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Adventskalender Haikyuu!! 2023

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ab heute ändert sich der Rhythmus, was sicher gleich beim Kapiteltitel aufgefallen ist:) aber keine Angst, es geht auch bei den anderen weiter😅😉 später🤗 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wer meinen Adventskalender letztes Jahr gelesen hat, kann sich vielleicht schon denken, was hier passieren wird :)
Viel Spaß mit dem Bonus-Türchen! Komplett anzeigen

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Tanaka

Während draußen schon die ersten Schneeflocken zu Boden rieseln, geht es bei uns in der Trainingshalle hitzig zu. Alle sind schon total in Fahrt, weil morgen unser Winter-Trainingscamp beginnt. Wir werden schon super früh nach Tokio fahren und treffen uns dort mit der Nekoma und der Fukurudani.

Eigentlich sollte das Camp gestern schon losgehen, doch Fukurudani spielt heute noch das Finale im Sponsorencup gegen die Aoba Josai. Das wird sogar im Fernsehen übertragen, ist demnach voll wichtig für beide Teams hier eine gute Leistung zu bringen. Coach Ukai hat uns erzählt, dass bei diesem Turnier wohl besonders viele interessierte Menschen zusehen, die auf der Suche nach Talenten sind und Sportstipendien vergeben.

„Ich drücke Bukuto-san ganz fest die Daumen, wenn er nachher spielt!“, ruft Hinata grinsend als er sich in einer Trinkpause den Schweiß von der Stirn wischt.

„Er wird doch sicher nach seinem Abschluss weiter machen mit Volleyball“, meint Kageyama und Hinata nickt euphorisch. „Schließlich ist er einer der besten Angreifer des Landes.“

„Ein Ass!“ Hinata strahlt voller Stolz. „Wenn er nicht weiter macht, dann weiß ich auch nicht.“

„Dafür muss sein Team aber erst einmal an Oikawa und der Aoba Josai vorbei.“ Tsukkishima setzt sich neben Yamaguchi auf die Bank, der ihm direkt eine Trinkflasche hinhält, welche von ihm nickend angenommen wird.

„Das wird sicher nicht einfach, doch sie werden es schaffen!“ Ich zeige Hinata den erhobenen Daumen und er zeigt mir zwei Daumen zurück.

„Aoba Josai ist ein ernstzunehmender Gegner“, meint Noya und tritt neben mich. „Ich denke, das wird ein spannendes Spiel.“ Auch auf seine Lippen legt sich ein Grinsen und ich werfe den Arm über seine Schultern. Wir grinsen uns an und ich merke, dass er seine Hand an meine Hüfte legt.

Ein Poltern dringt an unser Ohr und wir drehen uns zur Eingangstüre der Halle um, vor welcher Herr Takeda auf dem Boden liegt.

„Takeda-sensei!“

„Ist alles in Ordnung?“ Coach Ukai ist schon bei ihm und hilft ihm auf. Er lacht verlegen.

„Ja, alles gut. Ich habe Neuigkeiten für euch.“ Er kommt zu uns rüber. „Die Konferenz im Lehrerzimmer ist schon zu Ende. Das heißt, wir können dort, wenn ihr mögt, gleich die Übertragung vom Spiel der Fukurudani gegen die Aoba Josai gucken.“

Plötzlich jubeln alle so laut, dass Herr Takeda nach hinten hüpft und dabei ins Straucheln gerät, dass er fast wieder unfreiwilligen Kontakt zum Boden aufgenommen hätte.

Coach Ukai sieht auf die Uhr an der Hallenwand und nickt anschließend.

„Das Spiel geht in 40 Minuten los. Dann machen wir für heute Schluss. Wenn ihr aufgeräumt habt, kommt gemeinsam rüber ins Lehrerzimmer.“

Ein lautes und zackiges „Ja!“ kommt aus unseren Mündern und wir beginnen abzubauen.

Ich bin wirklich gespannt. Auf das Spiel, aber auch auf das Trainingscamp.

Oikawa

Schuhe quietschen auf dem hellen Parkettboden, dumpfe und klatschende Geräusche wechseln sich ab, wenn der blau-gelbe Volleyball gegen die Arme und Finger meiner Mitspieler schlägt. Mein Atem geht schnell, es ist ein aufregender Ballwechsel in einem wichtigen Spiel.

„Akaashi!“, fordert Bokuto den Ball von seinem Zuspieler, während er bereits anläuft als wolle er bis zu meinem Team auf die Spielfeldhälfte springen.

Ich grinse, behalte ihn fest im Auge, bis er dann tatsächlich den Ball bekommt und ihn mit einem wuchtigen Schlag hinunterzieht. Genau dorthin, wo ich es vermutet habe. Ein kleiner Schritt genügt, ich werfe mich nach vorne und kann den Volleyball mit beiden Unterarmen in die Höhe katapultieren.

Mein Blick haftet am Ball als ich spüre, wie mein rechtes Knie hart gegen den Boden schlägt.

Einen Moment bleibt mir die Luft weg. Ich war so abgelenkt, dass ich mich nicht vernünftig abgerollt habe.

Mit zusammengebissenen Zähnen drücke ich mich vom Boden hoch, doch nur um zu spüren wie mein rechts Bein nachgibt und ich wider meinen Willen zurück auf den Holzboden sinke.

Es tut weh.

Nein, tut es nicht. Es darf nicht weh tun. Ich muss aufstehen! Schnell! Schnell genug, dass es niemand bemerkt. Schnell genug, dass es Iwa...

„Oikawa...“ Seine besorgte Stimme sticht tief in meine Brust, schießt durch meinen Körper und hinterlässt ein prickelndes Brennen auf meinen Wangen. Ich kann nicht...

Nur am Rande nehme ich wahr, dass der Ballwechsel endet. Kindaichi macht den Punkt für uns, doch das einzige was ich deutlich spüren kann, sind all ihre Blicke auf meinem Körper.

Nein.

„Oikawa.“ „Hey, was ist mir dir?“ „Alles ok?“ „Warum stehst du nicht auf?“ „Hast du...?“

Nein.

„Hast du dich verletzt?“

Nein!

Grob packt mich seine Faust am Kragen, schüttelt mich so plötzlich und heftig, dass ich zu ihm aufsehe, direkt in Iwas opalfarbene Augen.

„Dein Knie“, spricht er es an, ohne drum herum zu reden, direkt, mitten in mein Herz. „Du bist auf dein verletztes Knie gefallen.“

Mein Körper zittert und ich kann nicht anders als verzweifelt den Kopf zu schütteln, während winzige erstickte Laute aus meinen Mund dringen.

„Lügner! Ich hab es genau gesehen.“ Ich schüttel weiter den Kopf, spüre, wie meine Wangen immer wärmer werden. „Lass mich dich nicht auffordern aufzustehen“, zischt Iwa wütend und durchbohrt mich weiter mit seinem intensiven Blick.

„Es geht mir gut“, fauche ich schließlich als ich meine Stimme wieder gefunden habe und Iwa lehnt sich leicht zurück, mit immer noch wütendem Gesichtsausdruck. „Ich... ich brauche nur einen Moment“, lüge ich und löse seine Finger aus meinem Trikot.

Ich stütze mich auf meine Arme, ziehe das linke Bein unter die Hüfte und drücke mich hoch. Voller Angst, dennoch zügig, strecke ich mein rechtes Bein, um es, ohne jegliche Belastung, neben das linke zu stellen. Der Schmerz ist so intensiv, dass ich schreien möchte. Ich unterdrücke ein Stöhnen, halte den Blick gesenkt. Ich kann mich keinen Meter bewegen. Was soll ich tun?

„Nervensäge.“ Mein Blickt schwenkt zu Iwa, der an meine rechte Seite tritt und meinen Arm über seine Schultern zieht. „Ein bisschen Aufrichtigkeit würde dir echt gut tun“, knurrt er, zieht mich mit seiner rechten Hand hoch, während sich sein linker Arm um meine Rippen legt und er mich fast hochhebt als er los geht.

„Es geht schon...“ „Ja, ja, schon klar.“

Ich hüpfe leicht mit dem linken Bein, ziehe das rechte nur hinter mir her, während er mich mit sich in Richtung Bank zieht. Der Coach und auch unser Physio kommen sofort zu mir, stellen Tausend Fragen, drehen mein Bein in ihren Händen.

„Er kann nicht weiter spielen“, höre ich eine dumpfe Stimme, dann schalte ich meinen Kopf aus.

Kenma

„Kenma.“

Ein Wort. Das reicht schon aus, mittlerweile. Wenn es dann auch noch mein Name ist, dann wird es fast unerträglich.

Seine Stimme bohrt sich durch meinen Schädel, trifft in meinem Kopf auf einen Punkt, den bisher nichts berühren konnte.

Seine Stimme fließt in mein Ohr läuft mir den Rücken hinunter, dringt in meine Brust und lässt mein Herz zittern.

Was ist das nur? Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten.

„Kenma.“ Bitte sei doch still. „Ist alles in Ordnung?“

Erst jetzt bemerke ich, dass wir in der Sporthalle der Schule stehen. Ich stehe hinter der Grundlinie, den Volleyball in beiden Händen haltend. Ich habe Aufschlag.

Mein Blick hebt sich und trifft auf Kuroos, der mich besorgt betrachtet.

„Ja“, gebe ich knapp zurück.

Er zieht eine Augenbraue hoch, dreht mir dann aber wieder den Rücken zu.

Nichts ist in Ordnung.

„Los, Kenma!“ Mein Blick schweift zur anderen Spielfeldseite von der aus mir Shoyo zuwinkt, ein breites Lächeln im Gesicht. „Du schaffst das!“

„Hinata, du Idiot! Die sind unsere Gegner. Feuer die nicht an!“ Der Zuspieler schlägt Shoyo auf den Hinterkopf, der ihn daraufhin grimmig ansieht.

„Ist doch ein Trainingsspiel“, lacht Daichi und mein Blick gleitet unweigerlich zu Kuroo, der den Blick senkt. Meine Brust zieht sich zusammen.

So gerne ich auch gegen Shoyo spiele, so heißt das auch, dass seine Mannschaft mit dabei ist und das macht meine unkontrollierbaren Gefühle nur noch schlimmer, denn...

Ich weiß genau, dass Kuroo noch Gefühle für den Kapitän von Karasuo hat, auch wenn er ihm vor einiger Zeit einen Korb gegeben hat.

„Kenma...“ Da ist sie, die Erschütterung in Kuroos Stimme.

Sicher nimmt es kein anderer war, doch ich höre es laut und deutlich, als würde man mir ins Gesicht brüllen.

Auch er hält das nicht mehr lange aus. Es wird Zeit, das hier zu beenden.

Ich werfe den Ball an und schlage ihn wackelig bis an die Kante vom Netz, von der aus er herunter fällt, auf unserer Spielfeldseite.

„Mach dir nichts draus!“, brüllt Shoyo und kassiert den nächsten Schlag seines Zuspielers, während Kuroo auf mich zukommt.

„Den nächsten wirst du verwandeln“, sagt er mit warmer Stimme und sein nett gemeinter Schulterklopfer nimmt mir fast die Luft zum atmen.

Ich kann die Wärme seiner Hand durch mein Trikot spüren, was mir einen sanften Schauer über den Rücken jagt.

Mein Herz schreit.

Ich möchte ihn festhalten und von mir stoßen. Nichts in meinem Kopf ergibt mehr Sinn. Meine Gedanken fahren Achterbahn, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass jemand die Strecke sabotiert hat und diese Fahrt ein furchtbares Ende nehmen wird.

„Ja“, sage ich trocken und gehe zurück auf meine Position.

Bokuto

„Wie cool, herzlichen Glückwunsch!“

Kuroos Stimme ist aufgeregt hoch und seine Augen funkeln mich an. Er freut sich aufrichtig für mich, was mich richtig glücklich macht. Noch glücklicher als ich es eh schon bin.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich aber auch schon ein bisschen damit gerechnet, dass er sich freut, wenn ich ihm sage, dass Akaashi und ich nun ein Paar sind. Schließlich ist er einer meiner besten Freunde außerhalb der Fukurudani.

„Danke!“ Ich grinse breit und er neigt sich neugierig zu mir vor.

„Wie lange seid ihr denn jetzt schon zusammen, Akaashi und du?“ Frech und auffordernd wirft er den Kopf in den Nacken, ohne mich aus dem Blick zu lassen.

Ich sehe zum Himmel auf und erinnere mich sofort an die Reflexionen der vielen Lichter der abendlichen Stadt in Akaashis Augen, als wir zusammen am Ufer des Flusses gesessen haben und ich ihm einfach gesagt habe, wie schön er aussieht. Er hatte mich überrascht angesehen, doch als ich meinen Arm um ihn gelegt habe, da hat er sich an mich gekuschelt.

Mein Herz schlägt immer noch wie verrückt, wenn ich mich an diesen Abend erinnere. Später hatte er sogar meine Wange berührt und als ich ihn gefragt hatte, ob wir nun zusammen sind, hatte er gesagt, dass er das schön finden würde. Seine roten Wangen waren hinreißend. Ich kann mein Glück immer noch nicht ganz fassen.

„Seit 11 Tagen“, sage ich stolz und Kuroo nickt anerkennend.

„Das ist so toll, Mann!“

„Ja!“ Ich lache und er beginnt auch zu lachen.

„Hast du schon überlegt, was du ihm zu Weihnachten schenken möchtest?“, fragt er nach einer kurzen Weile, legt den Kopf zur Seite und ich tue es ihm gleich, nur spiegelverkehrt.

„Normalerweise schenke ich ihm immer was fürs Volleyballspielen.“ Ich erinnere mich an Knieschoner, eine Getränkeflasche und auch ein kleines Handtuch.

„Naja.“ Er lächelt mit schmalen Augen. „Jetzt wo ihr ein Liebespaar seid, da willst du ihm doch bestimmt etwas persönlicheres schenken, oder etwa nicht?“

Ich blinzel ein paar mal, presse dann die Lippen zusammen. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.

Ich bin ja jetzt sein fester Freund. Da sollte es was romantisches sein, oder?

„Ah!“, mache ich und raufe mir die Haare, als mich diese Erkenntnis endgültig überrollt. „Natürlich!“ Kuroo weicht erschrocken zurück, doch ich fasse ihn an den Armen, sehe ihm tief in die Augen. „Aber was?“

Akaashi ist super hübsch, super schlau und super lieb. Da muss das Geschenkt ja mindestens super sein! Aber was könnte ihm gerecht werden? Da fällt mir wirklich nichts ein...

Er blinzelt mich überrumpelt an. „Das kann ich dir nicht sagen, ich kenne ihn ja fast gar nicht.“

„Das stimmt.“ Ich lasse den Kopf hängen und beginne auf meiner Unterlippe zu kauen.

Was mache ich denn jetzt? In einer Woche ist Weihnachten. Ich habe keine Zeit mehr, um viel hin und her zu überlegen.

„Mach dir keine Sogen, Bokuto.“ Ich blicke auf als seine ruhige Stimme an mein Ohr dringt und sehe direkt in sein ermutigendes Lächeln. „Dafür kennst du ihn umso besser. Ich bin mir sicher, wenn du ganz in Ruhe darüber nachdenkst und ihn ein bisschen beobachtest, dann fällt dir was ein.“

„Ja, du hast Recht.“ Ich nicke und grinse ihn dann an. „Wenn einer Akaashi kennt, dann ich. Er ist mein bester Freund.“

Er nickt lächelnd und ich lache auf.

„Wollen wir nicht mal zusammen essen gehen?“ Er sieht mich überrascht an. „Du meintest doch gerade, dass du Akaashi nicht gut kennst. Das müssen wir unbedingt ändern!“

Jetzt zieht sich ein Lächeln über seine Lippen. „Du hast vollkommen Recht.“

Tanaka

Während sich das Team der Karasuno und der Fukurudani gemeinsam auf einer Spielfeldhälfte auf den Boden setzen, um in der Trainingspause ein wenig zu quatschen, schnappt sich Bokuto fast schon auffällig den Kapitän der Nekoma und zieht ihn mit sich nach draußen. Anscheinend haben sie etwas wichtiges zu besprechen.

Mein Blick schweift durch unsere Reihen und bleibt anschließend am dunkelhaarigen Zuspieler der Fukurudani hängen. Er sieht seinem Kapitän hinterher, während er gedankenversunken an seiner Flasche trinkt. Auch wenn ich auf Mädchen stehe, so muss ich zugeben, dass er echt hübsch für einen Kerl ist.

„Ryu, kann ich bei dir mal trinken?“

Überrascht wende ich mich nach rechts, wo sich Noya neben mich hinsetzt und zu mir rüber lehnt. „Keine Ahnung wo meine Flasche ist und ich verdurste gleich.“ Er sieht müde zu mir auf.

„Klar“, entgegne ich ihm und reiche ihm meine Trinkflasche. Ich mustere ihn, wie er mit langsamen Bewegungen die Flasche zum Mund führt und trinkt. „Geht´s dir gut, Noya?“

Es ist ungewöhnlich für ihn, sich derart kraftlos zu zeigen.

„Ich hab nicht gut geschlafen.“ Er lässt sich zu mir kippen, bis sein Kopf gegen meinen Oberarm lehnt.

Seine Stirn fühlt sich warm an meiner Haut an. Ich drehe meinen Oberkörper, schiebe den Arm hinter ihn, dass er sich komplett gegen mich lehnen kann, was er auch augenblicklich tut. Er scheint echt fertig zu sein und er fühlt sich auch wärmer an als gewöhnlich. Zumindest kommt es mir so vor.

Ich kippe den Kopf zu ihm und vergrabe den Mund in seinen stachlig hochgegeelten Haaren. „Vielleicht machst du mal ne Pause.“

Ein Stöhnen dringt an mein Ohr. Hm.

„Kageyama?“ Ich hebe den Blick zu Yamaguchi, der Kageyama zögerlich ansieht. Dieser blickt überrascht zurück. „Hast... Hast du was von Oikawa gehört?“

Kageyama blinzelt.

„Würde mich auch interessieren, wie es ihm geht“, meint ein braunhaariger Spieler der Fukurudani und nun wendet sich ihm auch der hübsche Zuspieler zu.

Stimmt. Oikawa hat sich im letzten Spiel verletzt. Sah nicht gut aus.

Kageyama seufzt. „Ich habe mit Iwaizumi gesprochen, aber es liegen noch keine Ergebnisse vor.“

Hinata rutscht näher an ihn ran und legt mutmachend die Hand auf seine Schulter.

