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Schachmatt

von

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KAPITEL 1
 

I. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben - oder eben Aya, wenn das Leben grade besseres zu tun hat

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Samstag, 4. Mai

Koneko no sumu le

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Ich kam mir fast wie ein Einbrecher vor, als ich vorsichtig die Hintertür zum Koneko öffnete, darauf bedacht, möglichst keine Geräusche zu machen.

Meine Schicht hatte schon am Vormittag angefangen, und so wie ich Aya kannte hatte meine Verspätung bestimmt Konsequenzen.

Es war nicht das erste Mal, dass ich viel zu spät - und vor allem viel zu verkatert nach Hause kam und es würde garantiert nicht das letzte Mal sein.

Seelisch stellte ich mich schon auf ein Donnerwetter der besonders finsteren Art ein. Aber zuerst brauchte ich Schlaf! Anschreien konnten sie mich auch später noch. Wenn ich mein Bett erreichte, ohne einem der anderen über den Weg zu rennen, war ich gerettet: Bett bedeutete neutrale Zone, jemanden der schlief, weckte man nicht - es sei denn, es war Omi, der sonst zu spät zur Schule kam.

Allerdings trennten mich von meinem Bett noch eine Treppe - auf der, ach was hab ich doch für ein Glück, Kenken mit verschränkten Armen stand.

"Yohji Kudoh! Weißt du wie spät es ist?"

Ich schüttelte den Kopf.

"ZWEI UHR NACHMITTAGS! Du kommst VIER STUNDEN zu spät!"

"Ken.." brummte ich, "nicht so laut! Mein Schädel... "

"Selber schuld! Und jetzt sieh zu, dass du in andere Klamotten kommst, du stinkst nach Frauenparfüm!"

Ich zog nachdenklich die Stirn in Falten und beobachtete Ken. Was war denn heute mit ihm los? Normalerweise drehte er doch nicht gleich so durch!

Vor allem nicht, wenn ich Samstags zu spät kam!

Momentmal... normalerweise war er am Samstag Vormittag auch nie da!

Omi sprang sonst immer für mich ein, und der war um einiges umsichtiger.

Aber wenn Ken hier war, wo.....

"Wo ist denn Omi?" fragte ich.

"Nicht da. Er hat keine Schicht, und *ich* habe eigentlich auch keine! Weißt du eigentlich, dass ich wegen *dir* mein Training verpasse? Die Kurzen haben nächste Woche ein wichtiges Spiel, die brauchen jetzt jede Minute Training, die sie bekommen können!"

Oh natürlich! Kenken ist nie da, weil der diesen Knirpsen beibringt, hinter einem dämlichen Ball herzulaufen und gegenzutreten!

Wie *konnte* ich das bloß vergessen!

Für den Gedanken bestrafte mich mein Gewissen mit übelsten Kopfschmerzen.

"Und wenn du vor hast ins Bett zu gehen, dann vergiss es! Du gehst jetzt duschen und dann runter in den Laden! Und mach dich auf was gefasst, Aya hat eine Laune, da möchte man am liebsten nach Kanada auswandern!"

Ich nickte, winkte Ken hinterher, der sich schon einen Ball geschnappt hatte und zur Tür heraus war und schlurfte dann die Treppe hinauf, Richtung Badezimmer.

Die Versuchung, Aya einfach zu vergessen und mich schlafen zu legen, war groß, doch bei dem Donnerwetter, was mir eh schon bevorstand wollte ich nicht noch mehr riskieren. Ich schwankte ins Badezimmer, schälte mich aus meinen nassgeschwitzten - und wirklich nach Frauenparfüm riechenden - Klamotten, und versuchte mich daran zu erinnern, ob die Dame der letzten Nacht brünett oder blond war.

Ich kam zu dem Entschluss, dass es eigentlich doch egal war - ich würde sie nie wieder sehen und daher machte es genauso wenig Sinn, sich zu merken, wie sie hieß, wie welche Haarfarbe sie hatte.

Frauen und Unterwäsche zählten zu den Dingen, die ich täglich wechselte, andere Dinge blieben dafür in meinem Leben immer gleich.

Zum Beispiel, dass ich fast jeden Samstag morgen zu spät zur Arbeit kam, dass die Dusche fast jeden Samstag Morgen nicht warm werden wollte, und dass Aya mich jeden Samstag Morgen zur Schnecke machte, mich aber im Endeffekt relativ ungeschoren davon kommen ließ. So würde es sicher auch heute wieder ablaufen.

Dachte ich.

Als ich in frischen Klamotten mit noch nassen Haaren in den Laden hinunterstiefelte, warf Aya mir einen mehr als finsteren Blick zu, einen, den er normalerweise eher bei seinem "kleinen Nebenerwerb" verwendete.

Ich versuchte, Ayas schlechte Laune, meine Kopfschmerzen und die Horden von fröhlich schnatternden Schulmädchen aus meinem Kopf zu verdrängen.

Als endlich die letzte Kundin gegangen war, die letzte Pflanze gegossen war, alles aufgeräumt war und Aya die Rollladen hinunterzog, spürte ich, dass mein Arbeitstag noch lange nicht vorbei war.

Aya navigierte mich in die Küche, stellte mir ein Glas Wasser inklusive Kopfschmerztablette auf den Tisch und setzte frischen Kaffee auf.

"Yohji, du vernachlässigst deine Pflichten." begann er recht kühl.

"So geht das nicht weiter! Ich weiß, dass der Laden nur Fassade ist, und nichts mit unserem eigentlichen Beruf zu tun hat, aber trotzdem hast du eine Verpflichtung übernommen und solltest dir dessen bewusst sein! Wie kann ich sicher sein, dass ich dir auf unseren Missionen vertrauen kann, wenn du es nicht einmal schaffst, pünktlich im Laden zu erscheinen, weil du nicht von deinen Weibern loskommst?"

Wie gerne hätte ich etwas erwidert, ein "Aber " eingeworfen, oder etwas gesagt, was meine Schuld verringerte, doch ich konnte nicht, denn alles was Aya sagte, war die unbeschönigte Wahrheit, er hatte mit jedem Satz vollkommen Recht.

Ich war unpünktlich, unzuverlässig und egoistisch!

"Omi kann nicht jedes Mal für dich einspringen, schließlich hat er das Recht auf Freizeit, genau wie du auch! Heute hat, wie du sicher gemerkt hast, Ken für dich einen Großteil der Schicht übernommen, allerdings musste er dafür etwas ausfallen lassen, was ihm sehr viel bedeutet! "

Oh, bittersüße Wahrheit! dachte ich melancholisch und fühlte mich hundeelend.

"Ich habe ihm gesagt, dass er heute den restlichen Tag über frei hat, also heißt das, dass jemand Kens Aufgaben im Haushalt übernehmen muss. Nun, ich dachte da an dich, als kleine Wiedergutmachung! Immerhin hast du ihm den Tag versaut!"

"Natürlich." sagte ich kleinlaut.

Was machte Kenken eigentlich im Haushalt?

Als hätte Aya meine Frage gehört, hielt er mir plötzlich einen langen Streifen, eng beschriebenen weißen Papiers hin.

"Einkaufen."

"Oh man! " ich las die Liste einmal komplett durch.

"Und woher bekomme ich das alles?"

"Supermarkt, Schreibwarengeschäft, Metzgerei - das Brot kaufst du am besten beim Bäcker, nicht diesen Toastkram aus dem Supermarkt."

Schon klar. Brot beim Bäcker. War einleuchtend.

Ich nickte, stand auf und trottete meinem Schicksal entgegen.
 

II. Kleine Heimlichkeiten
 

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Samstag 4. Mai

Ein kleines Cafe in der Einkaufspassage

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Die Sitzplätze unter den Sonnenschirmen waren alle komplett besetzt, doch wir fanden noch einen freien Platz im Inneren des Cafes.

Lachend ließen wir uns auf die gepolsterte Bank fallen.

"Und? Hat der Umzug gut geklappt?" fragte ich.

"Ja, es sind zwar ein paar Dinge abhanden gekommen, aber Crawford ist es inzwischen gewöhnt, nach jedem Umzug neues Geschirr oder neue Bücher zu kaufen."

"Ist das nicht. anstrengend, dauernd umzuziehen?"

Nagi schüttelte den Kopf. "Beim ersten Mal denkst du, umziehen ist die Hölle. Beim zweiten Mal ist es nur noch halb so wild, und dann wird es zur Routine. Inzwischen bin ich so daran gewöhnt, dass ich es kaum ein halbes Jahr in derselben Wohnung aushalte."

"Kann ich mir nicht vorstellen..." murmelte ich. An ein wirkliches anderes zu Hause neben dem Koneko konnte und wollte ich mich nicht erinnern.

"Aber ich finde es toll, dass wir uns jetzt öfter treffen können. Sind ja kaum mehr als drei vier Straßen, die uns voneinander trennen!"

"Ja, aber hast du schon mal daran gedacht, was passiert, wenn sich die anderen über den Weg laufen?"

Ich nickte. "Natürlich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das gut ausgeht... "

"Oder was ist, wenn wir zusammen gesehen werden? Es fällt mir jetzt schon schwer, Schuldig aus dem Weg zu gehen - wenn er niemanden sonst hat, den er Ärgern kann, ist er immer besonders nervig!"

Ja, das konnte ich mir bei dem rothaarigen Deutschen gut vorstellen. Wahrscheinlich schnüffelte er überall herum.

"Kann er eigentlich deine Gedanken lesen?" fragte ich unsicher.

"Inzwischen nicht mehr. Crawford hat mir beigebracht, ihn aus meinem Kopf zu schmeißen. Seitdem ist er noch schlechter auf mich zu sprechen. Wenn er nicht genau weiß, was andere über ihn denken, wird er immer fuchsteufelswild."

"Warum denn das?"

"Ich glaube, du wirst mich jetzt gleich auslachen, aber Schuldig legt sehr viel Wert darauf, bei anderen Leuten einen guten Eindruck zu hinterlassen, er ist unsicher, wenn er nicht bestätigt bekommt, wie toll, gutaussehend oder furchteinflößend er ist." Das kam mir doch so seltsam bekannt vor.....

Ich grinste von einem Ohr zum anderen. "Ich kenne da noch so einen..."

"Balinese?"

"Genau eben jener."

Wir beide lachten. Dass sich Schwarz und Weiß in so vielen Kleinigkeiten eigentlich sehr ähnelten war doch seltsam...

Als ich Nagi meinen Gedanken mitteilte, erwiderte er nur, dass sich viele Personen, die sich sehr ähnlich sind, eben genau deswegen ständig in die Haare bekommen.

Aber. heißt es nicht auch "gleich und gleich gesellt sich gern"?

Oder " Was sich liebt, dass neckt sich"?

Nach einigen Überlegungen, die in die unterschiedlichsten Richtungen gingen, beschlossen Nagi und ich, uns nicht an Sprichwörter zu klammern, sondern uns mit der Realität zu befassen.

Und die sah so und nicht anders aus: Es war Samstag, wir hatten beide einen freien Tag und wir würden ihn voll und ganz gemeinsam auskosten.

Moment. Samstag?

"Ach du schreck!"

Nagi sah mich verunsichert an. "Was ist denn?"

"Oh, ach nichts" ich lachte "Nur dass unser Womanizer jeden Samstag seine Schicht verpennt und irgendwer für ihn einspringen muss. Äh, und normalerweise mache ich das. Na ja, vielleicht war er ja ausnahmsweise heute pünktlich!" sagte ich, ohne wirklich davon überzeugt zu sein.

Yohji und Pünktlichkeit passten ungefähr so gut zusammen wie Aya und Breakdance.

"Du übernimmst *jeden* Samstag seine Schicht?"

"Jeden 2. Samstag im Monat. Na ja, die anderen beiden Samstage habe ich eh Schicht."

"Du lässt dich ausnutzen." sagte Nagi ernst.

"Ach was, Yohji gehört zu meinen Freunden, da macht es mir nichts aus, ihm einen Gefallen zu tun." Auch wenn er sich mal revanchieren könnte, sei es nur, dass er endlich aufhört, mich dauernd damit aufzuziehen, dass ich keine Freundin habe - Ok, ich weiß nicht, was er sagen würde, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich schon seid gut einem halben Jahr einen *Freund* hätte, aber sein Gesicht hätte ich schon gerne gesehen.

Überhaupt fiel es mir schwer, meine Treffen mit Nagi geheim zu halten.

"Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei, meine Freunde zu belügen." seufzte ich.

"Hm." machte Nagi. "Ich nicht. Schuldig geht mir eh den ganzen Tag auf die Nerven, Farf steht kurz davor, den ganzen Tag unter Beruhigungsmitteln in seine Zelle gesperrt zu werden und Crawford. Ich weiß nicht, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er schon längst von uns weiß."

Ich starrte Nagi entsetzt an. "Was? Aber. nein, wenn er etwas wüsste, dann würde er doch schon längst was dagegen unternommen haben., oder?"

Nagi schüttelte den Kopf.

"Du kannst nie sicher sein, was Crawford gerade plant. Manchmal lässt er Sachen, die ihm nicht passen, trotzdem zu, da er weiß, dass es in Zukunft für ihn einen Vorteil bringen kann."

"Einen Vorteil?"

"Wer weiß? Vielleicht bei einer Mission? Ich habe keine Ahnung. Aber solange er mich nicht darauf anspricht, werde ich auch nicht mit ihm reden."

"Gut." sagte ich.

Jetzt kamen wir also zu den unterschieden zwischen Schwarz und Weiß: während ich Yohji, Ken und Aya als Freunde bezeichnete, herrschte im Hause Schwarz soziale Eiszeit - oder wie Nagi es so schön sagte: "Wir ignorieren einander höflich" - nach kurzem Überlegen fügte er ein "mal abgesehen von Schuldig, den kann man nicht ignorieren" hinzu.

"Hast..." fragte ich nach einer Weile leise, "hast du etwas dagegen, wenn ich es eventuell einem aus meinem Team erzähle? Ich meine. Nur dann, wenn es wirklich nötig ist. Wenn eine Mission ansteht, in der Schwarz und Weiß aufeinandertreffen..."

"Wenn du willst, rede mit deinen Freunden. Aber du solltest vorsichtig sein

mit dem was du sagst." In Nagis Stimme lag ein Hauch von Traurigkeit.

" Vielleicht hat das Konsequenzen für dich."

Ja, das wusste ich selber.

Außerdem, mit wem könnte ich darüber reden?

Aya? Nein, seine Einstellung war viel zu festgefahren, um neben dem "Feind" Prodigy noch den Freund Nagi Naoe zu sehen. Yohji? Lieber nicht. Er würde seine Klappe nicht halten können und bei jeder Gelegenheit ein "übrigens Omi ist schwul" von sich geben.

Blieb nur noch Ken. Das könnte vielleicht funktionieren.

Eine Bedienung des Cafes unterbrach unsere Überlegungen, nahm die Bestellungen entgegen und rauschte dann davon.

Nagi und ich rückten ein Stückchen näher zusammen.

"Lass uns von etwas anderem reden. Wir haben schon mit genug Sorgen und Problemen zu kämpfen, also lass uns wenigstens die Zeit, in der wir zusammen sein können, mit etwas anderem verbringen."

Nagi lächelte wieder sanft. "Ja, du hast recht."
 

III. Killerbaguette

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Samstag 4.Mai

Einkaufspassage

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Hilfe! Gab's hier was umsonst? Mit drei schweren Einkaufstüten versuchte ich durch den Menschenstrom zu navigieren.

Meine Güte, dass der arme Ken diese Einkaufsodyssee jede Woche so einfach überlebte!

Da war ich froh, dass ich normalerweise nur Staubsaugen und das Wohnzimmer aufräumen musste!

War das immer so voll?

Ich war schon froh, wieder lebend aus dem Supermarkt herauszukommen.

Im Schreibwarengeschäft überforderte mich dann das riesige Angebot an Bleistiften und Schulheften.

Ich drückte einer Verkäuferin Ayas Einkaufsliste in die Hand und kaufte, was sie mir heraussuchte, obwohl ich mir sicher war, dass Aya sich wahrscheinlich über die Preise aufregen würde. Bestimmt hätte er noch stundenlang die Preise verglichen, aber ich wollte nicht möglichst billig, sondern möglichst schnell aus dem Geschäft kommen.

Wieder an der frischen Luft waren alle meine Gedanken auf ein Ziel gerichtet:

Brot!

Ich musste noch Brot kaufen, dann war ich erlöst.

Hilflos, vom Menschenstrom weitergezogen, lass ich die Leuchtreklamen und Schilder über den einzelnen Läden.

Endlich sichtete ich die heiligen Hallen des Brotverkaufs und entwirrte mich aus dem Menschenstrom.

In der Bäckerei selbst standen auch schon drei lange Schlangen, scheinbar wollte ganz Japan genau *hier* und *heute* Brot kaufen!

Aber es half alles nichts, also reihte ich mich brav ein und achtete gar nicht darauf, *wer* sich in der anderen Schlange auf meiner Höhe befand.

Zwar bemerkte ich, dass die Person mich anstarrte, und auch, dass ich sie scheinbar kannte, aber ich konnte das Gesicht einfach nicht zuordnen.

Europäer sahen doch eh alle gleich aus. Vielleicht war er aber auch Amerikaner.

Aber was soll's, Europa, Amerika. Ist doch alles das gleiche.

/Tolle Weltanschauung, aber übersiehst du da nicht eine Kleinigkeit? /

Erde an Hirn: Verstehe Gedanken nicht. Was für eine Kleinigkeit bitteschön?

/Wie wäre es zum Beispiel mit dem atlantischen Ozean? /

Augenblick mal... Seid wann konnte ich Erdkunde? So was dürfte ich überhaupt nicht wissen!

Ich versuchte die kleine Stimme in meinem Kopf zu verdrängen.

Brot kaufen, ja das war es, worauf ich mich konzentrieren musste.

Was gab es denn überhaupt für Brot?

Ich linste meinem Vordermann über die Schulter und sichtete die Auswahl - oh man! Ich hätte nie gedacht, dass es *so viele* verschiedene Brotsorten gab!

Da gab es Weizenbrot, Roggenbrot, Rosinenbrot, Weißbrot /Schwarzbrot/ -

Schon wieder! Langsam kam mir die kleine Stimme im Kopf seltsam vor.

/Du solltest weniger trinken, davon sterben Gehirnzellen ab! /

Ach quatsch.

/Doch, wirklich! /

Ich blickte noch mal zu Seite. Rote Haare, grüne Augen, grinst von einem Ohr zum anderen...

"DU?" entfuhr es mir. Jetzt war auch klar, woher die fremden Gedanken kamen.

/Ja ich./

"Was machst *du* *hier*?"

"Hm, lass mich überlegen... " begann der Deutsche, " was macht ein gutaussehender, talentierter, höflicher, zuvorkommender, ausgeglichener Mitteleuropäer Mitte 20 an einem Samstag Nachmittag wohl in einer Bäckerei? ICH MUSS BROT KAUFEN DU BLÖDMANN!"

"Du auch?"

Er nickte.

"Hast auch zuviel gesoffen?"

Wieder ein Nicken, doch diesmal ein eher zerknirschtes.

Wir starrten uns einen Augenblick an und brachen gleichzeitig in Gelächter aus.

/C'est la vie! Vielleicht sollten wir uns in anbetracht der Tatsache, dass wir uns in einem öffentlichen Gebäude befinden und *nicht* auf einer Mission sind, nicht versuchen uns gegenseitig umzubringen./

Guter Gedanke.

/Ist ja auch von mir! /

Allerdings befand ich mich so gesehen schon auf einer Mission.....

/hä? /

Ich musste Weiß vorm verhungern retten.

/Zählt nicht! /

"Würdest du bitte damit aufhören?"

/Womit? /

"Damit."

Die Leute in der Bäckerei warfen uns zweifelnde Blicke zu.

/Du hörst Stimmen, die sonst keiner hört... das ist *nicht* *gut*/

"Was darf es denn bitte sein?"

Ich zuckte zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Schlange vor mir zusammengeschmolzen war.

"ich hätte gerne 3 Graubrote und ein Baguette." sagte ich, mit einem kritischen Blick auf den Deutschen neben mir.

"Tut mir leid, das Baguette ist leider schon etwas. hart."

"Nich schlimm." brummte ich.

Abgesehen davon, dass Aya mir den Kopf abreißen wird!

Die Verkäuferin zuckte mit den Schultern, wickelte die Brote in Papier und packte sie in eine weitere Einkaufstüte.

Ach verdammt, muss man eigentlich ein Oktupus sein, um seine Einkäufe nach Hause transportieren zu können? Mir fehlte nämlich mindestens ein weiterer Arm.

Ich krallte schnell alle Tüten und Taschen zusammen und machte dem nächsten Kunden platz.

Dann versuchte ich den Inhalt der Tüten so umzupacken, dass ich eine Tüte weniger brauchte.

/Hui, du kannst ja sogar strukturiert denken! /

Ich stellte mir in diesem Moment die verschiedensten, grausamsten, langsamsten und qualvollsten Arten vor, Schuldig zum Schweigen zu bringen.

/Böses Kätzchen! / warf er zwischen eine wirklich interessante Art, ihn zu Tode kommen zu lassen, dann noch ein /und ich dachte *ich* wäre pervers/.

Er war inzwischen ebenfalls fertig und stand hintern mir.

/So was denkt man doch nicht! Außerdem. Du bist in einer Bäckerei! Womit willst du mich *hier* bitteschön angreifen? /

Als Antwort pfefferte ich ihm das Baguette an den Kopf und stapfte wütend aus dem Geschäft.

So was hatte mir noch gefehlt!

Jetzt musste ich wohl oder übel zwei Hiobsbotschaften an Aya übermitteln:

Dass Schwarz sich im Viertel befand, und dass soeben unser Baguette gestorben war.
 

IV. Ungewissheit

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Samstag 4. Mai

Ein kleines Kaffee

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Inzwischen waren die beiden Eisbecher vernichtet und wir schlürften nun warmen Kakao.

Nagi warf immer wieder kritische Blicke auf den Menschenstrom vor dem Cafe.

"Ist was?"

"Nur so ein komisches Gefühl. Also, ob etwas auf uns zukommt."

Wieder ging sein Blick in die Ferne, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren.

"Es war bisher immer so. Dann wenn ich wirklich tiefste Zufriedenheit gefunden hatte, und das Glück greifbar nahe war, kam irgendjemand und hat alles wieder zunichte gemacht."

Ja, ich verstand, worum er sich sorgte.

Wir haben schon oft und lange darüber geredet, und kamen fast immer auf den Gedanken, dass das Glück in der Welt ziemlich ungerecht verteilt war.

Während die einen in ihm badeten, mussten sich andere an einen klitzekleinen glücklichen Gedanken klammern, um nicht wahnsinnig zu werden.

Lange betrachtete ich Nagi, wie er mit seine braunen Augen die Straßen nach dem Unglück absuchten, dass er befürchtete.

Ich bewunderte immer wieder, wie kindlich er aussah, und wie erwachsen er sich im Gegenzug benahm. Es war fast so, als hätte sich eine erwachsene Seele im Körper geirrt.

Ich grinste schief in mich hinein, immerhin hatte Yohji auch schon mal ähnliches über mich gesagt, obwohl er es trotzdem nicht lassen konnte, mich wegen meines Alters aufzuziehen.

Aber wahrscheinlich blieb ich für ihn immer das Nesthäkchen, selbst dann, wenn ich 99 war!

Nagi zog die Stirn in Falten, als wenn ihm ein sehr intensiver Gedanke durch den Kopf schwirrte.

Die Stille wurde langsam unangenehm.

"Vielleicht..." brach ich das Schweigen, "ist es bei uns anders, als bei den meisten Menschen. Bei uns kommt das Glück nicht in einer großen Welle dahergerauscht, sondern in kleinen Wassertöpfchen, die wir uns mit der Zeit zusammensammeln müssen. Vorhin zum Beispiel, da hatten wir doch sehr viel Spaß zusammen, haben geredet und gelacht und keinen Gedanken an die Welt um uns herum verschwendet. Das war doch ein kleiner Moment Glück für uns beide, oder?"

Ein friedliches Lächeln legte sich auf Nagis Gesicht.

"So habe ich das noch nie gesehen. Aber du hast bestimmt Recht!"

Gerade wollet ich schon sagen, dass er sich das alles sicher nur eingebildet hatte, als ich ein sehr bekanntes Augenpaar erblickte, dass uns beide fixierte.

"Yohji!" flüsterte ich aufgeregt.

Oh nein, jetzt war alles vorbei!

Er hatte uns gesehen, er würde sofort zu Aya rennen, würde ihm alles erzählen!

Sie würden mich sicher zu rede stellen, vermutlich aus Weiß ausschließen, wenn nicht sogar umbringen, sie würden -

In meinem Kopf spielten sich schon postapokalyptische Horrorszenarien ab, doch der ehrenwerte Mr. Kuno drehte ab, und verschwand im Menschenstrom.

"Hat er..." fragte Nagi mit zittriger Stimme, "uns etwa gesehen?"
 

V. "Mein schönstes Einkaufserlebnis... "

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Samstag, 4. Mai ~ Abend

Koneko sumu le

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Ich stellte die Tüten demonstrativ vor Aya auf den Küchetisch.

"Fertig." Ich grinste triumphierend, denn ich hatte es tatsächlich geschafft, alle Tüten nach Hause zu transportieren, ohne dass mir dabei etwas verlorengegangen war, oder ich mir einen Arm ausgerenkt hatte.

"Gut, dann kannst du mir beim auspacken helfen."

Mist. Ich dachte, das wäre es gewesen.

Grummelnd half ich Aya, die Tüten, Pakete, Päckchen, Flaschen, Dosen und Rollen nach seinem "Super-Saubermann - Ordnungssystem" einzusortieren.

Es wunderte mich fast schon, dass er die Gewürze nicht alphabetisch sortiert, oder jedes einzelne Reiskorn durchnummeriert hatte.

"Yohji... " brummte Aya nach einer Weile, schweigendem Einräumens, "du hast was vergessen." Oh nein, warum? Bitte lieber Gott, schick mich nicht noch mal in die kalte böse Einkaufswelt!

"Was denn?" fragte ich vorsichtig.

"Baguette!" Ach verdammt! Verdammt, verdammt, ich hatte unser Baguette ja in der Visage von Mastermind vergessen! Mist!

"Ähm, da ist äh....."

"Was?"

"Ich habe heute jemanden in der Bäckerei getroffen. öh, der hat unser Baguette......Und tja, das wird dir nicht gefallen. Also, wie soll ich sagen... "

Aya zog eine Augenbraue hoch und musterte mich skeptisch.

Ich holte tief Luft. "Mastermind."

So, jetzt war es raus. Aya würde explodieren vor Wut und sämtliche Bäckereien im Umkreis von 1000 Kilometern fachmännisch in die Luft jagen. Jawohl davon war ich in diesem Augenblick felsenfest überzeugt.

Anscheinend war ich doch noch nicht so nüchtern, wie ich es mir eigentlich gedacht hatte, denn Aya blieb ruhig, klappte den Schrank zu und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb.

"Bist du dir auch ganz sicher?"

"Äh, rote Haare, Europäer, Sarkastisches grinsen, hat in meinem Kopf herumgepfuscht..."

Ayas Augen zogen sich zu engen Schlitzen zusammen, er murmelte etwas unverständliches vor sich hin und schüttelte schließlich den Kopf.

"Wir werden später alle zusammen überlegen, was wir tun können." sagte er schließlich, betont ruhig.

"Dass Mastermind im Viertel einkauft, kann natürlich Zufall gewesen sein, allerdings, dürfen wir Schwarz nicht für blöd halten, es kann sein, dass sie sich nun ganz in der Nähe aufhalten... "

Klasse! Es gibt doch nichts besseres, als zu wissen, dass deine Erzfeinde, die dich bei fast jeder Gelegenheit versuchen umzubringen, irgendwo in der Nachbarschaft herumgurken, Brot kaufen und wahrscheinlich sogar Geranien auf ihren Balkon pflanzen!

In diesem Augenblick stürmte ein schmutziges, zerstrubbeltes, gut gelauntes Etwas in die Küche.

"Bin wieder da~a!"

"Ja, Kenken, wir sehen's." grummelte ich.

"Ist was passiert?" fragte er sofort, als er unsere ernsten Gesichter sah - oh, ich korrigiere, *mein* ernstes Gesicht. Aya sah ja immer so aus...

"Nein, überhaupt nichts. Mal abgesehen davon, dass wir irgendwo im Viertel nette neue Nachbarschaft bekommen haben."

Ken schaute verdutzt zwischen mir und Aya hin und her, bis Aya schließlich ein "Schwarz" knurrte.

"Shit!" war Kens einziger, aber äußerst treffender Kommentar.

"Und was nun?"

"Ich werde Omi darauf ansetzten. Er soll überprüfen, wann und wo hier in letzter Zeit jemand neu eingezogen ist."

Moment. Omi? Da war doch was, da war doch was...

"Übrigens..." flüsterte ich voller gemeiner Vorfreude

"Omi hat einen *Freund*!"

"NEIN!" hauchte Ken überrascht "Wer?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Hab ich nicht so genau gesehen. Wollte ihn ja nicht anglotzen wie ein Tier im Zoo! Aber stellt euch das mal vor! Klein Omi ist *andersherum*!"

Ken grinste und selbst Ayas Eisblockmiene schien an den Ecken ein wenig angetaut zu sein.

"Wir sollten ihm den Spaß gönnen!" meinte Ken, immer noch grinsend.

"Ich finde er hat es verdient, immerhin ist sein bisheriges Leben nicht gerade rosig verlaufen!"

Zustimmendes Nicken von allen Seiten.
 

VI. Gefundenes Fressen!

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Samstag, 4. Mai

Eine Einkaufspassage

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Mit einigen mühevoll zusammengesparten, glücklichen Gedanken machte ich mich auf den Heimweg.

Ich fühlte mich so seltsam ruhig, obwohl ich es eigentlich nicht hätte sein dürfen!

Balinese hat uns zusammen gesehen!

Was würde nun passieren? Würden Omi und ich uns nicht wieder sehen dürfen?

Oder meinte das Schicksal es ausnahmsweise gut mit uns, und Balinese *hatte* uns gar nicht entdeckt?

"Na Chibi, wo brennts denn?"

Ich zuckte reflexartig zusammen. Schuldig hatte das Talent, sich von hinten an mich heranzuschleichen, ohne dass ich ihn bemerkte, und er liebte es, mich so zu erschrecken - obwohl er wusste, dass das negative Folgen für ihn haben konnte.

Als er das einmal in einem Supermarkt gemacht hat, legte ich vor lauter Schreck die komplette Supermarktbeleuchtung lahm und warf ein paar Regale telekinetisch um.

Diesesmal war allerdings nichts passiert, und ich beschloss Schuldig zu ignorieren.

Er schien heute bester Laune zu sein, dass hieß, er hatte jemanden ärgern können und würde mich in Ruhe lassen, wenn ich nicht auf seine Sticheleien einging.

"Ra~ate mal, von wem ich das hier bekommen habe!" flötete er und hielt mir ein Baguette unter die Nase.

Ich zuckte mit den Schultern

"Och komm, rate!"

"Von einem Bäcker, vielleicht?"

"Falsch!" Er grinste triumphierend. "Von Balinese!"

Wieder zuckte ich ungewollt zusammen.

"Jaja, Chibi, nun stell dir das Mal vor! Unsere kleinen Schmusekater streunen durch das Viertel hier... Maunz Maunz!"

"Äh, sollten wir das nicht... äh. Brad sagen?" fragte ich, obwohl sich alle meine Gedanken dagegen sträubten, es auszusprechen.

Doch egal, wie ich mich verhalten hätte, es hätte jedes Mal irgendeine für Omi und mich negative Folge.

"Braddy? Ach was! Der alte Spielverderber würde seine kurz und schmerzhaft Therapie: Bombe drauf und das war's, anwenden. Ich will wieder ein bisschen Spaß, verstehst du, Chibi? Es ist langweilig, immer nur töten, töten, töten... "

Ich nickte langsam.

