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Dye: One Shot Sammlung

von
Koautor:  Daelis

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ein kurzer Cut.
Mit dem MSP-Jubiläum gab es eine One-Shot-Aufgabe für mich zu erfüllen, also schieben wir das mal dazwischen und machen einen Abstecher in ein Schroedingers-Katze-Szenario.
Das könnte möglicherweise vielleicht irgendwo zwischen den Kapitel 13-15 von „Dye“ passiert sein.
Da dieser One-Shot zum Spaß aller Leser geschrieben wurde, werden alle Handlungen absichtlich nur auf dieses Kapitel bezogen, damit die normale Geschichte in Dye nicht zu sehr beeinflusst werden kann.

Anmerkung: Das erste One Shot zum Jubiläum wurde auch auf dem Sonderaccount Mary Sue Projekt veröffentlicht, und war mein erster One Shot, sodass ich noch keine Idee für ein sinnvolles Format hatte.
In Zukunft wird die Aufgabenstellung iim Vorwort stehen, sodass die Story nicht vom Kapitel beeinflusst wird.

Beeinflusst-Counter: 3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Aufgabenstellung:
Ichigo Kurosaki hat dich zu einem Valentinsdate überredet. Begeht den Tag gemeinsam und erfülle die drei folgenden Aufgaben:
~ geht gemeinsam Essen oder einer von euch beiden kocht für den anderen
~ einer von euch hat dem anderen ein Geschenk mitgebracht
~ einer von euch ist eher ungeschickt im Flirten

Kommentar vom Autor:
Truth be told, ich habe keine Ahnung wie man flirtet daher...ich kann niemanden beim ungeschickt sein schreiben, weil das voraussetzt, dass ich wüsste wie man es nicht ungeschickt macht |D
Es ist auch eher ein schlechter Zufall, dass ich hier überhaupt teilgenommen habe, also viel Spaß beim dem Kapitel...wo man sich zurecht fragen darf was der Sinn davon ist.
Hier die Antwort: Keiner, außer das Amusement des Lesers (wahrscheinlich) Komplett anzeigen

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[One Shot - MSP Jubiläum 2020] One day in Seireitei

Die Welt wurde grau. Ich hebe eine Augenbraue und schaue um mich. Neben mir stehen Blätter eines Baumes, die eigentlich vom Baum fallen sollten, in der Luft, als hätte man die Zeit stehen gelassen und die Farbe am Computer auf schwarz/weiß gestellt. Das war mir definitiv neu. Ich kenne zumindest niemanden mit so einer Fähigkeit.

Ein Papierschmetterling schwebt mir vor die Augen und instinktiv fange ich ihn in meinen Händen auf. Er entfaltet sich von selbst und präsentiert mir seinen geschriebenen Inhalt:
 

Dein Glanzmoment! Präsentiere dein persönliches Talent vor einem oder mehreren MSP-Gefährten. Vielleicht bringt es gar die Lösung auf ein akutes Problem?

Oder

Zeige dich von deiner romantischen Seite und lade jemanden auf ein Date ein. Am Ende musst du denjenigen küssen.
 

Stoned starre ich auf die Schrift des kleinen Stücks Papier.

Die Welt um mich herum gewinnt wieder an Farbe und das Rascheln von Blättern sagt mir, dass sich die Uhr begonnen hat, weiterzudrehen.

Ein frustrierter, sehr langer Seufzer verlässt meine Lippen.

Also zu Punkt eins: Ich bin gerade alleine in Seireitei unterwegs, kein Gefährte weit und breit, um mich rum wahrscheinlich sogar deutlich mehr Gegner und ich mittendrin ohne ein persönliches Talent außer Augen, die sich von selbst manchmal zu ihren regenbogenfarbenen Kollegen für gephotoshoppte Wallpapers verwandeln und wieder zurück. (Anm.: um das zu verstehen, müsst ihr Dye bis Kapitel 9 lesen; #Schamlose Eigenwerbung)

Erst mal, definieren wir das „akute Problem“. Was ist ein akutes Problem was ich gerade habe?

Theoretisch meine gesamte Existenz in Bleach, aber ich würde das nicht als Problem sehen, sondern eher als Abenteuerreise.

Was noch? Das Rukia umgebracht wird?! Aber um das zu lösen bin ich überhaupt hier!

