt vor Begierde. Stück für Stück wandert seine Hand meinen Bauch hinunter und Stück für Stück schwindet mein Verstand und hinterlässt reine, ureigenste Triebe. Wenige Zentimeter trennen mich von meiner Erlösung, doch wieder bleibt sie mir verwehrt.
 

"Ryo!" gequält schreie ich auf. Auch seine Stimme klingt heiser vor unterdrückter Leidenschaft. "Was?" "Bitte... quäle mich nicht länger!" Sein heftiges Atmen ist unleugbar und in seinen Augen kann ich die gleiche Begierde brennen sehen, wie auch ich sie spüre. Begierig ziehe ich ihn zu mir und nehme seine Lippen in Besitz, während meine Hände sich hektisch seiner Hose nähern.
 

Wäre ich noch bei klarem Verstand, würde ich es ihm jetzt mit gleicher Münze heimzahlen und ihn diese süße Qual spüren lassen. Aber ich bin schon zu sehr in meiner Lust gefangen und kann nur noch an seinem störendem Kleidungsstück zerren, bis auch dieses Hindernis beseitigt ist. Jetzt lässt auch er endlich seine Kontrolle fallen und seiner Begierde freien Lauf und ich kann seinen bebenden Körper auf meinem spüren.
 


 

Heftig atmend sinke ich auf seine Brust und genieße das Gefühl der Verbundenheit, das immer noch zwischen uns besteht. Seine Hände schlingen sich um meinen immer noch erhitzten Körper. Erschöpft blicke ich ihm in die Augen, die mir warm entgegen blicken und in denen ich unendliche Liebe erkennen kann. Ich beuge mich vor und küsse ihn sanft auf die Lippen. Dann schmiege ich mich eng an ihn und schließe ermattet die Augen.
 

Als ich das nächste mal die Augen öffne, steht die Sonne schon hoch am Himmel. Nach einer ausgiebigen Dusche gehe ich in die Küche, um mir was zum Frühstück zu machen. "Morgen, Darling! Na, wieder wach?" Am Frühstückstisch sitzend blickt Ryo mir gut gelaunt entgegen. "Mehr oder weniger. Wenn mich ein gewisser Herr jemand nicht so lange wach gehalten hätte..." Schelmisch grinse ich ihn an. Spielerisch packt er mich und zieht mich auf seinen Schoß, wobei er meine halbherzigen Versuche der Gegenwehr einfach ignoriert. "Ich dich wach gehalten? Wenn ich mich recht erinnere, war das eher anders rum!"
 

Immer noch versuche ich, mich aus seinem Griff zu befreien, doch unnachgiebig hält er mich weiter fest. "Ryo, doch nicht so fest!" Sofort begreift er und lockert seinen Griff, so dass ich wieder aufstehen kann. "Oh, Verzeihung! Dich habe ich auch noch gar nicht begrüßt, mein Kleiner!" Mit diesen Worten kniet er sich vor mir hin, zieht mich wieder sanft zu sich und küsst meinen Bauch. All seine Spielhaftigkeit und Wildheit sind verschwunden, als er mir zärtlich über den Bauch fährt und mich dann ansieht. "Ich hoffe, du weißt, wie sehr ich dich liebe." Wieder erfüllt mich dieses warme Gefühl, das sich in meinem gesamten Körper ausbreitet. Ich hebe meine Hand und streiche ihm zärtlich über die Wange. "Das weiß ich und ich... ich liebe dich auch." Seine Augen weiten sich. Dann zieht er mich noch näher zu sich und hält mich fest. "Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet, dass du das gerade gesagt hast."
 

Doch, das weiß ich. Das war das erste Mal, dass ich ihm das gesagt habe. Zwar hat mein Körper ihm schon so oft meine Liebe vermittelt, aber ich hatte bis jetzt nie den Mut gehabt, es in Worte zu kleiden. Zu groß war die Angst gewesen, vor jemandem mit offenen Gefühlen zu stehen, nackt, schutzlos. Doch jetzt ist diese Angst verschwunden und ich vertraue Ryo mein Innerstes, mein tiefstes Ich, an das bis jetzt nur für mich gewesen war.
 

Immer noch stehen wir neben dem Frühstückstisch, Arm in Arm, bis sich mein Magen lautstark zu Wort meldet. "Da verlangt wohl jemand nach Aufmerksamkeit." Verlegen grinse ich ihn an. "Ich kann auch nichts dafür! Hab halt noch nichts gegessen, und wenn du mich immer vom Essen abhältst..." Blitzschnell bringe ich den Tisch zwischen uns. "Na warte! Ich dich vom Essen abhalten? Wer ist denn wie ein Stein wieder eingeschlafen vorhin!" Ich mache ein nachdenkliches Gesicht. "Hm, lass mal überlegen! Du?" "Ich würde an deiner Stelle aufpassen: heute fliegen die Brötchen tief!" Mit diesen Worten schnappt er sich eines und legt zum Werfen an. "Nicht! Hat dir deine Mama nicht beigebracht, dass man mit dem Essen nicht spielt? Außerdem will ich die Brötchen lieber essen, als dich damit zu bewerfen." Ich setze mich auf meinen Stuhl und beginne, mir hungrig ein Brötchen zu schmieren.
 

Auch Ryo gibt die Brötchenschlacht auf und setzt sich mir gegenüber. Nach einiger Zeit spüre ich seinen durchdringenden Blick auf mir und ich sehe auf. "Was ist?" "Nichts!... Hast du heute etwas vor?" Immer noch über sein komisches Verhalten nachdenkend antworte ich ihm. "Ja, ich wollte mich nachher mit Meyo treffen, Kamuis Mutter, du weißt? Wieso?" Sofort blockt er wieder ab. "Ach, nicht so wichtig. Wollte nur wissen, wann du dann wieder da bist und wie lange ich Ruhe vor dir habe!" Das Abwaschtuch, das gerade noch an meiner Lehne gehangen hat, fliegt zielsicher in sein grinsendes Gesicht.
 

Ein Stunde später schlendere ich an den Geschäften in der Einkaufspassage vorbei. Da ich noch Zeit habe, schaue ich mir die Schaufenster an mit ihren farbenfrohen Dekorationen und Ausstellungen. Dann bleibt mein Blick an einem haften. Das kleine Geschäft, eingepfercht zwischen zwei großen Kaufhäusern, zieht mich magisch an. Das Schaufenster wird gerade umdekoriert und die Dekorateurin lächelt mir freundlich zu, als ich das Geschäft betrete. Alte Erinnerungen kommen in mir hoch, in denen ich schon einmal hier bin. Damals, mit schwangerem Bauch und voller Ängste. Die Wunde meines Herzens, durch Marek zugefügt, noch frisch. Aber schon damals war Ryo an meiner Seite und hat mir Halt gegeben. Wie viel hat sich seit Seyras Geburt verändert und doch ist einiges gleich geblieben.
 

Die Frau aus dem Schaufenster kommt mir lächelnd entgegen. "Kann ich etwas für sie tun?" "Ähm, nein danke, ich schaue mich nur ein wenig um." Nachdenklich betrachtet sie mich. ?Waren sie nicht schon einmal hier, so vor fünf Jahren?? Verwundert blicke ich sie an. "Ähm, ja." Ihr Gesicht wandelt sich wieder und freudig strahlt sie mich an. "Ich wusste es doch! Ich vergesse nie ein Gesicht und sie sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Wie geht es ihrem Kind denn, es muss ja jetzt schon um die vier Jahre alt sein, oder nicht?"" Mein Lächeln verschwindet aus meinem Gesicht, aber ich fange mich schnell wieder. "Ja, sie ist mittlerweile vier und ihr geht es gut." Hoffe ich. Ach, Seyra! Wo bist du nur?
 

Glücklicherweise hat die Verkäuferin nichts bemerkt und redet weiterhin fröhlich auf mich ein. "Das freut mich. Und wie ich vermute, ist es bald wieder soweit? Wie schön für sie. Es gibt doch nichts schöneres als das Mutter-sein, sag ich immer. Meine sind ja schon groß und fast aus dem Haus, aber ich sehne mich immer mal wieder nach der Zeit zurück, als sie noch so klein waren. Wissen sie was? Sie sind mir so sympathisch, da will ich ihnen eine kleine Freude machen. ...Wo hab ich?s denn?"
 

Zehn Minuten später verlasse ich das Geschäft wieder mit einer kleinen Tüte in der Hand. Nun muss ich mich doch etwas beeilen, um nicht zu spät zu meinem Treffen zu kommen.
 

Von Weitem kann ich Meyo an einem Tisch sitzen sehen und ich gehe schnell auf sie zu. "Da bist du ja, ich dachte schon ich hätte mich in der Uhrzeit vertan. Du kommst doch sonst immer überpünktlich." "Entschuldige, ich wurde aufgehal..." Ihr Handy beginnt, zu klingeln. "Oh, warte mal. Ich komm gleich wieder, es ist Kamui." Mit diesen Worten steht sie auf und entfernt sich. In der Zwischenzeit hole ich die kleine Tüte hervor. Lächelnd nehme ich seinen Inhalt heraus und stelle die kleinen Babyschühchen vor mir auf den Tisch.
 

"Hallo, Sue, so sieht man sich wieder!" Erstarrt halte ich in der Bewegung inne. Das kann nicht wahr sein! Wie...? Ich drehe mich in seine Richtung. Marek! Mit seinem berüchtigten Lächeln setzt er sich einfach hin. Geschockt starre ich ihn an. Sein Blick, der zuvor unverwandt auf mich gerichtet war, fällt nun auf die kleinen Schuhe vor mir und seine Augenbraue hebt sich. "Was ist denn das? Sind das deine? Du hast dir ja anscheinend sehr schnell einen Ersatz für meine Tochter zugelegt." Mein Traum von heute nacht drängt sich mir wieder auf.
 

