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Flowers

Otabek x Yuri
von

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Vergissmeinnicht - Freundschaft

Nach dem – nicht so überraschenden – Sieg über der Weltmeisterschaft, hatte Yuri zumindest einen Teil seiner Träume bewahrheitet. Nichts war befriedigender gewesen, als über JJ den selbstüberzeugten und über alle Welten arroganten Mistkerl zu siegen. Es war fast so befriedigend gewesen, wie seinen anderen Konkurrent zu übertrumpfen. Yuuri der ihm, ohne jegliches Talent! - den erwarteten Trainer vor der Nase weggenommen hatte.

Nicht das Yuri nachtragend war – auf gar keinen Fall! Er war manchmal etwas emotional, vor allem dann, wenn es darum ging Menschen zu zeigen was sie in seinen Augen waren. Und dieser Yuuri war ein totaler Versager dessen Zweitplatzierung weniger mit ihm, als mit Victor zu tun hatte!

Er war darüber hinweg. Darüber, dass Victor nicht ihn hatte trainieren wollen, dennoch gab es Momente in denen Yuri nur noch rot sah.

 

Eigentlich immer dann, wenn er Victor mit Yuuri sah, der Typ einfach scheiß freundlich ihm gegenüber war und dann auch noch diesen schrecklichen Spitznamen verwendete.

 

Yurio.

 

Irgendwann hatte er es aufgegeben, jedes Mal einen Wutausbruch deswegen zu bekommen, manche Menschen waren eben unbelehrbar und das machte ihn vielleicht noch etwas wütender, aber außerhalb von dem Bekanntenkreis des anderen Yuuri war er immer noch Yuri.

 

Nach seinem Sieg in der Weltmeisterschaft konnte sowieso kaum was seine Laune vermiesen, auch Tage danach war er aufgeregt, natürlich zeigte er das Niemanden. Vermutlich wussten es dennoch ein paar Personen.

 

Yakov kannte ihn schon seit seiner Kindheit aus dem Camp. Und dann gab es noch eine Person, die ihn nicht so lange und gut kannte und trotzdem wissen würde.

 

Otabek. Aber als sein einziger Freund, war es in Ordnung, wenn dieser es wusste. Oder glaubte zu wissen.

 

Denn, Freundschaft hin oder her, er würde nicht seine komplette Gefühlswelt ausbreiten. Er hatte schon viel zu viel über sich preisgegeben, über seine erste Freundschaft und wie beleidigt und erzürnt er gewesen war, als Otabek ihn nicht hatte mit zu diesem Club nehmen wollen. Nur weil er minderjährig war.

 

Es war nicht unnormal, die anderen Eiskunstläufer das restliche Jahr über nicht zu sehen, bis es wieder zu Wettbewerben kam. Yuri hatte außerdem keinen großen Kontakt zu anderen Läufern, Freundschaften waren bislang nicht sein Hauptaugenmerk gewesen, allgemein war er nicht sonderlich gesprächig gegenüber anderen Personen. Sowohl bei den Junior-Meisterschaften, als auch jetzt bei den richtigen Meisterschaften. Er hatte nur die Läufer besser gekannt, die häufig mit ihm trainiert hatten, denselben Trainer hatten.

Wie Victor. Georgi oder auch Mila – und auch wenn sie irgendwie zueinander gehörten, hatte er seine Zeit lieber ohne sie verbracht, als nach dem Training mit ihnen weg zu gehen. Als Jüngster hatte er es sowieso schwer, da gefühlt Jeder einen Vortrag für ihn hielt und er eben nicht über all reinkam.

 

Daher war es sicherlich nicht seltsam, wenn Yuri sagte, dass er mehr als überrascht davon war, nach einem harten Training von Lilia – die ihn auch jetzt noch unterrichtete, damit er in der Zeit bis zur nächsten Meisterschaft nicht ungelenkiger oder untrainierter wurde – ein bekanntes Gesicht in seinem Zimmer erwischte, dass er in der Zeit bei Lilia bewohnte.

Überraschender war da nur, dass jener Besucher etwas auf dem Schoß hatte.

„Was hast du mit Potya gemacht?“, mit gerunzelter Stirn betrachtete er die momentane Situation.

Nicht das seine Katze aggressiv wäre oder dergleichen, aber zumindest war sie Fremden genauso kritisch und misstrauisch gegenüber, wie Yuri selbst. Ob sie spürte, dass die Bindung zu dem Besuch anders war – einfach besonders?

Otabek hob den Blick, in seiner gewohnten, fast emotionslosen Art und hob etwas verwirrt die Schultern, während sich zeitgleich seine Stirn runzelte. „Nichts. Was meinst du?“

Yuri kniff seine blau-grünen Augen für einen Moment zusammen, bevor sich sein gesamtes Gesicht wieder lockerte und er seufzend einen Rollstuhl zu sich zog, um sich darauf fallen zu lassen, als wäre er ein nasser Sack und kein eleganter Eiskunstläufer. Er streckte die Hand aus um Potya im Nacken zu kraulen, direkt neben der Hand von Otabek

„Sie mag Fremde sonst nicht“, erklärte Yuri. Auch wenn seine Potya unglaublich verkuschelt sein konnte, war das doch etwas, dass meist nur er selbst genießen konnte. Sie jetzt auf dem Schoß von Otabek zu sehen, war... ungewöhnlich. Aber nicht völlig schrecklich, immerhin waren sie Freunde und weil sie das waren, erlaubte Yuri es, dass seine Katze mit diesem kuschelte und dies vorzuziehen schien, als sofort auf seinem Schoß zu klettern.

„Sie ist ein sanftes Wesen“, erwiderte Otabek. Schließlich wanderte der Blick des größeren Eiskunstläufer auf den Schreibtisch, neben dem sie saßen. „Du hast scheinbar Blumen bekommen.“

 

Nun fiel auch Yuri's Blick auf eben erwähnten Blumenstrauß, der nur aus kleinen blauen Blumenköpfen und viel Grünzeug bestand.

„Normalerweise kommt so etwas nicht in mein Zimmer“, er rümpfte die Nase und begann an dem Grünzeug zu zupfen. „Was soll das überhaupt sein?“

„Ich glaube das sind Vergissmeinnicht“, bot sein einziger Freund an.

Yuri verdrehte die Augen: „Was? Bist du jetzt auch noch Florist?“

„Das ist einfaches Grundwissen.“

„Willst du mir gerade sagen, dass mein Grundwissen beschissen ist!?“, Yuri war es selbst von sich gewohnt, von 0 auf 100 schießen zu können und seine böse-funkelnden Augen verursachten bei vielen Personen Angstschweiß, aber Otabek...

