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Holidate

Adventskalender des Yuka-Zirkels - Türchen Nummer 24
von
Koautor:  FreeWolf

Vorwort zu diesem Kapitel:
Unseretwegen gebt euch einen Tanzfilme-Soundtrack während des Lesens des Kapitels!
(Und bitte, LMFAO muss auch drin vorkommen, klar soweit? :P) Komplett anzeigen

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~♦1♦~

1

Kai saß im Schneidersitz auf dem Sofa, die Stirn tief zerfurcht. In seinem Schoß lag der Controller von Tysons Konsole. Er war schon wieder von der Strecke runtergeflogen. Er hasste dieses Spiel mit einer masochistischen Leidenschaft – insbesondere die Regenbogenstrecke, auf der sein digitales Rennauto gerade wieder landete. Er gab einen frustrierten Laut von sich, während er auf seine Position schielte. Er war letzter - selbst Hiromi hatte ihn diesmal abgehängt. Diese kicherte vergnügt neben ihm, während sie eine Bananenschale in seinen Weg warf und damit sie sein Rennauto überholte. Boris neben Hiromi gab einen Siegeslaut von sich, als er seine Freundin überholte. Diese boxte ihn spielerisch in die Schulter. „Das kriegst du zurück!“

Boris streckte ihr die Zunge heraus. „Dafür musst du mich erst kriegen!“

„Ich hasse dieses verfickte Spiel“, murmelte der Silberhaarige und lehnte sich in die Kurve, so als könne dies ein erneutes Abstürzen verhindern. Takao blickte vom Boden, wo er sich neben Max platziert hatte, auf und grinste ihn keck an.

„Das ist absolut meine Lieblingsbahn!“, verkündete er dann an Max gewandt, der lauthals auflachte.

Kai ließ frustriert die Hände sinken, als endlich der dritte Platz über die Zielgerade fuhr, und lehnte sich in die Kissen zurück.

„Ihr spielt das doch nur um mich zu quälen“, grummelte er, ehe er auf die Beine kam und in Richtung Küche ging.

„Ich hol' Nachschub!“, verkündete er mit Blick auf die leeren Gläser seiner Freunde und brachte durch den Gang zum Kühlschrank erstmal Abstand zwischen sich und seine Niederlage. Hinter sich hörte er Hiromi kichern, während Manabu mit deutlich amüsiertem Ton feststellte: „Nach meinen Berechnungen ist Kai viermal weniger oft runtergefallen als sonst!“

„Hörst du, Kai?“, feixte Takao über die Lehne der Couch hinweg. „Es ist noch nicht alle Hoffnung verloren!“

„Können wir nicht was anderes spielen? Vielleicht 'n Brettspiel, dann könnten auch alle gleichzeitig mitspielen“, schlug Hiromi vor, als Kai mit mehr Bier zurück war und allen einschenkte.

„Wie wär’s mit Risiko?“, schlug er nicht ohne eine Spur Ehrgeiz vor. Seitdem Max begonnen hatte, das Team zu Brettspiele-Nerds zu konvertieren, war Kais Lieblingsspiel Risiko. Bei jeder bisherigen Partie hatte er Takao und Max vernichtend geschlagen: Außerdem hatte er noch eine Rechnung mit Manabu offen...

„Nein, nicht Risiko“, beschwerte sich Takao. „Dann verschwört ihr euch nur wieder alle gegen mich, um mich zu killen!“

Hiromi verdrehte die Augen. „Das war einmal, Takao. Einmal!“

Manabu zuckte mit den Schultern. „Wir könnten siedlern? Das hat beim letzten Spieleabend sehr viel Spaß gemacht“, schlug er vor. 

„In Ordnung, wir fahren nur noch diese Strecke zu Ende!“, entschied Takao, während Rei und Hiromi und Boris das Spielfeld aufbauten. Hiromi erklärte Boris in der Zwischenzeit die Hausregeln des Teams.

„Warte“, Takao hielt inne und kratzte sich am Kopf, während er Boris peinlich berührt musterte. „Wir sind ein Spieler zu viel!“

Kai verdrehte die Augen und nickte in Richtung Rei. „Du hast noch nie gespielt, oder?“, fragte er. Rei spielte beim diesjährigen Weihnachts-Benefizturnier der BBA mit dem Team Baihuzu, weshalb er genauso wie Boris erst vor wenigen Tagen angekommen war. Der Schwarzhaarige nickte. Anders als dem Russen sah man ihm den Jetlag schon nicht mehr an.

Max stieß ihn kameradschaftlich an. „Dann kannst du ja statt mir spielen und ich unterstütze dich moralisch, damit du gewinnst!“

Manabu wandte sich fachmännisch an Rei. „Die wichtigste Regel ist: Niemand handelt mit Kai, das ist die wichtigste Regel“, erklärte er gewichtig.

„Die Regel haben wir auch“, feixte Boris grinsend, einen Arm um Hiromis Schulter. Hiromi schmunzelte in Richtung des Silberhaarigen. „Du hast dir wohl von Russland bis Japan einen Ruf gemacht“, kommentierte sie, ehe sie auf ihren Freund zeigte.

„Und welche Regel gibt es für Borya?“

„Gib' ihm niemals den Rohstoff, der ihm fehlt, um eine Stadtentwicklung zu kaufen“, gab Kai zurück, was ihm ein Augenverdrehen einbrachte.

„Das war einmal, Hiwatari“, brummte der Russe, während er sich mühselig auf die Knie sinken ließ. „Was kann ich dafür, dass du immer zu viele Karten auf der Hand hast, wenn eine Sieben gewürfelt wird?“

 

Nach einer Weile war die Partie Siedler in vollem Gange. Hiromi hatte gerade eine Siedlung zur Stadt ausgebaut und Boris die längste Handelsstraße erworben, da warf Kai die Würfel. Er grinste als er die Augenzahl sah.

„Fünf!“, jubilierte er förmlich, während Takao entnervt seufzend grummelte. Fünf war Kais stärkste Zahl. Dieser sammelte die Rohstoffkarten ein, die ihm zustanden, ehe er nach seinen Entwicklungskarten griff. Boris seufzte genervt.

„Er kommt auf die zehn Punkte“, prophezeite er duster und beäugte Kais Figuren auf den Spielfeld sowie die beiden bereits gespielten Ritter-Karten. „Das steht fest.“

Hiromi folgte seinem Blick und stöhnte: „Verdammt, du hast Recht!“

„Nur, wenn er einen Ritter hat und genug Straßen bauen kann!“, warf Manabu ein. „Und eine Siedlung oder eine Stadt braucht er auch noch!“

Kai zählte unterdessen mit konzentriertem Gesichtsausdruck seine Handkarten und sortierte diese um, wohl, um genau das zu tun. Rei blinzelte verwirrt vom einen zum andern, dann zu Max.

„Muss ich verstehen, was das heißt?“, fragte er unvermittelt, und Max lachte.

„Kai gewinnt, wenn wir nichts tun!“, klärte er seinen Mitspieler auf. „Das können wir nicht zulassen!“

Takao stieß Max unter dem Tisch an und nickte ernst. Max grinste schelmisch.

„Hey, Kai!“, startete er dann das Ablenkungsmanöver A-38 - „the one to break Kai's concentration“, wie er es nannte.

„Hast du endlich mal ein Date für die Afterparty?“

Max blinzelte betont unschuldig in Richtung des Silberhaarigen, der seine Karten nur minimal sinken ließ, um ihn böse anzustarren.

„Ich will nicht darüber reden“, schoss er zurück, ehe er das Zählen wieder aufnahm.

„Aber Kai!“, warf nun auch Takao mit einer theatralischen Geste ein. „Schon wieder allein? Du hättest ja auch was sagen können!“

Kai ließ seine Karten sinken, um auch den Dunkelhaarigen mit einem bösen Blick zu bedenken.

„Halt die Klappe und lass' mich meinen Zug beenden. Ihr nervt“, brummte er.

Hiromi verkniff sich ein Grinsen, während sie Boris' verwirrten Blick einfing und mit einem Zwinkern beantwortete.

„Wir könnten dich verkuppeln!“, warf sie dann ein. Der Vorschlag erntete keine Begeisterung vonseiten des Silberhaarigen; immerhin hatte er seine Handkarten jetzt neben sich abgelegt und starrte die Brünette grimmig an.

„Ich mein' es ernst, Hiromi“, drohte er.

Rei hatte die Strategie richtig erkannt und warf ein: „Ich mein, worauf stehst du denn? Groß, klein, muskulös?“

„Großer oder kleiner Busen?“, grinste Boris jovial. Hiromi verdrehte die Augen. „Ernsthaft, Boris?“

Manabu klappte seinen Laptop auf.

„Ist dir Haarfarbe wichtig? Blond, brünett,  oder exotisch, wie, keine Ahnung, rothaarig?“, fragte er. „Wenn du mir endlich dein Tinder-Profil geben würdest, hätte ich dir schon lange einen Algorithmus geschrieben“

Kai wurde still und deutlich bleicher um die Nase beim Gedanken daran, dass Manabu sein Tinder-Profil einsehen könnte. Er hatte eindeutig einen Typ: lang, blass, rothaarig, mit blauen Augen. Vornehmlich war sein Typ männlich, aber daraus machte er kein Geheimnis - warum auch immer Boris diese Information schon wieder selektiv vergessen hatte. Er trank einen Schluck Bier, um seine Panik zu überspielen.

„Oder hältst du dich etwa frei, um bei der Afterparty nächste Woche jemanden aufzureißen?“, triezte Boris heiter, der offensichtlich begriffen hatte, dass es die „Wir-quälen-Kai“-Stunde geschlagen hatte. Max sprang enthusiastisch auf. „Wir könnten deine Wingmen sein!“, frohlockte er.

Fuck. Alles, nur das nicht. Diese Peinlichkeit könnte Kai nicht ertragen. Der Silberhaarige zermartete sich das Hirn nach einem Ausweg, doch seine nutzlosen grauen Zellen versorgten ihn nur mit der plötzlichen Erinnerung an beschlagene Fenster, einen ganz bestimmten Rothaarigen, den er schon viel zu lange kannte, viel Dampf und nackte Haut in Gemeinschaftsduschen.

„Oder-“, setzte Takao in diesem Moment an. Der Silberhaarige schluckte.

„Das brauch' ich alles nicht“, platzte es da plötzlich ohne sein Zutun heraus. „Ich geh' schon mit wem hin.“

Es war eine Lüge, die im Eifer des Augenblicks über seine Lippen gekommen war. Er schloss den Mund, wartete ab, ob eine Nachfrage kommen würde. Hiromi lehnte sich nach vorne. „Was?“, hakte sie nach und warf einen Blick auf Boris, der nur mit den Schultern zuckte.

„Ich geh' schon mit wem hin“, wiederholte Kai, merkte, wie die hastige Lüge ein Eigenleben entwickelte.

„Du hast 'ne Freundin?“, hakte Takao entgeistert nach. Kai begegnete seinem Blick stur und hob seine Rohstoffkarten in die Höhe.

„Können wir bitte weitersiedlern? Ich muss hier noch meine Punkte machen“, lenkte er vom Thema ab. „Und wer sagt, dass es eine Freundin ist und kein Freund?“

„Na ja, weil... du hast nie... und außerdem...“, stammelte Takao, aber vielmehr fasziniert als alles andere über Kais herausfordernde Frage.

„Weil du früher hin und weg von Hiromi warst?“, kam Rei ihm zu Hilfe.

Kai fühlte sein Gesicht heiß werden und räusperte sich umständlich, während er es vermied, die Brünette und ihren festen Freund anzusehen. 

„Das heißt ja nur, dass er guten Geschmack hat“, meinte Boris achselzuckend, aber nicht ohne einen giftigen Blick zu Kai zu werfen.

Jede weitere Reaktion des Russen ging im aufgeregten Geplapper von Max und Takao unter, bei denen die Neuigkeiten angekommen zu sein schienen und die nun hastig durcheinander sprachen.

„Wer ist es?“ 

„Stellst du sie uns vor?“

„Wo hast du sie kennen gelernt?“

„... oder ihn?“, ergänzte Manabu, als die erste Flut an Fragen abebbte und die beiden Luft holten. 

Ihre Zudringlichkeit ließ Kai die Nackenhaare zu Berge stehen.

„Das geht euch gar nichts an“, brummte er und legte die erste Entwicklungskarte auf den Tisch, ehe er drohend hinzufügte: „Ich spiele einen Ritter und hab' jetzt die größte Rittermacht.“

„Fuck, das sind zwei Punkte“, fluchte Hiromi und beäugte ihre zwei Ritter-Entwicklungskarten grummelig. Kai grinste zufrieden, während er die nächste Entwicklungskarte spielte. „Und jetzt her mit eurem ganzen Lehm - ich spiel' ein Monopol. Her mit euren Karten!“

Hiromi, Boris und Takao reichten ihm murrend je eine Karte. Lehm war während des gesamten Spiels nicht viel ins Spiel gekommen; entsprechend wertvoll war der Rohstoff. Rei blickte verwirrt zu Max.

„Was muss ich machen?“, fragte er verwirrt. Max seufzte.

„Du musst ihm bis zu zwei Karten geben, wenn du Lehm auf der Hand hältst.“, erklärte er resigniert.

Kai sammelte seine Karten ein und legte mehrere Paare Lehm und Holz, um vier Straßen an seine längste Straße zu bauen. „Damit hab' ich die längste Handelsstraße“, triumphierte er. Boris verdrehte die Augen. „Ficker“, murmelte er leise. Kai rollte ebenfalls mit den Augen und deckte einen Siegpunkt auf.

„Damit hab' ich gewonnen“, verkündete er ruhig.

Takao verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.

„Wenn du uns schon alle fertig machst, kannst du uns auch verraten, wer dein Date ist“, forderte er. Dies erntete ihm ein zweites Augenverdrehen.

„Das bist du uns schuldig!“, bedrängte ihn nun auch Max und zeigte anschuldigend auf das Spielfeld. „Vor allem nach so einer Runde!“

Kai verdrehte - nun schon zum dritten Mal - die Augen. Vielleicht war es der Alkohol, der seiner Lüge noch mehr Eigenleben einhauchte. Sein Mund bewegte sich ohne eine bewusste Entscheidung.

„Yuriy.“

Oh, fuck. Kai biss sich auf die Zunge. Was laberte er für einen Scheiß! Aber es war heraus; dass Boris sich an seinem Bier verschluckte, bezeugte es. Er hob eine strenge Augenbraue in Richtung des Russen, ehe er Takaos entgeistertem Blick mit stoischer Sturheit begegnete.

„Es ist Yuriy.“

Er ließ seinen Blick zu Max schweifen, den er genauso trotzig ansah.

„Jetzt zufrieden?“

Es war einen Moment still, ehe Takao seine Stimme wiederfand. Sein Ton war mehr vorwurfsvoll als fragend: „Du verarschst uns.“

Wenn du wüsstest, dachte Kai, behielt jedoch ein lang eingeübtes Pokerface bei. Er maß Takao eines langen Blickes.