Verbissen presse ich meine Fingernägel in die Handflächen, um die aufsteigende Panik zu unterdrücken. "Wem hast du es denn diesmal angehängt? Bei mir funktioniert das diesmal nicht. Also, wer ist der arme Schlucker?" Immer noch kann ich ihm nicht antworten und ihn nur wütend anstarren. "Na schön, kann mir schließlich egal sein. Ich will nur eins von dir wissen: wo ist sie?" Endlich finde ich meine Stimme wieder und selbst in meinen Ohren hört sie sich kratzig an und ich habe Angst zu fragen. "Wo ist wer?"
 

"Seyra, wo ist Seyra?"
 

So, dat war's erstmal wieder. nen paar kommis wären nett, daaanke!! ^^
 

serena-chan

an unwanted visit

So, leute, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Die gute: es geht endlich weiter mit mld! *freu*
 

Die schlechte: wir nähern uns langsam aber sicher dem Ende zu! *buh-rufe abhalt* Keine Angst, ein paar Kaps sind noch da und ein kleiner Epilog, könnt euch also freuen, aber wie gesagt, viel ist da nicht mehr, sorry.
 

Aber, genug der Schwarzmalerei, hier ist erstmal das 12. Kap für euch, viel Spaß damit und ein paar kommis wären auch hilfreich.
 

p.s.: Für alle ein kleines Trostpflaster: ich habe schon mit einer neuen ff angefangen. Diesmal wieder über meine beiden Lieblinge Usagi und Mamo-chan. Also, wer Interesse hat, bescheid sagen, dann sag ich euch bescheid, wann das erste kap reingestellt wird. ^^
 

serena-chan
 

12. Kapitel
 

~ an unwanted visit ~
 

Ryo wirft einen letzten prüfenden Blick in das Wohnzimmer. Perfekt! Das würde die richtige Atmosphäre für sein Vorhaben schaffen. Der gedeckte Tisch, die Kerzen, die Musik; es kann gar nicht schief gehen. Sein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken daran, wie sie reagieren würde. Würde sie ihm freudestrahlend um den Hals fallen? Oder ist dieser Schritt zu groß für sie. Würde sie ihn wieder aus Selbstschutz von sich stoßen, wie sie es schon so oft getan hat?
 

Nein, das würde sie nicht tun. Immer wieder hat er ihr doch bewiesen, dass sie ihm vertrauen kann. Und hat sie nicht heute morgen erst ihr Vertrauen zu ihm bezeugt durch ihre Worte? Ein warmes Gefühl breitet sich in ihm aus. Ja, sie hat endlich den Mut gefunden, ihm zu sagen, dass sie ihn liebt. Ist das nicht ihr größter Vertrauensbeweis? Nein, sie würde ihn auf keinen Fall abweisen.
 

Unbewusst wandert seine Hand in seine Tasche zu dem kleinen, samtenen Kästchen, dessen Inhalt ihr beider weiteres Leben bestimmen würde. Er hätte nicht gedacht, dass er dieses Kästchen jemals wieder hervorholen würde nach ihrer Zurückweisung an jenem Tag. Jener Tag, an dem ihre Welt immer mehr zerbröckelt war und er sie Stück für Stück mehr zu verlieren gedroht hatte. Er hatte es kaum aushalten können, jeder Anblick von ihr hatte einen tiefen Schmerz in seinem Herzen verursacht. Er war so in seinen verletzten Gefühlen gefangen gewesen, dass er keinen Augenblick daran gedacht hatte, wie sie sich fühlen musste. Immer weiter hatte sie sich zurückgezogen, hatte ihr Innerstes tief verborgen, sogar vor ihm.
 

Sie hatte schon früher schweres durchmachen müssen, aber immer hatte sie bei ihm Halt gesucht, sich bei ihm Trost geholt, ihm alles anvertraut. Doch diesmal nicht. Kein Vertrauen mehr, kein Zusammenhalt zwischen ihnen. Irgendwann hatte er es nicht mehr aushalten können und war zu ihr gegangen, um mit ihr zu reden. Er war sich sicher gewesen, dass der Abstand für sie beide besser wäre. Wie falsch er damit doch gelegen hatte. Sie hatte ihn mehr denn je gebraucht und er hatte sie im Stich lassen wollen. Ein kalter Schauer läuft seinen Rücken hinunter bei dem Gedanken an ihren leblos daliegenden Körper im Bad. Beinahe hätte er sie verloren, für immer. Wäre er nicht zurückgekommen und hätte er sie nicht gefunden... er hätte es sich nie verzeihen können. Nie wieder will er dieses Gefühl, diese Angst um sie spüren müssen. Deshalb würde er ihr endgültig seine Liebe beweisen und ihr die Sicherheit geben, die sie braucht: Die Sicherheit seines Namens, seiner Familie, seines Körpers. Sie bräuchte nur ein kleines Wort sagen und er würde ihr die ganze Welt zu Füßen legen.
 

Gerade als er in die Küche gehen will, klingelt es plötzlich an der Tür. Sue kann doch jetzt noch nicht zurück sein? Verwundert geht er zur Tür und öffnet sie, doch mit der Person, der er nun gegenüber steht, hätte er nie gerechnet. Ein kaltes Lächeln funkelt ihm entgegen.
 

"Die Freude, dich wiederzusehen ist ganz meinerseits, Ryo. Wie ich sehe, hängst du immer noch an Sues Rockzipfel wie früher. Du hast schon immer wie eine Klette an ihr gehangen. Wann siehst du es endlich ein, dass sie nichts von dir wissen will? Aber dass ihr neuer Macker nichts dazu sagt, wundert mich aber etwas, oder hat er nichts gegen eine Dreierbeziehung?" Ryo hat Mühe, sich zu beherrschen und nicht auf Marek wutentbrannt loszugehen, doch er unterdrückt seine aufkeimende Wut. "Ryo, Ryo, wir sind ja heute wieder sehr gesprächig! Wie dem auch sei, wäre es zuviel verlangt, wenn du mich durchlassen würdest, meine Last wird langsam schwer." Jetzt erst bemerkt Ryo die bewusstlose junge Frau in den Armen seines Gegenübers.
 

Sue!
 

"Was hast du mit ihr gemacht, du Schwein?" Der wutentbrannte Blick Ryos trifft auf den gleichgültigen Mareks. "Nun mal langsam, Kleiner, ich hab gar nichts getan. Ich habe nur meine Recht verlangt. Aber wenn du weiter wie dumm in der Tür stehen bleiben willst, bitte. Aber mir wird?s langsam zu schwer." Mit diesen Worten löst er seine Arme von der immer noch Bewusstlosen und stellt sie auf die Füße. Kurz bevor sie jedoch auf den Boden fallen kann, hat Ryo sie erfasst und auf seine Arme gehoben. So als würde sie seine Nähe spüren, schmiegt sie sich an ihn. "Ryo..." Ihre schwache, brüchige Stimme versetzt ihm einen Stich in sein Herz und er drückt sie näher an sich.
 

Den durchdringenden Blick Mareks nicht beachtend, dreht er sich um und trägt sie vorsichtig ins Schlafzimmer, wo er sie sanft aufs Bett legt. Sein besorgtes Gesicht ist auf ihr bleiches gerichtet, das sich kaum von der weißen Bettwäsche abhebt. Ihr ganzer Körper strahlt eine Kälte aus, die ihn selbst frösteln lässt. Ein letztes Mal beugt er sich über sie und küsst sie leicht auf die Stirn, bevor er sich herumdreht, um ihr in der Küche einen Tee zu kochen.
 

Etwas überrascht stellt er fest, dass Marek ihm gefolgt ist. Gelassen steht dieser in der Tür und sieht ihn durchdringend an. Ryo beachtet dessen Blick jedoch nicht, schließt leise die Tür und geht an ihm vorbei in das Wohnzimmer. Sein Blick fällt auf den gedeckten Tisch. Er dreht die Musik aus und beginnt, das Geschirr wegzustellen.
 

"Hast du sie also endlich rumgekriegt? Ich hätte nicht gedacht, dass sie dich jemals ranlassen würde. Dann kann ich mir die Frage ja sparen, wer nun der arme Schlucker ist, dem sie das Balg in ihr anhängen will. Wahrscheinlich freust du dich auch noch darüber, hab ich recht?" Wutentbrannt dreht Ryo sich zu Marek um und greift ihn am Kragen. "Halt endlich deine Klappe und lass uns in Ruhe! Ich habe endgültig satt, dass du dich in ihr Leben einmischst, verschwinde endlich! Du hast ihr schon genug angetan! Was willst du noch?" Langsam und seelenruhig befreit sich Marek aus dem Griff Ryos, seine Augen funkeln unheilvoll. "Das Einzige, was ich will, ist meine Tochter. Sie ist mir leider in einem unachtsamen Augenblick entwischt und ich gehe davon aus, dass sie zu ihrer Mutter gelaufen ist. Also, wo ist sie?"
 

Geschockt starrt Ryo seinen Gegenüber an. Seyra ist ihm entwischt? "Wenn der Nachschub schon im Anmarsch ist, braucht ihr Seyra ja nicht. Sie würde euch sowieso nur stören, also kann ich sie haben. Ich möchte nur von dir wissen, wo sie ist und ich verschwinde für immer aus eurem 'kleinen Glück'." Ryos Wut steigt wieder. "Wie kannst du nur so über Menschen denken? Sie ist doch keine Ware, die man einfach so verteilen kann! Selbst wenn ich wüsste, wo Seyra ist, würde ich es dir nicht sagen. Sie ist von dir weggelaufen, denk mal darüber nach, warum. Und jetzt verschwinde endlich, sonst rufe ich die Polizei und teile ihnen mit, dass ich den Kidnapper unserer Tochter bei uns festhalte."
 

