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White Lily

von

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Disclaimer: Alle Charaktere gehören J.K. Rowling, ich hab sie nur geliehen und hoffe sie verzeiht es mir, außerdem will ich mit der Geschichte kein Geld verdienen (wär ja schön *g*)

Der Grahlhof... nun ja, da habe ich diesen Sommer Ferien gemacht, allerdings habe ich nur den Namen geklaut, der Rest entspringt meiner Fantasie.
 

"Das reicht, Tom, vielen Dank!" Lily schob ihren Teller zurück und lächelte den Wirt an. Tom nickte und lächelte zurück, während er den Tisch vor ihr abdeckte. "Sie sollten lieber bald in ihr Zimmer gehen, Miss Evans", flüsterte ihr leise zu, und sein eben noch lächelndes Gesicht sah besorgt aus. Lily hob die Augenbrauen und spitzte die Lippen. "Meinetwegen." Sie strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und stand auf. "Gute Nacht, Tom." Sie

winkte und ging hoch. Keine Minute später ließ sie sich auf ihr Bett fallen. "Toll", dachte sie, "Was ist das für eine Welt, in der ein fast siebzehn Jähriges Mädchen um halb Acht auf sein Zimmer gehen muss, da es im Schankraum Gefahr läuft, angegriffen zu werden?" Sie zog eines ihrer Bücher aus dem am Boden liegenden offenen Koffer und begann zu lesen. Seit sie

hier war, tat sie fast nichts anderes. Das Geld, welches ihre Eltern ihr vererbt hatten, (einen Teil hatte natürlich auch Petunia bekommen), lag sicher in Zauberergeld eingetauscht in ihrem Verließ in Gringotts. Sie hatte sich davon an ihrem ersten Tag gleich neue Bücher gekauft, die sie inzwischen Auswendig konnte. Vor zwei Tagen war ihre Liste mit den Schulbüchern für das siebte Jahr geschickt worden. Da sie nichts Besseres zu tun hatte, las sie

sie ebenfalls. Tom, Professor McGonagall und sogar Dumbledore selbst hatten ihr gesagt, dass es sicherer für sie wäre, wenn sie sich sowenig wie möglich in der Winkelgasse aufhielt und lieber in ihrem Zimmer blieb. Während der paar Ferienwochen, in denen sie hier war, wurden schon fünf Muggelgeborene angegriffen. Die maskierten Zauberer, die die Taten begangen hatten, hatten die armen Seelen fast umgebracht, als sie sie auf offener Straße mit verschiedenen Flüchen folterten. Halb tot ließen sie sie am Straßenrand liegen und verschwanden lachend. Irgendjemand kümmerte sich um sie, oder brachte sie nach St. Mungo's, allerdings erst nach Einbruch der Dunkelheit, und wenn sie sich sicher waren, dass keiner zusah. Niemand wollte den Maskierten einen Vorwand geben, sie selbst ebenfalls anzugreifen. Lily hatte all das nur von Leuten aus dem Tropfenden Kessel gehört, sie selbst war nie dabei gewesen, und darüber war sie froh. Wenn sie da gewesen wäre, was hätte sie

alleine schon tun können? Sie wusste genau, dass ihr niemand geholfen hätte, wenn die Todesser dann auch auf sie losgegangen wären. Seufzend rollte sie sich auf den Bauch und blätterte die Seite um.
 

*****

Drei Tage später geschah es. Lily kam die Treppe herunter, um zum Mittag zu essen. Schon während sie durch den Gastraum schritt, merkte sie die nervöse, angespannte Stimmung. Tom warf ihr die ganze Zeit beunruhigte, fast angstvolle Blicke zu, als wünschte er, dass sie nicht hier wäre, aber als er ihr den Teller brachte, sagte er kein Wort. Er sah sie noch nicht einmal an. Sie begann zu essen. Einige Menschen standen auf und verließen eilig den Pub, als ein paar andere hereinkamen. Lily beobachtete sie und schluckte mühsam eine Kartoffel herunter. Dann flog die Tür zum Hinterhof auf, und Zauberer kamen herein. Sie trugen lange, schwarze Kapuzenumhänge und Masken vor dem Gesicht. Lily blieb fast das Herz stehen. Langsam ließ sie ihr Besteck niedersinken und griff so unbemerkt wie möglich nach ihren Zauberstab.

Sie wusste, wenn sie erst jemand als Muggelgeborene enttarnte, dann würde auch ihr Zauberstab ihr nicht mehr helfen.

Die anderen Zauberer und Hexen verfolgten die Todesser mit den Augen, die Kopfe aber gesenkt, als wollten sie nicht auf sich aufmerksam machen. Nur einige Wenige, nämlich die, die gerade eben hereingekommen waren, wagten es, die Maskierten direkt anzuschauen. "Verräter", dachte Lily, während sich ihr Magen verkrampfte. "Tom! Sechs heiße Honig-Met, ein Johannesbeer-Rum und Zwei Butterbier!" bellte einer der Maskierten. Sie ließen sich an der Bar nieder und ließen ihre Blicke durch den Raum schweifen. Lily senkte schnell den

Kopf und griff nach dem Wasserglas, einmal um ihre Gesicht zu verdecken, und zum zweiten, weil ihre Kehle sich knochentrocken anfühlte. Sie glaubte, gleich laut husten zu müssen, und das wollte sie um alles in der Welt vermeiden. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen!

Die Todesser tranken nicht, sondern unterhielten sich lautstark. "Weißt du was, Tom?" bemerkte plötzlich einer von ihnen und wandte sich an den Wirt. Tom schien hinter seiner Theke völlig zusammen zu schrumpfen und gab ein leises, fragendes Geräusch von sich. Der Zauberer deutete auf das Bild hinter einer Gruppe Zauberer an der Wand. "Das Bild da, siehst du das Bild, Tom?" Tom nickte. "Das hat ein Schlammblüter gemalt. Warum hängst du das Bild von einem dreckigen Schlammblüter in deinem Haus auf? Sie sind minderwertig, und

ihre Bilder sind es erst recht nicht wert, an der Wand eines reinblütigen Zauberers zu hängen, nicht war? Also wollen wir es doch lieber entfernen!" Ein greller Blitz schoss aus seinem Zauberstab und zerfetzte die Leinwand. Ein dunkles Loch gähnte in der Wand. Die Todesser johlten. "Das Regal da gefällt mir auch nicht!" brüllte ein anderer. WAMM! Ein paar Meter von Lily entfernt splitterte Holz. Irgendjemand schrie erschrocken auf, und als Sekunden

später weitere Blitze durch den Raum schossen, duckten sich fast alle und hielten sich schützend die Arme über den Kopf. Nur die Zauberer, die sich anscheinend nicht vor den Todessern fürchteten, waren aufgesprungen, und zu Lilys Erschütterung begannen sie ebenfalls, Gläser, Lampen, Stühle und ähnliches zu zerschmettern. Scharfe Teile flogen durch

die Luft. Eine Glasscherbe schnitt Lily in die Hand, als sie ihre Augen schützen wollte. "Du da!" brüllte irgendwer. Lily zuckte zusammen und sah sich um, ob sie gemeint war. Aber der Todesser deutete auf einen Zauberer zwei Tische weiter, der mit schreckensweiten Augen den Maskierten anstarrte. "Du bist doch George MacKimmon, nicht wahr?" bellte der Rodesser.

Der Mann nickte verängstigt. "Und deine Frau ist doch Lindsey Bicks?" Wieder ein Nicken. "UND IST LINDSEY NICHT EIN GOTTVERDAMMTES SCHLAMMBLUT?" brüllte der Todesser. Der Mann wimmerte. "MACKIMMON!" donnerte der Anführer der Todesser. "Was für eine Schande bringst du über die Reinblütigen Zauberer, indem du mit einem dreckigen Halbmenschen verheiratet bist???" Er hob den Zauberstab, und sein Fluch traf George MacKimmon direkt in den Bauch. Er schrie auf und wandte sich, während sich offensichtlich eine kochendheiße, schmerzende Substanz über seinen Körper verbreitete. Die Menschen krochen auf dem Fußboden zur Tür und versuchten, unbemerkt das Weite zu suchen, andere versteckten sich unter den noch heilen Tischen. Lily selbst hatte sich hinter die rauchenden Trümmer des Nachbartisches verkrochen und betete stumm, dass sie sie nicht entdecken würden. Die Schreie des Mannes klangen ihr in den Ohren. Die Todesser sahen sich jetzt nach weiteren Opfern um. Hektisch sah Lily an sich herunter, ob irgendetwas sie als Muggelstämmige auszeichnen könnte. Unter ihrer Zaubererrobe trug sie schon die Hogwartsuniform, aber sie trug ganz normale Turnschuhe! Muggelschuhe! Verzweifelt zog sie den Stoff ihrer Robe über ihre Füße und konzentrierte sich darauf, nicht gesehen zu

werden.

Ein leises "Plopp", das sich wiederholte, ließ sie aufhorchen. Irgendjemand war gerade appariert oder disappariert. "Bleibt stehen!" brüllte eine Männerstimme. Der Todesseranführer wies seine Gefährten an, erst im letzten Moment zu verschwinden. Blitze und Flüche schossen hin und her. Auch der letzte Rest des Pubs wurde jetzt zerstört, als ein wütender Kampf entbrannte. Lily wagte es, vorsichtig einen Blick über die Trümmer zu werfen. Mehrere Zauberer und Hexen, die das Zeichen des Ministeriums trugen, waren

erschienen und duellierten sich hart mit den Todessern. Ein Fluch traf Lilys Haufen und sie zog Hastig den Kopf zurück, als blaue Flammen ihr fast das Gesicht verbrannten. Neben sich sah sie zwei Zauberer in Gebückter Haltung zur Tür rennen und verschwinden. Sie wollte auch weg, aber wohin?

Irgendjemand näherte sich ihr, und Lilys Gedanken flogen. Was sollte sie tun? Ein hastiger Blick ließ sie erkennen, dass der Mann eine Maske trug. Jetzt hatte er sie entdeckt. Er hob den Zauberstab. Im gleichen Augenblick traf ihn ein Schockzauber. Ein anderer Zauberer, einer der Ministeriumsleute, sprang über die Trümmer hinweg und zog Lily hoch. "Du musst hier

weg!" sagte er scharf. "Aber wohin?" jammerte sie. "Hast du kein Zuhause?" "Nein. Ich habe hier gewohnt." Sie hatte das Gefühl, ihre Zunge würde sich dauernd verknoten. Der Mann kniff kurz die Lippen zusammen und schoss über die Schulter hinweg einen Lähmfluch ab. "Kannst du apparieren?" fragte er. Lily schüttelte den Kopf und sah sich ängstlich nach den

anderen um. Die Todesser disapparierten, aber einige schossen immer noch Flüche ab. Der Mann schien kurz nachzudenken. Dann schnappte er sich einen seltsamer Weise heil gebliebenen Trinkpokal vom Boden und tippte ihn an, während er "Portus" murmelte. "Hier, das ist ein Portschlüssel, er wird dich zu mir nach Hause bringen. Du musst hier jetzt zuerst einmal weg, ich komme gleich und dann können wir überlegen wo du hin kannst, ja? Ich

komme auch gleich. Sag mir nur schnell deinen Namen." "Lily Evans, Sir." "Okay Lily, ich werde gleich bei dir sein." Er gab ihr den Pokal. Lily ergriff ihn und fühlte, wie sie hochgerissen wurde.
 

Mit einem Plumpsen landete sie in einer gemütlichen Küche. Eine Frau, die gerade den Abwasch machte, sah sich erstaunt um. "Nanu? Besuch?" Sie lächelte, aber Lily bemerkte trotzdem, dass sie die Hand am Zauberstab hatte. "Ich- tut mir leid, ich-" Sie rappelte sich auf und wurde scharlachrot. Dann apparierte mit einem leisen plopp der Mann von eben neben ihr. "Ah, du bist heil angekommen", lächelte er. Die Frau hob fragend die Augenbrauen.

"Sally, die junge Dame hier war bei einem Angriff der Todesser im Tropfenden Kessel anwesen und scheint leider keinen Ort zu haben, wohin sie gehen könnte. Wäre es möglich, dass Lily erst einmal hier bleibt?" wandte sich der Mann an sie. Sally nickte verstehend. "Ich muss wieder weg. Da draußen ist die Hölle los." "Komm heil wieder, David." Die Frau strich sich eine dunkelbraune Locke aus der Stirn und lächelte Lily zu, als ihr Mann verschwand. "Komm her Liebes, das war wahrscheinlich ein Schock für dich, nicht wahr?" Sie deutete auf einen der Küchenstühle, und Lily setzte sich gehorsam. Sally holte einen Teller Kekse von einem Bord und stellte ihn demonstrativ vor Lily auf den Tisch. "Und wer bist du?" "Lily Evans, Ma'am", sagte sie sie leise und nahm sich zaghaft einen Keks. "Oh, nenn mich Sally", lachte die Frau. "Es kann noch Stunden dauern, bis David nach Hause kommt, dann wird sich

alles Weitere klären, ja? Du kannst solange gerne hier bleiben. Hier wird dir nichts passieren. Aber da draußen zu sein..." Sie verstummte und schauderte. Dann sah sie Lily genauer an.

"Oh je, du bist eine Muggelstämmige, nicht wahr?" Das war nicht abwertend gemeint, wie Lily an ihrer Stimme hören konnte, eher mitfühlend, weil sie dadurch gefährdeter war als die meisten anderen. Sie nickte. Sally deutete auf ihre Schuhe. "Wenn du außerhalb der Schule bist, solltest du vielleicht nicht gerade Turnschuhe anziehen. Zwar tragen auch viele Zaubererkinder Muggelkleidung, aber zurzeit..." Sie schwieg. "Ich kann schauen ob wir für

dich ein paar einfache Stiefel besorgen können. Es sind nur solche Kleinigkeiten, aber das reicht ihnen schon, um einen zu diskriminieren." Lily musste nicht fragen, wen Sally mit ,ihnen' meinte. "Das wäre nett", sagte sie leise. Die Frau lächelte aufmunternd. "Brauchst du irgendwas? Hast du Hunger? Es ist noch etwas Käseauflauf übrig." Lily lächelte zaghaft. "Ich

war gerade beim Mittagessen, als die- die Todesser auftauchten. Ich fürchte, mein Essen liegt jetzt auf dem Boden des Tropfenden Kessels verstreut." Sally gab ein Glucksen von sich und schwang ihren Zauberstab. Begeistert sah Lily zu, wie die Speise auf dem Herd anfing, zu dampfen und sich offensichtlich erwärmte. Bald duftete es in der Küche nach überbackenem Käse und Nudeln in Tomatensauce. Mit einem weiteren Schnipsen des Zauberstabs

verschwand der Keksteller vom Tisch und ein anderer kam aus einem Schrank angeflogen.

Besteck, ein Glas und eine Serviette platzierten sich ordentlich daneben. Sally lächelte über Lilys faszinierte Blicke. "Schon mal in einem echten Zaubererhaus gewesen?" fragte sie beiläufig. Lily schüttelte den Kopf. "Meine Freundin Anlea ist auch eine Muggelgeborene, und Sheilas Mutter ist ebenfalls eine Muggel. Dadurch gibt es in ihren Häusern nichts- nichts Besonderes. Außer wenn Sheilas Dad da ist, aber er arbeitet fast den ganzen Tag." "Und du?

Ich meine, David meinte, du hättest kein Zuhause..." Sally sah sie vorsichtig an, nicht sicher, ob sie das Thema anschneiden sollte. Lily leckte sich etwas Käse von den Lippen. "Meine Eltern sind letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Meine Schwester Petunia wohnt jetzt in ihrem Haus und hat mich fast sofort rausgeworfen. Sie mag keine Magie." "Tatsächlich? Warum nicht?" "Ich weiß es nicht. Früher habe ich mich eigentlich immer gut mit ihr verstanden, aber dann... seit ich den Brief von Hogwarts bekommen hatte,

war sie abweisend zu mir, und als ich nach meinem ersten Jahr nach Hause kam, hat sie mich schon völlig ignoriert. Dann hat sie angefangen, Mum und Dad Lügengeschichten über mich zu erzählen, und mir ganz offen gesagt, was sie von mir denkt: Dass ich eine Missgeburt bin."

"Was???" Sally sah sie schockiert an. Lily zuckte nur die Schultern. "Es ist mir egal. Ehrlich gesagt würde ich lieber wieder in den Tropfenden Kessel zurück als Petunia fragen zu müssen, ob ich bei ihr wohnen kann." Sie lächelte, um Sallys besorgtes Gesicht wegzuwischen. "Ach du meine Güte", murmelte diese. Dann drehte sie sich um und machte sich wieder am Abwasch zu schaffen. "Erzählst du mir, was genau im Tropfenden Kessel passiert ist? Dir scheint es nichts auszumachen, darüber zu reden... ich meine, sonst wird so etwas ja immer totgeschwiegen." Also erzählte Lily ihr, was geschehen war, und während sie Sallys lockigen braunen Zopf beobachtete, wie er hin und her wippte, als sie abwusch, berichtete sie auch von den anderen Vorfällen in der Winkelgasse, von denen sie gehört hatte, und schließlich auch von ihren eigenen Sorgen und ihrer Wut darüber, dass niemand etwas gegen diese Menschen tat. Während sie sprach, wunderte sie sich über sich selbst. Sie hatte

noch nicht einmal Anlea und Sheila soviel erzählt. Tatsache war, dass die beiden zwar ihre Freundinnen waren, aber sie sich doch manchmal wie das dritte Rad am Wagen vorkam. Sie mochte die beiden gerne, doch trotzdem gab es einfach eine Menge Themen, die sie nie den beiden gegenüber ansprechen würde, oder Dinge, die sie nie mit ihnen gemeinsam tun würde.

Eine wirklich beste Freundin in Hogwarts hatte sie nicht. Meistens war sie zu sehr mit ihren Hausaufgaben beschäftigt, damit, den kleineren zu helfen, und seit dem fünften Jahr auch mit ihrer Pflicht als Vertrauensschülerin. Und auch mit ihrer Mum und ihrem Dad hatte sie nicht über die Dinge in der Zaubererwelt, die sie bewegte, sprechen können, da sie nicht verstanden, wovon sie sprach. Sie mochte Sally einfach. Tatsache war, dass sie nur den Vornamen dieser Frau kannte, und nicht mehr von ihr wusste als dass sie eine Hexe war und einen Mann namens David hatte, der sie vor den Todessern gerettet hatte, aber ihre einfache Art war es, die der ganzen Küche eine angenehme Atmosphäre gab. Sallys Stimme war etwas tiefer, als für Frauen gewöhnlich, und dazu leicht rau, als wäre sie immer heiser. Sie schien eine rundliche, warme Aura um sich zu haben, obwohl sie für eine Frau ihres Alters recht schlank war, und obwohl sie kein herausragendes Gesicht hatte, schien sie eine innere Schönheit auszustrahlen. Sie hörte Lily stumm zu, nickte ab und an zustimmend und klapperte mit den Tellern. Als sie ihre Geschichte beendete, und sich alle Sorgen von der Seele geredet hatte, drehte sie sich wieder um und trocknete ihre Hände an ihrer Schürze ab. "Wenn du möchtest, dann kannst du gerne hier bleiben, Liebes. Das Haus ist groß genug, und ich glaube nicht dass du irgendwen stören würdest." Sie schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Lily dachte nur eine Sekunde darüber nach und nickte dann dankbar. Anlea war mit ihren Eltern nach Italien gefahren, und Sheila besuchte ihre Großtante in Irland. "Aber... tut mir leid, ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wo ich hier bin", brachte sie zögernd heraus. "Was, hat David dir das nicht gesagt?" fragte Sally erschrocken. Lily schüttelte den Kopf. "Er hat mich nur gefragt, ob ich ein Zuhause habe, apparieren kann, und dann hat er mir den Portschlüssel in die Hand gedrückt und gesagt, der würde mich zu ihm nach Haus bringen." "Das heißt, er hat dir noch nicht einmal gesagt, wer er ist? Oh Himmel, dieser Mann!" Schimpfend warf Sally ein paar Gabeln in eine Schublade. "Tut mir Leid, Liebes, das tut mir wirklich fürchterlich Leid. Du befindest dich auf dem Grahlhof." Sie band sich die Schürze ab, worunter sie eine dunkelblaue Leinenrobe trug, etwas, dass Lily noch nie gesehen hatte. "Und ich bin Sally-Anne Potter, und mein Mann, dieser Hornochse, ist David Potter. Herzlich willkommen!" Sie breitete die Arme aus und deutete damit auf das Haus um sich. Lily lachte, obwohl der Name "Potter" sie fast umgehauen hatte. Sie konnten doch nicht etwa-aber Potter war ein sehr häufiger Name, vielleicht war es nur Zufall... "Ähm, sie sind nicht zufälliger Weise mit James Potter verwand?" fragte sie zögernd. Sally lachte. "Doch, schon. Zufälliger weise ist er mein Sohn." Lily konnte es nicht fassen. Sie würde die nächsten Tage in dem Haus von dem Jungen verbringen, den sie am wenigsten ausstehen konnte.

Oh- ja... Äh... Wir gehen in die gleiche Klasse", stotterte Lily. Oh Gott, wie konnte das sein? Sally war doch so furchtbar nett? Und David auch? Und sie waren die Eltern von

JAMES POTTER! Obwohl... wieso war ihr das nicht früher aufgefallen? Sally hatte exakt die gleichen Augen wie er, und David trug ebenfalls eine Brille und hatte rabenschwarzes Haar, welches ihm am Hinterkopf abstand und sich anscheinend einfach nicht glatt bürsten ließ. Die

Ähnlichkeit war offensichtlich. Trotzdem... Bedeutete das, sie würde ihn bei jedem Essen sehen, womöglich auch noch in der Zwischenzeit ertragen müssen? Seine unausstehlich arrogante Art, sein ätzendes Selbstbewusstsein, seine nervigen Scherze?

"Deinem Gesicht nach zu schließen magst du ihn nicht besonders", bemerkte Sally. Lily sah sie erschrocken an. "Ich meinte- ich wollte damit nicht sagen, dass-" "Schon gut. Ich kann es ein bisschen verstehen. Ich frage mich ja selber oft genug, was wir bei seiner Erziehung falsch gemacht haben. Aber David meint, er wäre früher genauso gewesen, und schließlich bin ich

jetzt mit ihm verheiratet, also kann James auch nicht so schlecht sein, oder?" Sie lachte. "Ichglaube, dadurch dass er ein Einzelkind ist, haben wir ihn etwas zu sehr verwöhnt... weißt du,die Potters sind eine alte Zaubererfamilie,und dazu recht wohlhabend. Das hat halt auf James abgefärbt. Ich glaube es tut ihm gut, dass Sirius jetzt seine Ferien hier verbringt. Das ist

vielleicht nicht annähernd soviel wie ein Geschwisterkind, aber immerhin besser als nichts." "Oh, Sirius ist auch hier?" Lilys Schultern sanken. Gegen Sirius hatte sie nicht ganz soviel- abgesehen davon, dass er James Potters bester Freund war, fast alle Mädchen auf der Schule verrückt nach ihm waren, und er oft genauso nervig war wie James. Selbst Anlea und Sheila, die sonst doch recht vernünftig waren, begannen zu kichern und mädchenhaft zu tuscheln,

wenn sie ihn sahen. Sie gingen jetzt schon seit sechs Jahren in die gleiche Klasse, und dennoch trauten sie sich nicht, ihn anzusprechen, ohne rot zu werden und einem Kicheranfall zu erlegen. Ein Verhalten, welches Lily absolut abstoßend fand. Vielleicht lag es daran, dass Petunia sich auch so benahm, und sie dadurch so eine Art Kindheitstrauma hatte, aber dieses Quietschen und Giggeln, und Lästern und Schminke- alles was dazu gehörte, war ihr zu

wieder. Ein weiterer Faktor, der dazu beitrug, dass Lily auch als "die Eisblume" bekannt war- absolut unerreichbar für die Jungen, da sie wählerischer als die anderen war. Tatsächlich war sie letztes Jahr zum ersten Mal mit einem Jungen ausgegangen, Stevie Kiker, und als sie herausfand, dass er mit seinen Freunden eine Wette abgeschlossen hatte, dass er sie noch im

selben Jahr herumkriegen würde, und sämtlichen Jungen der Schule genauestens beschrieben hatte, wie er ihr unter die Bluse gegriffen hatte, hatte sie ihm nach dem Frühstück vor den Augen aller Schüler eine geknallt und Schluss gemacht. Seitdem hatte erst einmal wieder genug von Jungen. Stevies Annäherungsversuche wehrte sie kalt ab. Sie musste zugeben, dass

ihr "Eisblume" gefiel... eine weiße, eisige Lilie, rein und unberührt, alleine und selbst den kältesten Winter überstehend... Warum sollte sie sich Mühe geben, diesen Titel loszuwerden?

"Ja, Sirius ist letztes Jahr von Zuhause weggelaufen- ich will es ihm nicht verdenken. Bei solchen Eltern... Er und James treiben sich bestimmt irgendwo draußen herum. Du wirst sie nicht vor heute Abend zu sehen bekommen, meistens machen sie den ganzen Tag Unsinn, um sich von den ernsten Dingen abzulenken, und kommen nur zum Essen ins Haus. Letzten Sommer haben sie sogar draußen auf der Wiese übernachtet- Aber dieses Jahr ist es zu gefährlich." Sally deutete zum Küchenfenster hinaus. Lily sah sich um und erhaschte einen Blick auf eine saftig-grüne Wiese, dahinter etwas, das wie ein Stall aussah, und dahinter dunkelgrüne Tannenspitzen. Ein Vogel kam über die Baumwipfel geflogen. Eine Eule. Sally sah sie ebenfalls und öffnete vorsorglich das Fenster. Stumm warteten sie, bis die Eule hereingesegelt kam und elegant auf der Lehne von Lilys Stuhl landete. Sie trug einen Brief im Schnabel, auf dem Sallys Name stand. Sie nahm ihn und las ihn durch. Eine Sorgenfalte bildete sich auf ihrer Stirn. Lily trank einen Schluck Kürbissaft und versuchte, nicht neugierig auszusehen. "Vom Dumbledore." Sally winkte mit dem Pergament hin und her. "Lily, der Tropfende Kessel ist zurzeit unbewohnbar, deshalb bittet Dumbledore darum, dass du den Rest der Ferien hier verbringst. David bringt nachher deine Sachen mit. In Ordnung?" Lily nickte langsam. "Wenn ich ihnen keine Arbeit mache..." "Ach was, Liebes, James und Sirius machen zusammen schon soviel Aufwand wie ein ganzer Kindergarten, da wirst du gar nicht auffallen." Sie lachten. "Dann ist es okay." Lily lehnte sich zurück und strich der Eule durchs Gefieder, woraufhin diese leise schuhute. Sally ging los, um nach Feder und Tinte zu suchen, um Dumbledore zu antworten. Lily blieb in der Küche zurück. Nun gut, dann würde sie halt noch gut vier Wochen Potter und Black ertragen müssen. Oder besser gesagt James undSirius, schließlich konnte sie die beiden in James Elternhaus nicht mit ihren Nachnamenanreden. Worauf hatte sie sich bloß eingelassen? Zwar hatten Sirius und James ihr persönlich

noch nie etwas getan (abgesehen davon, dass Sirius ihr in der ersten Klasse einmal die Haare Grün gefärbt hatte), aber- ihre bloße Anwesenheit empfand Lily einfach manchmal als störend. Niemals schienen sie ernst zu sein, immer heimlich über irgend etwa lachend, und dann waren sie so toll, und so perfekt, und alle liebten sie... Lily schüttelte sich. James fragte

sie inzwischen nicht mehr, ob sie mit ihm ausgehen würde, und das war ihr auch recht so. Sie war vermutlich das einzige Mädchen der Schule, das solch ein Angebot abgelehnt hatte. Sheila und Anlea hatten sie für wahnsinnig erklärt, weil sie nicht mit dem großartigen James Potter ausgegangen war. Aber wieso sollte sie das tun? Sie hatte ihm nichts zu sagen, sie kannte ihn ja noch nicht einmal wirklich. Die einzigen Gespräche, die sie mit ihm führte,

drehten sich um sein ätzendes Verhalten, wenn sie ihn als Vertrauensschülerin ermahnen musste, oder er wieder irgendetwas absolut unausstehliches getan hatte. Nicht, dass er nur dumme Sachen machte; Lily musste zugeben, das sie sich heimlich über manche Scherze der Marauder prächtig amüsieren konnte. Es geschah Snape ganz recht, wenn ihm mal jemand eine Lektion erteilte, da gab sie James Recht. Nur, musste es vor der ganzen Schule sein? Und gemeinsam mit Sirius, so dass Snape überhaupt keine Chance mehr hatte? Das war nicht

mutig, edel oder einfach lustig, das war feige! Okay, zugegebener Maßen war James, ebenso wie Sirius, ein exzellenter Zauberer und beherrschte sämtliche Zauber im Schlaf, ohne lange dafür zu üben, aber das gab ihm nicht das Recht, einfach jemanden zu verhexen, nur weil ihm gerade langweilig war!

In Gedanken wütete Lily weiter, regte sich über James auf und kraulte dabei der Eule das Gefieder, bis Sally zurückkehrte und den fertig geschriebenen Antwortbrief dem Vogel überreichte. Mit raschelndem Gefieder entschwand sie, und Sally warf einen Blick auf die Uhr. "Gleich Teezeit", bemerkte sie. "Das bedeutet, dass zumindest Sirius bald hier auftauchen wird. Muffins!" kommandierte sie. Aus dem nichts erschien leckere Schokoladenmuffins auf einer Platte vor ihr. In Sekundenschnelle hatte sie den Tisch gedeckt und steckte gerade den Zauberstab in die Tasche zurück, als die Tür aufging, und ein großer, schlanker Junge eintrat. Lily stand so hinter Sally, dass sie ihn nicht genau sehen konnte, aber sie wusste genau, dass es Sirius war. Man spürte es einfach, wenn er einen Raum betrat; als würde ein Schwall gute Laune, Sarkasmus und Gelächter den Raum füllen, wenn er anwesend

war. "Oh Sirius, da bist du ja. Kommt James auch gleich?" fragte Sally. "Nö, der hat keinen Hunger. Er ist nach oben gegangen." "Auch gut. Wir haben für die Ferien über einen Gast, Sirius, aber ich denke du kennst sie." Sally trat beiseite und gab den Blick auf Lily frei, die ein Lächeln angesichts Sirius verblüffter Miene nicht unterdrücken konnte. "Hi Sirius", sagte

sie. "Lily?" Sirius fasste sich schnell und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Hey, schön dich zu sehen! Ich freue mich schon auf James Gesicht, wenn er dich sieht." Lilys Gesicht verdüsterte sich, woraufhin Sirius und Sally in Gelächter ausbrachen. "Und ich hoffe, mein Sohn benimmt sich auch", erklang eine Stimme hinter ihnen. "Wenn nicht, sag mir einfach bescheid, Lily, und ich werde ihm die Ohren lang ziehen. Das hat er sowieso

verdient." Ein lächelnder David Potter trat in die Küche. "Oh, Tee. Kommt James auch?" "Nein, er ist oben." Sirius nickte mit dem Kopf zur Decke. Lily war leicht nervös, als sie sich wieder am Tisch nieder ließ. Sie erwartete, das Sirius jeden Moment eine seiner unausstehlichen Bemerkungen machte, dass sie irgend etwas ungeschicktes tat, wusste nicht was sie sagen sollte. Aber Nichts dergleichen geschah. "Lily, ich habe deine Sachen vorne im

Flur stehen lassen, Sully wird sie nachher hochbringen", sagte Mr Potter. Auf Lilys fragenden Gesichtsausdruck hin erklärte er, "Unser Hauself." "Warum bist du überhaupt hier?" fragte Sirius und wischte sich einen Krümel vom Mundwinkel. Lily sah ihn an. Bevor sie den Mund aufmachte, sprach Mr Potter schon. "Eine Gruppe Todesser hat heute im Tropfenden Kessel

randaliert und einige Zauberer angegriffen. Der Pub ist völlig ruiniert. Es wird ewig dauern, bis alles wieder hei aufgerichtet ist. Lily war dabei und musste in Sicherheit gebracht werden." Während er sprach, erschien eine Sorgenfalte auf Sirius Stirn. Tatsächlich war es das erste Mal, dass Lily ihn völlig ernst und ohne etwas Humor sah. "Wisst ihr, wer es war?" fragte er leise. Mr Potter schüttelte den Kopf. "Sie sind entkommen. Aber ich bin mir

ziemlich sicher, dass MacNair dabei war, vielleicht auch einer der Malfoys. Wir konnten keinen erwischen." Sirius schüttelte düster den Kopf. Dann sah er wieder Lily an. "Ich will ja

nicht unhöflich sein, aber wieso bist du dann nicht nach Hause gegangen?" fragte er neugierig. "Ich hab im Tropfenden Kessel gewohnt", erklärte sie knapp. Sirius öffnete den Mund, wohl um zu fragen, was mit ihren Eltern war, aber Mrs Potter warf ihm einen warnenden Blick zu, und er schloss ihn schnell wieder. Schweigend aßen sie weiter. "Ich muss noch einmal ins Büro", teilte Mr Potter seiner Frau kleinlaut mit. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und schürzte die Lippen. "Bleib nicht zu lange weg", ermahnte sie. "Sirius,

zeigst du Lily das Haus?" Er nickte. >> Na toll<< dachte Lily. Sie standen auf. Mr Potter apparierte, und Sally räumte schnell die Küche auf, bevor sie durch die Küchentür verschwand und irgendetwas von "Wolle" murmelte. "Na dann komm", grinste Sirius und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Sie traten in einen kleinen Flur, der um die Ecke verschwand. An der linken Wand hingen Portraits und Photographien. Sirius bemerkte Lilys interessierten Blick. "Sämtliche Potters" erklärte er, "Die Photos sind die neueren. Das da ist James." Er deutete auf ein Farbphoto ganz am Ende der Bildergalerie. Es

zeigte einen etwa zwölfjährigen Jungen, der strahlend auf einem riesigen Berg purpurroter Kissen saß und voller Stolz seinen neuen Besen hochhielt. Sein Lächeln war ansteckend. Lly bemerkte, wie ihre Mundwinkel sich nach oben bogen, obwohl sie es gar nicht beabsichtigt hatte. Sie erinnerte sich, dass James schon in der zweiten Klasse als Ersatzspieler für das Quidditchteam ausgesucht worden war.

Sirius führte sie weiter und präsentierte ihr jeden Raum im Tonfall eines Touristenführers, der seiner Gruppe eine Sehenswürdigkeit nach der anderen zeigt. Er wies sie auf jede Vorzüge und Nachteile der Räume hin ("Vorsicht, diese Lampe BEIßT!"), wer sie meistens benutzte und wozu es sie überhaupt gab (Eine kleine Kammer, die gefüllt mit brennenden rosa Kerzen

war, konnte auch Sirius sich nicht erklären).

"Hier, das ist dein Zimmer." Er öffnete eine Tür.

Lily sah sich begeistert um. Das Zimmer war nicht sonderlich groß, mit einer gemütlichen, dunklen Einrichtung und weißen Stoffen. Ihre Koffer standen in der Mitte des Zimmers, als ob sie darauf warteten, ausgepackt zu werden. "Du kannst dich gleich häuslich einrichten, ich zeig dir nur schnell noch die letzten paar Räume, ja?" Sirius schloss die Tür wieder und Lily blickte auf die letzten drei verbleibenden Türen im Flur des ersten Stocks. "Das hier", Sirius machte eine galante Verbeugung, "Ist das Bad, dass du benutzen kannst. Die Tür daneben führt zu einem zweiten Bad, welches James und ich benutzen. Und hier", er ging auf die letzte Tür am Ende des Flurs zu und ergriff die Klinke, "Hier schlafen James und ich." Mit diesen Worten öffnete er die Tür, und Lily musste einen Schrei unterdrücken. Das Zimmer war nicht viel größer als ihr eigenes, allerdings wirkte es wesentlich kleiner. Neben dem großen Fenster (Auf dem Sims standen mehrere höchst verdächtig aussehende Pflanzen) stand ein Möbelstück, von dem Lily nicht genau sagen konnte, ob es ein Bett, eine Couch, ein gepolsterter Tisch oder irgendetwas anderes darstellen sollte. Auf jeden Fall sah es gemütlich aus, und war breit genug, dass vier Leute bequem darauf Platz gefunden hätten. Dahinter Hing ein Bücherregal von der Decke. Lily musste zweimal hinsehen, bis sie sich sicher war, dass es wirklich auf dem Kopf stand und die Bücher auf der Unterseite der Regalbretter klebten. Es schien aus purpurrotem Holz geschnitzt zu sein. Der Kalender über

dem Bett zeigte nichts als "Heute" an, nur an der rechten Kante befand sich ein kleiner Pfeil und der Hinweis: "Vermutlich morgen". Die Decke des Raumes war nicht ebenmäßig, sondern Kuppelartig gewölbt, und kleine blaue Kugeln schwebten dort, verschmolzen miteinander und teilten sich in neue Blasen auf. Sie leuchteten auf eine seltsam unwirkliche Weise. Auf dem Boden lagen Pergamente und Federn verstreut. In einer Ecke stapelten sich Schulbücher, achtlos auf einen Haufen geworfen.

Der Schreibtisch neben der Tür war vollgemüllt mit den seltsamsten Dingen. Am meisten beunruhigte Lily der Rauch, der von den Sachen aufstieg. Die Luft war erfüllt mir Rauchschwaden, Sternen, Funken, glitzernden Wolken und sich selbstständig machenden Wassertropfen, die nicht senkrecht nach unten, sondern kreuz und quer durch den Raum flogen. Das Ganze Zimmer schien sich dabei langsam um sich selbst zu drehen, denn am Fenster zogen Wiesen und Felder vorbei, dann ein Hof, der Stall, den Lily schon aus dem Küchenfenster gesehen hatte, dann wieder Wald... und mitten in dem Chaos, bäuchlings auf einem Haufen Zaubererroben, lag James Potter und unterhielt sich mit einem kleinen rosa Ferkel.

Als Lily genauer hinhörte, bemerkte sie, dass er nicht mit dem Schwein sprach, sondern ihm etwas vorsang. Noch schlimmer. War er jetzt völlig bescheuert? Potter hatte sie gehört und sah auf. Als er Lily entdeckte, wurden seine Augen groß und sein Gesicht wurde rot.

Ihm wurde klar, dass sie ihn gehört hatten. Sirius schien nichts daran zu finden, dass sein Freund kleinen Ferkeln Schlaflieder vorsang. "Lily bleibt für den Rest der Ferien!" verkündete er und feixte angesichts James völlig verwirrten Gesichts. "Aber..." begann er und fuhr sich unruhig durch die Haare. Er war offensichtlich sprachlos. Lily konnte sich vorstellen, wie er sich fühlte. Sie hätte auch nicht gewusst, was sie tun würde, wenn er plötzlich in ihrem Zimmer stehen würde und verkünden würde, die Ferien bei ihr zu verbringen. "Lil's hat im Tropfenden Kessel gewohnt. Heute Nachmittag haben ein paar Todesser da drinnen alles demoliert", erklärte Sirius. "Dein Dad hat mich da rausgeholt. Dumbledore wollte gerne, dass ich hier bleibe", fügte Lily hinzu, um klarzustellen, dass sie nicht auf eigenen Wunsch hier war. James nickte langsam. "Okay..." begann er unsicher. "Weißt du, wo dein Zimmer ist?" "Sirius hat mir eben alles gezeigt," sagte sie entschieden. Sie musste

sich erst daran gewöhnen, "Sirius" und "James" zu sagen, da sie vorher nur als "Potter" und "Black" von ihnen gesprochen hatte. Aber so konnte sie die beiden ja schlecht anreden.

Nervös sah sie sich in dem Zimmer um. Von der vorbeirasender Landschaft am Fenster wurde ihr schlecht. James bemerkte es und machte eine kleine Handbewegung. Plötzlich stand der Raum still, die Rauchschwaden entschwanden und die blitzenden Sterne zogen sich an die Zimmerkuppel zurück, wo sie sich zu den blauen Blasen gesellten.

"Besser?" fragte er höflich. Im gleichen Moment gab das kleine Ferkel vor ihm ein lautes Wimmern von sich und fing an, seine Hände mit seiner kleinen rosa Schnauze anzustupsen. Lily entdeckte jetzt erst, dass es in einer Art Hundekorb lag. "Das ist Mad Mag, oder einfach nur Maggie", stellte James vor und strich über den rosa Kopf. "Äh- wieso hast du denn ein Schwein in deinem Zimmer?" fragte Lily vorsichtig. Dieser Junge wurde ihr immer unheimlicher. Es reichte nicht schon, dass er urplötzlich verschwinden konnte und an den

unmöglichsten Orten in Hogwarts wieder auftauchte und eine krähende Schildkröte besaß, nein, er hatte auch ein verrücktes Schwein!

"Oh, eigentlich gehört sie in den Stall. Ma will nicht, dass sie im Haus ist, aber sie fühlt sich hier so wohl. Sie war das Schwächste von allen und musste deshalb mit der Flasche aufgezogen werden. Sie schläft hier bei mir." Fast trotzig starrte James sie an, als wolle er allen Zweifel an Maggies Berechtigung, hier zu sein, beseitigen. Lily zwang ihre Gesichtsmuskeln zu einem Lächeln. "Schon okay." "Gehst du jetzt auspacken?" wollte Sirius

wissen. Lily nickte und drehte sich um. "Bis später", warf sie den Jungen zu, bevor sie verschwand. James starrte ihr nach.
 

"SIRIUS!!!" Nur wenige Augenblicke später hallte James Schrei durch das Haus. Lily hielt in ihrer Tätigkeit inne und seufzte. Das würde doch wohl bitte nicht die ganzen Ferien über so gehen! Irgendetwas krachte. Es hörte sich nach einer zerbrochenen Fensterscheibe an. Danach

rannte irgendwer mit Hochgeschwindigkeit die Treppe herunter und knallte unten gegen die Wand. Von irgendwo kam ein heller Pfeifton etwas Schweres schleppte sich die Stufen hoch.

Lily überlegte, ob sie einen Blick hinauswagen sollte, ließ es dann aber bleiben. Kein Wunder, dass James so komisch geworden war, in so einem Haus! Sie hatte schnell herausgefunden, dass sich das Zimmer von alleine aufräumte, dass es anscheinend keine Lampen gab und dass offensichtlich die innere Türklinke fehlte. Als sie es zuerst bemerkte, hatte sie begonnen, hektisch an der Tür herumzufummeln, kurz vor einer Panikattacke.

Erst als sie klar und deutlich <<Geh auf, verdammt noch mal>> dachte, sprang die schwere Holztür auf wie von Geisterhand.

Danach hatte sie sich wieder abgeregt und begonnen, ihre Sachen auszupacken. Der Schrank erschien ihr zuerst etwas klein, aber es war viel mehr Platz

darin, als es von außen erschien. Während sie ordentlich eine Hogwartsuniform faltete, sang sie leise vor sich hin.
 

"I'm all alone, an finally

I'm getting stronger

If you come to see just what I can be

I'm getting stronger"
 

Ihr fiel auf, wie wenig Kleidung sie im Grunde hatte. Der große Koffer mit ihren Schulsachen beinhaltete alles, was sie besaß, außer dem Gold in Gringotts. Dieser kleine Haufen war ihr ganzes Sein.

In die hinterste Ecke legte sie die wenigen Muggelkleider, die sie hatte. Eine Jeans, Zwei Blusen und einen Rock. Davor kamen ihre Hogwartssachen; Schwarze Umhänge aus dickem Stoff für den Winter und etwas dünnere für den Sommer, darunter ebenso schwarze Roben mit dem Hogwartswappen darauf. Außerdem gab es noch den grauen Pullunder über der weißen Bluse und den schwarzen Rock, alles ebenfalls mit Hogwartswappen. Letztes Jahr hatte sie sich einen Schal in den Gryffindorfarben gestrickt: Rot-gold. Das einzige, was Farbe in den Schrank brachte.

Alles andere war schwarz, schwarz und - oh Überraschung- schwarz. Das hatte nichts mit Trauer zu tun. Schwarz war einfach nur dunkel, unauffällig, und, wie Lily fand, eine der schönsten Farben, die es gab.

Sie räumte ihre Schulbücher in das kleine Regal und stellte die übrigen Geräte, die sie für den Unterricht brauchte, daneben. Dann zog sie sich das dicke Buch über Keltenmagie heraus und begann zu lesen. Fast hätte sie den Ruf zum Abendessen überhört.
 

~*~*~*~
 

"Und, was hast du heute vor?" Sally wandte sich freundlich Lily zu, die gerade die letzten Krümel ihres Frühstücks vom Teller beseitigte. James und Sirius waren sofort nach dem Essen aufgesprungen und verschwunden, mit leuchtenden Augen in grinsenden Mündern.

Offensichtlich wieder irgendeine Dummheit im Sinn. Lily zuckte die Schultern. "Ich weiß es noch nicht", gab sie zu, "Vielleicht etwas lesen." "Du kannst dich gerne an unserer Bibliothek bedienen. Sie ist natürlich lange nicht so groß und vielfältig wie die von Hogwarts, aber einige interessante Bücher sind schon dabei." Sally deutete auf eine große Regalwand im

Wohnzimmer, die voll gefüllt mit dicken, Ledergebundenen Büchern stand. Lilys Blick huschte hinüber und wieder zurück. "Und falls du dich für Verwandlungszauber und alles, was mit Regelbrecherei zu tun hat, interessierst, dann wirf mal ein Blick in James Sammelung. Ich will lieber gar nicht wissen, was er sich da oben alles an Zauberformeln

angesammelt hat." Sally nickte mit dem Kinn zur Decke.

"Ich wird's mir überlegen. Dankeschön für das Angebot." Lily lächelte sie an und ging dann hoch in ihr Zimmer. Dort setzte sie sich an den kleinen Schreibtisch und überlegte, was sie jetzt anfangen sollte. Sonst war sie immer in die Winkelgasse gegangen, dann hatte sie sich in ihrem kleinen Zimmer im Tropfenden Kessel verkrochen und gelesen, weil es draußen zu

gefährlich war. Hier hatte sie keine Winkelgasse vor der Tür, dafür aber auch keine Gefahr.

Außer vielleicht, Ziel eines von Sirius und James Scherzen zu werden. Aber damit konnte sie leben. Sie hatte auch die letzten sechs Jahre in unmittelbarer Nähe der beiden überlebt, warum sollten ein paar Ferienwochen Tür an Tür das ändern? Ihr Blick schweifte aus dem Fenster

über die Hügelige grüne Landschaft. Sich draußen mit einem Buch in die Sonne legen... endlich mal wieder in aller Ruhe die Freizeit genießen können, ohne Prüfungsstress und Todessergefahr... Kurz entschlossen schnappte sie sich ihr Buch über Keltenmagie und ging wieder die Treppe hinunter. Sie fand Sally ihn einem Raum hinter dem Spiegel im Flur im Erdgeschoss. Sirius hatte gesagt, er wäre ihr "Arbeitszimmer". Tatsächlich lagerten sich an der einen Seite Stoffe und Garne, an der anderen Seite hingen

Pergamente mit Zeichnungen an der Wand. Ein großer Schreibtisch stand dort, und eine elegante weiße Feder war dabei, von alleine etwas aufs Pergament zu pinseln. Sally stand in der Mitte des Raumes und drapierte mit Hilfe ihres Zauberstabs eine moosgrüne Stoffbahn über einen Holztorso.

"Äh..." begann Lily. Sally sah auf. "Oh, Lily", lächelte sie, "Was kann

ich für dich tun?"

"Ich wollte nur fragen, ob ich draußen irgendwo lesen kann... ist das hier

ihre >Arbeit<?" fragte sie neugierig. Sally lächelte noch breiter, diesmal mit deutlichem Stolz.

"Ja. Ich arbeite für einen internationalen Modeverband als Designerin. Das hier ist die neuste Mode aus Salem, für die Englische Durchschnittshexe etwas umgestaltet, da es für unsere Standarts doch sehr hochgeschlossen ist." Sie deutete auf den Stoff über der Puppe.

Lily konnte jetzt erkennen, dass es sich hierbei um eine Robe handele, allerdings eine, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Der Schnitt war viel freizügiger und lockerer, als sie es gewöhnt war, und alles in allem schien es sich mehr um ein Kleid als denn um eine Robe zu handeln.

Trotzdem war sie wunderschön, und das sagte Lily auch. Sally bedankte sich lachend. "Hier, dass ist mein neuster Entwurf, aber ich habe ihn bis jetzt nur auf Papier." Sie ging herüber zum Schreibtisch und holte ein Stück Pergament. Lily betrachtete es interessiert. "Wow!" entfuhr es ihr. "Aber das ist wahrscheinlich ziemlich teuer, oder? Ich könnte es mir nie leisten, so etwas zu tragen. In Echt muss es noch beeindruckender sein." "Wenn du einen

Augenblick wartest, kannst du es sehen." Sally zwinkerte ihr verschwörerisch zu und deutete auf einen Sessel neben der Tür. Lily ließ sich darauf nieder, ihr Vorhaben zu lesen ganz vergessen.