Kageyama wirkt ziemlich besorgt. Kein Wunder, ist Oikawa ja sowas wie sein Mentor gewesen, damals in der Mittelschule.

Kageyamas Hand bewegt sich nach oben, bis sie auf Hinatas zur Ruhe kommt. Das nimmt ihn tatsächlich noch mehr mit, als ich erwartet hatte. Auch wenn sie sich nicht gut verstehen, so sorgen sie sich wohl auf ihre eigene Art um einander.

Unterbewusst reibe ich Noyas Schulter, da höre ich seinen tiefen Atem. Ich senke den Kopf ein wenig und kann sofort erkennen, dass er eingeschlafen ist. Um seine Haltung zu stabilisieren, drücke ich ihn etwas fester an mich. Ob er krank wird?

„Was macht ihr denn da?“

Ich sehe hoch zu Asahi, der an Noyas Seite getreten ist und mit einer erhobenen Augenbraue zu mir runter sieht.

„Noya ist weggepennt“, gebe ich zurück, hebe meinen Kopf von seinem.

Asahi blinzelt einmal, dann hockt er sich zu uns runter und legt die Hand an Noyas Wange.

„Ganz warm“, kommentiert er und beginnt mit dem Daumen über seine Wange zu streichen. Ein warmer Schauer läuft mir über den Rücken und mir wird klar, dass die zwei ja ein Paar sind. „Hey, Sonnenschein.“

Asahis warme Stimme lässt sogar mein Herz schneller schlagen. Noya öffnet die Augen und sieht ihn müde an. „Du kannst hier nicht schlafen.“

Noya grummelt, schlingt die Arme um meinen rechnen Arm und drückt seine Wange gegen mich. Ich lächle schief.

Asahi beugt sich zu ihm vor. „Komm her.“

Noya sieht kurz zu ihm auf, dann verlassen mich seine warmen Hände. Er streckt sich zu Asahi hoch, schlingt die Arme um seinen Hals und dieser steht auf, hebt ihm mich seiner Bewegung hoch. Er verschränkt die Hände unter seinem Hintern und trägt ihn in Richtung Mattenwagen.

Ich sehe ein, dass dies ein besserer Ort zum Schlafen ist, als der Hallenboden, doch komme ich nicht umhin festzustellen, dass eine gewisse Kälte nun durch meinen Körper strömt, wo Noya ihn verlassen hat.

Iwaizumi

Schon als er zu Boden ging, hatte ich ein komisches Gefühl, doch als Oikawa, beim Versuch aufzustehen, wegbricht, weiß ich, dass er auf sein angeschlagenes Knie gefallen ist.

Scheiße! Das darf doch echt nicht wahr sein! Es hat jetzt so lange gut gegangen...

Wir holen schnell den Punkt, woraufhin ich mich sofort zu Oikawa begebe. Er starrt wie versteinert vor sich hin, während sich wilde Stimmen um ihn zu einem Brei aus Geräuschen vermischen. Er hat sich sichtbar erschrocken und sicher macht ihm das Gefühl, welches seinen Körper wohl durchströmen wird, eine riesen Angst. Schmerz.

Das wird er niemals zugeben.

Ich packe ihn am Kragen, hole ihn vom Schock zurück in den Moment, spreche ihn unverblümt auf sein Knie an. Er schüttelt den Kopf, während seine Augen mich förmlich nach Hilfe anschreien. Natürlich leugnet er es. Das war klar.

„Lügner! Ich hab es genau gesehen.“ Los, gib es zu. „Lass mich dich nicht auffordern aufzustehen.“

Ich mustere ihn genau, sehe all dass was sein Mund nicht zu sagen vermag. Er braucht einen Arzt.

„Es geht mir gut!“, protestiert Oikawa und ich weiche zurück. Mehr lügen. Natürlich.

Ich lasse ihn los als er meine Finger aus dem hellen Stoff an seinem Kragen drückt. Schwerfällig lehnt er sich zur Seite, drückt sich mit den Armen und dem linken Bein hoch. Sein Körper zittert, die Lippen sind fest auf einander gepresst, ich überhöre auch das Keuchen nicht. Da steht er nun, mehr geht nicht, und starrt zu Boden. Er wird mich nicht um Hilfe bitten, dafür ist er nicht einsichtig genug. Doch wenn ich ihn da stehen lasse, versucht er womöglich noch zu laufen und verletzt sich noch schlimmer. Also trete ich an seine Seite, hebe ihn an seinem rechten Arm über meine Schultern und gehe los. „Nervensäge.“

„Es geht schon...“ „Ja, ja, schon klar.“

Ich bringe ihn zur Bank, wo er bereits in Empfang genommen wird. Mit einem Seufzen wende ich mich ab.

„Iwaizumi.“ Ich sehe zu Kindachi hoch. „Ist es sehr schlimm?“

„Wird sich zeigen“, gebe ich knapp zurück und blicke auf meine Schuhe.

Scheiße. Ich hoffe wirklich sehr, dass es nichts Ernstes ist.
 

Mit bedrücktem Herzen gehe ich neben Oikawa auf dem Bürgersteig her, der sich durch die etwa einen Zentimeter hohe Schicht Neuschnee schiebt. Es weht kein Wind, was die dicken Flocken um uns herum einfach stur zu Boden rieseln lässt. Einzelne Sonnenstrahlen brechen durch die bauchigen Wolken und lassen unsere Umgebung vereinzelt glitzern. Es wäre ein wunderschöner Moment der fast schon romantischen Zweisamkeit, wenn da nicht etwas in seinen Händen wäre, was ihn stur zu Boden starren lässt, mit hängenden Mundwinkeln und einem Blick der rein gar nichts fokussiert.

Krücken.

Die Untersuchungen sind abgeschlossen, doch die Ärzte wollen sich noch beraten, was heißt, dass ein Ergebnis nicht vor morgen zu erwarten ist, wenn nicht erst übermorgen. Eine Zeit, die sich schier endlos erstreckt, wenn man gezwungen ist, sie abzuwarten und mit dem Schlimmsten rechnen muss.

So eingeschränkt, wie sein Knie durch die angelegte Schiene ist, so regungslos verharren auch Oikawas Lippen. Auch wenn mich seine hyperengagierte Art sonst viele Nerven kostet und sein aufgeblasenes Geplapper mich zur Weißglut treibt, so ist es gerade im Moment erdrückend. Er lacht nicht, schreit nicht, weint nicht... diskutiert nicht, schimpft nicht, lügt nicht. Er ist still.

So unerträglich still, dass ich irgendwann das Wort ergreife, um den klackenden Aufprall der Krücken, den jeder Schritt mit sich bringt, nicht mehr hören zu müssen, der wie ein Schrei immer wieder daran erinnert, wie unbefriedigend die Situation ist.

„Wie auch immer das ausgeht, es wird sich ein Weg ergeben.“

Wow. Doch mir fällt wirklich nichts besseres ein. Ich möchte ihn trösten, doch ohne Wissen, wo soll ich ansetzen? Jedes Wort könnte ein Lüge sein und das hilft wohl keinem von uns.

Ich wünsche mir, dass er etwas sagt, doch er setzt eisern Krücken und Fuß weiter vor einander, hebt nicht mal den Blick.

„Das warten nervt“, beginne ich meine Gedanken auszusprechen und sehe hoch in den Himmel, der uns weiter mit kühlen weißen Bällchen bewirft. Dann gleitet mein Blick wieder zu ihm.

Klack. Klack.

Ich wünschte, ich könnte etwas tun.

Klack. Klack.

So sag doch bitte was.

Klack. Irgendwas. Klack.

„Oikawa...“

„Ist schon gut.“ Meine Augen weiten sich als seine Stimme leise, doch fest erklingt. „Gerade bleibt uns doch nichts anderes übrig als zu warten.“ Ich seufze innerlich, beobachte wie die Krücken in den tiefer werdenden Schnee einsinken. „Vielleicht ist auch nur irgendwas eingeklemmt oder gereizt.“

„Ja, vielleicht ist es das“, spreche ich ihm Mut zu, ohne allzu euphorisch zu klingen. Es ist eine Option.

Gerade als ich den Kopf abwende, ertönt kein weiteres so erwartetes Klacken. Stattdessen wird die Bewegung neben mir schneller als Okawas rechte Krücke wegrutscht und er in meine Richtung kippt.

Ich erschrecke mich, doch nur soweit, dass mein Körper instinktiv handelt.

Mit gebeugten Knien schließe ich seine Schultern in meine Arme und schiebe im Fallen meine Hand an seinen Hinterkopf, bewahre diesen somit davor, gegen die Bordsteinkante zu schlagen als wir gemeinsam zu Boden stürzen.

Die Knie, rechts und links neben seiner Hüfte, in den Schnee gestemmt, halte ich seinen Oberkörper umschlungen, dass meine Ellbogen mein Gewicht weitestgehend von seiner Brust nehmen.

Mein Atem geht schnell als ich realisiere, was gerade passiert ist und ich hebe mich ein Stück über Oikawa an, um ihm ins Gesicht zu sehen.

Mit großen Augen sieht er zu mir auf, sichtlich erschrocken, hat beide Hände zur Brust gezogen und liegt starr in meine Armen.

„Alles ok?“, frage ich, mein Gesicht kaum 10cm von seinem entfernt.

Er blinzelt, dann wird sein Blick etwas ruhiger. Scheinbar erkennt er gerade, dass die Gefahr gebannt ist. Dennoch dauert es einen Moment bis er nickt. Einen Moment in dem mir klar wird, wie nah wir uns gerade sind und der meine Wangen warm werden lässt.

„Iwa...“, haucht er und nimmt meinen Blick gefangen, dass mein Herz schneller schlägt. Dann werden seine Augen schmaler und die Augenbrauen ziehen sich gequält zusammen.

Ich keuche auf als sein Atem stockender geht und sich seine Augen mit Tränen füllen.

„Iwa!“ Er drückt sich zu mir hoch, krallt die Finger in meine Jacke und presst sein Gesicht an meine Brust. Erst bin ich überrascht, doch dann ertönt sein Schluchzen und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Hemmungslos weinend, schmiegt er sich an mich, während meine Hand seinen Kopf zu mir zieht und ich die Augen schließe.

Es sticht in meine Brust, sein Wimmern, die Hilflosigkeit. Und dennoch bin ich froh, dass er sein Schutzschild des Schweigens hat fallen lassen, mir endlich seine wahren Gefühle zeigt.

„Ich bin bei dir. Ich gehe nicht weg“, murmele ich in seine Haare, wiederhole meine Worte leise, wie ein Mantra, während Oikawa nicht aufhören kann zu weinen.

Kuroo

Bokuto lächelt mich aus tiefstem Herzen an. Er scheint, noch viel heller als die Sonne. Seit er mit Akaashi, seinem Zuspieler zusammen ist, hat sein ohnehin schon sehr deutliches Strahlen noch mehr Wärme, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hätte.

„Geh mit uns essen, mit mir und Akaashi, ja?“ Er beugt sich so weit zu mir vor, dass sich unsere Nasen fast berühren. Ich grinse, lasse mich von seiner euphorischen Art anstecken.

„Du musst Akaashi besser kennen lernen. Das ist voll mega wichtig!“

Er nickt und ich rolle lachend die Augen. „Weil er dir voll mega wichtig ist?“

„Ja, genau!“ Bokuto verschränkt die Arme und nickt weiter, mit Nachdruck. „Und du bist mir auch wichtig, Kuroo. Wir sind schließlich Freunde.“

Ich werfe meinen Arm über seine Schulter und nicke ihm grinsend zu.

„Ja, da hast du Recht. Und aus diesem Grund ist es mir auch wichtig deinen festen Freund besser kennen zu lernen.“

Bokuto grinst begeistert und wir fausten uns zu.

„Bringst du dann Kenma mit?“

Ich lege fragend den Kopf zu Seite, woraufhin mich Bokuto, wahrscheinlich unterbewusst, imitiert und ebenfalls den Kopf zur Seite wirft.

„Er ist doch dein bester Freund, oder nicht? Dann will ich ihn auch besser kennen lernen.“

Ich sehe direkt in sein strahlendes Lächeln aus weißen Zähnen und nicke schließlich.

„Ja, das ist er“, stimme ich Bokuto zu. „Mein bester Freund...“

Meine Gedanken schweifen ab, zu dem Gespräch, was Kenma und ich in der Umkleide geführt hatten, in dem er mich aufgefordert hatte, dass ich Daichi endlich aufgeben soll.

Zu dem Abend, an dem Kenma vor dem Fernseher eingeschlafen war und meine Hand gehalten hatte, um mir zu zeigen, dass er für mich da ist.

Zu unserem Spiel, in dem Kenma so zögerlich war, was noch schlimmer wurde, nachdem ich mich von Daichis Stimme hatte ablenken lassen.

Zurück zu seinen schmalen Fingern in meiner Hand. So kühl und doch hatten sie meine Brust angenehm gewärmt.

„Magst du ihn?“

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und sehe Bokuto mit großen Augen an, der mich anblinzelt, vollkommen unschuldig und ehrlich, so wie es nun mal seine Art ist.

„Ich...“ Nachdenklich senkt sich mein Blick wieder. Ob ich Kenma mag?

„Wenn ja, dann kann ich gerne versuchen euch zu verkuppeln.“

Bokutos breites Grinsen übertrifft das von Vorhin um Längen. Ich lächle schief. Das ist wirklich lieb von ihm gemeint, das weiß ich.

„So einfach ist das leider nicht.“ „Warum nicht?“

Ich atme durch. „Kenma ist nicht so einfach zu lesen.“

„Doch, die Schriftzeichen sind nicht so schwer.“ Bokuto malt Kenmas Namen in die Luft und ich schüttel lächelnd den Kopf.

„Das meinte ich nicht. Ich weiß nicht, ob er überhaupt mehr als Freundschaft haben möchte...“

„Ach so.“ Er sieht überlegend zum Himmel hinauf.

„Und selbst wenn...“ Unsere Blicke treffen sich, doch ich sehe schnell weg. „Weiß ich nicht, ob ich dafür bereit bin.“

„Hast du noch Gefühle für Daichi?“

Ich schlucke. Damals hab ich Bokuto von meinem Liebesgeständnis erzählt und auch, dass Daichi mich zurückgewiesen hat. Bokuto hatte das nicht kommentiert, mich einfach nur in den Arm genommen. Seit dem haben wir nicht mehr darüber gesprochen.

„Ich weiß es nicht.“ Sage ich leise, dass es kaum einem Flüstern gerecht wird.

„Verstehe.“ Bokuto legt die Hand auf meine Schulter, was mich zu ihm aufsehen lässt. „Denk in Ruhe darüber nach. Das ist eine wichtige Sache.“

Ich nicke. Da hat er vollkommen Recht.

Akaashi

Ich streife mein Trainingsshirt von meinem Körper und atme tief durch. Es fühlt sich gut an, wie die kühle Luft der Umkleide auf meine Haut trifft.

Heute war es wirklich anstrengend, haben wir fast ausschließlich Angriffe geübt. Ich lasse meine rechte Schulter kreisen, merke, wie beansprucht die Muskulatur ist.

Kein Wunder. Als Zuspieler halte ich meine Arme fast die ganze Zeit nach oben.

Ich sehe kurz über meiner Schulter durch den Raum und muss feststellen, dass die anderen schon gegangen sind. Ich hatte noch kurz Rückmeldung vom Coach eingeholt, doch dass ich so lange gebraucht habe, ist mir gar nicht aufgefallen.

Seufzend drehe ich mich zu Bokuto, der sich neben mir auf die Bank vor uns gesetzt hat. Natürlich hat er auf mich gewartet, was mich sehr freut. Er lehnt leicht nach vorne, stützt die Arme auf den Oberschenkeln ab und sieht zu mir rüber. Er hat noch nicht begonnen sich umzuziehen. Mein Blick gleitet an ihm hinauf bis zu seinem Gesicht und ich muss feststellen, dass sein übliches Lächeln, nicht sein Gesicht ziert. Überhaupt wirkt er nachdenklich.

Ich will ihn gerade fragen, ob alles in Ordnung ist, da bemerke ich, dass er mich mustert. Sein Blick fährt konzentriert über meinen Körper. Mein Herz klopft etwas schneller. Was er wohl gerade denkt? Doch wenn ich das wirklich wissen will, müsste ich ihn wohl fragen.

„Bokuto-san“, setze ich an, da steht er auf und fasst mich abrupt an den Schultern.

Überrumpelt spanne ich meine Armmuskeln an und starre in sein Gesicht, doch seine Augen suchen meine nicht. Fokussiert fährt sein Blick über meine Brust und ich kann spüren, wie ich erröte.

Mit nacktem Oberkörper vor ihm zu stehen, während er mich festhält und so offensichtlich betrachtet, fühlt sich etwas befremdlich an. Dieses Verhalten ist ungewöhnlich offensiv von Bokuto.

„Bokuto-san...“, kommt es nun viel leiser, etwas unsicher, über meine Lippen, doch er lässt nicht von mir ab.

Mein Herzschlag geht noch schneller als sein Blick meinen Hals hinauf zu meinem Gesicht wandert, doch dann etwas oberhalb des Kinns verharrt. Ich bin mir sicher, er betrachtet... meine Lippen.

Ich schlucke, konzentriere mich, um leise durchzuatmen. Er ist mir so nah.

Wir sind noch nicht lange zusammen, anderthalb Wochen. Am Flussufer zu kuscheln und Hand in Hand spazieren zu gehen, war bisher unsere intimste Interaktion. So wie er gerade vor mir steht, mich hält und meine Lippen betrachtet... will... will er mich etwa...?

Ich spüre, wie mein Atem beschleunigt und kann mittlerweile meinen eigenen Herzschlag hören, so sehr hat mich der Moment bereits erfasst. Ich bemerke erst, dass ich Bokutos Lippen ansehe als er sie leicht öffnet. Er hat sehr schöne Lippen. Ich frage mich, ob sie sich so weich anfühlen, wie sie aussehen.

Langsam schließen sich meine Augen und ich atme durch den Mund ein.

Ja... ich bin bereit hierfür, möchte, dass er es tut. Mein Bauch beginnt zu kribbelt als sich seine Hände über meine Oberarme bewegen. Ruhig verharre ich, ohne mich zu bewegen, erwarte überraschend sehnsüchtig seinen Kuss.

