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Die Tragödie in der Buchhandlung

von

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Fall

~ Conan / Shinichi ~

 

Ein ausgereifter Verstand und eine farbenfrohe Gefühlswelt; zwei Aspekte der menschlichen Psyche, welchen von Natur aus nicht die Möglichkeit gegeben ist, in einer gemeinsamen Geisteswelt zu koexistieren. Diese Ansicht vertrat einer der berühmtesten fiktiven Figuren der Kriminalgeschichte: Sherlock Holmes.

Trotz der Tatsache, dass der ehemalige Teenager zu seinem großen Vorbild aufsah und große Stücke auf ihn hielt, teilte Shinichi Kudo nicht jede seiner Meinungen. Er selbst vertrat die Ansicht, dass es sehr wohl möglich sei, sowohl über einen hellen Verstand wie auch über ein großes, fühlendes Herz zu verfügen. Dabei diente ihm seine eigene Gefühlswelt vollkommen ausreichend als Beweis, wie er immer wieder aufs Neue feststellen durfte.

Es gab nicht viel auf der Welt, was seinen regelmäßigen Herzschlag in ein schnelles, aufgeregtes Pochen verwandelte. Müsste er die Ursache in Worte fassen, wäre seine Antwort stets: Ran Mori. Doch nicht nur die große Zuneigung zu seiner Sandkastenliebe prägte die Gefühls- und Gedankenwelt des ehemaligen Oberschülerdetektivs. Das literarische Reich der Kriminalität, wie auch das Lösen eigener Fälle, ein Fall seltsamer und kniffliger als der andere, waren sein Treibstoff. Ein weiteres Hobby, welchem er mit großer Freude nachging, war der Fußball.

Wenn er sich nicht gerade alleine oder mit seinen Freunden auf einem Bolzplatz vergnügte, jonglierte er den Ball kunstvoll unter Einsatz sämtlicher Körperteile herum. Vergnügungen, die ihm stets den Alltag verschönerten und ihn angenehmer machten.

 

Mit lockerem, nahezu federndem Schritt schlenderte Conan eine belebte Straße entlang. Es war ein relativ ruhiger Tag, weder gab es für die Detektei Mori einen bestehenden Fall zu lösen, noch war ein Klient mit einem neuen Fall im Büro aufgetaucht. Daher hatte Kogoro die Gelegenheit genutzt, sich mit seinen Kopfhörern und der neusten Zeitung an den Schreibtisch verzogen und lauschte einem Pferderennen nach dem anderen. Ran traf sich mit Sonoko, um eine, nach Aussage der letzteren, persönliche Frauensache zu erledigen.

Auch seine Freunde, die Detective Boys, hatten sich bereits im Vorfeld bei ihm als abwesend gemeldet, doch das war ihm nur mehr als recht. Kaum hatte er die Benachrichtigung auf seinem Handy gesehen, war er in seine rot-weißen Schuhe geschlüpft und hatte sich sofort auf den Weg gemacht. Ein glücklicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht, welcher sich noch weiter verstärkte, als er sich seinem Ziel näherte. Seine kindlichen Hände um die kunstvolle wie auch altmodisch wirkende Türklinke geschlungen, öffnete er die Tür und betrat den kleinen Laden.

„Conan! Schön, dass du gekommen bist und das auch noch so schnell“, begrüßte ihn eine freundliche Dame mit einem großen Lächeln im Gesicht. Conan drehte sich zu ihr um und verneigte sich ein wenig vor.

„Guten Tag, Tantchen!“, quakte er mit kindlicher Miene und verschloss die Tür wieder. „Ich habe eine Benachrichtigung bekommen, dass mein Buch endlich angekommen sein soll!“

Die Verkäuferin nickte ihn an, verließ ihre Position hinter der Registrierkasse und trat an eines der Regale hinter ihr. Es dauerte nicht lange, bis sie fündig wurde.

„Das Buch ist gestern Abend erst angekommen, aber es war recht spät, da warst du bestimmt schon im Bett“, sagte die Dame und überreichte dem kleinen Jungen das Buch. Mit glänzenden Augen betrachtete Conan das Buch mit allen Seiten. Es war recht schlicht, komplett in Purpur gehalten und hatte bereits ein paar Jahre hinter sich. Nicht ein einziges Motiv zierte das Buch, lediglich der Titel war in schwarzen, einfachen Buchstaben vorhanden.

„Kannst du denn schon so ein Buch lesen? Für einen Grundschüler können viele schwere und fremde Schriftzeichen vorhanden sein“, fragte die Dame besorgt.

„Das macht nichts, ich kann schon ganz gut lesen. Und wenn ich es doch nicht kann, dann hilft mir Onkel Kogoro. Er ist wirklich sehr schlau“, sprach Conan die Lüge aus, ohne eine Miene zu verziehen. Dass er bereits noch kompliziertere Bücher gelesen hatte, das musste die Dame von der Buchhandlung seiner Meinung nach nicht wissen.

Dies schien der Verkäuferin als Erklärung zu genügen. Stattdessen nahm sie das Buch wieder entgegen, doch anstatt den Kassiervorgang zu starten, fing sie zu überlegen an.

„Sag mal, Conan, hast du denn noch viel von deinem Taschengeld übrig?“, wollte die Dame nun von ihm wissen. Dieser tat so, als müsste er darüber erstmal nachdenken, dann nickte er mit dem Kopf.

„Ja, ich habe noch ganz viel Taschengeld übrig“, antwortete Conan und dachte dabei an das Geld, dass er erst vor kurzem wieder von seinen leiblichen Eltern überwiesen bekommen hatte. Doch auch das behielt er lieber für sich. Sollten die Leute doch glauben, dass Kogoro ihm das Geld gegeben hatte. Conan wusste es besser.

„Gut, denn wir haben in der letzten Zeit ziemlich viele Lieferungen bekommen“, sagte die Verkäuferin und deutete mit einer wischenden Geste durch den gesamten Verkaufsraum.

„Besonders viele Bücher aus Deutschland haben wir erhalten, aber die wirst du nicht lesen können. Deutsch ist eine schwere Sprache“, sagte die Frau, woraufhin sich Conan grinsend am Hinterkopf kratzte.

„Nein, Deutsch kann ich leider nicht, aber ein bisschen Englisch kann ich schon lesen. Ran hat mir das eine oder andere Wort beigebracht. Aber ganz alleine lesen kann ich das noch nicht.“

Das schien die Frau ziemlich zu beeindrucken. Überrascht sah sie Conan an, dann schüttelte sie amüsiert ihren Kopf.

„Wahnsinn, die bringen den Kindern die englische Sprache immer früher bei. Dabei ist es doch nach wie vor wichtig, erst einmal die eigene Muttersprache zu beherrschen, bevor man sich an die Sprachen anderer Länder heranwagt… auf der anderen Seite kann es ja nicht schaden, als Kind kann man sehr viel lernen und je früher man sich mit einer fremden Sprache beschäftigt, desto einfacher tut man sich beim Lernen. Wie dem auch sei“, sagte die Frau und versuchte, auf ihr eigentliches Anliegen zurückzukommen.

„Wir haben auch ziemlich viele englische Bücher erhalten, auch für Kinder, vielleicht ist ja etwas für dich dabei. Oder für Ran, das könnte ihr beim Lernen in der Oberstufe helfen. Hach, von der Jugend wird meiner Meinung nach viel zu viel abverlangt.“

Nur zu gerne wäre Conan darauf eingegangen, doch er wollte die Rolle des Kleinkindes nicht verlassen, dass er der Verkäuferin gegenüber spielen musste. Auch war er neugierig, welche Bücher der Buchhandel erhalten hatte. Er wusste zwar, dass das kleine Geschäft es irgendwie schaffte, auch diverse Literatur aus dem Ausland zu importieren, doch normal hielt sich die Summe dessen doch in einem sehr überschaubaren Rahmen auf.

„Ich sehe sie mir mal an, danke, Tantchen!“, sagte Conan übertrieben glücklich, winkte der älteren Dame noch kurz zu. Diese dagegen hob sein bestelltes Buch hoch und legte es auf die Seite.

„Dann werde ich es nachher abkassieren, solltest du noch etwas finden, legen wir es dazu“, meinte sie freundlich. Doch kaum hatte sie das ausgesprochen, wurde sie bereits von einem anderen Kunden ins nächste Gespräch gezogen.

 

Für Conan ein Zeichen, die ältere Dame in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen und sich ein wenig in den Gängen der Buchhandlung umzusehen. Trotz des geringen Platzes hatten sie den Raum voll ausschöpfen können, so gingen die Regale mehr in die Höhe, als in die Breite und boten für die Kunden mehr als genug Auswahl. Sollten sie etwas von einer höheren Ebene benötigen, standen ihnen mehrere Leitern zu Verfügung. Selbst Conan hatte mehrere Male versucht, eine davon zu benutzen, war jedoch immer wieder von aufmerksamen und besorgten Erwachsenen davon abgehalten worden. Am Ende hatten sie das Buch für Conan heruntergeholt und er hatte sich immer wieder dafür schlecht gefühlt. Als Jugendlicher wäre ihm das nicht passiert, da hätte ihn niemand von der Leiter heruntergeholt mit den Worten, dass es viel zu gefährlich für ihn sei. Als Jugendlicher wäre er problemlos die Leiter hinaufgestiegen und hätte sein Buch geholt, ohne, dass es irgendein Aufsehen geweckt hätte.

Doch als Kind konnte er das nicht und mittlerweile hatte er jeden Versuch, die Leiter zu benutzen, begraben. So blieben ihm nur die Bücher, welche sich in seiner Armreichweite befanden. Doch das war für ihn angesichts des stetig wechselnden Sortiments kein allzu großes Problem.

Stattdessen begann er, Reihe für Reihe zu durchstreifen, nahm das eine oder andere Buch in die Hand und sah es sich näher an. Besonders ein Roman, welcher mit dem Aufdruck „Perfekt für Fans von Sherlock Holmes!“, weckte seine Neugierde. Es war ein englischer Roman, doch Conan konnte zur Not behaupten, dass es ein Roman für Ran wäre. Doch als er gerade dabei war, sich anhand des Rückentextes über den Inhalt des Geschichte zu informieren, spürte er eine unangenehme Berührung an seiner linken Schulter.

„Oh, Entschuldigung, kleiner Junge, ich habe dich gar nicht gesehen. Habe ich dir wehgetan?“, fragte ein Mann mit Dreitagebart und einem dünnen Buch unter dem Arm. Conan warf einen kurzen Blick auf das Cover, es zeigte eine detaillierte Zeichnung einer Bachforelle.

„Ach was, nein, Onkelchen, es ist alles in Ordnung“, sagte Conan und ging einen Schritt zur Seite, um die Distanz zwischen ihnen zu vergrößern. „Ich habe mich nur erschrocken, das ist alles.“

Der Dreitagebart atmete erleichtert auf.

„Dann bin ich ja beruhigt, ich dachte schon, ich hätte dir vielleicht wehgetan, das wäre mir wirklich unangenehm gewesen.“

Daraufhin verbeugte sich der junge Mann mehrere Male in Conans Richtung, bevor er den Gang verließ. Conan tat es ihm gleich, jedoch in die andere Richtung und nach wenigen Augenblicken hatte er den Vorfall vergessen.

 

Es gab noch sehr viele Bücher, die Conan in die Hand nahm und inspizierte, ihre Rückentexte durchlas und sie ein wenig durchblätterte. Doch so recht wollte kein weiterer Roman seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Lediglich ein scharlachroter Buchumschlag hatte ihn neugierig gemacht. Ein weiterer Sherlock Holmes Band, wie er anhand der stereotypischen Silhouette auf dem Cover erkennen konnte. Sherlocks Kopf, mit der berühmten Pfeife im Mund, wie er zur Seite schaute. Doch ein Blick auf den Rest des Covers hatte seine Freude im Nu absterben lassen.

Ein deutsches Buch … das hätte höchstens als Sammelbuch für mich Interesse. Eigentlich ist es schade, aber ich werde es nicht lesen können. Ob mein Vater deutsch kann? Immerhin ist er ja viel im Ausland unterwegs. Und so eine schöne Ausgabe von Holmes allererstem Fall habe ich schon lange nicht mehr gesehen…

Während Conan nun mit sich haderte, ob er die 2600 Yen für das Buch ausgeben sollte oder nicht, überfiel ihm, ohne jegliche Vorwarnung, ein kalter Schauer. Das unangenehme Gefühl, von jemanden beobachtet zu werden, in dessen Blickfeld er sich lieber aufhalten sollte. Vorsichtig begann Conan sich umzusehen, tarnte es jedoch als Versuch, sich nach einem weiteren interessanten Buch umzusehen. Jedoch wurde er nicht fündig. Alles was er sah, war nur der Dreitagebart und ein weiterer Mann, welcher sich vor dem Regal mit den Näh- und Kochbüchern gestellt hatte. Offenbar auf der Suche nach einem Buch passend für sein Hobby oder seine Arbeit.

Das seltsame Gefühl so gut es ging abschüttelnd, atmete Conan tief ein und aus, bevor er den deutschen Sherlock Holmes Roman schweren Herzens wieder in das Regal stellte. Den englischen Roman konnte er noch als etwas abstempeln, dass er für Ran kaufen würde, doch das deutsche Buch würde im Haushalt Mori keiner lesen können. Und seine Verbindung zu seinem Vater konnte unmöglich offenlegen. Zumal es ihm zu viel von seinem Geldbestand kosten würde und er war sich nicht sicher, ob er das restliche Geld nicht noch anderweitig benötigen würde. Conan beschloss, das Buch im Hinterkopf zu behalten. Kurz betrachtete er den englischen Roman, dann nickte er tatkräftig, als müsste er sich selbst davon überzeugen, dass er das Buch wirklich haben wollte.

 

Er blickte noch immer auf das Buch, als er sich in die andere Richtung als zuvor drehte, bereit, seinen Weg zur Kasse zu machen. Zu seinem Glück blickte er rechtzeitig auf. Zu seinem Glück war er nicht weitergegangen, ohne auf seine Umgebung zu achten. Kalter Schweiß lief ihm den Nacken hinab und er fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Sein Mund wurde trocken und in seinem Hals bildete sich ein Kloß, den er nur schwer wieder wegbekam. Schnell, ohne irgendwelches Aufsehen zu wecken, ging Conan ein paar Schritte zurück und versteckte sich hinter einem Bücherregal. Blickte vorsichtig hinter diesem hervor und starrte auf die Person, welche sich gerade mehrere Bücher hintereinander ansah. Mit einem offenen, ehrlichen Interesse.

Die Person, welche das Leben seiner Freundin Ai gefährdete und sein eigenes ruiniert hatte. Die Person, welche andere Menschen richtete, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Person, die einen schwarzen Porsche fuhr. Das Monster in Menschengestalt: Gin.

Conan beobachtete ihn weiter, für einen kurzen Moment befürchtete er, Gin hätte ihn gesehen oder auf eine andere Art und Weise wahrgenommen, doch dem war nicht der Fall.  Dieser betrachtete immer noch die Bücher, schien sie sehr genau unter die Lupe zu nehmen und blätterte sie durch, als wüsste er, wonach er auf die Suche war.

Schnell sah Conan sich um, doch niemand schien den kleinen Jungen zu beachten. Dies nutze er aus, er stellte sich so an das Regal vor ihm, als würde er es gerade näher studieren. Doch in Wirklichkeit nutzte er die Zoomfunktion seiner Brille, um einen Blick auf die Bücher werfen zu können, die Gin betrachtete. Er erkannte lateinische Buchstaben und versuchte sie zu entziffern, musste jedoch nach ein paar Versuchen aufgeben. Seine fehlenden Deutschkenntnisse machten ihm nun erst recht einen Strich durch die Rechnung.

Frustriert ballte Conan seine Hände. Nicht nur, dass sich eines der wichtigsten Mitglieder der schwarzen Organisation vor ihm befand, er schien sich auch noch für mehrere Bücher zu interessieren, doch die Absicht dahinter konnte Conan nicht verstehen. Alles, was er sich zusammenreimen konnte, war, dass es offensichtlich im Interesse der Organisation geschah und weniger aus Gins eigenem, privaten Interesse heraus.

Dies geschah mehrere Minuten lang, Gin sah sich diverse Bücher an, schien sie nach etwas Bestimmten zu durchsuchen und legte sich hin und wieder einen Band zur Seite. Der kleine Stapel wuchs und wuchs, doch Conan wurde daraus nicht schlau. Am Ende sortierte Gin auch aus diesen Büchern mehrere wieder hinaus. Währenddessen Conan mit sich rang, ob er sich Gin nicht doch irgendwie nähern konnte. Zumindest die Abteilung musste er herausfinden, die Fachrichtung, um die es Gin gehen würde. Denn dass dieser keine Unterhaltungsromane kaufen würde, war ihm sofort bewusst gewesen. Nein, es musste sich um Fachliteratur handeln, dessen war Conan sich bewusst. Doch an welcher Art von Fachliteratur konnte die Organisation Interesse haben? Bücher rund um das Thema Programmierung? Immerhin hatten sie einst den Systemprogrammierer Suguru Itakura engagiert, um für sie ein spezielles Programm zu entwickeln.

Um einen besseren Blick auf das Regal hinter Gin werfen zu können, beschloss Conan, sich hinter ein anderes Regal zu stellen, eines, welches sowohl näher an Gin wäre, aber auch näher an der Kasse. So müsste er nur noch einen Seitenblick hinüberwerfen und würde auf Dauer weniger auffallen, zumindest war es Conans Plan.

Aus diesem Grund verließ er seine derzeitige Position, ging zu dem neuen Regal hinüber, welches er sich ausgewählt hatte und tat für ein paar Sekunden so, als würde er sich ernsthaft für Fotografie-Bildbände interessieren. Doch sein Hauptfokus lag weiterhin auf Gin. Beobachtete ihn und versuchte an weitere Informationen heranzukommen. Was ihm auch dank der Zoomfunktion seiner Brille auch gelang. Das Bild eines menschlichen Körpers kam in sein Sichtfeld und sofort begann Conan zu kombinieren.

Verstehe, darum geht ihm also… es sind medizinische Bücher, schlussfolgerte er in sich hinein. Viel brachte es ihm im ersten Moment nicht, dennoch war es mehr, als er noch vor wenigen Minuten in der Hand hatte.

 

Während er versuchte, ein paar erste Vermutungen aufzustellen, was die Organisation mit medizinischen Büchern beabsichtigen könnte, konnte er die Stimme des Herren hinter sich hören, der zuvor in ihn hineingelaufen war. Er schien sich an die Verkäuferin an der Kasse zu wenden.

„Frau … Frau Izanagi, könnte ich Ihnen eine kurze Frage stellen?“, begann der Herr mit dem Dreitagebart das Gespräch mit der Verkäuferin.

„Natürlich, Herr Yagami, wie kann ich Ihnen helfen?“, entgegnete Frau Izanagi freundlich, anhand des Tons schlussfolgerte Conan, dass die beiden sich bereits kannten und Herr Yagami bereits des Öfteren ein Kunde dieser Buchhandlung sein musste. Doch so sehr Herrn Yagami seine Frage unter den Fingernägeln zu brennen schien, er brauchte ein paar Sekunden Bedenkzeit, bevor er sein Anliegen der Dame gegenüber äußern konnte.

„Nun, ich wollte mich nur kurz nach Herrn Kitai erkundigen. Ist er heute etwa nicht im Haus?“, redete Herr Yagami weiter und seine Gesprächspartnerin schien auch sofort zu wissen, um es ging.

„Ach, ja, richtig, sie sind hier, um die alten Angelmagazine zu holen, nicht wahr? Doch, doch, der Chef ist hier, er ist nur vorhin im Lager verschwunden, ich kann leider auch nicht genau sagen, was er dort machen wollte. Aber wenn ich so darüber nachdenke, das ist schon eine längere Weile her, das passt eigentlich nicht zu ihm… einen Moment, ich werde mal eben für Sie nachsehen gehen.“

Während Frau Izanagi erneut ihren Platz an der Kasse verließ und an Conan vorbeilief, kam dieser nicht umhin, sich ebenfalls kurz Gedanken zu machen. Auch ihm kam es seltsam vor, dass Herr Kitai sich bisher noch nicht hatte blicken lassen. Normalerweise begrüßte er jeden seiner Kunden, ob alt oder jung, und hielt das eine oder andere Schwätzchen mit ihnen. Hin und wieder schenkte er Conan ein Zitronenbonbon, wofür er dem älteren Mann jedes Mal dankbar war. Doch dieses Mal hatte er ihn bisher nicht eine Sekunde lang gesehen. Was ihm, je länger er darüber nachdachte, immer merkwürdiger vorkam. Auch sein Bauchgefühl fühlte sich undefinierbar, nicht greifbar an. Nur konnte Conan nicht den Finger darauflegen, was die Ursache sein könnte.