Wütende Blicke treffen aufeinander und entfachen einen stummen Kampf zwischen den beiden Kontrahenten. Dann, ein gelassener Seufzer und Marek wendet sich ruhig zur Tür. Seine letzten Worte hallen im Zimmer wieder. "Wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen!" Die Haustür fällt ins Schloss.
 

Ryo starrt seinem Widersacher hinterher. Gerade als er sich umwenden will, fällt sein Blick auf die Tür, an der Sue sich schwach festklammert. Ihr bleiches Gesicht und ihre sorgenvollen Augen sagen ihm, dass sie alles mit angehört haben muss. Er breitet seine Arme aus und sie flüchtet sich in seine Umarmung. Beruhigend streicht er ihr über den Rücken. "Keine Angst! Wir werden sie finden, das verspreche ich dir."
 

Das Zittern ihres Körpers lässt langsam nach und sie schmiegt sich an ihn. Plötzlich versteift sie sich in seiner Umarmung. Verunsichert löst er sich von ihr und schaut besorgt in ihr Gesicht. Ihre starren Augen sind auf etwas hinter ihm gerichtet. Langsam entfernt sie sich von ihm und geht auf den Tisch zu, ihre Augen unverwandt auf dessen Oberfläche gerichtet. Ein einzelner Gegenstand ziert die weiße Tischdecke. Das Schmuckkästchen.
 

Langsam streckt sie ihre Hand aus, hält jedoch wenige Zentimeter über dem Kästchen inne, so als wäre sie unsicher, ob sie es berühren sollte oder nicht. Dann umschließen ihre Finger den kleinen Gegenstand und heben es hoch. Ihre linke Hand zittert leicht, als sie sich dem einfachen Verschluss nähert und das Kästchen schließlich öffnet.
 

Ryos Herz pocht wie wild in seiner Brust. "Ich hatte vorgehabt, uns einen richtig schönen Abend zu machen, mit gutem Essen, Kerzenschein und so. Und dir heute... und dich zu fragen... Aber jetzt ist nicht mehr der richtige Zeitpunkt dazu." Ihre Augen, die die ganze Zeit über auf den kleinen goldenen Ring gerichtet waren, heben sich nun und blicken ihn an, doch er kann nichts in ihnen erkennen.
 

"Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr daran, aber dieser Ring war ein Geschenk meiner Großmutter. Sie hatte damals gesagt, dass ich ihn einmal der Frau meines Lebens geben soll. Du hattest dich damals darüber lustig gemacht und gemeint, dass er dann wohl ewig in diesem Kästchen vergammeln würde, wenn ich immer noch so an dir kleben würde. Aber schon damals wusste ich, dass nur eine diesen Ring von mir erhalten würde. Eine, die ich schon damals mehr liebte, als alles andere auf der Welt und der ich mein Leben anvertrauen würde. Mir war von Anfang an klar, Sue, dass nur du diejenige sein würdest, die diesen Ring tragen würde."
 

Langsam geht er auf sie zu, nimmt ihr das Kästchen aus der Hand und entnimmt ihm den Ring. Seine Hand greift sanft nach ihrer Rechten und streift ihr langsam den Ring über. Dann hebt er ihre Hand zu seinen Lippen und küsst ihren zierlichen Finger, an dem nun sein Ring glitzert, während seine Augen ihr Gesicht keinen Moment aus dem Auge lassen.
 

Mit großen Augen blickt sie auf ihre Hand hinunter, die Hand an ihrem Kinn gar nicht bemerkend, die ihr Gesicht langsam hebt. Dunkelbraune Augen, die in ihre blicken, in ihr Innerstes dringen und dieses besondere Glitzern aufweisen, das Glitzern, das nur ihr geschenkt wird. Wieder dieses Gefühl, das sie schon vor Jahren gefühlt zu haben glaubte, das jedoch so anders ist als damals. Wie die Nacht und der Tag sich unterscheiden, so neu und doch so vertraut. Dieses Gefühl durchströmt ihren Körper, befreit sie endgültig von ihren selbst auferlegten Fesseln aus Schutz und Einsamkeit. Ihr Gesicht verändert sich, nicht länger gefühllos, kein Schimmer von Angst und Vorsicht in ihren Augen sondern unendliches Vertrauen, wonach er sich schon so lange gesehnt hat. Ihr tränenverschleiertes Lächeln ist das größte Geschenk, das sie ihm machen kann.
 

So, dat warst fürs erste wieder. Na, glücklich, dass dat Mädel endlich zur Besinnung gekommen ist? Ja, ich weiß, wurde auch mehr als Zeit, aber jetzt kann es ja nur noch bergauf gehen, oder?

Warum ich diesmal in Ryos Sichtweise geschrieben habe? Naja, es schreibt sich schlecht wenn die Person, aus deren Sicht man schreibt, eigentlich bewusstlos in den Armen der Kerle hängt und wenig mitkriegt. Außerdem dachte ich, der arme Kerl hat sich immer so um Sue bemüht, das sollte auch mal belohnt werden. ^^
 

KOMMIS, KOMMIS,... (büdde!)
 

serena-chan

in my arms again

Nach langer, langer (langer langer langer langer lang.. ...) Zeit hab ich beschlossen, mich wieder an diese ff zu wagen und den Rest on zu sstellen, der schon längst überfällig ist *drop*. Tja schon scheiße, wenn man so schlampig ist, oder? *doppeldrop*
 

serena-chan
 

13. Kapitel
 

~ in my arms again ~
 

5 Uhr. Die Leuchtziffern des Weckers quälen sich langsam durch die Nacht, quälen sich so wie ich. Unruhig drehe ich mich auf die andere Seite. Kaum mache ich die Augen zu, sehe ich Seyra vor mir, höre ihre verzweifelten Rufe, Rufe nach mir. Die Sorge um sie macht mich fast wahnsinnig und nur mein zu schwacher Körper hält mich davon ab, sofort aufzuspringen und nach ihr zu suchen. Diese Hilflosigkeit, nichts tun zu können, halte ich nicht mehr aus! Wieder drehe ich mich zum Wecker. 5:10 Uhr. Die Zeit schleicht dahin, während sich meine Sorgen und Ängste um meine Tochter immer schneller wachsen. Ich kann doch nicht tatenlos hier liegen! Gott, bitte, lass es ihr gut gehen! Mein einziger Wunsch ist, sie wieder in den Armen halten zu können, mehr will ich nicht, bitte gib sie mir wieder!
 

Es geht nicht, ich kann nicht länger warten! Entschlossen ziehe ich die Decke weg. Schwach setze ich mich auf. Wieso muss mich mein Körper gerade jetzt verraten und mir den Dienst verweigern! Schwarze Punkte flimmern über meine Augen und das Bett beginnt sich zu drehen. Gerade als ich kraftlos wieder in die Kissen zurück sinke, fängt eine stützende Hand meinen Fall auf und lässt mich sanft zurück sinken. Als die schwarzen Punkte wieder verschwinden, blicken mir Ryos besorgte Augen entgegen. „Sue, wo willst du mitten in der Nacht in deinem geschwächten Zustand hin?“ Meine zittrige Stimme lässt meine Worte Lüge strafen. „Ich bin ok, ich muss mich nur kurz etwas ausruhen. Ich will raus, ich halte es nicht mehr aus, hier liegen zu bleiben, während Seyra irgendwo da draußen...“ Erneut versuche ich, mich aufzusetzen, aber wieder reicht meine Kraft nicht aus und meine wackligen Arme brechen unter mir zusammen. „Sue, sei nicht leichtsinnig und bleibe liegen! Du schaffst es nicht einmal bis zur Tür ohne zusammen zu brechen, geschweige denn den ganzen Tag nach Seyra zu suchen. Du kannst um diese Uhrzeit sowieso nichts machen, warte bis es hell ist.“
 

Wut steigt in mir auf, Wut auf Ryos Rechthaberei, Wut auf mich, Wut auf meinen geschwächten Körper. Aufgebracht funkle ich ihn an. „Du verstehst das nicht, Ryo! du weißt nicht, wie sich eine Mutter fühlt, wenn ihr Kind alleine und hilflos da draußen ist! Ich kann einfach nicht hier sitzen und nichts tun!“ Ich merke, wie auch er wütend wird. „Ich kann vielleicht nicht nachempfinden, wie sich eine Mutter fühlt, aber ich bin Gott verdammt kein gefühlsloser Trottel! Meinst du etwa ich mache mir keine Sorgen um sie? Gott, Seyra ist wie meine eigene Tochter für mich! Ich liebe sie so, als wäre sie mein eigenes Kind! Aber ich werde nicht zulassen, dass du dich aus eigener Dummheit und Sturheit gefährdest. Hast du vergessen, dass du im Moment nicht nur für dich die Verantwortung trägst? Ich will nicht, dass dir oder unserem Kind irgendetwas passiert, verstehst du das nicht? Bitte, lass mich nach ihr suchen und bleibe hier!“
 

Meine Wut macht es mir unmöglich, ihm zu antworten und doch ist ein kleiner Teil in mir, der ihm zustimmt, sehnlichst nach Ruhe und Schlaf fordert, aber der andere Teil überwiegt diesen immer noch maßlos. Auch Ryo scheint das zu merken. „Sue, sei doch vernünftig! Es wäre sowieso besser, wenn einer hierbleibt für den Fall, dass sie von allein nach Hause findet! Und was wäre, wenn dann niemand hier wäre?“ Der ihm zustimmende Teil gewinnt an Kraft trotz meines Widerstandes. Sanft zieht er mich an sich und drückt mich an seinen Körper. „Bitte, Sue, ich möchte mir nicht auch noch um euch beide Sorgen machen müssen und das würde ich, wenn ich dich nicht sicher zu Hause wüsste. Ich werde dich jederzeit auf den laufenden halten und ich werde sie finden, das verspreche ich dir!“
 

Reglos liege ich in seinen Armen, meine Gefühle und mein Verstand in mir einander bekämpfend. Ich weiß, dass ich es in meinem momentanen Zustand nie aus der Haustür schaffen würde, aber die Sorge um Seyra zerreist mich. Dennoch, habe ich überhaupt eine Wahl? So schwach wie ich bin, wäre ich Ryo keine Hilfe, im Gegenteil, ich würde ihn eher nur aufhalten.
 