„Wahnsinn“, haucht Bokuto und ich kann mich seinem Gedankengang nur anschließen. Ich bin vollkommen berauscht von diesem Moment und könnte ihn wohl auch nicht anders beschreiben. „Das viele Training bekommt dir wirklich gut.“ Was? „Du hast richtig Brust- und Armmuskeln aufgebaut.“ Sein Tonfall wird immer sachlicher und ich öffne verunsichert meine Augen wieder.

Mit einem anerkennenden Grinsen betrachtet Bokuto meine Brust und nickt zufrieden.

Ich blinzele ihn irritiert an. Sein warmes Lächeln fährt mir unter die Haut, dennoch spüre ich auch wie mein Herz ein wenig absackt. Ich glaube... er will mich gar nicht küssen.

Meinen Gedanken unterstreichend, lässt Bokuto mich los und wendet sich seiner Tasche zu.

Ich schlucke. Dann habe ich mir das wohl nur eingebildet.

„Sollen wir später noch Takoyaki holen?“

Ja, nur eingebildet...

„Ja... Das können wir gerne machen.“ Schnell wende ich mich von ihm ab, stecke den Kopf in meinen Pullover, um mein Gesicht vor ihm zu verbergen, denn ich komme nicht umhin, die Augen zusammen zu kneifen, um den Kloß der sich in meinem Hals gebildet hat, herunter zu schlucken.

Tanaka

Ich klatsche in die Hände und betrachte zufrieden die untergehende Sonne. Dies ist die letzte Pause für heute. Nach dem nächsten Trainingsspiel werden wir für heute Schluss machen und uns dann morgen wieder treffen. Die Annahmen sind mir heute besonders gut gelungen und auch meine Angriffe haben mich zufrieden gestellt.

Noya hatte den Rest des Tages auf dem Mattenwagen geschlafen. Hoffentlich geht es ihm morgen wieder besser.

Ich setze mich auf die Stufe der Halle und beobachte Daichi, der Suga beim Dehnen hilft, indem er seine Schultern nach vorne drückt. Suga hatte eben einen schwierigen Ball angenommen und sich anscheinend dabei einen Muskel verkrampft.

„Die zwei sind ein Pärchen oder?“

Ich wende mich Yamamoto zu, der sich gleich darauf neben mich setzt und mit mir zu Daichi und Suga schaut.

„Ich finde, sie passen gut zusammen“, antworte ich ihm, bemerke aber im gleichen Moment, dass sich Kuroo, der bis gerade fast neben uns gestanden hat, von uns abwendet und der Gruppe um Bokuto nähert. Hat er mich gehört?

Nekomas Zuspieler bleibt die Szene wohl auch nicht unerkannt, denn obwohl er auf der kleinen Mauer zwischen den Gebäuden sitzt, sinkt er sichtlich in sich zusammen, zieht die Knie zur Brust und holt seine Handheldconsole raus, um zu Zocken.

„Mach dir nichts draus, Kenma zockt immer wann es geht. Das meint er nicht unsozial oder so.“

Ich sehe Yamamoto an, der mit den Schultern zuckt.

„Mir ist aufgefallen, dass er heute nicht so gut war, wie sonst.“ Mein Blick schweift wieder zum blondgefärbten Zocker und Yamamoto gibt einen bestätigenden Ton von sich.

„Mir auch.“ Wer weiß, was in seinem Kopf vor sich geht. Man kann auch mal nen schlechten Tag haben.

„Kenma!“ Hinata rennt zu ihm und hockt sich vor ihm hin. „Ist das ein cooles Spiel?“

„Nein.“ „Ach so.“ „Zu Hause habe ich ein Neues, dass ist ganz ok.“

Hinatas Augen funkeln. Irgendwann sieht Kenma auf und bemerkt seinen euphorischen Blick. „Möchtest du gleich noch mit zu mir kommen? Ich kann es dir zeigen.“ Hinata quietscht auf, dann strahlt er Kenma an und nickt heftig.

Ich lächle leicht und senke den Blick. Schön, dass die zwei sich so gut verstehen.

In diesem Moment geht Akaashi an uns vorbei und sieht sich suchend um. Ich überlege, ihn anzusprechen, doch da er sicher auf der Suche nach Bokuto ist und ich eigentlich gerade mit Yamamoto spreche, zögere ich einen Moment, sehe ihn nur mit offenem Mund an. Seine türkis-grünen Augen weiten sich als die Stimme seines Asses aus der Ecke zu unserer Rechten erklingt. Bokuto klingt fröhlich, unterhält sich wohl jetzt mit Kuroo, denn auch seine Stimme dringt an mein Ohr. Ich hätte erwartet, dass Akaashi zu ihnen rüber sieht, stattdessen senkt er den Blick und presst die Lippen zusammen, während sich seine Schultern heben.

Da stimmt doch etwas nicht. Bisher hat er immer die Nähe seines Kapitäns gesucht, wenn auch nur mit den Augen.

Ich hole Luft, doch bevor ich etwas sagen kann, hat er sich schon umgedreht und ist wieder in der Halle verschwunden. Schluckend sehe ich ihm nach. Ich würde gerne...

„Wo ist denn eigentlich eure Managerin heute?“

Yamamotos Stimme holt mich zurück in den Moment und ich sehe ihn an. Schüchtern hält er den Blick gesenkt und blinzelt etwas schneller als normal.

Ich lache. „Ja, das wüsstest du wohl gerne.“

„Tatsächlich, ja.“

Ich klopfe ihm auf die Schulter. „Sie war heute noch in der Familie eingespannt, aber sie kommt morgen.“

„Das... das freut mich sehr“, meint Yamamoto mit roten Wangen und ich lache vergnügt.

Wenn Kyoko morgen wieder da ist, wird es mir sicher auch direkt einen Ansporn geben, mein Bestes zu geben.

Ja... das wird alles ändern.

Oikawa

Mit einem tiefen Seufzen lasse ich die Schultern etwas tiefer sinken, während ich das Geländer, auf dem ich sitze mit beiden Händen umklammere, um meine Haltung zu festigen. Auf mein geschientes Bein kann ich mich nicht stützen, doch ich spüre auch, wie müde meine Arme bereits davon sind, mein Körpergewicht die ganze Zeit zu tragen. Ich habe keine Lust mehr. Wirklich nicht.

Iwa kommt zu mir zurück und reicht mir eine Dose Kakao aus dem Getränkeautomaten auf den anderen Straßenseite.

„Danke“, hauche ich mit gebrochener Stimme und ziehe nochmal die Nase hoch. Meine Augen jucken und fühlen sich noch geschwollen an. Es ist verdammt lange her, dass ich meinen Gefühlen derart freien Lauf gelassen habe. Ich habe bestimmt 10 Minuten durch geweint.

Iwa setzt sich neben mich und öffnet seine Dose mit einem leisen Zischen.

Er hat nichts zu meinen Tränen gesagt und schweigt auch weiterhin, doch seine Stimme zu hören als ich in seinen Armen gelegen hatte, war wirklich Trost spendend gewesen. Zu hören und zu spüren, dass er da ist, bedeutet mir sehr viel.

Dennoch sind die Zweifel so riesig, dass sie mich erdrücken.

„Was, wenn ich nie wieder Volleyball spielen kann?“ Ich fahre mit den Daumen über den Rand der Dose, sehe ziellos Richtung Boden, während ich meine größte Sorge ausspreche.

Ein Leben ohne Volleyball kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich liebe es. Ich liebe, wie sich der Ball an meinen Händen anfühlt, den Klang, wenn er gegen die Handfläche schlägt, wie meine Teamkameraden jubeln und sich ihre Arme über meine Schultern werfen. Ich will nicht, dass das alles vorbei ist.

Schweigen steht zwischen uns und ich presse die Lippen zusammen, habe keine Lust gleich nochmal in Tränen auszubrechen. Ich bin so müde...

„Dann werde doch Coach.“

Ich drehe den Kopf zu Iwa, sehe ihn mit großen Augen an, während er in den Himmel aufschaut und blinzelt.

„Es wäre doch echt zu schade, wenn du ganz aufhörst. Dafür hast du dir zu viel erarbeitet.“

„Coach?“ Meine Stimme wackelt ungläubig. Damit habe ich nicht gerechnet und auch noch nie daran gedacht, dass dies eine Option sein könnte.

„Ja, wieso nicht?“ Iwa zuckt mit den Schultern und sieht zu mir rüber. „Ich will Sport studieren und dann Coach werden.“ Ich blinzele ihn an. „Und dann werde ich dein Coach und wir reisen zusammen durch die Welt.“

Das verträumte Lächeln, was sich auf Iwa-Chans Lippen formt, läuft mir noch wärmer den Rücken hinunter als seine wunderschönen Worte. Er baut seine Zukunft auf mir... mit mir auf?

„Ich glaube nicht, dass du nicht wieder gesund wirst und dann Profi wirst. Aber für den unwahrscheinlichen Fall... dann werden wir eben beide Coaches und führen unsere Schützlinge zum Sieg.“ Er grinst und mein Herz schlägt schneller. „Das ist doch so als würde man selbst gewinnen.“

Seine türkisfarbenen Augen ruhen auf mir und ich schließe den Mund, bemerke jetzt erst, dass er offen gestanden hatte.

„Beide...“, wiederhole ich seine Worte, die nur langsam in meinem Kopf ankommen.

„Ja.“ Er nickt lächelnd. „Wir beide gemeinsam.“ Es ist so warm in meiner Brust. „Egal, wie diese Geschichte ausgeht, wir bleiben zusammen.“ Wow...

„Auch wenn du irgendwann dann mal eine Frau heiratest...“ Er wendet den Blick mit roten Wangen ab und ich keuche erstaunt auf. „Und vielleicht mal Kinder bekommst. Ich bleibe dein Coach, bleibe... immer an deiner Seite.“

Ein zartes Lächeln legt sich auf meine Lippen als ich mal wieder erkenne, was ich eigentlich wirklich will.

„Weißt du, Iwa-Chan...“ Ich lasse meine Hand zu seiner wandern und lege sie dann behutsam auf seinen Handrücken, was seinen Blick zu mir zurück springen lässt. „Solange du bei mir bist, will ich...“ Mehr. Ich schließe meine Finger um seine und seine Augen werden groß. „...ich will nur dich.“

Iwa atmet aus, senkt dann den Blick. „Sei nicht albern...“

„Bin ich nicht.“ Ich schüttele den Kopf und er sieht wieder zu mir auf.

Langsam neige ich mich zu ihm rüber. Je näher ich ihm komme, umso deutlicher spannt sich seine Haltung an.

Da ist etwas, ich kann es deutlich spüren, das habe ich schon immer gespürt. Und ich denke, es ist Zeit...

Uns trennen Zentimeter, Millimeter bis sich unsere Lippen berühren würden.

„Du gehst zu weit.“

Ich spüre Iwas Atem auf meinen Lippen als ich die Augen öffne und ihn erstaunt ansehe. Sein Blick ist gen Boden gerichtet. Auch wenn er nicht zurückweicht, so kommt er mir auch nicht entgegen. Was hat das zu bedeuten?

Mein Handy klingelt und ich schrecke so heftig zusammen, dass es einen physischen Schmerz durch meine Brust jagt.

Ich blinzel ihn ein paar mal an, bis er sich zurücklehnt und in Richtung meiner Hosentasche sieht.

„Geh schon ran“, fordert er mich auf und ich setze mich wieder aufrecht hin, angle hektisch nach dem melodischen Geräusch. Verdammt.

„Ja?“ Ich drücke mein Handy mit beiden Händen gegen mein Ohr.

Ich höre aufmerksam zu, während mein Körper immer mehr erstarrt.

„Oikawa?“

Mechanisch drehe ich den Kopf zu Iwa. „Es ist mein behandelnder Arzt... Das Ergebnis liegt vor...“

Iwa springt auf. „Können wir hin?“ Ich nicke. „Alles klar.“

Er geht zum Straßenrand und ruft uns ein Taxi, während ich mich vor Angst nicht rühren kann.

Kenma

„Ah! Ich hab schon wieder verloren...“, grummelt Shoyo und senkt den Kopf so tief, dass seine Stirn auf dem Controller in seinen Händen liegt. Dann beginnt er zu lachen und sieht zu mir hoch. „Aber das war ja eigentlich klar. Ist schließlich dein Spiel.“

Drei Runden in Folge habe ich ihn nun besiegt. Ich habe mich nicht sonderlich angestrengt, doch Shoyo wird viel zu schnell hektisch und drückt nur noch wahllos auf den Knöpfen herum. Ich hätte ihn viel schneller fertig machen können, doch ich bin nicht richtig bei der Sache.

Ich lasse mich nach hinten ins Bett fallen und sehe hinauf zu meiner Zimmerdecke. Keine 3 Sekunden später tut Shoyo es mir gleich. Ich starre vor mich hin während er sich streckt und seufzende Laute von sich gibt, die Pause hörbar genießt.

„Bin ich vielleicht in Kuroo verliebt?“

Ein Poltern dringt an mein Ohr, während ich weiter geradeaus schaue. Dann ein Rascheln und ein geschockter Ton. „Was?!“

„Vielleicht ist es so.“ Das ist die einzig logische Erklärung für meine körperlichen Aussetzer in letzter Zeit, wenn ich genauer drüber nachdenke. Es hat definitiv mit Kuroo zu tun, denn so fühle ich mich nur, wenn er in der Nähe ist. Und es wird schlimmer, wenn dieser Daichi da ist, weil ich dann... keine Ahnung... eifersüchtig werde?

Ich seufze. Ich hab von diesem ganzen Kram keine Ahnung. Woher auch? Bisher bin ich doch auch ganz gut ohne sowas zurecht gekommen. Wieso geht es plötzlich nicht mehr?

„Shoyo?“

„Ja...“, dingt es noch hörbar erschüttert in mein Ohr.

„Wie fühlt es sich denn an verliebt zu sein?“

Rascheln, ein Knarren den Bodens. „Ähm.. nun...“ Er hat sich aufgesetzt. Ich sehe im Augenwinkel, wie er rot wird und sich verlegen am Hinterkopf kratzt. Dann atmet er tief durch. „Es ist toll.“

Ich wende ihm den Kopf zu und er lächelt mich an, eine Hand auf die Brust gedrückt.

„In der Brust geht es so babumm und dir wird warm, wenn du an ihn denkst. Und wenn er dann da ist, ist es so woa und dein Bauch kribbelt.“ Er lächelt breiter und zeigt auf meinen Bauch. „Nicht nur so ein leichtes Kribbeln, eins so mit...“ Er bewegt alle seine Finger hoch und runter. „So richtig doll eben.“ Ein Kribbeln also... „Und wenn du dann seine Hand nimmst...“ Ich spüre Wärme auf meine Wangen schießen. „Oder wenn er deine nimmt, dann willst du nie mehr loslassen und alles andere auf der ganzen Welt ist dir voll egal. Nur dieser Moment zählt und der soll am besten gar nicht mehr enden, weil...“ Er atmet tief und genussvoll ein. „...es einfach perfekt ist.“

Ich schlucke.

Wir sehen uns eine Weile in die Augen, dann nicke ich schließlich.

Zu meiner großen Überraschung muss ich feststellen, dass ich genau weiß wovon er redet.

„Ich bin in Kuroo verliebt.“

Das darf doch nicht wahr sein. Das darf es einfach nicht.

„Du wirkst nicht sehr zufrieden damit...“, meint Shoyo nach einem kurzen Augenblick, seine Stimme leise, doch bedrückt.

Wie könnte ich auch? Ein spürbarer Druck baut sich auf meiner Brust auf, lässt mich flacher atmen und die Zähne zusammen beißen.

„Kemna?“, fragt er so vorsichtig als würden seine Worte mich vom Bett fegen können.

Ich schlucke. „Kuroo... er will... einen anderen...“ Meine Stimme wird mit jedem Wort, jeder Silbe leiser und der Druck, der meinen Atem einschränkt stärker.

„Woher weißt du das?“

„Er hat es mir gesagt.“ Meine Stimme nimmt eine unangenehme Lage an, unkontrolliert hoch, doch wackelig. Es klingt furchtbar.

Ich wende Shoyo den Kopf zu, der mich mit erschüttertem Blick ansieht.

„Kenma... das tut mir so, so unendlich leid.“ Seine Augenbrauen sind mitleidig zusammengezogen.

Ich wende mich wieder ab, sehe zur Decke, deren grobes Muster allmählich zu verschwimmen beginnt. Ich weiß nicht mehr weiter. Was soll ich denn nur tun? Was soll... ich tun?

„Wenn dich das so sehr beschäftigt, dann rede doch mit Kuroo“, schlägt Shoyo mit sanfter Stimme vor.

Was?

Ich sehe ihn mit großen Augen an. Mit ihm reden? Wie soll ich das denn anstellen? Ich kann ja kaum atmen, wenn er da ist. Und ich will nicht, dass er es weiß... Er soll es nicht wissen. Dafür kämpfe ich doch schon die ganze Zeit.

„Ihr seid doch Freunde.“ Ich horche auf. „Die besten Freunde.“ Ja... „Vielleicht kann dir Kuroo nicht geben, was du ersehnst, aber er wird bestimmt einen Weg finden, damit umzugehen, dass es für euch beide nicht... so schmerzhaft ist.“

Einen Moment bleibe ich regungslos liegen, dann schließe ich die Augen und ein klares Bild von Kuroo entsteht in meinem Kopf. Sein warmer Blick, dass sanfte Lächeln.

„Ja...“ Shoyo hat Recht. Kuroo findet immer eine Lösung, für jedes Problem. Nur...

Ich will nicht sein Problem sein.

Bokuto

Ein Geschenk.

Nein, nicht ein Geschenk.

Mein Geschenk. Mein Geschenk für Akaashi.

Mein wirklich tolles Geschenk für meinen wirklich tollen Freund.

Was soll ich ihm nur holen?

Ich versuche Kuroos Rat zu befolgen und beobachte Akaashi genau. Wenn er sich umzieht, wenn er mir zuspielt, wenn er neben mir sitzt und lernt, wenn er isst. Er ist so wunderschön... Das lenkt mich total ab. Egal was er macht, er sieht toll dabei aus.

Seufzend stütze ich den Kopf auf meinem Arm auf, während ich zu ihm rüber blicke, wie er auf mich zu kommt, in beiden Händen ein Getränk.

„Für dich, Bokuto-san.“

Er reicht mir eine feucht glänzende Dose, setzt sich dann neben mich auf die Mauer vor der Trainingshalle. Wir warten hier immer gemeinsam auf den Rest unserer Mannschaft. Es ist eine unserer vielen, mir so liebgewordenen Routinen.

„Danke, Akaashi.“

Einen Moment schweigen wir und es ertönt nur das Zischen der Dosen, die wir zeitgleich öffnen.