Zumal er auch etwas Wichtigeres zu tun hatte, eine Sache, der er sich nun wieder widmen wollte. Doch er kam nicht dazu. Kaum sah er wieder zu Gin hinüber, der von der ganzen Angelegenheit nichts mitbekommen hatte, wurde Conans Aufmerksamkeit ein weiteres Mal unterbrochen. Ein lauter Schrei bahnte sich seinen Weg durch das kleine Geschäft, gefolgt von mehreren lauten Schluchzern. Conan fuhr zusammen, während Gin nur einen müden Blick zur Seite übrighatte. Doch auf diesen konnte Conan nun nicht achten. Schnell machten er wie auch Herr Yagami sich auf den Weg zur Ursache des Schreis, dass dieser zu Frau Izanagi gehören musste, war ihnen beiden sofort bewusst geworden. Sie bahnten sich ihren Weg zum anderen Ende des Geschäfts, zu der Tür, welches den Verkaufsraum vom Lager trennte. Das Hinweisschild „Nur für Mitarbeiter“ ignorierten die Beiden bewusst, als sie den kleinen Gang betraten. Für einen Herzschlag lang hatte Conan geglaubt, der Schrei hätte eine harmlose Ursache gehabt. Dass Frau Izanagi eine Spinne gesehen und sich gefürchtet hätte. Oder dass eine Bücherlieferung beschädigt sei. Doch gleichzeitig hatte er bereits geahnt, was auf ihn zukommen würde. So war es immer und so würde es immer sein. Der Tod war sein stetiger Begleiter und schlug zu, so oft er konnte.

Dennoch war es ein Anblick, an welchen er sich nie ganz würde gewöhnen können.

„Herr … Herr Kitai! Was ist mit ihnen?“, konnte er Herrn Yagami neben sich stammeln können, offenbar konnte dieser noch nicht ganz glauben, was er sah. Doch Conan hatte die Wahrheit bereits akzeptiert. Vor ihm befand sich Frau Izanagi, in der Hocke und mit tränenreichem Gesicht, wie sie den leblosen Körper ihres Chefs in den Armen hielt.

„Frau Izanagi, bitte bewegen Sie den Körper von Herrn Kitai nicht mehr“, gab Conan ruhig seine erste Anweisung. Dann warf er einen Blick zu dem Mann neben sich.

„Herr Yagami, bitte, gehen Sie vor zur Kasse und rufen Sie die Polizei! Und einen Notarzt, vielleicht kann man Herrn Kitai noch helfen!“, versuchte Conan die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch er wusste bereits, dass für den Buchhändler jede Hilfe zu spät kam.

Befragungen

 

~ Takagi ~

 

Zehn Minuten. So lange hatte es gedauert, bis sowohl jemand von der Polizei als auch die Notärzte eingetroffen waren.

„Guten Tag, mein Name ist Wataru Takagi und das hier ist meine Kollegin Miwako Sato, wir beide sind die zuständigen Inspektoren für diese Angelegenheit. Bitte bewahren Sie Ruhe und Geduld, ich bin mir sicher, dass wir das hier recht bald geklärt haben werden“, sagte er, während Sato die Ladentür hinter sich schloss. Die Notärzte hatten sich bereits auf den Weg zum Lager gemacht, um sich um die Person darin zu kümmern. Conan nutzte die Gelegenheit und blickte, so unschuldig er konnte, sich im Raum um.

Wir sind insgesamt sieben Personen hier im Raum, mich einberechnet, begann Conan mit seinen ersten Überlegungen. Am liebsten hätte er den Notärzten bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen, ein paar erste Indizien und Beweise gesammelt, doch das war ihm nicht möglich. Schuld daran war die Person, welche in der Ecke des Raumes stand und wirkte, als hätte sie mit all dem hier nicht zu tun. Als könnte sie es kaum erwarten, so schnell wie möglich wieder in der Dunkelheit verschwinden zu können.

Gin, einer der gefährlichsten Männer, denen Conan je begegnet war. Zwar hatte er den kleinen Jungen nicht direkt im Visier, dennoch wusste Conan, dass er sich auf einem Mienenfeld befand. Eine falsche Bewegung, eine falsche Anmerkung und schon würde er unnötigerweise Gins Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken. Er wusste, dass Gin nicht auf den Kopf gefallen war und möglicherweise vielleicht sogar in der Lage war, eine Verbindung zwischen ihm und Shinichi aufbauen zu können.

Während Conan dieser Gedanke alles andere als gefiel, sah er im Augenwinkel, dass sich die Notärzte aus dem Lager heraus den beiden Polizisten näherten. Die Mienen, die die beiden im Gesicht trugen, waren alles andere zuversichtlich.

„Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, aber wir waren leider zu spät. Wir konnten nichts mehr für ihn tun“, sagte einer von ihnen und beide verbeugten sich leicht vor Sato. Diese seufzte ein wenig.

„Das ist nicht sehr schön, aber dafür können Sie ja nichts. Vielen Dank jedoch, dass sie es versucht haben“, sagte sie aufrichtig und begann sich in Takagis Richtung zu drehen.

„So wie es aussieht, hätte wohl doch nicht eine einfache Streifenpolizistin gereicht, wie du es zuerst vermutet hast. Das mit dem Eis werden wir wohl auf später verschieben müssen“, sagte sie trockenernst, woraufhin Takagi mit einer deutlichen Enttäuschung im Gesicht reagierte. Doch dann besann er sich eines Besseren.

„Können Sie uns etwas über die Todesursache sagen?“, fragte Sato die beiden Notärzte, während Takagi damit beschäftigt war, seine Kollegen von der Spurensicherung an den Tatort zu ordern.

„Nun, viel haben wir nicht erkennen können, das müsste man erst in einer Autopsie klären können. Was wir aber mit Sicherheit sagen können, ist, dass er von jemanden erwürgt worden ist, vermutlich von hinten. Das ist auch die Todesursache, Ersticken“, gab einer der Notärzte als erste Rückmeldung, wofür Sato sich bei Ihnen bedankte.

„Die Kollegen sind bereits auf dem Weg, es wird nicht lange dauern“, ließ Takagi sie wissen, woraufhin Sato sich erneut an die Notärzte wandte.

„In Ordnung, Sie werden bitte beide hier warten, bis unsere Kollegen alles aufgenommen haben, dann können Sie die Leiche gerne mitnehmen. In welches Krankenhaus würde er denn gefahren werden?“, wollte sie wissen und bekam eine Adresse genannt. Dies alles notierte sie sich und während die beiden Notärzte den Laden verließen, um auf ihren Einsatz zu warten, drehte Sato sich zu den restlichen Anwesenden an.

„In Ordnung. Wir hatten zuerst mit einem Unfall gerechnet, aber offenbar ist die Person im Lager von jemanden ermordet worden. Genaueres können wir erst sagen, sobald die Spurensicherung hier ist, aber ist es mehr als offensichtlich, dass es jemand von Ihnen gewesen sein muss. Es hat doch niemand in der Zwischenzeit die Buchhandlung betreten oder verlassen?“, wollte sie nun von der einzigen Mitarbeiterin wissen, doch diese schüttelte den Kopf.

„Nein, als letztes kam der kleine Conan herein, aber hinausgegangen ist danach niemand mehr. Es ist generell nicht so viel los, aber das ist es an einem Dienstag hier nie. Dafür ist es sehr übersichtlich, was in Ihrem Fall Ihre Arbeit wohl erleichtern dürfte“, gab Frau Izanagi an, schien jedoch sehr mit den Tränen zu kämpfen.

„Verstehe, danke für die Auskunft. Und bei der getöteten Person im Lager, um wen handelt es sich?“, wollte Sato nun von ihr wissen.

„Das ist mein Chef, der freundliche Herr Masahito Kitai. Er ist auch immer für das Lager zuständig, während ich hier vorne an der Kasse arbeite. Seine Aufgabe ist es, die Lieferungen anzunehmen und im System einzupflegen. Ich hätte nicht gedacht, dass ihm etwas passieren könnte, immerhin war er doch ein sehr netter, junger Mann. Er war doch gerade einmal 38 Jahre alt, wie konnte es nur passieren? Ein Mord, sagen sie? Wie schrecklich!“, sagte sie mit bebender Stimme, bis sie schließlich doch noch in Tränen ausbrach. Herr Yagami, welcher sich neben ihr befand, spendete ihr eine tröstende Schulter. Es dauerte jedoch mehrere Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

Takagi und Sato hatten sich während ihrer ganzen Ausführungen alles notiert und sahen sich an.

„In Ordnung, Takagi, nimm du dir schon mal die ganzen Verdächtigen vor, nehme schon mal ein paar erste Angaben und Protokolle auf. Ich werde mir derweil das Lager ansehen, ob es nicht doch schon irgendwelche Hinweise gibt. Oder etwas, was auf eine Fremdeinwirkung von außen hindeuten würde.“

Takagi hob seine Hand, als würde er Sato salutieren. Wenn auch nur für ein paar Sekunden.

„Verstanden, das werde ich machen. Sobald die Kollegen angekommen sind, werde ich sie zu dir hinter schicken.“

Sato nickte als Antwort, dann verschwand sie zum Lager. Takagi dagegen sah sich die anwesenden Personen an, überlegte sich, bei wem er anfangen sollte und seufzte. Zwar befanden sich mit ihm nur noch fünf weitere Personen im Raum, dennoch würde sich durch die Befragung aller einzelner Beteiligten die gesamte Angelegenheit für mehrere Stunden in die Länge ziehen. Eine Aussieht, die ihm bereits jetzt schon nicht gefiel. Doch es war sein Job und da musste Takagi nun durch, ob es ihm gefiel oder nicht.

 

„Gut, während meine Kollegin das Lager in Augenschein nimmt, werde ich schon einmal anfangen, ihre Personalien aufzunehmen. Dabei werde nach der Reihe vorgehen und sie auch schon mal ein wenig zu ihrem Alibi befragen. Allerdings“, stockte er und sah zu Conan hinunter.

„Allerdings werde ich nur die Erwachsenen nehmen, ich denke, die Befragung eines Kindes ergibt in einem Mordfall nicht sehr viel Sinn. Tut mir leid, aber ich kann dich leider noch nicht gehen lassen, zumindest nicht, bis die ganze Angelegenheit geklärt ist.“

Conan zuckte mit den Schultern, doch um nicht ganz aus seiner Rolle zu fallen, sagte er so kindlich wie es ihm möglich war: „In Ordnung, Onkel Polizist, ich werde hier brav warten!“

Verwundert hob Takagi die Augenbraue hoch, da Conan ihn noch nie mit „Onkel Polizist“ angesprochen hatte. Doch darum konnte er sich nun keine Gedanken machen, seine Arbeit wartete darauf, von ihm verrichtet zu werden.

Dazu nahm er Stift und Notizbuch in die Hand, sah sich einen Erwachsenen nach dem anderen an und entschloss sich schließlich dazu, mit einem der Kunden anzufangen.

„In Ordnung, dann werde ich mit Ihnen beginnen“, sagte Takagi, während er sich an den ersten Herren wandte. Dessen Mundwinkel begannen zu zucken, doch nach ein paar Sekunden zeigte er sich bereit zur Kooperation.

„Was möchten Sie denn wissen, Herr Takagi?“, begann er zu fragen, während Takagi sein Notizbuch aufklappte.

„Nun, für den Anfang benötigen wir nur ein paar Grunddaten, wie Ihren Namen, Ihr Alter und Ihren Beruf. Außerdem wäre es gut zu wissen, was sie in den letzten Stunden getan haben und was der Grund für Ihren Besuch hier ist“, kratzte Takagi in seinem Kopf alles zusammen, was er als wissenswerte Information erachtete. Der Herr vor ihm seufzte laut auf, doch er kam nicht umher, der Aufforderung des Polizisten nachzugeben.

„In Ordnung, dann werde ich Ihnen sagen, was sie wissen möchten. Mein Name ist Keichi Haruta, ich bin 37 Jahre alt und ich bin vom Beruf her Schneider. Seit ein paar Jahren bin ich in einer Änderungsschneiderei beschäftigt, nur fünf Blocks von diesem hier entfernt. Da diese Buchhandlung hier recht nah an meiner Arbeit ist, komme ich gerne hierher, um berufsrelevante Bücher zu kaufen. Auch heute hat es mich deshalb hierhergeführt. Sehen Sie…“, sagte er und zeigte Takagi mehrere Bücher, die er die ganze Zeit unter dem Arm getragen hatte.

„Das sind alles Bücher rund ums Thema Schneidern, außer das hier, darin geht es um die Pflege verschiedener Stoffe.“

Takagi hörte eifrig zu und notierte sich noch eifriger alle Informationen, die er soeben erhalten hatte, in seinem kleinen Notizbuch. Kaum hatte er das getan, sah er von seinem Heftchen auf zu seinem Gesprächspartner.

„Ich nehme mal an, dass sie zuerst auf der Arbeit waren und dann im Anschluss hier? Wie lange ist es her, dass Sie hierhergekommen sind?“

Dieses Mal musste Herr Haruta für ein paar Sekunden lang nachdenken, bevor er sich erneut äußerte.

„Nun, mal überlegen, unsere Arbeitszeiten sind heute nur bis Mittag, aber da wir einen längeren Auftrag hatten, hat es doch ein wenig länger gedauert, bis wir in den Feierabend gehen konnten. Danach bin ich aber direkt hierhergekommen, es dürfte jetzt also etwa eine Stunde oder ein bisschen mehr sein, dass ich hier bin. Hier kann man zum Glück noch in Ruhe stöbern und sich die Bücher vor dem Kauf genau ansehen, um herauszufinden, ob einem das Buch liegt oder nicht. In vielen modernen Büchergeschäften ist das ja leider nicht möglich, da ist man gezwungen, die Katze im Sack zu kaufen. Leider sind viele der Bücher, die ich privat oder für die Arbeit benötige, gerne mal recht teuer, da kann ich mir einen Fehlkauf absolut nicht leisten. Oder nicht wieder erst zur Buchhandlung zurückgehen müssen, um ein Buch wieder umzutauschen. Dazu ist mir meine Freizeit doch zu kostbar“, erklärte Herr Haruta in aller Ausführlichkeit, während Takagi sich nur das Nötigste in Stichpunkten notierte. Kurz überprüfte er, ob er noch irgendwelche Informationen brauchte.

 

„Vielen Dank, damit haben Sie mir schon ein Stück weitergeholfen“, sagte Takagi und wollte sich bereits an den nächsten wenden, als er von seinen Kollegen von der Spurensicherung unterbrochen wurde.

„Schön, dass ihr gekommen seid! Ja, das wundert mich nicht, die östliche Straße in die Richtung hier ist gerne mal vollgestopft. Aber das macht nichts, jetzt seid ihr ja hier. Einfach durchgehen, die Person liegt hinten im Lager. Sato ist auch bereits dort und macht sich ein Bild von der Lage dort. Sobald ihr mehr wisst, müsst ihr es uns so schnell wie möglich wissen lassen. Danke!“, sagte er und deutete in die Richtung der Tür, die zum Lager führen würde. Anschließend klappte er die nächste Seite in seinem Notizbuch um und wandte sich an den zweiten Kunden, den Herrn mit dem Dreitagebart.

„Von mir werden Sie dann wohl die gleichen Sachen wissen wollen, nicht wahr?“

Er räusperte sich ein wenig.

„Gut, dann werde ich Ihnen sagen, was Sie über mich wissen müssen, auch, wenn es nicht sonderlich viel ist.“

Ein erneutes Räuspern, entweder machte ihn die Anwesenheit der Polizei nervös oder er hatte spontan einen Frosch im Hals bekommen. So recht konnte Conan sich nicht festlegen, als er wie schon zuvor Takagis Befragung von der Seite beobachtete. Nur dass er, im Gegensatz zu Takagi, die Informationen nirgendwo niederschreiben konnte, sondern sich ganz auf die Leistung seines Erinnerungsvermögens verlassen musste. Alles andere wäre zu auffällig gewesen. Zwar schenkte ihm Gin nach wie vor keine Beachtung, in seinen Augen war er nur ein kleiner, uninteressanter Grundschüler, dennoch wollte Conan kein Risiko eingehen. So blieb ihm für den Moment nur das neugierige Beobachten. Zu seinem Glück war Takagi da wesentlich offener als Kogoro, dieser hätte ihn bereits längst zum Teufel gejagt oder persönlich dorthin getragen. Bei Takagi konnte er dagegen in der Nähe bleiben und lauschen, so viel er wollte.

Kaum hatte der Herr mit dem Dreitagebart sein Räuspern beendet, stand er Takagi auch sofort Rede und Antwort.

„Mein Name ist Mikami Yagami, mein Alter ist 29 und ich bin hier des Öfteren, man könnte sagen, ich bin ein Stammgast, genauso wie Herr Haruta. Nur, dass er viel mehr Bücher kauft als ich es tue… derzeit bin ich arbeitslos, meine alte Firma hat leider unerwartet schließen müssen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass ich bald was finden werde. Um ihre Frage bezüglich des Alibis zu beantworten, nun, ich bin etwa eine halbe Stunde vor Herrn Haruta gekommen. Davor habe ich den gesamten Vormittag in einem Conbini in der Nähe verbracht, genauer gesagt ist es der am Ende der Straße, wenn Sie rausgehen und in diese Richtung gehen“, sagte er, während er in die ungefähre Richtung deutete.

„Dann können Sie den Conbini schnell sehen und auch erreichen. Die haben dort leckeres Essen und freundliches Personal, ich bin mir sicher, dass sie sich dort noch an mich und meinen Besuch erinnern können.“

Takagi nahm dies alles zur Kenntnis, nickte aber kommentierte es nicht. Kurz sah er Herrn Yagami an, ob dieser noch etwas dazu äußern wollte und wurde nicht enttäuscht.

„Nun, ich bin heute hierhergekommen, da mir Herr Kitai hier und da die alten Angelmagazine gibt, damit ich mich dort über die neusten Dinge aus der Anglerwelt informieren kann. Nun, gut, der Inhalt der Magazine ist dann schon mal ein paar Wochen alt, aber für mich das frisch genug. Dafür bekomme ich die Magazine geschenkt und Herr Kitai erspart sich dafür die Rücksendegebühren. Das ist sehr freundlich von ihm.“

Takagi notierte sich auch dies und sah dann von seinem Notizbuch auf.

„Sie sind also gekommen, um diese kostenlosen Magazine mitzunehmen, die Ihnen der Besitzer dieser Buchhandlung zur Verfügung stellt? Da stellt sich mir nur die Frage, warum sie sich dafür über eine Stunde hier aufhalten. Oder hatten Sie dafür andere Gründe?“, begann Takagi ein wenig zu bohren, was Herrn Yagami erschrocken zusammenzucken ließ. Conan dagegen schüttelte ganz leicht mit dem Kopf.

„Nun, das hat einen einfachen Grund. Normalerweise kommt Herr Kitai mir immer entgegen, begrüßt mich und bringt mir dann immer die Magazine aus dem Lager. Ich wäre auch schon längst wieder weg, wenn das heute wieder der Fall gewesen wäre. Aber ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen und er ist doch ein viel beschäftigter Mann, da wollte ich ihn nicht stören. Außerdem habe ich mittlerweile genug Geld für ein Angelbuch zusammenkratzen können, also wollte ich die Gelegenheit nutzen und mich ein wenig umsehen. Dabei habe ich dann wohl die Zeit aus den Augen verloren, weshalb ich mich dann schließlich bei Frau Izanagi nach ihrem Vorgesetzten erkundigt habe. Nun, sie hat ihn dann im Lager gefunden, aber …“

Seine Stimme brach ab und als er seinen Blick nach ein paar Sekunden wieder auf den Beamten vor sich richtete, konnte Conan aufrichtiges Bedauern in dessen Augen erkennen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich sein Blick wieder klärte.

„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne zu Frau Izanagi gehen und sie ein wenig beruhigen, ich befürchte, die Gute hat das alles zu sehr mitgenommen“, schlug Herr Yagami vor und warf ein paar sorgenvolle Blicke in Frau Izanagis Richtung. Diese hatte sich, seit Herr Yagami die Polizei gerufen hatte, auf ihren Platz an der Kasse gesetzt und immer wieder in ein Taschentuch hineingeweint. Dass der Stammkunde zu ihr ging und sie sachte, aber bestimmt in eine Umarmung nahm, schien sie sehr zu beruhigen.

 

Takagi dagegen schrieb seine letzten Notizen auf, die er von Herrn Yagami erhalten hatte und sah sich um. Dass er Frau Izanagi im Augenblick nicht befragen konnte, lag für ihn klar auf der Hand. Auch musste er Conan nicht berücksichtigen, dass dieser wie Kogoro Mori von einem Verbrechen nach dem anderen angezogen wurde, war selbst für ihn kein Geheimnis mehr. Blieb dem jungen Polizisten nur noch eine Verdachtsperson, die er für den Augenblick noch vernehmen musste. Der junge Mann, welcher in der Ecke stand und bereits wieder diverse Bücher betrachtete, als würde ihn die gesamte Angelegenheit nichts angehen. Oder als würde es ihn gar nicht interessieren. Takagi konnte nicht sagen, warum, aber sein Bauchgefühl gefiel ihm nicht, während er den Mann mit den langen, silbernen Haaren betrachtete. Die Art, wie er in der Ecke stand, unauffällig und desinteressiert, aber auch auf eine seltsame Weise bedrohlich. Doch Takagi musste auch nur seiner Arbeit nachgehen und dazu gehörte es auch, jeden möglichen Zeugen oder Verdächtigen zu befragen.