„Warum sollte ich über sowas lügen?“

Takaos Gesicht fiel. „Fair“, gab er dann zu.

Hiromi beäugte Boris mit einem skeptischen Blick.

„Wusstest du davon?“, fragte sie ihn halblaut. Der Russe schüttelte den Kopf.

„Nein, Kiska“, gab er pflichtschuldig Antwort und warf einen herausfordernden Blick zu Kai. „Das ist mir neu. Warum hast du ihn heute nicht eingeladen? Wir hätten zusammen herkommen können und ich hätte mich nicht verirrt.“

Kai spürte, dass zumindest Boris ihm die Sache nicht abkaufte. Er schluckte.

„Tja, Yuriy erzählt dir halt auch nicht immer sofort alles.“

Boris gab einen nachdenklichen Laut von sich und nickte schließlich. „Du solltest ihn nächstes Mal einladen“

„Warum nächstes Mal? Er soll jetzt kommen! Ruf ihn an!“, forderte Max.

„Spinnst du?“, entfuhr es Kai. Er zog sein Handy aus der Hosentasche. „Es ist spät, verdammt, und er verträgt Jetlag noch weniger als Boris hier.“

Wie auf Kommando gähnte der Russe hinter vorgehaltener Hand.

„... da hat er nicht ganz unrecht. Yura hat die letzten zwei Tage größtenteils verschlafen“, stimmte dieser zu.

 

 

01:45

Kai: Bist du wach?

 

01:52

Yuriy: Nein, ich schlafwandle SMS. Scheiß Jetlag.

 

Keine Minute später dudelte Yuriys Handy. „Was willst du?“, gab der Rotschopf grimmig von sich, ohne den Störenfried zu begrüßen.

„Unfreundlich“, kam Kais urteilende Stimme vom anderen Ende der Leitung. Yuriy verdrehte die Augen.

„Ich bin nicht für meine sanfte Seite bekannt, Kai“, brummte er. „Außerdem ist es zwei Uhr früh.“

„Schon. Aber wichtige Dinge können nicht warten.“

„Wer entscheidet das?“

„Nun ...“

Kai atmete kurz tief durch. Bei der Gemütslage seines langjährigen Freundes war er sich nicht ganz sicher, ob das jetzt so eine gute Idee war. Aber die maximal erlaubte Quote an guten Ideen hatte er heute Abend eindeutig schon überschritten.

„Erinnerst du dich an den einen super versoffenen Abend, wo du mit Borya rumgemacht hast?“

Yuriy hob überrascht eine Augenbraue.

„... vage“, gab er krächzend von sich. „Warum?“

„Du hast mir einen Gefallen versprochen, wenn ich Vanja dazu kriege, das Video davon rauszurücken und zu löschen.“

„Ich erinnere mich, Kai“, brummte der Rotschopf. „Worauf willst du hinaus?“

Am anderen Ende der Leitung war ein lautes Ein- und Ausatmen zu hören. „Ich will den Gefallen einfordern. Ich brauch' deine Hilfe.“

Yuriy ließ sich rückwärts auf sein Bett plumpsen. „Na klasse. Was hast du ausgefressen?“

Ein frustriertes Schnauben kam durch den Hörer. Kai zögerte noch einen Moment, ehe er schnell und leise hervorpresste, ohne Luft zu holen: „Kannst du bitte so tun, als wärst du mein Freund? Ich hab heut beim Spieleabend behauptet wir wären zusammen und jetzt wollen die anderen das mit eigenen Augen sehen.“ 

„Was zum Fi- Kai!!!“

„Ja, sorry, es war Alkohol im Spiel“, brummte Kai und klang deutlich betreten.

„Wie fucking besoffen kannst du bitte sein, dass dir sowas einfällt? Und Boris hat dir nicht grad ins Gesicht gelacht?“, hakte Yuriy fassungslos weiter nach.

„Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will?“

„Ist das eine Aussage oder eine Frage?“

Yuriy seufzte und massierte sich die Nasenwurzel.

„Bitte, Yura. Du bist der einzige, den ich um sowas bitten kann. Nur bis zur Afterparty.“

Yuriy zögerte einen Moment. „Nur bis zur Weihnachtsfeier?“

„Ja, genau, nur bis dahin. Danach können wir uns undramatisch trennen oder so“

Der Rotschopf hob eine Augenbraue. „Und was hab ich davon?“

„Meine ewige Dankbarkeit?“, kam es fragend von Kai.

„Hahaha, versuch's nochmal, Hiwatari“

„Na gut, du hast einen Wunsch bei mir frei.“ 

Was sollte schon passieren? Schlimmer als jetzt konnte es eh nicht mehr kommen.

Yuriy fühlte ein Grinsen an seinen Mundwinkeln ziehen. „Na gut, Hiwatari, wir haben einen Deal.“

~♦2♦~

2

„So, bitte sehr“, verkündete Boris und verteilte dampfende, wohlriechende Tassen an Yuriy, Hiromi und Kai. Der Abend war noch jung und er hoffte, dass Yuriy und Kai sich ein bisschen entspannten, wenn sie ein wenig Alkohol zu sich nähmen. 

Seine Freundin und er hatten sie beiden auf ein Doppeldate eingeladen - also sie eigentlich dazu gedrängt und ihnen keinen Ausweg gelassen -, vornehmlich um „Pärchendinge“ tun zu können, was in der großen Gruppe flach fiel, aber ganz eigentlich auch, weil Hiromi dem frischgebackenen Paar ein wenig auf den Zahn fühlen wollte.

„Also“, begann sie grinsend und hob ihre Tasse. „Auf die Liebe?“ Ihr Blick ging in Richtung Boris, der ihr verspielt zuzwinkerte.

„Immer“, brummte Kai wenig begeistert. Auch Yuriy wirkte nicht sonderlich enthusiastisch. Er hob eine Augenbraue, als er Hiromis skeptischen Blick einfing und trat einen Schritt näher an den Silberhaarigen heran. Er legte Kai eine Hand auf den Rücken. Der Japaner versteifte sich kurz, ehe er sich entspannte und die Augen verdrehte.

„Bist du heut kuschelig drauf?“, murmelte er in seine Tasse hinein, ehe er einen Schluck trank.

Yuriy lachte leise. „Entspann dich“, murmelte er, sodass es nur für Kai hörbar war. Dann fuhr er etwas lauter fort, ein vielsagendes Grinsen auf den Lippen: „Verzeih ihm, er ist nicht ganz ausgeschlafen heute.“ 

Der Rotschopf wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, was Hiromi mit einem überraschten Blick in Richtung Kai quittierte. Der murmelte etwas Unverständliches in seinen Glühwein und bewegte sich einen Schritt zur Seite, um Yuriys Hand auf seinem Rücken abzuschütteln.

Boris suchte nach dem Blick des Silberhaarigen und hob spöttisch eine Augenbraue. Der schoss einen grimmigen Blick zurück, der Boris nicht im Geringsten beeindruckte. Kai musste sich mehr anstrengen, um die Beziehung glaubhaft zu machen.

„Und, wie seid ihr zusammengekommen?“, fragte Hiromi da und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Yuriy und Kai wechselten einen überraschten Blick. „Ehm“, begann Kai gedehnt. „Wir haben uns vor dem Benefizturnier getroffen?“

Kais Blick ging ein wenig fragend in Richtung des Rotschopfes, wie um seine Bestätigung zu erfragen. Dieser beeilte sich, zu nicken. „Ja, genau. Wir haben uns auf einen Kaffee getroffen!“

Hiromi kniff die Augen zusammen und gab ein misstrauisches Geräusch von sich. Boris grinste schief. „So, so. Kaffee also.“ Er machte eine Kunstpause, ehe er sich an den Rotschopf wandte. 

„Seit wann trinkst du Kaffee?“ 

Yuriys Nasenflügel zitterten - nur sichtbar für diejenigen, die ihn gut kannten. Er wandte sich seiner Freundin zu. 

„Yuriy nennt Kaffee Teufelsgesöff“, erklärte er. Kai räusperte sich. „Ich habe Kaffee getrunken. Yuriy Tee. Er hat mich verurteilt - nicht wahr, Yuriy?“, rettete er die Situation und fühlte sich dabei sichtlich unwohl. Yuriy nickte enthusiastisch. „Kaffee ist Teufelsgesöff“, bestätigte er. Boris verkniff sich ein amüsiertes Schnauben und überspielte sein Amüsement indem er einen Schluck Glühwein trank. „Cool“, gab er dann von sich, als er sich sicher war, das vermeintliche Paar nicht zu verraten.

Hiromi blickte Kai und Yuriy auffordernd an. „Also, ihr wart ein Heißgetränk trinken. Und dann?“, forderte sie die beiden auf, weiter zu erzählen. Yuriy und Kai wechselten einen Blick, der für Außenstehende kaum zu deuten war. „Tja, und dann ...“ Der Silberhaarige legte einen Arm um den Russen, ehe er fortfuhr: „Dann ... haben wir geredet. Und so.“

Yuriy nickte stocksteif. Boris hob eine Augenbraue. „Und so“, wiederholte er trocken. Hiromis Skepsis war fühlbar. Wenn die beiden so weitermachten, würden sie auffliegen - und so gern Boris dies beobachten wollte, er hatte Yuriy versprochen, ihn in diesem Blödsinn zu unterstützen. Das würde er, verdammt nochmal, nun auch machen. Das Schweigen lag einen Moment fühlbar schwer auf ihnen.

„Hiromi“, begann Kai dann und wand sich unter der gesamten Situation spürbar. „Du weißt, dass ich ... das wir beide nicht gern über solche Dinge spre-“

„Und dann sind wir miteinander im Bett gelandet“, platzte Yuriy zeitgleich heraus. Kai, der dadurch jäh unterbrochen wurde, erstarrte und konnte nur noch den Mund auf und zu klappen. Yuriy fing seinen Blick ein, hielt ihn intensiv und nickte langsam.

„Aha... Ohne Alkohol?“

„Brauche ich Alkohol, um mit wem ins Bett zu gehen?“, schoss Kai zurück.

„Meistens schon, ja...“, zuckte Boris mit den Schultern. „Soweit ich weiß.“

Hiromi drehte sich beinahe bestürzt zu ihm um. „Was hast du denn damit zu tun?“ 

„Habt ihr ihn gesehen?“, Kai überging das andere Paar und gestikulierte in Richtung Yuriy, wie um seine Vorzüge zu präsentieren. „Yura ist heiß ...“

Der Rotschopf blickte ihn überrascht an. „Du findest mich heiß?“, hakte er halblaut nach. Kai räusperte sich umständlich. „Natürlich“, gab er mit Nachdruck zurück. „Würde ich dich sonst daten?“ 

Hiromi klappte den Mund auf und zu. Scheinbar hatte sie keine Antwort parat. Boris grinste schief. „Duh“, machte er und prostete Kai zu. „Du hast guten Geschmack, Hiwatari.“

Die Brünette neben ihm blickte ihn überrascht an. 

„Ich wusste nicht, dass Yuriy dein Typ ist“, stellte sie fest. 

Der Russe grinste schief. „Du weißt vieles noch nicht, Kiska“, triezte er freundlich.

 

 

Etwas später - die Zeit reichte für eine weitere Runde Glühwein, die Kais Brieftasche bluten ließ - waren sie auf dem Weg in Richtung des Mizuhara-Beyblade Shops. Max hatte mit Abstand die größte Spielesammlung, weshalb sie sich für Spieleabende regelmäßig bei ihm trafen, wenn sie ein neues Brettspiel auf der Liste hatten. Kai, der demonstrativ seine Hand in Yuriys gelegt hatte - dieser ignorierte es gezielt, dass sein Herz deshalb höher schlug -, verlangsamte seinen Schritt, um etwas Abstand zwischen sich und das andere Paar zu bringen.

„Sie werden dich ausfragen“, prophezeite er duster.

Yuriy hob amüsiert eine Augenbraue. „Und du meinst, das wird schlimmer als unter dem strengen Blick von Boris' Freundin herauszuposaunen, wir hätten miteinander geschlafen?“

„Das war sowas von unnötig“, brummte Kai und stopfte mürrisch die Hände in seine Manteltaschen. Er starrte geradeaus, damit der andere die Hitze in seinen Wangen nicht bemerkte.  Yuriy verdrehte die Augen. 

„Komm schon, so schlimm war das ja nicht. Was hätten wir sonst sagen sollen?“

Kai gab ein undefinierbares Geräusch von sich, während Yuriy wieder nach seiner Hand fasste - nicht nur aus dem Grund, ihr Alibi aufrecht zu erhalten. Der Rotschopf begegnete seinem Blick, ehe er kaum merklich in Richtung Hiromi und Boris vor ihnen nickte. 

„Entspann dich, Hiwatari“, murmelte er. „Sonst fliegen wir sofort auf. Und ich will meinen verdammten Wunsch.“

„Du bist auch echt nur auf deinen Vorteil aus.“

„Hey, wer von uns beiden hat herausgeplärrt, ich wäre dein Date auf der Weihnachtsfeier? Und jetzt sei ein bisschen netter zu mir, sonst mach ich dir eine so furchtbare Schlussmachszene, dass deine Freunde versuchen, dich über deinen Liebeskummer hinweg zu trösten“, drohte Yuriy schließlich, da er genug von Kais Launen hatte. Dieser schnaubte - endlich - amüsiert. 

„Na gut, babe“, murmelte er, während sie zu Boris und Hiromi aufschlossen, um die letzten Meter zum Mizuhara-Beyblade-Shop zurückzulegen.

„An den Kosenamen müssen wir echt noch arbeiten“, grinste Yuriy, stieß spielerisch gegen seine Seite und schlang einen Arm um Kai, um ihn kurz in einer halboffenen Umarmung an sich zu ziehen. Kai war sich nicht sicher, ob er sich die Lippen in seinem Haar nur einbildete, und fühlte seine Ohren heiß werden. Zum Glück konnte er das auf den Glühwein und die Kälte schieben.

 

Während Kai mit Yuriy Pläne schmiedete, lauschte Boris mit wachsender Erheiterung der Unterhaltung auf Russisch, tat aber so, als interessiere es ihn nicht. 

„Boris, was hecken die beiden wieder aus? Oder ist das gar... Liebesgeflüster?!“, wandte Hiromi sich an ihren Freund. Der winkte leichtfertig ab. 

„Kiska, isweni - ich hab' nicht so genau hingehört. Am Ende reden sie noch über ihr Sexleben, weißt du.“ Er machte ein übertrieben leidendes Gesicht. „Das muss ich mir wirklich nicht mit anhören.“

Seine Freundin schüttelte lachend den Kopf. 

Gemeinsam trat die Gruppe aus dem einsetzenden Schneefall der Vorweihnachtszeit in die gemütliche Wärme des Mizuhara-Beyblade Shops und dann über ein Treppenhaus in die Wohnung, die darüber lag. Dort warteten bereits Takao, Daichi, Max, Rei und Manabu. Während Hiromi ihre Freunde mit einer Umarmung begrüßte, blieben die beiden Russen mit Kai zurück, die sich mit dem Schuhe-Ausziehen umständlich viel Zeit ließen. 

