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Megami Kouhosei Akte 02

Teil III
von

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Curriculum 00: Rat

Hallihallo, da ist das erste Kapitel von Teil III! YEAH!! Ich bin gestern

fertig geworden! Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen! ^___^
 

Curriculum 00: Rat
 

Mr. Parker war am Telefon. Am anderen Ende der Leitung stand der ehemalige Pilot der Roten Göttin, Yu Hikura, und hörte sich verstimmt die Worte seines Untergebenen an.

"Sie müssen endlich zu Ihrem Posten zurück, Sir! Der Chef ist schon ziemlich angesäuert! Was zum Teufel hält Sie denn da auf GIS so lange?!"

Der junge Mann antwortete nicht. Es gab nur eines, das ihn hier hielt, und das war sein Herz. Sein Herz würde für immer und ewig auf diesem Schiff bleiben, selbst wenn sein Körper verschwand, denn Tune würde bleiben und bei ihr all seine Gefühle. Sie wusste es nicht, ahnte es nicht einmal. Sie war der Meinung, man müsse zu seinen Empfindungen stehen, aber....das war leichter gesagt, als getan. Der Schatten von Ernest würde stets über ihnen, zwischen ihnen schweben und er würde nie....nein. Sie hatte ihren Partner so sehr geliebt! Wie konnte er erwarten, jemals ähnliche Gefühle in ihr zu wecken?!

"Ich rufe Sie wieder an, Parker."

"Was?! Aber Sir....!!"

*Klick*. Yu hatte den Hörer eingehängt. Warum hatte GIS die Kommunikationszellen eigentlich immer noch nur im veralteten Modell zur Verfügung? Diese unförmigen Dinger waren doch längst aus der Mode! Er beschloss, in sein Quartier zurückzukehren, das man ihm für seinen Aufenthalt überlassen hatte, denn sein früheres Zimmer wurde jetzt von Hiead, seinem Nachfolger, bewohnt. Der Bursche war ihm ähnlich und außerdem ein sehr guter Kämpfer - man hatte mit ihm eine ausgezeichnete Wahl getroffen und der Kommissar war zufrieden. Als er seinen Raum betrat, piepste sein Laptop, woraus er schloss, dass seine Schwester ihm eine Nachricht geschickt hatte. Es war tatsächlich Kazuhi, ihr fröhliches Gesicht strahlte ihn vom Bildschirm aus an.

"Hallo, Onii-san! Wie geht es dir?"

Wie heiter und gelöst sie war, seit sie Kazuya-san kannte. Ob sie in ihn verliebt war?

"Alles in Ordnung, Kazuhi. Ich denke, ich werde morgen nach Hause kommen."

"Hast du mit Tune gesprochen?"

Er erwiderte nichts, aber sein lastendes Schweigen war ihr Antwort genug. Sie wusste, dass ihr Bruder in Gefühlsdingen zurückhaltend und unsicher war, aber so konnte es nicht weitergehen!

"Onii-san....Tune ist nicht so naiv, wie sie scheinen mag, aber du kannst dennoch nicht erwarten, dass sie durch dich hindurchsieht. Immer warst du der Ruhige, Gelassene, Stille. Man sah dir nie an, was du denkst und was du fühlst, wie soll sie es dann können? Du musst ihr sagen, was du empfindest, sonst wird sie es nicht merken."

"Das kann ich nicht."

"Warum nicht?"

"Warum? Das sollte dir nun wirklich klar sein. Weil in ihrem Herzen nur einer lebt, und das ist Ernest. Sie wird ihn niemals vergessen."

"Sie wird ihn vielleicht nie vergessen - aber das heißt nicht, dass sie sich nicht aufs neue verlieben könnte."

"Ich habe keine Zeit mehr, mein Vorgesetzter ist ohnehin schon verärgert darüber, dass ich eine halbe Ewigkeit auf GIS verbringe."

"Wann willst du dann mit ihr reden? Bei deinem nächsten Diensturlaub? Ich kenne dich, ab da wirst du es immer wieder auf den nächsten freien Tag und den übernächsten verschieben und so weiter. Und gerade in diesem Moment, wenn es nötig wäre, dass du von deiner kleinen Schwester ein bisschen angeschubst wirst, bin ich vielleicht nicht erreichbar. Gesteh es ihr jetzt, du könntest es sonst für immer bereuen."

"Ich weiß. Du hast ja recht, aber....ich....ich schaffe es einfach nicht....ich liebe sie so sehr, aber ich bin in ihrer Gegenwart immer stumm...."

"Das solltest du ändern. Frag Galew um Rat, er weiß doch meistens, was zu tun ist. Oder Rio, denn er hat die Frau seiner Träume bereits erobert."

"Das werde ich tun.....Danke, Schwesterherz."

"Keine Ursache, großer Bruder!"
 

Leena Fujimura, die Fluglotsin der Blauen Göttin, sass nachdenklich in ihrem Quartier und betrachtete ein eingerahmtes Foto von sich und ihrem Partner aus Anwärterzeiten. Sie war so voller Hoffnung und Neugier gewesen und wollte stets ihr Bestes tun, um Gareas zu helfen und ihn zu unterstützen....Ständig musste man auf den hitzigen Kerl aufpassen, weil er fortlaufend mit seinen Kommilitonen oder den Ausbildern zusammen rasselte. Aber trotz seines überschäumenden Temperaments war er sehr beliebt, was wohl an seiner kameradschaftlichen, offenen und ausgelassenen Art lag. Er war schon immer ein netter Kerl und der einzige, der keine Scheu vor Ernest und seinen telepathischen Fähigkeiten gezeigt hatte. Darauf baute ihre Freundschaft auf und Galew hatte seinen Tod nur schwer verkraftet. Und sie hatte gar nichts für ihn tun können....Warum hatte sie ihn nicht besser getröstet? Überall, wohin sie ihre Blicke richtete, gab es glückliche Paare....

Phil Phleira und Rio.

Ikhny und Hiead.

Kizna und Rei.

Und sie?

Da klopfte es und auf ihr "Herein" betrat Tune den Raum. Sie lächelte Leena freundlich an und hielt ihr ein Notebook unter die Nase.

"Deine Checkliste. Du hast sie heute morgen bei Eeva Leena vergessen."

"Oh, danke...."

"Was ist? Du siehst traurig aus. Bedrückt dich etwas?"

"Nein, es geht mir gut, wirklich. Mach dir keine Sorgen."

"Aber deine Augen, sie....sie sind nicht so strahlend und lebensfroh wie sonst. Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. Willst du dich mir anvertrauen?"

"......Darf ich dich etwas fragen? Du musst nicht antworten, wenn es dir zu indiskret scheint...."

Tune nickte aufmunternd und legte der Freundin sanft einen Arm um die Schultern.

"Wie bist du dir über deine Gefühle für Ernest bewusst geworden?"

"Ich weiß es nicht....Irgendwann habe ich einfach nur begriffen, erkannt, was ich für ihn empfinde, aber es gibt keine Methode dafür, denke ich. Ein Mann beschäftigt dich also?"

"Ja."

"Wer ist es?"

"Wer würde dir einfallen? Glaubst du, es gibt hier auf GIS einen Mann, in den ich mich verlieben könnte?"

"Galew."

Leena durchfuhr ein eisiger Schreck. Diese Antwort war sofort, ohne langes Zögern erfolgt, automatisch, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Tune lächelte nachsichtig, als sie den entsetzten Gesichtsausdruck ihres Gegenübers wahrnahm.

"Was hast du denn erwartet? Ihr passt gut zusammen, beide mit einem enormen Dickschädel, einem nicht gerade leisen Temperament, einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und bisweilen ziemlich energisch. Auf der anderen Seite seid ihr beide unter der burschikosen Schale sehr freundlich, hilfsbereit, fürsorglich, klug und überraschend reif, was man besonders bei Galew gerne mal übersieht. Aber wenn du ihn liebst, solltest du dazu stehen, bevor es zu spät ist. Ich habe Ernest nie gesagt, dass ich ihn liebte und habe es sehr bereut."

"Dass....du ihn liebtest....Warum sprichst du in der Vergangenheit?"

"Weil es nun mal vergangen ist. Er wird immer in mir weiterleben, aber keine Macht der Welt kann ihn zurückbringen. Ich wollte aufgeben und habe mich in meinem Schmerz verloren - ohne euch und euren Beistand hätte ich vielleicht nie verstanden und wäre ewig einem Schatten nachgelaufen. Du musst es ihm sagen. Das habe ich auch Yu geraten."

".......Mr. Pokerface ist verliebt?!"

"Leena!"

"Entschuldige, das erstaunt mich ein wenig. Schön, dass auch er sein Herz endlich jemandem geöffnet hat. Wer ist die Glückliche?"

"Das wollte er mir nicht verraten."

"Und du meinst, ich soll Gareas wirklich gestehen, dass ich...." Ihre Augen flehten, schienen um ein "Nein" zu bitten, um irgendetwas, dass sie davor bewahren könnte, ihrem Partner gegenübertreten zu müssen, doch Tune schüttelte den Kopf.

"Sei ehrlich zu dir selbst und sag ihm, was du fühlst. Er wird dir gewiss eine Antwort geben, die unseres Galew würdig ist."
 

Rei und Kizna verließen die Kantine, wo sie soeben zu Mittag gegessen hatten, nicht ohne Phil Phleira zu bedauern, die schon wieder ratlos vor dem riesigen Appetit ihres Partners stand und sich allmählich Gedanken darüber machte, wie sie dem Koch diese Lebensmittelverschwendung erklären sollte. Sie liebte ihn zwar von Herzen, aber ab und an strapazierte er ihre Geduld gewaltig. Der Pilot der Ernn Laties brachte die junge Frau mit den Katzenohren zu ihrem Quartier. Bevor sie darin verschwand, hielt er sie noch einmal am Arm fest. Sie wandte sich um und erkundigte sich, was los sei.

"Es....es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen muss...."

"Komm rein."

Er erzählte ihr, was während des gestrigen Tages passiert war, wie Hiead und er zu Crow Revord gebracht worden waren, er die eigentliche Bedeutung seines Namens erfahren und der Victim schließlich mit ihm geredet hatte.

"Was hältst du davon?"

"Ich....ich weiß nicht. Das ist alles so verwirrend....es war genauso, wie du es mir jetzt beschrieben hast?"

"Ganz sicher. Ich würde dich doch niemals belügen, Kizna."

"Das weiß ich. Mir ist allerdings aufgefallen, dass du dich verändert hast. Dein kindisches Verhalten, deine unerschöpflich gute Laune, all das tritt immer seltener auf. Du wirkst so....so erwachsen. Gibt es noch etwas, dass du mir noch nicht gesagt hast? Ich bin immer für dich da, Rei, und ich möchte ALLES wissen, was dich betrifft, um dich besser verstehen, um dir helfen zu können. Ich habe erkannt, dass derjenige, den ich auf GOA kennen gelernt habe, nur eine Fassade war. Du warst immer ein sehr reifer und verantwortungsvoller Junge, tapfer und stark, aber auch sehr einsam, nicht wahr? Ich hoffe, ich bin dir eine Stütze geworden, aber wenn du mich nicht vollends in deine Karten sehen läßt, wie soll ich dich dann unterstützen und deine unsichtbaren Tränen trocknen?"

"....Unsichtbare Tränen?"

"Was du mir gerade erzählt hast....es verwirrt dich, verunsichert dich, läßt dich zweifeln, du zerbrichst dir den Kopf über diese vielen Rätsel, ohne eine Antwort zu finden und grämst dich, weil niemand dir etwas erklären will....Du weinst vielleicht nicht....aber ich spüre deine Angst davor, Mitwisser einer Wahrheit zu werden, die deine Kräfte übersteigen könnte. Du willst wissen, hast aber gleichzeitig Angst, zu wissen. So ist es doch, oder?"

"Du hast es immer gewusst, nicht wahr? Dass mein kindisches Gebaren, meine Oberflächlichkeit, meine Sorglosigkeit, nichts als Theater waren?"

"Dass ich es immer wusste, wäre zu viel gesagt, aber ich verstand es bald, je länger ich dich kannte, denn manches Mal hast du Dinge gesagt, die ich von dir nie erwartet hätte....kluge und ernste Dinge....und da begriff ich, dass du bereits erwachsener warst, als dich alle einschätzten - als dich alle einschätzen sollten....Ich möchte dich noch besser kennen lernen, Rei Enna. Ich weiß noch so wenig über dich."

Er lächelte warm und nahm ihre Hände in die seinen, küsste sie zärtlich und strich ihr eine widerspenstige Strähne ihres rosa Haares aus der Stirn.

"Ich möchte dich auch noch besser kennen lernen, Kizna Towryk, damit ich für dich da sein kann, wann immer du mich brauchst. Wirst du an meiner Seite sein, wenn eines Tages die Entscheidungsschlacht bevorsteht? Wenn wir endlich die Wahrheit erfahren?"

"Natürlich. Das verspreche ich dir."

"............Kizna. Damals, bevor ich nach GOA kam, schien mir das Leben sehr hart und ungerecht. Dennoch wollte ich mein Vertrauen und meinen Glauben an die Menschheit und ein glückliches und ausgefülltes Dasein bewahren, um nicht später verbittert, unversöhnlich und bösartig zu werden. Ich will das Böse nicht, denn das Böse ist der Tod. Ich liebe das Leben. Und ich liebe dich."
 

Sie wagte nicht, etwas darauf zu erwidern. Er blickte sie an, beredt und intensiv, wie es zumeist seine Art war, sie bis ins Innerste aufzuwühlen und sie unnachgiebig an sich zu ziehen, einzig durch die unwiderstehliche Macht seiner blauen Augen. Während der letzten Geschehnisse hatte sie der Gedanke an ihn nie verlassen, ihr immer wieder das Geheimnis dessen vorführend, den sie liebte. Er betrachtete sie unverwandt, eine Antwort erwartend, ohne zu ahnen, was in ihr vorging. Es begeisterte sie insgeheim, zu erkennen, dass er selbst in der der Ungewissheit schön blieb. Er mochte in ein einfaches, schlichtes Gewand gekleidet sein, wie es die Schuluniform gewesen war, wild zerzaust, vom Schlachtgetümmel gepeitscht oder angstvoll und von seinen Fragen und seiner stillen Verzweiflung gezeichnet, nicht zu verstehen, wie jetzt, in diesem Moment - immer würde er schön sein, schön wie die Quelle, über die man sich neigt, um seinen Durst zu löschen. Sie würde niemals mehr einsam sein, es auch nicht mehr ertragen können, denn er war die Kraft, die sie zum Leben brauchte. Er merkte deutlich, dass die Stunde der Stille angebrochen war. Diese betörend schöne junge Frau suchte nicht nach geeigneten Worten, sondern nach einer geeigneten Tat. Das dämmrige Licht der Deckenlampe lag voll auf ihrem Antlitz und ihrem Körper und ein wohliger Schauer durchlief ihn, der sich bis in seine Lenden ausbreitete. Es war wundervoll und angenehm, aber zugleich seltsam erschreckend.

"Sie hat die wundervollsten Augen, das wundervollste Haar der Welt. Die zarteste Haut, die wunderbarsten Hände....und sie besitzt den gesunden, geschmeidigen Leib eines edlen Tieres....So müsste....eine Göttin....aussehen...."

Sein Blut geriet urplötzlich und so heftig in Wallung, dass er glaubte, sie auf der Stelle hingebungsvoll küssen zu müssen. Als er sie schließlich in dumpfer Ungeduld an sich zog, murmelte sie irritiert:

"Warum lächelst du nicht? Du bist doch glücklich? Deine Augen strahlen mit einem Mal so stark."

Er atmete tief.

"Ich kann nicht lächeln, denn ich begreife kaum, was mit mir geschieht. Ich habe nie zuvor geliebt, Kizna, und es kommt mir so vor, als hätte ich dich schon geliebt, bevor ich dich kannte. Aber du gingst stolz an mir vorüber, unnahbar wie ein Engel, der über einem gewöhnlichen Sterblichen thront. Du wusstest immer, was zu tun war, musstest mich lenken und führen wie einen Verirrten und hast dich stets gegen meinen Ärger gestellt, wenn ich wütend auf dich war und wir gestritten haben. Nie war ich einem weiblichen Wesen wie dir begegnet. Ich dachte, ich würde dich nie erreichen, wie einen fernen Stern, den man gern sein Eigen nennen würde und sich trotzdem damit zufrieden geben muss, nur davon zu träumen....jetzt grolle ich dir ob all der Qualen, die du mir bereitet hast. Ich grolle dir", wiederholte er leidenschaftlich.

Sie hielt tapfer dem Ausdruck seines Gesichts stand und hob den Kopf, um ihn direkt ansehen zu können. Seine Umarmung war fest und unlösbar, doch selbst wenn Kizna sich dieser Umklammerung hätte entwinden können, sie wollte es gar nicht. So flüsterte sie innig: "Räche dich."

Rei erbebte und lächelte endlich. "Du bist weiblicher, als ich dachte", erklärte er leise und ruhig, doch die junge Frau spürte das aufkeimende, heiße Verlangen, das sich dahinter verbarg.

"Fordere mich nicht heraus....Du wirst um Gnade bitten, schöne Gegnerin...."

Ein Funke sprang hervor, wurde zur Glut und wuchs rasch zu einem lodernden Feuer an. Es war die Erfüllung ihrer Liebe....
 

Yu stolperte in Galews Quartier, der sichtlich überrascht war, den Kommissar bei sich vorzufinden.

"Kannst du nicht anklopfen?"

"Was nützt es, zu klopfen, wenn du auf deinen Ohren stehst?"

"Wie soll ich was hören, wenn ich mich rasiere? Was willst du überhaupt?"

"...."

"Ist es wichtig? Wenn nicht, kommt später wieder, ich will noch duschen."

"Es ist wichtig. Kazuhi hat mir vorgeschlagen, dass ich einen Rat bei dir einholen soll."

Der Pilot der Eeva Leena starrte seinen Freund eine Weile an, dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Er warf das Handtuch, das über seinen Schultern baumelte, in die Nasszelle zurück und zog sich ein dunkelgrünes Muscle-Shirt über. Yu nahm auf seinem Bett Platz und krampfte seine Finger ineinander.

"Dein Problem betrifft eine Frau, habe ich recht?"

".........Woher weißt du das?!"

"Es hat genügt, dich anzusehen, um es zu erraten. Du bist also doch verliebt und läßt deine Freunde einfach so in der Luft hängen, wenn sie dich nach deiner Freundin fragen, Mensch!"

"Verliebt zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass man eine Freundin hat."

"Du hast es ihr also noch nicht gestanden....hm...."

Ein eigenartiges Grinsen glitt über die Züge des grünhaarigen Mannes und Yu begann, sich ein wenig unbehaglich zu fühlen. Was ging gerade in Galew vor?

"Wie lange willst du Tune noch verheimlichen, was du empfindest?"

"....?!?!?!"

"Vergiss nicht, nach deinem Schock ein bisschen Luft zu holen. Ich will nicht schuld sein, wenn du erstickst."

"Woher....ich meine, wie hast du....?"

"Was glaubst du? Denkst du wirklich, mir wäre nicht aufgefallen, wie verträumt und zugleich betrübt und unglücklich du sie betrachtest, jedesmal, wenn sie in deiner Nähe ist? Du fürchtest dich vor Zurückweisung, weil Ernest derjenige war, den sie geliebt hat. Aber das ist zwei Jahre her. Sie wird ihn niemals vergessen, aber das ist bei der ersten großen Liebe wohl immer so. Doch ich bin davon überzeugt, dass sie sich erneut verlieben könnte. Trotzdem musst du ihr gestehen, was du fühlst, denn sonst wird sie es nie bemerken, Mr. Pokerface. Du gehst selten bis gar nicht aus dir heraus, und dass du ein netter Kerl bist, na ja, dazu muss man dich schon eine Weile ertragen, um dahinter zu steigen."

Er fügte ein schelmisches Zwinkern an diese Feststellung an, die Yu einen seiner "Nerv mich nicht"-Blicke entlockte sowie das übliche skeptische Hochziehen der Augenbrauen.

"Für dich mag das alles einfach klingen, weil du nicht verliebt bist, aber...."

"Tse....was weißt du schon...."

Obwohl Gareas diese Worte eher zu sich selbst gesprochen hatte, denn zu Yu, stockte dieser unwillkürlich und musterte Pilot 02 verblüfft. Hieß das etwa....?

"Hör zu, Kumpel. Ich bin kein Genie und bestimmt nicht das Klügste, was hier auf GIS herumläuft - das ist Erts, ganz der Bruder - aber wenn du liebst, solltest du zu deiner Liebe stehen. Wir befinden uns im Krieg und jeder neue Tag könnte unser letzter sein und du könntest dein Schweigen sehr, sehr bereuen, so wie Tune. Krieg zwingt einen, viel zu früh erwachsen zu werden. Uns ist keine andere Wahl geblieben als das - also zerstör deine möglichen Chancen auf Glück nicht, indem du schweigst."

Beide blieben lange still, bevor Yu sich schlussendlich erhob und zur Tür marschierte. Bevor er seinen Freund verließ, meinte er mit einem Lächeln:

"Ich danke dir, Galew."

"Dafür bin ich doch da. Viel Glück, Kleiner!"

Und die Tür glitt zu.

"Zerstör deine möglichen Chancen auf Glück nicht, indem du schweigst."

Er seufzte schwer und fuhr sich durch das stachelige Haar. Sein Blick blieb auf Zion haften, dem Letzten Planeten, den er zu schützen geschworen hatte.

"Zerstör deine möglichen Chancen auf Glück nicht, indem du schweigst."

Galt das nicht auch....für ihn?
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 01: Zweifel"

Curriculum 01: Zweifel

Hier ist das nächste Kapitel! Gruß an alle meine lieben fleißgen Leser, die

mir immer diese motivierenden Kommis schreiben *alleeinmalkräftigdrück*!

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen! ^___^

PS: Der Song von unserem arroganten Schönling (Ihr werdet gleich lesen, wen

ich meine *smile*) basiert auf der Melodie von "Show me the meaning of being

lonely" von den Backstreet Boys. Ich hab den Text verändert, damit es zur

FF passt.
 

Curriculum 01: Zweifel
 

~~ KOLONIE X-914 ~~
 

Ein junger Mann von etwa 21 Jahren sass in einem Raum vor seiner Frisierkommode. Das Zimmer war mit Klamotten, CD's und Postern vollgestopft, und er unterhielt sich über den Kommunikationsbildschirm gerade mit einer gleichaltrigen Dame, deren honigblondes Haar in weichen Wellen bis auf ihre Schultern fiel. Als er ihr soeben von der Hochzeit zwischen Arcard und Kyoko erzählen wollte, die sie leider verpasst hatte, schneite ein Mann im strengen schwarzen Anzug herein und brüllte: "Ihr Auftritt, Force! In 5 Minuten!!"

Damit knallte er die Tür wieder zu, die er einen Moment zuvor noch mit Karacho aufgerissen hatte.

"....Wer war dieser Irre?" erkundigte sich die Blonde mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Das war nur mein Agent, Carres. Du bist am Flughafen, oder? Sie übertragen mein Konzert auf dem großen Screen in der Wartehalle. Du kannst es dir anschauen, wenn du möchtest."

"Warum nicht? Immerhin kommt mein Flug erst in einer Stunde - Probleme, offensichtlich befürchtet man Victims auf der Route, deshalb diese Verzögerung."

"Dein Leben als Reporterin ist ziemlich stressig, was?" grinste er und strich sich dabei lässig durch sein blaues Haar, nicht ganz ohne Wohlgefallen.

"Es geht. Du als Sänger kannst wirklich ein Lied davon singen, was Stress tatsächlich bedeutet. Von einer Kolonie zur anderen, puh!"

"Ich befinde mich ja auch auf Tournee!"

"Ach ja - Force Wartilliam, der neue aufgehende Stern am Musikhimmel! Jedenfalls hast du's geschafft, du bist die Nummer 1, mal wieder! Von dem Rang kriegt man dich garantiert nicht so schnell runter!"

Sie unterbrach sich kurz und schien zu überlegen, bis sie schließlich zu dem Thema zurückfand, das ihr ehemaliger Partner vorhin angeschnitten hatte.

"Ich glaube, du wolltest mir von der Hochzeit berichten. Hast du gesungen? Wie war es?"

"Wunderbar. Ein schönes Fest und eine strahlende Kyoko. Arcard hat sich eigentlich nicht ungeschickter angestellt als sonst auch. Schade, dass du beruflich unterwegs warst, es hätte dir sicher gefallen. Rate mal, wer den Brautstrauß gefangen hat!"

"Was weiß ich? Du?"

".......Darüber kann ich gar nicht lachen. Nein, Bellarcha! Sure ist knallrot angelaufen, als er das gesehen hat! Ich hab ein Foto gemacht, das zeige ich dir, wenn du willst...."

Er stand auf und kramte in seinen Unterlagen nach dem Bild, konnte es aber nicht finden, außerdem stürmte sein Agent wieder zu ihm hinein.

"Force!! Sie sind dran! Raus auf die Bühne!!"

"Einen Ton hat der am Leib.....Na dann ciao, Carres! Wir hören voneinander?"

"Logisch!"

Der frühere Pilotenanwärter mit der Nummer 01 warf sich seine schwarze Lederjacke über und eilte durch den langen Korridor, in dem er schon vorab die begeisterten Rufe seiner Fans vernehmen konnte. Als er ins Licht der Scheinwerfer hinaustrat, fiel seine Nervosität augenblicklich von ihm ab. Er griff nach dem Mikrophon und begann mit seinem ersten Song.....
 

Show me the meaning of being a warrior
 

So many words for a useless fight

No one can see the sense of war

You learn to defeat

Your enemies, but will you

Ever win without a loss?

Not strong and free and there's no sun

Not any wish will be done

So show me....
 

Show me the meaning of being a warrior

Is this the name I need to walk with

Tell me why I can't be there as your hope

Peace is missing in my heart

....
 

Auf GIS brach ein neuer Tag an. Der Wecker in Kiznas Quartier tönte laut und eindringlich, doch Rei schaltete ihn aus, um sie mit einem sanften Kuss zu wecken als mit einem solchen Getöse. Sie lag, ihr anmutiger Körper unter den duftigen Bettlaken verborgen, friedlich lächelnd, neben ihm und strahlte die gleiche Schönheit und Stärke aus wie in den Stunden zuvor, in denen sie ihm ein Geschenk dargebracht hatte, dessen Wert er kaum zu ermessen wagte. Sie waren eins gewesen....Vorsichtig strich er mit seiner Hand durch ihr rosanes Haar und kitzelte sie an der Beuge ihres Halses, bevor er seine Lippen darauf drückte. Sie zuckte ein winziges bisschen zusammen, kringelte sich aber gleich wieder ein, ohne aufzuwachen, fast wie ein Kätzchen. Bei diesem Vergleich musste er schmunzeln, wenn er ihre Ohren betrachtete. Sein Kätzchen. Ihre Füße lugten unter der Decke hervor und so fuhr er behutsam mit seinen Fingern darüber, bis sie strampelte und ihr empörtes Gemurmel über diese Störung in ein Gähnen überging. Sie strahlte ihn zärtlich an und meinte: "Was fällt dir ein, mich zu kitzeln? Du weißt, ich bin ein Morgenmuffel."

"Soso? Nein, davon hatte ich keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Ich habe dich früh morgens nach dem Aufstehen ja noch nie erlebt. Aber wenn du immer so süß aussiehst wie jetzt, kann ich das nur bedauern."

Kizna lehnte sich an ihn und genoss glücklich das warme Gefühl, das sie in diesem jungen Mann erspürte. Er wusste die Tatsache, dass sie ihm ihren Körper geschenkt hatte, in vollem Maß zu würdigen, und dafür liebte sie ihn nur noch mehr. Plötzlich stieß sie einen Ausruf aus und öffnete die Schublade ihres Nachtkästchens neben dem Bett.

"Wie konnte ich das nur vergessen! Ausbilder Azuma hat dir einen Brief geschickt, als du im Koma lagst! Clay hat ihn mir gegeben. Hier."

Er musterte erstaunt den länglichen Umschlag und holte den Zettel schließlich heraus, denn er war neugierig, was der Kapitän wohl von ihm gewollt haben könnte.
 

An Zero Enna, die nichtsnutzige Nummer 88!

Ich bin fest davon überzeugt, dass Du aufwachen wirst, Junge, also reiß dich zusammen und kämpfe! Wenn Du das hier liest, werde ich froh und dankbar sein, dass Du es geschafft hast, den Tod zu besiegen.

Du hast mich von Beginn an ein wenig an mich und meine eigene Schulzeit auf GOA erinnert. Mir ist es versagt geblieben, Pilot zu werden, aber Du hast es verdient, Deinen großen Traum in Erfüllung gehen zu sehen. Ich bin stolz auf Dich, Kleiner.
 

Zum Andenken,

Dein alter Ausbilder, Kapitän Hijikata Azuma
 

"Was steht da?"

Rei war so gerührt, dass er zunächst keine Worte fand, um es ihr zu erklären, weshalb er Kizna einfach das beschriebene Blatt unter die Nase hielt. Die widersprüchlichsten Gefühle und zahllose Erinnerungen durchströmten ihn in diesem Moment. Sicher, er hatte oft mit ihm gestritten, er war frech und respektlos aufgetreten, aber....es war eine schöne Zeit gewesen und wenn er ehrlich war, hätte er sich keinen besseren Lehrer wünschen können. Er hatte keinen Tag seiner Schulzeit vergessen und auch wenn es oftmals anstrengend und nervenaufreibend gewesen war, so waren es unbeschwerte und fröhliche Jahre, die hinter ihm lagen, so heiter und glücklich es in Kriegszeiten eben sein konnte.

"Wie schön!" meinte Kizna versonnen und dachte mit Wohlwollen und Dankbarkeit an ihren Ausbilder, der ihr gegenüber auch nie zimperlich gewesen war, aber letztendlich hatte Azuma sich darauf verstanden, seine Schüler zu Pünktlichkeit, Fleiß und Disziplin zu erziehen.

"Beeilen wir uns, bevor Rio uns noch das ganze Frühstück wegfuttert!"

"Alles klar!"
 

Hiead stand in einem Büro. Die Tür war fest hinter ihm geschlossen und vor ihm erhob sich die Gestalt Crow Revords, der das Dunkel des Alls mit seinen Augen durchbohrte. Er hatte dem jungen Mann den Rücken zugewandt, dennoch hatte dieser das Gefühl, von dem in einen eleganten Anzug gekleideten Herrn beobachtet zu werden.

"Wann?"

Das war die einzige Frage, die Hiead stellte und doch schien sie wie ein dicker Nebel im Zimmer zu hängen, undurchdringlich und kühl. Crow setzte sich betont langsam hinter seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme.

"Wann ich ihm die Wahrheit sage? Was denkst du, Guardian? Einst habe ich an jenes Volk geglaubt, das wir ,Victims' nennen. Ich habe darauf vertraut, dass jene, die uns Menschen nicht verurteilen, wieder mit mir Kontakt aufnehmen würden, damit wir über den Frieden verhandeln könnten, anstatt um ihn zu kämpfen....Doch ihre eigene Angst, sich gegen die Masse zu stellen, hat jeglichen Ansatz einer friedlichen Lösung im Keim erstickt....Menschen machen Fehler, Guardian - und wenn damals nicht geschehen wäre, was geschah, hätte ich nie nach einer Lösung geforscht, den bevorstehenden Krieg zu einer Entscheidung zu zwingen....aber Zion muss gerettet werden, dieser Planet ist unsere letzte Hoffnung. Viele von ihnen wussten, dass ich mit dem Entschluss des Triumvirats nicht einverstanden war, aber man überrannte mich einfach, bedrohte mich, weil sie sich klar darüber waren, dass ich eine Möglichkeit finden würde, sie aufzuhalten, wenn nötig mit Gewalt.....aber warum haben meine Befürworter nie wieder versucht, in Kontakt mit mir zu treten, Hiead? Warum?!"

"Ich weiß es nicht, Crow-san. Vielleicht ist es, wie Sie sagen, dass sie einfach Angst hatten, weil sie nicht als Verräter abgestempelt werden wollten. Ich kann die Gründe aller Parteien nachvollziehen, aber ich frage mich, ob der Preis von Blut und Tränen nicht zu hoch ist....so vieles....hätte verhindert werden können, hätte man miteinander gesprochen....aber Hass und Intoleranz sind gefährliche Feinde...."

"Ja. Hass. Intoleranz. Misstrauen. Zweifel. All diese Dinge sind nicht gut für die Menschen, und doch schaffen sie es immer wieder aufs Neue, die Herzen unseres Volkes zu vergiften...."

Schweigen.

Ein merkwürdiges Sirren erfüllte plötzlich die Luft und beide hoben abrupt die Köpfe. Der Pilot der Tellia Elara wirbelte herum.

....Ein Victim....?!
 

Das Morgentraining war ausgefallen, weil im Simulationscomputer ein Fehler im Programm vorlag. Der Kapitän hatte sich die Haare gerauft und die verfluchte Technik zum Teufel gewünscht, doch ihm war keine andere Wahl geblieben, als die Top-Schüler und die übrigen Rekruten unverrichteter Dinger zurück ins jeweilige Quartier zu schicken. Clay nutzte die freie Zeit nach dem Frühstück dazu, sich in die Bibliothek von GOA zurückzuziehen. Er schlängelte sich durch die engen Regalreihen - viel Platz hatte man der "Gehirnnahrung" nun wirklich nicht eingeräumt! - und suchte nach einem passenden Buch, das er sich als Abendlektüre ausleihen könnte, nachdem er das ur-ur-ur-alte Werk mit dem Titel "Vom Winde verweht" endlich ausgelesen hatte. Gab es hier nichts Aktuelleres? Nicht etwas von vor dreitausend Jahren oder so, sondern etwas Handfesteres? Der Staub kitzelte ihn in der Nase und er musste niesen. Da wirkte die Schule dermaßen modern und dann wurde an der Pflege der althergebrachten Werte gespart, das war mal wieder typisch! Endlich hatte er ein Regal ausgemacht, das etwas gepflegter und ordentlicher auftrat als der mehr oder minder bemitleidenswerte Rest der Bibliothek. Gut, Clay war einer der wenigen Anwärter, der überhaupt einen Fuß dort hineinsetzte, aber etwas mehr Sorgfalt wäre nicht gänzlich falsch gewesen! Er zuckte aufseufzend die Schultern und griff einen dicken Band heraus, auf dem "Das Universum und seine Geheimnisse" stand, von neuerem Datum, wie er der Innenseite entnehmen konnte. Gefühlsmäßig nicht umwerfend, aber geistesanregend mit Sicherheit. Er nahm auf einem Sofa platz, das ihn gemütlich dazu einlud, und fing an zu lesen. Nach einiger Zeit fiel jedoch ein Schatten auf ihn und eine muntere Stimme sagte: "Hallo Clay-kun! Hier steckst du also!"
 

Verwirrt blickte er in ein strahlendes Gesicht mit großen grauen Augen, langen Wimpern und glänzendem schwarzen Haar, das zu einem strengen Zopf geflochten war. Sie trug die Uniform einer Fluglotsenkadettin und auf dem Schild an ihrer Jacke prangte die Zahl 97.

"Miranda-san! Guten Tag. Kann ich etwas für dich tun?"

Sie blickte verlegen und etwas scheu und unsicher zu Boden, anstatt seine höfliche Frage zu beantworten und das erstaunte ihn sehr, denn es war nicht die Art des aufgeschlossenen, keineswegs schüchternen und sehr selbstbewussten Mädchens, sich so still und zögerlich zu verhalten. Ihre Finger kneteten ihren linken Handballen, ein Zeichen von Nervosität. Er legte das Buch demonstrativ beiseite und wartete geduldig ab.

"Möchtest du mit mir über irgendetwas reden? Hast du Schwierigkeiten mit jemandem?"

"Nein, das nicht....nur....ich...."

Sie biss sich auf die Lippen und fixierte ein Stück der blassen Decke über sich, konnte es aber nicht verhindern, dass ihre Augen immer wieder von den seinen angezogen wurden. Ob Saki-san eigentlich wusste, was sie an ihm hatte? Er war hübsch, sehr nett, gebildet, intelligent, klug und ehrlich, verantwortungsbewusst und höflich. Selbst wenn er kein Kämpfer geworden wäre....Genau, was wäre wenn? Hätte seine Partnerin sich dann überhaupt in ihn verliebt oder hätte sie weiterhin nur auf die Oberfläche gestarrt und ihn als "uncool" bezeichnet, ohne dass sich etwas geändert hätte? Liebte sie ihn wirklich, trotz all seiner Fehler, wie Besserwisserei, Strebertum und diversen Oberlehrerweisheiten? Das war die Person, die ihn ausmachte, die er darstellte, die er WAR, aber kümmerte Saki-san das tatsächlich? Während sie noch grübelte und Clay sie irritiert musterte, da er für ihr lastendes Schweigen keine Erklärung fand, betrat Lotsin Nummer 89 die Bibliothek. Wrecka, die gerade mit Roose zusammen durch das Erholungszentrum spazierte, hatte ihr die Auskunft gegeben, ihr Freund "grabe sich zum hundertsten Mal in Bücher ein" und damit hatte sie seinen Aufenthaltsort erfahren. Sie hatte keine Ahnung, dass Miranda sich mit ihrem Gewissen herumschlug, denn sie fühlte sich zu Clay stark hingezogen, viel stärker noch als früher zu Yamagi, weil sie, wie sie zu ihrer eigenen Bestürzung erkannt hatte, ihn nicht bloß liebgewonnen hatte, weil er süß war, sondern er ihr auch als Person etwas bedeutete.

"Weißt du", begann sie schließlich und verlagerte ihr Gewicht dabei unsicher von einem Bein auf das andere, "....ich....ich mag dich.... sehr....und.... also....ich...."

"Ich bin ein Ekel!" schalt sie sich gleich darauf selbst in Gedanken. Wie konnte sie nur hier vor ihm stehen und versuchen, sich in seine Beziehung zu Saki-san zu drängen?! Es war einfach nicht fair! Warum waren alle Jungen, die ihr gefielen und die sie mochte, grundsätzlich schon in festen Händen? Aber egal, wie traurig sie auch über ihr Alleinsein sein mochte, es rechtfertigte doch nicht eine solche Tat? Mit Entsetzen spürte sie, wie ihr langsam Tränen in die Augen stiegen und so fuhr sie sich rasch über das Gesicht, damit er es nicht bemerkte - zu spät. Clay, der es nicht ertrug, wenn andere unter ihrem persönlichen Schmerz unterzugehen drohten, stand auf und hob ihr Kinn sanft an.

"Miranda-san....so kenne ich dich gar nicht. Was ist nur los, wo ist deine Fröhlichkeit und dein Witz geblieben? Du warst doch bisher immer so vergnügt! Was ist los?"
 

Saki bog um das nächste Regal, weil sie ihren Partner nicht finden konnte. Hier verirrte man sich ja beinahe! Da vernahm sie den Klang seiner Stimme und ließ sich davon zu ihm führen. Mit wem sprach er wohl gerade?

Ricks Schwester betrachtete den jungen Mann intensiv und ihr Herzklopfen wurde erschreckend heftig. Ihr war, als könne jeder das laute Donnern ihres Herzens hören und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Dann, sie wusste selbst nicht wie, beugte sie sich vor und küsste ihn innig. Er wich vor Schreck zurück und wollte sie eben zurückstoßen, als....

"CLAY!!!"

Miranda erwachte wie aus einer seltsamen Trance und wurde sich sofort bewusst, was sie in diesem Moment getan hatte. Die gesamte Hitze verflüchtigte sich aus ihrem Körper und hinterließ eine eisige, zermürbende Kälte. Großer Gott, nein! Warum hatte sie sich nicht beherrscht, sich besser zusammengerissen?! Eine beängstigende Blässe kroch in ihre Züge und sie musste schlucken. Was hatte sie getan?! WAS HATTE SIE GETAN....?!

Sie ließ ihren Blick zuerst von Clay, der sie überrumpelt und entgeistert anstarrte, schließlich hin zu Saki schweifen, deren rubinrote Augen vor Fassungslosigkeit und Trauer fast brannten.

"Es....es tut mir leid...."

Ihre Beine setzten sich automatisch in Bewegung und rasch lief sie davon. Tränen rannen ihre Wangen hinab und tropften auf die Bodenplatten des Korridors. Wenn ihr Bruder nur dabei gewesen wäre....! Er hätte sie aufgehalten! Ja, Rick....sie musste mit ihm reden, jetzt gleich! Sie brauchte jemanden, bei dem sie sich ausweinen konnte....
 

Anwärter 89 stand wie versteinert. Er wagte nicht, SIE anzusehen. Was hätte er ihr auch sagen sollen? "Es ist nicht so, wie du denkst" - hätte sie ihm das geglaubt? Wie in Zeitlupe drehte er sich zu ihr um, seine Kehle war ausgedörrt wie nach einem Gewaltmarsch unter glühend heißer Sonne. Ängstlich und flehend streckte er die Hand nach ihr aus. Saki näherte sich ihm langsam und er atmete auf. Also wusste sie, dass der Kuss nicht von seiner Seite kam, dass er nicht an Miranda interessiert war. Sie vertraute ihm. Natürlich, sie hatte ja auch keinen Grund, es nicht zu tun....

"MISTKERL!!!!"

Das nächste, was er wahrnahm, war eine blitzschnelle Hand, die seine Wange mit einem deutlichen Klatschen traf, eine wutschnaubende Saki und ihre sich entfernenden Schritte. Mehrere Sekunden verstrichen.

"SAKI!!!!"

Sie hörte, wie er ihren Namen rief, doch wäre sie dazu fähig gewesen, ihren Ohren das Hören zu verbieten, sie hätte es getan. Wieso?! Wieso?! Ein Kuss!! Wie konnte er ihr das antun?! Als sie ihn endlich entdeckt hatte, stand er da, und diese....diese Ziege küsste seine Lippen, von denen sie des nachts oft geträumt hatte, ohne den Mut zu haben, ihm zu gestehen, was sie für ihn empfand und diese verdammte....!! Das rothaarige Mädchen schluchzte auf und rannte weiter und weiter, ohne wirklich zu wissen, wohin sie eigentlich lief. Verzweifelt erinnerte sie sich an die Alpträume, die sie gequält hatten, an Solares' höhnische Worte:

"Du bist eine Lügnerin, und noch dazu eine schlechte! Du hast doch erst begonnen, ihn zu akzeptieren, als er angefangen hat, besser zu werden! Vorher hättest du nie einen Gedanken an ihn verschwendet! ER ist dir doch egal, solange er das Training besteht und seine Position als Top-Schüler hält! Der Mensch, der er ist, spielt in deinen Vorstellungen überhaupt keine Rolle, ist es nicht so?! Erzähl mir nichts! Was ist das für eine Liebe, die du ihm gibst?! Ein Abklatsch, etwas, das ihn bei der Stange hält und motivieren soll, aber das war's dann auch schon!"

(vgl. MK Akte 02/Teil II, Curriculum 11)

Stellten diese Träume eine Warnung dar? Eine Warnung davor, dass Clay sie betrügen würde? Aber das konnte doch unmöglich war sein! Und doch....das Bild des Kusses loderte in ihrem Inneren wie ein Verderben bringendes Feuer. Ein scharfgeschliffener, harter, grausamer Stachel bohrte sich in ihr Herz, bis es blutete.

Clay würde nicht....und wenn doch?

Clay würde nicht....und....wenn....doch?

Clay....würde....nicht....und....wenn....doch....?

Der Stachel drang tiefer.

Er besass sogar einen Namen, wie so viele Stachel, die einen Menschen frontal treffen und ihm den Blick für die Wahrheit und das Wesentliche nehmen. Saki krümmte sich und sank schluchzend neben ihrem Quartier zusammen.

Clay....würde....nie....das war ihre Überzeugung gewesen. Und wenn er trotz all seiner Beteuerungen und Versprechen genauso war wie alle anderen? Wie Rick, der nur mit den Gefühlen spielte?

Der Stachel verursachte einen stechenden Schmerz.

Sein Name war....

....Zweifel.
 

Hiead verließ Crows Büro und kehrte in die allgemein zugänglichen Gefilde von GIS zurück. Das Gespräch mit Mr. Revord war betrübend und traurig gewesen. Viele verlorene und ungenutzte Chancen....aber wenn es den Krieg nie gegeben hätte, wären auch Rei und er nie geschaffen worden....Sein Bruder verfügte über diese Macht, um Zion zu schützen und er kontrollierte diese Macht, um Rei zu schützen. Zwei Gegensätze, zwei Parallelen, verschieden und doch gleich, die existierten, um das Gleichgewicht wiederherzustellen....Es war noch ein weiter Weg bis zum Frieden und er würde zudem voller Steine sein....aber bereits das Leben an sich war eine Herausforderung, die es zu meistern galt.

"Liebster?"

Er wandte sich um und erblickte Ikhny, die ihn, wenn sie allein waren, des öfteren so nannte. Das gefiel ihm und er las in ihren warmen braunen Augen ihre Liebe zu ihm, die ihm geholfen hatte, sich aus dem Strudel seiner Einsamkeit und seiner Qual heraus zu kämpfen und neue Kraft in sich zu finden, um anderen erneut zu vertrauen und die Hand anzunehmen, die sie ihm entgegenstreckten. Sie trat mit einem wunderschönen Lächeln an ihn heran und umarmte ihn.

"Du siehst müde und bedrückt aus, Hiead. Geht es dir nicht gut?"

Ihre Sorge rührte ihn, und so schüttelte er den Kopf.

"Es ist alles in Ordnung, ehrlich. Ich habe nur zu viel nachgedacht. Lass uns...."

Wieder dieses Sirren in der Luft!

Warum zeigte sich der Victim nicht, warum griff er nicht an? Oder SUCHTE er möglicherweise sogar nach etwas? Oder....nach jemandem? Nach....Rei?!

Ikhny fiel seine Anspannung auf und sie zwang ihn kurzerhand, ihr direkt in die Augen zu sehen.

"Was ist mit dir? Bitte erkläre es mir - du weißt, ich bin immer für dich da. Wenn du eine Stütze brauchst, die dich hält, einen rettenden Arm, der dich über dem Abgrund auffängt, ein tröstendes Wort, eine zärtliche Berührung, eine Geste, dann lass es mich wissen. Du bist mir unendlich wichtig und bedeutest mir so viel....ich will dich niemals verlieren."

"Das wirst du auch nicht", erwiderte er mit fester Stimme. "Ich werde nach jedem Kampf zu dir zurückkehren. Wir brauchen einander - wie könnte ich dich allein lassen. Du bist mein Licht, meine Sonne, mein Mond und meine Sterne, du hast mein Herz von diesem grauenhaften Eis befreit, das mich innerlich zu erfrieren drohte. Du und Rei. Doch ohne dich hätte er wohl keinen Erfolg gehabt....Als wir uns kennenlernten, hielt ich dich für schwach und unfähig, aber du bist weder das eine noch das andere. Deine Stärke und deine Unterstützung haben mich gerettet und das werde ich niemals vergessen. Ich liebe dich."

Zion schimmerte draußen im Weltall und warf einen matten, sanften Schein auf das liebende Paar, das sie soeben hingebungsvoll küsste. Das Licht malte ihre Schatten auf den Boden, die wirkten, als wären sie zu einem einzigen Wesen verschmolzen.
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 02: Code"

Curriculum 02: Code

So, es geht weiter! Ich habe mir Mühe gegeben (ja, mache ich immer, aber diesmal kommt so viel vor)!! Viel Spaß beim Lesen!
 

Curriculum 02: Code
 

"Rück - Platz - Chachacha - Chachacha - Chachacha - Rück - Platz....Erts, schau nicht ständig auf deine Füße!"

Rome hob das Gesicht des jungen Piloten an und zwang ihn so, ihr in die Augen zu sehen. Er lächelte schüchtern und fuhr sich etwas verlegen durch das blonde Haar.

"Ich kann das nicht...."

"Mit so einer Einstellung wirst du niemals Tanzen lernen. Noch mal...."

"Rome...."

"Ja?"

"Der Tag der Offenen Tür ist vorbei. Kannst du es dir denn leisten, so lange von deiner Kolonie fort zu bleiben? Nicht, dass Bellarcha wütend auf dich wird...."

"Ich habe ihr eine Nachricht geschickt und sie um ein bisschen Urlaub gebeten. Sie hatte nichts dagegen und deshalb bleibe ich noch eine Weile. Möchtest du mich denn schon los sein?"

Er verhielt in seinen Tanzbewegungen, nahm ihre Hände fest in die seinen und betrachtete sie lange und intensiv. Sanftes Grün tauchte in dunkles Braun und sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Wange, als er sich ihr näherte. Dann küsste er sie zärtlich.

"Nein, natürlich nicht."

"Das freut mich...." flüsterte sie zurück und schmiegte sich eng an ihn. Er umfasste ihre Taille und sie tanzten schweigend weiter, viel zu langsam für das Tempo der Musik, doch das spielte in diesem Moment auch keine Rolle. Plötzlich zuckte Erts zusammen und sein Griff um seine ehemalige Partnerin wurde fester. Seine Augen weiteten sich. Ein merkwürdiges Sirren erfüllte die Luft und Rome hörte es nun ebenfalls.

"Was ist das?"

".....Ein....ein Victim....er....sucht etwas.....jemanden...."

Der Alarm brach los.

"Victim in Zone 31! Piloten bereitmachen!"
 

Kurze Zeit später befanden sich alle Piloten und Lotsen auf der Gefechtsbrücke, nebst Yu, der gerade mal wieder einen Anruf von Mr. Parker abgewimmelt hatte. Er wusste selbst sehr genau, dass seine Abwesenheit nicht besonders positiv aufgenommen wurde, aber er hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen, etwas, dass ihm seit Ewigkeiten auf der Seele brannte....! Er konnte jetzt nicht einfach wieder verschwinden! Leena focht, während sie die Blaue Göttin vorbereitete, einen innerlichen Kampf aus. Gareas würde sich zum wiederholten Mal in Lebensgefahr begeben....und sie tat meist nichts anderes, als ihn hart anzufahren, zusammenzustauchen oder zurechtzuweisen....Warum wünschte sie ihm nicht einmal Glück, wenn er aufbrach? Sie seufzte und ihr Blick verharrte gedankenverloren auf dem Kontrollpult. Was sollte sie tun? Auf einmal schlug ihr jemand auf die Schulter.

"Leena! Träum nicht! Bist du soweit?" fragte Galew und musterte sie erstaunt. Sie schüttelte den Kopf und rang sich mühsam zu einem Lächeln durch.

"Eh, ja, ich bin fertig. Alles in Ordnung. Und....viel Glück!"

"Danke. Mach dir keine Sorgen. Ich komme bestimmt zurück."

"Du glaubst, wegen dir mache ich mir Sorgen?! Das ist ja wohl nicht dein Ernst!"

Er hielt inne und wandte sich noch einmal ihr zu, anstatt zu seiner Ingrid zu eilen. Er sagte nichts, er tat nichts, er stand einfach nur da und sah sie an. Das Schweigen zwischen ihnen war schwer und rätselhaft und obwohl es allerhöchstens eine Minute gedauert hatte, schien es ihr, als wäre es eine Ewigkeit. Endlich drehte er sich um und stieg in den Mecha ein. Rio und Phil Phleira umarmten sich und wollten einander gar nicht mehr loslassen. Schließlich, nach einem süßen Kuss, löste er sich von ihr und sagte: "Hab keine Angst. Ich werde gesund zurückkehren. Wie könnte ich dir noch einmal solche Sorgen bereiten wie damals? So grausam kann niemand sein....mit deiner Unterstützung und deiner Hilfe werde ich es schaffen."

Als sie ihn anblickte, fielen ihm die Tränen auf, die in ihren Wimpern hingen. Er trocknete sie sanft und seine Lippen berührten tröstend ihre Stirn.

"Rioroute....natürlich bin ich bei dir, aber....dennoch....die Angst bleibt....Sei nicht leichtsinnig, hörst du? Warte auf Reis Befehle, er weiß, was er tut und passt auf euch auf...."

"Selbstverständlich werde ich darauf achten. Bis gleich!"

Er warf ihr ein munteres Grinsen zu und kletterte in das Cockpit der Agui Keameia. Erts war unlängst in seiner Einheit verschwunden. Helteage war anwesend und obgleich er noch nie mit einer Seele - außer der seines Bruders - in Kontakt getreten war, fürchtete er sich nicht davor. Seine Haare erglühten in einem grellen Licht und er konzentrierte sich auf seine telepathischen Fähigkeiten.

** Helteage....Kannst du mich verstehen?**

"Ja, Erts, ich verstehe dich. Was willst du?"

** Kannst du es spüren? Er sendet eine Botschaft aus....er ist auf der Suche nach jemandem.... und er will diesen Jemand nicht lebend sehen....sein Wunsch ist zerstörerisch....**

"Auch ich fühle es. Der Victim ist hier, um denjenigen zu töten, der diesen Krieg zu unseren Gunsten entscheiden könnte....Er will Rei...."

** Bist du dir da völlig sicher?!**

"Ja. Kein Zweifel möglich. Hör gut zu - er wird seine Attacken hauptsächlich gegen die Ernn Laties richten. Halt ihn von Rei fern."