Ok, Schuldig würde wohl vorerst dichthalten, aber auch nur, weil er ein verspielter Sadist war, und lange niemanden mehr so richtig in den Wahnsinn getrieben hatte.

Ich würde Omi warnen müssen!

"Und, was machst du hier feines? Du verlässt doch sonst nie deine Wohngruft von Zimmer!"

Verdammt! Was jetzt? "Ich äh, war auf der Suche nach....." fast schon hätte ich verlegen geklungen, doch mir kam der rettende Einfall "technischem Schnickschnack, wie du so sagen würdest. Bei meinem Laptop ist nämlich das Verbindungskabel von -"

"Schon gut. , ich will davon gar nichts wissen....." Schuldig zog eine Grimasse.

"Technik- Bäh! Ihr Japaner seid auch nur dann zufrieden, wenn *alles* irgendwie verdrahtet ist und jeder den ganzen Tag vor den Bildschirmen klebt und irgendwelche hirnverbrannten Computerspiele spielt!"

"Ich habe gehört, dass der drittgrößte Umsatz bei Computerspielen in Deutschland gemacht wird..." flötete ich grinsend.

Schuldig warf mir einen finsteren "leck mich sonst wo" Blick zu und stapfte an mir vorbei.

Ich atmete laut aus. Erste Hürde geschafft.
 

VII. Zwischen den Fronten

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Samstag 4. Mai

Koneko sumu le

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Vorsichtig und mit schlechtem Gewissen betrat ich die Küche. Ich erwartete schon das schlimmste, doch Aya, Ken und Yohji saßen bei relativ guter Laune beim Abendessen.

"Komm rein, setzt dich und sieh zu, dass du ein paar Kalorien aufnimmst!" rief Yohji mir grinsend entgegen.

Ich atmete aus. Er hatte uns doch nicht gesehen.

"Und dann sag mir, wer denn der Kleine war, mit dem du dich da getroffen hast!"

Ich schluckte. "Sch~Schulfreund!" Stammelte ich.

Yohji und Ken warfen sich vielsagende Blicke zu.

"Nicht so, wie *du* immer denkst!" fügte ich schnell hinzu.

"Klar, es ist ja das Normalste der Welt für einen *Jungen* mit seinem besten Freund in ein *Cafe* zu gehen und *Eis zu essen*! HA! Du wirst rot um die Nase, Chibi!"

Ich senkte den Blick, setzte mich und versuchte meine Aggressionen auf die Scheibe Brot vor mir zu übertragen.

"Omi, wir haben eine Aufgabe für dich!" lenkte Aya vom Thema ab.

Ich sah verwundert hoch.

"Was denn? Ich dachte, es stände keine Mission an..."

"Es geht um etwas völlig anderes." sagte Aya ernst.

"Yohji hat Mastermind im Viertel getroffen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass Schwarz sich hier irgendwo eingenistet hat!"

"WAS?"

Ich spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte.

"Das bedeutet, dass wir uns in großer Gefahr befinden. Daher müssen wir so schnell wie möglich herausfinden, *wo* sich das Hauptquartier von Schwarz befindet. Ich dachte, du könntest überprüfen, wo in den letzten zwei bis drei Wochen jemand eingezogen ist!"

Es fühlte sich an, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen und als einziger Halt blieb mir ein dünnes Seil, auf dem ich nun schwankend über einen Abgrund balancieren müsste.

Warum? Warum verdammt noch mal musste das passieren? Es war zwar abzusehen gewesen, dass Nagi und ich nicht für immer unentdeckt bleiben würden, doch wir hatten gedacht, uns bliebe mehr Zeit, bevor wir uns entscheiden mussten!

Hier ging es nicht, wie die anderen vielleicht dachten, um Schwarz gegen Weiß, Gut gegen Böse, Kritiker gegen ß - hier ging es um Liebe gegen Freundschaft!

Entschied ich mich dafür, Schwarz ausfindig zu machen, entschied ich mich gegen Nagi - suchte ich stattdessen eine Ausrede, würde es nicht lange dauern, und Schwarz würde zur Haustür hereinspazieren und...

Ja was und?

"Wie sieht es aus?" holte mich Aya zurück aus meinen Gedanken.

"Ich werde sehen, was ich tun kann." sagte ich leise. "Aber es kann etwas dauern..."

Dann stand ich langsam auf und verließ die Küche.
 

VIII. Teufelskreis

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Samstag 4.Mai

Haus von Schwarz

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Ich holte Schuldig auf dem Rückweg nach Hause wieder ein. Wahrscheinlich hatte er auf mich gewartet.

"Vielleicht weiß unser Orakel von Delphi schon längst bescheid, was meinst du Chibi?"

"Kann sein." sagte ich monoton.

"Oh man, du hast ja ne Laune!"

Wir betraten den Hausflur, Schuldig ließ die Tür bewusst laut ins Schloss knallen und rief ein übereuphorisches "WIEDER DA~A!" in die stillen Räume.

"Nagi, Schuldig, herkommen!" hörten wir Brads scharfe Stimme aus der Küche.

"Oh, er weiß es!" grinste Schuldig, während das letzte bisschen Hoffnung aus meinem Kopf wich.

Schuldig schob die Küchentür auf und ließ sich im Schneidersitz auf einem der Stühle nieder.

"Ich denke, ich brauche euch nicht zu sagen, dass es in diesem Viertel ein paar streunende Katzen gibt!"

Schuldig nickte, ich schwieg.

"Ich kann Katzen nicht ausstehen, sie sind unberechenbar!" fuhr Brad fort.

"Mal liegen sie zusammengerollt auf deinem Schoß, schnurren friedlich und lassen sich streicheln, und dann gibt es Momente, in denen sie ihre Krallen ausfahren, kratzen und beißen."

"Braddy, du solltest aufhören, diesen Esoterikscheiß zu lesen! Du klingst als wärst du auf Drogen!"

"RUHE!" fuhr Brad ihn an." Worauf ich hinaus will. Ich will dieses Katzenpack endlich aus der Welt schaffen. Ich weiß bereits von eueren kleinen Vorlieben, daher kann ich mir denken, dass ihr etwas dagegen habt, sie einfach zu töten... "

Ich spürte Brads Blick schwer auf mir ruhen.

"Trotzdem werden wir zuschlagen, bevor sie es tun. Und glaub mir, Nagi, es wird für dich und deinen kleinen Hauskater um einiges besser ausgehen, wenn wir den ersten Schritt wagen."

"Hauskater?" hörte ich Schuldigs neugierige Frage aus dem Hintergrund.

Brad überhörte seinen Kommentar einfach.

"Mein Plan sieht folgendermaßen aus: Du wirst deinem kleinen Freund unsere Adresse geben, und ihm sagen, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht.

Um den Rest kümmern wir uns dann, keine Angst, es wird niemand zu Schaden kommen. - Oder sagen wir, es wird niemand sterben, ich glaube, das trifft es eher."

Kapitel 2

Kapitel 2
 

I. Schizophrenie - oder was einige Leute dafür halten

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Samstag 4. Mai ~später Abend

Omis Zimmer

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Ich lag auf meinem Bett und versuchte, eine Entscheidung zu treffen, doch jedes Mal, wenn ich es wagte, mich auf eine der beiden Möglichkeiten zu konzentrieren, wurde ich von einer Herde von Zweifeln niedergetrampelt.

Es war nicht leicht, mit einer grauen Seele in einer schwarz - weißen Welt einen Platz zu finden, stellte ich fest.

Der Gedanke, Nagi und alles was wir gemeinsam erlebt hatten, einfach aufzugeben, jagte mir kalte Schauer über den Rücken, ich fühlte, wie mein Herz sich zusammenzog und ich leicht zu zittern begann.

Doch auch bei dem Gedanken, Weiß, zu belügen, nein, schlimmer, Weiß zu verraten, wurde mir übel.

Ich fühlte mich so Elend und wusste keinen Ausweg.

Es klopfte leise an der Tür, nach einem kurzen Moment öffnete sich die Tür und Ken schob sich vorsichtig ins Zimmer.

Überrascht sah ich auf.

"Äh, störe ich?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nun, äh..." Ken sah nervös zu Boden, "äh, wir haben eben noch ein bisschen unten weitergeredet."

"Geredet?"

"Ja. Über dich. Wir glauben nämlich, dass....."

Ken rang nach Worten.

Wussten sie es?

Hatte uns Yohji doch gesehen?

Zweifel kamen in mir auf. Was nun?

"Also, wir wissen zwar nicht, was mit dir los ist, aber. wenn du darüber reden willst...."

Also, doch nicht.

Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich konnte nicht mit ihnen darüber reden!

Es stand zuviel auf dem Spiel, wenn ich jetzt mit Ken reden würde, dann bedeutete das, dass ich mich endgültig gegen Nagi entschied, dass ich mich für Weiß entschied und damit eine Tür zuschlug, die ich nie wieder öffnen konnte.

Ich würde mich endgültig für ein Leben nach den Regeln von Kritiker entscheiden, ein Leben, in dem kein Platz für Gefühle war.

"Nun, also. in Ordnung." sagte Ken leise.

"Aber wenn du mit mir reden willst, dann. dann kannst du auf unsere Freundschaft vertrauen. "

Er drehte sich um und wollte gehen. Auf......Seine Freundschaft vertrauen.........??

Verdammt, was war ich ein Idiot! Als ob Weiß ein Haufen Gefühlskalter Steinklötze wäre! Ich hatte die Möglichkeit, dass sie mich vielleicht verstehen würden, schon ausgeschlossen, bevor ich überhaupt versucht hatte, ihnen meine Situation zu schildern.

"Ken... " rief ich hastig.

Ken hielt inne und sah verwundert zu mir herüber.

"Warte. ähm......vielleicht kannst du mir doch helfen."

"Ja? Gut, wenn es da etwas gibt......" Ken lächelte zuversichtlich und setzte sich neben mich auf mein Bett.

"Also, raus damit!"

"Ken? Ich. also....ich....will nicht, dass die anderen erfahren.....was..."

Er nickte verständnisvoll.

"In Ordnung. Was auch immer wir besprechen, bleibt unter uns."

Ich holte tief Luft. "Ken? Glaubst du, dass wir das Recht haben, ein einfaches Leben zu leben? Ich meine, dass wir das Recht dazu haben, uns so zu geben, wie wir uns fühlen, Spaß zu haben, glücklich zu sein... "

"Natürlich. Jeder Mensch hat das Recht dazu!"

"Aber ich meine. wie oft haben wir schon dieses Recht anderer Leute zerstört?"

Ken streckte sich komplett auf dem Bett aus und starrte an die Decke.

"Weißt du, wie führen ein seltsames Doppelleben." sagte er langsam.

"Und mit der Zeit habe ich auch angefangen, mich selbst *nicht* als nur eine Person zu sehen - nicht das ich schizophren wäre - aber da gibt es zum Beispiel den Ken aus dem Blumenladen, da gibt es den fußballverrückten Ken, da gibt es den Ken, der garantiert viel zu schnell mit seinem Motorrad über die Straßen donnert. und dann gibt es Sibirian , der mit den anderen Kens nur wenig gemeinsam hat - mal abgesehen davon, dass sich all diese Kens einen Körper teilen. Verstehst du? Wäre es nicht unfair, dass der Ken aus dem Blumenladen unglücklich sein muss, weil Siberian Fehler macht? Nein, ich glaube nicht, ich glaube, nur Siberian muss unglücklich sein, und glaub mir, dass ist er, jedes Mal, wenn er wieder das Glück anderer zerstören muss."

Ich atmete hörbar aus.

"Also, dann glaubst du, dass neben einem Bombay noch ein Omi existiert?"

"Natürlich. Und egal was Bombay tut, das bedeutet noch lange nicht, dass Omi deswegen nicht glücklich sein kann. "

"Ken? Also. ich.....wie soll ich sagen....Also....der Omi aus dem Blumenladen hat jemanden kennengelernt, den er sehr mag."

Ken lächelte ein wenig.

"Wie heißt er denn?"

"N...Nagi. "sagte ich vorsichtig.

"Und... nun hat der Omi aus dem Blumenladen ein sehr großes Problem, weil Bombay eine Mission annehmen muss, die vielleicht Omis Glück zerstört."

"Hast du Angst, dass Nagi dich nicht mag, wenn er Bombay kennenlernt?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, so ist das nicht. Nagi kennt Bombay schon, er kannte ihn sogar schon, bevor er Omi kennengelernt hat."

"WAS?" Ken setzte sich wieder aufrecht hin und starrte mich an.

"Ken - bitte. sei nicht böse.....aber.......N....Nagi besteht auch nicht nur aus dem Nagi, den ich kennengelernt habe......"

Es herrschte einen Augenblick Stille, dann spürte ich, wie die Tränen in mir anstiegen, wie ich zu weinen begann.

Ich fühlte, wie Ken mich in den Arm nahm und mir vorsichtig durch die Haare fuhr.

"Verstehe. also....ist Nagi....?"

"Prodigy." wimmerte ich leise.

"Oh..." machte Ken..."OH!"

Wir saßen eine ganze Weile nebeneinander, bis ich mich schließlich wieder gefasst hatte. So, jetzt war es draußen.

"Ich weiß nicht, was ich tun soll" erklärte ich mit zittriger Stimme.

"Natürlich wussten wir, dass so was irgendwann mal passieren könnte, aber dass es schon so früh. ich.......egal was ich tue, ob ich euch helfe oder nicht.....jedes Mal lasse ich jemanden im Stich! "

Ich fühlte mich furchtbar zerrissen und erwartete schon, dass Ken nun einen Wutanfall bekommen würde, denn er schwieg sehr lange und ich vermochte seinen Gesichtsausdruck nicht zu deuten.

"Omi, ich will dir keinen Rat geben, für wen du dich entscheiden sollst, wenn ich das täte, wäre ich ein schlechter Freund." er seufzte leise.

"Oh man, ich hätte nie gedacht, dass das so kompliziert würde. Aber hör mir zu, Omi, wichtig ist nicht, für wen du dich entscheidest, sondern wichtig ist, dass *du* dich für eine Seite entscheidest - dabei kann ich dir nicht helfen und niemand sonst. Und hör dabei nicht auf das, was du denkst, sondern auf das, was du fühlst....."

Ich nickte langsam.

"Und mach dir keine Sorgen, ich werde den anderen nicht davon erzählen... "

"Doch. " sagte ich leise. "Sollte ich mich gegen euch entscheiden, dann erzähl ihnen davon, bitte... "

"In Ordnung. "

"Ich. möchte jetzt allein sein, danke Ken!"

Er nickte, rollte von meinem Bett herunter und schlich aus dem Zimmer.
 

II. Der Weg zum Glück

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4. Mai ~kurz vor Mitternacht

Nagis Zimmer

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Es hatte fast eine Stunde gedauert, mich Schuldigs nervenden, bohrenden Fragen zu entziehen, bis ich endlich das rettende Zimmer erreicht hatte und die Tür zugeschlossen hatte.

Seufzend schaltete ich meinen PC ein und starrte auf den Bildschirm.

Ich atmete erleichtert aus, als ich mich ins Internet einwählte, und kurz danach Omis Nickname in der kleinen Liste meines Messengers erschien.

"Wir haben ein Problem!" erschien ein kleines Textfenster.

Ich tippte hastig ein "Ich weiß, Brad wusste es tatsächlich" ein.

"Wir müssen uns also endgültig entscheiden, oder?"

"Brad hat gesagt, ich soll dir die Adresse von Schwarz geben."

"Was?"

"Er sagte, dass ich keine andere Wahl hätte... "

"Eine Falle?"

"Ja. Er meinte, Weiß würde zwar überleben, aber ich möchte nicht wissen, was er vorhat."

"Ja. Ich habe mit Ken darüber geredet, Aya und Yohji wissen nichts von uns."

"Nicht? Also hat uns Yohji nicht gesehen?"

"Er hat mich zwar gesehen, aber er hat *dich* nicht erkannt."

Die Textzeilen flogen nur so über den Bildschirm.

Er erzählte kurz, was ihm wiederfahren war, und ich erzählte, von Brads Idee.

"Und was machen wir nun?" tippte ich.

"Ich weiß es nicht. Ich wünschte, wir könnten etwas tun, was weder Schwarz noch Weiß in Gefahr bringt..."

"Ja, es geht mir ähnlich, aber ich habe lange überlegt. Es hängt alles von uns beiden ab."

"Ja, ohne uns wird Weiß nicht erfahren wo Schwarz ist, aber wie sieht es mit Schwarz aus? Kann Oracle herausfinden, wo unser Versteck ist?"

Obwohl wir uns nicht sehen konnten, wusste ich, dass Omi sehr besorgt aussehen musste.

Ich wusste nicht, ob Crawford seine Visionen willkürlich bekam oder ob er selber Einfluss auf sie hatte.

"Keine Ahnung." tippte ich.

Es dauerte eine Weile bis eine neue Textzeile auftauchte.

"Ich halte das langsam nicht mehr aus. Lass uns irgendwo hingehen, wo es kein Schwarz und kein Weiß gibt!"

"Du meinst, wir sollen weglaufen?"

"Ja."

Ich überlegte, war hin und her gerissen. Aber eins war sicher: wenn Omi und ich nicht mehr da waren, dann würde es länger dauern, bis Schwarz und Weiß aufeinander trafen.

Und das war gut.

Ich stimmte zu und Omi und ich machten einen Zeitpunkt aus, an dem wir uns am Bahnhof treffen wollten.

Dann begann ich vorsichtig und leise meine Sachen zusammenzupacken.
 


 

III. Hinter der Fassade

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4. Mai / 5. Mai

Küche des Schwarzhaushalts

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Ich saß im Schneidersitz auf meinem Stuhl und kramte nach meinen Zigaretten.

"Nun mal raus damit, Braddy. Was weißt du wirklich?"

Mein Gegenüber verzog, wie es zu erwarten war, keine Miene sondern blickte gleichgültig ins Leere.

Doch eben genau dadurch machte er sich verdächtig: Normalerweise hatte Brad Crawford keine Probleme damit, mir wirklich in die Augen zu sehen.

"Das war doch eben nur geschauspielert!"

Wieder keine Reaktion.

Ich seufzte geräuschvoll.

"Sa~ag schon!" Drängelte ich - und machte ihm bewusst, dass ich ihn so lange nerven würde, bis er freiwillig redete.

"Mein Plan lässt sich nicht durchführen." sagte er schließlich.

"Aha. Und warum nicht?"

"Ich glaube kaum, dass du das verstehst."

Brad ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken und sah zum erstenmal seid ich ihn kenne, einfach nur müde und verzweifelt aus.

"Äh, stimmt. Ich verstehe dein Problem wirklich nicht - aber vielleicht liegt es auch daran, dass du mir bisher herzlich wenig gesagt hast. Und das von vorhin zählt nicht. Nagi kannst du vielleicht vormachen, dass du alles tun würdest um Weiß aus dem weg zu räumen, aber hey. Auch wenn ich aus deinem Schädel nicht schlau werde , kann ich immer noch erkennen, wenn du mich anlügst. Und das hast du eben getan. "

"Beleidigt?"

"Und wie."

Normalerweise hatte Brad es doch gar nicht nötig, mich anzulügen. es sei denn..... - nein, das war unmöglich....Oder?

Ok, die Chancen standen 50 zu 50 - ich wagte es einfach und setzte alles auf eine Karte:

"Hm... denkst du vielleicht daran, dir ein Haustier anzuschaffen?"

Anstatt einer Antwort erhielt ich nur ein zustimmendes Brummen.

Aber das genügte schon. Ich grinste triumphierend. Volltreffer!

"Kater?"

"Hm."

Mein Grinsen drohte schon, das Format meines Gesichtes zu sprengen.

"Welche Fellfarbe?"

"Rot."

WUMMS.

"ISS NICH WAR!" Ich war vom Stuhl gepurzelt, saß auf dem Boden und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

Braddy und.....Absyssian?

"Ich sagte doch, dass du mich nicht verstehen würdest."

Brad stand auf und wollte schon dramatisch aus der Küche flüchten, doch ich versperrte ihm den Weg.

"Warte warte warte! So schnell kommst du Onkel Schu nicht davon!"

"Willst du dich jetzt etwa über mich lustig machen?"

"Ja. Weil du dich total affig aufführst!" Mit einigen Handgriffen, hatte ich Brad wieder auf seinen Stuhl befördert.

"Du führst dich ja geradezu auf, als wäre es das schrecklichste auf diesem Planeten, sich in jemanden zu verlieben....."

"Er ist unser Feind."

"Ts tsts. Sag nicht, dass du dich von solchem Kleinkram aufhalten lässt! Du veränderst doch sonst immer alles so, dass es deinen Vorstellungen entspricht!"

"Er ist ein Mann."

"Und? Herrgottnochmal! Der Mensch ist von Natur aus bisexuell - nur weil's halt nicht ganz der Norm entspricht. Also ich verstehe dich wirklich nicht."

Brad schwieg betroffen.

Das war das erste und das letzte Mal in meinem Leben, dass ICH IHM eine Moralpredigt hielt - und nicht umgekehrt.

"Vielleicht hast du recht." war sein einziger Kommentar.

Im Oberen Stockwerk hörte ich plötzlich ein seltsames Scheppern.

Ich sah Brad fragend an.

"Nagi. Er ist weggelaufen."

"Was? " Ich hastete die Treppe hoch und fand tatsächlich Nagis Zimmer leer vor.

Kurz darauf erschien auch Brad hinter mir.

"Wie lange weißt du schon, dass er dabei war, abzuhauen?"

"Vielleicht ein - zwei Stunden."

"Was bitte?" japste ich - fühlte im nächsten Moment einen Dumpfen Schmerz am Hinterkopf - und sank dann auf den Boden.
 


 


 

IV. Auf und davon

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5. Mai~kurz nach Mitternacht

Omis Zimmer

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Meine Gedanken wirbelten ziellos durch meinen Kopf, als ich hastig ein paar Sachen zusammenpackte.

Auf und davon! Weg von schwarz und weiß, dem Glück entgegen?

Ich wusste es nicht.

Ich würde zum erstenmal richtig bewusst von mir selbst aus, Weiß verlassen, nein, vielmehr, ich würde mein Zuhause verlassen.....

Nach kurzem zögern fügte ich noch hinzu... meine Familie verlassen.

Denn, sosehr ich versucht hatte, es mir auszureden, so war Weiß wirklich eine Familie für mich geworden - wenn auch eine sehr gewöhnungsbedürftige.

Was ich tat war feige: Ich rannte vor meinen Problemen davon!

Doch mir blieb keine andere Wahl.

Ken würde es den anderen erklären, vielleicht würden sie es auch verstehen, vielleicht.

Nagi und ich würden in eine neue Zukunft aufbrechen - doch wie diese aussah, wusste ich nicht und ich konnte nur hoffe, dass wir das richtige taten.

Es war kurz nach Mitternacht, als ich leise die Treppe nach unten schlich, die Hintertür öffnete, und hinaus in die klare Nacht schlüpfte.

Ich hatte beschlossen, zu Fuß zu gehen, alles andere würde jetzt viel zu viel Lärm machen und ich wusste, dass Aya einen sehr leichten Schlaf hatte.

Hoffentlich hatte er mich bisher nicht gehört!

Mit schnellen Schritten lief ich die Straße entlang, rannte schließlich los, als würden mich meine Zweifel verfolgen, ja geradezu jagen.

Als ich schließlich am Bahnhof ankam, war ich völlig außer Atem und viel zu früh.

Doch ich entdeckte Nagi, der ebenfalls schon vor dem Eingang stand, mit dem selben, nachdenklichen und bedrückten Gesichtsausdruck, den er gestern im Cafe hatte, als er von seinen Ängsten gesprochen hatte.

Wir umarmten uns kurz, machten uns dann auf den Weg in das Innere des Gebäudes.

Der nächste Zug ging etwa eine Viertelstunde später .

Eng aneinandergekuschelt saßen wir auf dem Bahnsteig und warteten ab.
 

V. Böses Erwachen!

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5.Mai ~ früher morgen

Koneko sumu le

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Ich wurde durch heftiges Poltern an meiner Tür geweckt.

"Yohji, sieh zu, dass du deinen Hintern aus dem Bett bewegst! Schnell!"

Ich rollte aus dem Bett. "Was'n?"

"Komm schnell, Omi ist weg!" hörte ich Kenkens panische Stimme.

Omi? Weg? Wie jetzt?

Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ich das soeben Gehörte verarbeitet hatte.

In Rekordverdächtigem Tempo hatte ich mich umgezogen und flitze in die Küche.

Dort saßen Ken und Aya mit besorgten Gesichtern.

"Also, jetzt noch mal langsam und für Blöde: Was ist los?"

"Omi ist Weg." beantwortete Aya meine Frage knapp.

"Soviel weiß ich auch."

Ken hielt mir schweigend einen Zettel hin.

" Ken, es tut mir leid. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Sucht mich nicht ~Omi."

Es war eindeutig Omis krakelige Handschrift.

"Was für eine Entscheidung denn?" fragte ich an Ken gewand.

Dieser hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben und murmelte mehrfach "alles meine Schuld" vor sich hin.

"Das würde ich auch gerne wissen!" schaltete sich Aya ein.

Ken seufzte und begann dann vorsichtig, langsam und leise von seinem Gespräch mit Omi zu erzählen.

"Omi und. Prodigy?" fragte ich ungläubig, als Ken fertig war.

"Nein, Omi und Nagi."

"Das ist doch das gleiche!"

Ken sah mich wütend an. "Hast du mir nicht zugehört? Da ist ein großer Unterschied! Davon bin ich ziemlich überzeugt. Oder glaubt ihr etwa Omi würde sich in jemanden verlieben, der ihn umbringen will?"

Ich sah Ken zweifelnd an.

"Wir müssen ihn suchen." Sagte Aya schließlich knapp.

"Äh. meinst du das ist das richtige? Ich mein, der Zettel sagt deutlich, dass wir ihn nicht..."

"Wir müssen ihn finden, bevor Schwarz ihn findet."

Ja, das stimmte allerdings.

Auch wenn wir noch nicht überlegt hatten, was nun aus Omi und seiner ungewöhnlichen Beziehung werden sollte, so waren wir uns einig, dass wir bestimmt mehr Verständnis aufbringen würden als Schwarz.
 

VI . Auf der Durchreise

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5. Mai

Bahnhof

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Wir teilten uns schnell auf: Aya suchte in der Stadt, Ken blieb im Laden, rief aber so viele Klassenkameraden und Freunde von Omi an, wie er erreichen konnte und ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, mich am Bahnhof umzusehen.

Es war etwa so, als würde man eine Stecknadel in einem Heuhaufen suchen:

In der Nacht waren bestimmt 20 verschiedene Züge abgefahren, wenn nicht sogar mehr - wie bitte sollte ich denn da herausfinden, ob Omi einen von ihnen genommen hat?

Zielstrebig lief ich in der Bahnhofshalle auf den Infoschalter zu - und stieß prompt mit einer vertrauten Gestalt zusammen.

"Nicht du schon wieder..." knurrte ich genervt.

Was er hier wollte, konnte ich mir ungefähr denken, schließlich schienen die Schwarzmitglieder intelligent genug zu sein, um bis vier zu zählen -

/Danke für dein Vertrauen in unsere Intelligenz/

Ich warf Mindmaster den tödlichsten Todesblick zu, den ich im Augenblick zusammenbekam und dachte so laut wie möglich, dass er es furchtbar bereuen würde, wenn er nicht schleunigst aus meinem Kopf verschwände.

"Hör mal. Ich kann dich absolut nicht ausstehen, aber wäre es nicht wichtiger, die Chibis zu suchen?" wechselte er schnell das Thema.

Ich nickte.

"Äh. Zusammen könnten wir sie schneller finden...." fügte er vorsichtig hinzu.

"Jaja. "brummte ich - hatte ich grade wirklich zugestimmt, mit ihm zusammenzuarbeiten?

Argh argh argh!

Wir traten an den Infoschalter heran.

"Entschuldigen sie bitte... Äh, mein Sohn ist gestern Abend ohne meine Erlaubnis weggegangen und hat wahrscheinlich hier einen der Züge genommen... äh, er hatte einen Freund dabei... könnten wir hier eventuell irgendwie... äh... herausfinden lassen, wann und in welchen Zug sie..."

Die Frau am Infostand sah uns dämlich an, erklärte uns dann ganz sachlich, dass es ohne einen polizeilichen Antrag keine Zugriffe auf Überwachungskameras gäbe und wir uns da leider an die falsche Stelle gewendet hätten und dass wir eventuell mit dem Jugendamt oder einem Psychologen in Konta. /Ich weiß wo sie hin sind!/ kt treten müssten und überhaupt würde ihr das ja furchtbar /der Typ dahinten, der auf der Bank pennt - der hat sie gesehen / leid täte und...

Schon waren wir vom Infostand geflüchtet, hatten in Windeseile eine Zugverbindung herausgesucht - und ehe ich wusste wie mir geschah, saß ich neben Mindmaster in einem Zugabteil.

"Schuldig." sagte er.

"Wer? "

"Ich bin Schuldig."

"Äh. Sicher? Ich meine, daran bist du doch nicht allein -"

"Nein - " er grinste mich schief an. " Das ist mein Name!"

Ich sah ihn verblüfft an.

"Da ich mich grade auf keiner Mission befinde, halte ich es für albern, wenn wir uns mit irgendwelchen seltendämlichen Decknamen anreden."

"Äh, du kramst doch eh dauernd in meinem Kopf rum, warum solltest du dich dann normal mit mir unterhalten?"

"Weil's mehr Spaß macht."

Kapitel 3

Kapitel 3
 

I. Eine Zugfahrt die ist lustig......
 

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Sonntag 5.Mai

Später Nachmittag

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Zwischen uns herrschte tiefes Schweigen. Entweder wollte der Kerl nicht mit mir reden, oder er durchwühlte gerade mein Gedächtnis.

Wir waren fast den ganzen Tag unterwegs gewesen, der Zug hatte nur zweimal zwischendurch angehalten.

Doch Schuldig hatte recht schnell herausgefunden, dass Nagi und Omi nirgends ausgestiegen waren - zugegeben, einen Telepathen im Handgepäck zu haben war recht praktisch, aber immer wieder war da das beunruhigende Gefühl, dass er nicht viel Zeit brauchte, um alles über mich, meine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen herauszufinden.

Dazu noch dieses typische, breite Grinsen, dass er fast die ganze Zeit aufgesetzt hatte -

Er schien sich dahinter zu verstecken, so dass es mir schwer fiel, ihn richtig einzuschätzen.

Ich war viel zu besorgt, um auf ihn wütend zu sein und starrte aphatisch aus dem Fenster.

Wenn es hier nicht um Omi ginge, wäre ich wahrscheinlich fuchsteufelswild geworden - aber eben weil es Omi war, war ich mir ziemlich sicher, dass er einen mehr als nur guten Grund gehabt hat, dass zu tun, was er getan hat.

Wahrscheinlich hatte es etwas damit zu tun, dass Aya ihm diesen Auftrag gegeben hatte. Das wiederum würde bedeuten, dass, wenn ich Aya nichts erzählt hätte, Omi noch da wäre.

"Nein." sagte Schuldig neben mir.

"Wie jetzt nein?"

"Braddy hat Nagi so etwas ähnliches gesagt. " Schuldig grinste schief. "Die beiden wären so oder so abgehauen."

"Braddy?" fragte ich verwirrt.

"Äh, Oracle. Eigentlich heißt er Brad Crawford, aber ich kann ihn damit wunderbar auf die Palme bringen."

So ein Spielkind!

"Was ich nur sehr irritierend finde, " lenkte Schuldig das Thema wieder auf die Chibis zurück, "ist, dass Braddy genau gewusst hat, dass die beiden weglaufen... "

"Moment. Also,... Ich verliere grade völlig den Faden. wenn er wusste, dass sie weglaufen, müsste er doch auch wissen, dass wir die beiden zusammen suchen....aber...warum lässt er das dann zu?. .ich dachte er will uns umbringen?"