„So habe ich es nicht gesagt, aber man sollte Vergissmeinnicht als Blumen kennen“, zuckte er mit den Schultern.

Yuri blies seine Wangen auf, kurz vor der Explosion – und dann merkte er das kleine Lächeln auf den Zügen seines einzigen Freundes und statt einen Wutausbruch zu haben, entkam ihm die gesammelte Luft nur als eine Mischung aus Schnaufen und Zischen und einem folgenden Grummeln. „Die Blumen sind nicht schön...“ Es sah aus wie Kraut für ihn, was sollte er denn damit?

„Es hat eine ähnliche Farbe wie deine Augen. Vielleicht hast du sie deshalb geschickt bekommen. Ist zumindest etwas anderes als... Rosen oder?“

Yuri schob die gläserne Vase samt Unkraut etwas weiter weg, während er die Schultern etwas desinteressiert hob. „Zumindest keine Katzenohren.“ Denn die bekam er in Massen zugeschickt.

„Was für Blumen magst du denn?“, harkte Otabek scheinbar ernsthaft interessiert nach.

„Ich habe keine Blumen, die ich besonders mag“, er mochte lieber Hoodies mit Katzenohren oder ähnliches süßes Zeug – aber eben auch nur, wenn er es selbst kaufte und nicht von einem Haufen verrückter Fans geschenkt bekam.

Otabek hob mit unglaublicher Sanftheit Potya von sich herunter und setzte sie auf dem Boden ab, natürlich führte dies zu beschwerenden Maunzen, bevor sie sich auf einem kuscheligen Teppich zusammen rollte.

„Na gut, lass uns gehen.“

„Wohin?“, stirnrunzelnd bedachte er Otabek mit einem fragenden Blick.

„Einfach raus und etwas herumfahren.“

Der Älterer erhob sich aus dem Stuhl und streckte sich einmal durch, bevor er auch ihm – unnötigerweise – die Hand zum Helfen hinstreckte. Yuri unterließ einen bissigen Kommentar, verdrehte nur die Augen und ergriff daraufhin die Hand seines Freundes, um sich auf die Beine ziehen zu lassen. Es war ja nicht so als hätte er etwas geplant, also könnte er genauso gut mit Otabek den Tag über herumfahren.

„Warum bist du überhaupt hier?“

„Wegen dir.“

„Ich meine nicht hier, hier. Ich meine in Russland.“

„Wegen dir“, wiederholte Otabek seine vorherigen Worte. „Wir sind Freunde Yuri, mir liegt unsere Freundschaft am Herzen. Außerdem kann ich das restliche Jahr über noch genug trainieren.“

Freundschaft.

„Mir ist unsere Freundschaft auch wichtig, Otabek“, erwiderte Yuri, mit viel ernsterer Stimme, als bei dem Thema notwendig wäre.

Orchidee - Eleganz und Schönheit

Yuri hatte nie irgendein Fable für Motorräder besessen, aber er musste doch gestehen, dass er es mittlerweile ziemlich mochte, wenn er bei Otabek mitfahren durfte. Es war keine krasse Raserei bei dem sein Herz schneller schlug, als es sollte und es war kein rasanter Fahrstil, bei dem man Angst vor einem Unfall haben müsste. Es war einfach entspannend, hinter Otabek zu sitzen, die Arme ein wenig um diesen gelegt oder sich am Sitz festhaltend. Er mochte es, den Wind zu fühlen, in dem Teil seines Haares, welches trotz des Helmes offen um sein Gesicht hing. Yuri mochte es auch einfach nach oben zu sehen, wie schnell sich alles dennoch bewegte. Der Frühling kam so langsam immer mehr an.

Die Straßen waren in der Nähe von Lilia's Haus kaum befahren, aber sie lebte in Yuri's Augen auch, am Arsch der Welt, was ihm ausreichend Ruhe dazu gab, zu trainieren. Nur der Weg zur Eislaufhalle war dadurch nervig lang – zu Fuß nur schwer erreichbar, aber nicht selten war es eine Trainingseinheit gewesen, dorthin zu joggen. Auch wenn er viel über Lilia geflucht hatte – so musste Yuri natürlich auch gestehen, dass sich alles gelohnt hatte.

Er wusste nicht wie lange sie durch die Gegend fuhren, eine Zeitlang lehnte er sich zurück und sah zum Himmel hinauf, ein anderes Mal lehnte er sich etwas an Otabek's Rücken und betrachtete wie schnell sie an allem vorbei fuhren. Schließlich hielt Otabek an, vor einem kleinen Café das Yuri trotz der Zeit die er in der Umgebung verbracht hatte, noch nie gesehen hatte. Dabei war er auch dafür bekannt, mit seinem eigenen Kopf einfach mal auszureißen und sei es nur, um etwas für Potya zu kaufen oder irgendwelche Katzen-Mützen oder dergleichen.

 

„Wie wäre es mit Kuchen?“

„Lilia tötet mich, wenn ich ungesundes Zeug esse“, auch wenn die nächsten Wettbewerbe in weiter Zukunft lagen.

Otabek schmunzelte leicht: „Dann sollten wir es ihr besser nicht sagen, komm schon.“

„Hmpf...“, Yuri runzelte zwar die Stirn, stieg dann aber als erstes ab und wartete bis sein Freund das Motorrad sicher abgestellt hatte, bevor sie gemeinsam in das kleine Café gingen, indem ein altes Pärchen noch saß und leise tuschelten, sowie eine Gruppe Teenager, die wohl nichts spannenderes hatten als eben dieses Café in der Gegend.

Yuri war schon allein deshalb froh, dass ihn hier Niemand erkannte oder wenn doch, dieser Jemand nicht herum kreischte und sich auf ihn warf. Schließlich saßen sie an einem Tisch am Fenster und sobald Yuri die Karte in der Hand hielt, war er im Paradies. Statt sich die Auswahl an Kuchen anzusehen, war er schnell zu den Seiten mit Eisbechern gelandet und die für Kinder waren... unglaublich süß! Nicht nur von der rein geschmacklichen Seite aus, sondern auch gestalterisch.

Mit großen Augen starrte er den Eisbecher an, der in einer Katzenkopf-Form aufgebaut war. Langsam sah er hoch zu Otabek der konzentriert die Karte inspizierte und drückte eben jene Karte ruckartig runter, um die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Er drückte seine Karte mit der aufgeschlagenen Katzen-Eisbecher-Seite fast komplett auf das Gesicht seines Freundes.