** Ich werde mein Bestes tun. **

Damit war das mentale Gespräch beendet und der Pilot der Maschine 05 wartete auf das Startsignal. Wie lange würde dieser Krieg noch dauern? Und vor allem....wie oft würde Rei noch fragen müssen, um endlich eine Antwort zu erhalten, die Antwort, auf die so viele hofften, er selbst eingeschlossen?

"Was denkst du, Ernest? Gibt es das für uns? Wahrheit?"
 

Hiead sass in der Tellia Elara und knirschte ungeduldig mit den Zähnen. Von hinten legte sich eine kühle, beruhigende Hand auf seiner Schulter. Es war Megara.

"Der Kampf wird noch früh genug beginnen, Guardian. Überstürze nichts. Du weißt sehr wohl, dass unser Feind dort draußen nur eines will...."

"Ja - meinen Bruder."

"Genau so ist es. Er will seinen TOD. Also tu alles, was in deiner Macht steht, um das zu verhindern."

"Das werde ich. Ich werde es niemals zulassen, dass ihm jemand wehtut....ich selbst habe ihn schon oft genug verletzt, auch wenn es nur körperlich war. Solange ich lebe, wird kein Victim ihm auch nur ein Haar krümmen....!"

"Guardian....nicht alle Victims sind gleich...."

"Das ist mir bewusst. Aber dieser hier....ist ein Gegner. Wenn ich das Schwert gegen ihn erhebe, werde ich es nicht bereuen."

Megara blieb eine Weile still und betrachtete ihren Piloten sorgenvoll. So viel Energie, Kraft und Leidenschaft....das Leben war hart zu ihm gewesen. Sie wagte sich nicht vorzustellen, welche Wunde es in sein Herz schlagen würde, wenn er seinen Bruder erneut verlor....ganz zu schweigen davon, was dann mit Zion und der Menschheit geschehen würde....Ihre Feinde, mit denen sie ein und denselben Wunsch teilten - und doch gab es nur Hass zwischen ihnen....

"Viel Glück."

Ihre Erscheinung verschwand in der Roten Ingrid, bereit für das Gefecht. Wie alle anderen "Goddess-Spirits" nahm sie ihre Aufgabe sehr ernst. Sie würde Hiead beschützen, um jeden Preis....zu viel hing davon ab....

Indessen war auch Teela dazu übergegangen, mit Rei zu sprechen, der unruhig von einem Fuß auf den anderen trat und ihr kaum Beachtung schenkte, bis es ihr zu bunt wurde.

"Hör mir endlich zu!!!!"

"Was? Entschuldige bitte, ich....es ist....es ist der Victim....ich habe den Eindruck, als rufe er nach mir....'Ich werde dich töten', das ist seine Botschaft....Warum hat er es bloß auf mich abgesehen? Hängt das auch damit zusammen, dass ich bin, wer ich bin?"

"Wills du wirklich eine Antwort? Du weißt doch, dass meine Antworten genauso inhaltslos sind, wie die Fragen, die man mir stellt....Ich weiche ihnen immer wieder aus."

"Wohl wahr...."

"Rei....Hattest du in letzter Zeit wieder Verbindung zu deinem Unterbewusstsein?"

"Nein. Weshalb?"

Teela verließ ihren Platz hinter dem jungen Mann und schwebte nach vorne, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Ihre türkisen Augen schimmerten traurig und unglücklich, als bedauere sie es, dass das Schicksal einen anderen Weg eingeschlagen hatte. Aber das hatte nur bewiesen, dass der Mensch nicht darüber bestimmen konnte....Sie strich ihm durch das dunkelbraune Haar und meinte leise: "Du musst mit diesem in dir verborgenen Selbst in Kontakt treten. Du musst dich erinnern....an alles, was war. Nur dein Herz kann dir die Wahrheit begreiflich machen. Einen Teil dieser Wahrheit jedenfalls....konzentriere dich. Sag mir, was siehst du, jetzt, in dieser Sekunde?"

Er tat, wie ihm geheißen, und löste seinen Geist von allem, was ihn umgab. Zion tauchte vor ihm auf, majestätisch, strahlend und schön. Eine Horde der abnormen, hässliche Kreaturen griff an, ihre Salven donnerten unaufhörlich gegen den Letzten Planeten, bis....bis ein Riss ihn durchzog, ein zweiter, ein dritter und noch einer....Dann eine gewaltige Explosion....und alles, was blieb, war Schwärze....kalte, abscheuliche, leblose Schwärze....Er schwebte inmitten dieser Dunkelheit und streckte die Hand nach den Bruchstücken aus, die gerade noch Zion gewesen waren...."Warum? Warum sollten die Victims Zion vernichten? Wenn auch sie eine Heimat darin sehen, wieso sollten sie...."

Teela schüttelte betrübt den Kopf.

"Die Menschen sind in ihren Augen nicht würdig....und bevor wir den Planeten bekommen, soll ihn niemand bekommen...."

"Das ist doch Irrsinn! Die Victims sind vernunftbegabt, intelligent! Könnte man nicht mit ihnen reden?"

"Noch ist es nicht soweit. Im Moment wollen sie Zion nicht zerstören, sondern uns. Aber wenn wir uns nicht bald als gleichwertig erweisen, ist es aus...."

"Wie meinst du das? Ich verstehe dich schon wieder nicht." erklärte er in einem Anflug von Verzweiflung und starrte unschlüssig hinein in das All.

"Rei....Was denkst du? Glaubst du, die Menschen werden die Fehler ihrer Vergangenheit wiederholen? Oder werden sie sich dieser Schöpfung würdig und wert erweisen und sie so behandeln, wie es ihr zukommt, anstatt sie zu vergiften? Welche Welt ist gesünder? Eine mit oder eine ohne Menschen?"

"...."

Teela lächelte schwermütig.

"Dein Schweigen ist eine Antwort...."
 

"Schleusen zum All werden geöffnet! Start!"

Ein Ruck durchlief die fünf Göttinnen, als sie durch die Transportröhren in den Weltraum geschossen wurden. Das Wesen, das sich in ihr Blickfeld schob, was gigantisch, vom Typ R und mit das Abstoßendste, mit dem sie je zu tun gehabt hatten. Wie Helteage es prophezeit hatte, stürzte sich der Victim sofort auf die Ernn Laties, ohne die übrigens Mechas überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Die Eeva Leena schulterte ihre Kanone und feuerte einen gezielten Energiestrahl auf den Angreifer ab, doch ohne Erfolg, denn er besass ein Schutzschild. Die Tellia Elara zog ihr Schwert und hieb auf die Tentakeln ein, die sich soeben nach Maschine 01 ausstreckten, aber auch darum kümmerte sich die Kreatur nicht, sie verfolgte unbeirrt Rei, der mit gekonnten Flugmanövern ihrem geifernden Rachen und ihren Krallen auswich.

"Lass ihn zufrieden, du Mistvieh!" schrie Rio zwischen einer erneuten Salve Galews und dem Hagel der Granaten, die er selbst losschickte. Doch selbst das zeigte keinerlei Wirkung, die Barriere war zu stark.

"So schaffen wir das nicht!" entschied der Pilot der Blauen Ingrid und schaltete sich zu GOA durch. "Hier spricht Gareas Elidd! Das ist ein Notfall! Wir fordern Hilfe an!"

Azuma vernahm den Befehl und fluchte. Nicht nur, dass sie wegen dem Computerfehler in letzter Zeit nicht mehr hatten trainieren können, jetzt mussten sie auch noch ausrücken! Er rief die Schüler zusammen und alarmierte Rill, damit sie sich für eventuelle Verletzte bereithielt. Yamagi gab Tsukasa einen Kuss, bevor er in seinem PRO-ING verschwand und Roose verabschiedete sich auf gleiche Weise von seiner Lotsin, die ihre Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Jetzt, wo sie sich ihrer Gefühle voll bewusst war, verstand sie ihre Freundinnen viel besser, denn nun begriff sie die grauenhafte Furcht, die sich in jedem Kampf ihrer bemächtigte. Der entschlossene und starke Blick in den Augen ihres Partners machte ihr klar, dass sie nichts über sein Motiv wusste. Warum war er Anwärter geworden? Saki brachte es nicht über sich, Clay anzusehen. Er stand schweren Herzens vor seiner Einheit und wartete, bis sie alle nötigen Checks beendet hatte. Sie zweifelte an ihm, vertraute ihm nicht mehr so wie früher. Sie konnte doch nicht im Ernst glauben, dass er etwas für Miranda empfand? Andererseits....wie sollte er ihr das beweisen? Sie war verletzt und traurig und weigerte sich, mehr als das nötigste mit ihm zu bereden....Sie war eben ein Sturschädel. Aber dennoch....er liebte sie und er würde nicht zulassen, dass sie ihm keine Möglichkeit gab, sich zu erklären....! Er zuckte die Schultern und stieg in seinen PRO-ING. Rick hatte seine Schwester ein bisschen trösten wollen, doch der Alarm hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hatte rot geweinte Augen und wirkte noch völlig aufgelöst. Vermutlich war sie wütend auf sich selbst, weil sie sich nicht besser unter Kontrolle gehabt hatte....Nach dem Kampf musste er ihr irgendwie helfen....

"PRO-INGs bereit? Abschuss!"

Die grauen Mechas ergossen sich wie ein seltsamer Regen ins All und näherten sich rasch dem Schauplatz der Konfrontation. Yamagi bemerkte, dass der Victim es besonders auf die Weiße Göttin abgesehen zu haben schien und Zorn kroch in ihm hoch. Zero - oder Rei, wie Kizna ihnen erläutert hatte - war sein Freund, auch wenn er schon lange fort war und niemals würde er es erlauben, dass einem seiner Kameraden etwas passierte! Er raste auf den Feind zu, zückte das Gewehr und feuerte, doch die Strahlen prallten an dem Schutzschild ab, als wären sie bedeutungslos.

"Was zum Teufel....?!"

Clay analysierte die Barriere und rückte missmutig seine Brille zurecht, als er damit fertig war.

"Schlechte Nachrichten, Leute! Das Shield hat eine maximale Stärke von 200%! Da kommt nicht einmal so ein Wahnsinns-EX wie Zeros auf einen Schlag durch!"

"Aber das Biest muss doch eine Schwachstelle haben, verdammt!" entfuhr es Roose, der mit Schrecken sah, wie die Ernn Laties gerade noch knapp einem vernichtenden Stoß der monströsen Klauen ausweichen konnte. Die Rote Göttin zerteilte in einer geschmeidigen Bewegung weitere Fangarme der Kreatur, doch diese war davon nicht sonderlich beeindruckt. Ihr Shield bedeckte zwar nicht den gesamten Körper, dazu hätte sie zu viel Energie benötigt, doch ihre empfindliche Brust, unter der ihr Herz ruhte, war sicher geschützt. Von der Eeva Leena kam ein lautes Fluchen, als ihre Salve nutzlos abprallte. Erts versuchte, von unten an den Victim heranzukommen, doch er fand keinen Durchschlupf für seinen Laser. Es war ohnehin das erste Mal, dass er die Waffe mitgenommen hatte, aber er war auch bereit, sie einzusetzen. Leider konnte er das Schutzschild nicht durchdringen und biss sich wütend auf die Lippen. Rei geriet durch die Verfolgungsjagd allmählich außer Atem. Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn und er fühlte sich so erschöpft wie nie zuvor. Was für eine Ausdauer....! Typisch für einen R! Er keuchte und hatte den Eindruck, als würden seine Lungen jeden Moment zerbersten, wenn er nicht bald genug Luft hineinpumpte. Ihm war schwindlig und seine Glieder waren ihm unendlich schwer, als hätte man ein Fuder Steine daran befestigt. Plötzlich spürte er, wie etwas den Rumpf der Ingrid umschloss und zudrückte.
 

"Lass das!" zischte er scharf. Keine Antwort. "Tu nicht so! Ich weiß genau, dass du mich verstehst! Warum willst du mich töten?!"

°° Weil....du sein der....der Krieg kann beenden....zu Gunsten von Menschen....aber Menschen unwürdig....nicht verdienen....Zion....°°

"Und ihr verdient es, oder wie?! Ihr holt euch diesen Planeten auch auf dem Weg der Gewalt!! Wo seid ihr besser als wir?!"

°°....Es hat Zeit gegeben....da habe ich geglaubt....an Menschen....aber dann Verrat....und.... seitdem....ich wissen, dass Menschen....nie werden begreifen....Wir wollen Heimat....aber wenn Menschen....nicht beweisen....ihren Wert....dann wir müssen töten....sie....°°

"Und wenn wir stärker sind als ihr?"

°° Dann....ihr könntet kriegen....Zion....und dann wir müssten zerstören Planet....denn ihr werdet vergiften ihn....Wenn Planet schon muss sterben....er soll sterben in Schönheit....bevor Menschen....vertilgen....jetzige Schönheit....du können besiegen uns....deshalb....du müssen sterben....zuerst....°°

Rei schluckte seine Angst hinunter und fuhr sich mit der Hand über seine feuchte Stirn. Sein Herz schlug wie rasend und sein Verstand meldete ihm, dass das hier alles Wahnsinn war, ein Krieg, aufgebaut auf etwas, das Menschen verschuldet haben mussten....Er musste unbedingt erfahren, wovon die Rede war! Der Druck der Klauenhand nahm zu und ein stechender Schmerz breitete sich in ihm aus.

Kizna stieß einen Schrei aus, als sie auf ihre Anzeige blickte.

"Was ist da los?! Die Daten des Piloten spielen verrückt! Atmung unregelmäßig! REI!! Melde dich!"

Hiead knurrte wie ein verwundeter Hund. Bevor irgendeiner seiner Mitstreiter ihn aufhalten konnte, stürzte er sich mit gezücktem Schwert auf den Victim und aktivierte sein EX. Die Zeit fror ein und die Waffe schwang einmal vor und zurück. Immer und immer wieder prallte die Klinge an der Brust des Wesens ab, ohne es zu verwunden. Verdammt! Rei würde das nicht lebend durchstehen, wenn ihn nicht bald jemand aus dieser Todesklammer befreite!

"Lass ihn los, verflucht! Lass! Ihn! Los!!! Uaaaaahhh!!!!"

Während er diesen Kampfschrei ausstieß, wirbelte er das Schwert noch einmal herum und ließ es mit Karacho auf das Schutzschild treffend, ohne sein Ziel zu erreichen. Es gab nicht nach. Hiead rang nach Atem und starrte verzweifelt auf die unbeschädigte Außenhaut der Kreatur. Zahllose Erinnerungen kamen in ihm hoch - der Tag, an dem er Rei/Zero kennen lernte, ihr Streit auf der Krankenstation, ihre Rivalität, der Moment, wo er ihn rettete, als er steuerlos im All trieb, der Tag, an dem sie zu Top-Schülern ernannt wurden, der Tag, als Rei ihm die Hand entgegen-streckte und ihm seine Freundschaft anbot....der Augenblick, wo er ihn fragte, ob sie Brüder seien....Brüder....Langsam, ganz langsam, perlten Tränen aus seinen Augen. Seine Hand verkrampfte sich um den Griff des Schwertes.

"Nein....so darf es nicht enden....! LASS IHN LOS, DU MISSGEBURT!!!!"
 

>> Hiead!<<

Von irgendwoher erreichte ihn ein gedanklicher Ruf. Der Pilot war so erstaunt, dass er vergass, auf sein EX zu achten und so erlosch es einfach und die Zeit kehrte in ihre normale Bahn zurück. Aber nicht nur er war dadurch gebremst worden, sondern auch der Victim.

°°....Revord....?!°° krächzte es tief in seiner Kehle.

>> Du erinnerst dich an mich, Sharkell? Einmal hast du mich unterstützt, hast an mein Volk geglaubt! Warum versteifst du dich auf diesen Krieg?<<

°° Du wissen genau....Menschen-Verrat hat vernichtet....viele Leben meines Volkes....du nicht können erwarten....dass ich verzeihe ihnen....°°

>> Du hast dich auch äußerlich verändert....Was ist aus dir geworden? Ein riesiges Monstrum! Alles nur für den Krieg? Hast du unsere Freundschaft vergessen, Sharkell?<<

°°.....°°

Crow sass in seinem Büro, seine Augen waren geschlossen und er befand sich auf geistiger Ebene mitten in einem ungleichen Kampf. Das Schweigen auf der anderen Seite machte ihn stutzig. Es war ihm, als könne er unter der abscheulichen Bestie noch etwas von seinem Kameraden erkennen....Ein Schweißtropfen rann über seine Schläfe. Die Spannung zwischen ihnen war elektrisierend und fast deutlich zu spüren.

°° Du ein Narr noch immer....mich nicht kennen gut genug....Du haben wirklich geglaubt, ich könne hassen....dich? Ich hier aus anderem Grund....ich....Botschafter....musste spielen meine Rolle überzeugend....°° Crow stand blitzartig auf, die Verbindung brach abrupt ab. Im nächsten Moment geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte, weder er selbst, noch die Piloten, Anwärter oder Lotsen. Die Barriere um den Victim fiel in sich zusammen und er ließ Rei endlich los. Hiead fing den erschöpften Jungen auf und bewegte tonlos die Lippen, als könne er nicht glauben, was gerade geschah. Sharkell holte aus. In diesem Moment zuckte Clay in seinem PRO-ING zusammen und sein EX reagierte automatisch auf irgendetwas. Er nahm den Kopf zwischen beide Hände, als plötzlich ein eigenartiger Schmerz ihn durchzuckte. Jemand in seinem Hirn sagte: °° Keine Angst, es gleich sein vorbei....°°

Saki stand unschlüssig vor ihrem Pult und registrierte verwirrt die seltsamen Daten, die darauf erschienen. So eine enorm starke EX-Reaktion hatte Clay bisher noch nie! Etwas wurde an ihn übermittelt....Was ging da vor?! Als er schließlich erleichtert aufatmete, weil das Hämmern in seinem Kopf aufhörte, beendete der Victim den Schlag, den er begonnen hatte und schlitzte sich selbst die Brust auf. Blut quoll aus der Wunde. Galew, obwohl fassungslos und in höchstem Grade irritiert, schickte ein Geschoss los, das die Kreatur traf und augenblicklich pulverisierte.

Es war vorbei.
 

Crow hustete schwer und wankte zum Fenster, von wo aus er Sharkells Ende mit verfolgen konnte. Also hatte er es nicht vergessen....er war gekommen, um Kontakt mit ihm aufzunehmen....Seine Augen blieben auf Einheit Nummer 89 haften. Eine gute Wahl. Und die einzig mögliche. Mit seiner Gabe, alles Wissen in sich aufzunehmen und abzuspeichern wie ein Computer, jeden Fehler, jeden Makel sofort zu erkennen, damit verfügte Clay über die nötige Eigenschaft, zu entschlüsseln, was Sharkell ihm hatte zukommen lassen....

Die Göttinnen und die PRO-INGs traten den Rückzug an. Azuma musterte seinen Rekruten, als er apathisch aus seinem Mecha kletterte. Saki hielt ihn an der Hand.

"Hey, 89, alles in Ordnung? Was....was ist passiert?"

"Code...." flüsterte Clay monoton.

"Wie bitte?"

"Der Code....er ist eine Botschaft....Ich muss zu ihm...."

Der Ausbilder begann, etwas unruhig zu werden, denn die Stimme des jungen Mannes klang irgendwie gar nicht nach ihm selbst, sondern nach jemand anderem.

"Zu ,ihm'? Wen meinst du?"

"Ihn. Crow Revord."
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 03: Grund"

Curriculum 03: Grund

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaa, es geht weiter!!! Ich wünsche Euch viel Vergnügen beim

Lesen! ^^
 

Curriculum 03: Grund
 

Hijikata Azuma, der Chef-Ausbilder auf GOA, sass neben der Ärztin und rauchte missmutig eine Zigarette. Sie hatte Clay untersucht, aber nichts Verdächtiges feststellen können, körperlich war er völlig gesund, aber seine Augen hatten sich eigentümlich verfärbt, in Richtung Gelb.

"Sollen wir ihn wirklich zu Mr. Revord bringen?"

"Uns wird wohl gar nichts anderes übrig bleiben, fürchte ich. Du hast ihn ja gehört, es ist sehr wichtig, was immer er dem geheimnisvollen Herrn zu sagen hat."

"Hast du ihn je gesehen?"

"Wen? Revord? Nein, ich bin nicht klüger als die meisten hier. Soweit ich weiß, ist er krank und empfängt ungern Besuch. Aber dieser Victim....er hat sich selbst getötet. Kannst du mir das erklären?"

Rill schüttelte bedauernd den Kopf.

"Übrigens...." begann sie unvermittelt, wobei sie ihren ehemaligen Partner unsicher musterte. Er bedeutete ihr mit einem Winken, fortzufahren. "....der Brief, den du Nummer 88 geschickt hast...."

"Hast du ihn etwa gelesen?! Ich hatte dir doch verboten, es zu tun!" stieß er gereizt hervor. Sie zuckte ein wenig zusammen ob seines barschen Tons, hatte sich aber rasch wieder unter Kontrolle.

"Ich weiß! Aber....du wirkest so verschlossen, so traurig, als du ihn geschrieben hast. Ich....ich habe mir Sorgen gemacht....und diese eine Stelle....'Mir ist es versagt geblieben, Pilot zu werden'....warum behauptest du das, das ist nicht wahr! Du warst Pilot! Weshalb belügst du deinen einstigen Schüler? Hast du immer noch nicht verschmerzt, dass...."

"Sei still!!!" fuhr er auf, erhob sich von seinem Sitzplatz und warf ihr einen finsteren, bedrohlichen Blick zu. Rill wich zurück und ihre Hände zitterten. In ihre violetten Augen schlich sich eine Spur von Furcht, aber auch Verständnis und Trauer.

Er sah sie an.

Sie sah ihn an.

"Verzeih...." murmelte er schließlich und ließ sich schwach auf seinen Stuhl zurückfallen, wo er seine Stirn in die Handballen stützte und hastig ein- und ausatmete. Sie kam zögernd und ein wenig unschlüssig näher und strich ihm durch das sorgsam frisierte Haar, bis er sich entspannte.

"Hijikata....ich bin für dich da, das weißt du doch. Ich wollte den Brief eigentlich nicht lesen, aber....na ja, wie ich schon sagte, ich habe mich um dich gesorgt...." Sie errötete ein bisschen.

"Ich weiß....du musstest immer auf mich aufpassen, weil ich so eine vorlaute Klappe hatte....Ich habe dir viel Ärger gemacht, was?"

"Nicht mehr, als Jungs für gewöhnlich machen!" erwiderte sie mit einem Grinsen. Er schmunzelte und knuffte sie sanft in die Seite.

"Na, dann werde ich 89 mal holen und ihn nach GIS eskortieren! Bis später!"

Damit verschwand er und die Ärztin folgte ihm eine Weile mit den Augen. Vieles war damals geschehen, vieles hatte sich seit damals verändert....unter anderem ihre Gefühle. Warum konnte sie ihm nicht helfen, die Vergangenheit zu vergessen? Es war nicht seine Schuld gewesen.... warum ließ er sich so ungern trösten? Irgendwie hatte sie den Eindruck, als verstünde sie ihn jetzt, als Erwachsenen, viel weniger als zur Zeit ihrer Ausbildung....Begannen sie, sich voneinander zu entfernen, einander fremd zu werden? Sie schluckte ein bitteres Lachen hinunter und öffnete ihr Notebook, um ein paar Notizen nachzutragen.

Er war ein furchtbarer Kerl, oder nicht? Trotzdem....

Auch wenn sie es nie zugeben würde.

Auch wenn sie nie dazu stehen würde.

Sie liebte ihn.
 

Azuma durchmaß die Gänge von GOA mit energischen Schritten, bis er das Quartier erreichte, dessen Schild verkündete: 85, 86, 89. Er klopfte gar nicht erst an, sondern rumpelte einfach hinein, wo er die drei Anwärter vorfand. Zwei von ihnen sassen betreten vor Clay und musterten ihn unsicher.

"Macht euch keine Sorgen", erklärte er gerade, "Wenn ich Mr. Revord gesprochen habe, ist Sharkell aus meinem Geist verschwunden, dann bin ich wieder der Alte."

"Schön und gut", erwiderte Yamagi und kratzte sich am Kopf, "aber wer ist dieser Sharkell?"

"Er ist....war....ein Freund...."

"Nummer 89, stillgestanden!!! Ich bringe dich nach GIS!!"

"Jawohl, Sir." Der junge Mann wandte den Blick und sah den Kapitän offen an. Dieser hielt für einen Moment den Atem an, als ihm die ehemals braunen Augen in glänzendem Gold entgegenstrahlten. Als sie den Raum verließen, stand Saki draußen.

"Wo....wo gehst du denn hin?"

"Nach GIS."

"Kommst....kommst du bald wieder?"

"Kümmert dich das noch? Du hast ihm ja nicht einmal Zeit gelassen, sich zu äußern, du hast ihn geohrfeigt. Lass mich dir eines sagen: Er liebt dich von Herzen, also hör ihm bitte zu, wenn er zurückkehrt."

"Clay....? Warum sprichst du von dir in der dritten Person?"

"Im Augenblick bin ich nicht der, den du kennst. Solange meine Botschaft in ihm existiert, behalte ich die Kontrolle über seinen Körper. Er erlebt es bewusst mit, aber er hat sich aufgrund meines Anliegens zurückgezogen. Wenn alles erledigt ist, werde ich wirklich verschwinden - für immer."

Damit trat er neben Azuma und gemeinsam wanderten sie den Korridor hinunter zum Lift und fuhren zur Shuttle-Rampe. Das Mädchen blieb nachdenklich und verwirrt zurück, doch eines brannte in ihr wie ein frisch entzündetes Feuer: "Er liebt dich von Herzen."
 

Rei war nach dem Gefecht ziemlich erschöpft und hatte einige Quetschungen und Prellungen davongetragen, aber er war nicht ernsthaft verletzt. Hiead stützte ihn, als er unterwegs zu seinem Raum war. "Wie geht es dir?"

"Es geht schon, nichts schlimmes, Bruderherz."

Diese Antwort erschütterte den Piloten der Roten Göttin bis in die Grundfesten und er musste sich auf die Lippen beißen, um seine Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Es war ein einziges, simples Wort - aber für Hiead bedeutete es unendlich viel. Plötzlich spürte er, wie Rei ihm prüfend über die Wangen strich. Er stoppte und fragte: "Was ist?"

"Du hast geweint, oder?"

"Mach keine Witze! Weshalb sollte ich mitten in der Schlacht mit dem Heulen anfangen?"

"Weil du Angst hattest, mich nicht beschützen, mich nicht vor dem Tod retten zu können. Ist es nicht so, Guardian?"

Hiead sagte nichts darauf. Seine Hand verkrampfte sich an der Stelle, wo er Rei stützte und sein Schweigen blieb alles, was der andere von ihm zu hören bekam.

"Beweg dich, du musst dich ausruhen!" meinte er schließlich schroff, in seiner üblichen, ruppigen Art, doch Rei lächelte nur und bedankte sich freundlich.

"Wofür?"

"Dass du bereit warst, alles für mich zu geben, um mich zu schützen. Auch wenn ich nicht weiß, was hier wirklich vor sich geht, ich kaum etwas von dem begreife, was Teela, Revord-san und die anderen Goddess-Spirits uns erzählt haben und ich nicht verstehen kann, warum der Victim sich selbst getötet hat, so ist mir dennoch klar, dass wir beide geschaffen wurden, um dem Terror auf BEIDEN Seiten ein Ende zu machen. Ich glaube, wir kämpfen auch für eine friedliche Lösung die jenen genehm ist, die wir als unsere Feinde bezeichnen. Wobei ich eher glaube, dass die Victims das Recht haben, uns als solche zu betrachten...."

"Warum?"

"Dieser Victim heute....er hat gesagt, wenn wir zu stark werden, könnten wir Zion erobern. Dann müssten sie den Planeten vernichten, damit er in Schönheit sterben kann....anstatt vergiftet und verunstaltet, nachdem die Menschen ihre Fehler aus der Vergangenheit wiederholt haben...."

"Denkst du tatsächlich, dass die Menschen dieselben Fehler begehen werden?"

"Nicht alle. Aber es wird immer Menschen geben, die sich weigern, Einsicht zu zeigen und zu lernen. Kein Mensch ist perfekt, auch wir nicht, Hiead. Wir beide mögen perfekte Körper haben, aber unser Wesen ist nicht vollkommen. Der Rhythmus ist immer der gleiche. Ein Lebensraum, eine Welt wird nach und nach zerstört, so lange, bis sie stirbt. Und irgendwann gelingt ihr eine Erneuerung, eine Art Wiedergeburt. Und es werden andere kommen, die auch diese Welt besetzen und sie ausbeuten. Und alles wird von vorne beginnen: Zerstörung - Tod - Erneuerung, Zerstörung - Tod - Erneuerung....Trotzdem wünsche ich mir ein friedliches Leben auf Zion, zusammen mit den Menschen, die mir wichtig sind und die ich liebe. Ich hoffe, die Victims geben uns noch eine Chance...."

"Halte an deiner Hoffnung fest, mein Bruder. Wir dürfen nicht aufgeben. Viele vertrauen auf uns und beten darum, dass wir - und vor allem, dass du - diese Welt retten. Wir mögen noch weit von der Wahrheit entfernt sein, aber wir werden es schaffen!"

"Ich bin entfernt. Du weißt."

"Macht das einen Unterschied? Hör zu, Bruder: Das ist nicht von Bedeutung. Das einzige, was jetzt zählt, ist, dass wir zusammenhalten, nicht den Mut verlieren und alles hinschmeißen. Wofür haben wir denn sonst unser Blut gegeben, wenn nicht für den Frieden und eine mögliche schöne Zukunft? Glaub weiterhin daran und sorge dich nicht um Dinge, die noch verworren für dich sind. Die Zeit wird kommen, wo du alles verstehst, aber jetzt....jetzt sei erst einmal für diejenigen da, die dich brauchen, die deine Stärke und deinen Beistand benötigen, für die Menschen...."

Er unterbrach sich kurz und blickte Rei tief in die Augen.

"....für die Menschen, die nicht nur du liebst. Du darfst nie vergessen, dass diese Menschen dich ebenso lieben. Und nun komm, du bist am Ende deiner körperlichen Kraft und brauchst Ruhe."

Damit hakte er ihn wieder unter und sie wanderten zum Quartier des Piloten der Ernn Laties.
 

Yu hatte sich indessen zum Hangar begeben, und zu seiner Erleichterung war niemand von seinen Freunden da - Leena war mit Galew beim Essen, Rio und Phil waren auch gemeinsam abgezogen und nur noch Kizna, Ikhny und Tune führten einige Checks an den jeweiligen Einheiten durch. Erts hatte er im Erholungsraum entdeckt, neben ihm war Rome spaziert.

"Guten Tag, ihr drei!" begrüßte er sie mit einem Lächeln. "Habt ihr noch viel zu tun?"

"Hallo Yu!" rief Tune erfreut und auch ihre Kolleginnen nickten ihm flüchtig zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Kontrollpulten zuwandten.

>>Ernn Laties. Überprüfung abgeschlossen.<< ließ sich der Computer vernehmen und Kizna wischte sich zufrieden den Schweiß von der Stirn. Sie wollte nach Rei sehen und sich nach seinem Befinden erkundigen. Wenn sie an die Angst dachte, die sie mit kalter Hand gepackt hatte, als der Victim den Mann, den sie liebte, mit seinen Klauen ergriff, lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie verabschiedete sich von Tune und Yu, als ihre beste Freundin sie zurückhielt.

"Warte noch einen Moment, ich bin gleich fertig!"

>>Tellia Elara. Überprüfung abgeschlossen.<<

"Das war's. Du willst zu Rei, nicht wahr? Hiead ist gewiss bei ihm. Er war so verzweifelt während des Kampfes. Ich möchte ihn trösten und ihn ein wenig aufmuntern, wenn er es denn zulässt. Lass uns gemeinsam zu ihnen gehen."

"Gern!"

Sie betraten den Aufzug und fuhren nach oben. Das Geräusch einer sich öffnenden und bald wieder schließenden Tür erklang.

Dann waren die Lotsin der Reneighd Klein und der junge Kommissar allein.

"Tune." begann er und sie entnahm seiner ernsten Stimme, dass er über etwas Wichtiges mit ihr reden wollte. So drehte sie sich zu ihm um und fragte sanft: "Ja?"

"Ich.....es gibt da etwas, dass ich dir nie gesagt habe....und ich weiß auch gar nicht, wie ich es am besten anfangen soll....aber ich werde bald zu meiner Arbeitsstelle zurückkehren müssen, wenn ich meinen Vorgesetzten nicht noch wütender machen will....und deshalb muss ich es dir endlich gestehen...."

Tune betrachtete ihn überrascht. Nie hätte sie erwartet, dass Yu sich ihr gegenüber jemals so öffnen würde. In seinen unergründlichen, dunklen Augen lag ein Gefühl, das sie nicht zuordnen konnte. Während sie ihn betrachtete, wurde ihr Herz seltsam unruhig. Er erwiderte ihren Blick, ohne weiterzusprechen.

Sie schwieg.

Er schwieg.

Dann sagte er etwas. Und was er sagte, löschte ihre Umgebung aus, überrumpelte, überrollte, erstaunte sie, ließ sie ihn anstarren, als könne sie es nicht glauben.

"Ich liebe dich."

".............Aber.................."

"Ich kann dir nicht beschreiben, wie das geschehen ist, es ist einfach passiert. Mein Herz hat dich erwählt, ohne Fragen, ohne Überlegung, ohne Kompromisse. Das war es, was ich dir gestehen wollte. Ich weiß, dass du Ernest niemals vergessen wirst, aber trotzdem wollte ich ehrlich zu mir und meinen Gefühlen sein und nicht auf ewig schweigen, so wie du es getan hast. Ich will nichts bereuen müssen. Pass auf dich auf, ja? Noch viel Glück...."

Er wandte sich langsam um und ging davon.

"....und leb wohl, Tune."

Yu verschwand mit einem letzten zärtlichen Lächeln in ihre Richtung und sie blieb wie versteinert zurück. Für eine volle Minute war sie zu keiner Reaktion fähig. >>Reneighd Klein. Überprüfung abgeschlossen.<< tönte der Computer. Tune reagierte noch immer nicht.

"Yu...." flüsterte sie fassungslos. Sein Name war alles, was geblieben war. Vor ihr nichts als gähnende Leere.

Er war fort.
 

Auf GOA war Ruhe eingekehrt. Yamagi schlenderte mit Tsukasa durch die Blütenpracht des Erholungsraumes und erzählte ihr von seinen Sorgen um Clay.

"Ihm wird nichts passieren, mein Liebling, davon bin ich überzeugt. Selbst wenn es sich bei dem Wesen, das ihn jetzt kontrolliert, um den Victim handelt, der Selbstmord beging, so hat er doch nichts getan, um Clay für bösartige Zwecke zu missbrauchen. Er will nur Mr. Revord sehen, der, soweit ich weiß, der Leiter von GIS ist."

"Das ist es ja gerade, Tsuka-chan." erwiderte er, den Spitznamen benutzend, den er ihr gegeben hatte.

"Ein Victim, der sich selbst tötet und offensichtlich keine feindlichen Absichten hat, obwohl es ihm gelingt, einen menschlichen Körper zu besetzen. Das....'Wesen' hat gesagt, Clay hätte sich nach einem mentalen Gespräch dazu bereiterklärt, Revord-san die Botschaft zu überbringen....Warum sollte jemand, der uns angreift und gegen den wir Krieg führen, sich so verhalten? Außerdem....dass es überhaupt so handeln kann, bedeutet, dass es denken kann, intelligent ist. Ich habe mir nie den Kopf darüber zerbrochen, aber jetzt tue ich es....was ist der Grund für unseren Kampf? Wer oder was sind die Victims wirklich? Ich bin so durcheinander, Tsuka-chan! Ich habe immer daran geglaubt, für ein edles Ziel zu streiten, aber nun...."

Sie legte ihm einen Finger auf den Mund und betrachtete ihn mit Wohlwollen und Verständnis.

"Frieden IST ein edles Ziel, Yamagi. Dafür zu kämpfen, lohnt sich. Verliere es nicht aus den Augen, denn die Menschen zu verteidigen, die du liebst und ihnen eine glückliche Zukunft zu ermöglichen, das war dein Traum. Hör nicht auf, ihn zu träumen. Ich bin für dich da und werde dich nach Kräften unterstützen, damit du verwirklichen kannst, was du dir vorgenommen hast. Lass dich nicht beirren."

Er sah sie an und in seinem Herzen wallte seine Liebe zu ihr auf wie ein Sturm. Er umarmte sie leidenschaftlich und die junge Frau schmiegte sich schüchtern an ihn, spürte sie doch die sehnigen Muskeln unter dem Oberteil der Schuluniform und seinen Herzschlag. Seine Wärme hüllte sie ein und ließ sie unwillkürlich erzittern.

"Ich liebe dich, Tsukasa." hauchte er ihr ins Ohr und strich sanft durch ihr langes Haar, bevor er ihr Kinn anhob und einen heißen Kuss auf ihre Lippen presste. Fast im selben Moment ergab sie sich....

Wrecka stolpere aus dem Holodeck, das neu auf der Akademie eingerichtet worden war, um den Schülern eine weitere Möglichkeit der Freizeitgestaltung zu liefern. Das Mädchen hatte sich ein Sportprogramm ausgesucht und war durch eine holographische Projektion des Grand Canyon gewandert, um ihre Fitness aufzubessern. Nun schwitzte sie, was das Zeug hielt und eilte zu den Duschen, um sich zu erfrischen und zu säubern. Rasch holte sie ein Handtuch aus ihrem Quartier und betrat die Kabine. "Oh? Hallo Wrecka!"
 

Sie hob den Kopf und wurde beinahe zeitgleich puterrot. Es war Roose, der mit nichts weiter als seinen Boxershorts bekleidet, vor einem der Spinte stand und nach seiner Uniform fingerte.

Lange Beine, elegant geschwungene Hüften, kräftige Arme, eine muskulöse Brust, breite Schultern und eine recht anziehende Kehrseite....Unweigerlich stellte sie sich vor, wie er duschte und schalt sich sofort selbst, was ihr denn einfiele und überhaupt....!!!!

"Hat man in der Zwischenzeit etwas von Clay gehört?"

"Wie? Aber er ist doch erst aufgebrochen...."

"Ja. Ja, ich weiß...."

"Machst du dir Sorgen? Das brauchst du nicht, er wird sicher unbeschadet zurückkommen. Ah - Roose....?"

Ihr etwas unsicherer Gesichtsausdruck machte ihn stutzen und so nickte er, um ihr zu bedeuten, dass sie doch fortfahren solle.

".......Ich....ich habe dich noch nie gefragt, warum du eigentlich Pilotenanwärter geworden bist."

Stille.

"Willst du es tatsächlich wissen?"

Seine Stimme klang abweisen, kalt....aber auch unendlich traurig, so traurig, dass Wrecka meinte, ihr Herz würde stehen bleiben. Sie warf das Handtuch achtlos zur Seite und umschloss ihn von hinten mit ihren Armen. Sie spürte seine weiche Haut auf der ihren und musste die ungewohnte Hitze, die sich in ihr ausbreitete, mühsam hinunterschlucken.

"Rache. Weißt du, was das ist? Es ist der falscheste Grund, den man haben kann, um zu kämpfen, aber ich bin hart geworden. Hart und verbittert, weil ich keine Befriedigung finde. Die Victims haben meine Eltern umgebracht und meine kleine Schwester. Ich wurde ab meinem sechsten Lebensjahr von meiner Großmutter aufgezogen, die auf einer anderen Kolonie wohnte. Sie zu besuchen, war schön....aber bei ihr zu leben, fern von dem, was ich als meine Heimat kannte, war etwas anderes. Ich fühlte mich zwar wohl bei ihr, aber auch entwurzelt, niemals dazugehörig. Ich habe meine Familie nie vergessen....hast du eine Vorstellung davon, wie es ist, die zerfetzten Körper deiner Eltern und deiner dreijährigen Schwester zu sehen, wie es ist, starr vor Entsetzen und Angst in ihrem Blut zu stehen und nichts tun zu können, weil du nicht einmal annähernd begriffen hast, dass die Menschen, die du geliebt hast, dich nie wieder anlächeln werden, dass sie dich nie wieder in die Arme nehmen werden und du nie wieder zu ihnen kommen kannst, wenn du Geborgenheit suchst?!?! WEIßT DU, WAS DAS FÜR EIN GEFÜHL IST?!?!?!"

Sein Aufschrei erstickte in einem heftigen Schluchzer und seine Faust donnerte gegen die Tür des benachbarten Spintes, dass es krachte. Wrecka zuckte zusammen, Tränen liefen ihr über die Wangen.

"Ich kann ihnen nicht vergeben....!!!! Ich kann es nicht!!! Ich weiß, dass Rache mich nicht glücklich macht, aber ich kann nicht aufhören, diese Kreaturen zu hassen!!! Ich kann es nicht!!! Ich....kann....es....einfach nicht....!!"

Die Verzweiflung brandete aus seiner Stimme wie eine Sturmflut und ergoss sich über sie, unaufhaltsam und grausam. Sein Schmerz schnürte ihr die Kehle zu.

"Ich....weiß....dass mein Rachewunsch sinnlos ist....dass die Wunde in meinem Herzen nur größer wird....aber ich kann nicht aufhören, zu hassen....ich kann es nicht....!!"

Er sank zu Boden und schlang die Arme um seine Beine. Sein ganzer Körper bebte.

"Roose....!"

Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie stürzte auf ihn zu und drückte sein Gesicht an ihre Brust. Seine Tränen tropften auf ihr bereits schweißnasses T-Shirt. Liebevoll und voller Mitgefühl strich sie ihm durch sein Haar und wärmte ihn.

"Das ist dein Grund....?" schluchzte sie. Als eine der salzigen Perlen auf seine Backe fiel, hob er verwirrt den Kopf und musterte sie überrascht.

"Du....weinst?"

"Ich....kann nicht anders....dein Leid, deine Qual....sie schimmern aus deinen Augen und trüben ihren Glanz....Ich hätte nie gedacht....Warum musstest du das ertragen? Und wie konntest du dir dennoch dein freundliches, hilfsbereites Wesen bewahren? Ich wäre gewiss zerbrochen. Du bist stark, Roose, viel stärker als ich. Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?"

"Was hätte es geändert? Die anderen haben bessere Gründe für den Kampf, als ich. Ich bin Anwärter geworden, um zu töten. Um Leben zu vernichten. Ich bin genauso wie die Victims."

"Das ist nicht wahr!!!" schrie sie, plötzlich außer sich. "Sag so etwas nie wieder!!! Jedes Wesen handelt, weil es einen Grund dafür hat. Du kannst dich von deinem Hass nicht lösen, weil du nichts hast, was ihn überwiegt. Du hast deine Familie verloren und deshalb nichts mehr, was es für dich wert wäre, es zu schützen."

"Das stimmt nicht!! Ich will dich beschützen!! Dich und meine Freunde, Yamagi, Clay, Zero und Hiead!! Aber ich...."

"Roose! Bitte, gib nicht auf!! Wenn meine Liebe dich retten kann, so will ich dir alles geben!! Was soll ich tun, um den Schmerz und den Hass aus deinen Augen zu tilgen? Nichts kann dir deine Familie zurückgeben! Aber ich....."

Sie hielt inne, um Luft zu schöpfen, errötete tief und flüsterte:

"Aber....ich....ich....könnte dir....eine neue....schenken...."

"Wrecka...."

Seine Augen brannten förmlich, und er hatte beide Hände auf sein wild pochendes Herz gepresst.

"Eines Tages...." fügte sie hinzu, "....werde ich deine Frau sein, Roose, und wir werden Kinder haben. Ich liebe dich und ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen! Meine Mutter würde vielleicht behaupten, ich bin erst siebzehn und weiß nicht, wovon ich rede, aber ich weiß es! Der Krieg zwingt einen, früh erwachsen zu werden. Ich habe zerstörte Kolonien, tote Menschen, sogar Kinderleichen gesehen....nur in Berichten und nicht real, aber allein diese Bilder ließen mich erkennen, dass ein Leben im Krieg grausam ist und viel Mut und Kraft von uns fordert....und wir beide haben zusammen sehr viel durchgemacht.... lustige wie traurige Momente....du wirst deinen Hass besiegen....wenn du mir erlaubst, dir dabei zu helfen..........................mein....Liebster...."

Sie beugte sich vor und küsste ihn hingebungsvoll. Eine einzelne Träne rann an seiner Wange hinab und tropfte auf den Boden. Seine Hand zitterte, als sie sich um ihre Taille legte. Liebe ist stärker als der Hass, sogar stärker als der Tod, sagt man. Roose hatte nie daran geglaubt.

Bis jetzt.
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 04: Botschaft"

Curriculum 04: Botschaft

Konnichi wa, minna-san! ^^ Da bin ich wieder. Übrigens, zu der Tatsache, dass ich mir ein Umfeld für die Charas ausdenke - es gibt einige Sachen, die ich aus

dem Internet habe, beispielsweise ist Azumas Vergangenheit (der Teil kommt noch) aus dem 5. Manga-Band entnommen und die Sache mit Roose' EX....Ich sage Euch das jetzt, weil eben nicht jede Idee nur von mir stammt, sondern weil ich

die durch Internet-Recherche erfahren habe. Aber der ganze sonstige Rest ist von mir *lächel*. Okay, genug Disclaimer, ich verdiene kein Geld und so und es gehört alles nur Yukiru-sama, viel Spaß beim Lesen!
 

Curriculum 04: Botschaft
 

Sharkell sass am Fenster des Shuttles und lächelte, als GIS in seinem Blickfeld auftauchte. Es hatte Jahre gedauert, bis ein Teil derer, die Crow einstmals unterstützt hatten, genug Mut und Kraft in sich gefunden hatten, um den Widerstand zu gründen. Zwar war der Verrat damals von Menschen begangen worden, aber die eigentlich Schuldigen waren Misstrauen, Hass und Angst vor dem Unbekannten, mächtige Gefühle, die jedes Wesen regierten. Wenn es doch eine Möglichkeit gäbe, die Zeit zurückzudrehen und alles ungeschehen zu machen....Hm. Die gab es. Aber....sie würde ,ihn' unendlich viel Kraft kosten....Ob das zu verantworten war? Das Schiff dockte an und Azuma und Sharkell stiegen aus.

"Ich danke Ihnen, dass Sie mich hergebracht haben. Ab jetzt finde ich den Weg allein."

"Tatsächlich?"

"Ganz sicher." Damit verbeugte er sich vor dem Kapitän und verschwand durch die Tür. Der Ausbilder blickte eine Weile sprachlos hinterher, dann zuckte er die Schultern und kehrte in das Shuttle zurück.

>> So bist du also hier, mein Freund.<< erreichte ihn der gedankliche Ruf Revords. >> Ich werde dich führen.<<

°° Das ich hatte erhofft....verzeih, das ich klinge so ungelenk in Gedanken....aber das einzige Sprache, die verstehen ihr, wenn wir nicht können nutzen menschlichen Körper....deshalb....nur wenige Menschen können....sprechen mit uns....°°

>> Ich weiß. Ja, ich weiß....<<
 

"Leena!" Tune klopfte heftig an das Quartier ihrer Freundin. "Bist du da? Ich muss mit dir reden!" Die Türhälften schwangen auf und ein verwirrter Blondschopf streckte den Kopf heraus.

"Was ist denn los? Du bist ja völlig aufgelöst."

Tune sprudelte irgendetwas hervor von Yu und seinen Gefühlen, aber so zusammenhangslos, dass Leena die Lotsin der Maschine 05 erst einmal zu sich ins Zimmer dirigierte und auf ihr Bett setzte. Sie atmete schwer und ihre Wangen glühten fiebrig.

"Bist du krank?" erkundigte sie sich deshalb besorgt, doch die andere schüttelte nur den Kopf, dass sie ihr kurzes Haar komplett durcheinander brachte.

"Yu....war bei mir....." murmelte sie schließlich mit bebender Stimme und Leena begriff sofort, dass das wohl kein gewöhnlicher Besuch gewesen war.

"Und? Was wollte er von dir?"

"Er....er hat gesagt....er hat gesagt, dass er....dass er....mich....liebt...."

"Er....hat WAS?!?!"

"Er hat gesagt, dass er mich liebt." wiederholte Tune schwach, ihr Innerstes war noch völlig aufgewühlt von dem Geständnis des jungen Mannes. Sie hatte ihn immer gemocht, wegen seiner stillen Art, seiner ruhigen Ausstrahlung, seiner Selbstbeherrschung und seiner vornehmen Zurückhaltung. Manch einer fand ihn etwas zu kühl und abweisend, aber sie wusste, dass er ein netter und freundlicher Bursche war, der seine jüngere Schwester stets vor allen Gefahren und lästigen Verehrern beschützt und immer sein Bestes getan hatte, um gegen die Victims zu kämpfen. Aber niemals hätte sie auch nur annähernd vermutet, dass seine freundschaftlichen Gesten oder das eine oder andere Lächeln, das er ihr bisweilen geschenkt hatte, mehr verbargen, mehr zu bedeuten hatten, viel mehr....Warum hatte sie es nicht bemerkt? Ihre Freundin stieß einen langen Seufzer aus.

"Das....also, das ist doch....Ich hätte nie gedacht...."

".....Was soll ich tun?"

"Das fragst du mich?!"

"Wen denn sonst? Vielleicht Galew? Das würde er mir nie glauben...."

"Ich schätze, er weiß es bereits....Er gibt sich zwar meist sehr oberflächlich und hitzig, aber er sieht in Wirklichkeit eine Menge."

"Ist das dein Ernst?"

"Ja...." Ein seltsamer Schatten fiel auf ihr Gesicht und Tune bereute es, von dem Piloten der Blauen Göttin angefangen zu haben, immerhin empfand Leena viel für ihn, hatte es ihm gegenüber aber noch nicht zugegeben. Plötzlich lachte die junge Frau mit den dunkelblauen Augen und wischte sich verstohlen darüber, als Tränen darin schimmerten.

"Es ist doch zu komisch, oder nicht? Ich meine....du hast Yu geraten, dass er zu seinen Gefühlen stehen soll und jetzt tut er es und du bist völlig verstört! Kam dir nie die Idee, dass er in dich verliebt sein könnte?"

"Nein, nie....außerdem, darauf bist du auch nicht gekommen!" rechtfertigte sie sich und Leena musste ihr zustimmen. "Was soll ich nun tun?"

"Ich kann dir dafür keinen Rat geben. Keine Ahnung. Er wird sicher bald abreisen, wegen seinem Vorgesetzten. Es ist ohnehin schon zu lange hier."

"Hm - ja. Er....hat sich bereits von mir verabschiedet."

"Was? Und du läßt ihn ohne Antwort einfach abziehen?!"

"......Was soll ich ihm denn sagen? Ich mag ihn, aber ich liebe ihn nicht....und es erscheint mir zu grausam, ihm etwas derartiges mit auf seinen Heimweg zu geben...."

"Aber du solltest wenigstens dabei sein, wenn er abfliegt. Damit er weiß, dass es dir nicht gleichgültig ist, dass er sich dir endlich offenbart hat. Lächele ihn an, wenn er uns verlässt, wünsch ihm Glück und grüße Kazuhi, zeig ihm, dass du ihn deswegen nicht loswerden willst."

"Ja....wahrscheinlich hast du recht...."
 

Yu war im Trainingsraum, gekleidet in eine weiße chinesische Hose und ein schwarzes Muscle-Shirt. Um seine Stirn hatte er Rios Band gebunden und an seinem linken Ohr glitzerte der goldene Ohrring von Gareas. Mit seinen bloßen Füßen und seinen Fäusten bearbeitete er einen Sandsack, um seine aufgestauten Emotionen zu entladen.

"Hallo Kumpel, wie geht's?" Überrascht wandte er sich um und entdeckte den Piloten der Agui Keameia, der ihn munter angrinste.

"Hhh...hhh....Was....willst du?"

Sein Atem keuchte von der Anstrengung und feine Schweißperlen schimmerten auf seiner Haut. "Ich dachte....hhh....du wolltest heute etwas mit Phil Phleira unternehmen...."

"Wollte ich auch. Aber als wir vorhin hier vorbeimarschiert sind, ist mir aufgefallen, dass du dich abreagierst, was ja nicht zu überhören war und da habe ich Phil gefragt, ob sie mir ein paar Minuten mit dir einräumt."

"Und wozu?"

"Weil du einen Grund haben musst, weshalb du so aus dir raus gehst und ich gerne wissen würde, welchen."

"Verschwinde."

"Aber, aber, Mr. Hikura! Also, was ist, wo drückt Sie der Schuh?"

Rioroutes Grinsen vertiefte sich und er legte seinem Freund vertrauensvoll die Hand auf die Schulter, was Yu dazu veranlasste, seine Übungen zu unterbrechen. Er sah seinen Gegenüber erstaunt an und der ernste Blick des anderen zeigte ihm deutlich, dass Rio nicht aufgetaucht war, um ihn zu ärgern oder aufzuziehen, sondern weil er wirklich besorgt war und ihm Beistand anbieten wollte. Eine warme Welle der Dankbarkeit flutete in sein Herz. Sicher, er hatte oft mit ihm gestritten, insbesondere, wenn er sich wieder an Kazuhi herangemacht hatte, aber letztendlich wusste er auch, dass Rio es nie ernst gemeint hatte, er hatte nur versucht, sie beide aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken. Freundschaft war ein hohes Gut und um nichts auf der Welt hätte er den Tag missen mögen, an dem er Galew, Rio und Ernest und später Erts kennen gelernt hatte.

