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Coldheartedness

Kaiba eben XD
von

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Glück im Unglück

Ein gewaltiger Blitz schleuderte über den Horizont, gefolgt von dem wütenden Klang des Donners. Es sah so aus, als wolle er den dunklen Himmel der Nacht spalten, denn das grelle Licht erhellte kurz die ganze Gegend und erlosch auch so schnell wie es gekommen war.
 

Dunkle Wolken zogen sich zusammen, schien die Erde verschlucken zu wollen.

Plötzliche Stille kehrte ein. Man hörte nur noch der Wind traurig singen und die Blätter heiter tanzen, bis sie ein erneut bebender Aufschrei des Donners übertönte.
 

Wie aus dem nichts landete eine Wasserperle auf den Boden. TROPF! Sie wirkte wie ein Signal, das erhoben wurde, denn nun fielen ein Tropfen nach dem anderen vom Himmel herab.
 

Die Straße war menschenleer. Alle Geschäften waren zu, nirgends brannte noch Licht, nicht einmal in den Häusern. Nur die Straßenlaternen leuchteten schwach, schenkte der anscheinend leblosen Straße etwas Wärme zurück.
 

Eine Gestalt irrte ziellos durch die Stadt, wusste nicht wo sie hingehen konnte. Bis auf die Zehenspitzen war sie durchnässt. Ihr langes hellschwarzes Haar fiel ihr schwer über die Schulter hinunter zur Taille, bildeten sich zur dicken Strähnen.
 

Die müden und fast leblosen Augen blickten zu einer Straßenlaterne hoch, betrachtete das warme Licht und wartete auf ein Wunder. Eine Flüssigkeit floss ihren Wangen hinab.
 

Ihre Tränen.
 

"Wieso ...?"
 

Eine schwache und zittrige Stimme drang aus ihrem Hals. Wollte schreien. Wollte wissen, wieso das Leben doch so grausam war.
 

Voller Trauer sank sie ihren Kopf und setzte ihren endlosen Weg fort. Jeder einzelner Schritt so voller Schmerz, als ginge sie direkt auf den Tod zu.
 

Sie hob ihren Kopf und blickte in die unendlich lange Straße hinein. Sie war dunkel und leer.
 

Doch plötzlich sah sie etwas, was Neugierde in ihr aufsteigen ließ. Es war ein schwaches Licht. Immer noch mit halbgeöffneten Augen sah sie, wie das Licht ihr langsam näherte. Sie konnte nicht viel erkennen, denn eine dicke Nebelschicht hatte sich vor ihr ausgebreitet und wirkte wie eine Wand, welche die Sicht vor ihr verdeckte.
 

Das Licht wurde immer heller und es kam ihr immer näher.
 

Als habe jemand ein Signal erhoben, löste sich die dicke Nebelwand vor ihr plötzlich auf und zum Vorschein kam eine schwarze Limousine, die geradewegs auf sie zufuhr.
 

Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie schnell zur Seite weichen sollte, aber ihre Füße versagten ihren Dienst. Wie angewurzelt stand sie da und sah zu wie sie der Tod nun wirklich holen kam.
 

Ein lautes Bremsen des Wagens war zu hören gefolgt von einem höllischen Schmerz auf dem linken Bein verlor sie das Bewusstsein.
 


 

"Verdammt, was war das?" fluchte Kaiba wütend und richtete sich im Sitz auf. Sein Fahrer am Lenker war einerseits erleichtert, dass der Wagen heil geblieben war, andererseits aber beängstigt, was Kaiba wohl zu dieser plötzlichen Bremsaktion sagen würde.
 

"Herr Kaiba, ich glaube da war ein Mädchen auf der Straße." sagte er panisch und wartete auf eine Antwort.
 

Kaiba verdrehte die Augen. Diese Vollidioten heutzutage.
 

"Dann sitz hier nicht so dumm herum. Geh raus und schau nach!" befiehl er nun endlich da der Fahrer immer noch auf etwas zu warten schien.
 

Genervt warf er einen Blick auf seinen 'Rolex'. Es war zwei Uhr morgens. Auch das noch, dabei hatte er noch eine ganze Menge Arbeit zu Hause, die zu erledigen waren. Inzwischen hatte der Fahrer die Limo splitternd wieder erreicht. Eilig machte er die hintere Tür des Wagens auf, worin Kaiba saß.
 

"Ich habe das Mädchen hier gefunden, sie hat sich am Bein verletzt, aber sie lebt noch."
 

'Natürlich lebt sie noch, man sieht doch, dass sie atmet.' dachte Kaiba, aber seine Kräfte würde er nicht mehr verschwenden, indem er diesen Satz noch sagte.
 

"Was jetzt Herr Kaiba? Sollen wir sie ins Krankenhaus bringen?" fragte dieser etwas unsicher. Mittlerweile war er schon von Oben bis Unten durchnässt, während Kaiba gemütlich im Wagen saß und sich keine Gedanken darüber machte.
 

Er musterte das Mädchen, das bewusstlos und völlig fertig zu sein schien an. Dieses lag gerade in den Armen des Fahrers. Die Verletzung am Bein sah nicht sehr ernsthaft aus und sie bräuchten mindestens eine Stunde bis sie an Krankenhaus ankämen.
 

"Wir nehmen sie mit." sagte er nach einer kurzen Überlegung.
 

Der Fahrer atmete erleichtert aus. Wahrscheinlich hatte er auch keine Lust gehabt noch zwei Stunden fahren zu müssen. Schnell ließ er das Mädchen in dem vorderen Sitz nieder und stieg selbst anschließend auch in den Wagen ein.
 

***
 

Ein süßer Duft stieg in ihrer Nase, wodurch sie geweckt wurde. Er roch gut ... sie kannte ihn von irgendwo her. Ja genau, Lilie! Der Duft einer Lilie, ihre Lieblingsblume.
 

Langsam und erschöpft hob sie ihre Augenlider. Alles war verschwommen. Mühsam versuchte sie sich zu erinnern. Sie war auf der Straße und es hatte stark geschüttet. Dann war plötzlich eine Limousine vor ihr.
 

Nun hatte sie ihre Erinnerung wieder zurückgeholt. Stimmt, sie war in Ohnmacht gefallen. Aber was war dann passiert? Wo war sie?
 

Auch die letzte Seidenvorhang vor ihren Augen hatte sich verzogen, denn nun konnte sie etwas erkennen. Eine Decke. Sie sah eine Decke, welche auf sie lag und sie wärmte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie in einem Bett lag.
 

Langsam drehte sie ihren Kopf nach links und betrachtete sich den Raum näher an.
 

Das Zimmer war riesengroß und der Boden wurde mit roten Teppichen überzogen. In der einen Ecke des Zimmers stand ein großer Schrank. Er war rötlich braun und auf der Vorderseite waren kunstvolle Blumen eingeritzt. Mitten in dem Zimmer befand sich ein kleiner Tisch, begleitet von zwei kleinen Sofas. In der anderen Ecke des Zimmers stand ein Schreibtisch mit der gleichen Farbe wie der Schrank.
 

Zwei riesige Fenster konnte sie erblicken. Durch die sauber geputzte Fensterscheiben konnte sie auch einen Balkon entdecken. Zwei Türen waren ebenfalls zu sehen, wobei sie sich nicht sicher war, welche der Beiden zum Bad führte und welche nach draußen.
 

Außer Alldem entdeckte sie auch noch ein Mädchen, das mit dem Rücken zu ihr gedreht am Fensterbrett stand und versuchte eine Lilie möglichst schön und passend zu den anderen Blumen in einer Vase zu stecken.
 

Ihr langes lilanes Haar hatte sie mit einem hellblauen Haarband zu einem Pferdeschwanz gebunden, die ihr elegant zur Taille fielen.
 

Tief atmete die Verletzte ein und sammelte ihre Kräfte zusammen um sich aufzurichten. Der Geräusch, den sie dabei verursachte weckte sofort die Aufmerksamkeit des Mädchens gegenüber.
 

Abrupt hatte sie sich umgedreht und sofort erschien ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht.
 

"Du bist endlich aufgewacht!" rief sie fröhlich, ließ die weiße Lilie vorsichtig am Fensterbrett nieder und schlitterte zu ihr hinüber, um ihr beim Aufrichten zu helfen.
 

"Danke." brachte die Schwarzhaarige nur zur Stande und lächelte schwach. "Wo ... bin ich?" fragte sie, nachdem sie aufrecht im Bett saß. Jetzt erst war ihr aufgefallen, dass sie nicht mehr die alten Klamotten trug, sondern ein rosa Schlafanzug.
 

"Du bist hier bei Seto Kaiba zu Hause." antwortete das Mädchen immer noch lächelnd und ließ sich ebenfalls auf das Bett nieder.
 

Seto Kaiba? Überrascht hielt die Schwarzhaarige den Atem an. Das ist doch der 19-jährige und somit jüngste und erfolgreichste Spielerfinder ganz Japan. Stellte die Fragende fest, während das andere Mädchen fortsetzte.
 

"Du warst ganze drei Tage lang bewusstlos." sagte sie und riss somit die Stillere aus ihren Gedanken. "Master Kaiba hat gesagt, dass du zu ihm gehen sollst wenn du zu dir kommst ... " mit diesen Worten stand sie auf und marschierte wieder zum Fenster um sich die Vase zu holen. Während sie das tat sprach sie weiter.

"Aber er kommt eh erst am Abend zurück, also hast du noch einen ganzen Tag Zeit. Bis dahin kannst du dich ja noch auf das Gespräch vorbereiten."
 

Ihre Stimme klang laut und kindlich, auch gleichzeitig fröhlich und aufheiternd. Fast sogar geborgen.
 

"Ach ja, fast vergessen!" Sie stellte die Vase neben dem Bett auf einem Tisch und streckte der Schwarzhaarige die Hand entgegen.
 

"Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt." sagte sie und strahlte wieder. "Ich heiße Hana Hikade und bin 18 Jahre alt."
 

Überrascht sah die Verletzte hoch und errötete leicht.
 

"Oh, wie unhöflich von mir." sie nahm Hanas Hand entgegen und lächelte ebenfalls. "Mein Name ist Emyko Shizuno, freut mich Sie kennenzulernen."
 

"Ach, was redest du mich mit 'Sie' an." Sie zog ihre Hand zurück und ging erneut auf das Fenster zu. "Ich bin doch bloß nur ein Dienstmädchen hier. Sprich mich ruhig mit 'Du' an." Sie nahm sich die Lilie, die noch am Fensterbrett lag und kam zurück.
 

"Außerdem schätze ich, bist du doch auch nur 18 oder 19 Jahre alt oder?" fragte sie und lächelte wieder.
 

Emyko nickte leicht.
 

"Ja, ich bin 18."
 

"Na also." kam es nun von Hana und sie war bereits dabei die Lilie erneut in die Vase zu stecken. Jedoch gefiel ihr die Haltung der Blume irgendwie nicht, egal wie oft sie sie herausnahm und wieder hineinsteckte. Ein Moment verging bis sie aufgebend seufzte.
 

"Wieso geht das nicht?" heulte sie beleidigt und musterte die Blume.
 

Emyko lächelte schwach. "Darf ich?" fragte sie und bekam bereits die Lilie in die Hand gedrückt. Sie betrachtete die Vase mit den vielen anderen Blumen, die sich bereis darin befanden eine kurze Weile lang an. Dann streckte sie ihren Arm mit der Lilie aus und führte diese zur Vase. Schon hatte die Blume einen richtigen Platz gefunden.
 

Die Farben passten hervorragend zusammen und schien sich sogar miteinander zu verschmelzen.
 

Hana machte große Augen und staunte nicht schlecht.
 

"Booaa, wie machst du das?" frage sie und konnte ihre Augen immer noch nicht von der Blume losreißen.
 

"Das habe ich von meiner Mutter gelernt!" sagte Emyko lächelnd und sank ihren Kopf. "Aber sie ist schon tot." Hanas Blick wanderte blitzschnell zu ihr.
 

"Das ... tut mir Leid." sagte sie leise.
 

Eine unangenehme Stille übernahm plötzlich die Oberhang im Raum, bis Hana wieder das Wort ergriff.
 

"Deine Mutter war echt ein Genie." sagte sie und strahlte wieder. "Sie hatte es dir beigebracht und aus dir wurde ein Genie, bringst du es mir auch bei, damit ich genau so werde wie ihr?" fragte sie und sah Emyko hoffnungsvoll an.
 

Diese blinzelte verwundert bis ihr ebenfalls ein Lächeln über die Lippen huschte.
 

"Ja, klar."
 

"Freunde?" fragte die andere sofort wieder nach.
 

Diese Frage ließ Freudentränen in Emykos Augen aufsteigen, was Hana aber nicht bemerkte. Sie hatte noch nie Freunde gehabt. Und sie wurde zum ersten Mal seit so unendlich langer Zeit wieder nett behandelt. Zum ersten Mal seit ihre Mutter gestorben war ...
 

"Ja ..." sagte sie.
 

"Ja, Freunde!"
 

***
 

Eine zierliche Gestalt huschte über den riesigen Gang der Villa Kaibas. Der Gang war hellbeleuchtet und nirgends sah man eine Tür.
 

Ab und zu blieb Emyko stehen und betrachtete die kunstvollen Bilder, die auf beiden Seiten des Ganges hingen. Mittlerweile war es schon 22 Uhr Nachts und Hana hatte gesagt, dass Herr Kaiba eigentlich schon zurück sein müsste. Ja sie war auf den Weg zu Seto Kaibas Arbeitszimmer.
 

Den ganzen Tag hatte sie damit verbracht entweder Hana bei der Arbeit zu helfen, was diese natürlich nicht zuließ oder sich von ihr durch die Villa führen zu lassen. Sie sagte, dass man mindestens eine Woche bräuchte, bis man alle Ecken des Hauses kannte. Sie selbst hatte zumindest so lange gebraucht.
 

Aber die wichtigsten Stellen hatte sie Emyko bereis gezeigt, zum Beispiel wie man zu Kaibas Büro kam. Oft hatte sie sie auch gefragt wie es ihr ging. Die Verletzung am Bein tat zwar immer noch etwas weh aber das war schon längst nicht mehr so schlimm.
 

Erstaunlich wie schnell die Zeit verging, denn Emyko stand bereits vor Kaibas Arbeitzimmer. Die Tür die sie hineinführen sollte war riesig und reichte bis zur Decke. Sie war mindestens fünf mal so groß wie eine normale Tür und war ebenfalls mit kunstvollen Mustern verziert.
 

Langsam und zögernd hob sie ihre Hand um anzuklopfen. Sie hatte noch gar nicht nachgedacht was sie sagen sollte. Aber mit diesen Gedanken hatte sie bereits angeklopft.
 

Komischerweise passierte nichts.
 

Er war also doch noch nicht zurück. Die Tür war viel zu dick, als dass sie etwas hinter dieser hören konnte. Sie überlegte ob sie wieder gehen sollte, aber ein Versuch war es Wert. Vorsichtig drückte sie die Klinge nach unten. KLICK. Überrascht ließ sich die Tür öffnen.
 

Leise und etwas unsicher betrat sie den Raum. Das aller erste was sie erkennen konnte war ein riesiges Bildschirm. Von der Entfernung her konnte Emyko feststellen, dass dieses Zimmer das größte Zimmer war, das sie je gesehen hatte.
 

Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatte, konnte sie erst einen Schreibtisch, der eher die Größe eines Esstisches hatte am anderen Ende des Raumes vor dem Bildschirm erkennen. Auf diesem lagen gleichzeitig drei Computerbildschirme. Erst jetzt nahm sie den Geräusch der Tastatur wahr. Also war da doch jemand im Raum.
 

Zögernd trat sie noch einen Schritt ins Innere des Zimmers.
 

"Entschuldigen Sie die Störung ... " brachte sie leise zur Stande.
 

Ihr Gegenüber, der gerade in einem Lederstuhl saß und etwas am Pc bearbeitete zeigte keinerlei Andeutungen, als ob er sie bemerkt hätte.
 

"Sie müssen wohl Herr Kaiba sein." fuhr Emyko schüchtern fort.
 

Eines Kaibas Augen huschte zu ihr, während der andere immer noch auf den Computerbildschirm starrte.
 

Er konnte sie wegen der Dunkelheit im Raum nicht richtig erkennen, aber das lange Haar verriet ihm, dass sie wohl das Mädchen sein musste, dass er unglücklicherweise mit nach Hause nehmen musste.
 

"Setz dich." sagte er kühl und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.
 

Bei dieser Stimme und Tonlage zuckte Emyko leicht zusammen. Ihr wurde richtig kalt. Sie suchte sich eine sitzbare Stelle und schlich leise zu dieser. Dank des Lichts, welches der Bildschirm produzierte, konnte sie sein Gesicht erkennen.
 

Dunkelbraune Haare und ein paar blaue Augen, die auf den Monitor hafteten. Sie waren kühl aber schön.
 

"Ich-wollte mich bei Ihnen bedanken dafür, dass Sie mir geholfen haben." sagte sie nach einer Weile, da von Kaibas Seite nur der Geräusch der Tastatur ertönte.
 

"Wie geht es dir?" fragte er tonlos. Es klang aber eher so, als wäre das eine Pflicht dies zu fragen. Emyko sank ihren Blick auf den Boden und lächelte schwach.
 

"Mir geht es schon viel besser." gab sie ehrlich zu.
 

Daraufhin hörte sie, wie Kaiba auf eine Taste drückte, die sich wie eine Enter-Taste anhörte und eine Pause anlegte.
 

"Dann kannst du ja wieder nach Hause gehen." Das 'deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen' ließ er weg. Von Familien hielt er nicht viel. Danach war wieder der Geräusch der Tastatur zu hören.
 

Er bemerkte nicht, dass er Emyko mit diesen einfachen Worten einen heftigen Schlag verpasst hatte. Langsam fing sie an zu zittern, was Kaiba aber auch nicht wahrnahm.
 

Nach Hause? Aber sie hatte doch gar kein zu Hause mehr. Stimmte ja. Sie war doch diejenige, die von dem sogenannten 'zu Hause' abgehauen war. Sie hatte gar nichts, nicht einmal ihr Abschluss, mitdem sie eine Arbeit finden konnte. Und sie brauchte eine Arbeit!
 

"Ich ... ich kann nirgend wo hin." sagte sie schämend und spürte wieder, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen.
 

Das mechanische Tippen auf der Tastatur stoppte und endlich blickte Kaiba zu ihr hoch.
 

Abrupt stand Emyko auf und verbeugte sich vor ihm. Man hörte das Tropfen der Tränen auf dem Boden, obwohl dieser auch von Teppichen überzogen war.
 

"Bitte lassen Sie mich bei Ihnen arbeiten! Ich kann alles tun. Waschen, kochen, putzen. Alles. Bitte schicken Sie mich nur nicht weg!"
 

Kaibas Augenbraue zuckte heftig. Na, wirklich genial. Da hatte er sich wohl schon wieder ein lästiges Dienstmädchen geangelt.
 

"Tut mir wirklich Leid, aber ich brauche keine Putzfrau mehr." sagte er völlig gefühllos und arbeitete weiter.
 

Emyko richtete sich nicht auf, rührte sich nicht, stand einfach nur da und starrte auf den Boden. Das konnte nicht sein. Er war ihre letzte Hoffnung, wenn er sie auch wegschickt, dann würde sie das Ganze wirklich nicht überstehen.
 

Eine Weile verging bis Kaibas genervte Stimme wieder im Raum ertönte.
 

"Was ist, willst du hier Wurzel schlagen? Geh endlich!"
 

"Nicht bevor Sie mich aufnehmen." sagte Emyko festentschlossen und machte sich auf alles gefasst. Sie wusste, dass ihr Verhalten unerträglich war, aber sie hatte keine andere Wahl.
 

Auf Kaibas Gesicht erschien ein schadenfrohes Grinsen. "Und wenn ich das nicht tue?" fragte er und beugte sich etwas vor.
 

"Dann werde ich hier stehen und warten, bis Sie Ihre Meinung ändern." antwortete sie leise, immer noch in der selben Haltung.
 

Das wird lustig. "Na gut." Amüsiert kamen diese Worte über Kaibas Lippen und er konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.
 

Minuten vergingen. Stunden vergingen. Immer noch stand Emyko da, immer noch verbeugt. Bis auf das Klicken auf der Maus und das Tippen auf der Tastatur herrschte es im Raum Stille.
 

Langsam tat ihr der Rücken schon richtig weh. Schließlich war es nicht einfach so lange in einer Haltung da zu stehen. Die Verletzung am Bein schien die Last auch nicht mehr länger ertragen zu können, denn der Schmerz war bereits ungeheuerlich. Kaiba schien das Ganze natürlich nicht zu bemerken, denn er hatte sich schon längst in seine Arbeit vertieft.
 

Wieder vergingen Stunden, die Emyko aber wie Jahren vorkamen. Sie hatte ihre Augen geschlossen, damit diese sich zumindest ausruhen konnten ... und wartete. Wartet auf die Hoffnung.
 


 

Zufrieden lächelte Kaiba. Geschafft!

Mit einem Mausklick schloss er das Fenster und fuhr seinen Pc herunter. Das Licht auf seinem Schreibtisch ging automatisch an. Tief atmete er ein und seufzte erleichtert. Noch mal schnell gegangen.
 

Erschöpft blickte er in den leeren Raum. Nein, er war nicht leer. Sein Blick blieb an einer Person hängen. Emyko stand immer noch gebeugt ein paar Meter von seinem Schreibtisch entfernt weg und wartete.
 

Überrascht hob er eine Augenbraue. Die ist ja immer noch da. Fast hatte er sie schon vergessen. Nebenbei ließ er seinen Blick zu einer Uhr schweifen und stellte fest, dass es bereits 20 nach Eins war. Das hieß also, dass sie schon über drei Stunden so dargestanden ist.
 

Wieder formte sich seine Lippen zu einem Grinsen. Ganz schön zäh die Kleine. Er schloss seine Augen und lehnte sich in seinem Lederstuhl zurück. Mal sehen wie lange sie es noch durchhält. Heute würde er liebend gern auf das Bett verzichten.
 

***
 

Irgendetwas riss Kaiba aus seinem ruhigen und traumlosen Schlaf. Müde machte er seine Augen auf und stellte fest, dass es noch dunkel war.
 

Emyko, die immer noch gebeugt auf der selben Stelle stand war es nicht, die ihn aufgeweckt hatte. Er war von selbst aufgewacht. Sein Gewissen sagte ihm, dass er nicht viel zu weit gehen sollte. Wieder sah er auf die Uhr, die vor ihm auf dem Tisch stand und fuhr gleichzeitig schockiert hoch.
 

Wieso denn schockiert? Es war doch eh erst fünf Uhr morgens. Er würde nicht zu spät zur Arbeit kommen.
 

Für einen Moment lang wollte Kaiba seinen Augen nicht trauen. Wieder sah er zu dem Mädchen hoch. Seine Augen sagten ihm die Wahrheit. Sie stand tatsächlich IMMER noch da. Komischerweise entwich ihm diesmal nicht mehr so schnell ein Grinsen. Eine Weile verging, bis doch noch ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht auftauchte.
 

Mit einer schnellen Bewegung war er aufgestanden und ging mit langsamen Schritten auf Emyko zu. Diese sah überrascht hoch, als Kaiba an ihr vorbeiging.
 

"Du darfst das Zimmer behalten, worin du die letzten Tage verbracht hast." sagte er und schloss gleichzeitig die Tür hinter sich, wodurch das Licht im Raum von selbst ausging.
 

Obwohl es im Raum wieder völlige Finsternis herrschte, strahlte es in Emykos Welt. Überglücklich lächelte sie und ging auf die Knie.
 

"Ja, Master Kaiba!"

Bekanntschaft mit Mokuba

Hana hatte sich wahnsinnig gefreut, als sie erfuhr, dass Emyko auch bei Kaiba arbeiten würde. Sie selbst wohnte ebenfalls in der Villa, denn sonst hätte sie viel zu lange gebraucht um überhaupt rechtzeitig bei der Arbeit aufkreuzen zu können. Allerdings hieß das nicht, dass sie die ganze Zeit über hier blieb. Am Wochenenden, wo alle frei haben fuhr auch Hana nach Hause um ihre Eltern zu besuchen.
 

"Mach dir keine Sorgen!" hatte sie Emyko versichert. "Ich bin ja nur pro Woche für zwei Tage weg. Dann komme ich sicher ganz schnell wieder." wie immer hatte sie ein fröhliches Lächeln aufgesetzt. "Und nur weil du zwei Tage lang mit ihnen allein im Haus bist, heißt es noch lange nicht, dass Master Kaiba dich angreift." dabei grinste sie.
 

Was Hana mit 'ihnen' gemeint hatte wusste Emyko anfangs nicht, aber es war ja auch egal. Sie hatte nur ein beruhigendes Lächeln gezeigt und mit Hana zusammen das große Wohnzimmer in Ordnung gebracht.
 

***
 

Es war einer der schönsten Tagen im Frühling. Die Sonne stand hoch am Himmel, ließ die Blumen fröhlich lachen und wärmte die Erde. So warm fühlte sich auch Emyko. Ein Job, sie hatte endlich einen Job. Schon die ganze Zeit hatte sie ein strahlendes Lächeln aufgesetzt und begrüßte jeden, der ihr über den Weg lief höflich.
 

Nur einen halben Tag hatte sie gebraucht um sich all die Namen im Haus zu merken. Allein Köchen gab es schon fünf. 7 Dienstmädchen waren verantwortlich für die Sauberkeit in der Villa. Nein, mit ihr waren es wohl 8. Auch hatte Kaiba Butlers angestellt und zwar 5.
 

Kein Wunder, dass er gesagt hatte, dass er keine Angestellten mehr brauchte. Um ganz ehrlich zu sein waren es sogar viel zu viele.
 

Jedes der Dienstmädchen bekam einen Plan, was sie so alles am heutigen Tag zu erledigen hatten. Emyko musste sechs Zimmer aufräumen. Zwar hatte sie ein paar Probleme gehabt die Zimmer zu finden, aber alles andere war eigentlich gar nicht so anstrengend, denn die meisten Zimmer waren Gästezimmer und daher unbenutzt. Auch gab es Wohnzimmer und Waschräume aber selbst die waren sauber genug.
 

Immer wieder nicht zu glauben wie schnell die Zeit verging, denn es war bereits Nachmittag. Emyko hatte schon vier Zimmer hinter sich gebracht. Ihr frisch gewaschenes Haar hatte sie zusammengeflochten, damit es sie bei der Arbeit nicht viel zu sehr störte. Sie trug ein schwarzes Kleid, das ihr bis zur Knie reichte und um ihre Taille hatte sie eine weiße Schürze umgebunden. Das typische Aussehen eines Dienstmädchens.
 

Sie befand sich gerade im zweiten Stock, wo ihr Zimmer auch irgendwo sein musste. Nachdenklich zog sie das Stück Papierplan aus ihrer Kleidertasche und blickte hinein. Das nächste Zimmer, das sie aufräumen sollte befand sich also gleich um die Ecke.
 

Sie zog den Staubsauger leise hinter sich her und öffnete sachte die Tür. Anklopfen brachte nichts, denn bisher hatte sie immer angeklopft und nie eine Antwort bekommen.
 

Das allererstes, was sie erkennen konnte war ein Kinderbett. Überall auf der Wand hingen entweder Poster oder selbst gemalte Bilder.
 

Um noch mehr zu erkennen machte sie die Tür nun ganz auf. Jetzt erst war ihr aufgefallen, dass sich jemand darin befand. Ein schwarzhaariger Junge saß mit dem Rücken zu ihr gedreht am Schreibtisch und schrieb etwas. Überrascht blieb Emyko inne, sie hatte nicht gewusst, dass es im Haus noch ein Kind gab.
 

"Oh, entschuldigung. Störe ich?" fragte sie sofort.
 

"Nein nein. ist schon gut. Komm ruhig rein." die Stimme des Jungens klang kindlich und niedlich. Etwas nachdenklich, aber wahrscheinlich nur deswegen, weil er gerade lernte.
 

Leise trat Emyko ein und ging zum Kinderbett, um die Decken sorgfältig zusammenzufalten. In diesem Zimmer gab es ebenfalls zwei riesige Fenster und eine Balkontür, die nach draußen führte. Nachdem sie das Bett in Ordnung gebracht hatte, wanderte sie fast unbemerklich zum Fenster.
 

"Darf ich?" fragte sie leise und sah auf den Jungen herab, der gerade bei einem Mathe-Beispiel stecken geblieben zu sein schien.
 

"Mhm- ... " kam nur von diesem kaum hörbar. Emyko musste lächeln, der Kleine war ja süß.
 

Vorsichtig öffnete sie das Fenster und frischer Wind wehte ihr entgegen. Der Himmel war wolkenklar und immer noch strahlte die Sonne. Von da konnte man den ganzen Garten überblicken. Tief atmete Emyko ein und lächelte zufrieden.
 

Hinter ihr ertönte plötzlich ein aufgebendes Seufzen. Fragend drehte sie sich um und sah, wie der Junge mit verschränkten Händen auf dem Hinterkopf nun in seinem Sessel zurückgefallen war.
 

"Wenn das so weitergeht, platzt noch mein Kopf." heulte er und schloss seine Augen. Emyko konnte ein erneutes Lächeln nicht zurückhalten. Sie schweifte ihren Blick auf dessen Matheheft und sah sich das Beispiel an.
 

"Aber das ist doch gar nicht so schwer."
 

Abrupt hatte der schwarzhaarige Junge seine Augen aufgerissen und war beinahe von seinem Sitz aufgesprungen.
 

"Echt? Verstehst du das? Kannst du mir helfen???" fragte er und sah sie hoffnungsvoll an. Diese lächelte zustimmend.
 

"Ja, aber sicher doch." Sie stellte sich neben dem Jungen und beugte sich etwas vor. Zwar tat ihr der Rücken immer noch weh, aber das war jetzt egal. Der Kleine hatte sich mit beiden Händen auf den Tisch gestützt und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf das Beispiel.
 

"Um das Volumen des Dreiecks zu bekommen ... " fing sie an und fuhr mit ihrer Hand zum Heft. "müsstest du eigentlich nur 'a' mal 'b' und dann durch zwei dividieren." Der Junge kratzte sich am Kopf und schien immer noch nicht zu verstehen.
 

"Wieso durch zwei?" unverständlich musterte er das Beispiel. Daraufhin nahm Emyko ein Bleistift und fuhr mit diesem zu einem Schmierblatt, das ebenfalls auf dem Tisch lag. Sie zeichnete ein Quadrat hin und beschriftete dieses.
 

"Stell dir vor das ist ein Stück Kuchen." sagte sie und sah den Jungen von seitlich an. Dieser nickte stumm. "Wie rechnest du das Volumen aus?"
 

Er brauchte nicht lange um auf die richtige Lösung zu kommen. "Ganz einfach. 'a' mal 'b'!"
 

"Richtig." lobte sie. "Und jetzt wollen wir das Stück Kuchen teilen, wie rechnest du das?" mit diesen Worten machte sie einen Querstrich durch das Quadrat.
 

"Durch zwei?" fragte der Junge.
 

Emyko antwortete mit einem Nicken. "Genau so rechnest du auch das Volumen aus."
 

In dem Jungen ging plötzlich ein Licht auf. "Ach, SO geht das!!!" jubelte er und strahlte. "Das Volumen eines rechtwinkeligen Dreiecks ist die hälfte eines Quadrats, also muss man sie nur durch zwei teilen!"
 

Zufrieden über die richtige Antwort richtete sich Emyko auf. "Sehr richtig, na also, jetzt verstehst du es." sagte sie und schenkte dem Jungen ein warmes Lächeln.
 

Die Wangen ihres Gegenübers färbte sich leicht rot. "Ja, aber das habe ich auch nur dir zu verdanken. Mein Lehrer hat das nämlich nicht einmal erwähnt." Dabei machte er eine Grimasse und Emyko musste lachen. Plötzlich blieb er inne und sah sie fragend an.
 

"Mir fällt auf ... dich habe ich ja zuvor noch nie gesehen. Bist du neu hier?" mit diesen Worten war er ebenfalls aufgestanden.
 

"Ja ..." entgegnete Emyko glücklich. "Ich fange erst heute an hier zu arbeiten. Mein Name ist übrigens Emyko Shizuno."
 

Der schwarzhaariger Junge strahlte ebenfalls. "Freut mich! Ich heiße Mokuba und bin Setos kleiner Bruder." Die letzten drei Wörter ließen Emyko beinahe zusammenkippen.
 

Seto Kaiba, bei dem sie sogar weiche Knie bekam, wenn er sie nur mit seine eiskalten Augen ansah hat so einen süßen, lieben und warmherzigen Bruder? Was es alles nicht auf dieser Welt gab.
 

"Emyko? Ist was?" Die Stimme Mokubas riss sie aus ihren Gedanken.
 

"Erm.. nein nein, es ist nichts." entgegnete sie sofort verlegen.
 

"Wenn es dich nicht stört, kannst du mir noch bei anderen Sachen helfen?" fragte er ganz lieb und hatte bereits zwei Hundeaugen aufgesetzt. Emyko hätte ihn am liebsten in den Armen genommen. Da konnte man einfach nicht 'nein' sagen. So süß wie er darstand.
 

"Natürlich stört es mich nicht." gab sie als Antwort.

Seto Kaiba war schon längst vergessen.
 

***
 

Seit vier Tagen arbeitete Emyko schon bei Kaiba und auch hatte sie ihn seit vier Tagen nicht mehr gesehen. Vielleicht war es auch besser so, denn sie hätte nicht gewusst, wie sie sich verhalten sollte, wenn er nun wirklich vor ihr stünde.
 

Aber was unvermeidlich war, war nun einmal unvermeidlich.
 

Es war an einem Donnerstag Nachmittag. Emyko war gerade mit allen Zimmern fertig geworden, als die große Glockenuhr im Saal vier Uhr schlug.
 

Nun beschäftigte sie sich damit, einen Haufen schmutzige Kleidungen, die ihr über dem Kopf stiegen die Treppe hinunter in dem Waschraum zu tragen. Das meiste davon waren Kaibas kostbare Mänteln, aber zumindest war auch zu erkenne, dass er normale Kleidungen ebenfalls trug.
 

Emyko hatte nicht erwartet, dass die Mänteln so schwer waren. Wie es schien, wäre es wohl doch klüger gewesen, wenn sie die eine Hälfte oben gelassen und sie später geholt hätte. Aber nun war es zu spät.
 

Gerade als sie dabei war, die letzten Stufen hinter sich zu bringen. Stieg sie auf einen Kaibas Mänteln, der ihr hinunterhing und sie unglücklicherweise erst jetzt bemerkte. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass sie das Gleichgewicht verlor. Sie wollte sich noch irgendwo festhalten, aber die vielen Klamotten hinderten sie wohl oder übel daran. Fest presste sie ihre Augenlider zusammen und hoffte auf einen nicht viel zu schmerzhaften Sturz.
 

Die Mänteln und Kleidungen fielen fast geräuschlos zu Boden und von etwas Lauterem war nicht zu hören.
 

Verwirrt öffnete Emyko ihre Augen und stellte fest, dass sie von jemandem aufgefangen wurde. Sie spürte deutlich dessen warmen Körper und nahm auch wahr, dass ihr Gegenüber viel größer war als sie selbst.
 

Ein starker Griff hatte sich um ihre Taille geschlungen und sie zu sich hoch gezogen, so dass sie nicht hinfallen konnte. Denn Emyko selbst stand nicht auf den Beinen, sondern hing mit den Füßen mitten zwischen Stufe und Boden. Erleichtert atmete sie aus. Es musste wohl einer der Butlers gewesen sein, der sie vor diesem Sturz gerettet hatte.
 

Dadurch, dass fast ihr ganzer Oberkörper an ihren Gegenüber gepresst wurde, konnte sie leise Herzschläge wahrnehmen, die von dem Anderen stammten. Sie waren regelmäßig und langsam ... viel zu langsam.
 

Erst nachdem ihre Füße den Boden gefunden hatte, rührte sie sich wieder. Sie spürte wie der 'Butler' seinen Griff von ihrer Taille löste.
 

"Vielen vielen Dank, dass Du mir geholfen hast ..." sagte sie und lächelte verlegen, dabei starrte sie immer noch auf einen Kaibas Mänteln. Nein, das war unhöflich, sie sollte lieber aufblicken. "sonst wäre ich sicher ..." Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als ihr Blick auf zwei eiskalten Augen traf.
 

Kaiba, der normalerweise wahrscheinlich eine Augenbraue gehoben und das Dienstmädchen vor ihm erniedrigend und herablassend angesehen hätte sah Emyko aber mit einem sehr selten vorkommenden überraschenden Gesichtsausdruck an.
 

Jawohl, er hatte sie wiedererkannt. Aber dieser Gesichtsausdruck verschwand auch so schnell wie er gekommen war, denn die Kälte in seinen Augen waren wieder zurückgekehrt.
 

Ein Schaudern überlief Emykos Rücken. Ihre rechte Hand, die vorher nach einer Stütze gesucht hatte klammerte immer noch an seinem Oberarm fest, während ihre linke Hand einen Platz auf seine Schulter gefunden hatte. Blitzschnell zog sie alle beide Hände zurück.
 

"M-master Kaiba ..." stotterte sie mit hochrotem Kopf und wich einen halben Meter auf die Treppe zurück. "Es ... es tut mir aufrichtig Leid ... bitte verzeihen Sie ... " doch bevor Emyko ihren Satz beenden konnte, ging Kaiba ohne ein einziges Wort zu sagen einfach an ihr vorbei Richtung dritter Stock, also in seinem Arbeitsraum. Dabei bemerkte er nicht, dass er etwas verloren hatte.
 

Immer noch mit einem Kopf wie eine Tomate stand Emyko wie angewurzelt da und starrte auf die Mänteln. Keiner war bisher an ihr vorbeigekommen oder war überhaupt in der Nähe. Ein Glück für sie, wenn sie jemand gesehen hätte .... naja, Kaiba wäre das wahrscheinlich egal, aber ihr?!
 

Alles ging so schnell. Was hatte sie gemacht? Was hatte Master Kaiba gemacht? Sie schüttelte heftig ihren Kopf um sich wieder einigermaßen zu beruhigen.
 

Es war ein kleiner Unfall, sonst nichts! Nur ein Unfall! Mit diesem Gedanken kassierte sie die Klamotten zu einem Haufen zusammen und hob diese auf. Komisch, sie waren gar nicht mehr so schwer.
 

Mit schnellen Schritten erreichte sie den Waschraum und warf die Tür knallend hinter sich zu. Sie lehnte sich gegen diese und atmete zuerst mal tief ein. Dabei nahm sie den Geruch Kaibas von den Mänteln wahr, den sie noch eben vor ein paar Minuten von ihm wahrnehmen konnte.
 

Sie spürte wie sie anfing zu zittern, als sie an seine Augen dachte. Ihr war kalt, so unglaublich kalt.
 

Neben der Waschmaschine angekommen, ließ sie die Kleidungen am Boden nieder und stopfte eines nach dem anderen hinein. Dabei vergaß sie völlig, dass man die Mänteln doch gar nicht in so eine Maschine waschen durfte.

Mit ihren Gedanken war sie damit beschäftigt, wie sie ihm die nächsten Tage am Besten aus dem Weg gehen sollte. Kurz bevor sie alles hineingestopft hatte sprang ihr plötzlich etwas Glitzerndes in die Augen.
 

Neugierig hob sie den Gegenstand auf, der zwischen den Mänteln am Boden lag und stellte schockiert fest, dass es ein Mini-Disk war. Auf der Hülle stand 'Kaibaland'.
 

Master Kaiba musste es wohl verloren haben, als er sie aufgefangen hatte. Etwas verkrampft schluckte sie ein Kloß im Hals hinunter. Es war ihre Schuld ... So viel zum Thema ihm aus dem Weg gehen.
 

Zögernd stand sie auf und trödelte zur Tür. Sie betete zum Gott, dass Seto Kaiba einigermaßen ruhig blieb und sich nicht viel zu sehr darüber aufregte.
 

***
 

Ein wie vom Erdbeben verursachter lauter Knall dröhnte hinter der Tür seines Arbeitszimmers heraus und befahl Emyko somit stehen zu bleiben.
 

Erschrocken starrte sie auf die riesige Tür und fragte sich was das eben gerade war. Sie war nur noch sieben Schritte von dieser entfernt. Ein erneut lautes Klirren ließ sie zusammenzucken. Etwas hinter der Tür schien zur Bruch gegangen zu sein.
 

Emyko überlegte gerade ob sie doch lieber return sollte, als die Tür mit solch einer Wucht aufgerissen wurde, sodass ihr Gehirn sich für kurze Zeit nur noch als Pudding meldete.
 

Wie erstarrt sah sie in das bitter wütende Gesicht Kaibas und spürte gleichzeitig, wie die Erde unter ihr zu beben anfing. Sie warnte sie, dass gleicht ein Vulkan ausbrechen würde und dass Emyko sich lieber so schnell wie möglich aus dem Staub machen sollte. Gott hatte ihr Gebet also nicht erhört.
 

Wie aus Selbstreaktion trat Emyko ein Schritt zurück und wich zur Seite, damit sie ihm ja nicht im Wege stand. Kaiba allerdings schien sie gar nicht wahrzunehmen, denn mit wütenden und schnellen Schritten wollte er an ihr vorbeistampften.
 

"Erm ... Master Kaiba ..." eine leise Stimme hatte sein Ohr erreicht, als er dabei war an ihr vorbeizugehen. Unwillig hielt er neben der Schwarzhaarigen an.
 

"Was ist?" fragte er sauer und aus zusammengepressten Zähnen. Dabei sah er Emyko mit solch einer Kälte und Verachtung an, dass es ihr fürchterlich schmerzte.
 

"Ich ... erm ... ich habe ... nein, ich meine ... Sie haben ..." Verärgert biss Emyko sich auf die Unterlippe. Sie war nicht einmal im Stande einen verständlichen Satz hervor zu bringen. Wieso fürchtete sie sich bloß so?

Obwohl ihre Augen unentwegs auf den Boden starrten, konnte sie seinen hasserfüllten Blick spüren.
 

"H-ö-r auf zu stottern! Sag endlich, WAS IST???" schrie Kaiba sie nun an.
 

Erneut zuckte Emyko zusammen und traute sich nicht mehr mal zu atmen.
 

"Es ... es-es ist nichts." Mist, jetzt hatte sie das Ganze nur noch schlimmer gemacht.
 

Fest presste sie ihre Augen zusammen und wartete, bis ihr Boss sie erneut ankeifte und fragte, was sie DANN hier zu suchen hatte. Überraschenderweise passierte nichts dergleichen. Kaiba knurrte nur genervt und hatte ihr bereits den Rücken zugekehrt, anscheinend hatte er es eilig.
 

Als Dieser nicht mehr zu sehen war gaben Emykos Beine nach und sie sackte zusammen, ihre Beine konnten sie einfach nicht mehr tragen. Zitternd saß sie da und japste nach Luft. Das war ja schrecklich, ein Horror!
 

In der Hand hielt sie immer noch das Mini-Disk. Wahrscheinlich hatte er sich nur deswegen so sehr aufgeregt, weil er das nicht mehr finden konnte ... zum zweiten Mal an diesem Tag lief ihr ein Schaudern über den Rücken. Wenn er erführe, dass sie es die ganze Zeit über hatte, würde er sie doch glatt massakrieren.
 

Verzweifelt atmete sie aus und rappelte sich hoch. Sie war ja so eine Taugenichts, wieso hatte sie es ihm nicht einfach überreicht und gelächelt? Traurig seufzte sie, zu solchen Menschen gehörte sie nun mal nicht. Sie war viel zu feige.
 

Als sie wackelig auf den Beinen endlich zum Stehen kam bemerkte sie, dass die Bürotür immer noch weit offen stand. Sie ging zu dieser um sie zu schließen, dabei huschte ihr Blick kurz ins Innere des Zimmers. Ein katastrophales Bild bot sich ihren Augen an.
 

Neben der Couch stand ein verkehrter Tisch, ein Monitor wurde rücksichtslos auf den Boden geschmissen, ebenfalls befand sich dort eine ehemalig aus teurem Porzellan bestehenden Vase, allerdings zerbrochen. Auf dem riesigen Schreibtisch waren Blätter zerstreut, nein, das waren wohl wichtige Dokumenten, auf jeden Fall lagen sie wild herum und viele von ihnen waren sogar auch auf den Boden.
 

Emyko schluckte. War das Moni-Disk wirklich sooo wichtig für ihn? Als sie ihn zum ersten mal sah, hätte sie sich nie im Leben vorstellen können, dass er jemals so ausrasten könnte.
 

Mit vorsichtigen Schritten betrat sie den Raum und öffnete alle Fenster. Es waren insgesamt vier. Sie drehte sich um, betrachtete das Chaos und atmete tief ein. Tja, für sie blieb wohl noch ein Zimmer übrig, das zusammengeräumt werden musste.
 

***
 

Zornig ging Kaiba die Stiegen zum dritten Stock hinauf. Nichts, nirgends. Nicht im Kc, nicht bei Lyleth (seine Sekretärin), nicht im Wagen und zu Hause war es auch nicht. Verdammt, wo war der blöde Disk??? Dabei hatte er Mokuba doch versprochen Kaibaland noch vor seinem Geburtstag fertig zu bauen. Und ohne die wichtigen Konstruktionen und Bauplänen in dem Mini-Disk würde das nicht gehen. Alles nochmal anzufangen kostete viel zu viel Zeit, das würde sich nie im Leben ausgehen.
 

Er konnte gar nicht schildern wie wütend er war. All die Arbeit um sonst. Das war ja noch gar nicht so schlimm, aber Mokuba! Als großer Bruder konnte er das Versprechen gegenüber seinem kleinen Bruder doch unmöglich brechen.
 

Wütend schleuderte er die Tür zu seinem Büro auf und erstarrte bei seinem Anblick.
 

Das Zimmer war blitzblank sauber aufgeräumt. Die Tische standen wieder richtig, der Monitor wurde ausgewechselt so auch die Vase, darin befanden sich nun Lilien, die das Zimmer mit einem süßen Duft versorgte. Nicht nur das, selbst die Dokumente, die eigentlich niemand anders verstehen konnte außer er lagen ebenfalls zusammengeordnet und sauber an dem richtigen Platz.
 

Misstrauisch stand er immer noch bei der Tür und betrachtete das Ganze, ganz besonders den Stoß Dokument. Wer konnte das wohl gewesen sein.
 

Gut, dass das Zimmer wirklich besser aussah als vorher konnte er nicht verleugnen, aber die Dokumente stimmten ganz bestimmt nicht, sicherlich würde er sich nicht mehr darin auskennen. Außer Lyleth legte er sonst niemandem geschäftliche Sachen in die Hände.
 

Hastig eilte er zu seinem Schreibtisch um seine Vermutung zu bestätigen. Er lag falsch. Nicht nur, dass er sich super darin auskannte, nein, sie waren sogar noch besser zusammengeordnet als vorher.
 

"Nicht schlecht." murmelte er und gleichzeitig erblickte er das Mini-Disk auf seinem Tisch. Naja, was sollte er wohl sagen, die ganze schlechte Laune war wie weggeblasen. Da war es ja, das Versprechen für Mokuba. Neben dem Disk entdeckte er außerdem noch einen kleinen Papierstreifen, sauber wurde dieser beschriftet.
 

'Es tut mir fürchterlich Leid, Master Kaiba, dass ich Ihen das Mini-Disk nicht schon vorher gegeben habe. Ich begebe mich als schuldig und bitte Sie um Verzeihung.'
 

Sie hatte nicht hingeschrieben wer sie war oder wie sie hieß. Aber das wusste Kaiba auch so, schließlich war er nicht blöd.
 

Mit einem Handgriff hatte er bereits den Hörer erreicht und wählte die Nummer des Hauptbutlers.
 

"Ja, Sie wünschen, Master Kaiba?" drang eine alte Stimme aus dem Hörer.
 

"Ich möchte die Neue sprechen." sagte er ruhig und ganz kühl wie immer.
 

"Jawohl Master Kaiba. Erm ... welche Neue?"
 

Ein Glück, dass der Butler nicht nach ihrem Namen gefragt hatte, denn sonst hätte Kaiba ganz schön blöd geguckt.
 

"Na wer wohl? Es gibt nur eine Neue!" warf er vor und schlug den Hörer auf, bevor der Butler noch etwas Dummes fragen konnte, die nicht beantwortbar waren.

"Tässchen Tee?"

Mit langsamen und schweren Schritten ging Emyko die Stiegen hinauf. Tja, wie es aussah, hatte der Butler wohl doch noch 'die Neue' gefunden. Na ja, es war ja auch schon recht spät und die meisten Dienstmädchen und Butlers waren alle schon längst nach Hause gegangen, also war es auch nicht schwer gewesen, die Richtige zu finden.
 

Die Uhr im Saal zeigte 8 Uhr, sie tickte in regelmäßigen Rhythmus und tickte kaum hörbar. Aber Emyko konnte sie deutlich hören, für sie tickte die Uhr sogar fast noch lauter als ein Metronom.
 

Im Gedanken bereitete sie sich schon auf das Schlimmste vor. Was Master Kaiba wohl von ihr wollte. Blöde Frage ... Emyko würde alles verkraften, alles aushalten, nur nicht wenn er sie feuerte. Tief seufzte sie und tippelte ängstlich weiter.
 

Am liebsten wäre sie umgekehrt, denn ihr war ganz mulmig im Magen.
 

Sie hatte nun keines der Dienstmädchenkleider mehr an, sondern ein einfaches blaues Kleid, das nicht kürzer war als nötig. Das hatte sie sich vor kurzem gekauft, denn bisher hatte sie ihr Gehalt immer täglich bekommen, da es ihr ja an Geld fehlte. Ihre Haare hatte sie nun ebenfalls offen gelassen.
 

Im Gang herrschte Dunkelheit. Nur die Bilder wurden schwach beleuchtet. Obwohl sie die Gemälde bereits kannte, blieb sie dennoch immer wieder stehen um sich diese ein zweites mal anzusehen. Das war doch alles reine Zeitverschwendung, sie würde sowieso zu ihm gehen müssen. Traurig schloss sie ihre Augen und seufzte.
 