Jegliches ungute Gefühl, das ihn gerade in der Bauchgegend beschlichen hatte, ignorierte er und ging auf den jungen Mann zu, der nach wir vor keinerlei Notiz von ihm nahm. Erst, als Takagi neben ihm, in einem noch respektvollen Abstand, zum Stehen kam, warf Gin einen kühlen Blick zu ihm herüber.

Anschließend klappt er sein Buch zu, eins, welches wieder einen deutschen Titel hatte, soweit Conan das erkennen konnte.

Gin musterte Takagi von oben bis unten, und noch bevor der junge Polizist sein Anliegen vorbringen konnte, drehte Gin seinen Körper ein kleines Stück in dessen Richtung.

„Gut, damit wir das hinter uns bringen können, man nennt mich Jun Kendaichi, ich bin 25 Jahre alt und derzeit Medizinstudent. Wie lange ich hier im Laden bin, kann ich nicht sagen, sicherlich auch über eine Stunde. Auf die anderen Kunden habe ich nicht geachtet, ich bin nur hier, um mir Medizinbücher zu kaufen.“

Conan, der nicht allzu auffällig in Gins Richtung schauen wollte, musste innerlich mit dem Kopf schütteln. Ihm war sofort bewusst, dass Gin einen falschen Namen angegeben hatte, doch Conan hatte mehr als genug Gründe, es dabei sein zu lassen. Dass sich nun ausgerechnet hier, in diesem Moment, an diesem Ort ein mögliches Verbrechen ereignet hatte und Gin nun zum Kreis der Verdächtigen zählen könnte, war für ihn sicherlich alles andere als angenehm. Dass er damit nicht in Verbindung gebracht werden sollte, lag sicherlich auch nicht im Interesse der Organisation. Ebenso bezweifelte Conan Gins restliche Aussage, was sowohl das Alter als auch seinen derzeitigen beruflichen Status anging. Er konnte sich nicht vorstellen, hier einen 25-jährigen Studenten vor sich zu haben. Conan sah zu Takagi, sollte dieser irgendwelche Zweifel an der Aussage hegen, so ließ er es sich nicht anmerken. Für einen Moment wirkte er so, als wollte er doch noch etwas sagen, doch dann schien Takagi es sich doch anders überlegt zu haben.

Dies fiel auch Gin auf und dessen Miene verfinsterte sich dezent.

„Wars das? Oder wollen Sie noch etwas wissen?“, knurrte er in Takagis Richtung, doch dieser schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, vielen Dank, ich denke, ich habe vorerst alle Informationen, die ich von ihnen benötige … nur eine kurze Frage hätte ich doch noch“, nahm er jeden Mut zusammen, den er im Leibe trug.

„Welche Art von Büchern haben Sie sich ausgesucht?“, wollte er zu Conans und Gins Überraschung wissen. „Nun, jeder andere Kunde hat es mir erzählt und wer weiß, jede Information könnte uns helfen, egal wie …“

„Schon gut, ich weiß doch, wie neugierig die Polizei sein kann. Aber wenn es unbedingt sein muss, von mir aus. Es sind Bücher über die aktuellen Erkenntnisse der Hirnforschung und der Inneren Medizin. Sie sind alle auf Deutsch verfasst, da es dort sehr erfahrene Mediziner gibt… Ist damit die Neugierde befriedigt?“

Takagi überlegte kurz, ob er Gin fragen sollte, ob dieser die Bücher überhaupt lesen könne, doch die Frage schluckte er herunter. Sein Bauchgefühl riet ihm, diesen mysteriösen Mann so schnell wie möglich hinter sich zu lassen und sich wieder auf den Fall zu konzentrieren, wenn es denn überhaupt einer war. Noch musste er auf die Ergebnisse der Spurensicherung warten, doch irgendwas in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass es vielleicht nicht doch ein Unfall oder eine Krankheit waren, die Herrn Kitai niedergestreckt hatten.

„Vielen Dank, Sie sind damit entlassen … fürs erste“, sagte Takagi, nachdem er Gins Angaben ebenfalls notiert hatte. Dieser dagegen erwiderte nichts, warf dem jungen Polizisten einen letzten, kalten Blick zu. Was das ungute Gefühl in Takagis Magengegend nur verstärkte.

 

Takagi ging noch einmal seine Notizen durch, versuchte zu überlegen, ob und was er vielleicht bereits jetzt übersehen haben könnte. Doch so recht schlau wurde er daraus nicht. Seufzend drehte er sich von Gin weg, welcher sich bereits wieder voll und ganz auf das dünne Buch in seinen Händen konzentrierte. Vermutlich wartete er darauf, dass die Polizei die Situation so schnell wie möglich auflösen würde, damit er die Bücher bezahlten und gehen konnte. Dennoch, was Gin gesagt hatte, brachte Conan zum Nachdenken.

Warum interessiert sich Gin, nein, die Organisation für derartige Dinge? Aktuelle Erkenntnisse der Hirnforschung und der Inneren Medizin? Wozu möchte die Organisation das Wissen aus Deutschland dazu? Hat es etwas mit dem Gift zu tun, welches sie entwickelt haben? Oder mit etwas anderem?

Doch so sehr Conan darauf geistig kaute, er kam und kam zu keinem Ergebnis, was ihn mehr als deutlich frustrierte. Er hatte eine Spur bekommen, die ihn in eine Sackgasse führte, für den Moment zumindest. Dennoch versuchte er, sich alles aus Gins Aussage gut einzuprägen. Wissen, welches er später gut gebrauchen könnte, um der gesamten Organisation auf die Spur zu kommen.

Takagi dagegen hatte sich Frau Izanagi genähert und weckte dadurch Conans Aufmerksamkeit, indem er die ältere Dame so sanft wie möglich ansprach.

„Frau Izanagi, geht es Ihnen mittlerweile wieder besser?“, wollte er von ihr wissen, woraufhin sie ihren Kopf hob und den Polizisten für ein paar Sekunden schweigend ansah. Dann nickte sie schwach.

Als Conan die roten Augen auffiel, an welchen sie nach wie vor Tränen mit einem Taschentuch wegwischte, bekam er sofort Mitleid mit der älteren Dame.

„Ist es in Ordnung, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle? Natürlich nur, wenn Sie sich in der Lage dazu fühlen…“, sagte Takagi einfühlsam und kurz überlegte er, ob er die Befragung nicht doch weiter aufschieben sollte, da faltete Frau Izanagi ihr Taschentuch zusammen und legte es auf dem Tresen ab.

„Nein, stellen sie ruhig Ihre Fragen, Herr Takagi, ich denke, ich werde sie Ihnen jetzt beantworten können“, sagte Frau Izanagi so gefasst wie möglich. Dennoch beobachtete Takagi sie für mehrere Augenblicke, bevor er sie nach all den Daten befragte, welche er schon von den anwesenden Herren wissen wollte. Frau Izanagi hörte sich die Fragen an, atmete mehrere Male tief ein und aus. Als sie das Gefühl hatte, sich wieder komplett gefangen zu haben und sich sicher fühlte, sah sie Takagi direkt in die Augen.

„Nun, meinen Namen kennen Sie ja bereits, er lautet Kiyo Izanagi. Ich bin vor wenigen Wochen erst 50 Jahre alt geworden und ich arbeite seit über 10 Jahren als Verkäuferin in dieser Buchhandlung. Heute sind Herr Kitai und ich hier alleine eingeteilt, er arbeitet erst seit fünf Jahren hier, seit er den Laden von seinem Vater übernommen hat. Schlimme Sache, was mit ihm passiert ist, aber seine fortgeschrittene Rheumaerkrankung hat es ihm am Ende nicht mehr so einfach gemacht. Wie dem auch sei, ich bin hier seit dem frühen Morgen, wie auch Herr Kitai. Heute ist ein sehr ruhiger Tag, das ist es immer, weshalb wir hier nie so viele Angestellte benötigten. Um ehrlich zu sein, ich habe nicht darauf geachtet, wann Herr Kitai vorhin ins Lager gegangen war. Ich habe ihn auch nicht gesucht, da er für das Lager zuständig ist und dort ständig irgendwelche Dinge erledigt. Wenn er nicht gerade hier ist und die Kundschaft begrüßt.“

Sie blickte zur Seite und fing zu überlegen an. Dann teilte sie mit Takagi, was ihr noch in Erinnerung gekommen war.

„Die genauen Uhrzeiten kann ich ihnen nicht nennen, wann die Herren hier einzeln reingekommen sind, aber vom Gefühl her würde ich ihnen doch zustimmen. Als letztes kam der kleine Conan hier, er hat sich ein Buch vorbestellt und ich hatte die Freude, ihn davon unterrichten zu dürfen“, sagte sie und lächelte in Conans Richtung. Dieser erwiderte das Lächeln, so gut es ging und winkte zu ihr herüber.

„Mal sehen, danach hat mich erst Herr Haruta in ein Gespräch verwickelt, er wollte wissen, ob wir irgendwelche neuen Bücher über Kleidungsschnitte haben. Naja, wir haben uns dann ein bisschen im Gespräch verloren, wie es nun mal so passiert. Danach hatte ich ein bisschen Zeit für mich, bis mich Herr Yagami auf meinen Vorgesetzten angesprochen hatte. Erst dann fiel mir auf, dass ich ihn schon länger nicht mehr gesehen hatte, was mir doch merkwürdig vorkam. Vor allem, da er gerne die Kundschaft begrüßt, sobald sie den Laden betritt, oder kurz danach. Dann habe ich nachgesehen und er, er lag einfach auf dem Boden und hat nicht mehr geatmet, er …“

Schluchzend und um Atem ringend, nahm sie ihr Taschentuch wieder in die Hand und wischte sich neue Tränen von den Augen weg. Takagi legte ihr eine Hand auf die Schulter und streichelte diese, versuchte die ältere Dame wieder zu beruhigen.

„Es wird alles wieder gut, Frau Izanagi, das verspreche ich Ihnen. Versuchen Sie nicht zu sehr daran zu denken. Sie haben mir schon mehr als ausreichend geholfen. Wenn ich das richtig verstanden habe, waren Sie die ganze Zeit hier am Tresen. Damit wären Sie sowieso aus dem Schneider, sollte … es doch kein Unfall sein. Wir können im Augenblick noch nichts ausschließen, solange die Spurensicherung noch nicht mit ihrem Teil der Arbeit fertig ist.“

Woraufhin Takagi ihr ein hoffnungsvolles Lächeln schenkte, welches sie zögernd erwiderte. Es war eine Hoffnung, doch Conan war bewusst, dass diese schon längst auf wackeligen Beinen stand und jederzeit zusammenbrechen konnte. Zumal er die Wahrheit bereits längst erkannt hatte.

Ermittlungen

~ Takagi ~

 

Als hätte Takagi mit seiner Aussage ein Signal gegeben, kamen sowohl seine Kollegin Sato wie auch die beiden Polizisten von der Spurensicherung zurück in den Verkaufsbereich. Sie alle drei trugen sehr ernste Minen im Gesicht, was Takagi ernüchternd zur Kenntnis nahm.

„Und, was haben Sie herausfinden können?“, fragte Takagi einen der beiden, doch sein Blick lag immer noch auf Satos bedrücktem Gesichtsausdruck. Von ihr erhielt er auch schließlich die Antwort auf die Frage, die ihm auf der Seele brannte.

„Leider nichts Gutes, Takagi, so gern auch etwas anderes sagen möchte“, sagte Sato und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Unsere Kollegen haben ihre Arbeit so gut wie möglich erledigt, und sind zu folgenden Schluss gekommen: Dass es sich um einen Mord handelt, nicht um einen Unfall oder die Folge einer schweren Krankheit. Einen Mordversuch, den der arme Herr Kitai leider nicht überstanden hat.“

Schockiert suchte Frau Izanagi den Trost in Herrn Yagamis Armen, in welchen sie ihrer Trauer freien Lauf lies. Dieser blickte dagegen entgeistert die Polizisten an. Conan, der es bereits länger vermutet hatte, beobachtete dagegen den zweiten Kunden, welcher ein wenig an Farbe im Gesicht verloren hatte. Die einzige Person, die diese Meldung nicht erschütterte, war Gin, der nach wie vor seine Nase in dem deutschen Medizinbuch vergraben hatte.

„Es gab leider nicht sehr viele Anzeichen eines Kampfes, was dafürspricht, dass der Herr im Lagerbereich umgebracht worden war. Er wurde wohl bewegt, zumindest machte er den Eindruck, als wäre er ganz sachte abgelegt worden“, begann einer der Spurensicherungsmitarbeiter zu erklären, als aus Frau Izanagis Richtung ein lauter Schluchzer zu hören war.

„Das … das war ich. Ich habe ihn ein wenig hochgehoben und versucht ihn zu wecken, da wusste ich noch nicht, dass er … ich dachte, er wäre bloß ohnmächtig geworden und dass man ihm vielleicht noch helfen könnte.“

Sofort drehte sie sich wieder zurück in die tröstende Umarmung von Herrn Yagami, während dieser ihr mit langsamen Bewegungen den Rücken streichelte.

Sowohl die Spurensicherung als auch die Polizisten nahmen diese Information zur Notiz, beschlossen jedoch stumm, nicht näher darauf einzugehen.

„Was habt ihr noch herausgefunden?“, wollte Takagi nun wissen, um das Thema wieder auf die richtige Spur zu finden. Und dieser Bitte ging sein Kollege auch sofort nach.

„Unseren Vermutungen nach stand der Täter hinter dem Opfer und hat es mit einem dünnen Seil erdrosselt, bis Herr Kitai schließlich aus Sauerstoffmangel den Tod fand. Wir haben noch ein paar einzelne Kratzspuren gefunden, zu mehr war er wohl bereits nicht mehr in der Lage. Von der Tatwaffe fehlt allerdings jede Spur und weitere Spuren haben wir leider nicht finden können. Der Tod dürfte noch nicht so lange her sein, vermutlich in den letzten ein bis zwei Stunden, doch genaueres könnten wir erst nach einer Autopsie feststellen“, sagte der Beamte dem aufmerksamen Takagi, welcher sich sofort alles notierte, was ihm genannt wurde. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck verschloss er das Buch, kaum, dass er fertig war.

„Danke, damit haben Sie uns schon sehr weitergeholfen. Können Sie bitte den beiden Notärzten draußen Bescheid geben, dass Sie fertig sind? Denn die Notärzte würden den Leichnam abtransportieren wollen. Achja, Sato, ich kann dir schon mal die Adresse des Krankenhauses nennen wie auch ein paar erste Aussagen, die ich bereits von den anwesenden Personen genommen habe.“

Sato nickte ihm ein wenig zu. „Vielen Dank, das wäre sehr hilfreich. Ich kann dir dafür die Informationen geben, die ich dort gesammelt habe, auch wenn es nicht so viel sein werden.“

Um so viel Privatsphäre wie möglich zu haben, gingen die beiden in eine ruhige Ecke, weit genug aus der Hörweite der restlichen Anwesenden und begannen sich über ihre aktuellen Wissensstände auszutauschen. Sowohl Sato als auch Takagi hatten beide ihr Notizbuch gezückt und schrieben auf, was ihr Gegenüber ihnen jeweils erzählte.

 

Conan dagegen, der der Meinung war, von Sato nichts neues zu erfahren, begann dagegen damit, sich die Anwesenden nach und nach anzusehen. Ihre Reaktionen zu beobachten und herauszufinden, ob sich irgendwelche Hinweise oder Indizien bei ihnen befinden würden. Schon mehr als oft genug hatte Kommissar Zufall ihm die nötigen Hinweise in die Hände gespielt, verursacht dadurch, dass sich die Täter ihrer Sache viel zu sicher gewesen waren. Oder dass sie aus Angst kleine Fehler machten, die ihrer Aufmerksamkeit entgangen waren.

Die Tür des Geschäftes wurde geöffnet und Conan erkannte, wie die Sanitäter die Leiche von Herrn Kitai respektvoll, aber schnell herausbrachten. Zwar hatten sie die sterblichen Überreste des Buchhändlers in einen schwarzen Bodybag verpackt, dennoch wusste jeder, was sich darin befand. Einen Umstand, den Frau Izanagi mit einem weiteren, lauten Schluchzer kommentierte, gefolgt von hörbar lautem Weinen.

Daher konnte Conan ihr Gesicht nicht sehen, es sich aber mehr als gut vorstellen. Herrn Yagami, welcher die Frau nach wie vor versuchte zu trösten, stand ebenfalls eine Mischung aus Schmerz und Schock ins Gesicht geschrieben. Doch er versuchte sich für die Frau in seinen Armen zusammenzureißen, wie ein Felsen in der Brandung zu stehen, an welchem sie sich festhalten konnte.

Conan sah sich weiter um, versuchte einzuschätzen, welcher von ihnen als Täter in Frage käme. In seinem Kopf begann er, erste Überlungen anzustellen.

Frau Izanagi kann es auf keinen Fall sein, sie habe ich durchweg an der Kasse gesehen, den Ort hat sie nur verlassen, um mir mein Buch zu holen und als sie nach dem Opfer gesehen hatte. Kommen nur noch die drei Herren hier in Frage… wobei ich nicht glauben kann, dass Gin so blöd wäre, hier einen Mord zu begehen, hier an dieser Stelle, an der man das Opfer recht zeitnah entdecken kann. Nein, Gin macht sowas heimlich, im Verborgenen, im Schutz des Chaos, in dem es kein anderer Mensch mitbekommt. Außerdem hat er noch nie jemanden erdrosselt, soweit ich weiß… stellt sich nur noch die Frage, wer von ihnen war es? Her Haruta oder Herr Yagami? Die beiden habe ich nicht ständig im Auge gehabt, es könnte also sein, dass die beiden das irgendwann erledigt haben. Die Tatsache, dass Herr Kitai so gut wie immer alleine im Lager arbeitete, spielte dem Täter sicherlich auch in die Hände…

 

~ Conan / Shinichi ~

 

Während Conan sich weiterhin erste Gedanken machte, wanderte er durch die Buchhandlung und versuchte, wie ein kleines Kind zu wirken. Nicht wie eines, das nachdachte, sondern eins, das gedankenlos herumlief und höchstens kindlichen, harmlosen Gedanken nachging. Ihm war bewusst, dass er nicht auffallen durfte, je weniger Gin von ihm wahrnahm, desto besser. Irgendwann hatte seine kleine Wanderung ihr Ziel gefunden und er stand direkt neben den beiden Polizisten, hörte, wie sie erste Theorien bezüglich des Falls miteinander austauschten.

Schnell warf er einen kurzen Blick zu Gin, doch dieser schien sich in seiner Beschäftigung, diverse deutsche Medizinbücher durchzublättern, nach wie vor nicht stören. Für einen kurzen Moment erleichtert, blickte Conan ein willkürliches Regal vor sich an, doch seine Aufmerksamkeit gehörte alleine dem Gespräch zwischen den beiden Polizisten.

„Wenn es blöd kommt, werden wir unseren Urlaub verschieben müssen. Zumindest, wenn es uns heute nicht gelingen sollte, den Täter zu finden“, sagte Sato nachdenklich, während sie ihre Notizen betrachtete. Während sie sich nichts anmerken ließ, entglitten Takagi dagegen sämtliche Gesichtszüge.

„Was willst du denn damit sagen? Wir wollten ihn doch morgen bereits beginnen! Das Hotel und die Zugtickets, das ist doch bereits alles gebucht, das können wir doch nicht verschieben“, begann er zu stammeln. Sato verschränkte die Arme vor ihrer Brust und sah Takagi mit einem ernsten Blick an.

„Wie du weißt, lautet bei uns die Regel: Jeder Polizist arbeitet an seinen Fall, bis es nicht mehr geht. Und für einen Urlaub können wir den Fall nicht einfach liegen lassen, möglichweise entkommt der Täter. Ich bin mir sicher, mit dem Hotel und der Zuggesellschaft werden wir zur Not alles klären können.“

Als würde die Antwort auf all ihre derzeitigen Probleme irgendwo im Raum stehen, begann Takagi diesen abzusuchen, wurde jedoch nicht fündig. Bis sein Blick auf Conan festhing.

„Nun, möglicherweise haben wir aber auch sehr viel Glück. Immerhin ist der kleine Conan ebenfalls anwesend und wie du weißt, wenn er in der Nähe ist, dann lösen sich die Fälle fast schon von alleine.“

Auch wenn er heute ziemlich ruhig ist, im Gegensatz zu sonst auch immer. Normalerweise hätte er längst alles abgesucht und jeden Anwesenden hier mit seinen vielen neugierigen Fragen genervt … was wohl mit ihm los ist? Hat Kogoro mit ihm geschimpft? Vielleicht sollte ich mit ihm mal reden…

Sato folgte seinem Blick und sah nun ebenfalls Conan, welcher sich krampfhaft verschiedene Buchrücken ansah. Ihre Lippen zuckten und ihre Körperhaltung wurde ein wenig lockerer.