"Es ist nichts, ehrlich....ich....werde morgen abreisen. Mein Chef springt vor Wut vermutlich schon im Dreieck....immerhin habe ich meinen Aufenthalt hier....zu sehr in die Länge gezogen...."

"Du verlässt uns? Nun, das ist aber wohl nicht der Grund dafür, dass du dich so auspowerst?"

"Nein. Es hat mehr....mit dem Herzen zu tun...."

"Tune?"

Yu sprang auf, sein Gesicht war vor Schreck fast bleich und seine Augen waren geweitet. Woher konnte er das wissen?!

"Hör zu, mein Freund. Ich bin längst nicht so empfindsam und aufmerksam wie Gareas oder so sensibel und einfühlsam wie Erts, aber ich bin auch nicht blind. Vielleicht wirke ich ein bisschen verrückt und kindisch, aber auch ich kann den Schmerz in deinem Blick sehen und die Qual deines Herzens. Meinst du, mir wäre nicht aufgefallen, wie verträumt du sie manchmal betrachtet hast, wenn sie dir gerade den Rücken zugewendet hat? Wie einen Engel aus der Ferne, den du bewunderst und verehrst, aber den du nie erreichen wirst, dem du nie von deiner Liebe wirst erzählen können. Du hast es immer so angelegt, dass sie es selbst nicht erkennen konnte, aber du hast vergessen, dass noch andere Menschen in deiner Umgebung gibt, die auf dich aufpassen."

"Das habe ich nicht erwartet....du erstaunst mich doch immer wieder....Ich habe ihr gestanden, was ich für sie empfinde...."

"Das war gut und richtig. Und jetzt gehst du einfach?"

"Was soll ich denn machen, Rio?! Sag es mir! Sie liebt mich nicht und ich kann es auch nicht erzwingen! Also gehe ich - schließlich habe ich auch noch andere Pflichten."

".....Du schätzt deine neue Aufgabe sehr und verfolgst sie mit all deiner Energie, wie schon dein Pilotendasein, denn wenn du etwas tust, tust du es stets mit vollem Einsatz. Aber bist du glücklich, wirklich glücklich? Deine Schwester ist an deiner Seite und für dich da, aber genügt dir das? Nein, Yu. Weil du Tune nicht vergessen kannst und dennoch gehst du. Aber dein Herz wird hier bleiben, das ist dir bewusst, nicht wahr?"

Rioroute verschränkte die Arme und musterte den Kommissar schweigend und geduldig, lauernd und wissend und die Aura der Reife und der Stärke, die auf einmal um ihn herum war, traf Yu unvorbereitet. Diese braunen Augen verharrten stumm auf ihm und er seufzte erschöpft.

"Du hast recht, natürlich. Aber ich will sie nicht bedrängen. Es ist besser so."

"Mir gefällt das nicht, aber du hast keine Wahl, ich weiß. Trotzdem - wie auch immer es letztendlich passieren wird oder wie es sich gestalten wird, ich hoffe, dass du glücklich wirst. Bis auf bald, mein Freund. Gib auf dich Acht!"

"Danke, Rio."

"Keine Ursache! Ach ja, und noch was - das Band steht dir ausgezeichnet! Damit bist du fast so hübsch wie ich....aber nur fast!"

"Raus!!!"

"Ich geh ja schon...."
 

Clay bzw. Sharkell stand im Büro von Crow Revord. Der Mann hinter GIS sass vor ihm und schien verzweifelt nach den richtigen Worten zu suchen.

"Ich....habe nicht daran geglaubt, weißt du das? Dass ihr alle mich habt fallen lassen....und das der Krieg so erst richtig begann...."

"Verzeih mir, Crow. Doch der Verrat deines Volkes hat unser Vertrauen in dich schwer erschüttert....dennoch....es ist nicht deine Schuld. Du wusstest nichts von dem Attentat, also hättest du es nicht verhindern können...."

"Du hast deine Frau in der Explosion verloren, nicht wahr? Kein Wunder, dass du mit mir gebrochen hast....du musstest mich ja für falsch und verlogen halten...."

Der Victim verneinte und trat ans Fenster. Draußen in der tiefen Schwärze des Alls leuchtete der Planet Zion in all seiner Schönheit, ein Versprechen von Frieden und Freiheit.

"Ich war verletzt, ja....ich glaubte damals wirklich, dass du bei dieser feigen Aktion die Hand im Spiel hattest....jetzt weiß ich es besser. Ein kleiner Teil deiner Förderer und Freunde hat sich zum Widerstand zusammengeschlossen, aber gegen die Übermacht der Übrigen meiner Rasse reicht es bei weitem nicht aus, denn sie werden vom Hass und von der Angst beherrscht und lehnen es ab, der Vernunft einen Platz einzuräumen. Die Rebellen werden gnadenlos verfolgt, weil wir eine friedliche Lösung anstreben, weil wir glauben, dass die Menschen und wir gemeinsam auf Zion leben könnten, in harmonischer Koexistenz. Auf beiden Seiten wurden viel zu viele Fehler begangen...."

"Das ist richtig, Sharkell, aber du kannst die Menschen nicht gänzlich von einer Schuld freisprechen....ihr Verrat war es, der den Krieg erst recht anfachte....und um zu retten, was mir wichtig war, rief ich das Göttinnen-Projekt ins Leben....aber auch hier lief vieles verkehrt....kein Wesen auf dieser Welt ist planbar, denn jede Entscheidung wird von Gefühlen, Wertvorstellungen und eigenen Idealen und individuellen Charakterzügen beeinflusst.... Niemand von uns ist perfekt....und deshalb wird es immer wieder Konflikte geben, denn der Kampf ums Überleben liegt in unserer Natur...."

Er stellte sich neben seinen Freund aus längst vergessenen Zeiten und betrachtete ebenfalls das Ziel all ihrer Hoffnungen, mit einer Mischung aus Traurigkeit und Sehnsucht. Seine Finger streichelten über das Glas, an der Stelle, wo Zion zu sehen war. In diesem Moment kam er sich vor wie ein Kind, das noch voller Zuversicht und davon überzeugt war, den schönen blauen Ball bekommen zu können, wenn es nur seine Hand lang genug danach ausstreckte. Je älter man wurde, umso mehr verlor man von seiner Unschuld, von seinem Vertrauen in die Welt....und obwohl er viele Male lernen musste, dass die Menschen der meisten Gaben und Geschenke nicht würdig waren, konnte er nicht aufhören, zu hoffen....denn ohne Hoffnung....was wäre ihm dann noch geblieben? Sharkell wandte sich vom Fenster ab und schritt im Raum auf und ab.

"Ich habe eine Botschaft für dich", erklärte er schließlich und Crow nickte erwartungsvoll. "Erinnerst du dich an Cyteira? Die Hellseherin?"

"Sie war eine geheimnisvolle Persönlichkeit, aber immer freundlich und offen. Eine meiner Befürworterinnen, aber leider habe ich auch von ihr nie wieder etwas gehört. Wie geht es ihr?"

"Sie ist tot. Vor einigen Tagen starb sie, unsere Atmosphäre hatte ihre Lungen endgültig zerstört. Du hättest sie ebenso wie mich wohl kaum mehr wiedererkannt, denn auch ihr Körper ist mittlerweile zu dem eines Monsters geworden...."

"Ich bedaure das sehr. Wäre das alles doch nie passiert....Ich war zu Anfang des Kampfes nicht sicher....ich habe dich lediglich an deinem mentalen Level erkannt, als du mit Rei gesprochen hast....Du warst einer der wenigen, der in der Kunst der Telepathie hervorragend bewandert war und außerdem konntest du deine verkümmerten Stimmbänder besser gebrauchen als viele andere....davon abgesehen ist eines dir geblieben, trotz deiner grässlichen Mutation - deine Stimme. Ein sonorer, sanfter, getragener Ton, auch wenn er tief in die Kehle gerutscht war...."

"Hm. Mit menschlichen Stimmbändern zu sprechen, ist einfacher, denn sie sind ausgebildeter als unsere....Deswegen klang ich im Gespräch mit ,ihm' so hölzern....und da ich die Telepathie längst noch nicht in vollem Umfang beherrsche wie du, sind meine Gedanken ebenfalls syntaktisch und parataktisch eine Katastrophe....??? Ich habe einen hochgebildeten Jungen erwischt, ist dir das aufgefallen?" Crow lächelte unweigerlich.

"Fortran ist sehr willensstark. Ein anderer hätte die psychische Belastung deiner Inbesitznahme vielleicht nicht überstanden....Doch zurück zu Cyteira - was wollte sie von mir?"

"Ich habe ihr gesagt, dass ich befürchte, dass alles verloren ist....kurz vor ihrem Tod erwiderte sie jedoch: ,Die Zukunft ist noch nicht entschieden'. Cyteira hat sich niemals geirrt, mein Freund. Also ist unsere Hoffnung nicht sinnlos." (Der prophetische Satz stammt aus "X" und ich habe ihn mir ausgeliehen, weil er genau zu der Story passt. ^___^)

"War das alles?"

"Ja. Ich werde dich nun verlassen. Und gräme dich nicht, weil ich mich selbst getötet habe. Meine Lunge war bereits vollständig zerfressen. Ich hätte ohnehin nicht mehr lange gelebt und so bin ich im Dienste einer Sache gestorben, die es mir wert ist. Leb wohl, Crow. Und gibt nicht auf, hörst du? Gib....nicht....auf...."

Der Mann hinter GIS verfolgte schweren Herzens, wie die gelben Augen Sharkells verschwanden und wieder ein klares Braun den Blick des jungen Anwärters erfüllte. Clay war zurück und er stand unschlüssig und auf zitternden Beinen vor dem Wissenschaftler.

"Wie fühlen Sie sich, Mr. Fortran?"

Der Angesprochene sah auf und erwiderte zunächst nichts. Doch dann fragte er: "Ist all das wahr, was Sharkell mir gesendet hat? Die Sache mit dem Attentat....der eigentliche Auslöser des Krieges....Zero....ich meine, Rei und Hiead....?"

"Jetzt wissen Sie es."

"Es ist alles in mir gespeichert. Wie hätte er mich auch sonst dazu bewegen können, ihn hierher zu bringen? Er musste mir die Wahrheit sagen. Was soll nun geschehen?" Er maß den anderen mit einem ruhigen, gefassten Blick ab, den Mund zu einer harten, ernsten Linie zusammengepresst, die gesamte Haltung durchdrungen von Mut und Entschlossenheit, und beseelt von dem Wunsch, für den Frieden zu kämpfen.

"Sie sind sich im Klaren darüber, dass ich Sie mit diesem Wissen nicht einfach nach GOA zurückschicken kann, oder? Die Tragweite des Umstandes, dass Sharkell Sie ausgewählt hat, ist Ihnen sicherlich bewusst."

"Das bedeutet, meine Zeit als Schüler ist vorbei."

"In der Tat. Sie sind ein ungewöhnlicher Mann, Mr. Fortran, genau wie Ihr Vater. Auch er hatte ein kleines Geheimnis. Möchten Sie das auch noch wissen oder genügt es Ihnen für heute?"

"Ich bin nicht ungewöhnlicher als Sie, Revord-san. Und ich bin ziemlich sicher, dass Ihre Frage keine Frage war. Ein ,nein' werden Sie nicht akzeptieren, wie ich annehme?"

"Das ist korrekt."

"Also erzählen Sie mir von meinem Vater. Ich bin bereit."
 

Rick hatte seiner Schwester den Arm um die Schultern gelegt und versuchte, sie ein wenig zu trösten. Miranda war noch immer unglücklich und wütend auf sich selbst.

"Wie konnte ich das nur tun?! Wieso habe ich mich nicht mehr zusammengerissen?! Du hättest Saki-sans Blick sehen sollen, als sie dazukam, wie ich Clay-kun geküsst habe! Ich bin doch ein Ekel, oder?!"

"Nein." erwiderte ihr Bruder liebevoll. "Du bist kein Ekel. Wenn es dich nicht kümmern würde, was du getan hast, wenn du kein schlechtes Gewissen hättest, sondern dich weiter um Fortran bemühen würdest, ohne auf die Gefühle von Mimori zu achten, dann wärst du skrupellos und nur auf deinen eigenen Vorteil aus. Aber da das nicht der Fall ist, verurteile dich nicht so hart! Es tut dir sehr leid, das merke ich genau und du wünschtest, das alles wäre nie passiert. Geh zu ihr und entschuldige dich. Erklär ihr, dass da nichts zwischen euch war."

"Glaubst du, sie würde mir zuhören?"

"Vielleicht. Auf einen Versuch kommt es an."

Miranda nickte mit einem zaghaften Lächeln, erhob sich und verließ Ricks Quartier, um Saki zu finden. Tatsächlich entdeckte sie die rothaarige Lotsin bei den PRO-INGs, wo sie gerade Einheit Nummer 89 reparierte. Sie schluckte ihre Nervosität hinunter und sprach sie an. Saki begrüßte sie frostig und gab zu verstehen, dass sie an keiner Unterhaltung interessiert war.

"Bitte, Saki-san! Hör mir doch zu! Ich möchte mich entschuldigen! Ich kann nicht ungeschehen machen, was passiert ist, aber Clay-kun hatte nichts mit dem Vorfall zu tun! Ich habe ihn geküsst und nicht er mich! Er mag mich wie eine Kameradin, aber er liebt mich nicht! Das musst du doch begreifen! Es gibt nur eine einzige Frau für ihn, und das bist du! Wie kannst du an ihm zweifeln?! Wenn du ihn wirklich liebst, solltest du ihm vertrauen! Hast du im Ernst gedacht, er hätte irgend etwas getan, um mich glauben zu lassen, er würde etwas von mir wollen? Bitte, sprich dich mit ihm aus, wenn er zurückkommt! Er verdient deine Kälte nicht, sondern ich!"

Saki wandte sich ihr zu und betrachtete sie überrumpelt, und ihre Feindschaft für das Mädchen war mit einem Mal wie weggeblasen. Sie war an sie herangetreten, in der ehrlichen Absicht, sie um Verzeihung zu bitten, und sie schien für Clay ernsthaft etwas übrig zu haben, es war nicht nur ein Spiel. Miranda blickte verlegen in eine andere Richtung, den Kontakt mit Sakis rubinroten Augen verweigernd, in denen sie eine Anklage zu lesen erwartete.

"Danke, Solares."

".....Was....?"

"Danke. Ich bin froh darüber, dass du mir alles erklärt hast, das war sehr anständig von dir. Ich werde deinen Rat beherzigen und gleich mit Clay sprechen, wenn er von GIS zurückkehrt."

"Du....bist nicht sauer auf mich?"

"Sagen wir lieber: nicht mehr. Aber verleg deine Avancen auf einen anderen Jungen, wenn es möglich ist! Außerdem - wir Top-Schüler müssen doch zusammenhalten!"

Sie zwinkerte ihr freundlich zu und die Schwarzhaarige atmete erleichtert auf.

"Du bist sehr nett, Saki-san. Ich kann verstehen, dass Clay-kun in dich verliebt ist. Aber denk daran: Du hast gesagt, du wirst mit ihm sprechen, also tu es auch, sonst werde ich ungemütlich!"

"Alles klar!"

Nachdem Anwärterin Nr. 97 wieder gegangen war, beendete Saki die Reparatur, räumte ihre Werkzeuge beiseite und grübelte über das nach, was ihre ehemalige Rivalin ihr aufgetragen hatte. Es stimmte, sie hatte ihrem Partner keine Gelegenheit gegeben, sich zu rechtfertigen und hatte somit die Chance vertan, Klarheit in die gesamte Situation zu bringen. Statt dessen war sie fast rasend gewesen vor Zorn und Eifersucht und hatte ihn auch noch geschlagen, weil sie der Gedanke, er könne mir einer anderen zusammen sein, dermaßen in Rage versetzt hatte, dass sie....dass sie alles um sich herum vergass. Doch ihr Ausbruch hatte ihr auch gezeigt, dass sie ohne Clay nicht weitermachen wollte oder konnte. Sie liebte ihn mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers und ihrer Selbst und würde das Glück mit ihm nicht aufgeben, auf keinen Fall....!
 

Unterdessen war das Gespräch zwischen Mr. Revord und Kadett 89 zu einem Ende gelangt. Crow geleitete ihn aus seinem Büro hinaus und klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.

"Sie wissen, dass es nicht anders geht. Nichts kann Ihnen das Wissen nehmen, das Sie jetzt besitzen und auf GOA können Sie uns damit nicht dienen. Wir brauchen Sie hier."

"Aber was geschieht mit....?"

"Er ist nicht zum Krieger geboren. Er weiß, dass er durchaus das Potential hat, aber was nützt das, wenn er eigentlich nicht kämpfen will? Sein Dasein als Pilot ist für ihn eine lästige Pflicht, aber keine Erfüllung, kein wahres Ziel, wie etwa für Rei, Hiead oder auch Gareas. Wir werden eine Lösung finden, die beide Parteien zufriedenstellen wird. Ihr Vater wäre stolz auf Sie und es ist schade, dass er es nicht mehr miterleben kann. Es gibt keine Zufälle, Mr. Fortran und auch wenn uns das Schicksal oftmals entgleitet und nicht alles so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben, so lenken wir doch einen kleinen Teil. Der Höhepunkt dieses Krieges nähert sich uns unaufhaltsam....Noch einige werden ihren alten Posten verlassen und andere sie ersetzen müssen....Das wird schwer sein....aber es war vorherbestimmt, wenn ich es mir auch ein wenig anders gewünscht hätte....Ich werde jetzt Kapitän Azuma verständigen."

"Haben Sie vielen Dank und auf Wiedersehen. Oder sollte ich sagen ,Bis bald'....?"

"Bis bald, Mr. Fortran."

Crow lächelte ihm noch einmal zu, bevor er in das Dunkel seines Arbeitszimmers eintauchte und sich den Blicken des jungen Mannes entzog. Er starrte ihm noch einen Moment nach, sein Kopf war angefüllt mit zig neuen Informationen, die er erst einmal verdauen musste. Sicher, er hatte sich stets gewünscht, alles über die Hintergründe in Erfahrung zu bringen, aber das sich dahinter diese Wahrheit verbergen würde....So lag die Schuld bei den Menschen, doch angegriffen wurden sie dennoch von den Victims....allerdings, eigentlich hatten sie einen triftigen Grund dafür....doch auch die Menschen hatten aus Furcht vor dem Fremden so gehandelt....Clay fuhr sich durch sein braunes Haar und seufzte. Er konnte für beide Seiten ein gewisses Verständnis erübrigen, aber trotzdem musste dieser Krieg endlich beendet werden!

"Es gibt keine Zufälle....und wenn es wahr ist, was ich eben gehört habe, so teilen Rei, Hiead, Roose, Yamagi und ich dasselbe Schicksal....Die Zukunft ist noch nicht entschieden...."
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 05: Abschied"

Curriculum 05: Abschied

Hallo, schon der neue Teil, ich hatte heute Schreiblaune! Aufs nächste Kapitel werdet Ihr wieder länger warten müssen, aber Ihr werdet's überstehen! ^^ Es ist richtig lang geworden!
 

Curriculum 05: Abschied
 

Rei lag in den weichen Kissen seines Bettes und sein Bruder hatte ihm etwas Heißes zu trinken gebracht. Er stellte die Tasse gerade auf dem Nachtkästchen ab, als es klopfte und Kizna und Ikhny hereinkamen. Die katzenohrige Fluglotsin trat sogleich an ihren Partner heran und fühlte sorgenvoll seine Temperatur.

"Es ist nichts", wehrte er sie ab, "Mir fehlt nichts, ich bin nur erschöpft und habe die eine oder andere Prellung davongetragen, aber nichts Ernstes. Schön, dass du da bist."

Hiead wechselte mit Ikhny einen Blick und leise schlichen sie aus dem Quartier hinaus und schlugen den Weg Richtung Erholungszentrum ein. Als sie angekommen waren, ließen sie sich im satten Grün nieder, das hier und da von feinen, fröhlich bunten Farbtupfern unterbrochen wurde und blinzelten vergnügt in das künstliche Sonnenlicht. "Diese herrliche Blütenpracht erinnert mich an zu Hause." meinte das braunhaarige Mädchen versonnen und streckte sich mit einem wohligen Seufzer auf dem Rasen aus.

"Erzähl mir davon." bat Hiead und rollte sich neben sie auf die Seite, wobei er es sich nicht nehmen ließ, ihr einen süßen Kuss auf die Stirn zu drücken. "Gibt es auf deiner Kolonie viele Blumen?"

"Nein, aber in der Gärtnerei meiner Großmutter. Sie ist seit vielen Jahren Witwe, denn Großvater war Minenarbeiter und kam ums Leben, als der Stollen einstürzte. Meine Eltern lebten in eher ärmlichen Verhältnissen, weshalb ich schon bald in ihrer Gärtnerei zu arbeiten beginnen musste. Es war nicht immer einfach und sie war unfreundlich und grob zu mir, da ich in ihren Augen das Ergebnis einer Liebe war, die sie nie akzeptiert hatte. Weißt du, meine Mutter hat meinen Vater geheiratet, obwohl Großmutter nicht mit ihm einverstanden war und deswegen kurzerhand ihre eigene Tochter auf die Straße setzte. Sie hat Großvaters Tod nie wirklich überwunden und vielleicht war sie aus diesem Grund so wütend - denn jetzt verlor sie auch noch ihr Kind an einen Kerl, den sie nicht leiden konnte. Sie sah in mir immer meinen Vater und behandelte mich auch dementsprechend, egal, wie oft meine Mutter dagegenredete. Mein Vater versuchte es auch immer wieder, aber bei Großmutter hatte er natürlich schlechte Karten. Ich verdiente in der Gärtnerei nicht viel, aber zusammen mit dem Geld meiner Eltern konnten wir uns über Wasser halten. Mit der Zeit jedoch veränderte sich Großmutter....ich weiß nicht, was diese Wandlung bewerkstelligte, aber nach und nach öffnete sie mir ihr Herz und unsere Beziehung besserte sich....hm - es war ein bisschen wie bei uns beiden, Hiead." meinte sie lächelnd und fügte hinzu: "Sie war es auch, die mich schließlich für eine gute Ausbildung nach GOA schickte. Und ich bin glücklich, dass sie mir diese Möglichkeit gab, denn dadurch habe ich dich getroffen."

Er betrachtete sie nachdenklich und schwang sich, sehr zu ihrer Überraschung, über sie, sodass er nun auf ihr lag und sie mit seinen granatfarbenen Augen intensiv musterte. Er strich ihr durch das lange Haar und über die rosigen Wangen und Lippen und erklärte: "Ich glaube, ich kenne den Grund für die Veränderung in eurer Beziehung. Es ist derselbe wir bei mir. Deine Großmutter hatte durch den Tod ihres Mannes unendlich viel verloren und sie war einsam. Je länger die Jahre wurden, umso verbitterter und kälter wurde ihr Herz - ganz wie das meine. Doch dein ungebrochener Lebensmut, dein warmes, fürsorgliches Wesen und deine Gabe, bis tief in die Seele eines Menschen zu sehen und seine Wunden mit viel Einfühlungsvermögen zu heilen, wie du es bei mir getan hast....all das hat deine Großmutter davor bewahrt, sich endgültig aufzugeben und sich an die Einsamkeit zu verlieren. Ikhny....ich frage mich immer wieder, wie es geschehen konnte, dass ich, der ich doch wahrhaftig ein Bastard und Mistkerl war, einen so kostbaren und unermesslichen Schatz wie dich erringen konnte. Du schautest mich stets an mit deinen braunen Augen und ich habe dich gedemütigt, gedroht und dich wie ein lästiges Insekt behandelt....und immer wieder hast du den Kopf erhoben wie eine Blume nach einem Gewitter. Egal, was ich tat, du bliebst an meiner Seite, scheu, schüchtern und zaghaft zwar, aber du hast nicht aufgegeben, obwohl ich dich mehr als eine Träne vergießen ließ. Es machte mich fast rasend! Ich konnte dich einfach nicht zerbrechen, du wolltest mich weiterhin unterstützen und ich konnte nicht gegen die Wärme und das Verständnis ankommen, das ich in deinen Augen las. Ich hatte gehofft, du würdest mich irgendwann ebenso hassen, wie alle anderen und doch....doch hast du nie aufgehört, für mich da zu sein....Was für eine Beharrlichkeit! Ich hatte den Eindruck, als wäre ich sowohl Zuschauer als auch Beteiligter an einem höchst interessanten Duell: ,Wird sie standhalten?' fragte ich mich wiederholt. Und an jenem Tag, da du dir die Frechheit herausnahmst, mich einfach zu küssen, an diesem Tag, da ich dich nach deiner unverfrorenen Tat lächelnd meinem Zorn trotzen sah, begriff ich zum ersten Mal, dass ich den Kürzeren gezogen hatte. Und ganz tief in mir war ich stolz darauf, dass du meine Partnerin warst."
 

Seine Stimme hatte einen leidenschaftlichen Ton angenommen und die junge Frau erzitterte darunter. In seinen Augen glomm ein begehrliches Feuer, das sie sanft und doch unnachgiebig zu verschlingen gedachte.

"Hiead....", flüsterte sie herzlich, "....sag mir....welche Verbindung hast du zu Rei?"

"....Wie kannst du so etwas fragen, wo ich dich gerade küssen will?!"

"Eure Feindschaft ist verschwunden und einer echten Freundschaft gewichen. Aber es scheint eine engere Beziehung zu sein....du sorgst dich um ihn und kümmerst dich um ihn wie um....wie um einen Bruder, ja."

Aufseufzend begab er sich in eine sitzende Stellung zurück und Ikhny richtete sich ebenfalls auf. Neugierig wartete sie auf seine Erwiderung. Schweigend hockte er eine Weile da, bis er sich erhob und ans Ufer des Sees trat, auf dessen Oberfläche er sich spiegelte.

"Ich....weiß nicht, ob ich mit dir darüber reden kann...." sagte er stockend.

"Warum nicht? Du weißt genau, dass du mir alles anvertrauen kannst und ich möchte alles von dir wissen, Hiead. Ich spüre, dass ihr beide etwas Besonderes seid und möchte, dass du mir die Wahrheit erzählst. Es muss nicht die ganze Wahrheit sein, ein kleiner Teil genügt mir schon. Ist Rei dein Bruder?"

"Wie kommst du darauf?"

Im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht und fiel kopfüber in das kühle, klare Wasser. Als er vor sich hin fluchend ans Land zurück kletterte, stand eine grinsende Ikhny über ihm.

"Jetzt sag mir endlich, was ich wissen will, sonst werfe ich dich noch einmal hinein!"

"Allecto...." knurrte er drohend, absichtlich wieder ihren Nachnamen benutzend, was sie jedoch nicht wirklich einschüchterte, "....früher hättest du so etwas nicht einmal gedacht, geschweige denn getan! Was fällt dir ein?!"

"Ja, früher. Aber da du mich liebst, kann ich dich auch ein kleines bisschen ärgern...."

"Soso."

Er machte einen Schritt auf sie zu und setzte auf einmal zum Sprung an. Bevor sie ausweichen konnte, hatte er seine Arme um sie geschlungen und sie befanden sich wieder in ihrer Ausgangsposition, wenngleich Hiead im Gegensatz zu vorhin nun klitschnass war.

"Ich sage dir, was du hören willst, wenn du dich ab jetzt ordentlich benimmst!" raunte er in gespielt strengem Ton in ihr Ohr. Sein Atem kitzelte sie ein bisschen und sie musste kichern.

"Na schön, von mir aus. Aber vorher muss ich noch duschen."

"Dusch....?!" Der unglückselige Göttinnen-Pilot stand auf und während Ikhny sich die Grashalme von der Uniform klopfte, starrte er sie verständnislos und verwirrt an. Was war denn heute mir ihr los? Hatte sie eine Flasche weibliche Launen getrunken oder warum zog sie ihn plötzlich ständig auf? Er wusste eine Menge über Ingrids, Mechas im Allgemeinen, den Kampf und Waffen, aber irgendwie beschlich ihn das dumpfe Gefühl, dass er noch nicht viel über Frauen gelernt hatte. In der Tür wandte sie sich noch einmal zu ihm um.

"Du wirst dich erkälten. Möchtest du nicht lieber auch noch warm duschen, Liebster?"

Sie schlug die Augen verführerisch zu ihm auf und verschwand mit einem melodischen Lachen. Hieads Gehirn koppelte sich aus. Minutenlang hatte er seinen Blick auf die Tür geheftet, durch die Ikhny soeben davongeeilt war. Dann schien ihm endlich die Bedeutung dessen, was sie gesagt hatte, aufzugehen und er stolperte auf schwachen Beinen hinterher. Er gelangte zu den Duschen und trat nervös und unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Dann straffte er die Schultern und schlüpfte in die Umkleide. Es war niemand zu sehen, nur ihre Kleider lagen fein säuberlich auf der Bank vor einer der Schrankreihen, ihre Brille obenauf. Sein Herz pochte mit enormer Geschwindigkeit. Rasch stieg er aus seinem durchnässten Pilotendress und suchte eine ganz bestimmte Kabine. Die junge Frau wandte den Kopf, als er eintrat, und das heiße Wasser erzeugte zarte Dampfwölkchen, die die Umgebung komplett einhüllten. Sehnsucht, Liebe und Verlangen mischten sich in seinem ernsten Lächeln. Sie umarmte ihn sacht und ihre Lippen trafen sich in einem glühenden Kuss....
 

Rei hatte sich wieder aus seinem Bett geschält und Kizna eingehend betrachtet, die sich einigermaßen darüber wunderte. "Was ist?"

"Ich....wollte dich eigentlich schon lange einmal fragen, aber ich habe mich nicht getraut, aus Angst, dich zu verletzen....aber....wie hast du deine Ohren verloren? Ich....ich hatte eine Vision davon, damals, beim Training....dennoch will ich es aus deinem Mund hören....ich meine, wie konnten deine Eltern es zulassen, dass du einen solchen Ersatz bekommst?!"

Sie schwieg und schlenderte zum Fenster, verträumt und weit weg, wie es Rei schien, doch als sie ihn ansprach, war ihre Stimme klar und fest.

"Unsere Kolonie wurde angegriffen, von Victims. In meiner Nähe explodierte einer ihrer grässlichen Feuerbälle und dann wurde alles schwarz um mich....ich erinnere mich noch daran, wie sämtliche Geräusche mit einem Mal verstummten, nach einem grauenhaften Schmerz.... Ein Arzt bot an, die langwierige und komplizierte Operation an meinen Ohren durchzuführen. Leider machte er sich später mit all unserem Geld davon und ich konnte zwar wieder hören - aber anstatt mir herangezüchtete menschliche Ohren an zu operieren, hatte er die Ohren einer Katze verwendet, weil Tierkörperteile wesentlich billiger und leichter zu beschaffen waren. Wir waren einem Betrüger aufgesessen....und als ich schon dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, erfolgte drei Wochen später ein erneutes Bombardement, bei dem ich meine Eltern verlor....ich war allein, verloren und einsam....wanderte über Berge von Leichen, verzweifelt, auf der Suche nach jemandem, der mir helfen könnte....ich war eine der wenigen Überlebenden dieser letzten Attacke....eine Waise, missgestaltet und verstümmelt...."

Sie unterbrach sich kurz, um ihre Tränen zu schlucken, die sich einen Weg durch sie zu bahnen versuchten. Nein! Sie würde nicht weinen! "Dann fand mich ein Mitarbeiter von GIS, Leonid Towryk, der mich zu sich nahm und als eigene Tochter aufzog. So war es nur natürlich, dass ich nach GOA geschickt wurde. Ursprünglich hatte ich den Traum gehegt, selbst Pilotin zu werden, doch da ich das nötige EX nicht besitze, blieb mir nur der Weg als Fluglotse. Ich habe gelernt, mit diesen schrecklichen Ohren zu leben und ich habe gelernt, mich durchzuboxen....ich wollte auf keinen Fall schwach sein, denn der Schwache verliert im Krieg! Ich habe meinen Traum auf dich projiziert und du hast ihn mir erfüllt...." Sie lächelte versonnen.

"....Ist dein Vater noch auf GIS?"

"Nein. Er war schon nicht mehr der Jüngste, als er mich auflas, und jetzt ist er zusammen mit Mutter auf ihrer Kolonie und verbringt dort seinen Lebensabend. Ich schreibe ihnen oft...."

Mechanisch strich sie sich über ihre plüschigen Ohren und ballte ihre Hände zu Fäusten. Hoffentlich hatte dieser verdammte Quacksalber seine verdiente Strafe erhalten! Plötzlich legten sich zwei starke Arme um sie und der junge Mann hinter ihr flüsterte warm: "Deine Ohren sind nicht schrecklich, das habe ich dir bereits gesagt. Muss ich mich wiederholen? Warum verunglimpfst du dich selbst? Was siehst du, wenn du in den Spiegel siehst?"
 

Er schob sie sanft zu dem Spiegel an der rückwärtigen Wand seines Quartiers und da sie ihren Kopf wegdrehte, zwang er sie mit einem behutsamen Griff, sich zu betrachten.

"Ich frage noch einmal: Was siehst du?"

"Ein....hässliches....dummes kleines Ding....das seinen Platz in der Welt vor langer Zeit verloren hat....das seinen richtigen Geburtsnamen schon gar nicht mehr kennt....und seine Identität...."

"Und weißt du, was ich sehe?" entgegnete er voller Zärtlichkeit. "Eine temperamentvolle, tapfere, liebenswerte, entschlossene junge Frau, stark und wunderschön."

"Ich bin nicht schön."

"Doch, das bist du. Nein, widersprich mir nicht!" Er ergriff sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Seine weichen Hände schmiegten sich an ihre Wangen und seine dunkelblauen Augen, deren Undurchdringlichkeit und Leuchten sie mit unwiderstehlicher Macht in ihren Bann zogen, fesselten sie. Sein heißer Atem strömte auf ihre kühle Haut und ein angenehmer Schauer rann durch ihren Körper. Durch den Nebel in ihrem Kopf drang seine samtene Stimme nur ganz schwach, doch es schien ihr, als würde er seine Worte lauthals von einem Podium aus verkünden. Vielleicht glaubte sie das auch nur, weil sie allein mit ihm war?

"Kizna Towryk. Ich weiß, dass ich an jenem Tag, da wir uns zum ersten Mal begegneten, sehr unsensibel auf deine Ohren reagiert habe. Ich habe dich verletzt und dich an eine schlimme Vergangenheit erinnert, die du vergessen, hinter dir lassen wolltest. Aber jetzt, wo ich dich kenne, wo ich dich zu lieben gelernt habe, mit meinem Geist, meiner Seele und meinem Körper, will ich dir sagen, dass ich dich gar nicht mehr anders möchte. Du bis das süßeste, schönste und wundervollste Wesen, das ich je kennen lernen durfte, und ich will keinen unserer gemeinsamen Momente missen müssen. Warum begreifst du nicht, dass ich dich so liebe wie du bist? Wir haben miteinander gestritten, gezankt, uns unfreundliche Sachen an den Kopf geworfen, du hast mich getreten, geschlagen, heruntergeputzt, angebrüllt und beschimpft....aber wenn ich dich brauchte, warst du für mich da. Du hast mir vieles erklärt und viel beigebracht, du hast alles getan, um mir zur Spitze zu verhelfen, standst immer treu und unablässig hinter mir und hast dich stets um mich gekümmert, wenn ich mal wieder kurz davor war, eine Dummheit zu begehen. Du hast mir mein Herz gestohlen, du hitziges, schlagkräftiges, verbohrtes, stures, großartiges Mädchen! Und ich will nie wieder von dir hören, dass du dumm, hässlich oder sonst irgendetwas bist! Nie wieder, hast du verstanden?"

"Rei...." hauchte sie überwältigt, mehr konnte sie nicht hervor stammeln, denn in ihrem Inneren wirbelten die Gefühle durcheinander wie ein Tornado. Sein Blick loderte verführerisch und sie spürte, wie ihre Knie nachgaben.

"Halt mich fest...." flehte sie und er schloss sie ohne zu zögern in seine Arme. Mit einem Mal war Kizna so federleicht, dass sie vermutlich davongeflogen wäre, wenn er sie nicht festgehalten hätte. Zahllose Bilder von früher eilten an ihr vorüber - ihr erstes Treffen, der Moment, als er ihr die Kappe herunter fegte und ihre Ohren sah, als er sie einfach über seinen Rücken warf und zurücktrug, das erste gemeinsame Training mit dem Quarval, das peinliche Erlebnis, als er in Tuchfühlung mit ihrer Oberweite kam, als sie sich bei ihm entschuldigte, alle weiteren Übungen, Streitereien, die Schläge, die sie austeilte und die Augenblicke, in denen sie ihn auf eine Minimalgröße zurechtstutzte, als sie mit ihm allein im Erholungsraum war und er neben ihr einschlief, obwohl sie über ernste Dinge mit ihm reden wollte, als er steuerlos im All trieb, hinter die feindlichen Linien gelangte und sie aus Sorge und Angst um ihn sämtliche Regeln von Höflichkeit und Respekt über den Haufen warf, um Kapitän Azuma die Meinung zu geigen....Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie damals, als die Verbindung abbrach, fast einen Schock erlitten hätte....sie hatte ihn schon zu diesem Zeitpunkt geliebt, es selbst jedoch noch nicht erkannt. Sie drückte sich eng an ihn und atmete seine Wärme und den Duft seiner Haut ein, während sich seine Brust harmonisch und ruhig unter ihr hob und senkte. Plötzlich legte er einen Finger unter ihr Kinn und gebot ihr, ihm ins Gesicht zu sehen. Bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, küsste er sie leidenschaftlich und innig und sie schloss die Augen, hingegeben und nach ihm hungernd, unfähig, ihrem eigenen Verlangen zu entkommen. Eine wohlige, herrliche Hitze stieg in ihr hoch und ließ sie alles vergessen. Einzig seine Lippen auf den ihren hatten noch eine Bedeutung....
 

Clay betrat wieder GOAs Boden. Sein Empfangskomitee bestand aus Yamagi, Tsukasa, Wrecka und Roose. Ganz abseits hatte sich Saki platziert, offensichtlich scheute sie sich, mit ihm zu reden. Er wurde von seinen Freunden mit einem kräftigen Schulterklopfen begrüßt, die beiden Lotsinnen strahlten ihn erfreut an. Als Saki sich näherte, traten die vier anderen Kadetten den Rückzug an. Clay musterte sie stumm und sie wusste nicht, wo sie beginnen sollte. Schließlich riss sie sich zusammen und erklärte: "Es....es tut mir sehr leid, wirklich. Ich....ich wollte dich nicht schlagen....aber als ich dich und Solares sah....da ist irgendeine Sicherung in mir herausgesprungen! Ich....ich war so wütend und traurig....und so verflucht eifersüchtig....!!"

"Wegen einem Streber wie mir, einem Bücherwurm und Besserwisser?"

"Sei still...." protestierte sie schüchtern. "Ja, du bist ein Streber, ein Bücherwurm und ein Besserwisser....aber weißt du noch, wie ich dich am Tag unseres ersten Treffens über die Aufgaben eines Lotsen aufklärte? Überleg mal....klang ich da nicht genau wie du? Wie ein wandelndes Lehrbuch? Okay, du verschlingst pausenlos irgendwelche staubigen Wälzer von anno dazumal, gibst deine Oberlehrerweisheiten zum Besten und markierst den intellektuellen Überflieger....aber gerade deswegen liebe ich dich sosehr. Weil du es gut meinst. Du tust es nicht, um anzugeben, sondern du willst anderen damit helfen, auch wenn du ihnen manchmal auf die Nerven fällst. Und du bist der liebste und netteste Junge, den ich jemals getroffen habe....so ein richtiger Edelstein....lass mich nicht allein, Clay. Verzeih mir bitte. Ich wollte dich nicht wegstoßen....mein Herz gehört dir noch immer."

Eine Minute lang herrschte nichts zwischen ihnen als ein lähmendes, erdrückendes, abwartendes Schweigen, bis Anwärter 89 es endlich brach.

"Ich liebe dich, du dummes Ding. Wie konntest du nur ernsthaft glauben, ich sei an Miranda-san interessiert? Ich kenne sie doch kaum - an meiner Seite habe ich eine kluge, intelligente, mutige, dickschädelige, ehrgeizige, fröhliche und wunderbare Partnerin, die ich um nichts auf der Welt eintauschen würde....ein wenig aggressiv bisweilen und etwas kampflustig, aber...."

Saki kam auf ihn zu.

"....daran können wir....arbeiten...." (^___^ So - wer kennt den Film, aus dem das stammt, hm?)

"Du redest zu viel." flüsterte sie und küsste ihn sacht. Er packte die Gelegenheit beim Schopf und erwiderte diese Berührung mit einer intimeren und brennenderen Geste, die sie nur zu gern annahm. Als er sich von ihr gelöst hatte, bemerkte sie seinen ernsten Blick.

"Was hast du?"

"Saki, hör mir gut zu - es ist soweit. Ich werde Pilot."
 

Der Abend hatte sich auf GIS herabgesenkt und Crow Revord sass im Konferenzraum der Station. Es war das erste Mal seit zahllosen Monaten, dass er sich direkt in die Öffentlichkeit wagte. Er betätigte die Taste der Freisprechanlage und seine Stimme erfüllte bald die gesamte Anlage: "Alle Piloten und Lotsen werden gebeten, sich im Konferenzraum einzufinden, Mr. Hikura und Miss Lotte eingeschlossen! Ich wiederhole: Alle Piloten und Lotsen...."

Galew fiel vor Schreck über die unerwartete Durchsage aus seinem Bett, als Leena auch schon gegen seine Quartiertür hämmerte. Er wankte missmutig hinaus und murmelte gereizt: "Was zum Henker....?! Welcher Idiot ist das?!"

"Unser Chef!"

"Sowas haben wir....?"

"Stell dir vor!"

Um den ärgerlichen Blitzen, die sich aus den glänzenden Augen seiner Partnerin auf ihn ergossen, auszuweichen, setzte er ein entschuldigendes Grinsen auf und schlug sich auf den Kopf, als habe ihn soeben die Erleuchtung ereilt. Leider zeigte das nicht die erhoffte Wirkung - ihre Stirn legte sich bedrohlich in Falten und bevor Galew richtig begriff, was passierte, zerrte sie ihn bereits hinter sich her. Im Konferenzzimmer waren unlängst die meisten der angeforderten Personen anwesend. Phil und Rio waren gerade in der Nähe gewesen, Yu war durch die Korridore gewandert, ohne ein wirkliches Ziel zu haben und Erts und Rome kehrten jetzt erst von ihrem Spaziergang zurück. Crow sass an der Stirnseite des Tisches im Schatten, und er war sich der irritierten und misstrauischen Blicke durchaus bewusst, die auf ihm ruhten.

"Wo sind Mr. Enna, Mr. Gner, Miss Towryk und Miss Allecto?"

"Gute Frage....das sieht ihnen gar nicht ähnlich, zu spät zu kommen...." grübelte der Pilot der Einheit 02 vor sich hin, doch seine Frage wurde zehn Minuten später beantwortet, als sich die fehlenden Jugendlichen mit hochroten Köpfen auf ihre Plätze schoben.

"Ich will nicht wissen, was euch aufgehalten hat" meinte der Mann hinter GIS mit einem vielsagenden Lächeln, worauf die beiden Mädchen etwas beschämt die Lider senkten und ihre Freunde verlegen die Maserung der Tischplatte untersuchten.

"Nun aber zu dem Grund, weswegen ich diese Versammlung einberufen habe. Mr. Erts Virny Cocteau wird uns heute verlassen."

Dieser Eröffnung schlug ein wie eine Bombe und entfachte aufs neue Galews Unmut.

"Was soll das heißen?! Das ist doch wohl seine Entscheidung, ob er...."

"Es ist wahr."

Die sachliche, gefasste Stimme des blonden Piloten schnitt dem anderen das Wort ab und er setzte sich sprachlos, weil er nicht glauben wollte, was er eben gehört hatte.

"Ich habe mit Mr. Revord vor ein paar Tagen darüber gesprochen, dass ich meine Aufgabe gerne an einen anderen abgeben möchte."

"Aber warum so plötzlich?!"

"Weil....unvorhergesehene Dinge eingetreten sind."

"Hä?!?!"

"Das müsst ihr nicht verstehen. Aber es ist besser so. Ich habe niemals wirklich den Wunsch in mir getragen, gegen die Victims zu kämpfen, denn in meinem Inneren bin ich überzeugter Pazifist. Es erfüllt mich nicht und gibt mir keine Befriedigung, dort draußen im All um Zion zu streiten. Ich habe die Nachfolge meines Bruders angetreten, weil ich es für meine Pflicht gehalten habe, aber nicht für meine Berufung. Und wenn man sich nicht dazu berufen fühlt, Pilot zu werden, kann man auch nur ein mittelmäßiger Pilot sein. Bei Ernest war es anders, es war sein persönlicher Wunsch, sein Ziel, zum Piloten aufzusteigen. Aber ich wollte nie kämpfen und tat es nur, um andere zu schützen. Doch ohne den ehrlichen Willen tief in mir nützt es nichts. Für mich war es immer nur eine Last, ausgewählt worden zu sein. Ich werde mit Rome zu ihrer Kolonie zurückkehren. Vielleicht könntest du mir helfen, dort eine gute Arbeit zu finden?" Seine ehemalige Partnerin stockte der Atem, sie konnte ihr Glück kaum fassen. Erts kam mit ihr, und sie musste nie wieder Angst haben, dass er in einem Gefecht fallen könnte? War das ein Traum? Es war viel zu schön, um real zu sein....
 

"Und....was ist mit Tune?"

Alle im Raum wandten sich zu Yu um, der in einer Ecke lehnte, die Arme verschränkt hatte und ungeduldig auf und ab wippte.

"Ja, Revord-san....was soll ich tun? Auf den neuen Piloten warten? Ich bin nicht sicher, ob ich einen neuen Partnerwechsel...."

Mag sein, dass dem jungen Kommissar in diesem Moment die Idee eingegeben wurde, denn er hielt in seiner Bewegung inne und platzte untypisch heraus:

"Begleite mich!"

".....Wa-was....?"

"Du möchtest doch studieren, nicht? Die Universität auf meiner Kolonie genießt einen fabelhaften Ruf, außerdem geht Kazuhi auch dorthin. Was meinst du?"

"Ich....ich weiß nicht....das kommt sehr überstürzt...."

"Miss Youg, ich habe vollstes Verständnis dafür. Überdenken Sie das Angebot von Mr. Hikura. Aber wissen Sie, ich möchte möglichst alle von GIS fort wissen, die der Kampf nicht direkt betrifft."

"Was reden Sie da?! Er betrifft uns alle!!" ereiferte sich Rio und sprang auf.

"Andere betrifft er weitaus mehr als Sie, Mr. Vilgyna. Setzen Sie sich wieder. Wenn alles vorbei ist, werden Sie die Wahrheit erfahren, aber nicht jetzt. Im übrigen sollten Sie nicht vergessen, dass auch Sie nicht mehr lange hier sein werden, ganz wie Mr. Elidd."

"ES REICHT!!!!!" brüllte der eben Erwähnte los wie ein verwundeter Stier und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich kriege Sie zum ersten Mal in meinem Leben zu Gesicht und Sie zerpflücken unsere Gruppe, wie es Ihnen gerade gefällt!!! Was erlauben Sie sich?! Ich bleibe so lange, wie es mir passt und Rio genauso, nicht wahr?!?!"

"...."

"HE!!! Was ist?!?!"

"Gareas...." fing der Pilot der Gelben Göttin unsicher an und seine schwermütige Stimme ließ ihm buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren, "....weißt du es denn noch nicht? Ich habe es auch heute erst von Phil Phleira erfahren...."

"Was denn?! Leena hat mir nichts gesagt!"

"Ich....ich wollte es dir heute nach dem Kampf schonend beibringen, aber irgendwie...."

"Wovon redest du da?!"

"Na ja, alle Piloten müssen sich doch alle drei Monate gründlich durchchecken lassen von Dr. Croford....unter anderem wird das Level des EX festgestellt und die Zeitspanne ausgerechnet, wann es in etwa bei Null angelangt sein könnte....wir haben ihre Berichte gestern gekriegt...."

"Und was weiter?!"

Galew war kurz davor, ernsthaft zornig zu werden, weil offensichtlich alle außer ihm wenigstens halbwegs begriffen, worum sich dieses zweifelhafte Gespräch drehte, nur er tappte als einziger im Dunkeln. Leena biss sich auf die Lippen, geplagt von ihrem schlechten Gewissen, weil sie ihm den Bericht verschwiegen hatte. Vielleicht war der Schock daran schuld - irgendwie schien es ihr immer noch ausgeschlossen, dass es für sie vorbei sein sollte....aber die meisten Piloten schieden im Alter zwischen 18 und 20 aus, es war nichts ungewöhnliches, und dennoch schmerzte sie der Gedanke, ihm, dessen Leidenschaft das Kämpfen war, beichten zu müssen, dass seine Laufbahn beendet war....

"Dein EX....ist auf Null gesunken, genau wie das von Rio...." brachte sie zitternd hervor und ein Kloß steckte ihr im Hals. Seine Augen verharrten auf ihr, als habe sie sich gerade in ein abscheuliches Monstrum verwandelt. Dunkle Wolken überschatteten das schimmernde Grün und ein gefährliches Unwetter entlud sich darin. Seine Fäuste knallten auf den Tisch und sie zuckte zusammen.

"Bist du verrückt?!?! Wieso sagst du mir das nicht gleich, zum Teufel?!?! Das heißt also, dass es vorbei ist, ja?!?! Wie konntest du mir das verschweigen, wir reden doch sonst über alles!! Verstehst du nicht, wie wichtig das für mich gewesen wäre?! Und jetzt muss ich auf diese bescheuerte Konferenz warten, nur, damit du endlich mit der Wahrheit herausrückst!!"

"Ich....ich dachte, du würdest....diesen Schlag nur schwer verkraften...."

"Allerdings! Aber wenn du mit mir darüber gesprochen hättest, hätte ich versuchen können, damit umzugehen!! Jetzt bin ich ins eiskalte Wasser geworfen worden - und das schockiert mich noch weitaus mehr! Wir sind Partner, Leena, da kannst du etwas so Wichtiges nicht einfach für dich behalten!!"

"Ich....ich weiß, aber ich...."

"ACH, LASS MICH ZUFRIEDEN!!!!"

Damit rauschte Gareas hinaus, das Gesicht schmerzlich verzogen, als leide er furchtbare Qualen. Seine Fäuste bebten merklich und sein Atem war heftig und schnell. Seine raschen Schritten verklangen im Gang. Rios Schlagfertigkeit hatte ihn im Stich gelassen, er sass in sich gekehrt auf seinem Stuhl und umklammerte Phils Hand, die traurig zu Boden blickte. Tune, Rome und Ikhny waren unangenehm erregt, denn sie verabscheuten Szenen dieser Art. Yu hatte der gesamten Gruppe demonstrativ den Rücken zugewendet. Kizna, Rei und sein Bruder waren sichtlich bestürzt und Erts seufzte unglücklich. Irgendwie hatte er befürchtet, dass es so kommen würde....Er schielte zu dem Mann im eleganten schwarzen Anzug und wagte nicht, etwas zu äußern, die Luft war wie elektrisch geladen und wirkte wie eine bis zum Zerreißen angespannte Metallfeder. Leena erhob sich wie ein Roboter und schritt majestätisch nach draußen, hinter sich eine gespenstische Stille zurücklassend. Als die Tür hinter ihr zu glitt, schlug sie eine Hand vor den Mund, um den Schluchzer abzufangen und stürzte davon, Tränen perlten aus ihren Augen.
 

Crow erhob sich, denn auch er bedauerte diese Entwicklung sehr, doch letztendlich war alles so eingetroffen, wie es hatte geschehen müssen....Langsam und bedächtig verließ er die Lotsen und Piloten, doch bevor er sie allein ließ, wandte er sich noch einmal an Erts: "Leben Sie wohl, Mr. Cocteau - ich wünsche Ihnen Glück. Für Ihren Abschied ist alles vorbereitet. Und denken Sie daran: Die Zukunft ist noch nicht entschieden."

Dann kehrte er in sein Büro zurück, um nun, wie geplant, Ausbilder Azuma zu informieren, was er eigentlich bereits nach Clays Besuch hatte erledigen wollen, doch die Versammlung zuvor abzuhalten, war klüger gewesen. Traurig schaltete er seinen Laptop ein und öffnete eine Bilddatei. Ein Foto erschien und er musste unwillkürlich lächeln, trotz Galews Ausbruch. Ein Team von fünf Männern und einer Frau in weißen Kitteln war darauf zu sehen, vor ihnen grinste ein etwa achtzehnjähriger Junge in die Kamera, gekleidet in eine Art Schuluniform, wie sie die jetzigen Anwärter trugen.