Allmählich bekomme ich Kopfschmerzen von dem ganzen Denken. Das ist so gar nicht meins. Ich bin eher der Typ, der gerade aus dem Bauch heraus entscheidet.

Mein Blick fällt auf Akaashis schmale Finger, die sich über das Blech der Dose bewegen. Selbst so kleine Bewegungen sehen bei ihm wunderschön aus.

Er ist perfekt.

Seine schönen Hände mag ich sehr an ihm, auch wenn sie meistens kalt sind. Ah. Ein Paar Handschuhe wären vielleicht nicht schlecht. Er friert doch immer so schnell.

„Wenn...“

Erst als Akaashi anfängt zu sprechen bemerke ich, dass ich die ganze Zeit seine Hand angestarrt habe und sehe nun zu seinem Gesicht auf. Sein Blick ist gesenkt, die Wangen leicht gerötet. So süß.

„Wenn du meine Hand nehmen möchtest, dann...“ Meine Augen weiten sich erstaunt. „Dann kannst du das einfach machen, weißt du?“

Er blinzelt verlegen.

Wie kommt er denn jetzt darauf, dass ich... Ah. Ich habe seine Hand angesehen. Natürlich hat er das bemerkt. Akaashi ist sehr aufmerksam. Immer.

„Und wenn...“ Er zieht leicht die Schultern hoch. „Wenn du mich berühren möchtest... oder kü....“ Er bricht seinen Satz ab, vergräbt sein Gesicht bis zur Nase in dem flauschigen Schal, der locker um seinen Hals geschlungen ist. „Dann darfst du das“, kommt es gemurmelt durch die Wolle.

Überrascht sehe ich ihn an, überlege, wie er jetzt darauf kommt, mir das zu sagen.

Es fällt mir oft schwer genau zu verstehen, was in seinem Kopf vorgeht, aber ich gebe mir Mühe, also...

Er sagt, dass ich... zärtlich zu ihm sein darf? Ich werde rot.

Ich möchte gerne zärtlich zu ihm sein, nur will ich ihn auch nicht bedrängen. Wahrscheinlich hat er das gemerkt und gibt mir nun sein Einverständnis, damit ich mich... nicht mehr zurückhalte? Ich schlucke.

„Okay.“ Ich spüre wie meine Wangen wärmer werden.

Akaashi sieht zu mir auf und wir tauschen einen unsicheren Blick aus.

„Das ist alles noch so neu für mich“, gebe ich zu, lächle ihn an und er legt den Kopf zur Seite. „Danke, dass du Geduld mit mir hast.“

Jetzt lächelt er auch und ich bin erstaunt, wie so oft, dass er noch schöner aussehen kann als zuvor.

Tanaka

Auch heute fällt mir auf, dass der hübsche Zuspieler der Fukurudani den Blick stets seinem Kapitän folgen lässt. Dieser ist jedoch häufig in Gespräche mit Kuroo oder Hinata versunken. Doch wenn er nicht hinsieht, dann folgen Bokutos Augen ihm ebenso überall hin. Ob die zwei in einander verschossen sind? Es wirkt jedenfalls so.

„Hey, Ryu“, begrüßt mich Noya von der Seite und gähnt mich anschließend an.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und fasse ihn an den Schultern, beuge mich zu ihm runter. Glänzend trifft sein Blick auf meinen. Er sieht zu mir auf, mit seinen warmen, braunen Augen.

„Ist alles ok mit dir, Noya? Du wirkst erschöpft.“

Er sieht zur Seite und verzieht den Mund. Hab ich also Recht. Ich reibe seine Schulter.

„Du weißt, du kannst mit mir über alles sprechen“, ermutige ich ihn, versuche nicht so besorgt zu klingen, wie ich es bin, will ihn nicht unter Druck setzen.

Noya blickt über seine Schulter in den Raum, dann nimmt er meine Hand und zieht mich hinter sich her. Warm liegen seine zierlichen Finger um meine und ich erwische mich dabei, wie ich zu unseren Händen hinunter sehe. Außer Noya nimmt mich nicht wirklich jemand an der Hand. Es ist ein ungewohntes und doch irgendwie schönes Gefühl.

Ich lasse mich von ihm nach draußen führen, wo er mit mir um die Ecke biegt und dann mit dem Rücken zur Wand stehen bleibt. Er sieht mich mit festem Blick an, dann senkt er den Kopf.

„Ich schlafe nicht gut...“ Ich warte einen Moment ab, in dem er wohl überlegt, wie er weiter sprechen soll. „Ich... ich mache mir Sorgen.“

„Worüber denn?“, frage ich überrascht.

Noya wirkt immer so unbekümmert als könnte ihn kein Wässerchen trüben. Dennoch ist mir klar, dass auch er sein Päckchen zu tragen hat und plötzlich wundere ich mich nicht mehr über seine Sorgen.

„Asahi...“

Ich schlucke und spüre, dass mein Herzschlag beschleunigt. Wenn er mich jetzt nach Beziehungstipps fragt, weiß ich nicht, was ich ihm antworten soll. Ich hab doch keine Ahnung von sowas. Und wenn er mir etwas erzählt von ihnen als Paar...

Meine Wangen erröten spürbar.

„Was ist denn los?“, frage ich leise, möchte auch nicht, dass jemand mithört.

Er bewegt die Schultern, blinzelt ein paar mal und hält den Kopf tief gesenkt. Es ist ihm unangenehm, das kann ich spüren. Meine Brust zieht sich zusammen. Ich hasse es Noya so aufgewühlt zu sehen.

„Ist schon ok“, flüstere ich und lege meine Arme um seine Schultern. Er zuckt zusammen, dann schnellen seine Arme an meinen Rücken und er drückt sich fest an meine Brust. „Du musst nichts sagen. Ist ok.“ Ich lege meinen Kopf auf seinem ab und schließe die Augen. Ich wünschte, ich könnte ihm die Last abnehmen, die deutlich auf ihm liegt.

„Ich will nicht, dass er weggeht!“ Meine Augen weiten sich erstaunt als Noyas Stimme durch den Stoff meines Pullover dringt. „Ryu, ich will nicht, dass er nach seinem Abschluss weggeht.“

Er lehnt sich ein wenig zurück, die Finger dennoch in den Stoff an meinem Rücken gekrallt. „Asahi macht bald seinen Abschluss und dann will er nach Tokio gehen.“ Wir sehen uns in die Augen. „Das ist sein Traum, Ryu“, sagt er mit Nachdruck. „Was bin ich nur für ein furchtbarer Partner, dass ich nicht will, dass er seinen Traum lebt?“

Sein verzweifelter Blick sticht in meinem Herzen. Dieser Gedanke macht ihn anscheinend wirklich fertig.

„Ist das denn wirklich so?“ Er blinzelt mich an und ich lege den Kopf zur Seite. „Willst du wirklich nicht, dass Asahi seinen Traum lebt?“

Noya senkt den Blick. „Ich will das er glücklich ist. Da gehört das dazu, dass er macht, was er wirklich will. Es ist schließlich seine Zukunft.“

„Denkst du denn, dass sich seine Zukunft und deine ausschließen, wenn er nach Tokio geht?“

Er sieht wieder zu mir auf. „Nein.“

„Nein?“

Er schüttelt den Kopf. „Es wird nur schwieriger. Nicht unmöglich“, lenkt er ein.

Ich nicke schulterzuckend und er sieht mich nachdenklich an.

„Du liebst ihn doch.“ Mein Herz macht einen holprigen Sprung als ich ihn etwas fester ansehe und er nickt. „Dann sollte das doch machbar sein, mit der Distanz.“

Noya lehnt sich an mich und ich klopfe ihn auf die Schulter.

„Keine Sorge. Das klappt schon. Ich lenk dich einfach ab, bis ihr euch wieder seht.“

Ich versuche meine Mundwinkel nach oben zu bewegen, doch irgendwie fühlt es sich merkwürdig an. Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Reaktion meinerseits ist, da sieht Noya zu mir auf. Als sich auf seine Lippen ein Lächeln legt, fällt es mir plötzlich auch nicht mehr schwer zu lächeln.

Iwaizumi

„Ich will nur dich.“

Als Oikawas warme Worte an mein Ohr dringen, kann ich spüren, wie mein gesamter Körper erstarrt.

Ich habe längst jede Hoffnung aufgegeben, dennoch haben sich meine Gefühle für ihn nie geändert. Nach wie vor bin ich zu ihm hingezogen, kann nichts dagegen tun, wie mich seine Art betört und dass ich ihn an mich drücken möchte.

Doch, da er offensichtlich kein Interesse an mir oder Jungs überhaupt hat, hat sich mir der Gedanke, dass ich falsch liegen könnte, nie aufgedrängt.

Also warum? Warum sagt er das jetzt plötzlich?

Seine Finger drücken sich an meine Hand, was mir das Denken nur noch schwerer macht.

Ich erinnere mich an seine neckende Geste im Restaurant, als er meinen Arm gestreichelt hatte, vom Verliebtsein gesprochen hatte, nur um mir dann zu offenbaren, dass es ein Scherz war. Auf meine Kosten. Das hatte mich verletzt und er hatte sich dafür entschuldigt. Aber...

„Sei nicht albern“, kontere ich seine schönen Worte und senke den Blick.

Ich hätte nicht erwartet, dass er seinen geschmacklosen Humor nochmals an mir auslässt. Er sollte es besser wissen...

„Bin ich nicht.“

Was bedeutet das jetzt wieder?

Mein Blick hebt sich und er sieht mich mit ruhigem Gesichtsausdruck an. Ich kann ihn nicht lesen und dass lässt mein Herz nur schneller schlagen.

Dann lehnt er sich langsam zu mir rüber. Seine Hand hält meine fest und er schließt die Augen, kommt mir immer näher.

Was macht er denn? Das ist wirklich nicht witzig.

Mein Atmen geht schneller und ich spüre meinen Herzschlag bis in den Hals.

Er wird mich nicht küssen, ich darf das nicht mal denken! Wir haben keine Zukunft, nicht so!

Ich spüre seinen Atem an meinen Lippen, die Wärme, die seine Haut ausstrahlt.

Gleich beginnt er zu lachen, gleich wird er sich wegdrehen und über mich lustig machen.

Mir stockt der Atem.

Er wird mir das Herz brechen.

„Du gehst zu weit“, kommt es scharf doch leise über meine Lippen.

Oikawa schreckt zurück. Ich versuche leise durchzuatmen, doch meine Brust ist wie zugeschnürt.

Da klingelt plötzlich sein Handy und reißt uns beide spürbar aus dem Moment.

Hilfesuchend sieht er mich an, dass ich nur den Kopf schütteln kann und auf seine Hosentasche deute.

„Geh schon ran.“

Hektisch kommt er meiner Aufforderung nach. „Ja?“

Er hört aufmerksam zu und starrt dabei vor sich auf den Boden.

„Oikawa?“ Besorgt lehne ich mich zu ihm, da sieht er mit zittrigem Blick zu mir auf.

„Es ist mein behandelnder Arzt... Das Ergebnis liegt vor...“

Ich atme schnell ein, stehe ruckartig auf. Das ist es. Darauf haben wir so sehnsüchtig gewartet. Endlich!

„Können wir hin?“ Er nickt. „Alles klar.“

Ich rufe uns ein Taxi, was uns im gefühlten Schneckentempo zum Krankenhaus bringt.
 

Mir zittern vor Aufregung die Hände während wir im Wartebereich sitzen, also kann ich mir wohl kaum vorstellen, was gerade in Oikawas Kopf vor sich geht. Er starrt vor sich hin, hat sicher große Angst vor der Nachricht.

Kein Wunder, vielleicht entscheidet sie über seine gesamte Zukunft.

„Gleich ist es vorbei.“ Ich lege meine Hand auf seinen Arm, ignoriere das Ziehen in der Brust, dass unser Körperkontakt bei mir auslöst.

Darum geht es jetzt gerade nicht. Ich werde bei ihm sein. Egal was passiert. Und ich will, dass er das weiß.

Mit glänzenden Augen sieht er zu mir rüber und ich versuche mich an einem ermutigenden Lächeln.

„Das Warten hat ein Ende. Es geht endlich weiter.“

Zittrig legt sich seine Hand über meine und obwohl seine Finger eiskalt sind, läuft mir ein warmer Schauer über den Rücken.

„Wirst... du...?“, dringt es erstickt aus seinem Mund.

Er ist total am Ende, was ich nachvollziehen kann.

„Immer“, gebe ich zurück ohne ihn ausreden zu lassen und seine Augen werden groß.

Ich streichle über seine Hand und wir sehen uns eine ganze Weile in die Augen. Mehr und mehr kehrt eine angenehme Ruhe in seinen Blick, was mich ebenfalls erleichtert.

„Kommen Sie doch bitte rein.“

Wir drehen zeitgleich den Kopf zu der Krankenschwester, die vor uns steht und uns zunickt. Schnell stehe ich auf und reiche Oikawa die Krücken.

Der Moment der Wahrheit.

Akaashi

Nachdenklich beobachte ich Bokuto, der nervös blinzelnd zu meinen Schuhen hinunter blickt. Wir sind alleine und werden das auch noch eine Weile sein, ehe die anderen zum Training erscheinen. Ich hatte gehofft, dass er vielleicht... einen Schritt weiter mit mir gehen möchte als nur meine Hand zu halten, doch im Moment tut er nicht mal das.

So angespannt wie gerade ist es öfters zwischen uns, in letzter Zeit.

Ich wollte ihm helfen, ihm Mut machen, doch ich glaube, es war dumm von mir, dass ich ihm gesagt habe, er darf mir näher kommen, wenn er das möchte. Ich denke, damit habe ich ihn unter Druck gesetzt und jetzt weiß er gar nicht mehr, was er tun soll.

Das einzige was ich noch von ihm spüren kann, sind seine Blicke, die immer wieder über meinen Körper schleichen. Wahrscheinlich denkt er gar nicht darüber nach, dass ich merken könnte, wie er mich mustert. Doch ich denke umso mehr darüber nach. Darüber, aus welchem Grund er das tut...

Er scheint angestrengt nachzudenken, so fokussiert, wie er mich beobachtet.

Ich hatte gehofft, dass er sich einfach zu mir hingezogen fühlt, mich deshalb ansieht, doch... wenn ich ihm Gelegenheiten anbiete mir näher zu kommen, dann lässt er sie verstreichen.

Vielleicht...

Vielleicht will er ja... gar nicht...

Vielleicht ist er... unsicher geworden, ob... ob wir... überhaupt...

„Akaashi.“

Ich schrecke zusammen, sehe überrascht zu Bokuto rüber, der mich mit festem Blick ansieht. „Ist alles in Ordung?“ Er klingt mehr als besorgt, während ich ihn mit großen Augen anblinzle. „Du siehst aus, als würdest du...“ Er neigt sich zu mir und ich ziehe die Nase hoch. „ … jeden Moment anfangen zu weinen.“

Erst jetzt spüre ich wie warm meine Wangen geworden sind und dass meine Nase läuft, was mich wieder schniefen lässt. Er hat Recht.

„Ich...“, kommt es gebrochen über meine Lippen und Bokutos Hände schnellen an meine Wangen.

„Was ist passiert? Kann ich irgendwas für dich tun? Soll ich dir irgendwas bringen?“

Bokuto...

„Sag es ruhig. Vielleicht kann ich dir nicht helfen, aber ich werde alles tun, dass es dir besser geht.“

Sein ehrlicher Blick, wie sein Daumen fürsorglich über meine Wange streicht. Er ist für mich da, so wie früher, so wie immer. Ich liebe ihn so sehr.

Ich will nicht weinen, doch die Anspannung in mir hat sich so sehr aufgebaut, dass ich sie nicht verdrängen kann. Unfähig etwas zu sagen, aus Angst in Tränen auszubrechen, presse ich die Lippen zusammen und halte die Luft an. Ich kann seinem warmen Blick nicht standhalten, schließe verschämt die Augen, da spüre ich, wie sich seine Arme um meine Schultern legen. Sanft und doch entschlossen fest, drückt er mich an sich, schmiegt den Kopf gegen meinen.

„Ist ja gut. Alles ist gut.“ Seine warmen Worte durchströmen meinen Körper, angenehm schützend liegen seine starken Arme um mich, dass ich mich ergebend an ihn lehne, seinen Halt genieße.

„Ich bin da, Akaashi.“ Ich öffne erstaunt die Augen. „Ich bin immer für dich da. Egal was ist. Du bist mein bester Freund und mein Liebster.“ Mein Herz schlägt schneller. „Ich weiche nicht von deiner Seite, egal was passiert, Akaashi. Ich bin da.“ Bokuto...

„Liebster...?“, wiederhole ich leise.

„Mhm.“ Ich kann das Lächeln in Bokutos Stimme hören, das Lächeln, was ich so sehr an ihm mag. Erleichtert atme ich durch, spüre wie meine Brust deutlich freier wird. Er lehnt sich zurück, sieht mir mit seinem bezaubernden, warmen Lächeln in die Augen.

Auch über meine Lippen zieht sich ein leichtes Lächeln.

„Geht es dir besser?“, fragt er mit sanfter Stimme, lässt es sich nicht nehmen nochmals zärtlich über meine Wange zu streicheln. Ich nickte während ich zulasse, dass ich allmählich in seinen strahlenden Augen versinke.

Tanaka

Nach dem heutigen Training beobachte ich, wie Noya die Bälle einsammelt. Es wirkt nicht mehr so bedrückt, was mich auch spürbar erleichtert. Es hat wohl etwas gebracht, unser Gespräch.

Lächelnd hebe ich die Wasserflaschen vor mir auf, da sehe ich plötzlich zwei schmale, kleine Turnschuhe in meinem Blickfeld. Ich hebe den Blick und stelle fest, das Kyoko direkt neben mir steht. Mein Herz schlägt augenblicklich schneller.

„Du, Tanaka?“

Sie spricht mich an! Kyoko hat gerade meinen Namen gesagt!

Ein heißer und ein kalter Schauer laufen mir über den Rücken.

„J-Ja. Ja, was ist denn?“, versuche ich cooler zu sagen als es mir gelingt.

Sie sieht zur Seite, dann zu mir auf und als sich unsere Blicke treffen, vergesse ich zu atmen.

„Könntest du mir vielleicht helfen?“

Ich nicke heftig. Kyoko will meine Hilfe?

„Wobei denn?“, hake ich nach, obwohl das eigentlich egal ist, denn ich würde ihr bei allem helfen.

