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My divided soul

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich begrüsse euch zum ersten Kapitel dieser Geschichte. :)
Mal schauen was ihr an der Idee findet :)

Wie ich hochladen werde, werde ich mir noch überlegen, habe aber ein gutes Polster, sind doch 17 Kapitel schon geschrieben :D

Viel Spass wünsch ich euch!
LG sternii Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :)

Das nächste Kapitel steht an - bitte gewöhnt euch nicht an das Tempo. Diese Woche werden wahrscheinlich die ersten 5 hochgeladen, danach geht es entweder 2x pro Woche oder 1x pro Woche weiter, je nachdem ich wie ich mit dem Schreiben voran komme - aber keine Sorge, die ersten 18 sind niedergeschrieben... ich habe also genug Spielraum :D

Viel Spass

Lg sternii Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben

Entschuldigt... es werden doch keine 5 Kapitel diese Woche... >.<
Ich habe sie alle vorbereitet... aber momentan überarbeite ich sie noch ein wenig, weshalb hier nochmal das Kapitel 3 ist :3

Ich würde mich über Kommis freuen ^^

Liebe Grüsse
miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora ihr Lieben :)
Da ich es ja letzte Woche nicht geschafft habe mit den versprochenen 5 Kapitel, lade ich heute sogleich das 4te hoch und hoffe, dass es euch gefällt!
Liebe grüsse miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben! >.<

Entschuldigt die lange Wartezeit... ich hatte so einiges zu tun, obwohl wir doch eine momentane spezielle Situation in allen Ländern haben... deshalb erst nun das Kapitel 6, was ich noch leicht überarbeiten musste, damit es mir schlussendlich gefiel.
Es ist eher ein kurzes Kapitel.
Wünsch euch dennoch Spass dabei und beim nächsten geht es dann weiter mit der Welt von Ruffy & Co. :D

Ganz liebe Grüsse miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Und Willkommen zu einem neuen Kapitel!
Die Welt von Ruffy... hat so einige Gefahren aufzuweisen ob es Aiko schafft irgendwann ihre Angst los zulassen?
Wir hoffen es doch...
Ich freue mich auf Feedback und wünsche euch ganz viel Spass beim Lesen!
Habt nen schönen Tag! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!

Und hier das neue Kapitel! Es wird Zeit, dass Aiko sich beweisen kann... aber was ist mit Zorro?
Warum schickt Ruffy sie nicht mit Lysop mit?

Fragen die ich mit diesem Kapitel beantworten werde!

Ich wünsch euch ganz viel Spass damit :D

lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!

Und hier ist das neue Kapitel ^^
Ich nehme mir wahrscheinlich vor 2-3 in der Woche hochzuladen.
Sicherlich werden Dienstag und Samstag/Sonntags Updates gemacht und wenn es gut läuft, zwischen diesen Tagen noch eines :3

Das nächste Kapitel wird aus der Sicht von Kuro sein*^*
Und da dies ein eher kurzes Kapitel ist, kommt Kuro wahrscheinlich schon am Donnerstag zum Zug (*~*)/

Liebe Grüsse
miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora ihr Lieben :3

Entschuldigt, es wurde doch nicht gestern... aber wie versprochen kommt diese Woche eines mehr. Das Nächste folgt dann am Sonntag :)
Hier haben wir mal ein Kapital aus der Sicht von Kuro... ich denke es ist wichtig zu wissen, wie er sich in einigen Situationen fühlt >.<
Es ist eher kurz... aber es wird sich auch mit der Zeit mehr von ihm zeigen.

Ich wünsch euch ganz viel Spass beim Lesen!

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^

Und hier ist schon das nächste Kapitel...
Ich hoffe es gefällt euch!

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :)

Ob ich es diese Woche schaffe 3x hochzuladen, bin ich mir leider nicht sicher >~< Momentan ist soooviel los bei der Arbeit, dass ich froh bin wenn ich ein wenig zur Ruhe kommen kann xD
Ich habe ja schon einige Kapitels vorbereitet, aber den Vorsprung will ich doch einhalten können, damit ich nicht irgendwann zu einer wirklichen Pause gezwungen werde '^^

Naja aber lassen wir das mal!
Ich hoffe euch sagt das Kapitel zu...
Mir tat Kuro ja schon ein wenig leid...
Und Zorro... ach
Na ich bin gespannt, was ihr dazu sagt und wünsch euch ganz viel Spass beim Lesen!

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Süssen ^^

Es ist Samstag und Zeit für ein neues Kapitel :)
Leider kommt oftmals alles nicht so wie man es erhofft...
Ich bin gespannt was ihr sagt... und bald ist es soweit, dann erfahren wir Kuros Grund ;)

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^

Es ist soweit!
Der Grund warum Kuro nicht zu Aiko kam, deckt sich endlich auf... doch wann wird er es ihr erzählen?
Und weshalb tut Aiko das?
Kuro selbst kann nicht mehr verstehen, was er nun fühlen soll und was nicht...

Ich hoffe ihr habt Spass beim Lesen und freu mich schon auf eure Kommis!

Alles liebe
miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :3

Es ist Samstag und wieder Zeit für ein neues Kapitel. :D
Aiko hat es momentan nicht leicht... aber zum Glück hat sie so Freunde wie Ruri die sie blind verstehen können.
Wann sie wohl auf Kuro zugehen wird?
Ob sie es tun wird...
Na das erfahren wir auch bald, aber nun sollte sie sich erst mal um den Käptn einer gewissen Bande kümmern und was ist mit Zorro?
Ob er weiterhin blind bleibt?..
Ich bin sehr gespannt auf eure Kommis!

Liebe Grüsse miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben und schönen Abend euch Allen :3

Hier ist das nächste Kapitel und man glaubt es kaum... es ist geschafft, zumindest ein Punkt von den Dingen, die anstanden und dieser Ruffy, der Schlingel also echt... >~<
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel!

Als Info noch für euch:
Ich habe eine Weiterbildung begonnen, es könnte eventuell sein, dass mal ein Kapitel später kommt :)

So aber nun viel Spass beim Lesen!

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :)
Es ist Sonntag und Zeit für ein Upload!
Obwohl ich die Ausbildung begonnen habe, schaffe ich es dennoch an der FF zu arbeiten - ich hoffe sehr, dass dies so bleibt! :)

Bald geht es für sie wieder ab nach Hause, wird sie Kyo darauf ansprechen können?
Oder was wird als nächstes passieren?
Die zweite Welt ist schon in greifbarer Nähe!

Ich hoffe ihr habt Spass an diesem Kapitel und wünsch euch allen noch einen schönen Sonntag!

LG miladyitra Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :3

Und es ist Dienstag! Zeit für einen neuen Abschnitt.. wir kehren zurück in ihre Welt und ich bin sehr gespannt wir ihr den baldigen Übertritt in die zweite Welt finden werdet!

Freue mich von euch zu lesen und wünsch euch allen noch nen schönen Abend :D

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :D

Es ist Sonntag und Zeit für ein weiteres Kapitel! Nun ist abermals Kuro an der Reihe, was er wohl zu Aiko's SMS sagen oder tun wird?
Was würdet ihr tun?
Ich bin gespannt ob ihr die Gefühle von ihm verstehen könnt.
Hoffe ihr habt alle ein entspanntes Pfingsten und könnt schönes Wetter geniessen!

LG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!

Es ist Dienstag und Zeit für das nächste Kapitel!
Ich möchte dem lieben Vigeta_Lord_d_T und der lieben Boahencock- für die ganzen Kommis danken!
Echt ich finde es immer toll von euch zu lesen :D
So macht das Ganze noch mehr Spass!

Ich hoffe sehr dieses heutige Kapitel gibt ein wenig Abwechslung und wünsch euch ganz viel Spass dabei!

lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :D

Da ich heute noch Besuch bekomme und auch morgen eher unterwegs bin und noch lernen muss.... >.< lade ich euch heute schon das nächste Kapitel hoch!
Ich hoffe ihr hattet alle eine gute Woche und hattet nicht soviel Stress... ich sags euch bei mir ist das momentan nur ein hin und her, da bin ich ganz froh, wenn es endlich Wochenende ist, aber wer mich kennt... naja auch die Wochenende sind bei mir meist voll xD
Aber driften wir nicht ab!

Wir kommen endlich in die neue Welt und ich hoffe doch sehr euren Geschmack zu treffen!
Bin sehr gespannt auf Eure Meinungen!

Habt noch ein schönes Wochenende!

lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Und es ist soweit... und obwohl ich schon Besuch habe, will ich es noch schnell hochladen! Weshalb?!
Ich bin sehr gespannt was ihr sagen werdet >w<
Vielleicht... bekommt ihr diese Woche... durch einen lieben Leser noch die Chance auf drei Kapitel... seid gespannt und nun viel Spass bei diesem Kapitel! :D

lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Wie es ist Donnerstag und es kommt ein neues Kapitel... wasn das? :D
Ja damit die Wartezeit zu einem gewissen Herren nicht mehr so weit ist... kommt hier das nächste Kapitel! :D
Ich bin sehr gespannt wie ihr es findet!

GLG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Sonntag und Zeit für ein neues Kapitel. Es ist ein wenig kurz, aber ich hoffe dennoch es sagt euch zu :D
Bald ist es soweit und wir werden einen gewissen Lord zu sehen bekommen.
Ich wünsch euch allen noch ein schönes Wochenende!

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Ein wenig spät heute, aber hier ist das Kapitel!
Und da kommt er endlich... unser Eisklotz persönlich, wie er leibt und lebt... ich hoffe sehr es sagt euch zu xD
Bin gespannt wie ihr es findet!
Glg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Samstag und geniesst nun den sonnen reichen Sonntag. :D
Wir waren gestern wandern... sehr lange... am Rheinfall und meine Waden schmerzen jetzt sehr XD Hatte die falsche Schuhe an... naja XD
Egal!
So dieses Kapitel hat mich fast den letzten Nerv gekostet und das nur wegen unserem Eislord... der und seine Laune >.<
Ich hoffe ihr habt Spass beim Lesen und wünsche euch einen ganz schönen restlichen Tag!

lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Dienstag und hier kommt das nächste Kapitel!
Aiko ist wieder zu Hause... aber was ist nur los?
Irgendetwas stimmt doch nicht?
Und was ist mit Kuro?
Ich bin sehr gespannt was ihr sagt und freue mich von euch zu hören!

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :3
Es ist Sonntag und Zeit für ein neues Kapitel!
Heute wird es leider ein wenig dramatisch und traurig... aber ich hoffe ihr verzeiht mir!
Ich wünsch euch ganz viel Spass beim Lesen!
Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist noch Dienstag... spät... aber es ist noch Dienstag, deshalb Update Zeit :D
Nach dem traurigen Kapitel von Kuro... folgt nun das Kapitel von Aiko, doch kommt es hier zu Klärung?
Wie würdet ihr euch fühlen?
Würdet ihr euch genauso hintergangen fühlen?
Ich bin gespannt was ihr meint!
Ganz viel Spass beim Lesen und wir lesen uns bald wieder :D

Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben und whakapãha >.<
Ich hätte fast das Kapitel vergessen hochzuladen, dafür ist es doch fertig >.<
Naja wenn das Backen und der Besuch zu sehr abklenkt!

Ich hoffe sehr, dass es euch gefällt und ihr Ruffy ein wenig versteht!
Viel Spass beim Lesen meine Lieben :D

lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Entschuldigt, aber meine Beta Leserin war verhindert und da ich erst ein Kapitel hochlade, wenn ich ihren Segen bekomme, kommt das Kapitel erst heute on :)
Momentan ist bei uns beiden sehr viel los!
Ich hoffe jedoch ihr habt sehr viel Spass beim Lesen und freue mich auf eure Reaktionen!
GLG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Da ich morgen von Köln wieder zurück in die Schweiz fahre, lade ich das Kapitel nun zu der späten Stunde hoch :)
Es hat mich ein wenig Nerven gekostet, wurde aber extra lange, da es sein könnte, dass der nächste Upload wieder erst am Mittwoch stattfindet!>.<
Ich hoffe sehr euch sagt das jetzige zu und freue mich schon auf eure Kommis!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Mittwoch, ich weiss, aber wahrscheinlich werden meine Uploads jetzt auf diesen Tag fallen. Der Sonntag bleibt natürlich weiterhin bestehen, aber da meine Beta Leserin auch Zeit benötigt und ich euch nicht mit Schreibfehlern vollklatschen will, folgt das Update später :D
Ich hoffe sehr... hihi... euch sagt dieses Kapi zu... den es hat mir sehr viel Freude gemacht :D
Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Ein wenig spät, aber hier kommt das heutige Kapitel! :)
Wir gehen nun in die Welt von Naruto und keine Sorge, wer Naruto nicht kennt... ich werde alles so erklären, dass ihr die Geschichte dahinter versteht :)
Ich bin sehr gespannt was ihr zu der Verwandschaft sagt!
Viel Spass
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Mittwoch und Zeit für ein neues Kapitel!
Wir gehen mal auf den Grund des Verlustes von Aiko ein und ich hoffe sehr, dass euch dieses Kapitel zusagt!
Am Sonntag... werden wir dann einen gewissen Lord wieder zu Gesicht bekommen... bin sehr gespannt und kann es kaum erwarten, es euch hochladen zu können *warte ungeduldig auf meine Beta Leserin* :D
Nun aber ganz viel Spass und lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Und wieder ein neues Kapitel!
Wie versprochen, kommt mal wieder der Lord zur Erscheinung und ich bin sehr gespannt wie ihr das Kapitel finden werdet :D
Ich wünsch euch noch nen ganz schönen Sonntag!
Liebe Grüsse
miladytrira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben und whakapāha (Entschuldigung!) >.<
Ich bin momentan nicht zu Hause und habe nur begrenzten Zugang zum Netz, weshalb das nächste Kapitel erst heute kommt!
Da euch der Lord ja im letzten Kapitel schon so schön zugesagt hat (ich werde noch auf eure Kommis antworten :3), folgt hier gleich das Nächste mit ihm!
Ich hoffe sehr ihr werdet es ihm verzeihen... oder auch nicht und bin gespannt was ihr allgemein dazu sagt!
Lasst mir eure Gefühle da!
Ich wünsch euch nen ganz schönen restlichen Donnerstag und Ladys / Boys morgen ist FREITAG!
Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben und ich hoffe ihr seid alle gut in den Sonntag gestartet! :D
Es ist Zeit für ein herzergreifendes Kapitel... oder doch eher herzzerreissendes? Ach das entscheidet ihr!
Unser Kuro wird sich nun mal ganz offenkundig von seiner gefühlvollen Seite zeigen... ach ich bin sooo gespannt was ihr sagen werdet!
Und nun ziehe ich mich zurück und wünsch euch ganz viel Spass bei diesem Kapitel!
GLG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben :D
Ich weiss, ich weiss, momentan sind die Kapitels eher Inuyasha lastig, aber ich werde bald wieder die anderen Welten einbeziehen. Es ist jedoch wichtig die ganze Sache zwischen Aiko und Sesshomaru aufzubauen!
Deshalb verrate ich nicht zuviel und wünsche euch ganz viel Spass bei diesem Kapitel.
Glg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Sonntag Abend und es kommt ein neues Kapitel on!
Ich war heute den ganzen Tag unterwegs, entschuldigt! Aber das nächste Kapitel steht dafür schon.
Mal schauen was ihr dazu sagt, denn Sesshomaru ist schliesslich nicht dumm... aber weshalb reagiert er am nächsten Tag so merkwürdig?
Was geht in seinem Kopf vor?
Wer weiss, wer weiss und ich bin auf eure Ideen gespannt!
Viel Spass!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Was mit Ruffy ist, seht ihr heute in diesem Kapitel... aber was ist mit Aiko und was geschieht hier mit ihrer Seele...
Ich freue mich auf eure Kommentare und bis bald!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Sonntag und Zeit für ein neues Kapitel ^^
Nun hoffe ich euch gefällt diese Achterbahn der Gefühle und ich wünsch euch ganz viel Spass beim Lesen!
Freue mich immer über eure Kommis und bin sehr gespannt was ihr sagt!
GLG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Endlich aus der Schule zurück und nun lade ich euch noch kurz das neue Kapitel hoch, bevor es in das wohlverdiente Bett geht!
Gefühlschaos... eine Frage nach der Anderen und noch vieles mehr...
Ich hoffe sehr, dass euch die Geschichte weiterhin in den Bann zieht und freue mich auf eure Rückmeldungen!
Wünsch euch ein ganz schönen Abend!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Sonntag und ein wenig spät ich weiss, aber mein Brudi hatte heute noch Geburtstag und wir waren lecker essen.
Nun bin ich voll und habe noch die Korrekturen vorgenommen, damit ich euch dieses schöne verwirrende Kapitel hochladen kann! :D
Ich freu mich schon auf eure Kommis und wünsch euch nen ganz schönen Abend!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Nun geht es weiter und ich bin gespannt was ihr sagen werdet '^^
Die Idee war aus einer gewissen Diskussion entstanden und ich bin sehr happy darüber! Heisst auch für euch, ich bin offen für Ideen von eurer Seite und Vigeta_Lord_d_T hat mir ja schon einmal eine zugesteckt :D
Mal sehen wann ich die einbauen kann und wie ;)
Freue mich sehr über euer Feedback!
Alles liebe miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Sonntag und Zeit für ein neues Kapitel!
Zu diesem Kapitel gibt es einige Offenbarungen und Erklärungen die doch langsam nötig sind, denn wir steuern in eine Vergangenheit, die doch soviel komplexer ist, als es unsere liebe Aiko vermutet hat!
Ich hoffe sehr euch gefällt dieses Kapitel und freue mich wieder fleissig von euch lesen zu können!
Ganz liebe Grüsse miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Mittwoch und Zeit für ein neues Kapitel!
Leider muss ich euch enttäuschen und es kommt noch nicht auf eine Zusammenführung mit Kyo und Aiko... da wir doch noch einige Welten haben, die auf Vereinigung warten!
Nun ist es soweit und Konoha wird nochmals Thema... arme Aiko...
Das nächste Kapitel kommt spät am Sonntag, da ich bis am Abend in Berlin sein werde! Verzeiht!
Ich wünsche euch ganz viel Spass und hoffe dass dieses zwischen Kapitel euch dennoch freudig stimmt!
Liebe grüsse miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Ich bin zurück aus Berlin und hier kommt das nächste Kapitel!
Es klärt sich so einiges, stellt aber auch neue Fragen, doch ich hoffe ihr seid nicht allzu verwirrt! Es wird mit Zeit zu Zeit alles aufgeklärt!
Habt Spass und bis bald lg eure miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Ein wenig spät heute, da ich immer Mittwochs noch in der Schule sitze, aber hier ist das neue Kapitel!
Ich hoffe sehr... wirklich seeeeehrrr das es euch gefällt!
Bin gespannt was ihr dazu sagen werdet!
Glg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben! ^^
Es ist Sonntag Abend und Zeit für ein neues Kapitel!
Nun wieder aus der Sicht von Kuro, ist doch einiges geschehen... und seine Gedanken und sein Tun sind doch auch sehr wichtig für diese Story!
Ich hoffe euch gefällt dieser ein wenig kürzerer Einblick in seine Gedanken!
Liebe Grüsse miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Mittwoch Abend und endlich Zeit für die Fortsetzung bei Sesshomaru und Aiko :D
Uhhh ich freu mich auf eure Kommentare zu meinem offenbarten Wesen heheh
Viel Spass!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Sonntag ^^ und zeit für ein neues Kapitel! Weiter geht es mit Sesshomaru und Aiko und ich bin gespannt... entschuldige mich jedoch jetzt schon für den nächsten Cut! Soooorrryyy... aber es muss sein XD
Ich wünsche euch ganz viel Spass beim Lesen!
lg miladytira! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es geht voran und die Erinnerungen werden expliziter eingesetzt - wir müssen doch mal in eine gewisse Richtung kommen.
Ich bin gespannt was ihr dazu sagt und was ihr meint zu dem ganzen Vorgehen :D
GLG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Dienstag und Zeit für ein neues Kapitel...
So viel Schmerz und Trauer...
Die Vergangenheit von Aiko ist nicht einfach, aber sie erklärt so viel.
Ich wünsche euch ganz viel Spass dabei!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist wieder soweit und ich freue mich wahnsinnig jetzt schon auf eure Reaktionen!
Das Kapitel hat mich doch einige Nerven gekostet, aber ich hoffe doch sehr der zweite Teil ihrer Seelenvereinigung kommt gut an!
Ganz viel Spass und lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Mittwoch und Zeit für ein neues Kapitel!
Ihr müsst euch leider gedulden... Kyo und Aiko bekommen beim nächsten Kapitel wieder mehr Fokus, nun ist Kuro dran... und er tut mir leid... es schmerzt und ich hoffe seine Gefühle kommen gut rüber!
Freue mich auf eure Reaktion!
lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Ich hoffe ihr hattet einen guten Start in die neue Woche!
Dieses Kapitel wird schmerzhaft, traurig und vielleicht auch verwirrend...?
Ich will nicht zu viel verraten, weshalb ich euch ganz viel Spass wünsche!
Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es ist Sonntag und Zeit für das nächste Kapitel!
Da zuerst die Sicht von Kuro kommt müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, aber es ist wichtig, dass seine Gefühle dargestellt werden!
Ich bin sehr gespannt was ihr sagt!
Liebe Grüsse
miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Weil Boahencock- es nicht mehr aushält~, wird das Kapitel schon heute hochgeladen und ich will gar nicht zu viel sagen, nur dass ich sehr stolz auf diesen Abschnitt bin, finde ich es mir doch sehr gelungen... aber jetzt gehe ich in Deckung und wünsche euch gaaaaaanzzz viel Spass!!
Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Sonntag und Zeit für das neue Kapitel! Ich hoffe ihr habt die eine Stunde länger richtig ausgekostet heute!
Ich wünsch euch ganz viel Spass bei diesem Kapitel und freue mich ganz fest auf eure Meinungen!
Lg miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist Mittwoch Abend und hier ist das neue Kapitel :D
Wir lassen die Zeit ein wenig verstreichen und führen Sesshomaru und Aiko ein wenig näher... oder doch richtig Nahe...
GLG miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben *wink wink* (^~^)
murua toku >.< *verneig , ganz tief*
Ich lade euch mit einem Tag Verspätung das neue Kapitel hoch. Ich kam gestern einfach nicht dazu meine Korrektur noch zu machen, weshalb ich es erst heute hochladen kann >.<
Es passiert sehr viel... in diesem Kapitel... und ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse für diesen Cliff... er ist harmlos finde ich *pfeif*
Und ich muss euch warnen... bald geht es zu Ende mit dieser Story!

Liebe Grüsse eure
miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Kurz als Erläuterung...
Die kursiven Texte sind Rückblicke in die Vergangenheit!
Es tut mir leid, aber momentan ist bei mir einfach zu viel los, dass ich die Update Tage einhalten kann... dennoch sitze ich fleissig daran, euch euren Lesestoff nicht zulange vorenthalten zu müssen :)
Ich hoffe ihr habt Spass an diesem Kapitel und lernt Kyo noch von einer anderen Seite kennen.
Lg eure miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!
Es tut mir leid, dass ich erst heute ein neues Kapitel hochlade, aber momentan ist soooviel bei mir los, dass ich ab und an zum zeichnen komme und dann zum Schreiben... es fällt mir auch nicht leicht, dass diese Fanfiction schon bald ihr Ende findet. Es dauert nicht mehr lange und wir kommen beim letzten Kapitel an.
Ich hoffe dieses Kapitel wird noch vieles aufklären und ich hoffe ihr versteht ihre Gefühle, wie auch die der Anderen.
Viel Spass beim Lesen!
lg eure miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben!!
So traurig es auch ist... wir sind am Ende angekommen!!
Keine Sorge es wird noch ein Epilog folgen, welcher auch schon bereit ist gepostet zu werden... den ich will jemandem noch einen Auftritt geben, der mir doch sehr am Herzen liegt und nicht einfach so stehen gelassen werden soll! >~<
Und... die nächste Idee für eine Inuyasha Story und zwar nur Inuyasha liegt schon in meinem Kopf bereit!
Wir sehen uns nochmals im Epilog und nun viel Spass beim Lesen!
GLG eure miladytira Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kia Ora meine Lieben ^^
Es ist soweit...
Diese Geschichte geht zu Ende mit einem Abschluss, welcher ich hoffe sehr passend ist, denn ich wollte ihn nicht einfach so stehen lassen, meinen geliebten Kuro.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Lesern!!
Ein ganz herzlicher Dank geht an die beiden Lieben, die immer fleissig kommentiert haben auf Mexx!

UNNNNDDDDD da man nicht aufhören sollte, wenn es am Schönsten ist.... hier ein Verweis zu meiner neuen FF die ab dem 6. Dezember dann mit dem ersten Kapitel starten wird und schon einen kleinen aber feinen Prolog zum Vorgeschmack hat Usotsuki ! Eine Kitsune, die in der Obhut eines bestimmtes Mannes ist.
Würde mich freuen einige von euch dort anzutreffen!
Und nun viel Spass beim Epilog!

GLG miladytira Komplett anzeigen

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Prolog

Rauschen.

Ich hörte ein leichtes Rauschen in meinen Ohren. Murrend versuchte ich das Geräusch loszuwerden und spürte wie etwas Sandiges unter mir lag. Blinzelnd die Augen geöffnet, sah ich eine Weite von unebenem Boden vor mir, welches definitiv nicht meinem Bett entsprach.

Irritierend richtete ich meinen Kopf nach oben. Ich lag auf dem Bauch im Sand.

«Wo bin ich?», fragte ich mich selbst und zog mich auf meine Beine hoch. Fing an mich abzuklopfen, doch die Bewegung hielt inne. Wie aber... ich... Mein Kopf versuchte den roten Rock zwischen meinen Fingern zu realisieren, als mir erneut das Rauschen in die Ohren trat.

Die Augen geschlossen, schluckte ich kurz. Das Gestrüpp vor meinen Augen und die Kleidung die ich trug, hatten mich schon sichtlich verwirrt, aber der Gedanke, dass sich hinter mir das Meer befinden könnte, liess mich innerlich panisch werden.

Ich wandte mich um.

Es war das Meer.

Mein Herz schlug in die Höhe. Wie konnte das sein. Was tat ich hier.

Gestern war ich doch noch mit meiner Mutter in meinem zu Hause gewesen und definitiv in ein weiches Bett gefallen.

Wie ist das M...

«Kleine geht es dir gut?»

Erschrocken sah ich auf die rechte Seite, von wo ich die Stimme vernommen hatte. Ein Mann mit einem Strohut kam auf mich zu. Seine roten Strähnen hingen ihm ins Gesicht, als er lächelnd vor mir zum Stehen kam. Unweigerlich machte sich ein Gefühl von Vertrauen in mir breit, als ich die drei Narben über seinem linken Auge erkannte. Von irgendwoher schien ich ihn zu kennen. «Wie heisst du Kleine?».

Dicht vor mir stehend, bemerkte ich wie gross er war. War ich geschrumpft?

Meine Hände ansehend, schien es als wäre ich in einen Kinderkörper gesteckt worden.

Erneut ertönte die gleiche Frage, als er sich zu mir runter beugte. Ihn verdutzt ansehend, wollte ich ihm gerade antworten, als mir ein Ruf dazwischen kam.

Verwirrt versuchte ich es abermals, wieder ein Ruf.

«Aiko wach auf».

Wer war das wer mich rief?

Der Mann streckte mir freundlich die Hand entgegen. «Aiko also».

Wie konnte das sein? Ich hatte ihm doch nicht geantwortet oder etwa doch?

Meine Sicht schien beeinträchtigt zu werden, den die Umrisse der Silhouette vor mir wurden verzerrt und unklar.
 

«Aiko jetzt wach auf!»

Veränderung

Kapitel 1

 

Meine Lider glitten, durch das Rütteln an meinen Körper nach oben, doch das grelle Licht zwang mich sie erneut zu schliessen.

«Du kommst zu spät zur ersten Stunde».

Erschrocken fuhr ich nach oben und hörte den leisen Schreck, welcher über die Lippen meiner Mutter glitt. Ihre Iren erfasst, kletterte ich ungeschickt über meine Bettdecke hinaus, als leise Fluche meine Lippen verliessen.

Meine Sachen gepackt machte ich mich sofort ins Badezimmer auf. Die erste Stunde nach den Sommerferien durfte ich nicht verpassen. In den letzten Wochen hatten wir eine E-Mail mit der Information eines neuen Dozenten erhalten und einen guten ersten Eindruck wollte ich schon hergeben können.

Mein Frühstück geschnappt, machte ich mich auf den schnellsten Weg in die Schule auf. Ich erreichte nur knapp nach den ersten Schulglocken mein Klassenzimmer und hatte mehr Glück als Verstand gehabt, als ich keuchend an meinem Platz angekommen war.

«Da bist du ja». Aufsehend erkannte ich die blaugrünen Iren meiner besten Freundin, die ihr dunkelblondes Haar seitlich zusammengebunden hatte. «Gomen», gab ich leise von mir und sah sie entschuldigend an, als wir dann durch das Eintreten unseres Dozenten beide verstummten.

Mein Blick schweifte kurz über den Körper des Mannes welches sich bei uns als ’'Sato Kyo’’ vorstellte. Ein wenig jung nicht?

Als er sein Lächeln aufsetzte, blinzelte ich einige Male. Es schien so als hätte ich soeben den Mann in meinen Träumen vor meinem inneren Auge aufflackern gesehen.

Die Augenbraue zusammengezogen fiel mir erst jetzt auf, dass ich mir keine weiteren Gedanken über meinen merkwürdigen Traum gemacht hatte. Der Stress hierhin hatte es mich vergessen lassen.

Ich dachte wirklich ich wäre dort schlich es sich durch meinen Kopf. Und wer war dieser Mann, warum hat er meinen Namen gewusst, ich brachte doch kein Wort über die Lippen…

Mein Kopf brummte und ich tat diesen Traum nicht als Normalen ab. Dafür war er zu real gewesen und mein Gefühl sagte mir, dass ich diesen Mann kennen müsste.

Seufzend meine schulterlangen Haare auf die Seite gestrichen, hörte ich unserem neuen Dozenten zu, welcher gerade angefangen hatte, etwas zu verteilen.

Verwirrt sah ich auf das Stück Papier, welches mehrere Titel der Literatur aufzeigte. Hatte ich gerade etwas nicht mitbekommen?

«Wir befassen uns mit der Kognitionspsychologie. Ich habe Ihnen eine Liste mit bekannten Literaturbüchern erfasst. Ihre Aufgabe besteht darin sich selbst zu reflektieren. Wie wirkt sich die kognitive Psychologie sich bei Ihnen selbst aus. Welche Verhaltensmuster weisen Sie auf, wie speichern Sie selbst die wichtigen Informationen und was für Erlebnisse von früher lassen Sie einfliessen, die Ihnen behilflich sind? Ich erwarte eine Einwandfreie Analyse am Ende der Abgabefrist». Scharf zog ich die Luft ein. Eine Arbeit. 

Stöhnend sah ich auf das Papier vor mir. Ich kannte genau einen Titel, welcher auf diesem Dokument stand und dass war die Faust, nicht gerade die leichteste Literatur, welche verfasst worden war.

 

Die Tasche fand ihren Platz auf dem Schreibpult, als der Unterricht zu Ende war. Ich faltete soeben die Liste zusammen, als ich mich fragend nach vorne wandte. «Du kommst doch später mit in die Stadt oder Ruri?». Das Klatschen liess mich zusammenzucken. Sie hatte die Hände fest zusammengepresst, als sie ihre Augen schloss und ihre Stirn gegen die Finger drückte. «Gomen Aiko aber ich kann heute nicht. Hiro hat mir gesagt ich solle mir heute freihalten». Stimmt ja. Meine beste Freundin war in einer Beziehung.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf. «Kein Problem. Vergiss nicht das Buch zu kaufen», waren meine Worte daraufhin und sah meine gute Freundin auch schon davonrennen. Sie schien wohl schon zu spät dran zu sein.

Die Tasche über meine Schulter geworfen lief ich zur Schiebetüre nach vorne, als ich spürte wie mir ein Blick folgte. Mich umgewandt sah ich in die Iren des mir älteren Mannes. «Sato-sensei kann ich Ihnen noch bei Etwas behilflich sein? Sie sehen so aus, als hätten Sie noch eine Frage…». «Yamato-san, korrekt?» fragte er nach und hielt seine Hand als Begrüssung hin, was mich verwundert die Braue nach oben ziehen liess. Wir waren hier in Japan. Die Hand gab man sich nicht.

Aus Freundlichkeit zur Geste streckte ich ihm dennoch meine Hand als Gruss hin. Als sich unsere Finger berührten durchzog mich ein leichter Stromschlag, als würde etwas durch mich hindurchgezogen werden. Erschrocken zog ich meine Hand zurück.

«Ist alles in Ordnung?» «Wer sind Sie?» fragte ich zischend und er sah mich verwirrt an. «Wie meinen Sie?».

Habe ich mir das eingebildet?

 

*

 

Das laute Getümmel um mich herum ignorierend, stieg ich aus der viel zu vollen Bahn aus und machte mich auf dem schnellsten Weg zur Bücherei auf. Die Stadt war durch die Stosszeiten überrennt von den Menschen und ich atmete erleichtert aus, als der Ort, welchen ich aufgesucht hatte, eine einladende Ruhe ausstrahlte.

Die Buchrücken durchlesend ging ich meine Liste durch. Die Faust von Goethe wollte ich nicht unbedingt nehmen, da dies eine deutsche Literatur war, die in jede Sprache übersetzt worden ist.

Erneut ins Regal sehend fand ich einen Titel auf meiner Liste: In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter: Moderne Tanka von Wakayama Bokusui.

Na endlich

Freudig nahm ich das Buch zur Hand. Ich kannte es nicht, aber ich hoffte sehr, dass es nicht zu schwer zu verstehen war.

Mir die Tasche zurecht gezogen, verspürte ich den Drang erneut eine Etage hoch zu gehen und bevor ich dieses Gefühl in Frage stellen konnte, verspürte ich den Ruck der Rolltreppe, welche mich in den nächsten Stock brachte.

Ich war in der Comic und Manga Abteilung gelandet. Sie war mir nicht fremd, aber ich war mir sicher, dass ich momentan keinen neuen Band benötigen würde und dennoch lief ich schnurstracks in die Richtung wo meine Mangas lagen.

Diese Ecke schien mich förmlich magisch anzuziehen und als ich bemerkte was ich gerade tat, hatte ich den ersten Band der Reihe One Piece in meinen Händen und die vordersten Seiten aufgeschlagen.

Dieser Mann.

Ich kannte ihn.

Kalt lief es mir den Rücken entlang und das Blut in meine Adern schien zu gefrieren.

Dieser Traum konnte nur ein Traum gewesen sein. Es waren Fiktionen, keine Welten die echt waren, da war ich mir ganz sicher.

Sichtlich nervös von dem Gedanken, dass dieser Traum sich so real angefühlt hatte, hatte ich mich so schnell es ging zur Kasse aufgemacht, mein Buch bezahlt und mich nach draussen an die frische Luft gestellt.

Ein tiefer Atemzug füllte meine Lungen.

Ich redete mir ein, dass dies nur Trugbilder hätten sein können, denn diese Welten waren frei erfunden. Mangas entstanden durch die Hände der Mangakas und waren definitiv nicht real.

 

 

*

 

Den Worten aus dem Buch nachgehend, versuchte ich mich zu konzentrieren, aber die Bilder des Mangas von One Piece, liessen mich nicht los. War es Shanks gewesen welchen ich in meinem Traum gesehen hatte? Diese Wärme, als er meine Hände berührte…

 

Aiko das kann nicht sein und das weisst du auch

Meinen Kopf auf den Tisch abgelegt, atmete ich tief aus und raufte mir die Haare.

Ein Klopfen an der Türe riss mich aus meinen verzweifelten Gedanken und ich sah auf, als meine Mutter in die Türspalte stand. «Was ist denn mit dir los?», fragte sie lächelnd und ich verzog das Gesicht. «Ich habe mir nur Gedanken über den Aufsatz gemacht», was natürlich gelogen war. Sie zog eine Augenbraue hoch. Lügen zu erkennen, war für meine Mutter was Leichtes, dennoch versuchte ich sie mit einem Lächeln davon zu überzeugen.

«Es ist jemand hier für dich».

Verdutzt sah ich auf und folgte ihr nach unten ins Wohnzimmer, als ich auf halbem Weg stehen blieb. «Kyo Sato», glitt es leise verwundert über meine Lippen.

Die letzten Stufen nach unten genommen kam ich vor dem dunkelhaarigen Mann zu stehen. Seine azurblauen Iren fingen mich ein und ich spürte wie etwas bedrohliches von ihm ausging. Eine Aura, welche mich innerlich erzittern liess. Unerklärlich nahm mich eine Kälte ein.

War das heute früh schon so?

Ihn begrüssend, bat ich ihn erneut Platz zu nehmen. Dieses Unbehagen war sicherlich eine Einbildung. «Aiko Yamato, wir sollten reden».

«Doch nicht ahnungslos, was ich heute früh Vermochte zu spüren?». Er zog amüsiert seine Augenbraue hoch. «Ich bin nicht auf den Mund gefallen Sensei, also was wollen Sie von mir?» «Nenn mich bitte Kyo. Wir werden in Zukunft viel miteinander zu tun haben».

Wie bitte?

«Dein Zusammentreffen mit Shanks heute hat…» Ich unterbrach ihn. «Woher wissen sie… äh du, von meinem heutigen Traum?». Ein Lächeln zierte seine Lippen. «Das war kein Traum». Irritiert blinzelte ich. Versuchte dieser Mann mich reinzulegen?

Ein Blick zu meiner Mutter genügte, um zu wissen, dass Kyo wohl die Wahrheit sprach.

Was ist hier los?! Meine Augen fixierten erneut den älteren Mann neben mir.

«Ich sollte dir wohl einiges erklären». Nickend stimmte ich hastig zu. Das ist eine sehr gute Idee…

«Du lebst parallel in 3 verschiedenen Welten Aiko und die Welt von Ruffy und seinen Kumpanen ist eine davon».

Eine Pause.

Er redete nicht weiter und ich hörte wie mein Herz anfing lauter zu schlagen, schneller als würde es mir im nächsten Moment aus der Brust springen wollen.

Hatte ich gerade richtig gehört?

Parallelwelten?

Wie sollte dies funktionieren?

«Wie soll das Gehen?», gab ich leise von mir und er lehnte sich in das Sofa zurück, sah zur Decke hoch. «Deine Seele wurde aufgespaltet. Du gehörst zu der Familie Yamato, die die japanische Nationalität weit prägte. Alle Jahre wieder wird ein Nachkomme geboren welche eine gespaltete Seele in sich trägt und an mehreren Orten gleichzeitig lebt, um für Harmonie zu sorgen. Nun ist deine Zeit gekommen dies weiterzuführen».

Ein Geräusch von einem schweren Schluck ertönte, obwohl meine Kehle sich so trocken anfühlte.

«Aiko geht es dir gut?» Die zierliche Hand meiner Mutter legte sich auf meine. Ich schien wohl kreidebleich im Gesicht geworden zu sein, denn sie sah mich sorgenvoll an.

Nickend bat ich Kyo fortzuführen.

«Mit dem ersten Kontakt in deinem ’’Traum’’ mit Shanks hat sich die Parallelwelt zu One Piece geöffnet und es wird Zeit deinen Platz wieder dort einzunehmen» «Als Kind?», schoss es mir über die Lippen, den ich konnte mich noch gut daran erinnern dass ich definitiv nicht in einem Alter von einer jungen Erwachsenen gewesen wäre.

Er schüttelte den Kopf.

«Nein. Es sind einige Jahre vergangen seit diesem Zusammentreffen. Du wirst an dem Punkt zurückkehren wo sich Ruffy aufmacht zu seinem Abenteuer».

«Also war das eine Erinnerung aus der Vergangenheit». Ich hatte meine Stimme wiedergefunden.

«Korrekt. Du wurdest in jeder Welt als Aiko geboren und gehörst jeweils zu einer Familie an, welche in diesem Universum eine Rolle spielt. Bei Ruffy bist du die Schwester des berühmten Lorenor Zorro».  «Kyo, du redest von 3 Welten, aber erzählst mir nur von einer, warum?»

Ein Seufzen, als er erneut zum Sprechen ansetzte. «Nun da sich die anderen Welten dir noch nicht offenbart haben, darf ich dir auch noch nichts von ihnen erzählen» «Du willst mir also sagen du weisst nicht welche Welten noch auf mich zukommen.» Er strich sich verlegend durch sein braunes Haar. «Es stehen einige zur Auswahl und zwei davon wird es treffen».

Er wusste es also nicht, das beruhigte mich kein Stück.

One Piece war keine ungefährliche Welt, zumindest nicht das was ich bis jetzt kannte und es gab einige Welten, die ich definitiv nicht besuchen wollte.

«Nun gut, sagen wir ich lasse mich auf diese Geschichte ein und glaube dir jedes Wort, was würde den nun als nächstes passieren?»

Kyo richtete sich auf und bat mich das Selbe zu tun. Er reichte mir die Hand und bevor ich verstand was geschah, stand ich an einem mir fremden Ort.

Mein Blick schweifte umher. Der Raum war gross, erstrahlte in einem warmen Licht und war an der Decke mit grossen Kronenleuchten ausgestattet. Es schien wie ein Saal zu sein, der für Feste verwendet werden könnte, nur waren hier die drei Türen, die sich rechts von mir befanden, fehl am Platz.

Als ich genauer hinsah erkannte ich das zwei von ihnen mit einem grossen Schloss versehen waren, welches von goldenen Ketten an der Wand daneben angekettet war.

«Lass mich raten. Diejenige die keine Kette trägt ist die Tür zu Ruffy» Er nickte.

Nun gut die Geschichte scheint wahr zu sein, was nun Aiko? Schreien, lachen, wegrennen? Das ist doch alles verrückt.

Tief ausatmend drehte ich mich zu ihm um. «Was ist meine Aufgabe, habe ich ein Ziel in diesen Welten? Sie passieren doch aus der Hand des Zeichners... Was soll ich daran ändern können?» «Beeinflusse sie nicht, das Geschehen ist vorbestimmt. Du sollst dafür sorgen, dass die Harmonie beibehalten wird».

«Okey…?» Verwirrtheit machte sich in mir breit.

 «Du sollst ihnen helfen ihre Ziele zu erreichen. Deine Familienmitglieder wieder treffen, denn es könnte sein, dass sie denken, dass es dich nicht mehr gibt» «Wie denn das? Ich dachte ich wäre dort und gleichzeitig hier» «Das ist richtig, aber das Mädchen macht ihre eigenen Schritte. Aiko ist nicht ohne Grund am Strand gewesen und auch in den anderen Welten, so denke ich, sind sicherlich Geschehnisse geschehen, die dies vermuten lassen könnten.»

Ich atmete tief aus.

Zorro war also mein Bruder, wenn ich das richtig mitbekommen hatte…

Ich sollte mich nun mit Ruffy zu ihm aufmachen und ihm den Rücken stärken, aber woher sollte mir Zorro Glauben schenken, dass ich diejenige bin die ihn suchte?

Irgendwie schien mir die ganze Sache noch nicht logisch zu erscheinen, was an Kyo nicht vorbei ging. «Zorro erinnert sich kaum an dich. Er ging um der grösste Schwertkämpfer zu werden als du noch sehr klein warst. Er wird dich nicht sofort erkennen, weshalb du zuerst sein Vertrauen gewinnen solltest bevor du mit dem Fuss in die Tür rennst».

Mir die Haare gerauft, war ich noch immer überfordert von dieser Wahrheit, die mir auf den Tisch serviert worden war. Aber ich war auch neugierig.

Neugierig auf dieses Abenteuer. 

«Nun gut. Wann soll es losgehen?»

Unverständnis

Kapitel 2

 

«Aiko wach auf». Murrend erhob ich meinen Kopf, war ich doch gerade in einen leichten Schlaf gefallen, als mich Ruri am Arm schüttelte. «Der Unterricht hat begonnen…», waren ihre leisen Worte und ich seufzte lautlos.

Die Augen kaum aufhaltend könnend, versuchte ich mich auf den Mann an der Tafel zu konzentrieren der uns gerade versuchte die Thematik der Wissenschaft Psychologie näher zu bringen. Wäre ich gestern Abend nicht noch zu Ruffy geschickt worden, würde ich heute nicht halbtot auf dem Tisch liegen, da war ich mir sicher.

Ich habe fast kein Wort herausgebracht, als er vor mir stand. Es ist real. Ich gehe mit Ruffy auf Abenteuern fuhr es mir durch meine Gedanken und das Gefühl von Glückseligkeit machte sich in mir breit. Es war erfrischend zu dem normalen Leben hier.

Die Schulklinge hörend streckte ich mich gähnend und sah den sorgenvollen Blick meiner besten Freundin auf mich gerichtet. «Du bist noch nie eingeschlafen Aiko. Ist alles in Ordnung?»

«Ich habe nur schlecht geschlafen». Erzählen konnte ich ihr nicht was geschehen war, dies hat mir Kyo ans Herz gelegt. Obwohl seine Warnung mehr wie eine Drohung klang…

Sie schmunzelte leicht und nickte dann verstehend.

«Kommst du heute mit mir in die Stadt? Hiro wollte sich mit seinen Freunden im Café treffen, vielleicht hast du ja Lust. Kuro wäre auch dabei». Ein breites Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ich verdrehte daraufhin die Augen.

Kuro war ein langjähriger Freund von mir, doch anstatt, dass wir wie früher nur Zusammen angetroffen wurden, sah man uns heute lediglich, wenn ich mit Ruri und Hiro unterwegs war. Ein Zwischenfall hatte alles geändert.

Ich verzog mein Gesicht.

 «Du weisst, dass ich diesen Baka nicht sehen will», ging es leise über meine Lippen. Ich widmete mich meiner Tasche zu, um mein Notizbuch herausholen zu können, als ich das leise Wimmern vernahm.

Ihr Blick schien sich mit Tränen zu füllen und ich stöhnte genervt aus.

«Ist ja gut. Ich komme mit. Kannst du bitte aufhören mich so anzusehen». In die Hände klatschend kicherte sie fröhlich auf und widmete sich mit dieser Freude erneut dem Unterricht.

Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?

 

*

 

«Riru hat einen Zombie angeschleppt».

Wenn meine Blicke töten könnten würde mein damaliger Sandkastenfreund nun tot umfallen. Er kann froh sein, dass ich das nicht kann...

Tief ausatmend setzte ich mich neben Ruri hin und versuchte Kuro weitgehend nicht zu beachten. «Kuro lass sie. Sie ist heute nicht so fit» «Ach was hat den die kleine Aiko?»

Meine Augen verdreht, lehnte ich meinen Kopf in die Hand ab, als ich mich an den runden Tisch gesetzt hatte und sah ihn genervt an. «Schlecht geschlafen».

Zu meiner Überraschung fragte er nicht weiter nach und liess auch keinen weiteren Spruch fallen.

Was ist denn jetzt kaputt? Normal war es sicherlich nicht das Kuro nichts mehr sagte, doch als ich Hiro’s Begrüssung in die Runde vernahm konnte ich erahnen, weshalb seine Stimme verstummen war.

Ihre Gespräche waren mal wieder ihrem Basketballklub gewidmet, wo sie zu den besten Stammspielern gehörten. Ich widmete mich diesem Wortaustausch nicht, denn es interessierte mich nicht. Kuro war schon immer beim Basketball dabei und früher unterstützte ich die Jungs lautstark auf der Tribüne, aber seit den Auseinandersetzungen, kehrte ich dem Ganzen den Rücken zu. Die Gerüchte um uns nervten mich schon genug.

«Aiko kommst du auch am Samstag?» Aufsehend und die Lippen von meinem Strohhalm genommen, hatte ich nicht bemerkt, dass sie mich alle ansahen. «Na Dornröschen bist du wieder bei uns?» «Dornröschen wird mit einem Kuss geweckt und nicht mit einem Anblick wie das von dir», konterte ich zischend und Kuro musste sich das Gelächter seiner Freunde anhören, als ich mich lächelnd wieder Ruri widmete.

«Wo soll ich hinkommen am Samstag?» «Zum Spiel. Es geht um den Aufstieg von der Regionalliga in die ProB Liga».

Wie sie dabei strahlt…

Samstag hatte ich nichts vor, aber eigentlich interessierte mich dieser Sport nicht wirklich.

«Okey ich komme mit. Aber deinetwegen», waren meine warmen Worte und erneut legte sich ein freudiges Lächeln auf ihre Lippen. Die dunkelblonden Locken hüpften dabei freudig auf. «Und wegen uns kommst du nicht?», war es nun Hiros schmollende Stimme, die sich erhob. Ich sah ihm kurz in seine grünlichen Augen und verdrehte die Meinen. «Du kannst eine richtige Dramaqueen sein weisst du das». Er lachte auf, zuckte dann aber mit den Schultern. «Ich freu mich, dass du mal wieder dabei bist. Es ist lange her, dass du ein Spiel schauen gekommen bist».

Kuro wich dem Blick seines Freundes aus, als Hiro ihn dabei angesehen hatte. Das Szenario beobachtete, seufzte ich leise. «Es ist ja nicht so dass ich nicht selbst einer Sportleidenschaft nachgegangen bin», gab ich lächelnd von mir und es legte sich eine leichte Traurigkeit in die Gesichter meiner Gesellschaft.

«Wie geht es eigentlich deinem Knie? Wirst du wieder Kämpfen können?» Ruris Blick verfinsterte sich, als Toshiro, welcher neben Kuro sass, sich an mich gewendet hatte. Seine dunklen Augen trafen die Meine. Ich lächelte zaghaft. «Ruri lass ihn Leben. Momentan sieht es nicht so aus als würde ich in der nächsten Zeit das Karate weiterführen können».

Stille und sie war erdrückend. Meine Augen schweiften über die fünf Anwesenden und ich erhob beschwichtigend die Hände.

«Hört auf mich zu bemitleiden. Ihr könnt alle nichts dafür», waren meine erklärenden Worte dazu und ich sah abermals in die Runde. Bei Kuro hängen bleibend, bemerkte ich wie er sich wütend auf die Lippen gebissen hatte.

Innerlich den Kopf darüber geschüttelt richtete ich mich auf. Das muss echt nicht sein…

«Aiko du willst schon gehen?»

Mein Blick traf denjenigen meiner besten Freundin. «Du kennst doch meine Mam», log ich ihr vor, dennoch nickte sie verstehend, liess mich an ihr vorbei gehen, als sie mit Hiro von der roten Bank aufgestanden war. Toshiro welcher sich entschuldigend aufgerichtet hatte, schien sich die Schuld an dieser eisigen Stimmung zu geben, die am Schluss den Raum erfüllt hatte.

Aufmunternd sah ich zu ihm. «Es ist gut. Es ist jetzt schon ein halbes Jahr her Toshi».

Mich umgewandt wank ich ihnen noch zu. «Ich will am Samstag euer Bestes sehen».

 

«Aiko warte».

Stehen bleibend sah ich über meine Schulter nach hinten.

Seine schwarzen Haare hingen ihm leicht ins Gesicht und seine dunkelbraunen Augen lagen besorgt auf mir. «Was ist Kuro?»

Er verzog das Gesicht. «Geh mich doch nicht gleich immer so an» «Lass es. Was willst du?» Seine Hand fuhr durch seine doch ein wenig zu langen Strähnen und er sah mich schweigend an. Mich umgewandt wollte ich weiter gehen, als er mich am Arm packte und dazu zwang stehen zu bleiben. «Wenn du nicht redest, dann lass es aber hör auf mit deinem gespielten Mitleid Kuro». Ich war sichtlich genervt den ich hatte die Stimme erhoben.

Er riss mich um, so dass ich ihn ansehen musste. «Es ist nicht gespielt!». Erschrocken hatte ich meine Augen aufgerissen. «Es war noch nie gespielt Aiko, warum denkst du so schlecht von mir. Wir waren mal Freunde…» Er unterbrach seinen Satz als ich meinen Arm aus seinem Griff entfernte.

«Ein Freund wäre an dem Tag dabei gewesen Kuro! Du warst es aber nicht», waren meine zischenden Worte und sein Blick war verzweifelnd in meine gerichtet. «Ich war an dem Tag an dem Spiel und…» «Du hättest aber da sein müssen! Du hattest es mir versprochen. Komme was wolle…»

Ein schweres Schlucken konnte ich vernehmen und wartete auf eine erneute Gegenargumentation, aber seine Augen richteten sich zu Boden.

Den Kopf geschüttelt wandte ich mich abermals ab und liess ihn stehen. Es war nun nicht mehr wie früher, dass konnte er nicht ändern. Ich wollte es auch nicht. Er hatte mich schon einmal verletzt.

 

*

 

Fallen gelassen auf mein Bett stöhne ich laut auf. Das schlechte Gewissen schlich sich in meine Gedanken.

Vielleicht war ich zu hart. Zu nachtragend.

Zu meinem Bücherregal sehend, versuchte ich meine Gedanken zu der gestrigen Begegnung mit Ruffy zu lenken. «Ich habe ihn gesehen … mit ihm geredet. Es ist so surreal», waren meine eigenen Worte und ein tiefer Atemzug glitt über meine Lippen.

«Das ist wohl wahr…»

Erschrocken fuhr ich nach oben. Diese azurblauen Seen würde ich überall erkennen. «Kyo, aber wie?» «Du weisst doch, ich kann überall erscheinen wo ich will…» «Privatsphäre ist dir aber bekannt?» Er lächelte verschmilzt und hatte einen provokanten Ausdruck in seinen Augen.

«Ich dachte nicht ich hätte dich bei etwas gestört». Den Kopf darüber schüttelnd setzte ich mich auf die Bettkante. «Also was ist der Grund für deinen so plötzlichen Besuch?», fragte ich dann lieblich neugierig und er lachte leise auf.

«Ich habe ein Schmuckstück für dich». Ein silberner Armreif lag in seiner Hand, welche vier zierliche Steine eingearbeitet hatte, alle in einer anderen Farbe, jedoch schien der Eine klarer zu sein als der Andere.

«Die Steine sind die Zugänge zu den Welten. Wie du siehst ist der erste in der Farbe Blau klarer als die anderen Farben. Dies ist die Welt One Piece» «Blau für das Meer?» Er lachte erneut auf. «Scharfsinnig wie immer», gab er grinsend von sich und ich schüttelte den Kopf.

Auch wenn er mein Dozent war. Er erheiterte gerade meine Stimmung.

«Der gelbe Stein ist für den Zwischenraum» «Und die anderen Steine sind noch nicht erhellt weil die Welten noch nicht zugänglich sind? Liege ich erneut richtig mit meinem Scharfsinn?»

Ein Grinsen lag auf seinen Lippen, welches eine Wärme und Anziehung ausstrahlte, die mich berührte. Leichte Röte stieg auf meine Wangen.

Mich geräuspert sah ich erneut auf das Armband und zog es mir über das rechte Handgelenk. «Sollte Ruffy in Schwierigkeit stecken wird der Stein aufleuchten, aber am Anfang solltest du in einem normalen Rhythmus vorbeischauen, so dass du keine wichtigen Ereignisse verpasst», erklärte er mir weiter und ich nickte verstehend.

Nun habe ich etwas was mich jederzeit aus der Wirklichkeit von hier fortbringt…

Schmunzelnd hatte sich eine weitere Frage in meinen Kopf geschlichen. «Was geschieht, wenn ich von hier verschwinde? Ich gehe davon aus, die Geschehnisse passieren auch im normalen Alltagsablauf…».

Nickend setzte er sich neben mich. Diese Nähe war ungewohnt und ich liess mir die Nervosität nicht anmerken, welche sich gerade auf mich auswirkte. «Es ist wie jetzt in den anderen Welten. Die gespalteten Seelen leben ihr Leben und du erhältst den Einblick, wenn du eintauchst. So wird das auch hier der Fall sein» Versehend nickte ich und strich über das silberne Schmuckstück.

Es war modern und schlicht. Es fiel also nicht auf.

Still sassen wir nun auf meinem Bettrand und ich spürte wie die Situation langsam erdrückend und unangenehm wurde.

Räuspernd sah ich zu ihm und er zog eine Augenbraue nach oben. Hatte er wohl diese Stille genossen.

"Ja?" Das Azurblaue in seinen Iren schien mich in den Bann zu ziehen und ich hörte wie mein Herz höher schlug.

Ich sollte gehen da war ich mir sicher…

Fehlentscheidung?

Eine leichte Brise zog durch meine Strähnen und eine angenehme Wärme legte sich auf meine Haut, als ich die Augen öffnete, um meine Umgebung in Augenschein nehmen zu können. Das Zwitschern der Vögel drang an meine Ohren, singend beruhigten sie mein Inneres von den letzten Minuten, die ich neben Kyo gesessen hatte.

Aufsehend liess ich den Blick durch die Baumkronen schweifen, die durch den angenehmen Wind im Sonnenlicht tanzten. Wie schön…

Erschrocken zusammengefahren, als ich das Lachen von Ruffy vernehmen konnte, hatte cich vergessen, weshalb ich hier war.

Mich umgewandt machte ich mich auf, um ihn zu finden und hörte nicht weit entfernt die ersten Gesprächsfetzen.

 «Wenn uns Alvida erwischt, dann bin ich tot». Ich runzelte die Stirn, der Name kam mir bekannt vor. Da ich die ersten Bänder schon zu Hause hatte, würden mir wohl die ersten Szenen nicht ganz unbekannt sein, hatte mir aber vorgenommen die Welten unvoreingenommen zu betreten, weshalb ich das Sammeln der Mangas erst einmal für mich als beendet sah.

Den Kopf über meine unwichtigen Gedanken geschüttelt, stiess ich zu den Beiden hinzu.

Es war Coby. Diesen Jungen erkannte ich sofort wieder.

Rosarote Haare, klein gewachsen und eine übergrosse runde Brille auf der Nase.

«Ah da bist du ja Aiko». Das Lächeln von Ruffy war über sein ganzes Gesicht gezogen und ich musste unweigerlich mitlächeln. Es hatte etwas ansteckendes.

«Gibt es hier ein Boot?». Meine Augen richteten sich zu dem Brillenträger. Ruffy hatte sich ihm zugewandt und dieser gab uns zu verstehen ihm zu folgen. Er brachte uns auf eine offene Lichtung, aber als wir das erwähnte Fahrunterstell zu Gesicht bekamen, sahen ich und Ruffy uns entsetzt an. Ich schluckte leicht.

In den Mangas schien dies so übertrieben dargestellt, jedoch war es aber wirklich nur als Frack zu bezeichnen, da es aus einzelnen Holzdielen zusammengebaut worden war. Die Löcher waren nicht nur an einer Hand ablesbar.

Kurz gesagt es war ein Boot zum Sinken verurteilt.

Seufzend sah ich zu dem Jüngeren. «Du weisst, dass dieses Boot nicht mal 2 Sekunden auf dem Wasser bleiben würde, oder?», fragte ich dann unglaubwürdig und er schmunzelte mir entgegen.

«Ich hatte es mal gebaut, um von hier zu fliehen».

Sich geräuspert sah er uns beide abwechselnd an.

«Weshalb seid ihr überhaupt auf dem Meer unterwegs?» Coby schien ablenken zu wollen von dem Desaster, welches er uns vorgezeigt hatte.

«Ja Ruffy warum sind wir auf dem Meer unterwegs?», gab ich lächelnd von mir und kannte seine Antwort nur zu gut. Es war nicht das erste Mal, dass ich diesen Satz gehört habe.

«Ich will Piratenkönig werden».

Die Augen weit aufgerissen, sah Coby Ruffy ungläubig an. Es ging auch nicht lange, bis er ihn anfing anzuschreien, wie lebensmüde er doch sei und jeder nach dem letzten Schatz suchen würde.

Ich hatte mich neben dem Boot hingesessen und beobachtete die Beiden dabei wie sie mit Einander diskutierten.

Ich kenne diese Szene… ging es durch meine Gedanken als mich eine vorbeifliegender Eisenkeule aufschreckte.

Knapp hatte sie mich verfehlt und ich sah mit aufgerissenen Augen zu der Frau neben mir hoch.

Hastig aufgestanden, als die Keule abermals nach unten gesenkt wurde, spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Knie.

Meine Verletzung

Ich verzog mein Gesicht.

Ich dachte sie würde mich hier nicht einschränken, schluckend hatte ich mich zu Ruffy gesellt, als ich die Holzdielen vom Boot zersprangen hörte.

Es waren die Gedanken an meine Verletzung die mich davon ablenkten, dem Streit zwischen dieser Piratin und Ruffy beizuwohnen.

Aufsehend als ich ein Ruf hörte, sah ich wie mein Begleiter sich schon weiter aufgemacht hatte. Umsehend erkannte ich Alvida am Boden.

Ich sollte das Geschehen verfolgen, nicht an die Schmerzen denken.

 

Sitzend auf dem Boot, welches wir mitgehen liessen, da die Piraten von Alvida keine Hand mehr gegen Ruffy erheben wollten, machten wir uns auf den Weg zur Marinenbasis. Es war Cobys Ziel dorthin zu kommen, da wir momentan jedoch keinen Plan hatten wo es hingehen sollte, folgten wir ihm.

«Die Marine soll doch einen starken Mann gefangen halten»

«Lorenor Zorro?»

Meinen Kopf hochgerichtet sah ich zu dem rosahaarigen Jungen vor mir. Ruffy wollte Zorro in seinem Team aufnehmen, erneut war die Reaktion von Coby bedeckt mit Entsetzen. Ich jedoch spürte wie mein Herz anfing zu rasen, wie der Gedanke ihn bald zu sehen mich nervös machte.

Wie sollte ich Zorro gegenüberstehen. Kyo meinte er würde mich nicht erkennen…

Die Hände ineinandergelegt, zog ich meine Beine an meinem Körper und ich sah auf die glitzernde Wasseroberfläche in die Weite hinaus.

«Aiko hast du mich gehört?»

Aufgeschreckt schüttelte ich den Kopf.

«Entschuldige was hast du gesagt?» Ich beobachtete ihn dabei wie seine Finger an den Nasensteg glitten und er seine Brille zurecht schob, bevor er erneut seine Lippen bewegte; «Warum bist du auf dem Meer?».

Die Mundwinkel nach oben gezogen, lächelte ich. «Um Ruffy zum Piratenkönig zu machen…» Der kurze Blick zu dem Schwarzhaarigen mit der Narbe unter dem linken Auge, liess mich sein breites Grinsen sehen, als ich meinen Satz fortsetzte; «…und um meinen Bruder zu finden».

Verwunderung machte sich in den Augen des Jüngeren breit.

«Weisst du denn wo dein Bruder steckt?»

«Nein, aber ich denke ich komme ihm immer näher».

Dass ich bald bei ihm war musste ich den Beiden nicht unter die Nase binden.

Ich hatte mich dazu entschieden, dass Zorro selbst herausfinden müsste wer ich war, ansonsten würde er mir keinen Glauben schenken, da war ich mir bei seinem Charakter sicher. Skepsis war sein grösstes Manko.

 

*

 

Schweiss glitt dem hängenden Körper entlang. Der grüne Haarschopf war nach unten gesenkt und es schien als wäre das Leben aus ihm gewichen, doch bei genauerem Hinsehen konnte man den hebenden Brustkorb erkennen.

Wir hatten uns an der Steinwand der Marinenbasis nach oben gezogen, um einen Anblick auf Zorro zu erhaschen. Er schien geschwächt zu sein… ausgehungert.

Wie lange er wohl schon hier ist?

Innerlich gehofft, dass ich Erinnerungsfetzen aus der Kindheit bekommen würde, wenn ich ihn sehe, geschah nichts.

«Hey ihr. Starrt ihr mich gerne an?»

Aufgeschreckt sah ich in die Augen von Zorro. Stechend und dennoch… in den grünen Iren erkannte man die Erschöpfung.

Ein Schmerz durchzog mich. Dieser Anblick schien mein Inneres aufzuwühlen.

Meinen Blick abgewandt, bemerkte ich, dass sich neben uns eine Leiter angelehnt hatte. Ein Mädchen war nach oben geklettert. Diese Szene…

Ihr nachsehend bot sie dem Schwertkämpfer ihr Essen an. «Nana Kleine was machst du den da?» Der Blick fiel auf einen jüngeren Mann, welcher von zwei Offizieren begleitet wurde. Ich biss mir auf die Lippen, wusste ich doch, dass die Kleine gleich im hohen Bogen in unsere Richtung geworfen werde würde.

Mich zu ihr gebeugt, als Ruffy sie aufgefangen und abgesetzt hatte, kümmerte ich mich um sie, als sie Tränen verlor.  

«Komm wir gehen in die Stadt zurück. Die beiden Männer kommen uns sicher später nach», gab ich lächelnd von mir und nahm das Mädchen an der Hand, als ich bemerkt hatte, dass Ruffy und Coby über die Mauer geklettert waren.

Verbissen versuchte ich mich an etwas aus meiner Vergangenheit zu erinnern, doch mehr als die wenigen Bilder zu der Kindheit mit Ruffy gab mir mein Gedächtnis nichts her.

 

Klatschend spielte ich und die Kleine, auf dem Boden sitzend, ein Spiel, als Ruffy lächelnd auf uns zukam. Verdutzt darüber, als er mir die Frage verneinte ob er Zorro überzeugt hätte können, war mir nicht bewusst, weshalb er den so fröhlich wäre. «Du weisst doch, dass ich nicht so schnell aufgebe». Kichernd widmete ich mich wieder der Kleinen zu, als Coby sie fragte, weshalb den Lorenor verhaftet worden wäre.

«Er hatte mich nur vor dem Wolf beschützt, welcher dem Sohn des Marinen Oberhauptmann gehörte,… und seit dem…» Erneut glitten ihr die Tränen über die Wangen, die ich ihr beruhigend wegstrich. «Ist ja nicht deine Schuld», gab ich lächelnd von mir und sah ihr aufmunternd in die braunen Iren.

«In 3 Tagen wird der Piratenjäger erhängt»

Diese Stimme…

Aufsehend erkannte ich den blonden Mann von vorhin, welcher auf den Namen Helmeppo hörte. Ein schrilles Lachen ertönte, als ich das ächzende Geräusch daraufhin vernahm.  Ich schrak auf und rannte zu Ruffy, als ich realisierte das er ihm soeben die Faust ins Gesicht geschlagen hatte.

«Ruffy!».

Ihn mit Coby davon abgehalten, dem komischen Kautz nochmal eine reinzuhauen, hörte ich dessen Drohung.

«Du hast dich gerade mit der Marine angelegt Ruffy», stöhnte ich genervt, doch seine Antwort war eine einfache Schulterzuckung.

«Ich gehe jetzt zu Zorro», erneut entglitt mir ein leiser Laut über die Lippen, welcher einem tiefen Atemstoss ähnelte. Typisch!

Ihm nachsehend, ging ich ihm langsamen Schrittes hinterher.

Mir waren diese Szenen bewusst, sie selbst mitzuerleben war jedoch ein befremdliches Gefühl. Mein Körper reagierte schneller, als das ich nachvollziehen konnte wieso er so handelte, wenn ich doch wusste, dass es so kommen würde.

Merkwürdig. Ich bin ich und dennoch irgendwie nicht.

Meine Augen glitten Ruffy nach, der sich schon wieder aufmachte über die Mauer zu gehen. Ich war mir nicht sicher ob ich ihm dieses Mal folgen sollte. Schlussendlich würden sie ins Visier genommen werden, nachdem Ruffy erneut etwas zerstören würde.

Es wird alles gut gehen, also kann ich ihm auch folgen dachte ich mir und kletterte über die Mauer auf die andere Seite.

Zorro hing noch immer dort, wobei Coby wohl versuchte ihn frei zu binden.

Mich zu ihnen gesellt, nahm ich die andere Seite in Angriff. Der Blick von Zorro lag neugierig auf mir. «Wer bist du denn?»

«Ruffys Begleiterin»

«Also Piratin» Ein Nicken.

«Und wie heisst du Piratin?»

Ich kann schlecht lügen bei meinem Namen.

«Aiko».

Für einen kurzen Moment verkrampfte sich der Körper unter unseren Griffen. Ich liess meine Iris seitlich zu ihm schweifen, erkannte die angespannten Gesichtszüge, welche anscheinend versuchten Gedanken zu ordnen.

Unwissend tun. Es ist nicht die Zeit dafür.

Mein Blick wandte sich von der Szene ab, widmete sich den Seilen, die den Schwertkämpfer an diesen Holzpfahl festhielten.

Ein Schuss liess mich aufschrecken.

Die Augen aufgerissen sah ich zu Coby hin, der mit seiner Hand versuchte die Blutung zu stoppen. Er war an seinem Arm getroffen worden.

Schluckend half ich ihm dabei sich aufzurichten.

Das ständige Knien machte sich an meiner nackten Haut spürbar und ich nahm mir vor in dieser Welt passende Kleidung zuzulegen, denn auch so freier man in Hotpants war, um so mühseliger waren solche Aktionen auf dem sandigen oder steinigen Boden. «Beruhig dich… du lebst noch».

«Verschwindet lieber. In einem Monat werde ich frei…»

«Du wirst in 3 Tagen hingerichtet», war es meine feste Stimme, welche über die Lippen glitt.

Meine Augen waren auf Coby gerichtet, welcher nun neben mir aufgesessen war.

Ich riss an der Naht meines weissen Tops entlang, um die soeben getroffene Stelle abbinden zu können. Blut war kein Problem für mich, aber die momentane Panik in mir fing an mich einzunehmen.

«Du willst mir sagen, dieser Kerl hätte mich angelogen?» Die Stimme hatte sich verbunden mit einem verbissenen Unterton.

«Was denkst du denn sonst was ich damit sagen möchte?»

Genervt hatte ich meine stützende Arme von dem Jungen entfernt und mich erneut aufgerichtet. Die Angst war mir ins Mag und Bein geschrieben, aber ich hatte mich dazu entschieden dieses Abenteuer anzunehmen und bevor ich Ruffy eine Last werden würde, würde ich versuchen meine Ängste zu überwinden. Oder, das werde ich doch?

«Legt an!» Erneut fuhr ich zusammen. Richtete meinen Blick zur Seite.

In Reih und Glied standen die Soldaten neben dem Oberhauptmann und hatten die Gewehre auf uns gerichtet.

Mein Blick wurde fest. Ruffy wird kommen ging es durch meinen Kopf und ich machte keine Anstalten dazu mich von Zorro fortzubewegen, auch wenn meine Finger mir nicht gehorchten.

«Bist du des Wahnsinns, geh»

«Nein»

«Hörst du schlecht?!» Seine Stimme war mit Wut getränkt.

«Halt die Klappe!»

Das Klicken.

Es machte mich nervös, da ich doch nur zu gut wusste, dass die Patrone mit diesem Geräusch nach hinten gezogen wurde… bereit für den Abschuss.

«Feuer!»

Ein zischendes Geräusch näherte sich und ich schloss die Augen, aus Angst, dass die Geschichte anders ausgehen könnte.

Zitternd sank ich auf die Knie, als im letzten Moment Ruffy aufgetaucht war und die Kugeln abgefangen hatte.

Mein Herz schien sich nicht beruhigen zu wollen und nur halbwegs nahm ich die Bewegungen neben mir wahr.

Reiss dich zusammen!

Zorro von den Seilen befreit, überliess ich den Beiden das Feld und gesellte mich zu Coby, sah dem Schauspiel von Weitem zu.

Wie Ruffy sich immer wieder und wieder dehnte und Zorro sich seiner Schwertkunst bemächtigte.

Ein Klicken.

Kaltes Metall drückte sich an meine Schläfe und ich erkannte die Waffe welche normalerweise auf den Jungen vor mir gerichtet gewesen wäre

«Warte habe ich gesagt! Lass meinen Papa in Ruhe, sonst erschiess ich sie».

Ich machte keinen Wank, sah in die Augen von Ruffy, der nur beiläufig grinste und seinen Arm dehnte.

Mein Herz schlug bis zum Hals.

«Pass auf Ruffy, hinter dir!»

 

Mich aufgerichtet klopfte ich den Staub von meiner Hose hinunter, welche sich wegen dem Dreck gebildet hatte.

Die Angst war noch immer ein Teil meines Körpers, den auch wenn ich wollte konnte ich das leichte Zittern meiner Hände nicht unterdrücken. Das Wissen wie die Geschichte ausgehen würde, brachte mir in diesem Sinne nicht weiter, denn die Gefühle, die ich durchmachte, waren zum einen Teil nicht die Meine, das war mir nun klar geworden.

Neben den Männern hergehend hatten wir uns zu dem kleinen Mädchen aufgemacht, welches Zorro vor einigen Tagen gerettet hatte. Die Mutter bot uns zum Dank von der Befreiung von Käpten Morgan ein Mahl an, welches wir dankend, besonders Zorro und Ruff,y annahmen.

«Von wo kommst du Aiko?»

Ich erstarrte. Zorro hatte sich an mich gewandt, als er den letzten Schluck seines Wasserglases genommen hatte. Wie sollte ich darauf reagieren?

«Sie weiss es nicht. Shanks hat sie gefunden und zu uns gebracht».

Verdutzt richteten sich meine Augen zu Ruffy. So wie es schien war dies der Stand der eigentlichen Aiko, denn ich hatte mich bis anhin an nichts erinnern können oder versuchte er mich aus einer peinlichen Situation zu holen, da ich geschwiegen hatte?

Nein dass konnte unmöglich sein.

Ruffy wusste schliesslich nicht, dass dieser Mann vor mir mein Bruder war oder doch?

Hatte Shanks ihm meinen Nachnamen gesagt, bevor er ging?

 

 «Achso».

Zorro schien wohl zufrieden mit dieser Antwort und dennoch… sein Blick lag weiterhin prüfend auf mir.

Skepsis ist sein grösstes Manko…

Nervös richtete ich mich auf. «Ich werde mich kurz frisch machen.»

An die Tür vom Badezimmer gelehnt war es Zeit zu verschwinden.

Ich habe heute genug erlebt…

Den Stein gedrückt stand ich in dem grossen Raum, welcher die Welten von meiner eigentlichen trennte. Tief atmete ich aus und sah mich kurz um. Es schien als wäre ich allein.

Mein Körper wurde schwach und ich sank zu Boden.

Ich war den Gefahren knapp davongekommen, aber wie würde dies werden, wenn ich die Szenen nicht kennen würde?

Wären meine Handlungen ungefährlich oder würde ich Situationen hervorrufen, die die ganze Sachlage verschlimmern könnte?

Schluckend hielt ich meine Hände fest, die bei diesen Gedanken erzitterten.

Die Entscheidung, die ich getroffen hatte, schien zu bröckeln und ich war nicht mehr sicher ob ich dafür gemacht war Welten zu beschützen.

Angst

Der Klang der Schulglocke drang an meine Ohren. Die Zeiger zeigten punkt 8 Uhr in der früh an und ich biss mir auf die Unterlippen. Meine Kehle schmerzte als ich meine Schuhe gegen die Hausschuhe wechselte. Ich war den ganzen Weg von zu Hause hierher gerannt und spürte bei den letzten Treppen wie die Atemzüge schwerer wurden.

Die Schiebetüre zu meinem Klassenzimmer aufgezogen, liess ich meinen Iren nervös durch den Raum gleiten. Er war noch nicht da.

Als ich soeben erleichtert aufatmen wollte, hörte ich seine tiefe Stimme hinter mir.

«Yamato-san möchten Sie ihr zu spät kommen abermals mit Verschlafen erklären?»

Am Liebsten hätte ich verächtlich geschnaubt, doch die neugierige Blicke liessen mich Schweigen. Einen tiefe Verbeugung nach unten folgen lassend, versuchte ich normal wie möglich zu klingen. «Entschuldigen Sie Sensei, es kommt nicht mehr vor»

2 Tage waren nun schon vergangen als ich das letzte Mal in der Welt von Ruffy eingetaucht war und mit Kyo Worte ausgetauscht hatte. «Gewiss wird dies nicht mehr vorkommen».

Hochsehend wollte ich etwas erwidern auf die Abfälligkeit, doch beim Anblick seiner Seen verstummte ich.

«Bewegen Sie sich zu Ihrem Platz Yamato-san!»

Hastig nickte ich und ging auf meinen Schreibtisch am grossen Fenster zu.

Ich war zu weit gegangen…

Es war nicht richtig gewesen all seine Rufe zu ignorieren, die Versuche zu mir zu kommen abzublocken… aber diese Angst...

Sie hatte sich in meinen Körper gefressen und ich war mir nicht mehr sicher ob ich dieses Schicksal tragen konnte.

«Entwicklungspsychologie befasst sich mit den Veränderungen des Erlebens und Verhalten im Lauf des menschlichen Lebens. Im Großen und Ganzen geht es hier um Entwicklungsprozesse, da sie sich nicht nur mit altersbedingten Veränderungen beschäftigt»

Nur schwer konnte ich den Worten von Kyo folgen. Meine Augen waren auf meine zitternden Finger gerichtet, die ich abermals versuchte mit einem festen Griff zu beruhigen.

Ich hätte sterben können…

 

Die Unterlagen zusammengepackt, nickte ich Ruri zu.

Ihren Vorschlag die Mittagspause mit den Jungs zu verbringen brachte mir einen kleinen Hoffnungsschimmer auf andere Gedanken kommen zu können… und wenn es die blöden Sprüche von Kuro waren, welche diese Angst lindern würde. Es war mir egal.

Keine Sekunde wollte ich an das Bild der mir zugerichteten Waffe mehr denken.

 «Yamato-san kann ich Sie kurz sprechen?».

Mein Inneres schrie auf, als ich die kalte Stimme vernahm. Ich wollte nicht nachgeben müssen, doch die Unwissenheit meiner besten Freundin machte mir einen Strich durch die Rechnung.

«Ich werde voraus gehen. Komm einfach nach». Zögerlich nickte ich lächelnd. Es blieb mir nichts anderes übrig.

Hätte ich sie festgehalten, wären Fragen aufgekommen, die ich nicht zu beantworten wusste.

Die Schiebetür geschlossen, wandte ich mich nach kurzem Zögern zu ihm um.

Er hatte sich an den Schreibtisch gelehnt, die Arme verschränkt und seinen Blick auf mich gerichtet.

«Rede.»

Schwer schluckend wusste ich, dass dies keine Bitte war. Er forderte mich auf zu reden und Widerspruch schien nicht erduldet zu werden.

Nervös glitten meine Finger über das silbrige Armband an meinem Handgelenk und ich fuhr mit den Fingerspitzen über die Steine. Was sollte ich ihm sagen?

Das ich Angst hatte zu sterben?

Dass ich dieser Aufgabe nicht gewachsen war?

Das ich bereute überhaupt zugesagt zu haben…

Geschockt quietschte ich leise auf als ich den festen Griff an meiner Hand vernahm, die soeben den gelben Stein umkreiste.

«Antworte Aiko».

Er forderte erneut. Sanfter und dennoch erkannte ich eine Kälte darin, die mich abermals erschütterte. Wohin war der Kyo den ich kennengelernt hatte, verschwunden?

«Ich…», die Schwäche zuzugeben war nicht leicht, weshalb mir der Satz in der Kehle stecken blieb. Schockiert spürte ich wie die warmen Finger sich unter mein Kinn legten, die noch eben meine Finger vor den Bewegungen abhielten.

Er zwang mich ihn anzusehen.

«Ich was?». Seine Stimme hatte an Sanftheit verloren. Ungeduld zierte nun seine Gesichtszüge.

«Ich habe Angst!»

Die Augenbraue hochgezogen, schien er verwundert durch meinen jetzigen Ausbruch, doch ich gab ihm keine Zeit darauf zu antworten. Erschüttert durch meine eigene Blösse, zog ich die Schiebetür auf.

Ich wollte weg von ihm. So schnell es ging.

 

Eine seichte Brise wehte meine braunen Haare aus dem Gesicht, als ich die Türe zur Dachterrasse geöffnet hatte.

 «Aiko na endlich».

Die Hand über meine Augen haltend musste ich mich an das grelle Licht gewöhnen, bevor ich lächelnd auf die Gruppe zuging. Sie sassen beim Übergang von der Gitterwand zu der Betonwand, welches einen Basketballkorb integriert hatte, um nicht der Mittagssonne ausgesetzt zu sein.

Mich zu Ihnen gesetzt, hatte ich meine Betonbox hervorgeholt, als ich mit Schlucken feststellte, dass mir der Appetit vergangen war.

«Aiko ist alles in Ordnung? Du bist so blass… hat Sato-sensei irgendetwas getan?»

Schockiert sah ich ihr in die grünblauen Iren und wedelte hastig mit den Händen vor meinem Gesicht. «Nein! Es ist alles in Ordnung!»

Mit einem Lachen versuchte ich die Antwort zu bestärken, doch die Skepsis war ihnen in den Augen anzusehen, als ich meinen Blick schweifen liess. «Hey Leute, wirklich… es ist alles in Ordnung!», versuchte ich es erneut.

Die Situation war mir unangenehm.

Kyo würde es nicht gutheissen, wenn er erfahren würde, dass ich meine Klappe nicht gehalten hatte.

 «Okey gut, wenn nichts ist».

Zögerlich hatte sich Riru mit diesem Satz wieder abgewandt. Ich atmete erleichtert aus, doch als ich mich erneut meinem Essen zuwenden wollte, erfassten mich dunkelbraune Iren… und ich spürte wie sich eine Beklommenheit in mir ausbreitete.

Er würde aufmerksam bleiben.

 

*

 

«ichi, ni, san, yon, go!»

Die Rufe erhalten durch das kleine Dojo, welches sich neben der Sporthalle, hinter der Schule befand. Ein tiefer Atemzug füllte meine Lungen, als ich ihn zitternd über meinen Mund gleiten liess. Ich stand nur wenige Meter vor den Shoji, welche die Schüler von draussen abtrennte und nur ihre Silhouetten durch die Washi erkennen liessen.

Abermals atmete ich tief aus. Ich hatte mich dafür entschieden.

Diese Angst lähmte mich zu sehr.

Meine Hände glitten an den Shoji und ich zog mit einem festen Zug am Holz.

Die Rufe verstummten und überraschte Augenpaare hatten sich auf mich gerichtet.

«Aiko-senpai!»

Ein zierliches blondes Mädchen rannte mit aufgerissenen Armen auf mich zu. Freudig drückte sie sich an mich.

«Yui-chan», gab ich leise von mir und strich ihr über das Haupt. Sie war kleiner als ich und zwei Jahrgänge unter mir.

«Du bist echt wieder da. Ikuto-sensei hat es angedeutet, aber du warst so in dich gekehr…» «Yui-san!». Erschrocken fuhr sie zusammen und lächelte entschuldigend auf, als der Besagte auf uns zukam. Ihre zierlichen Hände lösten sich von meinem Körper und ich verneigte mein Haupt.

Er hatte längliches braunes Haar, welches er nach hinten gebunden zu einem Knäuel trug, zumindest das was gebunden werden konnte. Einzelne Strähnen hingen ihm ins Gesicht, doch es passte zum drei Tage Bart, welcher sein Kinn zierte.

«Ikuto-sensei entschuldigen Sie meine Verspätung ich…»

Überrascht spürte ich die herzliche Umarmung, welche er mir schenkte.

«Wir sind froh dich wieder bei uns zu haben».

 

«ichi, ni, san, yon, go!»

Schwer atmend glitten die Worte über meine Lippen.

Seitlich von den anderen wegstehend hatte ich mit einem leichten Halbkreisfusstritt nach oben angefangen und versuchte den Schmerz in meinem Knie zu ignorieren.

Mich nach unten gebeugt nahm ich das Tuch in die Hand und strich mir über das schweissende Gesicht. Das Dojo war erfüllt mit dumpfen Geräuschen, waren die Anderen dabei fleissig Übungskämpfe auszuführen. Ich hatte ein halbes Jahr gefehlt und fühlte mich, als würde ich komplett von Neuem beginnen müssen.

Schmerzlich zog sich mein Gesicht zusammen, als ich das Pochen in meinem Knie vernahm. Es war nach langer Zeit ausgereizt worden, aber ich durfte dies nicht als Ausrede verwenden. Nicht mehr.

Ruffy brauchte mich. All die Angst, die mich schnürte, sie würde mich nicht weiterbringen. Es würde nur weitere Probleme mit sich bringen.

Zwei Tage und ich wusste Nami und Lysop hatte er schon kennengelernt.

Hör auf daran zu denken… du musst bereit sein Aiko.

«Geht es bei dir Aiko?» Mein Gesicht aus dem Tuch gewendet, sah ich in die braunen Iren meines Senseis.

«Mein Knie macht mir noch zu schaffen Sensei». Verstehend nickte er. «Denk daran Aiko-san, ein physischer Schmerz ist dicht begleitet von der Psyche. Solange du haderst… solange wird der Schmerz unverändert bleiben».

Die Stirn gerunzelt sah ich ihm nach.

War es meine Psyche, die mir den Schmerz verstärkte?

Meine Sorge mich erneut zu verletzen?

 

*

 

Seufzend zog ich mein Armband an und sah auf die Perle, welche zu Ruffys Welt eingearbeitet worden war. Meine Finger zitterten und ich ballte sie hastig zu einer Faust zusammen.

Ich durfte nicht mehr davonlaufen.

Den Karateanzug zusammengelegt und den Obi darum gewickelt, nahm ich das Bündel damit in die Hand.

Ich hielt den Kopf nach unten gesenkt, spielte mit einem Stein, um mich abzulenken, als ich in der Bewegung verharrte.

Mein Name war gefallen. Zögerlich wandte ich mich um und spürte wie mein Puls in die Höhe stieg.

«Kuro…»

Was tat er hier? Weshalb war er mir gefolgt?

«Ich wollte dich eigentlich vor dem Dojo abfangen, aber Ikuto-sensei meinte du wärst schon weg…»

Hastig atmend hatte er sich von seiner beugenden Position nach oben gewandt. Ich beobachtete ihn dabei wie er sich den Schweiss vom Kinn strich. Er ist gerannt, um mich einzuholen.

«Aiko i…». Sein Blick glitt an mir vorbei. Die Gesichtszüge veränderten sich.

Die Stirn gerunzelt über seine plötzliche Wut, welche ich erkannte, wandte ich mich um und sah dorthin wo seine Augen hinsahen. Ich spürte wie die Farbe aus meinem Gesicht wich und ich die Frage hörte, welche ich nicht hören wollte.

«Aiko was macht dein Dozent bei dir?» 

Wendung

«Ich sehe ich bin hier nicht willkommen»

Seine Worte liessen mich nicht los. Ich hatte ihm keine Antwort gegeben und nach einer Zeit schien dies nicht mehr relevant zu sein. Er war gegangen und ich hatte nicht den Mut aufbringen können ihn zurückzuhalten.

 

«Was sollte das?» erhob ich meine Stimme, hatte meine zitternden Hände zu Fäusten geballt. Wir waren in die Wohnung gegangen, als er mir schweigend zu verstehen gab, dass er keine weiteren Ausreden erdulden würde.

Mit verschränkten Armen stand Kyo nun in meinem Zimmer angelehnt an der Wand, vor meinem Bett.

«Hättest du dich nicht 2 Tage von mir ferngehalten wäre es nicht soweit gekommen», emotionslos legte er mir offen, dass es meine eigene Schuld wäre.

«Du hättest auch später auftauchen können» warf ich bitter ein, als mir die vorherige Szene abermals vor meinen Augen abgespielt wurde.

«Hättest du dich mir nicht verweigert, dann wären wir nicht an diesen Punkt Aiko» Sein Körper war angespannt und die Lider hatten sich genervt gesenkt.

Meinte er das ernst?

Ich fühlte wie eine innere Wut auf den Mann vor mir aufkeimte. Mich aufgerichtet, wollte ich mich beruhigen, doch als ich aus dem Fenster sah, wandte ich mich abermals zu ihm um und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn.

«Du bist ein Dozent! Weisst du was das für Konsequenzen mit sich bringt, wenn man uns so zusammen sieht?!»

Die azurblauen Augen lagen unbeeindruckt in meinen. Nicht einmal ein Schmunzeln konnte ich ihm entlocken, was mich noch mehr provozierte.

Will der mich gerade komplett verarschen!

«Hast du nix zu sagen?!».

Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu, als er die Arme aus seiner Position löste. Erschrocken wich ich zurück. Das Spiel hatte er schon einmal gespielt und ich spürte wie sich der Zorn in mir verflüchtigte.

«Lass das…», gab ich kleinlaut von mir und spürte wie mein Puls nach oben stieg. Ein verschmitztes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

«Denk bloss nicht nur weil ich dein Dozent bin und derjenige der dich zu den Welten führt und behütet, dass ich auch nicht anders kann Aiko. Mir ist diese Stellung hier regelrecht schnuppe. Es ist ein Zeitvertreib für Zwischendurch – meine Anstellung ist eine ganz Andere».

Er drängte mich an die Wand neben dem Fenster, war ich ihm bis dorthin ausgewichen.

«Ich denke du tust gut daran solche Aussetzer nicht zu haben, den ich weiss ganz genau was es für ein Ruf werden könnte, wenn man uns zusammen sieht».

«Das kannst du nicht tun», zitternd liess ich diesen Satz über meine bebenden Lippen gleiten.

Seine linke Hand stütze sich neben meinem Kopf an der Wand ab und er zwang mich, mit seinen Fingern unter meinem Kinn, ihn anzusehen.

«Dann verärgere mich nicht.» 

Schluckend spürte ich eine aufkeimende Kälte in meinen Adern, als mich die azurblauen Iren erfassten. Das tiefe blau darin schien mich zu ertränken.

«Genug gesagt?».

Mir auf die Lippen gebissen, nickte ich zustimmend und konnte durch das entfernen seiner Finger, den Kopf sinken lassen.

Er wandte sich ab und drehte mir den Rücken zu.

«Geh jetzt.»

Die aufkeimenden Tränen hinuntergeschluckt, drückte ich den Stein, welcher mich hier wegbringen würde und ich war froh um diese Möglichkeit.

 

*

 

«Aiko jetzt komm schon wir wollen los».

Ein leichter salziger Windzug streifte meine Wangen als ich meinen Kopf erhob.

Das Rauschen des sanften Wellengangs drang an meine Ohren und ich sah auf das weite blaue Meer hinaus.

Eine kleine Karavelle lag am Ufer an, welches als Galionsfigur den Kopf eines Lammes trug. Die Flying Lamb schien sie genannt zu werden, als ich leise die Stimme von Lysop vernahm, welche noch mit Kaya sprach, dem reichen Mädchen, welches sie gerettet hatten.

Die Erinnerungen meines anderen Ichs waren dabei ein Teil von mir zu werden und ich erkannte die Geschichte von Nami, der orangehaarigen Navigatoren und von Lysop dem Schützenjäger, dahinter.

Bis hierhin kannte ich die Geschichte und bemerkte mit einem Male, dass all das was nun passieren würde auch für mich neu wäre.

Ein leichtes Zittern durchfuhr mich, als ein Stoss an meine Schultern mich aus den Gedanken riss. Mit geweiteten Augen sah ich Zorro an, welcher fragend die Augenbraue hochzog.

«Träum nicht, steig ein».

Hastig nickend, ging ich auf das Deck hoch zu Ruffy, welcher mich schmunzelnd ansah. Ein Lächeln aufgesetzt hoffte ich sie würden meine vorherige Schockstarre nicht weiter in Frage stellen.

Tief ausatmend, als ich mich an die Reeling lehnte, sah ich auf das tiefe blaue Meer vor mir und hielt mir die davon wehenden Haare fest.

Verdutz sah ich die Strähnen zwischen meinen Fingern an. Ich erkannte etwas Grünes darin.

War dies vielleicht einer der Gründe, wieso Zorro so reagiert hatte?

War es nicht nur mein Name gewesen, der ihn stocken liess?

Ich hatte sie das letzte Mal zusammengebunden, da war ich mir sicher, weshalb es mir nicht aufgefallen war.

«Ruffy wo ist das Badezimmer?», glitt es mir über die Lippen. Warum war ich nicht davor auf die Idee gekommen mich zu begutachten?

Mit dem Finger zeigte er mir auf die Türe, welche unter der Treppe zum Oberdeck führte und gab mir zu verstehen, dass ich zuerst durch den Speicher gehen müsste.

 

Vor dem Lavabo stehend, atmete ich tief aus, bevor ich meinen Blick hob.

Überrascht strich ich über meine Haut. Ich war einen Ton dunkler geworden.

Meine Haare waren schulterlang und trugen ein dunkles braun, welche durch grüne Strähnen dominiert wurden. Die Luft angehalten sah ich mir nun direkt in die Augen. Meine Iris waren von einem satten Grün geprägt, die durch einen dunklen Aussenrand abgeschlossen wurden. Ich erkannte mich kaum wieder. Zuhause war ich schlichtweg braunhaarig und hatte blaugraue Augen.

Einen Schritt vom Lavabor wegetreten, wollte ich wissen ob sich mein Körper mitverändert hatte.

Mein Körperbau war sportlich geformt und der Bauch liess einen leichten Ansatz von Muskel erkennen, jedoch schien ich ein wenig grösser zu sein als sonst und meine Taille hatte einen schmaleren Übergang zur Hüfte.

Mich zur Seite gekehrt, erkannte ich, dass auch dieses Ich kein Problem mit einer stattlichen Oberweite hatte. Es war nicht weiter tragisch, aber ich hatte irgendwie gehofft, sie würden kleiner ausfallen.

Dies war die erste Welt, was wohl die anderen mir für Veränderungen offenlegen würden?

Die Herkunft zu täuschen war damit ein schwieriges Unterfangen und ich fragte mich ob ich dies überhaupt tun sollte oder war es schlichtweg, weil Zorro mir keinen Glauben schenken würde…

Wäre es in den anderen Welten sogar unumgänglich zu sagen wer ich bin?

Ein kurzer Ruck liess mich erahnen, dass wir die Segel gesetzt hatten und ich verliess mit meinen offenen Fragen das Badezimmer.

 

«Das ist doch kein Totenkopf!» Die lauten Stimmen der anderen rissen mich aus meinen Gedanken, als ich abermals über die Reling auf das offene Meer gesehen hatte. Das klare blau faszinierte mich und liess mich in Ruhe über die Erinnerung meines anderen Ichs nachdenken.

Mit bedauern stellte ich jedoch fest, dass meine momentane Seele keine Unterstützung für Ruffy war, schien auch sie beeinträchtig zu sein von einer Verletzung, welcher meiner zu Hause ähnelte.

Abermals hörte ich ein lautes Aufstöhnen.

Den Kopf zu ihnen gewandt, besprachen sie wohl gerade das Symbol ihrer Piratenflagge. Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen.

Der Totenkopf von Ruffy war definitiv grauenvoll dargestellt, er schien in sich einzufallen und hatte auf keine Weise irgendeine tragbare Form, die auch nur im Geringsten auf einen Totenkopf schliessen liess.

«Oh Ruffy der sieht schrecklich aus», gab ich dann lachend von mir und er schien wohl beleidigt die Backen aufzublasen. «Keine Sorge, Lysop rettet euch. Schaut mal her». Lysop hob das schwarze Tuch empor mit dem Totenkopf, welcher auch mir bekannt war, denn er trug den typischen Strohhut unseres Kapitäns.

Die Begeisterung war über die ganze Karavelle zu hören und es ging nicht lange, bis wir alle erschöpft auf dem Boden sassen, übersäht mit der Farbe, den das Symbol von der Flagge musste auch auf das Segel gebracht werden.

Mich seitlich mit der Hand abgestützt, richte ich mich auf und sah in die Runde.

«Ihr habt sicherlich Hunger…».

«Du kannst kochen?»

«Nun ja, ich bin definitiv nicht die beste Köchin, aber ich bringe höchstwahrscheinlich etwas essbares hin», waren meine Worte auf die Frage von Nami, als ich mich abwand und die Treppe nach oben stieg, um in die Kombüse zu kommen.

Mich an die Türe gelehnt seufzte ich tief aus. «Ich bringe ihm überhaupt nichts…», waren meine bitteren Worte, als ich die Erinnerungen meines Selbst Revue passieren liess.

Ruffy und Zorro waren in Gefahr gewesen und mein Ich hatte keine Anzeichen einer Regung gemacht. Nein mein Bruder, welcher das Schwert im Kampf verloren hatte, bekam es durch Nami zurück, die sich daraufhin eine Verletzung einholte. Mein Körper schien gelähmt von Angst, welche ich schwer schluckend hinuntergleiten liess, als mich das Gefühl noch einmal durchströmte.

Den Kopf darüber geschüttelt, ging ich an den Kühlschrank und nahm einige frische Zutaten hervor, die für ein Curry hinhalten würden.

Mit einem Schreck liess ich die Zutaten beinahe fallen. Ich hatte soeben einen Kanonenknall vernommen.

Die Türe aufgerissen, lehnte ich mich über die Brüstung und sah auf das untere Deck hinunter. «Spinnt ihr!» Ich hatte soeben erkannt, dass Lysop und Ruffy dabei waren die Kanonen zu testen.

Grinsend und sich verlegend am Hinterkopf reibend sah Ruffy entschuldigend zu mir.

Mit was für Leuten war ich hier nur unterwegs…

 

«Aiko das schmeckt lecker!».

Ich hatte mich gerade nach unten zu Zorro gebeugt und ihm den Teller gereicht, als die Worte von Ruffy die Lippen verliessen.

«Kannst du nicht warten bis alle was haben, bevor du isst!», waren meine schimpfenden Worte und ich atmete hörbar tief aus. Ich hatte vergessen, wie anstrengend es schon früher mit ihm gewesen war… auch wenn ich mich nicht an alles erinnern konnte.

Mich zu ihnen an den Tisch gesellt, schmunzelte ich über diesen Gedanken.

Von Früher zu reden, obwohl man das Leben nur nebenbei mitbekam, war merkwürdig und dennoch fühlte es sich nicht falsch an. Es schien ein Teil von mir zu sein, als würde ich schon seit Jahren in dieser Welt leben mit all meinen verfügbaren Zellen.

Als wäre es nicht nur eine Erinnerung…

Schlechtes Gewissen

Der Ball bewegte sich schnell über das Feld und ich musste aufpassen, dass ich den Zügen nachkam, welche die Jungs ausspielten.

Ich verzog mein Gesicht, als ich abermals den Schmerz um meine Finger wahrnahm. Mein Blick wich zu Ruri. Nervös wippte sie mit den Beinen auf und ab und hatte abermals meine Hand fest umgriffen.

Woher nahm sie nur diese Kraft?

Es war nun schon das vierte Viertel des Spieles im Gange und die Jungs waren knapp daran den Sieg einzuholen, weshalb auch ich sichtlich nervöser wurde. Mit einem unwohlen Gefühl hatte ich heute Morgen die Türe geöffnet, als mich meine beste Freundin abgeholt hatte. Ich wusste nicht genau wie ich reagieren sollte, wenn Kuro mich auf das letzte Treffen ansprechen würde.
 

Er hatte Kyo gesehen… bei mir.

 

Abermals fixierte ich ihn mit meinem Blick und erkannte wie hastig er beim Rennen atmete, wie der Schweiss seinen Wangen entlangfuhr und er erneut mit seinem Handrücken über die Stirn wusch.
 

Bilder die ich erst vor kurzem gesehen hatte.
 

Eigentlich sollte es mir egal sein, was er dachte. So war es die letzten Monate gewesen, aber seit diesem gestrigen Blick bekam ich ihn nicht mehr aus dem Kopf.

Nicht einmal die Welt von Ruffy und den Anderen konnte mir genug Ablenkung bescheren. Da ich wusste, dass wir erst Morgen auf eine erneute Begegnung stossen würden mit einem möglichen Smutje, hatte ich mich dazu entschieden nach Hause zu gehen.
 

Der End Pfiff kam und erschrocken wurde ich mit nach oben gerissen. Ruri schmiegte sich an mich, brachte mich zum Hüpfen und jubelte mir ins Gesicht. Eine Spielzeit von 80 Minuten zierte die Anzeigetafel, welche zusätzlich die Ergebnisse des Spiels auswies. Die Jungs hatten gewonnen, der Aufstieg in die ProB war nun gesichert.

«Aiko sie haben es geschafft! Sie haben es geschafft!» In die Augen meiner Freundin sehend, welche meine Hand fest umgriffen hatte, steckte mich mit ihrer Freude regelrecht an, denn ich spürte wie sich meine Lippen nach oben zogen.

Eine Erleichterung machte sich in mir breit, denn diese Nervosität, welche ich beim Spiel gespürt hatte, war verflogen und ich konnte endlich wieder aufatmen.

«Komm wir gehen zu ihnen», waren ihre freudigen Worte und mit einem Schlag bekam ich das unwohle Gefühl in meiner Magengegend zurück. Schwach nickte ich ihr zu und folgte ihr, durch den Ruck an meiner Hand, nach unten zum Spielfeld, wobei ich darauf achten musste nicht zu stolpern.

Mein Kopf hielt ich gesenkt, hatte ich Angst davor erneut seine dunkelbraunen Augen voller Enttäuschung zu sehen, als wir endlich am Boden der Halle ankamen.
 

«Ruri».
 

Die Stimme von Hiro vernehmend, spürte ich wie sich die Finger aus meinem Griff lösten und zurückgelassen wurden. Ich wagte es nicht nach oben zu sehen, doch als der besagte nun auch mich ansprach, wurde ich gezwungen mein Vorgehen zu verändern.

«Aiko es ist schön dich zu sehen, du hast es also geschafft».

Ein kurzes Lächeln legte sich auf meine Lippen.

«Ich habe es ja versprochen».

Seine Augenbraue zog sich nach oben. Hiro musste ich nichts vormachen. Ich kannte ihn schon so lange, wie ich Kuro kannte. Er wusste wann ich mich nicht wohl fühlte.

Der Besagte machte sich jedoch nicht die Mühe sich zu unserer Truppe zu gesellen, war er zu sehr beschäftigt mit den schwärmenden Mädchen, welche sich um ihn scharten.

Auf die Lippen gebissen, als mein Blick seinen Rücken traf, warf ich die Idee, mich bei ihm zu rechtfertigen, über Bord.

Ich war mir sicher, dass es so besser wäre.

Wir gingen uns schon so lange aus dem Weg und versuchten kein Interesse an den jeweilig anderen zu zeigen, weshalb sollte ich nun daran etwas ändern?

Es würde nur alles komplizierter machen…

Mich abgewandt, bemerkte ich den prüfenden Blick von Ruri, welche auch sogleich zu Kuro sah.

«Aiko geh do…»

Ich schüttelte verheerend den Kopf.

«Ich denke es ist gut, wenn ich jetzt wieder gehe», gab ich mit einem kurzen Lächeln von mir.

«Nichts da, du wirst wenigstens mit uns anstossen».

Die grünlichen Augen von Hiro trafen mich und ich bat ihn innerlich darum dies nicht von mir zu verlangen, aber er schüttelte nur den Kopf und gab Ruri einen kurzen Kuss auf die Lippen.

«Wir gehen duschen und dann geht es in die kleine Cafeteria».

Nickend sah sie ihm nach und ich spürte erneut ihre warmen Finger um meine Eigene.

Schwer schluckend folgte ich ihr zu der Tribüne, erkannte über meine Schultern, dass Kuro von Hiro mitgeschleift wurde.
 

«Aiko was ist los?»

Ihre Stimme war wie ein Flüstern und dennoch erkannte ich die Sorge darin. Meine Zähne trafen sich erneut mit meinen Lippen. Ich konnte ihr nicht nach dieser kurzen Zeit schon die Wahrheit offenbaren… durfte es nicht.

Mir in die Haare gegriffen, sah ich auf die Spielfeldlinien. «Du weisst doch, ich habe gestern wieder mit Karate angefangen und als ich nach Hause ging, war Kuro mir gefolgt, jedoch stand unser Dozent vor meiner Türe und…»

«Warte, langsam!»

Sie hatte sich zu mir gewandt, hatte nach meinen Händen gegriffen und versuchte meinen Blick einzufangen. Ich wollte ihr nicht in ihre blauen Augen sehen, welche sich sicherlich schockiert an mich gewendet hatten.

«Sag das nochmal, Kyo-sama war bei dir?»

Nickend, atmete ich tief aus. Ich konnte ihr wenigstens ein Teil der Wahrheit offenbaren.

«Warum?»

«Er ist mit unserer Familie befreundet, wie es scheint… aber… ich denke Kuro denkt anders».

Eine Lüge, wenn auch nur halbwegs, war es dennoch eine Lüge.

«Warum hast du es ihm nicht gesagt, als er da war?»

«Ich weiss es nicht… ich konnte es nicht Ruri. Es ist nicht mehr das Gleiche», gab ich mit gedrückter Stimme von mir.
 

So war es doch?
 

Ein tiefer Atemzug drang an meine Ohren, als ich spürte wie sie sich von mir abwandte und ihre Finger aus meiner Hand glitten.
 

«Denkst du nicht, es ist an der Zeit ihm zu verzeihen?»

 

*
 

Meine Lippen hingen an dem Strohhalm, welcher aus dem Glas ragte, nur halbwegs bekam ich die Gespräche um mich herum mit, dachte ich an die Worte von Ruri zurück, welche sie mir kurzvorhin in der Halle noch zugesprochen hatte.

Meine Augen waren geweitet gewesen. Sie hatte mir eine Frage gestellt, mit der ich mich seit langem nicht mehr beschäftigt hatte und für die es immer nur die eine Antwort gab.

Sollte ich es ruhen lassen?
 

Ich lehnte mich nach hinten an die Lehne der roten Sitzbank, sah aus dem Fenster und atmete schwer aus. Sah den vorbeigehenden Menschen zu wie sie ihren Samstagbummel verbrachten, bis ich in meine Erinnerungen abschweifte.
 

Es war nun ein halbes Jahr her, seit ich an der Meisterschaft mitgemacht hatte und mit einer schweren Verletzung vom Feld ging. Ich war im Finale nicht zu hundert Prozent mit meiner Konzentration anwesend und zahlte den Preis mit einer Knieverletzung, die durch einen Schlag von meiner Gegnerin kam.
 

Mein Blick fiel seitlich auf den Mann, welcher durch meinen Kopf schwirrte. Er gab sich dem Gespräch der Jungs hin und ignorierte mich seit Anbeginn.

Wütend über sein Verhalten, ballte ich meine Hand zur Faust. Er war es, welcher einst ein Versprechen brach und nun erlaubte ich mir einen Fehler in seinen Augen…

«Wo willst du hin Aiko?»

Verwirrt über die Frage, hatte ich nicht bemerkt wie ich mich aufgerichtet hatte. Meine Augen trafen die meiner besten Freundin. Zu Kuro sehend, schien er meinem Blick auszuweichen, widmete er sich nun seinem Getränk vor seiner Nase.

Ich schluckte hart, packte meine Jacke und zog mich am Tisch vorbei.

Hatte ich absichtlich den Platz ausserhalb gewählt?
 

«Aiko was ist los?».

Den linken Arm durch den Ärmel meiner Jeansjacke gezogen sah ich erneut zu meiner besten Freundin und wandte dann den Blick ab, hatte mir dabei auf die Lippen gebissen.

«Du siehst doch… ich gehe».

Ihre Hand, welche sie nach mir ausstreckte, hatte ich weggeschlagen. Ich wollte nur noch weg, warum konnte sie das nicht verstehen?

 

In den Himmel empor sehend, als ich die Cafeteria verlassen hatte, seufzte ich schwer aus.

Was hatte ich erwartet? Ihm erklären zu können was die Wahrheit ist?

Wir waren keine Freunde mehr, das hatte ich ihm deutlich gezeigt und nun, wo ich es wieder gut machen wollte, war es zu spät.

Ich hätte damit rechnen müssen.

Kopfschüttelnd wand ich mich von der Cafeteria ab.

Ich hatte Ruri vor den Kopf gestossen und dass alles nur wegen ihm…

Was war nur los mit mir?

Gesucht - Gefunden

«Hör auf Faxen zu machen», meine flache Hand hatte den Hinterkopf von Ruffy getroffen, welcher sich schmollend den Kopf hielt. Seine dunklen Augen trafen mich, mitleidig. 

«Du bist selbst schuld, dass du nun in dieser Situation steckst. Warum musstest du auch die Kanone in diese Richtung lenken!», waren meine darauffolgenden zischenden Worte, als ich auf den alten Mann zeigte, welcher mit einer Kopfverletzung vor uns sass. 

Ein Marineoffizier hatte uns ins Auge gefasst, wollte sich vor seiner mitführenden Frau beweisen und Piraten mit einem Kanonenschuss niedersenken, jedoch hatte er hier nicht die Gummikraft von Ruffy einberechnet – aufgeblasen wie ein Ballon hatte er uns jetzt in die Scheisse geritten. 

«Also wie gesagt, der Junge bleibt für ein Jahr hier, um den Schaden abzubezahlen». 

Ich knirschte mit meinen Zähnen. 

Ein Jahr war zu lange und definitiv nicht kompatibel mit unserem Plan. 

«Opa ich bleib kein Jahr hier, seit 10 Jahren warte ich nun darauf Pirat zu werden – höchstens ne Woche!» 

Abermals traf meine Hand den Hinterkopf von Ruffy. 

«Hör auf ihn zu provozieren und halt endlich deine Klappe!» warf ich erneut ein und schickte ihn mit der Küchenschürze fort. 

«Entschuldigen Sie».

Seufzend strich ich mir über die Schläfe.

Zuerst der Streit in meiner eigenen Welt, dem ich aus dem Weg ging, nun war es Ruffy welcher mir Probleme bescherte und es waren sicherlich nicht die Letzten. 

«Wir können kein Jahr hierbleiben. Er ist unser Kapitän und wir brauchen ihn für unsere Reise. Ich kann in der Küche helfen, dann hätten Sie schon zwei und wir machen eine Woche daraus?» 

Meine grünlichen Augen lagen in denjenigen meines Gegenübers, welcher sich das trockene Blut von der Stirn strich. 

In meiner Welt würde ich ihn in das Alter von 60 Jahren schätzen, doch gebrechlich, wie es die meisten Alten bei mir waren, war er definitiv nicht. Das Holzbein genügte, um mir zu sagen, dass er kein einfacher Koch auf See war. Hier sprach die Vergangenheit Bänder.

«Nun gut. Abgemacht. Eine Woche, aber ihr helft beide».

 

 

«Tisch 10 ist fertig!» 

Ein schrilles Klingeln ertönte, als ich mir meine Schürze umlegte und meine Haare zusammenband. Meinen Blick schweifen lassend, strich ich mir abermals genervt über die Stirn. Ruffy war nirgends zu sehen und so wie ich ihn kannte, sass er nun mit unserer Crew an einem Tisch, um den Versuch zu starten etwas Essen abgreifen zu können.

Die Karotten vor mir hingelegt, wollte ich soeben anfangen sie klein zu schneiden, als ein lautes Gepolter aus dem Restaurant erklang. 

Das Handtuch in die Hände genommen, wusch ich mir meine Hände trocken und verliess die Küche. 

Ein regelrechtes Chaos war entstanden und verwirrt zog ich meine Augenbraue zusammen, als ich einen blonden Smutje erkannte, welcher sich von einem zerbrochenen Tisch nach oben richtete. 

Er schien soeben einen Streit mit dem alten Mann von vorhin zu führen.

«Bevor du Jeff nicht ins Gras beisst gehe ich nirgendswohin!» 

Konnten solche Auseinandersetzungen nicht in Ruhe besprochen werden?

 

«Was ist hier los?» 

Fragend trafen mich die Augenpaare des runden Tisches, als ich die Hände an die Füsse von Zorro legte und sie erst mal von der Tischoberfläche runterschmiss. Schweigend gab ich ihm zu verstehen, dass dies kein Benehmen war, bevor ich zu Ruffy nickte und ihnen erklärte, weshalb ich eine Schürze trug. 

«Ruffy hat unseren Smutje gefunden – Sanji, aber er scheint nicht begeistert von dieser Idee». Lysops Stimme erreichte mich und ich liess meinen Blick zu dem besagten blonden Mann schweifen.

Die Gesichtszüge des Gegenübers sprachen Bände. Begeistert war er sicherlich nicht und Ruffy hatte diese Diskussion angezettelt.

«Ruffy!» 

«Ah Aiko da bist du ja!» 

«Kommst du, wir haben zu ar…» bevor ich meinen Satz zu Ende sagen konnte, war der besagte Sanji bei mir und hielt meine Hand.

«Meine Schönheit, warum beschmutzt du deine Finger den, lass uns die Arbeit für dich übernehmen». 

Ich war so perplex, dass ich erst einmal einige Sekunden benötigte, um zu realisieren, was hier gerade geschah. Er schien wohl ein Charmeur zu sein. 

Ob das gut gehen würde bei uns in der Bande?

Meine Finger aus seinen Händen genommen, lächelte ich leicht. 

«Danke, aber wir müssen abbezahlen, weshalb ich in der Küche mithelfe», an ihm vorbei sehend, sah ich erneut zu unserem Kapitän. «Kommst du jetzt?». 

Meine Stimme war hart und ich hörte das Gemurmel von Ruffy bis hier hin. 

«Ist ja schon gut». 

 

*

 

Der zweite Tag brach an und der Gedanke, dass ich eigentlich in meine Welt zurückkehren müsste, machte sich in meinem Kopf breit. 

Das Wochenende war vorbei und ich wusste, dass ich mich Riru stellen müsste, mein anderes Ich würde es sicherlich nicht tun – soweit hatte ich Kyo verstanden. Sie machte hauptsächlich die grundlegenden Sachen, wenn ich weg war – Probleme lösen konnte sie jedoch nicht und ich hatte definitiv Dinge zu klären.

Ein klirrendes Geräusch liess mich Aufsehen. 

Hatte Ruffy erneut etwas zerbrochen? 

Er war nicht gerade der beste Helfer, viel zu oft zerbrach er Teller, nahm Bestellungen falsch auf oder ass mehr von dem gekochten Essen, als dass er es den Gästen brachte. 

Ich hörte die Hektik, welche ausbrach und sah dann kurz zu Jeff, der auch alarmieret zu sein schien. Das war bestimmt nicht Ruffy gewesen. 

Schüsse fielen und Schreie ertönten durch den Saal. 

Panisch schlug ich die Schwebetür auf, sah wie verletzte Männer und Frauen auf dem Boden lagen. 

Ein Mann mit einer metallischen Rüstung stand in der Türe und erfasste uns mit seinen dunklen Augen, als ich in denjenigen einen Schock zu erkennen schien.

 

«Jeff… Du bist Rotfuss Jeff». 

 

Meine Kehle fühlte sich trocken an, als ich die Geschichte vernahm, die sich um den Koch neben mir ragte. 

Ein Pirat, welcher bloss mit den Füssen arbeitete… niemals seine Hände benutzte.

Stahl durch einen einfachen Kick zerstören konnte und seinen Spitznamen durch das Blut an seinen Beinen bekam…

Es erschauderte mich und nur benebelt nahm ich die Worte, des Mannes wahr, welcher sich als Don Creek vorgestellt hatte… Don Creek der Pate des Eastblue, welcher eine Armade von Piratenschiffen besitzt.

«Du hast die Hölle von innen gesehen, du warst über ein Jahr auf der Grand Line und hast überlebt… gib mir dein Logbuch». 

Meine Augen weiteten sich. Hatte er soeben nach dem Logbuch verlangt?

Ein Logbuch war das persönliche Tagebuch eines Piraten… nie würde, dies ein Pirat freiwillig hergeben… auch nicht Jeff.

 

*

 

Auf die leere Türe sehend, hatte Creek mit der Drohung alle zu töten, welche hier bleiben würden, das Schiff verlassen. 

Unglaubwürdig hatte ich vernommen, dass er ein neues Schiff benötigen würde, da seine Flotten von einem einzigen Mann mit einem Schlag zerstört worden waren.

 

Mit einem Schlag?

Das konnte nicht sein. Wie hätte ein einziger Mann, dies hinbekommen sollen?

Unmöglich und ich war mir sicher, dass ihm die Rückreise aus der Grand Line zu Kopf gestiegen war. 

 

Ich strich mir eine Haarsträhne nach hinten, hörte wie Lysop davon redete zu verschwinden. Er war ein Angsthase und schwarz sehen war sein Hobby.

«Sanji es tut mir leid!» 

Seufzend fiel mein Blick auf den blonden Smutje, welcher sich dem Piraten widmete, der wohl zur Mannschaft von Creek gehörte. 

Leicht verwirrt darüber, weshalb dieser sich für seinen Kapitän entschuldigte, liess ich mich von Ruffy auf den neusten Stand bringen. 

«Gin hat um Essen gebeten und Sanji war der Einzige der ihm einen Teller brachte».

Ich war mir sicher, dass dieses Verhalten nicht von irgendwoher kam…

 

Ein lauter Schlachtruf drang an meine Ohren.

Es war soweit...

Jeff hatte Don Creeks Wunsch nach Proviant für seine Mannschaft erfüllt und nun… nun waren sie gestärkt, wie angekündigt zurückgekehrt. 

Warum musste der Oberkoch auch so gutherzig sein?

Meine Hände legten sich auf die Tischfläche. Zitternd zog ich meine Finger an die Handfläche und ballte Fäuste. Ruffy dabei zusehend, wie er sich von seiner sitzenden Position vom Tisch hinunter bewegte, gelassen wie immer, biss ich mir auf die Lippen. 

Den Kopf gesenkt, wollte ich mich soeben aufrichten… Ruffy sagen, dass ich ihm wahrscheinlich erneut keine Hilfe sein könnte, als wir die Schreie und das Zerbrechen von Holz vernahmen.

Don Creeks letzte fahrtaugliche Flotte wurde komplett zerstört und schlug durch den Aufprall heftige Wellen aus.

«Nami!», gab ich erschrocken von mir, als ich die Wucht unter dem Schiff spürte. 

Sie hatte sich durch ein schlechtes Gefühl in der Magengegend abgekapselt und hatte sich auf die kleine Karavelle zurückgezogen.

Die Flying Lamb würde sicherlich mitgezogen werden, wenn nicht sogar unter gehen. 

Mich von Ruffy losgerissen, rannte ich los.

Ich hoffte schwer, dass ihr nichts passiert war, doch als ich an der Stelle ankam… war es weg. 

 

Die Flying Lamb war verschwunden. 

 

«Schwester Aiko!» 

Mein Blick fiel sofort ins Wasser.

Die beiden Piratenjäger, welche wir auf die Reise hier hin aufgegabelt hatten, trieben in den Wellen. Ich hielt ihnen meine Hand hin und half ihnen aus dem Meer zu kommen.

«Was ist passiert?! Wo ist Nami?!». 

Meine Stimme war laut und bevor die Männer geantwortet hatten, erkannte ich am Horizont die Flying Lamb. 

Weswegen war sie soweit weg? Der Aufschlag kam doch erst vor einigen Minuten?

 

«Sie nahm die Beute und schmiss uns ins Wasser…» . 

Unglaubwürdig sah ich in die Augen von Yosuke.

Nami soll uns hintergangen haben? Warum sollte sie das tun?

Ruffy täuschte sich nie in Menschen… 

Die Flüche meines Bruders vernommen, ballte ich die Hände zu Fäusten. 

«Halt die Klappe! Wir brauchen sie!»

 

Die beiden Piratenjäger fragend, wo ihr Schiff liegen würde, hörte ich wie Ruffy, Zorro und Lysop darum bat Nami zu folgen. 

«Was ist mit Aiko?» 

«Aiko bleibt hier. Wir kommen nach» 

Verwirrt wandte ich mich dem Geschehen zu. 

Warum sollte ich hierbleiben? 

Ich brachte ihm nichts! 

Zorro war hier die bessere Unterstützung!

«Nein Ruffy lass mich gehen, Zorro kann dich im Kampf besser unterstützen ich b…» 

«Da das ist der Kerl! Der Kerl hat unser Schiff zerstört!»

Unsere Blicke trennten sich voneinander, als wir einen älteren Mann, welcher mit einem kleinen Boot anzutreiben schien, entdeckten.

Kalt lief es mir den Rücken entlang, als ich in die kalten schmalen Augen sah.

 

«Falkenauge…»

 

Es war wie ein Flüstern, als Zorro dessen Namen aussprach und dennoch lag auf seinen Lippen dieses Lächeln...

Dieses Lächeln, dieses freudige Erzittern… 

Ich erkannte sofort, dass dies der Mann war.

Der Mann für den er alles zurückgelassen hatte…

Sei mutig!

Zitternd kniete ich auf dem Boden, erkannte das viele Blut am Körper von Zorro. Er hatte sich Falkenauge gestellt, ihn zum Kampf herausgefordert und nun steckte der Dolch, welcher der beste Schwertkämpfer auf der Welt gezogen hatte, in seiner Brust.

Ich bangte darum, dass er einen Schritt nach hinten machen würde, einen Rückzieher, aber es passierte nichts. Zorro blieb stehen.

Mit geweiteten Augen sah ich dabei zu wie Falkenauge den Dolch entzog und zu seinem Schwert griff.

 

Er wird doch nicht etwa…

 

«Bruder Zorro gib auf! Es reicht!» Johnnys Stimme… sie war kaum zu hören.

Kälte zog durch meinen Körper und ich spürte die Nässe in meiner Handfläche. Panikschweiss.

Nach Luft japsend, erkannte ich mit Schreck, dass er erneut in eine Angriffsposition überging.

 

Reichte es Zorro noch nicht?

Warum war er so entschlossen?!

Er blutete… und sein enges anliegende weisse Shirt tränkte sich mit der Farbe Rot…

 

Die Augen geschlossen, hörte ich das Klirren von Schwertern, das Zerbrechen von Klingen und die Schreie, welche Zorro gewidmet waren. Ich starrte mit geöffneten Lidern auf das nächste Szenario und meine Hand fuhr zu meinem aufgerissenen Mund, welcher einen dumpfen Schrei entwich, als der letzte Hieb diagonal über die Körpermitte von Zorro gezogen wurde.

Benommen nahm ich das Aufklatschen des Körpers im Meer wahr.

Tränen rannen meinen Wangen entlang und eine innerliche Leere, die sich fest um mein Herz klammerte, breitete sich aus.

 

Kalt… mir war unendlich kalt.

 

«Aiko… Aiko… Hey Aiko hörst du mich?!»

Verängstigt sah ich nach oben, als ich das Rütteln an meinem Körper vernahm.

Jeff…

 

Warum?!

Nein er sollte mich in Ruhe lassen!

 

Ich wollte ihn abschütteln, als er mir einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste und mich dazu zwang, an die Stelle zu sehen, wo Zorro versunken war.

Mit weit aufgerissenen Augen erkannte ich, dass nun Ruffy bei Falkenauge stand und langsam ertönten die Worte des Schwertkämpfers in meinen Ohren.

Gerichtet an seinen Kapitän.

«Nie wieder werde ich verlieren! Bis ich eines Tages Falkenauge besiege werde ich nie wieder verlieren! Was dagegen Piratenkönig?!»

Er lebt!

Zitternd richtete ich mich auf, hielt mich an der Reling fest und sah zu Lysop, welcher mir mit einem Zeichen des hochgestreckten Daumens erkennbar machte, dass es Zorro gut ging.

Sie hatten sich auf das kleine Boot der Piratenjäger gezogen, als Johnny und Yosuke zu ihrem Freund geeilt waren.

Das Schwert, welches mein Bruder bis vor kurzem noch in die Höhe gerichtet hatte, senkte sich wieder und ich hörte das spuckende Röcheln.

«Ich muss zu ihm», waren meine benommenen Worte als ich mich von Jeff abwandte. Er hielt mich zurück… sein Blick schien mich zu durchbohren und ich wusste genau was er fragen wollte.

«Weiss er es?»

Den Kopf darüber geschüttelt, band ich meine gelösten Haare abermals zusammen.

«Nein und soll er auch nicht», gab ich dann mit meiner wiedergefundenen Stimme von mir und wollte gerade ins Wasser springen, um zum Boot zu kommen, als Don Creek entschied Falkenauge anzugreifen.

Ein Schlag und erneut schlug das Meer Wellen.

Das Schiff… weiter weg wie vorhin.

 

«Los geht schon!»

 

Ich hörte Ruffys Schrei.

Er schickte sie fort… Er schickte Zorro mit seiner Verletzung fort!

«Ruffy was soll das?!»

Zischte ich ihn an, packte ihn am Kragen, zog ihn zu mir.

«Aiko, sie müssen Nami einholen!»

«Zorro ist verletzt! Ich muss ihn verarzten!».

Meine Wut stieg und dachte gar nicht daran ihn loszulassen.

Zorro würde dies nie überleben!

«Beruhig dich Aiko. Die Langnase kümmert sich darum».

Meine grünen Augen richteten sich verärgert in die des Smutjes, welcher neben mir stand. Sanji hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt und ich löste meine Finger von Ruffy. Was brachte es mit ihnen zu diskutieren?

Er war unser Kapitän. Stur durch und durch…

Ich sollte vertrauen schenken… dieses eine Mal.

 

«Opa, sind wir quitt, wenn ich die davonjage?»

«Meinetwegen».

In die Augen meines Kapitäns sehend, erkannte ich einen Ausdruck darin, welcher mich anwies hier zu bleiben.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen hoch. Die Angst war nebensächlich geworden, das Adrenalin hatte sich in meinem Körper gefestigt und die Wut auf die vorherige Aktion brannte noch immer in meinen Lungen.

«Was soll das Ruffy? Das kann nicht dein Ernst sein?!»

«Ich kann dich nicht in Gefahr bringen!», waren seine harten Worte.

«Du kannst ihn nicht alleine besiegen, lass mir dir helfen!»

Eine grosse Hilfe wäre ich nicht, aber ich konnte doch nicht immer tatenlos daneben stehen?

«Nein! Ich habe es ihm versprochen», mit diesen Worten zog er seine Arme aus und schleuderte sich erneut in die Richtung von Don.

 

Er hatte es versprochen…

Wem?!

Shanks!

Wie konnte er ihm versprechen mich zu beschützen?!

Dann hätte er mich auch im Dorf zurücklassen können… mich nicht mitnehmen müssen und ich wäre vielleicht nie hier aufgetaucht!

 

Den Kopf darüber geschüttelt, versuchte ich mich an den ersten Zwischenfall zu erinnern. Der Kampf um das reiche Mädchen Kaya… die Piratenbande, welche sich an ihrem Vermögen interessiert hatte…

Hatte ich etwas Wichtiges übersehen in meinen Erinnerungen?

Es gab einen Grund, wieso ich hier gelandet bin!

War diese Aiko vielleicht gar nicht so ängstlich wie ich dachte?

Die Augen aufgerissen, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag.

 

Ich hatte nicht geschwächelt…

Ruffy war derjenige, welcher mich zurückhielt, schon die ganze Zeit!

 

*

 

Wütend hatte ich meine Arme vor meiner Brust verschränkt und beobachtete die Situation, welche sich vor meinen Augen abspielte.

Ruffy und Sanji waren dabei, einen Kerl, der sich Perle nannte, abzuwehren. Er war umgeben mit Schildern und trug einem merkwürdigen Hut, welcher einer halben Kugel gleichkam, auf dem Kopf. In Flammen aufgegangen, war er ausgeflippt, als er durch den Kick von Sanji und hinteren Stoss von Ruffy Nasenbluten bekommen hatte.

Meine Hände verkrampften sich in meinen Oberarmen. Ich war es leid zuzusehen. War es Ruffy egal was ich dabei dachte?

Wenn ich ihm so unnütz erscheine, weshalb nahm er mich mit?!

Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht als Kind heimlich zu trainieren, wenn ich…

Die Augen geweitet erkannte ich Bildfetzen.

Waren das gerade Erinnerungen aus der Vergangenheit, der gelebten Kindheit in dieser Welt?

Meine Hand an meine Stirn haltend versuchte ich die Fetzen zusammen zu setzen.

Es war eine Kampfkunst gewesen, das hatte ich erkannt.

Hastig atmete ich aus und konnte nicht glauben, welche Erkenntnis mich traf.

 

Aikido!

 

Ein Lächeln zierte meine Lippen. Die Sicherheit, dass ich nicht unnütz war übermahnte mich. Ich wollte Ruffy zeigen, dass er mich nicht zu beschützen brauchte.

«Jeff ich kann nicht weiter hier rumstehen und nichts tun»

«Momentan solltest du dich nicht ein…»

Erschrocken fuhr ich zusammen als Gin neben mir zum Stehen kam und Jeff mit dem Fuss nach unten drückte. Die Waffe an meine Schläfe gerichtet.

«Sanji hör auf oder ich erschiess sie Beide!»

 

Grün traf schwarz. Der Pirat, welcher noch die Pistole an meine Schläfe gehalten hatte, richtete sie nun gegen meine Stirn.

«Du bist ganz schön Feige weisst du das?», gab ich ihm zischend zu verstehen und hörte die warnende Stimme von Ruffy, dass ich die Klappe halten sollte.

Warum?!

Ich wollte ihm helfen und wusste nun, dass ich es konnte!

«Ruffy für die Scheisse bin ich nicht mitgekommen!».

Soll er doch mit eigenen Augen sehen, dass er mich auch alleine handeln lassen könnte.

«Ihr müsst nur das Schiff verlassen».

Erneut wollte ich etwas erwidern, als ich die Stimme von Sanji vernahm. Das Schiff würde nicht aufgegeben werden.

Es war das Letzte was Jeff noch hatte.

 

Schmerzverzerrend verzog ich mein Gesicht, als Sanji erneut von Perle nach unten geschlagen wurde. Warum wehrte er sich nicht?

Erneut sah ich in den Lauf der Kanone, welche mir entgegengehalten wurde. Meine Hände zu Fäusten geballt, ignorierte ich die aufkeimende Panik, welche mich abermals übermahnen wollte.

Nun durfte ich nicht schwächeln.

«Senk deine Waffe».

Mein Körper wandte sich leicht ab und meine Beine zog ich in eine breitere Position. Ich versuchte mein Wissen über das gelernte in dieser Welt aufzurufen und war dankbar darüber, dass ich in meiner eigenen Welt eine Kampfkunst betrieb, die Ähnlichkeiten aufwies.

Wieso sollte ich sie nicht hier benutzen?

Knieschmerzen hin oder her…

Es wird Zeit meiner Angst entgegen zu treten!

 

«Ihr müsst nur das Schiff verlassen»

«Hörst du schlecht. Sanji hat nein gesagt», gab ich genervt von mir und hörte die leise Frage des Warums.

Der blonde Smutje lag blutüberströmt neben uns und fing an zu erzählen.

Mein Blick fiel auf Jeff.

Ein Pirat, welcher sich für einen Jungen fast geopfert hatte und sein Bein dabei verlor.

«Er hat sein Bein gegessen, um mich zu retten! Dieses Schiff bekommt ihr nicht!».

Das war meine Chance!

Gin war abgelenkt.

 

«Aiko, nicht!»

 

Ich schlug meine rechte Hand gegen den Erbsenballen von Gin’s Hand und brachte die Pistole so aus dem Schussfeld meines Gesichtes, umfasste sie, zog seine linken Hand an meinen Körper und schlug ihn mit einer Überkreuzung beider Arme über meine Schulter hinweg zu Boden.

Sichtlich überrascht, reagierte Gin zu spät, als ich ihm die Waffe entwendet hatte und nun gegen ihn richtete. Mich niederkniend ignorierte ich das Pochen in meinem Bein. Die Worte meines Sensei versuchend zu festigen, redete ich mir ein, dass dieser Schmerz aus meiner Psyche entsteht und er mich nur daran erinnern soll, dass ich mich wieder verletzten könnte.

 

Jeff nach oben gezogen, hatte ich meinen Blick stetig auf den Piraten vor mir gerichtet.

Ich war selbst verblüfft über die Handgriffe, welche ich gerade getätigt hatte, jedoch gingen sie fliessend von Dannen und neues Selbstbewusstsein machte sich in mir breit.

Mich gerade hingestellt, als auch Gin auf seine Beine kam, nahm ich mir ein Holzstab zur Hand, welcher abgebrochen war. Die Pistole übergab ich Jeff.

Ich hätte nicht damit umgehen können.

Andere Waffen zierten diese Kampfkunst.

 

«Du willst gegen mich kämpfen?»

Geschafft!

Warmes Blut rann über meinen linken Arm und bei jedem Atemzug spürte ich den stechenden Schmerz an meiner linken Seite. Gin hatte mich mit seiner Tonfa getroffen.

Zähneknirschend richtete ich mich auf, hielt den Holzstab fest in meiner rechten Hand, welche mit einem starken Zittern sich gegen diese Bewegung wehrte.