 

Leise klopfte sie gegen die Tür, wie immer bekam sie keine Antwort. Emyko wartete kurz bis sie die Klinge sacht nach unten drückte. Zu ihrer Überraschung war der Raum diesmal hell beleuchtet. Sie brauchte kurz Zeit um sich an das Licht gewöhnen zu können.
 

Vorsichtig trat Emyko ein und schloss die Tür leise hinter sich. Damit blieb sie stehen und wagte keinen Schritt mehr weiter ins Innere des Zimmers zu gehen. Denn sie entdeckte bereits zwei eiskalt Augen, die sie musterte und zur Kenntnis genommen hatte.
 

Kaiba saß an seinem Schreibtisch, zwei Ellbogen auf Diesen gestützt, die Finger verkreuzt vor seinem Gesicht und verdeckte somit seinen Mund. Ausnahmsweise arbeitete er nicht.
 

Automatisch wanderte Emykos Blick wieder wie von selbst auf den Boden.
 

"Sie wollten mich sprechen, Master Kaiba?" fragte sie schüchtern und scheu.
 

Kaiba antwortete nicht sofort, sondern ließ sich Zeit.
 

"Ich nehme an dir ist es bewusst, wieso ich dich herbestellt habe." Eine hochmütige, kühle und ruhige Stimme erfüllte den Raum.
 

Emyko sah immer noch auf den roten Teppichboden und traute sich nicht aufzublicken.
 

"Ja." gab sie nur leise von sich.
 

Da sie bemerkte, dass Kaiba anscheinend nicht vor hatte das Wort zu ergreifen fuhr sie fort.
 

"Ich hätte Ihnen das Mini-Disk schon viel früher geben sollen, dann müssten Sie nicht mehr unnötig danach suchen." Ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie sich zu einem Flüstern umwandelte.
 

"Also ist dir auch bewusst, dass du einen Teil meiner kostbaren Zeit verschwendet hast." kam es nun wieder deutlich bissig von Kaiba.
 

Unwillkürlich zuckte Emyko zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Er war wütend, er war wütend auf sie.
 

Nervös spielte sie mit ihren Finger und hatte Probleme ruhig stehen zu bleiben.
 

"Es tut mir fürchterlich Leid, bitte verzeihen Sie." entschuldigte Diese sich erneut. Ihr war die Tränen nahe, das durfte einfach nicht passieren.
 

"Ich will, dass so etwas nicht wieder vorkommt."
 

Ungläubig sah Emyko auf und traf seinen Blick. Sie zeigten keine Wärme und waren finster aber etwas darin sagte ihr, dass sie aufatmen konnte. Er würde sie nicht feuern.
 

"Jawohl." entgegnete sie, verbeugte sich leicht und lächelte erleichtert, was Kaiba aber nicht sah.
 

"Und noch was ..." Blitzschnell hob Emyko erneut ihren Kopf und sah ihn wieder ängstlich an.
 

Der Braunhaarige nahm den Stoß Dokumente zur Hand und blätterte darin.
 

"Fasse meine geschäftliche Sachen in Zukunft nicht wieder an ... du machst alles nur noch komplizierter." Das war eine Lüge, sie hatte es einfach super hingekriegt, selbst wenn Kaiba wollte, konnte er keine Fehler entdecken.
 

"Geh." befahl er daraufhin, ehe er sie tatsächlich lobte.
 

"Jawohl." damit drehte sie sich um und machte die Tür auf. Auf ihrer Stirn befanden sich bereits Schweißperlen. Ein Glück, dass es vorbei war.
 

"Warte." Dieses Wort ließ sie erneut erstarren, hatte sie gerade an Glück gedacht? Langsam drehte sie sich um und starrte irgendwo in dem Zimmer.
 

"Ja-Master Kaiba?"
 

"Name." es klang nicht wie eine Frage, aber es war eine.
 

Überrascht sah Emyko wieder hoch. Sie glaubte sich verhört zu haben. Erst als Kaiba eine Augenbraue hob und sie ungeduldig ansah, wurde ihr klar, dass sie doch die Gefragte war.
 

"Shizuno ..." sagte sie und starrte leicht gerötet wieder auf den Boden. "Emyko Shizuno."
 

Eine Weile verging bis sie wieder schüchtern aufsah. Noch gerade konnte sie mitbekommen, wie Kaiba eine Bewegung machte, welches sie nun entgültig zum Gehen aufforderte.
 

***
 

"Bist du dir sicher, dass du nicht mitkommen willst? Ich würde dich nämlich gerne meinen Eltern vorstellen." sagte Hana zum x-ten Mal und sah Emyko flehend an.
 

Emyko schüttelte nur schuldig den Kopf.
 

"Nein, ich würde ja gerne, aber ich habe Mokuba versprochen mit ihm etwas am Wochenende zu unternehmen. Vielleicht ein anderes Mal." dabei lächelte sie.
 

Ein leichter Seufzer war zu hören und Hana torkelte auf sie zu. Sie sah Emyko verärgert in die Augen bis sie diese aufgebend verdrehte.
 

"Ach egal, Versprechen muss man eben halten." nun war wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen. "Soll ich dir zumindest etwas mitbringen? Meine Mutter bäckt nämlich die besten Plätzchen." Sie grinste stolz und zwinkerte ihre Freundin zu.
 

Diese schupste die Lilahaarige zu ihrem Fahrrad. "Bring mir bloß nichts mit, sonst habe ich noch Schuldgefühle, weil ich mich nicht höchstpersönlich bei deiner Mutter bedanken kann." mit diesen Worten hatten sie das Fahrrad erreicht. "Und jetzt beeil dich, deine Eltern warten bestimmt schon."
 

"So wie ich es sehe willst du mich wohl so schnell wie möglich loswerden was?" fragte Hana und sah Emyko misstrauisch an. "Du hast doch nicht etwa vor, während ich weg bin, dich an Master Kaiba ranzumachen." dabei grinste sie frech.
 

Abrupt lief Emyko rot an. Was sollte denn das jetzt? Ehe sie etwas dazu sagen konnte, schwank ihre beste Freundin bereits auf ihr Fahrrad und fuhr los, dabei rief sie Emyko noch zu.
 

"Freu dich nicht zu früh, ich komme schneller zurück als du es dir vorstellen kannst." mit diesen Worten verschwand sie um die Ecke.
 

Eine Weile lang stand Emyko einfach nur da und starrte immer noch auf die Stelle, wo Hana verschwunden war. Wie kam sie denn darauf? An so etwas würde sie doch nicht mal im Traum denken.
 

Hana hatte ihr alles über sich erzählt. Sie kam vor zwei Jahren hierher und arbeitete seitdem auch hier. Ihr gefiel der Job, denn sie war stolz darauf für Kaiba arbeiten zu dürfen. Sie bewunderte ihn sehr, deswegen, weil er mit jungen Jahren schon so erfolgreich war.
 

Ja, er war erfolgreich, im Gegensatz zu Emyko. Sie hatte doch nicht einmal einen Beweis für ihren Abschluss ...
 

Sie warf einen Blick auf die Sonnenuhr vor der Wasserfontäne. Es war 12 Uhr. Um ehrlich zu sein, hatte sie keine Ahnung was sie jetzt machen sollte. Mokuba war noch in der Schule und sie hatte heute frei. In ihrem Zimmer wollte sie nicht gehen, denn es wäre viel zu langweilig. Hätte sie bloß ein Buch, dann könnte sie sich irgendwo im Hintergarten setzten und einfach nur lesen.
 

Langsam machte sie sich auf den Weg zurück in die Villa. Drinnen herrschte Totenstille. Kein Wunder, denn sie war die Einzige im Haus, nein, die einzige Angestellte im Haus. Master Kaiba musste ebenfalls noch im Haus sein, denn sie hatte ihn heute Früh in dem dritten Stock verschwinden sehen. Wahrscheinlich arbeitete er wieder.
 

Langsam ging sie in die Küche. Gut, dass sie sich darüber erkundigt hatte wo sich was aufhielt. Denn sonst würde sie sich da unmöglich auskennen, so groß wie sie war. Sie machte eine Schranktür auf. Darin befanden sich Kaffees verschiedene Sorten. Enttäuscht stellte Emyko ihren Kopf schief, gab es hier denn keinen Tee?
 

Sie schloss diese Schranktür und ging zur Nächsten. Zufrieden lächelte sie, als sie den gesuchten Gegenstand fand. Sie kochte Wasser, während sie ein paar Blätter aus der Teedose in einer Tasse tat. Dazu gab sie noch etwas Zucker hinein. Bitterer Tee schmecken nicht gut.
 


 

Mit der dampfenden Tasse ging sie vorsichtig den Gang entlang. Als sie an Kaibas Arbeitszimmer ankam klopfte sie trotzdem leicht, obwohl sie wusste, dass sie wieder keine Antwort bekommen würde. Leise öffnete sie die Tür, wie erwartet saß er an seinem Schreibtisch aber telefonierte.
 

"...gut, abgemacht. Am Montag um 18 Uhr bei mir zu Hause." damit legte er den Hörer auf. Sein Blick wanderte wieder zum Monitor und man könnte sagen, dass er Emykos Eintritt gar nicht wahrgenommen hatte.
 

Die Schwarzhaarige ging so leise wie möglich zu Kaibas Schreibtisch und wollte die Tasse abstellen, bemerkte aber, dass der Tisch viel zu breit war, so dass er die Tasse überhaupt nicht erreichen konnte. So stellte sie fest, dass sie wohl um den Tisch herumgehen musste.
 

Daran hatte sie nicht gedacht, sie wollte sich nämlich so gut wie möglich von ihm fernhalten. Die Frage war dann nur, wieso sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte ihm eine Tasse Tee zu kochen. Manchmal verstand sie sie selbst nicht.
 

So unauffällig wie möglich ging sie um den Tisch herum und stellte die Tasse vorsichtig neben ihm ab. Kaiba zeigte immer noch kein Zeichen von sich, als ob er sie bemerkt hätte. Alles was von ihm kam war wieder mal nur das Tippen auf der Tastatur.
 

Emyko machte sich nicht unnötig lächerlich, indem sie noch länger neben ihm stand. Sie wollte sich gerade umdrehen und verschwinden, als sie eine Stimme neben ihr zusammenzucken ließ. Wie schaffte er es bloß immer wieder sie so zu erschrecken?
 

"Ich trinke keinen Tee."
 

Verlegen runzelte Emyko ihre Stirn und versuchte zu lächeln.
 

"Aber ... ich dachte, Sie könnten etwas Erfrischendes gebrauchen. Tee enthält weniger Koffein und hält Sie trotzdem nüchtern. Hat auch viel Vitamine wie zum Beispiel A, B1, B2, B12 und C, man sagt auch <Grüner Tee schmeckt, stärkt die Seele, Geist und die Nerven und er hilft die Gesundheit zu erhalten>." Schön, dass sie sich mit Tee auskannte, aber ...
 

"Ich sagte doch, ich trinke keinen Tee." Da war sie wieder, diese Bissigkeit in seiner Stimme. Emyko schluckte, für sie war er fast wie ein Raubtier, welches in jeder weiteren Sekunde auf sie losstürzen konnte. Sie hatte es doch nur gut gemeint.
 

"Wollen Sie dann eine Tasse Kaffee?" fragte sie daraufhin leise. Gerade als sie die Tasse nehmen wollte und immer noch keine Antwort von Kaiba bekommen hatte, wurde die Tür plötzlich aufgerissen.
 

"Setoooooo!!!!!!!" ein strahlender Mokuba kam zum Vorschein. Sowohl Kaiba als auch Emyko erschrak bei dieser Aktion und sahen hoch.
 

Mokubas Blicks schleifte durch den Raum und entdeckte schließlich auch Emyko.
 

"Emykoooooooooo!!!" wenn es möglich war, so wurde sein Lächeln sogar noch fröhlicher. Es schien, als habe er Kaiba völlig vergessen, denn er rannte auf Emyko zu und umarmte sie voller Freude. Wenn Emyko nicht schnell reagiert hätte, wäre sie glatt gestürzt und direk auf Kaiba gefallen.
 

"Mokuba ..." brachte sie nur etwas überrascht hervor." Sei nicht so stürmisch." Dabei strahlte sie ebenfalls fröhlich und schien Kaiba auch schon vergessen zu haben.
 

Dieser saß an seinem Platz und kam sich ausgeschlossen vor. Mit einem gehobenen Augenbraue beobachtete er das Geschehen vor ihm. Es war klar, dass Mokuba die Neue kennen würde aber es war nicht klar, dass sie sich so gut verstanden.
 

Endlich löste sich Mokuba von Emyko und wanderte sich wieder zu Kaiba. Er sprang auf die Hüfte seines großen Bruders und hielt ihm ein Zettel unter die Nase.
 

"Sieh mal Seto, ich hab eine 1+ im Mathe bekommen!" dabei hörte er keine Sekunde lang auf zu strahlen.
 

Kaiba nahm Mokubas Test zur Hand und sah ihn sich an. Da war tatsächlich kein einziger Fehler zu sehen. Schweigend blickte er wieder auf Mokuba herab, der ihn frech zugrinste und klopfte ihm mit einem ernsten Gesichtsausdruck auf den Kopf.
 

"Nicht schlecht Mokuba." mit diesen Worten lächelte er endlich stolz und vergas völlig, dass noch jemand neben ihnen stand.
 

Emyko konnte es zuerst nicht glauben, was sie da sah. Kaibas Lächeln wirkte ganz anders als normalerweise. Es war ein Wunder, dass sie ihren Chef jemals so lächeln sehen durfte. Das Lächeln war warm und geborgen. Sie konnte ihn sogar stundenlang so beobachten.
 

"Ja, das habe ich nur geschafft, weil Emyko mir jeden Tag Nachhilfe gegeben hat." Schade, das war nicht einmal 4 Sekunden ... Der Kleine zeigte auf die Schwarzhaarige, denn er war sich nicht sicher ob Kaiba wusste wer Emyko war.
 

Kaibas Blick wanderte zu Emyko, sah sie misstrauisch und finster an. Diese zuckte erneut leicht zusammen. Kalte Schweißperlen standen ihr schon wieder auf der Stirn.
 

Sein Blick wurde immer kälter, bohrte immer tiefer in die ihre und drohte ihr Herz in jeder weiteren Sekunde stehen zu bleiben. Emyko konnte ihren Blick nicht von ihm lösen, es kam ihr so vor, als wäre sie von irgendetwas gefangen genommen.
 

"Hey du, Seto ... wieso trinkst du das denn nicht." Mokubas Stimme befreite Emykos Blick von dem Kaibas. Erleichtert atmete sie aus, wenn es so weiterging, würde ihr Herz noch tatsächlich stehen bleiben.
 

"Du weißt doch, dass ich keinen Tee trinke Mokuba." sagte er ruhig und folgte gleich mit, wie Mokuba wieder auf den Boden sprang und die Teetasse ergriff. Neugierig roch er an Diese bevor er einen Schluck nahm.
 

Zwei einsame Träne bildeten sich jeweils in einem Mokubas Augenwinkel und er sagte kein Wort. Kaiba bereute es ihn nicht aufgehalten zu haben, war ja klar, das so was beschissen schmeckte. Nachdem er das erste Mal Tee getrunken hatte, hatte er sich geschworen das Zeug nie wieder zu trinken, solange er es nicht musste ...
 

Emyko stand wie angewurzelt da und machte sich gerade die Vorstellung, wie ihr Boss sie zuerst feuert und dann wegen Kindervergiftung anklagte. Schmeckte er wirklich so schrecklich, vielleicht war es eine andere Sorte von Tees und man durfte da keinen Zucker hinein tun.
 

"Man, schmeckt das gut ..." wäre die Lage nicht so ernst gewesen und wäre Emyko jemand andere gewesen, dann wäre sie mit Sicherheit umgekippt. Kaiba saß wie immer ganz normal da.
 

Mit einem Ruck hatte sich Mokuba mit der Tasse umgedreht und überreichte Diese Kiaba.
 

"Seto, du musst das einfach probieren, das schmeckt nämlich suuuper!" Kaibas Augenbraue zuckte auffallend. Er würde das Zeug nicht trinken, nicht vor Emyko, da er ihr doch deutlich gesagt hatte, dass er keinen Tee trank.
 

"Mokuba, ich kann Tee nicht ausstehen." sagte er langsam und hoffte, dass sein Bruder aufhören würde ihm weiterhin die dampfende Tasse unter die Nase zu halten.
 

Seine Hoffnung blieb unerhört, stattdessen erschien wieder zwei Tränenperlen in Mokubas Augen. Diesmal deutlich traurig.
 

"Aber ... das schmeckt doch so gut und ich wollte unbedingt, dass du auch etwas davon bekommst." schmollte er und sah seinen Bruder flehend an.
 

Kaiba ließ seine Lider fallen um Mokuba ja nicht in die Augen sehen zu müssen, aber es war bereits zu spät. Egal wie sehr er auch versuchte kalt zu bleiben, schlussendlich war er immer der Verlierer gegen seinen kleinen Bruder.
 

Ohne ein Wort zu sagen übernahm er die Tasse und führte Diese zum Mund. Dabei verzog er sein Gesicht und machte sich schon auf den schrecklichen Geschmack des Tees bereit. Aber es war nicht schrecklich, im Gegenteil. Es schmeckte wirklich gut. Nicht bitter, so wie er ihn kannte, etwas süß, aber nicht zu übertrieben und viel zu heiß war er auch nicht.
 

Trotzdem nahm er nur einen kleinen Schluck und stellte die Tasse wieder auf den Tisch.
 

"Und? Wie schmeckts?" fragte Mokuba sofort.
 

Kaiba antwortete nicht. "Bist du nur wegen des Tests hergekommen Mokuba?" fragte er stattdessen um schnell das Thema zu wechseln.
 

Mokuba dachte nicht lange nach und Kaiba schaffte es mit Glück das Thema zu wechseln. "Ich wollte dich fragen ob du heute mit mir und Emyko etwas unternehmen willst."
 

Emyko erschrak heftig bei diesen Worten. Sie riss sich zusammen um ja nicht wild ihren Kopf zu schütteln. Ihr Boss ... mitkommen ... etwas ZUSAMMEN unternehmen ... unmöglich!!!
 

"Das geht nicht Mokuba, du siehst doch, dass ich viel zu tun habe." entgegnete dieser selbstverständlich.
 

Mokuba seufzte enttäuscht, dabei sah er seinen Bruder mit Dackelaugen an. Dieser schüttelte nur langsam den Kopf. Irgendwie tat Mokuba Emyko wirklich Leid. Sie fragte sich, ob Kaiba überhaupt jemals Zeit für ihn hatte.
 

"Darf dann zumindest Emyko mit?"
 

Kaiba hatte sich bereits wieder dem Monitor zugewendet und sah nun keinen der Beiden noch an.
 

"Sie hat frei." sagte er nur ruhig.
 

Ein Jauchzen war zu hören und Mokubas Gesicht strahlte wieder. Ohne noch länger zu warten packte er Emyko an der Hand und schleifte sie hinter sich her, diese folgte dem Jungen trabend.
 

"Wir kommen bald zurück." sagte er fröhlich. Emyko schaffte es noch einen Blick auf den inzwischen wieder arbeitenden Kaiba zu werfen, bevor die Tür ihre Sicht versperrte.
 

***
 

Erbittert seufzte Emyko. Sie stand erneut vor der Arbeitstür Kaibas und musste wohl wieder eintreten. Na ja, Mokuba hatte doch tatsächlich seinen Test bei ihm vergessen und um dem Kleinen einen Gefallen zu tun, hatte Emyko unglaublicherweise vorgeschlagen ihn für ihn zu holen. Tja, und jetzt bereute sie es. Aber Mokuba war ja auch einfach viel zu süß.
 

Dass Kaiba ihretwegen Tee trinken musste ließ sie lieber bei Seite. Aber was ihr Boss wohl zu ihrer Beziehung mit Mokuba sagen würde ... so wie er sie hasserfüllt angesehen hatte, als hätte sie gerade sein Mini-Disk in zwei Teile gebrochen.
 

Eigentlich war der Tag ja gar nicht so schlimm. Sie war mit Mokuba in verschiedenen Spielwarengeschäften, hatte sich ein Buch gekauft und ein paar neue Sachen, die sie gut gebrauchen könnte. Mokuba hatte sie mit Fragen überfallen.
 

"Sag, Emyko, wieso arbeitest du denn eigentlich als Dienstmädchen bei uns? Mit deinem Wissen könntest du doch glatt als Setos Sekretärin arbeiten." hatte er gesagt.
 

Emyko hatte ziemlich verwirrt darauf reagiert. Als Kaibas Sekretärin? Nein, sie doch nicht.
 

"Mokaba, dein Bruder hat ganz bestimmt schon eine viel klügere Sekretärin als mich, ich bin ja froh, dass ich bei ihm als Dienstmädchen arbeiten darf." damit hatte sie Mokuba ein fröhliches Lächeln geschenkt.
 

Mokuba hatte daraufhin ein nachdenkliches Gesicht gezogen. "Hmmm, ich könnte dir helfen aufzusteigen ..."
 

Eine Gänsehaut überlief Emykos Körper. "Nein, nein, Mokuba. Das ist nicht nötig. Ich verdiene doch eh gut, außerdem bin ich ganz zufrieden mit dieser Arbeit. Ehrlich!"
 

Sie wüsste nicht, was sie machen sollte, wenn sie tatsächlich als Kaibas Sekretärin arbeiten sollte. Sekretärin zu sein war ja nicht schwer. Das Schlimme ist nur, ob sie das jemals aushalten würde tagtäglich mit Kaiba unterwegs zu sein. Sie brachte es doch nicht mal fertig ihm in die Augen zu sehen.
 

Es schien, als habe Mokuba ihre Gedanken gelesen. Er nahm sie erneut an der Hand und strahlte sie an.
 

"Du brauchst keine Angst zu haben. Seto tut eigentlich nur immer so kaltherzig. In Wahrheit ist er ganz lieb. Er ist der beste Bruder der ganzen Welt!" stolz und zufrieden hatte Mokuba gelächelt, wie ein kleiner Bruder eben, der seinen großen Bruder anhimmelte.
 

Emyko war froh, das gehört zu haben. Sie glaubte es ihm sogar, aber ein Teil ihres Inneren stellte sich trotzdem die Frage: Denken denn nicht alle kleine Brüder so wie Mokuba?
 

Tief atmete sie ein und klopfte an der Tür. Keine Antwort wie immer. Leise öffnete sie die Tür und stellte erleichtert fest dass diesmal wirklich keiner da war. Sie betrat den Raum und suchte nach Mokubas Test. Da lag er ja, immer noch auf Kaibas riesigen Schreibtisch.
 

Ohne noch länger zu warten marschierte sie zu Diesem um ihn zu holen. Nebenbei entdeckte sie auch noch die Teetasse, die immer noch an der selben Stelle auf dem Tisch stand.
 

Sie war leer.

Wage es noch einmal ...

Eilig rannte Emyko die Küche hinein und wieder hinaus, jedes mal voll gepackt mit Tellern, Schüsseln und Gläsern.
 

Im Esssaal war bereits der Tisch mit vielen weißen Tüchern überzogen, da eins bei so einem riesigen Tisch nicht ausreichend wäre. Außerdem roch es im Saal bereits herrlich nach verschiedenen Gerichten.
 

Hana jammerte schon die ganze Zeit, dass sie selbst wenn sie schon gegessen hatte, bei diesem Duft Hunger bekommen würde. Emyko erging es da nicht anders, aber sie wusste sich zu beherrschen.
 

Die Butlers waren damit beschäftigt die Weinflaschen aus dem Keller zu tragen während die Köchen alle Hände voll damit zu tun hatten möglichst schön und auch gut schmeckende Speise zur Stande zu bringen. Die Dienstmädchen hatten auch nicht wenig zu tun, denn sie waren für den gigantischen Esstisch zuständig.
 

Erschöpft stellte Emyko den letzten Teller in ihrer Hand auf den Tisch und warf einen Blick zur Glockenuhr. Dreiviertel Sechs. Noch 15 Minuten und die Gästen würden eintreffen.
 

"Whaaaa, ich halte das nicht mehr länger aus!!!" das war Hana. Sie ließ sich auf einen Stuhl nieder und machte eine kleine Pause. "Wenn ich nur daran denke, dann noch die ganze Zeit daneben stehen zu müssen während die Gäste essen ... " jammerte sie.
 

Stimmte ja, die Dienstmädchen mussten darauf achten, dass die Gläser der Gästen nie leer werden. Emyko lächelte gequält und setzte ihre Arbeit fort.
 

Ein unerwartetes Klingeln sorgte dafür, dass Emyko fast das Glas in der Hand fallen ließ. Da keiner zur Tür ging weil sie alle viel zu beschäftigt waren übernahm Emyko die Aufgabe.
 

Sacht machte sie die Tür auf und trat ein Schritt zurück. Eine junge Frau stand vor ihr. Sie war etwas größer als Emyko und hatte ebenfalls lange und schwarze Haare, nur wirkten ihre Haare viel stabiler und schwärzer.
 

Ohne Emyko auch nur angesehen zu haben betrat sie das Haus und ging an dem stillen Dienstmädchen vorbei. Sie trug einen engen und kurzen Minirock, der gerade mal ihren Hintern verdecken konnte und oben ein weißes Hemd.
 

Ihr Blick schweifte hochmütig durch den riesigen Raum, schien nach etwas zu suchen, ohne es gefunden zu haben und erhob deswegen ihre feste und arrogante Stimme.
 

"Wo ist Seto?"
 

Da es niemand außer Emyko ebenfalls im Raum stand, war sie wohl die Gefragte.
 

"Master Kaiba ist wahrscheinlich noch in seinem Arbeitszimmer." sagte sie mit leiser und schüchterner Stimme. "Soll ich ihn holen?"
 

Die diesmal gefragete Person reagierte aber nicht auf die Frage, sondern ging geradewegs auf die Treppe zu.
 

Emyko folgte mit, wie sie in dem dritten Stock verschwand und fand auch gleichzeitig heraus wer sie war.
 

Das musste wohl Master Kaibas Sekretärin sein.
 


 

Kaiba zeigte sich erst, als die wirklichen Gästen eintrafen. Es waren ein alter Herr und eine junge Frau, hochmöglich seine Sekretärin. Der grauhaariger, ungefähr um die 50 Jahre alter Herr zeigte eine freundliche Geste. Auf seinem Gesicht war immer ein Lächeln zu sehen im Gegensatz zu Kaiba. Seine Sekretärin, so hatte diese sich dann vorgestellt schien eher eine ruhige und stille Person zu sein.
 

Emyko hatte eigentlich erwartet, dass noch mehr Gäste eintreffen würden. Aber da Kaiba die Zwei bereits ins Esssaal führte musste Emyko feststellen, dass sie sich wohl getäuscht hatte.
 

Wieso mussten sie dann zum Teufel wegen ZWEI Gästen den ganzen Tisch decken und so viele Gerichten vorbereiten, die dann sowieso dem Misskübel gehören würden? -aus Hanas Sicht, Emyko würde so was nicht denken.- Ach ja, sie hatten es fast vergessen, hier ging es schließlich um Seto Kaiba ...
 

Herr Tsukade, so wie ihn Kaiba genannt hatte, schien das Essen sehr gut zu schmecken. Er war wohl so ziemlich der Einzige am Tisch der wirklich etwas zu sich nahm. Emyko musste schon fünf mal sein Glas nachfüllen, worauf er sich immer höflich bedankte und Emyko dann bittend lächelte.
 

"Herr Kaiba, das Essen ist einfach köstlich." lobte er und lachte wieder herzhaft.
 

Eine Weile verging bis er langsam genug hatte.
 

"Nun zum Geschäftlichen ... " sagte er und plötzlich wurde er ernst. Er legte die Gabel und das Messer zur Seite und wischte sich mit einem sauberen Tuch über den Mund.
 

"Welches meiner Grundstücke wollen Sie kaufen, oder besser, wo wollen Sie 'Kaibaland' aufbauen, innerhalb oder außerhalb der Stadt?" dabei sah er Kaiba lächelnd und erwartungsvoll in die Augen.
 

"Was ist denn das für eine Frage Herr Tsukade?" ertönte plötzlich Lyleths Stimme anstatt die Kaibas. "Sie wollen doch nicht sagen, dass es besser ist 'Kaibaland' außerhalb der Stadt zu bauen. Natürlich ist es besser innerhalb der Stadt anzufangen." ihre Stimme klang selbstsicher und sie hatte Kaiba nicht einmal einen Blick zugeworfen bevor sie sprach. Dieser blieb stumm und horchte einfach nur zu.
 

Die Sekretärin Herr Tsukades legte nun auch das Besteck weg und wischte sich kurz über den Mund.
 

"Aber Miss Honda, Sie sollten bedenken, dass es innerhalb der Stadt bereits einen Vergnügungspark gibt. Das wäre eine große Konkurrenz." Diese einfache Worte der braunhaarigen Sekretärin verstummte nun auch Lyleth.
 

Emyko stand da und horchte aufmerksam zu während Hana schon fast einschlief. Ihr interessierte es irgendwie was hier abspielte. Und im Gedanken fasste sie auch schon bereits die jeweiligen Vorteile und Nachteile der beiden Gebiete zusammen.
 

Plötzlich herrschte Stille im Raum. Lyleths Blick haftete an ihre Gegenüber während Diese ein schlückchen Rotwein aus ihrem Glas trank. Herr Tsukade lächelte immer noch freundlich und wartete auf eine gute Antwort, egal von wem sie kommen würde.
 

Kaiba saß ohne ein Wort zu sagen auf seinen Platz. Obwohl er die Antwort schon längst wusste, sagte er nichts. Es war nicht seine Art, als erster das Wort zu ergreifen. Das würde also noch ewig dauern.
 

"Ich-erm finde ... es ist besser 'Kaibaland' außerhalb der Stadt zu bauen." Emykos leise Stimme richtete alle Aufmerksamkeiten am Tisch bis auf die Kaibas auf sich. Erst jetzt begriff sie was sie gerade getan hatte.
 

Mist, sie war doch bloß nur ein Dienstmädchen, sie hatte doch überhaupt kein Recht an das Gespräch teilnehmen zu dürfen.
 

"Oh, entschuldigen Sie." sagte sie sofort verlegen und sah zu Boden. Sie hatte völlig vergessen welche Rolle sie zu spielen hatte.
 

"Nein nein Fräulein, setzen Sie ruhig fort, mich interessiert ihr Vorschlag." Das war das Allerschlimmste was passieren konnte. Herr Tsukade forderte sie doch tatsächlich auf weiterzusprechen. Voller Erwartung starrte er Emyko an.
 

Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe und traute sich einen schüchternen Blick kurz auf Kaiba zu werfen.
 

"Ach, was kümmern Sie sich denn um Herr Kaiba, hier geht es um Ihren Vorschlag." sagte der alte Mann und lachte wie der Weihnachtsmann.
 

Emyko schluckte. Sie konnte Kaibas Blick nirgends finden, denn Dieser machte sich nicht die Mühe sie anzusehen.
 

"Also ... " began Emyko scheu, "Zwar ist es auch nicht schlecht 'Kaibaland' innerhalb der Stadt zu bauen, da die Menschen viel leichter dort hinkämen und somit mit viel Verdienst zu rechnen wären, aber so ist es außerhalb der Stadt auch nicht anders."
 

Lyleth setzte eine fragende Miene auf während Herr Tsukades Augen aufleuchteten.
 

"Denn 'Kaibaland' außerhalb der Stadt zu bauen vermindert einerseits die Konkurrenz und andererseits fordert es die Menschen viel leichter auf dort hinzugehen. Dafür bräuchten wir nur etwas Werbung." Nun endlich warf auch Kaiba einen Blick von Augenwinkel aus zu Emyko.
 

"Wenn Sie das erklären könnten ...?" sagte Herr Tsukade interessiert.
 

Daraufhin lächelte Emyko schwach und setzte fort. Ihre Ängste schienen verblassen zu sein, sie mochte es, wenn jemand sich für ihre Meinung interessierte.
 

"Menschen sind von Natur aus neugierig. Was würden Sie denn als erstes denken, wenn sie erfahren, dass AUßERHALB der Stadt einen neuen Vergnügungspark geben sollte?"
 

Eine Weile herrschte Stille, bis das laute Lachen des alten Mannes im Saal ertönte.
 

"Ja, Sie haben Recht Fräulein. Sie haben vollkommen Recht." stammelte er. "Also ICH würde da auf jeden Fall hingehen und mal nachgucken was es dort so alles gibt."
 

Lächelnd sank Emyko ihren Kopf wieder und beendete somit ihre Rede.
 


 

"Ihre Entscheindung war gut Herr Kaiba." sagte der alte Mann zufrieden und überreichte Kaiba seine Hand zum Abschied.
 

"Das weiß ich." sagte er nur kühl und nahm seine Hand entgegen.
 

Herr Tsukade nickte zufrieden und bewegte sich zum Gehen. Doch bevor er aus dem Haus austrat drehte er sich noch mal um.
 

"Ach Herr Kaiba, etwas muss ich Ihnen noch unbedingt sagen sonst werde ich heute Nacht nicht mehr schlafen können." Dieser nickte schwach und forderte somit seinen Gegenüber zum Sprechen auf.
 

"Solche Dienstmädchen wie die Ihre findet man echt nicht auf jeder Straße." damit lachte er wieder und verschwand mit seiner Sekretärin in seiner Limousine.
 

Kaiba wartete bis die schwarze Limo verschwand und selbst dann rührte er sich nicht vom Fleck bis ihn eine Stimme aus seinen Gedanken riss.
 

"Findest du nicht, dass du manche deiner Dienstmädchen lieber etwas Manieren beibringen solltest? Schließlich ist es nicht das Beste wenn solche Menschen während eines wichtigen Geschäftsgesprächs einfach mitquatschen." Es war eindeutig wen Lyleth damit meinte und irgendwie hatte sie auch recht.
 

"Achtest du lieber auf das, was DU während eines wichtigen Geschäftsgesprächs sagst." sprach er nur und drehte ihr den Rücken zu.
 

Mit langsamen und ruhigen Schritten ging er erneut ins Esssaal, wo sich die Dienstmädchen und Butlers bereits an die Arbeit gemacht hatten alles wieder zusammenzuräumen.
 

Emyko war gerade damit beschäftigt die Tischtücher zusammen zu falten als sie Kaibas Eintritt wahrnahm. Ihre Bewegung erstarrte, als sie seine Augen erblickte. Sie waren stechend.
 

Auch die anderen Angestellten hörten auf zu arbeiten. Wenige Schritte vor Emyko blieb er stehen.
 

"Arbeitet weiter." befahl er. Emyko wünschte sie wäre auch damit gemeint, aber sie wusste, dass dieser Befehl ihr nicht galt.
 

"Du kommst mit." Dieser Befehlt galt ihr. Bevor sie irgendetwas sagen oder machen konnte hatte sich Kaiba bereits umgedreht und marschierte davon. Sie spürte noch wie Hana ihr leicht die Hand drückte und folgte schließlich ihrem Chef.
 

Der Weg zum Kaibas Arbeitszimmer kam ihr zum ersten mal richtig lang vor. Keiner der Beiden sprach ein Wort und Emyko folgte ihm gehorsam. Kaiba wirkte auffallend ruhig, obwohl Emyko sich sicher war, dass er ganz bestimmt sehr wütend war. Sie traute sich nicht vorzustellen, was er mit ihr machen würde.
 

Die Tür des Zimmers ging leise auf, blieb offen und erlaubte Emyko einzutreten. Ängstlich tat sie dies auch.
 

Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich. Kaiba blieb mit dem Rücken zu ihr gedreht stehen, sprach kein Wort und rührte sich auch nicht.
 

Eine ganze Weile verging, immer noch passierte nichts. Mehrmals wollte Emyko zum Sprechen anfangen, konnte ihr Vorhaben aber nie in die Tat umsetzten.
 

Wieder verging eine Weile, bis Kaiba sich völlig unerwartet umdrehte und zuschlug! * Ò.Ó *
 

Der Schlag galt die Tür.
 

Mit entsetzlich weit aufgerissenen Augen starrte Emyko in die paar deutlich wütenden und kalten Augen vor ihr. Sie waren ihr zum ersten mal so furchtbar nah und somit stiegen auch ihre Wirkung, denn Emyko bekam noch mehr Angst. Seine Faust ruhte nur einige cm von ihrem Gesicht entfernt an der Tür.
 

"Was f-ällt dir ein mich so dermaßen zu blamieren." eine bissige und schneidende Stimme erreichte ihre Ohren. Obwohl sie kaum lauter war als ein Flüstern, so setzte sich Emykos Herz trotzdem für einen Schlag aus.
 

Sie wollte irgendetwas sagen, sagen, dass es ihr Leid tat aber diesmal versagte ihre Stimme total.
 

"Glaub bloß nicht, dass du etwas dadurch erreicht hast, nur weil ich ebenfalls deiner Meinung bin."
 

Sein Gesicht war nur ein paar cm von dem ihres entfernt und sie konnte sogar seine Atemzüge spüren. Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding und in ihrem Kopf dröhnte es. Nur schwer konnte sie die Tränen unterdrücken.
 

Wenn es überhaupt möglich war, so wurde Kaibas Blick noch finsterer. Wie von selbst hielt Emyko ihr Atem an.
 

"Wage es noch einmal ... " seine Stimme wurde noch kälter und verursachte für eine Entstehung der Gänsehaut auf Emykos Rücken. " ... und du bist gefeuert."
 

Dieser Satz war wie ein Signal, das ihre Tränen erteilten loszulaufen, denn sie kullerten tatsächlich ohne dass Emyko es wahrnahm ihre Wangen hinab.
 

Die Tür hinter ihr wurde gleichzeitig aufgeschleudert und Kaiba entfernte sich endlich von ihr.
 

"Verschwinde!" zischte er und drehte sich um.
 

Einige Sekunden lang blieb Emyko regungslos stehen bis ihre Beine endlich anfingen sich zu bewegen. Langsam ging sie ein paar Schritte rückwärts. Eine einsame Träne tropfte auf den Boden bevor sie sich umdrehte und einfach nur losrannte.

Virus Attack

Hell und warm schien die Sonne durch das riesige Fenster und traf Emyko auf ihr Gesicht, wodurch sie geweckt wurde. Verschlafen und müde hob sie ihre Lider.
 

Obwohl draußen so schönes Wetter war, fühlte sie sich einfach miserabel. Die verheulten Augen waren etwas angeschwollen, kein Wunder, nachdem sie fast die halbe Nacht durchgeweint hatte.
 

Ein Glück, dass Hanas Zimmer ziemlich weit von dem ihres entfernt war, sonst hätte sie sie womöglich noch gehört.
 

Es war einfach nicht zu fassen, dass sie wegen einem einzigen Satz so viel Tränen vergießen würde. Aber das Wort 'gefeuert' wirkte wie ein Dolch, welches jedes Mal, sobald ihr Chef das sagte, tief in ihrem Herz hineinsticht. Es war nicht aus zu halten.
 

Mühsam richtete sie ihren Blick auf eine Uhr und schrak gleichzeitig hoch. Es war schon sieben Uhr. Oh nein, sie war spät dran. Geschwind sprang sie aus ihrem Bett und rannte ins Bad. Eine kalte Dusche musste jetzt einfach sein, obwohl sich das eigentlich nicht ausging.
 


 

Völlig außer Atem kam Emyko unten an. Die Dienstmädchen waren wahrscheinlich schon längst mit dem Frühstücken fertig. Emyko wunderte sich wieso es im Esssaal so still war und wieso die Saaltüren zugeschlossen waren. Um diese Zeit sollte man doch eigentlich damit beschäftigt sein die Arbeitspläne für den heutigen Tag zu holen und das fand meistens im Esssaal statt. Vielleicht hatten bereits alle angefangen zu arbeiten.
 

Mit diesem Gedanken wollte Emyko nicht mehr länger warten. Schnell marschierte sie auf den Esssaal zu um ihren Plan auch zu holen. Mit einem Frühstück brauchte sie heute wohl nicht mehr zu rechnen.
 

Ihre Bewegungen waren hastig und etwas überstürmt, und genauso riss sie auch die Tür unsanft, mit einem lauten Knall auf, welcher den ganzen Esssaal beben ließ. Gleichzeitig bereute sie es dies getan zu haben.
 

Der Saal war leer ... na ja, zumindest waren da keine Dienstmädchen oder Butlers drin. Aber ein gewisser Hausbesitzer saß gerade allein darin und wurde bei seinem Frühstück gestört.
 

Seit wann isst Seto Kaiba Frühstück im Esssaal??? Meistens musste man ihm das Frühstück entweder hinauf ins Arbeitszimmer tragen, oder er isst gar nichts. Eher gar nichts.
 

Na ja, darüber machte sich Emyko nun wirklich keine Gedanken mehr, worüber sie jetzt lieber nachdenken sollte war, was sie wohl machen sollte.
 

Master Kaiba, saß gerade in einem Stuhl und hatte vor einen Schluck Kaffee zu trinken, was aber unterbrochen wurde, während sie, das Dienstmädchen Emyko wie eine Vollidiotin mitten zwischen der Tür stand und die Ursache für diese Unterbrechung war.
 

Wieso passierte das immer nur ihr? Ein Glück, dass Kaiba nicht aufsah, sonst wäre Emyko glatt wieder auf die Knie gesunken. Nachdem, was gestern passiert war.
 

"Gu-guten Morgen, Master Kaiba." begrüßte Emyko ihn nur, etwas anderes war ihr daweil nicht eingefallen.
 

Auf diese Begrüßung reagierte Kaiba nicht, sondert setzte sein Vorhaben fort. Er nahm ein Schluck aus seiner Tasse, die er 'vorher' zum Mund geführt hatte.
 

Schön, gut, er hatte einen Schluck genommen und jetzt? NEIN, jetzt sah er sie an. Und wieder diese Kälte.
 

"Ich wollte Sie nicht stören." sagte Emyko sofort panisch und verbeugte sich kurz. "Tut mir Leid ..." damit machte sie einen Schritt rückwärts und wollte so schnell wie möglich aus dem Saal verschwinden, bevor Kaibas Blick sie noch umbrachte.
 

Doch eine unerwartende Person hinderte sie daran zu verschwinden.
 

"Emyko! Was machst du denn da?" Das war eindeutig Mokubas Stimme. Erschrocken drehte sich Emyko um und sah auf ein fragendes Gesicht des Jungens.
 

"Erm .. ich ... " Toll, das waren viele Worte.
 

"Hast du gefrühstückt?" fragte der Junge anschließend, nachdem es Emyko misslungen war, einen richtigen Satz zur Stande zu bringen.
 

"Nein ... ich meine JA!" Zu spät. Mokuba hatte ihr bereits an der Hand gepackt und sie mit sich ins Esssaal gezerrt.
 

"Dann iss mit uns." schlug er fröhlich vor.
 

Das war Emykos Ende. Eindeutig. Das Schlimmst was an einem 'wunderschönen' Morgen je passieren konnte: Nämlich mit SETO KAIBA, ihrem Chef an einem Tisch zu sitzen und zu frühstücken.
 

"Morgen Seto!" Die Begrüßung Mokubas versicherte aber genau das Gegenteil. Strahlend hatte er sich einen Platz ausgesucht und schnappte sich ein stück Brot.
 

Emyko stand immer noch an der Stelle, wo Mokuba sie losgelassen hatte, nämlich neben ihm. Sie wusste einfach nicht, was sie machen sollte. Es war nun mal nicht üblich, dass Dienstmädchen mit Hausbesitzern an einem Tisch sitzen und essen. Sie wünschte sie könnte sich unsichtbar machen und sich einfach nur davon schleichen.
 

"Was ist denn Emyko? Setzt dich doch." Bot ihr der schwarzhaarige Junge auch noch an. Es war nicht wieder gut zu machen ...
 

Zögernd nahm sie neben Mokuba Platz und starrte auf das weiße Tischtuch. Neben ihr hörte sie wie Mokuba ein Stück Brot schnitt und fröhlich ein Lied vor sich hinsummte. Na ja, etwas anderes kannte sie von Mokuba nicht, er war eigentlich immer ganz gut gelaunt. Heute wohl ganz besonders.
 

Als der Kleine mit dem Brotschneiden fertig war, überreichte er das Brot Emyko. Diese entgegnete mit einem leisen 'Danke' und nahm scheu ein Messer.
 

Bisher hatte sie sich nicht getraut aufzusehen, denn sie befürchtete, sobald sie Kaibas Augen sah, würde sie auf der Stelle aufspringen und sich erneut wie ein Dienstmädchen vor ihm verbeugen.
 

Kaiba hatte bisher kein einziges Wort gesagt. Gemacht hatte er auch nichts mehr. Aber anscheinend war er mit dem Frühstück schon fertig.
 

Mokubas Summen verstummte, als er in einem mit Marmelade vollgeschmiertem Brot hineinbiss. Die Stille im Saal war plötzlich zurückgekehrt und endlich schien sie Mokuba auch zu bemerken.
 

"Nanu. Was habt ihr denn?" fragte der Junge interessiert und mit vollem Mund. "Wieso seit ihr heute so still?"
 

Emykos Mundwinkel zuckte plötzlich etwas. Kaiba regte sich immer noch nicht, es schien, als habe er Mokubas Frage gar nicht gehört.
 

"Hattet ihr Streit?"
 

Streit? Nein, sie würde sich nie im Leben trauen mit ihrem Boss zu streiten.
 

"Nein, Mokuba, wie kommst du denn darauf." sagte Emyko sofort und versuchte zu lachen, was ihr aber deutlich misslang. "Es ist alles in Ordnung." mit diesen knappen Worten fing Emyko an das Brot, das sie seit zwei Minuten ungerührt in der Hand hielt zu schneiden.
 

Mit dieser Antwort gab sich Mokuba zum Glück zufrieden, denn er biss erneut in sein Brot.
 

"Du, Seto! Sehen wir uns das Grundstück heute wirklich an?" fragte Mokuba plötzlich.
 

Emyko wurde sofort klar, was er damit meinte. Kaiba nickte nur. Daraufhin war ein lautes Jauchzen vom Mokuba zu hören und er fing wieder an zu summen. Manchmal war er einfach nur zum lieb haben.
 

"Ach, Seto! Darf Emyko nicht auch mitkommen?"
 

SCHNITT. Das war einfach nicht zu fassen, sie hatte sich doch tatsächlich in dem Finger geschnitten ... Schnell vergrub sie ihren Finger in einer Serviette, damit Mokuba die Wunde nicht sehen konnte. Er würde glatt aufspringen und alle Schuld auf sich nehmen. Allerdings war sie nicht schnell genug, so dass Kaiba die Wunde auch nicht mitbekam.
 

"Aber ... Mokuba, das geht doch nicht, ich habe heute nicht frei." versuchte sich Emyko da rauszureden.
 

"Aber, wenn Seto sagt, du darfst heute frei haben, dann kannst du doch mit." Versicherte ihr Mokuba. Am liebsten hätte Emyko ihm jetzt klargemacht, dass Dienstmädchen nun mal nicht überall mit dürfen. Aber um zu vermeiden, dass Mokuba Kaiba auch noch vorschlug, sie als Sekretärin anzustellen ließ sie es lieber bleiben.
 

"Mokuba, wenn du dich nicht etwas beeilst, dann fahre ich ohne dich." Endlich hatte der Chef das Wort erhoben.
 

Und das half tatsächlich. Als ginge es um ein Wettbewerb stopfte Mokuba alles in sich hinein und sprang auf.
 

"Gib mir fünf Minuten!" japste er noch und verschwand gleichzeitig aus dem Saal.
 

Erleichtert atmete Emyko aus, sie war gerettet. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie sich die Sache entwickeln würd, wenn sie mit müsste. Im selben Moment bemerkte sie wieder die plötzliche Stille im Saal. Stimmte ja, sie war wieder allein ... mit ihrem Chef.
 

Wie im Zeitlupe drehte sie ihren Kopf zu ihrem Arbeitgeber und traf Kaibas Blick. Gleichzeitig jagte ihr eine Gänsehaut über dem Rücken. Wieso waren diese Augen bloß immer so eiskalt.
 

Wie schon vorhergesehen sprang sie von ihrem Platz auf, trat zwei Schritte zurück und verbeugte sich. Das Blut auf ihrem Finger hatte bereits die ganze Serviette errötet.
 

Sie wusste nicht, was ihr Boss gerade machte, denn sie selbst konnte nur den Boden unter ihr erkennen, da sie ja verbeugt war, aber im Saal war es einfach nur still. Totenstill.
 

Eine Weile verging, bis sie hörte wie Kaiba aufstand und zur Tür ging. "Du wirst heute nur mein Büro aufräumen." sagte er, während er ebenfalls aus dem Saal verschwand.
 

Sollte das heißen, dass sie heute außer seinem Büro kein anderes Zimmer aufräumen musste? Ist das nicht etwas viel zu wenig Arbeit?
 

In diesem Moment spürte Emyko wie ihr verletzter Finger zum Pochen began. Nachdenklich starrte sie auf die Wunde. Ach so, deswegen ...
 

***
 

Kaibas Büro sah diesmal nicht so furchtbar unordentlich aus wie das letzte mal. Ein Glück für Emyko, sie hätte wirklich keine Lust gehabt, noch mal mitten im Chaos zu stehen.
 

Wie beim letzten mal öffnete sie zuerst die Fenster und fing an den Schreibtisch in Ordnung zu bringen. Die Dokumente, die wieder auf dem Tisch lagen, ließ sie in Ruhe. Schließlich wollte sie nicht, dass ihr Chef sie wieder darauf ansprach.
 

Alles was sie auf dem Schreibtisch in Ordnung brachte war, die verschobene Bildschirme richtig hinzustellen und die Tastaturen gleichermaßen. Daraufhin wischte sie noch mal kurz darüber, so das er auch richtig sauber glänzte.
 