Ein weiteres wäre: Ich habe keine reelle Chance gegen irgendeinen der Gegner, die sich mir früher oder später in den Weg stellen werden, falls es zu einem Kampf kommt. Beziehungsweise, es wird ganz sicher zu einem kommen, ich bin in einem Shonen-Action. Die bestehen basically aus Kämpfen. Je zerstörerischer, desto besser. Zerrissene Klamotten? Hell yeah! Bei Frauen schwierig, weil die können schlecht badass oben ohne rumrennen, aber ihr wisst was ich meine.

Persönliche Talente außer der Fähigkeit die ich entwickelt habe, indem ich von Ichigos Seelenenergie geleecht habe? Da muss ich schon echt überlegen.

Also ich bin ausgestattet mit einer gesunden Portion Grundparanoia von Geburt an. Außerdem ist mir der Hang dazu, alles unnötig overzuanalysieren noch gegeben, wie man unschwer erkennen kann. Bringen sie die Lösung zu meinem momentanen akuten Problem? Zweifelhaft. Ich bin übrigens immer noch der Meinung, dass ich gerne Blitze schießen oder Wasser kontrollieren als Fähigkeit haben wollte. Oder vervielfachte Geschwindigkeit oder so. Irgendwas Cooles eben halt! Oder zumindest irgendwas, was mir eine Rolle hier gibt, die mich auf eigenen Beinen stehen lässt. Argh, ich hasse es Leute nach Hilfe zu fragen, ich bin der „Ich-mach-so-viel-es-geht-alleine“-Type Mensch!

Also zurück zu unseren Talenten, ich glaube nicht an Talent übrigens, ohne hier jetzt eine philosophische Diskussion lostreten zu wollen. Wobei Talent hier eine Definitionsfrage ist und je nach Definition glaube ich, dass es das dann schon gibt. Lange Rede, gar kein Sinn, ich erinnere an das überanalysieren.

Wenn es nach etwas ginge, was ich mir mehr oder minder erarbeitet habe: der Abi-Abschluss und meine Mappe zum Zugang in den Kunststudiengang. Technically haben mir meine Eltern fast drei Sprachen fließend mitgegeben, wenn man will, also Japanisch ist ein Segen, aber ich habe ja seitdem ich in Bleach bin Deutsch verlernt!!einself!! Bringt mich hier Englisch weiter? Wohl kaum. Außer bessere Noten als alle anderen japanischen Mitschüler nicht wirklich, nein. Meine Liebe zu Zeichnen? Außer dass ich vielleicht vor Rukia flexen könnte, auch nicht wirklich. Wobei ich glaube, dass Tatsuki actually besser ist als ich in diesem Manga, was dem auch den persönlichen Talentstatus damit abeignet. Abi? Hilft mir auch nicht, will ja nicht in irgendeine Bleacheigene Akademie oder so. Und soweit ich mich erinnere gehört Kontrolle der Seelenenergie nicht zum Kurrikulum der allgemeinen Hochschulreife. Ich mach gerne Sport und betrachte mich als etwas sportlicher als der Durchschnitt, wenn ich mir die Arroganz erlauben darf, das ist aber bei dem momentanen Bevölkerungsdurchschnitt Fast-Food-sei-Dank nicht gerade eine Glanzleistung. In Bleach, wo ich umgeben bin von Leuten mit übermenschlicher kognitiver Ausstattung, ist es aber ein Witz und damit auch kein Talent mehr. Und das wars mit meinen Talenten.
 

Option zwei kommt absolut nicht in Frage. Never! Ever!

Abgesehen mal davon, dass in diesem Stadium fast jeder mein Gegner ist und mich deutlich lieber tot sehen würde, bin ich nicht besonders gut mit Dates. Könnte daran liegen, dass ich nie auf einem war. Neben dem würde ich gerne auf das Küssen verzichten, ich habe immer noch weniger angenehme Erinnerungen an meinen Ersten, danke, der kam nämlich ohne Ansage, absolut unerwartet und ohne dass ich Einfluss auf ihn hatte. Ich weiß, absolut unromantisch. Außerdem bin ich Romantiker aber nicht romantisch. Also ich schwärme gerne bei anderen, aber bei mir selbst bin ich eher realistisch emotionstot. Dazu kommt, keine Dates ohne dass ich eine feste romantische Beziehung in Betracht ziehe und das wiederum braucht viel Zeit.

