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I’m Still Standing

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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So! Da mir mein Anfang nicht gefallen hat hier meine neue Version ;)

Ganz viel Spaß <3 Komplett anzeigen
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Ich wünsche weiterhin viel Spaß! Komplett anzeigen
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Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen! Komplett anzeigen
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Und weil ich fleißig war: Tada!

Viel Spaß dabei :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

Mich hatte es erwischt! Mein Passwort war weg und meine E-Mail die ich angegeben hatte gab es schon seit sicherlich 10 Jahren nicht mehr. Das Team von Animexx war aber sehr hilfreich und jetzt bin ich wieder da <3!

Vielen Dank, dass ihr mir weiter treu bleibt. Komplett anzeigen

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Ein kleiner Trost

Das Geräusch, mit dem seine Stiefel den Schnee auf dem Gehweg durchbrachen, ließ ihn jeden Schritt unnötig vorsichtig machen. Es knirschte ja doch, egal wie umständlich er seinen Gang verzögerte. Der Schnee war gestern Nacht gefallen, erinnerte er sich. Da war ihm das Geräusch seiner Schritte gar nicht aufgefallen.
 

Optimistisch und voller Tatendrang war er dem Ruf seines Meisters wie dem seiner Mitstreiter gefolgt und hatte sogar die warme Winter-Ausstattung – Schal und gefütterte Handschuhe – nicht mitgenommen. Auch die Kälte hatte er nicht bemerkt. Die Aufregung hatte ihm so viel wärmendes Adrenalin geschenkt, dass auch kein Schutz dagegen nötig gewesen war. Wahrscheinlich waren das Knirschen und Knacken des Schnees auch noch gar nicht dagewesen, gestern Abend, überlegte er. Das filigrane Eis-Schnee-Konstrukt hatte sich erst gebildet, nachdem es über den Tag leicht angetaut und nach Einbruch der nächsten Nacht wieder gefroren war. Es knirschte. Bei Merlin, dieses Knacken und Brechen hallte hundertfach in seinem Kopf wider. Es war dasselbe Geräusch, das Knochen machten, wenn zu hohe Belastung ihre Strukturen überwand. Knochen, die zerdrückt wurden von gnadenlos zupackenden Raubtierzähnen.
 

Komisch staksend bog Severus auf den schmalen Pflasterstreifen von der Straße zur Haustür ein. Die Kälte der Nacht ließ ihn frösteln, vollkommen untypisch für Ihn. Untypisch war darüber hinaus auch das nervöse Umsehen, bevor er auf das schmale, eisfreie Podest mit dem Briefkasten trat und dass er die Taschen seines Umhangs mehrmals nacheinander durchwühlte, bevor er seinen Zauberstab in der Hand hatte. Fast hätte er die Fassung verloren, doch dann berührten seine hastig umhertastenden, viel zu kalten Finger den ebenhölzernen Stab.
 

Vollkommen untypisch starrte der Zauberer diesen danach mit leerem Blick für einige, zu lange Momente einfach an, ihn vor sich erhoben in der Luft haltend, ohne sich zu regen. Ein Tropfen, welcher sich von der Unterseite der Regenrinne am Dachrand über ihm löste und direkt an seinem Gesicht vorbei zu Boden fiel, ließ ihn – sehr untypisch – erschrocken zusammenzucken. Der Tropfen tat etwas sehr tropfenartiges und zerplatzte am steinernen Boden in zahllose kleinere Tropfen. Diese benetzten unter anderem jene, die sich schon vorher an den hohen, abgenutzten Stiefeln befanden, in denen Severus nun seit zwei halben Nächten und einem ganzen Tag steckte. Untypisch für gewöhnliche Tropfen, waren jene auf den Schuhen längst getrocknet und hatten eine braun-rote, krustige Masse gebildet, die sich hoch, bis fast zu den Knien erstreckte.
 

„Alohomora“ Mit leisem Quietschen schwang die alte, verwittert wirkende Tür nach hinten auf. Mit drei schnellen Schritten, die viel mehr nach Flucht als nach Heimkehr aussahen, war Severus Snape im Inneren des Gebäudes und mit einem Knall wurde die Tür wieder zugeschlagen.
 

Alles drehte sich. Dass er es bis hierhin geschafft hatte – gestand er sich ein – war wieder so ein eher untypischer Sachverhalt. Wer, bei allen Geistern von Hogwarts, hätte vorhersehe können, wie sich der Tag und die nun schon weit vorangeschrittene Nacht entwickeln würde? Er sank schwer gegen die eben zugeworfene Haustür und fand auf einmal nicht mehr die Kraft sich auf den Beinen zu halten.
 

Als er, auf dem Boden sitzend, mit dem Rücken am Holz hinter sich lehnend, den Zustand seiner Stiefel bemerkte, erschrak er so stark, dass er sich polternd den Schädel anstieß und laut fluchte. Das war nicht sein Blut, dass da an seiner Kleidung klebte. Er hatte es lediglich... an sich genommen? Nein, nein, so war das nicht gewesen... Ihm schwirrte der Kopf. Sein Puls fing wieder an zu rasen. Die Finger nestelten an den Riemen, schafften es aber nicht schnell genug, die Bänder zu lösen, da diese von dem fast trockenen Brei, bestehend aus... Der Gedanke fand keinen Abschluss.
 

Augenblicke oder Stunden später fand Severus sich, nun nur noch mit Hemd und Unterwäsche bekleidet, an anderer Stelle im Zimmer am Boden sitzend wieder. Vor ihm verbogen sich und verkohlten langsam die Überreste seines Umhangs, seiner Wollhosen und der Stiefel im Kamin. Der schwarze Rauch biss in den Atemwegen und war nicht geeignet, über längere Zeit hingenommen zu werden. Völlig untypisch für den jungen Zauberer griff dieser nach einem dicken Wälzer, der – achtlos fallen gelassen – eben einfach in Reichweite lag und schmiss damit, einem irren Impuls folgend, eines der beiden kleinen, nur einfach verglasten Fenster ein.
 

An früheren dieser Treffen, von denen er angenommen hatte, dass auch der vergangene sich als solcher herausstellen würde, hatten andere Todesser mit bleichen Gesichtern Schauergeschichten davon zu erzählen gewusst, wie sie dergleichen mitangesehen und miterlebt hatten. Severus hatte es nicht glaube können, war aber insgeheim verunsichert gewesen, mit welchen Details die Erzähler aufzuwarten wussten.
 

„Wenn er den ersten Bissen direkt in die Bauchgegend setzt... das stinkt so bestialisch, sage ich euch. Mir wurde ganz schlecht. Dieser Fenrir schüttelt sich dann wie ein nasser Hund und das Blut und die Stückchen der Innereien spritzen überall hin... .“
 

Avery hatte dann immer mit entrücktem Lächeln dagesessen und lauschte andächtig, als würde man ihm eben den Schlüssel zur Truhe des Merlin darbieten. Mulciber war da pragmatischer. „Das einzige was hier stinkt, sind deine Lügenmärchen, Amycus! Ihr wart da drinnen so still wie Muggelkinder beim Kartenspielen. Was du sagst, hätte ich draußen hören müssen, beim Schmiere stehen. Red' doch nicht so einen Müll!“

Der so attackierte widersprach nicht. Severus war sich aber sicher, dass die Blässe seiner eh schon ungesund hellen Haut, noch weiter zugenommen hatte.

Heute hatte er erfahren, wie es zu dieser Widersprüchlichkeit gekommen war. Erst waren sie mit den beiden Schlammblütern hinein in den Bunker gekommen. Beiden waren die Augen verbunden, die Münder geknebelt und die Hände und Füße gefesselt gewesen. Bella hatte die Tür hinter ihnen magisch verschlossen und einen komplexen Muffiato gewirkt. Niemand außerhalb würde irgendetwas von dem mitbekommen, was hier drinnen geschehen würde. Erst dann hatte der dritte Todesser, irgendein Spießgeselle von Lucius Malfoy, ein verzaubertes Gitter hochgehoben, welches bis eben mit einem Illusionierungszauber unsichtbar mit dem Betonboden verschmolzen war. Daraus kam und dahin ging der Werwolf später wieder, unbemerkt für die beiden Wachen vor der Stahltür und jeden zufälligen Beobachter.
 

Der große Mann hatte sich schwer atmend aufgerichtet und in Richtung der beiden Delinquenten geschnüffelt. Ein Mundwinkel war an seinem grobschlächtigen Gesicht hinaufgewandert. Es war wohl seine Art zu grinsen. „Fen, hier haben wir zwei besonders tapfere, kleine Vögelchen.“ Bella war elegant durch den Raum auf Greyback zu geschwebt und hatte ihm einen einzelnen, ringgeschmückten Finger auf die nackte Brust gelegt. Severus hatte der absurde Gedanke durchschossen, dass die Hexe den Werwolf allein mit diesem dünnen Finger davon abhielt, sich unvermittelt auf seine Opfer zu stürzen. „Ich habe von einem so wunderschönen neuen Lied gehört. Es handelt von Verstecken, Fidelius-Zaubern und Geheimniswahrern. Leider kenne ich nur die erste Strophe.“ In gespielter Enttäuschung hatte sie beide Schultern theatralisch hängen gelassen und sarkastisch geseufzt. „Ist das nicht schade, Fen?“

Einer der beiden Gefesselten war auf einmal hektisch geworden. Severus hatte angenommen, dass er bei der zweiten Nennung des Werwolfs bei seinem Spitznamen die Erkenntnis getroffen hatte, wer da eben hinzugekommen war. Die Chancen, Gesund und wohlbehalten den nächsten Morgen zu erblicken, hatten sich aus seiner Sicht der Dinge gerade wohl nicht zum besseren gewandelt.

„Schade, ja.“ sagte Fenrir mit seiner tiefen, bedrohlich schnarrenden Stimme. „Du sagst es, Fen.“ Bella hatte glockenhell aufgelacht und ihre schwarzen Locken hin und her geworfen. Sie war anschließend doch tatsächlich mit wallendem Rock durch den Raum getänzelt. „Wir dürfen nicht zulassen, dass solch feinsinnige Melodie nicht auch unser Herz erfreut, nicht wahr? Es darf kein Geheimnis bleiben, wie das Liedchen weitergeht und wie es endet.“ Der Werwolf war kein Freund großer Worte. „Nein“, stimmte er zu.
 


 

Er würde mit der Erinnerung fertig werden, indem er seine Fähigkeiten einsetzte, die zu erwerben er so viel Zeit und Mühe geopfert hatte. In dem verborgenen Fach, unter dem einen, ganz bestimmten Regalboden war sein Vorrat an selbstgebrauten Betäubungsmitteln und berauschender Mixturen versteckt. Er hatte viele seiner früheren Experimente nicht gewagt, an sich selbst zu testen. Fremden konnte er sie schon gar nicht zeigen, das hätte ihm gut und gerne eine Anklage vor dem Zaubergamot einbringen können. Doch jetzt – so entschied er – würde sich seine Umsicht auszahlen. Ein klares Ziel vor Augen stemmte der Zauberer sich hoch und schwankte hinüber zur Wand mit den Bücherregalen. Nur kurz tastete er auf der Rückseite einiger schwerer Wälzer umher, dann kündigte ein vernehmliches Klicken davon, dass ein Mechanismus in Gang gekommen war. Die Bücher wurden einfach nach vorne herausgeschoben und ein offenes Schubfach rückte an ihre Stelle. Aus dem Inneren entnahm Severus ohne langes Zögern eine kleine, trübe Flasche, entkorkte diese und goss sich den schmierig-gelben Inhalt in den Rachen. Nun würde es bald besser werden.
 

Severus holte tief Luft. Die Wirkung setzen ohne Verzögerung ein. Vor dem inneren Auge wurden die Bilder des durchlebten Horrors unklarer. Sofort wurde ihm wohlig zumute. Die Welt außerhalb seiner Sinne drang nur noch gedämpft zu ihm durch. Eine dicke Schutzschicht umschloss seinen Körper, wie gleichfalls seinen Geist.

Gelassener als noch gerade eben ging er hinüber zum zerschmissenen Fenster. Der Rauch im Zimmer war so gut wie verschwunden. Schwungvoll hob Severus den Zauberstab und summte verträumt: „Reparo.“ Gespannt sah er den Splittern auf dem Fußboden zu. Sie erhoben sich, flogen auf. Mit der weitaus größeren Gruppe Scherben, die vom Hof draußen herbei schwirrten, verbanden sie sich eine nach der anderen und formten so die Scheibe neu, bis schließlich ein makelloses, aber unverändert schmutziges Fensterglas die Nacht aussperrte.
 

Zufrieden mit dem Ergebnis ließ sich der glasig dreinblickende Zauberer auf das Sofa sinken. Er wählte das Möbelstück nicht aktiv aus. Es war einfach der nächstgelegene Sitzplatz, abgesehen vom blanken Boden.

Seine Gedanken wurden rührselig. „Accio Umhang“ - wieder wedelte er mit dem Stab, diesmal in Richtung Tür, neben der seine übrigen Umhänge an Haken hingen. Zielsicher schwebte sein Alltagsumhang quer durch den Raum auf ihn zu. Severus durchsuchte mit fahrigen Fingern die Innentaschen und fand schließlich, was er suchte.

Auf dem vergilbten, zerknitterten Muggel-Foto waren zwei Personen zu sehen. Das Mädchen trug ein buntes Kleid, dass sich hervorragend mit ihren feuerroten Locken biss, die um Ihr Gesicht wallten und auf ihre Schulter fielen. Den Arm hatte sie voll Zuneigung um den hageren Jungen neben ihr gelegt. Diesem war überhaupt nicht wohl bei der Sache, so fotografiert zu werden. Die Freude, über die Nähe zu dem hübschen Mädchen an seiner Seite vermochte es ihm dennoch ein zwar verschämtes, aber nichts desto weniger freundliches Lächeln auf das bleiche Gesicht zu zaubern.
 

„Lily...“ Der erwachsene, aber total vernebelte Severus verlor sich völlig im Anblick der Szene, erinnerte sich an den Duft von Lilys Haaren und wie sie an diesem wunderbaren Nachmittag bei den Evans zusammen in der Muggelküche beim Kochen geholfen hatten. Severus hatte von seinem eigenen Zuhause her gewusst, wie man ohne Magie Essen zubereitete, war aber so aufgeregt gewesen, dass er wie der größte Tollpatsch Gemüsestückchen hatte fallen, das Wasser hatte überkochen lassen und sich selbst mit dem Schälmesser in den Daumen geschnitten hatte. Lily hatte sich sofort um seine winzig kleine Wunde gekümmert, als würde er wohl bald verbluten. Der gesäuberte und verbundene Daumen war auf dem Bild nicht zu sehen, da er ihn verschämt hinter dem Buch, dass er fest umklammerte, versteckt hatte.
 

„Damals waren wir glücklich, wie?“ Severus sprach sowohl zu seinem jüngeren Ich, wie auch zu dem Mädchen dass dieses lachend umarmte. Als er Stunden später aus dem komatösen Rausch aufwachte, erinnerte sich noch, dass die junge Lily auf dem Foto ihm bestätigend zugenickt hatte.

All the things she said

Die Nokturngasse hatte in den letzten Monaten - der Machtergreifung des Dunklen Lords - einen unverhofften wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Die Kapuzen wurden dort nicht mehr voller Scham ins Gesicht gezogen und das richtige Mal am Arm öffnete einem Tür und Tor.
 

Auch wenn er nach der gestrigen Nacht einen zerknitterten Eindruck erweckte, waren seine Augen mit roten Adern durchsetzt und seine sonst schon sehr blasse Gesichtshaut recht fahl, verspürte er nicht den Hauch von Scham. Eher im Gegenteil! Noch nie hatte Severus so viel Stolz für einen Teil seines Körpers empfunden. Offen und völlig unverhohlen trug er das Zeichen seines Herren und erntete dafür reichlich Anerkennung.
 

Doch mit dieser Anerkennung kamen auch Pflichten. Die ihm, für die nächsten Tage, zugeteilten Aufgaben waren hingegen wenig anspruchsvoll. Einige Tränke und Seren mussten fertig gestellt werden. Deswegen war er hierhergekommen. Seine Vorräte waren erschöpft und hatte man vor ein paar Jahren noch Schwierigkeiten gehabt, verschiedene Gifte oder Materialien zu erhalten, die vom Ministerium überwacht wurden, so wurden diese nun selbstbewusst aus kleinen Verschlägen oder Bauchläden feilgeboten. Mit schnellen Schritten trat Severus, über das Kopfsteinpflaster vorbei an einer runzligen, gebeugten Hexe, die ihm eine Phiole mit der Aufschrift: „Basiliskzahn Pulver“ vor die Nase hielt.

„Acromantulagift oder Tentakelsamen kann ich dir anbieten! “ zischte sie ihm zu.
 

Mit einer wedelnden Handbewegung verscheuchte er die Alte wie ein lästiges Insekt. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen verließ er die Nokturngasse und ging hinaus auf die Winkelgasse.
 

Das Problem der fehlenden Kontrolle und Überwachung durch die Ministeriumsvertreter, war die mangelhafte Qualität der Ware, die ihm in den Seitengassen aufgeschwatzt wurde. Als er noch am Beginn seiner Alchimisten-Karriere stand, hatte er sehr darunter zu leiden gehabt. Mittlerweile hatte er genug Erfahrung sammeln können, um die verschiedenen Zutaten auch im zerkleinerten oder gemahlenen Zustand unterscheiden zu können. Da er jedoch seine Tränke häufig zunächst an sich selbst ausprobierte, hatte er in der Vergangenheit aber schon so manche Abende mit heftigen Krämpfen, Erbrechen oder ekelerregenden Ausschlägen verbracht.
 

Mit wehendem Umhang schritt er um die nächste Ecke und fand sich vor Mr Mullpepper's Apothecary wieder. Wie eh und je war die Fassade dieses kleinen, windschiefen Fachwerkhauses in einem knalligen Lila gehalten. Der Holzrahmen des Ladenfensters nebst den vielen Querstreben, die die große Fläche in viele kleine Fenster teilten, waren ebenfalls in diesem Fliederton. In schweren und schwarzgebrannten Keramiktöpfen und kunstvoll glasierten Keramikschalen wurden die verschiedensten Zutaten ausgestellt. Der untere Teil des Fensters wurde von zahlreichen Klingen, grünglasierten Röhrenkannen mit Deckeln und einigen Geweihen verziert.
 

Der Eingang war gesäumt von bauchigen, dunkelgrünen Gärballons. Ein großes, rotes Schild am Eingang gab Auskunft darüber, dass es hier kein Einhornblut zu kaufen gab und man es auch unterlassen solle, zu fragen. Dies belustigte den jungen Zauberer sichtlich, als er die Türe aufschob. Sein Eintreten wurde von der Türglocke mit einem leisen Bimmeln kommentiert.
 

Mit einem kurzen Nicken nahm der Apotheker Severus Kommen zur Kenntnis. Der Schwarzhaarige ging hinüber zum Grapen mit der Aufschrift Jobberknoll-Feder, griff beherzt nach dem Henkeln und verfrachtete die Steinzeug Keramik samt Federn zur Theke. Dem folgte ein Tonkrug mit Affodilwurzel, einige Billywig-Stachteln in einer hölzernen Nadeldose und eine Holzspannschachtel gefüllt mit Greifenklauen-Pulver.
 

Nachdem ein Stapel Galleonen den Besitzer gewechselt hatten, verstaute Severus die Gefäße in einen seiner magisch vergrößerten Manteltaschen.
 

Nachdem er seine Vorräte wieder auffüllt hatte, machte er sich beschwingt auf den Weg zum tropfenden Kessel. Den Tagen großer Erfolge sollten nun ein ruhiger folgen. Selbstredend hätte Snape dem Dunkeln Lord weitere Triumphe gegönnt, aber heute sollte nach seinen Vorstellungen möglichst ereignislos kommen und gehen. Die zurückliegenden Tage und Stunden hatten ihn angestrengt und er hatte sich vorgenommen seine Kehle mit einem oder auch gerne einem weiteren Glas Feuerwhisky zu befeuchten.
 

Kurz bevor er in die Straße einbog, fiel ihm eine vermummte Gestalt im Rummel der Winkelgasse auf. Diese Gestalt, beim näheren Hinsehen bemerkte Severus, dass es sich wohl um eine Frau handelte, war nahezu gänzlich von einem krapproten Mantel eingehüllt.
 

Oh man, wieder so eine Schwachsinnige, dachte Severus erheitertet und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Die musste ja einiges auf dem Kerbholz haben, wenn sie sich nur so auf den Straßen zeigen konnte, vermutete er weiterhin, begann seinen Schritt zu beschleunigen, um der Figur zu folgen. Der Todesser genoss es, dass er diese wohl noch nervöser stimmen würde. Ein aufrechter, selbstbewusster Magier, der hinter einem her ist, bedeutete auch in diesen Zeiten meist nichts als Ärger für die verfolgte Person.
 

Als die Gestalt ihren Kopf drehte, um sich verängstig umzusehen, zogen sich die Innereien des jungen Zauberers zu einem schmerzhaften Kloß zusammen.

Es waren ihre Augen!
 

Severus verlangsamte zuerst seinen Gang, hielt dann inne und starrte ungläubig in ihre Richtung, als wäre sie eine Art Fata Morgana.

Bei Merlin... was tut sie hier?!, schoss es ihm durch den Kopf.

Die Leichtigkeit fiel wie eine vage Erinnerung binnen eines einzigen kurzen Momentes von ihm ab. Das Treiben um ihn herum setzte unbeirrt fort, jedoch bildete der Todesser für einige Passanten ein lästiges Hindernis, welches es zu umgehen galt.
 

„Sev…?“, erklang es leise und verunsichert aus den Tiefen der Kapuze der vermummten Hexe.
 

Der Klang seines Spitznamens lies ihn schwer schlucken. Seine nächsten Handlungen liefen ab wie in Zeitlupe und er stand als Beobachter daneben, unfähig einzugreifen. Zügig führten ihn seine Füße an Lily heran, seine Hände packten ihren Mantel und zogen sie streng in die nächste Seitengasse.
 

„Was denkst du was du hier machst?! Was ist, wenn sie dich entdecken? Was ist, wenn er dich findet?!“, spie er ihr gereizt entgegen, derweil Lily sich unwirsch aus seinem Griff befreite.
 

„Es ist auch schön dich zu sehen, Sev.“, gab sie kühn, wenn auch etwas entnervt zurück.
 

Für einen Moment umhüllte sie beide ein eisiges Schweigen. Sie nutze diesen Moment, um ihren wallenden Mantel wieder zu richten und ihn enger, um ihren Leib zu schlingen.
 

Er nutzte den Moment, um sie weiterhin entgeistert anzustarren. Kaum Imstande zu begreifen wer da tatsächlich vor im Stand, fuhr sich der Slytherin verlegen über sein spitzes Kinn, auf welchem, ähnlich wie auf seinen Wangen, der Schatten eines Bartes lag.
 

Sie war so makellos und wunderschön wie eh und je. Ein grünes Band hielt ihr wildes, in Eile zu einem Zopf gebändigtes Haar aus ihrem Gesicht. Zumindest hatte es diese Aufgabe inne gehabt. Ein paar gelockte roten Strähnen zierten ihr Gesicht, in welchem keine Spur von Freude über ihr wiedersehen lag. Die Augen der Hexe taxierten ihr Gegenüber von oben bis unten.
 

Severus wusste, dass er aussah wie ein Wrack. Ausgemergelt, abgekämpft und übernächtigt. Die viele Arbeit für den Dunklen Lord, die ständigen Nachtschichten, sei es, um Tränke zu brauen, oder seine Feinde zu jagen. Dazu kam sein eigener Drang nach Zerstreuung. Dieses Konglomerat sorgte dafür, dass es ihm Unbehagen bereitete, ihr so entgegen zu treten. Anders als Potter und seine Spießgesellen war er nie der Typ dafür gewesen, viel mehr Zeit als nötig vor dem Spiegel zu verbringen. Nur heute und auch vor allem vor dem Hintergrund der gestrigen Erfahrung mit Fenrir Greyback… zumindest lies die neue Robe von Madam Malkins ihn etwas achtbarer erscheinen.
 

Dennoch tat Lily ihm den Gefallen und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. Mit gedämpfter Stimme sagte sie: „Du hast mich ganz schön erschrocken. Üblicherweise lasse ich mich nicht einfach in so dunkle Gassen zerren, aber da du es bist.“ Der beißende Sarkasmus war kaum zu überhören, jedoch stellte Severus erleichtert fest, dass ihr Lächeln zu wachsen begann. Von ihren zarten Mundwinkel hinauf zu ihren schillernd grünen Augen.
 

Ihre plötzliche Vertrautheit erwischte ihn kalt. Das ging ihm immer so bei ihr. Eben noch wollte er toben und zetern, doch dann reichte eine kleine Freundlichkeit von ihr und schon verrauchte das ganze Aufgebot an Zorn und Frustration. Verlegen kratzte er sich am linken Unterarm. Sie quittierte diese Geste und sein gut sichtbares Mal mit einem kurzen, mitleidigen Lächeln.
 