"Alles Gute zum Geburtstag, Crow! Herzlichst, Dein Vater" war in schwungvollen Buchstaben darüber geschrieben worden. Am Bildrand stand das Datum:

3. Februar 4064.
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 06: Wechsel"

Curriculum 06: Wechsel

Hallo Leute, da bin ich wieder! Ich musste diesen Teil mühevoll auf Diskette speichern und in der Schule reinstellen, weil ich aus irgendeinem Grund nicht zu Hause ins Internet kann *grrr* Ich wünsche Euch trotz meines Frustes viel Spaß beim Lesen!
 

Curriculum 06: Wechsel
 

Phil Phleira und ihr Partner hatten den Konferenzraum verlassen und standen nun auf der Aussichtsplattform, von der aus man Zion betrachten konnte. Seine Züge waren ernst und nachdenklich und die junge Frau zögerte, ihn anzusprechen, denn auch sie selbst war noch erschüttert über das, was sich vor wenigen Minuten ereignet hatte. Schließlich erkundigte sie sich: "Rio....sag doch etwas....Ich meine....es ist hart für dich, dass du kein Pilot mehr sein kannst, aber...."

"Nein."

"Nein?"

"Ich habe gerne gekämpft, für den Frieden, für ein neues Leben, für die Menschheit. Aber ich habe in den letzten Monaten nur noch darauf gewartet, dass der entscheidende Bericht kommen würde....Ich weiß doch selbst gut genug, wie stark mein EX gefallen ist....es war nurmehr eine Frage der Zeit....Glaub nicht, es hätte mich nicht ausgefüllt, so wie bei Erts....Ich wollte kämpfen. Dennoch will ich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen. Natürlich war ich geschockt, als du es mir gesagt hast....aber ich kann es verkraften, denn im Grunde war es klar, dass es irgendwann für mich vorbei sein würde....Ich werde auf meine Kolonie zurückkehren....und...."

Er brach unvermittelt im Satz ab und wandte sich zu ihr, die ihn aus ihren dunkelgrünen Augen beunruhigt musterte. Eine verzweifelte Frage folgte.

"Phil, bleibst du bei mir oder kehrst auch du in deine Heimat zurück?"

Er zitterte leicht und sie fasste sich ans Herz, als sein intensiver Blick sie traf. Ihn verlassen....? Wie könnte sie, wo er doch ihre große Liebe war? Nein, sie würde an seiner Seite sein, um jeden Preis. Langsam näherte sie sich ihm und legte ihre Arme um seinen Hals.

"Dummer Kerl....was denkst du? Natürlich bleibe ich bei dir. Ich liebe dich doch und ich möchte mit dir zusammen alt werden. Irgendwann wird dieser schreckliche Krieg vorüber sein und unser Traum von einem hübschen kleinen Haus auf Zion, einem Garten und Kindern wird wahr werden. Sie sollen niemals erfahren, was Krieg ist, oder Leid und Schmerz. Ich will, dass sie glücklich aufwachsen, in Frieden und Harmonie. Ich begleite dich."

"Wenn das so ist...." erwiderte er und löste sich aus ihrer Umklammerung, sein Innerstes jubilierte, weil sie sich für ihn entschieden hatte. Was dann kam, hatte sie keinesfalls erwartet.

Er kniete sich nieder und nahm ihre warmen Hände in die seinen.

"Ich habe leider keinen Ring und auch sonst kein Geschenk, das ich dir geben könnte, doch vielleicht genügt es dir, wenn ich sage, dass ich ohne dich nicht mehr leben kann oder will und ich mir nichts sehnlicher wünsche, als unseren gemeinsamen Traum zu verwirklichen. Deshalb frage ich dich hier und jetzt, Phil Phleira Deed: Willst du mich heiraten?"

Sie konnte ihm zunächst nicht antworten, ihr Glück rollte über sie hinweg wie eine Sturmflut und ihr Herz schlug wie wahnsinnig gegen ihren Brustkorb. Feine Tränen schimmerten in ihren Wimpern und sie musste einen Aufschrei unterdrücken.

"Rio....ja! Ja, ich will!"

Damit warf sie sich in seine Arme, ohne sich darum zu kümmern, dass sie ihn dabei umwarf. Er rappelte sich lächelnd auf und hielt sie eng umschlungen, während sie vor Freude immer wieder murmelte: "Ich will."

"Wenn ich schon kein Pilot mehr bin, so kann ich dennoch für dich da sein. Wir werden hart arbeiten müssen, denn die meisten Kolonien sind durch den Krieg in einer desolaten wirtschaftlichen Lage, sofern sie im näheren Umfeld liegen. Da, wo ich herkomme, von B-771, war es nie sehr einfach und ich musste früh irgendwelche Jobs annehmen, um meine Eltern zu unterstützen. Wir werden vielleicht viel entbehren müssen, aber....bist du dir sicher, dass du bei

mir sein willst?"

"Natürlich! Niemand kann alleine leben, Rio - man braucht andere Menschen, denen man vertrauen kann, und die mit einem die Last tragen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass es nicht einfach sein wird, aber wir haben bereits so viele Hürden genommen und so viele Probleme zusammen gemeistert, also schaffen wir auch das! Aber ein Weg ohne dich, das wäre wie ein Tunnel ohne ein Licht am Ende, ohne Hoffnung, ohne Wärme und Geborgenheit. Wir gehören zusammen, egal, was kommt."

Er sagte nichts, sah sie einfach nur stumm an, und bevor sie reagieren konnte, presste er einen heißen Kuss auf ihre Lippen....
 

Tune schlenderte durch den Erholungsraum, um diesem Platz Lebewohl zu sagen. Es war ein seltsames Gefühl, bald nicht mehr hier zu sein und endgültig alles hinter sich zu lassen, das sie an Ernest band.

"Ich liebe dich."

Sie hielt inne und umschloss ihre bebenden Schultern mit den Händen. Was war nur los? Sie konnte Yus Geständnis und sein ernstes, hübsches Gesicht und das zärtliche Lächeln vor seinem Verschwinden einfach nicht vergessen....Aber sein Angebot war tatsächlich nicht das schlechteste. Es war richtig, dass die Universität seiner Heimatkolonie als hervorragend galt und außerdem würde auch Kazuhi dort sein, sie würde also bereits jemanden kennen, wenn sie sich für diesen Weg entscheiden sollte. Andererseits....auch Yu würde zugegen sein....aber bedeutete dies für sie nicht auch eine Möglichkeit, ihn besser kennen zu lernen? Und das Studium hatte sie sich schon immer gewünscht, ihr eigentlicher Traumberuf war Kinderkrankenschwester....

"Tune?"

Als sie sich umdrehte, erkannte sie Erts, der ein wenig unschlüssig zu ihr hin sah.

"Was möchtest du?" erkundigte sie sich freundlich und sie merkte, wie die Anspannung aus ihm wich.

"Ich will mich von dir verabschieden, denn Rome und ich brechen bald auf. Es....es tut mir leid, dass alles so gekommen ist...."

"Aber nein. Ich freue mich für dich und Rome. Nun muss sie keine Angst mehr haben, dass du in einem Kampf stirbst und du kannst immer in ihrer Nähe sein und deine Einsamkeit hat ein Ende. Und du hast keinen Grund, etwas zu bereuen. Du warst ein guter Pilot, obwohl es nicht deine Berufung war und du ungern gekämpft hast, aber wenn wir dich gebraucht haben, warst du für uns da, und das allein zählt."

Erts nickte lächelnd und die beiden umarmten sich wie alte Freunde, die sich nach Jahren wiederbegegnen.

"Und was wirst du tun?" Sie wiegte den Kopf, als überlege sie, doch dann zuckte sie hilflos mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht."

"Du solltest mit Yu gehen und dir deinen Traum erfüllen."

"Aber....aber...."

"Bist du unsicher, weil er dich liebt?"

"Woher....?"

"Ich bin ein Telepath, vergiss das nicht! Ich habe ihm die Hand gegeben und dabei seine Gefühle deutlich gespürt. Ich bin mir im Klaren darüber, dass mein Bruder nach wie vor einen besonderen Platz in deinem Herzen hat, aber das heißt nicht, dass du nie wieder lieben kannst. Vielleicht wird es nicht gerade Yu sein, aber....man soll niemals nie sagen."

"Ist das deine ehrliche Meinung?"

"Warum nicht? Gib nicht auf, Tune. Wenn du ein Ziel vor Augen hast, strebe darauf zu und versuche, es zu erreichen. Aber du solltest dabei nicht allein sein, und Kazuhi und Yu sind sehr gute und treue Freunde."

Damit verschwand er und sie blickte ihm eine Weile stillschweigend hinterher, bis sie davoneilte, um den jungen Kommissar zu suchen.
 

Leena war zur Gefechtsbrücke gerannt und wie sie vermutet hatte, fand sie ihren Partner dort vor. Sie trocknete rasch ihre Tränen und trat zu ihm, ließ jedoch durch kein Geräusch ihre Anwesenheit erkennen, aber er wusste auch so, dass sie da war. Gareas stand vor der Blauen Ingrid und trommelte wütend gegen das ausgeschaltete Kontrollpult.

"Verdammt...." stieß er gepresst hervor, "....warum hast du mir das nicht sofort gesagt?! Mein EX ist beim Teufel....wozu bin ich dann noch gut?!"

"Ich....habe es nicht über mich gebracht, es dir zu sagen....dein Ein und Alles war immer der Kampf für den Frieden und....ich....ich konnte es einfach nicht....vielleicht wollte ich es aber genauso wenig wahrhaben....der Gedanke, dass unsere Zusammenarbeit....unsere gemeinsame Zeit....damit vorbei ist, hat mich....regelrecht....geschockt...."

Verblüfft wandte er sich ihr zu und fixierte sie mit seinen grünen Augen, die eine unbestimmte Nervosität in ihr auslösten.

".....Warum sollte unsere gemeinsame Zeit vorbei sein?"

"Du wirst doch sicher zu deiner Kolonie zurückkehren, oder? Du brauchst mich nicht mehr, ohne Göttin ist ein Fluglotse ohne Nutzen...."

"Aber....argh, was verdammt noch mal bringt dich eigentlich auf die Idee, dass du nur als Lotsin einen Wert hast?! Du bist meine Partnerin, aber vor allen Dingen bist du auch eine treue und gute Freundin und Kameradin, die immer für mich da war! Das allein ist wichtig! Ich brauche dich nicht nur als Lotsin, sondern auch...."

Er brach unvermittelt ab und betrachtete ein letztes Mal seinen Mecha, der bald einem anderen überverantwortet werden würde. Daran, wie er sich energisch durchs Haar fuhr, erkannte sie, dass er sich nur mit Mühe zum Weitersprechen

durchringen konnte. Sie legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter, worauf er sich wieder zu ihr drehte und ihres aufmunternden Nickens gewahr wurde.

".....ich brauche dich nicht nur als Lotsin, sondern auch....als....als die Frau, die du bist...."

Leena sah ihn an, als hätte er gerade behauptet, sie könnten nach Zion umsiedeln. Träumte sie?

"Ich will nicht zu meiner Kolonie zurück. Ich bin als Vollwaise aufgewachsen und wurde im Waisenhaus nur ab und zu von meinem Onkel besucht. Dem ist es egal, ob ich wiederkomme oder sterbe. GOA und GIS sind mein Leben, denn hier habe ich Freunde und ein Ziel gefunden, für das es sich zu kämpfen lohnt. Das hier ist meine Welt und deshalb werde ich ihr nicht den Rücken kehren. Ich will Ausbilder werden - wirst du mich begleiten?"

"Wir beide....Ausbilder auf GOA? Bist du sicher, dass wir das den Schülern antun sollen?"

"Zweifelst du an meiner Lehrkompetenz?"

"Nein, ich zweifele nur an deiner Geduld....von mir kann keine Rede sein."

"Leena!"

Sie hob ihre dunkelblauen Augen zu ihm auf, und seine Verärgerung schmolz dahin wie Schnee in der Sonne. Als sie seine Hände in die ihren nahm, schien es ihr, als überziehe eine leichte Röte seine Wangen. Insgeheim fragte sie sich, ob sie ihn jemals so berührt hatte, auf diese sanfte, beinahe zärtliche Weise, oder ob sie ihm sonst nur ruppig und burschikos begegnet war. Sie kam zu dem Schluss, dass sie zumeist recht impulsiv gewesen war und durch eine seltsame Fügung des Schicksals tauschten sie zum ersten Mal, seit sie sich kannten, eine von Gefühlen getragene Berührung aus. "Ich werde mit dir kommen." flüsterte sie und er musste schlucken. Sollte er es wagen? Sollte er zu seinen Empfindungen stehen?
 

"Ich werde Pilot."

Saki starrte Clay an, als wäre er verrückt geworden. Der Ton seiner Stimme war ernst und fest, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu glauben, obwohl etwas in ihr sich nach wie vor sträubte. "Anwärter 85, 86 und 89 begeben sich umgehend in den Trainingsraum! Ich wiederhole: Anwärter 85, 86 und 89...."

"Siehst du? Wir werden gerufen."

Er hielt ihr die Hand hin und sie ergriff sie glücklich, wenngleich sie doch etwas überrumpelt war. Würde sich bewahrheiten, was er ihr soeben prophezeit hatte? Sie schlenderten schweigend zum Übungsgelände, wo ihnen von der anderen

Seite des Korridors Roose, Wrecka, Yamagi und Tsukasa entgegenkamen.

"Clay! Da bist du ja wieder!" rief der grünhaarige Kadett erfreut und umarmte seinen Freund.

"Ist alles in Ordnung? Ist....ist Sharkell verschwunden?"

"Ja. Er ist fort. Ich habe....viel erfahren während dieses ungewöhnlichen Besuches. Unser Schicksal holt uns ein...."

"Was meinst du damit?" wollte Rekrut Nr. 86 wissen, doch er erhielt keine Antwort, da Azuma in diesem Moment aus der Tür trat und die gesammelte Mannschaft herein winkte. Der Kapitän marschiere unruhig auf und ab, verfolgt von den neugierigen oder auch längst informierten Blicken seiner Schüler, denen er sich nur zu deutlich bewusst war.

"Also gut, komme ich gleich zur Sache - Erts Virny Cocteau hat beschlossen, seine Pilotenkarriere an den Nagel zu hängen und was Gareas Elidd und Rioroute Vilgyna betrifft, so hat ihr EX das Level 0 erreicht. Es ist jetzt 21 Uhr 50 und ernenne euch hiermit zu ordentlichen Piloten!"

"Das soll wohl n' Scherz sein?"

"Das ist nicht der Augenblick, um frech zu werden, 86! Packt eure Sachen!"

Wie betäubt verließen die sechs Jugendlichen den Kapitän, der offensichtlich daran zu knabbern hatte, dass er seine nichtsnutzigen, nervtötenden und bisher anstrengendsten Anwärter verabschieden musste. Er hätte wohl nicht stolzer auf die Fünf sein können (Rei und Hiead miteingeschlossen), wenn sie sein eigen Fleisch und Blut gewesen wären. Aber jeder von ihnen hatte eine schwere Vergangenheit hinter sich, wie er aus ihren Akten erfahren hatte, und er hatte

versucht, ihnen ihre Schulzeit so schön als möglich zu gestalten, ohne sie dabei anders zu behandeln als die übrigen Jungen. Nun ja - zumindest benahm er sich so, dass es ihnen nicht weiter auffiel....

"Zwickst du mich bitte mal, Yama-kun?"

Roose musterte seinen Kommilitonen irritiert, da dieser nicht in seinen üblichen Protest ausbrach, er solle gefälligst nicht "Yama-kun" zu ihm sagen. Dann spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz und schrie auf.

"Verdammt, Yamagi!! Zwicken, nicht Ader abquetschen!!"

"Entschuldige." entgegnete er rauh, noch völlig perplex von seiner Ernennung zum Piloten. Die beiden Mädchen waren ebenfalls still und in sich gekehrt, lediglich Saki als Dritte im Bunde empfand eine Art Hochgefühl, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, woher Clay das schon vorher gewusst haben könnte. In ihrem Quartier angekommen, halfen sie ihren Partnern dabei, ihre Habseligkeiten zusammenzusammeln, um anschließend dasselbe mit ihren eigenen

Kleidungsstücken und persönlichen Sachen zu tun. Nachdem das geschafft war, zogen sie sich ihre Gala-Uniformen an und begaben sich zur Verabschiedungszeremonie, die eiligst in die Wege geleitet worden war. Die gesamte Schülerschaft war anwesend, die männlichen Anwärter standen rechts vom roten Teppich, die weiblichen links. Gemessenen Schrittes durchmaßen die

frisch Auserwählten die Halle, während Azuma den Gruß befahl. Er betrachtete die Gruppe mit Wohlwollen und verabschiedete sich von jedem mit einem Händedruck.

"Ihr werdet es schon schaffen! Ich habe eure Fortschritte verfolgt und ihr habt euch ziemlich gemausert, seit ich euch das erste Mal sah. Ich wünsche euch viel Glück!"

Damit entließ er seine letzten drei Top-Schüler und ihre Lotsen und die Hymne der Akademie erfüllte den Raum, während der Aufzug nach oben zum Shuttle fuhr. Roose stieg, gemäß seiner Nummerierung, zuerst ein und ein Mitarbeiter von GIS bewegte umsichtig einen Scanner über seinen Arm, an dem die Zahl 85 prangte. Plötzlich verschwand sie und der 17jährige strich einige Male unschlüssig darüber. Er hatte sich mittlerweile so daran gewöhnt, dass es geradezu eigenartig war, dieses Kennzeichen nicht mehr zu besitzen. Der Angestellte wiederholte den Vorgang bei Clay und Yamagi, anschließend informierte er den Piloten des Shuttles, dass nun alles bereit sei und das Gefährt setzte sich in Bewegung.
 

Unterdessen hatte Tune Yu ausfindig gemacht, er sass in der menschenleeren Kantine und verrührte etwas Zucker in seinem Tee. Als sie ihn ansprach, hob er den Kopf nicht, doch er bedeutete ihr mit einer Geste, ihm doch Gesellschaft zu leisten.

"Ich habe nachgedacht", begann sie, "und ich habe mich entschieden. Ich werde dich begleiten und mich auf der Universität deiner Heimatkolonie einschreiben."

Diese Eröffnung brachte ihn dazu, ihr sein Gesicht zuzuwenden, in dem sie eine Mischung von Glück, Freude und Überraschung zu lesen vermeinte. So lächelte sie und nickte bekräftigend.

"Es ist mir ernst. Ich komme mit."

"Das....freut mich sehr." erklärte er sanft, neigte sich zu ihr und streifte ihre Lippen vorsichtig mit den seinen, bevor er sich erhob und ankündigte, seinen Koffer zu packen. Tune starrte ihm hinterher, verwirrt und aufgewühlt von der zarten Wärme, die auf ihrem Mund zurückgeblieben war. Ihr Herz fing an, unkontrolliert zu schlagen. Was war denn nur los? Ihre Finger umschlossen den Griff der Tasse und sie trank unbewusst einen Schluck des heißen Getränks.

Es schmeckte süß und angenehm, wie jene Berührung, die er ihr zuteil hatte werden lassen....Auch verfügte der Tee über einen wunderbaren Duft....sie konnte ihn nicht genau definieren, aber es war ein Geruch nach Frische und Natur....ein bisschen so wie Yus Aftershave....

Abrupt stellte sie die Tasse klirrend auf den Unterteller zurück. Weshalb brachte sie solche Dinge sofort mit ihm in Verbindung? Was geschah bloß mit ihr? Sie hatte Ernest geliebt....aber aus irgendeinem Grund dachte sie in letzter Zeit nur noch an Yu....

Galew und Leena standen bereits mit ihrem Gepäck auf dem Landesteg und warteten auf das Shuttle, das ihre Nachfolger und sie nach GOA bringen würde, wo sie sich beim Direktor für ein Vorstellungsgespräch angemeldet hatten. Auch Erts und Rome waren anwesend, sie gratulierten herzlichst dem zukünftigen Hochzeitspaar, das sich schon von Hiead, Rei, Ikhny und Kizna hatte umarmen und beglückwünschen lassen. Nur Gareas und seine Partnerin waren noch nicht

eingeweiht, doch Phil hatte selbstredend vor, dem schnell Abhilfe zu schaffen.

"Du scheinst sehr glücklich zu sein, obwohl unsere gemeinsame Zeit zu Ende geht." meinte Leena kopfschüttelnd, als die strahlende junge Frau zu ihr herüberkam.

"Irgendwann würde es passieren, das wussten wir doch immer, nicht wahr? Unsere Trennung ist nicht leicht für mich, glaub das nicht, aber wir werden uns bald wiedersehen - spätestens bei meiner Hochzeit, zu der ich euch hiermit ganz offiziell einlade!"

"Hochzeit? Welche Hochzeit?!"

"Die von Rio und mir."

"Ehrlich? Das ist ja wundervoll, Phil Phleira!"

Sie umarmte ihre Freundin und begann, einen Tanz mit ihr aufzuführen, was die ehemalige Lotsin der Gelben Göttin zum Lachen brachte. Galew nutzte die Gunst der Stunde, um Rio abzuknuddeln wie ein Stofftier und ihn anschließend wie einen Kreisel durch die Gegend zu zerren.

"Ich kann es nicht fassen! Du hast ihr einen Antrag gemacht, wow! Respekt, Kleiner, Respekt!"

"Dir geb ich gleich ,Kleiner'! Lass mich los!"

Nachdem sich die beiden wieder miteinander gezankt und nach zehn Minuten Schmollen zur obligatorischen Versöhnung übergegangen waren, tauchte Yu auf, hinter ihm Tune, die es äußerst charmant von ihm fand, dass er sich erboten hatte, ihren Koffer zu tragen. Das Schlusslicht bildeten die beiden Piloten der Maschinen 01 und 03 und ihre Partnerinnen.

"Dann ist es also vorbei?" sagte Rei und legte so viel theatralischen Schmelz in seine Stimme wie nur möglich, sodass Galew ihm eine Kopfnuss spendierte und ihn ermahnte, das unnötige Gesülze sein zu lassen. Als sich ihre Blicke trafen, wurde er jedoch ernst.

"Hör zu, Rei - du bist ein hervorragender Pilot und ein guter Anführer. Ich weiß noch immer nicht, warum ich denke, dass du diesen Krieg beenden kannst....es ist so eine Art Vorahnung....Anfangs war ich sehr skeptisch, da du so anders warst als Teela....aber jetzt bin ich mir sicher, dass du diesen Posten verdient hast....und dass du es wert bist. Und falls du Probleme hast,

schalt dich mal nach GOA durch und frag nach mir - ich werde dir gerne einen Rat geben!"

"Danke, Galew. Halt die Ohren steif!"

Eine kameradschaftliche Umarmung besiegelte den Abschied, der nicht für immer sein würde und auch Rioroute ließ es nicht nehmen, "First" ordentlich zu drücken.

"Agui wird in gute Hände kommen, keine Sorge."

"Darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich muss zugeben, dass es mir einen Stich gibt, jetzt, wo ich gehen muss. Ich habe immer gewusst, dass es eines Tages soweit sein würde, aber jetzt, wo es tatsächlich dazu gekommen ist, habe ich das Gefühl, dass ich kaum Zeit hatte, euch alle wirklich kennen zu lernen....und du, Hiead...." Der Angesprochene trat näher.

"....du bist noch nicht sonderlich lange dabei....aber ehrlich gesagt....bist du gar nicht so übel...."

Er reichte ihm die Hand und presste sie ein wenig fest, was Gareas ihm sogleich nachmachte, um sich ebenfalls von Hiead zu verabschieden. Dann wandten sich die beiden an Erts und eine schwere Stille senkte sich auf alle. Der blonde junge Mann zögerte, doch dann erklärte er: "Ich wünsche mir einen Abschied ohne Worte. Wenn ich euch berühre, teilt mir mit, was ihr mir mit auf den Weg

geben wollt. Mehr brauche ich nicht."

So umschlang er seine Kameraden und Freunde und lauschte ihren Gedanken. Rios linke Hand verkrampfte sich in seinem Pullover.

** Viel Glück, Kleiner. Du bist genauso wie Ernest - ruhig, sanft und freundlich und eine Quelle von Kraft und Beistand, auch wenn man es nicht

hinter deiner Erscheinung vermuten würde....du wirst mir fehlen....**

Galews Botschaft fiel ähnlich aus. *Ernest wäre stolz auf dich gewesen, hätte er noch erleben können, was für ein Pilot aus dir wird....und wie du dich für uns einsetzt....Ich habe dich gern, Kleiner, und ich vertraue dir....vergiss uns nicht....wir werden es nicht tun....**

** Ich danke euch, euch beiden. Ich werde euch gewiss nicht vergessen und schon gar nicht unsere Freundschaft, denn sie bedeutet mir viel. Lebt wohl.**
 

Auch Leena, Phil Phleira und Tune hatten sich von Ikhny und Kizna und selbstredend untereinander mit einer Umarmung verabschiedet, die Jungs bekamen ein etwas traurig-betrübtes Lächeln und einen freundlichen Handschlag. Erts berührte Pilot 01 und 03 an der Schulter und sandte ihnen seinen letzten Gruß, während sie ihm die ihren mental übermittelten.

Das Shuttle setzte zur Landung an.

Gareas polterte ein letztes Mal über die Unpünktlichkeit des Transportmittels.

Rioroute verlangte zum letzten Mal nach seiner Wegzehrung.

Erts schickte sein letztes Lächeln zu den Zurückbleibenden.

Leena schalt ihren Partner ein letztes Mal auf dem ehrwürdigen Boden von GIS einen Idioten.

Phil schüttelte ein letztes Mal in Anwesenheit der anderen den Kopf über den ungezügelten Appetit ihres Verlobten.

Tune ließ ihren letzten Blick über die Raumstation schweifen und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Yu verlud ihren Koffer und Rome stieg bereits ein.

Die Zeit der früheren Piloten war fast vorüber.

Die Zeit der neuen begann erst. Drei junge Männer mit ihren Lotsen kletterten aus dem Raumschiff und sie verneigten sich respektvoll, als ihre Vorgänger an ihnen vorbeimarschierten, hier und da ein neugieriges Aufblitzen in munteren Augen bemerkend, wer denn nun den eigenen Posten übernehmen würde. Kräftige Burschen mit ehrlichen und entschlossenen Gesichtern und Partnerinnen, geschnitzt aus einem ähnlichen Holz. Galew nickte zufrieden. Jetzt war ihm um die Zukunft Zions nicht mehr bange, denn er spürte, dass auch von den

Neulingen eine Stärke ausging, die einen wirklich guten Piloten auszeichnete und so ließ er mit einem leisen Seufzen einen Lebensabschnitt hinter sich. Die Einstiegsluke schloss sich ächzend, das Shuttle erhob sich langsam wieder und verschwand in einem hellen Lichtblitz.

"Ihr also." stellte Rei fest und begrüßte seine Freunde. Clays Blick hielt den Hieads für den Bruchteil einer Sekunde fest. "Ich weiß es" war die stumme Nachricht, die er mit dem anderen austauschte, und er verstand sie.

Der Wechsel war vollzogen.

Ein neues Kapitel in der Geschichte des Krieges nahm seinen Anfang....
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 07: Dreizehn"

Curriculum 07: Dreizehn

Hallihallo, da bin ich wieder! Das neue Kapitel mit dem mysteriösen Titel "Dreizehn"! Viel Spaß! *smile*
 

Curriculum 07: Dreizehn
 

Ein neuer Tag brach auf GOA an. Im Quartier der Anwärter 142-144 ging mit

ohrenbetäubendem Getöse ein Wecker los. Ein Junge mit einer rosa Igelfrisur schälte sich aus seiner Bettdecke und schubste den Schönling neben sich derb in die Seite.

"Jacques, bist du bescheuert?! Was hat dich auf die geisteskranke Idee gebracht, den Wecker zu stellen?!"

Der Kadett mit der Nummer 143 reckte und streckte sich, strich sich eine Strähne

seines blaugrünen Haares aus der Stirn und gähnte einmal herzhaft.

"Ich wollte nach Möglichkeit vermeiden, erneut den Zorn unseres Ausbilders auf uns zu ziehen, Henry", gab er spitz zurück und stand auf. "Pünktlichkeit ist eine Tugend. Ich weiß gar nicht, warum du dich darüber so echauffierst. Und jetzt wäre ich dir überaus verbunden, wenn du mir hilfreich dabei unter die Arme greifen könntest, Kazim in die Wirklichkeit zu holen."

"Mensch Alter, ich krieg's nicht auf die Reihe! Du schreibst dir diese ellenlangen, gestelzten Sätze ehrlich nicht auf?! Alles klingt bei dir nach Theater! Warum kannst du nicht so reden wie ich?!"

"Gewisse Feinheiten deiner Ausdrucksweise entgehen mir noch, mein Bester. Ich wage zu bezweifeln, dass ich in der Lage bin, deinen Stil ausreichend zu kopieren."

".......Is' jetzt aber nich' dein Ernst...."

Jacques würdigte Henry keiner Antwort, sondern stellte den Wecker ab, dessen lautstarkes Klingeln bei Anwärter Nummer 142 keinerlei Reaktion ausgelöst hatte, Kazim schlief wie ein Stein. Sie zogen ihm die Deck weg und rüttelten ihn

kräftig, doch das hatte nicht den erhofften Erfolg.

"Sei so freundlich und hol bitte den Schwamm."

"Was willst'n damit?"

"Ich werde ihn unter den Wasserhahn halten und ihn anschließend, nass wie er ist, über unserem Freund ausdrücken."

"WAAAAAAAS?!?!"

Diese Androhung führte zum Ziel, der 15jährige mit den dunklen

Brombeeraugen und dem rabenschwarzen Haar sprang auf wie gestochen und wich bis an die Wand zurück. "Das wagt ihr nicht!"

"Ich würde es nicht darauf ankommen lassen. Und nun beeilen wir uns, denn Kapitän Azuma wird über eine erneute Verspätung unsererseits nicht besonders beglückt sein."

Im gegenüberliegenden Zimmer, 140 und 141, war der erste der beiden Schüler bereits fertig angezogen und tippte fleißig irgendetwas in seinen Laptop ein. Es handelte sich um den blonden Jason, der soeben einen Brief an seine Eltern schrieb. Hinter ihm fiel Thunder, der rothaarige Hüne mit den vielen Sommersprossen, aus dem Bett und schrie auf.

"Mensch, du bist ja schon in voller Montur! Oh scheiße, ist es schon so spät?!?! Oh nein, wir werden wieder die letzten beim Training sein!"

"Ich korrigiere: DU wirst wie immer der letzte sein, es ist schließlich nicht meine Schuld, wenn du nicht rechtzeitig aufwachst."

"Du hättest mich doch wecken können!!" entgegnete er und zog einen Schmollmund. Sein Kommilitone wandte sich lächelnd um und erklärte: "Das habe ich ja versucht, mindestens zehn Mal, auf alle Arten und Weisen, die mir eingefallen sind. Leider war jede Methode nutzlos. Du schläfst wie ein Toter."

"Bei diesem Training muss man ja auch wie'n Toter abends ins Bett fallen!"

"Wie du meinst. Aber jetzt beeil dich bitte."

"Ist ja gut, mach dir nicht ins Hemd...."

Zwanzig Minuten später hatten sich die neuen Rekruten, die vor mehreren Monaten zusammen mit Zero und den anderen zum ersten Mal in den PRO-INGs gekämpft hatten, auf dem Übungsgelände eingefunden. Azuma postierte sich vor ihnen und verkündete: "Hört gut zu! Es haben sich....in den vergangenen Stunden viele Neuerungen ergeben. Unter anderem wird euch ein neuer Ausbilder zugeteilt. Er ist ein ehemaliger Göttinnen-Pilot und sein Temperament ist nicht weniger gefährlich als meins. Also reißt euch am Riemen!"

Damit rief er den frischgebackenen Lehrer herein, während die fünf Jungs neugierig und gespannt die Hälse reckten. Man stelle sich vor, ein ehemaliger Pilot! Hijikata musste schmunzeln. Was sie wohl dazu gesagt hätten, hätten sie gewusst, dass auch er selbst einmal Pilot gewesen war? Ein junger

Mann trat ein. Er war großgewachsen, schlank und trug die Uniform des Lehrpersonals. Seine Haare waren ebenso hellgrün wie seine blitzenden Augen und in seinem linken Ohr glitzerte ein goldener Ohrring, geformt wie ein Dreieck.

"Hallo Leute. Mein Name ist Gareas Elidd und ich habe die Eeva Leena gesteuert. Ich sage euch gleich, dass ich einen hohen Anspruch stelle und ich euch garantiert nicht mit Samthandschuhen anfassen werde! Ich überprüfe erst einmal eure Anwesenheit, um mir eure Namen einzuprägen. Nr. 140, Jason Argo?"

"Hier!" Galew hakte den Namen auf seiner Liste ab und fuhr fort.

"Nr. 141, Thunder Blacksmith?"

"Yo, Mann!"

"Nr. 142, Kazim Ismael?"

"Anwesend."

"Nr. 143, Jacques de Rue?"

"Ich bin hier und sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen."

"Eh? Okay, Kleiner. Und dann noch Nr. 144, Henry McPherson."

"Bingo!"
 

Leena befand sich zur selben Zeit im Vorlesungssaal im Flügel der Fluglotsen. Sie war in die typische Uniform einer Ausbilderin gekleidet und musterte die Sitzreihen vor sich mit einem seltsamen Gefühl. Wie gut sie sich noch daran erinnern konnte, wie sie als 15jährige zum ersten Mal hier sass und ihre Umgebung mit großen Augen bestaunte! Erwartungsvolle, ängstliche,

schüchterne, selbstbewusste, entschlossene, scheue, verzagte, draufgängerische und gelangweilte Gesichter, eine Vielzahl von Mädchen jeder Farbe und Herkunft, die ihr überverantwortet worden waren.

"Hallo, alle zusammen. Mein Name ist Leena Fujimura und ich bin die ehemalige Lotsin einer echten Göttin. Ab heute werde ich eure Ausbilderin sein. Bevor ich anfange, möchte ich wissen, ob ihr jetzt schon irgendwelche Fragen habt. Ja?" Sie wandte sich an ein Mädchen mit gelockten lila Haaren und schwarzen Augen, die aufgeregt mit der Hand winkte. Auf dem Schild an ihrer Jacke stand die Zahl 143.

"Sagen Sie, Miss Fujimura....was ist das eigentlich, diese Victims?"

"....Das weiß niemand so genau, aber feststeht, dass sie es auf die letzte Hoffnung der Menschheit abgesehen haben, den Planeten Zion. Und eure Aufgabe wird es sein, an der Seite eurer Partner gegen sie zu kämpfen."

"Kann man sich seinen Partner aussuchen?"

"Nein, man bekommt ihn zugeteilt."

"Und wenn ich mich über ihn ärgere? Kann ich dann mit Ihnen darüber reden?"

Leena konnte sich angesichts dieses Eifers ein Grinsen nicht verbeißen und erkundigte sich nach dem Namen des Mädchens.

"Ich bin Juanita Rodriguez."

"Also, Juanita. Wenn du möchtest, kannst du gerne zu mir kommen. Trotzdem solltest du zuerst versuchen, mit deinem Partner zu sprechen, und ihm erklären, was dich an seinem Verhalten stört. Ich müsst lernen, einander zu respektieren und aufeinander zu hören, damit sich eine gute Zusammenarbeit ergibt. Sonst noch jemand?"
 

Auf der Gefechtsbrücke von GIS erhoben sich majestätisch die fünf Göttinnen. Rei und Hiead, beide in ihre Suits gewandet, standen zusammen mit Kizna und Ikhny neben ihren eigenen

Einheiten und betrachteten mit Wohlwollen und Verständnis die überwältigenden Blicke, die an den Ingrids haften blieben. Schließlich schob sich der Anführer der Staffel in den Vordergrund des Geschehens, räusperte sich kurz und begann: "Meine lieben Freunde - ich bin sehr glücklich, euch wiederzusehen. Ich glaube, ihr wisst, dass ihr Hiead und mir gefehlt habt und dass wir gehofft haben, dass ihr eines Tages an unserer Seite sein werdet. Dennoch dürft ihr

nicht vergessen, dass wir in einem eingeschworenen Kreis gekämpft haben, bevor die Reihe der früheren Piloten auseinander brach, durch den Tod, den Verlust von EX oder der eigenen, persönlichen Gesinnung. Ich ersuche euch, einen Teil des Namens eurer Göttin beizubehalten, um euren Vorgänger und sein Andenken zu ehren und ihm euren Respekt zu zollen. Wie ich auch Hiead vor seinem eigentlichen Dienstantritt sagte, bewährt sich an diesem Ort nicht der

einzelne, sondern die Gemeinschaft und wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, müssen wir einander vertrauen und zusammenhalten. Für Zion!"

"Für Zion!" erschall es aus den Kehlen aller übrigen und sie vollführten das Ehrenzeichen, als Rei salutierte. Saki zupfte etwas an ihrer neuen Uniform zurecht, nervös und unwahrscheinlich stolz, dass ihr Liebster es tatsächlich geschafft hatte. Zu Beginn ein wenig unsicher, konzentrierte sie sich auf die verschiedenen Tasten auf der Konsole und atmete einmal tief durch. "Registrierung des neuen Piloten. Starte den Vorgang."

>>Registrierung läuft. Name des Piloten?<<

"Name des Piloten: Clay Cliff Fortran."

>>Name des Lotsen?<<

"Name des Lotsen: Saki Mimori."

>>Neuer Codename?<<

Clay überlegte eine Weile. Obwohl er nun mit dem Wissen gesegnet war, das er sich immer gewünscht hatte, war er doch überrascht von diesem so veränderten Zero/Rei, der soeben zu ihnen gesprochen hatte, denn obgleich er geahnt hatte, dass sich hinter seiner heiteren, kindischen Fassade mehr verbarg, als man mit bloßem Auge erkennen konnte, verblüffte ihn die präsentierte Reife. Das Andenken ehren....

"Neuer Codename: Mimas Klein."

>>Codename MIMAS KLEIN gespeichert. Registrierung abgeschlossen.<<

Nun war Wrecka an der Reihe. Ihre Handflächen waren feucht und sie vermochte es nicht, ihren Blick von dem edlen Antlitz der Ingrid zu lösen, sodass Roose sie sanft anschubsen musste. Sie schenkte ihm ein zärtliches Lächeln und widmete sich ihrer Arbeit.

"Registrierung des neuen Piloten. Starte den Vorgang."

>>Registrierung läuft. Name des Piloten?<<

"Roose Sawamura."

>>Name des Lotsen?<<

"Wrecka Toesing."

>>Neuer Codename?<<

Der ehemalige Anwärter mit der Nummer 85 verschränkte die Arme und dachte nach. Er hatte seinen Vorgänger nicht gekannt, aber nichtsdestotrotz sollte er den Worten seines Freundes Folge leisten und einen Teil des alten Titels beibehalten. Das hier war anders als die Simulationen im Quarval oder die täglichen Kämpfe mit den PRO-INGs, das hier besass eine Bedeutung, die ihn zum ersten Mal richtig erfüllte. Wollte er einzig in dieses Meisterwerk

einsteigen, um Rache zu nehmen? Nein, die Göttinnen waren nicht einfach nur stupide Tötungswerkzeuge, das spürte er in diesem Moment. Sie waren etwas Außergewöhnliches und er war auserkoren worden, eine von ihnen zu fliegen. Stolz breitete sich in ihm aus.

"Neuer Codename: Juno Keameia."

>>Codename JUNO KEAMEIA gespeichert. Registrierung abgeschlossen.<<

Als letzte kam Tsukasa, die ganz wie ihre Freundinnen immer noch von der Perfektion der Mechas fasziniert war. Sicher, die PRO-INGs waren auch beeindruckend, aber ihnen fehlte diese erhabene Schönheit, die von den Ingrids ausging.

"Registrierung des neuen Piloten. Starte den Vorgang."

>>Registrierung läuft. Name des Piloten?<<

Yamagi trat vor und stemmte die Hände in die Hüften. Oft schon hatte er sich diesen Augenblick in seinen Träumen ausgemalt, doch er hatte nie angenommen, dass es eines Tages wahr werden könnte.

"Name des Piloten: Yamagi Kushida."

>>Name des Lotsen?<<

"Tsukasa Kuscha."

>>Neuer Codename?<<

Was wohl seine Mutter gesagt hätte, wenn sie ihn jetzt sehen könnte? Ob sie ihn vom Himmel aus beobachtete und nun bei ihm war? Das Andenken in Ehren halten....doch nicht nur das von Galew....auch das seiner Mutter....Er entschied sich.

"Neuer Codename: Sarah Leena." (,Sarah' bitte englisch aussprechen)

>>Codename SARAH LEENA gespeichert. Registrierung abgeschlossen.<<

"Warum gerade Sarah?" wollte seine Partnerin wissen und musterte ihn interessiert. Bildete sie es sich nur ein, oder wirkte er ein wenig traurig?

"Es ist der Name meiner Mutter."

".......Das ist schön."

Crow lag in seinem Bett und schlief. In der undurchsichtigen Welt seiner Träume war er wieder ein junger Mann von 18 Jahren, der, gekleidet in die Uniform eines Pilotenanwärters, durch einen Laborkomplex wanderte. Es war dunkel und kalt, doch als er eine Tür zur Seite schob, begrüßte ihn eine bunt blühende Wiese. Natürlich war es nicht echt, sondern nur der Erholungsraum, der so ausgestattet worden war, aber es gefiel ihm und so ließ er sich mit einem

glücklichen Lachen in die duftende Pracht hinein sinken. Plötzlich erschütterte eine schwere Salve die Station und er erhob sich eiligst. Seine Schritte lenkten ihn zum Hangar, wo sich majestätisch die erste Schöpfung seines Vaters, Doktor Gabriel Revords, präsentierte: Ein Mecha von humanoider Gestalt, und befähigt, die Bewegungen eines Individuums nahtlos umzusetzen. Sein Herz schlug ihm wild in der Brust, er nahm die Geschäftigkeit und das hektische Treiben um sich herum kaum wahr. Sein Vater gab seinem Professorenteam gerade Anweisungen und als er seinen Sohn bemerkte, lächelte er stolz.

"Da bist du ja, mein Junge! Beeil dich, unser Angreifer ist ziemlich unleidlich!"

Crow gehorchte und kletterte ins Innere der Einheit, während seine Lotsin, die drei Jahre ältere Kozue, vor der Konsole Bezug nahm. Er wurde ins All geschossen und sah sich erneut einem ihrer Feinde gegenüber. Zwar konnte er ihren Grund verstehen, dennoch schien ihm dieser Krieg so sinnlos....Seine Freunde hatten ihn fallengelassen....selbst Sharkell hatte geglaubt, er wäre

mitverantwortlich für dieses feige Attentat....Sein Gegner näherte sich. Zum Teil wirkte er noch einigermaßen menschlich, aber der Rest seines Körpers war bereits mutiert und verunstaltet zu einem riesigen, aufgedunsenen Etwas....Auch das war die Schuld der Menschen....Crow seufzte. Was hätte er selbst wohl getan, wenn irgend jemand....Ja, er konnte ihren Zorn und ihre Wut

begreifen, aber der Schmerz und die Raserei machten sie blind....Würde man auf dem Weg der Gewalt eine Lösung finden? Auf einmal löste sich die Kreatur vor seinen Augen auf und der junge Mann blickte sich verwirrt um. Die Kulisse des Weltraums wich einem Schlafzimmer, wo Gabriel Revord im Bett lag und mit schwacher Hand seinen Sohn heranwinkte. Er trat näher und befühlte die heiße Stirn. Ein Hustenkrampf schüttelte den Wissenschaftler und ein schmales

Blutrinnsal tröpfelte aus seinem Mundwinkel.

"Crow, mein Junge....die Krankheit frisst mich auf. Ich werde diesen Krieg, der nunmehr begonnen hat, nicht mehr zu Ende führen können....sie wollen Zion....und ich kann ihnen das nicht einmal verdenken....aber sie hören nicht mehr zu....uns bleibt nur noch der Kampf, um den Letzten Planeten, die letzte Zuflucht für die Menschheit, zu retten....obwohl sie es vielleicht gar nicht verdient....führe mein Werk fort und erschaffe etwas, das stark genug ist, sie zu besiegen....Verbessere meinen Prototyp, schenk denen, die dir wichtig sind, ein bisschen Hoffnung...."

Der erste Mecha seines Vaters war etwas Besonderes gewesen und nun sollte er versuchen, etwas noch Großartiges entstehen zu lassen? Schneller, manövrierfähiger, stärker als der Prototyp "Ingrid", benannt nach Ingrid Revord,

seiner verstorbenen Mutter?

"Das....kann ich nicht...."

"Doch, du kannst es....ich glaube an dich....vergiss nicht, dass du einen bemerkenswerten Verstand besitzt....wenn du keinen Weg findest, findet ihn niemand....Beende diesen Krieg....ich bitte....dich....."

Doch bevor er etwas erwidern konnte, tauchte das Gesicht eines anderen Wissenschaftlers vor ihm auf, der noch relativ jung war. Eindrücke und Bilder formten sich in Crows Kopf, Dinge wie Misstrauen, Intoleranz, Hass, Verbohrtheit....und Verrat.

"Sie!" stieß er hervor. "Sie waren es! Sie haben dieses Attentat begangen! Ihretwegen....und Ihrer verfluchten Gier nach Macht...."

"Sie sind Monster, kaltblütige, grausame Kreaturen, die es nicht wert sind, zu existieren!"

"Meinen Sie die, die Sie ,Victims' nennen?! Sie haben ihren Hass durch Ihre Tat erst entfacht! In Ihrem Fanatismus, alles Leben auszulöschen, das nicht so ist wie wir, haben Sie zwei Völker in einen Krieg getrieben, der auf beiden Seiten zahllose Opfer fordern wird!! Sie sind hier das Monster!!"

Der Leiter von GIS schreckte hoch, sein Atem ging heftig und unregelmäßig. Erinnerungen an damals....zusammenhanglos und aus dem Kontext gerissen, aber er wusste, wovon die Rede war. Wegen diesem Mann hatte alles begonnen....und sein Sohn war genau wie er....!!

>>Revord-sama!!<< erscholl urplötzlich Teelas Stimme in ihm und er erhob sich schwerfällig von seinem Bett, doch da durchzuckte ihn erneut ein krampfartiger, trockener Husten und wie so oft blutete er daraufhin aus dem Mund. Er teilte das Schicksal seines Vaters....er musste diesen Krieg beenden, bevor auch er an der Krankheit starb....!

>>Was ist?<<

>>Ein Rudel Victims kommt näher! Aber diesmal....ist ER ihr Anführer!!<<

>>'Er'? Etwa....?! Nein!! Das ist unmöglich!!<<
 

Der Alarm brach los, unheilverkündend, gellend und gefahrverheißend. Rei wechselte ohne Schwierigkeiten von der Rolle des Freundes in die des ranghöchsten Piloten und rief: "Ein Angriff! Piloten bereitmachen!"

Clay, Roose, Yamagi und ihre Partnerinnen verfolgten wie in einer Art unwirklichem Traum, wie die Göttinnen in die Höhe gefahren wurden, zum eigentlichen Startgelände. Gemeinsam liefen sie hinter denen her, für die dieser Anblick bereits Routine geworden war, erfüllt von Anspannung und einer Spur von Erhabenheit, gleich in eine wahren Ingrid einzusteigen bzw. als vollwertiger Lotse zu arbeiten. Die Einheiten wurden in ihren beweglichen Stellplätzen nebeneinander postiert und die Aufzugsrampen klinkten sich ein. Immer ein Paar betrat die Transportfläche und ließ sich nach unten bringen. Die fünf jungen Frauen aktivierten die Konsolen und überprüften alles Notwendige, während ihre Partner ihnen geduldig abwartend oder auch sehr neugierig über die Schulter sahen. Die Cockpits öffneten sich.

"Ernn Laties bereit!"

"Sarah Leena bereit!"

"Tellia Elara bereit!"

"Juno Keameia bereit!"

"Mimas Klein bereit!"

Rei ließ seinen Blick über die Reihe seiner Freunde und Mistreiter schweifen, im Inneren von tiefer Dankbarkeit durchdrungen, dass das Schicksal sie hier, am Ort der Entscheidung, wieder zusammengeführt hatte. Sicher, er war betrübt darüber, dass Erts, Galew, Rio und ihre Lotsen hatten gehen müssen, aber schließlich blieben sie zusammen und hatten sich gegenseitig versprochen, nicht den Kontakt zueinander zu verlieren. Dieser Kampf war ihr erster gemeinsamer Kampf als Piloten und er war davon überzeugt, dass jeder von ihnen sein Bestes

geben würde. Da legte sich eine warme Hand auf seine Schulter und als er sich umwandte, erkannte er Hiead, der ihn anlächelte.

"Viel Glück, Bruderherz."

"....Danke, gleichfalls. Pass auf dich auf."

Ein letztes Nicken und der silberhaarige Pilot trollte sich zu seiner Position auf dem Hangar. Rei musste unweigerlich schmunzeln, als Kizna seine Gedanken mit einer Klassifikation ihrer Gegner unterbrach:

"Ein Schwarm Victims vom Typ D! Aber....da ist noch etwas....ihr Anführer hat eine eigenartige Signatur....entweder spielt der Computer verrückt oder er meint es ernst...."

"Was ist?"

"....Laut den Angaben auf dem Monitor handelt es sich um....um einen Menschen...."

"Was?!.....Hm....also ein neues Rätsel, wie? Gut, dann werden wir rausgehen und versuchen, es zu lösen! Piloten auf ihre Plätze!"

Auf diesen Befehl hin verschwanden die jungen Männer durch die glänzende Schicht der Luken in ihren Mechas und sie schlossen sich ohne Verzögerung. In Clays Herzen herrschte eine große, unendliche Ruhe. Auch wenn er ihre Präsenz nicht wirklich sehen, sondern nur spüren konnte, so wusste er doch, dass Helteage bei ihm war, so wie Elia nun Yamagi unterstützte und Silfee

sich um Roose kümmerte. Langsam hob er seine Hand und die Göttin tat es ihm nach. Sie waren eins, miteinander verbunden, bereit für den Kampf und bereit, diejenigen zu schützen, die ihnen wichtig waren. Den Goddess-Spirits waren ihre Piloten wichtig....und natürlich Revord-san, daran gab es keinen Zweifel.

Der ehemalige Anwärter mit der Nummer 86 indessen, berührte unsicher seine Wangen, in die eine sanfte Hitze gekrochen war. Ob auf seiner Haut gerade die Zeichnungen erschienen, die auch die Ingrid im Gesicht trug? Jedenfalls war es aus seiner Sicht einfach unbeschreiblich schön, sich in ihr zu befinden. Er fühlte sich aufgehoben und geborgen und irgendetwas sagte ihm, dass die Sarah Leena nicht zulassen würde, dass ihm etwas passierte. Dieser Eindruck,

nicht allein zu sein, war ungewöhnlich und gänzlich anders als in einem PRO-ING....

"So wirst du also nicht kämpfen, um Rache zu nehmen?"

Roose schüttelte den Kopf. Woher kam diese weiche, singende Stimme, die eben direkt zu seinem Herzen gesprochen hatte? Hing das mit der Göttin zusammen? Warum wurde er das Gefühl nicht los, von achtsamen, wachenden Augen betrachtet zu werden? Oder war es genau das, was eine Ingrid von einer Übungsmaschine unterschied?

"Nein." erklärte er laut, obwohl er sich nicht sicher war, ob die unsichtbare Stimme ihn verstand. "Ich habe begriffen, dass Rache nicht wirklich glücklich macht. Vielleicht kann ich damit meinen Zorn befriedigen, aber Frieden werde ich nicht finden. Außerdem hätten meine Eltern nicht gewollt, dass ich in blinder Wut um mich schlage und das Wesentliche im Leben aus den Augen verliere....Liebe. Freundschaft. Güte. Hilfsbereitschaft. Hoffnung. Glück. Ich

habe jetzt eine neue Familie. Und auch wenn wir nicht blutsverwandt sind, bedeuten sie mir dennoch sehr viel. Ich möchte kämpfen, um sie zu schützen....und nicht, um meine Rachegelüste zu stillen. Wer immer du bist, bitte hilf mir dabei."

Silfee lächelte leicht und nickte. "Das werde ich."
 

Die Torflügel ächzten auseinander und die Einheiten schoben sich nach vorne, bis zu den Abschussrampen. Die Verbindungen wurden hergestellt und die Ernn Laties und ihre Begleiterinnen mit zunehmender Geschwindigkeit durch die Röhre geschickt, während die Schleusen zum All geöffnet wurden. Die Lichter an den Flugbahnen leuchteten auf.

"Start!!" Ein letzter Schub und sie tauchten in die geheimnisvolle Dunkelheit außerhalb der Station ein. Zion erstrahlte in der Ferne, in all seiner Pracht und Schönheit. Der Rudel der Victims war nicht mehr weit entfernt und die Sensoren meldeten tatsächlich einen Menschen als Anführer, der offensichtlich ebenfalls eine Kampfmaschine steuerte. Was zum....?!

Auch auf GOA war man bereits auf die neue Attacke aufmerksam geworden. Rick, der

momentan einzige Top-Schüler der Akademie, sollte, falls die Göttinnen Hilfe anforderten, eine Gruppe erfahrener Rekruten leiten. Auf einmal fielen alle Monitore aus und Kapitän Azuma fluchte ungehalten. "Verdammt, was ist da los?!"