Da ich per Definition alle hier maximal drei Monate kenne und das gilt nur für die Karakurafraktion, also Orihime (sollte ich mich mal irgendwann als lesbisch neu entdecken), Ichigo, Chad und Ishida, ist es viel zu kurz, um sich gut genug zu kennen, geschweige denn über ein Leben zusammen nachzudenken. Orihime und Ichigo kommen außerdem noch nicht in Frage, denn sie sind mehr oder minder an sich gegenseitig vergeben und da gibt es bei mir kein „Wenn“ und „Aber“. Ich war nie verliebt, also kann ich nicht wissen ob ich das wirklich so konsequent durchziehen würde, wenn meine Hormone meinem Hirn einen Streich spielen, aber bisher habe ich mir fest geschworen, vergebene Leute sind No-Go. Keine Diskussion.

Lacht über mich, ich bin mit konservativen Werten aufgewachsen und vertrete sie auch. All diese Zwischendinger aus Jux sind nicht so mein Fall. Also sieht die zweite Option sogar noch schwieriger aus als die Erste.
 

Mit einem weiteren Seufzer falte ich das Papierchen zusammen und stecke es mir irgendwo in die Tasche meines Shihakusho und trabe weiter. Vielleicht ergibt sich ja im Laufe der Zeit etwas? Vorher versuche ich lieber mein ursprüngliches Ziel zu erreichen: den weißen Turm in dem Rukia gefangen ist. Hier um die Ecke, da um die Ecke, irgendwie muss man doch zu diesem dummen Turm kommen?!

Meine Tarnung scheint ungewöhnlich gut zu funktionieren, denn die Shinigami, die links und rechts an mir vorbeihuschen, würdigen mich keines Blickes.

Mehrere Gänge weiter und ich finde mich vor den Barracken der vierten Division wieder.

Daran zu erkennen, dass eine gigantische Vier in Schriftzeichen auf dem Gebäude prangt. Ich könnte vielleicht irgendwo die falsche Abzweigung genommen haben, flaut es mir. Ich will gerade umdrehen, als mich plötzlich eine sehr vertraue Vorahnung überkommt.

„Oh nö, nicht jetzt“, schießt es mir durch den Kopf und ich betrete kurzerhand das Gebäude auf der Suche nach einer Toilette. Eine Frau sein hat einmal im Monat eben echt einen Nachteil.

Nach einigem Herumirren wo mich Gott sei Dank wieder keiner beachtet, finde ich auch die Toilette und unterdrücke ein weiteres Stöhnen. Es ist wohl anscheinend nicht nur in der Menschenwelt so, dass Frauentoiletten häufig überfüllt sind und alle immer zu zweit auf Toilette gehen, in der Geisterwelt hat sich das anscheinend auch durchgesetzt.

Ohne lange zu überlegen mache ich das, was ich immer tue: Ohne mit der Wimper zu zucken betrete ich die Männertoilette und laufe bis nach hinten zu den Kabinen durch. Wie immer sagt keiner was. In der Schule ist das nicht so einfach, weil ich da den Rock der Mädchenuniform trage, aber hier im Kimono? Kein Problem für mich.

Erst mal alleine, bestätigt sich meine Befürchtung: Ich habe meine Tage.

Gott sei Dank habe ich vorgesorgt, wie bereits erwähnt, Planung ist das halbe Leben, und kruschte in meinem Rucksack nach meinen Binden. Problem gelöst.

Dummerweise gibt es in der Männertoilette nur keine Sanitärmülleimer, wieso auch.

Wobei halt, ich habe Glück, es gibt einen normalen Mülleimer für leere Toilettpapierrollen.

Ich zucke mit den Schultern und entsorge umweltgerecht meinen Müll und verlasse die Kabine wieder, wasche mir die Hände und sehe zu, dass ich verschwinde, als mir an der Tür ein bekanntes Gesicht entgegenkommt. Ishida hatte die Toilette betreten und starrt mich verwundert an. Kann ich ihm auch nicht übelnehmen, ich stehe auf der falschen Seite der Wand, wenn man es ganz pingelig nimmt.

Bevor die zwei, drei anderen diesen komischen Zusammenstoß bemerken können, schiebe ich mich ignorant an ihm vorbei und verlasse so schnell es eben geht die Toilette und das Gebäude der Heilerkompanie. Jetzt Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen ist wirklich unklug mit so vielen potentiellen Gegnern um mich herum.
 