Starr liege ich da. Auch als seine weichen Lippen sanft meine Stirn berühren, reagiere ich nicht. Mit einem Seufzen löst er sich von mir und steigt aus dem Bett. Ich kann seinen Blick auf mir gerichtet spüren kurz bevor er ins Bad verschwindet, aber immer noch liege ich so, wie er mich zurück gelassen hat.
 

Durch die Wände kann ich das Prasseln der Dusche hören und das Bild von Ryo unter der Dusche steigt unweigerlich in mir auf. Ein kleiner Teil in mir möchte in diesem Augenblick nichts lieber, als zu ihm unter die Dusche zu gehen, ihn zu liebkosen, seine Lippen mit meinen zu bedecken, aber auch das verweigert mir mein Körper. Außerdem weigert sich der größerer Teil störrisch in mir, ihm die Genugtuung zu geben, dass ich seine Argumente endlich einsehe und der Vernunft folge. Also drehe ich mich um und versuche, die Geräusche auszuschalten, vergeblich natürlich. Stattdessen bekommt das Bild in meinem Kopf immer mehr ein Eigenleben und lässt meinen stolzen Teil von Augenblick zu Augenblick schrumpfen. Doch bevor ich meiner Schwäche endgültig unterliege, öffnet sich die Badezimmertür wieder und Ryo, in einem Handtuch gekleidet, kommt ins Zimmer zurück. Sein ganzer Körper glänzt noch feucht und seine nassen Struwwelhaare geben ihm ein verwegenes Aussehen.
 

Ich muss mich zusammenreißen, um mein beleidigtes Gesicht aufrecht zu erhalten, aber verstohlene Blicke kann ich mir einfach nicht verkneifen. Dann kommt in mir wieder mal die Vermutung auf, dass Ryo auch hinten Augen haben muss, da er sich gerade in diesem Augenblick zu mir umdreht und mich anblickt. Anscheinend bin ich wie immer eine schlechte Schauspielerin, da er plötzlich mit einem verwegenen Grinsen auf mich zukommt und sich dann zu mir hinunterbeugt. In seinen Augen spiegelt sich das wieder, was er gerade in mir entflammt hat. „Sue, du weißt doch, dass du mir nichts vormachen kannst, also tu nicht weiter so, als wärst du noch böse auf mich.“ Und bevor ich auch nur eine Silbe zu meiner Verteidigung sagen kann, presst er seine sinnlichen Lippen auf meine, nimmt sie in seinen Besitz und schwemmt meine Gedanken in weite Ferne.
 

Meine Hände wandern zu seinem Oberkörper, während seine Zunge meine zu einem sinnlichen Kampf auffordert. Mit meinem letzten verbliebenen Willen schiebe ich ihn von mir, aber mein schnelles Atmen und meine heisere Stimme nimmt meinen folgenden Worten die Aussagekraft. „Du irrst dich , ich BIN noch auf dich sauer, also versuche mich nicht, damit umzustimmen.“ Erneut beugt er sich zu mir hinunter und sein warmer Atem kitzelt mein Ohr. „Nein, bist du nicht, my darlin.“ Sein anschließender sanfter Biss in mein Ohr lässt mich verhalten aufstöhnen.
 

Als ich wieder halbwegs klar denken kann, dröhnt das Zuschlagen der Haustür in meinen Ohren, während Ryos gemurmelte Worte in meinem Kopf leise widerhallen. „Ich gehe jetzt unsere Tochter suchen, warte solange auf mich, meine Sonne.“
 

~ einige Stunden später ~
 

Die Uhr an der Wand schlägt zwei Uhr und immer noch keine Spur von Seyra. Mit jedem Anruf von Ryo sinkt meine Hoffnung, während meine Ängste ins Unermessliche steigen. Oh Seyra, wo bist du nur? Gib ein Zeichen! Unruhig gehe ich durch die Zimmer unserer Wohnung, einem Tiger in seinem Käfig gleich. Und wirklich kommt mir die Wohnung im Moment eher wie ein Käfig vor, mich fesselnd, mir die Freiheit beraubend.
 

Im Flur bleibe ich bei den vereinzelten Fotos an der Wand stehen. Fotos von glücklichen Zeiten, Fotos eines jungen Lebens, Seyras Leben. Bitte Gott, lass dies nicht die letzten Fotos von ihr sein! Das erste zeigt mich selber mit Seyra als neugeborenes Baby, gerade ein paar Stunden alt. Ryos überwältigte Stimme klingt plötzlich in meinem Ohr wider. „ Oh Sue, sie ist wunderschön, genau wie du! Sieh dir die kleinen Finger an und die kleinen Füße und...“ Ja, Ryo war so stolz und aufgeregt gewesen, dass damals nicht nur die Krankenschwestern ihn für den glücklichen und frischgebackenen Vater gehalten haben und sie waren sehr überrascht und ein bisschen neugierig gewesen, dass es nicht so war.
 

Auf dem nächsten Foto blickt mir die einjährige Seyra bei ihrem ersten Geburtstag lachend entgegen, den von Ryo gerade geschenkt bekommenen Stoffhasen in die Kamera haltend. Wieder steigen Erinnerungen auf, wie meine Kleine mir ihren Hasen stolz zeigt. „Mama, Mama, Mama!“ “Ja, mein Spatz, das Häschen von Onkel Ryo ist sehr niedlich. Komm mal her, du kleiner Dreckspatz, du hast dich mit der Geburtstagstorte total bekleckert!”
 

Das nächste Foto ist auf dem Weihnachtsmarkt aufgenommen worden. Lachend winkt mir Seyra entgegen, während sie auf einem kleinen Pony im Kreis reitet. „Mama, guck mal!“ „Ja, mein Schatz, halt dich aber gut fest! Einige Minuten später kommt sie freudestrahlend auf mich zu gerannt. „Los komm, Mama, wir haben noch nicht alles gesehen!“ Und schon ist sie wieder losgelaufen. „Seyra, bleib hier, in dem Gedränge gehst du uns noch verloren!“ Ihren Enthusiasmus gedämpft kommt sie wieder zu uns zurück. „Keine Angst, Mama, ich gehe schon nicht verloren. Und wenn doch, dann stelle ich mich einfach an das Riesenrad und ihr könnt mich da dann wieder abholen. Da seht ihr mich ganz bestimmt! Du kannst mich da dann jederzeit finden, ok Mama?“
 

„... dann stell ich mich einfach an das Reisenrad und ihr könnt mich da dann wieder abholen.“ Diese Worte wiederholen sich in meinem Kopf immer wieder. Regungslos stehe ich vor dem Foto, meine Augen starr auf das Riesenrad im Hintergrund des Bildes gerichtet. „... und ihr könnt mich da dann abholen... dort abholen...“
 

Mein Körper handelt ohne zu denken und haste zur Haustür. Ich reiße die Tür auf und renne die Treppen hinunter. Das plötzliche Klingeln des Telefons in unserer Wohnung wird immer leise, während ich immer zwei Stufen auf einmal nehme. Unten angekommen wäre ich beinah mit dem Hausmeister zusammengestoßen, der gerade voll bepackt aus dem Keller kommt, aber auch das nehme ich nur am Rande wahr.
 

Nur ein Gedanke bestimmt mein Denken. Seyra, wie sie allein durch die Straßen herumirrt, Seyra, wie sie verängstigt nach mir ruft, Seyra, die bei dem Riesenrad auf mich wartet. Sie muss da sein! Ich weiß es einfach!
 

Ich weiß nicht, wie lange der Weg zu dem Platz, an dem der Weihnachtsmarkt gewesen ist, gedauert hat, aber mir kommt es wie Stunden vor, bis endlich der freie Platz in Sicht kommt. Wo stand das Riesenrad? Verdammt, alles sieht so anders aus, wenn die ganzen Stände weg sind! Suchend blicke ich mich um. Irgendwo muss sie doch hier sein, bitte, lass sie hier sein!
 

Ich gehe ein paar Schritte nach rechts, bleibe aber dann unsicher wieder stehen. Wieso ist denn hier niemand, der sie gesehen haben könnte? Ich drehe mich in die entgegengesetzte Richtung und gehe auf den riesigen Tannenbaum zu, der noch darauf wartet, für das bevorstehende Osterfeuer abgeholt zu werden.
 

Als ich näher trete, fällt mir plötzlich eine kleine, rosa Haarklammer auf dem Boden auf. Seyras Haarklammer! Mein Herz beginnt zu rasen. Meine Stimme hallt leise und brüchig auf dem Platz wider . „Seyra?“ Stille. Mein Herzschlag rast ungehindert weiter. Bitte, Gott, lass sie hier sein, bitte! „Mama?“ Eine leise Stimme dringt an mein Ohr. Seyra! Der Baum beginnt zu rascheln und vorsichtig krabbelt meine Tochter unter den tiefen Ästen des Baumes hervor. Meine Beine geben unter mir nach, als ich sie endlich wieder sehe. „Mama! Mamaaaa!“ Schluchzend sinkt sie mir in die Arme. Fest drücke ich sie an mich, während sie sich weinend an mir klammert, als würde sie mich nie mehr los lassen wollen. Tränen rinnen mein Gesicht hinunter, während ich es nicht glauben kann, dass ich sie endlich wieder habe. Immer wieder murmele ich ihren Namen in ihr Haar, halte sie so fest ich kann.
 

