Zum Inhalt der Seite

Die Träne des Mondes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Dies ist das erste Kapitel zu einem .hack//sign FanFic in dem es um neue Charas geht, aber die alten Bekannten könnten ja mal ab und zu auftauchen (Gruppe um Tsukasa). Ich werde auch mal zwischen den Charakteren springen, damit ihr Einblicke in ihre Gedankenwelt bekommt. Werde mich über jeden Kommentar freuen, egal ob positiv oder negativ. Also fragt, wenn ihr was zu fragen habt und schreibt was euch gefällt oder nicht gefällt, damit ich es vielleicht ändern kann - ich kann auch nicht alles wissen. Wenn ihr was zu bemängeln habt wäre es toll, wenn ihr Lösungsbeispiele bringen würdet. Wenn ihr nur sagt: "Das ist scheiße an der und der Stelle." Weis ich nicht was euch nicht an der Szene gefällt. Ich bedanke mich schonmal im Voraus bei allen, die einen Kommentar hinterlassen und sage zu denen, die nur schreiben: "Scheiße war das!" Selber Schuld, ich hab euch gesagt was ihr dann machen sollt, aber wenn ihr zu dumm seid, kann ich auch nichts daran ändern - PP. Natürlich möchte ich mich auch bei meinem Prereader Sephriot bedanken, der mir schon bei einigen Stellen geholfen und mich auf meine Fehler hingewiesen hat. Also: "DANKE Sephriot!" <...> = Gedanken (wenn nicht anders gekennzeichnet) "..." = Labern (wenn nicht erwähnt ist, dass es Gedanken sind) und *...* mal schauen. Genug gelabert und rein in "The World". Stop! Hab noch was vergessen, wenn ihr genug Anregungen für Veränderungen oder sogar Neues gegeben habt, könnte sich ein Kapitel ändern, aber dann sag ich Bescheid und für die "Anhänger" der alten Version, wird diese auch noch irgendwo zu lesen sein. Aber verändern müssen, muss ich natürlich nicht, weil ich mir bei manchen Sachen vielleicht was gedacht habe. So jetzt ist aber genug, ist schon zu langes Vorblabla, aber daher werde ich euch mit meinem Blabla zwischen den einzelnen Kapitel verschonen.

...BLA...BLA...BLABLA.........................
 

Prolog
 

Ein einzelnes weißes Himmelbett befand sich mitten auf einer grünen Frühlingswiese, die in voller Blüte stand. Die blauen Vorhänge waren an den Pfosten festgebunden und ermöglichten einen freien Blick auf die Blumen, die in der warmen Sonne, in den leuchtendsten Farben schillerten. Ein kleines Mädchen mit schneeweißen Haaren und himmelblauen Augen, die einen Stich ins amethystfarbene hatten, beobachtete die Bienen, die summend von Blüte zu Blüte flogen und die hunderte Schmetterlinge, die durch die Luft wirbelten und sich hier und da auf eine Blume setzten, um vom süßen Nektar zu schlürfen. Der süßliche Duft der Blumen lag in der Luft und das Mädchen musste lachte, als eine Gruppe bunter Vögel wild um seinen Kopf tanzte. Über die Blumenwiese hüpfte ein Kater und jagte den Schmetterlingen nach. Sein kurzes Fell war auf der rechten Gesichtshälfte lila und auf der linken Seite weiß und auf der linken Seite umrandete ein lilafarbener Stern das rubinrote Katzenaugen. An den Hinterpfoten trug er kleine Lederschuhe, eine knöchellange graue Leinenhose, wo hinten der Schwanz herausragte und darüber ein ebenso graues Hemd worüber er eine braune Weste gezogen hatten. Er trug auf seinem Kopf einen braunen Hut, wo die Kätzenohren an der Hutkrempe rausguckten und am ledernen Hutband war ein einfacher grüner Grashalm eingeklemmt.

Plötzlich blieb das Katzenwesen stehen und blickte auf einen vergilbten Kreis inmitten der voll Leben steckenden Wiese. Es beugte sich runter und inspizierte die Stelle.

"Miau!" Er streckte seine kleinen Pfoten aus, hob etwas vom Boden auf und ging damit zu dem Mädchen auf dem Bett.

Was bringst du mir da Maha," fragte das Mädchen in dem weißen Nachthemd.

"Maunz!" antwortete der Kater, hielt die Arme an die Kante des Bettes und öffnete langsam die Pfoten, die er vorsichtig um den Gegenstand geschlossen hatte. Ein Schmetterling kam zum vorscheinen. Aber dieser war nicht so schön bunt wie die anderen. Er war leblos, pechschwarz und die Flügel zerbröselten bei der kleinsten Berührung.

"Maunz," Maha rollte eine Träne die Wange herab und schaute zu den blauen Augen des Mädchens auf. Das Mädchen umarmte Maha und barg ihn an seine Brust, so dass er die wärme spüren konnte, die von dem Mädchen ausging. Dabei streichelte sie ihm über die kurzen Nackenhaare und sprach: "Ich habe auch die Veränderungen, die in der Welt vor sich gehen gespürt. Noch ist es schwach, aber es wird von Tag zu Tag stärker. Aber du brauchst keine Angst zu haben." Sie wischte Maha die Tränen mit ihren zarten Fingern aus dem Gesicht und deutete dann auf die Pfoten, die wieder schützend um den Schmetterling lagen.

"Miau?" Er öffnete sie.

Sie berührte die schwarzen Flügel mit einem Zeigefinger und der Schmetterling wurde von gleißendem Licht eingehüllt. Als das Licht schwächer wurde, saß auf Mahas Pfote der gleiche Schmetterling, nur noch bunter und schöner als vorher und flatterte wild mit den Flügeln.

"Siehst du Maha? Du brauchst dir keine Sorgen machen." Das Mädchen lächelte und Maha lächelte zurück. Und als der Schmetterling kurz darauf abhob, sprang Maha lachend auf und ab und folgte ihm hüpfend und Purzelbäume schlagend über die farbenfrohe Blumenwiese.

Das Mädchen sank zurück in das federweiche Kissen und schlief ein.

Recall

Die folgenden kapitel hätten eigendlich schon mit dem Prolog draußen sein, hab aber Mist gebaut. Zu den beiden ersten Kommentaren: DSanke! Maha hält doch auch mit Tsukasa zwiesprache, ok miaut nicht, aber sollte ich schreiben er bewegt die lippenngeräuschlos? Egal. Mein prereader sagte, der Ernst des Prologs geht in den folgenden Kapiteln flöten^^. Schaut selber.
 

Kapitel 1 Recall
 

Pechschwarze Dunkelheit umhüllte mich. Ich konnte weder sehen noch etwas hören und an Bewegung war überhaupt nicht zu denken. Trotz größter Anstrengung bewegten sich meine virtuellen Gliedmaßen einfach nicht. Obwohl ich von Dunkelheit umgeben war fühlte ich Wärme auf meiner Haut. Diese Wärme war noch vor wenigen Monaten für die Programmierer von "The World" ein Traum gewesen; Fühlen wie in der "Realen Welt". Aber vor drei Monaten hatten sie den Durchbruch geschafft und eine möglichst realistische Welt kreiert. Jetzt konnte man z.B. die Feuchtigkeit von Regen auf der Haut spüren, Wärme von Lagerfeuern, Kerzen und Ähnlichem und sie hatten es doch tatsächlich geschafft den Duft von Blumen zu Digitalisieren, welche natürlich reißenden Absatz bei den Player-Characters hatten und so den PC-Händlern einen unsäglichen Reichtum bescherten. Aber dieser "Luxus" des Fühlens war bis jetzt noch nicht vollkommen, und hin und wieder konnte es passieren, dass man z.B. in ein Stück Brot biss, und es nach Pferdeäpfeln schmeckte. Ich hatte vorher natürlich noch nie Pferdeäpfel gegessen, aber so stellte ich mir ihren Geschmack vor.

Ich lag oder stand nun in dieser licht- und geräuschlosen Umgebung, die nichts darüber aussagte, ob ich in einem Zimmer, einer Höhle oder überhaupt vorhanden war.

Doch, etwas konnte ich hören, wenn ich mich darauf konzentrierte. Aber es war nur ein informationsloses und leises an- und abschwellendes Summen, das in meinen Kopf drang.

"Was war geschehe?" Diese Frage schwirrte kreisend durch meinen Kopf. Ich wusste nichts mehr, konnte mich an nichts erinnern. Alles leer - NICHTS.

Sollte mir etwa das gleiche Schicksal wie diesem Wavemaster Tsukasa bevorstehen, von dem alle noch vor einigen Monaten gesprochen hatten?
 

Als ich vor etwas weniger als einem halben Jahr mit "The World" angefangen hatte, war ich noch ein blutiger Anfänger wie viele andere es schon vor mir gewesen waren. Ein Freund von mir, Kenji Honda, brachte mich zu "The World". Ich hatte den neuesten Computer, der auf dem Markt war und die schnellste Leitung im meinem Zimmer stehen, die es damals gab und bis dahin wohl nur bei den wenigsten 16 Jährigen im Zimmer stand. Mein Vater war viel in Sachen der Firma, für die er arbeitete, unterwegs, hatte aber immer seine Versprechen gehalten, bei meinem Geburtstag oder ähnlichen Ereignissen zu Hause zu sein. Außer an einem Tag, an dem er nicht kam. Für mich war es nicht schlimm gewesen, da dies meiner Meinung nach, jedem mal passieren konnte und es mir wegen meiner Vergesslichkeit häufiger passierte. Um sich zu entschuldigen schenkte er mir diesen Computer. Und obwohl ich nichts damit anfangen konnte, nahm ich ihn an, um meinen Vater nicht zu kränken. Ich war das einzige Kind unserer Familie und dadurch deren ganzer Stolz. Von meiner Mutter und meinem Vater wurde ich sehr verhätschelt und ich konnte behaupten eines der meist umsorgten Kinder Japans zu sein.

Ich lernte Kenji kennen, als wir neu nach Tokyo gezogen waren, weil mein Vater zum Leiter eines Teilbereichs, im Hauptsitz der Firma, ernannt worden war. Der Hauptsitz lag natürlich in Tokyo - wieso sollten wir auch sonst dort hingezogen sein? In der Schule kannte ich niemanden und mich, das "Landei", wollte niemand kennenlernen. Davon konnte ich mich schmerzhaft an meinem ersten Schultag überzeugen.

Vier Schulbekannte Schläger hatten noch vor der ersten Stunde in der Jungentoilette auf mich gewartet und bereiteten mir einen Empfang an meiner neuen Schule, den ich so schnell nicht wieder vergessen würde. Als ich mit Pinkeln fertig war, wollte ich mir die Hände waschen. Also beugte ich mich übers Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. In der nächsten Hundertstel Sekunde spürte ich nur wie mein Kopf nach vorne gegen etwas prallte, wahrscheinlich gegen den Spiegel, und ich einen brennenden Schmerz an meiner Stirn spürte. Ein roter Schleier legte sich über meine Augen und ich bekam nur nach Bruchstücke von dem mit, was in der nächsten Minute geschah. Ich torkelte und fiel zu Boden.

Einer der vier Kerle sagte etwas wie: "Seht nach, wieviel Geld er dabei hat!"

Ich konnte spüren, wie sie mich auf den Rücken drehten und meine Taschen durchsuchten.

"Hier ist es." Sie schienen fündig geworden zu sein, aber kurz darauf hörte ich Schmerzensschreie. In dem Moment wusste ich nicht, ob ich derjenige gewesen war, der aufgeschrien hatte, weil sie mir noch ein paar Tritte verpasst hatten, oder ob jemand anderes verletzt wurde. Was dann passierte konnte ich nicht sagen. Ich wurde Ohnmächtig und wachte erst im Krankenzimmer wieder auf. Die Schulärztin kam und erzählte mir, dass mich ein gewisser Kenji Honda hergebracht und mich ohne etwas zu sagen aufs Bett gelegt hatte. Sie hatte mich sofort untersucht und als sie aufblickte war dieser Kenji verschwunden. Ich hatte ein riesiges Pflaster am Kopf und wusste nicht, ob die Wunde genäht worden war. Nach einem kleinen Koordinations- und Gleichgewichtstest wurde ich entlassen.

Ich fragte bei meinen Mitschülerinnen, von denen ich mir mehr Freundlichkeit erhoffte als von meinen Mitschülern, wo ich Kenji Honda finden könnte. Aber sie guckten mich nur verständnislos an, als ob ich sie gefragt hätte, ob ich mit ihnen ins Bett hüpfen darf. Einige zeigten mir sogar einen Vogel und ich verstand nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, dass ich Kenji wohl oder übel alleine finden musste. Also irrte ich durch die Schule und hielt Ausschau nach einem Jungen, der wie ein Kenji Honda aussah. Wie ich so durch die Schule irrte und glaubte an dieser Stelle schon zum vierten mal vorbeigekommen zu sein, wurde mir klar, dass mein Orientierungsinn auch nicht der Beste war. Hatte ich schon erwähnt, dass ich ziemlich schusselig bin?

Auf jeden Fall muss ich ziemlich hilflos ausgesehen haben, als ich die Treppe genau inspizierte, um herauszufinden ob ich schon einmal hier gewesen bin. Wenn nicht jetzt, dann bestimmt in einem früheren Leben. Ich stierte so vor mich hin, als mir gegen den Arm getippt wurde. Vor Schreck lies ich meine Tasche fallen und drehte mich langsam um, in der Erwartung noch ein paar Schläge abzubekommen. Aber vor mir stand ein Mädchen in Schuluniform, mit schulterlangen schwarzen Haaren, braunen Augen und lächelte mich an: "Dich habe ich hier ja noch nie gesehen. Du Bist anscheinend neu hier. Ich heiße Ikegami. Yuki Ikegami und du?" Sie trat ganz nah an mich heran und betrachtete aus nächster Nähe neugierig das Riesenpflaster auf meiner Stirn.

"Das sind bestimmt Osamu und seine Idioten gewesen. Die können auch fast alles machen, was sie wollen und kommen ungestraft davon. Nur weil ihre Väter so hohe Tiere bei der Regierung sind. Das ganze Land geht einfach vor die Hunde."

Ich verstand nicht und sagte: "Ich versteh nicht."

"Halb so schlimm. Warum stehst du hier und gaffst durch die Gegend? Hast du keinen Unterricht?"

"Du etwa nicht," fragte ich kleinlaut. Sie blickte auf ihre Uhr: "Oh, Mist ich komme wieder zu spääät!" Sie rannte die Treppe rauf und verschwand hinter einer Ecke. Drei Sekunden später tauchte sie wieder auf und rief von oben runter: "Du hast dich ja gar nicht vorgestellt. Wie heißt du eigentlich?"

"Äh...Mitsuro. Mitsu..."

"OK Mitsuro bis später," und noch während sie das gerufen hatte, war sie verschwunden.

"...ro Negishi."

Da stand ich wieder. Allein und verlassen. Wie Schlangen sofort nach ihrer Geburt auf sich allein gestellt sind, nur mit dem Unterschied, dass sie die dafür nötigen Gene hatten und ich nicht. Also fügte ich mich in mein Schicksal und trottete weiter meines Weges. Die Sonne schien und nur wenige weiße Wolken standen am Himmel.

Auf dem Schulhof saß unter einer Buche, die ein wenig Schatten spendete, ein Typ mit schwarzrotem Zottelhaar, in einer zerschlissenen Lederhose, einem T-Shirt mit dem Cover einer J-Rock-Band und abgeschnittenen Ärmeln, Springerstiefeln und mit mehreren Nietengürteln und -bändern am Körper. Er hatte eine Kippe im Mundwinkel und sah nicht wie ein Schüler der hiesigen Schule aus. Von einer Schuluniform konnte ja keine Rede sein, aber dennoch entschied ein Teil meines Gehirns, der sich anscheinend für den Schlausten hielt, diesen Kerl in seiner Naivität für einen Schüler dieser Schule und einen besseren Informanten, als alle anderen Schüler dieser Schule zu halten. Obwohl ich bei seinem Aussehen eher Schläge zu erwarten hatte als von den vier, die mich vermöppt hatten, sagte mein Klugscheißergehirnteil anscheinend: "DAS ist der netteste Mensch, dem DU je begegnet bist, ABGESEHEN von deiner Mutter UND deinem Vater, ALSO FRAG IHN, WO DU KENJI HONDA finden kannst!"

Kaum hatte mein Klugscheißer das gedacht, da hatte ich es schon ausgeprochen:

"Weißt du, wo ich Kenji Honda finden kann?"

Und kaum hatte ich das gesagt, erwachte mein rationaler Verstand, der sich in den seltensten Fällen bequemte und aus seinem Schönheitsschlaf zu erwachten und gesellte sich zu meinem Klugscheißer: "Na was hast du jetzt wieder angestellt. Wie soll dieser PUNK wissen, wer unter diesen 1300 Schülern Kenji Honda ist. Mal wieder nicht nachgedacht, oder?" Das war das letzte, was er sagte, bevor er wieder in seinem Dornrößchenschlaf verschwand - ohne ein kluges Wort oder einen guten Rat. Er hinterließ nur ein Gefühl des Versagens auf rationaler Ebene beim KS, der sich kleinlaut in eine Ecke stellte und sich für sein unüberlegtes Handeln schämte.

"Was willst du von ihm?"

Klein KS fürchtete sich davor, dass rationaler Verstand noch einmal aufgestanden war um ihm eine Kopfnuss zu verpassen und Duckte sich vorsichtshalber unter den imaginären Schlägen, die nicht kamen. Auf jeden Fall fuhr ich zusammen und stammelte: "Ich...äh...ich suche ihn."

"Hätte ich jetzt nicht gedacht."

Mir wurde bewusst, dass eben nicht mein rationaler Verstand gesprochen hatte, sondern dieser Typ. Und wieder hatte ich geantwortet ohne nachzudenken.

"Und weißt du wo er steckt?" Wieder nicht nachgedacht. Gleich würde er mich anspringen und mich, wegen meines fordernden Tons in meiner Stimme, in Stücke hacken.

"Ja."

"Und wo?" Wieder der gleiche Tonfall. Ich bin definitiv nicht lernfähig, ein hoffnungsloser Fall. Mama, Papa, ich geb' mir die Kugel - es hat keinen Sinn mehr mit mir, ich bin einfach dumm.