Nervös glitten meine Augen über die Platzwunde an der Stirn, welche ich Gin verpasst hatte, auch sein linker Arm schien etwas abbekommen zu haben… aber er war noch lange nicht so sehr verletzt wie ich…

Angst keimte in mir auf.

«Gib auf».

Die Worte erreichten mich und ich sah in die schwarzen Augen meines Gegenübers.

«Gin verschon sie bloss nicht».

«Aber Don?!»

«Sie hat es so gewollt».

Den Zweifel in den Iren des Piraten gegenüber mir sehend, schluckte ich als er erneut anfing seine Waffe in der Hand zu drehen. Bereithaltend für den nächsten Schlag, wurden wir durch das Aufprallen von Perle abgelenkt. Sanji hatte ihn niedergestreckt.

Seine Hand legte sich an seine Krawatte, welche er zurecht zog. Blut klebte an seine Lippen und auch seine Augenbraune hatte eine Platzwunde, welche nicht zu übersehen war.

«Sanji ge…»

Erschrocken wich ich zurück.

Knapp zog die Metallkluge an meinem Kopf vorbei und durch meine Unvorsichtigkeit, stolperte ich über meine eigene Beine nach hinten, fiel zu Boden. Der Schmerz meiner seitlichen Wunde zog sich durch meinen Körper und ein ächzender Ton glitt über meine Lippen.

«Aiko!»

Die Stimme von Ruffy hatte sich erhoben.

Er hatte sich bis anhin nicht eingemischt. Liess mir meine Entscheidung, welche ich getroffen hatte und nun wurde er daran gehindert mir zur Hilfe zu eilen, war es Don, welcher erneut die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Mit Speeren, welcher aus seinem Schild kamen, schoss er auf Ruffy.

Ein Gummimensch konnte Kugeln abfangen… doch spitzige Gegenstände waren tödlich für ihn.

Den Stab fest mit beiden Händen umgriffen, drückte ich Gin von mir ab, als er sich über mich gebeugt hatte. Er hatte den Moment meiner Unkonzentriertheit ausgenutzt.

Ich hörte ein leises Knacken und spürte wie der Rest der Stärke des Holzes nachgab.

Mein linker Arm schmerzte fürchterlich, das Blut, welches zu meinen Fingern geronnen war, kam mir nun entgegen und ich spürte wie die Schwäche durch meine Knochen fuhr. 

Das Zittern wurde stärker und ich hörte erneut den Ruf von Ruffy, der durch den Aufprall der Tonfa weit entfernt schien.

 

«Sanji…»

Hastig atmete ich aus, hielt meinen verletzten Arm und sah auf den blonden Smutje empor, welcher mich gerade aus dieser misslichen Lage befreit hatte. Die Tonfa war seitlich niedergefallen, als der Fuss das Gesicht von Gin getroffen hatte.

Seine hellbraunen Augen trafen mich, als er sich zu mir niederkniete. Er wich mit seinem Blick zu der Verletzung, welche ich überdeckte. «Patty hol Verbandzeug und hilf ihr!». Eine Bejahung vernommen, erkannte ich den festen Ausdruck in seinen Augen.

«Ich übernehme ab hier»

 

*

 

«Creeeekk!!»

Aufsehend, zog ich mein Shirt nach unten, als der letzte Handgriff um meine Taille getätigt wurde. Ein Verband zierte nun diese Stelle. Ich richtete mich auf und rannte wieder nach vorne, auch wenn der Schmerz mich durchzog. Ich musste wissen, was vorne geschah.

Zu Sanji sehend, als dieser gerade nach seinen zwei Köchen rief, um Gin zu verarzten, erkannte ich Ruffy auf der anderen Seite des zerstörten Schiffes.

Abermals stellte er sich Don, welcher soeben mit einer Giftbombe einer seiner eigenen Kameraden vergiftet hatte.

Der Grund, weshalb wir nach hinten gerannt waren.

Erschreckend stellte ich fest, dass auch ihn der hohe Blutverlust zum Schwanken brachte, da er sich kurzerhand an der zerstörten Reling festhielt.

«Ruffy», leise glitt mir seinen Namen über die Lippen, erkannte die Sorge hinter meiner Stimme.

Es war kein Zweifel an seinem Sieg… es war die Art wie Ruffys Entschlossenheit ihn an die Grenzen seines eigenen Körpers brachte und er nicht daran dachte aufzuhören…

Er würde kämpfen bis er Tod umfallen würde…

 

«Ruffy nicht! Du wirst so ins Wasser fallen!», schrie ich ihm entgegen.

Er war umfasst von einem Netz, doch anstatt sich befreien zu wollen, hatte er Creek fest mit seinen Gummigelenken im Griff, um den letzten Schlag ausführen zu können.

Das Holz zersplitterte, als Don mit voller Wucht auf die Balken aufschlug.

Er hatte verloren…

Meine Augen folgten Ruffy und meine Befürchtung wurde wahr.

 

Schnell zog ich meine Schuhe aus, dachte nicht an meine Wunden und sprang in das offene Meer hinein.

Das Salz brannte sich in meine Verletzungen, als mich die Nässe umhüllte. Die Augen aufgezogen, schwamm ich auf Ruffy zu, löste ihn von dem Netz und packte ihn unter die Arme.

Er konnte nicht schwimmen.

Die Teufelsfrucht nahm denjenigen die Fähigkeit sich auf dem Wasser treiben lassen zu können… aber ich würde nicht zulassen, dass er nach solch einem Kampf einfach ertrinken würde…

Niemals.

 

*

 

Erschrocken glitten meine Lider nach oben.

Ich versuchte die Orientierung zu erhalten, als ich das leise Schnarchen neben mir vernahm. Zusammenfahrend wich ich zurück.

Ruffy lag neben mir.

«Ihr seid beide kurz danach weg gewesen».

Nach draussen sehend, woher ich die Stimme vernommen hatte, sah ich Sanji an der Reling stehen und erkannte den schwachen Rauch, welcher neben ihm durchzog.

Er hatte sich eine Zigarette angezündet.

Mich aufrichtend, ignorierte ich den Schmerz, welcher durch meine Mitte ging und gesellte mich zu ihm.

«Wo ist Gin?».

«Sie sind danach verschwunden. Er hat die Bande mit Creek mitgenommen».

Verstehend nickte ich zu der Aussage und genoss die leichte Brise, die sich um meine Nase spielte.

«Du warst gut».

Verwirrt sah ich zu Sanji, welcher den Blick weiterhin geradeaus hielt. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.

War ich das?

In die Weite sehend, beobachtete ich das Glitzern auf dem Meer, welches durch das sinkende Sonnenlicht leicht rötlich erschien.

«Ich möchte Ruffy kein Klotz am Bein sein…»

 

«Das bist du nicht».

 

Verwundert fuhr ich herum und sah wie Ruffy sich gerade aufgerichtet hatte.

Er zog sich mit einem schmerz verzogenen Gesichtsausdruck das grosse Pflaster weg, welches seine Stirn zierte.

«Dann lass mich an deiner Seite kämpfen».

Mein Körper lehnte sich mit dem Rücken an die Reling und sahen Ruffy mit festem Blick an. Ich hatte verstanden, dass wenn ich nicht hierhergehören würde, meine Seele mich nicht hierher gebracht hätte.

Ich gehörte an die Seite von Ruffy und seiner Crew… an die Seite meines Bruders.

Da gab es keinen anderen Ausweg, als zu kämpfen und wenn es den Tod mit sich bringen würde…

 

Ruffy dabei zusehend, wie er seinen Strohhut aufzog, sah er mich aus dem Seitenwinkel an.

Seufzend atmete er tief aus.

«Er wird mich killen… aber warum sollte ich deine Stärke nicht für mich nutzen».

Kichernd nickte ich und sah in den Himmel empor.

Er würde uns die Leviten vorlesen…

Mich fragen ob ich noch alle Tassen im Schrank hatte, dieses Leben zu wählen…

Aber er würde stolz sein.

 

Nicht wahr Shanks?

Vielleicht sollte ich... (Kuro)

Mit einem lauten Knall fiel meine Sporttasche in die nächste Ecke meines Zimmers. Weswegen wurde ich erneut harsch angemacht, obwohl sie mir abermals den Rücken zukehrte?

Obwohl sie mit diesem…

Die Hände zu Fäusten geballt, hörte ich wie die Türe zu meinem persönlichen Rückziehort aufgerissen wurde. «Kuro was war das für ein Lärm?».

 

Weshalb konnte ich nicht in Ruhe gelassen werden, wenn ich es gerade wirklich nicht darauf abgesehen hatte mit jemanden zu reden?

 

«Nichts Mutter», waren meine zähneknirschenden Worte, doch sogleich spürte ich wie sich eine zierliche Hand auf meinen Rücken legte.

«Kuro Schatz, was ist los?»

Widerwillig wandte ich mich um. Meinen Blick gesenkt, sah ich in ihre kastanienbraunen Augen.

Sie war kleiner als ich, hatte ich meine Grösse doch von meinem Vater geerbt.

Ich erkannte die Sorge in den Iren. Nicht zu Unrecht, war ich ansonsten der Ruhepol in dieser Familie. Mein Vater, war da ganz anders, da war mein älterer Bruder ihm ähnlicher.

Mit Worten konnten sie nicht umgehen, liessen lieber Taten folgen, die auch schon mal das ein oder andere Mal nach hinten los gegangen waren.

Seufzend strich ich mir durch die schwarzen Haare.

«Ich möchte nicht darüber reden Mama, kann ich einfach in Ruhe gelassen werden?»

Ein zögerliches Nicken gab sie mir zu erkennen, als sie sich abwendete und mich in meinem Zimmer zurückliess. Mit einem genervten Laut fiel ich auf die Matratze nach hinten.

Reden würde hier nichts bringen, auch wenn meine Mutter das Gefühl hatte, es wäre für alles die Lösung, war es diese hier nicht.

Aiko wollte nicht reden und ich… ich war nicht besser.

 

Die Arme ausgestreckt atmete ich tief aus, versuchte einen neutralen Blick auf die letzte Situation zu erhalten. Ich erinnerte mich daran, dass mir Ruri erzählt hatte, dass Aiko die letzten Tage immer wieder zu spät gekommen war. Sato-sama könnte auch aus einfachen schulischen Gründen bei ihr aufgetaucht sein…

Es könnte alles einen simplen Grund haben… doch da war eine Sache, die mich störte.

Dieses provokante Grinsen, welches er mir zugeworfen hatte, als ich keine Antwort von ihr erhalten hatte, warum er bei ihr war.

Abermals ballten sich meine Hände zu Fäusten, als mir dieses Gesicht wieder vor den inneren Augen aufblitze und ich wütend feststellen musste, dass mir Aiko erneut einen Streit mit meinem besten Freund eingebracht hatte…

Sie hätte mir doch nur die Frage beantworten müssen!

 

Die Lider geschlossen, atmete ich tief aus.

Sie war deprimiert die Tribüne nach unten gekommen, hatte stets den Blick gesenkt gehalten, als würde sie etwas bedrücken.

Ich hatte mich von ihr abgewandt, mich den Mädchen vor mir gewidmet, die unseren Sieg freudig bejubelt hatten, obwohl ich ihnen nur halbwegs zuhörte.

Sie waren zur Ablenkung gedacht… doch der halbe Satz von Ruri, liess mich das Geschehen hinter meinem Rücken verfolgen.

Warum sollte Aiko zu mir kommen?

Wollte sie mir etwas sagen?

Ein betäubendes Gefühl an meiner Schläfe vernommen, massierte ich über die schmerzende Stelle. All diese Gedanken waren nerven raubend und das jeder versuchte unsere Situation zu schlichten, machte das Ganze nicht besser.

Weshalb sollte ich immer derjenige sein, welcher zu ihr ging?

Vielleicht wäre es besser endlich einen Schlussstrich zu ziehen…

 

*

 

Meine Hand lag auf dem Basketball, welcher auf dem Ballregal lag. Die raue Oberfläche schmiegte sich in meine Handfläche, bevor ich ihn mit einem stärkeren Griff nach oben zog.

Ich erhob meinen Kopf und sah auf den Korb, welcher vor mir lag, versuchte meine Gedanken vom Wochenende zu ordnen. Die Sätze meines besten Freundes schwirrten mir abermals durch den Kopf, dass ich zu voreilig reagiert hätte oder besser gesagt gar nicht reagiert hatte.

Ich hatte sie eiskalt ignoriert, aber war es nicht mein Recht?

Sie tat es schon seit Monaten und egal wie oft ich ihr versucht hatte die Situation zu erklären, die dazumal eintraf… sie wollte es nicht hören.

Und nun musste ich mir seit zwei Tagen Vorwürfe anhören, dass ich ein sturer Bock wäre, wobei Aiko so tat als wäre nichts gewesen. Genervt schloss ich die Augen und versuchte mich abermals auf meinen Sport zu konzentrieren.

 

Mit einer Handbewegung nach hinten, liess ich den Ball aus meiner Hand gleiten… doch ich traf nicht, was ich treffen wollte. Frustriert nahm ich den nächsten Basketball zur Hand… doch auch dieser landete nicht im Korb.

Wütend ballte ich meine Hand zur Faust. Diese Position war ein Leichtes. Er müsste mir ohne Probleme ins Ziel gehen.

Erneut nahm ich Einen an mich, liess ihn immer wieder auf dem Boden aufprallen, als die Türen zur Sporthalle mit einem lauten Knall aufgezogen wurden.

Es war Mittagspause, niemand ausser mir suchte die Turnhalle auf, waren doch die meisten Schüler damit beschäftigt, den neusten Tratsch auszutauschen und meine Freunde… die waren zur Zeit auf dem Dach, sicherlich mit ihr…

Mich umgewandt, spürte ich wie mein Herz einen kurzen Dämpfer bekam, welches einen Beigeschmack von leichter Wut aufstiegen liess.

Gleichgültigkeit legte sich auf meine Gesichtszüge, sah ihr dabei zu, wie sie sich aufrichtete und mir mit hastigen Atemausstössen in die Augen sah.

Ihre blaugrauen Iren, welche flattrig versuchten meine Gesichtszüge zu deuten, als ich kälter als geplant fragte, was sie hier zu suchen hatte.

 

«Es tut mir leid…»

Übermahnt...

«Aiko hast du mir zugehört?»

Aufsehend, erkannte ich die azurblauen Augen.

Kyo sass neben mir am Küchentisch.

Er hatte mich abgefangen, als ich soeben zur Schule gehen wollte, um die gestrige Lage zu besprechen.

«Ja, ich kann auch in den anderen Welten sterben… ich habe es kapiert», waren meine darauffolgenden Worte, welche sichtlich genervt klangen.

Was erwartete er?

Das ich in die Welten ging und nichts tat?

«Du sollst die Geschichte nicht ändern»

«Ich tue nichts, als ihm zu helfen, so wie du es gesagt hast».

Die Tasche gepackt, schulterte ich sie über meinen linken Arm. Die Schmerzen, die ich gestern erfahren musste, hatte ich in der Welt von Ruffy zurückgelassen. Sie waren ein Teil der dortigen Aiko, nicht die Meinen.

Er richtete sich auf und griff nach meiner Hand, welche ich ihm entriss.

«Du hast mir diese Aufgabe gegeben, also lass sie mich nach den Aikos erfüllen die ich in diesen Welten bin!». Die Wut, welche ich von unserem letzten Gespräch in mir trug, kam erneut zu Vorschein.

Ich wusste, dass er alles ändern könnte.

Das mein jetziges ruhiges Leben hier in meiner eigenen Welt auf einen Schlag von ihm zerstört werden könnte, aber ich wollte ihm nicht die vollkommene Macht über mich geben.

«Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich nun zur Schule, um nicht zu spät zu deiner Stunde zu kommen».

 

Nervös biss ich auf meine Lippen, als ich die Türe zum Klassenzimmer auf die Seite schob. Meine beste Freundin sass schon an ihrem Tisch und schien gerade an ihrem Handy vertieft zu sein. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, sicherlich schrieb sie wieder mit Hiro.

«Guten Morgen Ruri…».

Meine Stimme ein zögerliches Flüstern.

Sie hielt inne in ihrer Schreiberei und sah zu mir empor. Ihre blaugrünen Augen trafen, die Meine und ich erkannte, eine Enttäuschung darin. Der gleiche Ausdruck, den ich bei Kuro zu sehen bekam, nur hatte ihrer keinen Beigeschmack von Wut.

«Ich weiss… ich war ne beschissene Freundin vor zwei Tagen… und gestern hätte ich es gleich ansprechen sollen…», fing ich entschuldigend an, als ich mich hinter ihr auf meinen Stuhl niederliess und mich mit meinem Oberkörper zu ihr nach vorne beugte.

Sie schwieg, bis sich ein Seufzer aus ihrem Mund löste.

«Ich kann dir einfach nicht lange böse sein, aber gestern warst du echt komisch. Du hast dich verhalten, als wäre nichts gewesen…»

«Es tut mir leid Ruri! Es kommt nicht mehr vor, versprochen».

Das Verhalten meiner zurückgelassenen Aiko konnte ich mir nur durch das alltägliche Auftreten meiner Selbst erklären. Sie schien Rituale nachzugehen, normal wirken zu wollen, wenn ich nicht zu 100% anwesend war.

Ich musste das ändern.

So schnell wie möglich, bevor es noch zu weiteren unangenehmen Situationen kommen würde, die mich in Erklärungsnot bringen könnten.

 

 

«Ich habe Eure Analysen korrigiert.»

Schweigend ging Kyo an den Tischen vorbei und legte jedem seine Klassenarbeit hin. Meine Augen suchten die seine, als er auf mich zukam.

Erkannte ich eine leichte Wut darin?

War er erneut sauer auf mich?

Ich wusste, dass ich mit meiner Aussage nicht falsch lag…

Ob er es wohl hasste, wenn man seinen Anweisungen nicht folgte?

Ich hatte ja schon einmal eine Kostprobe seiner Laune erhalten…

 

Die Sätze unser vorheriges Gespräch gingen mir durch den Kopf. Es hatte harmlos angefangen.

Kyo hatte sich Sorgen gemacht, was mich sichtlich überraschte. Ich ging nicht davon aus, dass wir einen normalen Dialog miteinander führen konnten, nach der letzten Auseinandersetzung, aber es blieb nicht lange so. Er behandelte mich wie ein Kind.

Das Papier legte sich ab und unsere Blicke kreuzten sich weiterhin, bis er sich abermals löste und die letzten Arbeiten verteilte. Ein Anstossen am Arm spürend, sah ich die prüfenden Augenpaare meiner Freundin.

Ein Flüstern und die Frage ob alles in Ordnung wäre, beantwortete ich ihr nickend mit einem Lächeln und war erleichtert darüber, dass unser Verhältnis noch immer das Selbe war. Ich war am Wochenende eine schlechte beste Freundin gewesen, hatte nur an mich selbst gedacht und mich später auch nicht mehr bei ihr gemeldet. Es wäre berechtigt gewesen, wenn sie mich mit Gleichem bestraft hätte.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit ertönte die Schulglocke durch die Sprechanlagen und ich war erleichtert der dicken Luft in diesem Raum entkommen zu können. Die Blicke, welche mir des Öfteren von meinem Dozenten zugeworfen worden waren, liessen mich ein innerliches Unwohlsein spüren. Er war sauer, dennoch war ich fest der Überzeugung, dass diese Wut mehr darauf berief, dass er wusste das ich recht hatte.

Ruri in die Mittagspause folgend, erwähnte sie, dass die Jungs schon auf uns warten würden. «Wie…?» Ich zögerte und blieb in meiner Bewegung stehen. Ihre Augen schienen meine zu lesen und sie lächelte zaghaft. «Er wird nicht da sein».

Obwohl diese Aussage mir Erleichterung bescheren hätte sollen, war da ein flaues Gefühl in der Magengegend und mein Herz fühlte sich schwer an.

 «Wie… wie meinst du das?»

Ruri biss sich auf die Lippen und sie wand sich wieder zu mir um, legte ihre zierliche Hand auf diejenige, welche sie umgriff. «Hiro hat ihm die Meinung gesagt, als du gegangen warst und seitdem… herrscht eisige Luft zwischen ihnen».

Nein warum?

Das wollte ich nicht erreichen…

Hiro war sein bester Freund!

 

*

 

«Was willst du hier?».

Schwer atmend sah ich in die dunkelbraunen Augen von Kuro, welcher sich zu mir gewandt hatte, als ich die Türe zur Sporthalle aufriss. Hastig atmete ich aus, spürte das Brennen der kalten Luft in meiner Lunge und konnte mein Herz laut schlagen hören.

Der Basketball, welcher er noch eben vor sich hin geprellt hatte, lag nun in seiner rechten Hand und er sah mich mit einem gleichgültigen Blick an. Der gleichgültige Ausdruck, denn ich sonst in meinen Iren trug.

Schluckend öffnete ich meinen Mund und atmete tief aus.

Ein Gefühl des Brechreizes fing an das flaue Magengefühl zu überschatten.

Den Blick erneut gesenkt biss ich mir auf die Lippen.

 

Was wollte ich hier?

Warum war ich hier?!

Er war es der mich im Stich gelassen hatte, nicht ich ihn!

 

«Wenn du nichts zu sagen hast, dann geh zu den Anderen».

Da war sie.

Die Bitterkeit.

Er nahm es mir übel… und das zurecht.

 

«Es … es tut mir leid».

Meine Lider pressten sich zusammen. Es war der einzige Gedanke, denn ich noch erfassen konnte und ich fühlte mich schuldig.

Schuldig für sein momentanes Chaos.

Den Kopf nach oben gerichtet sah ich wie Kuro den Kopf schüttelte und sich abwendete.

Ich war sichtlich überfordert mit dieser Situation.

«Kuro es tut mir leid… ich»

«Hör auf!»

Erschrocken wich ich zurück, sah entgeistert auf den Rücken des Mannes, welcher einst mein bester Freund gewesen war.

Was war mit ihm los?

«Jedes Mal… jedes Mal habe ich versucht unsere Situation zu schlichten, dir genug Zeit zu geben, dich zu verstehen… und jeden Tag nahmst du mir mehr die Hoffnung, dass es wieder so sein könnte wie es war».

Der Ball flog auf den Boden und ein lauter Knall ertönte in der Halle, liess mich erneut aufschrecken. Solch eine Wut war ich von Kuro nicht gewohnt. Er war der sonstige ruhigere Pool von uns gewesen.

Meine Augen glitten zu der Hand, welche er sogleich zu einer Faust schloss. Sein ganzer Körper war angespannt und erzitterte darunter.

«Und dann…»

Er wandte sich zu mir um. Ich sah erneut diese Enttäuschung, welche mich stocken liess.

«Was hatte er bei dir zu suchen?»

Meine Zähne bohrten sich in meine Unterlippen. Abermals diese Frage.

Warum konnte er es nicht darauf beruhen lassen…

Erneut schwieg ich.

Hatte Kuro ein Recht zu erfahren was geschehen ist, was noch geschehen wird?

Ich versuchte doch nur, die Situation zu schlichten…

 

«Es reicht. Ich bin es leid mich an einer Hoffnung zu klammern».

Als wäre soeben etwas innerlich zerbrochen wurde, trafen mich diese Worte wie ein Schlag.

Warum zog sich nun alles in mir zusammen?

Was war das für ein dumpfes Gefühl, welches mein Herz überschattete?

Auf den Ball sehend, welcher auf dem Boden lag, als er an mir vorbei lief, wurde mir bewusst, was gerade geschah.

 

Er gibt auf!

Er gibt uns auf!

Meine Hand griff nach seinem Handgelenk und auch wenn er sich wehrte, versuchte ich den Griff darum nicht zu lösen, verstärkte ihn sogleich.

Warum wusste ich nicht… aber ich wollte nicht, dass er weiterging.

«Aiko lass mich los!»

«NEIN!».

Kuro stockte. Hatte ich ihn mit meiner Lautstärke überrascht?

«Es ist nicht wie es aussieht, glaub mir…»

Was geschah hier… ich versuchte ihm gerade die Gedanken an Kyo zu nehmen…

Er schwieg.

Wartete er auf eine bessere Erklärung?

Ich versuchte seine Reaktionen zu lesen, doch mehr als seinen Rücken konnte ich momentan nicht ergründen.

Die Wahrheit konnte ich ihm nicht offenbaren. Es war mir verboten.

«Ich kann dir nicht erklären, warum er bei mir war…»

Ein Ziehen an meiner Hand.

Hektisch verstärkte ich den Griff noch einmal.

 

Warum klammerte ich mich so sehr daran, dass er hier blieb…

 

«Nein warte bitte… hör mir zu…», waren meine leisen Worte und erneut schien er mich gewähren zu lassen.

«Ich habe etwas erfahren, was ich dir momentan noch nicht erzählen kann… niemandem erzählen kann und er ist… er ist ein Teil davon. Ich weiss, dass das alles unglaubwürdig klingt… und dass du das Recht hast mir nicht zu vertrauen… aber es tut mir leid», stossweise kamen die Worte über meine Lippen, war da ein Zittern in meiner Stimme welches ich nicht kontrollieren konnte.

Es übermahnte mich.

Auf die Hand sehend, welche ich fest umgriff, kam mir das Schweigen wie Stunden vor und ich spürte wie meine Sicht beeinträchtigt wurde. Ich kämpfte dagegen an, aber die Tränen bildeten sich von selbst und als die Erste meine Iren verliess, konnte ich sie nicht aufhalten.

Es hatte sich eine Angst von Verlust manifestiert, die ich seit Monaten nicht mehr gefühlt hatte…

Nicht in meiner Welt.

Aufzuckend den Griff nochmals verstärkt, als ich die Bewegung in meiner Hand vernahm, erschrak ich als ich etwas Warmes an meiner Wange spürte, welches die Nässe wegwischte.  Ich sah verdutzt in die dunkelbraunen Augen, welche sich zu mir nach unten gesenkt hatten, hörte die warme Stimme, die mir lange ferngeblieben war und spürte wie sich eine Erleichterung in mir loslöste.

 

«Hör auf zu weinen Aiko-chan.»

Geheimnisse

Aus dem Fenster sehend, dachte ich an die Mittagspause zurück. Ein Lächeln zierte meine Lippen und die Tränen, die ich vergossen hatte, waren getrocknet. Ich hatte nicht erwartet, dass diese Erleichterung, welche ich verspürte, in solch einem Ausmass durch mich hindurchfliessen würde.

Mit meinem Bleistift in den Fingern spielend, dachte ich an die überraschenden Gesichtsausdrücke meiner Freunde zurück, als ich die Türe, zur Dachterrasse mit Kuro öffnete.

Wie oft hatten sie mir in die Ohren gelegt ihm endlich zu verzeihen?

Was es wohl war, was ihn dazu brachte das Versprechen zu brechen?

Der Beigeschmack dieses Bruches lag noch immer auf meinen Lippen und mein Blick wandte sich abermals aus dem Fenster.

Ob er es mir jemals sagen würde?

Es war mein Recht zu erfahren, was geschehen ist… auch wenn ich seine banale Erklärung, die ich mir darunter vorstellte, nie hören wollte.

 

Meinen Kopf in die Hand gelegt, sah ich auf die Wandtafel nach vorne. Ich hatte soeben Geschichtsunterricht. Ein Zusatzfach, aus reinem Interesse zu den anderen Kulturen und ihren Entwicklungen, hatte ich es dazumal ausgewählt.

«Wir werden das Thema des 100-jährigen Krieges in den nächsten zwei Wochen abschliessen und wieder zu unserer eigenen Geschichte zurückkehren. Die Sengoku-Ära ist Ihnen sicherlich allen ein Begriff».

Schmerzend zog sich meine Stirn zusammen, als unsere Dozentin Frau Yamagawa den Satz beendet hatte.

Mit den Fingern über meine Schläfe gestrichen, atmete ich tief aus.

Der Schmerz war so schnell gekommen, wie er nun auch verschwunden war.

So schnell er kam, so schnell war er auch wieder verschwunden.

Verwirrt schüttelte ich den Kopf, zog meine Unterlagen zusammen und verliess das Klassenzimmer.

Es war die letzte Stunde für heute gewesen, weshalb ich mich nun aufmachte, um nach Hause zu kommen.

Ich wollte so schnell wie möglich wieder in die Welt von Ruffy zurück.

Seit ich mich mit Sanji und ihm auf den Weg gemacht hatte, um den anderen zu folgen, war ich nicht mehr zurückgekehrt und die Sorge um Zorro schien jede Stunde schlimmer zu werden.

 

«Aiko warte»

Verdutzt blieb ich stehen.

Ich musste nicht nach hinten sehen, um zu wissen, wer mich gerufen hatte.

Er war es.

Aber warum war er noch hier?

«Kuro was machst du noch hier? Du hättest doch vor zwei Stunden schon fertig sein müssen?»

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sah auf die Seite weg.

«Naja, ich habe auf dich gewartet…»

 

Schweigend stoppte ich, als wir an meiner Haustüre angelangt waren und richtete meinen Blick in die nervösen Augen meines alten Freundes.

Er war überfordert mit der Situation.

Sie war ungewohnt und mir?

Mir ging es nicht anders dabei.

«Also… dann sehen wir uns morgen?»

Mit einem zögerlichen Nicken bejahte er dies. Vorsichtig die Hand gehoben, verabschiedete ich mich von ihm.

«Warte…»

Abermals blieb ich stehen.

Was wollte er noch?

Er schien schon den ganzen Weg etwas sagen zu wollen.

 

Mich zu ihm umgewandt, sah ich wie er meinem Blick sofort auswich.

Sich an den Hinterkopf kratzend, biss er sich auf die Lippen.

Eine Geste die ich mir nicht unbekannt war.

Es war immer erst der Handgriff zu seinen Haaren, bis er die Zähne auf die Unterlippen drückte und langsam mit der Sprache rausrückte.

«Ich… ich bin nicht ohne Grund nicht aufgetaucht… glaub mir»

Dumpf fing mein Herz an zu schlagen und ich versuchte den abermaligen bitteren Beigeschmack zu ignorieren.

War ich bereit dafür die Wahrheit zu hören?

 

Aufblitzend fuhr ich erschrocken zusammen, als ich ein Aufglühen aus dem Augenwinkel erkannte. Den Blick gesenkt entdeckte ich den blauen Stein.

Er leuchtete hell auf.

Ich musste gehen, das wusste ich und dennoch… ich wollte wissen was der Grund war.

Warum hatte er dazumal sein Versprechen gebrochen?

Weshalb hatte er mich im Stich gelassen?

 

«Als du am Abend vor deiner Meisterschaft an meiner Runde warst und wir darüber gesprochen hatten, hat mich danach mein Vater aufgesucht…»

Verwirrt zog ich die Augenbraue hoch.

Was hatte sein Vater mit unserem Versprechen zu tun?

Schmerzlich zog ich meinen Arm an meinen Körper.

Das Glühen schien sich wie das brennende Gefühl einer zu starken Sonne in meine Haut zu brennen.

«Ich wusste von dieser Aufgabe, schon bevor dein Turnier stattfand… es war dazumal dein…»

Sein gesenktes Haupt zog sich nach oben und ich bemerkte die Trauer hinter den Gesichtszügen.

Ich kannte diesen Blick…

Es war der gleiche, als mein Vater starb… an der Beerdigung… er hatte mich nicht aufmuntern wollen. Er liess mich weinen und…

 

Blinzelnd hatte er das Leuchten zwischen meinen Fingern gesehen, welche ich über den Stein gelegt hatte. Verwirrt suchte er abermals meinen Blick.

Ich schluckte leer.

Meine Finger hatten sich in meinen Arm gedrückt.

«Ich … ich muss gehen…», waren meine leisen Worte.

Er wollte mir widersprechen und ich sah dieses Unverständnis.

Kuro war gerade dabei mir den Grund zu beichten und ich…

Ich liess ihn einfach stehen.

«Wir werden reden, versprochen… aber ich muss nun weg…»,

Dieser zunehmende innerer brennenden Schmerz wurde unerträglich.

In Ruffys Welt geschah etwas und ich musste zu ihm.

 

*

 

Auf die Lippen gebissen, kehrte der Schmerz in meinem linken Arm zurück, was ich, mit dem zusammenpressen meiner Hand, versuchte auszugleichen. Die Gedanken meines anderen ichs versuchten durch mich hindurchzufliessen, aber die Schuld, welche ich soeben auf mich selbst spürte, blockten sie ab.

Kuro nun stehen zu lassen, war fatal gewesen.

 

Er wird mir kein Glauben schenken.

Kuro würde sicherlich denken es wäre eine Lüge!

Ich würde meine Entschuldigung nicht ernst meinen!

 

Schwarze Gedanken machten sich in meinem Kopf breit und auch wenn Kuro ein gutes Herz hatte. Irgendwann würde er es vor mir verschliessen.

Da war ich mir sicher

 

«Aiko komm jetzt!»

Aufgeschreckt sah ich mich um. Ich hatte die Gedanken meines vorherigen Ichs noch nicht angenommen, als ich die Hand an meinem rechten Handgelenk verspürte und von Lysop aus der Starre mitgezogen wurde.

Mein Blick fiel auf die offenen Wunden von dem Mann, welcher an mir zog.

«Lysop du blutest!», rief ich ihm zu, als ich ihn versuchte zu stoppen.

«Ich weiss, deshalb bist du ja gekommen, um mir zu helfen…»

Mir auf die Lippen gebissen, wurde mir soeben bewusst, dass es einen Grund gab, warum ich diese Erinnerungen brauchte.

Sein Blick lag fragend auf mir, als wir den Weg einbogen und ich ein zertrümmertes Quartier zu sehen bekam.

Sichtlich verwirrt erkannte ich den Namen.

 

Arlong Park.

 

Die Piratenflagge schwebte weit über dem Dach und meine Gedanken meines vorherigen Ichs hatten sich zusammengefügt. Arlong war ein Fischmensch, Anführer der Arlong Bande, Piraten und Nami hatte er seit sie ein kleines Mädchen war, als Navigatorin bei sich.

Die Blockade, die ich aufgerichtet hatte, wurde mir soeben zum Verhängnis und die Erinnerungen brannten sich in mein Gehirn ein. Es war schmerzhaft und meine linke Hand glitt an meine Schläfe. Ungewiss liess ich Lysop dazu animieren stehen zu bleiben, hörte seine Stimme welche auf mich einredete.

 

In diesem Dorf angekommen hatten wir Nami versucht zu finden und bekamen von ihr selbst zu hören, dass Lysop abgestochen worden wäre. Dieser Schmerz, welchen ich vernahm, als es schien das Nami uns verraten hätte.

Alles ein Vorspiel, um ihr eigenen Leuten von diesen Fischmenschen zu retten.

Schwer atmend hielt ich weiter meinen Kopf zwischen meinen Händen.

Der Schmerz meines noch verletzten Armes wurde überschattet.

Ich entnahm die Erinnerung an die Schwester von Nami, welche uns die Wahrheit auftischte.

Nojiko, die uns erzählte wie Nami versuchte ihr Dorf freizukaufen und nun bitterlich hinters Licht geführt wurde.

Unruhig atmete ich bei diesen Gedanken aus, fühlte wie ich meinen Körper wieder in Griff bekam.

Ruffy hatte sich auf gemacht ihn zu besiegen und sie zu befreien.

 

Zitternd glitten meine Hände nach unten und ich richtete mich schwer auf.

Meine Kehle war trocken.

«Aiko! Aiko was ist los?!»

Die entsetzten Augen von Lysop lagen auf mir. Mit einem sanften Lächeln versuchte ich die Situation zu schlichten.

«Alles in Ordnung… entschuldige…», waren meine leisen Worte, dennoch wollte er nochmals nachhacken, als ich die Stimme von Nami vernahm.

An Lysop vorbeisehend konnte ich die Menschenmenge vor dem Park erkennen.

Die Hände von dem Schützenjäger an meinen Armen gelöst, drückte ich mich durch den Tumult und zog entsetzt die Hand vor meine Lippen, als ich Sanji, wie auch Zorro, liegend auf dem Boden entdeckte. Mein eigenes ich, hatte sich auf gemacht, um Lysop zu helfen, ihn herzuholen, auf die Bitte von Zorro hin.

 

Er hatte es gewusst!

Zorro hatte gewusst, dass es gefährlich werden würde und hat mich absichtlich weggeschickt!

 

Ein Schrei erklang und ich sah mich um.

Das war doch soeben Ruffy?

Verdammt wo war er?!

 

Aus dem Augenwinkel konnte ich die Handbewegung meines Bruders vernehmen. Sie hatten ihn ins Meer verfrachtet…

Das Wasser war das Todesurteil für unseren Kapitän, sollte er nicht an frische Luft gelangen und dennoch liess der Ruf erahnen, dass sie einen Weg gefunden haben, um Ruffy aus der Lage zu befreien.

 

Deshalb hatte der Stein geleuchtet…

 

Zusammenfahrend als ich die Augen von Kuro in meinem Inneren zu sehen bekam, schüttelte ich verheerend den Kopf darüber. Hier spielte nun die Musik, ich durfte mich nicht ablenken lassen, doch was sollte ich nun tun?

Die Fischmenschen schienen nicht mehr in Überzahl zu sein, der Kampf fand nun gegen Arlong statt und bevor ich mich dazu entscheiden konnte ins Wasser zu springen, um den Überblick der Situation zu erlangen, war Sanji eingetaucht.

Ist er nicht zu stark verletzt?

Das viele Blut… es war sicherlich nicht das von den Gegnern, doch mein Interesse wurde schnell entzogen, als ich das klirrende Geräusch von gekreuzten Schwertern vernahm.

Zorro hatte die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

Das war eine abgemachte Sache zwischen ihn und Sanji gewesen!

 

Durch einen einfachen Biss von Arlong zerbrachen die Schwerter in zwei Teilen. Mit Leichtigkeit zog er Zorr an der Kehle nach oben, schnürte ihm somit die Luft ab…

Zitternd versuchte ich einen Weg zu finden mich zwischen ihnen zu stellen, den Arlong hatte keinen Kratzer vom vorherigen Angriff davongetragen.

War es überhaupt möglich, dass ich ihm genug Zeit verschaffen könnte?

Ich hatte noch immer keine Waffe… und mit blossen Händen würde ich nicht viel erreichen…

Mir auf die Lippen gebissen erkannte ich das viele Blut an seinem Hemd.

Die Wunde, welche ihm von Falkenauge zugetragen wurde, war aufgerissen, das erkannte jeder Blinde und auch Arlong schien dies nun zu interessieren.

Der Verband wurde ihm aus reiner Neugier entrissen und mein Gesicht verlor jegliche Farbe. Flüsternd fiel sein Name über meine bebenden Lippen, als ich feststellte das Arlong abermals zum Schlag ausholte.

Ich durfte die Augen nicht davor verschliessen, musste bereit sein, wenn er hier in die Nähe geschleudert werden würde…

Nur so könnte ich Zorro helfen.

Ihn schnell verarzten, wenn die Möglichkeit offengelegt werden würde.

 

«ARLONG!»

Mein Herz blieb stehen und ich fuhr erschrocken zusammen, als die Arme von Ruffy am Körper von Zorro lagen, welche ihn aus der Situation befreiten.

Endlich!

Er war wieder hier!

Hier in Aktion!

 

Ich zitterte, sah in die Richtung, in die Ruffy, Zorro geworfen hatte.

Er hätte vorsichtiger sein können, aber für diese Gedanken hatte ich keine Zeit.

Zorro benötigte meine Hilfe!

«Nami… ich gehe nach Zorro schauen»

«Pass aber auf».

Nickend wandte ich mich ab, drückte mich durch die Menge und hörte das beleidigte Murren von Sanji, welcher sich gerade freuend auf mich fallen lassen wollte.

Ich hatte nun keine Zeit für ihn.

Zorro war nun wichtiger.

 

«Warte Kind. Nimm das mit und bring ihn später zu mir!»

Den älteren Mann vor mir ansehend, beobachtete ich, wie er sich um weitere Dorfbewohner kümmerte, welche sich vorhin noch gegen die Fischmenschen gestellt hatten. Die Tupfer und Tücher entgegen genommen ging ich den Steinplatten entlang, auf die andere Seite der Mauer und da lag er.

Blutüberströmt mit einer Wunde, welche nicht aufhören wollte zu bluten.

Schluckend kniete ich mich neben ihn und fing an sein Hemd weiter zu öffnen. Seine Augen lagen prüfend auf meinem Gesicht.

«Weisst du… du erinnerst mich an jemanden…»

«Du solltest nicht reden Zorro…», waren meine ermahnenden Worte, als ich anfing die Wunde abzudrücken und das Blut zu stoppen. 

Er schwieg einige Zeit und ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass dieser Satz für einen innerlichen Wirbel in mir sorgte.

Ich ging mit den Tupfen der Narbe entlang und als ich die beruhigende Atmung von Zorro vernahm, stellte ich fest, dass dieser eingeschlafen war.

Lächelnd lehnte ich mich nach der Versorgung an die Steinwand und sah in den Himmel empor.

Sicherlich erinnerte ich ihn an jemanden.

«Wenn du wüsstest…», gab ich leise von mir und schloss die Augen.

Ich war nicht irgendjemand… ich war seine Schwester.

 

Wann würde er dies endlich realisieren?

Verletzt

Mich erschöpft auf mein Bett fallen gelassen, kehrten die Gedanken meines zurückgelassenes ichs zu mir zurück und ich lächelte als ich bemerkte, dass ich mich wohl mit Ruri getroffen hatte. Es tat gut innerlich ihr Gesicht nach der Zeit von Ruffy zu sehen.

Gesprächsfetzen in meinem Kopf durchgehend, schluckte ich schwer.

Erstarrt sah ich zur Decke hoch.

Wie konnte ich vergessen, was vor einigen Stunden noch passiert war.

Ich hatte ihn stehen lassen, ihn wissen lassen, dass ich etwas zu erledigen hatte und traf mich daraufhin mit Ruri.

Weshalb war meine zurückgelassene Aiko nicht im Begriff zu verstehen, bevor ich wegging, was geschehen ist.

Ein grünes kleines Licht zog mich in den Bann und als ich erkannte, dass es mein Handy war, welches mir mitteilte, dass eine Nachricht angekommen ist, machte sich ein schlechtes Gefühl in mir breit.

Es zögernd in die Hand genommen, schluckte ich hart, als ich erkannte, von wem die Whatsapp Nachricht kam.

 

‘’Du meintest du müsstest weg… ich liess dich gehen und dann sehe ich dich in der Stadt mit Ruri?! Was soll das Aiko?’’

 

Ein Klingeln an der Haustüre liess mich zusammenfahren.

Noch einmal sah ich auf die Nachricht, erfasste die Uhrzeit...

«Aiko Schatz! Kuro ist hier!», der Ruf meiner Mutter liess mir einen kalten Schauer über den Rücken fahren.

Seit zwei Stunden hatte ich ihm nicht geantwortet.

An die Türe getreten und in die dunkelbraunen Augen sehend, welcher voller Zorn waren, zog ich an der Türklinge, um uns von meiner Mutter abzuschatten. Er zeigte mit seinen Fingern auf das Display, wollte eine Antwort auf seine gestellte Frage erhalten.

Ich schluckte.

Meine Kehle war trocken.

«Das war ich nicht…», kam es leise über meine Lippen und sah aus dem Augenwinkel wie er sich verkrampfte.

Ich hätte mich in diesem Moment selbst schlagen können.

«Willst du mich gerade verarschen?! Wer soll es sonst gewesen sein?»

Seine Stimme war laut geworden.

Zurecht.

Wer hätte es sonst sein sollen?

Unruhig atmete ich aus, spürte wie sich meine Brust zusammenzog.

Er hatte das Recht sauer zu sein… dieses Mal war ich es, welcher ihn angelogen hatte… obwohl ich nichts dafürkonnte.

«Ich… ich war es, aber auch nicht… ich» mein Blick senkte sich, spürte das Zittern durch meinen Körper fahren und erkannte in welchem Teufelskreis ich gefangen war.

Wie sollte ich ihm diese Situation erklären?

 

«War es eine Lüge?»

 

Verdutzt sah ich erneut nach oben, suchte in seinen Augen, was er mit dieser Frage meinte und liess das fragende Wort «Was?» über meine Lippen gleiten.

«War deine Entschuldigung eine Lüge?»

Er schien sich ruhig halten zu wollen und dennoch… ich erkannte den Schmerz, welcher dieser Satz in mir auslöste. Die Verletzungen, die ich bis anhin bekommen habe, waren nichts dagegen, was gerade hier passierte und ich verstand selbst nicht mehr, warum es mir nun soviel ausmachte.

«Nein!»

Ich schluckte.

Glaubte er wirklich, ich hätte ihn angelogen?

«Dann erklär es mir!»

Seine Stimme… kalt.

Er wollte eine Antwort.

Ich biss mir auf die Lippen, sah ihn flehend an.

«Ich kann nicht!»

Kuro gab mir eine Chance, aber ich konnte sie nicht ergreifen.

Kyo hatte es mir verboten.

Ein Schweigen legte sich zwischen uns und ich hoffte, er würde es gut sein lassen, doch sein Blick erhob sich. Kuro richtete seine Augen gegen den Himmel und seine Gesichtszüge verzogen sich schmerzlich.

«Ich kann nicht mehr Aiko… ich dachte ich könnte dieser Aufgabe gerecht werden, aber…» Den Kopf geschüttelt, wandte er sich von mir ab. Bitter erkannte ich seinen Rücken, konnte nichts darauf erwidern.

Verstand nicht was er mit dieser Aufgabe meinte, aber es war egal… denn ich realisierte sofort was er mir damit sagen wollte und hielt ihn nicht auf.

 

Die Tränen rollten meinen Wangen entlang und die warmen Töne des Sonnenuntergangs liessen mich keinen Trost fühlen.

Was hatte ich mir dabei erhofft?

Die letzten Monate waren meine Schuld und keine einfache Entschuldigung hätte dies retten können.

Nun stand ich vor meiner Haustüre und erkannte wie dumm meine Gedanken gewesen waren.

Er hatte ein Versprechen gebrochen

Aber…

Ich wusste nicht einmal den Grund.

Ich hatte ihn nie aussprechen lassen… gab ihm nie eine Chance und nun war es zu spät, etwas einzufordern.

 

Wann war es mir nicht mehr egal geworden, was er über mich dachte?

 

*

 

«Aiko was ist mit dir los? Du kommst gar nicht mehr auf das Dach…»

In die grünblauen Augen meiner besten Freundin sehend, schluckte ich hart bei der Erinnerung, die mich erneut durchfuhr. Ich war seit 3 Tagen nicht mehr beim Mittagessen dabei gewesen, war doch er dort.

«Entschuldige Ruri, aber du weisst doch, dass ich mich mit meinem Sensei Ikuto treffe», waren meine entschuldigenden Worte.

Ich log nicht. Ich hatte mich mit meinem alten Sensei verabredet zum weitere Trainingsstunden auszuüben, wollte ich das Aikido auch hier vertiefen, welches ich in der Welt von One Piece benötigte.

«Aber Aiko du trainierst doch auch nach der Schule, ist das wirklich nötig?».

Es schmerzte mich, als ich nickte und meine Unterlagen zusammenpackte. «Du weisst doch, wenn mich der Ehrgeiz mal gepackt hat…»

«dann bist du nicht mehr zu bremsen. Schade, ich werde den Jungs einen Gruss ausrichten». Schwach nickte ich auch darauf, versuchte dabei das Gesicht von Kuro abzuschütteln und ging schnell den Gang entlang, um aus dem Getümmel zu kommen.

 

Schmerzlich rieb ich mein Knie, als ich abermals zu Boden geworfen wurde.

«Aiko ich denke du solltest eine Pause einlegen».

Kopfschütteln richtete ich mich erneut auf. Ich wollte keine freie Minute für meine Gedanken haben. «Es reicht jetzt!»

Meine Arme wurden gegriffen, als ich den nächsten Angriff starten wollte. In die Augen meines strengen Sensei sehend, entzog ich mich aus seinem Griff und verliess die Matten mit einer kurzen Verbeugung.

«Aiko jetzt warte doch…»

Ich hatte die Türe zur Garderobe verschlossen und setzte mich fiebrig atmend auf die Bank. Wütend trafen meine Fäuste meine Oberschenkel. Eine einfache Verletzung liess mich daran hindern stärker zu werden und ich verfluchte mich innerlich selbst für diese Schwäche. Die tränenden Augen trockengewischt, zog ich mir mein Armband über das Handgelenk.

Der Gedanke in die Welt zu verschwinden, durchzog mich soeben.

Es wäre so leicht aus der Situation zu flüchten…

 

Das Klopfen an der Türe vernommen, hörte ich die Stimme von Ikuto hindurchdringen.

«Aiko lass uns reden… irgendetwas scheint dich zu belasten».

Ich wollte nicht reden!

Wieso verstand das niemand?!

 

Eilig zog ich mich um und drückte die Türklinge nach unten, um in die besorgten Augen zu sehen. «Sensei Ikuto, machen Sie sich keine Gedanken. Es ist alles in Ordnung» und obwohl er etwas erwidern wollte, ging ich schweigend an ihm vorbei.

Ich fühlte mich nicht dazu bereit, mich jemandem anzuvertrauen.

 

Draussen stehen geblieben, atmete ich tief aus und liess meinen Blick nach oben gleiten. Der Wind wehte sanft um meine Nase und eine leichte Kühle legte sich auf meine hitzige Haut.

Zum Schulgebäude sehend, erkannte ich die Silhouetten meiner Freunde.

Schmerzlich zog sich erneut meine Brust zusammen, als ich ihn am Gitter erkannte.

Ob er sich Gedanken über unseren letzten Streit machen würde?

Ging es ihm eventuell auch so schlecht?

Zusammenfahrend, als ich begriff, wie seine Augen auch auf mich gerichtet waren, liess ich meinen Blick hastig nach unten gleiten und ging mit schnellen Schritten ins Gebäude zurück.

 

Die Schiebetüren aufgezogen, trafen mich die azurblauen Iren von Kyo. Fragend folgten mir seine Augen.

Wir hatten seit einigen Tagen nicht mehr miteinander geredet. Ich ging meinen Pflichten nach, so wie er es gewünscht hatte, also gab es kein Redebedarf und dennoch schien ich eine mir nicht begreifende Sorge in den Augen zu erkennen.

Die Tasche richtig über meine Schulter geschultert, ging ich auf meinen Arbeitsplatz zu, als ich eine Stimme hörte, die mich bat zu stoppen. Der Griff um das Band festigte sich und ich sah an die Wand gegenüber mir, hörte wie er mir näher kam.

Schluckend fühlte ich die Hand, welche sich sanft auf die Meine ablegte.

«Rede mit mir».

Mein Inneres rebellierte, als ich mich dem Gedanken hergab mich ihm zu öffnen.

Ich sah die Gefahr, aber ich war es leid diesen Schmerz in mir zu tragen.

«Ich möchte, dass nicht mehr…» zitternd glitt mir dieser Satz über die Lippen, spürte wie sein Daumen sanft über meinen Handrücken fuhr.

«Was willst du nicht mehr Aiko…»

«Dieser Schmerz… ich will sie nicht anlügen müssen», stockend spürte ich die Nässe auf meinen Iren.

Sanft wurde ich in seine Arme gezogen.

Mein Körper verkrampfte sich.

Es war nicht richtig und dennoch verlor ich den Kampf schnell.

Ich liess mich in diese Wärme einhüllen.

 

«Dann lass mich dir deinen Schmerz nehmen… ich kann sie vergessen lassen…»

Meine Wahrheit... (Kuro)

Die Hände zur Faust geballt, hatte ich ihr den Rücken zugekehrt. Innerlich wollte ich, dass sie mich zurückhielt, doch sie tat es nicht.

Der kühle Wind wehte mir meine dunklen Strähnen aus dem Gesicht und ich spürte einen leichten Zug an meinen Ohren. Die schwarze Kapuze meines Hoodies nach oben gezogen, liess ich meine Hände in die Hosentaschen gleiten.

Tief ausatmend liess ich die letzten Stunden noch einmal Revue passieren.

Ich hatte sie gehen lassen. Es schien ihr wichtig zu sein.

Sie war sichtlich nervös.

Angespannt.

Und dann…

 

Sie hatte sich mit Ruri in der Stadt getroffen. Ich hatte sie nicht angesprochen, aber sogleich eine Whatsapp Nachricht geschrieben… beantwortet hatte sie, sie mir nicht und nach zwei Stunden riss mir der Geduldsfaden.

Kurz bevor ich die Klingel betätigt hatte, waren die blauen Haken aufgetaucht.

Aber das Gespräch…

 

Den Kopf darüber geschüttelt, liess ich meinen gesenkten Blick nach oben schweifen. Die Abenddämmerung wurde allmählich von der einkehrenden Dunkelheit überschattet.

Was hatte ich auch erwartet, nach dem ich sagte ich konnte nicht mehr?

 

«Wie meinst du das du kannst dieser Aufgabe nicht mehr gerecht werden?»

«Aiko lässt mich nicht an sich ran… und diese Distanz…»

Die Hände zusammengepresst, kam die Wut abermals nach oben gekrochen und ich sah in die grünlichen Augen meines Vaters.

Er zog die Brille von der Nase und legte sie auf den Schreibtisch. Sein Blick wurde ernst und er hatte die Hand auf die Tischplatte abgelegt.

«Kuro du kannst keinen Rückzieher mehr machen es war Takumi, welcher mich darum bat und du hast dich freiwillig dieser Aufgabe angenommen!»

Den Kopf sinkend lassend, drückte ich meine Zähne auf die Unterlippen.

«Dir ist bewusst, wenn du sie aufgibst, wird sie irgendwann genau wie ihr Vater Takumi verschwinden?»

Ich schluckte hart.

Hören wollte ich es nicht, denn wie könnte ich das jemals vergessen?!

Nur aus diesem Grund hatte ich mich diesem Ritual gestellt!

 

«Egal was zwischen euch vorfällt, du musst es auf die Seite schieben».

Meine Lider pressten sich zusammen.

Ich musste es einfach hinnehmen?

Alles?

Auch diesen Dozenten?!

Was tat er schon für sie?

Ich war es, welcher seine Seele mit ihrer verknüpft hatte… welcher bei einer Zeremonie, das Blut ihres Vaters getrunken hatte.

Mein Leben war mit ihrem verbunden und alles was ich wollte war ihre Wahrheit!

 

Die Hand auf meiner Schulter spürend, fühlte ich wie diese einen leichten Druck ausübte. Es war eine Geste welche unser Vater tat, wenn er versuchte unsere Schmerzen von uns zu nehmen.

Anders konnte er es nicht.

«Es ist nicht leicht Kuro, aber irgendwann wird sie es verstehen… irgendwann wirst du deine Chance haben es ihr zu erzählen».

Mich abgeschüttelt wandte ich mich um und verliess das Arbeitszimmer meines Vaters.

Er konnte leicht reden.

Ich musste sie dazumal anlügen, hatte sie im Stich gelassen und das alles nur, weil das Ritual an diesem Tag stattfinden musste… und weswegen?

Weil diese verdammte Verletzung der Anfang von alles werden sollte!

 

Mir in die Haare gerauft, ging abermals die Frage durch meinen Kopf.

War sie schon erwacht?

Hatte sie schon Zugriff auf ihre anderen Leben?

Ich biss mir erneut auf die Lippen, wusste ich selbst nicht mehr was das Beste für uns beide war, aber ich wollte nicht noch einmal so leicht nachgeben.

Zu oft hatte ich es versucht…

 

*

 

Wärme legte sich auf mein Gesicht und ich hatte die Augen geschlossen, als ich auf dem Dach zu den Jungs gestossen war. Es war sonnig und der kommende Frühling legte sich auf unsere Haut. Eine leichte Brise wehte und ich spürte die vereinzelten Strähnen, die versuchten meine Nase zu kitzeln.

Ich liebte diese Jahreszeit.

Es erblühte alles in seiner vollen Pracht und die Strassenfeste, welche um diese Saison starteten, waren eine schöne Ablenkung zum alltäglichen Leben.

Die Türe vernommen, welche sich abermals öffnete, hörte ich leichte Schritte auf uns zukommen. Es war mein bester Freund, der als erster die Stimme erhob. Ich musste die Lider nicht öffnen, um zu wissen, dass es seine Freundin Ruri war, welche auf uns zugekommen ist.

«Sie kommt nicht?»

Ein bitterer Beigeschmack legte sich auf meine Lippen, als ich die Frage von Hiro vernahm, welche er die letzten drei Tage immer wieder gestellt hatte. Ich wusste von wem sie sprachen und auch hier musste ich die Antwort nicht hören.

Das Kopfschütteln spielte sich vor meinem inneren Auge ab.

Aiko würde nicht kommen.

Wieder nicht.

 

Die Augen geöffnet, liess ich meinen Kopf auf die Seite schweifen, sah durch das Gitter auf den Sportplatz hinunter, wo sich die meisten Schüler versammelten.

Obwohl ich derjenige gewesen war, welcher gegangen ist, suchte ich immer wieder mit meinen Augen das Geländer nach ihr ab. Seit drei Tagen war sie nicht mehr in die Mittagspause gekommen. Ruri kam stets ohne sie und ich war der Einzige, der den Grund kannte.

Ich hatte mich dazu entschieden, es nicht mehr zu versuchen.

Es aufzugeben.

Sie wollte es so und ich hatte ihr oft genug versucht zu erklären, warum ich nicht an die Meisterschaftsrunde gekommen war.

Ich hatte das Versprechen nicht einfach so gebrochen… ich hatte einen guten Grund dafür.

 

 

Da war sie.

Ihre Haare fielen offen über ihre Schultern. Waren sie gewachsen? Ich wusste es nicht, hatte ich mir nie Gedanken über solche Details gemacht.

Meine Augen folgten ihren Bewegungen und ich erkannte schnell, dass das Training an ihren Kräften gezogen hatte. Weshalb tat sie sich diese Schmerzen an?

Den Körper leicht abgewandt, sah ich wie ihr Blick nach oben in den Himmel fiel.

Warum hatte ich das Bedürfnis zu ihr zu eilen?

Nach all diesen Versuchen wollte ich es ihr nicht so leicht machen, doch bevor ich mich umdrehen konnte, hatte sie mich entdeckt.

Verwirrt wand ich mich von der Szene, die mit einer Flucht ihrer Seite ablief, ab und sah zu den Jungs hinüber, welche vertieft in die nächste Basketballrunde am Wochenende waren.

Unbehagen löste sich in meinem Inneren aus.

Hatte ich zu voreilig gehandelt?

Schon wieder?

Nein!

Sie hatte mich angelogen!

 

Leise fluchend richtete ich mich auf und ging mit schnellen Schritten zu der Türe, um ins Gebäude zu kommen. Die Rufe meiner Freunde ignorierte ich.

Vielleicht war ich naiv… töricht… oder sogar blind… aber ich musste sie schützen!

 

Mit schnellen Schritten bog ich um die nächste Ecke und lief auf das Klassenzimmer zu, welches für die nächste Stunde Aikos Aufenthaltsort wäre.

Die Türe aufgezogen, erstarrte ich in meiner Bewegung.

Meine Finger senkten sich von dem Türrahmen.

Ihre geweiteten blaugrauen Augen lagen in meinen und abermals erkannte ich dieses nervöse Flattern darin.

Meine Iren glitten über die Situation, welche mir dargeboten wurde. Kyo-sama hatte die Arme um sie gelegt, stand eng von hinten an ihrem Körper und hielt sie behutsam in einer Umarmung.

Ich fühlte eine Taubheit durch meine Glieder gleiten und als ich die Tränen bedeckten Augen von ihr erkannte, schluckte ich hart.

Sie war nicht zu mir gekommen… oder zu Ruri…

Nein sie lag hier… hier in diesen Armen von diesem Kerl und liess sich trösten?!

Sein abfälliges Grinsen blitzte in meinen Augen auf.

 

Warum grinste er?!

Gefiel es ihm?!

Und sie…

 

Mir auf die Lippen gebissen, wandte ich mich ohne ein Wort ab.

Sie hatte mir gesagt, dass es nicht so wäre, wie ich denken würde…

Was war es dann?!

Schritt für Schritt

Qualvoll schlug mein Herz gegen meine Brust, als ich auf den Stift in meinen Händen sah.

Die Worte welcher Kyo den Schülern um mich widmete, waren überschattet von einem dumpfen Rauschen meiner eigenen Gedanken, welchen ich nachschweifte.

Ich hatte mich ihm hingegeben, spürte noch immer die Arme um meinen eigenen Körper und realisierte zu spät, dass die Schiebetüren sich zum Zimmer geöffnet hatten.

Es waren seine Augen, welche mich getroffen hatten. Ich musste die Frage nicht hören, welche in seinen Iren lag.

Es gab keine Erklärung auf das Warum, welches wütend in seinem Gesicht eingebrannt gewesen war.

 

Die Bewegung an meinem Arm vernommen, erkannte ich den sorgenden Blick meiner besten Freundin und bemerkte erst jetzt, dass wir die letzten im Raum waren.

Die Tasche gegriffen und meine Unterlagen eingepackt, ging ich neben Ruri den Gang entlang, welcher durch den Tumult der anderen Schüler unerträglich laut erschien.

«Aiko hörst du mir zu?»

Mich zu ihr gewandt, schüttelte ich den Kopf.

«Entschuldige, was hast du gesagt?»

«Die Jungs haben dieses Wochenende wieder ein Spiel, kommst du mit?»

Gequält verzog ich mein Gesicht und schüttelte den Kopf, als ich mit ihr an die frische Luft hinaustrat.

«Warum nicht, ich dachte du und Kuro habt euch versöhnt…», es waren die zweifelnden Worte, welche mich zum Stehen brachten. Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, denn sie zweifelte zurecht daran.

«Aiko rede doch mit mir… was ist los?»

Ihre zarten Finger legten sich auf die Meine und ein schmerzhafter Kloss bildete sich in meiner Kehle.

«Ich kann nicht…».

Erneut kamen die gleichen Worte über meine Lippen, wie ich sie schon bei Kuro verwendet hatte. «Warum nicht?»

Die Zähne bohrten sich in meine Lippen und ich schluckte den drückenden Kloss abermals nach unten, was sollte ich ihr auf diese Frage antworten.

Es gab keine Antwort.

«Hat es etwas mit diesem Kyo-sama auf sich? Tut er dir etwas an? Droht er dir?»

Wenn es doch nur so einfach wäre.

Gedanken überschlugen sich bei diesen Fragen und ich verbiss mich weiter in meine Lippen.

Ich durfte nicht reden.

Meine Augen geweitet durchzog mich ein Geistesblitz.

Warum war ich nicht vorher auf diese Idee gekommen?

 

Nickend gab ich ihr eine Antwort auf ihre Fragen. Ich hatte eine Lücke in der Abmachung mit Kyo gefunden.

Ihre Augen hatten sich geweitet und der Griff um meine Finger verstärkte sich zunehmend, als die Frage, was er tun würde über ihre Lippen glitt. Ich schüttelte den Kopf, drückte nochmals meine Lippen zusammen und hoffte, dass sie mein Vorgehen verstehen würde. Verwirrt zog sie ihre Augenbraue zusammen, schien zu überlegen und stellte nochmals die Frage, ob mein Verhalten etwas mit Kyo-sama auf sich hatte.

Ich nickte erneut. Abermals dachte sie nach.

«Darfst du nicht reden, weil er es dir gesagt hat?»

Eifrig bewegte ich meinen Kopf auf und ab. Sie schien zu verstehen.

«Gut, dann stelle ich dir jetzt eine andere Frage… Du und Kuro, habt ihr euch gestritten?»

Schluckend verkrampfte sich meine Haltung und sie atmete schwer aus. Sie brauchte dieses Mal keine bildliche Darstellung, erkannte sie genug in meinen Iren.

«Du kannst es ihm auch nicht sagen, oder?»

Meine Bewegungen gingen von links nach rechts und leise verneinte ich diese Frage.

Doch wie sollte ich ihr erklären, dass es nicht nur dies war?

Wie sollte ich Ruri zu verstehen geben, dass nun ich schuld an allem war, ohne zu erzählen was Kyo wirklich für eine Rolle dabei spielte?

 

*

 

Am Küchentisch sitzend ging ich den heutigen Tag nochmals durch. Erneut übermahnten mich die Gefühle, liessen mich die gequälten Augen von Kuro nicht los.

Die Gabel, welche sich in meiner Hand befand, schob unbeabsichtigt das Essen von der einen zur anderen Seite. Der Appetit war mir vergangen.

«Schatz was ist los?»

Stoppend in der Bewegung, richtete ich meine Augen zu meiner Mutter hoch, welche mir Gegenüber sass.

«Mam… würdest du deine Freunde anlügen?»

«Es geht um die Sache mit Kyo-sama oder?»

Nickend bejahte ich ihre Annahme und sie legte ihre Hände ineinander.

«Es ist eine Vorschrift, die er einhält. Du musst das Geheimnis unserer Familie bewahren…»

«Aber Kuro ist doch nicht irgendjemand… wir sind miteinander aufgewachsen und Ruri kenne ich auch schon viele Jahre…», bitterlich fielen mir die Worte über die Lippen.

Ich konnte kein Leben ohne sie führen.

Sie waren doch so viel mehr als nur Freunde.

 

«Ich habe dir angeboten sie vergessen zu lassen…»

 

Erschrocken fuhr ich auf die Seite.

Abermals stand er unangekündigt in unserer Wohnung.

«Du bietest mir an, sie aus meinem Leben zu streichen! Wenn dann drück es richtig aus!», waren meine zischenden Worte, welche über meine Lippen glitten.

In den letzten Stunden hatte ich mir das Angebot mehrfach durch den Kopf gehen lassen und war zu dem Entschluss gekommen, dass dies nur ein Vorteil für Kyo selbst gewesen wäre.

Diese Gelassenheit, als Kuro uns gesehen hatte. Sie war mir nicht geheuer gewesen, als würde er es geniessen, wenn mein alter Freund so schmerzlich reagierte.

Als würde er darauf warten, dass er mich endgültig aufgab.

 

Erneut zu meiner Mutter sehend durchfuhr mich ein kalter Schauer.

Ihre Iren hatten sich gefestigt und eine Autorität lag darin.

Eine die mir nicht geheuer war.

Konnte ich sie auf meine Seite wissen, bei meiner leisen Bitte gegen Kyos Angebot zu appellieren oder würde sie all die Tradition in der Familie über dies stellen?

 

*

 

Der Stein hatte mich gerufen und ehe ich mich versah, war ich in der Welt von Ruffy eingetaucht. Dieses brennende Gefühl in meiner Mitte, wenn etwas bevorstand liess mich unbewusst den Zeitsprung tun und nun stand ich in einer Grossstadt in mitten der Menschenmenge, welche sich hier versammelte.

Es schienen einige Tage vergangen zu sein, als ich die Gedanken anfing zu sortieren. Ein Lächeln zierte meine Lippen, als die Reaktion auf den Fahndungsbrief nach Ruffy mein Geist erreichte. Nami schien ausser sich gewesen zu sein.

Kein Wunder.

Nun waren wir ein gefundenes Fressen für die Marine und definitiv nicht mehr unbekannt.

 

Mich umsehend hörte ich die Worte, welche gefallen waren zu diesem Ort.

Die Bande hatte sich durch die Bitte von Ruffy dazu entschieden hier Halt zu machen.

Loguetown.

Die Stadt welche Gold D. Roger dazumal hingerichtet hatte.

«Du kannst doch nicht einfach stehen bleiben…»

Die grünlichen Augen meines Bruders sahen mich genervt an und ich legte meinen Kopf leicht schief. «Zorro… keine Sorge ich finde wieder zum Schiff…», sprach ich damit seinen Orientierungssinn an, welcher gleich null war und grinste dabei.

Murrend verzog er seine Lippen.

«Tzz… was ist mit deinem Katana, liegt es leicht an der Hüfte?»

Meine Hand glitt automatisch zu dem Schwertgriff, welches zu dem erwähnten Gegenstück an meiner linken Seite gehörte.

Die Erinnerung, wie mein eigenes Ich mit ihrem Bruder in einen Schwerterladen ging, um sich beraten zu lassen, durchfuhren mich.

Ruffy hatte ihn mit mir losgeschickt, wusste er doch genau, dass ich selbst eines benötigen würde.

Verdutzt über diese Aussage, erkannte ich den Zweifel in den Iren von Zorro, welcher sich dann umwandte und vorausging.

Er selbst benötigte zwei neuen Klingen. Arlong hatte seine vorherigen Schwerter zerstört und da er einen Dreischwerter Stil führte, konnte er kaum nur mit einem weiterreisen.

Mich darum gebeten ein Kokutō, ein Katana mit geschwärzter Klinge, welches zu den 50. Meisterschwertern gehörte und eine Härtelinie in Wellenform besass, zu nehmen, hatte ich ihn nicht in Frage gestellt.

Es zog mich regelrecht an und auch er schien es gefühlt zu haben.

Lächelnd fuhr ich über den Schwertgriff.

Das Griffband war in einem dunkeln Rot getränkt, welches durch goldene Dekorelemente einen fliesenden Übergang zu der goldenen Endkappe und zum Stichblatt überging.

Nickend sah ich abermals auf.

«Ja, ich spüre es kaum».

Ein zustimmendes Geräusch über die Lippen vernommen drehte er sich um.

Schweigend folgte ich ihm und liess meinen Blick über seinen Rücken gleiten.

Er konnte doch nicht so blind sein?

Die Worte, welcher er das letzte Mal an mich gewandt hatte, durchfuhren meine Gedanken und nun verlangte ich nach einem Katana…  aber auch hier schwieg er und fragte nicht nach dem Grund.

Hatte ich mein Aikido erst später mit Waffen vertieft?

Das war unmöglich.

So viele Jahre trennten uns nicht.

 

Abrupt blieb ich stehen, als ich mich an ihm anstiess.

Die Augenbraue hochgezogen, nahm ich sogleich starke Arme um meinen Körper wahr. Freudig drückte sich Sanji an mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

Hilfesuchend sah ich in die Augen meines Bruders, welcher den Smutje dazu animierte, mich los zulassen. Ein leises Murren, dass es doch gerade so schön gewesen wäre, liess ich unkommentiert, als er dann widerwillig die Arme von mir löste.

Tief ausatmend, dankte ich Zorro schweigend.

Es hatte sich wie Kyo angefühlt… wie dieser Moment in meiner Welt und ein kalter Schauer war mir über den Rücken gelaufen.

Nicht daran denken Aiko!

 

Meine Gedanken versuchend zu sortieren, konzentrierte ich mich wieder auf diese Welt und fragte mich sogleich was ich hier tat.

Die Lage war ruhig.

Es geschah nichts und dennoch hatte mich der Stein gerufen.

Weswegen?

 

«Wo ist Ruffy?»

Ich hatte mein Blick über sie schweifen lassen und bemerkte erst jetzt, dass er nicht bei uns stand.

«Der wollte doch zum Schafott», waren die schmunzelnden Worte des Schützenjägers und ich sah in die Richtung, in die er den Arm ausgestreckt hatte.

Schluckend verharrte ich in meiner Bewegung und weitete meine Augen.

Das konnte nicht sein.

Was tat er dort?!

Ruffy war nicht nur auf dem Schafott, um sich die Aussicht anzusehen… er wurde soeben zur Hinrichtung verurteilt und niemand anderes als Käptn Buggy hatte dies eingefädelt.

Diese verdammte Clown, welchen wir beim ersten Aufeinandertreffen mit Nami besiegt hatten.

 

«Was macht der Idiot da?!»

Du bist es!

Fest umgriff ich mein Katana, als abermals ein Pirat auf mich zukam.

Ich hatte mich gegen die Anweisung von Zorro gestellt, war ihnen in den Tumult gefolgt und liess meinen momentanen Adrenalinausstoss die Bewegungen leiten.

Ein Klirren von aneinander geratenen Schwertern drang an meine Ohren, während ich versuchte Zorro, wie auch Sanji dabei zu unterstützen zum Schafott zu kommen.

Wir mussten es zerstören.

Es war die einzige Möglichkeit Ruffy aus den Fängen dieser Piratenbande zu kommen.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und immer wieder schrie ich mir selbst die Worte zu, dass wir zu ihm mussten.

Gebückt, schlug ich ihm die Rückenseite des Schwertes in die Magengrube und versuchte mich so gut es ging durch zu kämpfen.

Die Augen waren auf die zarte Frau gelegt, die die Männer dazu animierte, uns anzugreifen.

Hatte ich gerade richtig vernommen?

Lady Alvida?

Angestrengt gingen mir die letzten Begegnungen durch den Kopf.

Das konnte nicht sein.

Sie wog das letzte Mal definitiv mehr als 100kg.

War hier erneut eine Teufelsfrucht im Spiel?

 

«Na warte Kleine», mich hastig auf die Seite gedreht, war es Zorro welcher mir zur Hilfe eilte.

«Wenn du mitkämpfst, dann lass dich nicht ablenken!»

Erzürnt über meine Unachtsamkeit, wandte er sich genervt von mir ab, als ich mich leise entschuldigte.

Den Blick auf ihn gerichtet, als er abermals mit seinem Schwert ausholte, schien er nur kleine Schritte von mir abseits zu gehen, als würde er Sorge haben, dass mir der gleiche Fehler nochmals passieren würde.

Eine plötzliche Kälte vernommen, spürte ich wie der Wind verstärkt auf meinen Körper niederdrückte. Aufsehend konnte ich die dunklen Wolken erkennen, welche sich vermehrt am Himmelszelt zeigten.

Nami behielt recht.

Ein Sturm zog auf.

 

«Und Kopf ab!»

 

Das Schwert senkte sich und ich schrie lautstark den Namen desjenigen, welcher breit lächelte und mit einer Gelassenheit uns seine letzten Worte entgegenrief.

«Sorry Leute… ich bin schon tot!»

 

 

Mit weit aufgerissenen Augen verspürte ich wie mein Herz erneut anfing zu schlagen.

Es hatte ausgesetzt.

In dem Moment, als die Klinge niederfiel und mir schmerzhaft bewusstwurde, Ruffy nicht erreicht zu haben.

Und nun…

Nun stand er vor mir.

Lächelnd hob er seinen Hut auf und legte ihn auf seinen Kopf.

Ein Blitz hatte das Schafott niedergebrannt und der Sturm, welcher Nami uns vorausgesehen hatte, wehte nun über unsere Häupter.

Was war gerade passiert?

Wie konnte der Blitz genau an dieser Stelle eintreffen?

War es Zufall?

 

«Los schnappt sie euch!»

Das Zerren an meiner Hand fühlend, spürte ich wie Ruffy mich mit sich zog.

Die Marine hatte sich aufgestellt und machte sich bereit die Überraschung zu nutzen.

Überfordert von den letzten Minuten, sah ich verwundert auf die Finger, welche mich hielten.

Er hatte dem Tod in die Augen gesehen und gelächelt.

Ruffy hatte abgeschlossen, doch mein Herz…

Mein Herz schien für diesen einen Augenblick nicht mehr schlagen zu wollen.

Als würde meine Welt mit seinem Untergang stehen bleiben.

Fest umgriff ich unweigerlich seine Hand.

Überrascht vernahm ich die Erwiderung und eine mir nicht zu erklärende Wärme keimte in mir auf. Was war das für ein Gefühl, welches meine Brust erreichte?

Die Augen geweitet, als er im nächsten Moment von mir gerissen wurde, sah ich zu den Wolken, welchen ihn fest umgriffen.

«Zorro! Sanji! Ruffy wird ge…»

Mit Schreck stellte ich fest, dass der Schwertkämpfer nicht bei uns war.

Die Augen schweifen lassend hörte ich Klingen aufeinandertreffen. Abseits von uns.

Ich biss mir auf die Lippen, fluchte leise für mich.

Wieder hatte ich mich ablenken lassen und hätte mich selbst dafür schlagen können, als ich meinen Blick zu demjenigen richtete, welcher mich von Ruffy getrennt hatte.

«Wer bist du?!»

Rauch drang aus den Armen, des älteren Mannes, welcher eine Zigarre zwischen seinen Zähnen hielt.

Das konnte nur ein Teufelsfruchtträger sein!

Mich für einen Gegenangriff bereit gemacht, wurde ich mit einem Griff aus Rauchwolken auf die Seite geworfen und spürte wie die Holzboxen hinter mir anfingen zu brechen.

«Ich bin Smoker, Marineoffizier und an mir kommt ihr nicht vorbei!»

Das Gesicht verzogen, sah ich zu meinem Kapitän, welcher soeben auf den Boden gedrückt wurde.

 

«Ruffy!»

 

Regen preschte auf meine Haut.

Der Sturm schien stärker zu werden und wenn wir uns nicht beeilen würden, legte die Flying Lamb ohne uns ab.

Lippen verzerrten sich, als ein stechender Schmerz durch mein Bein zog.

Dieses Mal nicht.

Dieses Mal durfte ich nicht nachgeben.

Ich ignorierte mein Befinden, richtete mich auf und lief auf die beiden Personen zu, welche soeben auf dem Boden sassen. Die Augen zusammengepresst, da der Wind unerträglich zu werden schien, hörte ich eine Stimme

Eine mir vertraute Stimme.

Schwarze Schatten umhüllten Smoker und Ruffy.

Stand da noch jemand?

Der nächste Windstoss war einem Orkan gleich und ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, als mich Sanji packte und mitzog.

«Warte Ruffy…»

«Zorro hat ihn. Beeilung jetzt!»

An ihm vorbeisehend erkannte ich meinen Bruder, welcher den jungen Strohhut in seinen Armen festhielt und liess meinen Blick verwirrt zurückfallen.

Wer hatte uns geholfen?

All dies konnte doch kein Zufall sein!

 

*

 

«Du bist es, oder?!»

Alle Augen waren auf Zorro gerichtet, als er angespannt an dem Tisch sass und Nami uns gerade erzählte, dass der Eingang zur Grand Line ein Berg war.

Ruffy liess als einziger den Blick zu mir gleiten, als Zorro weiterhin den Kopf gesenkt behielt.

Er wusste es also!

Ruffy hatte es die ganze Zeit gewusst!

Meine Finger glitten zu Fäusten zusammen, als ich mich aufrichten wollte. Ich wusste nicht wieso, aber die Worte blieben mir in der Kehle stecken.

«Sag es mir!»

Mein Herz schlug gegen meine Brust, als ich die Hand an meinem Handgelenk vernahm. Ich senkte mich wieder auf die Bank nieder und liess meine grünen Iren in diejenigen meines Gegenübers schweifen.

Verzweiflung und eine gewisse Enttäuschung war beigemischt.

Sie machte mir Angst.

War er enttäuscht, weil ich es ihm nicht gesagt hatte?

«Hey Zorro lass sie los».

Es war Sanjis Stimme, welche sich erhoben hatte. Ihn nicht ansehend, waren meine Augen weiterhin in diejenigen von dem Schwertkämpfer gerichtet.

«Du bist es oder…»

Abermals glitt ihm die gleiche Frage wie vorhin über die Lippen und ich spürte wie sich auf meine eigenen eine leichte Traurigkeit legten.

Ich nickte.

Schwach, aber es war eine Zustimmung.

Der Griff lockerte sich um mein Handgelenk.

Wut legte sich auf seine Gesichtszüge.

«Warum hast du es mir nicht gesagt?!».

«Hättest du mir geglaubt?»

So schnell wie ich ihm die Gegenfragte stellte, war er wohl über diese Annahme überrascht.

Er schien zu überlegen und ein Runzeln legte sich auf seine Stirn.

«Warum hätte ich es nicht tun sollen?»

Lächelnd legte ich meine Finger auf diejenigen, welche noch über meinem Handgelenk lagen und sah ihm in die grünen Iren. Eine Erleichterung durchdrang meinen Körper, bevor ich ihm eine erneute Antwort auf seine Frage gab.

«Du bist die Skepsis in Person Zorro… warst du schon immer und egal was ich dir erzählt hatte, du musstest es immer mit eigenen Augen sehen und erkennen».

Ein wissendes Grinsen lag nun auf seinem Mund und ich spürte wie er meine Finger mit beiden Händen umgriff und die zusammengelegten Hände an sich zog, sie an seine Stirn legte.

«Ich bin froh, dass es dir gut geht…»

Eine Wärme legte sich ab, als eine verwirrte Stimme den Raum einnahm.

 

«Kann mir bitte mal jemand sagen, was hier los ist? Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen…»

Zu Nami sehend, welche den Sturm in ihren Gliedern spürte und langsam nervös zu werden schien, lächelte ich Ruffy entgegen, als er seine Stimme erhob.

 

«Aiko ist Zorro's Schwester»

Kann es sein...?

Mit geweiteten Augen sahen sie unglaubwürdig von Ruffy zurück zu mir.  

Schweigend liess ich die überraschenden Ausrufe unkommentiert, war meine Aufmerksamkeit auf die Szene vor mir gerichtet.

Ich spürte es.

Es war da.

Der Druck um meine Finger hatte sich verstärkt, doch ich konnte es fühlen.

Das Zittern, welches durch die Hände fuhr.

Schluckend spürte ich wie sich Tränen in meinen Iren ansammelten.

Seine sonstige starke Ausstrahlung schien für diesen Moment zu brechen und ich erkannte den liebevollen Bruder vor meinem inneren Dasein.

Wie schützend er seine Hände vor mir hielt, als ich in Reibereien geriet… wie in Kindesalter.

Tief ausatmend spürte ich ein Erzittern meiner eigenen Lippen.

Die Gefühle übermannten mich und nur die Stimme von Lysop hielt meine kommenden Tränen zurück, als er nochmals in die Runde fragte ob dies wahr sein würde.

Ihm in die dunklen Iren sehend, lächelte ich zaghaft, als ich die weiteren neugierigen Blicke erkannte, welche auf uns lagen. Der Schütze schien die Frage, welcher ihnen alle auf der Zunge brannte, ausgesprochen zu haben.

Nickend gab ich schweigend meine Antwort und spürte wie der Druck um meine Hände schwächer wurde.

Die grünen Iren erfassten die Meine und ich spürte wie sich eine tiefe Wärme in meinem Körper ausbreitete.

Wie hatte er schlussendlich doch noch gemerkt, dass ich es bin? Was hatte mich verraten?

Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als er die Hände sinken liess.

«Dein Kampfstil», gab er zu verstehen und ich zog die Augenbraue hoch.

Mein Kampfstil?

Wie meinte er das?

«Du warst einer der einzigen Mädchen, die unbedingt Aikido lernen wollte… und so viele Zufälle kann es nicht geben… der gleiche Name, die gleichen Haare und dann schlägt sie ihre Gegner noch immer mit der Rückseite ihres Schwertes, um die Verletzungen deines Gegenübers gering zu halten».

Meine Augen weiteten sich leicht. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich dies schon früher getan hatte, aber es war wie aus Selbstverständlichkeit passiert und ich hatte mich nicht darüber gewundert.

Hektisch ging mein Herzschlag auf und ab.

Weshalb kam mir diese Erinnerung nicht hoch, wenn Zorro sie doch so gut im Gedächtnis hatte?

«Erinnerst du dich nicht?».

Die Lippen verzogen sich und ich schüttelte leicht den Kopf.

«Aber du bist es doch, oder?»

Zweifel keimte wieder in seinen Iren auf und nun war ich es, welche fest seine Hände umgriff, waren die unseren noch immer ineinander geschmiegt.

«Ja, Zorro, ich bin es… ich kann mich nur nicht mehr an alles erinnern», war meine ehrlichen Antwort und sogleich schien er mich nach dem Grund Fragen zu wollen, als ein heftiger Stoss durch das Schiff ging.

Aufgeschreckt war es Nami, welche zuerst aus der Starre von dieser Enthüllung erwachte.

«Verdammt! Los! Alle raus!».

 

Ihre Rufe hallten gegen den Sturm, welcher über unsere Köpfe hinwegfegte und ich hatte grösste Mühe, das Seil fest in den Händen zu halten.

Immer wieder zog ich daran, versuchte es soweit herunterzuziehen, damit ich endlich den Rundtörn binden konnte. Der Regen preschte auf meine Haut und er fühlte sich an wie feine Peitschenhiebe, die eine brennende Kälte mit sich brachten.

Mit einem letzten festen Zug zog ich den Seemannsknoten an und versuchte durch den Sturm zu erkennen, wo die anderen standen, als mir mit Schrecken etwas ins Auge fiel.

«Eine Felswand…»

Hastig wandte ich mich um, sah nach oben zu Nami, welche durch ihre Haarfarbe gut erkennbar war. «Nami, eine Felswand!! Direkt vor uns!».

So laut ich konnte schrie ich ihr entgegen und nur mit zusammengekniffenen Lidern erkannte ich wie auch sie nun das Gesicht mit einem Schrecken verzog. Angst schien in ihren Zügen zu gleiten.

Wir mussten handeln.

Jetzt.

Sonst würden wir mit der Flying Lamb untergehen.

 

«Ruffy!!»

 

Seine Iren trafen die Meinen, als er auf mich zu gerannt kam und ohne ein Wort von mir geben zu müssen, verstand er sofort, was ich von ihm wollte. Er hielt den Daumen an seinen Mund und bliess sich selbst auf, als er einen weiten Sprung von mir nach vorne machte.

Zwischen der Flying Lamb und dem Felsen geprallt, schaffte er es uns von der gefährlichen Situation weg zu lotsen.

«Ruffy gib mir deine Hand!», schrie ich ihm entgegen und spürte sogleich seine Finger um die Meinen.

Mit einem kräftigen Zug bekam ich es mit der Angst zu tun.

Ich würde es nicht schaffen.

Gegen den Sturm würde ich nicht ankommen!

 

Beide Hände griffen stark um die Finger von Ruffy und ich spürte wie mein eigenes Körpergewicht nach oben gezogen wurde.

Der Herzschlag erhöhte sich, als ich sogleich starke Arme um meinen Oberkörper fühlte. Nach hinten sehend erkannte ich die braunen Augen des Smutjes.

Sanji war zur Hilfe geeilt.  

Ein weiterer kräftiger Stoss ging durch die kleine Karavelle, als wir den Berg zur Grand Line nach oben gezogen wurden.

Mit einem heftigen Ruck an meinem Arm verzog ich die Lippen.

Ruffys entgegenkommender Körper flog nach hinten und zog mich unweigerlich mit. Die Arme um meine Hüfte lockerten sich.

Unfreiwillig.

Sanji wollte mich nicht loslassen, aber das Gewicht…

Der Sturm gab ihm keine Möglichkeit sich richtig zu balancieren und ehe ich mich versah, fühlte ich sogleich den hölzernen Mast in meinem Rücken, als ich mit einem kräftigen Stoss dagegen prallte.

Ächzend lehnte ich mich leicht nach vorne.

«Fuck…».

Die zusammengepressten Lider nach oben gezogen, vernahm ich erst jetzt den Körper, welcher vor mir lag. In die schwarzen Iren sehend, welcher soeben meine grünlichen erhaschten, erkannte ich sein entschuldigendes Lächeln.

Doch was war das?

Weshalb erkannte ich in den Seen Schuldgefühle?

Was bedrückte ihn?
 

Warme Sonnenstrahlen legten sich auf meine Haut, als sich der Himmel öffnete.

Verwundert liess ich meinen Blick an Ruffy vorbeigleiten und spürte wie meine Gesichtszüge entgleisten. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, als ich spürte wie mit voller Kraft das Boot nach unten rauste.

Wie eine Achterbahn, die zu schnell nach unten fuhr und ich hasste Achterbahnen, die zu steil waren!

 

Den Atem angehalten, spürte ich wie mein Körper von der jetzigen Position nach vorne rutschen wollte und ich versuchte mich irgendwie am Mast hinter mir festzuhalten, was durch die vorherige Nässe nicht wirklich funktionieren wollte.

Ruffy reagierte.

Seine Gummiarme legten sich um uns, drückten uns fest an den Mast und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl mein Herz würde aussetzen.

Da war sie wieder!

Diese Wärme, welche mich schon in Loguetown erreicht hatte, als er meinen Händedruck erwidert hatte.

Wäre es möglich?

Nein, das wäre doch Unsinn!

 

Die Augen geweitet, spürte ich wie mein Herzschlag einen erhöhten Puls annahm.

Ruffy hatte sich von mir gelöst, als durch den plötzlichen Aufprall mit einem Wal, welcher vor dem Fall den Übergang zur Grand Line versperrte, seinen Lieblingsplatz, die Gallionsfigur von Flying Lamb zerbrochen war und das erste Mal…

Das erste Mal folgten meine Iren, seinen Bewegungen in einer Art, die mir den Atem raubte.

Was war das, was mich zu ihm zog?

Weshalb wollte ich abermals diese Körpernähe fühlen?

Diese Wärme…

Wäre es wirklich möglich?

 

Wäre es möglich, dass ich all das was eine Seele fühlte auch fühlen würde… auch die Liebe?!

Die Tradition

Wütend und verbittert versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten, als die Worte meine Ohren erreichten. «… dich von den Gefühlen leiten zu lassen ist nicht akzeptabel Aiko.»

 

Ich war nach Hause zurückgekehrt.

 

Das Herz und die Gedanken kreisten immerzu um diesen einen Moment auf der kleinen Karavelle und mir brannte die Frage auf der Zunge, welche ich Kyo stellen wollte.

Wäre es wirklich möglich Gefühle entwickeln zu können, für Menschen, die nicht in meiner eigenen Welt zu Hause waren?

Wenn ja…

Wie würde dies in den anderen Welten sein?

Er war nicht in der Zwischenwelt, weshalb ich sofort in mein Zimmer zurückkehrte, doch ehe ich mich versah, hielt mich meine Mutter in meinem Vorgehen ab.

Sie wollte reden…

 

«Du ziehst die Tradition vor?» bebend glitt der Satz über meine Lippen, als ich versuchte ihrem Blick standzuhalten.

Aus dem Augenwinkel sehend, wie sie ihre Finger auf meinen Handrücken ablegen wollte, zog ich diese reflexartig zurück.

Ihre Nähe fühlte sich in diesem Moment falsch an.

«Du solltest das Angebot von Kyo annehmen.»

Ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

«Kuro ist mit mir aufgewachsen Mama, das kannst du nicht verlangen… du warst es, welche mir als Erste in den Ohren lag mich wieder mit ihm zu versöhnen…», bitter glitten diese Worte über meine Lippen, aber ihre Augen liessen keinen Zweifel zu.

Wütend richtete ich mich auf.

«Das kann nicht dein Ernst sein?!»

Die Tränen, welche ich bis anhin zurückgehalten hatte, verirrten sich nun auf meine Wangen.

«Aiko, setzt dich wieder hin»

«Sag mir, dass du das nicht ernst meinst…»

Immer noch versuchte ich in ihren Worten Unsicherheit wahrzunehmen.

«Du wirst es irgendwann verstehen. Es wird jemand anderes den Platz von Kuro und Ruri einnehmen»

«Das will ich aber nicht!!»

Meine Stimme war laut geworden und ich schlug meine nun flache Hand auf den Esstisch auf. Ihre ruhige Art machte mich wütend.

«Aiko, achte auf deinen Ton!»

Die Zähne bohrten sich in meine Lippen, spürte wie sich weitere Tränen lösten.

«Wir wollen nur das Beste für dich»

«Das Beste?!»

War sie noch bei Sinnen?!

«Ihr wollt mir das nehmen, was mir am Wichtigsten ist!» schrie ich ihr entgegen und der Stuhl rückte sich nach hinten. Meine Mutter hatte sich wütend aufgerichtet und ihre Hände auf den Tisch abgelegt.

 «Seit wann ist dir Kuro wichtig?! Sechs Monate hast du ihn nicht mehr wie ein Teil von dir behandelt und nun willst du dich auf einmal für dein kindisches Verhalten entschuldigen?!»

Schmerzlich wurde mir die Wahrheit entgegengeworfen und ich sah sie mit verengten Augen an. «Und das gibt euch nun das Recht diese Entscheidung zu treffen?! Nur weil ich und Kuro Auseinandersetzungen hatten?!»

«Du wirst tun was ich dir sage! Die Tradition stand und wird immer über alles stehen.»

Die Lider nach oben gerissen, spürte ich wie das flaue Gefühl in meinen Magen sich zu einem Brechreiz wandelte.

«Du stellst die Traditionen über das Leben deiner eigenen Tochter?!»

Der Satz fiel mit Schmerz über meine Lippen und als ich die nächsten Wörter zu hören bekam, fühlte ich wie das Schwindelgefühl sich in meinem Körper breit machte.

«Die Tradition ist dein Leben Aiko».

Hastig lief ich an ihr vorbei, wollte ich so schnell wie möglich aus diesem Haus verschwinden, doch die Hand meiner Mutter hielt mich davon ab, hatte sie mich am Handgelenk gepackt.

«Versuch uns zu verstehen».

Da war sie wieder.

Diese sanfte Art.

Sie wollte mich beschwichtigen, doch ihre Worte hallten in meinem Kopf nach.

Die Tradition soll mein Leben sein?!

Und was war ich dann?!

War mein Leben ohne diese Tradition nichts wert?

Ich entriss mich ihrem Griff und sah ihr mit tränenbenetzten Augen in ihr Gesicht.

 

«Du verstehst nicht, Mama. Du nimmst mir alles… alles was noch übrig blieb nach Papas Tod»

 

*

 

Das Display angestarrt, hatte ich seinen Namen nun zum 10ten mal aufgerufen nur um abermals auf eine Schwärze sehen zu können und es in die Tasche zu verstauen. Erneut bildeten sich Tränen auf meine Iren und ich glitt mit meiner Hand weiter über meine Wangen entlang, die noch immer benässt von den vorherigen waren.

Seine Augen, welche mich entsetzt und schmerzlich angesehen hatten, als er die Schiebetüre zur Seite gezogen hatte, liessen mich nicht mehr los. Die Worte die er nicht aussprach…

Meine Hand auf die Brust gelegt fühlte sich jeder Herzschlag erdrückend an.

Kyos Vorschlag würde nicht die Lösung sein. Sie würden mich vergessen, doch ich… ich würde meine Erinnerungen nicht verlieren und ein Leben ohne Ruri… ohne ihn…

Den Kopf darüber geschüttelt, biss ich mir abermals auf die Lippen, versuchte das leise Schluchzen zu erdrücken, welches sich erneut nach oben drängen wollte.

Ich würde sie niemals ersetzen können.

 

Die Augen geschlossen, hielt ich an einer Brücke an, welche über den Meguro Fluss führte und spürte wie eine mir fremde Person in mich hineinlief. Das Gefluche durchdrang leise meine Gedanken, was mich zu einer verbeugenden Entschuldigung zwang, war ich doch in mitten des Weges stehen geblieben.

Ein tiefer Atemzug glitt über meine Lippen, als ich mich dem roten Gerüst zuwandte und auf das klare Wasser unter mir sah.

Ich gab mir selbst barsch zu verstehen, dass ich mich beruhigen sollte und legte meinen Kopf auf die verschränkten Armen ab.

Abermals dachte ich darüber nach erneut in die Welt von Ruffy einzutauchen, damit ich mich gedanklich von meinen eigenen Problemen abschirmen könnte, aber immer wieder wurde mir bewusst, dass diese Angelegenheiten somit nicht gelöst wären.

Zudem würde ich mich nur abermals in Gefahr bringen, sollten wir in eine brenzlige Situation gelangen und auf die momentanen barschen und sorgenden Worte meines Bruders konnte ich verzichten.

 

Der Blick fiel auf die vielen Kirschbäumen vor mir, welche noch nicht in der Blütezeit waren.

Abgestossen von dem roten Baugerüst, legte ich meine Hände erneut an meine Wangen, strich die restliche Nässe hinweg und liess sie in meine Hosentasche sinken. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden auch sie in voller Schönheit erblühen können.

Eine Erinnerung durchzog meine still gewordenen Gedanken und ich musste unweigerlich lächeln, liess meinen Blick seitlich auf den Park neben mir gleiten.

Wie viele Jahre war dies nun her?

Meine Hände ballten sich in den Taschen zu Fäusten.

Ich hatte doch neben der Tradition ein Leben.

Ein eigenes, welches mir gehörte!

Sie war es nicht Wert langjährige Freundschaften auf Spiel zu setzen und wäre nun Ruffy hier würde er mir beipflichten.

Er würde seine Kameraden niemals für irgendetwas im Stich lassen und ich gehörte mit einem Teil meiner Seele zu ihm.

Ich würde Ruri und auch Kuro nicht einfach ziehen lassen.

Nicht ohne Kampf!

 

*

 

«Wo warst du so lange?!»

Ihre Stimme war erzürnt, als ich in die Türe trat und aus meinen Schuhen schlüpfte. Es war kurz vor zehn. Ich wollte nicht früher nach Hause gehen. Die Entscheidung meiner Mutter sass tief.

«Draussen – spazieren», war meine knappe Antwort, als ich die Treppe hinaufgehen wollte, doch die Hand meiner Mutter erfasste mich abermals am Handgelenk.

«Kannst du uns nicht verstehen? Die Tradition verlangt das Geheimnis zu behüten, fällt die Brücke, fällt alles», waren ihre strengen Worte und ich entriss mich ihrem Griff, ballte die Hand zur Faust. «Bringt ihr nicht selbst die Brücke gerade zum Einsturz?»

Wütend hatte ich mich zu ihr gewandt.

«Ihr verlangt ein Leben zu leben, welches ich nicht leben kann! Ich lebe mit Lügen Mama! Mit Lügen!».

Meine Stimme bebte und ich versuchte in ihren Augen Verständnis zu erkennen, doch da war nichts. Nichts was mir sagte, dass diese Frau zur Einsicht kommen würde.

Zu der Einsicht, die ich als richtig empfand.

Die richtig war!

 

«Als meine Tochter, lasse ich nicht zu, dass du diese Tradition brichst, es ist der Name deines Vaters welchen du in den Dreck ziehst»

«In den Dreck?»

Schmerzlich zog sich meine Brust abermals zusammen und ich wand mich von ihr ab.

«Papa hätte mich nie vor so einer Entscheidung gestellt…»

Die Treppe nach oben gelaufen, hatte ich meine Mutter mit dem letzten Satz wohl zum Schweigen gebracht. Zitternd drehte ich den Schlüssel im Schloss, trennte mich mit der Türe von ihr ab und versuchte die letzten Stunden zu realisieren.

Wie konnte sie mir dies vorwerfen?

War es nicht mein Vater, welcher immer sagte, ich solle mich nie verstellen? Sein wer ich bin…

Abermals lösten sich Tränen.

Er wäre stolz auf mich, da war ich mir sicher.

 

Das schwarze Mobilgerät nach vorne gezogen, öffnete ich das dunkle Display mit meinem vierstelligen Code und scrollte in meinem Whatsapp Chat nach unten.

Nervös fing ich an meine Nachricht zu tippen.

Mit einem leisen Ton hatte ich meine Worte losgesendet.

So konnte es nicht weitergehen.

Ich hatte eine Entscheidung getroffen und hoffte, dass ich nicht meine letzte Chance vertan hätte.

 

‘’Ich weiss, dass ich viel verlange, aber wir müssen reden…’’

Die Tradition (Kuro)

Das leise Vibrieren meines Handys liess mich das Spiel beenden, welches ich gerade auf meiner PS4 angefangen hatte.

Ich senkte den weissen Player und lehnte mich zu meiner Nachttischkommode hinüber.

Es war Freitagabend, kurz nach zehn Uhr und ich wollte zur Ruhe kommen, damit ich beim morgigen Spiel fokussiert sein würde

Aber die Zeilen welche ich lass, liessen abermals meine Gefühle aufwirbeln.

 

‘’Ich weiss, dass ich viel verlange, aber wir müssen reden…’’

 

War das ihr Ernst?

Sie wollte abermals reden?!

Weshalb… es würde kein Unterschied mehr machen!

 

Seit dem letzten Zusammentreffen, ging ich ihr weitgehend aus dem Weg, sprach nicht mit ihr und obwohl ich mich sichtlich zusammenriss, war es für mich eine harte Probe sie nicht zur Rede stellen zu wollen.

Soeben wollte ich ihr eine Antwort tippen, als ich es genervt sinken liess.

Was würde es bringen?

Sie würde mich abermals anflehen, es wieder zu überdenken und ich würde nachgeben, gab es doch etwas was uns verband.

Etwas was ich unmöglich rückgängig machen konnte.

Rückgängig… wollte ich das überhaupt?

Kopfschüttelnd legte ich das Mobilgerät weg. Ich hatte momentan keinen Nerv dafür, mich um dieses Problem zu kümmern.

Gestern schien es auch nicht so, als würde sie sich darüber den Kopf zerbrechen.

Ihr ganzes Verhalten… es war fröhlich… nicht niedergeschlagen, obwohl sie in seinen Armen…

 

Dreckskerl!

Ich konnte ihn nicht anders nennen.

Diese provokanten azurblauen Augen, welche sich siegessicher in meine gelegt hatten.

Es schien ihm regelrecht Freude zu bereiten meine Verzweiflung zu sehen.

 

Eine kalte Dusche.

Das würde ich nun benötigen.

Morgen war, ein wichtiges Spiel und ich musste einen kühlen Kopf bekommen.

Ich darf keine weiteren Gedanken an Aiko verschwenden!

 

*

 

Schwer atmend strich ich mir die Schweissperlen von der Stirn und sah auf die Anzeigetafel. Es waren noch wenige Minuten bis zum Endpfiff und wir standen 2 Punkte hinten.

Hiros Hand legte sich mit einem leichten Schlag auf meinem Rücken ab. Auch er war langsam am Ende seiner Kondition, dauerte dieses Spiel doch schon eine Ewigkeit an.

«Komm Kuro… noch einen Korbwurf und wir haben Gleichstand».

Nickend richtete ich mich nochmals von der bückenden Position auf. Wir hatten soeben einen Korbleger kassiert und dieser musste nun ausgeglichen werden.

Den Wurf von Hiro entgegengenommen, welcher unser Playmaker war, trippelte ich nach vorne und gab den Ball an Nobu weiter. Wir versuchten zusammen, mit Toshiro und Renji durch die Blockade der Gegner zu kommen.

Mit einem gezielten Pass in meine Richtung, konnte ich den Ball entgegennehmen und zum Korb springen, nur knapp überragte ich meinen Gegner und versenkte ihn im Korb.

Lächelnd blickte ich noch einmal zur Anzeigetafel.

Es war Gleichstand und mein Ehrgeiz noch einmal geweckt.

«Kommt Jungs!», glitt es über meine Lippen. Ich wollte den Sieg einholen und ich wusste, dass wir es schaffen konnten.

In die Hände klatschend, gingen wir alle einige Schritte zurück, bevor wir abermals in den Angriff übergingen.

Den Basketball gekonnt aus den Händen des Centers geschlagen, trippelte ich mit einer leichten Drehung an ihm vorbei und gab Toshiro den Ball weiter.

Er war unser Shooting Guard. Spezialisiert auf die Distanz Würfe.

«Du packst das! Wirf!»

 

Jubel glitt durch die Halle, als der letzte Wurf im Ziel angelangt war. Ein drei Punktewurf. Wir hatten den Sieg für uns geholt.

Freuend fielen wir uns in die Arme und hörten die Rufe der Zuschauer von der Tribüne.

Ich spürte wie sich eine Gelassenheit in mir ausbreitete und die ganze Anspannung von den letzten Tagen von mir abfiel.

 

«Das war der Hammer Toshiro!».

Einen High Five ausgetauscht, ging ich auf meinen Platz in der Garderobe zu und legte das kleine Handtuch um meine Schultern, bevor ich mich auf die Bank setzte und erst einmal tief ausatmete.

Es war ein hartes Spiel gewesen, aber wir hatten es wieder einmal gepackt.

Mich angezogen, packte ich die dreckigen Sportklamotten in die Sporttasche, doch als ich soeben die Garderobe durch den Hintereingang verlassen wollte, spürte ich eine Hand, welche mich an der Schulter zurückhielt.

Mein bester Freund stand hinter mir.

Daneben Ruri und ich wusste, dass sie hier war.

Ihr Blick verriet es mir.

Flehen lag darin und mir fiel die gestrige Textnachricht ein.

Ich fragte nicht, wollte auch keine Diskussion beginnen, warum ich nicht gehen wollen würde und machte mich auf den Weg in die Halle.

 

Da stand sie.

An die Wand gelehnt, tippte sie mit ihren zierlichen Fingern dagegen.

Eine reine Ablenkung von ihrer Nervosität, hatte sie das schon früher oft als sie klein waren gemacht. Egal wo.

Immer musste sie gegen etwas tippen.

Es war ein Tick, welcher ab und an noch hervorkam.

 

Auf sie zugehend, spürte ich die aufkeimende Wut.

Ich wollte ihr nicht zuhören und eine Kälte legte sich in meine Augen, als sie abermals meinte, sie wolle reden.

«Ich denke du hast jemanden perfektes gefunden, der dir sehr nahesteht».

Mein innerer Zorn, keimte auf und abermals spielte sich die Szene vor meinem inneren Geist ab.

Wie er sie in seinen Armen hielt…

Aiko versuchte sich zu erklären. Mir abermals weiss zu machen, dass es nicht so wahr wie ich dachte.

 

Wie war es dann?!

Ich bildete mir das doch nicht alles ein!

 

Meine Augen verengten sich und mit einer Kälte, die ich selbst nicht von mir kannte, wandte ich mich von ihr ab. Ich wollte es nicht mehr hören, egal wie oft sie meinen Namen noch bittend aussprechen würde.

Es war genug.

 

Mit einem Ruck wurde ich zurückgehalten. Abermals hielt sie mich fest. Es war genau das gleiche Spiel, wie letztens in der Mittagspause… nur dieses Mal würde ich nicht so einfach nachgeben.

«Lass mich los Aiko!»

Ich war sichtlich genervt von ihrem Verhalten.

Sie hatte diese Freundschaft doch aufgegeben und mich verachtet.

Mich umgewandt packte ich sie am Handgelenk und sah sie mit finsterer Miene an. Ich war mehr als nur wütend und ihr ganzes bockige Getue machte es nicht besser.

Was für Lügen wollte sie mir noch auftischen?!

 

«Es ist nichts zwischen uns!!»

Erstarrt blieb ich stehen. Ich hatte mich wieder von ihr abgewendet, wollte sie zurücklassen mit all dem was sie mir versuchte zu erzählen…

Und doch…

Genau dieser Satz liess mich nun verharren.

Mir auf die Lippen gebissen fragte ich nach den Gründen.

 

Angelogen?!

Tradition?!

Mir dämmerte es… war es das was sie damit sagen wollte?

War es geschehen ohne, dass ich es bemerkt hatte?!

Verdammt nochmal, aber was hatte dieser Dozent damit zu tun?!

Vor was sollte er sie schützen?!

War es nicht meine Aufgabe geworden…

Musste ich sie nicht davor bewahren irgendwann endgültig zu verschwinden?!

 

Ich hatte mich zu ihr gedreht.

Ihre graublauen Iren erfasst, erkannte ich einen Hoffnungsschimmer darin.

Hektisch versuchte sie ihre tränen bedeckten Wangen zu trocken, als sie leicht lächelnd zu mir sah und meine Wut mit einem Schlag verstreichen liess.

 

«Ich werde dir alles erzählen…»

Die zweite Welt

Eine Strähne hinter mein Ohr gezogen, sah ich über die Reling hinweg auf das offene Meer. Mein Atem ging schwer, als ich mich soeben an der Reling nach unten sinken liess und auf der hölzerne Treppe Platz nahm. Wir hatten soeben einige Manöver anwenden müssen, waren wir von unserem Kurs abgekommen. Die Grand Line war wechselhaft und auf Wind und Wetter konnte man sich hier nicht verlassen – das hatten uns die zwei Vögel, welche wir beim Übergang zur Grand Line aufgegabelt hatten, mitgeteilt.

Wie es schien hatte Ruffy sich dazu entschieden sie auf ihre Insel zu bringen und auch wenn mir die ganze Sache suspekt rüberkam, da sie uns doch Anfangs angegriffen hatten, wollte ich ihm dennoch nicht widersprechen.

Mir schien es momentan, das richtige ihm aus dem Weg zu gehen, bis ich mit Kyo über meine Gefühle gesprochen hatte.

 

Das Strecken vernommen, sah ich meinem Bruder dabei zu wie er aus seinem Schlaf erwachte. Er hatte von all dem Trubel nichts mitgekommen, was mich unweigerlich zu einem Kopfschütteln brachte. Einen tiefen Schlaf hatte er schon immer als Kind gehabt.

Mich der Szene abgewandt, als er sich den beiden Unruhestiftern widmete, sah ich abermals auf das Meer hinaus.

Schmunzeln vernahm ich mit halbem Ohr, wie Zorro dafür zusammengefaltet wurde, dass er die letzten Minuten geschlafen hätte.

Nami schien regelrecht sauer auf ihn zu sein.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich mich abermals kurz umwandte und erkannte wie Zorro jammernd auf dem Boden sass.

Ich hatte mich hier verfrachtet nur um all den Gedanken aus meiner eigenen Welt aus dem Weg gehen zu können, doch egal wie sehr ich meine Aufmerksamkeit versucht auf die Crew Mitglieder zu lenken…

Er schien präsenter in meinem Kopf zu sein, als die letzten Tage und ich wusste, ich konnte das Gespräch mit Kuro nicht mehr aufschieben.

 

*

 

Nervös kaute ich mir auf die Lippen, als ich vor der Halle zum Stehen gekommen war. Das Spiel, welches bald beendet sein würde, war von Unbehagen begleitet. Er hatte mir gestern nicht mehr zurück getextet, weshalb ich davon ausging, dass die gestrige Begegnung weiterhin einen bitteren Beigeschmack bei ihm auslöste.

Ich konnte es ihm nicht einmal verübeln.

Unruhig entliess ich meinen Lungen einen tiefen Atemzug und schob die Eingangstüre auf, hörte sogleich die Rufe, welche die Jungs bejubelten. Meine Augen glitten sogleich zur Anzeige. Es schien kein leichtes Match gewesen zu sein, hatten sie nur mit drei Punkten Abstand den Sieg geholt.

Mich an die Wand anlehnend, wartete ich ab bis die grösste Menge der Zuschauer von der Tribüne verschwunden waren. Die Blicke, welche ich verwundert auf mich zog, ignorierte ich weitgehend bis mich der Ruf von Ruri aus der Starre holte.

«Was machst du hier?»

Ihre Füsse hatten sie schneller zu mir getragen, als dass ich bis fünf hätte zählen können.

«Ich muss mit Kuro reden…»

Es fiel mir nicht leicht über die Lippen, war ich auch meiner besten Freundin einer Erklärung schuldig. «Dich habe ich noch nicht verloren… aber wenn ich nicht bald mit ihm rede, wird es bei ihm anders sein…» waren es die bitteren Worte, welche meinen Mund verliessen. Schwer seufzte sie aus und nickte verstehend.

«Du wirst mir schon erzählen was los ist…».

Schnell nickte ich und hielt ihre Hand in meiner. Drückte sie leicht, um ihre Aussage zu bestätigen. «Ich werde dafür sorgen, dass er zu dir kommt»

«Danke Ruri», flüsterte ich und war ihr in diesem Moment sehr dankbar, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass Kuro verschwinden würde, wenn er wüsste, dass ich hier wäre.

«Warte hier».

 

Mit meinen Gedanken an die anderen denkend, welche ich heute Morgen erneut verlassen hatte, versuchte ich das Unwohlsein zu verringern, war ich nun die Letzte in der Halle. Die Augen geschlossen, kaute ich erneut auf den Lippen.

Was wäre, wenn Ruri es nicht geschafft hätte ihn zu überzeugen?

Wie sollte ich an ihn rankommen ohne zu viel Aufsehen zu verursachen?

Nervös tippte ich an die Wand hinter mir, versuchte mich mit den Bewegungen zu beruhigen, als ich eine Anwesenheit vernahm.

«Hi…»

Schwer schluckte ich. Er war es.

Die Lider geöffnet, richtete ich meinen Kopf nach oben und sah ihm in die dunkelbraunen Augen, welche meinem Blick sofort auswichen. Er war enttäuscht und wütend sogleich. Kuro hatte seine Gefühle noch nie verstecken können, sprach sein Körper momentan Bänder.

«Hi… können wir reden?».

So gut es ging, versuchte ich meine Stimme aufrecht zu halten, als ich seine krampfhafte Bewegung an der Tasche bemerkte.

«Warum, du hast doch jemand anderes dafür… ihr scheint euch gestern sehr vertraut gewesen zu sein».

Ich schluckte schwer.

Ich hatte nicht sofort mit diesen Worten gerechnet, aber er schlug sie mir nun hier und jetzt ins Gesicht. Mein Blick glitt durch die Halle.

«Keine Sorge… es ist niemand hier…»

Seine Iren lagen in meinen und ich spürte wie sich leichte Tränen darin bildeten. Ein unerklärlicher Schmerz ging durch mich hindurch, als ich die Kälte darin vernahm.

Den Kopf gesenkt, verkrampfte ich meine Hände.

«Ich weiss, dass ich es verbockt habe…»

«Na dann…»

Er wandte sich ab.

«Kuro bitte! Ich will es dir erklären!»

Meine Stimme hatte sich erhoben. Die Szene schien sich wie ein Deja Vù zu wiederholen, aber dieses Mal blieb er nicht stehen.

«Kuro bitte…» verbissen versuchte ich ihn aufzuhalten, hielt ihn an seiner Sweatjacke fest.

«Lass los»

«Nein»

«Lass los Aiko!»

So schnell wie er sich umwand, und nach meinem Handgelenk griff, konnte ich nicht reagieren. Wütend sah er mir in die Augen.

«So oft habe ich es versucht! Wollte nochmals mit dir reden und dann… dann sehe ich dich mit ihm!» «Es ist nicht wie du denkst…»

«Ihr standet eng aneinander, was soll es sonst gewesen sein?!»

«Kuro glaub mir er ist nicht…»

Bitterkeit legte sich in seine Iren und er löste den Griff, schüttelte dann den Kopf.

«Das hat anders ausgesehen».

Abermals wollte er sich abwenden.

«Es ist nichts zwischen uns!!»

Die Worte hallten durch die Halle und sie schienen Wirkung zu zeigen. Meine Hände zu Fäusten geballt, sah ich auf den Boden.

«Ich habe dich angelogen…» stockend spürte ich wie mir die Tränen nach unten liefen.

«Ich musste es tun…»

«Warum?»

Die Augen geschlossen, atmete ich tief aus. «Weil ich eine Tradition erfüllen muss».

Eine Stille legte sich ab und ich hatte die Angst, dass er nun gegangen war, weshalb ich zögerlich meinen Kopf nach oben wandte. Ich erkannte das Symbol des Teams auf seinem Rücken, welcher er noch immer zu mir gewandt hielt.

«Was hat dieser Dozent damit zu tun?»

Ohne sein Gesicht sehen zu müssen, erkannte ich die Verbissenheit dahinter. Kyo schien ihn regelrecht wütend zu machen.

«Er ist derjenige, der mir mit der Tradition helfen soll… mich hütet und beschützt»

«Vor was?»

Seine Augen trafen die Meine.

Ich wusch mir mit der Hand über die Wange, welche mit Nässe überzogen waren und schniefte auf.

 

«Ich werde dir alles erzählen…»

 

*

 

Die kühle Luft war angenehm, als ich meine Erzählung beendet hatte und auf die Reaktion von Kuro wartete. Es war nun später Nachmittag, als wir auf einer Bank vor der Schule zum Sitzen gekommen waren. Sein Körper lehnte sich nach hinten und er schien wohl gerade seine Gedanken zu ordnen.

«Gespaltet…» leise hörte ich das Wort über seine Lippen gleiten.

«Seit wann?»

Schmunzelnd zuckte ich mit den Schultern.

«Vor einigen Wochen hatte ich die erste Erinnerung, aber gespaltet bin ich wohl schon seit Geburt». Er nickte und sah in den Himmel empor.

«Und was sind das für andere Welten, die noch auf dich warten?»

«Das weiss ich nicht», gab ich zu verstehen, denn es könnte alles werden.

Kuro atmete tief aus und ich versuchte die trockene Kehle zu ignorieren, welche sich abermals bildete.

«Ich frage mich, warum du dieses Risiko nun eingehst mir davon zu erzählen…»

Das Schlucken, welches mein Rachen nach unten glitt, konnte ich nicht zurückhalten. Nervös spielte ich mit meinen Fingern.

«Du bist mir nach all dem noch immer wichtig…», flüsternd glitten diese Worte über meine Lippen und zaghaft liess ich meinen Blick zu ihm gleiten. Er hatte sich abgewandt, dennoch erkannte ich die leichte Röte auf seinen Wangen. Ein kurzes Stocken meines Herzens, liess auch mir die Wärme ins Gesicht steigen.

Ein schrilles Geräusch erklang und mit einem genervten Ton, erkannte ich dem schwarzen Display den Namen von Kyo.

«Ist er es?»

Nickend bejahte ich seine Frage, sah wie die Hand welche ruhig auf seinem Oberschenkel gelegen war, sich zusammenzog.

Ich musste gehen, war ich doch sichtlich darüber überrascht, dass er nicht sogleich neben mir auftauchte.

Mich aufgerichtet, spürte ich einen Druck an meinem Handgelenk.

«Wo gehst du hin?»

Die dunkelbraunen Iren schienen mir schweigend sagen zu wollen, dass ich hierbleiben sollte.

«Ich muss zu ihm…»

«Warum?»

Erneut hörte ich diese Verbissenheit, obwohl er nun wusste, was Kyo für eine Rolle spielte.

«Es ist meine Bestimmung Kuro».

 

«Es ist meine Bestimmung, Imouto»

 

Zusammenzuckend glitt meine freie Hand an meinen Kopf.

Was waren das für tränenden braune Augen, die ich soeben erkannt hatte?

Diese zerrissene flehende Stimme, welche sich in meinen Ohren wiederhalte?

«Aiko alles in Ordnung?»

Blinzelnd spürte ich wie sich zwei Hände an meine Schultern gelegt hatten und ein besorgter Blick auf mir lag, als ich mit bebenden Lippen meine Erkenntnis aussprach.

 

«Ich glaube, die zweite Welt hat sich soeben geöffnet…»

Sengoku-Zeit...?

Meine Augen verdrehten sich, als ich dem herumtigerten Kyo nachsah, welcher sich vor meiner Nase hin und her bewegte. «Wie hast du das geschafft?»

«Was geschafft?»

Ich versuchte meine Antwort hinauszuzögern, wusste ich doch genau was er wissen wollte.

«Die zweite Welt zu öffnen!».

 

*

~kurzer Rückblick~

 

«Was ist, wenn es Konsequenzen hat?»

Abermals glitt meine Hand an meine Schläfe. Dieses Schädelbrummen wollte nicht mehr ziehen seit ich diese Augen gesehen hatte und ich hatte Mühe klare Gedanken zu fassen.

Ich wusste, dass es eine Erinnerung an eine weitere Seele war.

Eine Erinnerung an mein drittes Ich.

«Aiko lass mich dich begleiten, du kannst dich kaum auf den Beinen halten…»

Den Kopf erneut hin und her bewegend, versuchte ich mich zusammenzureissen, auch wenn seine Aussage zutraf. Meine Knie fühlten sich an, als würden sie das Gewicht nicht mehr halten wollen. Seine Lippen verzogen sich, den meine Verneinung sagte ihm nicht zu. Die Hände, welche sich an meine Schultern gelegt hatten, wurden mir erst als Stützung bewusst, als er sie mir entzog.

Wankend fiel ich nach vorne und musste mich sogleich an seiner Brust abstützen. Die Arme welche sich reflexartig um mich legten, hielten mich aufrecht. Die besorgniserregte Stimme von Kuro erreichte mich.

«Verdammt Aiko, hat das immer so Auswirkungen auf dich?»

Leicht schüttelte ich in seinen Armen den Kopf.

Die Erinnerungen zu Ruffys Welt, waren ohne weitere Nebenwirkungen erfolgt, doch die jetzige… Es fühlte sich anders an, als wäre da mehr als nur ein Gedächtnis.

 

*

 

Die Wärme glitt zurück in meine Wangen, als ich erneut die Stimme von Kyo vernahm, welche mich aus den Gedanken an vorhin zurückholten. Er schien ungeduldig zu werden, war seine Tonlage verstimmt.

«Schatz würdest du nun bitte mit der Sprache herausrücken?»

Meine Hände ineinandergelegt, fühlte ich den kaltschweiss zwischen den Fingern. Ich war nervös, denn ich wusste nicht was die Wahrheit mit sich bringen würde.

«Ich war ehrlich»

«Ehrlich zu wem?»

Das Zischen welche sich in diese Worte legten, waren ausgehend von dem Mann vor mir. Er hatte in seinen Bewegungen innegehalten. Lächelnd zog ich meine Finger fester aneinander und richtete meinen Kopf empor. Die stechenden azurblauen Iren schienen mir in diesem Moment nichts anhaben zu können.

Ich wusste nun, dass ich jemanden an meiner Seite hatte.

Jemanden der mir Glauben schenkte und mich beschützen würde in meiner eigenen Welt.

 

«Zu Kuro».

 

Seine Augen verengten sich.

Ich schien die Wut in ihm förmlich greifen zu können, doch als ich die Hand an meiner Schulter vernahm, welche nicht von Sanftheit geprägt war, glitt mein Blick zu Seite in die blauen Iren meiner Mutter.

«Aiko was hast du getan?»

Schockiert sah sie mir dabei zu wie ich die Hand von ihr von meinem Körper entfernte. Ihre Berührungen lösten in mir eine momentane Unruhe aus.

«Ihr habt schon richtig gehört. Ich war ehrlich zu Kuro und ich werde auch ehrlich zu Ruri sein», nun war es meine Stimme, welche an Kraft zunahm.

Mein Entschluss stand fest auch meiner besten Freundin alles zu erzählen.

Sie hatte wie Kuro Recht zu erfahren, was die letzten Wochen mit mir los war.

 

«Weisst du was du damit anrichtest?!»

Abermals wurde meine Mutter laut gegenüber mir.

«Wie es scheint öffnet ein reines Gewissen eine Welt, Mama!»

Ihre Hand erhob sich und mit erschrecken fragte ich mich ob mir meine Mutter das erste Mal handgreiflich gegenüber werden würde.

«Haruka… halte ein!»

Tief ausatmend, war es Kyos Stimme und Hand gewesen, welche meine Mutter davon abhielt, mir eine Ohrfeige zu verpassen. Für eine Sekunde schien ihre Wut weiterhin präsent zu sein, als ihr Gehirn anfing zu realisieren, was sie vorgehabt hatte.

Ihre Hände schlugen sich vor ihren Mund und ganz leise konnte ich die entschuldigenden Worte vernehmen, doch als ich die Berührung an meinen Fingern vernahm, welche sich zu einer Faust auf meinen Oberschenkel zusammengezogen hatten, zuckte ich merklich zusammen.

Sie hätte mich geschlagen!

 

«Du sagst also die Ehrlichkeit zu Kuro hat diese Welt geöffnet?»

 

Die Stimme von Kyo schien neutral geworden zu sein und dennoch… das Gefühl in mir bat mich um Vorsicht.

Nickend rutschte ich leicht von meiner Mutter weg und sah in die azurblauen Iren des Mannes, welcher sich wieder gegenüber von mir gesellt hatte.

«Als ich ihm bewusst machte, dass dies meine Bestimmung ist… erhielt ich eine Erinnerung eines kleinen weinenden Mädchens mit braunen Iren, welches ich Imouto genannt habe».

Die Finger legten sich unter sein Kinn. Er schien zu überlegen, doch mir stellte sich nur eine Frage; Wo war die Wut hin?

Meine Mutter flippte aus und er war nun die Ruhe selbst?!

Die ganze Sache war nicht nachvollziehbar, hatten sie doch mit einer Löschung der Erinnerung an mein Ich bei meinen Freunden gedroht.

«Was soll der Scheiss Kyo?!».

Nun war ich es welche wütend durch dieses Verhalten wurde.

Dieses Spiel ging mir zu weit!

«Es kann nur die Welt in der Sengoku Zeit sein!»

Verwirrt zog ich die Augenbraune zusammen, spürte jedoch zugleich ein schmerzhaftes Zusammenziehen in meinem Kopf, welches mich dazu zwang meine Hände an die Schläfen zu legen. Diese Kraft hinter diesen nachfolgenden Bildern liess mich erzittern.

 

 

~ «Eine Miko?»… «Du musst deine Schwester finden?»… «Lass sie, weshalb sollte sie uns begleiten? Wir haben keine Verwendung für sie»… «…. mach Platz!»…

«Ich werde dich lernen deine Miko Kräfte zu kontrollieren…» ~

 

Kalter Schweiss rann über meine Stirn und ich fühlte dieses Schwindelgefühl, welches mir die Sicht vor den Augen nahm. Ich wurde an den Schultern nach hinten in den weichen Stoff der Couch gedrückt und die Hände, welche an meinem Kopf gelegen waren, schlafften zur Seite hinab. Hastig atmete ich aus, erkannte die blauen Augen meiner Mutter, die mich besorgt ansahen.

«Es ist alles gut Aiko. Du bist hier…»

Wärme glitt durch meine Finger und liess den kalten Schweiss schwinden, doch was ich zu sehen bekam, war ein blaues Aufleuchten meiner selbst. 

 

«Haruka geh weg von ihr!»

 

*

 

«Aiko kommst du jetzt?»

Aufsehend sah ich in die blauen Iren eines jungen Mädchens, welche sich gebeugt zu mir nach unten wandte. Ihre Kleidung war einer Schuluniform ähnelnd, welche ich aus Tokyo kannte, aber sie selbst hatte ich bis anhin nie gesehen, dennoch schien mir mein Geist sagen zu wollen, dass ich sie kennen sollte.

«Kagome, Aiko wir wollen weiter!!»

Mich aufgerichtet, schmeckte ich die frische der Luft in meinem Mund und konnte vor meinen Augen die weite Natur erblicken.

Den Kopf auf die Seite gewandt, von wo ich den Ruf vernommen hatte, sah ich sie.

Die Gruppe, welche auf uns wartete.

Ich liess meinen Blick über die anwesenden Personen schweifen und hielt inne, als meine Augen an ihm haften blieben.

Die Luft anhaltend, wurde mir soeben bewusst in was für einer Welt ich war.

Ich kannte sie.

Sie war ein Teil meiner Kindheit gewesen.

«Inuyasha…» flüsternd glitt mir der Name über die Lippen und ich realisierte, dass dies keine Erinnerung war.

 

Ich war in die Welt meines dritten Ichs eingetreten.

 

Die Kraft der Seele

Meine Atmung ging hastig und mit verschwommenem Blick sah ich in die besorgten blauen Iren von Kagome, welche sich über mich gebeugt hatte. Der Schweiss rann über meine Stirn und mit Erleichterung nahm ich die kalte Nässe entgegen, als sie abermals mit einem Tuch darüber tupfte. Die Augen zusammen gekniffen durchzog mich erneut der Schmerz, welcher mich vorhin in die Knie gezwungen hatte.

Meine Schulterblätter drückten mich nach oben bis ich in einem Hohlkreuz nach Luft rang.

«Inuyasha!».

Verzweifelt drang ihre Stimme durch den Raum und ich spürte die starken Hände des Hanyous an meinen Armen. Mit einem festen Druck versuchte er meinen Körper festzuhalten, welcher durch die Schmerzen erzitterte.

«Wo bleibt die alte Schachtel mit den Kräutern?!»

Die dumpfen Geräusche an meinem Ohr vernommen, schien Kagome aufgestanden zu sein, denn ich hörte ihre Füsse auf dem Boden aufkommen.

Meine Lippen zusammengepresst, versuchte ich den Schrei zu unterdrücken, welcher aus meiner Kehle zu gleiten versuchte. Eine Energie strömte durch meine Glieder und es fühlte sich an als würde es die inneren Fasern zerreissen wollen.

Ich versuchte klar zu denken, mir die Zwischenwelt vorzustellen, um von hier verschwinden zu können, aber es funktionierte nicht.

Mit einem dumpfen Schrei spürte ich einen pulsierenden Schmerz an meiner Schläfe. Ich wollte ihn loswerden, wandte mich auf die Seite, doch Inuyasha verwehrte mir dies.

Er verstärkte den Druck an meinen Armen und schien auch als die anderen eintrafen nicht locker lassen zu wollen.

Tränen hatten schon lange ihren Weg aus meinen Iren gefunden.

 

«Verdammt Kaede, wo warst du so lange!»

 

Die Augen aufgerissen sah ich die goldenen Iren des Hundedämonen über mir.

Qualvoll bat ich stumm darum, dass er mich endlich erlösen sollte.

Verbissen wandte er sich zu Kaede um, als sie ihre Stimme erhob.

«Inuyasha was ist das für eine Kraft?!»

«Das ist sie! Nun mach schon!»

Meine Finger hatten sich in den dünnen Futon gekrallt.

Ich versuchte mit meiner letzten Kraft gegen diese Schmerzen anzukämpfen.

Einen holzenden Becher legte sich an meinen Mund und ich spürte wie die Hände der alten Miko anfingen zu zittern.

Flüssigkeit rann meiner Wange entlang.

Den Kiefer hatte ich schmerzlich zusammengepresst.

«Kagome hilf mir, schnell!»

Zierliche Hände legten sich um mein Kinn und mit leichtem Druck wurde er nach unten gedrückt, damit sich meine Lippen voneinander lösten.

Die warme Flüssigkeit rang meine Kehle hinunter und mit Mühe schluckte ich, schienen mir die Schmerzen das Gefühl in den Nerven zu nehmen.

Die Augen aufgerissen, fing ich an zu schreien.

Schrill ertönte meine Stimme in der kleinen Hütte und verkrampft versuchte ich mich aus dem Griff von Inuyasha zu befreien.

Die Kraft, welche sich in meinen Gliedern angesammelt hatte, brach aus und ich erkannte das blaue Aufleuchten meiner Selbst, wie ich es vor einigen Stunden bei mir zu Hause erlebt hatte.

«Scheisse!»

Der Griff löste sich an meinen Armen.

Ich bäumte mich auf.

In einem Hohlkreuz liegend, rang ich erneut nach Luft, bevor mein Körper in sich zusammensackte und ich die komplette Schwärze vor meinem inneren Geist vernahm.

 

*

 

«Ane!»

Ein Ruf hallte in meinen Ohren nach und als ich die Lider wider öffnete, erkannte ich den strahlen blauen Himmel über mir. Ich fühlte, wie mein Körper leicht war und das kühle Gras durch meinen weichen Stoff hindurchdrückte, als ein kleines Mädchen neben mir auf die Knie fiel.

«Ane ich habe dich überall gesucht!»

«Weswegen?», glitt es mir sogleich über die Lippen, vernahm wie sich meine Glieder bewegten ohne, dass ich sie dazu animierte.

«Die Ältesten riefen nach dir»

«Nun gut, dann lass uns gehen».

Ich richtete mich auf und erkannte die fliessenden Bewegungen meiner kleinen Begleiterin. Es waren Silhouetten die durch das helle Licht wie Geister schienen. Die Handbewegungen, welche das tanzende Mädchen machten, waren kaum zu erkennen und ich stellte fest, dass ich nun in einer Erinnerung feststeckte.

«Ihr habt nach mir rufen lassen?»

«Oh hochwertige Miko. Man hat nach Euch fragen lassen. Die Dämonen treiben ihr Unwesen… das Juwel der vier Seelen es…»

«Spricht nicht weiter. Ich verstehe»

Eine Trauer durchfuhr meine Fasern und würden die Dorfbewohner nicht wie das Mädchen durchschimmernd sein, könnte ich darauf Schwören, dass dies momentan wirklich geschah.

Die Strohmatte auf die Seite geschoben, betrat ich eine kleine Hütte, welche zu zerfallen schien. Ein Stab bewegte sich in meine Hand, welcher am oberen Ende mit dem ritualen Kagura Suzu abschloss. Seidenbänder verzierten den goldenen Stab in den Farben Rot, Grün, Weiss, Violette und Gelb. Sie alle hatten ihre eigene Bedeutung und waren dafür da ein Kami rufen zu können.

Die kleinen Glocken ertönten in einem sanften Ton, als ich ihn auf den Boden aufkommen liess. Ich dachte spüren zu können, welche Wärme sie mit sich trugen, als ich das leise Wimmern zu hören bekam. Der Körper wandte sich um und zog das zierliche Mädchen in den Arm.

Das Zittern erfasste mich und diese Erinnerung fühlte sich abermals real an. Als wäre ich im hier und jetzt.

«Ane musst du wirklich gehen?»

Nickend beantworte ich die Frage und wusch ihr die Tränen von der Wange.