Minuten vergehen, in denen ich sie einfach nur festhalte. „Mama, ich will nie wieder weg von dir! Bitte, ich will für immer bei dir bleiben!“ Beruhigend streichle ich ihr über den Rücken. „Keine Angst, meine Kleine, ich lasse dich nie mehr gehen. Jetzt ist alles wieder gut, das verspreche ich dir.“ Ihre weinerliche Stimme hat sich immer noch nicht ganz beruhigt. „Ich will... will nach Hause, Mama!“ „Keine Sorge, wir gehen jetzt nach Hause und dann mach ich dir dein Lieblingsessen und dann ist alles vorbei.“ Langsam stehe ich auf, Seyra dabei immer noch im Arm haltend, während sie sich weiterhin an meinem Hals festklammert.
 

Der Rückweg dauert diesmal wesentlich länger, aber nach 20 Minuten kommt unser Wohnhaus endlich in Sichtweite. „Schau, Seyra... gleich haben wir es geschafft, Gleich... sind wir zu Hause, siehst du?“ „Ist gut, Mama.“
 

Bei den letzten Metern werde ich immer langsamer. Schwarze Punkte verschleiern zunehmend mein Blick und mit jedem Schritt fühle ich mich kraftloser. „Schatz, kannst du den restlichen Weg wohl allein gehen? Du wirst deiner Mama langsam zu schwer.“ Meine Stimme klingt schwach und kraftlos, hat mich Seyra überhaupt verstanden? Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, stelle ich sie auf ihre Füße, nehme ihre kleine Hand in meine und gehe weiter, immer einen Fuß vor den anderen setzend. Doch die schwarzen Schleier verschwinden nicht, so wie ich es gehofft habe. Ich versuche sie wegzublinzeln, aber auch das funktioniert nicht. Wieso ist es plötzlich so still, wo sind die Geräusche geblieben? Meine Beine fühlen sich wie Gummi an und der Boden hört einfach nicht auf zu wackeln.
 

Ich... Im nächsten Augenblick rast der Boden auf mich zu. Dann nichts mehr.
 


 

Das nächste kap wird nicht so lange auf sich warten lassen, das verspreche ich.
 

lg
 

serena-chan

my family

Und hier ist schon das letzte Kap, bis auf den Epilog. ^^

Viel Spaß

serena-chan
 


 

14. Kapitel
 

~ my family ~
 

Leise Stimmen dringen in mein Bewusstsein. „Onkel Ryo, kann ich zu Mama?“ „Das geht jetzt nicht, Prinzessin. Lass deine Mama erst ein bisschen schlafen, sie hat eine schwere Zeit hinter sich und muss sich ausruhen. Nachher kannst du zu ihr, das verspreche ich dir.“ Seyras Stimme klingt missmutig. „Ist gut.“ „Komm, lass uns deine Mama überraschen, wenn sie aufwacht und ihr was schönes kochen, hm?“ Die Schritte vor dem Zimmer entfernen sich.
 

Seyras Stimme lässt mein Herz schneller schlagen. Ich habe sie wieder! Ich kann es immer noch kaum glauben, die Suche nach ihr kommt mir wie ein Traum vor, aber ihre helle Stimme vor dem Zimmer eben ist der Beweis, dass es kein Traum gewesen ist. Sie ist wieder bei mir und in Sicherheit.
 

Ich versuche aufzustehen um sofort zu ihr zu gehen, aber mein schwacher Körper macht mir wieder einen Strich durch die Rechnung. Verbissen bekämpfe ich das aufkommende Schwindelgefühl und die schwarzen Punkte in meiner Sicht, aber ich schaffe es erst nach einer Viertel Stunde, so dass ich einen erneuten Versuch wagen kann. Diesmal hält sich der Schwindel in Grenzen und vorsichtig stelle ich mich auf meine zittrigen Füße. Gerade kann ich mich noch bei meinem ersten Schritt auffangen und einen Sturz vermeiden.
 

Der Weg zur Tür verbraucht fast meine ganze Kraft wieder und erschöpft muss ich mich an den Rahmen lehnen. Die Augen geschlossen, schöpfe ich langsam neue Energie, um die nächste Etappe zu bewältigen. Ich öffne die Tür und gehe langsam in den Flur, halte mich aber immer noch an der Wand fest. Das Lachen von Ryo und Seyra dringen aus der Küche. Die Küchentür ist zwar nicht geschlossen, aber trotzdem kann ich die beiden nicht sehen. „Pass auf, Seyra, jetzt kommt das Wenden, es gibt allerdings einen Trick dabei.“ Ein leises Plopp ist zu hören. „Toll! Wie hast du das gemacht, Onkel Ryo?“ Sein warmes Lachen dringt an mein Ohr. „Das ist ein gut gehütetes Geheimnis, das jeder Pfannkuchenkoch nur seinem besten Schüler weitergibt. Ich habe es von der besten Pfannkuchenköchin aller Zeiten gelernt von meiner Oma. Wenn du fleißig lernst, dann verrate ich es dir, aber das muss ein Geheimnis bleiben!“ „Och, kann ich es nicht mal Mama sagen? Sie wird es bestimmt nicht weiter erzählen!“ „Hm, ich weiß nicht, wenn du dafür sorgst, dass sie es nicht verrät?“
 

Mittlerweile bin ich an der Küchentür angelangt. Fast hätte ich es hierhin doch nicht geschafft, so schwach wie ich mich fühle. Der Türrahmen gibt mir glücklicherweise Halt, dennoch hoffe ich, dass man mir das Zittern meines gesamten Körpers nicht anmerkt. Das Bild, das sich mir bietet, lässt mich lächeln. Beide, jeder eine Schürze ums sich gebunden, stehen vor dem Herd und blicken gebannt in die Pfanne, aus der es köstlich duftet, aber keiner der beiden hat mich bis jetzt bemerkt, so vertieft, wie sie in ihrer Arbeit sind.

„Seyra!“ Wieso muss meine Stimme nur so schwach und zittrig klingen? Die beiden drehen sich gleichzeitig zu mir um. Seyra beginnt zu strahlen, als sie mich sieht. „Mama!“ Sie lässt den Kochlöffel in ihrer Hand einfach fallen und rennt auf mich zu. Ihre Arme umschlingen meine Beine und sie drückt mich, so fest sie kann. Unsicher, ob ich meinen Halt gefahrlos los lassen kann, stehe ich erst mal einfach nur da und genieße ihre Gegenwart, trotzdem kann ich die Tränen in meinen Augen nicht aufhalten.
 

Dieses Gefühl, sie wieder um mich zu haben, ihre bedingungslose Liebe zu spüren, die nur ein Kind seiner Mutter schenken kann, erfüllt meinen ganzen Körper, schwemmt alle Ängste weg. Ohne nachzudenken, löse ich meine Hände. Zu spät merke ich, dass dies ein Fehler war und meine Beine bedenklich wackelig sind. Doch wie so oft finde ich mich in zwei starken Armen wieder, die mich kurz vor dem Fall aufgefangen haben. Ich muss kurz weg getreten sein, da Ryo mich gerade auf das Sofa im Wohnzimmer legt, während Seyra besorgt dreinblickt und neben mir steht. „Sue, ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass du dich in deinem Zustand nicht überanstrengen sollst!“ Durch die Sorge, die ich in seinen Augen sehen kann, verliert seine Rüge seine Kraft und Reue keimt in mir auf. Ich sollte wirklich mehr auf mich Acht geben, ich will nicht, dass er sich dauernd um mich Sorgen machen muss. Er scheint meinen Gefühlszustand zu bemerken und streicht mir sanft über die Wange. „Sei in Zukunft einfach vorsichtiger mit dir, ok? Ich werde dir einen Tee kochen zur Stärkung.“ Ein leichter Kuss auf meine Stirn und schon ist er in der Küche verschwunden.
 

„Geht es dir gut, Mama?“ Besorgt blickt mich meine Kleine an. Ich hoffe, dass mein schwaches Lächeln sie beruhigt. „Keine Angst, Schatz, mir geht es gut, jetzt wo ich dich wieder habe.“ Sie legt sich zu mir auf das Sofa und halte sie in meinem Arm. „Mama? Wieso bist du denn so dick geworden?“ Ich öffne meine Augen wieder und lächle sie an. Seyra blickt mich fragend an, während ihre kleinen Hände über meinen leicht gewölbten Bauch fahren. „Ich bin nicht dick, mein Schatz. In meinem Bauch wächst ein kleines Geschwisterchen für dich heran.“
 

Ihre Augen vergrößern sich und ungläubig blickt sie auf meinen Bauch dann wieder zu mir. „Wirklich? Wie kommt das denn da rein?“ Eine leichte Röte bildet sich auf meinen Wangen. „Das erzähl ich dir ein anders mal, Spatz. Jedes Baby wächst in dem Bauch seiner Mama heran. Du warst auch mal da drin, meine Kleine.“ Wieder trifft mich ihr ungläubiger Blick. „Ich? Aber ich bin doch viel zu groß, um da rein zu passen!“ Ich muss lachen. „Du bist in der Zwischenzeit ja auch ganz schön groß geworden. Freust du dich denn auf das neue Geschwisterchen? Du wirst dann eine große Schwester sein und immer auf dein Geschwisterchen aufpassen.“ Ihr Gesicht hellt sich auf. „Ich werde eine große Schwester? Wie bei Kamui, der hat auch eine große Schwester und dann...“ Sie hält plötzlich in ihrer Begeisterung inne. „Aber Mama? Wer ist denn der Papa von meinem kleinen Gesisterchen?“ (Anm. d. Autors: Die Kleine ist halt erst 4 und lass die mal so einen Zungenbrecher wie das aussprechen! ^^)
 

Bereits mit 4 Jahren schon ein scharfer Verstand, ihr kann man aber auch nichts vorenthalten! Ich setze mich etwas auf, um besser mit ihr reden zu können. „Das bin ich, Prinzessin.“ Überrascht blicke ich auf. Ryo steht in der Tür, mit einer Tasse Tee in der Hand. Steht er schon die ganze Zeit über da? Mein Herz schlägt wieder schneller, als er auf uns zukommt. Er setzt sich zu uns auf die Couch und reicht mir den Tee, bevor er sich zu Seyra umwendet. „Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich statt dein Ehemann dein Papa werde, Prinzessin, aber ich mag deine Mama schon sehr sehr lange und will sie so glücklich machen, wie sie es verdient.“
 

Mit gemischten Gefühlen blickt sie zwischen Ryo und mir hin und her. „Eigentlich wollte ich dich ja heiraten, Onkel Ryo, aber dass Mama glücklich ist, ist mir wichtiger, also erlaube ich dir, sie zu heiraten.“ Zufrieden blickt sie uns beide an. Überwältigt ziehe ich sie in meine Arme. Ich war mir nicht sicher, wie sie auf Ryo und mich reagieren würde und hatte schon befürchtet, dass sie ihn als Vater ablehnen würde. Fest drücke ich sie an mich und flüstere in ihr Haar. „Danke, meine Kleine! Ich hab dich ganz doll lieb!“ „Ich dich auch, Mama!“ Kurz öffne ich meine Augen wieder und blicke in Ryos vor Liebe sprühende Augen. Ich hebe meine Hand und ziehe ihn in unsere Umarmung.
 