Ihre Blicke trafen sich. Auch nach all der Zeit schaffte sie es ihn in ihren Bann zu ziehen. Sie war so wunderschön. Einige Sorgenfalten zeichneten ihr makelloses Gesicht. Severus seufzte schwer.
 

„Lily…“, drängte er sie und packte sie abermals am Arm, dieses Mal jedoch weitaus sanfter. „Was tust du hier?“
 

„James..., er...“, gab sie stockend zurück und lies ihren Blick zu ihrer Manteltasche wandern. „Sein Stab. Ich muss zu Ollivander. Er wird...“. Deprimiert lies Lily ihren Kopf hängen und atmete langsam aus. Severus hingegen hob belustigt seine Brauen. Er genoss die Vorstellung, dass Potter zurzeit schutzlos war. Wie gerne hätte er diesen Moment genutzt, um ihm all die Pein auf Knut‘ und Sickel zurückzuzahlen.
 

Sie ließ ihre Arme sinken und machte Anstalten, an ihm vorbei und zurück auf die offene Gasse zu gehen. Dabei öffnete sich ihr Mantel und entblößte ihren zuvor zur Gänze verhüllten Körper. Gierig wanderte Severus Blick zu ihren Brüsten. Ihre Robe, aus Chiffontuch fließend wie Wasser, spannte an ihrem Ausschnitt. Erfreut bemerkte er, dass dieser wesentlich üppiger zu sein schienen, als bei ihrer letzten Begegnung. Dann sah er ihren Bauch. Sie hatte deutlich unter der Last des zusätzlichen Gewichts zu tragen. Severus stellte sich reflexartig in Lilys Weg.
 

„Du bist… schwanger?!“, platzte es ungläubig aus ihm heraus. Sie lächelte stolz und nickte kurz. Den Trotz verbarg sie nur mühsam.
 

„Deine scharfe Beobachtungsgabe habe ich schon immer an dir gemocht.“ erwiderte sie neckisch. „Ja, Sev, wir erwarten ein Kind. Und deshalb muss ich jetzt weiter. James wartet auf mich und…na ja, erst muss ich noch zu Ollivander, wie schon gesagt. Bitte lass uns ein andermal plaudern.“ Wieder versuchte Sie an ihm vorbei zu schlüpfen. Wieder vertrat er ihr den Weg.
 

Er nahm ihre beiden Schultern in seine Hände und schob sie vor sich her, tiefer in den dunkleren Teil der Nebengasse. „Bist du wahnsinnig, dich in diesem Zustand hier herum zu treiben?! Um Ersatz für seinen Zauberstab zu bekommen? Wieso? … Bei Merlins Bart... Komm mit mir!“

Ohne ihre Antwort oder Reaktion abzuwarten zog Severus die verblüfft dreinblickende Lily an seine Brust. Er presste ihr einen heftigen Kuss auf die Stirn und fuhr unbeirrt fort: „Der Dunkle Lord… er vertraut mir. Wir verstecken dich! In Spinners End. So wie wir es als Kinder getan haben. Er wird dich nicht finden, Lil. Ich werde euch beschützen.“
 

Lilys stolze Fassade bröckelte. Unterdrückte Schluchzer ließen ihren Körper und ihre Arme zucken. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Energisch stieß sie ihn von sich und funkelte Ihn mit schwimmenden Augen an.
 

„Vor dir und Deinesgleichen verstecken wir uns, Severus! Vor dir und deinen Todesser-Freunden!“, schrie sie ihm voller Verzweiflung entgegen und rannte los.
 

Fahrig griff er in die Leere, an der sie eben noch gestanden hatte. Sie war schon um die Ecke des anliegenden Hauses gerauscht. Zurück blieb nur ein gleißender Stich in seinem Inneren. Einen Moment verharrte er regungs- und vollkommen ahnungslos, was er nun tun sollte, in dieser Position. Dann griff er sich an die Stirn. Heute würden es mehr als zwei Gläser werden, stellte er mürrisch fest und zog los.
 

Und dann trank er, allein und zurückgezogen, so wie er es stets bevorzugte. Er trank so viel, dass er gerade noch nach Spinner’s End apparieren konnte.
 

Schwankend riss er seine Haustür auf und lies sich bäuchlings auf das nächste Sofa fallen. Im einfallenden Sonnenlicht der untergehenden Sonne, konnte er die aufsteigenden Staubpartikel tanzen sehen, während er langsam seine Augen schloss.

Die Ruhe selbst

Ein lautes Poltern ließ ihn hochschrecken.

„Snape! Mach auf! Beweg deinen dicken Zinken her!" schimpfte es hinter dem Eingang, gefolgt von weiteren kraftvollen Schlägen gegen die Haustüre.

„Beruhig dich Mulciber." Schwerfällig kämpfte sich Severus auf die Beine. Sein Atem brannte immer noch vom Feuerwhisky.

Torkelnd trat er an die Haustür, zog sie auf und erblickte die grimmigen Fratzen von Avery und Mulciber. Lässig sank er mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen und grinste selbstgefällig. „Was braucht ihr?"

„Avery hat einen Sprengfluch von diesem Blutsverräter Potter abbekommen.", gluckste Mulciber erheitert, drängte Severus achtlos zur Seite und trat in seine Wohnung.

Avery folgte ihm schnaufend und lies sich auf dem nahen Sofa nieder. Sein linker Arm triefte rot und seine Haut hing in schaurigen, versenkten Fetzen herab. Kleine, hellrote Spritzer säumten hinter ihm die Holzdielen. Averys Gesicht war fahl und gezeichnet von starken Schmerzen.
 

„Flick diesen Vollidioten zusammen! Gib mir Greifenklauenpulver ... und sei nicht wieder so geizig!"

Kopfschüttelnd und geringschätzig schnalzend, warf Severus nochmals einen Blick auf Averys Verletzung. „Gegen deine frappierend grässliche Grimasse kann ich leider nichts tun..." Siedend heiß wurde ihm in diesem Moment bewusst, dass, hätte er Lily in der Winkelgasse nicht einfach davongehen gelassen, Potter ohne Zauberstab auch keinen Sprengfluch auf Avery hätte abfeuern können. Unterm Strich lag die Verantwortung für den furchtbaren Zustand Averys also zu einem Gutteil bei ihm, Snape, der seine Gefühle nicht im Griff gehabt hatte. Aber das behielt er im Moment lieber für sich…

Der Verletzte ging auf seine Stichelei nicht ein. Also fuhr Severus fort: „Aber mit ein wenig Digtam und Murtlap-Essenz kriegen wir deinen Arm wieder hin." Er wankte zu seinem Vorratsschrank hinüber. Da seine Sicht durch den Genuss des Whiskys und seiner Schlaftrunkenheit noch verschwommen war, lies der Hausherr seine Hand mehrfach suchend über die reiche Auswahl an Tränken wandern. Als er schließlich fündig wurde, warf er etwas ungelenk eine verkorkte Phiole zu Mulciber hinüber.

Gekonnt wurde die Flasche mit dem Daumen entkorkt und sogleich an die Lippen gesetzt. Mit gierigen Zügen wurde die Flüssigkeit in den Rachen entlassen.

Severus hatte sich zwischenzeitlich der Behandlung von Avery zugewandt. Der verletzte Todesser war vor Schmerz wimmernd im Sessel zusammengesunken.

Der Ärmel seiner schwarzen Robe hing, ebenso wie Averys Fleisch, nur noch in Fetzen von seinem Arm hinab. Kurzerhand wischte Severus den blutdurchtränkten Stoff zur Seite und tropfte mit zweierlei Pipetten die beiden Tinkturen auf seine klaffenden Wunden. Avery kommentierte dies mit einer Mischung aus Schreien und Stöhnen.
 

„Wir haben gehört, dass du heute in der Winkelgasse gesehen wurdest. Hast dich wohl wieder volllaufen lassen, hm?", grunzte Mulciber, der sich aufgemacht hatte, um verschiedene dicke Wälzer aus Severus Schränken zu nehmen. Nach kurzer Inaugenscheinnahme stopfte er die Bücher grob wieder in die Regale zurück.

Der Stärkungstrank, den er eben zu sich genommen hatte, lies ihn unruhig werden. Er begann im Zimmer auf und ab zu gehen.

„Wie immer überrascht mich dein Ausmaß an Taktgefühl.", gab Severus dünkelhaft zurück. „Aber ja. Ich habe dort Nachschub besorgt." Und eine alte Freundin getroffen, fügte er in seinen Gedanken noch hinzu.

„Bist‘ ganz schön dicht, hm Schniefelus?", schaltete sich Avery keuchend aber belustigt ein. Nicht nur sein spöttischer Kommentar, sondern auch seine sonstige Körperhaltung zeugten davon, dass es ihm deutlich besser gehen musste als noch vor ein paar Augenblicken.
 

Bei Averys letztem Wort verzerrte sich Snapes Gesicht zu einer Fratze aus Wut und Hass. Vielleicht hätte er etwas sparsamer mit den Heiltinkturen umgehen sollen. Avery hätte ruhig noch eine Weile den Mund halten können.

Mit unsicheren Schritten schlurfte er hinüber zu dem großen Kessel am Ende des Zimmers. Fester als notwendig packte er die gusseisernen Griffe und presste so fest zu, dass seine Knöchel noch stärker hervortraten als üblich und seine Haut sich spannte. Er schloss die Augen und erhöhte noch einmal die Anstrengung. Sein Besuch bekam davon hoffentlich nichts mit. Bei den so sich selbst zugefügten Schmerzen zog er zischend die Luft ein, schaffte es aber auch sich etwas zu beruhigen.

Er öffnete die Augen, besann sich und suchte nach einem Grund für sein Tun. Schnell löste er ein Lederband, dass an der Seite am linken Griff festgebunden war und knotete sich damit sein öliges schwarzes Haar im Nacken zusammen.

Noch einmal tief durchatmend drehte er sich um und funkelte – so hoffte er – seine beiden Besucher entschlossen an.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich euch eingeladen hätte. Ihr habt was ihr wollt – und nun verschwindet!", zischte Severus ruhig und machte dabei, etwas hakelig, eine Geste in Richtung Türe.

Mit zwei langen Schritten war Mulciber bei ihm und baute sich vor ihm auf. Eine riesige Pranke packte ihn bei seiner schmächtigen Schulter und schüttelte ihn. Ein breites Grinsen auf Mulcibers Gesicht mündete in ein schallendes, kumpelhaftes Lachen „Snape … hab dich doch nicht so! Nimm eine von diesen hier..", der hünenhafte Kerl griff nach einem Fläschchen und drückte sie dem Schwarzhaarigen in die Hand. „dann ziehen wir los.“ „Gefahr ist im Verzug. Wir müssen schnell und gründlich arbeiten.“, entfuhr es Avery schmierig grinsend während er sich von dem Sofa zu Severus quälte. Die beiden hatten nicht vorgehabt, ohne Severus wieder zu verschwinden.

Nach kurzer Bedenkzeit schritt Snape an den beiden vorbei zu seinem Reiseumhang, öffnete die Türe und sagte nur: „Dann kommt."
 

Stoßweise drang seine Atemluft als Dampfwolke durch die Schlitze in der silbernen Maske hervor. Der Wind riss an seiner Kleidung und in seinen Augen spiegelte sich das Inferno, dass Avery Jr. über einen Muggelstraßenzug wüten lies.

„Morsmordre!", schrie Mulciber berauscht und euphorisch hervor und hob seinen Zauberstab. Kurz darauf schlängelte sich das Dunkle Mal über den klaren Sternenhimmel und tauchten die ganze Szenerie in ein mattes Grün.

Voller Übermut sprang Avery umher, weiterhin wild flammend spuckend. Er setze alles und jeden in Brand, ohne zu unterscheiden, ob leblose Materie, ein Tier und oder der elende Bewohner und Besitzer der eben noch lieblichen kleinen Mugglebehausungen. Noch wenige Augenblicke und es blieben nur noch verkohlte Ruinen zurück.
 

„Vom dunklen Lord erlernt?", erkundigte sich Severus amüsiert bei Mulciber, der wenige Meter von ihm entfernt stand.

„Bellatrix.", gab dieser mit einem Schmunzeln in der Stimme zurück. Sein Gesicht war ebenso wie Snapes mit einer der fein verzierten Silbermasken bedeckt.
 

„Diese Fanatiker, die an dem Abkommen für die Geheimhaltung festhalten, sind doch einfach nur Blutsverräter.“, führte Mulciber ruhig aus und ließ dabei seinen Blick zwischen Severus und dem brennenden Straßenzug hin und her schweifen: „Anstatt uns zu jagen um an diesen veralteten Gesetzen festzuhalten, sollten sie uns unterstützen.“
 

Severus, der seinen Blick von dem flammenden Infernos nicht abwenden konnte, nickte mehrfach bei den Ausführungen seines Schulfreundes. Diese klangen zwar nach den Formulierungen, die Mulcibers Vater häufig gewählt hatte, jedoch: wo er recht hatte...
 

„Die Frage ist also nicht, ob die Methoden, die wir anwenden, gut oder schlecht sind, sondern ob sie zum Erfolge führen. Jedenfalls ist der dunkle Lord zu allem entschlossen. Wir werden diese Knechtschaft des unreinen Blutes nicht mehr dulden und packen zu! Ohne Rücksicht auf die Einsprüche des einen oder des anderen.“, führte Mulciber seinen Monolog zu Ende und deutete dabei mit einem Nicken auf eine männliche Gestalt, die mit etwas im Arm aus einem der brennenden Häuser rannte. Am ganzen Körper züngelten kleine Flammen an der schon verrußten Kleidung des Mannes entlang. So oft er auch danach schlug, das magische Feuer ließ sich so einfach nicht vertreiben.
 

Der Kerl sah mehr aus wie eine Karikatur eines Schornsteinfegers, dachte Snape böse und lachte leise in sich hinein. Irgendwie schaffte der Mann es, aus der direkten Feuersbrunst, die sein Haus gerade verschlang, hinaus und legte das Bündel, dass er die ganze Zeit schützend mit seinem Körper vor der Hitze abgeschirmt hatte, auf den Boden. Aus dem Haus drang das zunehmend hysterisches Kreischen einer Frau. Voller Panik blickte ihr Mann, Freund oder Liebhaber sich nach allen Seiten um. Den Anblick der drei maskierten Zauberer, von denen einer ganz offenkundig Feuer auf die Siedlung spie überstieg ganz unverkennbar sein Fassungsvermögen. Kurz stand er wie versteinert da, nur die kleinen Flammen an seiner Kleidung bewegten sich weiter und gierig an ihm entlang. Dann wurde er durch ein erneutes katatonisches Kreischen aus seinem Haus aus der Erstarrung gerissen. Ohne noch länger zu zögern, rannte der Wahnsinnige zurück in die Gluthölle, aus der er eben erst entkommen war. Dabei schrie er irgendetwas, vielleicht einen Namen. Nur Augenblicke später brach Mulciber in wildes Gackern aus, als er mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf das zusammenstürzende Gebäude zeigte.
 

Funken stoben in den glutrot angeschienenen Nachthimmel. Das Bündel, welches der nun verbrannte Mann eben in Sicherheit gebracht zu haben glaubte, war umgeben von unheimlich lebendig wirkenden Flammen, die den Kreis enger schlossen.

the empire run its course

Als auch die letzten Schreie, die seit einer gefühlten Ewigkeit aus allen Ecken der Wohnsiedlung drangen, erstickten, konnte man nur noch das Prasseln des Feuers vernehmen, gefolgt vom Krachen der Balken, der einstürzenden Häuser. Das Dämonsfeuer hatte sei-nen nährenden Untergrund verzehrt und begann, verzweifelt nach den letzten Resten brennbaren Material zu schmachten.
 

War Severus noch gebannt von dem Unheil, dass Avery über das Viertel gebracht hatte, spürte er, dass seine Begleiter immer rastloser wurden.
 

Vielleicht war ich dieses Mal zu großzügig mit dem Greifenklauenpulver im Stärkungstrank, stellte Severus besonnen fest und legte seine Stirn in tiefe Falten. Seine Augen wurden ihm schwer. Alles in ihm rief und sehnte sich nach ein paar Stunden Schlaf. Seine Kameraden hingegen werden in diesem Zustand weiterziehen wollen. Ruhe war das Letzte was Mulciber und Avery nun wollen würden.
 

Severus, der einige „Plop"-Geräusche hinter sich vernehmen konnte, schnellte herum und zog seinen ebenholzfarbenden Zauberstab aus einen seiner Manteltaschen hervor. Bis jetzt hatte er diesen nicht gebraucht. Die beiden anderen Todesser verstanden es hervorragend auch ohne ihn Leid und Chaos zu verbreiten. Entweder hatten sie ihn als Zuschauer ihrer Großtaten dabei haben wollen oder insgeheim gehofft, im Falle eines schnellen Rückzugs oder auch einer magischen Auseinandersetzung in ihm einen gewichtigen Verbündeten gegen die Auroren oder sogar Ordensmitglieder zu wissen. Letzteres würde sich nun also bewahrheiten.
 

„Avada Kedavra!", schrien Severus und Mulciber wie aus einem Munde den Neuankömmlingen entgegen. Zwei der gerade manifestierten Gestalten kippten sogleich mit einem dumpfen Laut auf den Asphalt. Die übrigen vier Gestalten machten sich, angespornt und herausgefordert durch den plötzlichen Verlust ihrer Mitstreiter, sofort daran Flüche in Richtung der Todesser abzufeuern. Um einem der Schockzauber auszuweichen disapparierte Severus abrupt, erschien kurz darauf neben Avery und riss diesen dabei fast von den Füßen.
 

„Besuch unseren Freunden.", zischte er ihm höhnisch zu und zog seinen Zauberstab mit einem Schlenker nach oben, um einem an sie adressierten Confundo Fluch mit einem Protego zu begegnen.
 

„Mobilcorpus!", Avery kicherte finster, als er kunstfertig und wie ein Dirigent mit dem Zauberstab gestikulierend, sich einer der Verstorbenen, bzw. dessen verkohlten Körpers bemächtigte. Im laufenden Kampfgetümmel konnte Severus nur einen kurzen Blick auf dieses Schauspiel werfen. Die Gestalt, deutlich noch als Mensch zu identifizieren, erhob sich, während die Knochen unter dem nahezu gänzlich verbrannten Fleisch grotesk zu knacken begannen.
 

Mit einem weiteren, sehr eleganten Schlenker seines Stabes, wies Avery den Kadaver an, mit einem widerwärtigen Klatschen in die Mitte der Angreifer zu landen. Der Klang des zerbrechenden Körpers lies Severus für einen Moment erschaudern. Nekromantik, wenn auch ein sehr mächtiger Zweig der Magie, hatte ihn bisher nie sonderlich gereizt.
 

Auf Seiten der Angreifer trat ein Moment des Schweigens ein, gefolgt von entrüsteten, wie gleichfalls entsetzten Schreien. Trotz der Maske seines Gegenübers konnte Severus erkennen, dass Avery sich der demoralisierenden Wirkung seiner Aktion erst durch die Reaktionen des Gegners so recht bewusst wurde. Stolz hob er sein Kinn an und lachte laut und bösartig in deren Richtung.
 

„Mulcibers und Averys Vorstellung von Humor ist einfach böse. Böse, Sev. Ich verstehe nicht, wie du mit denen befreundet sein kannst.", schoss Severus Lilys Warnung aus der Schulzeit durch den Kopf, als er sich, ebenso wie Mulciber des Chaos bemächtigte und weitere Flüche auf den vermeintlichen Orden feuerte. Averys letzte Meisterleistung hatte die Entschlossenheit der Angreifer am Ende noch bestärkt, spien sie nun in noch kürzerer und heftigerer Frequenz Flüche nach den drei Todessern.
 

„Crucio...Crucio!", schallte es ausgelassen aus Mulcibers Richtung, während Severus Mühe hatte, einen gekonnt abgefeuerten Explosionszauber in Richtung der ausgebrannten Trümmer umzulenken.
 

Kurz darauf folgte ein weiteres „Plop"-Geräusch und Mulciber apparierte neben den beiden anderen Dienern des Dunklen Lords und schnaufte entkräftet. Ein Teil seines Mantels war dem Kampfgetümmel zum Opfer gefallen.
 

„Lasst uns verschwinden.", keuchte Avery, der Mühe hatte mit einer ausladenden Schleife seines Stabes, verschiedene Schockzauber abzuwehren.
 

Severus, der verhindern wollte, dass die Angreifer ihnen folgen konnten, murmelte noch einige Bannzauber, ehe er sich umwandte. Mulciber schnappte sich Avery, der aufgrund seiner Verletzung allein noch nicht sicher apparieren konnte, und verschwand kurzerhand. Als Snape dann zurücktrat, um ebenso zu verschwinden, packte ihn Jemand barsch an der Hüfte.
 

Im taumelnden Wirbel verlor Severus die Kontrolle.
 

Als er hart auf dem Asphalt aufschlug, wurde ihm die Luft schlagartig aus der Lunge gepresst.
 

Sie waren nicht weit gekommen, vielleicht ein paar Straßenzüge weiter.
 

Sein erster Gedanke galt seinem Zauberstab in der Linken, ohne den er gänzlich verloren wäre. Zähneknirschend versuchte er den Schrei, der sich aus seiner Kehle hervorkämpfte, zu unterdrücken. Unter dem heftigen Schmerz, der ihn durchfuhr, krümmte er sich und sah dabei verunsichert an sich herab. Blut sickerte aus seinem Ärmel und färbte seine Hand rot, als sein Instinkt ihn zwang, forschend danach zu tasten. Dicke und unförmige schwarze Punkte tanzten vor seinem inneren Auge.
 

Den Mitreisenden hatte es nicht erwischt. Mühsam ächzend kämpfte sich sein Widersacher auf die Beine.
 

„Expelliarmus!", schrie ihm eine zittrige Stimme wenige Herzschläge später entgegen und sein Zauberstab sprang ihm aus der Hand. Die Gestalt nahm diesen rasch in seine Gewalt und kurz darauf verkündete die vermummte Figur: „Sieh mal an... Askaban hat einen neuen Insassen."
 

Beim Klang der Stimme, keimte in Severus ein unangenehmer Verdacht. Bevor er diesem nachgehen konnte, hatte die körperliche Pein wieder die Oberhand gewonnen. Würgend versuchte Severus sich zusammenzureißen und auf die Beine hochzustemmen. Der stechende Schmerz zwang ihn sofort zurück in die Knie.
 

Als ihm dann auch noch die Maske grob vom Gesicht gerissen wurde, packte ihn die blanke Panik. Entwaffnet und zersplintert, sah er für sich keinen Ausweg mehr. Abwechselnd von heißen und kalten Schauern geplagt, fühlte sich sein Brustkorb so an, als hätte je-mand einen Schraubstock angesetzt, der den Rippenbogen genüsslich zu zerdrücken begann. Das Lederband in seinem Nacken hatte sich während des Apparierens gelöst und zu allem Überfluss fielen ihm seine Haare ins Gesicht, als er sich abrang aufzusehen.
 

So bitter die Pille war, dass ausgerechnet er jetzt verhaftet und nach Askaban verfrachtet wurde, wollte er diesem verfluchten Auroren zumindest in die Augen sehen. Da sein Gegenüber wohl den gleichen Plan verfolgte, starrten ihm aus den Tiefen der Kapuze ein stechend grünes Augenpaar entgegen. Als sich ihre Blicke trafen, fiel die brüchige Gefasstheit des Todessers in sich zusammen, genau wie die der Person ihm gegenüber.
 

Ein lauter Schrei der Verzweiflung drang an sein Ohr und ihm wurde noch elender zumute.
 

Ohne die zwei Zauberstäbe aus ihrer harten Umklammerung zu entlassen, zog sich der vermeintliche Auror die Kapuze vom Kopf.
 

Gelocktes kastanienrotes Haar wurden in die Nacht entlassen, ebenso wie ein von Trauer und Wut verzerrtes Gesicht.
 

„Elender Mörder!"
 

„Lily…", entfuhr es ihm zittrig, ehe die schwarzen tanzenden Punkte vor seinen Augen die Oberhand gewannen und sein ganzes Blickfeld einnahmen. Kraftlos sank er zu Boden.
 

Severus konnte nicht sagen wie lang er weggetreten war, jedoch hatte der beißende Schmerz deutlich nachgelassen, als er seine Augen wieder aufschlug. Er war wohl während seiner Ohnmacht geheilt worden.
 

Ruckartig richtete er sich auf. Noch war kein Dementor zu sehen, dafür aber eine kläglich weinende Lily nahe bei seiner Linken, offensichtlich sehr mitgenommen von der Tatsache, dass gerade er - ihr Kinderfreund und Eintritt in die Welt der Magie - einer ihrer Feinde im Kampf gewesen war. Ein Meer aus dicken Tränen quoll aus ihren Augen hervor.
 

Auch wenn dieser Anblick ihn quälte - war er selbst doch der Grund für ihr Elend - erkannte der Schwarzmagier doch auch seine Chance zur Flucht in ihrer Schwäche. Er streckte die Hand langsam in ihre Richtung aus und versuchte ihr sachte den Zauberstab aus Ebenholz zu entwenden.
 

Die Kämpferin des Ordens leistet ihm, lauthals schluchzend, keine Gegenwehr. Schützend legte sie den Arm um ihren Bauch und ihr ungeborenes Kind.
 