Endlich draußen, will ich aufatmen, als mich die ungewöhnlich graue Umgebung wieder stutzen lässt.

Die Shinigami um mich herum stehen wie festgefroren auf dem Platz vor den Barracken und ich werde an die Situation von vor etwa einer halben Stunde bis Stunde erinnert, wo die Zeit schon mal stehen geblieben war für alle außer mich.

Schon wieder?

Ich hole den Schnipsel Zettel von eben hervor mit der Befürchtung, mir würde noch eine Aufgabe erteilt werden, aber als ich es entfalte, sehe ich die zweite Option verblassen und kurz darauf das Papier sich ganz auflösen.

Die Farbe kommt zurück und die Shinigami beginnen sich auch wieder zu bewegen. Alles läuft weiter, als wäre nie etwas passiert.
 

Heißt das…ich habe die Aufgabe bewältigt?

Anscheinend oder?

Ich grummle missmutig und stakse meines Weges.
 

Fazit:

Mein akutes Problem war die Suche nach einer Toilette, weil ich meine Tage bekam, mein Talent ist, dass mich die Leute sowieso immer in die Männertoilette schicken wollen nur weil ich kurze Haare habe und gerne praktische Kleidung trage und mich beobachtet hat Ishida dabei, wie ich von meinem Talent, in der Männertoilette nicht aufzufallen, Gebrauch mache.

Das ist ein wirklich unzufriedenstellendes Ende, wenn ich das mal so sagen darf. Ich freue mich weder über das „Talent“ was mir angedichtet wurde noch darüber, dass Ishida davon mitbekommen hat. Ich darf mich sicherlich auf komische Fragen in Zukunft gefasst machen, danke.

Ich muss gestehen, die Aufgabe hatte wirklich so geklungen, als ob ich ausnahmsweise mal aus einer Situation so halbwegs heldenhaft rauskommen würde, aber weit gefehlt. Nichts dergleichen. Wirklich toll. Unbefriedigt folgte ich also meinem eigentlichen Ziel: Rukia suchen.

[One Shot - Valentinsshuffle 2021] Bei den Kurosakis

Ein Blick auf die Armbanduhr. Es ist viertel vor elf.

Ich bin mal wieder zu früh. Meine deutschen Angewohnheiten kann ich doch nicht so einfach ablegen.

Zaghaft klingle ich an der Haustür der Familie Kurosaki.

Ich hätte nie gedacht, hier mal alleine aufzukreuzen, wenn ich ehrlich bin, aber irgendwie hatte es so geendet. Ich runzle meine Stirn und tippe mir mit meinem Zeigefinger auf der Stirnmitte um mich daran zu erinnern, wie ich in diese fragliche Situation gekommen bin.

Ich hatte zwar Ichigo damals im Regen angeboten, für ihn Zeit freizumachen, wenn er reden will, aber ich hätte nie erwartet, dass er das Angebot nutzen würde. Wir reden hier immerhin von Kurosaki Ichigo: Mr. „Ich fresse immer alles in mich hinein und sage nichts“.
 

„Ah, Maria, komm rein, Du bist früh“, öffnet eben dieser Orangehaarige.

„Old habits die hard“, antworte ich Schultern zuckend und betrete das Haus.

Es ist ungewöhnlich still.

„Huh? Es ist so ruhig. Wo ist denn der Rest der Rasselbande?“, frage ich überrascht, während ich mir die Schuhe ausziehe.

„Irgendwas von wegen Valentinserledigungen…oder so?“, antwortet er, selbst eher unsicher erscheinend.

„Keine Ahnung, sind heute Morgen ziemlich hastig aus dem Haus gegangen. Vielleicht ist ihnen was wichtiges eingefallen“, meint er schließlich.

„Was auch immer das sein soll. Aber, ja richtig, heute ist Valentinstag, hatte ich total vergessen“, murmle ich geistesabwesend.

Als jemand, der solchen Events nur semi-viel Bedeutung gibt, hatte ich natürlich absolut nicht darauf geachtet. Als wir uns verabredet hatten, war das einfach der einzige, sinnvolle, freie, halbe Tag gewesen, den wir gefunden hatten. Ich konnte ja beim Termin festlegen schlecht „Wieso verbringst Du den Tag nicht mit Orihime?“ fragen oder? Danach hatte ich es wieder vergessen.