„Das will ich!“, sagte er auffordernd und ließ mit viel Aufregung zu, wie Otabek die Karte soweit zurück drückte um näher sehen zu können, was Yuri meinte.

Stirnrunzelnd betrachtete der Dunkelhaarige ihn. „Eis? Ich meine... Du willst einen Eisbecher? Wird Lilia da nicht neben deinen Tod noch Folterinstrumente dazu rechnen?“

„Wir sagen es ihr doch sowieso nicht“, Yuri zog einen Schmollmund, weil Otabek's Begeisterung sich seiner eigenen nicht anschloss.

Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Wie du willst, dann eben den Eisbecher für dich.“

„YES!“, brüllte Yuri ohne Nachsicht mit den anderen Gästen, bevor er sich grinsend wieder bequemer auf seinen Stuhl nieder ließ. „Was?!“, ein wenig grimmig sah er Otabek an, der ein wenig lächelnd den Kopf schüttelte.

„Ach... nichts“, winkte er lediglich ab und schob die Vase die dekorativ auf dem Tisch stand, mehr zu Yuri. „Wie findest du Orchideen?“

Verwirrt vom Themawechsel betrachtete er die pinke Blume. „Schön... denke ich? Ist halt eine Blume.“

 

„Ich finde sie passen zu dir“, behauptete sein Freund. „Orchideen stehen für Eleganz und Schönheit. Das erinnert mich an unsere erste Begegnung, damals im Camp von Yakov.“

Yuri nickte langsam, er erinnerte sich an ihr erstes Treffen in Zweisamkeit, als Otabek ihn vor verrückten Fans gerettet und sie schließlich in einem Café gelandet waren. Damals schon hatte er ihm davon erzählt, dass sie sich bereits von früher kannten – mehr oder weniger – und damals schon war Yuri fast etwas überfordert davon gewesen, dass Otabek seine Eleganz schon im Kindesalter unglaublich fand.

„Nun... dann passen wie wohl wirklich zu mir“, er zuckte mit den Schultern und fuhr mit den Fingern über die Blütenblätter, bevor sich seine Konzentration auf die Kellnerin legte, die zu ihnen an den Tisch kam.

„Hallo, habt ihr euch schon für etwas entschieden?“, sie schenkte vor allem Otabek ihr warmes Lächeln und selbst wenn Yuri froh darüber war, einfach mal nicht im Mittelpunkt, jeglicher Aufmerksamkeit zu liegen, verdrehte er die Augen.

Er kannte solche Dinge bereits, als Jüngster in jeder Gruppe Eisläufer war es eben völlig normal, dass er meistens in Vergessenheit geriet oder eben nicht die Aufmerksamkeit von Leuten bekam, die keine Fans von ihm waren oder ihm sagten, wie süß er doch war.

Außerdem war ihm natürlich bewusst, dass man Otabek durchaus als attraktiven, jungen Mann einordnen konnte.

Das Otabek ihre Bestellung aufgegeben hatte, merkte er erst dann, als die Kellnerin wieder auf direkten Wege nach hinten verschwand um alles weiter zu geben. Yuri schob die Vase samt Orchideen wieder etwas weg, damit er Otabek problemlos ansehen konnte.

„Passiert so etwas öfter?“, fragte er dann nach.

 

„Was meinst du?“

„Die Kellnerin!“

Otabek sah in die Richtung, wohin sie verschwunden war. „Nun, wenn ich in einem Café oder dergleichen sitze, kommt früher oder später immer eine Kellnerin. So funktioniert dieses Prinzip, Yuri.“

Er verdrehte die Augen: „Ich meinte das die mit dir flirtet!“

„Das hat sie nicht.“

„Hat sie wohl“, antwortete er aus Prinzip.

„Yuri. Das hat sie nicht.“

Ernst sah er seinen Freund an, bevor er etwas schnaubte. „Ich wünschte, ich wäre etwas älter.“

„Damit sie mit dir flirtet?“

„Ja- Nein!“, Yuri schlug leicht auf den Tisch, bevor er beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte, ohne sich schlecht zu fühlen, für die Verwirrung, die er bei Otabek verursachte.

„Und... warum dann?“, harkte dieser dennoch weiter nach.

„Dann würde ich mir weniger wie ein Kind vorkommen, in solchen Situationen.“ Die er davon kannte, wenn er doch mal mit Georgi oder den anderen unterwegs war.

„Dafür bist du der jüngste Eisläufer, der die Meisterschaft gewonnen hat, Yuri“, warf Otabek ein. „Das ist doch auch was?“

„Ja, für den Moment wenn ich auf den Eis bin, aber außerhalb einer Eishalle nicht wirklich.“ Er würde ja älter werden, bald hätte er seinen 16.Geburtstag, und danach wäre es nicht mehr soweit bis er zumindest 18 Jahre alt und damit volljährig wäre.

„Komm schon, so schlimm ist es nicht, jung zu sein... oder jünger als andere Eisläufer oder Leute hier im Raum. So viel bewirkt es auch nicht.“

„Wäre ich älter, hättest du mich damals mit in den Club genommen“, brummte Yuri stur.

Otabek verdrehte die Augen. „Na ja, du bist ja dann trotzdem reingekommen.“

„Ja, aber ohne dir.“ Yuri war sicherlich nicht mehr böse deshalb, aber es war einer der Gründe dafür, dass er sein Alter zumindest im Moment so sehr hasste. Er konnte nicht hingehen wann er wollte, wohin er wollte, auch nicht mit Otabek – oder vor allem nicht mit Otabek.

„Das nächste Mal nehme ich dich mit.“

„Ja!?“, erwartungsvoll sah er seinen Freund an, kurz davor zu fragen, wann dieses nächstes Mal wäre.

„Wenn du volljährig bist“, schmunzelte der Ältere schließlich.

 

Verdammter Mistkerl!“

rote Nelken - entflammte Liebe

Auch wenn Yuri noch eine Zeitlang schmollte und Otabek sich scheinbar prächtig darüber amüsierte, war jeder Zorn vergessen, sobald das Katzen-Eis vor ihm stand. Mit voller Begeisterung starrte er es an, bevor er ruckartig sein Handy in der weißen Tiger-Hülle hervor zog und sein Instagram-Profil öffnete.