Die Blumen hatte sie erneut gegen frische Lilien ausgetauscht. Langsam fragte sie sich ob es ihren Chef auch sicher nicht störte immer nur die gleichen Blumen im Zimmer zu haben. Vielleicht sollte sie einfach nur mal nachfragen.
 

Sie war gerade dabei Staub zu saugen, als der riesige Bildschirm vor ihr plötzlich von selbst aufging. Fragend schaltete Emyko den Staubsauger aus und betrachtete den Bildschirm. Der Monitor leuchtete im grellen Weiß. Und um ganz ehrlich zu sein, hatte Emyko keinen Schimmer, was das jetzt sein sollte.
 

Plötzlich ertönte eine laute Frauenstimme im Computer und erschrak sie heftig.
 

"Warnung, Warnung, Virus entdeckt." Hä? Was sollte denn das? Ohne richtig darüber nachgedacht zu haben eilte Emyko zu dem riesigen Bildschirm.
 

Er leuchtete nun im gefährlichen Rot. Auf dem Monitor war ein Fenster aufgetaucht und man konnte erkennen, dass der Virus bereits 20% der Daten gelöscht hatte. Panik stieg in Emyko hoch. Was sollte sie jetzt denn machen?
 

Hinuntergehen und irgendjemand um Hilfe bitten brachte einerseits nichts und andererseits würde sich das nie im Leben ausgehen. Und Kaiba war weder zu Hause noch im Büro. Ganz bestimmt, hatte sich einer Kaibas Konkurrenten sich dieses Timing ausgesucht um seine Daten zu löschen.
 

Zögernd bewegte Emyko ihre Hände zur Tastatur, zog diese aber sofort wieder zurück. Kaiba hatte ihr deutlich verboten seine geschäftlichen Sachen anzufassen ... Aber sie konnte doch nicht zusehen wie alles gelöscht wird.
 

Tief atmete die Schwarzhaarige ein. Sie hatte keine Zeit jetzt noch darüber nachzudenken. Irgendetwas musste sie dagegen tun. Ein Glück, dass sie früher Informatikunterricht hatte.
 

Schnell schaltete Emyko einen anderen Pc an und suchte gleichzeitig in dem attackierten Computer nach Kaibas Datensammlungen. Sie konnte den Virus nicht stoppen aber ein Großteil der Daten konnte sie auf einem anderen Pc kopieren, damit die wichtigsten Daten noch heil blieben.
 

***
 

"Haaaaallllloooo Emyko!!!" überrascht sah Emyko zu der Person hoch, der gerade ihre Zimmertür aufriss und sie strahlend begrüßte.
 

"Mokuba ..." brachte sie nur etwas verwirrt zur Stande. Er war schon zurück? Eigentlich hatte sie erwartet, dass er erst am Nachmittag wieder zurückkommen würde. Schockiert sprang Emyko von einem Sessel hoch, worin sie noch gerade gesessen und gelesen hatte. Mist, sie hatte völlig vergessen auf die Zeit zu sehen.
 

" ... wo ist dein Bruder?" fragte sie etwas hektisch, in der Hoffnung, er wäre zur Arbeit gefahren.
 

"Er ist gerade raufgegangen." antwortete Mokuba nur.
 

Eilig legte Emyko ihr Buch auf dem Tisch und schritt zur Tür. "Mokuba, würdest du hier kurz auf mich warten?" fragte sie lächelnd worauf sie ein sicheres 'Ja' als Antwort bekam und rannte los. Sie hatte sich doch vorgenommen, es ihm zu sagen bevor er den Computer anmacht. Toll, das hatte sie wiedermal super hingekriegt.
 


 

Völlig außer Atem erreichte Emyko Kaibas Arbeitszimmer und öffnete sofort die Tür, aber im gleichen Moment stellte sie fest, dass sie zu spät war.
 

Denn sie konnte einen völlig geschockten Kaiba, der mit beiden Händen auf dem Tisch gestützt und ungläubig auf den leeren Bildschirm starrte sehen.
 

Ängstlich trat Emyko ein Schritt zurück. Nein, sie brauchte nur zu erklären, es wird nicht schwer sein.
 

"Erm... Ma-master Kaiba .. bitte lassen Sie mich erklären ... a-als ich ihren Büro aufgeräumt habe, ging der Computer plötzlich von selbst an ... und da war ..." Doch ihr Satz wurde mit einem kalten, bissigen und schneidenden 'Sei still' unterbrochen. Unwillkürlich zuckte Emyko zusammen.
 

"Ich habe nur eine Frage an dich." sagte Kaiba ruhig, wobei man aber deutlich wahrnehmen konnte wie seine Stimme vor Wut zitterte. "Hast du meinen Computer angefasst?" Diese Worte kamen so langsam und deutlich über seine Lippen, wie er es noch nie getan hatte.
 

"A-aber da war ..." stotterte Emyko wieder unsicher wobei sie ihre Erklärung wieder nicht zu Ende führen konnte.
 

"MEINE Frage lautet: Hast-du-meinen-Computer-angefasst?" Jetzt hatte er diesen Satz sogar fast wortwörtlich buchstabiert. Verzweifelt biss Emyko sich auf die Unterlippe. Was sollte sie denn sagen? Sie hatte keine andere Wahl.
 

..." ... ja ..." So leise wie ein Flüstern brachte sie dieses Wort aus ihrem Hals.
 

Das Umwerfen eines Computerbildschirmes ließ Emyko erneut zusammenzucken und sagte ihr gleichzeitig, dass Kaiba sie deutlich verstanden hatte.
 

Nach dem lauten Knall sah sie wie er mit schnellen Schritten auf sie zukam. Emyko war sich nicht sicher was er vor hatte.
 

Von dem einen Moment auf den anderen wurde sie mit zwei eiskalten Händen am Arm gepackt.
 

"Verdammt, habe ich dir nicht klargemacht, dass du meine geschäftlichen Sachen in Ruhe lassen sollst?!" Diese Worte kamen aus Kaibs Mund wie scharfe Klingen aus einer Schwertscheide.
 

Seine Finger krallten sich fest in ihren Oberarmen und verursachten Schmerzen, aber er selbst schien das überhaupt nicht zu bemerken. Emyko selbst war aber nicht im Stande sich von ihm loszureißen oder ihm einfach nur zu sagen, das er ihr weh tat. Nur ängstlich, als stünde sie gerade vor einem Drachen, starrte sie in die paar vor Wut brennenden aber dennoch immer noch eisigen Augen vor ihr.
 

"Kaum tauchst du auf, schon bereitest du mir Probleme!" schimpfte Kaiba weiter, wobei er seinen Griff verstärkte. "Zuerst blamierst du mich vor meinen Gästen und jetzt ruinierst du meinen Computer!" Aber sie war es doch gar nicht ... Wenn er ihr doch nur die Chance geben würde einfach nur zu erklären ...
 

"Aber ... aber da war ..."
 

"Sei still sagte ich, du hast hier überhaupt nichts zu sagen!"
 

Was hieß hier, sie hatte überhaupt nichts zu sagen, sie hatte jawohl etwas zu sagen, eine ganze Menge.
 

Wieso konnte sie sich nicht einfach nur von ihm losreisen, ihn ebenfalls anbrüllen? Wieso konnte sie ihm nicht einfach nur sagen, dass sein beschissener Computer von Virus überfallen wurde und dass SIE die Daten gerettet hatte? Wieso konnte sie ihm nicht klarmachen, dass er sich gefälligst nicht so idiotisch anstellen sollte, dass er, falls er ihr nicht glauben sollte einfach nur den zweiten Pc anmachen sollte und sich davon überzeugen lassen sollte? Wieso konnte sie das alles nicht?
 

Wieso ...? Wieso war sie ... nur so schwach?
 

Sie wusste nicht wie es dazu gekommen war, aber .... die Tränen liefen ihre Wangen unkontrolliert hinunter. Sie weinte ... wiedermal.
 

Dazu verdrehte Kaiba nur genervt seine Augen.
 

"Nicht schon wider." brachte er knurrend hervor und ließ Emyko unsanft los, wobei sie zwei Schritten zurücktaumelte und fast gestürzt wäre.
 

"Geh mir aus den Augen, ich kann dein verheultes Gesicht nicht mehr sehen!" klagte er und hatte sich bereits umgedreht.
 

Emyko konnte gar nicht schildern wie sie sich in diesem Moment fühlte. Sie wollte erneut anfangen zu erklären, ließ es aber doch bleiben. Es würde sowieso nichts bringen. Vollkommen niedergeschlagen ging sie zur Tür und wischte sich gleichzeitig die Tränen von der Wange.
 

Kaiba stand vor dem riesigen Bildschirm und schien zu versuchen sich einigermaßen wieder zu beruhigen.
 

Bevor Emyko die Tür hinter sich schloss, schwank sie ihren Blick noch einmal kurz zu Kaiba. Ihr war gerade aufgefallen, dass er sie gar nicht gefeuert hatte. Ob er es vergessen hat?

Ein neuer Job

Als Emyko in ihrem Zimmer ankam, fand sie nur noch einen schlafenden Mokuba auf ihrem Bett auf. Sie hatte ihn wohl viel zu lange warten lassen.
 

Leise schlich das Dienstmädchen zu dem Jungen und setzte sich vorsichtig neben ihm.
 

Auf sein Gesicht war ein schwaches Lächeln zu erkennen. Er schien gerade einen schönen Traum zu haben. Seine schwarze Haare waren etwas zersaust und ein paar Haarsträhnen hingen ihm über das Gesicht. Sanft entfernte Emyko diese und betrachtete ihn weiter.
 

Er war ja noch süßer, wenn er schlief. Sie konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Es war schon komisch, sobald sie bei Mokuba war, ging es ihr sofort besser.
 

Er war genau das Gegenteil von Seto Kaiba. Jedes Mal, wenn ihr Chef in ihrer Nähe war, fühlte sie sich immer so unsicher, ängstlich und 'bedroht'. Bei Mokuba jedoch, fühlte sie sich warm, fröhlich und sogar geborgen. Seto Kaibas Blick zeigte nur Kälte und Hass, während der Blick seines Bruders Wärme und Liebe widerspiegelte.
 

"Können Brüder wirklich so unterschiedlich sein?" fragte Emyko murmelnd zu sich selbst, wobei ihr Lächeln wieder etwas trauriger wurde.
 

***
 

Wie an einem normalen Morgen, ohne, dass ihr Chef im Esssaal saß, versammelten sich die Dienstmädchen in diesem und waren alle damit beschäftigt den Plan für den heutigen Tag zu holen. So tat dies auch Emyko.
 

Heute hatte sie nicht verschlafen, noch einmal das Gleiche wie gestern durchzumachen, wollte sie ganz bestimmt nicht. Obwohl das Geschehen gestern ja ganz selten der Fall war. Na ja, man konnte es nie wissen.
 

Mit ihrem Plan in der Hand drängelte sie sich aus der Menge und stand nun endlich in dem großen Vorsaal. Erleichtert atmete sie aus und wischte sich über die Stirn. Ihr war ganz schön heiß.
 

"Morgen Emyko!" begrüßte Hana sie strahlend, als diese sie endlich nach langer Suchezeit entdeckt hatte.
 

"Morgen ... " erwiderte Emyko nur mit einem schwachen Lächeln.
 

"Sag, weißt du schon das Neuste?" ohne zu warten fragte Hana sofort, wobei man ihr vom Gesicht ablesen konnte, dass sie fast vor Aufregung platzte.
 

"Nein, was denn?" fragte die Schwarzhaarige nachdem sie bemerkte, dass ihre Freundin anscheinend noch etwas Zeit brauchte um weitersprechen zu können.
 

"Master Kaibas Computer wurde gestern von Virus überfallen." Bei dem Wort 'Virus' stotterte Emykos Atem plötzlich etwas. "Aber auf einer gewissen Weise konnte der Virus nicht alle Daten löschen, aus diesem Grund konnte Master Kaiba sogar herausfinden wer der Täter war und hatte ihn sofort geschnappt." Hanas Gesicht verzog sich zu einem stolzen Grinsen und sie ballte ihre Hände zur Fäusten.
 

"Tja, wer sich mit Seto Kaiba anlegt, soll sich nun mal auf etwas gefasst machen." Mann erkannte sofort, wie sehr Hana Kaiba bewunderte.
 

Emyko sah nur nachdenklich zu Boden. Also wusste er es endlich ... was sie ihm schon die ganze Zeit erklären wollte ... trotzdem beschäftigte sie noch eine andere Frage in ihrem Kopf.
 

"Aber ... Hana, woher weißt du das denn?"
 

Fragend hatte Hana geguckt, als verstünde sie die Frage nicht ganz, doch dann lächelte sie wieder. "Ach, so etwas verbreitet sich sehr schnell. Ich habe es auch nur von jemandem gehört. Angeblich solle das sogar schon in der Nachricht gezeigt worden sein, stell dir das vor."
 

Darauf antwortete Emyko nur mit einem leisen 'Aha'. Nachrichten und Fern sah sie sich in letzter Zeit nicht an, oder besser gesagt, sie hatte schon fast vergessen, dass es so etwas überhaupt gab. In den letzten Jahren durfte sie das nämlich sowieso nicht.
 

Mitten im Gedanken wurde sie in die wirkliche Welt zurückgerissen, denn Hana hatte sich ihr um den Hals geworfen.
 

"Einfach nur genial und wir arbeiten für den weltberühmten Seto Kaiba!" Wie konnte man sich denn nur wegen so einer Kleinigkeit so dermaßen freuen? Aber das durfte Emyko nicht laut aussprechen, denn sie war sich nicht sicher welche Folgen das haben könnte, obwohl Hana doch ihre beste Freundin war.
 

Etwas verkrampft lächelte sie zurück und musste mittlerweile mit der Lilahaarige auch noch tanzen. Ein paar Schweißperle waren auf ihrer Stirn erschienen, aber das kümmerte nun wirklich keinen mehr.
 

Das Getanzle und Gejuble hörten plötzlich auf, oder besser gesagt erstarrten, als die Beiden gleichzeitig den berühmten Spielerfinder auf der Treppe stehen sah. Dieser sah die beiden Dienstmädchen ohne einen Ausdruck auf dem Gesicht an, wie er es immer tat.
 

Schnell ließ Hana Emyko los und Beide verbeugten sich wie auf dem selben Signal.
 

"Morgen ... Master Kaiba." auch das sagten sie gleichzeitig im Chor.
 

Kaiba trug einen weißen Mantel und in der Hand hielt er einen Aktenkoffer. Ein typisches Zeichen dafür, dass er zur Arbeit gehen würde, na ja, was hatten sie denn auch erwartet. Kaiba würde sich nie im Leben einen freien Tag erlauben.
 

Und genau in diesem Moment klingelte es auch schon an der Haustür. Das musste wohl der Fahrer sein. Sofort eilte Emyko zur Tür und bestätigte ihre Vermutung.
 

Der Fahrer, der Emyko damals fast überfahren hatte schenkte Emyko zuerst ein Lächeln und begrüßte Kaiba dann ebenfalls mit einem 'Guten Morgen.'

"Wir können losfahren, Master Kaiba."
 

Kaiba sagte nichts, sondern ging die Treppe geradewegs hinunter, arrogant und elegant an Hana vorbei, schließlich auf Emyko und den Fahrer zu. Der Fahrer hatte sich ebenfalls zur Seite gewichen, damit er Kaiba ja nicht im Wege stand. Emyko hatte sich verbeugt, wie sie es immer tat und traute sich nicht aufzusehen. Sie wollte auch nicht an gestern denken, sie sollte es einfach nur vergessen.
 

Doch kurz bevor Kaiba an Emyko vorbeiging, blieb er plötzlich stehen.
 

"Geh dich umziehen, du wirst mitkommen." sagte er, wobei sein Blick nur geradewegs nach Draußen starrte.
 

Verwundert sah Emyko auf, aber Kaiba hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt.
 

***
 

Im Wagen war es unangenehm heiß, obwohl die Klimaanlage doch an war. Nervös spielte Emyko mit ihren Fingern, blickte aus dem Fenster und zählte die an dem Wagen vobeisausenden Bäumen. Kaiba schien sich auch gerade damit zu beschäftigen.
 

Kein Wort verlor er über den Computer, gar den Virus. Warum auch? Was hatte Emyko denn erwartet? Dass er sich für gestern entschuldigen würde? Nein, er doch nicht.
 

Im Moment interessierte Emyko eher, wieso sie mit ins Kc fahren musste, was hatte Master Kaiba denn jetzt wieder vor? Sie trug nun ein dunkles Kleid, das ihre Figur betonte, aber dieses Kleid war ebenfalls nicht kürzer als nötig. Ihre Haare hatte sie wie üblich offen gelassen.
 

Emyko rührte sich endlich, als der Wagen vor dem Kc zu Stehen kam. Sie stieg aus der Limo aus und musste feststellen, dass Kaiba bereits losgegangen war, ohne auf sie zu warten. Wie immer schien er es eilig zu haben. Panisch holte ihn Emyko ein und ging schüchtern einige Schritte von ihm entfern hinter ihm her.
 

Als sie das Gebäude betraten, richteten sich plötzlich alle paar Augen auf sie. Emyko kam sich plötzlich so beobachtet vor. Kein Wunder, schließlich sah man Kaiba nicht oft mit einer Frau zusammen, schon gar nicht, wenn die Betroffene nicht Lyleth Honda hieß.
 

Ein Glück für Emyko, dass sie endlich am Lift angekommen waren. Noch länger ertrug sie die beobachtenden Blicke nicht mehr. Im Lift waren Gott sei Dank auch nur sie und Kaiba allein ... allein?
 

Toll, jetzt war ihr wieder heiß. Eine ganze Weile lang standen sie einfach nur so darin. Wortlos. Wie weit ging es denn noch hinauf? Es war keine Frage, dass Kaibas Büro hier auf der obersten Etage sein würde.
 

Nervös traute Emyko einen Blick auf ihn zu werfen. Sein Gesichtsausdruck war wiedermal nicht zu schildern. Sollte sie irgendetwas sagen? Nein, lieber nicht.
 

Endlich blieb der Lift stehen und die Tür vor ihnen ging auf. Sofort erstarrte Emyko bei ihrem Anblick. Der Saal vor ihnen war wieder rießen groß und am Ende des Saales konnte man eine riesige Tür entdecken, fast so eine wie bei Kaiba zu Hause, aber wenn es überhaupt möglich war, so war diese Tür wahrscheinlich noch größer als die andere.
 

Im Saal befand sich eine Kaffeemaschine, zwei große Schreibtische, je mit einem Computer und eine riesige Couch begleitet von einem Tisch, worauf eine Vase mit frischen Blumen zu entdecken war. Außer die riesige Tür in der Mitte konnte man noch zwei kleinere Türen entdecken, wahrscheinlich führten diese zu Toiletten.
 

Ohne auf sie zu warten marschierte Kaiba davon. Erst als die Lifttür fast schloss, eilte Emyko noch hinterher.
 

"Morgen Se- ..." Lyleths Begrüßung verstummte, als sie Emyko erblickte. "Nanu, ich wüsste nicht, dass hier etwas aufgeräumt werden muss."
 

Es war wie ein Schlag, der Emyko deutlich traf. Stimmte ja, was hatte denn ein Dienstmädchen wie sie überhaupt hier zu suchen. Beschämt sah sie zu Boden.
 

"Sei still!" Die bissige sogar etwas wütend vorkommende aber ruhige Stimme Kaibas ließ Lyleth zusammenzucken und rettete Emyko aus ihren Trauer.
 

Wütend? Emyko verstand nicht ganz. Konnte es sein, dass Master Kaiba angefressen war? Nur weil Lyleth sie erniedrigt hatte? Sie, das Dienstmädchen Emyko Shizuno? Sie war sich nicht sicher, es konnte auch nur Einbildung gewesen sein.
 

"Nur damit alles klargestellt wird." fuhr Kaiba fort und sah Lyleth streng an, diese wich seinen Blick aus. Anscheinend war Emyko nicht die Einzige, die sich vor seinem Blick fürchtete. "Ihr Name ist Emyko Shizuno und ihre Position hier im Kc wird nicht niedriger sein als deine, ist das klar?"
 

Emyko hätte die Bedeutung dieses Satzes verstanden, wäre sie nicht so sehr damit beschäftigt gewesen sich zu freuen, dass ihr Chef zum ersten mal ihren Namen ausgesprochen hatte. Lyleth jedoch hatte ihn deutlich verstanden. Das Umfärben ihrer Hautfarbe in Kreideweiß bestätigte diese.
 

"Aber Seto, das geht gar nicht. Du hast doch schon mich als Sekretärin!" schrie sie fast verzweifelt.
 

"Wer hat denn gesagt, dass ich sie als Sekretärin anstelle? Ab heute wird sie meine persönliche Assistentin sein." Dieser Satz ließ sowohl Lyleth als auch endlich Emyko erschrocken den Atem anhalten.
 

Was? Hatte sie gerade richtig verstanden? Sie, Master Kaibas persönliche Assistentin?
 

"Aber ..." völlig außer sich fing Lyleth erneut zu Sprechen an.
 

"Ich finde ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt. Lyleth Honda." Die Kälte und Bissigkeit in seiner Stimme war nun nicht mehr zu überhören und zwang seine Sekretärin zu verstummen.
 

" ... jawohl...." sagte sie nur noch und wanderte ihren Blick zu Boden.
 

Daraufhin ging Kaiba erneut auf die riesige Tür zu und Emyko folgte ihm unsicher. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Hatte sich Mokuba da etwa eingemischt? Nein, unmöglich, er hatte die ganze gestrige Nacht doch durchgeschlafen und war heute Früh noch nicht aufgewacht, als Master Kaiba mit ihr wegfuhr.
 

Der Raum den sie nun betrat verfasste Emyko in noch mehr Staunen. Sie hatte schon fast das Gefühl, als entstünde die oberste Etage nur aus zwei Räumen, so groß wie die waren.
 

Auch in diesem Kaibas Arbeitsraum befand sich einen riesigen Bildschirm am Ende des Zimmers, der Schreibtisch war ebenfalls riesen groß. Eine große Couch war ebenfalls zu sehen begleitet von einem Tisch. Sechs riesige Fenster schenkten dem Raum genügend Licht.
 

Der Aufprall des Aktenkoffers auf dem Tisch holte Emyko aus ihrer Bewunderung zurück. Unsicher tapste sie zum Schreibtisch, wobei Kaiba sich schon längst in einem Lederstuhl niedergelassen hatte und etwas in seinem Aktenkoffer suchte.
 

Emyko wartete etwas und hoffte, dass er ihr irgendetwas erklären könnte, aber nichts Dergleichen passierte. Nervös schluckte sie, es schien, als musste sie anfangen.
 

"Erm... Master Kaiba ....Das mit der Assistentin ... bin ich jetzt wirklich ..." Emyko brachte es nicht fertig die letzten paar Wörter auszusprechen. Sie hatte das Gefühl, alles wäre unreal, alles wäre nur ein Traum, dass sie bald aufwachen würde und sich in einem der riesigen Gästezimmer Kaibas wiederfinden würde mit ihrer Verkleidung als Dienstmädchen ... sie war doch ein Dienstmädchen ... oder etwa nicht mehr?
 

"Was ist, hast du etwas dagegen?" seine kühle Stimme vertrieb ihre Unsicherheit und seine Augen, mit denen er sie dann ansah bestätigte ihr nun ganz, dass alles kein Traum war.
 

"Nein ..." erwiderte Emyko sofort. "nein ... natürlich nicht ... "
 

"Dann ist ja alles geklärt." sagte Kaiba daraufhin und suchte in seinem Aktenkoffer weiter während er noch eine Kleinigkeit hinzufügte. "Um deinen Lohn brauchst du dir keine Sorgen machen. Sag mit einfach wie viel du monatlich haben willst."
 

Es klang so, als würde er jede Summe, die Emyko nennen würde bezahlen. Diese hatte aber keine Ahnung. Sie wäre selbst zufrieden gewesen, wenn ihr Gehalt beim Alten geblieben wäre, denn sie verdiente auch so schon mehr als genug.
 

"Es- ist nicht nötig ..."
 

"Das Dreifache von jetzt." unterbrach sie Kaiba und wieder klang dieser Satz wie ein Befehl. Keine Widerrede. Er wird so viel bezahlen und sie wird so viel nehmen. Emyko war sich sicher, keine drei Monate mit DIESEM Gehalt und sie wäre reich.
 

Endlich sah er auf und schien das gefunden zu haben wonach er suchte. Er legte Emyko einen Stoß Blätter vor die Nase.
 

"Ich brauche eine Kurzfassung über diese Berichte." sagte er wieder tonlos und sah sie direkt an, Emyko dagegen starrte nur auf den Stoß Zettel. Sooo viel?
 

"Ich nehme an du weißt wie das geht." kam es von ihrem Chef, nachdem er das verwirrte Gesicht Emykos wahrnahm. Natürlich wusste sie wie das ging. Ein Nicken ihrerseits ließ Kaiba weitersprechen.
 

"Ich brauche das heute Abend schriftlich um 18 Uhr ..." OK, das mit dem Gehalt war schon in Ordnung so. "Draußen ist noch ein zweiter Schreibtisch, ab jetzt gehört er dir. Wenn du Fragen hast, frag einfach Lyleth."
 

"Jawohl Master Kaiba."
 

"Und übrigens: Da du jetzt meine persönliche Assistentin bist, darfst du mich Seto nennen." Dieser Satz klang neben dem Geräusch der Tastatur völlig unwichtig.
 

"Jawohl Master Seto."
 

Das Tippen auf der Tastatur hörte plötzlich auf, aber stzte sich bald wiedr fort. Nun war es im Raum still, für heute hatte er genug geredet.
 

Vorsichtig nahm Emyko den Stoß Bericht am Tisch zu sich und musste tief einatmen. Die sind aber schwer.
 


 


 

Kurz nachdem Emyko die Tür zum Kaibas Büro geschlossen hatte, wurde sie wieder gerufen, allerdings nicht von ihrem Chef.
 

Leicht nickte sie auf die betroffene Person zu und wollte erstmal die Berichte auf ihren Tisch auf der anderen Seite legen, denn sie waren wirklich schwer.
 

"Hörst du schlecht, ich habe gesagt du sollst da herkommen, Hausfrau." Unwillkürlich zuckte Emyko zusammen. Lyleths Stimme klang arrogant und erniedrigte sie unüberhörbar.
 

Emyko hatte keine Lust bereits am ersten Tag eine Auseinandersetzung mit Kaibas Sekretärin zu haben, also gehorchte sie. Etwas vor deren Tisch blieb sie stehen und wartete auf das Verlangen. Dabei lächelte sie gezwungen.
 

Lyleth hingegen musterte sie nur von oben bis unten verachtend an, während sie selbst gemütlich in ihrem Stuhl saß.
 

"Ich wüsste wirklich nicht, wieso Seto eine Hausfrau im Kc anstellt." Fing sie an Emyko deutlich zu demütigen. "Du hast ganz bestimmt irgendwelche unanständigen Tricksen benutzt." Dabei musterte sie Emyko weiter angeekelt an.
 

Emykos Körper fing etwas an zu zittern. Sie verstand sehr gut worauf Lyleth anspielte. Sie verstand auch völlig die Bedeutung ihrer Worten. Trotzdem blieb sie ruhig, schluckte diese Demütigungen gequält und ohne jegliche Verteidigung hinunter.
 

"Ich ..verstehe nicht ... was sie meinen, Miss Honda." kriegte sie nur heiser aus ihrem Hals.
 

Daraufhin lachte ihr Gegenüber feindselig auf. "Tu nicht so unverständlich, ich weiß genau von welcher Sorte du bist. Du Luder."
 

Geschockt verkrampfte sich Emyko und die Berichte in ihrer Hand fielen unaufhaltsam zu Boden. Luder, man hatte sie doch tatsächlich als Luder beschimpft, so direkt und dabei kannte sie diese Frau doch gar nicht mal richtig.
 

Anstatt sich dagegen zu wehren bückte sich Emyko nur und sammelte die Berichte auf. Alles war besser als Lyleth anzusehen.
 

"Sieh dich an, du bist doch nicht mal im Stande ein paar Blätter zu halten. Keine zwei Tage und du wirst schon gefeuert sein. "Ihre Stimme wurde warnend. "Ich rate dir selbst zu kündigen, denn bei Seto wirst du mit deinen Tricksen sowieso nicht weit kommen." Dabei lachte sie wieder höllisch los.
 

Emyko versuchte sich zu beherrschen. Sie brauchte das Ganze gar nicht ernst nehmen, Hauptsache sie wusste, dass das Alles reines Blödsinn war .... und Master Seto, er würde es auch wissen.
 


 


 

Fünf Stunden hatte Emyko gebraucht, bis dreiviertel ihrer Arbeit erledigt waren. Bis dahin hatte sie ihren Chef noch kein einziges mal rauskommen sehen. Ab und zu ging Lyleth in seinem Büro um ihm Kaffee zu bringen oder um die Tasse später zu holen. Sie selbst hatte sich nicht getraut aufzustehen, denn sie fürchtete, sobald sie diese tat, würde sie Lyleths Aufmerksamkeit wieder auf sich richten und das wollte sie nicht.
 

Mit ihrer Arbeit war sie zufrieden. Die Berichte waren gar nicht sooo schwer zu kurzfassen und ihre Schrift sollte ebenfalls leserlich sein.
 

"Emyko!" geschockt nahm sie Lyleths arrogante Stimme wahr. Was wollte sie denn plötzlich?
 

"Ja, Miss Honda?" Allerdings, war es schon mal eine gute Nachricht, dass Lyleth sie bei Namen nannte.
 

"Mach mir einen Kaffee." Das war deutlich ein Befehl. Seitdem sie bei Kaiba arbeitete hatte außer ihm, ihr noch keiner einen Befehl erteilt. Aber auch dies ließ sich Emyko gefallen.
 

Langsam ging sie zu der Kaffeemaschine und tat das Befohlene. Um ihre Arbeit brauchte sie sich keine Sorgen machen, mit der Zeit würde es sich ganz bestimmt ausgehen, da hatte sie auch genug Zeit um einen Kaffee zu machen.
 

Als sie fertig war, brachte sie die Tasse zu Kaibas Sekretärin und wendete sich sofort wieder zur Arbeit. Sie hatte wirklich keine Lust weitere Kommentare von Lyleth anzuhören oder zu warten, bis sie einen Schluck nahm.
 

Die weiteren fünf Minuten waren Gott sei Dank erträglich und still, bis sie plötzlich Schritte wahrnahm, die auf sie zukam. Bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie etwas brandheißes auf ihrer Haut landete. Vor Schmerzen schrie sie auf. Aber die Arbeitstür Kaibas war dick genug, so dass der sich darin befandene Person das nicht mitbekommen konnte.
 

Schockiert stellte sie fest, dass Lyleth die Tasse Kaffee auf sie und ihre Arbeit geschüttet hatte. Ihre Arbeit!!! Panisch und völlig außer Fassung hob sie die beschriebenen Blätter auf. Es war zu spät, all ihre Kurzfassungen waren pitschnass und gebräunt, selbst die Schrift konnte man nicht mehr lesen.
 

"So was nennst du Kaffee?" hörte sie, während sie fast in Tränen ausbrach und weiterhin verzweifelt ihre Arbeit abtrocknete Lyleth fauchen. "Mich würde es nicht wundern, wenn Seto eines Tages deswegen vergiftet wird."
 

Völlig mit den Nerven fertig kniete Emyko auf dem Boden, die Finger fest in dem Teppich gekrallt. "Tut mir Leid ... Miss Honda." Diese Worte presste sie aus ihrem Hals. Es war unmöglich ... ein Wunder, dass es Menschen auf dieser Welt gab, die sich während so einer Situation zurückhalten konnte. Wäre Emyko Hana gewesen, würde sie glatt auf die Schwarzhaarige vor ihr losstürzen.
 

Ein weiteres Schimpfwort war zu hören gefolgt von dem Klirren der Tasse auf dem Boden drehte sich Lyleth um und marschierte wieder zu ihrem Schreibtisch.
 

Zurück blieb eine immer noch am Boden kniende und verzweifelte Emyko. Ihre Arbeit, alles um sonst. Und ihr rechter Arm, brannte vor Schmerz. Doch das Allerschlimmste war: Wie sollte sie denn jetzt noch rechtzeitig mit der Arbeit fertig werden?

Mokubas Wunsch

Mit entsetzlich weit aufgerissenen Augen sah sie zu, wie ihre ganzen neugeschriebenen Kurzfassungen ein Stück nach dem anderen unbarmherzig und ohne zu zögern zerrissen wurden. Das Geschehen vor ihr lähmte ihren Körper und hinderte sie daran auch nur etwas dagegen zu unternehmen.
 

Wie gern wollte sie in diesem Moment ohne auf jegliche Konsequenzen Rücksicht nehmen, einfach nur auf ihren Chef stürzen, ihm die beschrifteten Zetteln aus der Hand reißen und ihn darum anflehen ihre Kurzfassungen zu verschonen. Doch außer einfach nur dazustehen und zuzusehen wie ihre ganze Mühe zur Grunde ging konnte sie nichts unternehmen.
 

"Wie spät ist es?" plötzlich erklang neben dem Geräusch der zerrissenen Zetteln eine völlig kalte und tonlose Stimme, ließ Emykos Atem stottern. Voller Elend und Trauer sank sie ihren Kopf, konnte sich dadurch aber zumindest von dem Anblick ihrer zerstörten Arbeit losreißen.
 

"Es ist .... 18 Uhr 30." ihre Stimme zitterte und war kaum hörbar.
 

"Und wann hättest du deine Arbeit abgeben sollen?" Diese Frage jedoch schnürte Emykos Kehle entgültig zu, denn sie klang deutlich bissig. Ihre linke Fingern krallten sich in ihrem rechten Unterarm, doch das half um eine Antwort aussprechen zu können.
 

"Um .... 18 Uhr." Mit diesen Worten war auch schon bereits das letzte Stück beschriebene Papier zerrissen. Kaibas wütende und durchdringliche Augen richteten sich nun auf sie.
 

"Ich nehme an, dir ist es klar, wieso ich deine Kurzfassungen nicht mehr brauche." Seine Worte klangen selbstverständlich, kein bisschen Schuld fanden sich darin.
 

Emyko nickte nur gezwungen und gequält. Die Tränen standen ihr bereits in den Augen, doch sie schaffte es sie zurückzuhalten, denn sie wusste, dass die Verspätung nicht wegen ihrer Nichtsnutzigkeit entstanden war. Sie wusste, dass sie es locker geschafft hätte, wäre da keine Zwischenfälle vorgefallen.
 

Kaum war sie mit ihren Gedanken bei Zwischenfall, so ging die Tür hinter ihr plötzlich auf und Lyleth trat ein.
 

"Kaffee?" fragte sie freundlich und schloss die Tür gleichzeitig hinter sich. Ihr Lächeln wirkte unnatürlich.
 

Die schwarzhaarige Assistentin wendete nur ihren Kopf ab, als Lyleth an ihr vorbeiging. Kein Wort verlor sie über den Grund ihre verspäteten Arbeit, obwohl das eigentlich jeder normaler Mensch getan hätte. Aber sie wollte sich nicht mit Lyleth anlegen. Sie war deutlich im Nachteil.
 

Im Raum wurde es plötzlich unangenehm still. Das Legen der Kaffeetasse war kurz auf Kaibas Schreibtisch zu hören bevor wieder jemand sprach.
 

"Nanu?" fragend erklang die Stimme der schwarzhaarigen Sekretärin. "Sag Seto, wieso hast du denn Emykos ganze Arbeit zerrissen?" Es war keine Frage, dass Lyleth Emyko damit nur noch mehr verletzten wollte, denn das hatte sie auch erreicht, indem sie eine Antwort auf die gestellte Frage vermutete.
 

"Doch nicht etwa wegen Verspätung." dabei wurde ihre Stimme schadenfroh.
 

Emykos Augen starrten wie gebannt auf den roten Teppichboden. Sie bemerkte gar nicht, dass sie bereits tiefe Krallspuren auf ihrem rechten Unterarm erzeugt hatte.
 

Kaiba saß wie immer, zwei Ellbogen auf dem Tisch, den Mund hinter die gekreuzten Fingern versteckt ruhig und gelassen in seinem Lederstuhl. Nur konzentriert beobachtete er die verzweifelte Emyko und sprach kein Wort.
 

"Eigentlich sollte man doch wissen, dass es hier in der Kc das Verspäten einer Arbeit so gut wie verboten ist." Jedes einzelne Wort von Lyleth versetzte Emkyo in einer noch traurigeren Lage. "Aber dass es dir passiert wundert es mich nicht. Was erwartet man denn schon von einer Putzfrau wie dir? ..."
 

Ja genau, das war es, wovor Emyko sich so gefürchtet hatte. Genau davor hatte sie angst, als nichtsnutzig und als Putzfrau bezeichnet zu werden.
 

"Lyleth, solltest du nicht schon längst nach Hause gehen?" hätte Kaiba nicht dazwischen gesprochen, hätte Lyleth noch eine Menge unerträgliche Sachen gesagt. Ungläubig und etwas verwirrt drehte sie sich zu ihm um und starrte ihn an. Dieser hatte nur gerade seine Augen zugeschlossen.
 

Eine Weile verging, bis Lyleth sich aus der Erstarrung befreien konnte.
 

"Ich ... wollte dir nur schnell eine Tasse Kaffee bringen bevor ich gehe." Mit diesen Worten wendete sie sich von Kaiba ab und stolzierte Richtung Tür. Neben Emykos hielt sie kurz inne und starrte sie hasserfüllt an, dann ging sie weiter.
 

Das wütende Aufprall der Bürotür war zu hören und wieder wurde es im Raum still.
 

"Du kannst deinen Arm wieder loslassen."
 

Diese Worte erschrak Emyko heftig. Panisch tat sie das Gesagte, entdeckte gleichzeitig die roten Spuren und versteckte schnell den rechten Arm hinter ihrem Rücken.
 

"Danke." Kurz nachdem sie das aussprach wusste sie noch nicht, wieso sie das gesagt hatte, doch die Antwort fand sie schneller als nötig.
 

"Wofür?" Obwohl dieses Wort kalt und gleichgültig klang, so zauberte es ein herzhaftes Lächeln auf Emykos Gesicht.
 

"Nur so."
 

***
 

Kaum hatte Emyko den riesigen Vorsaal Kaibas Villa betreten, wurde sie bereits von einer heulenden Hana überfallen.
 

"Oh Gott Emyko, du bist es wirklich. Wo warst du denn so lange? In der Kc? Musstest du etwa dort aufräumen? Aber wieso du? Was hatte denn Master Kaiba von dir gewollt? Musstest du viel durchmachen? War es sehr schlimm?" Genau so wurde sie von Fragen überfallen.
 

"Was ist denn das?" fragend zeigt Hana nun auf die große braune Papiertasche in Emykos Händen, die sehr schwer zu sein schien, und wollte ihr diese Last sofort abnehmen, doch Emyko ließ das natürlich nicht geschehen.
 

"Hana! Es sind nur ein paar Dokumente, die ich bis nächste Woche ordnen und zusammenfassen soll." Ja, bis nächste Woche. So viel Zeit bräuchte zumindest ein normaler Mensch, soviel mit denen sie es zu tun hatte.
 

Kaiba hatte ihr nur die Mappen vor der Nase auf seinem Schreibtisch geworfen und ihr so was wie 'Bis nächste Woche. Brauche ich dringen.' befohlen und sie dann ebenfalls nach Hause geschickt. Er bat sie auch darum Mokuba auszurichten, dass er heute erst recht spät nach Hause kommen würde und dass sein kleiner Bruder mit dem Essen nicht auf ihn warten sollte.
 

"Dokumente? Zusammenfassen? Nächste Woche?" Die Fragezeichen in Hanas Fragen wurden deutlich größer. Die nächsten 20 Minuten hatte Emyko also dafür gebraucht um ihr alles zu erzählen und zu erklären.
 

"Als ASSISTENTIN???" Emyko war klar, dass Hana ihr gleich um den Hals springen würde und anfangen würde zu jubeln. Und genau das war auch passiert. "Das ist ja herrlich! Emyko als Master Kaibas Assistentin!"
 

In diesem Moment hatte Emyko all ihre Sorgen vergessen. Ihre noch bevorstehende Probleme mit Lyleth, ihre Probleme mit Kaiba und ihre Probleme allgemein. Da konnte man doch gar nicht anders, wenn ihre beste Freundin so sehr für sie freute. Da konnte sie doch nur noch ebenfalls fröhlich lachen. Nur ... war sie wirklich froh? ...
 

***
 

Die kleine Schreibtischlampe brannte warm und hell auf Emykos Tisch. Sie hatte bereits ein paar der Dokumente herausgenommen und bewegte sich zur Arbeit. Sie war froh, das zufällig in ihrem Zimmer ein so großer Schreibtisch befand, zwar nicht sooo groß wie der von Kaiba, aber das reichte ebenfalls.
 

Was hatte Master Seto noch mal gesagt? Er bräuchte die Dokumente dringend? Herzhaft gähnte Emyko und streckte sich. Zu ihrem Entsetzen knackste ihr Rücken. Huh, kein Wunde, schließlich hatte sie heute wie eine Verrückte geschrieben und war dann schlussendlich doch nicht rechtzeitig fertig geworden ...
 

OK, ein guter Anfang war es nicht gerade ... aber dann würde sie eben jetzt neu anfangen. Sie würde ihr Bestes geben und ihre Arbeit möglichst gut und pünktlich abgeben. Genau, und jetzt würde sie anfangen.
 

Kaum war sie mit ihrem Gedanken zu ende, klopfte es plötzlich an der Tür.
 

"Komm rein, die Tür ist nicht verschlossen." Mit diesen Worten ging die Tür langsam auf und ein augenreibender Mokuba im Schlafanzug kam zum Vorschein.
 

"Hallo Mokuba!" überrascht und voller Freude begrüßte Emyko ihn, rannte gleichzeitig auf den Betroffenen zu.
 

Sie hatte schon befürchtet, dass es Mokuba nicht gut ging, denn als sie ihm ausrichtete, ihr Chef würde heute nicht zu Hause essen, hatte er auch auf das Essen verzichtet und war einfach in seinem Zimmer verschwunden. Ganz bestimmt hatte Mokuba auf seinen großen Bruder gewartet. Schließlich war es schon sieben Uhr, als Emyko zu Hause ankam. Dass Mokuba da noch nichts gegessen hatte ...
 

"Emyko ... ich hab Hunger ..." Lächelnd ging Emyko vor Mokuba in die Hocke.
 

"Ist ja kein Wunder, dass du hunger hast. Ich nehme an, du hast immer noch nichts gegessen. Komm, wir gehen in die Küche." Mit diesen Worten stand sie auf und ergriff Mokubas Hand. Doch dieser bewegte sich nicht zum Gehen.
 

"Wann kommt Seto wieder?" war alles was er fragte.
 

Emykos Lächeln wurde traurig. Wartete er denn etwa immer noch? Nebenbei warf sie ihren Blick kurz Richtung Uhr. 21 Uhr 40. Auf Master Seto zu warten brachte nichts, da konnte der schwarzhaarige Junge lange warten. Allmählich tat ihr Mokuba schon richtig Leid. Hatte er früher auch so auf seinen großen Bruder gewartet? Wieder ging sie vor dem daweil gähnenden Mokuba in die Hocke und legte ihm ihre Hände auf die Schulter.
 

"Mokuba, dein Bruder würde wahrscheinlich noch etwas länger brauchen. Schließlich hat er sehr viel zu tun nicht? Ich finde du sollst lieber zuerst etwas essen ... "
 

Der Kleine verstummte für kurze Zeit, senkte seinen Kopf und die verwuschelten Haarsträhnen auf seiner Stirn versteckten seine Augen vor Emyko. Allmählich machte sich Emyko nun wirklich sorgen.
 

"Wenn du nichts isst, wird dein großer Bruder ganz bestimmt mich zur Verantwortung nehmen, willst du das?" fragte Emyko und lächelte bitter. Mokubas Augen blickte Emyko nun an, öffnete seinen Mund um etwas zu sagen doch verstummte wieder.
 

"Aber ich will nicht in die Küche gehen." war seine verzögerte Antwort.
 

"Macht nichts, magst du Keksen. Ich hab da nämlich welche." Ein Glück. Hana hatte ihr heute ganze zwei schachteln selbstgebackenen Keksen geschenkt mit den Worten 'Das muss gefeiert werden'. Mokuba lächelte nun wieder wie er es immer tat und hatte zugestimmt.
 

Der Junge lachte wieder wie üblich und erkundigte sich darüber, wieso Emyko den ganzen Tag lang nicht zu Hause war. Als ihm Emyko alles erzählt hatte, staunte Mokuba vorerst auch nicht schlecht.
 

"Seto hat dich als Assistentin aufsteigen lassen???" Die Freude und Überraschung war so groß in seiner Stimme, dass er Emyko sogar etwas verlegen und nervös machte.
 

"Also, das habe ich noch nie erlebt, dass Seto sich eine Assistentin aussucht. Na, was habe ich noch mal gesagt? Mit deinen Wissen könntest du glatt als Setos Sekretärin arbeiten!" Dass sich Mokuba ebenfalls so sehr für Emyko freute war kein Wunder. Schließlich war das schon lange sein Wunsch.
 

Ein Seitenblick auf die Uhr ließ Emyko aufspringen. Es war schon Halbelf!
 

Ihr Blick immer noch auf die Uhr gerichtet, wechselte sie das Gesprächsthema. "Mokuba, hast du nicht morgen noch Schule? Du musst zum Bett ge ..." Als sie ihren Blick wieder zu Mokuba wendete, konnte sie das letzte Wort einfach nicht mehr aussprechen. Denn Mokuba sah sie nur mit Hundeaugen an. So süß wie er aussah, verursachte er glatt, dass sich Emykos Beinen plötzlich wie Pudding anfühlte und sie auf die Knie ging.
 

"Darf ich hier schlafen?" Und dann diese Stimme. Das konnte sie einfach nicht standhalten. Emyko wollte noch sagen, dass sie heute noch arbeiten musste, aber das war nun nicht mehr so einfach wie gedacht.
 

Ein leichtes Seufzen ließ Mokuba aufjubeln.
 

***
 

"So, und jetzt schlaf schön." Mit diesen Worten drehte Emyko die kleine Nachtlampe aus. Weil es im Zimmer noch ihre Schreibtischlampe brannte konnte sie noch etwas erkennen. Gerade wollte sie sich zum Gehen bewegen, wurde jedoch von Mokubas leise Stimme aufgehalten.
 

"Emyko ..., bereitet dir Seto auch wirklich keine Probleme?" Diese plötzliche Frage wunderte Emyko etwas. Vorsichtig nahm sie neben Mokuba auf die Bettkante Platz.
 

"Nein, wieso denn?" Eigentlich war das ja gelogen.
 

"Ich meine ... behandelt er dich auch einigermaßen gut?" Auf diese Frage konnte Emyko vorerst keine Antworten finde. Nun ja, behandelte sie Master Seto gut. Konnte man das als gut bezeichnen ... ?
 

"Weiß du Emyko ... " fragend sah Emyko Mokuba an, der seine Augen nun bereits geschlossen hatte.
 

"Seto ... Seto ist eigentlich ein sehr lieber Mensch .... aber er ist nicht zu jedem lieb. Gegenüber vielen Leuten verhält er sich wirklich ... "
 

Mokubas Satz ging nicht zu ende und plötzlich wurde es still. Fast hatte Emyko das Gefühl, als wäre Mokuba eingeschlafen. Doch sie wusste, dass er wach war. Noch.
 

"Ich wollte nur wissen, ob er dir gegenüber auch so kalt und gefühllos verhält."
 

Nun ja, wie sollte Emyko denn darauf eine Antwort finden. Schließlich kannte sie ihn nun mal noch nicht lange und wie er sich ihr gegenüber verhält. Also bis jetzt eher ... beängstigend. Stopp! Das durfte sie Mokuba nun wirklich nicht sagen.
 

"Mokuba, mach dir keine Sorgen, ich komme damit schon klar. Außerdem ... finde ich, dass er dir gegenüber so lieb verhält beweist doch schon, dass er eigentlich ein guter Mensch ist ..."
 

"Emyko ist wirklich gutherzig." Mokubas Worte verstummte sie, seine Stimme wurde immer leiser. "Viele Menschen denken das nicht so. Viele halten ihn für einen Biest, ein herzloser Drache. Aber das ist er nicht." Der letzte Satz wurde etwas lauter. "Ich wünschte, dass er sich nicht immer eine kalte Maske aufsetzt, früher war er nicht so .... ich wünschte, er könnte zu anderen Leuten auch etwas offener sein ... "
 

Seine Worte wurden immer schwieriger für Emyko zu verstehen, denn er nuschelte nur noch. Scheinbar befand er sich gerade in einen halb schlafenden und halb wachen Zustand.
 

"Ich will nicht, dass mein großer Bruder von so vielen Menschen als herzlos und kalt bezeichnet wird ..."
 

Ein schwaches Lächeln erschien auf Emykos Gesicht. Sie war froh, dass Mokuba so sehr um Master Seto sorgte, dass er sich darüber Gedanken machte. Mokuba war wirklich ein guter kleiner Bruder ...
 

"Emyko .... kannst du ihm nicht helfen?" Emykos Augen erweiterten sich. Sie verstand die Bedeutung Mokubas nicht ganz. Der Junge jedoch war kurz davor einzuschlafen, anscheint wusste er auch nicht, was er da sagte. Aber diese Worte, die er jetzt sagte, kamen von seinem Innersten ... voller Hoffnung, ohne dass er darüber nachdachte.
 

"Du ... würdest ihm helfen ..." Mokubas Worten waren nun wirklicht fast nicht mehr zu hören. " ... würdest meinem Bruder helfen ... od ...?"
 

Emyko wartete, starrte den Jungen vor ihren Augen an und wartete bis er seinen Satz zu ende sagte, doch das brachte nichts mehr, denn er war bereits eingeschlafen. Nur noch der leichte Geräusch seiner Atemzüge konnte sie wahrnehmen.
 

Emyko lächelte schwach, beugte sich hinunter und küsste ihn sanft auf die Stirn.
 