 

«Es ist meine Bestimmung, Imouto»

 

Schluchzend versuchte sie wacker ihre Trauer hochzuziehen, als ich sie an der Hand nahm und hinaustrat. Einen Stoffbeutel um meine Schulter gezogen, beugte ich mich nochmals zu ihr nach unten.

«Ich werde wiederk…»

Ein heftiger Windstoss erfasste mich und die Silhouette löste sich in Rauch auf. Mit einer rasenden Geschwindigkeit veränderte sich die Umgebung und als ich erneut die Augen öffnete, war da die reine Finsternis zu sehen.

«Du stellst dich mir in Weg Miko!»

Was war das für eine Stimme, welche ich vernahm?

Weshalb fühlte sich auf einmal alles so düster und kalt an?

«Ich werde dich läuten Dämon, damit du kein weiteres Unheil anrichten kannst!»

Die Töne der Glocken erklangen und ich erkannte den Stab in meiner Hand, welcher gegen die Bestie vor mir gerichtet war. Ein blauer Schleier umhüllte meinen Körper, als ich die Schwingungen mit meinem Stab vollzog. Der schrille Schrei des Dämons liess meine Fasern zusammenfahren.

«Du wirst hier und jetzt sterben Miko!»

Der Angriff prallte auf mich ein und ich spürte die Krallen an der Seite meines Körpers, welche durch ein weiteres Läuten der Glocken schwächer wurden. Der Dämon erstrahlte in einem hellen Licht und ich wollte mich erneut gegen die Schwärze wehren, die über mich kam…

 

*

 

Kerzengerade sass ich im Bett, meine Kehle füllte sich fieberhaft mit Luft, als der dumpfe Schrei meine Lippen verlassen hatte.

Erschrocken wandte ich mich dem knisternden Holz zu, das die letzten Gluten in sich trug, bis ich realisierte, dass ich aus der Erinnerung erwacht war.

Meine Atemstösse wurden ruhiger, auch wenn das Zittern weiterhin meine Glieder durchfuhr. Die schwarzen Strähnen, welche sich seitlich an meinem Körper hinabfallen liessen, fühlte sich wie schwerer Ballast an.

Waren sie überhaupt schwarz?

Nur wenig erkannte ich nun in der Nacht vor meinem eigentlichen Auge, doch hörte ich deutlich die leisen Atmungen derjenigen um mich herum, welche sich um mich gesorgt hatten.

«Du bist wach…»

Das Mondlicht tauchte ihn ein, als er die Strohmatte auf die Seite geschoben hatte und ich sah in die goldigen Iren, welche auf mich gerichtet waren.

«Du hast mich gehört…»

Ein Schnauben glitt über seine Lippen, wie sollte er dies auch nicht getan haben. Er war ein Hundedämon. Seine Instinkte waren scharf. Er würde das kleinste fallende Blatt vernehmen.

«Entschuldige…», gab ich leise von mir, bedacht darauf die anderen nicht zu wecken.

Meine Hand abgestützt, zog ich mich auf meine Beine, die zitternd nachgaben als ich mich aufrichten wollte.

«Du solltest liegen bleiben».

Sein Ton war ernst, als er auf mich zukam und mir die Hand auf die Schulter legte.

«Ich benötige frische Luft, kannst du mich stützen?»

Murrend wollte er erneut widersprechen, als er meine Iren erfasste und mich nach oben zog.

Meine etwas längeren Haare fielen nach unten und legten sich schwer auf meine Schultern ab. Das weiss rote Miko Gewand lag eng an meiner verschwitzenden Haut und war unangenehm zu tragen.

Im Morgengrauen müsste ich ein erfrischendes Bad nehmen.

 

Tief atmete ich die kühle Luft ein, als mir Inuyasha die Strohmatte, auf die Seite zog. Lächelnd bedankte ich mich und nahm mit der Hilfe von ihm auf der kleinen Holztreppe der Hütte Platz.

Mein Blick wandte sich in den klaren Sternenhimmel nach oben. Viele Erinnerungen waren durch meinen inneren Geist gefahren und eine schien mir so präsent zu sein, als hätte ich sie soeben durchlebt.

Dieser Kampf…

Seitlich mein Gewand nach oben gezogen, hörte ich das Räuspern meines Begleiters.

«Was tust du da?»

«Keine Sorge… ich will nur etwas prüfen», waren meine leisen Worte, als ich den Blick nach unten schweifen liess und die Kälte an meiner nackten Haut vernahm.

Erfrischend zu den letzten hitzigen Stunden.

Eine tiefe Narbe zog sich an meiner Taille zu der Hüfte entlang und ich spürte eine plötzliche Nähe neben mir. Inuyasha hatte sich in die Knie bewegt und sah prüfend auf die Stelle. Den Stoff wieder nach unten gleiten lassend zog ich das Gewand zurecht.

«Woher hast du die?»

«Ein mächtiger Dämon, bevor ich euch traf.»

Das Zittern liess nach und der weisshaarige Hundedämon nahm abermals neben mir Platz, lehnte sich an das knacksende Geländer.

Sein Blick lag weiterhin auf mir.

Bohrend.

Fragend.

«Ich weiss was du wissen willst» glitt es mir leise über die Lippen und ich schloss die Augen.

Hier in dieser Welt war ich eine Miko.

Eine Miko mit reinen Kräften, die durch Willensstärke hervorgerufen werden konnten und dennoch schienen sie einige Zeit verschlossen gewesen zu sein.

Ich hatte Kagome nicht von Anfang an helfen können.

War es die dämonische Aura, welche ich verspürt hatte als ich mich erinnerte?

Es war die einzige mögliche Erklärung in den Fetzen meiner Gedanken. Kaum konnte es die weitere Seele von mir sein, war es hier ein eigenes Leben, welches ich hier durchlebte und doch… die Narbe war zu stark vernarbt.

Bestände die Möglichkeit, dass es an der Seele lag?

Innerlich schüttelte ich den Kopf.

Das konnte nicht sein und dennoch… ich fühlte mich anders.

Anders als bei Ruffy.

Verbissen versuchte ich daran zu glauben, dass es die Aura des Dämonens gewesen ist.

«Die dämonische Aura hat meine Seele getränkt. Es benötigte einige Zeit zur Reinigung», waren meine erklärenden Worte. Ein Murren vernehmend, liess ich meinen Blick zu Inuyasha schweifen, welcher in die Sterne blickte. Er schien nachzudenken.

Ob er mir glauben schenken würde?

Ich selbst war mir nicht sicher, ob es der Wahrheit entsprach.

Abermals richteten sich meine Iren gegen den Himmel.

Ich war noch nicht lange bei Ihnen, hatte ihnen lediglich gesagt das ich meine Schwester suchen würde und Kagome helfen würde ihre Kräfte zu beherrschen, als meine noch verschlossen waren, aber mehr offenbarte ich ihnen nicht von mir. Es war Kagome, welche den jungen Hundedämon dazu überredete, mich zu ihnen gesellen zu dürfen.

 

«Aiko?»

Die Stimme vernommen, sah ich nach hinten. Inyuasha war sogleich auf das Dach verschwunden. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und sah zu dem Eingang der Hütte.

Kagome stand an der Schwelle.

«Du solltest nicht hier draussen sein…», gab sie mit ihrer lieblichen Stimme von sich und ich nickte verstehend. Mich hochgezogen, hielt sie ihre Hand als Stütze hin, die ich dankend annahm.

Die Schwäche nahm meine Gliedmassen noch immer ein.

Stille kam über uns herein, als ich mich wieder auf die dünne Strohmatte gelegt hatte. Die Atmungen der Anderen drangen an mein Ohr, als ich das Rascheln neben mir vernahm. Meinen Kopf in die Richtung von Kagome gewandt, hatte ich das Gefühl spüren zu können das ihr Inneres in Aufruhe war.

«Sprich aus was dir auf dem Herzen liegt».

Ich bemerkte erst jetzt, wie meine Sprache sich in diesem Zeitalter verändert hatte.

«Warum sagst du uns nicht den Namen deiner kleinen Schwester?»

«Ist es den wichtigen diesen zu wissen?» fragte ich sogleich und sie atmete tief aus.

«Vielleicht ist sie uns schon begegnet…»

Meine Augen schlossen sich.

Wusste ich die Antwort nicht schon?

Ich versuchte meine Erinnerungen aus meiner Welt abzurufen. Hastig suchte ich innerlich danach und musste mit Schrecken feststellen, dass da nichts mehr war.

Es war als wäre mein Vorwissen an diese Welt gelöscht worden.

«Rin…», zaghaft glitt mir der Namen über die Lippen.

Das tiefe Einziehen der Atmung neben mir liess mich aus den Gedanken aufschrecken.

Das Mondlicht gab mir ihre blauen Iren zu erkennen und ich sah die Furcht darin, als ich ihre zierliche Stimme vernahm.

 

«Ich weiss bei wem sie ist…»

Verbunden (Kuro)

Meine Iren folgten ihrem Körper, welcher soeben hinter der Türe verschwunden war.

Sie hatte mich gebeten sie gehen zu lassen, obwohl sie mir Anmerkungen dazu gab, dass er schon hier war. Verbissen hatte ich zugestimmt.

Widerwillig liess ich sie gehen und vertraute darauf, dass sie später zu mir kommen würde.

Erneut erzählen würde was geschehen war, doch was dann?

Mir wurde bewusst, dass nun ich derjenige war, welcher ihr erzählen musste, was wirklich vor 6 Monaten geschah.

 

Fest hielt ich das Handy an meinem Ohr, als ich die Nummer meines Vaters gewählt hatte.

Sie war erwacht und ich hatte es nicht bemerkt.

Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum.

Was wäre, wenn alles schon zu spät wäre?

Wenn ich nichts mehr am Lauf der Geschichte ändern könnte?

Würde ich Aiko nun wirklich verlieren?

 

Krampfhaft schüttelte ich den Kopf, als ich innehielt und die Stimme meines alten Herren vernahm.

«Sie ist erwacht, Dad!», waren meine hastigen Worte, ohne die Begrüssung zu erwidern. Er blieb ruhig, als er mich fragte wie lange sie schon unterwegs sei in der Welt.

«Ich weiss es nicht, aber…» Mein Herz fing an schneller zu schlagen, als ich die letzten Stunden nochmals Revue geschehen liess und atmete nochmals tief aus, hörte wie mein Vater schon ungeduldig wurde, da ein Aber nie gutes verhiess.

«Die zweite Welt hat sich vor einer Stunde geöffnet…».

Das Handy vom Ohr weg gehalten hörte ich den fluchenden Ausruf. Er hallte in meinem Gehör nach und ich verzog leicht das Gesicht.

Ich verstand den Unmut, mir ging es ebenso und dass mein Vater nun so reagierte, machte das Ganze nicht besser.

«Dad, was sollen wir jetzt tun?» nervös biss ich auf meine Lippen. Ich wollte Sicherheit.

Sicherheit, dass es noch nicht zu spät war.

«Komm erst nach Haus. Das weitere Vorgehen besprechen wir hier», gab er zu verstehen und nickend beendete ich das Gespräch mit dem roten Hörer.

Auf dem schwarzen Display starrend öffnete ich es abermals mit meiner Gesichtserkennung.

Hatte sie mir eventuell schon geschrieben?

War alles gut gegangen?

Seufzend stellte ich schnell fest, dass die letzte Nachricht ihre war, als sie darum bat mit mir zu reden.

Den Träger auf meiner Schulter zurecht gezogen, hielt ich ihn fest zwischen meinen Fingern. Sie hatte mir versprochen sich zu melden und auch wenn mich das ungute Gefühl nicht losliess, steckte ich das Handy wieder in meine Hosentasche zurück.

Ich musste darauf vertrauen, dass sie es tun würde.

 

*

 

«Zwei Welten sind es nun also schon…».

Seine Hände lagen knetend ineinander und immer wieder löste er seine Finger voneinander damit er mit dem rechten Zeigefinger und Daumen über seinen Nasenrücken fahren konnte. Eine Geste, die er machte, wenn er innerlich dem Stress erlag.

Ich selbst knabberte wie immer an meinen Lippen und hatte meinen Blick gesenkt. Meine Gedanken kreisten um die vorherigen Stunden.

Ihre zittrige Stimme, welche mit jedem Wort fester wurde und wie sich ein Lächeln auf ihre Lippen zierten, als sie den Namen Ruffy in den Mund genommen hatte. Es hatte mir Furcht eingeflösst.

Furcht die ich ihr nicht zeigen konnte, nicht in diesem einen Moment.

Ich tat auf unwissend – fragte sie Dinge, die mir klar waren und hörte schlussendlich, dass ich ihr noch immer wichtig war.

Sie war es auch für mich.

Mehr als sie wahrscheinlich vermuten würde und die Angst nun zu spät zu sein frass sich in mein Inneres.

«Und du hast es nicht gespürt?»

Das dritte Mal.

Mein Vater stellte mir diese Frage nun schon zum dritten Mal.

«Nein, wenn ich es dir doch sage, Dad! Ich habe nichts gespürt!».

Mein rechtes Bein fing an hibbelig auf und ab zu gehen.

«Was machen wir jetzt?»

Ich wurde ungeduldig.

Sicherheit.

Ich brauchte doch bloss Sicherheit, dass alles noch halb so wild war!

 

«Beruhig dich, Kuro!»

 

Seine Stimme drang harsch durch den Arbeitsraum und ich sah in die grünen Iren empor, als er sich an den Arbeitstisch anlehnte und seine Hände auf der Tischoberfläche ablegte. Mein Bein innegehalten, versuchte ich mich aufrecht hinzusetzen.

«Es sind zwei Welten… Takumi sagte mir einst es würden drei schlussendlich werden…»

Wollte mein Vater mich somit beruhigen?

Er hatte doch selbst nochmals wiederholt, dass es schon zwei waren…

«Die Seelen scheinen sich jedoch nicht vollständig miteinander verschmolzen zu haben…»

Verwirrt zog ich die Augenbraue nach oben.

Wie sollte sie sonst in den Welten bleiben können?

«Dad, was redest du da?»

«Kuro, wären die Seelen eins geworden, hättest du dies sicherlich wahrgenommen – ihr seid verbunden, durch das Blut ihres Vaters, solch eine starke Bindung kann nicht unterdrückt werden.»

Ich verstand nur Bahnhof, sicherlich hatten wir schon beim Ritual darüber geredet, dass ich mit dieser Bindung jegliche Änderung bei Aiko fühlen würde, aber sie war in die Welten eingetaucht ohne das ich irgendetwas gemerkt hatte.

Nicht einmal als die zweite Welt sich in meinem Beisein öffnete, hatte ich mich anders gefühlt.

Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

«Du willst mir sagen, sie ist in die Welten eingetaucht, aber ihre Seelen sind noch immer getrennt?»

Ein Nicken und ich sah wie er seine rechte Hand an sein Kinn legte. Er schien zu überlegen.

«Takumi hat mir einst erzählt, dass er bis zu seiner kompletten Erinnerung seiner anderen Seelen nie wirklich mit ihnen verschmolzen war – es hatte sich nie wie ein eigenes Leben angefühlt».

Eine Hoffnung keimte in mir auf.

«Das heisst, wenn ich es schaffe, dass sie die dritte Welt nie erreicht, würde sich dieser Vorgang nie abschliessen können?».

Der Blick verfinsterte sich.

«Willst du ihre Seele zerstören?!»

 

Was?!

Nein!
 

«Was redest du da, Dad?!»

«Hast du mir nicht zugehört beim Ritual?».

Die grünen Iren fixierten die Meinen und er raufte sich durch sein kurzes dunkelbraunes Haar, als er sich von dem Arbeitstisch löste und auf mich zukam.

«Wenn wir sie daran hindern eine Seele anzunehmen, wird sie nie mehr sie selbst sein! Ihre Seele wird zerreissen und die Aiko, die du kanntest, wird seelenlos sein! Mach bloss keinen Fehler, Kuro!»

Er hatte seine Arme auf meine Schultern gelegt und abermals spürte ich die aufkeimende Angst in mir, als ich die Sorge in seinen Augen erkannte.

Schluckend nickte ich verstehend und liess den Kopf sinken.

Eine Kälte breitete sich in mir aus.

Wie sollte ich sie beschützen können, wenn ich keinen Einfluss auf alles hatte?

«Wir werden einen Weg finden Kuro, bis dahin müssen wir so gut es geht für sie da sein, solange sich die Seelen nicht komplett verschmelzen… verstanden?»

Hastig gingen mein Atemzug und ich spürte einen Schmerz in meiner Brust.

«Kuro?»

Mein Kopf hatte sich gesenkt und zittrig hielt ich meine Hände an meinen Brustkorb.

«Kuro, was ist los?!»

Ein Brennen, welches auf die Schnelle kam und mir den Atem raubte, gab mir keine Möglichkeit auf die Frage meines Vaters zu antworten.

Meine Lider waren geweitet, als ich sie im nächsten Moment schmerzend zusammenpresste.

Was war das für eine Kraft, welche durch meine Glieder ging?

Die Hände gesenkt, krallten sie sich in meine Oberschenkel und ich spürte wie die Arme, welche auf meinen Schultern gelegen waren, lösten, um mich im nächsten Moment in der Mitte festzuhalten.

Nur dumpf vernahm ich wie ich auf den Boden gelegt wurde.

«Kuro, du glühst!»

Hilfesuchend versuchte ich in den grünen Iren meines Vaters Halt zu finden, doch auch er schien überfordert mit dieser Situation.

Schwach vernahm ich die Hände an meinen Armen, welche mich festhielten, als ich mich schmerzlich zusammenzog.

Ich versuchte meine Lunge mit Luft zu füllen, doch das Brennen erreichte meine Kehle. Glasig spürte ich wie sich Tränen in meinen Iren bildeten, die ich nicht aufhalten konnte.

Sie glitten meinen Wangen entlang und die Finger, welche sich an meine Seite gelegt hatten, krallten sich in meine Jeans, bevor ich mit dem nächsten schmerzlichen Zischen über meine Lippen in die Bewusstlosigkeit fiel.

 

*

 

Die Augen geweitet, erkannte ich die grünen Iren, welche auf mir lagen.

Aufgeschreckt von der Erkenntnis, welche mich soeben durchfuhr, hörte ich wie mein Vater beruhigend auf mich einreden wollte.

«Das kann ich nicht!», zischte ich ihm nach Luft ringend entgegen und stiess weiter nervös den Atem aus, als ich meinen Kopf in meine Hände legte.

Das Zittern erreichte meine Arme und ich spürte, wie es mir den Magen umdrehte.

«Ich habe es gespürt…»

«Von was redest du, Kuro?»

Schluckend löste ich die Finger von meinen Augen und liess meinen Blick nach oben schweifen. Sah in die fragenden grünen Iren meines Vaters.

«Kuro, was hast du wahrgenommen?!»

Nervosität und Unsicherheit lag nun auch in seiner Stimme und verbissen liess ich die nächsten Worte über meine Lippen gleiten.

 

«Ihre Seele… ihre Seele hat sich verbunden…»

Die Suche nach...

«Inuyasha, jetzt komm runter!»

 

Der Ruf von Kagome vernommen, sah ich aus der Hütte hervor und erblickte den Hanyou auf einem Baum. Er hatte sich mit dem Rücken zu ihr gewandt.

«Er weigert sich zu Sesshomaru-sama zu gehen».

Einen Druck auf der Schulter vernommen sah, ich zu dem kleinen Kitsune, Fuchsdämon, welcher sich an mir festhielt.

Shippo über den Kopf gestrichen, sprang er auch schon weiter und gab mir zu verstehen, dass er Kagome helfen würde Inuyasha zu überzeugen.

Ich nickte lediglich.

Zwingen wollte ich ihn nicht und dennoch erhoffte ich weitere Erinnerungen erhalten zu können, sollte ich den Mann antreffen, welchen sie Sesshomaru nannten.

«Und dir ist der Lord des Westens kein Begriff?»

Mich umgewandt sah ich zu der alten Miko, welche soeben einen Eintopf kochte. Kopfschüttelnd liess ich die Strohmatte los und ging mit leichten Schritten zurück zu ihr.

Das Gefühl in meinen Gliedern war zurückgekehrt und ich fühlte, wie es mir besser ging.

Kniend setzte ich mir ihr gegenüber. Es roch köstlich und nach der letzten Nacht, wie auch dem morgigen Bad im Fluss, verspürte ich einen aufkeimenden Hunger.

«Kind, sag mir… warum verlorst du einen Teil deiner Seele?»

Aufgeschreckt sah ich in das dunkelbraune Auge von Kaede, welches nicht von einer Augenklappe bedeckt wurde.

«Ihr habt es bemerkt?»

Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen und sie schwang den holzenden Löffel im Kessel, als es gefährlich anfing zu brodeln.

«Ich bin alt, aber nicht blind mein Kind. Sag mir, was hat deine Seele zur Zersplittung geführt?»

«Kaede-sama, du redest von Geschehenem…», sichtlich verwirrt liess ich die Worte über meine Lippen gleiten und erkannte, wie sich eine Augenbraue nach oben zog.

Sie schien überrascht von meiner Verwirrung zu sein.

«Spürst du es nicht? Deine Seele hat sich vereint…»

Erschrocken hielt ich den Atem an.

Was hatte sie soeben von sich gelassen?

Vereint?

Wie konnte das sein?!

Hastig glitten meine Iren an mein Handgelenk und ich spürte wie sich meine Atmung beschwichtigte. Es war noch da, dort wo es hingehörte.

Mein Armband.

Die Lider geschlossen atmete ich tief aus. Ich spürte die Präsenz, meiner weiteren Welten in mir und konnte fühlen wie sich ein Gefühl der Ruhe in meinem Inneren ausbreitete.

Was hatte ich auch erwartet?

Eine Vereinigung bedeutete nichts. Es war ein Ziel meiner Aufgaben dies sicher zu stellen und dennoch…

Kaede hatte recht. Es fühlte sich anders an.

Anders als in der anderen Welt.

 

«Kind, ist alles in Ordnung?»

Nickend liess ich meine Iren in das faltige Gesicht mir gegenüber schweifen.

Wie sollte ich auf ihre Frage antworten?

Wahrheitsgetreu?

Würde sie mir Glauben schenken für den Irrsinn, welcher in meinem Leben vor sich ging?

 

«Aiko, dies kommt einem Fluch gleich…»

 

Meine Iren legten sich auf die Strohmatte, konnte ich noch immer den Streit von aussen vernehmen. Kagome schien ihn mit einem Ruf vom Baum geholt zu haben, war es nun doch Inuyasha, welcher seine Stimme erhoben hatte.

Ich wunderte mich nicht über diese Aussage. Hier in dieser Zeit war ein Besessen eines Dämons in sich oder ein Fluch wahrscheinlicher als eine Miko, die in anderen Dimensionen lebte und ihre Seele mit unterschiedlichen Mädchen zu teilen schien.

Seufzend strich ich mir eine Strähne hinter meinem Ohr, als ich die Hände in einander legte und auf meinen Fingern hinabsah.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass meine Haarpracht schwarz wie Ebenholz war und doch waren da an der linken Seite braune Strähnen zu erkennen, die Überhand über die eigentliche Haarfarbe nahmen.

«Du musst mir kein Glauben schenken, Kaede-sama, aber sage mir, kannst du eine dämonische Aura an mir spüren?»

Sie richtete sich auf und setzte sich neben mir, legte ihre zerbrechliche Hand auf meine zarte Haut und schien ihre Sinne zu stärken. Ich wartete geduldig ab und konnte spüren wie ihre Finger sich anspannten.

«Deine Geschichte scheint wahr zu sein, mein Kind», waren ihre leisen Worte, welche meine Ohren erfassten, als ich meinen Ärmel wieder nach unten zog und meine Haut verdeckte. Sie atmete tief aus und richtete sich abermals auf, klopfte sich zweimal auf den Rücken, bevor sie sich an die vorherige Stelle niederliess.

«Ich schenke dir mein Vertrauen, jedoch hüte dich vor dem Lord des Westens. Sesshomaru-sama ist kein einfacher Daiyoukai und nicht gut auf Inuyasha zu sprechen.»

Verstehend nickte ich, dennoch musste ich ihn antreffen.

Meine Schwester befand sich bei ihm.

 

*

 

«Wie wir suchen Sesshomaru auf?»

 

Der Mönch war mit der Dämonenjägerin zurückgekehrt, als sie auf der Suche nach Holz zurück ins Dorf zurückkehrten.

Ich hatte meinen Blick zu ihnen gerichtet, als Kagome soeben erklärte, weshalb wir den Lord des Westens aufspüren wollen würden. Das Murren von Inuyasha blieb mir nicht fern, welcher abseits von uns vor der Hütte stand. Er war definitiv ungehalten über diese Entscheidung und nach Kaedes Erzählungen konnte ich es ihm nicht verübeln.

Sesshomaru war sein Halbbruder, abstammend von seinem Vater – jedoch ein vollwertiger Dämon, doch Inuyasha…

Er war nur ein Halbdämon.

Seine Mutter ein Mensch und Sesshomaru hasste ihn für seine Abstammung.

Meine Augen lagen in seinen Gesichtszügen, welche verzogen waren. Die Hand lag auf seinem Tessaiga. Ein Erbstück seines Vaters, wie Kaede mir sagte, auch einer der Gründe, weshalb der Daiyoukai nicht gut auf ihn zu sprechen war.

 

«Rin ist deine Schwester, Aiko?»

Sango richtete ihre Iren in die Meinen. Sie war selbst eine Schwester, getrennt von ihrem Bruder, welcher benutzt wurde als Marionette…. Sie verstand meinen Trennungsschmerz am besten und egal wie sehr sich Inuyasha dagegen wehren würde, befände auch sie sich auf meiner Seite.

Aber wollte ich das?

Wollte ich den Hanyou zu einer Begegnung zwingen?

Nickend gab ich ihr stumm die Bestätigung zu der Erzählung von Kagome und sah dann das traurige Lächeln, welche sich auf die Lippen der Dämonenjägerin legte.

«Dann müssen wir ihn unbedingt finden! Rin macht sich sicher auch Sorgen um dich», waren ihre entschlossenen Worte und ihre Augen trafen die des Mönchs, welcher wie ich noch einmal zu Inuyasha sah.

 

«Ich denke wir sollten die Suche nach den Juwelensplittern fortsetzen».

Ich hatte die Stimme erhoben und verfestigte meinen Griff um meinen Stab, als sich die Köpfe abermals zu mir wandten.

«Aber Aiko…»

Meine Iren richteten sich in diejenigen von Kagome, als sie abermals für die Entscheidung, welche mir zugutekommen sollte, einstehen wollte, doch ich unterbrach sie.

«Wir werden die Suche nach den Juwelensplitter fortsetzen.» gab ich zu verstehen und hörte wie die Glocken, an meinem Stab, in der sanften Brise anfingen hell zu erläutern.

Ich war mir sicher, wenn sich der Weg meiner Schwester mit meinem kreuzen wollen würde, würde er dies tun.

Den Kopf auf die Seite schweifend lassend, erfassten mich die goldenen Iren des Halbdämonen.

War es Erstaunen, welches ich erblickte?

Ich wollte ihn nicht zwingen, jemanden aufzusuchen, welcher definitiv kein gutes Haar an ihm sah, doch seine Haltung lockerte sich und mit dankenden Iren erfasste ich seine sanften Züge, als er anfing zu sprechen.

 

«Ich werde Sesshomaru für dich aufspüren»

Der Lord des Westens

Das Zwitschern der Vögel drang an meine Ohren und die leichte Brise des Windes kitzelte meine Nase, als sich vereinzelte Haarsträhnen nach vorne bewegten. Ein sanftes Lächeln lag auf meinen Lippen und ich genoss die frische Luft, welche sich mir hier bot.

Etwas was ich auch in der Welt von One Piece liebte.

Meine Augen richteten sich nach vorne und ich erblickte abermals die silberweissen Haare des Hanyous vor mir. Er hatte mir zugesprochen Sesshomaru aufzuspüren und dennoch konnte ich seine Anspannung vernehmen, welche sich über seine Körperhaltung gelegt hatte.

Dieser Mann, welcher sein Halbbruder zu sein schien, musste eine grosse Gefahr mit sich bringen. Ich hörte abermals die Worte von Kaede in meinen Gedanken. Ich sollte mich auf der Hut befinden.

Daiyoukais waren mächtig, dies war mir bekannt.

Als Miko war ich schon einigen gefährlichen Dämonen begegnet, aber weshalb lebte meine jüngere Schwester bei ihm?

Weshalb hatte sich solch ein Daiyoukai niedergelassen und einen Menschen aufgenommen?

Ein tiefer Atemzug glitt über meine Lippen. Ich hatte schon vermehrt versucht in meine Welt einzutauchen, mir die Informationen erneut zu beschaffen, welche ich hier zu vergessen schien, aber es hatte sich eine Blockade aufgebaut. Ich konnte die Zwischenwelt oder einen direkten Sprung in meine Welt nicht vornehmen und musste vorerst akzeptieren hier erst einmal hier gefangen zu sein.

Sorgen hatten sich ausgebreitet, aber die reine Seele, welche ich hier in mir trug, liessen die düsteren Gedanken keinen Weg in mein Inneres zu.

Als wäre ich nicht ich selbst, als wäre ich, wie Kaede meinte, vollständig mit dieser Aiko verschmolzen worden.

Doch was würde dies für Konsequenzen mit sich bringen?

 

«Aiko, weshalb hast du Rin allein gelassen?»

Ich erkannte die leichte Zuckung an seinen Hundeohren, als ich mich von Inuyasha abwand. Kagome hatte die Frage ausgesprochen, welche ihnen alle brennend auf der Zunge lag.

 «Ich ging meinen Pflichten als Miko nach und konnte sie keiner Gefahr aussetzen», waren meine zutreffenden Worte aus meiner Erinnerung.

Verstehend hatte sich die Schülerin aus Tokyo wieder von mir abgewandt.

Mehr konnte ich ihr nicht berichten, auch nicht die Wahrheit über Rin.

 

Ein leises Kichern vernommen, blieb ich abrupt stehen, als sich Inuyasha in meine Richtung drehte und meinen Blick fixierte.

Die dämonische Aura war verflüchtigt, schien schon seit einer Weile nicht mehr in der Umgebung zu sein und dennoch konnte ich die Gefahr in meinen Gliedern spüren, welche davon ausging.

Meine Hand festigte sich um meinen Stab und ich folgte dem Lachen in den Wald hinein.

 «Lord Sesshomaru, warum tut ihr mir dies an?!»

Ich hörte das Jammern und konnte die Stimme einem männlichen Begleiter zuordnen.

Weit rissen sich meine Augen auf.

Konnte es sein, dass wir sie schon gefunden hatten?

War dieser Lord nie weit von uns entfernt gewesen?

Abermals drangen mir weitere Worte ins Gedächtnis. Naraku, ein abtrünniger Dämon, welcher das Juwel suchte, war auch Sesshomaru ein Dorn im Auge.

 

Meine Kehle fühlte sich trocken an. Ich spürte die Anderen hinter mir, wie sie leise meinen Schritten folgten und in Bereitschaft gingen, sollte der Daiyoukai zurückkehren.

Ich hätte keine Chance gegen ihn.

 

«Rin, zurück!»

 

Erschrocken wurde ich von Inuyasha zurückgezogen, als ich das Feuer auf mich zukommen sah. Dieser kleine Kobold hatte seinen Stab eingesetzt.

Ein leiser Dank drang über meine Lippen und ich hörte das Murren von Inuyasha, dass ich vorsichtiger sein sollte.

«Was wollt ihr hier?!» zischte der grüne Knilch, doch ich schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, denn im selben Moment wurde er von Inuyasha auf den Boden gedrückt. Er solle bloss still sein und keinen Unfug treiben.

Kagome wollte sogleich nach Rin rufen, als Sango sie davon abhielt. Das Mädchen schien die Gruppe zu kennen und dennoch hörte sie auf den kleinen Knilch, welcher sich soeben unter dem Hanyou windete.

Er schien sie, obwohl er über sie maulte, zu beschützen.

Ob sie dies dem Daiyoukai zu verdanken hatte?

Ich wandte mich dem Drachen mit den zwei Köpfen zu, welcher mit ihnen reiste. Den schwarzen Haarschopf dahinter erkannt, liess ich meine Glocken erläutern, als ich leise die Worte «Imotou» über meine Lippen formte.

Die Sekunden in der ich keine Reaktion vernehmen konnte, schienen unerträglich für mein Inneres zu werden und abermals rief ich leise «Imotou», bevor Rin ihren Kopf erhob und über den Rücken des Drachen linste. Ihre braunen Augen weiteten sich und ich erkannte, wie sehr sie mit den Tränen rang.

Eine Welle der Gefühle brach auf mich ein, als das kleine Mädchen auf mich zukam. Ich konnte nicht anders als auf die Knie zu fallen und meine Arme aus zu strecken. Der Körper gehorchte mir nicht und ehe ich mich versah, fiel ihre zitternde Statur an meine Brust.

«Ane».

Schluchzend hörte ich, dass kurze Wort über ihre Lippen gleiten und ich spürte wie ihre zierlichen Finger sich in meinen Stoff krallten. Meine Arme hatten sich um ihren kleinen Körper gelegt, drückten sie fest an mich.

«Ane…»

«Ja, ich bin hier, Rin…», gab ich flüsternd zu verstehen und strich durch ihr schwarzes, dichtes Haar. Sanft glitten sie an meinen Fingern entlang, bevor ich sie abermals an das Kopfende legte und sie weiter an mich hielt.

Wie viele Wochen waren vergangen?

Wie viel Zeit war verstrichen?

Weshalb rief mich meine Seele erst jetzt?

Es schien als wären schon viele Tage an uns vorbeigezogen.

 

«Rin»

 

Das Knurren drang an meine Ohren und ich sah erschrocken nach oben, als ich die dämonische Aura vernahm, welche sich augenblicklich aufgebaut hatte. Rin beschützend an meinem Körper gedrückt, erkannte ich einen grossgewachsenen Mann vor mir. Silber langes Haar fiel leicht über seine Schultern und als ich meine Augen in dessen Iren legte, wurde mir augenblicklich klar, dass dies der Lord des Westens sein musste.

Sie glichen zu sehr dem Hanyou und dennoch waren sie anders. Kälter ohne Wärme.

«Sprich Menschenweib, was führt dich mit diesem Gesindel zu uns».

«Gesindel?!»

Inuyasha hatte sich neben mich aufgebaut, legte schützend eine Hand vor mir. Er wollte Sesshomaru wohl klar machen, dass er zuerst an ihm vorbeimüsste, wenn er an mich heranwollte. Ich konnte nicht anders, als den Blick weiterhin zu erwidern und auch mein Gegenüber schien seinem Halbbruder keine Aufmerksamkeit schenken zu wollen.

War er der Annahme ich würde ihm eine Antwort schenken wollen?

Ein Ziehen an meiner Brust vernommen, wandte ich schlussendlich meinen Blick von dem Lord ab und lockerte die Arme um den zierlichen Körper, welcher sich nahe bei mir befand.

«Keine Angst Ane. Lord Sesshomaru, tut dir nichts».

Ihr Lächeln legte sich breit über ihr Gesicht und ihre Finger strichen über die nassen Wangen, als sich ihre Hand auch in meine Richtung streckte.

Zusammenzuckend spürte ich die leichte Wärme, welche durch ihre Hände auf meine Haut traf. Zögerlich glitten auch meine Finger nach oben, hatte ich nicht bemerkt, dass ich selbst Tränen vergossen hatte.

Mit dem Gewand über die nassen Stellen gestrichen, spürte ich wie sich die Nässe entfernte.

Wie hatte ich das nicht bemerken können?

Hat mich die Erleichterung Rin in meinen Armen zu halten überschlagen?

 

«Törichtes Gör! Warum sollte Lord Sesshomaru sie verschonen?!»

 

Meine Iren richteten sich sogleich in die des grünen Knilches und ich griff nach meinem Stab, welcher hell erleuchtete.

Was erlaubte sich dieser kleine Dämon?

Ein Strom von wärmender Energie durchfloss meine Adern und ich spürte das aufflimmern des Lichtes unter meiner Haut.

 

«Schweig, Jaken!»

 

Sein Körper schrumpfte in sich zusammen und auch ich zuckte sogleich bei der autoritären Stimme nach unten. Sie war rau und kalt zugleich.

Wobei kalt untertrieben war. Sie ähnelte einer Eiseskälte.

Es erschauderte mich und dennoch…

Ich war überrascht.  

Er hatte das Wort ergriffen!

Zögerlich liess ich den Stab wieder sinken, als mir bewusst wurde, dass ich hier zu schnelle Bewegungen unterlassen sollte.

Er würde mich töten und es wäre ihm vollkommen gleichgültig.

 

Auf das gefasste Holz in meinen Finger sehend, verschwand das pulsierende blaue Licht und meine Augen weiteten sich.

Das Reiki!

Mein Atem ging hastig. Wie von selbst hatte es sich aufgebaut.

Behielt Kaede recht?

Hektik breiteten sich in mir aus.

Das Gefühl meiner Selbst mächtig zu sein, mit jeder Ader, erschütterte mein Inneres.

Schluckend versuchten sich schwarze Gedanken in meinen Kopf niederzusetzen.

Was würde passieren, wenn ich die Grenze von dieser Welt nicht mehr mit meiner Eigentlichen unterscheiden könnte?

Was würde geschehen, wenn dieses Leben real…

Die Hand legte sich an meine Brust und ich hatte den Stab aus meinen Fingern gleiten lassen, als eine Flut von Reinheit mich durchströmte.

Es manifestierte sich in der Mitte meines Brustkorbes, zog sich durch mich hindurch und liess die Schwärze in meinem Kopf schwinden.

Sie war weg.

Die Angst.

Die Furcht.

Die Panik.

Sie war einfach verschwunden, als wäre sie nie anwesend gewesen und was zurückblieb war Akzeptanz.

Akzeptanz zu meinem Selbst.

Meinem Selbst, als Miko.

 

Mein Blick hatte sich gesenkt, als ich abermals die Stimme des Kappas vernahm.

«Aber Lord Sesshomaru diese Miko wagt…»

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass ein Blick zu genügen schien und er kroch abermals am Boden entlang. Ehrfürchtig hatte er seinen Kopf in den Grund der Erde gedrückt.

«Miko, ich warte».

Leicht zuckte ich erneut zusammen.

Die Akzeptanz zu meinem Selbst als Miko schien noch nicht all meine Glieder erfasst zu haben und mir wurde bewusst, wie eine Anspannung sich um meinen Körper aufgebaut hatte, als mir klar geworden ist wie fliessend meine Bewegungen in diesem Körper geschahen. So als wäre ich nie von ihm getrennt worden.

Als wäre dies mein echtes Leben.

 

Ein Flüstern erreichte mich und ich hörte wie Sesshomaru es zu hassen schien, wenn man ihn warten liess.

Ein Schnauben.

Verwundert in die braunen Iren von Rin sehend, richtete ich mich auf, als ich sie weiter von mir gelöst hatte. Ihre Hand lag zärtlich um meine Finger.

Schmunzelnd lächelte ich und blickte zu Sesshomaru auf.

Die goldigen Iren hatten jeder meiner Bewegungen wahrgenommen.

Ob er meinen kurzen Aussetzer vernommen hatte?

Sicherlich und das Reiki war ihm definitiv auch nicht entgangen, hatte ich doch die leise Stimme von Kagome vernommen.

Wie sie meinen Namen geflüstert hatte… ehrfürchtig oder war es die Zurückhaltung, weil der Daiyoukai bei uns stand?

 

«Ich suchte meine Schwester und habe vernommen sie bei Euch zu finden».

 

Keine Reaktion.

Was hatte ich mir auch erhofft?

Das er mit mir reden würde?

Lächerlich. Er war ein Daiyoukai.

Dies war für törichte Dämonen oder Menschen Erklärung genug.

Ein Ziehen an meiner Hand vernommen, zog mich Rin freudig in die Richtung des Daiyoukais, als wäre er so normal wie ein Mensch.

«Lord Sesshomaru ich habe dir doch erzählt, dass meine grosse Schwester eine Miko ist.»

Er erwiderte ihren Blick, aber eine Regung auf ihr Gesagtes blieb auch hier aus.

Wortkarg – eine Eigenschaft die ich schnell feststellen konnte. Meine Iren erfassten die Augen des Mannes vor mir. Die Kälte des Winters war untertrieben, welche man mit seinem Blick zu spüren bekam.

Ein Knurren drang an meine Ohren und liess mich den Blick von ihm abwenden.

Inuyasha schien es nicht zuzusagen, dass ich seinem Halbbruder so nahestand und auch Kagome liess meinen Namen abermals mit Vorsicht ertönen.

Es war also die Zurückhaltung gewesen.

Sie schienen jede ihrer Bewegungen genau vorauszuplanen, war bei Sesshomaru wohl jeder Fehltritt einem Begräbnis gleich.

«Aiko, komm weg von ihm».

Inuyashas Stimme schneidend und ich vernahm wie seine dämonische Aura gefährlich anfing Schwingungen aufzubauen, doch es war nicht die Seine, welche mich erstarren liess.

Meine braunen Iren richteten sich in diejenigen mir gegenüber. Rötlich schimmerten sie mir entgegen. Der Anblick war mir nicht fremd, doch das brennende Youki, welches ich sanft auf meiner Haut spüren konnte, liess mich in meiner Position verharren.

Mein Stab war zu weit weg und jegliche Schritte in diese Richtung würden meinen Tod bedeuten.

«Sesshomaru, lass die Finger von ihr!»

Inuyashas Stimme bedrohlich und ich spürte wie sich die Luft zwischen uns unangenehm auf meine Brust presste, als ich die freudige Stimme von Rin vernehmen konnte, welche noch immer meine Hand zwischen ihren zierlichen Fingern hielt.

 

«Können wir sie mitnehmen auf die Reise, Lord Sesshomaru?»

Es geht nicht...

«Können wir sie mitnehmen auf die Reise, Lord Sesshomaru?»

 

Mit geweiteten Augen hatte ich mich von den roten Iren des Mannes vor mir abgewendet. Ein tiefes Knurren ertönte durch den Wald und ich hörte das plötzliche Rauschen von davonfliegenden Vögeln. Ihm missfiel meine Reaktion und erstarrt blieb ich in meiner Bewegung verharrt, als ich den weiteren aufbauenden Druck auf meiner Brust vernahm.

Das Atmen nur noch stockweise möglich und ich spürte, wie sich mein Puls erhöhte.

Tränen wollten sich aus meinen Iren lösen, durch den Schmerz, welchen ich fühlte, doch diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben.

So schnell würde ich mich nicht klein kriegen lassen.

 

«Sesshomaru, lass den Scheiss!»

Ein Zischen, gefolgt von einem weiteren Knurren welches mit einem ziehen von einer Klinge verbunden wurde.

Ich musste nicht zu Inuyasha sehen, um zu verstehen, dass er sein Tessaiga gezogen hatte. Kagomes Ausruf gab mir Antwort genug.

Fühlend wie sich die Finger aus meiner Hand lösten, fühlte ich eine aufbauende Panik in mir, dennoch wagte ich es nicht sie festzuhalten, sie zu mir zu ziehen und hinter meinen Körper zu stellen. Es würde ihn nur weiter provozieren und mein Stab lag noch immer am Boden, nicht greifbar. Eine Bewegung in meinem Augenwinkel vernommen, hatte ich den Blick doch leicht gesenkt gehalten, sah ich wie sich der Stoff am Ärmel durch ein Ziehen bewegte.

Ein Schlucken.

Was würde geschehen, wenn ihm auch diese Reaktion von Rin missfallen würde?

Ihre zierliche Stimme erhalte abermals durch die angespannte Luft.

«Sesshomaru-sama, darf sie, ja?»

Ich wollte etwas erwidern, ihr sagen, wie dümmlich diese Frage doch wäre, als ich verwundert fühlen konnte wie sich das Brennen auf meiner Haut löste.

Einen tiefen Atemzug genommen, füllten sich meine Lungen mit Luft und die Schwere auf meiner Brust liess nach.

Leichtigkeit umhüllte mich, als hätte man einen Ballast von mir genommen.

Aufsehend, erkannte ich abermals die bergsteinen Iren des Lords, welche sich zu Rin gewendet hatte.

Was war das?

Verwunderung?

Hatte Rin ihn wirklich aus der Fassung bringen können?

 

Schweisstropfen lagen auf meiner Stirn, welche sich den Weg nach unten suchten, als ich mich von ihm abwandte und einige Schritte nach hinten ging.

Ich wollte Abstand zu ihm aufbauen, nicht nur für meine Selbst, sondern auch für das Gemüt des Hanyous hinter mir. Die Wut hatte ihn eingenommen und der Beschützerinstinkt war kaum zu bremsen. Inuyasha würde nie zugeben, dass er für jeden von hier sein Leben einsetzen würde, dennoch tat er es.

«Rin», ihr Name ertönte harsch aus seinem Mund und ich wandte mich um. Er würde ihr schon sagen, dass dies nicht gehen würde, dass er mich niemals mitnehmen würde.

Die Hand griff nach meinem Stab und ich ging auf den Silberhaarigen mit den Hundeohren zu, legte meine Hand sanft auf den Schwertgriff von Tesaiga, berührte leicht dessen Haut.

«Inuyasha, es ist alles gut.»

Lächelnd sah ich ihm in die Iren und ein Schnauben glitt über dessen Lippen, als er das Tessaiga abermals erhob und wieder in die Schneide verschwinden liess.

«Komm Kagome wir gehen».

«Aber Inuyasha, Aiko…»

Ihre blauen Augen legten sich in die Meinen und ich gab mit einem Knopfnicken in die Richtung von Rin zu verstehen, dass ich noch mit ihr reden wollen würde.

«Du kommst aber gleich nach?»

Nickend bestätigte ich ihr die Frage. Stumm.

Ich wollte Rin, die Freude nicht nehmen, dass Denken, ich würde vielleicht mitkommen.

 

Mich wieder umgewandt, stand der Daiyoukai noch immer mit Rin an der gleichen Stelle. Ihre Hand lag an seinem Stoffärmel, als wäre er keiner der stärksten Dämonen, welcher auf dieser Welt hausen würde.

Er war ein Lord.

«Rin, was redest du da?»

Ich wagte es nicht ihm zu nahe zu kommen, wartete bis das kleine Mädchen wieder einige Schritte auf mich zumachen würde und kniete mich daraufhin zu ihr nach unten.

Ihre naive Art schlug mir sofort entgegen.

Es wäre doch nichts dabei und meine heilenden Kräfte würden für Sesshomaru sicherlich nur zum Vorteil werden.

«Lasst uns allein», gab ich von mir, doch der Lord schien sich nicht um meine Worte zu kümmern, liess er sich an einem die grösseren Bäume in das Gras nieder.

Fast entglitt mir ein eingeschnappter Laut, doch ich unterliess es, wollte nicht erneut seinen Zorn auf mich ziehen.

 

Meine braunen Iren wandten sich in diejenigen der kleinen Rin und ich versuchte ihr noch einmal verständlich zu erklären, weshalb ich nicht mit dem Lord reisen könnte.

«Aber Sesshomaru-sama hat sicher nichts dagegen», gab sie schmollend von sich und mein Blick wich unweigerlich zu dem angesprochenen Lord. Seine Züge waren monoton und wenn man etwas aus seinen Iren lesen wollen würde, würde man wohl mit einem Toten bessere Chancen einheimsen können.

Ein verächtliches Schnauben verliess seine Lippen, als ich meine Augen wohl zu lange auf seine Gesichtszüge gelegt hatte.

Na, wie galant er mit der Meinung über Menschen umging und irgendwie schien es mir so, als würde ihm mein Gewand noch weniger zusagen.

Ob er was gegen Mikos hatte?

Wie er wohl das erste Mal auf Kagome reagiert hatte?

 

Genervt liess nun ich einen Ton von Unmut über meinen Mund gleiten.

«Ich glaube kaum, dass Lord Sesshomaru Freude daran finden würde».

Ein Knurren.

Ach, dies gefiel dem Herrn auch nicht?

Was er konnte, konnte ich schon lange.

Ich war keine Miko, die auf ihren Mund sitzen bleiben würde, aber er liess mich gleich wissen, dass er solch ein Gehabe nicht erduldete.

Die Luft wurde abermals drückend und das Atmen fiel mir erneut zunehmen schwerer. Es fühlte sich wie eine unsichtbare Schlinge um meinen Hals an, welche mir die Luft nehmen wollte.

Mir war bewusst, dass ich nur durch die Erkenntnis, dass ich Rins Schwester war noch lebte.

 

«Aber Lord Sesshomaru kann dich beschützen und du musst nicht mehr gegen starke Dämonen kämpfen».

Ihr kindliches Wesen zerriss mir fast das Herz. Ich wollte sie nicht verletzen, aber wie sollte ich ihr klar machen, dass dieser Mann keine Menschen an seiner Seite, ausser sie, duldete?

Tief atmete ich aus.

Der unscheinbare Griff hatte sich gelockert.

Spielte er mit mir und meinem Leid?

Ich liess meinem Blick erbost zu ihm gleiten.

Was erlaubte sich dieser Daiyoukai?!

Ihm meine Wut entgegen Schreien wollend, erkannte ich eine Veränderung in seiner Haltung.

Seine spitzen Finger hatten sich leicht in den Stoff gelegt und nur mit genauem Betrachten konnte man erkennen, wie die Worte Unmut in ihm auslösten. Falten hatten sich an dieser Stelle von dem weissen Yukata gebildet.

Verständlicherweise konnte ich es nachvollziehen.

Eine Miko wie ich würde ihm nur weiteren Ärger einbringen, davon abgesehen, dass ich ein Mensch war, würden meine Miko Kräfte ihm nicht von Nutzen sein können.

 

Seufzend strich ich zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht des Mädchens vor mir.

Ich hatte mich beim morgendlichen Bad im Fluss genauer im Spiegelbild im Wasser betrachtet. Ihre Augen waren grösser als die Meinen, ihre Lippen schmaler und auch ihre Haare lagen zerzauster auf ihrem Kopf, waren sie kaum zu bändigen, wobei meine mit leichten Wellen nach unten hingen.

Die Haarpigmentveränderung trug sie ebenso nicht an sich, hatte ich an der linken Seite vermehrt dunkelbraunes Haar und waren die restlichen doch in einem dichten schwarz getränkt, so wie auch ihre.

Würde er merken, dass wir nicht von derselben Mutter stammen?

 

«Meine Miko Kräfte werden Lord Sesshomaru keinen Nutzen haben», waren meine leisen Worte, welche über meine Lippen glitten, als ich abermals eine Strähne hinter ihr Ohr legte.

«Aber warum denn nicht?».

Ihr Schmollen ging über zu einem traurigen Ausdruck in die Iren.

Ob sie wohl die Antwort kannte, welche ich ihr auf die Frage geben würde, welche sie doch eigentlich dem Lord des Westens gestellt hatte?

«Er ist ein Dämon, Imouto», waren meine zögerlich lächelnden Worte und sie legte fragend ihren Kopf auf die Seite.

Rin schien nicht auf Anhieb zu verstehen.

«Ich würde ihm Schmerzen bereiten, sollte ich meine heilenden Hände auf seine Haut legen».

«Als würde sich Lord Sesshomaru von euch anfassen lassen!»

Meine Augen richteten sich in die gelblichen Iren des kleinen Kappas, welcher dem Lord wie ein treuer Hund folgte und wie es schien auch Wort für ihn ergriff.

Egal ob es gesagt werden sollte oder nicht.

Ein böswilliges Lächeln legte sich auf meine Lippen.

«Rin, ich kann dir gerne zeigen wie sich meine Kräfte auf einen Dämon auswirken können».

Schweissperlen glitten dem Kopf des grünen Kappas entlang und so schnell wie er sein Mundwerk aufgezogen hatte, so schnell hatte er sich schützend hinter den Daiyoukai gestellt.

Ein Kichern drang an meine Ohren.

Es war Rin, welche das Schauspiel wohl amüsierte und als ich meine Iren kurz in denjenigen des Lordes haften liess, dachte ich ein kurzes Schmunzeln erkannt zu haben.

Ihre zierliche Hand zog leicht an meinen Stoff und ich spürte, wie sie ihren Kopf gegen meine Schulter drückte.

«Ane, kannst du wirklich nicht mit uns reisen?»

Schmerzend zog sich meine Brust zusammen.

Ich hatte Inuyasha, wie auch Kagome etwas versprochen.

Meine Reise konnte nicht neben dem Lord erfolgen.

Nickend legte ich meine Hand auf ihren Haarschopf ab.

«Eigentlich sollte ich dir als Schwester nahe ans Herzen legen mir zu folgen… aber es scheint, als wolltest du Lord Sesshomaru nicht alleine lassen», gab ich leise zu verstehen und erkannte das zögerliche auf und ab bewegen von Rins Kopf. Sie schien ihn schon fest in ihrem Herzen verankert zu haben und ihre sanfte Stimme drang an mein Ohr.

«Er beschützte mich vor den Wölfen».

Das Herz pochte wild gegen meinen Brustkorb.

Er hatte sie wirklich beschützt?

Mich abermals zu ihm gewandt, hatte er seinen Blick von uns genommen. Er schien in die Weite des Waldes zu sehen.

Ein Daiyoukai rettete einen Menschen?

Waren die Worte von Kaede wirklich wahr?

Hatte er kein Mitleid mit den Wesen unserer Art?

Aber weshalb nahm er dann meine Schwester, ein Menschenkind, in seine Obhut?

Eine Frage, welche wohl nur er selbst mir beantworten könnte – doch würde er sich jemals niederringen mir dies zu erzählen?

Wohl kaum.

 

«Nun gut».

Mich aufgerichtet, nahm ich Rin an meine Hand, welche frei war von meinem Stab und ging auf den Lord zu.

«Ihr wagt es an Lord Sesshomaru zu treten?!»

Abermals drang die Stimme von Jaken durch den Wind und meine Augen wendeten sich ihm zu.

Was wohl passieren würde, wenn ich meinen Stab auf ihn niederlegen würde?

Wenn die Glocken erläutern würden?

Ob er der Reinheit standhalten könnte?

Vor dem weisshaarigen Daiyoukai stehen geblieben, sah ich zu ihm hinunter, als er sich dazu bewegte mich anzusehen.

Bergsteingold.

Es war ein leichter Unterschied zu erkennen, wenn man die Iris genauer betrachtete und dennoch konnte Sesshomaru niemals verleugnen, dass Inuyasha sein Halbbruder war.

Sein rechter Arm war über das rechte Bein gelegt, welches er nahe an seinen Körper gezogen hatte, als ich meine Stimme erhob.

«Ich würde Rin gerne weiter in Eurem Schutz belassen».

Ein Zischen glitt über die Lippen meines Gegenübers und dennoch regten sich seine Gesichtszüge nicht.

Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?

Hatte der Lord keinen Anstand zu Antworten?!

 

«Weshalb sollte Lord Sesshomaru einer Bitte von Euch nachkommen?!»

Verärgert wandte ich mich nun zu dem besagten Jaken und sah ihm funkelnd in die Augen.

«Weshalb lässt du deinen Lord nicht selbst sprechen?», gab ich ihm nun meine Widerworte und sah wie er seine Wangen aufblies, nochmals schien er erneut Partei ergreifen zu wollen, als er seine Lippen verschloss und den Blick senkte.

Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass der Daiyoukai sich aufgerichtet hatte.

«Ihr bittet einen Daiyoukai um Schutz für einen Menschen, Miko?»

«Ich bitte einen Lord um seinen Schutz eines Mädchens, welche er zu retten vermochte.»

Ich hatte mich ihm zugewandt, als er seine Stimme erhoben hatte und hielt bis zum Schluss seinem Blick stand. Wut spiegelte sich in seinen Iren wider.

Ich hatte ihm sein damaliges Handeln noch einmal vor Augen gelegt und dennoch verneinte er meine Bitte nicht.

Er wandte seinen Blick schlichtweg ab und etwas sagte mir, dass er sie weiterhin mitnehmen, beschützen und behüten würde… besser als ich es wahrscheinlich könnte.

 

«Aber Ane…»

 

Traurigkeit drang an meine Ohren und meine Iren lösten sich von denjenigen, welche ich schon zu lange angesehen hatte.

Ich drängte mich dazu, den Lord nicht weiter ansehen zu wollen und doch brannten die Bergstein goldenen Pupillen, welche zum Rand brauner wurden, sich in meine Gedanken nieder.

«Sei nicht bekümmert Rin, Inuyasha wird gut auf mich Acht geben…»

Ein Zischen und Sesshomaru wandte sich nun gänzlich von meiner Körperstatue ab.

Er hielt wohl nicht viel von der Kraft, welcher sein jüngerer Halbbruder hatte, zu halten, doch ich versuchte seine Reaktion zu ignorieren, als ich erneut die Stimme von Rin vernahm.

«Aber Sesshomaru kann das auch…»

Streng schlug ich den Stab auf den Boden ab.

«Rin, ich will nun nichts mehr hören!»

Die farbigen Stoffbänder, welche am Stab befestigt waren, wehten kurz durch die abrupte Bewegung auf und die goldenen Glocken läuteten in einem herrlichen Klang. Auf meinen Fingerspitzen konnte ich eine Wärme vernehmen und als ich aus dem Augenwinkel mein blaues Reiki feststellen konnte, ging ein tiefer Atemzug über meine Lippen.

Ich musste mein Inneres wieder in Einklang bringen.

 

Ruhig fing ich wieder an zu sprechen.

«Ich habe Kagome versprochen ihren Weg als Miko zu finden. Du wirst bei Lord Sesshomaru gut behütet sein und sollte er deinem Wunsch nach mir zu sehen entgegenkommen wollen, ist es ihm ein Leichtes mich zu finden.»

Zögerlich ging der Blick des kleinen Mädchens zu ihrem grossen Begleiter. Er hatte uns den Rücken zugewandt. Er würde nichts darauf erwidern, dass ist mir in diesen wenigen Minuten klar geworden.

Mich abermals nach unten gebeugt, strich ich ihr noch einmal eine Strähne hinter ihrer Ohrmuschel.

Wie wild es von einer Seite zur Anderen stand.

«Solange wir miteinander verbunden sind, werden wir uns wiederfinden, kleine Imouto».

Schniefend fing sie an zu Nicken.

Rin war stark, dass war sie schon immer und auch nun setzte sie wieder ein Lächeln auf, drückte ihre kurzen Arme an meinen Oberkörper.

«Pass gut auf dich auf, Ane», gab sie leise von sich als ihre Lippen meine Ohren trafen und nickend gab auch ich ihr die gleichen Worte wider.

Ein kurzer Schmerz durchzog meine Brust.

Ich hatte sie erst gerade wiedergefunden und liess sie nun freiwillig wieder gehen.

 

War es nicht meine Aufgabe, als die jetzige Seele bei ihr zu sein?

 

*

 

Aufsehend, als ich durch die letzten Dickichte ging und zurück zu der Gruppe stiess, erkannte ich sofort in den Gesichtszügen was für eine Wut in Inuyasha zu toben schien.

Schmunzelnd wurde mir der Unterschied zu seinem Bruder nun bewusster und als ich den Aufruf von dem Hanyou vernahm, legte sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Sie waren wie Tag und Nacht.

 

«Können wir nun endlich weiter?!»

Offene Fragen... Liebe?

Blinzelnd glitt mein Blick von der Decke zuerst zu der einen Seite, dann zu der anderen Seite. Es war abgedunkelt um mich herum und meine Finger strichen zögerlich über den weichen Stoff unter mir. War ich nun wieder in meiner eigenen Welt?

Hatte ich den Sprung nun endlich geschafft?

 

Wir hatten eine Rast eingelegt, das Feuer angezündet und als ich mir sicher war, dass die Anderen eingeschlafen waren und Inuyasha seine Augen geschlossen hatte, hatte ich mich noch einmal darauf konzentriert zurückkehren zu können.

Die Blockade schien sich gelöst zu haben, denn ich war mit dem ersten Versuch in die Zwischenwelt gelangt. Kyo war nicht anwesend gewesen und ich war mir sicher, dass er sicherlich noch bei meiner Mutter wäre.

Mein plötzlicher Wechsel in die Welt von Inuyasha schien auch für sie ein grosser Schock gewesen zu sein, als ich mit den letzten Bildern ihre Angst in den Gesichtern sehen konnte.

Ich richtete mich auf und fühlte, wie mein Kopf anfing zu brummen.

Zögerlich griff ich nach meinem Smartphone, als ich das sanfte Aufblinken sah und erkannte mit Schrecken, dass ich mehrere Anrufe in Abwesenheit hatte.

Alle ausgehend von seinem Handy.

 

Nervös kaute ich mir auf die Lippen.

Meine Finger glitten über die vielen Nachrichten, die er mir in Whatsapp zukommen gelassen hatte.

Er schien sich Sorgen zu machen.

Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich melden würde, sobald ich mit Kyo geredet hätte… doch aus dem sobald wurde ein ganzer Tag ohne Rückmeldung. Das Display zierte den Sonntag, späten nachmittags, zur gleichen Zeit war ich am gestrigen Tag verschwunden.

Erkennend, dass sich unter seinem Namen das online Zeichen bewegte, fing ich sogleich an zu tippen, als mir das Handy durch das Aufbrummen fast aus den Fingern glitt.

Kuro war also nur wegen mir online gekommen.

Nervös legte ich mein Smartphone ans Ohr.

«Ja, ich bin es…», waren meine leisen Worte und ich fühlte das Kratzen in meiner Kehle. Der Hals war ausgetrocknet und der Wunsch nach einem Glas Wasser machte sich bemerkbar.

Mich zur Seite gewandt, legte ich meine Hand an das Bettende und wollte mich soeben aufrichten, als ich spürte wie meine Beine nachgaben.

Erschrocken hielt ich meinen Sturz mit meinem freien Arm ab und hörte sogleich die sorgenvolle Stimme am anderen Ende des Handys.

Mein Atem ging hastig und eine leichte Angst machte sich in meinem Inneren breit.

«Meine Beine…», gab ich zu verstehen, als eine erneute Nachfrage nach meinem Wohlbefinden kam. «Ich habe keine Kraft…», erklärte ich weiter, als ich mich wieder versuchte auf mein Bett zu ziehen. «Nein, du musst nicht her kommen… Kuro… Nein, jetzt hör mir doch zu…»

Aufgeschreckt durch das laute Geräusch, sah ich über das Bett zur Türe, welche nun weitaufgerissen das Licht des Flurs eindringen liess. Meine Mutter stand an der Türschwelle und ich vernahm den Ruf nach Kyo, als sie mit schnellen Schritten auf mich zukam.

Sorgenvoll legte sie ihre Hände an meine Wange, drehte meinen Kopf von der einen zur anderen Seite, als ich erschrocken zurückwich.

 

«Lass mich los!»

 

Meine Stimme laut und ich spürte wie sich die Finger von meiner Haut lösten. Die Iren nach oben gewandt, war nun auch der Mann, nach dem sie gerufen hatte, in mein Zimmer getreten.

Ich drückte mich überfordert an das Gerüst meines Bettes.

Weg.

Ich hatte den Drang weg zu rennen, doch meine Beine gehorchten mir nicht und ich fühlte mich eingekesselt.

In eine Ecke gedrückt.

Ein Schrei wollte sich über meine Lippen bilden, als ich die Klangfarbe von Kuros Stimme vernehmen konnte.

Zitternd hatte ich noch immer das Handy an mein Ohr gedrückt gehalten und hörte nun, wie er beruhigend auf mich einredete.

Ich sollte die Lider schliessen, ruhig ein und ausatmen. Widerwillig gab ich nach und vernahm eine plötzliche Wärme in meinen Fingern aufkeimen.

Fliessend glitt sie von ihnen in meine Arme, breitete sich weiter in meiner Brust aus, bis sie in den letzten Zehen der Füsse angelangte.

Ich konnte es spüren.

Da war sie wieder.

Die Kraft aufzustehen und gehen zu können.

Meine Augen öffneten sich und ich zog meine Beine an mich, als sie mir endlich wieder gehorchten. Umschlang sie mit meinem freien Arm und hatte ausgeblendet, dass ich nicht alleine im Zimmer war.

«Wie hast du das gemacht?»

Die Frage galt demjenigen welcher, mit dem Mobilgerät mit mir verbunden war. Es blieb still und das Einzige was ich danach vernahm, war das Tuten der Leitung. Kuro hatte aufgehangen.

 

«Aiko, Schatz geht es dir gut?»

Vom schwarzen Display aufsehend sah ich in die blauen Iren meiner Mutter. Tränen bedeckt blickte sie mich an, doch ich konnte nichts erwidern, als mir die mit Zorn bedeckten azurblauen Augen begegneten.

Kyo schien verärgert.

Ob es wohl mit dem zusammen hing was gerade geschehen war?

Abermals legte sich die zierliche Hand meiner Mutter auf meine Haut, als sie sie auf mein nacktes Knie ablegte, trug ich doch eine kurze Trainerhose.

Mir wurde soeben bewusst, dass ich andere Kleidung an mir trug.

«Was ist passiert?»

«Dein Körper hat den plötzlichen Sprung nicht verkraftet und das Bewusstsein verloren, bis zum jetzigen Moment».

Seine Stimme fing sich von der Kühle, die anfangs zu hören war und hallte in einem warmen Klang ab.

Ich hielt seinem Blick stand, als er sich abwand, aufrichtete und sich durch das leicht längere dunkelbraune Haar strich. Es schien auch an seinen Nerven gezogen zu haben, dass mein Körper so lange ohne Regungen blieb.

Er hatte es also nicht erwartet, dass es solch ein Ausmass geben würde.

Ein Zittern ging von der Hand meiner Mutter aus, als ich meinen Kopf wieder zu ihr richtete. Die Sorge war beiden anzusehen und dennoch…

Das Unbehagen von dem gestrigen Tag hatte sich nicht gelöst.

Ich wusste nicht mehr wie viel Glauben ich Ihnen schenken konnte.

 

«Was ist dort drüben geschehen?»

 

Kurz in seine Iren sehend, zog ich meinen Körper nach oben, setzte mich auf die weiche Matratze und liess meinen Blick zum Fenster schweifen. Die Jalousie versperrte mir die Sicht nach draussen, doch durch die kleinen Löcher konnte ich erkennen, dass die Sonne sich noch nicht ganz verabschiedet hatte.

Meine Mutter hatte sich aufgerichtet, als ich ihr keine Wärme erwiderte und ich erkannte aus dem Augenwinkel wie ihr Körper zitterte.

Es tat mir leid, aber sie würde die Tradition vorziehen.

Das hatte sie mir deutlich gezeigt.

Zögerlich, weil ich Angst davor hatte wieder zusammen zu knicken, stand ich aufrecht auf und ging mit langsamen Schritten auf mein Fenster zu.

«Ich bin, wie du sagtest, in der Sengoku Zeit aufgewacht, als Miko und habe meine Schwester angetroffen…».

Die Jalousie nach oben gedreht, erkannte ich lächelnd den rötlichen Himmel. Es würde demnach morgen ein schöner Tag werden.

«Und dein Reiki?»

Mich umgewandt sah ich wie die azurblauen Iren prüfend in meinen lagen und ich nickte, erinnerte mich zurück, wie es mich durchflossen und eingenommen hatte. Schmerzend war es gekommen und nun schien ich es noch immer in meinen Fingerspitzen fühlen zu können, was jedoch absurd war.

Die Welten waren getrennt von der Meinen.

Sie geschahen in ihrer Zeit für sich.

 

Eine Vibration verspürt, sah ich auf das Display hinunter. Ich hatte das Handy nicht mehr aus der Hand gelegt.

Kuro hatte mir eine Nachricht zukommen lassen.

Er müsse mir was erzählen.

Eine plötzliche Bekümmertheit machte sich in mir breit. Ich hatte Angst davor zu erfahren, was er zu sagen hatte, aber das war es nicht alleine…

Seit ich aus der Welt von One Piece zurückgekehrt war, beschäftigte mich eine Frage, die nun mit einem verstärkten Drang an meiner Oberfläche kratzte und bevor ich mir meine Gedanken nochmals überlegen konnte, erfasste sie den Raum.

 

«Kyo, werden die Seelen etwas wie Liebe verspüren können?»

 

«Aiko, Schatz was redest du da auf einmal?»

Mein Blick wich von dem Mann mit den leicht längeren dunkelbraunen Haaren und den tiefen azurblauen Augen in die Iren meiner Mutter.

Ängstlich, bekümmert und eine Trauer konnte ich wahrnehmen.

Vor was hatte sie Angst?

Weshalb war sie bekümmert?

Und was war das für eine Trauer?

Hatte sie Sorge, dass ich ein verletztes Herz davontragen würde?

Dies wäre sicherlich nur das kleinste Übel…

Seine Iren fixierten mich und ein Seufzen entglitt ihm, als er seinen Blick an mir nach draussen schweifen liess.

«Etwas wie Liebe?», wiederholte er die Worte, welche ich in den Mund genommen hatte und ich sah ihm dabei zu wie er die Lider nach unten sinken liess.

«Es gibt keinen Unterschied von hier zu dort».

Keinen Unterschied?

Und weshalb fühlte ich mich, seit ich aus der Welt von Inuyasha zurück war so anders?

Auf meine Finger sehend verspürte ich ein leichtes Pulsieren, als würde eine Energie angesammelt werden und dann wieder weichen.

Was war das nur?

 

Tief ausatmend glitt nochmals mein Blick auf die geschriebenen Worte von Kuro, bevor ich mich abermals nach aussen wandte.

Liebe…

Ich hatte sie tief in mir vernommen, als ich Rin in meine Arme schloss und eine schwere Trauer lag weiterhin auf meinem Herzen, als mir abermals bewusst wurde, dass ich sie zurückgelassen hatte.

Zurückgelassen bei ihm.

Dem Lord des Westens.

 

Ein Klingeln durchdrang die Stille.

Mich hastig umgewandt sah ich in die verdutzen Iren meiner Mutter.

Sie erwartete keinen Besuch, doch als ich meinen Blick in die von Kyo schweifen liess, hatte ich eine Vorahnung wer unten stehen würde.

Mit schnellen Schritten ging ich die Treppe nach unten und riss die Eingangstür auf.

Feste Arme zogen mich an den bebenden Brustkorb und ich spürte wie die Erleichterung meinen Körper einnahm, als meine Hände sich fest an den starken Rücken drückten.

Ich tat das alles für dich (Kuro)

Das Wasser glitt mit einer angenehmen Kälte über meinen hitzigen Körper, als ich meinen Kopf nach unten senkte und ihn an die hellen Fliesen drückte. Die Hand seitlich flach neben mir abgelegt versuchte ich einen klaren Gedanken fassen zu können, doch ich spürte lediglich eine aufkeimende Angst in mir.

Die Lider zusammengepresst hatte ich das Gefühl noch immer den Schmerz fühlen zu können, welche Aiko zu spüren bekommen hatte, als sich ihre Seelen verknüpft hatten.

Bilder hatten mich erreicht.

Wie ihr Körper anfing zu strahlen in einem hellen blauen Licht, als eine Aiko die ich nicht kannte. Nur verschwommen hatte ich vernommen, dass sie ein Miko Gewand trug und dann war es schon vorbei. Letztendlich vernahm ich nur noch die Qualen. Als würde es mir verwehrt bleiben sehen zu können.

Die Hand zur Faust geprallt schlug ich auf die Fliesse ein.

Fluchte lautstark.

Sie war in die Welt eingetaucht. Es war mir bewusst geworden, als ich sie in diesem Gewand gesehen hatte.

«Scheisse…» drang es über meine Lippen, als ich meine Augen wieder öffnete und den Blick weiter nach unten gerichtete behielt.

Schluckend versuchte ich auf einen Lösungsweg zu kommen, doch da war nichts.

Ich wusste lediglich was ich nicht tun durfte.

Meine Zähne legten sich mit Druck auf meine Unterlippe, als ich die Punkte noch einmal durchging.

Die Seelen durften nicht daran gehindert werden sich zu offenbaren, hiess für mich, die dritte Welt durfte nicht versperrt werden, ansonsten würde ihre Seele zersplittern.

Winzige Teile davon könnten noch überleben, aber das was ich von ihr kenne, wäre zerstört.

Das durfte nicht geschehen.

Nein!

Niemals!

Beide Fäuste fielen erneut gegen die Fliessen

Ich war wütend.

Wütend auf die ganze Tradition, welche wie ein Fluch auf Aiko lag.

Sollten sich die Seelen alle mit ihrer verschmolzen haben, so wie es nun diejenige der Miko Aiko tat, würde sie verschwinden. Sich auflösen. So hatte es Takumi, meinem Vater erzählt.

Sie würde einfach fort sein.

Schluckend spürte ich das Wasser kaum noch an meinem Körper niederprasseln, stattdessen nahm mich ein unendlicher Schmerz des Verlustes ein.

Ob sie wusste, was passieren würde?

Hatte Kyo sie aufgeklärt?

Wohl kaum.

Er stand doch für diese verfluchte Tradition und er würde sie mir schlussendlich wegnehmen, solange die Tradition damit erfüllt wäre.

Ich durfte sie nicht aufgeben und ich musste ein Weg finden sie vor diesem Schicksal zu bewahren.

 

Das schwarze Shirt über meinen Kopf gezogen, strich ich es über meinen Oberkörper nach unten, als ich auf mein grosses Bett zuging und das Handy in die Hand nahm.

Wie oft versuchte ich sie nun schon zu erreichen?

Das zehnte Mal?

Es war egal.

Mein Handy lag erneut an meinem Ohr und abermals ertönte dieses ewige lange Tuten. Keine Antwort von ihr und die Angst, dass ihr etwas zugestossen ist, nahm mich erneut ein.

Diese Nacht würde ich definitiv keinen Schlaf finden, da war ich mir sicher.

 

*

 

«Kuro, was ist los mit dir?»

Mein Blick wich vom schwarzen Display zu meinem besten Freund Hiro, welcher mich vor einigen Stunden von zu Hause abgeholt hatte. Ich war nicht in Stimmung gewesen in die Stadt zu gehen, hatte ich von ihr noch immer nichts gehört, doch er hatte nicht lockergelassen und irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass mir ein wenig Ablenkung gut tun würde.

«Ich habe nur schlecht geschlafen», gab ich als Antwort, was nicht gelogen war.

Die Nacht war unruhig gewesen, hatte ich immer wieder auf mein Handy gestarrt. In der Hoffnung, dass ihr Name auftauchen würde.

Doch er kam nicht und auch jetzt, kurz vor drei Uhr, zierte mein Iphone noch immer die Leere.

Schmunzeln legte sich auf dessen Lippen und ich erkannte, wie sein Blick auf mein Display glitt, welches immer wieder von mir geöffnet wurde.

«Und warum starrst du schon seit etlichen Stunden auf dein Handy?»

Ein tiefer Atemzug glitt über meine Lippen.

«Ich warte auf eine Nachricht von Aiko», gab ich zu verstehen und spürte den Stoss an meiner Schulter.

«Sag das doch gleich! Ist doch toll, dass ihr euch wieder versteht oder nicht?»

Zögerlich nickte ich. Es war nicht der Grund, weshalb ich auf eine Nachricht wartete, aber was sollte ich Hiro schon erzählen?

Das Aiko in einer anderen Welt war und ich mir schlichtweg Sorgen machte um ihr Wohlbefinden? Das ich nur hören wollte, dass es ihr gut ginge?

Das ihr nichts geschehen war?

Wie oft würde er mich wohl als bescheuert beschreiben?

 

Meine Hände legten sich in meine Hosentasche und wir gingen weiter die Strasse entlang, hatten wir vor uns mit den Jungs im Café zu treffen.

«Wo ist eigentlich Ruri?»

Ich versuchte meine Gedanken in eine andere Richtung schweifen zu lassen und hoffte mit dem Thema zu seiner Freundin ein wenig Erfolg haben zu können. Er grinste.

«Sie muss lernen für die grosse Prüfung nächste Woche», waren seine erklärenden Worte und ich nickte verstehend, fragte mich aber zugleich, wie Aiko das eigentlich machen würde?

Den Kopf darüber geschüttelt, bevor die abermalige Sorge aufkeimen konnte, betraten wir das kleine Café, welches durch die aufgeschobene Türe ein leises Klingeln ertönen liess.

Eine kleine Glocke war an der Decke befestigt und gab den Besitzern des Cafés Bescheid, wenn sie neue Gäste bekamen.

Ich zuckte merklich zusammen als der Klang meine Ohren erreichte.

Eine Wärme hatte sich in meinen Fingern ausgebreitet, welche mich pulsierend durchströmte.

Fragend blieb ich in meiner Bewegung verharren, bis das Gefühl so schnell wie es kam, wieder verschwunden war.

Was hatte das zu bedeuten?

 

*

 

Tief atmete ich die kühle Luft ein, als ich das Café vor einigen Minuten verlassen hatte.

Hiro war mit Toshiro mitgegangen, welcher ihm noch ein Spiel für die PS4 ausleihen wollte und obwohl ich in den letzten drei Stunden zur Ruhe gekommen war mit meinen Gedanken, war die Sorge nun greifbarer als vorhin.

Es war ein ganzer Tag ohne Rückmeldung vergangen und mein Display hatte noch immer keine Nachricht von ihr erhalten.

Mir auf die Lippen gebissen, öffnete ich mit meiner Gesichtserkennung noch einmal mein Iphone nur um mit einem Knopfdruck aufs Wahtsapp zu kommen und ihren Namen anzuklicken.

Erstarrt blieb ich abrupt stehen.

Da war das online Zeichen.

Mein Herz raste, als es sich sogleich in die Erkennung des Schreibens wandelte und ohne weiter nachzudenken, wählte ich sofort ihren Namen, um einen Anruf starten zu können.

«Aiko?»

Erleichterung erfüllte mein Inneres, als ich die Bejahung vernahm, dass sie es war. Leicht zitternd verstärkte ich den Griff um mein Handy. Ich versuchte mich daran festzuhalten, als wäre es möglich, dass sie wieder verschwinden könnte, wenn ich jetzt auflegen würde.

«Wie geht es dir?»

Ich hörte nichts, als ein plötzliches Gepolter durch den Hörer zu vernehmen war. Erschrocken riss ich die Lider auf.

«Aiko, was ist los?!»

Der Ausruf glitt hastig über meine Lippen und Sorge machte sich in mir breit.

War doch nicht alles gut gegangen?

Brüchig vernahm ich, dass sie keine Kraft in ihren Beinen zu haben schien und ich spürte die Panik in mir aufkeimen.

«Soll ich zu dir kommen?»

Eine Verneinung.

«Aber Aiko ich bin nicht weit weg. Ich komme zu dir…»

Wieder hörte ich, wie sie mir zu verstehen gab, dass ich nicht kommen müsste, doch meine Beine hatten sich schon lange in Bewegung gesetzt. Ein betäubendes Gefühl hatte sich in ihnen abgesetzt, doch ich versuchte es schlichtweg zu ignorieren. Gab dem keine Bedeutung als ich plötzlich durch einen Ausruf am Ohr zum Stehen kam.

Aiko schien jemanden angeschrien zu haben, dass er sie nicht anfassen solle.

Ob es wohl ihre Mutter… oder gar dieser Dozent war?

Mir auf die Lippen gebissen, versuchte ich nicht daran zu denken, dass dieser Typ bei ihr war und wollte mich erneut in Bewegung setzen, als mir abermals die Taubheit in meinen Oberschenkel bewusst wurde.

Die Augen geweitet, wurde mir soeben klar, was hier gerade geschah.

Ihre und meine Seele…

Wir waren eins!

 

Ein Schlag durchzog meine Brust, als ich zusammenzuckte. Keuchend ging ich auf eine Bank zu, welche auf dem Weg lag. Mein Herz schlug wild auf und eine plötzliche Welle von einem wärmenden Strom durchfloss mich.

«Aiko»

Meine Lippen bewegten sich von selbst und meine Stimme hatte an deutliche Sanftheit zugenommen.

«Schliess deine Augen und atme tief ein und aus».

Ich vernahm ihr Zögern, bis ihr ruhiger Atem an mein Ohr trat. Unbewusst glitten meine Finger an meinem Oberschenkel nach und formten in ihren Bewegungen das japanische Zeichen der Heilung. Die Hand abgelegt, war es Still auf der anderen Seite geworden, doch mein Inneres tobte in einem Orkan, als ich selbst bemerkte, dass die Betäubung zunehmend zurückging.

Sie war verschwunden.

Meine Beine fühlten sich leicht an und als ich die Frage, wie ich das gemacht hätte, von Aiko hörte, drückte ich reflexartig auf den roten Hörer.

Hastig gingen meine Atemzüge über meine Lippen und ich starrte auf das Display vor mir.

Was war gerade geschehen?

War ich das?

Hatte ich es geschafft sie zu beruhigen und sogar mehr zu bewirken?

Das konnte doch nicht sein?

 

Das Bein wippte auf und ab. Nervös hörte ich der Erklärung meines Vaters zu.

«Es scheint möglich zu sein dein eigenes Befinden auf sie zu übertragen».

Sichtliche Verwirrung lag in der Klangfarbe der Stimme, welche durch das Handy hinaustrat.

Auch er schien überrascht von dieser Wendung.

«Weshalb hat bis anhin niemand versucht diese Tradition zu stoppen?! Wie soll ich wissen was ich tun kann und was nicht?»

Wut hatte sich abermals abgelegt. Es war über mich gekommen und ich hatte ihr mit einer Handlung helfen können, die mir schlichtweg fremd war.

Das Zeichen der Heilung hatte sich wie ein unsichtbarer Schleier vor meinem Auge geformt, war aber sobald es abgeschlossen war, wieder verschwunden.

Ich lehnte meinen Kopf nach hinten und richtete den Blick in den Himmel empor.

Man würde mich für verrückt erklären, würde ich dies jemals jemanden erzählen.

«Du solltest zu ihr und dich vergewissern ob wirklich alles in Ordnung ist».

Stumm legte ich auf.

Mein Vater hatte recht und der Drang sie in meine Arme zu ziehen, hatte sich in meine Brust gebrannt, obwohl ich wusste, dass ich nicht ohne Erklärung wegkommen würde.

 

Schwer atmend starrte ich auf den Nachnamen der Klingel. Yamato.

Ich war gerannt, wollte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und der Trieb sie endlich wieder bei mir zu haben war mit jedem Schritt schlimmer geworden.

Das Läuten drang durch meine Ohren und nur wenige Sekunden später öffnete sich die Türe vor mir.

Ihre graublauen Augen trafen die Meine und bevor sie meinen Namen mit ihren Lippen formen konnte, zog ich sie an ihrem rechten Handgelenk zu mir an die Brust.

Fest drückte ich sie mit meinen Armen an mich und legte meinen Kopf auf ihre Schulter nieder. Lächelnd konnte ich fühlen wie auch ihre Hände sich auf meinen Rücken legten.

Zuerst sanft, dann war es als würde sie sich in meinem dunkelroten Hoodie festkrallen, spürte ich doch ihre zusammenziehenden Finger genau.

Ich vermochte ein Zittern fühlen zu können, als mir das leise Schluchzen an die Ohren drang.

«Aiko, es ist alles gut», gab ich leise von mir und konnte die Schritte hören, welche sogleich hinter ihr folgten. Nach oben sehend erkannte ich die azurblauen Iren des Mannes, welche ich nicht sehen wollte. Er war also hier; bei ihr.

Erneut.

Zähneknirschend verstärkte ich den Druck unbewusst, als ich meinen Namen vernahm.

«Kuro, du hier?»

Meinen Blick von dem Dozenten abgewandt, sah ich in die blauen Augen von Haruka.

Aikos Mutter.

Ich konnte mir kein Lächeln erzwingen. Die ganze Atmosphäre war angespannt und ich fühlte, dass ich nicht willkommen war.

Ein sanfter Druck gegen meine Brust vernommen, als sich die Hände von meinem Rücken abgewendet hatten, liess ich meinen Blick nach unten sinken. Sanft strich ich mit meinen Fingern über ihre nassen Wangen, welche getränkt von den Tränen waren. Ich schenkte ihr mein Lächeln, welche sie mir ohne Zögern erwiderte.

Die aufkeimende Wärme um mein Herzen tat ich als Erleichterung ab.

Eine Erleichterung darüber sie endlich wieder wohlauf bei mir zu haben, denn die Bilder von letzter Nacht machten mir noch immer zu schaffen.

«Wie geht es dir?»

Ihre Hände wandten sich nicht von meinem Hoodie ab.

«Besser, dank dir».

Eine Erahnung machte sich breit, als sie mich mit ihrem Blick fixierte. Sie sprach nicht diesen Moment damit an, sondern denjenigen bei unserem Telefongespräch.

Bebend versuchte ich so klar wie möglich die Worte zu wählen, welche auf meiner Zunge brannten.

«Es wird Zeit dir alles zu erzählen».

 

*

 

Zu dem Unmut, welche ihre Mutter ausgesprochen hatte, als Aiko entschied, dass ich mit ihr ins Zimmer verschwinden würde, sass ich nun auf dem Bett vor ihr und konnte dem erschütternden Ausdruck in ihrem Gesicht nicht mehr standhalten.

Ich hatte ihr alles erzählt.

Wie ihr Vater davon wusste, wie er meinen Vater eingeweiht hatte, wie ich mich mit ihrer Seele verbunden hatte in einem Ritual an dem Tag ihres Turnieres.

«Ich wollte dich nicht belügen», kam es leise über meine Lippen und erkannte aus dem Augenwinkel wie sie sich von mir abwandte, aufstand und Abstand suchte.

Mich umgedreht sah ich ihr dabei zu wie sie sich an das Fenster wandte, ihre Arme um ihre Brust legte und sich selbst festzuhalten schien.

Sie hatte sich mit dem Rücken zu mir gewandt.

«Aiko, bitte glaub mir. Es war nie mein Ziel dich zu verletzen oder zu hintergehen».

Schweigen und jede Minute, welche sie mich weiterhin damit bestrafte, wurde unerträglich für mich. Mein Herz füllte sich mit Schwere und wenn ich mich nicht täuschte, war da ein weiterer Schmerz.

Der Schmerz aus ihrer Seele.

 

«Er hat davon gewusst?»

Schluckend presste ich die Lider zusammen, wandte mich abermals wieder von ihr ab, bevor ich erneut auf meine Finger sah, die ineinander lagen.

«Ja.»

«Und weihte dich und deinen Vater, Akiyama-san, ein?»

Ich biss mir auf die Lippen, wusste doch genau, wo es enden würde.

«Ja.»

«Und du trankst das Blut meines Vaters, damit du dich mit meiner Seele verbinden konntest, um mich vor dem Verschwinden zu bewahren?»

Was hatte ich nur angerichtet?

Mich aufgerichtet, ging ich einige Schritte auf sie zu.

«Aiko, ich tat das…»

«Sei still!».

Sie wandte sich zu mir um und ihre Augen waren getränkt von Enttäuschung und Wut. Tränen hatten sich wieder in ihren Iren gebildet, doch sie schien dagegen anzukämpfen, sie abermals zu verlieren.

«Wie konntet ihr mich alle so hintergehen?!».

Ich war unmittelbar vor ihr stehen geblieben und wollte soeben meine Arme ausstrecken.

Wollte sie in an meine Brust ziehen.

Ihr eine Wärme übermitteln, welche ihr versichern sollte, dass ich dies alles zu ihrem Wohl getan hatte, als ihre Hände plötzlich auf meine Brust aufprallten.

Eine nach der anderen. Immer und immer wieder.

Der Schmerz war erträglich, doch ihre Gesichtszüge, welche sich schmerzlich verzogen und schlussendlich den Kampf gegen die Tränen verloren, brannte sich in mein Gedächtnis ein.

Mein Magen krampfte sich zusammen, spürte die Übelkeit aufkommen, als sie mich von ihr drückte.

«Aiko, bitte ich wollte dich nicht hintergehen».

«Geh!»

Gehen?!

Nein!

Das konnte sie nicht ernst meinen!

«Aiko, bitte, ich versuche dich nur zu schützen.»

Das Schluchzen drang an meine Ohren und ich sah dabei zu wie sie weitere Tränen verlor.

Mein Herz stehend, konnte ich den Anblick kaum ertragen.

«Zu schützen?! Du hast von all dem gewusst und mir nichts gesagt!»

«Ich wollte doch mit dir reden! Aiko, ich tat das alles nur für dich!»

Ihre Hände legten sich abermals um ihre Brust, hatte sie noch vor kurzem wild gestikuliert und immer wieder die Arme bei einem Ausruf erhoben.

«Geh… bitte geh, Kuro»

Nur noch ein Flüstern und ich biss mir unweigerlich auf die Lippen.

Ich erwiderte nichts mehr und wandte mich um. Die Türklinge in der Hand, fühlte ich abermals diesen Schmerz. Es war ihre Seele, die weinte und ich war der Grund dafür.

 

«Ich tat das alles für dich…»

Ich kann nicht...

Meine Augen brannten, als ich am nächsten Tag erwachte und die Jalousien nach oben zog um die Sonne, welcher soeben den Horizont erreichte, Einblick in mein Zimmer gewährte. Seufzend wandte ich mich von dem Moment ab, welcher mir doch sonst immer ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Ich hatte keine Minute schlafen können, kreisten noch immer die Worte von letztem Abend in meinem Kopf umher.

Kuro hatte mir seinen Grund offenbart.

Den Grund, welcher dazu führte, dass er an dem besagten Tag an meiner Meisterschaftsrunde nicht gekommen war.

Schluckend versuchte ich die wieder aufkeimenden Tränen nach unten zu drücken. Er hatte mich angelogen, von Anfang an und mein Vater…

Er hatte alles vorausgeplant, weihte seinen besten Freund und dessen Sohn ein, damit mich das gleiche Schicksal nicht befallen könnte.

Ein Verschwinden aus meiner eigentlichen Welt.

Den Kopf darüber geschüttelt, fuhren meine Finger über den silbernen Armreif. Der Stein, welcher die Farbe rot trug, war deutlicher in seiner Prägung geworden. Ich erkannte sofort die Bedeutung dahinter.

Er gehörte zu der Welt von Inuyasha.

Der Welt, die mich am meisten erschüttert hatte, bis anhin, doch der Gedanke nun in die Schule zu gehen und sein Gesicht zu sehen, war als würde ich dem Lord in doppelter Ausführung entgegenstehen müssen.

Eine Kälte lag um mein Herz.

So kalt wie das Bergstein seiner Iren.

Tief atmete ich aus und versuchte die Enttäuschung weit hinter meine Fassade zu schieben.

Ich würde mich später definitiv in die Welt von Ruffy aufmachen.

Nicht nur um nach dem Rechten zu sehen, sondern auch um Ablenkung zu bekommen.

Ablenkung von diesen ganzen Lügen, welche sich mir aufgetan hatten.

 

«Aiko!»

Mich umgewandt erkannte ich die blaugrünen Iren meiner besten Freundin und ihr wellendes blondes Haar, welches in ihrer leichten Bewegung auf und ab tanzte und sich sanft um ihr Gesicht schmiegte. Ich zwang mir ein Lächeln auf. Sie würde sofort erkennen, dass es nicht echt war.

Ruri kannte mich zu gut und als hätte sie meine Gedanken gehört, blieb sie in ihrer Bewegung stehen, als sie auf mich zukam.

«Was ist los?»

Ihre fürsorgliche Stimme liess mein Inneres erbeben und obwohl ich den Weg bis anhin zur Schule ohne weiteren Kummer geschafft hatte, fing mein Körper an zu zittern. Ich vernahm den Schreck und konnte sogleich ihre zierlichen Hände auf meinen Unterarmen spüren.

«Aiko, warum weinst du?»

Aufgeschreckt die Augen geweitet, fühlte ich nun die Tränen an meinen Wangen, welche sich im Stillen gelöst hatten.

Ich senkte meinen Kopf, versuchte die aufkeimenden Gedanken zu unterdrücken.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich die Wärme auf meiner Haut vernahm. Ruri versuchte meine Tränen zu trocken.

«Aiko, erzähl mir endlich was los ist.»

Ihre Stimme war sanft und dennoch konnte ich hören, dass dies keine Bitte war.

Sie verlangte nach der Wahrheit, denn sie hatte das Recht dazu und ich wollte es ihr schon so lange erzählen, weshalb nicht jetzt?

Jetzt wo eh schon alle schief ging.

 

Meine Finger strichen über meine Wangen, glitten über die Lider und versuchten die weiteren Tränen aufzuhalten, als ich die letzten Worte an Ruri gerichtet hatte.

Ihre Hand lag auf meiner linken, fest umgriffen, doch sie schwieg.

Schon so lange schwieg sie.

Mein Kopf glitt nach oben. Wir hatten uns auf den Schulhof begeben und meine Iren lagen auf dem Zifferblatt der grossen Uhr, welche am höchsten Punkt des Gebäudes eingebaut war.

Es würde bald zum Unterricht läuten und obwohl wir nicht die Einzigen hier waren, schienen die Stimmen der weiteren Studenten an mir vorbei zu rauschen.

Unverständlich und leise.

Ausgefiltert, weil sie nicht wichtig waren.

 

«Und nun?»

 

Verdutzt liess ich meinen Kopf zur Seite schweifen.

Sie stellte mir eine Frage?

Verwirrt lehnte ich mich leicht zurück, hatte ich meinen Körper nach vorne gebeugt gehalten.

«Was meinst du mit, und nun?»

«Naja wie weiter? Du und Kuro müsst das hinbekommen».

Das war alles?

Hatte sie die Erzählungen zu den Welten ausgeblendet?

«Ruri, hier geht es nicht nur um Kuro und…»

«Ach Aiko, ich versteh schon. Du hast mehrere Seelen und ganz ehrlich, wärst du nicht meine beste Freundin würde ich dich nun als verrückt erklären, aber du erzählst von Ruffy…» Sie machte eine kurze Pause und ihre grünblauen Iren trafen die Meinen.

Warm und ohne Zweifel.

«Als würdest du ihn schon ein Leben lang kennen und von Rin will ich gar nicht anfangen. Ich hatte eine Gänsehaut, als du mir von deiner Begegnung mit diesem Eisklotz erzählt hast».

Ein Kichern drang an meine Ohren, aber die Verwunderung blieb.

Sie nahm meinen ganzen letzten Geschehnissen auf, als wäre es nichts.

Als wäre all dies nur halb so schlimm und es gehörte zum normalen Leben dazu.

«Ruri, dieser Eisklotz ist der Lord des Westens und…»

«Er ist gefährlich ja. Aber ist das nicht jeder von dieser Welt? Dein Bruder Zorro ist ja auch nicht ohne».

Seufzend drang der tiefe Atemzug über meine Lippen und es legte sich ein Lächeln auf meine Gesichtszüge. Ihre Unbekümmertheit steckte mich an.

«Wie kannst du das nur so locker sehen?»

«Es ist ein Teil von dir, warum dagegen ankämpfen, Aiko? Warum davor Angst haben? Deine Seelen leben nicht ohne Grund in diesen Welten.»

Ich weitete die Augen.

Diese Worte.

Sie hatten so viel wahres in sich und sie erschienen so logisch.

Meine anderen Ichs lebten seit ihrer Geburt in diesen Welten.

Hatten nie etwas anderes kennengelernt.

Nie etwas anderes gesehen.

Was würden sie denken, wenn sie an meiner Stelle wären und sie mein Leben hier zusätzlich führen müssten?

 

Das Läuten der Schulglocke drang über den Schulhof und der Zeiger hatte sich nach oben bewegt.

Aufsehend keimte abermals die Trauer auf.

Kuro würde ich bei meinen Lesungen nicht antreffen, jedoch war da nun Kyo. Der Mann, welcher gestern Abend noch versucht hatte mich in die Arme zu schliessen, als ich die letzten Tränen vergossen hatte.

Ich hatte ihn wie Kuro von mir gestossen, wollte seine Nähe nicht.

Es wäre falsch gewesen, auch wenn mein Körper nach Geborgenheit verlangte.

Nach Wärme.

Nach Sicherheit.

Kyo war nicht der Mann, welchen ich mit diesen Gefühlen in Verbindung setzen wollte.

 

«Nun gut, lassen Sie uns mit dem Test beginnen».

Die Stimme von Kyo drang an meine Ohren und ich wandte das Blatt vor mir um.

Ob meine zurückgebliebene Seele gelernt hatte, jeweils wenn ich nicht anwesend gewesen war?

Tief ausatmend las ich die Fragen durch und versuchte das Wissen aufzurufen, welches in den letzten Tagen hängen geblieben sein könnte, doch zu meinem Bedauern konnte ich mich kaum darauf konzentrieren.

Die Gedanken schweiften in der unerträglichen Stille, welche nur durch das leise Ziehen des Stiftes auf dem Papier überbrückt wurde, zurück an den gestrigen Abend.

Seine tiefen braunen Augen hatten sich in meinen Kopf gebrannt.

Er war nervös gewesen.

Hatte Angst davor mir die Wahrheit zu sagen.

Zögerlich versuchte ich meine Antworten auf das Papier zu bringen, auch wenn ich spüren konnte, wie meine Sicht abermals verschwamm. Tränen legten sich über meine Iren.

Ich flehte die Kälte um mein Herz an, mich nicht jetzt zu berühren.

Mir kurz über die Lider gestrichen, verkrampften sich meine Finger um den Kugelschreiber in meiner Hand und ich schrie mir selbst in Gedanken zu, dass ich mich konzentrieren müsse.

Nicht hier.

Nicht jetzt.

 

Die Schultasche über meine Schulter gelegt, folgte ich Ruri zu der Schiebetür, als mein Name erklang. «Yamato-san, kann ich Sie kurz sprechen?»

Ruri legte eine Hand um die Meine, als sie sich zu mir wandte. Tief lagen ihre grünblauen Iren in den Meinen, als ihr Blick an mir vorbeiglitt und wohl beim Dozenten hingen blieb.

«Sie wissen es also?»

Ihr Kopf bewegte sich nach unten und wieder hoch. Ich schluckte.

Ob Kyo sauer sein würde?

Ich wandte mich um und sah in die azurblauen Iren des Älteren, welcher soeben die Unterlagen zusammenlegte, als er sich aufgerichtet hatte.

Mein Blick wich durch den Raum. Wir waren die Letzten und abermals hatte ich nicht mitbekommen, wie sich die Umgebung verändert hatte.

Zorro würde mich rügen, da war ich mir sicher.

«Aiko, wie geht es dir?»

Verdutzt zog ich die Augenbraue hoch.

Fragte er abermals nach meinem Leid, so wie gestern Abend?

Interessierte es ihn wirklich, was in mir vorging?

Oder wollte er nur wissen, weshalb ich wegen Kuro weinte?

«Aiko».

Seine Stimme erklang erneut.

Tiefer.

Bestimmender und mit einem Schlag wurde ich an einen Mann erinnert, welcher mich die letzten Stunden erschüttert hatte.

Seine weissen langen Haare, wie sie sanft über seine Schulter gefallen sind und seine ganze Erscheinung unterstrich.

Diese Autorität.

Eine Gänsehaut spürend, konnte ich die Erschütterung meines Inneren nicht mehr zurückhalten.

Es war in den letzten Stunden zu viel geschehen und abermals lösten sich die Tränen.

Leise.

Ohne Vorwarnung.

 

Eine Wärme hüllte mich ein und ich vernahm von Weitem wie sich die zierlichen Finger aus meiner Hand lösten. Ich sah nicht auf, sondern nahm sie dankend an. Ich krallte mich in das Hemd, welches Kyo trug und liess meiner Trauer freien Lauf.

Abermals.

 

«Aiko!»

 

Geschockt drückte ich meine Hände gegen die Brust des Mannes vor mir. Die Azurblauen Iren erfassten die Meinen. Mitfühlend und dennoch war da etwas Anderes.

Etwas besitzergreifendes.

Mit dem rechten Handrücken über die Wangen gestrichen, nahm ich Ruri an der Hand und verliess so schnell es ging den Raum. Ich hatte erneut nachgegeben.

Hatte meinen Schmerz nicht in Zaum halten können und obwohl ich es nicht wollte, war da diese Wärme.

Eine unerklärliche Wärme, welche mein Herz eingenommen hatte.

«Aiko, jetzt warte doch!»

Ihr Ruf liess mich verharren.

Ich hatte sie mit auf den Schulhof gezogen und spürte die Blicke auf mir liegen, als die Studenten verdutzt zu uns sahen.

Meine Tränen hatten sicherlich Spuren hinterlassen, müssten meine Augen doch langsam geschwollen sein. Hastig atmete ich aus und erkannte aus dem Augenwinkel, wie Ruri in mein Blickfeld wich.

«Du solltest Kyo nicht so nahe an dich heranlassen».

Nickend stimmte ich ihr stumm zu.

Ich wusste, wie dumm es gewesen ist.

Er hatte mich in dem Moment in die Arme gezogen, als ich am verletzlichsten gewesen bin.

«Aiko, wir sollten nochmals über die Sache reden. Ich denke du solltest Kuro nochmals eine Chance geben».

Mir auf die Lippen gebissen, wich ich ihrem Blick aus.

Mein Herz stockte bei seinem Namen.

Immer und immer wieder.  

 

Strahlendes Blau erweckte meine Aufmerksamkeit und ich liess den Blick nach unten sinken.

Es war seine Welt, welche mich rief und als ich die Worte von Ruri vernahm, konnte ich erahnen, dass sie meiner Bewegung gefolgt war.

«Ruffys Welt, oder?»

Nickend beantwortete ich ihre Frage und atmete nochmals tief aus.

Ihre Hand legte sich auf die Meine und als ich ihren Blick erwiderte, wich jegliche Farbe aus meinem Gesicht.

Ich erstarrte in meiner Bewegung.

Sie kamen auf uns zu.

Alle fünf und er war einer von ihnen.

Seine Haltung war gesenkt, die Hände lagen tief in seiner Hosentasche und sein Blick war auf den Boden gerichtet, als er einen seitlichen Stoss in die Schultern bekam.

Seine Augen suchten nach dem Grund und ich erkannte die Leere in den Iren, als er mich erblickte.

Er hatte keinen Schlaf bekommen und obwohl ich noch genug weit weg stand, konnte ich die Zerrissenheit in seinem Gesicht erkennen.

Ruri, welche meinem Blick folgte, verstand sofort, weshalb ich mich nicht mehr regte. Ihr Druck wurde fester um meinen Finger, doch ich schüttelte verkrampft den Kopf.

Ich konnte nicht jetzt mit ihm reden.

Wollte nicht jetzt mit ihm reden.

«Ich muss gehen.»

«Aber Aiko…»

«Ruffy braucht mich. Ich muss gehen».

Abermals richtete ich meine Iren in die Seinen.

Ein Flehen lag darin. Ein Flehen danach, dass ich noch einmal zuhören solle, ihm noch einmal eine Chance geben würde um sich zu erklären.

Doch was sollte er mir noch weiter erklären?

Er hatte doch alles gesagt.

 

Meine Hand drückte sanft gegen diejenige welche mich umgriff. Ich hatte meinen Blick nicht von ihm gewendet und konnte ihm dabei zusehen, wie er meiner Bewegung folgte.

Erschütterung machte sich in seinen Gesichtszügen breit und bevor er einen Schritt in meine Richtung nehmen konnte, hatte ich den Stein betätigt.

War es die Angst, welche ich in seinen Augen vernommen hatte?

Du bleibst hier!

Schmerzend legte ich meine Hand auf meine Stirn. Ich konnte einen Stoff unter meinen Fingern erspüren und als ich meine Augen öffnete, erkannte ich sogleich, dass ich in einem mir fremden Zimmer lag.

Was war geschehen?

Mich umsehend konnte ich lediglich viele medizinische Bücher ausfindig machen, als ich eine leise Atmung vernahm. Die Wärme um meine neben mir liegenden rechten Hand nahm mich ein und als ich den Blick auf die Seite schweifen liess sah ich den schwarzen Haarschopf von Ruffy.

Mein Herz setzte aus, doch bevor mich eine Nervosität einnehmen konnte, spürte ich das pochende Ziehen an meiner Schläfe.

Eine Erinnerung nach der Nächsten liess mein inneres Auge flattern.

Was war das für eine Frau mit blauen Haaren und hochgebunden langen Zopf?!

Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, versuchte die Worte wahrzunehmen, welche sich immer wieder wiederholten.

Vivi.

Eine Prinzessin.

Die Prinzessin von Alabasta.

 

Die Lider zusammengepresst, hörte ich die Worte deutlicher in meinen Erinnerungen.

Sie hatte sich einer Firma namens Barouqe angeschlossen und verschwommen erkannte ich, wie wir schon mehreren von dessen Mitgliedern begegnet waren.

Hatte ich von ihnen meine Verletzung?

Schmerzend hielt ich meine Stirn.

Das Pochen darunter war unerträglich.

Vivis Stimme hallte weiter in meinen Gedanken wider.

Sie hatte es geschafft Informationen zu beschaffen.

Die Firma aufzudecken und den Boss hinter den ganzen Anschlägen zu finden.

Es war kein geringerer als einer der sieben Samurais.

Die stärksten Piraten auf dem Meer.

Sein Name; Das Krokodil.

 

Unbewusst drückte ich meine Finger fester um diejenigen, welche mich festhielten, durchfuhren mich doch soeben Bilder eines Kampfes meine Gedanken.

Wir hatten also doch gegen welche von ihnen gekämpft.

Auf der Insel.

Die Insel mit den Riesen.

Mein Puls erhöhte sich. Panik brach über mich ein. Wir waren dem Tode nahe gewesen und ich konnte den Wachs in meiner Lunge abermals spüren, welcher Mr. 3 über uns hatte regnen lassen. Er wollte uns alle in Wachsfiguren verwandeln und Ruffy… er war ausser Gefecht gesetzt worden von einem Mädchen, welches durch Farben die Stimmung beeinflussen konnte.

Knirschend liess ich ein stöhnendes Geräusch über meine Lippen gleiten.

Weshalb hatte mich die Welt nicht davor gerufen?

 

Erleichternd konnte ich spüren, wie der Schmerz allmählich nachliess.

Er zog sich zurück und ich konnte entspannt ausatmen.

Die Türe vernommen, welche sich öffnete, trat soeben ein kleines Rentier auf zwei Beinen in den Raum. Verdutzt sah ich ihm dabei zu wie er abrupt stehen blieb und in seiner Bewegung verharrte. Hatte er nicht damit gerechnet, dass ich wach wäre?

Mich aufgerichtet, schien er sich hastig verstecken zu wollen, aber merkwürdiger Weise verdeckte er nicht seinen Körper, sondern lediglich sein Gesicht.

«Du weisst, dass ich dich noch sehen kann?»

«Halt die Klappe!»

«Wie bitte?»

Empört versuchte ich meine Augen zu verengen und wollte soeben zu einem weiteren Ausruf ansetzen als mich das Drücken an meiner Stirn, wieder ins hier und jetzt brachte.

«Leg… leg dich wieder hin, Mensch».

Mensch?

Warte Mal.

Das Rentier konnte reden und es lief auf zwei Beinen?

Teufelsfrucht.

Es konnte nichts anderes sein, als die Auswirkung einer Teufelsfrucht.

«Mein Name ist Aiko, nicht Mensch», gab ich zu verstehen und er schien mich argwöhnisch zu begutachten. Was hatte er erwartet, dass ich aufschrie, weil er sonderbar war?

«Wie heisst du?»

«Was interessiert es dich?»

«Bist du immer so unhöflich?»

Er schürzte seine Lippen und schüttelte den Kopf, kam schlussendlich mit langsamen Schritten auf mich zu.

«Ich heisse Chopper».

Lächelnd legte ich mich daraufhin wieder zurück in die Matratze, weiterhin bedacht darauf keine zu plötzlichen Regungen von mir zu geben, da Ruffy noch immer tief schlief.

«Warum bin ich hier, Chopper?»

«Erinnerst du dich nicht?»

Mein Kopf legte sich schief und ich bewegte ihn so gut es ging hin und her.

Verneinte seine Frage.

«Die Kopfverletzung scheint doch schlimmer zu sein als gedacht. Euer Kapitän hat euch hierhergebracht.»

«Euch?»

«Naja dich, die Orangehaarige und diesen blonden Kerl. Er schien verletzt worden zu sein, auf den Weg hier hin und du und diese Andere hattet starkes Fieber, was wir sofort senken mussten, zudem du eine offene Wunde am Kopf trugst, welche einfach nicht zu bluten aufhören wollte, wann du dir diese zugezogen hast, weiss ich jedoch nicht…»

Verstehend nickte ich und liess meinen Blick auf den Mann neben mir schweifen, welcher seinen Kopf neben meiner Hand abgelegt hatte.

Seine Atmung ging ruhig.

«Wie lange liegt er schon hier?»

Seufzend atmete er tief aus, als er sich daran machte, meinen Verband zu kontrollieren.

«Seid ihn Dr. Kureha wieder zu dir gelassen hat. Das ist nun schon 5 Stunden her».

Ich schwieg.

Hatte sich Ruffy solche Sorgen gemacht?

«Kam kein Schwertkämpfer mit ihm?»

Ein Kopfschütteln.

Verwundert darüber, liess ich es erst einmal so stehen.

Sie hatten sicherlich ihre Gründe sich zu trennen und ich konnte mich einfach nicht daran erinnern, weil ich nicht bei Bewusstsein gewesen war.

Merkwürdigerweise, genau um die gleiche Zeitspanne, wie die letzten Tage.

Ob es da einen Zusammenhang gab?

Nein, das konnte unmöglich sein.

Diese Seelen waren nicht miteinander verknüpft. Es musste Zufall sein, ganz sicher.

Schmerzend zusammengezuckt, als die Hufe meine Wunde berührte, liess ich meinen Blick noch einmal zu Chopper gleiten.

Seine Nase war violett. Anders als diejenigen von normalen Rentieren und es bestätigte mir nur noch einmal, dass dies das Werke einer Teufelsfrucht sein musste.

Ein Murren vernommen konnte ich die Regung an meinen Fingern spüren. Chopper verharrte in seiner Bewegung und legte den Verband sogleich wieder so hin, wie er vorhin an meine Stirn drückte, bevor er sich in Windeseile davon machte.

Was war denn nun los?

Hatte er Angst vor Ruffy?

 

Aufgeschreckt durch die hastige Bewegung von Ruffy, sah ich ihm in die dunklen Augen, als er sich über mich gebeugt hatte.

«Du bist wieder wach!»

Eine Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit und ich legte ein sanftes Lächeln auf meine Lippen, als er sich wieder neben mir niederliess.

«Wie geht es dir?»

Abermals legte er seine Hand auf die Meine.

Es war ungewohnt und dennoch erinnerte ich mich daran, dass wir als Kinder schon solche Berührungen ausgetauscht hatten, aber weswegen brachte es mich so sehr aus dem Konzept?

«Der Kopf schmerzt noch, aber sonst scheint es mir besser zu gehen», gab ich erklärend von mir, denn ich konnte ihm nicht viel davon erzählen, wie sich das Fieber angefühlt hatte.

Ich erinnerte mich nicht mehr daran.

Verstehend nickend hörte ich den tiefen Atemzug und konnte dabei zusehen, wie er seine Augen schloss.

«Wie geht es Nami?»

Ich wollte vom Thema ablenken.

Er legte wie sonst auch sein breites Grinsen auf und erklärte mir, dass sie schon länger wach wäre. Man hatte ihm erklärt, dass ich wohl längere Zeit brauchen würde, durch meine Kopfverletzung.

«Und wo ist Zorro?»

Ruffy hob kurz seinen Strohhut vom Kopf und erzählte mir, dass er mich mit Sanji und Nami hier hochgetragen hätte, da wir sofort zu den Ärzten mussten, doch Sanji hatte sich auf dem Weg verletzt, weil ein gewisser Wapol uns angergriffen hatte.

Zorro wäre bei den Anderen geblieben.

«Wapol?»

«Das ist ein Poser, scheint jedoch der König von diesem Reich Drumm zu sein», gab er mir zu verstehen und es wunderte mich, dass Ruffy wohl zugehört zu haben schien, als es mal um etwas Wichtiges ging.

 

Ein Knall liess uns beide aufzucken und als ich mich soeben aufrichten wollte, spürte ich sogleich die Arme an meiner Schulter.

«Du bleibst liegen, Aiko».

Verwirrt sah ich ihm in die dunklen Augen.

«Ruffy, lass mich mitkommen. Vielleicht kann ich dir helfen und..»

«Du bleibst liegen!»

Seine Stimme war laut geworden, fest sah er mir in die Augen und ich schluckte, als ich die leichte Wut dahinter erkannte.

Er wandte sich ab und legte abermals seinen Strohhut auf den Kopf, als er dann seine Jacke überzog. Aus Reflex griff ich nach seinem Handgelenk und hatte mich gegen seinen Willen aufgesetzt.

«Weshalb, warum lässt du mich hier zurück?!»

Ich war doch nicht ohne Grund zurück in diese Welt gekommen.

Das Allein sein, würde mir nichts bringen, meine Gedanken würden nur abschweifen.

Abschweifen zurück in meine Welt und da wollte ich nicht hin.

«Du bist verletzt, Aiko!»

«Das bist du doch auch immer wieder mal!», schrie ich ihm entgegen und sah ihm in die dunkelbraunen Iren, welche mich einnahmen.

Sie erinnerten mich so sehr an ihn und dennoch…

Es war anders.

«Du bleibst hier! Ich habe es Zorro versprochen und ich werde nicht noch einmal…»

Abermals wandte er sich ab und richtete seinen Kopf nach unten. Seine Hand war zur Faust geballt.

Was würde er nicht noch einmal zulassen?

Zähneknirschend spürte ich wie er sich aus meinem Griff befreite.

«Warum behandelst du mich anders?! Das Fieber hätte jeden von uns befallen können!»

Verbittert war mir der Satz über die Lippen geglitten, doch er gab mir keine Antwort darauf.

Er ging und liess mich mit der Frage im Raum zurück.

 

*

 

Das Gebäude erschütterte unter einem weiteren lauten Knall und ich konnte sehen wie sich leichte Brocken von der Steinwand lösten.

Meine Zähne drückten sich in die Unterlippe und ich presste meine Augen zusammen. Die Finger waren zur Faust geballt.

Weshalb hatte die Welt nach mir gerufen, wenn ich nicht mal handeln durfte?

Ich verstand es nicht.

War es, weil es irgendwann an der Zeit war mich wieder mit den Seelen zu verbinden?

War es mein Fieber, meine Verletzung am Kopf?

Die Augen lagen auf meinen weissen Knöchel, die durch den Druck heller geworden sind. Wissend, dass ich seinen Zorn auf mich ziehen würde und denjenigen meines Bruders gleich mit, zog ich meine Bettdecke auf die Seite und versuchte mich aus dem Bett zu kämpfen.

Die Kälte, welche durch die Wände zog, nahm mich sogleich ein und ich suchte den Raum nach einer Jacke ab. Murrend erkannte ich, dass hier nichts war, um meinen Körper von dieser eisigen Kälte zu schützen, weshalb ich die Bettdecke um meinen Körper legte und das Katana darunter versteckte.

Man konnte schliesslich nie wissen.

Die Holztüre aufgezogen, linste ich nach draussen. Die Kampfgeräusche waren nicht weiter dumpf in meinen Ohren. Ich konnte klar vernehmen, wie das Gefluche von Ruffy die Mauern einnahm. Verbissen liess ich meinen Blick durch die Gänge schweifen.

Es lag überall Schnee.

 

«Aiko, du bist wach!»

 

Aufsehend sah ich in die braunen Iren von Nami und lächelte zaghaft. Strich mit meiner Hand über den Verband.

Verwundert legte sie ihren Kopf schief.

«Woher hast du denn die Kopfverletzung?»

Schulterzuckend hatte ich Ruffy nicht danach gefragt, als mir Chopper weiss machte, dass er selbst auch nicht wusste, von wo sie gekommen ist.

«Ist ja egal, weisst du was da draussen los ist?»

Ging meine Frage das Wesentliche nach und sie schüttelte zu meinem Bedauern den Kopf.

Tief atmete ich aus und hörte wie Schritte näherkamen. Den Blick nach unten gerichtet, erkannte ich einen dickeren Mann mit einem weissen Fell über seinem Kopf.

Argwöhnisch begutachtete er uns und sogleich fragte ich mich ob das dieser Wapol war, welche Ruffy vorhin erwähnt hatte.

Den Kopf schief gelegt, als er uns fragte ob wir zu dem Strohhut gehören würden, hörte ich Nami dabei zu, wie sie ihm eine Lüge auftischte.

Ihm weiss machte, dass wir ihn nicht kennen würden.

Die Augenbraue hochgezogen, schien er es erst einmal zu glauben, doch es war nur eine Sekunde der Ruhe möglich, als er sich darauf machte Nami zu verfolgen.

Zischend fluchte ich leise und liess die Decke fallen.

Die eisige Kälte nahm sofort Einzug und ich spürte wie sich eine Gänsehaut über meine Haut legte. Reflexartig legten sich meine Hände um meine Arme. Versuchten die restliche Wärme an Ort und Stelle zu halten, doch der Schrei von Nami liess mich abermals aufhorchen.

Die Zähne zusammengebissen folgte ich den Zweien und war heil froh, dass dieser Kerl so dick war, dass er Nami erst mal nicht nachkam.

Krampfhaft legte sich meine Hand um den Schwertgriff.

Diese Kälte war unerträglich und der Schmerz an meiner Stirn wurde noch einmal verstärkt.

Verschwommen vernahm ich wie der Kerl sich selbst verschluckte.

Es entgleisten mir die Gesichtszüge, als ich erkannte, wie sich dieser in einen schlaksigen Mann verwandelte.

Schnell nahm ich nochmals meine Beine in die Hand und konnte noch soeben knapp den Angriff auf Nami parieren, als er mit einem Schlag ausgeholt hatte.

Die Schwertscheide dagegenhaltend, spürte ich sogleich, wie schwach mein Körper war. Er hatte sich noch nicht erholt von dem Gift, welches mich und Nami eingenommen hatte.

Zitternd drückte ich weiter gegen die Kraft, welcher Wapol gegen mich wendete.

Ein Grinsen lag in seinem Gesicht als er seinen Mund öffnete.

Wollte er uns etwa fressen?

Die Augen aufgerissen, schluckte ich stark.

«Nami, geh!»

«Was? Nein!»

«Jetzt geh!», gab ich ihr lautstark entgegen und spürte sogleich wie das Gewicht vor mir verschwand.

Ruffy war zu uns geeilt.

«Habe ich dir nicht gesagt du sollst liegen bleiben?!»

Seine Wut war auch aus seiner Entfernung zu spüren. Er hatte mit seinem ausgestreckten Bein Wapol an die Wand geschlagen.

Zitternd spürte ich wie mein Körper von der erneuten Kälte, welche durch den Adrenalinaustausch verschwunden war, eingenommen wurde.

«Geh sofort wieder hoch!»

Ich brachte kein Wort heraus.

All die letzten Jahre, hatte ich ihn noch nie so wütend erlebt.

Erinnerte ich mich doch bis anhin nicht an solche Momente.

 

«Aiko», zischend legte er meinen Namen auf seine Lippen ab und ein tiefes Schlucken löste sich in meiner Kehle.

Was war in ihn gefahren?

Ich war doch lediglich krank gewesen, gut die Wachsfigur… aber auch die anderen befanden sich in einer brenzligen Situation.

«Was soll das, Ruffy? Aiko hat mich nur geschützt.»

Leise vernahm ich die Worte von Nami hinter mir, die mich sanft in ihre umhängende Bettdecke zog. Wärme umschloss meinen Körper und das Zittern nahm ab.

«Und nun kann sie wieder hoch ins Bett, wo sie hingehört».

Verdutzt verzog ich die Augenbrauen.

«Nami war genauso krank wie ich, weshalb tust du so als wäre ich fast gestorben?!»

Die Hände zu Fäusten geballt, sah ich ihm tief in die Augen.

Er verzog die Lippen und nun war es Nami welche sich eng um mich schloss. Die Arme um meinen Oberkörper legte, damit mein Körper endlich die Wärme zurückerhielt, welche er benötigte.

«Aiko… das Fieber war tödlich und wären wir nicht rechtzeitig hier gewesen, wären wir nun tot.»

Hastig atmete ich aus und wandte meinen Kopf leicht nach hinten.

Zögerlich hatte sich auf ihre Lippen ein Lächeln abgelegt.

War das vielleicht der Grund?

Hatte meine Seele nicht genug Kraft erhalten, als ich bei Inuyasha meine Miko Kräfte erweckt hatte und mich deshalb zu spät hier her zurückgeholt?

Innere Verwirrung

In Namis braunen Iren sehend, strich sie mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich hatte nichts mehr von mir gegeben, sondern war schweigend ihren Bewegungen nach oben gefolgt, als Ruffy sich Wapol zugewendet hatte.

Nun lag ich hier mit ihr im Bett und versuchte die Geräusche um uns zu ignorieren.

Seine wütenden Augen tauchten immer wieder auf und schluckend versuchte ich die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken.

Zuviel war in den letzten Tagen geschehen, als dass ich die jetzige Situation herausfiltern könnte.

«Aiko!»

Ein Ruf ging durch das Gebäude und schnell richtete ich mich auf.

Sekunden später wurde die Türe aufgezogen und Zorro trat über die Schwelle. In seine grünen Iren sehend, erschütterte sich mein Inneres.

Tränen liefen die Wangen entlang.

Mein Körper zitterte und obwohl ich es nicht wollte, gab ich meine Schwäche vor ihm preis.

Verbissen hörte ich die Nachfrage an Nami gewandt, was mit mir los sei, als er mich in eine Umarmung zog.

Seine Wärme erreichte sogleich mein kaltes Herz.

«Ruffy gab ihr zu verstehen, dass sie hier oben bleiben sollte.»

«Das ist alles?»

Ich hörte das leise Seufzen, welches über die Lippen der Navigatorin ging.

«Du kennst ihn doch, wenn er wütend ist».

Die Arme um mich wurden stärker und ich hatte meine Hände und den Kopf an seinen Bauch gelegt, sass ich doch noch immer auf dem Bett.

Sanft strichen sie meinem Rücken entlang und nur schwach konnte ich vernehmen, wie sich die Matratze unter mir bewegte. Nami schien sich aufzurichten.

«Ich gehe mal zu den Anderen. Es scheint ja, als wäre der Kampf vorbei».

Zorro blieb stumm, zumindest hörte ich keine Bejahung, weswegen ich davon ausging, dass Nami wohl recht haben würde. Tief atmete er aus, als die Türe ins Schloss fiel und ich spürte wie sich seine Arme auf meinem Rücken lösten. Er legte sie an die Schultern und mit einem sanften Druck brachte er mich dazu mich von ihm zu lösen.

Raue Finger glitten meinen Wangen entlang und zum ersten Mal in den letzten Tagen konnte ich wieder diese Geborgenheit und Sicherheit fühlen.

Eine Sicherheit, dass nichts passieren würde, dass alles gut wäre.

«Hör auf zu weinen», gab er mit seiner tiefen Stimmlage von sich und ich schluchzte leise, bis ich mit einem letzten nervösen Atemzug schniefend die Tränen versiegen liess.

Meine Handrücken glitten noch einmal über die Lider, als Zorro sich neben mich auf die weiche Matratze setzte.

«Hier zieh die an».

Blinzelnd auf seine Hände sehend, erkannte ich die dicke Wolljacke, welche er mir wohl mitgebracht hatte.

«Wo warst du?»

Zittrig gab ich die Frage über meine Lippen und er kratzte sich verlegen am Kopf.

«Naja, ich war schwimmen… und als ich dann den Fischen gefolgt war, bin ich irgendwo im Nirgendwo gelandet, bis ich Vivi und Lysop getroffen hatte».

Leise kicherte ich und schüttelte meinen Kopf, der schmerzlich bei dieser Bewegung zusammenzuckte.

Argwöhnisch sah er mir in die Augen und strich über den Verband.

«Von wo hast du die?»

Schulterzuckend zog ich gerade die Jacke zurecht und liess den Reisverschluss nach oben gleiten.

«Ich weiss es nicht. Chopper meinte ich wäre schon so zu ihm gekommen».

Zähneknirschend erkannte ich wie Zorro seine Hand ballte.

«Sanji hat dich sicher fallen lassen… der Idiot ist ja selbst verletzt».

Sanft legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich meine Hand auf die seine legte und ihm damit zeigte, dass es okey war.

Okey, dass er nicht bei mir gewesen ist.

Ein tiefer Seufzer glitt ihm abermals über die Lippen und er sah sich kurz im Raum um.

«Weshalb hast du geweint?»

Schluckend liess ich meinen Kopf sinken und spürte sogleich wieder das Zittern meines Körpers.

Seine und die Augen von Ruffy verfolgten mich.

«Ruffys Reaktion hat mich erschüttert», gab ich die halbe Wahrheit von mir, konnte ich Zorro doch schlecht erzählen, dass die hier lebenden Seele nicht vollständig hier her gehörte.

Er strich sanft meinem Handrücken entlang.

«Auch wenn ich es, als grosser Bruder, nicht gerne sehe», seine Lippen verzogen sich, als ich meine Augenpaare wieder in seine Gesichtszüge gewandt hatte, «aber Ruffy war ausser sich, als du zusammenbrachst – mir ging es nicht anders und wäre Vivi nicht gewesen, wären wir wohl beide aufeinander los gegangen».

Verdutzt zog ich die Augenbraue nach oben.

Wie jetzt?

Mein Bruder und Ruffy hätten sich geprügelt, weil sie nicht mehr weiter wussten?

 

«Ich verstehe».

Leise glitten mir die Worte über die Lippen und Zorro seufzte abermals.

«Wir waren alle in Sorge um dich und Nami und als wir hier waren und es immer schlimmer wurde… hat Ruffy entschieden mit Sanji loszuziehen, das hat mir zumindest Lysop erzählt».

Wieder ballte sich seine Hand zur Faust und ich konnte spüren wie es ihn nervte, dass er nicht derjenige war, welcher mich hier hergebracht hatte.

Meine Hand auf die Brust gelegt, atmete ich nochmals tief aus.

Er hatte sich lediglich Sorgen gemacht.

Wohlige Wärme machte sich in meinen Gliedern breit und ich legte ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.

Die Augenpaare von Zorro tauchten vor Meinigen auf und ich wich erschrocken zurück. Seine Lider pressten sich leicht zusammen.

«Er sollte dennoch seine Griffel von dir lassen, genau wie dieser Smutje».

Röte schlich sich auf meine Wangen und automatisch boxte ich ihm in die Schulter.

«Zorro!»

Lachend wandte er sich ab und zog mich sogleich auf die Beine, als er meine Hand packte und aufstand.

«Ich bin noch immer dein grosser Bruder».

«Jetzt hör auf!»

Die wohlige Wärme wich zu einer pochenden Hitze und hätte ich nun einen Spiegel zur Hand konnte ich mir gut vorstellen, dass mein Gesicht einer Tomate glich.

 

*

 

Mein Blick wich über das weite Meer hinaus, als ich die Kajüte verlassen hatte.

Ein wolkenloser Himmel erstreckte sich vor meinen Augen und lächelnd richtete ich den Blick nach oben um die Sterne sehen zu können, welche sich mir darboten.

Der Verband war gelöst und eine leichte Wunde zierte meine linke Schläfe. Sanji hatte mich, wie Zorro es vermutet hatte, beim Angriff fallen gelassen. Seine tausend Entschuldigungen konnte ich mir bis zum Schlaf anhören.

Lachend hatte ich es hingenommen, doch Zorro schienen bald die Sicherungen durchzubrennen, weshalb ich Sanji bat es zu lassen.

Zorro hätte ihn schlussendlich nur ins Meer geschossen, wie es nunmal typisch für einen grossen Bruder war.

Seufzend glitten meine Iren wieder auf die dunklen Wellen, welche durch die kleinen Lichter vereinzelt aufblitzten.

Mit Ruffy hatte ich kein Wort mehr gewechselt, auch nicht als wir Chopper dazu überredet hatten mit uns zu kommen. Zu frisch war sein Ausbruch und dennoch fragte ich mich nun verstärkt, weswegen mich die Welt gerufen hatte?

Weshalb kam ich erst hier hin, als die Gefahr schon gebannt war?

Es konnte doch nicht sein, dass die andere Seele solch einen Einfluss auf diese Welt gehabt hatte.

«Ich werde Kyo fragen müssen», gab ich leise von mir und konnte hören wie die Türe der Kajüte sich öffnete.

Die Schritte waren sogleich zu erkennen, denn das Geräusch von sich lösenden Flipflops, welche klatschend auf dem Boden aufkamen, drangen an mein Ohr.

Verdutzt zog ich die Augenbrauen zusammen.

Er liebte es zu schlafen, weswegen war er also wach?

Eine Haarsträhne, welche vor meiner Nase tanzte, zwischen meine Finger genommen, strich ich sie nach hinten und konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie er sich neben mich gesellte.

Er schwieg und hatte wie ich den Blick nach vorne gewandt.

 

«Ich bin noch immer wütend auf dich».

 

Die Lider geschlossen, atmete ich tief aus.

«Ich weiss.»

Leise hatte ich die Worte gewählt, bedacht darauf keinen Streit anzuzetteln.

Das Gesicht verzog sich, als ich meinen Blick zu ihm wandte und er nahm seinen Strohhut in seine Hand.

«Warum hörst du nie auf mich?»

Die Augenbraue nach oben gezogen, dachte ich nach, welche Situation er nun meinen würde.

«Warum vertraust du mir nicht?», glitt es mir stattdessen über die Lippen und ich konnte sehen wie sich seine Finger um den Hut verkrampften.

«Du siehst doch was dabei rauskommt?!»

Seine Stimme wurde laut und nun war er es, welcher sich zu mir wandte. Mir auf die Lippen gebissen, konnte ich den Zorn in seinen Iren erkennen und dennoch war da auch etwas anderes.

Etwas das wie Angst aussah. 

«Ruffy…» leise fiel mir sein Name über die Lippen, zögerlich hatte ich mich nun komplett zu ihm gedreht. Er wich meinem Blick sogleich aus, als ich ihn fixierte und meine Hand nach ihm ausstreckte. Sachte legte ich sie auf diejenige welche seitlich an seinem Körper nach unten hing.

Sie war angespannt und ich konnte die Adern darunter genausten erspüren. Tief atmete ich aus. Bloss nichts Falsches sagen.

Mein Inneres benötigte Ruhe.

Ruhe vor weiteren Stürmen.

«Vor was hast du Angst? Bis anhin hast du mir immer vertraut, was hat sich geändert?»

Seine Gesichtszüge änderten sich und er biss sich auf seine Unterlippen. Eine Reaktion die ich so nicht von ihm kannte.

«Ruffy rede mit mir», war mein weiterer Anstoss, um endlich zu erfahren, was mit ihm los war.

Ein knirschendes Geräusch durchdrang die Stille der Nacht und ich konnte fühlen, wie er versuchte sich aus meinem Griff zu lösen.

«Warum denkst du wohl habe ich Angst?!»

Verbissen stellte er mir eine Gegenfrage und ich zog meine Augenbraue hoch wollte in seinen Augen eine Antwort erfassen können, doch der Blick war weiterhin von mir abgewendet. Er hatte ihn schlussendlich sinken lassen.

Woher sollte ich wissen, weshalb er auf einmal Sorge um mein Wohl hatte?

War es mein kurz bevorstehender Tod, den er nicht hätte verhindern können, da es ein giftiger Biss gewesen war?

Es wäre doch nicht seine Schuld gewesen.

«Ruffy, ich lebe noch», gab ich leise und vorsichtig von mir und er zuckte merklich zusammen. Die Versteifung in seinem Arm löste sich und langsam richtete er seine Iren wieder in die Meinen. Ein zögerliches Lächeln lag auf meinen Lippen und bevor ich mich versehen konnte, war ich an seine Brust gezogen worden.

Er drückte mir seine Hände auf den Rücken, den Strohhut hatte er dabei weiterhin fest im Griff.

«Ich bin verdammt nochmal wütend! Du hättest sterben können Aiko und das nur, weil ich nicht aufgepasst habe».

Bitter liess er den Satz über seinen Mund gleiten und hatte seinen Kopf fest auf meine Schulter abgelegt.

Tief atmete ich aus. Ich verstand zu einem seine Wut, aber ich war doch nicht mit ihm gegangen um ständig unter seinem Schutz zu stehen.

Ruffy musste lernen mich loszulassen, auch wenn der Gedanke mir ein dumpfes Gefühl zurückgab, so konnte es nicht weiter gehen.

«Ich lebe aber noch und du kannst nicht immer zur Stelle sein Ruffy. Du bist unser Kapitän. Du bist für uns alle verantwortlich, nicht nur für mich und mein Leben», fing ich an auf ihn einzureden und spürte, wie sich der Griff um meinen Körper sich verstärkte.