Sally ließ den Holztorso mit der Salemrobe durch ein Schnippen ihres Zauberstabes zur Seite gleiten und wandte sich dann dem Schrank mit den Stoffen zu, das Pergament in der Hand.

Lily erwartete, dass sie jetzt verschiedene Bahnen herausholen würde und anfangen würde, zu nähen, aber da hatte sie sich getäuscht. "Das hier ist mein ganz spezieller Zauber für die ersten Entwürfe. Die Roben in den Geschäften werden aber von Hand gemacht." Sally machte

eine komplizierte Bewegung mit ihrem Zauberstab und deutete dann auf das Pergament mit dem Entwurf, während sie leise eine Zauberformel sang. Die Spitze ihres Stabes berührte das Pergament, als sie ihn wieder erhob, schienen schwarze Fäden daran zu kleben. Mit einem heftigen Ruck löste sie sie vom Papier und deutete mit dem Stab auf die Stoffe. Wie lange, dünne Schlangen schossen die Fäden auf sie zu. Ein Weinroter Stoff schob sich hervor und breitete sich auf, und die Fäden flogen darauf zu. Fasziniert beobachtete Lily, wie sie im Stoff verschwanden und ordentliche Nähte bildeten.

Andere Stoffe kamen hinzu, weitere Fäden. Sie änderten ihre Farbe, und an einer Stelle begannen sie eine Goldstickerei. In der Luft drehte und wendete sich das irre Gebilde wie ein lebendes Tier. Schon nach kurzer Zeit konnte Lily die Form der Robe erkennen; und nach kaum Zehn Minuten hing das fertige Kleidungsstück faltenlos und ordentlich in Sallys Händen, als ob sie es gerade gebügelt aus dem Schrank genommen hätte. "Möchtest du es anprobieren?" fragte sie. Lily registrierte zuerst überhaupt nicht, dass sie gemeint war. "Wie,

ich? Aber... ich kann doch nicht..." entgeistert starrte sie auf den leichten Stoff, der sich plötzlich in ihre Hände schmiegte. "An einem Lebenden Modell sehen sie immer besser aus, als an diesem leblosen Holzding. Komm schon!" Sally schob sie aufmunternd zu einem Wandschirm. Lily gab jeden Widerstand auf und zog sich ihre schwarze Hogwartsrobe aus.

Dann schlüpfte sie in das neue Gewand, welches immer noch von der Magie leicht warm war.

Es passte perfekt. Schüchtern trat sie hervor.

Sally klatschte beigeistert in die Hände. "Liebling, du siehst wundervoll aus. Warte mal kurz..." Sie wirbelte herum und schnippte mit dem Finger. Ein Nadelkissen kam angeflogen, dazu noch ein mit Stoff bespanntes Kästchen. "Hier stimmt noch was nicht." Sally kniete sich vor sie hin und steckte an ihrem Rock herum. "Marvellous, so Schatz, schau dich im Spiegel an." Ein Vorhang rauschte beiseite, und Lily erblickte sich selbst. Und fiel fast in Ohnmacht.

"Das- das bin doch nicht ich, oder?" Unsicher betrachtete sie sich. "Ich habe doch gesagt, dass du gut aussiehst!" freute sich Sally. "Hier, wenn du deine Haare noch so..." Sie hob ihren Zauberstab. "Darf ich?"

Sie ließ Lily keine Zeit zum Antworten. Eine kreiselnde Stabbewegung. Ihr Rotes Haar schlang sich plötzlich elegant um den Kopf. "Schau, wenn ich noch ein kleines Accessoire hinzufüge, könnte es glatt die Frau von Minister tragen..." Sally öffnete das Kistchen und fischte etwas heraus. Im Nächsten Moment fühlte Lily, wie sich eine kühle Kette um ihren Hals schlang und sich etwas in ihr Haar wickelte. Ihre Augen wurden noch größer. Um ihren

Hals wand sich zarter Goldschmuck, elegant wie Efeuranken, und die Blätter bestanden aus schimmernden Bergkristallen. In ihrem Haar glänzte es ebenfalls Golden; Perlen fasten ihre Haare zu einem Knoten am Hinterkopf zusammen, während einige rote Strähnen sich um ihren Hals ringelten. Sally war hingerissen. "Hast du schon mal über eine Modelkarriere nachgedacht?" fragte sie, während Lily sich immer noch bestaunte. "Obwohl... das ist ein

hartes Geschäft, Das würde ich dir nicht zumuten wollen."

Sie schüttelte den Kopf. "Trotzdem... hättest du was dagegen, wenn ich ein Foto mache? Das würde die Präsentation um einiges erweitern..." Lily nickte nur stumm und machte ein paar Schritte vor dem Spiegel hin und her. Der Stoff war schwer und schlug gegen ihre Beine.

"Okay, komm her." Sally führte sie vor einen neutralen Hintergrund und posierte sie. Dann schoss sie ein paar Bilder von ihnen mit einer Polaroidkamera. "Eine Magische, natürlich", erklärte Sie auf Lilys fragenden Blick hin. Dann musste Lily die Robe wieder ausziehen.

Doch bevor sie wieder in ihre eigenen Steigen konnte, kam Sally mit unschuldigem Gesichtsausdruck und einem weiteren Stoff überm Arm an. "Würdest du vielleicht...?" Lily lächelte und griff zu. Diesmal handelte es sich um eine kellgrüne, glitzernde Robe, die um die Taille mit einem schmalen, silbernen Gürtel gerafft wurde.Sie war viel einfacher geschnitten als die erste, im Prinzip nicht viel anders als ihre Hogwartsuniform. Allerdings etwas mehr figurbetont. "Und noch ein Foto?..." Strahlend zückte Sally die Kamera. Am Ende führte Lily fast Zehn verschiedene Roben vor, in denen Sally sie mehrmals in verschiedenen Posen fotografierte, bis schließlich beide erschöpft in ihre Sessel sanken. "Was hältst du von einem Tee?" fragte Sally müde. "Die Robe hier kannst du anbehalten." Lily nickte dankbar. Das jetzige Stück bestand aus einem Hellblauen Nichts von Stoff und reichte ihr nicht mal über die Knie, hatte aber weite Trompetenärmel. Nur dadurch, dass mehrere Lagen Stoff übereinander lagen, war es nicht durchsichtig. Zusammen gingen sie in die Küche, wo ein Hauself mit dem Mittagessen beschäftigt war.

"Das Essen ist gleich fertig, Mylady!" quiekte er und verbeugte sich. Sally nickte mit einem kleinen Lächeln und brühte den Tee auf, während Lily sich auf einen Stuhl fallen ließ. Ein Zweiter Hauself erschien wie aus dem nichts und begann den Tisch zu decken. Sally ließ sich kurz darauf ebenfalls am Tisch nieder und reichte Lily eine Tasse. "Master James und Sirius Black haben gesagt, sie essen später", informierte einer der Hauselfen sie. Lily war darüber etwas erleichtert. "Dann essen wir also zu zweit. David kommt erst heute Abend wieder. Die Schweinerei von Gestern muss zu Papier gebracht werden." Sally seufzte und ließ sich von dem kleineren der Hauselfen etwas auffüllen. "Ich hoffe nur, dass das nicht öfter vorkommt. Die Welt ist auch nicht mehr das, was sie mal war."
 

Lily kam schließlich doch noch dazu, im Garten zu lesen. Sully, der Elf der gekocht hatte, führte sie auf die Terrasse. Begeistert sah Lily sich um. Die Terrasse war erhöht angelegt und fiel in einer kleinen Steinwand ab, die mit blühenden Pflanzen bewachsen war. Eine schmale Steintreppe führte hinab. Das Gras wuchs bestimmt hüfthoch und voll mit interessanten Sträuchern und Blumen. Hunderte von Schmetterlingen tummelten sich an einem großen, violett blühenden Gewächs in der Mitte des Gartens. Weiter hinten erhoben sich unglaublich

dicke Kiefern. Ein süßer, sommerlicher Duft erfüllte die Luft. Irgendjemand hatte sich durch das Gras einen Weg gebahnt. An der Stelle waren die hohen Halme beiseite gedrückt und der Erdboden war durchgetreten, als ob der Pfad oft benutzt wurde. An der Linken Seite wurde die Wiese durch große graue Felsen begrenzt. Sully zeigte Lily einen gemütlichen Lehnstuhl, der halb ihm Schatten unter einer Ringelweide stand, welche am rechten Rand der Terrasse

wuchs, wo eine Weitere Treppe hinunterführte und ein kleiner Kiesweg hinterm Haus verschwand. Entzückt sah Lily sich um und versank dann zwischen den Seiten.
 


 

*****
 

Dieser Stuhl war für die gesamte nächste Woche Lilys Zuhause. Sie gewöhnte sich langsam daran, mit Sirius und den Potters zu essen, ohne vorher ein flaues Gefühl im Magen zu bekommen. Ein Wunder, dass James und Sirius ihr noch keinen Streich gespielt hatten. Nun ja, zumindest noch keinen Ernsthaften. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht ganz unbeteiligt daran waren dass ihre Haarbürste sich am zweiten Morgen so fest in ihrer Roten Mähne

verfangen hatte, dass Sally ein Stück abschneiden musste. Meistens trieben die beiden sich draußen herum oder verschlossen sch in James Zimmer. Oft

kamen unheimliche Geräusche und lautes Krachen hervor und ließen das Haus beben. Meistens folgte dann ein Schrei ["SIIIIIIRIIUUUUUUUS!!!"] oder ohrenbetäubende Stille, gefolgt von gackerndem Gelächter. Man gewöhnte sich mit der Zeit daran. Lily ging ihnen die meiste Zeit aus dem Weg. Nur zum Frühstück und zum Abendessen bekam sie sie zu sehen, und auch dann nicht immer. Zumindest James nicht. Sirius schien fürs Essen zu leben. Bald hatte sich Lily an die Bibliothek der Potters herangemacht und sich die interessantesten Bücher herausgepickt.

Neben ihrem Liegestuhl stapelten sich die Seiten. Heute war es besonders heiß, und ihre Robe klebte am Körper. Lily stand auf und ging ins Haus, um einen Schluck zu Trinken. In der Küche traf sie Sally. "Na, macht die Hitze dir auch so zu schaffen?" Sie drückte ihr ein Glas Kürbislimonade mit Eiswürfeln in die Hand. "Du könntest zur Abkühlung Schwimmen gehen." "Schwimmen?" Lily horchte interessiert auf. Sie liebte es zu schwimmen, allerdings hatte sie in letzter Zeit nur das Bad der Vertrauensschüler benutzen können, richtig weit

geschwommen war sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr. "Links neben dem Haus liegt ein See- hast du ihn noch nicht gesehen?" Sally sah sie verwundert an. Lily schüttelte beschämt den Kopf. Sie hatte sich natürlich schon im Garten umgesehen; aber hinter die Steine war sie nicht gegangen. "Außerdem habe ich kein Schwimmzeug", bemerkte sie bekümmert. "Als wenn das ein Problem wäre!" winkte Sally empört ab. Eine kurze, schnappende Bewegung;

Und Lily hielt einen Dunkelvioletten Bikini in der Hand.

"Ganz normaler Muggelstandart", bemerkte Sally zwinkernd. "In der Beziehung sind die Zauberer etwas prüde; entweder nackt unter Freunden oder gar nicht." Sie verschwand und kehrte mit einem Handtuch zurück. "Hinter dem Dritten Felsen fällt das Gelände weiter ab, da unter kommt man gut ins Wasser." Lily bedankte sich artig und verschwand, um sich umzuziehen. Dann suchte sie sich ihren Weg zu der Wiese. Vorsichtig schob sie sich am dritten Felsen vorbei und kraxelte den steinigen Weg hinunter ans Wasser. Die Landschaft

überraschte sie. Hier unten war der Boden übersät mit Felsbrocken und Gestein. Graue Findlinge ragten aus dem Wasser auf. Der See lag schimmernd grün vor ihr. Am anderen Ufer standen ein paar Trauerweiden. Grüne Hügel und raue Felsen schlossen das Tal mit dem See ein.
 

Dann, gerade als sie ihr Handtuch auf einem Stein ausgebreitet hatte, hörte Lily ein Platschen. Neugierig glitt sie ins Wasser und schwamm um den Felsvorsprung herum, der ihr die Sicht verdeckt hatte. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe, als sie James Potters Kopf nicht weit vor sich aus dem Wasser auftauchen sah. Er blickte nach oben zu dem dritten Felsen. Auch

Lily sah auf. Im gleichen Augenblick sprang Sirius von eben dort oben herunter und landete mit einem lauten klatschen im Wasser. Springen! Ohne groß darüber nachzudenken, zog Lily sich zurück und stieg aus dem Wasser. Dann kletterte sie den steinigen Pfad wieder hinauf. Von oben konnte sie durch das glitzernde Wasser bis zum Grund sehen. Keine Felsen; James und Sirius hatten sich abgewandt und waren ein paar Meter weiter geschwommen. Sie ging

leicht in die Knie und stieß sich vom Boden ab. In der Luft drehte sie sich noch und tauchte dann kopfüber und ziemlich lautlos ins Wasser. James und Sirius fuhren herum. "Was war..." begann James.

Er brach ab, als nur einen halben Meter vor ihm plötzlich Lily aus dem Wasser auftauchte. Ihre Augen funkelten so grün wie der See; Das Haar war vom Wasser glatt nach hinten gedrückt worden, und in ihren Wimpern hingen kleine Tropfen. "Morgen, Jungs!" sagte sie

unschuldig. Beide starrten sie einen Augenblick verblüfft an. Dann grinsten sie. "Hey Lil's, dich sieht man auch mal!" freute sich Sirius. "Sonst lässt du dich ja nie blicken!" "Was heißt hier, ich lasse mich nicht blicken? Ihr verschwindet doch immer sofort nach dem Frühstück!" entrüstete sich Lily. Sirius grinste nur frech und schlug mit der flachen Hand aufs Wasser,

sodass Lily und James einen Schwall ins Gesicht bekamen. "HEY!" brüllten beide

gleichzeitig. Im nächsten Moment hatte sich James auf seinen Freund gestürzt und Lily begrub beide unter einer Welle, die sie mit ihren Händen hervorgebracht hatte. Beide wandten sich ihr zu, und ihr kam der Gedanke, dass sie es vielleicht doch lieber hätte

bleiben lassen sollen. Quietschend machte sie einen Hechtsprung und verschwand im grünen Nass. Als sie sich unter Wasser über die Schulter blickte, konnte sie verschwommen sehen wie die beiden Jungen ihr folgten und nach ihren Füßen griffen. Hastig schwamm sie weg, so schnell sie konnte, aber irgendwann musste sie wieder auftauchen um zu atmen. Gerade, als sie die Decke durchbrach und nach Luft schnappte, spürte sie, wie jemand sie an den Fußgelenken packte und wieder nach unten zog. Zornig wand sie sich und befreite sich mit

einem heftigen Ruck aus ihren Griffen.

Dann tauchte sie unter Sirius durch und schoss wieder an die Oberfläche. Neben ihr tauchten zwei verstrubbelte, schwarze Köpfe auf. "Eins muss man dir lassen, schnell schwimmen kannst du!" keuchte James. Lily grinste und strich sich das Wasser aus dem Gesicht.

"Jahrelange Übung", meinte sie todernst. Sirius ließ sich auf dem Rücken treiben. James ließ sich auf einem Felsbrocken im Wasser nieder, sodass nur seine Schultern und sein Kopf hervorschauten. Sein Haar war, wie immer eigentlich, total wirr und zerzaust. Lily hätte erwartet, dass es ausnahmsweise einmal glatt am Kopf liegen müsste, nachdem er im Wasser

war, aber da er sich beim auftauchen wie ein Hund geschüttelt hatte (ebenso Sirius), war die ganze Pracht dahin. Ohne Brille sah er ganz anders aus, als würde in seinem Gesicht etwas fehlen. Lily betrachtete ihn einige Sekunden lang, bevor er es bemerkte und wandte sich dann ab. Schließlich tauchte sie unter Wasser bis auf den Grund und sah sich dort um. Faszinierende Wasserpflanzen, von denen sie sich sicher war, dass sie sie in keinem

MuggelPflanzenkundebuch finden würde, umwogten Steine und Felsen. Die Sonne malte Muster auf die grünen Gräser und Blätter, die durch die Wellenbewegungen hin und her schwangen. Lily sah Sirius von unten und den sitzenden James auf den Stein und hatte damit die seltene Gelegenheit, die viel umschwärmten Körper der beiden Rumtreiber zu begutachten. Wie viele abendliche Schwärmereien im Schlafsaal hatte sie schon ertragen müssen?

"Hast du mal seinen Bauch gesehen?" "Und seine Armmuskeln?" "Der durchtrainierte Rücken?" Tatsächlich musste sie zugeben, dass die beiden wirklich keine Schlechte Figur abgaben. James war jetzt seit zwei Jahren Kapitän der Quidditchmannschaft und spielte seit der zweiten Klasse regelmäßig; Er war schlank und schien kein Gramm Fett am Körper zu haben. Sirius sah um einiges Muskulöser aus, obwohl er (soweit Lily wusste) keinen Sport betrieb, ausgenommen vielleicht Leute zu verarschen und waghalsige Ausflüge in den verbotenen Wald. Sie musste grinsen, als sie daran dachte, wie viele Mädchen sie jetzt beneiden würden. Wer konnte schon von sich sagen, Sirius Black und James Potter in Badehosen gesehen zu haben?

Und dann auch noch gemeinsam mit ihnen zu baden? Auch wenn es ihr eigentlich egal war... und wenn da jetzt Snape und Rookwood im Wasser säßen, das ließ Lily, die Eisblume völlig kalt.

"Leute, mir wird kalt. Ich geh raus." Lily paddelte zum Ufer und zog sich an einem Stein hoch. Vorsichtig kletterte sie hinüber zu ihrem Handtuch und trocknete sich ab. Sirius und James blinzelten zu ihr herüber und setzten sich langsam in Bewegung. Lily konnte von hier aus Sirius Gänsehaut erkennen. Ohne die beiden weiter zu beachten breitete sie das Handtuch auf einer ebenen Stelle aus und legte sich darauf. Sie hatte gestern Abend noch lange gelesen und beschloss, jetzt ein bisschen zu dösen. Sie hörte, wie jemand das Wasser verließ, Tropfen auf heißen Stein vielen, dann, wie jemand sich abtrocknete. "James, ich geh rein, was trinken." Das war Sirius. Fußschritte entfernten sich. Ein kalter Wassertropfen landete auf ihrem Rücken. Verärgert öffnete sie die Augen. James blickte auf sie herunter. "Sorry Lil's."

Sie verzog den Mund und wandte den Kopf ab.
 

"Das war Absicht", murmelte sie. "War es nicht", hörte sie James hinter sich. Widerwillig drehte sie sich wieder um. James starrte sie an. "Warum glaubst du eigentlich, dass ich dir immer böses will?" fragte er. Lily seufzte. "Weil du in der Schule nur Scheiße baust, andere aus Spaß verhext, obwohl sie dir nichts getan haben, und weil du ein Idiot bist." "Was habe ich DIR denn getan?" wollte er wissen. Lily biss sich kurz auf die Lippen. "Mir hast du nichts getan", gab sie zu und schloss die Augen mit dem Wunsch, er möge sie doch bitte alleine lassen. Im nächsten Augenblick fühlte sie einen Lufthauch auf ihrem Gesicht. Als sie die Augen wieder öffnete, starrte sie direkt in die von James. Er hatte sein Handtuch direkt vor ihrem platziert und lag bäuchlings darauf, das Kinn auf die Hände gelegt und sah sie halb

neugierig- halb belustigt an.

"Dann erklär mir, warum ich ein Idiot bin und warum du mich nicht abkannst!" forderte er. Lily seufzte innerlich, konnte aber den Blick nicht abwenden. Sie würde nicht klein beigeben und wegschauen. Und gut, wenn er es hören wollte, bitteschön. "Erstens: Du bist absolut arrogant, weil du so gut im Quidditch bist. Zweitens: Du hältst dich für unglaublich toll und beeindruckend, weil du ein guter Zauberer bist."
 

Sie starrte direkt in seine Augen, braun gegen grün.
 

"Du verhext jüngere und schwächere Schüler, nur um zu zeigen, wie toll du bist. Für dich ist es Spaß, für sie nicht. Du kannst dir vermutlich nicht vorstellen, wie es ist, von jemandem vor der ganzen Schule zum Affen gemacht zu werden, und keinen Freund hat, der einem hilft.

Diese armen Würmer bekommen totale Angst vor dir, weil sie sich nicht wehren können. Du bist ein guter Zauberer, du bist ein Gryffindor aber anstatt dich für deine Hausmitglieder einzusetzen, verschreckst du sie. Natürlich, wenn du jemand anderen auf deiner Liste hast, dann lachen sie, froh darüber, dass sie es nicht sind, den du verhext. Du denkst, du bist cool wenn du zu spät zum Unterricht kommst und dir nichts aus dem Ärger der Lehrer machst. Für

mich sieht das absolut dämlich aus, nach einem störrischen kleinen Kind, das seinen Dickkopf durchsetzten will. >Ich bin James Potter und ich mach Unterricht, wann ich will< oder wie? Ich weiß nicht warum du glaubst, das du besser bist als alle anderen- das bist du nicht. Du hast mehr Glück als die meisten: eine Familie, die dich liebt und unterstützt, Freunde, die

alles für dich tun würden, Bewunderer, wenn du mal wieder etwas Tolles geschafft hast.

Wahrscheinlich wirst du irgendwann einmal in ein tiefes Loch fallen, wenn du mal einen wirklichen Verlust spürst, oder eine echte Niederlage erlebst.

Wenn du Snape fertig machst- im Grunde stört es mich nicht, ich kann ihn nicht leiden. Seine dummen "Schlammblut"-Kommentare könnte er sich wirklich sparen. Aber warum verhext du ihn, wenn er dir mal nichts getan hat? Damit provozierst du ihn doch nur noch mehr! Und jetzt komm mir nicht wieder mit dem >Es ist mehr die Tatsache, das er existiert< -Scheiß.

Dann bist du nämlich nicht besser als er oder als sonst irgendein Slytherin. Das ist doch deren Prinzip, oder? Nur Aufgrund seines Daseins jemanden zu hassen. Schon mal darüber nachgedacht?

Und findest du es eigentlich toll, wenn hunderte von Mädchen für dich schwärmen? Weißt du, wie ätzend das ist, wenn man den ganzen Tag nichts anderes als >Oh James...< hört? So toll bist du nun wirklich nicht, und diese ganzen blinden Hühner himmeln dich an als wärst du Gott. Nur weil du besser aussiehst als der Durchschnitt und gut fliegen kannst!"
 

Lily holte tief Luft, um ihr erhitztes Gemüt wieder abzukühlen. James war unter ihren Worten immer kleiner geworden. Es war komisch, jemandem so offen ins Gesicht zu sagen, was einen an ihm störte, und James war wohl selbst überrascht, wie deprimierend das sein konnte, so etwas zu hören.

Lily hatte ihn völlig durcheinander gebracht. Er zählte ihre Gründe an den Fingern ab. "Das ist eine Menge", gab er kleinlaut zu. Lily konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. "Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich so schlecht auf dich zu sprechen bin", kommentierte sie. James nickte kläglich.
 

"Hm-mm." Er starrte einen Augenblick gedankenverloren in die Gegend. "Und was kann ich tun, um das zu ändern?"

"Um was zu ändern?" Lily sah ihn verwirrt an.

"Das du nicht mehr so schlecht auf mich zu sprechen bist?"

"Benimm dich einfach."

"Aber das ist so schwer!" protestierte James. "Und langweilig!" fügte er hinzu.

"Tja, so ist das Leben, Jamesie-pooh", lächelte Lily.

Er schob die Unterlippe vor. "Mmpf."

"Ich meine, wenn du dich so benimmst wie jetzt, dann ist das alles kein Problem."

"Wie, wie jetzt? Was mache ich denn anders als sonst?"

"Du benimmst dich nicht ganz so kindisch wie sonst. Und du machst auch keine dummen

Witze."

Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, die sie mit hinausgenommen hatte. "Ich meine, ich habe es jetzt eine ganze halbe Stunde mit dir durchgehalten, ohne einen Wutanfall zu bekommen, und ohne dass ein Lehrer dabei ist, der dich notfalls zurecht weißt." "Nein, dafür hast du mir nur gerade deutlich gemacht, was für ein schlechter Mensch ich bin", grummelte James. Lily

grinste noch breiter. Sie wusste gar nicht, wie herrlich es war, James zum Grollen zu bringen!
 

"Ich habe nur gesagt, dass dein Verhalten dich nicht besser macht als die Slytherins." "Ist doch das Gleiche." Er warf ihr einen schnellen Blick zu, ob sie ihn wieder rügen würde, aber stattdessen schüttelte sie lachend den Kopf. "James, du bist echt unmöglich!" Das zauberte ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. "Möglich."
 

Er beobachtete sie weiter. Irgendwann schaute sie zurück. Ihre grünen Augen bohrten sich in seine. ,Was willst du?' schienen sie zu fragen. ,Komm doch und finde es raus' antworteten seine. ,Warum sollte ich das wollen?' ,Weil du neugierig bist.' Lilys Augen verengten sich kurz. Dann lächelte sie wieder. "Okay, Jamesie-Pooh. Lass uns wie zivilisierte Menschen

miteinander umgehen." Sie robbte ein Stück näher. "Vielleicht bist du ja doch nicht so doof."

Er setzte einen verletzten Gesichtsausdruck auf und fasste sich ans Herz. "Du bist so unglaublich grausam, weißt du dass?" fragte er grinsend. Lily nickte ernsthaft. "Das ist pure Bosheit." "Ich hab's doch gewusst. Du bist ein herzloses Monster." James zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief. "Sind herzlose Monster kitzelig?" Bevor Lily irgendetwas tun oder sagen konnte, bohrten sich seine Finger in ihre Rippen. Lily kreischte

entsetzt auf und versuchte, ihn wegzuscheuchen.

"JAAAAAMES!" Brüllend flüchtete sie ins Wasser, James hinterher.
 

Beide bemerkten Sirius nicht, der über ihnen auf einem Felsen stand, in der einen Hand ein Glas eisgekühlten Kürbissaft, in der anderen ein Stück Schokoladenkuchen, mit einem breiten Grinsen über dem ganzen Gesicht.

"Wie schön, dass ihr euch so gut amüsiert", kam plötzlich seine Stimme vom Ufer her. Beide fuhren herum. Dort saß er mit gekreuzten Beinen auf einem Felsen, das Schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, der braungebrannte Körper glänzte in der Sonne. >Wenn ich davon ein Foto hätte, könnte ich VIEL Geld verdienen< schoss es Lily durch den Kopf. "Sirius, das hier ist ein

todernsthafter Rachekampf" bemerkte James und spritze Lily mit Wasser voll. "Ja, ich war nämlich so böse und habe gerade Jamies Autorität untergraben und seine Moral zum Einsturz gebracht. Siehst du, wie unglücklich er ist?" Spöttisch drehte Lily James Kopf in Richtung Sirius. "Und jetzt sieh dir diesen Todunglücklichen Blick an!" Prompt machte James ein

Gesicht wie ein getretener Hund. Sirius lachte. "Ihr seid völlig verrückt", kommentierte er.

"Vermutlich." James trat von Lily weg und steuerte das Ufer an.
 

"Hast du uns wenigstens was zu Essen mitgebracht, du Vielfraß?"

"Sicher. Hier, Bitteschön." Sirius zog aus dem Nichts ein Tablett mit Gläsern, einem Krug Kürbislimonade mit Eiswürfeln und einem Teller mit Schokoladenkuchen.

"Bedient euch, ich habe nicht vor, dass alles allein zu essen." Er machte eine einladende Handgeste und James und Lily folgten der Aufforderung. "Obwohl es dir zuzutrauen wäre", murmelte James leise. Lily grinste. "James, was hältst du davon, dass ich dich ein bisschen erwürge?" fragte Sirius liebenswürdig. "Ach, heute nicht köpfen?" James verzog Gesicht.

"Ich hatte mich schon so gefreut!" "Na wenn du willst, kann ich dich an den Ohren vom Schweinestall hängen lassen und warten bis du runter fällst und dir das Genick brichst, was hältst du davon?" "Hört sich besser an." James nickte zustimmend und griff nach einen Glas.

Lily schaute sie nur kopfschüttelnd an.
 

***********
 

"Niemals!" Lily richtete sich empört auf. Sie lag im Schatten der Ringelweide im Lehnstuhl, Sirius daneben auf einer Decke auf dem Boden. James war etwas zu trinken holen gegangen.

Es war jetzt zwei Tage her, seit Lily das Gespräch mit James am See hatte. Seitdem hatte sich ihr Verhalten geändert. Lily verkroch sich nicht mehr gleich nach dem Frühstück wieder in ihrem Zimmern, sondern begleitete James und Sirius, wenn sie Baden gingen, den Garten entgnomten oder die Schweine erschreckten. Oder sie faulenzten einfach in der Sonne und

führten sinnlose Gespräche. "Sirius, und wenn es das letzte auf der Welt wäre, was ich tue, ich würde niemals auch nur auf den Gedanken kommen, mit dir auszugehen!" Lily sah ihn von oben herab empört an. Er grinste und rollte sich auf den rücken. "Wieso nicht?" "Wieso sollte ich? Ich mag dich nicht!" Sirius zog die Mundwinkel herunter und machte ein leidendes Gesicht.
 

Lily lachte. "Okay, ich mag dich vielleicht, aber nicht so! Wirklich ich würde nicht mit dir ausgehen. Niemals." "Aber warum? Ist das gegen deine Religion oder so?" Sirius grinste und verfolgte ihre Bewegungen aus dunklen, wachsamen Augen. Lily schüttelte den Kopf. "Du bist einfach nicht mein Typ."

"Aber alle Mädchen wollen immer mit mir ausgehen!" "Ich bin aber nicht alle Mädchen! Und ich will auch gar nicht alle Mädchen sein! Ich meine, es macht Spaß, mit dir Zeit zu verbringen, aber . . . ich weiß nicht, an dir reizt mich einfach nichts. Klar, du siehst gut aus, aber das . . . reicht nicht. Nicht, dass du doof bist, aber- tut mir Leid, ist einfach so. Ich weiß nicht, ob mir da irgendein Mädchen-Gen fehlt, das alle anderen haben, nur ich nicht." Sie

trank einen Schluck Wasser, und sah zu, wie James vorsichtig auf die Terrasse trat, um nicht seine Kirschlimonade zu verschütten. "Obwohl", nachdenklich betrachtete sie ihr leeres Glas, "Wenn ich die Wahl zwischen dir und Snape hätte, dann würde ich dich nehmen." "Oh das beruhigt mich jetzt" spöttelte Sirius, eine Hand am Herzen. Aber er schien nicht wirklich unglücklich über Lilys Worte zu sein. Eher amüsiert und neugierig.
 

James Mutter rief nach Lily. Sie stand auf und überließ die beiden Jungen sich selbst. Sirius und James sahen ihr eine Weile nach. "Weißt du was", Sirius lehnte sich zurück und räkelte sich in der Sonne, "Ich find Lily cool." "Wo sie dir gerade so einen Korb gegeben hat?" Überrascht sah James ihn an. "Deswegen ja. Das Mädel ist ehrlich. Und sie scheint deutlich mehr Grips zu haben als diese ganzen anderen Hühner. Und außerdem ist es umso besser für dich!" Er grinste James zu, der leicht rot wurde und irgendetwas grummelte.

"Du hast ja nicht gehört, was sie mir letztens gesagt hat."

"Du hast es mir bereits erzählt. Sie hat gesagt, dass du dich unmöglich und kindisch benimmst, unmoralisch bist und ein absolut arrogantes Arschloch. Aber sie hat nicht gesagt, dass du nicht ihr Typ bist."

"Ha ha. Darf ich dich daran erinnern, wie oft ich sie schon gefragt habe, ob sie mit mir ausgeht?"

"Jamesie-Pooh, darf ich dich daran erinnern, dass sie dich zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger gehasst hat? Wenn sie das jetzt immer noch tun würde, dann wäre sie nicht hier draußen bei uns gewesen, dann würde sie nicht in aller Seelenruhe mit uns essen und freiwillig Zeit mit uns verbringen. Da muss also was dran sein. Und mich hat sie gerade ganz deutlich ausscheiden lassen."

"Sie hat gesagt, sie mag dich", schmollte James. "Wahrscheinlich wird sie irgendwann doch genauso wie die anderen Mädels mit dir ausgehen wollen."

"Nein, glaub ich nicht." Sirius richtete sich auf und sah jetzt ernst aus. "Ehrlich Kumpel, das glaube ich nicht. Lily ist so. Die hat ihre Prinzipien."

James fragte sich einen Augenblick, was genau Sirius damit sagen wollte, und gab es dann auf. Stattdessen hing er lieber seinen eigenen Gedanken nach, die hauptsächlich davon handelten, wie eine gewisse Rothaarige im Bikini aussah.
 

********************
 

"Sirius, du hast Post." Sally reichte einem verschlafenen Herumtreiber einen Pergamentbrief. Sirius nahm ihn müde entgegen, während James sich an ihm vorbeidrängte, um zum

Frühstückstisch zu gelangen, da er die Tür blockierte. Sekunden später erschien auch Lily, die heute doch noch ihre Muggelkleidung angezogen hatte, da der Rest in der Wäsche war. Im Gegensatz zu den Jungen schien sie hellwach und voll guter Laune zu sein. Sirius entrollte den Brief in Zeitlupe und begann zu lesen. Schließlich schnaubte er und setzte sich zu den anderen an den Tisch. "Was?" Fragend hob James die Augenbrauen. Sirius grinste schief und begann laut den Brief vorzulesen.
 

>Lieber Sirius,

Ich weiß dass du mir vor den Ferien gesagt hast, dass es mit uns nicht klappen würde und dass wir lieber deshalb getrennte Wege gehen sollten. <
 

An dieser Stelle hielt Sirius inne, legte sich eine Hand aufs Herz und seufzte tragisch "Ach damals..."
 

>Ich dachte, über die Sommerferien würde ich dich vergessen, aber es hat nicht geklappt. Ich denke jeden Tag an dich. Es vergeht kein Abend, an dem du nicht mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen bist. Deshalb bitte ich dich: Lass es uns doch noch einmal versuchen. Ich weiß nicht, wie ich es ohne dich aushalten soll!

Deine Alyssa<
 

"Tja Alyssa..." Sirius spielte mit dem Pergament in seinen Händen, "Wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Geh auf die Straße und sich dir jemanden, der sich wirklich für dich interessiert. Ich bin da nicht der Richtige." Mit gespielt mitleidigem Gesicht ließ er den Brief sinken und griff nach einem Brötchen. James sah ihn stirnrunzelnd an, während Lily interessiert von einem zum anderen sah. "Wer war denn noch gleich Alyssa?" fragte er schließlich. Sirius hielt inne und betrachtete noch einmal den Brief. "Jetzt wo du es sagst- ich habe keine Ahnung!" gab er grinsend zu. James schüttelte ungläubig den Kopf. "Sirius, du bist unmöglich. Wann, schreibt sie? Vor den Ferien?" Sirius nickte.
 

"Diese kleine Blonde aus Hufflepuff? Die mit der durchgeknallten Katze?" "Nein, nein!" Energisch schüttelte Sirius seinen schönen Kopf und bediente sich an der Marmelade. "Das war Bonnie. Alyssa... ich glaub die ist in Ravenclaw. Sechste Klasse. Hellbraune Haare und- ach nein, das war Amanda. Ach verdammt, ist doch egal!" Er machte eine wegwerfende Handbewegung und begann zu Essen. James und Lily lachten. "Na, ich werds bald raus finden, wer Alyssa ist", bemerkte Lily düster. Die Jungen sahen sie fragend an. "Ganz einfach." Lily zuckte die Schultern. "Aus irgendeinem Grund scheinen alle von Sirius Exfreundinnen in meiner Gegenwart einen Heulkrampf zu bekommen, weil er sie verlassen hat. Was glaubt ihr eigentlich, wie viele Stunden ich schon damit verbracht habe, zu erklären, dass Sirius es nicht wert war, das sie ihn vergessen sollen, das er nur ein arrogantes Arschloch ist, etc?" Sie grinste über die Gesichter der Jungen. "Das tut mir leid, Lily. Ehrlich." Sirius sah sie ernsthaft an. "Wenn ich das gewusst hätte! Ich wird in Zukunft dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr bei dir ausheulen, dass kann ich dir einfach nicht zumuten!" Lily konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, ebenso wie James. "Sirius, ich glaube, sie stört es eher, dass die Mädels überhaupt rumheulen Das sollte ein Appell an deine Moral sein, sprich; du sollst aufhören, deine Freundin jede Woche zu wechseln", wies er seinen Freund an.
 

"James, ich bin stolz, dass du das so schnell erkannt hast", spottete Lily. "Ja, nicht war? Ich bin ein echter Held." James klopfte sich selbst auf die Schultern. "Aber mal ehrlich, ich glaube außer Lily und den Lehrerinnen gibt es kein weibliches Wesen in Hogwarts, mit dem Sirius noch nicht ausgegangen ist." "Jamesie, erzähl keinen Unsinn!" Empört sah Sirius ihn an. "Da wären alle Mädels unter vierzehn Jahren, die sind zu jung, und außerdem wären da noch einige andere... mir fallen grad keine genauen Name ein aber da sind noch welche..." "Zum Beispiel Sheila und Anlea. Sie gehen seit sechs Jahren in die gleiche Klasse wie du", bemerkte Lily trocken und griff nach der Butter. Sirius runzelte kurz die Stirn, dann erhellte sich sein Gesicht. "Klar! Gott, die sind mir noch nie aufgefallen! Ehrlich, ich müsste mal..." Er murmelte etwas vor sich hin und wandte sich wieder seinem Essen zu. Lily und James schüttelten die Köpfe und sagten gleichzeitig: "Sirius, du bist

unmöglich!"

"Na Jungs, schon rausgefunden, wer Alyssa ist?" Lily schloss James Zimmertür hinter sich und schlenderte in den abnormalen Raum, den sie vorher wie die Pest gemieden hatte. Sie hatte das unbehagliche Gefühl, das gleich irgendetwas Schlimmes passieren würde. Bei ihrem Eintreten war da Zimmer stehen geblieben; was wäre, wenn die Welt aufhören würde, sich weiter zu drehen? Aber zu ihrer Beruhigung zogen Augenblicke später wieder Bäume undFelder am Fenster vorbei.
 

James lag auf seinem "Bett", Arme und Beine von sich gestreckt und völlig relaxed, Sirius lehnte gegen einen Bücherstapel, der von einem Haufen Gelb-roter Kissen gestützt wurde, das Ferkel auf seinem Schoß. Mad Maggie gab ein wohliges Grunzen von sich und grub das rosa Schnäuzchen in die Falten seines Umhanges. "Alyssa? Kein Plan, ich weiß es nicht." Sirius zuckte die Schultern. Lily ließ sich auf einer freien Stelle des Bodens nieder und zog sich ein purpurnes Kissen heran. "Wie kommt es eigentlich, dass die Mädels immer noch auf dich reinfallen, obwohl sie genau wissen, dass du noch nie eine Freundin länger als zwei Wochen hattest?" fragte sie verwundert. Sirius blinzelte sie durch halbgeschlossene Lieder an. "Willst du es ehrlich wissen?"

Sie nickte. James Aufmerksamkeit schien zu erwachen und er hob träge den Kopf und sah seinen Freund mäßig interessiert an. Sirius räusperte sich. "Es ist ja nicht so, dass ich die Mädels von Anfang an verarsche. weißt du, ich seh so ein Ding, und mir fällt auf, wie hübsch sie ist. Ich weiß nicht, das sind Leute, die Jahrelang an mir vorbeigelaufen sind, ohne das ich sie vorher bemerkt habe, und plötzlich sehe ich, was für ein wundervolles Lachen sie

haben, was für eine tolle Figur, wie nett sie eigentlich scheinen." Er schwieg kurz und fuhr dann fort.

"Ich will vielleicht sogar behaupten, dass ich mich in sie verliebe. Das vergeht schnell, aber es hält so für zwei drei Tage an. Dann ist es wieder weg. Ich behalte die Mädels in Erinnerung, und ich vergesse später so gut wie nie ihre Namen und auch nicht, wie nett sie sein können, aber es ist nicht mehr wie das erste Mal, wo ich sie wirklich bemerke. Wenn ich

so blitzartig verliebe, dann habe ich das dringende Gefühl, diesem Mädchen nahe sein zu müssen... Ich glaube, weil es in dem Moment echt ist hat so ein Mädchen dann das Gefühl, dass ich sie ernst nehme. Das tu ich in dem Moment ja auch. Aber es vergeht wieder. Ich meine, was soll ich denn machen? Aus Mitleid mit ihr zusammen bleiben? Aber ich habe nie, und darauf bin ich auch mehr oder weniger stolz, ich habe noch nie einem Mädchen gesagt, dass ich es liebe."
 

Sirius schwieg und lies seine Worte nachwirken. Lily starrte ihn an, die

Gedanken weit weg. So hatte sie das noch nie gesehen. Sirius erschien ihr viel vielschichtiger als sie ihn je eingeschätzt hätte. Sie hatte während der letzten Jahre immer geglaubt, er hätte nichts als Scherze und Mädchen im Kopf. Anscheinend war das anders. Auch schien er sich Gedanken zu viel mehr Themen zu machen, als Lily es je für möglich gehalten hätte. Als sie genauer darüber nachdachte, stellte überrascht fest, dass sie es nicht so ungewöhnlich fand,

dass James ebensoviel tiefsinniger war, als sie gedacht hatte. Aus irgendeinem Grund, in ihrem Unterbewusstsein, war sie davon ausgegangen, dass er mehr Grips hatte (Oder war dass eine stille Hoffnung gewesen?). Obwohl sie ihn gehasst hatte- was sie jetzt definitiv nichtmehr tat. Sie war jetzt fast drei Wochen im Grahlhof und ihre Einstellung zu den Herumtreibern hatte sich mächtig geändert. Sie war erstaunt, worüber sie mit den Jungen sprach, einiges hatte sie noch nicht einmal Sheila und Anlea erzählt. Einige Zeit nach ihrer

Aussprache mit James am See hatten sie sich über ihre Eltern unterhalten. Auf einmal hatte Lily einen Heulkrampf bekommen, weil der ganze Schmerz wieder hochkam, die Erinnerungen an ihre Eltern; und James und Sirius hatten sich nicht über sie lustig gemacht, nicht gelacht und verspottet, sondern sie getröstet und in den Arm genommen. Dann hatte Sirius von seiner Familie erzählt, und der Tonfall, indem er sie beschrieb, ließ darauf

schließen dass er es lieber hätte wenn sie tot wären. Lily kannte einige seiner Verwandten, aber sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass sie miteinander verwandt waren.

Bellatrix Black war ihr durchaus ein Begriff, ebenso wie Regulus, Sirius jüngerer Bruder. Sie gehörten zu den unzähligen Slytheringangs, die die Schule auf der Suche nach Opfer durchstreiften, jüngere Schüler erpressten und Muggelgeborene bei jeder Gelegenheit verhexten und fertig machten.

Dann wandten sich ihre Gespräche der aktuellen Situation zu,sie diskutierten über die aktuelle Regierung, und wie wenig sie gegen Voldemort ausrichten

konnte. Dadurch kamen sie auch wieder auf die Slytherins. "Ich verwette meinen Hinterndarauf, das Snape ein Todesser wird", hatte Sirius geknurrt. Lily hatte den Kopf geschüttelt.

"Nur, weil er andere Leute als Schlammblüter beschimpft? Klar, das ist rassistisch, aber ich glaube nicht." "Lily ich glaube du verstehst nicht richtig", mischte James sich ein. "Solange wir noch in der Schule sind, belässt er es dabei, dich und andere zu beschimpfen, aber sobald

er volljährig ist, wird ihm das nicht mehr reichen. Dann hat er freie Bahn, sich Voldemort anzuschließen. Und das bedeutet, das er dich nicht nur als- als du weißt schon was beschimpfen wird, sondern dass er dich töten wird." Noch nie hatte sie James so ernst erlebt, und Sirius nickte an seiner Seite düster. "James hat Recht, Lils'. Auch wenn sie jetzt noch relativ harmlos scheinen- weißt du, wie viele Flüche Ol'Snivellus kann? Und mehr als die

Hälfte davon ist verboten. Ich schwör dir, der kennt sich besser in VgddK aus als unser guter alter Prof. Weil er sie nämlich alle kann, die dunklen Zauber. Mit Snape ist nicht zu spaßen, ebenso wenig wie mit den anderen Slytherins."
 

Das Gespräch hatte Lily getroffen. Sie hatte vorher gewusst, wie gefährlich die Todesser und Voldemort waren, aber jetzt begriff sie erst, wie viele Leute wirklich unter Voldemorts Bann standen und ihr auch in Zukunft das Leben

vermiesen würden.
 

Sie mochte die beiden richtig gerne. Zwischen Sirius und ihr war ein stilles Einverständnis entstanden: Keiner war an mehr als einer freundschaftlichen Beziehung interessiert. Trotzdem war sie ihm näher gekommen als einem anderen Jungen zuvor. Gerade, weil sie wusste dass er nichts von ihr wollte, hatte sie kein bedenken, ihn zu umarmen, mit ihm zu scherzen und sich ohne Scham auf ihn drauf zu werfen, wenn er gerade irgendwo friedlich schlief. Dieser empörte Aufschrei, wenn er schockartig erwachte, erfreute sie jedes Mal aufs Neue. Und

James? Mit ihm war es irgendwie anders. Sie konnte viel besser mit ihm reden als früher, abersie berührte ihn kaum und ... es war halt anders als mit Sirius. Bei James hatte sie immer die Befürchtung, irgendetwas falsch zu machen, sodass er sie für bescheuert hielt. Er schien, obwohl er eigentlich ziemlich viel Unsinn machte, doch irgendwo auch ziemlich ernst zu sein,

was Lily sehr verwirrte. Außerdem war er nicht halb so arrogant wie sie befürchtet hatte. Sie musste schon zugeben, dass er sehr von sich überzeugt war, aber tatsächlich war er in fast allem so gut wie er behauptete. Das musste an ihm lassen. Und kein einziges Mal irgendein Annäherungsversuch, so wie er sie in ihrer fünften Klasse gemacht hatte. Er hatte nur einmal

extrem komisch gegrinst, als er gehört hatte, dass sie dieses Jahr Schulsprecherin gewordenwar.
 

"Sirius, Kannst du dich überhaupt noch an alle Mädchen erinnern, mit denen du mal washattest?" fragte Lily interessiert. "Ich meine, du musst doch schon zig verschiedene Mädchen geküsst haben." Sirius wurde rot. "Nich an alle", murmelte er. "Den Großteil. Die, die ich wirklich mochte. Und an meinen Ersten Kuss." Er blickte starr aus dem Fenster, als ob es dort etwas furchtbar Interessantes gäbe. Lily grinste. "Und, wer war die Glückliche bei deinem

ersten Kuss?" ein Lächeln stahl sich auf Sirius Lippen. "Eine Muggel." Er blickte Lily an, und seine Augen blitzten. James lächelte leicht; Er kannte die Geschichte schon. Sirius räusperte sich. "Ich war elf- und es ist kurz vor meinem ersten Schultag passiert. Weißt du, meine Eltern halten nichts von Muggeln, und somit hatte ich niemals etwas mit ihnen zu tun. Als wir nun in der Winkelgasse waren, um meine Sachen zukaufen", Sirius machte eine kleine

Kunstpause, "Da bin ich aus dem Tropfenden Kessel rausgerannt, weil ich mich mit Regulus gestritten hatte. Bevor ich mich versah, war ich mitten im Muggellondon und hab nicht mehr den Weg zurück gefunden. Zum Glück war es ein kalter Tag, sodass mein Umhang als Mantel durchgehen konnte. Ich bin eine ganze Weile durch die Straßen gelaufen und habe mir die Geschäfte angesehen, die Muggel beobachtet und all so was. Ich hatte sie ja nie wirklich

vorher gesehen. Weißt du, das Haus meiner Eltern befindet sich zwar auch zwischen lauter Muggelhäusern in London, aber zur Straße hin gibt es keine Fenster, und im Garten zu spielen war uns verboten, weil es da lauter giftige Viecher gab. Na ja, also hab ich erste Eindrücke der Muggelwelt bekommen. Geld hatte ich keines, Hunger schon. Ich glaube, ich habe mir irgendwo einen Apfel geklaut oder so." Er zuckte die Schultern.

"Irgendwann kam ich dann auf die Idee, wieder zurück zu gehen. Natürlich habe ich den Weg nicht gefunden. Bin also mutterseelenallein, frierend und verloren durch die Gassen geirrt. An einem Hinterhof kickte ein Mädchen die ganze Zeit einen ball gegen die Wand. Ich habe ihr eine Weile zugesehen, weil ich wissen wollte, was sie gemacht hat. Sie kickte also, und kickte und kickte, und irgendwann prallte der Ball ab und flog über eine Mauer. Ich hab ihr dann den Ball wieder geholt", Sirius seufzte dramatisch, während Lily begeistert an seinen Lippen hing und ein Kichern unterdrücken musste, "Und zum Dank hat sie mir einen Kuss gegeben. Irgendwie hab ich dann nach Hause gefunden, als mich eine alte Frau gefragt hat, wo ich denn wohne und ob ich ganz allein sei. Ich hab ihr also gesagt, wo ich wohne und das ich mich verirrt hätte, bla bla, und dann hat sie mich in einen Bus gesetzt, der bis nach Grimmauldsplace gefahren ist."