"Dachte ich auch." Schuldig seufzte. "Will er aber scheinbar nicht. Als ich von ich wissen wollte, warum er Nagi dann hat gehen lassen, hat mich der Kerl einfach KO geschlagen. Am nächsten Morgen war er nirgends zu sehen. Und ich hatte nen höllischen Brummschädel."

"Heißt das, dass er jetzt alleine irgendwo durch die Gegend gurkt und weiß, wo wird sind - oder besser, wo wir NICHT sind?"

"Äh, ja... "

Meine Gedanken machten einen Salto:

Oracle wusste also, was gerade passierte - wahrscheinlich wusste er auch, wo wir die Chibis finden, oder besser, wann wir sie finden würden und wie viel Zeit wir dafür benötigen würden. Was, wenn er alles genauestens geplant hatte?

Was, wenn er *jetzt* ins Koneko gehen würde?

OH GOTT! Ich musste Kenken anrufen! Ich musste Aya anrufen, ich musste. erst mal ein Telefon finden. Mist verdammt!

Schuldig hielt mir schweigend, aber trotzdem über das ganze Gesicht grinsend sein Handy unter die Nase.

Ich nickte ihm schnell zu und tippte dann die Nummer vom Koneko.

Es dauerte eine Weile, bis sich Ken am anderen Ende der Leitung meldete, solange, dass ich fast schon Panik bekam.

"KENKEN!" brüllte ich lauter als geplant in den Hörer. " Mach dich auf alles gefasst! Oracle könnte bei dir auftauchen!"

"Äh... " machte ein scheinbar ziemlich mit meinen Worten überforderter Ken am Ende der Leitung. "OK. Ich pass schon auf." sagte er und fügte nicht ohne neckischen Unterton ein " Notfalls habe ich ja noch Horden von weiblichen Teenies, die mir das Leben retten können." hinzu. " Aber. Yohji... sag mal. Wie kommst du eigentlich darauf? Ich meine. das mit Oracle.."

"Äh, Mastermind hat mir das erzählt."

Ken murmelte etwas, dass wie "Wumpelhumpel" klang. Zugegeben, ich drückte mich auch nicht grade sehr deutlich aus.

"Ja, er sitzt grad neben mir und..."

Ken atmete am Ende der Leitung deutlich hörbar ein und zeterte dann los.

"Moment mal. DU sagst MIR dass ICH mich auf alles gefasst machen soll und selber sitzt DU ausgerechnet neben MASTERMIND?"

Ich blickte verwirrt auf Schuldigs Handy.

Irgendwo hatte er recht. "Äh, erklär ich dir später!" sagte ich schnell - und bemerkte, dass mir aus unerklärlichen Gründen grade recht viel Blut in den Kopf geschossen war.

*WIE* zum Teufel noch mal sollte ich das denn erklären?

Ok. Rational denken: Wir arbeiten nur kurz zusammen bis wir die Chibis gefunden haben und dann. dann.....dann -

/Entweder wir bringen uns gegenseitig um oder wir schlafen miteinander./ hörte ich Schuldigs Stimme in meinem Kopf. Er erklärte mir das auf die gleiche sachliche Art und Weise, als würde er mir grade vorlesen, wie man ein Ikea Regal zusammenschraubt. OK, vielleicht weniger genervt und aggressiv, aber keineswegs auf die Art und weise, in dem man *so* etwas sagt.

Kenken murmelte etwas unverständliches in den Hörer, versicherte mir, vorsichtig zu sein und legte dann auf.

Inzwischen warf ich Schuldig verwirrte und strafende Blicke zu.

Um dem peinlichen Gespräch aus dem Weg zu gehen, versuchte ich ersteinmal, dass zu ende zu bringen, was ich angefangen hatte: Telefonieren.

Den "Ken- Joker" hatte ich schon ausgespielt, blieb nur noch Aya, der mich vor dem hyperaktiven Deutschen retten konnte.

Aya zu erreichen war schon um einiges komplizierter. Entweder er wollte nicht an sein Handy gehen, oder er war *sehr* beschäftigt.

Ich bemühte mich *nicht* an Dinge zu denken, die Aya davon abhalten konnten ans Telefon zu gehen - immerhin war alles möglich. von "Handy vergessen" , "Schwer verletzt" bis hin zu "Sex" ....

Halt Stopp - Ich brachte gerade zwei Dinge zusammen, die nicht zusammenpassten!

Aya und Sex? Genauso wahrscheinlich war, dass er, am Südpol einen FKK Strand eröffnet hatte.

Nach einigen Minuten gab ich es auf und gab Schuldig sein Handy zurück.

Schuldig grinste. "Hat wohl nicht geklappt, was? Aber ich muss zugeben, du denkst *sehr* interessante Dinge! Hm, was hältst du eigentlich von Nacktbaden?"

Ich schnappte nach Luft. "Nicht hier, nicht heute und *garantiert* nicht mit dir!" japste ich und kramte nach meinen Zigaretten um mich mit irgendetwas anderen zu beschäftigen.

"Du hast nicht zufällig Feuer?"

Er nickte und förderte sein Feuerzeug zu Tage.

Ein paar Minuten später schwebten dunstige Rauchschwaden durch das Abteil während ich versuchte, ein Gespräch zu führen, dass nichts mit Sex, Nacktbaden, dem Südpol oder ähnlichem zu tun hat.

"Also, noch mal von vorne: Oracle hat dich KO geschlagen, weil du Nagi suchen wolltest?"

Schuldig nickte. "Einfach so, ohne Vorwarnung." Er verzog das Gesicht.

"Er hat gesagt, ich soll mich da nicht einmischen."

"Aha."

"Aber ich misch mich doch so gerne überall ein......"

Ich verdrehte die Augen. "Kann ich mir vorstellen."

Unser Gespräch wurde durch die scheppernde Lautsprecherdurchsage unterbrochen, die den nächsten Bahnhof ankündigte. Endstation.

Schuldig und Ich erhoben uns aus den gepolsterten Sitzen und schlurften aus dem Abteil, hinaus an die frische Luft des unbekannten Bahnhofs.

"Oh man! Nur zwei Gleise? In welcher Provinz sind wir denn *hier* gelandet?" knurrte der rothaarige.

Hinter uns schlossen sich die Zugtüren mit einem lauten Krachen.

"Und was machen wir zwei hübschen nun?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Hoffen, dass die beiden sich nicht die Mühe gemacht haben und sich einen anderen Zug gesucht haben... "

Schuldig nickte.

"Versuch mal im Augenblick an gar nichts zu denken, ich werd mal schauen, ob sie jemand gesehen hat."

Während Schuldig seine mentalen Fühlerchen ausstreckte, betrachtete ich die Abfahrtszeiten der Züge: Ein Provinznest!

Drei Zügen fuhren pro Tag insgesamt ab: Zwei davon zurück nach Tokio, und nur einer in die entgegengesetzte Richtung: Und zwar am frühen Morgen.

Ich versuchte auszurechnen, ob Nagi und Omi wohl den Zug heute Morgen erwischt hatten - kam zu dem Ergebnis, dass es eigentlich nicht möglich sein sollte.

Ich atmete erleichtert aus. Dann mussten sie hier irgendwo in der Stadt sein.

Schuldig bestätigte meinen Gedanken. Spätestens morgen früh konnten wir sie also am Bahnhof abfangen.

Und dann. ?

Keine Ahnung... Ich hatte ja schon ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken daran, *wie* ich diese Nacht verbringen würde.

"Dann versuchen wir unser Glück mal!" flötete Schuldig, klopfte mir auf die Schulter und zog mich dann hinter sich her.
 

II. Unter freiem Himmel

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5. Mai ~ später Abend

Irgendwo in der Stadt

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Pleite.

Wenn wir am nächsten Tag den Zug in die nächste Stadt nehmen wollten, dann mussten wir wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und eine Nacht unter freiem Himmel verbringen.

Nagi knurrte wütend vor sich hin. Wir beide hätten jedes Banksystem der Welt hacken können, jeden Bankautomaten - unser Problem war einfach, dass es derartiges hier nicht gab - in diesem Provinznest war anscheinend die größte Touristenattraktion ein Zigarettenautomat.

Wir setzten alles daran, dass wir bei der nächsten Haltestation mehr Glück hatten.

Bis dahin blieb uns nur eins: auf eine warme, wolkenlose Nacht zu hoffen.

Eng aneinandergekuschelt hatten wir uns in einem Hauseingang eines alten, verlassenen Mietshauses niedergelassen.

"Schon komisch, nicht?" Nagi lächelt leicht. "Fast so, wie an dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben - nur ohne Regen."

Ich nickte.

"Und viel wärmer."

"Und angenehmer... "

"Wenn wir so weiter machen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass es doch nicht wie an dem Tag war." sagte ich mit leicht spöttischem Unterton.

"Wir sitzen in einem Hauseingang und wissen nicht, was aus uns wird. Damit hätten wir schon mal die entscheidensten Übereinstimmungen!"

Wieder nickte ich.

"Nur das wir damals aus weitaus dämlicheren Gründen weggelaufen sind....."

Ich schüttelte lachend den Kopf.

Das stimmte schon.

Mein Gott, ich war fünfzehn und damals sehr impulsiv! Ich war ausgerastet, weil Yohji im angetrunkenen Zustand nicht mehr ganz bei sich war und - was er auch nüchtern oft genug tat, mich mit einer seiner Angebeteten verwechselt hatte.

Es war nicht viel passiert, er hatte mich geküsst, ich fands widerwärtig und bin geflüchtet.

Allerdings hatte niemand etwas davon bemerkt, ich war nichtmal einen Tag weg - war viel überstürzter aus dem Haus gerannt als heute und hatte auch gar nicht wirklich daran gedacht, wegzulaufen.

Ich war vielmehr geschockt gewesen, vor allem weil das, auch wenn ich es immer wieder versuchte, zu verdrängen, mein erster "richtiger " Kuss war - obwohl. es war ja keine Absicht gewesen, Yohji hatte sich nicht mal dran erinnert.

Damals wusste ich nicht, ob ich jemals wieder so etwas wie vertrauen zu ihm aufbauen konnte - im nachhinein kamen mir diese Überlegungen lächerlich vor, aber damals?

Ich traf noch am selben Abend Nagi - in ähnlich verzweifelter Situation.

Nur war er nicht geküsst, sondern geschlagen worden.

Zwar nicht das erstemal, aber das erste Mal von Schuldig.

Auch dieser war, so wie Nagi erzählte, alles andere als klar im Kopf.

Alkohol, Drogen - was auch immer.

Als wir uns begegneten. , war uns beiden elend zu Mute, wir klagten also einander unser Leid, und stellten fest, dass wir uns ähnlicher waren, als wir dachten - wir freundeten uns an, trafen uns wöchentlich.

Um so größer war der Schock. , als Weiß zum erstenmal Schwarz traf.

Doch zu diesem Zeitpunkt war aus unserer Freundschaft etwas geworden, ohne das wir nicht mehr leben wollten und unsere Beziehung aufzugeben schien unmöglich, ganz gleich was Schwarz und Weiß, was Kritiker oder ß bedeuteten.

In Erinnerungen schwelgend saßen wir noch Stunden dort, beobachteten, wie der Himmel sich rot und schließlich schwarz färbte.

Dann schliefen wir ein.
 

III. Regen

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5. Mai, später Abend

Irgendwo in der Stadt

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Die gute Nachricht: es gab ein Hotel in der Stadt.

Die schlechte: Die Chibis hatten sich dort nicht eingemietet.

Schulterzuckend sahen Schuldig und ich uns an.

"Sie sollten nicht mehr ausgehen!" warnte der Portier, nachdem wir uns das einzige noch freie Zimmer gemietet hatten.

"Es gab eine Sturmwarnung!"

Ich warf Schuldig einen vielsagenden Blick zu.

"Denkst du, was ich denke dass du denkst?"

Er nickte. "Wenn die beiden noch draußen rumlaufen, erleben sie eine böse Überraschung! Ich frage mich sowieso, warum die hier nicht aufgetaucht sind!"

"Vielleicht haben sie ja geahnt, dass wir sie suchen... "

Gegen den Rat des Portiers stürzten wir uns in die kalte Nacht und durchkämmten die dunklen Straßen und Gassen.

"Pft." machte Schuldig. "Japaner haben aber auch eine Meise......"

"Hä?" machte ich, weil ich nicht verstand, was er meinte.

"Na die Nummerierungen der Häuser. da sucht man sich doch tot!"

"Und wie ist das in Deutschland? Wird da jedes Mal die Straße neu durchnummeriert, wenn ein neues Haus gebaut wird?"

Schuldig bleib so abrupt stehen, dass ich ihm in die Hacken lief.

"WAS?"

"Fängt an." brummte er. "Hab Wasser auf die Nase bekommen... "

Tatsächlich plitschten die ersten Regentropfen vom Himmel - doch innerhalb weniger Sekunden verwandelte sich der sanfte Nieselregen in einen Wasservorhang.

"Mist..." fluchte der Deutsche und begann, zügig durch die Straßen zu eilen.

"Schau du auf der linken Seite, und ich rechts... so geht's schneller!"

Etwa eine halbe Stunde lang wühlten wir uns so durch Hauseingänge, Vorgärten, Garageneinfahrten und Nebengassen.

Es war unangenehm kalt geworden und die durchgeweichte Kleidung klebte unangenehm auf der Haut.

"Hier drüben!" rief mir Schuldig nach scheinbar endlosen Minuten zu. Ich überquerte hastig die Straße und trat neben ihn.

Da lagen Omi und Nagi, schlafend und eng aneinandergekuschelt in einem Hauseingang.

"Hey. Jungs....aufwachen!" Schuldig stupste Nagi an.

Keine Reaktion.

Er rüttelte vorsichtig an seiner Schulter - wieder passierte nichts.

Er warf mir einen panischen Blick zu.

"Shit! Hoffentlich haben die sich keine Lungenentzündung eingefangen - oder schlimmeres!"

Er rüttelte noch mal an dem Jungen.

Die beiden waren nass und zudem noch kälter als sie hätten sein sollen.

"Mist verdammt! "

"Bringen wir sie erst mal ins Hotel!" schlug ich vor.

Schuldig nickte, unternahm noch mehrere Versuche, wenigstens einen der beiden aufzuwecken und schüttelte dann den Kopf.

"Sieht aus, als müssten wir heute mal die Lastesel spielen......" suefzte ich schließlich und hob vorsichtig Omi hoch - erschreckend musste ich feststellen, wie leicht der Junge doch war.

Viel zu leicht.

"Man. , wir sollten die beiden vielleicht mal zu den anonymen Magersüchtigen stecken. Oder n Jahr USA, ganz viel Fast food essen, damit die mal n bisschen was auf die Rippen bekommen!"
 

IV. Vier Mann in einem... Boot. Bad.....Bett

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6. Mai - kurz nach Mitternacht

ein Hotelzimmer

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Es war schon schwierig genug gewesen, die beiden ins Hotel zu bekommen - auch wenn sie nicht viel wogen, so war es doch ein weiter Weg gewesen und ich musste gegen den Drang, mich einfach hinzulegen und mitzupennen ankämpfen.

Als wir schließlich in das kleine Zimmer erreichten, bahnten sich die nächsten Schwierigkeiten an.....

Vier nasse, kalte Jungs mussten irgendwie trocken und warm werden und dann auch noch in ein Bett passen.

"Nagi, du würdest mir echt einen gefallen tun, wenn du jetzt aufwachen würdest!" seufzte Schuldig.

Nichts geschah. "Na toll auch. Und was jetzt?"

"Erst mal Klamotten ausziehen." murmelte ich.

"Warum wirst du Blödmann rot?" fauchte ich einen Augenblick später.

Schuldig glotzte mich perplex an.

Kopfschüttelnd machte ich mich daran, im Badezimmer warmes Wasser in die Wanne laufen zu lassen und nach Handtüchern zu schauen.

"Ähm. Wir auch?" fragte er vorsichtig.

"Herrgottnochmal, passt eigentlich noch etwas anderes als Sex in deinen verdammten Schädel? Willst du ne Lungenentzündung? Bestimmt nicht, also halt endlich die Klappe und sieh zu, dass die beiden Chibis in die Wanne kommen."

"Ich wusste gar nicht, dass du solche mütterlichen Ur-Instinkte besitzt......." bemerkte Schuldig lachend. "Damit dürfte die Rollenverteilung ja klar sein. DU bist die Frau."

Das ging zu weit.

Mich von diesem. diesem....was-auch-immer beleidigen zu lassen......

In diesem Moment setzte mein Denken aus.

Einige Augenblicke später fand ich mich samt Schuldig und den Chibis in der Badewanne wieder.

"Na bitte. Geht auch ohne ausziehen." knurrte ich.

Einen Augenblick lang starrten wir uns schweigend an, dann brachen wir beide in Gelächter aus.

Das war doch irgendwie zu komisch!

Wenn man bedenkt, dass ich ihn vor zwei Tage noch ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht hätte.....

"Würdest du mich jetzt noch umbringen?" fragte Schuldig und setzte dabei einen Rehblick auf, der Bambi vor Neid hätte erblassen lassen können.

"Vielleicht."

"och komm schon, ich bin doch so~o ein lieber netter Kerl..."

"Na, wenn das so ist, kannst du uns ja jetzt allen Mal Handtücher besorgen und. vielleicht solltest du dich danach nicht so auf Omi draufsetzten , hinterher ertrinkt der noch....."

"Ach Quatsch."

Schuldig startete mehrere Versuche aufzustehen und aus der Wanne zu klettern.

Dabei viel er mehrfach auf Omi und mich drauf (zwischenzeitlich überkam mich das Gefühl, dass einige von seinen "Ausrutschern" Absicht waren)- bis er schließlich erfolgreich neben der Wanne stand und mit triumphierendem Grinsen Richtung Handtuchregal stapfte - dabei verteilte er etwa drei viertel des Badewanneninhaltes auf dem Fußboden.

Es folgten einige heroische, höchst dramatische Kämpfe: Schuldig gegen die Schranktür, Schuldig gegen Horden hoher Handtuchstapel, die sich äh... "Fasern - fletschend" auf unseren Helden stürzten, Schuldig gegen die Schwerkraft und schließlich der dramatische Endspurt zurück zur Badewanne.

Mein Horizont wurde dabei mit einer Reihe von deutschen Schimpfwörtern erweitert, die ich gar nicht erst im Wörterbuch fand oder hinter denen die Übersetzung "sehr vulgär" stand.

"Ähm, bist du normalerweise auch so. *tollpatschig* ? " fragte ich zaghaft.

"ARGH!" machte Schuldig.
 

Gut eine Viertelstunde später hatten wir es irgendwie geschafft, Omi und Nagi abzutrocknen - die beiden schienen immer noch tief und fest zu schlafen.

Dann schickte ich Schuldig vor die Tür, schälte mich aus den durchgeweichten Klamotten und trocknete mich selber ab.

Nur mit Handtuch bekleidet tapste ich zurück ins Schlafzimmer, wo ein immer noch tropfender Schuldig ungeduldig auf und ab spazierte.

"Ähm. willst du das ganze Hotel unter Wasser setzten?" fragte ich und deutete auf die Wasserpfützen auf dem Teppich.

"Das alles wäre nicht passiert, wenn *du* nicht so furchtbar verklemmt wärest!"

"Moment mal, *ich* und verklemmt? Entschuldige bitte mal, aber es kann durchaus sein, dass wir uns morgen abend gegenseitig umbringen, also erwarte bitte nicht, dass ich es als ein Vergnügen ansehe, splitternackt vor die herumzulaufen, schlimm genug, dass ich eine Nacht mit dir im gleichen *Zimmer* verbringen muss!"

"Dann schlaf doch auf dem Balkon."

"Ich *denke* gar nicht daran!"

Schuldig verschwand im Badezimmer und ich hörte ihn mehrfach schimpfen - dann hörte ich einen lauten Knall und es wurde für einen Augenblick verdächtig ruhig.

"Alles Ok da drinnen?" fragte ich vorsichtig.

Keine Reaktion.

Auch das noch. Nach weiteren Klopf- und Rufaktionen die alle ohne Rückmeldung blieben, wagte ich den Schritt und riss die Badezimmertür auf.

"Alles OK?" fragte ich vorsichtig.

Schuldig saß an die Wand gelehnt und hatte den Kopf in den Nacken gelegt.

"Mein Kreislauf." murmelte der Deutsche verlegen.

"Passiert dir das öfter?" fragte ich, reichte ihm die Hand und half ihm dabei aufzustehen.

"Ja."

Ich verfrachtete ihn neben die Chibis ins Bett und für einen kurzen Augenblick vergaßen wir, dass wir zum einen Todfeinde - und zum anderen recht unbekleidet waren.
 


 


 

V. Morgenstund hat. harte Matratze im Rücken

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6. Mai ~morgens

Ein Hotelzimmer

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Es ist nicht gut, wenn man morgens an einem anderen Ort aufwacht, an dem man abends eingeschlafen ist, schlechter, wenn man sogar nicht mit der selben Person in einem Bett liegt, mit der man eingeschlafen ist.

Das hieß nämlich: es waren mehrere Dinge geschehen, die eventuell wichtig hätten sein können, die man nicht hatte mitbekommen:

Oder um das mal zusammenzufassen: Wo war ich, wo kam plötzlich das Bett her, wo war Omi und warum lag Schuldig halb auf mir drauf?

Hatte ich da was nicht mitbekommen?

Ich schob den rothaarigen Deutschen vorsichtig von mir herunter - worauf dieser aus dem Bett plumpste, einige deutsche Wörter schrie, deren Bedeutung ich lieber *nicht* wissen wollte und neben mir ein sehr verwunderter Omi aus einer Decken- und Kissenlandschaft auftauchte.

"Hab doch gesagt dass höchstens drei in ein solches Bett passen." hörte ich nun eine vertraute - aber trotzdem nicht gerade familiäre Stimme - Balinese.

Omi blinzelte mich ein paar Mal an, drehte sich um, sah Balinese neben sich liegen, richtete sich vorsichtig auf und entdeckte Schuldig auf dem Fußboden

"Hä?"

Schuldig kletterte zurück ins Bett.

"Sollen sich gefälligst die Chibis stapeln, die sind's bestimmt gewohnt aufeinander zu liegen." knurrte er.

"Tu doch nicht so, als würdest du nicht auch regelmäßig auf irgendwem drauf liegen!" zischte ich und drehte mich schnell von dem Deutschen Weg - Omi ebenfalls, sodass nur Balinese sah, dass wir beide knallrot im Gesicht waren.

"Vorsichtig, Jungs, ich lästere auch!" grinste er.

"Ähm..." machte Omi vorsichtig.

"Eine Frage... warum sind wir alle NACKT?"

Schuldig zuckte mit den Schultern.

"Frag den da." er deutete auf Balinese.

"Weil ihr klitschnass wart, deswegen."

Langsam begann ich die Situation zu realisieren:

Schuldig und Balinese hielten sich - ohne sich gegenseitig umzubringen - im selben Zimmer auf.

"Habt ihr uns etwa gesucht?"

"Nö." sagte Schuldig. "Yohji und ich wollten nur ein romantisches Wochenende miteinander verbringen und wir haben euch zufällig halb erfroren in der Gasse gefunden... " Schuldig hielt kurz inne. "NATÜRLICH HABEN WIR EUCH GESUCHT, WAS DENKST DU EIGENTLICH VON UNS?"

Mein Blick wanderte von Balinese - zu Schuldig und wieder zurück.

Mir war zwar klar gewesen, dass sie uns nicht ungeschoren hätten gehen lassen, aber dass sie auch noch ihre "kleinen Konflikte" für die Zeit in den Hintergrund geschoben hatten, damit hatte ich nicht gerechnet.

"Was..." vernahm ich Omis leise Stimme "werdet ihr denn jetzt tun?"
 

VI. Ene mene muh und raus ist. Schu

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6. Mai morgens

Ein Hotelzimmer

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"Na, was machen wir wohl? Wir pflücken euch auseinander und dann geht's zurück nach Hause." brummte Schuldig.

Vorsichtig richtete ich mich auf.

Eigentlich wollte ich gestern Abend noch mit Schuldig darüber reden - allerdings kamen mir seine "Kreislaufproblemchen" dazwischen.

Ich seufzte, denn sowohl Nagi als auch Omi sahen so post - apokalyptisch drein, dass ich fast losgeheult hätte.

/Wir reden darüber noch/ meldete sich Schuldig in meinem Schädel.

/*Ich* habe ja nichts dagegen, dass die beiden... du weißt schon. , aber leider bin ich nicht derjenige, der über ihre Zukunft entscheidet. Immerhin ist Braddy Nagis Vormund und wie das bei Omi ist. äh....iss nicht zufällig Absyssian , oder?/

/doch./

/Ach je. /

Das schrille klingeln von Schuldigs Handy ließ diesen wieder aus dem Bett plumpsen.

"Ja?" muffelte er in den Hörer. "Och, du bists, Braddylein......" Schuldig grinste breit.

"Jo. ja, wir haben sie gefunden. .......wir sollen WAS? Braddy?? Hast du Fieber? "

Schuldig ließ sein Handy sinken. "Der Mann braucht Urlaub. Ganz definitiv!"

"Wieso?"

" 'Lasst Nagi und Omi selber entscheiden... Wenn sie ein paar Tage brauchen um sich zu entscheiden, auch in Ordnung. Aber bleibt erst mal bei ihnen.' .....Wer war das grade, und was hat er mit unserm Braddy gemacht? Fehlt nur noch, dass er uns Kekse schickt und kleine Rosa Briefchen auf denen steht: "Hoffentlich habt ihr kein Heimweh, ich vermiss euch ganz dolle!" ARGH!"

Schuldig fuchtelte dramatisch mit den Händen in der Luft.

"Crawford ist normalerweise genau der Typ, der jede Form von Spaß verbietet, es sei denn....."Schuldig grinste breit.

" Es sei denn. WAS?"

"Vergesst was ich gesagt hab. Genießt euere Freizeit....." Mit diesen Worten verließ er lächelnd den Raum in Richtung Bad.

Nagi und Omi sahen mich fragend an.

"Nein, ich habe auch keine Ahnung. Vielleicht konsumiert ihr bei schwarz einfach nur zu viele Drogen....."

Schuldigs Handy klingelte ein weiteres Mal.

"Schu! Dein Handy!" rief Nagi.

"Geh ma einer dran, ich bin grad beschäftigt!" tönte es dumpf aus dem Badezimmer.

Die beiden Chibis schienen sich per Blickkontakt darauf geeinigt zu haben, dass ich der Glückliche sei, der die ehrenvolle Aufgabe hätte, das Gespräch entgegenzunehmen.

Ran an den -. RAN ? Ich starrte verwirrt auf die Angezeigte Nummer: Das war Ayas Handynummer...

Was ging hier vor sich?

"Hallo Aya hier ist nicht Schuldig, hier ist Yohji!" meldete ich mich.

"Hallo Yohji, hier ist nicht Aya, hier ist Ken." war die Antwort.

Zugegebenermaßen war ich für einen Augenblick völlig verwirrt.

"Warum bist du nicht im Laden? Und woher hast du diese Nummer? Und. wie kommt es, dass dir Aya sein Handy anvertraut? "

"Frag mich was einfacheres. Aya kam vorhin hereingestürmt, hat mir eine Adresse aufgeschrieben und gesagt, dass ich ihn da hinfahren soll... was ich auch getan habe... Dann hat er mir diese Handynummer gegeben und... gesagt ich soll anrufen... danach ist er in das komische Haus reingerannt. Und. zja, das war's. Ähm. wieso hast du eben eigentlich gesagt, du seist nicht Schuldig?"

"Immer noch sein Handy... "

"Äh... du telefonierst gerade mit *Schuldigs* Handy?" fragte Ken. Schuldigs Namen sprach er dabei aus, wie eine seltene, tödliche Tropenkrankheit.

Ich bejahte, bereute es aber einen Augenblick später wieder.

"HALT - Yotan. WAS HAST DU EIGENTLICH DAUERND MIT SCHULDIG? BIST DU MIT IHM VERHEIRATET ODER WAS?"

Ich rollte mit den Augen.

Wenn der Junge sich mal aufregte, dann aber so richtig.....

"Ken. jetzt hör mal....wir haben Omi und Nagi gesucht und gefunden und nun sind wir hier im Hotel und..."

"Ihr habt doch verschiedene Zimmer, oder?"

"Öh. nö..."

"DU HAST DIE NACHT IM SELBEN ZIMMER WIE DIESER KERL... "

Ich hielt den Hörer ein Stück Weg - der nächste Fehler.....

Die Badezimmertür flog auf und Schuldig tapste heraus - diesesmal wieder bekleidet.

"Gib ma her" flötete Schuldig, entriss mir das Handy und.....

"Sieh an sieh an. Ein kleines Kätzchen...Iss ja nett!"

Ich hörte nur noch Kens Gezeter und Schuldigs mehrdeutige Kommentare.

Omi und Nagi saßen unterdessen auf der Bettkante und amüsierten sich prächtig.

Ich beschloss, angesichts der für mich immer peinlicher werdenden Situation, ins Bad zu flüchten.

Wenn sie mich schon auslachten, dann sollte ich wenigstens nicht nackt dabei sein.

Als ich im angezogenen Zustand wieder das Zimmer betrat, hatte sich die Situation ziemlich verändert.

Schuldig lag auf dem Boden und die Chibis hockten daneben.

"Wir haben damit nichts zu tun!" erklärte Nagi schnell.

"Jaja, ich weiß. Der scheint wohl öfter mal umzukippen, oder?"

Nagi nickte. "Hat sich wohl überanstrengt."

"Äh, so was passiert, wenn er zu oft in anderen Gedanken herumwuselt." erklärte Nagi hastig.

"Also hat er mit seinem ständigen "anderer Leute Privatleben ausspionieren" quasi ein Eigentor geschossen... "
 

VII. Wendepunkt

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6. Mai morgens

Schwarzhaushalt

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Ich fühlte mich unwohl. Das ganze Haus roch fremd - es roch nach Blut, da war ich mir ziemlich sicher - aber da war noch mehr. Zwischen all den fremden, unangenehmen Gerüchen lag ein vertrauter, fast familiärer Duft - so schwach, dass ich ihn fast nicht mehr wahrnahm.

Früher war dieser Duft stärker gewesen, doch mit der Zeit wurde er immer vertrauter.

Ähnlich wie man den Geruch des eigenen Hauses immer schwächer wahrnimmt, je länger man dort wohnt.

Aus den Augenwinkeln konnte ich beobachten, wie das Auto hinter mir endlich losfuhr.

Langsam näherte ich mich der Tür, wollte schon klingeln, doch kurz zuvor wurde die Tür vorsichtig geöffnet.

In der Tür stand Brad Crawford und an seinen Augen konnte ich ablesen, dass er gleich so etwas sagen würde wie: Ich habe dich erwartet.

Er sagte es nicht - vielleicht weil er vorhergesehen hatte, was ich von ihm erwartete.

Mit einem angedeuteten Nicken machte er verständlich, dass ich eintreten sollte.

Ich wagte den Schritt - und nun gab es kein zurück mehr.

"Komm rein, wir haben viel vor. Nicht war, Ran?"

Kapitel 4

I. Was machen wir den heute Abend, Brad? - Dasselbe, was wir jeden Abend machen, Fafie! Wir versuchen die Weißherrschaft an uns zu reißen!

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6. Mai ~ morgens

Schwarzhaushalt

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Ich ließ mich in einen der dunklen Ledersessel sinken.

"Und du bist sicher, dass dein Plan funktioniert?" fragte ich vorsichtig.

"Ja. Allerdings... sind einige Faktoren hinzugekommen, mit denen ich nicht gerechnet habe."

Ich sah Brad fragend an.

"Schuldig ist ein wenig intelligenter, als ich dachte. Er weiß inzwischen das wesentliche. Aber soweit scheint noch alles in Ordnung zu sein. Die vier sind genau dort, wo sie sein sollten. Allerdings scheint Schuldig nicht ganz auf dem Damm zu sein. Es ist normal, dass er umkippt, wenn er sich überanstrengt hat - aber das auch nur, wenn er zusätzlich zuviel raucht oder trinkt - oder es zu heiß draußen ist... "

Brad redete weiter, währenddessen wanderte mein Blick durch die hellen Räume.