Ein bisschen fühle ich mich schuldig, denn sollte nicht Orihime den eigentlich kriegen und nicht ich?

Ich werde mich definitiv bei ihr hiernach entschuldigen, sonst würde das einen faden Beigeschmack hinterlassen.

Kopfschüttelnd schiebe ich mein schlechtes Gewissen und die Erinnerung an die Szene, bei welcher Orihime mit Rangiku über ihren Neid Rukia gegenüber gesprochen hat, zur Seite und betrete das Wohnzimmer.

„Hast Du dann Platz im Kühlschrank? Ich habe Kuchen für alle mitgebracht…“, frage ich Ichigo, der gerade etwas irritiert mitten im Raum steht.

„Äh…ja, Moment, komm mit“, lotst er mich zum Kühlschrank.

„Ah, sorry, ich wollte nicht unterbrechen, mach zuerst fertig was immer Du machen wolltest“, will ich ihn bremsen, da er gerade etwas verloren wirkte, als hätte ich ihn aus einem Gedanken rausgerissen.

„Nein alles gut, mir ist nur gerade noch was eingefallen“, winkt er ab.

In Deutschland ist das möglicherweise weniger ein Brauch, aber in Japan ist es Gang und Gebe, wenn man bei wem zu Besuch eingeladen ist, ein Geschenk oder eine kleine Aufmerksamkeit mitzugeben. Tendenziell ist es meist etwas Essbares, damit alle davon was haben, das ist aber nicht die Regel und es muss auch nicht notwendigerweise so sein. Es bietet sich eben nur meistens an. Dementsprechend hatte ich, da ich heute zu den Kurosakis eingeladen worden war, eine Menge Kuchen mitgebracht. Immerhin sind es vier Leute im Haus und ich könnte mir vorstellen, dass vor allem Yuzu und ihr Vater Isshin Kuchen mögen. Wird zwar nie explizit im Manga genannt soweit ich mich erinnern kann, sie wirken allerdings so.
 

Ich stelle also die Kuchen in den Kühlschrank und kehre mit Ichigo zum Wohnungsteil des Wohnraumes zurück.
 

„War wirklich nicht nötig, ich wollte mich doch schließlich bedanken“, meint Ichigo.

Ah…ja stimmt, das war der Grund, warum ich eingeladen worden war. Richtig. Er wollte sich bedanken, dass ich mir mehrfach Zeit genommen habe. Witizg, wenn man bedenkt, dass er mich eigentlich nur angeschwiegen hat. But oh well.

Ichigo setzt sich auf das Sofa und ich setze mich dazu.

„Ich verstehe zwar immer noch nicht, was es da zu bedanken gibt, aber danke?“, antworte ich die Stirn gerunzelt um dann zu glucksen.

Dieses Zuvorkommen sah dem Manga Ichigo nicht unähnlich.

„Was denn?!“

„Nein, nein alles gut, ich dachte nur, dass sieht Dir irgendwie ähnlich“, erkläre ich und hebe entschuldigend die Hände.

„Ah, sorry. Ich meinte das als ein Kompliment. Nicht böse gemeint“, füge ich schnell hinzu, der immerhin schon ein paar Mal das gesagt hat, was er dachte, ohne darüber nachzudenken, wie andere das aufnehmen könnten.

Tatsächlich gab es nicht viele Szenen in welchen Ichigos zuvorkommendes Verhalten vorkam, da diese Seite an ihm im Manga fast ausschließlich in Anwesenheit von seiner Familie oder Orihime und Rukia gezeigt worden war, aber jetzt wo ich so darüber nachdenke, klar, es wäre nicht verwunderlich, wenn er sich hier dann ebenso verhält. Immer der Gentleman unser Ichigo.

Nachdem im Manga natürlich immer nur bestimmte Ereignisse gezeigt werden, die die Story vorantreiben, macht es durchaus Sinn, dass ich dann nicht viel davon gelesen habe. Ich meine, zum Einstieg gab es das auch: Die Blumen für den Geist, nur um eines zu nennen.

„Meinst Du?“, erwidert ein sichtlich mit Lob unkomfortabler Ichigo.