„Lily… du hast ein gutes Herz. Bitte… ich flehe dich an: Überlass mich nicht den Dementoren."
 

Seine Worte drangen nicht zu ihr durch. Zumindest erweckte sie nicht den Eindruck. Auf keinen Fall wollte er sie nicht zu einer unüberlegten Handlung provozieren, zumal ein Kampf für ihn keine akzeptable Alternative geboten hätte. Nicht nur, dass sein eigener derangierter Zustand dies nicht zugelassen hätte. Er wäre nicht fähig dieser Frau auch nur ein Haar zu krümmen.
 

Also folgte er dem Impuls, der ihm befahl, an ihr sanftes Gemüt zu appellieren. Behutsam legte der Todesser seine blutige Hand auf ihre Schulter. Mit sanftem Druck brachte er sie dazu, ihm einen kurzen Moment ihrer Aufmerksamkeit zu widmen.
 

War es zwar die Wahrheit, widerstrebte es ihm dennoch, die folgenden Worte an sie zu richten: „Bevor du jetzt die Auroren rufst, solltest du eins wissen."
 

Kurz hielt er inne, rang mit sich, ehe er sich überwand und die folgenden Worte als letzten Ausweg an sie richtete: „Ich liebe dich Lily."
 

Severus sah die Ohrfeige kommen, wich ihr aber nicht aus. Der körperliche Schmerz wurde zur Nebensache.
 

„Wag es dich, Severus Snape, solche Worte an mich zu richten! Du...Du bist ein Monster! Erbärmliches Scheusal! Du hast sie einfach umgebracht!" Ihre Stimme bebte, sie hatte Mühe sich zu beherrschen. Zitternd presste sie hervor: „Wenn ich dich noch einmal sehe, Severus... dann landest du sofort in Askaban."
 

„Lily... ich…bitte.", flehend griff er abermals nach ihr. Dieses Mal fanden seine Finger jedoch nur ihren Umhang. „Wenn du das wirklich ernst meinst, dann hättest du mich eben einfach liegen lassen sollen."
 

„Hah! Soll der Zaubergamot entscheiden was mit dir passieren soll." lachte die rothaarige Hexe bösartig und riss ihm den Stoff wieder.
 

Dann nahm der Todesser all seine verbliebene Kraft zusammen, stemmte sich hoch und machte einen raschen Schritt auf sie zu. Sie zuckte zusammen, als er ihre Taille griff, an sich heranzog und ihr einen ebenso verlangenden, wie verzweifelten Kuss auf die Lippen presste. Sie erstarrte, doch nur für einen winzigen Moment. Dann wand sie sich in seinem Griff. Ihre Arme holten aus und schlugen wie wild auf seine Schultern und Arme ein. Er hielt es aus. Dieser Kuss würde für lange Zeit, wenn nicht für immer der erste und einzige sein. Sie würde ihm das nicht nehmen – nicht mit ihren Schlägen und auch nicht mit dem Zauberstab, den sie noch immer nicht einsetzte.
 

Jäh erschien am Rande seiner Wahrnehmung etwas jenseits des Kusses. Am Ende der Straße trat ein Mann aus dem Schatten des ersten Hauses. „Lily!" schrie es im gleichen Moment aus der Richtung und schon rannte eine zweite Person hinter der ersten hervor und fuchtelte energisch mit seinem Zauberstab in die Richtung von Severus und Lily.
 

Reflexartig stieß Severus Lily von sich, viel heftiger als nötig gewesen wäre. Sofort disapparierte er vom Ort des Geschehens. Das erschrockene Blitzen von Lilys grünen Augen, als sie wie in Zeitlupe von ihm forttaumelte, sollte sich tief in seine Netzhaut und noch tiefer in seinen Geist brennen.

It's always prettiest after the fall

Er hasste die Gesellschaften auf dem Landsitz der Malfoys.
 

Lieber wollte er sich weiterhin in Spinner's End verkriechen und dort seine Wunden lecken. Die letzten Tage waren träge an ihm vorbei gezogen. Nachdem er die für den heutigen Tag letzten Tränke sorgsam verkorkt hatte, hatte er es doch geschafft sich aufzuraffen.
 

Neben ein Paar schwarzer Schnürschuhen trug er sein einziges weißes Hemd. Die schwarze Stoffhose und seine blaue Weste, in einem feinem blauen Brokat, hatten vorher seinem Vater, Tobias Snape, gehört. Die Manschetten-Knöpfe an seinen Handgelenken waren unangenehm schwer.
 

Zügig trat er durch den weitläufigen Garten, um so in die emporragende Eingangshalle und das Anwesen zu gelangen. Der Hauself der Familie Malfoy führte Snape schweigsam vorbei an dem mächtigen, prasselnden Kamin, entlang zahlreicher Portraits aus der Tudor-Zeit über eine Flügeltreppe in das Obergeschoss. Aus den hohen, prächtigen Fenstern konnte Severus einen kurzen Blick auf die teilweise verschneiten Ländereien der Malfoys werfen, ehe er vom Hauselfen kleinlaut gebeten wurde, in den Saloon zu treten.
 

Unzählige, brennende Kerzen säumten die mit dunklem Holz vertäfelten Wände. Der kunstvoll gearbeitete Stuck an der Decke und die massiven Marmorstelen ließ den ca. 30 Fuß langen Saal majestätisch erscheinen. Schwere gusseiserne Kerzenleuchter hingen von der Decke. Am Ende des Saales war ein Tisch platziert, der vom Kamin auf der einen, bis hin zu einer großen Pfeifenorgel auf der anderen Seite reichte.
 

Das Treffen war schon in vollem Gange. Die ältesten und treusten Anhänger wie Rosier, Rookwood, Nott, Lestrange und Mulciber Senior, saßen vertieft in ihr Gespräch mit dem dunklen Lord, am Tisch, mal mit Zigarren, mal mit kostbaren Kelchen in den Händen. Die jüngere Anhängerschaft hatte sich im Saal verteilt.
 

Der mickrige Hauself hatte sich hinter Severus in den Saal gezwängt und machte sich nun wieder daran, verschiedene Getränke auf einem prunkvollen Tablett durch die Reihen zu tragen. Rasch griff Severus nach einem Glas Cognac und nahm einen tiefen Schluck, um sein Unbehagen zu mindern.
 

Langsam schritt er durch den Saal. Er wurde von verschiedenen Anhänger mit einem kurzen Gruß oder einem anerkennden Nicken begrüßt. Auf der Suche nach Avery oder Mulciber Junior kreuzte Bellatrix mit zügigen Schritt seinen Weg und nahm ihn zur Seite. Kurz zuvor hatte sie noch zur rechten des dunklen Lords gesessen.
 

„Severus.“, begrüßte sie ihn schmeichelnd und übertrieben intim. Kurz entschlossen griff Bella nach dem obersten Knopf seiner Weste, verringerte so die Distanz der beiden erheblich und wiegte den Verschluss spielerisch zwischen Daumen und Zeigefinger.
 

Snape, dem diese Situation sehr missfiel, legte seinen Kopf zurück um so zumindest etwas Abstand zu bekommen.
 

„Bella...“, gab er skeptisch zurück und musterte die junge Frau vor ihm eindringlich.
 

Er konnte es nicht leugnen. Sie war eine attraktive Frau. Sie war groß, schlank und ihr schwarzes lockiges Haar hatte sie kunstvoll zu einer aufwendigen Frisur hochgesteckt. Das dunkelgrüne Kleid schmeichelte ihren Kurven und mit einer Unterbrust-Corsage hatte sie ihr Dekolleté reizend betont. Ihr blasser Schwanenhals war beschwert mit einem Smaragd-Collier, dessen letzter Edelstein verheißungsvoll in Bellatrixs Ausschnitt verschwand. Eine Seidenstola lag über ihren nackten Schultern.
 

Als junger Mann, der bisher nicht sonderlich häufig in den Genuss weiblicher Nähe kam, konnte nicht verhindern, dass Hitze in ihm aufstieg und seine fahlen Wangen einen leichten Rotton annahmen. Rasch nahm er einen tiefen Schluck Cognac, räusperte sich und versuchte sich zu sammeln.

„Wie kann ich dir behilflich sein, Bellatrix?“, presste er möglichst nüchtern hervor, während seine Hände zu schwitzen begannen.
 

„Der dunkle Lord..“, säuselte sie ihm sanft ins Ohr und grinste dabei diabolisch. „ Er braucht mehr Veritaserum... und zwar schnell.“, fügte sie süß hinzu und löste sich ruckartig von ihm. Ohne seine Antwort abzuwarten, schritt sie davon und eilte mit eine aufreizenden Hüftschwung wieder zurück an ihren Platz an "seiner" Seite. Kurz hatte Severus Schwierigkeiten seinen Blick von ihr abzuwenden ehe er schuldbewusst nach Rodolphus Ausschau hielt. Ihr Ehemann war im Gespräch mit dessen Schwager Lucius vertieft und schien sich für die Angelegenheiten seiner Ehefrau nicht zu interessieren.
 

Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und trat zurück ins Geschehen. Die weißblonde Narzissa warf ihm einen vernichtenden Blick zu, während sie neben Lucius stand. Ihr runder Bauch wurde von Rodolphus wohlwollend beäugt, als Lucius voller Stolz seine Hand auf Narzissas Schulter gelegt hatte.
 

Severus konnte nur einige Wortfetzen verstehen, als er die kleine Gruppe passierte, um zum Mulciber Jr. zu gelangen. Dieser hatte sich in der Nähe des Eingangs niedergelassen. Dort , finster wieder und wieder zu seinen Vater blickend, saß Mulciber Jr. mit einem Glas Wein in der Hand.
 

„Bella, hm?“, begrüßte er Severus, ohne den Blick von seinem Vater abzuwenden.
 

„Schön wär's“, gab Severus knapp zurück und ließ sich neben ihm, auf den mit Goldbrokat bespannten Ottomanen, nieder. Der Stoff hatte ein ansprechendes Greifenmuster, schien Antik und hatte an einer Ecke einen Rotweinfleck.
 

„Vergiss es Severus. Ist doch ein offenes Geheimnis, dass die nur Augen für "ihn" hat.“, sprach er gedämpft, während er einen tiefen Schluck nahm und unterstrich seine Aussage mit einem knappen Nicken zum Kopfende der Tafel.
 

Während sie nun beide zu Bellatrix und Lord Voldemort sahen, lachte diese schmeichelnd über etwas, was dieser zu Rosier Sr. gesagt hatte. Ihre Hand lag auf dem Tisch so nah an seiner, dass sich ihre Finger häufig im Wortgefecht berührten.
 

Lord Voldemort setzte zu einem charmanten Grinsen an. Seine schwarzgelockten Haare trug er am heutigen Abend streng nach hinten gebunden. Seine roten Pupillen, gesäumt von tiefen Augenringen, ruhten wachsam auf seinen Gesprächspartnern.
 

„Warum ziehst du so ein Gesicht?“, lenkte Severus rasch ab. Die eventuelle Liaison der beiden war ein heikles Thema.
 

„Ich verschwende meine Zeit, sagt Vater ständig.“, murmelte Mulciber deprimiert in sein Weinglas. „'Schluss mit den ständigen nächtlichen Muggel-Angriffen. Geh in die Politik! Dort wird die Zukunft der Muggelstämmigen entschieden.'“ fügte er entnervt hinzu, bestrebt den Ton seines Vaters möglichst genau nachzuahmen.
 

„Das eine schließt das andere ja nicht aus.“, widersprach Severus ihm nach einer kurzen Bedenkzeit.
 

Mit einem Wink seines Weinglas gab Mulciber ihm zu verstehen, dass er keine Lust hatte, das Thema weiter zu erörtern.
 

„ Hast du schon gehört, dass die IRA unser Feuerchen auf ihre Kappe genommen hat?“, versuchte sein ehemaliger Schulkamerad das Thema zu wechseln.
 

„Wie war das noch? Vergeltung und Eskalation?“, erwiderte Snape belustigt. „Diese verrückten Iren.“ Dann kehrte Stille zwischen den beiden ein, begleitet von weiteren Gläsern des sündhaft teuren Rotwein aus dem Weinkeller der Malfoys. Wenigstens dieses eine Vergnügen seiner unregelmäßigen Aufenthalte hier wusste Severus zu schätzen.
 

Gesichter und Gespräche kamen und gingen verteilt über die nächsten Stunden. "Er" beendete das Treffen wie eh und je. Der dunkle Lord disapparierte um sich geheimen, persönlichen Angelegenheiten zuzuwenden.
 

Nach und nach leerte sich der Saal und die restlichen Gäste verließen das Anwesen. Unter dem Vorwand sich erleichtern zu müssen, entfernte sich Severus vom Gespräch zwischen Mulciber und Lucinda, der ehemaligen Kapitänin des Slytherin Quidditch Team und zog sich in eins der nächstgelegenen Bäder zurück.
 

Als er die Tür leise aufzog, entdeckte er, zu seiner großen Überraschung, Bellatrix, die weit vorgebeugt über dem Waschbecken hing. Die Hände am Rand des Marmorbeckens gestützt, schien sie im ersten Moment nicht zu merken, dass jemand den Raum betreten hatte. Ihre vor einigen Stunden noch sehr akkurate Hochsteckfrisur hing nun in wilden, lockigen Strähnen vor ihrem Gesicht. Ihr schweres Collier hatte sie abgenommen und neben sich auf der Ablage deponiert.
 

Unschlüssig wie er nun weiter verfahren sollte, zog er die Türe hinter sich mit einem deutlich hörbaren Klacken des Schlosses zu und räusperte sich leise. Langsam sah die Schwarzhaarige auf. In ihren Augen konnte Severus erkennen, dass sie einen Moment brauchte um einzuordnen, wer da nun den Raum betreten hatte.
 

„Severus.“ sprach sie sanft und schenkte ihm ein undurchsichtiges Lächeln.
 

„Hat dir die Feier gefallen?“, erkundigte sie sich, während sie ihre schweren Locken aus dem Gesicht strich. Der viele Wein schien sie zu berauschen. Ihre Wangen und ihre Augen waren gerötet.
 

„Natürlich.“, log er prompt und setzt an, vorsichtig an ihr vorbei zu rangieren.
 

Als er sie passierte, griff sie bestimmt nach seinem nackten Handgelenk. Vor einigen Stunden hatte er die Arme seines Hemdes bis zum Ellbogen umgekrempelt. Kurz stockte Severus, hielt für einen Augenblick seinen Atem und bedachte Bellatrix mit einem ungläubigen Starren. Sie erwiderte seinen Blick und sah ihm dabei tief in die Augen. So verharrten beide für einige Herzschläge ehe Severus zögernd ansetze: „ Ich hab schon verstanden Bella.. der dunkle Lord muss mich nicht zwei Mal bitten..“.
 

Kurz schmunzelte sie, während sie seinen linken Arm hochnahm um im nächsten Moment mit einem ihrer Finger die Konturen seines Mals nachzufahren. Prüfend und weiterhin schweigend sah sie zu ihm auf.
 

„"Er" hält sehr viel von dir.“, brach sie nach einer Weile ihr schweigen, während sie weiterhin ehrfürchtig sein eingebranntes Mal streichelte.
 

Ihre Berührungen prickelten heiß auf seiner Haut und es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Mühevoll schluckte er, ehe er entschieden einen Schritt vortrat und sie so mit dem Rücken an das Waschbecken zwang. Unbeirrt neigte sie sich hinab und hauchte einen Kuss auf den Totenschädels seines Mals. So hinabgebeugt konnte Severus einen ausgiebigen Blick ihn ihren Ausschnitt genießen.
 

Ehe er den nächsten Schritt wagen konnte, kamen ihm Zweifel. Hier geht es nicht um dich, fuhr es ihm kurz durch den Kopf.
 

Kurzentschlossen tasteten seine Hände nach ihren Hüften, packten fest zu und so hob er sie hoch, bis sie auf den Armaturen zum Sitzen kam. Ihr Blick suchte den Seinen. Als er ihn fand, sah Severus darin nicht das Erstaunen, dass er selbst gerade niederrang. Statt dessen lag darin etwas entrücktes, dass nicht von dieser Welt zu sein schien. Was für Severus in diesem Moment aber noch wichtiger war: In Ihren Augen lag etwas sehr lockendes, ja sogar erwartungsvolles, dass ihm unmissverständlich befahl, jetzt nicht zu zögern. Der zögernde Schniefelus hatte jetzt zu schweigen.
 

„Das willst du doch nicht wirklich.“, mahnte er düster, während er sich gleichzeitig zu ihr vorbeugte und sich zwischen ihre Beine drängte. Sie lies ihn willig gewähren, klammerte sich an seine Schultern und flüsterte leise und mit voller Sehnsucht: „"Er"hat sich heute Abend nach Osteuropa aufgemacht. Wir müssen die Riesen überzeugen.“
 

„Hmhm.“, gab er grinsend aber verständnisvoll zurück und strich mit seinen Lippen von ihrem Schlüsselbein hoch zu ihrem Hals. Der durchdringende Geruch nach Wein wurde überlagert von einem einladenden Duft. Genüsslich legte Bella ihren Kopf in den Nacken, nahm seine rissigen Hände in ihre und führte sie unter ihren Rock.
 

Innerlich schmunzelte Severus hämisch. Bellatrix würde heute Abend in Ihren Gedanken jemand anderem als ihm beiwohnen. Sie würde sich ihren Herrn vorstellen und Snape nur als Medium ihrer Fantasie benutzen. Er hatte derlei Gedankenspiele nicht nötig. Lilys Augen, ihr Duft und ihr kastanienrotes Haar begleitetet ihn überallhin.

Ready As I'll Ever Be

„Jetzt wach doch endlich auf, Lily!", knurrte Sirius. Ungeduldig schlug er mit seinen Händen auf den Tisch. „Genau wie meine irre Cousine hat der gute, alte Schniefelus es doch gar nicht abwarten können. Und nicht nur das! So schmierig und schleimig wie er ist, hat er es tatsächlich geschafft bei diesem verblendeten Haufen in kürzester Zeit ziemlich Erfolgreich zu sein."
 

In der Küche wurde es still als er sich eine weitere Zigarette ansteckte. James saß, die Hände vor dem Gesicht gefaltet, stumm da und sah Lily und Sirius nachdenklich an.
 

Lily räusperte sich. „Ihr kennt ihn nicht so wie ich es tue! Er wird schon noch zur Besinnung kommen. Severus ist ein guter Mensch dem in seinem Leben bislang nicht viel Glück vergönnt war." Nach einer kurzen Pause fuhr sie wesentlich trauriger fort: „ Ihr wisst ja nicht wie es war, ihn morgens grün und blau geprügelt vor unserer Haustüre zu finden, die Augen so zugeschwollen, dass er mich kaum ansehen konnte."
 

Sirius lachte auf: „Und ein adäquates Mittel dagegen ist rücksichtsloses Morden? Ganze Muggelstraßenzüge anzuzünden ist ein merkwürdiger Weg zu sagen, dass einen niemand je geliebt hat." Er gönnte sich eine kurze Verschnaufpause, in der einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm, und merkte dann wesentlich ruhiger und abgeklärter an: „Lily, du vergisst hoffentlich nicht aus welcher Art Elternhaus ich stamme."
 

„Vielleicht hatte er als Slytherin nicht die Möglichkeit sich diesem seinem Weg zu erwehren.", erwiderte Lily, während sie ihre Tasse an die Lippen führte.
 

„Wunder Punkt.", warf James knapp ein und sah zu Sirius. Dessen blick verfinsterte sich als er wieder an seiner Zigarette zog. Die Asche fiel unbeachtet auf den Tisch.
 

„Man hat immer eine Wahl!", erwiderte Sirius hitzköpfig, sprang auf und ging ruhelos im Zimmer auf und ab.
 

„Denk an deinen Bruder, Sirius. Er hat...", brachte Lily entschuldigend hervor, wurde aber von Sirius' wütendem Schnaufen unterbrochen.
 

„Lily.", setze James sanft an und versuchte behutsam nach ihrer Hand zu greifen. „Wir wissen, dass du ein gutes Herz hast und du wolltest ihn nicht den Dementoren überlassen, aber ich finde Tatze hat recht. Du hättest ihn aufhalten sollen."
 

Grimmig entzog Lily ihm ihre Hand, stand auf, nahm sich eine Decke und verließ einen Wutlaut von sich gebend, zuerst die Küche und dann das Haus.
 

Draußen lies sie sich auf der Treppe vor ihrem Haus nieder. Innerlich bebend schweifte Ihr Blick über die benachbarten verschneiten Dächer und Straßen von Godrics Hollow. Schwach schien aus manchem Fenster noch das flackernde Licht einer Kerze. Ihr Umfeld wirkte wie der Inhalt einer dieser schrecklich kitschigen weihnachtlichen Schneekugel. Trotzdem vermochte der märchenhafte Eindruck es, Lilys erhitztes Gemüt etwas abzukühlen.
 

Bibbernd zog sie ihre Decke enger um ihre Schultern und entließ einen tiefen Atemzug in die Kälte, der sich prompt in ein Wölkchen wandelte. Mit zittrigen Fingern griff sie in die seitliche Tasche ihrer Strickjacke und zog, behutsam, wie einen aus der Tiefe geborgener Schatz, ein fein säuberlich gefaltetes Foto aus ihrer Jugend hervor.
 

Auf diesem Bild stand sie mit ihrer wilden, roten Mähne in der Küche ihrer Eltern. Sie trug ein kunterbuntes Sommerkleid am Körper und ein breites Grinsen im Gesicht. Den Arm hatte sie um Freund aus Kindertagen gelegt. Der Zeitpunkt dieser Aufnahme, war eine dieser seltenen Momente, die Severus nicht betrübt, sondern glücklich, ja regelrecht euphorisch zeigten. Dies äußerte sich bei ihm freilich lediglich in einem verlegenen Lächeln, seine Augen aber grinsten verschmitzt. Er wirkte... freundlich! In seinen hageren Armen hielt er fest umschlungen ein Buch mit einem ledernen Einband. Kurz dachte Lily nach und entsann sich, dass es das Lehrbuch der Zaubersprüche der vierten Klasse war.
 

Mit vor Kälte steif gewordenen Fingern, steckte sie das Foto wieder zurück in ihre Tasche und zog abermals die Decke dichter um ihren Leib.
 

Er war zersplintert! Er wäre verblutet, wenn ich nichts unternommen hätte, fuhr es Lily durch den Kopf. Das hatte sie auch zur Entschuldigung vor James vorgebracht.
 

Und dennoch: Wie konnte er dort stehen und solche Worte an sie richten, sie so erpressen? Seine Augen, die ihr einst so vertraut waren, wirkten wie die eines Fremden.
 

Lily… du hast ein gutes Herz. Bitte… ich flehe dich an: Überlass mich nicht den Dementoren.
 

Wütend begann sie auf ihrer Unterlippe zu kauen. Wie konnte sie nur so bescheuert sein, sich so von ihm einwickeln zu lassen?
 

Ich liebe dich Lily.
 

Er wird dich nicht finden, Lil. Ich werde euch beschützen.
 

„Pah!", stieß sie mürrisch hervor und krallte sich Halt suchend an der Treppe fest.
 

„Lily?", klang es leise hinter ihr. Sie schrak hoch und blickte auf. Für einen Moment war ihr, als würde sie Severus sehen. Doch es war Sirius, der mit gesenkten Blick hinter ihr stand, eine dampfenden Tasse Tee in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand.
 

„Ich hät' nicht so ein Arsch sein sollen. Krone hat recht. Ihr wart ja schließlich lange befreundet...", presste Sirius entschuldigend hervor, die Tasse Tee zu ihr hinab reichend.
 

Lily zwang sich zu einem Lächeln und klopfte neben sich auf die Treppe. Bereitwillig ließ sich Sirius ächzend neben ihr nieder. Mit einem kurzen Ruck warf sie einen Teil ihrer Decke über Sirius Schultern und lehnte sich seitlich gegen ihn. Vorsichtig nahm sie ihm die Tasse aus der Hand. Ihre eigenen Hände hießen die Wärme willkommen.
 

Die Einsamkeit, die sich in den letzten Minuten wie ein Käfig aus Eis um ihre Brust gelegt hatte, wurde durch Sirius Wärme vertrieben. Zufrieden legte sie den Kopf auf die Schulter ihres Freundes und beobachtete mit ihm schweigend die winterliche Straße vor ihrem Haus, während es wieder anfing zu schneien. Jemand musste die wirklich sehr kitschige Weihnachts-Schneekugel genommen und sacht geschüttelt haben.
 

Als James endlich eingeschlafen war, hatte sich Lily aus dem Bett gestohlen. Sie besah den Schlafenden mit einem sanften Lächeln und warf sich ein wärmendes Wollkleid über. An den Füßen trug sie zwei völlig verschiedene Kniestrümpfe gegen die Kälte. Zuletzt nahm sie, nicht ohne Gewissensbisse James Tarnumhang und verbarg sich darunter.
 

Die Treppen unter ihren Füßen knackten leise, als sie hinab ging. Sie warf einen kurzen Blick in das Wohnzimmer.
 

Sirius lag laut schnarchend auf ihrem Sofa und grunzt zufrieden auf.
 