„Das stimmt. Solange der kleine Conan und oder Mori in der Nähe sind, ist der Fall schon so gut wie gelöst. Aber damit es auch dazu kommt, müssen wir beide nun hart dafür arbeiten. Gut, dass du vorausschauend die Verdächtigen bereits befragt hast. Nun müssen wir nur noch ihre Alibi abgleichen, möglicherweise ergeben sich daraus bereits erste Punkte.“

Verlegen kratzte Takagi sich am Hinterkopf, dieses Mal konnte er Sato nicht in die Augen sehen.

„Verzeih mir, dass ich das nicht getan habe, daran hätte ich denken müssen.“

Doch Sato schien es nicht zu stören, sie schüttelte den Kopf und sah ihn aufmunternd an.

„Wataru, mach dir da bitte keine Vorwürfe. Immerhin sind wir ja beide anfangs von einem Unfall ausgegangen und da sind Alibis etwas, an das man bei der Befragung von Zeugen weniger im Hinterkopf hat. Dennoch hat uns deine Vorarbeit bereits geholfen, darauf können wir möglicherweise aufbauen.“

Sato schenkte ihm neben ihrer aufbauenden Worte noch ein warmes Lächeln und das schien genug zu sein, um Takagis Lebensgeistern einen neuen Elan zu verpassen.

„Danke, gerne doch. Ich war mir nicht sicher, ob ich damit einigermaßen brauchbare Informationen erhalten würde, aber ich dachte mir, was wir haben, das haben wir. Jetzt müssen wir uns nur noch die Alibis der Personen anhören. Conan können wir dabei auslassen, denke ich“, sagte Takagi und blickte wieder zu dem kleinen Jungen hinüber. In jedem anderen Fall hätte er längst einen schlauen Spruch von sich gelassen oder irgendein Detail angesprochen, welches sich als Indiz oder gar als Beweis herausstellen sollte. Doch aus einem ihm unbekannten Grund verhielt sich der Junge still, er blickte sich nur neugierig um. Sah die Menschen wie auch die Bücher rings um ihn herum an.

Für einen kurzen Moment hätte Takagi nicht mehr sagen können, ob das nun Conan oder ein anderes, ganz normales Kind war, das dort vor dem großen Regal mit Kochrezepten und Haushaltsratgebern stand. Doch sein Bauchgefühl riet ihm, ihn für den Moment nicht darauf anzusprechen. Er konnte selbst im Nachhinein den Finger nicht darauflegen. So sehr ihm die Frage auf der Zunge brannte, Takagi fühlte sich nicht imstande, sie auch laut auszusprechen. Oder auch nur in das Ohr des kleinen Kindes zu flüstern.

Er beobachtete Conan für ein paar Sekunden, dann sah er zu Sato zurück. Auch sie musste den kleinen Jungen kurz im Blick gehabt haben, auch ihr Kopf war in Conans Richtung geneigt. Als sich ihre Blicke wieder trafen, schwieg Sato ihn an. Bis sie ihre Worte wieder fand.

„In Ordnung, dann werden wir die Verdächtigen nach ihren Alibis befragen. Am besten machen wir das in der großen Runde, so können wir auch sehen, ob es vielleicht unter ihnen jemanden gibt, der das Alibi von einer anderen Person bestätigen kann. Das würde uns die Arbeit zumindest erleichtern.“

Takagi, der keine andere Idee dazu finden konnte, nickte nur und folgte seiner Kollegin durch den Verkaufsraum, als sie sich wieder den anderen anwesenden Personen näherten.

 

~ Sato ~

 

„In Ordnung, bitte stellen Sie sich in einer Halbkreisformation vor uns auf, vor meinem Kollegen und mich“, sagte Sato entschlossen und klatschte die Hände zusammen. Sofort hatte sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen. Kurz sah Takagi sie bewundernd an, bevor er seinen Blick von ihr riss und darauf achtete, dass alle Verdächtigen der Aufforderung nachgingen. Was auch fast alle von ihnen taten.

Frau Izanagi, das Gesicht noch halb in einem bunten Taschentuch begraben, hatte sich zusammen mit den beiden Kunden Haruta und Yagami zu den Polizisten gesellt und warteten auf weitere Anweisungen. Lediglich Gin ließ auf sich warten und starrte weiterhin auf das geöffnete Buch in seiner Hand. Erst wenige Sekunden später wanderte sein Blick in Satos Richtung.

„Ja, auch Sie muss ich bitten, sich zu uns zu gesellen“, sagte Sato streng und stemmte die Arme in ihre Hüfte. Gin jedoch beeindruckte es nicht, sein Blick wanderte zurück zu seinem Buch, auf welchem er einige Augenblicke lang verweilte. Schließlich schloss Gin seine spannende Lektüre und näherte sich der kleinen Gruppe, bis er selbst ein Teil davon geworden war. Es nervte ihn und dass ließ er jede anwesende Person mit seinem Gesichtsausdruck der vollkommenen Gleichgültigkeit auch wissen. Sato und Takagi spürten, dass sie von ihm keine große Bereitschaft zur Kooperation bekommen würden. Dass sie mit dem nötigsten Mindestmaß, zu welchem er sich bereit erklären würden, genügen müssten. Ein Ärgernis und doch mussten sie damit leben.

„Da wir jetzt alle hier versammelt sind, würden wir gerne von Ihnen allen die Alibi kontrollieren. Möglicherweise kann der eine oder andere hier das jeweilige Alibi sogar bestätigen, damit würden Sie unsere Arbeit erheblich unterstützen“, sagte Sato, wofür sie ein kollektives Nicken als Bestätigung bekam. Abgesehen von Gin, der noch immer den Eindruck machte, als ginge ihm die gesamte Situation nichts an.

„Außerdem wäre es auch noch gut, wenn Sie uns ihre Körpergröße verraten würden. Das Opfer soll laut der Spurensicherung eine Gesamtgröße von einem Meter siebzig gehabt haben, daher wäre es hilfreich zu wissen, wie groß Sie hier alle genau sind.“

Gins Pupillen blieben für einen Herzschlag bei Sato haften, dann wanderte er nach unten. Takagi bemerkte das und folgte dem Blick, sofort fiel ihm auf, an wem Gins Blick dieses Mal gerichtet war. Dieser begann zu grinsen.

„Dann dürfte diese halbe Portion schon mal herausfallen, nicht wahr? Oder wollen Sie mir etwa weißmachen, dass ein Kind dazu in der Lage wäre, einen Mord zu begehen? Überhaupt, was macht das Balg noch hier? Ist es neuerdings eine Methode der Polizei, kleine Kinder an einem Tatort zu behalten?“, fragte Gin mehr als provozierend, doch die beiden Polizisten durchschauten das. Sie beide hatten weder die Lust noch die Kapazitäten, sich um derartige Sticheleien zu kümmern. Gänzlich unkommentiert wollten sie es allerdings auch nicht auf sich ruhen lassen.

„Warum das Kind noch anwesend ist, ist ganz unsere Sache, darum haben Sie sich nicht zu kümmern. Dennoch möchte ich mich für Ihr aufmerksames Denken bedanken. Das Kind ist bei uns in sicheren Händen.“

Gin zog eine Augenbraue nach oben, dann sah er wieder Sato in die Augen. Sein Blick war eiskalt und gleichzeitig voller Gleichgültigkeit. Sato lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Takagi dagegen sah wieder Conan an und dieser blickte zu ihm hoch. Es war ein Anblick, den Takagi noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Wenn ihm der kleine Grundschüler begegnete, dann war sein Blick stets selbstbewusst oder ein wenig kindlich, vor allem, wenn sein Onkel ihn wieder einmal für das Herumstreunen am Tatort bestrafen wollte. Doch diese Angst, die Conan direkt in den Augen, gar über das ganze Gesicht geschrieben war, das war für Takagi vollkommen neu.

Zwar konnte Takagi das alles nicht einordnen, dennoch beschloss er, auf sein Bauchgefühl zu hören. Und dieses sagte ihm, dass er Conan vor diesem seltsamen Mann mit dem eiskalten Blick beschützen musste. Unauffällig gab Takagi Conan ein Zeichen, gab ihm zu verstehen, sich hinter ihm zu verstecken. Eine Einladung, welcher Conan, ohne einen Moment lang zu zögern, sofort nachging. Seine kleinen Finger klammerten sich mit leichtem Druck an Takagis Hosenbein, aber das machte ihm nichts aus. Takagi dagegen hob seinen Blick und ebenso auch seine Stimme, als er Gin Paroli bot.

„Ich kenne diesen kleinen Jungen und er kennt mich, Sie müssen sich also wirklich keine Sorgen um sein Wohnergehen machen. Lassen Sie uns einfach unsere Arbeit erledigen, je schneller wir dazu kommen, desto eher werden Sie diesen Ort auch verlassen können.“

Ob in Handschellen oder nicht, das wird sich dagegen noch entscheiden. Allein schon sein Blick ist so kalt, wenn er den armen Buchhändler getötet hat … das wäre sicherlich nicht sein erster Mord gewesen. Aber auch ganz sicher nicht sein letzter, so viel steht fest. Wenn es ihm möglich wäre, würde er bestimmt auch die Luft um ihn herum zum Gefrieren bekommen.

Gin warf einen kurzen Blick zu Takagi herüber, bevor seine Augen wieder zu Sato weiterwanderte.

„Mir ist es vollkommen gleich, wie sie Ihre Inkompetenz verstecken. Sie müssen ja wissen, wie unprofessionell Sie sich in der Öffentlichkeit geben wollen, es ist ja nicht mein Problem. Und ja, Sie haben Recht, dieser ganze Spaß hat schon zu viel meiner wertvollen Zeit gestohlen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich mit meiner Aussage beginnen.“

Noch bevor einer der beiden Polizisten dem zustimmen oder etwas entgegensetzen konnte, fing Gin auch bereits zu sprechen an.

„Nun, ich war die ganze Zeit dort hinten, bei den medizinischen Büchern und habe ich über deren Inhalt informiert. Zwar bin ich nicht gerade ein armer Schlucker, aber immer noch ein Student und habe somit kein großes Budget zur Verfügung. Daher muss ich genau wissen, welche Bücher ich für mein Studium kaufen werde und welche nicht. Die Katze im Sack zu kaufen kommt für mich daher nicht in Frage. Ich denke, es werden alle Anwesenden bestätigen können, einschließlich die Damen und Herren Polizisten, immerhin halten Sie es für nötig, mich bei meinen genauen Studien zu unterbrechen. Für etwas, was eigentlich mehr als offensichtlich sein sollte. Aber gut, bei so inkompetenten Personen sollte mich auch ein solches Verhalten nicht wundern.“

Gins Lippen deuteten für einen kurzen Moment ein Lächeln an, ein Lächeln, welches Takagi eine unangenehme Gänsehaut bereitete.

„Um Ihre Neugierde komplett zu stillen, ich habe diese Ecke dort hinten seit einer Weile nicht großartig verlassen, erst, als ich hierher zitiert wurde wie ein Kindergartenkind. Das können die anderen Kunden sicherlich bestätigen. Meine Körpergröße geht Sie eigentlich nichts an, aber wenn Sie mich dann dafür in Ruhe lassen, können Sie diese Information haben. Ich bin genau einen Meter 88 groß, also 18 Zentimeter größer als das Opfer. War es das nun? Kann ich wieder zurück? Die Bücher sortieren sich nicht von alleine“, knurrte Gin nun in Takagis Richtung, dieser sah kurz zu Conan, dann zu Sato herüber. Dass Gin sich von ihnen entfernen wollte, kam ihm ziemlich gelegen.

„In Ordnung, gehen Sie ruhig wieder in ihre Ecke zurück. Wenn Sie wie erwähnt die ganze Zeit über die Bücher studiert haben, dann werden Sie vermutlich nicht sehr viele hilfreiche Informationen über die Alibis der anderen Anwesenden haben. Gehen Sie ruhig zurück, aber machen Sie keine unnötigen Handlungen. Wir werden Sie bis auf Weiteres unter Beobachtung halten.“

Das ließ sich Gin nicht zweimal sagen, ohne eine weitere Bemerkung zu äußern drehte er sich um, kehrte in seine vertraute Ecke zurück und vergrub wieder seine Nase in dem Buch, von welchem er wenige Minuten zuvor getrennt worden war. Kaum hatte er wieder mit dem Lesen begonnen, wirkte es, als hätte er nie damit aufgehört. Als wäre er nie dabei unterbrochen worden.

Takagi und Sato wechselten ein paar Blicke und auch die Griffe um Takagis Bein lockerten sich, bis der kleine Junge ihn schließlich komplett losließ.

 

„In Ordnung, dann werden wir die Befragung fortführen“, sagte Sato bestimmt, aber auch freundlich. Sie wusste, dass sie von den restlichen Verdächtigen weniger Widerstand zu erwarten hatte und dementsprechend auch nicht sonderlich hart mit ihnen verfahren musste.

Überhaupt hatte sich die allgemeine Stimmung der Gruppe gelockert, seit Gin sich wieder in die Ecke des Ladens verkrochen hatte. Zwar warf dieser hin und wieder ungeduldige Blicke in die Richtung der beiden Polizisten, doch diese wollten sich davon nicht beeindrucken oder einschüchtern lassen. Sie hatten einen Job zu erledigen und das am besten so gründlich wie möglich.

Immerhin galt es einen Fall aufzuklären und einen Täter samt Motiv und Tatwaffe zu finden.

„Gut, dann machen wir mit Ihnen weiter. Ihr Name war Keichi Haruta, nicht wahr?“, fragte Sato die Person, welche bis vor wenigen Augenblicken links neben Gin gestanden hatte. Dieser schüttelte eifrig seinen Kopf.

„Das ist richtig, Frau Sato. Ich bin Keichi Haruta und meine Körpergröße beträgt genau einen Meter sechzig. Nun, was der junge Student gesagt hat, kann ich bestätigen, ich habe ihn immer wieder in dieser Ecke gesehen. Auch kann ich bezeugen, dass sich Frau Izanagi stets an der Kasse aufgehalten hat. Bis auf das eine Mal, als sie sich zum Regal umgedreht hat. Ich glaube, weil sie dem kleinen Jungen ein Buch geben wollte“, sagte er mit nachdenklicher Miene und sah kurz zu Conan herunter. Dann sah er wieder Sato in die Augen.

„Nun, weshalb ich hier bin, habe ich Ihrem Kollegen bereits gesagt, um ein paar Bücher für meine Schneidertätigkeit zu finden. Bücher über besondere Schnittmuster, die Pflege unterschiedlichster Stoffe – alles, was mir den Arbeitsalltag ein wenig erleichtern würde“, sagte er und klopfte auf die Buchrücken unter seinem Arm.

„Dabei habe ich mich auch hier und da umgesehen, aber ich befürchte, dass das wiederum nicht alle anderen Anwesenden bestätigen können. Immerhin waren sie ja selbst beschäftigt“, sagte er zu Sato, die alle genannten Fakten stichhaltig in ihrem Notizbuch festhielt.

„Dennoch vielen Dank“, gab sie an ihn zurück. „Das hat uns dennoch bereits ziemlich weitergeholfen. Sollte Ihnen noch etwas aufgefallen sein, dass Sie uns mitteilen möchten, dann lassen Sie es uns bitte wissen. Nun zu Ihnen, Sie sind Herr…?“

Dabei sah sie den letzten Mann an, der sich ebenfalls im Halbkreis vor ihr befand.  Welcher nicht lange mit seiner Antwort auf sich warten ließ.

„Schätze, dann ist es wohl Zeit für meine Aussage. Mein Name ist Mikami Yagami und meine Körpergröße liegt bei einem Meter achtzig. So weit bin ich also gar nicht so weit weg von dem Herren Studenten, was das angeht“, sagte er und blickte zu Gin herüber. Dieser hatte für den Blickkontakt nur einen genervten Gesichtsausdruck übrig, bevor er wieder auf sein Buch hinabsah.

„Nun, was Frau Izanagi angeht, da würde ich meine Hand ins Feuer legen, die gute Seele würde niemanden etwas zu leide tun. Im Gegenteil, sie war es sogar, die Herrn Kitai darum gebeten hat, mir die alten Angelmagazine zu überlassen. Ihrer freundlichen Art alleine habe ich das zu verdanken.“

Mikami Yagami nickte ein wenig, um seine eigenen Worte zu bekräftigen.

„Nun, wie bereits erwähnt hatte es mich ein wenig gewundert, dass mich Herr Kitai nicht wie üblich begrüßt hat, aber ich bin schlicht davon ausgegangen, dass er wohl im Lager beschäftigt wäre, dort verbringt er den Großteil seiner Arbeitszeit, schätze ich. Daher dachte ich mir, ich sehe mich ein wenig um, erst nach einem ordentlichen neuen Angelbuch, und danach noch im Rest des Ladens. Zwar kann ich mir kein zweites Buch leisten, dennoch erfüllt es mich mit Zufriedenheit, wenn ich mich hier umsehen darf. Herr Kitai ist, nein, war ein sehr angenehmer Mensch und er hat einen nie hinausgeworfen, egal, wie viel Zeit man hier verbracht hat. Er hat es mir auch nie übelgenommen, wenn ich am Ende kein Buch gekauft habe.“

Tränenflüssigkeit sammelte sich in seinen Augen, was ihn dazu veranlasste, heftig mit den Augen zu blinzeln.

„Und jetzt ist Herr Kitai tot … ich kann es nicht glauben. Warum tut jemand so etwas? Es gibt so viele schlechte Menschen auf dieser Welt, warum trifft es dabei so oft die guten? Ich verstehe es nicht…“

Auch hier hatte Sato sich wieder ihre Notizen gemacht, während Takagi und Conan sich lediglich aufs Zuhören beschränkt hatten. Dass Conan innerlich in seinem Gedankenpalast Notizen machte, davon bekam keiner der Anwesenden etwas mit.

„Können Sie auch bestätigen, dass sich Frau Izanagi die ganze Zeit über an der Kasse aufgehalten hat?“, wollte Sato zunächst von ihm wissen. Mikami Yagami dachte für einen kurzen Moment nach.

„Nun, komplett nicht, da ich die gute Dame nicht immer im Auge hatte. Aber ja, ich denke, sie hat ihre Position an der Kasse nie verlassen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, sie zu irgendeiner Zeit an einer anderen Stelle gesehen zu haben.“

Dies schien Sato als Antwort zu genügen, ihr Stift flog geradezu über die Seiten ihres kleinen Notizbuches. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie Herrn Yagami ein letztes Mal in die Augen sah.

„Ich kann wohl davon ausgehen, dass bei Ihnen niemand bestätigen kann, was Sie die ganze Zeit über im Laden getan haben, oder?“, fragte sie und ihr Gegenüber nickte langsam mit dem Kopf.

„Nun, Frau Sato, ich befürchte, es ist so“, war sein abschließender Kommentar dazu. Sato dagegen begann geistesabwesend auf ihre Notizen zu starren. Als hätte sie etwas übersehen und müsste es nur noch finden, wenn sie lange genug suchen würde.

 

„Vielen Dank, ich denke, die Befragung von Frau Izanagi können wir uns unter den gegebenen Angaben erst einmal sparen. Es gibt sicherlich auch Aufnahmen der einen oder anderen Überwachungskamera, die die Aussagen tatkräftig unterstützen können“, sagte Takagi entschlossen, als Frau Izanagi zögerlich ihre Hand hob.

„Nun, was das angeht, Herr Polizist“, begann sie mit einer Prise Betretenheit in der Stimme. „Wir haben zwar hier und da Kameras installiert, dennoch handelt es sich bei allen von Ihnen um Dummys. Selbst die im Lager ist nicht echt. Herr Kitai hat seinen Kunden immer vertraut und es ist bisher auch kaum zu Diebstählen kommen. Da er selbst sehr viel Zeit im Lager verbracht hatte, hatte er es auch nicht für nötig befunden, den Raum überwachen zu lassen.“

Takagi und Sato tauschten vielsagende Blicke aus.

„Der Fall hier macht es uns nicht gerade einfach“, jammerte Takagi und fuhr sich rastlos mit den Fingern durch die kurzen Haare.

„Gut, dann müssen wir uns wohl oder übel auf die beiden Aussagen der zwei Zeugen verlassen. In Ordnung, meine Kollegin und ich werden uns nun ein wenig umsehen und auch beraten. Es wäre also nett, wenn Sie sich alle an einem Ort befinden und nichts anfassen würden. Am besten, Sie alle drei gehen zum Kassenbereich zurück. Herr Yagami, könnten Sie sich auch bitte wieder um Frau Izanagi kümmern? Es scheint ihr zwar schon besser zu gehen, dennoch ist sie noch bedenklich blass um die Nase herum“, gab Sato ihre Anordnungen an die anderen weiter, die sie auch sofort befolgten.