Sirius streckte sich. "Du glaubst gar nicht, wie meine Mom mich hinterher vermöbelt hat." James und Sirius lachten und Lily grinste. "Ach übrigens, habt ihr schon gepackt? Wir müssen morgen früh los, hat deine Ma gesagt."
 

*****
 

"Hört mal, ich möchte euch darum bitten, dass ihr es für euch behaltet, dass Lily im Sommer bei uns war." Mr Potter sah die Drei ernst über die Schulter an, während er mit einer Hand das Auto lenkte. "Wenn ihr das euren Freunden erzählt, dann erfährt es nämlich die ganze Schule, und damit auch die Slytherins. Und das würde ich gerne vermeiden." Sie nickten. "Also, ihr

geht getrennt durch die Barriere, okay? Lily, du warst in den Ferien bei deiner Schwester, falls irgendwer fragt." Lily stimmte schweren Herzens zu. Obwohl, es war wahrscheinlich besser, wenn niemand wusste, dass sie im Grahlhof gewesen war. Sie konnte sich die neugierigen Fragen der anderen gut vorstellen: "Wie sind James und Sirius? Sind sie nicht süß? Hast du Fotos von ihnen? Hast du sie mal oben ohne gesehen? Hast du..." Und soweiter, und sofort. Doch, sie würde lieber schweigen.
 

Minuten später luden sie die Koffer aus dem Gepäckraum. "Lily, geh zuerst, ja? Wir kommen dann gleich nach. Versuch, dich so wie immer zu verhalten." Sally lächelte und umarmte sie zum Abschied, David schüttelte ihr die Hand.

Sirius legte sich eine Hand ans Herz und schluchzte erweichend. "Lily, ich werde dich so vermissen!"

"Aaaaw, hör auf zu weinen, Siri-schatz. Irgendwann werden wir uns wieder sehen, ich verspreche es!" rief sie dramatisch. Jammernd und lachend fielen sie sich in die Arme und nahmen tragisch Abschied voneinander. Die Potters standen kopfschüttelnd daneben. Lily löste sich aus Sirius Armen und wischte sich eine Lachträne ab. Ohne groß darüber nachzudenken, und weil ihr eine Umarmung nicht angemessen erschien, angesichts der Tatsache, dass sie sich gleich wieder sehen würden, gab sie James einen Kuss auf die Wange. "Bye, Jamesie-Pooh. Wir sehen uns", sprachs, griff ihren Koffer und ging.
 

*****
 

Auf dem Bahnsteig traf sie Anlea und Sheila. Nach einer kurzen, herzlichen Begrüßung schafften die Mächen ihre Koffer in den Zug. Im gleichen Augenblick kamen Sirius und James durch die Plattform. Köpfe wandten sich, es wurde geflüstert und gekichert und mit Fingern gezeigt. "Gott, die sehen mal wieder verdammt gut aus, was?" murmelte Sheila verträumt und warf dann schnell einen Blick auf Lily, eine Rüge erwartend. Diese verdrehte nur die Augen. Ein Junge aus Hufflepuff kam ihnen entgegen. "Hey, Anlea." Verdutzt sah Lily zu, wie ihre Freundin und der Junge (Wie war sein Name? Ludo, oder so ähnlich?) sich

zärtlich küssten. Sheila grinste breit. "Sie sind seit Anfang der Sommerferien zusammen", flüsterte sie. "Komm, lass uns weiter gehen." Sie ließen Anlea zurück und suchten sich ihren Weg durch den Zug.

Hier und da wurde gegrüßt (Meist nur Sheila, denn Lily wurde aus irgendeinem Grund von kaum jemandem bemerkt) "Oh, Sheila, ich muss ins Vertrauensschülerabteil", erinnerte sich Lily. "Ich bin dieses Jahr Schulsprecherin geworden." "Was echt? War ja klar." Uninteressiert wandte Sheile sich ab. "Ich setz mich zu Jenny und Diane, okay?" "Mach mal" Lily wanderte alleine weiter zu den Reservierten Abteilen. Es waren erst zwei Vertrauensschüler aus Slytherin da. Lily würdigte sie keinen Blickes und

suchte sich einen Freien Platz. Sie war gespannt, wer Schulsprecher war. Schließlich würde sie mit ihm zusammenarbeiten müssen. Die Tür ging erneut auf. Ein Junge mit sehr hellbraunen, fast beigen Haaren kam herein.

"Hi Remus!" grüßte Lily. Ein weiterer Marauder; ihn hatte sie schon immer leiden können. Sie wusste nicht genau, warum er soviel mit James und Sirius zusammenhing, aber sie kannte ihn ja auch nur als Vertrauensschüler,

und nicht als Moony, den Marauder. Fast hoffnungsvoll suchte sie seine Kleidung nach der Schulsprecherplakette ab. Er schüttelte den Kopf. "Der neue Schulsprecher kommt gleich" lächelte er. Lily sah neugierig auf. "Du weißt, wer es ist?"

Bevor er antworten konnte, klappte hinter ihm die Tür erneut auf. Eine Horde Fünftklässler, die dies Jahr neu gewählt wurden, kamen schnatternd herein. Hinter ihnen folgten die Vertrauensschüler des sechsten Jahrgangs.

Und dann kam ein einzelner Junge herein. Er hatte eine Brille, schwarze, strubbelige Haare und ein glänzendes Schulsprecherabzeichen am Umhang. "Hallo Lily. Ich bin der neue Schulsprecher", grinste James Potter.
 


 

*****
 


 

Drei Stunden später beendete Lily ihren ersten Rundgang durch den Zug. Sie war immer noch wütend auf James. Wieso hatte er ihr nicht gesagt, dass er Schulsprecher war? Die anderen hatten amüsiert zugesehen, als sie ihn angefaucht hatte. Allerdings hatten sie es so verstanden, dass sie sich über die Tatsache ärgerte, dass sie mit James zusammenarbeiten musste.

Ansonsten hatte alles ganz gut geklappt. Die Marauder waren in einem Abteil verschwunden, nicht weit von ihrem entfernt. Bevor Lily wieder zu Anlea und Sheila ging, machte sie sich noch einmal auf den Weg zur Toilette. Doch als sie wieder herauskam, wurde sie aufgehalten.

"Ach sieh mal einer an. Das Schlammblut ist Schulsprecherin", schnarrte eine wohlbekannte Stimme. Lily drehte sich nach der Person um, die sie am Ärmel festgehalten hatte. Im gleichen Moment hörte sie "Expelliarmus", und ihr Zauberstab flog ihr aus der Hand. Als sie sich panisch umsah, war sie von mehreren Slytherins umringt, alle mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht. Bellatrix Black, eine hübsche Sechstklässlerin, spielte mit Lilys Zauberstab, während ihre dunklen Augen boshaft glitzerten. "Schlammblüter sollten keine

Schulsprecher werden", verkündete sie. "Sie sollten überhaupt nicht zur Schule gehen. Sie sollten verrecken." Das schien ein Kommando zu sein. Die Slytherins hoben ihre Zauberstäbe.
 

"Für n dreckiges Miststück sieht sie ganz schön gut aus", grinste ein Siebtklässler, Lily wusste seinen Namen nicht. Als jemand nach ihr griff, wollte sie schreien, aber Bellatrix hatte blitzschnell den Schweigezauber auf sie gelegt. Das Mädchen beobachtete mit einem dreckigen Grinsen, dass ihrem schönen Gesicht gar nicht stand, wie Lily sich wand, als die Finger der Jungen nach ihr tasteten. Irgendjemand hatte ihre Handgelenke gepackt, sodass sie

nicht fortlaufen konnte. Aber Lily spürte, wie der Schweigezauber abschwächte, und dachte blitzschnell nach. Wer war in der Nähe, der ihr Helfen konnte und sie auch hören würde?

Lily holte tief Luft und brüllte dann mit aller Lautstärke, die sie aufbringen konnte :"JAAAAAAMES!"
 

********
 

"War das Lily?" Sirius fuhr erschrocken von seinem Sitz auf. James war schon an der Tür, den Zauberstab in der Hand. Remus und Peter sahen überrascht auf, wie schnell er draußen war, als im nächsten Moment ein gewaltiger Knall und Schreie vom Gang her kamen. Die Marauder hechteten zur Tür und bekamen runde Augen. Eine zitternde Lily stand bleich und mit zerzausten Haaren auf dem Flur, die Arme um den Körper geschlungen. Um sie herum lagen mehrere Slytherins aus unterschiedlichen Jahrgängen alle betäubt auf dem Boden. Und

davor stand James mit gezücktem Zauberspruch und einem unglaublich grimmigen Gesicht.

"Uh- was war das für ein Spruch? Erinnert mich daran, James danach zu fragen!" Sirius tratbeunruhigt aus der Tür und zückte seinen eigenen Zauberstab. Mit James Hilfe transportierten sie die Slytherins ins Nebenabteil und verrammelten die Tür. Remus hatte Lily eine Hand auf die Schulter gelegt und redete auf sie ein. Sie nickte mit bebenden Lippen und blinzelte.

James und Sirius kamen zu ihnen. Peter stand verloren in der Abteiltür. "Alles okay, Lils'?"

Die drei Jungen umringten Lily, die heftig nickte. "Ja-ja. Ist schon okay. Ich-" Sie schluckte."Nein, wirklich, mir geht es gut, Danke James." Sie schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. "Ich geh jetzt zu den anderen, ja?" Sie hastete an ihnen vorbei den Gang entlang. James sah ihr einen Augenblick lang nachdenklich nach, bevor Sirius ihn wieder zurück ins Abteil bugsierte. "Was zum Teufel hast du mit den Slytherins gemacht?" wollte er neugierig wissen.
 

*****
 

"Lily? Was hat James jetzt wieder getan?" Sheila grinste sie an, als Lily die Abteiltür aufschob. Mehrere andere Mädchen aus der Siebten Klasse sahen ebenfalls auf. "Hm?" Lily schaute sie verwirrt an. Sheila verdrehte die Augen. "Man hat dich im ganzen Zug gehört." "Oh. Achso." Lily wurde Rot. "Na ja, nichts Schlimmes eigentlich. Er hat einen Haufen Slytherins mit einem etwas-heftigen Spruch beiseite gefegt." "Ist das ein Grund, ihn so

anzubrüllen?" Diane, eine weitere Gryffindor mit langen, blonden Haaren, zog eine Schnute. "Er hats doch bestimmt nur gut gemeint." "Echt Lily, ich weiß gar nicht, was du immer mit ihm hast." Jennifer Crockford nickte beifällig. "Jamesie hat dir nichts getan. Du musst nicht immer so überreagieren. Er ist wirklich witzig, weißt du?" meckerte sie.

>Dann geh doch und heirat ihn, du dumme Pute< dachte Lily zornig. Aber sie verzog nur den Mund und setzte sich neben Anlea, die in ihr Buch vertieft war. Die Mädchen unterhielten sich weiter über Jungen. Schon bald verschloss Lily Augen und Ohren, als es anfing sich um Schminktipps und Mode zu drehen. Sie war selbst verwirrt, als sie daran zu denken begann, wie sie mit James über die verschiedenen Verwandlungsarten fachsimpeln konnte oder mit Sirius über die aktuelle Rangliste der Quidditchliga diskutierte. Warum konnte man das nicht mit Mädchen? Sie wartete eine halbe Stunde, dann stand sie wieder auf. "Ich wird noch mal durch den Zug gucken", murmelte sie und verschwand, als die anderen ihr nachsahen und etwas von "Besessen" murmelten.
 

Schnell hatte Lily festgestellt, dass im Zug alles ruhig war. Von den

Syltherins keine Spur. Sie zögerte. Eigentlich wollte sie nicht zurück zu den anderen Mädchen. Sie war immer noch am grübeln, was sie ihnen denn nun genau erzählen sollte, als sie wieder an der Tür der Marauder vorbeikam, unter der gerade purpurner Rauch hervor kroch. Misstrauisch trat sie näher. Es roch verbrannt. Vorsichtig öffnete sie die Tür und fuhr zurück, als ihr eine Rauchwolke entgegenkam. "Iiiih! Was habt ihr denn gemacht?" Vier schuldbewusste Gesichter guckten sie aus dem Rauch heraus an und verschwanden wieder. Lily brauchte einen Moment, bis sie die Situation erfasste. Die Jungen trugen schon fast alle ihre Hogwartsroben- wenn auch diese etwas seltsam aussahen. Sirius Umhang schillerte zartrosa, und Samtschleifen hielten sie am Hals zusammen. Remus stand barfuß auf den Sitzen, noch in Muggeljeans und einem Schlabberigen T-Shirt, auf dem "American Werewolf" zu lesen war, bereit, sich auf James zu werfen, der unter ihm lag, hilflos am lachen und mit halb offener Robe. Das Schulsprecherabzeichen hatte er in der Hand und hielt es

Remus wie ein Kruzifix entgegen. "Wehe dir, Ungeheuer! Wage es nicht, König James Macht über dich anzuzweifeln. Du kannst nicht- Aaaaarrrgh, REMUS!!!" Der Junge hatte sich fallen lassen beide kugelten über den Boden des Abteils. Peter sprang hastig aus dem Weg, in einer Hand etwas rundes, das offensichtlich die Quelle des purpurnen Rauches. Dabei stieß er gegen einen Koffer und ließ das Ding fallen. "Peeeeeter!" schrie Sirius entsetzt und wirbelte in einem hellrosa Rausch herum- Lily musste zugeben dass es höchst elegant aussah.

Im nächsten Augenblick explodierte irgendetwas. Die Druckwelle warf Lily gegen die Abteiltür, an der sie sich keuchend festhielt. Die Jungen prusteten los, und als Lily schließlich wieder die Augen öffnete, lagen alle vier brüllend vor lachen auf dem Boden des Abteils. Mit offenem Mund sah sie sich um. Das Abteil war jetzt... nun, etwas verändert. Tatsache war, dass Sitze, Wände, Fenster, Koffer, Kleidung- sprich einfach alles- purpurrot gefärbt war, und hellblaue Blumen schossen überall hervor. Peters Robe war zerfetzt- Lily hatte eine wunderbare Aussicht auf seinen nackten Bauch und Brust, vor seiner privaten Zone hatte er hastig den Stoff zusammengerafft, als ihm einfiel, das Lily noch da war. Sirius war von Hintergrund nicht mehr zu unterscheiden. Johlend schmückte er sein ehemals schwarzes Haar mit den Blumen und stellte sich in Pose. Die anderen drei grölten. James rieb hastig seine Brille mit

dem Ärmel sauber, um seinen Freund besser betrachten zu können. "Sisi, da fehlt noch was!"

Feixend fügte er mit Hilfe seines Zauberstabs Glitzernden Schmuck und leuchtende Herzen über seinem Kopf hinzu. Sirius setzte ein Gesicht himmlischen Verzückens auf, nicht merkend, dass Peter seine Kamera herausgeholt hatte. James und Remus lenkten ihn soweit ab, bis Peter bereit war und Sirius herüber zu Lily tänzelte, die sich kichernd kaum noch auf

den Beinen halten konnte. Der Blitz ließ Sirius herumfahren. "PETER!" brüllte er. "DU

HAST DOCH WOHL KEIN FOTO DAVON GEMACHT???" "Fürs Familienalbum, Sirius",

sagte Peter gönnerhaft und steckte die Kamera wieder weg. Sein Freund starrte ihn einen Augenblick lang sprachlos an. James betrachtete ihn grinsend, während er aus den Blumen einen Kranz band und ihn anschließend Remus auf den Kopf setzte. Lily wankte immer noch giggelnd herüber zu den beiden und ließ sich neben sie fallen. "Oh Gott, ihr seit so verrückt!"

stieß sie hervor. Remus kräuselte in perfekter Nachahmung Professor McGonagalls die Lippen. "Miss Evans, das sollten sie bereits in ihrem ersten Jahr gelernt haben!" tadelte er. Mit dem Blumenkranz auf seinem Kopf wirkte er allerdings nicht sonderlich einschüchternd, weshalb Lily einem neuen Lachanfall erlag. "Da fällt mir ein, Remmie, ich muss mich noch an dir rächen", bemerkte James beiläufig. Bevor Remus schaltete, hatte sich James auf ihn gesetzt und mehrere Male den Aufheiterungszauber angewendet, sodass Remus wie ein Irrer vor sich hinlachte und sich nicht mehr einkriegen konnte. Peter setzte sich neben Lily und strich sich eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich fass nie wieder so ein Ding an. James, was war das Überhaupt?" "Weiß nicht." James zuckte die Schultern. "Sirius hat es gebastelt. Ursprünglich, um unserem Schlafsaal eine femininere Note zu geben. Bin froh dass du das Ding jetzt schon fallen gelassen hast." Peter und Lily kicherten los. "Eine femininere Note?" gluckste Lily. "Was ihr darunter versteht... ihr wart noch nicht in einem Mädchenschlafsaal, oder?" "Lilyschätzchen", James sah sie mit väterlich- tadelnder Mine an.

"Jungs DÜRFEN nicht in Mädchenschlafsäle. Glaub nicht, dass wir es nie versucht hätten." Lily grinste. "Stimmt, hab ich vergessen." "Aber wieso dürfen Mädchen in unsere Schlafräume?" fragte Peter ernst. "Ich meine, als Sirius letztes Jahr mit Samantha..." James schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. "Petie-boy, die mehr oder weniger ehrenwerten Gründer unserer Schule waren halt der Meinung, dass Mädchen vertrauenswürdiger sind als Jungen. Steht in der Geschichte von Hogwarts." Lily sah überrascht auf. "Du hast die Geschichte von Hogwarts gelesen?" James nickte verwirrt. "Klar, wieso nicht?" Lily wurde rot. "Ich kenne sonst niemanden der sie sonst gelesen hat." James lächelte. "Dann sei doch stolz drauf", meinte er.

>Das war eine typische James-Potter Antwort< dachte Lily. Tatsächlich, so hatte sie es noch nie gesehen.

"Ladys and Gentlemen, ich will euren hübschen Plausch ja nicht stören, aber wir sind bald da", bemerkte Sirius. Zu Lilys Enttäuschung hatte er die Blumen aus seinem Haar entfernt und seine Roben wieder in gewohntes Schwarz zurück verwandelt. Dann erst realisierte sie, was er gesagt hatte. "Bald da? Aaaah, ich habe mich noch nicht umgezogen!" Sie sprang auf und rannte hinaus. Die

Jungen sahen ihr kopfschüttelnd nach.

"Mädchen.", meinte Sirius nur, und die anderen nickten weise (ausgeschlossen Remus, der mit strahlender Laune "Alle meine Entchen" summte.
 

*****
 

Lily stieg aus dem Zug, umgeben von einem schnatternden Pulk Mädchen. Anlea sah auf zum Schloss. "Traurig, dass es unser letztes Jahr ist, was?" bemerkte sie. Lily nickte. Schweigend gingen die beiden zu einer der wartenden Kutschen. Anlea kletterte zuerst hinein, Lily folgte. Sie drehte sich nach Sheila um, die mit Diane und Jenny in irgendein tiefsinniges Gespräch

vertieft war. "Und, was ist mit dir und Ludo?" fragte Lily mit hochgezogener Augenbraue.

Anlea lächelte selig. "Oh Gott, du weißt gar nicht wie süß er ist... Er ist einfach so lieb, und er versteht mich, und..." Sie begann, sämtliche gute Eigenschaften von Ludo aufzuzählen. Lily lächelte und hörte ihr zu, ließ zwischendurch ihre Aufmerksamkeit unmerklich abschweifen und ermahnte sich, wie eine gute Freundin zuzuhören. Aber leider stiegen gerade die Marauder in die Kutsche nebenan, und Sirius erzählte gerade irgendeine wilde Geschichte.

Mehrere Mädchen folgten ihnen mit Blicken, als sie einstiegen, und Lily konnte nicht anders, als zu denken >Mädels, seit ihr doof. Glaubt ihr, das interessiert sie ne Bohne, wenn ihr ihnen schöne Blicke zuwerft? Abgesehen davon, Männer sind Schweine<. Der letzte Gedanke kam von selbst, weil gerade ihr "Liebling" Stevie. Er stieg gerade in eine andere Kutsche. Als er

ihren Blick bemerkte, zwinkerte er ihr zu und lächelte sie an. Lily verdrehte die Augen und wandte sch ab.

"...Und außerdem ist er ein fantastischer Quidditchspieler. Hast du ihn mal beim Training gesehen? Er ist Treiber, ich weiß, ganz schon harter Job, aber er ist wirklich gut, und..." Anlea erzählte munter weiter, als ob es keinen morgen gäbe. Diane, Jenny und Sheila erreichten sie endlich und nahmen in der Kutsche platz. Bald darauf fuhren sie die Straße hoch nach Hogwarts, und Lily war unglaublich froh, das Schloss wieder zu sehen.

Es war ihr letztes Jahr hier- und es würde garantiert das Beste werden!

"Lily! Hey Lils', wach auf! Lily?!?" Sheila rüttelte ihre Freundin wach. Lily knurrte und machte einen müden Versuch, sie davon zu jagen. Sheila ließ nicht locker, bis sie sich schließlich ergab und mühsam aufrichtete. "Was'n los?" nuschelte sie. "Lily!" Kopfschüttelnd betrachtete Sheila sie. "Erster Schultag? Frühstück? Unterricht? Klingelt's da bei dir?"

"Aaaah!" Erschrocken riss Lily die Augen auf. "Verdammt! Ich war noch so im Ferienfeeling!" Hastig schob sie die Decke beiseite und setzte ihre nackten Füße auf den kalten Steinboden. Einen Augenblick schauderte sie, dann stand sie auf.

Sheila und Alea waren beide schon angezogen, und ihre anderen Raumbewohnerinnen waren ebenfalls fast fertig. "Gebt mir fünf Minuten, Leute! Nein, zehn!" Lily schnappte sich ihre Robe und verschwand im Bad. Sheila und Anlea sahen sich verwundert an. "Ich hab noch nie erlebt, dass Lily Evans

mal verschläft", bemerkte Anlea. Sheila nickte. "Dabei sind wir gestern einigermaßen früh ins Bett gegangen?..." Sie warteten, bis Lily aus dem Bad gestürmt kam. "Okay, wir können gehen!" Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach unten. Die letzten Nachzügler kamen aus den Schlafsälen, um zum Frühstück zu gehen. Als sie in die große Halle traten, waren fast alle Tische erfüllt. Irgendwo fanden sie noch einige leere Plätze und setzten sich. "Jetzt merk

ich erst, wie sehr ich Hogwarts vermisst habe", bemerkte Lily seufzend, als sie zu dem

strahlendblauen Himmel über sich aufblickte. Sheila neben ihr nickte hingebungsvoll. "Und die Schüler erst." Lily folgte ihrem Blick. Am anderen Ende des Tisches stritten sich James Potter und Sirius Black gerade lautstark darüber, ob Frühstückseier von Natur aus Rot oder Gelb waren. Besagte Gegenstände wechselten in Sekundenbruchteilen ihre Farbe von einem

zum andere, bis die Schale schließlich Risse bekam. Lily schüttelte nur den Kopf, als Sheila und Anlea kicherten und sich wie kleine Erstklässlerinnen vorbeugten, um besser zu sehen.

"Die werden doch nie erwachsen", murrte sie. Remus Lupin machte den weisen Vorschlag, dass die Eier vermutlich Orange waren, womit Sirius und James beide zufrieden waren, und Ruhe kehrte ein, da jeder mit seinem Frühstück beschäftigt war.

Aber bald begannen die Gespräch weder anzufangen, Feriengeschichten erzählt und Bilder ausgetauscht. Momente später rauschten die Eulen mit der Morgenpost in die Halle. Viele trugen Pakete mit vergessenen Dingen, die die Schüler liegen gelassen hatten. Sheila und Anlea erhielten Briefe von ihren Eltern mit besten Wünschen zum beginn des Schuljahres, das Übliche halt. Lily kümmerte sich nicht darum, dass sie keine Post bekam.

Wer sollte ihr schon schreiben, Petunia vielleicht?
 


 

*****
 

Eilig hasteten die drei Mädchen einen Gang entlang, um rechtzeitig zum

Verwandlungsklassenzimmer zu kommen. "Wir haben noch ganze zweieinhalb Minuten Zeit" berichtete Sheila atemlos, als die letzte Ecke in Sicht kam. Tatsächlich war Professor McGonagall offensichtlich noch nicht da, denn ihre anderen Klassenkameraden standen noch vor der Tür. Lily rückte ihre Schultasche zurecht- der Gurt schnitt ihr in die Schulter, da sie wieder unzählige Bücher mit sich herumschleppte. Sheilas blick blieb sofort an den

Maraudern hängen, die ein kleines Stück von den anderen die Köpfe zusammengesteckt hatten. Anlea ließ seinen kleinen Seufer hören. >Mädel, du hast einen Freund< dachte Lily nur. Anlea und Sheila waren nicht die einzigen, die herüber sahen, auch die andern Mädchen warfen immer wieder Blicke zu den Jungen und giggelten. Bevor Lily etwas Abfälliges sagen konnte, wurde sie unterbrochen. "LILY!" Sirius hatte sich umgedreht und die Neuankömmlinge entdeckt. Er breitete die Arme aus und tänzelte ihnen entgegen. Lily konnte

sich ein Kichern nicht verkneifen, als er sie herzhaft in die Arme schloss.

"Mein kleines Mädchen!" Wie eine verliebte Tante strahlte er sie von oben herab an. "Oh, und wie groß du geworden bist! Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!"

"Ja Siri-Schatzi, ich habe dich auch vermisst", bemerkte Lily trocken. Sirius grinste. "Ich weiß Herzchen, ich weiß." Er trat von ihr weg, da Professor McGonagall erschienen war und die Tür aufschloss. Kopfschüttelnd sah

Lily ihm nach, wie er sich hineindrängelte, während Sheila sie mit großen Augen anschaute.

"Woooooow!" sagte sie gedehnt. "Lily, du hast es so gut!" Die Angesprochene verdrehte die Augen. "Sheila, er hat nur wie üblich herumgeblödelt. Auch wenn er manchmal lustig ist, ändert es nichts daran das er ein hilfloser Spinner ist!"

Sheila spitzte die Lippen. "Also echt Lily, manchmal glaube ich, du bist lesbisch oder so. Wie kann es sein, dass du keinen Jungen attraktiv findest? Du wurdest gerade von SIRIUS BLACK umarmt!" "Ja und? Ist irgendwer

daran gestorben?" Ungeduldig knallte Lily ihr Buch auf den Tisch. Sheila und Anlea sahen sich nur an und schüttelten den Kopf.
 


 

*****
 

"Hey Lily, warte!" Steve drängelte sich durch die Masse der Schüler zu ihnen durch. Lily verdrehte die Augen und wandte sich ab, als er sie endlich erreichte. "Hi Lily!" Warm lächete er sie an. Leicht genervt wandte sie sich ihm zu. "Was willst du?" fragte sie ungeduldig und verschränkte abwehrend die Arme. Steve berührte wie zufällig ihren Arm. "Lass uns reden, ja? Es muss sein!" drängte Steve und nickte mit dem Kopf nach draußen. Lily sah

demonstrativ auf die Uhr. "Ich hab aber nicht viel Zeit." Das genügte ihm. Im nächsten Moment schob er sie nach draußen in die letzten Strahlen der Septembersonne. "Lily, die Sache vor den Ferien... hör mal, das tut mir echt leid. Ich wusste ja nicht, dass du gleich so heftig reagieren würdest. Ich hab jetzt erst gemerkt, dass ich mehr für dich empfinde. Ich musste die ganzen Ferien an dich denken, deine wundervollen grünen Augen und..."

Lily hörte auf, ihm zuzuhören. Danke, das reichte ihr schon. >Als nächstes kommt noch ,Lily ich liebe dich'< dachte sie verbittert.
 

"...Lily, ich liebe dich!" Steve sah sie mit großen Hundeaugen an, als erwarte er, dass sie ihm jetzt den Kopf tätschelte und alles wieder gut war. Ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. "Du hattest deine Chance, Steve.

Aber du hast sie verpasst." Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, ging sie wieder hinein. Das Gespräch mit Steve ärgerte sie noch den ganzen Taglang. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Wer sie war? Irgend so ein hirnloses dummes kleines Mädchen, das er nach Belieben wie ein Spielzeug benutzen und dann fallen lassen konnte? Gefrustet und mit einer Zornfalte auf der Stirn scheuchte sie alle anderen Leute hin und her, während sie ihren Entschluss

festigte, sich niemals wieder zu verlieben. Das brachte ja doch nur Schmerz und Leid. Entsprechend groß war ihre Begeisterung, als ihr eine Eule am nächsten Morgen zwei rote Rosen und eine Herzförmige Karte mit der Aufschrift "Ich liebe dich" brachte. Während sie vorsichtig die Finger um die dornigen Stängel schloss, sah sie sich nach Steven um und bemerkte dabei nicht, wie die Marauder und einige andere Leute sie neugierig beobachteten.

Steve zwinkerte ihr zu und lächelte gewinnend. Ohne groß darüber nachzudenken zog Lily ihren Zauberstab heraus und grinste ihren Exfreund an. Im nächsten Augenblick gingen die Rosen in Flammen auf und fielen als Aschehäuflein zu Boden.

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte Lily sich wieder ihrem Frühstück zu, höchst zufrieden mit sich selbst und der Welt.
 

James schluckte und flüsterte Sirius etwas zu. "Okay, jetzt weiß ich dass Rosen definitiv NICHT ihre Lieblingsblumen sind!"
 


 

*****
 

Die ersten Wochen verstrichen relativ ereignislos. Am zweiten Tag zurück in Hogwarts traf Lily im Mädchenklo im zweiten Stock eine schluchzende Blondine an. Als sie vorsichtig fragte, ob sie ihr helfen könne, warf diese sich ihr an den Hals.

"Wie kann er mir das antun? Ich liebe ihn doch so!!!"

"Wer auch immer es ist, er ist es deine Liebe nicht wert, wenn er dich sitzen lässt", versuchte Lily sie aufzubauen.

Aber das Mädchen schüttelte wütend den Kopf. "Nein, nein, du verstehst mich falsch! Das muss an mir liegen. Irgendetwas an mir stimmt nicht! Wahrscheinlich bin ich ihm zu fett! Und zu hässlich! Oh Sirius..." Sie brach

wieder in Tränen aus, und Lily schwante nichts Gutes.

"Du heißt nicht zufälliger Weise Alyssa?"
 


 

**************************
 


 

Die Siebtklässler waren schon bald mit Arbeit eingedeckt, und sogar die Marauder sah man schreibend in irgendeiner Ecke sitzen. Lily war völlig übermüdet, da sie bis spätabends in der Bibliothek saß und anschließend irgendwelche Aufsätze fertig schrieb, sodass sie erst mitten in der Nacht todmüde ins Bett fiel. Die Wochenenden waren keine Erholung mehr- mehr als eine Stunde Auszeit leistete sie sich nicht, damit sie alles rechtzeitig schaffte.

>Ich lass das Hogsmeadewochenende sausen< dachte Lily sich gähnend, als sie wieder einmal gähnend ihre Bücher zurück in die Tasche stopfte, um ins Bett zu gehen. Dann hielt sie inne. Es war ja ihre Aufgabe, als Schulsprecherin

ein Hogsmeadewochenende anzukündigen! Schuldbewusst wurde ihr klar, dass sie noch nichts für ihre Position getan hatte. >Ich muss James darauf ansprechen< fand ihr Hirn langsam heraus. Ein Gähnen unterdrückend schlurfte sie zu dem Sessel am Feuer, wo ein strubbeliger schwarzer Haarschopf zu sehen war. "James?" Keine Antwort. Sie ging um den Sessel herum. James schlief; er hatte ein dickes Buch über Verschwindezauber aller Art auf dem Schoß. Sein Kopf war auf die Brust gefallen, und seine Brille hielt sich nur durch ein

Wunder auf seiner Nase. Das gedämpfte Licht der sterbenden Flammen zeichnete tiefe schatten in sein Gesicht und vergrößerte noch die Ringe unter seinen Augen.

"James!" Sie griff ihn an der Schulter und schüttelte ihn. Müde blinzelte er sie an und schloss schnell wieder die Augen.

"Was?"

"Wir müssen das Hogsmeadewochenende ankündigen."

"Was?"

"Ich sagte, wir müssen das Hogsmeadewochenende ankündigen."

James linkes Auge ging ein Stück auf, und er sah sie irritiert an, bevor er mühsam einen Blick auf seine Armbanduhr warf.

"Lily, es ist halb Zwei. Was willst du?" murrte er.

Ungeduldig verschränkte sie die Arme.

"HOGSMEADEWOCHENENDE!"

Er stöhnte auf.

"Wird abgeschafft."

"JAMES!"

"War'n Witz."

Er seufzte und schloss wieder die Augen. Lily presste die Lippen zusammen und

rührte sich nicht vom Fleck. Irgendwann öffnete er wieder die Augen. "Können wir das nicht morgen bereden?" fragte er schläfrig. Sie nickte schließlich. "Okay. Ich würde übrigens an deiner Stelle im Schlafsaal schlafen und nicht hier unten im Sessel." Verwirrt sah er sich um. "Oh. Dacht ich wär' schon da." Mühsam, wie ein alter Mann, kletterte er aus dem Sessel.

"Nacht, Lil's."

"Gute Nacht, Jamesie-Pooh."
 


 

*****
 


 

Am nächsten Morgen wachte Lily ihrer Meinung nach viel zu früh auf kletterte aus dem Himmelbett. Um aufzuwachen, trat sie ans Fenster und hielt den Kopf hinaus. Die kühle Oktoberluft ließ sie fast einen Kälteschock bekommen. Die Ländereien lagen im Nebel unter ihr, und erste goldene Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg hinunter in die feuchten Schatten zwischen den Bäumen. Einen Moment lang blieb sie dort stehen, dann kehrte sie geistig und körperlich zurück in den Schlafsaal und suchte nach ihren Roben. Die anderen erwachten ebenfalls.

"Aaaha, ich muss noch die Zaubertränkehausaufgaben fertig schreiben!"

Sheila stürzte an ihr vorbei zur Tür, Feder und Pergament in der Hand. Anlea sah ihr gähnend nach. "Und das vor dem Frühstück", brummte sie. Lily sah auf die Uhr. "Mädels, ich geh schon mal was Essen, ich wollte mir aus der Bücherei noch ein Buch holen." Die anderen nickten abwesend und wandten sich ihren eigenen Geschäften zu. Lily ging hinunter in den Gemeinschaftsraum und dann hinunter in die große Halle. Zu ihrer Überraschung waren schon eine Menge Schüler auf den Beinen. Mehr als die Hälfte der Tische war besetzt, und

das zu dieser Uhrzeit! Noch während sie wartete, bis sie sich mit den anderen in die Halle drängen konnte (Irgendwer blockierte die Tür), sah sie, wie ein Drittklässler aus Slytherin einige Hufflepufferstklässler anrempelte und schubste. Ein kleines Mädchen mit schwarzen Zöpfen fiel hin und stieß sich an einer Säule. Ihre Lippe sprang auf und begann zu bluten. Lily wollte eingreifen, als schon jemand den Slytherin zur Rede stellte.
 

James baute sich vor dem Jungen auf und schnauzte ihn an, dass er das besser lassen sollte, wenn er nicht WIRKLICH Ärger bekommen wollte. Der jetzt ziemlich eingeschüchterte Junge machte sich mit seinen halbstarken Freunden davon, flüsternd und wütende Blicke über die Schultern werfend. Mit immer noch grimmigen Gesicht wandte James sich den wartenden Schülern zu, von denen

einige höchst interessiert zugesehen hatten. Die meisten wandten sich schnell ab. Lily entspannte sich wieder. James entdeckte sie und schlängelte sich durch die Schülerschar. "Morgen" Sie lächelte. Er nickte nur und wischte sich ungeduldig mit der Hand die Haare aus der Stirn, aber es half nichts. Er hatte immer noch Ringe unter den Augen und sah trotz der Sonnebräune blass aus. "Hm.... Hattest du nicht gestern irgendwas von Hogsmeadewochenende gesagt?" fragte er. Lily nickte, ein Schmunzeln unterdrückend. "Wir sind als Schulsprecher dafür verantwortlich, dass es-" Sie wurde von einer Gruppe Mädchen aus Ravenclaw unterbrochen, die lautstark das neuste Lied von Celestina Warbeck sangen.

Als Lily gerade wieder zum laut Sprechen ansetzte, da die Leute um sie herum so laut redeten, jagten drei Zweitklässler kreischend an ihnen vorbei. James stöhnte. "Komm mit, hier drinnen ist es zu laut!" brüllte er ihr zu. Sie nickte, und er griff ihre Hand und bugsierte sie aus der Halle hinaus.

"Raus? Wir können später in die Küche gehen und uns da Frühstück holen." James sah sie fragend an. Lily war zwar noch nie in der Küche gewesen, aber James

wusste garantiert den Weg. "Warum nicht?"

Zusammen traten sie aus dem großen Eingangsportal. Sofort fuhren eisige Winde in ihre Roben. Verdammt! Sie hatte ihren Umhang nicht mitgenommen! James fischte nach seinem Zauberstab. Er murmelte etwas und zu Lilys Erstaunen wärmte sich die Luft um sie herum um einige Grade auf. "Einfacher Wärmezauber" erklärte James auf ihren Blick hin. "Funktioniert aber nur, wenn man geht. Beim Fliegen oder Laufen wird er schnell wieder wirkungslos." Lily nickte. "Zum See?"

Zusammen schlenderten sie durch das taunasse Gras, über dem noch der

Morgennebel hing, hinunter zum See. "Wann wollen wir das erste Hogsmeadewochenende ansetzten?" fragte James nach einer Weile stillen Dahingehens. Lily zuckte die Schultern. "Zu Halloween, wie immer?" "Mir solls recht sein. Wir müssen Dumbledore noch fragen, wie wir die Nachricht an die schwarzen Bretter in den Gemeinschaftsräumen bekommen. Ich glaube kaum, dass wir da einfach reinlatschen sollen. Ich für einen Teil habe nämlich keine große Lust, zu den Slytherins zu gehen." James rümpfte die Nase und Lily verzog das Gesicht.

"Gegen die Slytherins müsste man auch mal was unternehmen. Diese Attacken auf andere Mitschüler passieren immer häufiger." Bemerkte sie. James seufzte. "Was genau willst du denn tun? Wir können schlecht in der ganzen Schule Ordnungshüter aufstellen, die alles im Blick behalten. Das einzige, was wir machen können, ist den Slytherins klar zu machen dass mit uns nicht zu Spaßen ist und dass wir die anderen Schüler dazu bringen, uns zu vertrauen."

"Das mit dem Vertrauen dürfte das geringere Problem sein" murmelte Lily.

Jeder liebte James, wenn er sagte "spring" dann sprangen alle. James nickte nur.

Im gleichen Augenblick kamen ihnen zwei Mädchen aus der sechsten Klasse entgegen. Als sie James entdeckten giggelten sie und wurden rot, als sie ihn schüchtern anlächelten. Lily verdrehte nur die Augen über dieses Gehabe. >So was peinliches< dachte sie. James tat so, als ob er sie nicht bemerken würde.

Aber als sie vorbei waren, schüttelte er abfällig den Kopf. "Ne Zeitlang fand ich's ja lustig, wie die sich alle zum Affen machen, aber langsam geht es mir auf den Geist.... Ich weiß nicht wie Sirius das aushält." Lily sah ihn überrascht an. Sie hatte gedacht, er würde es immer noch genießen, soviel Aufmerksamkeit zu bekommen, aber anscheinend war es ihm eher unangenehm.

"Aber Sirius hält alles aus. Der ist so verrückt dass ihm alles egal ist. Fast so durchgeknallt wie mein Opa." "Was, es gibt jemanden, der noch verrückter ist als Sirius?"

Jetzt war Lily ernsthaft überrascht. James lachte. "Ich hoffe für dich, das du meinen lieben alten Großvater niemals kennen lernen wirst. Er hatte, als er noch gearbeitet hatte, einen kleinen "Unfall" bei einem Versuch, weißt du, er hat in einer Forschungsstation für Heilungszauber gearbeitet, und jetzt ist er ein bisschen... nun ja, meine Oma hat ihn vor einigen Jahren bei St. Mungos abgegeben und ist dann in Ruhe und Frieden gestorben. Er begrüßt dich standardmäßig mit dem Satz "Hallelujah, lass mich deine Seele retten." Und

dann versucht er, aus deiner Hand deine Vergangenheit zu lesen." Er grinste zufrieden, als Lily sich bog vor Lachen.

"Sirius hat ihn letzten Sommer kennen gelernt. Er hat mich damals besucht, und dann ist eine von Ma's Nadeln auf ihn losgegangen. Er hatte zahlreiche blutende Stiche und musste magisch genäht werden . Die Gelegenheit haben wir genutzt und Opa besucht. Du hättest sie sehen sollen...." James musste aufhören zu sprechen, weil er von Gelächter geschüttelt wurde. Lily hing an seinen Lippen. "Wieso? Was haben sie gemacht?" James schüttelte immer noch glucksend den Kopf. "Du würdest es mir nicht glauben, wenn ich es dir erzählen würde. Aber es hat damit geendet, dass sie Sirius vorsichtshalber für einen Tag zur Beobachtung dabehalten haben."
 


 

*****
 


 

"Okay, in einer Dreiviertelstunde haben wir Unterricht. Lass uns zuerst was Essen gehen, ich sterbe vor Hunger." James führte sie lange Korridore und Treppen entlang, bis sie schließlich vor einen Bild mit einer Obstschale standen. Zu Lilys Verwunderung begann er die Birne zu kitzeln, bis sie sich gackernd in einen Türknauf verwandelte. "Oh!" Mit großen Augen sah sie

sich um. Mehrere Hauselfen kamen angestürmt. Während Lily sich immer noch umsah, erklärte James ihnen, dass sie leider das Frühstück verpasst hätten, und ob nicht noch etwas für sie übrig wäre. Es endete damit, dass sie Berge von Essen vor sich aufgetürmt sahen und sich fragten, wie sie dass bewältigen sollten.

"Ich hätte früher herkommen sollen" bemerkte Lily mit vollem Mund. James hob die Augenbrauen. "Warst du noch nie hier?" Dumme Frage, sowie sie geguckt hatte, als sie hereinkamen, war sie offensichtlich noch nie in der

Küche gewesen. Lily schüttelte den Kopf. "Ich hatte ehrlich gesagt nie das Bedürfnis. Aber da wusste ich ja auch nicht, was mich erwartet." Lachend griff sie nach einem Becher Milch.

"Und außerdem hätte ich keinen Fragen können, wo die Küche liegt." "Wieso keinen Fragen können? Was ist mit mir?" schmollte James. Lily warf ihm einen entnervten Blick zu.

"Jamesie-Pooh, ich wäre lieber gestorben als dich um einen Gefallen zu bitten."

"Wieso?"

"Das Thema hatten wir schon bei dir zuhause."

"Oh. Stimmt." James senkte den Kopf und vertiefte sich in sein Müsli. Lily beobachtete ich einen Moment. Es schien ihm wirklich Leid zu tun, wie er sich benommen hatte. Aber als er wieder aufsah, blitzten seine Augen wie eh

und je. "Wir müssen los, wenn wir noch unsere Sachen holen wollen, bevor der Unterricht beginnt." "Aaaah, stimmt ja!" Lily sprang auf. Sie entkamen den Elfen nicht, bevor sie nicht noch jeder ein Lunchpaket mit auf den Weg genommen hatten (A/N: Jaaaa, Lunch ist erst

später, ich weiß). Lily erinnerte sich, wie sie vor den Ferien über James gedacht hatte, und dass sie jetzt mit ihm zusammen alleine durch die Schule lief, ihren Spaß hatte und ihn tatsächlich mochte.

Langsam begann sie zu verstehen, warum Remus und die anderen es mit ihm aushielten...
 

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Freut mich, dass euch die Story so gut gefällt! Sie ist übrigens schon fertig (20 Kapitel + Epilog), und ich lad sie nur noch hoch... :o)

"Lily, es ist bald Hogsmeadewochenende!" Anlea tauchte von Hinten auf und fasste ihre Freundin bei der Schulter, als Lily gerade ihren Weg hoch zum Gryffindorturm machte. Lily seufzte. "Ich weiß, An, schließlich habe ich die Notiz ans Schwarze Brett geheftet." "Oh."

Anlea schwieg. "Gehen wir zusammen hin?" "Hmm... Eigentlich wollte ich hier bleiben und die ruhige Zeit nutzen, um ein bisschen zu lesen", murmelte Lily. Anlea schob die Unterlippe vor. "'kay. Sheila geht mit Diane..." Sie ließ ihre Stimme absacken, und Lily merkte genau, dass sich ihre Freundin über Sheila ärgerte. Diane war- nun ja, sie war halt Diane. Laut, nörgelig, absolut von sich und ihrer Schönheit überzeugt und sehr bestimmerisch, wie Lily es

überhaupt nicht leiden konnte. Dafür hing sie viel mit den Jungs aus den anderen Häusern herum, und dass machte sie vermutlich für Sheila so anziehend. Diane hatte immer das neuste und das tollste, und viele Mädchen waren schlichtweg eifersüchtig auf sie. Seit Sheila entdeckt hatte, dass Dianes "guter" Ruf auf sie abfärben könnte, verbrachte sie immer mehr

Zeit mit ihr. Anlea seufzte. "Dann frag ich Ludo." Lily lächelte aufmunternd. "Macht euch doch einen schönen Tag im Dorf, da ist doch kein Problem. Dann haben wir ja all, was wir wollen." Anlea lächelte und nickte. "Okay, ich frag ihn. Ah, da hinten ist er ja." Sie

verschwand wieder in der Menge. Lily schüttelte lächelnd den Kopf und bewahrte ihre Tasche davor, von ihrer Schulter zu gleiten. Bald darauf hatte sie das Bild der Fetten Dame erreicht.

"Passwort?" "Stinksap" Lily strich sich die Haare über die Schulter und trat ein. Und blieb wie angewurzelt stehen. "WAS macht ihr da???"
 

~* einige Minuten früher *~
 

"Wie sollen wir das bitte alles lernen?" Sirius warf erbost das Buch auf den Tisch im Gemeinschaftsraum. Remus sah von seinen aufgaben auf und runzelte die Stirn. "Was alles?" "DAS alles. Alles halt! Sämtliche Zaubersprüche aller Arten." "Du kannst doch sonst immer alles, wo ist das Problem?" Remus spielte mit seiner Feder. Sirius seufzte und warf sich rücklings in seinen Sessel zurück. "Ich kann so nicht lernen. Dumme Worte auf Papier.

Nichts mehr als ein Haufen Pergament. Ich kann mir einfach nicht merken, wann man wie welche Sprüche miteinander anwendet, wann nicht und wieso nicht... das geht gar nicht."

"Wie stellst du dir denn lernen sonst vor?"

"Weiß nicht. Anders. Praktischer halt." Remus schnaubte. "Okay, dann wende mal in einer praktischen Alltagssituation alte Runen an." Im nächsten Augenblick flog ihm ein scharlachrotes Kissen an den Kopf. "So habe ich das nicht

gemeint", bemerkte Sirius würdevoll, und Remus verzog den Mund. Neben seinem Buch klatschte ein weiteres auf den Tisch. James hatte sich aufgerichtet und fuhr sich durch das strubbelige schwarze Haar. "Ich muss Sirius recht geben, so zu lernen ist unmöglich. Vor allem bei der Lautstärke im Gemeinschaftsraum. Ich habe seit vier Wochen nichts anderes getan als meine Nase in irgendwelche Bücher zu stecken!" "Hah!" rief Remus triumphierend aus. "Wenn du deine Nase immer in Büchern hattest, wieso hat McGonagall dir für diese Woche schon wieder zwei Strafarbeiten plus Extrahausaufgaben aufgegeben?" James

räusperte sich gekünstelt. "Muss wohl en Versehen gewesen sein." Sagte er grinsend.