Schmunzelnd stellte Lily fest, dass er James Schlafanzug abgelehnt hatte. Seine schweren schwarzen Stiefel und den grauen Wollpullover hatte er zusammen neben den übervollen Aschenbecher unter das Kopfende des Sofas gestellt. Die schlaksigen Beine steckten weiterhin in seinen, an den Knien zerrissenen Jeans . Auf seinem rot-grün gestreifte T-shirt prangte der dicke Schriftzug seiner Lieblingsmannschaft: Caerphilly Catapults.
 

Lily schlich zur Wohnungstür, zog sich leise ein Paar Winterstiefel über die Füße und huschte aus dem Haus. Möglichst leise zog sie hinter sich die Tür ins Schloss.
 

Erleichtert seufzte Lily auf. Sie hatte niemanden geweckt. Mit einem großen Schritt trat sie auf die Straße und hinterließ mit einem leisen Knacken einen Fußabdruck in die jungfräuliche Schneedecke. Ihren Zauberstab hatte sie sicher in ihrem linken Kniestrumpf verstaut.
 

Ist das wirklich eine gute Idee?, schoss es ihr zweifelnd durch den Kopf. Sie schob den Gedanken zur Seite. Nach ein paar wenigen Schritten die Straße hinab, disapparierte sie.
 

In der Nähe ihre Elternhauses tauchte sie wieder auf. Von hier aus kannte Sie den Weg. Sie war ihn als Kind sicherlich hunderte Male gegangen.
 

Sie passierte eine Straßenlaterne, an der ein Schild mit der Aufschrift „Spinner's End" hing und ging zielstrebig weiter. James Umhang verbarg Sie zuverlässig vor jedermanns Augen, von denen es in diesem verlassenen Industrieviertel freilich nicht viele gab.
 

Der lange dunkle Schatten des Industrieschornsteins schien unbeeindruckt von ihrer Tarnung auf sie zu zeigen.
 

Hatte diese Gegend schon einmal gute Tage erlebt?, zweifelte Lily, als sie die letzten alten Backsteinhäuser passierte. Die Fensterscheiben waren schon vor geraumer Zeit eingeschlagen worden. Als sie dann durch einen schmalen Gang um die Ecke ging, konnte sie zu ihrer großen Überraschung feststellen, dass in einem seiner Fenster noch ein schwaches Licht flackerte.
 

All ihren Mut zusammen nehmend, trat sie auf den Treppenabsatz und klopfte beherzt gegen die Türe.
 

Schritte und lautes Rascheln war hinter der Türe zu vernehmen, kurz darauf gefolgt von einem entnervten: „Was ist denn jetzt noch?"
 

Mit einem Mal schien ihr Mund so trocken, dass ihre Worte nicht mehr über die Lippen treten wollten. Würde James Tarnumhang nicht schützend über ihr liegen, hätte sie sich wohl umgedreht und wäre feige davon gerannt.
 

Mit einem langgezogenen Quietschen öffnete sich die Haustüre und Severus trat mit einem prüfenden, misstrauischen Blick in die Kälte der Nacht. Seine Haare, ölig wie eh und je, fielen wild auf seine Schultern hinab. Das weiße Hemd, welches er trug, hatte er bis zu den Ellbogen hinauf umgekrempelt so, dass das eingebrannte Mal auf seiner fahlen Haut entblößt dalag. Seine Füße steckten in schwarzen Schnürschuhen.
 

Er war wohl kürzlich erst wieder nach Hause gekommen, fuhr es Lily durch den Kopf, ehe sie erschrocken zusammenzuckte. Oder hatte er etwa Besuch?Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt, da sie diese Möglichkeit nicht mal in Betracht gezogen hatte.
 

Severus schwarze Stoffhose wogte im scharfen Wind leicht hin und her. Die blaue Weste aus feinem Brokatstoff war unverschlossen und ließ ihn lässig wirken.
 

„Hm.", machte er kurz, während er mit erhobenen Augenbrauen in die Dunkelheit spähte. Sein Blick wirkte trüb und müde, seine Augen wurden von schweren Lidern umrahmt.
 

Hinter ihm war es still, stellte Lily zufrieden fest, während sie sich leicht zur Seite beugte, um sich zu versichern, dass sie hier auf keinen weiteren Todesser treffen würde.
 

Ehe sich ihr Gegenüber umwandte um die Tür wieder hinter sich zu schließen, nahm Lily all ihren verbliebenen Mut zusammen, griff in James Umhang, zog ihn zur Seite und sprach mit leiser Stimme:
 

„ Severus...?"

Fables of the Sleepless Empire

 

 

Die Kälte zerrte an seinem müden Körper. Dennoch konnte er nicht anders, als die Person, die ihm nun gegenüber stand, schweigend und durchdringend anzustarren. So gut es ging, vermied er es zu blinzeln. Zu groß war die Angst, dass sie einfach verschwinden würde.

 

Ihre Nasenspitze und ihre Wangen waren von den winterlichen Temperaturen gerötet. Ein schüchternes, fast ängstliches Lächeln zierte ihre vollen Lippen und ihre jadegrünen Augen sahen fragend zu ihm auf.

 

Das Schweigen zwischen Severus und Lily dehnte sich bis ins Unerträgliche. Es war unübersehbar, dass sie irgendeine Reaktion von ihm herbeisehnte.

 

In seinem Inneren zog sich alles zusammen, ein dicker Kloß steckte in seiner Kehle. Ihr Anblick schmerze ihm regelrecht. Was will sie hier?!

 

Lily war zu aufgeregt um geduldig zu sein. Mit einem entschlossenen Schritt trat sie ohne seine Reaktion weiter abzuwarten an ihm vorbei und in die Wohnstube hinein.

Ganz automatisch schob Severus die Tür hinter ihr zu und ließ seinen Schädel dagegen sinken. Hinter seiner Stirn donnerte ein Güterzug durch seine Gedanken. Sie muss gehen! Tu was!

 

Er hasste es, dass sie ihn so schwach machte. Nie konnte er in ihrer Gegenwart selbstbewusst agieren. In anderer Gesellschaft fiel ihm dies zunehmend leichter. Sobald es Lily betraf, schmolz alle sein rhetorisches Talent dahin.

 

Wie durch einen dichten Schleier bemerkte er, dass Sie ihn schon zweimal angesprochen hatte. Mühsam konzentrierte er sich auf das hier und jetzt. Gerade stellte sie versöhnlich fest: „Deine Bücher sind ja auch nicht eben weniger geworden, mh?“ Sie lächelte freundschaftlich als sie prüfend an die lange Regalfront trat.

 

Severus wand sich ihr zu. Er merkte, dass seine Linke immer noch die Türklinke umklammerte, ließ los und zuckte zusammen, als er merkte, dass sie schweißnass war. Er war davon überzeugt, das schmatzende Geräusch hätte man noch auf der Straße vernehmen können.

 

Sie jedoch stand nachdenklich über seinen großen Kupferkessel gebeugt da und legt die Stirn in grübelnde Falten. Sie schien seine Nervosität nicht einmal zu bemerkten. Ein warmes Gefühl der Dankbarkeit stieg in ihm hoch, begleitet von wütendem Trotz. Letzterer war es, der seine ersten Worte an Lily richtete: „Verschwinde... .“

 

Es hätte auch nur ein trockenes Husten sein können, so wie er es hervor gepresst hat. Sie sah ihn fragend an, immer noch lächelnd, sagte aber nichts.

 

Als müsste er sich selbst davon überzeugen, was eben über seine Lippen gekommen war, wiederholte er es noch einmal: „Verschwinde.“

 

Ihr Lächeln schmolz dahin und nahm seinen Zorn mit sich. Zurück blieben ihr trauriger Blick und seine tiefe Verzweiflung.

 

Er holte tief Luft. „Glaub mir, ich weiß, in deinen Augen bin ich tief gesunken und nur noch einen Dreck wert. Du brauchtest nicht herzukommen, um mir das...“ - „Severus“, unterbracht sie ihn zögernd, zupfte nervös an ihrem knielangen Kleid und trat einen Schritt auf ihn zu.

 

Er wich rasch zwei, drei Schritte zurück. Ihm war, als würde von ihr eine gleißende Hitze ausgehen, die sein vertrocknetes Dasein entflammen und binnen kürzester Zeit und ohne Anstrengung in rauchende Asche verwandeln könnte. Er musste sich auf jeden Fall von ihr Fern halten. Er überlegte fieberhaft, was er sagen konnte.

 

„Du hast doch gesehen, was ich nunmehr im Stande bin, zu tun. Ich bin, ich tue und begrüße alles, was du schlecht nennst. Für mich ist das in Ordnung. Ich bin sicher, ihr habt es nicht anders verdient!“

 

Ihr blick war wie Feuer. Eben gerade hatte er reinen Alkohol in ihre Flammen gesprüht. Wieso ist es so heiß hier? Voller Unbehagen nestelte er an den oberen Knöpfen seines Hemdes herum um sich etwas Luft zu machen.

 

„Du brauchst nichts zu sagen! Spar' dir den Atem und geh zurück zu deinem Ehemann.. oder Dumbledore.. oder wer auch immer dich schickt!“, spie er wütend hervor, während er mit nervös zitternden Fingern und gesenktem Blick den dritten Knopf an seinem Hemd aufzog.

 

Geschafft, dachte Severus erleichtert.

 

Zögernd sah er für einen kurzen Moment von seinem Knopf auf, in der Hoffnung einen verletzten oder verängstigten Blick in Lilys Gesicht zu finden.

 

Doch da hatte er sich gehörig getäuscht. Ihr Blick war vernichtend. So hatte sie Ihn nicht mal angeschaut in der Nacht, als er sie „Schlammblut“ genannt hatte.

 

Einen kurzen Augenblick war er irritiert, da sie den Saum ihres Kleides hastig ein Stück hochschob. Dann erkannte er, dass sie ihren Zauberstaub oben aus Ihrem Strumpf riss, wo sie ihn bis gerade verborgen hatte.

 

Seine Lippen kräuselten sich zu einem höhnischen Grinsen.

 

„Severus Snape...“, begann sie mit beunruhigend leiser, zitternder Stimme. Den Zauberstab richtete sie direkt auf ihn. „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?!“ Rasch überwand sie die Distanz zwischen ihnen und drückte bohrend die Spitze ihres Weidenholzstabs in seine Magengegend, wohl wissend, dass ihm dies aufgrund seiner kürzlichen Zersplinterung große Pein bereiten würde.

 

„Ich sollte dich hier und jetzt von den Auroren festnehmen lassen.“, fuhr sie fort. Gleichzeitig verstärkte Sie den Druck Ihres Zauberstabs weiter. Ihre Augen suchten in seinen nach Reaktionen. Sie sprühten regelrecht Funken.

 

„ Es ist ein weiter Weg von Godrics Hollow nach Spinner's End, um mir das mitzuteilen.“, erwiderte er beherrscht. Von seiner inneren Ruhe selbst überrascht griff er nach dem Stab. Ganz langsam, ohne Lily zu unüberlegtem Handeln veranlassen zu wollen, nahm er so etwas Druck seiner Wunde am Bauch.

 

So verharrten sie für wenige Herzschläge und führten ein stummes Blickduell, ehe Lily ihren Blick an ihm hinab sinken lies, an seinem Hals zum Stillstand kam und leise zischte: „Ist das ein Knutschfleck?“

 

Verlegen verzogen sich seine Mundwinkel und die abrupt in ihm aufsteigende Wärme bildete unschöne rote Flecken in seinem Gesicht. „Da... Das ist gar nichts.“, stotterte er kleinlaut, lies von Lilys Zauberstab ab, um den Kragen seines Hemdes zu richten. Sein Plan sie einzuschüchtern war sang und klanglos gescheitert.

 

Aber auch ihre Aggression fiel in sich zusammen. Seufzend ließ sie von ihm ab und trat einen Schritt zurück. Ihren Zauberstab steckte sie zurück in den Strumpf, unter ihr Kleid.

 

„Hattest du einen schönen Abend?“ Sie fragte das bemüht freundlich, aber der eisige Unterton entging Severus nicht. Mühsam beherrscht strich Lily ihr Kleid glatt und ließ sich anschließend auf die Couch sinken.

 

Er holte zweimal tief Luft, brachte aber – völlig überrumpelt von der plötzlichen Wendung des Zwiegesprächs – kein Wort heraus.

 

Lily musterte ihn. „Komm, setz dich und erzähl. Wo warst du denn?“ Sie klopfte tatsächlich einladend neben sich auf den freien Platz. „Ich sehe gar keine Weingläser, obwohl du eine echt heftige Fahne hast.“

 

„Malfoys Residenz“ erwiderte er schließlich einsilbig. Severus Kopf wurde ihm schwer. So lange sie stritten, war es zwar ein unangenehmer, aber absehbarer Verlauf gewesen, dem dieser Abend folgte. Nun nahm sie ihm diesen kleinen Trost auch noch.

 

Er setzte sich neben sie, sah aber stur auf seine Füße und ließ seine fettigen Haare als Schild vor seine flackernden Augen fallen. Er hielt die rasende Stille zwischen ihnen nicht aus. Stockend sagte er: „Das war was rein... diplomatisches. Nichts, von irgendeiner Bedeutung.“ Er versuchte lässig abzuwinken. Es misslang. Sie kicherte. Er war wieder der unbeholfene Jugendliche, den er so mühsam versucht hatte loszuwerden.

 

„Wenn der Krieg vorüber ist, kannst du sie mir gerne einmal vorstellen.“ Er erstarrte. Sie hatte die Wahrheit zwar nicht erraten, aber war ihr so nah gekommen, dass es ihm unmöglich erschien, dass sie beide nicht jede Minute miteinander verbrachten. Außerdem war da etwas in Ihrer Stimme, dass ihren amüsierten, freundschaftlich spöttischen Ton lügen strafte. War das etwa Eifersucht? Sein Herz pochte heftiger. Er zwang sich zu einer ausdruckslosen Mine. Mit nun ruhigen Fingern wischte er sich die Haare aus dem Gesicht und sah Lily neben sich direkt an. Düster ließ er sie wissen: „Für sie wird es kein Leben nach dem Krieg geben, dass dich und deine Familie miteinbezieht.“ Er musterte ihr neugieriges, erschrockenes und so wunderschönes Gesicht einen Atemzug lang. „Alles was sie Schönes, Bewundernswertes, Edles und Gutes in ihrem Leben kennt, lebt und stirbt mit dem dunklen Lord.“

 

Für einen Moment wirkte Sie so, als hätte man einen Kübel Eiswasser über ihr ausgeschüttet. Dennoch hielt ihre Verwunderung nicht sonderlich lang an, denn im nächsten Moment legte sie ihm die Hand auf sein Knie und fügte spitz hinzu: „Was frag ich auch so blöd, hm? Vielleicht sollten wir dieses Thema in Zukunft großzügig meiden?“, es klang eher wie eine Feststellung als eine Frage.

 

„In Zukunft?“, wiederholte Severus weiterhin bemüht möglichst distanziert zu klingen.

 

Warum will sie es einfach nicht verstehen?, seine Augen zogen sich zu finsteren Schlitzen zusammen. Er ahnte schon was nun folgen würde.

 

„ Ich... ich bin eigentlich hergekommen, weil ich dich um etwas bitte möchte. Severus bitte.. komm heute Abend mit mir.“ In einem anderen Kontext, in einem anderen Leben hätte er diesem verlockenden Angebot ohne lange nachzudenken nachgegeben. Hier und heute quittierte er das Angebot mit einem heftigen Kopfschütteln.

 

Sie nahm eine aufrechte Haltung an. Augenscheinlich hatte sie sich diese Sätze auf dem Weg zu ihm schon zurecht gelegt, denn unbeirrt fuhr sie fort: „Albus kann dich beschützen! Sieh dich doch einmal an, Sev... Du siehst aus wie ein Wrack! Es schmerzt mich so sehr dich so zu sehen. Bitte, … wir brauchen dich!“

 

Als stumme Antwort hob er seinen linken Arm und drehte ihn so, dass sein eingebranntes Mal für sie unübersehbar war. Erschöpft ächzend lies er seinen Kopf gegen die Rückenlehne sinken, genoss für ein paar Atemzüge die Ruhe und flüsterte dann: „ Albus Dombledore hat mir nichts zu bieten. Wenn du es noch nicht bemerkt hast, Lily: Wir gewinnen. Warum sollte ich dem dunklen Lord den Rücken kehren?“

 

„Weil es für die richtige Sache wäre, Sev! Du willst doch gar nicht in so einer Welt leben!“. Sie hatte wohl nicht mit so einer heftigen Abfuhr gerechnet, denn sie sprang entrüstet auf, stellte sich vor ihn und beugte sich mit leidenschaftlich funkelnden Augen zu ihm hinab.

 

Die Weise, wie sie sich um ihn bemühte, ließ ihn übermütig werden. Zunächst beließ er es bei einem spöttischen Lächeln, während er langsam seinen Kopf hob. „Dann drehen wir den Spieß doch einmal herum.“, erwiderte er dann mit einem sadistisch verspielten Grinsen hinzu: „ Diesen Gedanken kann man in beide Richtungen spinnen.“

 

„Das kann nicht dein Ernst sein!“, eine Mischung aus Entrüstung und Fassungslosigkeit spiegelten sich in ihrer Entgegnung wieder.

 

„Es ist mir sogar sehr Ernst.“. Auch wenn sie im nächsten Augenblick wild und temperamentvoll Einspruch erheben würde, genoss Snape seinen Schachzug. Er hatte ihr seinen sehnlichsten Wunsch offenbart und musste sein Verlangen, sie einfach zu sich hinab zu ziehen, mühevoll niederringen.

 

„Ach.. Seit wann hat der Club der Todesser denn auch für Schlammblüter geöffnet? Steht es so schlecht um euch, dass ihr jetzt jeden in eure Reihen lasst?“ So wie Severus es vorausgesehen hatte, stemmte sein Gegenüber die Arme in die Hüfte und legte die Stirn aufsässig in Falten.

 

„Lass diese kindische Provokation. Du hast meine Antwort. Wie lautet deine?“

 

„Niemals!“; sie war gespannt wie eine Bogensehne. Ihre Pupillen waren geweitet, ihre Iris schrie ihren tief empfundene Abscheu lauthals heraus.

 

Zunächst etwas gekränkt von der Heftigkeit ihrer Reaktion, erhob er sich langsam. Alles in ihm flehte ihn an, es nicht zu tun, jedoch wählte er die Worte, die ihm so sehr widerstrebten, mit Bedacht. „Dann.. solltest du jetzt gehen.“

 

„ Dann solltest du nicht von Liebe sprechen!“, bellte sie bissig zurück und für einen Moment hatte Severus den Eindruck, dass sie mindestens genau so gekränkt war wie er.

 

Da war sie wieder. Diese entwaffnende Offenheit die er so liebte.. und gleichzeitig so hasste, wenn sie ihn traf.

 

„Lily.. was willst du von mir hören?“.

Schließlich hab nicht ich geheiratet.. oder erwarte ein Kind, Schon lang brannte dieser Satz in seiner Seele.

Mit einer unwillkürlichen und sehnsüchtigen Bewegung griff er nach ihrer Hand – oder nach irgendetwas von ihr. Sie entzog sich ihm nicht. Statt dessen ließ sie sich gegen ihn sinken, den Kopf seitlich an seine Brust gelehnt. Diese unmittelbare und unerwartete Nähe macht ihn trunken. Sein Herz überschlug sich. Mühsam um Contenance bemüht, legt er vorsichtig die Arme um sie. Er wollte sie für immer so halten. Gab es eigentlich ein alchimistisches Rezept, einen Moment, einen ganzen Augenblick mit all seinen Ebenen zu konservieren um ihn für immer zu bewahren? Als er spürte, wie seine Augen anfingen zu zittern, drückte er Lily sanft einen Kuss auf den Scheitel, zwischen ihre feuerroten Haare.

 

„Bitte denk' über meinen Vorschlag nach.“, brummte sie nach einiger Zeit wohlig in seiner Umarmung.

 

Sie hob den Kopf und blickte zu ihm auf. Da waren sie wieder. Für den Anblick dieser Augen hätte er alles und jeden hinter sich gelassen. Im Bann dieser grün schimmernden Seen konnte er sich nur ein kurzes Nicken abringen.

 

„Du solltest jetzt wirklich gehen.“, schwer nach Fassung und Luft ringend legte er seinen Kopf auf ihren. „Sonst.. nun ja.“ Severus stockte kurz und beließ es bei einem vielsagenden Schmunzeln.

 

Zwar hatte er erwartet, dass sie sich darauf hin aus seiner Umarmung winden würde, stattdessen befreite sie ihre Hand von seiner und machte sich daran, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen.

 

„Wenn ich dich einmal so habe..:“, säuselte sie verspielt, befreite sich aus seinem Griff und machte sich daran einen Knopf nach dem anderen zu öffnen. Mit spitzen Fingern nahm sie ihm zuerst die Weste, dann das Hemd ab und warf diese achtlos auf das Sofa. Vielsagend Grinsend, trat sie kurz zurück und betrachtete ihn für einen Moment.

 

Ihrer Körperwärme und seiner Oberbekleidung beraubt, fröstelte es ihn, was ihn nicht weiter störte. Erfolglos versuchte er sich das breite Grinsen zu verkneifen, während er mit seiner Rechten nach dem Saum ihres Kleides zu griff.

 

„Aber Severus..“, tadelte ihn Lily neckend, entzog sich ihm geschmeidig und schlenderte betont langsam hinüber zu seinem Sammelsurium an Tränken und Tiegeln. „Was du wieder denkst.. Eigentlich wollte ich dich nach Diptam fragen... aber du scheinst nicht ganz... bei der Sache zu sein, stimmt's?“ Ihre Finger wanderten suchend über die unzähligen Korken. „Meine Heilzauber lassen echt noch zu wünschen übrig.“, fügte sie wie zu sich selbst redend hinzu, als sie schlussendlich eine Phiole mit der Aufschrift „Diptam“ fand.
 

 

Wie ein Schutzschild, hielt sie die Phiole in ihren Händen, als sie wieder an ihn heran trat. „Und jetzt leg dich.. du siehst wirklich übel aus.“
 

 
 

 

Barfuß

Als er, von der Mittagssonne geweckt, seine Augen aufschlug, dröhnte ihm der Kopf vom gestrigen Wein. Nachdem er sich schweren Herzens in den sehr frühen Morgenstunden von Lily verabschiedet hatte, war er zurück auf das Sofa gesunken und hatte noch einige Zeit stumpf hinauf an die Decke gestarrt. Für einen kurzen Moment durfte er ein Stück von dem Leben kosten, welches er sich sehnlichst wünschte.
 

Barfüßig und bei bester Laune, war sie noch einige Zeit bei ihm geblieben. Neugierig hatte sie mit ihm den Inhalt seiner Kessel besprochen und als die Sonne die Nacht vertrieb, hatte sie sich verabschiedet und war zurück nach Godrics Hollow appariert.
 

Lauthals gähnend fuhr er sich mit den Händen durchs Gesicht und kniff die Augen zusammen. Das Licht schmerzte, ebenso wie ihre Abwesenheit. In dem Haus herrschte eine gespenstige Stille.
 

Lustlos warf er sich zunächst auf die eine Seite, dann auf die andere. Er fühlte sich vom Leben abgeschnitten. Seufzend rieb er sich den Schlaf aus den Augen und schaffte es nach einigen Anläufen, sich aufzuraffen.
 

Ihm waren die Dinge, die er tat, um am Leben zu bleiben, lästig geworden. Fahrig erledigte er das Mindestmaß an allem, um seinen Organismus am Laufen zu halten.
 

Mit nassen Haaren, die er zu einem Knäuel am Hinterkopf zusammengebunden hatte und einer Tasse Tee , setzte er sich im Schneidersitz vor einen seiner Kessel. Suchend sah er sich für einen kurzen Augenblick um. Seine einzige Gesellschaft für den heutigen Tag waren verschiedene Stadien von Veritaseren, die er für den dunklen Lord nach und nach fertigstellte. Im Laufe der kommenden Woche, würde er neben unterschiedlichen Giften, Stärkungstränken und Gegengiften auch einen Kessel Veritaserum fertig stellen können.
 

Er zwang sich zur Arbeit. Seinen, mittlerweile kalt gewordener Tee nahm er erst Stunden später zu sich. Und als sein Magen protestierte und ihm übel wurde, kümmerte er sich auch darum.
 

Mit dem Rücken an die Küchenzeile gelehnt, sah er in die Wohnstube und vernahm dabei ein leises Brodeln und Blubbern.
 

Während Lily in der gestrigen Nacht an seinen schweren Bücherschränken vorbei geschlendert war, hatte sich Severus zurückgelehnt und sich für einen Moment dem Gedankenspiel hingegeben, wie es wohl wäre, wenn sie seine Frau geworden wäre. Schon alleine die Vorstellung, ihre leisen Schritte auf den knarzenden Bohlen würde seinen Alltag füllen, hatte ihn in Verzückung versetzt.
 