Es war ein japanisches Haus. Doch man merkte, dass der größte Teil der Bewohner fremd in diesem Land war.

Die dunklen, klobigen und schweren Möbel - die Bücherregale, angefüllt mir Englischen Büchern, zwischendrin auch mal ein Deutscher Titel......

Die Fotos an den Wänden... ich hatte bisher nie gedacht, dass auch Schwarz eine Familie für sich war. Eine sehr gewöhnungsbedürftige vielleicht - aber es gab so etwas wie Zusammenhalt, genau wie bei uns.

Ich hörte Brad zu, doch ich hörte seine Worte wie durch eine Wand aus Watte.

Alles an diesem Haus sagte mir, dass ich hier nicht hineinpasste, dass ich fremd war.

Bei dem Gedanken daran, *warum* ich eigentlich hergekommen war musste ich schwer schlucken.

Ich war gekommen, um Weiß zu verraten, um Weiß aufzulösen.

Brad stoppte plötzlich seinen Redefluss.

Er sah überrascht aus.

Wenn nicht sogar erschreckt.

Es läutete an der Tür.

Einmal

Zweimal

Dreimal

Brad war immernoch nicht aufgestanden um zu öffnen.

"Ich fürchte. Ich habe noch jemanden für dümmer gehalten als er ist." seufzte er.

"Komm mit."

Ich nickte.

Als Brad die Haustür öffnete, stand dort niemand sonst als Ken Hidaka.

Und er war alles andere als gut gelaunt.
 

II. Die wunderbare Welt der Schwerkraft

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6. Mai ~ Mittag

Ein Hotelzimmer

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Langsam aber sicher wurde das Bild scharf.

Die wilden Lichtpunkte verschwanden und es blieb nur das dumpfe Pochen in meinem Schädel

Das letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich mit Siberian geplaudert hatte, bis dieser Wutentbrannt aufgelegt hatte - dann hatte ich mich umgedreht.

Und dann ist mir schwarz vor Augen geworden.

Nun lag ich auf dem Bett und etwa kaltes, nasses lag auf meiner Stirn.

Nach längerer Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass es sich wohl um einen Waschlappen handeln musste.

"Ah, du bist endlich wieder wach." hörte ich Balinese neben mir.

Wieder wach. Endlich wieder wach?

Wie lange hatte ich denn geschlafen?

Ich versuchte vorsichtig, in Balineses Gedächtnis hineinzukommen, aber ein unangenehmes stechen und ziehen in meinem Hinterkopf hinderte mich daran.

Es war nichts neues, ich hatte meinen "Telephatiekater", wie ich dieses Gefühl zu nennen pflegte.

Zuviel in anderen Köpfen spazieren gewesen.

Dagegen half nur eins: Viel schlafen - und vor allem: Selber denken, und im eigenen Kopf bleiben.

Das wiederum bedeutete eine Menge lästigen Zeitaufwandes: Ich musste die Leute fragen, wie es ihnen geht , ich konnte schlechter überprüfen, was sie von mir hielten - und so weiter.

Ich war einfach zu sehr an das Telepatenleben gewohnt.

"Du hast fast fünf Stunden am Stück geschlafen." erklärte Balinese, als könne auf einmal *er* Gedanken lesen.

Vorsichtig versuchte ich mich aufzusetzen.

Kein guter Gedanke - sofort tanzten wieder viele kleine Sternchen um klein Schu.

Ich warf Balinese einen gequälten Blick zu.

"Sag nichts." murmelte ich. Wahrscheinlich würde er mich jetzt damit aufziehen.

Ich sah es schon vor mir:

Eine Mission, überall Tote, Schwarz und Weiß sich gegenüberstehend - und Balinese würde dort stehen, mir entgegenlachen und "Schuldig ist umgekippt" singen.

"Warum sollte ich? Du bist nicht der einzige der hin und wieder umkippt." Balinese setzte sich auf die Bettkante und starrte die Zimmerdecke an.

"Aya passiert so was auch gelegentlich - immer dann, wenn er mal wieder vergessen hat, dass er ein Mensch ist und Nahrungsaufnahme betreiben muss."

"Damit hätten wir schon drei Magersüchtige - hey, vielleicht bekommen wir beim Psychiater Mengenrabatt!"

"Hm vielleicht." sagte er in Gedanken.

Jetzt war wieder einer der Augenblicke gekommen, in denen ich *unbedingt* einmal kurz in den Schädel meines Gegenübers sehen wollte - so wie der Typ dasaß. mit einem Blick der so verträumt war.....

Doch ehe ich mich konzentrieren konnte, hatte sich sein Blick wieder verändert.

"Wie lange dauert es, bis du wieder fit bist?"

"Weiß nicht... vielleicht zwei Tage?"

"In Ordnung. Dann bleiben wir halt solange hier." Mist verdammt, warum hab ich nicht eine Woche gesagt?

Scheinbar steckte irgendwo gut versteckt in Yohjis Charakter eine Art "gutes Hausmütterchen", dass immer dann aktiv wurde, wenn gerade kein andere diese Rolle übernehmen konnte - ja, da regte sich etwas, ein großes gluckenartiges Etwas, was Yohji dazu veranlasste, den Waschlappen noch einmal kalt und nass zu machen, mir etwas von viel trinken zuzumurmeln und das Kopfkissen noch mal aufzuschütteln.

Eigentlich war jetzt genau der Moment für mein "Schuldiggrinsen" und dumme Bemerkungen.

Doch da war nichts.

Da war nur das Bedürfnis, die Augen zu schließen, einen Teddybären zu knuddeln und dann sanft einzuschlafen.

Ich angelte mir also das nächstbeste, teddyähnliche im Zimmer, auch wenn dieses protestierte - und zog daran.

"Kannst du mir mal verraten, was das werden soll?" keifte Yohji, als er rücklings auf dem Bett landete.

"Ich will schlafen." kommentierte ich knapp.

"NICHT MIT MIR!" Yohji war schneller vom Bett aufgesprungen, als ich realisieren konnte.

"So war das auch nicht gemeint." sagte ich geknickt.

"Wieso denkst du immer gleich, ich würde immer nur an Sex denken?"

"Weil du die letzten zwei Tage permanent davon geredet hast, mich flachlegen zu wollen!" Yohjis Stimme klang gereizt.

Die Tonlage gefiel mir nicht. Es machte Spaß, wenn er sauer wurde, wenn ich ihn absichtlich reizte- aber jetzt war mir überhaupt nicht danach zu Mute.

"Mir ist nur ein bisschen kalt." versuchte ich meine Situation zu erklären. Das stimmte nur zum Teil, mir war nicht in dem Sinne kalt, dass ich eine Gänsehaut bekam, eher in dem Sinne, dass mir etwas oder jemand fehlte.

Eben so eine Art Mama.

Ich beschloss einen zweiten Versuch zu starten, zerrte Yohji zurück ins Bett und klammerte mich an ihn.

"NEIN! Au, lass dass. Hey!"
 

III. Kurz und schmerzhaft

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6. Mai - Mittag

Schwarzhaushalt

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Einen kurzen Augenblick starrte Ken uns sprachlos an.

Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck - ich dachte vorher schon, er sähe wütend aus, dass das ganze steigerungsfähig war, hatte ich nicht geahnt.

" Na schön." knurrte er. "Ich mag vielleicht gesagt haben, dass ich glaube, dass jeder Mensch verschiedene Persönlichkeiten haben kann, auch solche, die man durchaus lieben kann. Wenn ich geahnt hätte, dass ihr alle danach übereinander herfallt wie eine ausgehungerte Horde alter Tattergreise, die seit Monaten keine Frau mehr gesehen haben und jetzt in einem Bordell gelandet sind, hätte ich meinen Mund gehalten."

Ich warf Crawford einen panischen Blick zu - er zuckte hilflos mit den Schultern.

"Du hast also schon alles gewusst, was?" fuhr er an mich gerichtet fort.

"Du hast gewusst, dass Omi wegläuft, du hast gewusst, was danach alles passiert... weißt du eigentlich, dass ich vor Sorge fast durchgedreht wäre? Und was machst du? Hängst ausgerechnet mit Oracle ab! Mistkerl!"

"Ken, warte....."

Was wollte ich ihm eigentlich sagen? Dass er mit jedem verdammten Wort recht hatte?

"Nein. Mir reichts. Was hattest du denn vor? Schwarz und Weiß zusammenzulegen? Dass wir alle von nun an unsere Missionen händchenhaltend absolvieren? Na schön! Macht es doch! Bitte, Yotan und Omi machen sicher mit! Aber ohne mich."

Er drückte mir mein Handy in die Hand, drehte sich um und ging.

"Ken! Komm wieder zurück! Warte!" rief ich ihm hinterher.

Doch als ich loslaufen wollte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Lass ihn. Ich glaube, er braucht ein bisschen Zeit....."

Ich wollte Crawford eigentlich zustimmen, aber meine Beine dachten anders als mein Kopf und so rannte ich hinter Ken her.
 

IV. Zweideutige Zweisamkeiten

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6. Mai ~ Nachmittag

Ein Hotelzimmer

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"Ich bin weder deine Bettdecke, noch deine Matratze. Und auch *kein* Kopfkissen, klar?"

schimpfte ich.

"Aber gemütlich." nuschelte Schuldig und blieb dort liegen, wo er war.

"Könntest du deinen Ellbogen aus meiner Milz und deinen Kopf von meinem Magen nehmen? " knurrte ich.

Ja konnte er. Er rutschte einfach ein Stückchen weiter nach oben.

Ich verdrehte die Augen.

So war das aber nicht gemeint.

Hoffentlich kamen die Chibis jetzt nicht zurück - es war eine eindeutig zweideutige Situation, in der wir uns befanden.

Schuldig grinste mich hinterhältig an.

"Was soll das schon wieder? Erst pennst du fast den ganzen Tag auf mir drauf und jetzt?"

Das Grinsen wurde breiter. Ich ahnte schreckliches.

"Oh nein. Keine Chance. Runter da! Aus, Pfui! Böser Hund!"

"Och komm schon. Du magst mich doch eigentlich ganz gerne.....oooder?"

Wieder der Rehblick.

Tja. Was sollte ich sagen? Eigentlich war er ja ganz süß - aber. Nein.

Ich würde da ganz sicher nicht mitmachen.

"Manchmal gibt's es kurze Augenblicke, wo du ganz umgänglich sein kannst."

"Wa~aaan denn?"

"Wenn du schläfst und die Klappe hälst." stichelte ich.

Bambi verzog den Mund.

Das Gesicht mit dem Titel "totale Enttäuschung" sah so urkomisch aus, dass ich loslachen musste.

"Erst beleidigst du mich, und dann lachst du mich aus.

Ich bin schwer enttäuscht."

"Schon mal in den Spiegel geschaut, wenn du so eine Schnute ziehst?"

"Nö."

"Solltest du mal. Siehst süß aus." sagte ich - und bereute es schon gleich wieder.

"HA! Du hast es gesagt! Du hast gesagt dass ich süß bin!"

"Bilde dir nichts darauf ein. Und jetzt runter!" Ich schubste ihn zur Seite und versuchte aus dem Bett zu flüchten.

Meine Flucht misslang: Schuldig hatte sich schnell wieder aufgerappelt und mich am Fuß gepackt, so dass ich der Länge nach auf den Boden sauste.

In diesem Augenblick klappte die Tür des Zimmers auf und Nagi trat ein.

"Und wie nennt sich diese Technik?" fragte er so trocken, dass es schon wieder komisch klang.

"Oh, hab ich grade erfunden." erklärte Schuldig.

Ich nutze die Gunst der Stunde und krabbelte schnell von Schuldig weg und unternahm mehrere Versuche aufzustehen - von denen sogar einer glückte.

"Hab nur noch keinen passenden Namen. Ich würde sie ja gerne gefallene Jungfrau nennen, aber das kann ich bei dem da wohl abhaken."

Jetzt kam auch Omi ins Zimmer.

"Und?" fragte er an Nagi gewand.

"Ich glaub, sie wolltens grade machen... "

"ECHT?" fragte Omi an uns gewandt.

Während ich mit dem Kopf schüttelte nickte Schuldig.

"Ah, verstehe... " Omi grinste.
 

Gerade wollte ich schon etwas erwidern, als Schuldigs Handy ein weiteres Mal klingelte.

ER grinste, flötete ein "ja Hallo?" in den Hörer - wurde dann Leichenblass und reichte mir das Handy.

"Iss für dich. Dein "Li - la - launisch -Bär" von Anführer."

Aya?

Was war jetzt schon wieder?

"Ja?" meldete ich mich.

"Yohji. ich.....also.....Ich glaub ich hab gerade einen Fehler gemacht...."

Hui! So was ging bei dem?

"Was ist passiert?" fragte ich und fing an, im Zimmer auf und ab zu wandern.

"Ken ist weg."

"Äh - frag mal Crawford wo Farfie ist, vielleicht hat er ja auch -"

"Yohji, dass ist nicht komisch."

"Na schön, kannst du mir vielleicht sagen, wo und wie und warum. und überhaupt - Woher zum Teufel hast du diese Nummer....."

"Ist ne lange Geschichte... "

"Ich höre..."

"Weißt du. ich würde dir das gerne lieber unter vier Augen erzählen..." sagte Aya.

Er klang seltsam unsicher, also schien es wirklich ernst zu sein.

"Na schön, ich komme... " brummte ich.

"Ok, beeil dich bitte......"

"Morgen. Früher geht nicht." erklärte ich.

Aya schwieg einen Moment.

"Ok. Morgen. Sollte sich Ken bei dir melden. bitte sag ihm, dass ich mit ihm reden muss...."

Ich versprach es Aya hoch und heilig. Dann legte er auf.

Drei neugierige Augenpaare richteten sich auf mich.

"Ich fahre morgen früh." erklärte ich knapp.

Omi sah mich flehend an.

"Aber Yohji..."

"Ich habe gesagt, ich fahre. Ich habe nicht gesagt, dass du auch mitfährst."

"Mich fragt wohl keiner..." maulte Schuldig.

Ich rollte mit den Augen.

"Ich sagte NEIN!" knurrte ich ihn an. "Versuchs erst gar nicht."

"Ah, ich habs... ich komme einfach mit!" Schuldig lächelte wie ein Kind im Süßigkeitengeschäft.

"Macht doch alle was ihr wollt." sagte ich und stapfte aus dem Zimmer.

Ich brauchte erstenmal Ruhe zum Nachdenken.

Ebendiese Ruhe schien man mir nicht zu gönnen, denn aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Schuldig hinter mir hertapste.

"Was wird das?" seufzte ich.

"Ich will mit!"

"Weißt du. ich brauche Ruhe zum nachdenken, Ok? Ich hatte in den letzten zwei Tagen keine Gelegenheit dazu, ich weiß nicht was hier gerade abgeht. Also lass mich bitte allein."

Ich wahr selbst erstaunt, was für eine Begräbnisstimmung ich aufgebaut hatte.

Schuldig schob seine Hände in seine Hosentaschen und schlenderte neben mir her.

"Bitte." murmelte ich leise.

Doch anstatt wegzugehen oder mir die Ohren vollzuquengeln, geschah etwas anders.

Kens "Persönlichkeitsmodell" ging fabelhaft auf - es gab halt nicht nur den nervigen Schuldig, den stets gut gelaunten Schuldig, sondern auch. einen, mit dem man ernsthaft reden konnte.

Kapitel 5

Kapitel 5
 

I.Reflektionen

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6. Mai ~ früher Abend

Ein kleines Stadtviertel

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Schuldig und ich schlenderten durch den kleinen Ort: An dem Mietshaus, an dem wir Omi und Nagi gefunden hatten vorbei, an einer Tankstelle entlang und schließlich bogen wir in einen kleinen Waldweg ein.

Der Wald roch dumpf nach nassem Holz, die Luft war klar und kalt und bis auf das knirschende Geräusch unserer Schritte war nichts weiter zu hören.

Er schwieg, ich schwieg.

Jetzt hatte ich eigentlich Zeit zum Nachdenken, doch meine Gedanken flossen nur langsam und zäh, der zündende Einfall wollte einfach nicht kommen.

Alles war so schnell gegangen, dass ich mir erst mal die Frage stellen musste: Was war eigentlich los?

Warum verhielten sich Omi, Aya und Ken so seltsam...

Zwischen dem Samstagmorgen, an dem mich Ken ausgeschimpft hatte, weil ich zu spät war und heute schienen Jahre zu liegen!

Ich beobachtete Schuldig.

Wahrscheinlich war er nicht umsonst mitgekommen - irgendwann blieben wir an einer Holzbank stehen und setzten uns.

" Na schön." Sagte ich.

"Fangen wir mal von vorne an. Was wissen wir?"

Schuldig grinste. "Ne Menge. Aber ich denke, du willst auf etwas anders zurück.

Also, gut. Was wir wissen, ist, dass die Chibis zusammen sind - und das in Zukunft wahrscheinlich auch bleiben werden. Das lässt sich nicht verhindern, und ich glaube kaum, dass das irgendjemand verhindern will.

Was wir noch wissen ist, dass Farfarello mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt vor sich hinwegitiert und von der Welt da draußen kaum etwas mitbekommt.

Dann wissen wir, dass äh....."

Er brach ab und schaute mich fragend an.

"Nein, eigentlich weiß ich nicht, wie ich das nennen darf....."

Ich zog die Stirn in Falten. "Was?"

"Na uns! Ich meine. Dich und mich! Ich meine.....also.....verschieben wir das auf später... "

Er seufzte enttäuscht,

"Kommen wir zu Aya und Brad. Weißt du etwas, was ich noch nicht weiß?" fragte ich vorsichtig.

Schuldig nickte.

"Braddy steht auf euer Rotkäppchen... "

Ich holte tief Luft und zählte eins und eins zusammen.

"Was wäre, wenn Aya... "

"Ich glaube. wir können die beiden auch erst mal zusammen packen.....Das würde erklären, woher Aya meine Handynummer hat ."

"Und vielleicht auch, warum Ken weggelaufen ist... "

Schuldig starrte mich verblüfft an.

"Ken ist weg?"

Ich nickte. "Aya hat deswegen angerufen. Er wollte mir genaueres unter vier Augen erzählen. Ich glaub, er wird mir nicht gerade viel neues zu berichten haben...."

"Also, gut: Denken wir uns das mal so: Braddy hat Aya angerufen und ihn schnell hergebeten, weil er wieder weiß Gott was für tolle Visionen hatte - Aya lässt sich von Ken dorthin fahren und sagt ihm, er soll hier anrufen.

Ken ruft hier an, wird auf uns sauer und will noch mal mit Aya darüber reden.

Er klingelt an der Haustür, und Crawford, macht auf, Ken bekommt erst mal einen ordentlichen Schrecken, und tja, weg ist er."

Ich nickte. Das war einleuchtend.

Doch jetzt schlich sich ein unangenehmer Gedanke in meinen Kopf.

"Was glaubst du, wie es jetzt weitergeht?"

Ich bekam keine Antwort.

Schuldig starrte ins nichts - zugegeben, ich wusste ja selber keine Antwort.

"Vielleicht sollten wir uns vorher mal eine andere Frage stellen: Wie lange läuft das schon zwischen unseren beiden Tiefkühltruhen von Anführern?"

Gute Frage.

Schien keine Kurzschlussreaktion zu sein, so wie ich Aya kannte.

Ich schluckte. "Muss schwer gewesen sein, meinst du nicht?"

"Was?"

"So zu tun als ob. Ich meine....Sie haben sich gegenseitig angegriffen - und waren nicht gerade sanft zueinander."

Schuldig nickte. "Stimmt. Die Schnittwunden, die euer Kätzchen Braddy verpasst hat, waren manchmal ziemlich tief."

"Ich könnte das nicht... " murmelte ich. "jemanden angreifen, für den ich lieber sterben würde....."

"Du bist ja auch nicht so ein Eisschrank... " murmelte Schuldig leise und rückte unauffällig ein Stückchen näher.

"Kein Argument." sagte ich und rutschte ein Stück von Schu weg.

Halt.

War er jetzt schon Schu?

Ich schüttelte nachdenklich den Kopf.

Was passierte da mit mir?

Als ich ein Kribbeln im Hinterkopf spürte, drehte ich mich schnell zu Schuldig und verpasste ihm eine Ohrfeige.

"Denk gefälligst selber." zischte ich.

"Au." Wimmerte Schuldig. "Warum hast du das gemacht?"

Damit er nicht weiß, was ich gerade gedacht habe!

Ich wollte nicht, dass er früher weiß, was ich denke, als ich es selber tue.

"War nicht so gemeint." Entschuldigte ich mich schnell.

Schuldig zog seine "Schmollschnute".

"Hey. Ich hab dir gesagt, dass du das lassen sollst! Wenn du es trotzdem tust, kann das halt schon mal passieren."

"Brutalo." Muffelte Schuldig.

Das würde ein langer Abend werden.....

"Ich habe gesagt, dass es nicht so gemeint, war, ENTSCHULDIGUNG. Was willst du noch? Soll ich auf den Knien vor dir herumrutschen?"

"Die Vorstellung ist ganz interessant - ja das würde mir gefa...AUA... Warum schlägst du mich immer?"

"Tja, was sich liebt, das schlägt sich!" grinste ich.

Oh je. Was hatte ich da nur angerichtet?

Meine Frage wurde mir einen Augenblick später beantwortet, als sich Schuldig plötzlich auf meinem Schoß befand.

Schuldig lächelte scheu.

Natürlich habe ich Schuldig fast permanent mit seinem typischen Grinsekatzengesicht herumlaufen sehen, aber das war das erstemal, dass er *lächelte *.
 


 


 

II.Auftanken

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6.Mai~Abends

Waldgebiet

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Ein schrilles Klingeln ließ die gerade aufgebaute Situation völlig verpuffen.

"Irgendwann werd ich dieses Handy noch mal versenken!" knurrte Schuldig warf mir einen wehleidigen Blick zu und angelte nach dem verhassten Gerät

"Klasse. Ist sowieso für dich... "

Ich nickte und nahm den Hörer entgegen.

"Aya?"

"Hör mal, Yohji - bleibt am besten wo ihr seid. Ich fahre schon seid knapp drei Stunden hinter Ken her" -

"Du verfolgst ihn?"

"Ja, ich mache mir Sorgen, dass er unvorsichtig wird..."

"Ken und unvorsichtig? Wie kommst du denn darauf!" sagte ich gespielt entrüstet.

"Yohji! Es ist echt nicht der günstigste Augenblick für deine Albereien!"

"Ich also... frag mich nicht warum, aber ich weiß, dass Ken wahrscheinlich in etwa einer halben Stunde an einer Tankstelle etwa in euerer Nähe hält......"

"Schon kapiert. Ich wird ihn an die Leine nehmen und aufpassen, dass er Herrchen nicht schon wieder davonrennt....."

"Danke......" hörte ich Ayas leise Stimme. "Ach und es gibt da noch etwas, was du wissen solltest. also....ich......komme nicht allein."

"Ach, du bringst Braddy mit, ist schon klar. Wir besorgen euch n Zimmer im Hotel..."

Schuldig saß mir Gegenüber und biss sich auf die Lippe um nicht loszuprusten.

"WOHER... "

"Ayaschätchen! Jetzt hör mal... Ich sitz hier mit der größten Labertasche der Nördlichen Halbkugel - Was bitteschön hast du gedacht machen wir hier?"

"Also. ich glaube.......ich dachte da an etwas anderes...."

Moment mal. war das wirklich Aya?

"War das da etwa so etwas wie Ironie in deiner Stimme? Oder spielen meine Ohren verrückt......"

"Yohji. ich glaube ihr solltet euch langsam auf den Weg machen....."

"Schon verstanden... Ich dachte echt schon, du würdest so etwas wie Humor besitzen. wie *konnte * ich nur so etwas denken ..."

Aya legte auf.

"Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Schuldig.

"Wir sollen Ken suchen."

"BITTEWAS?"

Ich erklärte ihm schnell, was Aya gesagt hatte.

"Na dann wollen wir mal!" flötete Schuldig, stand auf - und kippte zum dritten Mal um.

In den nächsten drei Minuten versuchte ich Schuldig wieder in die Welt der Nichtohnmächtigen zurückzuholen - nachdem dieses scheiterte stand ich vor einer Entscheidung:

Hier bleiben, und Schuldig helfen, oder zur Tankstelle, und Kenken abfangen?

Ken oder Schu?

Ich sammelte für beide Seiten Argumente - Naja, vorgestern hätte ich Schuldig ohne mit der Wimper zu zucken liegengelassen und wäre Kenken entgegengeeilt - so ne Art strahlender Ritter in goldener Rüstung - wie gesagt: vorgestern. Aber heute war heute und was eben passiert war - Oh verdammt!

Na schön.

Ken oder Schu?

Mein Kopf fühlte sich an, wie eine Schüssel mit Wackelpudding Weich glibberig, und durchsichtig.

Ken oder Schu?

Warum eigentlich zwischen den beiden entscheiden? Es gab da doch noch eine Möglichkeit...

Na schön. Dann eben in den sauren Apfel beißen:

Ich warf mir Schuldig über die Schulter und machte mich auf den Weg.

30 Minuten bis Ken da war.

Ein Witz! Vorhin haben wir 6 oder 7 Minuten von der Tankstelle aus bis zur Bank gebraucht.

...Vorhin waren wir auch schnell gegangen - vorhin musste ich niemanden durch den Wald tragen - vorhin. war eben vorhin.

Es musste auch so gehen.

Wie war das noch mit Mengenrabatt für die Magersüchtigen?

Schuldig passte wahrscheinlich auch gut in die Runde.

Er war kaum schwerer als Omi - wenn man bedachte, dass er um einiges größer war -

Erschreckend!

Ich biss die Zähne zusammen, versuchte nicht nachzudenken und stapfte weiter.

Vielleicht sollte man die vier einfach mal solange mit Schokopudding voll stopfen, bis sie wieder auf Normalgewicht waren.....

Die Tankstelle - endlich!

Ich schleppte Schuldig auf das Herrenklo und wendete die brutale "Wasser - über -Kopf- kipp" Technik an.

Schuldig prustete einmal auf, schüttelte verwirrt den Kopf, schwankte leicht zur Seite und klammerte sich dann dramatisch an mir fest.

"Hö? Was macht denn das Waschbecken im Wald?" murmelte er geistesabwesend, schloss die Augen und lehnte sich an mich.

"Hey! Wachbleiben! Komm schon!"

"Geb mir mühe!"

"So - am besten besorg ich dir erst mal eine Cola..."

"Wo sind denn die Bäume?"

Ich grinste schief. " Weißt du... wir sind nicht im Wald. In meiner unendlichen Mildtätigkeit habe ich dich den ganzen Weg hierhin getragen...."
 

III. Wiedersehen macht. ziemlichen Ärger

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6.Mai~später Abend

Eine Tankstelle

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Es dauerte einige Minuten, bis die Lichter der Tankstelle nicht mehr verschwommen aussahen und ich mich nicht wie auf einem anderen Planeten fühlte.

Ich lehnte an der Wand und trank etwas, was laut Erzeuger Cola sein sollte, aber mehr nach Spülmittel mit Zucker schmeckte.

Yohji war damit beschäftigt, grimmig auszusehen und auf und ab zu gehen.

Ich seufzte. Dabei hatte sich doch alles vor nur wenigen Augenblicken recht vorteilhaft entwickelt.....

Er hat seine Andeutungen gemacht und ich habe sie für mich interpretiert

Wenn nicht das verdammte Telefon geklingelt hätte.....

Ich hätte ihn küssen sollen als ich die Gelegenheit hatte! Ich Idiot!

Was soll's.

Ich fischte aus meinem Mantel die Zigarettenschachtel heraus, wurde aber sofort von einem Tankwart, der klein und rund war und wild mit den Armen fuchtelte auf das "Rauchen verboten" Schild hingewiesen.

Eine gemeine Welt war das!

Warum konnten Autos nicht mit etwas fahren, was nicht explodiert, wenn es mit Feuer in Kontakt kommt?

Jaja, schon klar: ohne Explosion fährt das verdammt Ding nicht.

Warum dachte ich über solch banale Dinge nach?

Schon klar, ich wollte mich drücken. Ich wollte mich davor drücken, das zu denken, was mein Unterbewusstsein schon lange realisiert hatte.

Einmal tief Luft geholt und los: Ich glaub ich bin ver -

"DA KOMMT KEN!"

Verflixt.

Warum passierten solche Dinge? Oder anders. Warum passierten sie MIR?

Yohji zog mich schnell außer Sichtweite.

"Wir müssen warten, bis er bezahlen geht!"

Schon klar. Ich hatte sowieso vor, erst mal nichts zu tun.

Ein kurzer Blick um die Ecke verriet mir, dass klein Kenken verheulte Augen hatte und allgemein nicht gerade bester Laune war.

Meine Güte! Nur weil sich alle Welt gegen ihn verschworen hatte, brauchte er doch nicht so ein Theater zu machen!

Er betrat die Tankstelle.

"OK. Hier mein Plan: Wenn er rauskommt, stürzen wir uns auf ihn."

Ich sah Yohji zweifelnd an. "Und du glaubst, das funktioniert? Wieso versuchst du es nicht einfach mal mit: Weg versperren und zulabern? Bei mir klappt so was meistens."

"Na schön. Aber wenn's nicht klappt, stürz dich auf ihn."

"Aber immer doch!"

Ich hatte ja nichts besseres zu tun, als mich auf sehr sportliche Ex- Erzfeinde zu stürzen und mir mein Gesicht demolieren zu lassen.

Yohji holte einmal tief Luft und startete Mission " Kenken aufhalten."

Vielleicht sollte ich Wetten abschließen, wer gewinnt.

Klein Ken stolperte aus dem Gebäude, Yohji genau in die Arme, der Geistesgegenwärtig genug war, ihn erst mal festzuhalten.
 

IV. Schokolade und Eis

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6. Mai~ später Abend

Tankstelle

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Da stand ich nun: ein kleines verheultes Bündel Kenken in den Armen und keinen Plan, was zu tun war.

Dafür schien Ken einen festen Plan zu haben: er nutze meine Verwirrung, um mir eine Ohrfeige der besonderen Art zu verpassen.

"Was - hab- ich - dir - bitteschön - getan?" grummelte ich und rieb mir die Wange.

Ken zeigte auf Schuldig.

"WARUM hängst du mit diesem Kerl ab?"

Yo - das war eine gute Frage. Ich hatte auch eine Antwort parat, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie Ken nicht gefallen würde.

"Sag mal, Ken. was ist eigentlich los?"

"Was los ist?" schniefte Ken. "Das würde ich auch mal gerne wissen! Warum macht ihr das alle?"

"Ken - Du hast doch selber gesagt, dass es nicht nur einen Ken gibt - und nicht nur einen Omi. Es gibt auch nicht nur einen Yohji und nicht nur einen Aya."

"Woher weißt du. von Aya ?..."

"Weil er mich angerufen hat. Weil er sich tierische Sorgen um dich macht, Blödmann!"

Ken riss sich los.

"Erzähl keinen Mist! Er macht sich keine Sorgen um mich. er hat besseres zu tun....zum Beispiel mit diesem Typen herumzumachen!" schrie er und rannte los.

/Du, ich glaube. der ist nicht bloß sauer, sondern eifersüchtig!/

/Geh aus meinem Kopf raus, sonst kippst du mir wieder um! /

Aber zugegebenermaßen: Ein interessanter Gedanke!

Könnte es sein, dass. ?

Ach verdammt! Ich hatte doch gesagt, dass ich ihn solange dabehalte, bis Aya da ist...

Gerade wollte ich Ken hinterher stürzen, als sich die Situation von selbst regelte:

Plötzlich stand Aya dort.

Der Mann hat wirklich einen Hang zu coolem Auftreten - da wird jeder Eiszapfen eifersüchtig!

Ken erstarrte, als Aya auf ihn zuging. Er stand einige Meter entfernt, trotzdem konnte ich sehen, dass er am ganzen Körper zitterte.

