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Kurzgeschichten

Erik & Madeleine
von

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Demaskierung

Der Klavierhocker schlug auf dem Steinboden auf. Eben noch hatte Erik darauf gesessen, seine Finger mit spielender Leichtigkeit über die Tastatur des Instruments gleiten lassen, doch nun stand er wie vom Donner gerührt Madeleine von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er war unmaskiert.

Eine Woge des Entsetzens drohte ihn hinfortzureißen in einem Strudel blinder Verzweiflung. Niemals hätte er ihr den Weg in die tiefsten Tiefen seiner verborgenen Welt zeigen dürfen, sie niemals auf so groteske und morbide Weise dazu animieren sollen, von selbst zurückzukehren.

Sie stand wie angewurzelt da. Obwohl sie nichts sagte, nicht schrie, nicht zurückwich sah er, wie sich ihre zarten Gesichtszüge verkrampften und sie mit sich rang. In ihren klaren Augen stand Schreck geschrieben und er konnte sich nicht erklären was sie dazu bewog, noch länger hier zu bleiben.

Jeder hatte bisher die Flucht ergriffen bei seinem Anblick. Nicht jedem aber war die Flucht gelungen ob seiner ohnmächtigen Wut.

Erik wagte nicht den Blick abzuwenden oder nur zu atmen aus Angst, jede noch so banale Bewegung könnte seine entsetzte Starre lösen und er würde sich auf sie stürzen.

Er liebte diese Frau und doch spürte er, dass sie nicht länger sicher wäre. Seine Hände hatten sich schon um zu viele Hälse gelegt und zugedrückt, bis auch das letzte bisschen Leben gewichen war.

Madeleine schluckte schwer. Sie war bleich und ihre blauen Augen erschienen matt. Man sah ihr an, dass sie um Aufmerksamkeit und Präsenz kämpfen musste. Wie gern hätte sie den Blick abgewandt, nur um einen Moment lang Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Aber das war unmöglich. Madeleine wusste sehr wohl, wozu die Hände dieses Mannes vor ihr fähig waren. Und sie musste zu ihrer Schande gestehen, dass sie diese in diesem Moment mehr fürchtete als sein entstelltes Gesicht.

Unsicher trat sie einen Schritt nach vorn. Sie konnte sich ein nervöses Lächeln nicht verkneifen als sie den Schock in seinen roten Augen sah und wie er leicht zurückzuckte. Ja, sie war eine Schauspielerin und dass sie ihn von den düsteren Gedanken abzubringen vermochte, die sich zuvor noch in seinem kalten Blick wiedergespiegelt hatten, zeigte, dass sie ihr Entsetzen gut überspielte.

Was trieb sie für ein Spielchen? Warum lief sie auf ihn zu? Langsam, unerträglich langsam realisierte Eriks Verstand, dass das nur eines bedeuten konnte; Sie wollte ihn nicht verlassen.

Seine Augen füllten sich mit Tränen ...

Inzwischen stand Madeleine genau vor ihm. Entschlossen fasste sie nach seiner Hand. Ihre Berührung war warm und sanft. Mit den Fingerspitzen der anderen Hand fuhr sie üben den Rücken der feingliedrigen seinen. Die Hände eines Pianisten, wie sie keinen zweiten jemals finden würde. Nur ihr allein war es vergönnt, in die ergreifende, herzzerreißend emotionale Welt seiner Musik einzutauchen.

Madeleine sah zu ihm auf. Ihr Lächeln war nun fester.

Die Worte, die sie dann sprach, ließen Erik die Tränen der Erleichterung über die Wangen laufen:

"Hat dir eigentlich jemals jemand gesagt dass du schöne Hände hast, Erik?"

'Les Misérables'

Es war ein wolkenverhangener Morgen gewesen, als Erik sich auf den Weg gemacht hatte, noch lange, bevor die hochschwangere Madeleine wach geworden war. In welchem Monat sie sich nun befand? Im siebten? Oder doch schon im achten...

Die Umstände, unter denen Erik die Botschaft erhalten hatte, dass seine Verlobte ein Kind erwartete, waren sonderbar gewesen. Fast wahnsinnig vor Liebeskummer war der maskierte Mann bei Madeleine eingebrochen, um die Unterredung zu erzwingen, die sie ihm nun schon so unerträglich lange verweigert hatte. Wieder und wieder versicherte sie ihm, dass sie ihn nicht mehr liebe und nicht wolle, dass ihr gemeinsames Kind bei einem Mörder aufwuchs.