Kurz darauf, hatte sie, ihren runden Bauch streichelnd, das Märchenbuch von Beedle dem Barden entdeckt. Der Saum ihres rotbraunen Wollkleides wirbelte, ebenso wie sie, zu ihm herum, wodurch ihre Schenkel ein kleines Stück entblößt, wurden. Das herzliche Lächeln, dass sie ihm schenkte, hatte seinen Atem stocken und sein Herz aussetzen lassen. Bei Salazar und all seinen Erben, sie würde ihn noch in den Wahnsinn treiben!
 

Kaum hatte sie sich neben ihm niedergelassen, begann sie sogleich im Märchenbuch zu blättern. Als sie nach einigen Seiten die Geschichte des Zauberers und dem hüpfenden Topf aufgeschlagen hatte, glitt ihre Hand von ihrem Bauch nach unten und umfasste liebevoll seine langen blassen Finger. Sobald ihre Finger sich kreuzten zuckte Severus kurz zusammen. Seine Brust hatte sich angefühlt, als hätte sie jemand für einen Moment unter Strom gesetzt.
 

Zunächst zaghaft, dann behutsam hatte sie die ersten Zeilen des Märchens vorgelesen.
 

„Es war einmal ein gütiger alter Zauberer, der seine magischen Kräfte großzügig und weise zum Wohle seiner Nächsten gebrauchte. Den wahren Ursprung seiner Macht offenbarte er nicht, vielmehr tat er so, als würden seine Tränke, Zaubersprüche und Gegengifte gebrauchsfertig aus dem kleinen Kessel springen, den er seinen Glückstopf nannte. Die Menschen kamen mit ihren Sorgen meilenweit von überall her zu dem Zauberer, und er rührte mit Vergnügen in seinem Topf und richtete die Dinge wieder."
 

Als sie endete, hatte sie ein weiteres Mal zu ihm aufgesehen. Ihre Augen hatten etwas Gedankenschweres Inne, als sie sein Gesicht nach einer Regung abgesuchte. Ihre zarte und warme Hand lag weiterhin in seiner, als sie zu einem strahlenden Lächeln ansetzte, dass förmlich dafür sorgte, dass er für einige Atemzüge das Luft holen vergaß. Tonlos hatte er daraufhin sein Mund geöffnet, um ihn kurz darauf wieder zu schließen. Wenn er es nicht ohnehin vor einigen Jahren getan hätte, hätte er in diesem Moment, ohne zu zögern seine Seele ein zweites Mal hergegeben, nur um sie noch etwas länger an seiner Seite verweilen lassen zu können.
 

Ein lautes Zischen aus der Wohnstube riss ihn unbarmherzig aus seinen Gedanken. Seufzend trat er aus der Küche und begab sich in melancholischer Verfassung an sein heutiges Tagwerk. Erst mitten in der Nacht schaffte er es sich davon los zu reißen und lies sich mit müden und steifen Gliedern auf sein Sofa nieder.
 

So verstrichen die Tage. Einer gleichte dem anderen. Und als die Stille ihn wiederhatte und er die Abgeschiedenheit akzeptierte, ging ihm die Arbeit sehr viel einfacher und schneller von der Hand.
 

Ein kräftiges Brennen in seinem linken Unterarm kündigten den Ruf seines Herren und Meisters an. Das Mal nahm eine tiefschwarze Färbung an und riss ihn aus seiner Lethargie. Mit dem nötigsten an Tränken, Seren und Tiegeln bepackt, trat Severus rasch aus seinem Haus und disapparierte. Wenige Herzschläge später erschien er auf dem Landgut der Familie Malfoy.
 

Schnellen Schrittes durchquerte er den Garten und sperrte dabei die Sehnsüchte, die er in den letzten Stunden und Tagen empfunden hatte, in die hinterste Ecke seines Geistes. Dort, so hoffte er inständig, würden sie von niemanden aufgespürt werden können.
 

Da Severus noch nie ein großer Freund von unnötiger Etikette gewesen war, verschaffte er sich mit einem stummen Alohomora Zugang zur Villa. Mit einem Ausdruck von Hilflosigkeit tapste ihm der Hauself der Familie hinter her, als er zu den Gemächern, die der dunkle Lord bezogen hatte, hinüber eilte. Mit einem kurzen, aber kräftigen Klopfen, kündigte er sein Kommen an und besah den kleinen, schlappohrigen Hauself der Familie Malfoy mit einem ungeduldigen Blick. Dieser verzog sich daraufhin nahezu geräuschlos in die nächste Ecke und, so vermutete Severus, bestrafte sich dort für sein inkorrektes Verhalten.
 

Als die Tür zu den Gemächern des dunklen Lords langsam aufschwang, bot sich Severus ein Bild, dass ihn hart auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
 

Bellatrix stand mit einem Fuß auf dem Oberkörper eines ihm gänzlich fremden Mannes.
 

In dem gleichen Maße, in dem sie in der Zaubererwelt an Stärke und Macht gewannen, wechselten auch immer mehr Söldner auf ihre Seite.
 

Erfolg wirkte auf Narren wie Licht auf Motten.
 

Wer sich Voldemorts Sache anschloss, war zunächst willkommen und kostete von den süßen Früchten. Wer sich derart geblendet dem Ernst der Lage nicht bewusst war und seine Pflichten weniger Aufmerksamkeit widmete als seinen Privilegien, musste seine Lektion erst lernen. Die Motte zu Bellas Füßen bekam gerade eine persönliche Lehrstunde in Sachen Verantwortung und Disziplinvernachlässigung.
 

Bellatrix ging in der Aufgabe als Drill-Sergant auf. Das tat sie, weil sie sich mit Haut und Haaren Lord Voldemorts Zielen verschrieben hatte.
 

Mit einem irren Lächeln auf den Lippen und einem heiseren Lachen hatte sie ihren leicht gekrümmten, walnussfarbenen Zauberstab auf ihr Opfer gerichtet. So wie der Stab gekrümmt war, wurde Severus immer an die Kralle eines Vogels erinnert.
 

Der, auf dem Fußboden sich windende Mann, wurde von ihrem meisterhaft ausgeführten Cruciatus-Fluch beinah in den Irrsinn getrieben. Speichel rann ihm aus dem Mund und seine blutunterlaufenen Augen waren weit aufgerissen. Er bog und krümmte sich unter ihr, lauthals schreiend.
 

Das Lachen der Hexe und das Stöhnen des Leidenden ergab eine Symphonie, die dem heraneilenden nicht fremd war.
 

Severus' Herr stand in der Nähe eines der großen Fenster und befand sich im Zwiegespräch mit Lucius Malfoy. Während Lucius, wie immer tadellos gekleidet und ausstaffiert, zu einem weiteren Satz ansetzte, kehrte ihm der dunkle Lord den Rücken zu und besah Bellatrix mit einem langen Blick, ehe er den Neuankömmling wahrnahm.
 

„Severus.", brachte er charmant, jedoch mit seinem ewig drohenden Unterton, hervor. Seine Füße waren bleich und unbekleidet und der wallende Saum seiner schwarzen Robe knisterte, als er sich umwandte und näher an Severus herantrat. In seiner Rechten hielt er seinen Zauberstab aus Eibenholz.
 

Weiterhin schwer beladen mit verschiedenen Flaschen und Phiolen, senkte Snape respektvoll sein Haupt und sprach mit ruhiger leiser Stimme: „Ihr hattet nach mir geschickt, mein Herr?"
 

Mit einer unwirschen Handbewegung und einem ungeduldigen Zischen, gebot er Bellatrix zu schweigen. Das gurgelnde Stöhnen des Delinquenten erstarb und Bella kam leichtfüßig herangeeilt. Sie schenkte Severus ein kurzes, keckes Zwinkern während sie ihm die Kisten mit seinen Arbeiten abnahm.
 

„Wie von euch befohlen, konnte ich die gewünschten Seren kürzlich fertigstellen.", erklärte Severus schlicht und hielt sein Haupt abermals gesenkt.
 

„Als mein treuer Diener und einer meiner fähigsten Todesser muss ich heute mit einer weiteren Bitte an dich herantreten, Severus.", erläuterte Lord Voldemort mit aufgesetzten Bedauern und wies ihn mit einem kurzen Wink seiner Hand an, ihm auf seinem Weg durch die Räumlichkeit ein Stück zu begleiten.
 

Dieser Bitte kam Severus unverzüglich nach und so schritten sie zunächst schweigend, aber Seite an Seite, zum nächstgelegenen Fenster. Das in die Jahre gekommene, kunstvoll gearbeitete Tafelparkett, knarrte leise unter ihren Füßen. Dort angekommen, brach der dunkle Lord sein Schweigen, welches Severus schon Übelkeit bereitet hatte. „Vor wenigen Stunden habe ich erfahren, dass Horace Slughorn, wohl in Kürze sein Amt als Lehrer für Zaubertränke niederlegen möchte, um in Ruhestand zu gehen." Kurz glitt die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu den schneebedeckten Kronen der Ländereien, ehe er seinen Monolog ruhig fortführte: „Da mir Dumbledors Hort schon länger ein Dorn im Auge ist, möchte ich, dass du die Stelle in Zukunft bekleidest, Severus."
 

Als ihn das Blitzen der scharlachroten Augen seines Herren, begleitet von einem kurzen, gnädigen Grinsen trafen, entglitten Severus seine Züge unwillkürlich. Forschend, nach einer weiteren Regung im Gesicht seines Getreuen suchend, hob Voldemort seine Hand, wohl um seine folgende Erläuterung zu untermalen. „Mit einer plausiblen Erklärung solltest du den alten Narren schon täuschen können. Ich erwarte deinen Bericht, sobald dir die Anstellung zugesagt wurde."
 

Mit diesen Worten entließ er ihn und ging bedächtigen Schrittes zurück zu Lucius, der Severus mit ausdruckslosem Blick fixierte.
 

Hastig senkte Severus sein Haupt und trat so stockend einige Schritte zurück. Die plötzliche Abwesenheit seines Gebieters sorgte für eine Art Vakuum in seinen Gedanken.
 

Auch wenn seine Eingeweide vor Nervosität rebellierten, sorgte die Aura dieses großen Zauberers immer wieder dafür, dass er, als sein folgsamer Diener, auch noch nach den Jahren der widerspruchslosen Gefolgschaft, in seinen Bann gezogen wurde. Ihm zu folgen, zu dienen und seinen Willen zur vollsten Zufriedenheit zu erfüllen war ihm ein tiefes Bedürfnis geworden.
 

So eilig wie er hier hergefunden hatte, verließ Severus das Anwesen auch wieder. Der am Boden liegende hatte zwischenzeitlich wieder Zuwendung von Bellatrix, in Form eines weiteren Cruciatus Fluch, erhalten und krümmte sich ächzend unter der Folter.
 

Die Sonne schien nur kläglich hinter dem dicken Wolkenschleier hervor, als Severus die Villa verließ. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein durchweg zufriedenes Lächeln ab.
 

Das Märchen von dem Zauberer und dem hüpfenden Topf, dass Lily ihm vor einigen Tagen vorgelesen hatte, kam ihm wieder in den Sinn.
 

Konnte oder wollte der Topf so viele Pantoffeln nach ihm werfen, ihn mit Schreien oder Schlafmangel belästigen wie er vermochte, würde Severus anders als der Zauberer in dieser Geschichte seine Ziele nicht aus den Augen verlieren. Was kümmerten ihn die lästigen Dorfbewohner? Sollte die Eselin doch verschollen bleiben, das Kind krank und der Topf warzig und würgend.

Der Duft nach Ziege

Wochen später fand er sich, den Kopf seitlich auf die klebrige Theke gebettet, im Eberkopf wieder. Starr war sein Blick auf den vor Dreck stehenden Boden gerichtet.

Zum sicherlich mittlerweile hundertsten Mal fragte sich Severus träge, wie der Steinboden wohl ursprünglich ausgesehen hatte, bevor der Dreck und Staub von unzähligen Stiefeln und Schuhen ihn in diesen lehmbodenartigen Zustand verwandelt hatten.

Andererseits - stellte Severus mit leiser Genugtuung fest - dass ihm seine eigene Behausung jetzt nicht mehr so schäbig vorkam.

Als er seinen Kopf schwerfällig von der Theke hob, um einen weiteren großzügigen Schluck aus seinem Glas zu nehmen, zogen ihn seine Haare unangenehm an seiner Kopfhaut. Schief schmunzelnd stellte er fest, dass die zähflüssig Lache, in die er augenscheinlich seinen Schädel gelegt hatte, nun um ein paar schwarze, lange Haare, reicher war.

Seine trüben Augen wanderten zurück zum klaren Inhalt seines Glases.

Wären die Fenster im Wirtshaus weniger verdreckt und lichtdurchlässiger, hätte Severus wohl ein geschundenes, ungepflegtes Abbild seiner Selbst in der Spiegelung seines Getränkes entdeckt.

Seine Wangen, übersät von unregelmäßig wachsenden schwarzen Stoppeln, waren deutlich hohler geworden. Auch wenn er nie sonderlichen Wert auf seine Haare gelegt hatte, waren sie mittlerweile auch für seinen Geschmack zu lange geworden. Die Robe, die er an seinem Leib trug, hatte auch schon deutlich bessere Tage erlebt.

Grimmig nahm er einen weiteren Schluck. Seit Wochen zermarterte er sich den Kopf, wie er in Kontakt mit dem Schulleiter treten konnte. Seine Eulen blieben unbeantwortet und da ihm sein Ruf vorauseilte, hielt er es für unklug, einfach auf das Schulgelände zu spazieren. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Er wollte.. nein, er konnte und durfte seinen Herren nicht enttäuschen.

 

So blieb ihm nichts anderes übrig, als die vergangenen Tage in und um Hogsmeade herum zu streunen. Sein letzter Funken Zuversicht war ihm schon vor sicherlich zehn Tagen abhandengekommen. Seitdem hatte er sich darauf beschränkt im Wirtshaus auf eine Art Eingebung zu hoffen. Mittlerweile erschienen ihm die Dementoren, mit dem Lily ihm gedroht hatte, nicht mehr sonderlich erschreckend. Würde er den dunklen Lord enttäuschen, würde ihm ein deutlich drastischeres Schicksal erwarten.

Missmutig stellte er fest, dass diese Schreckschraube, die kürzlich das Gästezimmer bezogen hatte, in den Schankraum getreten war. Sie war von oben bis unten behangen mit bunten Ketten und Schals und glotzte durch dicke Brillengläser in irgendeine Richtung. Als Sie den trinkenden Todesser erblickte, schüttelte Sie mehr irritiert als missbilligend den Kopf. Leise vor sich hin säuselnd schwebte Sie aus der Stube hinaus auf die Straße.

 

Hämisch hatte Severus gestern dem Gespräch zwischen Ihr und dem Wirt gelauscht. Am ganzen Körper hatte sie sich gekratzt und dabei in hysterischer werdendem Gekreisch verkündet, sie habe Bettwanzen. Der alte mürrische Wirt hatte ihren Worten wenig Beachtung geschenkt. Was hatte sie auch erwartet. Severus lachte boshaft in sein Glas. Die sie umwabernde Wolke aus Duftölen und ätherischen Gerüchen hing noch Stunden später im Raum.

Hinter ihm wurde die Tür aufgeschlagen und der Wirt nickte, über Severus Kopf hinweg, den Neuankömmlingen zu. Entnervt drehte sich der Todesser auf seinem Sitz um, mit der festen Absicht seinen Unmut über die erneute Unruhe mitzuteilen.

Das Licht, dass grell durch die kurz offenstehende Tür fiel, ließ ihn blinzeln. Die zottelhaarige Hexe vom Vortag stürzte, ihre vielen Troddeln und Kettchen umklammernd, in den Raum. Drinnen blieb Sie stehen und blinzelte ihrerseits, vom Dunst und der düsteren Atmosphäre in ihrem Voranschreiten gebremst. Die schlanke, hochaufgerichtete Gestalt, die der Hexe die Tür aufgehalten hatte und nun selbst durch Sie hindurch in den Schankraum trat, ließ Severus unwillkürlich lächeln. Kurz überlegte er, ob er den Schuldirektor einfach gleich mit seinem eigenen Anliegen überfallen sollte, entschied aber, erstmal abzuwarten. Zumindest musste er sich in seinem wenig respektablen Zustand erst einmal in Ruhe sammeln, bevor er die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch dennoch ergreifen wollte.

Eben hob der weißhaarige Zauberer beschwichtigend beide Hände und nahm anscheinend den Gesprächsfaden wieder auf. „Natürlich ist Ihre Großmutter mir ein Begriff, Miss Trelawney." Der freundliche Ton war begleitet von einem ganz leichten Seufzen. „Cassandras Schriften sind Standartwerke ihres Fachs."

„Professor!" Die Hexe wirbelte mit ihren Fingern vor seinem Gesicht herum. „Ihre Aura hat mich schon vor geraumer Zeit erreicht. Wir mussten uns heute hier begegnen. Ich meine, in der stofflichen Welt begegnen. Ihres und mein astrales Ich schreiten schon seit geraumer Zeit auf dem gleichen Pfad in Richtung morgen, müssen Sie wissen." Ihre Finger, über und über mit Ringen geschmückt, ballten sich ruckartig zu Fäusten. „Ihr inneres Auge zieht meines magisch an. Ich bin überzeugt, Sie haben es auch gespürt, habe ich nicht Recht?"

Ein paar endlose, angenehme Sekunden herrschte Stille. Sie, die Hexe, starrte ihr Gegenüber mit unnatürlich riesig vergrößerten Augen durch die Brillengläser an und verharrte mitten in der Bewegung reglos. Der Schulleiter war von dem plötzlichen Stillstand der Szenerie offenbar überrumpelt worden. Dann holte er tief Luft, um zu antworten, wohl in der irrigen Annahme, durch eigene, anhaltende Rede, den Vortrag der, ihn anstarrenden Hexe, zu unterbrechen: „ Ich würde es vorziehen, wenn wir alles weitere, was Ihre zukünftige Anstellung in Hogwarts betrifft, unter vier Augen besprechen würden." Nickend trat die dramatisch blinzelnde Gestalt hinüber zum Treppenaufsatz, lies es sich jedoch nicht nehmen zuvor bedeutungsschwer zu verkünden: „ Ich spüre es! Die Zukunft offenbart sich mir. Es ist von größter Wichtigkeit, dass Ihnen die Karten lege, Professor!"

Ein spöttisches Prusten des Wirtes ertönte hinter Severus, der, ähnlich wie alle anderen, gebannt dem Schauspiel in den letzten Minuten gelauscht hatte.

Severus versank nervös zwischen seinem aufgerichteten Kragen und seinem langen, fettigen Haar, ehe Dumbledore dem gleichfalls grauhaarigen Wirt einen kurzen Blick, gefolgt von einem Augenrollen, zuwarf.

Nicht nur der Schnaps stieg Severus jetzt zu Kopf. Seit Tagen hatte er flehend darauf gehofft, den Schulleiter endlich zu Gesicht zu bekommen. Nun, da sie sich gegenüberstanden, fühlte er sich der Situation nicht gewachsen.

So verstrich der wertvolle Moment und der Professor machte sich auf den Weg hinauf zum Gästezimmer.

„Was für eine Irre.", brachte der Todesser perplex hervor und kratzte sich nervös am Hals. „Hm.", gab der Wirt seine Meinung kund und widmete sich wieder seinem Müßiggang.

Mühselig kämpfte sich Severus auf die Beine und kramte dabei aus seinen Taschen vier Galleonen und ein paar Sickel hervor, die er dem Wirt auf die Theke knallte. Der Grauhaarige auf der anderen Seite nahm dies mit einem zufriedenen Grunzen zur Kenntnis. Kurz darauf wanderten die Münzen in dessen Schürze.

Den Raum durchschreitend eckte der Todesser unbeabsichtigt an verschiedenerlei Tisch- und Stuhlbeine an und ging dabei im Geist immer und immer wieder seinen Plan durch. In den Taschen seiner Robe hektisch nach seinem Zauberstab suchend, prüfte er seine körperliche Verfassung kritisch. Als er um die Ecke, zum Treppenaufsatz, trat, klopfte er ungelenk mit seinem ebenholzfarbigen Stab an seine Stirn und stellte missgelaunt fest, dass er in seinem Zustand keinen Desillusionierungszauber mehr wirken konnte.

Du darfst den dunklen Lord nicht enttäuschen, rief sich Severus mahnend in Erinnerung und schlich, seinen hageren Körper möglichst nah an die Wand gepresst, die Treppe hinauf.

„Pik 7! Oh! Ohne ein klärendes Gespräch geht es nicht! Herrje... Ihr nächstes Gespräch steht unter einem schlechten Omen, Professor."

Seine Übelkeit niederringend, begnügte Severus sich damit, nun zu warten. Die Vielzahl schwindelerregender Düfte, die aus dem Zimmer drangen, machten dies zu einer ernst zu nehmenden Herausforderung

Sicherlich würde das Gespräch bald ein jähes Ende finden. Dann wäre seine Chance gekommen.

Wenige Augenblicke später hörte er Stühle kratzen und ein paar gedämpfte Sätze, kurz darauf ein leises Poltern. Der Slytherin trat neugierig einen weiteren Schritt auf die Türe zu und lauschte angestrengt.

„Sybill?!", hörte er Dumbledores Stimme hinter der Türe hervordringen. Abermals ein Poltern, gefolgt von einem raschelnden Stöhnen.

„Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran!"

Ungläubig schüttelte Severus seinen Kopf. Woher kam diese rauchige Stimme?

„Jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben"

Bevor er noch einen weiteren Schritt auf die Tür zu machen konnte, wurde er an er an seiner Robe gepackt und herum gerissen.

„Geboren, wenn der siebte Monat stirbt...", konnte Severus noch vernehmen, ehe er grob und polternd die Treppe herunter gezerrt wurde. Der Wirt des Eberkopfs funkelte ihn finster an, als er ihn aus dem Lokal bugsierte.

Entrüstet suchten Severus schwarze Augen die blauen Augen seines Gegenübers. „Ich will dich hier nicht mehr sehen!", zischte der sonst schweigsame Besitzer des Eberkopfs Severus noch zu, ehe er wieder in seiner Taverne verschwand.

Von der plötzlichen Helligkeit geblendet, lehnte der Schwarzmagier sich an die nächste Hauswand und begann abzuwägen. Zwar hatte er Dumbledore noch nicht überreden können, ihm die Anstellung in Hogwarts zu geben, jedoch würde diese Aussage, oder gar diese Prophezeiung von sehr großen Interesse für den dunklen Lord sein.

 

 

Angewidert verzog er sein Gesicht. Seine Robe würde er zuvor noch verbrennen. Dieser Gestank nach Ziege würde nie wieder verschwinden.

 

 

j'en perds le fil

„Kanarienkremschnitten.“

Der in der Wand eingelassene, steinerne Wasserspeier knackte und gab mit leisem Dröhnen eine sich selbst aufwärts windende Wendeltreppe frei.
 

Severus fühlte sich miserabel. Schweigend und mit verschwitzen Händen stand er neben seiner ehemaligen Lehrerin für Verwandlung, die ihm in kurzen Abständen, abfällige Blicke zuwarf.
 

„Professor Dumbledore erwartet Sie, Mr. Snape.“ Ihre Stimme schwankte zwischen Abscheu und Geringschätzung.
 

Als er sich einen Ruck gab und in die Treppe hineintrat, schüttelte sie den Kopf und eilte mit zügigen Schritten davon. Als Hauslehrerin Gryffindors war das Verhältnis der beiden nie sonderlich gut gewesen. Auch hatte er sich in ihrem Lehrfach nie mit hervorragenden Leistungen schmücken können, anders als Lily.
 

Mit einem Kloß im Hals erreichte er die Türe des Schulleiters und hielt einen Moment inne. Der Türklopfer in Form eines Greifens schien ihn anzustarren. Mit schweißnassen Händen griff er ungeschickt nach ihm und klopfte mehrmals. Während er das tat, wurde ihm das so verursachte Geräusch unerträglich und er stellte fest, dass ein einziges Mal sicherlich mehr als ausreichend gewesen wäre.
 

„Kommen Sie doch herein!“, klang es warm und freundlich aus dem Büro. Sich selbst Mut machend, schwang Severus die schwere Türe auf und betrat den runden Büroraum. An den Wänden ringsum hingen die Porträts der ehemaligen Schulleiter, die ihm zu einem großen Teil neugierige Blicke zuwarfen. Leises Getuschel breitete sich im Raum aus.

Severus Blick suchte und fand den sprechenden Hut und seine Brauen verengten sich vor Wut, als er ihn schließlich an seinem Platz auf einem Regal an der Wand fand. Nie würde er diesem eigenwilligen Artefakt verzeihen, ihm Lily weggenommen zu haben.
 

Als Severus sich schlussendlich losriss und vor den großen Schreibtisch trat, stand die große, hagere Gestalt des Schulleiters schon neben diesem. Über seine Halbmondbrille hinweg sah er ihn mit seinen blauen Augen an, auf seinem Gesicht trug er sein übliches, entgegenkommendes Lächeln.
 

Als überaus fähiger Okklumentiker verschloss der ehemalige Slytherin vorsorglich seinen Geist, als er Dumbledores Einladung folgte und vor dem Schreibtisch in einem bequemen Lehnstuhl Platz nahm. Die Erinnerungen an ihr Treffen im Eberkopf, der kürzlich vernommenen Prophezeiung und die Reaktion seines Herren - Severus machte seinen Geist frei und zwang sich seine volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten.
 