Die Apparate reagierten einen Moment nicht, doch schlagartig begannen sie wieder, zu funktionieren. Die Überwacher atmeten auf, aber zu früh, denn nun machten sie eine schreckliche Entdeckung.

"Chef! Jemand hackt sich in GOAs System ein und übernimmt nacheinander die

Kampfstationen!!"

"Was?! Was soll das heißen?! Sofort die PRO-INGs rausschicken, wir haben keine Zeit, auf einen Ruf der Ingrids zu warten!"

".....Kampfstationen 90 bis 96 reagieren nicht!! Die Lotsen melden, dass keiner der PRO-INGs die Starsequenz einleitet! Der ganze Abschnitt ist lahmgelegt!!"

"Nummer 97!! Raus mit dir!!!" fuhr Azuma den Anwärter an, der unlängst in seiner Maschine Platz genommen hatte. Er war sichtlich verwirrt, dass noch keiner seiner Kommilitonen gestartet war und hatte umso erstaunter und irritierter die Erklärung seiner Schwester mit angehört, die berichtet hatte, dass irgend jemand die Kontrollpulte gesperrt habe. Ein Hacker....?! Er musste los, ehe er selbst....

"Scheiße!" ließ sich Miranda vernehmen und ihre Finger flirrten über die Tasten wie Ameisen über einen Erdhügel. "Was zum Teufel ist da los?! Es klappt nicht!! Ich kann dich nicht rausschicken, Rick! Der Computer nimmt keine Befehle mehr von mir entgegen!"

"Versuch es mit dem Ausnahmecode!" mischte sich der Ausbilder ein, doch auch das schien keine Wirkung zu zeigen.

"Es funktioniert nicht, Kapitän! Dieser Hacker umgeht den Code für Spezialfälle spielend, fast so, als würde er ihn kennen!"

"Das ist doch lächerlich! Der Code besteht aus zehn Zahlen und zehn Buchstaben, kombiniert mit griechischen Symbolen! So schnell kann er den doch nicht knacken! Und außer dem Lehrpersonal und euch Lotsenschülerinnen weiß ihn niemand!"

Da flackerten die Bildschirme plötzlich, und die Konsolen traten wieder in Aktion. Als Miranda schon erleichtert die Sequenz beginnen wollte, erstarrte sie. Auf dem Monitor, dort, wo eigentlich ihr Name als Lotse verzeichnet sein sollte, stand ein anderer....und bei ihren Kameradinnen war es genau das gleiche und genau derselbe Name:

Rana Relain.

"Kapitän! Jemand hat das System übernommen! ,Fluglotse: Rana Relain'! Wer ist das?!"

Azuma schaltete abrupt die Kommunikation zwischen sich und seinen Kadetten aus und stützte sich mit aschfahlem Gesicht auf dem Geländer vor seinem Standort ab. Tiefes, unheilvolles Schweigen hüllte ihn ein. Wie in Zeitlupe kontaktierte er Rill.

"Komm sofort her."

Seine Stimme war zu einem monotonen Flüstern geworden und zitterte ein

wenig, so dass die Ärztin unwillkürlich von Besorgnis ergriffen wurde, denn noch wusste sie nicht, was eigentlich vor sich ging. Sie packte ihre Medizintasche, in der Annahme, dass auf der Gefechtsbrücke jemand verletzt worden sei, und begab sich rasch zu ihrem ehemaligen Partner. Umso entsetzter war sie, als sie den wahren Grund erfuhr, weshalb er sie gerufen hatte. Mechanisch deutete er auf einen der Bildschirme, auf dem der fremde Name blinkte wie ein Warnzeichen. Die Tasche glitt ihr aus der Hand un polterte zu Boden, verschiedene Behandlungsutensilien lagen verstreut herum.

"Rana....?"
 

Der Schwarm der Victims ergoss sich wie ein grauenhafter Regen über GOA und Rei und die anderen registrierten verstört, dass sie diesmal nicht an Zion, sondern an der Akademie interessiert waren. Endlich kam auch der zwielichtige Anführer in Sicht.

Stille.

Rill unterdrückte einen Schrei und Hijikatas Hände ballten sich zu Fäusten. Wütend und traurig biss er sich auf die Lippen. Nun war der Moment gekommen, an den er nicht mehr geglaubt hatte....Er wollte Rache an ihm nehmen....aber was hatte er mit diesen Wesen zu schaffen?! Die höhnischen, kalten Worte eines Mannes drangen durch den Äther.

"Erinnerst du dich an mich, Azuma? Sieh gut zu. Ich werde alles zerstören, was dir wichtig ist! Es war sehr unklug von dir, uns damals im Stich zu lassen! Du solltest wissen, dass so mancher Freund ziemlich nachtragend ist! Dir war es egal, ob ich sterben würde! Jetzt ist es soweit! Ich werde deine Existenz vernichten, so wie du meine vernichtet hast!"

"Das....kann....nicht sein....Du bist....es wirklich....Cain?"

"Du hast meinen Namen nicht vergessen, wie ich höre. Aber es gefällt mir nicht, dass du mich beim Vornamen nennst. Wir sind keine Freunde mehr! Damals hast du dich davongestohlen wie ein Feigling! Aber diesmal....wirst du nicht weglaufen können!"

Der PRO-ING zog seine schwertähnliche Waffe und ging zum Angriff über. Er schlug einen Riss in die Außenhaut und lachte triumphierend. "Ich hoffe sehr, dass du jetzt Angst hast, Azuma! Weißt du nun, was das für ein Gefühl ist?! Du wirst für deine Feigheit bezahlen!!"

Auf dem Panzer des PRO-INGs stand eine Zahl. Die Kenn-Nummer von Cain Fisher. Dreizehn.

"Hijikata...." begann Doktor Croford, doch er brachte sie mit einer Geste zum Verstummen.

"Bitte unterstütze mich."

"....Was soll ich tun?"

"Unterstütze mich. Ich werde mit meinem eigenen Mecha rausgehen und mich ihm stellen, denn seine Rache gilt mir - GOA darf nicht in Mitleidenschaft gezogen werden."

"Bist du dir sicher?"

Er sah ihr tief in die violetten Augen, die von Sorge und Angst gezeichnet waren. Wo war die starke, temperamentvolle, energische Frau mit der schnellen Zunge geblieben, die ihm stets so entschieden Kontra geboten hatte? Er las ein Gefühl in ihrem Blick, von dem er nicht zu glauben wagte, dass es ihn betraf. "Ja."

"Also schön. Deine Fähigkeiten sind hoffentlich nicht eingerostet."

"Meine Fähigkeiten in diesem Punkt sind gewiss nicht eingerostet." Damit verließ er die Brücke und suchte den Trainingsraum auf, der nicht für die Lehrer in normalen Fächern wie Physik oder Astronomie konzipiert war, sondern für diejenigen, die die Schüler im Kampf ausbildeten und einen militärischen Rang bekleideten. Für Unbefugte war der Zutritt verboten. Der Scanner

erkannte ihn mittels Abtastung seiner Hand und seiner Augennetzhaut, und er betrat die Halle, in der einige ältere PRO-INGs aufgereiht standen. Wie lange war es schon her, dass er selbst in einer Simulation gekämpft hatte....als er noch einer unter vielen war, Hijikata Azuma, Anwärter Nummer 19.

"Ich werde alles zerstören, was dir wichtig ist!" hatte er gesagt.

"Nein, Cain. Das werde ich verhindern....und wenn es mich mein Leben kostet...."
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 08: Vergangenheit"

Curriculum 08: Vergangenheit

Das neue Kapitel ist da! Die Geschichte um Azuma und Cain stammt aus dem 5. Mangaband von dem übersetzten Teil, den ich habe. //...// bedeutet, dass Azuma

irgendetwas zu den Geschehnissen erläutert. Viel Spaß!
 

Curriculum 08: Vergangenheit
 

Azuma verschwand im Inneren seiner Einheit und ließ sich zur Startrampe transportieren. Rill nahm Bezug vor einem Schaltpult in der Kommandozentrale und gab die notwendigen Daten ein. Bevor Rana, die geheimnisvolle Lotsin im Hintergrund, sich zum Computer auf der Brücke durchgeschaltet hatte, war es dem Chef-Ausbilder gelungen, ins All hinauszufliegen. Dort attackierten die Typ-D-Victims immer noch die Station, während die fünf Göttinnen dazwischen

gingen und einer Kreatur nach der anderen den Garaus machten. PRO-ING #13 ragte aus diesem Tumult hervor wie ein Geschwür.

"Da bin ich, Cain! Lass es uns zu Ende bringen, hier und jetzt!"

"Traust du dir das wirklich zu, Dummkopf?! Ich werde dich für deinen Verrat bestrafen, du Feigling! Deinetwegen wäre ich fast umgekommen! Das wirst du büßen!"

Azuma biss sich auf die Lippen. Was hätte er denn tun sollen? Man hatte ihn von seinen Kameraden abgeschnitten, er konnte ihnen überhaupt nicht helfen....und doch brannten die Schuldgefühle immer noch in ihm. Er erinnerte sich sehr gut an seine Zeit als Anwärter, denn es waren schöne, wenn auch harte Jahre gewesen.
 

>> RÜCKBLENDE <<
 

"19!!! HAST DU MICH VERSTANDEN?!?!"

"Logisch, Chef, Sie waren ja nicht zu überhören! Schlägt Ihnen das nicht auf die

Stimmbänder?" Sein Lehrer starrte den 17jährigen verdutzt an und winkte resigniert ab.

"Ich bin deine Frechheiten schon viel zu sehr gewohnt, als dass ich mich noch groß darüber aufregen könnte. Wenn du deinen Kumpel aufsuchen willst, er ist auf der Krankenstation. Beinahe hätte er ganz GOA in die Luft gejagt, weil er die Kontrolle über sein EX verloren hat! Das nächste Mal soll er sich gefälligst zusammenreißen! Sag ihm das!"

Der Top-Schüler zuckte die Achseln und trollte sich zum Krankenflügel, wo der erschöpfte Cain, Kadett Nummer 13, jetzt lag, um sich zu erholen. Als er Azuma eintreten sah, begrüßte er ihn mit einem breiten Grinsen.

"Lass mich raten - der Alte schickt dich, damit du mir eine Standpauke hältst, ja? Das kannst du dir sparen, ich kenne sie ohnehin schon auswendig!"

"Denkst du, das weiß ich nicht? Wie fühlst du dich? So eine Wahnsinns-Reaktion hattest du noch nie!"

"Es geht schon, jedenfalls wesentlich besser als kurz danach. Oh...."

Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich ein weiteres Mal und zwei Mädchen schlüpften hindurch. Es waren Rill Croford und Rana Relain, ihre Partnerinnen. Rana trat ans Bett und setzte eine vorwurfsvolle Miene auf.

"Verdammt, Cain! Ich bin zu Tode erschrocken! Wenn du nochmal so 'ne Nummer bringst, wird der Kapitän dich zum Straftraining einteilen - und bei meinem üblichen Glück werde ich mit dir zusammen Strafrunden laufen müssen, und darauf habe ich echt keine Lust!"

Der Junge drehte in gespielter Verzweiflung die Augen gen Himmel und stieß einen langen Seufzer aus. ",Hallo Cain, wie geht es dir? Ich habe mir Sorgen gemacht.' So was in der Art habe ich eigentlich erwartet! Warum musst du mich immer so unterbuttern? Du klingst schon wie Rill!"

"Das schadet dir gar nichts!"

"Hijikata, bitte überrede sie, netter zu mir zu sein!"

"Spinnst du?! Das krieg ich schon bei meiner eigenen kratzbürstigen Lotsin nicht hin, da werde ich es bei deiner schaffen!"

"Kratzbürstig?! Dir geb ich gleich ,kratzbürstig', du Idiot!"
 

//Cain Fisher und ich....Wir waren Klassenkameraden und gute Freunde....auch wenn wir miteinander konkurrierten, wie vertrauten einander dennoch....Rill und Rana, unsere Lotsen, waren eng befreundet und verstanden sich hervorragend. Aber....dann geschah dieser Unfall....der uns auseinanderriss....Es war ein schlechter Tag, denn ich hatte einen Tadel von meinem Lehrer bekommen und mich auch noch mit Rill gestritten....Wir, die fünf Top-Schüler, hatten

damals ein Training im Weltraum und meine Kameraden und ich waren ganz aufgeregt....Doch während dieses Trainings....erschien ein Victim....//
 

Die PRO-INGs postierten sich draußen im All. Cain blickte sich schweigend um und ließ die Schönheit des Letzten Planeten, der in der Ferne vor ihnen aufragte, auf sich einwirken.

"He, Hijikata!"

"Was ist? Ist ein Gegner in Sicht?"

"Nein. Aber ich kann Zion von hier aus sehen. Klar und strahlend wie eine blaue Perle. Eines Tages möchte ich auf diesem Planeten landen und seine Wunder erleben."

"Das ist wirklich alles, woran du denken kannst." lachte Azuma und zeigte seinem Freund mit dem Finger an der Schläfe an, dass er spinnen würde.

"Du....! Werd gefälligst nicht unverschämt!"
 

//Und wir warteten auf einen Angreifer, bereit für den Kampf. Obwohl wir während des Trainings kein Gefecht mit einem Victim zu haben glaubten, führten die endlosen Stunden des Wartens unseren geistigen Zustand an das mögliche Maximum. Als unsere Konzentration den Höhepunkt erreicht hatte, kam er....//
 

Der Kapitän kontaktierte seine Rekruten, als er die Meldung erhalten hatte, dass der Feind aufgetaucht war. "Hört zu, Jungs! Ihr bleibt in der Nähe von GOA, verstanden?"

Der Kampf, der daraufhin begann, dauerte lange. Viel zu lange....Es handelte sich um einen Victim vom Typ R, und das versprach, keine leichte Konfrontation zu werden....

"Da ist er! Laut meinen Daten ist er bereits verwundet worden! Er muss den Göttinnen entwischt sein!" rief Cain und zog das Schwert seiner Einheit. Die anderen Top-Schüler taten es ihm nach und verharrten regungslos im direkten Umfeld von GOA, wie man es ihnen befohlen hatte.
 

//Der verletzte Victim war äußerst aggressiv und wand sich in Schmerzen, die ihn nur noch rasender werden ließen. Noch nie zuvor war ich einem so wütenden und auch gefährlichen Wesen gegenübergestanden. Ich verlor jegliches Zeitgefühl und fragte mich, warum die Ingrids nicht mehr auftauchten. Was war passiert? Hatte das Monster einen der Piloten getötet? Das zumindest würde erklären, weshalb sie sich nach GIS zurückgezogen hatten. Wir fünf waren die

besten Kadetten der Akademie und unser Feind schwer getroffen....Es sollte für uns kein Problem sein, ihn zu vernichten....Das dachten wir zumindest. Alle dachten es. Tatsächlich gelang es uns, den Victim bis zu einem Punkt zu schwächen, an dem wir uns sicher glaubten....und überzeugt waren, der Kampf würde nur noch einen Moment dauern....doch plötzlich....//
 

"Nummer 19, Hijikata Azuma?"

Der Junge hob verwirrt den Kopf, als ihm bewusst wurde, dass sein Ausbilder ihn gerade kontaktierte. Was sollte das? Warum mitten im Gefecht? Er wich geschickt einem Schlag des Victims aus, überschlug sich einmal und antwortete schließlich: "Ja, Sir?"

"Du bist zum ordentlichen Piloten ernannt worden. Der Direktor hat sich dafür entschieden und es mir soeben mitgeteilt."

Diese Ankündigung verursachte einen Wirbel an Gefühlen in ihm. Das Ziel, auf das er so voller Elan und Entschlossenheit hingearbeitet hatte, fiel ihm in den Schoß! Er würde Pilot sein! Das, was er herbeigesehnt hatte, seit er Anwärter geworden war, geschah nun wirklich! Dann jedoch schleuderte ihn der Schlag der Kreatur, der ihn frontal traf, erbarmungslos aus seinen Träumen in die Realität zurück.

".....Argh!....Sir, ich fühle mich geehrt, aber ich bin noch in den Kampf verwickelt!"

"Die anderen vier sollten in der Lage sein, ohne dich mit dem Victim fertig zu werden. Begib dich sofort nach GIS. Deine Kommunikationsleitung zu den anderen Anwärtern ist bereits durchtrennt worden."

Azuma spürte einen Stich im Herzen. Er sollte gehen, ohne Lebewohl zu sagen, ohne sich von seinen langjährigen Kameraden zu verabschieden? Aber was blieb ihm schon übrig? Außerdem hatten sie ihren Angreifer ja bereits so weit....noch eine letzte Attacke ihrerseits, und die Bestie war Geschichte....Er unterdrückte die Tränen, als er sich umwandte und das Schlachtfeld verließ, die Augen auf seinen neuen Wirkungskreis gerichtet: GIS. Als er die Station erreicht

hatte, wurde er von den vier anderen Piloten empfangen, deren Gesichter noch traurig und betrübt waren ob des Todes desjenigen, dessen Platz er nun einnahm. Es musste ein harter Kampf gewesen sein, denn jeder von ihnen war an irgendeiner Stelle verbunden. Der größte von ihnen, ein schlanker, aber breitschultriger junger Mann von ca. zwanzig Jahren, mit wirrem hellbraunen Haar und grau-grünen Augen streckte ihm die Hand hin.

"Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Orest von Hartenstein und ich bin der Pilot der Themis Kallisto, der Roten Göttin. Freut mich."

Auch die übrigen beiden nannten ihre Namen und Hijikata begann, sich allmählich auf seine zukünftige Aufgabe zu freuen, die er immer schon hatte erfüllen wollen. Von Orest hatte bereits gehört - er war nicht nur der Älteste der derzeit operierenden Piloten, sondern auch einer der besten Rekruten aller Zeiten. Plötzlich fiel ihm auf, dass einer seiner neuen Mitstreiter sich

noch nicht vorgestellt hatte: Ein zierliches Mädchen mit langem türkisen Haar und ebensolchen Augen. Ihr zartes Antlitz zeigte Spuren von Trauer über den Verlust, schien aber dennoch seltsam unbeteiligt zu sein und irgendwie auch völlig alterslos. Sie betrachtete ihn eingehend, nickte schließlich und bevor er etwas erwidern konnte, drehte sie ihm den Rücken zu und kehrte

ins Innere des Trägerschiffes zurück. Orest meinte: "Nimm es ihr bitte nicht übel, sie ist etwas introvertiert und spricht mit uns immer nur über das Nötigste. Man bekommt von ihr kaum etwas mit, meist gibt sie sich still und ein bisschen kühl - aber im Kampf ist sie ein Haifisch, unterschätze sie bloß nicht!"

"Wer ist sie?"

"Teela Zain Elmes, die Pilotin der Weißen Göttin, Ernn Laties. Und jetzt komm, ich zeige dir deine Einheit, die Blaue Ingrid, Eeva Careena."

Am Ende des Tages war Hijikata Azuma offiziell als Pilot eingetragen und Maschine 02 wurde in "Eeva Latona" umbenannt, nach seiner Mutter.
 

//Ich erfuhr es erst am nächsten Tag und mir war, als würde eine Welt zusammenbrechen. Der Victim wurde zwar besiegt, aber zu einem sehr hohen Preis....Er sammelte seine letzte Kraft und griff in tiefster Verzweiflung noch einmal an, um zu überleben....Die Anwärter #14, #17 und #18 entkamen dem Feuergeschoss....nur Cain, der verbissen bis zum Ende kämpfen wollte, gab

nicht auf....//
 

"Los, Hijikata, den machen wir fertig!" schrie Kadett 13 und stürzte in Richtung Flammenball.

"Hijikata, kannst du mich hören? Wo bist du? WO BIST DU?!?!Hijikataaaaaa....!!!!"

Eine weithin sichtbare Explosion erhellte die Finsternis des Alls. Von Cain Fisher war nichts mehr zu sehen. Man musste davon ausgehen, dass er im Kampf gefallen war....
 

>> ENDE DER RÜCKBLENDE <<
 

Azuma griff nach seiner Laserwaffe und schoss, ohne noch länger zu überlegen. PRO-ING #13 tauchte geschickt ab und feuerte nun seinerseits, doch der Kapitän baute ein Schutzschild auf, an dem die Strahlen abprallten.

"Warum, Cain? Warum musste es so enden?"

"Das wagst du fragen, nachdem du dich davongestohlen hast, du feiger Bastard?! Wie durch ein Wunder bin ich damals nicht gestorben, sondern wurde von meinem Vater gerettet! Ich werde mich an dir rächen!!"

"Lass mich doch erklären, ich...." Doch Cain packte sein Schwert und schlug brutal nach Azuma, ohne sich groß darum zu kümmern, wo er ihn traf. Rei, der in diesem Moment seinen sechsten Victim in Folge vernichtete, bemerkte es und raste in atemberaubender Geschwindigkeit auf den feindlichen PRO-ING zu. Als dieser seine Waffe hob, um Nummer 19 durch den Kopf mitten hindurch zu spalten, stieß die Weiße Ingrid ihn zur Seite und hielt ihm nun ihre Klinge unter die Nase. Azuma schüttelte seine Benommenheit ab und erstarrte.

"Rühr meinen Ausbilder an, und du wirst es büßen, Mistkerl!" stieß er erbost zwischen den Zähnen hervor und fixierte seinen Kontrahenten mit einem stechenden Blick.

"Du!" war die verblüffte und ganz und gar nicht erfreute Antwort. Cain donnerte seine Faust gegen die glänzende Schneide und trat die Ernn Laties so heftig in die Seite, dass Rei es deutlich spürte und zurück sackte. In der nächsten Sekunde schimmerte im Licht Zions eine weitere Schwertklinge auf, die pfeilgleich hernieder sauste und dem gegnerischen PRO-ING den rechten

Arm abtrennte. Hiead.

"Man kann dich einfach nicht alleine lassen, Bruderherz!" lächelte er verschmitzt. "Ständig muss man auf dich aufpassen!"

"Guardian!" kam es von Einheit 13 und Hiead wandte sich mit einem eisigen Ton in der Stimme an den, der ihn angesprochen hatte.

"Es wäre für alle Beteiligten besser gewesen, wenn Sie gestorben wären. Ihr sauberer, ach so edler Vater hat diesen Krieg ausgelöst und Sie helfen ihm jetzt dabei, dass er so lange nicht endet, bis jedes einzelne der Wesen, die ihr ,Victims' nennt, ausgerottet ist, indem ihr den Hass und das Misstrauen weiter schürt! Alles nur wegen eures krankhaften Fanatismus!"

"Narren!" höhnte Cain und lachte lauthals, als sässe er in den Zuschauerrängen eines Zirkus' und verfolge die Clownnummer. "Diese einfältigen Kreaturen haben keine Ahnung, wer sie führt! Wir werden sie alle umbringen, damit endlich die einzig wahre Rasse das All regieren kann - der Mensch! Es darf niemanden sonst neben uns geben!"
 

Mit dem Schwert, nun in der linken Hand, ging er zum Angriff über und verwickelte Hiead in ein hitziges Gefecht, ohne sich um seine Umgebung zu scheren. Er prügelte drauflos wie ein Irrer und Hiead fluchte leise, denn er sah sich einer Kraft gegenüber, die vom Wahnsinn gesteuert wurde. Feine Schweißperlen rannen über seine Stirn. Die beiden Klingen krachten mit

einem fürchterlichen Getöse aufeinander und die Tellia Elara hielt mit aller Stärke dagegen. Von irgendwoher flog eine gelb-orange Granate heran und explodierte. Die Rote Göttin und der PRO-ING wurden auseinander gesprengt, die Juno Keameia erschien neben Hiead und schleuderte weitere Geschosse auf den abtrünnigen ehemaligen Anwärter.

"Danke für deine Hilfe, Roose."

"Keine Ursache! Ich habe zwar keine Ahnung, wer dieser Typ eigentlich ist, aber er ist mir hochgradig unsympathisch. Und ich habe von Natur aus etwas gegen Leute, die meine besten Freunde angreifen!"

"Da geht's mir ähnlich!" Eine gigantische Kanone wurde von der Sarah Leena geschultert und eine riesige Salve brach daraus hervor, die Cain auf den Brustpanzer traf und ihn in ein Netz aus elektrischen Schlägen einschloss. Er wand sich hin und her, doch es gelang ihm nicht, sich zu befreien. Die Victims, die noch übrig geblieben waren, schienen endlich zu begreifen, dass ihr

sogenannter "Anführer" in Gefahr war, ließen von GOA ab und näherten sich den Ingrids.

"Denkt nicht einmal dran!" Ein Laser blitzte auf und zerteilte in unglaublichem Tempo drei der Wesen, ohne viel Zeit dafür zu verschwenden. Rei nutzte das entstehende Durcheinander, um sich auf sein EX zu konzentrieren. Sein Haar erglühte türkis und er legte die Hände zusammen wie im Gebet. Der Laser wurde eingefahren und die Mimas Klein zog sich zurück, um First für den finalen Schlag Platz zu machen. Zum ersten Mal verfolgte Azuma dieses Manöver aus

nächster Nähe und ein Schauer überlief ihn, als ihm klar wurde, dass es sein nichtsnutziger Schüler Zero Enna war, der diese Aura der Macht verströmte. Die Arme des jungen Mannes öffneten sich weit und die enorme Energieentladung zermalmte die restlichen Victims.

"Das wäre geschafft. GOA ist mit relativ geringen Schäden aus der Schlacht hervorgegangen. Und nun zu Ihnen!" sagte Pilot 01 und musterte Cain von oben bis unten, der immer noch in den elektrischen Fesseln gefangen war.

"Wer sind Sie und was wollen Sie von uns? Welchen Zweck hatte dieser Angriff? Reden Sie!"

"Du hast keine Ahnung, was, Retter von Zion? Wenn dem so ist, wirst du es von mir bestimmt nicht erfahren." Sein hässliches Lachen erklang von neuem, wie um die Piloten zu verspotten.

"Es gibt genug andere, die die Wahrheit kennen. Er braucht Sie nicht." entgegnete Clay spitz und mit einem kalten, harten Unterton, den Saki noch nie gehört hatte. Kizna, Ikhny, Wrecka, Tsukasa und sie sassen sprachlos vor ihren Konsolen, in ihrem Kopf unzählige Fragen und der Wunsch, endlich zu ergründen, worum es tatsächlich ging.

"Was zum....? Wer zum Teufel bist du?"

"Können Sie sich das nicht denken? Dabei ist es so einfach. Ich bin Clay Cliff Fortran."

"Der Sohn von....?!"

"Genau. Ja, ich weiß alles! Vom wem, ist völlig unwichtig! Aber wir werden diesen Krieg beenden, den Sie und Ihr verrückter Vater angefangen haben! Die ungezählten Jahre, die vergangen sind, haben den Mantel des Schweigens über dem Grund all dieser Kämpfe ausgebreitet, aber damit ist es vorbei! Endgültig!"
 

Das letzte Wort sprach er mit so viel Intensität aus, dass Cain unweigerlich eine gnadenlose Hand nach seinem Herzen packen fühlte, die ihre klammen Finger um den versteinerten Klumpen legte, den er in seiner Brust trug. Aber wer waren diese Kinder denn schon?! Ein paar alberne Jugendliche, die von den höheren Zusammenhängen ohnehin nichts begriffen! Ein diabolisches Grinsen zog seine Lippen auseinander und er aktivierte eine Minibombe, die das

Elektrizitätsnetz neutralisierte. Dann startete er den Antrieb und verschwand in der Ferne.

"Hier geblieben, du verfluchter Mistkerl!" brüllte Yamagi, doch Hiead hielt ihn zurück.

"Lass es. Soll er ruhig zu seinem Vater fliegen und ihm beichten, wie wenig erfolgreich er war. Die Wahrheit ist wichtiger. Es ist soweit - die Zeit ist gekommen."

Rei, der die Bedeutung dessen, was sein Bruder gesagt hatte, ermessen konnte, befahl den Rückzug und auch Azuma kehrte zum Ausbildungszentrum zurück, wo er von Doktor Croford erwartet wurde. Ihr abgehetztes Gesicht zeugte davon, dass sie sich Sorgen gemacht hatte.

"Als Cain geflohen ist, ist auch Rana aus dem Computersystem verschwunden. Die einzelnen Stationen sind wieder in Betrieb und die Schäden werden repariert. Es war kein einfacher Kampf....aber deine ehemaligen Schüler, vor allem Nummer 88, haben sich sehr für dich eingesetzt. Das freut mich für dich. Wie geht es dir? Ich meine....du und Cain....wart einmal...."

"....Freunde? Ich kann nicht ungeschehen machen, was in der Vergangenheit passiert isr, niemand kann das. Nachdem er für tot erklärt worden war, bist du dir mit Rana, deiner Freundin, in die Haare geraten....sie ging fort, nachdem sie mit dir gebrochen hatte...."

"....Rana war zornig. Doch ich erfuhr von dir die näheren Umstände der ganzen Geschichte und kam zu dem Schluss, dass es nicht deine Schuld war. Aber in Ranas Augen warst du zu einem Feigling, einem Verräter geworden....und ich konnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Ich hatte seltsamerweise den Eindruck, als hättest du sie schwer enttäuscht....warum wohl? An

diesem Tag haben wir beide etwas verloren...." Sie schwieg und senkte den Kopf.

"Das stimmt. Über die Zeit hinweg haben wir aber auch etwas Neues gefunden, nicht wahr?"

"Was meinst du?" Er hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen.

"Weißt du es wirklich nicht?" erkundigte er sich sanft und ergriff mit der freien Hand ihre linke. Sein warmer Atem kitzelte ihr die Wangen.

"Doch....ich weiß es."

Obwohl der alte Schmerz von damals in ihr hochgeschwemmt worden war, spürte sie tief in sich ein stärkeres und mächtigeres Gefühl - Glück. Es breitete sich in ihr aus und durchflutete sie wie Sonnenstrahlen den Himmel. Mit seinen Lippen auf den ihren vergass sie alles andere um sich herum....
 

Die Göttinnen versanken in ihren Stellplätzen und die Piloten stiegen aus. Erleichtert, dass sie gesund zurückgekommen waren, fielen ihnen ihre Lotsen um den Hals und pressten sich fest an sie. Rei hauchte Kizna einen Kuss auf die Haarspitzen und trat vor. Die Aufmerksamkeit aller wandte sich ihm sofort zu.

"Wir wissen gut genug, dass das eben ein besonderer, ein fast....schicksalshafter Kampf war. Aber ich habe mehr Fragen als je zuvor und ich verlange nach den Antworten, mehr denn je. Ich bin es leid, mit kleinen Informationsstücken abgepeist zu werden! Hiead, du hast gesagt, die Zeit sei gekommen, und das ist gut so. Darüber hinaus möchte ich euch, Clay, Roose und

Yamagi, ein Lob aussprechen. Das war euer erstes Gefecht als Piloten der Göttinnen und ihr habt euch ausgezeichnet geschlagen. Ich wusste, dass ich mich auf euch würde verlassen können. Ich danke euch für eure Hilfe."

Er blieb einen Moment still und auf einmal grinste er.

"Übrigens habe ich beschlossen, dir einen Spitznamen zu geben, Clay!"

"Was?! Warum gerade mir?"

"Weil du mir durch deine Worte wieder einmal bewiesen hast, dass du mehr weißt als ich. Es soll eine Geste der Freundschaft sein, so wie bei Yamagi."

"Ich hasse meinen Spitznamen!"

"Dabei ist ,Yama-kun' so hübsch. Und es passt zu dir!" meinte Roose herzlich und schlug dem Freund auf die Schulter.

"Ich hasse ihn trotzdem!"

"Ich dachte an ,IQ' ("Eikju" gesprochen ^^), die Abkürzung für Intelligenzquotient. So weiß man gleich, dass du was im Hirn hast!"

Clay schmunzelte. Rei mochte älter geworden sein und er hatte gezeigt, dass er tatsächlich sehr viel reifer, verantwortungsbewusster und erwachsener war, als man vermutet hätte und dass das Kindische, Oberflächliche lediglich eine Fassade gewesen war. Dennoch hatte er sich seinen Sinn für Humor bewahrt und seine kameradschaftliche Art, deretwegen er auf GOA allgemein recht beliebt gewesen war. Beliebt und liebenswert, um genau zu sein, wenngleich Clay das

nicht zugegeben hätte. Sicher, er war ihm oft auf die Nerven gefallen, aber die Freundschaft, die ihn mit Rei und auch mit Hiead, Roose und Yamagi verband, bedeutete ihm viel.

"Gefällt mir. Von mir aus nennt mich so."

"Prima!"

Gemeinsam verließen die Mädchen und Jungen den Hangar, um sich von der vergangenen Aufregung bzw. der körperlichen Anstrengung zu erholen, vielleicht eine entspannende Dusche oder sogar ein Bad zu nehmen und sich anschließend im Erholungsraum von den Strapazen zu entspannen. Crow Revord hatte Verständnis dafür und beschloss, sie erst zu sich zu rufen, wenn sie sich ausgeruht und sich etwas gestärkt hatten. Er stand vor dem Fenster seines Büros und seine blauen Augen waren auf Zion gerichtet. Ja. Es war soweit.

Die Zeit war gekommen....für die Wahrheit.
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 09: Wahrheit"

Curriculum 09: Wahrheit

Hallo Leute! Ich kann wieder ins Internet! Zwar vorläufig immer noch nur in der Schule, aber besser als gar nichts. Hier kommt nun das längste Kapitel, das ich je geschrieben habe und trotzdem sind noch einige Fragen offen *seufz*. Der Song stammt von den Preluders und ich hab den Text ein bisschen geändert. Außerdem müsst Ihr Euch eine Männerstimme dazudenken, denn das ist der neue Hit

von Force, mhm! Ich wollte in diesem Teil auch noch auf das Leben eingehen, das

die ehemaligen Piloten jetzt führen! Und nun viel Spaß!



Curriculum 09: Wahrheit
 

Ein neuer Tag war auf Kolonie B-771 angebrochen. Über dem Dojo von Meister Long ging gerade die künstliche Sonne auf. Heute hatte die Verwaltung sich für einen besonders schönen Morgen entschieden. Der alte Kampfsportler sog die milde Luft ein und fragte sich, ob seine Schüler heute pünktlich sein würden. Da klingelte es und er musste lächeln. Sein neuer Assistent, der sich bei ihm zum Lehrer ausbilden ließ und bereits die Anfänger unterrichtete, war in der Tat bemerkenswert - er war tatsächlich zu dieser frühen Stunde gekommen!

Gemächlichen Schrittes trat er zur Tür und öffnete.

"Da bist du ja, Rioroute. Wenn du so weiter machst, wird aus dir noch ein ausgezeichneter Lehrmeister. Aber wir wollen nichts überstürzen."

"Natürlich nicht, sensei!" Der junge Mann stolperte herein, über seiner Schulter baumelte eine Sporttasche mit seinem Kampfanzug.

"Du kannst um sieben die erste Klasse übernehmen, wenn du willst."

"Sehr gern."

"Wie geht es deiner Verlobten?"

"Alles in Ordnung. Die Arbeit in der Raumschiffwerft macht ihr sehr viel Spaß und sie fühlt sich gefordert. Na ja - eine bessere Technikerin als sie werden die da ohnehin nicht finden."

"Als ehemalige Lotsin einer Göttin ist sie sogar etwas überqualifiziert. Aber immerhin hat sie eine Aufgabe gefunden, die ihr gefällt. Wann ist die Hochzeit?"

"Das wird noch eine Weile dauern, bis wir genug Geld haben, um es uns zu leisten. So eilig haben wir es auch gar nicht."

"Das ist gut so, mein Junge, denn ein alter Knacker wirst du früh genug, glaub mir."

"Sie sind unbezahlbar, Meister Long!"

Stille senkte sich über sie und Rios Gedanken schweiften zurück zu dem Dasein, das er hinter sich gelassen hatte. Er würde es gewiss niemals vergessen. Obwohl er glücklich war mit seinem neuen Leben, regte sich stets eine Spur von Traurigkeit in ihm, wenn er sich GIS und die Ingrids in Erinnerung rief. Zahllose Kämpfe lagen hinter ihm, mehr als einmal hatte der Tod seine

Hände nach ihm ausgestreckt und er hatte sein Blut gegeben für den Frieden im Weltraum....es war seltsam, nicht mehr dazuzugehören. Doch die Uhr ließ sich nicht mehr zurückdrehen. Irgendwann musste er gehen, dessen war er sich immer bewusst gewesen. Während er noch still durch seine Vergangenheit wanderte, erreichten sie die Umkleide und Rio verschwand darin. Die Sonne warf ein Farbenspiel von Rosen und Gold an die weißgetünchten Wände, vereinzelte

Vögel begannen zu singen und über allem lag ein Hauch von Frieden. Man spürte nichts von dem erbitterten Krieg, der über ihnen tobte. Er seufzte leise und zog den Reißverschluss seiner Tasche auf, um sich umzuziehen.

Phil Phleira, gekleidet in einen dunkelblauen Overall, der ihre Figur betonte und eine Kappe im kurzen Haar, mit einem Notebook in der Hand, lief unter dem riesigen Startgestell eines Raumschiffes hindurch und suchte ihre Kollegin.

"Susan! Der Bericht ist fertig! Soll ich ihn dir auf den Schreibtisch legen, oder willst du ihn gleich lesen?" Ihre Vorgesetzte lötete gerade unter einem kleinen Shuttle, das für Ausflüge verwendet wurde, etwas zusammen. Mühsam schälte sie sich aus ihrer liegenden Position und erhob sich.

"Ich lese ihn gleich, Phil, dein Bericht ist das einzige, was mich noch aufmuntert!"

"Na, na, das klingt aber gar nicht gut!"

"Was erwartest du? Der Bericht von Bobby war voller Rechtsschreibfehler, Matthew hat die Hälfte weggelassen, weil es ja neuerdings nicht mehr nötig ist, die Verbindungen und ihre Kabelart zu erwähnen, die man eingesetzt hat, und was Ricardos Bericht angeht, er kann eine Transistorspule nicht von einer Fleischroulade unterscheiden! Ich bin froh, dass ich dich habe! Eigentlich bist du überqualifiziert für den Job, aber der einzige rettende Anker, den ich noch

habe! Wir sind die Werft mit den meisten Beschwerden, dass eine Reparatur schlampig ausgeführt wurde, und das ist nichts, worauf man stolz sein kann! Wo ist überhaupt dieses verantwortungslose Frauenzimmer namens Megan?! Sie hat sich nicht krank gemeldet, soweit ich weiß - das tut sie sowieso viel zu oft!"

"Sie arbeitet ja auch nur hier, um zu lernen, und nicht um Geld zu verdienen."

"Ja, leider. Sie ist von Beruf Tochter! Ihr holder Papa hat so viel Kohle, wie ich in hundert Jahre verdienen könnte, wenn ich nichts davon ausgebe!"

Phil musterte Susan amüsiert und drückte ihr das Notebook in die Hand. "Beschäftige dich mit etwas Erfreulichem."

"Du hast recht. Sag mal, wann steigt die Feier denn nun? Wann läuten die Hochzeitsglocken für dich und deinen Rioroute?"

"Wenn wir es uns leisten können. Das Standesamt, die Unterlagen, die Ausrichtung der kirchlichen Trauung....ist leider alles nicht billig."

"Schade. Aber ladet mich ja ein, sonst bin ich schwer beleidigt! Ihr passt wirklich gut zusammen und seid so ein süßes Paar. Ich freue mich schon."

"Ja. Ich auch. Sehr." Die junge Frau warf einen Blick aus dem Fenster. Sie hatten die Nacht durchgearbeitet und ihre Schicht war in einer halben Stunde vorbei, dann konnte sie sich für die nächsten sechs Stunden ins Bett legen und Schlaf nachholen. Gott sei Dank hatte sie nur einmal pro Woche die letzte Schicht. Am Wochenende würden sie beide ins Theater gehen. Für die

Karten hatten sie zusammengelegt, aber es sollte ja auch eine Belohnung für ihre letzten arbeitsreichen Tage sein. Wenn sie es auch nicht zugab, vermisste sie die anderen und ihre Tätigkeit als Lotse, denn dafür war sie ja ausgebildet worden. Dennoch baute sie darauf, alle am Tag ihrer Hochzeit wiederzusehen und das allein war schon ein Grund, weiterhin fleißig zu sein.

Vergangenheit blieb Vergangenheit und sie konnte das Rad der Zeit nicht mehr in die entgegengesetzte Richtung drehen, aber vielleicht war das ganz gut so. Für sie war ein neuer Lebensabschnitt angebrochen und sie freute sich auf das, was die Zukunft ihr noch bringen würde....ihr und dem richtigen Mann an ihrer Seite....Jetzt war er gewiss schon bei Meister Long. Wie mochte es ihm gehen? Hatte er gefrühstückt? Was für eine Frage! Natürlich hatte er das! Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
 

~~ KOLONIE S-454 ~~
 

Ein junger Mann von etwa neunzehn Jahren lehnte an der Wand am Eingang zur Universität. Er trug eine Jeans und ein grünes T-Shirt darüber. Ein leichter Wind fegte durch die Baumkronen und spielte mit seinem glatten dunkelroten Haar. In seiner Hand hielt er einen Strauß Narzissen, die Lieblingsblumen seiner Freundin. Als er sie am Ende der Straße auftauchen sah, leuchteten

seine grünen Augen. Er winkte ihr zu und sie kam mit einem strahlenden Lächeln zu ihm. Hinter ihr tauchten ihr älterer Bruder auf, und ihre Freundin, die neue Studentin. "Hallo Kazuhi! Die sind für dich, weil du deine Prüfung bestanden hast! Herzlichen Glückwunsch!"

"Die sind wunderschön. Vielen Dank, Kazuya." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, weil er sie um einiges überragte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Yu lächelte, als er die beiden beobachtete. Er freute sich sehr für seine kleine Schwester, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass er sie bisweilen um ihr Glück beneidete. Aber er konnte Tune zu nichts zwingen und er war dankbar, dass sie überhaupt mit ihm mitgekommen war. Sein Vorgesetzter hatte ihn ziemlich zusammengestaucht, weil er so ewig nichts von sich hatte hören lassen. Dennoch war er mit einer harmlosen Rüge davongekommen. Eigentlich begann sein Dienst heute erst um neun, deshalb hatte er Kazuhi und Tune zur Universität begleitet.

"Also dann, ihr beiden!" meinte das braunhaarige Mädchen gerade und hängte sich bei ihrem Blumenkavalier ein. "Kazuya und ich müssen in die Vorlesung! Bis später!" Die zwei Zurückgebliebenen sahen dem Paar noch einen Moment nach, bis Tune sich erkundigte: "Was wirst du tun, bis deine Arbeit beginnt?"

"Ich statte dem Schwimmbad einen Block weiter einen Besuch ab und trainiere ein bisschen. Was ist mit dir? Es ist jetzt viertel nach sieben. Deine Vorlesung fängt doch erst um Dreiviertel acht an."

"Tja, also....ich hatte....gehofft, ich könnte dich begleiten...."

Yu vernahm diese Idee mit Erstaunen, aber er freute sich auch darüber. Er schulterte seine Tasche mit den Badesachen und fragte: "Warum?"

"Ich bin gern mit dir zusammen." Tune schluckte, um das Kratzen in ihrer Kehle zu beruhigen. In den letzten Tagen, seit sie GIS verlassen hatte, war sie häufig mit ihm in Kontakt gewesen und fühlte sich nun bereits so wohl in seiner Gegenwart, dass es ihr fast unheimlich war. Er hingegen war verblüfft über diese Antwort. Um diese Uhrzeit war normalerweise niemand in der Schwimmanlage, außer vielleicht die Beach-Volleyball-Mannschaft, welche die dortige

Spielfläche in der Halle zum Üben benutzte. Er wäre vermutlich allein mit ihr. Bei diesem Gedanken errötete er ein wenig. In ihrer Nähe zu sein, ohne Kazuhi oder Kazuya-san....eine wunderbare Vorstellung, aber würde ihn das nicht nur mehr betrüben? Plötzlich schüttelte er den Kopf und seinen Schwermut gleichzeitig ab.

"Komm mit, wenn du möchtest."

Sie nickte und gemeinsam schlenderten sie zum Schwimmbad. Yus Stimmung erhielt einen kleinen Dämpfer, als er feststellte, dass die Beach-Volleyballer tatsächlich anwesend waren, aber er konnte sie ja schlecht hinauswerfen, außerdem war Antony, ihr Kapitän, dabei, mit dem er sich anzufreunden begonnen hatte. Der muntere, braungebrannte junge Mann, dem man an der Nasenspitze ablesen konnte, dass er oft im Freien war, winkte den beiden zu.

"Hi, Yu-san! Klasse Wetter, was? He, wen hast du denn da mitgebracht? Ist das deine Freundin?" Antony besass auch Galews direkte Art, ohne Umschweife zum Punkt zu kommen.

"Nein. Wir sind nur so befreundet." erklärte er ausweichend, was seinen Kameraden aber nicht wirklich befriedigte, zumal er es ihm nicht abzukaufen schien. Während auf dem Feld das Trainingsspiel fortgesetzt wurde, nahm Tune am Rand des Beckens platz und ließ die Beine ins kühle Nass baumeln. Ihr Begleiter erfrischte sich unter der Dusche, bevor er mit dem Schwimmen anfing. Obwohl das Wasser eisig war und ihn ein heftiges Zittern durchlief, blieb

er eine Weile unter dem Strahl stehen, um sich abzuhärten.

"ACHTUNG!!!"

Plötzlich flog ein Ball heran und traf Tune am Hinterkopf. Sie verlor das Bewusstsein und fiel in das Becken. Antony stieß einen Schreckensruf aus und fluchte vor sich hin.

"Verdammt, Peter!!! Konntest du nicht besser aufpassen, wo du den blöden Ball hinhaust?!?! Hoffentlich ist sie nicht ernsthaft verletzt!"

"Es tut mir leid! Das war doch keine Absicht!"

Doch bevor der Mannschaftskapitän nach der jungen Frau tauchen konnte, war Yu schon im Bruchteil der nächsten Sekunde ins Wasser gesprungen und verschwunden. Rasch hatte er sie gefunden, schlang seine Arme unter die ihren und zog sie an die Oberfläche. Nachdem er sie sich über die Schulter geworfen hatte, kletterte er aus dem Pool und legte sie vorsichtig auf eine der Badematten.

"Ist sie okay?" ertönte die ängstliche Stimme von Peter. Der Kommissar

reagierte nicht, statt dessen versuchte er, ihr Herz zu reanimieren, doch es funktionierte nicht. Sie benötigte Luft. Was blieb ihm? Zögernd berührte er ihre Lippen mit den seinen und wie bereits bei dem sanften Kuss kurz vor ihrer Abreise, spürte er, wie eine unbeschreibliche Wärme ihn durchflutete. Er wiederholte die Geste, bis endlich Leben in den regungslosen Körper kam

und sie sich aufbäumte. Sie würgte einen Schwall Wasser hervor und blickte sich verwirrt um, als hätte sie vergessen, wo sie sich befand.

"Entschuldige, entschuldige! Das wollte ich nicht! Wie geht's deinem Kopf?" bettelte Peter.

Tune ertastete eine schmerzende Stelle unter ihrem dichten Haar, aber eigentlich spielte das keine Rolle, denn sie hätte ertrinken können, wäre ihr Retter nicht so geistesgegenwärtig gewesen. Wer hatte sie überhaupt....?

Antony atmete auf. "Mann, ich hab gedacht, jetzt ist es aus! Du hast echt schnell geschaltet, Yu-san! Bist eben ein prima Kerl!" Und er klopfte dem anderen bewundernd auf die Schulter.

Er also.

Diese flüchtige Erinnerung von brennenden Lippen auf den ihren....war das auch er?

Natürlich. Wer sonst?

Er betrachtete sie gerade intensiv, als wollte er ergründen, was sie dachte. Seine klaren Augen durchdrangen sie, als wäre sie durchsichtig. Bisher hatte es nur einen gegeben, dessen Augen diese Macht besassen. Ernest. Doch jetzt begann sich etwas zu verändern....ein anderer tauchte in ihre Seele, mit einem Herzen voller Sehnsucht, voller Liebe....Die Umgebung wurde undeutlich, verwandelte sich in ein schemenhaftes Bild, einzig er war noch erkennbar, die feinen

Züge, das dunkle Haar mit dem gesunden Glanz, jetzt wirr und feucht, die perlengleiche Haut, überzogen von einem Wasserfilm, der im Deckenlicht glitzerte und die beiden unergründlichen dunkelgrauen Spiegel, die sie unentwegt anstarrten. Entweder halluzinierte sie infolge des Schlages, oder....Tune schluckte.

Oder sie war auf dem besten Weg, sich in Yu Hikura zu verlieben....
 

~~ KOLONIE L-743 ~~
 

Der Duft von frischen Hörnchen und Tee erfüllte das Apartment. Rome stellte eine Vase mit Blumen auf den Tisch und warf einen missbilligenden aber dennoch liebevollen Blick in Richtung Schlafzimmer. Dann schlich sie auf Zehenspitzen in den Raum und lächelte zärtlich, als sie entdeckte, dass sich seit ihrem Verlassen vor rund einer halben Stunde nicht viel verändert hatte. Ein Berg Bettwäsche türmte sich vor ihr auf, unter dem irgendwo Erts' blonder

Haarschopf herauslugte. Seine nackten Füße luden zum Kitzeln ein und genau das tat sie. Zuerst murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin, bis sein Unmut in ein Gähnen überging. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Nase und sagte: "Das Frühstück ist fertig. Kommst du?"

Er nickte und schälte sich aus Decke und Kissen. In seinem gepunkteten Pyjama, der ihm ein bisschen zu groß war, sah er einfach zum Anbeißen aus, jedenfalls aus Romes Sicht. Er folgte ihr gehorsam in die Küche, ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und biss genüsslich in ein warmes Hörnchen. "Guten Morgen. Ich bin ein schrecklicher Langschläfer, nicht? Aber auf GIS

mussten wir immer so früh aufstehen. Heute bekommt ihr einen neuen Zögling für euren Kindergarten, oder?"

"Ja, einen Jungen namens Martin. Ich bin gespannt wie er ist. Schon jetzt, obwohl sie noch so klein sind, kann man in den Kindern eigenständige Persönlichkeiten erkennen. Meine Gruppe ist ein ziemlich zusammengewürfelter Haufen. Übrigens, das habe ich dir noch gar nicht erzählt - Sure hat endlich um Bellarchas Hand angehalten."

"Das weiß ich."

"Was? Woher?"

"Von Sure selbst, er kam in der Mittagspause ins Café und hat einen Kaffe bestellt, schwarz, extra stark. Offensichtlich wollte er seine Nerven beruhigen. Sein Gesicht war kreideweiß. So habe ich ihn noch nie erlebt und deshalb habe ich ihm etwas Mut zugesprochen. Scheint, dass es geholfen hat. Ich freue mich für die beiden."

"Ich auch. Bellarcha konnte es zunächst kaum fassen, aber sie war überglücklich..........Erts?"

Da er nichts erwiderte, tippte sie ihn vorsichtig an und er erwachte wie aus einer Trance. "Worüber hast du nachgedacht? Du wirkst besorgt."

"Rome....ich habe ein ungutes Gefühl. Der Krieg scheint so weit fort zu sein, und doch werden immer noch harte und schwere Kämpfe über unseren Köpfen ausgefochten. Gäbe es solche Dinge wie Misstrauen und Angst nicht, wäre es vielleicht niemals so weit gekommen....Ich glaube an Rei und die anderen und daran, dass sie diesem sinnlosen Blutvergießen endlich ein Ende bereiten....es ist Zeit für die Wahrheit...."

"Was....was meinst du?"

In diesem Moment erklang im Radio ein neues Lied, das Erts noch nie gehört hatte. Er wandte sich um, trat zu dem Gerät und erhöhte die Lautstärke.
 

Don't need to justify

Who I am

What I am

I just wanna be me

Don't wanna live a lie

Who I am

What I am

How can I make you see

I'm just myself like no one else

I've got to walk my own ways
 

Truth is the one thing you need

To be true to yourselves

I am ready and nothing can stop me now

Truth is the one thing you need

It's a part of yourselves

Are you ready, come on - let me show you how
 

Let me do my thing

Not giving up, giving in

They can't keep me down

Don't wanna live a lie

Not giving up, giving in

Let me show you who I am

I'm just myself like no one else

I've got to walk my own ways
 

Truth is the one thing you need

To be true to yourselves

I am ready and nothing can stop me now

Truth is the one thing you need

It's a part of yourselves

Are you ready, come on - let me show you how
 

No, I won't change

I'll stay the same

No matter what they tell me

I'm just myself like no one else

I've got to walk my own ways
 

Truth....
 

"Und das war der neueste Hit von Force Wartilliam, ,Truth'! Der gefragte Newcomer befindet sich zur Zeit auf Tournee...." Erts schaltete das Radio wieder aus und setzte sich. Langsam trank er einen Schluck Tee und stellte die Tasse behutsam ab. Rome musterte ihn erstaunt.

"Was hast du?"

"Vielleicht ist das ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass der letzte Kampf begonnen hat...."
 