Sie sieht sich suchend um. „Ich kann meine Halskette nicht finden.“

Sofort erinnere ich mich an die feingliedrige Silberkette mit dem dunkelblauen Anhänger in Form eines Vogels.

„Ich habe heute Morgen vergessen sie abzulegen, habe sie erst in der Halle ausgezogen. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich sie dann hingelegt habe.“ Sie fährt tief in die Taschen ihrer Trainingshose, anschließend in die ihrer Jacke. „Ich weiß es nicht.“

Ich nicke ihr zu.

„Mach dir keine Gedanken, die taucht wieder auf. Ich helfe dir gerne“, sage ich mit einem breiten Grinsen und sie sieht mich mit großen Augen an.

„Das ist lieb von dir.“

Ich erröte bei Ihren strahlenden Antlitz. „Klar, gerne.“

Sofort beginne ich damit den Hallenboden zu inspizieren. Vielleicht ist sie runter gefallen und liegt nun irgendwo in einer Ecke, weil sie beim Wischen mit weggefegt wurde.

Als ich mich über die Stühle am Hallenrand beuge, spricht mich plötzlich jemand an.

„Tanaka?“

Ich lehne mich zurück und entdecke Asahi, der mich mit festem Blick fokussiert. Er sieht entschlossen aus, was mich irritiert. Was hat er denn?

„Können wir reden?“

Ich blinzel ihn überrascht an.

„Klar“, entgegne ich schnell und Asahi weist mich an, ihm zu folgen.

Neben der Bühne, am Ende der Halle, weit weg von allen anderen, hält er an und dreht sich zu mir um. Ich sehe ihn fragend an, bin irgendwie ein bisschen aufgeregt. Er sieht fast wütend aus.

„Es geht um Noya.“

Was?

Sein Blick wird eindringlicher, als würde er mich durchbohren wollen.

„Worüber habt ihr gesprochen, heute morgen?“

Irritiert blinzle ich ein paar mal.

„Muss ich... mir Sorgen machen?“

Er senkt den Blick und ballt die Hände zu Fäusten, was mich nur noch mehr verwirrt.

„Wieso glaubst du das?“, frage ich schließlich und Asahi sieht zu mir auf, sein Blick beunruhigt.

„Ich merke es doch...“ Ich sehe ihn fragend an. „Wie sehr Noya deine Nähe sucht.“

Hä? Verständnislos blinzle ich. Wovon redet er denn da?

Er presst die Lippen zusammen, bevor er weiter spricht.

„Ich hab euch gesehen, wie... ihr kuschelt und euch umarmt.“

Meine Augen weiten sich erstaunt und mein Herz klopft etwas schneller. Was er da impliziert... das kann doch nicht sein ernst sein.

„Tanaka, du willst nichts von Noya, oder?“

Mir stockt der Atem. Ich hätte nie erwartet, dass er mich damit konfrontiert.

„Sag schon.“

Er sieht mich auffordernd an und ich schüttle den Kopf, bis ich meine Stimme wiederfinde.

„Nein!“ Ich verziehe das Gesicht. „So ein Quatsch.“ Ich balle aufgebracht die Hände zu Fäusten. „Noya ist wie ein Bruder für mich. Ich bin sicher, dass er das genauso sieht.“ Also echt.

Sein Blick wechselt nervös zwischen meinen Augen hin und her bis meine Worte wohl bei ihm ankommen und er blinzelt.

„Gut, weil...“ Seine Haltung entspannt sich etwas, dann lässt er den Kopf hängen. „Gegen dich... hätte ich keine Chance. Das würde mir das Herz brechen...“

Asahi...

„Also Erstens steht das gar nicht zur Debatte, weil ich das nicht so fühle und Noya auch nicht. Und Zweitens ist das totaler Unsinn.“ Ich schlucke, sehe Noyas strahlendes Lächeln, wenn er in Asahis Richtung blickt, vor meinem inneren Auge . „Noya liebt dich.“ Ich erinnere seine feuchten Augen, aus Angst Asahi zu enttäuschen oder ihm nicht gerecht zu werden. „Er liebt dich wirklich sehr.“

Asahi sieht mit großen Augen zu mir auf.

„Glaub mir. Ich weiß es.“

Wir sehen uns einen Moment in die Augen, dann blickt er verlegen zur Seite. „Tut mir leid.“

Anscheinend hat er eingesehen, welchen Unsinn er da von sich gegeben hat.

„Schon gut“, seufze ich und klopfe ihm auf die Schulter bis sich ein kleines, erleichtertes Lächeln auf seine Lippen stiehlt.

Oikawa

„Sie werden wieder vollständig genesen“, schließt der Arzt seine lange Erklärung ab und ich kann fühlen, wie mir gleich mehrere Steine vom Herzen fallen.

Ich werfe mich im Stuhl zurück, lege den Unterarm über meine Augen und seufze tief.

„Vielen Dank...“, hauche ich kraftlos.

Wir besprechen noch das weitere Vorgehen, dann entlässt uns mein Arzt.

Vor dem Krankenhaus bleibe ich stehen, atme nochmal tief die frische, kalte Luft ein. Dann wende ich meinen Blick zu Iwa-Chan, der neben mir angehalten hat.

„Iwa...“, hauche ich mit einem breiten Lächeln.

Bevor ich seine Bewegung realisiere, macht er seinen Schritt vor mich und schlingt die Arme um meine Mitte. Überrascht lasse ich meine Krücken fallen, da hebt er mich an und dreht sich einmal um die eigene Achse, hält mich fest an sich gedrückt.

Ich muss lachen, lege die Arme um seine Schultern und schmiege meinen Kopf an seinen.

„Geschafft“, dringt es durch den Stoff meiner Jacke und ich lache erneut auf, kann das Lächeln in seinen Worten hören.

„Ja.“

Ich streiche über sein Haar und er lässt mich, dicht an sich gedrückt, wieder zu Boden sinken, bis ich auf meinem linken Bein zum Stehen komme.

Er strahlt über das ganze Gesicht als er sich zurücklehnt, um mich anzusehen.

So wunderschön.

Ich lasse meine Hand über seine Wange gleiten und er blinzelt mich angetan an.

Meine Brust wird warm und ich verliere mich wehrlos in seinen grün-blauen Augen. Ich kann nicht anders...

Ich atme ein, kurz bevor sich unsere Lippen berühren.

Er fühlt sich weich und warm an, so angenehm warm. Mein ganzer Körper kribbelt, wird augenblicklich in einen süßen Rausch versetzt. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich habe es mir nicht vorstellen können...

Ich lehne mich ein Stück zurück, halte meine Augen noch einen Moment geschlossen, ehe ich sie langsam öffne und in Iwas erstauntes Gesicht blicke.

Er ist vollkommen eingefroren, bewegt sich keinen Millimeter.

„Es ist kein Scherz...“, hauche ich leise mit warmer Stimme. „Es ist die Wahrheit...“

Das zuzugeben, hat mich eine ganze Weile gekostet, doch ich bin mir sicher. Wenn das, was ich für Iwa empfinde, nicht Liebe ist, dann weiß ich es auch nicht.

Nach ein paar Augenblicken der Stille und keiner Regung, frage ich mich ob Iwa überhaupt atmet.

„Sag doch was, Iwa-Chan...“ Ich halte den Kopf gesenkt mit spürbar roten Wangen und blicke verlegen zur Seite. „Langsam wird es unangenehm... dass du so gar nicht reagierst...“

Verunsichert beiße ich die Zähne zusammen.

All die Zeichen, die kleinen Gesten, seine liebevollen Worte... ich kann das doch nicht alles fehlinterpretiert haben... Oder? Warum sagt er denn nichts?

Von Iwas plötzlicher Bewegung erschrocken, werde ich fast haltlos nach hinten geworfen. Er zieht mich dicht zu ihm, während seine linke Hand im Nacken in meine Haare fährt und er forsch seine Lippen auf meine drückt.

Überrascht blinzele ich einmal bevor ich realisiere, was gerade passiert ist und durch die Nase ausatme.

Das gefällt mich noch viel mehr als alle Worte, die er hätte aussprechen können.

Sein Gesichtsaufdruck wirkt leidenschaftlich, auch wenn seine Augen geschlossen sind. Wie hübsch er ist...

Ich senke auch meine Lider und ich fühle genauer hin als ich seinen Kuss erwidere.

Sein Finger drücken sich an meinen Körper, an meiner Brust spüre ich, wie er tief atmet, seine Lippen bewegen sich auskostend.

Das fühlt sich verdammt schön an.

Ich lege meine Hände an seine Oberarme, fahre hinauf, bis sie an seinen Schultern liegen.

Iwas Kuss ist fordernd. Er drückt sich mir entgegen, keucht auf, wenn sich unsere Lippen für einen Sekundenbruchteil verlassen, nur um sich sofort wieder an mich zu pressen.

Als seine Hand sich von meinem Nacken löst, über meine Brust und schließlich unter meine Jacke fährt, spüre ich, wie mein Herz aufgeregt beschleunigt. Woa.

„Hey, Iwa...“, flüstere ich gegen seine Lippen, doch seine Hand tastet sich weiter vor. „Ganz ruhig“, sage ich mit warmer Stimme, da höre ich seinen schnellen Atem als er den Kopf zu meiner Brust senkt. „Schh...“, mache ich einem Reflex folgend und streichle über sein stacheliges Haar.

Langsam kommt er zur Ruhe, seine Arme entspannen sich ein wenig und ich kann etwas freier atmen. „Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet“, gebe ich leise zu.

„Du?“ Er hebt ruckartig den Kopf und sieht mich fassungslos an. „Wie hätte ich je damit rechnen können?“, zischt er vorwurfsvoll und ich kann nicht anders als ihn überrascht anzustarren.

„Ich dachte, du stehst auf Mädchen!“ Ich blinzle. „Du hattest mehrere Freundinnen!“ Iwas Blick wechselt hektisch zwischen meinen Augen. „Du hast immer deine Hühner, die um dich rumtanzen, denen du schöne Augen machst!“ Ich bin sprachlos. „Wie hätte ich denn nur ahnen können, dass du meine Gefühle auch nur im Ansatz erwiderst?!“

Seine Stimme überschlägt sich fast und ich beginne einzusehen, was er meint.

Ja.

Ich hab mich immer versteckt.

Versteckt hinter den Mädchen und hinter meinem falschen Lächeln. Versteckt vor meinen Gefühlen, vor denen ich Angst hatte...

„Da wundert es dich echt, was sich alles in mir angestaut hat? Über all die Jahre...“

Leicht außer Atem schüttelt Iwa den Kopf, sieht mich auffordernd an.

Nein. Tatsächlich tut es das nicht.

Denn wenn ich ganz ehrlich bin, empfinde ich genauso.

Bokuto

Ich bin um mehrere Tonnen erleichtert, dass Akaashi nicht mehr so traurig aussieht. Ihn so deprimiert zu sehen, zerriss mir das Herz. Ich möchte, dass er nie wieder weinen muss.

„Warum bist du so niedergeschlagen gewesen?“

Er sieht mich überrascht an. Natürlich würde ich den Moment am liebsten überspielen, gar nicht mehr dran denken, aber ich möchte vorbereitet sein, falls es doch nochmal dazu kommt, dass Akaashi meinen Trost benötigt und dafür muss ich wissen, das ihn bedrückt.

„Ich...“, setzt er zögerlich an und ich lege erwartungsvoll den Kopf zur Seite. „Ich dachte, du möchtest vielleicht... mit mir Schluss machen.“

„Was?!“ Er schreckt zusammen, während ich ihn mit weit aufgerissenen Augen ansehe. „Ich bin der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt, weil ich dich meinen Freund nennen darf!“, protestiere ich und schüttele den Kopf. Er senkt den Blick, seine Wangen werden rot.

„Wie kommst du nur darauf, dass ich dich verlassen könnte?“ Ich neige mich leicht zurück während tausende Gedanken durch meinen Kopf wirbeln. „Akaashi...“ Er sieht verlegen zu mir auf. „Sag, habe ich dir irgendeinen Grund gegeben zu glauben, dass ich dich nicht mehr will? Was habe ich denn gemacht?“ Mein Herz klopft aufgeregt. Ich habe ihn irgendwie verletzt, anscheinend ohne es zu merken. Ich kann so ein Trottel sein!

„Nein, es war mein Fehler, dass zu glauben. Ich... ich glaube, ich habe einfach nur zu viel nachgedacht.“

„Worüber denn?“ Ich nehme seine Hände in meine und spüre, wie er ganz sanft seine Finger um meine schließt.

„Du warst so... abweisend.“ Was? „Du hast mich so angestrengt beobachtet, dass ich geglaubt habe, du... suchst vielleicht einen Grund, mich zu verlassen...“ Ich starre ihn mit offenem Mund an.

„Niemals...“, hauche ich bedrückt und Akaashi zieht die Schultern hoch.

„Warum... hast du mich so angestarrt?“ Seine Stimme ist leise, voller Verunsicherung.

Ich habe es selbst gar nicht bemerkt, doch natürlich ist es Akaashi aufgefallen. Ja, ich habe ihn beobachtet, doch dass das solche Gedanken in ihm auslöst, hätte ich nicht erwartet.

„Weil ich nicht weiß, was ich dir zu Weihnachten schenken soll“, gebe ich zu und Akaashi sieht mich blinzelnd an. „Ich überlege die ganze Zeit... Aber mir fällt nichts ein, was dir gerecht wird.“ Seine Augen werden immer größer, funkeln mich erstaunt an. „Es soll etwas ganz besonderes sein, etwas tolles und persönliches, jetzt wo wir ein Paar sind.“ Ich lächle schief. „Ich will, dass dir mein Geschenk zeigt, was ich für dich empfinde und so etwas zu finden, ist gar nicht so leicht.“ Ich lache verlegen, während Akaashis Blick ruhiger wird. „Ich liebe dich, Akaashi.“

„Bokuto-san...“, kommt es geflüstert über seine Lippen, dann wird seine Stimme butterweich. „Du brauchst mir wirklich nichts zu schenken.“ Ich sehe ihn erstaunt an. „Deine Worte, sind das schönste Geschenk, was du mir machen konntest.“ Ein Lächeln, so sanft und erfüllt, dass er wohlige Wärme durch meine Brust schickt, legt sich auf seine Lippen. „Weil ich dich auch liebe.“ Ich atme erstaunt ein, spüre dass mein Herz schneller schlägt. Dieses Gefühl muss er meinen. „Ich liebe dich, Bokuto.“

Voller Erleichterung lächle ich breit, werfe ich mich nach vorne und schließe Akaashi fest in die Arme.

„Wow. Das ist der Hammer! Findest du nicht?“

Er nickt an meine Schulter, drückt sich an mich, was meinen Bauch noch stärker kribbeln lässt. „Sorry, dass ich so blöd zu dir war. Das war wirklich nicht meine Absicht.“

„Das weiß ich doch.“ Er kuschelt sich an meine Brust und mein Herzschlag erhöht sich spürbar. „Tut mir leid, Bokuto-san. Ich weiß auch nicht. Vielleicht kann ich es einfach noch nicht glauben, dass ich so ein Glück habe.“

Ich lache erleichtert. „Ich bin doch der Glückspilz. Ich darf meine Welt in den Armen halten.“

Ganz leise dringt ein kleines Lachen an mein Ohr, was mir große Freude bereitet.

Kuroo

Schon als ich Kenma gefragt habe, ob er mit Bokuto und Akaashi essen gehen will, hatte er nicht besonders glücklich ausgesehen. Aber er hatte drauf bestanden, dass es ok ist. Jetzt allerdings sieht er so aus als würde er nach einem Fluchtweg Ausschau halten, so wie seine Augen die Gegend abscannen.

Wir gehen nebeneinander her, auf dem Weg zum Restaurant hinter dem Shoppingcenter. Es hat angefangen zu schneien, doch die kleinen Flocken haben keine Chance mit ihrem winzigen Durchmesser auch nur Teile des Bodens weiß einzufärben. Es ist auch gar nicht so kalt, zumindest fühlt es sich nicht an, wie kurz vor dem Gefrierpunkt, obwohl es die großen, grell leuchtenden Ziffern an den Kaufhauswänden behaupten.

„Wir können immer noch wieder umdrehen“, lenke ich ein als Kenma seine Nase tiefer im Schal und seine Hände weiter in den Jackentaschen vergräbt. „Das wäre wirklich kein Problem.“

Bokuto ist einer der verständnisvollsten Menschen, die ich kenne. Wenn ich ihm sage, dass Kenma sich unwohl fühlt, wäre er sicher nicht mal eingeschnappt, geschweige denn böse.

„Nein“, dringt es leise an mein Ohr und Kenma blinzelt langsam, steigt dann über eine große Pfütze am Straßenrand. Na gut, wenn er meint.

„Du kannst auch neben mir auf dem Bürgersteig laufen.“ Erst jetzt fällt mir auf, dass Kenma eine große Lücke zwischen uns lässt. Er hält mehr Abstand als sonst, läuft sogar auf der Straße.

Da ihm offensichtlich kein Gegenargument einfällt, tritt er zu mir auf den Bürgersteig hinauf, läuft aber auf der äußersten Kante.

Ich seufze innerlich.

„Was ist los?“ Er hadert doch mit etwas. Und das scheint ihn so sehr zu beschäftigen, dass er sogar meiner Nähe ausweicht. Wir hätten nicht her kommen sollen.

Kenma schüttelt den Kopf.

Ich senke nachdenklich den Blick, dann sehe ich mich um. Eine Seitenstraße abpassend, schiebe ich meine Hand an Kenmas Rücken und dirigiere ihn vom Weg ab. Er blinzelt irritiert, lässt sich aber von mir schieben bis wir, ein wenig abgeschieden von dem Trubel der Stadt, voreinander zum Stehen kommen. Er sieht mit nervös großen Augen zu mir auf.

„Das ist mein Ernst.“ Ich neige mich vor, bis wir auf Augenhöhe sind und schaue ihn direkt an, meine rechte Hand ruht auf seiner linken Schulter. „Wir müssen das nicht tun.“

„Ist ok“, kommt es mit seinem üblichen, trocken Tonfall über seine Lippen.

Jetzt seufze ich hörbar. „Ken, ich habe nicht das Gefühl, das es ok für dich ist.“

„Bist du dir da sicher?“

Ich weiche ein Stück zurück. Diese Reaktion überrascht mich.