„Yuri ich glaube-“, fing Otabek an, aber ohne darauf Acht zu geben schoss Yuri ein motiviertes Foto, mit ein paar Effekten und postete es für die Öffentlichkeit. #cutecatsundae. „-du solltest das nicht posten.“

Er sah seine Begleitung an, vor dessen Nase ein langweiliges Stück Apfel-Kuchen stand. „Was!? Wieso?“

„Hat dich Yakov damals nicht so gefunden, als du abgehauen bist wegen Victor?“

„Na und?“

„Und glaubst du nicht, Lilia könnte das sehen?“

„....Oh.“

Yuri sah auf sein Handy runter, hoch zu Otabek, wieder zum Handy und betrachtete die Anzahl an Aufrufen, die sich das Bild angesehen hatten und bemerkte die ersten Kommentare darunter.

„Ich glaube jetzt ist es zu spät.“

 

Und urplötzlich fing Otabek einfach an zu lachen. Nicht laut und herzlich wie manche Personen – wie Victor beispielsweise – es war ein leises, raues Lachen, mehr ein prusten, aber es war ein seltener Anblick, bei seinem Gegenüber. Yuri konnte also nicht böse an, er schnaubte trotzdem, bevor er sein Handy wegsteckte und sich vornahm, dass Ganze später durchzukauen – auch wenn er eine Extra-Trainingseinheit aufgebrummt bekommen würde. Dieses Eis war es einfach wert!

„Wir sollten den Tag genießen, wenn du schon hiernach sterben wirst“, Otabek stach das erste Stück von seinem Kuchen auf, nicht mehr lachend, aber immer noch eindeutig belustigt.

„Hast du noch irgendwelche Pläne?“, harkte Yuri nach, während er mit kindlicher Begeisterung die Waffel raus zog, die eines der Ohren von der Katze darstellen sollten, um diese erst einmal zu essen.

„Nicht direkt, aber wir finden schon irgendwas.“

Yuri wusste nicht, ob er Otabek glauben sollte, keine direkten Pläne zu haben, aber da er das Eis vor sich hatte, war es ihm beinahe schon egal, weil er dieses essen wollte. Er ließ sich etwas mehr Zeit als gewollt, machte sich aber nichts aus dem geschmolzenen Rest. Argwöhnisch beobachtete er am Ende, wie Otabek alles bezahlte, wenn er nicht sein Zeug in Lilia's Haus gelassen hätte, würde er dagegen rebellieren, aber so konnte er nichts anderes tun, als zu akzeptieren das Otabek ihn im Grunde einlud.

„Ich gebe dir das Geld später zurück.“

„Das ist unnötig, Yuri“, winkte der Ältere ab, während er aufstand und seine Lederjacke anzog.

„Aber-“, fing er direkt wieder an zu protestieren.

„Ernsthaft, Yuri“, Otabek setzte ihm den roten Helm auf den Kopf, zwinkerte ihm zu und ging voraus aus dem Café heraus.

 

Natürlich folgte er ihm, mit angezogener Jacke und zurecht geschobenem Helm.

 

„Wo geht es jetzt hin?“

Otabek setzte sich selbst den Helm auf und hob die Schultern an. „Mal sehen wo es einfach hingeht.“

Yuri war damals recht spontan nach Japan aufgebrochen, wegen Victor und dem anderen Yuuri, aber so gelassen wie Otabek sah er das alles dann doch nicht. Wenn er wegging, dann meist mit irgendeinem Plan oder einer Art von Idee, wohin oder was er tun wollte. Aber er folgte seinem einzigen Freund, schob sich hinter Otabek wieder auf das Motorrad, bevor sie das Café wieder hinter sich ließen.

Das nächste Mal als sie anhielten – es war sicherlich eine Stunde vergangen, wenn nicht sogar mehr Zeit – waren sie am Rande eines... Waldes. Es war nicht so ungewöhnlich, Lilia lebte am Arsch der Welt und dort gab es meist nichts aus Bäumen... und das kleine Café. Von hier aus konnte er das Anwesen seiner zweiten Trainerin nicht erkennen, worüber er doch ziemlich dankbar war.

„Was wollen wir hier?“

„Uns die Beine vertreten?“, schlug Otabek vor.

„Hier? Im Wald?“ Nicht das er etwas gegen Wälder hatte, aber sein Orientierungssinn war wahrlich nicht der Beste.

„Nicht weit rein, aber ich sehe dort eine Lichtung, lass und einfach dorthin.“

 

Yuri seufzte etwas, aber was tat man nicht für den besten – und einzigen – Freund? Und weiter auf dem Motorrad zu sitzen war auch nicht wesentlich spannender als ein Spaziergang im Wald, wo sie sich vielleicht verliefen und wie in einem dieser Trash-Horrorfilme enden könnten.

Zumindest war er nicht allein und es war auch nicht dunkel, dass waren wohl Vorteile. Während sie also in den Wald hinein gingen, zog Yuri sein Handy raus, um Instagram wieder aufzurufen. Neben zahlreichen Kommentaren, die so waren wie immer – wiiiiiie süüüüüß! Du bist der Beste, Yuri! Wie lieben dich! Und dergleichen, gab es auch Kommentare anderer Art. Womit er nicht die von Yakov meinte, bei denen er nicht wusste ob Yakov selbst sie geschrieben hatte oder nicht doch Lilia, die er aber auch einfach freundlich übersah, weil er sich damit später auseinander setzen würde. Die Kommentare die er meinte, bezogen sich auf etwas, dass Yuri unbeabsichtigt mit fotografiert hatte.

 

Sind das Otabek's Hände?!

Das ist doch Otabek's Lederjacke da auf dem Tisch, oder!?

Otabek + Yuri 4ever ♥♥♥!!!

 

„Was zur Hölle...“, murmelte Yuri in sich hinein.

„Was ist denn?“

Er sah zu Otabek, der bislang entspannt den Kopf in den Nacken gelegt hatte, um nach oben zu sehen, vielleicht die Baumwipfel zu beobachten oder den Himmel?

„Die flippen total aus“, verdrehte er die Augen, bevor er Otabek sein Handy reichte, damit der sich die selben Kommentare durchlesen konnte, die auch er gelesen hatte. Er war diesen verrückten Mist ja gewohnt, auch wenn dieser bisher nie in diese Richtung bei ihm gegangen war.

„Oh wow“, gluckste Otabek. „Das ist... eine Art, an die ich nicht gedacht habe, als du das Foto gepostet hast.“

„Ich auch nicht“, brummte Yuri. „Die sind doch alle verrückt.“

„Vielleicht ein wenig“, Otabek legte den Arm leichtfertig um seine Schultern und reichte ihm das Handy zurück. „Aber sie meinen es sicher nicht böse. Lass sie einfach fantasieren.“

„Heeeey!“, er schubste Otabek weg, als der seine große Hand in sein blondes Haar vergrub und dieses durcheinander wuschelte und dabei so lachte, als wäre es der größte Spaß. „Du hast sie doch nicht mehr alle!“, er schüttelte den Kopf und sah nochmal auf sein Handy, bevor er es zurück in seine Hosentasche steckte.