"...Direkt vor deiner Nase."

Ich war fasziniert und verwirrt zu gleich. Verwirrt, nicht zum ersten mal an diesem Morgen. Dieser Kerl hatte mir geholfen und hatte sehr wahrscheinlich mein Leben vor diesen blutrünstigen Meuchlern gerettet. Sollte mein restliches Schulleben darin bestehen jeden Tag verprügelt zu werden? Sollte ich jeden Morgen mit dieser Angst aufwachen, bis zu dem Tag, an dem die Welt im Chaos versinken würde?!?

Auf jeden Fall überhäufte ich meinen Retter mit tausend Dankesworten und verbeugte mich ein paar mal tief.

"Bist du fertig?" Ich gelangte zurück in die Realität und sah wie dieser Typ, ich meine Kenji, wieder an seiner Zigarette rauchte, für die er definitiv zu jung war. Ihm drohte dadurch ein Tadel, wenn nicht sogar ein Verweis von der Schule, wobei mir sowieso nicht klar war, warum er bei seiner "Schuluniform" noch immer auf der Schule war. Aber hier konnte anscheinend jeder machen was er wollte.

"Ich glaube du bist noch zu jung zum Rauchen, oder?" Ich konnte es einfach nicht lassen, gleich würde er mich bestimmt in klitzekleine Stücke hacken und mich in verschiedenen Mülltonnen über die ganze Stadt verteilen. Wie sollte ich da je wieder gefunden werden? Und wie konnte ich so in Einzelteile zerlegt meinen Eltern unter die Augen treten? Wie würden sie von mir denken, wenn ich nicht rechtzeitig zum Abendessen zurück sein würde? Aber sollte es so weit kommen, war das bestimmt meine geringste Sorge. Aber anstatt mich zu zerstückeln, zuckte er nur mit den Schultern und unser höchst interessantes Gespräch schien beendet.

An diesem Morgen hatte ich zwei neue Freunde gefunden, was sich erst später herausstellte und die nun mit mir in einer Party "The World" erkundeten.

In den nächsten zwei Wochen hing ich wie eine Klette an Kenjis Versen, und nach dem ich ungefähr ganze zehn Wörter oder waren es ganze Sätze, mit ihm in unserem Monolog gewechselt hatte, sagte er eines schönen Tages, dass er mit zu mir nach Hause kommen würde. Meine Mutter war skeptisch, als ich meinen ersten Freund aus Tokyo mit nach Hause brachte. Sie war nicht erstaunt darüber, dass ich einen Freund mit nach Hause brachte, sondern eher über dessen Aussehen, sagte der Höflichkeit halber aber nichts. Und da sich meine Noten in der folgenden Zeit nicht verschlechterten, sagten meine Eltern nichts zu dieser Verbindung und wir hatte ihren Segen.

Als wir mein Zimmer betraten, viel sein Blick sofort auf den neuen Computer.

"Spielst du auch "The World"?"

"..."The World" was?"

Er sah mich mit einem Blick an, der sagen sollte: "Wohnst du hinterm Mond?"

Dann hatte er mir kurz erklärt, dass "The World" ein Online RPG auf Fantasy Basis sei, in das man eintauchen kann. Natürlich sagte mir das sehr viel und am nächsten Tag, stand er, zu meiner Überraschung, mit einem großen Pappkarton in den Armen vor meiner Tür. Darin waren zwei VR-Brillen, zwei paar VR-Handschuhe und ein Laptop. Nachdem er mir eine dieser Dinger in die Hand gedrückt hatte und sich seine aufsetzte, tat ich es ihm gleich. Dann erklärte er mir, auf welche Webseite ich gehen sollte um mich anzumelden.

Eine Junge Dame in einer langen auberginfarbenen Robe, welche mit Perlen bestickt war, empfing mich. Sie hatte kurzes, gelocktes Haar und in der Hand hielt sie einen Stab, an dessen Spitze ein blauer Kristall funkelte. Mit diesem Wirbelte sie durch die Luft und ein Wortschwall brach über mich hinein: "Willkommen bei "The World". Mit 3 Millionen Mitgliedern, dem größten MMORPG auf diesem Planeten. Bitte melden sie sich an, um in den Genuss von "The World" zu gelangen. Wenn sie sich registrieren wollen, klicken sie bitte auf den eingeblendeten Link "registrieren". Wollen sie noch weitere Informationen über "The World" dann lassen sie mich einfach reden. Also bei "The World"..." Ich wollte diesen Redeschwall beenden und klickte auf den Link - was sich als Fehler erwies.

"Sie haben sich für die Anmeldung entschieden. Folgen sie bitte den Anweisungen im rechten Fenster." Zu früh gefreut. Anstatt sie los zu werden, war sie wieder da. Aber jetzt schien sie den Mund zu halten zu. Während ich mich durch die Anmeldung arbeitete, fragte sie nur hin und wieder, ob sie helfen könne. Daraus folgerte ich, dass sie nur ein Programm war. Nach einigen Minuten hörte ich wieder ihre Stimme. Sie haben sich registriert. Willkommen bei "The World" nun können sie einen neuen Player-Character erstellen. Viel Spaß bei "The World" - Vielleicht sehen wir uns ja mal XD."

Ein Spieler war anscheinend Vorbild für die Empfangsdame und bei dem vorangegangenen Wortschwall hoffte ich, dass ich nie auf sie treffen würde. Dann stand ich vor einem neuen Problem. Was für einen Chara sollte ich machen. Einen Wavemaster, der die verschiedenen Spielarten der Magie beherrschen konnte. Oder einen Heavyblade, der ein hervorragender Kämpfer sein konnte und für Anfänger empfohlen wurde. Oder einen Archer wie Robin Hood mit Pfeil und Bogen, der es den Reichen nimmt und den Armen gibt, einen Monk, Twinblader, Thief. Usw. Ich entschied mich für den Heavyblader, der ja für Newbies angepriesen wurde. Dann gestaltete ich ein wenig mein Äußeres und nannte ihn oder besser gesagt mich Musashi. Wie einen der berühmtesten Schwertkämpfer Japans: Musashi Miyamoto. Dann drückte ich auf den Startbutton und es ging los.

Plötzlich fand ich mich auf der Straße, einer mir fremden mittelalterlichen Stadt wieder. Überall um mich herum, liefen und redeten die verschiedensten Personen in den verschiedensten Größen, Farben und Klamotten. Hier stand ein Schrank von einem Krieger mit Körperbemalung aus Waid, neben einem zierlichem Mädchen mit einer Axt, die dem Schwert des Kriegers in nichts nachstand. Dort eine Frau mit Pfeil und Bogen, in der Begleitung eines Magiers oder Wavemasters, wie sie hier heißen auf einem drolligen Reittier mit Kulleraugen - einem Puchiguso, wie ich später erfuhr und, und, und.

"Da bist du ja endlich!"

Auf meine mir typische Art zuckte ich zusammen und eine Person neben mir fing an zu lachen. Nachdem der Kerl sich beruhigt hatte fing er an: "Ich bin's Kenji, aber in diesem Spiel nenne ich mich Tyr." Es war das erste Mal, das ich Kenji lachen gesehen habe. Sein ansonsten düsterer Blick war zum fürchten, wenn man ihn nicht besser kannte und wusste, dass er immer so guckt.

"Ich bin ein Assassin, aber das hat nicht wirklich was mit dem eigentlichen Begriff zu tun. Ich töte eigentlich keine Menschen, es geht mir eher um die Kampftechniken dieses "Berufs", als um Attentate. Ich Benutze zur Zeit zwei Langdolche, Wakizashis, für den Nahkampf, und kleinere Wurfmesser zum werfen. Du siehst aus wie ein Heavyblader - sieht gut aus, aber was soll das mit den rosa Haaren?" Er zeigte auf meine Haare.

Ich blickte in ein Schaufenster eines Gassenladens. Die Haare waren eigentlich so wie ich sie haben wollte, kurz und stachelig in alle Richtungen abstehend, aber sie waren tatsächlich rosa. "Arrrgh!" Ich sprang erschrocken vor meinem virtuellen Spiegelbild zurück. "So ein Mist!" Aber da ich nicht noch einen neuen Chara anfangen wollte, fügte ich mich in mein Schicksal.

Ich schaute an mir herunter und sah, dass ich nur ein einfaches Leinenhemd, eine Leinenhose und Lederhalbschuhe trug. Auf dem Rücken trug ich an einem einfachen Schultergurt und ein ebenso einfaches Heavyblade, welches ich im Schaufenster sah. Kenji oder jetzt Tyr trug eine schwarze Lederhose, schwarze Lederstiefel, ein schwarzes kurzarmiges Wollhemd, über dem er eine scharlachrote Weste mit keltischen Ornamenten trug, die silbern hervorstachen und hatte einen blutroten Umhang um die Schultern geschlungen. An den Handgelenken trug er lederne Armschienen und ein Tuch vom gleichen Rot und den gleichen Ornamenten wie der Weste verdeckte seinen Mund, Nase und Hals. Aber seine Haare waren die gleichen rotschwarzen Zotteln, seine Augen waren gletscherblau und kalt und er überragte mich auch hier um fast einen Kopf, wie in der realen Welt.

"Jetzt kaufen wir dir erst einmal eine passende Rüstung. Komm mit," forderte mich Tyr auf und ich trottete hinter ihm her. Natürlich war ich davon überzeugt, dass all die Spieler ,die wir sahen und die uns sahen, ihre Köpfe zusammensteckten und tuschelten, weil ich mit meiner Frisur ganz unbewusst dem neuesten Modetrend aus Paris entsprach und bald alle mit rosa Haaren herumliefen und mich als neuen Gott der Mode feiern würden. Damit belog ich mich natürlich selbst, aber was soll's. Nach kurzer Zeit kamen wir an einem Rüstungsmacher an, der seinen Laden "Schild und Schutz" nannte.

Von dem Besitzer wurden wir freundlich begrüßt: "Guten Tag die Herren, was kann ich für sie tun?"

"Wir brauchen eine Rüstung. Eine gute Krötenhaut mit Schulterstücken und Kettengeflecht. Dann noch ein Paar verstärkte Lederstiefel - die müsstest du am Anfang schon benutzen können und metallene Armschienen, einfach...Und noch Knie- und Ellbogenschützer."

"War es das meine Herren?"

"Ja"

"Das macht dann 1850 Goldstücke, wenn ich bitten darf."

Ich wollte bezahlen, als ich bemerkte, dass ich ja kein Geld hatte. Aber bevor ich mich entschuldigen und die Waren zurück geben konnte, hatte Tyr schon für mich bezahlt.

"Danke die Herren, beehren sie meinen Laden bald wieder."

Tyr ging ohne ein weiteres Wort aus dem Laden und ich sagte nur etwas wie:

"Auf Wiedersehen," und folgte ihm. Als wir durch die Stadt gingen erklärte mir Tyr kurz, wie ich die einzelnen Menüs benutzen musste, ich meine E-mails abfragen und wie ich welche verschicken konnte und den Unterschied zwischen PCs und NPCs. Irgendwann meinte er, dass er noch etwas besorgen müsste, drückte mir eine Geldbörse in die Hand und sagte: "Hol dir davon eine gute Waffe und die üblichen Items." Ich wiederholte wie ein Automat oder ein guter Soldat: "Gute Waffe und übliche Items. Verstanden (Sir)!"

Natürlich ohne zu überlegen, bis mir klar wurde dass ich nicht wusste, was er mit "übliche" Items gemeinte hatte. Und als mir das klar war, war Tyr schon in der Menge verschwunden. Da stand ich, mit neuer Rüstung und Geld in den Taschen. Also suchte ich einen Waffenladen - fand aber keinen. Orientierungslos wanderte ich deswegen mit meinen neuen rosa Stachelhaaren durch die Stadt, wo ich kein Schwein kannte und mich auch prompt verlief. Falls man sich überhaupt in einer Stadt verlaufen kann, die man nicht kennt. Ich stand vor einem Wegweiser und versuchte ihn auswendig zu lernen; zum reinen Zeitvertreib. Als mich jemand antippte, hätte ich bestimmt mein Schwert fallen gelassen, wenn ich es in den Händen gehalten hätte. Ich drehte mich um und sah in ein Gesicht, das ich irgendwoher zu kennen schien, ich konnte mich aber nicht entsinnen woher. Ich blickte in das Gesicht eines Mädchens. Da sie einen Stab in den Händen hielt, der Aufwendig verziert war, schlussfolgerte ich daraus, mit einer Schärfe, bei der selbst der gute, alte Sherlock Holmes vor Neid erblasst wäre, dass sie ein Wavemaster war. Sie starrte mich an und schien zu überlegen: "Bist du das Mitsuro...ich bins Yuki."

"Yuki wer?" Überlegte ich - ach so die. Ja jetzt fiel mir wieder ein wer sie war. In den vergangenen zwei Wochen hatte ich sie kaum gesehen und noch weniger mit ihr gesprochen. Und erkannt hätte ich sie sowieso nicht. Sie hatte jetzt weiße Haare, rote Augen und trug ein einfaches weißschwarzes, mit Goldfäden besticktes Kimonodingsbus.

"Äh...hi. Wie hast du mich erkannt?"

"Ich habe dich beobachtet und als du, anscheinend etwas suchend, vier mal über den gleichen Platz an mir vorbeigekommen warst, dachte ich mir: "Dem Kerl müsste man helfen. Das Ganze kam mir einfach bekannt vor und ich hab dich auf gut Glück angesprochen - mit Erfolg."

"Wie klein "The World" doch war," dachte ich bei mir.

"Was suchst du denn? Ach ich heiße hier übrigens auch Yuki."

"Ich nenne mich Musashi und ich hab' grad' angefangen zu spielen. Ich war auf dem Weg zu einem Schmied, um mir eine Waffe zu besorgen."

Yuki lächelte: "Du meinst, du irrtest durch die Gegend nach einem Waffenschmied. Aber ich kann dir helfen, wenn du willst. Ich weiß zufällig, wo man gute Waffen für wenig Geld kriegt. Wir machen eine Party und laufen zusammen durch die Gegend."

<Was zum Henker bedeutete hier eine Party machen?!? Etwa: Wein, Weiber und Gesang?> "Ich verstehe nicht so ganz."

"Eine Party bedeutet, dass man mit anderen Spielern eine Gruppe bildet und mit ihnen durch "The World" marschiert und Quests löst."

"Quests?"

"Du hast anscheinend noch nie zuvor Rollenspiele gespielt, oder?" Und in der nächsten viertel Stunde erläuterte sie mir die Grundbegriffe von "The World" mit einem rasenden Tempo, dass ich nur die Hälfte von dem behalten hatte, was sie mir erzählte. Wir hielten vor einem Laden der "Der wunderliche Houdindi GmbH" hieß und gingen rein. Wir wurden freundlich von dem Verkäufer empfangen und Yuki meinte zu mir: "Lass mich das machen Musashi," sie wandte sich an den Verkäufer: "Guter Mann wir brauchen eine Waffe für meinen Freund, am besten einen $%§*#."

Ich hatte beim besten Willen nicht verstanden, was sie gemeint hatte. Aber der Mann schien zu verstehen und ging in sein Lager. Fünf Minuten später kam er mit einer länglichen Schachtel wieder und drückte sie Yuki in die Hand.

"Ne, Meister, das ist für den jungen Mann neben mir und er bezahlt auch," sie zwinkerte mir zu, während sie das sagte. Ich gab dem Mann sein Geld und wir gingen. Ich hatte eine neue Waffe, der Geldbeutel war zwar leer, aber ich war glücklich. Wir setzten uns auf eine Bank an der Brücke, wo ich mich von Tyr getrennt hatte. Die Pappschachtel lag auf meinen Beinen und jetzt konnte ich sie in aller Ruhe öffnen, was ich auch, neugierig wie ich war, tat. Mein Blick fiel auf etwas, das wie ein Florett aussah. Geschockt von dem lächerlichen Anblick, den diese zierliche Waffe bot, fragte ich zaghaft: "...Was...ist DAS?"

"Das ist das neueste Modell des Wavemaster-Degen mit Elementarschaden. Wieso," Informierte sie mich. Tyr kam in diesem Moment über die Brücke, sah mich und kam auf uns zu. Er zeigte auf die Schachtel auf meinen Beinen und fragte mich mit einer dunklen Vorahnung: "Hi Musashi, bin wieder da...was ist das? Doch nicht etwa..."

"Doch ich fürchte, das ist meine neue Waffe."

"Wie konntest du dir nur so 'nen Mist andrehen lassen?"

"Yuki hat sie ausgesucht." Tyrs Augen wanderten von mir zu der Person die neben mir saß. Yuki blickte ihn mit einer Unschuldsmine an: "Hab ich was verbrochen?"

Ich konnte sehe, wie Tyr rot anlief: "Bist du verrückt, ihm so einen Schrott zu kaufen. Was soll er damit anfangen, er ist doch kein Wavemaster." Sein Blick schwenkte wieder zu mir: "Wie konntest du dich nur mit ihr einlassen. Jeder auf unserer Schule weis doch, dass sie nicht ganz dicht ist! Und du musst dir auch noch von ihr eine Waffe kaufen lassen!"

"Jetzt mach mal halb lang! Ich kann doch nichts dafür. Ich wollte ihm nur helfen und das ist jetzt der Dank. Ich habe wenigstens einige Freunde, im Gegensatz zu dir."

Und so stritten sie noch eine Weile und alles leise Flehen: "Könnt ihr nicht bitte aufhören, die Leute gucken schon," von meiner Seite wurde schlicht und einfach überhört. Langsam sammelte sich eine riesige Menschenmasse um uns und betrachtete das Treiben, dessen Mittelpunkt wir nun waren.

Yuki war mal wieder an der Reihe: "Ich weiß wenigstens wie man "The World" spielt und besser als du bin ich auch!"

"Ach! Immer wenn wir aufeinandertreffen, bist du nur im Weg. Was war den letzten Montag, als ich in Jotunheim, auf einer Eisscholle mit dem Orgrim beschäftigt war? Du bist vor einem Rudel Schneewölfe davongelaufen und natürlich direkt auf mich zu und hast mich mit ins Meer gerissen und dann hättest du mich fast ertränkt, als du dich an mir festgekrallt hattest!..."