"Meinen Rekord schaffst du sowieso nie", bemerkte Sirius gelassen. James sprang wie von der Tarantel gestochen aus seinem Sessel auf. "Was sagst du?" Sirius sprang ebenfalls auf und stellte sich in Pose. "Du Schurke Potter! -Lasst los, lasst mich gewähren!" zitierte er, als Remus halbherzig versuchte, ihn wieder zurück zu ziehen. Einige Schüler sahen auf. James zog mit blitzenden Augen seinen Zauberstab. " Mir kämpft Geduld aus Zwang mit willger

Wut Im Innern und empört mein siedend Blut!" Sirius zog ebenfalls seinen Zauberstab und richtete ihn auf James Gesicht, ein breites Grinsen nicht unterdrücken könnend. "Ein Wort mit Euer einem!" "Nur ein Wort mit einem von uns? Gebt noch was zu, laßt es ein Wort und einen Schlag sein" "Dazu werdet Ihr mich bereit genug finden, wenn Ihr mir Anlaß gebt"

"Könntet Ihr ihn nicht nehmen, ohne dass wir ihn gäben?" "So sei es!" Mit einem Schwung seines Zauberstabs verwandelte Sirius seine schwarzen Roben. Ein Blutroter Umhang fiel von seinen Schultern, das Wappen einer alten, ausgestorbenen Magierfamilie auf der Brust und ein Hut mit langer Feder saß auf seinem Kopf. Von seinem Gürtel zog er seinen Säbel. Sekunden später hatte James sich ebenfalls verwandelt; Sein Gewand in schwarz und Dunkelgrün, ein anderes machtvolles Wappen umgeben von magischen Runen auf der silbrigen Gürtelschnalle, und ebenfalls einen blitzenden Säbel in der linken Hand, in der Rechten den Zauberstab. Klirrender Stahl traf aufeinander, und Funken sprühten. Als sich ihre Klingen zum zweiten Mal trafen, kam ein ganzer Goldregen auf den Boden herabgesegelt.

Jetzt hatten sie die Aufmerksamkeit des ganzen Gemeinschaftsraumes, aber das kümmerte sie nicht. Mit schnellen schritten duellierten sie sich über dem alten Holzboden, und bald flogen die Federn von aufgeschlitzten Kissen. Mit links kämpften sie, mit der Rechten untermalten sie das Geschehen durch Zaubersprüche. Als James den Becher eines Viertklässlers umstieß,

ergoss sich eine farbenprächtige Wasserfontäne auf die Köpfe der anderen Gryffindors.

Quietschende Erstklässler huschten aus dem Weg, als Sirius und James sich an ihnen vorbei drehten. Sie beide stammten aus alten ehrwürdigen Familien, und jeder von ihnen konnte mit einem Säbel umgehen, wenn sie auch bestimmt keine Meister waren. Sirius sprang auf eine Sessellehne und schlug James Klinge beiseite. Dessen Zauberstab zuckte- und der Sessel mitsamt Sirius erhob sich in die Luft. "Ich bin verwundet. - Zum Teufel beider Sippschaft! Ich

bin hin. Und ist er fort? Und hat nichts abgekriegt?" brüllte Sirius. Eine helle Lichtspirale schoss aus seinem Zauberstab und hob James ebenfalls empor, als dieser gerade eben einen Tisch bestiegen hatte, um nach Sirius Füßen auf dem fliegenden Sessel zu langen. So ging der Kampf in der Luft weiter. Zur Ablenkung hexten sie Irre Illusionen in die Luft, die ihren Gegner verwirren wollte. Die unten Zuschauenden wussten schon bald nicht mehr, wo ihnen

der Kopf stand. Die Feder an Sirius Hut wippte lustig, als er eilig hochsprang, um sich vor einem schlecht gezielten Fluch in Sicherheit zu bringen. "Wehe dir!" Er schwang seinen Säbel, und dieser verwandelte sich in ein gackerndes Gummihuhn, welches er bei den Füßen hielt. James hielt verdutzt inne und starrte auf das Huhn, als von unten eine ungläubige

Stimme zu ihnen hoch schall: "WAS macht ihre da???"
 

~***~
 

Lily sah von James zu Sirius und wieder zurück. Sie balancierten auf arg mitgenommenen Sesseln mitten in der Luft, beide mit aufgeblähten Umhängen und blitzenden Augen. Im Ganzen Raum schwebten weiße Federn, als ob es schneien würde. Oben tummelten sich die verrücktesten Irrbilder; singende Holzpuppen, ganze Horden von rosaroten Basilisken in Regenwurmgröße, ein voller runder Mond über einem silbrig glänzenden See, der sich über den Köpfen einiger Drittklässler erstreckte, Einhörner, Drachen, Gesichter verschiedener

Slytherins und eine wütend aussehende McGonagall im Schottenoutfit. Und dazu das gackernde Gummihuhn, dass allem den Rest gab. James und Sirius hingen vor Lachen über ihre Lehnen, wobei die Sessel gefährlich wackelten. "Sie üben für die N.E.W.T's", teilte Remus ihr feixend mit. Peter stand neben ihm und gaffte mit offenem Mund nach oben. Lilys Augen wurden groß. "Sie tun WAS?" "Üben, Lilyschatz, üben", erklang Sirius Stimme von über ihr. Als sie aufsah, nahm er mit einer eleganten Bewegung den Hut ab und verbeugte sich. "Wir probieren neue Techniken zum Erlernen des Unterrichtsstoffes aus. Verwandlung,

Zaubersprüche, Geschichte der Zauberei und Verteidigung gegen die dunklen Künste in einem." "Oh wie gewählt du dich ausdrücken kannst, Sirius", grinste James. Er steckte seinen Säbel zurück in die Scheide. Sirius macht eine Verbeugung in seine Richtung und schnappte sich dann das Huhn, das einen fast erfolgreichen Fluchtversuch unternommen hatte. Lily räusperte sich. "Ah... das ist ja schön. Ähm... muss der Gemeinschaftsraum dann auch so aussehen?" Die anderen Schüler wurden still, nachdem sie noch vorher die beiden angefeuert

hatten, und James und Sirius sahen sich schuldbewusst um. "Also ich finde es sieht hier hübsch aus", bemerkte James trocken. "Geradezu wie zuhause, nicht wahr Sisi?" ,Sisi' nickte nachdrücklich. "Absolut bezaubernd. James, wir sollten in die Innenausstattungsbranche einsteigen." Lily räusperte sich noch einmal nachdrücklich. "Was haltet ihr davon, wieder auf den Teppich zurück zu kommen? Und währt ihr dann so freundlich, diese kleine Unordentlichkeit zu beseitigen? Dankeschön!" Und damit wischte Lily sich einen Sessel von

Federn frei und ließ sich drauf nieder, während James und Sirius langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrten, wo eine jubelnde Menge sie bereits erwartete.
 


 

**********
 

Endlich war das Hogsmeadewochenende gekommen. Der Gryffindorturm war ungewöhnlich still. Lily machte sich mit einem Stapel Hausaufgaben auf zum Gemeinschaftsraum. Nur die Erst- und Zweitklässler waren dort. Lily suchte sich eine stille Ecke und begann zu schreiben.

Sie kam gut voran und schaffte innerhalb vier Stunden mehrere Aufsätze. Das Porträtloch klappte auf. Lily sah hoch. James klettere leise vor sich hinfluchend hinein, roch an seinen Händen und wandte sich angewidert ab. Auf halbem Weg durch den Gemeinschaftsraum kam er an ihr vorbei. "Warum bist du nicht in Hogsmeade?" fragte sie verwundert. James drehte sich zu ihr herum. "Oh", er fuhr sich mit der Hand durch Haar und bemerkte dann entsetzt,

was er getan hatte, "Ich hab von McGonagall Ausgehverbot bekommen. Musste eben als Strafarbeit im Pokalzimmer abstauben und polieren. Meine ganzen Hände(und jetzt auch die Haare) stinken nach diesem ekelhaften Anti-Anlaufzeug." Er grinste kläglich und fragte dann: "Und warum bist du nicht im Dorf?" "Keine Zeit, ich wollte die Ruhe hier unten. Außerdem gab es nichts, was ich gebraucht hätte. Na ja, ne neue Schreibfeder vielleicht, aber die hier

muss es halt bis zum nächsten Hogsmeade-Wochenende tun. Aber was hast du gemacht, dass du schon wieder eine Strafarbeit aufhattest?" fragte sie stirnrunzelnd. James seufzte. "Ich hab die Kreide im Verwandlungsklassenzimmer verzaubert. Irgendwie fand McGonnie das nicht so toll. Tja, Hogsmeadeverbot und zweimal nachsitzen, außerdem die besagte Strafarbeit, die ich eben getan habe." "WAS? Das alles für das Verzaubern von Kreide?" Lily sah ihn

skeptisch an. Er räusperte sich und sah ins Kaminfeuer, als ob es dort unergründliche Geheimnisse zu finden gäbe. "Na ja... nicht nur die Kreide. Noch so dies und das. Lauter Kleinigkeiten." Lily schnaubte. James grinste breit. "Was ist, kommst du das nächste Mal mit ins Dorf?" Als ihr Kopf zu ihm herumfuhr, lächelte er auffordernd. "Mit mir, meine ich?"

Lily sah ihn einen Augenblick an, während seine dunklen Augen sie fixierten. Diesmal hatte er anders gefragt als früher, und sie war nicht gänzlich abgeneigt. Er schien die Unschuld in Person, wie er da so an ihrem Sessel lehnte und sie auf seiner Stirn die Hoffnung und Erwartung ihrer Antwort lesen konnte, während sein Mund immer noch freundlich und fast siegessicher lächelte. Sie biss sich auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken. "Hm..."

Das war nur ein kleiner Überlegungslaut, aber James Innereien schlugen Purzelbäume. Sie hatte noch nicht Nein gesagt! "Sagen wir mal so-" Lily wählte ihre Wort bedacht, "falls du es tatsächlich schaffen solltest, die nächsten zwei Wochen keine einzige Strafarbeit zu bekommen, kein Nachsitzen und noch nicht einmal eine Ermahnung, sprich, mach zwei Wochen lang keinen mist und benimm dich wie ein normaler Mensch, dann komme ich gerne mit." Ihre Zähne ließen ihre Unterlippe frei und erlaubten ein lächeln, als James Gesicht sich

wie eine 100-Watt Birne aufhellte. "Klar, kein Problem", versprach er, "Ab wann?" "Ab sofort." Lily sah auf die Uhr. "Wenn du Samstag den fünfzehnten November völlig rein von Schuld und Strafarbeiten bist, geh ich mit dir aus." "Ist gemacht." Strahlte James. Er wollte sich schon wieder mit einer Hand durch die Haare fahren, als er den Geruch wahrnahm.

"Uhm- ich glaub das geh ich wohl besser abwaschen." Er lächelte ihr zu und verschwand bei den Waschräumen. Lily grinste und fragte sich, wie er diese zwei Wochen überleben wollte.
 

*****
 

"Jaaames, mir ist langweilig." Sirius sprang auf das Bett seines Freundes und klappte ihm das Buch zu. "Wollen wir nicht rausgehen? In den Wald oder so? Oder gucken, ob dieser Geheimgang im zweiten Stock wirklich zu-" "Nein, Sirius", unterbrach ihn James, "Wenn du möchtest, kannst du gerne gehen, aber ich bleibe hier. Ich will nicht erwischt werden." Sirius starrte ihn entgeistert an. "Hast du zu viel von diesem Putzzeug geschnüffelt?" fragte er

misstrauisch. James gestattete sich ein dämliches grinsen und rollte sich herum. "Nein. Ich will nur einfach keinen Ärger bekommen." Sirius wich vor ihm zurück. "Remus, kannst du Madam Pomfrey holen? Und sag ihr, es ist ein Notfall, es geht um Leben und Tod." "Red keinen Scheiß, Sirius. Was ist denn schon dabei, wenn ich mal nicht Nachsitzen will?" "Was ist schon dabei?" wiederholte Sirius entgeistert. Peter steckte seinen Kopf aus dem Vorhang

seines Bettes. "Hast du mal gefühlt, ob er Fieber hat?" schlug er vor. "Vielleicht ist es auch was Ernstes", rätselte Remus, jetzt ebenfalls interessiert. "Ich weiß nicht, vielleicht so was wie ein Hirntumor..." "Remus, darüber macht man keine Witze!" kritisierte James todernst. Seine

drei Freunde sahen sich an. "Okay, ich gehe jetzt wirklich Madam Pomfrey holen", meinte Remus besorgt und stand auf. James lachte auf. "Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas feststellen wird. Wenn sie den Grund für meine "Krankheit" finden will, er sitzt arbeitend im Gemeinschaftsraum und hat die Abkürzung L.E.!" "Lily?" fragte Sirius erstaunt. "Was hat sie

mit dir gemacht???" In einem plötzlichen Anfall packte er James Kopf und schüttelte ihn.

"Rede doch mit und Jamesie, sag doch was!!!" jammerte er. James machte sich lachend von ihm frei. "Lily hat gesagt, wenn ich zwei Wochen lang keinen Mist baue, sprich keine Strafarbeit, Nachsitzen oder Punktabzug bekomme, dann geht sie mit mir aus!" Sirius hielt inne. "Achso. Sag das doch gleich." Dann fuhr sein Kopf herum. "ZWEI WOCHEN? James, mein Mann, du wirst nie mit ihr ausgehen können",urteilte er mitleidig. "Wieso nicht?" fragte James beleidigt.

"Traust du mir das nicht zu?" "Nein, tue ich nicht." erklärte Sirius offen. James starrte ihn an. "Aber..." Sirius legte nachdenklich den Kopf schief, "Zwei Wochen lang alleine Mist bauen macht keinen Spaß. Außerdem könntest du fälschlicher Weise verdächtigt werden, wenn ich was anstelle. Also mach ich mit, Zwei Wochen Enthaltsamkeit lässt sich zu zweit besser ertragen." Jetzt starrte James erst recht. "Du machst mit?" "Ja ich mache mit", erklärte Sirius schlicht. "Vielleicht irre ich mich ja auch, und du schaffst das doch."
 

*******
 

"Gott ist mir langweilig!" brummte James. Sirius versteckte sein Grinsen hinter einem Buch, aber Remus und Peter konnten ihr Lächeln nicht verstecken. "Was?" fauchte James. Remus gluckste. "Du hast jetzt drei Tage lang nichts angestellt und benimmst dich wie ein zickiges Mädchen auf der Höchststufe ihrer PMS!" "Ha ha!" maulte James. "Ich frage mich, was die

anderen Leute den ganzen Tag eigentlich machen? Man kann doch nicht immer nur dasitzen und lesen, oder?" "Natürlich kann man das nicht." Sirius ließ sein Buch sinken. "Man kann Hausaufgaben machen, Schach spielen..." "...jüngeren Schülern bei den Hausaufgaben helfen, sich auf die Prüfungen vorbereiten, Stoff wiederholen..." führte Remus weiter.

"...oder endlich mal unter seinem Bett aufräumen, eine Liste aufstellen, ob man alle Schulsachen hat, die vermissten Boxershorts ausfindig machen, die ganzen alten stinkenden Umhänge endlich in die Wäsche tun, da ich bald ersticke, wenn du sie weiter neben meinem Bett liegen lässt..." sinnierte Sirius. James warf einen Radiergummi nach ihm. "Ach haltet doch den Mund. Ich hab ja schon verstanden." Er stand auf und ging nach oben.

"Er geht jetzt doch nicht wirklich aufräumen, oder?" fragte Peter schockiert. "Ich glaube doch", gab Remus zu. Sirius schüttelte den Kopf. "Ich glaube, ich muss ein ernstes Wort mit Lily reden. James ist ja nicht mehr der Selbe!" Er stand auf, aber anstatt Lily bei ihrem Gespräch mit Anlea zu

stören, ging er ebenfalls hoch zu seinem Schlafsaal. Er fand James dort Bäuchlings auf dem Boden liegen, wo er alte verstaubte Gegenstände unter seinem Bett hervorholte. "Du hast wirklich einen Schaden, mein Junge" meinte er kopfschüttelnd. James sah mit verstaubter Brille fragend hoch. Er korrigierte sich. "Nein, du bist verliebt." Dann ging er neben ihm auf

die Knie. "Na, was interessantes gefunden?" "Hmm..." James griff hinter sich. "Ist das hier deins?" Er hielt ein undefinierbares, dreckiges Stoffstück in der Hand, welches Sirius schließlich als T-Shirt entlarvte. "Oh... kann gut sein. Ja, ist meins. Uh, ich glaub das werf ich lieber weg." Mit einem Schwung seines Zauberstabes entfernte er es. "Du glaubst gar nicht, was man hier unten alles findet..." ertönte James stimme von unter dem Bett. "Zum Beispiel?" fragte Sirius interessiert und fragte sich, was passieren würde, wenn er sich jetzt

auf James bett werfen würde, solange dieser darunter lag. "Ach, allen möglichen Kram. Eine ganze Packung Stinkbomben, einen Liebesbrief von Tasha O'Neilly aus der zweiten Klasse, meine verloren gegangene-" Er wurde von einem durchdringendem Krähen unterbrochen, das aus der hintersten Ecke unter seinem Bett kam. Sirius Kopf fuhr hoch. "Was war das???" "Ich glaube..." James robbte sich weiter in die miefenden Höhlen unter seiner Schlafstätte, "...es ist ...JIMMY!!!" Er ließ einen Freudenschrei los. Sirius riss die Augen auf. "Deine

Schildkröte? Ich denk die ist letztes Jahr verschwunden!" "Dachte ich auch!" James tauchte unter dem Bett auf, bedeckt von Staub und Spinnenweben, und in der rechten Hand hielt er eine kleine, golden schimmernde Schildkröte mit einem federigen Panzer. Sie klappte langsam ihr Maul auf und ließ ein durchdringendes krähen hören. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie noch mal wieder sehen würde!" sagte James glücklich. "Aber wovon hat sie sich

ernährt?" fragte Sirius ungläubig. James überlegte, sah dann die Schildkröte an. "Weiß nicht." Er schielte zu dem Schattigen Ort, aus dem er sein Tier hervorgebracht hatte. "Und ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht so genau wissen." "Weißt du was?" Sirius ließ sich auf die Knie fallen und zog den Vorhang seines eigenen Bettes beiseite. "Ich wird auch mal nen Blick unter mein Bett werfen. Wer weiß, was ich alles finde." James grinste nur und kraulte Jimmy die Rückenfedern, während dieser glücklich gluckste.
 

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Moin moin! Tut mir ja wirklich leid euch das zu sagen, aber dieses Kapitel muss für die nächsten zwei Wochen reichen! *böselach*

Nein im ernst, ich fahr in Urlaub und hab da keinen PC zur Verfügung. Also schreibt mir in der Zwischenzeit gaaaaanz viele Reviews, damit ich mich angeregt fühle schnell das nächste Kapitel hochzuladen ;o)

Hellas! gerade frisch ausm urlaub zurück (leider vieeel zu wenig sonne!), und ran an den pc! *löl* Hier gibts das neue kapitel!
 

PS: wer auch immer das mit der wagen ladung rosen vorgeschalgen hat--- AAARGh, was mach ich denn, wenn die alle vertrocknen???? *ggg*
 

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"Wo ist Sirius?"

James ließ sich neben Remus in einen Sessel am Kamin fallen.

"Mit seiner neuen Freundin weg", piepste Peter.

"Und die wäre?"

"Äh...ähem...hm..." Hilfesuchend sah Peter Remus an. Dieser löste widerwillig seine

Augen aus dem Buch.

"Woher soll ich denn das wissen?" brummte er und versank wieder zwischen den

Buchdeckeln. Aber nur einige Sekunden später kam ein gemurmeltes "Gillian oder Jill oder so" aus den Seiten.

"Gillian?" James zog fragend die Augenbrauen hoch. Remus seufzte und zuckte die Schultern.

"Er hat den ganzen Morgen von ihr geredet. Ich glaube eine Ravenclaw. Ist mal wieder die ,Ganz große Liebe'!" Spöttisch verzog er den Mund. James und Peter grinsten wissen (A/N: Aaah warum kann Peter nicht einfach fehlen? Wir hassen ihn, ja Schatzzzzz, und wie...)

Remus beschäftigte sich wieder mit seiner Lektüre, Peter starrte James an, in der Hoffnung dass er was Interessantes tat, und James starrte in den Gemeinschaftsraum, in der Hoffnung dass irgendetwas Interessantes passierte. Leider schienen heute alle Leute damit beschäftigt zu sein, sich so normal wie möglich zu benehmen und Hausaufgaben zu erledigen oder in leise Gespräche vertieft zu sein.

"Keinen Mist bauen, du darfst keinen Mist bauen, etwas

weniger als eine Woche noch, keinen Mist, sei ein guter Junge, mach keinen Mist..." murmelte James imme rwieder vor sich hin, während seine Augen dabei langsam glasig wurden. Schließlich seufzte er und griff nach der Tüte mit den Schokofröschen.

"Mir ist so laaaangweilig", jammerte er. Keine Reaktion.

"Ich will irgendetwas tun!" Immer noch nichts.

"Warum unternimmt den keiner was?" Er wurde ignoriert.

Schließlich gab er es auf.
 

Am Tisch neben ihm hockten drei Zweitklässler und stritten sich über ihre Verwandlungshausaufgaben. James hörte ihnen eine Weile zu. Einer der Jungen

konnte sich gegen die Meinung der anderen nicht durchsetzen, dass man einen Kanarienvogel sehr wohl in eine singende Maus verwandeln könne. Als der Streit immer heftiger und lauter wurde, mischte James sich schließlich ein.

"Man kann Mäuse nur mit einem anderen Zauber zum Singen bringen. Wenn du einen

Kanarienvogel in eine Maus verwandelst, dann wird es auch eine stinknormale Maus sein; außer, der Spruch hat nicht geklappt. Dann wird die Maus aber höchstwahrscheinlich Flügel (Das ist dann aber keine Fledermaus!) oder einen gefiederten Schwanz haben, oder zumindest gelbes Fell. Aber das mit dem Singen werdet ihr wohl kaum hinbekommen."

Die drei Jungen sahen ihn mit großen Augen an. Dann drehte sich der eine zu den beiden anderen um und streckte ihnen die Zunge raus. "Ich hab's euch doch gesagt!" triumphierte er.

James grinste und die beiden anderen zogen die Köpfe ein. "Kannst du uns vielleicht noch mal das hier erklären..." fragte der eine schüchtern und schob ihm "A Beginners' Guide to Transfiguration" von Emeric Switch zu. James warf einen Blick auf die aufgeschlagene Seite.

"Verwandeln von etwas Lebendigem in einen Gegenstand? Ja klar, dass ist einfach. Sieh mal, du musst nur..." Er schob sich auf einen Stuhl und begann zu erklären.

~*~*~*~
 

Lily huschte zu Remus hinüber und stupste ihn am Ellenbogen. "Habe ich das eben richtig gesehen?" quietschte sie. Remus Kopf fuhr hoch. "Was- wie- ... wer ist tot?"

"Guck guck guck! James hilft den Kleinen bei den Hausaufgaben!" Lily nickte mit großen Augen hinüber zu einem Pulk Schüler, die sich um den kleinen Tisch drängten. Sämtliche Zweitklässler waren eifrig am Kritzeln und hoben immer wieder die Köpfe um zu James hochzusehen. Auch einige Erst- und Drittklässler standen wartend mit ihren Büchern und Aufsätzen da. "Was sehen meine müden Augen da?" ertönte Sirius Stimme von hinter Lilys rechter Schulter. "Ah,

zurück von deinem Date?" fragte Remus. Sirius nickte knapp, die Augen auf James gerichtet.

"Lily, was hast du bloß mit James gemacht?" seufzte er. Lily schob beleidigt die Unterlippe vor.

"ICH habe gar nichts mit ihm gemacht. Er hat von ganz alleine beschlossen den Zwergen zu helfen!"

"Aber warum?"

"Wahrscheinlich hatte er nichts besseres zu tun" bemerkte Remus. Lily zog die Augenbrauen hoch. "Was meinst du mit nichts Besseres?" "Na ja, seit du ihn zu dieser Enthaltsamkeit verurteilt hast, sitzt er nur noch da und langweilt sich", meinte Sirius schulterzuckend. "Warum macht er nicht Hausaufgaben oder lernt für die Prüfungen?" fragte Lily irritiert. "Hat er schon. Das macht er jetzt als erstes, wenn wir nach dem Unterricht frei haben. Meistens ist er innerhalb von drei Stunden mit seinen Aufgaben fertig, und die Lehrbücher von Klasse Eins an kann er dir inzwischen fast im Schlaf herbeten", sagte Remus grinsend.

"Trotzdem würde ich meine Zeit niemals SO verbringen!" Sirius warf einen abfälligen Blick zu den jüngeren Schülern. "Diese ganzen kleinen nervigen Würmer, die einen anquatschen und irgendetwas wissen wollen und dabei so schrecklich laut sind..." Er brach ab, da James langsam in Schwierigkeiten zu kommen schien. Ein kleines Mädchen mit langen dunkelbraunen Locken starrte ihn gerade hilfesuchend an, während zwei ältere Jungen sich um seine Aufmerksamkeit prügelten und ein Drittklässler auf Hilfe bei seinem Aufsatz hoffte.

James fuhr sich gestresst durch die Haare und verwuschelte sie so noch mehr. Er blickte sich ebenfalls flehend um. "Sirius!" Er winkte ihn mit verzweifelter Miene zu sich.
 

Remus, Peter und Lily sahen belustigt zu, wie James auf das kleine Mädchen mit den Locken deutete, welches Sirius prompt mit großen Braunen Augen von unten anstarrte und ihm mit einem schüchternen Lächeln seinen Verwandlungsaufsatz entgegenhielt. Zu ihrer Verblüffung zauberte Sirius ein freundliches Lächeln auf sein Gesicht und setzte sich mit ihr an einen

freien Tisch. "Nervige kleine Biester, ja?" gluckste Remus.
 

*******
 

"Potter, kann ich sie nach dem Unterricht kurz sprechen?" fragte Professor McGonagall und sah ihn über ihre quadratischen Brillengläser hinweg an. James nickte verwirrt. Nach der Stunde wartete er, bis alle den Klassenraum verlassen hatten, und trat dann an ihr Pult. Sirius und die anderen warteten an der Tür. Seine Lehrerin musterte ihn scharf. "Was ist los mit

ihnen, Potter?" fragte sie schließlich. "Sie haben jetzt seit fast zwei Wochen nicht ein einziges Mal den Unterricht gestört, irgendetwas in die Luft gejagt oder irgendeinen unglücklichen Slytherin verhext. Im Gegenteil, sie haben immer ihre Hausaufgaben, beteiligen sich am unterricht, und mir ist zu Ohren gekommen das sie jüngeren Schülern Nachhilfe geben. Was ist los mit ihnen, sind sie krank?"

James sah sie einen Augenblick lang verwirrt an und wurde dann rot. Sein Blick wanderte ungewollt zu Lily, die irgendetwas zu Remus sagte, dann

einmal zu ihnen herübersah und kurz lächelte, bevor sie im Gang verschwand. James Kopf schnellte zurück zu der Professorin. "Ich... ich hab nur gedacht das es vielleicht ganz gut wäre, mal was zu tun. Ich meine, weil das mein letztes Jahr ist, und ich bin Schulsprecher und so..." murmelte er. Dann blitzte es in seinen Augen. "Ich wusste nicht, dass es verboten ist, sich im Unterricht zu melden. Aber wenn sie gerne möchten, dann kann ich ja ihnen zuliebe

nächste Woche die Toilette im dritten Stock unter Wasser setzten und Geoffrey Bullstrode einen-" "Schon gut schon gut! Ich habe schon verstanden!" winkte Professor McGonagall hastig ab. "Machen sie ruhig weiter so, das ist absolut wunderbar! Sie können gehen!" James grinste und verließ die Klasse, während seine Lehrerin im Stillen Lily Evans für ihren guten Einfluss dankte.
 

~*~*~*~
 

James wurde davon wach, dass irgendjemand lautstark Weihnachtslieder sang. "BLESS YE MERRY HIPPOGRIFFS..." donnerte es durch den Schlafsaal. Verschlafen schob er den Vorhang seines Bettes beiseite und erblickte Sirius, der voll angezogen auf seinem Bett herum sprang und wie ein Irrer lachend mit Kissen um sich warf. "Wasmachsda?" nuschelte James. Sirius gackerte und feuerte ihm ein fröhliches "GOD SHAVE THE QUEEN" entgegen.

"Fröhliche Weihnachten, mein Junge, fröhliche Weihnachten" Dann sprang er auf das Bett seines Freundes, um ihm herzlich die Hand zu schütteln. James stöhnte auf und ließ sich zurück in die Kissen fallen. "Sirius geh WEG" jaulte er.

"Es ist erst eine Woche vor Halloween. Also lass mich in Frieden. Warum nervst du nicht Pete?"

"Der wacht nicht auf."

"Dann geh runter in dem Gemeinschaftsraum, oder nach draußen. Aber lass mich verdammt noch mal schlafen! Ich hab gestern Abend noch bis spät in die Nacht meinen Aufsatz zu Ende geschrieben! Ich weiß nich warum du schon so scheiß wach bist..."

Er driftete wieder ab und schlummerte rasch ein, während Sirius schmollend nach unten ging, um mit sich selbst eine Partie Schach zu spielen.

Stunden später beim Frühstück, welches James mit tiefen Ringen unter den Augen und zerzaustem Haar zu sich nahm, hatte sich Sirius Laune nur noch gesteigert. Er wünschte Lily alles Gute zu ihrem elften Geburtstag und knuddelte im Vorbeigehen Mrs Norris. "Was hast du mit ihm gemacht?" flüsterte Lily James zu, der ihr gegenübersaß. Er zuckte nur mit den Schultern. "Frohe Weihnachten, Schatz" war seine Auskunft. Lily guckte ihn komisch an und wandte sich lieber ihrem Frühstück zu, obwohl ihr Magen bei dem "Schatz" einen kleinen

Hüpfer machte.

Sheila und Diane ließen sich links von ihr nieder, würdigten sie aber keines Blickes. "Guten Morgen James", flötete Diane und strich sich mit einer eleganten Bewegung die Haare aus der Stirn. Sheila sah scheu zu Sirius hinüber und lächelte dann ebenfalls James zu. "Morgen Mädels", kam eine verschlafene Antwort. Anlea kam herein. Sie hatte gerötete Augen, als hätte sie geweint, und als sie sich neben Lily setzte, schniefte sie verhalten. Besorgt beugte sie sich zu ihr.

"Hey an, was ist los?"

"L-Ludo."

Anlea sah sie mit glänzenden Augen an und wischte sich die Nase ab. Ihr Blick wanderte zur Tür und blieb dort hängen. Lily drehte sich um. Ludo Bagman betrat gerade die Große Halle, in seinem Arm eine gertenschlanke Blondine. "Das ist doch Alyssa!" stellte Lily erstaunt fest. Anlea sah sie erbost an. "Du kennst sie?" "Hm-mm. Ich habe von ihr gehört", antwortete Lily unverbindlich. Anlea schnaufte.

"Wahrscheinlich so eine Hohlbratze, die anstatt einem Gehirn zu große Titt-"
 

BAAAAAMM!!!!!!
 

Ein lauter Knall von Slytherintisch unterbrach sie. Zwei Schüler dort hatten sich in die Haare gekriegt und ein Krug Kürbissaft war zerplatzt. Anlea warf ihnen einen verächtlichen Blick zu, ebenso wie einen giftigen Blick hinüber zu Ludo und suchte mit den Augen nach etwas zu essen. Lily legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, und sie lächelte dankbar. Als sich das

rothaarige Mädchen dann wieder dem Rest des Tisches zuwandte, waren die Marauder schon aufgestanden und hatten eine leicht enttäuscht guckende Diane zurück gelassen.
 

~*~*~*~
 

"Potter! Hey, POTTER!" James wandte sich um, als die schrille Stimme von Bellatrix Black durch die Eingangshalle schallte. Dort rauschte sie auch schon hinter einer Säule hervor, dicht gefolgt von mehreren Slytherinjungen. Unter ihnen sein Lieblingsfeind Severus Snape. "Was wollt ihr?" knurrte er. Sirius hatte seine Hände bereits am Zauberstab, während Peter sich hinter ihnen verdrückte und versuchte, möglichst klein und unauffällig auszusehen. Bellatrix lächelte in einer süßlichen falschen Art und Weise. "Ich wollte dich nur was fragen..." schnurrte sie und spielte mit einer ihrer schwarzen Strähnen. Sirius Gesicht sah aus, als würde er sich gleich übergeben. James presste die Lippen zusammen, um sich zu beherrschen.

"Dann frag", fauchte er. Bellatrix sah ihn mit einem entzückenden Augenaufschlag an und beugte sich zu ihm. "Was mich wirklich interessiert", begann sie leise, "ist, was du eigentlich an diesem hässlichen rothaarigen Schlammblut findest. Erinnert dich ihre dreckige Herkunft an dein eigenes Zuhause? Oder will dich sonst keiner, und sie ist die einzige Person, die dir

Aufmerksamkeit schenkt und du hast deshalb nichts Besseres zu tun, als hinter ihr her zu rennen wie ein Idiot, obwohl doch ein Blinder sieht, dass sie dich behandelt wie ein dummes kleines Tier. >James, mach dies... James, tu doch mal das, vielleicht mag ich dich dann... James wenn du das für mich tust, dann kümmere ich mich vielleicht ein bisschen mehr um dich...<"

"Halt dein dreckiges Maul!" bellte Sirius. James hatte seinen Zauberstab gezückt und richtete ihn auf Bellatrix.

"Da siehst du es Bella, wenn ihm nichts mehr einfällt, dann zückt er seinen Zauberstab um dreckige Schlammblüter damit zu beeindrucken. Eine Schande, dass er sogar reinblütige Vorfahren hat!" erklang Snapes ölige Stimme von Rechts.

"Und dazu noch so eine "Angesehene" Familie- ich weiß gar nichts was die im Ministerium für solche Muggelliebhaber übrig haben. Aber das Ministerium geht ja sowieso vor die Hunde..." spottete ein fies aussehender Junge, von dem James wusste, dass er Lestrange hieß.
 

Eine kurze, schnappende Bewegung von Sirius Zauberstab reichte, dass sämtliche Slytherins von den Füßen geworfen wurden. Doch noch bevor James und Sirius sich irgendwie absichern konnten, schossen mehrere ziemlich heftige Flüche gleichzeitig auf sie zu. James spürte einen stechenden Schmerz in seiner Rechten Schulter und schrie auf, als sich seine Eingeweide auf einmal heftig zusammen krampften. Sirius krümmte sich keuchend auf dem Boden neben ihm, und Blut rann aus seiner Nase. Auch James spürte, dass die Flüche ihn körperlich verletzt haben mussten. Er sah wie Bellatrix nach ihrem Zauberstab haschte und

schoss einen Lähmungsfluch, um sie aufzuhalten.

"POTTER! BLACK!"

Eilige Schritte waren hinter ihm zu hören, und Professor McGonagalls Stimme schallte durch die halbe Schule. Dann hatte sie auch die anderen entdeckt.

"Potter, Black, Miss Black, Snape, Lestrange, Baddok, Pritchard, STRAFARBEIT ! Und fünf Punkte Abzug für jeden von ihnen!"

Mit blitzenden Augen und wehendem Umhang stand sie über ihnen und starrte wütend auf ihre Schüler hinunter. "Potter, Black, sehen sie zu, dass sie in die Krankenstation kommen. Und sie anderen sehen sie zu, dass sie hier verschwinden!" Aufgebracht scheuchte sie sie hin und her. James half Sirius hoch, und gemeinsam humpelten sie von dannen. "Wo ist Pete?" ächzte Sirius. James sah sich erstaunt um; Er hatte ihren kleinen Freund ganz vergessen.

"Vermutlich hat er das Weite gesucht", meinte er schulterzuckend und stöhnte auf, weil der Fluch erneut wirkte und er sich prompt auf die Stufen vor sich übergab. Sirius hielt ihn fest, damit er nicht umfiel, wobei er selber schwer sein Gleichgewicht halten konnte, und während sie sich gegenseitig stützten, schafften sie es irgendwie, mit kleinen zwischen Stopps, bei denen James seinen Magen regelmäßig entleerte, die Krankenstation zu erreichen.
 

~*~*~*~
 

Lily hatte kaum einen Bissen getan, als sie Professor McGonagall in der Eingangshalle, schimpfen hörte. Sie fing einzig und allein die Wörter "POTTER" und "STRAFARBEIT", und etwas leiser auch noch "Krankenstation" auf. Das war es also. Er hatte es nicht geschafft.

Nicht mal zwei Wochen lang wie ein Mensch benehmen. Sie fühlte eine bittere Enttäuschung in sich aufsteigen. Sie hatte erwartet, dass er zumindest das hinbekommen würde. Es war doch wirklich nicht zuviel verlangt. Trotzdem, wenn er einen guten Grund hatte, würde sie vielleicht doch mit ihm ausgehen. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Anlea musterte sie.

"Stimmt was nicht?" Lily schüttelte rasch den Kopf. "Nein, nein. Ich muss nur gleich nach dem Essen mit Potter reden."
 

~*~*~*~
 

James lag im Krankenflügel und starrte die Deckenbeleuchtung an. In ihm kochte immer noch die Wut auf Bellatrix und die Slytherins. Sirius lag im Bett neben ihm und wurde noch versorgt. Seine Nase war gebrochen, und durch einen hässlichen Fluch waren seine Augen extrem lichtempfindlich.

Er selber war schon gewickelt und versorgt. Ein Eimer stand vorsorglich neben seinem Bett, falls er sich noch einmal würde übergeben müssen. James

wünschte, er könnte den Slytherins mal in einem wirklichen Duell gegenüberstehen, Mann gegen Mann. Dann würde er ihnen zeigen, wo es langging.

Das Blut in seinen Schläfen pochte, und er war müde. Madam Pomfrey hatte gesagt, dass er den Nachmittag im Bett verbringen müsste. Er schloss die Augen und ließ sich von seinem Gedankenfluss davon treiben.

Dabei entging ihm, dass er besuch hatte. Erst, als sich ein leises, aber nachdrückliches Räuspern in seine Ohren schlich, schlug er die Augen auf und wandte den Kopf. Lily. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen. Schloss ihn dann aber wieder. Ihr Gesicht schien völlig neutral, nicht das kleinste Lächeln. Und ihre Augen sahen enttäuscht aus. "Ich hoffe du hast eine gute Erklärung", sagte sie leise, aber mit ruhiger Stimme. James hob fragend die Augenbrauen.

Sie verzog den Mund.

"Zwei Wochen lang kein Mist bauen, schon vergessen?"

Ihre grünen Augen bohrten sich in seine. Er schluckte.

"Ich-", er brach ab und räusperte sich. "Lily, ich-"

"Ja? Ich würde zu gerne wissen, warum du ausgerechnet jetzt diese Slytherins fertig machen musstest. Hat es Spaß gemacht?"

Die Worte kamen schnell aus ihrem Mund, als wolle sie sie gar nicht sagen, konnte sie aber nicht zurück halten. James runzelte die Stirn.

"Nein, hör zu, so war das nicht. Sie haben angefangen..."

Er seufzte, als er Lilys Gesichtsausdruck sah. Verstand sie ihn nicht? Langsam wurde er ärgerlich, da er sowieso noch von dem Vorfall eben leicht erhitzt war.

"Lily, was hätte ich den machen sollen?"

"Zum Beispiel sie einfach ignorieren und weitergehen?"

"Das geht nicht!"

"Und wieso nicht?" fragte sie aufgebracht.

"Weil- es geht einfach nicht! Du hast nicht gehört, was sie gesagt haben, du warst doch überhaupt nicht dabei!" schoss er zurück.

Lily schnaufte abfällig.

"Was könnte wohl so schlimm sein, dass du nicht einfach denkst, wie erbärmlich sie sind? Warum musst du immer Streit mit ihnen anfangen?"

"Ich muss immer Streit anfangen? Man kann mit denen nicht in Frieden leben! Hast du das mal versucht! Denk mal an letzten Sommer!" Jetzt wirklich wütend, hatte James sich aufgesetzt und funkelte sie an. "Das sind alles nichts anderes als Spinner!"

"James, ich habe es dir schon mal gesagt, und ich tu es gerne wieder: Wenn DU sie verfluchst, dann bist du keinen Deut besser!" Lily stand auf und strich sich den Umhang glatt. Eine Zornesfalte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet. "Ich geh jetzt in dem Gemeinschaftsraum!"

"Schön! Mach doch!" rief James ihr hinterher. Dann sank er aufgebracht in seine Kissen zurück. Er bemerkte nicht Sirius mitleidigen Blick, und Madam

Pomfreys gekräuselte Lippen. Hatte er sich geirrt? Er mochte Lily jetzt schon seit ziemlich langer Zeit. Dabei war er ihr nie nahe gekommen. Die Freundschaft in den letzten Wochen war ein unglaublicher Fortschritt im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Aber vielleicht hatte er Lily zu etwas gemacht, was sie gar nicht war? Zweifel kam in ihm hoch. Er fand sie immer noch wunderschön, aber vielleicht machte es ihr doch etwas aus, dass er gerne Streiche spielte, Dass er sich nicht an allgemeine Regelkn hielt. Dass er ab und zu ein hitziges Temperament hatte? Und dass er es nicht leiden konnte, wenn man seine Familie und Freunde diskriminierte? Vielleicht... vielleicht brauchte er eine Pause von Lily. Einfach wieder abstand gewinnen. Um zu sehen, was ihm wirklich an ihr lag. Und um zu sehen, was sie daraus machte. Wenn sie ihn mochte, warum konnte sie ihm dann dieses eine Mal nicht verzeihen? So etwas Schlimmes war es doch wirklich nicht gewesen... Die Tür zum

Krankenflügel ging erneut auf. Zuerst dachte er, es wäre noch einmal Lily, die sich entschuldigen wollte, und er war auch schon bereit, sich zu entschuldigen, als er sah, dass es Diane war. Sie lächelte ihn strahlend an, und Grübchen bohrten sich in ihre Wangen. "Oh, Jaaaaames!" Sie setzte sich an sein Bett. "Wie geht es dir? Merlin, was haben die Slytherins mit dir gemacht? Dabei hast du ihnen dich gar nichts getan!" Hörte er richtig? Diane verstand

ihn? Er blickte in ihre großen blauen Augen, die ihn besorgt und aufmunternd Anblickten.

Sie lächelte süß und senkte leicht den Kopf. James seufzte. "Mir geht es eigentlich gut, nur ein bisschen Kopfschmerzen. Aber ich bin froh, dass du gekommen bist, Diane."

Und als sie ihn überrascht und erfreut anblickte, schenkte er ihr sein charmantestes Potterlächeln. Und endlich, seit dem Sommer, wo Lily gekommen war, hatte er endlich wieder das Gefühl, Erfolg zu haben.
 

_____________________________________________________________________________
 

Aaaaaaw, wie tragisch... also seid doch so gut und reviewt, dann gibts bestimmt bald ein neues chappie!

Lily sah James erst am nächsten Morgen wieder, und zwar als er händchenhaltend mit Diane in die große Halle kam. Ihr Essen blieb ihr im Hals stecken.

Diane strahlte übers ganze Gesicht, ihre Augen leuchteten und sie ging aufrecht und mit geraden Schultern, als hatte man ihr einen Besenstiel in den A***** gesteckt.

Sheila trottete hinterher und sah sie neidvoll an, wie sie etwas kicherte und James auf die Wange küsste. Er lächelte leicht und sie setzten sich.
 

Mühsam würgte Lily ihr Frühstück herunter. Sie bemerkte, dass sich auf Sirius Gesicht eine steile Falte gebildet hatte, und Remus kaum merklich den Kopf schüttelte. Das war ihr kaum ein Trost.

Sie schob den Teller von sich weg und konzentrierte sich auf ihren Körper, der sich plötzlich bleischwer und eiskalt anfühlte.

Dianes Gelächter wehte herüber und hallte ätzend in ihren Ohren wieder. Sie schloss die Augen und kniff die Lippen zusammen.
 

> Lily, du musst dich nicht aufregen. Es ist nur James. Im Prinzip ist er egal. Du brauchst ihn nicht. Du bist auch alleine stark. Außerdem hättest du das schon vorher wissen müssen. Jungen tun dir nur weh- warum hast du es überhaupt erst versucht? < schoss es ihr durch den Kopf.
 

Als sie die Augen aufmachte, merkte sie dass drei der Marauder sie anstarrten. Der Vierte fütterte gerade ein giggelndes Mädchen mit Weintrauben. Lilys Magen drehte sich um. Remus Augen blickten sie mitleidig an. Sie gab ihnen ein schwaches Lächeln und zuckte mit den Schultern.

"Anela, ich hab keinen Hunger. Ich- ich habe mein Geschichtsbuch in der Bibliothek vergessen und muss es noch unbedingt vor dem unterricht holen, okay? Wir- wir sehen uns dann später." Sie floh aus der großen Halle, allerdings äußerlich ruhig, als wäre nichts passiert. Sie bemerkte nicht den kurzen Blick, den James ihr hinterher warf. Dann wandte er sich wieder Diane zu. Und er fragte sich, warum er sich so enttäuscht fühlte.
 

********
 

~Jungs, das ist ein Notfall. Um halb acht im Korridor im vierten Stock hinter dem großen

Spiegel.
 

Padfoot~
 

Remus las stirnrunzelnd die Notiz, die gerade auf dem leeren Pergament vor ihm erschienen war und runzelte die Stirn, dann blickte er hinüber zu Sirius, der scheinbar in die Verwandlung eines Perserteppich mit einzigartigem Muster vertieft war.
 

Er griff zur Feder.
 

~Worum geht es? Moony~
 

Die Antwort kam fast sofort.
 

~Um James. Und Lily. Sag Prongs nichts, ja? Pete, du musst auch kommen! Padfoot~
 

Peters krakelige Schrift erschien unter Sirius Notiz. ~Wie lassen wir James nichts merken?

Wormtail~
 

~Wird schon gehen. Peter, sag ihm dass du irgendwo sein Verwandlungsbuch verloren hast und es suchen gehen musst, Remus muss UNBEDINGT zu Professor McGonagall (denk dir nen' Grund aus, Moony!) und ich werde einfach sagen, das ich Gillian treffe... das glaubt er mir hundertpro.

Padfoot~
 

~OK, McGonni wollte mir doch bestimmt noch irgendwas wegen nächstem Vollmond

sagen... Moony~
 

~Geht nicht, James hat mein Verwandlungsbuch ausgeliehen, weil er sein eigenes verloren hat. Aber ich werd meine Astronomiehausaufgaben nehmen. Wormtail~
 

~Achtung, James guckt! Ich lösche schnell den Text oben! Padfoot~
 

~Hey Jungs, was schließt ihr mich bei eurer Plauderrunde aus? Prongs~
 

~Ach Jamesie, wir haben uns nur über das nächste Quidditchspiel unterhalten. Moony~
 

~NUR??? Lasst mich mitreden! Es spielt Ravenclaw gegen Slytherin, richtig? Im Moment führt noch Ravenclaw, aber Slytherin ist verdammt gut, seit sie Maddok in die Mannschaft aufgenommen haben, und außerdem könnte es sein dass... ~
 

Moony warf den anderen beiden einen hilflosen Blick zu. Peter hob nur die Schultern und

Sirius formte mit den Lippen das Wort "Quidditchfreak".
 

*********
 

"Hat James irgendetwas gemerkt?"

Remus schloss vorsichtig die Spiegeltür hinter sich und gesellte sich zu Sirius und Peter, die es sich auf dem Boden bequem gemacht hatten. Sie verneinten, und Sirius bemerkte bitter: "Er war viel zu beschäftigt mit Dianes Ausschnitt."

"Lüstling!" Remus verzog das Gesicht, und Peter bekam rote Ohren. "Der sollte sich lieber um Lily kümmern", grummelte der Werwolf. "Warum hassen sie sich plötzlich wieder?"

"Na ja . . . ich weiß nicht ob hassen das richtige Wort ist..." antwortete Sirius gedehnt. Peter und Remus sahen ihn auffordernd an. schließlich seufzte Sirius.

"Also, ihr wisst ja das Lily kein einfacher Mensch ist, ebenso wie James. Die sind irgendwie beide dickköpfig und. . . weiß nicht. Lily hat es so verstanden das James bei dem Streit mit den Slytherins angefangen hat und war deshalb irgendwie ziemlich enttäuscht, da sie ja gesagt hatte, dass er nach zwei Wochen "Enthaltsamkeit" mit ihr ausgehen würde. Heute wäre es

soweit gewesen- wäre, wie gesagt."

Sirius seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die dicken schwarzen Haare.
 

"Wenn beide ein bisschen geduldiger wären, dann wäre das alles nicht passiert. Ihr wisst ja, dass Lily ihre Ansprüche hat (was ich im Prinzip nicht schlecht finde!), und deshalb ist es einfach nicht so leicht bei ihr zu punkten. Klar, sie weiß auch dass jeder seine Fehler hat, ich mein ich verstehe mich ziemlich gut mit ihr, und würdet ihr von mir sagen das ich perfekt bin?"
 

Remus und Peter schnaubten abfällig und bedeuteten ihm, weiterzureden. Sirius grinste, wurde dann wieder ernst.

"Ich glaube, wäre Lily gleich darauf wieder gekommen und hätte sich für ihr Rumzicken entschuldigt, hätte James auch seine Fehler eingesehen und sich ebenfalls entschuldigt. Aber

es kam halt zuerst Diane rein. Und James... ich meine, er hat jetzt schon so lange um Lily herumschwänzelt, und nie wirklichen Erfolg gehabt- der Waffenstillstand und schließlich ihre komische Wette waren schon das höchste der Gefühle. Und dann hat er einfach gesehen, dass er bei anderen Menschen auch einfacher etwas erreichen kann, ohne dass er sein ganzes Sein ändern muss und sein Verhalten umkrempelt. Diane ist halt einfacher Gestrickt als Lily! Und er brauchte sie nur anzulächeln und sie lag ihm zu Füßen! Das ist es, was er eigentlich von Lily will. Ich meine, er ist mein bester Freund, aber ich bin trotzdem so frei und sage, dass er in dieser Beziehung irgendwie ein Idiot ist. Er erwartet, dass die Mädels etwas für ihn tun, nicht er für sie."
 