„Sei nicht so grummelig“, Otabek stieß ihn freundschaftlich mit der Schulter an.

Die Augen verdrehend sah er den Größeren an und schüttelte leicht den Kopf. „Du bist ein Idiot.“ Zumindest manchmal.

 

„Sag mal Yuri... Was hältst du von Nelken?“

„Was hast du heute denn mit Blumen?“

„Ich möchte herausfinden welche du mögen könntest.“

Er beobachtete wie Otabek sich runter beugte und irgendwas pflückte. „Okay, wo hast du die her? Ich bin mir sicher das rote Nelken nicht einfach im Wald wachsen!“

Andererseits war Yuri auch kein Gärtner und hatte absolut keine Ahnung davon.

„Vielleicht hat sie Jemand hier angepflanzt“, schlug Otabek lapidar vor und gab ihm eine der gepflückten Blumen.

So kitschig der Moment auch sein mochte – Yuri nahm sie entgegen und betrachtete die tiefroten Blütenblätter. „Ja... sie ist schön.“ Aber ob er sie mehr mochte als andere Blumen?

„Na, dann kommen wir dem Ganzen ja doch näher“, ungewohnt locker, zwinkerte Otabek ihm zu und Yuri sah ihm nur nach. Manchmal überraschte ihn der andere Eiskunstläufer mit der Vielfalt seines Charakters.

Er hatte wohl ziemliches Glück damit gehabt, dass sie Freunde geworden waren, normalerweise er er schlecht darin Freundschaften zu schließen oder Menschen an sich heran zu lassen, er war ja schon etwa stolz auf sich, dass er diese Freundschaft zuließ. Und das es Otabek genauso wichtig zu sein schien.

 

Yuri betrachtete Obatek, der scheinbar an der Lichtung angekommen war, die Sonne strahlte wie in einer Schnulze auf ihn herab und schien nur die augenscheinlich guten Dinge an ihm offensichtlich erscheinen. Das dunkle Haar mit dem Sidecut, die große und starke, wenn auch nicht durchweg muskulöse Statur, aber die aufrechte Haltung und das ungewohnte, kleine Lächeln, dass Yuri einfach gerne sah.

Und dann spürte Yuri wie schnell sein Herz klopfte, schüttelte den Kopf und verfluchte sich selbst. Sowie jeglichen kitschigen und schnulzigen Film, den er scheinbar zu viel gesehen hatte...

Freesien - Vertrauen

Sobald Yuri an die Seite von Obatek trat, wurde er von einem bunten Blumenmeer überrascht. Beeindruckt betrachtete er die weite Lichtung, die Sonne strahlte ordentlich herab und die ganzen Blumen wirkten dadurch noch lebendiger.

„Wow“, machte er imponiert.

„Ist echt schön hier, oder?“, Otabek machte die ersten vorsichtigen Schritte auf die weite Wiese hinaus, fast so als würde er keine Blume zertreten wollen, was aber unmöglich war, wenn man etwas mehr in die Mitte gehen wollte.

Yuri folgte seinem Freund den Weg mehr in die Wiese, betrachtete gefühlt jede Blume und jedes Tierchen darauf – Bienen, Marienkäfer und sonstige Insekten deren Namen er nicht kannte. Es war immer wieder beeindruckend ein unberührtes Stück Natur sehen zu können. Sobald er bei Otabek ankam, setzte er sich an dessen Seite mitten in die Wiese, zerdrückte ungewollt ein paar Blumen, um Platz zu finden, war aber auch weiterhin umgeben von weiteren hunderten. Alle scheinen dieselbe zu sein, nur mit verschiedenen Farben und Größen. Von gelb, über rot bishin zu veilchenblau und weiteren Farben, schien es einfach alles zu geben.

„Das sind Freesien.“

„Woher weißt du immer was das für Blumen sind?“

„Ich habe mich mal dafür interessiert.“

„Was? Wolltest du mal Florist werden?“

„Man muss nicht Florist werden wollen, um sich über Blumen informieren zu wollen“, Otabek verdrehte die Augen, aber nicht beleidigt, sondern vielmehr belustigt, während er einige der Blumen samt Stängel pflückte und irgendwelche komplizierten Handbewegungen machte, um alles mit einander zu verknoten.

Yuri beobachtete das Tun mit schief gelegten Kopf.

 

„Bist du wirklich nur hier, um mich zu besuchen, Otabek?“, fragte er irgendwann nach. „Ich habe nichts dagegen, ich mag es wenn du bei mir bist“, ja das mochte er wirklich. „Aber ich dachte, du würdest die erste Zeit bei dir zu Hause verbringen.“

„War ich doch, oder bedeutet für dich die erste Zeit, bis zum nächsten Wettbewerb?“

„Ich habe keinen direkten Zeitstrang, was für mich, was bedeutet“, meinte Yuri. „Ich dachte nur... ich weiß nicht, du würdest wieder mehr trainieren, um noch besser zu werden als so schon!“ Er fand Otabek großartig, aber Yuri wusste auch das seine Gefühle angefangen von Vertrauen und über vieles mehr hinweg, zu stark waren, um eine Meinung dazu abgeben zu können, die nicht beeinflusst war.

„Ich habe Tagein-Tagaus trainiert und entschieden, dass es mir gut tun würde, etwas frei zu nehmen“, antwortete der Ältere schließlich. „Ich habe zu Hause nicht viele Freunde und was den Sport angeht oder der Entspannung die ich damit verbinde... nun, ich habe dich damit verbunden. Du weißt wie das alles ist, angefangen mit dem Training und dem Bedürfnis manchmal einfach nichts zu tun. Andere sehen das eben... anders. Sie verstehen nicht, dass die Zeit bis zum nächsten Turnier, Wettbewerb oder etwas anderem, nicht so lange hin ist, wie man glaubt.“

„Ja das Zeitverständnis ist kompliziert“, Yuri runzelte die Stirn, die Zeit verging manchmal wie im Flug, vor allem wenn man sich verbessern wollte.