Aber irgendwann kühlen sich auch die erhitztesten Gemüter ab und sie wurden ruhig und der enttäuschte Menschenauflauf verschwand.

"Hast du denn wenigstens noch was Geld?" Wollte Tyr wissen.

"...Nö," gab ich kleinlaut zur Antwort und es ging wieder los:

"Ihr habt 12000 Goldstücke verbraten?!?! Seid ihr des Wahnsinns? Meine ich wiederhole MEINE 12000 Goldstücke?!?!!...Ich hab' doch gewusst, dass ich dir nicht mein Geld anvertrauen kann!" Auf diese rhetorische Frage sollte man Tyr lieber auch nicht zum Spaß eine Antwort geben.

Danach waren wir zusammen zu einem Waffenschmied gegangen und ich bekam endlich ein neues Schwert und Tyr einen leeren Geldbeutel und war nun vollkommen pleite. Yuki und Tyr entschieden, dass ich mich jetzt im Kämpfen üben sollte und wir verließen die Stadt.

Als wir die Stadt durch ein großes Eisentor verließen, kamen wir auf eine weite mit saftig grünem Gras bewachsene Ebene. Tyr und Yuki sahen sich an und sagten im Duett: "Hier sind wir richtig. Hier gibt es die leichtesten Monster und das ist für einen Anfänger genau richtig. Du kannst jetzt was Üben. Keine Angst, wir werden auf dich aufpassen. Und lauf nicht so weit weg, bleib immer da, wo wir dich sehen können."

Dachten sie etwa ich wäre blöd. Ich hatte eine neue Rüstung und neue Waffe und fühlte mich schon wie ein Held. Um ihnen beiden eins auszuwischen sagte ich nur: "Ja Mama, ja Papa," Was den gewünschten Effekt hatte und beide die Schamröte ins Gesicht stieg. Ich ließ beide stehen und pirschte leise durchs hüfthohe Gras. Der Himmel war blau und kleine Schäfchenwolken zogen vorüber. Gestärkt mit dem Wissen, das ich nun ein Held war bahnte ich mir einen Weg durch die gefährliche Umgebung, bis ich auf mein erstes ahnungsloses Opfer traf, das meiner scharfen Klinge, an so einem schönen Tag, zum Opfer fallen würde. Ich duckte mich und an einer plattgetretenen Stelle im Gras sah ich ein rundes Etwas mit weißem Plüschfell, das sich hin und her bewegte. Ich konnte es sehen, aber es konnte mich nicht sehen. "Der perfekte Anschlag," dachte ich mir mit einem diabolischen Grinsen und als es mir den Rücken zuwandte, beging es den größten Fehler seines Lebens. Ich steckte meinen Zeigefinger in den Mund, hielt ihn in die Höhe und überprüfte die Windrichtung. Die Jagdgötter waren auf meiner Seite und ich konnte gegen den Wind angreifen - es würde nur allzu einfach werden.

Dann stürmte ich mit einem Kriegsschrei der die gesamte Ebene erzittern ließ und gezücktem Stahl aus meiner Deckung und holte zum Schlag aus, als ich bewusstlos wurde. Ich wachte wieder auf, als mir jemand ein paar Ohrfeigen verpasste. Es war Tyr.

"Hast du keine Heiltränke gekauft, wie ich es dir gesagt hatte?"

Mir wurde schlagartig bewusst, dass er das mit den "üblichen Items" gemeint hatte.

"Das kann doch jedem mal passieren," verteidigte mich Yuki.

"Aber er hat auch noch gegen einen Fluffel abgeloost. Etwas schwächlicheres kannst du in "The World" nicht finden. Was für eine Blamage. Hoffentlich hat das keiner gesehen..."

Und von da an wusste ich, dass noch mehr Erfahrung nötig war um ein Held zu sein.
 

Aber das waren alles nur Erinnerungen an meinen ersten Tag in "The World". Aber Moment mal! Wenn ich mich noch an all das erinnern konnte, dann war mir nicht das gleiche wie diesem Tsukasa passiert. Aber DAS bedeutete, dass ich wieder einmal bewusstlos war - welch eine Schande. Bei dieser Erkenntnis öffnete ich die Augen und sah in die Gesichter von Tyr und Yuki. Sie schienen von meinem spontanen Schläferstündchen nicht sehr begeistert zu sein.

"Wir haben dir doch gesagt, dass du warten sollst," meckerte Yuki.

"Der wird sich nie ändern," verkündete Tyr.

Ich dachte nur: "Ja Mama, ja Papa," und schloss wieder die Augen.

Arghora

Kapitel 2 Arghora
 

Am gleichen Abend meines Schlafunfalls saßen wir drei um ein knisterndes Lagerfeuer in den Wäldern in der Nähe von Gardia, die für ihre Gefährlichkeit berühmt waren. Die Nacht war wolkenlos und wir konnten die Sterne und den Mond zwischen den Baumkronen am Himmel glitzern sehen. Leuchtende Glühwürmchen kreisten über unseren Köpfen während Tyr eine Geschichte erzählte:

"Die Wälder von Argohra stehen hier schon seit Tausenden von Jahren, so heißt es in den Geschichten, die sich die PCs erzählen und wie es in den Chroniken verschiedener Städte nachzulesen ist. In der Mitte des Waldes unter seinen Wipfeln verborgen, liegt die sagenumwobene Stadt Arghora, die schon seit Menschengedenken dort stehen soll. Die einstigen Bewohner der Stadt hatten die Macht über die fünf Elemente und gelten als die ersten Magiebegabten. Sie waren so mächtig, dass sie selbst Drachen versklavten und in Arghora zur Arbeit zwangen. Ihr Land beherbergte solchen Reichtum, dass sogar die Sklaven teure Gewänder am Körper trugen. Die weiten Ebenen und Wälder waren so fruchtbar und das Klima so mild, dass die Bauern drei Ernten im Jahr einfahren konnten. Die Berge brachten Silber, Gold und Diamanten für Schmuck und Stahl für Rüstungen und Waffen hervor. In den Flüssen fischte man nicht nur nach den unzähligen Fischen, sondern schürfte auch nach Edelsteinen und den Elementarkristallen, welche heute die Wavemaster für ihre Stäbe brauchen. Das Land hatte immer einen weisen und gütigen Herrscher und alle lebten in Reichtum. Die Diplomatie wurde dem Krieg vorgezogen, obwohl die gut gerüstete Streitmacht Anghoras jeden Eindringling vertrieben hätte und es herrschte überall im Land und mit den Nachbarländern Frieden und Eintracht.

Aber eines Tages gebar die Königin Zwillinge und von da an war das Volk von Anghora seinem schicksalhaften Untergang geweiht. Aus alte Schriften, von den weisen Männern des Landes übersetzt, ging hervor, dass bei einer Zwillingsgeburt nur einer der Neugeborenen überleben dürfe. Da beide Kinder aus einer Seele geboren waren, war eines der Neugeborenen mit der bösen Seite der Seele ausgestattet und das andere mit dem guten Teil. Diese Teile, so hieß es laut der alten Überlieferungen sind in jedem von uns vorhanden, mit dem Unterschied, dass der böse Teil mit dem guten Teil der Seele um die Vorherrschaft ringt und so jeder Mensch zwischen Gut und Böse hergerissen ist. Aber in einer Seele vereint, gleichen sich diese ältesten aller Urkräfte aus. Und deswegen wurde immer eines der Zwillingskinder getötet, damit sich das Gute und das Böse wieder vereinen konnte. Des weiteren enthielt eine alte Runentafel den Hinweis, dass sich das Schicksal des Landes erweisen würde, wenn eine Zwillingsgeburt von königlichem Blut eintreten sollte. Der König und die Königin brachten es aber nicht übers Herz, einen ihrer Söhne zu töten und gaben den einen, der den bösen Teil in sich tragen sollte, schweren Herzens einem Jäger mit, damit dieser das Kind mit in die tiefen und einsamen Wälder von Arghora mitnahm und dort aufziehen konnte - dorthin, wo das Kind keinen Schaden anrichten würde. Die Weisen hatten sich aber vertan und hatten den "guten" Zwilling in die Wälder geschickt, was sich aber erst mit der ewig voranschreitenden Zeit enthüllte. Die ersten Anzeichen für diesen Irrtum, gab es, als die herrschsüchtige und eitle Natur des Prinzen offenbar wurde. Als Knabe war er der Schrecken seiner Lehrer und Spielgefährten. Meistens, wenn sie den Zorn des kleinen Prinzen erregt hatten, liefen sie mit blutigen Nasen zu ihren Eltern. Es wurde so schlimm, dass immer wenige Mütter sich trauten, ihre Kinder dem wachsenden Zorn des Prinzen auszusetzen. Bald verbrachte er die Tage in Einsamkeit und nur einige seine Lehrer konnten ihn mit strengster Disziplin bändigen. Er selbst konnte sich nicht erklären, warum ihn alle Kinder mieden und er zog sich in seine Gemächer zurück. Er erkannte mit der Zeit, dass es wegen seines unbändigen Gemütes wegen war, aber seine Versuche Herr über seine Wut zu werden schlugen fehl. Er versuchte es, indem er sich bei den Kindern von ganzem Herzen entschuldigte und sie um Verzeihung bat: "Es tut mir leid, dass ich euch geschlagen hab. Ich weis dass ihr Angst vor mir habt, aber könnte ich nicht eine zweite Chance haben. Ich bin so einsam und hab ja keinen zum Spielen...und ich wäre froh, wenn ihr mir verzeihen könntet." Die Einsamkeit nagte so an seinem Herzen, dass er sogar anfing zu weinen. Kinder sind liebe Geschöpfe und sie vertrauten auf seine Worte und freuten sich sogar, ihn wieder in ihrer Mitte zu haben. Die Eltern der Kinder hatten natürlich ihre Bedenken, aber auch sie konnten die Bitte des Prinzen nicht abschlagen. Es ging alles gut und alle Kinder tollten und spielten wieder fröhlich miteinander. Das Königspaar war überglücklich, als sie ihren Knaben mit den anderen Kindern lachen sahen, und noch glücklicher waren sie, als ihr Sohn Abends in ihr Bett kroch und freudig von den Abenteuern erzählte, die er an diesem Tag erlebt hatte - wie jedes andere normale Kind. Der Prinz hatte sogar einen besten Freund: Slogan. Slogan sollte eine wichtige Rolle im weiteren Leben des Prinzen spielen. Und der würde der Einzige sein, der ihm je vergeben würde. Die Eltern glaubten, dass nun alles gut werden würde, aber weit gefehlt. Nach einiger Zeit fing der Königssohn wieder damit an Insekten die Beinchen und Flügel auszureißen und die anderen Kinder zu schlagen. Der Prinz verfiel in seine alte Wut und tötete eines Tages ein Mädchen beim Herumtoben.

Die Weisen, die der König aus allen vier Himmelsrichtungen kommen lies, wussten aber keinen Rat. Der Junge wusste keinen anderen Weg mehr und ging in den Tempel. Dort betete er zu den großen Steinstatuen und bat flehend um Hilfe: "Ich bitte euch ihr Götter. Lasst mich wie die anderen Kinder sein, damit sie keine Angst mehr vor mir haben und wieder mit mir spielen. Es war so schön wieder jemanden in der Nähe zu haben, der keine Angst vor einem hat. Und das Mädchen wollte ich nicht töten, der Zorn kam einfach über mich. Ihr barmherzigen Götter, nehmt diesen Zorn von mir, damit ich glücklich sein kann." Aber die barmherzigen Götter blieben bei den Tränen und dem Flehen des Jungen starr, kalt und keine Regung zeigte sich in ihren steinernen Gesichtern. Scheinbar von den Göttern verlassen zog sich der Prinz in vollkommene Abgeschiedenheit zurück und gab den Göttern und seinen Eltern die Schuld für sein Verhalten. Der Einzige, der ihn besuchte war Slogan. Aber wegen seiner Einsamkeit grollte der Junge nur noch mehr und als er dem Knabenalter entwachsen war, waren auch die jungen Mägde des Schlosses nicht mehr vor ihm sicher. Die Mägde, welche ein Kind von ihm erwarteten wurden auf Geheiß des Prinzen aus dem Schloss geworfen und mussten sehen, wie sie mit dem Kind zurechtkamen - und nicht selten haben sich einige von ihnen das Leben genommen, um ihrem Kind ein Leben in Schande zu ersparen. Aber das waren nicht die einzigen Schandtaten des Prinzen. Wer nicht einer Meinung mit ihm war, oder ihm sonst irgendwie missfiel, verlor allzuschnell seinen Kopf. Als der Prinz es allzu wild trieb und hunderte Bastarde nach ihrem Vater schrien, fasste das Königspaar den Entschluss, ihren Sohn zu töten und ihm Seelenfrieden zu schenken. Aber der Mordversuch misslang und kurzerhand fanden sich die Eltern des Prinzen unter der Axt des Henkers wieder. Er ließ ihre Leichen verbrennen und ihre Asche in alle Himmelsrichtungen streuen. Wer noch ein Wort über sie verlor, kam ebenfalls unter das Henkersbeil.

Aber noch bevor das Blut seiner Eltern auf dem Richtplatz getrocknet war, überkam ihn die Erkenntnis seiner Tat und er verfiel vollkommen dem Wahnsinn. Er setzte sich selbst die Krone von Arghora aufs Haupt und regierte das Land vom Thronsaal aus. Nie wieder trat der verbitterte König seinem Volk unter die Augen, seit dem Tag, an dem er seine eigenen Eltern getötet hatte.

In den folgenden Jahren litt das Volk groß Not unter dem Joch ihres neuen Königs, der sie maßlos ausbeutete und sie in Angst und Schrecken versetzte.

Manchmal saß der König Abends, wenn die Sonne unterging auf einem Balkon und sprach mit sich selbst: "Sie haben es alle verdient so behandelt zu werden. Sie müssen mich lieben - ICH bin ihr König. Nicht wahr?" Er drehte sich zu Slogan, der mit traurigem Blick antwortete: "Ja, mein König."

Eines Tages hörte ein junger Jägersmann von einem fahrenden Händler, der ihm im Wald begegnete, von der Not der Arghoraner. An dem Abend saßen die Beiden, der Jäger und der Händler, um ein Lagerfeuer, aßen Wildbret und der Jäger lauschte den Worten des Reisenden: "Die Arghoraner leben in ständiger Angst vor ihrem König. Er lässt sein Volk bis auf den letzten Tropfen ausbluten. Er soll sogar seine eigenen Eltern ermordet haben. Dieser Mann ist vom Bösen besessen." Auf die Frage des Jägers, warum sich keiner gegen den König erhebt, antwortete er: "Sie haben alle Angst um ihre Kinder. Bei jeder Familie, bei der ein Verdacht auf Rebellion aufkommt, werden die Kinder getötet, um ein Exempel zu statuieren. Und die anderen zu zeigen, was mit ihren Kindern geschieht, wenn sie sich auflehnen sollten."

Der Jäger dachte über die Worte des Händlers nach: "...Ich habe weder Frau noch Kinder und mein Vater hat mir gesagt, dass man Menschen in Not helfen muss. Ich werde mich morgen Früh aufmachen um das Volk von Anghora zu befreien."

"Hast du keine Angst, dass du sterben könntest?"

"Ich vertraue auf meinen Verstand, meine Kraft und auf die Götter, also hab keine Angst um mich."

Am nächsten Morgen machte der Jäger sich, wie er geschworen hatte, auf den Weg nach Anghora. Er war groß und von kräftiger Statur und alle Hoffnungen des Volkes, nach einem Helden, lagen auf seinen Schultern. Je näher der tapfere Jägersmann der Stadt kam, um so mehr hörte der König Geschichten über einen Fremden, der seiner Herrschaft ein Ende setzen wollte. Der böse König schickte seine besten Meuchelmörder aus, um den Jäger aus dem Weg zu schaffen. Sie lauerten ihm in einem kleinen Wäldchen vor den Toren der Stadt auf. Aber der junge Bursche witterte die Gefahr und überwältigte seine Häscher. Er schickte ihre Köpfe als Warnung zurück zum König. Das Volk war überglücklich und empfing den Jäger in der Stadt wie einen Helden. Sie bewirtete ihn gut und am Abend kamen immer mehr Menschen zu ihm, die ihm Essen, Trinken und ihre wertvollsten Gegenstände, die sie noch hatten, überreichten. Die Schmiede fertigten im Geheimen für ihn eine Rüstung mit Helm, Schwert, Schild und allem drum und dran an. Er versprach ihnen, sie schon am nächsten Tag von ihrem Tyrannen zu befreien.

Der König hatte durch einen Spion davon erfahren und empfing ihn, in voller Rüstung und umgürteten Schwert, in den königlichen Hallen. Der Jäger begab sich in aller Frühe und gerüstet zu Palast. Dort angekommen rief ihm der wartende König vom Thron höhnend entgegen: "Da bist du endlich. Ich habe mich gefragt, welcher einfache Mann so dumm sein kann, einen König zum Kampfe herauszufordern. Aber wie ich sehe, haben dich meine treuen Untertanen mit einer Rüstung, Schild und Schwert ausgestattet."

Durch die schmalen Augenschlitze in den Helmen konnte der Eine nicht das Gesicht des Anderen sehen.

"Ja, recht hast du und ich bin gekommen, um deiner Tyrannei ein Ende zu bereiten!"

Daraufhin zog der böse König sein Schwert und stürmte auf den Jägersmann zu.