„Hast du nicht vielleicht Bedenken?“ Was? „Das Akaashi dich vielleicht nicht mag... oder mich?“

Ich blinzel ein paar mal. „Nein...“

„Dann steht dem nichts im Wege.“ Er dreht sich von mir weg, was meine Hand von seiner Schulter rutschen lässt und geht zurück auf die Hauptstraße.

Noch immer überrumpelt, bleibe ich kurz stehen und sehe ihm nach. Dann folge ich ihm schnell.
 

Vor dem Restaurant stehen Bokuto und sein Freund, unter dem großen Vordach, welches sie davor schützt von den zunehmenden weißen Flocken nass zu werden.

„Kuroo!“, ruft Bokuto erfreut und macht einen schnellen Schritt auf mich zu, ehe Kenma und ich ebenfalls unter das Dach treten.

„Hallöchen, mein Freund“, gebe ich zurück und wir fausten uns zu.

Hastig dreht er sich um und legt den Arm um seinen Zuspieler. „Akaashi kennst du ja schon, von unseren Matches.“ Sein Lächeln ist noch viel wärmer geworden, seit er seinen Namen ausgesprochen hat. Man kann gleich sehen, wie verliebt er in den Dunkelhaarigen ist. Das freut mich wirklich sehr.

„Ja, das stimmt.“ Ich grinse ihn an, woraufhin er mir höflich zunickt. „Ich finde es schön, dass wir alle die Zeit gefunden haben.“

Ich wende mich Kenma zu, der einen halben Schritt hinter mich gemacht hat. Ich wusste doch, das es ihm unangenehm ist, aber gut. Wenn er sich entschieden hat das durchzuziehen, dann unterstütze ich ihn. Ich bleibe zwischen ihm und den beiden stehen, bewege nur einladend meine Hände in seine Richtung.

„Kenma kennt ihr beide ja auch schon“, füge ich nur hinzu.

„Hallo“, kommt es leise durch den Schal.

Bokuto grinst und auf Akaashis Gesicht formt sich ein kleines Lächeln, was ihm, zugegebener Maßen, sehr gut steht.
 

Im Restaurant ist es, zu meinem Bedauern, ziemlich voll. Wir sind wohl nicht die einzigen, die in der Vorweihnachtszeit ein wenig Lust nach Genuss verspüren, auch um dem Alltagsstress zu entfliehen. Schon auf dem Weg zu unserem Tisch, muss die Kellnerin mehreren Gästen ausweichen und wir schlängeln uns ihr nach. Mir entgeht nicht, dass Kenma sich nervös umsieht.

„Ist es dir zu voll? Das könnte ich gut verstehen.“ Meine Stimme ist ganz ruhig, während ich hinter Kenma her laufe und ihm so ein bisschen Freiraum ermögliche.

„Nein. Ist ok“, gibt er leise zurück.

Ich nicke und folge ihm weiter, bis wir im hinteren Bereich des Restaurants, ganz an der Wand, unseren Tisch erreichen. Gerade ausreichend für vier Personen, doch mit bequem anmutenden Lederbänken. Es hat fast etwas von einem amerikanischen Diner, wobei ich mir diese Bänke irgendwie rot vorgestellt hätte und die vor uns schlicht in Schwarz gehalten sind.

Behutsam lege ich die Hände an Kenmas Schultern und schiebe mich, ohne ihn weiter zu berühren, hinter ihm vorbei, rutsche in die Ecke, bis an die Wand.

Enge Orte sind Kenma unangenehm, daher überlasse ich ihm den Platz am Gang. So kann er, wenn er das Bedürfnis verspürt, einfach aufstehen und sich entfernen.

Bokuto rutscht ebenfalls die Bank entlang und fordert Akashi mit einem leichten Klopfen neben sich dazu auf, sich an seine Seite zu setzen. Dabei strahlt er ihn an als wäre er die einzige Person in diesem Restaurant. Süß, wie verliebt er ist.

„Ich bin echt gespannt! So voll, wie es hier ist, muss das Essen ja großartig sein!“ Mit ausladenden Armbewegungen sieht mich Bokuto an und lehnt sich über den Tisch zu mir.

„Ja, davon kann man ausgehen“, gebe ich zurück, sehe im Augenwinkel wie Kenma die Hände in seinem Schoß vergräbt und den Blick gesenkt hält.

„Oder? Ich hoffe, die Bedienung kommt bald!“ Er wendet sich um, so abrupt, dass die Tischdeko wackelt.

„Bokuto-san...“ Akaashi spricht so leise, dass ich ihn kaum hören kann.

Bokuto wendet sich ihm sofort zu und während er Luft holt, um weiter zu sprechen, schreckt Bokuto bereits zusammen.

„Oh nein, bin ich schon wieder zu laut, Akaashi?“

Der schwarzhaarige Zuspieler lächelt sein Ass sanft an, der daraufhin die Hände vor sich auf den Tisch legt. „Tut mir leid. Ich bin nur so aufgeregt“, sagt Bokuto mit deutlich leiserer Stimme und grinst erst Akaashi und dann mich an.

Ich nicke beeindruckt. Dann gleitet mein Blick zu Kenma, der nun auch zu den beiden aufsieht.

Die Kellnerin kommt kurz darauf und auch nachdem wir unser Essen bestellt haben, müssen wir nicht lange warten, ehe sie mit vollbeladenen Armen zu unserem Tisch zurückkehrt.

„Das sieht voll lecker aus...“, haucht Bokuto und ich kann sehen, wie ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Er hat Recht.

„So, hier haben wir einmal das Menü mit Pilzen...“, setzt die Kellnerin an, greift sich einen Teller, während Bokuto seine Hand hebt, um ihr anzuzeigen, dass dies sein Essen ist.

Als sie sich vorbeugt, um ihm den Teller anzureichen, gehen mehrere Menschen hinter ihr durch den Gang, was sie dazu zwingt näher an Kenma heran zu treten.

Sofort schieben sich seine Arme nach hinten und er drückt sich in die Lehne, um Abstand zu gewinnen, doch der Raum ist nicht ausreichend, um ihr auszuweichen.

Mit einer flüssigen Bewegung lege ich meinen Arm um Kenmas Schultern, ziehe ihn zu mir und neige mich mit ihm zusammen ein Stück in Richtung der Wand neben mir. Unter meinen Händen spüre ich die Anspannung seiner Schultermuskeln.

„Sieh mich an, Ken“, flüstere ich und er wendet den Kopf von der Kellnerin ab, dreht ihn fast mechanisch anmutend zu mir und wandert mit seinem Blick meine Brust hinauf, bis er meine Augen fokussiert. Ich lächle sanft. „Alles ok?“

Er sieht mich mit großen Augen an, dann kehrt sichtbar Ruhe in seine Körperhaltung ein.

„Ja“, wispert er und ich habe das erste Mal an diesem Abend das Gefühl, dass seine Antwort ehrlich ist.

Tanaka

Ich sehe Asahi eine Weile nach als er sich entfernt. So aufgebracht, wie er war, scheint es ihn wirklich beschäftigt zu haben, wie Noya und ich zu einander stehen.

Ich erinnere mich, dass er sich müde an mich gelehnt hatte. Sah das denn wirklich so aus als würden wir kuscheln?

Meine Wangen werden spürbar warm. Ich mag Noyas Nähe. Er hat keine Angst vor Körperkontakt und wir berühren uns viel, aber kuscheln? Kuscheln würde er wohl nur mit Asahi wollen. Das macht man doch nur, wenn man verliebt ist, oder?

Und das Noya meine Nähe sucht, wenn er gerade Sogen wegen Asahi hat, ist ja auch irgendwie klar.

Ich setze meine Suche nach Kyokos Kette gedankenversunken fort, lehne mich hinter die Bühne.

Als ich Noya getröstet habe, da haben wir uns umarmt. Aber ganz normal wie Freunde das tun, oder etwa nicht? Er hatte mich an sich gedrückt, in seiner Verzweiflung. Das ist doch was ganz natürliches, dass er Halt gesucht hat.

„Hey, Ryu!“

Ich schrecke zusammen und mein Herz schlägt augenblicklich schneller. Ich dreh mich zu Noya um, der sich leicht zu mir vor gelehnt hat, die Finger auf dem Rücken verschränkt. Er lächelt vergnügt.

„Was machst du denn hinter der Bühne?“

Ich drehe mich zu ihm um und fasse ihn an den Schultern. „Ich bin auf einer wichtigen Mission. Der wichtigsten überhaupt!“

Er blinzelt, dann grinst er mich an. „Ja?“

Ich nicke. „Kyoko hat ihre Halskette verloren.“

„Was?!“ Entsetzt packt er nun auch meine Schultern. „Die hübsche Silberkette mit dem Vogel dran?“

„Ja, genau.“

Wir sehen uns ernst in die Augen. Dann sprintet er davon, Richtung Geräteraum. Er wird mir helfen, natürlich.

Zufrieden grinsend wende ich mich wieder dem Rücken der Bühne zu.

Hinter mir quietschen ein paar Schuhe und ich lasse mich ablenken, sehe wie Akaashi zu Kageyama rüber geht. Ich spitze die Ohren, während ich weiter nach Kyokos Halskette suche.

„Hast du vielleicht mittlerweile etwas von Oikawa gehört?“

Die Stimme von Fukurudanis Zuspieler klingt besorgt, was mich nicht verwundert, war er ja schließlich hautnah dabei als sich Oikawa im Spiel gegen seine Mannschaft verletzt hat.

„Das würde mich auch interessieren“, klinkt sich Bokuto mit lauter, doch bedrückter Stimme in das Gespräch ein.

Ich wende ihnen den Kopf zu und sehe wie seine linke Hand über Akaashis Nacken streicht, ehe sie auf seiner Schulter zur Ruhe kommt. Ich spüre, wie mein Herz etwas schneller schlägt.

Was für eine zärtliche, vertraute Geste. So berührt man niemanden, für den man nichts empfindet. Dann sind sie wohl tatsächlich ein Paar.

Ich ertappe mich bei einem Lächeln, freue mich tatsächlich für die beiden. Dass sie jemanden haben, mit dem sie romantische Gefühle teilen können. Beneidenswert.

„Er wird wieder gesund.“ Das Lächeln, was sich auf Kageyamas Lippen formt ist ein sanftes, ehrliches und zugleich erleichtertes Lächeln.

Ich atme durch. Sehr schön.
 

Etwa eine Stunde vergeht und während langsam die Sonne untergeht, habe ich die Kette immer noch nicht gefunden. Sie muss aber doch irgendwo in der Halle sein...

„Ryu!“

Ich erschrecke mich und sehe Noya mit großen Augen an. „Du bist echt leise wie ein Mäuschen.“ Mein Herz klopft aufgebracht während er nur fragend den Kopf zur Seite legt. Dann grinst er mich an.

Ich blinzel irritiert, da nimmt er meine Hände in seine, was mich noch mehr irritiert. Seine schmalen Finger sind angenehm warm. Hoffentlich sieht das Asahi nicht, sonst denkt er gleich wieder was Falsches.

Plötzlich spüre ich, wie sich etwas Kleines, Hartes an meine Handfläche drückt. Schnell sehe ich nach und halte Kyokos Kette in der Hand. Erstaunt fliegt mein Blick zu Noya hoch, der mich weiter angrinst.

„Hab sie gefunden. Sie war zwischen die Handtücher gerutscht, ganz unten im Wäschewagen.“

„Super!“, rufe ich erfreut und betrachte den glitzernden Schmuck. „Warum hast du sie ihr nicht...?“

Ich breche meinen Satz ab als Noya mir zu zwinkert. „Sie hat doch dich gefragt, oder?“

Mein Herz schlägt schneller. „Danke.“

Ich eile rüber zu Kyoko und als ich neben ihr zum Stehen komme, dreht sie sich bereits zu mir um.

„Bitteschön“, sage ich mit warmer Stimme und roten Wangen während ich ihr die Kette hinhalte, dass der Anhänger aus meiner Hand baumelt.

Ihre Augen werden riesig und mein Herz klopft schneller. Dann macht sie einen Schritt auf mich zu und wirft die Arme um meinen Hals.

Ich erstarre. Sicher setzt mein Herzschlag für ein paar Sekunden aus.

„Danke, Tanaka. Du weißt gar nicht wie glücklich du mich machst.“

Jetzt schlägt mein Herz wieder, hämmert gegen die Brust als sie sich an mich schmiegt. Ihre Haare fühlen sich weich an meiner Wange an und sie duftet nach frischem Obst.

„G-Gerne“, kommt es gepresst über meine Lippen, ich kann mich immer noch nicht bewegen.

Sie lehnt sich zurück umschließt meine Hand in der ich die Kette halte mit beiden Händen und lächelt mich an, dass meine Knie ganz weich werden.

„Möchtest... Möchtest du vielleicht mal... mit mir einen Kaffee trinken gehen?“

Ich sehe sie mit großen Augen und offenem Mund an, ihre warmen Augen, die roten Wangen und das verlegene Lächeln. Sie ist so wunderschön... und fragt mich?

Eine ganze Weile vergeht, dann bringe ich es endlich über die Lippen, die Antwort.

„Ja. Sehr gerne.“

Iwaizumi

Zärtlich und sanft legen sich Oikawas Lippen an meine und meine Welt bleibt augenblicklich stehen.

Er küsst mich? Das... kann doch nicht sein. Wie...? Ich verstehe nicht...

Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, halte ich einfach still, bewege mich auch keinen Millimeter als sich unsere Lippen verlassen und er mit warmer Stimme zu mir spricht.

„Es ist kein Scherz... Es ist die Wahrheit...“

Er hat mich geküsst... Oikawa hat mich geküsst...

„Sag doch was, Iwa-Chan...“ Ich blinzel. „Langsam wird es unangenehm... dass du so gar nicht reagierst...“

Etwas sagen? Was soll ich denn dazu sagen? Ich kann es nicht glauben...

Wenn er mich küsst und dann auch noch betont, dass er es ernst meint... Heißt es dann nicht...? Heißt das etwa...?

All meine Sehnsüchte, die bisher von einer großen Mauer zurückgehalten wurden, brechen von einem auf den anderen Moment aus mir heraus. Ruckartig werfe ich mich ihm entgegen, schlinge die Arme um seinen Körper und nehme mir, was mein Herz so sehr ersehnt, küsse ihn hingabevoll.

Ich kann ihn haben? Dann will ich ihn. Mit Haut und Haar. Einfach alles.

Seine Hände hinterlassen ein deutliches Brennen, wie sie über meine Arme streichen und sich schließlich an den Schultern in meine Jacke graben. Der Druck an meinen Lippen... er erwidert den Kuss.

Er will das hier? Dann will ich mehr. So lange er es zulässt, will ich einfach alles, was er bereit ist, mir zu geben.

Ich presse Oikawa an mich, küsse ihn wiederholt, voller Leidenschaft, genieße jede Berührung, jedes Geräusch aus seinem Mund.

„Hey, Iwa...“, unterbricht er unseren Kuss und ich bemerke erst jetzt, wie sehr ich meine Hemmungen hab fallen lassen. Meine Finger sind in seine Klamotten gedrückt und meine rechte Hand ist dabei sich durch die Kleidungsschichten zu wühlen, auf der Suche nach seiner Haut.

Was mache ich denn hier?

„Ganz ruhig.“ Okiawas Stimme ist warm, ohne Vorwurf oder Sorge.

Mein hektischer Atem beunruhigt mich jedoch zusätzlich. Was war mein Ziel?

Es ist, als wäre ich dabei über ihn herzufallen!

Ich senke meinen Kopf, lege die Stirn an seine Brust und versuche mich zu beruhigen, was mir auffallend schwer fällt. Mein gesamter Körper fühlt sich heiß an.

„Schh...“, macht er und streicht über mein Haar.

Eine Geste, für die ich ihn normalerweise schlagen oder mindestens zurechtweisen würde. Doch jetzt gerade, fühlt es sich tatsächlich schön an, seine Fürsorge, beruhigend.

Ganz langsam löse ich meinen verkrampften Griff um seinen Körper und auch mein Atem kommt zur Ruhe.

„Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet“, meint er plötzlich und ich höre ein Lächeln in seiner Stimme.

Ist das sein Ernst?

„Du?“ Ich sehe zu ihm auf, die Augenbrauen finster zusammen gezogen. „Wie hätte ich je damit rechnen können?“, sage ich scharf und er sieht mich irritiert an.

Ist das sein Ernst?!

„Ich dachte, du stehst auf Mädchen!“ Wie hätte ich das auch nicht denken sollen? „Du hattest mehrere Freundinnen!“, knurre ich aufgebracht. „Du hast immer deine Hühner, die um dich rumtanzen, denen du schöne Augen machst! Wie hätte ich denn nur ahnen können, dass du meine Gefühle auch nur im Ansatz erwiderst?!“

Meine Stimme wird dünner, je mehr sich mein Hals vor Wut zuschnürt.

Er sieht mich nur an, als würden meine Worte noch nicht bei ihm ankommen.

„Da wundert es dich echt, was sich alles in mir angestaut hat? Über all die Jahre...“

Keuchend halte ich inne, merke wie mein Herz aufgebracht gegen die Brust hämmert und wie sehr mich dieser Moment entkräftet hat.

„Nein“, haucht er schließlich nach einer kleinen Pause.

Seine Hände wandern an meine Wangen und die Fingerspitzen graben sich vorsichtig in meine Haare vor. „Nein. Es ist meine Schuld. Das weiß ich.“

Sein Blick ist liebevoll und entschuldigend zugleich. Dann lehnt er seine Stirn an meine und atmet tief durch, was mich auch beruhigt.

Ich seufze. Warum kann er so süß sein? Das macht es mir nicht leicht, wütend zu sein.

„Schon ok.“ Ich lehne mich zurück und Oikawa legt den Kopf zur Seite. „Ich habe nicht erwartet, dass es jemals einfach mit dir sein würde.“

Er zieht einen Schmollmund. „Das ist gemein, Iwa-Chan.“

Ich bücke mich, hebe seine Krücken auf und drücke sie ihm in die Hände.

„Und du bist ein Idiot, Scheiß-kawa.“

„Iwa!“

Ich drehe mich von ihm weg, erwische mich jedoch dabei, dass sich ein breites Grinsen über mein Gesicht zieht.

Kenma

Als die Bedienung des Restaurants mir so nahe kommt, dass meine Brust und ihre Schulter sich beinahe berühren, stellen sich mir die Nackenhaare auf und mein Puls schießt spürbar in die Höhe. Dass mir jemand so nahe kommt, ist mir zuwider, einen Körperkontakt will ich unbedingt vermeiden. Ich presse meine Arme mit geballten Fäusten an meine Seiten und versuche mich so weit es geht nach hinten zu lehnen, doch die Lehne der Lederbank hinter mir gibt kaum einen Zentimeter nach. Gleich wird sie mich berühren.