 

„Ich möchte versuchen, nächstes Mal auf's Treppchen zu kommen... sollte ich wieder soweit kommen“, redete Otabek weiter. „Dann könnten wir nebeneinander stehen, Yuri. Ich bin überzeugt davon, dass du deinen Titel halten kannst.“

„Du wirst es dieses Mal auf's Treppchen schaffen! Du hättest es auch letztes Mal verdient. Mehr als dieser JJ“, er starrte böse vor sich hin, während er an den arroganten Typen dachte, der seinen ersten lauf so sehr verhauen hatte, dass es schon einer Frechheit glich, ihn dennoch auf den dritten Platz stehen zu lassen.

Aber auch hier beeinflusste seine persönliche Meinung zu sehr die Einschätzungen von JJ's Können. Oder dem vom anderen Yuuri. Er hätte einfach gerne seinen Freund neben sich gewusst.

 

„Nächstes Mal“, unterbrach Otabek seine bösen Gedanken. „Ich gebe mir zumindest so viel Mühe, wie möglich. Damit ich es verdient habe, an deiner Seite stehen zu können, Yuri.“

Und dann fühlte er wie irgendwas auf seinem Kopf abgesetzt wurde. Stirnrunzelnd sah er Otabek an und schielte nach oben, streckte die Hand aus und tastete auf seinem Kopf herum. Er fühlte Blumenköpfe und die Stängel davon.

„Woher kannst du so ein Zeug?“, selbstgemachte Blumenkränze waren doch etwas besonderes. Yuri ließ es auf seinem Kopf verharren, wenn er Talent darin hätte, würde er so etwas auch für Otabek basteln, aber bei ihm würde wohl eher alles kaputt gehen, weil er ungeduldig war, wenn es nicht ums Eislaufen ging...

„Ich habe das als Kind gerne gemacht“, erklärte Otabek, als wäre das etwas völlig normales.

Yuri hatte als kleines Kind mit seinem Großvater eislaufen gelernt und etwas kochen, nicht so etwas wie Blumenkränze machen. Aber Jeder wuchs eben anders auf.

 

„Ich dachte ehrlich gesagt, dass wir uns nach der Meisterschaft erst wieder sehen, wenn es ein Turnier gibt, bei dem wir beide antreten“, entkam es Yuri, ohne das er weiter darüber nachdachte. „Ich bin es gewohnt, die anderen Eisläufer über das Jahr hinweg nur zu solchen Ereignissen zu sehen. Ich dachte nicht, dass... unsere Freundschaft das verändern würde. Ich dachte, dass unsere Freundschaft vielleicht vergehen könnte.“

Er kannte sich mit Freundschaften nicht aus und immerhin waren sie keine direkten Nachbarn.

„Darüber solltest du dir keine Sorgen machen, Yuri“, Otabek's Stimme wurde ernster. „Du bist mein Freund. Ich lasse dich nicht links liegen, nur weil wir uns nicht täglich sehen. Wir schreiben so oft es geht und wenn ich Zeit habe komme ich gerne hierher und du kannst auch immer zu mir kommen, wenn du das mal willst. Auf jeden Fall... werden wir uns häufiger sehen, als nur auf dem Eis, versprochen!“

„Warum ist dir das so wichtig? Das mit... uns?“, und wieso fühlte es sich so an, als würden sie darüber reden, eine Fernbeziehung zu führen und nicht über ihre Freundschaft?

„Ich habe dir doch damals schon gesagt, dass sich schon damals dein Freund sein wollte. Ich bin froh, es jetzt geschafft zu haben“, erwiderte Otabek. „Und du bist mir wichtig, deshalb werde ich alles tun, damit sich unsere Freundschaft nicht im Sande verlaufen lässt!“

 

Und Yuri lief sicherlich rot an, als er die warme Hand auf seiner eigenen fühlte, immer noch dabei Otabek anzustarren, der diesen tiefen Blick gleichfalls erwiderte.

 

Verdammt.

 

Dieses Blumenmeer, schien diese gesamte Situation in völligen Kitsch zu verändern!

Apfelblüten - Glücksbringer

Yuri wusste nicht, wie sie es aus dieser kitschigen Situation heraus geschafft hatten, ohne Filmreif einen Kuss im Blumenmeer auszutauschen, aber irgendwie trug er noch einen zweiten Blumenkranz auf dem Kopf und sie hatten die weite Wiese voller Freesien verlassen. Otabek war schweigsamer, was normal nicht ungewöhnlich war, aber an diesem Tag wo er so viel geredet und gelacht hatte... war es doch ungewohnt. Vermutlich dachte er einfach nur nach. Über ihre Freundschaft und alles, worüber sie gesprochen hatten. Auf der Wiese oder ganz allgemein den Tag über.

Es war ein seltener Tag, den er nicht alleine oder mit Leuten verbrachte, die er nicht unbedingt als Freunde bezeichnen würde. Er war wirklich froh darüber, das Otabek plötzlich aufgetaucht war, damit sie etwas gemeinsame Zeit haben würden.

„Wie lange bleibst du noch zu Besuch?“, fragte Yuri irgendwann nach, er konnte die Straße erkennen, wo hoffentlich das Motorrad noch stand.

„Weiß ich noch nicht. Die restliche Woche bestimmt noch und danach sehe ich weiter“, antwortete ihm sein Freund, wirkte ein bisschen weniger nachdenklich, als er zu ihm sah. „Ich habe nicht direkt irgendwelche Termine zu denen ich müsste und ich glaube, wenn ich trainieren wollte, könnte ich das auch hier irgendwo tun. Vielleicht auch mit dir.“

„Von mir aus, auf jeden Fall gerne!“, sicherlich konnte er genauso viel von Otabek lernen, wie dieser von ihm.

Momentan ging es ohnehin nur darum, die Techniken und Sprünge nicht zu verlernen und kleine Choreographien zu laufen, außerdem gab es viel Training außerhalb vom Arzt – Lilia war Ballet sehr wichtig und mittlerweile war Yuri darin auch wirklich wieder sehr fit. Von seiner Gelenkigkeit mal ganz zu schweigen.

 

„Sieh mal, hier gibt es sogar Apfelbäume.“

Yuri sah zu den angemerkten Bäumen und schnaubte leicht. „Irgendwie habe ich das Gefühl, wir sind hier im riesigen Garten von Jemandem gelandet und nicht in einem offenen Wald. Ich meine... diese riesige Wiese voller Freesien, rote Nelken irgendwo am Weg und jetzt auch noch... Apfelbäume?“

„Vielleicht haben wir einfach nur Glück?“, Otabek streckte sich etwas und zupfte etwas ab, bevor er ihm eine kleine, weiße Blüte hinhielt. „Sie ist noch nicht ganz aufgegangen, aber ich habe mal gehört, dass Apfelblüten als Glücksbringer gelten.“

„Ich brauche keinen Glücksbringer.“

„Dann nimm es nicht wörtlich, sieh es einfach als Zeichen unserer Freundschaft“, trotzdem etwas widerwillig nahm Yuri die Blüte an sich und sah den Älteren an.