Es entbrannte ein heftiger Zweikampf, bei dem viel zu Bruch ging. Unter anderem auch ein altes Artefakt, welchem die Macht über die Drachen zu herrschen innewohnte. Aber keiner der Kämpfenden bemerkte dieses Missgeschick. Die Drachen spürten, in ihrem Verlies tief unter der Erde, dass die magischen Fesseln von ihnen genommen waren und befreiten sich aus ihrem Gefängnis. Voller Wut über ihre Gefangenschaft flogen sie über Anghora und hüllten die Stadt mit ihrem Odem in Feuer und Schwefel. Selbst als der Palast brannte, hörten die Rasenden nicht auf zu Kämpfen, bis ein brennende Dachbalken runterstürzte und den König unter sich begrub. Der Jäger hörte den König unter dem Gewicht des Balkens aufstöhnen: "Du hast dich wacker geschlagen...und mich besiegt. Nimm mir bitte den Helm ab, ich kriege kaum Luft und ich möchte dir als Besiegter von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen." Der Jäger konnte dem Sterbenden die Bitte nicht abschlagen und zog ihm vorsichtig den Helm aus. Doch wie erschrak er, als er in sein Spiegelbild blickte und ihm der Helm aus den Händen glitt. Der König konnte sehen, dass Tränen unter dem Helm des Jägers hervorrannen: "Was ist? Sehe ich nach all den Jahren der Zurückgezogenheit so schrecklich aus?...Warum weinst du?"

"Mein Ziehvater hat mir erzählt, dass ich einen Bruder habe, aber dass...," ein Schluchzer erstickte seine Stimme. Seine Hände wanderten zitternd zu dem Lederriemen, der seinen Helm befestigte und hob ihn langsam vom Kopf. Jetzt wusste der König, warum der Jäger in Tränen ausgebrochen war - der Jäger hatte genau die gleichen Gesichtszüge wie er selbst, bis ins kleinste Detail. So konnte der Jäger nur sein Zwillingsbruder sein. Auch der verbitterte König brach in Tränen aus und rief: "Mein Bruder, ich hab einen Bruder! Ich wusste all die Jahre über, dass mir etwas fehlte. Ich wusste aber nicht was. Verzeih mir, was ich unseren Eltern angetan habe...Jetzt hat all die Einsamkeit ein Ende," und er hauchte mit einem Lächeln auf den Lippen, seinen letzten Atemzug aus. Der Jäger räumte den Balken auf Seite und nahm seinen toten Bruder in den Arm und flüsterte: "...Ich verzeihe dir!"

Dann gab der brennende Dachstuhl unter der Last des Daches nach und begrub die beiden unter sich."

Wir beide, Yuki und ich hatten die ganze Zeit gebannt Tyrs Worten gelauscht. Zum Ende hin waren wir beide am heulen und schneuzten abwechseln in ein Taschentuch, welches wir uns teilten.

"Das du auch immer so traurige Geschichten erzählen musst," sagte ich und rieb mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich schämte mich nicht dafür, dass ich weinte.

"Ich dachte es wäre passend, hier im Anghorawald, die Geschichte von Anghora zu erzählen, aber jetzt könnt ihr aufhören ihr Heulsusen."

"Wir können heulen wie wir wollen," schluchzte Yuki.

Tyr sprach weiter und blickte dabei hinauf zum Mond: "Die ganze Stadt wurde von den Drachen zerstört und die wenigen Überlebenden verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Ihr Spuren verschwanden in den Mühlen der Zeit, aber ihre Geschichte wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Man erzählt sich, dass die ausgebrannten Ruinen der Stadt noch immer im Herzen der Anghorawälder stehen und ein riesiger Drachenhort, mit den erlesensten Schätzen angefüllt, im Innern der Palastüberreste steht. Aber der Weg zur Stadt ist anstrengend und mit vielen Gefahren gespickt, weshalb auch bis heute noch keiner die Stadt gefunden hat. Und jeder der es versucht hat, wurde nie wieder gesehen. Wenn wir eines Tages stark genug sind, machen wir uns auf die Suche nach der Sagenumwobenen Stadt Anghora und werden sie auch finden!"

Dann waren wir noch eine Weile in unsere Gedanken vertieft und starrten Löcher in die Flammen. An dieser Stelle sollte gestanden werden, dass wir unser Lager nur 200 Meter vom Waldrand aufschlugen, um nach Möglichkeit bei Gefahr schnell ins Freie rennen zu können. Es gab wirklich viele starke Monster in den Wäldern, die plötzlich auftauchen konnten. Wir wollten nicht damit angeben und sagen können, dass wir in den Wäldern von Argohra unser Lager aufschlugen. Wir waren hier, weil Tyr meinte, dass es wunderbar sei, zwischen den uralten Baumriesen zu sitzen.

Manchmal wusste ich nicht, was ich von Tyr alias Kenji halten sollte. Kenji und Tyr waren sich ähnlich und doch so fremd. In der realen Welt hielt er sich von den anderen fern und kümmerte sich, mit wenigen Ausnahmen, nur um sich. Er redete nicht viel, aber im Verhältnis zu den anderen, erzählte er uns sozusagen ganze Romane. Das war auch in "The World" nicht anders, außer wenn er Geschichten erzählte. Aber hier machte er einen anderen Eindruck, als in der Realität. Er redete etwas mehr und er konnte bis jetzt auch an keinem Newbie oder PC, der in arge Bedrängnis geraten war, vorbeigehen, ohne ihm nicht geholfen zu haben. Und Lachen tat er ab und zu in "The World", was er im realen Leben nie getan hatte, seit ich ihn kannte.

Aber ich mochte mir keine Beurteilung über seine Verhalten anmaßen; wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Also widmete ich mich anderen Dingen. Aber sein Verhalten hatte bestimmt was mit seinen Problemen in der Realität zu tun.

Die Geschichte schien vergessen zu sein und Tyr und Yuki zogen mich damit auf, wie ich am Vortag in der Fledermaushöhle mal wieder nicht auf ihren guten Rat gehört hatte und beinahe wieder in die himmlischen Hallen aufgefahren wäre. Ich musste mir eine ganze Weile ihren Spott anhören bis sie endlich genug davon hatten. Ich durchkramte noch einmal meine Gedanken und glaubte Feststellen zu können, dass ich mich in dem letzten halben Jahr verändert hatte. Ich war nicht mehr so ängstlich wie vorher, aber jemand hatte mir mal gesagt, dass ich komische Gedankengänge hätte - ob das stimmte? Und gestorben bin ich sowieso noch nie, ich stand immer nur an der Schwelle des Todes.

Ich widmete mich wieder Tyr und Yuki. Tyr paffte an seiner Pfeife. Sie bestand aus einem Mahagoniholzschaft und einem silbernen Köpfchen. Sie schienen über den morgigen Tag zu diskutieren.

"Ich würde gerne nochmal in die Fledermaushöhle und dort weiter machen, wo wir gestern wegen eines Zwischenfalls, den wir auch noch raustragen mussten, nicht bis zum Endgegner vordringen konnten." Yuki sah mich tadelnd an und fuhr fort: "Du kannst ruhig mal auf das hören was ich dir sagen, dann könnten wir mal einen Dungeon abschließen." Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Wir hatten tatsächlich noch keinen einzigen Dungeon abgeschlossen und von einigen Schülern unserer Schule wurden wir die "No Dungeons" genannt. Aber das war uns egal, wir drei waren eh die Außenseiter. Ich war das Landei, dessen Vater, im Verhältnis zu vielen anderen Vätern, deren Kinder auf diese Eliteschule gingen, den niedrigsten Posten hatte. Unsere Schule war dafür berühmt, das sie Kinder vieler angesehenen Persönlichkeiten der japanischen Gesellschaft aufnahm. Yuki hatte keine herausragenden Persönlichkeiten als Eltern, was ihr auch egal war, weil sie sonst ein Snob wie die meisten anderen Kinder geworden wäre - wie sie meinte. Sie war durch eine Art Stipendium an diese Schule gekommen und wurde von vielen noch herabgelassener behandelt als ich. Kenji war eine eigene Kategorie. Sein Vater war der Leiter des Honda-Konzerns - der Big Boss. Und er wollte, dass sein Sohn so erfolgreich wie er werden würde und übte dementsprechend Druck auf ihn aus. Kenji war der jüngste Spross in der Familie wurde aber am meisten unter Druck gesetzt, obwohl er nie die Leitung des Honda-Imperiums übernehmen würde. Sein Vater war meist wegen eines wichtigen Meetings nicht vor Mitternacht zu Hause .

Auf jeden Fall waren wir die Außenseiter und mussten auch in "The World" den Spott unserer Mitschüler ertragen und Tyr, wie auch Kenji davon abhalten, auf diese loszugehen. Aber auf Yukis Rat hören konnte auch gefährlich sein, was natürlich ich am eigenen Leib erfahren durfte. Ich lächelte sie an. Sie schien zu verstehen und meinte: "OK beim ersten Versuch, bei dem Rätsel mit den Tränken habe ich mich vertan, aber so schlimm war das doch nicht. Gestern sind wir ja nicht einmal bis dahin gekommen."

"Jetzt untertreibst du aber. Wir standen vor der Halle des Endgegners und das Rätsel, um Einlass zu bekommen hattest du vermasselt. Anstatt von dem von dir ausgewähltem Trank volle HPs zu kriegen, wurden wir vergiftet und mussten den Eremiten auf dem Berg Irion aufsuchen, der uns als einziger heilen konnte - was für Strapazen. Natürlich haben wir dadurch auch nicht den Dungeon abgeschlossen," mischte sich Tyr ein.

Man konnte es drehen wie man wollte - Yuki hatte Mist gebaut. Sie hatte zwar ein Stipendium für die Schule und war sehr intelligent, aber auch etwas tolpatschig in gewisser Hinsicht. Ich war eher schusselig und dumm.

"Wir gehen Morgen in die Hauptstadt von Alania. Yuki, nach welchem Manga war dieser Teil des Servers nochmal benannt," erkundigte sich Tyr.

"Record of Lodoss War. Was willst du denn da?"

Ach ja, wenn wir unser wandelndes Notizbuch nicht hätten.

"Ich wollte mir endlich das Katana anschaffen, auf das ich schon vor sechs Monaten gespaart hatte. Aber irgend jemand hatte ja davon einen Zahnstocher gekauft."

Er starrte Yuki an, die mit der Hand auf ein altes "Das neueste Modell des Wavemaster-Degens mit Elementarschaden" klopfte, das an ihrem Gürtel befestigt war: "Jupp, danke!"

"Ich hoffe der Verkäufer hat es noch nicht verkauft."

Tyr wollte dieses Katana unbedingt haben, und hatte uns die Wochen nach dem Degen-Unfall die ganze Zeit in den Ohren gelegen, wie lange er doch dafür gespart hatte. Und als er endlich wieder das Geld zusammen hatte, war der Server gesperrt worden, bis vor einer Woche. Es wäre natürlich einfacher gewesen, den Degen wieder zurück zu geben, aber der Verkäufer meinte: "Kein Umtausch," und wies auf sein Ladenschild. Unter dem Schriftzug erschien auf magische Weise ganz klein gedruckt: "Kein Umtausch." Daher hatte der Laden anscheinend den Namen: "Der wunderliche Houdini GmbH". Und Yuki durfte es behalten.

Das war aber jetzt egal. Nachdem der Server seit einer Woche wieder zugänglich war, hatte Tyr den Verkaufer gebeten, das Katana noch für ein paar Tage zurück zu legen.

Deswegen beschlossen wir am nächsten Tag nach Gardia zu gehen und danach zu unserem alten Bekannten, dem Eremiten vom Berg Irion zu gehen. Dann Logten wir uns aus.
 

Am nächsten Morgen trafen wir uns in aller Frühe an der erloschenen Feuerstelle des gestrigen Abends wieder. Wir waren alle ausgeschlafen und bereit zu einem neuen Abenteuer. Wir bahnten uns einen Weg durchs Unterholz und standen fünf Minuten später am Waldrand. Der Wald ging in eine hügelige Graslandschaft über, auf der ab und zu ein paar Ginsterbüsche wuchsen. Etwas abseits vom Waldrand führte eine breite Straße entlang, die nach Gardia führte. Gardia, die Hauptstadt des Landes lag vier Meilen entfernt und man konnte sie in östlicher Richtung hinter einem schwachen Dunstschleier erkennen. Wir gingen zum Weg und folgtem ihm genau auf Gardia zu. Um diese Uhrzeit war kaum jemand unterwegs. Außer einer Gruppe, bestehend aus zwei Heavybladern und einem Archer, die vor uns war und ein weiblicher Wavemaster in Begleitung eines Twinblader hinter uns. Sie waren gut zu Fuß und als sie auf unserer Höhe waren, konnte ich ihrer Unterhaltung mithören.

"Ich hab mit "The World" angefangen, nachdem ich was von diesem Wavemaster gehört hatte. Und du?..." Sie zogen an uns vorbei. Ich hatte auch angefangen als auf allen Messageboards von Tsukasa geredet wurde. Ich glaube kaum, dass das Mädel von einem anderen Wavemaster gesprochen hatte. Wie hieß es noch damals? Es wurde überall von einem Wavemaster geredet, der sich nicht dem Willen der Scarlet Knights gebeugt hatte und von ihnen gejagt wurde, sie hatten sogar ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Die Scarlet Knights waren so etwas wie die Polizei und ihre Anführerin Subaru besaß Moderatorenrechte auf dem Server. Aber im weiteren Verlauf dieser Geschichte haben sie sich aufgelöst. Dieser Tsukasa konnte sich angeblich nicht ausloggen, wie es unter den PCs hieß, aber weiteres konnte man nicht darüber erfahren. Alles lag unter einem Mantel des Schweigens. Es gab aber eine Gruppe die ihn begleitete und was sie erlebten wurde von jemandem ich glaube es war ein Holba oder so, in dem Buch "Key of twilight" festgehalten, welches man für wenig Geld illegal bei fast jedem NPC-Händler kaufen konnte. Wer es besaß, dessen Account wurde gesperrt. Mir war aber aufgefallen, dass immer weniger darüber gesprochen wurde, obwohl diese Ereignisse erst drei Monate zurück lagen.

Ich kümmerte mich wieder um den Weg und achtete darauf nicht zu stolpern. Die Stadt rückte immer näher, aber plötzlich rief die Wavemaster, die uns eben überholt hatte und nun neben der Dreiergruppe ging: "Achtung Leute da kommt was!" Sie deutete auf eine Stelle im Gras, an der sich die Halme umbogen und auf die Gruppe zukam. Anhand der Bahnen im Gras konnte man erkennen, dass es mehrere Gegner waren. Aber sie kamen nicht nur von der linken Seite, sondern auch von der Rechten und zogen eine tödliche Schlinge zusammen. Wir waren noch eine halbe Meile von ihnen entfernt und konnten gut die Breschen im Gras sehen, welche die Angreifer hinterließen. Irgendwie erinnerte mich das an Jurassic Park 2.

Die fünf stellten sich Rücken an Rücken um dem Angreifer keine Möglichkeit zu geben, sie von hinten anzufallen. Tyr war kurz stehen geblieben und schien für einen flüchtigen Moment eine Stelle in der Graslandschaft anzustarren.

"Alles Ok?"

"Ja alles OK, Musashi," er wandte sich von der Stelle ab und wir gingen jetzt zügiger auf die Gruppe zu und konnten sehen, dass der Angreifer graues zottiges Fell hatte. Wenige Augenblicke später sprang ein Rudel von 7 Wehrwölfe aus der Deckung und fiel über die PCs her. Jetzt liefen wir und Yuki rief zu ihnen rüber: "Braucht ihr Hilfe?" Kaum hatte sie das gesagt, da lagen auch schon die zwei Heavyblader und der Archer grau und bewegungslos auf dem Boden, bevor sie sich auflösten.

"Ein bisschen Hilfe wär' nicht schlecht," erwiderte der Twinblader, der einen Angriff mit seinen gekreuzten Kurzschwertern parierte. In der Zwischenzeit hatte seine Begleiterin auf ihrer Seite einen Schutzwall errichtet. Yuki tat es ihr gleich und errichtete einen auf der anderen Seite, so dass sich eine Kuppel um sie bildete und die zwei erst einmal vor den Angriffen abgeschirmt waren. Wehrwölfe waren mittelschwere Gegner und die Ebenen um Gardia waren für sie berühmt. Hätten uns diese sieben angegriffen, so hätten wir bestimmt keine Chance gehabt. Aber mit den zwei anderen PCs hatten wir eine. Noch wenige Schritte und wir waren bei ihnen. Ich zog mein Breitschwert mit verstärktem Schaden, es war eine der Waffen, die ich mir von Tyrs Geld gekauft hatte, und holte über meinem Kopf zu einem Spalthieb aus. Der Wehrwolf wich dem Schlag geschickt aus, aber Tyr hatte seine Wurfdolche gezogen und deckte den Gegner mit den tödlichen geschossen ein, was mir einen erneuten Angriff ermöglichte. Yuki stand etwas abseits und konzentrierte sich darauf, ihren Zauber aufrecht zu erhalten. Ich traf und spaltete einem Wehrwolf den Schädel musste aber dann mit der Parierstange die Klauen eines anderen Wolfes abfangen und unter der Wucht der Schläge wurde ich zurückgedrängt und stolperte über einen Stein. Ich prallte mit dem Rücken auf den Boden und eine Sekunde später stand auch schon der Wehrwolf mit weit aufgerissenem Rachen über mir, so dass ich seine rasiermesserscharfen Zähne sehen und seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Sein Gewicht drohte mich zu ersticken und ich presste mit beiden Händen mein Schwert gegen seine Klauen. Ich dachte schon, ich müsste sterben und mobilisierte meine letzten Kraftreserven. Ich schaffte es ihn mit größter Mühe von mir runter zu schleudern. Ich war wütend, rappelte mich auf und drosch heftig auf den Wehrwolf ein. Der Twinblader tauchte durch die magische Mauer, als ob sie nur Luft wäre und rammte einem Angreifer eines seiner Kurzschwerter in den Rachen, worauf dieser röchelnd zu Boden ging. Gleichzeitig duckte er sich unter dem Schlag eines zweiten Wehrwolfs und stach diesem sein anderes Kurzschwert ins Herz. Yuki mischte sich jetzt direkt ein. Sie schwenkte ihren Stab über den Kopf und schleuderte dann dem Wehrwolf, der sich ihr zuwandte, ein wirbelndes Luftgeschoss entgegen und streckte ihn nieder.

"Geh ein Stück zu Seite," rief mir die Wavemaster zu. Ich verstand, sie wollte jetzt austeilen. Ich zog mich von dem letzten Wehrwolf zurück und kurz darauf bildeten sich kleine blaue Eiskristalle in der Luft und schwirrten in Kreisbahnen um den letzten Angreifer. Der Kreis wurde schnell enger und zog sich um den Körper des Wehrwolfs zusammen. Mit einem mal blieben die Eiskristalle für einen Augenblick in der Luft stehen, bevor sie auf den Gegner zuschossen und ihn in eine Eisstatue verwandelte.