Es schien als wolle er dies nicht hören.

«Ich habe es aber versprochen».

Seufzend atmete ich tief aus.

«Du meintest, als wir Sanji zu uns holten, dass du meine Stärke für dich nutzen willst – gib mir die Chance dazu dir zu beweisen, dass du mich allein lassen kannst, Ruffy. Ansonsten kann ich in Alabasta auch vom Schiff gehen und mich von Vivis Gefolgsmännern, nach unserem Kampf, nach Hause bringen lassen.»

Es zerbrach mir fast selbst das Herz, als ich dies über meinen Mund gleiten lassen hatte, als sich dieser Gedanke in meinem Kopf gefestigt hatte und ich konnte unter meinen Fingern spüren, wie der Körper abermals aufzuckte.

Ein Druck kam mir entgegen und er sah mir tief in meine grünen Iren.

«Das meinst du nicht ernst?»

«Was soll ich sonst machen, Ruffy? Wenn du mich ständig beschützen musst, bin ich dir nur ein Klotz am Bein».

«Das ist es nicht!»

Er senkte abermals seinen Blick und ich spürte, wie mein Puls nach oben schoss. Irgendetwas sagte mir, dass da mehr war als nur dieses Versprechen, aber wollte ich wirklich wissen, was es war?

 

 «Aiko?»

 

Meine Iren wandten sich zu der Kajüten Türe, als Chopper mit reibenden Hufen über seine müden Augen auf uns zukam.

Er hatte mir und Nami Bettruhe verordnet, da unsere Körper noch immer geschwächt waren.

«Was machst du hier draussen?»

«Ich rede mit Ruffy», gab ich wahrheitsgetreu von mir und sah dabei zu wie dieser sich den Strohhut aufsetzte und tief ins Gesicht zog.

Was war den nun los?

«Chopper, bring sie wieder ins Bett».

Verwundert wandte ich mich abermals zu Ruffy, war das sein Ernst?

Die Hufe legte sich um mein Handgelenk und ich wurde von dem kleinen Rentier mitgezogen. Ich gab keine Widerworte. Er hatte mich abermals weggeschickt, ohne mir Antwort zu stehen.

 

*

 

«Kyo?!»

Mein Ruf hallte durch die Zwischenwelt. Er konnte doch nicht schon wieder bei meiner Mutter sein, oder? Wo war dieser Kerl, wenn man ihn brauchte.

«Kyo!»

Wieder ging mein Ruf durch den Raum, welcher sich weit hinausstreckte und ich sah mich abermals um, bis mein Blick an der Türe haften blieb, an der noch immer ein Schloss hing.

Die dritte Welt.

Mir unbekannt.

Ob sie wohl auch solch eine Auswirkung auf mich haben wird, wie diejenige von Inuyasha?

Bei dem Gedanken erschauderte es mich und sogleich sah ich wieder die Iren von Kuro vor meinem inneren Geist. Mir auf die Lippen gebissen hörte ich nicht wie sich Schritte näherten, bis eine Hand sich auf meine Schulter legte.

Erschrocken wandte ich mich um und griff sogleich nach dessen Arm, bereit dazu ihn über meinen Rücken zu schlagen, als ich in der Bewegung innehielt.

«Bist du wahnsinnig?!» fuhr ich ihn sogleich an, wobei er ein schelmisches Lächeln auf den Lippen trug.

«Was schreist du auch so rum? Was ist los?», war seine Gegenfrage und seine azurblauen Augen glitten über meinen Körper hinweg.

Versuchte er herauszufinden ob es mir besser ging?

«Weshalb hat mich die Welt von Ruffy nicht vorher gerufen?»

Seine Finger glitten über seinen Nasenrücken, bis er seine Arme hinter seinen Rücken verschränkte und vor mir auf und ab ging.

«Das ist eine gute Frage, welche ich soeben nachgegangen bin. Wie es scheint hat deine Seele nicht genug Kraft aufwenden können, als wäre in der Welt von Inuyasha eine gewisse Blockade aufgebaut worden».

Verwirrt legte ich meine Stirn in Falten.

Wie jetzt?

Eine Blockade, was sollte denn das bedeuten?

«Ich bin genau wie du verwirrt darüber. Als hätte etwas Einfluss auf dich gehabt. Es könnte am Reiki liegen oder dass der Lauf der Geschichte mit der Anwesenheit beider Seelen bei wichtigen Ereignissen nicht unterbrochen werden darf», gab er weiter von sich, doch für mich hatte sich ein plötzlicher Gedanke gefestigt.

Was wäre, wenn er der Einfluss wäre, welcher nicht sein durfte?

Was wäre, wenn Kuro der Grund für diese Blockade war?

Glaub mir!

«Was redest du da? Das kann ich nicht beeinflussen, Aiko», seine Stimme klang verzweifelt, als er mir versuchte klar zu machen, dass er nichts mit der Blockade in der Welt von Ruffy zu tun hatte.

Ich hatte mich nach dem heutigen Unterricht aufgemacht Kuro nach seinem Training abzufangen, doch als ich dort angekommen war, war er schon nicht mehr da.

Nun stand ich an seinem Haus vor der Haustüre, hatte sturmgeläutet, wobei mich auch die Worte von Ruri nicht zurückgehalten hatten.

Sie stand neben mir, versuchte die Situation zu beruhigen, welche mich rasend machte.

Ich hatte sie darum gebeten mit zu kommen, denn ich wusste nicht, wie ich auf ihn reagieren würde. Wusste nicht ob es mich abermals erschüttern würde, dass er mich hintergangen hatte, doch ich musste unbedingt wissen, was es mit dieser Blockade auf sich hatte und nun war es die Wut welche aufgekeimt war.

Er hatte sich in mein Leben eingemischt ohne mir die Chance zu lassen, dass ich es hätte selbst entscheiden können.

Genau wie er.

Wie mein Vater.

 

Die Hand zur Faust geballt, zischte ich leise und sah ihn mit verengten Augen in seine braunen Iren.

«Warum sollte ich dir glauben?! Was war das letzte Mal am Telefon? Wie konntest du mir diese Taubheit in meinen Beinen nehmen?»

Sein Blick zog seitlich von mir weg. Kuro schien sich ein Überblick davon machen zu wollen, ob diese Unterhaltung vor der Türe wirklich der richtige Ort wäre.

«Kommt rein».

Genervt atmete ich aus und verneinte mit einem Kopfschütteln.

Ich wollte nicht gefangen sein zwischen vier Wänden aus denen ich nicht mehr so leicht rauskommen würde.

«Aiko!».

Die Stimme meiner besten Freundin erfasste mich und ich liess unfreiwillig den Blick zu ihr schweifen, als sie den Griff um meine Hand verfestigte.

Ihre Augen gaben klare Anweisungen dazu ihm zu folgen und obwohl ich nun von hier verschwinden wollte, da mich das Reden nicht weiterbringen würde, liess ich mich von ihr mitziehen.

«Wollt ihr Tee?»

Die Unsicherheit in seiner Stimme hörend, sah ich ihm noch immer wütend nach, als meine beste Freundin freundlich seine Frage bejahte.

Mir auf die Lippen gebissen, wich mein Blick auf den Boden.

Was tat ich hier?

«Er tut das alles für dich! Denkst du wirklich er würde dir Leid zufügen wollen?»

Kuro hatte keinen Schutz verdient.

Nicht in meinen Augen.

Ohne zu ihr sehen zu müssen, wusste ich genau, dass ihre grünblauen Iren auf mich gerichtet worden waren.

Verbissen brummte ich leise aus.

All mein ganzes Leben war eine Lüge gewesen, weshalb sollte ich ihm weiterhin vertrauen?

 

Das Klirren von Tassen drang an mein Ohr. Wir sassen auf dem Sofa, die Küche war links von uns und ich wusste genau, wo der Wasserkocher stand, war ich doch viele Jahre in meiner Kindheit hier zu Hause gewesen.

 

Meine Hände legten sich ineinander und verkrampft starrte ich auf meine Finger, als ich vernahm wie die Schritte sich abermals näherten. Meine Sinne schienen verstärkt geschärft zu sein seit ich in den Welten unterwegs war.

«Hier bitte».

Ich erkannte den leichten Rauch vor meinen Augen aufziehen, als er mir die Tasse hinhielt.

Zögerlich nahm ich sie entgegen und hielt sie fest zwischen meinen Händen.

Die Wut war noch immer vorhanden, aber ich brachte in diesem Moment keinen Ton heraus.

Weshalb ging ich sogleich davon aus, dass er es war?

Hatte ich so viel Misstrauen ihm gegenüber aufgebaut?

Mein rationales Denken schaltete sich wieder ein.

 

«Aiko, glaub mir, ich habe nichts damit zu tun».

 

Ein Stoss an meinem Arm liess mich aufschrecken.

Ich hatte nicht auf seine Worte reagiert und als ich meinen Blick zu Ruri gleiten liess, wurde mir dies auch bewusst. Meine Gedanken waren an diesen einen Tag hängen geblieben.

An dem Tag, wo ich weinend vor dieser Türe stehen geblieben bin.

«Wie konnte er mir das verheimlichen?»

Unaufhaltsam drang dieser Satz über meine Lippen und ich wandte meine Augen dem Mann zu, welcher ich vor einigen Tagen noch mein Geheimnis anvertraut hatte.

Meine Bürde mitteilte.

Seine Zähne legten sich auf die Unterlippen. Ein nervöser Tick, wenn ihm etwas unangenehm wurde.

«Rede!» zischte ich ihm entgegen und spürte wie die Wärme zwischen meinen Händen zu einer Hitze überschlug.

Die Tasse vor mir auf dem Beistelltisch abgestellt, hatte ich meinen Blick nicht aus den zweifelnden Gesichtszügen von Kuro genommen.

Ich wollte antworten.

«Warum habt ihr es mir nicht gesagt?!»

Sanft legte sich die Hand von Ruri auf die Meine, versuchte wieder die Situation zu schlichten, doch ich entriss sie ihr.

«Hör auf ihn zu schützen!».

Bitter drangen diese Worte über meine Lippen und mein Gesicht verzog sich. Die Trauer übernahm mich abermals und die Bilder von diesem Tag schlugen auf mich ein.

«Ich stand hier! Hier vor deiner Türe, als er von uns ging! Wusstest du es da schon?!»

«Nein!»

Seine Augen hatten sich geweitet und die Antwort kam so schnell, dass ich nicht damit gerechnet hatte. Er wusste ab diesem Moment noch nicht, was mit mir geschehen würde?

Sollte ich ihm Glauben schenken?

 

«Aiko glaub mir! Ich wusste lange nicht was geschehen würde. Zwei Wochen vor deinem Turnier kam mein Vater auf mich zu. Mit einem Brief, wo genau drinstand, was wir zu tun hätten, würde dein Vater…» schluckend biss er sich wieder auf die Lippen.

Ich wusste, dass auch ihm der Verlust nicht leicht gefallen war.

Mein Vater war, wie auch sein Vater, für mich ein Teil seiner Familie gewesen.

«Er hatte einen Brief geschrieben?»

Ein stummes Nicken und mir wich die Farbe aus dem Gesicht.

Warum hatte er ihnen einen Brief hinterlassen?

Warum ihnen und nicht mir?!

 

Ich fühlte, wie ein Druck auf meinem Unterarm ausgeübt wurde. Meinen Blick auf die Seite gewandt, erkannte ich die graublünen Augen meiner besten Freundin.

Sanft sahen sie mich an und ich erkannte das leichte Lächeln auf ihre Lippen.

Der Sturm in mir wurde besänftigt und ich hörte gedämpft, wie sie Kuro fragte was in dem Brief geschrieben stand.

«Es standen lediglich Informationen drin, was wir zu tun haben. Es schien… als hätte er es für den Ausnahmezustand… aufnotiert».

Ausnahmezustand?

Ja, dieser war eingetroffen. Er war von uns gegangen und zum ersten Mal in diesen letzten Minuten lösten sich Tränen aus meinen Augen, spürte ich sogleich die Nässe an meinen Wangen.

Innerlich baute sich eine eisige Wand auf, welche mein Herz fest im Griff behielt und mir wurde kalt.

Unendlich kalt.

Sanft legte sich der Arm um meine Schulter und ich konnte fühlen, wie Ruri mich an ihren Körper zog. Die Finger auf und ab über meine freie Haut strichen.

Sie wollte mich beruhigen.

«Es ist alles gut», waren ihre leisen Worte und obwohl ich ihr entgegen schreien wollte, dass dies nicht so war, versuchte ich es anzunehmen.

Die letzten Tage waren aufwühlend und die jetzigen Minuten schienen nicht besser zu werden.

«Ich wollte es dir erzählen, aber… ich durfte es nicht beeinflussen, nicht währenddessen, wenn es sich öffnen würde», gab er zu verstehen und ich hörte schweigend zu.

Ich wusste nicht genau, was ich noch darauf erwidern sollte und nahm das Tuch, welches mir Ruri entgegenhielt, dankend an.

Meine Iren legten sich auf meinen Sandkastenfreund, welcher den Kopf hängen gelassen hatte. Seine Hände waren fest ineinandergelegt und ich konnte durch die hellen Knöchel erkennen, dass er einen gewissen Druck ausübte.

«Ich versuche dich zu schützen, vor etwas, dass ich selbst nicht verstehe… das Einzige was ich…»

Kuro stockte und ich bewegte mich sogleich ein wenig von dem Körper meiner besten Freundin weg.

«Was?»

Er zuckte zusammen, als ich die Nachfrage über meine Lippen gleiten gelassen hatte.

Wollte er es mir nicht sagen?

«Kuro?»

Meine Stimme wurde brüchig und ich strich noch einmal über meine Lider. Ich wollte nicht mehr weinen.

Es war genug und mit einem letzten Schniefen, strich ich noch einmal mit dem Tuch die Wege der Tränen entlang.

Die aufstockende Wut herauszulassen hatte gut getan, doch nun machte sich eine Verwirrung in mir breit.

Warum vervollständigte er seinen Satz nicht?

 

Das Bedürfnis ihn zu berühren verstärkte sich in meinem Inneren und ich liess mich von diesem Gefühl leiten. Mein Körper bewegte sich weiter nach vorne und zögerlich legte ich meine Finger auf seinen zusammengefalteten Händen. Er versteifte sich. Diese Bewegung erinnerte mich sogleich an die Situation mit Ruffy und die Panik, dass hier die gleichen Gefühle im Spiel sein könnten erfassten mich.

Zusammengezuckt durch die Lösung der Hände unter meiner, spürte ich sogleich den Griff um meine Finger. Raue Haut strich über meinen Handrücken und ich liess meinen Blick auf die Geste hin senken. Röte schlich sich auf meine Wangen.

«Aiko, ich habe Angst. Angst davor dich zu verlieren durch einen Fehler, welchen ich nicht früh genug erkannt habe».

Mein Atem stockte und die Kälte, welche sich um mein Herz befand, löste sich, als hätte ein Hammer, das darum gefestigte Glas zerschlagen.

Blinzelnd, versuchte ich gerade die Worte zu erfassen, welche er mir zugewendet hatte. Mein Körper zog sich leicht aus der momentanen vorgebeugten Haltung und ich konnte spüren, wie er versuchte zu verhindern mich los lassen zu müssen.

Ich befand mich soeben in der gleichen Situation wie vor einigen Stunden bei Ruffy.

Er hatte genauso Angst.

Angst um mein Leben.

«Du wirst mich nicht verlieren».

Meine Stimme war fest.

Ich durfte mich nicht verunsichern lassen, auch wenn ich in der Welt von Ruffy eine Andere war, waren meine Seelen doch zum Teil die Selben. Sie hatten ähnliche Eigenschaften und ich musste diese beibehalten.

In keiner Welt durfte ich anfangen zu schwächeln, auch nicht in derjenigen, welche mir noch bevorstand.

 

«Das kannst du nicht mit Sicherheit sagen! Dein Vater hat mir nur wenige Informationen zurückgelassen. Er selbst wusste nicht einmal, wie man diese Tradition stoppen kann».

Seine tiefen braunen Iren trafen die Meine und ich konnte die Verzweiflung darin erkennen. Soeben wollte ich etwas erwidern, als sich Ruri zu Wort meldete und mich verwundert zu ihr drehen liess.

«Dann werden wir uns diese Informationen beschaffen».

«Aber wir wissen doch gar nicht ob ich wirklich verschwinden würde», weigerte ich mich diese Annahme zu glauben.

Kyo hatte mich bis anhin nicht angelogen. Er war ehrlich zu mir gewesen, hätte sogar ihre Gedächtnis gelöscht um mir zu helfen.

Hatte mich anhin immer behütet und getröstet.

Warum sollte ich ihm kein Vertrauen schenken?

 

«Woher willst du wissen, dass er nicht lügt?»

Kuros Stimme hatte einen bitteren Beigeschmack und verwundert sah ich abermals in seine Iren. War das Wut?

Mein Kopf schmerzte. Ich fühlte wie die letzten Tage zu viel für mein Gemüt geworden waren.

«Warum sollte er lügen?»

Stellte ich die Gegenfrage und konnte fühlen wie sich die Hand um die Meinige löste. Kuro schien die Gegenwehr für Kyo zu sprechen nicht zuzusagen.

«Warum glaubst du ihm mit solch einer Naivität? Du weisst doch gar nichts über ihn?!»

Was redete er da von Naivität?

Unverständnis legte sich auf meine Gesichtszüge und meine Stimme hatte an Lautstärke zugenommen.

«Er hat mir von Anfang an…»

 

«Es reicht!»

 

Erschrocken fuhren wir beide zusammen und mein Blick wich abermals nach hinten, als sich Ruri aufgerichtet hatte und sich neben uns stellte.

«Merkt ihr überhaupt, was die ganze Sache mit euch anrichtet?!»

Die Augenbraue nach oben gezogen, hatte sie ihre Hände in ihre Hüften gelegt und sah uns beide ermahnend an.

Blinzelnd hatte ich soeben das Gefühl jemand anderen vor mir zu sehen, als ich meinen Blick zu Kuro weichen liess und sehen konnte, wie sich seine Lippen nach oben zogen.

Unweigerlich fielen wir beide in ein gemeinsames Lachen, war der Anblick von Ruri doch zu amüsant und ich musste zugeben es tat gut.

Sehr gut sogar.

 

*

 

Stille nahm uns alle ein. Wir hatten versucht uns gegenseitig nach dem Lachanfall zu beruhigen und gaben jedem die Zeit zu verstehen, was hier gerade geschehen war.

Ich hatte Kuro von Anfang an beschuldigt, doch eigentlich wusste ich nicht ob er wirklich der Grund war, für diese Blockade.

Im Grunde wusste ich zu wenig, um irgendetwas annehmen zu können.

Seufzend legte ich die Tasse wieder vor mir ab.

Wie sollte es nun weiter geh

«Wir müssen uns diese Information beschaffen».

«Ja, Ruri, ich weiss, aber wie?»

Aufsehend zu ihr, erkannte ich eine hochgezogene Augenbraue.

«Aiko, ich habe nichts gesagt», gab sie zu verstehen und mein Puls fing an höher zu schlagen, als ich meinen Blick zu Kuro schweifen liess, aber auch dieser schüttelte den Kopf.

Was war das für eine Stimme gewesen, welche ich vernommen hatte?

«Wir müssen uns diese Information beschaffen»

Unweigerlich ging mein Blick durch den Raum, sah über meine Schulter hinweg, lauschte ob sich ein Geräusch bemerkbar machen würde, doch da war nichts.

Wir waren nur zu dritt.

«Ihr hört das nicht?»

Verwirrung legte sich in meine Stimme und beide schüttelten abermals den Kopf. Sie schienen selbst verwirrt über meine plötzliche Paranoia.

Ihre Blicke tauschten sich aus, bevor sich Ruri abermals zu mir wandte.

«Aiko, was hast du auf einmal?

«Hört ihr diese Stimme nicht?»

Überraschung lag in ihren Iren und wenn ich mich nicht täuschte, war da auch eine gewisse Besorgnis ob ich nun verrückt werden würde.

«Ich lüg euch nicht an, ich höre eine verdammte Stimme», gab ich zischend von mir und richtete mich auf.

Hier war niemand, dass wurde mir langsam bewusst, aber wem gehörte dann diese männliche Stimme. Sie war tief, ruhig und liess mich innerlich Wärme empfinden.

 

«Aiko, kann es die dritte Welt sein?»

 

Mein Blick wich zu seinen braunen Iren und ich erkannte die Sorge dahinter, auch mir selbst war gerade nicht gut zu Mute. Ich hatte erst vor kurzem die Welt von Inuyasha entdeckt, hatte einen Lord, der nicht ohne war, kennengelernt und wäre ohne mein Wissen am letzten Tag bei Ruffy ums Leben gekommen.

Nun sollte sich die dritte Welt öffnen?

«Ich weiss es nicht», gab ich ehrlich von mir und liess mich wieder auf das Sofa sinken.

Ein Seufzen glitt ihm über die Lippen und ich erkannte zum ersten Mal, dass mein jetziges Leben nicht an ihm vorbei ging.

Seine Sorge war echt und das Gefühl ihm unrecht getan zu haben nahm mich ein.

Den Kopf sinken lassend, legte ich meine Finger ineinander. Ich fühlte mich schlecht, weshalb war ich von Anfang davon ausgegangen, dass er Schuld haben könnte?

Oder wusste er vielleicht selbst nicht, dass es der Grund sein könnte für die Blockade?

«Aiko».

Aufsehend sah ich zu meiner besten Freundin, welche mit einem Kopfnicken in die Richtung von Kuro zeigte. Er hatte wie ich den Kopf sinken lassen.

Ein tiefer Atemzug ging über meine Lippen, als ich abermals erkannte, wie sich sein ganzer Körper angespannt hatte.

Mich aus meiner sitzenden Haltung gelöst, ging ich auf ihn zu und kniete mich vor ihm nieder, suchte von unten seinen Blick.

Er konnte nichts wissen. Zu verzweifelt waren seine Iren auf die Finger gerichtet, welche soeben mit meinen erfasst wurden.

Verdutzt sah er mich an und eine innerliche Wärme baute sich auf.

«Es tut mir leid. Ich war ausser mir, als mir Kyo sagte, dass sich eine Blockade aufgebaut hatte. Vielleicht bist du der Grund, ohne es zu wissen, vielleicht war es aber auch das Reiki, welches zu mächtig war», stoppend in meinen Worten, wollte ich ihnen nicht erzählen, was in der Welt von Ruffy geschehen ist, «wir wissen es nicht», beendete ich schlussendlich meinen Satz und er nickte zögerlich zu den Worten.

Sanft legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und er erwiderte dies, strich langsam mit seinen Daumen meinem entlang und ich vernahm wie die Stelle zu kribbeln begann.

 

«Na dann!»

 

Das Klatschen hatte mich aufschrecken lassen und mit roten Wangen wich ich von der sitzenden Position zurück. Meine Hände hatten sich von seinen gelöst und ich sah zu Ruri, welche die Hände ineinander geschlagen hatte.

«Wir werden dich beschützten».

«Wir?», gab ich verdutzt von mir und erwartete das Schlimmste, dass nun auch Ruri etwas vor mir verheimlicht zu haben schien.

«Du denkst doch nicht, dass ich Kuro allein damit lasse und dich einfach so verschwinden lasse», gab sie mit einem warnenden Zeigefinger von sich und die Erleichterung machte sich in mir breit, dass ich wohl erneut zu weit gedacht hatte.

 

«Ich werde dich nicht allein lassen».

 

Erschrocken fuhr ich nach oben. Hatte ich nicht soeben jemanden hinter Ruri stehen sehen?

Es gefror mich, als ich einen Windzug an meinem Arm vernahm.

 

«Wir werden uns die Information beschaffen»

 

Mein Blick suchte abermals den Raum ab, als ich bei dem Übergang zur Treppe verharrte.

«Aiko?»

Fragend hatte sich Ruri aufgerichtet und legte sanft eine Hand auf die meine, doch ich wich nicht von der Stelle ab.

Da stand er.

Verschwommen und dennoch anwesend.

Grauhaarig.

Halb maskiert und leise drang mir der nächste Satz über die Lippen, als mir bewusst wurde, was hier gerade geschah.

 

«Du hast Recht, Kuro, es ist die dritte Welt.»

Versteh mich! (Kuro)

Sie war gegangen.

Ich erkannte es in ihren Iren, dass sie nicht mehr sie selbst war und das Gefühl, gerade etwas verloren zu haben, wühlte mich innerlich auf. Ihr Lächeln machte es nicht besser, denn ich wusste, dass es nicht mehr die Aiko war, welche ich kannte.

Ihre wirkliche Seele befand sich nun bei ihm. Bei Ruffy.

«Kuro, kommst du?»

Meinen Blick auf die Seite schweifen gelassen, hatte ich nicht bemerkt, wie Hiro und die anderen voraus gelaufen waren, um zu den Beiden zu stossen.

Zu Ruri und Aiko.

Mir auf die Lippen gebissen, kreuzten sich Ruris Blick mit meinem. Sie wusste es also. Sie hatte es ihr erzählt und ich liess unweigerlich den Kopf sinken.

Würde sie nun auch gegen mich sein?

 

«Ich verstehe dich».

Ihre Stimme war leise, als sie neben mir auf der Dachterrasse vom Schulgebäude sass. Es war Mittagspause und wir trafen uns so wie sonst hier um die Pause gemeinsam verbringen zu können.

Ich drehte mich zu ihr und erkannte ihre grünblauen Augen, welche voller Mitleid waren.

Sie verstand mich?

Mich und mein Handeln?

«Sie versteht es aber nicht», gab ich als Gegenantwort und lehnte mich zurück an die Steinwand, liess den Blick durch das Gitter neben mir fallen. Sie war nicht da, nicht anwesend mit ihrer ganzen Präsenz, auch wenn sie unten mit ihrem Sensei trainierte und ich sie nun auf dem Platz erkannte, als sie die Halle verliess. Es war nicht diejenige, die ich sehen wollte.

Sie war anders.

Für andere nicht ersichtlich, aber ihr Lächeln, ihr Auftreten, es glich einer steuernden Puppe, die ihre Aufgaben nachging. Das Leben führte, damit die Seele ihre Wege nachgehen konnte.

Ein tiefer Atemzug fiel über meine Lippen und ich spürte den leichten Stoss an meiner Schulter.

«Es wird alles gut, Kuro. Du bedeutest ihr etwas, deswegen reagiert sie so».

Ich nickte lediglich stumm, denn auch diese Worte konnten mich nicht beruhigen. Fragen über Fragen glitten durch meinen Kopf.

Was sie wohl gerade tat?

Wie ging es ihr?

War alles in Ordnung?

Befand sie sich in Gefahr?

Ich konnte es nicht spüren, konnte nicht fühlen was bei ihr los war. Es war so anders, wenn sie in dieser Welt und nicht in derjenigen von Inuyasha unterwegs war. Es fühlte sich leer und hilflos an.

 

Die Türe öffnete sich und mein Blick fiel in ihre Augen.

Noch immer war sie in der Welt unterwegs.

Noch nicht zurückgekehrt und ich spürte allmählich immer mehr, wie sich mein ganzer Körper verkrampfte.

Wie sollte ich diese Zeit nur überstehen?

 

*

 

 

 

In den Himmel empor sehend, atmete ich tief aus.

Das heutige Training hatte mir keine Ruhe gebracht und nun war ich früher als sonst auf dem nachhause Weg. Ich hatte mich nicht konzentrieren können, hatte Fehler geleistet, die mir sonst nicht passierten und die danebenliegenden Korbwürfe häuften sich an.

Mein einziger Gedanke war sie.

Sie und ihr Wohl.

Tief atmete ich aus und spürte den Druck auf meiner Brust. Beklemmend und einengend.

Ich hatte ihr mein Geheimnis vorenthalten, auch dann als die Meisterschaftsrunde schon lange vorbei gewesen war und das alles nur, weil ich mich nicht getraut hatte ihr die Wahrheit zu sagen.

Ich wollte es nicht wahrhaben.

Hatte gehofft, dass dies alles nur eine Lüge war.

 

Mir durch die Haare gestrichen, öffnete ich soeben meine Haustüre und liess meine Schultasche neben mich fallen. Ein beruhigender Grüntee würde mir sicherlich gut tun.

Die Kräuter würden mir klare Gedanken bringen können.

In die Küche gehend, hielt ich inne als ich das stürmische Läuten der Klingel vernahm.

Verwirrt wandte ich mich abermals um und drückte die Türklinge nach unten, als ich abermals an meiner Türe stand.

Ich verharrte in meiner Bewegung als ich ihre Augen vor mir erkannte. Die Erleichterung, welche sich soeben in mir breit machte, war unbeschreiblich befreiend.

Es fühlte sich in diesem kurzen Moment an, als wäre alles wieder in Ordnung.

Sie war wieder hier. Ihr ging es gut.

 

«Bist du es?!»

 

Verdutzt durch den plötzlichen Ausruf, verzog ich meine Augen und sah zu Ruri, welche mit ihr vor mir stand, doch diese schüttelte nur den Kopf. Unwissend, was nun geschehen würde, fragte ich nach, was sie meinen würde.

«Bist du die Blockade?! Blockierst du meine Seelen?!

Wie?!

Wie kam sie denn auf diesen Mist?

Ich konnte doch lediglich ihr Gemüt verändern, zumindest meinte dies mein Vater zu mir, als ich das letzte Mal mit ihm darüber gesprochen hatte, was wiederum einige Tage her war.

Wir wechselten momentan kein Wort.

Er war es, welcher mir riet ihr die Wahrheit zu sagen, die mich in diesem Moment so vieles gekostet hatte und nun…

Nun stand sie vor mir und warf mir etwas vor, was ich selbst nicht verstand?

«Was redest du da, das kann ich nicht beeinflussen, Aiko!»

Ihre Augen verengten sich und ihre nächsten Worte gaben mir unweigerlich zu verstehen, dass sie mir keinen Glauben schenkte.

Mein Magen verkrampfte sich und mir wurde speiübel.

Dachte sie ich würde so viel Unheil anrichten wollen?

Zittrig atmete ich aus, versuchte die Übelkeit nach unten zu drücken und probierte mit ruhiger Stimme sie zum Eintreten zu bitten. Es sollte nicht ein Gespräch in der Öffentlichkeit werden. Hier ging es um ihr Leben, um mein Leben und um etwas, was nicht für andere Ohren bestimmt war.

Dankend zu Ruri sehend, als diese Aiko dazu brachte doch in die Wohnung zu kommen, gab ich leise die Frage wieder ob sie nicht einen Tee haben möchten.

Aiko sprach nicht, wollte wohl keine weiteren Worte mit mir wechseln, weshalb ich auf die Bitte von Ruri, dann in die Küche verschwand.

 

Benebelt lief ich an den Wasserkocher heran und füllte diesen, als ich die Leitung aufgedreht hatte. Meine Hände auf die Küchentresse abgelegt, war mein Inneres gerade dabei meinen Magen umzudrehen.

Eine unangenehme Magensäure stiess nach oben und ich versuchte mit mehreren Atemzügen das Ganze zu besänftigen.

Wie sehr hatte sie sich beeinflussen lassen, dass sie glaubte, dass ich ihr ganzes Leben in den Griff bekommen möchte?

Ich wollte sie nicht kontrollieren.

Mein einziger Wunsch war, dass ich sie beschützen konnte. Beschützen vor dem Grauen, welches wirklich geschehen könnte.

Das Sprudeln gab nach, als ich das leise Klicken der Maschine vernahm. Zitternd nahm ich den Wasserkocher von seiner Plattform und goss den Grüntee in der Kanne auf.

Abermals fiel ein tiefer Atemzug über meine Lippen, bevor ich das Tablett in die Hand nahm und in das Wohnzimmer schritt.

Kurz in der Bewegung innegehalten, sah ich auf ihren Rücken. Ihr Körper war zusammengezogen. Ihr Kopf nach unten gesenkt und ihre ganze Haltung sprach davon wieder gehen zu wollen.

Mit bitterem Beigeschmack auf der Zunge, ging ich an dem Sofa vorbei und stellte das getragene auf den Begleittisch ab, bevor ich die Tassen mit dem Tee aufgoss.

Zögerlich reichte ich ihr die Eine und konnte erkennen, wie auch sie mit Vorsicht mir entgegenkam.

Würden wir überhaupt noch ein normales Verhältnis zueinander aufbauen können?

 

Meine Augen waren aufgerissen.

Hatte sie soeben wirklich gefragt ob ich schon in dem Moment etwas von ihrem Geheimnis wusste, als ihr Vater gestorben war?

Als sie weinend vor mir stand und ich sie nur noch in meine Arme ziehen wollte?

Niemals mehr loslassen wollte?

«Nein! Aiko, das würde ich dir niemals antun!»

Verzweifelt versuchte ich in ihren Augen einen Glauben in meine Worte erwecken zu können, doch sie wich mir abermals aus. Ihre Iren fielen nach unten und ich konnte nur noch unweigerlich tief schlucken.

Zitternd, verkrampfte ich sogleich meine Hände ineinander. Ich wollte nicht, dass mich diese Gefühle hier übermannten. Gefühle, die ich selbst noch nie wahrgenommen hatten und mir einen schmerzlichen Beigeschmack gaben.

Hastig atmete ich aus und erinnerte mich an die Tage zurück, vor der Zeremonie.

Mein Vater war mit einem Brief bei mir aufgetaucht.

Ich erzählte ihr davon und hörte sogleich die zerbrechliche Stimme. Ihre Frage, weshalb man uns einen Brief hinterliess und nicht ihr, war ihr förmlich ins Gesicht gebrannt. Verbittert liess ich den Kopf hängen und versuchte zu erklären, dass dieser nichts weiter als Informationen beinhaltet hatte.

Er hatte keine Abschiedsworte darin niedergeschrieben, lediglich Schritte, die wir einleiten mussten um Aiko später schützen zu können.

Die einzige Bedingung darin, damit dies wirklich später auch funktionieren würde, war eine Bindung die tiefer als Freundschaft ging und ich hoffte so sehr, dass es klappen würde.

Das ich es war, welcher sie schützen konnte, doch nun…

Nun standen wir an einem Wendepunkt unserer Freundschaft, den nicht einmal ich für möglich gehalten hatte.

Ihr leises Schluchzen drang an meine Ohren und ich liess meine Lider senken. Schloss meine Augen. Die Angst machte sich wieder in meinem Inneren breit und ich fing unweigerlich an zu sprechen.

«Ich will dich nur beschützen… und habe lediglich…»

Weiter kam ich nicht.

Ich konnte es nicht aussprechen, war erneut zu feige dafür, weshalb ich mir bitterlich auf die Lippen biss.

Ihre Nachfrage hörend, verkrampften sich meine Finger erneut. Sie hatte ein Recht meine Gedanken zu hören und als sie ihre Hände auf meine legten, spürte ich wie sich mein ganzer Körper anfing anzuspannen. Kurz und dennoch war da diese Bewegung, welche ich nicht verhindern konnte. Ich war überrascht worden und auch sie schien nicht genau zu wissen, wie sie nun reagieren sollte, als sich unbewusst meine Finger um ihre legten.

Sanft strich ich ihrem Handrücken entlang und konnte noch einmal die Frage vernehmen, welche sie mir schon vorhin gestellt hatte.

Tief schluckte ich und gab ihr zu verstehen, dass mich eine Angst einnahm. Eine Angst, die ich nicht verhindern konnte.

Verwundert erkannte ich sogleich, wie sich ihr Blick verfestigte.

Ihre Worte, dass ich sie nicht verlieren würde, erfassten mich und auch wenn ich die Wärme dankend annahm, war da eine Wut. Eine Wut auf diese Naivität, welche sie soeben an den Tag legte. Wie konnte sie so einfach behaupten, dass ich sie nicht verlieren könnte?

Hatte sie mir beim letzten Streit nicht zugehört?

Sie konnte verschwinden!

Für immer!

 

«Das meinst du nicht ernst?!»

Meine Stimme war laut und ich löste sogleich meine Finger um ihre, als sie meinte, dass wir doch nicht wissen würden, ob sie wirklich verschwinden könnte.

Sogar Ruri hatte die Gefahr dahinter erkannt, weshalb glaubte sie diesem Kyo nur so sehr?

Was war er schon?!

«Wieso glaubst du ihm mit so einer Naivität?! Du kennst ihn doch gar nicht!».

Ich war wütend.

Mehr als nur wütend auf diesen Mann, welcher sich still und heimlich in ihre Nähe geschlichen hatte. Es war mir Gleichgültig in was für eine Verbindung er mit ihrer Tradition stand. Er war mir ein Dorn im Auge und das erkannte ich mit jedem Tag mehr.

War es vielleicht sogar die Eifersucht?

Eine Eifersucht, welche ich die vorherigen Monate nie verspüren musste?

Ihre Stimme nahm an Lautstärke zu und ich sah ihr in die blaugrauen Augen, als sie sich abermals gegen meine Aussagen wehren würde, doch bevor es zu einem weiteren Streit kommen konnte, war es Ruri, welche uns lautstark unterbrach.

Ihre Statur liess mich verdutzt zu ihr sehen und obwohl ich es nicht wollte, legte sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Sie sah aus, wie eine Mutter, die ihre Kinder zurecht wiess und das leise Kichern von Aiko, liess mich in das Lachen einstimmen.

Es tat gut, auch wenn ich noch immer diesen bitteren Beigeschmack hatte.

 

*

 

Die letzten Minuten waren schweigend an uns vorbeigezogen, bevor sich Aiko anfing merkwürdig zu verhalten. Ihre Worte ergriffen noch einmal diejenigen welche Ruri vorhin über die Lippen gleiten lassen hatte und auch wenn ich es nicht wollte, konnte ich spüren, dass etwas anders war.

Es kribbelte in meinen Fingern und ein leichter Zug hatte sich an meinem Körper vorbeigezogen.

Fragend ob es die dritte Welt sein könnte, verstand ich schnell, dass sie mir dies nicht beantworten könnte.

Unweigerlich legten sich meine Zähne auf meine Unterlippen.

Spürte die aufkeimende Angst und konnte nicht anders, als meine Finger wieder ineinander zu verkrampfen. Ich konnte fühlen, dass etwas anders war.

Das hier etwas war.

Nicht greifbar, aber es war hier.

Erschrocken wichen mein verzweifelter Ausdruck in die Iren meiner Gegenüber, als sie sich vor mich niedergekniet hatte. Mein Blick lag auf den Händen, welche wieder die meine erfasst hatten und ich hörte die leisen Worte, welche sie mir widmete.

Es schien fast so, als wolle sie etwas nicht erzählen, machte sie doch in Mitten des Satzes eine Pause.

War etwas in der Welt von One Piece geschehen?

War doch nicht alles gut gegangen?

Fragen über Fragen überschlugen mich soeben, als meine Finger wie in Trance über ihre Haut glitten.

Eine unbeschreibliche Wärme machte sich in meinem Inneren breit und ich konnte fühlen, wie sie sich sanft um mein Herz legte. Zögerlich lächelte ich ihr entgegen, als sie mir ihr Sanftes schenkte und konnte vernehmen, wie mein Puls in die Höhe schlug.

Leichte Röte hatte sich auf ihre Wangen gelegt und liessen mich unweigerlich schlucken.

Nicht nur ich fühlte mich aufgewühlt.

Zum ersten Mal erkannte ich, dass meine Nähe nicht unscheinbar an ihr vorbeiging.

 

Zusammengezuckt und die Berührungen innegehalten, sah ich zu Ruri, welche soeben laut klatschend verkündigte, dass wir Aiko nun gemeinsam schützen würden. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, als ich stockend bemerkte, wie sich der Gesichtsausdruck von Aiko um 180 Grad wendete.

Ihr Blick war stur auf die Treppe gerichtet.

Ernst und meine Augen folgten Ihren.

Da war etwas und als ich ihre Worte vernahm, riss ich die Lider nach oben.

Was?!

Die dritte Welt?

Nun doch?!

Sie hatte doch erst gerade diejenige von Inuyasha geöffnet!

 

Mir durch die Haare gestrichen, krallte ich mich in meine leicht längeren schwarzen Haare und versuchte Ruhe zu bewahren. Sie war noch hier. Ihr Körper reagierte normal.

Hastig atmete ich die letzten zittrige Atemstösse aus und liess meinen Blick nach oben gleiten. Sie stand noch immer an Ort und Stelle.

Starrte noch immer an die Treppe und versuchte, so wie ich gerade, einen klaren Gedanken fassen zu können.

«Welche Welt ist es?»

Ihre Augen trafen die Meine, als ich die Worte gewählt hatte und sogleich erkannte ich die Sorge in ihren Iren. Sie kannte die Welt, das wurde mir sofort bewusst.

Nun war es auch Ruri, welche sie fragend anblickte, doch sie schwieg.

Tippte nervös an ihren Oberschenkel.

Machte sie sich Sorgen, dass mir die Welt nicht zusagen würde?

«Aiko, sag mir welche Welt es ist», gab ich unweigerlich zu verstehen und ein tiefer Atemzug aus ihrer Richtung glitt in meine Ohren, bevor sie das Wort wählte, welches mich schlucken liess.

 

«Naruto».

 

*

Mein Herz raste mir bis zu meinem Hals.

Ich hatte sie nach Hause begleitet.

Zu gross war meine Sorge gewesen, dass die Reaktion, wie bei Inuyasha, später eintreffen könnte. Sie sollte nicht auf den Weg zu ihrem eigenen Haus zusammenklappen.

«Ruri, war ganz schön aufgeregt».

Ich nickte stumm und folgte ihr die Treppen nach oben, bevor sie vor ihrer Haustüre zum Stehen gekommen war. Wir hatten Ruri auf den Weg hier hin, abgeladen. Sie würde heute bei Hiro übernachten, war die grössere Prüfung doch nun vorbei.

Sie wollte sich soeben von mir abwenden und mir eine gute Nacht wünschen, als ich sie aus Reflex am Handgelenk packte.

Ich zog sie zu mir.

Wir hatten uns ausgesprochen, hatten geredet und sie schien mir endlich verziehen zu haben. Ich wollte diese Nähe nicht sofort wieder schwinden lassen und hatte aus Trance gehandelt, dennoch kam keine Gegenwehr.

Ihre Hände legten sich auf meine Brust und ich vernahm, so wie beim letzten Mal, wie sich die Finger in den Stoff krallten.

Die Wärme war eine Genugtuung für mein Inneres. Es schien sich allmählich von dem Abend zu beruhigen.

«Aiko, versprich mir, dass du aufpasst», gab ich leise zu verstehen und spürte das sachte Nicken in meinen Armen. Lächelnd legte ich meinen Kopf auf ihre Schultern ab, spürte das Zucken unter meinen Fingern.

Sie schien vor Aufregung zu zittern und unweigerlich verspürte ich wie sich erneut mein Puls bemerkbar machte. Da war etwas.

Etwas, was ich bis anhin nach hinten versteckt hatte. Ein Gefühl von Zuneigung.

Eine Tiefe, die mir allmählich klar wurde.

Mich leicht von ihr gelöst, erwiderte sie schüchtern meinen Blick.

Lächelnd legte ich ihr eine Hand auf die Wange und strich sanft deren Haut entlang. Röte legte sich ab und ich konnte fühlen wie mein Herz einen kurzen Aussetzer hatte. Dieser Anblick liess mich in meinen Bewegungen innehalten.

Ich hatte das Verlangen. Das Verlangen ihr endlich zu zeigen, was ich wirklich für sie fühlte, doch als ich mich soeben zu ihr senken wollte, war es ihre Mutter, welche uns unterbrach.

 

«Aiko, da bist du ja».

 

Sofort ging ich ein, zwei Schritte zurück, doch unsere Blicke trennten sich nicht und ich schien zu vernehmen, dass eine leichte Enttäuschung in ihren Augen zu erkennen war.

Hatte sie darauf gehofft, dass ich sie küssen würde?

«Aiko, kommst du bitte rein?»

Ein Nicken sehend, hatte sie sich noch einmal zu mir gewandt. Hob die Hand und folgte ihrer Mutter in die Wohnung.

Ich hatte nichts mehr erwidert.

Ihr lediglich nachgesehen und gespürt, wie mein Herz einen kleinen Dämpfer bekommen hatte. Es war eine Enttäuschung zu spüren und die Hände senkten sich in meine Hosentasche, als ich mich schlussendlich von dem Haus abwand und wieder nach Hause zurückging.

Fluchend legte ich eine Hand auf meinen Mund.

Die Hitze, welche ich bis anhin unterdrückt hatte, schoss mir sogleich in den Kopf. Ich würde nun einer Tomate gleichen.

Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich ging den Weg unter dem immer werdenden dunkeln Himmel zurück, als ich plötzlich innehielt.

Meine Hand auf meine Brust gelegt, spürte ich einen Druck.

Einen beklemmenden Druck, welcher mich kurzerhand nach unten sinken liess.

In meiner Freude und Bewegung verharrend, welche ich bis anhin verspürt hatte, spürte ich es.

Fühlte es.

Aiko war in die Welt von Naruto eingetaucht.

Konohagakure

Schnell schlug mir das Herz gegen die Brust. Mit zittrigen Atemzügen versuchte ich dieses aufregende Gefühl auszustossen.

Die Wärme lag noch immer auf meiner Wange. Er hatte sich nach unten gesenkt, sich weiterhin genähert und das Verlangen in seinen Iren schien mir entgegen zu blitzen, welche meine innere Sehnsucht auslöste.

Ich hatte nur noch einen Gedanken in meinem Kopf und wollte die Erlösung durch seine Lippen verspüren.

Ich wollte das er mich küsste.

Die Hand auf meine Lippen gelegt, liess ich mich nach hinten auf das Bett fallen. Eine Hitze schlich sich in meinem Kopf und ich konnte nicht anders, als meine Augen zu verdecken.

Vor einigen Tagen war mein Leben auch mit der Tradition ruhig verlaufen und nun hatte ich eine Gefühlswelt nach der anderen kennengelernt.

Seufzend liess ich einen Atemstoss über meinen Mund gleiten und versuchte mich wieder auf das wesentliche zu konzentrieren.

Die dritte Welt hatte sich offenbart und es wunderte mich, dass Kyo noch nicht aufgetaucht war. Er war es sonst, welcher mich sofort aufsuchte.

Hatte er es vielleicht nicht mitbekommen oder wusste er, dass Kuro bis vor kurzem noch bei mir gewesen ist?

Wahrscheinlich.

Was wusste Kyo schon nicht.

Den Blick sinken lassend, erkannte ich den violetten Stein, welcher sich vertieft hatte. Es schien derjenige für die Welt von Naruto zu sein und auch wenn ich die Geschichte dahinter kannte, war mir die Reise dorthin nicht geheuer.

Sie hatte keine Dämonen und auch keinen Lord des Westens, aber was übrig blieb waren Bijus, mächtige Wesen, verpflanzt in den Körper von Menschen und wenn sie ausbrachen unberechenbar, zudem gab es auch noch genug gefährliche Jutsus.

Tief atmete ich aus und machte mich ins Bad auf.

Ich musste diese Gedanken auf die Seite schieben, konnte nicht weiter über alles nachdenken, denn ich benötigte Schlaf.

Erholung.

Die letzten Nächte waren definitiv nicht davon geprägt gewesen.

 

*

 

Kitzelnd verspürte ich einen leichten Hauch an meiner Wange und wenn ich mich nicht täuschte, waren es sanfte Körner, welche über meine Haut flogen.

Murrend die Augen geöffnet, wunderte ich mich, was das für ein merkwürdiges Gefühl war, als ich erschrocken nach oben fuhr.

Mein Blick glitt durch den Raum und endeten bei einer rothaarigen Person, welche neben dem Bett vor mir stand.

«Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid, Aiko».

Seine Stimme war warm, tief und obwohl mir dieser Ort gerade fremd erscheinen sollte, wusste ich genau wo ich war.

Bilder suchten sich in meine Gedanken und ich musste unweigerlich schlucken.

Ich war also nun hier.

Hier in der Welt von Naruto, in Sunagakure.

Mich umsehend, erkannte ich, dass ich nur leicht bekleidet war und zog sogleich die Decke über meinen Oberkörper nach oben. Schützend vor den Augen des gleichaltrigen neben mir. Eine Röte hatte sich auf seine Wangen geschlichen, als er selbst bemerkte, dass er seinen Blick nicht abgewendet hatte.

«Gaara, was soll das?!» zischte ich ihm entgegen und war sichtlich über mich selbst verwirrt, als mir sein Name wie aus Selbstverständlichkeit über den Mund fiel.

Ich wusste wer er war, was ich hier tat und weshalb er nun bei mir stand.

Es war soweit.

Soweit zurück zu kehren nach Konohagakure.

«Entschuldige», kam es leise über seine Lippen und ich seufzte lautlos. Er hatte mich erschreckt, ich war nicht darauf gefasst hier zu erwachen, aber dennoch schien es so selbstverständlich zu sein.

Wieder zu ihm sehend, hatte ich doch abermals meinen Blick durch den Raum gleiten lassen, eher ich ihn freundlich darum bat draussen zu warten.

Er nickte und wandte sich stumm um.

Gaara war ein guter Mensch.

Die letzten zwei Jahre, als ich hier her zurückgekehrt war, hatte er sich gut um mich und meine Ausbildung gekümmert und obwohl ich noch nicht lange mit meiner Seele aus dieser Welt eins war, schien es, als hätte ich sie, wie in der Welt von Inuyasha, nie allein gelassen.

Es wunderte mich lediglich, weshalb ich mich dennoch nicht vollkommen fühlte.

Was fehlte hier?

Was fehlte mir?

Warum hatte ich nur das Gefühl, dass ich etwas verloren zu haben schien?

 

Seufzend richtete ich mich auf, als die Türe ins Schloss gefallen war. Ich bewegte mich in das angrenzende Bad um mich fertig zu machen. Meine Bewegungen erfolgten ganz natürlich und fliessend, als hätte ich nie etwas anderes getan.

Das Oberteil über meinen Kopf gezogen, glitt ich in die langen Ärmel hinein und legte die Enden halb über meine Hände, zudem zog ich den oberen Teil des Kragens soweit nach oben, dass mein Mund und meine Nase verdeckt wurden.

Um meine Brust das rosarote Tuch gewickelt, lag es leicht über dem bläulichen bauchfreien Top, bevor ich auch dieses mit einem Schutz abdeckte und hinten durch die Bänder festzog.

In die Hose, welche die gleiche Farbe wie mein Oberteil trug, geschlüpft, nahm ich den dunkelroten Rock in die Hand und band ihn mit den leichten Bändern um meine Hüfte fest, welche durch den Doppelkurt versteckt wurden.

Kurz einen Blick in den Spiegel geworfen, drehte ich mich leicht nach links und wieder nach rechts. Es schien alles zu sitzen, weshalb ich nun den weissen Verband in die Hand nahm und meinen rechten Oberschenkel damit umwickelte, bevor ich daran meinen Beutel für das Kunai befestigte. Den anderen machte ich hinter mir an dem Gurt fest, bevor ich mein Stirnband zur Hand nahm.

Tief atmete ich aus.

Das Konohagakure Zeichen war tief darin eingearbeitet worden und ich band es sachte um meinen Hals. Meine Hand legte die grauen Haare, welche ich hüftenlang trug, nach hinten und liess sie sachte über meine Schultern fallen.

Ich hatte hier in dieser Welt komplett mein Aussehen verändert. Sicherlich sah ich auch in den anderen nicht aus, wie ich sonst aussah, aber schien diese Veränderung hier, doch sogleich die zu sein, welche am weitesten von meinem eigentlichen Ich entfernt war.

Was wohl Kuro zu dieser Erscheinung von sich geben würde?

Sofort schlich sich eine Röte auf meine Wangen.

Die letzten Stunden schossen mir sogleich wieder in meine Gedanken, auch wenn ich spüren konnte, wie die hier lebende Seele dagegen ankämpfte solche Gefühle zu fühlen.

Eine Schuld erfasste mich und ich fragte mich augenblicklich ob sie ihr Herz schon verschenkt hätte.

In keiner der sonstigen Welten schien der Gedanke an Kuro so zu schmerzen wie hier.

 

«Gaara! Du sollst hier nicht herumlungern. Du hast Verpflichtigungen».
 

Der Ruf durch meine Türe vernommen, sah ich verdutzt in die Richtung und nahm sogleich meine Schuhe in die Hand, bevor ich die Klinke nach unten drückte.

Ein blondes Mädchen, ein wenig älter als ich, schien ihm gerade die Leviten zu lesen, als sie sich überrascht zu mir wandte. Sie war aufgebracht. Kein Wunder. Gaara war nicht irgendjemand.

Nicht mehr.

In den letzten zwei Jahren, als ich hierhergekommen war, war er zum Kazekagen gewählt worden. Nicht weil man sein Können, so wie ich, schätzte oder bewunderte. Gaara sollte dadurch kontrolliert werden. Besser im Blick behalten werden können.

Und er sollte eigentlich nicht hier sein.

Hier bei mir.

«Temari, beruhig dich», gab ich lächelnd von mir und schlüpfte in meine fast knielangen Stiefel hinein. Sie verzog ihre Lippen und liess ihren Blick zu Gaara schweifen, welcher ihr auswich.

Ein Kazekage, welcher seine Schwester fürchtete.

Nun gut.

Temari wütend zu erleben, war auch zum Fürchten.

Ich legte sanft eine Hand auf ihre Schulter, bevor ich an ihr vorbeischritt. Es war merkwürdig. Ich fühlte mich hier nicht fremd und tat die Dinge, als wäre es das normalste auf der Welt.

Doch ich wusste…

Es war mein erster Tag hier.

Ich kannte diese Welt kaum und so wie es auch bei Inuyasha war, konnte ich nicht auf die Information zugreifen, die ich in meiner Welt hatte. Es schien ähnlich und dennoch verspürte ich einen Unterschied. Die Erinnerungen waren ein Teil von mir, aber da war ein Gefühl.

Ein Gefühl, welches ich nicht zuordnen konnte, zu keinem Bild, welches ich erfasste. Es schien, als hätte ich hier etwas verdrängt.

Etwas was mich sehr verletzt zu haben schien.

 

Schritte näherten sich von hinten und ich erkannte sogleich Gaara wieder neben mir. Er hatte ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen, als ich zu ihm sah und in seine grünen Iren blickte. Sie waren faszinierend. Die Farbe war stark und mystisch.

«Du wirst von einer Einheit begleitet. Der Weg nach Konoha Gakure ist lange und nicht ungefährlich», nickend verstand ich seine Sorge. Die letzten Jahre, die letzten Monate hatten sich stark verändert und vermehrt tauchten Schwierigkeiten auf.

Nicht nur, weil eine gewisse Organisation nach den Bijuus suchte.

«Bist du auch sicher genug hier?», fragte ich sogleich, ging mir doch der Name der Organisation soeben durch den Kopf. Gaara war einer der Bijuu Träger.

Ein Jinchuuriki.

Sie waren gefürchtet und viele hassten diese Menschen zutiefst, obwohl sie alle nichts für ihr Schicksal konnten, auch er nicht.

Naruto.

Wie er sich wohl verändert hatte?

Den Kopf kurz darüber geschüttelt, war diese Frage doch irrelevant. Er würde sich sicherlich gemacht haben, aber von seinem Charakter wären noch immer die Züge vorhanden, die ich kannte.

Und mein Vater?

Das Gesicht verzogen, als ich meine Gedanken kurz zu ihm schweifen liess, erfassten mich die Worte von Gaara.

«Meine Schwester und mein Bruder werden dafür sorgen, dass mir nichts geschehen wird», gab er von sich und ich liess meinen Blick über die Schulter fallen.

Temari war uns gefolgt, wenn auch mit Abstand. Sie würde definitiv mit Argusaugen über ihren Bruder wachen, dennoch konnte ich nicht anders.

Ich hatte Angst.

Angst um sein Wohl.

 

«Denkst du daran bald wieder vorbei zu kommen?»

 

Seine Stimme erfasste mich. Ruhig und dennoch mit einer Sehnsucht verknüpft, die ich nur zu gut kannte, aber woher?

Woher war sie mir so bekannt und weshalb schmerzte mich dieser Gedanke nur zu sehr, dass ich nicht das Gleiche zu fühlen schien.

Diese Tiefe, welche mir Gaara entgegenbrachte.

Nickend lächelte ich ihn an, als ich mich von der Wüste abgewandt hatte.

Wir hatten uns zum Tor aus Suna Gakure aufgemacht. Es war Zeit abzureisen und ich würde sicherlich die Tage hier vermissen, auch wenn ich für mein eigentliches Innere doch erst gerade angekommen war.

Ihn in meine Arme gezogen, wusste ich doch, dass von ihm solche Annährungsversuche eher nicht stattfanden, somit drückte ich ihn sachte an mich, sagte ihm noch einmal, dass er aufpassen sollte. Er nickte lediglich und ich machte mich mit der Einheit auf nach Konohagakure zu kommen.

Dorthin, wo meine eigentliche Heimat war.

 

*

 

«Identifiziere dich!»

Die Kapuzte von dem Umhang, welchen ich die letzten Stunden getragen hatte, nach unten gezogen, sah ich in die braunen Augen meines Gegenübers.

Ein Shinobi.

Einberufen Wache zu stehen und nicht Dorfbewohner vor der Einreisse abzufangen.

«Warte, du bist doch», nickend liess ich ihn sogleich verstummen und folgte ihren Schritten ins Dorf hinein. Sie würden mich zu dem Hokagen bringen.

Zur fünften Generation.

Ich kannte sie. Sie war schon vor meiner Abreise zur Hokagin gewählt worden. Eine Nachkommin des ersten Hokagen. Tsunade.

Meine Begleiter hatten sich in eine Gastestätte begleiten lassen. Sie sollten sich ausruhen, bevor sie die Rückreise antreten würden. Zurück zu Gaara.

Seufzend atmete ich tief aus.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, welches mich einnahm. Ich hatte die letzten Monate mit ihm verbracht, war an einigen der Tagungen dabei gewesen, hatte Temari, wie auch Kankuro seinen Bruder, als eigene Familie wahrgenommen und nun…

Nun kehrte ich an den Ort zurück, wo meine eigentliche Familie zu Hause war.

Wo er zu Hause war.

Das Klopfen an die Türe liess mich aus meinen Gedanken kommen und ich schritt nach dem Wort, welches durch die Holzwand drang, hinein.

Ihre braunen Iren erfassten mich. Überrascht und dennoch glücklich. Sie schien erleichtert über meine heile Ankunft zu sein.

«Aiko, wie schön, du bist wohlauf!»

Nickend hörte ich hinter mir wie abermals die Türe ins Schloss fiel. Mein Blick wich zu der dunkelhaarigen Frau, welche neben Tsunade stand und ein Schwein in der Hand hielt. Es schien sich nicht viel verändert zu haben.

«Hallo Shizune», gab ich leise zu verstehen und sie nickte mir lächelnd zu.

«Dann kann ich ja nun das Team 7 zusammenrufen lassen».

Abermals zu ihr sehend, nickte ich wieder lediglich.

Ich hatte ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust.

Weshalb hatte dieser Satz soviel Beigeschmack in seinen Worten?

Was war das nur?

 

Mit einem schnellen Ziehen wurde die Türe an die dahinter gelegte Wand geschlagen und der laute Knall ging durch den Raum. Ich liess meine Augen zu demjenigen gleiten, welcher hastig die Schwelle überschritten hatte, doch bevor ich reagieren konnte, wurde ich sogleich in dessen Armen gezogen.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich die blonden kurzen Haare und ich musste unweigerlich lachen.

Er hatte sich kein Stück verändert, obwohl ich sagen musste, dass er nun definitiv grösser als ich war.

«Du bist endlich wieder da!»

Seine Stimme war laut, hatte jedoch an Tiefe gewonnen und ich erkannte nun doch einen Mann vor mir, keinen kleinen quengelten Junge mehr, welcher immer wieder beweisen musste, dass er der Beste war.

«Gib ihr Luft zum Atmen, Naruto!»

Den Blick über die Schulter des gleichaltrigen geworfen, erkannte ich die smaragdgrünen Iren meiner guten Freundin. Ihre rosaroten Haare noch immer kurzgeschnitten. Sie hatte sie in den letzten zwei Jahren also nicht wachsen lassen.

«Naruto, komm schon lass mich los. Ich kann kaum atmen», gab ich unter Lachen von mir und spürte so gleich wie er mich von sich drückte.

Ein breites Grinsen, wie ich es von ihm kannte, lag auf seinen Lippen, bevor ich mich dann schlussendlich Sakura zuwandte und sie in die Arme schloss.

Es waren viele Monate vergangen und ich sah ihnen beide an, dass sie stärker geworden waren. Nicht einmal das Chakra musste ich dafür wahrnehmen können.

Weitere Schritte folgten und ein grauhaariger Mann, mit halbmaskiertem Gesicht blieb zwischen der Türe und dem Raum stehen.

Ich liess meine Augen nicht zu ihm weichen. Ein unerklärlicher Schmerz machte sich in meiner Brust breit und ich verstand endlich, weshalb ich das Gefühl hatte, etwas verloren zu haben.

Nicht er war es.

Nein, er hatte es nicht verhindert, dass er gehen würde.

Er hatte es nicht vorhergesehen und unweigerlich schluckte ich hart.

Ich verkrampfte meine Hände und ballte sie zu Fäusten.

Seine dunklen Augen suchten mein Inneres auf, welche durch den rötlichen Wechsel gefährlich geworden waren. Er hatte mir so vieles genommen, als er gegangen war und derjenige, welcher sich sein Sensei nannte, welcher auch meiner gewesen war, hatte ihn nicht aufgehalten.

Ich war zu spät aus Sunagakure zurückgekehrt, hatte ich die Mission auf mich genommen die Bindung zwischen Konohagkaure und dem Land des Sandes wiederaufzubauen. Als Tochter eines Anbus, sollte mir dies möglich sein.

War es auch. 

Ich hatte eine Freundschaft zu Gaara aufgebaut.

Nach dem Kampf mit Naruto hatte er sich gewandelt. Er war wie ausgewechselt und als ich dann erkannte, dass meine Aufgabe erledigt war, kehrte ich zurück… doch er…

 

«Aiko.»

 

Meine Augen waren auf den Boden gerichtet. Ich hatte lediglich vor mir hingestarrt. Der Schmerz kam ohne Vorwarnung und das Gefühl der Leere nahm mich ein.

Er war es also.

Sasuke war der Grund, welcher meiner Seele fehlte, um sich zu vervollständigen.

War es Liebe?

Zerbrochene Liebe?

Oder war es die Enttäuschung ihm gegenüber.

Ihm und seinem damaligen Versprechen.

 

Schluckend wich mein Blick zu dem Mann, welcher wie erstarrt an der Türe stand. Er hatte wie immer seine Hände in die Hosentasche versenkt. Sein Blick verriet mir, dass ihm nicht mitgeteilt worden war, dass ich wieder zurückkommen würde.

Ein spöttisches Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich vernahm allmählich die Wärme an meiner Hand, welche Sakura umgriffen hielt. Sie hatte mich aus der Trance, die mich eingenommen hatte, herausgeholt.

Dankend sah ich in ihre smaragdgrünen Augen, als sie versuchte meinen Blick zu erhaschen.

«Verzeih ihm», gab sie leise zu verstehen und ich zischte unweigerlich aus.

Verzeihen?

Ihm?

Er hatte sich doch nicht um meine Gefühle gescherrt. Nicht einmal, als ich wieder ging, war er zum Abschied gekommen oder hatte vernehmen lassen, dass es ihm Leid tat nichts getan haben zu können.

Nicht einmal getröstet hatte er mich, als ich an dem Tag nach Sasukes Verschwinden, verletzt in meinem Zimmer sass.

 

Sollte ich dir wirklich verzeihen, Vater?

Seine Beweggründe

Schweigend sass ich nun neben ihm und liess meinen Blick nicht von der Ramen Schüssel abweichen, welche vor mir stand. Der Dampf der heissen Brühe legte sich auf die offenen Stellen in meinem Gesicht, welche nicht von dem Oberteil verdeckt waren.

Wir waren unerkennbar Tochter und Vater.

Ich hatte dazumal seinen Stil als Hatake übernommen, wollte das man mich erkannte, wenn man mich sah, auch wenn die Haare allein schon genug Wiederkennung waren.

Gräulich, leicht in das silberne gehend, so wie er es hatte, lediglich meine Augenfarbe hatte ich von meiner damalig lebenden Mutter geerbt. Graubläulich, mit einem sanften Hauch von violett in sich.

Diese und die besondere Eigenschaft den Menschen von Weitem ansehen zu können, was sie bedrückte. Etwas was mich Sasuke einst näher gebracht hatte.

Für viele war er unscheinbar und für mich…

Schluckend versuchte ich den abermals aufkommenden Schmerz zu unterdrücken.

Ein Stoss an meinem Arm und mein Blick wich von der noch vollen Schüssel zu Naruto, welcher mich sorgendvoll ansah. Es war seine Idee gewesen hier her zu kommen.

Er hoffte, dass diese gemeinsame Zeit, das Eis brechen würde, doch ich konnte nicht auf die Schnelle vergessen, was mich soeben wieder übermannt hatte.

Sein Verlust lag noch immer tief und ich spürte wie meine Seele weinte.

Ich konnte spüren, weshalb ich mich nicht vollkommen fühlte. Es doch nicht das Selbe wie bei Inuyasha war.

 

«Hast du keinen Hunger, Aiko?».

 

Seine Stimme.

Noch immer strahlte sie diese unverwechselbare Wärme aus und ich fühlte mich sogleich wohl in seiner Nähe. Meinen Kopf an seine Schulter gelehnt, schüttelte ich ihn von links nach rechts und schob meine Schüssel zu ihm rüber. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen, als ich mich abermals von ihm löste. Er liebte Ramen, würde wahrscheinlich dafür sogar viele Stunden ohne Essen auf sich nehmen, um nur eine Schüssel davon vertilgen zu können.

Lächelnd unter meiner Maske, legte ich meine Arme vor mir ab.

Verschränkte sie ineinander und sah auf den dunklen Stoff, welcher meine helle Haut überdeckte. Ich war nicht wirklich gebräunt, hatte einen hellen Hautton und unweigerlich liess ich meine Augen kurz zu den Händen von meinem Vater gleiten.

Er war eine Nuance dunkler. Hatte eine gesunde Farbe an sich und ich fragte mich ob es vielleicht auch daran lag, dass ich in Sunagakure die Sonne vermieden hatte.

Bekanntlich war ich dort meist im Schatten oder in der Nacht unterwegs gewesen.

«Wie geht es Gaara?», aufsehend als Naruto wieder seine Stimme erhoben hatte, lächelte ich zaghaft. Es war als würde ich spüren, wie ich ihn schon vermisste.

«Ihm geht es soweit gut. Er ist Kazegake geworden und hat nun einige Aufgaben zu erledigen», gab ich zu verstehen und erkannte das Nicken meines guten Freundes.

Er hatte noch einen weiten Weg vor sich um Hokage zu werden, aber ich glaubte fest daran, dass er dies schaffen würde.

 

«Aiko?»

 

Verwirrt wandte ich mich um, als mein Name gefallen war. Die braunen Augen von Shikamaru erfassten mich und ich fiel ihm freudig um den Hals. Temari war für die Chunin Auswahlprüfungen immer wieder mal hierhergereist, hatte mir Grüsse von ihm ausgerichtet, doch ich hatte ihn nun zwei Jahre lang nicht mehr gesehen.

«Du bist also zurück», waren seine schmunzelnden Worte, als ich mich wieder von ihm löste. Nickend bejahte ich diese Annahme.

Ich verharrte in meiner Bewegung, als ich erkannte, dass sich sein Blick leicht zur Seite abwandte. Verwirrt zog ich die Augenbraue nach oben.

Was hatte er denn?

«Was ist los, Shikamaru?», gab ich leise zu verstehen und sah wie er seine Lippen verzog. Es bekümmerte ihn etwas, was merkwürdig war.

Shikamaru war kein Gefühlsmensch. Er nervte sich sichtlich über solche Dinge, war sogar jemand, welches vieles Nervig sah.

«Hast du uns verziehen?»

Meine Lider rissen sich nach oben.

Ihnen?

Ich war lediglich auf den Mann hinter mir wütend.

Enttäuscht. Verletzt…

Nein verletzt, war ich von jemand anderem und ich spürte wieder diesen drückenden Schmerz in meiner Brust.

Diesen Verlust.

 

Den Blick sinken lassend, atmete ich tief aus. Liess den Moment, als sie zurückkehrten noch einmal Revue geschehen.

Sie hatten ihr Bestes gegeben, waren fast alle zu Tode gekommen, so hatte ich es als Information mitbekommen und als ich Naruto, dann besuchte, war die Entscheidung schon gefallen gewesen, dass er mit Jiraya mitreisen würde.

Er gab ihn nicht auf und es hatte mich dazumal nichts mehr hiergehalten, weshalb ich mich sogleich wieder nach Sunagakure aufmachte.

Ich wollte weg von hier… weg von dem Ort, wo mich alles an ihn erinnert hatte.

War es vielleicht deswegen?

Glaubte Shikamaru, dass ich wegen ihrem Versagen nicht hiergeblieben war?

 

«Ich gebe nicht euch die Schuld für sein Gehen», waren meine darauffolgenden Worte und sah dabei zu, wie Shikamaru abermals in meine Iren blickte.

Es waren also seine Gedanken gewesen und bevor er etwas weiteres erwidern konnte, hörte ich den Stuhl hinter mir. Er wurde von seinem Ort gezogen und ohne neben mich sehen zu müssen, wusste ich wer seinen Platz verlassen hatte.

Mein Blick wandte sich auf seinen Rücken, als er an uns vorbeigeschritten war.

Er hatte wie immer seine Hände in die Hosentasche gesenkt, bevor er nach draussen trat.

Stille kehrte ein, bevor der leicht Ältere vor mir sich wieder zu mir wandte.

«Gibst du deinem Vater, etwa die Schuld?»

Schluckend wich ich sogleich seinem Blick aus und hörte das Seufzen. Nun war es auch Shikamaru, welcher seine Hände in die Hose versenkte.

Was hatten die beide nur mit dieser Haltung?

«Du solltest wohl wissen, dass ich dazumal aus einem spezifischen Grund berufen wurde, diese Mission zu übernehmen».

Verwirrt zog ich die Augenbraue nach oben, was meinte Shikamaru damit?

«Wir hatten nicht genug Chuunin oder Jounin zu diesem Moment im Dorf, auch Kakashi, dein Vater, war an diesem Tag an einer wichtigen Mission unterwegs. Er wusste nicht was zu diesem Zeitpunkt in Konoha geschah», glitt ihm über die Lippen und ich riss entgeistert meine Lider auf.

Was hatte er soeben von sich gelassen?

«Du meinst…»

Er nickte und liess seinen Blick auf die anderen im Raum fallen, welche bedrückt zu Boden sahen. Naruto schien seine Hände zu Fäusten geballt zu haben, als ich mich kurz umgewandt hatte.

«Wären sie da gewesen, wäre dies alles nie geschehen und Sasuke wäre noch immer ein Teil dieses Dorfes».

 

Schwer atmend blieb ich stehen, liess meinem Blick über den Weg gleiten, welcher er hätte gehen müssen, als er nach rechts abgebogen war, doch er war nicht aufzufinden.

Die Schweissperlen an meiner Stirn weggewischt fluchte ich leise.

Weshalb musste er auch solch ein erfahrener Jounin sein und so ein verdammt schweigsamer Mann?

Wie konnte meine Mutter sich dazumal nur auf solch einen Mann einlassen?!

«Hast du ihn?».

Mein Blick wich nach oben, als ich den Ruf aus meiner Kehle gelassen hatte, doch das Kopf schütteln von Naruto liess mich nur laut murren.

Dieser grauhaarige Mann würde mich noch um den Verstand bringen.

Ich sah endlich ein, dass ich die letzten zwei Jahre im Unrecht war und nun, wo ich sauer auf mich selbst wurde, war er nicht da, dass ich es auslassen konnte.

Warum hatte ich nicht auf seine Emotionen geachtet, nicht auf seine Körpersprache, so wie ich es sonst mit den Menschen tat. Sie waren doch auch sonst ein offenes Buch für mich.

Nur mein eigener Vater.

Mein Vater war mir ein Rätsel. Ein grosses verdammtes Rätsel.

Nach oben auf die Dächer gesprungen, wo auch Naruto stand, sah ich über das Dorf hinweg.

Wo würde er hingehen?

Wo würde er nach seinen Gedanken sortieren?

Es traf mich wie ein Blitz, als mir die Erkenntnis kam und mich die Erinnerung von früheren Tagen heimsuchte.

«Ich weiss wo er ist», gab ich leise zu verstehen und sah wie die blauen Iren mich musterten. Er schien auf die Information zu warten, doch ich schüttelte sogleich den Kopf.

«Ich werde allein gehen. Es ist ein Gespräch zwischen Tochter und Vater», waren meine erklärenden Worte und bedankte mich dafür, dass er mir geholfen hatte.

«Keine Ursache! Ich bin bei den anderen, solltest du mich suchen».

Nickend sah ich ihm nach, als er von den Dächern sprang und wieder auf dem Boden landete. Er winkte mir noch einmal zu, bevor er den Weg zurück zu Sakura und Shikamaru rannte.

Sie würden sich später noch im Badehaus treffen und zusammen entspannen, natürlich Geschlecht getrennt.

Tief atmete ich aus, als ich mich in die Richtung aufmachte, wo ich ihn sicherlich finden würde.

 

*

 

«Das ist der einzige Ort, an dem ich dich schon als kleines Mädchen immer wieder fand».

Er wandte sich nicht zu mir, als ich auf den Gedenkstein, der gefallenen Ninjas zuging. Es wunderte mich nicht. Er hatte es nie getan.

Neben ihm zum Stehen gekommen, liess ich meinen Blick über die Innschriften der Gefallenen schweifen. Hielt an einem Namen an und wusste genau, dass er einer derjenigen war, weshalb mein Vater immer wieder hier stand.

Ruhe benötigte oder fragte er sogar still und heimlich nach deren Rat?

«Hast du Mutter besucht?»

Ein stummes Nicken folgte.

Viele Jahre war es her, doch ich erinnerte mich gut an dem Tag, als sie eingeschlafen war. Sie war krank gewesen. Schwer krank und auch die besten Ärzte aus Konoha konnten sie dazumal nicht mehr retten. Ihre Seele war zerfressen und augenblicklich erinnerte ich mich an mein sonstiges Dasein.

Wie viele Stunden war ich schon in dieser Welt unterwegs?

Auf das Armband nach unten sehend, erkannte ich die Steine darin. Ich hatte jegliche Gedanken an meine sonstige Welt ausgeblendet.

 

«Wie war es in Sunagakure?»

 

Verdutzt sah ich zu dem älteren Mann neben mir. Sein Blick war nicht von dem Gedenkstein abgewichen. Weshalb war er nur… war er nur so er?

«Vater, das ist nicht gerade das Thema was ich mit dir besprechen möchte?»

Ein Schmunzeln legte sich unter seine Maske. Er schwieg. Wieder.

Es war zum Haare ausreissen und ich ballte meine Hände zu Fäusten.

«Warum hast du es mir verschwiegen?»

«Was meinst du?», fragte er sogleich und ich glaubte wirklich, dass er mich soeben verarschen wollte.

Meinen Blick zu ihm gewandt, sah ich ihn mit verengten Augen an.

«Das du an dem Tag nicht in Konoha warst, sondern einer Mission nachgingst?!».

Er schwieg.

Abermals.

«Vater, rede!», zischte ich ihm entgegen und sah wie er mit den Schultern zuckte.

Sein Blick wich zum ersten Mal in den letzten Stunden in meine Iren.

«Ich dachte es wäre einfacher für dich, wenn du jemand hättest auf den du sauer sein könntest».

War das gerade sein Ernst?!

Wie bescheuert war diese Idee?!

«Und das war Grund genug, mir nicht entgegen zu wirken und mir zu sagen, dass ich unrecht hatte?!».

Sich am Kopf gekratzt, nickte er zögerlich.

Was hatte ich nur für einen Vater?

Den Kopf darüber geschüttelt, biss ich mir auf die Lippen und liess meinen Blick abermals auf den Gedenkstein fallen.

 

«Hast du mich deswegen nicht aufgehalten, als ich entschied wieder zurück nach Sunagakure zu gehen?».

Meine Stimme hatte an Ruhe zugenommen. Ich war verwirrt über das Verhalten meines Vaters und zugleich musste ich mir eingestehen, dass er schon immer so war.

So aufopfernd.

Er nahm die Bürde lieber auf seine Schultern.

«Ich hielt dich nicht auf, weil ich dachte, dass es das Beste für dich ist mit Gaara zu gehen».

Aufsehend hatte er seinen Blick wieder zu dem Stein gewandt.

Die Hände waren noch immer in seine Hosentaschen versenkt.

«Ich dachte, du würdest so lernen am Besten mit dem Schmerz umgehen zu können».

«Verstehe», waren meine leisen Worte, als ich meine Augen von ihm abwandte und eine Hand an meine Haare legte, als der Wind sie zur Seite strich.

Er hatte also versucht mir zu helfen.

Mir die Zeit zu geben, die Wut zu verstehen, den Schmerz nicht mehr zu fühlen und den Verlust von Sasuke zu akzeptieren.

 

«Wir haben ihn alle verloren, nicht wahr?»

 

Seine Hand legte sich auf meine Schulter und er zog mich unweigerlich an seinen Körper heran. Eine Körpernähe die ich nur selten von ihm bekam.

«Wir haben ihn nicht verloren. Wir werden ihn wieder nach Hause bringen. Du wirst ihn wieder nach Hause bringen, mit dem restlichen Team 7».

Schluckend hielt ich meine linke Hand an seine Rüstung.

Ob wir das wirklich hinbekommen würden?

Konnten wir Sasuke, wirklich aus den Händen von Orochimaru befreien?

Und würde er mir zuhören?

Würde er mein Gehen nach Sunagakure verzeihen?

Ich hatte so viele Fragen an ihn und dennoch war nur eine essenzielle darunter.

 

Warum?

Du wirst mit mir kommen, Miko

Murrend hielt ich meine Hand an meinen Kopf und verwirrt öffnete ich meine Lider, als ich das leise Zwitschern der Vögel vernahm.

Mich umsehend erschrak ich.

Die Sonne machte sich soeben am Horizont bemerkbar und ich war nicht dort, wo ich eigentlich sein wollte. Ich war nicht in meiner eigenen Welt.

Nicht bei Ruri oder Kuro in der Schule.

 

«Du bist schon wach?»

 

Aufgeschreckt durch die plötzliche Stimme, welche die Stille durchbrochen hatte, sah ich in die goldigen Iren des Silberhaarigen. Meine Seele hatte sich entschieden in die nächste Welt zu gehen.

Nicht zurückzukehren nach der Aussprache mit Kakashi.

Sie war ohne mein Wissen gesprungen.

«Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen».

Seine Stimme war mit einem fragwürdigen Unterton verbunden und ich schüttelte unweigerlich den Kopf, bevor ich mit meiner zittrigen Hand durch meine schwarzen Haare strich.

Aufgerichtet, nahm ich meinen Stab zur Hand, nachdem ich mich langsam durchgestreckt hatte und die Glocken leise erläutern liess. Ich erkannte seine Ohren, wie sie merklich zusammenzuckten und hielt den Stab sogleich ruhig in meiner Hand.

«Entschuldige», gab ich zu verstehen und hörte sein Brummen, welches tief in seiner Kehle erklang. Lächelnd ging ich an ihm vorbei, als er mich verwirrt anblickte.

«Wo willst du hin?».

Über die Schulter zu ihm sehend, liess ich meinen Blick über die noch schlafenden schweifen.

«Ich werde mir ein Bad gönnen, bevor der Mönch erwacht», gab ich zu verstehen und er nickte verstehend, wollte sich soeben aufrichten.

«Bleib hier, Inuyasha, ich kann auf mich achten».

Er erblickte meine Iren und ich konnte unweigerlich erkennen, dass es ihm nicht gefiel. Er hasste es, wenn man ihm zu sagen gab, was er tun sollte.

Die Erinnerungen der letzten Tage nahmen mich soeben ein, jedoch verspürte ich sie nicht drückend, nicht so wie ich es sonst bei One Piece tat.

Es war, als wären sie einfach ein Teil. Ein Teil von mir.

Ob diese Welt nicht doch meine wirkliche Welt war?

Den Kopf über diese Gedanken geschüttelt, liess ich die letzten Tage auf mich einfliessen. Wir waren einigen Dämonen begegnet, die auch auf der Suche des Juwels gewesen waren. Ich erinnerte mich, dass Inuyasha sie ohne grosse Mühe von uns treiben konnte und Kagome weiterhin vereinzelte Splitter bei sich trug.

Nur Rin war ich nicht über den Weg gelaufen. Sie schien mich nicht zu missen, weshalb mich eine leichte Trauer erschlich, bevor ich den kleinen See erreichte. Die Trauer kam so schnell, wie sie ging und ich verfluchte leise meine reine Seele dafür, doch auch dies blieb nicht lange von Dauer.

 

Das Wasser umschlang angenehm meinen Körper, als ich die letzten Hüllen fallen gelassen hatte und in die Mitte des Sees gelaufen war. Meine Haare lagen auf der Oberfläche, als ich sie zusammenstrich und meinen Kopf nach hinten beugte. Ich strich mit meinen Fingern durch die Strähnen, damit sie sich nicht verknoten würden und ging der Routine einer morgendlichen Wäsche nach, als ich in meiner Bewegung innehielt.

Eine Gänsehaut ergriff sogleich meinen Rücken und der kalte Schauer lief unangenehm dieser Stelle nach.

Es erschauderte mich bis in mein tiefstes Inneres und die Haare an meinen Armen stellten sich auf, als er seine Stimme erhob.

 

«Leichtsinnigkeit kann tödlich enden, Miko»

 

Es war seine Anwesenheit, welche ich vernommen hatte. Sein Blick, welcher sich in meinen Rücken gebohrt hatte, denn sein Yõki schien unterdrückt.

Ob es wohl an Inuyasha lag?

Wollte er seine Anwesenheit nicht heraufbeschwören?

Töricht, denn sein Geruch würde er sicherlich bald wittern können.

«Was führt euch hier her, Lord Sesshomaru?».

Ich liess es mir nicht anmerken, so dachte ich zumindest, dass er mich in einem Moment der Überraschung erwischt hatte.

Meinen Blick über die Schulter geworfen und die Haare nach vorne gezogen, so dass sie die Brust verdeckten, liess ich meine braunen Iren in die seiner bergsteingoldigen gleiten. Kalt und monoton lagen seine Züge auf meinem Gesicht, bis er seinen Blick zu meiner Kleidung sinken liess.

War das Abschaum, welchen ich erblickte?

Ein Knurren drang aus seiner Kehle, als er sich nach hinten wandte und sich an einem Baum niederliess.

Die Augenbraue nach oben gezogen, legte ich meine Hände um meinen erblösten Oberkörper.

Wartete er nun bis ich hinaustreten würde?

«Rin verlangt nach dir».

Meine Aufmerksamkeit glitt sogleich zu meiner jüngeren Schwester, die wie es schien, nicht bei ihm war.

«Weshalb?», fragte ich sogleich und er schien das Gesicht zu verziehen. Was hatte Rin getan, dass er zu mir kam?

Dass er sich niederliess nach mir zu rufen?

«Ihr Schlaf ist unruhig».

Ja und weiter?

Musste ich dem Lord alles aus der Nase ziehen?

Ich konnte Inuyasha allmählich verstehen, weshalb ihn Sesshomaru zu Weissglut brachte. Diese kurzen Sätze waren kaum auszuhalten.

«Ist das eure einzige Sorge, Lord Sesshomaru», waren meine Worte, als ich ihm abermals den Rücken zukehrte und mein Bad weiter vollzog.

«Du kehrst mir den Rücken zu, Miko?»

Spott lag in seiner Stimme, leicht, kaum zu hören.

«Hättet ihr mich töten wollen, hättet ihr es schon bei der ersten Begegnung getan», gab ich als Widerworte von mir und konnte spüren wie das Yõki an seiner Oberfläche kratzte.

Es schien ihm mehr als zu missfallen, dass ich ihm die Gleichgültigkeit entgegen brachte, die auch er an den Tag legte.

«Wag es nicht meine Geduld auf die Probe zu stellen», gab er warnend von sich und ich verdrehte sogleich meine Augen.

Dieser Mann.

«Wendet euch ab und ich werde euch den Gefallen tun aus dem Wasser zu steigen».

Mein Blick fiel abermals über meine Schultern nach hinten, doch er zog lediglich eine Augenbraue nach oben.

«Dein Körper ist mir gleichgültig» und damit liess er sich nicht nehmen mich weiter anzusehen.

Ob ich ihm nun zusagte als Frau oder nicht, stand hier nicht zur Debatte.

Es war die Reinheit einer Miko, welche ich hier zu schützen versuchte, doch ich hatte diesen Ansatz wohl an einem Mann versucht, der sich keinen kleinen Finger drum scherrte, was die Menschen für Umgänge pflegten.

Den Kopf leicht darüber geschüttelt, legte ich abermals meine Haare nach vorne und bedeckte somit die Brust, bevor ich meine Arme um sie legte. Das Wasser sollte sie nicht bei den Bewegungen ans Ufer davontragen.

Vorsichtig ging ich einen Schritt nach dem Anderen, bevor ich mich wieder mit dem Rücken zu ihm wandte und auf dem Ufer niederliess, um die Kleider in die Hand nehmen zu können.

Ich hörte ein leises Schnauben und liess meinen Blick kurz abermals nach hinten schweifen.

Er schien seine Augen auf die Narbe gerichtet zu haben, welche ich seitlich an meinem Körper trug.

Hatte es sein Interesse geweckt?

Wohl kaum und wenn dann hatte er einen Mund, um mir die Frage zu stellen.

Meine Hand griff nach dem Unterkleid, welches ich über meinen Kopf zog und meine Arme durch die Ärmel schlang. Der Stoff war leicht transparent, kaum spürbar, wäre da doch nicht die Nässe an meinem Körper. Mit einem leichten kalten Schauer spürte ich wie er sich an meine nackte Haut schmiegte. Es war ein unangenehmes Gefühl der Enge, welches mich einnahm und als ich mich auf die Beine richtete, konnte ich fühlen wie er sich weiter an meine Kurven schmiegte und auch die Mitte nicht verschonte.

In dieser Zeit war es nicht üblich ein Dessou zu tragen, welches die Weiblichkeit verhüllte.

Mich nach unten gebückt, um den restlichen Teil meines Gewands aufzunehmen, schrak ich durch ein weiteres Knurren auf, welches mich reflexartig umdrehen liess.

Inyuasha!

Er war soeben an den Waldrand getreten.

Ausser sich, starrte er seinen Bruder an, bevor er den Blick zu mir richtete.

 

«Aiko, zieh dich an!».

 

Es war Kagome welche hastig auf mich zukam und mir mit fester Stimme zugerufen hatte. Einen lauten Knall vernommen, liess ich meinen Blick über ihrer Schulter fallen und erkannte sogleich wie Miroku von Sango eine verpasst bekommen hatte.

Sein Kopf glich einer Tomate und auch Inuyasha schien von diesem Anblick gefesselt zu sein, bevor auch er sich mit einer Röte auf der Wange abwandte.

Die Hitze stieg mir in den Kopf.

Was für eine Schmach.

Weshalb musste Sesshomaru auch hierherkommen?

Hatte er gehofft mich allein anzutreffen?

Hatte er sogar auf solch einen Moment gewartet?

 

«Du benimmst dich noch immer wie ein Köter».

Tief und mit eisiger Kälte hatte Sesshomaru das Wort ergriffen und liess seinen stechenden Blick in die von Inuyasha wandern.

Ich hatte schnell meine restlichen Schichten über meinen Körper gelegt und mit Kagome die Bänder festgezogen, bevor ich feststellen musste, dass Inuyasha sein Tessaiga gezogen hatte.

«Nenn mich nicht Köter!», waren seine bissigen Worte und ich hörte das Knurren aus seiner Kehle.

Es war sein Recht sauer zu sein und wenn ich nicht wüsste, dass Sesshomaru stärker war, so hätte ich es genossen, hätte er ihm eine verpasst.

Als Miko ein Gedanke, der nicht sein sollte.

«Was willst du schon dagegen tun, Inuyasha».

Weshalb konnte er es nicht einfach lassen ihn noch weiter zu provozieren?

Meinen Stab vom Boden hochgehoben, lief ich an Kagome vorbei und spürte sogleich die zierliche Hand auf meiner Schulter. Sie wollte mich zurückhalten.

Der Grund war klar.

Die dämonische Aura war nicht mehr zu ignorieren.

«Kagome, Sesshomaru-sa…»

Ein Zischen, welches einem Peitschenhieb ähnelte, drang an meine Ohren.

Erschrocken drehte ich mich zu den Hundedämonen.

Grüne dünne Linien zogen über die Wiese und trafen auf Inuyasha ein. Ich dachte zu hören, wie ein Zischen nach dem anderen folgte, doch was war das für eine Ausdunstung, die daraufhin folgte, wenn sie den Stoff des roten Yukatas traf?

 

«Inuyasha!»

Der Ruf von Kagome war laut, als sie ihren Bogen, welchen sie in der Hand trug, mit einem Pfeil spannte.

Hatte sie etwa vor auf Sesshomaru zu schiessen?

Ich ergriff aus Reflex meinen Stab vom Boden und legte eine Hand auf ihre angespannten Finger.

«Aiko, was tust du?», gab sie energisch zu verstehen, doch mein fester Blick in ihre Iren liess sie verstummen.

«Provoziere ihn nicht».

Kurz gebunden, nahm ich nochmals Anstalt dazu, den beiden näher zu kommen, wobei ich den warnenden Ruf von Inuyasha vernahm.

Ich solle mich fernhalten.

Was dachte er wohl, was meine eigentliche Seele mir sagen wollte, doch die hierlebende Aiko, liess sich nicht beirren. Den Zweifel, den ich in meiner Brust vernahm, wurde davon getragen. Als hätte sie all die letzten Jahre immer wieder zwischen solchen Kämpfen gestanden.

Als hätte ich nie etwas anderes getan, aber ich war doch nur ein Mensch.

Ich war nicht mehr als Fleisch und Haut und hatte kein Blut, welches Dämonenkräfte besass. Ich war geboren worden als Miko, nichts weiter.

Meinen Stab auf den Boden aufgeschlagen, spürte ich sogleich das Reiki durch meine Glieder fahren. Es leuchtete in einem blauen Strom auf und ich konnte sehen, wie Inuyasha in seiner Bewegung innehielt und leicht nach unten sink.

Der letzte Peitschenhieb traf meinen Arm, denn das Zucken von Sesshomaru kam zu spät. Er hatte schon zum nächsten Schlag ausgeholt.

Es brannte sich unter den weissen Stoff und ich konnte fühlen, wie ein Restbestand des Giftes sich auf meine Haut ablegte. Die Augen zusammengedrückt, zischte ich leise, bevor meine Glocken erklangen und im Wind mit sich getragen wurden.

Es wurde still um uns.

Sogar das Zwitschern der Vögel hatte innegehalten.

 

«Bist du wahnsinnig?!»

 

Es war Inuyasha, welcher sich zuerst wieder regte und auf mich zukam. Mich grob packte und sich die Wunde ansah.

«Du spinnst doch!», gab er barsch von sich und ich sah ihm in die goldigen Iren. Er schien sich sichtliche Sorgen gemacht zu haben.

Sein Bruder hätte auch nicht zusammenzucken müssen, denn ich wusste nicht ob es einem Dayoukai überhaupt was ausmachen würde, wenn er meine Glocken zu hören und mein Reiki zu spüren bekommen würde.

Ich hatte es lediglich versucht.

Die Schweissperlen auf meiner Stirn fühlend, liess ich meinen Blick zu Sesshomaru gleiten, welcher in seiner Bewegung innegehalten hatte und die Hand sinken liess. Sein Gesicht war leicht verzogen, doch so schnell ich diesen kurzen Moment erfasst hatte, so schnell hatten seine Züge wieder die unbarmherzige Gleichgültigkeit angenommen.

Er schien keine Freude an meinen Klängen gehabt zu haben, doch sie hatten ihn nicht so sehr beeinflusst, wie es bei Inuyasha der Fall gewesen war.

Es kümmerte ihn nicht ob ich nun verletzt war oder nicht, das konnte ich in seinen Iren erkennen, weshalb ich mich nun Kagome zuwandte, welche sich die Wunde ansah, als sie Inuyasha beschimpft hatte mich so grob angefasst zu haben.

«Setzt dich hin. Sango hilfst du mir kurz», gab sie zu verstehen und ich nickte lediglich stumm und liess mich an den Baum nieder, welcher vor kurzer Zeit noch Sesshomarus Platz gewesen war.

Mein Blick lag auf seiner Statur, als er sich abgewandt hatte und in den Himmel empor sah.

Sango legte ihre Lippen sanft auf meinen erblösten Arm, als Kagome mir das weisse Kimono Hemd soweit geöffnet hatte, dass die rechte Seite meines Oberarmes freigelegt war. Sie saugte mehrmals an der offenen Wunde und spuckte immer wieder das Blut aus, welches sich zwischen ihren Zähnen sammelte. Ich spürte sogleich, wie das Schwindelgefühl nachliess und sah ihr dankend in die braunen Iren, bevor sie sich mit der Hand über den Mund fuhr.

Zusammengezuckt, als die kühle Salbe soeben die leichte Wunde traf, hörte ich die entschuldigenden Worte von Kagome, bevor die Stimme des Mönchs die Stille ergriff.

«Lord Sesshomaru, was führt euch hier her?»

 

«Eure Miko soll mit mir kommen».

 

Ich weitete meine Augen.

Was hatte er gerade gesagt?!

Das meinte er doch nicht ernst!

«Vergiss es!»

Es war Inuyashas roter Yukata, welcher in mein Blickfeld wich. Er hatte sich vor mir hingestellt, wollte wohl verhindern, dass mich Sesshomaru gegen meinen Willen mitnehmen würde.

Ein Schnauben.

«Rin verlangt nach ihr».

Kagome regte sich neben mir und sah mir in meine Augen, welche ich noch immer verdutzt und erschrocken zu Sesshomaru gerichtet hatte.

Ein Daiyokai ging der Bitte eines Menschenmädchens nach?

Wurde sie zur Last? Oder lag sie ihm am Herzen?

Ich konnte fühlen, wie der Stoff wieder über meine nackte Haut gezogen wurde, bevor sich Kagome aufrichtete und den Rock von dem Dreck freiklopfte.

Sie legte sanft ihre Hand auf die des Hanyous, welcher verwirrt zu ihr blickte.

«Lass Aiko selbst entscheiden, Inuyasha», gab sie leise zu verstehen, kaum zu hören, doch für meine Ohren klar genug.

Er war hier, um mich zu Rin zu bringen.

Meine kleine Schwester braucht mich und ich tadelte mich selbst, dass ich die Gedanken, auch wenn sie nur kurz waren, dass sie mich nicht missen würden zugelassen hatte.

Den Blick zu dem Mönch und der Dämonenjägerin gerichtet, welche auf der anderen Seite bei mir standen, hatten ihren Körper angespannt, als Sesshomaru verlangte, dass ich mit ihm ging. Sogar Shippo war neben Inuyasha gesprungen.

Alle besorgt darum, dass mir weiteres Unheil geschehen könnte, obwohl es doch meine eigene Schuld war, dass ich nun verletzt bin.

Mich an der Baumrinde nach oben gezogen, spürte ich wie das wenige Gift mir noch immer zu schaffen machte.

Ich umgriff meinen Stab fester. Er sollte mir nun als Stütze nutzen.

Meine freie Hand folgte den Falten des Hakama um den Dreck zu entfernen, welcher sich dazwischen gebildet hatte, bevor ich mich neben Inuyasha stellte. Seine Iren lagen warnend auf mir.

Ich verstand seine Sorge hinter der Bitte des Lordes.

Obwohl man dies nicht als Bitte wahrnehmen konnte. Er schien keine Wiederrede hören zu wollen.

Tief atmete ich aus.

Ich wollte Rin wiedersehen.

Mein Herz brannte nach diesem Gefühl sie abermals in die Arme zu schliessen und obwohl ich Sorge hatte lebend davon zu kommen, beschloss ich mit ihm zu gehen.

«Ich werde mit euch kommen, Lord Sesshomaru».

«Was?!»

Der Ausruf in meinen Ohren liess mich zusammenzucken und ich sah zu Inuyasha, welcher sich entnervt von Kagome löste.

Er war wütend.

Mehr als wütend.

«Inuyasha», gab ich leise von mir. Er hatte mir sogleich den Rücken zugewandt und die Arme vor der Brust verschränkt. Seufzend liess ich einen Atemstoss über meine Lippen gleiten.

Weshalb war er nur immer so… so temperamentvoll?

Ich war nicht Kagome. Ich war eine Miko, die er erst gar nicht dabeihaben wollte.

«Lass ihn, Aiko. Er wird sich schon beruhigen», gab Miroku von sich und auch Sango nickte verstehend zu mir. Sie verstand mich wohl am Besten.

Was würde sie wohl alles opfern nur um Kohaku in ihre Arme schliessen zu können?

«Komm einfach heil wieder», waren seine darauffolgenden Worte, eher er meine Hände ergriff. Zart lagen sie in der rauen Fläche.

Man erkannte, schnell dass er auch schon viele Kämpfe hinter sich hatte.

«Miroku…»

Erschrocken wich er von mir weg. Es war Sangos Stimme, welche zischend hervorgedrungen war. Lächelnd wandte ich mich nochmals mit meinem Blick zu Inuyasha.

Er hatte sich nicht mehr umgewandt, doch ich erkannte seine verkrampften Finger in den Oberarmen.

 

«Miko».

 

Die Stimme war von einem genervten Knurren begleitet und als ich mich zu ihm wandte fixierte er mich mit seinen bergsteingoldigen Iren.

Sesshomaru war es leid zu warten, das konnte ich deutlich aus ihnen lesen.

«Bis bald», gab ich leise von mir, bevor ich mich von den anderen abwandte und zu ihm schritt.

Seine Statur war gross. Überragte mich mit einem Kopf und ich musste kurz schlucken, als er die bergsteingoldigen Iren in die Meine legte. So kalt und unnahbar.

Konnte er überhaupt Liebe empfinden?

Fraglich.

 

«Sesshomaru, krümm ihr ein Haar und du wirst es bereuen!»

 

Es war Inuyasha, welcher die Worte knurrend erhoben hatte und ich musste unweigerlich lächeln. Es erwärmte mir das Herz zu wissen, dass er mich genau wie die anderen schützen würde.

Ein verächtliches Schnaufen ertönte neben mir und ich liess meinen Blick kurzweilig seitlich zu ihm schweifen.

Lag da Spott in seinen Gesichtszügen?

Sein Bruder war für ihn keine Gefahr und ich erkannte, dass er die Drohung nicht wiegen würde. Sie war für ihn eine Lappalie.

Ob er sich hier nicht doch irren würde, schliesslich hatte er durch Inuyasha einen Arm einbüssen müssen. Die Geschichte hatte mir Kagome berichtet und als ich meinen Blick kurz auf den seitlich hängenden Yukata Ärmel schweifen liess, welcher durch den Wind hin und her schwebte, war zu erkennen, dass es darin keinen Widerstand gab.

 

«Wie lange werden wir unterwegs sein, Lord Sesshomaru?»

Ich ertrug die Stille nicht, die wie eine Last auf meinen Schultern lag.

Es war anders, wenn die Gruppe ruhig war.

Sie war nicht kalt.

Nicht erdrückend.

Nicht so wie bei ihm.

 

«Einen Tag».

 

Ich schluckte.

Einen ganzen Tag?

Ich musste einen ganzen Tag mit ihm allein unterwegs sein?

Würde das gut gehen?

Keine Schwäche

Es waren mehrere Stunden vergangen und ich spürte so langsam meine Beine, welche durch das ständige gleiche Tempo und der Länge der Strecke, anfingen zu schmerzen.

Ich würde eine Pause benötigen.

Bald, aber ob er stehen bleiben würde?

Meinen Blick aus dem Augenwinkel zu ihm gleiten lassend hatte er bis anhin kein weiteres Wort mit mir gewechselt. Er war schweigsam und die Gesichtszüge schienen nicht mal beim kleinsten Windzug eine Regung vorzunehmen.

Ob er wohl solch eine strenge Erziehung genossen hatte?

Ich kannte diese Masken, nicht so kühl wie die Seine, aber es gab genug Herren, Lords, die zu der jetzigen Zeit genauso wenig von ihren Emotionen zeigten, wie er. 

Sie durften sich keine Schwäche erlauben, denn der hohe Stand sah dies so vor.

Die Augen zusammengepresst, als ein heftiger Stich durch meine Waden ging, hielt ich abrupt in meiner Bewegung inne.

Es hatte sich der Muskel verkrampft und ich kniete mich sogleich nach unten, rieb über die harte Stelle und seufzte hörbar.

Die Robe einer Miko war ja schön und gut, aber die dazugehörigen Zõri waren definitiv nicht für lange Reisen gedacht, auch wenn ich weisse Tabi, knöchellange Socken, dazu trug. Es waren einfache Sandalen, die mit Reisstroh zusammengeflochten worden waren.  

Ein genervtes Schnauben ertönte und ich liess missfallend den Blick nach oben gleiten.

Die bergsteingoldigen Iren, sahen mich voller Ablehnung an und ich schüttelte nur abwertend den Kopf.

«Ihr seid ein Lord, hohen Stamms und ein Daiyõkai, verzeiht, dass wir Menschen nicht mit solch einer Ausdauer, wie ihr sie habt, gesegnet sind», gab ich von mir und liess meinen Blick abermals senken, fuhr der schmerzenden Stelle nach, als ich mit einem Zug an meinem Handgelenk nach oben gezogen wurde.

Es lag Zorn in seinen Augen.

Das Gesicht verzogen spürte ich sogleich, wie er die Krallen in mein Fleisch bohrte.

Ich hatte ihn verärgert.

«Denk bloss nicht ich verstehe den Spott dahinter nicht», waren seine bissigen Worte und ich wagte es nicht die Augen zu verdrehen.

Die Hand zur Faust geballt, welche er in seiner hielt, fixierte ich ihn. So wie er es mit mir tat.

Ich spielte gerade mit dem Feuer, das war mir bewusst, aber ich durfte ihm keine Schwäche zeigen, die er kleinlich ausnutzen würde, denn das würde er tun.

Gewiss.

«Entschuldigt. Ich wollte Euch nicht beleidigen, Lord Sesshomaru».

Fest hatte ich diesen Satz über meine Lippen gleiten lassen und spürte die Aufruhe in meinem Inneren. Meine eigentliche Seele gab die Angst preis.

Denn in meiner eigenen Welt hätte ich es nie gewagt solch einen Mann mit Spott in meinen Worten zu beleidigen.

Weshalb fiel es mir hier nur so leicht von den Lippen?

So leicht und so dumm?

Er zog eine Augenbraue hoch.

Konnte er meinen Zwiespalt vernehmen, welchen ich gerade mit mir selbst austrug?

Wohl kaum. Dazu konnte er nicht in der Lage sein, obwohl…

Kaede hatte dazumal schon meine zwei Seelen vernommen, aber sie war so wie ich eine Miko. Mit den Geistern der Zeit verbunden. Ein Daiyõkai…

Ein Schnauben und ich wurde soeben aus seinem Griff befreit.

Meine freie Hand, welche aus Reaktion den Stab fallen gelassen hatte, führte sich an mein Handgelenk. Es war durch leichte Blutlinien getränkt und ich atmete leise aus, als er sich von mir abgewandt hatte.

Der Stich in meinen Waden schien vergessen, weshalb ich die nächsten Stunden auf mich nehmen wollte, doch zu meiner Verwunderung liess sich Sesshomaru an einem Baum nieder. Lehnte den Rücken an die Baumrinde und zog das rechte Bein an seinen Körper heran, wobei er seinen Arm auf das Knie abstützte.

«Setz dich oder ich überlege es mir nochmals».

Monoton hatte er die Worte gewählt und ich nickte lediglich.

Weshalb musste auch ausgerechnet ein Lord meine Schwester gerettet haben?

Hätte es nicht ein normaler liebender Dämon sein können?

Einer wie Inuyasha?

Ich würde diese Gedanken nicht laut aussprechen, denn ich hatte mit ansehen müssen, wie die beiden aufeinander los gegangen waren. Spürte noch immer den leichten Stich in meinem Oberarm, welcher nun auf derselben Seiten mit Schmerzen im Handgelenk konfrontiert wurde.

Den Stab wieder aufgenommen, setzte ich mich an einen Stamm ihm gegenüber. Ich würde sicherlich nicht in seine Nähe sitzen und wenn mich ein Yõkai von hinten angreifen würde. Es wäre wohl das Letzte was ich täte.

Dieser Mann war schlimmer, als alles was ich bis anhin kennengelernt hatte.

 

Meinen Blick in den Himmel emporgestreckt, sah ich den vorbeiziehenden Vögeln dabei zu, wie sie ihre Runden flogen. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Diese reine Natur, welche ich hier zu Gesicht bekam, war nicht zu Vergleichen mit dem jetzigen Japan.

Es war so vieles zugebaut und man musste nun mit dem Schnellzug aus der Stadt fahren, damit man überhaupt solch ein Fleckchen sehen konnte.

Ob ich wohl die Anderen mal dazu überreden könnte mit an die heissen Quellen zu kommen?

Vielleicht würde sogar Kuro…

Abermals schlich sich eine Hitze in meinem Kopf, als ich eine Stimme vernahm, welche sich an mich richtete.

Hatte Sesshomaru jetzt gerade wirklich die Worte an mich gewandt?

«Sprich Miko», gab er kühl von sich und ich musste leider offen zugeben, ich hatte nicht gehört was er von mir wollte.

«Entschuldigt, was sagtet ihr?»

«Du ignorierst mich?

«Ich war in Gedanken», gab ich sofort zurück und liess meine Iren zu ihm schweifen, welche sich fest in meine legten.

Er verzog die Lippen. Ich konnte sehen, wie es ihm missfiel, dass ich seine Worte nicht gehört hatte.

Meine Hand von dem Handgelenk gelöst, erkannte ich, dass die Blutungen aufgehört hatten und ich strich sanft über die kleinen Wunden, bevor ich abermals zu ihm sah.

«Erläuter mir die Bindung zwischen dir und Rin».

Die Augenbraue nach oben gezogen, wunderte ich mich über sein Interesse und das er dies offen ansprach. Er schien kein Daiyõkai zu sein, welcher sich für solche Banalitäten interessierte.

Ob es wohl an Rin lag?

«Ich gehe davon aus, Ihr sprecht die nicht vorhandene Blutlinie an».

Ein Murren.

Was fragte ich auch nochmals?

Sicherlich meinte er dies.

Innerlich verdrehte ich die Augen und liess die hiesigen abschweifen, sah hinab zu meinem Stab und beobachtete die Bänder, welche sie sanft im Winde bewegten.

Die Lider gesenkt versuchte ich die Bilder zusammen zu setzen, welche mir soeben vor meinem Inneren gezeigt wurden. Meine Seele reagierte auf diese Frage und ich erkannte zum ersten Mal, warum Rin bei mir gewesen war.

Ich sah die Geschichte dahinter und musste unweigerlich hart schlucken.

«Ich fand sie ausgehungert und allein in ihrer Hütte in dem Dorf, welches sie ihr zu Hause nannte», fing ich leise an und spürte wie sich eine leichte Gänsehaut auf meine Haut bildete.

Es gefror mich bei den Erinnerungen.

Sie waren schmerzlich, voller Blut, voller Tod und ich wunderte mich nicht mehr über das Verhalten der hier lebenden Aiko.

Zu vieles hatte sie schon erlebt, um klein bei zu geben… zu viel schon verloren.

«Ihr einstiger Bruder war einer der Krieger, welcher die Schlacht meines damaligen… versprochenen Gatten begleitete und bat mich im letzten Atemzug für sie zu sorgen, sollte ich sie in diesem Dorf lebend widerfinden».

Hastig wusch ich mir über die Wange, als ich sanft die Träne spürte, welche sich aus meinem rechten Auge gelöst hatte.

Ich war versprochen gewesen.

Hätte heiraten und die Pflichten als Miko ablegen sollen, wäre er nicht auch bei der Schlacht gefallen.

 

«Du bist verwitwet, Miko?»

 

Sanft lächelnd wichen meine Iren wieder in die Seinigen. Es gab keine Gefühle, welche ich daraus lesen konnte, dennoch schien er an der Antwort interessiert zu sein, denn seine Iren legten sich mit einer Ruhe in mir ab, das ich den inneren Sturm beiseitelegte, welcher auch die hier lebenden Aiko nicht davon tragen konnte.

Es war ihr Schmerz, welchen ich soeben empfand.

«Die Vermählung fand nicht statt, Lord Sesshomaru, weshalb ich meine Pflichten als Miko weiterhin nachgehe», gab ich ihm als Antwort und liess meinen Blick wieder abschweifen.

Unbehagen löste sich in mir aus, als er mich so fixierte.

«Somit suchte ich Rin auf. Sie sprach nicht. Verständigte sich mit Händen und Füssen, bis ich ihr die Welt der Sprache zeigte. Es erfüllte mich mit Stolz, als sie mir die Bezeichnung Ane gab».

Ich spürte sogleich wie mein schmerzendes Herz mit Wärme umhüllt wurde.

Nicht nur ich hatte Rin aus einer schweren Zeit geholt. Sie war für meine zerbrochene Liebe die Heilung, die ich benötigt hatte.

 

Schweigen und langsam liess ich meine Augen wieder zu dem Lord schweifen, welcher seine Iren nicht von mir abgewandt hatte.

Ein nervöses Schlucken löste sich von meiner Kehle, als ich spürte, wie sich mein Puls erhöht hatte, bei der Erkenntnis, dass er keinen Wank dazu gemacht hatte, sich abzuwenden.

Ihn dabei beobachtend, wie er sich nun aufrichtete, schien ich ein Lächeln gesehen zu haben und plötzliche Röte schlich sich auf meine Wangen.

Er hatte sicherlich mein Herz vernommen.

Den Kopf darüber geschüttelt, zog ich mich an der Baumrinde nach oben. Der Schmerz in meinem Handgelenk war verschwunden.

Hinter ihm gehend, liess ich meinen Blick über den Rücken gleiten. Mir war die grosse Statur schon beim ersten Aufeinandertreffen bewusst geworden, aber zum ersten Mal schien ich auch den Ansatz von gewissen Muskeln zu sehen.

Tief ausatmend blieb ich in meiner Bewegung stehen, als auch er seinen Schritt gestoppt hatte.

Eine Aura.

Böswillig und sie kam direkt auf uns zu.

Dem Blick von Sesshomaru folgend, schien er in den tiefen Wald zu blicken, als ich nach einer Zeit erkennen konnte was er zu sehen schien.

In solchen Momenten wünschte ich mir die Augen eines Yõkais. Klar, weitspähend.

«Der Lord des Westens, was für eine Ehre».

Meine Augen weiteten sich leicht.

Der Yõkai hatte die Form eines Stieres und ich wusste aus Erfahrung, dass diese Yõkais Miasma erschaffen konnte. Ein Gift, welches tödlich für Menschen war, wenn sie zu viel davon abbekamen, zudem auch einige Dämonen darunter Probleme bekommen konnten.

Ich schluckte.

Waren solche Stieryõkais nicht immun gegen jegliche Gifte?

Mein Blick schweifte zu Sesshomaru und ich liess unweigerlich meine freie Hand auf meinen Oberarm gleiten. Er selbst erschuf Gift.

Gift aus seinen Krallen, doch sie würden uns hier nicht helfen können, sollte dieser niedriger Dämon wirklich vorhaben uns anzugreifen.

«Eine Miko».

Verwunderung schweifte im Unterton des Yõkais wieder, welcher uns genähert hatte. Ich umgriff aus Reflex meinen Stab fester. Schon einst hatte mich solch ein Stieryõkai angegriffen und schon einst hatte ich eine Wunde davontragen müssen.

Unbewusst griff ich an diese Stelle und erkannte die Bilder, welche sich wieder vor meinem geistigen Auge abspielten.

Nur mit Mühe hatte ich den Kampf gewonnen und ihn läuten können.

«Wusstet ihr, dass Miko ganz köstliche Menschen sind».

Eklig leckte er sich über die Lippen und ich verzog sogleich mein Gesicht. Die Vorstellung zwischen seinen Zähnen gedrückt zu werden grauste mich.

«Sag mir Mensch, du bist nicht zufällig die Miko, die mir einst meinen Bruder nahm?»

Ich konnte spüren, wie sich Sesshomaru leicht zu mir wandte, doch ich fixierte denjenigen vor mir, welcher die Augen verengt hatte.

«Ich hörte, du solltest eine tiefe Wunde von ihm mit dir tragen, willst du mir nicht mal deine hübsche Haut zeigen».

Zischend legten sich diese Worte auf seine Zunge und ich spürte, wie sich mein Puls nach oben bewegte. Es konnte nur dessen Bruder sein.

Wer sonst sollte meine Wunde kennen?

Es war einem alten Mann zu verdanken, dass ich überhaupt noch lebte.

Heiler und gut in seinem Tun.

 

«Sprich, Weib!»

 

Die Finger lösten sich leicht von meinem Stab, liess das Reiki sachte in meinem Inneren aufschwingen, bevor ich meinen Mund bewegte, um die Sprache wiederzufinden, die mir bis anhin abhandengekommen war.

«Und wenn es so wäre?»

Ein lautes Dröhnen durchdrang seine Kehle und ich konnte die tiefe Wut darunter erkennen.

«Du wagst es, Miko?».

Ich löste meine Iren nicht aus seinen stechenden Gelben, welche mich voller Hass anstarrten. Er war zu Recht wütend, nahm ich ihm doch ein Teil seiner Familie, doch so viele Menschen… so viele Dorfbewohner hatten unter seinem Bruder gelitten.

Mein Reiki legte sich sanft um meine Hand und ich konnte die tänzelnde Wärme vernehmen, welche sich wie ein leiser Hauch über sie erstreckte.

Die Klänge von den Glocken waren gedämpft zu hören.

«Das wird dir nichts nutzen!»

Seine Stimme war laut und ich erkannte die heisse Luft, welche aus seinen Nasenlöchern gestossen wurde.

Ich wusste, dass es mir nicht viel bringen würde, aber ich würde nicht einfach so hinnehmen hier zu sterben, denn auf die Hilfe des Daiyõkais konnte ich nicht zählen. Er stand schon die ganze Zeit schweigend neben mir und hatte keine Regung von sich gegeben.

Kein Wort von seinen Lippen gelassen.

Für ihn war ich doch nur ein weiterer Mensch.

Es würde mein alleiniger Kampf werden.

Da war ich mir sicher.

 

Mit einem tiefen Klang und einem abschliessenden schrillen Ton entglitt mir der Stab aus den Händen, als der nächste Schlag des Stieryõkais auf meinen Körper aufprallte. Ich versuchte meine Atemzüge niedrig zu halten, hatte er doch begonnen leichtes Miasma auszuschütten. Die immer wieder führende Handbewegung mit meinem fliessenden Reiki würde mir bald nichts mehr nutzen. Es war nur solange von Gebrauch, wie ich bei Kräften war und wenn ich die Luft nicht weiterhin reinigte, würden es nicht seine Angriffe sein, welche mir das Leben nehmen würden.

Die Fingerzeichen noch einmal geformt, welche ich einst in meinem Tempel von meinem alten Herrn gelernt hatte, wusch ich mit der freien Hand über meine schweissende Stirn. Ich hatte Schmerzen.

Er hatte mich nicht nur einmal fest von sich gestossen und nach mir gegriffen.

Langsam, fast zu langsam, löste sich das Miasma erneut auf.

«Bald bist du am Ende und wenn du durch das Gift drauf gehst».

Und wie recht er damit haben würde.

Es wären nicht seine Zähne, die mich durchstossen oder seine Hörner, es wäre alleine dem Miasma zu verdanken, wenn ich nun hier meinen letzten Atemzug machen würde, aber ich wagte es nicht nach der Hilfe von Sesshomaru zu flehen.

Mein Stolz als Miko liess es nicht zu, zudem ich sein abfälliges Getue danach nicht ertragen würde.

Wir Menschen waren für ihn schwache Wesen, die keinen Wert hatten zu leben, weshalb sollte ich diese Meinung mit meinem Flehen untermauern?

Schluckend erstarrte ich kurz in meiner Bewegung.

Wie leichtsinnig konnte ich sein.

Würde ich hier sterben, würden auch meine weiteren Seelen nicht überleben.

Ich würde nie mehr zurückkehren können.

Zurück zu ihm.

Angst befiel meinen Körper, als der nächste Schlag angesetzt wurde und stumm löste sich eine Träne aus meinen Iren.

Ich bedauerte es.

Wie töricht war ich gewesen?

 

«Es reicht»

Monoton entglitten die Worte von Sesshomaru, als er sich vor mir stellte und den Schlag mit einer blossen Handbewegung abwehrte.

Ein verächtliches Schnauben war zu vernehmen.

«Weshalb mischt ihr euch nun ein?! Es scherrte euch bis anhin auch nicht, was mit ihr geschah».

Die gelben Iren fixierten mich über die Schulter von Sesshomaru hinweg und ich wusch schnell die vereinzelte Träne hinfort.

Angst hatte mein Inneres gelähmt und ich hatte das Ende vor meinem geistigen Auge wahrgenommen.

Hastig atmete ich die angehaltene Luft ein und spürte sogleich wie meine Kehle unter den wenigen Abgasen des Giftes brannte. Mein Herz schien wieder beruhigter zu schlagen und als ich mit meinen zitternden Händen nach meinem Stab greifen wollte, griff ich daneben.

Ich erkannte ihn doppelt, bis er in seiner festen Materia vor meinem Auge verschwamm.

Hatte ich doch zu viel von diesem Miasma eingeatmet?

«Ich wollte nur sehen zu was sie fähig ist».

Bitte was?!

Was hatte er gerade von sich gelassen?!

«Sesshomaru…», nur leise drang sein Name über meine Lippen, obwohl ich doch soviel Wut darin legen wollte. In diesem Moment war mir jegliche Förmlichkeit egal.

Meinen Blick erhoben, lagen die bergsteingoldigen Iren in den meinen. Ich konnte erkennen, wie Blut an seinen Fingern haftete, bevor meine Sicht allmählich schwarz wurde und ich das Bewusstsein verlor.

Offen gelegte Gefühle (Kuro)

Sie war es nicht.

Wieder nicht.

Es war fast ein Tag vergangen, wieder knapp 24 Stunden, in denen sie nicht zurückgekehrt war und ich versuchte verzweifelt mich daran zu gewöhnen. Ich wusste, dass ich nichts daran ändern konnte, wenn sie ging, wenn die andere Seele nach ihr rief.

Aber verdammt!

Es war hart!

Seit diesem Moment vor ihrer Türe am gestrigen Abend konnte ich ihre Iren nicht mehr vergessen und immer wieder versuchte ich diesen Ausdruck in ihrem Gesicht wahrzunehmen, aber es war eine unbestimmte Leere darin zu erkennen.

Ob dies wohl auch in den anderen Welten so war?

Würden ihre Begleiter auch dort irgendwann den Unterschied erkennen?

Tief atmete ich aus und versuchte mich abermals auf die Worte meine Freunde zu konzentrieren, sassen wir doch wie so oft nach der Schule in unserer Cafeteria und genossen die kurze Freizeit, die man uns in diesen Studentenjahren gab.

Einen Anstoss an meine Schulter vernommen, sah ich in das fragende Gesicht von Renji.

«Stimmt etwas nicht, Kuro?»

Ich schüttelte leicht den Kopf und konnte sehen wie sich Ruri zu mir gewandt hatte.

Bloss nichts anmerken lassen.

«Nein, ich bin nur ein wenig müde», gab ich lächelnd von mir und sah erneut in das Gesicht mir gegenüber. Sie lächelte und dennoch…

Den Kopf abgewandt, schwieg ich weiterhin. Wie schon die letzten Stunden.

Es war nun mal nicht dasselbe.

 

Die Hand erhoben, sah ich zu Hiro und Ruri, welche neben mir standen und den letzten Kuss miteinander austauschten. Eine zarte Röte legte sich auf meine Wange ab und ich wandte sogleich meinen Kopf weg.

Fast hätte ich diese zarte Leidenschaft auch mit ihr ausgetauscht und obwohl mir dies schon in dem kleinen Café bewusst geworden war, fühlte ich nun eine kribbelnde Nervosität, wenn ich die beiden neben mir so verliebt sah.

Ich liess meinen Blick nach oben schweifen, sah den vorbeiziehenden Wolken zu und fragte mich ob diese Gefühle, welche ich für Aiko hegte, auch bei ihr vorhanden waren.

Die letzten Stunden hatte ich mich sehr damit beschäftigt.

Mich gefragt wann ich diese Liebe entwickelt hatte und musste mir schnell eingestehen, dass sie schon lange vorhanden gewesen war.

Lächelnd erinnerte ich mich an die Momente zurück, als wir schon als Kinder immer beieinander waren. Wie ich sie immer vom Aikido Training abgeholt hatte, wie sie mich bei den Basketballspielen angefeuert hatte und ihr immer wieder mürrisches Verhalten, wenn die anderen Mädchen mich umworben hatten. Ich wusste noch genau, wie ich sie an einer der Meisterschaftsrunden, in der Grundschule absichtlich länger habe stehen lassen. Ihre harten Worte danach erfreuten mich, denn es war ihre Wut, die mir gezeigt hatte, dass sie nur für mich da war. Für niemand anderen.

Sie war allein für mich da.

Jedes Mal.

Meine Augen fielen noch einmal nach vorne. Sie verabschiedete sich soeben von Renji, welcher als Letzter den anderen Jungs folgte. Sie beide hatten schon immer eine ungewöhnliche Verbindung zueinander.

Es war nicht so, dass sie viel Zeit miteinander verbrachten, aber sie waren schon von Beginn an gute Freunde gewesen.

 

«Hey Kuro, kommst du?»

 

Zu Hiro sehend, als er mich angesprochen hatte, liess ich meinen Blick nochmals kurz in die grünblauen Iren von Ruri gleiten, bevor ich sie in den Arm nahm, um mich für diesen heutigen Tag von ihr zu verabschieden.

«Es ist sicherlich alles in Ordnung bei ihr».

Leise und kaum hörbar hatte sie mir diese Worte ins Ohr geflüstert und versuchte mir ein sicheres Gefühl zu vermitteln.

Ruri würde sicherlich recht haben.

Aiko ging es gut.

Ganz bestimmt.

 

*

 

Schweissperlen rangen meine Stirn entlang und mit weit aufgerissenen Lidern sass ich kerzengerade in meinem Bett. Die leichten Sonnenstrahlen drückten durch die gesenkten Jalousien hindurch, bevor ich wahrnahm, dass ich in meinen eigenen vier Wänden war.

Meine Hand legte sich auf meine bebende Brust und unbewusst spürte ich, dass ich meine Zähne mit einer gewissen Stärke auf meine Unterlippen gedrückt hatte.

Sie gelöst, schmeckte ich das Metallische. Ich hatte es geschafft sie blutig zu reissen.

Hastig leckte ich nochmals mit meiner Zunge die brennende Stelle nach und atmete tief ein und aus.

Weshalb?

Es war die einzige Frage, die mich in diesem Moment durchzog, denn ich hatte es gespürt.

Mit einem stechenden pochenden Schmerz, welcher durch meine ganzen Glieder ging, hatte ich fühlen können, wie die Seele zurück in die Sengoku Zeit gesprungen war.

Zitternd glitt meine Hand an die Strähnen, welche sich an meine nasse Stirn gelegt hatten. Ich strich sie nach hinten und versuchte den erhöhten Puls zu senken.

Bilder hatten mich kurz vor meinem Erwachen heimgesucht.

Fetzen, die ich nicht einordnen konnte.

Zum Einen schien es mir einen Teil von Naruto erkannt zu haben, zum Anderen war da das Jahrhundert von Inuyasha.

Schluckend gefror es mich.

Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, ich hätte rote Augen vernommen, die durch bergsteingoldige ersetzt wurden, die eisige Kälte ausstrahlten.

Ob mein Traum mir irgendetwas sagen wollte?

 

Das kalte Wasser begrüssend, versuchte ich einen klaren Kopf zu bekommen. Ich konnte nicht mehr nur abwarten bis etwas geschah, bis meine Seele sich regte.

Ich musste herausfinden, wie ich Aiko beschützen konnte und ich wusste, dass er, dieser Dozent, mein erster Anhaltspunkt werden würde.

Er hatte Geheimnisse. Da war ich mir sicher.

Mich gelöst, nahm ich das Tuch zur Hand und trocknete meinen Körper von der Nässe ab. Die Muskeln waren leicht gerötet. Ich schien meinen Oberkörper wohl durch die kalte Dusche kurz geschockt zu haben.

Die langen Strähnen nach hinten gestrichen, begutachtete ich meine Lippe. Das Blut war getrocknet und die leichten Bisswunden kaum zu sehen.

Es entglitt mir sogleich ein Seufzer.

Ich hatte den Schmerz nicht wahrgenommen, gar die Kälte, welche meinen Körper wohl nun erkennbar machte, war mir nicht bewusst geworden.

Ich musste mich wieder auf das hier und jetzt konzentrieren, denn es würde auch Aiko nichts bringen, wenn ich nicht bei der Sache war.

 

«Ruri!»

 

Ihre grünblauen Iren trafen die Meine, als ich hastig auf sie zu rannte. Ich erkannte sogleich Aiko neben ihr, welche mich fragend ansah. Es war nicht sie.

Das wusste ich mit einem Blick, weshalb ich sie kurz angebunden begrüsste.

«Kuro, du solltest dich daran gewöhnen, sie genauso normal zu behandeln, wie ich es tue», kam es sogleich warnend von Ruri und ich nickte lediglich.

Ich wusste es selbst.

«Kannst du für mich diesen Dozenten im Auge behalten?»

Ihre Augenbraue zog sich nach oben und sie wollte wohl sogleich nach dem Grund fragen, als die Schulglocke ertönte.

«Tu es einfach, bitte!»

Rief ich ihr noch zu, bevor ich mich abwandte und den Flur zu meinem Klassenzimmer auf mich nahm. Bald standen auch Prüfungen in meinem Studiengang an und obwohl ich keinen Kopf für Sportwissenschaft hatte, musste ich es versuchen.

Ich konnte nicht ständig mit Grübeln verbringen.

 

Meinen Blick auf mein Handy gerichtet, seufzte ich lautlos.

Der Tag war schneller vorbeigezogen, als es mir lieb gewesen ist.

Ich lehnte an das Schulgebäude, stand dort wo unsere Schliessfächer mit den Hausschuhen waren und wartete darauf, dass Hiro endlich hinauskommen würde.

Er hatte eine weitere Stunde belegt oder besser gesagt, seine Mutter sah es vor, dass er Klarvierstunden nahm. Seit ich ihn kannte, wollte sie immer, dass er einen Plan B zur Hand hatte, sollte es mit dem Basketball nicht funktionieren wie erhofft.

Absurd.

Hiro war einer der Besten, aber da sie ihn allein erzog und er seinen Vater nie kennen gelernt hatte, ging er der Bitte seiner Mutter nach. Verständlich, wie ich fand.

«Grübelst du schon wieder in der Weltgeschichte herum?»

Erschrocken fuhr ich auf die Seite und erkannte das freche Grinsen meines besten Freundes.

Einen Schlag auf seine Schulter gerichtet, steckte ich die Hand sogleich wieder in die Hosentasche zurück.

«Klappe, Hiro!»

Helles Lachen drang durch die Stille. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf, bevor er seinen Arm um meine Schulter legte und mich eng an ihn zog.

«Sind sie schon vorausgegangen?».

Abermals bewegte ich meinen Kopf von rechts nach links.

«Sie warten auf dem Pausenhof unter dem grossen Kirschbaum», gab ich zu verstehen und wurde sogleich mit ihm gezogen.

Murrend versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch Hiro hielt mich weiterhin fest. Lachte dabei fröhlich auf, da er genau wusste, dass ich dies hasste.

Nähe war schön und gut, aber ich war es mich nicht gewohnt, weshalb es für mich irgendwann unangenehm wurde.

Mein Vater war schliesslich nie jemand, welcher uns gross in eine Umarmung gezogen hatte. Allein unsere Mutter gab uns als Kinder diese Nähe, doch ich entwickelte mich ähnlich wie mein grosser Bruder.

Nähe war so lange erwünscht, wie sie von Nöten war.

Ausnahmen gab es, doch als mich ihre Iren trafen, drückte ich mit einem gewissen Drang den Arm von Hiro weg.

Sein fraglicher Blick ignorierte ich dabei gekonnt und liess meinen Blick abermals zu ihr gleiten, als ich mich abgewandt hatte.

Wie lange würde sie noch in dieser Welt bleiben?

 

«Kuro? Scheisse Alter, was ist los?!»

 

Erschrocken wichen meine Iren zu denjenigen, welche mich stützend an der Schulter hielten. Ich hatte wohl für einen kurzen Moment den Halt auf meinen Beinen verloren, als wir soeben das Uni-Areal verlassen hatten.

Zitternd fühlte ich weiterhin die Schwäche darin und versuchte das Schwindelgefühl, welches meinen Kopf befiel, weg zu schütteln.

Es war ihre Seele.

Ich spürte die Qual.

Das Brennen in ihrer Lunge.

Die verschwommene Sicht und die Schwärze, welche sich ablegen wollte.

Meine Iren wandten sich hastig zu ihr.

Ihr Körper fing an zu zittern, leicht, nicht zu fest und unweigerlich griff ich nach ihrer Hand.

Die Lider waren geweitet. Ihre Iren mit Schock getränkt.

Sie war zurück!

 

Meine Lunge füllte sich sogleich wieder mit Sauerstoff und auch wenn ich spüren konnte, wie das Brennen nachliess, war da ein kleiner Rest, welcher zurückblieb.

Es machte mir Angst, aber dies durfte ich nicht offenkundig zeigen.

Nicht jetzt und nicht hier, denn ich hatte sie wieder.

Wieder in unserer Welt, doch bevor ich sie ansprechen konnte, hörte ich sogleich die Frage von Renji.

«Ist alles in Ordnung mit euch?»

Sie klang hastig, verwirrt, sorgend und ich versuchte so ruhig wie möglich meinen Blick zu ihm zu richten. Nickend, legte ich ein zögerliches Lächeln auf meine Lippen.

Ich spürte noch immer den Kampf in mir drin, vernahm auch ihre Seele, welche durch den plötzlichen Wechsel unruhig war.

«Bist du dir sicher, Kuro?»

Nun war es Nobu, welcher uns ansprach und wieder nickte ich.

«Es ist alles gut», versicherte ich noch einmal und versuchte mit klarer Stimme den Ton in den Worten zu festigen.

Das Zittern in meinen Muskeln hatte nachgelassen, als sich ihr Herz sogleich beruhigt hatte und meine Finger fest umgriffen hielt.

Ich spürte den fragenden Blick von Hiro auf mir, welcher glücklicherweise sogleich von Ruri abgelenkt wurde.

«Aiko hat heute nicht soviel getrunken. Liegt sicher an der Hitze, nicht wahr, Kuro?», fragte sie und ich lächelte ihr zu.

«Du kennst mich doch, Hiro, wenn ich in Gedanken bin vergesse ich alles um mich herum».

Misstrauen und dennoch legte sich sobald ein zurechtweissender Ausdruck in seine Iren ab.

«Alter, spinnst du! Mach das nie wieder!»

Eine leise Entschuldigung von mir lassend, wandte ich mich abermals zu Aiko, welche weiterhin den Blick gesenkt gehalten hatte, bis sie diesen erhob und mich ansah.

Mir drang ein tiefer Schluck durch die Kehle. Der Schmerz, welchen ich die letzten Tage vernommen hatte, lag tief in meinen Iren und ich sah, wie sie es sehen konnte.

Sie wollte soeben ihre Hand nach oben bewegen, sie auf meine Wange ablegen, bevor sie innehielt und sie abermals nach unten sinken liess.

Wir durften nicht.

Nicht hier.

«Geht es?» fragte ich deshalb und bekam ein Nicken geschenkt. Es war zögerlich und sogleich konnte ich erkennen, wie sich ihre Zähne auf ihre Lippen ablegten.

Lag ihr etwas auf dem Herzen?

Wollte sie mir etwas sagen?

Ihre Iren folgend, sah ich wie sie auf ihr Armband starrte.

Wollte sie etwa….