Sirius schüttelte den Kopf.
 

"Ich denke mal, dass er von selber bald merken wird, dass Diane weit unter seinem Niveau ist. Was er braucht, ist jemand wie Lily. Auch wenn es mir leid tut das zu sagen- aber sie schadet ihm echt nicht. Er ist ein guter Kumpel, und immer für uns da, aber Sozialsein war noch nie seine Stärke!

Ich glaube nicht, dass wir viel tun können, außer versuchen Lily ihm zugeneigt zu stimmen und Old Jamesie klarmachen, dass Diane einfach nicht die Richtige für ihn ist."

Er schwieg.
 

"Gut gebrüllt, Löwe." Remus kratze sich am Kopf. "Und was genau tun wir

jetzt?"
 

"Die Lily-James Beziehung fördern! Bis zum Ende des Schuljahres müssen die beiden zusammen sein!" sagte Sirius mit plötzlíchem Feuereifer.
 

Remus zog die Augenbrauen hoch. "Ah ja? Also, so wie die sich im Moment angucken... ich zweifle dran."
 

"Komm schon Moony, das Jahr ist noch lang. Sieben Monate! Bis dahin schaffen wir es!"
 

"Und wie willst du das anfangen?" fragte Remus skeptisch.

"Weiß nich." Sirius zuckte die Schultern und sah aus, als ob er zum ersten Mal darüber nachdenken würde.
 

"Ich würde sagen, wir sollten sie irgendwie dazu zwingen, mehr Zeit miteinander zu verbringen", ließ Peter vernehmen.
 

"Wie denn zum Beispiel?" fragte Sirius sarkastisch. "Die einzige Möglichkeit, die beiden länger als fünf Minuten in einem Raum zu behalten, ist sie in einem Schrank einzusperren. Oder der Unterricht."
 

"Der Unterricht!" Remus setzte sich ruckartig auf, und seine Augen

blitzen. Die beiden anderen sahen ihn verdutzt an. "Wir müssen sie dazu bringen, dass sie im Unterricht nebeneinander sitzen und zusammen arbeiten müssen!"
 

Remus zog ein Pergamentblatt und den Stundenplan aus der Tasche. "Lass mal sehen was haben denn beide zusammen. . . hm, fast alles. Außer... hier diese Doppelstunde am Montag. Das müsste sich organisieren lassen. Sirius, du setzt dich einfach neben irgendein Mädel, und Peter und ich Bleiben nebeneinander. Anlea und Sheila sitzen immer nebeneinander, und hier in den

anderen Fächern, die wir mit den anderen zusammen haben, sitzt Lily meist neben diesem einen Mädel aus Hufflepuff oder Jenny aus Ravenclaw. Wenn diese nicht gerade neben Diane sitzt. Okay? Das wird schon!"
 

Remus streckte seine Hand aus, und Sirius und Peter legten ihre darauf. "Einer für alle, und alle für Einen!"

So, ich lad ab jetzt jeden Samstag ein Kapitel hoch, okay? die genaue Zeit kann ich nicht sagen, und da die chapters erstmal abgesegnet werden müssen, kann es sein dass sie erst am sonntag auftauchen. aber jtzt erstmal viel spaß mit Kapitel 10!!!
 

____________________________________________________
 

Als Lily zur nächsten Unterrichtsstunde kam, musste sie feststellen, dass ihr üblicher Platz von Sirius besetzt war. Er flirtete ungehemmt mit ihrer Tischnachbarin und schien nicht die Absicht zu haben, sich weg zu setzen. Also sah sie sich nach einem anderen Platz um. Der Doppeltisch am Fenster wurde durch einige Hufflepuffs belegt. Diane saß tratschend neben Jenny, Sheila und Anlea bildeten ebenfalls ein Paar, ebenso wie Remus und Peter. Zwei andere Tische waren ebenfalls von Hufflepuffs belegt. Nur ein Platz war noch frei- neben James.

Lily schluckte. Da würde sie sich nicht hinsetzen! Sie drehte sich zu Sirius um. "Kann ich bitte auf meinen Platz?" fragte sie, so höflich wie es ihr möglich war. James hatte gerade entdeckt, dass nur noch sie als seine Sitzpartnerin in Frage kam und warf ihr einen langen, schiefen Blick zu. Sirius blickte verwirrt auf. "Was? Wie? Wer? Ach, Lily, ich habe schon Professor McGonagall gefragt. Sie hat gesagt es sei besser für mich, weiter vorne zu sitzen und von James getrennt, damit sie mich besser im Blick hat." Er warf ihr einen tiefen Blick aus seinen Hundeaugen zu, und sie kniff die Lippen zusammen. Hilfesuchend sah sie sich um.

"Miss Evans! Würden sie jetzt bitte endlich Platz nehmen!" Professor McGonagall klopfe mit ihrem Zauberstab aufs Pult. Jetzt blieb ihr keine Wahl. Widerwillig setzte sie sich neben James, und die Abneigung, die sie früher gegen ihn empfunden hatte, war größer als zuvor

>Zum Glück bin ich nicht auf ihn hereingefallen!< dachte sie. >Jetzt kann ich ja gut sehen wie schnell er sich mit jemandem anderem tröstet.<

Als hätte James sie gehört, wandte er sich von ihr ab und blickte zum Fenster heraus oder steckte die Nase tief ins Buch, ebenso wie sie. Keiner von ihnen bemerkte die Blicke von drei Augenpaaren, die sich in ihre Rücken bohrten.
 

~*~*~*~
 

Zu ihrem Leidwesen musste Lily feststellen, dass es in jeder Stunde dasselbe war. Warum verdammt noch mal musste sie nur ausgerechnet jetzt die ganze Zeit neben James sitzen? Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum wurde sie von anderen Mädchen heftig beneidet. >Die haben ja auch noch nicht von Diane gehört< dachte Lily bitter. >Moment mal, was kümmert mich überhaupt Diane? Was kümmert mich James? Einen Dreck geht mich das an! Ich will James nicht! Ich habe ihn nie gewollt... <

"Hey Lily!" Sie drehte sich um. Anlea hakte sich bei ihr ein. "Was ist los mit dir? Du bist schon die ganze Zeit so komisch?" "Uhm . . . nichts

eigentlich. Ich- ich hab nur grad meine Tage." "Ach so. Sag mal warum sind Jungs so scheiße?" Anlea warf einen kalten Blick hinüber zu Ludo und Alyssa, die heftig knutschend hinter einer Steinstatue standen. Lily seufzte. "Wenn ich das wüsste. Liegt wohl in den Genen. Aber Mädchen sind auch nicht besser." Sie nickt bedeutungsvoll zu einer Gruppe Fünftklässlerinnen, die mit weit aufgeknöpfter Schuluniform herumliefen (obwohl es Mitte November war) und sich extrem die Augen geschminkt hatten. Anlea kicherte. "Wenn es wenigstens gut aussehen würde! Aber McGonagall wird ihnen das sowieso sofort verbieten,

wenn sie sie sieht. Du. . . weißt du eigentlich was mit Sheila ist?" "Mit Sheila?" Lily führte sie vom Strom der Gryffindors weg in einen Seitenkorridor. "Was genau meinst du?" "Ach, du weißt schon! Ich meine, wann hast du das letzte Mal mit ihr geredet? Ich sitz zwar im Unterricht neben ihr, aber sie schreibt die ganze Zeit nur mysteriöse Zettelchen an DIANE,

unser kleines Engelchen." "Ach, magst du unsere süße Diane etwa nicht?" Lily zog die Augenbrauen hoch. Anlea grinste. "Ich glaube sie hat Sheila irgendwo mit verhext." "Ja, und ich weiß auch womit", sagte Lily düster. "Mit ihrem vielen Geld, ihrem tollen Aussehen und ihrer Beziehung zu Potter. Komm jetzt, ich will noch meine Bücher vor dem Essen hochbringen!"
 

Sie reihten sich wieder den Gryffindors ein und passierten die Große Halle, wo

sie auf einen Haufen Slytherins trafen, die wohl einen kleinen Unfall gebaut hatten und den Weg blockierten. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich es als eine Prügelei zwischen zwei Viertklässlern, die von anderen Schülern umringt waren, welche sie anfeuerten.

Lily stolperte fast über einen Zweitklässler, der vor ihr über den Weg rannte. "Aus dem Weg du Zwerg, oder es passiert was!" fauchte Lily. "Ha!" Wie aus dem nichts tauchte James hinter ihr auf. "Die große Lily scheißt harmlose kleine Slytherins zusammen, und ich darf mich nicht gegen persönliche Beleidigungen wehren? Das nenne ich wahre Gerechtigkeit!" Er verzog abfällig

die Mundwinkel. Lily spürte, wie in ihr das Blut hoch kochte. Sie wollte ihn am liebsten anschreien, ihm etwas Gemeines an den Kopf werfen und ihm sagen was für eine dumme Tusse Diane doch war, aber er war schon mit einem arroganten Gesichtsausdruck verschwunden.
 

~*~*~*~
 

Lily verkroch sich für den Rest des Tages in der Bibliothek. Sie hatte noch haufenweise Hausaufgaben zu erledigen, außerdem wartete ein Verwandlungsaufsatz auf sie. Nach zwei Stunden traf sie auf Remus, der sich in einer anderen Ecke der Bücherei herumtrieb. "Hey Lils'. Wie geht's?" Freundlich lächelte er sie an. Seine hellbraunen Augen betrachteten sie

wachsam, und sie kam sich vor wie ein kleines verängstigtes Kaninchen, das abschätzend vom Wolf gemustert wurde. Schnell schüttelte sie das Gefühl ab. "So la-la. Ich fühl mich in letzter Zeit nicht so gut. Ich... ich hoffe ich werd nicht krank." Sie wusste dass Remus wusste dass sie log. Aber sie wollte niemandem, noch nicht einmal sich selbst gegenüber zugeben, wie viel ihr

James Verhalten etwas ausmachte. Remus nickte verständnisvoll. "Muss am Klima liegen. Störung in der Atmosphäre, so was ruft oft Gewitter hervor." Was er damit meinte, musste er nicht erläutern. Lily schluckte nur. "Bist du auch am Hausaufgaben machen?"

"Hm-mm. Ich hab Zaubertränke nicht ganz verstanden."

"Soll ich dir helfen?"
 

Gemeinsam machten sie sich über die Bücher her. Irgendwann im Laufe des Abends kam Sirius auf der suche nach Remus herein, Madam Pince dicht auf den Fersen. Als er etwas näher an ein Regal herantrat, zischte sie. "Black, wenn sie es wagen den Büchern auch nur eine Seite zu knicken..."

Sirius zuckte die Schultern. "Was macht ihr da?" "Hausaufgaben", kam die

zweistimmige Antwort. Er stöhnte. "Oh, warum sind heute alle so langweilig??? Ihr hängt hier in den Büchern, Pete liegt mit Magen-Darm-Beschwerden auf der Krankenstation und James ist mit Diane im Schlafsaal am rum-" Er brach ab, als ihm bewusst wurde das er zu Lily sprach.

"Na ja, auf jeden Fall ist mir langweilig." brummte er. Remus seufzte. "Du könntest deine Hausaufgaben machen."

"Hab ich schon."

"Deine Schulsachen für morgen gepackt?"

"Liegt

alles bereit."

"Deine Kleidung weg geräumt?"

"Geht nicht, James be-"

"Schon gut. Hmmm..."

Remus spielte mit seiner Schreibfeder und dachte nach, Lily unterstrich einen Absatz und sah dann auf. "Du könntest im großen Treppenhaus Sturzflug auf dem Besen üben", schlug sie vor. Sirius machte einen Sprung. "Das ist es! Lily du bist ein Engel!" Sie lachte. "Das war nur Quatsch. Wenn du das tust, dann fliegst du endgültig von der Schule. Und zwar ohne Besen."

"Mmpf." Sirius Gesicht verdüsterte sich. "Mir ist aber langweilig."

"Du kannst herausfinden, was es mit Boryls Rätsel auf sich hat", schlug Remus vor, woraufhin Sirius strahlte. Lily guckte verblüfft. "Boryls Rätsel?"
 

Remus und Sirius nickten. "Boryl war ein berühmter Zauberer, der Mitte bis

Ende des achtzehnten Jahrhunderts gelebt hat. Er war ein Wahrsager, liebte es Rätsel zu stellen und verworrenen Schwachsinn zu reden. Sein Gemälde hängt unten bei der Hinteren Tür vom elften Klassenzimmer im vierten Korridor von Links bei den komischen Flecken in der Wand, genau zwei Stockwerke unter dem Bild von Boris dem Bekloppten", erklärte Remus. "Er hat uns das letzte Mal, als wir da vorbeikamen, ein Rätsl aufgegeben. Wenn wir es lösen, dann will er

uns ein Geheiniss über die Keller von Hogwarts verraten. Warte, ich habe das Rätsel gespeichert." Remus schlug seinen Zauberstab auf den Holztisch. "Saefov!"

Silberne Linien erschienen in der Luft.
 

Wer es besitzt, hat Grund sich zu beklagen,

und wem es fehlt, der ist gesund.

Wer es verschweigt, vermag uns viel zu sagen,

und wer es sagt, der hält stets reinen Mund.

Der Geizige vermag es fortzuschenken;

der üppige Verschwender knappt sich's ab.

Wer niemals denkt, wird immer daran denken,

und jeder nimmt es mit sich ins Grab.
 

Lily starrte die Worte eine Weile lang an. "Weiß ich nicht!" sagte sie schließlich. Die beiden Jungen sahen ebenfalls leicht ratlos aus. "Ich frag irgendwen", meinte Sirius schließlich. Er schrieb sich das Rätsel ab, bevor es wieder verblasste und verstaute es in seinem Umhang.

"Bin mal gespannt was der alte Boryl über die Keller weiß!" Er verschwand aus der Bibliothek, Madame Pince immer noch hinter ihm. Lily und Remus sahen sich schulterzuckend an. "Machen wir weiter?"
 

~*~*~*~
 

Nachdem Lily irgendwann gegangen war, arbeitete Remus noch alleine in der Bibliothek weiter. Es war schon ziemlich spät- seine kleine Kerze war das einzige Licht zwischen den vielen Büchern. Madame Pince saß in irgendeinem anderen Raum. Irgendwo tickte eine Uhr laut, und das einzige andere Geräusch kam vom Umblättern der Seiten und dem Kratzen von Remus Feder. Auf einmal ging die Tür auf. Verblüfft darüber, dass noch jemand um diese Uhrzeit zum Lesen kam, drehte Remus sich um. Im Türrahmen stand ein Mädchen, dessen

Gesicht von den Schatten fast verdeckt war. Sie hatte langes dunkles Haar, dass ihr fast bis zu den Hüften fiel und ein schmales Gesicht.

Als sie einen Schritt näher trat, erkannte er Lilys Freundin, Alena oder so ähnlich. Sie lächelte schüchtern.

"Hi- ähm, hättest du kurz Zeit? Ich wollte nur was fragen..."

Verwirrt nickte Remus. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ein Wort mit ihr gesprochen zu haben- sie hatten fast nur getrennten Unterricht, und er hatte nie viel mit Mädchen zu tun gehabt. Das war immer Sirius oder James Part gewesen. Er wusste überhaupt nicht, wie er sich verhalten sollte - unsicher bot er ihr den Platz neben sich an, wo vorhin Lily gesessen hatte, und genauso unsicher setzte sie sich hin.

"Also. . . es geht um Lily, weißt du?" sagte sie. Remus nickte langsam. Sie räusperte sich. "Ich dachte, ich frage dich, weil du und die anderen Marauder seit den Ferien irgendwie mehr mit Lily zu tun habt, und ich dachte ihr wüsstet vielleicht was mit ihr los ist. Ich meine sie ist total komisch

drauf und gereizt und verkriecht sich noch mehr als sonst, und- und ich habe mich nicht getraut Sirius oder James zu fragen", schloss sie und starrte mit roten Ohren auf ihre Finger.

Remus überlegte kurz, was er ihr erzählen konnte. "Also Lily hat mit uns auch nicht wirklich darüber geredet, aber wir - oder ich zumindest - wissen trotzdem, was mit ihr los ist."

"Hat es- hat es zufälligerweise mit James Potter zu tun?" fragte Anlea leise. Remus nickte. "Mit James und Diane."

Anlea stöhnte auf. Offensichtlich hatte auch sie erfasst, worum es ging. "Und auch noch Diane! Das macht alles nur noch schlimmer!" jammerte sie. Remus zog die Augenbrauen hoch. Anlea seufzte. "Kann- darf ich es dir erzählen? Tut mir leid, aber mir hat in den letzten Wochen nie jemand wirklich zugehört, und ich muss es einfach loswerden, und- okay?" Sie sah ihn bittend an. "Uhm-ja... okay", antwortete er unsicher. Sie lächelte leicht.
 

"Weißt du Sheila, Lily und ich waren immer so ein Dreiergespann. Lily ist unser kluger Kopf und die Anführerin im Stillen, die gute Zuhörerin, die nie jemanden mit ihren Sorgen belastet und alles weiß. Sheila war immer diejenige, die am lautesten war und gerne auf sich aufmerksam machte. Ich hatte eigentlich immer nur die stille Mitläuferin. Man kann nicht

sagen, dass Lily und Sheila die dicksten Freundinnen waren, aber ich kam mir trotzdem manchmal wie das dritte Rad am Wagen vor, weil beide einfach interessanter waren als ich.

Wir drei konnten solche Leute wie Diane eigentlich nie gut leiden. Dann hat sich aber im sechsten Jahr irgendwie alles geändert. Lily war mit diesem Stephen zusammen, und Sheila und ich waren öfters allein, ohne Lily. Und wenn ich gerne mal etwas allein tun wollte, lesen zum Beispiel oder Hausaufgaben, dann hat sie sich jemanden anderes gesucht, und das war Diane. Sie hing dann öfters mit ihr und ihrer Freundin Jenny herum. Dann hat Stephen diesen

Mist gebaut und Lily hat mit ihm Schluss gemacht. Sie hat nicht darüber geredet und so getan als wäre alles okay, also haben wir es darauf beruhen gelassen. Natürlich ärgerte es sie, aber sie schien ja damit klar zu kommen. Anfang des Sommers bin ich dann mit Ludo Bagman aus Hufflepuff zusammengekommen. Ich hab also mehr Zeit mit ihm verbracht, Sheila hing

weiter und immer öfter mit Diane herum und Lily- na ja, die war auch immer öfter mal bei euch, auch wenn sie dauernd über euch geschimpft hat. Besonders über James, und was für ein Trottel er doch sein kann. Aber nicht so wie früher, damals hat sie ihn ja richtig gehasst. Diesmal war es nur mehr scherzhaft gemeint. Die beiden mussten ja auch wegen den Schulsprechertreffen

mehr Zeit miteinander verbringen, und... na ja. Lily konnte Diane ja noch nie leiden. Und seit sie und James zusammen sind..."

"... Seitdem ist Lily grimmig und in sich kehrt, faucht fast jeden an und guckt so sauer als hätte man sie gerade mit einem Slytherin Zwangsverheiratet", beendete Remus. Anlea nickte. "Waren sie- ich meine, hatten die beiden was miteinander? Lily hat nicht darüber geprochen- ehrlich hat sie noch nichteinmal durchblicken lassen das sie James überhaupt nicht mehr so ätzend findet wie früher."

Remus seufzte. So wie es sich anhörte, würde er es Anlea erzählen können. "Also, James steht eigentlich schon seit Jahren auf Lily. Er hat sich da richtig Reinverbissen. Sie hatten irgendwann so eine Art Aussprache, glaube ich, und seitdem verstehen sie sich ganz gut. Besser gesagt, verstanden sich gut. Lily hat nämlich mit James eine Art Wette abgeschlossen, und wenn er die gewann, dann würde sie mit ihm ausgehen. Durch einen dummen Zufall und auch James Laune hat er die Wette aber verloren.

Lily hat es aber alles falsch verstanden, alles auf James geschoben und war sauer auf ihn. Bevor sich einer bei dem anderen entschuldigen konnte, tauchte Diane auf, und James, der jetzt schon seit drei Jahren mehr oder weniger erfolglos hinter Lily herlief, hatte wieder mal ein Erfolgserlebnis, und nun glaubt er dass Lily wohl doch nicht die Welt ist."
 

Remus schlug mit der Faust auf den Tisch. "Dabei sieht er überhaupt nicht dass sie gerade dass ist, was er braucht. Nicht so ein dummes kleines Blödchen, das als einzige Ansprüche ein gutes Aussehen hat! Wenn er länger mit so jemandem wie Diane zusammen ist, wird er unglaublich arrogant und faul, weil er glaubt er könnte mit allen Menschen so leicht umspringen. Und ihn dann wieder auf den richtigen Weg zu kriegen ist unglaublich schwer. Lily hatte es schon ganz

gut geschafft- aber leider hatte James einen ziemlichen Rückfall. Ich bin mir sicher da James aber bald von alleine merkt, das Diane doch nicht das Wahre ist, aber leider will Lily nicht zugeben, dass sie auch Gefühle hat und tut so, als würde sie dass alles ganz kalt lassen. Warum sind sie so bescheuert?"
 

Anlea nickte mitleidig. "Jetzt verstehe ich die ganze Sache besser. Das heißt, die beiden sollen irgendwie wieder zusammen kommen. Also muss erst einmal Diane aus dem Weg. Dabei können wir ja nachhelfen." Remus nickte. "Dann machst du also mit beim Projekt 'JP4LE'(*) ?"

"Na sicher. Ich helfe von Lilys Seite aus. Wir schaffen das schon!" Mit einem Handschlag besiegelten sie ihr Abkommen.
 

(*)JP4LE = James Potter for Lily Evans

Lily stürmte die Treppe hoch zum Gryffindorturm. Oh, wie sie ihn hasste! Es war unglaublich! Vor sich hinschimpfend stolperte sie fast und trat ohne nachzudenken in eine der falschen Stufen. Sofort sank sie darin ein. Wütend krallte sie sich an der nächsten Stufe fest und versuchte sich hochzuziehen. Es klappte nicht. Sie steckte schon fast bis zur Hüfte darin.

Seufzend schob sie ihre Tasche zur Seite und stützte sich auf den Ellenbogen auf. Niemand in Sicht um ihr zu helfen. Heute ging aber auch alles schief! Im Geschichtsunterricht war sie zum ersten Mal eingeschlafen, dann hatte sie sich ihm Zaubertrankunterricht in den Finger geschnitten und musste in die Krankenstation, sodass sie noch mehr wichtigen Unterricht verpasst hatte (abgesehen davon, das ihr Finger immer noch ziemlich weh tat). Und das

Allerschlimmste an allem war James. Als sie sich geschnitten hatte, hatte er den Mund spöttisch verzogen. Als sie endlich von Madame Pomfrey freigelassen wurde und in die nächste Unterrichtsstunde hastete, musterte er sie sogar fast verächtlich und flüsterte Diane etwas ins Ohr. Am schlimmsten war es in der kurzen Pause gewesen- Lilys Tintenfass war heruntergefallen und über den Boden in eine dunkle Ecke gerollt. Als sie es aufhob, sah sie James, wie er Diane im Arm hielt und sie zärtlich küsste, während seine linke Hand über ihren Hintern streichelte.

Das hatte ihr den Rest gegeben. Sie war in Tränen ausgebrochen und hatte sich auf das Mädchenklo verzogen und nur noch geheult.

Warum tat man ihr so etwas an? Warum konnte er ihr nicht egal sein? Sie hasste ihn dafür, dass es so wehtat, ihn mit Diane zusammen zu sehen. Sie sollte doch froh sein, da hatten zwei Idioten sich gefunden und belästigten sich nur gegenseitig. James hatte selber Schuld!

Warum konnte er auch nicht zugeben, dass er sein Temperament den Slytherins gegenüber nicht zügeln konnte? Sie hätte es ja gar nicht so schlimm gefunden, wenn er es ihr offen gesagt hätte- aber warum musste er dann mit dem "Nein Lily, es war ganz anders..." anfangen? Warum konnte er denn nicht zu

sich stehen? Und was verdammt noch mal fand er an Diane?!

Bei dem Gedanken schlug Lily mit der Faust auf die Treppe, woraufhin sie wieder ein Stück tiefer absackte. Es war klar, was er an ihr fand- sie war blond, sie war schön, sie hatte eine Traumfigur die noch nicht mal von

den weiten Umhängen verdeckt werden konnte, und außerdem fanden ihn alle anderen dadurch noch toller- Diane war schließlich das Schulprinzesschen.
 

Daneben kam sie sich so klein vor, so hässlich...

Lily kämpfte schon wieder mit den Tränen, und das ärgerte sie noch mehr. Die Chance, das jemand vorbeikam und sie herausholte, war gering- sie war einen

anderen Weg als üblich gegangen, um nicht womöglich IHM zu begegnen, und alle anderen waren jetzt beim Essen. Ein Muggellied fiel ihr wieder ein, und leise begann sie vor sich hin zu singen, während sie auf Rettung wartete.
 

"My mama said to stay away from guys like you,

she said they were nasty,

make me dothings I don't wanna do!

Stay away from bad boys,

make up one thing on your mind:

their hormones are racing and they want it, all the time..."
 


 

********************
 

"Okay, wo fangen wir an?" Sirius eröffnete den Kriegsrat und sah sich in der Runde um. Anlea zuckte nervös die Schultern, Peter sah auf seine Schuhe und Remus starrte abwesend zum Fenster hinaus. Sie saßen in einem Geheimraum, den Filch nicht kannte, und waren bereit über das Projekt JP4LE zu sprechen.
 

"Wir müssen ihn als erstes mal von Diane wegbekommen" meinte Anlea schließlich. Die Jungen nickten.

"Aber wie?" fragte Sirius.

Stille.

"Na ja, irgendwie muss James sehen, dass sie nicht das Richtige für ihn ist",

meinte Remus hilflos. Anlea verzog den Mund. "Wie können wir ihm das zeigen? Ich meine, was gibt es, was James bei Mädchen nicht abkann?" Die Marauder sahen sich an. "Wenn sie untreu ist", überlegte Sirius, "Wenn sie humorlos ist und wenn... wenn sie nicht mit seinen Freunden zurecht kommt!" Er seufzte. "Ach, ich weiß es nicht! Ich meine, ich hätte eigentlich

gedacht, es ist für ihn wichtig, jemanden zu haben, das auch was drauf hat, der ihm auf geistiger Ebene ebenbürtig ist, der loyal ist und... und der so ist wie Lily! Aber da habe ich mich wohl offensichtlich getäuscht." Er seufzte.

"Er wird sowieso bald merken, dass WIR Diane nicht mögen. Ich weigere mich zu dieser Person freundlich zu sein", brummte Remus. Die anderen grinsten. "Außerdem," Remus lehnte sich zurück an sein Kissen und fuhr sich

durch das hellbraune Haar, "James wird es selber merken. Spätestens wenn er mit ihr ein echtes Gespräch führen will." "Hat er denn mit Lily ,echte' Gespräche geführt?" fragte Peter zweifelnd. Remus schluckte, aber Sirius nickte bekräftigend. "Du hättest die beiden mal hören sollen. Die halbe Nacht über den Sinn des Lebens philosophiert und alle möglichen Menschenrechte ausdiskutiert, die aktuelle politische Lage und was weiß ich alles, bis sie

irgendwann um fünf Uhr morgens auf dem Bett eingeschlafen sind."

"Was? Die ganze Nacht lang?" quiekte Anlea, "Weiß ich was nicht???"

Sirius grinste. "Keine Sorge, ich war dabei, die haben nichts gemacht. Nur auf Freundschaftlicher Basis."

"Aber wann habt ihr das gemacht?" fragte sie misstrauisch. Sirius spitzte die Lippen. "Ich bin aufgrund der schwierigen gegenwärtigen Situation nicht befugt, darüber zu reden." Die anderen lachten.

"Spinner", murmelte das Mädchen. Remus streckte sich. "Nun, zurück zu Diane. Was können wir tun?" "Abwarten bis James sie auf den Mond schießt," brummte Sirius. Remus schüttelte empört den Kopf. "Das kannst du dem Mond nicht antun!" Anlea kicherte in sich hinein, während die anderen überlegten. "Wir müssen den ganzen Vorgang beschleunigen", meinte Remus schließlich. "Es kann noch Wochen dauern, bis James seinen Fehler merkt und sich auch eingesteht."
 

************************************
 

"Was guckst du so, James? Hier bin ich!!!" schmollend schob Diane ihr Gesicht vor seines und guckte ihn aus Puppenaugen an. Er seufzte.

"Ich hab nur grad an Lily gedacht."

Diane setzte sich ruckartig auf. "An Lily?" fragte sie scharf, "Wieso?"

"Uhm- sie sah vorhin so unglücklich aus", murmelte er und kuschelte sich in seine Bettdecke. Diane rümpfte die Nsae.

"Ach so. Sie hat fast zwei Stunden heulend auf dem Klo gesessen. Weiß nich was die für ne Show abzieht. Vielleicht glaubt sie ja, irgendjemand hat Mitleid für das arme kleine Lilyschätzchen und schenkt ihr ein bisschen Beachtung." Sie lachte abfällig. "Das Mädel ist absolut irre. Glaub mir, die lernt von morgens bis abends. Das zeigt, dass sie keinen Grips hat." Sie streckte sich wieder neben James aus und kuschelte sich an ihn heran. Er verzog leicht den Mund. "Na ja, ich dachte es wäre wegen uns", sagte er unbedacht.

Diane giggelte los wie eine irre, dann hielt sie plötzlich inne. "Du meinst, sie ist eifersüchtig? Ja klar!!!"

Plötzlich richtete sie sich wieder auf und ihre Augen funkelten. "Wahrscheinlich steht sie auf dich und hat sich irgendwelche Hoffnungen gemacht! Deshalb hat sie sich auch heute in allen

Fächern neben dich gesetzt!" Ihre Stirn verdunkelte sich. "Dieses blöde Weib soll es bloß wagen mir Konkurrenz machen zu wollen!"

James legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter und zog sie zu sich herunter. "Hey vergiss es, okay? Ich will gar nicht darüber nachdenken."
 

>Weil wenn ich es doch tue werde ich vielleicht merken dass mir an Lily mehr

liegt als mir lieb ist.< dachte er, >Und dass ich vielleicht doch noch eine Chance bei ihr habe? Und was mache ich dann mit Diane? Wenn jetzt Lily hier neben mir liegen würde statt Diane, und wenn es jetzt Lily wäre, die mich umarmt und-<

Er schüttelte den Kopf, als wolle er seine Gedanken abwerfen und konzentrierte sich darauf, Dianes Haare zur Seite zu streichen um besser ihren Hals küssen zu können.
 

~*~*~*~
 

Nachdem sie auf keine vernünftige Lösung gekommen waren, kehrten sie deprimiert in den Gemeinschaftsraum zurück. Sirius ließ sich in einen Sessel fallen, Peter setzte sich neben ihn. Remus und Anlea wollten zusammen Hausaufgaben machen. In einer Ecke entdeckte Sirius Lilys Exfreundin Sheila, die jetzt mit einer von Dianes zahlreichen anderen Freundinnen in

einer Ecke saß. Von Lily keine Spur. Er hatte sie in den letzten Tagen so wenig gesehen... langsam machte er sich echt Sorgen um sie.
 

Die Tür zum Treppenhaus der Jungenschlafsäle ging auf und Diane kam herausstolziert. Demonstrativ rückte sie ihre Kleidung zurecht und

schlenderte betont lässig herüber zu ihren Freundinnen. Sirius gab ein hundeähnliches Knurren von sich und rümpfte die Nase, während Peter besorgt die Stirn runzelte. Diane redete hektisch auf ihre Freundinnen ein, und Sheila tat sich sofort hervor und fing an etwas zu erläutern. Die Jungen waren sich sicher, dass es sich dabei wohl nicht um Hausaufgaben handelte.

Wenig später kam James herunter. Diane warf ihm einen Blick unter langen

Wimpern zu, und er schenkte ihr sein Potterlächeln. Die anderen Mädchen kicherten, während Sirius so tat als würde er sich über seine Sesselkante übergeben. James zog die Augenbrauen hoch und setzte sich zu ihm.
 

"Schrecklich wenn die sich so benehmen, oder?" fragte er. Sirius sah ihn erstaunt an. "Oh, ich dachte Dianes Charme hätte dich schon so mit Blindheit geschlagen, dass du dieses Getue vor rosaroten Wolken gar nicht wahrnimmst", sagte er ironisch. James grunzte etwas.

Sein Blick fiel auf Remus und Anlea, die die Köpfe zusammen

gesteckt hatten.

"Wer ist das?"

"Wer ist was?"

"Die da."

"Wer da?"

"Na DIE da!"

"Ach DIE da?"

"Sirius hör auf und sag mir wer das ist."

"Find's doch selber raus. Entschuldigt mich, meine Damen, ich habe heute Abend noch ein Date. Da jetzt ENDLICH der Schlafsaal frei ist, werde ich die Gunst der Stunde nutzen."

Sirius erhob sich und verschwand die Treppe hoch.

James sah ihm verwirrt nach und wandte sich an Peter. "Wer ist denn jetzt Remus Freundin?"

"Ach, das ist Anlea. Soweit ich weiß Lilys beste Freundin. Sie ist wirklich nett", sagte Peter mit Betonung auf "wirklich". James presste die Lippen zusammen. Das ihm Remus so in den Rücken fiel!

Das Porträtloch ging auf, und Lily kam herein. Als James sie sah, spürte er ein komisches Gefühl im Magen und steckte den Kopf zwischen einen Tagespropheten, der in der Gegend herumlag.

Peters Kopf ging von Lily zu James und wieder zurück. Sie hatte ihn schnell

gesehen, tat aber sofort so, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Mit hoch erhobenem Kopf rauschte sie an ihnen vorbei, wies auf dem Weg einige Erstklässler zurecht, die herumtobten und befestigte eine Notiz am schwarzen Brett. Dann ging sie hoch in den Mädchenschlafsaal, ein dickes Buch unter dem Arm.

Peter registrierte besorgt den Blick, den Diane und ihre Freundinnen ihr hinterher warfen. Sie waren nicht gerade freundlich. Auch Anlea und Remus sahen auf, kümmerten sich dann aber wieder um ihre Aufgaben.

James starrte weiterhin in die Zeitung, die er falsch herum hielt.
 


 

**********
 


 

Lily saß im Schneidersitz auf ihrem Bett. In der einen Hand hielt sie locker ihren Zauberstab, in der anderen ein Buch. Ärger über James kochte in ihr hoch. Und über Diane, und über Sheila, und über alle. Aber hauptsächlich über James. Warum, warum musste er ausgerechnet jetzt in ihren Gedanken auftauchen, warum musste er ihren Frieden stören und konnte sie keine Sekunde in Ruhe lassen?

Sie wurde schwach durch diesen ständigen Zorn, und sie wollte nicht schwach sein. Und sie würde es auch nicht werden. Lily schlug das Buch auf und

blätterte zu einer bestimmten Seite.
 

Das Bild eines Eiskristalls war darauf abgebildet.
 

Sie fuhr mit dem Finger den Text nach, während sie aufmerksam las. Ein Abwehrzauber, das war es, was sie brauchte. Keine Körperklammer, keinen Schockzauber, sondern etwas, dass sie

geistig schützen würde. Vor so jemandem wie James. Vor der Trauer um ihre Eltern. Um den Verlust von Sheila als Freundin. In Gedanken versunken strich sie über das Bild und griff dann entschlossen nach ihrem Zauberstab. Sie würde es tun!

Lautlos formte sie die Zauberformel mit dem Mund, nur probeweise.

Dann griff sie nach ihrer Tasche und holte heraus, was sie brauchte: Einen weißen Stein und eine kleine Phiole mit einer dunkelblauen Flüssigkeit, die sich von alleine zu bewegen schien. Lily atmete tief durch und schluckte.

Noch einmal las sie die Anweisung im Buch durch. Es war ein alter Zauber, ein mächtiger und auch gefährlicher Zauber wenn es schief ging, aber sie war sich sicher dass sie es konnte.
 

Dann entkorkte sie die Phiole und trank die blaue Flüssigkeit, die sei aus dem Schrank des Zaubertranklehrers gestohlen hatte, in einem Zug aus.

Noch während sie spürte, wie sie ihr wie Eis durch den Körper lief, griff sie nach dem Zauberstab und dem Stein.

Während sie den weißen Stein fest mit der Hand umschloss, sprach sie die Formel und richtete ihren Zauberstab darauf.

Die ganze Zeit über dachte sie so sehr wie es ihr möglich war an James und Diane und die Wut, die sie dabei verspürte, und ihre verhasste Schwäche.

Die blaue Flüssigkeit pumpte eisig durch ihren Körper und breitete sich in ihrem Körper aus. Für den Bruchteil einer Sekunde bereute sie, was sie getan hatte du dachte, es würde schief laufen, aber das Gefühl, dass danach kam, fegte allen Zweifel beiseite.

Stärke und Entschlossenheit kochten in ihr, und gleichzeitig kühlte die eisige Flüssigkeit ihren Zorn. Und dann fing der Stein in ihrer Hand an zu glühen, doch sie wagte es nicht, ihn loszulassen. Sie glaubte sie würde verbrennen, so heiß wurde es, und gleichzeitig war ihr kalt, und sie presste die Finger

noch fester zusammen, als helle Lichtstrahlen hervor schossen. Dann brach es plötzlich ab.

Sie hörte sich Keuchen, und unnatürlich laut dröhnte ihr Herzschlag durch den Raum. Das eisige Gefühl, aber auch der Zorn waren verschwunden. Langsam öffnete sie ihre Hand.
 

Darin fand sie eine glänzende kleine weiße Lilie, die kalt wie Eis auf ihrer Haut lag, und darin sah sie ihre eingeschlossenen, jetzt nicht mehr für sie erreichbaren Gefühle für James.

Anlea kam irgendwann spät abends in den Schlafsaal. Alle anderen schliefen schon. Sie hatte bis eben noch mit Remus am Kamin gesessen und sich unterhalten. Irgendwie fand sie ihn faszinierend. Vorher hatte sie immer zusammen mit Sheila Sirius und James angehimmelt, so wie alle es taten, doch jetzt, wo sie Sirius persönlich kannte... nicht, dass sie ihn nicht

mochte.

Sie hatte noch nie so einen Menschen getroffen; Seine Stimmung schwankte von

Himmelhochjauchzend bis in düstere Melancholie, und er war das pure Leben, egal was er tat. Außer dem sah er verdammt gut aus (sie war sich bewusst, dass er gerade eine Freundin hatte) aber Remus... Remus war seltsam. Eigentlich sehr ruhig, aber sie hatte gerade vorhin erst erlebt, wie er ausgeflippt war und sich mit Sirius eine Kissenschlacht geliefert hatte. Er war unglaublich freundlich und wusste viel, und obwohl er nicht gerade ein Riese war, fand sie ihn irgendwie anziehend. Seine hellbraunen fast bersteinfarbenen Augen sahen manchmal gar nicht mehr menschlich aus, wenn er geistesabwesend ins Feuer starrte, sondern wie die eines wilden Tieres, das in ihm wohnte und darauf lechzte, freigelassen zu werden.

Als sie daran dachte, dass sie ihn morgen wieder sehen würde, spürte sie ein wohliges kribbeln im Bauch.

Leise ging sie an den Betten vorbei zu ihrem, das ganz am Fenster stand, neben Lilys Bett. Der Vorhang am Bett ihrer Freundin stand offen und sie sah hinein. Lily lag mit weit von sich gestreckten Armen und Beinen völlig bloß da. Die Decke hatte sie weggetreten. Ihr rotes Haar verteilte sich um ihren Kopf auf den ganzen Kissen. Anlea sah an ihrem Hals etwas glitzern- eine feine silberne Kette, deren Anhänger sie fest mit der Hand umschlossen hielt. Neugierig

löste sie vorsichtig Lilys Finger von dem Anhänger: es war eine Lilie, so kalt wie Eis und schneeweiß. Anlea fragte sich, aus was für einem Material sie wohl sein mochte, denn Lilys Körperwärme hatte sie kein Stück aufgewärmt, und sie schien aus strukturlosem Stein zu sein, aber sie glänzte wie Glas, und als sie genauer hinsah, entdeckte sie im Inneren eine Art Nebel, der hin und her wanderte.

Schulterzuckend wandte sie sich ab. Sie würde Lily morgen danach fragen.
 


 

***********************
 

Lily erreichte mit Anlea schon früh das Klassenzimmer zum Verwandlungsunterricht. Sie warteten vor der Tür und unterhielten sich über dies und das, bis die anderen auftauchten. Die Jungs ließen sich offensichtlich Zeit, denn bis jetzt waren erst die Mädchen da. Lily

beobachtete Diane. Der Zauber schien zu wirken. Sie fühlte keine Wut. Keine Verzweiflung. Keinen Hass. Tatsächlich hätte dort auch ein Steinklotz stehen können, und es wäre ihr nicht gleichgültiger gewesen. Aber Diane hatte ihren Blick bemerkt. Sie kam zu ihr herübergeschlendert. "Kann ich kurz mit dir reden?" fragte sie.

Lily zuckte mit den Achseln und nickte. Wenn sie gerne wollte?!? Sie bemerkte wie ihnen Anela leicht besorgt und Dianes Freundinnen ziemlich hämisch hinterher blickten. Ein paar Meter von den anderen entfernt blieben sie stehen. Diane verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt näher auf sie zu, ihre Augen blitzten.
 

"Hör mal", fauchte sie plötzlich, "Wenn du James auch nur etwas zu nahe kommst, dann wirst du es bereuen, ja? James gehört MIR, MIR ALLEIN! Also

versuch dich nicht bei ihm einzuschleimen. Und lass bloß die Finger von ihm, ich warne dich!" Lily starrte sie verblüfft an. "James? James Potter? Warum sollte ich etwas von ihm wollen?" fragte sie erstaunt. Von IHM wollte sie nichts. Nicht mehr. Aber wie kam Diane darauf???

"Am besten, du hältst dich von ihm fern", wies Diane sie an, "Ich mag es nämlich nicht wenn mein Freund über eine andere nachdenkt, während er mit mir zusammen ist, klar?"
 

>Über mich nachdenkt? Bitte wie?<
 

"Ich weiß genau, dass er eigentlich auf dich steht", fuhr Diane fort, "Aber er ist mein Freund, und ich bin mit ihm zusammen, also versuch nicht auf deine

brave Kleinmädchentour ihn anzumachen!" Lily sah sie immer noch teilnahmslos an.
 

>Ah ja, er steht also auf mich? Wie schön mein Herz, ich glaube du irrst dich, schließlich ist er ja mit DIR zusammen, aber auf jeden Fall stehe ich nicht auf ihn< dachte sie.
 

"Schön, ich weiß zwar nicht wie du auf die Idee kommst, das ich was von James will, aber wenn es dich glücklich macht werde ich mich von ihm fernhalten", sagte sie kalt. Diane starrte sie einen Augenblick lang an, dann warf sie die Haare über die Schulter, musterte sie noch einmal von oben bis unten

und stolzierte dann zu ihren Freundinnen zurück.

Lily wartete, dass sich das übliche Ätz-Gefühl über Diane einstellte. Und als sie Sheila verächtlich zu sich herübersehen sah, erwartete sie, dass es ihr wehtat, ihre alte Freundin verloren zu haben. Aber nichts passierte.

Das bereitete ihr die ersten Gedanken.
 

Kurz darauf tauchten die Jungen auf. Zu ihrer Befriedigung konnte sie James jetzt ansehen ohne dieses komische Gefühl im Bauch.

Abwesend strich sie über die Lilie an ihrem Hals. Anleas Blick bemerkt sie nicht. Die anderen Marauder begrüßten sie fröhlich. Lily lächelte und grüßte sie zurück. Eigentlich sollte sie sich jetzt drüber freuen, dass die anderen noch zu ihr hielten, und nicht zu James.

Professor McGonagall kam und sie gingen hinein. Sie setzte sich wie schon am Tag zuvor neben James, und es machte ihr rein gar nichts aus. Jeder hätte da neben ihr sitzen können. Das James sie verstohlen von der Seite musterte, entfiel ihr. Dass Diane sie giftig von hinten musterte, bemerkte sie ebenso wenig.

Anlea saß hinter ihr neben Sheila und versuchte sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht. Lily hatte heute so anders gewirkt, als hätte sie überhaupt keinen richtigen Ausdruck in den Augen...
 

**********************
 

"Sag mal, was ist mit Lily los?" fragte Sirius als er, Remus, Peter und Anlea es sich in dem Geheimraum bequem gemacht hatten. Die anderen sahen ihn an. Er verdrehte die Augen.

"Ihr wisst doch, was ich meine! Sie ist jetzt schon seit drei Tagen so! So... so komisch. Sie lächelt nicht mehr. Sie wirkt so kalt... als wäre sie aus Eis. Die Lily, die ich kennen gelernt habe, war voller Freude, auch wenn sie nichts gesagt hat. Sie schien immer von innen heraus ein fröhlicher Mensch zu sein. Und wenn du mit ihr geredet hast, dann konntest du ihre Gefühle deutlich im Gesicht geschrieben sehen. Und das ist jetzt irgendwie weg."

Anlea biss sich auf die Unterlippe. "Das ist nicht nur der Gesichtsausdruck. Sie ist anders", sagte sie. "Ich meine- ihr wisst doch, nachdem die Sache mit ihr und James passiert ist? Sie hat getan, als ob sie das alles gar nicht angehen würde, als ob es ihr egal wäre, aber natürlich haben wir doch trotzdem alle gemerkt, wie sehr es ihr zu schaffen gemacht hat. Ich habe sie

abends leise im Bett schluchzen hören als James mit Diane an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Und jetzt scheint sie wirklich ihre Gefühle für ihn verloren zu haben, jetzt wirkt sie wirklich so, als HÄTTE sie gar keine Gefühle mehr!"
 

**************************
 

Lily merkte, dass etwas falsch war. Verdammt falsch! Etwas stimmte nicht mit ihr.

Zuerst hatte alles gekappt; James kümmerte sie keinen Deut mehr, und auch Diane und ihre albernen Drohungen gingen glatt an ihr ab. Sie war dankbar für den Eiszauber gewesen. Jetzt konnte sie ohne große Ablenkungen schaffen, was sie wollte: Erfolgreich die Prüfungen zu bestehen, damit sie einen guten Schulabschluss bekam und sich einen gute Arbeit suchen konnte. Das

hieß, wenn es für sie eine gute Arbeit gab in dieser Welt, wo Voldemort und seine Todesser die Kontrolle in der Hand hielten. Die Vermeintliche Zivilisation in der Zaubererwelt war nur eine aufrecht erhaltene Fassade, und Lily wusste das genau. Hier in Hogwarts kam ihr alles so fern vor, da das Schloss sicher war sicher vor der Außenwelt.

Sie trug die Lilie jetzt seit zwei Tagen um den Hals, obwohl der Zauber auch wirkte wenn sie sie nicht dabei hatte.
 

Bis ihr irgendwann auffiel, dass nicht nur ihre Gefühle für James verschwunden warn, sondern die für alle anderen Mitmenschen gegenüber auch.
 

Jetzt saß sie wieder einmal zusammen gekrochen in ihrem Bett und fühlte sich elend.

Es war ihr erst aufgefallen, als sie mit Anlea sprach, als sie Sirius begrüßte, als sie Dumbledore beim Essen in der großen Halle sah: Es war weg. Die Freude, ihre Freunde zu sehen, die Zuneigung zu dem alten Mann, der Ekel vor Snape, das genervte Gefühl wenn sie ihren Exfreund Steve sah- fort. Sie hatte keine Gefühle mehr. Doch, sie hatte sie noch: In der kleinen Eisblume um ihren Hals. Lily strich mit dem Finger über die winzigen Blütenblätter.

Aber... es konnte ihr natürlich auch helfen. Schließlich konnte sie so ohne Vorteile über andere Menschen urteilen... Vielleicht war sie auch nur gerade in einer komischen Phase.

Das würde sicher vorbeigehen.

Bestimmt.
 

~*~*~*~
 

"Also, ich würde sagen, dass zwei von uns sich mit Diane und James befassen und zwei von uns mit Lily." Sirius spielte mit einem Band an seinen Umhang. "Anlea und Remus, versucht bitte einfach herauszufinden, was mit Lily los ist, ihr könnt so was doch! Ich weiß dass sie mal anders war, ich habe es gesehen." Er dachte an den Tag im Sommer, als er Lily du James

im Wasser toben sah. Sie hatten beide so glücklich gewirkt, auch wenn James gerade ziemlich von ihr herunter gemacht worden war. Und Sirius wollte, dass es wieder so wurde. Und wenn die beiden das nicht erkannten, dann musste wohl jemand anders ihr Schicksal in die Hand nehmen. "Peter und ich kümmern uns um Jamesie-Boy und unser Herzchen Diane." Er grinste böse, "Ich würde mal gerne mit ihr über das reden, was sie zu Lily gesagt hat. Vielen Dank, dass du mitgehört hast, Annie. Du bist eine echte Freundin."