"Mach dir keine Sorgen Mokuba ... dein Bruder ... wird sich ganz bestimmt ändern ..."
 

***
 

Müde rieb sich Emyko die Augen. Dazu fand sie auch nur Zeit, weil sie gerade mit einer Mappe fertig geworden war. Für diese eine Mappe hatte sie also ganze zwei Stunden gebraucht. Und es waren noch fünf übrig. Wirklich großartig. Vielleicht sollte sie heute zuerst Schluss machen und dafür morgen weiterarbeiten.
 

'Ich brauche sie dringend' plötzlich schallte Kaibas Worte über ihren Kopf. Ja genau, er brauchte sie dringend! Aber er hatte ihr doch eine Woche Zeit gegeben ...
 

Obwohl Emyko darüber nachdachte, ob sie nun weiterarbeiten sollte oder nicht, hatte sie bereits die zweite Mappe hervorgeholt.
 

'Was erwartet man denn von einer Putzfrau wie dir?' Sie wusste nicht wieso, aber Lyleths Stimme spuckte plötzlich über ihren Gedanken. Etwas wütend presste sie sich die Lippen zusammen. Wenn sie sich jetzt daran erinnerte, war das wirklich nicht auszuhalten.
 

Tief atmete sie noch mal ein und öffnete die zweite Mappe. Master Seto brauchte das also dringend, dann würde sie sie eben auch so schnell wie möglich fertig stellen. Genau, als Entschuldigung für ihre Verspätung heute. Entschlossen nickte sie. Heute würde sie versuchen alles zu erledigen, selbst wenn sie dann keine Zeit mehr zum Schlafen hatte.
 

***
 

Der helle Sonnenstrahl schien durch die Spalten der Fenstervorhänge hindurch und traf ihm Mitten ins Gesicht. Langsam öffnete er seine Augen, schloss diese jedoch sofort wieder. Wieso war er bloß so müde? Tja, da hatte er gestern wohl schon wieder zu lange gearbeitet. Dass er nicht einmal die Zeit gefunden hatte nach Mokuba zu sehen....
 

Erneut versuchte er seine Lider zu heben, schaffte es diesmal und warf sofort einen Blick auf die Uhr. Oh wei, schon fast sieben. Einmal fuhr er mit seiner rechten Hand über das Gesicht und richtete sich auf. Noch länger würde er ganz bestimmt nicht liegen. Er hatte heute noch eine Menge zu tun.
 

Als erstes würde er Emyko fragen, mit wie vielen Mappen sie schon fertig war, denn er brauchte diese Dokumente wirklich dringend.
 


 

Die Tür leise hinter sich geschlossen, ging er nun den Gang entlang, hinunter in die Küche. Sein Magen knurrte schon richtig, schließlich hatte er ab gestern Nacht nichts gegessen.
 

Seine Schritten blieben stehen, als er plötzlich jemanden wahrnahm, der sich ebenfalls im Gang aufhielt und in seine Richtung kam. Die Schritten hörten sich schwer und langsam an. Eine der Dienstmädchen konnte es also nicht sein, die hatten es immer eilig und würden nie so langsam vorwärts kommen.
 

Zufällig hatte Kaiba einen Gang ohne Fenster gewählt, also konnte er auch nichts wirklich sehen. Eine Weile dauerte es bis er den Umriss dieser Person erkennen konnte, und wieder dauerte es etwas, bis er erkennen konnte zu wem dieser Umriss gehörte.
 

Die betroffene Person hatte ihren Kopf gesenkt und in ihren Arme hielt sie eine braune Papiertasche, die Tasche, die Kaiba gestern seine Assistentin gegeben hatte. Man konnte ihre Augen nicht sehen, denn sie waren hinter den vielen kleinen Haarsträhnen versteckt.
 

Emykos Schritten blieben kurz inne, nicht weil sie Kaiba gesehen hatte, sonder einfach nur weil sie plötzlich das Gefühl hatte keinen einzigen Schritt mehr noch weitergehen zu können. Sie wusste nicht mal, ob sie überhaupt den richtigen Weg zum Kaibas Zimmer gewählt hatte. So müde war sie.
 

Noch einmal riss sie sich zusammen und hob ihren Kopf um etwas zu erkennen. Verschwommen konnte sie eine Gestalt wahrnehmen. Braune Haare, lange Beine ... blaue Augen.
 

Ihre eigene Augen leuchteten kurz auf, wurde aber sofort wieder etwas glasig.
 

"Guten ... guten Morgen, Master Seto!" Dabei lächelte sie freundlich. Doch ihr Lächeln war müde und leblos.
 

Fragend sah Kaiba Emyko an. Wollte fragen was sie gemacht hatte. Doch bevor er sprechen konnte, ging Emyko einen Schritt auf ihn zu. Fast hatte er das Gefühl, als würde sie umfallen.
 

"Ich ... ich habe die Dokumente fertiggeordnet ... und die Zusammenfassungen habe ich auch." Dabei wurde ihr Lächeln etwas lebhafter, doch ihre Augen waren immer noch fast leblos.
 

Kaiba konnte es vorerst nicht glauben, unmöglich, so schnell konnte sie gar nicht fertig geworden sein, auch nicht wenn sie die ganze gestrige Nacht daran gesessen hatte ... oder etwa doch.
 

"Hatte ich nicht gesagt, du hast eine Woche Zeit?" fragte er nur kühlt anstatt sich zu bedanken.
 

"Aber ... Sie hatten doch auch gesagt, es sei dringend oder?" Etwas überrascht sah er sie nun an. Ja, das hatte er tatsächlich gesagt.
 

"Ich wollte nicht, dass Sie zu lange warten, also habe ich sie fertig geordnet ..." Vor Emykos Augen konnte sie nun wirklich nichts mehr erkennen. Alles war viel zu verschwommen, nicht einmal richtig sprechen konnte sie noch. "Ich befürchtete schon, Sie seien zur Arbeit gefahren ..."
 

Sie bemerkte auch, dass ihre Stimme zitterte, aber sie wollte nur noch etwas sagen ... etwas.
 

"Ein Glück ... denn ich wollte mich noch bei Ihnen entschuldigen ... für die verspätete Arbeit ..... gestern .....Nachmi- ...." Ihr nächstes Wort ging verloren, als vor ihren Augen plötzlich nur noch Schwärze sie überflutete.
 

Die vor einer Sekunde noch in der Hand gehaltenden Mappen in der Papiertasche wurden zugelassen achtlos auf den Boden zu fallen. Doch man ließ nicht zu, dass Emyko ebenfalls bewusstlos auf den Boden fiel, denn zwei starke Arme konnten sie noch rechtzeitig festhalten und rettete sie dadurch vor einem Sturz.
 

"Shizuno?" Mit diesem Namen schüttelte Kaiba sie leicht, keine Reaktion.
 

Er überlegte kurz und hob sie schließlich auf. Die wichtigen Dokumenten auf den Boden gelassen, hob er sie auf und ging Richtung sein Zimmer.
 

Als er angekommen war, legte er die schlafende Emyko in seinem Bett. Jedoch wendete er sich nicht sofort von ihr ab. Ruhig und behutsam beobachtete er sie. Sie sah wirklich fertig aus. Wieso hatte sie sich das nur angetan? Wegen einer kleinen Entschuldigung?
 

Leicht schüttelte er seinen Kopf. Wie unnötig ... doch er bemerkte nicht, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln formte.
 

Langsam streckte er eine Hand nach ihr aus und strich sacht eine Haarsträhne von ihrem Gesicht fort, zog seine Hand jedoch sofort wieder zurück, als habe diese gerade Feuer berührt, er sollte sie nicht so bewusst anfassen.
 

Die Tür ging plötzlich hinter ihm auf und eine bereits im Dienstmädchenanzug steckende Hana kam zum Vorschein.
 

"OH, Master Kaiba, entschuldige, ich wusste nicht, dass Sie noch da sind." entschuldigte diese sich sofort. Doch bevor sie noch eine Menge zu ihrem Vorbild sagen wollte bemerkte sie die schlafende Emyko und starrte sie perplext an. Emyko in Master Kaibas Zimmer.
 

Inzwischen war Kaiba nun ebenfalls an der Tür angelangt. Sofort riss Hana ihren Anblick von Emyko los und verbeugte sich vor ihm.
 

"Sie wird heute hier in der Villa bleiben und sich ausruhen." Seine Stimme war wie üblich kalt und tonlos. "Sollte ich sie heute in der Kc erblicken, nehme ich dich zur Verantwortung." Das war nun gerade eine Drohung, denn Kaiba wusste genau, dass Emyko, wenn sich aufwacht, sich sofort auf dem Weg machen würde, zur Arbeit zu gehen.
 

"Äh JA.. JAWOHL!" Hanas Stimme war deutlich etwas zu laut und verursachte das wütende Starren Kaibas Augen auf sie.
 

"Eh ... ich meine, jawohl." Doch als sie erneut aufsah, war er bereits verschwunden.

Ein freier Tag

Emyko wusste nicht wo sie sich gerade befand. Alles um sie herum war dunkel und finster.
 

"Hallo?" fragte sie leise in die Leere hinein und bekam nur das Echo ihrer Stimme als Antwort zurück. Wo war sie? Ihr wurde etwas kalt. Sie rief auch nach dem Namen Hanas und Mokubas. Doch wieder bekam sie keine Antwort.
 

Was war geschehen? War sie wieder alleine? Sie hatte so furchtbare Angst. Ihre Beine fingen von selbst an zu laufen und sie hatte keine Ahnung wo sie hinlief. Alles um sie herum war still, selbst ihre Schritte konnte sie nicht hören.
 

Unvorsichtig stolperte sie und fiel. Nun endlich tropfte eine Träne von ihrer Wange hinab. Ließ das Etwas unter ihren Füßen schwemmen. Es sah so aus, als stünde sie auf der Wasseroberfläche. Etwas gestaltete ihre Umgebung. Schenkte ihr Farbe und Leben.
 

Plötzlich konnte sie eine Gestalt vor ihr erkennen. Lange dunkle Haare. Ein weißes Kleid. Mamas Lieblingskleid.
 

"Mama?" fragte Emyko ungläubig und hielt sich eine Hand vor dem Mund. Die Gestalt vor ihr drehte sich langsam um. Sie lächelte nicht, sie sah traurig aus.
 

"Es tut mir ja so Leid Emyko." sagte sie nur und ihr Körper fing an zu verschwinden. Für Emyko wirkte das wie ein Schlag.
 

"Mama! Bitte geh nicht." rief sie und rannte auf die Gestalt zu. Doch es war zu spät. Sie war schon verschwunden noch bevor Emyko zwei Schritten machen konnte. Nun liefen Tränen unkontrolliert ihre Wangen hinab. Mama hatte es ihr versprochen, sie hatte es Emyko versprochen. Sie hatte ihr Versprechen nicht gehalten ... sie war fort. Für immer.
 

Um sie herum wurde es plötzlich wieder kühl und finster. Unerwartet wurde sie von etwas am Arm gepackt und zu Boden geworfen. Geschockt riss sie ihre Augen auf.
 

"Nein ... nein ...." murmelte sie und die Verzweiflung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
 

Die Gestalt über ihr grinste nur.
 

"Vergiss nicht, du gehörst mir ... mir ganz allein."
 

Nichts konnte sie noch retten, es war vorbei. Die Dunkelheit um sie herum umhüllte sie, gab ihr keine Sauerstoff und keine Möglichkeit mehr zu entkommen. War das das Bild ihres Lebens, ihr Schicksal?
 

Ihr Körper fühlte sich plötzlich leer an. Alles um sie herum wurde leblos. Stille.
 


 

Schweißgebadet fuhr Emyko hoch. Die Augen voller Tränen. Verschwommen sah sie in dem für sie fremd wirkenden Zimmer bevor sie weinend ihr Gesicht in Kaibas Decke vergrub. Fest umklammerte sie ihre Knien und versuchte sich zu beruhigen, dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr so sehr zitterte.
 

Es war nur ein Traum. Nur ein schlimmer Alptraum. Sie würden sie nicht finden. ER würde sie nicht finden. Sie war hier im Sicherheit. Ja, hier bei Master Seto war sie in Sicherheit. Hier ging es ihr gut. Solange sie nicht zurück muss, war alles andere erträglich. Solange sie nicht zurück muss, bezeichnete sie ihr Leben als glücklich ...
 

***
 

Interessiert blätterte Kaiba in den fertiggeordneten Dokumente Emykos, gab sich zufrieden und stellte sie in seiner Schublade. Die würde er heute noch brauchen. Dann holte er die Zusammenfassungen hervor und las darin. Ihre Schrift war wirklich sauber und fast wie gedruckt.
 

Die Tür zu seinem Büro öffnete sich plötzlich und ein Lyleth in einem engen roten Kleid betrat den Raum. In ihrer Hand hielt sie ein paar Urkunden, die sie dann auf Kaibas Tisch legte.
 

Kaiba sagte nichts, begrüßte sie nicht sonders las nur gelassen in Emykos Zusammenfassungen weiter. Daran gab es nichts zu wundern, schließlich begrüßte er sie sonst auch nie. Doch was Lyleth auffiel war, dass die Arbeit in seiner Hand nicht die ihre war.
 

"Morgen." begrüßte sie und wartete darauf, dass Kaiba sie ansah, doch außer ein 'Hm' von sich hören zu lassen änderte er nichts an seiner Position. Er las weiter.
 

"Weißt du schon, dass Emyko noch nicht zur Arbeit aufgekreuzt ist?" fragte sie trocken. Sie hatte sich vorgenommen ihn von diesen blöden Zusammenfassungen loszureisen.
 

Kaiba antwortete nicht sofort, las weiter bis er eine bestimmte Stelle hinter sich brachte und antwortete dann schließlich mit einem geistesabwesenden 'Ja'.
 

Im Lyleth stieg Wut hoch. Er tat so, als wäre es ihm völlig egal. Zu ihr war er noch nie so locker. "Dass sie schon wieder zu spät ist ..." ließ Lyleth nur gespielt verärgert von sich hören.
 

"Sie wird heute nicht kommen." Überrascht über Kaibas Worte verwandelte ihr gespieltes Verärgern in wahres Verärgern.
 

"Nicht kommen? Hat sie sich entschuldigt? Hat sie schon angerufen?" Als ginge es um ihre eigene Angestellte stellte Lyleth diese Fragen.
 

Wieder antwortete er nicht sofort. Langsam reichte es ihr. Am liebsten hätte sie Kaiba die Zusammenfassungen aus der Hand gerissen. "Nein."
 

Auf einer gewissen Weise hatte Lyleth gehofft, dass Kaiba 'Nein' antworten würde, denn sie hatte schon eine ganze Menge darauf vorbereitet.
 

"Also, das ist ja die Höhe. Schon am zweiten Tag nicht zu kommen und sich auch noch nicht dafür entschuldigen." Fing sie laut an. "Ich habe es doch schon von Anfang an gesagt. So ein Dienstmädchen wie sie weiß nun mal nicht was sie hier in der Kc zu erfüllen hat und dabei lässt du sie auch noch als deine Assistentin arbeiten ..."
 

Kaibas plötzliche Aufblicken ließ sie inne halten. Gut, sie hatte es geschafft ihn von den Zusammenfassungen loszureißen aber erst jetzt bemerkte sie, dass das wohl keine so gute Idee war.
 

"Willst du damit sagen, dass ich nicht fähig bin mir eine geeignete Assistentin auszusuchen?" Seine Stimme war schneidend und schnitt Lyleths Sauerstoffzufluss für eine Sekunde aus.
 

"N-nein. Natürlich nicht. Ich wollte nur sagen ... dass sie es dir zumindest wissen lassen soll, dass sie heute nicht zur Arbeit kommt."
 

Endlich ließ Kaiba die Augen seiner Sekretärin los und wanderte seine Aufmerksamkeit wieder Emykos Zusammenfassungen zu. "Ich weiß, dass sie heute nicht kommt." sagte er nur wieder ruhig und verpasste Lyleth damit einen Schlag.
 

Etwas blass sah sie zu dem lesenden Kaiba. "Hast du dich etwa nach ihr erkundigt?" Das würde Seto Kaiba nicht tun oder? Er doch nicht. Das würde er sicherlich nie tun.
 

"Nein." Natürlich bemerkte er wie Lyleth vor ihm ausatmete. Doch dieser Gefallen wollte er ihr nicht tun. Unbemerkt grinste er kurz, hielt sein Grinsen aber sofort zurück und sprach schließlich.
 

"Ach, falls du es noch nicht weiß, sie wohnt bei mir." Nein, dass wusste Lyleth wirklich nicht. So sagte das zumindest ihr Gesichtsausdruck. "Und--im Moment liegt sie wahrscheinlich noch in meinem Bett und ruht sich aus." Nun war es nicht zu übersehen, wie sich Lyleths Gesichtsfarbe weiß färbte.
 

Etwas verkrampft öffnete sie ihren Mund um etwas zu erwidern. Doch als sie bemerkte, dass sie nach fünf Sekunden immer noch nichts zu erwidern gefunden hatte, senkte sie schließlich ihren Kopf. "B-itte entschuldige mich." Mit diesen Worten drehte sie sich schlagartig um und verschwand aus Kaibas Büro. Erlaubte ihn nun endlich loszugrinsen.
 

***
 

Es dauerte eine ganze Weile bis Emyko sich beruhigte. Nun endlich sah sie wieder auf um sich erneut die Frage zu stellen, wo sie war. Das Zimmer sah anders aus als die anderen. Es war viel größer und wurde mit viel besseren Möbeln ausgestattet ... und der Geruch ... kam ihr ebenfalls bekannt vor.
 

Gerade als sie versuchte sich daran zu erinnern, wurde die Tür plötzlich langsam geöffnet und Hana tauchte mit Frühstück in der Hand auf. Etwas verwundert blickte Emyko Hana an.
 

"Morgen." begrüßte diese nur wieder fröhlich. Kam auf die immer noch auf dem Bett sitzende Emyko zu und stellte ihr Frühstück auf einen kleinen Tisch daneben.
 

"Hana, wo bin ich?" fragte Emyko nur ahnungslos. Daraufhin grinste Hana nur und machte die Schwarzhaarige nervös. "Was ist denn?" fragte sie wieder.
 

"Erinnerst du dich denn wirklich an nichts mehr?" fragte Hana schließlich kopfschüttelnd.
 

Nachdenklich senkte Emyko ihren Kopf und versuchte sich zu erinnern. Sie wollte Master Seto die Dokumente bringen und dann ... was war dann geschehen?
 

"Du befindest dich jetzt im Master Kaibas Zimmer." sagte Hana nun endlich und konnte einfach nicht aufhören zu grinsen. Etwas perplext sah Emyko Hana an und auf ihr Gesicht stand deutlich die Frage zu lesen: 'Wieso?'
 

"Frag nicht wieso. Ich weiß es auch nicht. Als ich reinkam und sein Zimmer aufräumen wollte, lagst du bereits da."
 

Plötzlich wurde Emyko alles klar. Ach ja richtig. Sie war eingeschlafen. Oh Gott. Panisch warf sie einen Blick auf einer Uhr und stellte fest, dass ihr Untergang gekommen war. Schon 10 Uhr morgens!
 

Sofort warf sie die Decke zur Seite und wollte aufspringen, doch ihr Vorhaben wurde unterbrochen, denn Hana drückte sie wieder streng auf das Bett zurück.
 

"Hana, was soll das? Ich muss schnell arbeiten gehen." Sagte Emyko nur verzweifelt, während Hana sie immer noch am Schulter festhielt.
 

"Nein, Master Kaiba hat gesagt, du wirst heute in der Villa bleiben und dich ausruhen."
 

Etwas misstrauisch starrte Emyko die lilahaarfarbige Dienstmädchen an. Das hatte Master Seto gesagt? Doch im gleichen Moment lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken. Oh nein, er will nicht mehr, dass sie zur Arbeit geht. Er wird sie feuern! Gefeuert wird sie.
 

"Nein, ich ... ich muss zur Arbeit. Und .... und ich muss mich für heute endschuldigen!" sagte Emyko verzweifelt.
 

Hana hatte sich daweil die Teetasse zugewendet und beschäftigte sich damit Emyko eine Tasse Tee zu machen. "Emyko, jetzt beruhige dich doch mal zuerst. Master Kaiba hat gesagt, dass du heute nicht zur Arbeit gehen sollst und ..." Ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst und mit flüssigen Augen sah sie Emyko an. " ... er hat gesagt, falls er dich heute in der Kc sehen sollte, dann würde er MICH zur Verantwortung nehmen!!! Willst du das? Will du das???"
 

Hanas Blick machte Emyko verlegen, bereitete ihr sogar fast Schuldgefühle. Bedrückt senkte sie ihren Kopf. "Nein, natürlich nicht."
 

"Na also, dann wirst du jetzt schön im Bett bleiben und dein Frühstück genießen!" sagte Hana plötzlich wieder so fröhlich wie immer und lachte etwas verstört, was sie normalerweise oft machte, wenn sie etwas hingekriegt hatte. "Außerdem brauchst du keine Angst zu haben, du wirst deinen Job nicht verlieren. Schließlich hatte er ja nur gesagt 'heute'."
 

Plötzlich wurde Hana wieder etwas ernst und sie nahm neben Emyko auf die Bettkante Platz. "Und jetzt wirst du mir eine Frage beantworten: Wie ist es dazu gekommen, dass du im Master Kaibas Bett liegst?" Sie grinste nicht, aber ihre Augen taten das.
 

Etwas errötet sah Emyko weg. "Ich ... ich weiß es nicht genau." Doch sie vermutete, dass sie eingeschlafen war und dass Kaiba sie deswegen hier her gebracht haben musste.
 

Überraschenderweise hackte Hana nicht mehr nach und stand wieder auf. "Ist egal, du musst es mir ja nicht sagen wenn du nicht willst." Und wieder hatte sie einen frechen Grinsen aufgesetzt. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch schaffte es still zu bleiben. "Ach übrigens, du wirst schön alles aufessen, ist das klar?" befahl sie und sah Emyko streng an. Diese nickte nur zögernd.
 


 

Den ganzen Tag suchte Emyko nach Arbeit, wollte praktisch ihren alten Job als Dienstmädchen weiterführen. Aber natürlich ließ das Hana nicht zu.
 

Doch mit Glück konnte sie hinter Hanas Rücken sich danach erkundigen, was es im Haus fehlte und gekauft werden musste. Und mit sehr viel Glück hatte sie es schließlich geschafft, aus der Villa zu entkommen um etwas einkaufen gehen zu können.
 

Nachdem sie sich alles besorgt hatte, ging sie fröhlich den Weg zurück zur Villa. Ja, sie machte sich FRÖLICH auf dem Weg zurück. Früher, als sie noch bei ihrem Stiefvater wohnte, da hatte sie sich immer gewünscht nie wieder zurückgehen zu müssen, doch sie musste. Damals konnte sie nicht anders.
 

Emyko schloss ihre Augen und schüttelte kurz ihren Kopf. Sie wollte nicht mehr daran denken. Sie wollte es einfach nur vergessen. Tief atmete sie ein und ging weiter. Obwohl die Tüte in ihrer Hand richtig schwer war, so nahm sie sie gar nicht wahr.
 

"Emyko!"
 

Diese Stimme ließ sie herumfahren. Überrascht nahm sie die Person zur Kenntnis, die sie gerufen hatte.
 

"Mokuba." Ach ja, stimmt, es war ja schon vier Uhr nachmittags, da hatte der Kleine bereits Schulaus. Mokuba saß gerade in einer schwarzen Limo und winkte Emyko zu. Noch bevor Emyko etwas in der Art sagen konnte wie 'Bleib im Wagen.' hatte der schwarzhaarige Junge bereits die Wagentür hinter sich zugeschmissen und rannte auf sie zu.
 

"Emyko, was machst du denn da?" fragte der Junge interessiert und stellte gleichzeitig fest, dass sie eingekauft hatte. Sofort nahm er Emyko hilfsbereit die Tüte aus der Hand. "Lass mich das nehmen."
 

"Nein nein Mokuba, ist nicht nötig." sagte Emyko sofort und nahm gleichzeitig wahr, dass die schwarze Limo bereits neben den Beiden zum Stehen kam. Der Fahrer übernahm die Tüte.
 

"Wollen Sie nicht mitfahren?" fragte er Emyko freundlich, worauf Emyko nur unsicher lächelte. Doch Mokuba hatte sie bereits an der Hand gefasst und sie mit sich in die Limo gezerrt. "Komm Emyko, lass uns Seto abholen gehen."
 

Nein Mokuba. Ich fahre nicht mit, so, aus uns pasta! Das hätte Emyko gern gesagt, doch stattdessen saß sie bereits im Wagen und mit hoher Geschwindigkeit fuhr Dieser auch schon los. Was sollte sie jetzt denn machen? Hatte Master Seto nicht befohlen, sie solle in der Villa bleiben?
 

Am liebst wollte sie auf der Stelle aus dem Wagen springen, aber das konnte sie unmöglich tun. Erstens hätte sie ganz bestimmt schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht und zweitens ... sie traute sich nicht.
 

Während auf Emykos Stirn kalte Schweißperlen erschien, erzählte Mokuba über seine Schule und Freunde. Er war wirklich ein fröhlicher Junge. So dachte es Emyko zumindest im Moment.
 

Plötzlich klingelte etwas. Ein Handy. Mokubas Handy?
 

***
 

Emyko wusste nicht wie es dazugekommen war. Aber sie wusste, dass sie gerade ALLEIN vor der Kc stand und auf SETO KAIBA wartete. Sie konnte sich nur teilweise erinnern, denn es wäre wahrscheinlich ein viel zu heftiger Schlag für sie gewesen, wenn sie sich an alles erinnern könnte.
 

Mokuba hatte nachdem er sein Gespräch mit irgendjemanden beendet hatte Emyko gebeten Kaiba für ihn abzuholen, da er plötzlich zu einem Freund musste. Und das Schreckliche war natürlich, dass Emyko wieder lächelnd ZUGESTIMMT hatte.
 

"Miss Shizuno?" Die Stimme des Fahrers ertönte hinter ihr. Geschockt drehte sie sich um. Emyko war auch nur deswegen schockiert, weil sie mit ihren Gedanken ganz wo anders war. Zum Beispiel, wie sie Kaiba gegenübertreten sollte.
 

"Nein nein, nennen Sie mich ruhig nur Emyko." sagte sie sofort und man konnte deutlich Schweißperlen auf ihrer Stirn erkennen.
 

"Es würde wahrscheinlich noch etwas dauern bis Herr Kaiba rauskommst, wollen Sie nicht zuerst etwas im Park spazieren gehen?" fragte der Fahrer lächeln, worauf Emyko ebenfalls lächelnd zustimmte.
 

Sie war schon lange nicht mehr im Park spazieren. Der Fahrer wartete beim Wagen. Kurz warf Emyko einen Blick auf ihre Armbanduhr. Kein Wunder, dass er gesagt hatte, dass es noch etwas dauern würde. Es war erst 17 Uhr und Kaiba würde vielleicht erst um 18 Uhr rauskommen.
 

Im Park war fast niemand zu sehen und es war angenehm still. Ihre Beine führte sie zu einem kleinen Teich. Langsam ging Emyko in die Hocke und sah in dem klaren Wasser, erkannte ihr eigenes Spiegelbild. Sie sah blass aus ...
 

Das alles erinnerte sie plötzlich an ihren Traum heute Morgen. Ihre Mutter.
 

"Mama ..." flüsterte sie und wieder wurde ihr Gesichtsausdruck etwas traurig.
 

"Ich dachte du bist krank." erklang plötzlich eine bekannte Frauenstimme hinter ihr und ließ Emyko aufzucken.
 

"Miss Honda ..." sagte sie geschockt, als sie die Gestalt hinter ihr im Wasserspiegelung sah.
 

Sofort stand sie auf und drehte sich um. "G-guten Tag!" Mit dieser Begrüßung verbeugte sie sich. Doch im selben Moment spürte sie, wie jemand sie grob an der rechten Schulter fasste und nach hinten stieß. Entsetzt über die Feststellung, dass sie das Gleichgewicht verlor, torkelte die schwarzhaarige Assistentin zurück und fiel geradewegs in dem Teich hinein.

Fieber

Emyko konnte es nicht verstehen. Sie hatte keine Ahnung.
 

Sie wusste nicht, was sie so Schlimmes verbrochen hatte, dass Lyleth so wütend auf sie war. Sie wusste nicht, wieso sie ihr das antat und vor allem wusste sie nicht, wieso sie das gesagt hatte.
 

Nur mit Mühe hatte es Emyko geschafft aus dem Teich wieder rauszukommen. Ihre Haare, Kleidung und Schuhen waren natürlich gänzlich durchnässt. Sie hatte Glück, dass sie kein Wasser schlucken musste und sie hatte Glück, dass Lyleth schon längst gegangen war.
 

Die schwarzhaarige Assistentin konnte sich noch schräge an die Worte Lyleths erinnern, als sie aus dem Wasser hochkam und keuchend nach Luft röchelte.
 

"Ich habe doch schon von Anfang an gewusst, dass du nur eine billige Nutte bist!" Ja, diese Worte hatte sie gehört und das hatte sie sich nicht eingebildet. Waren diese Worte wirklich auf sie gerichtet? Waren diese Worte wirklich für sie gedacht? Emyko konnte es einfach nicht verstehen.
 

Immer noch kniete sie auf dem Boden, die Hände ebenfalls auf diesen gestützt und ringte nach Luft. Leicht wehte ihr der Wind entgegen und ließ sie zusammenzucken. Es war zwar schon Frühling aber manchmal konnte es immer noch ganz schön kühl sein.
 

Schwerwiegend richtete sich Emyko auf und beschloss als erstes zum Wagen zurückzugehen. Doch kaum hatte sie einen Schritt gemacht hielt sie inne. Nein, so konnte sie unmöglich zurückgehen. Was würde Kaiba denn sagen, wenn er sie so sieht und vor allem, was würden denn die ganzen Leuten denken, wenn man Seto Kaiba mit so einer Frau wie sie jetzt zusammen sieht.
 

Resigniert ging Emyko wieder auf die Knie. Was sollte sie jetzt bloß tun? Sich neue Kleidungen besorgen gehen konnte sie nicht, denn sie hatte bereits all ihr Geld, die sie dabei hatte ausgegeben. Warten bis sich die Kleidungen von selbst trockneten ging auch nicht, denn es war einerseits schon spät Nachmittags und die Sonne hatte sich schon längst zurückgezogen und andererseits würde es sich mit der Zeit nicht ausgehen.
 

Eilig blickte Emyko auf ihre zum Glück noch heilgebliebene Armbanduhr und musste ihre letzte Hoffnung aufgeben. Schnell zurück zum Wagen zu gehen und den Fahrer um Hilfe bitten konnte sie auch nicht mehr, denn es war schon 18 Uhr und das bedeutete, dass Master Seto jede Zeit auftauchen könnte.
 

Emyko lächelte bitter und sie spürte wieder wie ihre Augen brannten. Nicht schon wieder wie es Kaiba sagte. Tränen ...
 

Einmal schloss sie ihre Lider und ließ warme Wasserperlen ihre Wangen hinunterlaufen. Master Seto war nicht hier, also würde es auch niemanden stören. Schließlich fasste sie mit beiden Händen auf ihr Gesicht und wischte über dieses. Dann versuchte sie sich erneut aufzurappeln.
 

Sie wollte sich noch schnell irgendwo verstecken, damit der Fahrer, falls Kaiba ihn schickte um nach ihr zu suchen sie so nicht finden konnte. Doch plötzlich drehte sich alles in ihrem Kopf und eine seltsam warme Hitze überfiel sie.
 

"Was machst du denn da?" eine kalte fast eisige Stimme ließ Emyko zusammenzucken und zwang sie ihren Kopf zu heben. Schockiert sah sie in das Gesicht ihres Gegenübers. Es war nicht der Fahrer.
 

"Ma- master Seto! ..." brachte sie nur stammelnd zur Stande. "Es ... es ist ... ich bin nur unabsichtlich ...."
 

Emyko konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn sie wusste, dass sie Kaiba dann anlügen müsste und das wollte sie nicht. Es wurde still. Keiner der Beiden rührte sich. Man hörte nur wie der Wind sang und die Blätter zum tanzen brachte.
 

Schüchtern und zögernd hob Emyko schließlich ihren Kopf um nachzusehen, was Kaiba gerade machte.
 

Doch das, was sie sah ließ ihre halbe innere Welt in einer Sekunde in sich zusammenbrechen. Denn er musterte sie auf eine gewisse Art angeekelt an. Oder irrte sie sich ...
 

Bevor Emyko ihren Mund aufmachen wollte und sich für nichts entschuldigen wollte, drehte sich Kaiba um und fischte ein Handy aus seiner Innentasche. Nachdem er dem Fahrer ausgerichtet hatte zum Nebenausgang zu fahren, drehte er sich wieder zu der inzwischen völlig zerstörte Emyko um.
 

"Steh auf." befahl er tonlos, drehte sich wieder um und marschierte davon. Emyko gehorchte, im Moment konnte sie nichts anderes als gehorchen, denn ihr Kopf war wie abgedroschen.
 

Im Park befanden sich niemand außer Kaiba und sie selbst, was auch etwas Gutes bedeutete. Es wäre sicher nicht komisch gewesen, wenn man sie so zusammen sehen würde. Der Park war wirklich wunderschön. Obwohl die Sonne schon untergegangen war, so spiegelten sich trotzdem die rosaroten Wolken in der Wasserspiegelung.
 

Es wäre sicher herrlich gewesen um diese Zeit mit einem Freund im Park spazieren gehen zu dürfen, doch stattdessen, torkelte Emyko mit nassem Gewand ihrem Chef hinterher. Dieser machte sich nicht einmal die Mühe, ihr etwas um die Schulter zu legen, obwohl er ganz genau wusste, wie kalt es ihr war.
 

Nein, er wusste nicht nur über das bescheid. Er war sich sogar sicher, was vorgefallen sein könnte, denn er hatte Lyleth erlaubt kurz nach 17 Uhr nach Hause zu gehen, da sie angeblich einen wichtigen Termin hatte. Und er wusste auch, dass sie nicht weit wohnte und nur den Park zu überqueren brauchte...
 

Es dauerte nicht lange bis sie zum Nebenausgang kamen wo der Fahrer bereits auf sie wartete.
 

"Steig ein." befahl Kaiba wieder und riss Emyko aus ihren Gedanken. Perplext sah diese zu ihm hoch und dann zum Wagen.
 

"Aber ... ich ...." mit diesen Worten sank sie ihren Kopf und blickte ihre nassen Kleidungen mit roten Wangen an.
 

"Ich sagte einsteigen!" wiederholte Kaiba erneut und tat so, als habe er sie gar nicht gehört oder verstanden.
 

Emyko biss sich auf die Unterlippe und wendetete sich zum Fahrer.
 

"Tut mir Lied!" entschuldigte sie sich, denn sie wusste, dass der Fahrer dann für die Unordnung zu sorgen hatte. Dieser nickte nur lächelnd und machte ihr die Wagentür auf, wonach Emyko endlich zögerlich einstieg.
 


 

Im Wagen war es wie jedes Mal still. Emykos Klamotten waren zwar immer noch nass, aber zum Glück tropften sie nicht mehr. Nervös spielte sie mit ihren Fingern und wusste nichts zu sagen. Aber vielleicht war es auch besser so.
 

"Wieso bist du hier?" fragte Kaiba urplötzlich und raubte ihr einen Atemzug.
 

Genau davor hatte sich Emyko gefürchtet, dass er mit diesem Thema anfing. Denn eigentlich durfte sie ja gar nicht hier sein ... und das bedeutete ....
 

Fest schloss Emyko ihre Lider und krallten ihre Finger in ihr Kleid. "Bitte ... BITTE NEHMEN SIE HANA NICHT ZUR VERANTWORTUNG!!! " war alles was ihr einfiel zu sagen und ihre Stimme war viel lauter als gewöhnlich, fast schon unnatürlich.
 

Und Kaiba? Kaiba überlegte gerade wer diese Hana sein könnte, aber dafür brauchte er nicht lange.
 

"Es ... es war alles meine Schuld, sie konnte nichts dafür ...." fing Emyko nun mit ihrer Erklärung an, diesmal wieder leise un scheu. "Ich bin hinter ihrem Rücken aus der Villa geschlichen .... sie weiß nicht, dass ich hier bin ... ich ... habe nur etwas eingekauft, ich habe auch nicht gedacht, dass es so weit kommen würde ... es tut mir so schrecklich Leid ... " mit diesen Worten verbeugte sie sich im Sitz.
 

"Aber ... bitte nehmen sie Hana nicht zur Verantwortung ..."
 

Kaiba sah aus dem Wagenfenster und grinste gemein, was Emyko aber nicht sah, weil sie nur unentwegs auf ihr Knie starrte.
 

"Und wieso sollte ich das nicht tun?" fragte er nun endlich nach fünf Sekunden amüsiert.
 

Emykos Atem stockte etwas und sie schloss ihre Augen, während Kaiba auf eine Antwort wartete, eine eigentlich unmögliche Antwort, denn er konnte machen was er wollte, er war im Vorteil. Dagegen konnte Emyko nichts ausrichten, schließlich war Hana dafür verantwortlich, dass sie in der Villa zu bleiben hatte und da sie es aber nicht war ...
 

"Sie ... Sie haben doch gesagt ..." fing Emyko nun endlich nach einer Weile kaum hörbar an zu sprechen und sank ihren Kopf noch mehr. " ... dass Sie Hana zur Verantwortung nehmen werden, wenn Sie ...."
 

Emyko unterbrach sich und überlegte kurz ob sie nun wirklich weitersprechen sollte, denn der Grund, den sie jetzt nennen würde, war nicht 100%tig das Beste und konnte dadurch Kaibas Laune sogar noch verschlechtern. Aber etwas anderes fiel ihr im Moment nicht ein und sie würde mit aller Kraft verhindern, dass Hana ihretwegen leiden musste.
 

" ... wenn Sie mich heute IN der Kc sehen .... "
 

Bei diesen Worten verschwand Kaibas Grinsen und er wusste, dass man seinen Schwachpunkt in diesem Satz gefunden hatte. Wie er das doch hasste.
 

"...aber .... aber ich habe die Kc heute keinen einzigen Schritt betreten .... also können Sie .... Hana ... gar nicht zur Verantwortung ... nehmen....." Emykos Stimme wurde immer leiser bis sie völlig verstummte.
 

Kaiba sagte nichts, machte nichts, sah nur aus dem Fenster und beobachtete die vorbeirasenden Bäumen. Emyko hatte recht. Wieder. Und das hasste er, doch er konnte SIE nicht hassen, denn er wunderte sich jedes Mal darüber, wie sie immer wieder eine Lösung fand. Obwohl sie doch so schwach und nutzlos zu sein schien, so konnte er sie trotzdem nicht als schwach und nutzlos bezeichnen. WIE war sie nun? Wie war sie wirklich?
 

"Ach, mir fällt ein ... Mokuba hat mir gebeten Ihnen auszurichten, dass er Sie heute doch nicht abholen kommen kann, da er plötzlich zu einem Freund musste. Aber er wird schon noch vor Abendessen zurückkommen." In ihrer Stimme konnte man deutlich Erleichterung heraushören.
 

Jetzt fand sie auch noch den perfekten Zeitpunkt um das Gesprächsthema zu wechseln ...
 

Kaiba seufzte unbemerkt.
 

"Du wirst ab heute frei haben, denn du hast deine Arbeit für diese Woche schon erledigt." sagte er wieder kalt und ruhig. Man sah es ihm gar nicht an, dass er eigentlich sauer war.
 

Blitzartig hob Emyko ihren Kopf und starrte ihren Chef etwas verwirrt an.
 

"Aber ... das ist doch gar nicht nötig." sagte sie daraufhin etwas panisch. "Ich ... freue mich für Sie arbeiten zu dürfen, ich tue das gerne ... und nur weil ich eine Arbeit früher fertiggekriegt habe, kann ich doch nicht einfach für ein paar Tagen Urlaub machen." Es klang so, als wäre das das Schlimmste in ihrem Leben, was sie jemals machen würde... oder konnte.
 

"Es ist meine Pflicht eine Arbeit möglichst perfekt und schnell zu erledigen ..." ihre Stimme wurde plötzlich etwas bedrück, oder kam es Kaiba nur so vor?
 

Es wurde still im Wagen, als wäre Emyko plötzlich fort gegangen. Fragend warf der Firmenchef unbemerkt einen Seitenblick auf die Schwarzhaarige zu und stellte fest, dass deren Gedanke auch wirklich fort war.
 

Plötzlich schien Emyko wieder zurückgekehrt zu sein, denn sie sah unerwartet hoch und auf ihrer Stirn waren deutlich Schweißperlen zu sehen. Doch dann lächelte sie.
 

"Sie sind wirklich ein sehr guter Mensch." Während der Braunhaarige sich fragte, was das mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte, drehte Emyko ihren Kopf zu Kaiba um und lächelte ihn herzhaft an.
 

"Bitte erlauben Sie mir morgen zur Arbeit zu kommen. Ich arbeite wirklich gerne wissen Sie? Denn sonst wüsste ich nicht, was ich machen soll." Es war das erste mal, dass Emyko ihm etwas von sich erzählte und es war das erste mal, dass sie ihn wirklich anlächelte.
 

Kaiba musterte seine Assistentin für eine kurze Weile an. Ihr Lächeln war zerbrechlich, so zerbrechlich, dass man dieses Lächeln gar nicht ansehen traute.
 

"Mach was du willst." entgegnete er dann doch und sah wieder aus dem Fenster. Es war ihm völlig egal, was Emyko machte, seinetwegen konnte sie sich auch todschuften, was hatte das mit ihm zu tun? Hauptsache mit seiner Arbeit ging es gut voran.
 

Für Emyko wurde ihre halbe zerstörte Welt von vorhin in einer Sekunde wieder aufgebaut. Fröhlich lächelte sie und bedankte sich.
 

"Ach ja, tut mir Lied ... " ihre Stimme klang plötzlich müde und erschöpft.
 

Emyko wusste nicht wieso, aber wieder fing alles in ihrem Kopf an zu drehen und diesmal überfiel sie die Hitze so sehr, dass sie oftmals einatmen musste, bevor sie weitersprechen konnte.
 

" ... es tut mir schrecklich Leid ... dass ich heute Morgen einfach so ... eingeschlafen bin ... entschuldige ..."
 

Kaiba, der immer noch aus dem Fenster sah und sich die Frage stellte, wozu sie sich da entschuldigte, spürte plötzlich nach Emykos leisen Worten, wie etwas auf seine Schulter fiel.
 

Fragend drehte er seinen Kopf zu der Schwarzhaarigen um und erblickte die bereits bewusstlose Assistentin, deren Kopf auf seine Schulter gefallen war. Ihr Atem ging schwer und auf ihrer Stirn waren nun schon viel zu viele Schweißperlen zu sehen. So war es also ... Sie hatte Fieber.
 

Es war eigentlich kein Wunder, dass das geschehen würde. Denn zuerst die ganze Nacht durcharbeiten und dann auch noch im Teichen baden .... da konnte es gar nicht anders kommen.
 

"Fahr schneller!" befahl er dem Fahrer und sah wieder aus dem Fenster ohne vorher Emyko von sich wegzuschupsen.

Was kommen musste

Die eine Woche, die Emyko eigentlich mit Arbeit erfüllen wollte ging also doch so ganz ohne Arbeit vorüber. Denn die schwarzhaarige Assistentin musste mit hohem Fieber im Bett liegen und somit erging es ihr noch schlechter, als wenn sie nichts zu tun hätte.
 

Hana war völlig in Panik geraten, als sie an jenem Tag die bewusstlose Emyko sah, die von dem Fahrer in die Villa getragen wurde. Einerseits machte sie sich große Sorgen um Emyko, andererseits aber auch um sich selbst, doch als Kaiba ohne ein Wort zu sagen und ohne sie anzusehen an ihr vorbeiging, konnte sie erleichtert aufatmen.
 

Auch hatte Emyko Kaiba schon seit einer Woche nicht mehr gesehen. Es war Mokuba, der ab und zu in ihrem Zimmer kam und ihr einmal ausrichtete, dass es eine Sitzung am Montag geben würde.
 

Das Fieber ging schneller als erwartet hinunter und bereits nach einer Woche ging es Emyko wieder viel besser und sie konnte wieder arbeiten gehen.
 

***
 

Der Konferenzsaal befand sich eine Etage tiefer als Kaibas Büro und war ebenfalls riesig. Kaiba war noch nicht anwesend, als Emyko ankam.
 

Sie begrüßte jeden höflich und stellte sich vor, denn schließlich kannte sie noch nicht so viele, da sie erst 'Neu' war. Doch das Komische war, jeder schien schon einmal ihren Namen gehört zu haben.
 

"Ich wusste gar nicht, dass Herr Kaiba eine Assistentin braucht." meldete sich eine junge Frau mit kurzen blonden Haaren. Sie trug ein kurzes dunkelblaues Kleid und war viel kleiner als Emyko.
 

Emyko lächelte schwach um etwas darauf zu erwidern, doch unerwartet wurde sie unterbrochen. "Ich habe gehört, dass Sie früher als Dienstmädchen beim Herr Kaiba gearbeitet haben soll." Dieser Satz klang so, als würde sich die Blonde fragen, was mit Seto Kaiba plötzlich nicht stimmte. Emyko brauchte nicht lange zu überlegen um herauszufinden, wer es ihr erzählt haben könnte.
 

"Ach, hören Sie jetzt aber auf Miss Nasakura." drang plötzlich eine andere Stimme in Emykos Ohren. Etwas verwirrt drehte Emyko sich um und sah eine etwas ältere braunhaarige Frau, die eine Brille trug und eine Aktentaschen in der Hand hielt. "Du glaubst wirklich alles, was man dir erzählt. So was ist doch nicht möglich."
 

Obwohl sie das sagte um Emyko aus der Patsche zu helfen, so fügte sie Emyko jedoch noch mehr Schmerzen zu. Die braunhaarige Frau wendete sich zu Emyko und lächelte sie an, doch das Lächeln wirkte unnatürlich.
 

"Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Midorie Saka und bin Programmierer hier in der Kc. Nehmen Sie Miss Nasakura nicht ernst, sie macht immer solche Scherze." Dabei warf sie einen gespielt verärgerten Blick auf die Blonde zu.
 

Emyko sank ihren Kopf, damit sie Miss Saka nicht ins Gesicht sehen musste, als sie sprach. Vielleicht war es dumm jetzt zuzugeben, dass sie wirklich einmal als Dienstmädchen bei Kaiba gearbeitet hatte, aber sie war nun mal nicht der Mensch, der andere gerne anlügte.
 

"Danke ... aber es tut mir Leid Sie enttäuschen zu müssen, denn Miss Nasakura hatte vollkommen Recht." Die Angesprochene sah ungläubig hoch und dieser Gesichtsausdruck blieb für eine Weile auf ihr Gesicht verharren bis sie meinte, das würde ihr nichts ausmachen, aber was deutlich gelogen war.
 

Denn sie wussten alle, dass es fast schon unmöglich war, eine Arbeitsstelle bei Kaiba erlangen zu können, schon gar nicht, wenn man vorher ein Dienstmädchen gewesen war .... und keinen Abschluss hatte.
 

"Na so was Emyko." Die Stimme Lyleths ließ Emyko zusammenzucken. Sie trug heute ein graues Geschäftsanzug und ihre Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. "Ein Wunder, dass du dich hier noch blicken lässt." Das war eine Anspielung darauf, dass sie eine ganze Woche nicht da war.
 

Emyko wollte nur noch verschwinden, denn sie wusste, dass, wenn sie noch länger hier blieb nur noch mehr ausgespottet wird und das vor allen anderen.
 

"Bitte entschuldigen Sie mich." nuschelte sie und ging an Lyleth vorbei Richtung Sitzungssaal.
 


 


 

Kaiba ließ sich pünktlich blicken und die Konferenz beschäftigte sich hauptsächlich um 'Kaibaland'.
 

Emyko hörte die ganze Zeit nur zu und machte sich nicht die Mühe mitzureden. Einerseits weil eh alles in Ordnung verlief und andererseits, wollte sie nicht alle Aufmerksamkeiten auf sich ziehen.
 

"Und wie wollen Sie das mit den Arbeitern machen Herr Kaiba?" kam plötzlich diese Frage aus der Runde.
 

Seto Kaiba sah auf um seine Antwort auf diese Frage zu erwidern, doch Lyleth warf sich dazwischen, genauso wie damals bei dem Geschäftsdinner auch.
 

"Ich finde, das sollte kein Problem sein. Wir bräuchten die einzelnen Geschäften im Kaibaland einfach nur zu vermieten. Vor zu wenig Bewerbern brauchen wir uns ganz bestimmt keine Sorgen machen." Ihre Worte klangen wieder völlig logisch und sie kamen wieder ganz selbstverständlich aus ihrem Mund.
 

"Ich bin dagegen!" erhob Emyko ihre Stimme bevor sie bemerkte, dass sie gesprochen hatte.
 

Perplext sah Lyleth zu der schwarzhaarigen Assistentin und auf ihr Gesicht stand deutlich die Frage, was sie hier zu sagen hatte. Ebenfalls sahen die Angestellten zu ihr und langsam fühlte sich Emyko unsicher. Sie war zwar ganz bestimmt dagegen, aber eine andere Möglichkeit hatte sie daweil noch nicht gefunden.
 

"Und was schlägst du vor?" fragte Lyleth sofort ohne ihr die Zeit zum Überlegen zu geben.
 

Kaiba hatte sich daweil wieder zurückgezogen. Er liebte es, wenn zwei Leute um Meinungen streiten, ganz besonders wenn es um Lyleth ging. Auch war es interessant Emyko zuzuhören, denn ihre Rede während dem Geschäftsdinner war, auch wenn er es nicht zugeben wollte wirklich nicht schlecht gewesen ...
 

Emyko starrte auf ihrem Notizblock und verstummte für eine kurze Weile.
 