Ich halte die Luft an, da spüre ich plötzlich Kuros Hand, die sich um meine Schulter legt und seinen Arm in meinem Rücken. Er zieht mich sanft zu sich, dass meine andere Schulter an seine Brust stößt und lehnt sich in der selben Bewegung ein wenig zur Seite, um den Raum zwischen mir und der Frau zu vergrößern.

Überrascht halte ich still, doch meinen Herz schlägt immer noch aufgeregt. Was ist gerade passiert? Die Bedienung war gerade noch so nah und jetzt?

Jetzt liegt Kuroos Arm um meine Schultern, er drückt mich an sich. Er drückt mich an seine Brust, um mich von der Fremden zu entfernen.

Meine Ohren rauschen, dennoch höre ich den vertrauten Klang von Kuroos Stimme. Ich verstehe nicht, was er sagt, doch allein der Klang und das Wissen, dass er es ist, lassen mich meinen Kopf zu ihm drehen und zu ihm auf schauen. Er lächelt.

Warm und wie ein Schutzschild, liegt sein Arm um mich, ohne mich einzuengen. Er... hat die Situation erfasst und mich vor dem ungewollten Kontakt beschützt. Und dieses Lächeln, die schmalen Augen, die auf mich gerichtet sind...

Als würde alles um uns herum verschwinden, verliere ich mich zunehmend in seinem warmen Blick.

„Alles ok?“

Ich atme langsam tief ein, fast genussvoll, fühle so deutlich wie sich mein Herz beruhigt, dass ich beinahe die Augen geschlossen hätte, um den Moment intensiver wahrzunehmen.

Es fühlt sich schön an, von ihm so gehalten zu werden. Es fühlt sich schön an, wie er mich ansieht.

„Ja“, gebe ich aus tiefstem Herzen zurück.

Genau das, genau so einen Moment, möchte ich mit Kuroo haben. Das ist es, was mich wirklich glücklich macht.

„Schön.“ Er lächelt mich liebevoll an.

Mein Kopf bewegt sich leicht zu seiner Brust hin, da bemerke ich, dass ich gerade dabei bin, mich an ihn zu kuscheln. Ich halte inne, da wendet er seinen Blick ab.

Sofort realisiere ich, dass wir gerade im Restaurant sitzen und noch dazu mit einem befreundeten Pärchen, dass uns gegenüber sitzt und uns sieht.

Meine Wangen werden warm.

„Das Essen duftet“, schwärmt Kuroo und fächert sich mit der freien Hand Luft zu.

Vor uns allen stehen bereits Teller.

„Ja. Es riecht nach frischen Gewürzen“, stimmt ihm Akaashi zu und ich höre das Lächeln in seiner Stimme, noch bevor ich ihm den Kopf zuwende und es sehen kann.

Bokuto sieht mit großen Augen zu seinem Teller runter und gibt nur einen andächtige Ton von sich.

Da spüre ich, wie Kuroo meine Schulter reibt, bevor der seinen Arm wieder zu sich zurück nimmt, um die Stäbchen aufzunehmen.

Keiner sagt etwas zu meinem Verhalten, keiner sagt etwas zu Kuroos Verhalten.

Eine angenehme Ruhe breitet sich in meinen Körper aus, ich spüre, wie sich meine Schultern und die Brust entspannen. Erleichtert nehme ich meine Stäbchen in die Hand.

„Steht dir gut“ Ich sehe zu Kuroo rüber, der mich zufrieden ansieht. „Das Lächeln meine ich.“

Erst jetzt bemerke ich, dass sich meine Mundwinkel nach oben bewegt haben und auch, dass ich mich gerade erstaunlich wohl fühle.

Akaashi

Auf dem Heimweg schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt, welche, passend zur Jahreszeit, mit vielen bunten Lichtern, die Dunkelheit des anbrechenden Abends erhellt.

Bukutos warmes Lächeln trifft auf meinen Blick und er tritt ein wenig näher an mich ran. Ich beobachte seine Hand, bis sie schließlich nach meiner greift. Sofort spüre ich, wie sich seine warmen Finger um meine legen.

Hand in Hand, laufe ich mit Bokuto zusammen an den Geschäften vorbei, bis wir auf ein Sportgeschäft stoßen, welches mit großen roten Schildern auf die Rabattaktion ihrer Volleyballartikel hinweist.

„Schau mal, Akaashi!“ Bokuto drückt beide Hände gegen die Schaufensterscheibe und ich wende mich ihm zu. „Die haben auch die Knieschoner, die ich gerne trage.“

Ich lächle leicht und als er dies bemerkt, nimmt er die Hände wieder runter, tritt einen Schritt zurück und stellt sich dicht neben mich. „Gefällt dir auch was?“

Ich drehe mich zum Schaufenster, da spüre ich, wie er den Arm um mich legt, seine Hand an meiner Hüfte zur Ruhe kommt und er den Kopf an meine Schulter schmiegt. Auch die dicken Winterklamotten verhindern nicht, dass ich seine Wärme sofort an meinem Rücken spüre. Es fühlt sich schön an, wie er sich an mich kuschelt.

Ich atme tief durch, lehne meinen Körper ein wenig zu ihm nach hinten und schließe die Augen, während ich meinen Kopf zu seinem kippe.

„Das ist toll. Gefällt mir sehr gut“, hauche ich genussvoll und lege meine Hand auf seine.

Bokuto gibt einen überraschten Laut von sich, doch bewegt sich nicht weg. Im Gegenteil. Er schlingt auch den anderen Arm um mich und wiegt mich sanft hin und her, zum Takt der Melodie, die aus einem der Lautsprecher über uns kommt, die wohl im Ladendach verbaut wurden.

Einen Moment lang genieße ich diesen Moment, dann spüre ich deutlich, dass ich mir mehr wünsche. Ich drehe mich zu Bokuto um, dessen Hände über meine Seiten gleiten, bis sie an meiner Hüfte ankommen. Wir tauschen einen sanften Blick aus, dann schlinge ich die Arme um seinen Hals.

Es ist ein traumhafter Moment, in dem ich nichts anderes mehr wahrnehme als seine zärtliche Umarmung und den verliebten Blick, was mein Herz höher schlagen lässt.

Wieder einmal wünsche ich mir, dass Bokuto den Moment perfektioniert, in dem er mich küsst.

Ich möchte ihn so gerne küssen, seine Lippen an meinen spüren, mich dem süßen Rausch hingeben, der bereits begonnen hat mich zu erfüllen, wenn ich nur daran denke, ihm näher zu kommen.

Ich bemerke erst, dass ich meine Hand an seine Wange gelegt habe, als er lächelt und sie sich unter meinen Fingern bewegt. Es fühlt sich so schön an, er fühlt sich so schön an, ich möchte einfach in seiner wundervollen Seele versinken.

Auch, dass ich mein Gesicht seinem genähert habe, fällt mir erst auf, als sich unsere Nasen streifen. Etwas überrascht von mir selbst, sehe ich zu ihm auf.

Seine Augen sind halb geschlossen, der Blick angetan. Auffordernd bewegt er seine Nase an meiner entlang, neigt sich zu mir.

Uns trennen nur noch wenige Zentimeter, ich kann seinen Atem auf meinem Gesicht spüren, da wird mir plötzlich etwas klar, worüber ich vorher nicht nachgedacht habe und mir auch sofort unbegreiflich erscheint, warum.

Ich brauche nicht zu warten.

Mit einem erkenntnisvollen Keuchen, schließe ich die Augen, überbrücke die letzte Distanz zwischen uns und küsse Bokuto liebevoll.

Sofort schnellen seine Hände hoch an meinen Rücken und er drückt mich fester an sich, erwidert den Kuss mit sanftem Druck.

Als sich unsere Lippen verlassen, kribbelt mein ganzer Körper und ich spüre meine Beine kaum. Ich brauche einen Moment, ehe ich die Augen öffne, sehe dann in Bokutos strahlendes Lächeln.

„Akaashi...“, haucht er mit vibrierender Stimme und mein Herz schlägt schneller. „Können wir das nochmal machen?“

Ein erleichtertes Lachen kommt über meine Lippen, da presst er mich bereits wieder an mich und küsst mich im nächsten Moment.

Kuroo

Auf dem Weg nach Hause ist Kenma spürbar entspannter und dass, obwohl es deutlich voller in den Einkaufspassagen geworden ist. Er sieht sich kaum um, blickt eher auf den Boden vor sich und läuft dicht an meiner Seite. Der Gedanke, dass er schon auffällig nah neben mir läuft, bestätigt sich als ich seine kühlen Finger an meinem Handrücken spüre. Sie wandern meine Handkante entlang, über die Handfläche und legen sich anschließend mit leichtem Druck um meine Finger.

Ob es ihm doch zu voll hier ist? Vielleicht hat er Sorge mich zu verlieren.

Ich schließe meine Finger um seine, merke wie sich sein Griff ebenfalls festigt. Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen, da höre ich etwas, was das gerade aufkommende Wohlbefinden vertreibt.

„Wollen wir noch zum Glühweinstand gehen?“

Mit großen Augen halte ich inne als Daichi und Sugawara unseren Weg kreuzen. Daichis Arm ist um Sugawaras Schultern gelegt, er zieht ihn fröhlich lachend zu sich und sein Zuspieler lächelt ihn liebevoll an. Sie sind ein paar Meter von uns entfernt und verschwinden direkt wieder in den Menschenmassen, ohne uns zu bemerken.

Erstarrt sehe ich ihnen einen Moment nach. Was für ein Zufall, dass sie gerade jetzt auch an diesem Ort sind und dann auch noch...

„Kuroo“, dringt Kenmas Stimme an mein Ohr und holt mich zurück in den Moment. Er geht weiter, zieht mich hinter sich her, bis meine Beine beginnen weiter zu laufen und ich an seine Seite aufschließe.

„Entschuldige“, sage ich leise und senke den Kopf leicht. „Du hast sie auch gesehen, oder?“

Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob mir mein Kopf nicht einen gemeinen Streich gespielt hat.

„Mhm“, bestätigt mich Kenma, setzt seinen Weg eisern fort und ich gehe mit ihm weiter.

Also doch. Ich frage mich, was sie hier machen. Wahrscheinlich den Markt besuchen, die Stadt ist wirklich schön dekoriert, um die Weihnachtszeit besonders. Da sollte es mich eigentlich nicht wundern, dass...

„Bist du noch in Daichi verliebt?“

Ich zucke zusammen als mich Kenmas Stimme wieder aus den Gedanken reißt, sehe überrascht zu ihm runter, doch er blickt weiter nach vorne vor sich auf den Boden und setzt den Heimweg unbeirrt fort.

„Ich...“

Ob ich noch in Daichi verliebt bin?

Seit Bokuto mich das gefragt hat, habe ich öfter darüber nachgedacht, auch weil ich ihm damals keine direkte Antwort geben konnte. Mittlerweile bin ich aber zu einer Schlussfolgerung gekommen und wie sich Kenmas Finger enger um meine schlingen zeigt mir, dass es ihm wichtig ist, meine Antwort zu kennen.

„Nein.“ Seine Finger zucken. „Nein, ich denke es ist keine Liebe mehr.“

Als Kenma zu mir aufsieht, weiche ich seinem Blick aus, sehe vor uns in die Ferne, um mich zu konzentrieren.

„Ich bin davon überzeugt, dass das, was mein Herz bewegt, wenn ich ihn sehe... Dass das Erinnerungen sind.“ Ich atme tief durch. „Erinnerungen an Gefühle, die ich hatte als er und ich uns nahe waren.“ Ich hebe den Blick in den dunklen Himmel, der wieder damit begonnen hat uns mit kleinen weißen Flocken zu bewerfen. „Ich habe... wirklich geglaubt, dass ich jemand besonderes für ihn bin. Und... zu wissen, dass es nicht so ist... eben nichts besonderes zu sein... verletzt mich bis heute.“

Es so auszusprechen ist nicht leicht. Die Wahrheit zu akzeptieren ebenso.

„Das bist du aber.“

Wie ein Zischen dringt Kenmas Stimme in mein Ohr und ich wende mich ihm nun doch zu, sehe seine finster zusammengezogenen Augenbrauen und spüre, wie sich seine Finger fest an meine drücken. „Du bist etwas Besonderes und dass er das nicht erkennt, ist sein Problem.“

Ich blinzle ihn überrascht an.

Er wendet sich mir zu und wir bleiben stehen. Seine freie Hand legt sich um unsere verschlungenen Finger und er sieht mir so ernst in die Augen, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagt.

„Weißt du, was mir wirklich weh tut? Dass du anscheinend keine Ahnung hast, wie toll du bist.“

Perplex kann ich ihn nur anstarren.

„Du bist mutig, du bist engagiert, deine Worte können einen aus jeder Krise befreien. Du bist durchsetzungsfähig, du bist verdammt klug und du bist herzlich und einfühlsam.“

Er hält mich so fest, dass sich seine Fingernägel in meine Hand bohren.

„Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann, Kuroo. Du bist etwas Besonderes.“

Ich spüre ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. „Das ist lieb von...“

„Nein.“ Er schüttelt den Kopf und ich sehe ihn überrascht an. „Ich sage das nicht, um dich zu trösten, Kuroo. Ich sage das, weil ich es so meine.“

Er lehnt sich leicht auf mich zu, drückt mit der anderen Hand nun auch zu, dass es fast schon weh tut. Doch dies unterstreicht nur seinen entschlossenen Blick.

„Für mich... bist du der wichtigste Mensch auf der Welt... An deiner Seite zu sein... bedeutet mir mehr als alles andere...“ Kenma...

Mit leicht geöffnetem Mund sieht er mich an, sein Blick bewegt sich suchend über mein Gesicht. Er versucht sichtbar die richtigen Worte zu finden, die ihm nicht über die Lippen kommen wollen.

Dass ihn meine Situation mitnimmt, wusste ich. Doch dass er so sehr daran zu knabbern hat, habe ich bisher nicht bemerkt.

„Du verdienst jemanden, der... mehr in dir sieht als den großen Typ mit den coolen Sprüchen und dem hinreißenden Lächeln...“ Mein Herz schlägt schneller. „... Jemanden, der all das in dir sehen kann, was du wirklich bist...“ Wir sehen uns so tief in die Augen, wie nie zuvor und ich spüre die Wärme, welche sich in meiner Brust ausbreitet. „So wie ich.“

Was?

„Ich habe mich in dich verliebt, Kuroo.“

Mit großen Augen starre ich ihn an, dann sehe ich, wie er sich auf die Unterlippe beißt und spüre, dass sein Körper zu zittern begonnen hat. Das zu sagen, hat ihn viel Mut gekostet.

Wir sind doch so viel zusammen... wie konnte ich das nicht bemerken?

Er atmet tief ein, spricht mit wackeliger Stimme weiter. „Es ist ok, wenn du das anders empfindest. Das ist es wirklich, da brauchst du keine Sorgen zu haben.“ Ich schaffe es zu blinzeln. „Am Anfang... habe ich nicht verstanden, was es ist, dass sich... da zischen uns... aufgebaut hat. Dass sich meine... Gefühle... verändert haben...“ Er schluckt, seine Fingernägel zwicken in meiner Haut. „Es hat mir eine Riesenangst eingejagt.“ Er zieht Luft durch die Nase ein. „Ich wollte das nicht.“

Mit zusammengekniffenen Augen braucht er einen Moment, ehe er weiter sprechen kann. „Ich habe lange gehadert, dir... das zu sagen, weil... ich nicht will, dass sich etwas zwischen uns ändert.“ Ich blinzle wieder. „Ich habe bemerkt, dass es... genau, wie es jetzt ist...“

Seine Haltung beruhigt sich und er beginnt damit meine Finger in seinen zu bewegen.

„Ich bin glücklich.“

Ein kleines, doch auffallend ehrliches Lächeln legt sich auf seine Lippen.

„Ich bin wirklich glücklich, Kuroo. Dass du an meiner Seite bist... Das reicht.“

„Ken...“

„Du brauchst mich jetzt nicht anders zu behandeln. Du kannst auch so tun, als hätte ich es dir nicht gesagt. Ich wollte nur... Ich will, dass du weißt... Du bist ein besonderer Mensch, Kuroo.“

Ich bin sprachlos.

„Ich hätte nie, niemals gedacht, dass ich mich mal verlieben würde. Das hat mich nie interessiert. Doch jetzt weiß ich wieso.“ Sein Lächeln wird wärmer. „Weil ich schon die ganze Zeit verliebt war, ohne es zu wissen. Du warst immer da... mir hat es nie an etwas gefehlt.“

Ich blinzle langsam und angetan.

Ob ich Kenma mag? Das hat mich Bokuto auch damals gefragt. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten soll, weil ich vermutet habe, dass Kenma so was gar nicht will. Also wäre es irrelevant zu wissen. Doch jetzt?

Vielleicht habe ich auch nie darüber nachgedacht, weil ich nicht wollte, dass mein Herz einen weiteren Rückschlag verarbeiten muss. Doch jetzt?

Es hat ihn sehr viel Mühe gekostet, das alles auszusprechen, doch für mich hat er es getan. Auch wenn er es eigentlich nicht wollte. Und seine Worte... sie haben mein Herz berührt, dass kann ich nicht leugnen.

Er bedeutet mir wahnsinnig viel...

Ich hebe meine freie Hand und streiche sanft mit den Fingerspitzen durch das Haar, welches dicht an Kenmas Wange in sein Gesicht fällt. Als ich den Mund öffne, um ihn zu fragen, ob es ok ist, dass ich das tue, schließt er genussvoll die Augen, neigen den Kopf und schmiegt so seine Wange in meine Handfläche. Mein Herz schlägt schneller und eine angenehme Wärme breitet sich von meiner Brust, in meinem ganzen Körper aus.

„Ich...“

„Du brauchst nichts dazu zu sagen.“

Er öffnet seine Augen wieder ein wenig und sieht mich ruhig an. Seine Hände wandern zu meiner hinauf und er nimmt sie sanft von seiner Wange, um sie an seine Lippen zu drücken.

Ein Kribbeln fährt mir durch den Bauch.

Kein leichtes, sondern ein richtig... intensives Kribbeln.

Akaashi

„Mein Schal...“, hauche ich und greife an meinem Hals ins Leere als ich mit Bokuto zusammen das Geschäft verlasse. Er neigt sich an meiner Seite nach Vorne und sieht meinen nackten Hals an.