Während sich die Verkäuferin wie auch die zwei Kunden zum besprochenen Ort zurückzogen, blätterte Sato mehrere Male durch ihr Notizheft, bevor sie sich an Takagi wandte.

„Nun, es war hilfreich, wenn auch nicht sonderlich viel. Dass Frau Izanagi die Mörderin sein soll, das kann ich mir selbst auch nicht vorstellen. Dazu habe ich zu viele Mörder gesehen und sie ist definitiv keiner.“

Takagi sah die Verkäuferin für einen kurzen Moment an, beobachtete, wie Herr Yagami sie in den Arm nahm und versuchte zu trösten.

„Das denke ich ebenfalls, Miwako. Ihre Reaktion ist echt, möglicherweise werden wir hier psychologische Hilfe benötigen. Aber eins nach dem anderen. Wir haben damit nur noch drei mögliche Täter. Um ganz ehrlich zu sein, mein Gefühl sagt mir, dass es dieser Student war … ich trau dem nicht weiter, als ich ihn werfen könnte. Allein schon sein Blick. Da rutscht es mir eiskalt den Rücken hinunter.“

Rasch begann Takagi sich zu schütteln, als würde er ein lästiges Tier loswerden wollen, dass sich auf seinem Rücken befand. Dann sah dieser zu Conan hinunter, welcher ebenfalls in Gins Richtung sah. Der Blick, den Takagi in den Augen des Grundschülers sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Zwei Verdächtige mit einem halben Alibi und einer, der angeblich ein komplettes hat. Aber einer von ihnen muss es gewesen sein. Menschen erwürgen sich neuerdings nicht von alleine“, sagte Sato und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

„Nein, sowas machen Menschen normalerweise nicht. Und selbst wenn, hätte der Tatort ganz anders ausgesehen“, sagte Takagi leicht abwesend, während er dem einen oder anderen Gedanken nachging. Dann ballte er entschlossen seine Faust zusammen. Er musste etwas unternehmen, das war Takagi bewusst. Und er musste auf jeden Fall mit Conan reden, am besten mit ihm allein.

„Hey, hör mal Sato, so kommen wir doch nicht weiter. Wie wäre es, wenn wir uns von der gesamten Lage eine Übersicht verschaffen? Ich gehe mit Conan hinter ins Lager und sehen uns dort um, vielleicht können wir ja etwas entdecken, was du übersehen hast? Währenddessen kannst du die Leute im Auge behalten, du kannst das sowieso viel besser. Außerdem strahlst du mehr Autorität aus als ich“, meinte Takagi und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Und möglicherweise siehst du einen Hinweis, den ich wiederum übersehen habe. Das wäre doch möglich.“

Sato dachte über seinen Vorschlag nach, dann schloss sie ihr Notizbuch und verstaute es in ihrer Jackentasche.

„Das Vier-Augen-Prinzip also … in Ordnung, dann machen wir das so. Warum du Conan mitnehmen möchtest, ist mir nicht ganz klar“, sagte sie und ihr Blick fiel auf den Grundschüler. Auch ihr war die Stille aufgefallen, die der Junge die meiste Zeit ausstrahlte. Gleichzeitig wusste sie, dass Takagi eine viel bessere Bindung zu dem Kind hatte als sie. Wenn also jemand herausfinden konnte, was mit Conan los war, dann war es Takagi. Sie dagegen würde ihre Vorteile nutzen, um die Verdächtigen im Zaun halten zu können.

„Gut, Wataru, dann machen wir das auf deine Art. Der Täter wird uns auf keinen Fall entkommen“, sagte sie mit fester Miene, während sie begann sich im Ladenbereich näher umzusehen.

Takagi dagegen nahm Conans Hand so vorsichtig er konnte.

„Komm, Conan, wir beide gehen jetzt hinter ins Lager und sehen uns dort ein wenig um. Nicht, dass ich meine Kollegin für blind halte, aber vielleicht finden wir beide da ja noch etwas, was sie möglicherweise übersehen hat“, sagte er zwinkernd zu Conan herab. Conan dagegen ließ sich von Takagi in die Richtung des Lagers führen, ohne sich in irgendeiner Form dagegen zu wehren. Er wusste, er hatte einen Fall zu ermitteln und je weniger er unter Gins wachsamen Blick sein würde, desto besser würde es auch ihm gelingen. Doch das Wie war ein Problem, ein Hindernis, welches es um jeden Preis zu überwinden galt.

Beweisaufnahme

~ Conan / Shinichi ~

 

Takagis Finger fühlten sich warm an, als er zusammen mit Conan durch den Laden lief. Normalerweise mochte Conan es nicht, wenn ihn jemand wie ein richtiges Kleinkind behandelte, doch dieses Mal war es anders, es spielte ihm in die eigenen Karten hinein. Je besser er die Rolle des kleinen, ahnungslosen Schuljungen vor Gin spielen konnte, desto mehr würde es ihm auf Dauer das Leben retten. Wenn er dazu mit einem Polizisten kurzzeitig Händchen halten musste, dann nahm Conan es in Kauf.

Während sie den Laden durchschritten und Takagi darauf achtete, dass Conan mit ihm mithalten und sich nicht an möglichen Ecken oder Kanten verletzen konnte, ging dieser seinen Gedanken nach. Sortierte alle Eindrücke, die der in der letzten Stunde hatte gewinnen können. Wie gewohnt hatte sein Kopf wie ein Schwamm alles um ihn herum aufgesaugt, unabhängig davon, wie wichtig oder unwichtig es ihm auf dem ersten Blick erschien. Er hatte auch schon die eine oder andere Theorie aufgestellt, dennoch galt es noch ein paar Punkte zu überprüfen, eher er sich festlegen konnte.

Stellt sich nur noch die Frage, wer von den beiden der Täter ist und wie er die Tat genau begangen hat. Auch muss ich herausfinden, was mit der Tatwaffe passiert ist. Ein Seil oder ein ähnliches Werkzeug lässt sich immerhin nicht so einfach entsorgen, also muss es der Täter noch bei sich tragen. Es wäre besser, wenn Takagi und Sato alle einmal durchsuchen würden, selbst wenn das keine Ergebnisse mit sich brächte … ich wünschte nur, ich könnte es ihnen sagen.

Zerknirscht ballte Conan die freie Hand zu einer Faust, ließ sie jedoch sofort wieder locker werden. Dennoch änderte es nichts an der Situation, in welcher er sich unweigerlich befand.

Aber wenn ich mich zu auffällig verhalte, wird möglicherweise Gin unnötig auf mich aufmerksam. Er hat mich zwar bisher noch nicht erkannt, aber er ist nicht dumm. Wenn ich behaupte, dass ich wie mein Vorbild Onkel Kogoro ein Detektiv sein möchte, er wäre definitiv der einzige Anwesende, der das dennoch in Frage stellen würde. Nein, je weniger er von mir mitbekommt, desto besser ist es … nur, wie löse ich den Fall am besten? Wie überführe ich den Täter, ohne, dass Gin es mitbekommen kann? Meine normale Vorgehensweise geht hier nicht und ich kann hier auch niemanden schlafen schicken. Sowohl Takagi als auch Sato wissen, dass es etwas ist, was Kogoro macht und selbst, wenn es nur eine einmalige Angelegenheit wäre, es würde dennoch Fragen aufwerfen. Unabhängig davon, wen von beiden ich schlafen schicken würde, es würde ihnen auffallen und das könnte Konsequenzen mit sich ziehen. Mal davon angesehen, es wäre alles andere als gut, wenn Gin hinter mein Geheimnis kommen würde, er würde sicherlich eine Verbindung zu Kogoros Art der Fallauflösung ziehen und dann säße ich so richtig in der Patsche. Am besten wäre es, wenn Takagi und Sato den Fall von allein lösen könnten, wenn ich ihnen einen Hinweis geben könnte.

Er bemerkte erst, dass sie das Lager erreicht hatten, als er spürte, dass Takagi seine Hand längst losgelassen hatte. Stattdessen war der junge Mann auf seine Knie gesunken und legte vorsichtig seine Hände auf Conans kleinen Schultern ab. Dabei übte Takagi so wenig Druck wie möglich aus. Verwirrt unterbrach Conan seinen Gedankenfluss und sah seinem Gegenüber in die Augen. Dieser machte einen ernsten Eindruck und auch wenn Conan es sich denken konnte, was Takagi ihm nun sagen würde, so richtig hatte er mit dieser Reaktion nicht gerechnet.

 

„Conan, ist alles in Ordnung mit dir?“, fing Takagi ohne Umschweife zu sprechen an. Der Blickkontakt brach nicht ab, Conan gewann den Eindruck, als würde Takagi die Antworten auf all seine Fragen in seinen Pupillen versuchen zu finden.

„Was meinen Sie genau, Herr Takagi?“, begann Conan zu sprechen, verkniff sich allerdings angesichts der Sorgenfalte in Takagis Gesicht jedes weitere Wort. Als dieser weitersprach, war seine Stimme ruhig, sehr ruhig.

„Genau das meine ich, seit wann nennst du mich ‚Herr Takagi‘, seit wann bist du auf einmal so förmlich? Überhaupt bist du nicht wie immer, du bist so ruhig, bei anderen Fällen hattest du auch immer den einen oder anderen Hinweis gefunden, den wir nicht gesehen haben.“

Er dachte für ein paar Augenblicke nach, überlegte sich seine nächsten Worte ganz genau.

„Liegt es an deinem Onkel, hat er etwas zu dir gesagt? Wenn ja, er ist nicht hier, und du kannst es mich wissen lassen. Als Polizist bin ich dein Freund und Helfer, aber nicht nur aus Berufsgründen mache ich mir Sorgen um dich. Du verstehst es vielleicht noch nicht, weil du noch so jung bist, aber es gibt da draußen Menschen, die sich ernsthafte Gedanken um dich machen. Denen du am Herzen liegst und ich bin einer davon.“

Takagis Griff an Conans linker Schulter nahm ein wenig zu, doch dieser ließ sich das nicht anmerken. Stattdessen wollte er lieber hören, was der junge Polizist ihm zu sagen hatte, auch wenn er sich das meiste davon bereits denken konnte.

Natürlich weiß ich, dass es da draußen Menschen gibt, denen ich wichtig bin. Denn mir geht es nicht anders, gerade deshalb kann ich nicht offen und ehrlich sein. Um diese Menschen vor Monstern wie Gin oder der Organisation zu beschützen.

Takagi dagegen sah ihn nur an, als wartete er ab, ob Conan etwas dazu sagen würde. Oder gab er ihm nur genug Zeit, um seine letzten Sätze einsacken zu lassen? Conan konnte es nicht sagen. Gleichzeitig wusste er nicht, was er dem jungen Polizisten sagen könnte. Die Worte steckten ihm im Hals, sie juckten und quälten ihn, und doch konnte er sie nicht aussprechen.

Takagi begann laut zu seufzen. Der Druck auf Conans linker Schulter nahm bereits wieder ab.

„Tut mir leid, es war vermutlich ein Fehler von mir, solche Dinge von Herrn Mori zu vermuten. Klar, er ist hin und wieder ein bisschen streng zu dir, aber ich denke nicht, dass er etwas mit dir machen würde, das dir schaden könnte. Nein, so ein Mensch ist er nicht. Das habe ich im Gefühl.“

Für einen kurzen Moment sah Takagi zur Seite. Als sich ihre Blicke erneut trafen, war der Ausdruck in seinen Augen so klar wie noch nie zuvor.

„Es hat mit diesem Mann zu tun, diesem merkwürdigen Studenten, nicht wahr? Mit diesem jungen Herrn Kendaichi“, sprach Takagi seine nächste Vermutung laut aus, woraufhin sich Conan eine kleine Reaktion erlaubte. Ein kurzes Weiten der Pupille, ein kurzes Zusammenzucken seines Körpers, ein kleiner Aufwand, um die größtmögliche Wirkung bei seinem Gegenüber zu erzielen.

Diese Schmierenkomödie tut mir sehr leid, Takagi. Doch ich vermute, dass ich im Augenblick keine andere Wahl habe, als das verängstige Kleinkind zu spielen. Möglicherweise werde ich dank dir doch noch einen Weg finden, den Fall vor Gins Nase zu lösen, ohne, dass diese einen Verdacht schöpfen kann. Nur, wie stelle ich das am besten an?

 

Aus dem Augenwinkel heraus sah Conan, wie sich Takagis rechter Hand dessen Kopf näherte und ihm sachte das Haar tätschelte. Takagis Blick verweilte dagegen nach wie vor auf Conan, er wirkte weniger ernst, viel mehr besorgt und nachdenklich.

„Ich verstehe … ich muss zugeben, dieser junge Mann gefällt mir ebenfalls nicht. Er hat eine mehr als eiskalte Ausstrahlung und ich bin froh, wenn ich nicht in seiner Nähe sein muss“, sagte Takagi und schüttelte sich, als würde er versuchen eine unangenehme Erinnerung loszuwerden.

„Irgendwas stimmt mit dem nicht, so viel steht fest. Ich bin froh, wenn Sato und ich den Fall so schnell wie möglich lösen können. Naja, du dann wahrscheinlich auch. Aber mach dir keine Sorgen, solange wir hier sind, werden wir dich beschützen. Vermutlich wirst du diesen seltsamen Studenten danach nie wieder sehen und dann musst du auch keine Angst mehr vor ihm haben. Bis dahin hast du Sato und mich an deiner Seite.“

Conan lächelte Takagi an, ein Lächeln, welches der junge Detektiv nicht schauspielern musste.

Angst habe ich vor Gin keine, dennoch, er ist alles andere als ungefährlich. Wenn ich dafür unter Takagis Schutz stehe und es dem Zweck dient, werde ich die Rolle für heute mal spielen. Zumal er und Sato es sicherlich bald wieder vergessen haben werden, da bin ich mir sicher.

„Danke, ich fühle mich schon viel besser, Takagi!“, sagte Conan gespielt fröhlich und versuchte dabei, so natürlich wie möglich zu klingen. Wie es zu der Rolle des normalen Conan am besten passte. Dies schien Takagi zu überzeugen, denn dieser erwiderte das Lächeln, bevor er von dem Jungen komplett abließ.

„In Ordnung, schön, dass ich helfen konnte. Nun lass uns beide hier umsehen, denk daran, du musst dich hier nicht zurückhalten, hier gibt es nur uns beiden. Sato wird darauf aufpassen, dass keiner der anderen Personen den Verkaufsraum verlässt oder sich irgendwie verdächtig benimmt, du bist hier also sicher. Was auch immer du weißt oder was dir aufgefallen ist, lass es mich wissen und ich versuche, etwas daraus zu machen. Was denkst du, können wir das machen?“

Conan stimmte ihm zu und das schien Takagi vorerst als Antwort zu genügen. Sofort stellte dieser sich auf, drehte sich um und begann, den Tatort von oben bis unten abzuscannen. Sah sich die Kisten an, welche die Hälfte des Lagerraums ausmachten, wie auch die Stelle, an welcher die Leiche zuvor aufgefunden und hochgehoben worden war. Auch Conan sah sich so genau wie möglich um, nichts sollte seinem wachen Blick und seinem scharfen Verstand entgehen. Gleichzeitig ging er alle Indizien und Hinweise durch, die er bisher hatte einsammeln können. Geistig ging er alle Informationen durch, alle Eindrücke und störenden Punkte, die ihm am Hinterkopf kratzten. Doch da gab es eine Sache, die ihn ganz besonders stark juckte.

Die Uhr, die einer der beiden Männer am Arm trug, die kam mir seltsam bekannt vor, nur, woher kenne ich sie? Wo habe ich sie schon einmal gesehen? Abgesehen davon, warum trägt er ausgerechnet diese Art von Kleidung? Das ist doch vollkommen unpassend und dazu noch unvollständig … nur was könnte es sein? Was fehlt ihm?

Während Conan weiterhin alles sortierte, was er über den Fall, den Verdächtigen und das Mordopfer wusste, betrachtete er Takagi, wie dieser sich gewissenhaft jede Ecke und jede Kiste ansah, ohne auch nur eine von ihnen zu berühren. Offenbar aus der Angst heraus, potenzielle Hinweise zu zerstören, selbst mit den Handschuhen, die er sich übergestreift hatte. Die Tatsache, dass er nicht fündig wurde, schien den jungen Mann nicht daran zu hindern, im Gegenteil, es schien ihn regelrecht zu motivieren. Conan sah ihm für eine kurze Weile zu, während er fieberhaft überlegte, welches Detail ihn gestört hatte.

Es liegt mir auf der Zunge, ich komme nur nicht darauf, was mich an dem einen Mann so gestört hat. War es seine Aussage? Oder war es etwas anders? Komm schon, Shinichi, denk nach, was war es?“

In der Zwischenzeit war Conan so tief in seinen Überlegungen versunken, dass er gar nicht mitbekam, wie sich ein Paar schwarzer Schuhe zu ihm gesellten. Conan blickte hoch, Takagi sah ratlos zu ihm herunter.

Moment mal, was wenn…? Ich habe es! Jetzt weiß ich, was mich an dem Mann gestört hatte! Warum bin ich denn nicht gleich darauf gekommen? Das war am Ende nun nicht schwer. Vermutlich hat mich Gins Anwesenheit doch mehr aus dem Konzept gebracht als ich dachte.

 

Conans Augen weiteten sich ein wenig, was Takagi nicht entging. Fragend suchte er den Blickkontakt mit dem kleinen Jungen vor ihm.

„Ist dir doch noch etwas eingefallen, was uns helfen könnte? Ich kenne dich doch, du hast bestimmt irgendwas Großartiges gefunden, einen schlauen Hinweis oder sowas? Vertrau mir, Conan, hier sind wir unter uns. Ich bin dein Freund, erinnerst du dich? Als dein Freund werde ich dich immer beschützen“, sagte er mit wohlwollendem Ton.

Irgendwie ironisch, nicht wahr? Du möchtest mich vor Gin beschützen, obwohl du ihn noch nicht einmal kennst. Genauso wenig, wie du erahnen könntest, dass ich das Gleiche im Sinn habe.

Takagi sah ihn erwartungsvoll an, und Conan wollte ihm nicht länger eine Antwort schuldig bleiben.

Doch wie bringe ich ihm die Lösung nah? Und was war das Tatmotiv? Ich meine, der eine Beweis allein kann es doch nicht gewesen sein … außer? Moment! Ja, doch, jetzt habe ich auch das Rätsel gelöst. Jetzt muss ich mir noch nur überlegen, wie ich es Takagi beibringe, ohne mich selbst zu verraten…

Für einen kurzen Moment, ein paar wenige Herzschläge lang stockte Conans Gedankenfluss, eine andere Idee mischte sich ein. Floss durch seinen Kopf wie eine Schlange, die ihm verbotene Dinge einflüsterte.

Und wenn ich es IHM sage? Wenn ich ihm mein Geheimnis verrate, würde er es mir jetzt, hier, in diesem Moment überhaupt glauben? Sicherlich, wenn er wüsste, wer ich bin, würde es mir den Fall erleichtern. Ich könnte ihm die Lösung des Falls einfach sagen und ihm helfen, damit es so überzeugend genug wirkt, dass er allein darauf gekommen ist … nein. Allein schon, dass ich die Idee hatte, ist schlecht. Bin ich denn schon so verzweifelt? Komm schon, Shinichi, das kannst du doch besser! Ohne gleich den armen Takagi unnötig in Lebensgefahr zu bringen.

Conan setzte das kindlichste Lächeln, dass ihm möglich war ein und begann, auf seinen kleinen Füßen zu wippen. Nur keinen Verdacht erregen, zumindest nicht mehr, als Takagi bereits ohnehin hegte. Dass Conan kein gewöhnlicher Grundschüler war, ist eine Tatsache, die sogar ihm bereits klar geworden war.

„Ja, mir ist etwas aufgefallen, was ich sehr interessant finde. Anscheinend waren zumindest einer der Herren und der Mann, der hier lag, gute Freunde. Ja, doch, sehr gute Freunde!“

Takagi, der mit einer derartigen Aussage seitens Conan nicht gerechnet hatte, hob erstaunt eine Augenbraue.  Dann ging er vor dem Grundschüler in die Hocke und sah ihn gebannt an. Wie immer, wenn Conan etwas Sinnvolles zur Auflösung eines Falls beizusteuern wusste.

„Gut, Conan, dann lass mich doch mal bitte hören, was dir denn aufgefallen ist. Denk daran, jeder deiner Hinweise ist wertvoll und hilfreich“, sprach er wohlwollend auf Conan ein.

Dieser dagegen blinzelte Takagi kurz an, dass der junge Polizist es so arg gut mit ihm meinte, wurde ihm langsam ein wenig peinlich. Doch er schätzte die gute Absicht dahinter und versuchte, das Beste aus der Situation zu machen.