Boris hielt das angebliche Paar mit einer leisen Anmerkung auf, als dieses gerade ins Wohnzimmer gehen wollte: „Ihr seid echt extrem verkrampft und wirkt nicht wirklich so, als wärt ihr zusammen. Strengt euch ein bisschen mehr an, ey - und du: Entspann dich mal!“ Er wandte sich vor allem an Kai, setzte ihm seinen Zeigefinger auf die Brust.

Yuriy brummte unglücklich. „Das hab’ ich ihm auch schon gesagt.“ Sein Blick ging zu Kai, während er fortfuhr: „Wie genau stellst du dir das hier jetzt vor? Die merken doch sofort, dass wir nicht zusammen sind, wenn wir so weitermachen wie bisher.“

Kai fuhr sich durchs Haar. „Was weiß ich. Sei einfach du selbst und tu so, als ob du mich leiden könntest.“

Zwei geschwungene Augenbrauen wanderten belustigt nach oben: „Aber das tue ich doch.“ 

Kai schnaubte und schob Yuriy endlich vorwärts in Richtung Wohnzimmer. Ihre Begrüßung fiel seltsam aus: Alle sahen Yuriy mit einer Mischung aus gespannter Neugier und einer gewissen Skepsis an. Der Rothaarige wechselte einen kurzen Blick mit Boris, der untypisch ruhig blieb und ausnahmsweise keine Sprüche klopfte.

„Moin ihr Töppe, was kocht?“, warf der Rothaarige in die Runde. Die Runde schwieg einen Moment irritiert, ehe sie in Lachen ausbrach. 

„Ist da was in der Übersetzung abhandengekommen?“, fragte Manabu verwirrt und war schon dabei, seinen Laptop hochzufahren, in der Annahme, es handle sich um eine russlandspezifische Umgangsform. 

„Nein, das ist einfach nur Yuriy“, erklärte Kai und hob eine Augenbraue in Richtung des Rothaarigen. „Und sonst geht's dir gut?“, murmelte er resigniert. 

Yuriy zuckte nonchalant mit den Schultern, legte eine Hand auf den Unterarm seines vermeintlichen festen Freundes. „Irgendwie musste ich ja das Eis brechen.“

„Das ist dir definitiv gelungen“, stellte Kai fest und wandte sich dem Esstisch zu, auf dem sie spielen sollten. Neugierig beäugte er die Stapel mit Spielkarten in der Mitte des Tisches, die Manabu bereits zurechtgelegt hatte. „Wie, kein Siedlern heute?“, maulte der Halbjapaner.

„Deine Siegesreihe muss mal durchbrochen werden. Darum wollen wir heute was anderes ausprobieren: Munchkin.“, erklärte Takao und drehte Kai eine Nase. Dieser schüttelte den Kopf.

„Sehr erwachsen.“

Dann wandte er sich an den Rothaarigen und erklärte: „Beim letzten Mal war ich gerade dabei, zu gewinnen. Da wollten diese Lurchis unbedingt, dass ich mein Date für die BBA-Weihnachtsfeier vorstelle“, erklärte er und verschränkte die Arme. 

Yuriy lachte kurz auf: „Sie haben also rausgefunden, wie man dich ablenkt, hm? Wenn ihr ihn wirklich weinen sehen wollt, müsst ihr Schach gegen ihn spielen.“ Yuriy setzte gerade an, noch einen Seitenhieb hinzuzufügen, erinnerte sich dann aber an ihre Abmachung und erklärte versöhnlich: „Aber eine so schlimme Niete bist du auch nicht darin ... äh ... Schatz?“

Kai machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Der Kosename klang sowas von falsch – und weckte genau deswegen seinen Trotz; das würde er Yuriy heimzahlen. „Genau, mein Augenstern“, gab er süffisant grinsend zurück. „Letztes Mal warst du ziemlich in Bedrängnis, weil du meine Eröffnung nicht gleich erkannt hast.“

Yuriy hob herausfordernd eine Augenbraue. „Wer hätte auch gedacht, dass du was anderes spielst als die französische Eröffnung, mein Sonnchen.“

„Wetten, dass ich dich heute schlage?“

Yuriy schnaubte. „Die Wette gilt. Was krieg' ich, wenn ich den Boden mit dir aufwische?“

Kai zögerte einen Moment lang, schien nachzudenken, ehe er den Rotschopf schelmisch angrinste. „Ich habe da ein paar Ideen ...“, erklärte er zweideutig, was Yuriy schlucken ließ.

Seine Freunde blickten irritiert von einem zum anderen. Es war Rei, der sich schließlich ratlos an Boris wandte: „Ist das normal für die beiden?“

Boris zuckte mit den Schultern. „Was ist bei denen schon normal?“, murmelte er, fasziniert vom Schauspiel, das sich ihm bot. Kai und Yuriy teilten unterdessen ein Grinsen, deutlich zufriedener mit ihrer Performance als noch zuvor. 

Sie setzten sich an den Tisch und Manabu gab eine kurze Erklärung über die Regeln von Munchkin ab, ehe sie loslegten. Sie spielten eine Weile in relativer Ruhe miteinander, alle auf das Spiel konzentriert. Während des Spiels, bei dem Yuriy die Zwergenrasse mit der Klasse Schurke spielte, und meist nur 'auf Ärger aus' war, lernten die ehemaligen Bladebreakers eine ganz andere Seite an Yuriy kennen. Der Rotschopf schien seine kriminelle Energie auf Kai zu konzentrieren, doch ließ er sich kaum davon abhalten, 'schlimme Dinge' für alle am Tisch zu verursachen.

 

Irgendwann schnaubte Kai frustriert. „Du hast das Spiel echt nicht gerafft, Herzkönig“, warf er dem Rotschopf vor. Dieser zuckte mit den Schultern, ein unschuldiges Grinsen auf den Lippen.

„Naja ... an sich schon“, gab er schließlich zu, blinzelte betont arglos in Richtung Kai. „Aber es macht viel mehr Spaß, dir auf die Nerven zu gehen, Babe.“

Kai stierte dem anderen stur ins Gesicht. Yuriy übte immer noch einen unschuldigen Augenaufschlag. Schließlich warf Kai seine Karten auf den Tisch. „Yurotchka verarscht uns, allesamt!“

Yurotchka unterdrückte seine diebische Freude über das von ihm verursachte Chaos keineswegs. Mit einem erneuten Blick auf die Karten auf dem Tisch und einem sehnsüchtigen Blick auf die Weinflaschen im Regal schlug er versöhnlich vor: „Meinetwegen könnten wir auch einfach sofort den gemütlichen Teil des Abends einläuten? Wir könnten einen Weihnachtsfilm schauen ...“

Kai hob eine Augenbraue. „Das war also dein Plan“, stellte er unbeeindruckt fest. „Netflix and chill...“

Takao neben ihm lachte auf. „Not infront of the kids!“, verkündete er melodramatisch und hielt Daichi die Ohren zu, der sich lauthals zur Wehr setzte.

Die Wangen des Rotschopfes färbten sich einen Hauch dunkler - ob dies daran lag, dass er ertappt worden war, oder weil er realisierte, dass Daichi tatsächlich noch minderjährig war, war nicht ganz klar. Kai verdrehte die Augen.

„Du hast ja nur Angst zu verlieren, wenn du ernsthaft spielst“, stichelte er.

„... oder ich will deine Freunde davor bewahren, dass sie von dir fertiggemacht werden“, erwiderte der Rotschopf. Dann wandte er sich an den Rest der Gruppe, die sich noch nicht ganz an den Gedanken gewöhnt zu haben schienen, Kai und Yuriy in einer Beziehung miteinander zu sehen. Er schlang einen Arm lässig um Kai und zog ihn an seine Seite zog, „Eure Wahl.“ 

Kai blickte gerade zu Yuriy, wollte ihm eine schnippische Entgegnung an den Kopf werfen, doch sie glitt ihm von der Zunge, als ihm bewusst wurde, wie nah sie einander waren. Ihre Schultern und Oberarme berührten einander, und während Kai normalerweise nicht sonderlich erpicht auf körperliche Nähe war, stellte er überrascht fest, dass ihn diese spezielle Situation weniger störte. Kai atmete hörbar ein, wollte etwas sagen, doch – er starrte. Kai konnte einen Moment lang nichts anderes tun als starren. Mensch, er fühlte sich selbst ganz liebeskrank dabei, das musste doch ... glaubhaft sein. Der Halbrusse schluckte, während sein Blick von Yuriys Augen zu dessen Mund wanderte. Es brauchte nicht viel, um ihn zu küssen. Kai beugte sich, dem Gedanken folgend, einen Millimeter nach vorn, ehe er erstarrte.

Fuck, wo kam das auf einmal her?

Kai kam in dem Moment zu sich, als Max fröhlich den Singsang einwarf: „Kai and Yuriy sitting in a tree, k-i-s-s-i-n-g!“

„Musste das sein?“, zischte Manabu kritisch. Dies brach den Bann. Kai räusperte sich umständlich und die beiden lösten sich voneinander, vermieden es dabei, sich in die Augen zu sehen. 

Rei blickte in die Runde. „Ich hab' auch keine Lust mehr auf das Spiel. Wollen wir nicht einen Film schauen?“

„Bin auch dafür. Lasst uns das Spiel wegräumen und Pizza bestellen“, schlug Hiromi weise vor, das Handy im Anschlag, um per App zu bestellen. „Ich nehme jetzt Wünsche entgegen, nacheinander und gesittet!“

 

Es dauerte nicht lange und sie konnten es sich mit Pizza auf der und rund um die Couch im Wohnzimmer der Mizuharas gemütlich machen – wobei es vorrangig eng war und weniger gemütlich. Kai und Yuriy waren nebeneinander eingequetscht, förmlich aneinandergepresst und sahen darüber weniger glücklich aus. Hiromi, die auf Boris' Schoß saß, beäugte die beiden skeptisch. „Wisst ihr“, schlug sie vor. „Ihr könntet euch auch aufeinander setzen.“

Kai blickte zu Yuriy. „Sie hat nicht ganz Unrecht“, erklärte er.

Der Rotschopf nickte hölzern. „Jupp“, bestätigte er auch verbal. Ihm schien die Situation sichtlich unangenehm zu sein. Sein fingierter Freund blickte ihn erwartungsvoll an. Yuriy brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er aufstehen sollte. „Spinnst du? Du bist kleiner als ich! Wenn, setzt du dich auf mich!“, protestierte er.

Der andere schüttelte ungerührt den Kopf. „Mein Haus, meine Regeln“, murmelte er halblaut. Yuriy gab einen schnaufenden Laut von sich, ehe er sich schließlich aufrappelte, um sich quer über Kais Schoß zu drapieren. 

„... Du stellst dich schon ein bisschen dämlich an...“

Yuriy sandte einen giftigen Blick zu Boris. „Du hast gut reden, du liegst- SITZT ja auch unten!“

Es brauchte noch etwas strategisches Drapieren, dann hatte Yuriy schließlich bequem Platz auf seinem vermeintlichen Freund gefunden - nicht, ohne zumindest ein wenig zu schmollen (oder jedenfalls so zu tun). Es war... fast ein bisschen lieb, auch wenn sein knochiger Hintern Kai jetzt schon Schmerzen zufügte. Der Silberhaarige verbiss sich ein Grinsen, doch das Schmunzeln setzte sich in seinen Mundwinkeln fest.

„Was wollt ihr sehen?“, fragte Max mit einem Blick auf seine DVD-Sammlung.

„Den Grinch?“, schlug Takao mit einem Grinsen in Richtung Kai vor. Der zeigte ihm den Finger, während Yuriy ein lautes Lachen an dessen Hals dämpfte. 

„Selber Grinch“, brummte Kai, sowohl an Takao als auch den Rotschopf gewandt. „Und hör auf zu lachen, verdammt!“ 

„Sorry, aber du musst zugeben, ein bisschen Wahrheit ist dra-“, Yuriy zog scharf die Luft ein, verbiss sich einen Schreckenslaut und stierte Kai finster an. „Du hast mich nicht gerade in den Hintern gekniffen!?“

„Niemals“, erwiderte der Angesprochene süffisant grinsend.

„Meinetwegen, Takao. Mach den Grinch an. Du wirst sehen, so viel Ähnlichkeit habe ich gar nicht mit ihm.“

„Nein, er ist schlimmer!“, flüsterte Yuriy laut und gespielt verschwörerisch in die Runde. Damit erntete er einen erneuten Rippenstoß.

 

 

 

 

 

03:27

Boris: Yura, noch wach?

 

03:33

Yuriy: Borya, sei still, ich will schlafen.

 

03:34

Boris: Ich glaub euer Plan geht hart nach hinten los

 

03:43

Yuriy: Ich weiß nicht, was du meinst. Wir waren sehr authentisch.

 

03:45

Boris: ZU authentisch, meinst du.

 

03:52

Boris: Ich seh das hart in die Hose gehen.

 

 

~♦3♦~

3

 

15:32

Kai: Wir sollten gemeinsam hinfahren.

 

15:42

Yuriy: No shit Sherlock. Komm' zum Hotel, Hiromi macht das auch. Dann teilen wir uns ein Taxi mit ihr und Borya.

 

15:44

Kai: Alles klar, bis später.

 

 

 

"Kai!"

Der Silberhaarige folgte dem Ruf und sah Hiromi, die sich für die Afterparty für ein schwarzes Kleid mit entsprechenden Schuhen entschieden hatte, ihm von der Sofaecke in der Hotellobby aus zuzuwinken. Er steckte die Hände lässig in die Hosentaschen und schlenderte in ihre Richtung. "Hi", begrüßte er sie knapp und musterte sie einmal von oben bis unten. "Gut siehst du aus."

"Du aber auch! Damit haust du Yuriy von den Socken." Hiromi nickte anerkennend, während sie Kai musterte. Er hatte sich für einen dunkelblauen Anzug mit dunkel-lila Hemd entschieden und das Jackett weggelassen. stattdessen trug er farblich passende Fliege und Hosenträger.

Der Silberhaarige posierte noch einen Moment länger vor der Brünetten, ehe er sich neben sie auf die Ledercouch sinken ließ. "Wo hast du deinen Loverboy gelassen?"

"Der hilft Yuriy noch bei irgendwas - so genau habe ich nicht nachgefragt."

Kai nickte. Eine Stimme hinter ihm unterbrach das Gespräch: "Moin ihr Töppe, was kocht?"

Der Halbrusse verdrehte die Augen und drehte sich halb um, um streng über die Lehne der Couch nach hinten zu blicken. "Was hast du nur mit dem Spru-"

Ihm blieb die Spucke weg, als seine Augen auf Yuriy fielen. Anders als er verzichtete der Rotschopf nicht auf das Jackett des grauen Anzugs, dessen Mittelknopf er über seinem schwarzen Hemd zugeknöpft hatte. Yuriys spöttischer Blick traf seinen und Kai wurde mit einem Mal peinlich bewusst, dass ihm der Mund offenstand. Er beeilte sich, ihn wieder zuzuklappen und schüttelte den Kopf, während er Hiromis Beispiel folgte und sich erhob.