Ich zuckte die Schultern und beschließe es dabei zu belassen. Ich kann sein Verhalten mehr als gut verstehen. Immerhin bin ich selbst auch jemand, der mit Kritik viel besser umgehen kann als Lob und dann nicht genau weiß, was ich darauf antworten soll.
 

„Der Familie geht es aber sonst soweit gut?“, frage ich, da ich mit Small Talk nicht wirklich bewandert bin.

Ich weiß, dass das eines der vielen Soft Skills ist, die mir fehlen und ich habe mir im Laufe der Zeit ein paar Standardfragen zurechtgelegt, für den Fall, dass ich sie brauchen sollte. Macht mich nicht besser darin, aber vorbereiteter.

„Ja denke schon? Wie immer, alles normal“, antwortet er.

Stille.

Ich hatte vergessen, dass Ichigo nicht so der Typ dafür ist, viel, noch lange zu sprechen. Im Manga ist er auch eher der Typ, der auf die Situationen um sich herum geantwortet hat.

Das ist an sich kein Problem, ich bin immerhin eine Labertasche. Das Einzige was schief laufen kann ist, da ich nur über die Themen sprechen kann, von welchen ich eine gewisse Erfahrung habe oder die mich interessieren, kann es sein, dass sich diese Themen beißen.

Nur leider bin ich momentan in Bleach und kann dementsprechend leider über all das nicht sprechen.

Ich habe per Definition hier nur zwei Monate bisher gelebt, nicht genug Zeit, um irgendetwas davon zu haben.

Ich kann niemandem von den Leuten die ich kenne erzählen, weil sie hier in der Welt nicht existieren. Nichts von den Orten und Erlebnissen die ich besucht und erlebt habe. Nichts von den Spielen die ich gerne spiele. Nichts von den Liedern, die ich gerne höre. Nichts von den Büchern und Filmen die ich kenne. Nichts von den Animeserien oder den Künstlern die ich bewundere. Nichts aus der Uni, oder Schule in dem Fall, da wir sowieso in der selben Klasse sind…und worüber redet man da? Über die Leute daraus rede ich selten, außer sie haben etwas Interessantes beigetragen zu dem Thema was ich bequatschen möchte.

Und an sich habe ich nichts gegen schweigen. Aber hier in dem Moment, war es einfach ziemlich unangenehm. Da wurde ich extra eingeladen und dann sitzen wir schweigend im Wohnzimmer?

Ah…Filme? Im Manga hat Ichigo doch hin und wieder Filme von Mizuiro ausgeliehen oder nicht?

Aber dann wiederum kann ich mich erinnern, dass Ichigo sich nicht mal an die Filme erinnert die er geschaut hat. Gibt eine lustige Szene im Manga wo Keigo ihn nach dem zweiten Teil eines Films fragt und Ichigo sich nicht mal an den ersten Teil erinnern kann, den er von Mizuiro ausgeliehen haben soll.
 

Da mein Reallife Vater sich nie Filminhalte merken kann und mein Kumpel mit dem ich viel zu tun hatte auch sich selten sowas merkt, habe ich genug Erfahrung mit solchen Leuten, um zu wissen, dass das ein dämliches Thema wäre.

Ah man! Warum muss ich introvertiert sein?!

„Und was ist mit Dir? Was machst Du so in Deiner Freizeit?“, frage ich also hoffnungslos.

This is getting nowhere.

„Nichts Besonderes? Ganz normal, denke ich?“, antwortet Ichigo vage.

Wow. Danke sehr.

Ich starre den Boden vor meinen Füßen an und ich nehme im Augenwinkel wahr, dass Ichigo die Wand hinter mir sehr interessant findet.

Es bekommt so langsam die Nuance, als würde ich Ichigo ausfragen…nur dass ich nicht weiß was ich fragen soll so ohne Kontext.
 

Ich gebe es schließlich resigniert auf. Ich wende meinen Blick zur Person mit der ich rede.

„Sei mir nicht böse, aber ich bin einfach wirklich schlecht in solchen Dingen also komme ich zum Punkt ja? Bitte sag‘ mir wenn Du nicht darüber reden willst, ich bin so emphatisch wie ein Backstein, ich will nichts Böses oder so. Ich merke es nur nicht immer…sei einfach ehrlich ich bin dann auch nicht sauer, ich brauche die Hilfe, weil ich sehe es einfach nicht und der sechste Sinn wurde mir nicht vererbt“, beginne ich meine Standardeinleitung.