Aya legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, zwang Ken, ihn anzusehen.

Seine Bewegungen waren langsam und strahlten eine tiefe Ruhe und Sicherheit aus.

"Was wird denn das?" brummte Schu.

Er hatte es inzwischen geschafft, sich wieder einigermaßen von seinen "Dauer -Umkipp- Aktionen" zu erholen.

"Also, ich verstehe euer Boss- Kätzchen nicht. So wie der aussieht, könnte man glatt meinen, dass er auf Ken steht."

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihn noch nie verstanden. Er ist für mich ein Buch mit mindestens sieben Siegeln.."

"Vielleicht war unsere Braddy und Aya Theorie falsch. Oder er steht auf beide....."

Mein Weltbild vom kalten Aya, der jede Form von Gefühlen abblockte, geriet ins wanken, als dieser plötzlich Ken umarmte.

Ich hatte in den letzten zwei Tagen anscheinend mehr über meine Teammitglieder gelernt, als in all den Monaten davor.

"Habe ich Halluzinationen?" fragte ich an Schu gewand.

"Schon möglich. Dann habe ich aber auch welche. Ach du meine Güte!"

Aya beugte sich vorsichtig zu Ken hinunter - und küsste ihn. Mister Eisschrank und der kleine Schokoaugen - Kenken.

Diesesmal - wurde mir schwindelig.

Aber ich schaffte es, mich einigermaßen auf den Beinen zu halten - Ok... Schu half ein bisschen nach.

"Hach! Ich bin ganz aufgeregt!" sagte Schuldig, mit gespielt tuntiger Stimme. "Unser kleiner Aya wird erwachsen... "
 

V. Ent - und Verwirrungen

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6. Mai ~ kurz vor Mitternacht

TAnkstelle

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"Na immerhin..." hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter uns.

Ich grinste. "Oh, hallo Braddymausi! Was machst du denn hier so alleine?"

Brad warf mir einen Todesblick zu. /Nenn mich nicht so, Schuldig! /

"Oh... Eifersüchtig?"

Brad schüttelte den Kopf. " Ich bekomme was ich will. Sogar mit einem netten kleinen Zusatz."

Yohji hatte sich plötzlich wieder gefasst.

"Was zum?"

/Reg dich ab, dass ist seine Art zu sagen, dass er bis über beide Ohren verliebt ist... /

/Na dann gute Nacht. Ich frage mich, wie seine Romantische Ader bei Kenken ankommt... /

"Ihr solltet damit vorerst aufhören." Sagte Brad ruhig. "Es gibt da nämlich etwas... bezüglich deiner Fähigkeiten, was ich dir noch sagen muss. Allerdings sollte Nagi auf davon erfahren. Komm, wir fahren zum Hotel..."

"Braddy? Was ist denn mit denen da?" fragte ich und deutete auf Aya und Ken, die beide romantisch vor sich hinglotzten.

"Die nehmen wir mit."

"Aha. Ok.....Wer sagst ihnen?"

Brads Blicke wanderten zu Yohji.

"Was? Der kleine will mich so oder so schon umbringen!"

"Ja. Aber immerhin zählst du nicht zu seinen Todfeinden."

"Ich fürchte gleich schon... " murmelte Yohji, drehte sich seufzend um und bewegte sich auf Aya und Ken zu.

"Wenn er dich zerfleischen will, rette ich dich!" flötete ich ihm hinterher.
 

Es war mir ein Rätsel, wie genau Yohji es geschafft hatte, seine Teammitglieder zu besänftigen -

Jedenfalls saßen die drei nun hinten in Braddys Auto - teils verheult, teils ernst - teils mit einem dämlichen grinsen im Gesicht.

Brad hingegen gab sich in etwa so emotional wie ein Betonklotz und konzentrierte sich ganz auf den Straßenverkehr.

Erst jetzt wurde mir bewusst, was für eine Strecke Yohji und ich zurückgelegt hatten - es dauerte selbst mit dem Auto eine gute Viertelstunde, bis wir das Hotel erreichten.

Während der Fahrt sagte niemand etwas - nichtmal ich selbst hatte das Bedürfnis zu reden, was recht ungewöhnlich war.

Aber ich war im allgemeinen nicht ganz bei mir. Immer noch tanzen blasse Sternchen einen Walzer um meinen Kopf und wollten einfach nicht stillstehen.

Eigentlich hatte ich nur noch zu einem Lust: schlafen.

Möglichst lange, in einem warmen weichen Bett - und, wenn möglich, mit charmanter Begleitung.

Aber ob daraus heute nacht etwas werden würde?

Wahrscheinlich würde es ganz diskret ein "Schwarz-" und ein "Weiß- Zimmer" geben.

Der Wagen hielt.

"Wir reden morgen früh." Erklärte Brad und bestätigte meinen Verdacht. "Wir reden morgen früh" könnte man anders auch so Übersetzten: "Ab ins Bett und Schnauze halten, wehe ich höre etwas, dann könnt ihr was erleben... "

Ich nickte müde.

"Und seht zu, dass ihr euch ein anderes Zimmer besorgt! Es könnte unter umständen sonst ein wenig peinlich für euch werden!"

"Warum denn? Die Chibis werden doch wohl kaum... " sagte ich und unterbrach mich dann selbst ". oder etwa doch? Oh mein Gott! Was für eine gemeine Welt!"

Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Yohjis Grinsen breiter und Kens besorgter Blick noch eine Spur besorgter wurde.

Brad öffnete als erster die Wagentür.

Bis sich die Kätzchen aus den Gurten entwirrt hatten, herrschte peinliche Stille.

Ich brauchte nicht erst in die Köpfe der anderen zu blicken, um zu wissen, dass alle gerade daran dachten, was klein Omi und klein Nagi da so feines trieben.

Als wir die Halle des Hotels betraten, brach Yohji endlich das Schweigen.

"Und nun?"

Brad zuckte mit den Schultern. "Ich nehme ein Einzelzimmer. Der Rest ist mir egal."

Ja klar, du weißt es ja sicher eh schon.

Gemeiner Kerl.

Er hätte wenigstens eine seiner zynischen Andeutungen machen können.....

Aber... dann kam mir ein recht angenehmer Gedanke: ....Wenn er ein Einzelzimmer nahm, hieß das, dass es kein "Schwarz-Zimmer" gab - und Aya und Ken sahen nicht so aus, als würden sie sich heute noch einmal loslassen.

Das wiederum würde bedeuten, dass die Chibis morgen früh nicht die einzigen wären, die verträumt grinsen würden und versuchen würden, möglichst unauffällig im Stehen zu frühstücken aufgrund kleinerer Einschränkungen , die sie sich während der Nacht zugezogen hatten. und die es ihnen nicht erlaubten, viel zu sitzen.....

Die Rezeptzionistin war heute ein klein wenig umgänglicher, und hatte, wie passend, noch genügend Zimmer frei.

Nun gut, ich hatte einigen Gästen heute früh beim Frühstück den Gedanken eingepflanzt, dass sie wahrscheinlich eine Tür bei sich zu Hause hatten offen stehen lassen, oder dass sie einen wichtigen Geburtstag vergessen hätten. was zu überstürztem Aufbruch eben dieser Leute geführt hatte.
 

VI.Grauer Morgen

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7. Mai ~früher Morgen

Ein Hotelzimmer

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Ich lag bereits seid vier Uhr morgens wach und ließ den gestrigen Tag wieder und wieder vor meinem geistigen Auge ablaufen.

Ich schüttelte leicht den Kopf.

Es war so nicht geplant gewesen!

Es hätte ganz anders ablaufen müssen, das hatte Brad Crawford mir mehrfach bestätigt.

Ken hätte völlig anders reagieren müssen!

Vorsichtig drehte ich mich zu Seite und beobachtete ihn ihm Schlaf.

Glücklich sah er dabei nicht gerade aus - seine Stimmung hatte sich wahrscheinlich so tief in sein Unterbewusstsein gegraben, dass er auch im Schlaf verwirrt und wütend war.

Hatte ich vielleicht doch einen Fehler gemacht, als ich beschlossen hatte, Brad Crawford zu vertrauen?

Hatte er mich nur angelogen?

Aber was war dann mit Omi und Nagi? Was er mir über die beiden erzählt hatte, war genauso eingetreten!

Ein schwammiges Gefühl packte mich plötzlich. Eine unangenehme Mixtur aus Nervosität, Angst und Schuldgefühlen.

Ich wusste, was mir heute bevorstand........

Die Wahrheit.

Nichts als die reine Wahrheit.

Geplant war, dass wir uns alle gemeinsam am Abend zusammensetzten und die Zusammenlegung von Schwarz und Weiß in einem netten, gemütlichen Gespräch geklärt würde - zwar mit dem ein oder anderen Zweifel, aber im großen und ganzen problemfrei.

Stattdessen war Ken erschöpft ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen und die anderen hatten sich diskret auf ihre Zimmer verteilt.
 

Ken öffnete vorsichtig die Augen, blinzelte mich ein paar mal an und schien ernsthaft zu überlegen, wo er sich gerade befand.

Bedauerlicherweise fiel es ihm wieder ein.

Er setzte nun eine Leidensmiene auf und begann, wie ich es eigentlich schon befürchtet hatte, mit der alles entscheidenden Frage.

"Warum?"

Warum. Das war eine Frage, die ich mir oft genug selbst gestellt hatte.

Warum war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich nun war?

Was erhoffte ich mir davon?

Brad Crawford hatte genügend Argumente genannt, die alle dafür gesprochen hatten, so zu handeln, wie ich es getan hatte.

Aber: Warum hatte ich ihm vertraut?

Es war schon schlimm genug, mit meiner eigenen, Inneren Stimme zu ringen, aber vor mir saß jemand, der Antworten wollte.

Ich wich der Frage aus.

"Wir reden später alle zusammen..."

"Nein." Sagte Ken. "Ich will es jetzt wissen. Und ich will es aus deinem Mund hören."

Schuldbewusst blickte ich nach unten.

"Was hast du mit Oracle zu schaffen?" Kens Stimme war zittrig und unsicher. Er schien zu wissen, dass er sich mit seiner Fragerei auf einer dünnen Eisdecke bewegte. Wenn er Pech hatte, erwischte er ein recht instabiles Stück und konnte sich auf eine mehr als eiskalte Überraschung gefasst machen.

"Ich. also......wir........" ich war noch nie ein besonders guter Redner gewesen, aber jetzt wollten meine Gedanken anscheinend nicht aus meinem Kopf heraus sondern klammerten sich in meinem Hirn fest.

"Wir?" fragte Ken. "Was für ein Spiel spielst du eigentlich? Und was sollte der Blödsinn gestern Abend?"

Blödsinn?

"Wenn du es nicht ernst gemeint hast, warum hast du es dann getan?"

Oh. er meinte den Kuss.......

"Es WAR ernstgemeint." Sagte ich langsam.

"Glaub mir, mir war fast noch nie etwas so ernst."

Ken sah mich traurig an. "Ich würde dir gerne glauben. Und ich würde es auch, wenn....."

Er brach ab, da seine Stimme immer brüchiger geworden war.

Ich seufzte leise, wollte Ken am liebsten in den Arm nehmen, doch dieser schlug meine Hand weg.

"Fass mich nicht an." Zischte er. Dann, einige Augenblicke später, fügte er kleinlaut "Nicht jetzt......" hinzu.

Ich nickte.

"Gehen wir frühstücken. Wenn du nachher noch Fragen haben solltest, können wir dann auch noch reden."
 

Die morgendliche Frühstücksrunde schien Ken dann doch ein wenig aufzuheitern.

Zugegeben, der Auftritt Brad Crawfords in übergroßen, grünen Plüschpantoffeln hätte wohl niemanden völlig kalt gelassen.

Als dann auch noch Omi und Nagi, die von den gestrigen Ereignissen überhaupt nichts mitbekommen hatten, mit tellergroßen Augen und offenen Mündern im Essraum erschienen, musste sogar ich mehr als dämlich grinsen.

Den Vogel schossen jedoch Yohji und Schuldig ab, die, gegen alle Erwartungen, sehr schlecht gelaunt waren.

"Was denn?" fragte Brad, mit einem spöttischen Grinsen. "Ihr wart erstaunlich ruhig, wenn man bedenkt, was ihr vorhattet... "

"Ich wollte ja, aber er..." sagten die beiden im Chor und deuteten aufeinander.

"Das war wohl ein bisschen zu viel Ego für ein einziges Bett!" kam es von Nagi, worauf alle losprusteten, außer Schuldig und Yohji, die mit hochroten Köpfen vor uns standen, wie zwei Schuljungen, die etwas ausgefressen hatten.

"Vielleicht solltet ihr auswürfeln, wer oben liegen darf... " brummte Brad, der sich inzwischen hinter einer Zeitung verschanzt hatte.

Schuldig machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, klappte ihn aber, da ihm scheinbar nichts passendes einfiel wieder zu.

"Eine Frage....." meldete sich Nagi leise. "Wo ist Farf?"

"Genau! Ich hoffe, ihr habt diesen Irren nicht alleine gelassen... Wer weiß, wen der als nächstes verstümmelt......"

"Er ist im Krankenhaus." Sagte Crawford ernst.

"Hat er sich wieder die Pulsadern aufgeschlitzt?"

"Nein....... Er hatte Schmerzen."

Der Satz blieb einige Minuten in der Luft hängen.

"Schmerzen? Aber das ist doch unmöglich. Ich meine....du weißt doch, er...."

"Das weiß ich selber."

Die Gesichtsausdrücke von Nagi und Schuldig änderten sich schlagartig.

"Ihr bemerkt es doch selber... " fuhr Brad fort.

"Unsere Fähigkeiten. Sie lassen nach."

Kapitel 6

Kapitel 6 :
 

Anmerkungen: Dauert alles etwas, da ich viel zu tun hab ^^"

Nehmt bitte die Titel , sowie Raum und Zeitangaben dieses Kapitels nicht ernst. Ich war etwas albern ^^""
 

Ach ja, was den komischen Zeichensatz in den anderen Kapiteln angeht....Ich weiß nicht, warum das so angekommen ist, bei mir im Originaldokument sind da immer drei Punkte -.-"

Naja, ich werds demnächst eh nochmal alles korrigieren ^^"

(habe vorhin entdeckt, dass Yohji im 1. Kapitel einmal "KUNO" mit Nachnamen heißt ^^""""""")
 

I. Unsicherheit

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7.Mai Vormittags

Speisesaal des Hotels

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Brads Hiobsbotschaft hing wie ein Damokles Schwert über unseren Köpfen.

Wir verlieren unsere Fähigkeiten.

Unsere Fähigkeiten.

Unsere Fähigkeiten.

Unsere Fähigkeiten.

Unsere....

Unsere......?

Ich atmete tief durch.

Unsere.....

Quatsch.

Natürlich. wir waren ein Team, eine "Familie" wenn man es so will.

Aber was unsere Fähigkeiten anging, gab es kein uns!

Wir waren auf diesem Gebiet Einzelgänger!

Wir verlieren unsere Fähigkeiten? -Nein, ICH verliere MEINE Fähigkeit!

Was mit Braddi, Nagi und Farf war - egal.

Hier ging es um wichtigeres als ein bisschen Telekinese , Wahrsagerei oder Schmerzresistenz!

Hier ging es um MICH!

Um meine Gefühle!

Ja, verdammt!

Ich wollte resignieren, gleichzeitig losheulen , darüber lachen und einen Wutanfall bekommen.

"Ich kann alles-und jeden-kontollieren-Mastermind" Haha!

Was war ich doch für ein Idiot!

Ich stand hastig von meinem Platz auf.

Ein bisschen zu hastig für Tisch und Stuhl, es klirrte, ein paar Teller flogen durch die Gegend.

"Das ist nicht wahr!" funkelte ich Brad an.

Sowas KONNTE nicht war sein, nein.

"Ach?" sagte Brad.

"Denk doch mal Haarscharf nach! Wie oft bist du in den letzten zwei Tagen umgekippt?"

"Zufall. " antwortete ich hastig. "Hab wahrscheinlcih zuviel gekifft."

Ken verschluckte sich bei dem Wort "gekifft" an seinem Kaffee.

Armer Kerl! Er wirkte so naiv auf mich, dass ich schon glaubte, sein Kopf wäre von innen mit einer rosaroten Blümchentapete tapeziert.

"Na schön. Dann eben anders, Dickkopf! Ich habe nachgerechnet, inzwischen sind acht von zehn Vorhersagen die ich mache falsch. Wenn es nur mir so gehen würde, hätte ich nie so eine Vermutung aufgestellt aber.... Farfarello fängt schon an zu winseln, wenn er sich den Kopf am Türrahmen stößt und Nagi......."

Der Junge zuckte bei seinem Namen zusammen "lässt andauerd versehentlich Sachen explodieren."

"Tut mir leid" murmelte jener verlegen.

"Nein." murmelte ich leise. "Nein, nein nein nein!"
 

II. Zwiebeln

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7. Mai, kurz vor Mittag

Speisesaal des Hotels

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Inzwischen war der Speisesaal fast komplett leer. Ein paar Hotelangestellte räumten das Frühstücksbuffet ab, aber auch nur, um es gegen Salatschlüsseln und Suppentöpfen für das Mittagessen zu ersetzen.

Schuldig saß immernoch dort, wo er sich kurz nach Brads kürzer als geplant geratenem Vortrag über die Zukunft von Schwarz und Weiß niedergelassen hatte.

Er hatte inzwischen alleine drei Kannen Kaffee gelehrt, und der Aschenbecher vor ihm quoll vor Zigarettenstummeln über.

Schuldig selbst zitterte immernoch, jedoch nicht mehr ganz so stark wie noch vor einer Stunde. Mit einem Kugelschreiber hatte er unzählige Servirten mit Kringeln, Kreuzen und lateinischen Buchstaben vollgerkitzelt..

Nach einer Weile verstand ich, dass er scheibar immer wieder den gleichen Satz auf die Servirten kritzelte - mal in Druckbuchstaben, mal in Schönschrift, mal eckig, mal so verschnörkelt, dass es eher einem Bild einer Schlingpflanze glich , als einer Anreihung von Schriftzeichen.

Er war jetzt leise und nicht mehr so hysterisch. Er schrie niemanden mehr an., sondern ließ sein ganzes Gefühlschaos an den Servierten aus.

Vorhin hatte er getobt.

Er hatte gebrüllt, geflucht, Brad erst auf japanisch, dann englisch und zum Schluss auf Deutsch angeschrien, und es bedurfte der Hilfe von mir, Aya und Ken, um ihn daran zu hindern, einen Stuhl zum Mordinstrument umzufunktionieren.

Der Phase der Wut folgte eine Phase der Verzweiflung, er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und heulte ungeniert los.

Die Sitiuation schien uns alle ein wenig zu überforden und durch eine Reihung dummer Zufälle saß ich plörtlich alleine mit dem Deutschen im Frühstücksraum.

Die anderen hatten sich aus verschiedensten Gründen schon wieder auf den Heimweg gemacht. Brad hatte einen Anruf aus dem Krankenhaus erhalten, den er einzig und allein mit dem Wort "Fuck!" kommentiert hatte (Nagi hatte ein Gesicht gemacht, als hätte Brad soeben das unwarscheinlichste der Welt getan), Aya und Ken, die anscheinend mitten in einer "Ehe - Kriese" steckten, wie ich ihren Austausch von eifersüchtigen Blicken und giftigen Kommentaren getauft hatte, zogen mit der Begründung: "Blumenladen" und "Manx - anrufen" ab, Nagi fiel siedendheiß ein, dass er heute eigentlich in der Schule sein müsste, da er eine äußerst wichtige Prüfung vor sich hatte und Omi wollte nicht ohne ihn hierbleiben - und ich - spielte Kindermädchen für Schuldig.

Ich konnte nur ahnen, was in ihm vorging: Vermutlich war er depressiv , weil er nun "ganz alleine" in seinem Kopf war.

Seid nun Omi und Nagi sich von uns verabschiedet hatten, hatte keiner von uns beiden mehr ein Wort gesprochen, und da das inzwischen gut zwei Stunden her war, und mir Schuldigs Verhalten inzwischen mehr als gruselig vorkam, brachte ich ein "Was heißt das eigentlich?" hervor und deutete auf eine der Servierten.

Schuldig zuckte zusammen.

"Nichts." murmelte er schließlich verlegen.

"Aha. Ihr habt also ein drei Zeilen langes Wort für "Nichts" in Deutschland, ja?" neckte ich ihn.

"Nein. Aber du würdest es nicht verstehen." sagte er langsam.

"Sicher?"

"Ja. Wenn du es genau wissen willst: Da steht: Denk dir nichts dabei, sie sind nur Zwiebeln! Dumme, hässliche, stinkende Zwiebeln!"

Zwiebeln? Eine Böse Vorahnung bauschte sich in meinem Inneren auf: Wurde Schuldig vielleicht gerade Wahnsinnig?

"Zwiebeln?" hakte ich vorsichtshalber nocheinmal nach.

Schu nickte.

"Als es.....angefangen hat....Mit den Stimmen im Kopf meine ich - da habe ich dauernd gehört was die anderen über mich gedacht haben." murmelte er leise.

"Also du.....hattest das......nicht immer?" sagte ich, biss mir im nächsten Moment aber übelst auf die Zunge. Hergottnochmal, das klang, als hätte sich Schuldig eine Krankheit eingefangen.

Schuldig schien jedoch nicht wirklich darauf zu achten, was ich sagte.

"Naja, ich war früher nie so beliebt in der Schule " nuschelte er. "Aber sie waren wenigstens so zurückhaltend und haben immer nur die Hälfte aller Schimpfworte, die sie sich ausgedacht hatten ausgesprochen. Aber....plötzlich konnte ich HÖREN was sie denken! " Seine Hand zitterte jetzt wieder stark.

"Und deswegen habe ich das .....immer gehasst, das Gedankenlesen mein ich...."

Ich spürte, dass jetzt ein Augenblick gekommen war, an dem ich viel lieber Omi gewesen wäre, weil es jetzt galt, nach tröstenden Worten zu suchen, denn wie es aussah, hatte Schuldig hinter seinem breiten Grinsen eine Menge schmerzhafter Erinnerungen versteckt.

"Und - was hat es .....mit den Zwiebeln auf sich?" fragte ich vorsichtig.

Schuldig angelte sich eine Servierte und funktionierte sie kurz zum Taschentuch um, tupfte kurz an seiner Nase herum und schien langsam die Fassung wiederzuerlangen.

"Zwiebeln - jaah......" er spielte verlegen mit dem Kugelschreiber in seiner Hand.

"Das hat mir meine erste Freundin mal gesagt......Sie hat gesagt: "Normalerweise würde ich dir ja raten, die die Leute, die du nicht magst in Unterwäsche vorzustellen. Aber das ist ja schon ein alter Hut, außerdem klappt das nie wirklich. Meistens haben die Leute in deiner Fantasie immernoch Turnschuhe an oder sowas.

Nein, das Geheimnis ist - du musst dir Vorstellen, dass sie Zwiebeln sind. Dumme, hässliche stinkende Zwiebeln. Und wenn du dir das immer wieder sagst, dann ist es egal, was sie dir an den Kopf werfen, denn es sind ja Zwiebeln! Du wirst dir dein Leben doch nicht von einem Raum voller Gemüse versauen lassen!"

Schuldig hielt inne und ich nickte anerkennend.

"Und naja, es hat funktioniert."

"ähm, verstehe ich das jetzt richtig: Du konntest vorher deine Fähigkeit nicht ausstehen?"

Schu schüttelte den Kopf. "Hab sie gehasst."

"Bis zu dieser Zwiebelgeschichte, ja?"

"Hn"

"Und jetzt willst du sie gar nicht wieder loswerden?"

"Ja."

"Äh - und warum schreibst du diesen Satz jetzt immer wieder auf? Ich meine - du ......du weißt doch jetzt gar nicht mehr, was wir denken....."

"Es geht nicht darum, dass ich nicht höre, was ihr denkt.....es.....also....."

Er verstummte wieder.

"Was?"

"A.....aber nicht lachen, ja?"

Ich blinzelte Schuldig verwirrt an.

"Ok, versprochen, ich lache nicht."

"Ich.......habe Angst, weil.....ich keine Kontrolle mehr habe."

"Öh- Kontrolle über was? Darüber, was wir über dich denken?"

"Jah...Aber nur weil...Ich......ich überhaupt nicht weiß , wie ich mich jetzt...verhalten soll."

"Äh.....Sei einfach nur du selbst...." sagte ich, und bereute es sofort wieder, denn Schuldig war aufgesprungen und brüllte "Aber wer bin ich denn bitteschön?"

Am anderen Ende des Saales ließ ein zu Tode ershcreckter Hotelangestellter geräuschvoll eine Salatplatte zu Boden scheppern.

Schuldig ließ sich mit einem leise geseufzten "Ich weiß doch gar nicht, was meine eigenen Gedanken waren" wieder auf seinen Stuhl sinken.

"Ich weiß nicht, ob das....was ich mag, das was ich sage, das was ich tue - ob all das wirklich von mir kommt."

Tu was, Yotan! Brüllte mich mein Gewissen an.

Und was? fragte ich ratlos.

Na, heiter ihn auf - irgendwie.

Dummerweise war ich gerade selbst in der Situation, in der ich Aufheiterungen aller Art dringend gebrauchen konnte.

Doch da mich denken gerade nicht besonders weiterzubringen schien, schaltete ich auf "Auto - Pilot - Mama- Modus" um, räumte den Kaffee aus Schuldigs Nähe, da er inzwischen mehr davon getrunken hatte , als gut für ihn war, und besorgte ihm einen heißen Kakao.

"Da gibts nur eins!" verkündete ich ihm."Probiers aus!"

"Den Kakao?"

Ich grinste. "Nicht nur den. ALLES!"

Plötzlich hatte Schuldig wieder sein "Schuldiggrinsen" aufgesetzt.

"*Wirklich* alles?"

Als ich realisierte, worauf sein "wirklich alles" abzielte, schoss mit das Blut in den Kopf.

"Du fängst mit dem Kakao an." fauchte ich.

Er grinste, nippte daran und verkündete dann: " Mag ich."
 

III. Gedankenlesen und so...

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7.Mai, früher Nachmittag

Ein Hotelzimmer

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Yohji und ich lagen inzwischen wieder im Bett.

Vollgefressen wohlgemerkt.

Ich habe festgestellt, dass ich auf Thunfischpizza stehe , aber Brombeereis auf den Tod nicht ausstehenkann.

Und, dass die Zigarettenmarke die ich seid fast sieben Jahren geraucht hatte, so schmeckte, wie nasses Laub roch.

Zeit, mit dem Rauchen aufzuhören.

"Wie ist sowas eigentlich?" nuschelte Yohji. "Gedankenlesen uns so..."

"Hm. Sowas wie......ein sechster Sinn.

Sehen, fühlen, hören, riechen , schmecken - genaugenommen beinhaltet Gedankenlesen genau diese Art von Sinnen, umfasst sie alle, geht aber noch weit darüber hinaus." sagte ich.

Und erstaunte mich selber.

Gedanken, die ich Jahrelang selber nie bemerkt hatte - meine eigenen nämlich, traten plötzlich hervor.

Ich fasste mir vorsichtig an den Kopf.

Schizophrenie!

Bestimmt!

Ich sollte mal zum Psychologen.

Ich fuhr fort.

"Viele Menschen stellen sich Gedankenlesen so vor, dass der Telephat nur wirklich in dem Augenblick gedachte Sätze aufnimmt.

Jemand denkt: "Oh, das Wasser ist aber kalt" und der Telephat liest in seinem Kopf "Oh, das Wasser ist aber kalt." - in Wirklichkeit fühlt man in dem Augenblick die Kälte des Wassers, spürt sie, als würde man selber im Wasser stehen.

Gleichzeitig bricht - wenn man nicht vorsichtig ist, eine Flut von Erinnerungen der Person, deren Gedanken man liest über den Telephaten hinweg : Man befindet sich , ehe man sich versieht, in der Kindheit der Person, sitzt selber im Planschbecken , am Strand, in der Badewanne - wo auch immer.

Gleichzeitig befindet man sich aber noch in der Gegenwart, denkt seine eigenen Gedanken und erinnert sich vielleicht genau in diesem Moment daran, dass man vegessen hat, irgendwo den Wasserhahn abzudrehen.

Dann muss man sich auch noch räumlich zurechtfinden, um nicht gegen Laternen zu rennen und aufpassen, dass man sein eigenes Leben nicht mit dem eines anderen vermischt.

Kompliziert, für jemanden, der nicht damit großgeworden ist."

"Klingt ja so, als wärest du wunderbar damit klargekommen." brummte Yohji.

Ich wurde sauer, aber auch nur einen kurzen Moment.

Denn er hatte recht!

"Hm." machte ich.

"Weiter!" drängte Yohji, und drehte sich auf die Seite, so dass er mir in die Augen sehen konnte.

"Obwohl Gedankenlesen ziemlich verwirrend sein kann, wenn man kaum Erfahrungen damit gesammelt hat, für mich war es immer eine Selbstverständlichkeit.

Mit der Zeit lernt man, nur noch das zu lesen, was von Bedeutung ist - und, auch wenn das jetzt böse klingen mag, viele Menschen denken in einem recht ähnlichen Schubladensystem.

Man erkennt früh genug, wenn eine Assoziationskette, die ins Nichts führt, beginnt."

"Das heißt?"

"Beispiel? Ok:

Ein Mann sieht einen Hund, der dem seiner Tante ähnlich sieht. Ihm fällt ein, dass seine Tante schon lange tot ist, und fragt sich, was aus seinem Cousin geworden ist, den er seid der Beerdigung seiner Tante nicht mehr gesehen hat. Dann fällt ihm ein, dass dieser in Kyoto wohnt. Der Mann denkt bei Kyoto an eine ganz bestimmte Straße, in der er zum erstenmal italienisch gegessen hat und driftet dann zu einem Pizzarezept aus einer Frauenzeitschrift ab.

Spätestens bei dem Gedanken an die Tante hätte ich mich wieder auf meine eigenen Gedanken konzentriert."

"Meine Güte! Kein Wunder...Ich glaube ich könnte mir in so einer Situation nichtmal meinen eigenen Namen merken!"

"Aber was nun?"

Ich war so an das Gedankenlesen gewöhnt, dass ich mir ein Leben ohne gar nicht vorstellen konnte.

Sollte meine Zukunft etwa aus tausenden von unlesbaren Brad Crawfords bestehen?

Eine schaurige Vorstellung.....

Brad Crawford......Braddylein.

Eigentlich konnte ich seine Gedanken lesen.

Das Problem war nur, dass er anders dachte, als normale Menschen.

In seinem Kopf liefen pausenlos "Was wäre wenn" Szenarien ab, die offengesagt eine Nummer zu hoch für mich waren.

Kaum kam er an einen Punkt in der Zukunft , der ihm nicht gefiel , änderte er in der Vorvergangenheit dieses Ereignisses, die aber immer noch in der Zukunft lag, eine Variabel und dachte dann den ganzen Strang weiter, um zu sehen, welches Resultat dabei herrauskommen würde.

Dummerweise gefiel ihm die Zukunft eher seltener, was eben zu besagtem Dauer-änderungs-prozess führte.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, kam noch hinzu, dass er auch spontane Assoziationen hatte, in der Gegnwart dachte UND auch immer wieder auf die Vergangenheit zurückgriff

Kurzum, Brads Gedanken zu lesen, war in etwa so einfach, wie zu versuchen, den Bodensee in eine einzige Mineralwasserflasche umzufüllen OHNE dabei etwas übrig zu behalten oder danebenzuschütten.

Ich hatte es aufgegeben , nachdem mir der erste Versuch eine Woche lang rasende Kopfschmerzen beschert hatte.

Ich hatte mich immer damit getröstet, dass es nur einen Menschen auf der Welt gab, dessen Gedanken ich nicht lesen konnte.

Aber nun?

Wenn meine Fähigkeiten wirklich abnahmen - wie sollte ich mich dann in der Welt zurechtfinden?