Er sah beinah ein wenig peinlich berührt zu, wie Boris Hiromi mit einem leisen "Hallo, Kiska", das wohl eigentlich nicht für fremde Ohren bestimmt war, begrüßte und sie zu sich zog, um sie zu küssen. Die Brünette wehrte sich kichernd. "Aber Borya, mein Lippenstift!"

Kai stellte sich neben Yuriy und warf ihm einen Seitenblick zu. Zum Glück mussten sie einander nicht küssen. "Gehen wir?", fragte der Rotschopf und blickte auf sein Handy. "Das Taxi sollte jeden Moment da sein."

 

Etwa eine halbe Stunde später hielt das Taxi vor den Toren des neugebauten BBA-Towers, dessen Foyer für die Weihnachtsfeier genutzt wurde. Es war sogar eine Art roter Teppich ausgerollt worden - was Kai zum einen sehr übertrieben und zum anderen sehr befremdlich fand. Zumal sie diesen "roten Teppich" auch noch entlangschreiten mussten - und das als "Paar", wie ihm soeben siedend heiß einfiel, während er mit Yuriy und ihrer restlichen Fahrgemeinschaft ausstieg. Diese im Suff und Übermut getroffene Schnapsidee, Yuriy als Date mitzubringen, entwickelte sich langsam zu einem viel größeren Ding, als er das je gewollt hatte. Ihm wurde bewusst, in welches Ausmaß von Misere er Yuriy hineingeritten hatte.

Er hielt Yuriy am Oberarm zurück, ehe sie in Hörweite der Paparazzi kamen. "Hör mal, wir müssen das nicht durchziehen", erklärte er leise und erntete einen spöttischen Blick dafür.

"Angst, Potter?", zog Yuriy Kai mit einem Harry-Potter-Zitat auf, weil er seinen Lieblingsnerd kannte. "Guck nicht so wie ne Kuh, wenn's donnert. Wir ziehen das hier jetzt durch und gut", versicherte Yuriy aber, als er Kais Blick bemerkte. Er griff nach Kais Hand. "Komm schon, Augen zu und durch. Je schneller wir rennen, desto eher sind wir drin."

Kai fand seine Souveränität wieder. "Willst du mit mir durchbrennen?"

"Die Koffer sind schon gepackt, Baby", grinste Yuriy und bot ihm den Arm an. Kai hakte sich bei ihm unter und verzog unwillig den Mund. "Auf in die Flitterwochen, Hasenpups", murmelte er einen Schritt, bevor sie in Hörweite der Paparazzi kamen.

 

Wie Kai es erwartet hatte, schlug ihre gemeinsame Ankunft - dass Kai sich bei Yuriy untergehakt hatte, war ein offensichtliches Zeichen, dass sie zusammen waren - hohe Wellen unter den Paparazzi, die sich auf sie stürzten wie ein Rudel hungriger Hyänen. Die Paparazzi riefen wild durcheinander, sprachen sie mal mit "Kai!", mal mit "Herr Ivanov!" an und überschlugen sich mit Fragen: 

"Ist das eine neue Beziehung?

"Seit wann seid ihr zusammen?"

"Wie macht ihr das, führt ihr eine Fernbeziehung?"

"Wann hat es gefunkt?"

"Wo und wie hatten Sie Ihr erstes Date?"

Kai hörte nur mit halbem Ohr hin, während er und Yuriy mit stoischen Mienen über den improvisierten roten Teppich schritten. Sie erreichten gerade den Eingang, da blickte Yuriy kurz nach oben und ein beinahe unheimliches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er hielt Kai am Arm fest, um ihn aufzuhalten, und nickte mit dem Kopf nach oben. Der Halbrusse folgte seinem Blick und - 

Fuck. Kai fühlte, wie sein Herz aufhörte zu schlagen, ehe es mit fünffachem Tempo wieder loslegte.

Ein Mistelzweig.

Ihm schwahnte übles.

"Warum bieten wir ihnen nicht eine kleine Show?", fragte Yuriy und kam seinem Gesicht immer näher. Kai schluckte. "Welche Art von Show?", murmelte er kaum hörbar, stellte sich dumm, obwohl die Situation zu eindeutig war, um sich dumm zu stellen. Er sah, wie Yuriy seine Augen schloss, blinzelte nach unten zu seinen Lippen, und dann-

Dann küssten sie sich, was aufgeregtes Johlen unter ihren Freunden, die direkt nach ihnen gingen bzw. schon im Gebäude auf sie warteten, und noch aufgeregteres Rufen unter den Paparazzi hervorrief.

 

Der Kuss war vergleichsweise kurz und unschuldig, ihre Lippen berührten sich beinahe nur flüchtig. Dennoch hinterließ er Spuren - sowohl bei Kai als auch bei Yuriy. Kai konnte nicht anders; er starrte. Und wenn er ein Deja-vú-Gefühl hatte, ignorierte er es gekonnt über dem wilden Pochen seines Herzens. Er ließ sich bereitwillig - und noch etwas unter Schock - von Yuriy ins Foyer und außer Reichweite der Paparazzi ziehen. Auch als sie sich längst wieder voneinander gelöst hatten, spürte Kai den sanften Druck von Yuriys Lippen auf seinen. Yuriy, der Kais Hand warm und sicher in der eigenen festhielt - vielleicht auch, um sich selbst zu erden -, sah stur geradeaus, weil er fühlte, wie sein ganzes Gesicht brannte. Er versuchte, seine Atmung und seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen, indem er betont langsam und gleichzeitig atmete. Sie traten endlich durch die Eingangstore, um Boris und Hiromi wiederzutreffen.

"Da habt ihr aber so manchem die Show gestohlen!", gratulierte Boris augenzwinkernd. Eine gewisse Sorge zeichnete sich in seinem Gesicht ab, was jedoch nur Yuriy für einen Moment erhaschen konnte. Noch bevor er etwas sagen konnte, schaltete sich auch Hiromi in die Unterhaltung ein:  "Und was für eine Show das war!"

"Was soll ich sagen?" Yuriy strich sich betont lässig durch die Haare, spielte ihren Freunden frei nach dem Motto 'fake it 'til you make it' Nonchalance vor, die er nicht im Geringsten fühlte. Er zwang ein schelmisches Lächeln auf seine Lippen, das seine Nervosität überspielen sollte. "Kai ist eben unwiderstehlich. Das können die Paparazzi ruhig wissen."

Es war überraschend einfach, sich diese Erklärung aus dem Arsch zu ziehen, stellte Yuriy für sich fest. Vor allem, wenn er sich nicht mehr sicher war, wie viel davon überahupt noch erlogen werden musste.

Hiromi kicherte und stieß Boris in die Seite. "Das sollten wir nächstes Mal auch tun", schlug sie halb im Ernst vor.

Boris hob eine Augenbraue und schnaubte abfällig. "Ich weiß nicht, ob das bei uns so gut klappen würde, Kiska. Dafür sind wir nicht schwul genug", gab er zu bedenken.

Die Brünette seufzte mit einem Seitenblick auf Kai und Yuriy, die etwas Abstand zwischen sich gebracht hatten, nachdem die neugierigen Blicke der Paparazzi nicht mehr auf ihnen lagen, und betont aneinander vorbeisahen. "Da könntest du Recht haben", stellte sie ein wenig enttäuscht fest. "Wir sind einfach nicht schwul genug!"

Ihr melodramatischer Ton ließ Yuriy schmunzeln und einen Blick in Richtung Kai werfen. Dieser musterte ihn mit einem seltsam nachdenklichen Blick, der so intensiv war, dass sich dem Rothaarigen die Nackenhaare aufstellten. Kais Blick brannte ihm förmlich auf der Haut. Yuriy schluckte trocken und öffnete gerade den Mund, da gingen die Lichter aus. Der Rothaarige blinzelte desorientiert. Es war einen Moment lang dunkel, und während aufgeregtes Murmeln zunächst noch zunahm, ebbte es ab, als der Imperial March gespielt wurde, gefolgt von Gelächter der Umstehenden. Da hatte wohl irgendjemand mit der Soundanlage gespielt ... Auf der kleinen Bühne an einem Ende des Foyers trat Kogoro Daitenji auf die Bühne und tat so, als würde ihn der Star Wars-Soundtrack nicht minutiös aus dem Takt bringen. Er rieb mit einem Taschentuch den Schweiß von seiner Stirn und rückte seine Krawatte zurecht. Heute hatte er sich gegen seine Erkennungszeichen, die rote Fliege und die Melone, entschieden, trug dem Anlass entsprechend dennoch einen olivgrünen Anzug, der ihm die nötige Autoriät verlieh. Der Ausgang des Benefizturniers hatte die Kasse ordentlich klingeln lassen - die Teilnahme der alten Teams mit all ihren bekannten Gesichtern hatte viele Sponsoren, aber vor allem Fans mit großen Brieftaschen angelockt. Diese Tatsache konnte er seinen Kollegen, Schützlingen und Freunden nicht vorenthalten. Routiniert nahm er das Mikrofon an sich und stellte sich auf die kleine Bühne. 

"Verehrtes Publikum, liebe aktiven und inaktiven Sportlerinnen und Sportler! Das Benefizturnier war ein voller Erfolg - dank euch! Ich durfte gerade einen ersten Blick auf die Zahlen werfen. Trotz meiner langjährigen Erfahrung in diesem Metier bin ich schwer beeindruckt. Sie alle dürfen sich zurecht auf die Schultern klopfen! Liebe Sportlerinnen, liebe Sportler, eurer Leistung haben wir es zu verdanken, dass wir unsere gemeinnützige Arbeit fortführen und in unsere jüngsten Nachwuchstalente im Beysport investieren können.. Unser Konzept hat sich bislang bewährt, und schon zwei großartige Talente hervorgebracht, die heute sogar ihr Debüt feiern konnten: Kyoya und Nile!" 

Die Scheinwerfer suchten in der Menge nach zwei Jugendlichen, die etwas irritiert und schüchtern in Kameras und zu Daitenji herüber winkten. Dieser lächelte ihnen gönnerhaft zu, bevor er fortfuhr: "Ich werde die Rede kurz halten - denn gleich gibt es noch einen kleinen Vortrag des Wissenschaftskomitees, und danach stehen unsere Souschefs in den Startlöchern, um sich um Ihr leibliches Wohl zu kümmern. Sicherlich stimmen Sie mir zu, wenn ich sage: Die Feier haben Sie sich alle redlich verdient! Genießen Sie sie - ach ja, und die Bar ist jetzt auch eröffnet!"

Unter Gelächter und Applaus verschwand der BBA-Vorsitzende wieder von der Bühne. Boris ließ es sich nicht nehmen, der Rede auf zwei Fingern zuzupfeifen. Dies erntete  ihm einen Schlag gegen die Schulter vonseiten seiner Freundin, die die Augen verdrehte. Er bot ihr seinen Arm an, griff auf der anderen Seite nach Yuriy, um sie in Richtung der frisch eröffneten Bar zu ziehen. Kai, der eben noch an seiner Seite gewesen war - wenn auch mit Abstand - war irgendwo in der Menge untergetaucht. Der Rotschopf suchte mit einem dumpfen Gefühl in der Brust, über das er nicht weiter nachdenken wollte, die Menge nach ihm ab.

Dann erreichte Boris die Theke, bestellte eine Runde Shots und eine Runde Drinks, und beanspruchte Yuriys Aufmerksamkeit für sich. Der Rotschopf wusste nicht, ob die Flucht in den Alkohol eine wahnsinnig gute Idee war, aber er war schon hier und die Bar war eröffnet.

 

Yuriy verlor Kai für eine Weile aus dem Blick und konzentrierte sich stattdessen auf Boris und Hiromi. Nicht viel Zeit später tauchte Julia bei ihnen auf und flirtete schamlos mit ihm. Es schmeichelte ihm, ließ ihn aber auch seltsam kalt. Yuriy tanzte trotzdem mit der Spanierin, weil sie gut tanzte, und mit Hiromi, und ein wenig auch mit Boris, was begeistertes Johlen der beiden Frauen (und noch einiger Umstehender) auslöste.

Irgendwann erblickte er Kai, der sich in der Nähe von Kinomiya und seiner Freunde an eine Wand gelehnt hatte und vermutlich nicht sonderlich aufmerksam deren Unterhaltung zuhörte. Er hatte ein Glas mit einer unbestimmten  Flüssigkeit in der Hand und starrte ihn wieder mit demselben intensiven Blick an, den er auch zuvor gehabt hatte. Yuriy wusste nicht, ob es der Alkohol war oder die Intensität von Kais Blick, die ihn anzog wie eine Motte das Licht.

Er löste sich von der Tanzfläche und bahnte sich einen Weg in seine Richtung. Plötzlich hielt ihn eine Hand am Arm auf. Yuriy blinzelte irritiert den Rothaarigen ihm Gegenüber an, der ihn freundlich anlächelte. Der Russe brauchte einen Moment, um Brooklyn zu erkennen, der ihm anerkennend zunickte.

"Meinen Glückwunsch. Hab es grad im Newsfeed gesehen. Stark! Musste aber ja auch so kommen. Hat mich gewundert, dass es so lange gedauert hat", bemerkte er.

Yuriy kniff die Augen zusammen, schielte in Richtung Kai. "Danke. Lässt du mich jetzt bitte los?"

Er schüttelte die Hand auf seinem Oberarm ab und ließ den anderen stehen. Er ignorierte das bittere Gefühl in seinem Rachen, das die Erinnerung an Kais Kampf gegen ihn heraufbeschwor, während er den anderen auf halbem Weg zur Tanzfläche hinter sich ließ.

 

Kai sah, wie Yuriy seinen Blick einfing und sich zielstrebig in Bewegung setzte - zu ihm? Gedämpft drang Max' Anekdote über den Alltag als großer Bruder zu ihm durch, doch er konnte den Blick nicht abwenden. Dies gelang erst, als Mao und Gao in die Konversation stolperten, beide ein breites Grinsen im Gesicht, und Kai direkt ansprachen. Etwas unwillig löste er sich vom Anblick des Rotschopfes, nickte beiden Neuankömmlingen neutral zu.

"Ich konnte es erst nicht glauben, als Rei es mir erzählt hat", begann die Pinkhaarige, "aber jetzt ist es ja wohl amtlich."

Gao lächelte freundlich: "Glückwunsch. Wurde aber auch Zeit, hm? Man hat total gesehen, dass ihr aufeinander steht!"

Beide Teammitglieder prosteten ihm anerkennend zu.

Kai war nicht ganz klar war, wie oder was so einleuchtend in seiner und Yuriys bisherigen Laufbahn gewesen war, dass er und Yuriy zwangsläufig zusammen enden würden. 