Ihr gemeinsames Kind! Erik war in die Nacht hinaus geflohen, nicht fähig, diese neuerliche und beängstigende Information zu verarbeiten. Dachte sie denn keinen Augenblick daran, dass seine Entstellung möglicherweise erblich wäre?

Nur wenige Tage darauf hatte ihn die Lungenpest niedergestreckt. Die Flucht vor der Seuche wäre gescheitert ohne das Angebot des Assasinen ,Anguis', Erik in seinem Anwesen die letzte Ehre zu erweisen, fernab von jeder menschlichen Siedlung.

Unter Quarantäne hatte der maskierte Musiker dort die Nachricht Madeleines erhalten, sie könne ihn nicht sterben lassen, ohne den wahren Charakter ihrer unsterblichen Liebe zu kennen...

Die Geige in der linken Hand haltend, bediente er den Bogen mit der Rechten und hatte die Augen geschlossen. Wenn er sie gelegentlich öffnete, bot sich ihnen ein trister Anblick von leeren Straßen und kalter Anonymität. Der Hut zu seinen Füßen füllte sich nur spärlich mit Geld, selbst wenn der schwarze Geiger den ganzen Tag hier stand und spielte...

Erst, als der Abend dämmerte und er die Blasen an den Händen zu spüren begann, machte sich Erik auf den Heimweg. Sein Heim bestand nun aus einem baufälligen Haus nahe der Hafenstadt in einem Dorf. Von der Pest aus Paris vertrieben gab es keine Opernkatakomben mehr für ihn, keine Direktion, die er um Geld erpressen konnte. Nur noch Madeleine, um die er sich zu kümmern hatte, Madeleine, die in Kürze ein Kind in diese Welt des Elends hineingebären würde. Ein Kind, dessen Überlebenschancen ob der von der See her drohenden Seuche verschwindend gering waren...

Dennoch spürte er keine Unzufriedenheit. Obgleich das Phantom der Oper wusste, dass es sich bei der Harmonie, bei all seinem kurzweiligen Glück in Übersee, lediglich um ein Henkersmahl handeln konnte, genoss er es in vollen Zügen, ohne einen negativen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Das war es, was ihn die Liebe zu tun hieß, wie irrational es auch sein mochte...

In der Stube brannte warmes Kerzenlicht. Es beleuchtete den Tisch, von dem es ausging, sowie Madeleine, die dabei war, Brotteig auszuwellen. Ein sanftes Lächeln huschte über die Lippen des schwarzen Geigers, als sie ihn freudig willkommen hieß. Ihr Bauch war wegen der fortgeschrittenen Schwangerschaft zu einer ansehnlichen Größe angeschwollen und ließ ihre Bewegungen schwerfällig wirken.

Die junge Opernsängerin wischte sich den Schweiß von der Stirn, als Erik sie sacht umarmte und an sich drückte. Lachend befreite sie sich aus seiner Umklammerung und wandte sich zu ihm um. Sein Magen knurrte.

"Du solltest etwas essen!", riet sie ihm amüsiert.

"Nein!", wehrte der maskierte Mann ab. Er löste sich von ihr und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Ihm war dieses Thema ganz offensichtlich unangenehm.

"Doch!", neckte Madeleine gutgelaunt weiter, während sie den Teig in den Ofen schob und den Tisch zu decken begann. Es gab Momente, in denen sie über Erik nur den Kopf schütteln konnte.

Ein weiteres Mal wehrte dieser ab. Die schwangere Frau seufzte theatralisch.

"Gib sie Tuja, wenn du unbedingt Nahrung verschwenden willst!", empfahl Erik. Dank der Armut, in die der zusammengebrochene Seehandel und die stetig zunehmenden Massen von Flüchtlingen den Küstenstreifen getrieben hatte, waren Lebensmittel Mangelwahre und neben sich und seiner Verlobten hatte der maskierte Mann sich noch um Anguis' Freundin Justine und deren gemeinsame Tochter Tuja zu kümmern.