Nach diesem harten Kampf standen wir erschöpft um den vereisten Wehrwolf. Ich konnte aus den Augenwinkeln sehen wie Tyr einem von zwei Wehrwölfen ein Wakizashi aus dem Kopf zog und das Blut an dessen Fell abwischte.

Der Twinblader streckte seine Hand aus stellte sich vor: "Ich bin Beowulf...Twinblader wie man sieht. Und das ist meine kleine Schwester die Wavemaster Livia Eiskristall. Danke für eure Hilfe." Ich schüttelte seine Hand und meinte: "Ich bin Musashi, Heavyblader wie man sieht." Wir mussten beide lachen.

"Und wer ist diese reizende junge Wavemaster hier," erkundigte sich Beowulf und gab Yuki einen Handkuss. Sie errötete leicht und stotterte: "Ich...ich heiße Yuki."

"Yuki, schöner Name." Sie nahm die Farbe von Purpur an. Natürlich schüttelte ich auch seine Schwester die Hand und als Beowulf zu Tyr kam, wandte sich dieser mit einem verächtlichem Blick ab und marschierte wutschnaubend weiter auf Gardia zu.

"Hat mich auch gefreut dich kennen zu lernen und danke für die Hilfe," Beowulf drehte sich zu uns und fragte: "Was hat er denn?"

"Äh, der ist immer so darauf. Einfach ignorieren," meinte Yuki.

"Das stimmt nicht," wandte ich ein, aber keiner schien das zu hören.

"Könnten wir eure E-mail-Adressen haben? Vielleicht können wir ja mal was zusammen unternehmen," fragte Livia: "Ach übrigens coole Haare."

"Ja, finde ich auch. Ich dachte mir, dass hier mal ein frischer Wind her muss, der sich auch traut, sich von den anderen abzuheben." Dabei lehnte ich mich lässig gegen den tiefgekühlten Wehrwolf woraufhin dieser klirrend in hundert Stücke sprang und ich langsam in meiner lässigen Stellung verharrend, dem Erdboden entgegensegelte. Mit einem dumpfen Klang prallte ich auf den Boden und wirbelte eine kleine Staubwolke auf. Natürlich musste mir das passieren; ich schien das Pech anzuziehen, wie das Licht die Motten. Alle lachten. Ich rappelte mich auf und klopfte mir den Staub aus der Kleidung. Nach diesem Kampf war mein erst vor drei Wochen gekaufter Brustpanzer und mein rotes Stirnband sehr zerschlissen, aber hier in "The World" konnte man die Ausrüstung bei einem Schmied oder Plättner reparieren - natürlich gegen Bezahlung.

Jetzt nahm ich die beiden etwas genauer unter die Lupe. Beowulf hatte lange dunkelgrüne Haare, die zu einem Zopf nach hinten geflochten waren, der unter einem genauso grünen Kopftuch hervorlugte, das unter einem Schlapphut mit einer riesigen grünen Straußenfeder versteckt war. Er hatte braune Augen und war etwas größer als ich, aber kleiner als Tyr, der gerade hinter einem Hügel verschwand. Beowulf trug noch eine braune Lederweste, eine rotweiß gestreifte Wollhose und riesige Stulpenstiefel, was ihm das aussehen eines verwegenen Piraten verlieh. Des weiteren trug er große rote Lederhandschuhe und die zwei Kurzschwerter am Gürtel. Seine Schwester war in ein Eisblaues bodenlanges Gewand gehüllt, das mit einer Borte, auf der silberne Eiskristalle funkelten, verziert war. Sie hatte blaue Haare, die ihr bis zu den Hüften gingen und die über den Ohren kunstvoll mit Perlen verflochten waren. In der Hand hielt sie einen schulterhohen Stab, der aus purem Eis gemeißelt zu sein schien und an dessen Kopf ein blauer Kristall glitzerte.

Nachdem endlich alle fertig waren mich auszulachen, gingen wir weiter.

Yuki wandte sich an Livia und zeigte auf ihren Stab: "Du glückliche hast einen Froststein gefunden. Ich suche schon eine ganze Weile nach einem Windkristall für meinen Stab, habe bis jetzt aber noch keinen gefunden. Und so selten wie die Dinger sind, kosten die eine Menge bei den Händlern."

"Ich hatte einfach etwas Glück. Aber ich kenne das mit den überteuerten Preisen bei den Händlern. Letztens hatte ich ein Buch über die Eismagie in den Händen, aber der Typ wollte 450.000 Goldstücke dafür haben...." Livia und Yuki unterhielten sich übers Shoppen und wir zwei Männer unterhielten uns über Gott und die Welt und hatten viel zu Lachen, als Beowulf einige Anekdoten aus ihrem Leben in "The World" zum besten gab.

Tyr trottete 300 Meter vor uns und bekam leider nichts von alledem mit.

Wir erreichten eine viertel Stunde später die Stadtmauern von Gardia, die hoch vor uns aufragten. Sie bestanden aus riesigen unbehauenen, schwarzgrauen Basaltblöcken, die nur ein Riese auf die Höhe von sieben Meter aufgetürmt haben konnte. Sie hatte dreieckige Zinnen und das mit Bronze beschlagene Haupttor ragte mindestens fünf Meter in die Höhe. Die gewaltigen Torflügel standen weit offen und gewährtem jeden Reisenden Einlass. Ein Stadtgardist stand je rechts und links an der Seite und begrüßte jeden mit: "Willkommen in unserer schönen Stadt Gardia." Oder wenn jemand die Stadt verließ: "Kommen sie bald wieder."

Wir tauschten unsere E-mail-Adressen aus und verabschiedeten uns von Livia und ihrem Bruder, der noch meinte: "Vielleicht sind wir es, die euch beim nächsten mal aus der Patsche helfen. Bis dann." Livia und Beowulf winkten uns noch, bevor sie hinter einem Haus verschwanden. Wir gingen weiter.

Im Gegensatz zu draußen, herrschte in Gardia ein reges Treiben auf den Straßen zwischen den vielen Fachwerkhäusern. Mittlerweile saßen an diesem Morgen mehr Spieler vor dem Computer und vertrieben sich die Zeit mit "The World".

Einige saßen schon vor den Tavernen und betranken sich mit Bier. Wie konnte man schon um diese Uhrzeit dem Alkohol frönen? Na gut, Tyr hat auch seine Pfeife, aber zum Glück hatten diese "Drogen" keine Auswirkungen auf den Körper und Tyr konnte sich auf gesunde Weise seiner Sucht widmen. Die Stadt hatte sich verändert. Vor der Schließung des Servers hatte im Zentrum eine Kathedrale gestanden, deren Türme über alle anderen Gebäude hinausragten. Aber jetzt war sie verschwunden. Und die Gassenanordnung schien sich auch geändert zu haben, was auch Yuki und Tyr auffiel. Wir bogen in eine Gasse ein, die laut einem Schild in das Gildenviertel führte. Dort hatten Waffenschmiede, Plättner, Alchimisten und andere Berufszweige ihre Läden direkt nebeneinander. In anderen Großstädten hatte jeder Beruf seine eigene Gasse und wenn man eine Rüstung brauchte, musste man in die Plättnergasse, oder bei Heiltrankbedarf in die Alchemistenstraße. Aber hier war das Händlervolk kunterbunt untereinander gemischt und man konnte hier einen Schmied neben einem Alchimisten sehen und dort einen Bäcker neben einem Plättner. In den verzweigten Gassen priesen die Händler lauthals ihre Ware an und man musste fürchten bei längerem Aufenthalt taub zu werden. Trotz der neuen Anordnung fand Tyr den kleinen Laden, in einer rauchigen Seitengassen.

Der Laden mit den mit Staub verschmierten Fenstern hatte den Namen "Kuriosus Koriander" und in den Schaufenstern standen, wie der Name schon sagte, kuriose Gegenstände. Unter anderem Schrumpfköpfe, ein anscheinend uralter Globus und derlei Zeug unter einer dicken Schicht Staub und Spinnweben. Wir betraten das Geschäft und mussten uns bei der niedrigen Tür ducken, um uns nicht die Köpfe zu stoßen. Ein Rabe auf einer Stange kündigte uns an: "Krah, Krah. Kundschaft, Kundschaft. Du alter Esel wo bleibst du denn! Kundschaft!"

Es roch nach Räucherstäbchen und auch im Laden herrschte ein großes durcheinander unter der Meterdicken Staubschicht. Der Rabe krächzte noch ein paar mal: "Kundschaft, Kundschaft," und gab dann auf. "Der Kerl scheint nicht verheiratet zu sein, sonst würde ihm seine Frau bestimmt die Hölle heiß machen, wenn sie dieses Chaos sieht," gab Yuki als Kommentar ab. Worauf ich nur meinte: "Der braucht eher ein Räumkommando der Armee, mit Sprengstoff und allem drum und dran." Eine kleine Tür an der Rückwand öffnete sich knarzend und unsere Lästermäuler verstummten sofort. Ein kleiner etwas dicklicher Mann mit einer Halbglatze, langen weißen Haaren und einer Brille auf der von Altersfurchen gezeichneten Knollnase betrat den Raum. Er verschwand hinter dem Tresen, der größer war als er und blieb verschwunden. Wir gingen vorsichtig auf den Tresen zu, als uns plötzlich ein Besen um die Ohren fegte. Der kleine Mann war aus seiner Deckung auf den Tresen gesprungen, wedelte wild mit seinem Besen und brüllte den ganzen Laden zusammen: "Ihr verdammten Diebe. Ich hab euch doch gesagt, dass ihr euch hier nicht mehr blicken lassen sollt. Aber ihr wollt ja nicht hören, also müsst ihr fühlen!" Und er schlug auf Tyr ein, der seine Arme schützend vors Gesicht hielt und auch anfing zu brüllen: "Hör auf Opa! Ich bin es Tyr. Der Kerl dem du das Katana verkaufen wolltest. Ich habe dich vor drei Tagen mit dir gesprochen, erinnerst du dich?"

"Tyr?...Ach TYR! Natürlich erinnere ich mich an dich. Es freut mich dich zu sehen."

Er legte den Besen auf Seite und streckte seine Arme in Tyrs Richtung. Ich dachte mir nur, dass ich dann nie so freudig erwarten werden wollte, wie von diesem Heinzelmännchen. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse, blieb ruckartig stehen, sah mich an, dann Yuki und wieder mich. Danach winkte er Tyr zu sich und bedeutete ihm mit einer Geste, sich zu ihm runterzubeugen, damit er ihm ins Ohr flüstern konnte. Tyr tat es und der Mann hielt eine Hand an Tyrs Ohr und begann zu sprechen: "Ich habe das Katana noch. Es hat auf dich gewartet." Dann sah er wieder zu mir herüber und meinte: "Kennst du den Kerl mit der rosa Stachelfrisur hinter dir. Ich würde mich vor ihm Hüten. Der Kerl scheint nicht ganz dicht zu sein." Er drehte sich ein paar mal sinnlos um 360° und trällerte dabei ein Lied. Als er wieder stand, hatte er ein längliches Stück Seide, das etwas enthielt, in den Händen und überreichte es Tyr: "Hier ist es, pass gut auf es auf. Du musst es gut Füttern. Karotten isst es am liebsten und Milch."

"Kuriosus Koriander, wo steckst du. Du hast noch nicht zu ende gegessen. Wenn dir mein Essen nicht schmeckt, kannst du dir demnächst selber was kochen. Hörst du mich Kuriosus," konnten wir eine Frauenstimme hinter der Tür ausmachen. Kuriosus Koriander zuckte kurz zusammen und meinte dann nur: "Ich muss gehen...Ich komme schon du Alte Hexe...Sie ist zwar eine Kratzbürste, aber kochen kann sie." Er sprang vom Tresen und verschwand durch die Tür. Wir konnten noch hören, wie er von seiner Frau zusammengestaucht wurde: "Was nennst du mich eine alte Hexe. Du alter Esel könntest auch mal..." Das Bild einer ein Nudelholz schwingenden Frau versetzte uns in Angst und Schrecken und wir bliesen zum allgemeinen taktischen Rückzug, wie ich meinte, da wir uns sehr schnell draußen auf der Straße wiederfanden.

Wir zogen weiter durch die Gassen und bald darauf waren wir auch schon wieder pleite. Ich hatte mein gesamtes Geld für was zu Essen ausgegeben, Yuki für Schmuck und Tyr hatte schon beim Kuriosus sein ganzes Geld ausgegeben. Während ich mein Geld an einem Stand mit Himbeeren - ich liebe Himbeeren - verbraten hatte. Brauchte Yuki drei Stunden, in denen sie von einem Stand zum nächsten huschte und immer wieder sagte: "Och, ist das schön. Das auch...und das und das und das. Und dahinten bei dem Laden war noch was." Daraus resultierte, dass sie nach den drei Stunden ENDLICH kein Geld mehr hatte und ihr Körpergewicht in Ringen und anderem Schmuck tragen musste.

Der Berg Irion war vergessen, aber alle waren glücklich: Tyr hatte sein Schwert, Yuki viele neue Ringe und ich? Ich hatte Bauchschmerzen.

Die Fledermaushöhle

Kapitel 3 Die Fledermaushöhle
 

Hatte ich mir gestern die sechs in Kapuzenumhänge gehüllten Gestalten nur eingebildet? Und wenn nicht, hatten sie was mit dem Angriff der Wehrwölfe zu tun? Etwas störte mich daran, ich konnte aber nicht sagen was. Irgend etwas hatte an diesem Morgen in der Luft gelegen. Ich konnte es schon spüren, als wir den Wald verlassen hatten. Aber Musashi und Yuki hatten die Gestalten nicht gesehen. Ich sollte mir nicht mehr den Kopf zerbrechen, schließlich hatten wir überlebt. Ich erklomm weiter den Bergpfad der zum Gipfel des Berges Irion führte. Er ging an einer Steilwand entlang und der Fels war nur von niedrigen Flechten und Büschen bewachsen; ansonsten war er kahl. Nachdem wir gestern nicht zum Eremiten gekommen waren, wollten wir uns heute dort treffen. Graue Wolken verdeckten den Himmel und es wehte ein leichter Wind, es war aber nicht kalt. Nur ganz weit oben, am Gipfel des Berges waren Pechschwarze Wolken. Ob es noch ein Gewitter geben würde? Ich war nicht der Einzige auf dem Weg nach oben. Noch viele andere bestiegen den Berg, um von seinem Gipfel eine Münze zu werfen, was Glück bringen sollte. Während ich weiter den Berg heraufkletterte, fuhr meine linke Hand über das weiche rote Seidenband, das um das rauhe Rochenleder am Griff meines neuen Katanas gewunden war. Meine Hand fuhr weiter hinab und meine Fingerspitzen berührten das kupferne und silberne Stichblatt, das aus zwei miteinander kämpfenden Drachen gebildet wurde, der eine aus Kupfer und der andere aus Silber. Ich konnte jede einzelne Schuppe der Drachen fühlen, so sorgsam waren sie herausgearbeitet. Der Kupferdrache hatte Augen aus zwei geschliffenen Saphiren und der Silberdrache aus funkelnden Rubinen. Dann wanderten meine Finger weiter und über die lackierte Holzscheide. Sie war spiegelglatt und feuerrot marmoriert und passte farblich sehr gut zu meiner übrigen Ausrüstung. Der Weg war anstrengend und ich schwitzte leicht. Ich machte eine Pause und setzte mich auf einen grauen Granitfindling am Wegesrand. Weiter unten wand sich eine Schlange aus Nebel durch das Tal. In einiger Entfernung ragte ein weiterer Berg in die Höhe. So reihte sich Berg an Berg und bildeten den Teufelswall.

Ich nahm meinen Beutel, der Tabak enthielt und meine Pfeife aus einer Westentasche und stopfte sie. Zum anzünden benutzte ich einen Feuerstein aus der Tasche und fuhr mit einem meiner Wurfmesser darüber. Wenige Sekunden später hatte ich die Pfeife mit den Funken entzündet und inhalierte den Rauch. Dann nahm ich das Katana aus dem Gürtel und hielt es mit der linken Hand waagerecht vor mich. Mit der rechten zog ich das Katana langsam aus der Saya. Mein Blick war auf die Hamonverzierung gerichtet und sie sah nicht aus wie bei den meisten anderen Katana in Wellenform, sondern eher wie kleine Flammen, welche die Klinge entlang züngelten. Als ich es ganz aus der Scheide gezogen hatte, schwenkte ich es leicht und es sah im Sonnenlicht tatsächlich aus wie ein züngelndes Feuer. Ich hielt die Klinge senkrecht von mir weg und konnte sehen, dass sie eine perfekte Gerade bildete. Die Klinge war leicht, das Katana war perfekt ausbalanciert und lag gut in der Hand. Dieses Schwert war ein Meisterstück, von dem es bestimmt nicht viele gab und ich hatte es für einen Spottpreis erstanden. Ich steckte es wieder zurück und rauchte weiter. Vielleicht hatte ich ja heute die Gelegenheit meine neue Waffe an einem würdigen Gegner auszuprobieren.

Nachdem ich fertig geraucht hatte, sah ich eine Gestalt mit rosa Stachelhaaren den Berg hinaufkraxeln. Als sie schon an mir vorbei gehen wollte rief ich ihr zu: "Na Musashi, wohin des Weges?"

Er sah mich an, schleppte sich zu meinem Felsen und sank davor auf die Knie.

"'Tschuldigung...hab...dich nicht...gesehen, hatte noch einen Kampf mit einem Bergkobold," begrüßte er mich keuchend. Musashi war vergesslich und verlief sich meistens, aber ich nahm es auch nicht immer so ernst mit der Urzeit. Er war der einzige, dem ich etwas von mir erzählt hatte und obwohl er manchmal sehr durch den Wind war, konnte man sich auf ihn als Kameraden und Waffenbruder verlassen - größtenteils. Ich stand auf, sprang vom Felsen und ging weiter.