"Was auch immer ihr damit sagen wollt, verstehe ich zwar nicht ganz, aber danke", brummte er.

"Wie, du verstehst das nicht? Liebe muss wirklich blind machen!"; wandte sich Mao an ihren Teamkollegen.

"Spätestens während der Weltmeisterschaft vor dem BEGA-Debakel war doch klar, dass zwischen euch was läuft!", bestätigte Gao gutmütig. "Man hat es euch einfach angesehen, dass ihr zusammengehört!"

Mao ergänzte mit einem enthusiastischen NIcken: "Du warst auch ganz schön fertig, als Garland Yuriy krankenhausreif geprügelt hat! Spätestens da hätte es bei dir auch Klick machen müssen."

Es war Kai ein Rätsel, wie die Sorge um einen Freund und ein Krankenhausbesuch, von dem eigentlich nur Daitenji-san wusste, wohl nur auf romantische Art ausgelegt werden konnte. Er musterte die beiden Mitglieder von Baihuzu leicht konsterniert, die sich - als sie bemerkten, dass er nicht plötzlich seine Persönlichkeit gewechselt hatte - auch bald wieder verabschiedeten. So schnell sie aufgetaucht waren, waren sie wieder verschwunden. Kai sah ihnen irritiert nach und ärgerte sich, dass er wegen ihnen Yuriy aus den Augen verloren hatte.

"Was sollte das denn?", brummte er duster und betrachtete seinen knallbunten Cocktail, den Takao ihm vorhin besorgt hatte. Dieser lehnte sich neben ihm an die Wand und zuckte mit den Schultern. 

"Sie freuen sich eben für dich!", erklärte er heiter.

Kai gestikulierte vage in Richtung der beiden Chinesen, die ihren Weg zu Rei gefunden hatten. "Ich habe Rei auch nicht zu seinem Stich gratuliert", murrte er. "Ich möchte wissen, wie Mao da aus der Wäsche geschaut hätte."

Takao und Max wechselten einen ratlosen Blick angesichts der Tirade. Kai schüttelte nur den Kopf und trank seinen Drink aus. "Vergesst' es einfach", murmelte er also.

 

Auf einmal tauchte  ein allzu vertrautes Gesicht in seinem Blickfeld auf. Kai spannte sich an, um nicht zu sehr durchscheinen zu lassen, wie er zusammenzuckte, und räusperte sich umständlich. 

"Hey", begrüßte er den Rotschopf, der sich lässig neben ihm gegen die Wand lehnte, nachdem er den Gruß erwidert hatte.

 "Ich hätte dich nie für ein Mauerblümchen gehalten, Hiwatari", erklärte er und ignorierte das Auflachen von Takao und Max neben sich, die ihrer Konversation wohl noch lauschten. Kai  zuckte mit den Schultern. 

"Nicht jeder kann ein Partylöwe sein wie du, Yura", erwiderte er. "Ich hab' dich mit Fernandez tanzen gesehen."

Yuriy löste sich leicht von der Mauer, um ihm einen Seitenblick zuzuwerfen. "Eifersüchtig?", stichelte er, was ihm nur ein Augenverdrehen erntete.

"Niemals", brummelte Kai und blickte Yuriy betont nicht an. Dieser ließ ein leises Lachen hören.

"Lass uns was trinken", schlug er dann vor. Kai nickte und winkte seinen beiden Teamkollegen zum Abschied.

"Keinen Alkohol mehr", erklärte der Silberhaarige und hob sein Glas, während er das Gesicht verzog. "Der Punsch, oder was auch immer das ist, schmeckt grausam." 

Er brauchte etwas Erfrischendes, Kühles. Es musste nicht mal etwas Alkoholisches sein - was Yuriy scheinbar auch gut vertragen könnte, denn er roch stark nach irgendeinem süßlichen Alkohol. Vielleicht Vodkashots? 

"Wer hat dich abgefüllt?"

Yuriy grinste ein gelöstes Grinsen. "Hiromi wollte mich unter den Tisch saufen!", erklärte er glücklich.

Kai hob amüsiert eine Augenbraue. "Hat sie gewonnen?"

"Sie hat ihre Shots an Borya weitergereicht.", erklärte der Rothaarige anklagend.

"Also zwei gegen einen?", stellte der Halbrusse amüsiert fest.

"Vollkommen unfair!", bestätigte Yuriy mit einem Nicken und sah dabei auf die Art niedlich aus, wie es nur betrunkene sein konnten. Kai wollte ihn an sich ziehen und nochmal kü-

Oh, fuck. Das war nicht gut.

 

Sie legten schweigend den Weg zur Bar zurück. Yuriy betrachtete ihn nachträglich von der Seite, während er dem Kellner über die schrillen Töne des laufenden Popsongs hinweg ihre Bestellung zubrüllte. Es dauerte nicht lange, da reichte Kai dem Rotschopf eine Flasche Wasser. Yuriy bedankte sich mit einem Nicken und lehnte sich an die Bar. Plötzlich stand Julia Fernandez vor ihnen, die Hände in die Hüften gestemmt und bedachte ihn und Kai mit einem argwöhnischen Blick.

"Ihr zwei seid zusammen?", rief sie über die Musik hinweg.

Yuriy runzelte die Stirn und nickte. "Und?", erwiderte er. 

Julia musterte ihn eindringlich, dann Kai. Schließlich warf sie die Hände in dei Höhe. "Ich hätte es wissen müssen, ihr zwei hattet schon nach der ganzen Sache mit BEGA nur Augen füreinander!", sie wandte sich aufgebracht ab.

Kai blinzelte irritiert, während sich Julias Rücken von ihnen entfernte. 

"Was war da los? Hast du sie abblitzen lassen?", fragte er amüsiert. Yuriy nickte. 

"Sie ist nicht mein Typ", erklärte er leichthin und zwinkerte seinem Gesprächspartner schelmisch zu. "Ich steh' mehr auf ... dich."

Er sagte es in einem scherzenden Tonfall, der sicher war, weil er sich notfalls darauf hinausretten konnte, einen Witz gemacht zu haben. Das sollte nicht notwendig sein, wie sich gleich zeigen würde. Kai lachte schnaubend. 

"Aber klar doch", gab er in demselben leichtfertigen Ton zurück. "Immerhin hast du mich vorhin vor versammelter Mannschaft geküsst."

Yuriy schwieg einen Moment lang, ehe er eine Hand auf Kais Unterarm legte und ihn ernst anblickte. "Wegen des Kusses", setzte er an. "Ist alles gut... zwischen uns? Ich weiß, das war nicht abgesprochen, aber die Gelegenheit war da und-"

"Klar", unterbrach ihn Kai und begegnete seinem Blick mit derselben Intensität von vorhin.

Yuriy räusperte sich umständlich. "Okay, cool." Er hoffte, ihm war die Erleichterung nicht zu sehr anzuhören.

 

"Moin ihr Töppe, was kocht?", unterbrach sie Boris in dem Moment, der mit einem Becher des grellbunt gefärbten Punsches in der einen und Hiromis Hand in der anderen neben ihnen auftauchte. Kai schlug sich mit der Hand auf die Stirn. 

"Ich hätte wissen sollen, dass er den dummen Spruch von dir hat!", rief er verzweifelt aus, was eine Reihe an Gelächter verursachte.

"Was, ihr trinkt ja kein Wässerchen", Boris schnupperte argwöhnisch an Yuriys Wasserflasche, trank einen Schluck und verzog den Mund. "Ihr müsst schon trinken, Männer!", forderte er dann. Yuriy und Kai wechselten einen Blick. 

"Lass uns uns unter die Leute mischen.", schlug Yuriy vor, während Boris sich quer über den Tresen legte, um dem Kellner eine Bestellung zuzubrüllen. "Bisschen... äh, wie sagt man so schön, präsentieren, zeigen was man hat?"

Kai hob eine Augenbraue. "Also Spaß haben? Du weißt, dass Takao und Max das schon seit Jahren versuchen und mich noch nie dazu gekriegt haben?"

Yuriys Augen funkelten schelmisch. "Die beiden sind ja auch nicht ich!"

 

 

Anfangs standen sie noch ein bisschen unschlüssig am Rand. Aber zu ihrem Glück spielte der DJ just in dem Moment "I'm sexy and I know it" von LMFAO und Yuriy hatte plötzlich dieses Blitzen in den Augen, das nur Unheil verheißen konnte. Kai öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, da wirbelte er ihn schon herum, um ihn so in die Mitte der Tanzfläche zu bugsieren, wo es kein Entrinnen gab. 

"Oh bitte, kein Revival von Dotonbori", flehte er halbherzig; er hatte Warflashbacks von Boris in einem Leopardenstring.

"Nur ein bisschen", beruhigte Yuriy ihn. Kai fühlte sich dadurch nicht beruhigt. Yuriy schob sich eine imaginäre Sonnenbrille auf die Stirn, küsste seinen Bizeps und zog Kai an einem unsichtbaren Lasso zu sich. Kai versteckte sein Gesicht hinter vorgehaltenen Händen, spähte aber doch durch seine Finger hindurch. Er fragte sich unwillkürlich, ob er dieses Modell der Edition Fake-Freund nicht noch umtauschen konnte.

Als Yuriy dann auch noch anfing, im Takt der Musik seine Hüften zu kreisen und kraftvoll vor und zurück zu werfen, war es eh zu spät. Jetzt konnte er nur noch mitziehen, zu Yuriys und vor allem seiner eigenen Ehrenrettung. Er ließ sich von dem 'Lasso' einfangen und drehte sich leichtfüßig zu ihm, bis Yuriy ihn an der Hand zu sich zog und eindrehte, bis er an seiner Brust ankam. Sie sahen sich an, aber nur flüchtig, ehe Kai sich von ihm abdrückte. Er platzierte sich neben ihn, immer noch die lächerliche Melodie über ihren Köpfen. Gemeinsam gaben sie eine mehr schlecht als rechte Tanzversion des Videos wieder, indem sie nun rhythmisch ihre ihre Hüften kreisen ließen. Als der Song zu einem romantisierten Cover von Rihannas Umbrella wechselte, schnappte Yuriy sich Kai und legte seine Hand in seinem Rücken, um ihn fest gegen seinen Körper zu pressen. "Hey, was soll das?", protestierte dieser sogleich und stemmte die Beine trotzig in den Boden. "Wenn hier einer führt, dann ich!"

Yuriy hob spöttisch eine Augenbraue. Kai verdrehte die Augen und trat Yuriy auf den Fuß. Dieser gab einen Schmerzenslaut von sich. "Warum sollte ich dich führen lassen? Du kannst noch weniger tanzen als ich!", erwiderte er, womit er, zugegebenermaßen, nicht ganz Unrecht hatte. "Und wenn du mir nochmal auf die Füße steigst, heb ich dich hoch!"

"Das wagst du nicht!" Kai festigte seinen Griff an Yuriys Oberarm beinahe automatisch. Der Rotschopf grinste ihn auf eine Art an, die Unheil versprach. "Willst du das wirklich riskieren, Hiwatari?"

Kai tat, was er selten tat - er gab auf, weil er einsah, dass seine Proteste nicht beim anderen ankommen würden, und beschloss, stattdessen Spaß zu haben. Er und Yuriy tanzten durch ein Lied und noch ein zweites und schafften es, einen Wettbewerb daraus zu machen, wer die dümmsten Moves machen konnte. Anfangs sahen sie noch relativ koordiniert aus - soweit man einen Moonwalk koordiniert nennen konnte - aber bald übertrafen sie einander in übertriebenen Bewegungen. Diese wurden immer wilder.

 

"Siehst du, was ich auch sehe?!", fragte Takao, der seinen eigenen Augen nicht trauen wollte. Mitten auf der Tanzfläche sah er Yuriy UND Kai, die gemeinsam Dinge taten, zu denen er und Max Kai schon seit sie sich kennengelernt hatten zu überreden versuchten. Max wandte sich um und auch ihm fiel die Kinnlade herunter. Wortlos schlug er Manabu mehrmals auf die Schulter.

"Zwick mich mal, Chef - ich träume!"

"Was denn? Die beiden haben Spaß - und?!" 

"Kai und Spaß - das kannst du einfach nicht in einem Satz sagen!"

"Die einzige logische Erklärung ist: Aliens!", mischte Emily sich beschwipst in ihre Unterhaltung ein.

Takao konnte es einfach nicht fassen. Sein eingeschnappter Blick blieb den beiden Tanzenden allerdings verborgen.

 

Als Yuriy Kai aus Versehen gegen den Oberschenkel trat, legte dieser ihm einen Arm um die Hüfte und zog hin weg von der Tanzfläche. Der Rothaarige lehnte sich schwer atmend an ihn und legte einen Arm fast automatisch um seine Schultern. "Wohin gehen wir?", fragte er verwundert gegen Kais Ohr. Dieser ignorierte die Gänsehaut, die das bei ihm auslöste, gekonnt und starrte stur geradeaus in Richtung der Bar. "Ich brauch ne Pause!", verkündete er laut und bestellte zwei Flaschen Wasser, von denen er eine an Yuriy weiterreichte. Dieser nahm sie dankend entgegen und trank sie in einem Zug aus.

"Ist dir auch so heiß wie mir?", fragte Yuriy dann.

Kai nickte. "Viel zu heiß", bestätigte er.

Yuriy grinste verspielt. "Du solltest dich vielleicht ausziehen", schlug er vor und streichelte über Kais Arm, der inzwischen seine Hemdsärmel hochgekrempelt hatte.

Sein Fake-Date schnaubte. "Du hast sie doch nicht mehr alle. Zieh lieber dein Jackett aus, wenn dir heiß ist."

Yuriy starrte ihn kurz an, ehe er seinen Blazer betont langsam aufknöpfte. "Sag doch gleich, dass du mich ausziehen willst...", kokettierte er und ließ das Kleidungsstück lasziv von seinen Schultern rutschen. Trotz dieser Vorstellung konnte Kai ihn jetzt nicht ernst nehmen. Er lachte und schien zum ersten Mal seit dem Kuss unter dem Mistelzweig nicht mehr so angespannt zu sein. 

"Heb dir das für später auf", meinte er nur schmunzelnd und hängte Yuriys Jacke über einen Barhocker. Yuriy nickte, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen.

"Hilfst du mir dann dabei?", fragte er und wackelte übertrieben mit den Augenbrauen. Dies lockte ein weiteres Lachen aus Kai heraus; in diesem Moment wollte Yuriy den Abend gar nicht enden lassen. Er stellte die leere Wasserflasche ab und bot Kai seine Hand an.

"Komm mit mir, mein Herz, und ich zeige dir die besten Moves, die du je gesehen hast." 

Kai wollte über den Kosenamen spotten, aber der Klumpen in seiner Brust machte bei dem Ton, mit dem Yuriy ihn aussprach, einen Hüpfer in seine Kehle und ließ kein Wort heraus. Also legte er einfach nur seine Hand in Yuriys und ließ sich von diesem - erneut - auf die Tanzfläche führen. 