Die Augen verdrehend hob Madeleine drohend eine Schöpfkelle in Eriks Richtung: "Ich warne dich! Ich kenne Mittel und Wege, dich zur Einsicht zu zwingen!"

Erik hob den Kopf. Obgleich man seinen roten Augen - dem einzigen Tribut seines maskierten Gesichts an seine Umwelt - entnehmen konnte, dass er ihr nicht glaubte, hatte sie sein Interesse geweckt.

"Also schön! Du willst es nicht anders! Aber wenn du am Ende halb verhungert zusammenbrichst, dann erwarte nicht von mir, dass ich dir helfe!" Ihren Worten haftete keine Spur Ernsthaftigkeit an, nur entnervte und gleichsam belustigte Resignation.

Erik hatte sich derweil erhoben. Aufrecht schritt er zum Küchenfenster hin und legte die Hände auf dem Sims ab. Ob der zunehmend vom Duft backenden Brots geschwängerten Luft rebellierte sein leerer Magen erneut.

"Wenn du jetzt nicht sofort etwas isst", drohte die junge Frau, langsam hinter ihn tretend, säuselnd "dann werde ich in meinem ganzen Leben nie wieder mit dir schlafen!"

Ein, zwei Sekunden überlegte Erik sichtlich, dann... Keine Reaktion.

Madeleine lachte überrascht auf. Sie verschränkte die Arme vor der Brust: "Junge, du bist echt nicht normal!", behauptete sie kopfschüttelnd, als ihr Blick auf einen Gegenstand fiel, den er noch vor wenigen Minuten in den Händen gehalten hatte. Ein schelmisches Grinsen breitete sich über ihr Gesicht aus.

Erik hörte nur, wie sie sich entfernte. Dann richtete sie das Wort abermals an ihn: "Entweder, du tust, was ich dir sage", gab sie zur Auswahl, "oder du wirst deine schmucke Violine hier zu gewöhnlichem Brennholz verarbeitet wissen!"

Empört fuhr der Mann mit der weißen Maske herum. "Untersteh dich!", riet er ihr mit amüsierter Fassungslosigkeit. Das Bild, das sich ihm bot, war grotesk. Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, Madeleine könnte auch nur daran denken, sein - ihr beider - einzig verbliebenes Instrument wegen solch einer Banalität aufs Spiel setzen. Und nun stand sie da, den linken Arm von sich gestreckt, darin die Geige, nur wenige Zentimeter von den züngelnden Flammen des Kaminfeuers entfernt. Das war der Moment, in dem Erik ihr nachgab. Nicht aus Furcht, sondern aus Respekt vor ihrem Einfallsreichtum.

Madeleine hingegen brach in schallendes Gelächter aus. Es war nicht das Lachen einer zurückhaltenden Operndiva, sondern eher das einer Zigeunerin. Ein Lachen, das in diese einfache Fischergegend erstaunlich gut passte. Erik wunderte sich wirklich über die Anpassungsfähigkeit dieser Frau. In welcher Gesellschaft sie sich auch befand, immer schaffte sie es, sich neue Bekanntschaften aufzubauen.

"Soso... mein Körper ist dir also nach wie vor weniger Wert als dieses... Ding!" interpretierte sie sein demonstratives Verhalten gutmütig und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, die Geige behutsam auf dem Tisch ablegend.

,Liebe und Humor' hatte sie ihm einst anvertraut, seien die Wegweiser aus tiefem, seelischem Leiden. In ihr, so wurde er sich zunehmend sicher, hatte er den Menschen gefunden, mit dem er diesen Weg beschreiten wollte - wohin er sie beide auch führte und wie kurz er auch sein mochte, denn ihr Tod wäre auch der seine...
 

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,Denn ihr Tod wäre auch der seine...' - und so ist es geblieben!

Ich würde gern von euch wissen, wie euch die Atmosphäre dieser Kurzgeschichte erschien. Ich habe sie ,Les Misérables' genannt, da sie in meinen Augen etwas vom Hauptthema des Werks von Victor Hugo hat; das Leben inmitten einer lebensfeindlichen Welt.

Allerdings ist mein Schreibstil, wie auch der bei den Zeichnungen, ziemlich melancholisch. Meine Frage an euch: Lest ihr euch durch Sirup? Ist es zu schleppend, langatmig und blattgetreten?