„Ich habe gesehen, dass der Mann hier und der, den ich meine, die gleichen Uhren am Arm tragen. Sie haben zwar nicht die gleiche Farbe, aber davon abgesehen ähneln sie sich doch ziemlich stark. Wie Freundschaftsarmbänder, wie sie manche in meiner Klasse tragen. Wenn die zwei Uhren sich so ähnlich sind, dann müssen sie doch Freunde sein, nicht wahr?“

Verspielt verschränkte Conan seine Arme am Hinterkopf und grinste Takagi so unschuldig an wie möglich. Die Tatsache, dass Gin außerhalb seiner Hör- und Sehreichweite war, war hilfreicher als er anfangs gedacht hatte. Zumal Conan das kleine Zeitfenster, dass ihnen Takagi geschaffen hatte, so gut wie möglich nutzen musste.

Takagi dagegen begann nachzudenken und versuchte, aus dem Hinweis schlau zu werden.

„Du meinst also, das Opfer und einer der Verdächtigen haben ein ähnliches Uhrenmodell getragen? Das könnte sein, ich habe die Uhr von Herrn Mitai vorhin gesehen, aber nicht auf die der anderen geachtet. Es ist ein ziemlich auffälliges und teures Modell, das sollte mir schnell auffallen, wenn ich danach suche. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob und wir uns das weiterhelfen wird. Dennoch danke, Conan, dass du so offen zu mir warst.“

Mit einem warmen Lächeln im Gesicht tätschelte Takagi erneut den kleinen Jungen am Kopf, hatte er doch etwas Hilfreicheres erwartet als den Hinweis mit den Uhren. Dies entging Conan nicht und so nahm er eine sehr nachdenkliche Pose ein, bevor er weiterredete.

„Mir ist noch etwas aufgefallen!“, sagte er und weckte damit Takagis Neugierde aufs Neue.

„Es geht um den Mann mit der Uhr. Weißt du, es gibt da etwas, was mich an ihm stört, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist. Ich hab das Gefühl, dass er was hat, was eigentlich nicht richtig ist. Aber ich komme nicht drauf, was es sein könnte“, murmelte Conan und zog künstlich eine kleine Schnute. Takagi dagegen standen die Fragezeichen mehr als deutlich im Gesicht, so dass Conan sich gezwungen sah, die kleine Scharade weiterzuspinnen.

„Aber ich bin mir sicher, dass mir noch auffällt, was mich an den Mann stört. Wie sagt Onkel Kogoro oft: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Vielleicht, wenn ich den Mann wie ein Bild betrachte, kann ich den Fehler finden. Bei den Wimmelbildern funktioniert das auch immer ganz gut.“

Überrascht über die Tatsache, dass Conan seine Freizeit gerne mit simplen Wimmelbildern verbrachte, versuchte Takagi aus Conans Worten schlau zu werden.

Doch dieser hatte sich bereits von ihm abgewandt und sah sich im Raum um, ohne weiter von Takagi Notiz zu nehmen.

Was hast du mir damit sagen wollen? Da steckt doch mehr dahinter, nicht wahr? Aber du kannst es mir nicht sagen, aus welchem Grund auch immer … nun gut, vielleicht liegt es daran, dass er trotz allem ein Kind ist. Wäre er ein Erwachsener oder zumindest ein Teenager, würde es ihm sicherlich leichter fallen. Dann würde es ihm leichter fallen, mir seine Entdeckungen mitzuteilen. Aus dir wird bestimmt irgendwann mal ein super Detektiv, so wie Kogoro Mori…

Takagi schüttelte den Kopf, er bemerkte, wie er gedanklich immer weiter vom Fall wegdriftete und das wollte er um jeden Preis verhindern. Wenn er seinen Urlaub mit Sato noch retten wollte, musste der Fall noch an diesem Tag gelöst werden. Zumal er noch die Verhaftung wie auch den dazugehörigen Papierkram vor sich hätte. Takagi seufzte, und wünschte sich, sie beide hätten sich bereits den heutigen Tag freigenommen.

Doch statt seine Gedanken laut auszusprechen, erhob sich Takagi und reichte Conan seine Hand. Dieser sah ihn mit einem Blick an, den Takagi nicht richtig deuten konnte.

„Los, lass uns zurückgehen, bevor die anderen noch misstrauisch werden.“, sagte er, als Conans kleine Hand sich in die seine hineinlegte.

 

~ Takagi ~

 

Sato betrachtete die anwesenden Personen mit einem aufmerksamen, fast schon strengem Blick, als Takagi und Conan sich wieder zu ihr gesellten.

„Und, Wataru, seid ihr im Lagerraum fündig geworden? Ich habe leider keine neuen Hinweise finden können“, sagte Sato enttäuscht vor sich hin, ohne auch nur einen der Verdächtigen aus den Augen zu lassen.

„Doch, in der Tat, man könnte sagen, dass wir fündig geworden sind“, sagte Takagi in einem Ton, der Sato nicht sonderlich überzeugte. Doch das sprach sie nicht aus. Stattdessen holte sie ihr Notizheft raus und ging noch einmal alles durch, was sie sich aufgeschrieben hatte.

„Irgendwo muss ich doch etwas übersehen haben“, murmelte sie vor sich hin. Takagi dagegen nutzte die Gelegenheit und ging seinen eigenen Gedanken nach.

In Ordnung, dann werde ich mir die Verdächtigen mal ansehen. Conan hat mir zwar nicht viel gegeben, aber ich mir sicher, ganz sicher, dass es Hinweise sind, die er mir dort im Lager verraten hat. Ein bisschen weniger kryptisch hätten die schon sein können…

Er unterdrückte das Bedürfnis, einen langen, lauten Seufzer von sich zu geben. Stattdessen sah er kurz zu Conan hinunter, dessen Hand er immer noch mit der eigenen sanft umklammerte. Sah Conans kleine Uhr an dessen Arm und erinnerte sich daran, was dieser zu ihm im Lager gesagt hatte.

Einer von diesen Männern hier hat also die gleiche Uhr an wie das Opfer … mal sehen, wer von ihnen könnte es sein, begann Takagi seine Überlegungen, während er die Verdächtigen Person für Person mit dem Blick abscannte. Bis sein Blick schließlich an einer Uhr hängen blieb.

In der Tat, die Uhr dieses einen Herren sieht der Uhr des Opfers in der Tat sehr ähnlich, es könnte sogar sein, dass es das gleiche Modell ist, nur in einer anderen Farbe…, dass mir das nicht gleich aufgefallen ist! Gut, dass Conan hier mit dabei ist, ihm entgehen solche Details natürlich nicht.

Takagis Blick wanderte den Körper des betroffenen Mannes auf und ab, versuchte an den zweiten Hinweis zu denken, den Conan ihm wenige Minuten zuvor gegeben hatte.

Er meinte, dass ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, und dass ich mir den Mann als Gesamtbild ansehen soll. Dass etwas an ihm nicht stimmt, doch was könnte es sein? Conan, was hast du nur erkannt, was ich noch immer übersehe? Ist es so offensichtlich, bin zu blind dafür? Ich wünschte nur, ich könnte dich fragen, aber wegen diesem Jun Kendaichi wird Conan es mir sicher nicht verraten. Oder weißt du es wirklich nicht?

Immer wieder wanderte sein Blick von den Haarspitzen hinab bis zu den dunklen Schuhen, doch Takagi wusste nicht, wonach er Ausschau halten sollte. Auch warf er immer wieder einen Blick auf die anderen Leute, in der Hoffnung, bei ihnen einen Hinweis zu finden. Doch auch ihr Aussehen verriet ihm nicht viel, das ihm hätte weiterhelfen können.

Tut mir leid, Conan. Du hast mir sicherlich helfen wollen, doch ich verstehe es nicht. Ich kann mit deinen Hinweisen nicht sehr viel anfangen, dabei hast du es doch nur gut gemeint. Verzeih mir, wäre ich doch wenigstens halb so gut wie der schlafende Kogoro, hätte ich den Fall mit Sicherheit schon gelöst.

Geistesabwesend holte Takagi aus seiner linken Hosentasche ein Taschentuch hervor und begann, sich den aufkommenden Schweiß von der Stirn zu wischen. Allmählich wurde er nervös, das spürte er. Den geplanten Urlaub mit Sato am Folgetag dagegen sah er immer weiter in eine unbekannte Ferne rücken. Hilflos blickte er sein Taschentuch mit den wenigen Flecken darauf an, bevor ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag traf. Sofort sah er wieder jene verdächtige Person an, versuchte nicht zu starren und doch konnte er seinen Blick von einem Detail nicht lassen. Sein Herz schlug ihm bis zu den Ohren hinauf und für einen kurzen Moment verkrampften sich seine Hände.

Dass ich das bisher noch gar nicht bedacht hatte … natürlich stimmt etwas mit diesem Mann nicht! Das hätte mir doch vorher auffallen müssen! Aber ich war nicht achtsam genug. Nur, was könnte das Motiv sein? Ich meine, der Mann hat doch keinen Grund dafür es zu tun? Gut, für Mord gibt es nie einen guten Grund, aber welche Absicht hatte der hier wohl? Was hatte er davon, Herrn Mitai den heutigen Tag nicht überleben lassen zu wollen? Was hat die Uhr damit zu tun? Und wie hat er es angestellt? Immerhin passt die Körpergröße mit der des Opfers nicht überein.

 

Während Takagi seinen Gedanken nachging und versuchte, alle neuen Erkenntnisse geistig zu kombinieren, sah Conan zu ihm hinauf. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, ein Lächeln so unschuldig wie die Morgensonne.

Sieht so aus, als hätte er den Fall fast gelöst. Nur fehlt ihm noch ein Detail, das ist offensichtlich. Vermutlich fehlt ihm noch ein bisschen mehr, aber er ist auf einem guten Weg. Nur, wie mache ich es ihm deutlich? Er hat den Täter wohl mittlerweile erkannt, so viel steht fest. Aber das Wie stellt ihn wohl noch vor einem Rätsel, als auch das Warum. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass ich ihm zumindest das Wie verdeutlichen kann.

Unauffällig zog Conan seine Hand heraus, während Takagi fieberhaft überlegte, wie der mögliche Täter die Tat begangen haben konnte. Anschließend sah er sich um, achtete darauf, im Blickwinkel von Sato zu sein, bevor er sich an das nächste Bücherregal wandte.

Alles oder nichts, das muss jetzt sitzen, dachte sich Conan, während er begann, sich an einem Brett des Regals hochzuziehen. Er hatte es fast geschafft, er musste nur noch seinen zweiten Fuß auf das untere Brett stellen, als ein paar Hände nach ihm griffen und ihn vom Regal weghob.

„Conan, was fällt dir denn ein? Du kannst doch nicht einfach hier hochklettern, das ist doch viel zu gefährlich!“, begann Sato mit ihm zu schimpfen, während sie den kleinen Jungen wieder auf den Boden absetzte. Bewusst, dass sämtliche Augenpaare auf ihm lagen, begann Conan sich bei der jungen Polizistin zu entschuldigen.

„Es tut mir leid, Frau Sato, aber ich wollte mir unbedingt das Buch da oben ansehen. Aber ich bin viel zu klein, um an es heranzukommen. Deshalb wollte ich zu dem Buch klettern.“

Sato schüttelte den Kopf, sie wusste zwar, dass Conan so manches auf dem Kasten hatte, dennoch bewies er damit, dass er im Grunde nichts als ein kleiner Junge war.

„Dennoch, das kannst du nicht machen, das ist viel zu gefährlich, da hättest du dich verletzen können“, sagte Sato nun etwas weniger streng, dafür mit ein wenig Sorge in der Stimme.

„Das nächste Mal, wenn du etwas von einem höheren Regal möchtest, dann frage doch bitte einen Erwachsenen oder benutze einen Hocker, dann kann dir nicht so viel passieren.“

Während Conan damit beschäftigt war, sich ausgiebig bei Sato für sein Fehlverhalten zu entschuldigen, warf Gin einen kühlen Blick in die Richtung des Jungen. Bevor seine Pupillen in Takagis Richtung wanderten.

„Ihr Polizisten scheint ja wirklich die Kompetenz in Person zu sein, wenn Ihr noch nicht einmal ein Kind beaufsichtigen könnt, ohne, dass es sich gleich in Gefahr begibt. Kein Wunder, dass die Allgemeinheit kein gutes Bild von der Polizei im Allgemein hat. Aber gut, Sie wissen ja, was Sie da tun“, sagte Gin mit einem Lächeln auf den Lippen. Takagi antwortete auf diese Sticheleien mit einem kühlen Blick, bevor er selbst Conan in Augenschein nahm. Beobachtete, wie Sato ihm das Buch reichte, dass er sich hatte besorgen wollen und wie er darin eher lustlos herumblätterte.

Merkwürdig, man könnte glauben, dass ihn gar nicht so sehr das Buch interessiert hatte, sondern etwas anderes. Dennoch, Conan bringt sich gerne mal in Situationen, die nicht gut für ihn sind. Wenigstens der Teil ist bei ihm normal geblieben. Nur, was hast du damit bezweckt? Warum wolltest du das Buch haben, wenn du es am Ende gar nicht richtig lesen möchtest?

Erneut traf Takagi die Erkenntnis wie ein Schlag, der Nebel in seinem Verstand löste sich immer weiter und die Theorie, die sich darin gebildet hatte, wuchs stetig heran.

So hat er es also gemacht! Ich muss sagen, das ist gar nicht mal so dumm, besonders unter den gegebenen Umständen.

Kurz dachte Takagi über alles nach, sortierte alles, was er bereits in Erfahrung gebracht hatte, und kombinierte mehrere Male alle Punkte zusammen. Erst, als er sich ganz sicher war, schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht. Conan, welcher immer wieder aus seinem Buch heraus Takagi angesehen hatte, begann eine gewisse Zufriedenheit in sich zu spüren. Takagi war endlich auf dem richtigen Weg angekommen, dass wusste er. Jetzt musste er nur noch zuschnappen und den Täter stellen.

Auflösung

~ Takagi ~

 

Sato seufzte laut vor sich hin, als sie ihr Notizbuch wieder wegsteckte. Der Fall bereitete ihr mehr Kopfzerbrechen als ihr lieb war, und die Tatsache, dass Conan sich mit seinen Hinweisen mehr als deutlich zurückhielt, war ihr ebenfalls keine Hilfe. Sie befanden sich in einer Sackgasse, so viel stand für die junge Frau fest. Zwar wollte Sato es ungern zugeben, doch für sie war die Zeit reif, unter dem heutigen Tag einen Schlussstrich zu ziehen. Dies würde auch mit sich bringen, ihren Kollegen mit dieser unschönen Wahrheit zu konfrontieren, welche ihm mit Sicherheit nicht gefallen würde. Doch da mussten sie beide durch, das brachte ihr Beruf nun einmal mit sich. Ob es ihm gefiel oder nicht, war zweitrangig.

Innerlich darauf vorbereitend, dass Takagi dagegen Protest einlegen würde, drehte Sato sich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. Doch was sie dort sah, brachte sie aus dem Konzept. Jegliches Wort, dass sie sich zurechtgelegt hatte, geriet in Vergessenheit. In seinem Blick lagen keine Fragen, keine Unsicherheit, sondern Wissen und Entschlossenheit. Ein Anblick, der Sato mehrere Herzschläge lang erröten ließ, bevor sie wieder zu sich fand.

„Ich kann mir denken, was du jetzt sagen möchtest, Miwako, aber ich denke, es ist nicht nötig, dass wir für heute abbrechen. Nein, ich denke, wir können den Fall heute lösen, nachher den Bericht schreiben und uns dann für unseren gemeinsamen Urlaub morgen vorbereiten“, sagte Takagi mit einer derartigen Selbstsicherheit in der Stimme, dass es Sato die Sprache verschlug.

Gin dagegen hatte seine Worte nicht verloren.

„Sieh mal einer an, Sie wollen also tatsächlich den Fall gelöst haben? Ist die Polizei am Ende etwa doch noch kompetent? Na, da bin ich mal gespannt, was Sie denn so herausgefunden haben“, sagte er mit hochgezogener Augenbraue und verschränkten Armen.

Takagi dagegen atmete tief ein und aus, um sich nicht von Gins Provokationen aus der Ruhe bringen zu lassen.

„Sie haben Recht, Herr Kendaichi, ich kann mit Fug und Recht behaupten, den Fall mittlerweile gelöst zu haben. Wenn Sie mir nun gestatten, werde ich den Täter überführen und auch die entsprechenden Beweise liefern“, sagte Takagi so selbstsicher er konnte. Gin warf ihm einen verachtenden Blick zu, bevor er verstummte. Gänzlich hatte der junge Polizist ihn nicht überzeugen können und so wollte Gin sich die Showeinlage, die sich ihm nun bieten würde, alles andere als entgehen lassen.

„In Ordnung, da ich nun die Aufmerksamkeit aller anwesenden Personen habe, möchte ich zunächst die Fakten durchgehen, die uns allen bekannt sind, bevor ich den Täter bekannt gebe“, sagte Takagi und räusperte sich stark. Langsam kroch ein ungutes Gefühl über seinen Rücken.

Ich hoffe nur, dass ich mich nicht irre. Ich hoffe, ich habe Conans Hinweise und Zeichen richtig gedeutet. Denn sonst könnte sich das Ganze hier in eine falsche Richtung entwickeln und das will ich um jeden Preis verhindern.

Er sah sich noch einmal in die Runde um, doch da selbst Gin keine Einwände zu haben schien, setzte Takagi mit seiner Erklärung an.

„Gut, vielen Dank, dass Sie mir alle so aufmerksam zuhören. Wie Sie ja alle bereits wissen, wurde das Opfer Herr Kitai hier in seinem eigenen Buchladen umgebracht, genauer gesagt in seinem Lager dort hinten, auf der anderen Seite des Verkaufsraums“, sagte Takagi und deutete in die ungefähre Richtung.

„Dass es Mord ist, steht für die Kollegen und uns beiden klar. Offenbar hatte jemand Herrn Kitai hinterrücks mit einem dünnen Seil oder ähnlichem erdrosselt, bis Herrn Kitai die Luft ausgegangen war. Das Opfer dürfte sofort tot gewesen sein, so blieb ihm keine Zeit, einen Hinweis oder gar eine Sterbenachricht zu hinterlassen. Was bedauerlich ist, aber leider viel zu oft Realität. Anschließend hat der Täter sämtliche Spuren verwischt und die Tatwaffe erfolgreich entsorgen können. Zwar besteht auch die Möglichkeit, dass er die Mordwaffe noch bei sich trägt. Allerdings wäre das bei einer Personenkontrolle schnell aufgekommen, ein Risiko, dass der Täter vermutlich nicht eingehen wollte.“

Wieder warf Takagi einen Blick in die Runde, doch jeder hörte ihm mehr oder weniger gebannt zu, wollte wissen, wen Takagi nun schlussendlich des Mordes verdächtigen würde. Als er für einen kurzen Moment zu Conan sah, lächelte der kleine Junge ihn aufmunternd an. Als würde er versuchen, Takagi den letzten Rest an Mut zu geben, den dieser im Augenblick benötigte.

„So viel zum Tathergang, keine sonderlich neuen Informationen, dessen bin ich mir bewusst“, sagte Takagi mit fester Stimme und sah dabei Gin direkt in die Augen, doch dieser reagierte nicht. Weder verbal noch mit seiner Körpersprache.

Takagi sah nun die anderen nacheinander an, versuchte, etwas in ihren Gesichtern zu erkennen, worauf er bauten konnte. Doch was auch immer er versuchte zu erkennen, er sah es nicht.

„Fest steht, dass das Opfer den Täter kannte und dass der Täter sich unter uns befinden muss. Möglicherweise hatte er darauf gehofft, dass man den Fall als ungelöst zu den Akten legen würde oder dass wir gar auf die Idee kämen, dass es jemand unbekanntes war. Jemand, der den Laden verlassen hatte. Doch da an diesem Tag nicht sehr viel Kundenverkehr in diesem Geschäft herrschte, musste sich der Täter am Ende auf sein Alibi verlassen. Er konnte nicht einfach gehen, ohne dass es aufgefallen wäre. Besonders, da sich Frau Izanagi die ganze Zeit über an der Kasse befand und damit einen sehr guten Blick auf den Ausgang hatte. Dass sie es nicht sein kann, wurde ausreichend durch die meisten Anwesenden hier belegt.“

Er nahm sich eine kurze Pause, versuchte unter den drei Verdächtigen eine Reaktion zu sehen, doch noch immer blieb diese aus. Bis sich Herr Yagami unsicher meldete und seine Hand hob.

„Er? Wollen Sie damit sagen, dass der Täter einer von uns dreien ist?“, fragte er und deutete erst auf sich, dann auf seine zwei Mitverdächtigen. Takagi sah ihm direkt in die Augen, als er antwortete.

„Ja, dessen bin ich mir nun ganz sicher. Und ich weiß mittlerweile, wer von ihnen dreien das ist. Aber bevor ich auf den Täter zu sprechen komme, möchte zu noch ein paar Worte über den Mord an sich verlieren. Wie Sie wissen, ist das Opfer von hinten erwürgt worden, dort drüben im Lager“, sagte Takagi und deutete grob in die erwähnte Richtung.