Da gerade viele jüngere Tänzer ihren Füßen freien Lauf ließen, hatte der DJ eine Hip Hop-Phase und ließ einige Genre-verbundene Lieder spielen. Kais und Yuriys Stimmung war ausgelassen. Sie ließen sich auf das Genre ein und versuchten ein bisschen ernsthafter zu tanzen - mit fragwürdigem Erfolg. Yuriy sagte sich relativ schnell "Fuck it" und machte einen auf Fred Astaire für Arme.

 

"Das kann ich mir nicht mit ansehen", brummte Boris und deutete in Richtung seines Teamkapitäns.

Hiromi lachte. "Ach was, die beiden haben doch Spaß!", entgegnete sie. "Weißt du, ich habe Kai selten so gelöst gesehen. Yuriy tut ihm gut!"

Boris verzog das Gesicht und bereute es nicht zum ersten Mal, seine Freundin nicht in die Farce eingeweiht zu haben. "Die manövrieren sich ganz schön in was rein", prophezeite er duster. Er überging Hiromis überraschten Blick und drückte seiner Freundin anstelle einer weiteren Erklärung sein Bier in die Hand. "Fängst du bitte gleich mein Jacket?"

"Dein Jacket fang- Wieso, was hast du vor?"

Hiromi erhielt keine Antwort und musste sich beeilen, Boris zu folgen, falls sie erfahren wollte, was dessen Plan war.

 

Yuriy drehte sich ausgelassen, machte einen Schritt zurück, um plötzlich gegen einen Widerstand zu treffen: eine muskelbepackte, harte Brust. Er sah ein paar Zentimeter hinauf in das Gesicht des Besitzers dieses Muskelberges und wusste doch schon längst, wen er vor sich hatte. Boris grinste ihn an, die Herausforderung in seinem Blick eindeutig.

Mit einer Wellenbewegung seines gesamten Oberkörpers brachte Boris Abstand zwischen sich und seinen besten Freund. Mit rhythmischen Schritten zog er eine Linie auf der Tanzfläche, um Platz für sich und seine Performance zu machen. Drei Crisscross-Bounces und vor allem maskuline Drohgebärden sorgten für die nötige Aufmerksamkeit. Yuriy hob belustigt die Augenbraue. Er sprang ihm entgegen, legte einen Arm in seinen Nacken und ließ sich im Takt der Musik hüftschwenkend sinken, was von Gejohle einiger Umstehender kommentiert wurde, die das gemeinsame Tanzen der beiden im ersten Durchgang noch nicht gesehen hatten. Boris schüttelte den Kopf, hob den Zeigefinger und stupste ihn weg, zurück in Richtung Kai. Herausfordernd reckte er sein Kinn, um mit schnellen Schritten Abstand zu nehmen. Er schien in der Musik zu schweben, rutschte auf den Knien ("Dein Anzug!", rief Hiromi schrill) über den Boden, den Rücken weit durchgedrückt, hob und senkte seine Hüfte. Aufreizend zog er er seinen Blazer aus. Kai warf einen Seitenblick zu Yuriy, weil ihm die Geste seltsam bekannt vorkam. 

"Da hast du dir das also abgeschaut", stichelte er, doch Yuriys Aufmerksamkeit war auf seinen besten Freund gerichtet. Mit einem Sprung war Boris aus der liegenden Position wieder auf die Beine gesprungen, warf dabei in einer fließenden Bewegung das Jackett zu seiner Freundin, die es unter anfeuernden Rufen ihrer Freunde fing. 

Yuriy ließ das nicht auf sich sitzen. Er wollte schon Kai mit sich ziehen, doch dieser schüttelte seine Hand ab, da er sich eigentlich aus diesem Dance Off heraushalten wollte. Also wackelte Yuriy alleine mit runden Schritten auf Boris zu. Mit provokanten Bounces näherte er sich ihm, führte einen Crisscross aus, den er sich ebenfalls bei Boris abgeschaut hatte.

 

"Alter, was ist mit denen? Das hätte ich ihnen nie zugetraut!"

Wie aus dem nichts war Takao neben Kai aufgetaucht, der ihm freundlich auf die Schultern klopfte. "Und du hast dich auch nicht so schlecht geschlagen! Warum hast du das nie mit uns gemacht?"

Kai zuckte mit den Schultern, den Blick auf Yuriy geheftet. "Ihr seid nicht Yuriy", gab er unbekümmert zurück.

 

Anerkennend nickte Boris, rief jeodch mit einer siegessicheren Miene Yuriy zu: "It's my time to shine, bitches!"

Boris ließ keinen Zweifel zu, dass er auch andere Talente hatte. Er krempelte die Ärmel seines Hemdes nach oben und wartete einen Moment auf den richtigen Flow der Musik, bevor er die Arme voreinander kreuzte. Dabei schlug er seine Absätze zusammen, sprang aus dem Stand in einen bodennahen Handstand, dem eine Bodenwelle folgte. Mit einer Drehung um sich selbst auf dem Boden landete er auf seinen Knien und ging in die Hocke. Von dort wiederholte er einen Wechselsprung zwischen gestrecktem und angewinkeltem Bein aus der Hocke - die Prisjadka, ein eindeutiges Element aus dem Kosakentanz.

Die Umstehenden gröhlten. Yuriy zog seinen imaginären Hut vor ihm und verneigte sich großzügig. Boris winkte Hiromi und stellte sich bereit, als wollte er sie auffangen - wie in der Szene aus Dirty Dancing. Aber seine Freundin zeigte ihm den Vogel. Boris zog ein leidendes Gesicht und bildete mit den Händen ein zerbrechendes Herz, und als auch das nicht half, ließ er seine Brust so zucken, dass es aussah wie der Herzschlag in einem Cartoon. Hiromi seufzte nachgiebig - sie war nie wirklich genervt gewesen - und kam auf Boris zu, um ihn zu küssen. Diesmal beschwerte sie sich nicht wegen des Lippenstifts. 

Damit hatte nun das andere Pärchen die Aufmerksamkeit auf sich. Der Dance Off war entschieden und Yuriy legte Kai den Arm um die Schulter. Er war wieder außer Atem und nahm dankbar die halb volle Wasserflasche entgegen, die Kai ihm anbot. 

"Ich kann nicht glauben, dass du das grad wirklich gemacht hast", bemerkte Kai, mit vielleicht einer klitzekleinen Spur Stolz in der Stimme.

"Wir wären die Stars der Tanzfläche gewesen, wenn du dich nicht verweigert hättest", verkündete Yuriy. "Boris, der alte Angeber, hätte alt ausgesehen." 

"Sollen wir dem Punschgesöff noch eine Chance geben?", fragte Yuriy dann, entspannt und gelöst und glücklich.Er rieb kurz seine Wange an Kais Kopf, verweilte mit den Lippen an seinem Haar, halb ein Lächeln und halb ein Kuss. Er fing aus den Augenwinkeln Takaos Blick ein, der ihm einen Daumen hoch und ein Grinsen präsentierte.

"Wenn du dich traust - ich muss eben wohin", entschuldigte sich Kai und deutete in Richtung der Toiletten. Yuriy nickte ihm lächelnd zu und wartete sogar noch einen Moment, bis Kai in der Menge verschwunden war, bevor er sich zum Punsch aufmachte. Er genoss das Gefühl von Leichtigkeit und den Luxus, Kai ohne Weiteres zu berühren. Alles fühlte sich so einfach an - Yuriy hatte vergessen, dass Kai und er nicht wirklich zusammen waren, zumindest für einen Moment. Er hielt mitten in der Bewegung inne.

Oh, fuck. Längst war der Schein zum Sein geworden, ohne dass er es gemerkt hatte. 

 

Etwas später kehrte Kai von seinem Toilettengang zur Party zurück. Noch immer etwas atemlos schlich er am Rand der Tanzfläche entlang. Auf der Suche nach Yuriy blickte er in Richtung der Bar, wo der Punsch ausgeschenkt wurde. Bei der Gelegenheit schien er auch sein Jackett wieder an sich genommen zu haben. Kai blies sich eine Strähne aus der Stirn und beobachtete, wie der Rotschopf zwei Tassen vom Kellner übernahm. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ihre Blicke trafen sich als Yuriy sich umdrehte und der Teamkapitän des Teams Neoborg lächelte ihn an, offen und glücklich und- 

Mit einem Mal spürte Kai seinen Herzschlag überdeutlich, der ein Ziehen quer durch seinen Körper blitzen ließ. Seine Brust wurde von einer plötzlichen Wärme erfüllt, die sich rasch ausbreitete, und ihm wurde auf einmal bewusst, wie verdammt echt sich ihre vorgespielte Beziehung anfühlte. Fuck, er hatte ihre Abmachung während der letzten Stunden komplett vergessen. 

"Scheiße ..."

Er beobachtete, wie Yuriy die Bar hinter sich ließ und am Rande der Tanzfläche in seine Richtung durchkämpfte. Kai schlug das Herz bis zum Hals; Panik breitete sich in ihm aus. Fuck. Die Wärme wich einem Knoten, der sich schmerzhaft in seiner Magengegend zusammenzog. Er musste hier weg!

 

Jemand rempelte ihn von der Seite an, und Yuriy verlor Kai für einen kurzen Moment aus den Augen. Dieser Moment reichte, dass er ihn nicht mehr dort fand, wo Kai noch eben gestanden hatte - es war beinahe wie zu Beginn des Abends, als Kai das plötzliche Halbdunkel genutzt hatte, um aus seiner Reichweite zu verschwinden. Verwirrt sah der Rotschopf sich um und rief Kais Namen, aber er war wie vom Erdboden verschluckt.

Immerhin konnte er einen bekannten, markanten Irokesen in der Menschenmasse ausmachen. Wie immer, wenn er Probleme hatte, wandte er sich an seinen besten Freund. "Hey, du Tanzkönig. Hast du Kai gesehen?"

Boris, den seine Freundin wohl momentan auch verlassen hatte, musterte Yuriy prüfend. "Was hast du angestellt?!" 

"Nichts!", beteuerte Yuriy und drückte Boris eines der Gläser Punsch in die Hand. "Du hast doch gesehen, dass wir Spaß hatten! Und dann sollte ich Punsch holen, und er ist kurz raus und- Borya, ich versteh das nicht, ich hab ihn doch eben noch gesehen und jetzt ist er weg!"

"Mach dich mal locker, Yura", beschwichtigte Boris den Redeschwall seines besten Freundes. "Vielleicht ist er nurz kurz raus?"

Yuriy hob ahnungslos die Schultern. "Fuck, was, wenn ich es verkackt hab?", murmelte er und fuhr sich aufgebracht durchs Haar.

Boris verdrehte die Augen. "Du bist eine Dramaqueen, Yura. Warum solltest du es verkackt haben?"

"Ich-", Yuriy brach den Satz, den er beginnen wollte, ab und suchte mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck nach Worten. "Borya, es war alles so fucking einfach, ich hab total vergessen, dass wir nicht richtig zusammen sind."

 

"Was?", kam es plötzlich von schräg hinter Yuriy. Dieser sah über die Schulter und erblickte Hiromi, die die Hände in die Hüften stemmte. "Dieser Ficker", murmelte sie, halb zu sich, ehe sie Yuriy anblickte und erklärte: "Mit Kai hab' ich ein Hühnchen zu rupfen. So einen kindischen Move hätte ich ihm niemals zugetraut."

Ehe Yuriy etwas erwidern konnte, hatte sie sich umgedreht und war davonmarschiert. Der Rotschopf sah verdutzt zu seinem besten Freund, der mit den Schultern zuckte. "Ich hab's dir mehrmals gesagt, dass die Aktion in die Hosen gehen wird. Du hast es mir nicht geglaubt", gab er neutral von sich.

Yuriy gab einen frustrierten Laut von sich. "Bist du ein fucking Orakel?"

"Wer von uns sagt denn immer 'fake it till you make it'?! Zumindest sah alles, was ihr heute Abend gemacht habt, sehr echt aus. Wenn es dich tröstet, glaube ich, dass es Kai ähnlich geht wie dir."

"Weil du jetzt nicht nur Orakel bist, sondern auch Kai-Exeget?", Yuriy schnaubte abfällig. "Wir sind nicht zusammen und ich glaub nicht, dass Kai das anders haben will. Ich weiß' ja nicht mal, wieso ich überhaupt dem ganzen Mist zugestimmt hab."

Boris sah ihn von der Seite her an. "Sicher nicht? Für mich sah das so aus, als wärst du recht verzweifelt verknallt."

Yuriy schüttelte den Kopf, wie um einen lästigen Gedanken zu verdrängen, und stierte den Silberhaarigen böse an. "Fick dich, Borya", knurrte er. Nach einem Moment fügte er hinzu, leiser und vielleicht etwas unglücklicher als ihm lieb war: "Nach heute ist es ohnehin vorbei, Kai ist mich los, und gut ist."

 

23:11

Kai: Wir können so nicht weitermachen.

+1

„Kai!“

Hiromi eilte den Korridor in Richtung Hinterausgang entlang und erwischte Kai gerade noch rechtzeitig. Er trug bereits seinen Mantel über dem Arm und seinen Schal, als wäre er bereit aufzubrechen. Verdammt, warum hatte sie auf hochhackigen Schuhen bestanden? Kai musterte sie überrascht. „Was ist?“, fragte er.

„Wo willst du hin? Es ist noch nicht mal Mitternacht!“, brachte Hiromi außer Atem hervor. Sie gestikulierte zum Mantel. „Gehst du etwa?“

„Nein, ich ... wollte nur kurz an die Luft.“ Kai sah sie bewusst nicht an - das war ein typisches Zeichen dafür, dass er log.

Hiromi runzelte die Stirn. „Verarschen kann ich mich auch alleine“, erwiderte sie grob und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie machte einen Schritt zur Seite, um den Blick des anderen zu finden und streng festzuhalten. „Rennst du wieder mal vor deinen Problemen weg, die du dir selber eingebrockt hast?“

Kai senkte den Blick. Ein klares Zeichen dafür, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Hiromi schüttelte den Kopf. 

„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte sie eher rhetorisch und stampfte mit dem Fuß auf. „Uns so hinters Licht zu führen - uns alle! Sowas hätte ich von Takao oder Max erwartet, aber nicht von dir!“

Hiromi klang wirklich enttäuscht. Kai zuckte mit den Schultern, ohne aufzusehen. „Ich hab' nie behauptet ich wäre besser als sie“, brummelte er, was sie nicht beruhigte.

„Und dann der Stunt auf dem roten Teppich! Spinnst du? Ich fasse es nicht, dass Yuriy das überhaupt mitgemacht hat!“, brauste sie weiter auf.

Oh. Hiromi wusste es.

Kai begegnete ihrem Blick. „Das war Yuriys Idee, nicht meine.“, erklärte er trotzig.