Ausgeburt von P.

Ursprünglich zwar ein RPG-Move, kann man die sogenannte 'Ausgeburt von Perversion' auch als Kurzgeschichte ansehen.
 

Es geht darum was geschähe, wenn Erik Madeleines Stimme zerstörte, indem er sie in Höhen krächzen ließ, die für sie nicht geeignet wären - womit sie letzendlich auch ein paar ihrer natürlich hohen Töne und einiges an Stimmqualität verlöre.
 

NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN!
 

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Ausgeburt von Perversion
 

Erik setzte sich nieder, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte. Jetzt war alles aus!

Kurze Zeit später vernahm er das Geräusch einer schlagenden Tür und ein weiteres, als das Holz des Rahmens splitterte. So aufgebracht hatte er Madeleine noch nie erlebt .... es musste tatsächlich zu Ende sein! Ein für allemal!

Aber sie traf keine Schuld. Nein, nein, er war es gewesen, nur er, der, im Eifer seines krankhaften Strebens nach Perfektionismus, ihre Stimme zerstört hatte. Nun würde sie niemals wieder singen können, wie sie es einst getan hatte.... .

Resigniert starrte der maskierte Mann im Frack zu Boden. Er stand ganz offensichtlich unter Schock.

Madeleine mochte inzwischen wieder zu Hause sein. Zu Hause. In ihrem Haus! Dort gab es keinen Platz für ein Phantom. Erst recht nicht für eines, das ihren Traum zerstört hatte.

Bei dem Versuch, sich auszumalen, wie sich die junge Frau nun wohl fühlen müsse, brach ihm augenblicklich der kalte Schweiß aus und ihm wurde so kalt und elend zumute, dass er glaubte, auf der Stelle tot umfallen zu müssen. Und selbst wenn nichts dergleichen geschähe, es sollte doch definitiv!

Ja! Der Tod ... das wäre die gerechte Strafe für sein Verbrechen.

Reue und Schuld, wie er sie noch niemals zuvor in seinem Leben gespürt hatte, wallten in Erik auf und er erhob sich mit einem wütenden Aufschrei abrupt, wobei der Stuhl, in welchem er zuvor gesessen hatte, nach hinten umkippte.

Der Tod ... doch erschien ihm diese Strafe nicht gut genug, nicht hoch genug angesichts der Tatsache, dass er ihr Leben zerstört hatte. Madeleine hatte das Konservatorium durchlaufen, dass sie Sängerin werden wollte hatte für sie seit frühester Kindheit festgestanden. Sie liebte die Musik auf ähnliche Weise wie er, empfand sie wie er... und hatte unter ihm doch so unendlich große Fortschritte gemacht. Wie nur, um alles in der Welt, konnte es so weit kommen?

Er hatte ihre Stimme zerstört!

Nach und nach erst wurde ihm das volle Ausmaß dieser seiner Tat bewusst und mit dem Schwinden der Ungläubigkeit des Schocks wuchs die Verzweiflung ins Unermessliche, bis er sich bog und wandte, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wimmernd und voll von Selbsthass und -mitleid.

Es wäre nur gerecht, wenn auch er, wie sie, niemals wieder musizieren könnte ... !

In der Küche erst wurde er sich bewusst, wo er sich befand ... und sein Blick wanderte hastig, mit einem wirren, verzerrten Blick über die Einrichtung, bis er es entdeckte ... .

Oh ja, er würde unter Qualen sterben!
 

Es dämmerte bereits, auf den Straßen von Paris brach die Nacht herein, als eine maskierte Gestalt in Richtung von Madeleines großem, einsamen Haus am Rande des Stadtparks taumelte. Sie hatte den linken Arm unnatürlich angewinkelt und an sich gepresst und wenn man genauer hinsah fiel einem auf, dass der Arm sogar provisorisch geschient war.

In den Augen des Phantoms stand Schmerz geschrieben - purer, körperlicher, elementarer Schmerz -, als er sich ungeschickt mit der rechten Hand Eintritt zu Madeleines Behausung verschaffte und eintrat.