Gut, ein oder zwei Tage konnte ich schon mal darauf verzichten, anderer Leute Gefühlswelt auszuspionieren - aber für immer?

"Ich weiß nicht. Du musst halt lernen damit klarzukommen....

Und ich muss lernen, mit dir klar zu kommen" neckte mich Yohji und lächelte verschmitzt.
 

IV. Seifenoperitis

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7.Mai , Mittags

Ein gewisser Blumenladen

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Nachdem fünf Minuten lang das gleichmäßig dröhnende Tuten am Ende der Leitung zu hören war, legte ich erleichtert auf.

"Manx ist nicht da ." erklärte ich kurz.

Ken schwieg und tat so, als wäre das Blumengesteck vor ihm mindestens tausendmal so wichtig, wie der Anruf, der schon seid Wochen vor mir lag, und den ich zu tätigen fürchtete.

Was sollte ich acuh sagen. "Hallo Manx, hier ist Ran, ich habe gerade Kritiker verraten und wir legen gerade Schwarz und Weiß zusammen - Komm doch vorbei, wir trinken grade Kaffee - der Kuchen schmeckt übrigens fabelhaft" konnte ich wohl schlecht sagen.

Außerdem musste ich Ken immernoch eine Erklärung abliefern.

Eine, die seine "warum" Fragen zufriedenstellend beantwortete.

Innerlich hoffte er bestimmt noch, dass ich einen trifftigen Grund gehabt hatte - dass ich erpresst oder bedroht worden bin - oder noch schlimmeres.

Kens Weltbild schien recht eintönig zu sein, obwohl ich nachdem, was er damals zu Omi gesagt hatte, gehofft hatte, er würde verstehen, dass wir, auch wenn wir das unserer Meinung nach "Gute " vertraten, es nie ganz in unseren Köpfen sein konnten.

Ken meinte, das Gesteck vor sich genug maltretiert zu haben, legte es weg und starrte mich an.

"Wie lange wird es wohl dauern, bis du dich dazu durchringst, mir zu erklären, was der ganze Mist soll?"

Ich schwieg. Selbst wenn ich gewollt hätte, mein Hals war so dick und pochte schmerzhaft, dass ich keinen Ton herrausbrachte.

"Ach vergiss es einfach." knurrte er, drehte sich um und verchwand aus dem Laden.

Verdammt!

Mit schnellen Schritten lief ich ihm hinterher.

"Ken!"

er drehte sich nicht um.

"KEN VERDAMMT NOCH MAL BLEIB STEHEN!"

Fabelhaft hinbekommen , wirklich!

Innerhalb von 2 Tagen hatte ich es geschafft, Ken zweimal dazu zu veranlassen, mir den Rücken zuzukehren und sich davonzumachen.

Irgendwie kam es mir vor , als würde ich von der Realität gerade ausgelacht.

Ken blieb wirklich stehen - allerdings nicht freiwillig.

Genaugenommen war er in jemanden hineingerannt - und ihm blieb die Entschuldigung im Hals stecken, als er Brad erkannte, der Kens verhalten einfach ignorierte, sich seinen Anzug zurechtzupfte und dann auf mich zu schlenderte.

Anstatt weiterzurennen, drehte sich Ken zu mir um.

"WAS MACHT DIESER KERL HIER?" keifte Ken.

Ich zuckte ratlos mit den Schultern. Eigentlich wollte er doch ins Krankenhaus...?

Kommentarlos schritt Brad an mir vorbei in den Laden und beäugte ein paar Vasen mit Schnittblumen.

Ken war wutentbrannt hinterhergestapft und ich hielt es nicht für ratsam, die beiden alleine in einem Raum zu lassen.

"WAS MACHST DU HIER?"

Gegen meinen Willen musste ich Grinsen. Normalerweise hatte Ken eine Art "Rehblick" in den Augen und sah niedlich aus. Jetzt , wo er wütend im Laden herumsprang und vor sich hinkeifte , sah er zwar nicht mehr ganz so niedlich, aber trotzdem irgendwie drollig aus.

"Ich wollte eigentlich einen Blumenstrauss kaufen. Wenn ich geahnt hätte, dass man dafür einen Durchsuchungsbnefehl braucht, hätte ich einen mitgebracht."

"DU UND BLUMEN? WILLST DU MICH VERARSCHEN?"

"Nun, immerhin haben wir einen Invaliden im Krankenhaus liegen, der dort wahrscheinlich noch eine ganze Weile bleiben wird. Und da die Krankenhauszimmer nicht gerade das Potential haben um in "Schöner wohnen" aufzutauchen, dachte ich mir: Kauf Blumen, so wie jeder Durchschnittstrottel es tun würde."

Ken schien nicht sonderlich überzeugt. "UND WARUM KOMMST DU BEI DEN ZIGTAUSEND BLUMENLÄDEN DIE ES IN DIESER VERDAMMTEN STADT GIBT GERADE IN UNSEREN?"

Eigentlich wollte ich einschreiten, bemerkte dann aber, dass mir Brad heimlich zuzwinkerte. Er hatte seinen Spaß daran, Ken ein wenig aus der Reserve zu locken.

"Nun, hier bekommt mn noch ordentlich Unterhaltung geboten - allerdings gebe ich dir einen Tipp: wenn du jedem Kunden rätst, in einen anderen Laden zu gehen, wird es nicht lange dauern und ihr sitzt auf der Straße."

Zur Antwort überhäufte Ken Brad mit Schimpfwörtern, von denen ich eigentlich gedacht hatte, dass er ihre genaue Bedeutung nichtmal erahnen würde.

Brad lachte vor sich hin - und verdammt, er sieht GUT aus wenn er lacht!

Genau diesen chaotischen Moment hatte sich Manx ausgesucht, um mit einer dicken Aktenmappe unter dem Arm auf der Bildfläche zu erscheinen.

Eigentlich fehlte jetzt nur noch kitschige Hintergrundmusi und, ein dicker Werbeblock, und die Seifenoper wäre komplett.

Die Aktenmappe segelte mit einem lauten "KLATSCH" zu Boden, Manx deutete mit ausgetrecktem Arm auf Brad und sagte: "DA.....da...da..da!"

"Na wenigstens weiß ich jetzt, warum du nicht ans Telefon gegangen bist." murmelte ich leise.

"DA..." wiederholte Manx.

"Ja, ich weiß, DA. Manx, ich glaube......wir müssen dir da etwas erzählen."

"Nicht WIR.....DU!" tönte es aus Kens Richtung.
 


 

V. Wie man "Ich habe euch verraten" sagt, ohne "Ich habe euch verraten" sagen zu müssen

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Kurz nach dem Werbeblock

Das Koneko - Viele Statisten sind Anwesend

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Sollte ich lachen oder weinen?

Oder noch besser : kotzen?

Es fiel mir schwer, meine Eifersucht unter Kontrolle zu halten und nicht auf Oracle loszugehen - genaugenommen hätte ich ihm am liebsten einen Kaktus in eine ganz bestimmte Körperöffnung gerammt - eben jene, die selbst für den Kaktus unangenehm gewesen wäre.

Vielleicht wäre mir die ganze Situation weniger auf den Magen geschlagen, wenn ich besser gewusst hätte, was es mit Aya, Brad und "dieser Sache" zu tun hatte - und nicht dauernd als Unwissender mit einer Menge von grausam verwirrenden Tatsachen konfrontiert worden wäre - langsam beschlich mich das Gefühl, dass die beiden das absichtlich machten.

Mein Weltbild war nach einem kleinen Schubs von Aya und Brad in sich zusammengefallen und wartete nun begierig darauf, geduldig und vor allem stabil wieder zusammengebaut zu werden.

Allerdeings war da niemand, der sich dazu bequemte, mir zu sagen, was zum Geier eigentlich los war.

Manx schien mit der gegebenen Situation noch überforderter zu sein, als ich es war - obwohl ich mir kaum vorstellen konnte, dass dieses überhaupt möglich war.

Sie hatte nach dem Überwinden ihrer "DA" - Phase, hastig die Akten vom Boden aufgesammelt, sich mehrfach geräuspert und sich in ihre "Ich erwarte eine Erklärung" Pose geworfen.

Dabei fuhr sie sich immer wieder zittrig durch die Haare und schaffte es somit, ihre Dauerwelle in etwas zu verwandeln, was wie ein Haselnussstrauch aussah.

Aya atmete tief durch. "Also...."

Dann dauerte es eine Weile, bis er es schaffte, einen Satz zu formen. "Also ich..." sagte er.

Brad Crawfod stand mit verschränkten Armen neben mir und machte einen zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck.

"Also?" griff Manx ein. "Na, du brauchst nichts zu sagen, ich glaube ich weiß, worauf das hier hinausläuft. Wenn du mich für so blöd hälst, dass ich nicht merke, wenn mein Team -" sie sah ihn eindringlich an "und bis gestern dachte ich jedenfalls noch, dass ihr mein Team seid - plötzlich nicht mehr im Laden erreichbar ist, viel mehr noch, dass ihr euch nichteinmal mehr in der Stadt befindet, dann hast du dich aber ganz schön geirrt!

Glaub ja nicht, ich wäre nicht in der Lage, einen Handyanruf nachzuverfolgen und glaub ja nicht, ich wüsste nicht, dass diese Typen " sie zeigte wieder auf Brad " nur drei Straßen weiter wohnen".

"Manx...." sagte Aya geknickt.

"SAG JETZT NICHT " ES IST NICHT SO WIE DU DENKST!" fauchte Manx.

Trotz oder gerade wegen dieser Drohung sagte Aya langsam, aber gefasst: " Es ist wirklich nicht so wie du denkst."

MAnx sah jetzt ungefähr wie ein Vulkan aus, der kurz vorm Ausbruch stand : Komplett rot und gefährlich brodelnd.

"Ich gebe es zu, ich habe Kritiker verraten."

Stille. Manx hatte die Luft angehalten und ich hatte mir feste auf die Lippe gebissen um nicht loszubrüllen.

Aya war der letzte Mensch in diesem Universum, von dem ich gedacht hätte, er würde jemals derartiges tun. Naja, genaugenommen hatte er sich bisher den Platz mit Omi geteilt, aber inzwischen war mir klar geworden, dass mein urteil über meine Teammitglieder sehr schnell und unpräzise war - wie wenig ich doch über sie wusste.

"Ich habe Kritiker verraten, aber nicht, um Kritiker zu verraten." fuhr Aya fort.

Manx und ich sahen uns beide an, und scheinar dachten wir beide gerade genau dasselbe: Wie jetzt?

"Um genau zu sein lief alles darauf hinaus, dass wir gestern abend nicht hier waren."

Diesesmal rührte sich Crawford und kramte aus seinem Jacket einen Stapel zusammengefaltener Papiere herraus und reichte sie Manx.

"Das war der letzte Auftrag, der von SZ an eines ihrer Teams gegangen ist." sagte Brad ruhig.

Ich beobachtete Manxs' Hände, die schnell die einzelnen Seiten auseinander falteten und glatt strichen.

Uhrzeit, Ort, zu eliminierende Personen - alles kam mir schrecklich vertraut vor.

Wären wir gestern Abend hier gewesen und nicht in dem kleinen Ort in den Bergen - wären wir jetzt tot.

"Und was habt ihr jetzt davon?" zischte Manx an Crawford gewand. "Ich meine - ist ja ganz nett, dass meine Jungs-" sie sagt tatsächlich "meine Jungs" - jetzt noch leben, aber - ich halte dich und dein Team keineswegs für Samariter!"

Brad grinste .

"Stimmt. Wir sind ein Haufen profitgeiler Kapitalisten. Wir würden jemandem wie dir nichtmal die Tür öffnen, wenn wir darin keinen Nutzen sehen würden...

Nun, offene Karten, reiner Tisch - genaugenommen haben wir mehr von dieser kleinen Aktion, als du dir vorstellen kannst. Wir konnten SZ ordentlich auf die Füße treten und nebenbei hat das ganze auch noch einige angenehme Auswirkungen auf unser Privatleben."

Wieder so eine Andeutung, die mir ordentlich auf die Stimmung schlug:

Worauf er hinauswollte, konnte ich mir sehr detailliert zusammenreimen. Zwar wusste ich nicht genau, was es war, aber etwas hatte mir gestern Abend den Eindruck vermittelt, dass Brad irgendwo mit großen, dicken Buchstaben Aya als sein Eigentum gekennzeichnet hatte - ich wusste nur noch nicht genau, wo und wie.

Und genau das war der Grund, warum ich so wütend war.

Jetzt, wo er es sogar andeutete, kroch die Eifersucht derartig in mir hoch, dass mein Denken auszusetzen drohte - und ich mich dabei erwischte, einen Blick auf das Kakteenregal zu werfen.
 

VI. Jetzt aber .....

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Kurz vor Ende der Serie

Das Koneko, die Kulissenschieber beginnen bereits mit dem Abbau

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Erwähnte ich bereits, dass mir die ganze Situation wie eine Seifenoper vorkam?

Jetzt kamen auch noch Omi und Nagi , händchenhaltend und bester Laune in den Laden

"Na jetzt bin ich aber gespannt." knurrte Ken, während ich - eine Seiltänzer ähnlich, versuchte meine Argumentationsbalance wiederzufinden.

Manx schüttelte den Kopf. "Verrückt! Absolut verrückt! " Dann stutzte sie und wandte sich Brad zu.

"Ähm, haben meine Ohren mir gerade einen Streich gespielt oder hast du eben gesagt, ihr wolltet SZ eins auswischen?"

Brad grinste triumphierend. "das habe ich tatsächlich gesagt. Wir arbeiten nicht mehr für SZ. Schlechte Bezahlung, schlechte Behandlung und schlechter Service."

"Ahja..." sagte Manx langsam. "Und könnt ihr mir das....irgendwie...beweisen?"

Brad rollte mit den Augen. "Wie denn? Ich kann die Telefonnummer von ihrem Hauptquartier anbieten, wenn du scharf drauf bist, morgen früh aus mehr als einem Stück zu bestehen."

"Nein danke, ich bin grade nicht in Stimmung für harakiri. Ich wollte bevor ich sterbe noch zum Friseur."

Ich ahnte worauf das hinauslief: Brad und Manx würden sich langsam gegenseitig mit ihrem Zynismus erwürgen.

Ken, Omi Nagi und ich tauschten nervöse Blicke.

"Heißt das, du glaubst uns?"

"Was das angeht - vielleicht."

Nagi und Omi atmeten erleichtert aus.

"Also: Wo drückt der Schuh?"

Hatte sie grade wirklich "wo drückt der Schuh " gesagt?

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Die Frau machte mich fertig!

"SZ will - ganz platt gesagt, sowas wie "Die Weltherrschaft an sich reißen". Und alle die ihnen im Weg stehen sollten - mehr oder weniger diskret - beseitig werden. Sie nehmen es uns übrigens sehr übel, dass ein Teil ihres Vorstands im Meer versunken ist."

Manx grinste schief. "Ahso. Ich nehme an, dass wir also auch auf der Abschussliste stehen...Wenn das so ist....Wie sagt man so schön: Der Feind meines Feindes ist mein Freund - bis das hier zuende ist."

Ich warf Brad einen verwirrten Blick zu. Was war hier los?

Keine stundenlange Hick.-Hack-reiß dir ein Bein aus- Disskussion?

Ken sah so aus, als stünde er vor seiner dritten Flucht - allerdings versperrten ihm Omi und Nagi unbewusst den Weg.

Er seufzte genervt auf.

"Manx? Das soll wohl ein Scherz sein, oder?"

"Ich glaube kaum, dass wir einen Beruf haben, indem man Scherzen kann." sagte sie ernst.

Kapitel 7

Hier kommt der 7. Teil zu Schachmatt! Dummerweise lässt sich DIESER Teil nicht in mein verdammtes Schema einordnen, ich hab plötzlich n auktorialen Erzähler in meiner Suppe!!! Aber was solls, ich werde eh alles noch mal überarbeiten ^^"

So ein paar Sachen in den vorherigen Kapiteln "beißen sich" - ist so ähnlich wie bei DBZ: man hat plötzlich eine absolut geniale Idee, die aber völlig unlogisch ist und dem vorher gesagten total widerspricht.
 

Kapitel 7

I. Der weite Ozean

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7. Mai, später Abend

Eine kleine, verrauchte Kneipe im Viertel

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Innerhalb von zwei Minuten kann deine Welt zusammenbrechen!

Echt!

Alles woran du geglaubt hast, alles was dir etwas bedeutet hat - Alles wofür du je deine Namen auf ein Blatt Papier gesetzt hast, alles wofür du gekämpft hast, alles was du geliebt hast.

Es war einer der Momente, in denen man den Satz "Es kann nicht mehr schlimmer werden" aus dem Vokabular verbannt.

Es kann schlimmer werden.

Auch wenn du nur noch mit einem Fetzen Stoff bekleidet ausgehungert auf dem Meer treibst, dem Wahnsinn verfällst und es anfängt zu regnen.

Es kann schlimmer werden.

Es kann nur noch besser werden - das ist ein Satz den sich Optimisten um die Ohren knallen, wenn sie bemerken, dass sie bis zum Hals in der Scheiße stecken.

Das sagen Leute, wenn sie Angst haben, allein dazustehen. Allein mit ihrer Angst.

Allein mit ihrer Trauer, allein mit ihrer Wut.
 

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Ken war betrunken. Stockbesoffen,. um genauer zu sein.

Es war das erste Mal seid vielen Monaten, dass er überhaupt Alkohol getrunken hatte.

Doch diesmal hatte er weder auf seine Gesundheit noch auf seinen Verstand gehört.

Er hatte einfach alles in sich hineingekippt, gehofft, sich vielleicht das Hirn aus dem Kopf zu saufen.

Für ein paar Stunden hatte es geklappt.

Für ein paar Stunden war sein Kopf in einen sanften, süßlichen Nebel gehüllt, der ihm das vorgaukelte, was er wollte.

Er war in einer schönen Welt, die aus Fußballfeldern, Ran und Sonnenschein bestand. Es war eine Welt, in der man in den Zoo gehen musste, um sich die vom Aussterben bedrohte Tierart "Brad Crawford" ansehen wollte.

Ken grinste dämlich in seine wilden Phantastereien.
 

II. Zu Hause

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7. Mai, später Abend

Rans Schlafzimmer

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Es gibt Kettenreaktionen, die man nicht aufhalten kann. Sie laufen einfach ab, das ist von der Natur so vorhergesehen.

Dass ein Abend der mit "Willst du noch rauf auf einen Kaffee" beginnt meistens morgens mit dem verzweifelten zusammensuchen seiner Kleidung aus einer fremdem Wohnung und der Begutachtung diverser Knutschflecken endet ist ein gutes Beispiel dafür.

Dass ein Abend der mit "ich werde dein Gehirn zu Brei schlagen" beginnt ebenfalls so enden kann, war mir damals neu gewesen.

Der heutige Abend begann damit, dass Ken sich davonmachte.

Er meinte, er bräuchte Zeit zum Nachdenken.

Kurz nachdem er weg war, machte sich Manx ebenfalls auf den Weg, um Ken davon abzuhalten, zuviel nachzudenken.

Was in einem Haus passiert, in dem zwei bis in die Haarspitzen ineinander verliebte Menschen allein sind, lässt sich in ähnlicherweise auch auf vier Personen übertragen.

Es war keineswegs romantisch, aber es war gut.

Keine vor Süßheit triefenden Worte, keine Geigenmusik, kein Wein und kein Candle-Light Dinner.

Vielmehr eine Familienpizza ohne Knoblauch und Zwiebeln und etwas, was laut Erzeuger "ein Sprudelnd frischer Traum aus Orangen" war.

Sprudelnd war das einzige, was halbwegs zutraf, aber meine Zunge war sowieso mit wichtigeren Dingen beschäftigt.

Omi grinste breit. "Also wenn mir vor einer Woche jemand erzählt hätte, was du grade mit Brads Ohr machst hätte ich ihn ausgelacht!"

Brad lachte sein angenehmes, aber viel zu seltenes Lachen. "Du bist ja nur neidisch!"

"GANICHWA!" empörte sich Omi, drehte sich aber im gleichen Atemzug zu Nagi hin und bellte ihm ein "Beiß mir gefälligst auch ins Ohr" ins Gesicht.

Vom Ohrenknabbern ging es über Zungenküsse hin zum "übereilten Sprint Richtung Schlafzimmer" bei dem es darum ging, beim Laufen möglichst viel Kleidung loszuwerden.

Inzwischen hatten wir den "Liebesakt" als solchen bereits hinter uns und lagen beduselt nebeneinander.

"Ich frag mich was er jetzt tun wird." murmelte Brad schläfrig. Ich war mir sicher, dass er Ken meinte.

"Wie macht ihr das eigentlich? Für die Zukunft planen...?"

Ich schüttelte den Kopf. Gute Frage. Planen.

Planen war das falsche Wort.

"Wild Drauflosraten. Nicht mehr, nicht weniger. Das macht das Leben zu einer Art Glückspiel. Manchmal macht man das große Glück, manchmal hat man halt den schwarzen Peter und verliert alles. "

Brad seufzte. "Grässlich."

"Manchmal schon. Manchmal fragt man sich 'Was wird morgen sein? ' 'Habe ich mich Richtig entschieden?' 'Welchen Weg soll ich nehmen?' Doch manchmal gibt es Momente, da ist das Morgen egal. Da zählt überhaupt nichts außer der Gegenwart."

"Und wann ist so ein Moment?"

"Solche Momente sind selten. Sie sind unsere Schätze! Wir bewahren sie liebevoll in Erinnerung und sehnen uns dorthin zurück."

Brad drehte sich auf die Seite und starrte mich an.

"Das klingt aber verdammt kitschig."

Ich stupste seine Nase an. "Tja, manchmal ist die Welt eben so etwas. Ein riesiger , rosa Kitschberg."

"Ich gehöre also grade zu einem rosa Misthaufen ja? " fauchte Brad gespielt empört.

"Na warte, das gibt Rache!"
 

III. Verkater Kater

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8. Mai, morgens

Wohnung von Manx

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Was bitte darf ein Mann denken, wenn er splitternackt in der Wohnung einer Frau aufwacht, die zudem noch seine Vorgesetzte ist?

Genau, er denkt: "Habe ich...? Haben wir...? Hat sie...? " und "Wo ist meine Unterhose" - vermutlich letzteres zuerst.

Ich kam mir widerlich nackt vor.

Nicht nur, weil ich es tatsächlich war, nein, SIE war nicht nackt. Sie war angezogen, perfekt frisiert und stand mit einem "ich bin ganz sachlich "- Blick am Fußende des Bettes.

"MANX!" sagte ich, als sie mir die Bettdecke weggezogen hatte.

"Glaub mir, ich hab schon Schlimmeres gesehen." sagte sie entwürdigend trocken.

"Kopfschmerztabletten liegen auf den Küchentisch.

Deine Sachen hängen zum trocknen draußen, die anderen wissen bescheid.

Ich fahre jetzt zur Arbeit." sagte sie in unbeschreiblicher Geschwindigkeit, und rauschte von dannen während mir mein "Wie was wo" Gestammel im Hals stecken blieb.

Kopfschmerztabletten.

Ich faste an meine Stirn und hatte das Gefühl, von ihnen klopfte jemand gegen meinen Schädel und wollte hinaus.

Kopfschmerztabletten - dachte ich zum zweiten Mal, rollte aus dem Bett und humpelte in die Küche.

Manx zählte scheinbar zu den Menschen, die ihr Mobiliar nicht bunt zusammenwürfelten, sondern wo selbst die Büroklammern farblich zu Teppich und Gardinen passten.

Die Küche war in Gelb gehalten, hellem Gelb.

Gelb das einem verkaterten Schlafwandler sagt: "ICH BIN GRELL UND TUE DEINEN AUGEN WEH!"

Ein böses Zimmer!

Ich schnappte mir das demonstrativ neben den Kopfschmerztabletten aufgestellte Glas, die ebenfalls angerichtete Mineralwasserflasche und mixte mir einen "Bitte wirk schnell" Anti Kopfschmerzen Cocktail, den ich in einem Zug lehrte und dann aus der Küche flüchtete.

Deine Sachen hängen draußen.

Danke Manx!

Ich werde doch nicht um zehn Uhr morgens in einem Zimmer, dessen Balkon auf einen zwölfstöckigen Bürobau gerichtet ist splitternackt meine Sachen von der Wäscheleine holen!

Also so verzweifelt bin ich dann doch nicht!

Ein Bademantel! Das war die Idee!

In Manx Badezimmer hing tatsächlich einer.

Problem: Manx Badezimmer war in weiblichen Farben gehalten.

Der Bademantel ebenfalls.

Die Handtücher ebenfalls.

(Sogar die Klobürste!!).

Na schön.

Ich legte mich wieder ins Bett und tat so als wäre ich nicht da.
 

IV. Jede Medaille hat zwei Seiten

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8. Mai, früher Nachmittag

Wohnung von Manx

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Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn Manx stand plötzlich mitten im Zimmer und schimpfte vor sich hin.

"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du weißt ganz genau, dass du nur an Alkohol denken musst, um einen Kater zu bekommen!"

Ich griff mir verwirrt an den Kopf. Stimmt. Warum hatte ich das gemacht?

Langsam kehrten sie zurück: Die Erinnerung an die letzten Tage.

An Ran Fujimia, Enttäuschung und Schwarz.

Nein.

Ich wollte das nicht denken und stülpte mir ein Kissen über den Kopf.

Nicht denken, keine Erinnerungen!

Manx machte einen auf "große Schwester", als sie sich neben mich hockte, mir das Kissen aus den Händen zerrte und mit einer völlig veränderten, fast schon übernatürlich weichen Stimme auf mich einredete.

"Beruhig dich erstmal wieder."

Ich schüttelte den Kopf. "Wozu? Wieso beruhigt IHR euch nicht alle einfach mal? Ich habe die Schnauze echt voll. Ich meine......Omi und Nagi...In Ordnung, das könnte man jugendlichen Leichtsinn nennen oder Abenteuerlust.

Yohji und Schuldig - da würde ich drauf tippen, dass sie das falsche Gras geraucht haben ...

Aber nenn mir EINE plausible Erklärung für......für......RAN und dieser DIESEN.........Gott, was ist das eigentlich für ein Kerl? Hält der sich für den Kaiser von China oder was? Soll ich jetzt etwa vor ihm auf dem Boden herumkriechen? Bitte, da werde ich lieber von drittklassigen Möchtegern-Killern in die Luft gejagt!

Und - wo hast DU da deine Finger im Spiel?"

Ich atmete hastig, war wütend, zitterte. Vielleicht hätte ich sogar zugeschlagen.

Ja, ich würde eine Frau schlagen. Aber nicht Manx, denn bei ihr stand die Gefahr, dass sie zurückschlug.

Manx hatte ihre Samtstimme keineswegs abgelegt.

"Was tust du grade?" fragte sie mich.

Bitte?

Was sollte die Frage?

Ich saß auf ihrem Bett und heulte mir die Seele aus dem Leib!

"Du tust dir selber leid. Warum?"

Warum?

Jeder würde sich in solch einer Situation selbst bemitleiden, oder?

Mir war mein ganzes Lebensfundament unter dem Arsch weggesplittert.

Ich dümpelte durch eine neue Welt, die ich nicht wollte, und die bisher nichts mit mir zu tun hatte.

"Du bist eifersüchtig."

Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.

"Ja." sagte ich leise.

"Glaubst du man kann zwei Menschen zur gleichen Zeit lieben, aber auf eine völlig andere Art und Weise?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht."

"Du kannst also deine Mutter nicht lieben, wenn du Ran liebst?"

"Das...das.....ist doch etwas anderes."

Manx lachte leise. "Natürlich. Natürlich kann ich Ran nicht mit deiner Mutter vergleichen. Aber deine Eifersucht ist unfair. Die Welt dreht sich nicht nur um dich. Auch wenn du es so willst. Jeder will das.

Jeder will das große Glück. Jeder will es packen und nie wieder loslassen.

Das ist in Ordnung, solange du hinter deinem eigenen Glück herrennst, und nicht nach dem von jemand anderem greifst. Und ich meine hier nicht Brad Crawford."

Ich schüttelte immer wieder den Kopf.

"Ich.....ich will das alles nicht. Ich will nicht in einen großen Plan hineingesetzt werden ohne.....ohne selber daran mitzugestalten. Ich will eine Chance! Eine faire Chance."
 

Manx betrachtete mich mit einem Gesichtsausdruck, der halb verachtend, halb mitfühlend war.

"Du willst eine Chance? Du hattest sie doch bereits! Du hast sie immer noch. Dein ganzes Leben ist eine Chance! Du musst dein Leben selber leben, deine Chancen nutzen.

Dabei können wir dir nicht helfen! Ich kann dir sagen "tu dies " oder "lass jenes", aber ob du darauf hörst, das ist deine Sachen.

Was du willst ist keine Chance. Was du willst, ist eine Welt, in der es einige von uns nicht gibt.

Es ist in Ordnung so etwas zu denken..." Manx hielt inne und grinste leicht. "Ich wünsche mir ja auch, dass es eine Welt gibt, in der Schokolade keine Kalorien hat..."

"Du meinst also...In meinem Kopf ist das erlaubt. Aber nur dort?"

"Nun, so ähnlich. Wenn sich alles nur noch in deinem Kopf abspielt, dann wird die Welt zu einem toten, leeren Raum.

Was ich meine ist - nun ja...Versuch mal mit der Zukunft zu spielen.

Wie sähe es aus, wenn Brad Crawford gehen würde? Oder getötet würde oder was weiß ich.....Wenn er nicht mehr da wäre. Was wäre dann?"

"Nun, dann hätte ich Ran für mich alleine und wäre glücklich..."

Oder?

"Nein...da ist doch sicher ein Haken..."

Manx lachte auf. "Natürlich. Überall gibt es einen Haken! Na, wo steckt er? Hm?"

"......Ran ...wäre...nicht glücklich...oder?"

"BINGO!" Manx klatschte mir auf die Schulter.

"Warte, ich hol dir mal deine Sachen. So angenehm das Gespräch sein mag, sich mit nackten Kerlen zu unterhalten erinnert mich immer an misslungene Liebesabenteuer. Wenn sie nicht können, fangen sie an zu labern..."

Manx warf mir meine Sachen zu.

Hastig begann ich mich anzuziehen. Eigentlich dumm, mich jetzt zu beeilen, Manx hatte eh schon "das wichtigste" gesehen.

"Aber wenn du unbedingt irgendwem etwas beweisen willst.......Wie wäre es dann......mit....."

Manx ruderte mit ihren Armen in der Luft herum, als würde sie gerade einen Gedanken einfangen wollen.

"Eine Art...äh...Duell? Das könnte den anderen vielleicht gefallen.....Natürlich müsste es etwas sein.....wobei ihr euch nicht gegenseitig umbringt. "

Sie war begeistert von ihrem Einfall und hüpfte durch die Gegend.
 

V. Das Leben neu entdecken

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8. Mai, früher Morgen

Ein Zugabteil (Nichtraucher)

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Langsam war es widerlich. Immer die gleichen Klamotten- Vor allem bei der Unterwäsche ist so etwas unangenehm.

Außerdem konnten wir hier nicht ewig bleiben.

Also hatten wir uns dazu durchgerungen, den Zug am frühen Morgen Richtung Tokio zu nehmen.

Schuldig war inzwischen wieder eingeschlafen und sein Kopf lehnte an meiner Schulter.

Ich hingegen starrte aus dem Fenster, beobachtete, wie Bäume am Fenster vorbeischossen, die Landschaft zu einem Film wurde, den ich mir ansah.

Verrückte Welt!

Was war innerhalb von so wenigen Tagen doch alles passiert. Mit Weiß....

Plötzlich waren wir nicht einfach nur Hüllen, die zusammen arbeiteten.

Plötzlich hatten wir erkannt, dass jeder von uns Gefühle hat. Eine Persönlichkeit, die weit über unsere Alltagsmaske hinausging.

Und Schwarz.....

Vorher waren sie immer nur "die Feinde".