Hiromi gab einen Laut der Frustration von sich. „Das macht es nicht wirklich besser“, erwiderte sie und fügte, beinah an sich selbst gewandt hinzu: „Ihr seid echt so viel schlimmer als Takao und Max, Mann. Was soll der ganze Mist?“

Als Kai nicht gleich darauf antwortete, seufzte die Brünette. „Was mich am meisten enttäuscht, ist dass du aus irgendeinem Grund glaubst, du müsstest uns anlügen, was deine Beziehung angeht.“, stellte sie beinahe traurig fest.

Oh, fuck. Sie drückte aufs schlechte Gewissen - und während Kai vielleicht von außen so wirken mochte als tangiere ihn sehr wenig, war es ihm durchaus wichtig, was seine Freunde von ihm dachten.

„Hiromi, ich-“, setzte er an, doch wusste er nicht, wie er weitermachen sollte. Sie schwiegen einen Moment im klinisch-hellen Licht der Neonröhren. „Ihr habt mich so genervt!“, platzte er schließlich heraus. „Jedes Mal die gleiche Frage: Warum bringst du kein Date mit? Was ist mit deinem Liebesleben los? Sollen wir dich verkuppeln, Kai? Dies, das - alles ohne Ende, als wäre eine Beziehung das einzige, was zählt! Das war unerträglich, du hast ja keine Ahnung. Und - und da ist mir das einfach rausgerutscht!“

Hiromi war fassungslos. „Was zum Teufel, Kai?“, presste sie hervor. „Und dann - was? Habt ihr gewettet, wie lange du und Yuriy diese Scharade aufrecht halten könnt?“

Kai biss sich auf die Lippen. „Nein“, antwortete er leise und beschloss, dass die Wahrheit es nicht schlimmer machen konnte. „Ich ... ich hatte einen Gefallen gut bei Yuriy. Den hab ich eingelöst.“

„Du bist echt so ein Ficker“, platzte es aus Hiromi heraus. Dies entlockte Kai ein schmales Lächeln, während Hiromi sich erschrocken die Hand vor den Mund schlug.

„Dein Freund färbt auf dich ab, hab ich das Gefühl“, triezte der Silberhaarige. Er sah Hiromis Mundwinkel zucken und deutete es als gutes Zeichen. „Hör mal ... Es tut mir echt Leid. Das war eine selten dumme und kindische Aktion.“

Seine Entschuldigung klang in der Stille zwischen ihnen seltsam laut. Kai gab ihr noch einen Moment länger, ehe er hinzufügte: „Ich weiß nicht, ob es ein Trost ist, aber der Deal war, die ganze Sache nach heute Abend eh zu beenden. Und ... ich gehe jetzt. Das heißt die ganze Sache ist vorbei. Und ... ja. Niemand muss sich mehr damit beschäftigen.“

Kai versuchte zu ignorieren, dass gerade der letzte Satz ein unangenehmes Flackern in seiner Magengrube hinterließ, insbesondere nach der Erkenntnis, dass er vielleicht doch ein bisschen mehr von Yuriy wollte als ihm bewusst gewesen war.

Hiromi bedachte ihn mit einem langen Blick. „Das konnte doch von Anfang an nicht gut gehen. Ich hab' gesehen, wie du Yuriy heute angeschaut hast.“

Kai schluckte nervös.

„Was soll das heißen?“

 

Yuriy fischte sein Handy aus der Hosentasche als es vibrierte. Sein Gesicht verfinsterte sich, während er die Nachricht antippte, las und nochmal las. „Fuck“, fluchte er und presste dann die Lippen zusammen.

„Was ist los? Schlechte Nachrichten?“, fragte Boris von der Seite her. Yuriy wandte sich ihm zu. Natürlich war seinem besten Freund sein abrupter Stimmungswechsel nicht entgangen. Natürlich hatte er es von Anfang an besser gewusst.

„Nichts ist los“, blockte er nichtsdestotrotz ab. „Ich kann Kai nicht mehr finden und er hat mir gerade eine seltsame Nachricht geschrieben. Ich glaube, er ist grad gegangen als ich nicht hingeschaut hab.“

Eigentlich sollte er froh sein. Durch Kais frühzeitigen Abgang war der Gefallen gelaufen und das nicht-wirklich-Daten-das-sich-anfühlte-wie-Daten damit auch. Oder? Yuriy wusste nicht so recht, was er sich vom heutigen Abend erwartet hatte - jedenfalls nicht, dass Kai ihn ohne weiteres einfach stehen ließ.

Boris zuckte mit den Schultern. „Und?“, fragte er nach, sprach damit einen von Yuriys Gedankengängen aus. „Das heißt, es ist vorbei und du kannst wieder von weitem schmachten.“

„Laber keinen Scheiß, ich hab noch nie geschmachtet, und schon gar nicht von weitem! Und-“ Yuriy brach ab, presste die Lippen zusammen. Was und? Er war so dumm gewesen, sich auf den ganzen Mist einzulassen. Jetzt würde er mit den Konsequenzen leben müssen. Er schüttelte den Kopf. „Vergiss es.“

„Das kannst du von mir aus dem kleinen Springinsfeld von den BBA-Schnarchnasen erzählen, aber nicht mir“, entgegnete Boris und hob spöttisch eine Augenbraue. „Willst du für immer schmachten?“

„Ich schmachte nicht!“, protestierte Yuriy heftig, ehe er kurz innehielt und hinzufügte: „... nein“

„Na eben“, gab Boris von sich und grinste schief. „Weißt du, es gibt eine Möglichkeit, dass du nicht mehr mit großen, verliebten, blauen Äugelein hinter ihm her hechelst.“

Sein Gegenüber gab einen frustrierten Laut von sich. „Ich hasse es, wenn du Recht hast ... Ich muss los“, murmelte er nur und ließ Boris ohne weitere Erklärung stehen. Dieser prostete dem Flüchtenden zu. „Na geht doch ...“

 

 

 

 

„Das soll heißen, dass du und Yuriy vielleicht mal ein ernstes Gespräch führen solltet.“, erklärte Hiromi geduldig.

„So ein Gespräch bringt ein Ungleichgewicht in unsere Freundschaft“, prognostizierte Kai mit dunkler Miene.

„Genauso viel Ungleichgewicht wie eure vorgespielte Beziehung“, schoss Hiromi zurück, die Hände in die Hüften gestemmt. „Verdammt, red' einfach mit ihm, Kai!“

Kai murrte unwillig und zog seinen Mantel an. „Morgen.“, versprach er. „Wirklich, Hiromi.“

Hiromi fing seinen Blick kampfeslustig ein und streckte den Rücken durch. „Das will ich hoffen.“

Kai nickte ihr zu - und sie vertraute darauf, dass er sein Wort hielt. Mit strengem Blick sah sie ihn das Gebäude durch die Hintertür - die eigentlich ein Notausgang war - verlassen. Sie seufzte und schüttelte den Kopf, ehe sie den entgegengesetzten Weg einschlug. „Ich hoffe wirklich, er verkackt das nicht“, murmelte sie mehr für sich selbst und sah auf, als sich ihr hastige Schritte näherten.

„Hiromi!“, Yuriy sah seltsam durch den Wind aus - sein Haar war zerzaust, sein Hemd unter dem Jackett zerknittert. „Hast du-?“

Hiromi unterbrach die Frage, indem sie hinter sich wies. „Gerade bei der Hintertür raus. Wenn du dich beeilst, erwischst du ihn noch“, erklärte sie resolut. Der Rotschopf nickte steif und zischte mit einem letzten „Danke!“ davon.

Hiromi dankte den Göttern, dass Boris und sie nicht so kompliziert waren wie diese beiden wandelnden Desaster.

 

 

 

 

Kai trat an die frische Luft und sah sich vorsichtig um. Er hatte keine Lust, von Paparazzi, die sich rund um den Haupteingang herumtrieben, mit Fragen durchlöchert zu werden - das würde ohnehin noch früh genug kommen. Kai wurde beim Gedanken an die nächste offizielle Pressekonferenz übel. Aber er hatte es sich selbst eingebrockt und würde es ausbaden müssen. Eine kalte Brise ließ ihn schaudern und er wickelte sich in seinen weichen Schal. Ein Blick in den klaren Nachthimmel ließ ihn etwas ruhiger werden. Es hatte Schneefall eingesetzt, der eine dünne Schicht auf der schmalen Straße hinter dem Gebäude hinterlassen hatte. Die Gasse war ein relativer Geheimtipp unter denjenigen, die im neuen BBA-Tower ein- und ausgingen. Die Schneedecke schien unberührt. Gut. Das hieß, es war noch niemand hier gewesen. Vorsichtig und langsam ging Kai ein paar Schritte, blieb stehen. Er verharrte einen Moment in der Kälte. 

 

Da schwang die Tür hinter ihm auf. Er schrak zusammen.

„Wieso nicht?“, rief Yuriy und es klang seltsam laut in dieser ruhigen Winternacht. Yuriy sah ihn an, offen und ... enttäuscht?

Mist. Er hatte weg sein wollen, bevor der andere sein Verschwinden bemerkte. Langsam drehte Kai sich um. Er biss sich auf die Zunge. Im Licht der funzeligen Straßenbeleuchtung sah Yuriy in seinem Anzug immer noch so gut aus.

„Wieso können wir so nicht weitermachen?“, wiederholte der Rothaarige seine Frage. „Es lief doch alles prima!“

Kai schwieg.

Yuriy machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Oder habe ich etwas falsch gemacht?“

Kai brachte mit einem Schritt zurück mehr Abstand zwischen sie. „Nichts hast du falsch gemacht“, beeilte sich Kai zu sagen. „Wir haben eine gute Show geliefert. Reicht doch...“

In seinem Hinterkopf hallten Hiromis strenge Worte wider. Yuriy gab einen frustrierten Laut von sich. „Das heißt, du beschließt es reicht und verpisst dich einfach durch die Hintertür? Während ich dastehe wie der letzte Idiot?“, fragte er und sah dabei seltsam geschlagen aus. „Fuck, Kai, ich dachte, wir hatten Spaß?“

Kai fuhr sich durchs Haar. „Ja ... Nein“, begann er und brach ab. So kam er nirgendwohin.

„Was denn jetzt?“, hakte Yuriy nach und klang dabei ungeduldig und eine Spur spöttisch. „Ja oder nein?“

„Ja, und ...“, Kai stockte, kämpfte mit sich, um doch die nächsten Worte über seine Lippen zu bringen. „Und genau das war das Problem! Es hat sich nicht mehr nach einem falschen Date angefühlt!“

Yuriy blinzelte überrascht. „W-was?“, hakte er rau nach. „Was heißt ... nicht mehr?“ Er schien beinahe erleichtert zu sein. Vielleicht, weil er Kai endlich los sein konnte?

Dem Halbrussen schlug das Herz zum Hals. „Fuck, Yura. Wir hatten so viel Spaß, dass es sich nicht mehr nach 'ner Lüge angefühlt hat“, brachte er undeutlich hervor und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen, vermied es, den anderen anzusehen.

Yuriy erstarrte. Sein Herz hämmerte schmerzhaft in seiner Brust und er schlang die Arme um seine Brust, wie um sich zu beschützen. Wovor, war ihm selbst nicht ganz klar - sagte er sich zumindest. „... und was heißt das jetzt?“, brachte er hervor und fühlte sein Gesicht trotz der Kälte seltsam heiß werden.

Kai machte noch einen Schritt weiter nach hinten, begegnete seinem Blick seltsam hoffnungslos. „Das heißt, dass du deine Rolle mehr als gut gespielt hast“, erklärte er stockend. Seine Stimme klang seltsam laut in der Stille rundum. Er fuhr sich durchs Haar. „Das heißt, du musst jetzt nicht mehr so tun, als wären wir zusammen“, stellte er noch ein letztes Mal klar und wandte sich ab.

„Aber ... der Abend ist noch nicht vorbei!“, protestierte Yuriy schwach.

„Nein, Yuriy“, erwiderte Kai, fast ein wenig ... traurig? Konnte das sein? „Aber ist schon gut. Ich hab' echt zu viel von dir verlangt.“

Yuriy nickte nachdenklich. Sie schwiegen eine Weile, betrachteten den matschigen Schnee, der ihre Schuhe durchweichte, während hinter ihnen die After-Party in vollem Gange war. Yuriy festigte seine verschränkten Arme, um das Zittern zu unterdrücken, verfluchte sich dafür, dass er seine Jacke nicht mitgenommen hatte. 

„Du... hast deine Sache wirklich gut gemacht. Warst echt überzeugend...“, erklärte Kai leise. Er klang noch immer seltsam bekümmert.

Yuriy schluckte, fühlte einen irrationalen Schimmer Hoffnung am Horizont. „Das heißt, der Deal ist erledigt? Dann hab' ich jetzt den Wunsch frei?“, fragte er.

Kai sah ihn von der Seite her schief an. „Ich denke schon? Wenn du darauf bestehst? Tut mir Leid, dass ich dich die Scheiße reingezogen hab'. Ich erkläre den anderen auch-“

„Geh' auf ein richtiges Date mit mir“, forderte Yuriy, ohne ihn ausreden zu lassen.

Kai schnaubte, ein wenig überrascht und ein wenig ungläubig. „Was soll der Scheiß? Hör auf damit. Denk dir lieber was Besseres aus“, brummte er.

„Ich meine es ernst. Ich will ein richtiges Date“, wiederholte der Rothaarige nachdrücklich. „Mit dir, nicht mit irgendwem anders. Du bist genug, Kai. Ich will dich.“

Kai zuckte überrascht zurück, zögerte, begegnete dem klaren Blick von Yuriys blauen Augen, die seltsam entschlossen wirkten. Er zögerte. „Ich hab' phänomenales Pech darin, mit meinen Exen befreundet zu bleiben“, gab er zu bedenken. „Ich will nicht, dass es schief geht und wir uns danach nicht mehr leiden können. Dafür ...“

Kai zögerte erneut, ehe er leise hinzufügte: „... Dafür bist du mir zu wichtig.“

Yuriy atmete hörbar ein und aus. Dann lachte er. „Fuck, Kai.“

„Fuck, Yura“, entgegnete Kai schwach. Auch in seinen Mundwinkeln saß ein Lächeln. Er fand seinen Blick und hielt ihn fest und einen Moment lang sagten sie nichts. 

Dann atmete Kai hörbar ein und es war nicht ganz klar, wer zuerst nach wem fasste und wer wen an sich zog. Kai wusste nur, dass er plötzlich seine Lippen auf Yuriys drückte oder Yuriy dessen Lippen auf seine, dass er den Kragen seines Gegenübers festhielt als könne er sich plötzlich von ihm losreißen und davonrennen.

Nichts dergleichen passierte - sie küssten sich, mit Lippen und Zungen und Zähnen und es war nicht wirklich perfekt, aber perfekt für den Moment, umgeben von Schnee, der sich in ihren Kleidern festsetzte und auf ihren Gesichtern schmolz.