"Madeleine....?" keuchte er und suchte das untere Stockwerk systematisch nach ihr ab, dann das darüberliegende, bis er sie schließlich gefunden hatte. Sie saß im Bett, aufrecht, alarmiert vom Klang seiner Stimme wohl, und ihr Blick machte auf ihn einen kalten, ablehnenden Eindruck, der ihm das Herz zerriss und so verharrte er erst, bis er schließlich vor ihrem Nachtlager leidenschaftlich niederkniete, wobei er ihre verweinten Augen bemerkte.

"Madeleine... !" er ergriff ihre Hand, ehe sie sich ihm entziehen konnte und küsste sie inbrünstig, sah dann wieder zu ihr auf. Eine weitere Welle von Schuldgefühlen schwappte über ihn herein beim Anblick ihres doch sonst so makellos reinen Gesichts, das nun von Verzweiflung matt und geisterhaft bleich erschien.

Und noch einmal wiederholte er ihren Namen, "Madeleine!", wie eine Formel, um bei Verstand zu bleiben, den Blick auf ihre Augen gerichtet, wobei ein seltsam verstörter Ausdruck, wie etwa der eines geprügelten Hundes, darin zu lesen war "Madeleine, ich.... wollte dir nicht weh tun!" flehte er geradezu, ehe sich seine Augen weiteten und ein geradezu übergeschnapptes, doch zweifelsfrei erfreutes Kichern seiner Kehler entrann "Sieh nur! Sieh!" und mit diesen Worten hob er den linken Arm aus der Schiene und zeigte den Stummel der Hand, bandagiert in weißen Verbänden, die jedoch die Blutung nicht eingehend zu stoppen wussten "Ich habe sie mir einzeln abgehackt! Jeden Finger! Jetzt werde ich auch niemals wieder Musik machen können!" weiterhin sah er Madeleine in die Augen, halb wahnsinnig vor Schmerz und gleichzeitig aufs Äußerste erregt wegen seines Opfers.

"Es tut so schrecklich weh, Madeleine!" eröffnete er ihr, wie im Zustand höchster Ekstase, dabei aus seinen roten Augen jeder Bezug zur Realität gewichen war und man sich wirklich fragen konnte, ob er sie überhaupt noch wahrnahm oder weitersprechen würde, selbst wenn sie das Zimmer verließe.

Erik sprang auf. "Es tut so weh! Oh, ich werde unter Qualen sterben, Madeleine!" Tränen der Freude und der Erleichterung rannen über sein maskiertes Gesicht und sorgten dafür, dass der weiße Stoff, der es bedeckte, befeuchtet wurde und an seiner pergamentenen Haut zu kleben begann. "Das muss dich doch freuen, oder, Madeleine? Ich tue das alles nur für dich! Nur für dich! Denk nur, der Mann, der dir all das angetan hat, der Mann, der... !" aber Erik sollte nicht dazu kommen, weiterzusprechen, denn seine Worte gingen über in ein helles, schrilles Lachen, wie man es gelegentlich aus einer Irrenanstalt oder aus den tiefsten tiefen der Hölle heraus zu vernehmen in der Lage war.

Auf den hysterischen Lachanfall folgte leises schluchzen, während dem er sich wieder in die Knie vor ihrem Bett sinken ließ, um, den Arm wieder unter der Schiene versteckend, den fiebrig heißen Kopf keuchend auf die kühle Zudecke Madeleines aufzulegen. "Und doch, Madeleine... !" sprach er sie wieder an, nachdem es ihm einigermaßen gelungen war, sich zu beruhigen "Selbst jetzt ersehne ich noch nichts weiter als ein liebes Wort von dir, Madeleine!" er sah zu ihr auf, wieder lag in den Augen des Phantoms der verstörte, der Welt und ihrer Grausamkeit gegenüber vollkommen verständnislose Blick "Ich bin verdorben!" stellte er fest "Abgrundtief verdorben und Egoistisch! Ich verdiene jede Strafe! Bitte, vergib mir, Madeleine... vergib mir! Vergib... MIR... !"