„Den hast du eben in der Umkleide ausgezogen“, erinnert er sich. Lächelnd nickt er mir zu und klopft auf meine Schulter. „Ich hol ihn dir schnell.“

Noch bevor ich etwas sagen kann, ist er schon wieder im Laden verschwunden. Ich lächle ihm hinterher. Fürsorglich wie immer.

Tatsächlich freue ich mich, dass es noch ein Stück zu laufen ist, bevor wir wieder zu Hause angekommen sind. So kann ich noch ein bisschen Zeit mit ihm alleine verbringen.

„Wollen wir noch ein Stückchen in diese Richtung, bevor wir zurück gehen?“ Das ist doch Karasunos Managerin, wenn ich mich nicht irre.

Ich hebe den Blick und entdecke sie auf der anderen Straßenseite. Sie deutet in eine Seitengasse, von mir abgewandt, aus der weihnachtliche Lichter blitzen. Neben ihr läuft der Außenangreifer ihrer Mannschaft, Ryonosuke Tanaka. Er bemerkt mich und wirft mir einen erstaunten Blick zu, dass sich sein Mund leicht öffnet. Gerade will ich ihn grüßen, da fällt mein Blick auf seine Armbeuge. Mein Herz klopft etwas schneller als ich sehe, das ihre Hand in seinem Arm eingehakt ist. Er merkt wohl, dass mir dies aufgefallen ist, denn er wird sichtbar rot um die Nase, nickt nur verlegen. Ich lächle ihn an und nicke zurück. So einen schönen Moment möchte ich wirklich nicht stören. Auch auf seinen Lippen formt sich ein sanftes Lächeln und er nickt abermals, bevor sie zusammen in der Seitengasse verschwinden.

Freut mich ehrlich für ihn, dass er wohl auch am heutigen Abend ein Date hat.

„Meine Fresse, jetzt beweg endlich deinen Hintern, Trödel-kawa!“, höre ich eine vertraute Stimme knurren und wende den Kopf.

Zu meiner Linken, drei Geschäfte entfernt, steht Iwaizumi mit verschränken Armen und grimmigem Gesichtsausdruck.

Auf der unterbewussten Suche nach Oikawa, entdecke ich eben diesen, umringt von aufgebracht quietschenden Mädchen, die seine Krücken betrachten und ihn in ein wildes Fragen-Wirrwarr verwickeln. Er lächelt, gibt ihnen ein paar Antworten und schlängelt sich dann erstaunlich geschickt an ihnen vorbei bis er Iwaizumi schließlich erreicht.

„Sorry“, trällert er und sein Ass schnaubt nur verächtlich.

„Ich steh hier schon fast 10 Minuten“, protestiert er. Er dreht den Kopf in meine Richtung und ich hebe vorsorglich die Hand, um ihn zu grüßen, doch noch bevor er mich entdeckt, schwingt sich Oikawa an ihm vorbei und... küsst ihn?

„Ich werde dich entschädigen, Iwa-Chan.“ Oikawas Stimme ist verführerisch tief, während er ihn mit halb geöffneten Augen ansieht. „Freu dich schon mal drauf.“

Ich ziehe die Finger an meiner gehobenen Hand an und trete einen Schritt zurück aus dem Schaufensterlicht des Geschäftes hinter mir. Wenn die beiden mich jetzt bemerken, wird es sicher eine unangenehme Situation, denn dann wissen sie, dass ich das gehört habe. Spätestens wenn sie mein Gesicht sehen, das die Farbe einer Tomate angenommen haben dürfte, wissen sie es.

Tatsächlich laufen sie an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Wie auch, da ihre Blick an einander haften.

Ich lächle ihnen nach, erinnere mich an das Gespräch mit Oikawa, in dem ich ihn gefragt hatte, ob er Iwaizumi mag, nachdem er meine Gefühle für Bokuto angesprochen hatte. Er hatte verlegen geschwiegen. Jetzt schweigt er wohl nicht mehr. Schön für die beiden.

„Das seid ihr ja nicht weit gekommen.“

Mein Blick schwenkt nach Rechts und neben mir stehen Kuroo und Kenma. Kuroo sieht mich mit zur Seite gelegtem Kopf an, während Kenma in seinem Schatten steht, nah an seiner Seite.

„Wir sind noch spontan shoppen gegangen“, entgegne ich und höre, wie sich die Türe hinter mir öffnet.

„Hier, Akaashi!“ Bokuto stürmt aus dem Laden und kommt schwungvoll vor mir zum stehen, wobei er fast Kuroo umgerannt hätte. Anscheinend hat er die beiden gar nicht bemerkt. In seinen Händen hält er meinen Schal. „Schnell, bevor du dich erkältest!“

Er beginnt damit den Schal um mich zu wickeln.

„Bokuto-san, Kuroo und Kenma...“, will ich Bokuto auf die beiden, die hinter ihm stehen aufmerksam machen, doch er unterbricht mich mit einem strahlenden Lächeln.

„Die wären auch echt ein süßes Pärchen. Davon bin ich überzeugt.“

Er richtet meinen Schal, während ich ihn nur anblinzeln kann und sehe, wie die beiden Köpfe hinter ihm eine rötliche Färbung annehmen.

„Sie sind...“, versuche ich es noch einmal, doch wieder hört er mir nicht zu Ende zu.

„...perfekt für einander? Hab ich auch gedacht. Kuroo ist so der große, starke Typ, der voll verständnisvoll ist aber trotzdem auch unangenehme Themen ansprechen kann. Bei ihm kann sich bestimmt auch Kenma wohl fühlen, der so schlau, aber eben ein bisschen zurückgezogen ist. Muss ja nicht jeder immer voll im Mittelpunkt stehen. Da stehe ich ja schon gern genug.“ Er lacht aus tiefster Brust.

Kuroo und Kenma sehen sich in seinem Rücken an, tauschen verlegene Blicke aus.

„Ist dir aufgefallen, wie stolz Kuroo auf Kenma ist?“ Bokutos Augen funkeln.

Während Kenma Kuroo fragend ansieht, nickt dieser bestätigend.

„Da ist so ein Funkeln in Kuroos Augen, wenn er ihn ansieht. Das hat er sonst bei keinem.“

Kuroos Blick wird sanfter und ich kann sehen, wie Kenma erst nervös, dann etwas ruhiger den Blickkontakt aufrecht hält.

„Und Kenma...“ Bokuto macht eine Schlaufe in meinen Schal und zieht das andere Ende hindurch. „Kenma hat in Kuroo jemanden gefunden, bei dem er sich wohl fühlt, weil er ihn so sein lässt, wie er ist.“

Jetzt ist Kenmas Blick vollkommen entspannt. Er angelt nach Kuroos Hand, der sie ihm bereitwillig überlässt, während sie in den Augen den anderen zu versinken scheinen.

„Das ist übrigens etwas, was ich auch sehr an dir schätze, Akaashi.“ Jetzt sieht er zu mir auf und ich blicke ihn mir geröteten Wangen an. „Ich bin echt schwierig.“ Er lacht. „Aber du lässt dich drauf ein. Damit machst du mir echt Mut. Ich danke dir.“

Als die beiden sich hinter Bokuto bewegen, fliegt mein Blick doch wieder zu ihnen und ich sehe, wie Kenma nickt. Kuroo sieht ihn überrascht an, da nickt er nochmals mit etwas mehr Nachdruck.

„Ich liebe dich“, formen nicht nur Bokutos Lippen und mein Herz schlägt augenblicklich schneller.

Jetzt bemerkt wohl auch Bokuto, dass ich an ihm vorbei sehe, denn der beginnt den Kopf zu drehen, um nachzusehen, was da hinter ihm ist, dass ihm meine Aufmerksamkeit stiehlt.

Schnell fasse ich seine Wange und sehe ihm tief in die Augen. Überrascht, doch angetan, erröten seine Wangen. Ich lächle ihn an, meinen wunderschönen und überraschend wortgewandten Engel.

„Ich dich auch.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es geht los :D Willkommen beim diesjährigen Adventskalender! Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben ❤️
Es geht los mit Tanaka, der die Einleitung übernommen hat.
Habt einen guten Start in die Adventszeit!
Eure Scharon Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute: Drama
Dieses Jahr ist es nicht immer ganz so fluffy.
Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ❤️ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kenma zu schreiben ist super interessant. Ich mag den Konflikt zwischen dem was er denkt und dem was er sagt. Ich hoffe, das kommt gut rüber:) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
24.Dezember!^^
Vielen lieben Dank, dass ihr meine Adventskalender-Geschichte gelesen habt :)
Ich hoffe, ihr hattet Spaß und ich konnte euch ins Gefühlschaos meiner Charas entführen.

Frohe Weihnachten und eine besinnliche Zeit!

ACHTUNG: Wie letztes Jahr, habe ich mir nicht nehmen lassen, noch einen kleinen Bonus zu schreiben :D Freut euch also gerne auf ein letztes Türchen, morgen!

Eure Scharon Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (36)
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Von:  Mangamatcha
2024-02-02T10:41:35+00:00 02.02.2024 11:41
Oha... Ich habe hier einen kleinen Schatz entdeckt. Finde es Wunderbar erfrischend und bin gespannt, was noch so kommen mag. :)
Weihnachten ist zwar vorbei, aber so einen Lese- Kalender finde ich ne coole Idee. Auch das die Kapitel kurz sind, finde ich in dem Fall gut.
Antwort von:  Scharon
05.02.2024 09:20
Hi😁 Herzlich Willkommen in meiner Adventskalendergeschichte🤗 ich freue mich sehr darüber, dass du hier liest, auch wenn nicht Weihnachten ist 😁 doch noch mehr macht es mich echt glücklich, dass es dir gefällt 🤗 ich wünsche dir auch weiterhin ganz viel Spaß, Spannung und hoffentlich auch ein bisschen Herzklopfen 🥰
Von:  Hypsilon
2023-12-25T06:19:38+00:00 25.12.2023 07:19
Hach, so ein schönes Bonus-Türchen heute Morgen.

Ich war doch ein bisschen überrascht, dass die Zusammenfassund der Enden von Akaashi kam, sozusagen. Hab ja doch mehr mit Tanaka gerechnet, aber du hast das hier auch richtig nice gelöst. Man kann nochmal bei allen (außer AsaNoya) reinschauen. Diese Stummen Abkommen, die Akaashi da schließt, sind toll beschrieben. Auch, dass ihm das mit IwaOi ein bisschen unangenehm ist hihi.
Am besten fand ich aber Bokuto, der vor KuroKen einfach mal deren perfekte (noch nicht-) Beziehung auf den Tisch legt und die Liebesgeständnisse zum Schluss eben. Sehr sehr schön und ein hervorragende Abschluss für diesen supertollen AK <3
Antwort von:  Scharon
25.12.2023 11:27
Vielen lieben Dank 🤗
Ich habe mich für Akaashi entschieden, da er letztes Jahr auch den Abschluss gemacht hat und ich Bokuto brauchte für KuroKen🥰 ich bin glücklich, dass es dir gefallen hat 🤗🤗🤗 Danke für deine lieben Kommis❤️
Von:  Hypsilon
2023-12-24T06:55:42+00:00 24.12.2023 07:55
Ja Gott sei Dank! Ich dachte echt, ich würde um einen KuroKen-Abschluss bestohlen hihi
Zum Glück nicht und es hat sich wunderschön gelesen. Hach Kenma. Ich finde es schon sehr realistisch, dass gerade bei sowas dann auch mal richtig den Mund aufmacht und deutlich ausspricht, was Sache ist. Er musste es halt selbst erst noch so richtig verstehen und greifen.
Dass Daichi und Suga nochmal auftauchen war ein richtig feiner Touch und hat auch den Übergang perfekt gemacht.

Ein wirklich schönes Kapitel.
Und auch rückblickend war es ein richtig toller Adventskalender, den ich täglich sehr gerne gelesen. Diese Auf und Abs hats du super beschrieben, schön eingebaut und so klasse verarbeitet.

Danke also für diesen Adventskalender.

Ich wünsch dir an dieser Stelle auch frohe Weihnachten und ein besinnliches Fest. <3
Antwort von:  Scharon
24.12.2023 11:06
Hihi🥰 Nein, KuroKen bekommen ihren Moment 🥰 freut mich sehr, dass du so mirgefiebert hast und dich über sie freust🤗 und natürlich, dass dir das Kapitel im Ganzen gefallen hat 🥰
Ich danke dir für die vielen lieben Kommentare ❤️ ich hab jeden Tag drauf gewartet, dass du schreibst und deine Worte haben mich durch den Kalender getragen 🤗
Morgen gibt es noch einen Bonus 😉
Dir auch schöne und besinnliche Feiertage 🤗🤗❤️
Von:  Hypsilon
2023-12-23T04:34:07+00:00 23.12.2023 05:34
Akaashi bekommt endlich seinen Kuss <3 aber auch das Händchenhalten zuvor war richtig schön aufgebaut und wie es natürlich doch immer noch um Volleyball geht, das hast du echt toll eingebaut noch.
"in seiner Seele versinken" ist auch etwas, das nicht jeder denken/sagen/schreiben würde und ich finde, es passt es gut zu Akaashi. Bei Bokutos Augen hat man ja auch so bisschen das Gefühl, direkt zur Seele durchzudringen.
Hach ja und dann erkennt Akaashi, dass er sich den Kuss auch selbst holen kann. Das war ein sehr schöner Moment. Es überrascht auch nicht, dass Bokuto gerne mehr davon haben will <3
Und morgen ist Grande Finale und wie haben von Tanaka schon lang nichts mehr gelesen hihi
Antwort von:  Scharon
23.12.2023 09:55
🥰 freut mich sehr, dass dir die beiden gefallen und ich Akaashi wohl gut getroffen habe 🥰 er fühlt sich sehr zu Bokuto hin gezogen. Das habe ich versucht, hier noch mehr zu betonen 😁 Als er realisiert, dass er ja auch den ersten Schritt machen kann, ist es direkt um ihn und auch um Bokuto geschehen ❤️ Danke für dein Lob 🤗
Ja, morgen gibt es das längste Türchen meiner Geschichte 🤭 worum es geht, verrate ich natürlich noch nicht😁😉
Von:  Lucy2612
2023-12-22T12:04:49+00:00 22.12.2023 13:04
Sehr schöne Szene auch das sie sich näher gekommen sind. Und Kenma lächelt!!!!😍hach
Antwort von:  Scharon
22.12.2023 22:53
Vielen lieben Dank für deine lieben Worte ❤️ Es freut mich sehr, dass dir die Szenen mit deinem Liebling gefallen 😁 ja, kenma fühlt sich gerade wohl🥰
Von:  Lucy2612
2023-12-22T11:58:28+00:00 22.12.2023 12:58
Sehr schön erzählt von beiden Seiten! Auch das Ende sehr passend. In ihren Charakteren behalten. Freue mich sehr für die beiden 😍❤️
Antwort von:  Scharon
22.12.2023 22:50
Ui😁 Es freut mich, dass dir ihre Geschichte gefallen hat. 🥰Ja, die zwei können nicht anders als sich zu zanken😅 Dennoch passen sie einfach gut zusammen 🤗
Von:  Hypsilon
2023-12-22T05:41:01+00:00 22.12.2023 06:41
Das war ein richtig schöner Moment, wo ich es richtig schade fand, dass sie in einem Restaurant sind und nicht bei Kuroo oder Kenma daheim wo sie kuscheln könnte. Hach... so schön und Kuroo ist am Ende auch noch richtig nice smooth. Mag ich wirklich sehr <3
Antwort von:  Scharon
22.12.2023 06:52
Das stimmt 😊 kenma hat auch für einen kleinen Moment vergessen, wo sie sind❤️
Schön zu hören, dass dir die Szene gefällt 😁 hat beim Schreiben richtig gut getan. Danke für dein Lob❤️
Von:  Lucy2612
2023-12-21T12:12:22+00:00 21.12.2023 13:12
Ich finde es sehr schön wie fürsorglich Kuroo mit kenma umgeht 🥰
Antwort von:  Scharon
22.12.2023 01:43
Ja🥰 Genau das gefällt mir auch sehr 😁 schön, dass es dir zusagt😁 Danke❤️
Von:  Hypsilon
2023-12-21T06:01:39+00:00 21.12.2023 07:01
Uh, da ist Iwa ja richtig überwältigt, aber das ist ja nun wirklich nicht besonders verwunderlich. Richtig schön, wie du beschrieben hast, dass er es im Grubde selbst nicht recht checkt, wie weit sein Instinkt ihn da hatte treiben wollen. Das hätte noch wild werden können hihi
Ich finds auch super, dass sich Oikawa seiner Schuld bewusst ist. Sehr korrekt von ihm!

Erstes happy end oder? ^^
Antwort von:  Scharon
21.12.2023 09:45
Ja, hat ihn kalt erwischt 😆 schön, dass es dir gefällt. Ich dachte, wenn sich Gefühle so lange aufstauen, können sie auch explodieren 🤗
Ja ja, wer weiß was passiert wäre, wenn Oikawa nicht gebremst hätte🤭
Ja, hier haben wir ein Happy End🥰
Von:  Hypsilon
2023-12-20T05:14:46+00:00 20.12.2023 06:14
Da ist unser Meisterbeobachter wieder und erstmal macht er sich so seine Gedanken. Es ist echt sehr verständlich, dass er da auch n bisschen verunsichert ist, wenn seine ganz normalen Freundschaftsgesten vielleicht doch etwas mehr sein oder zumindest so interpretiert werden können.

Besonders schön fand ich hier die Reaktion auf Oikawa. Sie sind zwar Feinde, Tanaka kann ihn eigentlich nicht ausstehen, aber er schätzt und respektiert ihn als Gegner und da ist so eine Reaktiob ziemlich realistisch. Hat mir gut gefallen. Auch die Herzchen für BokuAka hihi

Und dann kommt der Retter. Richtig guter Move und sehr süß, dass es zum Dank Kaffee gibt <3
Antwort von:  Scharon
20.12.2023 06:45
😁 yay, anscheinend ist genau das rüber gekommen, was ich beabsichtigt habe. Das freut mich sehr😁
Ich mag die Interaktionen zwischen Tanaka und Noya. Sie sind so herrlich frei und vertraut.
Ja, die Info zu Oikawa erleichtert hier einige Herzen. Du hast das exakt beschrieben, sie mögen sich nicht, doch wollen sie einander auch nichts schlechtes.
Hihi, jetzt hat auch Tanaka ein Date😊 finde einfach, er hat es verdient ❤️


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