Hellas! Es ist Lilytag! *bg*

Um einige Fragen vorzubeugen: Lily hat keine Gefühle für andere Personen mehr. Um sich selber kann sie aber noch weinen. Vielen dank für die ganzen tollen reviews! Ich freue mich mega über jedes einzelne! Also weiter so, dann schaff ich die 100-Review-Marke *grinz*

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"Hey Lily!" Anlea kam Hand in Hand mit Remus zu ihrem Sessel im Gemeinschaftsraum herübergeschlendert. Lily sah von ihrem Buch auf. Sie spürte leichte Verwunderung, als sie die beiden zusammen sah. "Hey ihr zwei."

Sie lächelte und war sich voll bewusst, dass ihr Lächeln nicht bis zu den Augen reichte.

"Dürfen wir uns zu dir setzen? James ist in letzter Zeit so beschäftigt und Sirius hat sich mit Pete davon gemacht", sagte Remus. Sie nickte und

die zwei setzten sich. "Ich wusste gar nicht dass ihr euch überhaupt richtig kennt", bemerkte sie. Beide grinsten. "Jetzt kennen wir uns. Du hast es wohl nur nicht mitbekommen. Aber du scheinst in letzter Zeit leicht neben der Spur zu sein", meinte Anlea. Lily zog eine Augenbraue hoch. "Es ging mir nicht so gut, aber das ist jetzt vorbei!" sagte sie bestimmt.

Remus musterte sie aufmerksam. "Wirklich?" Lily nickte nachdrücklich. Was sollte diese Fragerei?

"Es geht mir gut", seufzte sie. "Macht euch da bloß keinen Kopf drüber."

Was sie nicht wusste, war dass Remus sehr wohl wusste, dass Lily NICHT okay war. Es war kurz vor Vollmond, und seine Wolfssinne erwachten schon Stunden früher. Er konnte die Gefühle von Menschen wittern, normalerweise war es nur Stress, Unsicherheit oder Langeweile, aber Lily war etwas, dass er noch nie erlebt hatte. Sie war leer.

Remus Augen wanderten zu ihrem Gesicht und musterten sie. Man konnte Ringe unter ihren Augen erkennen. Ihre ohnehin schon sehr weiße Haut schien blasser als sonst, und sie sah eindeutig erschöpft aus.

Was verdammt noch mal war mit ihr los?

"Lily", sagte Anlea und rückte näher, "wenn etwas ist, kannst du es mir sagen."

Sie sah ihre Freundin besorgt an. Sie hatte zwar nicht Remus Sinne,

aber sie spürte auch so, das etwas nicht stimmte. Lily wich ihrem Blick aus. "Nichts. Egal."

"Hat es was damit zu tun, was Diane dir gesagt hat?" "Diane!" Lily schnaubte abfällig. "Wer ist das schon? Die kann mich mal. Die hat mir gar nichts zu sagen. Nein, damit hat das nichts zu tun." Was wollten sie von ihr? Konnten sie sie nicht einfach in Ruhe lassen? "Ist doch egal", murmelte sie. "Sag mal Remus, seit wann lasst ihr Jamesie-Pooh eigentlich immer alleine herumhängen?" Sie nickte mit den Kopf herüber zu James, der leicht verloren in seinem Sessel saß und versuchte seine Langeweile mit einem Buch zu verbergen. Remus zuckte mit den Schultern.

"Er scheint seit neustem etwas seltsam zu sein. Außerdem bin ich nicht verpflichtet, Zeit mit ihm zu verbringen, oder?"

Lily machte eine wegwerfende Handbewegung. "Was auch immer", murmelte sie.
 


 

***********************
 

"Hey Diane!" Sirius hielt das Mädchen in einem leeren Korridor an. Überrascht drehte sie sich um, doch als sie ihn erkannte weiteten sich ihre Augen und sie gab ein helles Lachen von sich.

"Oh SIRIUS! Du bist es!" Er lächelte breit und fing ihren Blick mit seinen

dunkelbraunen Augen ein. Sie schlug die Wimpern nieder und trat näher. "Was tust du denn hier alleine ohne James?" fragte er leicht spöttisch. Sie lächelte verschmitzt. "Wer sagt dass ich dauernd bei IHM sein muss?" Sirius zog eine Augenbraue hoch. "Ich bestimmt nicht."

"Schön. Weißt du", ihre Stimme senkte sich verschwörerisch, "ich will es ihm nicht sagen, aber manchmal kann er so anstrengend sein. Dann will er über irgendwas Politisches oder so reden, meistens weiß ich gar nicht was er will. Das sind laute Fremdwörter für mich." Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und lehnte sich gespielt frustriert an eine Steinsäule. Sirius stütze sich mit der Hand dicht neben ihrem Kopf ab und sah sie direkt an,

und in seinen Augen funkelte es.

"Oh, stimmt. Manchmal vergisst James, was wirklich wichtig ist", sagte er. Sie lächelte, und ihre Augen glänzten, als sie auf seinen Mund starrte.

Dass Sirius sich innerlich fast vor sich selbst ekelte und sie eigentlich nicht mehr als hirnlos einstufte, wusste sie zum Glück nicht, und auch dass seine letzte Aussage auf ihre Persönlichkeit bezogen war.

"James erfährt nichts hiervon?" fragte sie leise. Sirius lächelte. "Kein Wort." Er beugte sich vor und ihre Lippen trafen sich. Sie legte die Arme um seinen Nacken und zog ihn dichter zu sich, und er legte seine Hände an ihre Taille. Sie schmeckte süß und verführerisch, >Und mehr kann sie wohl auch nicht< dachte sich Sirius.

Sie öffnete unter ihm die Lippen und er ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten. Während er seinen Kuss noch vertiefte, frohlockte Sirius dass sein Plan wohl aufgehen würde, wenn Peter gerade dass tat, was er ihm aufgetragen hatte.
 

***************************
 

"Hey Jamesie Pooh!" Fröhlich warf Sirius sich in den Sessel neben seinen Freund. James warf ihm einen Seitenblick zu und starrte dann wieder ins Feuer. Sirius zog die Augenbrauen hoch.

"Was ist?"

"Nichts", kam die gemurmelte Antwort. Sirius drückte seinen Rücken in den

Sessel und beobachtete James. Er starrte eine ganze Weile ins Feuer, dann schreckte sein Blick hoch und seine Augen zuckten herüber zu Lily, die allein in einem Sessel saß und las.

Dann sah er schnell wieder zurück ins Feuer und schien wieder darin zu versinken. Sirius musste sich beherrschen, um nicht wissend zu lächeln oder James darauf anzusprechen.

Stattdessen sah er sich beiläufig im Gemeinschaftsraum um. Der gute Moony saß wieder mit Anlea zusammen, aber diesmal machten sie offensichtlich keine Hausaufgaben. Oder zumindest kannte Sirius keine Schulaufgaben, die mit dem Mund erledigt werden mussten. Er konnte sein Grinsen nicht mehr unterdrücken, und seine Laune steigerte sich noch. Anlea flüsterte gerade Remus etwas ins Ohr und dann lächelten beide und küssten sich wieder. Tief zufrieden kuschelte sich Sirius in seinen Sessel und freute sich.

Als sein Blick auf Lily fiel, sank seine Stimmung wieder. Er spürte, dass etwas nicht mit ihr okay war, und wenn er ein Hund gewesen wäre, hätte er es vermutlich noch deutlicher gewittert. Leider waren Hunde im Gemeinschaftsraum recht auffällig.

"Sirius?"

"Hm?"

"Kannst du- uhm, können wir reden?"

"Äh... klar. Was gibt es denn?" Sirius fuhr sich durch die Haare und runzelte

die Stirn. James rückte dichter zu ihm. "Ich habe mich nur gefragt",

begann er langsam, "Was du eigentlich zu Diane sagst!?"

Sirius blinzelte und sah ihn an. Dann seufzte er, während er in Wahrheit einen Freudenschrei unterdrückte. "Kannst du Gedanken lesen?"

James spitzte die Lippen und wartete auf eine richtige Antwort. Seine Augen flitzen in Richtung Lily. Es war genauso schlimm wie früher mit ihm, als man nicht eine ordentliche Unterhaltung mit ihm führen konnte, solange Lily im selben Raum war. Das wertete Sirius als gutes Zeichen.

"Also, ich meine, Diane... Kumpel, das meinst du doch nicht wirklich ernst oder?"
 

James nahm die Brille ab, putzte sie ausgiebig mit seinem Ärmel, rieb sich die Augen und setzte sie wieder auf, bevor er endlich sprach. "Ich hatte es zuerst gedacht."

"Was hattest du zuerst gedacht?"

"Dass sie es wäre."

"Das wer was wäre?"

"Diane. Die Richtige. Ich habe mich geirrt." Sein Blick fing wieder

einmal die lesende Lily ein, bevor er zu Sirius zurück schnellte. "Weißt du ..." James kratze sich am Kopf und suchte nach den richtigen Worten. Sirius wurde langsam ungeduldig. >Junge, sag es einfach!< dachte er. >Gib zu dass du immer noch auf Lily stehst, und fertig ist die Laube!<

"Ich hab, nachdem ich mich mit Lily gestritten hab, entdeckt, dass ich bei

anderen Mädchen viel leichter was erreichen kann.", sagte James. Sirius grunzte. "Das hätte ich dir auch vorher sagen können."

"Ha ha. Nein, ich war es einfach müde, hinter Lily her zu laufen und einfach zu nichts zu kommen. Und Diane... Ich musste einfach nur lächeln, und

schon hing sie mir fast um den Hals. Am Anfang war das ja ganz nett. Und sie ist wirklich gut im Bett. Aber ich meine, das ist doch nicht alles, oder? Versuch mal mit ihr ein Gespräch anzufangen. Sie bringt es zu nicht mehr als ,James, das verstehe ich nicht' oder ,James, ich weiß nicht was du von mir willst?' und ,James, wenn du mit mir schlafen willst dann sag es'."
 

Er starrte grimmig auf seine Hände. "Ich glaube, das Wort "Unterhaltung zwischen Freunden" kennst sie nicht, lästern vielleicht. Und- ich muss dauernd an den Sommer denken. Weißt du?" Oh ja, Sirius wusste. Er erinnerte sich zu gut an die letzten Nächte der Ferien, als sie mit Lily zusammen im Mondschein über das Anwesen der Potters streiften, im Mondschein Mrs Potters Schokoladenkuchen saßen und stundenlang redeten. Er erinnerte sich an die

unauffälligen Blicke, die sich James und Lily immer wieder zuwarfen, ohne das der jeweils andere etwas davon merkte. An den Abend, als er eingeschlafen war und mitten in der Nacht von James Gelächter aufwachte, als Lily ihn mit einem Kissen verprügelte und sie eine Kitzelorgie starteten. Und wie er das noch wusste.

"Ich glaube- ich meine, du hattest doch auch weiterhin mit Lily Kontakt oder? Glaubst du- wenn ich mich entschuldige, dann - dann könnte ich noch eine Chance haben?" Zum ersten Mal sah James ihn richtig an, nicht nur mit

den Augen sondern auch mit dem Geist, und Sirius fühlte sich unwohl. Angesichts Lilys seltsamen Zustandes, der James wohl nicht entgangen sein dürfte... "Also", begann er zögernd, "Ich denke mal, da euer ,Streit' sowieso nur sinnloses Geplänkel war, wird eine Entschuldigung auf jeden Fall okay sein. Die wird sie auch annehmen. Aber- Lily ist komisch, weißt du? Ich weiß nicht, wie ich es sagen sol..." Er dachte kurz nach, und simultan wanderten beide Jungenköpfe in Richtung Lilys Sessel. Sie war gegangen. Auch Anlea und

Remus schienen in Aufbruchsstimmung zu sein.

"Weißt du, Lily ist seltsam. Ich weiß nicht, ob es an dir und Diane liegt, zuerst dachte ich es schon. Aber dann wurde sie noch komischer. Irgendwie abwesend. Als wäre die echte Lily mal kurz spazieren gegangen und hätte ihren

Körper sitzen lassen. Und das macht mir ernsthaft Sorgen."
 

James starrte ihn an.
 

Sirius entschloss sich, es zu wagen. "Aber wenn du meine Meinung hören willst: Trenn dich von Diane, vielleicht wird sie dann wieder normal."

"Hm."

James kniff die Lippen zusammen. "Es ist blöd, weißt du? Ich- ich hab Diane versprochen, mit ihr nach Hogsmeade zu gehen. Nächstes Wochenende. Und abgesehen von ihrer geistigen Blödheit hat sie mir nichts getan."

Sirius stöhnte auf. "Jamesie, ehrlich! Ich habe auch schon aus nichtigeren Gründen mit Mädchen Schluss gemacht!"

"Ich bin aber nicht du!" knurrte James.

Sirius zuckte die Schultern.

Das Portät der Fetten Dame klappte auf und Diane kam herein, mit zerzaustem Haar und geröteten Wangen. Als sie Sirius und James entdeckte, lächelte sie breit und warf ihnen eine Kusshand zu.

Sirius verdrehte nur heimlich die Augen.
 

*******************************
 

~*~. . .Einen Tag später. . .~*~
 

"Bye James, wir sehen uns nachher", flötete Diane, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und segelte davon. James sah ihr einen Augenblick gedankenvoll nach, bevor er sich wieder seinem Essen zuwandte.

Sirius, der neben ihm saß, begann leise zu zählen, als sie die Halle

verließ. Als er bei zwanzig angelangt war, zwängte sich Peter durch die großen Holztüren. Er hastete zu ihnen und schob sich neben James auf einen Platz, den Remus unauffällig freigehalten hatte.

Er, Anlea und Sirius vertieften sich anscheinend in ihr Essen, als Peter

etwas aus der Tasche kam. "James", quiekte er leise. Der Angesprochene sah sich nach ihm um. "Ich- du - wir- du hast glaube ich ein Problem. Ich hab eben was gesehen. Dass solltest du wissen."

Er schob ihm ein Foto hin. James nahm es hoch, sah es an und verschluckte sich

dann an seiner Kartoffelsuppe und fing an zu husten.

Anlea zeigte Sirius hinter James Rücken das Victory-Zeichen. Er grinste und klopfte ihm auf den Rücken.

"Atmen Jamesie, immer weiter atmen", spöttelte er. "Das ist gar nicht so schwer weißt du?"

Sein Freund keuchte, stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen und reichte ihm dann das Foto. Sirius sah es sich an.

Perfekt. Er beobachtete, wie die Diane auf dem Bild sich gerade mit dem Quidditchkapitän der Ravenclaws umschlang.

>Tut tut, diese Handbewegungen sind aber gar nicht Jugendfrei<

dachte er bei sich und bemühte sich nach Herzen, ein bedauerndes Gesicht aufzusetzen. "Ich habe es dir gesagt, Jamesie", sagte er mitfühlend. Peter beugte sich mit geröteten Ohren vor. "Ich- ich habe es heute morgen mit meiner Polariodkamera gemacht, weißt du? Diesem Muggelding mit Sofortfotos, die Sirius so verzaubert hat das es echte Fotos werden" erklärte

er James. "Ich dachte ich trau meinen Augen nicht. Und- das war wirklich- also du weißt schon" Er räusperte sich nachdrücklich. Sirius gab James das Foto zurück. Für seinen Auftritt hatte Peter einen Orden verdient. Der konnte ja lügen ohne rot zu werden!

Tatsächlich, fand Sirius, war ihm der Zauber gut gelungen, der den harmlosen kleinen Zungenkuss zwischen Diane und Kyle Gibbons in eine halbe Orgie verwandelt hatte. Seit seinem kleinen tête-a-tête mit Diane schien sie der Meinung gewesen zu sein, dass sie auch andere haben könnte, während sie mit James zusammen war. Welcher Junge wollte denn nicht sagen können, er hätte mit James Potters Freundin herumgemacht?

Peter sei dank war diese Neuigkeit schnell in der Schule herumgekommen und die Jungs hatten Schlange gestanden. Aber das Bild mit ihr und Kyle war eindeutig das vorteilhafteste gewesen, fand Sirius.

James neben ihm biss sich auf die Lippen.

"Jetzt, Sirius, habe ich einen Grund mit ihr Schluss zu machen."
 


 

*********************
 


 

"Liiiiiilyyyyyyyyyy!!!" Anlea stürmte in den fast leeren Schlafsaal und warf sich auf das Bett ihrer Freundin. Lily blickte sie teilnahmslos an. "Was?" fragte sie tonlos.

"James hat mit Diane Schluss gemacht!" grinste ihre Freundin. Lily sah sie erstaunt an.
 

>Tatsächlich?< dachte sie.

Wie erwartet kam keine Reaktion ihres Körpers. Weder Freude noch Befriedigung

noch Zuneigung zu James. >Dann ist er ja wieder frei. Schön. Ich brauche ihn nicht<
 

Dass das letzte eine Lüge war, wusste sie. Anlea zuliebe lächelte sie. "Echt? Na ja, dabei haben sie so gut zusammen gepasst." Anlea starrte sie an, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen. Dann seufzte sie. "Lily, hör auf mir was vorzumachen. Ich weiß ganz genau, dass dir das nicht egal ist. Du willst etwas von ihm." Lily starrte sie an. Ihre Freundin nahm ihre Hand.

"Hey, ist doch nicht schlimm, mal Gefühle zu zeigen", meinte sie. "Außerdem ist James abgesehen von ein paar Macken doch eigentlich eine gute Wahl, oder? Ich hab gemerkt, dass du dich verändert hast, seit er mit Diane zusammen ist."
 

Ihre Worte hallten in Lilys Kopf nach.
 

,Es ist nicht schlimm, mal Gefühle zu zeigen.'
 

,Ich habe gemerkt, dass du dich verändert hast.'
 

Toll. Wenn sie Gefühle HÄTTE, würde sie sie auch zeigen. Lily merkte, das ihre Augen feucht wurden und versuchte unauffällig, sie wegzublinzeln. Anlea verstand das offensichtlich falsch und sah sie besorgt an. "Hey Lily, " sagte sie warm, "Jetzt ist es doch okay. Diane ist fuchsteufelswild, aber James ist wieder solo. Und ich schwöre, er taucht heute noch bei dir auf und entschuldigt sich, und dann ist alles gut."
 

>Dann ist gar nichts gut< dachte Lily wütend. >Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht. Und außerdem; wer ist denn schon James?<
 

Bevor sie etwas sagen konnte, wurde ihr Vorhang beiseite geschlagen. Sheila stand dort und funkelte sie wütend an. "Das glaub ich echt nicht, Lily!" fauchte sie. "Wie kannst du so gemein zu der armen Diane sein? Ich weiß genau dass das Foto gefälscht war! Diane hat gesagt sie hätte nie mit Gibbs herumgemacht! Und du kennst dich doch ach so toll mit Muggelsachen und Zaubersprüchen aus, weil du so eine kleine MUSTERSCHÜLERIN bist, da dürfte das kein Problem gewesen sein! Ich hätte nie gedacht, dass du so eklig bist!" Sie

stürmte hinaus und ließ die beiden verdutzen Mädchen zurück. Lily schüttelte den Kopf.

"Was für ein Foto?"

"Das, auf dem Diane mit Kyle Gibbs herum macht. Dem Kapitän der

Ravenclaws, weißt du? Ähm, Peter hat es zufällig gemacht und dann James gezeigt." Anlea entschied sich dafür, Lily nicht die Wahrheit zu sagen. Aber diese zuckte nur die Schultern.

"Echt Annie, da mit James irrst du dich."

"Liiiily", sagte Anlea genervt. "Gib es doch einfach zu."
 

"Ich kann aber nichts zu geben!" schrie Lily, "Weil ich ihn nämlich gar nicht

lieben kann!" Dann brach sie in Tränen aus. Anlea nahm sie erschrocken in die Arme. "Shhh. Was meinst du damit, du kannst ihn nicht lieben?" Sie strich über Lilys rote Haare, drückte ihren kalten Körper an sich, und dann erzählte Lily es ihr.
 

Eine Halbe Stunde später, als sie eine tobende Diane im Mädchen Schlafsaal zurück gelassen hatten, betrat Anlea mit Lily an der Hand den Jungsschlafsaal. Die Marauder blickten verblüfft auf Anleas ernstes Gesicht und Lilys Tränen.

"Jungs", sagte Anlea leise, "Wir müssen euch was erzählen."

Sie starrten. Sie saßen einfach nur alle da und starrten in die Gegend, auf Lily, ihre Hände.

Lily wischte sich die Tränen ab. Sie saß auf Sirius Bett, mit angezogenen Beinen, die Knie um die Hände geschlungen. Anlea strich ihr über den Rücken.

Sirius öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn dann noch einmal du holte Luft. "Lily- was ich nicht verstehe ist... Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?"

Sie schniefte. "Hab ich doch schon gesagt. Ich wollte nicht- es hat mich einfach so gestört, dass ich immer kurz vorm heulen war, wenn ich James und Diane gesehen habe. Ich wollte das nicht. Ich hatte dauernd Kopfschmerzen

und war total fertig und ich dachte, mit dem Zauber tu ich keinem weh, und ich war mir sicher alles richtig gemacht zu haben, und..." sie schwieg und vermied es, James anzusehen.

Dieser hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte auf den Boden. Sirius warf ihm einen Seitenblick zu und wandte sich dann wieder an Lily.

"Und- und du- du hast keine Gefühle mehr, ja? Aber das ..." er raufte sich die Haare. "Sorry, aber ich kann mir das einfach nicht VORSTELLEN. Ich meine, wenn du Anlea anguckst, uns anguckst- was denkst du dann? Was fühlst du?"

Lily presste die Lippen zusammen. "Nichts Besonderes. Ihr könntet genauso

gut jemand sein, an dem ich auf der Straße vorbeigelaufen bin. Weißt du, dadurch sind irgendwie alle gleich geworden."

"Schrecklich", murmelte Sirius. Remus tastete nach Anleas Hand und drückte sie. "Und was können wir tun?" fragte er, "Stand in dem Buch kein Gegenzauber?" Lily schüttelte den Kopf.

"Und kannst du die Kette nicht einfach kaputt machen?" fragte Sirius. Sie schnaubte. "Was glaubst du eigentlich, was ich getan habe? Den ganzen Tag dagesessen und Däumchen gedreht?" Aufgebracht schlug sie mit der Hand auf

Sirius Bettdecke. "Was weiß ich was ich schon alles versucht habe! Ich habe Hitze- und Schmelzzauber angewendet, ich habe versucht das verdammte Ding kaputt zu schlagen, ich habe es ins Kaminfeuer geworfen, ich habe es sogar ANGEBETTELT, den Zauber zu stoppen. Hat alles nichts gebracht." Sie schniefte wieder.

"Hast du in der Bibliothek nachgeforscht?" fragte Remus. Sie nickte halbherzig. "Ich bin aber noch nicht weit gekommen. Es gibt einfach zu viele Bücher! Außerdem hatte ich das Buch mit dem Zauber aus der Verbotenen Abteilung."

"Ich würd' mal sagen, wir sollten gemeinsam suchen. Zwölf Augen sehen mehr als Zwei. Wir stellen einfach die ganze Bibliothek auf den Kopf, und irgendwas wird dabei herauskommen", meinte Sirius. Die anderen nickten zustimmend. Lily

lächelte dankbar.

Ihr fiel auf, das James sie die ganze Zeit nicht ansah, doch als sie aufstanden und sich anschickten, in Richtung Bücherei zu wandern, hielt er sie zurück. Offensichtlich schien ihn etwas ziemlich zu beschäftigen, und er war leicht nervös.

"Lily-" Er fuhr sich durch die Haare und zerzauste sie damit noch mehr als sie ohnehin schon waren.

"Unser Streit damals- der war Schwachsinn."

"Der war Schwachsinn", bestätigte sie. James lächelte erleichtert. "Also- ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich mich so dämlich benommen

habe. Ich... ich meine irgendwie bin ich doch Schuld, dass dir das passiert ist, oder? Nein, sag nichts! Wenn ich nicht einmal mein Temperament unter Kotrolle gehabt hätte, dann hätten wir uns nicht gestritten, dann wäre alles anders verlaufen, dann hätte ich nicht mit Diane-" Er brach ab.

Lily wedelte mit der Hand. "Im Moment ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal was du mit Diane gemacht hast. Und James, hör auf so einen Mist zu reden. Du bist an überhaupt nichts schuld, klar soweit?" Sie sah ihn an. "Das ist meiner eigenen Blödheit zuzuschreiben. Ich habe diesen Zauber angewendet, also muss ich ihn auch ausbaden. Und du- DU hast damit nichts zu tun!"

"So hörte es sich aber an!"

"Jaaahaa. Du warst der GRUND. Aber du hast mich schließlich nicht dazu gezwungen, klar soweit? Also mach dir keinen Kopf."

James schaute immer noch leicht betreten. "Was?" fragte Lily.

"Also- wenn du den Zauber beseitigt hast..."

"FALLS ich den Zauber beseitigen kann, meinst du", warf sie missmutig ein.

"WENN du den Zauber beseitigt hast", wiederholte James

stur, "ist dann- habe ich dann noch eine Chance? Bei dir, meine ich?"

Lily starrte ihn an. James starrte trotzig zurück.
 

>Lächle, Lily! Sag ja. Hör auf mit dem "Ich will nicht schwach sein - Scheiß. Lächele, tu so als ob du nichts lieber tun würdest und sag JA, auch wenn es dir im Moment egal ist< schoss es ihr durch den Kopf.
 

Zufrieden sah James, wie sich ihr Mund zu einem Lächeln verzog und sie nickte.

"Wenn der Zauber weg ist."
 

~*~*~*~ In Dumbledores Büro. . .~*~*~*~
 

"Das sieht ernst aus, Albus." Minerva McGonagall blickte den Schulleiter eindringlich an. Der alte Mann seufzte. "Es war klar, dass dieser Tag kommen würde", sagte er. "Früher oder später wird Voldemort Hogwarts angreifen. Sie haben recht, Professor. Es sieht ernst aus." Er rückte seine Halbmondbrille zurecht und starrte auf den Gegenstand auf seinem Schreibtisch.

"Dies hier ist mehr als nur eine deutliche Warnung. Ich frage mich nur, wie er das anpacken will. Er hat die Dementoren auf seiner Seite, er hat seine ganz persönliche Zaubererarmee aus Todessern und einige andere üble Kreaturen. Aber damit kann er Hogwarts nicht einnehmen."

Tatsächlich sah Dumbledore im Gegensatz zu Professor McGonagall nicht sehr beunruhigt aus.

"Dumbledore", sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme, "Ich weiß nicht, wie gut Hogwarts gegen einen Sturm gefeit ist. Aber ich weiß, dass die Bones sich gut auf einen möglichen Angriffs Voldemort vorbereitet hatten. Bei Merlin, Albus! Auf deinem Schreibtisch liegt ihre Todesnachricht! Und sie waren in viele unserer Pläne eingeweiht, sie waren Mitglieder des Ordens! Wer weiß, was sie aus ihnen herausgepresst haben, bevor sie sie töteten...", Aufgebracht rückte sie ihren Hut zurecht, der ihr seitlich vom Kopf herunter zu rutschen drohte. Dumbledore hob beschwichtigend die Hände.

"Ich werde es ihnen

zeigen", sagte er. Er stand auf und durchschritt das Büro. Aus einem Schrank nahe der Tür zog er eine große Pergamentrolle hervor. Es schien mehr ein Plakat zu sein.

Als er sie auf seinem Schreibtisch ausrollte, schien sie leer zu sein. Professor McGonagall runzelte die Stirn.

Dumbledore tippte mit dem Zauberstab auf die Karte.
 

"Ich, Albus Dumbledore, gegenwärtiger Schulleiter von Hogwarts, wünsche Hilfe gegen einen Sturm auf die Schule."
 

Aus dem Papier erhob sich etwas- Türme und Zinnen, Wege, Torbögen und Hallen. Eine Miniatur von Hogwarts - perfekt bis ins kleinste Detail. Beifälliges Gemurmel der Porträts an der Wand war zu hören. Professor McGonagall starrte den alten Mann an.

"Wie...?" aber eine blinkende Schrift auf dem Pergamentrand lenkte sie ab.
 

~ Welche Waffen wird ihr Gegner besitzen? ~ hieß es dort.
 

Dumbledore zückte eine Feder und schrieb in ein aufgemaltes Pergamentblatt, was von Voldemort zu erwarten sei.
 

~Kennt ihr Gegner dass Schloss? ~ kam die Antwort.
 

,Er war einst Schüler von Hogwarts (Slytherin) und ist unbezweifelbar intelligent.'
 

~ Vermutlicher Hauptangriff wird HIER stattfinden ~
 

Ein Pfeil aus Rauch stieg aus dem Pergament hervor und zeigte auf die Türen in Hogwarts Mauern, die hinaus und zum Wald hin führten.
 

~Möglich, dass Scheinangriffe auf das Hauptportal stattfinden werden, damit von den wirklichen geschehen abgelenkt wird. Solange ihr Gegner nicht über Luftwaffen wie Drachen oder eine Besenbrigade verfügt ist der Raum über dem schloss einigermaßen sicher. In welchem Jahrhundert befinden sie sich? ~
 

,Wir befinden uns Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Unseres Wissens verfügt

Voldemort über keine Luftwaffen. Welche Möglichkeiten hat er, in das Schloss

einzudringen?' fragte Dumbledore.
 

Professor McGonagall beobachtete ihn ungläubig. Wieder stieg etwas Rauchartiges aus dem Pergament hervor. Bein genauerem Hinsehen

entpuppte es sich als winzige Menschen und Dementoren. Eine Figur, die wohl den Dunklen Lord darstellen sollte, war aus schwarzem Rauch.
 

Eine neue Schrift blinkte auf dem Pergament. Sie listete alle Zauber auf, mit denen die Tore geschützt waren, daneben die Zauber, mit denen einige der Zauber bezwungen werden könnten, wenn sie stark genug

waren.
 

~ Vermutlich wird ihr Gegner in dieser Position den Angriff starten. Die verschiedenen Einheiten werden folgende Zaubersprüche verwenden ~
 

Einige der bereits genannten Zaubersprüche erschienen in smaragdgrüner Schrift über den kleinen Rauchgestalten, die sich in Bewegung zu ihren Posten setzten.
 

Dumbledore summte vor sich hin. "Falls Voldemort wirklich angreift, dann wissen wir, was wir zu tun haben" sagte er zufrieden. "Obwohl ich nicht wirklich glaube, dass er es wagen wird. Er ist wohl ein mächtiger Zauberer, aber mit dieser Armee kann er Hogwarts nicht einnehmen."

Professor McGonagall starrte den Schulleiter an.

"Albus- was ist das für ein Ding? Diese... Karte?"

Er lachte leise.

"Ein wertvoller Gegenstand, der jedem Schulleiter von Hogwarts bei Amtsantritt

neben einigen anderen nützlichen Utensilien übergeben wird. Ich glaube, die Karte ist genauso alt wie der Sprechende Hut. Also schon SEHR alt."
 

Ein empörtes Schnauben kam aus dem Regal, wo der Hut seinen Platz hatte.
 

"Also, Minerva", Dumbledore faltete die Hände auf seinem Schreibtisch und funkelte die Lehrerin an, "Was steht sonst noch auf unserem Tagesplan?"
 

***********************
 

"Also wonach genau suchen wir jetzt?" fragte Anlea, als sie vor der Tür zur Bibliothek standen.

"Nach einem Gegenzauber."

"Irgendetwas."

"Keine Ahnung."

"Jeder Hinweis auf die Befreiung von Lilys Gefühlen."

"Und, ähm. . . haben wir eine Idee wo man so etwas finden könnte?" fragte sie vorsichtig. Die anderen schüttelten die Köpfe.

"In der Bücherei."

"Irgendwo."

"Keine Ahnung."

"In der verbotenen Abteilung?"

Anlea seufzte. "Könnt jemand von euch außer James noch ein paar sinnvolle Vorschläge machen?"

Schweigen.

"Schön. Ich würde sagen, dann gehen wir einfach rein und gucken alles

durch."

"Klar, gucken mal schnell alles durch. Da drin stecken auch nur ein paar tausend Bücher, ist ja egal", brummte Sirius leise, als er hinter Lily in die Bibliothek trat.

Sie stürzten sich auf die Bücherregale. Madame Pince, die einmal zum gucken herüber kam, glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie sämtliche Marauder mit einem Stapel von Büchern die sie eifrig durcharbeiteten, sah.

Lily saß im Schneidersitz auf dem Boden, einen riesigen Wälzer auf dem Schoß. Remus saß still wie ein Stein da, einzig seine Hand bewegte sich zum Umblättern.

Anlea streifte von Regal zu Regal und fuhr mit dem Finger an den

Buchrücken entlang.

James kniff hinter seiner Brille die Augen zusammen, um einen Buchtitel in Runenschrift zu lesen, während Sirius hinter ihm in einer unmöglichen Haltung

auf seinem Stuhl hing, drei Bücher auf dem Schoß und ein viertes kopfüber in seinen Händen. Peter streunte durch die Bibliothek und ließ seinen Blick über die ganzen Bücher wandern, als ängstigten sie ihn. Die Zeit verging, ohne dass sie etwas fanden.

Langsam aber sicher bauten sie jeder seine eigene kleine Mauer aus Büchern um sich auf.

Die Tür klappte.

Sekunden später steckte ein Mädchen mit Dunklen Haaren den Kopf herein.

"Sirius?" fragte sie, und ihr Tonfall klang nicht sonderlich freundlich. Sirius richtete sich mühsam von seinem Stuhl auf und strich sich die Haare aus den Augen.

"Hey Gillian. Was gibt's?"

"Was gibt's?" fauchte sie. "Wir hatten ein Date. Um sechs, im Astronomieturm. Vergessen?"

"Uhm- ja. Vergessen."

"Du hast mich eine Stunde warten lassen! Und ich frag mich durch die ganze

Schule, weil ich denk dir ist was passiert, und wo bist du? In der BÜCHEREI!!!" Zornig stemmte sie die Hände in die Hüften und sah ihn an.

Sirius zuckte die Schulter. "Sorry Gills, aber das hier war wichtiger."

"Wichtiger als ich? WAS genau war wichtiger als ich?" keifte sie. "Lily", sagte Sirius ruhig. Gillians Augen traten leicht vor. "LILY???"

Sie warf einem Blick herüber zu dem Rotschopf, der hinter einem Stapel Bücher hervorschaute, und ihr Mund verzog sich. "Ich dachte, die wäre mit James zusammen?" giftete sie. Sirius lächelte spöttisch.

"Tja Süße, Lily is' mein Kumpel. Und wenn du es wirklich wissen willst- sie IST mir wichtiger als du."

Gillian lief zornigrot an. "Weißt du was", keifte sie, "wenn das so ist, dann

kannst du das mit uns vergessen!"

Sirius zuckte mit den Schultern. "Schon geschehen."

Sie starrte ihn mit offenem Mund an, dann wirbelte sie herum und stürmte davon. Sirius unterdrückte ein Grinsen und warf einen Blick hinüber zu Lily. Sie sah ihn einen Augenblick an, dann sah sie wieder ohne etwas zu sagen in ihr Buch.

Sekunden später kam ein schnappendes Geräusch und ein Laut des Schmerzes hinter dem Regal hervor. Lily und Sirius sahen auf. "Aaaah, nimm es ab!" hörten sie James rufen. Lily und Sirius standen gleichzeitig auf und sahen nach, was passiert war. James stand mit bleichem Gesicht da, neben ihm Pete rund Anlea, die verzweifelt versuchten, ein Buch zu bändigen. James Arm blutete heftig, obwohl er seinen Umhang darauf gepresst hielt. Eine

herausgerissene Seite flatterte zu Boden. "Dieses verdammte Buch hat mich gebissen!" stieß James mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Madame Pince kam angewuselt. "Potter, sofort raus hier", schimpfte sie, "Sie tropfen ja die ganzen Bücher voll!"

Lily dachte kurz an James Gesicht, als er sie nach seiner zweiten Chance gefragt hatte. "Komm mit, ich bring dich zur Krankenstation", sagte sie. Er presste die Lippen zusammen, als sie seinen Umhang auf die Wunde drückte. Die anderen guckten leicht amüsiert.

"Wir suchen noch ein bisschen weiter", sagte Sirius, "Obwohl ich nicht glaube, dass wir noch was finden werden. Gleich gibt es schließlich auch Abendessen."

"Trotzdem danke", sagte Lily und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, dass sie so tun musste als wäre sie dankbar und lächelte.

Sie nahm James am Arm, und gemeinsam verließen sie die Bibliothek.
 

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Ich hoffe wirklich, euch gefällt das Kapitel. Die Sache mit der Hogwartskarte (da hat sich Dumbledore wieder selbstständig gemacht) sollte zuerst mehr wie die Karte des Rumtreibers wirken. Falls jemand auf die Idee kommt, folgendes zu hinterfragen: Dumbledore hätte sie nicht im Dritten Harry Potterbuch verwendet, um herauszufinden wie Sirius ins Schloss kommen will, weil er einfach zu wenig Angaben hat. Die Karte ist nur für Großangriffe geeignet. Wenn man ihr eine Ein-Mann Bedrohung genannt hätte, hätte sie es als unwichtig abgetan.

"So, Mr Potter, jetzt ist es wieder gut. Sie sollten wirklich besser aufpassen; diese Bücher sind verdammt tückisch. Seinen sie froh, das sie keines über Gifte erwischt haben. Dann wären sie jetzt vielleicht schon erledigt."

Madam Pomfrey wischte mit einem weißen Tuch über James wieder geheilten Arm.

"Und sie, Miss Evans, sie sollten mehr essen. Sie sehen sehr blass aus." Sie nahm Lilys Hand. "Ganz kalt. Sie sind schlecht durchblutet, junge Dame!"

Lily nickte und sah auf den Boden. James stieß sie leicht an. "Komm, Lils, wir gehen."

Zusammen verließen sie den Krankenflügel und machten sich auf den Weg in die große Halle. Beide waren zu sehr in Gedanken versunken, um das auffällige Geflüster einiger Mädchen zu bemerken, die ihnen entgegenkamen. Erst als sie durch die großen Türen traten und sich zu ihren Freunden setzten (Anlea und Remus hatten beide noch ein Buch auf dem Schoß und lasen unter dem Tisch

weiter) bemerkte James die Blicke der Mädchen, die sie die ganze Zeit anstarrten. Es waren eine ganze Menge, von allen Tischen und aus vielen Jahrgängen. Einige flüsterten, andere betrachteten Lily mit höchst grimmigen Blicken.

Leicht verwirrt drehte er sich zu Sirius, der gerade seinen verschütteten Kürbissaft aufwischte.

"Weißt du warum die alle gucken?" fragte er. Sirius fuhr sich durch die Haare und entfernte den Saft schließlich mit Hilfe seines Zauberstabs.

"Nö. Allerdings habe ich ne Vermutung."

"Und?"

"Egal. Nicht jetzt."

Diane und ihre Freundinnen hatten sich ihnen gegenüber gesetzt. Diane zögerte einen Augenblick, dann sah sie James an. "Ich will mit dir reden", sagte sie. James hob die Augenbrauen. "Dann rede." "Alleine." Sie warf einen langen Blick zu Lily, die neben James saß und gedankenverloren in ihren Teller starrte. James runzelte die Stirn. "Okay", stimmte er zu, "nach dem Essen." Sie nickte befriedigt und schaute dann Sheila über die Schulter, die dem Mädchen neben ihr ihren neuen Nagellack zeigte. Sirius warf James einen schnellen Blick zu und zuckte dann die Schultern.
 


 

~*~*~*~
 

"Wissen sie, was mit Lily Evans los ist, Professor McGonagall?" Professor Flitwick schob seinen Trinkkelch beiseite und sah die Hauslehrerin von Gryffindor fragend an. Bekümmert schüttelte diese den Kopf. "Sie macht mir Sorgen", gab sie zu. " Nicht wegen ihren Leistungen, die sind immer noch Top, mehr wegen ihrem Verhalten."

"Stimmt. Das sie mit Sirius Black und James Potter befreundet ist, überrascht mich auch."

"Das meinte ich doch nicht!" Ärgerlich sah Professor McGonagall ihn an. "Ich habe nichts gegen Potter und Black. Auch wenn sie- nun ja, etwas spezielle Fälle sind. Ich rede von ihrer Ausstrahlung."

Professor Flitwick kicherte. "Ich hätte nicht gedacht dass sie freiwillig das Wort Ausstrahlung benutzen!" stichelte er, "Wollte sie nicht eigentlich "magische Aura" sagen?"

Es war allgemein bekannt, dass Professor McGonagall nicht viel von dieser Art Zauberei hielt.

Sie schnaubte. "Sie wissen genau, was ich meine!"

Der kleine Lehrer wurde ernst. "Ja, ich weiß es. Sie ist nicht mehr die Alte. Sehr blass. Schwächlich sieht sie auf. Glauben sie dass es nachhaltig mit dem Tod ihrer Eltern zu tun hat?"

Professor Mcgonagall schüttelte den Kopf. "Nein, ich denke nicht", sagte sie. "Vielleicht- Ich mische mich natürlich nicht in die

Angelegenheiten meiner Schüler ein, aber eine Lehrerin ist ja auch nicht blind. Ich dachte eher, dass es mit Potter zusammenhängt."

"Ich dachte sie sprechen von ihrer Ausstrahlung?"

"Tue ich doch auch! Herrgottnochmal, das Mädchen sieht aus als hätte es heftigen Liebeskummer gehabt, und da sie sicher Potter kennen, können sie sich auch den Grund vorstellen! Nur scheint sie sich jetzt in einen Eispanzer gehüllt zu haben. Was ich nicht verstehe, ist dass sie sich aber wieder mit ihm zu verstehen scheint. Ich kann es nicht erklären, sie sieht aus als täusche sie nur vor, da zu sein, sie selbst zu sein, und ist es wirklich gar nicht.

Ich... ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll!" Frustriert schlug sie mit der flachen Hand auf den Tisch. Professor Flitwick tätschelte ihr den Arm. "Das wird sich von alleine wieder einrenken. Das wird schon wieder!"

"Ich weiß", seufzte die Lehrerin. "Ich kann es nur nicht leiden, dass meine besten Schüler, dazu noch Schulsprecher, sich so blöd anstellen!"
 


 

**********************
 


 

"Hey Evans, warte mal!" Nach dem Essen, als Lily wieder in die Bibliothek gehen wollte, wurde sie von einer Gruppe Mädchen aus der Sechsten und Siebten angehalten. Sie bildeten einen Kreis um sie.

"Stimmt es, dass du Diane James ausgespannt hast?" fragte ein Mädchen,

die Arme vor der Brust verschränkt. Lily starrte sie an.

"Was???"

"Du hast schon richtig gehört", zischte ein anderes Mädchen. "Weißt du eigentlich, was du für ein Miststück bist? Tust Jahrelang so, als würdest du nichts von ihm wollen, weil du dir zu gut für ihn bist, spielst immer das brave Mädchen. Und kaum wird er Schulsprecher, machst du dich an ihn ran und

nimmst ihn Diane weg!"

"Weißt du eigentlich, wie Diane gelitten hat?" fragte ein anderes Mädchen aufgebracht. "Sie hat stundenlang geweint!"

"A-aber ich habe doch gar nichts gemacht?" fragte Lily verwirrt.

"Tu nicht so, Lily!" Plötzlich stand Sheila vor ihr, und in ihrem Gesicht deutete nichts darauf hin, dass sie irgendwie auf der Seite ihrer Exfreundin

stand. "Ich hab euch gehört, abends im Schlafsaal. Du weißt bestimmt noch, was Anlea gesagt hat: , Diane ist fuchsteufelswild, aber James ist wieder solo. Und ich schwöre, er taucht heute noch bei dir auf und entschuldigt sich, und dann ist alles gut!' Du bist eine miese Schlampe! Wir wissen alle, das- das nur ein MUGGELKIND sich mit Fotos gut genug auskennen kann, um sie zu verändern!"

Muggelkind. Das Wort hallte in Lilys Ohren wieder. Sie hörte zuerst Sheilas weiteres Geschimpfe nicht, dass die arme, arme Diane jetzt so litt, und das Lily anscheinend jetzt auch noch Sirius für sich beanspruchte, der ihretwegen mit seiner Freundin Gillian Schluss gemacht hatte. Die Aufregung der Mädchen ging glatt an ihr vorbei.

Und sie war wieder einmal froh über ihren Zauber. Obwohl er ihr soviel Ärger bereitete. Sie wünschte fast, es würde ihr etwas ausmachen. Aber jetzt sagte ihr gesunder Menschenverstand nur, dass Diane

eine unglaubliche Heuchlerin war, und Sheila kein bisschen mehr Lilys Freundin. Diane war vermutlich einfach nur eifersüchtig, da sie sonst immer alles bekam, was sie wollte. Und jetzt war sie frustriert, weil James wegen ihrer eigenen Blödheit mit ihr Schluss gemacht hatte. Und gab Lily die Schuld dafür. Weil Lily sich mit Fotos auskannte. Weil sie muggelgeboren

war. Und das war ungerecht.

Lily starrte die Mädchen kalt an. "Wisst ihr", sagte sie, "Wenn Diane so unglücklich ist, und so leidet, weil James mit ihr Schluss gemacht hat, weil ich angeblich irgendwelche besch*** Fotos gefälscht habe, warum sagt sie mir dass dann nicht selber?"

Sheila starrte sie einen Augenblick an. Dann zischte sie los. "Weil wir ihre

Freundinnen sind! Und Freundinnen machen das so!"

"Ach", Lily fixierte sie mit blitzenden Augen, und perverser Weise machte ihr das Ganze sogar Spaß. Sie musste es ja nicht fühlen. "Ich dachte mal, du wärst meine Freundin. Aber ich habe mich geirrt. Wie Schade."

Herrlich. Jetzt konnte sie ohne irgendwelche Schuldgefühle einfach mal sagen was sie dachte, ohne sich selbst damit zu quälen, dass andere sich jetzt ihretwegen schlecht fühlten. Endlich mal Arschloch sein.

"Am besten, ihr schwingt jetzt eure parfümierten Ärsche aus dem Weg und

tröstet eure heulende Diane, die ja sooo am Ende ist, und lasst mich weitergehen. Sonst gebe ich euch Strafarbeiten."

Sheila schüttelte angeekelt den Kopf. "Du bist so eine miese Heuchlerin! Jetzt kommst du wieder als große tolle Schulsprecherin! Du wirst schon sehen,

Diane lässt dich nicht davon kommen. Ich weiß überhaupt nicht, was in dich gefahren ist, dass du dich so aufspielst! Tust, als wärst du die ganz Coole, der alles egal ist. Wahrscheinlich nur um James und Sirius zu beeindrucken, die ja letztes Jahr noch ach so schrecklich waren, und so unmenschlich! Weil du nämlich nichts hast, mit dem du sonst beeindrucken kannst! Nur mit Schauspielerei!"

Die Mädchen sahen verwirrt aus, als Lily zu lachen anfing. "Ich bin eine

Schauspielerin, ja?" grinste sie, und dachte dabei an Diane und ihr zuckersüßes Getue, wenn Jungs in der Nähe waren, und ihr arrogantes Verhalten, wenn sie ihre Verehrerinnen um sich geschart hatte.

"Ich glaube kaum, dass du da recht hast", sagte sie. "Und jetzt geht mir endlich aus dem Weg, ihr seit zum kotzen."

Lily stieß Sheila beiseite und stürmte aus dem Kreis. Die Mädchen sahen ihr nach und fingen aufgeregt an zu reden. Während sie zur Bibliothek lief,

lachte Lily vor sich hin. Aber als sie dort ankam, fühlte sie sich plötzlich unendlich allein.

Alles war irgendwie falsch. Und dann setzte sie sich in eine dunkle Ecke und weinte um sich selbst.
 

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"Worüber willst du reden?" fragte James, die Arme vor der Brust verschränkt. Diane lehnte sich an eine Steinsäule.

"Was ist mit dir und Lily?"

"Warum interessiert dich das?" James zog die Augenbrauen hoch und sah sie an. Ihr hübsches Gesicht verdunkelte sich.

"Hat sie diese Fotos gemacht? James, ich schwöre dir, ich habe niemals mit Kyle Gibbs rumgemacht!!!"

James grinste spöttisch. "Mag sein. Kyle hat mir das auch gesagt. Er hat meinte, soweit wärt ihr nicht gegangen. Nur ein bisschen rumzüngeln. Nachdem Jason Askew und Matt O'Leary mit dir fertig waren."

Diane starrte ihn mit offenem Mund an, ließ ihn dann zuschnappen, und

ihre Augen sprühten vor Wut.

"Sie haben gesagt, sie sagen nichts!" fauchte sie. "Haben sie auch nicht", sagte James ruhig. "Sirius hat euch gesehen und es mir gesagt.

"SIRIUS? Er hat auch versprochen, nichts zu sagen!!!"

"Was, Sirius auch???" James runzelte die Stirn. "DAS hat er mir verschwiegen!"