Feinde- die nichts weiter denken, als dass sie uns töten müssen.

Doch jetzt?

Jetzt war plötzlich alles anders!

Ich fühlte eine unheimliche Energie in mir, das Gefühl, etwas tun zu müssen - ein Gefühl, was ich lange nicht mehr hatte.

Ich war abgestumpft in all den Jahren.

Immer die gleiche Leier: Alkohol, Frauen, Autos , Zigaretten.

Alles hatte seinen Reiz verloren.

Geblieben war Müdigkeit. Trägheit. Eine Stimmung, die nur ein Wort kannte: Egal.

Doch jetzt...spürte ich mich wieder.

Ausprobieren, experimentieren!

Die Welt entdecken! Das Leben genießen, es wie Ambrosia aufschlürfen!
 

VI. Kleine Höhlentierchen

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8. Mai, früher Morgen

Omis Zimmer

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Nagi war soeben aufgewacht. Er blinzelte mich müde an und lächelte dann zaghaft.

"Oh, bitte sag mir, dass das hier die Realität ist!" nuschelte er.

"Nagi, dies ist die Realität!" grinste ich.

"Sicher?"

"Ja."

"Das KANN einfach nicht wahr sein. Das ist dafür doch viel zu gut! Ich meine - der ganze gestrige Abend - ich hab Brad noch nie SO lachen sehen. So....natürlich! Und... niemand will uns auseinander bringen und keiner will uns töten - das ist viel zu perfekt für die Wirklichkeit!"

Er vergrub sich wohlig grunzend unter der Bettdecke. "Das ist meine Höhle. Ich bleibe hier jetzt für immer drin!" verkündete er.

"So? Dann bin ich ein Höhlenforscher!"

Ich stülpte die Decke über meinen Kopf und wir beide saßen grinsend unter dem Zeltdach. "Oh, ich hab eine neue Gattung entdeckt: Ich nenne sie "Den liebenswerten Kuschel-Naoe""

"Kuschel Naoe?" Nagi sah mich skeptisch an. "Wenn das die anderen hören, die lachen sich doch krank! Kuschel Naoe killt Leute - haha, guter Witz."

"Du - Profikiller, du!" neckte ich ihn, küsste ihn verspielt auf die Stirn.

"Wie es wohl enden wird, mit Schwarz und Weiß..."

"Was?"

"Na glaubst du, dass wir weiterhin so weitermachen können?"

Enttäuscht verzog ich das Gesicht. Ich wollte kuscheln, nicht denken. Aber was soll's , er hatte ja recht.

"Also Manx klang sehr zuversichtlich!"

"Manx..." Nagi schwieg einen Augenblick. "Sag mal - Kommt dir die Dame nicht auch etwas merkwürdig vor? Brad konnte sie in nicht mal fünf Minuten für unsere Sache gewinnen!"

Ich schnappte nach Luft. Das war mir in all meinem Liebeswahn ganz entgangen. Manx diskutierte doch sonst alles in Grund und Boden!

"Wie sieht es aus... Wollen wir zusammen....Ne kleine Recherche machen?"

Tolle Anmache, Nagi, echt!
 

VII. Die kleinen Geheimnisse einer Frau

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8. Mai, Abend

Das Koneko

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"Wir sind wieder da~da!" rief Schuldig in den Hausflur. Er war zum ersten Mal hier, bewegte sich aber in den Fluren, als wäre er hier Zuhause. Keine kritischen Blicke auf die Bilder an den Wänden, keine Begutachtung der Polstergarnitur.

Er wirkte auch nicht fremd hier nein, er schien genau in dieses Haus zu passen.

In der Küche hockten Nagi und Omi , ansonsten schien niemand da zu sein.

"Hey, ihr freut euch ja gar nicht, dass wir wieder da sind!" sagte ich entrüstet.

"Sollten wir?" Kam es von beiden im Chor.

"Hmpf."

"Wo ist den Braddimausi und Ahnhang?"

"Einkaufen."

"Und Ken?"

"Bei Manx."

"Warum DAS denn?"

"Keine Ahnung."

Schuldig zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen. "Also, erzählt mal - Was ging so ab, während wir nicht da waren?"

Nagi und Omi erzählten abwechselnd von den Ereignissen- schienen aber einige pikante Details wegzulassen. Zum Beispiel den gesamten gestrigen Abend.

Ich grinste. Böse Kinder!

"Äh- und Manx war damit einverstanden?" holte mich Schuldig in die Realität zurück.

Nagi nickte. "Wir haben uns gewundert, warum sie sich so schnell überzeugen ließ."

"Und?"

"Tja, ihr werdet es vielleicht nicht glauben - aber so wie es scheint, haben Brad und Manx diesen ganzen tollen Zusammenlegungsplan gemeinsam ausgeheckt!

"Was?"

"Wusstet ihr, dass Manx mal fast zwei Jahre als Sekretärin für Brad gearbeitet hat?"
 


 

Willkommen im Zwischenkommentar nach Kapitel 7 ^^v

Yeah, grade bin ich mit der Überarbeitung fertig und wollte hier mittendrin mal schnell ein paar Dinge loswerden:

Wir befinden uns grade glaub ich erst in der Mitte der Geschichte. Ich kann das ganze zwar noch nicht so genau beurteilen, da meine "Planung" eigentlich nur soweit geht, dass ich eine bestimmte Szene erreichen will.

Am Anfang war eigentlich recht wenig geplant. Alles begann, dass ich bei Sky gepennt habe und ihr erzählt habe, dass ich unbedingt mal eine Geschichte schreiben will, in der Yohji Schuldig mit einem Baguette verprügelt.

Die ersten drei Kapitel hatte ich noch nach einem "Szenenplan" geschrieben, danach hatte ich plötzlich so viele Ideen, dass das alles einfach nicht mehr möglich war.

Bestimmte Sachen musste ich aber mit der Zeit umändern.

In der ersten Version redet Yohji während des ersten Kapitels von "Schuldig" obwohl sich dieser erst am Ende des 2. Kapitels vorstellt.

Ähnliches ist mir auch mit den beiden Chibis passiert: Omi erzählt Ken, dass Nagi ihn schon viel länger "Bombay" kennt als "Omi" - und in einer anderen Szene sinnieren die beiden darüber, wie sehr sie sich erschrocken haben, als sie sich zum ersten Mal in einer Mission getroffen haben, nachdem sie schon zusammen waren.

Bisher stehen die Fehler noch alle drin, aber ich werde demnächst alles noch mal neu hochladen.

Kommentar am Ende das Kapitels (weil sonst würde ich bösartig spoilen ;) )
 

Kapitel 8

I. Gedanken

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8.Mai, Abend

Das Koneko

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Schuldig war nach der Suche nach etwas, woran er sich abreagieren konnte - und wie das mit den guten Vorsätzen und neu gewordenen Erkenntnissen oft so ist, meist überdauern sie nicht einmal den Sonnenuntergang. Bald hatte er die Schublade mit meinem kleinen Notvorrat an potenziellen Lungenvernichtern entdeckt und sich daran bedient, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.

Als Kind war er sicher oft umgezogen, denn die Leichtigkeit, sich an fremden Orten heimisch einzurichten überwog scheuen Blicken, wie Nagi sie oft Omi zuwarf. Darf ich? fragten diese Blicke. Schuldig hingegen schlurfte umher mit einer Kennermiene die sagte: Ich darf.

Er saß einige Minuten später mit einer Zigarette im Mundwinkel und mit glasigem Blick sowie idiotischem, leicht bekifften Grinsen im Schneidersitz auf einem der Küchenstühle.

"Das ist interessant." nuschelte er müde, aber selbstzufrieden.

"Frag mich, was euer kleiner Kenken dazu sagen wird."

Ja, DAS fragte ich mich allerdings auch. Die letzten Tage hatten erstaunliches ans Licht gebracht und nicht mit Überraschungen gespart.

Zwei doch nicht so ganz verfeindete Gruppen verstanden sich plötzlich so prima, dass sie den Austausch von Körperflüssigkeiten dem Kampf vorzogen. Leute, von denen man nicht dachte, dass sie einem Sachen verheimlichen, hatten einem so viel verheimlicht, dass man sich inzwischen fragte, ob man sich den Rest seiner kläglichen Existenz nicht einbildete.

Und die wahre Liebe schien es tatsächlich zu geben.

Sie trug vielleicht merkwürdige Klamotten und war den ganzen Tag bekifft oder nörgelig, weil es nichts zu Kiffen gab, aber sie war da, und damit Weihnachtsmann und Osterhase um Meilen voraus.

Komasaufen. Das wäre vielleicht jetzt angebracht.

Solange wohlbehütet auf einer Intensivstation abhängen, bis Kenken nicht mehr hyperaktiv war, und sich dieser ganze SZ Zirkus in Luft aufgelöst hatte, bis die vier Superjungs wieder Superjungs waren und keine panischen Endzeitpropheten, die schon Panikanfälle bekamen, weil sie nicht wussten, ob es morgen regnet, oder sie ihre Steifmütterchen doch lieber gießen sollten.

Ich schnappte mir ebenfalls eine Zigarette, und drückte an dem viel zu fummeligen Feuerzeug herum. Die Qualmwolken tanzten um die Küchenlampe herum und ließen fast eine Atmosphäre aufkommen wie in billigen Gangsterfilmen oder zu engen Kneipen.
 

Nagi seufzte theatralisch, rutschte von seinem Stuhl herunter und öffnete das Fenster.

"Maaan. Der bekommt nie seine Klappe auf! Wenn ihm was nicht passt, dann hält er lieber den Schnabel." nörgelte Schuldig und starrte zu Nagi. "Ein 'Bitte raucht doch draußen ' hätte es auch getan!"

Sofort war Omi aufgesprungen, führte sich wie eine Glucke auf und überhäufte Schuldig mit einer Reihe von Flüchen und Schimpfwörtern, doch er winkte nur ab, murmelte etwas von "Kinderchen" und verließ dann die Küche.

Auf meiner Stirn bildete sich eine Denkfalte, die für all die Gedanken, die durch meinen Kopf rauschten viel zu klein war.

Immerhin etwas kindliche Feindschaft zwischen Schwarz und Weiß war geblieben. Bei dem Gedanken wurde mir seltsamerweise wohlig warm ums Herz und ich begann von alten Zeiten zu träumen.

Allerdings nur solange, bis mir bewusst wurde, dass damals alles ein dämlicher Quark aus unausgesprochenen Gedanken war, ein einziger Haufen "lack of communication".

"Es ist spät, ich bin müde." erklärte ich kurz darauf und machte mich dann auf die Suche nach dem großen, rothaarigen, umhertapsenden Etwas, was ich zu lieben beschlossen hatte. Und wenn es keine Liebe sein sollte, dann wenigstens ein "gernhaben" , dass sich irgendwo zwischen Teddybärgekuschel und Kama Sutra bewegte.

Himmel, was auch immer ich an Drogen zu mir genommen hatte - mein Horizont war so erweitert, dass ich Angst vor mir selber hatte.

Schuldig hatte in mein Zimmer gefunden, genauer, er hatte in mein Bett gefunden. Noch genauer: er hatte erst ins Bad und dann in mein Bett gefunden.

Mit einem einzigen Blick vereinbarten wir, diese Nacht nur zu schlafen. Ehrlich!
 

II. Holz - und der Tag ist gerettet

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Manx Wohnung

später Abend

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Ich wollte nicht gehen. Noch nicht.

Nicht, solange Manx mit Feuereifer und glühenden Wangen in einem ihrer Schränke stöberte.

Nicht solange, wie unausgesprochene Fragen in der Luft herumtanzten und Antworten suchten.

Nicht solange, wie ich wusste, dass ich zu Hause nicht mehr den Vertrauten Geruch von Heimat, sondern den seltsamen Geruch nach Fremdheit und Veränderungen riechen würde.

Nicht solange ich wusste, dass es jemanden gab, der eine Position einnahm, die ich nie erreichen würde, der Dinge erlebt hatte, die ich nie erleben würde.

Manx wühlte weiter, als ich plötzlich einen Schlüssel im Schloss klappern hörte.

Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. Hatte sie einen Lover, von dem ich noch nichts wusste?

Die Haustür fiel Geräuschvoll ins Schloss, ich hörte aus dem Flur Kleidung rascheln, einen Augenblick später betrat Brad Crawford das Zimmer..

"MANX!" fuhr ich auf.

Es war soweit: mein letzter Versuch, überhaupt noch jemandem zu Vertrauen war nach hintern losgegangen.

"Ah, du kommst gerade richtig!" klang ihre Stimme dumpf aus dem Schrank.

"So?" machte Brad, und wirkte unbeeindruckt wie eh und je.

Vielleicht war er einer von den Menschen, die sich morgens nicht nur einen Anzug, sondern auch einen Gesichtsausdruck aus dem Kleiderschrank aussuchten, der stets geschäftlich wirkte. Buisnessman- Gesichtsausdrücke aus dem Katalog. Na wenn das keine Marktlücke war!

Der Schrank wurde zugeklappt und Manx donnerte eine hübsche, karierte Holzschatulle auf den Tisch.

"Das ist es."

"Das ist was?" fragten Brad und ich gleichzeitig.

"Das -" verkündete Manx mit zuckersüßem Honigmundlächeln - "Ist die Lösung unseres Problems."

"Nein. Das ist ein Schachbrett." bremste Brad ihre Euphorie ab.

"Eben!"
 

Manx holte tief Luft.

"Also Jungs - Ich glaube kaum, dass ihr von alleine auf einen gemeinsamen Nenner kommt, daher habe ich beschlossen, euerem Glück einen kleinen Tritt in den Hintern zu verpassen! Das hier ist eigentlich nur ein Spiel."

Sie klappte die Schatulle auf, und schüttete die schwarzen und weißen Figuren auf dem Tisch aus.

"Jeder hat gleich viele Figuren, die gleichen Startbedigungen - und es kommt nur darauf an, wie er seine Chancen nutzt. Übereilte Züge lassen sich nicht rückgängig machen, man muss vorausplanen, jede Figur beachten, sei es seine eigene oder die des Gegners. Derjenige von euch beiden, der verliert ordnet sich dem Gewinner unter und akzeptiert von nun an sein Vorgehen. Einverstanden?"

Brad nickte, ich schaute noch etwas skeptisch drein. Das meinte sie mit einem Duell?

Schach?

"Da gäbe es dann nur ein klitzekleines Problem." meldete sich Mr. Crawford zu Wort.

"Ja?"

"Wenn ich die Situation mal richtig einschätzen darf -" er musterte mich kühl - "können wir beide kein Schach."

Manx seufzte, sammelte mühevoll die schön geschnitzten Figuren ein und schob die Schatulle in ihre Handtasche.

"Dann lasst es euch gefälligst beibringen! Und jetzt kommt mit, die anderen machen sich sonst noch Sorgen.
 

III. Da war doch noch was.....

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Koneko

später Abend

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Wie Manx es geschafft hatte, Brad und Ken in einem einzigen Auto zu transportieren, schien ein Rätsel zu bleiben. Ob Ken bescheid wusste?

Über Manx und Brad? Hatte er geweint, oder war er einfach nur erschöpft?

Er sah müde aus, seine Augen waren klein und leicht gerötet. Brad hingegen sah wie immer aus, hellwach, tadellos gekleidet und mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck.

Die anderen waren alle bereits auf ihren Zimmern, während ich versucht hatte, einen klaren Kopf zu bekommen. Ich war unterwegs gewesen, hatte am Nachmittag Einkäufe erledigt, und mich anschließend in Hausarbeit gestürzt.

Manx versuchte zu Lächeln, aber es misslang. Sie entleerte ihre Handtasche, und förderte neben einer Holzschatulle einen dicken Umschlag aus braunem Papier hervor, den sie mir kommentarlos reichte. Dann verschwand sie wieder aus dem Haus, fuhr sicher wieder ins Büro.
 

"Was ist das?" fragte Brad interessiert.

"Arbeit." brummte ich leise. "Arbeit, die nichts mit euch zu tun hat." fügte ich hinzu.

Es war gelogen, und er wusste es. Genauso, wie er wusste, dass ich wusste, dass er es wusste.

Doch er sagte nichts - und ich wusste, dass er mich nie wieder darauf ansprechen würde. Ich würde zu ihm kommen, und ihm alles erzählen. Davon ging er aus. Und auch wenn ich es nie wollen würde - irgendwann würde ich es tun.

Ich würde ihm jedes noch so kleine Detail erzählen von dem Material, in dem Papierumschlag, würde ihm die Unterlagen zeigen, die Beweisfotos, würde ihm die Disketten und CD-Roms aushändigen - und dann - würde er mir so etwas wie Vergebung anbieten, die seinen Preis hatte.

Und dann würde alles wieder von Vorne losgehen. Wie immer.

Man musste kein Telepath sein, um zu verstehen, was gerade in den Köpfen der anderen vor sich ging. Man musste nicht mal besonders viel Phantasie oder Menschenkenntnis haben.

Man musste nur ein einziges Gefühl kennen: Zweifel.

Vier Fremde zweifelten sich gerade an.

Fremde. Ja, vielleicht war fremd genau das, was auf uns zutraf.

Wer waren wir eigentlich, dass wir hier zusammen saßen und Worte auswechselten, die genauso wenig Wahrheit wie Emotion enthielten.

Eisschrank A an Eisschrank B - soziale Außentemperatur liegt im Minusbereich. Wir brauchen mehr Eiswürfel!

Der Umschlag wurde immer schwerere und kälter. Er saugte gierig meine Gedanken auf und sang "Ich weiß es, ich weiß es!".

Ich drehte ihn in Gedanken hin und her, spielte mit dem Papier.
 

Niemand sagte ein Wort, man hörte das dumpfe Brummen der elektrischen Geräte.

Es staute sich an. Die ganze Atmosphäre staute sich an! Furchtbar, es war wie in einem Buch: Es passierten unheimlich viele Dinge auf einmal, aber es ging nicht weiter - von Minute zu Minute wurde alles unerträglicher - es musste jetzt einfach einen großen Knall geben, etwas musste passieren!

Etwas musste explodieren - dabei war es egal, ob nur die Glühbirne ausging oder jemand von uns losredete und alles aus sich herausschrie, was in ihm war.

Passier endlich! Explodiere!

Und endlich passierte etwas. Die Küchentür klappt auf und ein leichenblasser Schuldig stand plötzlich in der Tür.

"Ihr denkt alle schrecklich laut!" jammerte er. "Alle!"

Dann schwankte er, drohte wieder umzukippen, das allgemeine Denken setzte aus - stattdessen reagierten wir.

Brad und Ken waren mit einem Satz auf den Beinen und schafften es gemeinsam, den Deutschen davor zu bewahren, auf dem Boden aufzuschlagen. Ich holte eine Wolldecke von Oben, nebst einem blonden, verwuschelten, noch halb schlafenden Yohji.

Zwei Minuten später war die Hektik schon wieder vorüber.

Schuldig öffnete vorsichtig die Augen und seine Augen starrten so ängstlich umher, als wären wir seine Henker.

"Ich sagte doch, du sollst das lassen..." knurrte Brad.

"Du lernst es wohl nie, was? Suchtelchen."

"Ich..." jammerte Schuldig " hab doch gar nichts gemacht. Es ging einfach los. Ganz plötzlich. Ich konnte es überhaupt nicht kontrollieren."

"Was ist mit jetzt?"

"Wie was ist mit jetzt?"

"Liest du uns gerade oder nicht?"

Schuldig schüttelte den Kopf. "Ich will wieder ins Bett." maulte er weiter. Er hatte sich gerade wieder in ein kleines Kind verwandelt. Ein kleines, naives Kind, mit großen Augen, das die Welt erklärt haben wollte. Gerüchten zu Folge passierte das öfter.

Er machte einen auf niedlich.

Und hatte Erfolg.

Yohji schlug darauf an und mutierte wieder zur Glucke, half dem quengelnden Telepathen auf die Beine und verschwand dann mit ihm wieder nach Oben.

"Meine Güte, das hatte ich schon fast wieder vergessen!" stammelte Ken.

"Was machen wir jetzt mit diesen SZ Typen?"

"Wir werden sehen." sagte Brad ruhig.

Ich schwieg. Ja, wir werden sehen.

"Ich gehe auch schlafen." sagte ich leise, drehte mich um und spürte geradezu, wie sich hinter mir eine Art Machtkampf abspielte.

Als ich die letzten Treppenstufen hinter mir hatte, nahm der Kampf unten verbale Formen an.

Doch im Augenblick war mir das vollkommen egal. Ich verstaute den braunen Umschlag in meinem Schreibtisch und zog mich um.

Ich kuschelte mich in mein Bett mit dem wohligen Gedanken, früh genug zu erfahren, wer den nun gewonnen hatte.

Der Lautstärke nach zu urteilen, würde der Kampf dort unten noch bis in die späte Nacht reichen.

IV. Das Beste draus machen...

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Koneko

Spät in der Nacht

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Meine Stimme drohte, sich zu verabschieden. Ich hatte fast zwei Stunden am Stück herumgebrüllt, und das machte sich nun bemerkbar.

Ich hatte alles herausgelassen: Wut, Eifersucht, Enttäuschung. Brad Crawford hatte sich zurückgelehnt und betrachtete mich nachdenklich. Er hatte plötzlich so einen "Arzt- Blick" drauf.

Fehlte nur noch, dass er sexuelle Frustration diagnostizierte und mir da eine reihe von Bars empfahl, die da so einen kleinen Service boten....

"Ist das alles?" fragte er plötzlich und ich fühlte mich von riesigem Desinteresse niedergewalzt.

"Hast du mir nicht zugehört?" zischte ich ihn an.

"Habe ich. Deine Argumente sind nicht sonderlich überzeugend. Du meinst also, ich hätte ihn nicht verdient. Weil ich angeblich ein Feind bin - bin ich das? Ich war es vielleicht zeitweise, aber das war nur ein Job. Ein Job hat mit dem wirklichen Leben herzlich wenig zu tun - er dient nur dazu, es zu finanzieren. Einige wenige Menschen halten ihren Job für das wahre Leben, aber sie irren sich, sich irren sich. Ich arbeite nicht mehr für SZ, wir sind daher auch nicht mehr Schwarz.
 

Du behauptest, ich würde ihn kaum kennen? Tust du es denn? Kennst du ihn besser? Sag schon, was genau kennst du an ihm besser?"

Ich senkte beschämt den Blick.

"Siehst du? Ich will nicht behaupten, Ran zu kennen, aber ich weiß, dass das niemand wirklich kann. Er kennt sich ja selbst nicht richtig. Niemand kennt sich selbst richtig. Auch du nicht."

"Natürlich kenne ich mich selbst. Ich bin doch ich!"

Brad grinste - und erinnerte mich ein bisschen an einen Wolf, der die Zähne fletschte Gleich würde es "Happs" machen und von Ken Hidakas Selbstbewusstsein standen nur noch krümelige Grundmauern.

"Noch nie übereilt reagiert? Noch nie Fehler gemacht?"

Er hatte mich. Ich wusste es plötzlich ganz genau. Schon die ganze Zeit saß ich in der Falle ohne es zu bemerken. Er würde mich platt machen. Vollkommen!

"Du behauptest, du hättest keine Chance gehabt? Ich bitte dich - WIE lange wohnst du schon mit ihm unter einem Dach? Wie oft habt ihr zusammen gearbeitet? Wie oft musstet ihr blind aufeinander vertrauen?"

Wie kam ich nur hier heraus? Aus dieser furchtbaren Situation! Ich brauchte eine Frage, die scharf, spitz und tödlich war.
 

Eine hatte ich - aber ob sie die Wirkung hatte, die ich erhoffte?

"Wie..." sagte ich leise "kam es eigentlich dazu?"

Dazu. Zu dieser Situation. Dazu, dass Brad Crawford etwas mit Ran teilte, was mir vorenthalten blieb? Wie kam es dazu, dass diese beiden Männer sich mochten...liebten....was auch immer.
 

Volltreffer.
 

Die Frage hatte eingeschlagen.

"Mir war langweilig." Sagte Brad knapp.

"LANGWEILIG?"

"Ja, genau. Langweilig. Der Job war gelaufen, alles erledigt - zufälligerweise war ich an Informationen gekommen, die für mich furchtbar wertlos waren - aber nicht für Kritiker."

"Du hast ihn erpresst!" zischte ich.

"Hm - ja. So kann man das durchaus sagen. Ich wollte ihn eigentlich nur ein bisschen ärgern, mal sehen, wie weit er gehen würde. Viel hatte ich mir nicht erhofft. Ich dachte, er würde mich nicht mal küssen. Ein Irrtum."

"Das...steckt da hinter? Mehr nicht? Eine dumme....Erpressung?"

Plötzlich fühlte ich mich furchtbar matt.

Ich erinnerte mich an den Fall. An den Job. Und an das klitzekleine Detail - dass Ran für die Mission gar nicht eingeteilt war. Dass er für mich eingesprungen war, weil ich mir den Fuß verstaucht hatte.

"Oh Gott..." flüsterte ich leise.

"Es hätte anders kommen können." Brads Stimme klang dumpf in meinen Ohren. Es hätte genauso gut...mir passieren können.

"Nennen wir es heute Abend unentschieden." bot er mir an. Unentschieden?

Er grinste. "Genau, unentschieden. Wird vielleicht ein bisschen eng, aber ich bin zu müde um weiter zu streiten."

Ich seufzte. "Machen wir das Beste draus...."
 


 

V Unentschieden - oder: Der Fast- Dreier
 

Aha. Unentschieden. Ich hatte nicht gehört, wie sie gekommen waren - Fakt war jedoch, dass ich eingeklemmt war zwischen den Herren Hidaka und Crawford.

Eine Vielzahl von Armen und Beine hatten sich irgendwie um meinen Körper geschlungen und Brad knurrte etwas davon, dass es eine Unverschämtheit von Mutter Natur gewesen sei, dem Menschen nur einen Mund zu verpassen.

Plötzlich kicherte Ken los, und fragte, ob er wirklich nur den Mund meinte.

"Perverser Sack!"

"Selber!"

"Was gibt es denn da bitte zu lachen?"

"Lacht er uns etwa aus?"

"Ich glaube schon."

"Ran, hör auf! Das macht mir Angst!"

Ich konnte nicht anders und kicherte albern weiter. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollten - die beiden gaben ein tolles Team ab.

"Dieser Liebesakt kommt mir immer mehr vor wie eine Karnevalsveranstaltung!" schimpfte Brad gespielt empört.

Das Eis war gebrochen. Auch die anderen beiden lachten los.

"Nachdem wir das geklärt haben..." meine Brad plötzlich wieder todernst - " können wir dann endlich ficken?"

Auch wenn es stockdunkel war - dass Ken gerade einen knallroten Kopf bekommen hatte, konnte man trotzdem erahnen.

"Nein können wir nicht."

"Und warum nicht?"

"Weil...weil...weil eben. Wir haben da noch nicht alles geklärt."

Ken und Brad hatten sich beide hingesetzt und diskutierten los.

"Was denn noch nicht?"

"Na...also...äh......Wer nach oben darf und wer nach unten...."

Brad drehte mich zu mir. " Ist das ein Argument?"

"Hn." machte ich und versuchte mein Gelächter im Kissen zu ersticken.

"Na dann. Du unten, ich oben - er Mitte."

"Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal? Ran?"

"Hn."

"Siehst du?"

"Ach. Und wie dann? Nacheinander oder was? Zweimal hintereinander? DAS scheint mir unrealistisch! Ran? Kannst du zweimal hintereinander?"

"Hn Hn"

"Du könntest ja solange rausgehen. Ich hatte noch nicht."

"Waren wir nicht bei unentschieden?"

"Kannst du dir nicht selber...."

"Warum sollte ich? Das ist übrigens unfair, weil ich das auch ohne Ran könnte."

"Wir könnten uns auch alle selber.....das wäre dann doch fair, oder?"

"Nunja...Ran?"

"Wir könnten auch einfach die Schnauze halten und schlafen." japste ich. Zu blöd das Ganze! Ich musste so stark Grinsen, dass es schon weh tat.

"Nein."

"Genau, das ist doof. Wenn wir schon mal da sind..."

"Also doch er oben ich unten?"

"Macht doch was ihr wollt!"

"Sowieso."

"Hast du schon mal unten?"

"Nein.....Äh.....Tut das weh?"

"Ran?"

"Ja verdammt." Wenn die nicht bald was machten, würde das diese Nacht nichts werden.

"Warum muss ich immer das machen, was wehtut?"

"Ich gehe NICHT nach unten."

"Ahja. Aber ich- das ist unfair! Das ist gegen das unentschieden."

"Vielleicht klappts ja doch nacheinander."

"Ran?"

"Nein verdammt." Auch wenn ich gerne würde...

"Achje. Nochmal auf das selber machen zurückzukommen....Wir können uns auch gegenseitig.."

"Ja, doch. Vielleicht. Ran?"

"Ran?"

"Du schläfst nicht wirklich, oder?"

Nein, ich schlief nicht. Ich grinste in mein Kopfkissen. Die letzten Minuten Gespräch waren Bühnenreif.

Jedoch war mir in dieser Nacht gar nicht danach, mit einem der beiden - oder mit beiden gleichzeitig zu schlafen. Mir war danach....

Ich weiß nicht, vielleicht einfach nur zu spüren, dass dies kein Traum war.

In der Nacht geschah noch eine Menge. Es wurden noch viele Sätze gesagt, viel gelacht - aber zu dem, was Brad und Ken sich erhofften kam es nicht.

Nicht in dieser Nacht.
 

VI. Schlechte Neuigkeiten

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Koneko

Der Morgen danach

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Die Atmosphäre am Frühstückstisch war gespenstisch friedlich und wirkte wie aus einem dieser schlechten Liebesromane, die mindestens so oft die Redewendung "blütenweiße Tischdecke" verwenden wie die Namen der Hauptakteure.

Endlich fasste mal jemand den Mut und Nagi fragte vorsichtig, was denn nun gelaufen wäre.

Ran grinste und Brad und Ken sahen aus, wie zwei Essiggurken: Ein Bild für das Familienalbum.

"War ganz nett." lachte Ran. "Die beiden sollten sich einer Comedygruppe anschließen und auf Tour gehen."

Schuldig setzte nun ebenfalls ein Grinsen auf. "Normalerweise ist es nicht sonderlich gut, wenn Bettgeschichten mit viel Gelächter enden."

"Wir haben ja gar nicht...." maulte Ken. "Meine Schuld war's nicht." blaffte Brad ihn an. "Ach ja? Meine war's auch nicht." "Wer wollte denn alles ausdiskutieren?"

Und schon fetzten sich die beiden wieder. Ran hingegen war ruhig. Ruhiger als sonst. Beunruhigend ruhig. Eine Ruhe, die spüren ließ, dass da etwas nicht stimmte.

Etwas schien ihn schwer zu belasten. Und es schien etwas ganz anderes zu sein, als der Streit zwischen Brad und Ken.

Als es zaghaft an der Hintertür klopfte und Manx eintrat, schlug die Stimmung urplötzlich um.

"Heute Nacht gab es einen Angriff auf das Zentralbüro von Kritiker." sagte sie leise. "Wir müssen jetzt schnell handeln."

"In wie fern?" hakte ich nach.

"Ihr solltet euch schnell einigen." sagte sie an Brad, Ran und Ken gewand "ob ihr zusammenarbeitet oder nicht.

Und dann weg hier. Vermutlich weiß SZ schon, dass ihr wieder da seid. Vermutlich wissen sie noch eine ganze Menge mehr."

Sie schwieg wieder.

"Da ist doch noch was. Nicht wahr?" fragte Schuldig besorgt.

Manx nickte nur.

"Es geht um Berserker. Sie haben ihn bereits gefunden. Ob er noch lebt kann ich leider nicht sagen. Es tut mir leid. Ich hätte vorsichtiger sein müssen."

An welche Adresse die Entschuldigung ging war mit nicht ganz klar. Vielleicht war es nur ein formales "Tut mir leid" - vielleicht steckte mehr dahinter. Bei Manx konnte man nie sicher sein.