„Ihre Nachrichten hat mich, gelinde gesagt, überrascht, Severus.“, eröffnete der weißhaarige, alte Zauberer das Gespräch.
 

Mich auch, dachte sich Severus als er mit kratzig belegter Stimme anfing seine Worte zu formen: „Es betrübte mich zu hören, dass Professor Slughorn sein Amt niederlegt. Er war mir all die Jahre ein hervorragender Lehrmeister und als mein ehemaliger Hauslehrer, standen wir Slytherin ihm immer besonders nah.“
 

Als Severus diese glatte Lüge ausgesprochen hatte, lies er erleichtert seine Schultern sinken. In der Vergangenheit war das Verhältnis zu Professor Slughorn geprägt durch die gegenseitige Nichtachtung
 

Der Schulleiter nickte verstehend, schwieg jedoch.
 

„Da ich derzeit ohne Anstellung bin“, fuhr Severus fort und räusperte sich nervös, „habe ich gehofft, dass Sie mir eine Chance geben würden, hier in dieser Schule, als zukünftiger Lehrkörper für Zaubertränke fußfassen zu können.“
 

Professor Dumbledore nickte zufrieden, hüllte sich aber in Schweigen.
 

„Ich hoffe, Professor, dass Sie in den letzten Tagen und Wochen meine Eule empfangen haben. Damit Sie die Qualität meiner Arbeiten beurteilen können, hatte ich Ihnen eine Phiole Felix Felicis beigefügt.“
 

„Professor Slughorn war von Ihrer Arbeit begeistert, Severus. Erlauben Sie einem alten neugierigen Mann, dass ich Ihnen eine andere Frage stelle?“, der Schulleiter lächelte weiterhin, sah Severus dabei über den Rand seiner Brillengläser an und wartete dann ruhig, bis Severus mit einem knappen Nicken seine Zustimmung gab. Der Schulleiter faltete die Hände vor seiner Brust und fuhr dann unverändert freundlich fort: „Was hat Tom Ihnen im Gegenzug für die Anstellung versprochen?“
 

Missbilligend legte Severus die Stirn in Falten und antwortete stockend: „Ich.. ich verstehe nicht?“
 

„Sie haben mich sehr wohl verstanden, Severus.“, sein Gesicht war nun eindringlich und hatte die freundlichen Züge verloren. „Tun Sie mir doch bitte den Gefallen und richten Sie Tom meinen Gruß aus.“
 

Als Dumbledore sich daraufhin erhob und Anstalten machte, ihn aus dem Büro geleiten zu wollen, schoss Severus Puls in die Höhe. In seinen Ohren begann es zu rauschen und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Er hatte es vermasselt. Die Zeit schien ihm durch die Finger zu rinnen und als sie an seiner Bürotür angekommen waren, lies Severus seufzend seinen Kopf sinken: „Es ist meine letzte Chance.“
 

Sichtlich überrascht hielt der Schulleiter inne. „Ich.. will sie nicht aus meinem Leben verlieren.“, führte Severus leise aus. Es war das erste Mal, dass er das Thema bei irgendjemanden Anschnitt. Er fühlte sich verletzlich und unsicher, als er den Augenkontakt zu dem alten Mann suchte. „Lily Evans.. sie..“, der Schwarzhaarige verschluckte den Rest des Satzes und machte eine ratlose Geste.
 

„Potter.“, korrigierte Dumbledore ihn schlicht und lies die Hand auf seine Schulter sinken. „Wissen Sie Severus, mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.“
 

Beinah kumpelhaft klopfte der alte Zauberer dem Jüngeren auf die Schulter und führte ihn mit sanftem Druck wieder zurück zu seinem Schreibtisch.
 

Im Vorbeigehen wies Dumbledore auf eine hohe Schüssel - die von einem filigranen Silberständer gehalten - ihren Weg säumte. „Bitte bedienen Sie sich, Severus. Das hilft bei Lampenfieber.“ Severus ignorierte den gehäuften Berg Zitronenbrausebonbons und nahm wieder in dem Sessel Platz, den er eben erst verlassen hatte.
 

Dumbledore ging nicht zurück zu seinem thronartigen Schulleitersessel auf der anderen Seite des Tisches. Er ließ sich mit seiner Hüfte lässig gegen diesen sinken, griff nach einem kristallenen Becher mit einer durchsichtigen Flüssigkeit und schwenkte ihn langsam im Kreis.
 

„Sie müssen mir nachsehen, dass ich Sie nicht länger als notwendig in dem Glauben belassen möchte, nicht den wahren Drahtzieher hinter Ihrem Besuch zu kennen. Tom hat seinerzeit selbst eine Laufbahn als Lehrkörper an dieser Schule angestrebt.“ Der Direktor stellte das Trinkgefäß wieder ab, ohne davon getrunken zu haben. „Wussten Sie das, Severus? Sie sind bereits sein dritter Versuch, das Kollegium durch seinen Einfluss zu infiltrieren.“ Erst jetzt sah er seinen Gast wieder direkt an.
 

Severus Gedanken rasten. Das Vorstellungsgespräch hatte nach sehr kurzer Zeit eine unerwartete Wendung genommen. Nun, da er es noch einmal geschafft hatte, den Rauswurf – nichts anderes wäre es gewesen – zumindest aufzuschieben, musste er seine Strategie vollkommen neu denken. Lily schoss ihm immer wieder durch den Kopf, seit er einer spontanen Eingebung folgend, eben seine Sehnsucht nach ihr gestanden hatte. Aber wie sollte er jetzt daran anschließen und eine Grundlage für eine Anstellung darauf aufbauen? Er hatte Dumbledore gar nicht richtig zugehört, wie er da vor ihm an den Tisch gelehnt stand und sprach. Nun war schon endlose Momente lang nur das unverständliche Getuschel der Gemälde rings um sie herum zu hören.
 

„Professor“, setzte er an. Er verfluchte sich dafür, seine Stimme nicht besser unter Kontrolle zu haben. Das Zittern war kaum zu überhören. „Sie haben natürlich Recht. Der dunkle Lord hat mich gesandt um als enger Vertrauter sein langer Arm in Hogwarts zu werden. Er ist überzeugt, dass Sie mir die ehrenvollen Absichten abkaufen würden, die ich gedachte in diesem Gespräch vorzubringen.“
 

Er holte einmal tief Luft und fügte in leiserem, verschwörerischem Tonfall hinzu: „Aber er hat keine Ahnung, dass sein Diener eigene, abtrünnige Ziele verfolgt. Der Tag, da mir die Aufgabe zufiel, Ihr Vertrauen zu gewinnen, Professor Dumbledore, war der gleiche Tag, an dem ich einen Hoffnungsschimmer ausmachte. Schon länger suche ich nach einem Weg, die intimen Kenntnisse, die mir als Lord Voldemorts rechte Hand zu teil werden, gegen Ihn zu verwenden. Vordergründig diene ich ihm weiter als zuverlässiges Werkzeug. Ohne sein Wissen haben jedoch seine und meine Ziele unvereinbare Widersprüche entwickelt.“ An dieser Stelle hielt Severus inne. Der Schulleiter sah ihn ruhig an, ließ sich jedoch mit keiner Miene anmerken, was er von der eben vorgetragenen Geschichte halten mochte.
 

Severus hingegen schmerzte sein Hals. Es war sicherlich schon Jahre her, dass er so viel an einem Stück gesprochen hatte.
 

Es waren noch ein paar Formalitäten von Nöten, ehe der ehemalige Slytherin mit seiner neuen Anstellung als Lehrer für Zaubertränke, beschwingt aus dem Büro des Schulleiters trat. Dumbledore hatte ihm zuvor versichert, diese hervorragende Nachricht zeitnah dem ganzen Orden mitzuteilen.
 

Die zukünftige Lehrkraft war so erleichtert, dass er die letzten gewundenen Stufen mit wenigen und großen Schritten nahm und sich plötzlich in einer Schar Schülern wiederfand, die ihn voller Argwohn musterten.
 

In diesem Moment lief es Severus kurz und kalt den Rücken hinab. Ab dem ersten September würde er diese unsagbar nervigen Kröten unterrichten müssen.

Unsolved Ideas Of A Distorted Guest

 

 

Konzentriert starrten die beiden ehemaligen Gryffindors auf das Schachbrett.
 

„Turm auf h3!“ Langsam kratzte James weißer Turm zwei Felder voran.
 

„Springer auf f6“, Sirius schwarzer Reiter erschlug einen von James weißen Bauern, während dieser amüsiert grinste.
 

„Läufer auf a3. Du wirst unachtsam alter Knabe.“ Mit lautem Getöse brachte der weißer Läufer den schwarzen Läufer zu Fall.
 

„James? Was macht ihr denn jetzt noch? Hast du den Tisch gedeckt?!“, hallte Lilys Stimme aus der Küche. Sie klang ungeduldig.
 

„Jaaa.... gleich! Bin fast fertig.“; kam es prompt als Antwort von James. Schmunzelnd lies Sirius seinen Blick zum Tisch wandern. Das Besteck und die Teller standen noch unberührt auf einem Haufen.
 

„Turm auf a3.“ Der schwarzer Turm krachte in Krones Läufer und rammte diesen erbarmungslos nieder.
 

Missbilligend fuhr sich James durch sein kurzes schwarzes Haar und kratzt sich an der Stirn. „Tja.. du hast Lily gehört.“, sprach er dann und erhob sich aus seinem Schneidersitz.
 

„Eh! Du kneifst!“, erwiderte Sirius mit gespielter Echauffierung, bemächtigte sich einer der verbleibenden weißen Bauern und warf ihn nach seinem Schulfreund. Relativ unspektakulär, prallte die Figur an James Bein ab und fiel mit einem traurigen „Plop“ zu Boden.
 

Unzufrieden dreinblickend beobachtete er seinen besten Freund noch einen Moment, der sich mithilfe des Locomotor-Zaubers daran machte, den Tisch wie befohlen zu decken, griff dann nach seiner Zigarettenpackung und steckte sich eine an.
 

„Warum können James und ich uns nicht die Ergebnisse der Auswahlspiele für die Quidditch-Weltmeisterschaft anhören? Er will uns doch genau so wenig sehen, wie wir ihn.“, rief Sirius trotzig in Richtung Küche, während er sich erhob und in Richtung des nächsten Aschenbechers schlurfte.
 

„Sirius.. ich werde dieses Gespräch heute nicht zum achten Mal führen. Reißt euch verdammt nochmal zusammen.“, brauste es entnervt aus Lilys Richtung. Schadenfroh grinste James zu ihm hinüber, während anfing, das Zauberschach vom Boden zu sammeln. Als Sirius den mitten im Raum liegenden Bauern aufnahm, um seinem Freund zu helfen, klopfte es leise, aber unüberhörbar an der Haustüre der Potters.
 

„Sofooort!“, rief Lily während sie aus der Küche zur Haustüre rauschte. Sie hatte sich eine Schürze um ihren mittlerweile doch deutlich sichtbaren Babybauch gebunden. An ihren Füßen trug sie dicke, flauschige Pantoffeln. Heute Morgen hatte sie sich lauthals darüber beschwert, dass ihr keine Schuhe mehr passten. Ihre roten Haare zu einem Zopf geflochten, sah sie heute sehr häuslich aus, stellte Sirius schmunzelnd fest.
 

Er wurde von einem freudigen Quietschen ihrerseits aus seinen Gedanken gerissen. James kommentierte dies mit einem sehr deutlichen Augenrollen. Nachdem sie, für Sirius wenig verständlich, ein paar Worte an der Türe gewechselt hatten, stand nun Lily freudig strahlend im Türrahmen, an ihrem Arm ein wenig begeistert dreinblickender Snape.
 

Es war drei Jahre her, dass Sirius ihn bewusst wahrgenommen hatte. Remus, James, Peter und er hatten freudig vor dem Eingangsbereich ihre Schulroben verbrannt. Snape und sein nicht weniger schmieriger Freund Avery hatten ihnen dabei finstere Blicke zugeworfen.
 

Schniefelus hatte sich nur wenig verändert. Etwas länger und wesentlich dürrer, lugte seine Hakennase weiterhin gewaltig unter seinen fettigen, schulterlangen Haaren hervor. Wie der moderne Schwarzmagier von Welt, dachte sich Sirius spöttisch, trug Severus einen schwarzen Reiseumhang und eine schwarze Robe.
 

Voller Abscheu starrte der Neuankömmling, der sich perplex von Lily in den Raum hatte schleifen lassen, James und ihn an.
 

Seine dünnen Lippen kräuselten sich zu einem arroganten und herablassenden Grinsen, als er zu einer kurzen, wenig herzlichen Begrüßung ansetzte. „Meine Herren... eigentlich hatte ich gar nicht erwartet Sie hier und heute anzutreffen.“, Höhnisch glucksend stahl er sich sanft aus Lilys Griff und trat einen Schritt näher an die beiden angesprochenen heran. „Wartet nicht irgendwo ein schmieriger Pub mit schalem Bier auf euch?“
 

Sirius wusste worauf er anspielte. Während ihrer Schulzeit herrschte bei den Rumtreibern immer Ausnahmezustand, wenn die Meisterschaften stattfanden.
 

Finster funkelten James und Sirius ihn an.
 

„Severus!“, zischte Lily sichtlich erbost. Zu Sirius großer Überraschung schien er davon beeindruckt. Schniefelus Körperhaltung und Züge wurden deutlich weicher, als er sich wieder zu Lily umwandte und ihr ein angestrengtes Lächeln schenkte. Sirius drehte sich bei dem Anblick der Magen um.
 

Du kleine mickrige Kröte! Pass auf wen du hier vollschleimst!,  durchfuhr es Tatze aufbrausend und er ballte dabei seine beiden Hände zu Fäusten. James schien seine Anspannung zu teilen, jedoch anstatt stumm und innerlich zu wüten, trat er an hinüber zu seiner Hausbar und öffnete diese. Mit einem eindeutig zufriedenen Gesichtsausdruck schenkte James Feuerwhisky in drei schlichte Gläser, nahm sich eins und hob es in die Höhe.
 

„Auf unseren guten alten Schniefelus!“ Er setze sich grinsend das Glas an die Lippen und fuhr fort: „Auf dass er in Zukunft seinen verräterischen Zinken nicht nur aus dem Orden sondern auch aus meinem Haus heraushält!“.
 

„Hört, hört!“, fügte Sirius anerkennend hinzu und steckte sich erheitert die nächste Zigarette an.
 

Tatzes Laune besserte sich schlagartig. Nicht nur, dass James galant seine Missachtung kundgetan hatte, war es auch erst kurz nach 12 Uhr und Krone hatte die Bar eröffnet. Dankbar nickend nahm er sein Glas von ihm entgegen, nippte daran und verfolgte aufmerksam die sich abspielende Szenerie
 

Wie schon zur Schulzeit reagierte das Zweiergespann Snape und Lily immer auf die gleiche Weise. Schniefelus blieb schweigsam im Hintergrund, derweil sie wütend voran stürmte um es mit all den Ungerechtigkeiten dieser Welt aufzunehmen. Doch dieses Mal nahm dieses altbekannte Schauspiel neue Züge an. Snape verschränkte spöttisch grinsend seine Arme vor der Brust und Lily schenkte diesem ein kurzes, entschuldigendes Lächeln. „Mein lieber Ehemann möchte nur Scherzen, Sev.“
 

„Meine liebe Ehefrau.“, James betonte das Wort „Ehefrau“ sehr deutlich und griff nach dem dritten Glas. Lässig wog er das Glas in seinen Fingern, als er zur hageren Gestalt hinübertrat. Kurz bevor er Severus erreicht hatte, zog er das Glas in wenigen Zügen leer und drückte ihm dann grob, das leere Glas in die Finger. Grinsend fuhr der ehemalige Schülersprecher fort: „hat mich und den guten Tatze gebeten heute ganz besonders sanft zu dir zu sein.“ Sirius konnte nicht anders als sich seinem breiten Grinsen anzuschließen.
 

Severus hingegen blieb unheimlich still, hielt das Glas missgünstig in seiner Hand und räusperte sich kurz.
 

„Sieht aus als würden wir heute mit einem „ehemaligen“ Todesser trinken Krone. Das klingt doch wirklich nach Spaß.“, kommentierte der Sohn der Blacks herausfordernd und nahm zwischen den Zügen an seiner Zigarette ein paar Schlucke Feuerwhisky. Da er heute noch nichts gefrühstückt hatte und stattdessen lieber Zauberschach mit James gespielt hatte, wärmte der Whisky seinen Hals und seinen leeren Magen.
 

„Die wundervolle Lily hat mich sicherlich nicht zu einem sinnlosen Trinkgelage eingeladen.“, sprach Snape, weiterhin bemerkenswert ruhig, schenkte Lily wieder ein schmieriges Lächeln und legte dabei eine seiner dürren Hände auf ihre Schulter.

James Augen blitzen böse und Lily lachte erheitert und hell auf: „Wir sind alle erwachsen, Severus. Solange das Haus heute Abend noch steht, könnt ihr eigentlich alles tun was ihr wollt. Aber – keinen – Streit!“ Den letzten Satz sprach sie langsam und deutlich. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass es ihr sehr ernst war.
 

Betretenes Schweigen entstand zwischen den Herren. Severus stellte sein leeres Glas rasch auf dem Tisch ab und trat hinaus auf den Flur, um dort seinen Reiseumhang auf einen der Schränke abzuladen.
 

Seine kurze Abwesenheit nutzte Sirius um Krone mit seinem Ellenbogen anzustupsen. „Manchmal liebe ich deine Frau einfach.“, bemerkte er freudig, trat hinüber zu Bar und füllte sich sein Glas abermals.
 

„Ich denke das tun wir alle drei.“, gab James düster zurück. Lily ließ den letzten Satz ihres Ehemannes unkommentiert und ging hinüber zur Küche. Ehe sie jedoch aus dem Sichtfeld der beiden ehemaligen Gryffindors verschwand schärfte sie ihnen nochmals eindringlich ein, dass sie sich doch wenigstens ein bisschen zusammenreißen sollten.
 

Als Severus wieder ins Wohnzimmer trat, war Lily in die Küche verschwunden. Er wirkte für einen kurzen Moment verwirrt und haltlos, besann sich jedoch dann schnell und trat hinüber zu Sirius und James, die sich jetzt an der Bar vergingen.
 

„Mein Vorschlag: Wir trinken – schweigend – und bringen diesen Nachmittag hinter uns.“, sprach Snape knapp und hob seine Arme in einer hilflosen Geste der Deeskalation.
 

„Lasst es uns doch ein wenig spannender Gestalten.“, feixte Tatze und griff nach einer alten Flasche mit der Aufschrift „Schädelspalter“. Er wirkte alles andere als deeskalierend, als er sich mit dieser staubigen Flasche, einem Korkenzieher und drei Schnapsgläsern bewaffnet zum Wohnzimmertisch begab.
 

„James, Peter, Remus und ich haben im Eberkopf immer „Ich hab‘ noch nie“ gespielt. Der gute Aberforth hat zum Glück nicht so genau hingesehen.“, erklärte Sirius beschwingt und öffnete die Flasche mit einem Ruck. Als er drei Schlucke des Schädelspalters in die Gläser verteilt hatte, bat er mit einem Wink die beiden verblieben Herren an den Tisch, die auch prompt Platz nahmen. Snape sah im ersten Moment wenig begeistert aus, jedoch war sich Sirius nicht sicher, ob dies nicht einfach sein üblicher Aggregatzustand war.
 

„Da es meine Idee war.“, verkündete Sirius grinsend und griff zu seinem Schnapsglas. „Ich habe noch nie einen unverzeihlichen Fluch gesprochen.“
 

Kurze Stille, während Severus nach seinem Glas griff und dieses leerte.

Keuchend schüttelte Snape den Kopf und sprach dann mit rauchig belegter Stimme: „Ich hab‘ noch nie ein Duell gegen einen Todesser verloren.“
 

Sirius leerte sein Glas und zuckte entschuldigend mit seinen Schultern: „Regulus war schon immer ziemlich begabt.“
 

James hingegen blickte ernst in sein Glas und trank nicht. „Ich hab‘ noch nie einer verheirateten Frau den Hof gemacht.“, sprach er nach einer Weile und starrte dabei den Slytherin eindringlich über den Tisch hinweg an.
 

Sowohl Sirius als auch Severus tranken, dennoch unterschieden sich ihre Gesichtsausdrücke auf grundsätzliche Art und Weise. Während Sirius zufrieden und sehnsüchtig an die bestimmte Dame dachte, wirkte Snape angeschlagen und schuldbewusst.
 

„Alice Longbottom! Und sie war alles andere als abgeneigt.“, verkündete Sirius stolz und gönnte sich noch eine flüssige Ehrenrunde.
 

Severus hüllte sich weiterhin im Schweigen und kratze sich verlegen an der Wange. Vor einigen Wochen hatten die beiden ehemaligen Gryffindors von Lily erfahren, dass Severus wohl eine Art Liaison mit Bellatrix Lestrange zu haben schien. Ebenso war es James und Sirius immer ein Dorn im Auge, wie Snape Lily anschmachtete.
 

„Sooo... ich wieder!“, Tatzes Zunge lag ihm schwer und müde im Weg; „Ich habe noch nie ...ein dunkles Mal mein Eigen genannt.“ Schadenfroh sah Black zu Snape hinüber und steckte sich eine weitere Zigarette an.
 

Kurzerhand griff Snape nach der weitaus leichter gewordenen Flasche und schenkte sich den nächsten Schnaps ein. Nachdem er sein Glas abermals geleert hatte sprach er mit monotoner Stimmlage: „Ich bin noch nie vor dem dunklen Lord geflohen.“
 

„Erst kürzlich auf unseren Motorrädern. Aber das wusstest du ja sicherlich schon vor uns.“, presste James knurrend hervor und leerte sein Trinkgefäß. Sirius schloss sich James an, nun nicht mehr sonderlich erheitert.
 

„Ich habe noch nie Lily bedroht.“

James war wieder an der Reihe und wieder tranken Sirius und Severus.
 

„Du warst doch dabei! Als sie mir kürzlich meine Packung abgenommen hat! Es war meine Letzte!“, verteidigte sich Sirius belustigt und blickte nun neugierig zu Snape hinüber.
 

Dieser hob überrascht seine rechte Braue und murmelte: „Die Maske hat Augenschlitze. Auch wenn ihr uns nicht zuordnen könnt, können wir euch weiterhin klar und deutlich sehen.“ Abwehrend hob er seine Schultern und fügte beschwichtigend hinzu: „Bisher konnte ich es aber immer vermeiden etwas wirkliches Ernsthaftes in ihre Richtung zu schleudern.“
 

Schlagartig und laut polternd, stürzte James über das Geschirr hinweg auf Snape zu und bekam seinen Kragen zu packen, ehe dieser seinen Zauberstab ziehen konnte.
 

„Noch ein weiteres, falsches Wort, ein weiterer gieriger Blick oder ein erhobener Zauberstab in ihre Richtung und der nächste Cruciatus-Fluch ist an dich adressiert.“, drohte James und all sein Hass, seine Geringschätzung und seine Abscheu schrie er dem Todesser entgegen. „Vielleicht konntest du Albus mit deinem Schmieren-Theater täuschen, mich jedoch nicht. Du bist und bleibst was du bist: Abschaum!“
 

Snape würgte kurz und begann an James Hand zu zerren, ehe er sich kurz darauf befreien konnte.
 

Obwohl Sirius damit gerechnet hatte, dass Krone und Schniefelus heute aneinandergeraten würden, war er überrascht, dass es James nicht mal bis nach dem Essen ausgehalten hatte.
 

Schniefelus rieb sich hasserfüllt dreinblickend den Hals, als Lily das Zimmer, angelockt vom gepolter, betrat. Der Slytherin besah sie ebenfalls finster. Schweigend erhob er sich und verließ stumm das Wohnzimmer.
 

„Was ist los?! James? Severus! Warte.“ Während sie an den beiden Gryffindors vorbeirauschte, um hinter Snape in den Flur zu gelangen, zog sie ihre Schürze aus und warf diese tadelnd auf James. Kurz darauf flog einer ihrer Pantoffeln in Snapes Richtung, der sich hastig daran machte seinen Reiseumhang anzulegen.
 

„Es war von Anfang an eine dumme Idee.“, brummte James Sirius zu, während dieser sich abermals einen einschenkte und dabei das Streitgespräch zwischen Lily und Snape beobachtete.
 

Die Rothaarige hatte auch noch ihren zweiten Pantoffel nach Schniefelus geworfen. Dieser hatte im Laufe des Gespräches unzählige Male auf James und Sirius gedeutet, spöttisch aufgelacht und immer wieder den Kopf geschüttelt. Im Gegensatz zu Lily war er dabei immer ruhig geblieben. Er schien immer ruhig zu bleiben. Sirius hatte davon gehört, dass die treusten Anhänger des dunklen Lords sehr bewandert in der Okklumentik und der Leglimentik waren. James und er hatten sich kürzlich selbst dieser Disziplin zugewandt, hatten sich jedoch nicht als besonders begabt herausgestellt.
 