«Nein!»

Es war fest und zu laut, dass bemerkte ich sogleich, als ich aus dem Augenwinkel die Blicke verspürte. Die nächsten Worte nach unten geschluckt, war es nun Aiko, welche sich von mir löste. Ich wollte ihre Hand nicht freigeben, doch um nicht weiter Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, liess ich es geschehen und ein zerreissendes Gefühl machte sich in meinem Inneren breit.

Verstand ich den Wink richtig?

Wollte sie sogleich zurück?

 

«Lassen wir die Beiden mal und gehen schon mal vor».

 

Ruris Stimme hallte in meinen Ohren nach, als ich nach einigen Minuten versuchte die Leere, welche ich soeben zu verspüren mochte, davon strich und wieder klarer erkennen konnte, welche Farbe die Iren vor mir in sich trugen.

Blaugrau.

Und sie sahen mich voller Schuldgefühle an.

Ich erkannte den Wink also richtig.

«Warum?».

Sie tippte mit ihren Fingern gegen ihren Arm, welchen sie fest in ihrer Hand hielt.

Nervosität.

Aiko hatte also Mühe mir zu sagen, weshalb sie gehen wollte, doch ohne Begründung… ohne gute Begründung, würde ich sie nicht einfach erneut ziehen lassen.

Wer wusste schon, wie lange es dieses Mal dauern würde?

«Ich… ich muss, Kuro. Er merkt sonst sicherlich etwas».

Wer?

Verdammt nochmal wer?!

«Sag mir was du meinst».

Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch mein Inneres tobte. Was war in der Welt von Inuyasha geschehen, dass sie unbedingt dorthin zurück wollte?

Und was waren das für Schmerzen gewesen, welche ich verspürt hatte?

«Sesshomaru. Er wird sicherlich merken, dass ich zwei Seelen habe. Kaede, die alte Miko im Dorf wo ich mein Reiki vernommen habe, hat es gemerkt und Sesshomaru ist nicht dumm. Ich darf seinen Zorn nicht auf mich ziehen».

Ihre Stimme war flehend, schon fast ängstlich.

«Was hat er dir angetan?»

Ich griff nach ihrer Hand, welche weiterhin nervös auf ihren Oberarm getippt hatte.

«Er… es ist alles anders in dieser Welt. Er ist nun mal so.»

«Sag mir was er getan hat!»

Mein Inneres fing an zu brodeln. Gefährlich zu brodeln.

«Er hat mich getestet und ich habe mich dabei verausgabt! Es ist ein Wunder…. Dass ich noch hier stehe, aber er hat mich schlussendlich doch gerettet…».

Sie wurde leiser. Mit jedem Wort, welche sie am Schluss von sich liess, war sie leiser geworden und ich spürte, wie sich ein flaues Gefühl in mir breit machte.

«Er hat dich fast sterben lassen?!»

Es waren die einzigen Gedanken, die ich in diesem Moment fassen konnte und ich fixierte sie mit meinem Blick, als sie zögerlich anfing zu nicken. Meine Finger entglitten.

Sie wäre fast gestorben und das allein für einen Test?

Und nun wollte sie zurück?

Zu diesem Mistkerl?!

 

«Kuro, Rin braucht mich».

 

Dieser Satz war zu viel und ich ballte meine Hände zu Fäusten.

«Denkst du wir dich nicht?! Ich dich nicht?!»

Hastig gingen meine Atemzüge und ich sah ihr in die blaugrauen Iren, welche sich erschrocken geweitet hatten. Ich wurde nur selten laut. Wirklich laut und dies war einer der Momente.

Meine Hand legte sich an meine Brust und mit der anderen fing ich an willkürliche Bewegungen zu machen.

«Ich spüre alles, Aiko! Jeden verdammten Schmerz, welchen du in dieser und in der Welt von Naruto vernimmst, spüre ich! Das Brennen, es ist noch immer da und ich kann hören, wie die Seele der Miko nach dir ruft! Diese verdammte Seele, welche ich innerlich gerade verfluche! Wie leichtsinnig bist du! Was denkst du geschieht, wenn du in einer der Welten stirbst?!».

Wieder biss sie sich auf ihre Lippen und ich sah wie ihre Iren abwichen.

Sie wusste um die Konsequenzen und dennoch…

«Willst du mich gerade verarschen?! Willst du nicht mehr bei uns sein?!»

«Nein!»

Hastig hatte sie sich wieder zu mir gewandt und legte ihre Hände auf diejenige, welche auf meiner Brust lag. Sie war mir so nah und doch so fern.

«Es tut mir leid, Kuro. Ich habe es bemerkt, als es fast zu spät war und ich werde es nie wieder tun. Glaub mir. Nicht in derjenigen und nicht in den Anderen».

Und wie ich ihr glauben wollte.

Der Innere Wunsch war da ihr auf diese Worte vertrauen zu können, doch ich konnte es nicht.

Ich kannte sie zu gut.

Ungerechtigkeit liess sie niemals siegen und sie würde immer und immer wieder ihr Leben aufs Spiel setzen.

«Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Aiko».

Meine freie Hand legte sich auf ihre Wange ab.

Sie legte sich sogleich dagegen und ich konnte nicht anders als mich zu ihr nach unten zu beugen.

Ihre Lider schlossen sich und ich tat es ihr gleich.

Sanft drückte ich meine Lippen auf ihre ab, fühlte das Beben unter ihrigen und vermochte die Wärme zu fühlen, welche von ihnen ausgingen.

Sie waren weich, zärtlich und soviel mehr, als ich es mir je vorgestellt hatte.

Fester umgriff meine Hand die ihre, welche auf meiner Brust lag und ich konnte spüren, wie nun die zweite Hand sich ebenfalls an diesen Ort gesellte.

Sie drückte sich mir entgegen, bat leise darum diesen Kuss zu vertiefen, aber ich kam ihrer stummen Bitte nicht nach, denn der bittere Nachgeschmack, der vorherigen ausgesprochenen Worte blieb.

Meine Stirn lehnte sich an der ihrigen, als sich unsere Münder getrennt hatten und ich vermochte nicht die Iren zu öffnen.

 

«Komm wieder heil zu mir zurück.»

 

Es waren die letzten Worte, welche ich an die richtige Aiko gewandt hatte, bevor ich mich abwand und darauf wartete bis ihre verbliebene Seele zurückblieb.

Ich konnte sie nicht aufhalten

Würde es nie können.

Meine zwei Seelen

Ein tiefer Atemzug drang in meine Lunge ein und erschrocken wichen meine Iren von einer Seite zur Anderen. Ich war in meine Welt zurückgekehrt ohne Vorwarnung und der erste, welcher reagierte, war er.

Seine Hand griff sogleich nach meiner, als ich zu Wanken anfing und leicht nach vorne kippte. Der plötzliche Wechsel machte meinem Körper zu schaffen und ich versuchte die aufkommende Übelkeit, die mich soeben erfasste, zu unterdrücken.

Ein Schmerz durch meinen Arm, liess mich innehalten und meine Lider weiten. Ich musste zurück, zurück zu diesem Lord.

Nicht nur weil ich ihm, durch sein Verhalten die Leviten vorlesen wollte, sondern auch, weil ich ihn nicht gleich auf meine zwei Seelen aufmerksam machen wollte.

Wer wusste schon ob er meinen Zwiespalt nicht doch bemerkte.

«Ist alles in Ordnung mit euch?»

Die Stimme von Renji erfasste mich und ich hielt unbewusst meinen Atem an. Ich musste mich zusammenreissen, durfte nicht die Aufmerksamkeit bei diesem plötzlichen Wechsel auf mich ziehen.

Fester umgriff ich die Hand in der meinigen, als nun auch Nobus Stimme die Stille durchdrang. Nochmals nach uns fragte, ob wirklich alles in Ordnung sei.

Verwirrt verzog ich meine Augenbraue, bevor ich ihn vernahm.

Kuro.

Wie er versicherte, dass alles mit uns in Ordnung sei, doch auch seine Worte schienen das Misstrauen nicht hinfort tragen zu können und sogleich konnte ich Ruri vernehmen, welche versuchte uns beide aus dieser Situation zu bringen.

Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen ab.

Ich hätte heute nicht genug getrunken und es würde sicherlich an der Hitze liegen.

Wusste ich nicht von meinem Sport das Trinken wichtig war?

Die Worte von Hiro vernommen, wie er Kuro zurecht wiess, erhöhte sich sogleich mein Puls.

War das die Wahrheit, welcher er sprach?

Hatte er vergessen zu essen, zu trinken?

Ich richtete meinen Kopf nach oben und liess die Iren zu ihm gleiten. Er schluckte hart und ich erkannte den innerlichen Schmerz in seinen Pupillen.

Zudem erschien er mir blass und leichte Schweisstropfen hatten sich an seiner Stirn gebildet.

Was war bei meinem Erwachen geschehen?

 

Schluckend liess ich die soeben erhobene Hand wieder sinken.

Mein Gefühl hatte mich dazu verleiten lassen ihn an der Wange zu berühren. Sanft darüber zu streicheln, ihm durch diese leichte Berührung zu versichern, dass alles gut war.

Doch war es das wirklich?

Die Frage aus seinem Mund vernommen, nickte ich zögerlich und biss mir unbewusst sogleich auf die Lippen.

Ich konnte das Flehen meiner Seele hören. Das Flehen der Miko wieder zurück zu kommen, doch weshalb hatte sie mich zurückgeschickt?

War mein Körper zu schwach geworden?

Waren es meine anderen Seelen, die nach Erholung riefen?

Unweigerlich liess ich meinen Blick auf mein silbernes Armband schweifen, als ich erschrocken zusammenzuckte.

Kuro hatte ausgerufen.

Laut.

Verheerend.

Ich musste diese Nähe, welche wir soeben zeigten, trennen. Er hatte die komplette Aufmerksamkeit auf uns gezogen.

Er wollte sich wehren, doch auch er schien zu verstehen, wie es gerade zu deuten war, weshalb er meine Finger entgleiten liess.

Doch was war das für ein Schmerz, den ich nun vermochte zu spüren?

 

Sie liessen uns allein und ich sah an der Seite von Kuro hinweg zu der Gruppe, welche sich gerade entfernte, bevor ich mich abermals verkrampfte.

Mein Körper war angespannt.

Kuro drängte mich soeben mit seinen Fragen in die Ecke. Ich konnte nicht anders, als nach meinem rechten Arm zu greifen und mit der Hand sanft darauf zu tippen. Wie so oft versuchte ich mich abzulenken.

«Was hat er dir angetan?!»

Seine Stimme war laut und ich biss mir erneut auf meine Unterlippen. Er würde das Handeln von Sesshomaru niemals verstehen, denn ich selbst verstand es nicht, aber es war diese Zeit.

Die Sengoku Zeit.

Sie war anders und das versuchte ich Kuro so wieder zu geben, hoffte inständig, dass er es dabei belassen würde, doch ich bändigte seine Wut nicht damit.

Ich verschlimmerte sie.

Schluckend nahm ich meinen Mut zusammen.

Versuchte ihm kurz und bündig zu erklären was geschehen war und konnte selbst hören, wie ich mit jedem Wort leiser wurde.

«…es ist ein Wunder… dass ich noch hier stehe, aber er hat mich schlussendlich doch gerettet…».

Es vergingen nur wenige Sekunden und ich erkannte wie Unverständnis in den Augen abgelegt wurde. Kuro rief sogleich aus und ich zuckte wieder zusammen, wagte es jedoch nicht meinen Blick aus seinem entgleiten zu lassen, als er mir die Frage stellte, welche soviel Wahrheit aussagte.

Ja, er hätte mich fast sterben lassen.

Zögerlich bejahte ich dies mit einem Nicken.

Ich wollte es ihm nicht sagen, denn dieser Schmerz, welcher mir soeben gezeigt wurde, war unerträglich.

Es war nicht meine Absicht ihn zu verletzen, ihn wütend zu machen, aber all das… Es war nicht zu verhindern, weshalb ich es ihm nicht übel nehmen konnte.

Ich würde gleich handeln.

Sicherlich.

 

«Kuro, Rin braucht mich», gab ich leise von mir, als eine gewisse Ruhe eingekehrt war, doch die Reaktion, welche ich bekam…

Ich schrak zurück.

Bis anhin war seine Stimme laut gewesen, doch in einer angenehmen Tonlage, was ich nun zu hören bekam, war mehr als nur Wut. Es war Schmerz.

Spürbarer Schmerz.

Seine Hand legte sich auf der Brust ab, fest krallte sie sich in sein eignes Shirt und führte mit der freien Hand willkürliche Bewegungen in der Luft aus.

Klar und deutlich wurde mir damit bewusst, wie sehr ich ihn mit den Worten verletzte.

«Ich spüre alles, Aiko!...»

Die Lider geweitet, als er die Seele ansprach erkannte ich sogleich den Zusammenhang von der vorherigen Erwachung meiner Seele in dieser Welt.

Wie dumm war ich gewesen?

Wie blind?

Es hätte mir klar sein müssen, denn er hatte mir erzählt, dass er meine Seele mit seiner verbunden hätte, doch wieso erwähnte er nur Inuyasha und Naruto, was war mit Ruffys Welt?

Spürte er diese nicht?

War sie doch anders, als die anderen Beiden?

Die Gedanken stoppten sogleich, als er mir weitere Worte an den Kopf warf und ich unweigerlich anfing zu schlucken.

Mir war bewusst geworden, dass ich hätte sterben können in jeder Welt, welche ich ein Leben lebten. Erst am Schluss, aber die Klarheit hatte mich eingenommen und wie es schien, war diese nun auch in meinen Gesichtszügen zu lesen, denn die Frage, welche er mir entgegen schrie, beantwortete ich so schnell, dass er keine Zweifel an meine Antwort haben dürfte.

«Ich würde euch niemals absichtlich allein lassen!»

Schrie ich ihm entgegen und ging auf ihn zu, legte meine Hand auf diejenige ab, welche auf seiner Brust lag.

Ich wollte nicht, dass er dachte ich würde freiwillig gehen wollen.

Er sollte verstehen, dass ich dies nur in Notwehr tat. Das dies der letzte Ausweg ist, wenn ich so handelte.

«Glaub mir. Ich werde es nicht mehr tun», waren meine festen Worte und ich wollte so sehr, dass er mir glaubte, doch seine Iren sprachen Bänder.

Kuro tat es nicht.

Konnte es nicht und abermals konnte ich es ihm nicht verübeln.

Zu sehr war mein Denken ihm bewusst.

Ich wollte mich soeben entschuldigen, als ich vernahm, wie er mir zu sagen gab, dass ich nichts versprechen sollte, was ich nicht halten könnte.

Traurig legte sich ein Lächeln auf meine Lippen ab, welches durch die warme Hand auf meine Wange abgeschwächt wurde.

Ich legte mich dagegen, wollte in diesem Moment seine Nähe spüren, seine Wärme bekommen. Schon seit unserer letzten Trennung hatte ich das stumme Verlangen danach und als ich bemerkte wie er sich mir näherte, pochte mir mein Herz stockend entgegen.

Ich konnte fühlen, wie sich meine Haare aufstellten, wie sich eine Gänsehaut ablegte, als ich meine Augen schloss und sanft die Lippen vernahm.

Sie waren warm, nicht besitzergreifend, schon fast keusch legten sie sich ab und ich konnte nicht anders, als meine zweite Hand an seine Brust zu legen. Er begleitete meine stumme Bewegung mit einem festeren Griff um diejenige, welche schon auf seiner lag.

Ich lächelte in mich hinein und verspürte die Wärme in meinem Inneren, welche sich prickelnd auf meine Haut legte. Stumm verlangte ich nach mehr, drückte mich ihm weiter entgegen, doch bitter musste ich feststellen, dass er diese verneinte.

Das Gefühl an meinen Lippen löste sich und ich konnte fühlen wie sich seine Stirn an die Meine legte.

Nun war es die Sorge um mich und mein Wohl, welche mir zutiefst bewusst wurde.

Ich hatte mich nicht getäuscht.

Dieser Kuss war begleitet von Angst.

Angst, dass ich nicht mehr wiederkommen würde.

 

Ich öffnete nur ungern meine Iren, doch die nächsten Worte von Kuro, liessen nicht anderes zu.

Er bat mich heile zu ihm wieder zu kommen.

Es war eine unweigerliche Aufforderung darauf nun zu gehen und ich war ihm dankbar.

Dankbar, dass er mich gehen liess.

Seine Hand entwich der Meine und als ich meinen Blick auf das silberne Armband gerichtet hatte, hatte er mir schon den Rücken zugewandt.

 

«Ich werde bald wieder da sein».

 

*

 

Hustend spürte ich einen Schmerz in meiner Brustgegend. Fühlte wie das Miasma sich in meinen Körper gefressen hatte.

Hektische Laute drangen an mein Ohr.

War das Kaede, welche böswillige Sätze über ihre Lippen liess?

Welchen Mann verfluchte sie soeben?

«Zügelt eure Zunge!»

Hatte ich gerade die Stimme von Sesshomaru vernommen?

Was war geschehen?

Ich versuchte meine Lider zu bewegen. Sicht auf das Geschehen zu erhalten, doch meine Glieder bewegten sich nicht.

Gelähmt von dem Gift, welches meinen Körper befallen hatte.

«Ihr wart es doch, welche sie zuerst vergifteten?!»

Es war Kaede und sie wagte es soeben den Daiyõkai zurecht zu weisen.

Ein tiefes Knurren drang durch den Raum und das Yoki, welches sich aufbaute, war unangenehm auf meinem Körper zu spüren. Es drückte mich weiter auf den Futon und ich spürte wie es sich an meinem Leid ergötzte.

«Nun haltet euch im Zaum! Nun geht, damit ich meine Arbeit verrichten kann».

«Du wagst es mich vor die Hütte zu schicken?»

Unweigerlich konnte ich das Beben der Holzdielen fühlen.

Knirschend und quietschend gaben sie ihr Leiden bekannt.

Kaede murrend vernehmend, liess sie nicht locker. Sie wollte Sesshomaru vor der Hütte sehen, doch ich wusste, dass dieser dies niemals annehmen würde.

Eine Bitte von einem Menschen anzunehmen und dann sogleich von einer Miko, wäre wohl unter seiner Würde.

«Dann bitte ich euch abzuwenden. Eine Miko ist von Reinheit und Jungfräulichkeit umgeben»

Ich vernahm ein Schnauben.

Es war ihm zurecht so zu reagieren und sogleich vermochte mich die Szene im See einzunehmen. Wärme würde meine Wange umgeben, wäre die jetzige Lage anders.

Fühlend wie sich der Stoff von meiner Brust entfernte, nahm ich wahr wie Kaede die Schichten löste, die Schnüren in meiner Hüftgegend, wie sie mir Freiraum zum Atmen gab und wie sich eine warme Substanz auf meine Haut ablegte.

Leise summende Worte drangen an mein Ohr und mein Kiefer wurde nach unten gedrückt. Flüssigkeit drang in meine Kehle ein, nahm das trockene Gefühl mit sich und wurde durch ein heisses Brennen ersetzt.

Ich wollte nicht schlucken.

Mein Körper weigerte sich dies einzunehmen, doch bevor ich es wieder aussprucken konnte, wurde mir sogleich eine zerbrechliche Hand auf die Lippen gedrückt. Gezwungen die Flüssigkeit aufzunehmen.

Qualvoll schlug mein Herz gegen die Brust.

Beissend ging ein brennendes Gefühl durch meine Glieder und ich vermochte mein Reiki zu vernehmen, welches sich schützend aufbaute.

Erinnerungen der letzten Stunden nahmen mich sogleich ein und ich sah wie sich die Bilder Schritt für Schritt zusammensetzen.

 

Er hatte mich getragen.

Der Daiyõkai hatte mich nach meiner Bewusstlosigket auf seine Arme genommen, mich an seinen Körper gehalten und weiter mit sich genommen, bis ich ihn stoppte.

Ich bat ihn darum nach Kräutern zu suchen, welche den Schmerz bis zu Rin lindern sollten.

Seine bergsteingoldigen Iren hatten die Meine erfasst.

Er schwieg, wollte wohl erneut vernehmen, ob ich diese Bitte ernst meinen würde. Ihn als Daiyõkai solch eine Aufgabe erteilen zu wollen, doch ich bekam keinen weiteren Laut über meine Lippen.

Fühlte sogleich wie das Gift meinen Körper eingenommen hatte und mir jegliche Bewegungen fern blieben, einst allein das tiefe Knurren aus seiner Brust hallte in meinen Ohren nach, als ich abermals mein Bewusstsein verlor.

 

Meine Finger krallten sich in die dünne Strohmatte unter mir und ich spürte wie mein Körper wieder an Kraft gewann. Hastig gingen mir die Atemzüge über die Lippen und ich öffnete sogleich meine Lider.

Verschwommen vernahm ich das holzende Dach, bis eine braune Ire die meine trafen. Es war Kaede, welche sich über mich gebeugt hatte, aber weshalb erstrahlte sie in einem blauen Ton?

Meinen Blick nach unten gewandt auf meine geöffnete Brust, die nur noch leicht verdeckt wurde mit dem weissen Stoff, erhaschte ich das Reiki, welches sich um meinen Körper aufgebaut hatte.

«Aiko, so beruhige dich und konzentriere dich auf deine Seele».

Schnell wichen meine Iren wieder in die der alten Miko.

Auf meine Seele?

Sprach sie meine Beidigen an?

Die Lider geschlossen, atmete ich tief ein und aus. Konzentrierte mich auf das Dasein hier, holte meine Seele von den letzten Stunden in meiner Welt zurück zu mir, versuchte die Gedanken nicht offen zu legen, welche mich sogleich von Kuro einnahmen.

Sie waren nicht erlaubt.

Nicht hier.

Er war derjenige in meiner Welt, nicht in dieser.

In dieser hatte ich geliebt – einen Mann. Einen Krieger. Einen Anführer.

Einen mir immer liebenden Menschen, welchen ich nie mehr wiedersehen werde.

«Genau, erinnere dich an das hier».

Ihre Worte leise, begleitet mit einem sanften Unterton. Als wäre es ein Flüstern im Wind.

Wieder drang ein tiefer Atemzug über meine Lippen und ich konnte erspüren wie sich das Reiki zurückzog, wie der Schmerz schwand.

Eine leise Träne löste sich. Die Trauer hatte mich eingenommen.

Die Trauer um ihn. Meinen einst geliebten Mann und bevor weitere Tränen mich verlassen würden, öffnete ich meine Lider. Ich drehte meinen Kopf schnell weg, denn Sesshomaru sass nicht nur in der Hütte. Er sass bei mir.

Nah und seine plötzliche deutliche Anwesenheit machte meinem inneren zu schaffen.

Es erbebte und dennoch war es erdrückend, als wäre es nicht erlaubt solche Gefühle zu erspüren für solch ein Wesen, wie er es war.

«Kaede, ich…»

Sie schüttelte den Kopf und bat mich zu Schweigen. Ich solle meinem Körper die Zeit geben die Ruhe anzunehmen.

Ein Knirschen der Dielen liess die kurze Stille schwinden und ich hörte, wie der Mann neben mir sich erhoben hatte und aus der Hütte bewegte. Nun ging er?

Nun wo ich erwacht war?

«Dieser…»

Meine Hand legte sich sogleich auf die zerbrechliche der alten Miko. Ich verstand ihren Unmut, aber er war es, welcher mich zu ihr gebracht hatte. Es war ein untypisches Verhalten für ihn, dennoch die wohl einzige Lösung die ihm blieb.

Wie hätte er Rin dies sonst erklären sollen?

«Ich werde Inuyasha darüber berichten».

«Tu das bitte nicht, Kaede», gab ich sogleich meinen Widerspruch von mir und sie erfasste meine Iren, welche klar und deutlich in ihrem vorhandenen Auge lag.

Mürrisch wandte sie sich dem Eimer mit dem Wasser zu und entfernte mir die Kräuterpaste auf meiner Brust, welche sie mittig aufgetragen hatte.

Heilend hatte sie meinen Körper von aussen gereinigt und das Gift schien ihn verlassen zu haben.

«Weshalb schützt du diesen Lord vor Inuyashas Zorn?».

Es war eine berechtigte Frage, die ich, als ich mich langsam aufrichtete und mein weisses Kimonohemd wieder zulegte und an der Hüfte abermals mit den Schnüren befestigte, mit einem tiefen Atemzug beantwortete.

«Weiteres Zündholz in das tobende Feuer zu stapeln, bringt beiden Seiten keinen Sieg. Sie werden lernen müssen miteinander zu verweilen. In der jetzigen Zeit ist solch eine Verbindung von Nöten, um bestehen zu können, als das was sie sind», gab ich mit einer wiederkommenden Ruhe von mir und hörte das Seufzen der alten Dame neben mir.

Die Brüder zu verbinden, war nicht Teil meiner Aufgabe und dennoch vermochte ich zu spüren, dass dieses Schicksalsband nicht durchtrennt werden durfte.

Ob es wohl daran lag, dass ich das Gefühl bekam, dass Sesshomaru seinen Halbbruder hasste, jedoch nie töten würde?

«Seien die Geister mit dir, auf deinem weiteren Reise mit ihm. Lord Sesshomaru ist nicht zu unterschätzen und wisse gut mein Kind, wie du dich ihm näherst».

Nickend lächelte ich sie an und griff neben mir nach meinem Stab. Ich stütze mich auf und versuchte die Kraft in meinen Beinen wiederzufinden.

Es dauerte eine Zeit, bis ich den Halt wiederfand und meine ersten Schritte tätigen konnte.

Er wollte zu Rin und sie würde schon warten.

Weitere Zeit zu verschwenden würde ihn nur zornig stimmen.

Als ich die dünne Strohmatte auf die Seite gezogen hatte, erkannte ich seine grosse Statur auf dem Kiesweg vor mir. Er hatte seinen vorhandenen Arm auf die Schwertscheide gelegt, war leicht zur mir gewandt, bevor sich unsere Iren trafen.

Es war etwas Unbestimmtes darin zu erkennen und dennoch sprach ich kein Wort.

Folgte stumm seiner Bewegung, als er mir die Hand hinhielt und wir von einem gelben Licht umhüllt wurden.

 

«Ane!»

 

Blinzelnd, spürte ich noch immer die Finger um die Meinigen, bis ich sie abwand und mich dem Mädchen zuwandte, welche auf mich zu gerannt kam.

Ich hinterfragte Sesshomarus Tat nicht, weshalb er diese Fähigkeit nicht schon von Beginn an angewendet hatte, denn ich wusste von seiner Abneigung zu den Menschen.

Und ich war nun mal einer.

Mir Nähe zu geben, mich gar zu berühren, war ihm zu wider gewesen.

«Rin», gab ich leise lächelnd von mir bevor ich die schrille Stimme des grünen Koboldes, wie ich ihn bezeichnete, vernehmen konnte. Wie er sich an die Füsse von Sesshomaru warf und ihm traurig mitteilte, dass er ihn gar vermisst zu haben schien.

«Ane, warum bist du verletzt?

Die Augenbraue nach oben gezogen, folgte ich ihrem Blick und erkannte die blauen Flecken, die Schürfwunden und die getrockneten blutigen Stellen an meinen Armen, wie auch an meinem Knöchel.

Ich müsste Schmerzen vernehmen, denn der Stieryõkai hatte mir übel zugespielt, doch die Kräutermischung schien ihre Aufgabe zu erfüllen.

«Wir sind einem Yõkai begegnet», gab ich ehrlich von mir und hörte wie sie scharf die Luft einzog. Ihre Hand legte sich auf ihre Lippen und ihre Iren wurden glasig.

Ein Lächeln legte sich auf meinen Mund und ich strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht, als ich mich zu ihr nach unten gebeugt hatte.

Stumm gab ich ihr zu verstehen, dass alles in Ordnung wäre und sie schluckte leise.

«Sicher hat Sesshomaru-sama dich beschützt, oder?»

Mein Herz schlug mir an die Brust. Gerettet hatte er mich, doch ich hätte bei längerem Warten sterben können.

Sollte ich ihr dies wirklich mitteilen?

Den Kopf leicht zur Seite gewandt, als ich hörte wie Yaken aufheulend seinen Kopf hielt, als er eine Kopfnuss von Sesshomaru verpasst bekommen hatte, lagen seine Iren ruhig in den meinen.

Wartete er ab, was ich für Worte wählen würde?

Nickend wandte ich mich wieder zu Rin.

«Ja, Lord Sesshomaru hat eingegriffen und mich beschützt».

Weshalb sollte ich ihre Sicht auf diesen Mann verändern?

Er rettete ihr Leben, als ich nicht in der Lage dazu war.

 

Ihr Atem ging ruhig und sie lag schlafend an meiner Brust, als ich ihr mit meinen Fingern zärtlich über den Rücken strich. Rin war zugedeckt mit einem leichten Stoff, welchen ich nach dem Verlassen der Hüte von Kaede mitgenommen hatte.

Die Nächte waren warm und dennoch ging des öfteren ein frischer Windzug. Ich spürte es selbst, denn meine Haut war von einer Gänsehaut überzogen, die mich ab und an erschaudern liess.

Ruhig gingen meine Atemzüge als ich meinen Blick zu dem Lord wandte, welcher wie so oft die Position eingenommen hatte, die ich bis anhin von ihm kannte.

«Weshalb rieft ihr nach mir, Lord Sesshomaru? Rin scheint es gut zu gehen», gab ich leise von mir, denn ich wusste, dass er die Augen nur durch die Stille geschlossen hielt.

«Du hast die Höflichkeit wiedergefunden?».

Verwirrt über diese Aussage erinnerte ich mich zurück, bevor ich das Bewusstsein verlor. Ich hatte ihn bei seinem Namen genannt ohne jegliche Höflichkeitsform.

«Ich kann dies auch gerne ablegen, wenn euch dies lieber ist», waren meine zynischen Worte und erkannte sogleich seine goldigen Iren. Sie schienen in der Nacht mehr zu leuchten als am Tag.

Atemberaubend, wie ich empfand.

«Du solltest dich nicht zu weit nach vorne beugen, es könnte tödlich enden»

«So wie vor einigen Stunden, Sesshomaru?» Ich schwieg einen Moment, bevor ich «-sama», anhing.

«Du spielst mit deinem Leben»

«Was für ein Spiel, Lord Sesshomaru? Das Leben endet irgendwann, nicht der Eurigen, aber meines und das von Rin, wird irgendwann mit der Zeit vergehen – ob es nun eure Hand ist durch die ich sterbe oder eine Andere, dies spielt für mich keine Rolle mehr», gab ich leise von mir und zuckte merklich zusammen.

Meine zweite Seele, liess mich Angst verspüren. Bedauern und mir wurde wieder merklich bewusst, dass dies nicht die meinige Welt war.

Hastig wandte ich meinen Blick von ihm ab und liess tiefe Atemzüge über meine Lippen gleiten.

«Erneut».

Seine Stimme war tief, als sie mich erreichte und erschrocken wich ich weiter an den Baumstamm hinter mir, als er sich vor mir aufgerichtet hatte.

Ich verkrampfte die Finger in dem schlafenden Körper auf mir und schluckte, als ich die spitzen Fingernägel an meiner Wange vernahm.

 

«Sprich, Miko, weshalb vernehme ich zweier Leben in dir? Was bist du?»

Schenkt Ihr mir Glauben?

«Sprich Miko, weshalb vernehme ich zweier Leben in dir? Was bist du?»

 

Lediglich ein lautes Pochen drang an mein inneres Gehör. Es war mein Herz, welches mir bis zum Hals schlug.

Ich wusste, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, doch ich hatte darauf gehoffte, dass er erst später eintreffen würde.

Ein Knurren übertönte meinen Herzschlag und ich liess meine Iren unweigerlich in die Seine gleiten. Er gab mir keine Möglichkeit dies zu verhindern, denn es war der spürbare Schmerz an meiner Wange, welcher durch seine Nägel ausgelöst wurde, der mich dazu zwang seiner Bewegung zu folgen.

«Geduld ist keine Tugend von mir».

Ach, wirklich Sesshomaru?

Wie gerne hätte ich spöttisch aufgelacht und ihm merklich gezeigt, dass mir dies schon seit Anbeginn bewusst war, doch ich zügelte meine Zunge.

Ich versprach es und ich würde mein Versprechen halten. Für ihn. Er wartete schliesslich auf mich.

«Nun sprich!»

Seine Stimme tief, gefährlich von dem nächsten Knurren begleitet und ich hielt unweigerlich eine Hand auf das Ohr von Rin. Er musste sie doch nicht sogleich wecken.

Meinen Kopf von seiner Hand abgewendet, zog ich mich zurück und liess einen tiefen Schluck meiner trockenen Kehle nach unten gleiten.

Wie sollte ich ihm dies denn bitte erklären?

Kagome reiste durch die Zeit, doch ich – ich hatte zwei Seelen, verbunden miteinander und doch getrennt. Er würde mir doch niemals Glauben schenken.

Drückend legte sich sein Yoki auf meinen Körper ab und ich spürte den pochenden Schmerz in meinen Gliedern aufkommen. Die Verletzungen nahmen sogleich das Brennen wahr und ich seufzte mühselig auf.

«Nun beruhigt euch und lasst mir Zeit die Worte richtig zusammenzufügen», gab ich erklärend von mir und liess meinen Blick abermals zu ihm nach oben gleiten.

Sie verengten sich und dennoch gab er mir den Abstand, welchen ich benötigte, um beruhigend einatmen zu können. Mein Inneres wieder in Einklang zu bringen.

Vorsichtig nahm ich Rin von meiner Brust, legte sie sanft neben mir hin und deckte sie abermals mit dem dünnen Stoff zu. Die Kälte nahm mich sofort ein und die Gänsehaut legte sich abermals mit einem kühlen Schauer auf meine Haut ab.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie wir uns gegenseitig gewärmt hatten.

«Meine Seele ist gespaltet und ich lebe in dieser wie auch in einer anderen Zeit».

Schweigen lag in der Luft und ich wagte es nicht meinen gesenkten Blick abermals nach oben zu richten, doch als ein tiefes Knurren aus seiner Kehle drang und ich seine kalte Hand unter meinem Kinn vermochte, welche sich schmerzhaft in meinen Kiefer drückte, erkannte ich die bergsteingoldigen Iren die mich beissend ansahen.

«Lügen dulde ich nicht, also sprich, was du bist, Miko»

Seine Stimme war so dünn wie eine Messerschneide und obwohl ich seinem Blick ausweichen wollte, wagte ich es nicht.

Qualvoll vernahm ich den Druck in meinem Unterkiefer.

«Ihr allein entscheidet ob ihr mir Glauben schenken wollt oder nicht. Ich jedoch weiss, dass ich die Wahrheit spreche», gab ich unter Schmerzen über meine Lippen und bewegte sogleich die Stelle, als er den Griff davon löste.

«Wieso sollte ich dir Glauben schenken, bei dem Irrsinn, welchen du ansprichst. Eine getrennte Seele, wäre eine tote Seele»

«Ist es denn nicht der Irrsinn dahinter, welche die Geschichte wahrheitsgetreu macht? Denkt ihr ich würde mir solch einen Unsinn ausdenken?», fragte ich sogleich nach und hörte sein Schnauben, welches über seine Lippen glitt.

Er würde niemals zugeben, dass ich mit meiner Annahme recht haben würde, weshalb er lieber stumm seinen Unmut weiterhin preisgab.

Meine Hand legte sich an die noch drückende Stelle im Gesicht und strich daraufhin sanft über die Wange. Seufzend fühlte ich etwas Warmes darunter. Es waren nur sanfte Blutspuren, nicht zu stark. Wie ein Stich, der sogleich verheilen würde.

Die Finger wieder abgleiten lassend, erhaschte ich wie die Iren weiterhin auf mir lagen.

Er glaubte mir nicht und ich konnte es ihm nicht vorwerfen.

Wie würde Ruffy auf diesen Mist reagieren?

Lächelnd zogen sich meine Mundwinkel nach oben. Er würde wohl Begeisterung dafür haben. Ruffy hatte schon immer eine gewisse Freude an Dinge, die nicht normal waren.

Wie es ihm wohl ging, ob sie schon in Alabasta angekommen waren?

 

«Kagomes Zeit gleicht meiner Zeit, doch unterschiedlicher könnten wir nicht sein»

Meine Finger legen sich in die grüne Wiese vor mir ab, welche dunkel vor meiner Iris erschien. Die letzten Sonnenstrahlen hatten schon seit längerer Zeit den Horizont verlassen.

«Ihre Seele ist die einst hier lebende Priesterin Kikyou», ich redete weiter und sah aus dem Augenwinkel, wie Sesshomaru sich einen Baum neben mir niederliess und die gewohnte Haltung einnahm.

Er schien weiterhin wissen zu wollen, was ich war und wer ich bin.

Zum Schutz?

Zur Vorsicht?

Ich wusste es nicht und dennoch führte ich meine Erzählung weiter.

«Sie ist verbunden mit dem Juwel, ich verbunden mit der vor euch sehenden Miko. Ihr Leben ist das Meinige und mein Leben ist das ihrige. Wir sind eins und doch getrennt. Wenn ihr mich nach dem Grund fragen würdet, könnte ich euch lediglich die Tradition meines Namens nennen. In der Überlieferung eine Brücke die für Harmonie sorgen soll, in eurer, wie auch in anderen Welten».

Mein Blick wich in den Himmel.

Weshalb ich diesen Namen trug, weshalb es mich traf, all dies könnte ich ihm nicht beantworten, denn ich kannte den Grund selbst nicht.

Es war reines Schicksal und es war das Meinige. Nicht tauschbar mit jemand anderem.

Tief liess ich einen Atemzug über meine Lippen gleiten und zog die Beine nah an meinen Körper heran, umgriff diese, denn die Kälte nahm meine Glieder ein.

«Die Erinnerung an das hier lebende Leben, welches solange vor mir verschlossen gewesen war, kommt mit jedem Tag, mit jeder Frage, mit jedem Erlebnis näher, wusste ich doch vor eurem Auftauchen nicht einmal das ich geliebt hatte.»

Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich liess meine Lider senken. Erkannte einen stämmigen Mann vor meinem Inneren, kurzgeschnittenes Haar, eine tiefe Narbe über seinem Gesicht, welche mich nie gestört hatte. Er hatte mir den Hof gemacht, nach vielen Jahren seiner Versuche mich zu erobern. Ich gab nach, denn ich hatte Liebe empfunden.

Tiefe Liebe.

Schluckend legte ich meinen Kopf zwischen meine Knie ab und legte sanft eine Hand auf den Rücken von Rin ab.

Sie hatte mich abermals Wärme fühlen lassen und ich fühlte erneut, wie sich die Seele beruhigte. Wie sie ihre Ausgeglichenheit wiederfand.

«Ihr nennt es Irrsinn, ich nenne es mein Leben, meine Leben und ob ihr nun bemerkt, dass ich nicht die Selbe bin, wenn ich mich trenne von dieser hier lebenden Seele, so ist mein Dasein immer gleich».

Meinen Kopf zu ihm gewandt, öffnete er seine Lider und ich erkannte abermals das flüssige Gold darin, welches mit einem bergsteinbraun umrandet wurde.

Ich wartete darauf, dass er etwas sagen würde, doch er gab keinen Laut von sich, schloss abermals seine Lider und liess mir ein stummes Nicken zurück.

 

Ich verweilte in der Ruhe und beobachtete die Sterne am Himmelszelt. Die ausgesprochene Worte, liessen mich nicht schlafen und die Kälte, welche sich auf mich niedergelegt hatte, liess meine Knochen immer wieder erzittern.

Es war ein unangenehmes Gefühl, welches meinen Körper heimsuchte und ich hatte weiterhin die Beine an meinen Körper gezogen.

Meine Iren wieder gesenkt, hatte Sesshomaru wirklich kein einziges Wort mehr von sich gegeben und ich wagte es auch nicht noch einmal meinen Blick zu ihm zu wenden, obwohl ich mich noch immer fragte, weshalb ich nun hier war.

Rin schlief ruhig und auch ihr Inneres schien nicht zu toben. Es war friedlich und sanft liess ich meine kühlen Finger nochmals über ihren Rücken gleiten. Ihr Körper war zu einem kleinen Paket zusammengezogen und sie hatte ihre Hand auf den Stoff gelegt, zog ihn eng an ihren zierlichen Kinderkörper heran.

Weshalb war ich hier?

Warum hatte meine Seele mich gerufen?

War er der Grund dafür?

Die Begegnung mit Sesshomaru?

Aber weswegen, nahm er Rin als Vorwand um mich zu holen oder hatte ich etwas übersehen, als wir hier angekommen waren?

Den Kopf an die Baumrinde gelehnt, spürte ich eine Wärme, welche mich sogleich einnahm.

Weisses Fell legte sich um meinen Körper und verdutzt sah ich zu dem Lord, welcher sich schweigend in meine Nähe bewegt hatte.

«Sess…»

«Schweig und schlaf endlich»

Mit einem tiefen Grollen liess er diesen Satz aus seiner Kehle gleiten. Ich konnte nicht anders, als ihn schweigend anzusehen und meine Iren über sein Gesicht weichen zu lassen. Die violetten Male unterstrichen die Gesichtszüge und gaben ihnen eine gewisse kantige Ausstrahlung. Die Haut glich im Abendlicht weissem Porzellan. So rein und ohne Unebenheiten.

«Starre weiter und ich lasse dich erneut frieren».

Hastig entzog ich mich aus seinem Antlitz und spürte sogleich wie sich eine Wärme auf meine Wange ablegte, bevor ich lächelnd die Augen schloss und das angebotene Fell dankend annahm.

 

Das Zwitschern der Vögel wurde durch das Rauschen der Baumkronen begleitet, als ich meine Augen öffnete und die Umgebung in Augenschein nahm.

Ruhiges Atmen drang an meine Ohren und ich lächelte zufrieden, als ich meinen Blick zur Seite schweifen liess. Sie war noch immer im Land der Träume zu Hause.

Meine Beine gestreckt, erinnerte ich mich zu den vorherigen Stunden zurück und meine Iren wichen nach vorne zu dem sitzenden Mann.

Er hatte mir sein Fell angeboten und war die Nacht bei mir geblieben, denn ich spürte noch immer die Wärme an meinem Körper, als hätte er sich erst vor kurzem von mir getrennt.

Zögerlich nahm ich den Stab zur Hand und richtete mich auf, achtete darauf keinen Ton von mir zu geben und auch die Glocken ruhig zu halten.

Ich wollte nicht erneut eine Reaktion bei einem Dämonen hervorrufen, welcher die Klänge nicht als schön empfand, sondern lediglich als Ärgernis.

Bei den ersten Schritten konnte ich zum gestrigen Tag meine Verletzungen deutlicher spüren. Die Wirkung des Trankes hatte nachgelassen und auch wenn das Gift kein Teil mehr meines Körpers war, waren es doch die blauen Flecken, welche ich noch deutlich vernehmen konnte.

Seufzend strich ich Strähnen aus meinem Gesicht, bevor ich mich umwand und an dem Baum vorbei schritt, an dem ich die heutige Nacht verbracht hatte.

Tief lauschte ich in den Wald hinein und schloss meine Lider. Nahm die Wärme ein, die die Sonne mir schenkte, welche den Horizont überschritt und spürte die aufkeimende Energie der Natur. Lächelnd hörte ich ein Rauschen.

Ein Fluss.

Nicht weit von hier.

 

«Wo willst du hin, Miko?»

 

In meiner Bewegung innegehalten, hatte ich meine Augen auf die Blätter in den Bäumen vor mir gerichtet und beobachtete sie dabei, wie sie sich im Wind bewegten.

Ich konnte hören, wie er sich mir näherte, spürte wie das Yoki sich pochend auf meinen Körper legte und die Ungeduld in seinem Inneren anfing zu erbeben. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich fragte mich sogleich, wann ich Freude daran gefunden hatte ihn zu provozieren.

Mich umgewandt stand er nur noch einen Hauch von mir entfernt und es hätte wohl nur noch ein Blatt zwischen uns Platz gehabt, als sich unsere Iren trafen.

«Ich wollte meinen Körper reinigen gehen».

Sesshomaru sah unverändert in meine Augen, schien wohl darin lesen zu wollen ob ich lügen würde oder nicht.

Was dachte er was ich tun würde, fliehen und den alleinigen Weg zu Inuyasha suchen?

Ich hatte keinen Grund zu gehen, denn ich war ihm freiwillig gefolgt.

«Wenn ihr mich nun entschuldigt», liess ich von meinen Lippen gleiten und senkte abermals mein Haupt, als ich das tiefe Knurren vernehmen konnte.

Hatte ich ihn abermals verärgert?

Er wandte sich ab und das Einzige was ich noch von seiner Statur vernehmen konnte, war die geballte Faust, welche er mit seiner Hand geformt hatte.

 

Summend wusch ich meine Arme im kalten Fluss und musste immer wieder tief den Atem einziehen, sobald mich ein Brennen überkam. Die meisten Schürfungen waren mit einer Kruste überzogen, doch vereinzelte offene Wunden waren noch an meiner Haut zu finden.

Seufzend glitt mein Blick über meine verletzten Stellen. Es würden wohl einige kleine Narben zurückbleiben, aber sie waren bis anhin nicht so tief wie diejenige, welche ich an der Seite trug.

«Ane!»

Mich umgewandt sah ich Rin mit ausgestreckten Armen auf mich zu rennen, gefolgt von Sesshomaru, Yaken und dem zweiköpfigen Drachen.

«Sesshomaru-sama möchte weiterziehen».

Sie war vor mir stehen geblieben, hatte ihre Hände hinter ihrem Rücken verschränkt und wippte lächelnd vor und zurück.

Meinen Blick an ihr vorbeziehend lassend, liess ich meinen Blick zu ihm weichen, doch zu meiner Verwunderung hatte er sich sogleich abgewandt.

Irgendetwas schien ihm nicht zu gefallen und ich fragte mich erneut, was ich ihm getan hatte.

«Rin, bevor wir dies tun, sag mir, weshalb mich Sesshomaru-sama holen musste».

«Für dich noch immer Lord Sesshomaru!»

Ich ignorierte die aufkommende Stimme von Yaken und blickte tief in die Iren von Rin, welche sofort mit den Bewegungen innehielt und sich auf die Lippen biss.

Sie wandte den Blick ab und ich legte sanft eine Hand auf ihre Wange.

«Ich werde dir nicht böse sein, aber sag mir was dir fehlt».

Ein Schlucken und ich spürte wie meine Finger von Nässe bedeckt wurden.

«Du, Ane. Du kamst nicht mehr zurück und ich wollte doch nur…».

Tief atmete ich aus und zog sie sanft in meine Arme. Sie hatte mich vermisst. Schrecklich vermisst und wollte mit mir nur den weiteren Weg beschreiten, mich nicht wieder missen müssen, doch auch ich hatte meine Pflichten.

«Ich werde einige Tage bei dir bleiben, aber denk daran. Inuyasha, wie auch die Anderen warten auf mich».

Sanft spürte ich ein Nicken an meine Schulter und liess meine Iren noch einmal zu dem Inu Daiyõkai gleiten, der sich nun wieder zu mir gewandt hatte. Sein flüssiges Gold stahl sich in meine Iren und ich spürte abermals die Wärme, die sich um mein Herz schloss.

Was war das?

 

*

 

«Aiko!»

 

Blinzelnd wichen meine Iren zu dem Ort, wo ich die Stimme vernommen hatte. Es war Kyo, welcher vor mir stand und als ich anfing zu realisieren wo ich war, fuhr ich erschrocken aus meiner knienden Position hoch.

Meine Seele hatte es schon wieder getan.

Ohne Vorwarnung war sie gesprungen und hatte mich zurückgeholt.

«Bist du wahnsinng?!»

Seine Stimme laut und unweigerlich legte ich meine Handflächen an die Ohren. Ein Druck hatte sich in meinem Kopf aufgebaut, welcher sich zu einem schmerzhaften Ziehen veränderte.

«Siehst du was du deinem Körper antust?! Du kannst nicht von Tag zu Tag in den Welten unterwegs sein!».

Ich realisierte erst jetzt, dass er nahe bei mir stand und wir nicht in meinem Zimmer, sondern in der Zwischenwelt standen. Die Türen, welche einst einmal alle verschlossen waren, hatten ihr dazumaliges Schloss verloren und sie standen alle drei weit offen.

Was hatte dies zu bedeuten?

«Hörst du mir zu?»

Er legte die Hand auf meine Schulter und ich liess meine Hände nach unten gleiten, bevor ich ihm in die azurblauen Iren sah.

Weshalb erschienen sie mir so müde?

Wo war er überhaupt die letzten Tage gewesen?

War er nicht einer meiner Beschützer?

«Wo warst du?»

Verdutzt zog er die Augenbraue hoch und nahm abermals Abstand von mir.

«Ich habe versucht deine Kräfte aufrecht zu halten, ansonsten hätte dich deine Seele schon viel früher zurückgeholt», waren seine Worte, welche er von sich lies und ich hatte das unbestimmte Gefühl in mir, dass ich ihm keinen Glauben schenken sollte.

Zum ersten Mal fing ich an ihn zu hinterfragen, denn nach der Öffnung zu Naruto, war er nicht zu mir gekommen, wie er es sonst tat.

Doch sollte ich ihm mein Misstrauen gleich mitteilen?

Ich entschied mich dagegen und nickte verstehend, bevor mich das Schwindelgefühl übernahm.

Es war die Schwäche, welche er soeben angesprochen hatte, die ich nun in meinen Gliedern spüren konnte und sich langsam in die Knochen frass.

«Du kannst dich nur nun leider nicht ausruhen.»

Verwirrt zog ich meine Augenbraue hoch und ich sah seine verzogene Miene, welche den Blick zu der Türe schweifen liess, die zu der Welt von Ruffy gehörte.

Verdutzt bemerkte ich, dass es nun die einzige war, welche noch geöffnet war.

Was war gerade in den letzten Sekunden geschehen?

«Die anderen Welten haben sich beruhigt… die Suche nach Sasuke scheint erfolglos gewesen zu sein… und bei Sesshomaru sollte deine weitere Seele als Miko sicher sein… aber Ruffy».

Ein Schlucken und ich liess meine Iren abermals zu Kyo schweifen.

«Du musst gehen!»

 

Ich bewegte mich nicht.

Konnte es nicht.

Meine Knochen geschwächt von den letzten Wechseln.

 

«Sofort Aiko!»

 

Ich war doch so müde.

Warum jetzt?

Ruffy würde dies sicher auch ohne mich schaffen – ohne meine zweite Seele.

 

«Nun geh, verdammt nochmal! Willst du das er stirbt?!»

Was?!

Nein!

Schluckend schüttelt ich den Kopf, ignorierte den Gähner, welcher aus meinem Munde dringen wollte, zwang mich dazu meine Augen offen zu behalten und das Zittern in meinen Fingern zu ignorieren.

Ruffy durfte nichts geschehen.

Und da spürte ich es.

Mein Inneres brannte.

Es war ein qualvoller Schmerz, der mir eine ungebändigte Hitze schenkte.

Die Seele rief nach mir.

Nicht hier, nicht jetzt!

Schmerzverzerrt öffnete ich meine Augen. Ein Schleier hatte sich über meine Iren gelegt und verschwommen versuchte ich meine Umgebung wahrzunehmen. Immer wieder blinzelte ich, um die Sicht verbessern zu können, als ich aufschreckend erkennen musste, wie jemand auf mich zu gerannt kam.

«Aiko!»

Es war Zorro und sein Gesicht, seine Arme… er war überzogen mit Blut.

Erschrocken wich ich nach oben, doch ich geriet sogleich ins Wanken. Meine Hand lag an der Bauchgegend und sie drückte gegen das triefende Blut, welches ich verlor.

Was war geschehen?

Ein lauter Knall liess mich zusammenfahren und ich vernahm allmählich die Geräusche um mich herum. Es waren Kampfschreie und mit einem Mal wurde mir bewusst, was in den letzten Tagen passiert war.

Wir hatten Alabasta erreicht.

Zu spät.

Die Rebellion war schon im vollen Gange und als wir den Weg hier hin auf uns genommen hatten, hatten wir Ruffy zurückgelassen. Es war Corcodile gewesen, welchen wir antrafen und unser Kapitän, mein langjähriger Freund, konnte nicht anders als ihn anzugreifen.

«Wo ist Ruffy, Zorro?», waren meine flüsternden Worte, denn die Angst machte sich sogleich in meinen Gliedern breit als ich daran dachte, was mir Kyo an den Kopf geworfen hatte.

Er würde sonst sterben; was wäre, wenn er recht behalten würde?

Konnte ich Ruffy überhaupt noch retten?

«Wir wissen es nicht. Seit wir uns alle getrennt haben, haben wir ihn nicht mehr gesehen und nun… es tut mir leid… ich habe dich allein gelassen und…»

Seine Zähne bewegten sich auf seine Lippen und er fuhr mit seinen Iren an meine offene Wunde. Ja, ich war verletzt worden, hatten mich die Soldaten des Königs angegriffen, welche auf der Seite von Crocodile standen, doch darüber konnte ich nicht nachdenken.

Immer wieder kamen mir die letzten Bilder mit Ruffy in die Gedanken geschossen, wie ich ihn versucht hatte zurückzuhalten.

Ihm zugeschrien hatte nicht zu gehen.

Es war zu viel Zeit vergangen, dass er hätte überleben können… Crocodile arbeitete mit Sand. Er konnte Menschen austrocknen lassen.

Ihnen das Wasser und das Blut entziehen… was wenn…?

«Aiko!»

Seine Hände lagen an meine Schultern, denn ich kippte nach vorne. Schwindel hatte mich eingenommen und ich spürte, wie mein ganzer Körper anfing zu zittern.

«Wir müssen zum Palast, Aiko. Wir müssen Vivi finden», gab er von sich und ich nickte lediglich, vielleicht würde er dort auftauchen?

Ruffy hatte doch die Angewohnheit im letzten Moment zu kommen.

«Geht es bei dir… wäre ich bloss früher…»

«Hör auf, Zorro! Du hast selbst gekämpft. Es ist alles gut», waren meine darauffolgenden festen Worte. Wir konnten uns nun nicht um meine Verletzung kümmern, auch seine war tief genug.

Ich würde, wie auch sie, nur Erholung benötigen und alles wäre wieder gut.

Seite an Seite schritten wir voran, bis uns Nami und die anderen über den Weg liefen.

Ich liess meine Augen schweifen und erkannte das Chaos, welches in diesem Land herrschte. Überall war Blut, Verletzte und Tote zu finden.

Wie würde Vivi reagieren, würde sie all dies so sehen oder hatte sie es gar schon gesehen?

Sie war vor uns hier her gekommen. Wir hatten ihr freie Bahn gemacht, damit sie zum Palast kommen konnte.

Schluckend hielt ich mir die verletzte Stelle, bis ich schmerzhaft ein Ziehen in meinen Gliedern vernahm und abrupt stehen bleiben musste.

Ich fiel auf die Knie und atmete hastig aus. Hörte die Rufe nicht neben mir, doch erkannte ich ihre verängstigen Iren. Meine Seele sie schrie. Sie war geschwächt und ich hatte nicht auf sie geachtet. Nun würde ich wohl den Preis dafür zahlen.

Die Lider geschlossen, spürte ich wie mich eine Schwärze einnahm, wie sie versuchte sich über mein Bewusstsein zu legen, denn es war genug. Genug die letzten Tage und sie wollte, dass ich endlich zur Ruhe kam.

Es wurde warm und ich fühlte mich befreit, von all der Last.

Schlafen.

Ich müsste nur kurz schlafen, dann wäre nachher alles wieder gut.

Beruhigend atmete ich langsam aus und ich nahm das befriedigende Gefühl an, welches mein Inneres in eine ausgeglichene Waage wiegte.

Der Halt meines Körpers gab nach, als ich schlagartig tiefe braune Iren zu sehen bekam.

Es waren diejenigen von Ruffy, welche ich erkannte und mir wurde bewusst, dass es mein Herz war, welches gegen die Schwärze kämpfte.

Es war mein Herz, welches ihm gehörte.

Ich durfte dem Ruf meiner Seele nicht nachgeben.

Nicht jetzt.

 

«Aiko! Verdammt! Bleib bei uns!»

 

Schwer schluckend fühlte ich die Übelkeit, welche sich in meinem Magen niederlegte, als ich die Lider wieder nach oben zog. Chopper stand vor mir, hielt mich mit seinen Hufen vor dem Fall zurück und atmete nun erleichtert aus, als er bemerkte, dass ich wieder zu Sinnen kam.

Ich liess meinen Blick an ihm vorbei schweifen und erkannte Zorro, welcher nach hinten gefallen war. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und ich erkannte die blanke Angst in seinen Iren.

Das Bewusstsein für meine Gedanken kam wieder und ich verstand nun die Sorge von Kyo, welche er ausgesprochen hatte.

Die Seele war müde und wenn ich nicht aufpassen würde, wäre es die Schwäche, die mich irgendwann nicht mehr zurückbringen würde.

Zurück in meine Welt.

«Leute, wir müssen weiter».

«Aiko muss zuerst…»

Die Hand auf die Schulter von Chopper gelegt, schüttelte ich den Kopf und richtete mich wankend auf. Es war die Sorge von Nami, welcher Vivi galt. Ich wusste, dass sie sich auch um mein Wohl kümmern wollte, doch wir waren hier für eine andere Sache.

Ich war hier für eine andere Sache und diese mussten wir nun mal angehen.

«Es geht schon», gab ich leise von mir und sah sofort wie Zorro wieder auf mich zukam. Er hatte sich gefasst und bückte sich vor mir nach unten.

«Steig auf!»

Ich wollte verneinen, da er selbst schwer verletzt war, aber er würde es nicht zulassen, weshalb ich nachgab und mich auf seinem Rücken tragen liess.

Die Angst, dass meine Seele abermals Überhand erhalten würde, liess ich auf die Seite schweifen. Ich würde nicht so schnell nachgeben.

Ich hatte Pflichten zu erfüllen.

In meiner und allen anderen Welten gegenüber.

 

«Vivi!»

Es brannte in meiner Kehle, als ich den Ruf lautstark verhallen liess. Weit oben auf dem Gebäude hielt Crorocdile sie am Hals fest, der Boden unter ihren Füssen war der tiefe Fall zu uns nach unten. Wenn er sie nun loslassen würde….

Meine Augen weiteten sich.

Nein!

Seine Hand öffnete sich.

Die Schwerkraft zog Vivis Körper nach unten.

Sie würde sterben.

«Vivi!»

Wieder entglitt mir der Schrei und ich zwang mich von Zorro nach unten.

«Chopper, verdammt, verwandle dich!», gab ich mühselig von mir und hielt mir die verletzte Stelle. Sie blutete nicht mehr so schlimm, wie vor einigen Minuten, doch noch immer war sie mit Schmerzen überzogen.

Er hatte mich mit seinem Schwert getroffen, weil ich zu langsam pariert hatte und nun standen wir hier, konnten nicht anders als zuzusehen, wie Vivi fiel.

«Nein… bitte…», waren meine leisen Worte und ich hörte wie Nami leise Tränen verlor, als plötzlich ein Schrei erklang.

Meine Iren schweiften in den Himmel empor. Es war ein Falke. Ein riesiger Falke, welcher nach unten sauste und jemanden auf seinem Rücken trug.

Mein Atem stockte.

Mein Herz blieb stehen.

Er war es!

Er lebte!

«Ruffy!»

 

«Aiko komm, wir müssen los».

Es waren die Rufe der Anderen, die mich sogleich wieder erreichten, als ich stumm dabei zusah, wie Ruffy sich wieder den Weg nach oben suchte, um Crocodile zu erreichen.

Weshalb musste er sich abermals in Gefahr bringen?

Warum mischten wir uns in einen Landeskrieg ein?

Verdammt nochmal, weswegen nur fühlte sich mein Herz so verdammt schwer an!

Warum ausgerechnet er?!

Hätte es nicht Sanji sein können oder gar ein Junge von meinem alten Dorf?

Jemand bei dem ich wusste, dass er nicht auf solche Gefahren einging.

Mich abgewandt, richtete ich mich wieder auf und liess meine Hand über die Wange streichen. Ich hatte still eine Träne verloren, denn das Wissen, dass er lebte und dies wieder aufs Spiel setzte, brach mir einen Stich im Herzen ein.

«Was ist los?»

Es war mein Bruder, welcher die Stimmer erhob, doch ich schüttelte den Kopf und sah stur gerade aus.

«Nichts», gab ich von mir und folgte ihm.

Zorro hatte mich gewarnt. Er hatte mir beigepflichtet ihn von mir fernzuhalten, aber was hätte ich schon tun können.

Wir wachsten zusammen auf. Er, ich, Sabo und Ace und egal was geschah, sie schützen mich alle, bis zu diesem tragischen Tag.

Ace ging.

Er blieb.

Schluckend erinnerte ich mich wie Ace in den letzten Tagen auf das Schiff gekommen war und uns von der Marine fernhielt, denn auch er hatte eine Teufelsfrucht gegessen. Die Macht des Feuers war sein Freund.

Ich hatte mich freudig in seine Arme geworfen, ihn fest an mich gedrückt. Es waren zu viele Jahre vergangen und ich spürte in diesem einen kurzen Moment, wie sehr ich ihn vermisst hatte.

Schluckend wich ich den Schwertern aus, als ich abermals parieren musste.

Soldaten stellten sich uns in den Weg, wollten wie es aussah verhindern, dass wir die Rebellion und den Untergang von Alabasta verhinderten.

Die Hand, welche Ace mir auf die Wange gelegt hatte, spürte ich in diesem Augenblick erneut. Es war eine wärmende Geste und dennoch… war eine Trauer in seinen Augen zu sehen.

Ob er wohl bereute, dass ich mit auf die Reise gegangen war?

Hatte er seine Sorge, als er mit Ruffy abseits war, ausgesprochen?

Beklemmt klirrte meine Klinge an diejenige, die mir entgegen kam und ich drückte denjenigen mit aller Kraft von mir. Der Schmerz in meiner Bauchgegend, ignorierte ich so gut es ging.

Wir durften keine Zeit verlieren, denn es schien eine Bombe versteckt worden zu sein.

Eine Bombe, die die ganze Stadt in Luft auflösen könnte.

Ich wandte mich um, drehte mich von dem nächsten Schlag weg und schlug meine Schwertklinge mit der stumpfen Seite auf den Rücken des Soldaten.

Die Stimme von Ace hallte in meinem Kopf nach. Er hatte mich darum gebeten, gut auf mich aufzupassen und übergab mir und Ruffy ein Stück Papier. Sobald wir auf die Suche nach ihm sein würden, würde es uns zu ihm führen.

Kurz die Lider geschlossen, sah ich sein betrübtes Lächeln und erkannte noch einmal wie die Iren zu Ruffy gewichen waren, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Er nickte ihm zu, stumm, gab kein Wort von sich und verliess unser Schiff.

Erschrocken wich mein Blick nach oben.

Ein dunkler farbiger Streifen zeigte sich am Himmelszelt.

«Zorro! Da ist Lysops Zeichen!»

Wir rannten durch das Getümmel, hinfort von dem Sandsturm, welcher uns umgab und gingen dem Signal nach, als ich abrupt stehen blieb.

Mein Blick hatte eine liegende Person in der Gasse neben uns vernommen und als ich genauer hinsah, blieb mein Herz stehen.

«Ruffy…» meine Stimme leise und flüsternd und ich konnte nicht anders, als in diese Richtung zu gehen.

«Aiko!»

«Geh, Zorro!»

Mein Blick über die Schulter geworfen, erblickte ich die Sorge in seinen Iren. Er wollte mich nicht abermals allein lassen.

«Sie brauchen dich, nun geh!»

Stumm nickte er und dennoch vernahm ich die geballte Hand.

Es kostete ihn viel mich hier allein zu lassen. Nicht Ruffy sollte mich schützen müssen, sondern er. Er als mein grosser Bruder, doch ich war alt genug.

Ich konnte auf mich selbst achten, auch wenn die Angst, dass meine Seele bald nicht mehr konnte, sich in meine Knochen gefressen hatte.

Sie würde sicherlich nicht mehr lange durchhalten, wenn der Kampf noch weiter andauern würde.

Mich auf die Knie fallen gelassen, hörte ich den beruhigenden Atem meines Kapitäns. Er war eingeschlafen in Mitten dieser Gasse und ich vernahm die Wunde, welche nicht aufhören wollte zu bluten. Crocodile scheint ihn erwischt zu haben, nichts anderes konnte ich mir darauf reimen, denn weswegen sollte ich ihn nun hier finden?

Hier abseits vom Palast?

Wo war dieser Kerl hingegangen?

 

Meine Iren schweifen lassend, gab es nur einen Weg und ich erkannte vor mir einen Eingang zu einem Untergrund.

Ob sie wohl etwas suchten?

Hatte diese merkwürdige Frau bei Crocodile nicht mal etwas erwähnt?

Wie hiess sie gleich?

Den Kopf darüber geschüttelt, konnte es mir gleichgültig sein. Sie war eine Gefolgsfrau des Mannes, welches dieses Land erobern wollte.

Ein Samurai der sieben Meere.

Die Marine war heute zu nichts fähig. Sie konnten die Rebellion bis anhin nicht stoppen und auch hier waren sie machtlos, zudem sie Crocodil diesen Titel gaben.

Ich musste ihn stoppen, egal ob ich es konnte oder nicht.

 

Mit schweren Beinen schritt ich den Weg entlang und liess meinen Blick abermals über meine Schulter fallen. Ruffy lag noch immer am gleichen Ort. Sein Atem ging ruhig.

Er musste leben und auch wenn ich wusste, dass meine anderen Seelen darunter leiden würden… ich Kuro nie mehr sehen könnte, war es meine Pflicht als die hier lebende Aiko zu kämpfen.

Nicht ohne Grund war ich Piratin geworden, nicht ohne Grund war ich Ruffys Freundin und nicht ohne Grund war ich mit dem Namen Lorenor geboren worden.

Leise entschuldigte ich mich bei Ace, welcher erst vor kurzem darum bat, dass ich auf mich aufpassen sollte.

Ich wollte es wirklich und ich hoffte, er würde mir verzeihen.

Ruffy verzeihen.

 

«Crocodile!»

 

Der grosse Mann mit der tiefen Narbe quer über sein Gesicht sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich hatte mein Schwert gezogen und versuchte standhaft zu stehen, auch wenn mein Körper bis zum letzten Zeh zitterte.

«Wer bist du den? Eine von diesem Strohhut?»

Lächelnd sah ich ihm in die Augen, gab ihm keine Antwort auf diese frage und wollte soeben meinen Angriff starten, als ich den Sand hinter mir vermochte.

Nach hinten stolpernd, wehrte ich noch knapp seinen Piratenhacken ab, welchen er an seinem linken Arm trug.

«Du wirst sterben, so wie der Strohhut», gab dieser zischend von sich, auch wenn er selbst vieles abbekommen hatte, sah er in Welten zu Ruffy noch immer besser aus.

Er hatte kaum Verletzungen am Körper, nur das Gesicht zeigte von Schlägen und Blut.

Klirrend fiel mein Schwert zu Boden und ich spürte die Hand an meiner Kehle.

Ich röchelte und versuchte mich gegen diesen Druck zu wehren, als ich abermals die Schwäche meiner Seele vernahm.

Sie legte sich erneut in meinen Knochen ab und nur mühselig konnte ich meine Finger an der Hand von Crocodile aufrecht halten.

Mein Körper wollte nachgeben.

Wollte diesen Schmerz annehmen, der mich erlösen sollte, von all dem Leid, den ich die letzten Tage ertragen hatte.

Es war als würden mir meine Glieder nicht mehr gehorchen wollen, denn ich schloss meine Lider.

Ich war so müde.

So endlos müde…

 

«Du Bastard!»

Schlagartig rang ich nach Luft als ich schmerzverzerrt auf die Knie fiel.

«Lass deine Finger von ihr!»

Meine Hand lag an meiner Kehle und ich versuchte den Herzschlag zu beruhigen, die Schwärze abermals nach hinten zu drücken.

«Mädchen komm her».

Die Stimme war schwach und dennoch konnte ich nicht anders und musste meinen Blick auf die Seite schweifen lassen.

«We…Wer bis…»

Ich konnte keinen Satz über meine Lippen lassen zu sehr war der Druck von dem Pirat noch an meinem Hals zu spüren.

«Ich bin Cobra, der König dieses Landes».

Trocken versuchte ich wieder durch die aufkeimende Spucke meine Kehle zu befeuchten, als ich mich langsam aufrichtete und mit schweren Schritten zu ihm ging. Ich hielt ihm die Hand hin.

«Wir müssen hier raus…», gab ich von mir, doch der Blick des Mannes mit den längeren schwarzen Haaren und dem Bart blieb an Ruffy hängen.

Wollte er etwa zusehen, wie er ihn besiegte?

«Wenn das so weiter geht, bricht hier alles zusammen und ihr als König solltet bei eurem Land sein. Nun kommt», waren meine festen Worte.

Ich suchte doch bloss nach einer Aufgabe, um die rufende Seele loszuwerden. Es war noch nicht soweit. Ich durfte nun nicht springen und wenn ich meinen Körper dazu zwingen musste stetig in Bewegung zu bleiben nur damit dies gelang. Die Schmerzen würde ich ertragen durch die Wunden.

Den König gestützt, liefen wir die langen Treppe nach oben und ich liess ihn ein wenig abseits des Untergrundes an der Wand nieder.

Mich wieder von ihm abgewandt, hielt er meinen Arm fest.

«Wo willst du hin?»

«Ich muss zu meinem Kapitän. Er wartet auf mich», gab ich leise von mir und hielt abermals meine verletzte Stelle. Durch die ganzen Anstrengungen war die Blutung erneut schlimmer geworden.

 

Das Rütteln des Bodens vernommen, spürte ich wie die Steine sich unter meinen Füssen lösten.

Schreckhaft rannte ich sogleich wieder zu der Treppe.

Wenn ich mich nicht beeilen würde, würde Ruffy vergraben werden und dann hätte nichts, aber auch nichts von all dem was gebracht!

Dabei zusehend, wie Crocodile durch die Steinwände geschlagen wurde, fing mein Herz panisch an zu schlagen. Er würde gleich auf dem Boden aufkommen.

«Ruffy!»

Mein Ruf hallte durch die fallenden Steine hindurch und ich liess meine Augen von einer Seite zur anderen schweifen, darauf bedacht nicht von einem diesen Trümmern getroffen zu werden.

Als ich einige weitere Schritte wieder ins Innere ging, fand ich ihn.

Auf den Boden liegend, sich nicht mehr bewegend.

«Scheisse!»

Ich kniete mich nieder und zog Ruffy nach oben, legte seinen Arm um meine Schulter und lief mit schweren Schritten wieder zum Ausgang.

Ich würde solange durchhalten, bis er wieder bei mir war.

Solange würde ich versuchen meine Seele aufrecht zu halten, egal wie schwer es mich danach treffen würde.

«Ich brauche dich», liess ich leise über meine Lippen gleiten, als ich das Ende der Treppe sehen konnte.

Wir hatten es geschafft.

Bald würde alles gut werden.

 

*

 

«Wo ist sie?!»

Meine Augen rissen sich nach oben als ich den lauten Schrei vernahm.

«Zorro, lass mich durch!»

«Nicht in diesem Zustand! Sie hat dich gerettet!»

Schwer legte ich eine Hand auf meine Stirn, als ich mich mit der anderen nach oben zog. Was war los?

Erschrocken wichen meine Finger über meine Arme.

Ich war noch hier. Die Seele hatte mich nicht zurückgeschickt!

Ob es wohl daran lag, dass es nun endlich vorbei war?

«Zorro!»

Ein Knurren und ich liess meine Augen zu der Türe weichen, als ich hörte wie Schritte an mein Bett traten.

«Aiko, du bist wieder wach!»

Es war Nami, welche sich neben mich gesellte und freudig ihre Arme um meinen Körper legte. Ich hörte ein Rumpeln vor dem Zimmer und schrack leicht zusammen.

«Was ist los?», fragte ich sogleich und das tiefe Seufzen drang an meine Ohren.

«Ruffy ist sauer…»

«Ja, das höre ich, aber warum?»

«Du hast mit Crocodile gekämpft… und nun sind 3 Tage vergangen. Du warst nicht wach, als er wach wurde und…».

Erschrocken wich ich zurück.

Wie bitte?

3 Tage?

In dieser Welt?!

Was hatte dies zu bedeuten?!

Was hast du vor?!

Schweigen, denn ich konnte nichts darauf erwidern.

Immer wieder kreiste die Frage in meinem Kopf herum.

Drei Tage, warum drei Tage?

Warum hier?

Mir auf die Lippen gebissen, versuchte ich den Schmerz, welcher durch meine Verletzung abermals meine Glieder heimsuchte, zu ignorieren. Ich musste aufstehen, denn meine Lunge verlangte nach frischer Luft. So schnell ich konnte lief ich zum Fenster, riss es weit auf und atmete tief ein.

Übelkeit übermannte mich erneut, denn der Gedanke, dass Kuro vor Sorge nicht mehr ass, vielleicht sogar das Training verpasste, verursachte ein unerträgliches Schuldgefühl in mir, dass ich kotzen könnte.

Er litt meinetwegen, da war ich mir sicher und ein dumpfes Gefühl, dass etwas geschehen war, machte sich in meinem Inneren breit.

Vielleicht sollte ich gehen jetzt, bevor mich Ruffy erreichen würde, bevor er durch die Türe kommen würde, die immer wieder polternd gegen ihre Zarge gedrückt wurde.

Es würde nicht mehr lange dauern und ich könnte mir den Vorwurf anhören, welchen er mir entgegen schleudern wollte, denn er war erneut wütend auf mich.

Wütend auf meine Leichtsinnigkeit.

Wütend auf mein Handeln.

Wütend darüber, dass er mich nicht sogleich beschützt hatte.

Doch war ich nicht wütend auf mich selbst?

Ich hatte keine Überhand mehr über meine Seele gehabt. Sie hatte mich immer und immer wieder zurück in die Knie gezwungen und ich konnte nichts dagegen tun.

Ich war machtlos gegen mich selbst.

Die Hand an meine Stirn haltend, spürte ich sogleich eine auf meinem Rücken.

Ich hatte Nami ausgeblendet. Sie nicht mehr wahrgenommen, als sie mir erzählt hatte, dass ich drei Tage durchgeschlafen hatte. Meine Seele hatte Ruhe benötigt, aber weshalb hier?

Weshalb nicht in meinem eigenen Reich?

Ich verstand es nicht und wollte es sogleich herausfinden, als die Türe weit aufgerissen wurde.

Mit einem lauten Knall fiel sie aus ihren Angeln und ich fuhr erschrocken herum.

«Hast du einen Knall?!»

Es war nun Nami, die ihre Hände in die Hüften stemmte und Ruffy wütend ansah.

«Lass uns allein, Nami».

Seine Stimme leiser, gefährlicher, bedrohlicher und ich fragte mich, weshalb er solch einen Zorn in sich hatte. Ich hatte nichts getan, was die anderen nicht auch tun würden.

«Ruffy, scheisse verdammt! Lass sie erst mal zur Ruhe kommen», waren die barschen Worte meines Bruders, der wohl bei dem Schlag in Deckung gegangen war. Er hätte die volle Power abbekommen und wäre definitiv nicht ohne eine Verletzung davon gekommen.

«Zorro, es ist okay», waren meine leisen Worte und sah ihm in die grünen Iren.

Er biss sich auf die Lippen, versuchte Unsicherheit in meinen Pupillen zu finden, doch ich hielt seinem Blick stand, weshalb er nickte und den Raum wieder verliess.

«Nami, du auch», gab ich lächelnd von mir und sie fragte noch einmal ob ich mir sicher sei. Ich bewegte stumm meinen Kopf hoch und runter.

Was würde schon geschehen?

Er würde seine Wut an mir auslassen und dann wäre die Sache wieder vom Tisch… so hoffte ich zumindest, doch das schmerzende Gefühl in meiner Brust, liess mich Angst verspüren.

Hatte ich es dieses Mal wirklich übertrieben?

Sollte ich nicht wütend auf ihn sein?

Die braunen Iren sahen mich schweigend an.

Ruffy war derjenige, der in dieses Zimmer gestürmt war und sich nicht abhalten lassen wollte, weswegen sollte ich nun meine Stimme erheben.

«Verdammt nochmal!»

Erschrocken wich ich zurück, als er wieder einige Schritte auf mich zukam und sich von der Position löste, welche nahe noch bei der ausgerissenen Türe war.

«Warum hast du gegen ihn gekämpft?! Du wusstest, dass es nichts bringen würde!»

Ja, ich wusste es wirklich.

Ruffy hatte nicht unrecht.

Ich wusste, dass er mich mit Leichtigkeit hätte töten können, dass, wenn Ruffy nur einige Sekunden später eingetroffen wäre, ich nicht mehr hier stehen würde.

All dies war mir bewusst gewesen und dennoch hatte ich so gehandelt, wie dazumal als ich bei Sesshomaru war.

Ich hatte das Versprechen gegenüber Kuro schneller gebrochen, als ich selbst vermutet hatte.

Wie dumm und wie lächerlich. Kuro hatte von Anfang an recht.

Etwas zu versprechen, was man nicht halten könnte, war töricht.

«Ich wollte nicht, dass du…»

«Was?! Das ich nicht mehr bei dir bin?!»

Erschrocken hielt ich meine Hand vor meinem Mund.

Er hatte meine Worte vernommen.

«Ja, ich habe es gehört, Aiko. Ich habe deine Bitte, dass ich bei dir bleiben soll, deutlich gehört…».

Langsam kam er auf mich zu und ich konnte mich nicht regen.

Ich war wie versteinert, denn mein Herz pochte mir mit wildem Schlag gegen die Brust.

Was würde er nun tun?

«Wenn du mich dies bittest, darf ich diese Bitte dann auch verlangen? Hältst du dich dann von den Gefahren fern? Hörst du dann auf mich?»

Bitterkeit schlich sich unter seine Stimme und ich verzog mein Gesicht. Liess meine Hand vor meinem Mund sinken, denn es legte sich ein gemischtes Gefühl in mir nieder.

Eine Mischung aus Wut und Verständnis gegenüber seiner Sorge um mich.

«Die Gefahr ist unser zu Hause, Ruffy. Wir sind Piraten. Ich ging nicht mit dir mit, um mich von jedem von euch beschützen zu lassen!»

Hastig atmete ich aus und spürte wie dieses Gespräch in eine falsche Richtung schweifen würde, doch bevor ich die Worte zurücknehmen konnte, waren sie schon über meine Lippen geglitten

«Und was… was ist mit dir! Du folgst keiner meiner Bitten! Egal wann! Du gehst, obwohl du die Gefahr dahinter siehst! Obwohl du weisst, dass es tödlich enden könnte! Du kannst nicht immer mit dem Kopf durch die Wand! Das geht nicht! Wir brauchen dich!»

Seine Gesichtszüge verzogen sich und er blieb abrupt in seiner Bewegung zu mir stehen.

Wir waren noch gut einen halben Meter voneinander getrennt.

Der Raum war gross und ich war dankbar darüber. Es war, als wäre dies ein Sicherheitsabstand, der mich davor bewahrte, ihm nachzugeben.

All die Schuld auf mich zu nehmen.

«Ich bin der Kapitän. Ich habe eine Pflicht zu erfüllen!» zischte er mir entgegen und ich liess ein Seufzen über meine Lippen gleiten.

Ja, das war er und ja, verdammt das hatte er, aber auch ich hatte eine Pflicht. Er kannte sie nicht, aber weshalb sollte ich ihm diesen Teil offen legen, wenn es bis anhin nicht aufgefallen war?

«Und was soll ich dabei tun?! Dir zuschauen wie du dich in den Abgrund stürzt und mit Glück wieder zurückkommst?!»

Meine Stimme war laut und die Lippen bebten zittrig auf. Ich konnte meine Gefühle nicht ordnen, fasste keinen klaren Gedanken dahinter. Sie waren einfach da und sie taten weh.

Verdammt weh.

«Ich werde Piratenkönig. Mich bringt nichts so leicht um!».

Bevor ich realisierte, was ich tat, hatte ich mich zu ihm bewegt und ihm eine Backpfeife verpasst. Wütend sah ich ihm in die dunkelbraunen Iren.

«Wie töricht bist du?! Denkst du im Ernst, dass ich nicht mitbekommen habe, wie er zu dir sagte, dass du schon zwei Male dem Tode entkommen bist?!»

Meine Hand senkte sich und ich ballte sie zu einer Faust.

Ich spürte wie die Wut sich in mich frass und meinen Körper zum Erzittern brachte.

«Du hättest sterben können! Du wärst schon tot, wenn du nicht dieses verdammte Glück bei dir hättest!».

Ich konnte nicht anders als ihn anzuschreien, doch als er bloss schwieg und die Hand auf die getroffene Wange legte, nahm ich einen Schritt Abstand von ihm und schüttelte den Kopf.

«Du verlangst von mir auf mich zu achten – sogar Ace bat mich darum, doch wenn ich nicht kämpfen soll wie die anderen… weshalb sollte ich dann hierbleiben?»

Bitterkeit legte sich in meine Stimme und ich konnte fühlen wie ich den Tränen nahe war.

Der Gedanke mich von ihm zu trennen, mich trennen zu müssen, setzte sich in mir ab und ich wandte meinen Blick auf die Seite, biss mir auf die Lippen.

Es wäre doch viel einfacher.

Ich müsste mich um die hier lebende Seele nicht mehr kümmern, denn sie würde friedlich in ihrem Dorf leben. Sie würde warten bis Ruffy Piratenkönig werden würde und die Nachricht überall herum gehen würde.

Und ich?

Ich müsste nichts mehr tun.

Nicht mehr hier sein.

 

«Vielleicht ist es besser, wenn ich ab hier die Reise mit euch beende und den Rückweg zum Eastblue auf mich nehme».

 

*

 

Meine Augen sahen auf das silbrige Armband, welches ich zwischen meinen Fingern hin und her bewegte. Der gelbe Stein war verlockend in seine Fassung eingearbeitet und jedoch brachte ich es nicht über mich diesen zu drücken.

Es wäre nun die beste Möglichkeit dazu herauszufinden, weswegen ich drei Tage hier gewesen war und was das dumpfe Gefühl in mir zu bedeuten hatte, wenn ich an Kuro dachte, aber ich konnte es nicht.

Nicht in dieser jetzigen Situation.

Die Beine näher an meinen Körper gezogen, hatte ich hastig den Raum verlassen. Ich war den Tränen nahe gewesen und als ich endlich den Gang erreicht hatte, musste ich sogleich mit meiner Hand an der Wange entlangfahren. Die Gefühle waren über mich gekommen. Ich hatte Wut, Angst und Ratlosigkeit zugleich verspürt.

Tief ausatmend liess ich meinen Kopf auf meine Knie sinken und starrte geradeaus auf Alabasta. Ich hatte mich auf das Dach geflüchtet, weit weg von all den Räumen, die sie für uns bereitgestellt hatten – weit weg von den Anderen.

Ich wollte für mich sein und war auch heil froh darüber bei meiner Flucht von Ruffy niemanden begegnet zu sein.

Dumpf spürte ich wie mein Herz brannte, wie es schmerzte bei der Vorstellung, dass es besser wäre zurück in den Eastblue zu gehen, zurück ins Windmühlendorf, dort wo ich gewohnt hatte, als mich Shanks fand.

Schniefend versuchte ich die nächsten Tränen zu verhindern und schloss meine Lider.

Weshalb waren all diese Dinge nur so schwer und kompliziert?

 

«Aiko».

 

Aufgeschreckt wusch ich hastig über meine Lider.

«Lass mich bitte allein, Vivi», gab ich leise zu verstehen und liess meinen Blick nicht nach hinten weichen, sah weiterhin geradeaus auf die vielen Dächer, welcher über der Sandwüste standen.

«Komm mit uns zu den Bädern. Ablenkung wird dir gut tun», waren ihre sanften Worte und ihre Stimme war so lieblich, dass ich verstand, weshalb Ruffy hier helfen wollte.

Ihre ganze Erscheinung gab nicht das typische Bild einer Prinzessin ab.

Nein, Vivi hatte schon seit klein auf ein dickes Fell.

Musste es haben.

Denn jedes falsche Wort hätte einen Krieg anzetteln können.

«Ich möchte alleine sein, Vivi», war meine Antwort und ich vernahm wie sie sich neben mich gesellte. Sie trug ein sanftes, blaues Kleid, so blau wie der Ozean selbst und ich musste unweigerlich schlucken. Es erinnerte mich an die Tage vor diesen hier.

An die friedlichen.

Mich wieder abgewandt, verkrampfte ich meine Hände in meine Beine, krallte mich fest in den Stoff, des Leinenkleids, welches ich trug.

Sie hatten es mir zurechtgelegt und es war in einem hellen Rosaton gefärbt. Nicht passend für meine sonstige Art, aber es schmeichelte meinen Rundungen.

Ihre Hand glitt sanft an meine Wange und ich liess meine Augen in ihre bläulichen gleiten.

Weshalb erinnerte sie mich mit ihrer Art gerade so sehr an Ruri?

«Schmerz vergeht nicht, wenn man allein bleibt. Du wirst sehen, es wird alles gut», waren ihre weiteren Worte und am liebsten hätte ich ihr entgegen geschrien, dass nicht alles gut werden würde.

Das ich und Ruffy getrennte Wege gehen würden.

Das hier alles enden würde.

Doch ich tat es nicht.

 

Meine Schritte waren träge und auch als ich die Wärme der Therme um meinen nackten Körper vernahm, konnte ich lediglich die eisige Kälte in meinem Herzen spüren.

Ich sollte gehen.

Zurück in meine Welt, wo mich derjenige, den ich liebte nicht, verstossen würde.

Denjenigen, den ich liebte…

Die Hand vor den Mund haltend, kniff ich die Lider zusammen.

Wie oft hatte ich diese Gefühle verdrängt?

Ich wollte sie nicht wahrhaben, doch sie waren nun mal da und mir wurde schlagartig schlecht. Die Übelkeit, welche sich durch den Schmerz niedergelegt hatte, drückte sich meine Kehle nach oben.

Es ging nicht.

Hastig wandte ich mich um, nahm erneut das Tuch zur Hand und umwickelte meinen Körper damit.

«Aiko, jetzt warte doch!»

Es war Nami, die nach mir schrie, doch ich sah nicht zurück und schloss die Türe, lief hastig den Gang entlang nur um erneut in das Zimmer zu kommen, wo all meine Sachen liegen würden.

Ich war fest der Überzeugung, dass es hier endete. Er hatte keine Widerworte gegeben, war mir nicht gefolgt.

Es sprach alles für sich.

Tränen liefen meiner Wange entlang, als ich abrupt in meiner Bewegung innehielt.

Was waren das für Schritte, die sich mir näherten?

«Was tust du da?!»

 

Kerzengerade stand ich vor der Tasche, die ich auf dem Bett bereit gelegt hatte und verkrallte meine Finger in dem Tuch, welches über meiner Brust zusammengezogen lag.

Es bedeckte soweit die Rundungen, wie es nötig war.

«Aiko, was tust du da?!»

Die Schritte kamen näher und ich biss mir auf die Lippen. Hastig ging mein Herzschlag auf und ab.

«Willst du uns wirklich verlassen?!»

Nein, will ich nicht!

Meine Gedanken kreisten um diesen Satz, doch ich hatte meine vorherigen Worte ausgesprochen und war noch immer der Meinung, dass es vielleicht besser wäre.

Ich hätte eine Seele weniger…

«Jetzt verdammt, rede mit mir!»

Seine Hand griff nach meinem Handgelenk und bevor ich mich ihm entreissen konnte, hatte er mich ihm zugewandt.

Er verharrte kurz, war geschockt wie es schien, denn mein Gesichtsausdruck musste Bänder sprechen, waren meine Wangen doch mit Tränen bedeckt worden.

«Aiko…»

Ein Flüstern und ich ertrug es nicht.

Er sollte nicht so mit mir reden.

Niemand sollte dies und ich wollte mich aus dem Handgriff befreien. Dieser Situation davonkommen, doch seine Finger verstärkten sich nur dabei.

Meine Iren wichen seinem Blick aus, glitten dem nackten Oberkörper entlang und blieben am Boden  haften.

Er schien nach dem Ausruf von Nami gleich aus dem Männerbereich des Thermalbades gerannt zu sein, denn das was er trug, war einzig und allein eine Shorts, die durch die Nässe an seiner Haut schon anfing an den einzelnen Stellen dunkler zu werden.

«Lass mich los, Ruffy», gab ich leise zu verstehen und hielt diese Nähe nicht aus.

Der Gedanke mich in den anderen Welten verlieben zu müssen, war mit einem bitteren Beigeschmack an mir hängen geblieben, aber war es nicht Folter genug zu wissen, dass ich mehr für diesen Mann empfand, als er es zu tun schien?

 

«Willst du mich wirklich verlassen?»

 

Weit riss ich meine Lider auf, biss mir stark auf die Unterlippen und spürte ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust.

Er hatte sich selbst angesprochen, weshalb tat er das?

Mein Herz hämmerte hektisch und ich schluckte tief, als ich spürte wie sich die zweite Hand unter mein Kinn legte. Er wollte das ich ihn ansah.

«Ruffy, lass es», waren meine zögerlichen Worte und die Finger entglitten erneut. Er hörte auf mich und dennoch blieb er vor mir stehen, hielt mich fest.

«Sieh mich an».

Es war nicht forsch und doch verlangte er mit einem gewissen Druck danach. Ich konnte fühlen, sehen wie sein ganzer Körper angespannt war.

Jegliche Muskeln schienen unter seiner Haut zu zucken.

Zögerlich bewegte ich meinen Kopf nach oben, hatte meinen Blick weiterhin in die andere Richtung gehalten, bis ich ihn langsam in seine Iren senkte.

Schmerz lag in der Iris und ich sah wie die Gesichtszüge verzogen waren.

Seine schwarzen Haare lagen verstreut auf seinem Kopf und das Wasser formte sich an seinen Spitzen zu Tropfen, die schweigend zu Boden fielen.

«Geh nicht»

Meine Augen weiteten sich.

Was hatte er gerade gesagt?

Schluckend hielt ich mein Tuch nochmals fester in meinen Fingern, welche an meiner Brust lagen.

«Ich bin dir keine Unterstützung, Ruffy. Lass mich gehen und du musst dir keine Sorgen mehr machen».

«Nein!»

Schnell schüttelte er den Kopf und liess seinen Blick senken, den Griff um mein Handgelenk hatte er gelockert, aber er liess mich noch immer nicht los.

Als hätte er Angst.

Angst davor, dass er nichts mehr retten könnte.

Wollte ich denn, dass er etwas rettete?

«Ich habe es Ace versprochen auf dich acht zu geben».

Schwer schluckte ich und legte zaghaft ein Lächeln auf meine Lippen. Der Gedanke, dass es hier endete, legte sich mit einer Akzeptanz ab.

Es fühlte sich nicht mehr so schwer an und meine Seele wäre somit befreit von dieser Welt, was es für Konsequenzen gäben würde, fragte ich mich in diesem Moment nicht.

«Ruffy, ich bin in meinem Dorf sicher. Ace wäre sicherlich auch damit ein…»

«Halt die Klappe!»

Meine gehaltene Hand wurde auf die Seite geschlagen und ich sah ihm erschrocken in seine zornigen Iren.

«Ich will es nicht! Du bleibst!»

«Dann sag mir warum?»

Es war gefährlich ihn zu hinterfragen, ihn in die Ecke zu drängen, doch ohne guten Grund würde ich meine Entscheidung nicht mehr ändern.

Ich fand keinen Sinn mehr dahinter mir bei jeglicher Handlung einen Vorwurf anhören zu müssen. Einen Streit mit ihm zu führen.

Er biss sich auf die Lippen.

«Gib mir einen Grund, Ruffy. Warum sollte ich mich nicht von dir trennen?»

Seine Lider schlossen sich und ich sah ihm dabei zu, wie er seine Hände raufend in seine nassen Haare legte. Fühlte die leichten Tropfen auf meiner nackten Haut bei dieser Bewegung und spürte wie sich eine Gänsehaut ablegte, als ich die nun aufkommende Kälte vernahm.

Alabasta war warm, doch ich stand hier fast nackt nur mit einem Tuch bedeckt vor Ruffy, welcher nun residiert seine Hände von seinem Kopf gleiten liess und sich mir wieder zuwandte.

Der Abstand wurde geringer und bevor ich realisierte, was geschah, lagen seine Lippen auf den Meinigen.

Ich hatte meine Augen geweitet, spürte wie mein Herz stockte. Mein Körper wehrte sich nicht, doch meine Brust hatte ein dumpfes Gefühl, welches mich dazu animieren sollte, mich von ihm zu trennen. Er war mein Kapitän, doch ich…

Ich schloss die Augen, lehnte mich ihm entgegen und fühlte, wie er seine Hände auf meine Hüfte ablegte, wie ich durch diese Berührung erzitterte. Der Schmerz wurde wie eine Welle davon geschwemmt und obwohl ich mich anfangs gedanklich dagegen sträubte, verschwand mit jeder Sekunde mehr das Bild von Kuro in meinem Inneren.

Er gehörte nicht in diese Welt.

Ich, jedoch, war in jeder Welt jemand anderes und in jeder Welt liebte ich anders.

Hier, genau jetzt, verlor ich immer mehr ein Stück meines Herzens an den Mann, welcher seinen Griff noch einmal verstärkte und mich an sich zog.

Unser Kuss liess die vorherige Wut verschwinden und ich schmeckte, wie seine Zungenspitze, sich den Einlass in meinen Mund suchte.

Ich gewährte sie ihm und nach kurzer Zeit lösten wir uns mit tiefen Atemzügen voneinander. Seine Iren erfassten die Meinen und ein breites Lächeln legte sich auf seine Lippen.

 

«Willst du mich noch immer verlassen?».

Zufall?

Leise Worte drangen an meine Ohren…

«Sie hat nun schon seit dre Tagen Fieber. Kyo, was sollen wir tun, wenn sie nicht mehr aufwacht?»

War das meine Mutter?

Ich atmete tief durch und hörte sogleich die tiefe männliche Stimme des Mannes vom welchem der Name gefallen war.

«Ihre Körpertemperatur sinkt».

Dumpf vernahm ich die Finger, die sich auf meine Stirn gelegt hatten und ich öffnete zögerlich meine Augen. Zu grell kam mir das Licht gerade entgegen, weshalb ich blinzelte, um mich an diese Helligkeit zu gewöhnen, bevor mich die blauen Iren meiner Mutter von oben ansahen.

Ihre zierlichen Finger glitten an der Seite meines Gesichtes entlang.

«Wie geht es dir, Schatz?»

Verwirrt liess ich meine Augen zu demjenigen gleiten, welcher auf der anderen Seite zu mir stand.

Wo war ich?

Die Wände waren weiss, die Bettdecke war ebenso steril farblos und ich fing an zu realisieren, dass ich im Krankenhaus lag.

«Mama, was ist passiert?»

Meine Stimme war belegt, trocken und ich musste unweigerlich anfangen zu husten, als ich schmerzend die Hand an meine Stirn hielt.

Die Erinnerungen kamen wie ein Wall von Wasser auf mich zugeschossen, sodass ich immer wieder die Lider zusammenpressen musste.

Ich hatte vermehrte körperliche Beschwerden erhalten, die sich durch eine Einwirkung lösen wollten, doch mein Körper wurde fieberhaft und ich verlor schlussendlich mit erhöhter Temperatur das Bewusstsein.

«Hat…. Hat das mit der Seele zu tun?», fragte ich und nahm das gereichte Wasserglas entgegen, welches  mir Kyo hinstreckte.

Er setzte sich an die Bettseite und unbewusst zog ich das Bein weiter weg von ihm. Ich wollte ihm nicht zu nahe sein.

Die azurblauen Iren schlossen sich und ich bemerkte wie zerfallen sein Gesicht war. Augenringe waren zu erkennen, so lag doch ein dicker Schatten unter ihnen je länger ich ihn musterte.

«Deine Seele wurde schwächer, als du Ruffy in den Palast gebracht hast und ich hatte keine Kraft mehr dich zurückzuholen. Sie schlief ein und mir war es nicht möglich dich zu wecken, als würde mir jemand den Weg dazu versperren», waren seine zynischen Worte und ich hörte die belegte Wut darunter.

Ich wusste genau von wem er sprach und ich wusste nicht ob ich Kuro nun danken sollte oder ob ich mir nun Sorgen machen musste?

Was war das nur für ein dumpfes Gefühl auf meiner Brust?

Warum fühlte ich mich so verdammt leer?

Die Augen geweitet, dachte ich an den letzten Moment mit Ruffy. Ich hatte ihn geküsst… nein, er hatte mich geküsst und ich hatte es zugelassen. Mein Herz wollte es und nun fühlte ich die Schwere, die mich belastete.

Wie sollte ich Kuro dies alles nur erklären?

War es vielleicht dies, was mich so träge fühlen liess? So lustlos?

 

Erschrocken fuhr ich zusammen, als die Hand meiner Mutter sich fest um meine legte.

«Tu das nie wieder! Überfordere deine Seele nicht erneut. Nun war es die Welt von Ruffy… aber was ist wenn es das nächste Mal…»

Ihre Stimme zitterte und auch wenn ich mich nicht wohlfühlte durch ihre Fürsorge, die sie mir gab, weil ich mich noch immer betrogen fühlte von ihr, war ihre Sorge berechtigt.

Meine Mutter dachte soeben an das gleiche Szenario bei Inuyasha.

Einer Welt von Dämonen in der ich mit Leichtigkeit getötet werden könnte von einem Teufel der Freude daran hätte, wenn ich mich nicht mehr bewegen könnte.

Beruhigend legte ich meine Finger auf die ihrige Hand und versuchte ein zaghaftes Lächeln aufzulegen.

«Ich werde aufpassen, Mama», gab ich ihr zu verstehen und sie legte ihren Kopf tiefer, senkte dabei ihren Blick und drückte meine Handfläche an ihre Stirn.

Diese Geste hatte auch einst Zorro mir geschenkt und sie berührte mein Herz. Meine Mutter hatte Fehler an sich, doch welcher Mensch hatte dies nicht?

Mich nach vorne gelehnt, drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn.

«Es ist alles gut, Mama», waren meine aufbauenden Worte und ich spürte die aufkommende Wärme in meinem Inneren. Es erinnerte mich an die wohlfühlende Energie, welche ich als Miko in mir trug, was mich lächeln liess.

Die Lider geschlossen nahm ich diese Magie in mir auf und spürte das Kribbeln in meinen Fingern. Sie schenkte mir Kraft, als ich erneut erschrocken zusammenfuhr.

Als wäre ein Schatten über mich gekommen, fühlte ich die Hand auf meiner Schulter, welche Kyo mir aufgelegt hatte.

Ein leichter Druck ging von ihr aus und als ich meine Lider abermals öffnete, konnte ich noch die letzten blauen Lichtfarben um meine Finger erkennen.

«Was?»

Hastig ging mein Atemzug und ich sah in das ernste Gesicht des Mannes, welcher mir mein Schicksal offenbart hatte.

«Du darfst sie hier nicht einsetzen».

Wie, was durfte ich hier nicht einsetzen?

Mein Reiki?

Es war doch unmöglich dieses hier einzusetzen, oder?

Seine Hand entglitt von meiner Schulter und entsetzt nahm ich wahr, wie die abgelegte Dunkelheit verschwand.

Was?

Wie kann das sein?

Kyo entfernt sich von meinem Körper und seine azurblauen Iren hatten etwas undefiniertes in sich, bevor er den Raum verlies und mich mit meinen Fragen zurückliess.

 

«Was möchtest du essen, Schatz?»

Verwirrt hob ich meinen Kopf und sah in die blauen Iren meiner Mutter, die mich vor einigen Minuten mit dem Auto nach Hause gebracht hatte.

Mein viel zu hohes Fieber war plötzlich verschwunden und auch die Ärzte schienen überrascht von dieser Wendung, doch sie hatten mich ohne weitere Fragen gehen lassen.

Solche Anfälle waren selten, dennoch gab es sie wie es schien, da es doch einige Viren auf der Welt gab, die sich aus anderen Krankheiten mutierten.

«Ramen», gab ich leise von mir und sie sah mir überrascht in die Augen.

«Das geht aber zu lange…», liess sie mich wissen. Es war eine grosse Arbeit dahinter, doch irgendwie hatte ich das Bedürfnis nach dieser Nudelsuppe, ob es wohl an der anderen Seele lag?

«Nun gut, ich gehe welche aus dem Restaurant in der Nähe holen».

Sie schenkte mir ein Lächeln und ich nickte verstehend.

Mein Blick folgte ihr, als sie zur Türe schritt und ich liess meinigen sogleich wieder auf das Display senken.

Ich hatte mehrere Nachrichten von Rin darauf, auch Hiro hatte mir noch geschrieben, sogar Renji meldete sich, alle besorgt um meinen Zustand, nur derjenige den ich erhoffte, fand ich nicht in der Reihe der Whatsapp Nachrichten.

Mulmig verzog ich mein Gesicht und fing an meinen Freunden zurück zu schreiben, als ich bei dem Satz von Ruri hängen blieb.

Mein Herz schlug mir hastig gegen die Brust und obwohl ich meine Mutter erst gerade gesagt hatte, dass ich ihr in den nächsten Tage keine Sorgen bereiten wollte, nahm ich mir meine Jacke zu Hand, griff nach dem Schlüssel und verliess das Haus.

Das durfte nicht wahr sein!

Nicht schon wieder!

Und alles nur wegen mir!

 

Meine Beine waren schwach und ich spürte wie sie zitterten, nachgeben wollten, da der Körper noch immer Ruhe benötigte, aber ich musste zu ihm, also biss ich durch.

Solange bis ich vor seiner Türe zum Stehen gekommen bin.

Die Klingel betätigt, sah ich in die grünen Iren des Mannes, welcher für mich wie ein Ersatzvater war und wie Kuro mir eine Lüge aufgetischt hatte.

«Aiko… du bist…»

Ohne auf ihn zu reagieren, lief ich an ihm vorbei und zog schnell meine Schuhe aus, bevor ich die Treppe nach oben rannte.

Mein Atem ging schnell und zögerlich legte ich die Hand auf die Türklinge.

Ob er mich überhaupt sehen wollte?

Was ist wenn er den Kuss gesehen hatte, was wenn er ihn gespürt hatte?

Würde er mich dafür verurteilen, wenn die anderen Aiko anders lieben würden?

Ich biss mir auf die Lippen und liess meine Hand wieder sinken.

Er lag doch nur wegen mir jetzt hier in diesem Bett und bewegte sich drei Tage nicht.

Ich war für ihn doch eine reine Last.

«Geh hinein. Er wartet auf dich».

Erschrocken fuhr ich zusammen und liess die letzten fiebrigen Atemzüge über meine Lippen gleiten, als ich die vorherigen grünen Augen erfasste.

«Akiyama-san», flüsterte ich leise bedacht und er nickte lächelnd, bis er sich abwandte und in die andere Richtung des Flures ging

Noch einmal die Lider geschlossen, drückte ich die Klinge nach unten und trat in das Zimmer des Mannes ein, welcher auf seinem Bett sass.

Sein Oberkörper war zur Hälfte mit der Decke bedeckt, die durch das leichte Sonnenlicht glänzte.

Er hatte also, wie Ruri es mir getextet hatte, Fieber bekommen.

So wie ich.

Schuldbewusst biss ich mir auf die Lippen, als er seine Augen zu mir wandte.

«Vater, nicht jetzt, ich…»

Seine Lider weiteten sich und bevor er die Decke auf die Seite zogen konnte um aufzustehen, war ich schon an die Seite seines Bettes geeilt.

«Nicht Kuro, bleib liegen», waren meine gedämpften Worte, als ich meine Hände auf den weichen Stoff legte und ihm besorgt in die Iren sah.

Er griff sogleich nach meinen Armen und drückte mich fest an seine Brust. Sie war warm, schon fast hitzig und als ich die Finger über die nackte Haut streifen liess, spürte ich den Schweiss, welchen er an sich trug.

Ich vernahm das Zittern unter meinen Händen und spürte wie er seinen Kopf auf meine Schulter legte.

War das ein Schluchzen?

Meine Hände legten sich um seinen Körper und ich bewegte sie sanft über seinen Rücken.

«Es tut mir leid, Kuro».

Der Griff verfestigte sich noch einmal um meinen Körper und ich spürte diesen leichten Schmerz durch mich hindurchfahren, doch ich unterliess es mich zu wehren.

Er hatte das Recht mich so zu besitzen.

In diesem Moment hatte er mehr als nur das Recht dazu so zu reagieren.

 

«Warum? Warum bist du nicht zurückgekommen, als es brenzlig wurde?!»

 

Kuro hatte sich beruhigt und er hatte die Umarmung leicht gelöst, dennoch lagen seine Arme um meinen Körper und sein Kopf war noch immer an meiner Schulter gelehnt.

Er schien nicht zu wollen, dass ich ihn ansah.

«Ich konnte nicht, Ruffy brauchte mich. Die Anderen brauchten mich».

Es war die Wahrheit.

Sie hatten mich gebraucht, denn auch wenn Ruffy und ich uns fast deswegen getrennt hatten, war ich es gewesen, welchen ihn lebend aus diesen Trümmern geholt hatte.

Schluckend  spürte ich erneut die Lippen auf den Meinigen.

Schuld frass sich in meine Brust ein.

Wie sollte ich mit diesen Gefühlen klar kommen, wenn ich diese Beziehung zu Kuro nicht verlieren wollte?

«Aber… verdammt, Aiko! Ich habe versucht deine Seele zu schützen, dir Kraft zu schenken, als ich spürte welchen Schmerz sie durchlitt, aber es entzog mir jegliche Macht und das einzige was ich tun konnte war… dich schlafen zu legen».

Meine Augen weiteten sich.

Er hatte was getan?

«Was… sag das nochmal».

Kuro drückte sich leicht von mir ab und hielt seinen Blick gesenkt. Die Hände lagen auf meinen Unterarmen, als sie von meinem Rücken abschweiften und hielten mich fest.

«Ich habe dich schlafen gelegt, damit deine Seele zur Ruhe kommt und Kraft sammeln kann… ich dachte nicht, dass es solche…»

Ein tiefer Atemzug drang über seine Lippen und ich war noch immer sichtlich verwirrt darüber, dass er dies konnte.

Das er es geschafft hatte meine Seele soweit zu beeinflussen, dass es Überhand genommen hatte und mich ruhen liess.

«Woher… wie kamst du darauf?» fragte ich mit belegter Stimme und erkannte den überraschenden Ausdruck in seinen braunen Iren, als er sie mir zuwandte.

Kuro rechnete mit Wut, mit Verständnislosigkeit, mit einer Diskussion, doch ich war fasziniert und beruhigt darüber, dass er es war, welcher mich schlafen gelegt hatte.

Welcher mich zu Kräften kommen liess, auch wenn es nicht die meinige Welt gewesen ist.

«Aiko, ich habe dich schlafen gelegt! Ich bin für dieses Fieber verantwortlich! Ich…»

Zittern.

Ich konnte es fühlen und seine Finger griffen stark um meine Unterarme.

«Hey!»

Mein Ausruf war laut und er fuhr erschrocken zusammen, als ich ihm in die Iren blickte.

«Du bist mein Beschützer! Egal wie du es tust oder getan hast, du hast meine Seele gerettet. Meine Seele aus der Welt von One Piece. Was wäre geschehen, hättest du mich nicht schlafen gelegt?»

Seine Farbe wich ihm aus dem Gesicht und er schien zu realisieren, was ich damit andeute.

Die Schwäche war vorhanden gewesen und ich hatte sie zugelassen, doch derjenige, welcher sie besiegt hatte, nach der Überbrückung, die mir Kyo gebracht hatte, war er gewesen.

Mein Körper schien auf diese Einwirkung reagiert zu haben und auch er blieb nicht verschont davon. Ich konnte es in seinem Gesicht sehen, wusste es von Ruri.

Er war wie ich krank gewesen.

«Du müsstest wütend auf mich sein, denn ich habe das Versprechen so schnell gebrochen, wie ich es ausgesprochen hatte…», waren meine leisen Worte und sah wie er seine braunen Iren wieder in die meinigen fixierten, als wäre es keine durchscheinbare Türe.

«Ich habe mich einer Gefahr zugewendet, die mich hätte töten können, egal ob eine schwache Seele vorhanden war oder nicht… und ich habe…», schluckend liess ich meinen Kopf sinken.

Nun war ich es, welche ein Zittern verspürte.

Ich musste es ihm doch sagen?

Er hatte das Recht dazu, oder?

«Ich habe… Ruffy… ich…»

Seine braunen Iren festigten sich und er seufzte leise, zog mich an sich und ich konnte abermals die warmen Lippen spüren, die ich zum Abschied geschmeckt hatte.

Er löste ihn so schnell, wie er ihn mir geschenkt hatte und ich sah verwundert in das verzogene Gesicht des Mannes vor mir.

«Ich will es nicht wissen… das ist nicht meine, Aiko. Du bist meine, Aiko»

Eine Träne löste sich aus meinem Auge und ich schluckte, als er mir diesen Satz zu hören gab.

Ich war erleichtert.

Seine Hand löste sich von meinem rechten Unterarm und er strich sanft meine Träne weg, bevor er mit seinen Fingern meiner Wange entlang fuhr.

Ein angenehmes Gefühl breitete sich in mir aus und ich legte ein zartes Lächeln auf meine Lippen, welche er abermals mit seinen verschloss.

Ich spürte eine Gänsehaut aufkeimen, als seine zweite Hand an meinem linken Oberarm entlang glitt und sich an die Taille legte, nur um meinen Körper näher an seinen zu ziehen.

Gerne kam ich dieser stummen Bitte entgegen und befreite mich aus meiner seitlichen Haltung, als ich mein linkes Bein über seine beiden schlug und auf seinem Schoss zu sitzen kam.

Meine Hände lagen auf seiner nackten Brust und ich konnte fühlen wie er die Hand in meinen Nacken legte. Inniger schmiegte er sich an mich und bat mit seiner Zunge um Einlass.

Es fühlte sich wie ein Feuerwerk an, als sie sich berührten, welches tief in meine Glieder drang. Mein ganzer Körper schien zu prickeln und ich fühlte immer mehr wie mir wärmer wurde.

Gar heiss.

 

Ein Klingen drang durch den Raum und erschrocken stoppten wir in unserer Bewegung.

Schwer atmeten wir aus und sahen uns in die Augen. Ich konnte fühlen wie ich mehr von diesem Gefühl wollte, welches sich in mir ausbreitete, doch abermals drang das Klingeln durch das Zimmer und ich spürte, wie ein Vibrieren in meiner Hosentasche dazukam.

Mich ein wenig von ihm weggedrückt, nahm ich es hervor und sah diejenige Person, welche ich zu Hause zurück gelassen hatte.

«Verflucht…», gab ich leise von mir und drückte auf den grünen Hörer.

«Ja, Mama. Es tut mir leid. Ich komme sofort!», gab ich hastig von mir und hörte eine leichte Verzweiflung in ihrer Stimme. Sie hatte erneut Angst gehabt.

Zu sehr hatte ich mich von Kuro ablenken lassen.

Mich wieder zu ihm gewandt, lächelte er leicht.

«Du musst wieder gehen?»

Ich nickte.

Sie hatte extra Ramen für mich geholt.

Mich von ihm runter bewegt, spürte ich seine Hand an meinem Handgelenk.

«Warte, ich wollte dir noch etwas sagen».

Verwirrt zog ich die Augenbraue hoch und setzte mich nochmals auf den Bettrand zu ihm. Legte meine Finger in die Seinigen und spürte abermals dieses Kribbeln in mir.

Wie konnte er mich nach so kurzer Zeit so verrückt machen?

«Als du weg warst, habe ich nachgeforscht und habe einen Schrein gefunden, welcher sich mit solchen Seelen Zwiespälten auszukennen scheint», gab er dann von sich und ich weitete meine Iren.

Wie war das?!

Konnte man mir wirklich helfen?

«Komisch finde ich jedoch den Namen», waren seine überlegende Worte und ich verzog verwirrt meine Augenbraue.

«Was meinst du mit komisch», fragte ich nach und er rieb mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

«Der Name des Schreins gehört einer Familie Higurashi».

Wie?

Das konnte nicht sein?!

Kagome lebte in einer anderen Welt, nicht verbunden mit Meiner.

Das waren dazumal Kyos Worte.

Nein, das musste Zufall sein!

Erinnerungsschwund (Kuro)

Meine Finger glitten über die Tasten meines Notebooks, als ich das Suchfeld von Google für meine Frage verwendete.

Ich hatte mir vorgenommen nicht mehr tatenlos zuzusehen. Ich wollte Aiko helfen und um einen Schritt weiter zu kommen, kam mir nichts besseres in den Sinn, als das Internet abzufragen.

Begriffe wie gespaltete Seelen, getrennte Seelen, Parallelwelten hatten mein Bildschirm schon gekennzeichnet, aber ich fand nichts brauchbares, weshalb ich seufzend meine Finger über das Touchfeld fahren liess.

Es konnte doch unmöglich sein, dass diese Tradition noch niemals erwähnt worden ist, gar verraten worden ist.

Den Kopf in meine freie Hand gelegt, ging ich die Seitenbeschreibungen durch, die mir anzeigte, dass all dieser Kram doch nur etwas mit unbewiesenen Parallelwelten oder gar viel mehr mit Verschwörungstheorien zu tun hatte, als dass ich das für irgendeinen nützlichen Zweck verwenden könnte.

«Das kann doch nicht sein», gab ich genervt von mir und tippte noch einmal Stichwörter zu Seelen ein, die zwiegespalten waren. Wieder waren esoterische Seiten aufzufinden, welche versuchten mit Lösungsvorschlägen denjenigen Menschen zu helfen, die mit ihrer Seele nicht im Reinen waren.

Doch hier redeten sie von alleinigen Gedanken, Mediation, alles Dinge, die Aiko definitiv nichts bringen würde.

Mich genervt nach hinten gelehnt, wollte ich das Notebook gerade zuklappen, als mir ein Name ins Auge fiel.

Das konnte nicht sein!

Sogleich tippten meine Finger wild auf den Tasten rum. Ich stockte.

«Der Higurashi Schrein»

Schluckend griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer.

Wenn dies wahr sein sollte, dann würde ich endlich einen Beweiss in der Hand halten können, die Kyo aus der Reserve locken würde.

«Sota Higurashi»

Meine Iren weiteten sich.

Er war es.

Ich hatte gehofft ihre Stimme zu vernehmen, aber auch er würde mir reichen.

«Hallo?»

Mich zusammenreissend, wandte ich mich mit dem Stuhl von dem Bildschirm ab.

«Entschuldigen Sie. Ich habe Kagome Higurashi gesucht».

«Sie wohnt hier nicht mehr», gab er zu verstehen und ich biss mir auf die Lippen.

Waren die Welten doch voneinander getrennt?

Zeit verschoben?

«Wenn ich ihnen sage, dass ich jemanden kenne, die ihre Schwester aus der Sengoku-Zeit kennt, würden sie sich für mich Zeit nehmen?», gab ich zu verstehen und hörte wie scharf die Luft eingezogen wurde.

«Sie wissen davon?».

Ich bejahte ihm dies, vernahm wie ein Stuhl zurecht gezogen wurde.

«Kann ich bei ihnen vorbeikommen mit der Person, um die es geht?», fragte ich sogleich. Ein Zögern, denn er antwortete nicht sofort, doch als ich hörte wie er wieder ausatmete und die Zustimmung vernahm, legte sich ein Lächeln auf meine Lippen.

«Besten Dank», gab ich von mir und verabschiedete mich mit diesen Worten.

Mein Blick lag auf dem schwarzen Display.

Ich war der festen Überzeugung, dass noch nicht alles verloren war, dennoch war ich leicht stutzig. Wie kam er darauf, dass ich nicht davon wusste?

Die Geschichte von Inuyasha hatte doch auch meine Kindheit begleitet, doch wenn ich so darüber nachdachte, wusste ich nichts mehr davon.

Verwirrt wandte ich mich nochmals dem Notebook zu, legte meine Finger auf die Tasten und vergass, was ich gerade tun wollte.

Ein dumpfes Gefühl machte sich in meinem Kopf breit und benebelte mir meine Gedanken, die vor wenigen Minuten noch klar gewesen waren.

Ihn von einer Seite zur anderen geschüttelt, wollte ich mich auf meine vorherige Frage konzentrieren, doch ich konnte nicht mehr nachvollziehen was ich suchen oder gar tippen wollte.

Angst keimte in mir auf.

Was wäre wenn…

Schnell wählte ich die Nummer von Ruri.

«Hey, ja, nein sie ist noch nicht zurück», waren meine erklärenden Worte und fühlte in diesem Moment eine plötzliche innerliche Müdigkeit aufkommen.

Auf die Uhr des Notebooks sehend, stempelte ich es ab, dass es einfach zu spät war, für solche Recherchen.

«Ruri, ich muss dringend was wissen», gab ich ihr zu verstehen und erklärte ihr sogleich, was ich gerade vorhin herausgefunden hatte.

«Welche Geschichten, Kuro?»

Verdutzt zog ich meine Augenbraue hoch.

«Na die Geschichten von Aiko, diese Welten, du weisst schon, Ruffy und die Anderen», gab ich hektisch von mir und biss mir auf die Lippen.

«Wie soll ich denn nach diesen suchen? Das sind Parallelwelten, Kuro. Die gibt es hier nicht», waren ihre leisen besorgten Worte und ich bekam das Gefühl, verrückt zu werden.

«Sicher gibt es die, sie waren ein Teil unserer Kindheit, Ruri. Kannst du dich nicht mehr daran erinnern?»

Meine Stimme wurde hektischer, angsterfüllter.

Sie wollte mich doch gerade verarschen!

«Kuro, ich weiss wirklich nicht von was du redest. Aiko ist bei Ruffy und den Anderen. In einer Welt die neben unserer existiert». Ihre Stimme versuchte beruhigend auf mich einzuwirken, doch diese Worte wollten ich nicht akzeptieren.

Aiko hatte mir erzählt, dass diese Welten ein Teil von uns waren, wir damit aufgewachsen sind.

Verdammt ich kannte die Geschichte von Inuyasha doch, oder?

Wieso kann ich mich nicht daran erinnern?!

«Kuro was ist, wenn du nichts finden sollst? Hat Aiko nicht gemeint, sie dürfte sich nicht beeinflussen lassen? Ich denke es ist besser, wenn du dich schlafen legst und deine Gedanken ordnest. Du scheinst verwirrt zu sein, One Piece ist nur ein Oberbegriff dieser Welt, wenn du das gemeint hast.»

Sie hat es beim Namen genannt!

One Piece.

Einer der Begriffe die ich gesucht hatte!

Ich wandte mich mit dem Handy auf dem Tisch nochmals dem Notebook zu und versuchte den Namen einzutippen, doch die Sucherfolge waren gleich Null.

Was hatte das zu bedeuten?!

Es gab diese Geschichten, da war ich mir hundertprozentig sicher!

«Ich werde morgen in die Buchhandlung gehen und dir beweisse…»

Ich stockte und hielt mir die Hand an meine Brust.

Was war das?

«Kuro?»

Ihre Stimme drang an mein Ohr, doch ich konnte Ruri nicht mehr antworten, denn der Schmerz, welcher aufkeimte wurde schlimmer.

Es zog in jeder Faser meines Körpers bis es ermüdete und mich eine tiefe Dunkelheit einnahm.

Ich bin müde.

Mein Atem ging schneller, hastig, schon fast fiebrig und ich liess meinen Kopf von einer Seite zur anderen schweifen.

Das war doch gerade ihre Stimme gewesen?

Ich bin so unendlich müde…

Blinzelnd versuchte ich mich beim Bewusstsein zu halten und fühlte, wie mein Körper anfing zu zittern, wie er nachgab und ich vom Stuhl niedersackte.

Meine Hand löste das Handy an meinem Ohr, drückte diese gegen den Boden.

Immer wieder vernahm ich die Stimme von Ruri, die wiederholt meinen Namen rief, bis ich ein Tuten hören konnte, welches nach kurzer Zeit verstummte.

Lass mich schlafen.

Ich weitete meine Augen.

Ihre Seele schrie nach Ruhe und sie zwang Aiko gerade in die Knie.

Mir auf die Lippen gebissen, durfte ich dies nicht zulassen.

Ich konnte sie nicht in einer Welt verlieren. Nicht kurz nach unserem…

Den Kopf geschüttelt, spürte ich wie sich Schweisstropfen an meiner Stirn sammelten und an meinen Wangenknochen entlang liefen.

Ich zog mich zu meinem Bett und versuchte mich nach oben zu drücken, doch ich hatte keine Kraft in meinen Gliedern.

«Verdammt», fluchte ich leise und drehte mich mit dem Rücken zum Bettende, lehnte mich an das helle Eichenholz.

Die Iren geschlossen konzentrierte ich mich wieder auf das japanische Zeichen der Heilung. Es hatte schon einmal funktioniert, weshalb sollte es nun nicht funktionieren?

Ruhig ging mein Atem, doch es fühlte sich anders an.

Als wäre diese Energie, die ich nun durch meine Knochen spürte, nicht von mir ausgehend.

Die Lider wieder nach oben gezogen, knirschte ich mit den Zähnen.

Er war es und auch wenn es mir nicht passte, war ich gerade erleichtert darüber, dass Kyo ihr Kraft gab, doch wie lange würde sie noch halten?

Weshalb behielt er sie dort?

Warum holte er sie nicht zurück?

Die Hand zur Faust geballt, vernahm ich verschwommene Bilder.

Bilder, welche ihre Sicht zeigen mussten.

Wer lag da?

Ruffy!

Ein stummer Schrei entglitt mir, als mich die erneute Welle des Schmerzes traf.

Den Kopf nach hinten gelegt, legte ich zögerlich meine Finger auf die Oberschenkel und formte das japanische Zeichen für Schlaf.

Sie wollte schlafen. Ihre Seele wollte ruhe, doch ich würde sie dazu zwingen in den Schlaf zu fallen.

Aiko sollte sich ausruhen können und ob es nun ihr zu Hause war oder bei Ruffy, es war mir in diesem Moment alles recht.

Ich wollte sie nur wieder in meine Arme schliessen können.

 

*

 

Der dritte Tag brach an und ich spürte wie mir der Schweiss am Körper klebte.

Ich strich mir über die Stirn und hörte wie die Türe betätigt wurde. Meine Mutter kam mit einem Tablar auf mich zu und brachte mir wie jeden Tag eine Schüssel Miso Suppe, um den Salzgehalt wieder zu erhöhen, welcher immer wieder meinen Körper durch den Schweiss verliess.

Ihr in die kastanienbraunen Iren sehend, bedankte ich mich leise bei ihr und ihre zierliche Finger legten sich auf meine Stirn.

«Oh, dein Fieber senkt sich», waren ihre freudigen Worte und ich weitete meine Iren.

Zögerlich lächelte ich und nahm ihr die Schüssel ab.

Mein Körper fühlte sich noch immer träge an, müde und kraftlos.

Ich hatte ihn überfordert, hatte nicht nur ihre Seele schlafen gelegt, sondern auch die meine, doch das was dann kam, hatte ich nicht einberechnet.

Ihre Seele forderte nach Heilung.

Ich gab sie ihr, doch diese Heilung, liess mich erkranken und ich konnte fühlen, wie es auch Aiko von Minute zu Minute schlechter ging.

Der Anruf von Ruri bestätigte mir diese Annahme nur erneut.

Sie war im Krankenhaus, hatte hohes Fieber bekommen und verlor das Bewusstsein.

Mir auf die Lippen gebissen, fühlte ich wie sich die Finger meiner Mutter auf meine geballte Faust legten.

«Kuro, ihr wird es sicherlich gut gehen» gab sie leise von sich und ich weitete meine Iren.

Ein leises Kichern drang über ihre Lippen.

«Eine Mutter weiss alles», zwinkerte sie und verliess mit einem zarten Kuss auf meiner Stirn den Raum.

Seufzend versuchte ich ihren Worten zu glauben, doch der Gedanken, dass dies alles auf meinem Mist gewachsen war, liess mich nicht mehr los.

Ich hatte ihr dieses Fieber verschafft.

Verdammt, ich war Schuld an diesem ganzen jetzigen Dilemma und abermals nahm mich die Frage ein, was wäre, wenn sie nicht mehr aufwachen würde?

 

Ich hatte mich nach oben gezogen und wie immer lag ich ohne ein Shirt in meinem Bett. Es war schlichtweg zu warm mit dem Fieber gewesen und auch wenn es sich nun gesenkt hatte, lag noch immer der Schweiss an meiner Haut.

Die Kraft hatte sich noch nicht in meinen Knochen abgelegt, dass ich mich motivieren konnte unter die Dusche zu gehen.

Wieder die Türe vernommen, wusste ich, dass mein Vater noch nach mir sehen wollte, weshalb ich ihn aus reiner Selbstverständlichkeit sogleich ansprach und ihm mitteilen wollte, dass sich Aiko noch nicht gemeldet hatte, doch als ich mich ihm zuwandte, war es nicht er, welcher dort stand.

Hastig wollte ich mich aus dem Bett erheben, doch bevor ich reagieren konnte, war sie schon an mich getreten.

Ihre Stimme klang besorgt, doch ich erwiderte nichts, als das ich sie fest in meine Arme zog.

Eine Welle der Erleichterung machte sich in mir breit und ich spürte wie die Tränen aufkeimten, wie sie sich, ohne dass ich es verhindern konnte, von meinen Iren lösten.

Es waren ihre Finger welche beruhigend über meinen Rücken glitten und mein Zittern sichtlich verspüren konnte, doch es war mir egal.

In diesem Moment war es mir egal der Schwächere von uns zu sein.

Sie war wieder da.

Aiko, war wieder bei mir!

 

«Hey!»

Ihr Ausruf drang an meine Ohren.

Ich hatte ihr soeben gebeichtet, dass dies alles wegen mir geschehen ist.

Das ich derjenige war, der Schuld an ihrem Fieber war, der sie schlafen gelegt hatte, der sie ins Krankenhaus verfrachtet hatte!

Doch ihre Finger lagen fest um meine und drückten diese energisch, als sie die nächsten Worte fallen lies.

«Du bist mein Beschützer! Egal wie du es tust oder getan hast, du hast meine Seele gerettet. Meine Seele aus der Welt von One Piece. Was wäre geschehen, hättest du mich nicht schlafen gelegt?»

Schluckend, weitete ich die Augen.

Was wäre geschehen, wenn ich nicht gehandelt hätte?

Ich hätte es mir nie verziehen.

«Du müsstest wütend auf mich sein…»

Leise vernahm ich ihre Worte und blinzelte kurz. Meine Iren waren ins Leere gegangen, überschattet von der Angst, die durch die nächste Erzählung von Ruri verdrängt wurde.

Mein Herz raste und ich spürte eine innerliche Beklommenheit.

Ruffy und sie hatten sich geküsst.

Sie musste es nicht aussprechen, denn ich konnte es an ihrer ganzen Körpersprache lesen und sie fühlte sich schuldig.

Aiko glaubte mich betrogen zu haben und auch wenn ich das Gefühl von Eifersucht nicht verspüren sollte, war es da.

Schluckend legte ich eine Hand auf ihre Wange und beendete ihr Stottern mit einem kurzen Kuss. Ihre Lippen waren zart, weich und voller Angst.

Ich wollte diese Angst nicht.

Sie sollte sich bei mir sicher fühlen, auch nach solchen Dingen.

Denn sie war die Meinige.

«Ich will es nicht wissen… das ist nicht meine, Aiko. Du bist meine, Aiko»

 

Wild schlug mein Herz gegen meine Brust, als sie sich mehr zu mir wandte und ich ihre Träne davon gestrichen hatte.

Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper, als sie ihr linkes Bein über die meinige schwang und sich auf meinen Schoss setzte. Ihre Finger lagen an meiner nackten Haut und die zierlichen Finger strichen über meinen verschwitzten Körper. Alles was sie berührte fühlte sich wie ein brennender Ort an und ich konnte nicht genug von ihr bekommen.

Mit der Zunge bat ich um Einlass und obwohl ich mit einem Zögern gerechnet hatte, überraschte sie mich.

Meine Finger legten sich fest um ihre Hüfte und ich zog sie erneut enger an mich, konnte fühlen, wie mein Lendenbereich auf diese Nähe reagierte.

Ich wollte mehr von ihr und langsam wanderten meine Finger an den Saum ihres Shirts, als ich abrupt stoppte, war es ein nervendes Klingeln ihres Handys, welche diese Atmosphäre störte.

Stossweise drangen unsere Atemzüge über die Lippen, als sie sich schlussendlich doch von mir löste. Ich hatte gehofft, sie würde es klingeln lassen.

Sie würde die Person ignorieren, welche nach ihr rief, doch wie es schien war ihr etwas entfallen.

Hektisch wandte sie ihr Wort an ihre Mutter und viel zu schnell löste sie sich komplett von mir.

Meine Hand griff nach ihr und hielt sie nochmals zurück.

Ich wollte ihr sagen, dass sie hierbleiben sollte, dass ich sie weiterhin bei mir haben wollen würde, doch das was über meine Lippen drang, war die Information, welche ich eingeholt hatte.

Die Information, die ich vor all dem gefunden hatte.

 

«Sag das nochmal…»

Ihre Stimme ein Flüstern und sie hatte ihre Finger fest um meine gelegt.

Die blaugrauen Iren lagen ängstlich in den Meinen und dennoch schien da eine winzige Hoffnung zu schimmern.

«Es ist die Familie Higurashi», gab ich nochmals von mir und sie wandte den Blick ab. Liess ihn senken und ich konnte sehen, wie ihre andere Hand nervös auf ihren Oberschenkel auftippte.

Immer und immer wieder.

«Das kann nicht sein. Das ist eine Parallelwelt, nicht mit der Meinigen verbunden», fing sie an und ich verstand den Zweifel dahinter, doch es war sein Name gewesen, der mir all dies besätitgte.

«Derjenige, der das Telefon abgenommen hatte war Sota Higurashi selbst»

Ihre Iren lagen abermals geweitet in den Meinen und obwohl ich kein empfindliches Gehör hatte, schien es, als würde ich ihren schnellen Herzschlag vernehmen können.

Ich festigte noch einmal meinen Griff, bevor ich meine Stirn an ihre legte.

 

«Wir werden herausfinden, was es damit auf sich hat»

Seelenwanderung

Das Buch lag leicht über meine Finger, als unsere Geschichtslehrerin ihren Unterricht durchführte und ich über das Displays meines Handys fuhr. Immer wieder lass ich den Namen von Kagome und konnte nicht glauben, dass es ihn wirklich gab.

Kyo hatte mir erzählt, dass es Parallelwelten wären, dass sie nicht mit unseren verbunden wären und ich hätte ihm ohne weiteres geglaubt, wäre nie auf die Idee gekommen danach zu suchen.

Kuro jedoch… Er suchte, forschte nach und traf auf die Zeilen, die nun ich nochmals durchlas.

Der Schrein war eher unbekannt, denn er nahm nicht wie sonstige Geld für Gebete ein.

Mir eine Haarsträhne hinter das Ohr gestrichen, drückte ich auf den Seitenknopf meines IPhone und schloss somit die Anzeige.

Ich liess es in meiner Hosentasche verschwinden und zog das Buch wieder richtig hin.

Noch immer kreisten meine Gedanken um die letzten Stunden.

Kuro hatte mir erzählt, wie er darauf gestossen war und was danach passiert ist.

Ich wollte ihn für verrückt abstempeln, als er meinte die Geschichten wären verschwunden, doch als er meinte, dass auch Ruri nicht mehr gewusst hatte von was er redete, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, den ich noch immer zu verspüren vermochte.

Aus reiner Panik hatte ich mein eigenes Handy nach vorne gezogen und nach den Begriffen gesucht, die mir am klarsten waren, doch auch ich wurde nicht fündig.

Es war, als hätten sie nie existiert.

Meinen Blick aus dem Fenster schweifen lassend hörte ich nur mit einem halben Ohr zu, obwohl wir noch immer bei der Sengoku Zeit waren.

Es interessierte mich in diesem Moment nicht und dennoch sah ich auf, als sie das Wort Daiyokai in den Mund nahm.

«Die Menschen gingen früher davon aus, dass magische Wesen unter uns lebten. Einige von ihnen glauben, dass es auch noch heute so ist…»

Mein Herz raste.

So unwahrscheinlich würde dies nicht sein.