"Warte doch," krächzte er mir hinterher. Ich blieb kurz stehen, rief ihm zu: "Dann beeile dich!" Und ging weiter. Er holte mich ein und wir gingen gemeinsam weiter.

Am Gipfel angekommen sahen wir Yuki, die schon auf uns wartete.

"Da seid ihr ja endlich!" Sie hakte sich bei uns ein, was mir nicht sehr behagte und schleppte uns zum Eremiten. Der Eremit begrüßte uns mit den Worten: "Ach ihr seid es wieder. Wenn ihr heute beim Endgegner seid, müsst ihr aber ein anderes Rätsel lösen, aber diesmal ist es einfach." Er fing an zu lachen. "Ihr kennt ja den Eingang und wir sehen uns dann später."

"Na los kommt schon ihr zwei. Heute schaffen wir unser erstes Dungeon!" Befahl uns Yuki. Wie konnte man nur so optimistisch sein? Aber beim dritten Versuch sollten wir es eigentlich Schaffen. Es heißt ja schließlich: "Aller guten Dinge sind drei."

Wir ginge zu dem Höhleneingang, der halb von dunkelgrünen Efeuranken zugedeckt war und kauften bei dem Händler, der direkt vor der Höhle seinen Stand aufgebaut hatte, ein paar von seinen Fackeln. Der Halsabschneider verlangte doch tatsächlich 100 Goldstücke pro Stück. Aber wenn man nicht zurück ins Dorf, am Fuße des Berges wollte, und selbst keine Fackeln dabei hatte, musste man diesen Preis bezahlen. Ich hasste Leute wie diesen Händler - aus der "Not" anderer Kapital schlagen. Ebenso Unfairness und Überheblichkeit.

Wir entzündeten die Fackeln und gingen nacheinander durch den schmalen Eingang. Zuerst Musashi, dann Yuki und zuletzt ich, als Rückendeckung. Die Luft war feucht und roch stark nach Abfluss. Wir stützten uns mit der einen Hand beim Herabsteigen der schmalen Steinstufen an der schroffen Felswand ab, die mit glitschigen Algen überwuchert war und leuchteten mit den Fackeln in der anderen Hand den Weg. Nach ungefähr 200 Steinstufen hörte die Treppe auf und mündete in einen breiten Stollen.

Auf dem Boden waren kleine Wasserpfützen, die im Fackellicht glänzten und einige Fledermäuse flogen, vom Licht der Fackeln aufgeschreckt, wild durch die Höhle und stießen ihren kaum hörbaren Schrei aus. Wir gingen unerschrocken weiter, diesen Teil der Höhle kannten wir ja bereits, aber ich hielt ein Auge auf die Umgebung. Die Skaven, die rattenähnlichen Monster, welche diese Höhle bewohnten, konnten hinter jeder Ecke auftauchen und mit ihren kleinen Schwertern und Speeren ordentlich zustechen.

Plötzlich ein Schrei: "Arrgh, hiiiilfe!"

Yuki hielt ihren Stab schützend vor sich und ich hatte meine Wurfmesser gezogen: "Was ist Musashi? Greifen die Skaven an?"

"...Ich glaube...mir hat eine von den verdammten Fledermäusen auf den Kopf geschissen. Meine schönen Haare."

Yuki gab Musashi mit ihrem Stab eine Kopfnuss und meckerte ihn an: "Was musst du immer alle in Panik versetzten?! Ich hab mich total erschreckt!"

Ich lachte in mich hinein und steckte meine Wurfmesser wieder weg. Wenigstens hatte ich diesmal nichts abbekommen, sondern Musashi. Wir gingen weiter, bis wir zu der uns bekannten Abzweigung kamen. Letzes Mal waren wir links abgebogen und Musashi meinte: "Diesmal gehen wir rechts lang. Der Weg kann ja nur kürzer sein." Und marschierte drauf los. Aber Yuki packte ihn am Kragen, schleifte in wieder zurück und schelte ihn aus: "Wieso sollten wir den anderen Weg ausprobieren, wenn wir den einen schon kennen. Denk doch mal logisch. Links herum wissen wir wenigstens wo es lang geht, also weiter!" Sie schob ihn vor sich her und es ging endlich weiter. Als wir um die nächste Ecke bogen, lag da ein grauer Menschenkörper, der sich kurz darauf auflöste. Ich spähte in die Dunkelheit vor uns und versuchte etwas zu erkennen. Auch Musashi und Yuki standen still und lauschten angestrengt. Ich machte eine Bewegung am Rande unseres Lichtkreises aus und versuchte die Anderen noch zu warnen, aber ein Steinhagel kam meiner Warnung zuvor und faustgroße Steingeschosse prasselten auf unsere Köpfe. Yuki reagierte schnell und errichtete eine Schutzbarriere vor uns. Das gute an dieser Barriere war, dass Geschosse ab einem bestimmten Level von Innen nach Draußen gelangen konnten, aber nicht umgekehrt. Ich machte mir diese Fähigkeit zu nutze, zog meine Wurfmesser und schleuderte sie den Skaven entgegen. Ich schrie: "Jetzt!" Und Yuki löste den Zauber auf. Ich und Musashi stürmten nach vorne und hieben auf die Monster ein. Wenn wir wollten, waren wir ein gutes Team und diesmal hatte das Zusammenspiel perfekt funktioniert. Die restlichen Skaven flohen vor Musashis wirbelnden Schlägen in den Stollen und er hinterher.

"Wenn wir dich gleich wieder vom Boden abkratzen müssen gibt es Ärger," rief ihm Yuki hinterher und folgte ihm dann. Ich ging hinter den Beiden her und ahnte schon, dass das nicht gut gehen konnte. Das nächste was ich von ihnen sah, war hier ein Arm und dort ein Bein, begraben unter einem Berg von Skaven, die sich an ihnen festgebissen oder -gekrallt hatten. Ich machte mich an die Arbeit und filetierte eine Ratte nach der anderen mit meinen Tantos. Als die beiden dann endlich unter dem Skavenberg zum Vorscheinen kamen, waren sie von oben bis unten mit Rattenblut besudelt.

Musashi war anscheinend geradewegs in ihre Falle gelaufen und Yuki mit ihm, als sie ihm helfen wollte. Wir folgten weiter dem Gang und ich war so wütend, dass die Skaven beten sollten, mir nicht über den Weg zu laufen. Ich wusste nicht warum ich so aufgebracht war, aber sehr wahrscheinlich, weil Musashi wieder mal vorgelaufen war und Heiltränke verschwendet hatte. Mir juckte es in den Fingern, ich brauchte noch ein paar Gegner, aber es ließen sich keine Skaven mehr blicken.

Unsere Schritte hallten auf dem Steinboden, als wir dem gewundenen Stollen immer tiefer in den Berg folgten. Je tiefer wir in den Berg eindrangen, um so wärmer wurde es. Ich hörte kein verräterisches Rascheln oder Fiepen um uns, sogar die Fledermäuse an der Decke, die sonst überall hingen, waren verschwunden. Das einzige, das man zu unseren Schritten hören konnte, war unsere Atmung, die bei Yuki und Musashi schneller ging und einzelne Wassertropfen die von der Felsdecke über unseren Köpfen herabfielen.

...plop........plop........plop........plop...

Meine Angespanntheit stieg und das kribbeln wurde stärker. Wenn ich jetzt richtig lag, würde hinter der nächsten Biegung der Eremit mit einem Spruch auf uns warten und uns ein Rätsel aufgeben - wie letztes Mal...Sollten das eben etwa alle Skaven gewesen sein? Ich glaubte, dass es bei den vorigen Versuchen mehr gewesen waren. Schade! Und dabei war ich noch nicht einmal warm geworden. Wir bogen um die Ecke und der Gang führte in eine Halle, die in den harten Fels gehauen war. Dort wartete schon der Eremit vor einem drei Meter hohem und massiven Holztor auf uns.

"Ihr habt es geschafft meine Freunde! Habt ihr den Mut euch den Gefahren, die hinter diesem Tor lauern zu stellen und mir meinen "Stirnreif der Weisheit" dem Herrscher dieses dunkle Reiches zu entreißen? Dann beantwortet meine Frage: Was bin ich? Ich bin verschieden, mal groß mal klein, sehe mal so, ein anderes mal wiederum so aus. Ich habe meist mehrere Eingänge, der Wege viele, aber nur einen Ausgang. Bis zum Ende ist der Weg gespickt mit vielen Gefahren, aber um so größer euer Lohn. Also ihr Helden, was bin ich?"

Mehrere Eingänge, ein Ausgang, Gefahren, Belohnung...was konnte das sein. Vielleicht ein Dungeon - nein! Aber was dann. Ich verfiel in Grübeln und schwieg. Aber bei Yuki und Musashi sah es auch nicht besser aus, bis Musashi aufschrie: "Ich hab's! Das ist eine Pira...mpf...murmel...grummel."

Yuki hatte ihm den Mund zugehalten: "Sag' nichts, wenn es falsch ist, können wir wieder von vorne anfangen. Erst besprechen wir deine Idee! Was ist es?"

Wir stellten uns im Kreis auf und steckten die Köpfe zusammen. Ob seine Idee überlegt, geschweige denn richtig war?

"Also, das kann nur eine Pirateninsel sein," sagte er sehr von seiner Meinung überzeugt.

"Eine Pirateninsel?!? Habe ich das richtig verstanden?" Fragte Yuki skeptisch: "Wie kommst du auf diesen Mist?"

"Ich...ich dachte Pirateninseln sind unterschiedlich groß und die Piraten haben Fallen auf der Insel versteckt, um ihren Schatz zu verstecken." Musashis Selbstsicherheit schwand bei Yukis Blick dahin wie Schnee in der Sonne.

"Etwa nicht??"

"Nein!"

Was konnte es sein? Auch Yuki dachte wieder nach. Nach kurzer Überlegung meinte sie: "Könnte es nicht ein Labyrinth sein. Ich meine, sie haben Eingänge, Ausgänge, mehrere Wege, der Ausgang führt zu einer "Belohnung": Schatz, Lustgarten etc. Es deutet alles auf ein Labyrinth hin - auf jeden Fall ist es die einzige Möglichkeit, die mir jetzt einfällt."

Das war in sich schlüssig, also meinte ich: "Das hört sich am logischsten an - besser als deine Idee mit der Pirateninsel Musashi."

Yuki trat vor den Weisen des Irionberges und gab ihm die Antwort: "Das Gesuchte ist ein Labyrinth!"

Der Eremit erhob seine Stimme: "Ihr habt euch als würdig erwiesen die letzte Halle dieses Dungeons zu betreten. Solltet ihr gleich noch am Leben sein, dann bringt mir bitte meinen Stirnreif. Viel Glück!" Dann machte er sich auf seinen knorrigen Eschenstab gestützt, auf den Weg nach draußen.

Wir standen gespannt vor dem Tor. Wie von Geisterhand bewegt, öffnete es sich knarzend und wir konnten in die dahinter herrschenden Dunkelheit blicken. Yuki krallte vor Anspannung ihre Finger in meinen Arm. Nachdem das Tor gegen die Felswand gedonnert war, bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit mit den Fingern meiner linken Hand über den seidenumwickelten Griff meines Katanas gestreichelt hatte. Meine Hand zuckte unwillkürlich zurück. Ich sah wie Musashi und Yuki einmal tief ein- und ausatmeten und dann mir zugewandt fragten: "Sollen wir jetzt rein gehen?"

"Ja!"

Vorsichtig traten wir in die Dunkelheit, die fast abgebrannten Fackeln spendeten jetzt nur noch wenig Licht. Es gab keine Wände, die den Feuerschein zurückwarfen und daraus schloss ich, dass dieser Raum riesig sein musste. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, bereit einem aus dem Hinterhalt angreifenden Gegner das Lebenslicht auszupusten. Meine linke Hand lag auf der Saya und die Rechte ruhte noch an ihrer Seite. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Bumm, bumm...bumm, bumm... und das Kribbeln in den Fingern wurde stärker.

Ich hatte ein ungutes Gefühl bei dem Raum, ich konnte rhythmische Bewegungen um uns herum spüren und ein Summen hören - etwas war hier. Die anderen schienen auch etwas zu merken.

"Ich glaube die Wände bewegen sich," Furcht lag in Yukis Stimme.

"Ich kann nichts erkennen, aber ich hab eine Idee." Musashi holte mit seiner Fackel aus und schleuderte sie der Decke entgegen. Sie flog bestimmt zehn Meter in die Höhe, aber was ihr Schein enthüllte, hätte lieber verborgen bleiben sollen.

Die Decke und Wände waren mit tausenden Fledermäusen bedeckt, die wild durcheinander wuselten - daher die Bewegung. Der summende Ton schwoll an. Ich entdeckte ein dickes Knäul aus Fledermauskörpern. Sie stoben auseinander und entblößten eine riesige Fledermaus. Ihre Augen waren geschlossen, ihre dünnen Hautflügel waren um ihren mit braunem und ranzigem Fell bewachsenen Körper geschlungen. Um ihr Maul glitzerte etwas zähflüssiges. Yuki und Musashi waren wie gebannt bei dem Anblick.

Ruckartig riss die Fledermaus ihre Augen auf und diese starrten uns wie glühende Kohlen aus den Augenhöhlen an. Sie riss ihr Maul auf, zeigte ihre großen Hauer und spreizte ihre Flügel vom Körper. Mein Herz raste jetzt und das Adrenalin floss in Strömen, obwohl mich der Anblick der Fledermaus nicht wirklich erschreckte.

Ein schriller Schrei zeriss die Stille: "Wer wagt es mich bei mein Mahl zu stören!"

Eine tote Skave fiel direkt vor unseren Füßen auf den Boden.

*...Blut!...*

"Komm nur!" Dachte ich: "Dich mach ich fertig!"

Ein weiterer Schrei erfüllte die Luft und die anderen Fledermäuse schwärmten wie auf Kommando aus, hüllten uns mit ihren Körpern ein und nahmen uns die Sicht. Ich konnte ihre Flügelschläge an meinem Kopf spüren. Ich versuchte mich auf die Riesenfledermaus an der Decke zu Konzentrieren, damit ich sie nicht aus den Augen verlor.

*...Gib mir Blut!..*

"Komm schon!" Schrie ich durch das Getöse der schlagenden Fledermausflügel, die Hand am Katana.

Die glühenden Kohlenaugen fixierten mich. Die Fledermaus ließ sich von der Decke fallen und stürzte sich mit einem Schrei auf uns.

Was war geschehen?

Noch etwas vorab. Schreib ich zu lange Kapitel? Habt ihr Fragen? Was kann man noch ändern? Wie immer: Sagt was euch gefällt und was nicht.

Beschwert euch! Beschwert euch! Beschwert euch! ^^ und Kommentare wären auch nicht schlecht. XD

Das ist eine Vorversion, da ich endlich mal wieder ein neues Kapitel veröffentlichen wollte, weil ich schon lange nicht mehr an der FF gearbeitet habe. Große Ändereien gibt es aber bestimmt nicht. Des weiteren müsst ihr etwas Geduld mit mir haben. Die Story die mir vorschwebt braucht noch einige Kapitel (so an die 100^^), also tragt es mir nicht nach, wenn es bis jetzt nur "Vorgeplänkel" war.

Danke an alle für die bisherigen Kommentare - die Ansprache ist zu ende.
 

Kapitel 4 Was war geschehen?
 

Mit einem Schlag war der tosende Sturm um unsere Köpfe verschwunden und die Fledermäuse, die noch kurz zuvor wild um unsere Köpfe geflogen waren, hingen wieder friedlich an die Decke. Unsere Fackeln waren im Kampf auf den Boden gefallen und erloschen. Es hätte dunkel sein müssen, aber ein wenig Licht ging von einer kleine Truhe aus, die in einem Lichtkegel mitten im Raum stand. Yuki rappelte sich auf: "Verdammte Fledermäuse, wegen euch ich bin in einer Pfütze ausgerutscht." Sie strich ihren Kimono zurecht.

Ich stützte mich auf mein Schwert, stand auf und sah mich um. Als ich mich in der Halle umsah war sie bis auf die Truhe leer - wo war Tyr geblieben? Yuki sah mich fragend an. Ich konnte nichts zu seinem Verbleib sagen und zuckte nur mit den Schultern.

"Na ja, lass uns erst mal gucken, was in der Truhe ist. Er ist bestimmt schon gegangen," schlug ich vor.

"Hast bestimmt recht. Dieser Idiot könnte ruhig mal warten - lass uns mal nachschauen."

Also gingen wir auf die Truhe zu und Yuki schlug leicht mit ihrem Stab auf den Truhendeckel. Dieser sprang schnappend auf und entblößte den Inhalt. Es war ein goldenes Diadem, in das dunkelblaue Saphire eingelassen waren, die im spärlichen Licht

funkelten.

"Das sieht aber schön aus. Das ist bestimmt der Stirnreif, den wir dem Eremiten zurückbringen müssen - schade eigentlich, der würde mir doch bestimmt gut stehen. Oder Musashi?"

"Bestimmt, aber wir müssen ihn zurückbringen. Vergiss das nicht!"

"Ja, ja!"

Zur Sicherheit steckte ich das Diadem ein; ich musste Lachen: "Man kann nie wissen."

Yuki schmollte ein wenig: "Lass uns den Idioten suchen! Da haben wir schon mal unseren ersten Dungeon abgeschlossen und er haut einfach ab. Das muss doch gefeiert werden!" Dann hakte sie sich ein und trällerte den Todesmarsch, als wir uns auf dem Weg zurück ans Tageslicht machten - was mir ein klitzekleines bisschen unbehaglich war. Mit Idiot konnte ja nur Tyr gemeint worden sein und ich betete für ihn, dass er heil davonkommen würde. Aber es war wirklich nicht ok von ihm einfach zu verschwinden, besonders weil ich wissen wollte was geschehen war.
 