Die drei Schwarzmitglieder wechselten schwer deutbare Blicke. Traurig, vielleicht wütend. Gleichgültig? Ich starrte Schuldig unsicher an, hoffte, dass ihn diese eigenartige Situation nicht aus der Bahn werfen würde.

Brad erhob sich. "Schuldig, Nagi - ich möchte euch kurz sprechen." Die beiden nickten und folgten ihm aus der Küche.

Zurück blieben wir fünf. Manx hatte sich inzwischen einen Stuhl geangelt und wischte sich ihre Stirn mit einem Taschentuch ab.

"Was für eine Nacht." murmelte sie. "So was habe ich noch nie gesehen. Wer auch immer uns angegriffen hat - die Jungs sind gefährlich."

Ran starrte stumm vor sich hin, schien etwas zu wissen, was er uns noch vorenthalten wollte.
 

Omi nutze die Gunst der Stunde für die Frage, die seid gestern Abend noch offen stand.

"Warum hast du uns nicht erzählt, dass du früher mal für Brad gearbeitet hast?"

Kens Kopf schnellte hoch.

"Ach das." Manx lächelte schwach. "Das waren andere Zeiten. Zeiten in denen ich dachte, Sekretärinnen hätten einen ungefährlichen Job bei guter Bezahlung. Außerdem hatte er damals eine kleine Anwaltskanzlei - und das ganze hatte überhaupt nichts mit unsere jetzigen Situation zu tun. Das ganze endete jedoch als er jemanden vor Gericht vertreten sollte. Er hatte sich leider den falschen Klienten ausgesucht. Es war eine Klage gegen Takatori - Brad hatte ein bisschen zu tief gegraben und Sachen ans Tageslicht befördert die - oh man, ich erinnere mich da echt nicht gerne dran. Jedenfalls..... stand eines Tages das Büro in Flammen und Brad Crawford verschwand von der Bildfläche. Ende der Geschichte."

"Und wie ist du zu Kritiker gekommen?" fragte Omi vorsichtig. "Oh, Persha hat mich aufgegabelt als er den Brand und den unschönen Mord an Brads letztem Klienten aufklären wollte. Er war der Ansicht, ich würde mit der Situation recht sachlich umgehen und bot mir die Stelle an."

Ken nickte, schien ziemlich beeindruckt von der Geschichte. "Und dann...Ich meine als du rausbekommen hast für wen er danach gearbeitet hat?"

"Nichts. Wir haben Jahrelang kein Wort mehr gewechselt. Bis vor einigen Monaten...Er hat mir ein paar Informationen angeboten, im Gegenzug sollte ich vorerst stillschweigen."

Die Tür klappte wieder auf und die drei Schwarzmitglieder traten wieder ein, sahen ziemlich mitgenommen aus.

"Und nun?"

"Wir haben entschieden, dass es vielleicht besser ist, vorerst unterzutauchen. Wir melden uns dann - ihr solltet auch besser von hier verschwinden." sagte Brad heiser.

"Soll das heißen" krächzte ich, doch er unterbrach mich. "Richtig. Wie gehen wieder getrennte Wege."
 

TBC
 

Hallo erstmal. Puh, nach über einem Jahr erst Teil 8....Ich bin eine langsame, faule Socke ;) Seid 2 Wochen habe ich Ferien und glaubt mir, ich genieße sie voll und ganz. (Das war auch nötig!)

In diesem Teil ist mal wieder eine Menge passiert (ich merke so was immer erst, wenn ich's noch mal Korrektur lese...) und nicht alles davon kommt glaub ich so gut an. Nehmen wir mal den Verbleib von Farfarello - Zugegebenermaßen eine ziemlich billige Lösung für mein "Ich mag Farf nicht und ich will nicht über ihn schreiben" - Problem. Jedoch wurde er in der ganzen Story bisher nur am Rande erwähnt und weiterhin diese obligatorischen "Besuche bei Farf im Krankenhaus" wären glaube ich mindestens genauso schlecht gewesen.
 

Der Fast-Dreier - nun im Nachhinein bin ich FEST davon überzeugt, dass ich in dem Moment besoffen war. (Besoffen im Sinne von Zuckerschock durch übermäßigen Colakonsum).

Ich habe Sky Probelesen lassen und sie hat gesagt die Szene könnte bleiben - nun ja, ist ihr Geburtstagsgeschenk.

Ob Brad SO ein Gespräch führen würde?

Andererseits ist es glaub ich mindestens genauso falsch, es als absolut unmöglich abzutun. Vielleicht ist es OOC, vielleicht ist es aber auch denkbar - ein Mensch handelt nicht immer nur nach Schema F. Ran = schweigender Eisklotz, Yohji = alles bespringender Playboy etc.

Ich schweife ab, sorry ^^" (Es hat nicht zufällig jemand Lust sich mit mir über die Vielschichtigkeit von Weiß Kreuz Charakteren zu unterhalten, oder?)

Uah und mir sind übrigens ÜBELSTE Logikfehler aufgefallen was den "historischen Kontext" angeht ...Der Blumeladen z.B. - die Geschichte spielt ja quasi nach Weiß Kreuz und wäre eine Art Alternative zu Glühen - aber...

Warum verkaufen die Jungs dann noch Blumen? Und wo ist Aya-chan?

Ach ja die Aya- Geschichte...

Irgendwann im Verlauf des Jahres habe ich es mir angewöhnt, Ran nicht Aya zu nennen - am Anfang der Geschichte ist das noch nicht so, aber ich muss anscheinend sowieso noch mal den virtuellen Rotstift ansetzten und alles überarbeiten. (Kennt jemand zufällig ein gutes Medikament gegen Perfektionismus??)
 

Ich bin übrigens ENDLICH bei der Hauptidee angekommen, also dem Grund, warum diese Fanfiction Schachmatt heißt - nicht etwa, weil ich übermäßiger KKJ- Fan bin, nein es geht wirklich nur um das eine - also... Schach mein ich...

Was den weiteren Verlauf der Handlung angeht, darf ich mit bestem Wissen und Gewissen sagen: KEINE AHNUNG! Mal sehen was passiert. Die meisten Sätze entstehen nicht, weil ich sie stundenlang überlegt habe, sondern weil meine Fingerchen einfach über die Tastatur huschen: (Jaja, jetzt kommen wieder die ganzen bösen Leute, die mich Lügner schimpfen, wenn ich sage, dass die Geschichte sich selbst schreibt. Ok, ich bin schon noch daran beteiligt, aber als ich damals anfing, die Baguette Szene zwischen Yohji und Schuldig zu schreiben wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass Brad und Ran mal was miteinander haben könnten bzw. dass daraus ein Dreier wird. )
 

Musik: Äh.....Ich hab Titan AE gesehen während ich das geschrieben habe (2 mal Oo) zudem noch tonnenweise Handwerkersendungen und Viva Mainstream. (Wenn ich noch mal Dragostea Din Tei höre, SPRING ICH AUS DEM FENSTER! - Oh da fällt mir ein: Bin ich die einzige, die bei "Deine Schuld" von den Ärzten andauernd Schuldig mit nem Anglerhut vor Augen hat???? )
 

Greetings to : Dana! Say hello to the Essiggurke ^^v

Und Sky sowiso ^^>
 

Mir ist übrigens langweilig. Wer AIM hat und sich erbarmt: mein nick ist Killerpflanze
 

Zum Schluss sei noch gesagt: Ich freue mich natürlich über Kommentare - aber wenn ihr nichts zu sagen habt, lasst es. Ich brauche keine 25 Kommentare um mich angehimmelt genug zu finden um mich zu erbarmen mal weiterzuschreiben.

(Ich brauch nur von einer ganz bestimmten Person Feedback - und von der hole ich mir die Kritik selber ab ;) )

Kommentar: Das Kapitel war eine sehr schwere Geburt, wurde etwa 7 Mal überarbeitet und trotzdem hab ich das Gefühl, dass es hätte besser sein können.

Wie immer Sky gewidmet ...Vielleicht wird sie ja zu deinem...80. Geburtstag fertig O.o"
 


 

Kapitel 9
 

I. Getrennte Wege

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Gleicher Ort

Gleiche Zeit

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Einen kurzen Augenblick herrschte gespenstische Stille.

Sie - wir - getrennte Wege?

"WAS?" brachten Omi und Yohji dann gleichzeitig hervor.

"Ich find die Idee auch irgendwie bekifft." nuschelte Schuldig. "Aber der da -" er deutete auf Brad " - lässt sich davon nicht abbringen."

"Wir haben keine Zeit mehr für Erklärungen. Verschwinden wir von hier.."

Tür auf, Schwarz raus, Tür zu. Wieder Stille.

Dann, wie von der Tarantel gestochen sprang Manx von ihrem Stuhl auf. "Los! Seht zu, dass ihr von hier verschwindet!"
 


 

II. Der Mond, der Kühlschrank und ich

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3 Wochen später

Ein kleines Versteck

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Das Appartement war einfach zu klein für Ken und Yohji, die sich permanent anschnauzten und sich die Vorwürfe gegenseitig zuschoben.

"Wenn du nicht so ein verklemmter Idiot wärest, dann...." begannen die meisten von Yohjis Sätzen, während Ken mit einem obligatorischen "Nur weil du so ein notgeiler Bock bist..." konterte.

An diesem Tag hatte der Streit einen Höhepunkt erreicht, die beiden waren gerade dabei, handgreiflich zu werden.

Omi sah genervt von seiner Zeitschrift auf und ich beschloss, einzugreifen, bevor etwas Teueres zu Bruch ging.

"Hört auf!" fuhr ich die beiden Streithähne an. "Das ergibt überhaupt keinen Sinn was ihr da macht!"

"Doch." Fauchte Ken. "Es lenkt mich vom Nachdenken ab. Außerdem ist das besser, als nur dumm herumzusitzen und abzuwarten."

"Streitet euch wenigstens unauffälliger - wenn die Nachbarn die Polizei rufen, können wir einpacken. Ihr wisst schon, Ausweise und so..."

Ken seufzte, murmelte etwas, was mit viel Phantasie vielleicht "Entschuldigung" hieß und trottete durch den Flur in die kleine Küche.

"Ich weiß nicht, warum ihn das so fertig macht...." Meinte Yohji plötzlich "Außerdem ändert er alle zwei Tage seine Meinung....erst diese tolle "Nagi ist nicht Prodigy" Geschichte, dann der großeartige,Schwarz ist böse' Trip...und jetzt?...Macht er sich Sorgen. Hat Brad ihm etwas in den Tee getan?"

Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Also nicht, dass ich das jetzt negativ finde....." fuhr Yohji fort. "...wie siehts aus? Haben sie sich inzwischen gemeldet?"

Ich schüttelte nur den Kopf. "Bisher noch nicht." Es herrschte Funkstille - und Manx hatte mir eingeschärft, erst dann Kontakt mit den anderen aufzunehmen, wenn sie das OK gab. Im Augenblick wuselten unheimlich viele SZ Agenten in der Stadt herum.

Omi hing andauernd an seinem Rechner und versuchte etwas herauszufinden, aber bisher hatte er nicht mehr in Erfahrung bringen können, als die Tatsache, dass noch nichts passiert war, und, dass täglich etwa 27 Spam - Mails in seinem Email Fach landeten, die Potenzpillen anboten.

Yohji hatte es mit einem Schmunzeln und einem "Sie beobachten dich" kommentiert, Omi hatte ihm als Antwort das nächste Griffbereite - nämlich eine 500-Packung Kopierpapier an den Kopf geworfen.

Das Ergebnis: Eine gebrochene Nase und ein dahingeraffter Stolz. Armer Yohji - wer hätte je gedacht, dass Omis Rache für seine Machosprüche SO aussehen würde?

Nicht nur die Nase des Herrn Kudoh machten mir Sorgen - auch Omis plötzliche Aggressionen bereiteten mir Kopfzerbrechen.

Er wurde von Minute zu Minute gereizter und mich überkam das unangenehme Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern würde, und seine angestaute Wut würde sich seinen Weg nach draußen Bahnen. Dagegen würde sein ungewöhnlicher Papierangriff auf Yohji nahezu wie ein Witz erscheinen.

Inzwischen waren 5 Tage vergangen und Yohjis Nase war aufgequollen, blau-violett und erinnerte stark an eine Aubergine.
 

"Warum hat Brad das gemacht?" fragte Omi inmitten des allmorgentlichen "Ken und Yohji schreien sich an" Rituals

Yohji starrte mich verdutzt an.

"Ja genau, warum?" meinte er schließlich auch.

"Wenn ich das wüsste..." Wenn ich das bloß wüsste!

"Und warum hast du ihn nicht davon abgehalten? Ich meine...Manx hat doch gesagt, dass es auch gemeinsam ginge....."

"Ich bin nicht sein Kindermädchen." Antwortete ich trotzig. "Er macht sowieso immer was er will. Ganz egal, was ich davon halte."

"Ach, deswegen bist du auch mit ihm zusammen, was? Weil er immer alles bekommt was er haben will..." krächzte Ken aus der Küche.

Ich starrte betreten zu Boden. Natürlich, wenn man es so ausdrückte...

"Ach Quatsch." Meinte Yohji zuversichtlich. "Da steckte doch mehr hinter, oder?"

Ken kam zurückgetapst. "Nö, tut es nicht. Ran wurde nämlich erpresst. Aber das gibt er bestimmt nicht gerne zu."

"Und woher willst du das dann wissen?"

"Ich hab Brad gefragt."

"Uhrg." sagte Yohji - was auch immer er damit meinte. "Moment.... Du redest freiwillig mit dem? Ich dachte, ich hättet euch beinahe zerfleischt!"

"Oh man kann auch miteinander reden WÄHREND man sich zerfleischt." sagte Ken trocken und setzte sich wieder.

Yohji starrte einen Augenblick verblüfft zu Ken und dann zu mir.

"Erpresst?" flüsterte er dann.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Es war nicht das erste mal, dass ich erpresst worden war - nicht das erste Mal, dass ich mein Leben für etwas anderes hergegeben hatte. Kritiker hatten mich auch auf eine gewisse Art erpresst.

"Aber...warum bist du dann ....ich meine...warum bist du bei ihm geblieben?"

"Hat sich so ergeben." sagte ich. Die eigentliche Antwort brauchten sie nicht zu wissen.

"Hat sich so ergeben? He? Und Schuldig ist der Weihnachtsmann..."

"Ja, mit Bommelmütze!"

"Bommelmütze?.....oh ja. Was ein Bild....."

"Es... geht dich nichts an." krächzte ich mit brüchiger Stimme.

"Oh, natürlich geht mich das nichts an..." knurrte Ken. "Abgesehen davon, dass ihr erwartet, dass ich das alles vollkommen in Ordnung finde und mich an euere kleinen Liebschaft auch noch beteilige."

Ich starrte ihn einen Moment verwirrt an.

"Es interessiert dich doch überhaupt nicht, was ich denke, oder? Dir geht es doch nur um dich. Nur um dich allein - Es ist dir vollkommen egal, was die anderen denken oder was ich denke -hauptsache DU bist zufrieden!"

Langsam stand ich vom Sofa auf, ging auf den Flur, angelte meinen Mantel und ging.

"Ran?"
 

III. Der Wald, der die Bäume verdeckte

--------------

Gleicher Ort

Gleiche Zeit

--------------

"Glückwunsch Hidaka! Ich würde sagen - Volltreffer."

"Yohji! Willst du vielleicht noch einen Packen Papier ins Gesicht?"

"Hey! Ich meine....es stimmt doch. Mitten in den wunden Punkt - und das ohne genau hinzusehen."

Ich rollte mit den Augen. Ging das schon wieder los. Promi Boxen Runde zwei. Yohji- "Auberginennase" Kudoh gegen Herrn Ken "Hauptsache du bist zufrieden" Hidaka.

"Hört auf." hörte ich mich sagen. "Setzt euch hin."

Sie setzten sich tatsächlich. Ich unterdrückte den Drang "So und jetzt schreibt mal auf, was ihr aneinander auszusetzen habt" zu sagen.

"Ich versteh diesen Kerl nicht!"

"Was hab ich dir jetzt schon wieder getan?"

"Ich meinte Ran...Idiot."

"Wieso, er verhält sich doch wie immer..."

"HÖRT AUF!" fauchte ich. "Ich hab euere Streitereien satt. Das ändert nichts an der Situation."

"Ach was weißt du denn.....du hast keinen Freund da draußen der - halt Moment, hast du doch...Hast du Nagi nicht mal bei deinem komischen Internetkram getroffen? Virtuell mein ich?"

Ich schüttelte den Kopf. "Zu riskant."

"Ach verdammt. Riskant. Riskant Riskant RISKANT! Verdammte Scheiße, wir sind Killer - unser ganzes Leben ist riskant! Es passiert doch gar nichts! Kein Krümmelchen SZ zu sehen." schimpfte Yohji.

"Willst du es vielleicht herausfordern?"

"Und willst du hier nur herumsitzen und Däumchen drehen?"

"Natürlich nicht. Aber Manx hat gesagt...."

"Manx hat gesagt...Manx hat gesagt - ist sie deine Mama oder was?"

Runde drei.

Die beiden sprangen vom Sofa auf und überhäuften sich wieder mit Beleidigungen.

Ich beschloss, nach Ran zu sehen - sollten die beiden sich allein zerfleischen.

Schnell angelte ich meine Jacke und verschwand aus der Wohnung.
 

IV. Warten

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Ein Appartement am anderen Ende der Stadt

Etwa zur gleichen Zeit

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Nagi hockte schon seid ein paar Tagen mehr als nur apathisch in der Ecke. Seid fast drei Wochen hatten wir nichts mehr von Weiß gehört.

Entweder waren sie so gut abgetaucht, dass selbst wir sie nicht finden konnten - oder ihnen war etwas passiert.

Ran hatte mir versprochen, sich irgendwie zu melden, wenn sie in Sicherheit waren.

Ich seufzte und kippte einen schwarzen Kaffee nach dem anderen herunter, was mich nur unnötig nervös machte. Ran... Tja, jetzt hatte Siberian freie Schussbahn. Vielleicht schaffte er es, ihn vollständig für sich zu gewinnen. Dabei hatte es sich doch gerade so vorteilhaft für mich entwickelt.

Ich verfluchte SZ dafür, dass sie unsere Fähigkeiten blockten. Täten sie es nicht, hätte ich die Situation ausbalancieren können.

Schuldig, der mir gegenüber an dem kleinen Küchentisch hockte, sprang mit einem Mal hastig auf. "Ich halte das nicht mehr aus. Ich werd nachsehen."

"Du bleibst hier!" fuhr ich ihn an. "Das ist glatter Selbstmord, jetzt da unten herumzurennen! Du weißt doch, sie haben bereits Verdacht geschöpft."

"Aber Brad! ich weiß nicht, wie du das aushältst! Das macht mich alles wahnsinnig! Was, wenn Weiß erwischt wurde und...und sie jetzt in der Klemme sitzen und gefoltert werden und-"

"Dann wäre es nicht so verdammt ruhig. Wir haben keinerlei Anlass zu glauben, dass sie erwischt wurden. Wir sollten uns jetzt eher darauf konzentrieren, selbst nicht erwischt zu werden." Ich versuchte, ruhig und sachlich zu klingen. Wie man es von mir erwartete. Brad Crawford, sachlich, Logiker, nicht emotional. Der Denker.

"BRAD!" fauchte Schuldig mich an. Er war fuchsteufelswild. "Ich kann nicht glauben was du da sagst! Was sollte überhaupt der ganze Mist von wegen "getrennte Wege gehen" und so?"

"Ich möchte niemanden in Gefahr bringen, der nicht unmittelbar mit der Sache zu tun hat."

"Aber Weiß HAT damit etwas zu tun!"

"Nein, haben sie nicht. Hier geht es darum, dass wir SZ verraten haben und nun die ganze Sache ausbaden müssen. Ohne unsere Fähigkeiten. Weiß ist erst dann in Gefahr, wenn SZ mit uns fertig ist. Oder was würdest du zuerst tun, an ihrer Stelle? Die eigene Organisation auf Vordermann bringen, in dem man alle Verräter entsorgt - oder im geschwächten Zustand den Gegner angreifen? Hm?"

"Argh, ich hasse es wenn du das tust." maulte Schuldig.

"Wenn ich was tue?"

"Recht haben."
 

V. Hals über Kopf

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Zwei Stunden später

das Apartment von Weiß

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"Ich packs nicht." jammerte ich.

Yohji schnalzte mit der Zunge, angelte nach den Zigaretten, die auf dem Tisch lagen.

"Warum ist der Kerl bloß so sturköpfig:"

"Sagt der richtige." sagte Yohji genervt. "Ich meine, ohne dich kritisieren zu wollen - aber unser einziges Problem was wir mit Schwarz hatten warst und bist nun mal du."

"Auberginennase!" knurrte ich ihn an.

"Haha, sehr lustig. Das tut echt WEH verdammt."

"Trotzdem Auberginennase."

Gerade wollte er etwas erwidern, als es hektisch an der Tür klopfte.

Yohji war sofort auf den Beinen, ich folgte ihm so schnell ich konnte.

In der Tür stand Manx und ehe wir beide etwas sagen konnten schrie sie uns wild mit den Armen rudernd an.

"Verschwindet von hier, schnell! Wo sind die anderen? WAS SOLL DAS HEIßEN: SIE SIND NICHT DA? DIE KÖNNEN NICHT NICHT DA SEIN - verdammte Scheiße! Wir haben dafür keine Zeit! Lauft! bleibt am besten nicht zusammen, sucht euch auf eigene Faust etwas - habt ihr Geld? Nicht? Dann hier, separate Konten, kann keiner nachverfolgen - verschwindet jetzt, SZ wird jede Sekunde hier auftauchen!!...WAS IST DENN MIT DEINER NASE PASSIERT? Egal, erzählt mir das später - WEG HIER" das alles sprudelte innerhalb von nicht mal einer halben Minute aus ihr heraus.

Yohji und ich schnappten uns beide die Papiere und rannten los, hechteten das Treppenhaus hinunter und dann die Straße entlang. An der Kreuzung trennten sich unsere Wege.

Das alles spielte sich in nichtmal fünf Minuten ab.

Unsicher suchte ich die Straße ab - jeder von denen konnte von SZ sein - das alte Großmütterchen mit den schweren Einkaufstüten - der Skater - die Jugendlichen die auf der Treppe saßen und Bier tranken.

Ich verlangsamte meine Schritte - wenn ich weiter so durch die Gegend hechtete machte ich nur unnötig auf mich aufmerksam.

Ich wollte zur nächsten U-Bahn Station, was sich als die dümmste Idee entpuppte, die ich je hatte: Gerade als ich eine weitere Kreuzung überqueren wollte, ertönte von irgendwo ein Schuss, der - so schien es mir - mich nur um haaresbreite verfehlt hatte.

Ich begann loszusprinten, weitere Schüsse fielen. Verdammt! Ich brauchte ein Wunder! Jetzt ganz schnell! Dringend!

Genau in diesem Augenblick düste ein Lieferwagen neben mir her, ich hörte ein schleifendes Geräusch - und dann packte mich jemand, riss mich in das Innere des Fahrzeugs. Die Tür knallte zu, Reifen quietschten, alles schien sich zu drehen.

Dann wurde das Gefährt schneller - draußen vielen noch zwei, drei weitere Schüsse, dann war es still.

Langsam versuchte ich, die Situation zu realisieren, rieb mir den Kopf und starrte den illustren Kreis meiner Retter an.

"War ja klar." nuschelte ich mit einem Hauch von Apathie. "Wirklich, das war ja sowas von voraussehbar."
 

VI. Wo bin ich und wie komme ich hier wieder weg?
 

Grauenhaftes Erwachen Volume 2: Nach dem merkwürdigen Erwachen bei Manx damals hatte ich nun ein ganz anderes Problem: Brad Crawford, der meinte, nur weil er mir rein zufällig das Leben gerettet hatte, dürfte er nun alles mit mir machen, wozu er gerade Lust hatte.

Ich versuchte mich aus seinem Klammergriff zu befreien, was mir nicht gelang - dafür weckte ich ihn auf.

Er blinzelte mich verschlafen an und sah sehr zufrieden aus.

"Ausgeschlafen?" meinte er fröhlich.

Ich starrte ihn düster an.

"Was denn? Du könntest dich wenigstens dafür bedanken, dass wir dich gerettet haben. Euere Wohnung dürfte nur noch ein Haufen Kohle sein - Vollkommen ausgebrannt."

Ich versuchte die Informationen in meinen Kopf zu hämmern, doch irgendwie fühlte sich mein Schädel an wie Kartoffelbrei.

"Die anderen?" konnte ich nur noch krächzen.

"Hm, Yohji ist auch hier - aber wo Ran und Omi sind - keine Ahnung."

"Oh verdammt!" japste ich. Ran! Verdammter Mist, was wenn sie ihn erwischt hatten? - er hatte doch keine Ahnung und.....

"Gibt es da etwa, was ich vielleicht wissen sollte?"

"Ach fick dich!" knurrte ich Brad an und diesmal glückte mein Befreiungsversuch.

"Kudo meinte da etwas von einer kleinen Auseinandersetzung...?"

"Ich sagte fick dich!"

Brad starrte mich finster an.
 

"Morgen Ken. Du siehst heute echt scheiße aus...." Yohji blätterte in einer Zeitung herum, seine linke Hand steckte in einem dicken Verband und ruhte auf der Tischplatte.

"Selber." sagte ich matt und schaffte es noch ein "Auberginennase" anzuhängen, bevor ich mich auf einen der Küchenstühle sinken ließ.

Ich fühlte mich furchtbar, das letzte, was ich heute gebrauchen konnte, war ein Streit. Nunja, oder Brad Crawford, aber der ließ sich bedauerlicherweise nicht abschalten.

"Was ist mit deiner Hand los?"

"Durchschuss." erklärte Yohji. "Hätte Schlimmer sein können, tut aber höllisch weh. Naja......fast so schlimm wie die Nase."

"Warum geht eigentlich alles den Bach runter?"

"Keine Ahnung..."

Schuldig erschien breit grinsend in der Tür. "Tjaha, gegen Realität wurde leider noch kein passendes Heilmittel erfunden. Wollt ihr irgendwas besonderes? Kaffee? Cappuchino? Latte Macchiato? Oder was mit Alkohol? Ich hab auch noch etwas Hasch da."



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Skyschneckchen
2008-03-01T21:28:02+00:00 01.03.2008 22:28
Sagmal... auch auf die gefahr, dass du mich hasst... aber schliesslich ist das mein B-day geschenlt zum 20. (erwähnte ich dass ich deises Jahr 24 werd?) *motivationankurbel* Ich bring dir auch sobald ich meinen abluss hab ne Melone vorbei!
Von: abgemeldet
2006-09-03T16:43:01+00:00 03.09.2006 18:43
Omg...ist ja länger als 'nen jahr her, dass hier das letzte mal was geschrieben wurde o.O
schreib doch mal weiter, ich find die geschichte interessant, hab sie sogar zu den favos getan.
njo
greezel Peps
Von: abgemeldet
2005-08-08T07:39:17+00:00 08.08.2005 09:39
Hallo^^
Ich hab deine FF gestern erst zufällig aufgegabelt
und hab sie gleich durchgelesen und sag nur:
Super!!!!
Die ist cool, witzig, mit einer richtigen gescheiten Handlung und einfach nur schön zu lesen^^

Du musst umbedingt schnell weiterschreiben
BIIIITTEEEEEE!!!
*fleh*
Ich rutsch dafür auch auf den Knien auf dem Boden vor dir herum wenns sein muss *g*

Alles Liebe
Silversky
Von: abgemeldet
2005-04-11T14:47:09+00:00 11.04.2005 16:47
*huch*
*mal glaubt man zuwissen was los ist mal nicht*
*XD*

wo ist ranny und wo omichibi..
*seufz*
wird braddy ranny bekommen..
*jaja?*

und will wer was von schus hasch..XD
Von: abgemeldet
2005-04-10T12:34:10+00:00 10.04.2005 14:34
*heul*
weiterschreiben!
*quängel*
die story is genial und irre komisch geschrieben^^
also hock dich hin und tipp endlich weiter!
Von:  Furu
2004-10-27T13:28:57+00:00 27.10.2004 15:28
Also du hast es in deinem Vorwort zu diesem Kapitel nicht gewagt eine meiner absoluten Lieblingsstories mit DBZ zu vergleichen, ne? *kopfschüttel und apathisch in der Ecke sitz*
Ich wollte was zur Rechtschreibung sagen, die war nämlich in Kapitel sechs schlechter als in dem hier, was mich persönlich gefreut hat, da ich es immer traurig find, wenn tolle Stories aufgrund der Rechtschreibung oder so net gelesen werden.
Dann weiter im Text... o lala... Pärchenabend! *fg*
An dem Kapitel gefiel mir besonders, was bei Manx in der Wohnung abgelaufen ist. Man konnte sich Manx Wohnung ganz genau vorstellen und überhaupt. *lach* Hab ich mal erwähnt, dass ich Manx einfach cool find. Auch wie sie sich um Ken kümmert ist ja wohl einfach nur schnucklig. *g* Und Ken, der feststellt, dass Manx zurückschlagen würde war ja wohl einfach zum knuddeln. *g*
Höhö... Manx war Brads Sekretärin? *mehr wissen will*

Ich bin total gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass ich es das nächste Mal auch mitkriege... *nick*

Baibai

Furu ^-^
Von:  Furu
2004-10-27T13:27:43+00:00 27.10.2004 15:27
Waiii... *sich kaputtlacht* Schuldig und sein Satz: Es geht um mich! waren einfach zu geil... *g* Schu ist echt ne Marke für sich. Da könnte man ihn ja fast nach dem Motto: Nach mir die Sintflut, sehen. *g* Aber mir gefiel, dass er Brad auf drei Sprachen beschimpft hat. *sich das alles vorstellt* Aber am coolsten war Yohji als Trostspender und Schu der feststellt, dass er Kakao mag. *kawaii find* Du hast auch Schuldigs Welt und was ihm das Lesen von Gedanken bedeuten prima erklärt.
Auch die Szene im Laden fand ich total genial. Aya und Ken... *ggg* Und Brad *obwohl i den ja eigentlich net mag* Mir gefiel auch, dass Manx auftauchte und net perfekt wie immer war. Ich sag nur Haselnussstrauch... *lol*
Und was mich an ne Seifenoper erinnert ist, dass man echt süchtig nach der Story wird und man ein schumäßiges Grinsen auf dem Gesicht hat, das man nie wieder los wird. *lach*
Ich bin ja soooo gespannt wie es weitergeht. *g*

Baibai

Furu, die jetzt erst nen Kommi schreibt, weil du net Bescheid gesagt hast, dass es weitergeht. *drop*
Von:  schwarz_desu
2004-08-08T14:43:10+00:00 08.08.2004 16:43
WEITER!!!!!!!!!!!!
setz dich an die tasten und schreib weiter
ich find die geshichte echt hammer
es gibt echt stellen da hab ich vor lachen aufm boden gerollt und dann gab es dann doch noch einig probleme
ach egal ich versteh schon bald mein eigenes geschreibse nich mehr du musst auf alle fälle weiterschreiben
k888
Von: abgemeldet
2004-07-26T22:35:29+00:00 27.07.2004 00:35
Fantastisch, gleich zwei neue Kapitel, die ich noch nicht gelesen habe!
Es ist weiterhin sehr spannend, bitte bald das nächste Kapitel oder ich erliege den Entzugserscheinungen!
LG Ricarda
Von:  Mangani
2004-07-26T13:44:51+00:00 26.07.2004 15:44
WEIIITEEER!!!!!!!!!!!!!
SOFORT SCHREIBST DU WEITER, ODER DU ERLBST EIN DONNER WETTER, HAST DU MICH VERSTANDEN??????
ALSO SETZT DICH SOFORT AN DIE TASTATUR UND SCHREIBE WEITER.
ODER ICH WERDE SEEEEEEHR BÖSE, Muahahahahahahahaha *böse grins*.
Also schreib weiter, sonst mach ich bei dir Terror.
Bye bye
Mangani ^_^


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