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Kommentare zu dieser Fanfic (41)
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Von:  cork-tip
2006-06-20T15:22:58+00:00 20.06.2006 17:22
Obwohl dir schon jeder gesagt hat, das diese (wieder einmal überaus gelungene) Kurzgeschichte ganz und gar nicht zäh ist wie Sirup, tue ich das hiermit noch einmal.
Ich finde den Titel gut gewählt. Die hintergründige Stimmung, falls du verstehst, was ich damit sagen möchte, die Lebensumstände haben etwas düsteres und bedrückendes an sich, in Farben ausgedrückt würde ich sagen: ein dämmriges grau. Man kann das Elend förmlich spüren.
Wie so oft musste ich beim Lesem denken: Ja, das ist Erik, so wie ich ihn mir vorstelle. Ich finde, du hast sowohl ihn, als auch Madeleine sehr gut charakterisiert und rübergebracht. (Vielleicht kenn ich sie auch einfach nicht anders?)

Schreib auf jeden Fall bald mal wieder was!

Ich verbleibe in freudiger Erwartung auf die nächste Kurzgeschichte...
Von: abgemeldet
2006-04-14T20:06:13+00:00 14.04.2006 22:06
hast wie schon gesagt einen guten schreibstil dieser Teil gefiel mir auch^-^'''
*knuddelz mal shanna* Ich hoffe irgendwie das sie Erik irgendwie verzeiht...naja mal kurz noch gesagt du kannst dich irgendwie gut in Personen reinversetzen und andere Gedankenvorgänge verständlich rüberbringen

echt schön
Von: abgemeldet
2006-04-14T19:59:49+00:00 14.04.2006 21:59
Also ich glaub ich habe die nun schon das 2 mal gelesen ^-^''' habe nur kein kommi gemacht also nochma ich find sie schön insbesondere die beschreibungen die du gibst...
nicht schlecht XD find sie super !
Von:  RallyVincento
2006-02-28T10:23:03+00:00 28.02.2006 11:23
Hi^^

Hab mir dieses Kapitel besonders Sorgfältig durchgelesen. Einmal weil ich deinen Schreibstil sehr mag aber auch weil ich diese Demaskierungsszene einfach grandios finde.
Alles ist in sich stimmig; es gibt keine offenen Fragen auf Verhaltensweisen der beiden. Wie z.B. "Warum läuft Madeleine nicht weg?" oder "Wieso springt Erik ihr nicht an den Hals?"
Jede Reaktion der beiden ist gut durchdacht und logisch nach vollziehbar. Einfach perfekt möchte ich sagen. ^^
Auch der Schluß, wo Madleine einfach sein gesicht scheinbar ignoriert und dann sagt das er schöne Augen hat ist zum dahin schmelzen.
Ich kann also behaupten das deine Demaskierungsszene großartig ist. XD
*knuddel*

LG Rally
Von:  RallyVincento
2006-02-28T10:13:31+00:00 28.02.2006 11:13
Hab mir gerade aufgrund unserer kleinen "Sinnfrei" Erzählung noch einmal deine Kurzgeschichten durchgelesen und dachte mir dann ich müsste unbedingt noch einmal ein Kommi schreiben. Besonders weil mein erstes Kommi *nach unten lins* echt mager und einfallslos war. ^^v

Beim erneuten lesen hab ich festgestellt das ich noch lange nicht so gut schreiben kann wie du. Du schaffst es jede Stimmung und sei sie noch so gering einzufangen und zu beschreiben.
Außerdem hast du kein Problem damit auf Anhieb deinen eigenen einzigartigen Erik zu kreieren, ich hab allein 4 Kapitel + etliche Ratschläge von dir gebraucht um das zu schaffen. ^^

Aber wieder zurück zu deinen Kurzgeschichten.
Ich finde es toll das Erik in Madeleine jemanden gefunden hat der die Musik genauso liebt wie er. In dem Moment wo er vor ihr kniet und ihr den Stummel seiner Hand zeigt war ich erneut entsetzt.
Auch ihren Einfallsreichtum im Bezug auf Kapitel 2, die Szene mit der Geige, fand ich sehr belustigend und seine damit verbunde Resignation. Wie einfach man doch Erik bewegen kann etwas zu essen.