"Was ist? Keine eigene Meinung?" fragte Lyleth schließlich amüsiert. "Dann sollst du gefälligst still bleiben." es klang fast so, als würde sie Emyko lehren, was sie zu tun hatte. Kein bisschen ließ sie nach, auch nicht, wenn so viele um sie herumsaßen.
 

"Ich bin dafür, dass wir Arbeiter anstellen." erklang plötzlich Emykos leise Stimme im Saal.
 

Lyleth gab einen lachenden Laut von sich. "Wie meinst du das? Dass die ganze Kaibaland mit Arbeitern gefüllt wird?" fragte sie scherzend.
 

"Ja, genau das meine ich." Diese unerwartete fast lächerliche Antwort ließ eine ganze menge Leute im Saal kichern und quasseln.
 

Vorsichtig warf Emyko einen Blick zu ihrem Chef und hoffte eine Antwort auf sein Gesicht finden zu können oder zumindest eine Antwort darauf bekommen zu können, ob sie erklären durfte. Aber natürlich fand sie wieder nichts. Kaiba saß nur gerade wieder ruhig in seinem Lederstuhl und hatte glatt seine Augen wieder geschlossen. Enttäuscht blickte Emyko wieder auf ihren Notizblock.
 

"Können Sie uns das bitte erklären? Miss Shizuno, denn einige von uns haben echt keine Ahnung was Sie vor haben." Diese Stimme stammte von Frau Nasakura.
 

Emyko verharrte für eine Weile bis sie unerwartet ihr Stuhl zurückschob und sich erhob. Mutig sah sie in die Runde und unterdrückte ihr Zittern.
 

"Kaibaland gehört nur der Familie Kaiba und somit auch der Gewinn. Deswegen bin ich dagegen, dass die Geschäfte darin vermietet werden. Wieso denn wenig bekommen,(Miete) wenn man doch mit viel mehr Verdienst rechten kann?"
 

Ihre Stimme war leise, doch nicht so leise, dass man sie nicht verstehen konnte. Die ganzen Leute im Saal wurden mit einem Schlag ruhig und keiner rührte sich noch oder gab auch nur einen Ton von sich. Nur Lyleth gab sich nicht geschlagen und erhob sich ebenfalls von ihrem Sitz.
 

"Ach und wie willst du das machen? So groß wie Kaibaland ist kann man doch unmöglich so viele Arbeiter finden!" Lyleths Stimme klang deutlich lauter als die von Emyko, doch stand sie bereits auf die Verliererseite.
 

"Da bin ich genau Ihrer Meinung." sagte Emyko und lächelte freundlich. "Sie haben doch gesagt, vor zu wenig Bewerbern brauchen wir uns keine Sorgen machen, nicht wahr?" Ja es stimmte, genau das hatte sie gesagt. "Wenn das mit Vermieten geht, wieso dann nicht auch mit Angestellten. Alles, womit es zusammenhängt, ist doch nur der Gehalt. Und das sollte doch kein Problem sein nehme ich an."
 

Mit diesen Worten drehte sie sich zu Kaiba um und stellte ihm eine letzte Frage als Ende ihrer Rede, was Lyleth natürlich nie machen würde.
 

"Was sagen Sie dazu Master Seto?" Nämlich auch mal nach seiner Meinung fragen, was eigentlich jede Sekretärin und Assistentin zu tun wissen sollte.
 

Kaiba erhob sich aus seinem Sitz und sah die Angestellten an. "So soll es sein. Die Sitzung ist beendet." sagte er ernst und verschwand aus dem Saal. Zurück blieben die Arbeiter der Kc und nach zehn Sekunden erklang der erste Klatsch, der von Miss Saga stammte gefolgt von vielen anderen.
 

Ja, dieser Applaus war für Emyko gedacht und nun war es wirklich keiner mehr wichtig, ob sie einmal ein Dienstmädchen war oder nicht.
 

***
 

Den Rest des Tages verbrachte Emyko wieder mit einer ganzen menge Arbeit.
 

Lyleth hatte Emyko seit der Konferenz nicht mehr angesprochen, was auch nichts Schlimmes hieß. Nun war diese gerade in Kaibas Büro gegangen um ihm die Verträge zu bringen.
 

Kurz warf Emyko einen Blick auf ihre alte Armbanduhr und stellte fest, dass es schon 16 Uhr war. Bald würde auch ihr heutiger Arbeitstag vorübergehen.
 

Plötzlich fiel ihr auf, dass Master Seto sich schon eine ganze Weile lang nicht mehr blicken ließ, oder besser seit Ende der Konferenz. Wahrscheinlich arbeitete er wieder wie ein Verrückter und fand nicht einmal Zeit für sein Mittagessen.
 

Leicht lächelte Emyko und stand auf. Sie würde ihm schnell eine Tasse Tee kochen gehen, damit er etwas Erfrischendes bekommen konnte.
 

Doch im obersten Etage befand sich nur eine Kaffeemaschine der neben ihrem Schreibtisch gegen die Wand stand.
 

Ohne noch länger zu überlegen lief Emyko zum Lift, fuhr hinunter und kam nach wenigen Minuten mit einer Teetasse in der Hand wieder hoch.
 

Sie hatte zwar noch eine ganze Menge zu tun, aber das ein bisschen Zeit, ihrem Chef schnell etwas zum Trinken zu geben hatte sie schon noch.
 

Emykos Beine blieben stehen, als Lyleth aus Kaibas Büro kam und auf sie traf.
 

"Nanu, solltest du nicht arbeiten? ... nach einer Woche Urlaub." warf sie Emyko sofort scharfe Worte ins Gesicht.
 

Die Schüchterne biss ihre Zähne zusammen und sah zu Boden. Auch das noch, dabei hatte sie geglaubt, dass Lyleth sie heute nicht mehr ansprechen würde.
 

"Ich hatte Fieber. Miss Honda." versuchte sie zu erklären.
 

"Du glaubst doch hoffentlich nicht, dass ich dir das jetzt abkaufe oder? Wer weiß, was du für ludischen Tricksen benutzt hast, damit Seto nachgibt ..."
 

Emyko konnte es einfach nicht verstehen wie sie auf so etwas kam, aber sie gab sich auch keine Mühe mehr es ihr zu erklären, denn das würde sowieso nichts bringen.
 

"Was ist denn das?" frage Lyleth plötzlich missmutig und sah die Tasse in Emykos Hand an.
 

"Grüner Tee ... für Master Seto." antwortete sie leise. Daraufhin verdrehte Lyleth ihre Augen und fasste sich an die Stirn.
 

"Kaum zu glauben, als Setos Assistentin sollst du doch wissen, dass er keinen Tee trinkt." schrie sie die schwarzhaarige Assistentin fast an. Emyko gab sich Mühe nichts darauf zu erwidern, denn das würde alles nur noch schlimmer machen.
 

"Oh, tut mir Leid. Fast hätte ich es ja vergessen...." Lyleths Stimme wurde herablassend. "So eine Putzfrau wie du weiß das natürlich nicht. Ich frage mich wirklich, wie deine Mutter dich überhaupt zur Welt bringen konnte."
 

Bei diesen Worten schien Emykos ganzer Körper in einer Sekunde zu versteinern. Es war ihr egal, wie Lyleth über sie redete, aber das Einzige was sie nicht ertragen konnte war, wenn jemand schlecht über ihre Mutter redete. Emykos Hände zitterten und ließ die Tasse auf dem Teller leise klirren.
 

"Was stehst du hier denn noch so dumm rum? Geh und wirf das Zeug weg." befahl Lyleth, als sie an der regungslosen Emyko vorbeiging.
 

Emyko gehorchte nicht. Sie stand einfach nur da. Drehte sich nicht um, machte nichts und sagte nichts bis schließlich Lyleths verärgerte Stimme wieder hinter ihr erklang. Sie war stehen geblieben und starrte Emyko an.
 

"Hast du nicht gehört? Ich sagte du sollst das Zeug wegschmeißen."
 

Nun endlich bewegte sich Emyko wieder, aber sie machte nichts dergleichen, was Lyleth ihr befahl sondern ging geradewegs auf Kaibas Büro zu.
 

"Woher wollen Sie wissen, dass Master Seto keinen Tee trinkt?" fragte sie ruhig ... kaum zu glauben, aber sogar etwas gefährlich.
 

Daraufhin hörte sie nur wie Lyleth einen Schritt auf sie zumachte und kalt lachte. "Also, ich wüsste ganz bestimmt nicht, dass Seto Tee jemals leiden konnte." sagte sie wieder selbstsicher.
 

Die schwarzhaarige Assistentin blieb nun plötzlich stehen und drehte sich endlich langsam um, dabei hob sie ihren Kopf und sah Lyleth direkt in die Augen, was sie noch nie vorher getan hatte.
 

"Dann wissen Sie also auch nicht, dass Master Seto es nicht leiden kann, wenn Sie während einer Konferenz ihre Meinung so einfach unüberlegt und unüberdacht über Ihre Lippen bringen?"
 

Emyko bereute es nicht das gesagt zu haben, auch nicht, als sie Lyleths Handfläche schmerzhaft auf ihre Wange schlagen spürte. Die Tasse fiel klirren zu Boden, zerbrach in tausend Scherben und verlor ihr Inhalt. Emyko selbst taumelte zurück, stieß gegen Kaibas Bürotür und landete schließlich ebenfalls auf den Boden.
 

"Du verdammte Schlampe ...." während sie von so vielen unerträglichen Beschimpfungen überfallen wurde, richtete sich die schwarzhaarige Assistentin wieder mühsam auf und machte sich an die Arbeit die zerbrochenen Scherben einzusammeln. Lyleths plötzliches Verstummen verdankte sie auch nur Kaiba, der aus seinem Büro schritt.
 

Missmutig sah er zuerst Lyleth, dann die am Boden kniende Emyko und schließlich die zerbrochenen Scherben an. Sein Blick schien alles zu vereisen, was er sah.
 

"Was geht hier vor?" fragte er so kühl wie immer. Es war offensichtlich, dass er bei seiner Arbeit gestört wurde.
 

"Seto! Ich halte es nicht mehr länger aus!" bewegte sich Lyleth sofort zum Sprechen ohne Emyko auch nur die Chance zu geben ihren Mund aufzumachen.
 

"Diese Frau kam auf die Idee dir Tee zu bringen ..." dabei betonte sie das Wort Tee, als wäre er eine Droge.
 

"Und als ich ihr erklären wollte, dass du keinen Tee trinkst, wirft sie auch noch dumme Sprüche." während Lyleth übertrieben auf Kaiba einredete, sammelte Emyko nur seelenruhig die Scherben weiter ein. Doch man sah trotzdem, wie ihre Hand etwas zitterte.
 

"Ich finde die Idee gar nicht so schlecht." sagte Kaiba plötzlich unerwartet und zwang Lyleth somit endlich still zu sein. Auch Emyko erstarrte und die Scherbe die sie gerade noch in der Hand hielt fiel erneut auf den Boden.
 

"Würdest du mir bitte eine neue Tasse Tee machen Lyleth?" Obwohl es eine Frage war, so war diese nicht weniger als ein Befehl.
 

Eine ganze Weile lang brauchte die schwarzhaarige Sekretärin um schließlich aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Sie suchte nach Worten doch fand nichts. Öffnete ihren Munde, kriegte jedoch nichts heraus. Schließlich ließ sie nur ein leises 'Jawohl' von sich hören und verschwand nach unten.
 

In der obersten Etage der Kc herrschte nun entgültige Stille. Ungläubig blickte Emyko hinauf und sah ihren Chef eine ganze Weile an bis sie schnell ihren Kopf sank und weiterhin die Scherben einsammelte. Sie sagte und erklärte ihm nichts, denn sie wollte ihn nicht auch noch nerven.
 

Eigentlich hätte sie erwartet, dass Kaiba sich wieder in seinem Arbeitszimmer verziehen würde, doch nichts der Gleichen geschah. Stattdessen schritt er geradewegs auf Emyko zu und ging vor ihr in die Hocke, was fast schon an ein Weltwunder grenzte.
 

Emyko, die sich gerade fragte, was er vor hatte, spürte unerwartet, wie seine Hand ihr Kinn umfasste und dieses hob, dabei drehte er die angeschlagene Gesichtshälfte zu sich, so dass er die viel zu rote Wange sehen konnte.
 

Emykos Wange sah wirklich schlimm aus. Man erkannte nicht nur Lyleths Fingerabdrücke, sondern auch noch ein paar Kratzspuren. Auch konnte man etwas Blut unter Emykos Mundwinkel wahrnehmen.
 

"Dort im Schrank sind ein paar nötige Mitteln." erklang plötzlich Kaibas kalte Stimme und er richtete sich auf. "Such dir was aus." Obwohl dieser Satz völlig gleichgültig klang, so hatte Emyko trotzdem das Gefühl, als sei es ihm nicht egal, ob sie nun auf ihn hören wollte oder nicht.
 

Dieser hatte sich bereits zum Gehen bewegt, doch kurz vor seiner Arbeitstür blieb er stehen.
 

"Und übrigens, nimm deine Sachen, heute wirst du bei mir im Büro arbeiten." Ohne Emyko auch nur die Zeit zu geben sich dagegenzustimmen, öffnete er die Tür und verschwand hinter dieser.
 

***
 

Etwa zehn Minuten vergingen, seitdem Emyko ihre Arbeit im Kaibas Büro fortsetzte. Keiner der Beiden sagte auch nur ein Wort. Wie immer hörte Emyko nur das Tippen auf der Tastatur und das Klicken auf der Maus. Einmal betrat Lyleth das Arbeitszimmer um Kaiba den Tee zu bringen und verschwand auch so schnell wie sie gekommen war.
 

Irgendwie konnte sich Emyko nicht an ihre Arbeit konzentrieren, schließlich war sie es nicht gewohnt im Kaibas Büro zu arbeiten, schon gar nicht, wenn er auch noch anwesend war.
 

"Wieso wehrst du dich nicht?" fragte er plötzlich und riss Emyko aus ihren Gedanken.
 

Ein wenig Zeit hatte die schwarzhaarige Assistentin gebraucht um herauszufinden, was er damit meinte. Schweigend sank sie ihren Kopf und starrte auf das leere Blatt vor ihr worauf sie eigentlich eine ganze Menge schreiben sollte.
 

"Ich finde ... man soll ihre Feinde lieber meiden .... als sie zu provozieren ..." ertönte ihre schüchterne Stimme.
 

Kaiba antwortete nicht sofort, sondern tippte weiter auf seiner Tastatur.
 

"Ich bin da anderer Meinung." brach er schließlich wieder die Stille zwischen ihnen. "Wenn man einen als Feind angesehen hat, dann sollte man sich auch dagegen ankämpfen."
 

Seine Worte waren richtig ... er hatte völlig Recht, doch wusste er nicht, dass Emyko es nicht hinkriegen konnte. Man hatte es ihr so gelehrt.
 

'Misstraue niemals wenn du vertrauen kannst. Kämpfe niemals wenn du meiden kannst.'
 


 

Fast ganze drei Stunden hatte Emyko gebraucht, bis sie endlich mit all ihrer Arbeit fertig geworden war. Lyleth musste wohl schon längst nach Hause gegangen sein. Doch nochmal hatte sie sich nicht mehr blicken lassen. Die Schwarzhaarige wollte sich strecken doch unterbrach sich sofort, denn schließlich war sie hier nicht allein.
 

Kaiba schien immer noch nicht fertig zu sein. Kein Wunder, wann war er denn schon jemals fertig gewesen? Etwas perplext sah Emyko plötzlich die Teetasse auf seinem Tisch, der keinen Schluck angerührt wurde.
 

"Wollen Sie nichts trinken?" fragte sie schließlich freundlich und ließ den Geräusch der Tastatur für eine kurze Weile verstummen.
 

"Nein, ich trinke das Zeug nicht." nahm Kaiba sich die Zeit das zu sagen und tippte schließlich weiter.
 

Er trank das ZEUG nicht. Fragend sank Emyko ihren Kopf. Master Seto sagte doch immer nur, er trinke keinen Tee und niemals er trinke das Zeug nicht. Plötzlich ging in Emyko ein Licht auf.
 

Bereits in der nächsten Sekunde hatte sie sich erhoben und ging auf Kaibas Schreibtisch zu. Lächelnd nahm sie die Tasse zur Hand und sorgte dafür, dass ihr Chef fragend aufsah.
 

"Ich mache Ihnen eine neue Tasse Tee." sagte sie strahlend und verschwand aus dessen Büro.
 

Zurück blieb ein völlig verwirrter Kaiba, dessen Augen nun nicht mehr auf den Bildschirm starrten sondern auf die geschlossene Bürotür. Eine Weile lang verging, bis er sich in seinem Lederstuhl zurücklehnte.
 

Er hatte zwar gedacht, dass Emyko die Bedeutung seines Satzes verstehen würde, aber mit so einer schnellen Reaktion hatte er nun auch nicht gerechnet.
 

Ein leichter Grinsen huschte über sein Gesicht und er massierte sich die Schläfen.
 

Emyko war anders als die anderen ... anders als Lyleth. Sie war irgendwie ... unbegreiflich, unberechenbar .... irgendwie .... interessant.

Ihre andere Seite

"E-M-Y-K-O!" Emyko wusste nicht wie es Hana schaffen konnte sie so bitter traurig anzusehen, wobei sie noch vor genau zwei Sekunden total fröhlich aussah. Die Tränen in ihren Augen drohten diese zu entfliehen und ihre Wangen hinunterzulaufen und ihre Zähnen schienen bald Spuren auf ihrer Unterlippe hinterlassen zu können.
 

"Das kannst du nicht machen!" Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich plötzlich wieder und nun sah die Lilahaarfarbige ihre beste Freundin mit so einer furchteinflößenden Miene an, so dass diese einen Schritt zurücktreten musste.
 

"Wir kennen uns nun schon seit sechs Monaten und du weigerst dich immer noch mit mir zu meinen Eltern zu gehen, damit ich dich ihnen endlich vorstellen kann?" Man konnte deutlich spüren, wie verärgert sie war.
 

Aber Emyko konnte nichts dafür. Seitdem sie bei Kaiba als Assistentin arbeitete, hatte sie immer so furchtbar viel zu tun. Selbst die Wochenenden musste sie mit Arbeit erfüllen, sie hatte einfach keine Zeit. Und dieses Wochenende hatte sie Mokuba widerum versprochen mit ihm zum Kaibaland zu fahren, das endlich eröffnet war.
 

Es war schon eigenartig, Mokuba schaffte es immer wieder sie dazuzubringen zuzustimmen, was man von Hana gar nicht zu rechnen brauchte. Vielleicht sollte sie einfach nur ein paar Tricksen von Mokuba auffangen.
 

Emyko entschuldigte sich mehrmals und als sie erwähnte, dass sie Mokuba schon wieder etwas versprochen hatte, zuckte Hana erst recht aus. Doch sie wollte dem schwarzhaarigen Jungen nun auch nicht enttäuschen, indem sie dafür sorgte, dass Emyko ihr Versprechen brechen musste.
 

"OK. Schluss. Bei dir braucht man anscheinend einen Termin." grübelte Hana schließlich aufgebend. "Gut, Miss Shizuno. Haben Sie vielleicht nächste Woche Samstag und Sonntag Zeit für mich?" fragte sie dann und blickte Emyko tief in die Augen.
 

Doch diese schluckte. Wie konnte sie denn wissen, ob sie nun Zeit hatte oder nicht.
 

"Na ja ... weiß du Hana .. ich-erm ..."
 

"So soll es sein. Nächste Woche Samstag und Sonntag. V-E-R-S-P-R-O-C-H-E-N!!!!" Es war unmöglich für Emyko sich dagegen zu stimmen, außerdem würde das sowieso nichts bringen. Sie seufzte und lächelte schwach, zauberte damit auch ein fröhliches Lachen auf Hanas Gesicht.
 

Das Dienstmädchen umarmte Emyko und drückte sie fest. "Und wehe du brichst dein Versprechen." warnte sie noch, bevor sie auf ihr Fahrrad schwang und verschwand.
 

Nein, Emyko würde ihr Versprechen nicht brechen, sie hatte bisher noch nie ein Versprechen gebrochen.
 

Das Wetter heute war wiedermal himmlisch und sie hatten einen guten Tag ausgesucht um zum Kaibaland zu fahren. Emyko selbst war schon einmal dort. An dem Eröffnungstag, doch sie war noch nicht drin gewesen. Denn es waren so viele Reporter und Journalisten dort, dass sich Emyko schon fast wünschte einfach nur verschwinden zu können.
 

Die Eröffnung Kaibalands schien wirklich etwas Besonderes zu sein, denn in fast jedem Fernsehenkanal wurde es verkündigt und selbst Emyko musste eine plötzliche Rede halten, was sie aber mit sehr viel Glück überstand.
 

Emyko lächelte bei dem Gedanken wie fröhlich Mokuba gewesen war, als Kaibaland endlich eröffnet wurde.
 

Die Villa war wiedermal menschenleer, da Kaiba die gestrige Nacht nicht zurückgekommen war und Mokuba noch in der Schule war. Ach ja stimmt, sie wollte ihn heute doch abholen gehen und dann gleich zum Kaibaland fahren. Eilig rannte Emyko in die Villa und holte ihre Tasche.
 

***
 

Mokuba hatte sich praktisch auf Emyko gestürzt, als dieser sie sah. Ja, so glücklich war. Er hatte gestrahlt wie die Sonne am Himmel und war einfach zuuu süß.
 

Wie erwartet, waren es ungeheuer viele Menschen in Kaibaland. Überall konnte man Leute sehen, die fröhlich durch den Vergnügungspark gingen und sich etwas zum Spielen aussuchten. Emyko war froh, dass es etwas auf dieser Welt gab, das die Menschen glücklich machte.
 

Schon eine ganze Weile lang zog Mokuba sie hinter sich her. Eigentliche wäre er auch gerne mit seinem großen Bruder gekommen, aber wie immer hatte dieser keine Zeit. Egal wie sehr Mokuba gefleht hatte. Seine Antwort war schlicht und einfach 'Nein'.
 

Davon hatte Emyko keine Ahnung und von Mokuba fand sie auch nichts dergleichen heraus, denn keine Spur von Trauer war von ihm wahrzunehmen. Er wusste, dass sein großer Bruder viel zu tun hatte, und er würde ihn auch zu nichts zwingen. Es reichte ihm, wenn nur Emyko mitkam. Es war lange her, das sie wieder etwas zusammen unternommen hatten.
 

"Weiß du was Emyko?" fing Mokuba plötzlich an.
 

Emyko, die gerade zufrieden vor sich hinlächelte richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den schwarzhaarigen Jungen.
 

"Seto hat mir Mal versprochen zusammen mit mir auf Urlaub zu fahren." strahlend hatte er diese Worte gesagt.
 

Kaibas Assistentin hielt überrascht die Luft an. Wieso denn eigentlich überrascht? Es war doch ganz normal, wenn ältere Brüder mal mit ihren jüngeren Brüdern auf Urlaub fahren. Doch ob das bei bei den Kaibas auch so der Fall war, so war diese sich nicht ganz sicher.
 

Doch allein deswegen, weil Mokuba so dermaßen glücklich mit diesem Thema anfing, konnte Emyko feststellen, dass es bei den Kaibas wohl wirklich anders sein musste.
 

"Hast du da nicht Lust auch mit uns zu fahren?"
 

Diese Art und Weise sie aus ihren Gedanken zu reißen war ganz und gar nicht nett. Entsetzt darüber, was sie gerade eben gehört hatte starrte Emyko zu Mokuba. Eigentlich brauchte sie sich ja gar keine Sorgen zu machen, schließlich war es ja nur eine Frage.
 

Die letzten Monate waren zwar nicht sooo anstrengend gewesen. Doch vielleicht hing das eher mit Lyleth zusammen, die ihr Büro in einem anderen Zimmer verschieben musste und Emyko deswegen nicht mehr oft verbal niedermachen konnte.
 

Doch ganz bestimmt hing es nicht mit Seto Kaiba zusammen, denn vor dem fühlte sich Emyko immer noch unsicher und er zeigte seit damals auch keinerlei Anmerkung mehr, als ob er Emyko mögen würde.
 

"Na ja Mokuba ... nun .... ich ..." fing Emyko an sich möglichst schnell mit einer guten Ausrede aus der Patsche zu helfen.
 

Doch unerwartet hielt Mokuba plötzlich inne und verursachte fast, dass Emyko auf ihn stieß. Fragend sah sie den Jungen an, der wie erstarrt zu sein schien.
 

"Mokuba?" fragte sie vorsichtig und ging neben ihm in die Hocke.
 

Langsam und sehr deutlich veränderte sich Mokubas Gesichtsausdruck. Zuerst ungläubig, dann etwas gerührt und schließlich grinste er frech.
 

Erst da hatte Emyko so eine Ahnung was er gesehen haben könnte. Sie folgte Mokubas Blick und fand schließlich wie erwartet einen Seto Kaiba vor dem Eingang des Kaibalands stehen.
 

Sein Gesicht verriet wiedermal nichts, aber es war offensichtlich, dass er auf seinen kleinen Bruder gewartet hatte.
 

Emyko war froh, ja sie war wirklich froh. So war das also .... Seto Kaiba. Er war deswegen die ganze Nacht nicht zurück gekommen, weil er wahrscheinlich seine Arbeit für heute erledigt hatte um jetzt die Zeit für Mokuba finden zu können.
 

Von einem Moment auf den Anderen wurde Emyko am Handgelenk gepackt und der Jüngere der Kaibabrüder zerrte sie lachend hinter sich her. "Ich hab's doch gesagt, er ist der Beste!!!" rief er überglücklich und lief auf seinen Bruder zu.
 

Inzwischen war es Emyko schon völlig egal, dass sie jetzt einen ganzen Tag lang mit ihrem Chef verbringen musste. Hauptsache, sie konnte Mokuba so fröhlich sehen.
 

***
 

Emyko war noch nie in einem Vergnügungspark gewesen. Schon, als sie noch sehr klein war, wurde ihr alles Mögliche beigebracht... Egal ob es nun zeichnen, Instrumente spielen oder lernen war, sie musste immer alles perfekt können. Und genau deswegen fand sie auch nie Zeit für sich.
 

Auch verbat man ihr mit anderen Schülern in der Schule zu kommunizieren, wenn sie diese aber trotzdem tat, so drohte man sie damit, die Schule abzubrechen. Somit wurde Emyko völlig von der Außenwelt abgetrennt und wusste selbst bis jetzt noch nicht so genau, was alles in einem Vergnügungspark zu finden sein sollte.
 

Es war nicht die Absicht ihrer Mutter gewesen sie so schwer unter Druck zu setzen, sondern die Absicht ihres Stiefvaters. Sie hatte nie gewusst wieso, bis eines Tages die ganze Wahrheit ans Licht kam, worüber selbst ihre Mutter keine Ahnung hatte und es auch nie mehr erfahren würde ...
 

Mokubas Begeisterung war groß, doch Emykos nicht weniger groß.
 

Die ganzen Möglichkeiten sich zu vergnügen erweckte wieder ihre kindliche Seite, die sich schon vor so vielen Jahren zurückgezogen hatte.
 

Die schwarzhaarige Assistentin begleitete Mokuba zu jeder der einzelnen Abteilungen und probierte auch genau wie dieser alles aus. Es war schon eigenartig, den an diesem Tag schien Emyko nicht mehr sich selbst zu sein, sie war einfach nur noch ein Kind, ein neugieriges Kind, das unbedingt alles sehen und erleben wollte.
 

Es war ein angenehmes Gefühl, ihre innersten Wünsche zuzulassen, das zu tun was sie wollte und das zu tun, woran sie auch wirklich Interesse hatte.
 

Kaiba begleitete die Beiden zwar überall hin, spielte aber nie mit, auch wenn Mokuba seine stärkste Waffe benutzte, es hatte keinen Sinn. Doch er war auch froh, selbst wenn man es ihm nicht ansah. Es machte ihm Spaß die Beiden beim Spielen zusehen zu dürfen. Und .... obwohl es ihm nicht auffiel, es machte ihm sogar ganz besonders Spaß Emyko beim Lachen zusehen zu dürfen. Ja genau, da war es schon wieder, das Gefühl an sie interessiert zu sein, das Bestreben danach eine andere Seite von ihr kennen zu lernen.
 

Die Zeit war schneller vergangen als jemals zuvor, denn im Nu war es schon Mittag.
 

Die Kaibabrüder und Emyko hatten ein chinesisches Restaurant ausgesucht, worin sie nun ihr Mittagessen verdrücken würden. Mokuba bat Emyko Nudel für ihn zu bestellen bevor er auf die Toilette ging.
 

Emyko wäre glatt mit ihm gegangen, hätte Kaiba ihr nicht die Speisekarte überreicht und mit den Worten 'Such dir was aus.' zum Bleiben gezwungen. Doch sie musste sowieso nicht, der einzige Grund, wieso sie mitgehen wollte war, nicht mit Seto Kaiba allein am Tisch sitzen zu müssen, was jetzt aber sowieso egal war.
 

Ab und zu blickte Emyko schüchtern auf um zu sehen was Kaiba gerade machte, was sie sich aber auch ersparen konnte. Denn natürlich hatte dieser ebenfalls eine Speisekarte in der Hand und las gelassen darin.
 

Plötzlich legte er die Speisekarte zur Seite und sah Emyko direkt an. Vor lauter Überraschung blieb die Schwarzhaarige für eine Weile tatlos und sprachlos. Nur etwas perplext sah sie zurück, in seine Augen. Diese blauen Augen .... sie waren ..... gar nicht .....kalt?
 

Für eine kurze Weile hatte Emyko das Gefühl, als könne sie etwas Zuneigung in seinen Augen ablesen, doch das konnte sie sich auch genau so gut wie nur eingebildet haben.
 

Kaibas Mund öffnete sich plötzlich langsam und er schien etwas sagen zu wollen, doch sein Vorhaben wurde unterbrochen.
 

"Kann ich Ihnen helfen?" fragte plötzlich eine junge Frau lächelnd in Qipao (--> typisch chinesisches Kleid) überfreundlich, denn es war offensichtlich, dass sie den großen Seto Kaiba am Tisch erkannt hatte.
 

Kaibas Blick ließ nicht von Emyko ab als er tonlos und kalt sprach. "Ein glas Wasser bitte." Er mochte es ganz und gar nicht, wenn man ihn bei etwas unterbrach.
 

"Und Sie? Gnädige Dame?" fragte die Frau weiter und sah nun Emyko an.
 

Erst nach zwei Sekunden konnte sie ihren Blick von Kaiba losreißen und sah etwas unsicher aber freundlich lächelnd zurück. "Erm ... bitte zwei Portionen Nudel." verlangte sie und bedankte sich.
 

Erst als sie wieder in Ruhe gelassen wurde, fiel Emyko auf, dass sie die Speisekarte immer noch in der Hand hielt und legte sie schnell bei Seite. Schade, jetzt konnte sie ihr Gesicht nicht mehr verdecken.
 

Kaiba, der vorher etwas sagen wollte schien nicht mehr daran interessiert zu sein, sein Vorhaben fortzusetzen, denn er hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt, die Hände vor der Brust verkreuzt und die Augen geschlossen.
 

Für Emyko war das kein gutes Zeichen. Denn sie wusste nie so recht, was sie dann machen sollte, wenn Kaiba so eine Haltung annahm .... Wieso brauchte Mokuba denn so lange?
 

"Ich fand ... ich fand es toll ...." fing sie plötzlich leise an. Irgendetwas musste sie sagen, sonst fühlte sie sich unwohl. Kaiba rührte sich nicht. " ... dass Sie mitgekommen sind." beendete sie schließlich ihren Satz mit viel Mühe und sah wieder schüchtern hoch.
 

Kaibas Augen waren immer noch geschlossen. "Ich tat es für Mokuba." sagte er ruhig.
 

"Ich fand es trotzdem toll!" platzte es plötzlich aus der Schwarzhaarigen herraus und ihre Stimme war lauter als gewöhnlich. Damit sorgte sie auch dafür, dass der Braunhaarige seine Augenlider wieder hob und sie anstarrte. Sofort hielt sie inne und blieb für eine kurze Weile still.
 

"I-ich meine ... Mokuba hatte vollkommen Recht ... " Fing sie wieder an und ihre Stimme wurde leiser doch unbewusst erschien ein schwaches Lächeln auf ihr Gesicht und ihre Augen starrten wieder in den Kaibas ohne dass sie es wahrnahm.
 

" ... Sie sind wirklich ein sehr lieber Mensch." Ohne dass es Emyko bewusst war, hatte sie diese Worte ausgesprochen. Erst nach einer Sekunde wurde ihr klar, was sie gerade gesagt hatte und das ganz plötzlich. Schnell sank sie ihren Kopf und starrte mit roten Wangen auf den Tisch.
 

Sie wusste nicht was plötzlich mit ihr los war, doch irgendetwas in ihrem Inneren schien nicht zu stimmen. Ihr Verhalten war komisch, untypisch für sie ... Sie fragte sich wieso, doch sie fand keine Antwort.
 

Bevor Kaiba etwas dazu äußern konnte - oder wollte er etwas dazu äußern? - kam Mokuba auch schon endlich von der Toilette und hatte sich zu den Beiden gesetzt.
 


 

Es geschah punkt 16 Uhr. Ja, etwas Schreckliches geschah punkt 16 Uhr.
 

Emyko war gerade dabei das letzte Ziel des heutigen Tages mit Mokuba auszusuchen, als der vor ihnen gegangener Kaiba plötzlich inne hielt.
 

Fragend hielt auch Emyko und Mokuba inne. Während Kaibas Assistentin sich fragte, was plötzlich los sei und vorsichtig dem Blick ihres Chefs folgte, sah sie es schließlich auch.
 

Ein paar Meter weiter weg auf der Straße im Kaibaland stand ein leeres Geschäft. Ein vollkommen leeres Geschäft ohne Arbeiter und ohne Gäste was auch offensichtlich war.
 

Der Braunhaarige stand für einen kurzen Moment nur so da, bis er sich plötzlich unerwartet umdrehte und an den Beiden hinter ihm vorbeiging, Richtung Ausgang des Kaibalands.
 

Die Aufgabe Arbeiter anzustellen hatte er Lyleth überlassen und natürlich war es auch vorauszusetzen, dass jedes Geschäft besetzt sein muss. Mit einer Ausrede war Kaiba überhaupt nicht einverstanden, schon gar nicht, wenn er es erst jetzt herausbekam und zwar auch noch zufällig. So etwas hasste er.
 

Emyko schluckte und sie war sich auch schon fast sicher, was Kaiba als Nächstes vor hatte. Etwas panisch ergriff sie Mokuba und zerrte ihn mit sich wobei sie ihrem Chef gleichzeitig folgte.
 

"Sorry Mokuba, für heute ist jetzt wohl Schluss." sagte sie schuldbewusst und lächelte Mokuba bitter an, dieser lächelte nur schwach zurück und nickte. Nein, Mokuba war kein kleines Kind mehr, das die Frage stellen würde, was passiert sei. Im Gegensatz, er wusste genau so gut wie Emyko, in welcher Lage sie steckten.
 

Als die Limousine vor dem Kc anhielt und ein wütender Seto Kaiba ohne ein Wort zu sagen ausstieg, war es schon 16 Uhr 30. Bereits in dem Wagen hatte er Lyleth angerufen und sie befohlen unverzüglich zur Firma zu kommen. Eilig stieg Emyko ebenfalls aus und bat den Fahrer Mokuba zuerst zurückzubringen.
 

Mokuba hatte sich nur grinsend von Emyko verabschiedet und gesagt, er würde heute Abend auf eine gute Nachricht warten.
 

Emyko lächelte:" Mach dir keine Sorgen. Ich werde ganz bestimmt eine gute Nachricht für dich haben."
 

Mit Glück konnte Emyko noch den Lift erreichen, indem sich Kaiba befand. Zögernd suchte sie nach Worten um ihn einigermaßen abzureagieren doch sie brauchte lange.
 

"Ma-master Seto ...?"
 

"Sei still." brachte er sie sofort zum Schweigen und seine Stimme war wieder bissig, ließ Emyko erneut zusammenzucken.
 

Als sie oben ankamen, stürzte sich Kaiba sofort in seinem Büro und schaltete den Hauptcomputer mit dem riesigen Bildschirm ein. Bereits in wenigen Minuten hatte er die Daten des Kaibaland aus seinem Pc herausgesucht. Er öffnete verschiedene Fenster die mit Kameras in Kaibaland verbunden wurden und fand zu Emykos Entsetzen noch mehr leere Geschäfte.
 

Es dauerte eine Weile bis der Firmenboss sich in seinem Lederstuhl fallen ließ und die Augen schloss.
 

Emyko musste sich ganz schnell etwas einfallen lassen. Und genau so schnell rannte sie kurz aus Kaibas Büro und kam schließlich mit einer Teedose, einem Wasserkocher und einer Tasse wieder zurück. Vielleicht würde das nicht helfen, aber ein Versuch war es wert.
 

Bevor Emyko anfangen konnte zu sprechen und gerade den Stecker des Wasserkochers angesteckt hatte, ging die Tür plötzlich auf und eine fragende Lyleth betrat den Raum. Oh nein, das war ganz und gar nicht gut, zumindest nicht gut für die schwarzhaarige Sekretärin.
 

Hätte sie länger gebraucht, wäre Emyko wahrscheinlich mit ihrer Erklärung fertig geworden und alles würde gut gehen.
 

"Du wolltest mich sprechen Seto?" fragte Lyleth ohne Emyko anzusehen, sondern starrte nur den riesigen Bildschirm hinter dem Braunhaarigen an. Erst als sie die Frage zu ende stellte, wusste sie, worum es handeln würde.
 

"Kannst du mir das mal erklären?" fragte Kaiba nur ruhig aber kalt, viel zu kalt. Es war offensichtlich, was er meinte.
 

Lyleth antwortet nicht ... das konnte sie auch nicht. Sie wusste, dass es Kaiba hasste, wenn jemand ihre Arbeit nicht gut ausführte und sie hatte ihre Arbeit nicht gut ausgeführt und es ihm dabei auch noch verschwiegen, sie konnte nicht anders. Sichtbar schluckte sie.
 

"Du bist entlassen."
 

Dieser plötzlicher Entschluss ließ Lyleths Herz für eine Sekunde stehen bleiben. Hatte sie sich eben verhört? Das konnte doch nicht sein, Seto Kaiba würde sie nicht feuern ... niemals. Doch sie wusste, dass es schon geschehen war. Wie erstarrt blieb sie nur stehen und konnte nichts unternehmen.
 

"Aber ... Master Seto ..." bewegte sich Emyko zum Sprechen.
 

"Halt du dich da raus." unterbrach man sie sofort, doch es waren nicht seine Worte die sie zur Ruhe zwang, sondern sein eiskalter Blick, der ihre Kehle zuschnürte.
 

Wieder sah er seine ehemalige Sekretärin an. "Und jetzt geh!" befahl er.
 

Lyleth, die sich immer noch nicht rühren konnte fand die Worte erst nach sieben Sekunden.
 

"Das kannst du nicht machen." brachte sie nur zitternd heraus, wobei Kaiba eine Augenbraue hob. "Ich wusste auch nicht wie es dazugekommen ist. Die Arbeiter gingen einfach von selbst, anfangs waren sie alle da!" Ihre Stimme klang nicht mehr so selbstsicher wie sonst immer, sondern verzweifelt und etwas Flüssiges stieg in ihren Augen hoch. Dieser Job musste ihr wohl sehr viel bedeuten.
 

Kaiba zeigte keinerlei Anzeichen, als würde er seine Meinung ändern.
 

"Außerdem arbeite ich jetzt schon seit drei Jahren hier. Ich bin deine rechte Hand, du kannst mich nicht einfach so entlassen." versuchte sie schließlich auf eine andere Art und Weise, da sie feststellte, dass es mit der anderen Methode nicht klappte.
 

"Ach ja? Kann ich nicht?" wiederholte Kaiba nur und wandelte sie in Fragen um. Dabei stützte er seine Ellbogen wieder auf den Tisch und starrte die Schwarzhaarige durchdringlich an. "Dann will ich dir jetzt mal was sagen. Hier kann ich anstellen wen ich will und entlassen wen ich will, ist dir das klar? Und jetzt sage ich: DU - bist entlassen." Seine Miene verfinsterte sich und wischte alle anderen Auswege aus Lyleths Gedanken.
 

Die Schwarzhaarige blieb nur noch regungslos stehen und sank schließlich aufgebend den Kopf, bevor sie das Wort 'Jawohl' flüstern konnte, warf sich jedoch jemand dazwischen und unterbrach sie.
 

"Tun Sie das nicht Master Seto!" rief Emyko praktisch und verstummte Lyleth völlig. Sie sank ihren Kopf und sah zu Boden. "Erinnern Sie sich? Es war meine Idee gewesen, Arbeiter zu suchen ... also ... also ist es auch meine Schuld."
 

Verwundert sah der Braunhaarige sie an. Jeder normaler Mensch wäre froh gewesen, wenn man den Feind seines Lebens für ihn aus dem Weg schaffen würde und was machte Emyko? Sie verteidigte ihn.
 

"Ich weiß, Sie denken wahrscheinlich, ich wäre dumm aber Miss Honda kann wirklich nichts dafür. Alles ist einzig und allein meine Schuld." bestätigte sie noch mal. Diesmal konnte es Lyleth wirklich nicht mehr fassen. Sie war doch immer so gemein zu ihr, wieso tat sie das dann immer noch für sie? Nur ungläubig starrte sie Emyko an und wusste nichts zu sagen.
 

Eine ihre Träne entlief ihre Lider und rollte ihre Wange hinab. Wieso weinte sie plötzlich? Weil Seto Kaiba sie gefeuert hatte? ... Wieder entliefen ihre Lider eine Träne und wieder und wieder .... nein, sie war gar nicht mehr traurig und geschockt darüber, dass sie entlassen wurde. Wieso weinte sie dann?
 

Lyleth fand die Antwort nicht, auch nicht, als sie aus Kaibas Büro geschickt wurde. Man hatte sie noch nicht entlassen, zumindest stand das noch nicht fest und wem hatte sie das zu verdanken? .... Emyko .... Shizuno ...
 

Selbst als die Tür Kaibas Büro leise geschlossen wurde, rührte sich immer noch keiner der Beiden. Kaiba hatte seine Lider wieder fallen lassen und er schien gerade zu überlegen, wieso Emyko das tat ... oder besser wieso sie sich das antat. Denn jetzt müsste er SIE feuern, wenn es ums Berufliche ging.
 

Es war anstrengend, anstrengend mit ihr ... irgendwie auch kompliziert, unbegreiflich und wie immer ... wiedermal interessant. Ja, würde er nicht komischerweise so etwas empfinde, hätte er Emyko wahrscheinlich wirklich gefeuert und ebenfalls aus dem Büro geschickt, aber das tat er nicht.
 

"Darf ich ... erklären?" erklang endlich die leise und zögernde Stimme Emykos. Kaiba antwortet nicht, er machte auch nichts, dazu hatte er im Moment einfach keine Lust. Doch er hätte gerne ihre Erklärung gehört und dann entschieden, was er mit ihr machen würde.
 

Als habe Emyko seine Gedanken gelesen fing sie endlich an.
 

"Wenn Sie mit meiner Erklärung nicht zufrieden sind, dürfen Sie mich ruhig entlassen." sagte sie schließlich lächelnd und bereitete sich vor um zu erklären.
 

"Wissen Sie Master Seto? An dieses Problem habe ich eigentlich auch schon gedacht ... " An dieses Problem ... damit meinte sie wohl die leeren Geschäfte. " .... deswegen war ich der Meinung Arbeiter zu suchen und nicht die Geschäfte zu vermieten."
 

Jetzt verstand Kaiba wirklich nicht mehr ganz, doch er ließ sich nichts anmerken. Emyko wartete etwas, bevor sie weitersprach, wahrscheinlich überlegte sie gerade, wie sie das am Besten machen sollte.
 

"Denn wenn man Geschäfte vermietet, hat jedes Geschäft einen eingenen Herr ... " wieder verstummte sie und setzte etwas später fort. "Und jedes Geschäft verdient unterschiedlich viel was zur Konflikt zwischen den verschiedenen Geschäftsführer führen kann." Das war es, ja genau, schon jetzt hatte sie den Schwerpunkt herausgeholt, woran Kaiba nicht gedacht hatte.
 

Nun endlich hob er seine Lider und musterte seine nachdenkliche Assistentin an.
 

"Wenn man merkt, dass ein anderer mehr verdient als man selbst, erweckt das doch so etwas ähnliches in einem wie .... " Sie überlegte kurz um das richtige Wort zu finden. " .... wie 'Eifersucht' und wenn die Lage sich nicht verbessert, kommt man doch irgendwann einmal auf die Idee aufzuhören." Jetzt war sie ins Thema reingekommen. Und alles Restliche war einfach.
 

Unerwartet drehte sich Emyko um und ging zu dem Wasserkocher worin bereits das gekochte Wasser stand, neben dem die Teedose und auch die Tasse standen, dabei hörte sie nicht auf weiterzuerklären.
 

"Genau davor hatte ich mich gefürchtet, deswegen war ich der Meinung Arbeiter zu suchen, damit sie wissen, dass sie alle für den einen Chef arbeiten und daher nicht auf das Einkommen der verschiedenen Geschäften zu achten bräuchten, da das Einkommen sowieso ihren Chef gehören würden .... Kein Vergleich des Einkommens, da sie alle gleich verdienen. Und das soll auch dafür sorgen, dass keine Probleme auftauchen."
 

Schon jetzt vollkommen überwältigt starrte Kaiba Emyko nur an, die gerade ein paar Teeblätter in die Tasse tat.
 

"Aber eins habe ich überdacht ..." ihre Stimme wurde wieder etwas nachdenklicher. "Wir Mensch sind komisch. Auch wenn wir genau wissen, dass wir alle für den selben Chef arbeiten, vergessen wir das manchmal trotzdem und genau das führt zu dem gleichen Problem. Sie würden denken, dass es um ihr eigenes Geschäfte handelt ..... und Eifersucht führt wiederum zur Kündigung." Sie seufzte und schüttete gleichzeitig vorsichtig etwas Zucker in die Tasse.
 

"Diese Möglichkeit zur Problemführung ist mir erst vorher in Kaibaland aufgefallen." Sie verstummte und sank ihren Kopf, als würde sie sich dafür schämen, dass sie es erst so spät bemerkt hatte. Doch dann sah sie wieder auf und ihr Gesichtsausdruck sagte Kaiba, dass sie ihren Fehler wieder gut machen würde.
 

"Es muss also etwas geben, womit man die Arbeiter jederzeit daran erinnern lassen kann, dass sie zusammengehören und für den selben Chef arbeiten." Mit diesen Worten sah sie kurz zu Kaiba ..... und sie lächelte .... wieder.
 

"Was halten sie von Arbeitsuniformen?... Als Konfliktlösung." Mit diesen Worten hob sie den Wasserkocher und goss Wasser in die Tasse.
 

"Jeder der Arbeiter soll eine Arbeitsuniform bekommen. Dann sehen sie gleich aus und würden sich auch ganz bestimmt nicht mehr gegenseitig als Feinde betrachten."
 

Langsam nahm sie nun die bereits gefüllte Teetasse zur Hand und ging auf Kaiba zu.
 

"Ja, es ist schon komisch, dass man zu dieser Methode greifen muss damit keine Probleme auftauchen aber ich bin mir ganz sicher dass das klappen wird."
 

Als Emyko diese Worte selbstsicher zum Ende sprach stand sie bereits dicht vor der regungslos sitzenden Kaiba und hielt ihm die Tasse entgegen.
 

"Und nun ein Tässchen Tee zur Beruhigung!" beendete sie ihre Rede und strahlte.
 

Kaiba, der immer noch wie versteinert in seinem Stuhl saß horchte nur konzentriert weiter zu, obwohl Emyko schon längst fertig war. Sein Blick schien sich von ihr angezogen zu sein, denn er konnte nicht anders, als sie einfach nur weiterhin anzustarren.
 

Ja, da stand sie, seine Assistentin und strahlte ihn an. Sie wirkte wie eine Sonne, die erneut mit aller Kraft versuchte, den riesigen Eisberg vor ihr zum Schmelzen zu bringen.
 

Doch das Sonderbare und eigentlich Unmögliche war .... es wirkte endlich.
 

Emyko, deren Lächeln nach einer Weile etwas fragend wurde, da Kaiba sich lange nicht rührte, sah plötzlich wie ihr Chef von seinem Sitz langsam aufstand. Allein das Aufstehen reichte, um dafür zu sorgen, dass er plötzlich so unberechenbar nah an Emyko war.
 

Genauso fragend wie vorher hob die schwarzhaarige Assistentin ihren Kopf und sah Kaiba, der um so einiges größer war als sie selbst neugierig an.
 

Diesmal war es nun deutlich zu sehen, in seinen Augen konnte sie nun wirklich Zuneigungen sehen und sie waren alles andere als kalt ... fast schon fremd für sie.
 

Während sie das Gefühl hatte, in seinen Augen ertrinken zu müssen spürte sie plötzlich völlig unerwartet wie Kaibas rechte Hand ihr Kinn umfasste und sie zu sich zog ...

Zerbrochen ...

'Während sie das Gefühl hatte, in seinen Augen ertrinken zu müssen spürte sie plötzlich völlig unerwartet wie Kaibas rechte Hand ihr Kinn umfasste und sie zu sich zog ...'
 

Bereits in der nächsten Sekunde konnte sie die Realität nicht mehr vom Traum unterscheiden. Ihr Körper erstarrte völlig und ihre Augen rissen auf. Ihr Herz schlug plötzlich nicht mehr in ruhigen Rhythmus, sondern rasstete los. Selbst ihr Atem blieb automatisch stehen und ihre Lungen schien die Kontrolle über ihre Arbeit verloren zu haben. Ihre Gehirnzellen schalteten sich selbst für einen Moment aus bevor sie wieder zum arbeiten anfingen aber nicht wussten was sie tun sollten.
 

Jawohl, das alles hatte sie Kaibas Lippen zu verdanken, die sich nun deutlich auf die Ihre gepresst hatten.
 