Eine Familie. Eine glückliche, für immer vereinte Familie, zwei sich liebende Eltern und zwei wundervolle Kinder. Nicht nur ich habe mich mit meiner ganzen Seele danach gesehnt. Seyra, die sich ihr ganzes Leben einen Papa gewünscht hat, ich, die ich mich nach Schutz und Liebe gesehnt habe und Ryo, dessen Traum, mit mir vereint zu sein, letztendlich in Erfüllung gegangen ist. Wie einfach man sein Glück finden kann, wenn man nicht immer die Augen davor verschließt. Auch ich habe das endlich begriffen und stehe mir nicht mehr selbst im Weg, sondern empfange das, was kommen mag, mit offenen Armen, denn ich weiß, dass ich nicht allein bin, nie mehr allein sein werde.
 


 

Ach ja, Ende gut, alles gut, gell? Tja, aber wie gesagt, ein kleiner Epilog kommt noch. Also bis denne
 

serena-chan

Epilog

Hier ist also der Epilog. Hat ja lange lange auf sich warten lassen, aber nu isser ja da, gell?
 

Serena-chan
 


 

Epilog
 

„Seyra, nun komm schon, sonst kommen wir noch zu spät zu unserem Treffen mit Kamui und seinen Eltern!“ Ungeduldig stehe ich vor der Haustür und blicke zum vierten Mal auf die Uhr. Wir hätten schon längst losfahren müssen, jetzt würden wir mit Sicherheit in den Berufsverkehr geraten. Kurz überlege ich, ob ich Meyo auf dem Handy bescheid sagen sollte, werde dann aber von zwei Armen, die sich von hinten um mich schlingen, abgelenkt. Sanft küsst Ryo mich auf den Nacken, was ein erregendes Kribbeln in mir auslöst. Seine Hände legen sich sanft auf meinen dicken Bauch, während er leicht an meinen Ohrläppchen zu knabbern beginnt. „Ryo, nicht, dafür haben wir jetzt keine Zeit! Wir müssen längst los, eine Verspätung können wir sowieso nicht vermeiden und ich hasse es, zu spät zu kommen!“ Ungeachtet meiner Worte fährt er mit seinen Liebkosungen fort, während sein warmer Atem mein Ohr streicht. „Na und? Seyra wird sowieso noch etwas brauchen und du hast gerade selbst gesagt, dass wir auf jeden Fall zu spät kommen werden, also...“ Er lässt seinen Satz unbeendet und lässt stattdessen seine Hände sprechen.
 

Doch bevor ich zu schwach werde, ihm zu widerstehen, entziehe ich mich ihm und drehe mich zu ihm um. „Das ist noch lange kein Grund, noch später zu kommen als so schon, Herr Kame! Seyra!! Wir müssen los!“ Angespannt blicke ich in die Richtung von Seyras Zimmer und warte, dass meine Tochter endlich geneigt ist, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren. „Sagen sie mal, Frau Kame, wieso so gereizt auf ein mal?“ Mit funkelnden Augen blicke ich ihn an. „Schon mal was von Gefühlsschwankungen während der Schwangerschaft gehört? Außerdem du wärst auch ’leicht’ gereizt, wenn du in nichts mehr von deinen Kleidern reinpassen würdest, du einen riesen Medizinball vor dir her schleppen müsstest und du davon Dauerrückenschmerzen hättest! SEYRA!“ Versöhnend nimmt mich Ryo wieder in den Arm. „Es tut mir leid! Das nächste mal übernehme ich die Schwangerschaft, ok?“ Dieser Witz verdient es nicht einmal, dass ich meine Mundwinkel hebe. „Ha ha, sehr witzig! Außerdem, wie kommst du darauf, dass es ein nächstes mal geben wird? Ich habe endgültig die Nase voll von dem ganzen Zeug, von der Übelkeit, von den Schmerzen, von der Ungelenkigkeit!“
 

Ryo grinst mir ins Gesicht und ich muss mich zurückhalten, es ihm nicht aus dem Gesicht zu schlagen. „Naja, so 3-4 weitere kleine Racker wie der kleine Mann hier drin oder kleine süße Ebenbilder von dir wie Seyra, hätte ich schon noch gerne.“ „3-4? Aber ohne mich, mein Lieber! Mir reicht dieses kleine Trampeltier hier schon völlig aus, hm, mein kleiner Schatz?“ Zärtlich streiche ich über meinen Bauch.
 

Hinten im Flur geht eine Tür auf und meine Tochter stürmt aus ihrem Zimmer. „Fertig! wir können jetzt fahren.“ „Was hast du denn so lange gebraucht, Seyra?“ Leicht errötend blickt sie uns an. „Ich muss mich doch schick machen, wenn ich Kamui sehe!“ Schmunzelnd bemerke ich Ryos Augendrehen. „Ich werde Frauen nie verstehen! Wie kann man mit 5 Jahren nur schon so modebewusst sein?“ Die erwartete patzige Antwort Seyras folgt natürlich sofort. „Und ich kann es nicht verstehen, dass man so verständnislos sein kann, Papa!“ Schelmisch grinst sie ihm entgegen. „Na warte du kleines, vorlautes Biest! Dich werde ich noch mal Huckepack tragen!“ Augenblicklich verschwindet ihr Schelm aus ihren Augen und macht einer Bestürzung Platz. „Oh, bitte! Nimm mich wieder Huckepack, bitte, bitte, Papi, Papilein! Mein liebster Papilein der ganzen Welt!“ Ryo und ich müssen lachen bei ihrem Gesichtsausdruck und ihrem Überredungsversuch. „Na schön, komm her! Dir kann man einfach nicht widerstehen, genau wie deiner Mama, der kann ich auch nicht widerstehen.“ Mit einem lüsternen Blick gibt er mir einen Klaps auf den Po. Gespielt bestürzt lasse ich das nicht auf mir sitzen. „Hey, schon mal was von einem Verbot, seine Frau zu schlagen, gehört? Ich geh mich auf der Stelle beschweren über dich!“
 

Seyra sitzt mittlerweile zufrieden strahlend auf seinen Schultern. Seine rauchige, heisere Stimme verstärkt das Kribbeln in mir nur noch und das bekannte Funkeln in seinen Augen bringt die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Fliegen, obwohl ich überzeugt bin, dass eigentlich kein Platz wegen dem Baby sein dürfte. „Ich werde noch was ganz anderes mit dir machen, my darlin!“ „Ach ja? Was hast du dir denn so vorgestellt?“ Meine Kehle ist plötzlich trocken wie die Sahara und ich fahre mir über meine ausgedörrten Lippen, was Ryo keineswegs entgeht, da er kurzzeitig wie hypnotisiert auf meine Lippen starrt. „Das wirst du noch früh genug merken, bis es soweit ist.“ Die Zeit scheint still zu stehen. Reglos stehen wir da, sehen uns in die Augen, nur mein heftiges Herzschlagen sagt mir, dass die Zeit stetig weiter geht.
 

„Können wir jetzt endlich los? Euer Geschwätz zwischen euch ist ja...“ Eine helle, von Ungeduld und Ekel durchzogene Stimme meldet sich zu Wort und bringt mich in die Wirklichkeit zurück. Ich blicke Seyra an, die ungeduldig bei Ryo hin und her zappelt. „Schatz, wir wären schon längst da, wenn du nicht so lange gebraucht hättest.“
 

Zehn Minuten später sitzen wir im Auto und schlängeln uns durch den Berufsverkehr auf den Weg zu dem Kirmesplatz, wo wir uns mit Kamui und seinen Eltern treffen wollen. Davon abgesehen, dass Seyra vor Aufregung kaum auf ihren Platz zu halten ist und keine Minute ihren Mund zu hat, verläuft die Fahrt bis jetzt ereignislos. Durch meine Hand auf meinen Bauch spüre ich immer wieder die leichten Tritte unseres Sohnes, der genauso aufgeregt zu sein scheint, wie seine große Schwester. Laut berechnetem Termin würde es in zwei Wochen soweit sein, und wir wären zu viert.
 

Das Quitschen der Reifen und das plötzlich harte Bremsen reißt mich aus meinen Gedanken. Erschrocken blicke ich zu Ryo. „Tschuldigung, aber der Typ vor mir hat einfach ohne Vorwarnung gebremst. Alles ok?“ Besorgt drehe ich mich zu Seyra, die etwas verängstigt aber ansonsten ok scheint. „Nichts passiert, keine Angst.“
 

Nach weiteren fünf Minuten stehen wir endlich auf dem Parkplatz und halten nach Meyo plus Anhang Ausschau. Nach wenigen Augenblicken macht mich Seyras freudiger Aufschrei auf unsere Verabredung aufmerksam und während sie auf ihren kleinen, freudestrahlenden Freund zurennt, folgen Ryo und ich in gemessenerem Schritttempo.
 