„Dann brauchst du aber auch eine“, sagte er schließlich ernst, er musste sich etwas mehr strecken, kam dann aber doch an eine ebenso kleine, weiße Blüte ran und streckte sie Otabek entgegen. „Aber was machen wir damit?“

„Ich würde sagen... wir pressen sie. Dann können wir sie bei uns behalten.“

Yuri wollte nicht wissen, woher sein Freund diesen Gedanken hatte, aber wenn sie die Blüte so behalten konnten, würde er dabei mitmachen.

„Ich habe so etwas mal in der Grundschule gemacht und sonst nie wieder“, wozu brauchte man das auch? Nun, scheinbar um ein Zeichen der Freundschaft am Leben zu halten.

 

„Lass uns erst einmal zu Lilia fahren, die Sonne geht schon langsam unter und ich will keinen Ärger bekommen, weil ich dich nicht pünktlich nach Hause gebracht habe.“

„Sehr lustig. Ich habe keine Ausgangssperre.“

Otabek hob eine Augenbraue. „Wahrscheinlich weißt du einfach nichts davon, weil sie die bisher nicht verhängen mussten oder gehst du normalerweise abends raus?“

„Na ja... Nein“, antwortete Yuri mit zugekniffenen Augen. „Aber- Hey! Lach nicht!“, er boxte den Älteren gegen den Rücken.

Otabek konnte froh darüber sein, dass sie Freunde waren, wäre das Yuuri hier, würde er ihn mit einem geschickten Tritt von den Beinen reißen!

Brummend und mit der Apfelblüte in der Hand, folgte er Otabek die letzten Meter zum Motorrad, das glücklicherweise noch dort stand, samt den Helmen. Sobald sie beide drauf saßen – er musste die Blumenkränze absetzen, wegen dem Helm – fuhr Otabek los, um sie beide zurück an Lilia's Haus zu bringen.

„Denkst du, wir schaffen es lebend hoch in dein Zimmer?“

Sie saßen noch auf dem Motorrad und sahen zum Haus, dass beunruhigend ruhig aussah. Aber das konnte auch bedeuten, dass sein Trainer und seine Trainerin auf der Lauer lagen und darauf warteten, dass er zurück kam, um ihn für das Eis zu schelten, dass er gegessen hatte und nicht in seinen Ernährungsplan passte.

 

„Ich glaube eher nicht“, erwiderte Yuri ernst, während er vom Motorrad stieg.

„Na dann... wir des ja interessant“.

„Du musst nicht hier bleiben, Otabek. Ich kriege das schon hin.“

„Quatsch, vielleicht flippen sie weniger aus, wenn ich dabei bin?“

Yuri sah skeptisch aus und seine Skepsis wurde bestätigt, als er den Schlüssel in die Tür steckte, die dann urplötzlich kräftig aufgezogen wurde. Das strenge Gesicht von Lilia tauchte auf. Dagegen wirkte sogar Yakov wie der kuscheligste Typ der Welt.

 

Am Ende klingelten nicht nur Yuri's Ohren auch Stunden später noch nach, als er endlich hoch in sein momentanes Zimmer durfte – auch Otabek wirkte so, als hätte er Ohrenschmerzen. Na ja, der war es vermutlich auch gar nicht gewohnt, solch laute Stimmen zu hören. Vor allem weil Yakov und Lilia auch mit einander gestritten hatten, statt nur sie anzuschreien, für den Eisbecher...

 

„Hast du Aspirin hier oben?“, war die erste Frage, die Otabek stellte, als er sich hinsetzte und zu Potya sah, die langsam aufstand und sich durchstreckte, bevor sie ebenso langsam die ersten Schritte auf Yuri zuging und sich von diesem streicheln ließ, bevor sie zu Otabek lief und maunzend und schnurrend an dessen Beine rieb.

„Nein. Lilia ist gegen solches Zeug“, vor allem wenn es sich nur um Kopfschmerzen handelte und nichts, was beim Training wirklich schädlich oder störend war.

„Na gut, dann müssen wir wohl so damit klar kommen“, Otabek hob Potya auf seinen Schoß, etwas schmunzelnd sah er dann zu Yuri rüber. „Das sie so laut werden können, hatte ich nicht erwartet. Obwohl Yakov damals schon immer sehr streng gewesen war. Kein Vergleich zu heute, ich muss gestehen... das ich dich nicht darum beneide, Yuri.“

 

„Ich mich auch nicht.“

rote Chrysantheme - Liebesgeständnis

„Yuri! Hier unten ist etwas für dich!“

 

Sie hatten sich eben erst von den lauten Stimmen erholt und lagen nebeneinander im Bett von Yuri, dass glücklicherweise groß genug für sie war, als die Stimme von Yakov durch das Haus zu hören war.

 

Seufzend erhob er sich vom Bett, kletterte über Otabek's Körper der immer noch entspannt da lag und die Augen geschlossen hielt, während seine Hand Potya streichelte, die sich auf dessen Bauch zusammen gerollt hatte. Irgendwie könnte er sich an diesen Anblick gewöhnen...

 

„Yuri!“

 

„Ich komme ja schon!“, schrie er zurück, während er die Tür aufzog und die Treppe vom Haus in Angriff nahm, um wirklich nach unten zu kommen. Mit offensichtlicher Irritation sah er Yakov an, der... rote Blumen im Arm hielt. „Was ist das?“

 

„Das ist für dich!“, Yakov gab ihm den überwältigenden Strauß.

 

„Chrysanthemen!“, merkte Lilia an. „Sehr schöne Blumen, mit einer großen Bedeutung. Von wem sind sie?“

 

„Bestimmt von einem verrückten Fan“, verdrehte Yuri die Augen, heute stand wohl alles im Namen der Blumen. Normalerweise wurden ihm solche Pflanzen nicht derart unter die Nase gerieben.

Lilia war der einzige Grund, warum sie nicht im Müll, sondern einer weiteren Vase landeten und er sie nach oben brachte und ausbalancieren musste.