Wir waren zusammen durch das große Holztor getreten. Ich hatte die Fackel hochgeworfen und dann haben wir dieses Riesending gesehen. Kurz darauf hatten uns dann die unzähligen kleinen Fledermäuse angegriffen. Es kam so plötzlich, dass ich einige Schritte zurück gewichen war. In dem Gemenge aus Fledermauskörpern hatte ich dann Yuki und Tyr nur bruchstückhaft erkennen können. Yuki hatte versucht die Fledermäuse zu vertreiben, indem sie wild mit ihrem Stab rumgefuchtelt hatte. Ich konnte auch nicht besseres tun, als mit meinem Heavy Blade um mich schlagen, um die Fledermäuse notdürftig abzuwehren. Aber dann hatte es Yuki geschafft einen Zauber zu sprechen und beschwor eine bläulichweiße Kugel, die sie den Fledermäusen entgegen geworfen hatte.

Zwischen den Schlagenden Flügeln konnte ich dann auch Tyr ausmachen. Er stand regungslos da und fixierte eine Stelle der Höhlendecke, an dem ich zuvor noch diese widerliche Riesenfledermaus gesehen hatte.

Ich rief zu ihm rüber, dass wir hier wären, aber durch das Rauschen um uns herum und die schrillen Schreie der Fledermäuse drang mein Ruf anscheinend nicht bis zu ihm durch - er reagierte jedenfalls nicht.

Dann verlor ich ihn und Yuki aus den Augen. Ich stand in mitten dieser Tausenden von flatternden Viechern. Meine Sicht war gleich null und ihre Flügelschläge übertönten alles. Aber Die Fledermäuse attackierten uns nicht wirklich, sie schwirrten nur um meinen Kopf. Nach einiger Zeit ließ ich mein Schwert sinken und versuchte die anderen ausfindig zu machen - keine Chance.

Plötzlich donnerte ein Stimme über das Tosen hinweg und hallte von den Wänden wieder.

"KOMM SCHON!"

Wenige Augenblicke darauf war es dann still gewesen.
 

Da wir keine Fackeln mehr hatten, mussten wir uns durch die Dunkelheit vorantasten, bis wir hinter einer Wegbiegung auf eine Party trafen, die auf dem Weg nach unten war.

"Kommt ihr grad' von unne? Wie isses denn da? Habt ihr es geschafft? Könnt ihr uns nicht sagen, was wir machen müsse, wir sin' neu hier." Überhäufte uns ein Bogenschütze mit Fragen.

Er trug einfache grüne Wildlederbekleidung und sah aus wie Robin Hood, sogar mit Spitzbart und dem Mützchen. In seiner Begleitung hatte er eine süße Blademaster, einem Heavy Axe User und einen Chara, den ich noch nicht gesehen hatte.

"Wenn wir euch sagen würden, was euch erwartet, wäre es doch langweilig. Aber wenn ihr wirklich gerade angefangen habt, solltet ihr später wiederkommen. Es könnte noch zu schwer für euch sein," antwortete Yuki: "Habt ihr einen Kerl gesehen? Ungefähr so groß," dabei zeigte sie mit ihrer Hand wie Groß sie meinte: "Rotschwarze Haare, einem finsteren Blick und einem Schild mit der Aufschrift: "Ich bin dem Tode geweiht, weil ich nicht auf meine Kameraden warten kann" auf dem Rücken? Nein? Na dann, danke für die Auskunft, aber solltet ihr weiter gehen, beschwert euch später nicht, wir hätten euch nicht gewarnt."

Bevor Yuki mich weiter nach draußen zerrte, konnte ich grad noch so den einen Chara fragen, was er den für einer sei. Er antwortete:

"Ich hab mir einen Zauberamulettkämpfer gemacht. Ist heute für alle Spieler freigeschaltet worden."

<Ein neuer Chara?...Ich sollte mir mal öfters die News durchlesen!>

Am Fuße der Treppe angekommen kitzelten mich einzelne Lichtstrahlen, die durch den Eingang von oben in die Höhle drangen an der Nase und ich musste niesen. Dann stiegen wir langsam die 200 Stufen hinauf und oben angekommen lachte uns die Sonne entgegen.

Geblendet vom Licht und entkräftet gaben meine Beine nach und ich musste mich an den Efeuranken am Höhleneingang hochziehen, um einigermaßen auf die Beine zu kommen. Erst jetzt merkte ich, wie schlaff sie doch waren. Das spärliche Gras auf dem Bergplateau war saftiggrün und kleine Wassertropfen lagen auf den einzelnen Grashalmen. Als wir in der Höhle waren muss es geregnet haben. Es hatte schließlich nach einem Gewitter ausgesehen, als ich den Berg bestiegen hatte. Aber jetzt trübte kein noch so kleines Wölkchen den azurblauen Himmel. Ein Glück, dass wir bei dem Unwetter in der Höhle gewesen waren. Nasse Kleidung war auch in "the world" kein Zuckerschlecken.

"Uff, dass ich so ausgepowert bin hätte ich jetzt nicht gedacht!"

"Bei mir sieht es nicht anders aus. Ich bin auch müde. Aber dass diese Ausgelaugtheit erst jetzt eintritt. Komisch - aber wir waren bestimmt zu sehr mit dem Ausstieg beschäftigt, dass wir es erst jetzt merken." Yuki lehnte mit dem Rücken gegen die graue Felswand. Sie blickte nach oben und deutete mit ihrem Finger auf die Sonne: "Schau mal Musashi, die Sonne steht schon ziemlich weit oben, es dürfte schon Mittag sein. Und dabei haben wir doch erst ca. zwei Stunden gespielt. Ich guck mal grad auf die Uhr, bin gleich wieder zurück."

Ich wartete und mein Magen machte sich knurrend bemerkbar.

<Hoffentlich braucht sie nicht mehr lange, ich mach mir gleich erst einmal was zu essen. Aber nicht in "the world" sondern in der realen Welt. Das Essen hier ist zwar fast so gut wie im realen Leben und es stillt auch den Hunger, aber das basiert ja nur auf Nervreizung und ich hab lieber was richtiges im Magen als bloße Einbildung. Jetzt führe ich schon Selbstgespräche. Ich sollte mich mal beobachten, ob das bei mir normal ist. Dumdidum...träller...sie ist immer noch nicht zurück, was macht sie denn. Ich verhungere!...>

"Puh...," Yuki war wieder da. Sie schnappte nach Luft: "Du glaubst nicht...was ich grad gesehen hab...ich konnte es selbst nicht glauben...und ich musste erst bei zwei meiner Nachbarn vorbei, bis ich die Bestätigung hatte...dass unsere Uhr nicht falsch ging..."

Sie sah besorgt aus. "Was ist den los?" fragte ich.

"Es sind fünf Stunden vergangen, seit wir in die Höhle gegangen sind. Es ist jetzt fast zwei Uhr Mittag!"

"Ja und? Hat halt was gedauert, bis wir fertig waren, aber jetzt können die Deppen aus unserer Klasse nicht mehr "no dungeons" zu uns sagen, was sich sowieso dumm und einfallslos angehört hat. Du solltest dich lieber freuen und dich nicht aufregen, dass es so lange gedauert hat!"

"Das mein ich nicht, als wir zum ersten mal in der Höhle waren konnte ich es verstehen, dass wir lange brauchten, aber diesmal kannten wir den Weg!"

Ich versuchte sie zu beruhigen und ihr klarzumachen, dass sie sich wegen nichts aufregt:

"Überleg doch mal! Was soll den großartig passiert sein? Haben Aliens unsere Erde erobert? Oder läuft Godzilla durch die Straßen von Tokyo? Ich freue mich doch auch, dass wir ein Dungeon abgeschlossen haben und ich bin auch sauer auf Tyr, dass er abgehauen ist, aber deswegen mach ich mich doch nicht verrückt. Weißt du noch, wie wir Anfangs einmal nicht in die Schule gegangen waren, als wir eine Nacht und einen Tag ohne Unterbrechung gespielt haben, weil wir die Zeit vergaßen? Das kann halt mal passieren. Weil es so einen Spaß macht und man abschalten kann, spielen wir doch schließlich "the world". Du bist nur ein wenig aufgeregt."

Mir stockte der Atem. Hatte ich grad diese wunderbare Hintereinanderreihung von sinnvollen Sätzen zu Stande gebracht? Ja, das hatte ich tatsächlich. Ha, ich bin doch nicht so dumm. Ich werde jetzt hinaus in die Welt ziehen und alle paranoiden Spieler, die glauben Zeit verloren zu haben, von ihrem Irrtum zu befreien. Also wartet bis der "Musashi-man" vorbeikommt, um euch zu helfen.

"Hast ja recht. Tyr kann einen auch wirklich aufregen!"

Ich hatte einen intellektuellen Kampf mit einer der klügsten Schülerin von unserer Schule gewonnen, wenn nicht sogar der besten. Ich bin der Beste - Elite-Uni ich komme!...

Ich wurde unsanft aus meinen Tagträumereien gerissen.

"Hey, was ist mit dir los? Lass uns zum Eremiten gehen. Soll Tyr doch sehen wo er bleibt."

Yuki hatte mich also aus meinen Träumen verbannt - eine schlechte Verliererin.

Zu zweit gingen wir dann zum Haus oder besser gesagt der Hütte des Eremiten. Die Hütte war an den kahlen Felsen gelehnt und deswegen bestand sie nur aus drei Wänden aus grob behauenen Kiefernstämmen - Vorderseite und zwei Seitenseiten. Als Wortneuschöpfer sollte ich auch einen Preis erhalten.

Die Rückseite war ja schließlich der Fels. Um es kurz zu sagen schmiegte sich eine kleine windschiefe Holzhütte an den Berg und sah so aus, als ob sie jeden Augenblick in sich zusammenbrechen könnte.

Moos wuchs in kleinen Polstern auf dem mit Reisig gedecktem Dach und Efeu rankte an der Front und rahmte die Tür ein. Sollte ich auch mal zum Eremitenleben überwechseln, will ich genau in so einem Haus wohnen.

Als wir auf die Tür zugingen und nur noch wenige Schritte von ihr entfernt waren, öffnete sie sich wie von Geisterhand bewegt und gewährte uns Eintritt.

<So was will ich auch für mein Zimmer haben, dann muss ich mich nicht mehr so anstrengen, wenn ich aus meinem Zimmer will - den Trick muss er mir verraten.>

Wir mussten uns ducken, sie war niedriger als es aus der Entfernung ausgesehen hatte und beinahe hätte ich mir zu allem Überfluss auch noch den Kopf gestoßen. Wir traten ein und standen in einem kleinen Raum. In dessen Mitte kochte über einer Feuerstelle ein Topf mit Linsensuppe. Der Geruch stieg mir in die Nase und mein Magen machte sich wieder bemerkbar. Verflucht sei dieses Spiel für seine fast perfekte Imitation der Wahrnehmung! Der graubärtige Eremit stand vor einem in den Fels gehauenen Regal und öffnete ein paar Tonkrüge, holte etwas heraus, verschloss sie wieder und stellte sie zurück ins Regal. Unter den Duft des Essens mischte sich der Geruch von Kräutern und jedes Mal ein anderer, wenn er einen neuen Krug öffnete. Trotz seines Alters und seiner von Gicht gekrümmten Händen tat er dies mit unglaublicher Behändigkeit. Er drehte sich um: "Ah, ihr habt es also geschafft. Ich hoffe ihr habt noch das, wonach ihr suchen solltet. Aber wo bleiben meine Manieren, setzt euch doch."

Nachdem wir saßen bot er uns eine Schüssel Suppe an, welche wir dankend annahmen - mein Magen musste sich erst damit begnügen. Beim Sprechen murmelte der Alte ein bisschen in seinen Bart: "So, so. Ihr seid wirklich stark. Nicht viele sind so weit gekommen wie ihr. Aber sagt an, wo ist der Dritte im Bunde? War da nicht noch einer, oder trügt mich mein Alter?" Er sah uns fragend an.

"Der? Der ist abgehauen, ohne ein Sterbenswörtchen zu sagen. Das macht er öfters. Geht uns auf den Keks, aber wenn wir mal zusammen irgendwo hinwollen oder müssen zickt er rum. Tut immer so, als wäre er der Beste..." Yuki zählte eine volle Viertelstunde auf, was sie nicht an Tyr mochte und wie er sie nervte bis sie endlich endete: "...Aber darum geht es nicht, wir sind hier um euch euren Stirnreif wiederzubringen."

"Haha, ich sehe, ihr habt so einiges durchlebt, aber vielleicht bist du manchmal auch wie er. Ich meine jetzt nicht im Verhalten, aber vielleicht ist deine Gesellschaft auch nicht immer angenehm für deine Begleiter. Jeder Mensch ist anders, er ist einzigartig in Aussehen und Verhalten. Manche treten häufig anders auf als sie in Wirklichkeit sind. Einige sind arrogant, denken ihnen liegt die Welt zu Füßen, aber sie sind einsam und bemitleidenswert. Andere wissen viel, aber weil sie nicht alles wissen können, brauchen sie auch ab und zu den Rat von ihren Freunden. Auch Menschen voller Geldgier, können eine gute Seite an den Tag legen.

Die Menschen sind so verschieden, wie es Sterne am Himmel gibt, aber ihre Fehler und Schwächen sind nichts schlimmes. Sie gehören wie ihre guten Seiten dazu, sonst wären sie nicht sie selbst - kein Ganzes. Und macht sie nicht genau das so liebenswert?"

Der Eremit hatte geendet. Einen Moment lang war es still, seine Worte mussten erst einmal verarbeitet werden. Um diese Stille zu durchbrechen holte ich das Diadem hervor und hielt es dem Alten hin.

"Oh, ich hatte ganz vergessen, weswegen ihr eigentlich hier seid. Ihr müsst bestimmt noch weiter."

"Ja, wir müssen noch jemanden wiederfinden," sagte Yuki mit einem Unterton, den ich nicht zu deuten vermochte: "Aber ich hätte noch eine Frage: Was ist an dem Reif so besonders. Es ist der Stirnreif der Weisheit schon klar, aber was kann man mit ihm machen?"

"Ihr wollt wissen welche Geheimnisse ihm innewohnen? Nun gut, ihr sollt es wissen. Kommt!" Er stand auf und ging zu einer Truhe auf der gegenüberliegenden Zimmerseite. Er winkte sich zu uns und als wir bei ihm standen hievte er den Truhendeckel hoch. Ich wartete gespannt, was er enthüllen würde und wie erstaunt war ich, als in der Truhe lauter Stirnreife lagen, die genauso wie unserer aussahen. Yuki schien ebenso erstaunt. Der Eremit warf unser Diadem zu den anderen und drehte sich zu uns um.

"Aber..aber..das Diadem der Weisheit...es ist doch wichtig für euch," stammelte ich.

Der Alte muss unsere erstaunten Gesichter gesehen haben, weil er sagte: "Das bedarf einer Erklärung. Aber so schwer ist es eigentlich nicht. Ihr wisst doch wer ich bin, oder?"

Worauf Yuki antwortete: "Ja, der Weise des Berges Irion."

"Genau. Und überlegt jetzt mal, was für ein schlechter Weiser ich wäre, wenn sich meine Weisheit auf einem einfachen Diadem begründet. Es ist zwar recht hübsch, aber nutzlos. Gold und Edelsteine können keine Weisheit in sich tragen - das kann nur ein guter Kopf.

Die Geschichte mit dem Reif hat einen ganz anderen Grund. Aber darüber könnt ihr selber Rätseln. Hier ist noch etwas für euch, damit ihr nicht leer ausgeht."

Er überreichte uns drei silberne Armreifen. Sie trugen eine Innschrift, die ich nicht lesen konnte und das Bild eines Fabelwesens war eingraviert. Es sah aus wie eine Mischung aus Löwe und Greif, das im Kampf mit einem anderen Riesenvogel war.

"So, für jeden eins und denkt immer daran, jeder Mensch ist einzigartig!"

Wir verabschiedeten uns von ihm und gingen raus. Es war eine weitere Stunde vergangen, aber wenigstens war ich papp satt, oder mein Gehirn glaubte es zumindest. Und da wir Ferien hatten, war die Länge unserer Spielzeit variabel.

Yuki streifte den Armreif über und ich tat es ihr gleich. Es saß perfekt und sah gleichzeitig sehr kleidend aus. Und das wichtigste - es passte zu meinen rosa Haaren.

Das Plateau war wie leergefegt, nur ein einsamer Wavemaster war auf dem Weg ins Tal und verschwand hinter einer Felskrümmung.

Mittagszeit!

Eine leichte Brise blies und wehte durch meine Haare. Dieser NPC von Eremit war verdammt realistisch. Aber was wunderte ich mich, es gab immer etwas neues in "the world" zu entdecken. Der Blick ins Tal war frei und weit unten schlängelte sich ein blauer Fluss durch die Schluchten. Ich konnte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüren.

Ich riss mich von dem Anblick los und hielt Ausschau nach Tyr. Er war aber nirgends zu sehen. Yuki stupste mich von der Seite an: "Ich bin grad mal rumgegangen. Ich konnte Tyr aber nirgends finden. Ich habe ihm auch eine Email geschickt, aber noch keine Antwort erhalten. Vielleicht treffen wir ihn auf dem Abstieg, oder in der nächsten Stadt. Würde mich nicht wundern, wenn er in einer Kneipe versauert. Soll mir auch egal sein."

Wir machten uns an den Abstieg. Die Sonne schien und je weiter wir ins Tal kamen, umso trockener und staubiger wurde der Weg. Ein paar Bergkobolde stellten sich auf die Straße und blockierten den Weg. Die Armen wurden von Yuki kurzerhand niedergemacht, bevor ich handeln konnte.

Ich wollte wirklich nicht in Tyrs Haut stecken, wenn wir ihn finden sollten.

Die Kobolde hinterließen ein wenig Geld. Yuki stapfte weiter, aber ich bückte mich und hob die 23 Goldmünzen auf - Geld konnte man immer gebrauchen. Und meine Großmutter sagte schon: "Wer den Zeni nicht ehrt ist des Koku nicht wert."

Normalerweise sagte Tyr wenigstens wohin er wollte und verschwand erst dann.