„Na ihr zwei? Wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr!“ Lächelnd wende ich mich an Meyo. „Da musst du dich schon bei Seyra beschweren, ihr haben wir die Verspätung zu verdanken. Aber ich kann schon verstehen, wenn man sich für seinen kleinen Freund schick machen muss, nicht wahr, Kamui?“ Mit einem bestürzten Aufschrei dreht sich Seyra zu mir. „Mama!“
 

Unser Lachen hallt auf dem Platz wider. Während Kamui so aussieht, als wolle er am liebsten im Boden versinken, blitzt mich meine Tochter aufgebraust an. „Wir wären schon längst hier gewesen, wenn du und Papa nicht dauernd rumturteln müsstet und eure Finger nicht voneinander lassen könntet.“ Diesmal klingt das Lachen erheblich leiser, sind Ryo und ich doch vollkommen damit beschäftigt, unsere roten Gesichter unter Kontrolle zu bekommen.
 

„So, genug hier herumgestanden, ich finde, wir sollten endlich mal losgehen.“ Macht Kakyu, Kamuis Papa, allem endlich ein Ende. Begeistert laufen die Kinder vor uns her, während wir ihnen immer noch schwatzend folgen. Doch nach wenigen Schritten bleibe ich unerwartet stehen. Verwundert drehen sich die anderen zu mir um. „Oh, ich glaube, da legt jemand Protest ein. Das mit dem Kirmestag wird wohl heute nichts, ich glaube, es hat sich gerade meine Fruchtblase verabschiedet!“
 

Wildes Durcheinander. Jeder spricht aufgeregt auf mich ein, während die Kinder um uns hin und her rennen und immer wieder im Weg stehen. Arme, die mich in die entgegengesetzte Richtung schieben, zum Parkplatz, zum Auto. Jemand, der aufgeregt in ein Handy spricht und uns bei dem Krankenhaus ankündigt, ein anderer, der mir unaufhaltsam, Tipps und richtige Verhaltensmaßnahmen eintrichtert. Mein Gott, warum sind die denn so aufgeregt, ich bin es doch, die gerade ein Kind bekommt! Doch bevor ich meiner Verärgerung Luft machen kann, raubt mir ein stechender Schmerz in meinem Bauch die Luft. Überrascht und erschrocken schnappe ich nach Luft. Während der aufgeregte Geräuschpegel um mich in diesem Moment schlagartig zunimmt, versuche ich verzweifelt, in die Wehe zu atmen, so dass der Schmerz nachlässt.
 

Als die Schmerzen endlich verebben, sind wir an unserem Auto angekommen und ich kann mich wieder auf meine Umgebung konzentrieren. Immer noch reden alle durcheinander. „Bist du sicher, dass du fahren...“ „Wir werden Seyra mitnehm...“ „Mama, hast du Schmerzen?“ „Natürlich fahre ich vorsicht...“ „Immer schön Atmen, mein Schatz, bis...“ Mir beginnt, der Kopf zu drieseln. „Hallo, es geht hier um mich! Ich bin hier die Schwangere, ich... AHHHH“ Die nächste Wehe ist so plötzlich gekommen, dass ich ihr vollkommen ausgeliefert bin und den schmerzerfüllten Aufschrei nicht aufhalten kann. Gott, es geht so schnell alles! Bei Seyras Geburt hat das alles doch viel länger gedauert!
 

Ich bekomme kaum mit, wie Ryo in einem Tempo zum Krankenhaus fährt, für das ich ihn, wäre ich nicht anderweitig beschäftigt, verprügelt hätte. Kaum sitze ich vor dem Krankenhaus in dem bereitgestellten Rollstuhl, fühle ich schon die nächste Wehe auf mich zu rollen. Oh Gott, wie konnte ich nur diese Schmerzen vergessen? Und das will Ryo mich noch 3-4 mal durchmachen lassen? Ohne mich!
 

Mittlerweile sind wir im Kreissaal angelangt und ich werde vorsichtig auf die Liege gesetzt. Wieder Durcheinander, doch diesmal geordnetes Durcheinander. Sollte mich nicht wundern, der Arzt und die Schwestern haben schließlich Erfahrung darin. Plötzlich bekannte Augen hinter einem Mundschutz vor mir. Ryo, der aufgeregt einfach nicht weiß, wohin mit sich und ununterbrochen mit mir atmet. Gott, dieser Mann raubt mir den letzten Nerv! Wäre ich noch bei klarem Verstand, würde ich ihm erst mal so richtig meine Meinung sagen, aber die Wehen nehmen mein ganzes Denken in Anspruch und so kann ich ihm nur seine Hand durch meinen Druck zerquetschen, so dass er eine gewisse Ahnung von meinen Schmerzen hat.
 

Gott, ich habe das Gefühl, hier schon Stunden zu sitzen, in die Wehen zu atmen und die Litanei der Hebamme zu hören. Mittlerweile kommen sie so schnell hinter einander, dass ich kaum Zeit habe, neue Kraft zu schöpfen. Mein zitternder Körper ist schweißnass und mein Haar klebt mir am Kopf. Wieder nähert sich eine Wehe, doch diesmal ist sie anders als die bisherigen. Die Hebamme stellt sich bereit zwischen meinen Beinen, während eine Stimme immer wieder „Und jetzt pressen!“ ins Ohr spricht.
 

Der Schmerz zerreißt mich, zerteilt mich in Tausend Stücke, ist unerträglich, doch dann, in einem letzten schmerzerfüllten Aufschrei, ist der Schmerz verschwunden und helles Babygeschrei dringt an mein Ohr.
 

Zutiefst erschöpft falle ich in die Kissen zurück, die vielen Hände um mich, an mir bemerke ich kaum. Dann spüre ich etwas weiches an mir. Ich öffne meine Augen und blicke in die Augen meines Sohnes, die mich aufmerksam betrachten. „Hallo, mein Kleiner! Du hast deine Mama ganz schön geschafft.“ Seine Augen, die mich immer noch ansehen, erinnern mich an Ryo, die gleiche Farbe, der gleiche Blick.
 

Eine Hand an meiner Schulter und das bekannte Kribbeln in meinem Bauch sagen mir, dass Ryo dicht bei mir steht und das kleine Wunder, unser kleines Wunder glücklich betrachtet. Die Tür geht auf und meine Kleine, nun, jetzt wohl meine Große, stürmt ins Zimmer zu uns ans Bett. Ihre Augen leuchten vor Aufregung. „Ist mein Brüderchen da?“ Vorsichtig schlage ich die Decke, in dem mein Sohn eingewickelt ist, beiseite. „Der ist ja so klein!“ Ryos Lachen erfüllt den Raum und auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Das ist auch gut so, wäre er noch größer, hätte ich die Schmerzen überhaupt nicht aushalten können.“ Erschrocken sieht Seyra mich an. „Tat es doll weh, Mama?“ Ich rücke ein bisschen beiseite, um Seyra im Bett Platz zu machen. „Komm her, Schatz!“ Vorsichtig kuschelt sie sich an mich.
 

Kurzzeitig genieße ich einfach nur das Gefühl meiner beiden Kinder dicht bei mir. Die Liebe zu ihnen überflutet mein Herz und breitet sich in meinem gesamten Körper aus. Mein Blick wandert zu Ryo, in dessen Augen ich das gleiche funkeln sehen kann. Lautlos formen sich meine Lippen zu den Worten, bei denen ich so lange Angst gehabt habe, sie auszusprechen, bis Ryos Liebe mich befreit hat. Seine geflüsterten Worte dringen leise an mein Ohr, bevor er sich zu mir hinunter beugt und mich sanft küsst. „Ich liebe dich auch.“
 

„Mama, sag doch, hat dir mein Brüderchen weh getan?“ Ich wende mich wieder zu Seyra. „Nun, jede Frau muss die Schmerzen bei der Geburt ihres Kindes aushalten, dies ist der Preis für das kleine Wunder. Aber jetzt, wo ich dein Brüderchen endlich in den Armen halten kann, sind alle Schmerzen vergessen und was bleibt, ist die tiefe Liebe, die ich zu ihm fühle, die selbe, wie ich sie auch zu dir fühle, mein Schatz.“ Ich spüre, wie sie sich noch enger an mich drückt. „Ich hab dich auch lieb, Mama.“
 

„Hey, und was ist mit mir? Hast du mich nicht mal ein kleines bisschen lieb, Seyra?“ Gespielt beleidigt blickt Ryo sie an. „Hmmm, das muss ich mir noch überlegen, Papa. Wenn du nicht immer so gemein zu mir bist, hab ich dich vielleicht ein bisschen lieb.“ Ihr Schelm strahlt über das ganze Gesicht. „Ich zu dir gemein? Du brichst mir das Herz, Prinzessin! Ich war doch immer die Nummer eins in deinem Leben und jetzt setzt du mich einfach auf die Ersatzbank? Das tut weh!“ „Ich hab dich doch noch genauso sehr lieb wie zuvor, aber ich muss mich ja jetzt schließlich um mein kleines Brüderchen kümmern und kann dann nicht mehr die ganze Zeit mit dir spielen, das musst du verstehen, Papa.“ Grinsend wuschelt Ryo ihr durchs Haar. „Dann bin ich beruhigt, meine Kleine. Ich hab dich nämlich auch noch so sehr lieb wie zuvor.“
 

Von nun an sind wir wirklich eine Familie, eine Einheit, die niemand mehr zu trennen vermag. Keine tränenerfüllten Nächte mehr, keine Einsamkeit, keine Ängste. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für mich, für Ryo und auch für Seyra, die endlich ihren Papa gefunden hat, der schon die ganze Zeit da war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (53)
[1] [2] [3] [4] [5] [6]
/ 6