~~ GOA ~~
 

Leena schaute auf ihre Armbanduhr und rief nach den fünf Mädchen, denen heute ihre Partner zugeteilt werden sollten. Schon während des Frühstücks hatten sie wiederholt die Köpfe zusammengesteckt und miteinander getuschelt. Sie waren aufgeregt und neugierig. Wer konnte ihnen das verdenken? Der Aufzug mit den Lotsenschülerinnen hielt und die Mädchen reihten sich vor ihrer Ausbilderin auf.

"So, heute ist ein wichtiger Tag für euch. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr nette Jungen als Partner haben werdet. Vergesst nicht, dass die Burschen heute zum ersten Mal Übungen mit euch im Stundenplan haben, sie sind also genauso nervös wie ihr. Ab heute folgt ihr den Anweisungen von Lieutenant Elidd. Also, viel Spaß!"

Damit verabschiedete sie sich von der Gruppe und kurz darauf betrat Gareas die Szene, um sie zum Quarval zu bringen. Juanita war sofort sehr angetan von dem attraktiven neuen Lehrer, aber sie war bei weitem nicht die einzige.

Der ehemalige Pilot überging die schmachtenden Blicke geflissentlich und überprüfte die Anwesenheit. Währendessen warteten die Anwärter 140-144 gespannt darauf, wann denn endlich die Stunde anfangen würde. Sie wurden nicht enttäuscht, denn zehn Minuten später stand ihr Ausbilder vor ihnen, vor ihm eine Schar Mädchen, gekleidet in die typischen Lotsenuniformen. Galew postierte die jeweiligen Partner gegenüber voneinander und führte aus:

"Die Maschine, die ihr hinter dem Glas seht, ist der Kampfflugsimulator Quarval. Zuerst müsst ihr euch natürlich vorstellen. Die jeweilige Zuordnung der Partner basiert auf den Ergebnissen der vorhandenen Tests. Zeigt eure Markierung vor!"

Jacques streckte den Arm aus und Juanita erkannte freudig ihre eigene Zahl darauf. Der gehörte also zu ihr! Was hatte sie doch für ein Glück, er war ein richtig hübscher Kerl!

"Hallo! Mein Name ist Juanita Rodriguez. Freut mich, die kennen zu lernen."

"Ich bin Jacques de Rue und sehe unserer Zusammenarbeit mit Begeisterung entgegen."

Er verbeugte sich. Kazim folgte dem Beispiel seines vornehmen Kameraden und verneigte sich ebenfalls, um einen möglichst guten Eindruck zu machen. Seine Lotsin hatte goldblonde Haare, die sie zu zwei Zöpfen gebunden trug, die mit roten Schleifen umwickelt waren. Ihre Augen schimmerten himmelblau und sehr sanft.

"Ich heiße Constanze Danielsson. Schön, dich kennen zu lernen."

"Kazim Ismael. Es freut mich ebenso."

Thunder entsandte ein Stoßgebet gen Himmel und verdrehte die Augen, als hätten sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Das Mädchen vor ihm war um vieles kleiner als er, zierlich gebaut und wirkte wie zwölf, obwohl sie wenigstens vierzehn sein musste. Ihr schulterlanges schwarzes Haar fiel glatt an beiden Seiten ihres Gesichts hinunter, das widerspenstige Pony wurde durch einen grünen Haarreif zurückgehalten. Ihre Augen waren grau und sie wirkte äußerst schüchtern.

"Hi! Äh....ich heiße Thunder Blacksmith....und....na ja....du....du bist nicht sehr groß für dein Alter?"

"Hast du ein Problem damit?! Ich sag dir gleich, dass ich Bemerkungen dieser Art nicht die Bohne leiden kann, also verkneif's dir gefälligst! Nette Beinamen wie ,Winzling' lässt du stecken, sonst nenne ich dich ,Riesenross', kapiert?"

"...."

"Keine Antwort? Das fass ich als ja auf. Ich bin Natascha, Natascha Steinwald. Du kannst ,Tascha' zu mir sagen, wenn du dich in Zukunft benimmst."

Henry konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen, denn der Gesichtsausdruck des Rothaarigen war einfach zu komisch. Es sah ganz danach aus, als hätte er seine Meisterin gefunden....Er selbst hingegen war angenehm überrascht. Seine Partnerin besass herrliches rückenlanges silbernes Haar, eine regelrechte Löwenmähne, und wunderschöne, tiefblaue Augen.

"Mein Name ist Dominique Ferrand. Ich bin sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen."

".....Wie? Äh, ja, es freut mich auch sehr! Ich bin Henry McPherson."

Jason betrachtete seinen Gegenüber. Ihr olivgrünes Haar war zu einem Bubikopf geschnitten und ihre braunen Augen leuchteten unternehmungslustig und fröhlich. Sie strahlte Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft aus und das nahm ihn sofort für sie ein.

"Ich heiße Jason Argo. Und wer bist du?"

"Mein Name ist Michiko Kawatsuki. Freut mich, dich kennen zu lernen."

Der Junge reichte ihr die Hand. Er war sehr froh darüber, dass sie endlich richtige Partnerinnen bekommen hatten. Seine Mitschüler und er waren seit ungefähr zehn Monaten auf GOA und ihr Training war zwar schon längst auf die PRO-INGs verlegt worden, doch die Posten der Lotsen waren leer geblieben, statt dessen hatten Angestellte der Akademie diese Arbeit übernommen. Als die Meldung eingetroffen war, man habe fünf neue weibliche Kadetten von den entferntesten Kolonien rekrutiert, hatte man sie ohne weitere Verzögerung zugeteilt. Dennoch

mussten die Jungen noch einmal zwei Monate warten, bis die Mädchen ausgebildet genug waren, um mit den Mechas zu arbeiten. Jetzt war es soweit und er wollte das Beste daraus machen.

Galew musste unwillkürlich schmunzeln, während er alles aufmerksam beobachtete. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er Leena zum ersten Mal getroffen hatte. Schon damals ließ sich die Schönheit erahnen, zu der sie heranreifen würde und gepaart mit ihrem energischen, selbstbewussten, aber auch verständnisvollen und fürsorglichen Charakter war sie einfach....perfekt für ihn. Ein anderes Wort gab es nicht, um sie zu beschreiben. Egal, wie oft er es vor sich her schob, es verleugnete oder gar zu vergessen versuchte, es war nutzlos. Er liebte sie -

und daran würde nichts und niemand etwas ändern. Er musste es ihr endlich gestehen....so bald wie möglich. Denn sonst würde er bereuen müssen, so wie Tune bereut hatte....und das wollte er nicht. Zu lange hatte er geschwiegen. Selbst wenn sie diese Empfindungen nicht teilte, er musste dazu stehen....noch heute!
 

~~ GIS ~~
 

Rei stand am Fenster seines Quartiers, Kizna hinter ihm. Sie konnte seine Sorgen spüren und die unbeantworteten Fragen, die ihn quälten. Der gestrige Kampf lebte noch immer in den Gemütern aller und hatte einen schalen Nachgeschmack hinterlassen.

"Es ist jetzt acht Uhr, Liebster" setzte sie an, doch er drehte sich nicht um. "Mr. Revord erwartet uns."

"Ich weiß. Ja, ich weiß." Seine Augen lösten sich von Zion und er folgte seiner Partnerin nach draußen in den Korridor. Hiead und Ikhny kamen ihnen entgegen, dicht gefolgt von Clay, Saki, Yamagi und Tsukasa. Roose und Wrecka hatten sich bereits auf den Weg gemacht und waren die ersten am Konferenzzimmer. Als die Gruppe eintrat, erhob sich der Mann hinter GIS von seinem Sessel und begrüßte sie freundlich. "Setzt euch. Nur wenige von euch wissen, was es

wirklich mit diesem Krieg auf sich hat, aber die Zeit des Schweigens ist endgültig vorbei. Ihr müsst die Wahrheit erfahren. Übrigens, Clay....erinnerst du dich noch daran, dass sämtliche Daten über eure Vergangenheit gelöscht worden waren?"

"Ja. Mittlerweile ist mir natürlich klar, dass sie nicht wirklich gelöscht wurden...."

"Richtig. Diese Dateien waren speziell gesichert. Du hast doch nicht tatsächlich geglaubt, dass derartig persönliche und wichtige Akten einfach so für einen Schüler zugänglich seien? Dass es ausreichen würde, einfach nur ,Children' einzutippen? Nein. Der Computer hätte deine Fingerabdrücke gescannt und den Autorisierungscode gefordert, um sicherzugehen, dass du ein

Ausbilder bist. Unbefugte bekommen nur leere Datenspeicher vorgesetzt. Und du warst nun einmal unbefugt...." Er lächelte flüchtig. "Das, was ich euch zu sagen habe, ist von großer Bedeutung. Und aus diesem Grund wird jedem, der einmal hier auf GIS gekämpft hat, die Wahrheit offenbart werden, denn das bin ich ihnen schuldig. Diese Taste...." Er deutete auf einen gelben Knopf, der tief in die Seite des Tisches eingelassen war, an der er sass, "....setzt

einen Satelliten in Betrieb, der über eine unbegrenzte Reichweite verfügt. Damit ist es mir möglich, auf jedem Fernsehbildschirm auf jeder Kolonie zu erscheinen, wie es mir gefällt. Aber meine Nachricht betrifft nur drei bestimmte Kolonien, L-743, B-771 und S-454, wo sich eure Vorgänger aufhalten. Und GOA natürlich." Er betätigte die Taste und ein Rumpeln durchlief die

Station.
 

Azuma grummelte vor sich hin, als plötzlich der Fernseher in seinem Quartier mit einem penetranten Rauschen anging. Er warf sich sein Pyjamahemd über den Kopf und musterte den Apparat verwirrt. Entwickelte das Ding jetzt ein Eigenleben? Rill kam gerade aus dem Baderaum, gekleidet in einen duftigen weißen Morgenmantel. "Was ist denn das? Willst du um diese Zeit schon fernsehen?"

"Ich habe ihn gar nicht eingeschaltet. Ich weiß nicht, was los ist...." Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er die Piloten und Lotsen der Göttinnen erkannte und einen Mann mit braunem Haar und blauen Augen. War das etwa....Revord? Die Ärztin nahm neben ihm platz und vergass nun ebenso wie der Kapitän, dass ihre Rekruten bzw. Krankenschwestern auf sie warteten.

Gareas verfolgte das erste Gefecht des Tages mit Enthusiasmus, als plötzlich sein Pieper ertönte.

"Ich bin gleich zurück! Ihr macht inzwischen weiter!" Irgend jemand rief ihn in das Studierzimmer für Biologie, wo auch ein Fernseher stand. Er war ziemlich überrascht, Leena dort vorzufinden. Sie schenkte ihm eine knappe Begrüßung und deutete auf den Bildschirm. Ihre Lippen bewegten sich tonlos und auch Galew verschlug es die Sprache.

Yu hatte Tune in ihre Vorlesung begleitet. Die Dozentin erklärte, sie werde ihren Studenten zunächst einen Film über die Kinderstation eines renommierten Hospitals zeigen. Als sie jedoch das Gerät einschaltete, gab es einen Kurzschluss. Gleich darauf wurde es stockdunkel. Die Finsternis wurde nur von einer Tür, die aufgerissen wurde und einer einzigen, sich überschlagenden Stimme unterbrochen: Kazuhis.

"Tune! Onii-san! Kommt mit!"

"Schwesterherz! Was ist denn los?"

"Kazuya und ich sind nach unserer ersten Stunde in den Lesesaal gegangen. Auf einmal hat sich der Fernseher eingeschaltet, wie von Geisterhand. Weißt du, wen ich gesehen habe, als das Bild klar wurde....?"

Sie packte Yu an der Hand und zerrte ihn mit sich, die junge Frau lief hinterher. Was mochte ihre Freundin so aufgeregt haben? Sie würde es gleich wissen....

Erts und Rome sassen auf ihrem Sofa und starrten auf den Apparat, als könnten sie es nicht glauben. Der ehemalige Pilot der Grünen Göttin fuhr sich durch das Haar und dachte an das Lied von vorhin. Die Zeit war gekommen....

Das Telefon klingelte, laut und verheißungsvoll. Meister Long vernahm hastige Worte am anderen Ende der Leitung und konnte nur entnehmen, dass es von höchster Dringlichkeit war, seinen Lehrling auf der Stelle nach Hause zu schicken. Rio konnte sich Phils Nervosität nicht erklären, kehrte aber so schnell als möglich in ihr gemeinsames Apartment zurück. Ein Blick auf den Fernseher genügte, um ihn alles andere vergessen zu lassen.

"Re....Revord....?"
 

Die Hand verließ die gelbe Taste. Crow drückte dafür eine weitere und über dem Tisch erschien das dreidimensionale Bild eines Planeten. Roose betrachtete das Hologramm erstaunt. "Zion?"

"Nein." erwiderte der Kommandant von GIS und stieß einen Seufzer aus. "Das ist nicht Zion. Das ist Zalem, die Heimat derer, die man ,Victims' genannt hat. Diese Projektion stammt aus einer Zeit, als Zalem noch wunderschön war, so wie Zion. Die Victims, wie ihr bereits festgestellt habt, sind keine gefühllosen Killermaschinen oder dergleichen, sondern vernunftbegabte Wesen, Angehörige einer anderen Spezies, die genau wie wir von Vorurteilen, Problemen und Weltanschauungen geprägt sind und deshalb dieselben Fehler begehen wie wir.

Eigentlich müsste man die Bezeichnung ihrer Rasse 'Wiktaams' aussprechen, so nennen sie sich - der Name bedeutet in ihrer Sprache so viel wie ,Leben'. Obwohl ich gelernt habe, ihre Sprache zu sprechen, ist meine Aussprache immer noch ungenügend und nähert sich dem eigentlichen Wortlaut gerade mal an. Menschen können das meiste des verwendeten Vokabulars nicht richtig artikulieren, was zur Folge hatte, dass die Bezeichnung jener Rasse zu ,Victims' verballhornt wurde, was in keiner Weise mit der wahren Bedeutung zusammenhängt. Seitdem nennen wir sie so. Doch Namen sind letztendlich Schall und Rauch und das ist es auch nicht, was wirklich eine Rolle spielt. Ich möchte euch noch etwas zeigen."

Zalem flackerte und löste sich auf. Statt des Planeten war nun ein PRO-ING zu sehen, auf dessen Panzer die Zahl 00 schimmerte.

"Das ist der erste Mecha, der jemals konstruiert wurde. Mein Vater, Professor Gabriel Revord, hat ihn entwickelt und gebaut. Der PROtotyp ,INGrid', benannt nach meiner Mutter, Ingrid Revord. Sie starb bei meiner Geburt, aber Vater hat mir viel von ihr erzählt. Sie muss eine wunderbare Frau gewesen sein und er hat sie sehr geliebt. Ich bedaure, dass es mir nicht vergönnt war, sie kennen zu lernen....Aber warum hat mein Vater überhaupt damit begonnen, eine solche Waffe zu erschaffen? Das wollt ihr gerne wissen, nicht wahr? Alles nahm seinen

Anfang im Jahre 4058, als ich zwölf Jahre alt war. Damals entdeckten Raumforscher einen zweiten Planeten neben Zion, und wie sich herausstellte, war er bewohnt. Auf einem ihrer Erkundungsflüge waren sie in ein bisher unbekanntes Gebiet des Alls vorgedrungen und die Erkenntnis, dass es noch einen zweiten Planeten gab, der über die notwendigen Ressourcen verfügte, die Menschen zum Leben benötigten, war eine Sensation. Man stellte ein Team aus Wissenschaftlern zusammen, die nach Zalem geschickt werden und mit den fremden Wesen Kontakt aufnehmen sollten. Mein Vater war der Leiter der Expedition, begleitet von vielen weiteren engagierten, noch jungen Professoren, Männern wie Frauen. Nur einer von ihnen war etwa im selben Alter wie mein Vater - Doktor Marius Fisher. Ich war sehr stolz darauf, dass ich mitkommen durfte und war neugierig und aufgeregt. Auf beiden Seiten begann bald eine Annäherung, denn wir wollten alles über die ,Victims' erfahren und sie alles über uns, denn bislang hatten sie angenommen, die einzigen intelligenten Lebewesen im All zu sein. Damals

war ihr Äußeres auch noch nicht riesenhaft und monströs. Einst waren sie uns Menschen rein äußerlich gar nicht mal so unähnlich, durchaus etwas animalischer und ungeschlachter als wir, aber noch halbwegs humanoid. Wie sich zeigte, waren die meisten von ihnen in der Lage, sofort mit uns zu kommunizieren, da sie die beneidenswerte Gabe besassen, eine neue Sprache zu gebrauchen, nachdem sie sie einmal gehört hatten. Da ihre Stimmbänder weniger gut entwickelt

sind als unsere, konnten sie sich nur stockend und gekünstelt ausdrücken, aber verständlich genug, um uns auch komplexe Gedankengänge in einfachen Sätzen mitzuteilen. Zalem war ein herrlicher Ort und ich freundete mich rasch mit einigen anderen jungen ,Victims' an. Kinder haben für gewöhnlich die wenigsten Hemmungen, sich etwas Fremden zu nähern, da sie nach anderen Kriterien entscheiden als Erwachsene. Einer meiner engsten Kameraden war ein etwa

siebzehnjähriger ,Victim' namens Sharkell und im Laufe der Zeit sollte daraus eine tiefe und ehrliche Freundschaft erwachsen. Mein Vater und sein Team brachen schließlich auf, um die bisherigen Daten und Informationen am Forschungsinstitut der Kolonie A-001, der ersten Kolonie, die jemals errichtet wurde, vorzustellen. Mich ließ er zurück, denn er wusste, dass es mir auf Zalem an nichts mangeln würde. Es herrschte Frieden und beide Völker bekundeten

größtes Interesse an einer harmonischen Koexistenz. Ich hatte Freunde gefunden, also musste er sich keine Sorgen machen. Während mein Vater fort war, erlernte ich die Sprache der ,Victims' und fühlte mich in ihrer Mitte wohl. Aber Menschen sind Menschen, und Misstrauen und Angst unsere schlimmsten Feinde.
 

Es gab einige, die der neuen Spezies mit Argwohn begegneten. Die Erkenntnisse, die das Team mitgebracht hatte, beinhalteten unter anderem auch eine Technologie, die der unseren weit überlegen war und die Gegner des Friedensprojektes glaubten, die ,Victims' wiegten uns lediglich in Sicherheit, um uns eines Tages anzugreifen und uns zu vernichten. Das waren Hirngespinste, denn ich habe lange genug unter ihnen gelebt, um zu wissen, dass Krieg niemals ihr Weg war. Aber wer hätte schon auf mich gehört, ich war ja nur ein Kind. Mein Vater und sein persönlicher Wissenschaftsstab, die ebenfalls zu der

Forschungsgruppe gehört hatten, verwehrten sich gegen die Vorwürfe und beschrieben die ,Victims' als ein friedliches Volk, mit dem man sicher gut zusammenarbeiten und Handel betreiben könne, zum Wohle beider Rassen. Doch die Stimmen gegen diese ,verweichlichte Handhabe' wurden immer lauter und gefährlicher, bis....bis sich diese Partei zu organisieren begann und auf eigene Faust nach Zalem reiste und den Planeten angriff. Damit hatten meine

Freunde und ihre Familien nicht gerechnet, ebensowenig die Regierung. Die Vereinigung ,Frieden im Weltraum', die mein Vater aufgrund dieser schrecklichen Entwicklung gründete, stellte sich gegen diese Attacken und sie stritten an der Seite der Kampfschiffe von Zalem, die eigens dafür gebaut worden waren. Zu Beginn des Jahres 4064, einen Monat vor meinem achtzehnten Geburtstag, wurden die Auseinandersetzungen immer brutaler. Ich hatte mich in diesen Jahren, obwohl ich noch so jung war, als Stellvertreter meines Vaters behauptet und

wiederholt versucht, alle Parteien zu Friedensverhandlungen zu bewegen. Ich vertrat diese Politik des Pazifismus sogar im Parlament von Zalem, aber nun geschah auch hier genau das, was zuvor bei uns passiert war - viele der ,Victims' vertraten den Standpunkt, dass man uns, den Menschen, niemals hätte vertrauen dürfen, dass es das Vernünftigste wäre, uns vom

Angesicht der Welt zu tilgen und....Ich erlebte eine unangenehme Wiederholung der Angst, des Misstrauens und des Zweifels, wie schon mein Vater, der gleichfalls damit konfrontiert worden war, nur auf den Kolonien.
 

Auch hier schlossen jene, die den Gedanken an Frieden nicht mehr akzeptieren und lieber Feuer mit Feuer bekämpfen wollten, zusammen und führten ihren

privaten Kleinkrieg gegen die Fanatiker auf unserer Seite, die darin endlich all ihre Vorurteile bestätigt sahen. Aber die Gefechte beschränkten sich auf Zalem und die Umgebung, von einem richtigen, interstellaren Krieg, wie wir ihn jetzt führen, konnte noch keine Rede sein. Dann jedoch, im März 4064, geschah es....der Verrat, der selbst das Vertrauen derer zerstörte, die an meinen Vater und mich und an diejenigen, die uns folgten, geglaubt hatten....Alle zwei Parteien, auf der einen Seite die Menschen und ,Victims', die eine Beendigung der Kämpfe wünschten und auf der anderen Seite diejenigen, die anscheinend sämtlicher Vernunft abgeschworen hatten und Blutvergießen forderten, trafen sich im Parlament von Zalem, um über einen eventuellen Frieden zu verhandeln. Mein Vater und ich hatten nicht viel Hoffnung, aber wir wollten wenigstens alles versuchen, um die Diskussion zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen.

Sharkell, mein treuer Freund, war mit dabei. Er hatte mittlerweile geheiratet und seine Frau mitgenommen, um sie uns vorzustellen. Während der Rede meines Vaters jedoch.....wurde ein Sprengsatz gezündet.....um genau zu sein eine Bombe mit enormer Zerstörungskraft, wie wir alle an der grauenhaften Explosion begreifen konnten....Sharkells Ehefrau und Tausende von ,Victims' kamen dabei ums Leben....und wer immer die Sprengung gelegt und aktiviert hatte,

hatte es in Kauf genommen, auch unzählige Menschen zu opfern....Damals warf ich einen letzten Blick in Sharkells gelbe Augen....In ihnen las ich die Anklage, den grausamen Verdacht....er glaubte wirklich, mein Vater und ich, der ich sein bester Freund war, hätten unsere Hände im Spiel....dass dieses feige Attentat unsere Schuld wäre....und was hätte er auch sonst denken sollen? Immerhin hatten vor den Verhandlungen außer den ,Victims' der Friedensseite nur unser Team Zutritt zum Parlamentsgebäude - und somit blieb unsere Gruppe als einzige tatverdächtig, denn jeder von uns besass das Wissen und die Zeit, eine solche Bombe zu installieren. Es ist wahr. Es war einer von uns. Er war ein Verräter, der im Geheimen agiert hatte. Er war der wirkliche Anführer der Friedensgegner, die bisher durch einen Strohmann repräsentiert worden waren. Es war Doktor Marius Fisher. Mein Vater und ich konnten der Katastrophe, welche die Explosion ausgelöst hatte, knapp entkommen. Fisher empfing uns im Raumschiff und setzte sich dann in einem Shuttle ab. Zuvor hatte er die Güte, uns mitzuteilen,

dass er der Urheber des Anschlages war....Wir sahen zum ersten Mal sein wahres Gesicht....das eines Fanatikers, eines Verrückten, der alles ausrotten wollte, was nicht Mensch war....und dieses Gesicht gefiel uns gar nicht. Sein Shuttle verschwand in der Finsternis....ich glaubte, ich würde ihn nie wiedersehen....
 

Was die Katastrophe betrifft, die von der Explosion heraufbeschworen wurde...." Die Stimme schien ihm zu versagen, doch er straffte die Schultern

und rang sich mühsam dazu durch, fortzufahren. "....Die an der Reaktion beteiligten chemischen Substanzen verteilten sich durch die Explosion überall auf Zalem....sie sickerten ins Grundwasser, vergifteten die Flüsse, töteten die Bäume, die Blumen, die Tiere ab....und verseuchten die Atmosphäre....saurer Regen ergoss sich auf diese sterbende Welt, die einst so schön gewesen war....die verpestete Luft machte die ,Victims' krank....eine schreckliche,

furchtbare Krankheit....denn ihre Lungen wurden in schleichendem Tempo aufgefressen....das Wasser und alles, was ihnen noch an Nahrung geblieben war, war ebenfalls schädigend für ihre Körper....Mit der Zeit mutierten die ,Victims' zu den monströsen Kreaturen, als die ihr sie

kennen gelernt habt....Wir können ihnen nicht vorwerfen, dass sie uns Menschen hassen....wir haben ihre Heimat vernichtet....und sie selbst.... wir haben sie zu den Ungeheuern gemacht, die sie jetzt sind....Mich mag an dem Auslöser der Katastrophe keine Schuld treffen, aber immer wieder habe ich mich gefragt, ob ich all das irgendwie hätte verhindern können....So fing der Krieg an. Die ,Victims' sehnten sich nach einer neuen, einer schönen, unberührten

Heimat....und sie fanden sie in Zion. Die Regierung betrachtete die Angelegenheit ,Zalem' als beendet und legte sie zu den Akten....denn jetzt galt es, sich um Wichtigeres zu kümmern! Zum Beispiel um die Besiedlung des Planeten, der noch geblieben war....Als der erste Konvoi mit Forschern und Siedlern sich Zion näherte, wurde er angegriffen....von einem Rudel abstoßender

Wesen, die man als die ,Victims' identifizierte....

Sie wollten nicht, dass wir diesen Planeten in die Finger bekamen, den sie als ihr neues Reich auserkoren hatten....Und seitdem kämpft die Menschheit gegen diese Spezies. Wie Dominosteine folgten wir dem Schicksal des Krieges...."
 

Die Anwesenden sassen wie betäubt. Crow atmete schwer und seine Brust tat weh, doch sein Herz schmerzte noch mehr. Lange hatte er diese Erinnerungen an die Vergangenheit verdrängt, doch jetzt kam alles wieder hoch. Wahrheit. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er donnerte sie so heftig auf den Tisch, dass die Piloten und Lotsen zusammenzuckten. Rei erhob sich mit wankenden Beinen. Seine Stimme klang heiser und krächzend, als er fragte: "Und....

wie fing das mit den Göttinnen an....und mir....?"

"......Als die gewaltsamen Auseinandersetzungen langsam begannen, beschloss mein Vater, die ,Victims' und seine eigenen Mitstreiter mit einer neuartigen Waffe zu unterstützen. Als Basis diente ihm ein Stahlgestell, das menschliche Gestalt besass und mit einem Cockpit versehen war, in das man sich hineinsetzen konnte. Auf diese Weise ließ sich die humanoide Stahlkonstruktion steuern und wurde dazu verwendet, schwere Lasten zu transportieren. Ich war sechzehn Jahre alt, als seine Versuche und Überlegungen endlich Früchte trugen - das Ganze

wurde aus massivem Stahl gefertigt und bekam eine Legierung aus Titanium. Die Pilotenkanzel wurde mit zahlreichen versteckten Sensoren ausgestattet, um es dem Mecha zu erlauben, die Bewegungen eines menschlichen Körpers komplett zu übernehmen. Um die Bewegungsfreiheit des Piloten nicht unnötig zu behindern, wurde auf einen starren Sitzplatz verzichtet, statt dessen wählte mein Vater einzelne Teile, die mit Hilfe ihrer eingebauten Sensoren die Reaktionen und

Bewegungsabläufe an den wichtigsten Körperstellen des Piloten an den Mecha übertragen sollten - für den Kopf, die Schultern, die Arme, die Füße....Das kommt euch bekannt vor, nicht wahr? Das war der Prototyp ,Ingrid', die Einheit 00, ,Double-Zero' - und ich war ihr Pilot. Ich bekam eine Uniform, wie die heutigen Anwärter sie tragen, nur ohne Schulabzeichen, aber auch ich hatte die Tätowierung meiner Kenn-Nummer auf dem Handgelenk. Ich war stolz darauf,

meinem Vater helfen zu können. Anfangs kämpfte ich nur gegen diejenigen, die sich gegen einen Frieden ausgesprochen hatten....doch zwei Jahre später, nach dem verfluchten Attentat, das Zalem zerstörte, erhob ich meine Hand gegen die ,Victims'....Nach ihrem Angriff auf den Siedlungskonvoi befanden wir uns wirklich im Krieg. Ich wollte nicht kämpfen, aber was blieb uns? Keine der beiden Seiten hörte noch auf uns, selbst wenn der eine oder andere noch

vernünftigen und friedlichen Argumenten gegenüber aufgeschlossen gewesen wäre....Im Oktober des Jahres 4064 kehrten mein Vater und ich noch einmal nach Zalem zurück, in der Hoffnung, einige unserer früheren Freunde zu finden, um uns mit ihnen zusammenzuschließen und das sinnlose gegenseitige Abschlachten zu unterbinden. Es war zwecklos. Niemand glaube uns mehr, und wir wurden davongejagt. Ha! Vermutlich hätten sie uns getötet, wären wir nicht

entkommen....aber das änderte nichts. Mein Vater hatte sich mit der Lungenkrankheit infiziert und da er schon älter war und es zudem noch keine ausreichend wirksamen Medikamente gab, siechte er vor sich hin....So übertrug er mir die Aufgabe, den Krieg zu beenden....Ich konnte die ,Victims' gut verstehen, begriff ihre Wut und ihren Hass....aber ich hatte Menschen, die mir

wichtig waren....die jungen Wissenschaftler unter Vaters Führung waren mir gute Freunde geworden und wie eine Familie für mich....ich war in ihrer Mitte aufgewachsen und wollte sie beschützen....genauso, wie ich einst meine Freunde auf Zalem hatte beschützen wollen....und ich dachte an all die Menschen, die keine Ahnung davon hatten, warum dieser Krieg begonnen hatte, all jene, die bereits gestorben waren, nur weil sie Menschen waren....Wenn es keinen

anderen Weg mehr gab, als zu kämpfen, dann wollte ich etwas schaffen, das stark genug war, um zu siegen....Mein Vater starb im Dezember 4064. Meine Forschung nahm ihren Anfang. Der Stab, der ihn früher so bedingungslos unterstützt hatte, hielt nun auch zu mir, obwohl ein Mitglied fehlte - Fisher. Ich wusste nicht, was aus ihm geworden war, aber es interessierte mich auch nicht. Das Team und ich verbesserten gemeinsam den Prototyp. Zunächst stellten wir mehrere Nachfolger der ersten Ingrid her, die wir an das Militär lieferten, die damit gegen die ,Victims' vorgingen, aber sie unterschieden sich, von der effizienteren Bewaffnung und der verstärkten Panzerung einmal abgesehen, nicht sonderlich von Einheit 00. Aber etwas Besonderes war uns noch nicht eingefallen. Ich wollte etwas Individuelles schaffen, etwas, das sich von den PRO-INGs, wie sie mittlerweile hießen, deutlich unterschied. Ein Symbol für

Rettung, für Hoffnung und Frieden....eine Art göttliches Wesen, eben eine ,Göttin', wie meine Mutter eine gewesen sein musste, nicht weil sie überaus schön oder anziehend war, sondern ein guter Mensch, der gerne half, bereit war, sich für andere aufzuopfern und für sie zu kämpfen.

Mein Team bestand aus drei männlichen und einer weiblichen Wissenschaftlerin, die übrigens nur drei Jahre älter war als ich und zudem den Posten meiner Lotsin übernommen hatte, als ich Einheit 00 steuerte. Jeder von ihnen sollte ein eigenes Meisterwerk konstruieren, das Aussehen entwerfen, die Art der Waffen, den Namen....ich würde ihnen für Fragen offenstehen und meine

Vorstellungen mit einfließen lassen, ohne mich groß einzumischen. Nach und nach nahmen also die vier Göttinnen Gestalt an, die ,echten' Ingrids. Doch meine Freunde meinten, dass ich ebenfalls eine Göttin entwerfen sollte, etwas, das auch meinen Ideen entsprach. Der Ehrgeiz packte mich und so begann ich mit der Arbeit an meiner eigenen Maschine. Eines Tages hatten wir es geschafft - majestätisch und strahlend erhoben sie sich vor uns, weiß, blau, rot, gelb und

grün. Während der Testphase wurden wir angegriffen und die Piloten, die uns vom Militär geschickt worden waren, wehrten sich verzweifelt. Als die Ernn Laties getroffen wurde, trieb sie steuerlos im All und wäre in Stücke geschossen worden, wären nicht die PRO-INGs von COA aufgetaucht, der eigens für diesen Zweck gegründeten Ausbildungsstätte - die ,Combat Operator Academy', wie man sie damals noch nannte. Den Göttinnen fehlte noch etwas Entscheidendes,

um tatsächlich ,göttlich' zu sein, um sich von allen anderen Mechas zu unterscheiden, die bisher existierten. Bislang hatte ich geglaubt, der Pilot verleihe seiner Maschine eine Seele....was wäre aber, besässe die Einheit selbst eine Seele? Das Zusammenspiel von geistiger Kraft und

menschlichen Fähigkeiten könnte die wirksamste Waffe gegen die ,Victims' darstellen, die es je gegeben hatte. In meinem Labor entstanden zum ersten Mal künstliche Menschen, die in speziellen Reifungskammern in wenigen Tagen zu jungen Erwachsenen heranreiften. Es handelte sich dabei ausnahmslos um Mädchen, da ich mir nicht vorstellen konnte, den weiblich geformten Göttinnen männliche Seelen zu verleihen. Megara wurde als erste aus ihrer Kammer herausgeholt, also ,geboren'. Danach war Silfee an der Reihe, sie entstammt denselben Zellen

wie Megara, weshalb man sie als Schwestern bezeichnen kann. Bald darauf folgten Elia, Helteage und schließlich Teela. Ich erzählte ihnen alles vom Hintergrund des Krieges und meiner Forschungen....und dass ich an der selben Lungenkrankheit litt, die meinen Vater getötet hatte. Die Medizin hatte Fortschritte gemacht und den Zerfall meiner Lunge extrem verlangsamt, dennoch würde das nichts an meinem frühen Tod ändern....Ich sagte ihnen auch,

weshalb ich sie geschaffen hatte, denn ich wollte sie nicht im Unklaren darüber lassen. Sie waren wie meine Töchter und ich liebte sie sehr.
 

Ihr EX, die ,EXceptional Ability', also Außergewöhnliche Fähigkeit, beruhte wie bei allen anderen Menschen auf ihrem Ki, ihrer Seelenkraft, ihrer inneren Essenz. Das EX wird von den individuellen Lebensumständen und ihrer Entwicklung bestimmt und steht meist in direktem Zusammenhang mit dem Charakter der

Person oder ihrem Umfeld. Für Teela, Elia, Megara, Silfee und Helteage beispielsweise spielte das Vergehen von Zeit keine Rolle mehr, da sie bereits als junge Erwachsene ,geboren' worden waren. Dadurch hatten sie sich die Gabe erworben, die Zeit zu kontrollieren und ihre äußeren Erscheinungen wurden völlig alterslos."

"Aber....warum besitzen Frauen dann kein EX? Teela und die anderen sind doch weiblich!" rief Kizna aus und betrachtete Mr. Revord verwirrt.

"Das liegt in der Natur des Menschen und der Geschlechter. Unsere Körper sind darauf ausgelegt, so zu funktionieren, dass es dem traditionellen Muster entspricht - der Mann entwickelt eine stärkere Muskulatur, mehr Größe, um Leben zu verteidigen, während die Frau Kinder zur Welt bringt und Leben schenkt....Ihr Ki ist nicht darauf ausgerichtet, anderen Schaden zuzufügen oder jemanden zu verletzen, sondern um Leben zu geben....in ihr entwickelt

sich alles, was den neuen Menschen ausmacht. Das ist das EX der Frauen und Leben zu schenken ist die außergewöhnlichste Fähigkeit, die ich mir denken kann. Die Männer hingegen sollen kämpfen, um das, was ihnen wichtig ist, zu schützen, darauf ist unser Ki ausgerichtet."

Seine Hand schweifte einmal durch den Raum und glitt über die Piloten hinweg.

"Deshalb tritt es spätestens dann zu Tage, wenn unser Körper beginnt, zum Mann zu werden. Die unterschiedliche Ausprägung der Gabe entscheiden dabei die Umstände, die persönliche Entwicklung und der Charakter, wie ich bereits sagte. Mein Vater war ebenfalls Tele-Polyker und er hat es an mich vererbt. Das EX eines Mannes ist dazu da, um dafür genutzt zu werden, Leben zu verteidigen, auf welche Art auch immer. Was nun Teela und die anderen angeht....da ihre Körper sich nicht auf natürliche Weise entwickelt haben, konnte sich in ihnen nicht der

tatsächliche Werdegang vom Kind zur Frau vollziehen und ihr Ki bildete sich somit in die männliche Richtung aus. Rei....erinnerst du dich an etwas von damals? Vielleicht an das Labor oder an die Goddess-Spirits?"

"Bruchstückhaft. Ich hatte einen Traum, wo ich Teela und ihre Freundinnen sah....und Hiead....und da war auch meine Mutter....und Sie....ein Victim griff uns an...."

"Das hatte ich erwartet. Die Begebenheit, die du schilderst, hat sich nicht auf diese Weise zugetragen, sie ist nur ein Gesamtbild, zusammengesetzt aus einzelnen Erinnerungsfetzen, die aus deinem Unterbewusstsein stammen. Zunächst einmal transferierte ich die Seelen von Elia, Helteage, Megara und Silfee hinüber in die jeweiligen Göttinnen. Zwar mussten ihre Körper im Laufe dieses Prozesses sterben, aber indirekt würden sie ohnehin weiterleben und für den

Frieden kämpfen, wie es ihr Ziel war. Das war im Jahr 4066. Mit Teela verhielt es sich ein wenig anders, denn für sie war etwas anderes vorgesehen. Gegen Ende desselben Jahres traten die ersten richtigen Göttinnen-Piloten ihren Dienst an, GIS wurde ins Leben gerufen und COA in GOA umbenannt, die ,Goddess Operator Academy'. Einer dieser Piloten war die geheimnisvolle Teela Zain Elmes, die Pilotin der Ernn Laties, meiner Einheit. Sie war schon immer die ruhigste und stillste unter den Spirits....der Kampf hat sie gar nicht so sehr verändert,

wie ich erwartet hatte. Die nächsten drei Jahre tobte der Krieg zwischen den Menschen und den ,Victims' weiter und ich erkannte mit Besorgnis, dass das Wissen um den Grund all dieser Schlachten, all dieser zahllosen Opfer auf beiden Seiten....verlorenging. Es war eine langsame Entwicklung, gewiss, aber fortschreitend. Und immer wieder fragte ich mich, ob ich es nicht

hätte verhindern können....ob ich nicht vorausschauend genug war, ob es nicht offensichtlich gewesen war, dass Fisher uns verraten wollte und ich ihn hätte stoppen können....Ich wünschte, ich hätte die Geschichte rückgängig machen können....vielleicht war dieser Wunsch der Boden, auf dem die Idee keimte....
 

Ich hatte Teela beauftragt, solange Pilotin zu sein, bis ich eine Möglichkeit gefunden hätte, den Krieg zu beenden....4069 entdeckte ich sie. Dich, Rei. Und

Hiead."

"Uns? Aber warum uns?"

"Ich habe euch künstlich geschaffen, aber ich habe euch nicht in Reifungskammern gesteckt. Ich wollte, dass ihr normal altert, dass ihr eine glückliche Kindheit habt. Vier, fünf Jahre lief das auch alles so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Doch dann....dann wurde unser Labor enttarnt und von ,Victims' attackiert. Hiead wollte dich schützen und warf sich vor dich, während ich und jene Wissenschaftlerin, von der ich erzählt habe, den ersten Angreifer zurückhalten wollten. Ich wurde von einer Pranke getroffen und das Wesen spuckte einen Schwall Feuer aus. Die Flammen trennten Hiead von dir und er wurde von herabstürzenden Gebäudeteilen begraben und bewusstlos. Nur ihr, meiner ehemaligen Lotsin und Freundin, gelang die Flucht. Sie hatte

euch beide immer sehr geliebt, aber da sie Hiead nicht mehr finden konnte, nahm sie dich und ergriff die Flucht. Von da an trennten sich eure Wege...."

"Wer....war diese Frau?"

Rei brachte die Worte kaum über die Lippen, sie waren trocken und spröde. Crow sank in seinen Sessel und fuhr sich durch das wirre Haar.
 

"Professor Kozue Enna. Die Frau, die du als deine Mutter kennen gelernt hast."

"......Mu....Mutter.....?"

"Sie rettete dich aus der Flammenhölle, brachte dich auf eine entlegene Kolonie und zog dich als eigenen Sohn auf. Und hätte sie in dem Chaos damals auch Hiead noch gefunden, so hätte sie ihn gewiss mitgenommen....Aber er war von einem der herabfallenden Steine am Kopf verletzt worden und hatte sein Gedächtnis verloren. Als die Rettungskräfte kamen, brachten sie das umherirrende Kind in ein Waisenhaus. Ich wurde geborgen und in ein Krankenhaus eingeliefert. Wie es meinen beiden ,Söhnen' ergangen war, konnte ich nur vermuten, denn zu

diesem Zeitpunkt besass ich noch nicht die Informationen, die ich jetzt habe. Kozue war verschwunden und der Rest meines Stabes....4069, in dem Jahr, in dem Azuma Pilot wurde, starb der erste von ihnen in einem Bombardement, als er seine Frau und seinen Sohn beschützen wollte. Aus Trauer zog sie auf eine andere Kolonie um, weit weg vom Standort des Labors. 4072 kehrte der Zweite nicht mehr von einer Außenmission zurück, auf der er Titanium besorgen sollte. Auch er hinterließ Familie. 4075, ein Jahr nachdem Rei und Hiead voneinander

getrennt worden waren, starb auch mein letzter Kamerad in seiner Heimat. Er hatte sich vor seine Frau und seine kleine Tochter geworfen, doch das Geschoss erfasste sie und zerriss ihre Körper....nur sein Sohn, der an diesem Tag noch bei einem Freund zu Besuch war, entkam dem Massaker....Die Zeit strömte dahin....zwei Kinder wandelten auf verschiedenen Wegen, und beide hatten vergessen....doch das Schicksal hat sie wieder zusammengeführt, im Jahre 4084, als Zero Enna und Hiead Gner nach GOA kamen....Euer Leben war hart und entbehrungsreich und hat euch gezwungen, viel zu früh erwachsen zu werden. Das hat euren Ki aktiviert und die Macht in euch entfesselt, die ich euch mitgab, als ich euch schuf....die Kraft zum Überleben.

Einem allein hätte ich nie diese Macht verleihen können, Rei. Ich musste sie unter euch aufteilen, auch wenn du den Löwenanteil erhalten hast. Alles hat immer zwei Seiten. Es gibt keinen Tag ohne Nacht, kein Licht ohne Schatten. Man braucht einen Anfang, um ein Ende zu finden, und man braucht ein Ende, um einen neuen Anfang zu finden. Es gibt keine Vergangenheit ohne Zukunft und keine Zukunft ohne Vergangenheit."

Der Pilot der Weißen Ingrid verschränkte skeptisch die Arme.

"Und was ist mit der Gegenwart? Sie passt nicht in das Schema Ihrer Zweiteilung."

"Die Gegenwart ist das Bindeglied zwischen den beiden Zeiten. Wir stehen hier, in der Gegenwart, doch wenn wir zurückblicken, sehen wir die Vergangenheit und wenn wir nach vorne blicken, sehen wir die Zukunft. Die Gegenwart besteht nur aus verstreichender Zeit, musst du wissen. Gerade spreche ich noch mit dir, aber in der nächsten Sekunde sind meine Worte schon wieder Vergangenheit. Jedes weitere Wort liegt noch in der Zukunft, aber sobald ich es ausspreche, ist es vergangen. Alles im Universum hält sich die Waage, weil es zwei Kräfte gibt,

die gegeneinander und doch miteinander wirken, um im Gleichgewicht zu bleiben. Rechts und links, Norden und Süden, Hass und Liebe, Gut und Böse, Mann und Frau, Freude und Schmerz....unser Leben besteht aus vielen Gegensätzen, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander existieren können. Nehmen wir die Freude. Wenn du dein ganzes Leben über immer nur glücklich bist, ohne einmal zu erfahren, was düstere Tage und Schmerzen sind, glaubst du dann nicht auch, dass du mit der Zeit verlernst, das Glück und die Freude zu schätzen, wenn sie nichts besonderes mehr für dich sind? Man kann nur glücklich sein, wenn

man einen Grund dazu hat und dieser Grund heißt: Leid überwinden, Menschen finden, die mit einem zusammen die Last tragen. Auch Hiead und du, ihr seid ein solches Gegensatzpaar. Ihr konntet zu Anfang nicht miteinander, aber ohne einander auch nicht. Ihr seid verschieden und dennoch ergänzt ihr euch, so, wie ich es immer gewollt habe. Ihr solltet das Gleichgewicht dieser Welt wieder herstellen, das durch den Krieg ins Wanken geraten war. Es gibt keine

Zufälle. Euer Zusammentreffen auf GOA war kein Zufall, ebensowenig wie die Tatsache, dass Azuma den Sohn des Mannes kennt, auf dessen Schultern die Schuld lastet, oder dass ihr beide ausgerechnet mit Clay, Yamagi und Roose in eine Gruppe eingeteilt wurdet. Euch fünf war es bestimmt, die Göttinnen zu steuern, wie noch keinem vor euch. Clay...." wandte er sich an den bebrillten jungen Mann, "....sag mir, wer war dein Vater?"
 

"Wer er wirklich war oder vorgab zu sein?"

"Die Frage erübrigt sich."

"Das stimmt. Mein Vater war Doktor Pierre Philippe Fortran, der Erbauer der jetzigen Mimas Klein."

"Das ist nicht wahr!" stieß Yamagi hervor, dessen Antlitz kreideweiß geworden war. Tsukasa versuchte, ihn wieder auf seinen Sitz zu drücken, doch er fixierte Mr. Revord mit fiebrigen Augen. Eine unfassliche Ahnung beschlich ihn und auch Roose schoss plötzlich von seinem Stuhl hoch, als er die Schilderung des Todes von Crows ,letztem Kameraden' mit dem Bild seiner ermordeten Familie verglich. "Nein!"

"Doch!" entgegnete Clay und stand nun ebenfalls auf. "Dein Vater ist nicht abgehauen - er starb, bevor du geboren wurdest. Sein Name war Professor Yamasuke Kushida. Er hat die Sarah Leena entwickelt. Und dein Vater war Professor Landro Sawamura, der Erbauer der Juno Keameia. Die Tellia Elara stammt von Miss Enna. Es....gibt....keine....Zufälle....Es war uns vom

Tage unserer Geburt an bestimmt, Piloten zu werden....um diesen Krieg zu beenden...."

Ein lastendes Schweigen erfüllte den Raum. Crow schaltete das Hologramm des PRO-INGs ab und trat ans Fenster, wo Zion in all seiner Schönheit leuchtete. Niemand rührte sich.

Die Geschichte war erzählt.
 


 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 10: Ultimatum"
 


 

Sooo, das war's erstmal. Die neuen Part von Knights of Zion und Füreinander bestimmt kommen auch bald. Puh, ich bin ganz schön ausgelaugt. Trotzdem hoffe ich, dass es Euch gefallen hat.

Curriculum 10: Ultimatum

Tadadammmm! (triumphale Musik) Da bin ich wieder und endlich, endlich, endlich kann ich auch wieder von zu Hause aus ins Internet, bisher musste ich das alles in der Schule reinstellen (okay, nicht alles, aber einiges) und so bin ich jetzt total happy, dass es endlich wieder klappt! Am Dienstag schreibe ich Chemie-Klausur, also drückt mir bitte alle die Daumen!! Und jetzt genug der einleitenden Worte, viel Spaß beim Lesen! ^_____^
 

Curriculum 10: Ultimatum
 

Die Piloten und Lotsen hatten Crow im Konferenzzimmer zurückgelassen, denn er wollte jetzt, nachdem seine Vergangenheit ihn eingeholt hatte, ein wenig allein sein. Rei hatte noch ein paar Fragen, aber ihm genügte ein Blick in das Gesicht seines "Vaters", um zu erkennen, dass er am bisherigen Ende seiner Kräfte angelangt war. Seine Augen waren von Müdigkeit gezeichnet und seine Arme ruhten schlaff auf den Armlehnen. Obwohl er altersmäßig etwa gegen Ende Dreißig einzuordnen war, ließen ihn die Furchen, die die Krankheit in seine Züge gegraben hatte, um vieles älter erscheinen. Mit einem Mal spürte der Pilot der Ernn Laties, wie sein Herz sich regte. Tiefes, ehrliches Mitgefühl für jenen Mann, dem er seine Existenz verdankte, bemächtigte sich seiner. Crow hatte eine schwere Zeit hinter sich, wie so viele von ihnen. Hiead legte seinem Bruder den Arm um die Schultern und geleitete ihn zur Tür hinaus, wo Kizna bereits auf ihn wartete. "Warte im Erholungsraum auf mich. Ich möchte noch kurz etwas mit Hiead besprechen." Die junge Frau nickte und entschwand, begleitet von Ikhny. Die anderen waren unlängst ihre eigenen Wege gegangen.

"Ich....ich hätte nie gedacht, dass sich hinter alldem diese Wahrheit verbirgt....Zwar ahnte ich, dass es etwas Außergewöhnliches sein musste, dass nicht die Victims den Kampf begonnen haben....aber das....Crow hat recht. Es ist nicht verwunderlich, dass sie uns hassen."

"Aber sie machen keinen Unterschied mehr, Rei. Auch ich begreife den Grund ihres Hasses, aber dennoch sind durch ihren Klauen Unschuldige gestorben. Wir befinden uns in einem Krieg, der bereits Jahre dauert....mit uns muss er enden."

"Ich weiß. Sag mal....ich meine....kennst du den Grund dafür, warum ich damals, gleich nach meiner Ankunft auf GOA, in die Blaue Ingrid einsteigen konnte, obwohl ich noch gar nicht darauf vorbereitet war?"

"Erinnerst du dich an deine ersten Visionen? Die von dem kleinen Mädchen?"

"Ja. Ich war selbst noch ein Kind. Sie hatte langes Haar und sagte ,Finde mich'....Wer war sie?"

"Das war Elia, die Seele der Sarah Leena. Die Goddess-Spirits entsandten mentale Projektionen ihrer selbst auf jede Kolonie, in der Hoffnung, den Jungen zu finden, der den Krieg beenden würde. Elia entdeckte dich schließlich und um dich nicht misstrauisch zu machen, nahm sie die Gestalt eines etwa gleichaltrigen Mädchens an. Sie gab dir jene Botschaft mit, die dir auch jeder andere Spirit mitgeteilt hätte: Finde mich. Von da an wolltest du nach GOA gehen - Teelas Erscheinen in der Weißen Göttin sollte deinen Entschluss nur noch einmal bekräftigen. Dadurch wurde gewissermaßen die Erfüllung deines Schicksals in die Wege geleitet. Kaum hattest du den Ort deiner Bestimmung erreicht, hat Elia dich zu sich gerufen. Crow hatte ihr mittels Telepathie prophezeit, dass an diesem Tag der Retter Zions auf der Akademie eintreffen würde. Er würde ihren Ruf vernehmen, zu ihr kommen und dann....sollte sie ihn prüfen."

"Mich prüfen? Weshalb?"

"Sie sollte feststellen, ob die Kraft in dir erwacht ist, ob du deinem Schicksal würdest folgen können. Alles, was du im Inneren der Ingrid gesehen hast - das Erlebnis aus deiner Kindheit, Elia selbst, die Zerstörung des Letzten Planeten - war Teil deiner Prüfung. Sie durchforschte deine Erinnerungen nach dem Kind, dem sie damals begegnet war, stellte sicher, dass du in der Lage warst, eine Seele zu sehen und dein EX auf unbewusste Weise zu nutzen. Nur weil du die Kontrolle über die Zeit besitzt, kannst du in die Zukunft blicken. Deine Visionen waren Bilder einer möglichen Zukunft. Und du hattest genug Willensstärke, um Elias eigener Kraft im Zentrum der Göttin zu entkommen, bevor es zu spät für dich gewesen wäre. Das war der Punkt, an dem die Prüfung endete und sie Crow mitteilen konnte, dass tatsächlich der Retter Zions auf GOA eingetroffen war."

"Aber warum wurde diese Aufgabe ausgerechnet Elia übertragen?"

"Sie hat dich damals gefunden, als du noch ein Kind warst. Sie würde deine eigene persönliche Präsenz, deine Aura, als einzige erkennen. Je nach dem, ob Megara, Silfee oder Helteage dich entdeckt hätten, wärest du eben in einer anderen Ingrid gelandet. Elia hatte Glück, aber es hätte auch eine der anderen Seelen sein können."

"....Clay hat mich mal auf meine Atomics angesprochen. Ich wusste nicht einmal, was das ist. Warum....verfüge nicht auch ich über diese Ausbesserungsstücke?"