Der Higurashi Schrein war Beweis genug dafür, dass sie existierten und wenn ich mich nicht täusche, würde ein Lord des Westens viele Jahre überleben, wie auch Inuyasha selbst.

Der Gedanke, dass er hier auftauchen könnte, durch die Türe laufen könnte, liess meine Handflächen schwitzen und ich spürte wie mein inneres aufgewirbelt wurde.

Immer wieder versuchte ich mir in den Kopf zu rufen, dass dies sicherlich nicht geschehen würde. Kagome war nicht hier. Nur ihr Bruder. Sicherlich waren viele Jahre zwischen uns.

Sesshomaru kann nicht hier sein.

Nein, ganz sicher nicht.

 

«Aiko, ist alles in Ordnung?»

Aufsehend spürte ich wie seine Finger in den Meinigen lagen, als er sich zu mir wandte. Seine braunen Iren versuchten mein Inneres zu ergründen und ich fragte mich, seit wann wir auf dem Dach waren.

Wo war ich die letzten Minuten gewesen, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass wir in die Mittagspause gegangen sind?

Ein Raunen drang durch mein Ohr und ich liess den Blick verwirrt durch die Gruppe schweifen, welche alle überrascht zu uns sahen.

«Seit wann?», gab Hiro von sich und zeigte auf unsere Hände. Ich spürte sogleich wie die Röte auf meine Wange schlich und ich den Blick wieder sinken liess.

Ich hatte mich so sehr in meinen Gedanken verfangen, dass ich nicht mal bemerkt hatte, wie Nahe wir uns waren, als wäre es das Normalste auf der Welt geworden.

«Na kommt, raus mit der Sprache», war es nun Renji, welcher die Stimme erhob.

Zu Kuro sehend, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und ich sah in die Iren des Rothaarigen. Sie erinnerten mich zum ersten Mal an Gaara, waren seine Augen doch genauso grün, wie die Seinige.

Es schmerzte sogleich, denn das Gefühl von Trennung machte sich in mir breit.

Tief atmete ich aus und durfte mich nicht von meinen Seelen beeinflussen lassen, nicht hier, weshalb ich versuchte meine Aufmerksamkeit auf die vorherige Frage zu richten.

«Seit unserer kleinen Auseinandersetzung beim letzten Mal», gab ich zu verstehen, was keine Lüge war.

Er hatte mich geküsst ohne Vorwarnung und ich war diesem Gefühl verfallen. Immer mehr verspürte ich eine Sehnsucht nach seiner Nähe, nach seiner Wärme und Liebe, als wäre sie schon so lange unterdrückt worden.

«Aha, stillschweigend etwas vorgespielt», waren Hiros Worte darauf und liess den Blick zu seiner Freundin schweifen, die mich grinsend ansah.

«Du wusstest davon?», fragte er sie sogleich und sie kicherte verschmitzt.

«Ich kann dir doch nicht immer alles erzählen, Schatz», waren ihre lieblichen Worte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, welche er schmollend und dann lachend unterstrich.

Ich konnte nicht anders, als mit zu lachen.

Es war eine angenehme Abwechslung zu den letzten Tagen, die ich erlebt hatte und dennoch vermisste ich sie alle.

Meine Seele war in Aufruhe.

Sie war unruhig seit dem gestrigen Gespräch, als wüsste sie, dass der Schrein mir Einblick gewähren würde in etwas, was mich erschüttern wird.

 

*

 

Die lange Treppe heraufsehend, schluckte ich schwer.

Er war es.

Das war der Schrein von Kagome und auch wenn ich davor stand, konnte ich noch immer nicht glauben, dass er es wirklich sein sollte.

Meine Finger wurden mit einem festen Druck zusammengepresst und ich liess meinen unglaubwürdigen Blick auf den Mann richten, welcher mich begleitet hatte.

Sein Lächeln lag zuversichtlich auf seine Lippen und ich war sichtlich erleichtert darüber, dass er hier war.

Das Kuro mir bei stand.

 

Mit jedem Schritt, welchen wir nähergekommen waren, wurde ich unruhiger und ich konnte eine Beklemmung in meiner Brust vernehmen, welche sich unangenehm zusammenschnürte.

Die Iren blieben bei dem grossen Baum haften.

Ich biss mir nervös auf die Lippen, als ich die Finger von Kuro aus meiner Hand gleiten liess und an die Rinde trat. Jene Einkerbung.

«Er ist es…», gab ich leise von mir und hörte wie eine Schiebetüre geöffnet wurde.

«Ich gehe davon aus sie sind derjenige, der mit mir telefoniert hatte?»

Die Stimme war jugendlich, hatte erst vor kurzem den Stimmbruch erreicht und obwohl ich Angst davor hatte denjenigen zu sehen, welcher Kuro mir gesagt hatte, wandte ich mich sogleich um.

Seine braunen Iren erfassten die Meine und meine Hand, welche am Baum gelegen war, glitt automatisch über meinen Mund.

Er war es.

Unvergleichbar war er der Bruder von Kagome.

Sota Higurashi.

 

Zitternd legte ich die Tasse Tee an meine Lippen.

Kuro hatte Sota kurz darüber aufgeklärt, weshalb wir hier waren. Er hatte uns reingebeten und sass nun stillschweigend vor mir, bis er seufzend auch seine Tasse ablegte.

«Kagome ist noch nicht lange weg», fing er an und ich weitete meine Iren.

Wie sie war noch nicht lange weg?

«Sie hat sich erst vor einem Monat von uns verabschiedet. Nach langen 3 Jahren, in denen sie immer wieder am Brunnen stand, konnte sie endlich wieder zu ihm».

Seine Stimme wurde leiser und obwohl man sehen konnte, dass er sich für seine Schwester freute, war da eine Sehnsucht, die nur Geschwister nachvollziehen konnten und ich fühlte, wie mich das Gefühl zu Rin wieder einholte.

Ich hatte sie zurückgelassen ohne es zu wollen, war gesprungen ohne es zu planen und wenn ich es nicht besser wissen würde, spürte ich die Wut von Sesshomaru in meinen Gliedern. Er würde es sicherlich nicht gutheissen, dass ich ohne Vorwarnung meine Seele zurückgelassen hatte.

Sein Stuhl rückte nach hinten, als er erneut heisses Wasser auf den Herd stellte.

«Sie hat mir viel von einer Aiko erzählt, die mit ihr gereist ist. Eine Miko, die sie lehrte ihr Reiki richtig zu kontrollieren und die Angst zu nehmen, welche sie bei Inuyasha fühlte, wenn er bei Kikyou war. Soweit ich weiss, war sie eine sehr gute Freundin dort drüben», waren seine darauffolgenden Worte und ich sah ihm dabei zu, wie er erneut die Becher fühlte, spürte die Wärme abermals an meinen Fingern.

«Weshalb war?»

Mein Blick wich zu Kuro. Er stellte die Fragen, welche mir auf der Seele lagen, die ich jedoch nicht aussprechen konnte.

Noch immer war ich geschockt, glaubte nicht, was ich zu sehen bekam.

War dies kein Traum?

 

Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

«Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist eine Zeit zu beeinflussen, die noch kommen wird, wenn ich euch die Informationen gebe, welche meine Schwester mir gab».

Er hatte nicht unrecht.

Nein, gar nicht.

Die Zeit würde beeinflusst werden, doch ich seufzte tief aus und schloss meine Augen dabei.

Ich vergass doch, sobald ich in der Welt von Inuyasha war.

Vergass woher ich herkam, woher ich stamme, wo meine wirkliche Welt war

«Egal was du mir sagst, Sota, ich werde dort drüben nichts mehr davon wissen».

Nun war es auch Kuro, welcher überrascht zu mir sah und ich liess meinen Blick, welcher bei diesem Satz nach oben gewichen war, wieder sinken.

Das Wasser spiegelte meine graublauen Iren und ich spürte wie sich Tränen bilden wollten.

«Du vergisst?»

Ich nickte, fühlte wie sich eine Hand auf meinen Arm legte. Es war ein sanfter Griff.

«Es ist jedoch die einzige Welt, die solche starke Auswirkungen auf mich hat», waren meine zaghaften Worte, denn ich selbst kannte keine Antwort darauf.

Das einzige was ich wusste war, dass diese Seele verschmolzen mit der Meinigen ist.

«Dein Reiki war anders, als man es von einer gewöhnlichen Miko kannte, so sagte mir es Kagome und du entschiedst dich mit Sesshomaru zu gehen».

Hastig wich mein Kopf nach oben.

Meine Lider waren geweitet.

Was hatte er soeben gesagt?!

Was tat ich?!
 

«Dementsprechend ist es noch nicht passiert», gab er schmunzelnd von sich und die Finger, welche an meinem Arm gelegen waren, umgriffen diejenigen, welche um den Becher lagen.

Ich liess meinen Blick zu Kuro weichen. Er hatte den Kopf gesenkt, biss sich auf die Lippen und ich schien zu fühlen, wie bekümmert seine Seele nun war.

Traurig nahm ich diesen Anblick auf und strich ihm sanft mit meinem Daumen über den Händerücken. Ich wollte nicht, dass er Angst verspüren müsste. Ich war hier und ich würde immer wieder zu ihm zurückkehren.

 

«Dein Reiki war stark. Zu stark für eine normale Miko, aber was anders war, kann ich dir nicht sagen. Ich hatte Kagome nie danach gefragt», gab er entschuldigend von sich als ich ihn gefragt hatte, was er mit anders meinen würde.

Ich nickte verstehend und atmete tief aus.

Liess das Schweigen, welches sich über uns legte auf mich einwirken, ging meinen eigenen Gedanken nach.

Die Zeit war verschoben und dennoch verbunden.

Anders als es mir Kyo erzählt hatte, wobei… wo war er heute gewesen?

Erst jetzt fiel mir auf, dass er mir heute nicht über den Weg gelaufen war.

«Es ist jedoch verwunderlich, wie du dort und hier sein kannst. Eine Seelen Zersplitterung auf diese Weise habe ich noch nie gesehen. Inuyasha selbst war schon oft genug hier, aber er hatte dich bis anhin nie vernommen oder gar gerochen, zumindest bekam ich das in diesem Alter nicht mit, jedoch auch Kagome sagte nie was».

Seine Stimme drang durch die Küche und ich sah ihm in die Iren, welche überlegend in der Meinigen lagen.

«Weit voneinander entfernt wart ihr nicht, aber es scheint, als hätte deine Seele sehr lange geschlafen», setzte er fort und ich spürte vermehrt wie mein Herz unruhig anfing zu schlagen.

Weshalb fühlte ich mich auf einmal so unwohl?

Was war das?

«Ich habe ja nicht nur diese Seele», versuchte ich abzulenken und er schmunzelte. Er legte seinen Kopf in die Hand und schien mein Gesicht zu recherchieren.

«Und was ist, wenn es nicht nur eine Seelen Zersplitterung ist, sondern deine alten Leben, die versuchen deine Seele wieder zusammenzuführen?»

Und da war es.

Dieser Schmerz, den ich erwartet hatte, welcher sich wie eine Fessel um mein Herz legte.

Was war das?

Weshalb fühlten sich diese Worte so falsch und doch so wahr an?

«Nein», gab ich leise von mir und spürte sogleich den Druck an meinen Fingern.

Er zog mich zu sich, umgriff mich fest.

Er konnte es fühlen.

Kuro spürte genau wie meine Seele dabei aufrief.

«Das kann nicht sein! Diese Welten sind niedergeschrieben. Parallelwelten, die es so nicht geben kann, sicherlich!»

Hektisch hatte ich den Satz über meine Lippen gebracht, auch wenn ich zu der Welt von Inuyasha nicht mehr überzeugt davon war, doch das was mir Sota sogleich entgegen gab, liess mich stocken und ich spürte wie meine Kehle trocken wurde.

«Niedergeschrieben? Die Geschichte von Inuyasha und meiner Schwester wurde nie niedergeschrieben».

 

«Aiko, nun beruhige dich, bitte!»

Die Worte von Kuro drangen in mich ein, doch meine Sicht war verschwommen. Ein Nebel hatte sich über meine Iren gelegt, die Worte von Sota hatten mich erschüttert.

Die Geschichte soll nie niedergeschrieben worden sein?

Das konnte nicht sein!

Ich bin damit aufgewachsen! Ich bin verdammt nochmal damit aufgewachsen!

«Bitte, Aiko! Hör auf meine Stimme».

Wieder drang sie an meine Ohren, doch ich konnte sie nicht greifen. Ich wollte sie nicht greifen, zu sehr hatte ich Angst davor, dass die Worte von Sota Wahrheit werden würden.

Und wenn das alles alte Leben sind?

Nein, das konnte einfach nicht sein!

Das durfte nicht sein!

Es ging nicht, wie sollte das gehen?!

Ein gleichzeitiges Leben hier und dort?

 

*

 

Warm lag eine Hand auf meine Wange und ich spürte wie eine beruhigende Energie in mein Inneres wich. Blinzelnd erkannte ich nussbraune Iren, die mich liebevoll ansahen. Ihr Haar war kurz, leicht gräulich wie es schien und ich bemerkte sogleich die Züge von Kagome in ihrem Gesicht wieder.

«Higurashi-sama», waren meine leisen Worte und sie strich mir mit ihrer weiteren freien Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

«Mein Kind, deine Seele ist bekümmert», waren ihre sanften Worte und ich spürte wie eine Träne aus meinen Augen wich.

Was tat sie mit mir?

Weshalb fühlte ich diese Trauer in meinem Herz, die durch ihre Wärme davongetragen wurde?

«Du hast Angst», waren ihre leisen Worte und ich nickte zustimmend, blieb jedoch stumm und fühlte, wie sich ihre Finger von meiner Haut entfernten.

Die Wärme jedoch blieb.

«Aiko», leise, zerbrechlich und sogleich starke Arme an mir vernommen, hörte ich den Herzschlag von Kuro an meinem Ohr.

Er war stockend, bis er schneller wurde.

Ich hatte ihm Sorge bereitet, schon wieder.

«Sota, stell bitte nochmals Tee auf den Herd», drang ihre liebliche Stimme durch die Stille und ich hatte keine Sekunde meine Iren von ihr weichen lassen, auch nicht dann, als mich Kuro zu sich gezogen hatte.

«Und nun erzählt mir was euch auf dem Herzen liegt».

 

Ihre Hände lagen um den gräulichen Becher vor ihr und sie hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen.

«Ich verstehe und weshalb erschüttert dich die Annahme, dass es deine wirklichen Leben sind?», fragte sie sogleich und wieder fühlte ich diesen Schmerz.

Diesen unendlichen Schmerz.

Ob es wohl die Täuschung war, welche mir Kyo aufgetischt hatte oder war es der Verlust all dieser Leben?

«Wie soll dies gehen?» waren meine zaghaften Worte, die immer noch daran zweifelten und nicht nur von einer Lüge ausgingen.

«Du meinst deine Sprünge, wie du sie nennst. Was ist denn mit denjenigen, die du nicht lenken konntest? Haben sie sich vermehrt?»

Ich nickte.

«Waren es dann immer bewusste Sprünge, die du wirklich vorgenommen hast oder sollte das Armband nur etwas symbolisieren, was es gar nicht gab?»

Ich schwieg, denn ich erinnerte mich an das Ziehen und Brennen, welches ich immer vermochte, wenn ich spürte, dass meine Seele mich brauchte.

Dennoch wollte ich etwas erwidern, gab es doch noch die Zwischenwelt.

Es konnte nicht alles eine Täuschung sein, doch bevor ich sprechen konnte, war es Kagomes Mutter, welche nochmals das Wort ergriff.

«Und wer glaubt zu wissen, ob es bei dieser Blockade zu deiner Erinnerung, zu deinen Seelen, nicht um die deiner Eigenen handelt?»

Verwirrt verzog ich die Augenbraue.

Ich sollte mich selbst blockieren?

Wie sollte dies gehen?

 

«Aiko, kennst du die Seelenwanderung?»

Warum hast du mich vergessen?!

Meine Arme lagen um meine Brust und ich hatte meinen Blick auf den heiligen Baum vor mir gerichtet. Es war jene Einkerbung, die mich immer wieder an die goldigen Iren erinnerte, an die blauen tiefen Augen derjenige, die hier einst lebte und an die Kühle des Mannes, welcher mich schützte und dennoch nicht respektierte.

Sie erinnerte mich an eine Welt, welche ich als Parallelwelt in einem nicht vorhandenen Universum abgestempelt hatte und nun soll ich eine Seele sein, die bewusst wandern konnte?

Den Kopf gesenkt, schloss ich die Lider und nahm die sanfte Brise wahr, welche meine Haut streichelte. Sie war zärtlich warm und schien mich leicht zu küssen.

Es tröstete mich, dennoch war ich sichtlich überfordert mit der ganzen Situation.

Ich hatte Kindheitserinnerung aus jeder dieser Welten, nur die Welt von Inyuasha war mir in diesem Bereich nicht offen.

Ich wusste von meinem Leben als Miko, wusste das ich eins geliebt hatte, dass ich Rin gefunden hatte, aber mehr war da nicht. Es waren Momente aus dem älteren Leben. Ein Leben als junge Erwachsene.

Meine Hände griffen fester in meine Arme.

Weshalb fühlte ich mich hier an diesem Ort so leicht, so frei und dennoch bekümmert?

 

«Die Seelenwanderung ist ein schwieriges Unterfangen».

Ich hob meinen gesenkten Kopf und liess meinen Blick seitlich zu dem alten Mann gleiten, welcher sich zu mir gesellt hatte.

Es war der Grossvater von Kagome. Er hatte die Arme hinter seinem Rücken verschränkt und folgte meinem Blick zu dem heiligen Baum, als ich ihn abermals abschweifen liess.

«Ich verstehe noch immer nicht, wie das gehen soll», gab ich zaghaft von mir und lockerte den Griff um meine nackten Arme.

Ein überlegendes Geräusch verliess seine Lippen.

«Dein Freund erzählte uns, dass du auch als Kind schon dort zu leben schienst».

Ich schwieg, denn was hätte ich dazu ergänzen sollen.

Genau dieser Teil war es, welcher mich alles in Frage stellen liess, auch wenn ich nur von einer Welt einen Bruchteil meiner Kindheit kannte, war es dennoch eine von allen drein.

«Eine Seelenwanderung bestimmt nicht das Alter, junges Mädchen. Ein Seelenwanderer sucht sich seine passende Seele. Die Seele, die zu einem gehört, als wären sie verbunden über mehrere Jahrtausende».

Verwirrt verzog ich meine Augenbraue.

Was redete der alte Mann da?

«Es ist wie eine Reinkarnation. Deine Seele braucht eine neue Seele und wandert von Zeit zur Zeit in die nächste Welt», gab er weiter von sich und ich spürte wie die Beklemmung in meiner Brust erneut zurück kam. Instinktiv griff ich mit meiner Hand zu meiner Brust.

«Aber weshalb kann ich nun zurück in diese Zeit, wenn sie doch sozusagen abgelaufen ist?»

Mein Blick richtete sich zu dem älteren Mann, welcher tief ausatmete.

«Du hast deine Erinnerungen verloren und somit einen Teil deiner Seele. Es scheint als wäre die Zeit gekommen, dass deine Seele sich zusammenfügt, denn soweit ich meinen Enkel verstanden habe, sollst du eine untypische Miko gewesen sein».

Hektisch fing mein Herz an zu schlagen und bevor ich mich versehen konnte, fiel ich auf die Knie nach unten.

Mein Körper zitterte und eine Welle des Schmerzes drang in mich ein, welche meine Kehle zu schnürte.

Ich wollte atmen, doch ich konnte es nicht. Meine Stimme versagte, doch ich hörte. Hörte wie die Stimme vom Grossvater durch das Geländer drang und immer wieder nach Hilfe rief.

Eine Hand festigte sich an meine Schulter und ich liess den Blick nach oben schweifen, hatte meine Arme fest um meine Brust gepresst, als wollte ich somit verhindern, dass die Schmerzen sich im ganzen Körper ausbreiten.

Es war das schmerzverzogene Gesicht von Kuro, welcher meine Iren erfassten und ich konnte erkennen, wie sehr er litt.

Wie sehr er unter meinem Seelenschmerz litt.

Ich wollte mich entschuldigen, ihn beruhigen, ihn berühren, doch selbst einfache Bewegungen konnte ich nicht vornehmen, zu sehr verkrampfte ich mich.

Plötzlich wurde mir warm.

Gar heiss und ich erkannte, wie sich ein blauer Schimmer über meine Haut legte, wie an dem Tag, als ich zu Inuyasha gekommen war.

Flehend bat ich mich selbst, dass dies nun nicht geschehen sollte.

Das ich hierbleiben wollte.

Ein dunkler Nebel legte sich auf meine Iren, mein Körper gab langsam nach und ich fühlte wie ich in die tiefe Schwärze fiel.

 

Japsend öffnete ich hektisch meine Iren erneut und erkannte die Zwischenwelt vor mir.

Waren die letzten Stunden doch nur ein Traum?

Ich wollte in die Richtung der Türe gehen, die sich als letztes geöffnet hatte. Die Türe von Naruto, doch um so mehr ich Schritte tat, desto mehr schien sie in die weite Ferne zu rücken und meine Sicht begann erneut vor meinen Augen zu verschwimmen.

Die Umrisse wurden weiss, gar hell und all das, was ich von dieser Zwischenwelt kannte, verschwand.

Ängstlich schluckte ich den aufkommenden Speichel hinunter und liess meine Augen zweifelnd von einer zur anderen Seite schweifen.

Du hast mich vergessen.

Aufgeschreckt sah ich nach hinten und erkannte…

Mich selbst!

Erschrocken wich ich zurück und sah in die graublauen Iren mit den langen schwarzen Haaren. Ihre Kleidung war alt. Älter als eine Miko und ich spürte, wie ich innerlich anfing zu zittern.

Warum hast du mich vergessen?

Ihre Stimme war zerbrechlich und dennoch konnte ich eine leichte Wut darin erkennen.

«Ich wusste nichts von dir!», gab ich hastig von mir und konnte sehen, wie sie Schritte auf mich zukam.

Was sollte ich tun?

Ich konnte nicht weg!

«Bitte erklär mir warum! Weshalb ich?!», waren meine darauffolgenden Worte und ich hoffte sie so zum Stoppen zu bringen.

Ich hatte Angst, dass ich durch sie Schmerzen erleiden müsste, denn ich fühlte mich nicht wohl neben ihr oder besser gesagt neben mir selbst.

Weshalb du?!

Ein Gelächter in meinen Ohren vernommen, zuckte ich leicht zusammen und konnte sehen wie sie weiterhin auf mich zukam.

Du redest von dir, obwohl du uns meinst!

Schluckend spürte ich wie sich ein Druck auf meinen Körper aufbaute.

Es war die selbe Macht, welche ich von jemand anderem kannte und erschrocken riss ich die Lider auf.

Du scheinst zu realisieren.

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und als sie wenige Meter vor mir zum Stehen kam, fühlte ich wie sich die Last abermals von mir löste.

Ich konnte wieder ausatmen.

Stell mir die richtige Frage.

Ihre Stimme war sanfter und dennoch fragte ich mich, was sie damit meinte.

Welche richtige Frage sollte ich stellen?

Gut, dann stelle ich eine Frage, zweifelst du an uns?

Ich schluckte. Nicht der Zweifel an mir, an uns, war der Grund für meine Gedanken. Es war der Zweifel an der Tradition, die mir aufgetischt worden ist.

Der Zweifel an den Glauben, den ich bis anhin hatte, weshalb ich den Kopf schüttelte.

Dann stell mir die Frage.

Mein Herzschlag wurde schneller und ich legte eine Hand auf meine Brust, liess meinen Blick für einen Moment senken.

«Wer sind wir?»

Zärtlich legte sich ihre Hand auf die Meine.

Sie war warm und gleichzeitig kalt.

Merkwürdigerweise fühlte ich mich ruhiger. Vereinter. Freier.

Seelenwanderer, die von Zeit zu Zeit ein anderes Leben leben und dennoch eins sind. Doch wir haben Feinde. Bösartige Wesen, die uns unsere Macht entreissen wollen. Die, wie wir, ewig wandern und leben wollen.

Ihre Stimme zitterte und ich liess meine Iren abermals in die ihrige gleiten, sah wie sich eine Träne aus ihren Augen löste.

«Weshalb weinst du?»

Ich vermisse eine vergangene Zeit, vergangene Menschen, vergangene Familien und hätte er uns niemals von ihm getrennt, wäre all dieser Schmerz nie geschehen. Ich weine um unseren Willen, bitte erinnere dich.

Ein tiefer Atemzug drang über meine Lippen und ich legte meine Hand auf diejenige, die sie auf meiner Wange abgelegt hatte.

Wir waren eins und dennoch getrennt.

Ich festigte meinen Blick und meinen Griff.

 

«Ich werde dich wiederfinden.»

 

*

 

«Sie wird wach».

Eine sanfte Stimme drang in meine Ohren und ich blinzelte bis ich die braunen Iren von Kuro erkennen konnte. Er legte sogleich eine Hand auf meine Wange, an den gleichen Ort, wo sie mich berührt hatte und sein Blick sagte mir alles.

Kuro hatte es vernommen.

Sehen können.

Wir waren vereint und obwohl ich eine Seelenwanderin war, hatte er Zugriff darauf.

Ich richtete mich nach oben und wandte meinen Blick nicht von ihm. Die Stärke war wieder in meinen Gliedern zu spüren, als wäre sie nie weg gewesen.

«Du meintest du trankst das Blut meines Vaters», waren meine leisen Worte und ich hörte sogleich wie die Mutter von Kagome die Higurashi Männer dazu animierte, das Zimmer zu verlassen.

Als ich vernahm wie die Türe sich schloss, konnte ich fühlen wie Kuro sich auf den Bettrand setzte.

«Ja, jedoch weiss ich nicht, woher mein Vater dies hatte. Dein anderes Ich sagte ihr seid sehr alt», waren seine nun zweifelten Worte und wenn ich mir nicht selbst gegenüber gestanden wäre, hätte ich dies auch angezweifelt.

Doch so war es nicht.

Ich stand ihr, mir gegenüber.

«Was ist, wenn dieses Blut stärker ist als wir beide denken, Kuro?», waren meine darauffolgende Worte und hörte wie ein tiefes Schlucken seine Kehle nach unten drang.

«Wie meinst du das?»

«Mein Vater ist nicht derjenige meiner alten Seele. Wie kannst du mit meiner jetzigen verbunden sein, wenn es das Blut von ihm gewesen sein soll?»

Er riss die Augen auf und biss sich auf die Lippen.

Ich konnte sehen wie seine Gedanken sich überschlugen, wie er überlegte.

«Wir müssen meinen Vater fragen, von wo er das Blut hat», waren seine leisen Worte und ich nickte bestimmend, denn ich hatte das blöde Gefühl, dass hier mehr dahinter stecke, weshalb ich mich nicht in den Welten, wie auch hier an meine altes Leben erinnern konnte.

 

Tief verbeugte ich mich und bedankte mich noch einmal für die Hilfe, die ich von der Higurashi Familie erhalten habe.

Lächelnd sah die Mutter mich an.

«Pass gut auf meine Tochter auf, Aiko», waren ihre leisen Worte und ich nickte verstehend. Sie wusste, dass die jetzige Zeit meiner Zukunft entsprach und Kagome es gut gehen würde, dennoch war es die normale Sorge einer Mutter, die aus ihr sprach.

Mich von ihnen abgewandt, sah ich noch einmal zum heiligen Baum.

Noch immer lag der traurige Nachgeschmack auf meinen Lippen und ich fragte mich, was in dieser Zeit passiert war, dass ich dieses bekümmerte Gefühl in mir hatte.

Ob es wohl mit demjenigen zu tun hatte, welche mein ich erwähnt hatte?

Denjenigen, den man von uns getrennt hatte?

Fest umgriff ich die Hand von Kuro, als wir die langen Treppen nach unten stiegen. Es war merkwürdig diesen Schrein nun hinter sich zu lassen, welcher mir soviel offenbart hatte, doch wir benötigten weitere Antworten.

Antworten auf die auch mein weiteres ich sicherlich keine hätte.

Es ging um diese Zeit.

Um die jetzige.

Um das was mit meinem Vater geschehen ist.

 

*

 

«Sohn, was redest du da?».

Seine grünlichen Iren erfassten die Meine, als sie noch einmal zu Kuro schweiften. Akiyama hatte sich erhoben und mit den Händen auf dem Schreibtisch vor sich abgestützt. Wir hatten ihm alles erzählt.

Das was ich gesehen hatte, das was Kuro gespürt hatte, das was bei Kagome passiert war und nun standen wir hier, vor ihm und er schien keine Ahnung davon gehabt zu haben.

«Hat mein Vater nie so etwas erwähnt?»

Ein Zögern und ich erkannte die gleichen Anzeichen, wie bei Kuro, in diesem Mann vor mir. Das Beissen auf die Lippen, das nervöse Streichen durch die Haare, bis er seine Brille von der Nase löste.

Sie hatten so vieles gemeinsam, obwohl Kuro dies nicht gerne hörte.

«Er hat mal etwas erwähnt, doch ich habe es als Fantasie abgestempelt».

Meine Hand festigte sich um diejenige von Kuro, denn eine Nervosität legte sich in mir ab.

«Was hat er erwähnt?»

Ein tiefer Atemzug drang über die Lippen von Kuros Vater und ich sah, wie er sich leicht von uns abwandte. Den Blick nach draussen in den Garten gleiten liess.

«Takumi, meinte er hätte nach seinen plötzlichen Sprüngen ein Mädchen gesehen. Ein Mädchen was dir wie ein Zwilling glich. Sie sprach mit ihm, bat ihn um Hilfe und er meinte nur wegen ihr hätte er diese Sprünge machen können», fing er an zu erzählen und ich schluckte hart.

Mein Vater hatte mein wirkliches ich gesehen, mein vorheriges ich und nie was davon erzählt.

«Er hatte Angst, doch ich gab ihm zu verstehen, dass dies sicherlich nur ein Trugbild gewesen war. Wir sprachen über die alte Tradition, die in eurer Familiengeschichte niedergeschrieben ist und fügten somit eins und eins zusammen. Es konnte nur die Brücke sein und als Takumi, dann mit diesem Mann aufkreuzte, welcher uns die Geschichte bestätigte, schien er beruhigter zu sein, bis er mit dieser Bitte kam», erzählte er weiter und ich spürte wie mein inneres sich zusammenkrampfte.

Akiyama wandte sich wieder zu uns um und ging um seinen Schreibtisch, lehnte sich mit dem Rücken daran. Seine Hände positionierten sich vor seiner Brust und ich sah wie sein ganzer Körper sich anspannte.

Seine Iren erfassten mich und mir wurde zum ersten Mal bewusst, wie stark sie in der Farbe grün ausgeprägt waren. Sie erinnerten mich an einen tiefen Wald, welcher mich, wenn ich nicht aufpassen würde, verschlingen könnte.

Blinzelnd wich ich leicht zurück. Unbewusst hatte ich diese Handlung vorgenommen und spürte sogleich den fragenden Blick von Kuro auf mir.

Ich konnte ihn nicht erwidern, zu sehr war ich gefangen in diesen stillen Augenblick, denn ich erkannte sie.

Ich konnte sehen wie die Schuld sich in diese Iren frass.

«Was ist geschehen, Akiyama-san?» zögerlich und ängstlich hatte ich diese Frage über meine Lippen gebracht und sah ihm dabei zu wie er seinen Kopf nach unten wandte.

«Er bat mich darum einen Beschützer zu finden. Jemand, der dich gut kennen und niemals im Stich lassen würde, jemand der alles für dich opfern würde».

Die Finger um meine Hand festigten sich und ich liess meine Augen zu dem Mann neben mir schweifen. Er hatte seinen Blick auf seinen Vater gerichtet.

Fixierte ihn.

«Ich stempelte es als weitere Panikfantasie ab, doch nun…»

Mein Herz raste und als ich mich wieder zu Akiyama wandte, waren seine grünlichen Iren erneut in die Meine gerichtet.

Sie waren bekümmert. Schmerzerfüllt.

«Ich hätte es verhindern können. Ich hätte sein Verschwinden verhindern können, seinen Unfall, hätte ich bloss Glauben geschenkt», kam es schluckend aus seinem Mund und ich konnte nicht anders als mich von Kuro zu lösen und auf ihn zuzugehen.

«Akiyama-san, sag mir bitte, was er dir gesagt hat», waren meine leisen Worte als ich kurz vor ihm zu stehen kam.

Meine graublauen Iren waren überzogen mit einem Schleier von Tränen.

Ich spürte die Trauer des Todes meines Vaters, welche mich erneut erfasste.

Wie gerne hätte ich daran geglaubt ihn irgendwo noch finden zu können.

Ein tiefer Atemzug drang an meine Ohren.

«Er meinte er würde wieder kommen, dich wieder besitzen wollen», waren seine zögernden Worte und ich zog meine Augenbraue hoch, bis ich ein stockendes Gefühl in meiner Brust vernahm.

Mein Herz schmerzte.

Es schmerzte vor Liebe. Einer verlorenen Liebe.

 

«Vater».

 

Seine Iren glitten an mir vorbei und auch ich wandte mich wieder zu Kuro um, welcher das Wort erfasst hatte.

«Wie sah der Mann aus, welcher mit Takumi zu dir kam?»

Verwirrt über diese Frage, lenkte es mich von dem Leid ab, welches ich innerlich fühlte und nicht deutlich zuordnen konnte.

Akiyama löste seine verschränkten Arme und fing an zu überlegen.

«Braune Haare, blaue Augen. Er war in meinem Alter, dazumal, aber nach Takumis Tod verschwand er und ich machte mich an das letzte, was mir mein alter Freund mir gegeben hatte».

Er sprach von dem Blut.

Das Blut, welches mein Vater ihm in die Hände gedrückt hatte. Ein Blut, welches wohl mein altes ich ihm gegeben haben müsste.

Ob er wohl in einer der Welten war, in denen ich lebte?

«Braune Haare, blaue Augen…»

Ein Flüstern drang an mein Ohr und ich hörte wie Kuro vor sich hin redete. Immer wieder wiederholte er diese Worte und ich fing an zu verstehen worauf er hinaus wollte.

«Dieser Mann…»

Ich wandte mich noch einmal zu Akiyama, der sich von seinem Schreibtisch gelöst hatte und nun seitlich von uns stand. Wir schienen alle unruhig zu sein.

Zuviel war in den letzten Stunden ans Tageslicht gekommen.

«War sein Name Kyo Sato?»

Ein Nicken und sogleich spürte ich die Übelkeit in meiner Magengegend aufkommen.

«Dieser….!»

Es war Kuros Ausruf, welcher mich hätte erfassen sollen, doch ich schweifte ab.

Meine Gedanken schienen leer.

Mein Körper flau und taub.

Er hatte es gewusst.

Kyo wusste über alles Bescheid!

 

Der Hass in dir

Seit drei Tagen hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

Seit drei Tagen war er nicht mehr aufgetaucht, stattdessen wurde er von einem anderen Dozenten ersetzt. Kyo war vom Erdboden verschwunden und egal wie oft ich den Stein der Zwischenwelt drückte, funktionierte er nicht mehr.

Kuro meinte, dass dies Beweis genug wäre, dass er mich angelogen hätte, mir nur etwas vorgemacht hätte und er nicht alle Karten offen auf den Tisch gelegt hatte. Dennoch, ich musste mit eigenen Augen sehen, dass all dies eine Lüge war, weshalb ich in die Buchhandlung ging.

Die Manga Abteilung war vorhanden, doch diejenigen, die ich suchte, gab es nicht.

Nicht einmal die Verkäuferin konnte mir Antwort stehen. Es war, als hätte es all dies nie gegeben.

Als wäre Naruto, Inuyasha und One Piece nie gezeichnet worden.

Kuro hatte mit seiner Aussage recht behalten und dennoch wollte ich den Grund erfahren.

Ich wollte hören, warum er dies getan hatte, warum er mir meine wirkliche Wahrheit vorenthalten hatte und warum er diese Täuschung aufgebaut hatte.

Die Lider geschlossen seufzte ich gedankenverloren aus und liess meinen Blick in den Himmel empor weichen.

Ich hatte mich nach dem Frühstück in den Park begeben und obwohl ich vorgehabt hatte meine Mutter nach Kyo zu fragen, liess ich es bleiben. Meinen Blick auf das Armband gerichtet, hatten sie seit dem Schrein Besuch nicht mehr geleuchtet. Sie waren verstummt in ihrem Licht und ich schluckte hart.

Ich vermisste sie. Alle zusammen und der Schmerz wurde mit jedem verstrichenen Tag schlimmer, denn ich wusste nicht, wie ich nun zu ihnen gelangen sollte.

Ob es mit dem Denken allein reichen würde, mit dem Wusch dorthin zu gelangen? Ich hatte es bis anhin nicht versucht, denn ich hatte Angst davor. Angst davor, nicht mehr zurückkehren zu können. Zurück zu ihnen.

«Komm schon, Aiko», sprach ich mir selbst zu und schloss meine Lider, zog meine Finger zu Fäusten zusammen und legte sie auf meine Oberschenkel.

«Du musst zu ihnen. Deine Erinnerung ist bei ihnen», waren meine flüsternden Worte und ich liess meine Gedanken zu derjenigen Aiko schweifen, die ich am längsten nicht mehr gefühlt hatte. Nicht mehr gespürt hatte.

 

«Aiko».

 

Ein Ruf.

Er drang an meine Ohren und ich versuchte ihn zu greifen. Ich wollte dorthin, wo man nach mir rief.

«Aiko, nun komm!»

Ich fühlte wie sich meine Seele trennte, wie ich mich freier und schwerelos fühlte. Spürte das Kribbeln in meinen Fingern und die aufkommende innere Wärme, die mich durchfloss.

Da war es.

Dieses Rascheln von sich bewegenden Blättern, diese Bewegungen in meinen Beinen, die von selbst gingen und diese immer wieder aufkommenden Zwitschern der Vögel, die leise, aber bewusst an mein Gehör drangen.

Blinzelnd öffnete ich die Lider und vernahm die Umrisse eines Waldes bis meine Iren einen blonden Haarschopf erblickten.

Naruto.

Lächelnd konnte ich die Euphorie in mir vernehmen.

Ich hatte es geschafft!

Der Sprung in die Welt war mir gelungen!

«Wir müssen ihn einholen!»

Es war der Ruf von Sakura, welcher mich ereilte und ich liess meinen Blick auf die Seite schweifen. Ihre Iren waren starr nach vorne gerichtet und ich fing an meine letzten Tage in meinen Gedanken aufzunehmen. Es war ruhig gewesen. Zu ruhig und als er sich endlich bewegte, hatten wir uns sogleich auf den Weg gemacht.

«Und die Informationen stimmen, dass das Versteck in diese Richtung liegen sollte?»

Eine mir unbekannte Stimme erfasste mein Inneres und ich liess meinen Blick kurz über meine Schultern nach hinten schweifen, darauf bedacht den nächsten Ast nicht zu verfehlen.

Dunkles kurzes schwarzes Haar hing ihm leicht ins Gesicht und verdeckte das Konoha Zeichen, welches in die silbrige Platte des Kopfbandes eingeritzt war. Seine bleiche Haut unterstrich seine dunklen Iren und sie erinnerten mich ein wenig an den Mann, welchen ich so stark in diesem Leben vermisste.

In dem Leben der Aiko, welche die Tochter von Kakashi Hatake war.

Schluckend vernahm ich die Seele in mir, welche sich hier befand und ich spürte die Trauer, die sich um mein Herz legte, als seine Iren n meinem Inneren aufblitzten.

So kühl, so unnahbar und dennoch war da dieses zaghafte Lächeln, welches er mir immer geschenkt hatte, wenn wir zu zweit waren.

Allein für uns.

Den Blick wieder nach vorne gewandt, fiel mir der Name unseren weiteren Begleiter ein.

Sai.

Tsunade hatte ihn uns zugeteilt, weswegen wusste ich nicht, aber ich hinterfragte es auch nicht, denn Kakashi hatte dem zugestimmt.

Zu ihm sehend, erkannte ich sein graues Haar, welches meinem Eben war und ich lächelte sanft auf. Ich hatte ihn die letzten Jahre für etwas verurteilt, wofür er nichts konnte und meine Herkunft gehasst, doch nun war es anders.

Ich folgte Naruto nach unten auf den Grund des Bodens und liess meinen Blick schweifen. Wir waren an einen Eingang gekommen, welcher in den Untergrund führte.

Würden wir ihn hier finden können?

Ich war mir unschlüssig und ich hatte ein flaues Gefühl in meinem Magen.

«Naruto, warte jetzt».

Es waren die forschen Worte von meinem Vater, welcher durch die Runde ging, als er soeben los sprinten wollte.

«Kakashi, wenn wir uns nicht beeilen, kommt uns diese Schlange wieder zuvor», waren die hektischen Gegenworte von meinem alten Freund und leider musste ich ihm recht geben.

Orochimaru war kein einfacher Gegner und wenn wir nicht aufpassen würden, wäre Sasuke schneller wieder untergetaucht, bevor wir überhaupt den Untergrund betreten hatten.

«Gut, du gehst mit Aiko, da sie bewusst auf dich eingehen kann», verwirrt zog ich meine Augenbraue hoch.

Mein Vater wusste von meinem Spezialtraining mit Gaara?

Ich konnte nicht gross darüber nachdenken, da Naruto sogleich an meiner Hand zog und mit mir in den Untergrund verschwand.

Er sah sich um, liess seinen Blick durch die Gänge schweifen, bevor er einfach losrennen wollte.

«Naruto, jetzt warte».

Seine blauen Iren erfassten mich und obwohl hier unten das Licht nur durch Fackeln an den Wänden aufrecht gehalten wurde, funkelten sie wie auch sonst in einem strahlenden ozeanblau, welches mich immer und immer wieder lächeln liess.

Sie waren voller Hoffnung.

«Hauche die Räume mit deinem Chakra aus. Du kannst nicht blindlings in die Gänge rennen, Naruto», waren meine lehrenden Worte und er nickte eifrig, konzentrierte sich wie es schien auf das Fuchs Chakra, welches er in sich trug.

Ich spitzte meine Ohren, wollte jede Bewegung, jeden Laut, jeden Atemzug wahrnehmen, welcher sich uns nähren würde und ging mit Naruto bedache Schritte voraus. Sakura, Sai und Kakashi hatten sich in die andere Richtung in Bewegung gesetzt, doch schon als wir diesen Untergrund betreten hatten, konnte ich das Labyrinth darin erahnen.

Wir hatten zu viele Richtungsmöglichkeiten und hätten wir uns alle in eine gesetzt, wären wir angreifbarer gewesen.

Aufhorchend spürte ich etwas.

Nur zaghaft, doch das Chakra war da und ich liess meine leicht violetten Iren in diejenigen meines Begleiters gleiten. Ein Nicken erfasste mich und wir liefen schnellen Schrittes in die Richtung, in die ich es vernommen hatte, als mich ein schleichendes Gefühl verharren liess.

Mich umgewandt, riss ich Naruto auf die Seite und wehrte sogleich mit meinem Kunai die Schlange ab, welche auf uns zugekommen war.

Zischend wich sie zurück und ich sah in die gelbstechenden Iren des Mannes, welcher mir denjenigen geraubte hatte, den ich so sehr misste.

«Du!», gab ich zischend von mir und funkelte denjenigen an, welcher wohl überrascht war mich zusehen.

«Na, dann waren die Gerüchte also doch wahr. Aiko Hatake ist zurück», waren seine kichernden Worte und ich biss mir auf die Unterlippen.

Wie gerne würde ich ihm entgegenwirken, ihm mein Kunai an den Hals drücken, doch ich musste meine Aufmerksamkeit weiterhin auf unsere eigentliche Mission gerichtet halten.

«Wo ist er?»

Es war ein überhebliches Lächeln auf seinen Lippen zu sehen.

«Ich bin gespannt, wie er auf dich reagiert. Weiter geradeaus, dann nach links», gab er lachend von sich und wandte uns den Rücken zu.

Verwundert sah ich ihm hinterher und Naruto, schien nicht lange zu überlegen, ging in die Richtung in die Orochimaru uns gelotst hatte.

Was wäre, wenn dies eine Falle wäre?

Hastig rannte ich meinem Freund nach und wollte soeben nach ihm rufen, als ich durch einen lauten Knall nach hinten fiel.

Das grelle Sonnenlicht nahm die dunklen Gänge ein und bevor ich mich an die umgehenden Geräusche erneut gewöhnen konnte, war ich wieder auf meinen Beinen und rannte los.

Bange hoffte ich, dass Naruto wohlauf war.

 

«Naruto!»

 

Schnell rannte ich zu ihm, als ich erkannte, wie er auf dem Boden lag und sich gerade wiederaufrichtete. Meine Hand legte sich sanft auf seine Schulter und ich sah ihm besorgt ins Gesicht. Eine Wunde schloss sich soeben.

«Geht es…»

«Aiko…»

Ein kalter Schauer lief meinen Rücken entlang als ich in meiner Bewegung verharrte. Den Blick nach oben gerichtet, blendete mich das Sonnenlicht zuvor, bevor ich die Silhouette erkannte, welche meinen Namen ausgesprochen hatte.

Ich würde seine Stimme überall wiedererkennen.

«Sasuke…», zaghaft liess ich seinen Namen über meine Lippen gleiten und konnte nicht glauben ihn so vor mir zu sehen.

Sein Blick war kalt. Kälter als ich sie jemals gesehen hatte.

Was war geschehen?

Zitternd wandte ich mich ihm zu und liess meine leicht violetten Iren in seinen gleiten, welche mich fixiert hatten.

Unglauben und Chaos schien in der Iris zu herrschen.

Schritte folgten und ich hörte wie auch die anderen zu uns stiessen, doch Sasuke wandte sich nicht von mir ab.

Wollte er herausfinden, ob ich nicht wirklich nur eine Täuschung war?

Wollte er hören, dass es mir leid tat, dass ich gegangen war? Mich dieser Mission zugewendet hatte, ohne sie zu fragen, sie alle, ihn?

Naruto hatte sich neben mir aufgerichtet und ich spürte wie eine Hand auf meine Schulter lag. Das Gesicht von Sasuke verzog sich und ich spürte die Galle, welche sich in meinem Magen aufstiess.

Es war das ungute Gefühl, welches sich wieder in mir ausbreitete.

«Sasuke, ich…», doch bevor ich meine Worte an ihn richten konnte, spürte ich seine Hand an meiner Kehle. Er drückte mich fest an die nächste Wand und die stechenden schwarzen Iren wandelten sich in das gefürchtete Sharingan.

«Was tust du hier?»

Es war ein Zischen und ich erkannte die Wut darin.

«Ich habe nach dir gesucht…», waren meine keuchenden Worte und er sah mir abfällig in die Augen.

«Du?! Du warst doch die erste, die gegangen ist», zischte er mir entgegen und ich sah wie die anderen auf uns zukamen. Bereit dazu anzugreifen.

Naruto hatte sein Kunai gezogen, Sakura hatte ihre Hände geballt, Sai sein kurzes Katana in der Hand und mein Vater…

Bereit mit dem Sharingan einzugreifen.

Ich hob meine Hand, schüttelte dagegen und versuchte sie noch zurückzuhalten.

Sasuke war wütend.

Mehr als wütend und ich konnte es ihm nicht verübeln.

Ich hatte ihn ein Jahr lang nicht mehr besucht. War bei Gaara geblieben und als ich zurückkam, war es zu spät gewesen.

Die Versuche ihnen nach zu rennen, ihnen zu folgen, waren ausgeblieben, denn Naruto war schon längstens zurück in Konoha und der Kampf zwischen ihnen geschehen.

«Sasuke, bitte ich wo…» röchelnd fühlte ich wie die Luft mir wegblieb.

Wollte er mich wirklich töten?

Hatte er solch einen Hass gegen mich geschnürt?

 

Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel.

Meine Seele weinte.

Unerbitterlich spürte ich ihren Schmerz in mir und fühlte wie ein Fluss der Erinnerung durch meine Gedanken ging.

Ein Lachen ertönte in meinem Inneren.

Bildlich konnte ich mich selbst mit ihm sehen. Fröhlich, spielend, befreit von der Sorge, die ihn all die Jahre zerfressen hatte.

Sasuke hatte sich mir geöffnet, mir, dem Kind von Kakashi, die ihn nicht wie die anderen Mädchen umgarte, ihn normal behandelte und nahm wie er war mit seiner ganzen Geschichte.

Oft hatten wir uns versteckt.

Versteckt von den anderen Kindern, die immer wieder nur seine Aufmerksamkeit wollten, weil er so beliebt war.

Unser liebstes Versteck?

Bei den Hokagen Gesichtern, die Naruto oft am Morgen bemalt hatte.

Weitere Tränen lösten sich und ich fühlte die dazu malige Erleichterung, als wir in das gleiche Team gekommen waren. Als wir froh waren uns bei einander zu haben.

Wir hatten zusammen heimlich trainiert und danach die Sterne beobachtet.

Es schien, als wäre ich die Einzige, welche diese Seite von ihm kannte. Er war stets ruhig bei mir und dennoch verstand ich ihn blind.

Ich hatte etwas aufgebaut ohne es bewusst gemacht zu haben, bis es zu diesem Zwischenfall kam.

Unser dritter Hokage starb.

Sunagakure war getäuscht worden von dieser Schlange und ich hatte die Aufgabe erhalten einen guten Draht aufzubauen.

Einen Draht zu dem Jungen, welcher ausgenutzt worden war.

Zu Gaara.

 

Die Hand löste sich und ich keuchte auf, erkannte jedoch schnell was der Grund dafür war. Kakashi hatte nicht mehr zusehen können, welcher Vater konnte dies auch.

Er war zum Angriff übergegangen.

Der Erdboben erbebte, als Sakura mit der Faust in die Richtung von Sasuke schlug und dieser kurz vor Aufprall auswich. Er zersprang unter mir und nur mit Mühe konnte ich mich noch auf den Vorsprung retten, welcher durch die vorherige Explosion entstanden war.

Sasuke erhob sein Kanata und liess das Chidori durch seinen Körper gleiten, rammte es in den Boden und liess die anderen dazu verleiten sogleich zu handeln, wenn sie nicht erwischt hätten werden wollen.

Residiert schüttelte ich den Kopf.

Ich durfte mich nicht ablenken lassen.

Nicht jetzt, wo er hier war.

Wo er greifbar war!

Mich aufgerichtet und die Atemstösse beruhigend durch meine Lunge gepresst, folgte ich den Bewegungen von Sasuke.

Wie er den Angriffen auswich und entgegenschlug.

Seine Iren fixierten die Meine und bevor ich realisierte was geschah, war er schon hinter mir und hielt sein Katana an mein Hals.

Ich erschrak und wich leicht gegen seinen Oberkörper.

«Ich habe keine Zeit für solchen Kindergarten», waren seine zynischen Worte, nahe an meinem Ohr und obwohl ich damit rechnete, dass er mir nun die Kehle aus reiner Wut aufschneiden würde, sah ich wie er das Shunshin no Jutsu anwandte und wir in einem Nebel von Rauch verschwanden.

Eine Täuschung die durch eine schnelle Bewegung uns aus der Sicht der Gegner brachte.

Mich umsehend erkannte ich den dichten Wald, welchen wir durchquert hatten, bis meine Iren, diejenigen erfassten, die mich wutentbrannt anstarrten.

 

«Wieso sollte ich dir das glauben?!»

 

Er stand mir nahe.

Sehr nahe und nicht mal mehr ein Blatt hätte noch Platz zwischen uns gefunden. Sasuke hatte mich an einen Baum gedrängt, mich mit seinem Katana bedroht und obwohl ich wusste wie ich mich wehren könnte, liess ich die Provokation auf einen Kampf sein.

Ich wollte nicht noch mehr Öl in das lodernde Feuer schütten, welches ich noch immer versuchte zu schlichten.

«Ich kam zurück, als du gingst.»

Wieder hatte ich dieselben Worte ergriffen, die ich schon vorher gewählt hatte, doch es schien fast so als wolle er mir keinen Glauben schenken.

«Ich denke jedoch es hätte dich an deiner Entscheidung nicht gehindert, wäre ich dort gewesen», drehte ich den Spiess nun um und erkannte die Erschütterung in seinen Iren, welche jedoch nur für einen Bruchteil einer Sekunde vorhanden gewesen war.

«Du hast recht… unsere Bindung war mir ein Dreck wert».

Schmerzlich zog sich meine Brust zusammen.

Sie weinte.

Erneut.

«Du lügst», gab ich flüsternd von mir und blickte weiter in die schwarzen Iren, die mich noch immer fixierten und mit der Kälte eines durchzogenen Winters anstarrten.

«Und wenn nicht?»

Es war ein Zischen.

Eine Provokation.

Er wollte unbedingt meine Reaktion darauf sehen können, doch ich scheute mich nicht davor meine Trauer zu zeigen. Ihm zu sehen zugeben, was er mit meiner Seele anstellte.

 

«Dann wäre meine Liebe zu dir eine Schöpfung aus einem Berg von Lügen»

Einer von ihnen

«Deine Liebe…»

 

Das Katana sank und die Iren schweiften von einem Auge zum anderen. Er zeigte keine Regung in seinen Gesichtszügen und dennoch sprach sein Körper Bände.

Mein Atem angehalten, wartete ich ab bis er abermals Worte ergriff, doch ich sah, wie er weitere Schritte nach hinten machte.

Die Hand nach ihm ausgestreckt, wurde sie sogleich weggeschlagen.

«Wag es nicht».

Sein Ton kalt, seine Züge messerschneidend und mir wurde speiübel.

Ich hatte mir nicht ausgemalt, wie dieses Treffen ablaufen könnte, wie wir voreinander stehen und reden würden.

Doch das…

Das hier wollte ich nicht!

Das wollte mein altes ich nicht!

«Sasuke, bitte», waren meine flehenden Worte, doch er wandte mir den Rücken zu und ich sah, wie er die Hand zur Faust geballt hatte, dennoch blieb er stehen.

«Du weisst, dass ich keine andere Wahl hatte!».

«Ist das alles was du dazu sagst?».

Er wandte sich zu mir um und seine Kälte frass sich in mein Herz.

Was war in diesen Jahren nur geschehen, dass er auch mich in Frage stellte.

«Was willst du hören, Sasuke?! Ich bereue es nicht diese Entscheidung getroffen zu haben, aber das heisst noch lange nicht, dass ich dich vergessen habe! Das könnte ich nie», waren meine bitteren Worte und es schien als würde ich ein trauriges Lächeln auf den Lippen erkennen können, bevor er abermals in seinem Jutsu von vorhin verschwand.

Ich hatte die anderen Chakras ausgeblendet.

Hatte mich auf ihn konzentriert und dennoch war ich nicht verwundert, als die anderen nach kurzer Zeit zu mir stiessen.

Ich sah in die Iren meines Vaters.

Für ihn wäre es ein leichtes gewesen Sasuke zu folgen, doch er unterliess es.

Er hatte mir die Zeit gegeben und hatte wohl wie ich gehofft, dass ihn mein Auftauchen wieder zu Vernunft bringen könnte, doch das was ich erlebte war die bittere Wahrheit.

Die Wahrheit, die ich nicht annehmen wollte.

Unsere Wege hatten sich getrennt.

 

Ein Klopfen drang an mein Ohr als ich am Fenster meiner kleinen Wohnung inmitten von Konoha gelehnt war. Ich hatte versucht das Gefühl, welches mich bei Sasuke erfasst hatte, erneut zu erlangen und meine Seele mit meiner jetzigen zu verknüpfen.

Die Wärme blieb jedoch aus und das was zurückblieb war ein taubes Gefühl in meinen Gliedern, als hätte jegliche Energie mein Körper verlassen.

Erneut ein Klopfen.

Seufzend wandte ich meinen Kopf nach hinten, sah zu der Türe, welche immer wieder unter einer geballten Faust ertönte. Sie zwang mich auf mich mit langsamem Schritt auf sie zu zugehen.

Durch den Spion sehend, erkannte ich die blonden Haare meines Freundes. Ich hatte keinen Ton von mir gelassen, als sie auf mich eingeredet hatten.

Ich konnte es nicht.

Zu sehr waren meine Augen in die Richtung fixiert, in die er verschwunden war und obwohl mir zu Heulen zu Mute gewesen ist, unterdrückte ich die Tränen.

«Aiko, nun mach schon die Türe auf!»

Besorgnis lag in der ausrufenden Stimme und zögerlich legte ich meine Hand auf den Türknauf, als mir erneut die Gesichtszüge von Sasuke vor das innere Auge traten.

Wie er sie verzogen hatte, als Naruto mir so nahegekommen war.

Weshalb hatte er nur so hart reagiert?

Weshalb lag da so viel Wut?

«Aiko, ich weiss, dass du da bist», waren die darauffolgenden Worte und ich öffnete die Türe, sah ihm in die tiefblauen Iren, welche mich anstrahlten.

Er hatte sogleich wieder ein Lächeln aufgesetzt und ich spürte, wie es mich anstecken wollte, doch bevor dies geschah, wandte ich mich leicht von ihm ab.

Mir war nicht nach Lächeln zu Mute.

Nicht jetzt.

Die Hand strich von der Türe ab und ich wollte mich soeben in die Wohnung zurückziehen, als ich am Handgelenk gepackt wurde und sich starke Arme um mich legte.

Die Wärme, welche mich sogleich erfasste, liess mich erzittern und ich hielt mir meine Hände vor mein Gesicht.

Weinte.

Bitterlich.

 

Heisses Wasser wurde von meinem Herd genommen und Naruto schenkte mir schweigend den Tee ein, welchen er fertig gemacht hatte.

Auch wenn viele ihn als einen Jungen ansahen, welcher nicht wusste, wie er sein eigenes Leben in Griff bekommen sollte, hatte er die letzten Jahre viel dazu gelernt.

Ich strich noch einmal über meine nassen Wangen und schniefte leise für mich, als er sich neben mich setzte.

«Er hasst mich», waren meine leisen Worte, als ich die Stille nicht mehr ertrug und ich endlich mit jemanden über das Gespräch reden wollte.

«Er hasst dich nicht. Sasuke ist bloss… enttäuscht», waren seine aufmunternden Gegenworte und umklammerte die Tasse vor meinen Iren.

Erneut legte sich ein Schleier von Tränen vor meinen Iren.

«Sasuke, wird schon zurückkommen, dafür sorge ich. Das habe ich dir und Sakura doch versprochen», waren seine weiterführenden Worte und ich liess meine Augen in die Seinige schweifen.

Sie waren voller Hoffnung und Zuversicht.

Er glaubte an seinen Traum, wie er es immer tat, doch ohne seinen besten Freund, wollte er diesen Traum noch nicht leben.

Naruto würde niemals Hokage werden wollen, wenn nicht er zurück wäre.

Mir eine graue Haarsträhne hinter das Ohr gelegt, sah ich auf meine Hände nach unten, die freigelegt waren, hatte ich doch nach unserer Rückkehr legere Klamotten überzogen.

Sie kannten mich ohne Maske, dennoch fragten sie sich heute noch, wie mein Vater darunter aussehen würde.

Ich schien die Einzige zu sein, die ihn ohne diesen Stück Stoff kannte.

«Es ist aber nicht nur deine Aufgabe, um ihn zu kämpfen, Naruto», gab ich wieder und er liess einen Blick in die Richtung meines Fensters schweifen.

Zum ersten Mal erkannte ich eine leichte Trauer in seinen Iren, wie dazumal, als er im Krankenhaus gelegen war und Sasuke verloren hatte.

Ich griff nach seiner Hand, legte meine Finger um die seinige und übte einen leichten Druck aus.

«Wir werden ihn alle zurückholen. Gemeinsam».

 

Gedankenverloren sass ich auf meinem Bett und sah auf den Boden hinunter.

Naruto war nun seit etwa einer Stunde nicht mehr bei mir und auch wenn ich froh war nun wieder mit meinen Gedanken allein sein zu können, war diese stille Kommunikation befreiend gewesen. Es hatte nicht viele Worte benötigt.

«Ich sollte zurück in meine Zeit», gab ich leise von mir und liess meinen Blick noch einmal zum Fenster gleiten.

Kakashi war nicht mehr zu mir gekommen. Ich war ihm nicht böse. Er konnte mit solchen Gefühlen nicht umgehen und war noch immer der Meinung, dass ich dies besser allein konnte, doch in diesem kurzen Moment wünschte ich mir die Nähe meines Vaters.

Den Schutz der Arme, die mich schon seit klein auf durchs Leben trugen.

Tief ausgeatmet, sah ich auf den silbernen Armreif. Er hatte keine tragende Bedeutung mehr und die Steine, welche in den Farben ausgeprägt worden waren, waren keine Welten, sondern meine Vergangenheiten.

Weshalb hatte Kyo mir bloss diese Information nicht gegeben?

Was war der Grund dafür?

Abermals lies ich einen tiefen Atemzug über meine Lippen gleiten und richtete mich auf meine Beine auf. Sie zitterten und ich fühlte noch immer die Leere in meinem Körper.

Ich spürte nichts. Es war als wäre eine Taubheit in meinen Gliedern eingefahren.

Das Fenster geöffnet, liess ich meinen Blick in den Sternenhimmel schweifen.

Wie oft waren wir als Kinder noch spät draussen und hatten diese beobachtet?

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als mir die immer wieder führenden Predigten meines Vaters einfielen.

«Wie geht es dir?»

Aufgeschreckt durch die plötzliche Stimme, welche mich erfasst hatte, liess ich meine Iren auf die Seite gleiten über den schrägen Dachvorsprung. Er lag dort mit verschränkten Armen hinter seinem Kopf und hatte sein Gesicht dem Himmel zugewandt.

«Vater…», flüsterte ich leise und seine dunklen Augen trafen die Meinen.

Ich konnte es fühlen.

Die Wärme, die ich gesucht habe und als wäre dieser eine kurze Moment ausreichend gewesen, durchströmte mich ein Kribbeln, durchzogen von einem blauen Licht, welches mich umhüllte.

Erinnere dich.

Die Lider geschlossen, zwang ich mich dazu diese Energie in mir aufzunehmen, welche mich soeben durchfloss, doch als hätte jemand einen Riegel geschoben, zerfiel sie in ihre Bruchteile zurück.

Meine Augen weiteten sich und meine Arme fingen an zu zittern.

Stützend versuchte ich mich vorne am Fenstersims festzuhalten und liess die hastigen Atemzüge durch meine Lunge gehen.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schultern und drückte mich zurück in mein Zimmer. Mehrheitlich geblinzelt, erkannte ich die dunklen Iren meines Vaters vor mir.

Ruhig, zu ruhig lagen sie in meinen Augen.

Es gibt mehrere von ihnen.

Meine Hand fuhr an meine Schläfe. Ich hörte ihre, meine Stimme und dennoch…

Ich konnte sie nicht fassen.

«Es ist alles gut, Aiko. Du solltest dich hinsetzen», waren die bedachten Worte von Kakashi und ich nickte leicht, liess mich von ihm zu meinem Bett führen.

Meinen Kopf in meine Hände gelegt, spürte ich den festen Arm um meinen Körper, welchen mich eng an seine Brust zog.

Das Herz schlug mir bis zum Hals.

Er musste es doch gesehen haben.

Dieses blaue Licht, welches mich umhüllt hatte.

Es konnte nicht unentdeckt geblieben sein.

Mir auf die Lippen gebissen, durchfuhr mich ein kalter Schauer.

Was wäre, wenn er davon wüsste?

Wäre er derjenige, welcher ihr alles entrissen hatte?

Mich durchfuhr die Angst.

Würde mein eigener Vater mir alles nehmen?

War es diese Zeit, welche sie angesprochen hatte?

«Schon als du geboren wurdest, wussten wir, dass du etwas besonderes bist, dass man dich schützen müsste».

Die Stimme erhaschte mich leise.

Flüsternd drang sie an meine Ohren und ich liess langsam die Hände vor meinem Gesicht hinuntergleiten.

«Dieses Licht hat dich schon als Baby umgeben. Es war eine Stimme, welche wir vernommen hatten. Du warst anders und warum es unser Kind traf, wussten wir dazumal nicht».

Verwirrt sah ich auf den Boden hinunter, spürte wie die Angst sich verflog und sich eine leichte Wärme in meinen Gliedern ausbreitete.

Er wusste davon?

Seit klein auf?

Meinen Kopf nach oben gewandt, spürte ich wie sich der Arm leicht um meine Schulter lockerte. Er sah mir in meine Augen und lächelte leicht unter seiner Maske.

«Diese Stimme…», fing ich zögerlich an und konnte erkennen, wie er wehleidig nach vorne sah.

«Deine Mutter meinte dazumal, dass es deine eigene Stimme war. Ich dachte sie irrt sich, doch um so grösser du wurdest… um so deutlicher konnte man die Ähnlichkeit vernehmen».

Schweiss bildete sich in meinen Händen und nervös fing ich an mit meinen Fingern zu spielen.

Wenn er es wusste?

Wer wusste es noch?

 

Verwirrt sah ich noch immer aus dem Fenster, als er gegangen war.

Den Grund, weshalb es ihm offenbart wurde, konnte er mir nicht sagen, doch mit der Zeit fing ich an zu realisieren.

Er war einer der Beschützer.

Einer derjenigen, die meine Seele hier hüten und schützen sollte.

Es machte langsam alles Sinn, doch noch immer fragte ich mich, wer derjenige sein sollte, der mein Glück zerstörte.

Mein eigenes ich redete davon, dass wir von ihm getrennt wurden, doch wen meinte sie mit ihm?

Wer war derjenige, der all dies hätte verhindern können, wären wir noch bei ihm?

Seufzend bliess ich die keimende Angst wieder aus.

Ich durfte nicht schwächeln, durfte mich nicht zu sehr verängstigen lassen, zu sehr hing zu vieles davon ab.

Ein Fehler und ich könnte mein zukünftiges jetzt lebendes ich zerstören.

 

*

 

Eine kalte Brise wehte an meinem Körper und liess mich frösteln.

Ich hatte mich darauf konzentriert zurückzukehren in die jetzige Zeit und obwohl ich mit dem Sprung zu meinem anderen ich bei Naruto keine Schwäche verspürt hatte, fühlte ich nun wie das beklemmende Gefühl, als meine Energie in Bruchteile zerfiel, mich einnahm.

Schwankend hielt ich mich an der nächsten Hauswand fest.

Tief ein und ausatmend, lehnte ich mich dagegen und drückte meinen Kopf nach hinten. Die Lider geschlossen, war ich heilfroh darüber an der frischen Luft zu sein.

Leichter Schweiss bildete sich an meiner Stirn und ich atmete mehrmals zitternd aus.

Ob es an dieser Blockade liegt, die mich zusammenfallen liess?

Meine Augen geöffnet, sah ich in den sternenklaren Himmel empor.

Ein Vibrieren in meiner Hosentasche liess mich innehalten.

Ich hatte mich den ganzen Tag nicht bei Kuro gemeldet und sicherlich hatte er mitbekommen, was geschehen ist, weshalb ich davon ausging, dass es nun er war, welcher mich anrief.

Die Hand in die hintere Hosentasche gleitend, stoppte ich in meiner Bewegung.

Azurblaue Iren.

«Du…», flüsterte ich leise und erkannte wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte.

 

«Hast du mich vermisst, Aiko?»

Nicht einmal er

Panik frass sich in meine Glieder und obwohl ich ihn gesucht hatte, nahm mich nun das Unbehagen ein allein mit ihm zu sein.

Kyo hatte sich keinen Schritt genähert und dennoch bekam ich das Gefühl, dass sich eine dunkle Aura auf mich niederlegte, welches sich in mich frass.

Sein Grinsen nahm an Breite zu und die Zähne blitzten in dem hellen Licht der Laterne neben ihm weiss auf. Es hatte etwas bedrohliches an sich und auch wenn ich mich von ihm abwenden wollte, war da eine gewisse Anziehung.

Ich konnte es nicht einordnen, aber es machte mir Angst.

Höllische Angst.

Abermals vibrierte es in meiner Hosentasche und ich liess meine Iren einen kurzen Moment abschweifen. Meine Haare wehten auf die Seite, als mich ein Luftzug erfasste und bevor ich reagieren konnte, stand Kyo nahe vor mir.

Kein Blatt würde nun mehr zwischen uns finden und ich spürte wie mein Herz anfing zu stocken. Es war nicht die Nervosität, welche ich das erste Mal vernahm.

Ich war panisch und er wusste es.

Er wusste es genau und ergötzte sich an meinem gefürchteten Anblick.

«Was ist denn los, Aiko? Hast du mich nicht vermisst?».

Sein Ton flüsternd, schneidend und es lief mir eiskalt den Rücken entlang, solch eine Bedrohung hatte ich bis anhin nur von Sesshomaru zu spüren bekommen.

Nicht einmal der Anblick und das Verhalten von Sasuke liess mich so erstarren, wie es Kyo nun tat.

 

Sanft glitten seine Fingerkuppel an meiner Wange entlang und strichen eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Er hatte seine Iren tief in meine gelegt und obwohl das Lächeln so überlegen war, schien es nun sanft in seinem Gesicht zu liegen.

«Du wirst mir gehören».

Erschrocken drückte ich mich nach hinten doch was mich erwartete war nichts anderes als die Wand. Er hatte mir keine Möglichkeit gegeben ausweichen zu können.

«Nicht einmal er kann dich mir noch entreissen».

Mein Herz stockte.

Ein Schmerz durchzog meinen Herzmuskel und die Trauer, die dahinter steckte, nahm mich ein. Ich fühlte wie sich die Tränen bildeten ohne dass ich es beeinflussen hätte können.

Was war das nur für eine erdrückende Last, die ich zu fühlen bekam?

Sein Gesicht kam mir näher und wischte mir diejenige hinfort, welche meine Augen verlassen hatte.

Er lächelte und streifte mit seinem Gesicht an meinen Wangen entlang. Ich konnte fühlen wie seine Lippen sich sanft an die Haut legten, bis sie an meinem Ohr endeten.

«Er wird dich nie mehr bekommen».

Stockend fühlte ich wie sich der Schmerz aufbaute und bevor ich realisierte was ich tat, drückte ich ihn von mir weg.

Wut keimte in mir auf und ich verengte meine Augen.

Das blaue Licht erfasste mich abermals.

Es war wie pure Energie.

Eine Macht, die ich nicht zu kontrollieren wusste.

«Du wagst es!», zischte ich ihm entgegen und konnte vernehmen, wie es meine frühere Seele war die sprach.

Es war, als würde sie meinen Körper übernehmen, doch als ihn damit einzuschüchtern, hörte ich nur das leise Lachen von seiner Seite.

«Es wird dir nichts nützen, Aiko.»

Er wandte sich von mir ab und ich richtete meine Hand nach vorne.

Was erschien, liess mich für einen kurzen Moment stocken.

Es war der Stab der Miko, die ich angenommen hatte.

Die Seele, die mit mir eines war.

Ein schrilles Läuten der Glocken ertönte, doch bevor ich den Grund des Stabes auf den Boden schlagen konnte, war Kyo aus meinem Blickfeld verschwunden und das einzige was ich vernahm, war das Nachhallen seiner Stimme.

«Es wird dir nichts nützen».

Zitternd sackte ich zusammen und liess einen lauten schmerzerfüllenden Schrei durch meine Kehle gleiten.

Der Stab war verschwunden und mit hastigen Atemzügen fühlte ich wie mich die Kraft verliess.

Ich stützte mich mit meinen flachen Händen davor ab nicht auf den dreckigen Betonboden aufzuschlagen und vernahm meine brennende Kehle, welche durch den lauten Schrei staubtrocken war.

Ich versuchte mich zu beruhigen, zu realisieren was geschehen war und hörte abermals das Vibrieren in meiner Hosentasche.

Schwankend stiess ich mich von vorne ab und liess mich auf meine Beine nieder, nahm mit meiner rechten Hand das Handy hervor.

Verschwommen lass ich den Namen auf dem Display.

Kuro.

Schniefend, weil mir sogleich die Tränen kamen, zog ich den grünen Hörer nach rechts und hielt es mir an das Ohr.

«Hallo Kuro», flüsterte ich leise und rutschte sachte an die Wand hinter mir an. Es war mir nun egal ob die Hose dreckig werden würde.

Ich fühlte mich in diesem einen Moment allein. Zurückgelassen mit all den Gefühlen, die ich in mir trug für den Mann, an den ich mich nicht zu erinnern schien.

«Kyo war hier», gab ich zu verstehen und hörte sogleich den Ausruf an meinem Ohr.

Ich versuchte ihm zu erklären wo ich war und sah mich in der Strasse um, die neben mir vorbei ging.

Kuro versicherte mir in zehn Minuten bei mir zu sein, bis mich abermals ein Tüten einnahm.

Das Schluchzend drang bebend über meine Lippen und ohne etwas dagegen bewirken zu können, fielen die Tränen wie ein gebrochener Damm durch meine Iren.

Ich konnte es vernehmen.

Diese Last, dieser Schmerz, diese Trauer.

Meinen Kopf nach unten gewandt, zog ich meine Beine an, legte ihn hinter meine Arme und drückte mich fest zu einem Päckchen zusammen.

Wer war er nur?

Wer hätte mich schützen können?

Wem hatte ich so sehr mein Herz geschenkt, dass der Schmerz bis jetzt innehielt?

 

«Aiko».

Sachte ertönte die Stimme neben mir und als ich die warme Hand an meiner Schulter vernahm, liess ich meinen Kopf nach oben schweifen.

Er war gekommen und seinen flattrigen Atemzüge zu vernehmen, war er gerannt.

«Kuro», glitt es mir schluchzend über die Lippen und ich fühlte wie die Beklemmung in meiner Brust sich verabschiedete, wie mich eine Wärme einnahm.

Ähnlich wie die bei Kakashi.

Ob er auch einer der Beschützer war?

Sicherlich, ansonsten hätte mein Vater nicht seinen Vater angefleht, jemanden mit mir zu verbinden.

Starke Arme legten sich um mich und rieben behutsam über meine nackten Oberarme.

«Du bist eiskalt».

Besorgnis.

Erneut und ich schluckte leicht.

Wie oft hatte ich ihm schon Sorge bereitet?

«Entschuldige», waren meine entgegen gebrachten Worte und ich spürte wie sich die Hände an meine Wangen legten.

«Wir sollten dich in die Wärme bringen und danach reden wir über das was geschehen ist».

Ich nickte, denn zu etwas anderem war ich nicht im Stande.

Zu sehr waren meine Gedanken gefüllt mit Fragen, auf die ich keine Antwort hatte.

 

«Hier, eine Tasse Tee, die wärmt dich von Innen».

Zögerlich lächelte ich ihm dankend entgegen, denn das was mich nicht los liess, waren die schmerzenden Gefühle, die ich in meiner Brust vernahm.

Diese gebrochene Liebe.

War es fair gegenüber Kuro ihn zu lieben, wenn mein altes ich noch an jemand anderen festhielt?

Den Kopf sinken gelassen, hatte ich mich auf den Weg zum Haus von Kuro viele Fragen gestellt, doch immer und immer wieder kam ich auf keinen Nenner.

Denn die Erinnerung, die dafür nötig wären, blieben aus.

Es war eine Blockade, als wäre es noch nicht die Zeit dafür den Namen zu nennen, welchen ich suchte.

Mein Kopf legte sich auf die Schulter des Mannes neben mir ab, als ein leichter Druck an diesen getätigt wurde. Die Beine waren angezogen und sie waren mit einer weichen Decke überdeckt worden.

Den Pullover, welchen ich trug, hatte den Geruch von Kuro und obwohl ich mir viele Schuldgefühle einredete, fühlte ich mich geborgen.

Die Lider geschlossen, atmete ich tief aus, hielt die Tasse fest in meinen Händen. Eine angenehme Wärme breitete sich in meinen Fingern aus und ich konnte fühlen, wie auch der restlichen Körper wieder auftaute.

Sanft strich die Hand von Kuro meinem Arm entlang. Er sagte nichts und ich war ihm dankbar dafür, dennoch wusste ich, dass dies nicht lange anhalten konnte.

Zu sehr spürte ich seine Aufregung. Seine Wut.

Einen Schluck des warmen Grüntees genommen, atmete ich nochmals leise aus, bevor ich meine Augen öffnete und die kurzen Minuten Revue geschehen liess.

«Er meinte ich würde ihm gehören», waren meine leisen Worte und ich konnte fühlen wie er die Hand in meine Haut festigte.

Wie der Griff stärker wurde.

Besitzergreifend, beschützend.

«Kyo meinte auch, er würde mich dieses Mal nicht retten können», brach ich seinen Zorn ab, den ich hören konnte, als er die Lippen von einander getrennt hatte und ein tiefer Atemzug diese verliess. Zischend.

Er stockte und ich fühlte wie er den Kopf zu mir wandte. Ich wollte ihn nicht ansehen, zu sehr frass sich diese Schuld in mich.

«Wer kann dich nicht retten?»

Ich zuckte die Schultern.

«Ich weiss es nicht. Ich kann mich nicht erinnern», waren meine leisen brüchigen Worte.

Abermals nahmen mich die Tränen ein und ich fing erneut an zu zittern.

Dieser blosse Wunsch zu wissen, wer es ist, nahm mir jegliche Kraft dieser Trauer stand zu halten, die mich immer wieder bei den Worten von Kyo durchzog.

Es war doch schon so viele Jahre her.

Ich stockte.

Die sanften Lippen von Kuro hatten sich auf meine Stirn gelegt und ich liess meine Iren zum ersten Mal seit wir hier waren wieder in die Seinige gleiten.

Sie waren voller Zuversicht und dennoch erkannte ich die leichte Wut darin.

Eine Wut, die dem Mann galt, welcher mich so zugerichtet hatte mit seiner blossen Anwesenheit.

Zärtlich strich er mir eine Haarsträhne nach hinten und nahm mir die Tasse aus der Hand. Ich sah ihm dabei zu wie er meine Finger in seine Eigenen nahm und seinen Kopf gegen den Meinigen lehnte.

«Egal was passiert, ich werde für dich da sein, Aiko».

 

Blinzelnd hörte ich die beruhigenden Atemzüge hinter mir, die ein und aus gingen. Seine Hand lag um meine Hüfte geschlungen und unsere Körper waren mit seiner Bettdecke überdeckt.

Es war mitten in der Nacht, als ich versuchte mich sanft aus seiner Umarmung zu lösen.

Ich war durch die Müdigkeit in seinen Armen eingeschlafen, als er mich wieder zu sich gezogen hatte, doch nun hielt mich meine innere Stimme wach.

Die Stimme, welche mir immer wieder sagte, dass ich mich erinnern sollte.

Mir um die Arme gegriffen, war es kühl geworden durch das geöffnete Fenster und der lange Pullover deckte die Stellen ab, die nötig waren, um nicht auf blöde Gedanken zu kommen.

«Sag mir doch seinen Namen», war meine flüsternde Bitte, doch das was mir entgegenkam, war die reine Stille der Nacht.

Mich an das Fenstersims gelehnt, atmete ich tief aus, fragte mich weshalb Kyo dies tat.

Weshalb wollte er mich sein Eigenes nennen? War er derjenige, welcher mein Vater versuchte von mir fern zu halten?

Seine Stimme hallte mir erneut durch die Gedanken und ich musste meine eigenen gestellten Fragen mit einem klaren Ja beantworten.

Nur er konnte es sein, der mir alles nahm, doch wie war das möglich?

Nach all dieser Zeit?

Erinnere dich.

Die Augen zusammengekniffen, drückte ich meine Finger in meine Oberarme.

«Das versuche ich ja», zischte ich mir selbst flüsternd entgegen, als ich erschrocken umfuhr. Kuro hatte sich murrend umgedreht.

Seufzend bewegte ich mich wieder auf das Bett zu. Ich wollte ihn nicht wecken mit meinen Selbstgesprächen und sicherlich würde mir weiterer Schlaf gut tun.

Es gibt mehrere von Ihnen.

Zusammenfahrend wandte ich mich nochmals um, doch da war nichts.

Das Gefühl nicht allein zu sein in diesem Zimmer war eine Einbildung gewesen, weshalb ich den Kopf schüttelte und mich auf dem Bettrand niederliess.

Du musst zu ihnen zurückkehren.

Verdutzt liess ich meinen Blick nochmals durch den Raum schweifen.

Ihre Stimme….

Sie war so deutlich und klar.

Sie warten auf dich. Er wartet auf dich.

Erschaudernd fühlte ich das Kribbeln in meinen Fingern. Das blaue Licht umfasste mich erneut und ich riss erschrocken meine Lider auf.

Sie wollte, dass ich zu ihm ging?

Zu demjenigen Mann, welcher mir als erstes mit Wut entgegenkommen würde?

 

«Aiko?»

 

Zusammenzuckend sah ich in die braunen Iren, welche durch die blaue Energie erhellt wurden. Kuro hatte sich aufgerichtet und die Hände auf die Meinigen gelegt, welche noch immer zusammengezogen auf meinen Beinen lagen.

«Kuro, ich…»

«Ich weiss».

Stockend hielt ich meinen Atem an.

«Du musst gehen. Ich verstehe das, aber bitte komme immer wieder zu mir zurück».

Er legte eine Hand auf meine Wange ab und ich schluckte den aufkeimenden Kloss in meiner Kehle nach unten, fühlte wie sich seine Lippen mit meinen vereinigten.

Zärtlich schmeckte ich die leichte Kälte, welche sich auf ihn niedergelegt hatte. Zart strich ich mit meinen Fingern an seinem Handrücken entlang und er umfasste sie sogleich mit einem starken Druck.

Ein Lächeln legte sich auf meinen Mund, welchen ich erneut gegen seinen drückte, als ich das Flattern des Lichtes durch meine geschlossenen Lider bemerkte und spüren konnte, wie Kuro sich von mir löste.

«Du solltest gehen, wie es aussieht».

Zögerlich nickte ich, denn ich wollte nun nicht gehen. Kuro hatte mich vergessen lassen, was gerade in diesem Moment geschehen war. Diese Berührungen nahmen mir jegliche Gedanken, die mich wach hielten.

Tief atmete ich aus und legte noch einmal zart meine Lippen auf die Seinige ab. Sein Griff wurde erneut stärker um meine Finger, auch er hatte Mühe mich nun gehen zu lassen.

Weshalb hatten wir keine ruhigen Minuten für sich?

Weshalb musste mein Leben nur so kompliziert und verzwickt sein?

 

*

 

Ein tiefes Knurren drang an mein Ohr und bevor ich realisieren konnte, wo ich war, spürte ich sogleich einen festen Griff um mein Handgelenk. Schützend legte sich das blaue Licht um meinen Körper, als das Yoki sich auf mich niederdrückte und die brennende Säure der Nägel sich in meine Haut brannte.

Mit einem kräftigen Zug wurde ich umgewandt und als ich mehrmalig blinzelte, erkannte ich die bergsteingoldigen Iren vor mir, welche mich eiskalt ansahen.

Mein Körper bebte und ich fühlte wie meine Kehle trocken wurde.

«Du wagst es, Miko?!»

Seine Stimme messerscharf und ich schluckte den nicht vorhandenen Speichel herunter. Die Pupillen nahmen ein gefährliches Violett an, welches mit einem bedrohlichen Rot umrandet wurde.

Sesshomaru war kurz davor sich in den Hundedämonen zu verwandeln, welcher er eigentlich war.

Die Krallen in meiner Haut verstärkten sich und das triefende Blut tränkte mein weisses Kimonohemd rot.

Schluckend versuchte ich die Fassung zu bewahren.

Der Lord des Westens sollte nicht sehen, wie schwach ich im Moment war, doch bevor ich mich abermals um meine Gedanken kümmern konnte, schwanden sie ins Nichts.

All die Gefühle, die mich durchströmt hatten zerfielen in kleine Teile, welche sich auflösten, als wären sie nie da gewesen.

Panisch versuchte ich sie festzuhalten. Nicht erneut alles zu vergessen, was meine Welt betraf.

«Lasst mich los», gab ich leise von mir und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen.

«Eine Miko gibt mir keine Befehle.»

Kalt, eiskalt hatte er diese Worte an mich gewandt und ich liess meine gesenkten Iren wieder nach oben gleiten. Mein Puls noch immer erhöht.

Was hatte ich ihm getan?!

«Lasst mich los!», gab ich nochmals fester von mir, als ich mich abermals versuchte aus seinem Handgriff zu lösen.

Ein tiefes Knurren drang über die Lichtung, auf der wir standen. Nur leise konnte ich den Fluss vernehmen, welcher in der Nähe zu sein schien.

Wo war Rin?

Wo war dieser Grünling?

Warum verdammt war ich allein mit ihm?!

 

«Ihr sollt mich loslassen!»

 

Ein helles Licht drang an die Oberfläche und hüllte uns beide ein, bevor ich spüren konnte, wie die Energie, welche mich durchfuhr mit seinem Yoki in Berührung kam und wir mit voller Wucht voneinander getrennt wurden.

Ein schriller Ton der Glocken ging über die Lichtung und ich zuckte schmerzlich zusammen, als ich den Baumstamm hinter mir zu spüren bekam.

Mir die Hand an die Stirn gehalten, fühlte ich wie ein Windzug mich streifte und meine Kleidung dabei leicht aufwirbelte. Blinzelnd öffnete ich meine Lider und erkannte den vor mir stehenden Daiyoukai. Blut trifte an seiner Hand entlang, doch bevor ich mich erklären konnte, fühlte ich wie er mit seiner Hand meine Kehle zudrückte und mich nach oben zog.

Der Zorn, welcher er mir mit voller Wucht gezeigt hatte, war verschwunden und das was mir nun entgegen gebracht wurde war eine eiskalte Miene.

Ob er nun überlegte mich mit einem Wimpernschlag zu töten?

Zitternd legte ich meine Finger auf die Seinige.

Er folgte meiner Bewegung, doch bevor ich meine Lippen voneinander trennen konnte, fuhren seine Iren nach oben.

Es wurde kalt. Düster und tiefe Gewitterwolken zogen auf.

Seine Gesichtszüge verzogen sich und ich fühlte, wie sich sein Griff von meiner Haut löste.

Tief atmete ich ein, bevor ich erschrocken zusammenfuhr und ein Blitz in unserer Nähe einschlug.

Lange silbrige Haare umhüllten den zierlichen Körper und bergsteingoldigen Iren erfassten mich.

Die gleichen wie diejenigen von dem Mann vor mir.

 

Wer war diese Frau, die mich mit wissenden Augen ansah?

Meine Gedanken (Kuro)

Die Musik drang schwach in meine Ohren, als ich mit dem Kopf gelehnt in meiner Hand aus dem Fenster sah.

Meine Gedanken schweiften immer wieder zu den Ereignissen vom Schrein der Hyugrashis und versuchten zu realisieren, was wir in Erfahrung gebracht hatten. Nur schwach hatte ich die Aiko sehen können, welche seit Jahren durch die Welten reiste.

Wie ein leichter Nebel war sie vor mir aufgetaucht, als ich kurz davor gewesen war mit Aiko das Bewusstsein zu verlieren.

Ihre Kleidung, die sie trug, schien älter als das Zeitalter der Sengoku Zeit zu sein und dennoch ähnelte es demjenigen, welche sie als Miko trug.

Wieder glitt mir ein tiefer Atemzug über die Lippen.

Wie sollte ich ihr helfen, wenn all das was gerade geschah nicht beeinflussbar war, wie vermutet?

Nicht einmal mein Vater hatte mehr einen Rat für uns bereit gehabt. Er selbst war überfragt gewesen hatte er Aikos Vater keinen Glauben geschenkt, als er ihm weiss machen wollte, was er gesehen hatte.

Die Hand in meine Hosentasche gesteckt, sah ich auf das schwarze Display.

Seit drei Tagen hatten wir ihn nicht mehr wiedergesehen - den Mann, welcher für all dies verantwortlich war.

Zumindest gingen wir davon aus, dass er der Auslöser ist.

Wie hätte sie sonst von Anfang in die vergangenen Zeiten kommen sollen?

Mir auf die Lippen gebissen, spürte ich erneut die Wut in mir.

Dieser Mann hatte das ganze Leben von Aiko auf den Kopf gestellt und nun…

 

Meine Augen weiteten sich.

Zischend verspürte ich eine Hitze in meiner Brust, doch so schnell sie auch gekommen war, so war sie auch wieder verschwunden. Meine Finger zitterten und ich schluckte hart.

Sogleich wählte ich ihre Nummer, doch was mich erreichte, war das besetzte Zeichen.

Was geschah hier?

Die Lider geschlossen versuchte ich meine Verknüpfung zu ihr aufzurufen, doch ich griff ins Leere, als wäre sie nicht hier.

Nicht in dieser jetzigen Zeit.

Schluckend fing ich an zu realisieren, dass auch die Möglichkeit bestand das Aiko auf eigene Faust versucht hatte in eine Welt zu gelangen.

Mir auf die Lippen gebissen, fluchte ich leise für mich.

Weshalb hatte sie nicht vorher Bescheid gesagt, dass sie es versuchen würde?

Weshalb liess sie mich unwissend zurück?

Ein Klopfen drang an meine Ohren und ich sah auf, als meine Mutter in mein Zimmer trat.

Auf mein Display gedrückt, stellte ich die Musik leise und fragte nach, was sie von mir wollte.

«Ich und dein Vater machen einen Ausflug nach Osaka, brauchst du noch etwas?»

Nichts sagend schüttelte ich den Kopf.

Das was ich brauchte, konnte mir meine Mutter nicht geben, weshalb ich abermals den Blick abwandte und auf das Display sah.

Ob sie schon wieder zurück war?

Sie müsste doch wissen, dass ich es gespürt hatte?

«Kuro», sanft legte sich eine Hand auf meine Schulter ab, welche mich erschrocken zusammenzucken liess. Die kastanienbraunen Iren meiner Mutter sahen mich besorgt an.

«Bist du dir sicher, dass du nichts benötigst?»

Schluckend strichen meine Augen an ihr vorbei zu einem Bild, welches mich aus den Kindheitstagen von Aiko erinnerte.

Wir hatten wie viele Jahre davor das japanische Frühlingsfest miteinander gefeiert und sassen eng nebeneinander in einem traditionellen Kleidungstück.

Wie konnte sie, als alte Seele immer wieder wiedergeboren werden?

Weshalb wanderte sie nicht, wie die alten Geschichten von den Yokais, durch die Zeit und altert nicht?

«Das was ich brauche, ist nicht hier Mama».

Ihre kastanienbraunen Iren sahen mich mütterlich an.

«Sie wird zurückkommen», waren ihre leisen Worte und ich nickte zustimmend.

Ich vertraute darauf, dass sie es tun würde und dennoch…

Dieses mulmige Gefühl, welches mich seit drei Tagen begleitete, wollte nicht schwinden.

 

Erschrocken riss ich die Lider auf. Ich war eingenickt und als mein Blick zur Seite auf die Wanduhr im Wohnzimmer glitt, schlug diese Uhr soeben sieben.

Schnell pulsierte mein Herz, als ich ein unangenehmes Kribbeln in meinen Fingern vernahm. Es durchzog mich, wie ein elektrisierter Strom.

Hektisch aufgesessen wählte ich erneut ihre Nummer und es klingelte in einer endlosen Schleife.

Der Anruf wurde nicht entgegengenommen.

Schluckend versuchte ich es erneut, doch wieder kam keine Reaktion.

Mich aufgerichtet lief ich hastig zur Garderobe, glitt in meine Sneakers und packte mir meine Jacke, als ich zur Türe griff und in meiner Bewegung innehielt.

Schmerzlich durchzog es meine Finger, wie ein Gift und ein zischender Ton glitt über meine Lippen.

«Aiko…», waren meine leisen Worte, als ich begriff, dass dies nur von ihr ausgehen konnte, doch wieso fühlte sich diese Energie, die ich zu spüren bekam, so brennend an?

Abermals mein Handy in die Hand genommen, wählte ich wieder ihre Nummer.

Meine Augen weiteten sich.

Endlich!

Sie ging ran und das Gefühl des brennenden Giftes legte sich.

Hastig atmete ich aus, fragte was los sei und hörte den Namen, welchen ich nicht hören wollte.

«Ich bin in zehn Minuten bei dir!»

 

Ihr Atem ging ruhig in meinen Armen und sanft strichen meine Hände über ihren Rücken. Ich hatte sie wieder an mich gezogen, als sie mir erzählt hatte, was geschehen war. Das Wissen, dass da jemand anderes ist, welcher sich fest in ihrem Herzen verankert hatte aus früheren Zeiten, liess mich abermals das mulmige Gefühl fühlen, welches ich seit dem Tempel Hygurashi in mir hatte.

Seufzend glitt ein tiefer Atemzug über meine Lippen und ich löste sie aus meiner Umarmung, griff unter ihre Kniekehlen und hob sie nach oben.

Die Müdigkeit hatte mich eingenommen und auch mir würde sicherlich ein wenig Schlaf guttun, doch liessen mich diese Geschehnisse nicht kalt.

Meine Iren weichten in ihr schlafendes Gesicht. Leise ging ihre Atmung. Lächelnd bückte ich mich leicht nach unten und legte meine Lippen auf ihre Stirn ab.

Ich liebte sie.

Sehr, doch wie viel würde dies nutzen, wenn derjenige doch noch kommen würde?

«Nicht daran denken, Kuro», ermahnte ich mich selbst und ging die Treppe nach oben, welche zu meinem Zimmer führte.

Die Türe mit dem Fuss aufgestossen, lief ich auf mein Bett zu und liess sie sanft auf die Matratze sinken.

Ich strich ihr die Haarsträhne auf die Seite und deckte sie zu, als sie sich murrend zur Seite wandte. Erneut zogen sich meine Mundwinkel nach oben.

Sie schlief so friedlich, dass man das Gefühl hatte, dass all dies nur ein Traum war in dem wir beide gefangen waren.

«Ob ich dich freigeben könnte, wenn derjenige noch lebt?»

Sanft glitten meine Finger über ihre Wangen und ich spürte wie meine lächelnden Lippen nach unten fielen. Traurigkeit legte sich in mir ab und schluckend schloss ich meine Lider.

Ich zog die Decke auf die Seite und legte mich hinter sie.

Zog sie fest an mir.

Ich wollte sie nicht verlieren.

Niemals.

 

Blinzelnd erkannte ich ein blaues Licht, welches mein Zimmer erhellte. Ein flaues Gefühl machte sich in mir breit und ich konnte die Energie durch meine Finger spüren. Sie vor meine Augen gezogen, setzte ich mich langsam auf. Es war ein Brennen, ein Ziehen… es fühlte sich an wie Gift.

Erneut.

Mich zu ihr umgewandt, erkannte ich wie sie anfing zu zittern. Sie schien nervös und ihre Iren wandten sich in meine.

Die graublauen Augen schienen erhellt zu sein. Magisch und klar.

Hörend wie sie anfing sich zu erklären, unterbrach ich sie.

Ich wusste, wo sie hin musste. Ich hatte nur gehofft, dass es mal länger auf sich warten liess.

Meine Iren nicht aus ihrigen genommen, legte ich meine Finger auf ihre ab, welche sie fest zusammengezogen auf ihren Oberschenkel abgelegt hatte.

«Komme immer wieder zu mir zurück».

Es war eine Bitte, die ich aussprechen musste, denn ich fühlte eine Beklemmung, welche mich die Angst spüren liess.

Meine Hand auf ihre Wange gelegt, lächelte ich sanft, bevor ich mich ihr näherte und zart meine Lippen ablegte. Das brennende Gefühl nahm nicht ab und dennoch fühlte ich, wie eine Wärme dagegen ankämpfte.

Ich konnte spüren, wie auch ihr Puls in Aufruhr geriet und ich genoss es diese Reaktion fühlen zu können.

Die Reaktion auf meine Nähe.

Zärtlich führte ich den Kuss weiter, bis mir das Licht flatternd vor die Lider glitt. Es war nervig und dennoch konnte ich nicht anders, als mich von ihr zu lösen.

Ich durfte sie nicht aufhalten.

Sie würde diese Erinnerungen benötigen.

 

Die Klarheit verlor sich in den Iren, als sie gegangen war und auch wenn ich mich nun unwohl fühlte, neben dem Körper, welcher noch immer hier war, legte ich sanft meine Lippen auf ihre Wangen.

«Wir sollten schlafen», waren meine sanften Worte und ich bekam ein wortloses Nicken zu sehen.

Sie war wie eine leblose Puppe, aber sie konnte nichts dafür.

Ihr fehlte etwas.

 

Meine Füsse hatten mich nach unten getragen, als ich den ruhigen Atemzug von ihr vernommen hatte. Sie war erneut eingeschlafen, doch meine Gedanken überschlugen sich.

Gingen immer wieder all den Fragen nach, die sich seit dem Tempelbesuch gebildet hatten.

Wie lange lebte Aiko schon?

Was war in den letzten Jahren geschehen?

Warum ist sie nun in dieser Zeit und wie kam sie in die anderen Zeiten?

Mir durch die Haare gestrichen, atmete ich tief aus und legte das Glas unter den laufenden Wasserhahn.

Ich wusste nicht, wie ich auf Antworten kommen sollte, denn es war nicht meine Seele die wanderte, sondern diejenige meiner Freundin.

Einen tiefen Schluck vom Wasser genommen, sah ich aus dem Küchenfenster, als ich in meiner Bewegung innehielt.

Das Glas fiel aus meiner Hand und landete mit einem lauten Knall im Lavabor. Zitternd krallte ich mich daran fest. Die Energie, welche mich durchzog, brannte sich in meine Knochen und ich spürte eine ätzende Wärme, die mich von innen zu verbrennen schien.

Hastig atmete ich aus und spürte, wie sich Schweisstropfen an meiner Stirn sammelten, doch so schnell dieses abscheuliche Gefühl kam, schwand es auch wieder.

Was war dort drüben geschehen?

Weshalb hatte Aiko solch eine Kraft anwenden müssen und seit wann fühlte es sich für mich wie Gift an?

Meine Augen nach oben gewandt, weitete ich die Augen.

Da stand jemand.

In Anzug gekleidet, nur zu erkennen durch das Strassenlaternenlicht.

Seine Haare waren dunkel, kurz, doch seine Iren erkannten ich nicht.

Den Kopf geschüttelt, rieb ich mir über die Augen.

Ich hatte mir dies sicherlich eingebildet und als ich wieder den Blick nach oben richtete, war er verschwunden.

Mein offenbartes Wesen

Mir stockte der Atem und meine Augen richteten sich noch einmal zu dem Mann, welcher vor mir stand. Seine kühlen Iren waren zu der Frau gerichtet, welcher er soeben Mutter genannt hatte.

Mutter?

Das sollte seine Mutter sein?!

Schluckend zog ich den nächsten Atemzug ein.

Warum war sie hier?

Und verdammt wo war Rin und Jaken?!

 

«Interessant».

 

Ihre Stimme war kalt, flüsternd und nicht nur das Aussehen scheint Sesshomaru von ihr geerbt zu haben. Mein Inneres wurde unruhig, als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie sie Schritte auf mich zu kam. Meinen Kopf wieder in ihre Richtung gewandt, lagen ihre bergsteingoldigen Augen in den Meinen. Ein Hauch von Wissen lag in ihnen, als würde sie mich kennen und obwohl ich mich zusammenkriechen wollte, stand ich aufrecht hin.

Mein Stab lag neben mir auf dem Boden, doch ich wagte es nicht mich noch einmal zu bücken. Ihre zierliche Figur machte halt vor mir und ihre Finger glitten sanft über meine Haut. Ich hielt den Atem an und mein Herz setzte aus.

«Menschlich».

Ein Schnauben entwich dem Mund des Mannes neben mir, ich riskierte es nicht zu ihm zu sehen und einen verächtlichen Laut von mir zu geben, denn die Frau vor mir gab mir mit ihrer ganzen Erscheinung zu verstehen, dass sie nicht nur eine einfache Dämonin war.

Ich kannte die Geschichte von Inuyasha, doch was hinter Sesshomaru und dessen Leben befand, konnte ich nicht wissen. Ich konnte es nicht einmal abrufen.

All dies, was ich einst über sie gelesen hatte oder gemeint hatte zu lesen, war verschwunden.

Gleichgültig ob ich nun in dieser Zeit oder in den anderen Zeiten war.

«Mutter, was willst du hier?».

Sein Ton eiskalt und zornig.

Ihm wurde dazwischen gefunkt, als er mir das Leben nehmen wollte, davon war ich überzeugt.

«Du bist ein Narr, wenn du sie nicht erkennst».

Blinzelnd zog ich verwirrt die Augenbraue hoch und ihre Hand löste sich von meiner Wange. Ein kurzes Lächeln legte sich wohl auf ihre Lippen, was sogleich wieder verschwand.

Mir wurde immer bewusster, weshalb Sesshomaru so war.

Mein Blick wich zu ihm, als auch sie zu ihm sah und ich bemerkte erst jetzt, wie nahe sie mir beide waren.

Sesshomaru stand links von mir, sie stand vor mir, rechts neben mir der Baum und der Ausweg hinter mir erschien so weit, dass er unmöglich war ihnen zu entkommen.

Sie waren Daiyokais. Mächtige Wesen aus dieser Zeit.

«Wer soll sie sein?»

Verachtung war zu hören, doch das leise Kichern der Frau überschattete diesen Ton sogleich. Sie hatte ihre Hand vor den Mund genommen und ihre Augen geschlossen.

Es erschauderte mich. Sie war belustigt über das Verhalten ihres Sohnes.

Ihre Lider öffneten sich abermals und als sie bemerkte, dass Sesshomaru diese Frage wohl ernst meinte, atmete sie aus.

«Du scheinst auf den Kopf gefallen zu sein in den letzten Jahren».

Ich war verdutzt.

Ging eine Mutter so mit ihrem eigenen Kind um?

Ein verächtliches Schnauben folgte und ich erkannte, wie seine Augen sich zu mir wandten. Sie waren kalt, eiskalt. Ich wusste, dass er Lügen verabscheute, aber ich verstand nicht einmal selbst über was diese Frau sprach.

«Mutter!».

Er wurde ungeduldig und ich spürte, wie sein Yoki sich erneut aufbaute.

«Nun sei nicht so mürrisch, Sesshomaru. Erinnerst du dich nicht mehr an sie?»

Mein Herz fing an in die Höhe zu schlagen.

Was redete sie da?

«Sie ist eine Miko, weshalb sollte ich?»

Erneut ein Lachen.

Ich zuckte zusammen und meine Hand glitt an meine Brust. Mein Herz schmerzte, mein Inneres erbebte und ich fühlte, wie das Kribbeln zurück in meine Finger glitt.

«Ach, mein Sohn».

Ein tiefer Schluck drang meine Kehle hinunter.

Sie war sadistisch und spielte mit Sesshomaru ihr eigenes Spiel, doch hier ging es nicht allein um ihn, sondern auch um mich.

Hier ging es um mein Leben über das sie wohl Bescheid zu wissen scheint.

Ihre Iren glitten abermals zu mir und ich erkannte, wie sie nun eine Augenbraue leicht nach oben zog.

«Ich verstehe».

Das Lachen schwand aus ihrem Gesicht und ihre Augen zogen über mein Gesicht.

«Du erinnerst dich selbst nicht».

Erschrocken fuhr ich zurück und spürte, wie das Herz in meiner Brust sich zusammenzog. Meine Atemzüge wurden schneller.

«Wovon sprecht ihr?».

Meine Stimme war stockend und als ich ihre Finger erneut an meiner Wange vernahm, zuckte ich merklich zusammen.

«Interessant».

Das Kribbeln fuhr aus meinen Fingern und als ich sah, wie ihr Blick, nach unten fuhr. Ihre Augen folgend, wandte ich auch die Meine nach unten zu der Hand, welche an meiner Brust lag.

Sie waren umhüllt von dem blauen Licht, welches mich vor kurzem von Sesshomaru gestossen hatte.

«Was wisst ihr?»

Meine Stimme war ein Hauch von Nichts und als ich meine Augen erneut wieder in ihrige gleiten und sah, wie sie mich verwundert anzusehen schien, doch der Anblick war mir nicht lange gewährt, denn erneut hörte man den missachtenden Ton von Sesshomaru, welcher neben uns stand.

 

«Aiko!»

 

Meine Lider weiteten sich und ich erkannte den roten Yukata, welcher aus dem Wald kam. Seine Iren lagen in den Meinigen, und als er Kagome von seinem Rücken entwendet hatte, zog er sein Tessaiga.

Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich ihn dabei beobachtete, wie seine Iren von mir zu der Frau und zu Sesshomaru glitten.

Aufgeregt schien mein Puls sein Rhythmus nicht mehr zu finden und ich hörte das leise Gekicher neben mir.

«Amüsant. Ein Hanyou will etwas wie dich schützen?»

«Ihr wisst wer ich war…», waren meine flüsternden Worte, als ich anfing zu verstehen, worauf sie seit Anbeginn hinauswollte.

Ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite und ihre Finger glitten in mein schwarzgetränktes Haar.

«Nein, ich weiss zu wissen wer du bist».

Und mit diesem Satz verschwand sie erneut im Nebel eines Blitzes, welcher vor mir einschlug.

Ich zitterte und das blaue Licht war abermals verschwunden.

Wie konnte sie mich mit diesem Unwissen zurücklassen?

War sie so sadistisch und machte sich ihren Spass daraus mich leiden zu sehen?

 

«Wo ist sie hin?»

Meine Stimme flüsternd und mein Blick auf dem Boden gerichtet, als ich ein Schnauben neben mir vernahm. Konnte er dieses Geräusch nicht lassen?

Weshalb musste er mich so herablassend behandeln?

Mir auf die Lippen gebissen, liess ich meinen Kopf wieder nach oben gleiten, sah ihm in die Iren, welche er mir abermals zuwandte, doch bevor ich etwas sagen konnte, war es das Schwert, welches ich zusehen bekam.

Ich griff nach meinem Stab und wich aus der Situation aus.

Hektisch ging mein Herzschlag, als auch noch ein Pfeil neben mir vorbeiflog.

Kagome hatte ihren Bogen gegen Sesshomaru gerichtet.

«Hört auf!»

Ich wusste nicht weshalb, aber ich wollte diesen Kampf nicht. Er war nicht richtig. Er hatte keinen Grund.

«Denkst du ich habe ihr Blut nicht gerochen bei Kaede-sama?!»

Das Zischen drang an meine Ohren und mein Blick wandte sich abermals zu Inuyasha, welcher soeben sein Schwert mit dessen von Sesshomaru kreuzte.

«Inuyasha, nun hör auf!»

Ich nahm ihm die Schuld nicht, denn Sesshomaru war die Ursache dafür gewesen, dass ich an dem Tag geblutet hatte. Er hatte mich gegen den Yokai kämpfen lassen ohne seine Hilfe anzubieten, aber auch ich war so naiv gewesen und hatte gemeint es alleine zu können.

Mir erneut auf die Lippen gebissen, sah ich, wie der Kampf weiterführte und auch Kagome ihren Bogen erneut spannte.

Zusammengezuckt, als ich die Hand auf meiner Schulter vernahm, erkannte ich die besorgten Augen von Sango, die neben mir mit Kiara gelandet war. Sie wollte mir soeben die Hand hinhalten, um von hier zu verschwinden, doch ich schüttelte den Kopf.

«Nein. Es hat… Sie hat…»

Verzweifelt versuchte ich mich auszudrücken, doch nichts beschrieb die vorherige Situation. Sie war gekommen, als ich ihren Sohn von mir gestossen hatte. Ich hatte eine Macht eingesetzt, die ich nicht kontrollieren konnte und als sie mir offenlegen wollte, wer ich bin… verschwand sie.

Ich musste sie wiedersehen und wenn ich mit Sesshomaru gehen musste.

Ich musste erfahren wer ich wirklich bin, um auch meine anderen Seelen retten zu können.

 

«Hört auf!!»

 

Mein Schrei ging über die Lichtung und der Stab, welchen ich in meiner Hand hielt, schlug auf den Boden auf. Ein Erdbeben durchzog die Erde und die Glocken schwangen in einer Druckwelle an denjenigen vorbei, die in meiner Nähe standen. Ich erkannte durch meine geöffneten Iren, wie die Kleidung sich in diesen Wogen bewegten, bis sie merklich zusammenzuckten.

Der Ton, welchen man zu hören bekam, war schrill und zugleich klangvoll, was die Vögel in den Baumkronen aufschrecken liess.

Hastig gingen meine Atemzüge, denn die Energie entzog sich so rasant, wie sie aufgestossen worden war.

Meine Beine zitterten und nur der Stab bewahrte mich davor nicht nach vorne zu kippen, doch als ich versuchte die Umgebung zu erhaschen, verschwamm die Sicht vor meinen Iren.

Schleierhaft erkannte ich, wie die Bewegungen aller langsamer wurden. Wie der Kiefer von Inuyasha sich zusammenzog und mir jeglicher Muskel gezeigt wurde, welcher sich anspannte.

Was geschah hier?

Du wanderst von Zeit zu Zeit.

Wieder hörte ich ihre Stimme und mein Blick wich ab in das Gesicht des Mannes, welcher sich zuerst aufrichtete und dennoch… auch seine Bewegungen waren nicht so schnell wie sonst.

Seine bergsteingoldigen Iren erfassten die Meinen, doch weshalb schienen sie so verdutzt?

Hektisch ging mein Puls und als ich die zierliche Hand an meiner Schulter vernahm, schrak ich merklich zusammen.

Ihre graublauen Iren, welche ich aus meiner Zeit kannte, ihr schwarzes Haar, welches von hier war und ihre Kleidung, die der Frau von vorher glich.

Sie war hier.

Mein anderes ich stand neben mir.

Sie war wie ein Geist und doch so real.

«Was geschieht mit mir», gab ich leise von mir und sie lächelte schwach.

Du wirst zu derjenige, die du bist, die wir sind.

Tränen überschatteten meinen Iren. Das Gefühl von Nichtkontrolle erschütterte mich.

«Ich habe Angst», glitt es mir über die Lippen und ich spürte, wie mein Inneres sich zusammenzog. Wie die Macht, welche ich verspürt hatte mit einem dunkeln Schatten überdeckt wurde.

Er versucht es erneut. Du musst dich erinnern, Aiko… bevor es zu spät ist.

Abermals liess sie mich allein und die Sicht wurde klarer. Ich liess meinen Blick zu denjenigen gleiten, welche mich verdutzt, verwirrt und besorgt ansahen.

Sie alle waren auf den Boden gekniet und Kagome, wie auch die anderen, welche kein dämonisches Blut in sich trugen, hatten merkliche Probleme wieder aufzustehen. Ihre Körper zitterten unter der Macht, welche sie zu spüren bekommen hatten.

«Es tut mir leid», gab ich leise von mir und wich einige Schritte zurück.

Ich hatte ihnen Schmerzen bereitet ohne, dass ich es wollte, ohne zu wissen, weshalb es geschah und alles was man immer von mir verlangte, war es, dass ich mich erinnerte.

Zu Erinnern an ein Leben, welches mir nicht offenbart werden wollte.

Ich war doch in meiner Vergangenheit.

Dies war eine Zeit, die ich gelebt hatte, weshalb überschnitt sich nun so viel?

War es, weil ich vergessen hatte?

Vergessen, wer ich bin?

 

Mein Atem ging schnell.

Ich war gerannt, denn ich wollte weg. Bloss weg von dieser Situation. Sie war einengend und jeder wollte eine Antwort, die ich ihnen nicht geben konnte.

Mich nach vorne gebeugt, hallte mir der Ruf von Inuyasha in meinen Ohren nach, doch er war zu geschwächt gewesen mir sogleich zu folgen. Meine Finger lagen auf meinen Oberschenkel, krallten sich in den Stoff rein, als ich mich auf die Knie fallen liess. Der Stab war mir aus den Fingern geglitten und lag nun neben mir auf dem Boden.

Ein leises trauriges Lachen drang aus meiner Kehle.

«Wie töricht ich bin, als könnten sie mich nicht riechen».

Die Hände glitten vor mein Gesicht und ich spürte die Tränen, welche sich über meine Wange gezogen hatten.

«Ist das wirklich meine Vergangenheit?»

Schluckend drangen die Worte über meine bebenden Lippen, die ich fest zusammenpresste, um mein Schluchzen nicht ertönen zu lassen, welches sich in meiner Kehle aufbaute.

Ich erinnerte mich kaum an ein Leben vor dem Moment, als ich mich für diesen Mann entschieden hatte. Er war ein Anführer, Krieger und starb, doch die Zeit davor… Sie war verschwommen, nicht zu erkennen und der Tempel, welcher mich als Miko gelehrt hatte meine Kräfte für die Menschen anzuwenden, schien wie ein Schauspiel, das nie stattgefunden hatte.

Ein Druck baute sich in meinem Hals zusammen.

Wut setzte sich in meinem Inneren fest und ich ballte meine Hände zu Fäusten, schlug sie auf den Boden ein.

Mein Kiefer zusammengepresst, schrie ich meinen Unmut aus, als ich es nicht mehr unterdrücken konnte.

Der Wunsch in meine Zeit zurück zu kehren, verstärkte sich und ich fühlte mich vermehrt nicht mehr wohl in diesem Körper, drängte meine Seele als diese hierlebende zurück. Ich war keine Miko, keine normale, so wie es Sota gesagt hatte, so wie es Kagome erkannt hatte.

Ob es auf den heutigen Tag geschoben war?

War es deswegen, weshalb sie einst erzählte, dass ich nicht normal war?

Erneut drang ein Schrei aus meiner Kehle und ich schlug wieder auf den Boden ein. Die Wärme, die sonst meinen Ärger sofort auf die Seite drängte, kam nicht und ich schluckte tief. Ich fühlte vermehrt, wie ich nicht zu sein schien, was ich bis anhin war.

Hatte ich diese Täuschung selbst aufgebaut?

War ich dazu fähig?!

«Verdammt, zeig mir die Wahrheit! Sag mir wer ich bin!»

 

«Erbärmlich, wie du zusammenkriechst».

 

Erschrocken hielt ich in meiner Bewegung inne, hatte meine Lider nach oben gerissen und wandte mich zu der Person um, welche hinter mir zum Stehen gekommen war.

Seine bergsteingoldigen Iren erfassten meine in Träne getränkten braunen Augen.

«Wenn ich euch zu erbärmlich bin, weshalb seid ihr dann hier?», war es mein Unmut, welcher aus mir heraussprach.

Was hatte er auch hier zu suchen?!

Ich wollte ihn nicht sehen. Nicht ihn und auch nicht seine Mutter. Einstig allein Inuyasha und dessen Freunde hätten mich finden sollen.

Bei ihnen fühlte ich mich aufgehoben. Zu Hause, auch wenn es am Anfang nicht so war.

Sesshomaru ohne Rin hatte jedoch lediglich einen bitteren Nachgeschmack und war begleitet von Abneigung.

Ein Knurren drang durch seine Kehle.

«Erheb dich».

Wie bitte?!

Was sollte ich tun?!

«Und wenn ich nicht will?», gab ich ihm genervt zu verstehen und er verzog sein Gesicht, bewegte sich auf mich zu und kam vor mir zum Knien.

Meine Finger umgriffen den Stab neben mir und auch wenn ich meine Macht nicht zu kontrollieren wusste, würde ich sie versuchen einzusetzen, wie ich es vorher getan hatte.

«Lächerlich» glitt es ihm begleitend von einem verächtlichen Ausstoss eines Atemzuges über die Lippen und ich fühlte, wie er erneut mein Handgelenk griff.

 

«Aiko!»

 

Es war seine Stimme und ihr Reiki, welches ich fühlte, als ich den Ruf nach mir vernahm, doch der Blick in die Augen von Sesshomaru zeigte mir, dass er sich dieses Mal nicht aufhalten lassen würde, zu tun, was er tun wollte und bevor ich etwas gegen sein Handeln unternehmen konnte, waren wir in einem Licht, wie einst schon mal, verschwunden.

Mich ihm entrissen, als ich den Boden unter meinen Füssen vernahm, lag Verachtung in meinen Augen. Ich war wütend.

Er hatte sich wieder über meinen Kopf gestellt.

Den Stab fest in meiner Hand haltend, wollte ich ihn soeben erklingen lassen, als ich ein leises Kichern hinter mir vernahm. Meine Augen schweiften umher.

Die Umgebung war keine landschaftliche Weite, die ich in den letzten Wochen gesehen hatte, nein die Architektur wies mich auf einen Palast hin und als ich mich um 180 Grad gewendet hatte, erkannte ich die Frau, die vor einigen Minuten schon vor mir gestanden war.

Ihre goldigen Iren lagen, in den Meinen und sie legte eine Hand vor ihren Mund, als sie ihre Augen in diejenigen des Mannes hinter mir wendete.

«Wo sind deine Sitten hin, Sesshomaru. Lehrte ich dich nichts?».

Ich zuckte zusammen, obwohl die Frage nicht mir galt, doch sie war entrüstet, zynisch und zischend zugleich. Der Zorn war nicht zu erkennen, aber er war in ihren Worten mitgetragen worden.

«Ihre Tränen sind mir gleichgültig».

«Und was führt dich zu mir?»

Es war wie ein Blitz, welcher zwischen ihnen herrschte, denn ich konnte die Elektrizität bis in meinen Knochen fühlen, doch Sesshomaru sprach nicht.

Was erlaubte er sich?!

Mich hier hin zu bringen, aber nicht zu sprechen?

Hatte er kein Benehmen?!

«Ich verstehe, du willst wissen, wer sie ist», wieder dieses Kichern und ich zuckte abermals merklich zusammen.

Mir wurde merklich bewusst, dass ich es vor mir mit einer Göttin zu tun hatte. Sie war die Inu no Kami, die Herrin der westlichen Länder.

 

«Will sie denn auch wissen, wer sie ist?»

 

Ihre Stimme war wie ein Hauch in meine Ohren geglitten und als ich abermals blinzelte, erkannte ich schreckhaft mein zweites ich neben ihr.

Ein Lächeln hatte sich auf deren Lippen gelegt, doch sofort ich erneut meine Augen schloss und wieder öffnete, war sie verschwunden.

«Woher wisst ihr wer ich bin? Ich begegnete euch heute zum ersten Mal», waren meine gewählten Worte und hörte wie sie leise ausschnaubte.

«Ärgerlich, doch Toga hat erwähnt, dass dies geschehen wird.»

Toga?

Wer war nun Toga?

Ein Schnauben hinter mir und ich spürte das aufkommende Yokai.

«Warum sprecht ihr von Vater, Mutter?!».

Sein Vater?!

Wie bitte?!

«Dein Vater wusste, dass sie ihr Gedächtnis verlieren würde und vergisst was sie wirklich ist».

Ich stockte.

Mein Atem ging schnell. War der Mann, welchen auch Inuyasha als Vater hatte, nicht vor vielen Jahren gestorben?

«Was…. Was bin ich?», fragte ich kleinlaut und sah ihr in die Iren, welche sich wieder zu mir wandten.

Ihr Kopf legte sie in ihre Hand, welche sie mit ihrem Ellbogen auf der Armlehne abgestützt hatte.

Ihr Mittelfinger lag an ihren Lippen und sie schien leicht zu schmunzeln.

Ergötzte sie sich an meinem inneren Leid?

Abermals erhob ich meine Stimme.

«Sag mir was ich bin!»

Die Respektlosigkeit in meinem Satz war mir in diesem Moment gleichgültig und auch wenn ich die aufkommende Wut hinter mir fühlen konnte, es zu wagen so mit seiner Mutter zu sprechen, war es sie, welche leicht zu Lächeln schien, bevor sie mir die Antwort gab, welches mein inneres erschütterte und mich nach unten sinken liess.

 

«Ein Daiyokai, welche den Tod mit der Seelenwanderung überwindet».

Ich, eine von ihnen

Sitzend auf der Treppe vor dem grossen Anwesen, war mein Blick in das Leere gerichtet. Die Worte, welche die Inu no Kami an mich gewandt hatte, hallten noch immer in meinen Ohren nach.

Ich war ein Daiyôkai, eines Ihresgleichen.

Schluckend spürte ich abermals wie eine Träne mich verliess und stumm liess ich sie den Weg nach unten gleiten, fühlte wie sie an meinem Kinn kurz hängen blieb, bis sie durch die Schwerkraft auf den Boden fiel.

Mein Körper fühlte sich taub an, als hätte man ihm die Lebenslust genommen und als ich den Stab leicht in den Fingern bewegte, waren es auch die Glocken, welche mich nicht erreichten.

Alles was ich bis anhin geglaubt hatte, löste sich in Bruchteile auf, wie ein grosser Spiegel, der zerbrach und ich war nicht in der Lage die zersplitterten Teile mehr in die Hand zu nehmen.

Was brachte es schon?

Ich konnte nichts mehr daran ändern, war so geboren worden und wanderte von Zeit zu Zeit. Die Geschehnisse bei Ruffy, bei Sasuke, sie waren alle ein Teil von mir, doch hatte ich sie schon erlebt. Das Einzige was war… ich konnte mich nicht mehr daran erinnern und die Frage, welche ich mir nun stellte, ob ich es überhaupt noch wollte?

Wollte ich mich an ein Leben erinnern, welches ich nicht mehr führen könnte?

Ich wollte lediglich ein normales Mädchen sein. Ein Mädchen, das ihr Studentenleben überwand, ihre Liebe fand und irgendwann ihre eigene Zukunft mit dem Mann, welchen ich liebte, aufbauen würde.

Schwer glitt mir der nächste Atemzug über die Lippen und das leise Schluchzen drang über meinen Mund.

In ihren Worten glich ich meinem alten ich nicht, war noch nicht diejenige, die ich einst war und ich wusste, dass es an meine Erinnerung lag.

Es blockierte mein altes Wesen und erneut fragte ich mich, wollte ich es überhaupt freisetzen?

«Ich sollte zurückkehren», waren meine leisen Worte an mich selbst und ich schloss meine Augen, als ich einen Windzug hinter mir vernahm.

«Du wirst hierbleiben».

Meinen Kopf nach hinten gewandt, sah ich in das Gesicht des Mannes, welches mich von oben nach unten ansah. Ich spürte den Unmut in mir, doch ich war zu müde.

Zu müde von all diesen letzten Offenbarungen, weshalb ich mich wieder umwandte.

«Wenn ihr es wünscht».

Meine Stimme ein Flüstern und das Schnauben, welches ich erwartete, kam nicht. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, dass ich automatisch damit gerechnet hatte, doch so sehr es mich auch wundert, so schnell war es mir gleichgültig.

Jeder Atemzug schmerzte in meiner Brust und ich wusste nicht, was ich nun fühlen oder gar tun sollte.

«Dein Verhalten ist bedauernswert».

Ich lächelte leicht, was hatte ich auch erwartet?

Das er nach meiner Zustimmung gehen würde und mich in Frieden liess?

Wohl kaum. Er war ihr so ähnlich.

Sesshomaru war so sadistisch wie seine Mutter.

 

Die Finger legten sich unter mein Kinn, als er sich nach unten gebeugt hatte und wohl mein Lächeln erhascht hatte. Die Augen waren verengt, verärgert.

«Du verspottest mich?»

Ich schloss meine Lider und legte meine Finger um die seinigen, zog sie von meiner Haut weg, bis ich erneut in seine Iren sah.

«Habt ihr schon einmal in Betracht gezogen, dass ihr nicht der Mittelpunkt meines Lebens seid?»

Meine Stimme war betrübt und ich liess meine Hand von der seinigen gleiten.

Er verzog seine Miene und ich erkannte den Zorn in seinen Iren.

Sesshomaru erhob seine Hand und ich spürte wie seine Finger sich in meine Haare krallten. Er zog sie nach hinten und ich verzog mein Gesicht. Schmerzlich fühlte ich das Ziehen an meiner Kopfhaut.

Was sollte dies werden?!

Fühlend wie sein Atem an meine Haut entlangfuhr, riss ich die Lider auf.

Meine Hände legten sich an seinen Brustpanzer, wollten ihn von mir fernhalten, doch die Kraft, welche ich sonst in meinem Körper trug, war erschöpft. Jeder Muskel schien von der Last zu spüren, welche ich auf den Schultern zu tragen hatte.

«Hört auf», waren meine leisen bittenden Worte und schluckte die keimende Angst hinunter.

Ich fühlte, wie sein Mund sich seitlich meiner Kehle bewegte und ich erzitterte unter dieser leichten Berührung.

Sie erschauderte mein Inneres und liess eine innere Wärme erbeben, die ich nicht fühlen wollte. Nicht bei ihm.

«Hört auf, ich bin nicht Eure!»

Ein Knurren.

«Vielleicht sollte ich dies ändern, damit dein vorlautes Mundwerk geschlossen bleibt».

Angst keimte auf.

Das würde er nicht tun?!

Nein, er verabscheute Menschen.

Hastig ging mein Atemzug.

Ich war keiner. Ich war kein Mensch!

«Nicht, bitte, Sesshomaru-sama», waren meine leisen bittenden Worte und ich fühlte, wie der zarte Hauch des Atems sich entfernte und der Griff aus meinen Haaren lockerer wurde.

Er richtete sich auf und liess mich zurück.

Schluckend spürte ich das Zittern meines Körpers aufkommen und ich hielt mir die Stelle, wo bis anhin noch seine warmen Lippen gewesen sind.

 

«War mein Sohn unsittlich zu dir?»

Erschrocken wich ich nach hinten, als mein Blick über die Wolken gezogen waren, die das Anwesen umhüllten. Wir waren in den Himmel aufgestiegen und ich hatte realisiert, wie mein Fluchtweg in ein Hauch von Nichts verschwand, als sie sich an mich gewandt hatte.

Meine Iren lagen in die Ihrigen. Ihre Gesichtszüge zeigten mir nicht, ob sie sich wirklich Sorgen um mich machte oder ob dies eine gespielte Höflichkeit meiner eigentlichen Herkunft war.

«Du musst ihm verzeihen. Er ist töricht und seine Lehre endete zu schnell, sodass er die Sitten gegenüber einer Dame nicht zu verstehen bekommen hatte».

Ihr Seufzen war tief und dennoch war ich mir nicht sicher, ob diese Bekümmerung gegenüber seinem Verhalten nicht vorgetäuscht war.

Entschuldigte sie damit sein dominantes und besitzergreifendes Verhalten mir gegenüber?

Ich sagte nichts, als sie sich neben mir gesellte und den Blick auf die Wolken schweifen liess.

«Ich kann dich fort bringen, weit weg von ihm zu diesem…»

Leichte Verachtung schwang in ihrer Stimme mit und ich wusste, dass sie von Inuyasha reden musste. Wie sehr hatte sie es wohl getroffen, als ihr Mann eine Zweitfrau genommen hatte?

«Du musst es mir nur sagen», waren ihre darauffolgenden Worte und ich liess meine Augen in das Seitenprofil von ihr gleiten.

Ihre Züge waren weich und dennoch war da eine gewisse Härte dahinter. Sie schien schon vieles erlebt zu haben.

«Erlaubt mir die Frage, aber wie lange kennt ihr mich?»

Sie lächelte zart auf, doch so kurz ich es gesehen hatte, so schnell war es auch wieder aus ihrem Gesicht verschwunden.

War es die Erziehung, welche sie so sehr darauf getrichtert hatte keine Gefühle zu zeigen?

«Seit deine Augen die Welt erblickt haben».

Erschrocken wich ich nochmals zurück.

«Es ist eine Schande, dass du dir dieses Wesen angeeignet hast. Eine Miko, die den Menschen hilft». Erneut vernahm ich diesen leichten Abschaum in ihrer kühlen Stimmlage, die sanft den Wind trug.

«Deine blaugrauen Augen waren selten zu sehen – magisch, klar – du glichst ihr».

Ich glich ihr?

Sprach sie von meiner Mutter?

Zuckend fühlte ich, wie sich ein Bild vor meinem inneren Auge schob. Lachend war ich um eine Frau mit langen schwarzen Haaren gerannt. Sie zogen sich dem Boden nach.

Mein Schatz.

Schluckend wich ich zurück.

Was war das gewesen?

«Wa… was ist mit ihr geschehen?»

Ihre Hände legten sich ineinander und ihre Miene verfinsterten sich.

«Es ist nicht an der Zeit dir dies offen zu legen – nun frage ich dich noch einmal. Willst du fort?»

Ich versuchte ihren Blick zu erhaschen, ihr die Antwort stumm zu entlocken, doch wie die Male davor zeigte sie keine Regung mehr in ihrem Gesicht.

Wo die Wut gewesen war, lag nun der monotone Ausdruck.

Nickend beantworte ich stumm ihre Frage und spürte wie sie mit einer Handbewegung dafür sorgte, dass ich von ihrem Anwesen verschwand.

 

Blinzelnd blendete mich die Sonne, als ich meine Iren nach oben gerichtet hatte. Sie hatte mir geholfen, gegenüber ihrem Sohn, doch wusste ich, dass das nächste Aufeinandertreffen erneut von Zorn begleitet wäre.

Ob er mich dann…

Den Kopf darüber geschüttelt, versuchte ich mir im Klaren zu werden, was ich nun tun wollte?

Sollte ich versuchen Rin und Jaken aufzusuchen, würde ich zu schnell wieder auf ihn treffen, doch sollte ich nun wirklich zu Kagome und Inuyasha zurückkehren?

Nach all dem was hier geschehen ist?

Eine Stimme hinter mir vernommen, glitten meine Iren in die goldigen, welche ich soeben noch in meine Gedanken gehabt hatte.

Er lief mit schnellen Schritten auf mich zu und packte mich am Arm. Seine Augen waren mit Zorn erfüllt.

«Was soll das werden?!»

«Inuyasha!»

Es war der Ausruf von Kagome, welche sogleich aus dem Wald hinaustrat. Mein Blick schweifte umher und ich erkannte die Lichtung, wo der Brunnen stand.

Sie hatte mich wirklich wie versprochen in die Nähe von ihm gebracht.

Ob ich ihr wohl trauen konnte oder was bezweckte sie mit ihrer Art bei mir?

«Jetzt rede schon! Was sollte das werden?!»

Erneut wichen meine Iren in diejenigen, welche zornig vor mir standen, bevor ich mitgerissen wurde und er hart auf dem Boden landete. Kagome hatte ein Machtwort gesprochen, schien sie sich zu sorgen, dass er mich verletzten könnte.

Doch war es nicht ich, die ihn verletzt hatte?

Die ihm den Rücken zugewandt hatte und mit seinem Bruder ging?

Mich in der knienden Position ihr zugewandt, erkannte ich wie Sango, Miroku und Shippo neben ihr traten.

Tief atmete ich aus und sah entschuldigend zu ihnen.

Ich wollte meine Gedanken nicht festigen, wollte mein Schicksal nicht annehmen, doch sie hatten das Recht.

Das Recht zu erfahren, was mit mir geschah.

«Ich wollte euch keinen Kummer bereiten, aber es ist Zeit euch etwas zu erzählen…»

 

Das Feuer knisterte in der Stille, welche sich auf uns niedergelegt hatte und ich liess meinen Blick nochmals durch die Reihe gleiten. Alle sahen mich verwundert an, doch er hatte mir den Rücken zugewandt und die Arme vor seiner Brust verschränkt.

Inuyasha war in der Hinsicht, wenn man log, genau gleich und ich konnte es ihm nicht verübeln zu fühlen wie er es nun tat, auch wenn ich von all dem nichts wusste. Er war wütend, zornig oder gar enttäuscht?

Ich wusste es nicht.

Meine Iren glitten in das der alten Miko. Sie war betrübt, bekümmert und obwohl sie es nicht zeigen wollen würde, war da die Enttäuschung in ihrer Iris.

Ich hatte ihnen all die Miko vorgespielt. Die heilende Priesterin, die ihre Lehre lernte, doch nun legte ich ihnen offen, dass ich nichts anderes als Sesshomaru war.

Das ich einer von deren Gleichen bin.

Kaede schloss ihr heiles Lid.

Sie würde ihr Missfallen nicht aussprechen und dennoch fühlte ich das aufgebrachte Reiki.

Ob es ihr missfiel, dass ich als Daiyôkai die Fähigkeit einer Miko in mir trug?

Bekümmernd liess ich den Kopf hängen.

Könnte ich mein Schicksalsrad selbst in die Hand nehmen, würde ich mein Leben ändern. Hier und jetzt wäre ich kein Teil mehr von dieser Vergangenheit und ich könnte so leben, wie es die anderen Mädchen in meinem Alter taten.

«Verzeiht, dass ich euch Schmerz bringe. Es war nicht in meiner Absicht euch Lügen vorzugeben», waren meine sanften Worte und als ich das Schweigen weiterhin vernahm, war es an mir mich dafür zu entscheiden zu gehen.

Sie ihren Weg gehen zu lassen und meinen eigenen zu finden, denn auch wenn ich mein Schicksal nicht annehmen wollte, konnte ich meine Herkunft nicht rückgängig machen.