Die Tasse mit den warmen Tee in ihrer Hand entlief dieser und zersprang augenblicklich in tausend Scherben auf den roten Teppichboden. Die Flüssigkeit darin rannten heraus und war im Nu verschwunden.
 

Hitze stieg in ihr auf und alles was sie erkennen konnte waren Kaibas braune Haare, die sich mit den ihre ineinander verkreuzten bevor sie ihre Lider zusammenpresste. Sie hatte das Gefühl sterben zu müssen, vor lauter Schrecken, Unfassbarkeit, Überraschung und auch vor lauter Luftmangel.
 

Die Porzellanscherben unter ihren Füßen völlig ignoriert began sie langsam rückwärts zu gehen, doch bei jedem unsicheren Schritt gefolgt von dem seinen. Die Hände hob sie zittern und drückte diese gegen Kaibas Brust doch das half auch nichts, denn sie spürte nur, wie sich einer seiner Arme um ihrer Taille schlang und sie mit einem Ruck noch näher zu sich zog, zwang sie somit auch stehen zu bleiben.
 

Es kam ihr unvergänglich vor bis Kaiba ihre Lippen schließlich endlich freigaben. Doch stattdessen fuhr er mit dem seinen nun sanft ihrem Hals entlang, raubte die Schwarzhaarige noch einen Atemzug und ließ ihre Kräfte aus ihrem Körper völlig entfliehen.
 

Emyko keuchte, sie konnte nicht anders. Ihre Brust sank unregelmäßig auf und ab und sie hob ihren Kopf um Luft zu schnappen. Sie konnte sich ganz leicht von ihm lösen, sie brauchte ihn nur wegzustoßen, doch ihr Körper, ihre Hände gehorchten nicht. Sie taten nichts weiter als ihm wirkungslos auf seinem Hemd zu zerren. Kaibas Küsse verursachten diese Störung, sie raubten ihr noch den Verstand, wenn das so weiterging und das wusste Emyko.
 

" ... Se - ... Seto ... " schaffte sie wie durch ein Wunder seinen Namen keuchend zu sagen, während Kaiba nur weiterhin ihren Hals mit seinen Lippen entlang strich und jede Stelle berührte und liebkostete, wollte praktisch nichts entgehen lassen.
 

" ... bitte .... bitte hör auf ... " flehte Emyko etwas verzweifelt, wobei ihre Beine wieder anfingen rückwärts zu gehen. Doch weit kam sie nicht mehr, denn sie waren bereits an der riesigen Couch angelangt.
 

"Wird auch Zeit, dass du mich endlich nur Seto nennst." hörte sie nur die ruhige Stimme ihres Chefs, bevor ihre Lippen wieder von den seinen umfingen und er sie an beiden Händen packte und sie hinunter in dem Couch drückte.
 

Machtlos ließ sich Emyko fallen. Ihre Gedanken wehrten sich, wehrten sich so gut sie konnten, doch ihr Körper gab allmählich auf, verlangten zu ihrer Entsetzen sogar fast noch mehr.
 

Kaibas rechte Hand glitt nun zu den Knöpfen ihrer Bluse und knöpfte diese geschickt auf, einen nach dem anderen bevor er wieder ihren Hals umstreifte. Jede Stelle die er berührte schien wie von Feuer berührt worden zu sein.
 

Noch einmal riss sich Emyko zusammen und flüsterte seinen Namen bevor sie entgültig aufgab. Sie wollte, dass er damit aufhörte, dass er ging, dass er sie endlich in Ruhe ließ .... Sie wollte es ... nein ... sie wollte es ... nicht .....
 

In ihr herrschte völlige Verwirrung. Was wollte sie nun? Sie wollte nicht allein sein. Sie wollte nicht im Stich gelassen werden. Sie wollte, dass jemand für sie da war ... jemand , dem sie vertrauen konnte ....
 

Etwas schallte in ihrem Kopf, schallte ins Tiefste ihrer Seele und rief ihre Erinnerungen wach. Ihre Erinnerung, das, was sie zu vergessen versuchte, das, wovor sie die ganze Zeit weggelaufen war, das, wovor sie so unbeschreibliche Angst hatte.
 

'Weißt du Emyko?' eine Stimme drang plötzlich in ihrem Ohr und ließ sie erstarren, 'Du gehörst mir ... vergiss das nicht.'
 

Diese Stimme, diese Worte, verfolgten sie Tag und Nacht. Wollte sie nicht in Ruhe lassen und ließ sie auch nicht in Ruhe. Doch das Entsetzliche war ... die Stimme hatte Recht. Man hatte sie verraten ... Man hatte sie ausgenutzt.
 

Sie wollte nicht, nein sie wollte nicht. Sie wollte nicht an ihr Schicksal glauben, sie wollte niemandem gehören. Sie wollte nicht ....
 

"NEIN!" so laut wie noch nie zuvor erfüllte Emykos Stimme Kaibas Büro gefolgten von einem unüberhörbar lauten KLATSCH.
 

Plötzlich wurde es im Raum still, unheimlich still.
 

Unfassbar über das, was eben geschehen war starrte Kaiba Emyko nur aus weitaufgerissenen und ungläubigen Augen an während eine seiner Gesichtshälfte sich leicht rot färbte. Diese hielt sich nur energisch ihre Bluse zu, blickte mit hochrotem Kopf auf ihre Knie wobei sie zitternd rückwärts rutschte.
 

Eine ganze Weile lang blieb Kaiba nur in der selben Haltung und blickte Emyko an, in deren Augen sich nun wieder etwas Tränen gesammelt hatte, bis sich ein schwaches Grinsen über seine Lippen zog.
 

"Interessant." kam nur ein Wort amüsiert aus seinem Mund und er rührte sich wieder. Emyko verstand nicht was er damit meinte doch im Moment konnte sie auch nicht lange darüber nachdenken. Sie war nur erleichtert darüber, dass ihr Chef sich endlich von ihr fortbewegte.
 

Mit langsamen Schritten ging er zu seinem Schreibtisch. "Du darfst gehen." sagte er nur ruhig während er das tat.
 

Emyko ließ sich das nicht zweimal sagen. Sofort sprang sie vom Couch runter, wobei sie kurz Zeit brauchte, bis ihre Beine sie tragen konnte und rannte aus Kaibas Büro.
 

***
 

Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont und schenkte dem Himmel noch eine wunderschöne Farbe, bevor sie verschwand. Auf der Straße war niemand zu sehen und nur ab und zu fuhr ein Wagen vorbei, doch vielleicht nur deswegen, weil es schon nach 19 Uhr war und alle bereits nach Hause gegangen waren.
 

Emyko hatte das Gefühle eine halbe Ewigkeit gebraucht zu haben, bis sie aus der Kc rauskam. Keuchend und mit vielen Schweißperlen auf ihrer Stirn rannte sie nur mühsam die Straße hinunter. Sie nahm kein Taxi oder fuhr mit der U-Bahn. Nein, im Moment kam sie auch nicht auf solche günstige Ideen, denn in ihrem Kopf herrschte nur pure Verwirrtheit und nichts war ihr noch klar.
 

Sie wollte weinen, doch auch das gelangte ihr nicht. Alles was sie im Moment konnte war zu rennen, so schnell sie konnte ohne zu stoppen. Ja, sie rannte weg, sie rannte vor irgendetwas weg, doch sie wusste nicht genau was. All die Unsicherheit in ihr erwachten wieder und brachte sie noch um. Sie hasste es, sie hasste das Leben, sie hasste ihre Vergangenheit, und vor allem ... sie hasste sich selbst.
 

Obwohl Emyko so gerne weiterlaufen wollte, versagten ihre Beine aber und bat sie um Vergebung, dass sie sie nicht mehr weitertragen konnten. Die Schritten wurden langsamer und bewegten sich schließlich nur noch mühsam vorwärts.
 

Sie konnte nicht mehr, sie wollte nicht mehr ... wieso konnte sie nicht einfach nur frei sein? Dann würde alles anders kommen .. wieso konnte sie nicht frei sein, damit sie sich zumindest Etwas erlauben durfte. Dieser Gedanke fuhr über ihren Kopf, bevor sie von Hinten gepackt wurde und man ihr ein Tuch mit starken Betäubungsmittel unter der Nase hielt.
 


 


 

Etwas bewegte sich. Angestrengt versuchte Emyko ihre Augen zu öffnen, doch sie schaffte es nicht. In ihrem Kopf dröhnte es nur und sie hatte das Gefühl, als müsste er gleich zerspringen. Das Geräusch eines Wagen konnte sie hören und auch das Geräusch andere Wagen. Wo war sie?
 

Noch mal versuchte sie ihre Lider zu heben, doch sie scheiterte erneut. Nun konnte sie zwei Stimmen wahrnehmen, doch es war nicht die Stimme Kaibas oder Mokubas. Emyko hatte Angst.
 

"Und was wollen Sie mit ihr anstellen?" fragte eine Männerstimme und sie erschrak Emyko, da die schwarzhaarige Assistentin plötzlich etwas verstehen konnte.
 

"Ich habe meine eigene Pläne." diese Stimme ließ Emyko zusammenzucken und weckte sie gleichzeitig vollkommen auf. Diese Stimme ...
 

Erneut gab sich Emyko viel Mühe um ihre Lider zu heben. Und es gelang ihr sogar. Verschwommen sah sie nur etwas Graues vor ihren Augen. Sie brauchte eine Weile bis sie erkennen konnte, dass sie sich liegend in einem Wagen befand. Gleichzeitig schrak sie hoch.
 

"Na, schon wach?" fragte die Stimme wieder und breitete eine Gänsehaut über Emyko Rücken aus. Die Stimme kam vom Vordersitz und klang amüsiert.
 

Wie versteinert starrte sie nur nach vorne und nahm die schwarzen Haare wahr. Sie wollt etwas sagen doch ihre Stimme versagte total. Nein, das konnte nicht sein.
 

"Es hat mir wirklich viel Mühe gekostet um dich finden zu können Emyko." Nun war es soweit, Emyko wusste nun eindeutig, wessen Stimme das war. Wer da gerade ihren Namen aussprach und wie sehr sie es hasste ihren Namen in dessen Mund hören zu müssen.
 

Emykos Atem stockte und sie wünschte sich den Tod. "Can ..." kam nur kaum hörbar und heiser aus ihrem Hals. Die Person, die vor ihr saß lachte nur kalt auf.
 

"Ja? was ist denn Emyko?" fragte er eindringlich. Es war ein Glück, dass er sich nicht umdrehte, denn dann wäre Emyko höchstwahrscheinlich wieder in Ohnmacht gefallen.
 

Inzwischen war es schon völlig dunkel geworden und man konnte nur noch wenig erkennen. Die Straßenlaternen leuchteten auch nur schwach in dem Wagen hinein und zeigte Emyko schwache Umrisse.
 

"Wie hast du mich ...." Es gelang Emyko nicht ihren Satz zu ende zu sprechen, denn sie zitterte am ganzen Körper. Wut und Verzweiflung kamen in ihr hoch. Das war es also. Ihr Schicksal, sie würde ihrem Schicksal nie entkommen können, nun wusste sie es.
 

Can antwortete nicht sofort, er ließ sich Zeit um Emyko noch länger zu quälen. Ein grelles Licht erstrahlte den Himmel und das Geräusch des Donner konnte man anschließend unüberhörbar wahrnehmen.
 

"Ich habe dich im Fernseher gesehen, Emyko." wieder sprach er ihren Namen aus und diesmal klang seine Stimme schneidend. "Ich hätte nie gedacht, dass du so weit kommen könntest.... Seto Kaibas Assistentin also ..." In diesem Moment brach Emykos Welt zusammen und diesmal würde sie nichts und niemand mehr noch aufbauen können.
 

Er hatte Recht ... die Eröffnung Kaibalands, sie musste eine Rede halten ... alle waren da ... es wurde auf fast jedem Fernseherkanal veröffentlicht ..... Wieso hatte sie nicht daran gedacht? Wieso ließ sie sich in der Öffentlichkeit zeigen? Wieso war sie nur so dumm?
 

Die Tränen stiegen in ihren Augen hoch. Sie wollte es nicht glauben, sie wünschte alles wäre jetzt nur wieder ein Alptraum und sie würde in Kaibas Villa aufwachen. Sie würde lachen und sagen:" Nein, die finden mich schon nicht." Sie würde eine grinsende Hana vortreffen, die sie fragte, wie der Tag gestern so war. Sie würde einen fröhlichen Mokuba treffen, der sie erneut fragte, ob sie noch mal mit ihm ins Kaibaland fahren wollte. Das alles wünschte sie sich .. sie wünschte sich nichts seelischer als das.
 

Doch ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung.
 

Noch mal drang das Geräusch des Donners in ihren Ohren gefolgt von dem Geräusch des Regens.
 

"Ich mache dir einen Vorschlag Emyko." Die Stimme Cans erklang wieder und sie war unangenehm ruhig. "Wenn du selbst zurückkommst, gebe ich dir deine Freiheit. Das heißt, solange ich dich nicht brauche, darfst du dich auch frei bewegen, du darfst machen was du willst ... nur eins nicht ...." Er hob seine linke Hand und erhob den Zeigefinger. "Du wirst dich nie wieder mit diesem Seto Kaiba treffen." bei diesem Satz sprach er gefährlich langsam und seine Stimme wurde kalt.
 

"Aber wenn du nicht von selbst zurückkommst ..." diese Worte kamen nun drohend über seine Lippen. " ... sondern ich dich holen kommen muss, dann verspreche ich dir, dass du dein restliches Leben nur noch in diesem einen Raum verbringen wirst." Emyko erstarrte. Selbst das Zittern schien zu erstarren.
 

Sie wusste, was Can meinte, dass Can es ernst meinte und sie wusste, dass er auch in der Lage war das zu tun.
 

"Dein Schicksal liegt in deiner Hand, denke gut darüber nach Emyko." wieder lachte er kalt. Das Lachen, das sie immer wieder zum Schaudern brachte.
 

Emyko, die immer noch wie erstarrt dasaß konnte sich erst nach Minuten rühren. "Ich will aussteigen." brachte sie nur wie durch ein Wunder aus ihrer Kehle. Man tat ihr den Gefallen und hielt an, worauf Emyko sofort aus dem Wagen verschwand.
 

"Und was, wenn dieser Seto Kaiba nun eingreift?" fragte der Fahrer schließlich, nachdem der Wagen wieder losfuhr.
 

"Nein, so wie ich sie kenne, würde sie kein Wort über uns verraten. Und selbst ja, was kümmert es Kaiba." sagte Can nur sicher und grinste siegesfroh.
 


 

Erneut erklang der wütende Klang des Donners und ließ wieder unmengen von Wasserperlen hinunterfallen. Es war genau wie jene Nacht, als Emyko glaubte ihre ganze Hoffnung verloren zu haben, doch jetzt hatte sie wirklich keine Hoffnung mehr. Denn sie hatte den Glaube daran, noch ein winziges bisschen Hoffnung finden zu können entgültig verloren.
 

Sie wusste nicht worüber sie gerade nachdachte und wie lange sie nun schon ging, wohin sie ging. Das alles wusste sie nicht. Sie suchte auch nicht mehr nach Auswegen ... sie hatte keinen Ausweg mehr. Ja, so viel wusste sie, und nur soviel.
 

Die Schritten, die mechanisch voran gingen, wussten keine Ziele. Sie konnten Emyko entweder zurück zur Villa führen oder sie nur auf eines der hohen Gebäude bringen, wo sie dann einfach nur hinunterspringen konnte.
 

Der Wind heulte und der Regen prallte auf sie herab. Sie blickte auf den Himmel hinauf, keine Sterne, kein Mond, kein Licht. Sie blickte um sich, kein Haus, kein Zimmer worin noch Licht brannte. Sie blickte in die leere Straße hinein, kein Wagen, keine Menschen und sogar die Straßenlaternen schien ihr Licht zu verlieren.
 

Nun waren ihre Tränen nicht mehr aufzuhalten. Sie weinte, weinte bitterlich und sank auf den Boden, weinte bis sie nichts mehr sehen konnte, weinte bis ihr schwarz vor den Augen wurde ....
 

***
 

Schweißgebadet schrak Emyko mit weitaufgerissenen Augen hoch und stellte fest, dass sie sich nun nicht mehr auf der Straße befand, sondern in Kaibas Villa, in ihrem eigenen Bett. Ihr Bett? Nein, das Bett hier gehörte nicht ihr, nichts gehörte ihr. Genau in diesem Moment bemerkte sie aber, dass noch jemand in ihrem Zimmer befand.
 

Blitzartig hatte sie ihren Kopf zur Seite gedreht und fand einen braunhaarigen Kaiba auf einem Stuhl neben ihr sitzen. Nur ruhig wie immer sah er Emyko an. Er sagte nichts, fragte nicht was geschehen war und verriet auch nicht, wieso sie sich jetzt in der Villa befand.
 

Es war wahrscheinlich Selbstreaktion, denn Emyko nahm es gar nicht wahr, als sie sich vor Kaiba zurückwich und ihr Kopf sofort wieder nach vorne drehte, ihre Knien zu sich zog und ihr Kinn hinter diesen versteckte. Nur mit ängstlichen und leeren Augen starrte sie irgendwo in dem Raum hinein. Sie weinte nicht, tat nichts, sagte nichts, starrte einfach nur in dem Raum.
 

Es war spät Nachts, als Kaiba die bewusstlose Emyko draußen im Regen fand. Ja, er hatte nach ihr gesucht. Wieso, wusste er auch nicht. Er war einfach nur nach Hause gekommen, nachdem er alles im Kaibaland durchprüft hatte und hatte festgestellt, dass Emyko noch nicht angekommen war und dann war es plötzlich da. Das Gefühl, das ihn zwang einfach nur rauszulaufen und zu suchen.
 

Kaiba wollte nicht länger daran denken was mit ihm war und wie dumm er doch eigentlich war. Es war nur pure Glück, dass er Emyko zufällig finden konnte. Ohne Glück wäre er jetzt wahrscheinlich immer noch draußen. Normalerweise hätte er doch sicherlich zuerst den Fahrer angerufen ...
 

Seit Stunden schon saß er einfach nur da und hatte Emyko beobachtet, was für ihn doch eigentlich nur eine reine Zeitverschwendung war. Doch obwohl er das wusste, saß er einfach nur da und dacht über sie nach. Stellte nach etwas Überlegung auch fest, dass er doch eigentlich überhaupt nichts über sie wusste.
 

20 Minuten vergingen und immer noch saß Emyko in der selben Haltung da und rührte sich nicht. Ihre Augen waren leer und glasig, verriet gar nichts. Kaiba mochte es nicht sie so zu sehen, was ihn widerum die Frage stellen ließ, wieso er es nicht mochte. Weil sie damit verursachte, dass er sich Sorgen machen musste? Nein, er doch nicht. Wieso sollte er sich um Emyko sorgen? Allein wegen Interesse? Doch diese Frage war genau so unbeantwortbar und unverständlich wie alle andere Fragen.
 

Die vielen Fragen, die ihm während er die schlafende Emyko beobachtet hatte durch den Kopf gegangen waren. Unmengen von Fragen, die er nicht beantworten konnte. Emyko. Sie war wie ein Rätsel, ein unlösbares Rätsel.
 

Unbemerkt seufzte er schwach und schloss kurz seine Augen. Vielleicht war es besser, wenn er sie jetzt einfach nur etwas in Ruhe ließ. Langsam und leise stand er auf und drehte die immer noch regungslose Emyko seinen Rücken zu. Doch bereits in der nächsten Sekunde spürte er, wie jemand ihm an seiner Ärmel festhielt.
 

"Nein ... geh nicht ...." die Worten kamen kaum hörbar und zitternd aus ihrem Hals, doch egal wie leise sie auch waren, sie setzten Kaibas Herzschlag für eine Sekunde aus. Eine weitere Frage tauchte in seinem Kopf auf: Was war das?
 

Nun fing Emyko an zu zittern, ihre Augen starrten zwar immer noch irgendwo in dem Raum hinein, aber sie füllten sich nun mit Tränen. "Geh nicht ..." brachte sie wieder schluchzend und zerbrechlich hervor und sorgte dafür, dass sich Kaiba langsam umdrehte.
 

Eine Weile lang stand er noch still da, bevor er sich auf die Bettkante niederließ. Man konnte sein Gesichtsausdruck nicht definieren. Wie auch, wenn selbst er nicht wusste, was er gerade empfand.
 

Emyko, deren Hand Kaiba immer noch an der Ärmel festhielt sah nur mit tränenerfüllten und immer noch etwas leeren Augen zu ihm. Sie zitterte, das konnte man nicht übersehen. Und sie hatte Angst. Eine ihre Träne entlief endlich ihre Lider und rollte ihre Wange hinab gefolgt von vielen anderen.
 

Seto Kaiba, der es so sehr hasste nichts unternehmen zu können, wusste gerade nicht was er tun sollte. Nur wie verharrt saß er da und starrte in ihren Augen. Vorsichtig hob er eine Hand und strich ihr sacht eine Träne fort ohne dass er wusste was er da tat. Ihre Wange war eiskalt doch ihre Tränen brannten wie Feuer.
 

Genau in diesem Moment spürte er unerwartet wie Emyko ihn umklammerte. Fest vergrub sie ihre Hände in seinem Hemd und drückte ihr Gesicht gegen seinen Brust.
 

"Sie haben mich gefunden ..." schluchzte sie nur mit zittriger Stimme und die Tränen rannten nun unkontrolliert ihre Wangen hinab. " ... Sie wissen es .. sie wissen wo ich bin." Immer und immer wieder sprach sie diese Sätze aus. Jedes Wort so voller Schmerz und Verzweiflung.
 

Kaiba, der anfangs nur regungslos und ruhig dasaß hob langsam eine seine Hände und drückte vorsichtig ihren Kopf gegen seine Schulter. Er hatte keine Ahnung was passiert war, er hatte keine Ahnung wovon sie sprach, doch eins wusste er....
 

Emyko war schwach. Sie war schwach und zerbrechlich, so schwach, dass sie nichts gegen irgendetwas ausrichten konnte. Doch widerum war sie stark, stark und unberechenbar, so stark, dass sie alles hinkriegen konnte was sie nur wollte. Das alles hatte sie ihm bewiesen und das alles konnte er nicht verleugnen. Doch nun .....?
 

Nun, in diesem Moment .. ab diesem Moment ... nun war sie wirklich schwach und zerbrechlich. So zerbrechlich wie ein stück Glasperle, die sofort zur Bruch gehen würde, sobald man sie auch nur ganz leicht gegen eine harte Wand drückte...
 

Nein ... das stimmte nicht ... es existierte keine Glasperle mehr, denn sie wurde schon zerbrochen ... genau so wie Emykos Seele, sie wurde bereits zerbrochen ...

Das Versprechen

"Du Mama ..." eine kindliche Stimme drang in den Ohren der schwarzhaarigen Frau mit einem weißen Kleid. "Weißt du, was das Schicksal ist?" Ihre Mutter war gerade dabei ihr ein Zopf zu flechten und sie lächelte.
 

"Aber natürlich weiß ich was das ist Emyko. Schicksal ist etwas, das dein Leben vorherbestimmt."
 

"Glaubst du an das Schicksal?" fragte sie weiter interessiert. Ihre Mutter brauchte eine Weile bis sie antworten konnte. "Ja ... wieso eigentlich nicht."
 

Die Sonne ging langsam ihren Weg hinunter und nahm den Tag mit sich. Doch als Gegenleistung schenkte sie den Himmel noch eine rosarote Farbe. Eine bezaubernde Farbe.
 

"Bestimmt das Schicksal auch, dass man im Leben glücklich wird?" fragte Emyko wieder neugierig. Darauf lächelte die Mutter wieder geborgen und griff ihr sanft auf dem Kopf.
 

"Vielleicht, aber man kann auch genau so gut selbst bestimmen, ob man im Leben glücklich wird." sagte sie und ließ Emykos fertiggeflochtenen Zopf ihre Schulter hinunterfallen.
 

"Bist du glücklich?" Die Mutter lachte nun. "Du bist aber ein neugieriges Kind. Natürlich bin ich glücklich ... allein schon deswegen weil ich dich hab." strahlend sprach sie diese Worte aus.
 

Leicht wehte der Wind und ließ die Herbstblätter auf den Bäumen tanzen und singen, sorgte sogar dafür, dass ein paar hinunterflogen. Sie wirkten wie Feuerpunkte, die durch die Lüfte schwebten.
 

"Emyko wird eines Tages ganz bestimmt auch glücklich werden." sagte ihre Mutter schließlich leise.
 

Nun strahlte das schwarzhaarige Mädchen auch. "Aber ich bin doch schon glücklich. Ich habe ja Mama dich."
 

Das Lächeln ihrer Mutter wurde etwas traurig. "Ich kann nicht für immer bei dir bleiben." sagte sie und nahm Emyko in ihren Armen. "Versprichst du mir, dass du auch ohne mich glücklich sein wirst?"
 

Vorerst etwas perplext doch dann verständnisvoll erwiderte Emyko die warme Umarmung ihrer Mutter und drückte sie fest.
 

"Ich verspreche dir, dass ich einmal ganz ganz glücklich werde."
 

Zufrieden lächelte die Mutter nun auch aus vollen Herzen. "Und ich verspreche dir, dass ich da sein werde und mich für dich freuen werde, wenn du einmal ganz glücklich wirst." ...

Unsichtbare Narbe 1

Ich war fünf Jahre alt, als uns Vater verließ. Damals wusste ich noch nicht genau wieso ... doch ich kann mich daran erinnnern, dass er nicht viel zurückgelassen hatte ... bis auf ein paar alten Klamotten und eine weinende Mutter hatte er nichts zurückgelassen. Vater meldete sich seitdem nicht mehr ... er hatte uns einfach so vergessen ...
 

Und Mutter? Mutter war die Leiterin einer der größten Computerfirma ganz Japans. Sie war stolz und erfolgreich, sie wurde respektiert und gelobt. Sie war immer für mich da, wenn ich sie gebraucht habe und ... sie war mein Ein-und-Alles.
 

Mutter heiratete nach drei Jahren erneut. Es kam mir komisch vor, denn sie hatte mir mal erzählt, dass sie nie wieder heiraten möchte. Doch obwohl ich mich gefragt hatte wieso, freute ich mich widerum für sie. Ja, ich war froh, dass Mutter über Vater hinweggekommen war.
 

Mein neuer Vater hieß Shigure Takano. Er war ebenfalls Besitzer einer der größten Computerfirmen in ganz Japan und er war ebenfalls erfolgreich.
 

Doch Mutter verlor an Zeit für mich. Sie ging morgens früh zur Arbeit und kam Abends sehr sehr spät zurück. Oft hatte ich auf sie gewartet, doch nachdem sie mir gesagt hatte, ich solle das nicht tun, tat ich es auch nicht mehr.
 

Ich wollte ihr nicht zur Last fallen, ich wollte brav sein. Und ich wollte jemand werden, auf die sie stolz sein konnte, ich wollte, dass sie glücklich blieb und dass sie noch glücklicher werden konnte ... doch erst nach Jahren wurde mir klar, dass sie damals schon längst nicht mehr glücklich war ... dass ich so dumm gewesen war und nichts bemerkt hatte ...
 

***
 

Das Bild vor der damals achtjährigen Emyko raubte ihr jeden halben Atemzug, den sie zu sich aufnahm. Das Zimmer vor ihr war pechschwarz und nur schlecht konnte man einen Schreibtisch erkenne, von dem aber nur noch ein stück verbrannter Holz übrig geblieben war.
 

Die Fenstervorhänge waren schon längst ausgebrannt und selbst der Couch konnte man nirgends mehr finden. Dort wo normalerweise Mutters Lieblingsblumen stehen sollten, stand nur noch eine verkohlte Vase. Alles roch nach verbrannten Holz und Leder und der süße Duft der Lilie, den Emyko jedes Mal in sich aufnahm, wenn sie Mutters Büro betrat war auch verschwunden.
 

Das war nicht wahr, das konnte nicht wahr sein. Niemals sollte das einmal Mutters Büro gewesen sein.
 

"Alles ging in die Luft, als deine Mutter sich hier befand." erklang nur die Stimme ihres Stiefvaters neben ihr.
 

Emyko wollte nichts hören ... nein .. sie wollte jetzt nichts hören.
 

"Die Leiche deiner Mutter wurde abtransportiert ... es ist besser für dich, wenn du sie nicht siehst ..."
 

"NEIN!" so laut wie noch nie zuvor brachte Emyko dieses Wort hervor. Tränen standen in ihren Augen doch sie rollten ihre Wangen nicht hinab ... noch nicht. Es schien ... als würde eine eisige Hand nach Emykos Herz fassen. Zerdrückte sie aber nicht ... quälte sie ... gab ihr Hoffnung und sagte ihr .... 'deine Mutter ist nicht tot.'
 

"Du lügst!" schrie sie erneut und starrte ihren Steifvater hasserfüllt an. "Hör auf zu lügen." Doch das was ihr Stiefvater ihr nun zeigte sagte ihr, dass er nicht log, dass er unmöglich lügen konnte.
 

Mutters Halskette. Eine Kette die sie immer bei sich trug, egal wo sie sich befand ... eine Halskette, die sie nie runtergenommen hatte. Sie sagte immer.... 'Diese Halskette ist die letzte Erinnerung an unsere Familie als dein Vater noch nicht gegangen war.' Denn in der Halskette befand sich ein kleines Faumilienfoto.
 

Mit zittrigen Händen nahm Emyko die Halskette entgegen und machte den kleinen Deckel auf. 'Ich werde sie immer bei mir tragen Emyko .... jede Zeit.' Emykos Augen erweiterten sich. Das Foto ... sie war darin. Mutters Halskette .... Mutter hatte es ganz bestimmt nur verloren.
 

Als wurde sie hypnotisiert rannte Emyko aus dem Büro .... die Treppen hinunter ... aus dem Gebäude hinaus ... die Straße entlang ... überquerte Straßen .... überquerte Gassen ... bis sie endlich zu Hause ankam.
 

Mutters Halskette .... Mutter suchte ganz bestimmt schon danach ... sie musste sie ihr bringen. Emyko wollte ihre Hoffnung nicht aufgeben. Es musste alles nur eine Lüge gewesen sein ... ein schlechter Scherz.
 

Naiv und mit großer Hoffnung stürzte Emyko ins Innere des Hauses und rannte in verschiedenen Zimmern. Sie sah sich im Gästezimmmer um, sah sich im Esssaal um, fragte Dienstmädchen und Butlers, die nur traurig ihre Köpfe schüttelten.
 

Mutter hatte gesagt, sie würde ganz schnell zurückkommen. Sie wollten heute doch noch etwas zusammen unternehmen. Sie musste einfach hier irgendwo sein.
 

Sie rannte die Treppen hinauf, in ihrem eigenen Zimmer ... im Mutters Zimmer, in ihrem Büro. Sie rief nach ihrer Mutter, keine Antwort. Die alten Lilien, die eigentlich schon längst ausgewechselt werden sollte, sie standen immer noch da, unberührt, ungesorgt ...
 

Sie hatte es ihr versprochen ... sie hatte es ihr doch versprochen .... Emykos Schritten wurden immer langsamer. Jedes leere Zimmer zerbrach ein Stück von ihrer Hoffnung bis nur noch ein kleines Stückchen übrig blieb.
 

Noch einmal überblickte Emyko das riesige Zimmer. Niemand da .... leere. Totenstille. Der Balkon, der Mama einst so sehr geliebt hatte ... selbst dort stand niemand. Nur schwache Schneeblumen tanzten draußen und schien ihre Mutter mit sich zu nehmen.
 

Nun liefen die Tränen unkontrollierte ihre Wangen hinab und sie sank auf dem Boden. Die Halskette fest an sich gedrückt weinte sie.
 

"Du hast es mir doch versprochen ...." sagte sie schluchzend und kaum hörbar in das Zimmer hinein. "Du hast mir versprochen bei mir zu sein und dich für mich zu freuen wenn ich einmal ganz ganz glücklich werde ....." unzählige Tränen entlief ihren Augen und tropfte auf den Boden .....
 

"Ich bin aber nicht glücklich." sagte Emyko und sah auf, in der Hoffnung ihre Mutter würde vor ihr stehen. Sie in den Armen nehmen und sagen ... 'Ich werde nicht gehen, solange du nicht glücklich bist Emyko.'
 

Doch nichts geschah. Niemandend war da. Sie war allein, in dem leeren Zimmer. Völlig allein.
 

"Du hast es mir doch versprochen .... " versuchte sie erneut, doch ihr Herz, das sich gerade in eine eisige Hand befand wurde zerdrükt. Samt ihren ganzen Hoffnungen, ihren ganzen Träume und ihrem Zukunft.
 

***
 

Niemand ist notwendig für die Welt. Niemand kann die Welt beeinflussen. Selbst wenn ein sehr sehr wichtiger Mensch sterben sollte ... die Welt würde deswegen nicht aufhören zu drehen. Ein Tag wird immer wieder einen Morgen haben, egal wer am nächsten Tag fehlen würde ... egal, wer den nächsten Morgen nicht mehr miterleben würde.
 

Doch es gibt zwei verschiedene Arten von Welten ... die eine ist die Welt, die wir alle kennen, worin jeder Mensch ein Platz findet ... worin wir alle zusammen leben und die wir zusammen gestalten.
 

Die andere Art von Welt ist aber eine Welt, die jeder Mensch in sich trägt, die jeder Mensch selbst gestalten muss. Eine Welt, worin nicht alle auf dieser Erde einen Platz finden kann ... eine sogenannte 'Eigene innere Welt'.
 

Manche dieser Welten sind groß ... manche zerbrechlich klein. Meine Welt war klein, denn sie bestand nur aus Mutter allein. Doch als Mutter von mir ging, da hörte meine Welt auf sich zu drehen und kein neuer Morgen brach noch in den Tag hinein ...
 

***
 

Ein schmerzhafter Schlag auf ihrer Wange schleuderte Emyko zu Boden.
 

"Das nennst du eine Zusammenfassung?" die wütende aber ruhige Stimme ihres Stiefvaters erreichte ihre Ohren. Bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie ein Stoß Blätter auf sie herabfiel.
 

Nur zittrig versuchte sie sich aufzurichten, die eine Hand an die inzwischen rotgefärbte Wange gedrückt, die andere die zersausten Blätter langsam einsammelnd.
 

Es war inzwischen schon sieben Jahre vergangen, seitdem Emykos Mutter gestorben war. Man sagte, es sei ein Unfall gewesen, denn die Polizisten meinten, dass viel Gas im Gebäude war und deshalb zur Explosion gekommen sei.
 

Die Firma ihrer Mutter sollte eigentlich an Emyko weitergegeben werden, doch weil Emyko damals noch viel zu jung war um das Erbstück entgegennehmen zu könne, hatte man die Firma vorerst Emykos Stiefvater überlassen.
 

Seitdem wurde Emyko ausgebildet .... in allem verschiedenen Sachen. Und das alles musste sie perfekt können. Bereits mit 12 Jahren musste sie in der Lage sein, schwierige Dokumente zusammmenzufassen und Artikeln spitzenmäßig interpretieren zu können. Man brachte ihr alles bei ... egal ob es nun verschiedene Sportarten oder Instrumente spielen war. Selbst das musste Emyko perfekt können.
 

Doch man verbat Emyko jegliche Außenkontakte. Sie wurde morgens zur Schule gebracht und wurde Nachmittag abgeholt. Eine Kommunikation mit Klassenkameraden hatte man ihr verboten. Und wenn sie dies trotzdem tat, so drohte man sie damit die Schule abzubrechen.
 

Emyko wurde verschlossen, schüchtern und ängstlich. Sie lächelte nicht mehr. Sie zog sich immer mehr zurück und wagte sich immer weniger die Befehle ihres Stiefvaters zu widersetzen. Selbst Mutters Halskette wurde ihr eines Tages genommen. Egal wie sehr Emyko danach flehte, sie kriegte die Halskette nicht mehr zurück.
 

Solange Emyko etwas nicht so hinkriegte wie ihr Stiefvater es wollte, wurde sie bestraft. Entweder mit noch mehr Arbeit oder .....
 

"Es ... es tut mir Leid ... ich hatte heute Test ... und deswegen konnte ich mich gestern nicht so gut auf die Zusammenfassungen konzentrieren." bat Emyko um Verzeihung.
 

"Immer diese Ausreden." giftete Takano zurück und starrte sie von oben herablassend an. "Findest du nicht, dass du eine Schande für deine Mutter bist?"
 

Emykos Atem hielt augenblicklich an. Genau, entweder, er gab ihr noch mehr Arbeit oder er verletzte sie verbal, indem er ihre Mutter ins Gesprächsthema zog. Es war Emyko tausend mal lieber, wenn sie mehr Arbeit bekäme.
 

"Damals war es doch deine Schuld, dass sie gestorben ist. Deine naive Kindheit, streben danach Spaß zu haben hatte sie doch getötet oder etwa nicht?"
 

Ihr Körper zitterte, als sie diese Worte hörte, diese Worte hatte er immer wieder gesagt ... immer wieder .... aber ... er hatte Recht, Mutter wollte nur schnell ihre Tasche holen und dann mit ihr etwas unternehmen gehen, wenn sie nicht mit Emyko etwas zusammen unternehmen gehen musste,wäre das alles doch gar nicht passiert.
 

"Du sollst wissen, dass ich dich nur ausbilde, weil ich es für deine Mutter tue...."
 

"Bitte .... " Tränen rannten wieder ihre Wangen hinab. "Bitte hör auf ... ich werde mir ganz bestimmt Mühe geben." entschuldigte sich Emyko erneut. "Ich werde mein Bestes geben.... bitte hör nur auf darüber zu reden." sie flehte ... flehte ihren Stiefvater an.
 

Jahre lang erging es ihr so ... wie in der Hölle ... doch damals wusste Emyko noch nicht, was noch alles auf sie zukommen würde.
 

Sie war völlig allein, hatte keine Freunde und hatte niemanden, bei dem sie sich ausweinen konnte. All die Schmerzen hatte sie geschluckt. All die Demütigungen hatte sie verkraftete. Das Einzige, was sie vorranstrebte war einmal die Firma ihrer Mutter leiten zu dürfen, war einmal Etwas für ihre Mutter und sich selbst erreichen zu können ... sonst nichts.
 

Emyko war 15 Jahre alt, als sie Can richtig kennen lernte .... er war ein wichtiger Geschäftspartner von Emykos Stiefvate. Damals war er 16. Sein Vater war einer der grausamsten Geschäftsmänner überhaupt und er hatte viele Konkurrenten das genommen, was ihnen am wichtigsten war, er nahm ihnen nicht nur ihre Firmen sondern auch ihre Familien...
 

Sein Vater wurde von seinem eigenen Assistent unter Zwang und Verzweiflung ermordet und man sagte, Can, damalsen mit neun Jahren habe den Täter ausfindig gemacht und ihm das Leben zur Hölle gemacht, miteinbezogen waren auch seine Familie.
 

Can war ein Wunderkind, so sagten das alle und er war zu allem fähig und extrem unbarmherzig was Geschäftssachen angingen. Seine Methoden etwas zu bekommen was er will ist furchteinflößend. Der Sohn eines Teufels nannte man ihn auch. Aber seine Geschäften liefen immer hervorragen und er war einer der jüngsten und erfolgreichsten Geschäftsmänner ganz Japan.
 

Zwar hatte ihn Emyko ab und zu mal schon gesehen, aber es war eben nur Sehen ...
 

Es war ein regnerischer Tag und wie immer wurde Emyko von der Schule abgeholt. Der Schultag war wie jeder anderer. Keiner redete mit ihr und sie redete mit keinem.
 

Der Fahrer war ebenfalls still, kein Gespräch fand im Wagen statt. Wie immer eben. Niedergeschlagen starrte Emyko aus dem Fenster hinaus auf dem Himmel. Sie tat das immer noch gern, da hatte sie sich nicht geändert, doch sie stellte sich nun keine Frage mehr, wieso der Himmel so traurig aussah, da jeder einzelne Tag, egal ob es gut oder schlecht ist immer nur ein trauriger Tag für Emyko war.
 

In der Villa war es nur einschüchternd dunkel und kühl. Selbst die Dienstmädchen und Butlers gingen ihr aus dem Weg. Vielleicht hatte man ihnen auch verboten mit Emyko zu reden.
 

Die Schultasche in der Hand ging Emyko langsam die Stiegen hinauf in Stiefvaters Büro. Das war eine Pflicht. Jedes Mal, sobald sie zu Hause ankam, musste sie sich zuerst bei ihrem Stiefvater melden.
 

Die Tür zum Büro ging leise auf und ein ruhiges, schüchternes Mädchen mit langen Haaren betrat den Raum. Doch anstatt zu sagen. 'Ich bin zurück.' starrte Emyko nur wie gebannt auf einen Gast Takanos.
 

"Was stehst du hier denn so rum. Begrüße!" befahl ihr Stiefvater und rief Emyko aus ihrer Erstarrung.
 

Zuerst etwas perplext zu ihm gesehen, drehte sie sich wieder zum Gast und verbeugte sich. "Guten Tag Herr Nakao." Mit diesen Worten drehte sie sich wieder zu ihrem Stiefvater und traute den Gast keinen Blick mehr anzusehen. "Ich bin zurück." fügte sie leise hinzu.
 

Sie hatte Can schon seit vier Monaten nicht mehr gesehen, was auch nichts Schlimmes hieß, denn sie hatte immer so ein komisch ängstliches Gefühl gehabt, wenn sie ihn sah.
 

***
 

Kennt ihr das Gefühl, wenn man Angst hat aber nicht weiß wieso und was auf einen wartet oder was gerade vor sich geht? Ich kenne es. Das Gefühl fraß mich damals innerlich auf. Warnte mich, sagte mir ich solle abhauen. Doch so leicht war das nicht ... ich konnte nichts tun .... gar nichts.
 

***
 

Der Wagen blieb vor einer riesig großen Villa stehen. Man hatte mindestens fast eine Stunde gebraucht, bis sie ankamen. Der Vorgarten war ebenfalls riesen groß und selbst eine Wasserfontäne war zu sehen. Das war also Cans zu Hause.
 

Emyko hielt die Luft an, als man sie aufforderte auszusteigen.
 

Ihr Stiefvater hatte ihr befohlen mit Can mitzugehen. Emyko verstand es nicht ganz, doch sie traute sich nicht zu fragen. Vielleicht sollte sie ja nur mal kurz etwas für Can erledigen, vielleicht sollte sie ihm ja nur kurz etwas über Stiefvaters Firma berichten .... doch wieso sollte sie dann mitgehen?
 

"Das hier ist das Vorzimmer und hier Gästezimmer ...." stellte Can ihr die Zimmern vor. Auch das verstand Emyko nicht. Wieso sollte sie denn wissen, wo was ist? Doch sie fragte nicht, sie wollte Can nicht unterbrechen, denn das war mehr als unfreundlich, so wie man es ihr beigebracht hatte. Und man unterbrach schon gar nicht Can, Stiefvaters wichtigster Geschäftspartner.
 

Es dauerte eine ganze Weile hin und her ... bis Can ihr schließlich sein Büro vorstellte. Er bat Emyko einzutreten und schloss schließlich die Tür hinter sich.
 

Cans Büro war groß, größer als der von Stiefvater. Das größte Büro bisher, das sie damals je gesehen hatte. Durch vier riesigen Fenstern schien Licht hinein und sorgte dafür, dass man etwas sehen konnte, aber nur etwas, denn der Himmel war immer noch mit grauen Wolken bedeckt und Regentropfen fielen schwer herab.
 

"Erm ... darf ich ... eine Frage stellen Herr Nakao?" fragte Emyko schließlich scheu, nachdem eine ganze Weile nichts geschah.
 

"Natürlich darfst du und nenne mich ruhig Can." entgegnete er nur und warf sich auf eine Couch. Emyko fühlte sich unsicher, sie war hier doch nur Gast und er sollte sich nicht so natürlich verhalten.
 

"Was soll ich hier machen?" eine bessere Frage fiel Emyko leider nicht ein und ihr Unsicherheit stieg als sie einen kalten Grinsen auf Cans Gesicht sah.
 

"Hat dir das dein Stiefvater denn nicht gesagt?" fragte er nur und sah sie direkt an, jagte ihr ein Schaudern über den Rücken. Emyko schüttelte nur schüchtern ihren Kopf.
 

Mit einem Ruck war er aufgestanden und ging auf Emkyo zu. Die Schwarzhaarige ging noch einen Schritt zurück, doch er stand bereits dich vor ihr. "Dann sage ich es dir jetzt: Ab heute wirst du für mich arbeiten."
 

Es schien, als wäre das das aller normalste auf dieser Welt, wenn Emyko jetzt plötzlich für ihn arbeiten müsste. Seine Stimme wurde plötzlich kalt und schadenfroh. Emyko bekam Angst.
 

"Ich .. ich glaube, da muss ein Irrtum vorliegen." sagte Emyko nur und sah zur Seite. Doch bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie jemand sie an ihr Kinn fasste und dieses hob. Zwang sie in ein paar pechschwarzen Augen zu blicken.
 

"Dann sage ich dir eben jetzt, dass da kein Irrtum vorliegt." Seine Augen schien sie zu durchbohren, schien sie ertränken zu wollen.
 

Emyko versuchte eine Antwort zu finden ... doch sie brauchte lange. "Ich ... ich muss nach Hause." brachte sie nur nach Sekunden hervor und löste sich von Can. "Hier ist ab sofort dein Zuhause." erklang es plötzlich hinter ihr. "Mach dir keine Sorgen, deine Sachen werden in einer Stunde vorbeigebracht."
 

Emykos Körper erstarrte. Sie verstand gar nichts mehr. Was sollte das alles? Ihr Stiefvater hatte sie doch nicht etwa weitergegeben. Aber, das konnte doch nicht sein. Wieso sollte er das tun, nachdem er sie doch so gut ausgebildet hatte, er konnte das doch unmöglich für jemand anderen getan haben!!!
 

"Du fragst dich ganz bestimmt, wieso dein Stiefvater dich dann ausgebildet hat, nicht wahr?" fragte Can plötzlich und sorgte dafür, dass Emyko sich umdrehte. Can hatte gerade die Arme vor seiner Brust verkreuzt und sah sie mit einem gemeinen Grinsen an.
 

"Es ist nämlich an der Zeit, dass er sein Versprechen auch erfüllt." setzte er schließlich fort. Emyko verstand immer noch nicht. Was für ein Versprechen ... ?
 

"Wieso glaubst du, hat er dich denn ausgebildet? Nur damit du eines Tages die Firma deiner Mutter leiten kannst?" fragte er und lachte.
 

Nur ungläubig starrte Emyko Can an. "Nein, nicht deswegen." beantwortete er seine eigene Frage. " ... er tat es weil ich das von ihm verlangt habe."
 

Emykos Atem stotterte. Hatte sie das eben richtig gehört? Ihr Stiefvater ließ sich von einem damals Neujährigem Befehle erteilen?
 

"Was ... was willst du sagen?" fragte Emyko schließlich zitternd "Was war euer Versprechen?" Sie wusste nicht wieso, aber sie konnte einfach nicht mehr aufhören zu zittern. Langsam taumelte ihre Füßen einen Schritt auf Can zu. Dieser sah sie nur so an, als wäre sie ein armes Kind .... nein, sie war auch ein armes Kind und nicht mehr als eines.
 

"Er kriegt die Firma deiner Mutter ..... und ich eine ausgebildete dich."
 

Emykos Augen weiterten sich, ein Riss schien sich quer über ihr Herz zu ziehen. Um sie herum wurde es plötzlich dunkel. Und vor ihren Augen konnte sie fast nichts mehr erkennen. Emyko wollte nicht daran denken. Wollte die Wahrheit gar nicht wissen .... doch in tiefste ihrer Innersten hatte sie die Wahrheit bereits rausgefunden.
 

"Mutter ist nur durch einen Unfall gestorben ...." versuchte sie die gefundene Wahrheit zu verdrängen, als habe sie gar nichts herausgefunden.
 

"Unfall?" fragte Can und lachte. "Hör auf dich selbst zu belügen Emyko, findest du nicht, dass du schon arm genug bis um dich weiterhin selbst hinters Licht zu führen? Deine Mutter starb nicht wegen einem Unfall. Das war Absicht."
 

Emyko biss sich auf die Unterlippe, so fest sie konnte, biss so tief hinein, bis Blut zum Vorschein trat. Starrte nur unentwegs auf den Boden, traute sich nicht das Gesicht Cans anzusehen.
 

Sie hätte es wissen sollen .... wie würde eine Explosion so leicht zur Stande kommen? Wie hätte das jemals gehen sollen? Gas war zwar überall im Gebäude aber was hatte das schon zu bedeuten? Mutter rauchte nicht, Mutter würde doch kein Feuer benutzen.
 

"Damit du noch etwas weiß ..." wieder erklang die Stimme Cans. Was wollte er? Wollte er ihr etwa noch mehr unerträgliche Sachen erzählen? Nein, er sollte aufhören, er sollte einfach nur still sein. Er sollte sie in Ruhe lassen.
 

" ... deine Mutter heiratete nur deinetwegen. Weil, wenn sie nicht heiratet, man ihre Tochter sonst töten würde." obwohl diese Worte fast so leise waren wie ein Flüstern konnte Emyko sie genau verstehen.
 

Can lachte, er lachte Emykos Mutter aus. "Ich muss sagen, sie war klug, denn sie wusste, dass es nichts bringen würde wenn sie das alles der Polizisten erzählen würde. Aber sie war auch dumm, sie war dumm, weil sie tatsächlich geglaubt hatte, man würde dir etwas antun."
 

Nein, sie musste sich zusammenreisen, das alles musste doch gar nicht wahr sein, wieso sollte man das tun? Außerdem, woher sollte Can das alles so genau wissen? Er war erst neun, als ihre Mutter heiratete und er war noch neun, als sie starb.
 

"Woher ... woher weißt du das alles so genau?" diese Frage kam unüberlegt über ihre Lippen, doch zumindest wusste Emyko jetzt, dass sie diese Frage wirklich stellen wollte.
 