"Weil ich dachte, dass es wohl besser wäre", erklang die Stimme seines besten Freundes hinter ihm. "Entschuldigt, dass ich euer privates kleines Treffen störe, aber ich denke mal es ist besser wenn ich was dazu sage." Sirius stellte sich neben James.

"Du hast gesagt, du sagst nichts!" kreischte Diane. Sirius grinste.

"Nein mein Herz, ich habe gesagt, ich sage nichts über UNS! Die anderen hat niemand erwähnt!"

Diane lief rot an, und James starrte Sirius an und biss sich auf die Lippen. "Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich nicht der erste war, mit dem Diane herumgemacht hat." Sirius sah James ernst an.

"Aber lass uns das nachher klären, ja? Ich kann nur sagen, dass Lily meines Wissens nach nichts mit den Bildern zu tun hat!"

"Ach ja?" schnappte Diane. "Nun dass ist jetzt ihr Pech!"

James runzelte die Stirn. "Was meinst du damit?" fragte er. Sie zuckte die Schultern.

"Find's selber raus. Mit dir bin ich fertig." Sie stürmte mit hocherhobenem Haupt davon. James sah ihr kopfschüttelnd nach. "Oh Merlin, verstehe einer diese Person", murmelte er. Dann wandte er sich um. "Und mit dir, Sirius, habe ich auch noch ein Wörtchen zu reden!"
 


 

**************
 

"Habt ihr Lily gesehen? Oder Anlea?" Remus und Peter setzten sich zu den zwei Jungen in den Gemeinschaftsraum. Sirius und James hatten sich (nach einem kurzen und ernsten Gespräch und viel Lästerei über Diane) wieder vertragen und waren nach einem Abstecher in die Küche zum Gemeinschaftsraum gegangen. Im gleichen Augenblick, als Remus seine Frage stellte, kam Anlea durch das Porträtloch hineingeklettert.

"Wo hast du denn Lily gelassen? Wart ihr in der Bibliothek?" fragte James. Sie schüttelte düster den Kopf. "Ich wollte euch nur bescheid sagen. Lily ist vorhin in der Bibliothek umgekippt. Madame Pince hat sie gefunden und in die Krankenstation gebracht. Die Krankenschwester hat etwas von seelischer Überlastung gemurmelt. Ich weiß nicht, wie schlimm es ist, aber Lily ist noch nicht wieder aufgewacht. Und laut Madame Pomfrey ist sie eiskalt."
 

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Sorry, dass das Kapitel erst heute kommt- aber ich habs am Samstag schlichtweg vergessen, da ich mich als Freiwillige Helferin für die FISA Ruder Masters Regatta gemeldet hatte und den ganzen Tag über nicht da war!

Es war unfassbar. Es gab einfach keine Antwort, keinen Hinweis. Sie hatten alles durchgesucht.

James glaubte, er könnte keine Bücher mehr sehen, die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen.

Es war zehn Uhr abends, drei Tage nach Lilys Zusammenbruch. Sie war wieder aufgewacht, aber James hatte das komische Gefühl, dass sie ihnen immer mehr entglitt. Ihre Hand hatte sich eiskalt angefühlt, als er sie in der Krankenstation besucht hatte. Sooft sie konnten, besuchten sie Lily dort. Das schlimme war, dass sie es anscheinend gar nicht wollte. Sie meinte, sie wollten sich nicht so um sie kümmern, sie käme schon irgendwie alleine zurecht. Das nahm ihr keiner ab.

Man sah ihr an, wie schlecht es ihr ging. James fühlte sich unglaublich Schuldig an der ganzen Sache. Hätte er doch bloß nicht mit Diane... Wütend ballte er die Faust. Warum, warum nur hatte er sich nicht gleich bei ihr entschuldigt? Dann wäre vielleicht alles wieder gut geworden. Jetzt war es vielleicht zu spät.
 

Sie hatten sich aufgeteilt. Einer von ihnen leistete Lily Gesellschaft (auch wenn sie sich immer noch dagegen wehrte), die anderen waren in der Bibliothek. James hatte keine Ahnung, wie er überhaupt noch seine Hausaufgaben schaffte. Dazu hatte er auch noch Quidditchtraining, das aber wegen des Wetters immer öfter ausfiel.

Es war Ende November, Eiskalt und verregnet draußen, und James wollte es niemandem zumuten, bei diesem Wetter Sport treiben zu müssen, da er selbst wichtigeres zu tun hatte. Das erste Spiel gegen Hufflepuff war ausgefallen, da die Wetterbedingungen zu schlecht waren. Und er hatte jetzt soviel Zeit in der Bibliothek verbracht wie noch nie in seinem Leben, ebenso wie Sirius.

Seine Augen taten weh, sein Rücken schmerzte und sein Nacken wurde steif. Er hatte in dieser Zeit in der Bibliothek unglaublich viel gelernt, aber das was er suchte, hatte er nicht gefunden. Kein Hinweis auf einen Gegenzauber.
 

Diane war unausstehlich geworden. James fragte sich, warum sie nicht in Slytherin gelandet war. Aber irgendetwas Gutes musste in ihr stecken.

Er hatte ihren Zorn und ihre Wut in der letzten Zeit deutlich zu spüren bekommen, aber das machte ihm nicht viel aus. Sie versuchte, ihn schlecht zu machen, und dass sie ihn mit so vielen anderen betrogen hatte, war eigentlich ziemlich verletzend, aber er fühlte sich selbst so, als hätte er Lily betrogen. Als hätte er sich selbst betrogen.
 

Er seufzte, stand auf und holte sich ein neues Buch.
 

~*~*~*~
 

"Diese falsche Schlange liegt jetzt in der Krankenstation und leidet." Diane schlug auf ihre Bettdecke. Die Mädchen, die um sie herumsaßen, sahen sie mitleidig an.

"Das ist unmöglich, dass James so an ihr hängt. Niemals!" Wütend sah sie sich um. "Ich wette", plötzlich glitzerten ihre Augen, "Ich wette sie hat einen Liebestrank gemacht und ihn damit verhext. Sie hat nichts zu bieten, was wirklich anziehend wäre. Sie ist nicht schlank genug, sie hat nicht genug Oberweite, sie hat diese blasse, sommersprossige Haut und viel zu helle Wimpern. Was kann es denn dann anderes sein als ein Liebestrank? Und wisst ihr was?" Sie grinste gemein. "Ich werde es auch beweisen!"
 

~*~*~*~
 

Sirius wälzte sich herum. Sein Kopf pochte schmerzhaft und seine Augen brannten vor Müdigkeit, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Er hatte noch bis spät nach einer Lösung für Lily gesucht, aber erfolglos. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und müde. Er hatte es doch gewusst, Bücher waren ungesund!

Er seufzte und plusterte sein Kopfkissen auf. James war neben ihm wie ein Stein ins Bett gefallen, aber Sirius glaubte nicht, dass er gut schlief. Lilys Zustand setzte ihm ziemlich zu.

Sirius war froh gewesen, als Diane beseitigt worden war, denn er hatte geglaubt sie wäre das Hauptproblem. Aber wie hatte er sich geirrt! Diane war zu einer nervigen kleinen Nebensache geschrumpft. Aus diesem dämlichen Streit war eine ernsthafte Bedrohung für Lily geworden!

Sirius war durchaus klar, dass Lily selbst viel zu übertrieben gehandelt hatte. Aber es schien für sie unglaublich wichtig zu sein, etwas alleine zu schaffen und auch alleine klar zu kommen. Sie hatte einfach noch nicht eingesehen, dass das unmöglich war. Trotzdem fühlten sie alle mit ihr. Und sie alle taten was sie konnten, um ihr zu helfen. Aber noch wollten sie nicht zu den Lehrern gehen. Das würde verdammt großen Ärger geben für Lily. Erst wenn es wirklich alles auf der Kippe stand.
 

Remus schlief ebenfalls schon, und bei Peter war ebenfalls das Licht aus, aber Sirius spürte, dass er noch nicht schlief. Ein plötzliches Nach-Luft-Schnappen von rechts zeigte ihm, dass er Recht hatte.

Ein gemurmeltes "lumos" war zu hören und der Lichtschein von Peters Zauberstab wanderte durch den Raum. Sirius fragte sich, ob er Pete fragen sollte was er da tat. Er hörte ihn aufstehen und hektisch seine Truhe durchsuchen. Dann schien er gefunden zu haben was er suchte. Das Licht stand still, und Sirius hörte rasches Blättern von Seiten. Gerade als er den Kopf zwischen den Bettvorhängen hervorstreckte um sich zu erkundigen, was er da tat, stieß Peter ein triumphierendes "Hah!" aus.

"Pete? Was tust du?" fragte Sirius müde.

"Ich hab was!" Peter trippelte hinüber zu ihm. In der Hand hielt er ein aufgeschlagenes Buch. "Hier guck! Da unten, die letzte Zeile!" Er tippte aufgeregt mit einem Finger auf die Seite. Siirus blinzelte im Licht des Zauberstabs und starrte auf die Buchseite. Es dauerte einen Augenblick, bis sein Gehirn die Worte erfassten.
 

,Ein Zauber, der alle anderen bezwingt, ist der älteste.

Die älteste Magie der Welt.'
 

"Pete", langsam schüttelte Sirius den Kopf, "was ist das für ein Buch? Wo hast du das her?"

Sein kleiner Freund wurde Rot. "Es ist ein Buch mit Lebensweisheiten. Meine Mum hat es mir geschenkt", murmelte er. "Es ist mir eben gerade eingefallen. Glaubst du- glaubst du das bringt was?"

Sirius starrte ihn an. "Ob das was bringt? Petie bist du wahnsinnig? Das ist unser erster Hinweis seit Tagen! Der bringt garantiert was! Wenn deine Lebensweisheiten stimmen, dann müssen wir nur noch herausfinden was die älteste Magie ist und dann ist aber Ende Gelände!" Vor Aufregung wurde seine Stimme lauter.

"Sollen wir die anderen wecken?" fragte Peter. Sirius überlegte und sah auf die Uhr. "Nein", entschied er. "Es ist halb zwei, und jetzt können wir sowieso nichts mehr unternehmen. Aber morgenfrüh gleich. Denk daran! Deine Entdeckung ist vielleicht Gold wert!" Er warf sich zurück in seine Kissen.

"Schlaf gut, Wurmschwanz! Und morgen werden wir endlich Lily erlösen!"
 


 

******************
 


 

Sie erlösten Lily nicht am nächsten Tag. Denn Sirius hatte nicht bedacht, dass sie erst einmal Zeit brauchten, um herauszufinden was die älteste Magie war. Bei diesem neuen Hoffnungsschimmer waren alle wieder Feuer und Flamme gewesen und hatten sich erneut in die Bücher gestürzt, Remus hatte es sogar gewagt, Madame Pince zu Fragen. Und selbst die konnte ihnen nicht helfen. James und Anlea hatten Lily in der Krankenstation aufgesucht und ihr von der ältesten Magie erzählt. Als sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder lächelte war James das Herz aufgegangen. Als Anlea gegangen war, blieb er noch sitzen.

"Wir tun unser bestes, um herauszufinden, was die älteste Magie ist", versprach er ihr. "Aber noch gibt es keinen Hinweis." Er hatte es nicht beabsichtigt, aber seine Stimme klang dabei düster. Lily drückte seine Hand. "Es wird schon klappen, James!" versuchte sie ihn aufzumuntern. Er schüttelte den Kopf und sah auf den Boden. "Ich will dich doch nur wieder fröhlich sehen", sagte er leise. Plötzlich spürte Lily, wie James Arme sich um sie schlangen und er sie an sich drückte.

Sie spürte trotz seines Umhanges seinen Herzschlag und seinen Atem strich über ihren Nacken. Sie erwiderte die Umarmung. "Es wird alles gut, James" sagte sie leise. Als er sie frei ließ, sah sie ihn an und bemerkte in seinem Gesicht Erschöpfung und Sorge.

Ihr noch immer noch funktionierender Verstand sagte ihr, dass es ihm wirklich ernst war. Das ihm wirklich etwas an ihr lag. Und dass ihm die Sache mit Diane unendlich Leid tat.

> Munter ihn auf, Lily< sagte ihr Kopf ihr. Sie drückte ihn noch einmal an sich. "Es wird schon, James."

Er lächelte nur matt.
 


 

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"Wir könnten die Lehrer fragen." Remus sah die anderen an, aber selbst in seinem eigenen Gesicht zeigte sich der Zweifel. "Sie würden drauf kommen, was passiert ist."

Sirius schüttelte den Kopf. "Zu riskant. Erst, wenn uns nichts anderes üblich bleibt." Sie saßen im Jungenschlafsaal, dem einzigen Ort wo sie wirklich ungestört waren.

"Hat denn keiner eine Idee, was die älteste Magie sein könnte?" fragte Anlea verzweifelt. Lily war immer noch nicht aus der Krankenstation heraus, aber seit Peter den Hinweis entdeckt hatte, ging es ihr wieder besser. James schüttelte den Kopf. "Ich habe in der letzen Woche mehr Bücher gelesen als in meinem ganzen Leben", sagte er, "Aber die ,Älteste Magie' ist mir nirgendwo begegnet. Und wir haben wirklich alle Bücher über alte Magie, Gegenzauber, und Lösungssprüche durchgeackert. Ich weiß nicht, was wir noch tun sollen." Entmutigt ließ er die Schultern sinken. Die anderen starrten in die Gegend, in Gedanken versunken.

Plötzlich zuckte James zusammen. Die anderen sahen ihn verdutzt an. "Was denn?" fragte Sirius.

"Peter," James wandte sich zu seinem kleinen Freund um, "Sag mal, von wem ist überhaupt diese Lebensweisheit? Vielleicht finden wir ja etwas, wenn wir über denjenigen mehr wissen!"

Peter sprang auf die Füße und holte das Buch, das jetzt unter seinem Kopfkissen lag, hervor. Hastig blätterte er die Seiten durch auf der Suche nach dem Zitat. Sirius stöhnte auf. "Das wir daran nicht gedacht haben!"

"Wir sind Idioten!" murmelte Remus. Anlea lächelte kurz und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, war aber auf Peter fixiert.

"Ich habe es!" Er starrte darauf und sagte: "Oh!"

James riss ihm fast das Buch aus der Hand.

"Was? Was denn?" fragte Sirius angespannt. James las den Namen und stöhnte auf. "Wer? James wer ist es?" drängten sie. Er schluckte.

"Salazar Slytherin", sagte er dumpf, "und es gibt kaum eine Gestalt in der gesamten Zaubererwelt, über die weniger bekannt ist."

"Slytherin, Slytherin . . ." murmelnd strich Sirius durch die Regale.

Nicht weit entfernt waren die anderen verstreut und suchten, was das Zeug hielt. Er war so auf Buchrücken fixiert, dass er das Eintreten einer weiteren Person bemerkte. Erst, als er mit "Mr Black!" angesprochen wurde, fuhr er herum. Professor McGonagall stand mit verschränkten Armen in der Tür.

"Mr Black, könnte ich wohl kurz mit ihnen sprechen?" Er seufzte schwer und merkte sich die Regalreihe. "Klar", murmelte er.
 

"Black", Professor McGonagall sprach leiser, und ihre Stimme klangseltsam. "Was ist eigentlich mit ihnen los? Mit ihnen allen? Sie erscheinen unausgeschlafen im Unterricht, ihre Hausaufgaben sind nachlässig gemacht und Madame Pince sagte mir, dass sie die Bibliothek kaum noch verlassen! Das ist doch nicht normal! Denn ich glaube nicht, dass sie all die verlorenen Stunden, die sie mit dummen Streichen vergeudet haben, jetzt aufholen möchten?"

Die letzten Worte klangen sarkastisch. Sirius Gedanken rasten, und er überlegte, was er antworten sollte. "Hat es etwas mit Miss Evans zu tun?" forschte Professor McGonagall weiter. Sirius schluckte. Er durfte ihr noch nicht sagen, was es wirklich war. Vielleicht würden sie es bald von ganz alleine herausfinden. Jetzt brauchte er erst einmal eine gute Ausrede.

"Lily- Lily hat sich in letzter Zeit sehr viel Stress gemacht, wissen sie?" Er hatte keine Ahnung mehr, was er sagte, aber er vertraute darauf dass er es richtig machte. "Sie wollte mehr. Mehr herausfinden, über die Gründer von Hogwarts. Über Slytherin. Über - warum er so etwas gegen Muggel hatte und so. Sie wollte glaube ich Gründe finden um den anderen zu zeigen, dass das, worauf sich Voldemort beruft, widerlegt werden kann, weil Slytherin ja vielleicht so etwas gar nicht gesagt hatte. Und das hat ihr alles sehr zu schaffen gemacht. Vielleicht. Ich glaube sie hat irgendetwas gefunden. Aber dann hatte sie ja diese seelische Überlastung, wissen sie? Sie wurde ja in der Bibliothek gefunden, und wir glaubten, dass sie irgendetwas in einem Buch gefunden hat, dass sie so schockiert hat, und jetzt suchen wir danach. Nach etwas über Slytherin." Er sprach so schnell und legte soviel Verzweiflung wie möglich in seine Stimme.

Professor McGonagall starrte ihn an. "Slytherin?" fragte sie schließlich. "Oh je. Oh jemine." Sie schüttelte düster den Kopf. "Da haben sie sich aber etwas eingebrockt. Alles bekannte über Salazar Slytherin steht in der Geschichte Hogwarts." "Und- was genau steht in der Geschichte Hogwarts über ihn?" fragte Sirius. Sie dachte nach. "Nicht viel. Er war zuerst mit Godric Gryffindor gut befreundet, Auch wenn man sich das heute nicht vorstellen kann, und mit Rowena Ravenclaw und Helga Hufflepuff zusammen gründeten sie Hogwarts. Sie haben die Schule zusammen geleitet, aber dann gab es Streit, und Slytherin verließ die anderen. Seitdem waren die vier Häuser nie wieder vereint. Er hat Erben hinterlassen, heißt es, aber über ihn persönlich oder seine Familie ist nichts bekannt. Es gibt einige Aufzeichnungen von dem, was er gesagt hat. Was auch immer er sonst war, er war ohne Zweifel ein kluger Mann." Sie tippte sich ans Kinn. "Ich werde noch einmal nachsehen, Mr Black, ich habe eine Ausgabe davon in meinem Büro. In diesem Fall möche ich sie nicht weiter bei ihrer Suche unterbrechen." Sie wandte sich zur Tür, drehte sich dann aber noch einmal um. "Ich bin beeindruckt, dass sie sich so für ihre Freunde einsetzen", sagte sie leise, "aber vergessen sie darüber nicht ihre eigenen Aufgaben. Sie brauchen dringend etwas mehr Schlaf."

Dann war sie gegangen.
 


 

******************
 


 

"Ich habe die Geschichte Hogwarts gelesen, aber es steht nichts darin, was uns weiterhelfen könnte." James verknotete seine Finger und sah Lily verzweifelt an. Sie nickte düster. "Ich habe sie ebenfalls gelesen. Auch Professor McGonagall hat nichts über ihn gefunden, und auch Madame Pince wusste nichts. Wir haben alles durchgesucht. Ich weiß nicht, wer uns noch helfen könnte." Sie fuhr sich durch die Haare und begann, einen Knoten darin zu lösen. Plötzlich schnellte James Kopf hoch. "Der sprechende Hut!" sagte er plötzlich. Lily sah ihn verwirrt an. "Was ist damit?" "Der sprechende Hut könnte es wissen! Er hat schließlich etwas von jedem der Gründer Hogwarts! Er stammt schließlich noch aus der Gründerzeit!" James Augen leuchteten, und auch Lilys Geist schien wieder erweckt. "Wir müssen ihn fragen." Sie richtete sich begeistert auf. "Du-kannst du in sein Büro gehen? In Dumbledores, meine ich? Und irgendwie versuchen, unbemerkt den Hut aufzusetzen? Glaubst du, du schaffst das?" James grinste. "Nichts einfacher als das!" Er sprang auf. Lily lächelte. "Aber sag den anderen noch nichts," bat sie, "Ich will nicht, dass sie noch mehr enttäuscht sind, falls es nicht klappt." Er nickte, dann verließ er sie um in den Schlafsaal zu eilen. Dort angekommen holte er seinen Tarnumhang und die Karte des Rumtreibers hervor. Spätestens zum Abendbrot würde Dumbledore sein Büro verlassen, und dann hatte er freie Bahn!
 

~*~*~*~
 

Während des Abendessens . . .
 

"Wo ist James?" fragte Anlea. Sirius zuckte mit den Schultern. "Ich glaube noch in der Bibliothek oder bei Lily." Er sah sich um und blickte dann hinüber zum Lehrertisch. Zufällig traf sein Blick Professor McGonagalls'. Sie sah ihn einen Augenblick an und lächelte dann kaum merklich. Er lächelte zurück und wandte sich wieder seinem Essen zu. Sie hatte ja Recht, er sollte wirklich mehr schlafen! Aber erst, wenn es Lily wieder gut ging!
 

~*~*~*~
 

In Dumbledores Büro . . .
 

Leise schloss James die Tür hinter sich. Das Büro war leer, nur Dumbledores seltsame Gerätschaften und Instrumente tickten und rasselten. Er zog den Tarnumhang vom Kopf. Ihm war bewusst, dass die Porträtbilde rihn sehen konnten, möglicherweise auch verraten, aber das war ihm im Moment egal. Außerdem würde es vielleicht einen nur noch größeren Aufruhr geben, wenn er unsichtbar "einbrach" und jemand viel schlimmeres, z.B. ein Todesser, dahinter vermutet wurde. Zielstrebig ging er zu dem Regal, wo der alte Hut darin lag. Ohne zu zögern stülpte er ihn sich über den Kopf. Sofort erklang die piepsige Stimm ein seinem Ohr.

"Nanu? Du bist doch schon seit sieben Jahren zugeteilt, was willst du noch?"

"Kannst du mir eine Frage beantworten?" dachte James.

"Kommt darauf an", piepste der Hut.

"Kannst du mir sagen, was Salazar Slytherin mit der ältesten Magie meint?"

"Warum willst du das denn wissen?"

"Es ist wichtig! Es ist für Lily!"

"Ah, für Lily? Und warum muss Lily das wissen? Warum fragt ihr dann mich?"

"Weil uns sonst niemand etwas über Slytherin sagen kann. Es steht nirgendwo, es gibt nichts über ihn zu erfahren!"

"Aber wieso wendet ihr euch dann an mich? Ich bin nur ein alter Hut. Da müsst ihr ihn schon selber Fragen." Der Hut gluckste belustigt.

"Ihn selber fragen?" dachte James verwirrt. "Wie sollen wir denn das anstellen?"

Der Hut kicherte. "Ganz einfach. Siehst du dieses glitzernde Ding mit den Rädchen daran? Dort, hinter Dumbledores Schreibtisch?"

James nickte. "Sieh es dir näher an!" James ging zum Schreibtisch und nahm das Ding hoch. Es erinnerte an eine Sanduhr nur dass es in der Mitte mehrere Rädchen hatte. Sie waren beschriftet. "Lies sie", wies der Hut ihn an. James kniff die Augen zusammen um die winzige Schrift zu entziffern. Es waren zahlen auf den Rädchen, und darüber stand "Jahr". "Was ist das?" fragte er den Hut.

"Das, mein Lieber, ist ein Zeitumkehrer. Aber ein ganz Spezieller. Etwas- nun ja, vom Ministerium nicht erlaubt, und das auch mit Grund. Es ist kein gewöhnlicher Zeitumkehrer. Du kannst damit in der Zeit zurück- und wieder in deine eigene Zeit reisen. Dumbledore hat ihn selbst entwickelt. Er sollte so etwas wirklich nicht herumliegen lassen." Der Hut schnalzte mit einer nicht vorhandenen Zunge. "Stell die Rädchen mit den Zahlen auf das richtige Jahr ein, drehe das obere Teil der Uhr um, und schwupps- bist du da!"

"Du meinst ich soll mit der Uhr zurückreisen in die Zeit von Salazar Slytherin?" fragte James ungläubig. Der Hut summte unschuldig.

"Ich gebe nur Ratschläge. Jetzt hast du die Chance, Junge. Dumbledore wird bald zurück sein. Überlege gut, was du tust."

James zögerte einen Augenblick, dann packte er entschlossen den Umkehrer und steckte ihn in die Tasche. "Danke, Hut. Ich weiß jetzt, was ich tue", sagte er entschlossen.

"Gern geschehen."

Er nahm den Hut ab, zog sich wieder den Tarnumhang über und verließ das Büro. Hinter ihm fingen die Porträts an zu wispern.
 


 

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"Lily?" James schob sich durch die Tür. Lily sah auf. Er winkte Madame Pomfrey zu und eilte dann zu ihrem Bett. "Die anderen sind noch beim Abendessen." Er zog die Vorhänge um ihr Bett zu, obwohl er Madame Pomfreys misstrauischen Blick bemerkte. " Hast du es geschafft? Was hat der Hut gesagt?" fragte Lily gespannt. James bedeutete ihr mit einer Handbewegung, leiser zu sprechen. "Er hat gesagt", James setzte sich auf ihr Bett, "Er wüsste es nicht, wir sollten Slytherin selber fragen." Ihn selber fragen?" wisperte Lily verwirrt. "Was meint er damit?" "Er meint, wir sollen in der Zeit zurückreisen und ihn höchstpersönlich fragen." Lily starrte ihn an. "Wie bitteschön sollen wir das denn anstellen?"

James lächelte schief, und seine Augen blitzten. "Damit!" Er zog dem Umkehrer aus der Tasche. "Ein Zeitumkehrer, aber man kann mit ihm auch wieder zurückreisen. Dumbledore hat ihn entwickelt. Der Hut hat ihn mir gezeigt, ich komm in Voldemorts Küche wenn das herauskommt." Er hielt ihn ihr hin. Fasziniert berührte Lily die feinen silbernen Rädchen und strich über die eingravierten Zahlen. "Stell dir mal vor, wir sehen wirklich die Gründer von Hogwarts", sagte sie leise. James nickte. "Aber damit brechen wir nicht nur sämtliche Schulregeln", er sah sie ernst an, "sondern auch genug allgemein geltende Zaubergesetze, um für mindestens ein halbes Jahr in Askaban zu landen. Wir könnten riesigen Ärger bekommen." James seufzte. "Und außerdem, wenn etwas schief geht, könnte es sein dass wir irgendwo im Mittelalter stecken bleiben und nicht vor- oder zurückkommen. Wenn wir davon ausgehen, dass nichts schief geht, dann wäre das ein wirklich interessantes Abenteuer." Lily schluckte. "Ich vertraue dir, James." Sie sah ihn ernst an. "Aber du musst nicht mitkommen. Ich mach das auch alleine."

"Das machst du garantiert nicht!" brauste James auf. "Nie im Leben, Lily. Ich komme mit!" Er schnappte ihr den Zeitumkehrer aus der Hand. "Ich will nicht behaupten dass du eine schlechte Hexe oder sonst etwas wärst, aber wir sprechen von Britannien anno Zehnhundert. Du glaubst doch wohl nicht dass da so ein Mädchen wie du alleine und unbekümmert herumlaufen kann???" Lily biss die Lippen zusammen. Aber sie sah es ein und senkte den Kopf. "Du könntest von der Schule fliegen", bemerkte sie. James machte eine wegwerfende Handbewegung über die Schulter. "Und du nicht, oder was? Ich fliege lieber von der Schule als das ich dich alleine auf die englischen Barbaren loslasse!" Er grinste, aber seine ganze Haltung drückte Trotz und Entschlossenheit aus. Lily nickte ergeben. "Dann komm halt mit."
 

~*~*~*~
 

In der großen Halle . . .
 

Eine Eule tauchte wie aus dem Nichts auf und schoss zum Lehrertisch. Vor Dumbledore warf sie ein nachlässig zusammengerolltes Pergament auf den Tisch. Viele Augenpaare waren auf ihn gerichtet, als er die Nachricht öffnete und sich seine Stirn verdüsterte. Er stand auf. "Liebe Schüler", seine Stimme hallte plötzlich durch den großen Raum, und alle Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet. Er klang ernst, und sein Gesicht sah besorgt aus. "Ich habe schlechte Nachrichten." Er drehte das Stück Pergament in seinen Händen, und viele Schüler fragten sich angstvoll, was wohl passiert war.

"Lord Voldemort hat heute Abend das Zaubereiministerium eingenommen und sich zum Oberhaupt der Zaubererschaft Großbritanniens ernannt. Damit verbleibt Hogwarts als letzter sicherer und uneingenommener Ort. Bei dem Angriff sind viele Menschen ums Leben gekommen. Dunkle Kreaturen halten das Ministerium jetzt besetzt", er atmete tief durch, "Und ich kann euch leider nicht mitteilen, ob eure Familien betroffen sind. Wir müssen jetzt stärker denn je sein. Voldemort wird vermutlich versuchen, auch irgendwann Hogwarts anzugreifen. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um zu verhindert, dass er auch die Schule einnimmt. Denn dann ist die Zaubererwelt verloren. Führt euer Leben so normal wie möglich weiter, darum bitte ich euch. Sobald es neue Nachricht gibt, werde ich sie euch mitteilen..."
 

~*~*~*~
 

Zurück in der Krankenstation . . .
 

Lily hatte ihre Hogwartsuniform, nämlich die einfachen schwarzen und unauffälligen Umhänge wieder angezogen. Sie spürte ihre Aufregung. Was sie vorhatten war verrückt! Und wenn jemand es merkte?... Madame Pomfrey hatte einmal hereingeschaut, woraufhin Lily sich sofort leidend ins Bett geworfen hatte. Nach einem misstrauischen Blick und James Versprechen, sie nicht zu überanstrengen, war sie wieder gegangen. "Wie sah Britannien vor Eintausendjahren eigentlich aus?" überlegte James laut. Lily dachte nach. "Keine Ahnung", gab sie schließlich zu. "Damals, von 1017-1064 waren die Dänen hier Herrscher. Im elften Jahrhundert wurde der White Tower gebaut, das älteste noch stehende Bauwerk Londons (der Muggel), und die Zivilisation war immer noch durch Wikingerangriffe bedroht. Aber mehr weiß ich auch nicht." James starrte sie an.

"Okay, das sagt mir gar nichts", gab er zu. "Doch, warte! Das hatten wir in Zaubergeschichte. Damals herrschte ein Zaubererkrieg in ganz Britannien. Aber was da los war- keine Ahnung. Hab nicht aufgepasst. Wer hätte denn auch gedacht dass ich da wirklich mal hin muss?" Er zuckte die Schultern. Lily hatte ein grimmig-entschlossenes Gesicht aufgesetzt und knotete sich jetzt ihre Haare zu einem Zopf. "Also- wir gehen jetzt mal kurz tausend Jahre zurück in der Geschichte, fragen einen der größten Zauberer aller Zeit unsere Frage, und dann gehen wir wieder zurück?" Sie sah James an. Er nickte.

"Ich habe keine Ahnung, was uns erwartet. Aber wir müssen daran denken, nicht die Vergangenheit zu ändern, wir müssen dafür sorgen dass niemand weiß das wir aus der Zukunft sind, also Achtung mit dem Zeitumkehrer, und ehrlich gesagt habe ich noch keine Idee wie wir an Slytherin herankommen werden. Aber ich denke, das müssen wir sehen, wenn wir da sind."

Lily schluckte. "Wir sind größenwahnsinnig", murmelte sie. "Das ist völlig verrückt." Sie legte sich und James die Kette um den Hals. "Deine Brille!" fiel ihr plötzlich ein. "Sie ist zu modern!" James verzog das Gesicht, nahm sie ab und steckte sie in die Tasche. "Gut, jetzt seh ich zwar nicht viel, aber wir wollen nichts riskieren." Er sah Lily an. "Wollen wir es wirklich tun?" fragte er leise. Lily nickte, rückte dichter zu ihm, und dann drehte sie mit klopfendem Herzen an den Rädern. Sie spürte noch, wie James Arme sie festhielten, als sie zusammen tausend Jahre in die Vergangenheit geschleudert wurden.

So, aus Langeweile stell ich das neue Chap schon am Freitag rein *g*
 

Um übrigens kein falsches Lob von einigen Lesern einzuheimsen: ich habe die Geschichte schon vor acht Monaten beendet, weshalb es mir auch möglich ist, immer so regelmäßig hochzuladen. Was mir nicht möglich ist, bzw. was ich nicht will, ist, die Geschichte nachträglich zu verändern, somit habe ich keinen "Einfluss" mehr auf sie.
 

Und wer mal auf die Prozentzahl der Fortgeschrittenheit guckt, der wird sehen, dass die Geschichte nicht mehr lange dauern kann. Wird sie auch nicht, sie endet ziemlich abrupt. möchte euch nur vorwarnen, denn ich hab schon mal großes Geschrei erlebt, als sie plötzlich zu Ende war ;)
 

Aber jetzt viel Spaß mit Jamesie-pooh und Lilykins in der Vergangenheit!
 

Ach ja, noch ein Disclaimer: Canute gab es wirklich, er regierte England im elften Jahrhundert eine ganze Weile. War aber ein Däne. Und vermutlich kein Zauberer. Und "Canute" ist eigentlich nur die englische Form von dem ganz ordinären Namen Knut. Wer "Der Medicus" gelesen hat, der wird dem Mann schon begegnet sein.

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Es schneite. Dicke, weiße Flocken wehten vom Wolkenschweren Himmel herab und bedeckten die Stadt mit einer kalten, weißen Decke. Die Menschen gingen mit gebeugten Körpern durch die Straßen oder verließen gar nicht erst ihre Häuser. Nur zwei Personen, ein rothaariges Mädchen und schlanker Junge mit schwarzen Haaren, standen Hand in Hand in einer Gasse und sahen sich um, während sich auf ihren Köpfen Schneemützen bildeten. Sie schienen verloren hier, ihre schwarzen Umhänge wehten im eisigen Wind, und frierend rückten sie dichter aneinander.
 

***
 

"James!" Lily sah ihn verstört an. "Wir- oh, verdammt, ich habe was vergessen!"

"Was?" Erschrocken sah er sie an. "Was hast du vergessen?"

Lily starrte auf ihre Füße. Ihre nackten Füße, die langsam im Schnee versanken. "Ich habe mir keine Schuhe angezogen."

"Keine Schuhe?" wiederholte er lahm. Sie nickte kläglich. "Ich saß schließlich die ganze Zeit im Bett! Da hat man doch keine Schuhe an!" James schloss die Augen und seufzte. "Warum muss so etwas immer mir passieren?" murmelte er. Er sah sich um nach etwas, dass er vielleicht in Schuhe verwandeln konnte. Zwei mittelgroße Steine in der Nähe konnten es bringen. Unauffällig bückte er sich, als wäre ihm etwas heruntergefallen und verwandelte die Steine, während sein Umhang verdeckte, was er tat. Das Ergebnis war einigermaßen befriedigend. "Ich hoffe nur es ist die richtige Schuhgröße."

Lily zog die neu gezauberten Stiefel an. "Aber sag bescheid, wenn der Zauber aufhört, zu wirken", warnte James, "sonst hast du plötzlich zwei Felsbrocken an den Füßen." Lily nickte und machte probeweise ein paar Schritte. "Passt", sagte sie zufrieden. James zog seinen Umhang fester um sich.

"Warum verdammt noch mal sind wir eigentlich in London gelandet?" fragte er. Lily zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, ich bin noch nie in der Zeit gereist, ich kann es dir nicht sagen." Sie sah sich zitternd vor Kälte um. "Aber jetzt müssen wir wohl herausfinden, wie wir nach Hogwarts kommen. Falls es schon gebaut ist." "Warum sollte es noch nicht gebaut sein?" fragte James misstrauisch. Lily zuckte die Schultern. "Es ist schließlich nicht klar, wann Hogwarts gebaut wurde, nur, dass es ungefähr vor tausend Jahren war." Sie sah die Gasse hinunter. "Ich vermute, wir müssen zuerst einmal Hexen und Zauberer finden, die uns weiterhelfen können, nicht wahr?"
 


 

~*~*~*~
 

Hexen und Zauberer zu finden war schwerer, als sie gedacht hatten. Auf so etwas waren sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Überhaupt hatte James das Gefühl, sie wären sehr unvorbereitet gekommen. Aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.

Schließlich fanden sie sie aber doch. In einem unscheinbaren Haus, einer Gaststube, die von den Muggeln offenbar nicht gesehen werden konnte. Der Tropfende Kessel.

Dass es diese Bude schon solange gab, überraschte beide.

Draußen schneite es immer heftiger, und beide waren froh, endlich ins Warme zu kommen. James fragte sich, ob auch schon die Winkelgasse dort war. Beim Reingehen nahmen sie die Kapuzen ab und gingen direkt zum Barmann, sich deutlich den ihnen folgenden Blicken bewusst. Besonders Lily wurde angestarrt, und James konnte es den heruntergekommen gekleideten Zauberern nicht verdenken. Sie war wirklich bezaubernd, schon fast unwirklich. Glitzernde Wassertropfen hingen in dem roten Haar, die Wangen leicht gerötet und die blitzenden grünen Augen dazu- am liebsten hätte er sie einfach nur den ganzen Tag lang angesehen. Aber es gab wichtigeres zu tun.

Er beugte sich zu dem Wirt herüber und sprach ihn leise an. Lily blieb hinter ihm stehen und sah sich unwohl um.

"Verzeiht, Herr- könnt ihr uns sagen, wie wir nach Hogwarts kommen?"

Lily zuckte neben ihm heftig zusammen, als der Mann plötzlich die Arme in die Luft warf und sie dann auf James Schultern fallen ließ. "Mein lieber Vetter!" tönte er. "Was für eine Freude, euch zu sehen! Nach all den Jahren. Ich hätte euch ja kaum erkannt!" Er drückte ihn an sich. "Und die Lady ist gewiss eure Gemahlin? Kommt, in die Hinterstube, wir haben uns viel zu erzählen!" Er bugsierte den verwirrten James in einen kleinen Raum hinter der Theke. Lily folgte ihnen angespannt. Kaum war die Tür geschlossen, wurde der Mann wieder normal. "Seit ihr wahnsinnig?" zischte er. "Das hätte böse ausgehen können! Am helllichten Tage nach Hogwarts zu fragen!"

Verdattert starrte James ihn an. "Aber warum?" Der Mann sah ihn einen Augenblick an, und James glaubte, ihm würden gleich die Augen aus den Höhlen fallen. "Ihr seid nicht von hier", sagte der Mann misstrauisch. James nickte. Er hatte ja recht- diese Zeit war nicht seine Zeit.

"Wir kommen von weit her und möchten zu den Gründern. Wir brauchen Hilfe, für... meine Frau." Lily sah ihn einen Augenblick lang an, und in ihren Augen blitzte es, aber James blieb gelassen. Zu behaupten, sie wäre seine Schwester, wäre zu weit hergeholt, sie sahen sich nicht im Geringsten ähnlich. Und außerdem war es hier ganz normal, in diesem Alter verheiratet zu sein. Der Mann musterte ihn scharf und nickte dann.

"Ihr kennt die aktuelle Situation nicht, nicht wahr? Ich will es euch erklären", er strich sich den Stoff seiner schäbigen Robe glatt, "In Britannien herrscht Krieg. Nicht zwischen Schottland und England, so wie die Muggel es andauernd haben. Zwischen den Zauberern. Blutfehden. Die Welt ist gespalten in zwei Parteien. Auf der einen Seite stehen Salazar Slytherin, Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff und Rowena Ravenclaw. Großartige Zauberer, die mein vollstes Vertrauen haben." Er sah sie wieder scharf an. "Auf der anderen Seite stehen nicht ganz so mächtige Meister aus Europa, aber nicht unbedingt schwach, und sie haben viel, viel Unterstützung dabei. Ihr Führer ist der gegenwärtige König von England, Canute. Und da draußen sitzen zig seiner Männer in der Schankstube. Wie ihr seht, sich nach Hogwarts zu erkundigen, der mächtige Stützpunkt "des Feindes", ist nicht sonderlich klug, wenn man keine Aufmerksamkeit erregen will." Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kann euch nach Hogsmeade bringen, dass kleine Dorf bei der Burg. Gegen eine kleine Entschädigung, versteht sich. Und erst morgen früh."

"Warum erst morgen?" fragte James. Lily hielt sich still im Hintergrund und schien in Gedanken versunken zu sein. Der Barmann nickte zur Stube. "Ihr müsst den Kamin benutzen, hier unten. Das kann ich nicht unbemerkt tun, solange Canutes' Soldaten hier sind. Sie würden mich an den Pranger bringen dafür. Nehmt euch ein Zimmer, das ist am unauffälligsten, und dann werde ich euch morgen früh wecken." James nickte. Der Barmann öffnete die Tür und trat wieder in die Stube, und die zwei folgten ihm. "Also ein Zimmer? Könnt ihr natürlich gerne haben! Macht zehn Sickel!" fragte er laut und wartete, bis James ihm die Silberstücke in die Hand drückte. "Nummer elf ist frei. Gepäck? Nicht? Das ist gut. Dann folgt mir." Er führte sie die Treppe hoch. James bemerkte, dass einige der Zauberer eine Art Uniform trugen. Das mussten Canutes Soldaten sein. Wo waren sie da eigentlich hinein geraten? In der Krankenstation von Hogwarts hatte sich das alles so einfach und schnell angehört, als würden sie einfach mal schnell -hopps- in die Gründerzeit und wieder zurück.

Der Wirt öffnete ihnen eine Tür. "Hier ist es. Ich würde euch raten, heute nicht mehr hinunter zu kommen, falls ihr euch keinen unangenehmen Fragen stellen wollt. Bis morgen." Er schloss die Tür.

Lily sah sich komisch im Raum um. "Das ist der gleiche Raum, dem ich über die Sommerferien gemietet hatte", stellte sie fest. Sie zog sich die Schuhe aus und setzte sich aufs Bett. James gesellte sich zu ihr, den Rücken an einen der Bettpfosten gelehnt.

"Ehefrau", murmelte Lily verächtlich. James konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie blitzte ihn an, dann langte sie in eine Tasche und zog eine Uhr heraus. "Schon kurz vor neun!" stellte sie überrascht fest. Sie streckte sich auf dem Bett aus, sodass ihre Beine direkt neben James lagen. "Ich frag mich ja, wie die Gründer wohl so sind", überlegte sie. "Irgendwie habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, was das wohl für Menschen gewesen sein mussten."

"Sind", verbesserte James. "Aber ich gebe dir Recht. Ich habe überhaupt kein Bild von denen vor Augen." Er rieb sich die Stirn und fuhr sich dann durchs Haar. Lily grummelte ärgerlich bei dieser Geste. Belustigt guckte er sie an. "Was hast du eigentlich dagegen?" Sie rappelte sich auf. "Es stört mich einfach, wie du dauernd deine Haare verwuschelst. Glaubst du, dass du dadurch besonders cool wirkst?"

"Nein", antwortete James gelassen. "Meine Haare lassen sich einfach nicht glätten." Lily verzog den Mund. "Natürlich lassen sie sich das."

"Tun sie nicht, siehst du?" Er fuhr sich mit der Flachen Hand über den Kopf und drückte sein Haar hinunter, doch als er die Hand wegnahm, stand es hoch wie zuvor. Lily schüttelte den Kopf. "Lass mich mal."

Sie kniete sich hin, sodass sie ein Stück größer als er war. Ihr Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und hing in einzelnen Strähnen um ihr Gesicht. Sie hob ihre Hand und fuhr probeweise durch sein Haar. James fühlte gespannt, wie ihre Finger seine Haare berührten, sie befühlten und an ihnen herumzupften, wie ihre Hände sich um seinen Kopf legten und sie immer wieder vergeblich versuchte, seine Haare zu glätten. "Ich sage dir doch, es geht nicht", meinte James selbstzufrieden, der GEfühl ihrer Hände auf seinem Kopf genießend. Sie schüttelte störrisch den Kopf zupfte weiter an seinen Haaren herum. James saß einfach da und ließ es mit sich geschehen, während er ihre rotgolden schimmernden Haare vor sich betrachtete und ihren Duft roch. Wann war er ihr schon einmal so nahe gewesen?

"Sir? Mylady?" Die typische Stimme eines Hauselfen kam von der Tür. Verblüfft drehten beide sich um. Das arme Wesen schien sehr verlegen zu sein; offenbar verstand es ihre "Bettaktivität" falsch.

"Der Master fragt, ob ihr noch Wünsche habt?"

"Danke, wir sind bestens versorgt", antwortete Lily breit lächelnd. Sie mochte Hauselfen, und in Sully (A/N: der Hauself der Potters, remember?) war sie ganz vernarrt gewesen. Hastig verschwand der Hauself mit vielen Verbeugungen wieder und schloss die Tür hinter sich. Lily widmete sich wieder James Haaren, doch irgendwann gab sie klein bei. "Du hast Recht, es geht nicht." Sie ließ sich zurück aufs Bett fallen und gähnte.

"Willst du schlafen?" fragte James. Sie überlegte kurz, dann nickte sie. In einem Schrank fand sie ein prüdes weißes Nachthemd, dass sie anzog während James sich umdrehte. Als sie sich in die Decken kuschelte, blinzelte sie ins Kerzenlicht und gähnte wieder. "Weißt du", sagte sie leise, "Irgendwie wollte ich gar nicht, dass das alles passiert. Ich hätte besser nachdenken sollen." James schüttelte den Kopf und lächelte. "Jetzt ist es eh zu spät." Er pustete die Kerze aus, dann legte er seinen Umhang ab und schlüpfte neben ihr ins Bett. Im Dunkeln konnte er ihr bleiches Gesicht sehen, die jetzt geschlossenen Augen und den verspannten Zug um ihren Mund. Ihr gleichmäßiger Atem zeigte ihm, dass sie schon eingeschlafen war. Er betrachtete sie einen Augenblick lang. Was würde sie morgen erwarten? Würden sie wirklich die Gründer von Hogwarts sehen? Und war das eigentlich nicht alles total wahnsinnig, was sie hier taten? Warum hatten sie bloß nicht einfach die Lehrer gefragt? Er seufzte, und die Müdigkeit ließ seinen Körper schwach werden. Vorsichtig beugte er sich vor und hauchte Lily einen Kuss auf die Stirn.

"Schlaf gut, weiße Lily."

Die Nacht war mehr als anstrengend. Andauernd wachten beide auf, weil von unten aus dem Schankraum Lärm herauftönte, Schreie, Krachen, laute Stimmen und Gefluche.

Es erinnerte Lily stark an ihre Nacht im tropfenden Kessel, damals, als sie zu James gekommen war. Sie sah zu ihm herüber. Er schlief gerade mal wieder, nachdem er zwei Stunden wach gelegen hatte wegen des Lärms. Er lag halb auf der dünnen Decke drauf, das Gesicht friedlich. Sie wagte es, ihn im schlafenden Zustand näher zu betrachten. In aller Ruhe betrachtete sie jede einzelne Wimper, die Nase, seine geschlossenen Augen, den Mund. Einmal verzog er das Gesicht und brummelte etwas, und Lily rückte vorsichtig ein Stück ab, da er sich herumwälzte. Irgendjemand trampelte draußen die Treppe herauf. Durch die lauten Fußtritte wachte James auf und sah sich einen Augenblick orientierungslos um, bevor er die Augen zusammenkniff und die Tür fixierte. Klar, da er seine Brille nicht aufhatte, konnte er nicht so scharf sehen wie sonst. Schweigend saßen sie nebeneinander und sahen die Tür an und lauschten auf die Geräusche auf dem Flur. Draußen schienen sie sich direkt vor ihrem Zimmer zu rangeln. Lily bemerkte, dass James seinen Zauberstab vom Nachttisch

genommen hatte, und so zog sie auch ihren eigenen.

Die Tür flog auf, und zwei ineinander verschlungene Figuren in Umhängen krachten auf den Boden. Dort wälzten sie sich voneinander ab. Beides waren sie Zauberer, offensichtlich angetrunken. Lange, fettige Haare, gegen die Snapes' rein gar nichts waren, hingen von ihren glänzenden Köpfen und blutunterlaufene Augen stierten sie an. "Gibt ja doch Weiber im Haus", grinste der eine. James hob drohend seinen Zauberstab, während Lily die Bettdecke züchtig um sich zog. "Verschwindet hier", wies er sie an, "Ihr habt hier nichts zu suchen." Einer der beiden Kerle wischte sich am Handrücken die schnodderige Nase ab und grinste James kumpelhaft an. "He komm, ich hatte ewig nich' mehr, und dass Mädel muss das einzige in diesem ganzen verfluchten Pub sein!"

James richtete sich gerader auf, stand aber noch nicht aus dem Bett auf, den Zauberstab auf das Herz des Mannes gerichtet. "Verschwindet sofort aus dem Zimmer", knurrte er. "Oder ihr werdet es bereuen."

Die Männer verstanden wohl, dass er es ernst meinte, doch anstatt besser zu tun was er sagte, zogen sie nun ebenfalls ihre Zauberstäbe. "Was glaubste denn, wer du bist, dass de uns rumkommandiern kannst, heh?" schnaufte der

andere. James funkelte ihn an, aber seine Hand zitterte nicht, als er eine Bewegung mit dem Zauberstab machte. "Das ist meine letzte Warnung: Verlasst - sofort - das - Zimmer!"