<Vielleicht schmeiß er ja eine Überraschungsparty für uns,> den Gedanken schob ich schnell an Seite: <Nicht Tyr.>

Es dauerte seine Zeit, bis wir im Tal ankamen und langsam füllte sich auch wieder der Server. Das Tal war nicht so trist und öde wie die Berge. Hier wuchs langes sattes Gras, dazwischen viele Blumen, deren Blüten noch zum Schutz vor Regen geschlossen waren und hier und da standen ein paar Bäume, welche Schatten spendeten. Der Boden war trocken und viele PCs hatten sich auf der Wiese vor dem Berg Irion niedergelassen. Einige saßen in Grüppchen zusammen und tauschten Email-Adressen aus. Andere Player hatten ihr Puchiguso dabei und ließen es in der Gesellschaft anderer grasen. Zwei Longarms übten sich im Kampf mit ihren Speeren und sogar eine Gruppe Barden hatte sich niedergelassen und klimperte ihre Verse. Gleichzeitig schwirrten summend Bienen durch dir Luft und die Vögel zwitscherten in den Baumwipfeln. Es wurde gelacht, gescherzt, erzählt und sogar dem Glücksspiel gefrönt.

Ein Thief hatte einen kleinen Stand aufgebaut, an dem er das altbekannte Spiel: "Unter welcher Walnussschale liegt die Murmel?" anbot. Drei Anfänger zählten zu seinen Opfern und viele Goldstücke wechselten den Besitzer, bis plötzlich ein weiterer Thief von einem Baum herunterpfiff, von einem Ast sprang und eilig zu dem Stand hinüberging. Er flüsterte dem anderen etwas ins Ohr, worauf dieser schleunigst seinen Tisch zusammenklappte, sich für das Gold bedankte und sich mit seinem Kumpanen aus dem Staub machte. Zwei Minuten später war auch der Grund hierfür erkennbar.

Auf einer Anhöhe erschienen drei Mitglieder der Crimson Knights. Das waren selbsternannte Gesetzeshüter, also PCs die sich zusammengeschlossen hatten und dafür sorgten, dass von den anderen Spielern auf den Servern die Regeln eingehalten wurden. Diese Gruppen, die für Recht und Ordnung sorgten, wurden meistens von den Verwaltungsoperatoren geduldet, solange sie sich nicht zu viel herausnahmen. Einige wenige dieser selbsternannten Gesetzeshütergruppierungen erhielten von der CC Corporation das Angebot für diese zu Arbeiten, was ihnen weitere Rechte, aber auch Pflichten gegenüber der Firma einbrachte. Zu diesen gehörten unter anderem die Crimson Knights. Aber es gab noch weiter, die auf die verschiedenen Server verteilt waren z.B. die Blaue Ritterschaft.

Man erkannte die Crimson Knights an ihrer karminroten Gewandung, über der sie einen ebenso roten Brustpanzer trugen - daher anscheinend der Name. Ein Wappen zierte die Rüstungen, auf welchem ein goldener Phönix abgebildet war. Dieser erinnerte mich an meinen Armreif und tatsächlich; jetzt konnte ich das zweite Fabelwesen als Phönix erkennen, dessen brennende Flügel den Greifen umschlangen.

Die Drei kamen näher und näher und jeder von ihnen hatte seine linke Hand lässig auf den Knauf eines Langschwertes gelegt, welches am Gürtel an seiner Seite baumelte. Des weiteren trugen sie einfache Nasalhelme auf dem Kopf und Plattenstiefel an den Füßen.

Wenn Die Crimsons auftauchten, bedeutete das meistens Unannehmlichkeiten für die Spieler. Jeder, wirklich jeder, der auch nur in der Nähe einem Regelverstoß beigewohnt hatte, musste sich einem langen Verhör unterziehen. Die Musik verstummte, als auch die Barden auf die Crimson Knights aufmerksam geworden waren. Nur die Vögel zwitscherten fröhlich weiter und störten sich nicht weiter am Auftreten der Crimsons. Sie waren bestimmt wegen den beiden Thiefs hier und einer der hier Anwesenden würde sie kurzerhand auf eine Richtung verweisen, in der die Beiden abgehauen waren. Egal, ob die Richtung stimmte oder nicht - nur um sie schnellstmöglich wieder loszuwerden. Ich ging zu Yuki rüber, die sich in der Zwischenzeit in den Schatten eines Baumes gesetzt hatte. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Als ich an sie herantrat blickte sie auf. Sie sah besorgt aus. "Was ist los?" fragte ich.

"Glaubst du, ihm könnte etwas zugestoßen sein?...Es wäre doch möglich, dass...dass er in der Höhle gestorben ist und er nicht mehr online ist."

Ich versuchte sie aufzumuntern: "Ach, quatsch! Du kennst doch Tyr, der stirbt nicht so leicht - Unkraut vergeht nicht....Wir sollten mal in der nächsten Stadt nach ihm suchen."

Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Yuki könnte Recht haben. Die Möglichkeit, dass er gestorben war, schien einleuchtend. Da Tyr aber einen Profi-Charakter gemacht hatte, konnte er zwar sterben, wie wir auch. Nur mit dem Unterschied, dass er keinen gespeicherten Account hatte und so nur einmal sterben konnte. Danach müsste er einen neuen PC erstellen. Dies hatte ihm zu Anfang ein kleines Plus bei sein Attributen gegeben. Und er selber hatte gesagt, dass "the world" keinen Reiz hätte, wenn man immer wieder auf die "reset-taste" drücken könnte. Wir konnten nur hoffen, dass Yuki unrecht hatte. Bald war klar, dass sie nicht nach den beiden Thiefs fahndeten. Sie stellten sich in die Mitte der Spieler und einer Rollte ein Pergament aus: "Höret, höret ihr hier anwesenden Spieler. Die Crimson Knights suchen eine Gruppe von Gesetzesbrechern, neun an der Zahl. Sie tragen dunkelgraue Kapuzenumhänge, aber sonst keine besonderen Erkennungsmerkmale..."

Das waren sehr wage Angaben.

"...Sie sind bewaffnet und gefährlich..."

Wer trug in "the world" keine Waffe bei sich?

"Wir rufen das hier versammelte Volk auf, die Augen offen zu halten und bei Kenntnis des Aufenthaltsortes der gesuchten Gesetzlosen sofort Meldung zu erstatten. Wer Hinweise liefert, die zur Ergreifung der Gesuchten führen, wir reich belohnt..."

Wir wollten ihr Geschwafel nicht weiter mit anhören und machten uns auf. Wir gingen den Fluss entlang in Richtung der Stadt Balor Keep. Vom Berg aus hatte der Fluss wie ein kleines Rinnsal ausgesehen, aber wenn neben ihm der Straße folgte, war es ein großer Fluss. Das Wasser war so klar, dass man die algenbewachsenen Kieselsteine am Grund des Flussbettes erkennen konnte und die Fische, die in ihm Schwammen. Auf dem Weg trafen wir auf viele Gruppen, bei denen ich nachfragte, ob sie Tyr gesehen hatten, aber keiner konnte mir eine Auskunft geben. Schweigsam gingen Yuki und ich nebeneinander her. Als wir jedoch in Balor Keep ankamen verlief unsere Suche genauso erfolglos wie zuvor.

"Ich ruf mal bei Tyr Zuhause an und frag nach was los ist - darauf hätte ich schon vorher kommen können."

"Wir sind echt zu dumm, nicht an so etwas einfaches zu denken. Mach das," entgegnete Yuki.

"Gut ich logg mich kurz aus."

Nachdem ich die VR-Brille abgenommen hatte machte sich zuerst mein Magen knurrend bemerkbar. Die zwei Scheiben Toast zum Frühstück reichten also keinen ganzen Tag aus. Memo an mich: "Ration auf vier Scheiben Toast erhöhen". Ich sah mich in meinem Zimmer um; es war sehr unordentlich. Ich hatte heute Morgen mal wieder vergessen mein Bettchen zu machen und die Schulsachen ordentlich einzuräumen. Sie lagen noch immer an derselben Stelle, an der ich sie vor vier Tagen hingeschmissen hatte - aber hey, die Ferien hatten schließlich angefangen. Nach einer kurzen Bestandaufnahme und einer weiteren Memo, welche da lautete: "Räum dein Zimmer auf", verließ ich das Zimmer.

Das Telefon stand in der Küche und dort angekommen entdeckte ich einen Zettel auf dem Tisch:

"Mitsuro, ich hol Papa vom Bahnhof ab. Mach mal eine Pause vom Spielen und ruh dich aus - Mama."

Dafür war jetzt leider keine Zeit. Ich wählte Kenjis Telefonnummer und ließ es mindestens 12 mal klingeln. Niemand ging ran. Da ich von ihm wusste, dass er nachmittags meistens alleine war, war dieses "Nichterreichen" von ihm eine gute Nachricht. Das bedeutete normalerweise wenn ich ihn anrief, dass er schon online war. Ich ging zurück in mein Zimmer und schloss mich wieder an den Rechner an.

Yuki stand noch immer an der gleichen Stelle wie zuvor.

Als sie mich sah fragte sie sofort: "Was ist? Hast du ihn erreicht?"

"Nein, aber das bedeutet normalerweise, dass er noch online ist. Vielleicht suchen wir am falschen Ort. Vielleicht ist er ja an unserem Lagerplatz in den Arghorawäldern. Wir sollten da als nächstes suchen!" Heute lief ich ja zu gedanklichen Höchstformen auf. Zwar kamen sie etwas verspätet, aber sie kamen immerhin.

Wenigstens gab es in allen Städten Chaosgates, die man benutzen konnte, um zu anderen Orten zu kommen. Wir benutzten dieses um nach Gardia zu gelangen und von da aus war es nur ein Katzensprung.

Je näher wir unserem Lagerplatz kamen, um so besorgter sah Yuki aus. Und das schlug auf mich über. Was sollten wir machen, wenn Tyr nicht da war? Wir verließen die Straße und gingen auf den Wald zu. Ich ging voran und benutze mein Schwert wie eine Machete, um uns einen Weg durch das Gestrüpp zu bahnen.

Wie erleichtert war ich, als ich die letzten Äste zur Seite bog und Tyr sah. Er saß im Schneidersitz auf dem rötlichbraunem Sandsteinfindling den er sonst auch immer in Beschlag nahm und rauchte seine Pfeife. Er starrte vor sich hin, so als ob er in Gedanken versunken war. Yuki trat neben mir auf die Lichtung. Sie blieb kurz stehen und marschierte dann auf Tyr los. Sie stellte sich vor ihn, stemmte die Hände in die Hüfte, versuchte einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen und sagte in einem ironischen Tonfall: "Ach, hier sitzt der Gnädige, raucht sein Pfeifchen und feiert seine kleine Privatparty. Es ist ja nicht so, das auch andere Leute heute was zu Feiern haben, darum muss der feine Herr sich ja nicht kümmern..." Tyr sah auf. "...Es ist ja nicht so, dass wir eine Gruppe wären und der Herr mal Bescheid sagen müsste, wenn er abhaut..."

Tyr sah Yuki fest in die Augen: "Muss ich das?!"

Ich sah nur noch wie Yuki mit ihrer Hand ausholte und Tyr damit ohrfeigte:

"ES GIBT VIELLEICHT LEUTE DIE SICH SORGEN GEMACHT HABEN!"

Ich hatte den Schlag bis hier hin gehört. Bei der Wucht des Schlages war ihm seine Pfeife aus dem Mund gefallen. Das muss ordentlich wehgetan haben.

Yuki warf etwas silbernes vor Tyrs Füße, wandte sich ab, ging drei Schritte von Tyr weg und löste sich in kleine Funken auf - sie hatte sich ausgeloggt.

Tyr befühlte mit seinen Fingern sein Gesicht. Dann stieg er vom Felsen und hob seine Pfeife auf und das, was Yuki auf den Waldboden geworfen hatte. Die Pfeife steckte er in seine Weste; den Armreif hielt er weiter in der Hand und betrachtete ihn.

Fasziniert hatte ich dem Schauspiel beigewohnt. Ich löste mich aus meiner Erstarrung: "Was zur Höl..."

Er sah mich mit einem Blick an, der mich zu durchbohren schien und deutete mir mit einer Geste an, dass ich verschwinden sollte. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Wir hatten mehrere Stunden vergeblich nach ihm gesucht und uns Sorgen um ihn gemacht. Ich wäre fast verhungert. Er hätte sich wenigstens melden können. Und wenn wir ihm dann unserer Empörung darüber Luft machen ist es ihm auch nicht recht. Er könnte sich wenigstens entschuldigen. Das war er uns schuldig: "Wie wäre es, wenn..."

Tyr drehte sich einfach um und verschwand zwischen den Bäumen. Ich versuchte ihn einzuholen, aber schon bald verlor ich ihn aus den Augen.

Tyr hin, Tyr her, das war echt unter aller Sau. Ich hatte keinen Bock mehr und loggte mich aus.

Auf die Frage was geschehen war hatte ich keine Antwort erhalten.
 

***************************

Ich noch einmal. Ich weiß nicht mehr ob die Chaosgates nur für den Login sind oder ob man mit ihnen von Ort zu Ort reisen kann. Ihr könnt mir ja mit der Antwort helfen ^^.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-09-28T14:23:45+00:00 28.09.2008 16:23
Hach, Mitsuro ist ja echt süß! *seufz* Und der Schreibstil ist auch klasse bis auf Kleinig keiten wie:
Also irrte ich durch die Schule und hielt Ausschau nach einem Jungen, der wie ein Kenji Honda aussah. Wie ich so durch die Schule irrte

und:dass ich mich jetzt im Kämpfen üben sollte und wir verließen die Stadt.
Als wir die Stadt durch ein großes Eisentor verließen
mein ich.

Von: abgemeldet
2008-09-28T13:56:10+00:00 28.09.2008 15:56
Also der Prolog ist ja schon mal irgendwie süß, das muss ich sagen.. Ich denke die ganze Zeit an diesen Johnny- Mary Film... da war ja a sone wiese mit nem Himmelbett...

Auf jeden Fall ist der Schrebstil gut und hängt nur ab und an mal durch. (Manchmal klingt der Satzbau issl komisch. Ich guck im nächsten Mal nach Beispielen.
Von:  Miyu-Moon
2005-01-29T11:31:55+00:00 29.01.2005 12:31
Hm,mit der Story, hättest du eigentlich "The world" nicht wirklich als "Hintergrund" gebraucht...sie lebt ja fast quasi von selbst....ich hab mal gehört, das die beschädigte Kleidung der Spieler, sich selbst regneriert, wenn man sich kurz ausloggt....Händler die das reparieren, wären in diesen Sinne also unnötig.
Von:  Darklotus
2004-09-30T08:49:07+00:00 30.09.2004 10:49
zur deiner Frage: Das CaosTor ist für LOgin, Server wechsel und zu "reisen" (XD) in andren Gebieten^^
zur Story : Yeah! schreib weiter!Toller Schreibsttyl^^
Von: abgemeldet
2004-08-11T14:40:24+00:00 11.08.2004 16:40
Hi, hier bin ich nochmals bei meiner zweiten Kritik, los gehts. Du wolltest ja exakter wissen was mir gefällt, bzw nicht gefällt:
Gefallen tut mir:
-Das Chara Design(hübsch abwechslungsreich und auch hummorvoll)
-Die Umgebung und ihre Beschreibung, man kann sich alles schön vorstellen
-Die Dialoge, weil man deutlich sieht, dass du dir mühe gabst etwas zu kreieren was nicht die Gesamtsituation stört(Z.B. Obermotz X taucht *plötzlich* auf und macht Chaos während Held Y mal wieder blablabla, hab ich in anderen Fanfics erlebt grumml!)
Besser kannst du machen(und das ist nicht viel aber wichtig):
-Die Langatmigkeit, du solltest die Szenen und Dialoge nicht zu lang machen, sonst leidet der Spannungsbogen darunter, also, kurzer, aber knackiger!
Liebe Grüße
Mutio
Von: abgemeldet
2004-07-30T06:45:56+00:00 30.07.2004 08:45
Hmm, jaja hmmmm. Wenn ich schon so anfang^^
Was mir bei deiner FF auf jeden Fall gefällt ist das Character Design. Es ist schön in die Gedanken einblicken zu können und auch mal was "tieferes" zu lesen.
Leider muss ich dir sagen das du recht hattest, deine Story hat mehrere Dinge die ich schon irgendwo im Verlauf las, manchmal auch etwas vorhersehbar. Versuch mal Wendungen reinzubauen. Sonst aber ne klasse Leistung.
Freue mich schon aufs nächste Kapitel.
Liebe Grüße
Mutio
Von: abgemeldet
2004-07-16T18:29:56+00:00 16.07.2004 20:29
So dann melde ich mich mal ^^
Ich schreib anstatt für jedes Kapitel einfach einen Kommentar:
Der Prolog: Der Prolog gefällt mir sehr gut, da er so ein bissel an .Hack//Sign anschließt. (nur noch mal ne Anmerkung: Maha stirbt ind er Serie!!! Aber egal, weiß ja wie sehr du an der Katze hängst ^^, würde ich Künstlerriche Freiheit nennen.)

Kapitel1: Sämtliches Niveau und Ernstheit geht hier rapide flöten ^^.
Dafür kommt sehr sehr sehr sehr sehr viel Humor dazu ^^
Besonders gut gefallen haben mir Mitsuro/Musashi Gedanken gänge vor allem als er auf dem Schulhof bei Kenji/Tür ist.

Kapitel2: Die Story zu anfang gefällt mir sehr gut, genauso wie die Kampfscene.

Kapitel3: Ich find es gut auch die Gedanken der anderen zu erfahren. Das Rätsel war auch nicht schlecht ^^

Falls ichw as vergessen haben sollte schreib ich.

P.S. : MEHR MEHR MEHR
Von:  Hayami_Tetsu
2004-07-16T08:06:48+00:00 16.07.2004 10:06
Zu Kommentaren: Seit wann Maha sprechen kann? Hab ich glaub ich vor Kapitel 1 geschrieben, hätte ich hier machen sollen^^.
Hab' shreck 2 noch nicht gesehen, nur eins - lohnt es sich denn?
Von:  Darklotus
2004-07-10T08:00:11+00:00 10.07.2004 10:00
Weite schreiben!! PLZ!^_^
Seit wann kan Ma(c)ha sprechen?
Von: abgemeldet
2004-07-09T21:36:22+00:00 09.07.2004 23:36
Tjoa.... schon mal shreck zwei gesehen. der kater geht da auch so ab. Und schreibstil ganz passabel. bin halt verwöhnt von shinta&cherry die hier ja leider nicht mehr sind.


Zurück