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-09-03T09:58:19+00:00 03.09.2007 11:58
wow, ich hab gerade alles gelesen und bin schwer beeindruckt. Aber eins verstehe ich nicht warum hast die story nicht beendet? Sind dir die Ideen ausgegangen?
Alles in Allem ist sie ja wirklich gut, aber die wechselnden Erzählperspekiven haben mich etwas verwirrt.
Ich habe auch erst vor kurzem eine story abgeschlossen die ich vor drei Jahren angefangen hatte, doch ich persönlich schreibe immer alles zu ende bevor ich es veröffentliche nur dass sich scheinbar niemand für mein zeug interessiert außer meiner Lektorin (und Freundin) aber gut das gehört jetzt nicht hier her.
Schöne Story genau was für mich denn ich habe einen Hang fürs dramatische!
weiter so

Von: abgemeldet
2005-05-23T18:21:09+00:00 23.05.2005 20:21
ach menno ^^ jetzt hab ichs ganz vergessen Tschuldige
also wenns nichts ausmacht ich würd auch supi gern ne ENS bekommen wegen der neuen FF ^^ freu mich doch immer so dolle wenns von dir was neues gibt also bis bald dann *winke*
Von: abgemeldet
2005-05-23T18:19:56+00:00 23.05.2005 20:19
Ich glaub dieses grinsen bekomm ich tagelang nicht mehr weg, ohne schmarn ach ist das schön *RIESIG FREU*AUCH GLEICH MITHÜPF VOR FREUD* das wurde aber auch mal zeit meine liebe^^ hach ich kann mich kaum noch beherschen. doch mir gings am anfang genauso wie Bunny_T wie der marek da einfach die Sue da bringt.. ich dachte schon er hat aus rache ihr in den magen geschlagen ... doch oh glück sie war "nur" wegen dem schock so weiß. das wär ja auch noch was gewesen das kind zu verliehren.. *sehr erleichtert bin*
irgendwie tut mir ja der Ryo auch leid, gibt sich soviel mühe und dann das.. aber ehrlich gesagt ^^ find ichs so sogar viel schöner und VIEL romantischer vielleicht kanns mir ja wer nachvollziehn.

doch was isn nu mit der kleinen Seyra passiert... also.. wo ist denn die nur.. ich hab schon wieder tausende vorstellungen im kopf rumschwirren wie es weiter gehn könnte..^^ also schnell nächstes kapü rein^^ dann kann ich meine gehirnzellen wieder auf normalproduktion zurückstellen *G*
HDL ^^ demony
Von: abgemeldet
2005-05-23T18:00:34+00:00 23.05.2005 20:00
ajk kaum ist mal man nicht da sind schon wieder kapitelchen zum lesen da ^^ *FREUDE*

aber trotzdem, ich war ja kurz vor einem herzversagen... es war doch grad so schön mit ryo und sue und dannnnnnn DANNNNN taucht der *piep* wieder auf -.- tschuldigung.. aber echt was soll das dieser kerl. echt gut das ich nicht für sie einspringen könnte sonst hät ich ihn qualvoll zugerichtet bis er ausgespuckt hätte wo die kleine ist .. also echt.. tztztztz... was jetzt wohl aus noch kommt.. ^^ ist ja noch ein schönes kapitelchen da *GRINS* ach ist das schön mal nicht warten zu müssen bis ein neues da ist ^^
HDL demony^^
Von:  Bunny_T
2005-05-20T10:16:33+00:00 20.05.2005 12:16
Na du hast dich ja diesmal ziemlich ran gehalten. ^^

Endlich hat sie ja gesagt!!! Ich hab mich riiiiiesig gefreut! Aber als Marek mit ihr in seinen Armen aufgetaucht ist, dachte ich auch erst OH NEIN!!! Jetzt mach ich mir aber sorgen darum, was mit Seyra ist! Man, nie ein Kappi ohne das man sich sorgen machen muss!!! ^^ Wie gemein!

Hoffe die nächsten Kappis kommen jetzt auch so schnell. Ich muss unmbedingt wissen was jetzt weiter passiert!!!
Also, ran an die Tasten!
HDL Bunny_T

P.S. Kannst du mir ne ENS schicken wenn deine neue Story startet? Danke!
Von: abgemeldet
2005-05-19T20:56:13+00:00 19.05.2005 22:56
Huhu!
Da ist ja scho wieder meine Seri-mausi-chan mit dem nächsten Kapitel! *freu*
Du arbeitest ja brav (was man von mir kaum sagen kann *schäm*).
Aber bevor du dich da auch noch drauf einlässt komm ich lieber zum Kapitel:
Ein Riesenstein ist mir vom Herzen gefallen (halt bevor jetzt alle Fragen: "Wieso denn das?" geb ich ja auch direkt die Antwort.)Ich hatte eine ganz böse Vermutung am Ende des letzten Kapis und zwar hab ich ja (wie schon gesagt) nicht geglaubt, dass Marek lügt und dachte zuerst, dass er sowas sagt wie: "Dein feiner Freund Ryo hat Seyra doch mitgenommen" und dass Ryo doch irgendwie ein ganz gemeiner Kerl sein könnte, weil er sich so vielleicht gedacht hat: Endlich wären wir 2 dann alleine
ABER: Glücklicherweise hab ich da nur böse geträumt ^^
Sowas hätte ich Ryo auch eigentlich nie zugetraut, aber wer weiß, was du mir alles antun willst ^^

Dann noch:
Sue will Ryo heiraten! *rumspring* *ausrastvorfreude* (So viel Elan in so einem müden Menschen, wie mir ^^)

Natürlich ist jetzt die große Frage: Was ist wirklich mit Seyra passiert? Wie ist sie ihm entwischt und warum? Ist Marek doch vielleicht so ein extrem dreister Lügner? (*Messerschärf*)Wo ist Seyra jetzt?
Ich denke mir immer: Wenn ihr was passiert wäre, also so Krankenhausmäßig, dann hätte Sue schon Bescheid bekommen (denk ich). Dann überleg ich natürlich zu wem sie noch laufen würde und da fällt mir höchstens noch (außer Ryo, böser Verdacht) ihr kleiner Freund ein. Hmm, wäre seine Mutter so dreist Seyra von zu Hause fern zu halten?

Wir kriegen doch gesagt, was genau passiert ist? Hab schon schlaflose Nächte deswegen ^^

Asnonsten nur wie immer: Los, her mit dem Nächsten! ( morgen hab ich komplett frei und auch noch nicht ganz so extrem viel zu tun, dass ich nicht noch das ein oder andere Kapi betan könnte ^^)

*festknuddel*
HDL
Deine Astreia
Von:  Bunny_T
2005-05-15T16:39:32+00:00 15.05.2005 18:39
Du hast vollkommen recht, ich will dich jetzt umbringen oder sowas!!!!!! ^^ Das geht doch nicht!!! Da trifft sie ihn endlich und dann das!!!! Du bist soooo fies. *schmoll*
Naja gut, wenn du dich beeilst und schnell das nächste Kappi reinstellst, werd ich das hier vergessen. ^^
Aber sonst wars wieder spitze wie immer, schön das Sue jetzt endlich glücklich mit Ryo ist! Also, ran an die Tasten!
Hdl
Bunny_T
Von: abgemeldet
2005-05-15T11:13:05+00:00 15.05.2005 13:13
Huhu seri-mausi-chan!

Ach, ich finde das Ende gar nicht so schlimm (aber ich weiß ja auch schon, wie es weitergeht ^^), aber vorher fand ich es auch mal wieder extrem gemein!
Ich wäre an Sues Stelle wahrscheinlich diesem Mistkerl an die Gurgel gegangen. Gut, mit dickem Bauch würde das wahrscheinlich schwieriger sein vom Stuhl aufzuspringen, aber trotzdem ^^
Endlich scheint es sich bei Sue und Ryo so richtig schön zu entwickeln (ganz so, wie ich es mir immer gewünscht habe ^^).
Aber, dass dieser Mistkerl auch noch so scheinheilig fragt, hätte ich selbst ihm nicht zugetraut und bin daher schon ziemlich überrascht.
Er ist viel zu direkt, als dass er da so tun würde, dass er Seyra nicht hat.
Also: Was ist passiert? (Gut, etwas weiß ih ja schon, aber das große Rätsel wird hoffentlich auch noch gelöst)

Bleibt nur noch zu sagen: Her mit dem nächsten Teil! ^^
*knuddel*
Deine Asti-mausi ^^
Von: abgemeldet
2005-05-15T09:41:14+00:00 15.05.2005 11:41
AAAAHHHH *umkipp*
,___, Wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören? *vorwurfsvoll frag* >_______<" Mein Herz, mein armes, armes Herz, das kannst du doch nicht mit mir/uns machen!!
Marek -.-* Da ist er wieder, dieser kleine ***** argz *haare rauf* und fragt auch noch so scheinheilig, von wem sie spricht!! *ihn kick* Ich könnt ausrasten -.-* *seufz*

Na ja okay... Ich fand den Teil mal wieder einsame Spitze. Mir gefällt dein Schreibstil ganz einfach, aber ich glaub, das habe ich schon oft genug gesagt ^^"
Nur das Ende passt mir nicht ganz <.<" *>______<*
Also bitte ich um eine baldige, schön lange xD, Fortsetzung ^o^

~ KiT_KaT
alias leggiadria
Von:  Bunny_T
2005-04-26T14:26:48+00:00 26.04.2005 16:26
Na endlich hat sie es verstanden! Ich hatte schon fast alle Hoffnung aufgegeben. Na hoffentlich werden die zwei jetzt glücklich und Seyra kommt wieder!
Also, an die Tasten setzen und weitermachen! ^^
Hdl
Bunny_T


Zurück