Can lachte wieder. Sein Lachen machte ihr Angst, machte sie noch ängstlicher, als sie es schon war.
 

"Kannst du denn nicht selber darüber nachdenken Emyko?" fragte er sie belustigend. " .. natürlich weiß ich alles .. weil ich der jenige war, der das alles geplant hatte."
 

Es war so weit, der Riss auf Emykos Herz breitete sich weiter aus und durchschnitt ihr Herz in zwei Hälften. Emykos Welt, ihre Welt, die schon lange keinen Morgen mehr hatte, verlor jetzt auch die Nacht. Ihre innere Welt, sie zerbrach.
 

All die Jahren, all die Tagen, alles, was Mutter tat, alles, was Mutter ihretwegen tat ... alles war gezwungen. Und das aller Schlimmste war, sie hatte keine Ahnung gehabt, sie hatte überhaupt nichts von alldem eine Ahnung gehabt.
 

Sie blieb über sieben Jahren lang brav bei ihrem Stiefvater, tat immer das , was er ihr befahl und sie hatte sogar das Gefühl gehabt, ihm ihr Leben verdanken zu müssen, da er sie aufnahm. All die Jahre lang, all diese Qual und Schmerzen. Alles wegen ihrem Stiefvater und Can und sie ... sie hatte keine Ahnung über die ganze Wahrheit gehabt.
 

Aber das Unerträglichste war, der Mörder ihrer Mutter ... er stand gerade vor ihr und hatte ihr das alles erzählt. Wieso hatte er das getan? Hatte er etwa gedacht, sie würde sich das weiterhin gefallen lassen?
 

"Fragst du dich gerade, wieso ich dir das alles erzähle?" erklang plötzlich wieder die Stimme Cans und er lachte erneut. Es war schon komisch, er kannte sie so gut, dass er immer genau wusste, worüber sie gerade nachdachte.
 

Emykos Augen starrten nur wie gebannt auf den Boden, schien ihn brennen lassen zu wollen.
 

"Ich bin nun mal der Meinung, dass man einem Menschen nichts verschweigen sollte, was dieser Mensch lieber wissen sollte ..... wenn es an der Zeit ist."
 

Emykos Körper zitterte, ihre Hände ballten sich zur Fäusten und Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt.
 

"Und deswegen bist du der Meinung, dass jemanden wie ich, die gerade die ganze Wahrheit erfahren hat ganz sicherlich für dich arbeiten wird?" Jedes einzelne Wort, die Emyko aussprach wurde immer lauter.
 

Nun sah sie endlich auf. Starrte Can mit ihren hasserfüllten Augen an. Doch dieser sah nur gleichgültig zurück, als sei er völlig unschuldig ,als sei nichts passiert.
 

Mit zittrigen Schritten ging Emyko auf Can zu. Packte ihn an seinem Anzug und versuchte ihn zu rütteln. Doch für die inzwischen völlig zerbrechliche und schwache Emyko war es unmöglich ihn auch nur ein bisschen zu bewegen.
 

"Du glaubst doch nicht ernsthaft ... ich würde für DICH arbeiten." schrie sie und Tränen rannten unkontrolliert ihre Wangen hinab. "Du Mörder ... DU MÖRDER!!!"
 

Bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie etwas ihre Wange traf und sie zu Boden schleuderte. Noch bevor Emyko versuchen konnte sich aufzurichten, wurde sie an den Haaren gepackt und hinaufgezerrt. Emyko konnte nicht verhindern, dass sie vor Schmerzen aufschrie.
 

"Du kannst gar nicht anders als mir zu dienen, schließlich würdest du jetzt nicht leben, wenn ich es nicht wäre .... außerdem hat dein Stiefvater mir ja dich versprochen." flüsterte er Emyko ins Ohr.
 

"Und dein erster Regel hier lautet: Behandle mich mit Respekt." Jedes einzelne Wort schien wortwörtlich buchstabiert worden zu sein.
 

Nur schwer konnte Emyko die zusammengepressten Augenlider hochheben. Diesmal sah sie Can mit angeekelten Augen an. Sie hasste sich, weil sie so dumm war und nichts bemerkt hatte, sie hasste ihren Stiefvater, weil er so etwas zuließ und sie jahrelang ausgenutzt hatte und sie hasste Can, sie hasste ihn, weil er das alles geplant hatte, weil er der Mörder ihrer Mutter war, weil er ihr sogar alles erzählte und dabei so tat als wäre nichts gewesen, weil er sogar noch mehr wollte ... weil er auch noch sie, Emyko haben wollte.
 

"Niemals ... niemals werde ich DICH respektieren." mit diesen Worten spürte sie, wie man sie zu Boden warf.
 

Can seufzte. "Du lässt mir leider keine andere Wahl." sagte er noch, bevor er zwei Männer ins Innere des Zimmers rief und sie befahl Emyko mit sich zu nehmen....

Unsichtbare Narbe 2

Das Leben ist das schönste Geschenk, was ein Mensch jemals bekommen kann. Das Leben verleiht dir schöne Träume und gibt dir kostbare Erinnerungen .... das Leben ist voller Überraschung ... das Leben ist voller Glück.
 

All das habe ich gehört ... all das sagten die anderen .... all das waren für sie richtig ... und ich? Ich hasste das Leben trotzdem ...
 

***
 

Das Licht fiel vom Gang ins Innere des Raumes und beschien Emyko, die zusammengekauert auf dem Boden in einer Ecke saß. Ihre Haare waren zersaust und die Kleidungsstücken schmutzig und zerrissen. Die Knie hatte sie zu sich gezogen, ihre Arme um diese geschlungen und ihren Kopf hinter diesen versteckt.
 

In Raum befand sich nicht viel, eigentlich gar nichts. Bis auf den kalten Boden und die kalten Wände befanden sich nichts mehr im Raum. Nicht einmal ein Fenster war irgendwo zu sehen. Er war finster und kühl, nichts war mit Leben erfüllt.
 

In so einem Raum wurde Emyko fast eine Woche lang eingesperrt. Ohne Essen, ohne Trinken ... ohne gar nichts.
 

Langsame Schritte konnte Emyko hören, doch sie hatte keine Kraft mehr ihren Kopf zu heben um zu sehen wer auf sie zukam. Nur in der selben Haltung saß sie da und konnte sich nicht rühren.
 

Emyko hatte schon lange aufgehört zu weinen, denn die Tränen waren praktisch ausgetrocknet. Die anfangs noch vor Wut übergriffene Emyko verlor aber ihre ganze Kraft, die Kraft, die sie brauchte um wütend zu sein. Keine Gedanke eines Widerstands war noch in ihrem Kopf vorzufinden.
 

"Na? Genug nachgedacht?" erklang plötzlich eine Stimme. Emyko konnte nicht definieren zu wem diese Stimme gehörte, denn sie hörte fast gar nichts.
 

Sie spürte wie jemand sie an ihr Haar packte und ihren Kopf hob. Doch Emyko konnte immer noch nichts sehen, denn sie konnte ihre Augen nicht öffnen.
 

"Hm, du hast dich ganz schön zugerichtet." erklang wieder diese Stimme und sie hörte wie jemand kalt lachte. "Sieh mich an." befahl die Stimme schließlich.
 

Emyko wollte nicht auf sie hören, wollte ihre Lider gar nicht heben, doch sie wusste, wenn sie diese nicht tat, sie noch wirklich sterben würde. Mit sehr viel Mühe schaffte sie es ihre Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Sie gehorchte.
 

Ihre leblosen Augen nahm das Gesicht Cans zur Kenntnis. Er grinste schadenfroh. "Sehr brav. So gefällst du mir doch gleich viel besser." Kommentierte er.
 

Emyko wollte sich wehren ... irgendetwas sagen, doch sie schaffte es nicht mehr. Sie konnte ihn nicht mehr mal hasserfüllt ansehen.
 

Cans Grinsen wurde plötzlich teuflisch, seine Augen mörderisch. "Wenn du von Anfang an so brav gewesen wärst, hätte ich dir das nicht angetan .... schließlich tut es mir doch auch nicht gerade gut, dich leiden zu lassen." sagte er wie der Teufel, bevor dieser eine Seele bekommen konnte wobei eine seiner Hände ihre Wange berührte.
 

Emyko hätte ihm am liebsten eins verpasst, doch auch dazu fehlte ihr die Kraft. Er sollte seine Finger von ihr lassen. Ihre Augen schafften es doch tatsächlich eine Spur von Hass zu widerspiegeln. Daraufhin lachte Can nur wieder kalt.
 

"Was ist? Immer noch nicht genug?" fragte er und zog Emyko fester an die Haare, sein Griff ließ auch nicht locker als Emyko ungewollt aufkeuchte. Er liebte es sie so zu sehen.
 

"An deiner Stelle würde ich jetzt nachgeben." fing er wieder an und seine rechte Hand spielte nun mit ihrem Haar, während seine linke Hand Emykos Kinn festhielt und dieses hob, zwang sie in seine pechschwarzen Augen zu sehen. Seine Augen .... sie widerspiegelten keinerlei Gefühle.
 

"Eins darfst du niemals vergessen." Wieder wurde seine Stimme mörderisch. "Ich kann machen mit dir was ich will. Dein Leben liegt in meiner Hand." er fing an zu flüstern. "Du gehörst mir ... ganz allein."
 

***
 

Es gibt zwei Entwicklungen für einen Menschen, dessen Herz so mit Hass erfüllt ist bis dieser ihn verschlingt. Er kann entweder unberührbar kalt und gefühllos werden oder er wird unbeschreiblich zerbrechlich und hilflos.
 

Doch etwas bleibt gleich ... sie würden niemals wieder jemanden an sich ranlassen können ... sie würden nie wieder vertrauen können ...
 

***
 

Es war ein stürmischer Tag. Der Himmel war totengrau und unzählige Wasserperlen trommelten auf den Boden ein. Niemand war auf der Straße zu sehen, nicht einmal Wagen konnte Emyko erblicken.
 

Sie selbst wurde gerade von der Schule abgeholt. Ja, man hatte sie weiterhin zur Schule gehen lassen, aber das war auch schon das Einzige was Can ihr ließ. Eigentlich sollte der Tag ein besonderer Tag sein, denn Emyko hatte endlich ihren perfekten Abschluss bekommen und sie brauchte auch nur noch 14 Stunden zu warten bis sie volljährig wurde.
 

Auf diesen Tag hatte sie ganze 10 Jahren lang gewartete, drei Jahre davon verbrachte sie wie in der Hölle, wenn es möglich war sogar noch schlimmer. Emyko würde gerne lächeln, doch sie konnte das nicht, nicht nur weil sie schon längst vergessen hatte wie das ging, sondern einfach nur, weil sie erst dann lächeln wollte, wenn sie ihr Ziel auch wirklich erreicht hatte.
 

Es war komisch, doch an diesem Tag brachte der Fahrer Emyko nicht nach Cans zu Hause, sondern zu ihrem Stiefvater. Emyko hatte nicht gefragt, denn sie wusste, dass sie auf ihre Frage sowieso keine Antwort kriegen würde.
 

Seitdem sie zu Can einziehen musste, hatte sie ihren Stiefvater nicht mehr wiedergesehen. Doch vielleicht war das auch besser so, denn sie hätte nicht gewusst, wie sie reagiert hätte. Emyko wurde zwar Canswegen noch schüchterner und zurückhaltender als früher, aber ihr Hass konnte Can nicht niederdrücken.
 

Die Räume im Stiefvaters Villa hatte sich nicht verändert. Sie waren immer noch finster und kühl. Eines der Dienstmädchen führte Emyko hinauf in seinem Büro. Das Dienstmädchen kannte Emyko, doch ihr schien es immer noch verboten zu sein mit ihr zu reden, denn sie lächelte nur.
 

Die Tür zum Büro öffnete sich und bereits in der nächsten Sekunde konnte Emyko ihren Stiefvater wieder erkennen. Nein, sie würde nicht auf ihn stürzen, sie wusste inzwischen sich zu beherrschen.
 

"Guten Tag." presste sie diese Worte aus ihrer Kehle heraus und verbeugte sich kurz.
 

Ihr Stiefvater saß gerade gelassen in seinem Lederstuhl und las eine Zeitung. Es schien, als wüsste er nichts von Alldem, als hätte er keine Ahnung, was er getan hatte und dass Emyko das alles schon wusste.
 

"Lange nicht mehr gesehen Emyko. Wie geht es dir?" fragte er schließlich endlich und lag die Zeitung zur Seite.
 

"Mir geht es gut." log Emyko nur. Sie würde gerne aufblicken und ihren Stiefvater ins Gesicht sehen, doch sie hatte sich verändert, sie schaffte das nicht mehr. Sie fragte auch nicht, wieso sie herkommen musste, was sie früher sicher getan hätte. Sie stand einfach nur still da und rührte sich nicht.
 

"Eigentlich will ich dir nur Glück wünschen." mit diesen Worten stand Takano auf und ging mit langsamen Schritten auf Emyko zu. Plötzlich wurde sie am Handgelenk gepackt und endlich sah die Schwarzhaarige hoch. Ihre Augen trafen die ihres Stiefvaters, ließ ihr Wut im Magen langsam kochen.
 

"Ich nehme an du hast deinen Abschluss bekommen." Bereits in der nächsten Sekunde wurde die Tasche von ihr weggerissen. Emykos Mund öffnete sich, sie wollte etwas sagen, etwas unternehmen, doch ihr Körper schien wie erstarrt. Nur fest biss sie sich auf ihre Unterlippe.
 

Takano hatte sich bereits von ihr abgewandt und ging wieder zurück zu seinem Schreibtisch. Nebenbei machte er die Tasche von Emyko auf und fischte sich ihr Abschluss heraus. Emykos Atem stockte.
 

Sie hatte keine Ahnung was ihr Stiefvater von ihr wollte, wieso sie heute plötzlich herkommen sollte. Wieso er sich für ihren Abschluss interessierte. Sie hatte keine Ahnung aber sie konnte auch nichts tun um all diese Fragen zu beantworten.
 

Nur zittrig sah sie zu wie Takano ihr Zeugnis zur Hand nahm und zufrieden lächelte. "Schöne Arbeit Emyko." sagte er nur, bevor er Emykos Zeugnis plötzlich und ohne Vorwarnung in zwei Teilen riss.
 

Emykos Augen erweiterten sich doch mehr brachte sie nicht zusammen. Sie sah zu, wie man ihr Zeunis noch mal zerriss, diesmal in vier Teilen, dann acht und immer weiter bis es schließlich im Mühleimer verschwand.
 

Emyko weinte nicht. Sie konnte seit langen nicht mehr weinen, sie hatte die Fähigkeit zum Weinen seit damals verloren. Denn ihr Herz war steinhart geworden mit einbezogen ihre Seele. Alles was Emyko noch wollte war einmal die Firma ihrer Mutter bekommen zu könne und sich rächen zu können. Mehr brauchte sie nicht ... mehr wollte sie auch nicht.
 

"Seit wann bist du denn so brav geworden Emyko?" erklang plötzlich seine Stimme und ließ sie zusammenzucken. "Eigentlich hätte ich erwartet, dass du mich aufhalten würdest." Emyko blieb still, nur unentwegst starrte sie auf den Boden und biss sich die Zähne zusammen.
 

"Du fragst dich wieso ich das tue richtig?" Emyko antwortete nicht, doch er hatte tatsächlich Recht. "Wir wollen doch nicht, dass du mit deinem Abschluss abhaust." Sein Blick richtete sich niedergelassen auf sie. "Wir wollen doch nicht, dass Herr Nakao sauer wird."
 

"Es wird euch nichts bringen ..." brachte sie endlich ruhig hervor und sorgte dafür, dass ihr Stiefvater sie erneut ansah. "Ich brauche meinen Abschluss gar nicht um mich von euch zu verabschieden." Ihre Stimme erfüllte sich endlich mit Hass. "Hast du etwa vergessen? Ich werde bald 18. Laut Gesetz bekomme ich die Firma."
 

Ja genau, darauf hatte sie gewartet. Eines Tages die Firma ihrer Mutter zurückzuerlangen. Dazu brauchte sie kein Zeugnis, das schaffte sie auch so.
 

Das Lachen ihres Stiefvaters erfüllte plötzlich den Raum und machte Emyko praktisch lächerlich. Nur unverständlich sah sie ihren Stiefvater an. "Du bist immer noch so naiv wie früher Emyko." Emyko verstand immer noch nichts. Er konnte gar nicht leugnen, Gesetz war Gesetz.
 

"Die Firma? Welche meinst du?" fragte er sie belustigend. Emyko konnte es nicht fassen. Er tat doch tatsächlich so, als habe er keine Ahnung, dabei brachte es ihm sowieso nichts mehr.
 

"Die Computerfirma meiner Mutter." Emyko musste nicht antworten, aber sie tat es trotzdem ruhig. Sie konnte gar nicht anders. Sie musst immer auf eine Frage eine Antwort geben. Inzwischen war das zu einer Gewohnheit geworden.
 

"Deine Mutter also ..." Takanos Stimme wurde gefährlich leise. "und wo steht das? Dass 'meine' ehemalige Frau deine Mutter ist?"
 

Emykos Augen erweiterten sich. Was sollte diese Frage? Wollte er etwa damit sagen, dass sie nicht ihre Mutter war? Wie konnte er nur? Emyko war sauer, nicht weil sie bereits über alles Bescheid wusste, sondern einfach nur, weil er so eine Frage stellte. Er hatte nicht das Recht dazu.
 

"Du weißt genau so gut wie ich, dass ich ihre Tochter bin." mehr brachte Emyko nicht zusammen. Sie wollte sich am liebsten umdrehen und einfach nur verschwinden. Nur noch 14 Stunden ...
 

"Natürlich weiß ich das." Mit diesen Worten ging Takano auf seinem Stuhl zu und saß nieder. "Aber woher sollen das denn die anderen wissen?" Emyko verstand die Bedeutung dieser Frage nicht. Wieder mal ... Was sollte das alles? Worauf wollte er hinaus?
 

"Natürlich wissen das auch die anderen ..." Emykos Stimme wurde laut, aber sie verstummte plötzlich. Die anderen? Wer? Die anderen. Sie hatte doch niemanden. Niemand kannte sie. Niemand würde wissen wer sie war ... man verbat ihr jegliche Außenkontakte ....
 

Takano lachte wieder, machte Emyko mehr als unsicher. "Hast du es endlich verstanden Emyko?" fragte er schadenfroh. "Niemand kennt dich, und deine Daten, sie existieren längst nicht mehr."
 

Nun endlich wusste Emyko was hier gespielt wurde. Man hatte also vor sie völlig aus der Gesellschaft auszuschließen. Man hatte vor ihren Namen als Shizuno zu verbannen. Das konnten sie nicht tun .... das durften sie nicht ...
 

"Wenn du es mir nicht glaubst ...." fing ihr Stiefvater an und drehte ihr ein Computerbildschirm zu. "Schau selbst ..."
 

Emyko wollte nicht nachschauen, wieso sollte sie? Es war doch alles wieder eine Lüge. Natürlich würde ihr Name dort stehen. Mann konnte sie doch nicht einfach so ... doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie gingen zittrig auf den Bildschirm zu. Die rechte Hand zittrig auf die Tastatur, die Augen zittrig die Namen folgend ...
 

Ai Shizuno, Askuka Shizuno, Chidorie Shizuno, Cureo Shizuno, Daisuke Shizuno, Emilie Shizuno .... Fukano Shizuno .... !
 

Zittrig fing Emykos Kopf an zu schütteln, nein, das ging doch gar nicht. Wieso stand da nichts von Emyko Shizuno? Wieso hat man sie ausgelassen? Sie las sich die Namen noch mal durch ... keine Änderung ...
 

"Siehst du?" hörte sie nur wieder die Stimme ihres Stiefvaters. "Emyko Shizuno ... für die Gesellschaft existiert dieser Name nicht, genau so wenig wie diese Person."
 

Emyko konnte es nicht fassen. Das würde dann ja heißen, dass sie die Firma ihrer Mutter gar nicht entgegennehmen durfte, weil sie gar nicht existierte. Das war der Grund wieso man ihr alles weggenommen hatte, wieso man ihr die Halskette wegnahm, ihre Pässe und Ausweise .... alles wurde ihr weggenommen. Nur damit sie nicht beweisen konnte, dass sie die Tochter von Frau Shizuno war.
 

Ihre zittrigen Händen ballten sich zur Fäusten und sie sank ihren Kopf. Etwas schien in ihrem Innersten zu dringen und etwas in ihrem Innersten wachzurufen. Etwas schien zu wachsen ...
 

Ihr Ziel, die so nahe zu sein schien, entfernte sich plötzlich meilenweit von ihr weg. Ihr Traum, verwandelte sich in Nichts und ihre Hoffnung, entgültig zerstört. Das einzige, wofür sie arbeitete, wofür sie lebte, wofür sie strebte ... auch das wurde ihr genommen. Ihre Zukunft, es gab für sie keine Zukunft mehr.
 

Ohne noch länger zu überlegen drehte sich Emyko um und rannte aus dem Büro ihres Stiefvaters. Die Limousine, die draußen auf sie wartete hatte sie völlig ignoriert. Sie hatte jetzt keine Lust zu sitzen. Sie musste nur so schnell wie möglich etwas unternehmen. Sie musste Can zur Rede stellen.
 

Es war Cans Versprechen. Er musste sein Versprechen halten ... wer sonst würde sich die Mühe machen und so was tun? Wer sonst konnte das zusammenbringen? Wer sonst hatte einen Grund ihr Leben zu zerstören?
 

Die Schritten wollten nicht aufhören zu rennen. Sie wollten einfach nicht aufhören zu rennen. Sie hasste ihn. Sie hasste ihn ... Sie hasste Can Nakao!!!
 

Die Tür zu Can Büro öffnete sich schlagartig und eine völlig außer Atem gekommene Emyko kam zum Vorschein. Überrascht sah dieser hoch. "So früh schon zurück?" fragte er nur gelassen, obwohl er genau wusste was geschehen war.
 

Nur mit langsamen und steifen Schritten ging Emyko auf Cans Schreibtisch zu.
 

"Wieso tust du das? ..." Sie schrie nicht. Sie konnte nicht schreien, sie traute sich nicht. "Wieso tust du das?" fragte sie erneut und Tränen standen nach Jahren wieder in ihren Augen. Nun endlich sah sie auf und starrte ihn an. In ihre Augen konnte man nur Verzweiflung wahrnehmen.
 

Can sah sie eine weile lang gleichgültig an doch dann grinste er .... wieder. Dieses Grinsen machte Emyko schon immer unsicher.
 

"Ich hatte gehofft dass du klug genug bist um nicht zu fragen." sagte er endlich und stand auf. "Dir ist es also endlich völlig klar geworden, dass du mir nicht entkommen kannst."
 

Emyko schwieg, sie konnte nicht anders als zu schweigen, denn sie wusste, dass Can recht hatte. Völlig unerwartet spürte sie, wie jemand sie an ihre Oberarme packte und sie grob gegen die Wand stieß. "Glaubst du etwa ich hätte all die Jahre lang nicht gemerkt, was du vor hast?"
 

Es war so weit. Selbst die letzt Hoffnung, die Emyko noch übrig geblieben war, die Emyko noch am Leben hielt, selbst diese Hoffnung zerbrach.
 

"Du wirst die Firma deiner Mutter niemals kriegen." Seine Stimme wurde gefährlich.
 

Plötzlich spürte sie wie man ihr Kinn umfasste und ihr Gesicht hob. Nur fest biss sich Emyko auf ihre Unterlippe aber Can ins Gesicht sehen, das musste sie wohl. Sie bemerkte gar nicht, wie Tränen ihre Wangen wieder hinabliefen.
 

Ja, ihre Tränen, sie liefen wieder, denn ihr zu Stein gewordenes Herz hatte sich in Nichts aufgelöst. Ihr Herz wurde jetzt wieder zerbrechlich und wieder schwach, unglaublich schwach ....
 

Can grinste kalt. "Es ist lange her, seit dem letzten Mal als ich dich weinen sah ... " Emykos Atem hielt an als sein Gesicht dem ihren näher kam. "Ich habe deine Tränen vermisst" Flüsterte er und breitete eine Gänsehaut über Emykos Rücken aus.
 

"Wieso ich?" kam nur die zittrige Frage nach einer ruhigen Weile aus Emykos Mund während Cans Blick sie immer noch festhielt.
 

Can, vorerst etwas überrauscht über diese Frage grinste schließlich wieder. Er schien ihr eine Antworten geben zu wollen.
 

"Anfangs nur aus Spaß ... etwas auszuprobieren, zu testen was so aus dir wird." brachte er nach Sekunden heraus und raubte Emyko jegliche Farben aus ihrem Gesicht. Nur aus Spaß. Nur aus Spaß verlor sie ihre Mutter und verschwendete ihr Leben, nur aus Spaß. Ihr Körper schien zu versteinern.
 

Etwas in ihr wuchs, wuchs immer weiter, schien explodieren zu wollen, hörte nicht auf zu wachsen.
 

"Doch aus dir schein wirklich etwas zu werden, du hast dich verändert Emyko, sowohl innerlich als auch äußerlich ..." plötzlich wurde seine Stimme rätselhaft. Vor Emykos Augen wurde es immer verschwommener, die Tränen verwischten das Gesicht Cans.
 

"Ein dummes Mädchen hat sich in den drei Jahren zu einer interlligenten Frau entwickelt." Cans Stimme wurde immer leiser bis er schließlich fast flüsterte. "Inzwischen bist du unersetzbar geworden. Und das Beste ist ja, du kannst nur für mich arbeiten und für niemand anderen ... du gehörst mir."
 

Endlich war es so weit. Das wachsende Etwas in Emykos Körper hatte die Grenze erreicht. Sie hatte immer geglaubt, dass sie Can eines Tages enfliehen konnte, sie hatte immer daran geglaubt eines Tages den Tod ihrer Mutter rächen zu können, sie hatte immer daran geglaubt, dass sie ihr Versprechen gegenüber ihrer Mutter halten würde, dass sie glücklich werden würde. Aber das alles. All diese Glauben, sie wurden verschlungen. Nichts war von alldem noch geblieben.
 

Ihr Körper schien plötzlich selbstständig zu werden, denn Emyko dachte gar nicht nach was sie tat. Eine ihre Hände griff zu einer Blumenvase, hob diese schlagartig hoch und schlug zu.
 

Diese Bewegung war plötzlich und unberechenbar gewesen, so dass Can nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Die Vase traf Can auf den Kopf und gleichzeitig war der Geräusch der zerbrochenen Splittern zu hören.
 

Emyko wartete gar nicht bis Can zu Boden fiel. Nur von der einen Sekunde auf die andere rannte sie aus seinem Büro, aus seiner Villa. Sie wollte bloß weg, nur noch weg hier. Sie würde nie wieder hier her zurückkommen. Can würde sie niemals kriegen.
 

Es war ihr egal was aus ihr werden würde, was sie ohne ihre Pässe, Ausweise und ihr Zeugnis aus ihr werden würde, alles war ihr egal, nur eins nicht, nämlich bleiben.
 

Über all die Jahre zwang sie sich zu bleibe, damit ihr Wunsch in Erfüllung gehen konnte, nur deswegen, damit sie ihr Versprechen halten konnte, nur deswegen, weil sie an die Gerechtigkeit im Leben geglaubt hatte, weil sie an all das, was die anderen sagten geglaubt hatte, aber was machte sie denn noch bei Can, wenn sie all diese Glauben verloren hatte?
 

Wenn sie ihr Wunsch, ihr Versprechen und ihren Glaube an das Glück im Leben verloren hatte und stattdessen nur noch Hass empfand? ...
 

***
 

Ich gehörte zu den Menschen, die unbeschreiblich zerbrechlich und hoffnungslos wurde nachdem das Herz von Hass verschlungen wurde ...
 

Ich glaubte nicht mehr an das Schöne im Leben. Wollte auch nicht mehr daran glauben. Verlor meinen Willen und würde nie wieder vertrauen.
 

Alles was mir blieb war Hass und noch einmal Hass ... hasste mich .. hasste meine Vergangenheit ... hasste die Schuldigen .... und hasste das Leben.
 

Es entstand eine tiefe Narbe, eine Narbe, die furchtbar schmerzte und niemals aufhören würde zu schmerzen. Eine innere Narbe die versuchte mich aufzufressen, eine innere Narbe, die mich immer an alles erinnern ließ, eine Narbe, die mich nie vergessen ließ.
 

Eine unsichtbare Narbe ...

Die Kündigung

Ein warmer Sonnenstrahl schien durch die Spalten der Fenstervorhänge durch, traf Emyko auf ihrem Gesicht und weckte sie gleichzeitig auf. Emyko blinzelte noch bevor sie sich ruckartig auf dem Bett aufrichtete.
 

Kaiba war nicht mehr da. Was hatte sie denn auch erwartete. Natürlich würde er nicht die ganze Nacht über hier geblieben sein. Emyko konnte sich nicht mehr richtig erinnern, sie musste wohl eingeschlafen sein. Leise seufzte sie bevor sie aufstand und einen Blick auf die Uhr warf. Sonntag morgens, 7 Uhr.
 

In der Villa war es mucksmäuschen still. Es war kein Wunder, denn Emyko wusste, dass außer Seto Kaiba, Mokuba und sie selbst niemand sonst am Sonntag in der Villa sein würde. Sie hatte einer der hellen Gänge ausgesucht um in den Esssaal zu gehen. Es war nämlich höchste Zeit etwas in dem Magen zu bekommen, denn dieser beklagte sich schon die ganze Zeit.
 

Kaum war die Tür zum Esssaal geöffnet hielt Emykos Schritte auch schon überrascht inne. Es war das zweite mal überhaupt seitdem sie bei Kaiba arbeitete, dass sie die Brüder zusammen frühstücken sah.
 

Mokuba hatte sie sofort entdeckt und sprang auch wie üblich blitzartig von seinem Platz hoch um Emyko fröhlich Guten Morgen zu wünschen. Er packte sie am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her, bot ihr einen Platz neben sich an.
 

Der braunhaarige Kaiba blieb wie immer ruhig sitzen und aß seinem Frühstück gelassen zu ende. Es schien, als wäre nichts passiert ... als wäre alles in Ordnung ... als wäre es ein ganz normaler Sonntagmorgen.
 

"Weiß du was Emyko?" fing Mokuba wieder strahlend an. Er hatte wohl schon gemerkt, dass sein Bruder wegen der Sache von gestern gar nicht mehr sauer war. "Wir fahren am Dienstag nach Nikko!" Man brauchte Mokuba gar nicht anzusehen, denn man hörte auch so aus seiner Stimme heraus, dass er überglücklich war.
 

"Seto muss dort nämlich etwas Geschäftliches erledigen. Aber diesmal darf ich sogar mit." setzte Mokuba fort und strahlte seinen Bruder an bevor er wieder Emyko ins Gesicht sah. "Gehst du dann mit mir zum Toshogu? *Nikkos wichtigster Schrein.* Das wird ganz bestimmt super!" Mokuba jubelte schon vor Freunde.
 

Doch Emyko konnte ihm keine Antwort geben, denn sie wusste, dass sie Mokuba dann enttäuschen würde. Während sie damit beschäftigt war eine möglichst gute Ausrede zu finden klingelte plötzlich jemand an der Haustür.
 

Abrupt war Mokuba aufgesprungen und fischte sich seine Jacke, die an seinem Sessel hing. Es musste wohl einer seiner Freunde gewesen sein, der da klingelte. Mokuba ließ sich nicht viel Zeit, verabschiedete sich fröhlich und rannte aus dem Esssaal, gleich darauf hörte man auch schon das Zuknallen der Villatür.
 

Es wurde still im Esssaal .. unheimlich still ... wie immer eben. Emyko rührte sich nicht, nahm kein Brot und kein Milch zu sich, saß einfach nur still da und tat nichts als auf die Tischdecke zu starren. Sie wusste nicht was Kaiba gerade machte aber sie hörte plötzlich wie jemand einen Sessel zurückschob und aufstand.
 

"Wenn du noch Fragen hast, komme nach dem Frühstück in meinem Büro." hörte sie nur wie üblich die ruhige Stimme Kaibas. Dieser hatte sich bereits umgedreht und marschierte aus dem Saal.
 

Emyko dachte nicht mehr länger nach sondern sprach während sie gleichzeitig aufstand.
 

"Ich werde nicht mitfahren." ihre Stimme war leise aber deutlich zu verstehen. Sie sah nicht auf als sie diese Worte sprach, sie traute sich nicht. Kaibas Schritte blieben inne aber er drehte sich nicht um.
 

"Ich möchte kündigen!" Nun war es draußen. Emyko starrte nur unentwegs auf das weiße Tischtuch und konnte einfach nicht aufsehen, sie hatte Angst, dass Kaiba sich umdrehen könnte und sie fragend ansehen könnte. Sie wollte das nicht.
 

Im Saal wurde es wieder still, keiner der Beiden sagte ein Wort. Man hörte wie der Wind draußen leicht wehte und die Blättern zum Tanzen brachte.
 

"Es ist deine Entscheidung." hörte sie plötzlich ihren Chef sagen bevor die Tür zum Saal sich schloss. Emyko war überrascht, dass Kaiba nicht nach dem Grund fragte, doch es war eben typisch er. Er würde niemanden zwingen zu bleiben, Emyko schon gar nicht.
 

Es verging eine Weile bis man hören konnte wie jemand auf einem Sessel fiel. Im Saal wurde es wieder still. Doch draußen ebenfalls. Die Blätter tanzten nicht mehr, der Wind wehte nicht mehr, es dauerte nur etwas bis man leise Schluchzen hören konnte.
 

***
 

Nur noch das Buch und Emyko war mit dem Einpacken fertig. Sie würde morgen noch ein letztes mal zur Firma fahren um auch ihre Sachen dort abzuholen und sie würde sich nie wieder vor Seto Kaiba zeigen. Emyko seufzte lächelnd. Es war das Beste was sie für sich tun konnte.
 

Wenn sie blieb würde sie ihr eigenes Leben noch zur Hölle machen, außerdem war sie sich sicher, dass sie Kaiba auch noch Probleme bereiten würde, es sei dem sie würde ihm alles erzählen, aber das konnte sie unmöglich tun.
 

"Emyko, willst du es dir nicht noch mal überlegen?" hörte sie die traurige Stimme Hanas. Sie war wieder zurückgekommen und hatte Emyko beim Einpacken geholfen.
 

Emyko strahlte gespielt. "Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns jedezeit wiedersehen." versuchte sie Hana zu beruhigen.
 

Ja, Can würde ihr die Freiheit geben, sie würde Hana und Mokuba jede Zeit wiedersehen können. Besser ging es nicht, nichts war besser als das. Emyko drehte sich um und machte die Balkontür auf. Etwas in ihrem Inneren schmerzte furchtbar, doch sie ignorierte ihn.
 

"Ich verstehe das nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Was ist los?" fing Hana wieder stur an. "Hat Master Kaiba dir etwas angetan?" diese Worte brachte sie nun drohend zur Stande.
 

Na ja, etwas getan, darüber dachte Emyko schon lange nicht mehr nach obwohl sie das sicher getan hätte wenn Can nicht plötzlich aufgetaucht wäre ... eine ihre Fingerspitzen fuhr über ihre Lippen und ihr wurde plötzlich wieder heiß.
 

"Ach was redest du denn da Hana." strahlte sie erneut und drehte sich wieder zu der Liliahaafarbige um. "Seto hat ganz bestimmt nichts getan."
 

Hanas Gesichtsausdruck wurde plötzlich überrascht, ließ Emyko fragend ihren Kopf schief stellen.
 

"Du hast Master Kaiba eben Seto genannt." grinste diese frech und sah Emyko druchdringlich an. Diese wurde abrupt rot. "Und dann willst du mir sagen dass da nichts war." es war unglaublich aber Hana hatte sie tatsächlich erwischt.
 

Emyko konnte nicht antworten, sie wollte ihre beste Freundin nicht anlügen aber diese wusste auch so genau wann sie aufhören sollte. "Aber du hast mir versprochen dieses Wochenende noch mit mir zu meinen Eltern zu fahren." erinnerte das Dienstmädchen Emyko nun.
 

Emyko lächelte und wiederholte ihr Versprechen noch mal, lies Hana wieder strahlen.
 

***
 

Die Limo hielt wie üblich vor Kaibas Villa und der Fahrer kam diesmal automatisch um Emykos Gepäckstücke zu holen. Offensichtlich wusste er schon bescheid.
 

Kaiba hatte sich nicht mehr blicken lassen, denn er war gestern Abend schon zur Firma gefahren und blieb auch eine ganze Nacht über dort. Was die Kündigung anging hatte Emyko Mokuba noch nicht erzählt, nein sie hatte auch nicht vor das dem Kleinen zu erzählen, denn dieser freute sich immer noch riesig auf die Reise nach Nikko und sorgte dafür, dass Emyko es nicht fertig brachte ihn zu enttäuschen.
 

Die Limo brauchte diesmal gar nicht so lange, -so schien es Emyko zumindest- bis sie an der Firma ankam. Der Fahrer meinte, dass er hier noch auf Emyko warten würde, bis er sie dann zum Can bringen konnte. Emyko hatte sich lächelnd bedankt und verschwand in der Kc.
 

Es würde das letzte Mal sein, dass sich Emyko hier jemals wieder blicken ließ. Traurig seufzte sie als sie mit dem Lift hinauffuhr. Die oberste Etage der Kc war wie immer menschenleer. Nur überraschenderweise war Lyleth dort vorzufinden, die sich sonst immer in ihrem Arbeitszimmer verzog und sich nicht blicken ließ.
 

Emyko atmete erleichtert aus. Kaiba hatte sie also nicht gefeuert.
 

Lyleth war gerade dabei Emykos Tisch aufzuräumen als sie sie bemerkte. Es war auch klar, dass sie bereits über Emykos Kündigung wusste.
 

"Morgen ...Emyko." begrüßte sie zur Emykos Überraschung zum ersten mal. Strahlend grüßte Emyko zurück bevor sie Lyleth half ihre Sachen zusammenzupacken.
 

Es dauerte eine ganze Weile wortlos bis sie schließlich fast fertig wurden und endlich wieder jemand sprach.
 

"Willst du es dir nicht noch mal überlegen?" fragte Lyleth plötzlich und ließ Emyko fragend aufsehen. Sollte das eben ein Versuch gewesen sein sie zum Bleiben zu bitten?
 

Seufzend schüttelte die ehemalige Assistentin ihren Kopf, sorgte dafür das Lyleth enttäuscht aufsah. Sie hatte sich verändert.
 

"Seto braucht dich." sagte sie etwas panisch, was schon wie ein Weltwunder wirkte.
 

Emyko hielt inne als sie diese Worte hörte. Traurig lächelte sie. "Ich gehöre nicht hierher. Ich würde ihm nur Probleme bereiten." sagte sie." Aber er hat doch Sie! Das reicht vollkommen." beendete Emyko ihren Satz schließlich aufheiternd.
 

"Ich ... eigentlich möchte ich mich ... nur bei dir entschuldigen ..." fing sie nun endlich an " ... für alles, was ich dir angetan habe." Lyleths Stimme war leise, doch sie waren trotzdem verständlich und sie sank schämend ihren Kopf. "Es tut mir Leid. ... ich war unerträglich."
 

"Nein waren Sie nicht." fing Emyko an und sorgte dafür dass Lyleth ihren Kopf wieder hob. "Sie haben sich nur Sorgen um Herr Kaiba gemacht, jede Sekretärin würde das tun Miss Honda." erklärte Emyko strahlend.
 

Nein, das stimmte nicht, sie hatte Emyko nur deswegen so gehasst weil sie neidisch war, weil sie eifersüchtig auf Emyko war. Sie wusste auch genau, dass Emyko ihr nur verzeihen konnte, weil sie ein großzügiges Herz hatte.
 

Sie lächelte zurück. "Nenn mich ruhig Lyleht," sagte sie, fing auch an zu strahlen und streckte Emyko ihre Hand entgegen.
 

"Freut mich Lyleth." sagte Emyko glücklich und nahm ihre Hand entgegen.
 

***
 

Nun war es endlich so weit. Emyko würde sich von Kaiba verabschieden. Ja, das wird das letzte mal sein, dass sie ihn jemals wiedersehen würde.
 

Noch einmal atmete sie tief ein bevor sie die Klinge der Bürotür hinunterdrückte. Zu ihrer Überraschung war der Raum völlig abgedunkelt. Denn Kaiba hatte alle Fenstervorhänge zusammengezogen. Er arbeitete nicht, sondern stand vor einem der Fenstern und sah durch einen kleinen Spalt der Fenstervorhänge hindurch nach draußen.
 

Leise schloss Emyko die Tür hinter sich und ging vorsichtig auf seinen Schreibtisch zu. Blieb aber ein paar Schritte vor Diesem stehen.
 

Im Raum wurde es unangenehm still. Kein Geräusch der Tastatur war zu hören und auch kein Geräusch des sonst immer eingeschalteten Computers war zu hören. Kaiba sagte nichts, stand einfach nur da und starrte aus dem Fenster.
 

Emyko hätte gerne etwas gesagt. Sich schnell verabschiedet und einfach nur verschwunden ... doch sie tat nichts als einfach nur dazustehen und auf den Boden zu starren. Sie wusste selbst nicht worüber sie gerade nachdachte.
 

"Ich ... komme ... um mich zu verabschieden." erklang nun endlich ihre leise und tonlose Stimme. Kaiba rührte sich immer noch nicht. Emyko hätte zu gerne gewusst, woran er gerade dachte oder ob er sie überhaupt gehört hatte.
 

Wieder verging eine Weile bis jemand sprach. "Es ... es hat mir wirklich viel bedeutet für dich arbeiten zu können, ich habe mich auch sehr gefreut ... " Emyko verstummte kurz, ja, sie hatte sich gefreut, zum ersten mal war sie froh über das was sie tat. "Bitte denke nicht, dass ich deinetwegen gehe .... es gibt einen anderen Grund." Einen Grund, den Emyko einfach niemandem erzählen konnte.
 

Wieder wurde es im Raum still. Kaiba sagte immer noch nichts. Emyko wurde verlegen, vielleicht sollte sie ja einfach nur gehen ...
 

"Auf dem Schreibtisch liegt dein Gehalt für diesen Monat." erklang plötzlich endlich unerwartet seine ruhige Stimme. Erschrak Emyko sogar kurz.
 

Emyko nickte nur als sie auf seinen Schreibtisch zuging und den Briefumschlag zur Kenntnis nahm. Doch etwas lag noch auf diesem, eine Visitenkarte.
 

"Wenn du einmal Hilfe brauchst ... " erklang nun wieder seine Stimme aber er drehte sich immer noch nicht um. "... kannst du dich jede Zeit bei mir melden."
 

Plötzlich schrie Etwas in Emykos Inneren doch sie ignorierte ihn erneut. Zittrig nahm sie die Karte samt dem Umschlag zu sich und nickte kurz. "Danke .... mache ich ..." log sie und das Zittern in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Sie wusste, dass sie sich nie wieder bei ihm melden würde.
 

Sie würde Hana, Mokuba und Lyleth wiedersehen, aber Seto Kaiba nicht und das machte ihr auch nichts aus. Seto Kaiba war nur ihr Chef, er war nicht mehr als nur ihr einstiger Arbeitgeber... deswegen machte es ihr nichts aus.
 

"Dann ...." noch mal schnappte Emyko nach Luft. Etwas hinderte sie daran weiterzusprechen "möchte ich jetzt doch mal gehen." beendete sie ihren Satz mit viel Mühe und lächelte. Kaiba drehte sich nicht um ...
 

Emyko wartete noch etwas bis sie sich schließlich umdrehte und auf die Bürotür zuging. Das letzte Wort war gesprochen, alles war vorbei, sie würde Seto Kaiba nie wieder sehen. Ihre Schritte näherten sich die Tür immer mehr. Sie ging langsam, sie wusste nicht wieso, wartete sie etwa auf etwas?
 

Noch einmal lächelte sie traurig und ihre Hand ergriff erneut die Türklinge. Sie wirkte wie einen Schlüssel, die alles, was jemals mit Seto Kaiba war in einer Kiste zusperren würde sobald Emyko sie hinunterdrückte.
 

"Emyko ..." überrascht stoppte sie ihre Bewegung. Hatte er sie eben so genannt? Doch das war unwichtig. Lächelnd wie schon die ganze Zeit drehte sie sich ein letztes mal um. "Ja?" fragte sie und strahlte ihren Chef an.
 

Kaiba hatte sich nun endlich umgedreht. Durch den einen Spalt der Fenstervorhänge schien nun grelles Licht durch, schien durch den Raum und traf Emyko auf das Gesicht, beleuchtete auch gleichzeitig Kaibas Gesicht. Er sah anders aus als sonst, sein Gesichtsausdruck war rätselhaft, sein Blick war rätselhaft, aber sie waren ganz bestimmt nicht mehr kalt.
 

"Pass auf dich auf."
 

Emykos Körper schien plötzlich wie erstarrt. Aus weitaufgerissenen Augen sah sie ihren ehemaligen Chef ungläubig an.
 

Nein, bloß keinen Rückzug. Sie würde jetzt aus dem Raum verschwinden und direkt zu Can fahren. Er hatte es ihr versprochen, sie würde ihre angesagte Freiheit bekommen und alles würde gut gehen. Sie würde Hana, Lyleth und Mokuba jederzeit wiedersehen können, nichts würde schief gehen. Es war das Beste für sie wenn sie jetzt ging, sie musste gehen, sie hatte nichts zu verlieren, etwas Besseres wünschte sie sich gar nicht. Sie sollte ihr Glück zu schätzen wissen. Sie würde alle wieder sehen könne .... sie brauchte gar nicht traurig zu sein. Sie würde alle wieder sehen ... alle ... nur Seto Kaiba nicht ..... Nur Seto Kaiba würde sie nie wiedersehen ....
 

Emyko bemerkte nicht, dass bereits Tränen ihre Wangen hinunterkullerten, dass unmengen von Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Dies wurde ihr erst bewusst, als sie den fragenden Gesichtsausdruck Kaibas entdeckte und ihr immer verschwommener vor den Augen wurde.
 

Wieso war sie nur so schwach? Wieso konnte sie nicht einfach nur damit leben? Es war ihr Schicksal, sie hatte jetzt die Chance, wieso war sie nicht stark genug diese Chance auch zu nutzen? Sie würde doch dann ihre Freiheit bekommen, wieso konnte sie dann nicht ...?
 

Ihr wurde nun endlich bewusst was sie wirklich dachte, was sie sich wirklich wünschte, Seto Kaiba ... sie wollte ihn wiedersehen ... sie konnte es nicht ertragen, wenn sie ihn nie mehr wiedersehen dürfte ....
 

Nur zitternd starrte sie auf ihre Handfläche worauf sich immer mehr Tränen sammelten.
 

"Ich ..." schluchzte sie und sank auf die Knie, "Ich ... möchte nicht gehen ..." Emyko hob nun ihre Hände und verdeckte damit ihr Gesicht. Sie weinte, konnte nicht aufhören zu weinen.
 

"In Wirklichkeit möchte ich doch gar nicht gehen ... ich möchte doch gar nicht zurückgehen ... ich möchte hier bleiben."
 

Kaiba wusste nicht, was gerade in Emyko vorging, doch genau so wenig wusste er, was gerade in IHM vorging. Zum ersten mal in seinem Leben möchte er zu gerne ein Rätsel um einen anderen Menschen lösen. Zum ersten mal in seinem ganzen Leben wollte er einen Menschen besser verstehen ...

Die Entscheidung

Emyko weinte, konnte nicht aufhören zu weinen. Etwas in ihrem Inneren schrie nun so laut, dass sie es nicht mehr ignorieren konnte, sie hatte es nun endlich gesagt, sie wollte nicht gehen.
 

Die Wolken spielten mit dem Sonnenlicht, das durch den schmalen Spalt des Fenstervorhangs durchschien und den Raum schwach beleuchtete. Das Licht ging kurz zurück, als die Wolken die Sonne verdeckten.
 

Im Raum wurde es lange still, nur das leise Schluchzen Emykos konnte man hören.
 

"Dann bleib ... " hörte man plötzlich neben Emykos Schluchzen die ruhige fast sanfte Stimme Kaibas. DAS waren wohl die Worte die er die ganze Zeit gerne sagen wollte und es endlich zusammenbrachte.
 

Emyko erstarrte, ihr Schluchzen verstummte, durch die zittrigen Fingern die eben noch ihr Gesicht verdeckt hatte sah sie hindurch, sah ungläubig zu Kaiba.
 

Er stand immer noch beim Fenster, rührte sich nicht, ging nicht auf sie zu und sprach auch nicht mehr weiter. Nur wortlos sah er sie aus seinen geheimnisvollen Augen an.
 

Durch den einen Spalt des Fenstervorhangs schien nun wieder grelles Licht durch. Ließ Kaibas Schatten in Raum bewegen ... das Einzige was sich im Raum bewegte ....
 

Emyko glaubte sich verhört zu haben. Doch war das nicht das, was sie hören wollte? Was sie aus Seto Kaibas Mund hören wollte? Hastig wischte sie sich abermals über ihr Gesicht, versuchte sich aufzurichten und wortlos zu verschwinden doch ihre Beine versagten.
 

"Ich bin ja so erbärmlich ..." kamen nur die flüsternde Worte Emykos nach Minuten. "Ich bin ja so furchtbar erbärmlich" sie wusste doch genau, dass das nicht ging, sie wusste doch genau, dass sie Kaiba sonst Probleme bereiten würde, das alles wusste sie doch besser als alle anderen, doch trotzdem konnte sie sich nicht von ihm verabschieden wie es sich gehört, trotzdem hatte sie sich aufgeführt wie ein kleines Kind.
 

Die Flüssigkeit in ihren Augen wollten einfach nicht aufhören zu fließen, fest krallte sie ihre Finger in den roten Teppichboden bis diese sich rot verfärbte. Sie war unrein, ihr Herz bestand nur aus Hass, sie konnte doch sowieso niemandem vertrauen, wozu wollte sie dann noch bleiben, es war purer Egoismus als sie sagte sie wolle bleiben ...
 