Ich war kein Mensch, kein normales Mädchen.

Ich war anders und ich würde immer und immer wieder zurückkehren in ein Leben, welches ich nicht leben wollte.

Meine Hand legte sich auf meinen rechten Oberschenkel, damit ich mich mit dem linken aufrichten konnte, als ich die leise Stimme von Kagome vernahm.

«Wie schrecklich muss es sein nicht zu wissen, wer man wirklich ist?».

Schluckend biss ich mir auf die Lippen.

Sie sprach die Worte aus, die ich mir nicht in den Kopf setzen wollte, denn auch wenn ich all dies hörte, wusste ich noch immer nicht, wer ich eigentlich war.

«… aber wie schmerzhaft muss es sein, das Gefühl zu bekommen, man würde allein gelassen werden».

Ein Kloss bildete sich in meiner Kehle, doch ich wagte es nicht meinen Blick zu erheben, als ich hörte wie die Dielen unter ihr nachgaben und ihre zarten Hände sich um meine legten.

«Du bist hier, du bist dort und dennoch bist du eins – verurteile deine Seele nicht für das, was sie geboren ist, Aiko. Sie kann nichts dafür.»

Bebend bewegten sich meine Lippen und ich wagte es meinen Kopf zu erheben, ihr in die blauen Augen zu sehen. Ihre Gesichtszüge waren sanft, wärmend und ich fühlte, wie ihr starkes Reiki sich heilend einen Weg in mein Inneres suchte.

«Kagome hat recht».

Meine Augen schweiften ab, als die ältere zerbrechliche Stimme den Raum erfüllte. Sie richtete sich auf und ging zur Türe, welche durch die Strohmatte verdeckt wurde.

«Ein vorbestimmtes Schicksal kann sich ändern, aber das Wesen nicht zu akzeptieren, welches man ist, trennt dich von deinem ich und lässt dein Inneres zersplittern – unrein werden».

Ich stockte.

Meine Lider hatten sich nach oben gewandt und mit grossen Augen sah ich auf ihren Rücken, als sie soeben die kleine Hütte verliess.

«Zersplittern…» leise wiederholte ich die Worte, denn das war geschehen.

Ich hatte mich getrennt, nahm die Zeiten nicht an und hatte Angst vor all den Dingen, die geschahen, doch sie waren geschehen. Diese jetzigen Momente gab es schon einmal, vielleicht nicht so, aber ähnlich und ich wiederholte sie erneut.

Nur um mich zu erinnern.

 

*

 

Mich auf die alten Holzdielen niedergelassen, sah ich in die Sterne empor, machte mir viele Gedanken über die gesprochenen Worte und der Wahrheit, die ich zu hören bekommen hatte.

Ein Daiyôkai.

Ich.

Wie viele Jahre lebte ich schon?

Und was meinte Inu no Kami damit, weshalb Sesshomaru mich nicht erkannte?

Kannte er mich schon länger?

Kaum konnte ich mir sein Verhalten dann erklären.

Tief atmete ich aus und zog das rechte Bein an, den Stab neben mir liegend und ich strich sanft den Glocken entlang, die leise in einem zarten Ton ertönten. Er war sanft, befriedigend und friedlich, schöpfte von Wärme.

Ich fühlte die Akzeptanz. Die Akzeptanz gegenüber meiner Seele und mein Schicksal.

Ob es wohl die Worte von den Anderen waren, die mich besinnen liessen und die Angst nahmen?

Lächelnd zog ich eine meiner Haarsträhne nach hinten, welche mir ins Gesicht hing. Die anderen schliefen hinter mir in der kleinen Hütte von Kaede und ich war ihnen dankbar, dass sie mich nicht allein liessen.

Mich aufrichtend zog ein fester Windzug an mir vorbei und bevor ich aufsehen konnte, war es die Bewegung hinter mir, welche mich sogleich schützend nach hinten zog.

Inuyasha stand neben mir und sah in die Augen des Mannes, welcher zu uns gekommen war. Die Lider waren verengt auf mich gerichtet und ich spürte das drückende Yoki auf meinem Körper.

«Denkst du mir entfliehen zu können, Miko?»

«Was willst du hier Sesshomaru?»

Inuyasha liess mich erst gar nicht zu Wort kommen, sondern stellte sich nun leicht vor mir, doch es schien diese Situation nur zu verschlimmern.

«Inuyasha, geh mir aus dem Weg»

Die Stimme war eisig, durchzogen von einem dünnen Faden von Zorn und ich hörte das Knacksen der Finger von dem Silberhaarigen vor mir, bereit mich vor dem Lord des Westens zu schützen.

Vor seinem eigenen Bruder.

«Hast du nicht genug angerichtet?»

Ein Knurren.

«Geh mir aus dem Weg».

Ich fühlte das Yoki auf meiner Haut und sah wie sich die Fingernägel grün färbten. Erschrocken faste ich an die Schulter von Inuyasha.

«Inuyasha», gab ich leise von mir und seine goldigen Iren legten sich in die Meinigen.

«Lass mich mit ihm reden».

Er verzog seine Miene und aus meinem Augenwinkel erkannte ich, wie das grüne Licht sich zurückzog, doch die Wut war greifbar.

«Du bleibst aber bei uns».

Bestimmend mit Druck in der Stimme und einem warnenden Blick zu Sesshomaru, nickte ich zustimmend. Ich würde hier bleiben, zumindest mein Körper, denn es wurde Zeit zu Kuro zurückzukehren.

Bald.

 

«Du wagst es zu fliehen?»

Kälte zog durch meine Glieder und ich erkannte, wie die Iren aufblitzten, als ich ihn ansah und keine Miene dabei verzog. Ich hatte damit gerechnet, hatte mich innerlich auf ihn vorbereitet und stand nun mit ihm auf dem Hügel zu der Lichtung des heiligen Brunnens.

Inuyasha nicht weit weg von uns.

«Eure Mutter gab mir die Gelegenheit dazu», waren meine ehrlichen Worte und ich versuchte eine Regung aus seinen Augen zu entnehmen, doch da war nichts.

Er schwieg und es schien, als würde er warten.

Warten auf verzeihliche Worte, wie es Jaken sonst immer tat.

«Ich werde euch nicht um Verzeihung bitten», waren meine Worte und ich spürte wie gefährlich erneut sein Yokai anstieg.

«Eurer Zorn wird nichts daran ändern, Sesshomaru-sama», gab ich weiter von mir und ich hörte wie in seiner Kehle ein gefährliches Knurren aufkeimte, bevor er die Distanz zwischen uns in Luft auflöste.

Ein Kribbeln keimte in mir auf und ich fühlte wie seine Nägel sich fest in meine Haut krallten, bevor er stumm innehielt und seine Iren hin und her schweifen liess.

Die Finger strichen an meinem Hals entlang und ich fühlte das Erbeben in meinem Körper. Es zog, fest, überall.

«Mein Biest hat sich nicht getäuscht».

Das Erbeben verwandelte sich zu einem zarten Schauer, welcher sich über meinen ganzen Körper zog und ich konnte nicht anders, als weiter in seine bergsteingoldigen Iren zu sehen.

Was war das auf einmal?

Wieso fühlte ich diese Verbindung zu ihm, dieses Ziehen in meinem Unterleib und doch diese Wut?

 

Meine Lippen bebten, als ich seine Finger ergriffen und sogleich von mir entfernt hatte. Dieses Gefühl war befremdend und ich hatte Angst davor.

«Aiko…»

Es war dem Hanyou seine Stimme, welche beschützend von hinten auftauchte, doch ich wagte es nicht meine Augen von Sesshomaru abzuwenden. Er erhob abermals seine Hand, sah wie die Haare zwischen seine Finger hindurchglitten, als er einzelne Strähnen davon an seine Nase hielt und ihnen einen zarten Kuss aufdrückte.

Roter Schimmer legte sich auf meine Wange und das Erbeben erschütterte mich.

Schluckend wich ich zurück, als ich ein Lachen in meinem Inneren vernahm, ein hohes Anwesen vor meinen Iren erkannte und ein silbriger Schimmer die Gedanken durchzog.

Kopfschüttelnd hörte ich nicht, wie Inuyasha nochmals meinen Namen sagte, denn das einzige was ich wahrnahm waren seine bergsteingoldigen Iren.

Ich konnte nicht anders.

Und verschwand.

Verschwand in meine Zeit.

Das erste Mal

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Dieses Mal nicht

Die Decke war über meinen nackten Körper gezogen und sah lächelnd zu dem schlafenden Mann neben mir. Ich beugte mich leicht nach unten, zog die herunter hängenden Strähnen nach hinten, damit ich ihn nicht wecken würde und legte sanft meine Lippen auf die Stirn ab. Ich hörte das leise Murren und schmunzelte.

Friedvoll fühlte ich das Glück, welches mich erfasste.

Was würde ich dafür geben, dass dies immer anhalten würde.

Tief atmete ich aus und wollte keine schlechten Gedanken zulassen, weshalb ich aus dem Bett schlüpfte und mir ein Top, wie auch eine kurze Shorts anzog.

Zum Fenster gehend, zog ich es auf, um frische Luft hereinzulassen. Ich atmete tief ein, spürte das leichte Ziehen in meiner Mitte und verzog die Miene.

Es war wunderschön gewesen, aber dieses Gefühl danach war doch leicht unangenehm.

Wieder hörte ich das Murren, bis Kuro schreckhaft aufsass, umsehend bis sein Blick bei mir stehen blieb.

Ich ging auf ihn zu und legte eine Hand auf die Seinige.

«Ich dachte du wärst…»

Den Kopf darüber geschüttelt, sah ich wie er erleichtert ausatmete und sich wieder hinlegte, mich dabei mitzog.

«Seit deinem letzten Verschwinden, habe ich immer den gleichen Traum».

Meine Finger, welcher auf seiner nackten Brust nachzogen, hielten inne und ich erhob meinen Kopf erneut, um ihm in die Augen zu sehen.

«Was für einen Traum?»

«Ich sehe dich immer wieder in einem Jūnihitoe».

Meine Lider rissen sich nach oben, schockiert sah ich ihm in die Iren.

«Wa… was?»

«Naja, in diesem 12 Schichten Kimono, welcher die Kaiserinnen oder Göttinnen in den Mythen trugen… ausserdem…».

Kuro zögerte und ich fing an meine Gedanken zu ordnen, als ich sah, wie mehrere Bilder vor meinem Inneren Auge abgespielt wurden.

Ein Gelächter ging wieder durch mein Gehör und ich löste mich weiter von dem Mann unter mir. Seine Finger hielten mich fest und sahen mich sorgend an.

«Was ausserdem, Kuro?»

Meine Stimme war bebend und dennoch musste ich es hören. Ich musste die Worte aus seinem Mund vernehmen.

«Du hast tiefschwarzes Haar und graublaue Augen, kristallklar… zudem war dein ganzes Wesen älter», gab er zu verstehen und schluckte schwer.

Er sah mich, wie ich wirklich bin und vermehrt erkannte ich das Anwesen von früher.

Es war gross, weitläufig.

Aiko, komm herein, wir haben Besuch.

Fest schlug mein Herz, als ich diese Worte vernahm und liess meinen Blick sinken.

Ich wollte diese Erinnerung nicht.

Nicht jetzt.

 

«Aiko?»

 

Schweigend wandte ich mich leicht ab, als Kuro sich erneut aufrichtete, mir die Hand auf die Schulter legte und die andere noch immer fest umgriffen hielt. Ich schluckte. Erneut.

Wie sollte ich ihm das bloss erklären?

Würde er bei mir bleiben?

«Ich…».

Stockend biss ich mir auf die Lippen.

«Sag mir endlich was passiert ist».

Meine Lider pressten sich zusammen und ich atmete tief aus.

«Meine Kräfte kommen nicht von irgendwoher», fing ich zögerlich an und fühlte, wie er mich zu sich wandte. Seine dunkelbraunen Augen trafen die Meinen und sie schienen nun noch dunkler zu sein, als sie es waren durch die Dunkelheit in meinem Zimmer.

Das Zittern nahm mich ein und ich atmete noch einmal tief aus.

«Ich bin ein Daiyôkai».

Ich fühlte, wie er weiter nach oben rutschte, wie sein Griff stärker wurde und mich dazu zwang den Blick stand zu halten.

«Ein Daiyôkai?» fragte er nochmals nach und ich nickte zögerlich. Seine Hand strich mir über die Wange.

«Es tut mir leid, ich hätte es dir früher sagen sollen, aber ich…», fing ich an, denn das schlechte Gewissen holte mich ein ihm solange nichts gesagt zu haben.

«Es ist mir egal».

Verwirrt sah ich ihm in die Augen, als seine Finger sanft die Strähne aus meinem Gesicht zogen.

«Ich habe Angst davor, was noch alles passieren wird, Aiko, aber es ist mir egal was du bist, was du warst oder sein wirst».

Ich schluckte schwer. Diese Worte trafen mein Herz und ich konnte nicht anders, als meine Hände fest um diejenige zu legen, die mich hielt.

Er lächelte und ich versuchte die Tränen, die sich vor meinen Iren bildeten zu unterdrücken.

Es tat mir weh zu sehen, wie viel er für mich tat und dabei zu wissen, dass irgendwann mein jetziges ich nicht mehr so sein wird, wie es in diesem Moment war.

«Du hast das alles nicht verdient», gab ich leise von mir und musste meine bebenden Lippen davor bewahren ein Schluchzen entgleiten zu lassen.

«Ich nehme jeden Schmerz auf mich, das weisst du».

Verheerend schüttelte ich dabei den Kopf.

Diesen Satz wollte ich nicht hören, denn das sollte er nicht tun.

«Nein. Das überlebst du nicht», das Zittern nahm meine Stimme ein. Sie war brüchig und ich legte meine Hände auf seine Wangen.

«Das darfst du nicht. Wir…. Wir müssen dich von mir trennen. Ich weiss nicht, wie mächtig ich werde… Kuro, ich will nicht… nein, ich würde es mir nie verzeihen, wenn du nie mehr aufwachst. Bitte… wir müssen…», immer wieder stockte ich, immer wieder brach meine Stimme entzwei, bis das Schluchzen mich komplett einnahm.

Ich wollte es nicht noch einmal miterleben müssen, wie er schlafend vor mir lag ohne jegliche Regungen von sich zu geben.

Er würde verhungern ohne ärztliche Hilfe, würde nicht mehr überleben können.

«Aiko, beruhig dich».

Kuro nahm meine Hände von seiner Wange und zog mich fest an seinen Körper heran. Ich spürte die Wärme von seiner nackten Haut und krallte mich unweigerlich in seine Brust.

Ich war ein Daiyôkai.

Mächtiger als die Yôkais. Ich durfte sein Leben nicht aufs Spiel setzen.

 

«Wir werden eine Lösung finden»

 

*

 

Aiko, komm herein, wir haben Besuch.

Meine Augen schweiften über die grüne Wiese vor mir, bis sie bei dem kleinen Teich endete, der mit einem Kirschbaum in mitten des Gartens stand. Ich richtete meinen Blick auf die Mauern, die mich von der Aussenwelt abschotteten, bis ich mich umwandte zu der Stimme, die mich gerufen hatte.

Eine zierliche Frau mit langen schwarzen Haaren stand auf den Holzdielen, die zu dem Anwesen gehörten, welches sich vor mir erstreckte und ich hörte meine eigene kicherende Stimme, die sie bei ihrem Namen nannte.

Mama, ist es die verehrte Hime-sama, Inu no Kami?

Ein Nicken, ganz schwach zu erkennen, bevor sie sich in nebelndem Rauch auflöste und sich die Umgebung änderte.

Immer wieder rief ich ihren Namen, bevor die hellbraunen Iren eines Rothaarigen mich trafen. Er stand vor mir gebückt und streckte mir die Hand hin.

Shanks.

War mein Flüstern, welches mich verliess, bevor er mich zu einer kleinen Hütte führte, nicht weit weg vom Dorf.

Du wirst hierbleiben, bei Ace, Ruffy und Sabo, bis ich wiederkomme.

Ich fühlte, wie seine Hände die meine verliessen und ich ihm noch hinterherschrie, dass er mich nicht allein lassen sollte, doch die Aufmerksamkeit lenkte sich sogleich zu dem Jungen mit den Sommersprossen.

Ace.

Er nahm mich an der Hand und zog mich mit. Einfach so, obwohl er mich nicht kannte.

Wieder hörte ich mein eigenes Kichern, bis die Umgebung erneut verschwand.

Aiko, ich warte nicht ewig!

Erschrocken wich ich mich um und erkannte einen Jungen mit schwarzen Haaren und einem Fächer auf dem Rücken in den Farben rot und weiss.

Ich hielt mir die Hand vor meinen Mund. Er stand vor mir. Als 13 Jährigen, in der Zeit wo noch alles gut war und ich lief auf ihn zu. Wieder hörte ich mein Lachen.

Ich fühlte, wie mich das Glück übermannte und ich lief ihm weiter hinterher, bis auch er von einem tiefen Nebel überzogen wurde.

Immer wieder entglitt mir sein Name, doch da war nichts mehr, ausser das kindliche Lachen.

Das immer wieder zu hörende Lachen meiner eigener Selbst, bis mich ein leises und zierliches Flüstern einnahm.

Ein Versprechen, hier und jetzt und für immer, überbrückend über die Zeit, bin ich dein bis in die Ewigkeit.

 

Erschrocken wich ich nach oben.

Mein Atem ging schnell, meine Brust hob sich rasant und ich versuchte meine Umgebung wahrzunehmen. Aufgeschreckt durch eine plötzliche Berührung an meinem Arm, sah ich in die dunkelbraunen Iren von Kuro, welcher mich besorgt ansah.

«Du hast schlecht geträumt».

Ich schüttelte den Kopf.

«Nein…», waren meine zögernden Worte, spürte noch immer das Kratzen in meinem Hals von den letzten Tränen, die ich vergossen hatte.

«Es war kein Albtraum. Es waren Erinnerungen… vermehrte Erinnerungen», gab ich leise von mir und glitt auf die Seite meines Bettes.

Meine Hände waren auf die Matratze abgestützt, hatte meinen Körper leicht nach vorne gebeugt und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.

Ich hatte ein Versprechen gegeben, wie es besiegelt wurde, hatte ich nicht mehr vernommen, aber es war da und mein eigentliches ich hielt daran fest.

«Wem hast du es gegeben?», fragte ich flüsternd nach und hörte die Nachfrage hinter mir.

Kuro konnte nicht wissen, dass ich mit ihr versuchte zu kommunizieren. Sie jeweils aufzurufen mir zu antworten und als ich ihm eigentlich schon erklären wollte, was ich gerade versuchte, hörte ich ihre leise Stimme in meinem Kopf.

Ihm. Allein ihm, habe ich es gegeben.

Ich biss mir auf die Lippen. Wieder antwortete sie mir nicht direkt. Sie sprach, wie so oft, in Rätseln.

«Aiko, rede mit mir», war die leise Bitte hinter mir, als er sich gerade die Boxershorts überzog und ich mich zu ihm gewandt hatte.

Tief atmete ich aus und versuchte irgendwie zusammenzufassen, was ich gesehen und gefühlt hatte.

«Vielleicht ist es an der Zeit, wieder zurück zu kehren», seine Worte waren mit bedacht gewählt.

Er wusste, dass ich dies nicht tun wollte, bevor er nicht von mir getrennt war.

Ich konnte die Kräfte nicht kontrollieren und wusste nie zu welchem Moment sie freigesetzt wurden.

«Nicht jetzt», gab ich leise zu verstehen und richtete mich auf, lief zu der Türe und verschwand erst einmal im Bad.

 

Mein Kopf war gesenkt, meine Hände auf dem Lavabor abgestützt und ich versuchte die Bilder erneut zu fassen, welche ich erst vor kurzem gesehen hatte.

Ich selbst war kaum zu erkennen, doch all die Gesichter, sie waren mir nicht fremd und eine Wärme durchströmte mich, doch ich konnte sie nicht mit einem Lächeln quittieren.

Betrübt sah ich mich im Spiegel an, strich mir die Strähnen aus dem Gesicht.

Ob ich mich verändern würde, wenn ich erwacht wäre?

War es ein Erwachen oder ein Finden meiner Selbst?

So viele Fragen stellten sich mir, auf die ich keine Antwort hatte und ich wusste, dass ich sie nur von einer Person beantwortet bekommen würde.

Von ihm.

Kyo.

Mir auf die Lippen gebissen, stieg ich unter die Dusche.

Das kalte Wasser würde sicherlich helfen klarer zu denken.

 

*

 

«Du willst was?!»

Er hatte die Stimme erhoben, als er mir seine Hand entrissen hatte. Ich hatte ihm soeben erläutert, dass ich ihn finden müsste, um endlich Antworten zu bekommen, die ich bitter nötig hatte.

«Kuro, nur er kann uns die Fragen beantworten. Wer soll ich sonst fragen?», gab ich bitter von mir, denn auch mir gefiel es nicht ihn aufsuchen zu müssen.

«Aiko, weisst du, was du da sagst?! Du willst dich in seine Hände begeben, darauf wartet er doch nur».

Unrecht hatte er nicht. Kyo wartete sicherlich darauf, dass ich mich ihm zuwendete, weil ich nicht mehr weiterwusste und diese Ungewissheit nicht ertrug.

Wieder schüttelte er den Kopf und blieb in seiner Bewegung stehen.

Wir waren aus meinem Elternhaus verschwunden, bevor meine Mutter erahnen konnte, was zwischen uns vorgefallen war und uns mit peinlichen Fragen ausgequetscht hätte.

«Kuro, es geht nicht anders», waren meine bittenden Worte und ich wollte erneut nach seiner Hand greifen, als er diese zu einer Faust ballte und mir sogleich entzog.

«Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich das gutheisse!».

Seine Stimme war bissig, wütend und ich seufzte schwer aus.

«Dann sag mir wen ich fragen soll!», waren es nun meine genervten Worte und ich sah ihm in die dunkelbraunen Iren, die verzweifelt überlegten.

«Wir werden jemand anderen finden, aber nicht ihn».

Bestimmend hatte er diese Worte gewählt und ich schüttelte verärgert den Kopf.

So würden wir auf keinen Nenner kommen, weshalb ich meine Verkrampfung löste und besänftigend in seine Augen sah.

«Gut, dann lass uns zu den Higurashis gehen, vielleicht können sie uns ja helfen», waren meine schlichtenden Worte und ich sah, wie er seine Hand aus der Faust löste, nickend zustimmte und abermals meine Finger in die Seine nahm.

Ich wusste, dass wohl schlussendlich nur Kyo bleiben würde, aber ich wollte jede Möglichkeit ausschliessen können, bevor ich auf ihn zugehen würde.

Wo auch immer er war.

 

«Aiko, Kuro, wie schön euch zu sehen».

Aufsehend erkannte ich Sota, wie er auf uns zukam und die Hand erhoben hatte.

Sanft lächelte ich ihm zu, doch er schien zu merken, dass etwas nicht stimmen würde.

«Kommt doch zum Tee rein. Ich hole meinen Grossvater zu uns an den Tisch. Es scheint, als würdet ihr einen Rat gebrauchen».

Nickend bejahte ich dies stumm und folgte ihm ins Haus, wo er uns abermals in den Wohnbereich führte.

Schweigend liess ich meinen Blick umherschweifen erkannte alte Fotos, wo Kagome darauf zu erkennen war. Schwach lächelte ich, war doch unter ihnen ein Bild, welches auch Inuyasha und die anderen zeigte. Kagome schien wohl ein Fotoapparat mitgenommen zu haben.

«Mein Kind», mich umgewandt, als die Stimme den Raum erfasste, richtete ich mich auf und nickte respektvoll mit meinem Kopf, was mir Kuro gleich tat, bevor wir uns erneut auf die Stühle niederliessen und dem alten Mann gegenüber sassen.

«Du scheinst Sorgen zu haben».

Zögerlich nickte ich und kaute auf meinen Lippen.

«Nun dann, erzähl mir, was dir auf dem Herzen liegt».

Er richtete seinen Blick daraufhin zu Sota, welcher sich aufrichtete, um einen Tee zuzubereiten.

«Ich bin ein Daiyôkai», gab ich zu verstehen und wartete darauf, dass die Reaktion dementsprechend ausfallen würde, doch Sota, wie auch sein Grossvater blieben in ihrem Verhalten ruhig.

Ob sie damit gerechnet hatten oder hatte gar Kagome davon erzählt und sie hatten es mir lediglich letztes Mal verschwiegen, um die Zeit nicht zu beeinflussen?

Sicherlich.

«Meine Kräfte… Sie gleichen der Kraft des Halbbruders von Inuyasha und ich kann sie nicht kontrollieren», fing ich schluckend an und knetete meine Finger verkrampft zusammen.

«Und deine Sorge liegt nicht bei dir, sondern bei Kuro?»

Ich liess meinen Blick sinken und nickte, spürte sogleich wie die Angst in mir aufkeimte.

«Ich verstehe».

 Meine Lider pressten sich zusammen. Erneut sah ich die Bilder vor meinen Augen abspielen, wie ich erfahren hatte, dass er das Bewusstsein verlor, wie er vor mir lag ohne eine Reaktion von sich zu geben, lediglich sein Brustkorb hatte sich gesenkt und schwach erhoben.

Kopfschüttelnd, fühlte ich, wie sich eine Hand auf meinen Arm legte und die feste Stimme meines Freundes den Raum erfasste.

«Ich hatte dazumal das Blut ihres Vaters getrunken, so dachten wir zumindest, nun war es ihr Blut, welches ich in mir trage», erklärte er den Ursprung dieser Verbindung.

Innerlich fluchte ich über das naive Verhalten meines Vaters.

«Und von wem hat er dieses Blut erhalten?».

«Von ihrem alten ich».

Die Luft wurde eingezogen und ich erhob erneut meinen Blick. Der Schock lag tief in den Iren des alten Mannes.

«Wie konnte er durch die Zeit kommen?»

Ich schluckte, denn ich wusste es nicht und auch Kuro war im Ungewissen darüber.

«Wir wissen es nicht. Wir gehen davon aus, dass er von ihr selbst gerufen worden ist», waren meine kritischen Worte über meine Antwort und seine Augen richteten sich wieder in die Meinigen. Er legte seinen Daumen und den Zeigefinger unter sein Kinn.

Schien zu überlegen.

 

«Hast du zu deiner anderen Seite Kontakt?».

 

Sota schenkte die Tassen mit heissem Jasmintee ein, als er seine Frage in den Raum warf und ich sah verwirrt in dessen Augen, als er sie mir zugerichtet hatte.

«Ich höre ihre Stimme, aber sie antwortet in Rätseln, weshalb?»

Er wandte sich wieder dem Herd zu, um den Wasserkocher abzustellen, bevor auch er sich an den Tisch zu uns setzte.

«Sie ist diejenige, die dir Antworten geben kann, sollten wir dann nicht versuchen explizit eine Verbindung zu ihr aufzubauen?»

Mein Atem ging schnell.

Ich hatte mir dies nicht überlegt, war davon ausgegangen, dass dies nur durch meine alten Erinnerungen möglich wäre und ich keine andere Möglichkeit hätte als Kyo aufzusuchen, doch nun…

«Das wäre möglich».

Den Kopf zum Grossvater gewandt biss ich mir auf die Lippen, denn eine explizite Frage hatte sich in meine Gedanken geschlichen.

«Wie sehr werde ich meine Kräfte benötigen müssen?».

Seine Miene verzog sich und legte seine Finger ineinander, bevor er von mir zu Kuro sah.

«Es könnte gefährlich werden für ihn», gab er von sich und ich schluckte.

Sogleich schüttelte ich den Kopf.

Nein, genau dies wollte ich nicht.

Kuro sollte nicht dabei zu Schaden kommen, nur weil ich es nicht geschafft hatte ein Daiyôkai zu bleiben.

Nicht geschafft hatte die Zeiten zu überbrücken ohne zu verlieren, wer ich bin.

 

«Wann können wir anfangen?»

Geschockt sah ich in das Gesicht des Mannes neben ihm, hatte aus reinem Reflex meine Hand erhoben, welche er sogleich gefasst hatte. Seine Iren waren fest und fixierten die Meine. Sie waren voller Sicherheit und leichten Zorn. Kuro wollte keine Wiederworte von mir vernehmen und dennoch schüttelte ich abermals den Kopf.

Stumm bildeten sich Tränen in meine Iren.

«Bitte nicht», flüsterte ich leise und bekam nur ein Kopfschütteln zu sehen.

 

«Nein, dieses Mal nicht, Aiko».

Liebe und Verlust

Die Hand entrissen, schüttelte ich noch einmal den Kopf und richtete mich auf. Immer wieder wandte ich ihn von links nach rechts, egal was mich für Worte trafen.

Kuro durfte nicht mithineingezogen werden.

«Nein», gab ich nochmals leise von mir und wandte mich von ihnen ab. Den Rücken eines Stuhles vernommen, spürte ich sogleich die Hand um mein Armgelenk.

Ich hatte bis anhin nicht bemerkt, dass mein Körper angefangen hatte zu zittern und wieder hörte ich seine Stimme an mein Ohr dringen.

«Es ist meine Aufgabe, als Beschützer. dir zu helfen».

Starr auf den Boden sehend, hatte er sich dazumal für mich entschieden. Für mich und mein Schicksal, aber bis zu diesem Moment wusste er lediglich, dass sich meine Seele gesplittert hatte.

Der Daiyôkai in mir war nie zu einem Thema geworden, weil er allen unbekannt gewesen war.

Wieder schüttelte ich den Kopf und entriss mich ihm abermals.

«Dazumal war es ein anderer Hintergrund», gab ich leise zu verstehen und verliess den Essbereich, hörte noch, wie er nach mir rief, doch ich stoppte nicht.

Zu sehr schmerzte der Gedanke, dass ihm etwas geschehen könnte.

 

Eine sanfte Brise nahm mich ein, als ich wieder vor dem Zeitbaum zum Stehen gekommen bin. Die Kerbung war noch immer an Ort und Stelle und auch wenn ich noch immer hoffte, dass dies alles irgendwie doch nur eine Parallelweltwanderung war, ist es anders.

Tief atmete ich aus.

Ich hatte ihn vor vielen vergangenen Wochen stehen lassen. Überfordert mit der Situation hatte ich mich an diese Welt erinnert und war gesprungen.

Ob er mir dies jemals verzeihen würde?

Wieder schüttelte ich den Kopf.

Was machte ich mir überhaupt Gedanken über den Mann, welcher mir fast das Leben genommen hätte und das nur aus reiner Freude und Lust?

Er war ein Monster!

Und wenn nicht?

Aufgeschreckt durch die plötzliche Stimme in meinem Kopf, sah ich mich um.

Hier war nichts.

Sie war also erneut nur ein Geist meiner Gedanken.

Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, spürte die Trauer, die mich wieder einnahm, wie das letzte Mal, als ich hier gewesen bin.

Es gab nur einen Unterschied.

Ich kannte nun den Grund.

Meine Zeit. Dieser Baum gehörte in meine ursprüngliche Zeit, nur hatte ich sie verlassen und war als Mensch zurückgekehrt.

«Das ergibt doch keinen Sinn», flüsterte ich mir selbst zu und liess meinen Augen den davonfliegenden Kirschblüten nachschweifen, bis ich verharrte und in das Dunkelbraune blickte, welches mir entgegen kam.

Viele Minuten war er mir nun nicht gefolgt, hatte mich zur Ruhe kommen lassen.

«Ich habe meine Entscheidung nicht verworfen», gab ich von meinen Lippen, als er vor mir zum Stehen gekommen war. Seine Hand traf die meine, hielt sie fest und liess seinen Blick auf die Finger hinabgleiten, welche sich nun ineinander verfangen hatten.

«Aiko, ich will, dass es aufhört».

Verwirrt zog ich die Augenbraue nach oben, spürte eine leichte Wut aufkeimen.

Was redete er da.

Aufhören würde es nie.

Es war mein Leben. Es war mein jetziges Leben und würde sich nie mehr ändern.

«Ich will, dass dieser Schmerz, dieses Ungewissen aufhört».

Bitterkeit war zu hören und ich fühlte, wie die Finger sich in Meinen verkrampften und dann langsam zu einem erneuten sanften Streichen übergingen, bis ich erschrocken auf meine Haut blickte.

Eine Träne war zu sehen, wie sie sich verflüssigte, davon strich und eine Spur von Nässe zurückliess.

«Kuro…»

Er schüttelte den Kopf, wischte mit der freien Hand über seine Lider.

«Lass mir dir helfen deine Erinnerung zurück zu erlangen», gab er bittend von sich und ich spürte wie sich ein Kloss in meinem Hals bildete.

«Ich kann nicht…», flüsterte ich als Antwort und hörte, wie der tiefe Atemzug über seinen Mund glitt.

«Vor was hast du Angst?»

Schluckend bebten meine Lippen und ich drückte sie zu einer schmallen Linie zusammen.

«Vor was hast du Angst, Aiko?»

Ich wollte wieder von ihm weg, wollte nicht in seiner Nähe stehen, zu sehr fühlte ich mich beengt. Beengt von der Tatsache nicht mehr davonlaufen zu können.

Es nicht mehr davon schieben zu können.

«Aiko, vor was hast du Angst?!»

Seine Stimme festigte sich und ich biss mir auf die Unterlippen, schluckte, fühlte wie mein Herz stockte, bis ich es nicht mehr aushielt und ein leises Schluchzen meinen Mund verliess.

«Von dem was ich wirklich bin!»

Hektisch gingen meine Atemzüge und ich sah ihm in die Iren, welche mich ansahen. Stumm, nichtssagend.

Kuro wollte mich in seine Arme ziehen, doch ich erhob die zweite Hand und hielt ihn davon ab.

Meine Finger krallten sich in sein Shirt.

«Weisst du was sich ändert, wenn ich mich erinnere?»

Trauer lag in meiner Stimme und ich konnte nicht anders als bitter zu Lächeln. Es spielte sich in meinem Inneren ein Film ab, welchen ich nicht sehen wollte.

«Wir», fügte ich hinzu und sah ihm in die Augen. Er schwieg noch immer.

«Verstehst du nicht, Kuro? Wenn ich es zulasse, wird sich das zwischen uns ändern. Sie liebt jemand anderen».

Ich wartete darauf, dass er reagierte, dass er laut werden würde, aber das einzige, was ich zu spüren bekam, war seine Hand auf meiner Wange. Sanft strich er dieser entlang.

«Egal was kommt, ich bleibe bei dir».

Die Augen aufgerissen sah ich ihm schockiert in die Augen, nahm einen Schritt Abstand von ihm.

«Was sagst du da?», gab ich leise von mir und er setzte ein sanftes Lächeln auf, bevor ich seine Lippen vernahm.

«Komm jetzt».

 

Der weisse Stoff hing an meinem Arm herunter und ich sah die roten Bänder darin geflechtet. Das Miko Gewand fest gebunden sah ich in die Augen des alten Mannes vor mir. Er sagte nichts, nickte bloss stumm und führte mich in den alten Bereich ihres Schreins.

Ein Holzgebäude, welches grossräumig war und einen Holzscheiterhaufen in der Mitte trug, welcher umrandet war mit beschichteten Holzbalken, davor war ein Kreis gebildet worden mit Kerzen.

Einige Bannsprüche lagen vor ihnen und hatten mehrere japanische Symbole darauf notiert, welche das Gleichgewicht der Seele ansprachen.

Mich umsehend erkannte ich Kuro an der Seite und Sota neben ihm. Bereit einzuschreiten, sollte er das Bewusstsein verlieren.

Ich schluckte.

Verharrte in meiner Bewegung, denn wieder keimte die Angst in mir auf.

«Ein vorbestimmtes Schicksal kann sich ändern, aber das Wesen nicht zu akzeptieren, welches man ist, trennt dich von deinem ich und lässt dein Inneres zersplittern – unrein werden. Es ist wichtig, dass du dich annimmst».

Stockend sah ich in die Iren des Mannes neben mir. Die gleichen Worte, die gleiche Satzstellung, als hätte er sich mit Kaede abgestimmt.

Ob es Zufall war?

Ich bewegte mich in die Mitte des Kreises, setzte mich auf die Knie und legte meine Hände auf die Oberschenkel ab. Seine dunklen Augen erfassten die Meine, als er sich hinter den Kerzen niederliess.

Mein Herz raste, fühlte wie die Reinheit dieses Raumes mich erfasste.

«Denk an deine Zeit», wählte er die ersten Worte und ich versuchte mich daran zu halten.

«Konzentriere dich auf dein Yoki».

Hastig ging mein Atem über meine Lippen, als er diese Bezeichnung ausgesprochen hatte. Er nannte es nicht Reiki, sondern am eigentlichen Namen - Yoki die dämonische Aura.

Die Augen geschlossen, konzentrierte ich mich auf das Kribbeln und fühlte, wie die Energie durch meine Glieder ging.

«Keine Angst zeigen. Du bist eins – eins mit ihr. Du bist sie».

Seine Stimme erfasste meine Ohren, schwach, benebelt bis das Gefühl des Bewusstsein meines Körpers verblasste.

 

Die Lider schwangen nach oben und ich erkannte eine weite Wiese vor mir, sie erstreckte sich ländlich über die Gebirgen und ich fühlte die zarte Brise an meiner Haut, die mich erfasste als ich über den Horizont blickte.

Die westlichen Länder.

Ihre Schritte beendete sie neben mir und ich liess meinen Blick über die Gebirgen zu ihr gleiten. Ihr Gewand glich einer Hime. Sie war bedeckt mit mehreren Roben und trug die Farben rot und weiss an sich.

Es kam mir bekannt vor.

«Wo sind wir hier?»

Meine Stimme war ein Flüstern und ich erkannte das zarte Lächeln auf ihre Lippen, als sie die Arme ausstreckte und über die Weiten schweifen liess.

Im Reich der Inu’s. Ist es nicht wunderschön hier?

Ich nickte lediglich und liess noch einmal meinen Blick nach vorne gleiten. Die Natur erblühte in einem saftigen Grün. Der Boden war genährt und auch die Bäume schienen prachtvoll in den Himmel zu steigen.

«Warum sind wir hier?»

Wir leben hier, Aiko.

Aus reiner Selbstverständlichkeit liess sie diesen Satz ertönen, doch für mich war es alles andere als normal hier zu sein. Es als meine Heimat anzusehen.

Doch wir wurden getrennt und können nie mehr wieder in diese Zeit zurück.

Ich fühlte die Trauer dahinter und tastete an mein Herz. Es schmerzte und drückte qualvoll gegen meine Brust.

«Warum nicht?»

Weil es vergangen ist.

Überrascht strich meine Hand an meine Wange entlang und ich spürte die Träne, welcher dieser nachfuhr. Meinen Kopf zu ihr gewandt, erkannte ich wie sie weinte. Ich übernahm ihren Verlust und ich sah, wie dieser Ort hier langsam von Flammen gefressen wurde.

Das weite Grün verschwand und was zurückblieb war Schwärze, verkohlte Baumstämme und Tod.

Mit grossem Schock weitete ich meine Augen.

Was war geschehen?

Es herrschte Krieg. Vater, Mutter… Es war meine Schuld.

Verlust setze sich in meinen Gliedern fest und ich spürte, wie mein Körper anfing zu zittern, denn auch ihrer tat es.

Ich fühlte die Nähe zu ihr und doch war da diese Blockade, die ich nicht überwinden wollte.

Noch nicht.

Ich hätte ihn nicht abweisen dürfen. Ihn, der Sohn der östlichen Länder.

Ihre Stimme klang gebrechlich und ich konnte nicht anders als mich auf sie zuzubewegen. Meine Hand streckte sich nach ihr aus und berührten den weichen Stoff, welchen sie einhüllte.

«Lass mich erinnern», war meine leise Bitte und ihre blaugrauen Augen trafen die Meinen. Sie waren klar, wie der Sternenhimmel und ich sah das erste Mal die wirklichen Farben darin. Der Rand der Iris war dunkel wurde zur Mitte heller und die schwarze Pupille war umrandet mit einem grauen Ring, welcher sich in Spinnenfäden nach aussen streckte.

Die Inu no Kami hatte recht, meine Iren waren faszinierend und wunderschön.

Unsere Erinnerungen sind getränkt mit Schmerz.

Ihre Stimme hatte eine sorgende Tonlage eingenommen und ihr Blick war fest in den meinen gerichtet.

Die Frage war unausgesprochen und dennoch wusste ich, dass sie mich noch einmal fragte, ob ich mir sicher sein würde.

Ich nickte stumm.

Es war Zeit zu erfahren, was geschehen ist.

 

Das blaue Licht nahm mich ein, als ihre Finger sich um meine Handgelenke legte, mich auf den Boden zog und mit mir in die schwarze Wiese kniete. Ihre Augen waren fest in die meine gerichtet, als sie leise zu verstehen gab, dass ich sie schliessen sollte.

Hastig ging mein Atemzug. Ich hatte Angst vor der Wahrheit, hatte Angst davor, dass ich den Schmerz nicht verkraften würde und als mich ihre Stimme noch einmal erfasste, sah ich die Bilder vor meinem inneren Auge vorbeischweifen.

 

*

 

Ich zuckte zusammen, als die Klingen vor meinen Augen aufeinander trafen. Silbriges Haar durchzog meinen Blick und ich erkannte den hochgebundenen Zopf vor mir.

Meinen Arm ausgestreckt, wurde ich sogleich gepackt und von dem Schlachtfeld weggezogen, welches sich neben ihm erstreckte.

«Bleibt nicht stehen, wenn euch Inu no Taishõ beschützen will».

Hastig sah ich auf meine Schulter, als ich einen kleinen Flo darauf ab und auf springen sah. Myõga. Der Flohgeist, welcher auch schon oft bei Inuyasha zu tagen gewesen war.

Meine Iren schweiften nach vorne. Die Inu no Kami hatte mich fest in ihren Finger gegriffen und zog mich davon. Ich hörte vermehrt, wie weitere Klingen aufeinander trafen.

Kami-sama, so bleibt stehen. Mein Vater…

Ich vernahm meine Stimme, wie ein Flüstern drang sie über meine Lippen und doch verstummte ich sogleich, als die goldigen Iren vor mir die meinigen trafen.

«Euer Vater schützt euch, nun flieht und kommt nicht zurück».

Sie liess mich aus ihrem Griff gleiten und ich sah ihr entgeistert in die Augen, als auch sie nun verschwand. Wieder wollte ich in die Leere greifen, doch ich spürte sogleich die Präsenz neben mir.

Seine bergsteingoldigen Iren würde ich sogleich überall wiedererkennen, doch bevor ich etwas zu ihm sagen konnte, war er es, welcher mich stumm um die Hüfte packte.

Er schwebte mit mir über den Himmel empor und meine Augen richteten sich auf das Schlachtfeld unter mir, welches in Flammen aufging.

Dies ist alleinig meine Schuld.

Schmerzlich biss ich mir auf die Lippen, als ich erkannte, wie die Männer unter mir zu Boden fielen, bis ich auch denjenigen sah, welchen ich als meinen alten Herrn vernahm.

Mein Schrei hallte durch den Himmel, doch seine Krallen packten mich tiefer in mein Fleisch und ich vernahm bitter die Tränen an meinen Wangen, wie sie endlos nach unten liefen.

Er fiel - starb vor meinen Augen und die Worte, die ich an ihn richten wollte, konnte ich ihm nicht mehr zukommen lassen.

So lasst mich zu ihm! Ich flehe euch an!

Doch er liess mich nicht.

Brachte mich hinfort, wie es gewünscht war.

Gelandet auf der grünen Erde sah ich ihm in die bergsteingoldigen Iren. Er sagte nichts und meine Hände prallten auf seinen Brustpanzer ein.

Wie könnt ihr es wagen! Bringt mich zurück!

Flehend blickte ich ihm ins Gesicht und erschrak, als er seine Hand auf meine Wange legte. So nah, so sanft.

«Ich habe nicht nur eurem Vater versprochen euch zu schützen».

Meine Lippen wollten sich soeben voneinander trennen und etwas erwidern, als ich einen tiefen Schmerz in meinem Rücken vernahm.

Ein Pfeil mit Gift getränkt frass sich in meinen Körper nieder und ich hörte das tiefe Knurren meines Gegenübers. Seine Finger färbten sich sogleich grün, als er mich mit seinem anderen Arm umfing und fest an sich drückte.

Mein Blick erhaschte einen Mann mit dunkelbraunen Haaren, azurblauen Iren und ich hielt die Luft an.

«Niemand anderem sollst du gehören».

 

Wärme lag auf meiner Wange und ich erkannte die blutigen Finger, welche meiner Haut entlang strichen und die langen schwarze Strähnen aus meinem Gesicht weichen liessen. Er wollte zu seinem Vater eilen, doch ich hatte ihn stumm zurückgehalten, wusste ich doch, dass das Gift mich bis dorthin zerfressen würde.

Ihr kennt meine Gabe.

Gab ich leise von mir und sah in die verzogene Miene des Mannes vor mir. Er gab nichts von sich, doch ich spürte seine Wut, seine Schuld.

Trauert nicht.

«Wärt ihr auf meine Bitte eingegangen, würdet ihr nun nicht...»

Bitterkeit legte sich in seine Stimme.

Sesshomaru dieses Band würde nun euch zu Ende richten.

Er knirschte mit den Zähnen und ich zog einen tiefen Atemzug ein, fühlte wie das Gift sich durch meine Glieder zog. Es zerfrass mich innerlich.

Langsam erhob ich meine Hand legte sie auf seine Wange und lächelte das letzte Mal zaghaft auf.

Bis ans Ende der Zeit, bis in die Ewigkeit.

 

Schwankend fühlte ich die Übelkeit in meinem Magen, als ich erschrocken die Augen aufriss. Es war alles überschattet mit einer tiefen Dunkelheit.

Ich kniete mich auf meine Beine, liess mich nach unten sinken und atmete tief ein und aus, schloss die Lider und spürte noch immer den Schmerz in meiner Schulter.

Trauer überkam mich.

Mein Vater war gefallen. In meiner Zeit fiel er im Krieg durch einen Mann, welcher besessen von mir war.

Verloren, zwei Mal und niemals sah ich ihn wieder.

Ihre Stimme erfasste mich wieder und ich fühlte, wie sich eine Wärme in meinem Inneren ablegte, wie abermals Bilder vor meinem Auge sich abspielten.

Sie versuchte die Trauer zu unterdrücken, meinen Schmerz zu nehmen mit Erinnerungen an einen Mann, welcher einst ein Krieger war, ein Anführer und mich als Mensch zur Frau nehmen wollte. Ich hatte den Pflichten als Miko abgedankt, war mit ihm gegangen und hatte eine Liebe gefunden, doch abermals wurde sie mir genommen, durch den ständigen durchziehenden Krieg.

«Hör auf… ich ertrag das nicht», gab ich bitterlich von mir und krallte meine Finger in den Stoff, der nicht zu erkennen war.

Du wolltest es wissen.

Ja, ich wollte wissen, was geschehen ist, all die letzten Jahre, aber waren meine Jahre nur voller Verlust getränkt?

Er nahm uns das Leben.

Zitternd fühlte ich ein Kratzen in meinem Hals, spürte wie ich husten und erbrechen musste. Eine Flüssigkeit tränkte meine Hand und ich spürte ,wie warm sie war.

Er vergiftete uns erneut.

Wieder vernahm ich das Knurren, was durchbrochen wurde mit einer weinerlichen Stimme eines kleinen Mädchens und da erkannte ich sie.

Rin wie sie neben mir kniet und fleht, dass mich Sesshomaru retten solle, doch wie, wenn die Seele nicht komplett vorhanden war?

Seine bergsteingoldigen Iren erhaschten die Meine. Sie waren trüb, nicht mit dem Feuer bedeckt, welches ich sonst kannte und da sah ich die Bilder.

Die Tage, als er herausfand, wer hinter dem Körper des Menschenmädchen stand. Ich hatte ihn gesucht, er mich, all die letzten Jahre und nun…

Ich starb erneut.

Vor ihm und vor ihr.

Liebte und büsste dafür.

Die Vereinigung

Erschrocken erwachte ich erneut in der tiefen Dunkelheit und spürte den Schweiss, welcher meine Kleidung eng an mich drückte.  

Diese Erinnerungen waren wie Albträume aus denen ich erwachte und wieder eingefangen wurde.

«Hör auf… bitte», gab ich schluchzend von mir. Der Schmerz von zerbrochener Liebe verfestigte sich in meinem Inneren und ich konnte nicht anders, als die Tränen zu verlieren, welche sich über meine Iren gelegt hatten.

Ich wollte nicht sehen, wie ich auch Ruffy und Zorro verlor, wie ich Sasuke und Naruto, wie auch meinen Vater und Sakura gehen lassen musste.

Zitternd richtete ich mich auf und hielt die Hände vor meinen Augen, richtete meinen Kopf nach unten und weinte. Bitterlich liess ich meiner Trauer freien Lauf.

Aiko.

Ein leises Lachen drang an meine Ohren und ich schluckte das nächste Schluchzen nach unten.

Ich schniefte und erhob abermals meinen Kopf.

So verurteile uns nicht, liebe uns.

Tanzend um ein Lagerfeuer erkannte ich Ruffy und die Anderen vor mir. Sie lachten und freuten sich über einen gewonnenen Kampf.

Wie viel Zeit war vergangen, seit ich sie nicht mehr gesehen hatte.

«Aiko, komm».

Seine Stimme erfasste mich und ich spürte die warmen Finger um die Meinige. Erinnerte mich zurück, wie Zorro uns erwischt hatte. Er schien für den ersten Moment nicht erfreut, war Ruffy doch ein Mann, der oft Dummheiten anstellte, doch es war ihm lieber er als dieser Smutje. Ich hatte gekichert und war weiter mit ihnen auf die Reise gegangen.

Lachend tanzte ich mit ihm neben all den Wölfen und schloss voller Gelassenheit meine Augen, liess mich von der Musik leiten, bis ich abermals die Lippen auf den Meinigen spürte.

Es war Ruffy, welcher vor meinen Augen erschien, mich mit festem Blick ansah.

Verwirrt erkannte ich, dass sich die Umgebung verändert hatte.

Seine Finger entglitten mir und ich sah, wie er auf das Schlachtfeld zog. Marinen-Männer, Piraten, alle beieinander und als ich meinen Blick nach oben richtete, erkannte ich Ace.

Gefesselt, knieend, zum Tode verurteilt.

Wo waren die Anderen?

Wo war mein Bruder?

Ihr wurdet getrennt…

Meine eigene Stimme erreichte meine Gedanken und ich sah die Bilder eines grossen Mannes, welcher die Fähigkeit besass Menschen an verschiedene Orte zu teleportieren. Ruffy hatte in letzter Minute nach meiner Hand gegriffen, bevor auch wir voneinander getrennt wurden. Gestrandet sind wir auf einer Fraueninsel, auf der sehr viel Trubel herrschte und als wir unsere Freundschaften geknüpft hatten, hörten wir von der Verhaftung.  

Er ging, wie auch jetzt und nun stand ich hier. Nicht wissend was ich tun sollte, als ich zu erkennen schien, wie er es schaffte ihn zu befreien.

Sie zogen neben einander her, bis Ruffy in eine missliche Lage kam und Ace sich vor ihm warf.

Meine Hand streckte sich aus, mein Schrei hallte durch die Geräusche der immer wieder hörenden aneinander geratenen Klingen, die Schusswaffen, welche alles übertönten.

Warum! Warum tust du mir das an?!

Blaues Licht umhüllte meinen Körper und all die Zeit, welche ich so schnell an mir vorbeiziehen sah, stand still. So still das ich sogar den kleinsten Splitter von zersprungenen Schwertklingen zu sehen bekam.

Ich lief nach unten, kletterte hinunter von dem mich tragenden Schiff und ging durch die Menge. Hörte wie die Zeit sich wieder anfing zu drehen. Ich rannte.

Rannte so schnell ich konnte, doch das einzige was ich noch zu sehen bekam, war wie die Faust den Körper von Ace durchbohrte.

Ruffy hielt ihn im Arm. War in Starre und ich lief mit langsamen Schritten auf sie zu. All die Kämpfe um mich herum waren mir gleich. Es war mir gleichgültig was gerade geschah, einzig und allein die Trauer um den Verlust nahm mich ein.

«Aiko».

Seine Stimme zerbrechlich, flüsternd, bevor er sich an Ruffy wandte.

Meine Träne rangen an meinen Wangen entlang. Ich zitterte und kniete mich zu meinem Kapitän. Hielt ihn und versuchte ihn zu stützen, doch als Ace fiel und leblos in seinen Armen lag, war es die Bewusstlosigkeit, die ihn einnahm.

«Geht!»

Ich hörte nicht hin, wer es war, der uns dies zurief, denn meine Bewegungen waren fliessend. Schnell griff ich unter seinen Arm, zog ihn mit mir durch die ganzen Menschenmengen. Sie schützten uns, wollten Ruffy retten, wenigstens ihn, da er all dies mitangezettelt hatte.

Die Piraten wehrten sich gegen die Marine und als ich ihn übergab, verschwamm mein Blickfeld und ich sah, wie sich die Umgebung erneut änderte.

Ein Schrei drang an mein Ohr und die Trauer, die ich bis vorhin noch gespürt hatte, den Verlust den ich ertragen musste, wurde im Keim erstickt.

Triefendes Blut drang durch meinen Bauch und ich sah hinab auf die Klinge, die mich durchbohrt hatte.

Mein Blick schweifte umher. Erneut diese azurblauen Iren, welche sogleich in der Menge verschwanden.

Weshalb tat er mir das an?

Warum starb ich immer und immer wieder?

«Du wirst mir gehören – in einer späteren Zeit».

Seine Stimme erfasste mich, doch ich fiel nach vorne auf meinen Knien, bevor ich etwas sagen konnte. Etwas zurufen konnte.

Es waren die Arme von Ruffy, welche mich ergriffen.

Wo waren wir?

Weshalb schimmerte der Himmel in verschiedenen Farben? War das Wasser?

«Aiko».

Der Ruf gehörte meinem Bruder, welcher sich neben mir auf den Boden fallen liess und dessen Hand meine Wange entlang strich.

«Du darfst nicht vor mir sterben…»

Seine Stimme ein Zittern und ich fühlte den erneuten Schmerz in meiner Brust. Es war Liebe und obwohl ich trauerte und das Schluchzen von Nami und Robin an meine Ohren drang, konnte ich nicht anders als zu Lächeln.

Werde der beste Schwertkämpfer auf der Welt und mach unseren Kapitän zum König der Piraten.

Meine Lippen bewegten sich ohne das ich es lenken konnte, aber es war gut so.

Er schluckte tief und ich sah, wie er seine Augen verengte. Wie er versuchte denjenigen zu finden, der mir das angetan hatte.

Es war eine Zeit, die mich nie in Frage gestellt hat. Sie hatten mich genommen wie ich bin.

Ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich sogleich das Gesicht verzog und eine Hand auf meine Wunde legte, wollte ich kein weiteres Blutvergiessen.

Meine Iren richteten sich in diejenigen des Mannes, welcher mich seit klein auf beschützt hatte immer und immer wieder, als Ace gegangen war.

Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht auch verlassen.

Seine Augen waren leer und ich sah, wie er abdriftete. Er hatte seinen Bruder verloren, nun verlor er mich.

Weshalb tat er das?

Warum soviel Leid?

Für mich bist du der König der Piraten. Ich liebe dich und verzeih mir.

Unsere Lippen trafen sich das letzte Mal, bevor ich auch hier in dieser Vergangenheit meine Augen schloss und nie wieder öffnete.

 

Hastig gingen meine Atemzüge und ich krallte mich erneut in meinen Stoff.

Ace war verstorben. Ich hatte es vergessen. Ich hatte es verdrängt.

Er liebte uns.

Ich nickte. Ich wusste es wieder. Ja, als er zu Besuch auf der Flying Lamb war, hatte er es mir gesagt. Gab mir zu verstehen, dass er mich holen kommen wollte, doch er hatte erfahren, dass ich mit Ruffy gegangen war und da war für ihn klar – er würde sich nicht zwischen uns stellen.

Mein Blick war betrübt und obwohl mir zum Weinen zumute war, konnte ich es nicht mehr. Die Tränen waren versiegt und das was zurück blieb, war ein taubes Gefühl in meinem Körper.

«Warum?»

Ich hörte meine Stimme, wie sie leise und zerbrechlich war.

Warum er uns alles nimmt, was wir lieben?

Es wurde kalt um meinen Körper und nicht mal der dicke Stoff des Mikogewands konnte mich nicht mehr wärmen.

Er will uns, aber er hat keinen Weg in unser Herz gefunden, weshalb er uns von Zeit zu Zeit schickt, bis es funktioniert.

«Aber warum?!»

Stille, ich vernahm nichts, bis ein tiefer Atemzug über meine Lippen ging.

Er will einen Erben von uns, Aiko.

Meine Lider rissen sich nach oben, mein Herz schlug schneller.

Was hatte sie gerade gesagt?

Wir wandern von Zeit zu Zeit, jene gar für einige Sekunden halten. Ein Erbe mit dieser Fähigkeit und seinem kriegerischen Talent können das östliche Reich mächtig machen.

«Wir sind nicht mehr in dieser Dynastie. Die Zeit ist vorbei! Es gibt kein östliches und westliches Reich mehr», war meine laute Stimme, welche die Dunkelheit erfasste.

Ich spürte, wie das Kribbeln meine Finger durchströmte, fühlte wie mein Yoki abermals meinen Körper einnehmen wollte.

Eine Wut hatte sich in mir eingenistet.

All diese Verluste für einen Erben?!

Die Dynastie lebt. Du kennst den Brunnen.

Meine Hand ballte sich zur Faust.

«Wir gehen nicht zurück! Das ist nicht mehr unser Leben!»

Das blaue Licht nahm mich ein und die Dunkelheit, welche mich die ganze Zeit umhüllt hatte, verschwand.

Ihre Iren trafen die Meine und es hatte sich ein Lächeln auf ihre Lippen gelegt. Langsam kam sie auf mich zu und hielt ihre Hand auf meine Wange. Ich fühlte, wie ihre Wärme in mich glitt und bevor ich mich versah, war sie verschwunden.

Meine Hand führte ich an meine Brust und ich konnte es spüren.

Sie war in mir.

Sie war ich und ich war sie.

Ich hatte sie akzeptiert, hatte das Yoki freigelassen, welches mich eingenommen hatte.

Wir müssen dieses Leben schützen, so wie wir es in Konoha taten.

 

*

 

Klirrendes Geräusch erfasste meine Ohren und als ich meinen Blick umherschweifen liess, war es Naruto, welcher vor mir stand und einen Angriff abwehrte. Ich starrte auf seinen Rücken, als ich zu sehen bekam, was um uns geschah.

Wir waren in einen Hinterhalt geraten, als wir auf der Suche nach Sasuke waren.

Erneut hatte er sich auf mich eingelassen. Wieder hatte er sich mir angeschlossen, wollte ich den Uchiha nicht einfach ziehen lassen.

Naruto, du musst gehen. Sie sind hinter dir her!

Seine blauen Iren erfassten mich. Wut hatte sich dahinter gelegt und ich schluckte meine nächsten Worte herunter, bevor auch ich wieder in den Angriff überging.

Die Geräusche verflüchtigten sich, die nächsten Bewegungen verschwanden im Nichts und ich erkannte die Häuser aus Konoha.

Verwirrt zog ich meine Augenbraue hoch, warum schien die Umgebung so anders?

«Mama, Mama»

Kleine Arme griffen um meine Beine und als ich nach unten sah, erkannte ich den grauen Haarschopf unter mir, welcher seine Augen nach oben richtete.

Sie waren dunkel. So dunkel wie die Nacht und ich war verwundert.

Die Iren glichen nicht meinen und auch nicht die meines Vaters, waren die doch leicht gräulich.

Saki, meine Kleine, wo ist dein Vater?

Meine Hand strich durch ihr seidiges Haar, welches halblang an ihren Schulten endete und ich sah ihr dabei zu, wie sie sich umwandte und dem Weg entlang zeigte.

Ich stockte. Mein Atem blieb still.

Er war es und als ich meinem kleinen Mädchen dabei zusah, wie sie auf ihn zu rannte, erkannte ich den roten weissen Fächer auf ihrem Rücken.

Eine Familie.

Ich hatte eine Familie gegründet.

 

Rein wie die Seele der Miko, stark wie die Seele der Lorenor, mutig wie die Tochter des Hatake, mächtig wie die Seele der Daiyõkai – es bemächtigte meinen Körper und ich fühlte, wie das Yoki in die letzte Haarspitze überging.

Ich nahm wahr, wie das alte Leben an mir vorbei strich und meine Lippen sich sanft zu einer leisen Entschuldigung formten.

Meine Seele bat um Verzeihung für die vergessenen Erinnerung und ich empfand die Verbundenheit mit all den Leben zum ersten Mal mit einer Tiefe, die nötig war alles in mich aufzunehmen, was zu mir gehörte.

Die Augen abermals geöffnet, stand ich auf der grünen Wiese, sah erneut über die weiten Gebirge. Die westlichen Länder – meine Heimat.

Ich erhob die Hand, strich mir meine dunklen Strähne hinter mein Ohr und erkannte das Gewand, welches sie getragen hatte. Es war einst ein Geschenk meines Vaters zu meinem sechszehnten Geburtstag gewesen, das Jahr, welches er von mir ging und auch ich das Leben liess.

Meine Arme leicht erhoben, ging ich den Mustern nach. Sie waren verziert mit leichten goldigen Mustern, welcher Flammen glichen und da fiel es mir wieder ein.

Mein Name.

«Fenikkusu no Aiko».

Unser Wappen war der Phönix selbst.

Ich kniete mich auf die weiche Wiese nach unten, strich dieser sanft nach.

Schweigend fühlte ich, wie die eine Träne mein Auge verliess.

Die Zeiten waren vorbei.

Nun verstand ich, weshalb ich so getrauert hatte.

«Ruffy… Zorro… Sasuke… Naruto… Inuyasha… Kagome… Rin… S… Sesshomaru, es tut mir leid», waren meine leisen Worte und ich konnte nicht anders als meine Augen zu schliessen. Sie noch einmal für mich aufzurufen.

Ihre Gesichter, ihr Lächeln, ihre Führsorge und die Liebe – sie lebten alle in mir weiter und dennoch…

Ich hätte sie gerne noch einmal mit ihnen erlebt.

Noch einmal all diese Tage mit ihnen durchgestanden.

 

Ich wusste nicht, wie lange ich nur da gesessen hatte, auf die Wiese gestarrt hatte und mich zurück erinnert hatte an die Tage, die voller Glück gewesen waren.

Der erste Kuss mit Ruffy, die Rückkehr von Sasuke und dessen Geständnis, die Liebe von Gaara, welche ich nicht erwidern konnte und die Erkenntnis von Sesshomaru, sie durchströmten mich und hatten mich immer wieder Lächeln lassen.

Ja, ich musste sogar zugeben, dass mir das Gezanke mit Inuyasha fehlte oder die Streite zwischen Zorro und Sanji eine erfrischende Abwechslung gewesen waren.

«Ich kann es nicht mehr ändern», gab ich leise von mir und richtete mich auf.

Es war an der Zeit aus meinen Erinnerungen heimzukehren.

Die Augen geschlossen, rief ich mich selbst in das jetzige Dasein zurück, doch was mich erwartete, liess mich sogleich erstarren.

Kuro lag am Boden, bewegte sich nicht mehr und ich, welche sogleich aus dem Kreis der Kerzen dringen wollte, wurde festgehalten von einem Bannkreis, welcher errichtet worden ist.

 

«Das ging ganz schön lange, Aiko».

 

Meine Augen richteten sich hastig nach hinten zu dem Scheiterhaufen des Feuers, welcher ausserhalb dieses Kreises war und da stand er.

Seine azurblauen Iren lagen in den meinen und sein braunes Haar war hochgebunden.

Er hatte mich getäuscht, all die letzten Monate hatte er nur darauf gewartet, dass ich zu derjenigen wurde, welche ich nun war.

«Wie sehr hat es dich geschmerzt noch einmal jeden Tod zu sehen für die du verantwortlich warst?»

Ein teuflisches Lächeln legte sich auf seine Lippen und ohne grosse Mühe drang er durch den Bannkreis zu mir. Er kam mit langsamen und geschmeidigen Schritten auf mich zu, bis seine Hand meine Wange strich.

Ein kalter Schauer drang über meinen Rücken und ich wich nach hinten zurück.

«Fass mich nicht an, Kyo».

Er gab keine Regung von sich, sondern liess nur seinen Blick über meine Schulter gleiten. Ich folgte ihm und sah dabei zu, wie die weiteren Anwesenden uns nicht zu sehen schienen. Kyo hatte nicht nur einen Bannkreis errichtet.

«Eine Täuschung», flüsterte ich leise und hörte das Lachen hinter mir.

«Köstlich nicht wahr».

Seine Stimme überheblich, doch ich erwiderte nichts. Meine Sorge galt dem Mann, welcher auf dem Boden lag und sich nicht rührte.

«Willst du einen weiteren Tod verantwortlichen?»

Ich stockte.

Was hatte er gerade gesagt?

Mich umgewandt sah ich ihm wütend in die azurblauen Iren, welche mich spielerisch anblickten.

«Lass Kuro in Ruhe», waren meine barschen Worte und ich richtete meine Hand nach vorne, doch was geschah war… nichts.

Ich konnte meine Mächte nicht freisetzen.

«Ach Aiko, hast du so vieles aus unserer Zeit vergessen?».

Er schüttelte den Kopf, als würde er mich belehren wollen.

Ich knirschte mit meinen Zähnen, spürte da zum ersten Mal, dass die Eckzähne spitzer geworden waren. Meine Augen richteten sich auf meinen Körper hinab. Mein Gewand trug ich nicht mehr, doch mein halblanges braunes Haar hatte ich verloren. Sie waren schwarz wie die Nacht und wenn ich mich richtig entsinnen konnte, würden wohl nun auch meine Iren nicht mehr denjenigen von vorher gleichen.

«Meine Liebste, es ist Zeit zu gehen», waren seine Worte und er hielt mir die Hand hin.

Verwirrt zog ich die Augenbraue hoch.

War das sein Ernst?

Denkt er wirklich ich würde mit ihm gehen?

«Du spinnst wohl, ich gehe nirgendwohin mit dir! Lass mich endlich frei!»

Ein Knurren drang durch seine Kehle, leiser, als das von Sesshomaru und da fiel es mir wieder ein. Das Symbol seiner Familie glich einem Wolf.

Okuri Inu, böse, listig und um an ihr Ziel zu kommen gingen sie über Leichen.

Es war schon lange Zeit gewesen einen neuen östlichen Herrscher zu dirigieren.

Er lächelte.

Breit und teuflisch.

«Bist du dir sicher? Kuro wird sterben, wenn du nicht mit mir kommst».

Mir wurde schlecht und ich spürte, wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht wich.

Meinte er diese Drohung ernst?

Ich schluckte, sah noch einmal nach hinten und erkannte, wie hysterisch Sota nach seinem Handy griff. Er würde den Notruf wählen.

Ganz sicher.

Sie könnten ihn retten. Er war ein Mensch.

«Denk nicht mal dran. Ich lass ihn hier und jetzt sterben, wenn du nicht mit mir kommst», waren seine böswilligen Worte, als er nahe bei mir stand und dies in mein Ohr flüsterte.

Mein Herz blieb stehen.

«Was hast du getan?»

Er lachte.

 

«Denkst du das Blut, welches er getrunken hat, war rein?»

Er ist es also... (Kuro)

Es bestand eine Möglichkeit ihr zu helfen, doch ihre Reaktion liess mich sogleich wissen, dass sie dagegen war.

In der Nacht bevor hatte sie mir deutlich gemacht, dass sie die Trennung unserer Verbindung wollte und auch wenn ich es nicht wollte, verstand ich sie.

Sie wollte mich schützen, so wie ich es mit ihr tat.

Ihr nachsehend, als sie sich von mir entrissen hatte, seufzte ich lautlos aus. Ich musste sie ihren Gedanken überlassen, zumindest für eine kurze Zeit, bevor ich sie erneut nochmals darauf ansprechen würde.

Der Grossvater von Kagome richtete sich mir zu und lächelte schwach.

«Es scheint, als liegt ihr viel an dir, mein Junge».

Nickend beantworte ich diese Frage stumm und dachte an den letzten Abend, an die letzte Nacht. Ihre Finger waren sanft über meinen Körper gestrichen, schon fast schüchtern, bis sie genau zeigte was sie wollte.

Sie hatte mir jegliche Unsicherheit genommen und ich nahm sie an mich.

Mir durch die Haare gestrichen, sah ich in den Becher vor mir. Das Wasser war trüb durch die Kräuter, welche darin gekocht worden waren.

So trüb wie mein eigenes Herz.

Ob ich sie schlussendlich doch verlieren würde, wenn wir diesen Weg beschreiten würden?

Ich gab ihr das Versprechen ihr zu helfen, sie zu schützen, doch wollte ich dadurch meine Bindung zu ihr in Gefahr bringen?

 

Ihr braunes Haar wehte mit dem Wind und den Kirschblüten, welche an ihr vorbei strichen, erinnerten mich abermals an das Bild in meinem Traum. Seit ich aus dem kurzen Koma erwacht war, sah ich sie immer wieder in diesen rot weissen Roben.

Eine Hime, ich konnte es nicht anders beschreiben und war mir fast sicher, dass es früher wirklich so war. Ob sie wohl jemandem versprochen war?

Sie sah so jung aus, doch ihr Wesen schien alt.

Die Jahre waren nicht zu vergleichen wie mit unseren Jahren.

Schluckend spürte ich den Kloss in meinem Hals. Ich hatte Angst.

Angst davor sie zu verlieren oder gar nie mehr aufzuwachen, aber ich wollte, dass es endlich endete. Ich ertrug es nicht mehr sie so zu sehen.

Meine Augen wichen über ihre Gesichtszüge. Sie war betrübt und ihre Iren lagen auf der Kerbung des Baumes.

Diese Zeit war ihre Zeit gewesen.

 

Lächelnd nahm ich ihren Blick entgegen und ging auf sie zu, nahm ihre Hand in die Meinige und blickte auf die Finger hinab, als wir sie ineinander verknoten hatten.

Ich wusste, dass sie ihre Entscheidung nicht geändert hatte und dennoch wollte ich verstehen, weshalb sie das tat.

«Vor was hast du Angst, Aiko?», gab ich mit fester Stimme von mir. Ich wollte nicht durch meine eigene Sorge unsicher herüberkommen, denn ich wollte, dass wir es durchzogen.

Ich hatte ihr gesagt, dass es mir reichte.

Ich wollte dies alles nicht mehr, sondern endlich vorwärts gehen können.

Sie gab keine Antwort, also fragte ich erneut nach und wollte erneut wissen, vor was sie Angst hatte.

Ihr Ausruf liess mich zusammenzucken.

Verstehen tat ich sie.

Aiko hatte mir gesagt, dass sie ein Daiyõkai war. Ein Wesen, welches lange vergessen wurde und nur noch in der Mythen lebte, doch nun… nun war es real.

Es gab sie und eine davon stand direkt vor mir.

Ich wollte sie in meine Arme ziehen, doch sie erhob ihre Hand, führte weiter was auf ihrem Herzen lag und da verstand ich was ihr noch weitere Sorgen machte.

Mein Verlust.

Zwischen uns würde sich etwas ändern und auch wenn ich den dumpfen Schmerz in meinem Herzen vernahm, rechnete ich mit dieser Wendung.

Ich wusste nicht weshalb, aber ich wollte die Minuten, welche mir mit ihr blieben, geniessen und das hatte ich getan. Die letzten Wochen waren die Besten in den letzten Monaten mit ihr und wenn ich könnte, würde ich die Zeit stehen lassen.

Hier und jetzt, aber es war nicht möglich und die Gabe, welche Aiko hatte, war nicht mit meinem Wunsch zu vergleichen.

Sanft legte ich eine Hand auf ihre Wange, auch wenn mich dieser Satz viel Kraft kostete, wollte ich sie wissen lassen, dass egal was passieren würde, ich bei ihr bleiben werde.

«Egal was kommt, ich bleibe bei dir».

Ihre Lider rissen sich nach oben und ich erkannte die Fassungslosigkeit in ihren Gesichtszügen. Sie schien mich innerlich gerade als verrückt zu erklären, was sie mir auch sogleich mit ihrer wiederholten Frage, was ich da sagen würde, zu verstehen gab.

Ich wusste, dass ich nicht wie sonstige Männer handelte. Sie würden darauf achten, dass sie ihr Besitz bleiben würde, doch aber was würde es mir bringen?

Was würde es ihr bringen?

Eine weitere zersplitterte Seele, eine Unruhe, ein Leben ohne Gewissheit jemals frei zu sein von den Absichten von Kyo.

Meine Lippen trafen die Ihrigen, denn ich wollte nicht, dass sie erneut Gegenargumente verwendete.

«Komm jetzt».

 

Die Türe öffnete sich erneut, als ich mit Sota die Kerzen angezündet hatte und mich mit ihm vor diesem Kreis hingesetzt hatte. Ich staunte nicht schlecht. Das Gewand der Miko passte wie angegossen zu Aiko und ich erkannte die alte Seele dahinter.

Es war als würde sie uns grüssen. Grüssen aus einer anderen Zeit.

Ihre Iren blieben bei mir hängen und ich erkannte die Angst dahinter, gleichgültig ob ihr Körper in Starre fiel oder nicht.

Sie zeigte es mir mit einem einzigen Blick, aber ich durfte dieser leisen Bitte, welche sie mir zu hören gab, nicht nachgeben.

Aiko musste sich dieser Aufgabe stellen.

Es war die momentan einzige Möglichkeit Kyo einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Zumindest hoffte ich dies.

Die Worte des Grossvaters von Kagome erfassten den Schrein und ich sah, wie Aiko die Augen weitete. Es schien, als hätte sie diesen Satz schon einmal vernommen.

Ob es wohl in der alten Zeit war?

Zusehend wie sie sich hinkniete, hörte ich den Worten zu, welche der alte Mann vor uns an sie richtete. Er versuchte sie zu lenken, sie dazu zu bringen in ihre Welt einzukehren und da war es.

Das blaue Licht, welches ihren Körper erfasste.

Mir auf die Lippen gebissen spürte ich sogleich das Ziehen. Es war leicht, noch kaum zu fühlen und dennoch war es da.

Sotas Hand legte sich auf meine Schulter und ich nickte stumm.

Murmelnd vernahm ich die Stimme des Mannes und hörte wie er die Bannsprüche immer wieder und wieder wiederholte.

Wenige Stunden vergingen und als das Licht heller durch den Raum leuchtete wusste ich, dass ihre Seele in Aufruhr war.

Ich fühlte, wie sich mein Herz zusammenkrampfte, wie der Schmerz durch meine Glieder fuhr und ich das unangenehme Kribbeln erneut durch meine Finger fliessen fühlte.

Wie eine Säure legte es sich in meinen Körper fest.

Sotas Hand bewegte sich erneut an meine Schulter und ich spürte das Rütteln daran. Er schien mich aufrecht erhalten zu wollen mit dem Bewusstsein, doch immer mehr erkannte ich wie die Sicht vor mir verschwand. Wie sie schwammig wurde und sich eine Schwärze darüber legen wollte.

Ein Gift, so fühlte es sich an, ging durch mich hindurch und als ich den erneuten Atemzug über meine Lippen gleiten lassen wollte, welcher stockend in meiner Brust lag, war es ein mächtiges Erbeben meiner Selbst, die mich nach unten zog.

Ich hatte die Lider aufgerissen und krallte mich in den Boden, zumindest versuchte ich es. Immer und immer wieder, doch schlussendlich krümmte ich mich zusammen.

Die Rufe von Sota wurden nebensächlich, kaum zu vernehmen und schlussendlich gab ich nach.

Ich konnte nicht mehr.

Mein Körper war zu schwach und ich fiel in die unendliche Dunkelheit zurück, wie beim ersten Mal.

 

*

 

Kuro!!

Aufgeschreckt sah ich mich um, erkannte die weissen Vorhänge neben mir, welche mich von den anderen Betten abgrenzten, denn ich wusste sofort wo ich war, als ich die Schläuche an meinem Arm bemerkte.

Im Krankenhaus.

Die kastanienbraunen Augen meiner Mutter trafen mich, als sie den weissen Stoff auf die Seite gezogen hatte. Ihr Gesicht war bleich und der Schock lag tief in ihren Zügen. Ich hatte sie zu Tode erschreckt, doch anstatt um Verzeihung zu bitten, fragte ich sogleich nach Aiko.

Wo war sie?

Ich sah meiner Mutter dabei zu, wie sie ihren Blick abwandte und bevor ich erneut nachfragen konnte, war es Sota, welcher neben ihr auftauchte.

Seine Augen lagen ernst in den Meinigen und ich wusste, die Antwort würde mir nicht gefallen, dennoch fragte ich erneut nach.

«Wo ist sie?»

«Sie ist mit ihm gegangen.»

Meine Hand festigte sich in der Bettdecke und obwohl ich den Schmerz noch immer in meiner Brust vernahm, richtete ich mich auf.

«Mit wem?»

Ich wollte seinen Namen nicht hören, hoffte darauf, dass er jemand anderen meinen würde, dass eventuell ein weiterer aus einer alten Zeit aufgetaucht wäre.

Jemand, der sie besser schützen könnte als ich.

«Kyo», war die kurze Antwort und ich fühlte, wie mir alle Gesichtszüge entgleisten.

Sie war mit ihm gegangen.

Warum?

Weshalb tat sie mir dies an?!

Ich schloss meine Iren und versuchte mich an irgendetwas zu erinnern, doch das einzige was ich vernahm, war der Ruf nach meinem Namen, welcher mich aus diesem Schlaf geholt hatte.

Ihre Stimme.

Sie hatte nach mir gerufen.

 

«Er hat ihr gedroht dich zu töten, wenn sie nicht mit ihm gehen würde».

Ich stockte.

Was hatte ich soeben vernommen.

Meinen Kopf nach oben gewandt, sah ich in die Iren desjenigen, welcher nun Mitleid in der Iris trug. Ich wollte dies nicht.

Kein Mitleid würde mir Aiko zurückbringen, einzig und allein ich war der Grund, dass sie nun in seinen Armen war.

Dass sie ihm gefolgt war.

Ich war der Grund!

«Wie können wir sie befreien?», waren meine leisen Worte und die Hand, welche sich gelockert hatte, festigte sich erneut in dem Stoff unter mir.

Ich fühlte eine Wut in mir aufkeimen.

Kyo durfte nicht gewinnen und wenn es nicht anders gehen würde, würde ich…

Ich fühlte einen Schlag in meinem Gesicht und erkannte die sorgenden Iren derjenigen, welche mich in die Welt gebracht hatte.

«Wag es nicht daran zu denken!».

Meine Hand fuhr an die Wange, welche sie getroffen hatte, die nun unter der Berührung brannte. Sie hatte meine Gedanken erfasst ohne dass ich ihn zu Ende gedacht hatte.

«Mama, wie soll ich sie sonst retten?!»

Verzweifelt sah ich in ihre braunen Iren, bis sie ihren Kopf von einer zur anderen Seite wandte.

«Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben für sie opferst».

Mein Herz schlug mir gegen die Brust. Hastig ging mein Puls nach oben und ich fühlte wie die Wut, welche aufgekeimt war, sich verschlimmerte.

«Ich entscheide für mich selbst!», gab ich wütend von mir und erkannte zu spät, was ich gerade gesagt hatte.

Sie legte ihre Hand vor ihren Mund und wandte sich ab. Ihr Schluchzen vernahm ich noch, bevor sie das Zimmer verliess.

Es tat mir leid, aber innerlich wusste ich, dass ich diesen Weg gehen musste, würde es die letzte Möglichkeit sein Aiko aus den Fängen von Kyo zu befreien.

 

«Tu nichts unüberlegtes, vielleicht gibt es jemand, der uns helfen kann».

Mein Blick wich zu Sota. Er kam mir einige Schritte näher und stellte sich vor das Bett. Ich biss mir auf die Lippen, atmete tief aus und liess mich wieder in das Kissen sinken.

In dem jetzigen Zustand konnte ich nicht aus dem Krankenhaus. Ich war zu schwach.

Ich wäre Aiko keine Hilfe.

«Wer soll uns schon helfen können?».

Bitterkeit hatte sich in meine Worte gelegt, denn immer mehr bekam ich das Gefühl, dass jeder Weg den ich einschlagen würde der Falsche wäre.

«Ein altes Wesen».

Verwirrt zogen meine abgewandten Augen, abermals zu Sota nach vorne.

Wie meinte er das?

Kannte er jemanden?

«Sota, was redest du da?»

Mein Hirn fing an zu rattern. Ich überlegte und da fiel mir abermals wieder etwas ein.

Dieser Fremde.

Ich dachte ich hätte mir dies eingebildet, jedoch war es mir als hätte ich ihn auch auf dem Frühlingsfest gesehen.

«Gibt es noch jemanden aus ihrer Zeit?»

Ein sanftes Lächeln legte sich auf den Jüngeren vor mir und er liess seinen Blick abschweifen.

 

«Es gibt Mehrere von ihnen».
 

*
 

Meine Beine schweiften über den Bettrand und ich sah aus dem Fenster, welches neben meinem Bett war. Der blaue Himmel färbte sich langsam rot und abermals gingen mir die Worte durch den Kopf, welche Sota an mich gewandt hatte.

Es gab also mehrere ausser Aiko, aber wie sollte mir dies nutzen?

War Kyo vielleicht selbst einer?

Wahrscheinlich, woher sollte er sie sonst schon so lange kennen und weshalb sollte er sie dann für sich beanspruchen wollen?

Zähneknirschend fühlte ich erneut die Einengung meines Herzens.

Es war wie ein Seil, das sich mit jeder Bewegung enger um den Muskel wickelte.

Meine Hände gegen die Matratze gedrückt, zog ich mich mit meinem Körper nach oben und fühlte sogleich, wie ich zitternd wieder nach hinten fiel.

Es hatte meinen Körper geschwächt. Die Macht, welche ich von ihr in mir trug, war keine Stärkung sie war wie reines Gift für mich und da wurde es mir klar.

Dies musste der Grund sein, weshalb er sie für sich gewinnen konnte.

Weshalb sie mit ihm gegangen war.

Sota hatte es angedeutet, aber nun selbst vor Augen geführt zu bekommen, warum sie gegangen war, liess mich die unerbittliche Wut auf diesen Mann verspüren.

Er hatte ihr das Glück genommen, welches sie für einen viel zu kurzen Moment zusammen geteilt hatten.

Ein Knurren liess mich erstarren und ich spürte, wie mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.

Mich umgewandt, erkannte ich den Fremden vor mir.

Anzug.

Schwarze Haare.

Eine Sonnenbrille.

Wieder erkannte ich seine Augen nicht.

 

«Dein Geruch…».

 

Die Stimme war mit einem tiefen Grollen verbunden und ich hörte, wie das Knurren erneut durch die Kehle dringen wollte.

«Wer bist du?», waren meine vorsichtig gewählten Worte, denn auch wenn ich diesen Fremden nicht kannte, schien es als würde eine Bedrohung von ihm ausgehen.

Kein Ton.

Er gab mir keine Antwort und als ich erneut nachhaken wollte, hörte ich, wie die Türe aufgerissen wurde.

«Du kannst nicht einfach verschwinden, Sess!».

Lange weisse Haare waren zusammengebunden und als ich die goldigen Iren erkannten, welche mich anstarrten und auch die Miene verzog, war es als würde mein Herz stillstehen.

Was hatte er gerade gesagt?

Meine Augen wandten sich wieder zu dem älteren Mann vor mir und ich sah ihm dabei zu, wie er die Sonnenbrille von seiner Nase nahm.

Bergsteingold traf die meinen und die Kälte, welche darin lag, liess mich erstarren.

Er war es.

Der Lord des Westens und da erkannte ich sie.

Die silbrigen Strähnen in seinem pechschwarzen Haar.

Gebrochen...?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Es ist Zeit

Das Geräusch meines Herzens drang schnell schlagend in meine Ohren. Meine Augen waren starr nach draussen gerichtet und als ich die silbrigen langen Haare erkannte, war es, als würde das Leben für eine kurze Sekunde stehen bleiben.

«Das ist…», flüsternd fing ich an mit mir selbst zu reden, als ich zusammenzuckte und Suri mich am linken Handgelenk packte.

«Hime-sama, kommt!»

Ihre Stimme war aufgeregt und obwohl ich dachte mir dies eingebildet zu haben, war es das Yoki, welches ich anfing zu erkennen.

Es war schon so lange her, zu lange und ich konnte nicht glauben, was gerade geschah.

«Suri, nicht so schnell», waren meine leisen Worte und ich spürte die Übelkeit abermals aufkommen, bevor sie die Türe öffnete und der kalte Windzug über meine verletzte Haut strich.

Mein Atem stockte, meine Kehle wurde trocken bis mein Körper nicht mehr konnte und auf die Knie fiel.

Das konnte nicht wahr sein, nach all den Jahren stand diese Person nun vor mir.

Zitternd legte ich meine Hände über meinen Mund. Die Wut in den bergsteingoldigen Iren war zu erkennen und ich glaubte sehen zu können, wie er seine Gesichtszüge verzog.

Ich wusste nun endlich von wem Kyo immer gesprochen hatte. Er war der Einzige, der all die Jahre hätte überleben können, warum war mir dies nicht vorher klar geworden.

«Sesshomaru, was für eine Ehre, ich war wohl für einen kurzen Moment zu unvorsichtig?»

Bedrohlich glitt die Stimme wie ein zischender Pfeil an meine Ohren und ich zuckte merklich zusammen, als ich das Yoki hinter mir vernahm.

Die Farbe wich mir aus dem Gesicht und ich versuchte die Angst, welche sogleich aufkeimte zu unterdrücken, doch durch die Übelkeit war mir die Konzentration darauf verwehrt.

«Okuri-sama, du hängst nicht an deinem Leben, wie es mir scheint?».

Seine Stimme war flüsternd mit einem tiefen Knurren begleitet.

Die Pupillen färbten sich rötlich, die Zähne gefletscht und ich fühlte das brennende Yoki auf meiner Haut. Erinnerungen keimten auf.

Tage an die erste wiedergefundene Zeit und ich spürte, wie die Tränen sich meiner Wange entlang zogen.

Wie sehr schmerzte doch mein Herz.

So viele Jahre waren vergangen und immer und immer wieder waren meine Erinnerungen an ihn verblasst.

 

Schmerzlich zuckte ich zusammen, als ich an meinem linken Handgelenk nach oben gezogen wurde und obwohl ich mich gegen diese Umarmung wehren wollte, konnte ich nichts dagegen tun, als Kyo seine Arme um mich legte und mich fest an ihn drückte.

«Du bist zu spät».

Ich schluckte, erkannte die bergsteingoldigen Iren des Mannes, welcher abermals das Gesicht verzog. Kreidebleich starrte ich auf den Boden hinab.

Ich hatte gehofft diese Übelkeit würde von den Berührungen kommen, welche ich von Kyo zu spüren bekam… von allem… nur nicht von dem, doch all diese Gesichter sagten mir etwas anderes und da verstand ich es.

Der Geruch war schwach gewesen, war er überdeckt von Kyos Pheromonen, doch nun an der frischen Luft…

Zitternd biss ich mir auf die Lippen. Es war nicht mehr zu verstecken.

Ich hatte Kyos Erbe in mir.

Tief grollte das Knurren durch die Bäume und ich fühlte die starke Macht die Sesshomaru besass, doch was sollte er nun noch ausrichten können?

Ich war gebunden, gebunden an diesen Mann, welcher mich in seinen Armen trug.

«Du solltest sie gehen lassen, Okuri. Meine Geduld ist nicht meine Beste Tugend».

Leise bedrohlich drang mir die Stimme an die Ohren, doch wieder hörte ich nur das leise Kichern hinter mir.

«Sesshomaru, es ehrt mich wirklich, aber wie gesagt, du bist zu spät. Die Zeit ist vorbereitet und du weisst, was das bedeutet», gab er zischend von sich und ich spürte die Lippen an meinem Nacken. Fühlte die Zähne und als ich realisierte, was er gerade tun wollte, war ich wie erstarrt.

Nein.

Das würde er nicht tun!

Es war das Letzte, was uns noch trennen würde.

Gib uns nicht auf!

«Nein!»

 

Hell erleuchtete der Himmel. Mein Körper war umhüllt von dem blauen Licht und ich hörte wie das Zischen hinter mir durch die Ohren drang. Es ächzte sich in die Finger von Kyo und seine Lippen schienen zu verbrennen. Meine Atemzüge gingen hastig, als ich aus seinem Griff stolperte und auf Abstand ging.

Mein Blick wich verschwommen zur Seite. Suri hatte sich in Bewegung gesetzt, als sie das Yoki von meiner Seite gespürt hatte und ich war heil froh, dass sie nicht mehr in der Gefahrenzone stand.

Das Knurren vernommen, riss ich meine Lider auf, als ich sah, wie Kyo wieder auf mich zustürmte.

Ich machte kleine Schritte nach hinten, doch ich war nicht schnell genug und als ich meine Lider zusammenpresste, hörte ich nur noch das Zischen einer Peitsche.

«Halt dich fern!»

«Sie trägt meinen Erben, was willst du schon tun?!»

«Dich töten für deine Taten».

Ein Lachen drang durch die Kehle von Kyo.

«Dann versuch es doch».

Ein dichter Nebel umhüllte Kyo und ich sah, wie er sich in Luft auflöste.

Die Taktik, die er immer wieder angewendet hatte, als er mich vom Leben trennte.

Ich hörte das tiefe Knurren von Sesshomaru und spürte, wie meine Beine nachliessen. Zu schwach war ich noch, um mein Yoki tragen zu können, benötigte nun doch ein weiteres Geschöpf meine Kraft.

Die zierlichen Hände von Suri lagen auf den Meinigen, als ich sie stützend auf die Oberschenkel legte.

«Beruhigt euch, Hime-sama», gab sie leise zu verstehen und ich drückte ihre Finger fest in die Meinen.

«Bring dich in Sicherheit, Suri. Dies ist nicht dein Kampf».

Ihr Kopf schüttelte sich von links nach rechts, wollte mich nicht allein lassen und ich bat sie noch einmal, dass sie gehen sollte.

«Hime-sama, ich lasse euch nicht allein!»

Mit Nachdruck in der Stimme hatte sie ihren Standpunkt noch einmal klar und deutlich gemacht, weshalb ich es vergass sie anzuflehen doch auf meine Worte zu hören.

Ich war zu schwach, könnte vielleicht das Bewusstsein verlieren.

 

«Aiko».

 

Meine Augen waren geweitet und ich liess den Blick nach hinten wandern.

Konnte es sein?

War er es wirklichlich?

Weiteres silbriges Haar erhaschte ich, weitere goldigen Iren und als ich erkannte, wer durch die Wälder kam, stockte mein Herz.

«Inuyasha», flüsterte ich leise und sah sein breites Grinsen, als er auf mich zukam.

Seine Arme zogen mich an ihn, schlossen mich fest an seinen Körper und auch wenn er sein Gesicht durch den Geruch verzog, war da dieses noch immer tragende Lächeln in seinen Iren.

«Lange her, Aiko».

Ich konnte nicht anders als zu nicken und spürte, wie sich meine Sicht benebelte. Er kratzte sich am Kopf und ich fing leise an zu kichern, noch immer waren ihm die Gefühle zu unangenehm.

«Wie…»

«Es ist viel Zeit vergangen, seit du weg bist…»

Verdutzt zog ich meine Augenbraue hoch.

«Wie… seit ich weg bin?»

Inuyasha hielt die Luft an, als hätte er Worte benutzt, die er nicht hätte verwenden sollen, bis er leise aufseufzte.

«Ich erkläre dir das später», gab er zu verstehen und er richtete sich schon auf um sein Tessaiga zu ziehen.

«Warte… wie geht es Kuro, weisst du von ihm?»

Hastig waren meine Worte über die Lippen gedrungen und ich spürte die Beklemmung in meiner Brust.

War es falsch nach ihm zu fragen, wenn Sesshomaru hier war?

Er suchte mich schon so lange, beschützte mich und doch, waren meine Gedanken an den Mann gerichtet, der durch mich Schmerzen erfahren muss, wenn ich mich Kyo nicht beugte.

Ein tiefer Atemzug liess mich zurück in das Jetzt fallen.

«Ja, wir wissen von ihm. Es geht ihm gut und er wartet auf dich», waren seine erklärenden Worte und dennoch hörte ich das Bedauern darin.

Was war hier los?

Weshalb war Inuyasha so merkwürdig zu mir?

 

Klirrende Geräusche, immer wieder das Knurren und das Zischen, welches sich tief in meine Seele grub. Es erinnerte mich an einen Krieg, schon so lange vergangen und vom östlichen Reich angezettelt, erneut wegen meiner Wenigkeit.

Wieso war mein Blut so mächtig?

Weshalb war ich geboren unter dem Himmel des Phönix?

Meine Hand lag auf meinem Bauch.

Nur schwach konnte ich es spüren. Das Yoki, welches nicht zu mir gehörte.

In welchem Monat war ich?

Im Zweiten?

Ich wusste es nicht und schmerzlich schloss ich die Augen.

Alles wegen einem Kind.

«Es tut mir leid», flüsternd richtete ich die Worte zu einem Wesen, welches nichts für all dies konnte und dennoch in mir gedeihte aus den Samen eines Mannes, welchen ich nicht liebte.

Wie sollte ich also dieses Kind lieben können?

Tag ein, Tag aus würde ich seine Augen sehen, seine azurblauen Iren.

Die Hand ausgestreckt, fing ich an mich zu konzentrieren und erschaffte mir meinen Stab, den ich aus vergangenen Zeiten kannte und hörte die leisen Glocken erläutern.

Meine Finger glitten an die Kette an meinem Hals und auch wenn ich das Ziehen an meiner Haut vernahm, riss ich das Stück Silber von meinem Dekolleté.

Ein leiser Schrei entglitt meiner Kehle und ich fühlte, wie es mein Yoki zunehmend schwächte. Seine Macht über mich wurde mir in diesem Moment mehr als nur bewusst und ich spürte, wie mein Körper nach vorne schwanken wollte, als ich wieder die stützenden Hände von Suri vernahm.

Sie war nicht von meiner Seite gewichen.

Lächelnd sah ich in ihre Iren, bevor ich wieder zu den Kämpfenden sah.

«Was habt ihr vor, Hime-sama?»

Ihre Stimme ein Flüstern und ich fühlte ihre Finger an meinem Hals, welche zärtlich über die Stelle fuhr, die mich durch das Schmuckstück schmerzten, welches nicht mehr dort lag.

Ich legte zärtlich meine Finger auf ihre.

«Lebewohl, Suri».

Soeben wollte sie etwas von sich geben, meine Finger festhalten, doch ich hatte den Stab soeben auf den Boden geschlagen und da stand sie.

Die Zeit.

 

Meine Füsse hatten mich schwer durch den Wald getragen und ich atmete stockend ein und aus. Ich würde nicht weit kommen, aber weit genug, um dem allen ein Ende setzten zu können.

Ich würde wiederkommen.

Die Widergeburt war ein Hindernis von meinem Tod und vielleicht würde mein eigener Versuch alles Enden lassen.

Den Bann brechen, welcher mich eingenommen hatte, seit dem Tod meines Vaters, meiner Mutter.

Tränen bannen sich über meine Wange und ich erkannte das Ende des Waldes vor mir.

Da waren sie.

Die Wasserfälle, welche tief in einem See mundeten. Ich müsste nur von dort oben springen und es wäre alles vorbei.

«Aiko!»

Der Ruf erhalte die Wälder und ich spürte das Yoki des jungen Hanyous, welcher sich schnell mir näherte.

Die Zeit hatte sich weitergedreht und ich müsste mich beeilen, um meinen Plan fortzuführen. Er würde mich fangen, mich aufhalten. Inuyasha würde mich retten und somit den Fluch nicht brechen.

Kyo eine Chance geben.

Kopfschüttelnd versuchte ich die Kraft in meine Beine zu drücken, stützte mich an meinem Stab ab, als ich das tiefe Knurren hinter mir vernahm.

Erschrocken wich ich mich um, sah die azurblauen Iren, welche sich tief in Meinigen legten.

«Was denkst du zu tun?!».

Wut lag in seinen Iren und ich erkannte seine Zähne, leicht lagen sie über seine Unterlippe.

«Ich werde das beenden», waren meine zischenden Worte und er schnaubte spöttisch auf.

«Beenden?! Du wirst meinen Erben austragen und wenn ich ihn dir in den letzten Wochen entreissen muss!».

Grollend bebte die Erde durch das aufkommende Yoki auf und ich konnte mich kaum noch an meinem Stab festhalten.

«Es wird Zeit zurückzukehren!»

Meine Stimme versiegte, als der dichte Nebel sich in meine Kehle drückte und wir in einer dunklen Wolke verschwanden.

Nur leise vernahm ich noch den Ruf nach meinem Namen, doch ich konnte nichts erwidern. Gelähmt lag ich in den Armen des Mannes und spürte, wie mir abermals eine leise Träne entrann.

 

*

 

Meine Augen weiteten sich.

Weshalb waren wir hier?

Warum ausgerechnet an diesem Ort?

Ich spürte den festen Griff um meine Handgelenke, fühlte, wie sie hinter meinen Rücken gedrückt wurden und mir der Stab aus den Händen fiel. Mit einem klirrenden Geräusch fiel er zu Boden und ich zuckte durch den Schmerz zusammen.

Die Wunden von der Prozedur waren noch immer vorhanden und der Versuch vorhin zu fliehen, um dem allen ein Ende zu setzen, hatte mich viel Kraft gekostet, dass ich mich kaum wehren konnte.

Keuchend spürte ich seine Lippen an meinen Nacken.

«Sobald wir wieder in unserer Zeit sind, wirst du dich auch nicht mehr von dem Bündnis entwenden können».

Bedrohlich legte seine Stimme sich in meine Ohren und mein Atem stockte.

In unserer Zeit?

«Diese Jahre sind vorbei! Es gibt keine Möglichkeit zurückzukehren!»

Ein lautes Lachen drang durch meine Ohren und ich wurde mit einer Drehung an die Hauswand des kleinen Schreins gedrückt, welcher den Brunnen beinhaltete.

«Wie lange ist Kagome nun fort?»

Ich schluckte.

Mein Herz raste.

Nein, das konnte nicht sein!

Das war nicht möglich!

«Du kannst mich nicht zurückbringen! Ich bin tot in dieser Zeit, Meine ist vergangen! Du bringst die Geschichte durcheinander», waren meine darauffolgenden hastigen Worte und wieder hörte ich das Schnauben.

«Es reicht! Das östliche Reich wartet!»

«Nein!»

Meine Stimme war laut und ich hoffte, dass mich die Familie Higurashi vernehmen würde, doch die Fenster blieben dunkel, der Tempel war still.

Was war hier los?

«Sie sind nicht hier».

 

«Aber ich».

 

Mein Atem stockte, mein Herz rührte sich nicht und ich schluckte den Kloss hinunter. Seine braunen Iren lagen in den Meinigen und die Frage, was er hier tat, glitt laut durch meine Gedanken.

Spürend wie sich die Hände von meinem Körper lösten, sank ich auf den Boden hinunter. Mein Blick starr auf den Mann gerichtet, welcher bei uns stand.

«Dich hätte ich von Anfang an beseitigen sollen».

Ich spürte die Angst in mir aufkeimen.

Würde ich ihn nun doch verlieren?

«Hättest du».

Meine Pupillen waren geweitet, der Schock sass tief. Provozierte er ihn nun?

Nein, das konnte er mir nicht antun.

«Kuro, bitte, geh!»

Es war ein Flehen.

Ich wollte nicht abermals einen Verlust verkraften müssen.

«Nein, Aiko, werde ich nicht».

Seine Worte waren bedeckt von Trauer, von Müdigkeit und Schmerz. Er hatte mich sechs Monate nicht finden können, mir nicht helfen können und mein Anblick schien ihm zuzusetzen.

«Ich habe dich allein gelassen, das tut mir Leid».

Ein Flüstern und ich schüttelte sofort den Kopf, wollte mich auf meine Beine richten, doch sie gaben zitternd nach. Tränen verloren sich und ich schluchzte leise.

Es war, als würde ich seinen kommenden Tod verspüren können.

Als würde sich ein Teil meiner Seele bald von mir trennen.

«Bitte, Kuro. Geh. Bring dich in Sicherheit», waren meine flehenden Worte, doch er hörte nicht auf mich, blieb stehen und wartete darauf, dass Kyo ihn angreifen würde.

«Nein, Kyo! Bitte! Ich trag doch deinen Erben in mir! Wir hatten eine Vereinbarung!»

Seine azurblauen Iren richteten sich zu mir und er fletschte seine Zähne zu einem hässlichen Grinsen.

«Ich habe bloss genickt, meine Liebste».

Meine Lider rissen sich nach oben und meine Hand streckte sich nach ihm aus.

«Nein! Nein, Kyo, tu das nicht!»

Verzweifelt versuchte ich auf ihn einzureden, als er sich Kuro näherte.

Weshalb bewegte er sich nicht?

Warum blieb er stehen?

Wollte er sterben?!

«Kuro, bitte!»

Weinend versuchte ich mich aufzurichten und als ich endlich meinen Stab zu greifen bekam, konnte ich mich hinaufziehen.

Aufschlagend, stand sie still.

Erneut, doch ich wusste, die Zeit würde nur kurz anhalten.

Schnell versuchte ich die nächsten Schritte auf mich zu nehmen, lief langsam an Kyo vorbei, der noch immer Kuro fixiert hatte.

Das Geräusch, der von sich lösenden Blätter des Baumes, drang wieder an meine Ohren und ich fühlte, wie sich die Zeit wieder anfing zu drehen.

Zu kurz hielt sie an, doch sie würde reichen.

Ja, für dies würde sie reichen.

Meine Arme waren ausgestreckt, ein trauriges Lächeln lag auf meine Lippen und als ich die geweiteten Pupillen von Kuro erkannte, war es zu spät.

 

«Nein!»

 

Peinigend spürte ich den zarten Schmerz in meinem Rücken und die Wärme, welche sich über ihn zog. Der Stoff klebte unangenehm an meinem Körper und ich fühlte eine Nässe, die sich durch meine Robe drückte.

«Bleib bei mir».

Ein Flehen und ich fing an zu Blinzeln.

Dunkelbraune Iren erfassten mich und ich fragte mich, weshalb Tränen in ihren lagen.

«Warum weinst du, Kuro?», waren meine leisen Worte und vernahm sogleich das Donnern, welches neben mir erhallte.

Mein Blick wandte sich abseits zu dem Mann mit dem silbrigen Haar, begleitet von seinem Halbbruder, welche wie erstarrt in den Bewegungen innehielten.

«Ich bin müde».

«Nein, nicht einschlafen», hörte ich abermals die Stimme meines Freundes und mein Blick wich zu demjenigen, welcher mich in seinen Armen hielt.

Immer und immer wieder wippte er hin und her und ich fühlte die immer weiterkommende Müdigkeit, die mich einnahm.

Zögerlich liess ich meine Augen noch einmal abwenden, sah zu dem Mann, welcher vor Wut kochte, mich beschimpfte und abermals auf mich zukommen wollte, doch ich konnte nicht anders als zu Lächeln.

«Es ist vorbei… endlich vorbei».

Die Lider wurden schwer und ich wehrte mich nicht mehr.

Es war Zeit.

Zeit zu schlafen.

Dein Verschwinden, mein Leid (Kuro)

Dumpf hörte ich die Stimmen meiner Freunde in meinen Ohren.

Bloss den Augen von Ruri schenkte ich Beachtung, welche mich mit Traurigkeit ansahen.

Sie vermisste, so wie ich, ihre beste Freundin und doch wusste niemand ausser wir zwei, was geschehen ist.

Ich hatte ihr alles erzählt, bis ins kleinste Detail, habe sie weinen hören, sie in den Arm geschlossen und doch blieb diese Leere zurück, welche ich seit dem Tag, als Kyo mir Aiko entrissen hatte, nicht mehr füllen konnte.

Wie lange war es nun her, dass ich immer und immer wieder zu dem Higurashi Tempel lief nur um zu hoffen, dass die beiden, die an diesem Abend aufgetaucht waren, eine Lösung gefunden hatten?

Tief atmete ich aus und fühlte eine Hand auf meiner Schulter.

Es waren die Finger von Hiro, die mich festhielten und obwohl er all die Hintergründe nicht kannte, schien er meine Trauer zu verstehen.

Ich hatte aufgegeben ihm und den anderen Jungs zu erklären was passiert war, doch als hätte sich ein dicker Nebel über ihre Erinnerung geschoben, waren sie davon überzeugt, dass Aiko schon seit längerer Zeit ein Auslandsjahr machen würde.

Verwirrt und entgeistert hatte ich sie angeschrien, sie als Lügner beschimpft, doch sie hatten nur verständnislos den Kopf geschüttelt, ausser sie.

Ausser Ruri.

Ihre Gedankengänge schienen klar gewesen zu sein und dennoch merkte ich immer mehr, dass auch ihre Erinnerungen zu verblassen schienen.

«Du solltest dich ablenken, Kuro. Ein Training tut dir sicher gut, du warst nun schon seit sechs Monaten nicht mehr dabei».

Zaghaft schüttelte ich den Kopf.

Ich konnte nun nicht an Ablenkung denken, durfte nicht aufgeben sie zu finden, auch wenn die Hoffnung immerzu schwächer wurde. Aiko musste aus den Fängen dieses Mannes gerettet werden und wenn ich sie schlussendlich in die Hände von Sesshomaru geben müsste.

Es war mir alles lieber, als sie an diesen Mann zu verlieren.

«Wir sehen uns morgen».

Ich hob meine Hand und bog die nächsten Strassengasse ein.

Ob sie heute einen neuen Anhaltspunkt finden würden?

Es war zum verrückt werden und obwohl ich wusste, dass der Lord des Westens mächtig war, hatte ich keine Angst davor gehabt ihn zu kritisieren.

Er hatte eine feine Nase, Mächte von denen ich nur träumen konnte und doch hatte er sie bis anhin nicht gefunden. Inuyasha hatte mir oft erklärt, dass es daran lag, dass ein anderer Geruch ihren überschatten würde und dennoch war mir diese Erklärung nicht genug.

 

Müde rieb ich mir über die Lider, als ich die Treppen nach oben stieg.

Seit mehreren Tagen war ich geschwächt auf den Beinen, ob es nur an dem nicht vorhandenen Schlaf lag oder an dem Heilmittel, welches man mir zukommen lassen hatte, wusste ich nicht.

Ich hatte es getrunken, gehofft, dass er sie danach wiederbringen würde, doch es war wohl ein Handel mit ihm, welchen Aiko ausgehandelt hatte.

Ich solle leben können ohne Einschränkungen, ohne sie und dennoch war da die Hoffnung gewesen. Töricht hatte mich Sesshomaru genannt und war davon gegangen.

Er hatte recht.

Ich war in diesem Moment wirklich leichtgläubig gewesen.

Was hatte ich auch von Kyo erwartet?

Er wollte etwas von Aiko. Ich wusste nicht was und auch die beiden Männer hatten mir keine Antwort darauf gegeben, aber etwas sagte mir, dass es mir nicht gefallen würde.

Dass ich ihn noch mehr als zuvor hassen würde, würde ich die Antwort kennen.

«Sesshomaru-sama, nun beruhigt euch!».

Verdutzt liess ich meine Augen über den Platz gleiten, als ich die laute Stimme von Kagomes Mutter vernommen hatte.

Der Lord des Westens hatte sich wohl mit Inuyasha angelegt, da dieser nun mit dem gezogenen Tessaiga vor ihm stand.

Wie hatte Kagome dies nur ausgehalten?

«Wenn du dich austoben willst, dann nur zu».

Niemand geringeres als Inuyasha hatte diese Worte fallen lassen und mir fiel erst jetzt auf, dass sie beide die Haare offen trugen.

Einige Monate waren vergangen und als hätte die Farbe schwarz zu kämpfen, war sie schneller aus Sesshomarus Haarpracht verschwunden als gedacht.

Ich hatte mich oft gefragt, weshalb er sie überhaupt gefärbt hatte, doch er schenkte mir bloss einen verachteten Blick, wenn ich ihn ansprach, weshalb ich es nach einiger Zeit aufgegeben hatte mit ihm ein Gespräch zu suchen.

«Du bist kein Gegner für mich».

Zischend drangen die Worte in meine Ohren und als die Augen mich erfassten, schien es, als würde ich die blanke Wut darin erkennen.

 

«Ahh, Kuro. Wie schön du bist zurück».

Zögerlich lächelnd ging ich auf die Mutter von Kagome zu und verbeugte mich respektvoll vor ihr, wie ich es jeden Tag tat, seit ich hier her kam. Ich hatte versucht zu Hause zu bleiben, doch die traurigen Iren meiner Mutter und die schuldigen Blicke meines Vaters hatten mich verscheucht.

Ich konnte sie nicht ansehen, ihnen nicht erklären, weshalb ich nicht aufgeben wollte, schien für sie Aiko doch verloren zu sein, weshalb ich hierhin kam.

Kagomes Mutter verstand die Situation, hatte sie doch selbst eine Tochter, die weit weg von dieser Zeit war.

«Du scheinst müde zu sein. Nimm ein heisses Bad. Es gibt nachher was zu essen», waren ihre lieblichen Worte und ich nickte stumm, bevor ich meine Schuhe vor der Türe auszog und in das Haus ging.

Meine Tasche hing ich zu meiner Jacke und als ich das Handy herausnahm, schlucke ich hart. Es war ihres.

Sie hatte es an diesem Tag zurückgelassen.

Ich hatte es versucht ihrer Mutter zu bringen, doch sie war benebelt, schien nicht zu verstehen, weshalb ich das Mobilgerät bei mir hätte, war ihre Tochter doch seit mehreren Jahren nicht mehr bei ihr.

Ich konnte mit dieser Situation nicht umgehen. Es war zu viel für mich, weshalb ich es stillschweigend sinken liess und mich stumm verabschiedete.

Es war als würde man Aiko ausradieren, jeden vergessen lassen, dass sie die vorherigen Momente bei mir gewesen war.

Schluckend liess ich meine Hand wieder in den Stoff sinken und nahm mein eigenes hervor. Es war gefüllt mit Texten von zu Hausen, von meinen Freunden und von Ruri, doch ihr Name tauchte nicht auf.

«Hey, du, warte mal».

Aufsehend sah ich in die goldigen Augen von Inuyasha, welcher soeben sein Tessaiga in die Scheide fahren liess. Mein Blick wich über seine Schulter. Sesshomaru hatte sich ihm abgewandt. Ruhig stand er dort.

Vor dem Zeitbaum, als würde er auf etwas warten.

«Kann ich dich mal etwas fragen, Inuyasha?»

Er sah mich verwundert an, denn es schien, als wollte er soeben das gleiche tun und ich erkannte das Nicken in meinem Augenwinkel, hatte ich meine Augen noch immer auf den Rücken von Sesshomaru gerichtet.

«Seit wie vielen Jahren lebt ihr schon hier?»

Mein Blick wich in die Iren, welche sich geweitet hatten.

Verwirrt zog ich meine Augenbraue zusammen und erkannte sogleich, wie er versuchte sich aus davor zu drucksen mir zu antworten.

«Rede schon, wenn du dich in diese Situation bringst».

Es war das tiefe Grollen der Stimme von Sesshomaru, welche mich erschrocken aufsehen liess. Er hatte sich uns genähert ohne einen Ton von sich zu geben.

In die bergsteingoldigen Iren sehend, wandte er sich meinem Blick ab und ging an uns vorbei, als wäre es ihm egal, was nun bei diesem Gespräch rauskommen würde.

Fluchend vernahm ich Inuyasha vor mir, welcher sich seufzend durch die Haare strich.

«Was verheimlichst du mir?».

 

Meine Hände wurden schwitzig und ich rieb meine Handflächen aneinander, versuchte meinen Schock zu verstecken, welcher sich tief in meine Glieder zog.

Die Worte, welche Inuyasha gewählt hatten, drangen tief in meine Gedanken und ich liess meinen Blick immer und immer wieder aus dem Fenster zum Zeitbaum gleiten.

«Ein Zeitfenster?».

Leise, dumpf fragte ich nochmals nach, ob ich die Worte richtig vernommen hatte.

«Ja. Wir haben davon erfahren, als Kagome zurückkam», gab Inuyasha zu verstehen und ich strich mir über die Schläfe.

Mein Kopf brummte.

Die Geschichte brachte mir Kopfschmerzen und ich zweifelte noch immer an den Worten des Silberhaarigen Hanyous.

«Aber wie?»

Tief atmete er aus und liess seinen Blick aus dem Fenster weichen. Es schien, als würde er sie vermissen oder machte er sich Sorgen um sie?

«Sie hat sie gespürt – so hatte sie es vor einigen Monaten versucht Sesshomaru zu erklären und da er als einziger von uns Aikos Herkunft kannte, machte er sich auf die Suche nach einem Weg hierher zu gelangen».

Nickend schluckte ich hart.

Er hatte sie nie aufgegeben. Nach so vielen Jahren hatte er sie nicht vergessen oder gar mit jemand anderem ersetzt, hatte ich da überhaupt ein Recht nach ihr zu verlangen?

Mir auf die Lippen gebissen, rieb ich mir wieder die Finger aneinander.

Sie wurden kälter, als würde mir die Wärme darin entzogen werden.

«Ich dachte es sind viele Jahre vergangen von ihrem vorherigen Leben», waren meine leisen Worte.

Ein Murren, verachtend und mit einem tiefen Schnaufen verbunden, liess ich meinen Blick nach oben richten. Er stand in der Türe, hatte die Arme verschränkt und seine Haare nach oben gebunden.

«Eure Zeit vergeht langsam», waren seine kühlen Worte und ich liess meine Augen wieder senken, drückte meine Hände auf den Tisch.

Ich musste hier weg.

 

Das Handtuch über meinen Kopf geschrubbt, liess ich es über mein Gesicht fahren, bevor ich in den beschlagenen Spiegel sah. Ich hatte Augenringe und die Müdigkeit konnte man in meiner bleichen Haut erkennen.

Ein dumpfes Klopfen an meiner Türe, liess mich verharren und ich vernahm die Stimme von Kagomes Mutter, welche uns zum Essen rief.

Tief ging mein Atemzug, als ich nochmals die Worte ergriff, welche ich vorher vernommen hatte.

Sie waren nicht von hier.

Sesshomaru und Inuyasha haben ein Zeitfenster gefunden, welches sie hierhergebracht hatte und damit Sesshomaru nicht sogleich auffiel, hatte er sich die Haare gefärbt.

Den Pullover über meinen Kopf gezogen, versuchte ich zu verstehen, weshalb er nicht vorher schon eingegriffen hatte, doch um so mehr ich darüber nachdachte, wurde mir der Grund selbst bewusst.

Sie war nicht die Aiko.

Nicht seine Aiko.

Sie hatte ihre Seelen noch nicht verbunden und die Erinnerungen, die von ihrem Leben waren, hatten sich in ihr noch nicht verfestigt, wer wusste schon ob sie ihm geglaubt hätte?

Meine Füsse trugen mich wie in Trance in den Essbereich und ich liess meine Augen über die Anwesenden schweifen.

Stumm nahm ich Platz und nahm das Essen zu mir, welches Kagomes Mutter für uns gekocht hatte.

Wir sagten nichts, liessen die Stille über uns hausen, bis ich es nicht mehr aushielt.

«Wusstet ihr davon?»

Meine Augen schweiften in die braunen Iren der Higurashi Familie und ich sah, wie sie meinem Blick auswichen.

«Weshalb habt ihr nicht eingegriffen? Sie könnte noch hier sein!».

Wütend ballte ich meine Hand zur Faust und hörte das Schnauben neben mir.

«Wir durften den Verlauf der Geschichte nicht beeinflussen.»

«Welchen Verlauf, Sota?! Welchen verdammten Verlauf?! Das sie bei Kyo landet?!»

Wütend richtete ich mich nach oben und hörte das Schnauben neben mir und meine Augen richteten sich in dessen Iren.

«Ihr seid kein Stück besser. Versteckt euch hinter einer Maskierung und offenbart euch, wenn es zu spät ist!».

Knurrend grollte es in seiner Kehle, als er sich aufrichtete und mir gegenüberstand. Ich musste meinen Kopf leicht in den Nacken legen, war er grösser als ich.

«Du wagst es?!»

«Töte mich. Es würde nichts daran ändern, dass sie nicht hier ist und ihr zu spät wart!»

Meine Stimme war zischend und ich vernahm die zierliche Stimme von Kagomes Mutter, welche wieder Ruhe in den Raum bringen wollte, doch ich war wütend.

Mehr als wütend.

Seine Gesichtszüge veränderten sich und als ich ihm dabei zusah, wie er den Blick auf die Seite weichen liess, war es auch Inuyasha, welcher sogleich sein Stuhl nach hinten rutschen liess.

«Sess…»

Knurrend lief er schnell an mir vorbei und bevor ich nochmals meine Stimme erheben konnte, sah ich wie er in den Himmel verschwand.

«Wir können sie riechen. Geht, wie besprochen», erfasste ich sogleich die Worte hinter mir, bevor ich die silbrigen Haare an mir vorbeischweifen sah.

Wie…

Sie konnten sie aufspüren?

Nach sechs Monaten war es nun soweit?

«Kuro, komm wir müssen los, wenn Sesshomaru-sama recht hat, dann wird er schlussendlich hierher kommen».

Was?!

Nein.

Ich konnte nicht weg!

Den Kopf geschüttelt, sah ich in die braunen Iren der Mutter von Kagome. Sie zögerte und dennoch liess sie meine Finger los.

«Pass gut auf dich auf».

 

*

 

Mehrere Stunden vergingen bis ich ein Gespräch zu vernehmen schien.

Leise bis es immer lauter wurde.

Mein Herz stockte.

Sie war es.

Schluckend lief ich zu der Türe, hatte ich mich nicht mehr von der Treppe in den oberen Stock entwendet. Ich hatte hier gewartet, gewartet und gehofft, dass Sesshomaru recht behalten würde.

Die Türe geöffnet erkannte ich die Roben an ihrem Körper. Rötlich, weiss, doch ihr Körper schien darin unter zu gehen, als hätte sie seit vielen Wochen nichts mehr richtiges zu sich genommen.

Ihre Worte waren zu vernehmen und ich hörte, wie sie ihn davon abbringen wollte in die alte Zeit zurückzukehren.

Hörend wie er ihr zu verstehen gab, dass niemand hier wäre, liess ich meine Stimme ertönen.

Ihre Augen trafen mich und ich fühlte den innerlichen Schmerz in mir aufkommen.

Ihre kristallblauen Iren waren trüb, dumpf und ich hatte das Gefühl er hatte sie gebrochen.

«Ich hätte dich von Anfang an beseitigen sollen».

«Das hättest du».

Ich provozierte ihn und er ging darauf ein.

Ihr Flehen drang in meine Ohren, es schmerzte und ich fühlte die Trauer darin. Sie hatte mich geschützt, die ganze Zeit und ich…

Ich hatte nicht bei ihr sein können.

«Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe».

Zögerlich lächelte ich bei diesem Satz und sah, wie Kyo weiter auf mich zukam.

Der Gedanke, wo die anderen Beiden waren, hielt sich nicht lange in meinem Kopf, als ich die weiteren flehenden Rufe von Aiko vernahm.

Ihre Tränen füllten ihre Iren und ich sah ihr dabei zu, wie sie nach ihrem Stab griff. Sie wollte sich abermals für mich einsetzen, doch ich wusste, dass es nicht reichen würde.

Er würde mich vorher töten und vielleicht… vielleicht würde sie dann ihren Mut wiederfinden können.

Sehend wie er die Hand erhob, rührte ich mich nicht, bis ich ein leises klares Geräusch in meinen Ohren vernahm.

 

Meine Pupillen weiteten sich, meine Lider waren aufgerissen.

Ihre kristallblauen Augen waren Tränen bedeckt in meine gerichtet und bevor ich realisierte was geschah, fiel sie in meine Arme.

Schlaff und blutend.

Ich fühlte wir mir die Farbe aus dem Gesicht wich, wie mein eigener Körper ganz kalt wurde und ich auf die Knie sank.

Zitternd hielt ich sie an meinen Körper gedrückt, redete auf sie ein, als sie leise zu flüstern begann.

«Nein, bleib wach».

Hin und her wippend fühlte ich die Tränen an meine Wange entlang streichen.

Sie starb. Ich spürte es.

Wimmernd versuchte ich sie davon abzuhalten zu gehen und vernahm dumpf die klirrenden Geräusche von aufeinandertreffenden Schwertern.

Meine Finger griffen fester um ihren Körper, als ich sah, wie eine Hand auf sie zuging. Die Augen waren in die bergsteingoldigen gerichtet, welche auf sie hinabsahen.

War das Trauer?

War das Schmerz?

Was fühlte dieser Mann vor mir, welcher ihr nun zierlich über die Wange strich und einzelne Haarsträhne auf die Seite nahm.

Er richtete sich auf, hob sein Schwert, doch als er es schwang passierte nichts.

«Sesshomaru, nun rette sie endlich!»

Der Ruf von Inuyasha hallte an meine Ohren und ich erkannte, wie er gegen Kyo ankämpfte, der wütend auf ihn versuchte einzuschlagen.

Immer wieder vernahm ich das Wort Erbe und ich schluckte.

War es das, was er von ihr wollte und schlussendlich bekommen hatte?

Einen Erben?

In ihrem Körper von diesem Kerl?

Zitternd drückte ich sie weiter an mir. Ihr Atem war verstummt und ihr Körper wurde kalt.

Nein.

Bitte!

Sie durfte nicht sterben!

Aufgeschreckt verspürte ich ein Sog an meinem Körper und wendete meinen Kopf zur Seite. Ein Schlitz von unendlicher Dunkelheit hatte sich geöffnet und ich konnte sehen wie Sesshomaru darin verschwand.

Was tat er?

Wieso liess er sie nun allein?!

Wollte er ihr Leben nicht mehr retten?!

 

«Es tut mir leid, Aiko».

Flüsternd drückte ich meine Stirn gegen ihre kalte Haut.

Das Blut war versiegt und es klebte an meiner Kleidung wie auch an meinen Fingern, doch es war mir egal. Alles war mir in diesem Moment egal geworden.

Sie hatte ihr Leben gelassen, um mich zu retten.

«Ich war doch dein Beschützer, nicht du die Meinige».

Schluchzend drückte ich sie weiter an mich.

Die klirrenden Geräusche wurden dumpf und als ich hörte wie Inuyasha erneut fluchte, liess ich den Blick nach oben schweifen.

Kyo war verschwunden.

Einfach weg und ich spürte, wie sich mein Herz mit Leere füllte.

Er kam davon.

Abermals.

Die Stirn wieder an ihre gedrückt, liess ich mich in die tiefe Schwärze ziehen, bis ein wärmendes Licht mich einhüllte.

Zögerlich lächelte ich, erinnerte mich diese Wärme doch an sie.

Erschrocken öffneten sich meine Augen, als eine Hand über meine Wange strich.

Was?

Das konnte nicht sein, oder?

Kristallklare blaugraue Iren, die mich zärtlich ansahen.

Lebewohl

Leichtigkeit erfüllte meinen Körper und ich fühlte eine innere Wärme aufkeimen, bis ein kalter Schatten sich über meine Haut zu ziehen schien.

Was war das für ein Wimmern, welche sich leise in meine Ohren schlich und die Stille damit umhüllte?

Blinzelnd öffnete ich meine Lider und erkannte die unendliche Schwärze vor meinen Augen. Ein Weg erstreckte sich vor mir. Steinig und lang zog er sich in die Länge.

Wo er wohl hinführen würde?

Erneut blinzelte ich und es schien als würde ich etwas auf dem Gehweg erkennen können. Leuchtend strahlte es mir entgegen und als ich meine Augen nach unten sinken liess, war es dasselbe Leuchten, welches auch mich umfasste.

Weiss, hell und durchsehbar, sah ich doch den unebenen Boden unter mir.

Da war es wieder. Dieses Wimmern und es kam aus der Richtung des kleinen Lichtes.

Was das wohl war?

Mein Kopf war leer und als ich darauf hinabsah, erkannte ich ein Kind.

Verwundert kniete ich mich nieder.

Es war klein und schien zu frieren.

Sanft nahm ich es in meine Arme, zog es fest an mich und wippte hin und her.

«Es ist alles gut, mein Kleines», waren meine sanftmütigen Worte und ich sah dabei zu, wie es sich an meiner Brust beruhigte. Ich lächelte zärtlich auf und als würde mich etwas magisch ziehen, ging ich weiter den langen Weg entlang.

«Wo kommst du nur her?», fragte ich das Wesen in meiner Hand, welches mir keine Antwort geben würde. Leise fing ich an zu summen, damit die Stille nicht beängstigend wirkte, als mich ein leichter Luftzug erfasste.

Ich strich mit meinen Fingern die vereinzelten dunklen Strähnen nach hinten und sah in das Gesicht des Mannes, welcher nun vor mir stand.

Meine Augen schweiften seinen Symbolen nach, bis ich bei der Halbmondsichel stehen blieb. Sie kam mir bekannt vor und dennoch wusste ich nicht, wer er war.

«Wer seid ihr?»

Er atmete tief ein und gab mir seinen Namen zu hören.

Leise flüsternd, wiederholte ich ihn.

«Sesshomaru-sama».

Ein Ziehen liess mich zusammenzucken und ich löste eine Hand von dem kleinen Geschöpf, um an die Stelle zu drücken, wo mein Herz schlagen würde.

«Ich scheine euch zu kennen», waren meine bedenkenden Worte und erkannte seine milden Augenpaare, die wie flüssiges Gold in den Meinigen lagen.

«Ihr erinnert euch nicht?»

Ich legte mein Kopf schief und zögerte eine Sekunde, bevor ich ihn hin und her wandte. Lag da Bedauern in seinen Seen?

Was war es bloss, was mich innerlich fragen liess, weshalb er so traurig schien?

Auf ihn zugehend, hielt er erst inne, bis er schweigend neben mir herlief und etwas sagte mir, dass er mich bis ans Ende begleiten würde.

Wieder wippte ich das Kind hin und her, hatte es einen leisen Laut von sich lassen.

«Woher habt ihr dieses Kind?»

Schmunzelnd richtete ich meine Augen in das Gesicht des Kindes.

«Es war da, als ich da war», waren meine erklärende Worte und liess meinen Blick wieder zu ihm weichen. Die weissen silbrigen Haare lagen sanft an seinen Schultern an und wippten beim Gehen hin und her.

«Weshalb seid ihr hier?»

«Wegen euch».

Verdutzt über diese Antwort, blieb ich stehen und sah ihm in seine prüfenden Iren, war es als würde er auf etwas warten.

Etwas was ich nicht zu wissen vermochte.

«Ihr seid wegen mir hier?», fragte ich nochmals nach und erkannte sein stummes Nicken.

«Weshalb?»

«Ihr gehört hier nicht hin. Nicht erneut.»

Tief in mir fühlte ich ein Zittern, spürte die Nervosität, die mich einnahm und mein Licht schien zu flackern.

Was war das, was mich nun zurückhielt weiter zu gehen?

«Wie könnt ihr dies wissen?»

Ihm dabei zusehend, wie er seine Hand erhob und meine Haare in die Finger nahm, legte er sie an seine Lippen. Meine Lider weiteten sich, als ich ein Bild vor meinem inneren Auge erkannte.

Diese Szene.

Sie schien so weit weg.

«Wann?»

«Vor vielen Jahren».

Seine Iren erblickten die Meine, bis mich das leise Wimmern des Kindes aufschrecken liess.

Mein Blick richtete sich in das Wesen in meine Arme, welches sich anfing aufzulösen. Ich fühlte ein drückendes Gefühl in mir.

Einen unendlichen Schmerz.

«Es darf mich nicht verlassen», waren meine leisen Worte und ich drückte es nochmals an mich, wusste nicht, warum ich diese Trauer fühlte, kannte ich dieses Kind doch nicht.

«Trauert ihr?»

«Es ist noch so klein. Es braucht mich», waren meine zierlichen Worte, als ich abermals den Druck spürte den Weg weiter zu gehen.

Ich wollte mich seinen Fingern entwenden, als ich ein Ziehen verspürte.

Einen unendlichen Drang bei ihm zu bleiben und bevor ich es in Frage stellen konnte, sah ich den letzten Hauch des kleinen Wesens, welches sich wie ein feiner Staub auflöste.

Stille nahm mich ein und ich spürte eine unendliche Kälte in mir. Zitternd führte ich meine Hände an meine Brust.

Ich hatte es verloren, bevor ich es kennenlernen konnte.

«Es war das Meinige».

Er musste mir nicht antworten, war sein Schweigen Antwort genug.

«Seid ihr der Vater?»

Ein Knurren erfasste die Dunkelheit und als ich mich abermals zu ihm wandte, erkannte ich die Wut in seinen Augen. Er war es nicht und abermals fühle ich eine Trauer in mir, als würde ich es bedauern, keine Zustimmung vernommen zu haben.

«Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren».

Die Stimme war zu Anfang kalt, bis sie abschwächte und mich eindringlich ansah.

«Keine Zeit verlieren?»

«Ich kann nur das eurige Leben retten».

Ich stockte, erkannte abermals das Flackern meines Lichtes und sah auf meine Finger hinab, als ich die Seinige unter meinem Kinn vernahm, welches er nach oben drückte.

Das war es also. Ich starb und er war hier um es zu verhindern.

«Weshalb wollt ihr mein Leben retten? Ich scheine euch, wie mich selbst, vergessen zu haben».

Meine Gedanken waren leer, meine Erinnerungen nicht aufrufbar und doch war da ein Gefühl von unendlicher Schwere.

Eine Schwere, die sich anfühlte wie eine Liebe, die nie sein konnte.

«Wir versprachen uns einst die Ewigkeit».

Meine Haare wehten auf die Seite und ich hörte ein Flüstern in meinen Ohren.

Ein Versprechen, hier und jetzt und für immer, überbrückend über die Zeit, bin ich dein bis in die Ewigkeit.

Ich weitete die Augen, fühlte die Wärme, welche mich erfasste und legte meine Hand auf seine Wange.

Da waren sie. Die Erinnerung an die alte Zeit.

«Hier und jetzt bis ans Ende der Zeit, bis in die Ewigkeit».

Sesshomaru nahm Abstand von mir und ich erkannte einen blauen Schweif, bevor meine Sicht verschwamm.

 

*

 

Blinzelnd fühlte ich eine Stirn an der Meinigen und hörte die schluchzende tiefe Stimme vor mir. Das konnte nicht Sesshomaru sein und als ich die Umrisse erkannte und meine Hand auf seine Wange legte, waren es die braunen Iren von Kuro, welche mich erfassten.

Lächelnd sah ich in sein überraschtes Gesicht und fühlte die Finger an meiner Haut, die immer wieder meine Strähnen auf die Seite strichen.

«Du lebst».

Fest drückte er mich an sich und ich hörte das Wimmern in meinen Ohren, was mich sogleich innehalten liess.

Meine Finger richteten sich an meinen Bauch, als er die Umarmung leicht löste. Es war weg.

Das Yoki war verschwunden und auch wenn ich den Mann nicht liebte, welcher mir dieses Kind geschenkt hatte, so fühlte ich den Schmerz des Verlustes.

Es war mein Kind gewesen.

Ein Geschöpf, welches nichts für all dies konnte.

 

«Danke».

Kuro hatte sich mit seinen Worten an den Mann gerichtet, welcher neben uns zum Stehen kam und ich sah in seine bergsteingoldigen Iren.

Ein Drang mich aufzurichten, ihm zu nähern, erfüllte mein Inneres und dennoch konnte ich mich nicht von dem Mann trennen, welcher um mein Leben getrauert hatte.

Es war ein Schnauben zu vernehmen und bevor ich mich aufgerichtet hatte, hatte er sich abgewandt. Diese Reaktion schmerzte mich sogleich, aber war es nicht Verrat?

Kuro hatte um mich gekämpft, wollte für mich sein Leben opfern, weshalb war mein Herz nun so schwer, wenn ich in seinen Armen lag?

War es meine alte Liebe? Die Ewigkeit, die ich Sesshomaru versprach?

Wieviel Gewicht trug solch ein Versprechen in unserer Zeit, als Wesen, welche als Mächtigsten in der Welt galten?