Zum Abschluß hoffe ich das du bald wieder so etwas tolles hochlädst ^^ *knuddel*
Von:  LaRoseNoire
2005-11-02T22:57:14+00:00 02.11.2005 23:57
Mon Dieu! Hab ich doch glatt deine Geschichte so lange übersehen -.-*
Aber dafür bekommst du jetzt diesen wundervollen, konstrktiven, lebenswichtigen Kommi *fg*
Es ist interessant noch einmal einen Einblick in die Anfänge der Geschichte zu haben (meine Güte ist das mit der Pest lange her, über ein Jahr).
Die Story hier wirft ja ein kurzes Licht auf das Zusammenleben und den gemeinsamen Humor der beiden, während einer so schwierigen Zeit und ich finde es zwar kurz aber dafür gut gelungen XD
Wo ich doch bis heute keine Ahnung von diesem Thema habe (nein wirklich, ich versteh die beiden nicht, liegt wohl an Twain?) aber hier kommt sozusagen Licht ins Dunkel.
Wie schon gesagt, Sirup oder eine ähnliche zähflüssige Masse ist das hier nicht und es hat nicht einmal eine zu bedrückende Melancholie - auch wenn sie durchaus vorhanden ist, wobei der "Humor" eher im Vordergrund steht.

Wow, das sieht schon nach einer halben Textanalyse aus, wo ich das doch gar nicht vorhatte -.-*
Also alles in allem ein schöner (netter) Einblick in das geplagte Leben dieser zwei ungewöhnlichen Liebenden... ^^

Schreib mal wieder was! Hab dich ganz doll lieb *gg*
Bussi, dei Sista
Von:  RallyVincento
2005-10-22T10:33:33+00:00 22.10.2005 12:33
Hab gerade alle Deine Kurzgeschichten zu Erik und Madeleine gelesen und bin begeistert. An einigen Stellen musste ich mir sogar Tränen aus den Augenwinkel weg wischen.^^

LG Rally
Von:  Bluey
2005-08-19T06:53:26+00:00 19.08.2005 08:53
Ich finde es weder schleppend noch langatmig und wie Sirup liest es sich auch nicht *feststell*
Wie beide versuchen, sich trotz der widrigen Umstände und Bedingungen, ihr Leben so natürlich und schön wie nur irgendmöglich zu gestalten, kommt sehr gut rüber.
Dieses Normale miteinander umgehen, als würden sie in einer heilen Welt ohne Sorgen und Probleme leben, liest sich so schön.
Dieser Grundsatz von ihr, dass man mit Liebe und Humor alles schaffen kann, wenn man nur daran glaubt- Klasse!
Weiter so!
Von:  Bluey
2005-08-19T06:42:22+00:00 19.08.2005 08:42
Ich habe jetzt alle Teile durchgelesen und bin beeindruckt.
Eine gelungene, plastische Wortwahl, die dem Leser das Gefühl vermittelt, man steht mitten in der Geschichte, man leidet mit Madeleine und fühlt mit Eric.
Seine extreme Reaktion, hervorgerufen durch seine Schuldgefühle und das Bestreben sich selbst zu bestrafen, ist echt krass. Aber trotz das er in seinem bisherigem Leben von einer ignoranten Gesellschaft so ausgerenzt und enttäuscht wurde, will er dem einzigem Menschen, dem er etwas bedeutet, beweisen, dass er es wert ist geliebt zu werden und dass es ihm leid tut- mit sehr extremen Methoden.
Und gerade weil er mit seiner Selbstverstümmelung schon richtig krank reagiert, tut er mir schon wieder leid.
Du hast es geschafft, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit beider fantastisch rüberzubringen.
Klasse geschrieben und ich kann nur sagen: Bitte weiter so und mehr davon!
Von:  Edweyrd
2005-08-16T20:46:30+00:00 16.08.2005 22:46
Ack! Ja, eine allzu bildliche Phantasie sollte man nicht haben, wenn man diese Geschichte liest. ;)
Auch ich kann nur Wasser auf das Mühlrad gießen/in die selbe Kerbe hauen/etc. ... Erik kommt sehr realistisch rüber. Gerade weil er sich so sehr in den Gedanken, er verdiene grausame Strafe, so sehr hineinsteigert. Die Art seiner Strafe passt auch zu ihm und ist gerade richtig von Dir beschrieben, so dass man sich (oder zumindest ich mich) gerade im richtigen Maße ekelt, es aber auch nicht zu graphisch ist.
Zu Deinem Schreibstil brauche ich doch wohl nicht schon wieder zu schreiben, dass er mir sehr gefällt, oder?
Alle verfügbaren Daumen nach oben!


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