Einer der Männer entblößte ein gelbliches abgekautes Gebiss und lächelte ihn herablassend an. Lily fuhr an ihrem Zauberstab entlang und fragte sich, ob sie James beistehen sollte, als er seinen Stab schwang. Es gab einen gewaltigen knall, und die beiden wurden durch den Türrahmen hinausgeschleudert. Holz krachte draußen; Lily vermutete, sie waren in der Holverkleidung im Flur gelandet. Mit einem Schnipsen seines Stabes ließ James die Tür zugehen, und Lily hörte das Klicken des Schlosses.

Mit einem recht simplen Fluch sicherte er sie noch einmal. Lily sah ihn stumm an. Er schaute zurück. "Ich lass nicht zu, dass dir etwas passiert, Lily", sagte er ruhig und nachdrücklich. Er wollte, dass sie das wusste. Sie lächelte und nickte, und dann rollte sie sich wieder in die Decke ein und versuchte, weiter zu schlafen.
 


 

****************
 


 

Am nächsten Morgen waren beide die reinsten Nervenbündel. Der Wirt weckte sie früh, und auch er sah aus, als hätte er eine harte Nacht hinter sich. Rasch zogen sie sich an und folgten ihm hinunter in den Schankraum.

Es sah genauso aus, wie es sich von oben angehört hatte: eine große Verwüstung.

"Ich räum gleich auf", meinte der Wirt und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Meist kommen einige Soldaten des Königs aus der Frühschicht und helfen, weil es oft seine eigenen Männer waren, die das hier angerichtet haben. Netter Spruch übrigens, der Slimmer und Caughty in meine Wand befördert hat", sagte er zu James. "Ich weiß, hier geht es drunter und drüber. Tut mir leid, aber ihr habt gerade einen Feiertag erwischt." Er zuckte mit den Schultern und führte sie zum Kamin. "Ihr werdet in Hogsmeade herauskommen, bei meinem Cousin dritten Grades. Sagt ihm, ihr wollt zu den Gründern, ich hätte euch Geschickt. Benutzt seine Eule, um sie anzuschreiben. Einfach vorm Portal auftauchen is' glaub ich nich' so gut." Er nickte, während er etwas Flohpulver holte. "Zum Hogman geht's. Wünsch euch viel Glück, Freunde. Gute Reise Lady." Er gab ihnen das Pulver und entzündete ein Feuer im Kamin.

"Ladys first", lächelte James. Lily warf das Pulver in die Flammen und trat dann in den Kamin. "Zum Hogman!" rief sie und verschwand. James warf ebenfalls sein Pulver hinein. "Danke", sagte er zum Wirt. Der nickte. "Der alte Ray hilft Freunden von Hogwarts immer. Keine Ursache, Junge. Und passt auf eure Lady auf, mit deren Aussehen solltet ihr sie nicht lange allein lassen!" James lächelte. "Das habe ich auch nicht vor." Er trat ins Feuer. "Zum Hogman!"
 


 


 

********************
 


 

Das Erste, was James sah, war ein großer Tisch. Dann entdeckte er Lily, die neben einem kleinen, runden Mann stand. Sie überragte ihn fast um einen Kopf. Hastig klopfte James sich den Ruß ab und trat aus dem Kamin heraus und nickte ihm zu. Der Mann machte einfragendes Gesicht. Offensichtlich hatte Lily ihm noch nichts erklärt.

"Wir kommen von deinem Cousin Ray, dem Wirt des tropfenden Kessels", begann James. Sofort erhellte sich das Gesicht des Mannes und er sah freundlicher aus. "Wir- wir müssen zu den Gründern von Hogwarts", sagte James.

In der Stube roch es penetrant nach Schwein. "Es geht um Lily", er sah sie kurz an. "Sie ist... krank. Wir brauchen Hilfe." Der Mann sah zu Lily und wandte sich dann an James, als ob sie gar nicht da wäre. "Also, ich find', sie sieht sehr gesund aus, eure Frau, abgesehen davon dass sie n bisschen dürr is', aber das ist es nicht?"

James schüttelte den Kopf. "Es ist etwas... geistiges, verstehen sie? Ich mache mir große Sorgen um sie. Vor wenigen Tagen hatte sie einen Zusammenbruch erlitten, und ich weiß nicht, wie lange es bis zum nächsten dauert." Der andere Mann nickte anscheinend wissend. "Hört sich böse an. Schreibt an die Gründer, ihr könnt meine Eule leihen. Es hört sich ernst an, und wenn Ray euch geschickt hat, dann muss es in Ordnung sein. Kommt, kommt mit." Er führte James zu einem kleinen Schreibpult, wo ein altes Stück Pergament und eine leicht zerfledderte Feder lagen.

James nickte ihm dankbar zu und nahm die Feder in die Hand. Er überlegte, wie er seine Bitte formulieren sollte.

"Also, wenn ihr aber meine Meinung hören wollt", sagte der Wirt, Lily immer noch übersehend, "Eure Frau sollte wirklich mehr auf die Rippen bekommen. Is' ja so n hübsches junges Ding, aber beim Kinderkriegen gibt's dann Probleme." James sah ihn einen Augenblick verwirrt an, dann nickte er eilig. "Ja, ja, ihr habt Recht. Da werde ich mich drum kümmern müssen. Aber zuerst ist mir ihr Verstand wichtiger, wenn ihr versteht?" Der Mann brummelte vergnügt, während Lily James von hinten anfunkelte, was er aber nicht bemerkte.

Er wedelte einen Augenblick lang unentschlossen mit der Feder herum, dann beugte er sich über das Pergament und begann zu schreiben.

Rasch füllte er das Blatt und unterzeichnete es schließlich. "Ich danke euch für das Schreibzeug", sagte er zu dem Mann. Der zuckte mit den Schultern. "Ach was, weder ich noch meine Frau oder eines meiner acht Kinder kann schreiben, ich brauche es nicht. Ich bin froh, euch behilflich sein zu können." Er holte seine Eule, ein altes, verbrauchtes Tier. "Sieht n bisschen mitgenommen aus, aber es fliegt noch!", sagte er gutgelaunt. James lächelte und band die Pergamentrolle an seinem Bein fest. Dann ließ es aus einem der kleinen Fenster hinausflattern.

"Ich... ist es recht wenn wir uns ein wenig das Dorf ansehen, und dann wiederkommen?" fragte er höflich. Der Mann zuckte mit den Schultern. "Macht das. Es wird so oder so eine Weile dauern, bis eine Antwort kommt, die Gründer haben viel zu tun."

"Bitte nicht noch ein Tag länger; Ich halte das nicht mehr aus!" flüsterte Lily James im hinausgehen zu. Er nickte nur, und sie traten in das verschneite Dorf.
 

Es war um einiges kleiner als das Hogsmeade, das sie kannten. Die Häuser waren mehr kleine, aus Holz und Zauberei zusammen gezimmerte Hütten. Der Cousin des Wirtes war offensichtlich ein Schweinehüter- neben seinem Haus war ein Stall und ein Auslauf.

Interessiert bummelten sie durch das Dorf. Es gab viele interessante Sachen

zusehen, und sie entdeckten Sachen wieder, die sie schon aus Binns Geschichtsunterricht kannten. Im damaligen Hogsmeade gab es noch keine Geschäfte, die sie aus ihrer Zeit kannten. An der Stelle, wo der Honigtopf stand, war jetzt ein Paddock, indem sich einige geflügelte Pferde scharten. James murmelte etwas vor sich hin, als sie davor standen; er machte sich Gedanken darüber, wer wohl dann den Geheimgang im Keller gebaut hatte.

Sie verbrachten einige Zeit im Dorf, unterhielten sich mit den Einwohnern und tischten ihnen wilde Geschichte auf, dass sie von weither kamen und jetzt in der Fremde so vieles anders war. Jeder Bewohner schien irgendeine Geschichte zu erzählen haben, und so verbrachten sie viel Zeit damit, den heiseren Stimmen zu lauschen. Irgendwann kehrten sie wieder zum Hogman zurück.

Er erwartete sie schon, denn die Antwort war gekommen.

Angespannt löste James das Band, mit dem die Rolle zusammengehalten war und zerfetzte fast das Papier. Abgesehen davon, dass er auf die Antwort aufgeregt war, wurde ihm bewusst, dass er gerade etwas in den Händen hielt, was WIRKLICH die Gründer von Hogwarts geschrieben hatten!

Er las eilig den Brief, auf dessen obere Ecke das Siegel von Hogwarts gestempelt war. Die Schrift war elegant und Fehlerfrei. Er fragte sich, wer wohl geschrieben hatte. Lily sah ihm über die Schulter. "Bei Sonnenuntergang am Portal", las sie leise. Gleichzeitig sahen sie hinaus. Die Sonne stand über dem Dach des nächsten Hauses, es würden vielleicht noch ein- zwei Stunden vergehen, dann war es soweit. James verspürte ein nervöses Ziehen im Magen: wo

bei Merlin hatten sie sich da bloß hineingeritten!
 


 

Sonneuntergang kam. Hand in Hand gingen sie den Weg zum Schloss. Er kam ihnen lang vor, viel länger als wenn sie bei einem Hogmeadewochende mit der Kutsche fuhren. Schließlich erreichten sie es aber doch.

Vier Personen standen bereits auf der Treppe und erwarteten sie.
 

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Sorry, hab vergessen am samstag das chap hpchzuladen *ascheaufmeinhaupt* und um euch schon einmal mental darauf vorzubereiten: nächsten samstag gibt es das letzte kapitel plus einen epilog, und dann ist es auch schon vorbei...

Während sie näher kamen, spürte James wie sein Herz immer stärker klopfte und sich ein komisches Gefühl in ihm ausbreitete.

Was sie hier taten, war verrückt, wahnsinnig, unlogisch . . . und das dort vorne konnten doch nicht wirklich die vierberühmten Gründer von Hogwarts sein? James sah sie an und atmete tief durch.

Er spürte, wie Lily neben ihm sich anspannte und seine Hand umklammerte. Sie blieben vor der Treppe stehen, die zum Portal hinaufführte.

"Seid gegrüßt", sagte die Frau ganz Rechts. James erinnerte sich gerade noch im rechten Moment an seine gute Erziehung und verbeugte sich. "Ich grüße euch ebenfalls", brachte er hervor und bemerkte, dass seine Stimme leicht bebte.

Dem Wappen nach, dass auf ihre prächtige Robe gestickt war, musste die Frau Rowena Ravenclaw sein. Sein Blick wanderte nach links. Neben ihr stand ein großer Mann mit langen, roten Haaren und Bart, das bekannte Wappen mit dem Goldenen Löwen auf rotem Grund prangte auf seiner Robe.

Braune Augen betrachteten sie abschätzig, und James glaubte zu schrumpfen. Godric Gryffindor. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Lily ihn ehrfürchtig ansah. Ihr Hausgründer! Daneben stand ein weiterer Mann . . . James wusste nicht, was er erwartet hatte.

Aber so hatte er sich Salazar Slytherin nicht vorgestellt. Er hatte ein schmales, blasses Gesicht und dunkle Augen, die James musterten. Sein Haar war lang, glatt und schwarz mit einigen grauen Strähnen darin und reichte ihm bis über die Schultern. Sein Kinnbart, ebenfalls schwarz, war beträchtlich lang. Er war in Grün gekleidet, silberne Schlangen verzierten seine Robe, und über den Schultern trug er einen schwarzen Pelz, in dem sich eine Schlange wand. Dann musste die Frau neben ihm Helga Hufflepuff sein.

James wurde wieder überrascht. Er hatte sie sich mehr wie Professor Sprout vorgestellt, eine rundliche ältere Frau mit Grübchen in den Wangen und zerzaustem Haar. Tatsächlich schien sie die Jüngste der vier zu sein. Sie war schlank und klein, hatte strahlend blaue Augen und hellblonde Haare, die ihr in langen Locken auf den Rücken fielen.

James öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wovon er noch nicht wusste, was es war, als ihm Gryffindor zuvorkam. "Ihr scheint überrascht, dass wir euch hier erwarten, aber euer Brief hat uns sehr neugierig gemacht." Er blinzelte vergnügt, und Lily warf James einen langen Blick zu- was bei Merlins Barte hatte er bloß geschrieben? James fasste sich rasch. "Ich danke euch, dass ihr uns empfangt. Es ist mir sehr ernst mit der Angelegenheit." Gryffindor nickte. "So hörte es sich auch an. Kommt herein. Die Schüler sind gerade beim Abendmahl, so werden wir ungestört sein." Er wandte sich um und stieß das Eingangsportal auf. Als sie ihm zaghaft die Treppen hoch folgten, nahm James Lilys Hand. Sein Inneres fühlte sich inzwischen taub an; alles kam ihm unreal vor. Rowena und Helga flankierten sie an den Seiten und Slytherin bildete das Schlusslicht. Sie traten in die Eingangshalle. So vertraut, und doch irgendwie anders. Fackeln brannten überall und tauchten sie in ein warmes Licht, die mächtigen Steine hatten sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert. Hinter den Türen, die zur Großen Halle führten, hörten sie lautes Stimmengewirr. Auch das hatte sich also nicht geändert.

Gryffindor führte sie den James zu gut bekannten Weg zum Büro des Schulleiters. Zumindest war es das, so wie sie es kannten. Doch als der große, rothaarige Mann die schwere Eichentür öffnete, machten sie große Augen.

In ihrer Zeit bewohnte Dumbledore das Büro, es war voll gestellt mit allen möglichen Geräten gewesen, durchhängende Bücherregale, Fawkes Stange und Dumbledores Schreibtisch. Jetzt stand ein blank geputzter Runder Holztisch mit vier eleganten Sesseln mitten im Raum. Die Vier Wappen der Gründer hingen an der Wand.

Auch hier gab es Regale, die allerdings keine Bücher, sondern haufenweise Pergamentrollen enthielten. James sah zu der Stelle, wo immer der sprechende Hut lag- der Platz war jetzt durch ein bauchiges Gefäß mit dunkelblauer Flüssigkeit besetzt. Durch einen Impuls blickte er zu dem schwarzen Zaubererhut, den Gryffindor gerade vom Kopf nahm und auf seiner Stuhllehne drapierte. "Setzt euch", bot Helga Hufflepuff freundlich an.
 

Aus dem Nichts erschienen zwei weitere Sessel. Keiner der Gründer hatte seinen Zauberstab auch nur berührt.

Vorsichtig und höchst nervös ließen sie sich nieder, die Gründer um sie herum.

"Nun", begann Rowena, "Als erstes interessiert uns besonders, warum ihr mit eurem Problem zu uns gekommen seid."

Sie blickte James forschend an, und er bemerkte eine beunruhigende Intelligenz in ihren Augen.

"Wir-" er räusperte sich, "Lily hatte diesen Zauberunfall. Und wir haben keinen Gegenfluch gefunden. Wir haben alle uns bekannten Quellen durchsucht und keinen Hinweis gefunden. Dann erfuhren wir von einem Ausspruch, den Salazar Slytherin gemacht haben sollte: "Ein Zauber, der alle anderen bezwingt, ist der älteste. Die älteste Magie der Welt." Das schien unsere letzte Hoffnung. Und so haben wir ein großes Risiko auf uns genommen und sind hier hergekommen, in der Hoffnung, ihr könntet uns helfen."

James zwang sich, Salazar Slytherin anzusehen. Dessen Augen fixierten ihn, und sein Mund verzog sich undeutbar. Er verschränkte die Arme und griff sich aus der Luft einen silbernen Kelch. James bemerkte den Schlangenring an seinen Fingern. "So ist das also." Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck. Die anderen schwiegen, beobachteten sie aufmerksam und warteten ab. Slytherin setzte langsam den Kelch ab.

"Dann bitte ich euch, mir das Problem euer Frau noch einmal ganz genau zu Schildern." James schluckte. Er war sich bewusst, dass alle ihn anblickten, und wenn er jetzt irgendetwas Falsches machte oder sagte . . . er wusste genau, dass er nichts davon verraten durfte, dass sie aus der Zukunft kamen. Das war das oberste Gebot für Zeitreisende- nicht die Vergangenheit zu verändern. Das musste er jetzt beachten.
 

Er holte tief Luft und fing an. Schon bald war er dankbar für die vielen Verhöre, die er von McGonagall über sich hatte ergehen lassen müssen; Sie hatte ihn damit darauf trainiert, auch nur mit der halben Wahrheit in Sekundenschnelle glaubwürdige Geschichten zu erfinden, zu reden ohne zu stocken oder rot zu werden und prüfenden Blicken stand zu halten. Er tischte den Gründern eine Geschichte auf, die sogar ziemlich der Wahrheit entsprach. Abgesehen von so kleinen Details wie dass er und Lily nicht verheiratet waren, dass Diane nicht wirklich eine Geliebte gewesen war, mit der er sie betrog, und dass sie aus einem fernen Land kamen du sich hier nicht auskannten. Aber sie schienen die Geschichte zu schlucken.
 

Und James sagte die volle Wahrheit, als er bekräftigte, dass es ihm unendlich leid tat, was er getan hatte, und dass er sich geschworen hatte, sie nie wieder zu enttäuschen, und dass er sie nur so wiederhaben wollte, wie er sie kannte. Lily hielt während der ganze Zeit den Kopf leicht gesenkt, nippte an dem Wein, den Rowena ihr angeboten hatte und hatte versteckt die Hand zur Faust geballt, sodass die Knöchel weiß wurden. Schließlich beendete James seine kleine Geschichte, und Helga wiegte den Kopf hin und her, als ob sie über etwas nachdächte, Rowena hatte die Hände übereinander gelegt und Gryffindor öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Slytherin hob rasch die Hand, um ihn zum Verstummen zu bringen.
 

"Nein, lasst mich", wies er die anderen an. Mit funkelnden Augen beugte er sich vor und stütze die Unterarme auf dem Tisch ab. Sein Blick war jetzt auf Lily gerichtet. "Dann", sagte er leise", würde ich gerne die Meinung der Lady dazu hören." Lily spannte sich neben James an und hob den Kopf, doch als sie ihn ansah, war ihr Blick ohne Furcht. "Was möchtet ihr hören?" fragte sie, und James bemerkte, dass ihre Stimme vollkommen ruhig war. Slytherin lächelte ein seltsames Lächeln.
 

"Was sagt ihr zu alledem? Eure Einstellung zu dem ganzen möchte ich gerne hören", forderte er. Lily atmete tief durch und verschränkte ihre Finger.

"Ich stimme mit James überein. Ich will wieder so sein, wie ich war. Ich habe überreagiert, und jetzt bereue ich es. Ich möchte wieder ich sein." Gryffindor schickte sich wieder an, etwas zu sagen, aber wieder hob Slytherin die Hand.
 

"Schön. Aber wieso bereut ihr eure Tat?" Lily sah ihn verwirrt an. "Weil mich mein Dasein gestört hat! Ich möchte fühlen! Ich möchte etwas für meine Mitmenschen empfinden! Ich möchte etwas für...James empfinden!" sagte sie bestimmt. Dann, etwas leiser, "Ich will ihn lieben." Slytherin legte den Kopf schief, und sah ihr fest in die Augen. Lily sah zurück. James hatte das merkwürdige Gefühl, ausgeschlossen worden zu sein, aber er wagte es nicht, den Blick von den beiden zu wenden. "Dann erklärt mir", sagte Slytherin, "Glaubt ihr nicht auch, das Reue doch ein Gefühl ist? Sagte euer Mann nicht, ihr könntet keine Gefühle mehr empfinden?" Lily schüttelte den Kopf, ohne den Blick von ihm zu lassen.
 

"Nein, da hat er sich geirrt." Sie hielt ihre Hände jetzt gegeneinander gepresst, aber ruhig. "Für mich selbst kann ich durchaus noch etwas empfinden. Es bezieht sich auf andere Menschen." Slytherins Mundwinkel zuckte. "Und wenn ihr nichts für andere fühlt, woher wisst ihr dann, dass ihr, wenn der Zauber beseitigt ist, James lieben werdet?" Lily runzelte die Stirn, und James konzentrierte sich jetzt nur noch auf sie, obwohl sie es nicht wahrzunehmen schien. "Ich weiß es!" sagte sie heftig. "Woher?" fragte ihr Gegenüber. Sie kniff die Lippen zusammen. "Ich- ich denke, dass er mich liebt. Und er hat soviel für mich getan, ich weiß nicht, ob ich ohne ihn den weg hierher geschafft hätte. Er hat sich um mich gesorgt, und- und- ich weiß es einfach! Ich-" "-fühle es einfach, wolltet ihr sagen?" beendete Slytherin mit funkelnden Augen.
 

Lily starrte ihn an. "Ich kann nichts mehr fühlen, aber meinen Verstand habe ich noch, und ich nehme meine Umwelt immer noch war", sagte sie mit Nachdruck. Slytherin gab ein amüsiertes Geräusch von sich. "Dann habt ihr es ja zumindest unterbewusst schon begriffen. Verstand und Gefühl, das sind zwei untrennbare Dinge. Ihr sagt, ihr wisst, dass ihr James lieben werdet. Aber woher ihr das wisst, das könnt ihr nicht sagen. Wisst ihr, was die älteste Magie ist?" Lily sah ihn jetzt verdutzt an, dann ärgerlich. "Natürlich nicht, sonst wären wir nicht hierher gekommen!" Slytherin seufzte und schüttelte den Kopf. "Ihr seid muggelgeboren", stellte er beiläufig fest, "Und sogar die MUGGEL wissen, was die älteste Magie ist." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Die Liebe. Was denn sonst?"
 

"Die Liebe", wiederholte Lily lahm, und James wiederholte es für sich im Kopf. Dann fiel es ihm ein, natürlich kannte er den Ausspruch "Die Liebe ist der älteste Zauber der Welt". Auch Lily schien es einzufallen, denn ihre Augen veränderten sich irgendwie. "Aber wie soll das gehen?" fragte sie zweifelnd, fast misstrauisch. "Ich habe doch keine Gefühle, und wenn es an James liegen würde, dann wäre ich wohl schon geheilt, oder?" Slytherin wiegte den Kopf und wandte sich plötzlich James zu. "Liebt ihr sie?" fragte er gerade heraus. James zuckte zusammen, weil er nicht darauf gefasst war. Er stand seit über zwei Jahren auf Lily, und er wusste dass eigentlich Sachen in dem alter nichts Ernstes waren, aber in diesem Fall war es klar.
 

"Ja", antwortete er ohne zu zögern, ob wohl ihm untergründig bewusst wurde, dass er nie gedacht hätte, Lily vor den Gründern von Hogwarts zu bestätigen, dass er sie liebte. Slytherin nickte und sah wieder Lily an. "Die Bestätigung hätten wir", sagte er zufrieden. "Und was ist mit euch?" fragte er. Aber sofort redete er weiter. "Nein, lasst es mich lieber erklären. Der Zauber hat so etwas wie eine Eisschicht über eure Gefühle gelegt, sichtbar in Form dieser entzückenden Blume um euren Hals. Sie dürfte eiskalt sein." Lily nickte bestätigend und berührte die weiße Lilie.
 

"Jetzt denkt an James. Seht ihn an, wenn es euch hilft. Und berührt die Blume. Lily tat wie geheißen, und für einen Moment sahen sie sich an, grüne Augen in braune, eine Erinnerung an ihre damals noch sorglosen Tage am potterschen See. Dann wandte sie sich wieder Slytherin zu. "Sie ist wärmer geworden", stellte sie verunsichert fest. Er nickte. "Die Blume zeigt, was in euch passiert. Liebe ist etwas warmes, sie bringt kaltes zum Schmelzen. Da ihr davon ausgegangen seid, der Eispanzer wäre undurchdringlich, habt ihr euch gar nicht die Mühe gemacht, etwas zu fühlen. Ihr habt es euch gewünscht. Oder sie waren nicht stark genug. Aber wenn ihr es gewusst hättet, wäre euch aufgefallen, dass eure Gefühle nicht verschwunden waren. Man kann nicht weinen, ohne Gefühle. Auch nicht aus Selbstgefühl. Und nicht, wenn man nur seinen Verstand hat. Sie waren da, und jetzt, wo ihr sie bemerkt habt, machen sie sich selbstständig. Liebe, das ist der älteste Zauber, und wohl auch der Mächtigste."
 

Er sah sie ernst an, aber seine Worte schienen sie heillos zu verwirren. "Aber dann hätte ich es früher merken müssen? Dann- dann war das alles hier umsonst?" Slytherin schüttelte den Kopf. "Nichts ist umsonst. Nichts, was ihr tut. Lernen kann man aus allem, besonders aus einem Fehler. Hier herzukommen, das war kein Fehler, aber es war wohl nicht der Zweck. Der weg war das Ziel." Er ließ seine Antwort auf sie wirken, aber Lily schüttelte den Kopf. "Ich verstehe das nicht! Protestierte sie. "Ich habe mich tagelang den kopf zerbrochen, mich fertig gemacht, und das alles soll auf einmal vorbei sein, nur weil ich sage: "Ich liebe James!" ??? Das ist unlogisch!" Slytherin zuckte mit den Schultern. "Ist die Liebe logisch?" Er lächelte, zum ersten Mal richtig.
 

"Sagt es ihm doch! Seht selbst was dabei heraus kommt!" Lily öffnete den Mund, dann sah sie James an. Er sah zurück, verwirrt von alledem, und verstehen konnte er nichts, nur, dass irgendwie angeblich die ganze Reise unnötig gewesen war. Lily schloss den Mund wieder, sah zu Slytherin und griff nach James Hand. "Ich verstehe es nicht", sagte sie leise. Aber James, der ansonsten nicht viel verstanden hatte, bemerkte die Veränderung, die passiert war als sie ihn angesehen hatte. Plötzlich, ganz plötzlich schien die alte Lily wieder voll da zu sein, und seine Hand schloss sich um ihre warmen Finger. Slytherin zuckte mit den Schultern. "Ich verstehe es nicht, ihr versteht es nicht, keiner versteht es. Dann ist doch alles in bester Ordnung, oder?" Er grinste und stand auf.
 

"Ich denke, ich muss mich wieder um unsere Schüler kümmern. Das war ein SEHR interessanter Abend", er zwinkerte und strich sich durch den Bart, "aber jetzt müsst ihr mich entschuldigen." Er verneigte sich, und dann war er fort.
 

Lily und James starrten ihm wie vom Donner gerührt hinterher. Rowena seufzte. "Manchmal glaube ich, er hat sie nicht mehr alle", murmelte sie in die Stille. Gryffindor gab ein belustigtes Grunzen von sich. "Sind- hat Salazar eurer Problem geklärt?" fragte er. James sah Lily an. Sie nickte. "Ja", bestätigte sie. Helga lächelte zufrieden. "Dann ist es gut, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie er es getan hat. Er überrascht mich; Ich wusste nicht, dass er das Wort ,Liebe kennt'."
 

Gryffindor runzelte die Stirn. "Helga, du-" Rowena brachte ihn mit einer energischen Handbewegung zum schweigen. "Fangt nicht schon wieder damit an! Das Thema hatten wir schon oft genug! So", sie wandte sich Lily und James zu.
 

"Was können wir noch für euch tun? Ich würde wirklich gerne mehr von eurer mysteriösen Heimat erfahren", sie lächelte, und James hatte das unangenehme Gefühl, sie wüsste irgendetwas, "Wollt ihr heute Abend im Schloss bleiben und hier übernachten?" eine Zwickmühle. Das war gefährlich, sie würden irgendetwas verraten, da war James sich sicher. Auch Lily zögerte. "Das Angebot ist wirklich, wirklich sehr verlockend", sagte sie, "Und im Grunde hätten wir nichts dagegen, es anzunehmen, aber wir werden zuhause erwartet. Unsere Freunde sorgen sich, und - und James hat wichtige Treffen, die er wahrnehmen muss." Sie schluckte. Gryffindor hob die Augebrauen.
 

"Dann", sagte er, "begleiten wir euch natürlich hinunter zur Tür. Aber ich bitte euch doch, bei Gelegenheit wieder Hogwarts zu besuchen." Jetzt lächelten Lily und James beide breit. "Das werden wir!", versprachen sie. Sie erhoben sich, und zu fünft gingen sie durch das Schloss, dass zu dieser späten Stunde wie ausgestorben schien. Als sie wieder in der kalten Nachtluft standen und bereit waren, in den Schnee hinauszusteigen, fiel es ihnen dennoch schwer, sich zu verabschieden. Es war ein kurzes Abenteuer gewesen, und dennoch kam es ihnen lang vor, und es gab tausend Dinge, die sie die Gründer fragen wollten, aber es nicht konnten.
 

Und sie mussten nach Hause, denn James wusste nicht, wie es mit der Zeitverschiebung funktionierte. Sie verabschiedeten sich herzlich, und dennoch formell, und James schwor sich, nie diese wenigen Stunden in Hogwarts bei den Gründern zu vergessen, solange er lebte. Schließlich schloss sich das Portal hinter ihnen, und als sie endlich allein waren, sah James, dass Lily Tränen über die Wangen liefen. "Kannst- kannst du mir erklären, was da drinnen passiert ist?" bat er sanft. Sie schniefte leise und lächelte. "Das kann ich", bestätigte sie. Lily trat zu ihm, und James glaubte, sein Herz würde sprengen, als ihre Lippen sich trafen.
 


 

~*~*~*
 

Dumbledore öffnete die Tür zu seinem Büro. Der Angriff auf das Ministerium hatte ihn schwer erschüttert. Viele gute Menschen waren umgekommen. Es würde schwer werden, den betroffenen Schülern die Nachricht zu überbringen. Schwer ließ er sich in seinen Stuhl sinken und sah sich gedankenverloren in seinem Büro um. Die Apparaturen gaben ihre stetigen Geräusche von sich, der sprechende Hut schwieg stumm in seiner Ecke. Sein Blick wanderte über die Geräte. Wo hatte er denn noch gleich den Zeitumkehrer hingelegt?
 

Er hatte es selbst entwickelt, aber noch nicht erprobt, und er würde es auch nie tun. Es war viel zu unsicher, alles Mögliche konnte dabei schief gehen. Er hatte ihn nur um der Entwicklung willen hergestellt, um zu sehen, ob er so etwas bewerkstelligen konnte. So ein Gerät war viel zu gefährlich. Wenn es dann auch noch in die falschen Hände geriet . . . Er seufzte, und seine Gedanken wandten sich etwas anderem zu. Er würde es morgen suchen, jetzt hatte er andere sorgen.
 

~*~*~*~
 

James ließ den Zeitumkehrer los und sah sich um. Lily stand dicht an ihm gepresst und hielt sich an seinen Schultern fest. Ihnen war noch schwindelig von der Reise. Sie waren diesmal in Hogsmeade gelandet, Merlin weiß, warum. "Sind- sind wir jetzt wieder hier?" fragte Lily vorsichtig. James nickte langsam. "Müssten wir. Die Jahreszeit scheint auch zu stimmen", er sah sich um. Die Landschaft sah herbstlich aus, wie bei ihrer Abreise. Aber wie viel Zeit war vergangen? Sie waren abends abgereist, jetzt war es wohl mittags oder Spätmorgens. War es der gleiche Tag, nur früher? Oder ein Tag später? Zwei Tage, zwei Wochen? Lily schien das gleiche Sorgen zu bereiten. Eine Hexe hastete an ihnen vorbei. "Äh- Entschuldigung?" fragte James. Sie sah auf.
 

"Ja?"
 

"Wir- könnten sie uns nur bitte sagen, welches Datum wir heute haben? Ich fürchte, wir haben es beide vergessen", sagte James mit einem Hundegesicht. Die Frau zuckte die Achseln. "Den achtzehnten November." Er nickte. "Dankeschön!" am siebzehnten waren sie gegangen. Das ging ja noch. "Los, am besten schnell zum Schloss. Wir - wir denken uns irgendetwas aus, weshalb wir nicht beim unterricht waren, ja?" sagte James. Lily nickte, und ihre Augen blitzen. Sie war wirklich wieder da.
 

"Aber-" sie zögerte und sah James an. "Was sagen wir den anderen? Anlea, und Sirius und Remus? Und Peter?" James hielt inne und überlegte. "Ich würde sagen, wir erzählen ihnen nichts", sagte er langsam. "Sie würden es uns sowieso nicht glauben." Lily grinste. "Okay. Wir sagen niemandem ein Wort. Außerdem- die vier Gründer sind solche wunderbaren Mythen. Das wollen wir nicht irgendwie ändern, oder?" Hand in Hand machten sie sich auf den Weg hoch zum Schloss, und niemand sollte je etwas von ihrer Reise erfahren.
 

~*~*~*~
 

"Da! Da sind sie ja!" Aufgeregt zerrte Anlea Remus am Arm. Er fuhr herum, ebenso wie Sirius und Peter. Sie waren in der großen Halle, kamen gerade vom unterricht und waren auf den weg in den Gemeinschaftsraum, als James und Lily, mit leuchtenden Gesichtern auf sie zukamen. "Sie- sie ist wieder gesund!" flüsterte Anlea erstaunt. Lily strahlte, als sie sie erblickte und fiel ihrer Freundin um den Hals, dann begrüßte sie die anderen herzlich, und James sah nicht weniger fröhlich aus. "Was zum Teufel habt ihr gemacht? WO wart ihr?" rief Sirius aufgebracht. "Madame Pomfrey hat einen aufstand gemacht, weil Lily aus ihrem Bett verschwunden war, und ihr seit nicht im Schlafsaal aufgetaucht, und auch nicht zum Unterricht!" Er runzelte die Stirn.
 

"Obwohl, bei eurem Zustand, ich glaube ich will nicht wirklich wissen, was ihr gemacht habt!" Sie lachten. Plötzlich fiel Remus etwas ein. "James." Er berührte ihn am Arm, und sein Freund wandte sich ihm zu. "Dumbledore hat gestern Abend beim Essen bekannt gegeben, das Voldemort das Ministerium gestürmt hat. Er hat es jetzt unter Kontrolle. Es sind viele Menschen dabei gestorben." Die Freude der anderen war wie weggewischt, und Sirius starrte James an. er wusste, woran er jetzt dachte. James Vater arbeitete im Ministerium, und auch seine Mutter hielt sich dort manchmal auf. Lily sah ihn erschrocken an.
 

"Das muss nichts heißen", sagte er, aber merkte selbst, wie wenig überzeugt das klang. Sein Vater war ein Auror . . . "Mr Potter!" Professor Mcgonagall schob sich durch die Menge der Schüler Lily und James fuhren zusammen. Würde sie ihnen jetzt eine Standpauke halten, weil sie nicht im Unterricht gewesen waren? Nervös griff sie nach seinem Arm. Doch ihre Hauslehrerin machte ein ungewöhnlich ernstes Gesicht. Wütend wirkte sie kein bisschen. "Mr Potter, ich muss sie bitten, mit in Professor Dumbledores Büro zu kommen." James spürte, wie sich ein eiserner Klumpen in seinem Magen bildete. Sirius neben ihm War blass geworden, und Lily Finger krallten sich in seinen Arm. Unsicher sah er erst seine Lehrerin an, dann seine Freunde. Ihre Augen waren aufgerissen, und in ihren Augen sah er seine eigenen Befürchtungen. Lily umarmte ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann folgte er Professor McGonagall die Treppen hinauf, und jeder Schritt schien schwerer zu werden auf seinem Weg, die Nachricht des Todes seiner Eltern entgegen zu nehmen.
 


 

********ENDE********

Epilog

EPILOG
 

Ihre Freunde fanden nie heraus, was geschehen war. Auf neugierige Fragen lächelten Lily und James nur und schwiegen. Nach dem Tod seiner Eltern war James am Boden zerstört gewesen, aber seine Freunde bauten ihn auf, so gut es ging. Das Leben ging weiter in Hogwarts, und bald war allseits bekannt, dass Lily und James ein Paar waren. Von Diane und ihren Freundinnen regnete es giftige Bemerkungen, die an Lily abprallten. Sie und James waren glücklich, gingen miteinander aus und schafften es irgendwie, auch während der Prüfung füreinander Zeit zu finden. Peter schaffte die Prüfungen mit Hängen und Würgen, aber auch nur, weil ihm seine Freunde gründlich unter die Arme griffen. Anlea und Remus, die sich nach einem halben Jahr freundschaftlich getrennt hatten, erreichten ihre gewünschten Abschlüsse, und Lily und James schafften Bestnoten. Sirius schaffte ebenfalls alle UTZs, was Lily irgendwie verärgerte, da er kein einziges Mal in ein Buch geschaut hatte und auch weiterhin den Unterricht vertrödelte.
 

Und dann kam der Tag, als sie Hogwarts verlassen mussten. Es war wie ein Aufwachen aus einem schönen Traum; ehe sie sich versahen, standen sie auf dem verregneten Bahnhof von Kings Cross und umarmten sich zum Abschied. Sirius hatte sich inzwischen eine eigene Unterkunft besorgt (A/N: Ich sag nur "James needs Lily" *lol*), und Remus, Peter und Anlea würden erst einmal wieder in ihr Elternhaus zurückkehren, bevor sie sich etwas Eigenes suchten. Eine Woche vor der Abreise war Lily eingefallen, dass sie sich noch um keine Unterkunft gekümmerte hatte, und so bot James ihr an, mit zu ihm zu kommen. Er hatte jetzt den ganzen Grahlhof für sich alleine, und Lily hätte sich schlecht gefühlt, hätte sie ihn alleine dorthin gehen lassen müssen. So zogen sie zusammen dort ein. Es war eine schmerzliche Angelegenheit für James, die Sachen seiner Eltern zu entsorgen, aber Lily unterstütze ihn nach Kräften.
 

Lily begann, eine Ausbildung zur Heilerin in St. Mungos zu machen. James suchte sich keine feste Anstellung; Er hatte haufenweise Gold von seinen Eltern geerbt und hatte es nicht nötig zu arbeiten, und außerdem hatte er sich einfach noch nicht entscheiden können.

Es war über ein Jahr her, dass sie ihren Abschluss in Hogwarts gemacht hatten, als James Lily mit einem besonderen Essen zuhause erwartete und ihr einen Heiratsantrag machte. Zuerst war es ein Schock für sie, und James fürchtete, er wäre zu weit gegangen, als sie breit lächelte und die Arme um ihn schlang. Er spürte ihre Lippen an seinem Ohr, als sie leise "Ja" flüsterte.
 

Die Hochzeit war ein rauschendes Fest, obgleich heimlich gefeiert, da Voldemort immer mehr Macht erlangte. Inzwischen wagte keiner der Freunde mehr, offen in die Winkelgasse oder an andere Zaubererplätze zu gehen. Um so gemütlicher wurde es in dem großen Haus, als die Menschen endlich wieder etwas zu feiern hatten. Sirius war Trauzeuge gewesen, und er und die anderen hatten ohne ihr Wissen eine große Feier organisiert. Wenigstens für einen Tag konnten sie laut lachen, ausgelassen sein und wie in ihrer Zeit in Hogwarts einfach mal ohne Sorgen tun was sie wollten. Aber der Tag ging vorbei, und das Leben wurde schwieriger denn je. Mitte Oktober traten Lily und James ebenso wie die Marauder dem Phönixorden bei. Anlea war, was für alle ein gewaltiger Schock gewesen war, einige Wochen zuvor von Todessern ermordet worden. Lily hatte ihre Stelle in St. Mungos aufgegeben, es war ihr zu unsicher. Stattdessen kümmerte sie sich um die Mitglieder des Ordens, die sich oft verletzt ins Hauptquartier schleppten.
 

Anfang Dezember wurde Lily oft speiübel, und kurz darauf teilte sie dem ahnungslosen James mit, dass er Vater werden würde. Fast zur gleichen Zeit suchte Dumbledore nach einer neuen Wahrsagelehrerin und hörte im Hog's Head Sybill Trelawneys Prophezeiung an. Als er von Lilys und Alice Longbottoms Schwangerschaften hörte, machte er sich seine eigenen Gedanken, und auch Voldemort machte sie sich, denn der dunkle Lord kannte seine Feinde inzwischen. James Potter war ein ernstzunehmender Feind geworden, drei Mal hatte er sich gegen ihn behauptet. Und Lily Potter war eine nicht minder starke Hexe, obgleich sie von Muggeln stammte, dass musste sogar ER zugeben. Und ihr Kind, vielleicht sein Untergang, würde die Stärke seiner Eltern erben.
 

Lily und James wussten um die Gefahr, denn Dumbledore hatte sie gewarnt. Sie wussten, dass sie einen Spion in ihren Reihen hatten, und sie schienen niemandem mehr trauen zu können. Als Harry geboren wurde, ließen sie niemanden als Dumbledore und die anderen Marauder in seine Nähe. Sirius wurde sein Pate, und schließlich kam Dumbledore mit der Idee des Fidelius-Zaubers auf. Er selbst bot sich an, Geheimniswahrer zu sein, aber James zog Sirius vor. Er war Harrys Pate, er war James bester Freund, und auch Lily mochte und vertraute ihm, er gehörte dem engsten Kreis an. Befürchtungen gab es keine. Sirius war sich bewusst, welches Risiko er auf sich nahm. Der Spion würde diese Informationen an Voldemort weitergeben, und Sirius kam nicht umhin, Remus Verhalten in letzter zeit auffällig zu finden. Es lag vielleicht am Mond, aber wenn es mehr war? Remus war sein Freund und er hatte nie an ihm gezweifelt, aber Werwölfe galten trotzdem als böse Kreaturen . . . Am Abend, bevor sie den Zauber ausführen wollten, kaum Sirius die grandiose Idee.

Peter.

Niemand würde in Peter den Geheimniswahrer vermuten. Sie würden hinter Sirius her sein, und Sirius war gut darin, sich zu verbergen. Und falls sie ihn doch fangen würden, wären die Potter außer Gefahr . . .

Als am Abend des einunddreißigsten Oktobers die Haustür des Grahlhofes zersplitterte, wussten James und Lily, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Als James mit gezogenem Zauberstab in den Flur hastete, verwünschte er Peter um ein Tausendfaches und hatte doch nur den Gedanken, Voldemort fort zu halten. "Lily, nimm Harry und lauf! Er ist es! Schnell fort, ich halte ihn auf-" Lily rannte zu Harrys Wiege und riss ihn heraus. Mit ihrem Sohn in den Armen sah sie sich nach einem Ausweg um, während sie James mit Voldemort kämpfen hörte.

Dann leuchtete ein grünes Licht auf, und James lebloser Körper fiel durch den Türrahmen. Lily schrie auf. "JAAAMES!" Entsetzt starrte sie auf seine offenen Augen, die leblos starrten, und Bilder von ihrer gemeinsamen Zeit flammten in ihrem Kopf auf- Ein großer Mann stolperte durch die Tür und über James Körper. Seine roten Augen flackerten irre, als sein weißes Gesicht sich ihr zuwandte. Mit aufgerissenen Augen starrte Lily ihn an. Er trug einen langen, grünen Umhang, und silbrige Schlangen waren darauf gestickt. Das schwarze Haar fiel um das blasse Gesicht.
 

"Nicht Harry! Nicht Harry! Bitte- ich tu alles-"
 

Voldemort lachte schrill auf. Er weidete sich an ihrem Grauen, als sie wimmernd an der Wand zusammensackte und mit einer Hand hilflos ihren Zauberstab suchte.
 

"Nicht Harry! Nicht Harry, bitte nicht Harry!" schrie sie immer wieder, während sie versuchte, ihren Sohn hinter sich zu verbergen.
 

"Geh zur Seite, du dummes Mädchen!" wies er sie harsch an, aber sie rührte sich nicht vom Fleck, und Tränen ließen ihren Blick verschwimmen- James war tot -tot! - und er würde auch sie und Harry töten!
 

"... geh weg jetzt..."
 

"Nicht Harry, bitte nicht nimm mich, töte mich an seiner Stelle-"
 

Er lachte kalt, und sie schrie auf. Er war doch noch ein Junge, ein Baby. . . das konnte er nicht tun...
 

" Nicht Harry! Bitte... verschone ihn... verschone ihn...-"
 

Durch ihre Tränen konnte sie Voldemorts Gesicht nicht mehr genau erkennen, als er sich vor ihr aufbaute. Es verschwamm alles vor ihren Augen, und jetzt ähnelte er einer anderen Person.
 

Worte, die sie lange nicht gehört hatte, kamen ihr wieder in den Sinn-
 

"Liebe, das ist der älteste Zauber, und wohl auch der Mächtigste. Ein Zauber, der alle anderen bezwingt, ist der älteste. Die älteste Magie der Welt." -
 

und als der Todesfluch sirrend heran schoss und Lily traf, dachte sie nur daran und an ihre Liebe zu Harry, und noch während ihr Körper fiel und ihr Leben entwich, spürte sie, der Zauber wirkte.
 

Voldemort betrachtete abfällig den Körper der toten jungen Frau, dann wandte er sich dem Baby zu, dass weinend auf dem Boden lag, noch in seine Decken gewickelt. Sein Feind, seine Bedrohung. Dem würde er ein Ende setzen. Er lachte irre auf, kalt und grausam, und hob den Zauberstab. Auf ein Neues...
 

_______________________________________________________________________________
 

Sodele, nun ist es aus, Ende, vorbei. Hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß damit wie ich beim Schreiben, obwohl ich zugeben muss dass ich am Ende überhaupt keine Lust mehr zum Schreiben hatte und nach dem Epilog einfach nur erleichtert war *versteck*
 

Wer gerne mehr von mir lesen möchte kann hier auf Animexx.de meine Story "James needs Lily" lesen, oder aber auf www.cherrystories.de.vu alles, was sonst noch zum Thema Harry Potter von mir stammt.
 

Und wenn ihr euch schon die Zeit genommen habt, das hier noch zu lesen, dann seit doch so gut und schenkt mir ein letztes Review *grinz*
 

Ich hoffe, man liest sich!
 

Greetz, dat Cherry



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Kommentare zu dieser Fanfic (208)
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Von:  Diana
2007-08-15T19:38:05+00:00 15.08.2007 21:38
WOW. Mir fehlen die Worte. Es ist einfach nur geil und so gefühlvoll.
Ich habe gerade wirklich ein wenig geweint...
Das ist die beste LilyxJames FF, die ich je gelesen habe.
WOW.
Weiter so.
lg
Diana
Von:  Solanacea
2006-12-05T06:48:11+00:00 05.12.2006 07:48
waah eine traumhafte ff ^^
wähäää es wird mri fehlen und ichbin jetzt grad wiederkurz vorm weinen weil die james und lily sterben müssen ;_;
Von: abgemeldet
2006-10-13T12:13:14+00:00 13.10.2006 14:13
wieso kann man eigentlich keine fanfics favourisieren? o.O'

..oder bin ich einfach nur zu doof dazu? xD'

ich lieeeebe diese ff *.*
moah x]

brr is die schön ^-^
Von: abgemeldet
2006-07-22T18:08:30+00:00 22.07.2006 20:08
Hallöchen!^^

Erst einmal dickes Lob, dass du so viele Kapitel mit spannendem Inhalt geschrieben hast. Ich habe jetzt zwei Tage dran gesessesen und habs gelesen, weil es mir zufällig untergekommen ist. Auch haszt du sehr kreative Ideen. Ich habe auch eine Lily und James FF, doch ich hatte grad einen Kreativ-Tief. Deine FF hat mich auf einige Ideen gebracht, was aber nicht heisst, dass ich deine Ideen übernehme oder so!^^" Meine ist von der Struktur her komplett anders.
Was ich sagen will, deine FF ist wirklich gut und hat Spaß gemacht zu lesen!^^

Liebe Grüste
FirstLady_Elves
Von:  Pandaexpress
2006-07-18T09:52:51+00:00 18.07.2006 11:52
einfach nur hamma genial...
i love deine ffs...
Von:  Juri
2006-04-28T20:39:15+00:00 28.04.2006 22:39
ich hab fast den ganzen tag gelesen und doch du hast es geschafft! ich hab bei den letzten sätzen geheult!!
james needs lily fand ich jedoch um einiges besser. ich weiß auch nicht warum.... auf jeden fall hast du sehr gute ideen was deine fanfictions anbelangt!! mach ruhig weiter so!!!
Von: abgemeldet
2005-10-02T16:03:50+00:00 02.10.2005 18:03
*seufz* endlich fertig gelesen *augen reib*
so.... O.O boah die ff is voll Hammer
*sniff* und soo herzzereissend (anm. : <<ich mag das wort nich -.-°)
aber ... *sing * ich les dann jetzt ma deine andere ff´s * giggelnd rauslauf*
Von:  Belly-chan
2005-08-20T16:13:45+00:00 20.08.2005 18:13
HI,
eine echt hammmmmmmma geile FF!Einfach geil.
^^
Bye BYe Belly
Von:  Himbeerpfote
2005-06-30T02:12:29+00:00 30.06.2005 04:12
*sich die tränen wegwisch*
die geschichte ist total genial...
hab sie die ganze nacht jetzt durchgelesen...
*schniff*
echt toll...

ich glaub das war eine der besten geschichten, die ich jemals gelesen hab...
*viel gelesen hat*
*den tränen nah ist*
echt... großes lob!!!!!!!
Von:  Adame
2005-06-01T22:28:18+00:00 02.06.2005 00:28
das fängt ja schon mal gut an. bin gespannt wie es weiter geht. kann leider erst später weiter lesen. aber ich werde weiter lesen^^ *androh* wirklich toll geschrieben!^^


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