„Aber geht es Dir besser seitdem? Oh und ich hoffe Du hast Dich nicht erkältet“, füge ich zum Ende hin an.

„Nein, war alles gut. Nochmal danke“, antwortet Ichigo.

„Ich hau Dir gerade ja wieder meine Meinung um die Ohren, aber ich habe den Eindruck, Du gibst Dir selbst die Schuld für etwas, wofür Du nichts kannst“, beginne ich zaghaft.

Ich will nicht, dass man mir dankt, ich will, dass die Leute eine Lösung für sich und ihr inneres Problem finden.

Ichigo antwortet nicht, sondern starrt in die Leere. Ich schaue auf meine Hände, um mich innerlich zu beruhigen.

„Ich weiß, mit Sicherheit hast Du das häufig gehört und vielleicht gehe ich da sehr logisch empathiebefreit ran, aber hear me out for a second.

Beispiel: Deine Mutter geht in die Apotheke um Hustenbonbons für Dich zu kaufen und die Apotheke wird in dem Moment ausgeraubt und Deine Mutter kommt dabei ums Leben, weil der Räuber bewaffnet war und geschossen hat. Zu glauben, Du seist schuld, weil Du krank geworden bist…ist dämlich. Was ich sagen will ist, diese Dinge passieren, so ist das Leben.

M…ich habe mal ein Interview gesehen, wo ein Vater sagte: ‚Ich habe zu meiner Frau immer gesagt, wenn wir zwei Kinder haben, müssen wir uns im Klaren sein, es kann passieren, dass an einem Nachmittag nur eines oder keines von beiden nach Hause kommt‘“, bringe ich meiner tausend Analogien und klugen Sprüche die ich alle von meinem echten Vater eingetrichtert bekommen habe von denen ich sehr viel halte, zutage.

„…und klar das klingt makaber und traurig, keine Frage, aber meine Erfahrung bei anderen zeigt, dass Leute viel eher damit klarkommen, wenn sie sich damit auseinandersetzen als wenn nicht.

Denn Zeit zurückdrehen kann man halt leider nicht. Stell Dir vor wie es den Leuten geht die Selbstmordfälle in den nahen Kreisen zu beklagen haben. Die geben sich häufig auch die Schuld, weil sie denken, dass sie es hätten sehen müssen und was hätten dagegen tun müssen…oder so. In Japan ist das wirklich ein Problem, was nie angesprochen wird, weil es verschwiegen wird.

Ich mein‘ klar, die jap…unsere Kultur ist so und das hat gute Seiten, aber für solche Leute wie ich, die große Schwierigkeiten haben zwischen den Zeilen zu lesen sind klare Gespräche notwendig und manchmal auch, um einfach mal was loszuwerden…I guess?

Und ich will nicht sagen, heul nicht rum es gibt Leute die habens‘ schlimmer, aber das ist jetzt…weiß nicht? 15 Jahre her? So wie ich Deine Mutter zu kennen glaubte, wäre sie sicherlich traurig, wenn sie wüsste, dass Du Deine Kindheit damit verbringst zu trauern und Dir die Schuld zu geben.

Und natürlich, nur weil das Hirn das eine sagt, heißt das nicht, dass das Unterbewusstsein, Seele, all der nicht fassbare Kram, das auch macht, aber ich glaube, einfach wenn man sich damit Zeit nimmt und damit beschäftigt, dann sickert das langsam und hilft vielleicht?“

Ich gestikuliere wild und versuche verzweifelt Sinn aus der Situation zu machen.

„Danke“, ein Behelfslächeln kommt zurück.

„Sorry, schlechte Angewohnheit. Ich kann es nicht so gut in Worte fassen“, gebe ich verlegen zur Antwort. Ich hoffe, ich habe wirklich nicht die Stimmung zerstört, aber es lag mir auf dem Herzen. Ich muss ja nicht schweigen, wenn ich zuschaue wie Leute gegen eine Wand rennen. Wenn sie nachdem ich was gesagt habe immer noch gegen die Wand rennen wollen, sollen sie das, aber ihnen die Chance zu geben, zu erkennen, dass sie es aus meiner Perspektive tun, soll mir erlaubt sein.