"Ich gehöre doch gar nicht hierher ..." brachte sie schlussendlich ihre Gedanken laut hervor ohne das selbst wahrzunehmen.
 

"Wo gehörst du dann hin?" die tonlose Stimme Kaibas erfüllte plötzlich den Raum und schrak Emyko aus ihren Gedanken, ja, sie hatte ihn deutlich verstanden, unfassbar über seine Frage starrte sie ihn mit leeren Augen an. Wo gehörte sie hin ...? Sie wusste wo sie hingehörte.
 

Der Raum wurde wieder dunkel, die Wolken hatten die Sonne erneut verdeckt ... kein Licht war noch zu sehen ... keine Wärme mehr ...
 

***
 

Die Zimmertür zum Cans Büro öffnete sich sacht. Zum Vorschein kam eine zierliche Gestalt. Can schien gar nicht überrascht zu sein. Nur grinsend klatschte er seine Hände und stand von seinem Stuhl auf, worin er gerade eben noch gesessen war und Daten durchprüft hatte.
 

"Gratuliere, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast Emyko." sagte er nur fast feierlich aber unüberhörbar siegesfeierlich.
 

Emyko antwortete nicht, nur mit leeren Augen starrte sie auf den Boden. Sie wich auch nicht zurück, als Can bereits dicht vor ihr stand und ihr Kinn hob. "Ich wusste doch, dass du nicht dumm bist." kamen nun diese Worte fast geflüstert aus seinem Mund.
 

In Emykos Augen widerspiegelten sich nun keinerlei Gefühle mehr. Weder Hass noch Rache ... gar nichts mehr.
 

***
 

"Wo gehörst du dann hin?" Das war die Frage, vor der Emyko sich fürchtete, sie wusste wo sie hingehörte, doch das Schreckliche war, sie wollte nicht dort hingehören.
 

Ihre Augen wurden leblos. Das Licht verlies den Raum, alles wurde dunkel. Nur noch Tränen rannten ihre Wangen hinab, hörte nicht mehr auf zu rennen, stumm weinte sie vor sich hin. Hoffnungslos.
 

Plötzlich drehte sich Kaiba nun ganz zu ihr um. Emyko folgte seine Bewegungen mit, sah zu wie er auf sie zukam, dicht vor ihr stehenblieb und sie von Oben aus anstarrte. Sein Blick widerspiegelten nun nichts mehr.
 

"Wo 'willst' du hingehören?" folgte die nächste Frage, völlig anders als die vorige Frage, fragte nun nach ihrer Meinung, verlangte nicht mehr nach dem MUSS. Gleichzeitig sah sie wie Kaiba eine Hand nach ihr ausstreckte, seine Hand, verlangte nach einer Antwort.
 

Plötzlich hatte Emyko das Gefühl, etwas in ihrem Inneren hatte sich gerade aufgelöst, alles Negative aus ihr verbannt und zerstört. Sie hatte immer gedacht sie wäre nicht frei, doch in Wirklichkeit hatte sie doch schon immer eine Wahl gehabt, sie brauchte es nur zu wagen, und Seto Kaiba hatte ihr gerade die Möglichkeit gegeben dies zu wagen, alles was sie tun musste war sich von ihrer Vergangenheit loszureisen, alles hinter sich zu lassen und ihren neuen Weg gehen ...
 

Ihr wurde mit einem Schlag alles klar, als würde sie von einem Alptraum aufwachen. Ihre Hoffnung, sie war doch die ganze Zeit da ... hier, bei ihr.
 

Die Wolken am Himmel verschwanden wieder und das Sonnenlicht hatte wieder Platz in dem Raum gefunden. Gleichzeitig strahlte auch Emykos Welt auf, sie hatte ihr Entschluss gefasst. Ohne noch länger zu überlegen nahm sie Kaibas Hand entgegen ...
 

***
 

"Ich bin gekommen um dir etwas zu sagen." unerwartet erklang Emykos Stimme in Cans Ohren,anders als sonst, entschlossen. "Ich werde nicht mehr für dich arbeiten." Sie hatte es ausgesprochen ... mühelos.
 

Cans Miene verfinsterte sich schlagartig, doch er ließ Emykos Kinn ruhig los. Langsam drehte er sich um und man konnte hören wie er grinste. Doch bereits in der nächsten Sekunde schlug er zu, beförderte Emyko zu Boden. Die Schwarzhaarige kam nicht dazu sich aufzurichten als man sie an das Haar packte.
 

"Sag das noch mal und ich werde richtig sauer." hörte sie nur die drohende Stimme Cans dicht neben ihrem Ohr. Sie wehrte sich gar nicht, doch das Komische war, sie spürte nicht mehr mal Wut in sich aufsteigen, sondern Mitleid.
 

"Du bist wirklich arm." erfüllte nur ihre leise Stimme den Raum, Can verstand nicht was sie damit sagen wollte.
 

"Ach und wieso?" fragte er nur interessiert. Sein Griff wurde fester aber von Emyko kam nicht mehr wie früher schmerzende Klagen. Nur bemitleidigend sah sie ihm in die Augen, zum ersten mal, das gefiel Can gar nicht. Er wusste nur Emyko hatte sich plötzlich verändert, schlagartig verändert ...
 

"Weißt du, dass wir eine Gemeinsamkeit hatten?" fragte Emyko plötzlich. Die Stimme ruhig und gleichmäßig. Ließ Can wieder irritiert dreinschauen. Sie lächelte. Kein hasserfülltes Grinsen, einfach nur ein Lächeln, als würde sie das einem armen Kind zeigen.
 

"Wir waren alle einsam." beantwortete sie nun ihre Frage. "Ich hatte mal alles, aber ich habe alles verloren, meinen Vater, meine Mutter ... mein zu Hause ... " sie ließ sich Zeit um weiterzusprechen. "Aber du ... du warst sogar noch einsamer als ich."
 

Es war fast ein Wunder, doch plötzlich zeigte Cans Gesicht Gefühle. Schwäche konnte Emyko sehen. Zum ersten mal seitdem sie ihn kannte.
 

"Du HATTEST nämlich nicht einmal alles. Keine Mutter, die sich um dich sorgt da du sie noch nie gesehen hatteste, keinen Vater, der für dich da war, da er immer nur unterwegs war und fast nie Heim kam, und das so genannte zu Hause..."
 

Emyko ignorierte die Schmerzen die Can ihr mit jedes ihrer Worte zufügte indem er seinen Griff verstärkte und warf einen Blick in den Raum bis sie ihm wieder in die Augen sah, Tränen standen nun in ihren Augen, Mitleidstränen.
 

"... dein sogenanntes zu Hause ... das ist doch nur ein Gefängnis, das dein Vater für dich erschaffen hat."
 

Diese Worte trafen ihn, trafen ihn ins tiefste seiner Seele, zum ersten mal konnte Emyko das in seinen Augen ablesen.
 

"Du wolltest doch nur jemanden haben ..." Cans Griff hatte sich nun so sehr verstärk, dass Emyko ihren Satz unterbrechen musste und die Augen vor Schmerzen zusammenpressen musste.
 

"Halt den Mund ..." hörte sie nur Cans Stimme, unglaublich aber sie zitterte.
 

" ... du wolltest doch nur jemand haben, der genau so einsam war wie du."
 

"HALT DEINEN MUND!!!" schrie Can nun doch Emyko hörte nicht auf weiterzusprechen.
 

"Du wolltest doch nur, dass jemand deine Schmerzen versteht und sie mit dir teilen kann." nun hatte sie die Worte ausgesprochen, alles andere als Falsch, mehr als nur richtig.
 

Nur ungläubig starrte er sie an, sein Blick zitterte, doch sein Griff lockerte sich.
 

Wie Recht sie doch hatte, er hatte selbst nie gewusst, wonach er verlangte, wonach er sehnte, nun, sie hatte ihm alles beantwortet, sein Blick sank und er schien zum ersten mal über sein Leben nachzudenken.
 

"Du hast falsch gehandelt." kamen wieder Emykos Worten. Cans Griff löste sich nun entgültig von ihr. "Du hast nichts erreicht." Nun starrte er Emyko wieder an, sah tief in ihren Augen, kein Hass, keine Wut mehr, wieso? Wieso nicht? Sie sollte ihn hassen, er wollte, dass irgendjemand, das SIE irgendetwas für ihn empfindet, egal ob es nun Hass oder Liebe war, wieso konnte er nun nichts mehr sehen?
 

"Du bist nach wie vor einsam geblieben," kamen nur wieder ihre Worte. "... aber ich bin nicht mehr einsam." Ungläubig wurde nun Cans Blick. Emyko brauchte gar nicht mehr weitersprechen, Can wusste auch schon so bescheid ...
 

Seine Miene verfinsterte sich wieder blitzartig und er umfasste Emyko fest an ihren Oberarmen. "Du wirst hier bleiben ..." schrie er nun zum ersten mal völlig außer sich und rüttelte sie. "Du wirst nirgends hingehen. DU GEHÖRST MIR!!!"
 

Doch Emyko antwortete nicht. Nur aus glasigen Augen sah sie ihn an, keine Gefühle widerspiegelten sich darin. Doch trotzdem war das Antwort genug, sie hatte ihm verziehen, sie hasste ihn nicht mehr, sie wollte keine Rache mehr, er war ihr egal, doch dafür würde sie für immer in seinem Leben verschwinden und das war alles was er NICHT wollte, was ihn am meisten treffen würde.
 

"Leb wohl Can." waren ihre letzten Worte, verursachte das Erstarren seines Körpers, dass Fallen seiner Hände ...
 

***
 

"Ich bin zurück." erklang plötzlich Emykos Stimme in Kaibas Büro. Er hatte sie gar nicht reinkommen hören. Denn die ganze Zeit schon starrte er einfach nur aus dem Fenster und hatte nachgedacht. Er wusste auch nicht genau worüber er nachdachte, das passte verdammt noch mal nicht zu ihm.
 

Nur schweigend warf er einen Blick zu der Schwarzhaarigen und drehte sich schließlich zu ihr um.
 

"Wo warst du?" war seine üblich kalte Stimme.
 

Emyko lächelte und ging auf ihn zu. "Ich sagte doch ... ich musste nur kurz etwas erledigen" Kaiba antwortete nicht. Daraufhin setzte Emyko wieder fort. "Mach dir keine Sorgen, in Zukunft werde ich nur Sachen für dich erledigen." zum ersten mal kamen Worten scherzend über ihre Lippen.
 

Doch das interessierte Kaiba momentan gar nicht, denn er hatte gerade die rote Gesichtshälfte von Emyko entdeckt. Er fragte nicht doch sein Blick tat das. Natürlich hatte Emyko das mitbekommen. Sie drehte sich etwas zur Seite, versuchte seinen Blicke zu ignorieren, sie wollte ihm keine Antwort geben, sie war noch nicht bereit ihm alles zu erzählen.
 

"Wer weiß, vielleicht würde ich dir ja mal alles erzählen können ..." sagte sie und lächelte schwach. Verwirrte Kaiba dadurch etwas. Ja, eines Tages würde sie in der Lage sein ihm alles zu erzählen. Sie würde versuchen wieder vertrauen zu können ...
 

"Wer bist du?" kam nur plötzlich die unerwartete tonlose Frage von Kaiba. Ließ Emykos Körper augenblicklich erstarren. Nur ungläubig sah sie wie betäubt zu ihm, traf seinen Blick und wich gleichzeitig einen Schritt zurück. Seine Augen, sie waren wieder kalt ...

Verzeihung

Immer noch schien Emykos Körper vie erstarrt. Sie konnte sich nicht mehr rühren. Nur unfassbar sah sie Kaiba in die Augen ... in die nun wieder kalten Augen.
 

"Du ..." ihre Lippen bewegte sich nach einer Weile endlich wieder von selbst." ... du hast nach meinen Daten gesucht." die Worte waren kaum hörbar aber heiser und sie zitterten ein wenig.
 

Kaiba antwortete nicht, sondern starrte sie weiterhin ausdruckslos an. Gab ihr das Gefühl, als würde eine eisige Hand nach ihrem Herz greifen. Eine weile lang starrte Emyko ihn noch an bevor sich wieder etwas Tränen in ihren Augen sammelte. Er hatte es also gewusst ...
 

"Seit wann?" kam nur noch die zittrige Stimme. Diese Frage hatte Kaiba nicht vor unbeantwortet zu lassen.
 

"Seitdem du meine Assistentin geworden bist." war nur seine kalte und ehrliche Antwort. Verpasste Emyko praktisch einen Schlag. Er hatte es also die ganze Zeit gewusst. Wieso hatte er dann noch zugelassen, dass sie bei ihm arbeiten durfte? Wieso gab er ihr dann noch falsche Hoffnung und vor allem, wieso fragte er plötzlich völlig unerwartet ....
 

"Wieso hast du mich nicht schon damals gefragt?" kam nur die letzte Frage nach so vielen anderen Fragen laut hervor.
 

Wieder antwortete Kaiba nicht. Was sollte er denn schon darauf antworten? Es war doch offensichtlich. Er würde sich nicht extra die Mühe machen um dahinter zu kommen wer Emyko war. Was kümmerte es ihn welche Identität sie hatte. Sie war ihm egal, völlig egal, wozu dann noch unbedingt wissen wer sie war. Alles was zählte, war ihre Arbeit und nichts sonst. Ja, das war die Antwort. Er hatte sie nur ausgenutzt.
 

Plötzlich trat die Schwarzhaarige einen Schritt zurück, als würde sie nach hinten stürzen. Es schien, als hätte sie all das eben gehört, was Kaiba gedacht hatte, als wusste sie die Antwort bereits. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie zusammenbrechen ... doch dennoch schien, als würde Etwas sie stützen um zu verhindern, dass sie tatsächlich zusammenbrach. Ihre Augen starrte nun zu Boden, Tränen tropften herab.
 

"Denke nicht, dass du mich ausgenutzt hast ..." die Stimme war leise, so leise, dass Kaiba sich Mühe geben musste um sie überhaupt hören zu können, doch er verstand sie.
 

Nun hob die Assistentin ihren Kopf und musterte ihn durch tränenerfüllten Augen an. Doch das Sonderbare war, sie lächelte schwach. "Schließlich hast du mir ja bezahlt"
 

Nur weiterhin ausdruckslos sah Kaiba das Mädchen vor ihm an. Es war kein Wunder, dass Emyko so denken würde. Er wusste es auch so. Immer dieser typisch selbstloser Gedanke. Sich selbst weiterhin belügen und die Wahrheit verdrängen, einfach zu schwach.
 

"Du denkst, dass ich zu schwach bin nicht wahr?" kam plötzlich die unerwartete Frage und riss ihn aus seinen Gedanken. Es wunderte ihn, dass sie immer genau wusste, was er dachte.
 

Emyko wischte sich die Tränen vom Gesicht und strahlte plötzlich. "Mag sein, dass ich dumm und schwach gewesen war geglaubt zu haben, dass ich bei dir sicher bin ..." sie trat wieder einen Schritt auf ihn zu und sah zu ihm hinauf in die blauen Augen.
 

"Aber nun auf jeden Fall bin ich mir wirklich ganz sicher, dass ich bei dir richtig bin ...." Kaiba verstand nicht, was sie damit sagen wollte, nur etwas fragend und misstrauisch starrte er die Schwarzhaarige stumm an. "Wieso sonst interessierst du dich plötzlich dafür wer ich bin." sie strahlte.
 

Sie konnte nicht verleugnen, dass es ihr wehgetan hatte festzustellen, dass sie Kaiba völlig egal war aber nun war es ja nicht mehr so. Wozu dann noch trauern?
 

Unerwartet drehte sie ihm plötzlich ihren Rücken zu und ging ein paar langsamen Schritte auf seinen Schreibtisch zu. "Wie gesagt, vielleicht kann ich dir ja eines Tages alles erzählen ...." mit diesen Worten drehte sie sich wieder zu ihm um und erneut strahlte sie. " ... vielleicht, aber nicht jetzt ..."
 

***
 

Die Sonne ging nun ihren Weg hinunter. Wie immer schenkte sie dem Himmel noch eine wunderschöne Farbe bevor sie entgültig verschwand. Die Wolken schwammen immer noch geräuschlos dem Himmel entlang und änderten ihre Farben ständig.
 

Es war schon recht spät geworden und wieder mal hatte Emyko viel Arbeit hinter sich gebracht. Ja, sie hatte sich nun entschlossen bei Kaiba zu bleiben und einen völlig neuen Weg zu gehen.
 

Ihr Chef hatte sich nicht mehr länger die Mühe gemacht um herauszufinden wer sie nun wirklich war. Doch vielleicht nur deswegen, weil er genau wusste, dass Emyko es ihm eines Tages auch so verraten würde.
 

Ein Blick auf eine Uhr verriet ihr, dass es bereits 19 Uhr nachts war. Doch der Himmel draußen war immer noch hell genug, sodass sie noch Einiges erkennen konnte. Lyleth war schon nach Hause gegangen, kein Wunder, schließlich hatte sie ja immer um 18 Uhr Arbeitschluss.
 

Sie wusste nicht, wie lange sie schon darsaß und ununterbrochen ihre Arbeit erledigt hatte. Leise seufzte sie. Was die Arbeit anging, diese hatte sich kein bisschen gelindert. Es war auch schon lange her, seitdem sie ihren Boss heute wieder gesehen hatte. Wie immer war er nur den ganzen Tag im Büro und hatte sich nicht blicken lassen.
 

Leise ordnete sie die Dokumente zusammen und packte ihre Sachen ein. Für heute war sie endlich fertig. Und jetzt? Sie wusste nicht, ob sie nun alleine nach Hause gehen sollte oder lieber noch auf Kaiba warten sollte. Doch was nötig war, war auf jeden Fall sich zuerst mal von ihm zu verabschieden.
 

Kaum war Emyko aufgestanden um zu seinem Büro zu gehen, wurde die Tür jedoch plötzlich geöffnet. Perplext sah die Schwarzhaarige in ein paar schönen, jedoch kalten und blauen Augen. Sofort war sie stehengeblieben und starrte ihn aus weitaufgerissenen Augen an. Sein Auftritt war so plötzlich gewesen, so dass sie nicht gleich handeln konnte.
 

Kaiba sagte nichts, doch seine Augen schien zu fragen, was sie wollte. Nur nach einer Weile Erstarrung hatte es Emyko schließlich geschafft zu sprechen.
 

"Ich wollte nur kurz nach dir schauen und sagen, dass ich jetzt fertig bin ... " es war wieder soweit. Die schwarzhaarige Assistentin hatte plötzlich wieder das Gefühl, als wäre sie völlig neu hier. Es war wohl Kaibas Augen, die sie so sehr verunsicherte. Sag bloß es ärgerte ihn, weil Emyko nicht bereit war ihm zu erzählen, wer sie nun wirklich war.
 

Doch sie wollte ihn da nicht hineinziehen, nicht bevor sie sich sicher war, dass Can sie tatsächlich gehen ließ.
 

"Ich bin auch fertig." dieser tonloser Satz ließ sie verstummen. Das hieß also, dass Kaiba jetzt auch vor hatte nach Hause zu gehen. Inzwischen waren bereits Schweißperlen auf Emykos Stirn zu sehen. Nur verlegen lächelte sie und wich zur Seite, damit sie ihrem Chef ja nicht im Wege stand.
 


 

Unten angekommen sah Kaiba kurz auf seine Armbanduhr. Vielleicht hätte der Fahrer schon längst da sein sollen, doch wie es so aussah, war dies heute wohl nicht der Fall. Emyko war die ganze Zeit nur still geblieben und stand neben ihm wartend und gehorsam da.
 

Der Klang eines Handys ließ die Schwarzhaarige kurz zusammenzucken. Desweiteren sah sie nur wie Kaiba den Anruf entgegennahm und stellte fest, dass das Gespräch gar nicht zu lange gedauert hatte. Kaum hatte der Braunhaarige aufgelegt, ging er nun die breite Straße entlang.
 

Perplext folge Emyko ihn. Doch ehe sie fragen konnte, was passiert sei, sprach der Beraunhaarige von selbst.
 

"Wir können heute nicht rechtzeitig abgeholt werden, da es angeblich auf der Straße unmengen von Stau geben soll." war nur seine kurze Erklärung. So viel hatte Emyko verstanden, doch sie wusste nicht was Kaiba nun vor hatte also frage sie, wie es sich gehörte.
 

Dieser überlegte nicht, als er antwortete. Denn anscheinend war er mit seinen Gedanken wo anders.
 

"Wir fahren mit dem Taxi, was sonst?"
 

Kaum hatte Kaiba diesen Satz ausgesprochen, lächelte Emyko plötzlich und sorgte dafür, dass er sie verärgert ansehen musste. Sein Blick war wieder kalt und schien deutlich zu fragen, was sie für ein Problem hatte.
 

"Ich würde da kein Taxi rufen." antwortete Emyko nur auf die ungestellte Frage und lächelte weiterhin. "Wie du doch schon gesagt hast, ist heute überall Stau ... " mehr brauchte Kaibas Assistentin nicht sagen. Es lag klar auf der Hand. Fünf Stunden auf der Straße zu verbringen brachte nun wirklich niemandem was.
 

"Und was schlägst du vor." Es war ein Wunder, dass Kaiba nach Emykos Meinung fragte, doch es war auch ein Wunder, dass Emyko sich traute ihm einen Vorschlag zu machen indem sie eine ihre Hände hob und auf die U-Bahn hindeutete.
 

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Der große Seto Kaiba mit der U-BAHN fahren?
 

"Entweder U-Bahn ... oder zu Fuß." nun, was sollte er denn schon sagen. Zu Fuß ... wohl unmöglich bei so einem langen Weg. Unbemerkt seufzte der Braunhaarige. Er hatte wohl doch keine andere Wahl.
 

Kaum war er mit seinen Gedanken zu ende, sah er plötzlich wie Emyko loslief. Er hatte vor zu fragen wohin sie ging. Doch solche Fragen musste er wie üblich nicht stellen.
 

"Ich gehe Fahrkarten kaufen." rief sie nur und strahlte, dabei erlaubte sie sich sogar einen Scherz zu machen. "Vielleicht weiß du das ja nicht, für die U-Bahn braucht man nämlich eine Fahrkarte." Ja, sie war wirklich frech geworden.
 

Nur stumm beobachtete Kaiba wie Emyko die Straße überquerte und in einem Geschäft verschwand. Es war komisch, doch es ärgerte ihn nicht einmal, dass Emyko frech geworden war. Im Gegensatz, es erleichterte ihn sogar.
 

Emyko war schon immer verschlossen gewesen. Von dem ersten Tag an, seitdem sie sich getroffen hatten. Sie schien sich selbst in einer eigenen Zelle zu sperren, traute sich nicht aus dieser Zelle rauszukommen, aber nun, ganz plötzlich hatte sie sich völlig verändert.
 

Doch Kaiba wusste nicht, dass er der Grund dafür war, dass ER ihr doch im Wirklichkeit geholfen hatte.
 

Auf der breiten Straße waren viele Menschen, neben dem Geschäft, indem Emyko verschwunden war befanden sich ebenfalls viele Menschen. Doch als Emyko selbst aus dem Geschäft rauskam, in ihren Händen die zwei Fahrkarten haltend, schien sie für Kaibas Augen plötzlich wie ein Lichtstrahl, der sich aus so vielen anderen Menschen herausstach.
 

Ihre Augen suchten nach ihm und fanden ihn an der gleichen Stelle ungerührt wieder. Sie strahlte, strahle wieder, anders als die Lächeln von früher, sie strahlte aus vollem Herzen.
 

Die Ampel wurde grün, erlaubte sie nun die Straße zu überqueren. Keiner überquerte die Straße, nur sie ging strahlend auf ihn zu.
 

Doch völlig unerwartet, völlig unvorhersehbar, fuhr man sie plötzlich an. Ein schwarzer Wagen. Umbarmherzig und geradewegs fuhr der Wagen sie an. Die Ampel war immer noch grün, als Emykos Körper gegen den Wagen stieß, über diesem kullerte und schließlich auf den Boden prallte. (Es sit NICHT Can der Emyko angefahren hat. *g*)
 

Die Fahrkarten die sie eben noch in der Hand hielt, flatterten nun in Lüfte, die menge Leuten wichen zur Seite, die Ampel blinkte nun und der Wage? Der war bereits verschwunden bevor Emykos Körper auf den Boden überhaupt zum Stillstand kam.
 

***
 

Es war kühl in dem Raum und ein Geruch von Medizin stieg in ihrer Nase. Auch war es hier verdammt still. Fast schon unheimlich. Emyko wusste nicht wo sie sich gerade befand, alles um sie herum war stockdunkel. Sie hatte furchtbare Angst. Doch plötzlich spürte sie wie eine warme Hand die Ihre ergriff und daraufhin eine traurige aber wohlbekannte Stimme sprach.
 

"Wie konnte das nur passieren?" die Stimme fragte. Es war Hanas Stimme. Emyko spürte wie etwas Warmes auf ihre Hand tropfte. Weinte Hana etwa? "Du hast mir doch versprochen dieses Wochenende mit mir zu meinen Eltern zu fahren."
 

Stimmte ja, sie hatte es ihr versprochen. Aber sie hatte doch gar nicht vor ihr Versprechen zu brechen. Emyko wollte etwas sagen, Hana sagen, dass sie ja gar nicht vor hatte ihr abzusagen. Doch sie konnte sich nicht rühren. Kein Ton kam aus ihrer Kehle. Immer noch war es um sie herum dunkel.
 

"Wieso antwortest du nicht?" hörte sie wieder die bittere Stimme Hanas. "Wach doch bitte auf." Emyko verstand nicht ganz. Aber sie war doch wach. Sie konnte sich nur nicht rühren und nichts sagen. Aber sie konnte sie genau hören.
 

Plötzlich hörte sie wie eine Tür aufging und spürte gleichzeitig wie Hana ihre Hand nun losließ und aufstand.
 

"Master Kaiba ... Mokuba." begrüßte Hana nur schluchzend.
 

Es überraschte Emyko diese Namen zu hören. Was machte denn Seto Kaiba und Mokuba hier? Bereits in der nächsten Sekunde hörte sie wie Mokuba fröhlich ihren Namen rief und auf sie zugesprintert kam. Er hüpfte auf das Bett und frage wie es ihr ging.
 

Sie hätte gerne geantwortet, doch wie schon die ganze Zeit konnte sie das nicht. Daraufhin erzählte Mokuba was geschehen sei. Dass sie von einem bösen Menschen angefahren wurde und sein Bruder sie hierher ins Krankenhaus gebracht hatte.
 

"Aber mach dir keine Sorgen." wieder fing Mokuba aufheiternd an. "Seto wird den Typ schon finden, der dich angefahren hat, dann kann er was erleben." Mokubas Stimme klang sicher und festentschlossen.
 

Normalerweise hätte Emyko sicherlich angefangen zu lächeln, doch nicht mehr mal das konnte sie tun. Sie konnte nichts tun. Es wurde wieder still im Raum, selbst Mokuba schien zu verstummen. Sie war sich sicher, dass der Junge sich ganz bestimmt nicht gut fühlte.
 

"Seto ..?" erklang wieder die Stimme Mokubas, diesmal in eine andere Richtung. Stimmte ja, Seto Kaiba war doch auch noch hier. Er hatte keinen einzigen Laut von sich hören lassen. Seine Existenz im Krankenzimmer konnte Emyko durch reines Hören gar nicht wahrnehmen.
 

"Wird Emyko wieder gesund?" die Stimme des schwarzhaarigen Jungens klang besorgt.
 

"Natürlich wird sie das." war nur Kaibas wie üblich ruhige und tonlose Stimme. Ja, dadurch konnte Emyko bestätigen, dass es auch wirklich ER war. Sie spürte einen leichten Windstoß, was ihr verriet, dass Mokuba seinen Kopf ruckartig wieder zu ihr umgedreht haben musste.
 

"Werd bloß schnell gesund. Dann fliegen wir zusammen nach Nikko." wieder klang Mokubas Stimme fröhlich.
 

Es verging eine Weile bis Hana Mokuba aus dem Krankenzimmer hinausführte. Im Raum wurde es wieder unheimlich still. Nichts war noch zu hören. Plötzlich fühlte sich Emyko wieder völlig allein. Sie wollte sich so gerne rühren und einfach nur die Augen öffnen um zu sehen, ob auch wirklich alle gegangen waren. Doch sie wusste doch eigentlich, dass noch jemand da war.
 

Plötzlich konnte sie hören wie jemand auf sie zukam, einen Sessel neben ihr zurückschob und sich niedersaß. Doch dann herrschte wieder Stille im Raum. Es war nun so still, dass Emyko sogar eine Uhr ticken hören konnte. Immer noch konnte sie sich weder rühren noch sprechen.
 

"Ich weiß, dass du mich hören kannst, du kannst dich nur nicht rühren." Emyko konnte gar nicht schildern, wie froh sie war, dass Kaiba bescheid wusste, in welcher Lage sie sich befand. "Die Ärzte haben gesagt, dass der Wagen dich zwar erwischt aber nicht schlimm erwischt hat." Er log. Doch das wusste Emyko nicht.
 

War er jetzt aber nur deswegen gekommen um ihr zu sagen, dass sie sich eines Tages wieder rühren konnte? Emyko hätte gelächelt wenn sie konnte. Denn allein DAS war schon nett genug von Seto Kaiba.
 

"Eigentlich bin ich heute gekommen um dir etwas Anderes zu sagen ..." Überrascht war das für Emyko ... also doch wegen etwas Anderem. Wenn sie sprechen könnte, hätte sie vorsichtig 'Ja?' gefragt, allein aus Höflichkeit, doch im Moment konnte sie nichts anderes tun als einfach nur zuzuhören.
 

Doch Kaiba setze das Thema nicht fort. Wieder wurde es eine weile still im Raum. Nein, eine ganze Weile lang.
 

Die Wolken draußen schien sich zu verziehen, denn Emyko spürte wie das warme Sonnenlicht auf ihre blasse Haut traf.
 

Doch plötzlich spürte Emyko einen leichten Windstoß, was ihr wieder verriet, dass sich etwas ihren Kopf näherte, daraufhin nahm sie wahr, wie Kaiba sacht ein paar Haarsträhnen aus ihrer Stirn entfernte.
 

Jedoch zog er sie wieder zurück und die warmen Finger, die eben noch ihre Stirn angefasst hatten ebenfalls. Es war kein Wunder, dass Kaiba sich zu benehmen wusste.
 

"Ich will dir nur sagen ..." seine Stimme klang wieder rätselhaft doch sie war nicht mehr tonlos und kalt. " ... dass ich immer so unmenschlich zu dir war ..." er wusste es auch nicht wieso er es ihr so gerne sagen wollte.
 

Das Gefühl war plötzlich da als Emyko angefahren wurde, blitzartig war das Gefühl plötzlich da. Es zwang ihn praktisch es ihr zu sagen. Warnte ihn, dass er es bereuen würde, wenn Emyko ihn eines Tages nicht mehr hören könnte. Obwohl er doch nie vor hatte, so etwas in seinem ganzen Leben auch nur zu irgendjemandem zu sagen.
 

UND er wollte es ihr jetzt sagen, nicht früher und nicht später. Jetzt. Er wusste auch nicht genau wieso, weil er sie dann nicht mehr in die Augen sehen musste wenn er dieses Wort aussprach?
 

"Verzeihung."
 

Nun war es endlich raus. Das Wort, das eigentlich nicht in seinem Wortschatz zu finden sein sollte, das Wort, was er nicht vor hatte in seinem ganzen Leben zu sagen, das Wort, das zugab, dass auch er Schuld sein konnte ...
 

Eine Emykos Träne entkam nun endlich ihrem geschlossenem Lid, kullerte ihre Schläfe hinunter und verschwand in den schwarzen Haaren.
 

Wie gern wollte sie jetzt aufwachen, Kaiba in die nun nicht mehr so eiskalten Augen sehen und sagen:
 

"Aber Seto ... ich habe dir doch schon längst verziehen."
 

-End- ...



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Von: abgemeldet
2008-02-22T21:29:04+00:00 22.02.2008 22:29
hey hab heute deine ganze ff gelsene und ich j7uss sagen sie ist wirklich genial....dein schreibtstil ist wirklich gelkungen und du konntest alle charaktere super darstellen...zuerst dachte ich ja das emyko etwas übertrieben schüchtern ist aba es passt zu ihr:) nur schade find ich das die beiden nicht zueinander finden ...naja aba das ende war trotzdem genial...naja schreib weiter so tolle ffs lg herm
Von:  Mathea
2007-09-24T18:49:40+00:00 24.09.2007 20:49
Hallo! tut mir leid das ich bisher noch gar keinen kommi hinterlassen hab, aber ich bin sozusagen von einem Kapitel zum nächsten gerutscht. Konnte gar nicht abwarten was als nächstes passiert!
Dramatisches Ende...
Normalerweise mag ich sowas nicht, aber ich muss zugeben dass es hier goldrichtig war ein solches zu setzen. Mir sind schon die Tränen gekommen. Echt hart, aber TOP.
Ich war warscheinlich genauso wenig auf ein solches Ende vorbereitet wie alle anderen Leser ^^
Seto war klasse. Voll IC. Und einem so gut beschriebenem Charakter wie Emyko bin ich auch schon lange nicht mehr begegnet, also mal wieder großes Lob!
Ach was! Deine ganze FF ist mit allem drum und dran einfach klasse, schön dass man hier auch auf so außergewöhnliche FFs stoßen kann, obwohl ich ja zu Beginn wegen der Dienstmädchen-Idee ein bissal skeptisch war, schließlich is sie nicht wirklich neu. Aber umso mehr hats mich dann gewundert was für eine tolle und spannende Geschichte du daraus zaubern konntest!
Von mir kriegst du beide Daumen hoch!
mathea
Von:  Tigerin
2006-10-24T23:30:09+00:00 25.10.2006 01:30
Hi!^^

Ich hab deine FF auf Entfehlung heute durchgelesen. Na gut, eher verschlungen. Sie ist toll. Dein Schreibstil hat mir auch besonders gefallen.

Ich würde gern wissen wie es mit myko und Seto weitergeht. Wie/ob Emyko wieder gesund wird. Ich würde hoffen, dass du ne Fortsetzung schreibst. Das wär echt toll.

Du kannst mir ja ne Ens schicken, wenn es weiter gehen sollte. Also, denk noch mal drüber nach!^^

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2006-10-09T13:40:15+00:00 09.10.2006 15:40
Also ich habe deine geschichte an einem tag gelesen (verschlungen ist passender glaub ich )^^ und fand sie sehr schön der schluss besonderst passt einfach besser als ein Happy end und ich muss auch dein schreibstil loben sie ist supper. Ich will DLM lesen wenn mir nichts dazwischen kommt ( wird es nicht ) Gruß J-W
Von:  mangaalarm
2006-09-26T16:22:17+00:00 26.09.2006 18:22
Suuuuuuper!!!!!!!!!!!!
Schreib schnell weiter!!!!!!
Ich will mehr, will mehr, will mehr!!!!
*süchtig sei*
Oder, *schief* ist das schon das ende?
Von: abgemeldet
2006-06-05T18:02:11+00:00 05.06.2006 20:02
Hey du^___^*

Nja, was soll ich sagen, letztendlich konnte ich natürlich doch nicht widerstehen und musste es einfach lesen uu" Was bin ich aber auch unkonsequent XD~

Dieses Kapitel, dessen Inhalt ich ja leider noch kannte, war wirklich eines der traurigsten, die ich je gelesen habe. Ja, eigentlich war es sogar von einer Seite her gesehen das traurigste überhaupt, lässt sich schwer sagen. Es war viel weniger die Tatsache, dass Emy-chan angefahren wurde sondern viel mehr... Dass sie ihm nicht mehr sagen konnte, dass sie ihm verziehen hatte, dass Seto wo er doch endlich began sich zu öffnen wieder einen Schkag ins Gesicht bekam und... Ach, es war einfach als Ganzes gesehen so ziemlich das dramatischste, dass mir je untergekommen ist.

Ich möchte das Kapitel auch gar nicht so viel weiter kommentieren, so gut sind meine Nerven heute nicht^^~ Nur eines sollte noch gesagt werden, da ich hier mittlerweile meine Meinung geändert habe.
Im großen und Ganzen hat so ziemlich jeder hier geschrieben, dass das Ende unfair und schrecklich war und da muss ich ihnen zustimmen, ich mag Happy Ends auch mehr. Nur- irgendwo war es ja auch ein Stück weit ein happy End, weil Kaiba endlich dieses Wort über die Lippen gebracht hat ^^~ Und auch sonst... Nach langem hin und her musste ich mir letztendlich doch eingestehen, dass das Ende warscheinlich das beste ist, was du aus der Geschichte hättest machen können. Der Inhalt gefällt mir nicht unbedingt, aber es... Nja, es passt einfach zum rest deiner Geschichte, ein "Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage" Ende wäre einfach ein unwürdiges Ende für eine so wundervolle Geschichte wie deine gewesen^^~ Lässt sich schwer erklären, ich hoffe du weißt was ich meine XD~

Abschließend muss ich natürlich noch ein letztes Mal dein unglaubliches Talent loben! Nicht nur, dass du einen der faszinierendsten Schreibstile hast, die mir je untergekommen sind, du schaffst esauch wie keine andere Gefühle rüberzubringen, das ist unglaublich. Man fühlt mit den Charakteren, mann kann gar nicht anders, wenn Emyko weint ist man auch den Tränen nahe und wenn sie ausnahmsweise lächelt, dann stiehlt sich einem auch ein Lächeln aufs Gesicht, das ist fast schon unheimlich XD~

Dann noch ein rießiges Lob für dein wunderbares Charakterdesign! Nicht nur, dass du sowohl Mokuba als auch vor Allem Seto so IC gestaltet hast wie ich es noch nie gesehen habe, auch deine eigenen Charaktere, ins Besondere Emy-chan, sind einfach nur brillant! Aus der Idee vom schüchternen Mädel hast du wirklich alles rausgeholt was möglich war, das war einfach unglaublich!

Und last but not least das, was mir persönlich am besten Gefallen hat: Die Beziehung zwischen Emyko und Seto. Ich habe weiß Gott schon massig YGO-FFs speziell mit Kaiba gelesen, aber ich habe es noch nie erlebt, dass sich eine diese Beziehung zwischen Seto und dem Mädel so unglaublich realistisch entwickelt hat, dass man eigentlich nicht sagen kann ab wann genau er aufgetaut ist. Es war ein so schleichender Prozess, so unglaublich... Beiläufig, dass man einfach nur noch dachte; So, und nicht anders!

Aber bevor ich hier jetzt nochmal ein paar Seiten schreibe, komme ich, wenn auch traurigerweise, langsam zum Ende. Es gab wirklich kaum eine Geschichte, die ich so teilnahmevoll mitverfolgt habe wie "Coldheartedness" und gleichzeitig nicht eine einzige, die ich so sehr vermissen werde.

Damit hast du ein Meisterwerk geschaffen, eine Geschichte, die zu den besten der betsen gehört.

Ich hoffe wirklich, dass du dir den Vorsatz noch mehr zu schreiben noch einmal überlegst, du hast das Talent Leute mitfühlen zu lassen, sie mitzureisen, das solltest du nicht brach liegen lassen. Ich würde mich wirklich unendlich über eine neue Geschichte von dir freuen und hoffe natürlich, dass du mir im fall der Fälle eine Nachricht zukommen lässt^^~


In diesem Sinne, viel Spaß bei weiteren Projekten welcher Art auch immer^^


Dein TC


PS: Etwas noch^^~ In der geschichte hast du es richtig geschrieben, aber der Titel wird auch mit "h" geschrieben uu" Würde ich vielleicht noch ändern, so etwas kommt meist nicht ganz so gut rüber^_^~
Von: abgemeldet
2006-06-05T17:17:23+00:00 05.06.2006 19:17
Hey du^____^*

Und wieder ein kleines großes Kommi vom lieben TC XD~ Ich lass mir gerade relativ viel zeit, ich weiß, aber bei so vielen Emotionen die du in einem Kapitel rüberbringst, wie ich jetzt warscheinlich zum zwanzigsten Mal erwähne^^*, kann man einfach nicht zu viel auf einmal lesen uu" Wie auch immer, jetzt hab ich mich ja mal wieder aufgerafft^__^

Hmz, das Chapter kommt mir so... Unbekannt vor Oo. Hast du das überarbeitet? Ich könnte meinen, dass du Kaibas Aufforderung an Emy-chan schon im letzten Kapitel gebracht hättest und auch sonst verwirrt es mich etwas, aber das auf alle Fälle nur positiv ^___^* FALLS du es verändert hast, dann auf alle Fälle zum Guten, du schaffst es wirklich dieses unglaublich hohe Niveau zu halten! *beeindruckt schau* Das schaffen leider bei weitem nicht alle, aber dir ist das super gelungen, du hast wieder einmal ein überwältigendes Kapitel geschaffen, dass so schöne Szenen hat, dass man sie einfach einzeln kommentieren muss^^~

Natürlich, wie es nicht wirklich anders zu erwarten war, wieder ein überwältigender Anfang! Dass du gleich mit so einer traurig schönen Szene anfängst finde ich super, weil doch absehbar war, dass Emyko nicht gehen würde. Okay, ich gebe es ja zu, im Gegensatz zu uns wusste Emyko das selbst noch nicht, deshalb muss ich dich dafür lobne wie du das ausgearbeitet hast! Diese scheinbar teilnahmslosen Fragen von Seto, die voll ins schwarze getroffen haben, einfach unglaublich. Ich hab es noch nie erlebt, dass jemand Kaiba so schrecklich realistisch dargestellt hat als er jemand anderen im allgemeinen und einem Mädel im Speziellen helfen wollte!
Auch der rote Faden mit der Sonne war klasse, ich war so gerührt, ich bin nur noch dagesessen und hab gehöfft, es möge doch wieder hell werden und Emyko endlich einsehen, dass sie wirklich zu Seto gehörte T-T

Aber nein, du musst uns natürlich noch länger leiden lassen, in dem du einen Sprung zu Can gemacht hast uu" Ich kann nicht bestreiten, dass dieser Abschnitt eine geniale Wirkung hatte weil man eben offiziell doch noch nicht wusste, wie sie sich jetzt entschieden hatte, deshalb hat mir auch das super gefallen^____^

Aber Seto hin, Kaiba her, ich muss zugeben, dass es mir die "große" Szene mit Can am meisten angetan hat^^~ Es ist nicht so, dass ich jetzt zum großen Can-Fan geworden bin, Gott bewahre! Aber in dieser Szene ist von Emyko eine so unglaubliche Stärke ausgegangen, ich hab mich wirklich gefragt wie um alles du das gemacht hast XD~ Wie sie ihn erst gefühllos und schließlich mitleidig angesehen hat, das war unglaublich^___^ Und auch sonst, ihre gaze Wortwahl, einfach genial!
Ich bin auch froh, dass du noch einen- wirklich realistischen, wie ich betonen möchte- Grund für Cans Verhalten eingebaut hast. Nicht, dass er mir jetzt Leid tun würde, er ist und bleibt bemitleidenswert und selbst das ist schon fast zu viel, aber es ist super, dass man ihn jetzt zumindest ein Stück weit versteht, dass man weiß WARUM er ihr das angetan hat.
Nja, wie immer alles super durchdacht bei dir, hn XD?

Doch, das hat mir dermaßen gut gefallen, das war wirklich oskarreif! Und deshlab muss ich zugeben, dass mich der Schluß doch, nja, überrascht hat uu" Ich hatte viel erwartet und hoffte shcon fast nicht mehr auf eine all zu glückliche Szene, aber musste Kaiba jetzt shcon wieder ein auf Eisklotz machen T-T Wir haben ihn doch eh alle durchschaut, warum macht er das dann noch?!

Naja, letztendlich wird sich das wohl ohnehin alles im nächsten und tragischerweise letzten kapitel klären
T-T ... Ich will net *schnief* Ich mag ja viel vergessen haben, aber das Ende blieb mir noch sehr, sehr gut in Erinnerung... Ich weiß wirklich nicht, ob ich mir das heute noch antue, mal schaun uu"

In diesem Sinne, noch ein letztes großes Lob für das Chapter!!!

TC
Von: abgemeldet
2006-06-04T15:08:21+00:00 04.06.2006 17:08
Hey du^___^*

Dann stürzen wir uns mal in die letzten Kapitel, nicht wahr? Obwohl ich viel lieber nochmal die ersten lesen würde uu" Sicher, da war irgendwie auch schon etwas "Dunkles" aber irgendwie war doch noch das meiste hell- ganz im Gegensatz zu den letzten drei Kapiteln. Ihre Vergangenheit hast du viel zu gut beschrieben, das war einfach nur schrecklich...

Aber das merkwürdige ist, bei all der schrecklichen Vergangenheit, die sie hatte und bei allem was sie durchmachen musste... Fande ich dieses Kapitel hier noch trauriger. Ich weiß auch nicht genau warum, ist doch SO viel schreckliches nicht passiert und sieht es doch tatsächlich nach ein bisschen Hoffnung aus, aber...

Argh, das hast du einfach genial gemacht uu" Diese "kontrollierte" Emyko in diesem Kapitel die versucht sich nichts anmerken zu lassen, innerlich aber einen Kampf austrägt... Dann hast du das wunderbar traurig gemacht, dass du nochmal aufgezeigt hast, was sie dnen eigentlich verlieren würde und wer sie vermissen würde. Hana, Mokuba, ja selbst Lyleth, sie alle brauchen sie, das hast du wirklich sehr schön beschrieben. Und es war klar, dass du die Begegnung mit Seto ans Ende des Kapitels stellen würdest, deshalb hat mir auch seine demonstrative Distanzhaltung am morgen sehr gut gefallen.

Wie gesagt, das ganze Kapitel hindurch war Emyko so schrecklich... Ich weiß nicht ob kontrolliert das richtige Wort ist. Die ganze Zeit hat sie davon geredet, dass es die bessere Lösung wäre, aber wir wussten ja alle, dass das nicht stimmte. Deshalb war ich auch zugegebenermaßen gespannt wie du das mit Seto machen würdest. Und hey, das hat wirklich alle Erwartungen übertroffen!

Diese Szene... Mir sind fast die Tränen gekommen. Sicher, sie wollte gehen, aber das war es nicht was mich irgendwo berührt hat, ich weiß auch nicht. Erst einmal hast du diese ganze Atmosphäre wunderbar beschrieben, mit der Umgebung und wie Seto am Fenster stand... Dieses "Pass auf dich auf" hatte auf deine Leserschaft wohl die gleiche Wirkung wie auf Emyko^^~ Man MUSSTE so unglaublich arg mit ihr mitfühlen, vielleicht ward as der Grund warum mir die Tränen gekommen sind als auch sie angefangen hat zu weinen, einfach weil man mit ihr fühlen muss.

Ihre Erkenntnis am Schluß, die wir ja irgendwo alle schon kannten, hast du trotzdem wunderbar rübergebracht. Ihre Gefühle waren praktisch greifbar und auch Seto hat mir sehr gut gefallen, der letzte Satz hat einfach alles ausgesagt.

Doch, dieses Kapitel hatte etwas wirklich überwältigendes, das ich garnicht richtig beschreiben kann, einfach nur ein rießiges Lob!!!

TC
Von: abgemeldet
2006-06-01T22:03:46+00:00 02.06.2006 00:03
Hey du^___^*

Da war es, das Kapitel, dass ich eigentlich gar nicht mehr lesen wollte uu" Naja, einen Kommi kriegst du trotzdem, weil es einfach wieder meisterhaft geschrieben und ausgearbeitet war, aber... Damit lass ich es hier auch gut sein^^~ Etwas dürftig, ich weiß, aber das ist... Zu traurig, was soll ich da großartig Szenen kommentieren? Es ist traurig und wird traurig bleiben...

In diesem Sinne...

TC
Von: abgemeldet
2006-06-01T21:37:27+00:00 01.06.2006 23:37
Hey du^___^*


Wow, das Kapitel ist ja doch deutlich kürzer ausgefallen als die anderen... Aber das Komische daran ist, dass mich das nicht im Geringsten stört. Im Gegenteil, gerade dadurch, dass es so kurz ist bekommt es noch einmal so viel Wirkung gutgeschrieben.

Die Atmosphäre hast du wirklich wunderschön rübergebracht, ich hatte da glaub ich eine ähnliche Vorstellung wie Wingweaver XD~ Es war schon klar, dass das ein Rückblick war und den Zaunpfahl haben auch alle aufgefangen. Leider.
Damit hätten wir dann wohl auch wenn auch nicht den, dann zuindest einen Grund für die Dunkelheit, die sie bisher leider erst einmal losgeworden ist. Sie hat ihrer Mutter versprochen, glücklich zu werden, auch wenn sie nicht mehr da sein sollte, aber da war die ganze Zeit Cans Schatten und ein Stück Gewissheit, dass sie das Versprechen wohl nicht würde halten können... Himmel, ist das traurig T-T
Auch wenn ich das jetzt warscheinlich nicht ganz so gut ausgedrückt habe, ich glaube ich verstehe Emyko jetzt noch ein ganzes Stück besser, deshalb finde ich auch, dass du das sehr gut eingebaut bzw. platziert hast.

Und wenn wir jetzt nochmal kurz alle so tun als hätten wir das noch nicht gelesen... Wird sie wohl glücklich werden, mit Seto? Sie scheint ihm ja Stück für Stück immer mehr vertraut zu haben und irgendwo auch all ihre Hoffnungen auf ihn gelegt zu haben, also wirst du deiner werten Leserschaft das erfüllen? Seto hat sich ja, wenn auch nocht ganzteilig und offiziell, geändert, das muss er sich nur noch völlig eingestehen XP Aber was ist mit ihr...?

Bleibt wohl nur weiterzulesen uu"
Fazit: Superschönes Kapitel, hast eine klasse Atmosphäre rübergebracht! Leider aber auch wie gesagt die ein oder andere Frage aufgeworfen, aber wir werden sehen^^~

In diesem Sinne...

TC


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