Immer wenn Tatze im Laufe des Streitgespräch zwischen Snape und Lily versuchte, sich in die Gedanken des Slytherin zu stehlen, war ihm, als würde er hart gegen eine Wand prallen. Schniefelus schenkte ihm jedes Mal ein kurzes, hämisches Grinsen.
 

Aber zumindest James Drohung hat bei ihm eine Wirkung erzielt, dachte Sirius anerkennend, als er aufs Neue gierig an seiner Zigarette zog. Snape schien peinlichst darauf bedacht, möglichst viel Distanz zwischen ihn und Lily zu bringen und verhielt sich ihr gegenüber deutlich eisiger.
 

Plötzlich donnerte Schniefelus seinen Reisemantel zu Boden, krempelte seine Robe an den Armen hoch und warf zum sicherlich hundertsten Mal einen abschätzigen Blick ins Wohnzimmer. Während er sich an den Kopf fasste, trat er um Lily herum und schien entnervt. „Aber du musst ihre Zweifel auch irgendwo nachvollziehen können.“, erwiderte Lily hitzig.
 

„Nochmal: Das hier verschwindet nicht.“, grimmig deutete er auf seinen linken Arm. „Mir ist es doch gleich, was Potter von mir hält! Es geht hier um dich. Du traust mir nicht!“
 

„Nicht ich habe kürzlich noch tatenlos daneben gestanden, während viele Muggel grausam verbrannt sind!“, Lily war völlig außer sich, während sie nach ihrem Bauch griff. Harry hatte ihr wohl einen etwas heftigeren Tritt verpasst. Dass der Junge jetzt schon die Ziele seines Vaters so bedingungslos verfolgte, erfüllte Sirius Herz mit noch mehr Liebe für sein Patenkind.
 

„Weich‘ mir nicht ständig aus. Traust du mir, oder nicht?“
 

Eins musste Sirius seinem Rivalen lassen: Er wusste mit Lilys Hitzkopf umzugehen, ließ sich nicht auf ihre Provokationen ein und behielt einen klaren Verstand.
 

Lily stockte, wohl einen Moment zu lange. Severus griff nach seinem Reisemantel, hielt einen Augenblick inne, entschied sich aber dann doch dafür, die Haustüre zu öffnen und wortlos hinaus zu treten. Während die Haustüre ins Schloss fiel, seufzte Lily schwer und trat mit hochrotem Kopf zurück in das Wohnzimmer.
 

„Das habt ihr ja prima hinbekommen!“, kommentierte Lily die Situation, lies sich neben ihrem Ehemann nieder und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

 

Nothin' But A Good Time

 

Wieder in Spinners End angekommen, schrie er sich den Rest an Seele, den er noch im Leib trug, hinaus. Er schrie so laut, dass ihm die Lunge in der Brust schmerzte. Wutentbrannt riss er einen seiner Kessel um und trat nach einem fein säuberlich Gestapelten Haufen Tagespropheten. Wie Wasser, ergossen sich die verschiedenen Seiten der mehr oder weniger aktuellen Ausgaben, über den Boden. Im Laufe der letzten Wochen und Monaten hatten sich die Titelseiten nur so an drastischen Warnungen überschlagen. Achtlos trat er drei Exemplare zur Seite, als er hinüber zur Tür schoss.
 

Montag, 11.02.1980

Inferi – Bleiben Sie Wachsam! Nicht bestätigte Sichtungen lassen vermuten, dass die Todesser jetzt möglicherweise Inferius einsetzen.
 

Freitag, 04.04.1980

Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung, Bartemius Crouch tappt im Dunkeln – Auroren können weitere Muggelangriffe nicht verhindern.
 

Mittwoch, 21.05.1980

Strafverfolgung greift durch – Ohne Verhandlung nach Askabahn – Mehr und mehr Verdächtige ohne Prozess in Haft genommen.
 


 

Draußen, auf den Stufen, lies er sich nieder. Den Zauberstab weiterhin krampfhaft in den Fingern haltend, schmachtete es in seinem tiefsten Inneren nur nach einem: Rache für diese Erniedrigung!
 

Wie Gift rauschte und pulsierte das Gefühl von Scham durch seine Adern und Venen. Druck und Beklommenheit hielten seine Brust in einer eisernen Umklammerung. Sein Atem kam in unruhigen, kräftigen Zügen durch seine Nasenlöcher.
 

„Noch ein weiteres, falsches Wort, ein weiterer gieriger Blick oder ein erhobener Zauberstab in ihre Richtung und der nächste Cruciatus-Fluch ist an dich adressiert.“
 

Das wäre nicht der erste und nicht der letzte Cruciatus Fluch gewesen, der an ihn adressiert war. Und außerdem: Als würde dieser Blutsverräter über ausreichende Fähigkeiten verfügen, um solch einen Fluch zu wirken.
 

Wie Paukenschläge, donnerten in einer Endlosschleife immer wieder die gleiche Abfolge von Gedanken in seinem Verstand wieder. Er hätte ihn vernichten sollen. Oder zumindest brechen.
 

Als Schande für die ganze Zaubererwelt würde sein Verlust nicht schwerwiegend sein. Reinblütig oder nicht… Ausschuss gab es immer.
 

Das allgegenwärtige Gefühl von blinder Wut erfüllte ihn nun gänzlich, hielt ihn gnadenlos umklammert. Blut rauschte in seinen Ohren, als er einen dürren Schemen entdeckte, der um die nächste Häuserecke trat.
 

Mager und mit ungesunden, kahlen Stellen im Fell, trat ein Hund in die Nähe seines Hauses, wohl verzweifelt auf der Suche nach etwas Essbaren. Schüchtern und unsicher inspizierte er den Unrat der umliegenden Nachbarschaft.
 

Sein schwarzes Fell und seine zottelige Mähne glänzten dumpf als ein grüner Blitz das Tier erfasste. Mit einem leisen Seufzten ging der Vierbeiner zu Boden und regte sich nicht mehr.
 

Für einen kurzen Moment besah Snape das reglose Tier mit Genugtuung und gab sich dem Funken Hoffnung hin, dass es der Animagus Black gewesen war. Die Befriedigung war jedoch nur von kurzer Dauer, da sich das Tier nicht mehr regte und auch seine ursprüngliche Gestalt beibehielt.
 

Zögerlich beleckte er seine Zähne und schmeckte dabei das holzig würzige Aroma des Schädelspalters, den er erst vor wenigen Momenten heruntergekippt hatte.
 

Sicherlich, der Alkohol hatte seinen Anteil daran, aber er hatte Schwierigkeiten sich zu beherrschen. Mit seiner Linken griff er sich an die Brust, tastete nach seinem rasenden Herzschlag und schmunzelte dann unvermittelt. Er hatte kein Bedürfnis danach sich zu beruhigen. Lieber wollte er jemanden die bittere Medizin zu schmecken geben, die er gerade von Potter und Black verabreicht bekommen hatte und die keine Ruhe geben würde, bevor er sie nicht mit anderen geteilt hätte.
 

Mit dem Tippen seines Zauberstabs verbarg er seine von Hass verzerrte Fratze hinter seinem „wahren“ Gesicht. Das Gesicht, dass ihm sein Meister vor vielen Monaten geschenkt hatte. Nur dessen Mimik sollte die Welt in von ihm zu sehen bekommen. Alles andere ging nur noch ihn selbst etwas an.
 


 

Wenig später apparierte er inmitten einer kleinen Wohnsiedlung. Die freistehenden Häuser ähnelte wie ein Ei dem anderen. Für Kreativität oder Selbstbestimmung war hier kein Platz. Die rotbraunen Ziegel der Dächer glänzten in der Sonne. Es hatte wohl kürzlich geregnet.
 

Mit großen Schritten trat er durch den Vorgarten, auf eines der Häuser zu und donnerte, als er die Haustüre erreichte, lautstark mit der Faust auf das Holz ein.
 

Davon aufgeschreckt, zog eine Frau, kaum größer als eineinhalb Meter, die Türe einen Spalt auf. Ihr blondes Haar, ihre zierliche Nase und ihre blauen Augen, die ängstlich zu Severus hinaufsahen, waren die einer durchweg schönen Frau.
 

Achtlos stieß er sein Hindernis zur Seite und betrat das Haus.
 

„Wo ist er?“, knurrte Severus wortkarg, während er sich prüfend umsah.
 

„Was? Wie?“
 

„Wo ist er, Lucinda?“, unterbrach der Todesser die verunsicherte Frau harsch.
 

„Jag mir doch nicht so einen Schreck ein Severus. Er ist im Wohnzimmer.“, erwiderte die ehemalige Quidditch-Kapitänin beleidigt und deutete den Flur hinauf.
 

Mit einem kurzen, verächtlichen Schnauben nahm er ihre Antwort zur Kenntnis und folgte ihrem ausgestreckten Finger.
 

Obwohl Mulciber dem Drängen seines Vaters erst kürzlich nachgegeben und eine Anstellung im Ministerium angenommen hatte, konnte sich Severus diesen Bären von einem Mann nur schwer auf einem Bürostuhl vorstellen.
 

„Snape?“, klang die Stimme des Hausherren mehr verwirrt als schockiert aus dem nächsten Zimmer. Gleich darauf stand er auch schon im Türrahmen und machte Anstalten ihm in dem engen Flur entgegen zu kommen. Als sie sich in der Mitte trafen, griff Severus beherzt nach dessen Arm und zwang ihn so, mit ihm zu disapperieren.
 

Wenige Herzschläge später erschienen sie taumelnd auf einer viel befahrenden Straße inmitten einer Einkaufspassage. Autos hupten ohrenbetäubend laut und vor allem nah und schafften es nur mit quietschenden Reifen den beiden Männern auszuweichen, die da wie aus dem Nichts im grellen Scheinwerferlicht aufgetaucht waren.
 

„Bist du jetzt total übergeschnappt!?“, schrie ihm Mulciber entgeistert entgegen und verhüllte sein Gesicht ebenso mit Hilfe seines Zauberstabs, hinter seiner Maske. Mit drei schnellen Schritten waren die beiden auf den Bürgersteig gesprungen, auf dem zu dieser fortgeschrittenen Uhrzeit nur noch wenige Personen unterwegs waren.
 

Ohne auf den laut zeternden Mulciber zu achten, richtete Severus mit einer raschen Bewegung den Zauberstab auf das nächstgelegene Gebäude und sprach mit bedrohlich ruhiger Stimme: „Confringo.“
 

Das Chaos, das kurz darauf losbrach, würde es sicherlich wieder in den Propheten schaffen, stellte Severus mit grimmiger Zufriedenheit fest. Die Schaufenster im Erdgeschoss und dem zweiten Stock barsten und gaben den Weg frei für das dahinter befindliche Inventar, Verkaufswaren, aber auch Mitarbeiter und Kunden. Ganze Teile der tragenden Wände und Fußböden bahnten sich explosionsartig einen Weg nach draußen und trieben dabei alles, was diesem Streben im Weg stand, vor sich her oder zerrissen es in kleine Stücke. Der Lärm war unbeschreiblich. Für einen kurzen Moment bestand Severus‘ Welt nur aus diesem, von Ihm motivierten Unheil. Wie in Zeitlupe beobachtete er mit kalter Genugtuung, dass keine betroffene Person unverletzt blieb und auch, dass bei weitem nicht alle Besucher des Ladenlokals es schafften den einstürzenden Trümmern zu entgehen.
 

Es waren diese wenigen Momente, die Severus wie in Zeitlupe wahrnahm, in denen sein Geist sich entspannt zurücklehnte, zum ersten Mal seit seinem unrühmlichen Abgang aus Lilys und Potters Heimstatt. Er wollte es sich nicht so recht eingestehen, aber das von Ihm heraufbeschworene Unheil war für seine geschundene Seele wie ein warmer, heilsamer Kokon, der ihn vor der Pein und der Ungerechtigkeit abschirmte, die seit dem auf ihn einschrie.
 

Mulciber, bis eben wütend auf seinen ältesten Schulfreund einredend, hielt mitten im Satz inne. Sein ganze Haltung spiegelte Erstaunen über den plötzlichen Wandel der Gesamtsituation. Dann stieß der Todesser etwas wie ein hysterisches, sich überschlagendes Jauchzen aus und hob seinerseits den Zauberstab. Zu solch einem Spaß lies er sich nicht zweimal bitten. Würde er seine Maske nicht tragen, würde Severus in den Augen seines Freundes dieses gierige Funkeln erkennen. Dieses kannte er schon aus ihrer gemeinsamen Zeit in Hogwarts. Immer wenn Severus ihm wieder einen neuen Fluch gezeigt hatte, blitzten Mulcibers Augen, als hätte er gerade einem Erstklässler all seine Schokofroschkarten verbrannt. Oder wenn sie wieder einem dieser Schlammblüter zugesetzt hatten.
 

Die Reaktion der Passanten war reines Entsetzen. Wie kopflose Hühner rannen sie schreiend in alle Richtungen davon, sprangen dabei über Trümmer, Verwundete und Tote gleichermaßen hinweg, nur das Heil ihrer eigenen Haut im Sinn. Einige wenige machten sich aber auch sofort und selbstlos daran, die unter dem Chaos begrabenen Personen zu befreien. Mulciber johlte und applaudierte. Wie ein kleines Kind sprang er vor Erregung von einem Bein auf das andere.
 

Die Wirkung von Severus Kokon lies spürbar nach. Der Schmerz der Erniedrigung und der Niederlage drangen immer lauter wieder zu ihm durch. Mit kalter, entschlossener Stimme befahl er ein kurzes „Expulso“ als er seinen Zauberstab erneut auf den verwüsteten Häuserblock richtete.
 

Den Knall, der die Explosion begleitete, übertönte die vielen Schreie der Muggel. Seinen Schulfreund schien dieser Akt von Gewalt noch immer nicht ausreichend. Die verängstigt fliehenden Menschen wurden von ihm, mithilfe verschiedener Schockzauber, hingestreckt.
 

Der schützende Kokon nahm Severus wieder in sich auf. Von hier drinnen wirkte die Welt so vollkommen in Ordnung, wie sie außerhalb aus den Fugen geriet. Blut überströmte Personen torkelten oder krochen wie betrunken vor einem Hintergrund brennender und qualmender Ruinen umher. Funken stoben aus zerrissenen Stromleitungen. Ihr Widerschein zog hundertfach gespiegelt über zerborstene Fensterscheiben und verbogene Metallteile. Irgendjemand stieß Severus im Vorbeirennen heftig gegen die Schulter. Severus taumelte. Der Schlag hatte ihn aus seiner tranceartigen Betrachtung gerissen. Als er sich gerade noch gefangen hatte, fuhr er wütend herum. Der Muggel, der ihn scheinbar einfach über den Haufen gerannt hatte, war selbst durch den Zusammenstoß ins Straucheln geraten, lief aber ohne sich umzusehen weiter. Wieder hob der Todesser seinen Stab. „Sectumsempra“. Wie eine Puppe, dessen Fäden man durchtrennt hatte, klappte die Gestalt mitten im Laufen zusammen und stürzte unsanft zu Boden. Dort krümmte und stöhnte sie, derweil der teuer aussehende Anzug schnell wachsende, dunkle Flecken aufwies. Schon bald ließ das Zucken nach und der Mann gab keinen Laut mehr von sich. Die größer werdende Lache unter dem nun ruhig daliegenden Körper ließ wenig Spielraum für Interpretation.
 

Eine Hand griff rau nach Severus Schulter. Wütend wirbelte er herum und hatte den nächsten Folterzauber schon auf den Lippen, als er die fein verzierte Maske von Mulciber am anderen Ende des Arms auf seiner Schulter erkannte.  Der große Mann war regelrecht euphorisch. „Mensch, Snape, du bist echt noch immer für Überraschungen gut. Schau, wie sie flitzen. Stupor!“ Mit kindlicher Begeisterung brachte er einen älteren, heftig aus einer Wunde am Kopf blutenden Mann zu Fall. „Ha, dieser nicht mehr.“ Er atmete schwer. „Aber du, ich glaube wir haben getan, was wir konnten. Lass uns jetzt hier abhauen“
 

In der ferne konnten sie leise Sirenengeheul hören, welches rasch näher kam. Wegen der Rettungs- oder auch Polizeikräfte machten sie sich keine Sorgen. Die würden ihr blaulicht-blaues Wunder erleben, sollten sie den Ort des Geschehens vor den Auroren erreichen. Aber die Regel war, dass letztere eben schneller waren. Severus nickte seinem Kameraden zu. „Recht hast du. Also los“ Sie packten sich beide bei der Schulter des anderen und disapperierten.

Als nur Augenblicke später drei Auroren auftauchten, war keine Spur vom Verbleib der Verursacher all der Zerstörung mehr zu finden.
 

Severus klopfte den Staub aus seinem Umhang. Am Ende, so ging es ihm durch den Kopf, würde Lily doch Recht behalten. „Du...Du bist ein Monster! Du hast sie einfach umgebracht!“. In Endlosschleife hallten Ihre Worte in seinem Kopf wider, wieder und wieder.
 


 

 

Black Mirror Image of the Marauders

 

 

Um weiterhin unerkannt zu bleiben, war es Usus geworden, verschiedene Etappenziele mithilfe des Apparierens hintereinander anzusteuern. Auch Verschwindekabinette waren hierfür sehr hilfreich, besonders, da die Auroren unlängst immer versierter wurden, kürzlich vom Ort des Geschehens disapparierte Todesser zu verfolgen und ausfindig zu machen. Rasch hatten die Gehilfen des dunklen Lords begonnen, sich bei der Auswahl der jeweiligen Orte gegenseitig in Hinblick auf Extravaganz übertreffen zu wollen.
 

Hatte der hagere Todesser seinen Gegenüber kurz zuvor die Aussicht auf die Festung von Warwick Castle am Fuße des Flusses von Avon genießen lassen, fanden sie sich wenige Augenblicke später an dem Ort wieder, den sein Begleiter ausgewählt hatte.
 

Severus brummte der Schädel. Mürrisch musste er zugeben, dass der „Schädelspalter“, den er im Hause der Potters getrunken hatte, seinen Namen zu Recht trug. Benommen blinzelnd, versuchte er seine Umgebung einzuordnen. Sie waren in einer Art Kathedralenhöhle gelandet. Hier, wo die Zeit keine Rolle zu spielen schien, war die vorherrschende Stille eine Wohltat für sein Befinden. Die unzähligen Schreie und das schrille Hupen hatten zuvor eine Menge Adrenalin freigesetzt und durch seinen Kreislauf gejagt.
 

Langsam wurde er ruhiger. Das Pfeifen in seinen Ohren ließ nach. Die bleierne Stille, die über der ganzen Szenerie lag, zwang den Zauberer dazu, seine Gedanken neu zu justieren und gleichfalls zu Ordnen.

Unsicher machte er einen Schritt und spürte die Weichheit das dichten Mooses, dass seine Schuhe säumte. Vor vielen Jahren war der Boden unter ihren Füßen von mächtigen Wurzeln aufgewühlt worden. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Severus noch ein paar Billywigs aufsteigen sehen. Die leise knatternden Propeller der davonhuschenden Geschöpfe riefen den beiden Eindringlingen zu, die Geräuschlosigkeit des Ortes nicht zu stören.
 

Soweit das Auge reichte, erstreckte sich ein dichter, uralter Kiefernwald. Mulciber ließ sich auf einem nahen Felsen nieder. Severus verkniff sich ein kurzes Schmunzeln nicht, zumal er noch immer die Maske trug. Niemals hätte er vermutet, dass der Kerl einen Sinn für Feinheiten besaß.
 

Nun ja…zumindest hatte er es kürzlich geschafft eine Frau von sich zu überzeugen, schoss es Severus wie eine bittere Pille durch den Kopf.
 

Er legte die Maskierung ab. Mit dem Handrücken wischte er sich über das fahle Gesicht, glaubte aber, damit den Staub und den Schmutz nur neu anzuordnen, ohne ihn aber loszuwerden.
 

Mit spitzen Fingern sammelte er daraufhin ein paar Brocken Beton aus seinen schwarzen Haaren. Mulciber schüttelte seinen kurzen,blonden Haarschopf kräftig. Er nahm sich wohl ein Beispiel.

„Ich denke es reicht.“, verkündete der Reinblüter zuversichtlich und schlug sich dabei Staub aus seiner fein gewebten Robe.
 

Severus war nicht überzeugt. Allein es fehlte ihm an Entschlossenheit, zu widersprechen. Eben hatte er zu seiner Linken einen Rainfarn entdeckt, der nun seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mühsam und ohne rechte Überzeugung presste er hervor: „Vielleicht sollten wir sichergehen und uns umhören? Nachhorchen, was man so spricht? Die Strafverfolgung ist im Moment sehr ungnädig.“
 

„Was schwebt dir vor?“
 

„Bestenfalls ein vielbelebter Ort. Man sollte uns dort eher wohlgesonnen begegnen.“, erwiderte Severus und riss sich endlich von dem Gewächs los, dessen Sporen so hervorragend in seinem Trankzutaten-Schrank gepasst hätten.
 

In Severus Innerem rumorte es. Die brüchig gewordene Verbindung zu Lily war ihm nach wie vor das wichtigste in seinem Leben. Ein Fundament dafür war die von ihm noch nicht angetretene, aber bald beginnende Professur in Hogwarts. Schließlich hatte Lily sich so für ihn gefreut und war sich seiner Rolle als Doppelagent für Dumbledore und gegen Lord Voldemort sicher. Er musste sicherstellen, dass diese Anstellung nicht durch seinen nächtlichen Ausbruch gefährdet war. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber die Aussicht durch sein und Mulcibers Wüten den guten, wenn auch gespannten Draht zu Lily zu gefährden ängstigte ihn weit mehr als die Aussicht auf ein one-way-Ticket nach Askaban.
 

Sein gegenwärtiger Kompagnon schien weniger Skrupel zu verspüren. Dynamisch wischte er sich die Maske vom Gesicht. „Hervorragende Idee!“ Anerkennend zwinkerte er Snape zu und grinste breit. „Wir gehen einen heben.“
 

Severus dachte schnell nach. „Im Eberkopf darf ich mich nicht mehr blicken lassen.“
 

Mit einer wegwerfenden Handbewegung zerstreute sein Gegenüber die Bedenken. „Dann eben in den Tropfenden Kessel.“
 

„Originell“, kommentierte Severus einsilbig.
 

„Schnaps bleibt Schnaps“ erklärte Mulciber mit lehrmeisterlich erhobenem Zeigefinger. „Und außerdem: Du warst es doch, der vorgeschlagen hat sich mal umzuhören. Und im Kessel treibt sich Gesocks jedweder Gesinnung herum.“ Lachend nahm Mulciber seinen Schulfreund bei der Hand, wie er es schon zu Schulzeiten getan hatte, wenn sie aufgefordert waren, in Zweierreihen zu einem Klassenzimmer zu marschieren. Ein koordiniertes Schwingen mit den Zauberstäben später hatten beide zunächst Ihren abgekämpften Zustand abgelegt und schließlich Kleidung und auch den Ort ihres Aufenthalts gewechselt.
 

Ein Tropfen fiel auf Severus elegante, nachtschwarze und makellos saubere Robe. Er schaute nach oben. Gerade sammelte sich wieder Wasser am stilisierten Fuß eines Kessels, genauer gesagt am unteren Rand des Schildes, dass über der Tür vor ihnen am Backstein hing. Das Schild bestand aus einer Hexe mit übergroßem Hexenhut. Diese rührte mit einem Löffel – nicht mit ihrem Zauberstab, sondern einem Löffel – in einem großen runden Kessel, von dessen Füßen es eben also auf ihn hinabgetropft hatte.
 

Mit zwei Schritten war er bei der groben Holztür und betrat als erster die Eckkneipe. Die Scharniere quietschten, aber in dem verrauchten Pub nahm zunächst niemand Notiz von ihnen. Es war Mulciber, der den langen dunklen Haarschopf von Evan Rosier an der Theke entdeckte. Neben ihm, so bemerkte Snape, saß Wilkes. Mühsam und wenig erfolgreich verbarg er seine Langweile und stierte in den halbvollen Humpen Starkbier, den er vor sich auf dem Tresen hin und her schob.
 

Da es schwierig war, einen Mann mit Mulcibers Ausmaßen innerhalb geschlossener Räumlichkeiten zu übersehen, dauerte es nicht lange, bis die grünen Augen des Rosier Sprösslings den heraneilenden Mulciber fixierten.

Ohne ein überflüssiges Wort fielen sich die beiden reinblütigen Zauberer in die Arme.
 

„Es ist erfreulich dich lebendig und in Freiheit zu sehen, mein Freund!“
 

„Ebenso, alter Knabe, ebenso!“
 

Wilkes, der sich schwerfällig von seinem Stuhl erhob, wurde von dem Schlag, den der Neuankömmling freundschaftlich auf seiner Schulter platzierte, ins Schwanken gebracht.
 

Die schwarzen Augen von Severus huschten umher und sondierten die anderen Gäste, auf der Suche nach Schwierigkeiten. Die an ihn gerichteten, kargeren Begrüßungen der anderen Todesser ignorierte er.
 

„Was hat euch Flubberwürmer denn hier angespült?“.