"Weil wir nicht unvollkommen geboren, sondern geschaffen wurden, als perfekte Piloten. Wir sind Zenoah, Menschen mit einem makellosen Körper. Der allererste Zenoah, von dem die übrigen Menschen je erfuhren, war Teela. Wie viele Zenoah gibt es, was denkst du?"

Rei zuckte die Achseln und musterte seinen Gegenüber mit einem Anflug von Neugier. Hiead lächelte sanft und erklärte: "Es gibt eine Antwort auf diese Frage, Bruderherz. Nur sieben: Die fünf Goddess-Spirits und wir beide."

"Sieben. Eine sagenumwobene Zahl. Warum erstaunt mich das nicht? Was unsere Freunde angeht....ich hätte nicht erwartet, dass ihre Väter die Göttinnen erbaut haben. Besonders für Roose und Yamagi muss das ein Schock gewesen sein, denn Clay wusste ja schon Bescheid. Eins fügt sich ins andere....Was ist eigentlich mit Professor Fisher und seinem Sohn Cain?"

"Fisher hat sich glänzend aus der Affäre gezogen, nachdem er endlich einen legalen Grund hatte, um die Victims zu vernichten. Während er Cain mehr oder minder zum Schein nach GOA schickte, schürte er den Zorn und den Hass unter den Victims noch mehr an. Er gab vor, selbst von seinem eigenen Volk enttäuscht zu sein, weil sie die Victims verraten hatten und schwor feierlich, sie in ihrem Kampf gegen uns anzuführen. Er ist der letzte Mensch, dem die Victims noch so etwas wie Vertrauen entgegenbringen, ausgerechnet ihm, der in Wirklichkeit die Schuld an allem trägt. Was für eine grausame Ironie! Der Widerstand auf Zalem weiß es natürlich besser, aber sie sind den Kriegstreibern zahlenmäßig weit unterlegen und werden gejagt wie Vieh. Cain wurde während einer Schlacht von Professor Fisher gerettet und seitdem verlor sich seine Spur, doch es ist anzunehmen, dass er sich dem irrsinnigen Plan seines Vaters anschloss und uns deshalb angegriffen hat. Die Attacke auf GOA ist allerdings eher auf seine persönlichen Rachewünsche gegenüber Kapitän Azuma zurückzuführen. Fisher Senior wird nicht aufhören, bis jeder einzelne Victim getötet worden und das Universum wieder frei von ,Parasiten' ist."

"Das ist nicht richtig. All das....hätte nie passieren dürfen. Dieser ganze Krieg....ist nichts weiter als ein....furchtbarer Fehler! Ein Fehler! Wenn man doch das Rad der Zeit zurückdrehen könnte....wenn man verhindern könnte, dass es zur Katastrophe kommt...."

"Du wirst diesen Krieg beenden, Bruder, auf welche Weise auch immer. Ich glaube an dich. Wir alle glauben an dich. Solltest du meine Hilfe brauchen, so sei versichert, dass ich für dich da sein werde. Wir werden gemeinsam unser Bestes geben, nicht wahr?"

Rei betrachtete den silberhaarigen Piloten eine Weile schweigend. Dann schlug er in die dargebotene Hand ein und ein warmes Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück.

"Ja - das werden wir! Für Zion, für den Frieden....und die Menschen, die wir lieben!"
 

Yamagis Faust donnerte gegen den Sandsack. Er trainierte gerade, um sein aufgewühltes Inneres zu beruhigen. Tsukasa sass auf einer Bank und sah ihm zu. Der Schmerz in seinen Augen rührte sie. Wenngleich auch sie auf das Höchste erschüttert war, besass die Angelegenheit keine derartig persönliche Komponente für sie wie für ihn. Sein Vater war tot - er hatte sein Leben im Dienst einer großen Sache geopfert, er hatte die Blaue Ingrid geschaffen.... Yamagi MUSSTE Pilot werden. Eine andere Möglichkeit hatte es für ihn also eigentlich nie gegeben. Feiner Schweiß perlte von seiner Stirn und seinen Armen, lief seine Schläfen entlang oder durchtränkte das Hemd, das er trug. Sein Atem ging keuchend und mit einem letzten Tritt hielt der junge Mann inne und stieß einen Fluch aus.

"Scheiße!"

Langsam sank er in die Knie und stützte den Kopf in seinen feuchten Handflächen ab. Tsukasa näherte sich ihm vorsichtig und berührte ihn sacht an der Schulter. "Niemals....niemals hätte ich gedacht....dass DAS die Wahrheit ist....Fünf Jungen....und doch ein Schicksal....Mein Vater ein Wissenschaftler, ha! Und die Victims....wofür habe ich denn dann gekämpft?! Sie haben guten Grund, uns zu hassen! Es hätte mir klar sein müssen! Es gibt eben kein eindeutiges ,Gut' und ,Böse', wie man es den Kindern in den Märchen immer erzählt. Alles hat zwei Seiten. Auch diese Wesen sind nicht gänzlich von einer Schuld freizusprechen....aber bin ich denn anders als sie?! Sie haben Unschuldige umgebracht, die den Anlass dieses Krieges nicht kennen....und ich habe Victims umgebracht, die möglicherweise als Soldaten aufgewachsen sind, die aber selbst nicht wissen, warum sie uns angreifen....ich habe auch getötet, ohne zu wissen!"

"Yamagi! Wie hättest du es wissen sollen? All das....konnte doch niemand ahnen! Du hast nach deiner Überzeugung gehandelt, hast das getan, was du für richtig gehalten hast, hast dein Blut gegeben für ein Ziel, das es dir wert war! Du kämpfst um den Frieden, für den Frieden, daran hat sich nichts geändert! Frieden ist wertvoll, das habe ich dir bereits gesagt!"

"Ich....weiß. Ich weiß. Und dennoch....warum fühle ich mich plötzlich so....schuldig?"

Tsukasa ließ von ihm ab und starrte ihn an. Zweifel, Unsicherheit, Tränen und Schmerz der Vergangenheit, Enttäuschung und Einsamkeit prägten ihm reife, männliche Züge ein, die ihr noch nie so klar vor Augen gestanden hatten wie in diesem Moment. "Tsuka-chan...." sprach er sie mit ihrem Spitznamen an, "Ich möchte gerne ein bisschen allein sein. Falls irgendetwas ist, ich bin im Badezimmer und wasche mich; mein Hemd klebt schon an mir. Bis später." An ihrem Blick konnte er ablesen, dass sie nicht einverstanden damit war, dass er sich zurückzog, ihre helfende Hand und ihre Unterstützung ablehnte, aber sein Kopf war voll und schwer und sein Körper entsetzlich müde. Im Badebereich der Station angekommen, betrat er die Abteilung mit dem heißen Thermalbecken. Der angenehme Dampf tat gut und löste die Verkrampfung seiner Muskeln. Im warmen Wasser würde es ihm gleich ein wenig besser gehen. Rasch entkleidete er sich und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Als er schließlich in das Becken stieg, stieß er einen erleichterten Seufzer aus und tauchte unter, um sich völlig von der Außenwelt abzukapseln. Allzu lange hielt er es jedoch nicht aus und kam prustend wieder an die Oberfläche. Da ihm Wasser in die Ohren gelaufen war, hörte er auch das Schlagen der Eingangstür nicht. Erst, als ein fliederfarbener Bademantel vor ihm erschien, wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr allein war. Er schüttelte den Kopf, um das Wasser aus den Ohren zu bekommen, was ihm auch gelang, denn die Person redete ihn an und er wollte verstehen, was sie sagte.

"Ich....kann dich jetzt nicht einfach allein lassen", meinte Tsukasa im Flüsterton und schlüpfte aus ihren Sandalen. "Manchmal vermag Liebe die Wunden in einem Herzen zu heilen....oder sie spendet Trost durch ihre Erfüllung."

Sie errötete, als sie sich den Bademantel von den Schultern streifte. Er glitt zu Boden und sie kletterte zu Yamagi ins Becken. Er atmete geräuschvoll durch die Nase, sprach aber nicht, während sie im Wasser verschwand und ihr langes glänzendes Haar sich wie farbige Seide ausbreitete. Schließlich hob sie den Kopf aus dem heißen Nass und trat an ihn heran. Sie umarmte ihn. Seine Arme schlangen sich um ihre Taille und er zog sie an sich. Worte waren nicht mehr nötig. Seine Augen drückten alles aus, was er jetzt nicht formulieren konnte, ihre Tat war beredter als jede ausgefeilte Phrase. Ihre Lippen verschmolzen in einem leidenschaftlichen Kuss miteinander und die Realität um sie herum verschwamm....
 

Roose hockte in seinem Quartier auf dem Bett, Wrecka neben sich, die ihn unruhig musterte. In seinen Händen hielt er ein eingerahmtes Photo, das ihn als einen kleinen Jungen von etwa vier Jahren zeigte, hinter ihm stand ein Mann mit dunkelgrünen Haaren und blauen Augen. Die Frau, die ihre Hand auf die Schulter des Kindes gebettet hatte, lächelte liebevoll, ihre grünen Augen blitzten vergnügt. Ihr zartes Gesicht wurde von einer Flut goldbraunen Haares eingefasst. Seine Eltern. Der kleine Roose hatte seine Arme um ein winziges Bündel gelegt, offensichtlich seine Schwester. Sein Blick war völlig tränenlos, als er es betrachtete, und doch konnte Wrecka den Schmerz in seinem Inneren spüren. Die Tatsache, dass sein Vater dem Göttinnen-Projekt angehört hatte, hatte den jungen Mann sehr unvorbereitet getroffen, aber der wahre Hintergrund des Krieges noch weitaus mehr. Die Lotsin wusste nicht, wie sie ihrem Partner helfen sollte. Auch sie war geschockt, aber sie konnte nur erahnen, wie es sein musste, seine Familie zu verlieren. Einsamkeit war ihr weitgehend unbekannt, denn auf ihrer Heimatkolonie hatte sie in einer Großfamilie gelebt, zusammen mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester, den zwei ebenfalls älteren Brüdern, ihren Großeltern und ihren drei Tanten, eine davon sogar schon eine Großtante. Sie wohnten in einem riesigen Haus, dass allen Mitgliedern ausreichend Platz bot, denn ihr Vater war Arzt und besass folglich eine Menge Geld. Als Nesthäkchen wurde sie immer von allen verwöhnt und bekam meistens ihren Willen. In der Schule war sie sehr beliebt, aber als sie von einer Freundin betrogen wurde, weil sie ihr das versprochene Radio nicht zum Geburtstag hatte schenken können, musste sie auf bittere Weise erkennen, dass es den meisten ihrer sogenannten "Freunde" nur um ihren Reichtum gegangen war und sie Wrecka lediglich ausgenutzt hatten. Als das Angebot von GOA ins Haus flatterte, wo nach einigen neuen Rekrutinnen gesucht wurde, entschloss sie sich dazu, es anzunehmen, und allen zu beweisen, dass mehr an ihr dran war als bloß Schmuck, schicke Designer-Klamotten und Make-up. Sie wollte ihnen beweisen, dass sie als Mensch etwas wert war und nicht nur als verzärtelte Modepuppe. Auf der Akademie hatte sie dann auch wirkliche Freundinnen gefunden....und ihre große Liebe.

Da Roose immer noch nichts sagte, begann sie leise: "Weißt du....ein Mädchen, das ich für meine beste Freundin gehalten hatte, schrie mir einmal auf unfeine Weise ins Gesicht, dass sie mich niemals gemocht hätte, sondern dass sie durch mich nur an ein paar teure Sachen herankommen wollte. Danach war ich schrecklich traurig, verkroch mich in meinem Zimmer und glaubte, dieses Gefühl in mir sei Einsamkeit. Erst seit ich dich kenne, ist mir klar, wie albern das damals von mir war....Ich war verletzt, sicher, aber....ich glaube nicht, dass so etwas Einsamkeit ist...."

"Du hast recht. So etwas ist auch keine echte Einsamkeit. Echte Einsamkeit....ist eine große dunkle Leere. Wenn man dir alles genommen hat, was dir wichtig ist, dann ist es Einsamkeit. Einzig mein Wunsch nach Rache hat mich aufrechterhalten....aber die Göttinnen....haben mich verändert. Die Seele der Juno Keameia - vielleicht kannte sie mich deshalb so genau, weil mein Vater sie erbaut hat - bat mich, meine Vergeltungsgedanken zu vergessen. Dadurch wäre niemandem gedient, am wenigsten meiner verstorbenen Familie. Auch wenn ich den Victims nicht vergeben kann....so verstehe ich jetzt endlich, dass wir gar nicht so verschieden sind. Ich wollte aus Rache und Zorn heraus kämpfen und nichts anderes tun die Victims. Und sie haben einen triftigen Grund dafür. Ich kann ihren Hass auf uns nicht verurteilen. Ja, sie haben Unschuldige getötet. Doch genau genommen verhält es sich bei mir doch genauso. Was weiß ich denn über jene Wesen, die mir im Gefecht begegnet sind? Trotz ihres bestialischen Äußeren könnten sie ebenfalls Familien haben, Freunde und Kameraden. Habe ich nicht über sie dasselbe Leid gebracht wie die Victims über mich?!"

Er erhob sich, stellte das Bild auf seinem Nachtkästchen ab, trat ans Fenster und stemmte sich gegen die kühle Scheibe. Plötzlich drehte er sich abrupt zu der überraschten Wrecka um und streckte ihr seine Hände entgegen.

"Sieh gut hin!" stieß er zwischen seinen Lippen hervor, "Das sind die Hände eines Mörders!" Sie zuckte zusammen, als sie das hörte, stand ebenfalls vom Bett auf und fixierte ihn mit ihren tiefblauen Augen, die ein merkwürdiges Kribbeln in ihm erzeugten.

"Nein, das sind sie nicht." erwiderte sie klar und sachlich, denn sie sprach eine Tatsache aus. "Ich weiß, dass du jetzt der Überzeugung bist, falsch gehandelt zu haben, aber beide Seiten haben Fehler gemacht. Es ist ihnen nicht zu verzeihen, dass sie Unschuldige umgebracht haben, die mit dem eigentlichen Grund des Konfliktes gar nichts zu tun hatten. Es mag unter den Victims solche gegeben haben, wie du sie gerade benannt hast, aber es waren unter ihnen sicher auch Kriegstreiber, die es nicht anders verdient haben, als zu sterben. Du hast gegen eine weltweite Bedrohung gekämpft, deine Rachegelüste überwunden und dich ihnen gestellt, um Frieden und Harmonie in diese schweren Zeiten zurückzubringen. Diese deine Hände sind die Hände eines Kriegers, der für ein edles Ziel gefochten hat. Es sind die Hände....eines Liebenden. Und wer Liebe zu empfinden fähig ist, kann nicht grausam oder schlecht sein. Das Herz von Professor Fisher ist zu einem Eisklumpen erstarrt, er kennt die Liebe nicht mehr. Aber DU kennst sie, Roose - und deshalb hast du auch so schöne Hände."

Wrecka ergriff sie und hob sie an ihre Lippen, wo sie sanfte Küsse auf die angespannten Innenflächen drückte. Er antwortete nicht, aber seine Augen begannen zu brennen und sie spürte es deutlich, denn die Umgebung schien sich mit einem Mal elektrisch aufzuladen. So ließ sie von seinen Händen ab, näherte sich ihm und küsste ihn innig. Zunächst ein wenig überrumpelt, schloss er sie fest in seine Arme und küsste zurück. Ihre Schritte, beinahe synchron ausgeführt, drängten Richtung Bett, obgleich sie nicht hätte sagen können, ob er die treibende Kraft dabei war oder sie selbst. Als sie in die weichen Kissen sank, unterbrach sie den Kuss und sah ihn lange an, wobei sie ihm zärtlich durch das wirre Haar streichelte.

"Wrecka....ich...." flüsterte er, seine Stimme klang heiser und unsicher. Sie gebot ihm Schweigen, indem sie einen Finger auf seinen Mund legte und lächelte zärtlich.

"Wir brauchen keine Worte mehr, glaubst du nicht auch?" fragte sie sanft, umschlang seinen Hals und zog ihn zu sich hinunter, erneut in einen heißen Kuss....
 

Auf GOA war unter gewissen Personen eine fast beängstigende Stille eingekehrt, nachdem die Übertragung beendet worden war. Rill lag in Hijikatas Armen und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, während er ihr über den Rücken strich. Er hatte vieles erwartet....aber nicht das! Seine einstigen Top-Schüler....die einzigen vorherbestimmten Piloten, die es je gegeben hatte und die es je geben würde. Denn mit ihnen sollte es enden....auf welche Weise auch immer. Cain hatte sich seinem verrückten Vater angeschlossen, verdorben von den Ideen und Idealen eines übergeschnappten Wissenschaftlers....Er seufzte. Wahrheit.

Leena hatte sich eine Hand vor den Mund gepresst, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Galew, der gerade in eine wilde Verwünschung ausbrechen wollte, kam nicht dazu, da sich seine Partnerin auf einmal an seine Brust warf und sich an ihn schmiegte. Verwirrt blickte er auf sie hinunter.

"Aber....was...."

"Sag nichts", hörte er mit Mühe ihre leise Antwort, während ihr Finger sich in seiner Jacke festkrallten. "Sei einfach nur da....und lass mich nicht los...."

"...."

Er schwieg, weil er nicht anders konnte. Ihre unmittelbare Nähe machte ihn sprachlos und das war für den ansonsten so schlagfertigen Gareas höchst ungewöhnlich. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Jene Sitzung, in der die Wahrheit offenbart worden war, lag ihm wie ein Fuder Steine auf der Seele, denn das warf ein komplett neues Licht auf alles. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, empfand er so etwas wie Mitgefühl für die Victims und verstand ihre Beweggründe. Im Grunde waren sie eben einfach nur allzu....menschlich. Eine seltsame Ironie!

"Galew...." fing Leena an und hob den Kopf, um ihn direkt ansehen zu können. Er betrachtete sie herzlich und merkte, wie er von ihren wundervollen dunkelblauen Augen langsam aber stetig in den Bann geschlagen wurde. Wie schön sie doch war, selbst in diesem Moment von Fassungslosigkeit und Unglauben. Ihre roten Lippen zitterten wie unter einem Erdbeben, doch schließlich riss sie sich zusammen und legte ihre Hände an seine erhitzten Wangen. Erstaunt über ihre Geste, verharrte er bewegungslos.

"....Ich liebe dich."

Er atmete deutlich und tief ein, die einzige Reaktion, die er sich auf ihr Geständnis hin erlaubte. Dann, einer plötzlichen, raschen Eingebung folgend, beugte er sich vor und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Leena zuckte ein wenig zurück, doch als ihr bewusst wurde, dass Galew sie küsste, überrollte sie eine Welle reinen Glücks. Da er nicht der Typ war, der eine solch intime Berührung aus Spaß mal eben ausprobierte, konnte es dafür nur einen Grund geben: Er teilte ihre Gefühle. Alles, was um das Paar herum war, verschwand in einem unwirklichen Nebel....
 

Zion leuchtete in den Weiten des Alls, ein Stern von strahlender Schönheit. Ihm näherte sich ein Komet, der sich erstaunlich langsam bewegte. Tatsächlich handelte es sich jedoch vielmehr um ein Raumschiff, das sich auf diese Art lediglich tarnte. An Bord erhob sich auf der Gefechtsbrücke ein metallisch-grauer Mecha humanoider Gestalt.

Vor der Einheit hatten sich zwei Männer postiert, der eine trug eine dunkle Uniform, der ältere von beiden einen Laborkittel.

"Wann werden wir eingreifen, Vater?"

"Geduld, mein Sohn, Geduld. Das Ende der Victims ist bald gekommen. Wir werden alle übrigen dieser verfluchten Kreaturen auslöschen. Hätte man damals auf mich gehört, anstatt diese albernen Friedensphrasen anzustimmen, könnte die Menschheit schon längst glücklich auf Zion leben. Wir existieren, um zu herrschen. Es ist unsere Bestimmung, Zion zu erobern. Dieser Planet gehört uns und kein drecksfressender Victim wird ihn uns wegnehmen! Hätte man mir freie Hand gelassen, hätten wir diese Monster bereits nach ihrer Entdeckung eliminiert, aber Gabriel musste sich unbedingt gegen mich stellen, dieser einfältige Narr! Und sein Sohn ist nicht besser als er!" Er spuckte angewidert aus. "Ungünstigerweise ist der sogenannte Retter, dieser Rei, jetzt eingeweiht, und seine vermaledeiten Freunde und er werden sicher alles versuchen, um uns aufzuhalten, aber sie werden keinen Erfolg haben. Die übrigen Piloten sind Nachkommen fähiger und tapferer Männer, Cain, aber das wird nichts an ihrer bevorstehenden Niederlage ändern. Da ist GIS...."

Er wies auf den Bildschirm vor sich und grinste hinterlistig. "Schalte die Grußfrequenzen ein. Ich habe eine kleine Botschaft für Crow."

Cain tat, wie ihm geheißen, doch als das Gesicht von Mr. Revord erschien, merkte man ihm an, dass er nicht sonderlich verblüfft war.

"Ich habe erwartet, dass Sie sich melden würden. Ich bin Tele-Polyker und das bewahrt mich für gewöhnlich vor unliebsamen Überraschungen. Was wollen Sie?"

"Das ist sehr einfach, wirklich. Ich stelle Ihnen und Ihren Göttinnen-Piloten ein Ultimatum. Wenn Sie sich innerhalb der nächsten zwölf Stunden ergeben, werde ich GIS und GOA verschonen und mich einzig der Zerstörung Zalems widmen. Sollten Sie nicht auf mein großzügiges Angebot eingehen, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als Ihre armselige Gefolgschaft und den anderen wertlosen Rest ebenfalls zu vernichten."

"Warum, verdammt? Warum gerade jetzt? Wäre es nicht einfacher für Sie gewesen, uns die Victims zu überlassen?"

"Wissen Sie, Crow, Sie mit Ihrer pazifistischen Neigung und diesen schwachen Gefühlen gegenüber diesen Ungeheuern sind meiner Sache äußerst hinderlich. Sie verstehen also, dass ich meine Aufgabe beschleunigen muss. Zalem, dieser Schandfleck der Schöpfung mit seinen widerwärtigen Kreaturen, muss zu Staub verwandelt werden! Es liegt mir fern, dasselbe mit Ihnen und den irgendwo doch bedauernswerten jungen Leuten zu machen, aber wenn Sie sich nicht im Laufe der nächsten zwölf Stunden ergeben, lassen Sie mir keine andere Wahl. Entscheiden Sie richtig, Crow....es könnte Ihre letzte Entscheidung sein."

Damit brach er die Verbindung ab und der Bildschirm wurde wieder schwarz. Zusammen mit seinem Sohn verließ er die Brücke, um seinen "ultimativen Plan" zu besprechen. Der Mecha blieb in der Stille zurück, auf seinem Panzer glänzte eine Zahl.

Dreizehn.
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 11: Plan"

Curriculum 11: Plan

Ja, da bin ich wieder! Das vorletzte Kapitel! *schluchz* Irgendwie schade, dass es zu Ende geht....Aber es wird einen Epilog geben, jawohl! Viel Spaß beim Lesen! ^___^
 

Curriculum 11: Plan
 

Crow ließ einen letzten Blick auf Zion schweifen, wandte sich um und trat zu dem Computerbildschirm, der in die Wand seines Büros eingelassen war. Ergeben....glaubte Fisher tatsächlich, dass sie kapitulieren würden, nachdem sie jahrelang gekämpft hatten? Das Ultimatum stand, aber die kommenden Stunden zögerten lediglich die Entscheidungsschlacht hinaus. Er stellte den Zeitzähler ein und der Countdown begann....
 

~~ Zwölf Stunden vor der Stunde Null ~~
 

Saki war auf dem Weg zu Clays Quartier. Nach den erschütternden Offenbarungen waren sie zunächst für sich allein gewesen, doch nun sehnte sie sich nach seiner ruhigen Kraft und einer festen Umarmung, die ihr ihren Halt zurückbringen würde. Als sie sich seinem Zimmer näherte, vernahm sie gedämpfte Violinenmusik. Ob er eine seiner Klassik-CDs hörte, um zu entspannen und seine Gedanken zu ordnen, wie er es meistens tat? Sie klopfte an die automatische Tür und auf sein sanftes "Herein" betrat sie den dahinter befindlichen Raum. Zu ihrer Überraschung war es kein Apparat, der die Musik abspielte, sondern es war Clay selbst, der einer Geige wunderschöne Töne entlockte. Als er das Stück beendet hatte, klatschte sie Beifall.

"Das war großartig. Ich wusste gar nicht, dass du das kannst."

"Ich habe mit sechs Jahren angefangen. Meine Mutter konnte auch Geige spielen, sogar sehr gut. Wir haben oft zusammen gespielt, wenn ich gerade übte. Auch wenn ich ohne Vater aufgewachsen bin, hatte ich doch eine glückliche Kindheit."

"....Entschuldige. Ich wollte dich nicht an etwas Trauriges erinnern...."

Er legte das Instrument beiseite und schüttelte den Kopf. "Das hast du auch nicht. Es ist eine helle und warme Erinnerung, ohne Schmerz oder Angst. Die Musik hat mir immer geholfen, neue Ruhe und Stärke in mir zu finden. Obwohl ich wusste, was Revord-san uns heute mitteilen würde, war es dennoch nicht einfach für mich....Manchmal kann Wissen eine Last sein...."

Saki erwiderte nichts, seltsam nervös. Das Bild, das Clay ihr beim Eintreten geboten hatte, besass eine gewisse Sinnlichkeit und Schönheit. Wie er da so am Fenster gestanden hatte, vertieft in sein gefühlvolles Spiel, gekleidet in eine enge schwarze Hose und ein weit fallendes weißes Hemd mit Brustausschnitt, die braunen Augen geschlossen....In diesem Moment war er ihr wie ein Prinz aus dem Märchen erschienen. Sein makelloser Oberkörper schimmerte im dämmrigen Licht, das einen schwachen Glanz in sein gesundes Haar und auf seine wohlgeformten Lippen zauberte. Wie gebannt starrte sie ihn an, wie er die Arme verschränkte und in die Weiten des Alls blickte. Da sie nichts mehr sagte, drehte er sich erstaunt zu ihr und bemerkte den brennenden Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie senkte scheu die Augen, als er ihr wieder seine Aufmerksamkeit widmete, in höchstem Grade irritiert und durcheinander. Langsam näherte er sich ihr und sie fragte sich, warum ihr nicht schon früher aufgefallen war, mit welcher Anmut und Geschmeidigkeit er sich bewegte.

"Was ist mit dir? Bist du betroffen, von dem, was Wahrheit ist? Das kann ich verstehen. Aber es ist besser, dass jetzt auch du weißt, was sich hinter diesem Krieg verbirgt....Der letzte Kampf steht bevor. Es könnte wirklich mein letzter sein...."

"....Was....was redest du da? Du willst doch damit nicht sagen, dass du sterben könntest?!"

"Doch. Krieg ist Krieg, Saki. Jedes Gefecht, das ich bisher bestritten habe, hätte mein Ende sein können. Ich wurde auserwählt, um in dieser Entscheidungsschlacht zu kämpfen....und wenn es sein muss, werde ich auch in dieser Schlacht sterben...."

Die junge Frau wollte auffahren, ihn anschreien, was ihm einfiele, es abstreiten....aber sie reagierte nicht, denn ihr war schmerzlich bewusst, dass er recht hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er diesmal nicht zurückkehren würde, war noch nie zuvor so groß gewesen. Furchtbare Angst schnürte ihr die Kehle zu und sie musste schlucken. Selbst wenn sie siegreich aus der Konfrontation hervorgehen sollten - was nützte ihr Zion, wenn Clay es nicht überlebte? Eine neue Heimat hatte für sie nur dann einen Wert, wenn ihr Geliebter an ihrer Seite war.

"Das will ich mir gar nicht vorstellen...."

"Saki....warum bist du eigentlich Lotse geworden?"

"Weil ich mir dachte, dass es viel Spaß machen könnte."

"Das ist doch wohl nicht dein Ernst?"

"Ich meine es so, wie ich es sage. Vielleicht ist ,Spaß' das falsche Wort....vielleicht ist....Freiheit besser....oder Unabhängigkeit. Ich stamme aus einer reichen Familie, alter Adel mit einer langen Geschichte. Zu Hause waren sie immer sehr konservativ und so wurde ich auch erzogen, aber ich entsprach nicht dem Idealbild einer höheren Tochter, ich war eigenwillig, stur und fügte mich ungern in die Regeln und Vorschriften, mit denen mein Name verbunden war. Immer haben andere über mich bestimmt, mein Vater, meine Mutter, mein Onkel....und ich begann mich zu fragen, wann ich endlich frei sein würde, um selbst zu entscheiden. Immer wurde das Beste von mir erwartet, ich musste perfekt sein in allem, was ich anfing, sei es in der Konversation mit vornehmen Leuten aus unseren Kreisen, in der Schule oder bei gesellschaftlichen Anlässen....perfekt, damit mein unbeugsamer Charakter nicht den guten Ruf meiner Familie schädigte oder ein schlechtes Licht auf uns warf....Mein Tagesablauf war klar eingeteilt und abgegrenzt. Nicht einmal meine Freunde durfte ich einladen, da sie meinen Eltern nicht fein genug waren....Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätten sie mich ohnehin auf eines dieser Elite-Internate geschickt, aber ich weigerte mich, bis ich schließlich meinen Willen bekam. Aber sie waren über meine Aufmüpfigkeit nicht sonderlich begeistert, obwohl ich doch nur eines wollte....ein normales Leben führen, wie andere Kinder auch, ohne Bevorzugung oder gesellschaftliches Vitamin B. Der Tag, an dem das Angebot von GOA bei uns in der Post landete, war wie eine Art....Offenbarung für mich. Der Weltraum, von dem ich schon immer geträumt hatte, würde meine neue Heimat werden. Ich würde aus der Enge und den Zwängen meines bisherigen Daseins ausbrechen können und endlich Akzeptanz finden, Akzeptanz für den Menschen, der ich war und nicht den klangvollen Familiennamen....Ich wollte Freiheit, mich selbst verwirklichen, für etwas arbeiten, anstatt alles in den Schoß geworfen zu bekommen....Meine Eltern billigten meinen Wunsch natürlich nicht. Ihnen missfiel der Gedanke, dass mein Name auf GOA nichts zählen würde....aber genau das wollte ich. Anerkennung zu erhalten, weil du Spross einer adeligen Familie bist, macht auf Dauer weder zufrieden noch glücklich....Anerkennung ist etwas, dass man sich verdienen muss und in das man nicht hineingeboren wird. Letztendlich gaben sie meinem Drängen nach und ich wurde auch von der Akademie aufgenommen. Hier fand ich das, wonach ich gesucht hatte....viele Freunde, Arbeit, Unabhängigkeit, Freiheit....Niemand machte einen Unterschied nach Herkunft, Hautfarbe, Geldbeutel oder was weiß ich....es zählte nur, was man zu leisten in der Lage war, ob man sich anstrengte und guten Willen zeigte. Und ich....ich habe dich gefunden...."

"Ich bin froh, dass du dich durchgesetzt hast, sonst hätte ich dich nicht kennen gelernt. Es mag seltsam klingen, aber ich habe den Eindruck, als wären wir füreinander bestimmt gewesen...."

"Das glaube ich auch. Wir gehören zusammen, Clay....und auch diese letzte Schlacht wird uns nicht trennen! Du darfst nicht sterben! Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren!"

"Ich kann dir nicht versprechen, zurückzukehren. Es ist in jedem Gefecht ein reiner Glücksfall und das ist dir auch klar. Wenn ich es nicht schaffe....dann weine bitte nicht um mich. Du musst dir einen anderen netten Jungen suchen, mit dem du auf Zion leben kannst...."

"Aber....ich habe doch schon einen netten Jungen...."

Sie strich ihm zärtlich durchs Haar und betrachtete ihn genau und eingehend, registrierte jede Einzelheit an ihm, fuhr mit ihrem Zeigefinger über seine Stirn, den Nasenrücken entlang, über seine Lippen, seinen Hals und seine weiche Brust. Ihre Berührungen hinterließen eine heiße Spur auf seiner Haut.

"Wenn das wirklich unsere letzten gemeinsamen Stunden sind....was durchaus möglich ist...." flüsterte sie mit geröteten Wangen, "....dann erfüll mir....einen Wunsch....Mach mich....zu deiner Frau...."

Clay schwieg, nur sein Atem beschleunigte sich merklich. Einer Eingebung folgend, ergriff er ihre Hände und kniete sich vor ihr hin mit verlangenden Augen, in denen das heimliche Feuer seines Wesens loderte, das ihr Herz gefangengenommen hatte. Seine Stimme war leise geworden, sanft und leidenschaftlich.

"Du willst mein sein....? Du willst....dich mir....ganz hingeben? Mir, der dich oft genug enttäuscht hat? An dem du so manches Mal verzweifelt bist?"

"So war es, ja. Aber du hast mir auch oft Stolz eingeflößt, bist mir beigestanden, hast mir deine Hand gereicht und deine ruhige, stille Kraft auf mich einströmen lassen, ohne die ich verloren gewesen wäre....Wer hat behauptet, impulsiv und kühn zu sein, wäre die einzige Art, ein Mann zu sein? Ein Mann mit einem guten Herzen, dem man vertrauen, den man lieben kann....ist das nicht wichtiger?" Sie zog ihn zu sich herauf und küsste ihn lang und innig....
 

~~ Zehn Stunden vor der Stunde Null ~~
 

Hiead und Ikhny hielten sich im Erholungsraum auf und schlenderten Hand in Hand durch die herrliche Blütenpracht. So sah es vermutlich auch auf Zion aus, ihrem neuen Zuhause.... vorausgesetzt, der bevorstehende Kampf brachte die Entscheidung. Als die junge Frau an den See herantrat und schweigend auf die glitzernde Oberfläche blickte, legte er ihr die Arme um die Schultern und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe.

"Bedrückt dich etwas, Liebste?"

"Ich bin....verwirrt, Hiead. Verwirrt und entsetzt. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht.... nicht damit. Ich habe immer gewusst, dass Hass und Misstrauen stark und mächtig sind, aber dass sie in der Lage sind, Lebewesen so weit zu treiben....Dieser Krieg ist einfach nur....ein grauenhafter Irrtum! Erinnerst du dich an die Worte von van Windbourg? ,....Im Krieg gibt es keinen Platz für Helden. Es gibt nur einen Sieger und einen Verlierer und ich ziehe es vor, auf der Seite der Sieger zu stehen. Euer heroischer Einsatz bringt doch letzendlich nichts - ihr werdet in diesem Krieg sterben, gegen die Victims habt ihr doch keine Chance. Was nützt es euch, für den Frieden zu kämpfen, wenn ihr selbst nichts mehr davon habt, weil ihr vorher den Löffel abgebt? Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, das wisst ihr doch. Die Starken fressen die Schwachen, das ist das Gesetz der Natur und so ist die Welt beschaffen. Letztendlich zahlt sich Verbrechen immer aus, und Meuchelmord ganz besonders, wird nämlich sehr gut bezahlt. Es laufen genug korrupte Leute herum, denen gewisse Personen ein Dorn im Auge sind, die ich dann schön und diskret beseitige. Der Mensch ist Mensch, weil er schwach ist und Fehler macht. Es wird immer welche geben, die nichts aus diesen Fehler zu lernen bereit sind und die keinerlei Skrupel haben, andere für ihre eigenen, egoistischen Ziele zu opfern. Vielleicht könnt ihr die Victims eines Tages vernichten. Vielleicht könnt ihr auf Zion eine neue Existenz aufbauen. Aber so lange es Menschen gibt, wird es auch immer wieder Kriege geben. Euer Kampf wird nie vorbei sein. Nie....' Auch wenn er ein verlogener, skrupelloser Verbrecher ist, er hat recht. Glaubst du, dass der Frieden, auf den wir hoffen, eine reelle Chance hat? Dass er wahr werden kann?"

Hieads granatfarbene Augen verengten sich und sein Griff um Ikhny wurde fester, als wolle er sie vor der Verzweiflung und vor dem Aufgeben beschützen.

"Ich sage nicht, dass es nie wieder Krieg geben wird. Aber wir haben zu lange gekämpft, als dass die meisten Menschen jetzt nicht die Sehnsucht nach Frieden verspüren. Und deshalb denke ich, dass unser Frieden eine Chance hat, dass er wenigstens für einige Generationen geschaffen werden kann, für unsere Zukunft, für die Kinder, die niemals wissen sollen, was das Wort Krieg bedeutet. Die Natur des Menschen kann man nicht ändern....aber wir können versuchen, es diesmal besser zu machen, wenn vielleicht auch nur für eine kleine Weile....Rei hat mir einmal gesagt, dass sich die Geschichte ständig wiederholt. Zerstörung - Tod - Erneuerung, Zerstörung - Tod - Erneuerung....ein endloser Walzer, immer wieder derselbe Dreiertakt....Wir können ihm nicht entfliehen, denn wir sind, was wir sind. Aber wir können uns der Herausforderung stellen und den ersten Versuch machen, etwas zu verändern. In Erstarrung und Lethargie zu verfallen, wäre falsch. Wenn Dinge sich nicht verändern, sterben sie und wir benötigen Liebe und Weisheit dafür, Werte, die das, was vorhanden ist, mit Sorgfalt bearbeiten....Das Wichtigste aber, das die Menschen jetzt brauchen, ist einzig der Wille zum Frieden....und den haben sie."

In Ikhnys Züge stahl sich ein leichtes Lächeln und sie wand sich aus seiner Umklammerung, um ihn ansehen zu können. "Dieser Krieg wird mit uns enden, auch wenn ich noch nicht weiß, wie Rei und du das bewerkstelligen wollt....ich glaube an euch beide und obwohl ich mir klar darüber bin, dass du dieses Gefecht vielleicht nicht überleben wirst, so werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, dich wieder in meine Arme schließen zu können. Es hängt viel davon ab.... vergiss niemals, dass Fishers Herz zu einem Eisklumpen gefroren ist. Er hat die Liebe vergessen und deswegen hat er nichts, was es wert wäre, dafür zu kämpfen. Ihn treibt sein Fanatismus und seine vergiftete Seele....was immer ihn zu dem Mann gemacht hat, der er jetzt ist, ich grolle ihm nicht wegen seiner Taten. Ich habe nur Mitleid mit ihm, denn er ist allein, schrecklich allein. Ein Mensch, der nicht mehr fähig ist, Liebe zu empfinden, ist ein armes, bedauernswertes Wesen. Sein Innerstes ist tot und er hat nichts, woraus er Kraft schöpfen kann. Und ich glaube, dass das der Grund ist, warum er verlieren wird."

"Auch mein Herz ist kalt gewesen, unversöhnlich und wie aus Eis gemeißelt. Aus mir hätte ebenso ein Monster werden können." Sein Mund wurde zu einer harten Linie.

"Nein, das wäre nie passiert. Du hast viel Leid durchlebt und warst sehr einsam, ja....doch trotz deines Schmerzes hast du die Wärme anderer Menschen angenommen, hast dich nach ihr gesehnt, weil du sie gebraucht hast und weil du wusstest, dass du gegen die Kälte in dir verlieren würdest, solltest du dein Herz nicht der Liebe öffnen....Fisher jedoch ist davon überzeugt, keiner Geborgenheit und keiner Liebe zu bedürfen....und deswegen bist du um vieles stärker als er."

"Ikhny...." Er wusste nichts zu sagen und eigentlich gab es auch nichts mehr, was dem hinzuzufügen war. Ihre Zuversicht beruhigte und bekräftigte ihn und verlieh ihm neuen Mut, der ihm in der kommenden Kampfhandlung dienlich sein würde. Sie würde ihm beistehen und ihn unterstützen, wie sie es immer getan hatte. Lächelnd beugte er sich vor und küsste sie....
 

Kizna und Rei wanderten ebenfalls durch den Erholungsraum, allerdings auf der anderen Seite, da sie Pilot 03 und seine Partnerin nicht hatten stören wollen. Schweigend ließen sie sich in der blühenden Wiese nieder und das Mädchen mit den Katzenohren streckte sich mit einem Seufzen in den süß duftenden Blumen aus. Rei rollte sich auf die Seite und betrachtete seine Lotsin liebevoll und warm.

"Was ist? Erwartest du eine Reaktion von mir? Dass ich mich dazu äußere, dass die Menschen den Krieg erst richtig anfachten? Dass alles nur ein irrsinniger, kranker Fehler ist?! Ich will nicht darüber reden!! Lass mich zufrieden!"

Bestürzt über ihre barsche Antwort und den Schreck in ihren Augen, drückte er sie sanft in die Farbenpracht zurück, hielt ihre Handgelenke fest und stemmte sich über ihr in die Höhe. "Warum so abweisend, mein Liebling? Das ist nicht der Moment, die unerschütterliche Kizna zu spielen, ich weiß, wie sehr dich die Wahrheit getroffen haben muss. Du willst nicht schwach sein, denn der Schwache verliert im Krieg - das hast du mir einmal gesagt. Ich widerspreche dir nicht. Es gibt Zeiten, in denen man stark sein muss. Aber es gibt auch Zeiten, in denen man schwach sein darf, in denen man sich einfach in den Armen eines geliebten Menschen ausweint und den Beistand und die Hilfe eines anderen zulässt, anstatt mit aller Kraft alleine durch die Dunkelheit zu irren. Du...."

Doch weiter kam er nicht, da Kizna ein Bein gegen seinen Bauch drückte und ihn von sich herunterschleuderte. Danach rappelte sie sich auf und musterte den überraschten Rei zornig und beleidigt. "Ich will nicht schwach sein und ich werde auch niemals schwach sein! Wir befinden uns immer noch im Krieg und das ist keine Zeit für Schwache! Ich....gebe zu, dass mich die Wahrheit sehr....erstaunt hat, aber deswegen muss ich mich nicht bei dir ausheulen, so schlimm ist es nun auch wieder nicht!"

"Ich habe auch nicht gesagt, dass du Tränen vergießen sollst. Mit ,ausweinen' meinte ich, dass du einfach meine Umarmung annimmst und dich trösten lässt. Ist das so verwerflich?"

"Ich will nicht. Ich bin kein kleines Kind mehr und brauche niemanden, der mich festhält! Also spar dir deinen Atem!"

"Du benimmst dich jetzt aber wie ein stures kleines Kind, das sich für seine Schwäche schämt und nicht zeigen will, wie sehr es sich in Wirklichkeit ein bisschen Geborgenheit und ein wenig Zärtlichkeit wünscht. Eine Abkühlung würde dir gut tun!" Damit packte er die perplexe Kizna und warf sie schwungvoll in den See. Als sie auftauchte, blickte sie ihn verärgert an. Vor ihrem Temperament musste er sich nach dieser Unverschämtheit hüten, oder....Rei stieg ins Wasser, zog sie hoch und küsste ihr hübsches Gesicht so zärtlich, dass ihr Groll im Nu verflog.

"Du....bist ein Mistkerl, weißt du das?" erklärte sie verschmitzt. "Der wundervollste Mistkerl, den ich kenne....aber ein Mistkerl. Und trotzdem....ich liebe dich."

"Und ich liebe dich, du halsstarriges, verbohrtes Mädchen! Du gehst zielstrebig deinen Weg, hasst Ungerechtigkeiten und willst keine Schwäche zeigen....nicht einmal, wenn ich für dich da bin. Ich habe das Entsetzen in deinen Augen gesehen. Lass mich dich trösten, dich wärmen." Sie kletterten ans Ufer und die junge Frau kuschelte sich eng an ihn. Ihr war so federleicht ums Herz, dass sie sich fragte, wann sie wohl davonfliegen würde. Manchmal nur wollte sie schwach sein, aber sie hatte es wiederholt abgestritten, aus Furcht, die anderen würden sie vielleicht nicht mehr respektieren. Doch Rei umschlang sie sanft, presste sie an seine Brust, bettete sein Kinn in ihrem rosa Haar und spendete ihr Ruhe und Kraft. Bei ihm fühlte sie sich aufgehoben, sicher und geliebt.

"....Wie wird es nun weitergehen, was denkst du? Fisher wird uns sicher angreifen und vermutlich Zalem zerstören wollen. Haben wir eine Chance?"

"Eine Chance hat man immer, und mag sie noch so klein sein. Er ist viel zu sehr von sich selbst überzeugt und das wird ihm das Genick brechen. Er hält sich wahrscheinlich bereits für den Gewinner dieser Partie, aber....die Zukunft ist noch nicht entschieden."
 

~~ Sieben Stunden vor der Stunde Null ~~
 

Professor Marius Fisher lehnte in einem Sessel in seinem Büro, sein Sohn Cain stand ihm gegenüber und starrte stumm auf das kantige Antlitz seines Vaters. "Es ist soweit, nicht wahr?"

"In der Tat. Wenn Crow vernünftig ist, wird er sich ergeben, aber ich befürchte, dass er genauso stur und uneinsichtig ist wie Gabriel. Aber die Victims müssen ausgelöscht werden! Sie sind eine Krankheit und werden auch Zion vernichten, wenn wir sie nicht aufhalten!" Der Wissenschaftler donnerte seine Faust auf den Tisch. "Abartige Kreaturen, blutrünstig und nur darauf aus, uns unsere verdiente neue Heimat zu nehmen! Das werde ich nicht zulassen! Überbring Rana die nötigen Instruktionen, beeil dich!"

"Jawohl." Cain verbeugte sich und entschwand. Seine Schritte lenkten ihn durch das gesamte Raumschiff, bis hin zur Hauptschaltzentrale, in der sich seine Partnerin aus GOA-Zeiten für gewöhnlich aufhielt. Als er eintrat, drehte sie sich nicht um, bedeutete ihm aber mit einem Winken, sich doch zu setzen.

"Hallo Rana. Bist du mit den Checks fertig?"

"Ich habe alles ausführlich gescannt. Die Akademie ist noch nicht voll verteidigungsfähig, was uns zweifellos einen großen Vorteil bietet. Aber GIS ist aktiv und die Göttinnen einsatzbereit. Ich glaube nicht, dass sie sich vor Ablauf des Ultimatums ergeben werden. Und Azuma wird seine verdammte Schule mit allen Mitteln beschützen wollen!" Sie spuckte angewidert aus. "Warum so voller Verachtung? Weil er mich feige im Stich gelassen hat?"

"Er war dein Freund! Ich hätte nie gedacht, dass er....ausgerechnet er....zu so etwas in der Lage wäre....! Er hat mich schwer enttäuscht!"

"....aber hast du ihn nicht geliebt?"

"....Das ist vorbei. Ich kann ihm nicht verzeihen, was er dir angetan hat! Ich habe ihn für mutig gehalten und dann zieht er einfach den Schwanz ein....Ich werde nie begreifen, wie Rill ihn verteidigen konnte, wo sie doch dabei war! Diese Schlange! Und sowas war mal meine beste Freundin! Sie wird es büßen....!"

"Was immer du vorhast, behalte einen kühlen Kopf, hörst du? Deine Aufgabe ist es, dich in das Computersystem einzuhacken und es lahm zu legen, damit uns wenigstens die PRO-INGs nicht stören können. Die Göttinnen werden uns genug Ärger machen!"

"Wenn die ,Meteor' abstürzt, ist es aus mit Zalem! Ich habe diese Wesen immer gehasst....für ihre Grausamkeit und dafür, dass sie Unschuldige umbringen! Es ist mir eine Ehre, deinen Vater zu unterstützen."

"Ich werde ihm das ausrichten. Sei bereit für weitere Befehle." Er legte ihr eine Liste mit Anordnungen hin und verabschiedete sich. Im Gegensatz zu ihr wusste er um die Hintergründe des Krieges und dass es eigentlich nicht die Victims waren, die den Krieg begonnen hatten.... Dennoch verabscheute er diese Wesen ebenso sehr wie sein Vater und seiner Meinung nach war es besser, sie zu eliminieren. Ihr verfluchter Heimatplanet würde untergehen, noch heute....und Zion würde endlich den Menschen gehören, den wahren und einzigen Herrschern des Weltalls!

Was sein ehemaliger "Kamerad" Azuma wohl dazu gesagt hätte? Aber letztendlich war ihm das gleichgültig, dieser arrogante Bastard würde die nahende Schlacht sowieso nicht überleben, und wenn er selbst dafür sorgen musste....! Professor Fisher indessen, betrachtete die blaue Perle vor dem schwarzen Hintergrund und erinnerte sich an damals. Gabriel hatte nie begriffen, welche Gefahr diese neue Spezies tatsächlich darstellte, er hatte immer nur von Toleranz und Frieden gesprochen. Er war so naiv gewesen, so schrecklich naiv. Nie hatte er erkannt, wie gefährlich die Bedrohung war, die von den Victims ausging. Irgend jemand musste gegen diese Fehlschöpfung der Natur, diesen Virus, diese hässlichen Kreaturen kämpfen, um den Fall der Menschheit zu verhindern. Das Schicksal hatte ihn ausgewählt und er war seiner Bestimmung als Retter seines Volkes gefolgt....Warum....hatte Gabriel einfach nicht verstanden....?
 

~~ Drei Stunden vor der Stunde Null ~~
 

Das Training war ausgesetzt worden. Nachdem man von GIS die Meldung erhalten hatte, ein Ultimatum sei gestellt worden, in dessen Verlauf der Feind die bedingungslose Kapitulation erwarte, herrschte Alarmbereitschaft und die Schüler konnten nichts anderes tun, als die Zeit abzusitzen, während der Direktor und die Lehrkräfte damit beschäftigt waren, einen Notfallplan auszuarbeiten. Insgesamt sah es für GOA nicht sonderlich gut aus, denn das vergangene Gefecht hatte viele Schäden verursacht, zum Teil sogar schwere, die immer noch nicht behoben waren.

In einem waren sich jedoch alle einig: Sie würden ihr Bestes geben und um den Frieden kämpfen, auf den sie so lange gewartet hatten. Nach der Besprechung wanderten Leena und Gareas nebeneinander her, ohne zu sprechen, bis die junge Frau mitten im Korridor stehenblieb und fragte: "Und....was willst du tun?"

"Ich habe mich erkundigt und erfahren, dass mein alter PRO-ING noch da ist. Auch wenn ich keine Ingrid mehr fliege, werde ich nicht tatenlos zusehen, wie dieser Verrückte seinen wahnsinnigen Plan ausführt, nur um das zu zerstören, was er nicht kennt! Keine der beiden Seiten ist von Schuld freizusprechen, aber die Menschen haben den ersten Schritt gemacht. Unsere wirklichen Gegner sind Hass und Misstrauen und Fisher verkörpert genau das! Wir können diese Gefühle nicht aus der Welt schaffen, da sie ein Teil von uns sind, doch wir können sie besiegen, und sei es nur ein einziges Mal in unserer langen Geschichte! Wenn Kapitän Azuma die Nummer 37 braucht, wird er sie kriegen!"

"Ich wusste es - du wirst wieder in den Kampf ziehen, denn das Schlachtfeld ist deine Heimat. Du gehörst dorthin, wie der Regen zu den Pflanzen. Leider....kann ich mich nicht darüber freuen...." Sie biss sich auf die Lippen und wandte sich ab, damit er die Tränen in ihren Wimpern nicht bemerkte, doch er hatte sie bereits gesehen. Galew drehte sie behutsam zu sich herum und musterte sie mit seinen unendlich tiefen grünen Augen.

"Sei nicht traurig. Du wirst doch bei mir sein, oder nicht? Du wirst mir helfen, während ich da draußen bin, wie du es immer getan hast, habe ich nicht recht? Ich kann es nur mit dir gemeinsam schaffen, denn ein Leben ohne dich, das ist wie....wie eine Göttin ohne Seele. Ich werde zurückkommen, denn ich habe einen guten Grund, zurückzukehren, nämlich dich. Ich will dich wieder in meine Arme nehmen können, dein Lächeln sehen, deine Hände berühren und dein Gesicht....Wirst du an meiner Seite sein?" Leena wagte ein zaghaftes Lächeln und nickte feierlich.

"Natürlich werde ich an deiner Seite sein. Das bin ich doch immer. Du wirst mich nicht loswerden, schätze ich!"

"Genau das wollte ich hören!"
 

~~ Stunde Null ~~
 

"Nun, Crow?"

"Ich habe meinen Worten nichts hinzuzufügen. Das Ultimatum ist abgelaufen und wir werden uns nicht ergeben!"

"Verstehe. Dann lassen wir ihn beginnen - den letzten Kampf!"

Der Bildschirm erlosch und Revord erhob sich von seinem Sessel. Fisher hatte eine solche Antwort sicher erwartet und sich dementsprechend darauf vorbereitet, aber auch GIS und GOA waren nicht untätig gewesen. Ein Hustenkrampf schüttelte ihn und Blut tropfte auf seinen Handrücken. Seine Krankheit zwang ihn weiter in die Knie, aber heute würde es anders sein.... heute würde er seinen "Kindern" beistehen, seinem Vater gedenken und jenem Volk, dem er einstmals so nah gewesen war, vor allem seinem treuen Freund, Sharkell....Er wankte zur Tür, stolperte und musste sich an der Wand abfangen. Noch einmal hustete er, betätigte den Öffnungsmechanismus und bewegte sich mühsam nach draußen. Vielleicht war das sein letzter Tag, aber er wollte nichts zu bereuen haben, sollte er seinem Vater im Jenseits begegnen.... "Piloten bereitmachen! Es ist soweit!"