 

„Was hast du denn da?“

 

„Blumen. Schon wieder. Sie verfolgen mich heute wohl“, seufzte Yuri, er schloss die Tür hinter sich mit einem Tritt dagegen und stellte die Vase auf dem Tisch ab, ehe er die Blumenköpfe nach etwas absuchte, wie einer Karte. Man würde ihm doch nicht so etwas schicken und nicht offenbaren, oder? Aber die Suche war vergeblich. „Keine Karte“, sagte er, während er sich zu Otabek drehte, der mittlerweile im Bett saß und nicht mehr lag und...

 

…ein Kärtchen zwischen den Fingern hielt.

 

„Oh wow, wo hast du das denn jetzt her?“ War es ihm herunter gefallen und er hatte es nicht gemerkt? Hatte sich Otabek kurz aus dem Bett gestreckt und es aufgehoben? Er griff nach dem Kärtchen, aber sein Freund zog es leichtfertig zurück. „Was? Gib es mir schon Otabek.“ Als er erneut danach griff, packte ihn Otabek stattdessen am Handgelenk und als er ihn auf das Bett zog, entkam Yuri ein saftiger und lauter Fluch, bevor er auf dem Rücken aufkam und Otabek beinahe über sich sah, immer noch mit dieser Blumen-Karte in der Hand. „Was? Steht eine Beleidigung drauf oder was soll das werden?“

 

„Was drinnen steht, wird dich überraschen.“

 

„So sehr, wie deine Handlung?“

 

„Mehr“, Otabek reichte ihm langsam das Kärtchen und setzte sich mehr auf, so das er nicht mehr beinahe komplett über ihn lag.

 

Irritiert sah Yuri seinen Freund an, bevor er die Karte ergriff und sie einmal entfaltete um drauf zu sehen. Ich liebe dich. Otabek.

Er starrte die Worte an, ohne richtig zu verstehen was das bedeutete und wie er reagieren sollte und überhaupt... was war nochmal los? Dann entflammte ein freien Gefühl in ihm, als würden Schmetterlinge in ihm ausbrechen und er hob den Blick, um Otabek anzusehen, der das erste Mal wirklich nervös wirkte, seitdem sie sich kannten.

Yuri starrte wieder einen Moment auf das Kärtchen, bevor er sie langsam neben sich legte und sich stattdessen aufsetzte.

 

„Otabek...“, fing er langsam an. „Ist das... ich meine... Du meinst das...“

„Ernst. Ja“, unterbrach Otabek ihn. „Ich habe die ganze Zeit in der ich in Kasachstan war, an dich gedacht und habe überlebt was das bedeutet und bin auf diesen Entschluss gekommen. Ich wusste nicht wie ich es dir... vermitteln soll, also wollte ich den Tag mit dir verbringen und...“

„Mir Blumen schenken?“

„Sozusagen.“

 

Yuri starrte Otabek weiterhin an, welcher seinem Blick nicht auswich, obwohl er immer noch unruhig wirkte. Und weil er kein Sadist war, schob er sich auf die Knie und legte seine Hände auf die Schultern seines Freundes, der ihn weiterhin anstarrte.

„Ich bin kein Fan von Blumen“, sagte er, bevor er sich langsam vorbeugte und probeweise seine Lippen auf die von Otabek drückte. In seinem bisherigen Leben hatte es nie eine Romanze gegeben und es fühlte sich befremdlich an, aber es kribbelte leicht und wurde von Sekunde zu Sekunde... normaler und schöner.

Es war kein Kuss wie in Filmen, nichts explodierte im Hintergrund und es brach kein Feuerwerk aus, aber sie hatten genug Film-Szenen den Tag über gehabt. Langsam löste er sich von Otabek, der die Augen geschlossen hatte und langsam anfing zu lächeln.

 

„Okay...“, er öffnete die Augen wieder. „Ich werde dir keine Blumen mehr schenken, versprochen.“

Anschließend war es Otabek der ihn küsste und aus irgendeinem Grund, den sich Yuri nicht erklären konnte, fühlte es sich urplötzlich einfach unglaublich an, Otabek's Lippen zu fühlen, dass warme kribbeln auf Lippen und im Bauch.

 

Sie verbrachten den restlichen Abend damit, sich immer wieder leicht zu küssen, nebeneinander im Bett zu liegen und Yuri hörte sich an, dass all die Blumen am heutigen Tage wirklich nicht so zufällig dagewesen waren, sondern wie ein Plan aufgestellt war. Vielleicht wäre er früher dahinter gekommen, wenn er sich besser mit Blumen ausgekannt hätte...



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  CharleyQueens
2020-07-05T06:35:45+00:00 05.07.2020 08:35
Huhu ^^
 
hier ist endlich, wie versprochen, mein Kommentar zu deiner Geschichte. Otabek//Yuri ist eines meiner liebsten YOI-Pairings und als ich dann beim Öffnen der Datei das Cover sah, habe ich mich sehr gefreut.
 
Ich hatte es ja schon im Zirkel gesagt, aber mit der Blumensprache hast du definitiv einen meiner Lieblingstropes getroffen. War das Zufall, dass du dich dafür entschieden hattest oder Absicht? Ich hab mich jedenfalls sehr darüber gefreut und habe mich dann immer gefragt, welche Blume im nächsten Kapitel wie auftauchen wird und welche Bedeutung sie hat.
 
Yuri hast du wunderbar getroffen. Seine Kommentare über den anderen Yuuri und auch JJ sind herrlich und ich war auch sehr begeistert, dass du den Welcome To The Madness Manga eingebaut hast. Er ist mit seinen 15 Jahren dann doch noch ein halbes Kind, auch wenn er das wahrscheinlich anders sieht xD. Aber die Szene, wie er total begeistert von dem Katzeneisbecher ist und dann später gleich ein Foto auf Instagram postet, ohne an die Konsequenzen zu denken, waren herrlich und so typisch Yuri.
 
Otabek mochte ich auch sehr. Dass er unangekündigt nach Russland fliegt, nur um Zeit mit Yuri verbringen zu wollen und weil er ihm seine Gefühle gestehen wollte, war wirklich süß. Ich hatte ziemlich schnell den Verdacht, dass die Blumen, die er Yuri zeigt, nicht nur zufällig waren und war sehr zufrieden, als sich mein Verdacht dann bestätigt hat. Der Kuss am Ende war so süß.
 
Noch einmal vielen Dank für deine Geschichte. Dafür, dass es deine erste Geschichte in diesem Fandom ist, hast du die Charaktere wirklich gut getroffen. Ich habe mich sehr gefreut.
 
Einen schönen Sonntag dir noch! ♥♥♥
 
Liebe Grüße, Queens


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