„Der Täter hatte ein leichtes Spiel, da das Opfer mit dem Überfall wohl nicht gerechnet hatte. Das Opfer wurde damit überrascht, hatte aber nicht mehr genug Zeit, sich zu wehren und verstarb dann schließlich. Vermutlich hatte es nicht gerade die beste Kondition, was dem Täter sicherlich in die Hände gespielt haben dürfte.

Anschließend hat der Täter die Waffe entsorgt und sich wieder ganz normal in den Verkaufsraum zu den anderen gesellt. Da keiner von Ihnen drei ein vollständiges Alibi hat, zumindest keins, das durch eine andere Person abgedeckt ist, kommt somit jeder von Ihnen dafür in Frage. Jeder von Ihnen wäre dazu in der Lage gewesen, kurz ins Lager zu verschwinden und dort Herrn Kitai umzubringen.“

 

Wieder eine kurze Pause, wieder ein kurzer Blick. Und wieder hatte sich an den Mienen der betreffenden Personen nichts geändert. Was Takagi dazu veranlasste, mit seinem Monolog fortzufahren.

„Es ist immerhin allgemein bekannt, dass Herr Kitai den Großteil seiner Arbeitszeit mit logistischen Aufgaben verbringt, weshalb es niemanden wundert, wenn er für ein paar Stunden verschwindet. Zwar fällt es auf, wenn er nicht kommt, um die Kunden zu begrüßen. Doch selbst das hat nicht ausgereicht, dass jemand auf die Idee kam, nach ihm zu sehen. Erst, als Herr Yagami explizit nach ihm gefragt hatte, wurde die Tat aufgedeckt. Ich kann mir vorstellen, dass es sonst noch länger gedauert hätte, möglicherweise bis zum Feierabend, bis Herrn Kitais Leichnam entdeckt worden wäre. Darauf hatte der Täter wohl gehofft.“

Als Takagi zum erneuten Mal die Verdächtigen unter die Lupe nahm, erkannte er auf Gins Gesicht ein Grinsen, welches er nicht zuordnen konnte. Ein Lächeln, so bösartig und abstoßend, wie er es zu Lebzeiten noch nie gesehen hatte.

„Verstehe, das ist bisher das Ergebnis ihrer Ermittlungen. Mit Verlaub, das ist schon ein wenig dürftig. Was ist denn mit der Waffe, was soll das überhaupt gewesen sein? Denken Sie wirklich, dass jemand ein dünnes Seil mit sich führt und es sich dann einfach in Luft auflöst? Abgesehen davon passen wir alle drei von den Körpergrößen her nicht, oder wollen Sie etwa andeuten, dass das Opfer kurzzeitig gewachsen ist? Wer ist denn nun der Täter und wie er hat er es gemacht?“, sagte Gin verächtlich.

Der will mich doch nur provozieren, damit ich einen Fehler mache, den er dann ankreiden kann. Aber nicht mit mir, junger Mann, nicht mit mir. Das kannst du gerne mit jemand anderen versuchen, bei mir wird es nicht funktionieren.

Takagi schluckte jegliche Flüssigkeit, die sich in seinem Mund gesammelt hatte, hinunter und versuchte, so standhaft wie möglich zu wirken. Gin sollte keine Macht über ihn haben und das wollte er den jungen Mann auch wissen lassen.

„Ich kann verstehen, dass diese Fragen Ihnen alle unter den Fingernägeln brennen, nicht nur Herrn Kendaichi. Und ich werde sie auch nicht mehr länger unnötig warten lassen. Wie ich bereits sagte, der Täter hatte die Waffe entsorgt und sich dann wieder unter die anderen Kunden gemischt. Da er den Laden nicht verlassen konnte, hatte der Täter also nicht die Möglichkeit die Waffe außerhalb des Ladens loszuwerden. Es musste also hier drinnen geschehen. Da der Täter wusste, dass man den Tatort am genauesten untersuchen würde, hatte sich dafür entschieden, das Tatwerkzeug an einer anderen Stelle loszuwerden. An einer Stelle, auf welche man nicht sofort kommen würde.“

Mit einem kurzen Lachen fiel Gin dem jungen Polizisten erneut ins Wort.

„Und wo soll diese Stelle denn bitte sein? Hier im Verkaufsbereich? Wollen Sie nun wirklich alle Bücher und Regale durchsuchen, in der Hoffnung, dass der Täter das Werkzeug dort versteckt hat? Wäre das denn nicht arg auffällig? Also bitte, Herr Polizist, das ist doch wirklich etwas weit hergeholt, finden Sie nicht?“

Nein, hier im Laden hat er es sicherlich nicht versteckt, das wäre wirklich viel zu auffällig. Aber bei sich kann der Täter es ja auch nicht mehr haben, immerhin kann er ja nicht riskieren, dass es bei ihm gefunden wird, sollte es zu einer Durchsuchung kommen. Denk nach, Takagi, denk nach.

Er spürte ein leichtes Drücken seiner Hand, wie sich kleine Finger in die seine für ein paar Sekunden bohrten. Unauffällig blickte er zu Conan hinunter, welcher dagegen in eine bestimmte Richtung zu sehen schien. Takagi folgte Conans Beispiel und sah nun ebenfalls in diese Richtung. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er erkannte, was der kleine Junge ihm damit mitteilen wollte.

„Nun, das mag auf dem ersten Blick so sein. Aber wenn Sie der Täter sind, dann wollen Sie ja nicht mit der Waffe am Körper erwischt werden. Damit bei einer möglichen Durchsuchung erwischt zu werden, wäre alles andere als vorteilhaft. Also hat der Täter den einzigen Ausweg genommen, den er in diesem Moment gesehen hat“, sagte Takagi und deutete auf die Toiletten.

„Wollen Sie damit sagen, der Täter hat die Waffe bei den Toiletten entsorgt?“, mischte sich nun Herr Haruta ein und Takagi nickte ein wenig.

„Ja, genau das möchte ich damit sagen. Möglicherweise hat der Täter die Mordwaffe im Mülleimer dort versteckt, aber ganz ehrlich, wenn ich der Täter wäre, ich hätte die Mordwaffe die Toilette hinuntergespült. Immerhin war sie klein und handlich genug, dass es möglich war, ohne gleich die Toilette zu verstopfen. Damit war die Waffe aus dem Haus und man würde sie nicht so schnell finden.“

 

Während fast alle anwesenden Personen, abgesehen von Conan und Gin, in die Richtung der Toilette blickten, hatte letzterer den kleinen Jungen im Auge.

„Und auf diese glorreiche Idee sind Sie gekommen, weil der kleine Junge dort rüber gesehen hat? Kann es sein, dass Sie eigentlich keine Ahnung haben und hier nur irgendwelche Dinge zusammenfantasieren, damit Sie uns beeindrucken können? Hoffen Sie dadurch, dass der Täter sich deshalb zu erkennen gibt? Am Ende könnte sogar das Kind problemlos den Fall lösen, wenn es den nötigen Grips dazu hätte. Wäre ja lustig, wenn dem so wäre“, sagte Gin und dieses Mal lächelten nicht nur seine Lippen. Sein Witz schien ihm ganz gewaltig zu gefallen, so viel konnte Takagi erkennen. Vorsichtig schob er Conan hinter sich, um eine schützende Mauer zwischen dem Jungen und dem Studenten zu bilden.

„Nein, das war nur Zufall, ich bin mir sicher, dass mir der Junge damit nur sagen wollte, dass er auf die Toilette muss. Oder, das ist doch so, nicht wahr, Conan?“, sagte er vorsichtig zu ihm herunter und dieser schien erst unsicher abzuwägen, bevor er mit dem Kopf schüttelte.

„Sehen Sie, es war einfach nur ein Zufall. Und nein, ich bin hier nicht am herumfantasieren, ich werde gleich auf das kommen, was ich eigentlich die ganze Zeit über ansprechen möchte.“

Kaum hatte er den Blick von Conan genommen, sah er alle drei Verdächtigen noch einmal an. Musste sich noch einmal von einer gewissen Tatsache überzeugen. Takagi schloss die Augen und atmete tief ein. Beim Ausatmen öffnete er seine Augen wieder, sein Blick war voller Entschlossenheit.

„Ich werde nicht weiter um den heißen Brei herumreden, dazu fehlt uns allen am Ende die Zeit. Dennoch, es gibt da etwas, das Sie mir erklären könnten. Etwas, was mir zuerst nicht offensichtlich war, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto merkwürdiger erscheint es mir. Nun, wie Ihnen bekannt ist, befinden wir uns in den letzten Atemzügen des Sommers, mit dazugehörigen Temperaturen. Können Sie mir nun also erklären, warum Sie bei derartigen Wärmeverhältnissen mit einem Kapuzenpullover unterwegs sind, Herr Haruta?“

Überrascht blickten sämtliche Augenpaare von Gin weg zur angesprochenen Person. Diese zuckte ein wenig zusammen, versuchte sich dennoch so gut es ging zusammenzureißen. Doch diese kleine Reaktion schien Takagi zu genügen.

„Was soll das denn jetzt? Was hat meine Kleidung denn bitte mit dem Fall zu tun? Gut, es ist noch ziemlich warm draußen, aber deswegen kann ich trotzdem herumlaufen, wie ich es möchte. Möglicherweise stört mich die zusätzliche Wärme nicht, das können Sie doch nicht wissen“, gab er nun pampig als Antwort zurück. Takagi, der mit dieser Reaktion gerechnet hatte, seufzte laut vor sich hin.

„Natürlich steht es Ihnen frei, anzuziehen, wonach Ihnen der Sinn steht, gar keine Frage. Dennoch ist es mehr als fragwürdig. Zumal Sie ja auch in einer Änderungsschneiderei arbeiten. Ich bin nicht sehr bewandert in diesem Berufsfeld, hatte jedoch auch privat mal mit einer zu tun. Und soweit ich weiß, arbeitet man dort gerne mal mit hohen Temperaturen, unabhängig von der Jahreszeit. Da kann es im Sommer, mit den ganzen heißen Bügeleisen und Mangelmaschinen, ziemlich ungemütlich werden. Nein, auf der Arbeit haben Sie den Pullover nicht getragen, den haben Sie sich erst angezogen, bevor Sie hierhergekommen sind.“

Keichi Haruta sah an sich hinab, betrachtete seinen Pullover, bevor er ein verächtliches Schnauben von sich gab.

„Verstehe, verstehe, Sie sind also nicht nur ein normaler Polizist, sondern auch von der Modepolizei, alles klar. In Ordnung, dann habe ich eben Kleidung an, die nicht zum aktuellen Wetter passt. Nun würde ich gerne von Ihnen wissen, was das Ganze mit dem Fall zu tun hat. Sagen Sie uns nun endlich, wer der Täter ist. Oder können Sie das etwa doch nicht?“

Wie zuvor bei Gins Versuchen, Takagi aus der Spur zu bringen, ließ er nun auch Herrn Harutas Worte an sich abprallen. Stattdessen sah er diesem mit klarem Blick in die Augen.

„Dann beantworten Sie mir doch bitte eine Frage: Wo befindet sich die Kordel Ihres Pullovers? Und kommen Sie mir bitte nicht mit einer Ausrede wie, dass Ihre Waschmaschine sie gefressen hat.“

 

Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich Herrn Harutas Pupillen, eine weitere Bestätigung, dass sich Takagi auf dem richtigen Weg befand. Auch schien es den Verdächtigen immer weiter zu verunsichern.

„Was… was möchten Sie denn damit sagen? Solche Kordeln gehen schnell verloren. Wenn Sie mal einen Pullover eine längere Zeit besitzen, kann es gut sein, dass die mal herausrutschen, das ist hier auch der Fall.“

Doch Takagi schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme und musste sich ein Lächeln verkneifen.

„Das kann gut sein, ja. Es könnte aber auch sein, dass sie die Kordel herausgenommen haben, um damit etwas bestimmtes zu erledigen. Sie haben die Kordel benutzt und konnten Sie sie anschließend nicht wieder zurück in die Pullover stopfen. Ich kenne diese Dinger, ich selbst besitze mehrere solcher Pullover und weiß, was für ein Zeitfresser es sein kann, wenn man sie nur ein Stück durch diese kleine Lücke durchschieben muss. Was für ein Aufwand muss es dann also sein, die komplette Kordel dort einmal wieder durchziehen zu müssen? Vor allem, wenn man diese Zeit eigentlich nicht hat, weil man jederzeit erwischt werden könnte bei seiner Tat?“

Takagi streckte den Arm aus und deutete auf den Mann, welcher zunehmend nervöser wurde. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und seine Körperhaltung war alles andere als sicher.

„Daher musste alles ganz schnell gehen, nicht wahr? Sie haben sich mit Herrn Kitai im Lager getroffen und als er Ihnen den Rücken zudreht hatte, mit der Pullover Kordel von hinten erdrosselt. Die Schnur haben Sie anschließend in der Kundentoilette heruntergespült, damit man die Mordwaffe nicht mehr auffinden und auf sie zurückführen könnte.“

Erschrocken legte Frau Izanagi ihre Hände auf ihr Gesicht, Herr Yagami begann sie zu stützen, als ihre Beine nachgaben und sie langsam gen Boden sank.

Gins Gesichtsausdruck war unverändert und während Herr Haruta sich um ein Pokerface bemühte, konnte Takagi den Schweiß auf dessen Gesicht glänzen sehen.

Habe ich dich. Jetzt muss ich dich nur noch dazu bringen, die Tat zu gestehen.

Es dauerte mehrere Sekunden, bis Herr Haruta sich wieder gefasst hatte und sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er in der Lage war etwas zu erwidern.

„Das ist ja alles ganz interessant, was Sie mir da unterstellen, Herr Polizist. Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sicher zu sein. Aber wie soll ich ihn den bitte umgebracht haben? Laut Ihrem Kollegen war es jemand, der sich in etwa auf der gleichen Höhe befand wie Herr Kitai selbst, aber wie Sie von mir gehört haben, bin ich genau zehn Zentimeter kleiner als er. Haben Sie darauf eine Antwort?“, spuckte er die letzten Worte fast schon aus.

Wieder schüttelte Takagi mit dem Kopf.

„So groß ist der körperliche Unterschied auch wieder nicht, Sie könnten Ihn sicherlich auch mit ihrer normalen Körpergröße ermorden, wenn Sie wollten. Aber um die Tat auf jemand anderen zu verschieben, der größer ist als Sie, haben Sie einfach ihre Körpergröße geändert und zack, schon sollten wir denken, dass der Mörder mindestens 170 Zentimeter groß ist. Die Art, wie die Würgemale auf dem Hals des Opfers platziert waren, sollte uns das glauben lassen. Bevor Sie noch etwas einwenden, Sie haben sich sicherlich auf eine der vielen Kisten, die sich im Lager befinden gestellt und damit die Lücke von den rund 10 Zentimetern geschlossen. Anschließend haben sie die Kiste unter den anderen verschwinden lassen, damit ihre Schuhabdrücke darauf nicht auffallen. Ich bin mir sicher, wenn man die Kisten noch genauer untersucht, wird man früher oder später fündig werden.“

Erneut verschlug es für einen kurzen Moment Herrn Haruta den Atem, bevor sich dazu zwang, sich zu beruhigen. Doch so sehr es versuchte, seine zitternden Hände ließen sich nicht beruhigen. Mehrmals ballte er sie zu Fäusten, in der Hoffnung, das Zittern auf diese Weise stoppen zu können.

„Werden Sie etwa schon nervös? Geben Sie es zu, dass Sie es waren und Sie machen es für uns alle leichter“, sagte Takagi, blieb jedoch an der Stelle stehen, an der er sich zusammen mit Conan befand.

Doch Herr Haruta blieb ihm eine Antwort schuldig, das Gesicht zu einer Fratze verzogen, blickte er Takagi mit einem eiskalten, abschätzigen Blick an.

„Nervös? Wegen falschen Anschuldigungen werde ich doch nicht nervös. Im Gegenteil, ich bin sehr aufgebracht, weil Sie mir hier unterstellen, dass ich Herrn Kitai ermordet haben soll, dabei bin ich unschuldig. Ich bin ein langjähriger Kunde dieser Buchhandlung, das werden die meisten hier ihnen bestätigen können. Sie haben Sich da wirklich was Nettes zusammengereimt, was zufällig passen würde, das muss ich Ihnen schon lassen. Am besten sollte ich Beschwerde gegen Sie einreichen, bei Ihren Vorgesetzten, allein schon für die Verleugnungen. Sagen Sie schon, was für ein Motiv hätte ich? Dass ich mal einen Buchrabatt nicht bekommen habe, oder was?“

Zwar lachte Herr Haruta vor sich hin, klang dabei alles andere als selbstsicher dabei, das entging Takagi nicht.

 

Ihm selbst dagegen war nicht zum Lachen zumute. Mit einem ernsten Blick sah er erst Herrn Haruta, dann auf den Boden hinunter.

Das Motiv? Welches Motiv könnte er gehabt haben? Darüber bin ich mir nach wie vor nicht sicher…, wenn ich nicht gleich etwas finde, dann rennt uns noch die Zeit davon. Dann wird Miwako den Fall für heute als erledigt erklären und wir können unseren Urlaub vergessen… Moment, Zeit? Hatte Conan da nicht etwas gesagt?

„Sie wollen wissen, welches Motiv Sie gehabt hätten? Nun, ich würde sagen, dass Sie und das Opfer in einer tieferen Verbindung standen als die eines Verkäufers und einem Kunden. Oder wie würden Sie es erklären, dass Sie beide reinzufällig das gleiche Uhrenmodell am Arm besitzen? Die Farbe mag zwar unterschiedlich sein, aber das Modell ist immer noch das Gleiche. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Armbanduhren ist nicht von der Hand zu weisen“, sagte Takagi und deutete auf das linke Handgelenk des Verdächtigen. Diese blickte ebenfalls auf seine Uhr hinab und begann wieder zu lachen.

„Meine Uhr wollen Sie als mein Motiv verkaufen? Ist das Ihr Ernst? Sind Sie wirklich so verzweifelt, dass Sie nun versuchen Seemannsgarn zu spinnen? Dieser junge Student hat recht, so unsympathisch er mir auch sein mag. Die Polizei von heute ist zu nichts mehr zu gebrauchen, an Ihrer Stelle würde ich mich schämen!“

Um seine Meinung zu untermauern, verschränkte er die Arme und stampfte mit dem Fuß laut auf. Takagi machte sich bereit etwas zu sagen, als ihm Sato zuvorkam.

„Nun, ich denke, mein Kollege ist da einer richtig guten Spur auf dem Weg. Zwar kann es natürlich auch Zufall sein, dass Sie und das Opfer ausgerechnet das gleiche Uhrenmodell gekauft haben. Dennoch gibt es an der Uhr noch eine andere Tatsache, die Sie mir noch erklären müssten. Soweit ich weiß, sind derartige Uhren nicht gerade günstig und ich gehe mal davon aus, dass es ein Original ist. Ich habe so viele Fälschungen davon bei meinen Kollegen gesehen, dass ich sie aus mehreren Metern Entfernung sofort erkennen könnte. Die Uhr an ihrem Arm ist definitiv ein Original.“

Kaum hatte Sato das ausgesprochen, ging sie auf Herrn Haruta zu und packte seinen Arm, hob ihn hoch, so dass jeder sein Handgelenk mit der Uhr sehen konnte.

„Die Preisklasse dieser Uhr liegt eigentlich weit über dem, was ein normaler Änderungsschneider verdient, oder ein Buchhändler. Nun, sagen Sie mir, wie zwei einfache Arbeiter ohne Erbe oder Schenkungen sich derart teure Uhren leisten können? Immerhin muss man mehrere Millionen Yen hinlegen, um auch nur eine Uhr dieser Marke sein Eigen nennen zu können. Oder wollen Sie behaupten, jemand hätte Ihnen die Uhr zu Weihnachten geschenkt oder Sie hätten sie zufällig auf der Straße gefunden?“

Sichtbar um Worte und Fassung ringend, griff sich Herr Haruta an den Hals, sowohl sein Schweißfluss als auch seine Atmung hatten stark zugenommen. Doch bevor er überhaupt zu Wort kommen konnte, legte Sato nach.

„Nein, Sie müssen mir nichts mehr sagen, Ihre Reaktionen sind mir Antwort genug. Ich vermute mal, das sie beide, Herr Kitai und Sie, einen kleinen Nebenverdienst hatten, der Ihnen am Ende diese schicken Uhren spendiert hat. Was war es, womit haben Sie so viel Geld bekommen? Der Verkauf von Drogen oder Hehlerware? Was auch immer es war, es ist eines Tages etwas passiert und es herrschte auf einmal Uneinigkeit zwischen Ihnen. Damit ihr gemeinsames wie auch schmutziges Geschäft nicht auffliegt, musste Herr Kitai als Mitwisser und Komplize aus dem Weg geräumt werden. Nur blöd, dass Sie damit genau das Gegenteil erreicht haben. Versuchen Sie sich nicht, da herauszureden. Allein Ihr Gesichtsausdruck und ihr Puls, den ich an ihrem Arm spüren kann, sprechen eine deutliche Sprache.“

Herr Haruta blickte kraftlos von Sato zu Takagi und wieder zu Sato zurück. Schließlich ließ er den Kopf sinken.