Schluckend schloss ich meine Lider, als ich die zarten Lippen von Kuro auf den Meinigen vernahm. Es fühlte sich nicht richtig an und ich spürte das aufkommende Yoki hinter mir, welches sich brennend auf mich niederlegte.

Es war Eifersucht, aber ich konnte mich dieser nicht hingeben.

Kuro war in meinem Herzen verankert. Hier in dieser Zeit, in meiner Zeit, liebte er mich.

«Wo ist er hin?!»

Eisig durchzog seine Stimme die Stille über uns und als ich mich von Kuro gelöst hatte, sah ich wie Inuyasha vom Dach sprang.

Er schien genervt, gar wütend und gab zu verstehen, dass Kyo nicht mehr hier sein würde. Mein Herz stockte.

Hatte er es abermals geschafft zu verschwinden?

«Du…!»

«Halt die Klappe, Sesshomaru!», war sein darauffolgendes Zischen, bevor er sein Tessaiga in die Scheide zurückführte und sich zu mir nach unten kniete.

Seine Arme umfassten mich und entzogen mich den Armen von Kuro.

Überrascht legte ich meine Arme um seinen Körper, bis er mich wieder eilig von ihm wegdrückte. Wütend sah er mir in die Augen und ich schluckte, als ich die zischenden Warnungen hörte.

«Wag es noch einmal solch eine Dummheit zu tun! Nie wieder setzt du Idiotin deine Kräfte gegen uns ein, haben wir uns verstanden?!»

Zögerlich nickte ich.

«Es tut mir leid, ich sah keinen Ausweg mehr und…»

«Du dumme Kuh! Wir sind nicht durch dieses scheiss Zeitfenster gekommen, um dich erneut zu verlieren!»

Weit rissen sich meine Augen auf.

Was hatte Inuyasha gerade von sich gegeben?

«Du Nichtsnutz von Bruder!»

Es war das tiefe Knurren von Sesshomaru, welches Inuyasha sogleich verstummen liess und ich dabei zusehen konnte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich.

Hatte ich dies gerade richtig vernommen?

Ein Zeitfenster?

«Sag mir was du damit meinst», waren meine leisen Worte. Ich flüsterte, hoffte ich doch mich verhört zu haben, doch als ich die schweigenden Münder zu sehen bekam, die keine Anstalt machten, mir eine Antwort zu geben, spürte ich, wie mein Puls nach oben stieg.

Das war doch nicht möglich, oder?

Mein Iren wichen an ihm vorbei, sahen auf den heiligen Baum, bis ich in diejenigen Iren sah, die wütend auf den Hanyou gerichtet waren.

Ich drückte mich vom Boden ab und obwohl meine Beine noch immer schwach von diesen Strapazen waren, ging ich langsam auf den Daiyõkai zu.

Er schien überrascht und doch konnte ich ein Aufblitzen darin erkennen, als würde er es gutheissen, dass ich von Kuro Abstand genommen hatte.

«Erklärt euch».

«Ich erklärte mich bereits».

Seine Stimme kühl, seine Emotionen gleich null und es war, als wäre ich zurückgesetzt worden in die Zeit, als ich als Miko gelebt hatte.

«Wagt es nicht, mich abermals so zu behandeln. Ihr verspracht mir die Ewigkeit, nun erklärt euch, weshalb dieses Zeitfenster zum Tragen kam».

Die Konzentration standhaft stehen zu bleiben, kostete mich Kraft und doch wollte ich mich nicht erneut in Arme fallen lassen, die mich auffangen könnten. Ich würde meine Standhaftigkeit verlieren und keine Antworten von ihm erhalten.

«Wie bereits gesagt, erklärte ich mich bereits».

«Sesshomaru, es reicht!»

Ich war laut geworden, hatte meine Hände auf seinen Brustkorb gerichtet und schlug dagegen. Er versuchte mich mit dieser Antwort abzuwimmeln, doch sie reichte mir nicht.

Nein, unser Versprechen reichte mir nicht.

 

«Er konnte nicht mehr warten und wer will es ihm verübeln?»

Meine geballte Faust hielt in der Bewegung inne und ich liess sie sinken. Ich neigte meinen Kopf nach hinten und sah in die tiefbraunen Augen, welche mich traurig anlächelten. Die Trauer darin frass sich in meine Brust und doch konnte ich nicht auf ihn zugehen.

Es war, als würde mich etwas in mir selbst zurückhalten.

«All die Jahre, die du schon lebst, sucht er nach dir und nun… Nun gab es eine Möglichkeit dich wieder zu ihm zu holen, denkst du ich hätte mir diese Chance entgehen lassen, Aiko? Ich wollte mir selbst das Leben nehmen, damit du dich Kyo entreissen kannst und was tust du… Du opferst dich für mich?!»

Ich schluckte, spürte die Tränen auf meinen Iren, die sich ansammelten.

Kuro kam auf uns zu, als er weitersprach.

«Dich sterben zu sehen, war als würde ein Teil meines eigenen Lebens enden und doch weiss ich, es hatte nie wirklich begonnen».

«Kuro, was redest du…»

Sein Kopf wandte sich von rechts nach links und ich schwieg.

Erneut, nur damit er weiterreden konnte, als er direkt vor mir zu stehen kam.

Er war mir so nah und doch spürte ich, dass er mir ferner war, als jemals zuvor.

«Ich wünschte du würdest dich für mich und unsere Zeit entscheiden, doch es wäre nicht richtig, dich für eine Bitte hier zu behalten».

Ich verstand nicht was er da sagte, doch als mein Blick zu Inuyasha wich, welcher sich zum heiligen Baum bewegte, fing ich an zu verstehen.

Das Zeitfenster.

Es würde sich bald abermals öffnen.

War Kyo deswegen verschwunden und nicht mehr spürbar?

Hatte er es geschafft zurückzukehren?

Sanft fühlte ich die Finger von Kuro an die Meinigen und schluckend fühlte ich den Schmerz des Verlustes, den ich zuvor schon vernommen hatte.

«Weisst du, Aiko. Ich wusste schon an dem Tag, als ich dich in dieser Robe in meinen Träumen gesehen hatte, dass ich dich irgendwann gehen lassen muss. Es war, als hätte deine alte Seele mich darauf vorbereitet und doch… schmerzt es sehr zu wissen, dass es nun soweit ist».

«Aber, was ist, wenn ich nicht gehen will?!»

Meine Stimme ging hastig über meine Lippen und ich biss mir sogleich darauf, wusste ich doch selbst, dass dies eine Lüge war.

Ich lebte hier und doch zog es mich zurück.

Zurück in meine eigentliche Zeit, dort wo mein Wesen hingehörte.

«Ich würde deinen Worten gerne Glauben schenken, aber du liebst jemand anderen und ich lasse nicht zu, dass er dich ein drittes Mal zurücklassen muss».

Tränen lösten sich aus meinen Augen und ich merkte, wie mein Körper anfing zu zittern. Eine Gefühlswelle brach über mich ein und ich konnte nicht anders als mich in seine Arme zu legen. Seine Hände krallten sich fest in mein Kimonohemd, das noch immer zerrissen und bedeckt von Blut war.

«Ich liebe dich, Kuro», flüsterte ich ihm leise zu und fühlte, wie er seinen Kopf an meine Schulter drückte, mich nochmals fester an sich zog.

«Ich weiss und das genügt mir.»

 

«Kagome wird sich freuen dich wieder zu sehen».

Seine Finger umgriffen die Meinen, war es doch Sesshomaru, welcher mir den Rücken zugewandt hatte. Die Worte, welch ich an Kuro gewandt hatte, liess ihn eisig werden und doch entschied ich meinem inneren Wunsch zu folgen mit ihm zu gehen.

Ich neigte noch einmal meinen Kopf nach hinten, erkannte den Mann, welcher noch immer dort stand und seine tiefenbraunen Augen auf mich gerichtet hatte.

In seinem Gesicht lag eine Trauer, ein tiefer Schmerz und doch war da etwas, was mich erschaudern liess.

Entschluss.

Ein tiefer Entschluss die richtige Entscheidung gefällt zu haben und ich erkannte, dass er mich losliess.

Kuro liess mich gehen für einen Mann, der mir die Ewigkeit versprochen hatte, vor vielen Jahren.

Leise formte ich meine Worte, bevor sich das Zeitfenster öffnete und es waren die Letzten, welche ich in dieser Zeit verhallen liess.

 

«Danke für alles, Kuro. Lebewohl».

Die Meine!

Lichter geschmückt in den Farben eines Regenbogens erhellten meine Sicht, bis sie in der Dunkelheit der Nacht verschwanden. Es war kühl, denn ich spürte das leichte Frösteln meines Körpers, trug ich doch noch immer die zerrissene Robe aus der Neuzeit.

Aufgeschreckt, als an meiner Hand gezogen wurde, sah ich in die goldigen Iren meines Begleiters und liess noch einmal Revue passieren, was gerade geschehen war.

Traurigkeit umspielte meine Lippen und als ich mich mitziehen liess, schweifte mein Blick nochmals nach hinten, dort wo der heilige Baum stand.

Ich hatte ihn zurückgelassen und aus irgendeinem Grund wusste ich, dass sich das Zeitfenster in den nächsten Jahrhunderten nicht mehr öffnen würde.

Ob ich hier die richtige Entscheidung getroffen hatte?

Mein Leben war hier, aber war es auch die Liebe?

Würde mir Sesshomaru, nach all diesen Geschehnisse, weiterhin die Ewigkeit schenken wollen?

Ich hatte es nicht in Frage gestellt und nun bekam ich den Zweifel zu spüren.

Seine Kälte liess mich innerlich innehalten, denn ich fragte mich sogleich, ob ich mit meinen letzten Worten unsere Zukunft verbaut hatte.

 

«Aiko!»

 

Aufsehend erkannte ich das weiss rote Miko-Gewandt, welches Kagome an ihrem Körper trug. Die Finger von Inuyasha liessen mich frei, als sie sich in meine Arme warf und ich sie zögerlich darin umschloss.

Es war ihr leises Kichern, welches ich sogleich vernahm, als es zu einem sanften Schluchzen überging.

«Ich wusste es. Ich war nicht verrückt», waren ihre leisen Worte und ich strich ihr sanft über den Rücken. Ich wusste nicht, ob ich ihr danken sollte, dass sie mich erspürt hatte und es dem Mann erzählte, welcher mir nun die kalte Schulter zeigte.

Ihre blauen Augen trafen die Meinen, als sie sich wieder von mir löste und zu Sesshomaru sah.

«Siehst du, Schwager und du wolltest mich nicht anhören…»

Tadelnde Worte und ich musste kurz Schmunzeln, bis mir ein Detail in diesem Satz auffiel.

«Schwager?».

Röte schlich sich auf ihre Wange und als ich meine Augen zu dem jungen Hanyou richtete, sah ich das verlegende Kratzen an seinem Hinterkopf.

Er hatte sie also gefragt.

«Du sollst mich nicht so nennen, Miko!»

Sesshomarus Stimme war tief, zischend und mit einem leisen Knurren besetzt, bevor er sich abwand und auf das Dach des Hauses sprang, welches zu Kaede gehörte.

Tief atmete ich aus, als ich meine Augen von ihm abwand.

«Wie schön», waren meine leisen Worte und ich legte ein sanftes Lächeln auf meine Lippen, als ich nochmals die Finger von Kagome ergriff.

Nach all den Jahren hatte er sie zu seiner Frau genommen.  

 

Ein Nicken sehend und die Hände auf meinem Rücken spürend, strichen meine Finger nervös die Strohmatte auf die Seite. Rötliche Flammen erhaschten meine Iren und ich hörte das leise Knistern, als mich die Arme eines jungen Mädchens umschlangen.

Tief atmete ich aus und verlor sogleich meine Fassung. Ein klirrendes Geräusch erfüllte den Raum, als ich den Stab aus meinen Fingern gleiten liess und sie mit zitternden Händen fest an mich drückte.

Ich hatte nicht mehr damit gerechnet sie je wieder sehen zu können und doch lag sie nun in meinen Armen.

Tief sank ich auf den Boden, gab meinem schwachen Knien nach und hielt ihre Wangen fest in meinen Händen, bis ich sie abermals in meine Umarmung schloss.

Immer und immer wieder liess sie meinen Namen erläutern. Soviel Zeit war vergangen und obwohl ich der eigentlichen Aiko nicht mehr glich, wusste Rin genau wer ich war.

Sie wieder von mir gewandt, strich ich ihr abermals über die Wangen, so wie sie es bei mir tat. Wir fingen leise an zu kichern, bis ich ihre Finger fest in den meinen hielt.

«Du bist gross geworden», waren meine sanften Worte und ihr eifriges Nicken liess mich lächelnd schmunzeln. Ihr Wesen hatte sich nicht verändert.

«Ich muss dir soviel erzählen, Ane. Ich lerne die Miko Praktiken kennen und Kagome-chan zeigt mir so viel».

Aufgeregt grinste sie breit und liess ihren Blick kurz durch den Raum gleiten. Ihre Gesichtszüge veränderten sich leicht und ich wusste genau nach wem sie suchte.

«Er ist draussen», waren meine sanften Worte und sie nickte eifrig, drückte meine Finger fester.

«Lord Sesshomaru hat sein Versprechen gehalten. Er hält seine Versprechen immer».

Ihre Stimme war erhöht, freudig und ich weitete leicht meine Lider.

«Rin, erkläre mir, was hat er dir versprochen?»

Überrascht von dieser Frage, hielt sie in ihren hin und her wippenden Bewegungen inne und schien für einen kurzen Moment zu überlegen, was sie sagen sollte.

«Dass er dich finden würde».

Mein Herz setzte aus. Sesshomaru hatte ihr keine Zeit genannt.

«Rin, weisst du was ich bin?» fragte ich sogleich und sie nickte eifrig, wieder legte sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen.

«Er hätte dich gefunden», waren ihre Worte und wieder stockte mein Herz.

Diese Ehrlichkeit. Sie konnte nur von Kindern kommen.

Nie würde ich solche Worte von ihm vernehmen können. Nicht nach den Letzten, die ich an Kuro gewandt hatte.

«Du wirst doch jetzt hierbleiben, oder Ane?»

Verharrend in meinen Gedanken erfasste ich die kastanienbraunen Iren vor mir. Ich zögerte und konnte nicht anders als mir auf die Lippen zu beissen.

Hatte ich denn eine andere Wahl?

Gab es eine Möglichkeit zurückzukehren, sollte dieses Leben hier doch nicht die richtige Entscheidung gewesen sein?

«Aiko?»

Blinzelnd sah ich in die goldigen Iren von Inuyasha, welche mich nun überlegend ansahen, bis er seinen Blick festigte. Meine Iren weiteten sich.

Ich wusste genau, was dies zu bedeuten hatte.

Das Zeitfenster gab es nicht mehr. Verschlossen für eine unbestimmte Zeit und bevor ich realisierte was geschah, verloren sich eine einzelne Träne aus meinen Iren, die durch die zierliche Hand von Rin davongetragen wurde.

«Warum weinst du?»

 

Kräftig grollte das Knurren durch den Raum und ich schluckte schwer, als ich das Yoki hinter mir vernahm, welches sich wie Gift auf meine Haut legte. Es brannte und ich spürte die Beklemmung in meiner Brust erneut aufsteigen.

«Lord Sesshomaru, beruhigt euch doch sogleich!»

Meine Iren richteten sich in die braune Iris der alten Miko, welche nun gebückt auf uns zukam. Schweigend hatte sie sich dieses Szenario angesehen, bis Sesshomaru die Hütte betreten hatte und sie nun mit seiner Macht in Einsturz bringen könnte.

«Hey Sesshomaru, was soll der Mist?!»

Es war niemand anderes als Inuyasha, welcher nun auch eingreifen wollte, als ich aus dem Augenwinkel erkannte, wie Kagome ihre Hand auf seine Brust legte und ihn zurückhielt. Ihre blauen Iren fixierten mich. Sie strahlten Verständnis aus. Kaogme konnte meine Gefühle am Besten nachvollziehen und doch…

Da war diese Aufforderung mich Sesshomaru zuzuwenden und ich bemerkte zum ersten Mal, an was für eine Stärke Kagome gewonnen hatte.

Langsam liess ich die zierlichen Finger von Rin aus meinen Händen gleiten. Es war die Nervosität, die Unsicherheit, welche mich einnahm, als ich mich zu dem Lord des Westens richtete.

Seine bergsteingoldigen Iren waren umrandet von dem tiefen Rot, welches ich nur zu gut von seiner Hundegestalt kannte.

«Warum zögerst du bei der Einfachheit dieser Frage?!»

Kalt lief es mir den Rücken hinunter, als ich seinen festen Griff an meinem Handgelenk vernahm, welcher mich sogleich zu ihm zog. Das Holz unter meinen Füssen fing an zu beben und ich schluckte hart.

Noch nie zuvor hatte ich sein Gemüt so erzürnt, schien ich sein Yoki auf meiner Zunge schmecken zu können.

Das Gesicht verzogen versuchte ich mich aus seinem Griff zu berfreien.

«Hört auf. Ihr tut mir weh!»

«Rede!»

Tief atmete ich ein, spürte, wie sich nun in meinem Inneren eine Wut festigte.

Ich stand hier. Hatte mich für ihn entschieden, nach all den Erinnerungen, nach all den Jahren, nach der Liebe zu Kuro!

Ich war hier - bei ihm!

«Zweifel an euren Worten!»

Seine Lider weiteten sich, für einen Bruchteil einer Sekunde, als er verächtlich zu Schnauben begann und meine Hand aus seinen Fingern entgleiten liess.

«Zweifel? Diese Berechtigung steht dir nicht zu.»

Staubtrocken fühlte sich meine Kehle an, als er sich von mir abgewendet hatte und die Hütte verliess. So schnell wie Inuyasha ihm nachlief, um ihn davon abzuhalten weit fort zu gehen, konnte ich nicht reagieren. In Trance fuhr ich meinem Handgelenk nach und spürte nur schwach die Hände, welche an meiner Schulter zogen.

«Komm, mein Kind, lass mich deine Wunden behandeln».

 

*

 

Tänzelnd zogen leichte Strähnen vor meinen Augen vorbei, als ich sie abermals versuchte hinter meine Ohren zu streifen. Weit vor mir erstreckte sich die Natur und ich erkannte die Hügel am Horizont, die saftig grün in den Himmel ragten. Gesprächsfetzten zogen in meinen Gedanken nach und ich erinnerte mich an die Worte meines alten Selbsts.

«Das westliche Reich», flüsterte ich leise für mich und zog mein rechtes Bein an meine Brust. Ich hatte mich nicht weit von Rin und Kagome entfernt, die fleissig nach Wurzeln und Kräutern suchten, um Heilungsrezepte zusammenmischen zu können.

«Du solltest nicht allein bleiben».

Aufsehend erkannte ich die braunen Iren des Mönches, Miroku, welcher sich mit Sango eine Familie aufgebaut hatte. Sie war soeben an dem kleinen Teich, nicht weit entfernt von hier, um ihre Wäsche zu reinigen.

«Inuyasha hat es dir also erzählt?»

Ein Nicken und ich atmete tief aus, sah auf mein Handgelenk herunter, welcher noch immer den Nachdruck seines Griffes an sich trug.

«Nicht nur mir. Er erzählte es allen, um dich zu schützen, nur Rin ist Ungewiss».

Wieder nickte ich.

Sie wussten nun also, dass Kyo noch lebte und weiterhin nach mir verlangen würde, doch was brachte ihnen dieses Wissen?

Er war verschwunden, wie vom Erdboden verschlungen, als wolle er sich für den nächsten Schachtfeldzug rüsten.

«Ich will euch keine Last sein, Miroku».

Meinen Kopf auf das angezogene Kinn gelegt, spürte ich den weichen Stoff darunter. Es war schwer in dieser Position zu bleiben, trug ich doch mehrere Roben an mir. Die Farben meines Familiennamen umhüllten meinen Körper.

Sesshomaru hatte einst mein Gewand in die Obhut von Kaede gegeben, für meine baldige Rückkehr, doch woher er es hatte, konnte ich nicht fragen, hatte er sich seit gestern Abend für einen Abstand entschieden.

Leicht zur Seite sehend, erkannte ich die silbrigen Haare, welche aus der Baumkrone blitzten. Er hatte sich nicht weit von uns entfernt, war auf die Rufe von Inuyasha eingegangen, der sich auch stets in der Nähe, der anderen beiden Frauen befand.

«Dein Tod hat ihn verändert».

Stockend richtete ich meinen Kopf nach oben und sah in die Gesichtszüge des Mönches, welcher seinen Blick nach vorne gerichtet hatte. Ein sanftmütiges Lächeln lag auf seinen Lippen.

«Nach Narakus Tod kamen sich Inuyasha und er auf eine gewisse Art näher. Sie schienen sich einander zu verstehen auf eine merkwürdige und manchmal aggressive Weise, aber sie erkannten den Schmerz des jeweils anderen».

Für eine Sekunde setzte mein Puls aus. Ich spürte das haltende Gefühl in meiner Brust, bevor mein Herzmuskel abermals Schläge fortsetzte.

Miroku wandte sich zu mir, bis seine Iren an mir vorbeizogen und er sich aus seiner sitzenden Position hochrichtete.

«Denk gut daran, Aiko. Er machte sich sogleich auf die Suche, als Kagome uns von ihrer Vermutung berichtete».

Ich wollte nach seiner Hand greifen, sollte er mich nicht allein lassen und meine Fragen beantworten, welche mir nun im Kopf herumschwirrten, doch als ich abermals sah, wie er seine Iren an mir vorbeizogen liess und sich daraufhin abwand, verstand ich weshalb.

Widerwillig wandte ich mich um.

Da stand er.

Am Baum und fixierte mich.

Sesshomaru wartete und ich biss mir nervös auf die Lippen, als ich meine Finger in die Wiese drückte und mich aufrichtete.

Was sollte ich ihm sagen?

Meine Gefühle waren chaotisch und ich wusste nicht, wie ich mich erklären sollte für etwas, wofür mein Herz sich entschieden hatte.

All die Jahre hatte ich mich nicht an ihn erinnert und doch stand ich nun hier.

Hier vor ihm und sah ihm in die bergsteingoldigen Iren, die noch immer diese Kälte vor vielen Jahrhunderten in sich trugen.

Zögerlich liess ich meine Hand nach oben schweifen, berührte sanft seine Wange und war verwundert kein Knurren oder Schnauben zu vernehmen.

Wieder setzte mein Herz aus.

Ob es die Geste war, welche ihn besänftigte?

Wir schwiegen uns an und doch fühlte ich diese enge Verbindung zu ihm, die ich nicht beschreiben konnte, bis er sich abwand und meinem Blick auswich.

Zornig ballte er seine Hände zu Fäusten, sah ich dies doch aus dem Augenwinkel und mir fiel zum ersten Mal auf, dass er nun beide Arme wiederhatte.

Vor einigen Jahren, hatte er einst den Linken durch Inuyasha verloren.

«So versteht mich», waren meine leisen Worte und als hätte ich damit nochmals die Wut geschnürt, umfassten seine Finger mein Kinn.

«Du brachst dein Versprechen».

Zögerlich legte ich meine zierliche Hand auf diejenige, die mich umgriff.

«Ich versprach euch meine Ewigkeit und nun stehe ich bei euch», entgegnete ich ihm und er schien seinen Griff leicht zu lockern, dennoch war da dieser Beigeschmack in seinen Iren, der noch immer von Betrug getränkt war.

«Was ist mit diesem Menschen?!»

Ein kräftiges Knurren durchdrang seine Kehle, als er wieder von mir abliess und ich mit einem Ruck zu spüren bekam, wie mir seine Finger entglitten.

Meine Iren weiteten sich leicht und ich hörte das verächtliche Schnauben in meinen Ohren.

«Sesshomaru, ich lebte mehrere Leben, verlangt nicht von mir, dass ich diese vergesse, so wie ich einst euch vergessen habe», waren meine bitteren Worte und ich sah, wie er seine bergsteingoldigen Augen wieder in die meine wendete.

Eine tiefe Trauer umfasste meine Brust, als ich die vielen Gesichter vor meinem Inneren Auge erkannte, die ich alle einst geliebt und verlassen hatte.

Zitternd legte ich eine Hand auf meine Brust.

«Wenn euch meine jetzige Ewigkeit nicht reicht, werde ich euch nicht an das Versprechen binden».

Sanft legte sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Viele Gedanken hatten sich gestern Nacht in der endlosen Schlaflosigkeit in meinem Kopf wiedergespielt und auch wenn mich die Zweifel überfallen hatte, so hatte ich mich entschieden.

Ich hatte das Leben hier in dieser Zeit gewählt, nicht nur um Sesshomarus Willen.

Hier war mein Ursprung. Meine Heimat. Meine Familie.

 

Erschrocken entwich mir ein Aufschrei, als ich den festen Griff um mein Handgelenk zu fühlen bekam. Ich hatte mich abgewandt, wollte mich von ihm entfernen, hatte er zu meinem letzten Satz geschwiegen und nun lag ich fest in seinen Armen.

Gedrückt an seinen Brustpanzer, fühlte ich den kalten Stahl unter meinen Fingern.

Flach ging mein Atem und mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich seine Hände an meinem Rücken vernahm, welche sich fest in meine Haut drückten.

Er hielt mich vor dem Fall, als meine Knie ganz weich wurden, denn das Gefühl erschütterte mein Inneres wie eine warme Welle, die über mich einschlug.

Die Emotionen waren stark und die Hitze zu dieser Nähe stieg mir in den Kopf.

«Lord Sesshomaru…», gab ich leise zu verstehen und hörte das sanfte Brummen, als er meine Haare auf die Seite strich und seine zarten Lippen auf den Nacken legte.

«Die Ewigkeit», seine Stimme war tief, hauchend und ich fühlte, wie sich an dieser Stelle über den ganzen Körper eine Gänsehaut verbreitete.

Ich schloss meine Augen, konnte nicht anders als meine Atmung weiterhin flach zu halten, waren es doch nun die Zähne, die ich zu spüren bekam.

Innehaltend weitete ich leicht meine Augen und meine Finger krallten sich in den unteren Stoff, des Brustpanzers.

Ein tiefes Knurren drang abermals durch seine Kehle, doch dieser war nicht benetzt mit Wut.

Es war das pure Verlangen sich das zu nehmen, was ihm gehörte.

 

«Du sollst die Meine sein, Aiko.»

Schmerzhaftes Verlangen

Kühles Wasser umschloss mein Körper und meine langen schwarzen Haare strichen der Oberfläche nach. Ich atmete tief ein, bekämpfte somit die Kälte und liess mich tiefer hineinsinken. Den Kopf in den Nacken gelegt, schloss ich meine Lider und fühlte das sanfte Kribbeln an meiner Kopfhaut. Meine Finger strichen durch die Strähnen, als ich meinen Kopf wieder in die Länge streckte und meine Augen öffnete. Ich war an den Fluss gegangen, nicht weit vom Dorf entfernt und wusste auch, dass ich nicht allein war. Inuyasha war stets in meiner Nähe, versteckt in den Gebüschen der Wälder. Auf Wunsch des Mannes, welchen ich vor drei Wochen abgewiesen hatte.

Seufzend fuhren meine Finger meinem Nacken nach, drückten sanft in die Stelle, welcher er mit seinen Zähnen aufreissen wollte.

Ich hatte Angst davor gezeigt, als seine Eckzähne leicht die Haut streiften. Diese azurblauen Iren, waren mir in den Kopf geschossen und ich hatte instinktiv gegen die Berührungen von Sesshomaru angekämpft. Er konnte nichts dafür und doch verspürte ich sogleich seine Wut, doch mein Gesichtsausdruck hatte ihn verharren lassen.

Zitternd fuhren meine Finger zu meiner Wange. Er hatte seine Hand aufgelegt, mich mit einem vielsagenden Blick angesehen, bevor er sich wieder schweigend von mir abgewendet hatte.

Es war seine Art und ich erinnerte mich an früher, als er sich bei schwierigen Situationen genau gleich verhielt. Er war in der Nähe, beobachtete und liess mir Zeit.

Sesshomaru war anders als die Lords, die einst um meine Hand angehalten hatten.

Meine Hände fuhren über meine Unterarme und ich dachte an die erste Begegnung. Lange war es her, doch ich würde sein überschätzendes Lächeln, was sogleich zusammenfiel, nie vergessen.

Er war übermütig gewesen, meinte einer Hime sollte nicht kämpfen können müssen. Es war ein freudiges Ereignis gewesen, als ich ihm meine Macht präsentiert hatte. Wir hätten nebeneinander aufwachsen können, war doch seine Mutter, die Kami-sama, eine gute Freundin meiner Mutter gewesen, doch es ziemte sich nicht und sein Vater lehrte ihm früh den Kampf.

 

Die Kälte liess langsam nach und ich fühlte, wie mein Körper sie in eine wohlige Wärme umpolte. Ein tiefer Atemzug ging über meine Lippen, als ich den Ruf nach meinem Namen vernahm. Inuyasha hatte Kagome geholt, wusste er doch, dass es sich nicht gehörte sich einer erblösten Frau zu nähern und sicherlich wollte er durch Sesshomaru nicht sein Leben verlieren, sollte er es dennoch tun.

«Wir sollten zurück ins Dorf, es wird gleich dunkel und Kyo-sama ist…»

«Hör auf!».

Ich biss mir auf die Lippen, griff sogleich meine Arme.

Den Namen wollte ich nicht hören, denn sie kamen mit ihm. Diese azurblauen Iren, die mich nächtlich begleiteten und mir keine Ruhe liessen.

Immer und immer wieder spielten sie mir die Szenen ab, welche ich versuchte zu vergessen und in solchen Momenten, wünschte ich mir vermehrt, dass Sesshomaru bei mir wäre.

Das er, wie einst Kuro, mich beschützend zu sich ziehen würde und schweigend in den Arm nahm.

«Aiko, bitte. Wir möchten dich beschützen».

Meine Augen weiteten sich.

Ja, sie wollten mich alle schützen. Jeder von ihnen, doch wie sehr würde ich ihr Leben damit in Gefahr bringen?

Wer sagt mir, dass ich nicht abermals jemanden verlieren würde?

Zögernd löste ich meine verkrampften Finger und schritt langsam auf sie zu. Ihre Haltung zeigte mir, dass es ihr leid tat den Namen ausgesprochen zu haben, doch ich schwieg und nahm das Tuch dankend an.

Ich wollte nicht mehr über ihn reden, gar erwähnen, dass es ihn gab und doch wusste ich, dass wir noch immer auf der Suche nach ihm waren.

Sesshomaru wollte keine Gnade walten lassen und auch wenn ich als frühere lebende Miko gelernt hatte zu verzeihen, konnte ich es nicht.

«Komm, ich helfe dir».

Ihre warmen Hände glitten meiner unterkühlten Haut entlang und ich fühlte, wie die rotgelben Schnüre meines Kimonos festgezogen wurden. Er war getränkt in einem dunklen Blau, wie der äusserste Rand meine Iris und verwoben mit feinen Blüten, welcher meiner kristallblauen Pupille glichen. Nur das Band erinnerte an die Farben meines Familienwappens.

«Sesshomaru, hat Geschmack».

Aufsehend, als ich die Worte vernahm, sah ich ihr in die blauen Iren und zögerte einen kurzen Moment, bevor ich ihr eine Antwort darauf gab.

«Es ist ein altes Gewand, was einst seine Mutter mir schenkte», gab ich leise zu verstehen und Kagome klatschte freudig in die Hände.

«Wie schön. Sie scheint dich sehr zu mögen».

«Hast du sie noch nie gesehen?», waren meine darauffolgenden Worte und ich sah ihr Kopfschütteln. Verwundert darüber, war doch Inuyasha der Halbbruder, dauerte es nicht lange, bis mir der Grund dazu klar wurde.

Sie wollte nicht denjenigen Jungen sehen, welcher von der Frau geboren worden war, welche ihr den Mann ausspannte.

Aber war Tõga wirklich so gewesen?

Er opferte sein Leben, um Inuyasha und Izayoi zu retten, aber hatte er deswegen Sesshomaru und Kami-sama weniger geliebt?

Ich konnte es mir kaum vorstellen. Er war für mich wie ein Zweitvater gewesen und hätte auch einst für mich sein Leben gelassen.

 

Tänzelnd schwangen die Flammen vor meinem Auge und ich liess meine Hand sanft über den Rücken von Rin streichen. Seit drei Wochen war ich nun hier und es fühlte sich an, als wäre ich nie fort gewesen. Die Gerüche, die Geschmäcke…

Es hatte sich nichts verändert und doch so viel, dennoch war das Gefühl von Heimat hier gegenwärtiger, als ich es in der Neuzeit hatte.

Ob sie mich vermissten?

War ich noch ein Bestandteil ihrer Erinnerungen?

Auch wenn ich wollte, dass sie mich nie vergassen, mich liebten und meine Entscheidung verstehen würden, so hoffte ich, dass mein Name mit der Zeit verschwinden würde.

Für ihn.

Tief atmete ich aus, als ich abermals fühlte, wie bei diesem Gedanken mein Herz stockte. Es blieb stehen für einen kurzen Moment, doch es war nicht der Schmerz der verlorenen Liebe, seines gebrochenen Herzes, sondern der Verlust daran, diese Menschen für viele Jahre nie wiedersehen zu können.

Sanft wand ich mich aus der Umarmung und ging leise über die Holzdielen hinaus auf das Gerüst der Treppe. Es erinnerte mich an den kurzen Moment mit Inuyasha, als er zu verstehen versuchte, was und wer ich bin.

Mein Blick wich in den Himmel empor.

Er war benetzt mit unzähligen Sternen, die hell am Zenit erleuchteten und mir die Weite der Welt offenbarten. Die Neuzeit würde Fortschritt bringen, doch ich hoffte, dass ich viele Jahre noch diese Stille und diese reine Natur geniessen durfte.

Lächelnd setzte ich mich hin und lehnte meinen Kopf an das Gerüst neben mir. Ich hörte nichts, nicht einmal der Wind sang mir ein leises Lied und als ich meine Lider zu schliessen vermochte, war es sein Yõki, welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

In dem leichten Licht des Mondes glänzten seine bergsteingoldigen Iren, wie erstarrtes Gold, das soviel tiefer wirkte, als es am Tage war.

«Geh wieder hinein».

Sie funkelten, wollten mir befehligen seinen Worten folgen zu leisten, doch ich dachte nicht daran ihm diesen Gefallen zu tun.

«Sesshomaru-sama, er ist nicht hier».

Knirschend verkrampfte sich sein Kiefer und ich sah, wie er auf mich zuschritt.

«Töricht».

Und damit hatte er recht.

Kyo war ein Okuri Inu und für seine Hinterhalte, wie auch Täuschungen bekannt. Schon dazumal vor vielen Jahren hatte er versucht mit diesem Spiel mein Herz zu erobern.

«Ihr seid hier», waren meine darauffolgenden Worte und für einen Bruchteil einer Sekunde, schien er dies abzuwägen, bis er mir abermals zu hören gab, dass ich wieder hinein gehen sollte.

«Und was ist, wenn ich euch sage, dass ich gehofft hatte euch mit meinem Verhalten aus eurem Versteck zu locken?»

Er erwiderte nichts, zuckte nicht einmal mit den Augen, weshalb ich meine Beine ausstreckte und ihm somit zu verstehen gab, dass ich nicht vorhaben würde hinein zu gehen.

«Aiko».

Es lief mir kalt über den Rücken, als er meinen Namen mit einem leisen Knurren ertönen liess. Ich schluckte fest und drückte meine Finger leicht in den Stoff, den ich trug.

Ich erkannte, wie er den Zuckungen meiner Muskeln folgte und diese Bewegung beobachtete. Es legte sich ein Schmunzeln auf seine Lippen.

Sesshomaru schien es zu gefallen, was er in meinem Körper auszulösen vermochte, was mir eine zarte Röte auf die Wangen zauberte.

Ich hörte meinen eigenen Herzschlag die Stille übertönen und wusste genau, dass auch er es hören könnte.

«Erfreut es euch mich aus der Fassung zu bringen?»

«Tue ich dies?»

Ein tiefer zitternder Atemzug ging über meine Lippen, als er nahe vor mir stand und seine Finger mein Kinn erhoben.

«Sesshomaru-sa…»

«Sesshomaru», waren seine schnaubenden Worte und ich weitete sogleich meine Iren.

Bat er mir soeben an die Höflichkeitsanrede abzulegen?

«Aber…», gab ich zögerlich zu verstehen, als er sich mir wieder näherte und nur noch einen Hauch von meinen Lippen entfernt war.

Mein Atem stockte und ich hielt unbewusst die Luft an, als er mit seinen spitzen Fingern über die Unterlippe fuhr. Ein sanftes Knurren entwich seiner Kehle und ich zählte die Sekunden, bis er sich ohne weiteres wieder von mir zurückzog.

Es schnürte mein Verlangen ins unermessliche und ich spürte die innere Qual aufkeimen.

Sesshomaru hielt sich zurück, wollte mir die Zeit geben, die ich zu benötigen schien, doch weshalb fühlte sich jede weitere Distanz so viel weiter an, als sie es war?

«Geh hinein».

Aus meiner Erstarrung gelöst, versuchte ich seine bergsteingoldigen Iren zu erfassen und es durchfuhr mich ein kalter Schauer, als ich das stille Verlangen darin wiederfand.

Meine Hand auf das Gerüst gelegt, zog ich mich nach oben, wollte seiner Bitte folge leisten, als ich noch einmal in meiner Bewegung innehielt.

Das fahle Mondlicht legte sich auf seine Haut und ich bemerkte, wie sich seine Gesichtszüge veränderten, als er sich leicht seitlich abwand. Sein Kiefer war entspannt und doch schien ich zu sehen, wie sie zusammenfielen. Sie liessen die Jahre hindurchschimmern und ich entdeckte zum ersten Mal, wie sehr es an seinen Kräften gezogen hatte, mich gehen zu lassen.

 

«Nicht.»

 

Dezent ergriff ich seine Finger und hielt ihn davon ab, abermals in den Himmel zu steigen, um die Umgebung abzusuchen. Er hielt inne und sah auf unsere Hände hinab, bevor ich den leichten Druck zu spüren bekam.

«Weshalb?»

Ich war nach vorne gebückt und richtete mich auf, als ich ihm dabei in die Augen sah und mir die Hitze in den Kopf schoss.

«Ich erkenne deine Last», waren meine leisen Worte und hörte das Schnauben daraufhin. Er wich meinem Blick aus, sah in den Himmel empor und schwieg. Ich tat es ihm gleich, doch wagte ich es mich an ihn zu lehnen.

«Du schläfst nicht». Zögerlich biss ich mir auf die Lippen und bewegte meinen Kopf nach rechts und links.

Ich konnte nicht schlafen. Die Träume hielten mich wach.

«Ich war zu spät und habe nicht eingegriffen», seine Muskeln spannten sich an, bemerkte ich dies doch unter dem dünnen Stoff des Ärmels und ich liess meine Augen in sein Seitenprofil wandern. Er hatte die Lider geschlossen und seine Gesichtszüge waren verzogen.

«Bitte, hör auf».

Bebend versuchte ich das Zittern meines Körpers zu unterdrücken und die Tränen zurückzuhalten, welche sich nach oben kämpften.

Das Salz mischte sich auf meine Iren und ich spürte die Finger unter meinem Kinn, als er sich vor mir aufgerichtet hatte. Sanft drückte er es nach oben, um mir in die Augen sehen zu können, die sanft Tränen verloren.

«Deine Tränen sind mein Verdienst».

«Hör auf!»

Mein Griff wurde stärker um die Hand, die meine hielt und ich ergriff sogleich die zweite, die meine Haut berührte.

«Es ist geschehen und ich will es vergessen!», waren meine nun aufgebrachten Worte, welche ich in die Nacht schrie. Es war mir gleich, ob mich die Anderen hören konnten, wobei ich wusste, dass einer von ihnen sicherlich wach war und diesem Gespräch lauschte.

«Jede Nacht sehe ich seine Augen, spüre seine Hände…», das Schluchzen brach meine Stimme ab und ich löste meine Hände von ihm. Das Zittern hatte meinen Körper im Griff und ich wollte mich ihm entwenden, wusste ich doch wie sehr er Schwäche verabscheute.
 

Meine Lider rissen sich auf, als ich die starken Arme um meinen Körper vernahm. Fest wurde ich an ihn gedrückt, fühlte seine langen Haare an meiner Wange entlangstreifen und als ich meinen Kopf leicht zur Seite wandte, waren seine Fangzähne auf seine Unterlippen gedrückt.

Ich konnte das aufsteigende Yõki auf meiner Haut fühlen, wie es sich drückend auf mich niederlegte und sich sogleich löste, als mein Eigenes darauf reagierte. Es war reiner als das Seinige und hüllte mich, wie ihn in einem sanften blauen Licht ein.

Da war sie, die damalige Kraft der geborenen Miko, die mich und ihn nicht zu verletzen schien, denn sie beruhigte meines, wie auch sein Gemüt.

Behutsam drückte ich gegen seine Umarmung, löste meine darin liegenden Armen und legte sie zurückhaltend auf die Unterarme ab, bis ich schweigend den Malen nachfuhr.

Es war beruhigend und ich vernahm im ersten Moment nicht, wie ein leises Brummen die Stille übertönte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich das tiefe Schnauben zu hören bekam.

«Du spielst».

«Du unterstellst».

Kichernd, als er zu Knurren begann, quietschte ich leise auf. Sesshomaru’s Atem streifte meinen Nacken. Zart, gefährlich nahe und ich wusste, dass seine Lippen nur noch ein Hauch davon entfernt waren meine Haut zu berühren.

«Reiz es nicht aus».

Das sollte ich definitiv nicht.

Bewusst war es mir und doch war es keine Angst, die ich zu fühlen bekam, als seine Finger sich in meine Taille drückten.

Ich fühlte mich geborgen und es wäre gelogen, hätte ich mir solch einen Moment nicht, seit Tagen erhofft. Mein Verlangen nach ihm wuchs von Tag zu Tag und ich hatte bewusst wahrgenommen, was für alte Gefühle in meiner Seele lebten. Vor vielen Jahren hatte er meine Aufmerksamkeit durch kleine Gesten gewonnen und hatte stets kein Blatt vor den Mund genommen.

Er hatte mich nicht mit Samthandschuhen angefasst, sondern seine Meinung offenkundig ausgebreitet und mir die Möglichkeit gegeben ihm entgegen zu treten.

Deutlich nahm ich die Worte meiner Mutter wahr, wie sie ihn einst zurechtwiess, dass es für einen jungen Lord, nicht ziemte so mit einer Lady umzugehen, doch es war genau diese Art, welche mich immer und immer wieder zu ihm zog.

Wie auch jetzt.

Er warnte mich, doch ich spürte dahinter die stumme Bitte meines Körpers nicht auf diese Warnung einzugehen.

Meine Finger griffen fest um seine Unterarme und ich hörte das kräftige Zischen, als meine Finger mit einem gewissen Druck der Haut nachfuhren.

«Aiko».

Tief grollte er meinen Namen und liess meinen Körper darunter erzittern. Es erschütterte mein Inneres bis ins Mark und mein Unterleib zuckte erfreut auf.

Flach ging mein Atem, als ich die Lust zu spüren bekam, welche sich in meiner Mitte sammelten. Sie war wie ein warmer Fluss, welche sich bis in meine Glieder verteilte und meine Knie weich werden liess.

Seine Arme waren Halt für mich und ich lehnte mich ihm entgegen. Mein Kopf lag an seiner Schulter und die Lider waren geschlossen, versuchte ich das Gefühl in mir aufzunehmen, zu bändigen, doch wieder streifte sein Atem meine Haut.

Zusammenzuckend drückte ich meine Finger weiter in seine Unterarme und hörte das kraftvolle Knurren in seiner Kehle.

«Meine Beherrschung hat Grenzen».

Ich stockte und meine Kehle wurde trocken.

Als würde mein Herz nochmals an Tempo zunehmen, hatte ich das Gefühl meinen Puls in der Dunkelheit vernehmen zu können, laut, als würde er durch einen Bass gespielt werden.

Dieses verzückende Gefühl, welches sich ziehend in meinem Unterleib verteilte, lies mich die Hitze zwischen meine Schenkel erfühlen und ich presste sie merklich zusammen.

«Dein Geruch».

Hauchend berührten mich die Worte an meinem Ohr und ich erahnte die Lippen in der Nähe davon. Eine Gänsehaut legte sich über meinen Körper und ich schluckte die nicht vorhandenen Spucke herunter.

«Sieh mich an».

Es war keine Bitte, zu hart klang seine Stimme und ich folgte seiner Forderung. Die bergsteingoldigen Iren glänzten mir entgegen und ich erahnte die dunklen Triebe dahinter.

Sesshomaru verlangte, wie einst schon einmal.

Ich schwieg, wie auch er, bis ich stumm zu nicken begann.

Die Ewigkeit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Du wirst leben!

Zitternd fuhren meine Finger über ihre kalte Haut und strichen ihr die nassen Strähnen auf die Seite.

Ich versuchte sie zu beruhigen, ihr die Angst zu nehmen, doch ihre Tränen liessen mein Inneres immer und immer wieder zerbrechen.

Fest kniff ich die Lider zusammen, biss mir auf die Lippen. Ihren Tod wollte ich nicht.

Sie sollte leben.

Du bist der Phönix, mein Schatz. Du allein bestimmst dein eigenes Schicksal und denen der Anderen.

Innehaltend hörte ich ein leises Flüstern.

Der Wind um meine Ohren fuhr sanft meiner Wange entlang und küsste mir zärtlich meine Tränen hinfort.

Was war das für eine Stimme, die mich erreichte?

Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren.

War sie die Lösung für meinen Schmerz?

Du bist der Phönix, mein Schatz.

Tief atmete ich ein, presste meine Brust nach oben und liess meine Augen in die glasigen von Rin gleiten.

Was hatte dies zu bedeuten, was brachte mir dieses Wissen, um das Leben von meiner kleinen Imõto retten zu können?

Denk gut daran, meine Kleine. Wir allein können das Ende eines Kampfes entscheiden.

Ganz deutlich vernahm ich diese Tiefe in der Tonlage. Sie war männlich und glich nicht dem vorherigen Klang.

Weit riss ich meine Augen auf.

Es waren Erinnerungen.

Gesprächsfetzen aus einer Zeit, als mich meine Eltern unser Erbe lehrte.

Mein Blick wich auf meine Finger. Ich fühlte das Kribbeln in ihnen.

Da war etwas!

Ganz deutlich war es zu vernehmen.

 

«Ane».

 

Hastig richtete ich mich Rin zu.

Ihre zierliche Hand bewegte sich nach oben und ich sah, wie sie schwach zu Lächeln begann.

Schluckend fingen meine Lippen an zu beben. Ich konnte das Schluchzen nicht mehr verbergen und ich legte meine Hände geballt auf ihre Brust nieder.

Drückte sanft ihre Finger und schüttelte den Kopf.

«Nein. Du lässt mich nicht allein», waren meine zitternden Worte und ich legte meine Stirn gegen ihre.

«Du wirst leben».

 «Aiko».

Zerbrechlich ertönte mein Name über die Lippen von Kagome und ich hörte nur schwach, wie die Schwertklingen aufeinander trafen. Der Kampf, welcher neben mir stattfand, war mir gleichgültig.

«Es tut mir leid».

Ein Husten und ich sah in ihre braunen Iren.

Geschockt war mein Blick in ihre Gesichtszüge gerichtet und ich biss mir wieder auf die Lippen.

Sie wurde schwächer. Ich konnte es fühlen und das Blut wollte nicht enden, welches Kagome mit einem Leinentuch versuchte zu stoppen.

Die Zeit ist nicht dein Feind…

Mein Herz stockte und ich fühlte die Energie durch meine Finger gleiten.

Bilder fuhren durch mein inneres Auge und ich erkannte die Zeichen, die ich einst gelernt hatte. Die Macht, die ich einst besass.

«Du wirst leben!»

Fest kniff ich meine Lider zusammen, fing leise an zu sprechen in einer Sprache, die weit vergessen war, formte mit meinen Fingern die Zeichen, die ich einst von meinen Eltern beigebracht bekommen hatte und die Zeit…

Sie stand still.

Meine Iren richteten sich in den Himmel, dort wo Kyo und die Inu Brüder ihr Schwert kreuzten.

Es war die perfekte Gelegenheit ihm ein Ende zu setzen, doch das Leben von Rin…

Sie war mir wichtiger, als sein Tod.

Ob mich Sesshomaru töricht nennen würde?

Zu einfühlsam?

Den Kopf geschüttelt wusste ich, dass ihm Rin genauso viel bedeutete, wie mir und er würde mir nie verzeihen, würde ich diese Möglichkeit nicht nutzen.

Meine rechte Hand erhoben, den kleinen Finger und den Ringfinger nach unten gebeugt, den Mittelfinger und den Zeigefinger ausgestreckt, presste ich sie dicht aneinander, als ich auch den Daumen in eine Beugung brachte.

Die Augen geschlossen, erklang ein leises Lied. Ich hörte noch die Stimme meiner Mutter, wie sie es mir einst beibrachte.

Ein heller Kreis bildete sich vor mir und ganz deutlich sah ich die alten Bilder, wie ich es das erste Mal vollbracht hatte.

Es war kleiner als jetzt, doch es hatte funktioniert.

«Gebt mir die Kraft sie zu retten», waren meine flüsternden Worte und ich fühlte, wie meine Haare fest nach hinten geweht wurden, wie die Energie, welche sich vor mir sammelte, sich langsam in der Mitte trennte.

Ich erkannte das Bild deutlich vor meinen Iren und bevor ich darüber nachdenken konnte, sprang ich hindurch.

Es war die einzige Möglichkeit Rins Leben zu beschützen.

 

*

 

Das Zwitschern der Vögel nahm meine Ohren ein und ich genoss die zärtliche Wärme hinter mir, die den Griff um meinen Körper festigte.

Seine Lippen trafen meine Wangen und ich liess meine Iren in sein flüssiges Gold gleiten, als ich geschockt die Augen weitete.

Die Erinnerungen erfassten mich und hastig bewegte ich mich aus seinem Griff.

Er knurrte laut auf, doch ich schüttelte verheerend den Kopf.

«Wir haben keine Zeit mehr. Rin wird sterben, wenn wir uns nicht beeilen».

Sichtlich verwirrt und zornig sah er mich an, doch mein eindringlicher Blick liess ihn verharren in seiner Wut.

«Gut».

Seine Hand erfasste die Meine und bevor wir am Boden landeten, sah ich, wie sich die Dichte des schwarzen Nebels über uns legten.

Ich entwendete mich seinem Griff, rannte so schnell ich konnte in die Richtung in der sich die Hütte von Kaede befand.

«Aiko».

Tief hallte sein Knurren durch den dunklen Schleier, doch ich ignoriert seinen anfänglichen Zorn. Ich konnte nun nicht zögern, denn jede Sekunde zählte.

«Kagome, schiesse einen Pfeil!»

Mein Schrei durchdrang die Dichte und ich sah, wie das Reiki gebündelt wurde.

Er lichtete sich und meine Iren erfassten sogleich den Mann, welcher hinter Rin zum Stehen kam. Die Krallen bereit.

«Dieses Mal nicht!»

Die Hand erhoben, leise flüsternd die Worte ausgeführt, stoppten seine Bewegungen.

Ich wusste nicht, wie lange ich diesen Moment einfrieren konnte, hatte ich nun zwei Mal in die Zeit eingegriffen, aber es würde reichen.

Dieses eine Mal musste es reichen.

Hastig ging ich auf sie zu, entwendete sie seinem Griff und stolperte mit ihr in meinen Armen nach hinten.

Sie musste weg!

Weg von ihm!

 

Leise vernahm ich die feste Atmung derjenigen Frau, die den Pfeil geschossen hatte, welche nun zu blinzeln begann.

Die Zeit lief erneut und ich wandte mich hastig um.

Seine tiefen azurblauen Iren trafen die Meinen und mir stockte der Atem. Seine Reiszähne waren sichtbar und sein rötliches Haar schien in der Sonne zu brennen.

«Es wird dir nichts nützen!»

Messerschneidend fuhren mir die Worte ins Mark, als er sich vor allen Augen in einen grossgewachsenen Wolf verwandelte.

Die wahre Form der Okuri Inus.

Ich hielt den Atem an, hörte wie mein Herz raste und sah die vielen Bilder an mir vorbeiziehen.

Diese rötliche Farbe, die der Morgensonne glich. Diese stechenden Augen, die einen durchbohrten…

Ich kannte sie.

Schrill ertönte die Stimme meiner Mutter in meinen Ohren und ich vernahm ganz deutlich den Ruf meines Vaters, bevor ich ihnen im Krieg entrissen wurde.

«Du… du bist…», waren meine leisen Worte und ich sah sein abfälliges Grinsen. Breit fletschte er seine Reiszähne und liess einen lauten Lacher ertönen.

«Na, sieh an, du scheinst dich immer mehr an die frühere Zeit zu erinnern».

Geschockt weitete ich meine Lider und spürte, wie der Schmerz abermals mein Inneres einnahm.

Sie waren nicht mehr und all dies durch ein Bündnis, welches ich nicht eingehen wollte.

Es war meine Schuld.

Hätte ich bloss…

Fest umklammert mich eine zierliche Hand und ich liess die Augen in die blauen Iren von Kagome gleiten, die neben mir mit Rin zum Stehen kam. Inuyasha hatte ihnen auf die Beine geholfen, wollte, dass sie nun von hier verschwanden, doch Kagome hatte sich, wie schon früher mit ihrem Dickschädel, durchgesetzt.

«Keine Schuld belastet dich. Deine Eltern gaben für dich ihr Leben. Sie wären stolz zu sehen, was du nun geworden bist», flüsternd liess sie mir diesen Satz zukommen und ich sah sie überrascht an.

Ihre Worte ergriffen meine Seele und ich sah für einen kurzen Moment das sanfte Lächeln von meiner einstigen Mutter in ihren Gesichtszügen aufblitzen.

 

Das Zischen vernommen, drückte ich Kagome weg von mir, so dass sie nach hinten fiel. Schwer schluckte ich, als ich die tiefe Grube im Boden erkannte.

Kyo hatte seine Klaue erhoben.

«Geht!»

Es war der Ruf von Sesshomaru, welcher uns erfasste und ich liess meinen Blick nach oben gleiten. Seine Form änderte sich und ich erkannte das weisse Biest vor mir.

Den Hundedämon, welcher seinem Vater glich.

«Tõga», flüsternd liess ich den Namen über meine Lippen gleiten und ich sah das letzte Bild deutlich vor meinen Augen, als er mir den Rücken zu wandte, um einen Angriff zu verhindern.

Lange war es her und nie konnte ich ihm danken dafür.

Fest umgriff mich die Hand von Inuyasha, als er mich mit sich ziehen wollte.

«Komm».

Was?!

Ich entzog ihm meine Finger, sah ihm in die goldigen Iren.

«Nein».

«Sei nicht so stur! Wir versuchen dich zu beschützen, Aiko!»

Mein Kopf senkte sich und meine Hände ballten sich zu Fäusten.

Das wusste ich!

Ich wusste, dass sie mich alle schützen wollten, aber so konnte es nicht weitergehen.

Nein, ich wollte, dass es endete!

«Es reicht, Inuyasha!»

Meine Stimme war laut und doch konnte man das Zittern noch deutlich vernehmen.

Ich hatte Angst davor mich ihm entgegen zu stellen, aber ich hatte mich entschieden.

Es musste sein.

«Du wagst es nicht erneut…», ein Zischen legte sich in seine Stimme und seine goldigen Iren verengten sich.

«Dann bring mich nicht dazu», gab ich ihm wütend entgegen und er knirschte mit seinen Zähnen. Die Hände konnte ich knacksen hören und sogleich legte sich ein Lächeln auf die Lippen.

«Da hat sich mein Bruder ja eine großartige Gefährtin gewählt», waren seine belustigenden Worte. Ich spürte, wie sich eine zarte Röte auf meine Wange legte, als ich innehielt und meine Augen ängstlich in den Himmel richtete.

 

Es blieb stehen. Mein Herz.

Das Blut, es fiel in Regentropfen auf den Boden und ich sah, wie sich die Klauen wieder aus der Schulter lösten.

Sein Körper fiel nach unten und meine Kehle wurde trocken. Es waren Sekunden, doch für mich fühlte sich dieser eine Moment wie schreckliche Stunden an.

«Nein!»

Verschwommen war meine Sicht, als ich eilig auf ihn zu rannte.

Zitternd glitten meine Finger an die blutende Stelle. Tiefe Kerbungen waren in seiner Haut zu finden und ich spürte die aufkeimende Angst.

Würde ich ihn verlieren?

Wir hatten uns doch erst gerade wiedergefunden.

Das konnte nicht sein!

Er war einer der mächtigsten Daiyõkais in dieser Zeit.

Tränen rangen meiner Wange entlang und ich spürte langsam den Schmerz in mir aufkeimen, welcher er zu fühlen schien.

«Geh».

Seine Augen fixierten mich. Er befahl mir ihn zurückzulassen.

Ich schüttelte den Kopf.

Knurrend spannte er seinen Kiefer an.

«Geh».

Wieder forderte er ein und wieder schüttelte ich den Kopf, nahm seine Hand in die Meine, führte sie zu dem Mal.

«Die Ewigkeit».

Ich schien für einen kurzen Moment eine Fassungslosigkeit zu erkennen.

«Du bist mein Gefährte», fügte ich leise hinzu und beugte mich zu ihm nieder.

Meine Stirn presste sich gegen seine, bis ich die Hand an meiner Wange vernahm.

Glücklich lächelte ich auf und legte meine Lippen auf die Seinige ab.

War das Schmerz, welchen ich schmecken konnte?

Wut auf ihn selbst?

Mich von ihm lösend, sah ich ihm noch einmal in die bergsteingoldigen Iren, bevor ich mich von ihm abwand.

Sein Knurren war deutlich zu hören, doch als er sich aufrichten wollte, war es ein tiefes Zischen, welches den Platz einnahm.

Schmerzlich zog es in meinem Inneren und ich fühlte die Schwäche aufkeimen.

Ich musste mich beeilen.

Mich von ihm entwendet, schritt ich auf den grossen Wolf zu, welcher sich genüsslich über die Klauen leckte und sich Inuyasha zuwandte, welcher sein Tessaiga gezogen hatte.

«Das wirst du büssen!»

«Ihr Inu’s lernt nie aus».

Ein dichter Nebel legte sich um ihn und meine Augen versuchten ihm zu folgen, doch er verschwand gänzlich darin.

Ich hielt inne, als ich die kalten Finger an meinem Nacken fühlte. Sie liessen mich erschaudern, als sich das Gefühl in ein Brennen wandelte. Seine Nägel rissen meine Haut auf, als ich seinen Atem ganz nahe an meinem Hals zu fühlen bekam.

«Diese erneute Abweisung schmerzt, Aiko».

Mein Kiefer presste sich zusammen, hörte das tiefe Knurren und bemerkte wie sich Inuyasha zu mir wandte.

Die Klinge war zu einem Diamanten geformt und ich hörte seine Stimme, wie sie den Ruf formte, um diese Technik anzuwenden.

«Kongōsōha».

Lachend hörte ich den Mann hinter mir, welcher seine Wolfgestalt verloren hatte und ich weitete meine Augen.

Hinter uns war Sesshomaru.

«Nein, Inuyasha, Stopp!»

Die goldigen Iren erfassten mich.

Zu spät, denn er hatte den Schwung mit dem Tessaiga schon vorgenommen und ich spürte nur noch dumpf den Griff um meine Taille.

«Nein!!»

 

«Inuyasha, mach Platz!»

 

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ein erleichterter Atemzug glitt mir aus der Lunge. Dankbarkeit war in meinem Gesicht zu sehen, als ich mich zu Kagome wandte.

Inuyasha dabei zusehend, wie er sich wieder vom Boden löste, knackste er seine Finger, wollte die Miko sogleich anfauchen, als er selbst bemerkte, was hätte geschehen können, wenn Tessaiga bis zum Ende geschwungen worden wäre.

Die Hand um meine Taille spürend, drückte ich dem Griff entgegen.

«Weshalb er?»

Leise erreichten mich die Worte und ich richtete meine Iren zu dem Mann mit den silbrigen Haaren, welcher den Blick nicht von mir nahm. Sein Gesichtsausdruck war verkrampft und ich sah seinen Zorn in den Iren.

Es gefiel ihm nicht, wie ich in den Armen von Kyo lag.

«Weil ich ihn liebe», waren meine erklärenden Worte und spürte, wie die Krallen sich durch den dünnen Stoff in mein Fleisch bohrten.

Schmerzend drückte ich meine Zähne aufeinander.

«Warum?!»

Ich wurde in seinen Armen umgewendet und sah zum ersten Mal den tiefen Groll in seinen Iren.

Das Blut an meiner Bauchmitte floss meiner Haut entlang und ich spürte, wie es sich durch den weissen Stoff drückte.

«Du hättest von mir alles haben können! Alles!»

Seine Hände lagen fest um meine Handgelenke und hatten mich nahe an sich herangezogen. Schluckend erkannte ich seinen Zorn, als er seine Iren an meinen Nacken richtete.

Kräftig fing er an zu Knurren.

«Du bist seine Gefährtin geworden?!»

Was?!

Hatte er es vorhin nicht bemerkt?!

 

«Knochenbumerang!»

 

Der Druck löste sich von meinen Handgelenken und ich sah über meine Schulter hinweg die braunen Iren von Sango. Nervös schluckte ich meinen Speichel herunter, als auch Miroku neben Inuyasha zum Stehen kam.

Sie waren alle hier.

Hier, um gegen ihn zu kämpfen, welcher all die Zeit aus Eifersucht handelte?

Stark hörte ich das Schnauben durch seine Kehle.

«Kyo, weshalb?»

Meine Frage liess ihn innehalten und ich sah die verdutzte Reaktion in seinen Iren.

«Du allein bist der Grund».

Ich stockte.

Nein.

Das konnte er nicht ernst meinen.

War es die Liebe, die ihn all zu diesen Taten getrieben hatte?!

Der Phönix

«Hime-sama».

Meine Iren richteten sich in die azurblauen Seen, welche soeben über die Schwelle traten. Seine Haare waren rötlich schimmernd und ich war fasziniert von den Farben, welche aufeinandertrafen. Sie waren so selten anzutreffen, dass mir sogleich ein Lächeln auf die Lippen gezaubert wurde.

«Inu Okuri-sama, wie schön Euch zu sehen», waren meine sanften Worte, die ich mit einer leichten Verbeugung unterstrich.

Es lag eine zurückhaltende Zufriedenheit auf seinen Gesichtszügen, als er es mir gleichtat mit der leichten Neigung.

«Würdet Ihr mir die Ehre erweisen mich durch den Garten zu begleiten?»

Ich sah auf seine Finger hinab, die mir entgegengestreckt wurden und nickend nahm ich diese Geste an. Liess mich in meinen eigenen grossen Garten führen, welcher zu unserem Anwesen gehörte.

Den Blick kurz mit meinem Vater gekreuzt, der die tiefen grünen Iren meines Grossvaters geerbt hatte, nickte er mir zustimmend zu und ich hakte mich unter den Arm von Kyo ein.

Das Zwitschern der Vögel drang an meine Ohren und ich spürte die zarte Wärme der Sonne auf meiner bleichen Haut, als wir die schützenden Dächer hinter uns liessen.

Die Wiese war saftig grün und ich sah die sanften Töne der Blumen, welche in mehreren Farben erstrahlten.

Abermals musste ich Lächeln.

«Ihr mögt solche Gärten sehr, wie es den Anschein hat».

Meinen Blick in seinen sanften Gesichtszügen gelegt, stimmte ich dieser Aussage zu.

«Die Natur wandelt, aber endet nie».

«So wie der Phönix».

Kichernd nickte ich und hielt, wie es angemessen war, meine Hand vor meinen Mund.

«Versteckt euer Lächeln nicht. Es umschmeichelt euer Sein».

Röte schlich sich auf meine Wangen und wir hielten in der Bewegung inne. Seine Finger strichen meine schwarze Haarsträhne hinter mein Ohr und ich sah, wie tief seine azurblauen Iren waren.

Wie ein weiter Ozean, der kein Ende fand.

«Inu Okuri-sama, wollt ihr mich in Verlegenheit bringen?»

Ein breites Lächeln legte sich auf seine Lippen und er wandte den Blick leicht ab.

«Tue ich dies, Hime-sama?»

«So nennt mich nicht so», waren meine zögerlichen Worte, als er mich weiter führte zu der kleinen hölzernen Brücke, die über den schmalen Teich gebaut wurde.

«Ihr würdet eine sein, würdet ihr meiner Bitte zustimmen».

Ich spürte, wie mir der Atem ausblieb und ich ihn davon abhielt, weiter zu gehen.

Die azurblauen Iren lagen in den Meinigen und abermals hörte ich seine Worte, die er mir vor einigen Tagen offengelegt hatte.

Er wollte mich als Gefährtin.

Der Erbe des Inu Okuri Clans wollte mich als seine ewige Begleiterin haben, doch da gab es ein Problem…

«Mein Schatz».

Mein Blick wich nach hinten und ich sah die kristallblauen Iren meiner Mutter, wie sie durch die schwarzen dichten Haare, noch klarer schienen. Ich glich ihr und hatte nur wenige Züge meines Vaters geerbt.

«Mutter», leicht neigte ich mich und hörte, wie sie Kyo begrüsste.

«Es ist schön euch zu sehen, Inu Okuri-sama».

«Diese Ehre gebührt mir, Fenikkusu-sama»

Sie hatte ein sanftes Lächeln aufgelegt und richtete sogleich ihre Augen wieder mir zu.

«Der Sohn des Inu no Taishõ ist hier, um dich zusehen».

Mein Herz setzte aus, bis es einen Rhythmus schneller weiter schlug.

Ich nickte eifrig und wandte mich wieder Kyo zu. Die Freude, die er bis anhin in seinem Gesicht trug, war davon gewichen und ich sah die glühende Eifersucht in seinen Iren.

«Verzeiht, Inu Okuri-sama, aber ich kann Eurer Bitte nicht entgegenkommen.».

Leicht verbeugte ich mich und sah ihm noch einmal in die azurblauen Seen.

Der Glanz war verschwunden und ich fühlte die Schuld in meiner Brust, doch das Yõki des Inu’s, welches ich auf meiner Haut zu spüren vermochte, nahm mir diesen vorhandenen Gedanken und ich wandte mich ab.
 

*

 

Die Stimmen der Anderen drangen dumpf in meine Ohren und als ich den schrillen Schrei von Rin vernahm, bemerkte ich, dass ich seit längerer Zeit keinen Wank gemacht hatte.

Meine Gedanken waren abgeschweift zu einem Moment, den ich vergessen hatte.

«Der Garten…» leise flüsterte ich diese Worte und sah, wie er fassungslos zu mir blickte.

Ich legte meine Hand auf meine Brust, fühlte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann, als ich noch einmal an diesen einen Gedanken festhielt.

Sesshomaru war gekommen, als Kyo anwesend war.

Das war der Beginn seines Hasses auf den Mann, welcher nun verletzt von Inuyasha gestützt wurde.

Sein Knurren drang tief in meine Knochen.

Dichter Nebel legte sich um meine Beine und ich spürte die schwere Schwärze unter mir.

Wie sie mich versuchte einzunehmen.

Der Ruf nach meinem Namen liess mich den Blick nach unten senken.

Weshalb fühlte ich mich für diese Taten mitverantwortlich?

War es meine Schuld, dass er so gehandelt hatte?

«Lass mich los, Inuyasha!»

Laut vernahm ich die Worte des Mannes, dem ich mein Herz geschenkt hatte, heute, wie auch dazumal.

Es schlug wie dazumal in einem schnellen Takt.

 

*

 

Mein Puls schien den Rhythmus zu erhöhen, als meine Schritte mich immer mehr in das Anwesen zurücktrugen. Hastig gingen meine Füsse über die Holzdielen.

Ich wollte ihn nicht zu lange auf mich warten lassen, obwohl ich wusste, dass diese Eile sich nicht für eine Dame ziemte.

Den Schritt gesenkt, als ich dem Besprechungsraum meines Vaters näher kam, atmete ich noch einmal tief durch.

Meine Lider waren gesenkt und ich versuchte die Fassung zu wahren, bevor ich noch einmal durch meine Haare strich und sanft die Türe aufstiess.

«Vater», waren meine leisen Worte, als die grünen Iren zuerst die Meinige trafen.

Mein Blick wich zur Seite. Sein silbriges Haar hing an seinen Schultern entlang und ich konnte nicht anders als meine Augen über seinen Rücken gleiten zu lassen. 100 Jahre trennten uns und doch schien sein ganzes Erscheinungsbild schon viel älter zu sein als die 450, die es zählte.

«Sesshomaru-sama, Ihr wolltet mich sehen?», begrüsste ich ihn mit einem sanften Lächeln, als er sich mit seinen bergsteingoldigen Iren zu mir richtete.

Seine Lippen zogen sich leicht nach oben und er wandte sich abermals meinem Vater zu.

«Lord Fenikkusu, dürfte ich Eure Tochter für einen kurzen Moment mit mir nehmen?»

Ein Schlag und es stoppte.

Mein Herz setzte aus und ich biss mir nervös auf die Lippen, als er mir in diesem kurzen Augenblick keine Aufmerksamkeit schenkte, sondern auf die Antwort meines Vaters wartete.

«Gewiss. In euren Händen ist sie gut behütet».

«Eure Worte ehren mich zutiefst».

Ich schluckte.

Mein Hals war trocken als er mir die rechte Hand anbot, in die ich meine zierlichen Finger schmiegte.

Neben ihm gehend, als wir den Besprechungsraum verliessen, fühlte ich, wie er seine Hand um meine Hüfte legte und mich in den Himmel empor nahm.

Ich hielt mich quietschend an ihm fest und spürte das nervöse Zittern meines Körpers.

So nah kamen wir uns nur selten.

«Inu Okuri-sama scheint einen Besuch getätigt zu haben».

Meine Finger krallten sich in seinen weissen Kimono, den er ein aus trug und ich liess ihn mit einem Nicken wissen, dass diese Annahme korrekt war.

Er schnaubte und ich konnte nicht anders als zu Lächeln.

«Sagt Sesshomaru-sama, seid ihr eifersüchtig?»

Den Boden unter meinen Füssen vernommen, hörte ich das leise Plätschern eines Baches und liess meinen Blick um mich schweifen.

Wir standen in einem Meer von Vergissmeinnicht Blüten und ich konnte nicht aufhören zu strahlen, doch bevor ich mich den Blumen zuwenden konnte, spürte ich sogleich seine Finger um die Meinige, wie sie mich festhielten.

Seine Iren erfassten die Meinen und ich sah die stille Frage darin.

Wann hatte ich gelernt ihn ohne Worte zu verstehen?

«Das Bündnis».

Ein tiefes Knurren drang durch seine Kehle.

Ich wusste, dass er es hasste, weil ich ihm nicht sogleich ausführlich antwortete, doch diese deutliche Eifersucht erwärmte mir mein Herz.

Der Griff um meine Finger verstärkte sich und ich wurde mit einem Ruck in seine Arme gezogen. Seine Hand strich sanft die Haarsträhnen nach hinten und ich sah, wie es ihn sträubte das Kyo abermals nach einem Bündnis verlangt hatte.

«Was habt ihr geantwortet?»

«Ihr seid doch eifersüchtig?»

Er presste einen schnaubenden Ton über seine Lippen und ich fing leise an zu kichern, bis ich ihm in die Iren blickte, die er verärgert zusammengezogen hatte.

«Sagt mir, Sesshomaru-sama, was wollt ihr von mir hören?»
 

*
 

«Aiko!!»

 

Aufgeschreckt aus meinen Erinnerungen liess ich meinen Blick über die Schulter weichen. Die Sicht war verschwommen, überschattet von einem dunkeln Rauch.

Ich fühlte, wie der anfängliche Schmerz davongezogen war und erkannte die Wunde von Sesshomaru, welche sich anfing zu schliessen.

Schwach lächelnd, sah ich seine zornigen Augen, die eine leichte Besorgnis in sich trugen, denn obwohl ich so nah war, war es ihnen nicht möglich zu mir zu kommen.

Ich stand bei ihm.

Bei Kyo und jeder Angriff würde auch mich treffen.

Ihm in die azurblauen Iren sehend, erkannte ich eine Zufriedenheit.
 

*

 

«Darf ich nach dem Grund fragen, Hime-sama, weshalb ihr mich nicht als Gefährten erwählen wollt?»

Aufsehend, als ich gerade dankend die Teetasse in die Hand nahm, welche meine Bedienstete gefüllt hatte, trafen mich die Seen, welche den Glanz vom letzten Mal verloren hatten.

Er gab nicht auf, doch was sollte ich gegen mein Herz tun?

Es hatte sich entschieden, auch wenn der besagte nichts davon wusste, wie ich fühlte, so wusste ich es selbst.

Meine Hände um die Tontasse gelegt, spürte ich die Wärme des Tees darin und liess einen tiefen Atemzug über meine Lippen gleiten.

«Ich entscheide nach meinem Herzen, weshalb ich euch bitte meine Entscheidung zu respektieren», waren meine sanften Worte und liess meine Augen erneut in die Seinige gleiten, doch er entwendete sich meines Blickes.

«Ich verstehe.»

Lächelnd legte ich den Becher an meine Lippen und trank den ersten Schluck, als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie sich Kyo aufrichtete.

«Ihr wollt schon gehen?», leise war meine Stimme, als er sich wieder zu mir richtete.

Ich konnte seine Liebe nicht erwidern und doch spürte ich die Schuld in meiner Brust.

«Eure Entscheidung lässt mich nicht weiter hier verweilen».

Verständlich, so dachte ich mir und ich richtete mich auf, gesellte mich zu ihm und legte sanft meine Finger auf seine.

Sein Blick änderte sich schlagartig, war da ein gewisses Feuer darin zu finden.

«Hütet eure Liebe gut, Hime-sama. Sie kann vergänglich sein… schneller als man es sich denkt».

Die Lippen, die mich auf der Wange trafen, waren kühl. Kühler als ich es von der Inu Okuri Wärme gewöhnt war und es lief mir kalt über die Schultern.
 

*
 

Dunkel war es um mich, als ich die Finger um die Meinige spürte.

Seine azurblauen Iren leuchteten in diesem schwarzen dichten Nebel und ich sah, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen geschlichen hatte.

«Entscheide dich für mich».

Flüsternd drangen diese Worte in meine Ohren und ich spürte die Wärme auf meiner Haut, als er mir sanft über die Wange strich.

Meine Finger legten sich auf die Seinige und ich schüttelte den Kopf.

Ich konnte mich nicht für ihn entscheiden.

Könnte es nie.

Zuviel war geschehen.

«Du hast mir genommen was ich liebte, du hast einen Krieg angezettelt, der nicht hätte sein müssen, du hast mich mit jedem Tod meiner Erinnerung beraubt, den ich erleben musste, mit jedem Verlust, den ich tragen musste… und nun willst du, dass ich mich für dich entscheide?»

Sein Griff um meine Finger wurde stärker und ich konnte sein aufgebrachtes Yõki fühlen.

«Hör auf, Kyo!»

Meine Worte waren laut und ich entwendete seine Hand von meiner Wange.

«Hör endlich auf mir mein Herz zu brechen!!»

Blau.

Hell.

Der Nebel verschwand.

Er entriss mir seine Hand und sah auf die glühenden Stellen seiner Innenfläche.

«Was hast du getan?!»

 

*

 

«Geduld ist nicht meine Stärke, Aiko-sama».

Meine Füsse hingen in der Luft, als ich auf den Holzdielen unseres Anwesen Platz genommen hatte und meinen Blick über den Garten schweifen liess.

«Wusstet ihr, dass ich die Zeit nicht nur überleben kann?»

Ein Schnauben, denn er merkte sogleich, dass ich seiner Frage auswich. Erneut.

Ein wehleidiges Lächeln legte sich auf meine Lippen.

«Ich bin das Kind der Phönixe, Glück und Unglück sind stets nah beieinander. Ich könnte eure Zeit enden lassen mit einer Berührung, wenn ich es wollen würde», waren meine leisen Worte und ich dachte an das morgige Training zurück.

Ich hatte meine Kraft unterschätzt, sie nicht für vollgenommen und war nun Schuld an dem Leid eines Kriegers.

Vernommen, wie die Dielen neben mir an zu knacksen begannen, sah ich aus dem Augenwinkel die Statur des Sohnes vom Westen, wie er sich neben mir niederliess.

Seine Finger streiften sanft die Meinigen, doch aus Angst es könnte sich wiederholen, entzog ich sie ihm.

«Eine Liebe zum Phönix könnte tödlich enden oder gar einsam. Nun frage ich mich, was schlimmer wäre für meinen Gefährten, den ich erwähle. Der Tod oder die ewige Einsamkeit?»

Ich liess meinen Blick abschweifen von den sanften Farben der Blüten, die vor mir lagen und richtete mich zu ihm.

Sein silbriges Haar, wie es in den letzten Sonnenstrahlen erstrahlte, seine kantigen Gesichtszüge, die angespannt zu sein schienen und die goldigen Iren, die noch dunkler als der Bergstein waren.

«Die ewige Einsamkeit».

Ich schluckte, hatte ich doch keine Antwort erwartet und doch legte sich ein trauriges Lächeln auf meine Lippen.

 

*

 

«Verdammt».

Ganz leise vernahm ich das zischende Wort hinter mir und hörte das Knurren, welche daraufhin folgte. Ich hatte es ihm einst erzählt.

Vor vielen Jahren.

Meine Iren richteten sich in diejenigen des Mannes vor mir, welcher noch immer auf seine verletzte Hand blickte. Sie heilte nicht, obwohl er ein Daiyõkai war.

Der Daiyõkai des Südens.

«Du…»

«Ich bin das Kind der Phönixe. Das Glück und Unglück ist nah beieinander und der Tod ein ständiger Begleiter», waren meine leisen Worte und ich ging einige Schritte auf ihn zu, wobei Kyo sogleich nach hinten ausweichte.

Es schien sich Sorge in seinen Iren zu legen, obwohl er nicht zu ahnen vermochte, was ich mit diesen Worten zu meinen schien.

 

*

 

Abgewendet von ihm, zitterte mein ganzer Körper.

Tiefe Trauer hatte sich um mein Herz gelegt und ich spürte, wie sich die Tränen auf meinen Augen bildeten. Meine Sicht war verschwommen und ich legte meine Hand vor mein Gesicht, welches mein Ansehen durch den Kimonoärmel verdecken sollte. Ich wollte ihm keine Schwäche zeigen und Tränen waren als Dame nicht geziemt. Sie sollte die Fassung bewahren können.

Erschrocken weiteten sich meine Augen, als ich die warme Hand auf der meinigen verspürte.

«Aiko-sama, meine Geduld ist bald zu Ende. Gebt mir eure Antwort».

Ich hielt meinen Atem an.

Wandte mich zu ihm um.

Das konnte er nicht ernst meinen?!

Hatte er mir zugehört?!

Er würde den alleinigen Tod bekommen! Ohne mich in der Ewigkeit!

«Sesshomaru-sama, ihr verlangt nach einem Bündnis, das ich euch nicht geben kann!»

Er knirschte mit den Zähnen und ich spürte den Arm um meinen Körper, welche mich zu ihm zog.

Seine Finger lagen unter meinem Kinn, zwangen mich ihn anzusehen und nicht zum ersten Mal fühlte ich den wohligen Schauer, wie er meinen Rücken entlangfuhr.

«Weshalb nicht?»

Meine Finger drückten sich gegen seine Brust und ich sah ihm wehleidig in die Augen.

«Ich kann nicht. Egal wie sehr mein Herz für euch spricht».

Die Augen geweitet, spürte ich seine Lippen auf den Meinigen. Er benetzte sie mit einer Wärme, der ich nicht lange widerstehen konnte und ich seufzte in diesen kurzen und doch intensiven Kuss hinein.

«Die Ewigkeit. Versprecht mir die Ewigkeit».

Ich stockte.

Er wollte sie.

Meine Ewigkeit für sich.

Zögerlich legte ich eine Hand auf seine Wange.

Vielleicht hätte ich es überdenken sollen, vielleicht meine Mutter erneut um Rat fragen oder gar meines Vaters Meinung einholen, doch die Worte flossen über meine Lippen, als wäre jedes Hindernis zu überwinden.

«Bis ans Ende der Zeit, bis in die Ewigkeit, mit euch».

 

*

 

«Ich hatte meine Entscheidung getroffen!»

Die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Die Bilder schweiften schnell an meinem inneren Auge vorbei und ich sah immer wieder, die bergsteingoldigen Iren, die mir so schweigend und tief seine Gefühle offenbarten.

«Er ist der Lord des Westens, was kann er dir schon bieten?! Er hat das Erbe seines Vaters mit Füssen gestampft!»

Meine Lippen pressten sich zusammen und ich fühlte die Hitze, welche sich in meinen Körper verteilte. Es war eine Energie, die ich nicht zu kontrollieren wusste. Eine Macht, die ich nicht beherrschte und doch war da die Wut, die mich leitet.

Ganz dumpf vernahm ich wie Sesshomaru die anderen warnte, mir fern zu bleiben.

«Du redest von einem Erbe, welches er in dieser Zeit noch besass! Denkst du ich erinnere mich nicht?! An deine Wärme, an deine Worte, an deine Drohung?!»

Wieder führten meine Schritte in seine Richtung und mein sonstiges blaues Licht, wurde überschattet von einem tiefen rötlichen Schimmer.

Kyo nahm erneuten Abstand von mir und ich sah, wie sich Schweissperlen an seiner Stirn bildeten.

War das Angst?

Reue?

«Du kannst dich erinnern…»

Seine Worte nur ein Flüstern und ich nickte, verengte meine Augen.

«An jeden kleinsten Moment, an jede Stimme, an jedes Gespräch…». Es legten sich Tränen auf meine Iren und ich ballte meine gespreizten Finger zu Fäusten, spürte, wie ich sie in mein eigenes Fleisch bohrte.

Wärme glitt ihnen entlang und ich wusste, dass es Blut war.

«Für deine Liebe musstest du mir alles nehmen?!»

Sein Blick wich von der einen Seite zu der Anderen und ich spürte sein aufgebrachtes Yõki. Es schwang unruhig, hektisch. Er schien zu begreifen, dass er in einer Zwickmühle steckte.

Meine Hand ausgestreckt, berührte ich seinen Arm und hörte sogleich den schmerzenden Aufschrei.

Seine Faust kam mir entgegen und ich wich nach unten aus.

Er zerrte sich aus meinem Griff, versuchte Abstand zu gewinnen und sah auf seine Haut, die ich berührt hatte.

Sie fiel in sich ein und man erkannte unter den verbrannten Narben den Ansatz der Knochen.

Ein Lächeln legte sich über meine Lippen.

Meine Schritte folgten ihm erneut, als ich abrupt zum Stehen kam.

 

Die Hand über meine Augen gelegt, versuchte ich die plötzliche Blendung abzuwehren.

Ein Donnerschlag mit hellen Blitzen beeinträchtigte meine Sinne, als ich blinzelnd versuchte etwas zu erkennen.

Silbriges Haar.

Verwirrt rieb ich abermals über meine Lider, bevor ich meinen Kopf nach oben streckte und ihre tiefgoldigen Iren erkannte.

Aus Reflex wich ich der Hand aus, welche sie auf mich zu bewegte.

Nicht.

Sie durfte mich nun nicht berühren.

«Ihr verletzt euch», waren meine bittenden Worte und ich hörte ihr leises Kichern.

Die Lider geweitet, als ihre Finger meine Haut streiften, spürte ich, wie meine Glut absank.

Ein leichtes Lächeln war auf ihrer Lippe zu vernehmen, bevor sie diese sanft auf meine Stirn legte.

 

«Es ist genug».

Dein richtiges Leben ist hier!

«Mama, was habe ich getan?!»

Meine Arme zitterten und ich erkannte die traurigen kristallblauen Augen, bevor mich die Dunkelheit einnahm und ich das Bewusstsein verlor.

 

Die Lider weiteten sich, denn als ich in ihr zierliches Gesicht sah, waren da keinerlei Verletzungen aufzufinden, keine Verbrennung an der Lippe, nicht einmal ihre Hand glühte, welche mich vorsichtig an der Wange berührt hatte.

Ich verstand es nicht, wie konnte sie mich gefahrenlos berühren?

«Erinnerst du dich nicht mehr an diesen Tag?»

Ihre Stimme war leise, flüsternd und ich liess meine Iren in ihren Goldigen verweilen.

An diesen Tag?

 

«Du hättest dich verletzen können!»

«Ayame, ich bitte dich, so beruhige dich. Es ist nichts geschehen. Ihr innerlicher Phönix hat sich schon längst festgelegt».

Verwirrt verzog ich meine Augenbraue, als ich die Stimmen neben meine Ohren vernahm.

Wer diskutierte da mit meiner Mutter?

«Wie meinst du das, Kami?»

Ein leises Kichern und ich erkannte es sogleich.

«Sie hat sich für meinen Sohn entschieden.»

 

Mein Blick wich an ihr vorbei zu Kyo, welcher auf seinen verletzten Arm starrte, der nicht heilte. Ich hatte es schon einmal getan und abermals war es sie, welche mich aufgehalten hatte, zu beenden, was ich angerichtet hatte.

«Ihr schützt mein Leben damit…», waren meine stockenden Worte und ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie sanft zu nicken begann.

Es würde mein Leben verkürzen, würde ich ein anderes beenden.

Die Glut des Phönix führt zu Asche und somit zum Tod.

«Sohn, so erstarrt kenne ich dich ja gar nicht».

Ein Kichern, welches von einem tiefen Knurren übertönt wurde.

Sesshomaru war entrüstet von der Tat seiner Mutter, doch wäre ihm dies gewiss auch möglich gewesen, hätte er einst noch von meinem Vater lehren können.

«Kami-sama, tut ihm kein Unrecht. Er weiss nichts davon», waren meine bittende Worte und ich liess meine Iren erneut in die Ihre gleiten. Sie schmunzelte leicht.

«Du hast es ihm nicht erzählt?»

«Ich kam erst vor wenigen Tagen zurück in diese Zeit.»

«Das ist mir bewusst, meine kleine Hime».

Verdutzt zog ich eine Augenbraue hoch, als ich meinen Blick auf das mittige Amulett an ihrem Hals fallen liess.

Sicher.

Sie hatte die Meidō. Ein Stein, welcher ihr einen Ausblick auf alles gab.

Rötlich färbten sich meine Wangen.

«Ihr habt es gesehen?!»

Ein lautes Lachen drang durch ihre Kehle, bis ihre Stimme verstummte.

Sesshomaru hatte sie angesprochen.

«Weshalb bist du hier, Mutter?»

Kühl stellte er seine Frage an sie und sie liess ihren Blick über ihre Schultern fallen. Ich sah, wie ihre Gesichtszüge sich veränderten.

Die Sanftheit verschwand und gab ihrer emotionslosen Seite Platz.

«Sohn der südlichen Länder».

Ich hielt die Luft an, denn die Stimme war unterkühlt. Eisiger, als ich es von Sesshomaru selbst erlebt hatte in meinem früheren Leben.

«Inu no Kami».

Er wählte die Worte bedacht, wusste er doch genau, was für eine Persönlichkeit vor ihm stand.

«Ihr verstiesst über mehrere Gebote der Daiyõkais und wenn ich es dazumal versäumte euch zu bestrafen, so werde ich es jetzt tun. Ihr habt euer Erbe mit Blut befleckt».

Seine Gesichtsfarbe entwich ihm und er liess seinen Arm nach unten senken.

Hätte er nicht mit diesem Urteil rechnen müssen?

All die Jahre verletzte er eines seiner Gleichen.

«Mein Handeln erfolgte durch Liebe».

«Eine kranke Liebe».

Ihre Worte zischend und ihr Yõki war gefährlich erdrückend, auch für mich selbst.

«Ihr wart doch diejenige, die sie sogleich in Besitz nahm!! Wie krank ist also eure Liebe?!»

Ich riss die Augen auf.

Was redete Kyo da?

War das alles geplant gewesen von an Beginn?

Hatte sie mich schon immer als Schwiegertochter im Sinn; schon seit klein auf?

«Du wagst es?!»

Ihre Stimme war eines Dolches gleich, welcher sich tief in die Brust stiess. Sie war gefährlich und ich spürte das Beben unter meinen Füssen. Kamis Wut war greifbar.

Eine Hand ergriff die Meine und ich liess meine Augen in die bergsteingoldigen Iren gleiten.

Ich sah den Zorn in ihnen, doch ich konnte ihr keinerlei Beachtung schenken, als ich einen Namen vernahm, der mich erstarren liess.

Was hatte er gerade gesagt?!

Seine azurblauen Iren funkelten.

Ein Lächeln zierte seine Lippen.

«Wartet, Kami-sama!»

Ich entriss mich der Hand, welche mich festhielt und hörte das Knurren in meinen Ohren. Die Lider zusammengepresst, schluckte ich es hinunter. Er hatte es vernommen.

Sesshomaru wusste, welcher Name gefallen war und meine Reaktion gefiel ihm nicht.

 

«Wiederhole dich».

Meine Stimme war ein Flüstern und doch lag ein leiser Befehl in ihr. Ich wollte hören, was er soeben von sich gegeben hatte.

«Weshalb sollte ich?»

Höhnisch lächelnd sah er mir ins Gesicht.

Meine Finger ergriffen den Kragen seines Kimonohemdes und ich riss ihn an mich.

«Sag mir sofort, weshalb du seinen Namen in den Mund nimmst!»

Sein Lachen betäubte meine Ohren und ich spürte die innere Wut in mir aufkeimen. Erneut war da dieses Verlangen ihn mit meiner Glut zu Asche fallen zu lassen.

«Weshalb ist er noch von Wert, deine Entscheidung hast du doch bereits gefallen, Aiko, oder täusche ich mich da?»

Sofort entglitt mir der Stoff seines Kimonohemdes aus den Fingern, als er diese Worte an mich richtete. Meine Brust zog sich zusammen.

Er hatte recht.

Meine Liebe galt dem Mann hinter mir und nun liess ich mich durch den Namen von ihm aus der Ruhe bringen?

War das nicht eine Lüge an mich selbst?

Mein Blick starrte in die Leere, als ich wieder die braunen Iren erkannte.

Wie verlogen war ich geworden?

 

«Du Mistkerl!»

Erschrocken wich ich zur Seite, als ich das laute Klatschen zu hören bekam.

Kagome war neben mich geeilt und hatte Kyo vor mir eine Ohrfeige verpasst.

Er knirschte mit den Zähnen, seine Augen wurden zu Schlitzen, doch bevor er sich auf sie stürzen konnte, war es die Anwesenheit von Inu no Kami, welche ihm Einhalt gebot.

«Du Menschenweib, wagst es?!»

Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und ich hörte nur die mürrische Stimme von Inuyasha, welcher ihren Namen nannte.

Wie so oft handelte sie selbst ohne gross nachzudenken, in was für eine Gefahr sie sich bringen könnte.

Meine Hand wollte soeben ihre Schulter erfassen, als sie sich erneut Kyo näherte.

«Ich, Menschenweib, wage noch vielmehr! Wer ihr was wert ist, hast du nicht zu entscheiden! Also sag uns, was du vorher von dir gelassen hast oder du lernst mich als Miko kennen!»

Ihre Hand griff nach einem der spirituellen Pfeilen und sie wollte soeben den Bogen spannen, als er mit der Zunge schnalzte.

Kyo wandte den Blick ab und liess ihn erneut in meine Iren weichen.

«Kuro wird dich nie kennenlernen».

Mir stockte der Atem.

Ich fühlte, wie meine Körpertemperatur sank und das Gleichgewicht in meinen Beinen nachliess. Übelkeit überkam mich, als ich seine Worte anfing zu verstehen.

Sein Tod…

Er würde mich vergessen lassen.

All meine gelebten Leben wären nie passiert.

Ich würde verlieren, was ich einst geliebt habe – erneut.

 

«Ist dein eigentliches Leben nicht hier?»

 

Aufgeschreckt von der Stimme, die mich erfasste, starrte ich in die goldigen Iren des Mannes, welcher sich als Bruder meines Gefährten bezeichnen konnte.

Inuyasha stand da in der Ruhe selbst, wie ich es sonst nicht von ihm gewohnt war.

Schluckend spürte ich die Tränen in mir aufkeimen und ich fühlte all die Trauer erneut, die ich hinter mir gelassen hatte.

Ich würde nie existiert haben und die Zeit würde sich erneut drehen.

In eine andere Richtung.

Ohne mich an ihrer Seite.

«Mein Leben…» leise flüsterte ich diese zwei kleinen Worte und sah, wie alles an mir vorbeizog.

Das Lachen von Ruffy, wie breit es immer gezogen war. Die mürrischen Ausdrucke von Zorro, schon als ich sehr klein war, die ganze Crew, wie sie immer hinter einem standen, egal was geschah.

Ich schluckte.

Würde ich es nicht missen?

Mich von Kyo abgewandt und einige Schritte von ihm gehend, sah ich auf meine Innenflächen meiner Hände, spürte die warmen Griffe meiner einstigen Tochter, die mich voller Vorfreude zu ihrem Grossvater zog, welchen ich Vater nennen durfte, der die gleichen grauen Haare, wie ich und sie trug. Ich sah das zögerliche Lächeln und fühlte noch genau die Finger an meiner Stirn, welche mir die Zuneigung von Sasuke immer und immer wieder kundgaben.

Meine Finger strichen zitternd über meine Lippen und ich starrte in die Weite hinaus, vorbei an dem Mann, der mich nun seine Eigene nennen konnte.

Wie weich waren diejenigen von Kuro gewesen, wie zärtlich hatte er mich das erste Mal geküsst und wie schwer fiel es uns beiden, uns die Liebe einzugestehen.

Er war mein Erster gewesen, so dachte ich zumindest und nun…

Bebend bewegte sich mein Mund und ich fühlte, wie das Schluchzen durch meine Kehle gedrückt werden wollte.

Die Lider geschlossen, ballte ich meine Hände zu Fäusten.

War das das Schicksal eines Phönix?

Schmerzen erleiden zu müssen, um Glück erfahren zu können?

 

«Halte deine Herkunft in Ehren».

«Weshalb sollte ich das?!»

Meine Augen starrten in die Ihrige als ich mich zu Kami umgewandt hatte und es verlor sich eine weitere Träne auf meiner Wange.

«Seht doch, was mir meine Herkunft bis anhin alles gebracht hat!»

Ich fühlte eine innere Wut in mir aufkeimen und verspürte die Sehnsucht nach Frieden. Es sollte endlich enden.

Dieser Verlust.

Mir auf die eigene Brust getippt, fing ich an, wild zu gestikulieren.

«Mein Herz weint! Versteht ihr nicht?! All diese Leben waren meine Leben!»

Wütend ballte ich erneut die Hände zu Fäusten. Die Tränen flossen unaufhaltsam meiner Haut entlang.

«All diese Leben wären nie geschehen, wenn du dich dazumal nicht so leichtsinnig…»

«Mutter!»

Ich zuckte zusammen.

Sesshomarus tiefe grollende Stimme übertönte die aufgebrachte Stimmung und ich liess meinen Blick zu ihm weichen.

Erneute Übelkeit zog mich Heim, realisierte ich mit einem Schlag, was ich für verletzende Worte ihm gegenüber ausgesprochen hatte.

Ich verfluchte mein Sein und somit auch…

Ihn.

«Du wagst es mich zu unterbrechen, Sohn?!»

Ihre Zähne knirschten.

«Wenn ich ihm nicht so leichtsinnig vertraut hätte».

Flüsternd beendete ich ihren Satz und wich dem Blick von Sesshomaru aus.

Ich wusste selbst, was mein damaliger Fehler gewesen war und doch wollte ich ihn nicht einsehen.

All diese Leben, all dieser Verlust, waren meiner Leichtgläubigkeit zu verschulden.

Mein Blick wich zurück zu Kyo, welcher noch immer drohend einen Pfeil ins Gesicht gespannt bekam.

Er lächelte und es erinnerte mich an das Lächeln vor so vielen Jahren.

Ich hätte ihn lieben können.

Ja, vielleicht hätte ich ihn wahrlich lieben können.

 

«Du denkst mich gebrochen zu haben, nicht wahr?»

Er schwieg und ich ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. Hielt meine Hand auf die Schulter von Kagome und zwang sie dazu den Pfeil zu senken.

«Du denkst, mir sind die anderen Leben wichtiger, als die Liebe zu Sesshomaru, nicht wahr?»

Wieder schwieg er und doch…

Das Lächeln verschwand nicht und ich fühlte, wie sich meine Brust abermals zusammenschnürte.

Ich würde Lügen, würde ich nicht einen weiteren Weg suchen wollen, um diese Leben behalten zu können, doch mein Schicksal sah anders aus und ich wusste tief in meinem Herzen wollte ich immer nur dieses Leben führen können.

Denn schliesslich wollte ich schon immer sein Herz für mich gewinnen.

Das Herz des Sohnes von Inu no Taishõ.

«Es ist vorbei, Kyo».

Seine Lider rissen sich auf, die Gesichtszüge verzogen sich und bevor er sich meinen Worten bewusst wurde, wandte ich mich ihm, mit Kagome an der Hand, ab.

«Du… Du wirst alles vergessen! Alles und Jeden!»

Sein Schrei war mit einem tiefen Knurren umhüllt und ich hielt in meiner Bewegung inne, als ich meinen Blick in den Iren verharren liess, die zu mir gehörten.

«Nein, nicht jeden».

Ein Schnauben und tiefes Grollen vernommen, hörte ich das zugleich darauffolgende ächzende Geräusch, welches aus der Kehle gedrückt wurde.

Schluckend verharrte ich, als Sesshomaru schweigend an mir vorbei ging und zu seiner Mutter schritt.

Ich hatte mich von ihnen abgewandt und starrte zu Boden, als ich einen erneuten schmerzenden Laut vernahm. Das aufgebrachte Yõki war merklich spürbar und ich wusste nicht, ob ich Teil dieses Szenario sein wollte.

Es war noch immer ein Leben, welches beendet wurde.

«Sieh hin».

Erschrocken wich mein Blick in die Augen des Hanyous vor mir.

Der Ausruf von Kagome hallte in meine Ohren nach und ich sah, wie sie ihm schon eine Kopfnuss verpassen wollte, doch mit einem finsteren Blick in meine Iren hielt er ihre Faust davon ab, ihn zu treffen.

«Sieh hin, sonst wirst du nie abschliessen können!»

Zusammenzuckend musste ich ihm recht geben.

Einst allein das Wissen würde mich nicht befriedigen können.

 

Die Lider zusammengepresst, wandte ich mich um und öffnete meine Augen, als ich einen erneuten schmerzenden Laut vernahm. Blut floss an den Armen von Kyo nach und ich sah, wie die Knochen gebrochen worden waren. Es würde nicht lange dauern, dann wären diese wieder geheilt, bloss die Stelle, die ich verletzte, schien nichts von dieser Gabe abzubekommen.

Hinunterwürgend spürte ich den Ekel in meiner Kehle und konnte das Zittern in meinen Beinen vernehmen.

Es war schrecklich mitansehen zu müssen und doch wusste ich, dass es das Richtige war.

Kyo hatte Leid zugefügt.

Nicht nur mir.

Meine Hand bewegte sich auf meinen Bauch.

Es wäre sein Erbe gewesen und auch wenn ich nicht wusste, ob ich es hätte lieben können, wäre es mein Kind gewesen.

«Noch letzte Worte?»

Verharrend liess ich meine Finger von meiner Mitte weichen und hörte, wie die Klinge des Schwertes aus der Scheide gezogen wurde. Es wurde in die Höhe gehoben und es gefror mich, als der Blick von Kyo zu mir wich.

Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen.

«Ich habe sie immer geliebt».

Eine unangenehme Gänsehaut zog sich über meinen Rücken, als der Kopf von Kyo von seinem Körper getrennt wurde.

Knurrend wandte sich Sesshomaru von dem nun leblosen Körper ab, doch ich…

Ich konnte meinen Blick nicht von dem getrennten Kopf nehmen.

Noch immer lächelte er.

Warum lächelte er?

Warum?!

Zitternd liessen meine Beine nach und ich konnte nicht anders, als meinen Mageninhalt zu leeren.

Die Übelkeit hatte mich besiegt.

«Itõmo!»

Dumpf nahm ich den Ruf von Rin wahr und stützte mich schweratmend mit beiden Armen ab, würgte immer und immer wieder.

Diese azurblauen Iren brannten sich in meinen Kopf ein und ich schloss gequält meine Lider.

Ich wollte ihn vergessen, nie wieder an ihn denken, doch, als würde ich sein Lachen noch immer hören können, durchfuhr es mich wie ein Echo, das nicht entschwinden wollte.

Zitternd hielt ich mir beide Hände an die Schläfe, drückte dagegen und fing an zu schreien.

Es sollte aufhören.

«Rin, geh weg von ihr! Sofort!»

Eine Wärme umschloss mich und ich spürte die glühende Hitze an meinen Handflächen.

Mein Phönix wollte sich befreien. Entweichen und alles in Asche verwandeln.

Er wehrte sich gegen die Zeit.

Die Zeit, die nun verändert wurde.

Mein Atem stockte und ich hielt die Luft an.

Was war das?

Ganz deutlich vernahm ich es.

Schreiend windete ich mich unter dem plötzlich aufkommenden Ziehen in meinem Kopf und ich schloss schmerzerfüllt meine Lider, bis die komplette Schwärze über mich eintraf.

Bis ans Ende

Hastig schnappte ich nach Luft, als ich mich in dem abgedunkelten Licht aufrichtete. Ich liess meinen Blick von einer zur anderen Seite weichen und meine Finger krallten sich in den dünnen Stoff unter mir. Mein Herz raste und ich konnte nur verschwommen erkennen, dass ich mich in einem grossen Zimmer befand, welches durch Shoji Schiebetüren von den restlichen Räumen abgeschottet war.

Wo war ich?

Mir eine Hand an die Stirn gehalten, spürte ich das qualvolle Ziehen und versuchte mich an die letzten Momente zu erinnern, als mich abermals die Übelkeit heimsuchte.

Zitternd versuchte ich mich von den Erinnerungen an die plötzlich erscheinenden azurblauen Iren, welche mich die letzten Augenblicke heimsuchten, abzuwenden.

Er war tot.

Das wusste ich, doch was ist danach geschehen?

Mit wackeligen Gliedern richtete ich mich auf und stützte mich an dem Bettrand ab, als ich meine Füsse auf den Boden setzte. Ich spürte, wie ein leichter Kimono meinen Körper einhüllte und als ich meine Haut genauer betrachtete, erkannte ich die Feuermale darauf.

Zögerlich strich ich mit meinen Fingern den Malen nach und fühlte, wie sie eine leichte Wärme ausstrahlten. Sie waren aufgehellt und doch konnte man noch dunkle Stellen darin erkennen.

Was ist nur passiert, dass meine Haut solche Stellen aufwies?

«Mein Lord, sie ist…».

«Ich weiss».

Aufgeschreckt von den plötzlichen Stimmen hinter dem Shoji, kniff ich die Augen zusammen, als die Helligkeit den Raum einnahm.

Empfindlich wandte ich mich ab und hielt meinen Arm in die Höhe. Dieses Licht war unerträglich.

«Schliess die Tür».

Herrisch ertönte die Stimme und ich hörte, wie die Türe abermals auf die Seite geschoben wurde. Wieder war es das gedämpfte Licht, welches den Raum einnahm.

Blinzelnd erkannte ich seine Silhouette und fühlte, wie aufgebracht sein Yõki war.

Ob er sich Sorgen gemacht hatte?

Mich zu ihm gewandt, sah ich in die bergsteingoldigen Iren nach oben, sass ich doch noch immer auf dem Bettrand.

Mir blieben die Worte im Hals stecken, aus irgendeinem Grund fühlte ich mich ihm gegenüber schuldig.

Ich zuckte merklich zusammen, als seine Hand mich fest in seine Arme zog und er die Lippen auf meinen Nacken legte, wo das Mal lag. Tief jauchzte ich auf und hielt mich reflexartig in seinem Kimono fest.

Ein angenehmes Gefühl durchzog meine Glieder und ich spürte zum ersten Mal, seit dem Erwachen, wie die Kraft zurück in meinen Körper glitt.

Tief knurrend überfuhr mich eine Gänsehaut und ich schloss langsam meine Lider.

Ich liess ich mich in seine Arme sinken und spürte den zarten Schmerz seiner Zähne, wie sie sich fest in mein Fleisch bohrten.

Japsend zog ich scharf die Luft ein und konnte das Stöhnen nicht unterdrücken, welches meine Kehle verliess, als er sie abermals aus meinem Hals zog.

Weich berührten mich seine Lippen an der Wunde und ich zitterte erneut unter seiner Berührung, als ich abermals fest an ihn gedrückt wurde.

«Ein ganzes Jahr».

Mein Herz stockte.

Wie?

Was hatte er gerade gesagt?!

Meine Hände legten sich auf seine muskulöse Brust, welcher keinen Panzer als Schutz trug und ich drückte mich leicht von ihm ab.

Sein Knurren vernommen, zwang ich ihn dazu mich gewähren zu lassen und sah ihm tief in die bergsteingoldigen Iren.

«Ein Jahr?»

Abermals wiederholte ich seine Worte und erkannte sein Nicken.

Ich schluckte.

«Was ist geschehen?», zögerlich flüsternd drückte ich diese Worte über meine Lippen und sah sogleich, wie er versuchte seine Antwort heraus zu zögern.

«Sesshomaru, rede».

Er durfte mich nicht zappeln lassen, zu sehr war ich verwirrt über mein Erwachen in diesem Gemach. Weit weg von dem Ort, den ich sonst kannte.

«Du fielst in einen tiefen Schlaf und dein Körper… fing immer wieder Flammen bis es vor wenigen Tagen aufhörte.»

Sesshomarus Kiefer spannte sich an und ich fühlte den Zorn in seinem Yõki. Die Wut darauf nichts dagegen tun zu können.

Ich erinnerte mich daran, wie einst meine Mutter davon sprach, wenn ein Phönix in den Schlaf fiel. Es könnte Monate, gar Jahre gehen, bis er wieder erwachen würde.

Es war ein Ritual zu vergessen und ich verzog schmerzlich meine Lippen bei diesen Gedanken.

Meine Seele fühlte sich vollständig an und doch war da etwas, was sich wie ein schwarzer Fleck anfühlte, den ich nicht bestimmen konnte. Der nicht dahin gehörte.

«Ich habe vergessen, nicht wahr?»

Er schwieg und es war mir Antwort genug.

Ich wusste nicht mehr was vor vielen Jahren geschehen ist, ob ich gar gelebt hatte oder nicht. Ich erinnerte mich bloss an die Tage vor diesem Schlaf, an die Jahre mit meinen Eltern und an den Krieg, bis zu dem dazu maligen Tod.

Mehr war da nicht.

 

«Reicht dir die Ewigkeit mit mir?»

Blinzelnd sah ich ihm in die bergsteingoldigen Iren und war verwundert über diesen Satz. Er hatte mir schon früh seine Gefühle kundgegeben, als die Geduld mit ihm am Ende gewesen war und ich es kaum noch ausgehalten hatte meine für ihn zu verhüllen, doch solch eine direkte Frage war noch immer ungewohnt von ihm. Sesshomaru sagte es mit Taten, Worte waren nicht sein Spezialgebiet.

«Weshalb sollte sie mir nicht reichen?»

Ich hatte meine Hand erhoben und sie auf seine Wange abgelegt.

Das gedämpfte Licht liess seine Haut fahl erscheinen und ich erkannte erst jetzt, wie seine Gesichtszüge von Müdigkeit sprachen.

Er hatte auf mich gewartet, sorgend und ohne das Wissen, ob ich jemals wieder aufwachen würde.

«Entschuldige, dass du solange auf mich warten musstest».

 

*

 

«Bist du dir sicher?»

Aufsehend in die blauen Iren meiner Schwägerin, nickte ich ihr zögerlich zu, als mein Blick wieder zu dem grossen Baum vor mir glitt.

Seit vielen Monaten hatte ich ein bedrängendes Gefühl in meinem Inneren und konnte nicht anders, als immer und immer wieder hier her zurückzukehren.

«Aber Aiko, in der Neuzeit ist nichts», waren ihre leisen Worte und ich liess erneut von den Baumkronen ab, die weit in den Himmel stiegen.

Ich wusste, dass sie dies als Schutz für mich sagte.

«Ich werde nicht allein gehen», waren meine bedachten Worte und sie sah an mir vorbei zu dem Mann, welcher vor einigen Monaten offiziel an mich gebunden war.

«Er will dich begleiten?»

«Er bestand darauf», gab ich sogleich zu verstehen, wobei sein Knurren bis in meinen Knochen zu spüren waren.

Erneut ein Nicken bis ein tiefer Atemzug ihre Lippen verliess. Ihr Blick wurde wehmütig und auch wenn ich ihre Geschichten kannte und sie darum bat mich zu begleiten, so verneinte Kagome jedes Mal.

Sie hätte sich für diese Zeit entschieden.

Für das Leben mit Inuyasha.

Ich spürte bei diesen Sätzen eine starke Verbindung und konnte nach fühlen wie es für sie gewesen war, ohne zu verstehen, weshalb dieses Gefühl so präsent für mich ist.

«Vor dem nächsten Neumond sind wir zurück».

Mein Blick wich zu Sesshomaru, bevor ich erneut zu Kagome sah.

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.

«Es ist wichtig».

Sanft legten sich ihre Hände in die Meinigen und ich liess meinen Blick kurz zu ihrem Schlüsselbein weichen. Auch sie trug ein Mal.

Inuyasha hatte sie zu seiner Gefährtin gewählt und ich war froh darum ein längeres Leben mit ihr führen zu können.

Ein Lächeln zierte ihre Lippen, bevor sie mich in ihre Arme zog.

 

«Ich weiss».

 

*

 

Viele Jahre waren seit dem Besuch in der Neuzeit vergangen und ich wanderte ab und an zwischen den Zeiten umher bis zu diesem Tag, als ich erneut trächtig geworden war.

«Chiyo, komm deinen Bruder begrüssen».

Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich schwer atmend den kleinen Jungen in meinen Armen hielt. Sein prächtiges schwarzes Haar hatte er definitiv von mir geerbt, doch seine Iren glichen die seines Vaters.

Aufsehend als sich die Schiebetüre öffnete, sah ich in die kirstalblaugrauen Augen meiner Tochter. Ihre Haare waren zu einer wunderschönen Steckfrisur hochgebunden und der Glanz der silbrigen Strähnen wurde durch die untergehende Sonne begleitet.

Freudig rannte sie auf mich zu und warf sich mit ihrem zierlichen Körper auf meinen liegenden, als sie ihren kleinen Bruder begutachtete.

«Er sieht so anders aus».

Kichernd strich ich ihr eine Strähne hinter ihre leicht spitzigen Ohren, welcher auch er an sich trug und ich erkannte die feinen Male von ihrem Vater an der Wange.

«Chiyo».

Zusammenzuckend, sah sie entschuldigend zu dem Mann, welcher neben mir sass. Sein Blick war ernst und er liess sie wissen, dass er solche Aussagen nicht tilgte.

Meine Hand strich sanft über seinen Händerücken, als Chiyo den Stoff leicht zur Seite schob um das Gesicht des kleinen Mannes genauer betrachten zu können.

«Mama, warum hat er keine Male, so wie ich?»

Zu ihr sehend, liess ich meine Finger zwischen ihre führen und zog sanft den kleinen Arm nach vorne. «Er hat sie nur woanders», waren meine sanften Worte und ich sah, wie ihre Finger zögerlich über die Mondsichel fuhr, bis sie ihre eigene berührte.

«Papas Zeichen».

Stumm nickend bejahte ich diese Aussage und sah, wie sie hell zu Strahlen begann.

Kichernd richtete sie sich nochmals zu dem schlafenden Jungen in meinen Armen.

«Wird Kazuki bald wieder aufwachen?»

Schmunzelnd liess ich meine Finger sanft über dessen Wange streichen.

«Geduld, Chiyo».

Ihre Augen richteten sich zu Sesshomaru und sie nickte verstehend, bevor sie sich aufrichtete und hin und her wippte.

«Ich gehe mal zu Ojisan und den Anderen».

Nickend sah ich ihr nach, als sie abermals den Shoji öffnete und hinaustrat.

«Wie geht es dir?»

Seine Hand übte leichten Druck aus und ich liess meinen Blick in seine bergsteingoldigen Iren gleiten.

Lächelnd und zufrieden beugte ich mich ihm leicht entgegen, bis unsere Lippen sich sanft berührten.

Ein Brummen erfasste seine Kehle und ich spürte, wie die weitere Hand sich auf meinen Nacken legte.

Leise kichernd löste ich mich von ihm.

«Geduld, Sesshomaru. Halte dich an deine eigenen tadelnden Worte».

Mit einem Schnauben gab er mir seinen Unmut preis und ich musste unweigerlich den Kopf schütteln, als sein Mund meine Haut am Hals berührte.

Das Mal.

«Meine Frau sollte mir nicht wiedersprechen».

Die Augen verdreht, hörte ich das leise Jammern des Mannes in meinen Armen.

«Nun, aber dein Sohn tut es, also lass ab von deiner Frau».

Ich sah ihm dabei zu, wie er seine Iren zu Kazuki wandte und seine Finger leicht über dessen hellen Haut strich, sogleich verstummte er und ich musste unweigerlich lächeln, als auch Sesshomarus Lippen zu Zucken begannen.

Sanft strich meine Hand den Kanten seines Gesichtes nach, bis er sich wieder mir zuwandte und ich abermals meinen Mund auf seinen drückte.

«Ich liebe dich».

Brummend lehnte er sich leicht gegen mich, bedacht darauf Kazuki nicht zwischen uns einzudrücken, bevor er mir zärtlich küssend seine Antwort gab.

«Bis in die Ewigkeit».

Ein Wiedersehen zum Schluss (Kuro)

Meine Augen flogen über meine Zeilen, als ich das schwarze dünne Notizheft erneut, wie in den letzten Monaten aufgeschlagen hatte.

Du hast sie gehen lassen. Aiko war deine beste Freundin, deine erste Liebe. Sie war jedoch aus einer anderen Zeit. Ein Daiyõkai, wie man es aus den Geschichten kennt. Sie ging mit ihm. Mit Sesshomaru den Lord des Westens, denn er ist ihr Schicksal.

Ich hatte mir meine Erinnerungen aufgeschrieben, den mit jedem Tag wurde mein Kopf mit einem feinen Nebel überzogen und ich wollte sie nicht vergessen, so wie es die Anderen getan hatten.

Mein Herz zog sich, zusammen und auch wenn ich mir sicher gewesen war mit meiner Entscheidung, sie ziehen zu lassen, so vermisste ich sie an meiner Seite.

Tief ausatmend liess ich meine Hände über die weiteren Zeilen gleiten. All die Momente die ich mit ihr erlebt hatte, hatte ich mir bis ins kleinste Detail aufnotiert und doch, waren die Bilder daran wie ausgelöscht.

Mit jeder Woche vergass ich vermehrt ihr Aussehen.

Nicht einmal mehr die Familie Higurashi konnte sich noch mehr an sie erinnern. Es war als hätte ihr Leben nie an meiner Seite stattgefunden.

Benebelt von den Tränen, die sich wieder über meine Iren legten, schloss ich gequält die Lider. Ich wollte nicht erneut diesen dumpfen Schmerz in meiner Brust vernehmen, welcher nichts als Leere zurückliess.

Sie war weg und würde nie wieder zurückkehren.

Das wurde mir mit jedem Tag bewusster.

Ich musste sie ziehen lassen.

Für immer und vielleicht würde sich die Zeit nun anders drehen.

 

*

 

«Kuro, hier her!»

Aufsehend erkannte ich den Wink meines besten Freundes und mit einem schnellen Tripel liess ich den Ball zu ihm prallen. Wir waren in mitten der letzten Minuten des Meisterschaftsspiel und nur noch einen Korb von unserem Sieg entfernt.

Nervös schlug mein Herz, als ich sah wie er in die Höhe sprang und den Ball mit einem eleganten Wurf in das Netzt verfrachtete.

Jubelnd schlug ich meine Faust in die Luft und konnte nicht glauben, dass wir den Aufstieg in die höhere Liga geschafft hatten.

Wir würden endlich bei den höheren mitspielen.

«Verdammt Hiro, super gemacht!»

Grinsend schlug ich ihm auf die Schulter, wobei er mir sogleich die gleichen Worte entgegen brachte, hätte er doch mit meinem Pass nichts anrichten können.

Wir waren ein Team, seit klein auf und ich konnte mich stetig auf ihn verlassen.

«Hiro!»

Blonde Haare strichen an meinen Augen vorbei und ich erkannte die Freundin meines Freundes vor mir, welche sich sogleich in seine Arme warf. Ruri, ein lebensfrohes Mädchen wie ich fand und grinsend wandte ich mich von ihnen ab, als ich für einen kurzen Moment innehielt.

Ich hatte das Bedürfnis auf die Tribüne zu sehen, obwohl ich wusste, dass ich dort niemanden finden würde, denn wie die Jahre zuvor, als ich das erste Mal diese Uni betrat, beschlich mich immer und immer wieder ein merkwürdiges Gefühl.

Es war als wäre etwas hier und doch war es dies nicht.

Meine braune Iren zogen über die Treppen, auf denen die Zuschauer während des Spieles Platz nahmen und als ich mich schon wieder abwenden wollte, blieb ich mit meinen Augen bei einer jungen Frau stehen.

Ihre Augen schienen von der Weite kristallklar zu sein und ihr offenes schwarzes Haar reichte ihr bis zu den Hüften.

Ich konnte nicht anders als das Wort wunderschön durch meine Gedanken streifen zu lassen, doch als ich ihr dabei zusah, wie sie ihren Blick abwandte und zu einem Mann mit hochgebundenen weissen Haare sah, schien es als würde ich einen Dolch in mitten meiner Brust zu spüren bekommen.

Eine Trauer suchte mich heim, die mir nicht bekannt war und ich konnte nicht anders, als ihr zu folgen, bis sie aus meiner Sichtweite war.

Ein tiefes Schlucken drang durch meine Kehle und ich wandte mich mit schmerzenden Gesichtszügen von der grossen Tür ab.

Ich hatte mir dies sicherlich eingebildet und eine kalte Dusche, würde mir Klarheit verschaffen können.

 

Die Tasche über meine Schulter gelegt, liess ich meinen Blick über die blühenden Kirschbäumen gleiten. Sie fühlten sich vertraut an und doch spürte ich eine gewisse Wehmut dahinter. Meine Familie hatte schon immer sehr traditionell an dem Fest teilgenommen, meist mit meiner Kindheitsfreundin, die ich nun aber schon seit Jahren nicht mehr getroffen hatte.

Wie hiess sie nochmals?

Seit Jahren hatte ich sie nicht mehr gesehen, waren wir doch nur in kinderjahren in die gleiche Klasse gegangen, bis wir uns beide für einen anderen Weg entschieden hatten.

Seufzend liess ich meinen Blick über das rote Gerüst gleiten, von der Brücke, die ich gerade überquerte. Der Fluss unter mir schimmerte glänzelnd zum Sonnenlicht, welches sanft durch die Baumenkronen drückte und ich musste unweigerlich daran denken, wie viele Jahre nun schon vergangen waren.

Ich hatte mein Studium gewählt, war mit meinem besten Freund in einem Basketballteam und konnte mich vor schwärmenden Frauen nicht retten und doch… schien irgendetwas zu fehlen, schon seit klein auf.

«Du bist einfach nicht normal», waren meine leisen Worte zu mir selbst und wieder schüttelte ich den Kopf.

Dieses Gefühl war einfach da und ich konnte mich an keinen Tag erinnern, wo es nicht anwesend gewesen ist, aber nichts konnte ich damit verbinden.

Rein gar nichts.

Verharrend in meiner Bewegung, liess ich meinen Blick zur Seite weichen.

Ich erstarrte.

Ihre kristallklaren Augen, ihr sanftes Lächeln.

Wieder stand sie hier.

Hier vor mir.

Meinen Griff um meinen Henkel verstärkt, ging ich einen Schritt weiter zurück, als sie auf mich zukam. Ihre Kleidung war einem Kimono ähnlich und ich fragte mich sogleich, ob sie aus einer anderen Zeit stammte.

«Ich kenne dich und doch weiss ich nicht wer du bist».

Ihre zierliche Stimme erreichte meine Ohren und ich spürte wie eine Träne meine Wange benässte.

Reflexartig streifte ich über die Haut.

Weshalb weinte ich?

Auf die Finger sehend, liess ich meinen Blick wieder aufrichten, als sie nahe bei mir stand. Ihre Hand streckte sich mir entgegen und ich kniff die Augen zusammen, als sie sanft meiner Wange entlang strich.

Es durchzog mich eine Wärme, die sich brennend um meine Seele legte und ich stolperte nach hinten, als ich mir fremde Bilder zu sehen bekam, die sogleich so vertraut waren.

«Kuro».

Ich riss meine Lider auf und bevor ich realisierte was ich tat, hatte ich nach ihren Händen gegriffen.

Tränen verliessen die Meinen, wie auch die Ihren.

Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich den Mann hinter ihr erkannte. Sein weisses Haar war hochgebunden.

Meine Iren streiften zurück, zu der Frau vor mir, welche ich an den Händen hielt, bis ich mir die Tränen hinfort wusch und ein breites Grinsen auflegte.

 

«Es ist lange her, Aiko».


Nachwort zu diesem Kapitel:
oha... doch noch eine Entschuldigung?
Waren es nur die Gefühle?
Warum jetzt?
Und wird es dabei bleiben?
Kuro hat doch einiges mitgemacht... naja wir werden sehen ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und?
Ob es wohl Zufall ist? (´ ・ ω ・)… 。oо ○ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob sie wohl Gehör findet? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer das wohl war? ✩ ° 。⋆⸜ (ू。 • ω •。) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*pfeif* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
...........lalalalala...... *kekse hinstellt und wieder geht*.... hihihihi...... lalalala Komplett anzeigen

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Von:  Boahencock-
2020-11-27T05:02:07+00:00 27.11.2020 06:02
so vermisste ich sie an meiner Seite. Dann hättest du sie nicht ziehen lassen dürfen.
Kalte Dusche, das wäre glaub ich am besten.

Schwarze lange Harre,
kristallklar Augen,ein mann mit hoch gebundenen weißen Haaren????🤔wer das will sein mag.😜😜😜

Er denkt das er sich das alles nur
eingebildet hatt,und wenn nicht, wenn sie real waren??

Ich wusste es das es Aiko war und Sesshomaru.

Kuro tut mir leid, ein etwas trauriges Ende.🥺🥺🥺🥺😪😪
Schade das es schon zu Ende ist.

😼😉😼😪🥺

Antwort von:  miladytira
27.11.2020 10:11
Naja er hat ja alles vergessen und die Zeit fing an sich von neu zu drehen. Aiko gab es nie in seinem Leben🤭

Vllt.... vllt gibt es irgendwann mal ne Fortsetzung🤭
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-11-27T04:46:54+00:00 27.11.2020 05:46
Ob es nicht besser gewesen wäre Kuro einfach alles vergessen zu lassen. Und was soll der Besuch. Ich verstehe nicht .

😈😈😈😈
Antwort von:  miladytira
27.11.2020 10:10
Das ist der Zwischenteil von dem letzten Kapitel, wo sie mir Sess durch ein Gefühl in die Neuzeit zurück will :) sie wusste oder ahnte, dass da was ist 😊
Von:  Boahencock-
2020-11-22T13:25:08+00:00 22.11.2020 14:25
ich wanderte ab und an zwischen den Zeiten umher.
Warum hat sie sich den nicht entschieden wo sie leben möchte??🤔🤔

Wie Süß sie haben eine Tochter (Chiyo )und einen Jungen (Kazuki )
Eine richtig süße kleine Familie.😊😊

Sesshomaru hat Kazuki beruigt.
Und er schläft weiter.😼😼😼

Bis in die Ewigkei liebt er sie, so solte das sein,wenn mann jemanden an seiner Seite gefunden hat.🙂🙂🙂😀

😼😉😼
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-11-22T05:41:35+00:00 22.11.2020 06:41
😥😥 Aiko hat eiso ALLES vergessen. 😭 gut 😭 . Ist auch besser so . 🥺. Ein ganzes Jahr schlafen wau. Wenn Sesshomaru sich einmal entscheiden hat dann für immer. 😌😌.

Ooooo🙂🙂 eine Tochter ( Chiyo ) und jetzt einen Sohn ( Kazuki ).
Eine richtig schöne kleine Familie. Ich freue mich riesig für Aiko und Sesshomaru. 😈😈😈😈.
🤭🤭🤫🤫 Sesshomaru möchte 🤫🤫🤫🤫 warum nicht 😂🤣😂🤣.

😈😈😈😈

Antwort von:  miladytira
22.11.2020 11:44
Ja sie hat alles vergessen, jeden... aber weshalb will sie in die Neuzeit?
Warum geht sie hin und her?
Der Epilog kommt am Mittwoch🤭🤭

Nicht wahr! Und das Sesshomaru gleich wieder will.... naja Monate ohne können schon sehr zähneknirschend sein!
Von:  Boahencock-
2020-11-16T06:25:20+00:00 16.11.2020 07:25
Ihr Menschen Weib wagt es,das hätte ich lieber nicht gesagt.
Ich, Menschenweib, wage noch vielmehr. Und das kannst du annehmen.

Ich würde verlieren, was ich einst geliebt habe – erneut.
Schon wieder.🥺🥺🥺 das hat sie nicht verdient.

Mein Phönix wollte sich befreien. Entweichen und alles in Asche verwandeln.
Wasssssssssss ist den jetzt los?🤔🤔🤔

😼😉😼
Antwort von:  miladytira
22.11.2020 11:42
Ja Kagome verhau ihn! hehehehe ich mag ihre Art wen sie wütend ist!

Ja der Phönix, wiedergeboren in seinem eigenen Leben.... ach.... 🤭
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-11-15T16:37:49+00:00 15.11.2020 17:37
Oooo Kyo hat denn Kopf verloren. 😭
DAS TUT MIR ÜBERHAUPT NICHT LEID PARTY PARTY PARTY 🥳🥳🥳🥳 HOCH DIE KRÜGE PROST 🍻🍺🍾🍶🍶🍶🍶🥩🥓 Ich hätte Kyo LAAAAAAAAAAAAAAAAAAANGE leiden lassen. Aber Hauptsache Kyo ist tot PARTY PARTY PARTY 🥳🥳🥳🥳 HOCH DIE KRÜGE PROST 🍻🍺🍾🍶.

Aiko vergisst alle ihre Leben 😢😢😢😢 weil sie nicht gelebt hat
( Leben wird ) Kuro wird sie niemals kennen lernen 😢😢😢 na ja einerseits ist es vielleicht auch besser so 😩😩😩😫.

Was spinnt/ dreht Aikos Phönix durch????

😈😈😈😈
Antwort von:  Boahencock-
16.11.2020 07:27
Party hört sich gut an,das ist ein Grund zum Feiern🍷🍾🍺🧉 Prost und last es euch schmecken.😼🤔😼
Antwort von:  miladytira
22.11.2020 11:41
Hahaha ihr feiert aber wild! 🤭 Naja er war ja auch ned nett ned wahr?

Ich habe noch einen Ass im Ärmel, einen schönen Epilog. Versprochen!
Antwort von:  Boahencock-
22.11.2020 12:24
Wild hört sich gut an.

Ass im Ärmel schönen Epilog.da bin ich gespannt 😉😉😉
Von:  Boahencock-
2020-11-10T07:30:04+00:00 10.11.2020 08:30
Kyo das nen ich mal eine Abfuhr von Aiko, das hast du dir selbst zu zu schreiben, nach dem was du alles angerichtet hast bei wunder das sie so reagiert. 😡😡😡 nur weil mann nicht bekommt was mann will muss man nicht gleich einen Krieg anzetteln und jeden Töten.😡😡🤬

Ich kann nicht. Egal wie sehr mein Herz für euch spricht, bis in die Ewigkeit, mein das ist das was Sesshomaru von ihr will.

Silbriges Haar wer ist hir erschienen???

Es ist genug,was ist genug???🤔🤔🤔

😼😉😼
Antwort von:  miladytira
15.11.2020 12:41
Kyo konnte nie mit der Abneigung umgehen. Eine kranke Liebe hat sich entwickelt wie es scheint...

Ja Sesshomaru wollte nie was anders. Nur sie allein für sich beanspruchen zu können, doch wie sehr wird ihnen dies noch leid zufügen?
Endet es wirklich hier?
hmmmmmmmmm XD
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-11-10T04:32:04+00:00 10.11.2020 05:32
Kyo hat sich in Aiko verliebt und eine Absage von ihr kassiert. 😝😝😝😝😝 damit muß er klarkommen. Punkt. 😤😤😤😤
Nur weil Aiko in abgewiesen hat drehte er total durch fängt einen Krieg an tötet alles und jeden der Aiko was bedeutet. So ein Arschloch. 🤨🤬👹👹🤬👹👹

Aiko liebte und liebt Sesshomaru. 😁😁😁😁😊😇😇

Aber was ist jetzt los was für Kräfte benutzt Aiko um Kyo zu
( verletzen, vernichten)????( Phönix Feuer????.

Und wer ist jetzt erschienen????
Silbriges Haar, tiefgoldigen Iren,
!!!! Ihr !!!! verletzt euch
!!!! ihr !!!! leises Kichern
!!!! ihre !!!! Finger meine Haut streiften,
Lächeln !!!! ihrer !!!! Lippe

Wer ist SIE ein weibliches Wesen und wieso kann sie Aikos berühren wo sie sogar Sesshomaru davor Ward.

Und jetzt sagt sie auch noch «Es ist genug» was ist hier los 🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤯🤕🤕😵😵😵😵

😈😈😈😈

Antwort von:  miladytira
15.11.2020 12:40
Ja damit hätte er klarkommen müssen. >.< Aber Kyo hat sich anders entschieden... leider...

Das Phönixfeuer... wie richtig du es siehst hihih...
Die Glut, welche ihn zerreissen könnte... doch was würde mit Aiko geschehen?

Ja wer ist sie... wer kann es bloss sein heheheh
Von:  Boahencock-
2020-11-07T07:59:10+00:00 07.11.2020 08:59
Arme Rin😪

Du bist seine Gefährtin geworden, da hast du richtig geraten.

Kyo das wirst du büßen,und ich schließe mich Vigeta_Lord_d_T an und dan gehts dir an den gragen.
Voltern quelen ist aber dan noch milde ausgedrückt.

Sie waren alle hier. Um gegen ihn zu kämpfen. Jetzt bist du fällig.

AAAAAAAA ich werde noch verrückt mit diesem Cut.

😼😉😼
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-11-06T04:27:52+00:00 06.11.2020 05:27
Kyo die tiefsten tiefen des Tartarus erwarten dich der dunkelste der dunklen Abgründe wird dein Verderben sein. Schmerzen , pein, Folter, Grausamkeit, Gewalt,. Der tot wird keine niemals eine Erlösung für dich sein . Bis in alle EWIGKEIT verflucht ICH DICH.

SO LAUTET MEIN URTEILSPRUCH.

Aiko springt duch Die Zeit und rettet Rin.!!!! 😁😁😁😁

Aber dafür müssen S. Und A. Sterbe ????😱😢😢😢.

Habe ich das jetzt richtig verstanden oder ihre ich mich????. Und was soll dieser Cut AAAAAAAAAAAAAAAAA .

😈😈😈😈

Antwort von:  miladytira
06.11.2020 06:10
Kyo mein armer armer Kyo... naja verdient hat er es ja 🤔😂

Wäre ich wirklich so fies nd würde die beiden sterben lassen??.....

bald geht es ja weiter🤭😄
Antwort von:  Vigeta_Lord_d_T
06.11.2020 09:03
Kyo und verdient.

Da sage ich nur .

Gott kennt Gnade ICH NICHT 😈😈😈😈
Antwort von:  miladytira
06.11.2020 09:56
na dann wir das nächste Kapitel ihn wohl auch nicht mehr retten können🤭
Antwort von:  Vigeta_Lord_d_T
06.11.2020 12:56
Vor mir gibt es kein entkommen geschweige NIEMAND könnte in retten 😈😈😈😈
Antwort von:  miladytira
06.11.2020 15:51
haii caramba... dann muss ich mir was gutes einfallen lassen xD


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