Die Durchsage erscholl, doch im Hangar selbst war eine seltsame Ruhe eingekehrt. Die Mädchen überprüften die nötigen Daten ohne Hast oder Eile. Ein ungewohnter Ernst stand in ihren Zügen und verlieh ihnen etwas überraschend Frauliches. Ihre Partner verfolgten ihre geschickten Fingerbewegungen und wie die Cockpits sich öffneten.

"Hey Jungs", ließ sich Yamagi vernehmen, "Ich sage nicht ,Auf Wiedersehen' oder gar ,Lebt wohl', sondern einfach ,Bis gleich'! Ich habe mir nämlich vorgenommen, zu Tsukasa zurückzukehren und wenn ich hier eintreffe, will ich eure lästigen Visagen in der ersten Reihe sehen, kapiert?!"

"Worauf du dich verlassen kannst, Yama-kun!" erklärte Roose mit einem breiten Grinsen und erntete einen niederschmetternden Blick.

"Nenn mich nicht....ach was, vergiss es! Bei Freunden kann ich ja eine Ausnahme machen." Damit verschwand er im Inneren der Sarah Leena und die Pilotenkanzel schloss sich. Roose schluckte den Kloß im Hals hinunter und tauchte in die Juno Keameia.

"Ich wünsche dir Hals- und Beinbruch, IQ!" meinte Rei zu Clay, seinen Spitznamen benutzend. "Dir auch, Nervensäge." erwiderte der bebrillte junge Mann und reichte seinem Anführer die Hand. Sein Gegenüber ergriff sie dankbar und zog seinen Freund in eine Umarmung, bevor sie sich endgültig trennten und Pilot 05 in die Mimas Klein einstieg. Dann schob sich sein Bruder in sein Blickfeld, Hiead. Die beiden musterten sich lange und schweigend, denn sie benötigten keine Worte mehr. Es war nicht einfach für sie gewesen, dieses Band zwischen sich entstehen zu lassen, das sie jetzt miteinander verknüpfte. Streit, Wut, Kampf, Verachtung, Tränen, nichts war ihnen auf diesem Weg erspart geblieben, aber das ließ die Vergangenheit nur noch kostbarer werden und versprach eine strahlende Zukunft.

"Das ist deine letzte Mission, Hiead. Stirb nicht."

"Roger. Aber denk daran, dass das auch für dich gilt, Bruder. Also dann....bis gleich."

Der silberhaarige Pilot kletterte ins Cockpit der Tellia Elara und Rei verschmolz mit der Ernn Laties. Er spürte Teelas Anwesenheit und ihre leise Besorgnis, doch er war zuversichtlich. Er wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber wenn er wirklich geschaffen worden war, um diesen Krieg zu beenden, dann würde er es tun....

Für die Menschen, die er liebte.

Und für sich selbst.

"Schleusen zum All werden geöffnet! START!!!"
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die letzte Folge heißt: "Curriculum 12: Entscheidung"

Curriculum 12: Entscheidung

So, da bin ich - mit dem letzten Kapitel und diesmal ist es sogar das (fast) letzte! Es geht zu Ende *schluchz*

Ich wünsche mir, dass sich zum Abschluss noch mal jeder rührt, der jemals einen Blick in diese FF riskiert hat und ich hoffe, dass wir uns beim Epilog wiedersehen werden! Ich danke Euch für Eure Treue! *verbeug*
 

Curriculum 12: Entscheidung
 

Die fünf Göttinnen tauchten in die Schwärze des Alls ein, Zion hinter ihnen. Vor ihnen erhob sich das gigantische Raumschiff von Professor Marius Fisher, die "Meteor". Rei registrierte GOA aus den Augenwinkeln, doch die Station wirkte heute anders, als er sie in Erinnerung hatte - Laserwaffen waren ausgefahren worden und die Akademie war kampfbereit. Von dem feindlichen Kreuzer aus näherte sich ein PRO-ING, den alle nur zu gut kannten: Es war Einheit Nummer 13, Cain. Aus den Tiefen des Weltraums bewegte sich ein riesiger Schwarm Victims auf den Letzten Planeten zu, das finale Aufgebot derer, die dem Frieden nichts mehr abgewinnen konnten. Die Zeit war gekommen.

Fisher sass auf der Gefechtsbrücke der "Meteor" und verfolgte lächelnd, wie die einzelnen Parteien Stellung bezogen. Rana hatte ihren Posten vor dem Kontrollpult eingenommen, um ihrem ehemaligen Partner helfen und zugleich GOA sabotieren zu können.

"Es ist soweit, Sir. Die Daten über die Ingrids sind ebenfalls klar. Sie greifen normalerweise im Team an, wobei die Ernn Laties die Sturmspitze anführt. Dazu gehören noch die Sarah Leena und die Tellia Elara. Die Juno Keameia ist für die Defensive verantwortlich, während die Mimas Klein der Aufklärung eines Gebietes dient sowie der Kommunikation; sie ist der Kundschafter unter den fünf Mechas. Damit wäre alles klar, denke ich. Die Operation kann beginnen."

"Gut. Dann hacken Sie sich in den Bordcomputer von GOA ein und legen Sie deren Abwehr lahm, so haben wir ein Problem weniger, das uns beschäftigt. Bringen wir diesem Krieg die Entscheidung!"
 

Azuma begutachtete die Reihen der PRO-INGs und dachte an die vielen Schüler, die sich bald in das Gefecht stürzen würden. Auch er selbst würde sich auf dem Schlachtfeld wiederfinden, um diesen Verrücken aufzuhalten. Sein Blick fiel auf seinen Kollegen, Gareas Elidd.

"Nun, Bursche?" sprach er ihn etwas lauter an als nötig, "Begierig darauf, mal wieder dein Können unter Beweis zu stellen?"

"Darauf können Sie wetten! Außerdem freue ich mich, mit Ihnen da draußen sein zu dürfen. Auch wenn Sie nicht mein Ausbilder waren, sondern meistens nur mein Prüfer, habe ich Sie sehr geschätzt, Kapitän, und tue es noch, denn Sie sind genau wie ich - Sie haben auf GOA begonnen, waren Top-Schüler, Pilot und sind schließlich als Lehrer zurückgekehrt, an den Platz, den Sie als Ihre wahre Heimat betrachten....ebenso wie ich."

"Hm, das ist richtig. Also viel Glück, Nummer 37!" Er klopfte dem jungen Mann auf die Schulter und wandte sich zu seiner eigenen Einheit um, als Miranda, die bei ihrem Bruder stand, einen Schrei ausstieß.

"Sir!!! Jemand versucht erneut, den Bordcomputer zu unterwandern und unsere Abwehr auszuschalten!! Was sollen wir tun?!"

"Startsequenz einleiten, sofort! Ich weiß jetzt, wer dahintersteckt - und sie wird keinen Erfolg haben, denn diesmal wird sie sich die Zähne ausbeißen!" Damit bestieg er seinen PRO-ING und Galew und die übrigen Kadetten taten es ihm nach. Auf der Brücke war der Direktor erschienen, um seine Schule gegen die Angreifer zu verteidigen.

"Azuma! GOA steht hinter Ihnen! Geben Sie Ihr Bestes!"

"Jawohl, Sir!"

Rana fluchte ungehalten vor sich hin. Man hatte den Ausnahmecode geändert! Aber sie war ein gewiefter und erfahrener Hacker und ihre Lotsenausbildung kam ihr hierbei auch sehr zugute. Plötzlich stutzte sie. Irgend jemand hatte sich mit ihrer eigenen Konsole verbunden und behinderte ihre Versuche. Zum Teufel, wer war das?! Sie wählte einen benachbarten Datenstrang, aber ihr Gegner folgte ihr sofort und sperrte den Bereich mit einem veralteten, aber noch gültigen Lotsencode. Es gab nur einen einzigen Menschen, der genau wusste, wie sie arbeitete....der ihre Fähigkeiten perfekt kannte, weil sie mit ihr zusammen unterrichtet worden war....und der geschickte und ruhige Hände besass, die im richtigen Moment die richtigen Tasten betätigten, Hände, die ihr in ihrem späteren Beruf nützlich waren....Rana wischte sich den feinen Schweiß von der Stirn. "Na warte", dachte sie erbost, "Das wirst du büßen, das schwöre ich dir, Rill....!!"

Als Fisher bemerkte, wie sich die PRO-INGs gleich einem grauen Regen auf den Ort der Kampfhandlung ergossen, fuhr er auf. "Was geht da vor, Relain?! Sie sollten sie uns doch vom Leib halten!!"

"Ich weiß, Sir!! Aber ich bin auf....unerwartete Komplikationen gestoßen!"

"Dann sehen Sie zu, wie Sie diesen Komplikationen aus dem Weg gehen!"
 

Auch das Rudel der Victims hatte nun den Platz der letzten Entscheidung erreicht und die Schlacht begann. Obwohl die Hauptaufgabe der Mimas Klein eine andere war, hatte Clay das Laserschwert mitgenommen und setzte sich so erfolgreich zur Wehr, wie er dazu befähigt war. Die Grüne Göttin wich den Tentakeln und Feuergeschossen elegant und schnell aus und schlug mit ihrer Waffe recht gezielt und sicher zu, als ein Typ R über ihr auftauchte und mit seinen gefährlichen Pranken ausholte.

"VORSICHT!!!" Im nächsten Augenblick schoss die Sarah Leena auf den Feind zu und erzeugte einen Windwirbel, der sich um die Kreatur legte und sie in gleichmäßige Streifen zerteilte. Clay musste schlucken und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Cockpit von Maschine 02. Er sah gerade noch, wie das Glühen von Yamagis Haaren langsam erlosch.

"EX?! War das dein EX?!"

"Ja. Ich bin ein Windbeherrscher. Das Phänomen, das ich soeben angewendet habe, nennt sich ,Kamaitachi'. Dabei treten aufgrund eines Luftvakuums ohne direkte Berührung Schlitze in der Haut auf, die Schwere des Treffers variiert je nach Kraft der Attacke."

"Aber....im luftleeren Raum....?!"

"Ich erzeuge das Vakuum selbst, deswegen ist die Ausprägung meines EX auch so ungewöhnlich. Ging gerade nochmal gut, was?"

"Yamagi!!!" scholl es auf einmal an seine Ohren und er erkannte Tsukasas Stimme, die ihn vor etwas warnte. Als er sich umdrehte, wurde er dem schrecklich anzusehenden Rachen eines weiteren Victims gewahr, der vor Zähnen nur so starrte. Bevor er irgendwie reagieren konnte, erstrahlte ein Blitz in der Dunkelheit, Blut spritze in die Höhe und das Wesen verschied unter einem grauenhaften Schreien. Die Tellia Elara schwang ihr Schwert, um die rötliche Flüssigkeit von der Klinge zu entfernen und begab sich sogleich zum nächsten Kontrahenten. Rei nutzte seine Gabe, um die Zeit einzufrieren, sobald er von mehreren Victims umringt war und besiegte sie im Anschluss einen nach dem anderen. Nachdem er sein drittes Manöver beendet hatte, rang er erschöpft nach Atem und blickte sich verzweifelt um. Es machte keinen Sinn, die andere Spezies zu vernichten, denn die eigentliche Gefahr war weitaus größer. Zwar wusste er, dass er diesen Kriegern, die von Zalem gekommen waren, um Menschen zu töten, keine Vernunft einbläuen oder sie von ihrem durchaus berechtigten Hass abbringen konnte, aber das tatsächliche Ziel dieser Schlacht bestand doch darin, Fisher zu eliminieren, ihn und seinen kranken Plan.

"REI!!! Achtung!!" schrie Kizna und ein eisiger Schreck durchzuckte ihn. Ein Hagel Granaten sprengte den Angreifer jedoch zur Seite und brachte ihm einige tiefe Wunden bei. Die Juno Keameia platzierte sich vor der Weißen Göttin und feuerte eine zweite Salve ab, die den Victim pulverisierte.

"Das war verdammt knapp. Bist du okay, First?"

"Alles in Ordnung. Danke für deine Hilfe, Roose."

"Ehrensache!"
 

Cain hatte sich bisher herausgehalten, doch als er nun Einheit #19 entdeckte, zog ein hinterhältiges Grinsen seine Lippen auseinander. Diesmal würde er seinem ehemaligen Kameraden alles zurückzahlen! Er aktivierte den Antrieb und steuerte direkt auf Azuma zu, der in diesem Moment einen seiner Gegner in der Mitte zerschlug. Seine Augen verdunkelten sich abrupt, als er seinen neuen Feind bemerkte.

"Ich hatte gehofft, nicht gegen dich kämpfen zu müssen, Cain....aber offensichtlich hält mein Schicksal es für angebracht, mich mit dem Verlust meiner Vergangenheit zu konfrontieren, um mich zu einer Entscheidung zu zwingen. Wir waren einmal Freunde, aber du vertraust deinem Vater mehr als mir und hast mir nie die Gelegenheit gegeben, dir zu erklären, wie es dazu kam, dass ich nicht bei dir war, als du mich brauchtest. Du bist verblendet und folgst einem falschen Weg....ich kann nichts mehr für dich tun....außer dafür zu sorgen, dass du in Frieden ruhst...."

Pfeilgleich und fast synchron zückten sie ihre Schwerter, die mit einem lauten Krachen frontal aufeinander trafen. Gareas indessen, hatte die Führung seiner eigenen Rekruten übernommen. Thunder war ganz in seinem Element, während Jacques und Jason eher verunsichert waren und gar nicht wussten, wohin sie zuerst feuern sollten, sofern sie es überhaupt taten. Henry entging den bedrohlichen Tentakeln und Geschossen weniger durch seine hervorragende Gegenwehr als vielmehr durch seine flinke und rasche Flugakrobatik. Kazim dagegen machte seine Sache gut, wenn er auch noch nicht ganz an die Klasse des rothaarigen Hünen heranreichte.

"Lieutenant Elidd, hinter Ihnen!!!" stieß Jason entsetzt hervor, packte seine Waffe und schickte ohne groß nachzudenken einen präzisen Kugelhagel los, der den Victim traf und Galew die Möglichkeit lieferte, die Kreatur zu zerstören.

"Keine schlechte Leistung, 140! Du kannst ja doch, wenn du willst. Trau dir ein bisschen mehr zu, das Potential besitzt du, keine Frage!"

Hiead war von einem Typ R in die Enge getrieben worden, als die Weiße Ingrid auf das Wesen zu raste, in einem fließenden Übergang vom Flug in den Angriff wechselte und den Victim in der Leibesmitte spaltete.

"Hör zu, Bruder", begann Rei in sachlichem, ernsten Ton, "Das wirkliche Ziel ist Fisher und sein Schiff. Mir ist zwar noch nicht klar, auf welche Weise er Zalem vernichten will, aber wenn es einen Weg gibt, so kennt er ihn mit Sicherheit! Wir müssen ihn im Auge behalten, für den Fall, dass er zu dem Planeten aufbricht."

Während er das sagte, näherten sich weitere missgestaltete Kämpfer und Hiead entkam dem donnernden Schlag von drei krallenbewehrten Schwänzen nur, indem er die Hand der Ernn Laties umfasste und nach unten abtauchte. Die beiden wollten schon auf ihr EX zurückgreifen, als plötzlich ein PRO-ING erschien, sein Schwert hernieder sausen ließ und zwei der Victims mit einem Hieb erledigte. Der Verbliebene folgte ihnen kurz darauf. "Das ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt für eine nette Konversation, meint ihr nicht auch? Aber du hast recht, Rei. Um Zion zu retten, werden wir Zalem zuerst retten müssen."

Die jungen Piloten schwiegen wie versteinert. Das fahle Licht der Sterne ließ den mattgrauen Panzer des Mecha flüchtig aufschimmern. Bewaffnet und hoheitsvoll erhob er sich vor ihnen und sie spürten eine vertraute, bekannte Präsenz in ihm. Nach und nach schob sich eine Zahl in ihr Blickfeld.

PRO-ING 00, "Double-Zero".

Crow.
 

Fisher verschluckte sich erschrocken an seinem Atem, als er den Prototyp "Ingrid" erkannt hatte. Trotz seiner Krankheit war er bereit, so weit zu gehen, nur, um diese verfluchte Rasse zu schützen?! Was dachte er sich?! Bedauernswert, letztendlich, denn er war ein intelligenter und fähiger Mann, ganz wie es Gabriel gewesen war, doch leider war er ebenso verweichlicht wie sein Vater. "Nun, Relain? Haben Sie die Abwehr von GOA endlich lahm gelegt?"

Ranas Finger glitten fahrig über die Konsole hinweg und sie schluckte einmal schwer, denn sie selbst focht ebenfalls einen Kampf aus, wenn es sich dabei auch um einen im Computernetz handelte. Sie hatte den neuen Ausnahmecode erst zur Hälfte geknackt und ihre Gegnerin verstand es ausgezeichnet, sich ihr immer wieder erfolgreich in den Weg zu stellen. Außerdem musste sie aufpassen, dass ihre einstige Freundin nicht dasselbe mit der "Meteor" tat, wie sie es ursprünglich mit der Akademie im Sinn gehabt hatte.

Rills Handflächen waren feucht, doch ihre Konzentration bis aufs Äußerste gesteigert. Statt ihrer üblichen Kleidung und dem Arztkittel trug sie die Lotsenuniform der ältesten Schülerinnen und an ihrer Jacke prangte, immer noch stolz, die Zahl 19. Rana und sie waren die Jahrgangsbesten gewesen, aber wenn ihre Kameradin von damals glaubte, dass sie ihr diese krummen Touren durchgehen ließ, hatte sie sich getäuscht!

"Was ist, Relain?! Ich erwarte Resultate!!"

"Ich....schaffe es....nicht....verdammt....! Ich....kann sie....nicht aufhalten....!"

"....Gut. Dann starten wir jetzt den ultimativen Plan. Kurs auf Zalem!"

"Ay, Sir!"

Cain wandte sich um und sah, wie der Raumkreuzer sich in Bewegung setzte. Er wehrte Azumas Attacke mit einem höhnischen Lachen ab und vollführte einen Salto.

"Es ist aus, mein alter ,Freund'! Mein Vater wird diesen Schandfleck der Natur, der uns Menschen die Alleinherrschaft streitig macht, ausradieren!! Dieses dämonische Volk verdient es nicht, zu leben!! Du begreifst einfach nicht, welche Gefahr es darstellt!! Es wird nie Frieden geben, wenn wir solchen zerstörerischen Kräften nicht mit aller Macht entgegentreten und sie zermalmen!!"

"Du bist ein Narr, Cain und du bist derjenige von uns beiden, der nicht begreift!! Solange es Menschen gibt, wird es immer wieder Kriege geben!! Du kannst keinen ewigen Frieden erreichen, indem du alles auslöschst, was dir fremd ist, denn unsere wahren Feinde sind Misstrauen, Ignoranz und Zorn, Gefühle, persönliche Einstellungen und Klischeevorstellungen, die wirklich zu Konflikten führen!!"

"Mach dich nicht lächerlich, Azuma!! Unter der Führung meines Vaters wird die Menschheit ein friedliches Zeitalter erleben, ohne diese hässlichen Ungeheuer, und Zion wird aufblühen!!"

"Unter Fishers Führung?! Was soll das werden?! Eine Diktatur, eine Tyrannei?!.....Es tut mir leid, Cain....Ich hatte gehofft, dich zur Vernunft bringen zu können....aber es ist zwecklos. Alles, was du sagst....was du denkst....woran du glaubst....das bist nicht mehr du, das ist Marius.

Er hat dich so geformt und verändert, bis du ihm gehorsam warst. Er benutzt dich, wie er alles und jeden benutzt, um seinen Traum von einer gereinigten Welt wahr werden zu lassen...."

"Sei still, sei still!!!! Du hast doch keine Ahnung, du Bastard!!!!"

Einheit 13 holte gefährlich weit aus und raste mit erhobenem Schwert auf den Kapitän zu.

"Sieh gut zu, Vater!! Das ist die erste Tat, die ich für deinen glorreichen Sieg vollbringe!! Ich vernichte deinen Feind!! Niemand wird dir mehr in die Quere kommen!!"

Ein Zischen, wie wenn eine Klinge hernieder sauste. Das Geräusch von zersplitterndem Metall.

Die Schneide der Waffe hatte den PRO-ING durchbohrt. Aber es war nicht #19.

Fishers Sohn blickte verwirrt an sich hinunter, als sei das ganze nur ein böser Alptraum, aus dem er bald erwachen würde. Etwas Kaltes, Hartes steckte in seinem Fleisch und er blutete stark. Ein dünnes Rinnsal ergoss sich aus seinem Mund über das Kinn.

"Azu...ma....du....hast mich...." brachte er röchelnd hervor.

"Du hast es mir leicht gemacht, Cain." war die monotone Antwort und er zog das Schwert zurück. Einen kurzen Moment noch zuckten elektrische Blitze an manchen Stellen um den Mecha, dann fand sein Pilot sein endgültiges Ende in einer Explosion.

"Ich bedauere, dass es so enden musste....aber du hättest in deinem Wahn alles zu zerstören versucht, das ich liebe und mir viel bedeutet....das hätte ich dir nie verzeihen können....nicht einmal dir...."
 

"CAIN!!!!!" schrie Rana entsetzt auf und schlug sich die Hand vor den Mund, um einen plötzlichen Schluchzer zu ersticken. Professor Fishers Gesicht wirkte wie aus Marmor gemeißelt, seine Augen waren kälter als der Tod.

"Keine Unterbrechung. Wir müssen nach Zalem!"

"Aber....Ihr Sohn...."

"Er war unvorsichtig und leichtsinnig. Solche Krieger leben nicht lange. Der Plan hat absoluten Vorrang, haben Sie verstanden?!"

Sie nickte schwach und steuerte die "Meteor" in die verlangte Richtung. Aber ihr Kurswechsel war den Göttinnen und insbesondere Crow nicht entgangen. So entsandte er eine mentale Botschaft an Rei und Hiead, die ihm aufmerksam zuhörten: >>Wir werden ihn verfolgen. Die anderen bleiben zurück und verteidigen GOA, GIS und natürlich Zion. Das, was kommen wird, ist unser Kampf.<<

Der Pilot der Ernn Laties verstand. Er wechselte einen Blick mit seinem Bruder und öffnete Kommunikationskanäle zu den übrigen Ingrids.

"An die Einheiten 02, 04 und 05! Ihr bleibt hier und beschützt Zion, das Trägerschiff und die Schule! Elara und ich übernehmen zusammen mit 00 Fisher und die ,Meteor'!"

"WAS?! Wir sollen euch allein lassen?! Was denkst du dir eigentlich?! Ihr werdet uns brauchen!! Ihr könnt doch nicht im Ernst meinen, dass wir euch einfach so seelenruhig abziehen lassen, noch dazu mitten in feindliches Territorium?!" entrüstete sich Yamagi lauthals und man spürte seine Besorgnis unter dem ruppigen Ton seiner Stimme.

"Während ich weg bin, bist du der Anführer der Pilotenstaffel, ist das klar? Ich verlasse mich auf dich, Yama-kun! Und auch euch beide, Clay und Roose, brauche ich jetzt und hier, denn wenn Hiead und ich zurückkehren, wollen wir all das vorfinden, was uns wichtig ist, euch eingeschlossen. Ihr seid Göttinnen-Piloten - also zeigt, was ihr drauf habt!"

Die drei jungen Männer schwiegen eine Weile, während Hiead sich zu Wort meldete: "Ich war nie jemand, der besonders gut im Reden ist und ich sage euch das auch zum ersten Mal, aber....Ihr seid meine Freunde, meine besten Freunde, und ich möchte euch bitten, für meinen Bruder und mich das zu schützen, was uns teuer ist, bis wir uns wiedersehen. Versprochen?"

"Versprochen!" erwiderte Clay und er sprach für alle. Damit trennten sich die fünf Ingrids und die Tellia Elara und die Ernn Laties schlossen sich Crow an, der sich bereits an die Fersen des Wissenschaftlers geheftet hatte, der mit Warp-Geschwindigkeit in Richtung Zalem verschwand.

Als die zwei Göttinnen nur noch schemenhafte glitzernde Punkte in der Ferne waren, riss Yamagi seine Kanone herum und feuerte auf einen Victim, der gerade ein Geschoss auf GIS losschicken wollte.

"Formation 2G!!" befahl er. "Wir werden sie nicht enttäuschen!"
 

Crow war völlig ruhig. Obgleich er ahnte, was ihm noch bevorstand, sah er dem ohne Angst oder Scheu entgegen. Es war sein Schicksal und er hatte vor langer Zeit gelernt, es zu akzeptieren.

>>Da ist er, der Heimatplanet der Victims. Das ist Zalem.<<

Der Flug hatte dank des Warp-Antriebs aller beteiligter Maschinen nicht so viel Zeit verschlungen, wie man hätte annehmen können, dennoch schien es Rei wie eine Ewigkeit, vielleicht auch nur, weil seine Sinne übernatürlich geschärft waren. Er hob den Kopf und betrachtete das Werk der Menschen. Eine dunkle, von seltsamen Schwaden überlagerte Kugel präsentierte sich vor ihm wie das Tor zur Hölle. Nein. Er konnte es den Victims nicht verdenken, dass sie sich nach Zion sehnten. Da verließ ein Kampf-Shuttle den großen Raumkreuzer und Professor Fisher bemerkte seine Verfolger.

"Sieh an! Glaubt ihr tatsächlich, dass ihr das Ende dieser verdorbenen Welt verhindern könnt? Ihr solltet es euch lieber gemütlich machen und das Schauspiel von hier aus beobachten! Es wird mein Sieg sein!"

"Sie sind verrückt." erklärte Hiead angewidert und voller Verachtung, doch das entlockte dem Doktor nur ein spöttisches Gelächter.

"Sie können nicht gewinnen." meinte Crow leise und sicher, als spräche er eine einfache, schlichte Tatsache aus. "Sie erwarten, dass Ihnen die Menschen widerspruchslos folgen, sobald Sie verkünden, Sie hätten die Victims vernichtet. Aber nicht alle werden sich Ihnen unterordnen. Es wird wieder Konflikte geben und erneute Kriege. Auf einer Diktatur können Sie keinen Frieden aufbauen, das müsste Ihnen eigentlich klar sein. Die Geschichte hat gezeigt, dass es letztendlich immer schief gegangen ist, wenn ein einzelner alle Macht für sich beanspruchte. Es erstaunt mich, dass Sie noch nichts daraus gelernt haben."

"Sie reden so, weil Sie ein Verlierer sind, so wie Gabriel. Schade. Aber man kann nicht ungeschehen machen, was Vergangenheit ist, finden Sie sich damit ab!"

Er drückte einen roten Knopf auf dem Schaltpult neben sich und aktivierte auf diese Weise den Antrieb der "Meteor" wieder. Das Schiff zündete durch und raste auf Zalem zu.

"Was tun Sie da?!"

"Was denkst du, sogenannter Retter Zions? Ich lasse den Kreuzer auf den Planeten stürzen. Zalems Ökosphäre ist nicht mehr in der Lage dazu, das Auftreffen eines solchen Kalibers und die darauffolgende Explosion beim Einschlag zu überstehen. Es wird ihn in Stücke reißen und diese Bedrohung der Menschheit wird mit ihm untergehen."

Stille.

In Reis Geist jagten sich die Ereignisse, alles, was er erfahren und erlebt hatte, seit er in die Goddess Operator Academy eingetreten war.

Kampf.

Streit.

Rivalität.

Gefahr.

Aber auch....

Gemeinsames Training.

Gemeinsames Wohnen.

Gemeinsames Lachen.

Gemeinsamer Spaß.

Und ein gemeinsames Ziel.

Kameradschaft.

Freundschaft.

Liebe.

Er dachte an all den Schmerz, den Kummer und das Leid, das der Krieg über beide Völker gebracht hatte, erinnerte sich an jene, die heute noch leben könnten, wäre das alles nie passiert....Clays Vater....Yamagis Vater....vielleicht sogar seine Mutter*....Roose' gesamte Familie....Kiznas Eltern....sie hätte nie ihre Ohren verloren....und auch Ernest....

(* meint Yamagis Mutter)
 

Ein Schatten lag auf seinen Zügen und eine eigenartige Spannung breitete sich über allem aus, die Hiead und Revord deutlich spürten. Langsam begannen seine Haare türkis zu glühen und das strahlende Licht griff schließlich auf seinen gesamten Körper über, bis auch die Weiße Göttin hell leuchtete. Teela erschien hinter ihm und umschloss ihn mit ihren Armen.

"Das ist deine Kraft, Rei. Nutze sie weise und vertraue auf den Guardian. Jetzt, wo du weißt, was deine Macht zu bewirken in der Lage ist, kannst du die Dinge verändern. Aber überlege gut, wie weit du dabei gehen willst....und ob du so weit gehen solltest."

** Was meinst du damit? **

Hiead fühlte das Erwachen der Kraft seines Bruders in jeder Faser und sein eigenes EX flackerte auf. Die Hand, die sich auf seine Schulter legte, war die Megaras. Er wandte sich ihr zu und lächelte zögernd.

"Ich wünsche dir viel Glück, Hüter. Er wird deinen Rat brauchen, auch wenn du dir jetzt noch nicht vorstellen kannst, welche Rolle du spielst. Aber ihr wurdet geschaffen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Es ist nur die Frage, wo dieses Gleichgewicht wirklich vonnöten ist."

"Was willst du damit sagen?"

"Du wirst es wissen, wenn es soweit ist." erklärte sie nur und verschwand wieder im Cockpit. "Warte doch, Megara! Ich...."

Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick breitete die Ernn Laties ihre Arme aus und das grelle Licht verschluckte immer mehr von der Finsternis des Alls. Fisher musste sich die Hände vor das Gesicht halten, um nicht geblendet zu werden. Was um alles in der Welt war das?! Crow nickte zufrieden.

"So ist es gut, meine Kinder. Ändert, was geändert werden muss." Kaum hatte er das gesagt, fror die Zeit ein und die Umgebung erstarrte, sowohl PRO-ING 00 als auch die "Meteor", das Shuttle und die beiden Ingrids. Die Pilotenkanzel der Weißen Göttin allerdings öffnete sich und Rei, eingehüllt in das warme Strahlen, schwebte nach draußen, dicht gefolgt von Hiead, der es ihm nachtat, nur dass sein Körper nicht glühte. Zalem ragte schwarz und bedrohlich vor ihnen auf.

** Fisher hat es behauptet, nicht wahr? ,Man kann nicht ungeschehen machen, was Vergangenheit ist' - das waren seine Worte. Er hat recht. Er kann es auch nicht. Aber ich kann! Meine Macht ist die umfassende Kontrolle über die Zeit! Weißt du noch, damals, bei unserer Rauferei auf der Krankenstation? Ich konnte die Zeit so manipulieren, dass ich schneller war als das menschliche Auge und für jeden sonst unsichtbar wurde. Dieser....Krieg....ist nichts weiter als ein grauenhafter....Fehler!! Ich werde die Zeit zurückdrehen und verhindern, dass es zur Katastrophe kommt! Dieser jahrelange Kampf muss enden....mit mir!!! **

Er richtete seine Arme gen Himmel und das Licht umkreiste ihn in einem Wirbel, der das Dunkel um sie herum verbannte. Hiead hatte erwartet, dass es einen gewaltigen Energieausbruch geben würde, wenn sein Bruder seine gesamte Kraft einsetzte, aber nie hätte er gedacht, dass sie ein solches Ausmaß annehmen würde. Vor Rei baute sich ein Bild von Zalem auf, bevor die Bombe ihre vernichtende Wirkung entfaltet hatte. Die Vision wechselte zu einer Szene direkt auf dem Planeten und der Guardian erkannte den jungen Revord, der sich gerade mit einem Victim, offensichtlich Sharkell, unterhielt. Rei schien nach einem bestimmten Moment zu suchen und durchforschte die Vergangenheit weiter, bis er es gefunden hatte - den Augenblick, in dem Fisher den Sprengsatz an seinem Platz deponierte.

** Sieh ihn dir an, Bruder, ihn und sein scheinheiliges Grinsen! Ich werde diesen Zeitabschnitt zerstören, auf dass sich dieses Unglück nicht wiederholt!! Die Geschichte wird sich dann selbst korrigieren!! **
 

Damit sammelte er in seinen Händen eine gigantische Kugel aus Lichtenergie, um sie auf die vor ihm schwebende Momentaufnahme zu richten und sie aus Zalems Vergangenheit zu tilgen. Doch in genau dieser Sekunde begriff Hiead plötzlich, was Megaras rätselhafte Andeutungen zu bedeuten hatten und sprang dazwischen.

"Tu das nicht!!!"

** Aus dem Weg!! Dir ist doch klar, dass es nur so Frieden geben kann?! Ich muss rückgängig machen, was niemals hätte passieren dürfen!!! **

"Wir wurden geschaffen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Aber wo ist dieses Gleichgewicht wirklich notwendig? Die Geschichte wird sich selbst korrigieren, das ist richtig! Aber wenn niemals geschieht, was geschah, wird es keine Göttinnen geben, kein GOA, kein GIS...."

**....und keinen Krieg!! **

"Und auch UNS wird es nicht geben!!! Wir sind entstanden, um den Krieg zu beenden, aber wenn es erst gar nicht dazu kommt, werden wir niemals das Licht der Welt erblicken, Rei!!! Clay, Roose und Yamagi werden sicher hier sein, aber sie werden einander niemals kennen lernen, genauso wie Kizna, Ikhny, Saki, Wrecka und Tsukasa!! Sie werden keine Partner haben, sich nicht in sie verlieben!! Was ist mit Doktor Croford? Vielleicht wird sie Ärztin auf einer Kolonie, aber auch sie wird Azuma niemals begegnen!! Und was ist mit ihm? Und mit Galew, Yu, Rio und Erts? Mit Leena, Kazuhi, Tune und Phil Phleira? Rio und sie wollen heiraten!! Aber wenn du die Geschichte änderst, wird sie ihn niemals treffen und wer weiß, wer dann der Mann an ihrer Seite sein wird!! Ich weiß, wenn die Vergangenheit anders verläuft, wird keiner diejenigen vermissen, die er nie kennenlernte....aber hängt dein Herz nicht an dem Leben, das Crow dir geschenkt hat, hängt es nicht an den Menschen, die dir jetzt so wichtig sind und für die du Zion bewahren wolltest?!?! Zu schützen und zu retten, was dir viel bedeutet, das ist der Grund, warum zu kämpfst!! Du wolltest deiner Mutter einen schönen Lebensabend ermöglichen, erinnerst du dich?! Aber die gesamte Geschichte zu ändern, wird uns beide auslöschen und mit uns auch alles, was wir zu verteidigen geschworen haben!! Ich bin dein Hüter, Rei, aber auch der Wächter deiner Kraft und dafür verantwortlich, dass du sie weise einsetzt!! Viele, die jetzt tot sind, könnten weiterleben, aber viele, die heute miteinander verbunden sind, werden sich nie begegnen!! Ich frage dich also: Willst du unser beider Leben aufgeben?! Deine Liebe zu Kizna?! Deine....UNSERE Freundschaften?! Antworte!!"

Tiefes, scheinbar endloses Schweigen umgab die beiden. Hiead zitterte, in seinen Augen stand ein stummes Flehen. Endlich reagierte Rei.

** Was soll ich dann tun? Ich kann Zalem doch nicht zerstören, das ist genau das, was Fisher anstrebt! Gibt es denn keine Möglichkeit, diesem Planeten eine neue Geschichte zu schenken, ohne dabei die unsere umzuschreiben? **

"Doch, die gibt es. Ich habe nicht die Macht dazu, aber du, denn deine Kontrolle über die Zeit schließt Vergangenes und Zukünftiges mit ein, ich bin nur das Bindeglied, die Gegenwart. Trenne Zalem aus unserer Zeitlinie und schaffe dieser Welt eine eigene. Schenk ihm eine andere Geschichte, eine friedvolle Geschichte, eine neue Entwicklung, außerhalb dem, was wir als die Gegenwart betrachten, fern ab vom Jahr 4086. Wenn dir das gelingt, kann Zalem noch einmal von vorn beginnen und eingeschlossen in seine eigene spezielle Zeitebene wird sich seine Wandlung nicht auf uns auswirken. Für uns endet auf diese Weise nur der Krieg gegen diese Rasse. Glaubst du, dass du das schaffst?"

**....Ich muss es zumindest versuchen. **

Rei beschwor eine Vision des noch jungen Zalem herauf, wo die Natur sich gerade zu entfalten begann und löste das Bild aus seinem Zusammenhang. Er versetzte den Planeten in eine andere Zeitlinie, die weit in der Zukunft lag, viele Menschengenerationen später. Eines Tages vielleicht würde es dort wieder ein Volk ähnlich den Victims in ihrer ursprünglichen Form geben, aber diesmal würde es anders sein....denn Rei schwor sich, das Wissen um die Wahrheit an die anderen weiterzugeben, auf dass sich die Tragödie von Hass und Misstrauen nicht noch einmal wiederholte. Er wusste nicht, ob die Menschen in jener zukünftigen Zeit Nutzen aus dem ziehen würden, was ihnen aus dem Jahr 4086 überliefert werden würde, aber mehr tun, als daran zu glauben und darauf zu hoffen, konnte auch er nicht. Ein gleißendes Licht, weithin sichtbar, ließ das All für einen flüchtigen Moment aufleuchten. Als es verloschen war, war Zalem verschwunden, wiedergeboren in einer fernen Zukunft, als junger Stern in den unergründlichen Weiten des Weltraums.
 

Rei lächelte glücklich, doch der Einsatz seiner vollen Kraft hatte ihn sehr geschwächt und er drohte, zusammenzubrechen. Hiead fing seinen Bruder auf und stützte ihn, während sie zu ihren Einheiten zurück schwebten. Erschöpft sank der junge Mann in das Cockpit der Ernn Laties, wo Teela ihn umschlang und ihm, den Tränen nahe, durch das wirre dunkelbraune Haar streichelte.

Megara drehte sich zu dem rot gewandeten Piloten.

"Du hast noch eine Aufgabe, Guardian. Zerstör den Raumkreuzer, es gibt keine Verwendung mehr für ihn."

Hiead nickte und konzentrierte sich nun auf sein EX, mit dessen Hilfe er ein Geschoss zwischen seinen Armen erzeugte, das zu einer beeindruckenden Größe anwuchs und das er mit voller Wucht auf die "Meteor" schleuderte. Es traf genau auf und die Geschwister ließen die Zeit wieder in ihre normalen Bahnen zurückkehren. Die Zeiger der Uhr drehten sich weiter und wie erwartet konnte das Schiff dem Treffer nicht standhalten und explodierte. Die Druckwelle beförderte das Shuttle, PRO-ING 00 und die Göttinnen mehrere Meter von dem Ort weg, an dem zuvor noch über das Schicksal Zalems und damit auch Zions entschieden worden war. Professor Fisher konnte es nicht fassen.

"Wo ist der Planet?! Was ist hier passiert?!"

"Nichts, was sie verstehen könnten", erwiderte Rei ernst, "....nichts, außer dass ich Zalem eine neue Chance gegeben habe, anstatt es zu vernichten. Es ist vorbei. Kapitulieren Sie."

"Ich soll....?! Wer denkst du eigentlich, wer du bist?! Diese verdammten Bestien ein für alle mal auszurotten, war mein Ziel!! Ich wollte eine Welt ohne diese Bedrohung aufbauen, das war mein ,Utopia'!!! Ich werde mich niemals ergeben!!!"

"Eine Welt ohne Bedrohung ist eine wundervolle Idee, sicher....aber sie haben aus dem falschen Grund danach gestrebt und mit den falschen Prinzipien. Sie können nicht immer nur zerstören, um zu retten, was Sie kennen, können nicht alles Fremde verurteilen, nur weil Sie sich davor fürchten. Sie haben verloren."

"Ich kann gar nicht verlieren!!! ICH wurde auserwählt, die Menschheit zu retten, ICH wurde vom Schicksal ausersehen, Zion in eine strahlende Zukunft zu führen, MIR war es bestimmt, die Victims dem Erdboden gleich zu machen!!! Sieh, was deine Geschöpfe angerichtet haben, Crow!!! Das wirst du mir büßen!!!"

In seiner Raserei begann Fisher mit dem Shuttle eine Attacke zu starten, während Rana wie in Trance an ihrem Pult sass und schwieg. Sie ahnte, dass dies ihr Ende war und sie beschloss, sich ohne Jammern und Klagen dieser Tatsache zu fügen.

Revord zog sein Schwert und bevor Rei oder Hiead begriffen hatten, was sich da anbahnte, stürmten die beiden Kontrahenten aufeinander zu. Der Leiter von GIS wich den Torpedos geschickt aus, überschlug sich und landete einen perfekten Hieb auf der Außenhaut des Gefährts. Sein Gegner fluchte und nahm ihn weiter unter Beschuss. Wie ein unheilbringender Hagel hüllte ihn das feindliche Feuer ein und der PRO-ING erlitt hier und da schwere Schäden. Als er einen Brocken des zerstörten Raumschiffes entdeckte, setzte er einen Teil seiner Fähigkeiten ein, die Telekinese, um das wuchtige Bruchstück als Geschoss zu benutzen. Mit dem schwerfälligen Shuttle konnte Fisher nicht rasch genug zur Seite weichen und wurde frontal davon getroffen. Das letzte, was er in seinem erbärmlichen Leben sah, war das finale Aufblitzen einer messerscharfen Klinge und das letzte, was er hörte, war der Alarm, der ihn vor der Überlastung der Systeme warnte. Eine Explosion. Und dann....das Nichts.

"Sie haben ihn getötet."

"Nein, Rei...." erklärte Crow unter einem Keuchen, "Ich habe ihn....gerichtet...."
 

Mehrere Stunden waren seit der Entscheidungsschlacht vergangen. Die verbliebenen Victims, die Clay, Roose, Yamagi und den PRO-INGs zugesetzt hatten, waren in einem weißen Licht verschwunden, fort in eine andere Zeit und eine junge Heimat, in der ihre Entwicklung erst begann. Und doch wollte keine Freude aufkommen. Still und betrübt, von einer unbestimmten Angst erfüllt, hatten sich die Piloten und Lotsen vor einer Zimmertür versammelt, hinter der sich Rei, Hiead und Crow befanden. Der Wissenschaftler lag in einem weichen Bett und atmete schwach.

"Sie....Sie haben....DU hast gewusst, dass du den Kampf mit deiner schlechten Konstitution nicht überstehen würdest, oder?!" stieß der Erste Pilot hervor und seine dunkelblauen Augen füllten sich mit Tränen.

"Ja....aber du hättest mir sicher nicht erlaubt, mitzukommen, wenn ich dir gesagt hätte, wie es mit meinem Zustand aussieht....es tut mir leid, dass du auch deiner Mutter nicht mehr wiedersehen kannst...."

".....Sie ist bereits gestorben, nicht wahr? Diese Vermutung hatte ich immer. Wo ist sie jetzt? Du hast doch gewiss Vorkehrungen getroffen, so wie sonst auch."

".....In der Tat....Noch ruht sie auf deiner Heimatkolonie....ich habe Anweisung gegeben, den Sarg einem ,Rei Enna' auszuhändigen, der sie nach Zion überführen wird....Das wirst du doch tun, oder?"

"Selbstverständlich. Auch wenn sie mich nicht geboren hat, in meinen Augen wird sie immer meine Mutter bleiben...."

"Das ist gut....Ich habe noch eine Bitte: Lass mich neben ihr bestatten, denn sie war meine beste Freundin....dann ist sie nicht mehr so allein...."

"Was redest du da?! Du wirst gesund werden und wir werden gemeinsam...."

Crow unterbrach Rei, indem er ihm einen Finger auf den Mund legte. Er winkte Hiead heran, der seine bebenden Arme um die Schultern seines Bruders schlang und den Mann in den seidigen Laken verzweifelt betrachtete.

"Ich....wünsche euch beiden....ein erfülltes und harmonisches Leben....an der Seite der Menschen, die ihr....liebt und denen ihr vertraut....ich werde euch bestimmt vermissen....wie auch die Goddess-Spirits....sagt ihnen, dass sie nicht traurig sein sollen....und ich will ebenfalls nicht, dass ihr traurig seid....Ihr seid jung und habt das ganze Leben noch vor euch, ein Leben in Frieden, für das ihr immer gekämpft habt....kommt mich nur ab und zu mal besuchen, ja....? Ich konnte nicht viel für euch tun....aber ich betrachte euch als meine Söhne....und ich liebe euch, obwohl wir so lange getrennt waren....ich hoffe....dass ihr...."

Ein letzter, heftiger Krampf durchlief seinen Körper, er bäumte sich auf und presste fest Reis Hand, die auf der Decke lag.

"....glücklich....werdet...."

Damit schloss er die Augen und schlief ein. Für immer. Hiead rang mit seinen Tränen und seine Finger drückten schmerzhaft in die Schulter seines Bruders, doch diesen störte das nicht. Rei wischte sich vereinzelte salzige Perlen fort und senkte den Kopf. Seine Stimme, welche die geisterhafte Stille im Raum durchbrach, war nur ein Flüstern.

"Wir werden dein Andenken ehren und mit ihm alles, was du geschaffen hast. Du hast nun den Frieden gefunden, nach dem du so lange gesucht hast. Das Kapitel des Krieges ist abgeschlossen und ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Menschheit kann seinen Anfang nehmen. Zalems Gleichgewicht ist wiederhergestellt und damit das Gefüge unserer Gegenwart, die wir jetzt neu gestalten können. Wir werden dich nicht vergessen....Vater."
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein junger Mann betrachtete mit einem leichten Anflug von Wehmut die beiden Gräber, die vor ihm in den strahlend blauen Himmel ragten. Ein sanfter Sommerwind strich durch die Wipfel der Bäume und die Vögel stimmten ein fröhliches Lied an. Man schrieb das Jahr 4088 und Rei Enna, der 19jährige Leiter der Weltraum-Erforschungsstation, ehemals "GIS", hatte sich heute um die Pflege der Gräber gekümmert, wo er vor zwei Jahren zwei ihm sehr wichtige Menschen hatte bestatten lassen. Obwohl er noch häufig ein Gefühl der Trauer verspürte, wenn er hier war, empfand er dennoch eine gewisse Zufriedenheit, dass seine Mutter und auch sein Vater einen Platz auf Zion gefunden hatten. Zudem wusste er ihre Seelen immer nah und das spendete ihm Trost, ganz wie jene Menschen, die sein neues Leben mit ihm teilten.

"Rei? Kommst du?"

Er drehte sich um und erkannte seine Verlobte, Kizna Towryk, vor dem Tor des Friedhofes. Ihr rückenlanges rosa Haar wehte im Wind und das leichte Trägerkleid in Weiß stand ihr hervorragend. Das rechte Handgelenk schmückte ein breiter Armreif in derselben Farbe. Das Leben ging weiter und er hatte versprochen, es mit allem Glück zu füllen, das er besass.

"Wir kommen!" rief er und aus dem Schatten der majestätischen Kastanie, die sich hinter Rei erhob und ihre Zweige über den Steinen ausbreitete, trat ein Mann mit granatfarbenen Augen, der das silberne schulterlange Fließ seiner Haare mit einem schwarzen Band gezähmt hatte. Hiead Enna, Reis Bruder. Die beiden begaben sich zu Kizna, die ihren Zukünftigen mit einem zärtlichen Kuss bedachte und ihren baldigen Schwager ermahnte, Ikhny endlich einen Heiratsantrag zu machen. Während sie durch die herrliche Blütenpracht der Fliederallee flanierten, sog Rei den Duft um sich herum ein und ein befreiendes Gefühl ergriff ihn. Der Himmel über ihnen erstreckte sich endlos und weiträumig bis hin zum Horizont, wie in dem Traum, den er einmal gehabt hatte, vor langer Zeit. Er blieb einen Moment stehen und genoss die warmen Strahlen der Sonne. Ein von Herzen kommendes, ehrliches Lächeln stahl sich in seine Züge und er dachte: "Das Glück....ist überall. Man muss es nur suchen. Wenn man sich etwas wünscht....und fest daran glaubt....dann schafft man alles. Es war ein weiter, harter und steiniger Weg bis hierhin, aber wir haben durchgehalten. Es ist nun an allen Menschen, diesen Frieden zu bewahren und im ,Jetzt' zu leben....denn nur im ,Jetzt' können wir unsere Zukunft gestalten."
 

There's a place that I know

Where the sycamores grow

And daffodils have their fun

Where the cares of the day

Seem to slowly fade away

And the glow of the evening sun

Peace, when the day is done
 

If I go there real late

Let my mind meditate

On everything to be done

If I search deep inside

Let my conscience be my guide

Then the answers are sure to come

Don't have to worry none
 

When you find peace of mind

Leave your worries behind

Don't say that it can't be done

With a new point of view

Life's true meaning comes to you

And the freedom you seek is won
 

Peace is for everyone

Peace is for everyone

Peace is for everyone
 


 

NOCH NICHT DAS ENDE
 


 

Das war's, das große Finale...Ich kann's immer noch nicht glauben...Jedenfalls bis zum Epilog, ich freu mich schon! ^^

HEAGDL (Hab Euch Alle Ganz Doll Lieb),

Eure Autumn ^____^



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Kommentare zu dieser Fanfic (71)
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Von:  QueenLuna
2006-12-06T16:12:13+00:00 06.12.2006 17:12
... so... soweit ich mich erinnern kann, habsch nie nen kommi hinterlassen ^^°
so jetz hab ichs...^-^
also:
1. ich nehm alle 3 teile (es waren doch 3 oder oO?) in die favos auf
2. ich find unglaublich was du zusammengekritzelt hast *lob*
3. du hast cfg-geschichte geschrieben ^.^

hast du super gemacht!!! sei stolz^^
Von:  DarkDragon
2006-07-01T15:19:14+00:00 01.07.2006 17:19
Zu der FF kann man nur großartiges schreiben. Ich kann allen einfach nur zustimmen. Genieal. Ich wurde an meinen Computer gefesselt um weiter zu lesen, musste dann aber doch leider Pausen machen.
Endspurt zum Epilog!!!!!!
Von:  Levisto
2006-06-11T12:18:03+00:00 11.06.2006 14:18
Ich weiß die FF ist schon sehr alt, aber ich fand sie so gut das ich noch ein Kommentar da lassen muss.

Als ich die Stelle mit Hiead und Ikuny las, wo er sie als seinen Schatz bezeichnete musste ich sofort an Silbermond mit "Das Beste" denken.
Vielleicht kennst du ja das Lied.

MfG
Levisto
Von: abgemeldet
2005-03-13T15:04:33+00:00 13.03.2005 16:04
Also ich bin einfach nur sprachlos, das war die beste Fanfic, die ich bis jetzt gelesen hab!! Ich glaube, wenn jetzt doch noch ein Ende von CfG rauskommen würde, wäre ich enttäuscht, wenn es nicht genau so wie deins wäre!
Vor allem die ganzen Beschreibungen der Stationen, der Personen,...ich konnte den PC ca drei Tage nicht mehr verlassen!!!
Schade dass es nur noch den Epilog gibt *schnüff*
Von: abgemeldet
2004-07-20T12:23:23+00:00 20.07.2004 14:23
HI!
Also, äh, *haz es die Sprache verschlagen* Das war wirklich genial! Mann hat wirklich denken können, das wäre eine Fortsetzung zu CFG!!!!!
Na ja, schade dass ich nur noch den Eoilog vor mir habe...
Den werd ich dann gleich ma lesen!!!!!

*knuddlz* Kurai
Von: abgemeldet
2004-07-14T15:55:56+00:00 14.07.2004 17:55
Das war ein absolut würdiges Finale zu deiner Hammer Geschichte. Ich habe sie immer gerne gelesen und hoffe bald mehr von dir zu kriegen. Gruß Bremser.
Von:  Zero2805
2004-06-18T13:17:40+00:00 18.06.2004 15:17
Suuuuuuuuuuuuuper!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
(Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich weiß echt nicht, was ich sonst sagen soll)
Schade, das es so gut wie zuende ist...........
Aber ich freu mich schon total auf den Epilog...........
Bitte beeil dich!!!!
*auf die knie fall und bettel*
Mach weiter so
Ciao Zero
Von: abgemeldet
2004-06-12T07:22:58+00:00 12.06.2004 09:22
Wow, das war einfach wow!
*nicht merh sagen*
ICh kanns kaum glaubend as es fast zu ende ist!
Deine Story ist super und dieses Kapitel war einfach unglaublich schön!
Ich freu mich schona uf den Epilog!
*knuddel*
H.D.L Ikuhny
Von: abgemeldet
2004-06-11T21:08:18+00:00 11.06.2004 23:08
hi,oh mein gott ist das erste was mit einfältl,du willst wissen was ich dazu denken,wow,ich scwöre die ff ist hammer geil,ich kam mir ecth vor als wäre ich mit dabei und am schluß ey warum musste er sterben,doch ich frue mich schon auf den epilog.
mach weiter so.............
hdl rim
Von:  Saki-san
2004-06-10T23:23:37+00:00 11.06.2004 01:23
Es ist wieder einmal gut geworden, auch wenn ich mit so einer Lösung nun wirklich nicht gerechnet hätte.
Danke, dass du uns an so einer ausgefeilten FF hast teilhaben lassen!

Ich freue mich schon auf den Epilog!


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