„Ich hätte mir das Ganze wirklich nochmal überlegen sollen. Aber ich bin in Panik geraten, als er auf einmal meinte, dass er mit dem Geschäft aufhören möchte. Angeblich wären irgendwelche Leute von der Steuer hinter ihm her und er wollte erstmal die Füße stillhalten, möglicherweise für immer. Dabei war er es doch, der die Verbindungen aufgebaut hatte und auch das Lager für unsere Waren. Als er sagte, dass er aussteigen will, sah ich mich in Gefahr. Eines Tages hätte er auspacken können und dann wäre ich auch dran gewesen. Es ist so, wie Sie es sagten, ich musste ihn aus dem Weg schaffen. Es war eine Reflexreaktion und ich dachte, sie wäre gut genug durchdacht gewesen … nun, so kann man sich irren.“

Sato sah ihn an, während sie ihre Handschellen hervorholte und öffnete.

„Verraten Sie mir noch, was genau sie mit ihrem Komplizen verkauft haben?“, wollte sie von ihm wissen. Noch immer sah er sie mit trüben Blick an.

„Waffen, hauptsächlich aus Deutschland. Kitai war dafür verantwortlich, die Ware mit seinen Bücherbestellungen von seinem Kontakt aus dem Ausland zu bekommen und hat sie dann hier gelagert. Aus dem Grund hatte er auch auf einmal so viele fremdsprachige Bücher hier, denn diese werden üblicherweise bei der Einfuhr weniger streng kontrolliert. Hier haben wir uns dann auch oft getroffen, wenn ich einen Käufer gefunden hatte oder mehrere. Ansonsten ist alles so, wie ihr Kollege es gesagt hatte. Respekt, ich dachte wirklich, man könnte mich nicht erwischen…“

Dann sagte er nichts mehr und ließ sich wortlos von Sato die Handschellen anlegen.

 

~ Conan / Shinichi ~

 

„Vielen Dank, wir werden euch gleich ins Revier folgen, wir möchten hier noch ein paar Dinge erledigen. Und kontaktiert doch bitte die Kollegen von der Spurensicherung, die sollen sofort hierherkommen und die Spuren aufnehmen“, sagte Sato zu ihren Kollegen, kaum hatten sie den Täter in den hinteren Teil des Polizeiwagens verfrachtet. Der Kollege tippte kurz an seine Mütze, verbeugte sich höflich gegenüber seinen Vorgesetzten und fuhr mit seinem Auto davon. Sato und Takagi sahen dem Auto nach, letzterer warf einen vorsichtigen Blick auf die Uhr.

„So wie es aussieht, hatten wir noch mal Glück gehabt. Der Papierkram ist sicherlich in einer oder zwei Stunden erledigt und dann können wir uns ab morgen ein paar wohlverdiente, entspannte Tage gönnen. Jetzt erst recht“, sagte Takagi und lächelte seine Freundin und Partnerin an. Sato erwiderte das mit einem sanften Lächeln.

„Ja, das können wir wohl. Aber vorher müssen wir noch ein paar Dinge erledigen“, sagte sie, bevor sie mehrere kleine Kärtchen aus einem kleinen Etui herausholte. Damit wand sie sich an die restlichen, noch anwesenden Erwachsenen.

„Vielen Dank, dass Sie sich bis jetzt die Zeit nehmen konnten, aber dank Ihrer Mithilfe konnten wir den Fall dann schließlich aufklären. Im Grunde sind Sie nun befreit, dennoch wäre es besser, wenn Sie noch einmal kurz beim Präsidium für eine kleine Aussage bezüglich des heutigen Tages vorbeikommen könnten. Melden Sie sich einfach beim Schalter unten und zeigen Sie den Beamten dort diese Visitenkarten, die werden dann Bescheid wissen. Die Befragung wird von Kollegen durchgeführt werden, aber es ist nur rein für die Vollständigkeit der Dokumente. Selbst, wenn Sie das Gefühl haben, kaum etwas zu wissen, so ist etwas immer noch besser als gar nichts.“

Einzeln, einer nach dem anderen, erhielten sie von Sato die Karten, bevor diese wieder auf Abstand ging.

„Gut, wenn von Ihrer Seite aus keine Fragen mehr bestehen, oder irgendwelche Anliegen, dann sind Sie hiermit entlassen. Es tut mir leid, dass Sie das heute miterleben mussten, und ich hoffe, dass Sie sich bald von den Geschehnissen erholen können. Sollten Sie dennoch nachhaltige Probleme haben, oder eine psychologische Nachbetreuung benötigen, können Sie sich ebenfalls mit der Karte an unser Präsidium wenden. Vor allem Ihnen würde ich das raten, Frau Izanagi, Sie scheint das alles sehr mitgenommen zu haben.“

Frau Izanagi verbeugte sich dankbar in Satos Richtung, bevor sie sich bedankte.

„Vielen Dank, ich werde es im Hinterkopf behalten“, sagte sie und vermittelte den Polizisten das Gefühl, dass sie das Angebot ernsthaft in Erwägung ziehen würde.

„Alles Gute, liebes Tantchen!“, sagte Conan aufrichtig in ihre Richtung. Doch anstatt dem Jungen etwas zu entgegnen, ging die ältere Dame in das Geschäft hinein und kam wenige Minuten später mit einem Buch wieder hinaus. Einem Buch in schlichtem Purpur, welches bereits seine besten Jahre hinter sich hatte. Dieses Buch reichte sie dem kleinen Jungen, der sie verdutzt ansah.

„Bitte schön, mein Kleiner, dafür bist du doch extra zu uns gekommen. Nimm es ruhig, Herr Kitai hätte es sicherlich so gewollt. Immerhin gehört die Buchhandlung niemanden mehr, und du hattest das Buch bereits bei der Vorbestellung bezahlt, also … bleibt mir nicht viel, als dir viel Spaß beim Lesen zu wünschen.“

Sie wuschelte Conan mit der flachen Hand durch die Haare und er ließ es geschehen. Betroffen, aber auch glücklich, murmelte Conan ein freundliches „Danke schön“ vor sich hin, was Frau Izanagi für einen kurzen Moment zum Lächeln brachte.

„Frau Izanagi, soll ich Sie nach Hause begleiten? Es wäre für mich kein Umweg und ich könnte sichergehen, dass Sie heil bei sich ankommen würden,“ schlug Herr Yagami vor und Frau Izanagi nickte nur. Nachdem sie sich in einer kurzen Runde voneinander verabschiedet hatten, hakte sich die ältere Frau bei Herrn Yagami unter, bevor sie gemeinsam die Straße entlangliefen. Takagi, Sato und Conan blickten den beiden hinterher, bis sie nicht mehr in Sichtweite waren.

„Immer wieder schrecklich, wenn es zu einem Mordfall kommt, nicht wahr?“, meinte Takagi mit ernster Miene, woraufhin ihm Sato mit einem stummen Nicken antwortete. Ihre Hände fanden ihren Weg zueinander und als sie ihr Ziel gefunden hatten, drückten sie beide so fest sie konnten zu.

„Es gehört nun mal leider zum Leben eines Polizisten mit dazu. Vor allem in unserer Abteilung“, sagte sie und blickte sich ein wenig um.

„Was ist los, suchst du etwas?“, wollte Takagi von ihr wissen. Sato suchte noch ein wenig, bevor sie sich wieder zu Takagi zurückdrehte.

„Dieser Student, Jun Kendaichi. Ich habe gar nicht mitbekommen, wann er weggegangen ist. Vermutlich war das direkt, nachdem er meine Visitenkarte bekommen hatte. Aber um ehrlich zu sein, ich bin froh, dass er nicht mehr hier ist. Dieser stechende Blick und dieser kalte Ton … das war alles andere als angenehm, das kann ich dir sagen.“

Ja, Miwako, das war es wirklich nicht.

Halbherzig sah sich Takagi um, ob er nicht doch noch eine Spur des seltsamen Studenten sehen würde, doch auch er wurde nicht fündig. Und es war ihm nur all zu Recht. Stattdessen fiel sein Blick auf Conan, welcher nun vollkommen wieder wie er selbst wirkte. Takagi lächelte ihn an.

„Sag mal, Conan, möchtest du, dass ich dich schnell nach Hause fahre? Sonst bekommst du noch unnötig Ärger mit Ran oder deinem Onkel. Keine Angst, ich werde mit ihnen reden, damit du keine Strafe bekommst, nur, weil du in den Ermittlungen festgesteckt bist. Das geht doch für dich in Ordnung, oder, Miwako?“, fragte er den letzten Satz in ihre Richtung.

„Natürlich, die Jungs von der Spurensicherung kann ich auch alleine empfangen. Und jetzt beeil dich, bevor dir Conan noch auf dem Beifahrersitz einschläft“, sagte sie und zwinkerte Takagi an. Dieser verstand nicht ganz, was sie damit andeutete, aber es war ihm auch nicht so wichtig zu erfahren. Wichtiger war es, den kleinen Jungen endlich nach Hause zu bringen.

„Gut, dann lass uns gehen, wir haben das Auto da vorne um die Ecke geparkt“, sagte Takagi und bot Conan zum wiederholten Male an diesem Tag seine Hand an. Conan zögerte für einen Moment, doch dann ließ er sich darauf ein und legte seine kleine Hand in die von Takagi hinein.

Es wäre wirklich noch interessant, hätte ich in Erfahrung gebracht, welche Bücher Gin sich genau angesehen hat. Kaufen konnte er sie ja nicht, aber welche Informationen hatte er zu finden gehofft? Wurde er überhaupt fündig? Kann er überhaupt Deutsch lesen? Hoffentlich kann ich morgen nochmal in die Buchhandluch zurückkehren, um noch mehr zu erfahren … ich bin mir sicher, wenn ich mich dort umsehe, werde ich mehr erfahren können. Vielleicht kann mir ja dann auch der Professor helfen, was die Übersetzung angeht.

Während Conan seinen Gedanken nachging, führte Takagi sie beide zu dem Auto, welches er Stunden zuvor in einer Seitengasse geparkt hatte.

„In Ordnung, Conan, steig bitte ein und schnall dich an“, sagte Takagi und Conan folgte seine Anweisung. Dennoch konnte er seine Gedanken nicht von Gin und seinen Büchern lassen. Doch vor dem nächsten Tag würde er keine weiteren Antworten auf seine Fragen finden.

 

~ Gin & Wodka~

 

„Hey, was hast du da eigentlich in der Hand?“, fragte eine raue Stimme ihn, kaum, dass er sich in den Wagen gesetzt hatte. Kurz zuvor hatte ein Autoschlüssel seinen Besitzer gewechselt, denn Gin bevorzugte es, seinen geliebten Porsche selbst zu fahren. Dass Wodka ihn damit abholen durfte, war nur eine kurzzeitige Ehre, die nun ihr Ende gefunden hatte.

„Ach nichts, nur ein unwichtiger Zettel, den mir so ‚ne Polizistin in die Hand gedrückt hatte“, sagte er und holte sein Feuerzeug hervor. Mit welchem er sich erst eine Zigarette, dann die Visitenkarte anzündete. Letztere ließ er brennend aus dem offenen Autofenster fallen.

„Jetzt sag schon, was ist in der Buchhandlung passiert und warum warst du so lange weg? Hätte nicht gedacht, dass du den halben Tag dafür brauchen würdest“, fing Wodka an zu reden, erstarrte jedoch, als Gins kalter Blick seine Augen traf. Selbst durch seine Sonnenbrille hindurch hatte Wodka das Gefühl, als würde Gin ihm durch die Augen direkt in die Seele blicken.

„Nichts Besonderes. Aber wenigstens konnte ich zwei Punkte bestätigen. Zum einen der Teil mit den Waffen, einer der Typen meinte zwar, dass sie größtenteils deutsche Waffen reingeschmuggelt haben, aber ich denke nicht, dass sie besseres ins Land gebracht haben, was wir nicht schon längst besitzen. Aber der andere Punkt war wesentlich erfolgreicher.“

Mit diesen Worten griff er in seine Jackentasche und holte ein paar Bücher hervor, die er wenige Stunden zuvor noch intensiv studiert hatte. Wodka nahm ihm eins ab, blätterte ein wenig herum und klappte es wieder zu.

„Und das kannst du lesen? Ist das nicht alles auf Englisch oder so?“

„Deutsch, die sind alle auf Deutsch“, korrigierte Gin ihn knurrend und nahm ihm wieder das Buch ab, bevor er es zusammen mit den anderen auf die Rückbank legte.

„Und die kannst du lesen? Die können unsere Leute lesen?“, wollte Wodka nun von ihm wissen. Gin sah ihn kurz schweigend an.

„Natürlich“ war seine kurze Antwort. „Diese Bücher sind immens wichtig für die weitere Zukunft unserer Organisation. Die Deutschen sind wirklich weit, was den Bereich der Hirnforschung und der Inneren Medizin angeht, von denen können wir uns noch die eine oder andere Scheibe abschneiden.“

Dabei begann er zu lächeln, was Wodka einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Doch er versuchte, sich das so gut es ging nicht anmerken zu lassen.

„Ja, gut, das kann ich verstehen“, sagte er und Gin wusste sofort, dass Wodka log. Doch an seiner Laune änderte das nichts. Dazu kannte er Wodka viel zu gut.

„Dann ist ja in Ordnung“, meinte er nur, drehte den Schlüssel im Schloss und startete den Porsche, welcher mit einem zarten Knattern und Schnurren antwortete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist am Ende doch länger geworden, also hatte ich mich dazu entschlossen, es in zwei Teile aufzuteilen. Das nächste Kapitel wird allerdings erst in zwei Wochen rum kommen^^° Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hachja, wer war es denn jetzt? Einer der Beiden, die Conan im Verdacht hat? Oder doch Gin?
Tja, Conan, Takagi und Sato sind dem Täter oder der Täterin (wer weiß?) auf der Spur.

Nun ja, ich bin auch bereits am Schreiben des vierten und letzten Kapitel, ob ich es diese Woche noch fertig bekomme, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall werde ich es dann in der Woche vom 29.08 herum hochladen :-) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und auch hier ist das Kapitel wieder viel länger geworden, als ich es erwartet hatte ... aber dafür steht nun der Täter fest? Allzulange auf die Auflösung müsst ihr nicht warten, die kommt bereits am Freitag :-) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und damit ist die FF beendet. Es hat eine ziemlich lange Zeit gedauert, aber ich bin froh, dass ich es jetzt geschafft habe :-)
Vielen lieben Dank an alle, die sie gelesen und favorisiert haben. Besonders lieben Dank an Mangafan0 und deine lieben Kommentare! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Centranthusalba
2022-09-11T14:55:27+00:00 11.09.2022 16:55
Hallo,
Ich hatte mir deine FF schon länger „gemerkt“, bin aber erst jetzt zum Lesen gekommen, als sie quasi schon abgeschlossen war.
Zu aller erst: ich fands erfrischend mal was ohne Romance zu lesen. Ist ja doch eher selten.😁
Es hat sich alles sehr schön flüssig und bildlich gelesen. Vor Allem die Gedankengänge von Conan und Takagi wirken sehr authentisch in diesem Fandom.
Nett fand ich die kleine Nebenstory, dass Sato und Takagi in den Urlaub fahren wollen und befürchten, dass ihnen die Zeit davonläuft.
Aber am allerbesten war natürlich die „Beziehung“ zwischen Conan und Gin. Schon allein, wie Conan ihn entdeckt. Das Monster in Menschengestalt😁😱 Und auch die kalte Ignoranz, die Gin ausstrahlt und damit alle in seiner Umgebung beeinflusst, hast du gut getroffen. Für meinen Geschmack hat er nur etwas zu viel geredet 😅

Ich freue mich aufs nächste!
Antwort von:  KiraNear
12.09.2022 12:37
Hallo Centranthusalba,

Das macht doch nichts, ne FF hat ja kein Verfallsdatum oder so ;-)
Ich komme auch nicht immer dazu, ne FF sofort zu lesen und muss sie mir dann für später aufheben. So hattest du es dann noch besser, weil du dann die vollständige Geschichte hattest und das ist doch schon mal super!

Ich bin jetzt nicht so tief drin, was die anderen Detektiv Conan FFs angeht, aber wenn ich mir überlege, was ich bisher dazu geschrieben habe, kann ich es mir vorstellen^^°
Ist aber bei anderen Fandoms oft genauso, da ist Romance auch die #1, was die Genres angeht.

Auf jeden Fall möchte ich mich für deinen Kommentar bedanken, ich war überrascht, aber auch erfreut und ich find es super, dass dir die FF gefallen hat :-)
Die Interaktionen zwischen Takagi und Conan waren auch im Canon in besonderen Momenten, wie bei dem Fall mit dem Bombenleger, als sie in den Aufzug festgesteckt waren, ziemlich interessnt und genau solche Momente wollte ich hier drin dann auch haben.
Ohja, die Beiden haben mir irgendwie leid getan, vor allem Takagi, weil er sich schon so darauf gefreut hat und dann passiert sowas XD
Monster in Menschengestalt, ja, das passt wirklich ziemlich zu dem. Musste auch dran denken, als sie sich das erste Mal begegnet sind, da merkte Shinichi auch schon: Ok, der Typ hat Dreck am Stecken, das steht sowas von fest O_o
Was Gin angeht und dass er zu viel redet, das Gefühl hatte ich zeitweise beim Schreiben auf. Auf der anderen Seite, er hatte von allen Anwesenden keine Lust drauf, da noch länger festzusitzen als möglich und hatte sich gedacht: Vllt kann ich ja eher gehen, wenn ich die Polizei zur Höchstleistung anstachele. Weil ganz ehrlich, wenn ich so jemanden als Verdächtigen hätte, würde ich auch schauen, dass ich so schnell wie möglich von ihm wegkomme >_<

Ich hab zwar noch ein paar Detektiv Conan FFs aus der Challenge, die ich schreiben möchte, aber ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wann ich dazu kommen werde, weil ich davor noch an dem einen oder anderen Projekt sitzen werde. Aber ich habe mir schon was für die nächste Charakter/Stichpunkte-Auswahl was einfallen lassen. Zu viel möchte ich nicht verraten, aber beim nächsten Mal wird Kogoro Mori im Mittelpunkt stehen :-)

Auf jeden Fall vielen lieben Dank für deinen Kommentar, deine Meinung und auch deine Rückmeldung bezüglich der Story und den Charakteren, das hilft sehr und füllt mich mit Freude^^

Lg,
Kira
Von:  Mangafan0
2022-08-21T08:07:48+00:00 21.08.2022 10:07
Ein wieder sehr interessantes, flüssig zu lesendes Kapitel. Das Verhalten von Gin beschreibst du sehr anschaulich und wie die Anderen auf ihn reagieren.
Wer nun der Täter ist lässt sich schwer sagen und macht erst recht neugierig auf das letzte Kapitel.
Antwort von:  KiraNear
21.08.2022 16:14
Vielen lieben Dank wieder für deinen Kommentar und auch für deine Meinung dzau :-)
Ja, Gin ist ja alles andere als angenehmer Zeitgenosse und das lässt er seine Umgebung gerne mal spüren.
Was das vierte Kapitel angeht, bin ich bereits dabei es zu schreiben, ob ich es noch vor der Gamescom schaffe, kann ich nicht genau sagen, aber bis spätestens Ende nächster Woche kann ich es auf jeden Fall hochladen :-)
Von:  Mangafan0
2022-06-23T18:20:40+00:00 23.06.2022 20:20
Schön das es länger wird, es liest sich sehr flüssig und macht neugierig wie es weiter geht.
Die Befragung von Gin durch Takagi kann man sich bildlich seht gut vorstellen und dessen ungutes Bauchgefühl nur zu gut nachvollziehen.
Das Conan hier durch die Anwesenheit von Gin behindert wird gibt dem ganzen noch einen zusätzlichen Reiz.

Antwort von:  KiraNear
24.06.2022 11:37
Hallo und danke wieder für deinen Kommentar :-)
Ja, das Kapitel wäre fast noch viel länger geworden, aber dann hätte es längenmäßig nicht mehr zum Rest gepasst, deshalb wird es jetzt vier Kapitel geben statt drei.
Takagi hat mir in dem Moment echt leid getan, aber da musste er durch^^°
Stimmt, normalerweise würde er den Fall wie immer lösen, aber jetzt, wo Gin mit dabei ist ... schwierig.

Bis zum nächsten Mal :-)
Von:  Mangafan0
2022-06-20T19:20:51+00:00 20.06.2022 21:20
Ein sehr interessanter Beginn. Gin in einer Buchhandlung das ist ja mehr als verdächtig, auch wenn ich nicht glaube das er mit dem Mord etwas zu tun hat.
Antwort von:  KiraNear
20.06.2022 21:47
Danke schön :-)
Ja, ich denke auch nicht, dass Conan mit dem so schnell gerechnet hätte^^°
Oder überhaupt an einem solchen Ort.


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