 

Als sie sich voneinander lösten, blickte Kai zur Hintertür, die zugefallen war, und gab ein genervtes Geräusch von sich. Er schüttelte unter Yuriys fragendem Blick den Kopf und fasste nach seinem Handy. Yuriy beobachtete, wie er auf eine Nummer in seiner Kontaktliste tippte und das Mobiltelefon an sein Ohr hielt, ohne ihn aus der Umarmung zu lassen. „...Hiromi? Ja, ich bin es. Ja ...“, Kai zögerte, warf einen Seitenblick auf Yuriy, der einen Arm um seine Taille geschlungen hatte und trotz der halben Umarmung zitterte. „Ja, haben wir. Ich erzähl es dir später. Kannst du uns bitte die Tür aufmachen? Sie ist hinter uns zugefallen - und Yura friert.“

Yuriy hob spöttisch eine Augenbraue. „Zurück zur Party?“

Kai schmunzelte. „Du sagtest doch, der Abend sei noch nicht vorbei. Außer du willst ihn anderswo beenden?“

 



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)

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Von:  die-in-darkness
2021-01-21T11:12:41+00:00 21.01.2021 12:12
O!M!G! Omg! Omg! OMG!
Das ist so episch geschrieben! *////* Zwischendurch musste ich mehrmals abbrechen beim Lesen, weil ich diese so peinlichen Situationen zwischen Kai und Yuriy ausfeiern musste xD
Wirklich! Großen Respekt!
Mit der musikalischen Untermalung grade am Ende...die Lieder mussten auf youtube gehört werden und daaaafuq "I'm sexy and know it".....OMG! Dieses Lied ist so Fremdschämen deluxe!
Dazu die Bilder von Yuriy im Kopf...einfach mal peinlich deluxe xDD
Aber ich finde wirklich sehr gut, dass die beiden nicht allzu schwul rüberkamen in der FF. Es ist süß romantisch und so gezwungen niedlich zwischen den beiden...wie schon oben gesagt ich musste mehrere Male pausieren um herzlich zu lachen. Einfach über dieses so absurde und so geniale Verhalten der beiden!
Danke für die mega-FF!!

Grüße
-die-^^
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
21.01.2021 16:17
vielen Dank für das Lob und deinen Kommentar!
Ich freu mich ja diebisch darüber, dass wir dir - ich hoffe nur gute - Fremdschämmomente beschert haben :DD
Antwort von:  FreeWolf
21.01.2021 16:18
Danke für deinen Kommentar!! :D Du hast keine Ahnung, wie viel Spaß wir beide beim Schreiben hatten. Die peinlichen Situationen haben sich mehr oder minder fast von alleine ergeben. (:

Das Genie mit den Tanzszenen ist definitiv Larka, ich habe ihr beim Schreiben zugesehen und gefeiert ohne Ende. (Tanzbär Boris ist mein Liebling)

Wir haben sehr darauf geachtet, dass sie halbwegs in character bleiben (ich nehme an mit "zu schwul" meinst du out of character?) - ich freu mich total, dass das so angekommen ist und dass du die FF toll fandest! :D

Liebe Grüße
Wolfi
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
21.01.2021 16:23
Kann Wolfi nur ergänzen: Wir wollten die beiden auch nicht überzeichnen :D
Und ich gestehe: ich liebe einfach die Trope vom "Tu so als ob - oh Scheiße, wir haben beide doch Gefühle voneinander, aber wissen es nicht!"
ich kann auch echt solche kollaborativen Fics via Etherpad empfehlen, es ist lustig und es macht viel Spaß! Und Schreibblockaden gehen viel schneller weg :D
Antwort von:  die-in-darkness
21.01.2021 18:51
Natürlich waren es nur positive Fremdschämmomente!
Definitiv! XDD
Ja genau, out of character...ihr habt da wirklich die perfekte Mischung getroffen! :D
Bei manchen wird Kai so übertrieben schwul dargestellt... unterwürfig...Aber das ist! Er! Nicht!
Und hier ist es so toll *-*
Die beiden knallharten Typen lassen sich auf so einen Schwachsinn ein xD
Ja ich mag das auch! Wir tun so als ob und huch wie sind wir denn in der Kiste gelandet! XD

Mega wirklich! Mehr davon!
*Fähnchen schwenk*

-die-^^
Antwort von:  FreeWolf
22.01.2021 09:43
Schau mal in unsere anderen Texte - wir schreiben niemanden besonders als Uke. (: Bei mir findest du ein bisschen YuKa auch in den Adventskalendergeschichten, bei Larkas noch mehr, und wir haben daneben ja noch andere fics! (Wir waren fleißig im letzten jahr!)
Antwort von:  die-in-darkness
22.01.2021 10:09
Ich bin schon am durchsuchten :D
Alles was mir in den Suche angezeigt wird und mich in den ersten Minuten überzeugt, wird weitergelesen ^^

Fleißig weitermachen! Wir brauchen mehr davon *-*
Von:  kylara_hiku_Lamore
2021-01-04T20:12:26+00:00 04.01.2021 21:12
😍❤️🥰 Einfach sooooo kuffig süß!!! Einfach alles! Danke dafür 😘

Hiromi und Boris hast du da soooo toll eingebaut! Das beste war ja ihr Gedanke an das wandelnde Desaster!!! Und ich finde es gut das Boris abfärbt. Wie mann sieht braucht sie das auch! XD
Antwort von:  FreeWolf
10.01.2021 23:44
<3 Ich freu mich sehr, dass dir unser Ende gut gefallen hat! (Hiromi, auf die Boris abfärbt, ist auch eines meiner Highlights!) Danke für deinen Kommentar!!
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
14.01.2021 20:26
Danke für deinen Kommentar!
Boris ist ein schlechter Einfluss, aber auf die gute Art! XD
(Ich liebe seit letztem Jahr dieses Pair total und muss es einbauen, wo es geht XD)
Von:  kylara_hiku_Lamore
2021-01-04T19:52:42+00:00 04.01.2021 20:52
O.O Kai mit Fliege und Hosenträger! Also ehrlich yuriy schaut gegen ihn wirklich voll cool aus! ( ich persönlich finde Hosenträger nur cool wenn sie an der seite runter hängen . =))

Wo hast du diesen Spruch eigendlich her?? Er ist irgendwie zu einem Markenzeichen dieser Story geworden!

Ich finde es total toll dass alle irgend wie wissen dass die beiden auf einander stehen nur sie selbst nicht! XD aber gut dass sie das ja langsam zu bemerken scheinen!

Und action ich wußte ja nicht dass Boris so gut tanzen kann! Und wie du Hilary da mit einbaust finde ich einfach nur fabelhaft!
Ich weiß vor lauter emotionsschwankung gerade nicht ob das Ende für mich jetzt einfach nur traurig ist oder doch eher so OMG was ist da gerade alles passiert???

Ich hoffe doch es gibt ein happy end!
Antwort von:  FreeWolf
10.01.2021 23:44
Kai mit Fliege und Hosenträger ist mein persönlicher kink <D

Den Spruch mit den Töppen hat die liebe Mitternachtsblick geprägt, glaube ich - aber so ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich habe jedenfalls sehr gelacht und deswegen musste es in die Fic. :D

Boris als Tanzbär ist ganz Larkas Schuld! :D Sie hat ein paar tolle Tanzszenen in "Love despite" drin, und ich bin beim gemeinsamen Schreiben dagesessen und war sehr glücklich ihr zuzusehen, wie sie zaubert! :)

Danke für deinen lieben Kommentar!!
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
14.01.2021 20:29
ABER DU MUSST DIR DAS MIT HOSENTRÄGER UND FLIEGE IN COOL VORSTELLEN!!
XD
Ja, das mit dem Spruch war mal ein Comic irgendwo und wir haben den adaptiert, wie Wolfi sagt. Wurde dann zu nem geflügelten Wort und Running Gag in dieser Geschichte ^^°

hehe, ja, das war so eine typische Trope für den Prompt, dieses "friends to lovers" ohne, dass sie es selbst von einander wissen. Manchmal ist Klischees bedienen toll :D
Ich freue mich übrigens sehr, dass wir dir Emotionsschwankungen bereitet haben :D Danke für deinen Kommentar.
Von:  Phoenix-of-Darkness
2021-01-03T11:57:54+00:00 03.01.2021 12:57
Aaaargh....ich wollte sie schon aneinander schubsen!!!!
Die stehen aber auch auf dem Schlauch.
Zum Glück haben sie doch noch die Kurve bekommen. 🤗

Schade, dass es nun vorbei ist.
Ihr habt echt was schönes kreiert.
Eventuell macht ihr ja noch ein Special zu einem ECHTEN Dopppel-Date.
Antwort von:  FreeWolf
04.01.2021 20:02
Hahahah, danke für deinen Kommentar, ja, die beiden waren schon ein bisschen zum Verzweifeln. <3 Schön, dass dir die FF gefallen hat, wir werden uns sicher nochmal dransetzen an das angekündigte Special! :)
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
14.01.2021 20:23
Ein echtes Doppeldate? :D
Noch mal einen Boris erleben? Die haben jetzt jeweils Ruhe verdient. Müssen erstmal selbst daten (Also YuKa) und gucken, was da passt für sie XD
Danke für deinen Kommentar. Du warst so involviert in die Story, das hat mich sehr gefreut.
Von:  lady_j
2021-01-02T22:09:15+00:00 02.01.2021 23:09
UND YURA FRIERT! hmhm, alles klar, als würde bei Kai nix blau anlaufen, tse.
Ach, das war SO SCHÖN! ALLES DAVON! AARGH. Ich habe Fühls und so. Ja.
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
02.01.2021 23:10
na ja, aber yuriy hat ja nur seinen heißen Anzug an, und Kai wenigstens Jacke und Schal! ;)
GUT WENN DU FÜHLS HATTEST! DAS MUSS SO! JAWOLL!

Antwort von:  FreeWolf
04.01.2021 20:01
JAWOHL SO MUSS! Danke für deinen Kommentar <3
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-30T19:50:21+00:00 30.12.2020 20:50
So viele Gefühle:
🤩❤😅🤣😥😱😭
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
30.12.2020 20:56
ich hab jetzt herzlich gelacht. die Emoji-zusammenfassung beschreibt es sehr gut, so hab ich mich beim Schreiben auch gefühlt!
(und ewnn man das zusammen mit jemandem schreibt, dann überrascht man sich gegenseitig, also umso mehr fühls wie deine XD)
Antwort von:  FreeWolf
02.01.2021 22:22
ich finde die Emojis sehr perfekt :D danke dir für diesen Einblick in die Fühls!! <3
Antwort von:  FreeWolf
02.01.2021 22:23
UND OH GOTT JA ICH HATTE BEIM SCHREIBEN SO HART VIELE FÜHLS
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
03.01.2021 08:10
Ich konnte es nicht anders beschreiben...ich war überrannt von Fühls 😅
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-28T22:37:48+00:00 28.12.2020 23:37
Oh Gott sie haben Boris eingeweiht und ich hab mehrfach herzhaft gelacht. Es ist so genial und ich liebe es.
Yuriy und Kai als unfreiwillige Paar ist ne Komödie für sich.

Ich liebe die Szene des Beinahe-Kusses, aber auch die verbalen Eskalationen. XD
Das Einzige was mich "störte"...Kai gehört auf Yuras Schoß und nicht andersrum 😜
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
29.12.2020 12:51
Nun, das findet Yuriy sicher auch, aber vllt überdenkt Kai das mit dem knochigen Po auf seinen oberschenkeln dann doch noch mal XD

Und Boris ist ein guter Mitwisser ;)

Danke für deinen Kommentar ♥
Antwort von:  FreeWolf
30.12.2020 15:36
Yuriy kann NICHTS vor Boris geheimhalten. XD Danke für deinen Kommentar!
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-28T22:18:27+00:00 28.12.2020 23:18
Die.Regenbogenstrecke!😑
Kai, ich fühle mit dir. Ich habe diese beschissene Strecke noch NIE geschafft....und in meinen Augen ist sie auch unschaffbar.

Dennoch gefiel mir dieser gemütliche Spieleabend sehr. Es hatte eine gemütliche Atmosphäre, auch wenn ich das Spuel nicht kannte. Gelinde gesagt war ich hier Rei - oh Gott 😱

Ich liebe diesen grummeligen Yuriy ❤❤❤
Seine Art ist toll. Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
29.12.2020 12:47
Ich falle auch immer runter :D
Siedler (von Catan?) ist ein cooles Spiel, ich muss es nur noch lernen XD

Ich freu mich, dass dir der grummelige Yuriy gefällt :) Danke für deinen Kommentar!
Antwort von:  FreeWolf
30.12.2020 15:34
Ich bin auch super mies bei der Regenbogenstrecke, ich habe Kai also auch sehr gefühlt :D Danke für deinen Kommentar!
Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-12-27T19:57:53+00:00 27.12.2020 20:57
Gott ich liebe es!! Und Boris SMS sagen auch schon alles sie beschrieben das Kapitel sehr gut!!
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
27.12.2020 21:28
Danke für deinen Kommentar :)
Wir sind auch ein bissi stolz auf die SMS von Boris am Ende XD
Antwort von:  FreeWolf
27.12.2020 21:31
Danke dir! :D Ja bei den SMS haben wir beide sehr gelacht 8D
Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-12-26T08:42:31+00:00 26.12.2020 09:42
Also ich freu mich ja schon auf die Party! Ich versteh Kai nicht mariokart is einfach super!!! Manabus Spruch mit seiner Berechnung war ja sowas von zum lachen!! Auch das er für kai einen Algorithmus für sein Tinder-Profil machen will! Abgesehen davon Kai auf Tinder??? O.o

Das Gespräch mit yuriy hab ich mir jz schwieriger vorgestellt er hat ihn ja schnell überzeugt also was hat Yuriy noch vor??

Danke dass ist ein schönes Weihnachtsgeschenk! <3


Antwort von:  WeißeWölfinLarka
27.12.2020 01:20
Hey! Danke für deinen Kommentar!
Mariokart ist super, keine Frage, die Regenbogenstrecke aber keineswegs. (Unser Headcanon war/ist, dass Kai einfach nicht mit Konsolenspielen umgehen kann. Brettspiele liegen ihm mehr, dem alten Nerd XD)
Und klar, Kai auf Tinder - Ein Mann im besten Alter hat auch Bedürfnisse! Oder so XD

Ich freu mich sehr, dass es dir schon bisher gefallen hat und ich hoffe, mit dem zweiten Kapitel erfüllen wir dir ein paar Wünsche oder klären Fragen. :D
Antwort von:  FreeWolf
27.12.2020 21:32
Auch von mir ein großes Danke für deinen Kommentar! Ich freu mich total, dass dir unsere Geschichte erzählt, das Schreiben macht auch megaviel Spaß und so eine Resonanz ist toll! <3

Unser Kai hier ist ein verzweifelter Single vor Corona - er verweigert Tinder eigentlich, aber Manabu hat wohl Kuppel-Ehrgeiz... oder so. 8D
Yuriy spielt schnell mit, da hast du recht - vielleicht aber auch, weil Yuriy auch mag. :D


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