Meine nach wie vor schlechten Versuche, Leuten zu helfen.
 

Daraufhin fällt mir ein Thema ein, worüber ich tatsächlich reden kann.

„Sag, das ist total random, aber träumst Du? Bzw. erinnerst Du Dich an die?“, frage ich also ins Blaue hinein.

„Nein, nicht dass ich mich erinnern könnte?“, antwortet ein perplexer Ichigo.

„Ich frage, weil, ich träume dauernd, dass ich verfolgt und umgebracht werde“, beginne ich, wie immer, wenn ich von meinen Träumen berichte.

Auf einmal fällt es mir viel leichter, von all den Themen zu sprechen, über die ich nicht reden konnte, weil ich … ich weiß nicht? Plötzlich einer fiktionalen Geschichte gelandet bin?!

Aber wenn ich es aus der Traumperspektive erzähle, kann ich ja die wildesten Geschichten erzählen ohne, dass es Sinn machen muss.
 

„Eigentlich wollte ich Dich zu Mittag einladen, aber es sieht nicht so aus, als ob Yuzu und die anderen zurückkommen. Jetzt halte ich Dich hier so fest“, stellt Ichigo nach etwa drei Stunden, die ich ihn vollgelabert habe, unzufrieden fest.

„Meine Güte, tut mir Leid, jetzt habe ich Dich vollgetextet. Haben sie denn nichts gesagt, als sie gegangen sind?“, fragte ich verwundert.

„Nur, dass ich mir Zeit lassen soll und viel Spaß haben soll…?“, erklärt Ichigo verunsichert.

„Kam heute doch noch was dazu?“, frage ich alarmiert.

Wir hatten den Termin auf heute gelegt, eben weil wir beide heute Mittag frei hatten, aber das klang so als hätte er noch etwas vor. Vielleicht war etwas dazu gekommen.

„Nein, eigentlich nicht. Deswegen bin ich ja irritiert“, erklärt er mir.

„Aber ja, das klingt wirklich danach als kämen sie nicht vor Abend nach Hause“, gehe ich sofort zum Problemlösen über.

„Ich meine, wir können uns sicher irgendwas zusammenkochen? Ausgehen wäre sicher auch eine sinnvolle Option bei meinen Kochkünsten, aber ich bin eigentlich zu geizig“, gestehe ich ehrlich.

„Carbonara kriege ich allerdings hin. Und jede erdenkliche Zusammensetzung von Gemüse anbraten“, versuche ich die hoffnungslose Situation zu retten.

„Also dann, Spaghetti. Ich kann ja helfen“

Ichigo steht auf und macht sich in die Küche.

Ich versuche herauszufinden, ob er mich gerade im Stillen ausgelacht hat und folge ihm in die Küche, wo wir uns etwas zu spätem Mittag zusammenkochen.
 

Beim Essen taut Ichigo ein bisschen mehr auf und ich bekomme ein bisschen von der Familie und ihren Alltag zu hören, was mich schon ziemlich freut. Bei Ichigo ist das ein großes Stück. Vielleicht war die Defence etwas schwächer, weil er es auch gewohnt ist, beim Essen mit der ganzen Familie am Tisch zu reden. Zumindest bei mir im echten Leben war das so und da redet es sich bisher doch immer am leichtesten. Oder bei einer Tasse Kakao.
 

Nach dem Abwaschen verabschiede ich mich schließlich und bedanke mich bei Ichigo für die Zeit. Ich für meinen Teil zumindest, fand es gar nicht so schlimm wie befürchtet. Es mag angemerkt sein, dass ich ja auch wieder Leute totgelabert habe. Hoffentlich war das für Ichigo nicht zu anstrengend.

„Und spielt mal Gesellschaftsspiele in der Familie“, sind meine verabschiedenden letzten Worte.

„Oh und nehmt das auf, ich will das sehen. Scherz am Rande. Richte der Family liebe Grüße aus. Schade, dass ich sie heute nicht getroffen habe“, bedauere ich etwas.

„Yup. Mach ich. Wir sehen uns dann wieder in der Schule“, antwortet Ichigo daraufhin.
 

Anstatt nach Hause zu gehen, mache ich mich direkt zu Orihime. Ich muss mich entschuldigen und bin der Meinung, ich bin es ihr schuldig, kurz zu erklären, wie das Zustande gekommen ist.



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