Schwungvoll lies Rosier sich wieder auf den Hocker fallen.
 

„Snape und ich haben es gerade gehört! Da hat so ein Irrer einen Muggelstraßenzug in die Luft gesprengt!“.
 

Mulcibers Häme war kaum zu überhören. Alarmiert warf Severus ihm einen durchdringenden und warnenden Blick zu. Mulciber reagierte auf Mulciber-Art auf den Hinweis des Freundes – nämlich überhaupt nicht - und fuhr unüberhörbar fort: „Alles flog durch die Gegend. So ein Spektakel. Was diese Muggel alles in ihren Geschäften vertreiben fragt ihr euch? Ihr hättet dabei sein sollen. Das Geld liegt auf der Straße! Geht so nicht eine Redensart?“ Begeistert von seinem eigenen Witz lachte Mulciber schallend und stieß Wilkes grob in die Seite. „Hast du 's kapiert? Es liegt - auf – der – Straße. Alle lagen sie da herum!“ Der Angestoßene lachte nicht. Vielmehr versuchte er mit albernem Gezappel erst den umfallenden Bierkrug zu fangen und – nachdem dies misslang – dem in alle Richtungen spritzenden Getränk auszuweichen.
 

Severus fand seine Fassung wieder und wob als erste vorbeugende Maßnahme den Muffiato über sie vier - und das nicht einen Moment zu früh. „Ihr hättet Snape mal sehen sollen.“, Mulcibers Tonfall bekam einen würdevollen Klang als er leiser hinzufügte: „Totaler Wahnsinnskerl, der...“
 

Rosier, der genau verstanden hatte, was Mulciber da erzählte, wandte sich Severus zu und nickte anerkennend. Er winkte dem Wirt des Tropfenden Kessels zu, streckte überdeutlich zwei Finger in die Höhe und deutete dann auf die beiden Neuankömmlinge. Tom blickte desinteressiert durch ihn hindurch, klaubte ein schmutziges Tuch aus seinem Gürtelbund und fing an, einen eben verlassenen Tisch abzuwischen. Evan fluchte leise vor sich hin, stand auf und ging doch tatsächlich direkt zu dem Wirt hin, um die Bestellung außerhalb des schützenden Muffiatos zu wiederholen. Severus fühlte sich entgegen seiner Absicht geschmeichelt von so viel Mühe. „Sehr aufmerksam von dir, Evan.“, murmelte er, als der zurückkam.
 

„Mach mal Platz, Wilkes. Unsere Gäste sollen nicht stehen.“ Wilkes, der eben damit beschäftigt war, mit den Zauberstab an seinem tropfenden Umhang auf und ab zu fahren, um ihn zu trocknen, murrte etwas Unverständliches und bewegte sich nicht vom Fleck. Ein böses Funkeln in Rosiers Augen warnte Severus, dass dieser diese Unverschämtheit nicht ungestraft lassen würde. Ohne zu zögern ergriff Snape die Initiative, um eine Eskalation zu verhindern, legte dem impulsiven Zauberer seine Hand auf die Schulter und zwang sich zu einem Lächeln. „Da ist gerade ein Tisch freigeworden“ Mit der freien Linken deutete er auf die Sitzgruppe, die Tom eben wiederhergerichtet hatte. „Jemand...“ - er zwinkerte Mulciber verschwörerisch zu - „hat hier am Tresen Bier verschüttet. Es stinkt. Lasst uns uns dort drüben hinsetzen. Los, kommt!“
 

Rosier verharrte kurz. Severus spürte, dass er nur einen Augenblick davorgestanden hatte, seinen Zauberstab zu ziehen und Wilkes seine Missachtung heimzuzahlen. Severus bot all seine Willenskraft auf und griff so unauffällig wie möglich in Evans Geist ein um dem wütenden Impuls etwas an Kraft zu entziehen. Rosier nickte stocksteif. „Recht hast du, Snape. Hier stinkts als hätte sich einer eingepisst.“ Severus seufzte erleichtert. Mulciber kicherte, schubste Wilkes von seinem Stuhl in Richtung Tisch und zischte ihm begeistert zu: „Fast hätte er dir eins übergebraten, Willy. Pass bloß auf, du Schluckspecht. Evan macht dich fertig und ich stehe am Rand und werde Beifall klatschen.“ Freundschaftlich legte er den Arm um den völlig derangierten Wilkes und führte ihn zu seinem Platz.
 

„Und wie seid ihr mit den Auroren fertig geworden?“ Severus winkte ärgerlich ab. Eigentlich hatte er den Raum und auch den Eingang des „Kessels“ im Blick und die Wand im Rücken haben wollen. Es hatte sich aber so ergeben, dass er nun als einziger nur sehen konnte, was außerhalb ihrer kleinen, verschworenen Gruppe vor sich ging, wenn er sich umständlich auf seinem Stuhl herumdrehte.
 

Mulciber kam ihm zu Hilfe. „Unser baldiger Professor für Zaubertränke in Hogwarts ist viel zu schnell für diese Möchtegern-Sheriffs.“ Tom, der Wirt kam zu ihnen herüber, stellte das volle Tablett wortlos in der Mitte des Tisches ab und verzog sich sofort wieder.
 

Wilkes der gebannt dem nächsten Drink entgegengefiebert hatte, brauchte einen Moment, um das eben gehörte einzuordnen. Mit glasigen Augen fixierte er Severus, versuchte es zumindest. „Du bist 'n scheiss Pauker, Schnief... Snape? Was 'n das für 'ne Nummer?“
 

Mulciber, der sich nicht im Mindesten schämte, sich im Glanz anderer Personen zu sonnen, wurde noch einen Kopf größer und lächelte überlegen. Kumpelhaft legte er seine Bärenpranke Severus auf die Schulter. „Auftrag vom Dunklen Lord höchstpersönlich!“
 

Rosier straffte sich unvermittelt und starrte Severus über den Tisch hinweg voller Bewunderung an. „Ehrlich? Irre.... Du bringst es noch weiter als wir alle, du alte Vogelscheuche.“ Seine Stimme war schwanger von Hochachtung.
 

„Kein Grund so zu prahlen.“, murmelte Severus und griff verlegen nach dem noch nicht angerührte, übrig geblieben Krug auf dem Tablett. Stumm legte er einen Schleier über seinen eigenen Geist. Die anderen sollten nicht mitkriegen, wie gut ihm die anerkennenden Worte taten, nach dem unwürdigen Theater mit Lily, vor gerade mal ein paar Stunden.
 

Wilkes schloss sich – mit einiger Verzögerung – dem Zuprosten an und hob sein Getränk. „Stark, Snape. Zaubertränke, he? War doch schon beim alten Sluggy...“ - er unterbrach sich, rülpste laut und holte ausholend neuen Atem ein - „dein bestes Fach, war 's nicht so?“
 

Mulciber fühlte sich – wer weiß wieso – angesprochen. „He, in der Schulzeit haben Avery und ich nahezu alle Flüche von diesem Burschen hier gelernt. Zaubertränke ist bestimmt ein Steckpferd von ihm, aber seine zahlreichen Talente sind weiter verteilt als das Bier auf dem albernen Zobel, den du da trägst, Willy.“ Er kam ins Lamentieren. „Untypisch für Typen mit seinem Blutstatus hat dieser hier früh damit begonnen sich über die irrationalen Merkmale des Geheimhaltungsstatutes Gedanken zu machen. Anstatt es gekonnt unter den Tisch zu kehren, hat er es zu einem selbstbestimmten Zauberer gebracht, der dem vorgekauten Nonsens des sogenannten Ministeriums eben NICHT hörig ist. Er hat sogar diesem Schlammblut...“, fragend sah er Severus an. „Evans? Jedenfalls hat er die auch sitzen lassen, obwohl die mit ihrem hübschen Hintern und klimpernden Wimpern so lange um ihn herumscharwenzelt ist.“ Severus verstärkte die Mauer um seinen Geist und versuchte ein überlegenes Lächeln. Wilkes mitleidiges Stieren zeigte ihm, dass es nicht die erhoffte Wirkung hatte. „Ja klar“, gluckste der völlig besoffene Todesser. „ER hat SIE verlassen, richtig?! Hat sich anders angehört, als ich die Story das letzte Mal gehört habe...“ Er lachte dreckig und verspritzte Bier. Rosier geballte Faust knallte auf den Tisch und brachte auch die übrigen Getränke ins Wanken. „Jetzt reiß dich mal zusammen, du Knecht!“, fuhr er Wilkes fauchend an. „Snape sagt, er habe Evans zum Teufel gejagt, also war es so. Wenn du eine andere Version gehört hast, liegt das vielleicht daran, dass du dich in der falschen Gesellschaft herumtreibst.“ Sein Ton wurde bedrohlich. „Du wirst mich doch wohl nicht missverstehen?“
 

Wilkes sank unter dem verbalen Angriff sichtbar zusammen und kapitulierte sofort. „Schon gut, Rosier, schon gut. Hab' nix gesagt.“
 

Severus gefiel zunehmend, was er da hörte. Sein Wort hatte Gewicht. Mulciber und sogar der sonst so eingebildete Rosier buhlten unverhohlen um seine Gunst. Zum ersten Mal seit langer, sehr langer Zeit empfand der Todesser echte Zugehörigkeit und - was noch ungewohnter war – Geborgenheit?
 

Die Dinge an dieser Front entwickelten sich eindeutig zu seinem Vorteil. Offen blieb die Frage, wie er die Sache mit Lily wieder hinbiegen konnte. Überhaupt war er erst jetzt wieder im Stande, mit der gebotenen Gelassenheit und planvoll diesem seinem Interesse Aufmerksamkeit zu widmen. Er überlegte. Mulciber und Rosier übertrafen sich gegenseitig mit Trinksprüchen: „Auf Snape!“, „Auf den Dunklen Lord“, „Auf den Untergang des Ministeriums und den Anbruch einer neuen Zeit“ und so weiter. Wilkes beließ es dabei, jedes Mal einen großen Schluck mit zu trinken, beteiligte sich aber kleinlaut nicht weiter an der Konversation.
 

Das Blatt schien sich zu wenden, da machte sich Severus nichts vor. Die Zeichen standen für seine Seite ganz klar auf Sieg. Das war toll und so weiter... aber es MUSSTE ein Weg her, Lily in der Welt, die sie zu errichten gedachten, ganz nah bei ihm zu integrieren. Das war kaum denkbar, an der Seite dieses Blutverräters Potter. Er musste sie überzeugen, sich zu trennen und an seine Seite zu treten. Es musste einfach irgendwie gelingen.

So lange er auch darüber nachdachte, die Gedanken drehten sich ohne rechte Erleuchtung im Kreis. Eben stießen klirrend die Becher aneinander. „Auf Lord Voldemort, dem wir unbedingte Treue geschworen haben!“ Mulciber klang mittlerweile auch schon nicht mehr ganz nüchtern, auch wenn der Kerl wirklich ein gutes Beispiel für das Wort 'trinkfest' abbildete. Wilkes trank seinen üblichen Schluck. Scheinbar hatte er sich wohl doch wieder mitreißen lassen, denn er fügte lallend hinzu: „Dieses Genie von 'nem Zauberer-Meister weiß immer 'ne schlaue Antwort. Egal, was für 'n Problem das Schlammmininist.... das Misteri... ihr wisst was ich meine, er hat immer alles im Griff. Bin froh, in seinem Team zu spielen, was Jungs?!“
 

Die johlenden Erwiderungen der zwei anderen Todesser bekam Severus schon gar nicht mehr mit. Der Säufer hatte doch tatsächlich etwas ausgesprochen, auf dass er, Severus Snape, Vertrauter des Dunklen Lord, Agent und Professor für Zaubertränke an Dumbledores Hogwarts, nicht von selbst gekommen war. Sein Meister wüsste was zu tun ist. Er würde nicht verzagen, grübeln und Trübsal blasen. Wenn man ihn nur einfach fragen könnte... Konnte man aber nicht. 'Man' nicht. Aber er? Schließlich hatte er es – schoss es Severus durch den Kopf – verstanden den Inside-Job, den Lord Voldemort ihm, und nur ihm anvertraut hatte, bis hierher fabulös zu bewältigen. Er HATTE die Anstellung als Lehrer. Dumbledore hatte keinen Verdacht geschöpft. Er konnte, genau wie seine Spießgesellen am Tisch es festgestellt hatten, wirklich stolz auf sich sein.

Ein kühner Plan reifte schon eine Weile in seinem Inneren heran, wie ihm jetzt klar wurde. Er würde es wagen und um die Unterstützung bitten, bei dem Zauberer, der ihm die Hand gereicht hat, zum ersten Mal in seinem Leben wirklich etwas bedeutendes und respektheischendes zu vollbringen. Er würde versuchen, Lord Voldemort zu überzeugen, dass es für ihre gemeinsame Sache von Vorteil sei, wenn Lily Verflucht-sei-Potter nicht mit ihrem Gatten auf der Verliererseite bliebe, sondern zu ihnen überlief. Er würde untertänigst seine Unterstützung erbitten, ihm bei dieser ernsten Aufgabe zur Seite zu stehen.
 

Plötzlich schien die Zeit sich frappierend zu verlangsamen. Mulciber, der ihm gegenüber in der Ecke des Schankraums saß, hob auf einmal überrascht eine Augenbraue als sein Blick an Severus vorbei auf den Bereich hinter ihm fiel. Im Augenwinkel bemerkte Snape langes rotes Haar. Sehr nahes, langes rotes Haar. Die Trägerin dieser war - bis hierhin unbemerkt - in den Muffiato hinein und an sie herangetreten und beugte sich in diesem Moment ganz nah an Severus Ohr. Verführerisch hauchte Sie ihm mit säuselnder Klein-Mädchen-Stimme zu: „Hallo, Herr Professor...“
 

 

Black Mirror Image of the Marauders II

Black Mirror Image of the Marauders II
 

Als ein Paar Hände unter seinen hochgestellten Kragen krochen, fuhr Severus ein Schauer über den Rücken. Er drehte sich auf seinem Platz nach hinten und noch während der Bewegung schossen ihm hundert Zweifel durch den Kopf. Das lange, rote Haar, die verlockend säuselnde Stimme, ja selbst die Temperatur der Hände auf seiner nackten Haut am Hals: alles passte nicht zusammen. An die Stelle des Schocks setzte sich Neugier, gepaart mit unterdrücktem Zorn. Das war nicht Lily. Wer wagt es ihm ungefragt so nahe zu kommen? Die anderen am Tisch hatten seine erste erschrockene Empfindung mit Sicherheit in seinem Gesicht lesen können. Verdammt, was erlaubte dieses unverschämte Individuum sich?!
 

Er fand sich einer verschmitzt grinsenden Alecto Carrow gegenüber, die zwar ihre Hände schnell zurückzog als sie bemerkte, dass er gar nicht so erfreut war, sie zu sehen, verharrte aber weit vorn übergebeugt und hielt seinem Blick stand. Sieh trug schwarz, oder das, was die jungen Leute heute als schwarz bezeichneten. Während Severus und seine Kumpanen am Tisch sich in schwere Wolle, mehrlagig und weitestgehend unförmig hüllten, um bei flüchtigem Hinsehen nicht genau unterschieden oder erkannt werden zu können, zeigte sich die kleine Schwester von Amycus weniger interessiert sich zu verbergen. Der eng sitzende Stoff aus Spitze und Organza ihrer Robe war nicht so undurchsichtig, alle darunter liegenden Details Ihres Körpers vollständig der Fantasie zu überlassen. Die schwarze Spitze unterhalb des Kragenansatzes wurde im Verlauf immer feiner gewebt und damit blickdichter. Sie lies jedoch an Hals, Schulter und Brustbereich mehr erahnen, als es für eine minderjährigen Hexe in solcher Gesellschaft angemessen war.
 

Severus hatte Schwierigkeiten seinerseits dem Blick der jungen Hexe stand zu halten, aber vermutlich aus ganz anderen Gründen als sie bei ihm. Ihr Blick schien zu flüstern: „Na, na, aber, aber, sieh ruhig hin. Dann habe ich mir die ganze Mühe nicht umsonst gemacht.“

Er schluckte, sein Mund wurde trocken. Blinzelnd wandte er sich wieder zum Tisch um. Mulcibers Stielaugen verrieten, dass von ihm momentan kein Spott oder überhaupt irgendetwas zu erwarten war. Wilkes Blick war unstet und den zuckenden Lippen war zu entnehmen, dass auch hier der Gedanke erst noch Gestalt annehmen musste, bevor er in gesprochene Worte gegossen werden könnte. Evan hatte sich von allen Vieren am besten im Griff.

„Alecto, schön dich zu sehen.“ Er lächelte freundlich, schämte sich aber nicht im Mindesten die junge Frau in aller Ruhe von oben bis unten zu taxieren. „Hübsch hast du dich rausgeputzt!“

Sie warf den Kopf hoch und lies ein verspieltes Lachen hören. „Rosier, alter Charmeur. Tritt mal auf die Bremse.“ In gespielter Empörung stemmte sie die zu Fäusten geballten Hände in die Hüften. Severus, der dem Gespräch nunmehr als Zuhörer folgte, fiel auf, wie erfrischend weit oberhalb ihrer Knie die Spitze des Rockes die Sicht auf ihre Beine wieder frei gab. Die Strümpfe darunter hatten keinesfalls die Aufgabe, ihren Auftritt weniger zotig wirken zu lassen. Den Spitzhut hatte sie leicht schief an ihrem Kopf mit einer Haarnadel in den Haaren befestigt.
 

„Schau dir bitte alles ganz genau an, lieber Freund“, neckte sie Evan weiter. Sie drehte sich dabei wie einstudiert zweimal hin und her, wobei sie ihre Haltung mehrmals geschickt von einem Bein auf das andere verlagerte. „Das hier“ sie fuhr mit den Händen an ihrem Körper hinab, als mache sie Werbung für das neuste Modell irgendeines teuren Rennbesens „ist nur zum Anschauen. Und überhaupt: Eigentlich möchte ich unserem Professor für Zaubertränke Honig um seinen ach so verkniffenen Mund schmieren, wo ich schon das Glück habe ihn hier anzutreffen. Meine Noten in seinem Fach sind gut, aber sie könnten immer noch ein bisschen besser sein.“ Sie sah Severus wieder direkt an und klimperte mit den verzauberten, perfekten Wimpern. „Schließlich ist es mein aller, aller Lieblingsfach!“ Ihre Stimme wurde wieder zu einem lüsternen Flüstern. „Deins doch auch, oder Professor?“

Der 'Professor' – genaugenommen war er das erst ab dem 1. September – verschloss seinen Geist. Seine Stimme wurde Kühl. „Minderjährige Hexen haben zu dieser Zeit nicht in einer Bar rumzulungern“ führte er sachlich aus.
 

„Und wer bist du? Ihr Vater?“, erwiderte eine Stimme hinter ihm. Es war der typisch schnarrende Ton, den Amycus hervorbrachte. Dieser trat, bewaffnet mit zwei Getränken und einem weiteren Stuhl, die er lässig vor sich her schweben lies, an den Tisch der Truppe heran.
 

Ungefragt lies er sich mürrisch dreinblickend zwischen Severus und Rosier nieder. Glumsig in seiner Gestalt und Körpersprache erweckte Amycus bei der ersten Inaugenscheinnahme keinen sonderlich gefährlichen Eindruck. Auf seinem teigigen Gesicht machte sich eine Art Grinsen breit. Seine schweinsartigen Augen blitzten auf, als er Evan begrüßend in die Seite knuffte.
 

„Wilkes und ich dachten schon, dass ihr gar nicht mehr auftaucht“, erwiderte Rosier die Begrüßung von Amycus, nahm einen Schluck seines Drinkes, konnte dabei aber seine Augen nicht von der Hexe lassen.
 

Amycus, die geteilte Aufmerksamkeit seines Freundes störrisch hinnehmend, griff seinerseits zu seinem Getränk, trank und stieß dann eine Art entnervtes Knurren aus.
 

„Diese hirnlosen Ghule von Auroren sind total penetrant. Die haben uns beide aufgehalten und besaßen sogar die Frechheit unsere Unterarme kontrollieren zu wollen“, trug die Jüngere der beiden Carrows vor, den Körper und damit auch ihre Robe, hin und her wiegend. Sie grinste böse. „Amycus ist total ausgeflippt. Nur weil da ein paar minderwertige Muggel um's Leben gekommen sind, so etwas von einem hochwohlgeborenen Zauberer zu verlangen -“ Alecto hielt kurz inne, prüfend und fragend zu ihrem Bruder blickend fuhr sie dann fort: „Ist doch wieder typisch für diese Muggelfreunde! Sie haben dann auch meinen Arm kontrollieren dürfen.“
 

Amycus und Evan stießen gleichermaßen eine Art angewidertes Zischen hervor, derweil Severus ein wenig in seinem Stuhl zusammen sank.
 

Sie suchen also überall nach uns, schoss es Severus siedend heiß durch den Kopf.
 

Auch Mulciber schien Alectos Geschichte endlich aus seiner gaffenden Starre zu holen. „Snape, hast du gehört? Du sorgst wieder für Überstunden meiner Kollegen im Ministerium. Ich wette, dass Avery sich wieder überschlagen hat vor Freude, seinen warmen Bürostuhl verlassen zu müssen um nach uns zu suchen.“ Schmierig grinsend schaute er abwechelns zu Severus und der gleich daneben stehenden Carrow.  Diese schaute ihrerseits zwischen ihrem Professor für Zaubertränke und dem grobschlächtigen Todesser hin und her, schien aber nicht zu begreifen, worauf letzterer hinauswollte.
 

Amycus hingegen nickte verstehend, jedoch nicht weniger genervt. Bei Alecto schien der Knut' eine Weile zu verharren, bis er endlich fiel. „Der Dunkle Lord wird so stolz auf dich sein, Severus!“ Ausgelassen warf sie die Arme um den Hals des Angesprochenen. Dieser hatte schon bei der Nennung seines Vornamens die Stirn in tiefe Falten geworfen.
 

Kleine naive Göre. Bitter wird die Erkenntnis, wenn du verstehst, wie es tatsächlich bei uns läuft, dachte er finster. Stocksteif saß er da, in der Umklammerung der jungen Hexe, derweil ein Großteil der anwesenden Todesser in teils spöttisches, teils eifersüchtiges Lachen ausbrach.
 

„Severus, warum schaust du denn so düster? Hast du nicht gehört... Du-weißt-schon-wer ist bestimmt unheimlich stolz auf seinen kleinen Goldjungen!“ Es war Rosier der als erster die Luft fand seinen Hohn in Worte zu fassen. Severus rollte theatralisch mit seinen schwarzen Augen und schob die Hexe grob von sich.
 

Alecto hatte mit dieser Behandlung nicht gerechnet. Ihr blieb aber auch nicht die Zeit, sich tiefschürfende Gedanken über Ursache und Wirkung zu machen. Mulciber sah seine Chance gekommen, packte die junge Frau entschieden und vielleicht etwas zu grob am Handgelenk. Der hohe Hut kam mächtig ins Schlingern, blieb aber auf dem Kopf der Hexe, die sich mit einem leisen Kichern auf dem Bein des großen Todessers wiederfand. Der lachte ihr laut entgegen, wollte er es doch so aussehen lassen, als sei sie ihm sprichwörtlich auf den Schoss gefallen und er hätte durch sein beherztes Zupacken ernste Verletzungen verhindert. “Lass doch mal sehen, du...” Er strich die ohnehin durchsichtige Spitze am Ärmel des Kleides nach oben und nahm die darunter liegende Haut in Augenschein. Die blasse Haut war jungfräulich weiß und ohne jede Spur eines verdächtigen Zeichens.
 

„Das Mal wird sicherlich nicht mehr lange auf sich warten lassen“. Mulciber schenkte Alecto sein zuversichtlichstes Lächeln. Wie selbstverständlich strich er ihr dabei mit der freien linken Hand vom Nacken den Rücken hinunter, sehr, sehr weit hinab...
 

Seine Worte waren das Futter in der Hand, das dass kleine Vögelchen Alecto verführte und in seine Krallen lockte. Ein kurviger, vollbusiger und reizvoller kleiner Vogel, wie sie jedermann durch ihr Auftreten wissen ließ. Außer in Sachen der Äußerlichkeiten fehlte es ihr jedoch an Erfahrung und so schaffte es sein Schulfreund es mit Leichtigkeit, sie direkt aus seiner Hand picken zu lassen.
 

Abschätzig hob Severus seine Augenbrauen, als er den reinblütigen Zauberer beobachtete, wie er der Hexe seine Lippen an das Ohr legte. Was er ihr mitteilte, konnte Severus nur erahnen, jedoch war ihr darauffolgendes Kichern ein klares Indiz. Der Saum ihrer Robe, verziert mit Spitzenborten, floss über Mulcibers Schenkel, als die Hexe seufzend zusammenfuhr. Mulciber hatte die Nähe zu ihrem Hals genutzt um sich an diesem zu schaffen zu machen.
 

Als Abbild seines Vaters hatte der Schelm zwar nicht sein rhetorisches Können, wohl aber sein blendendes Aussehen geerbt. An Größe und Kraft war er seinem Vater sogar überlegen. Da Mulciber bei den Slytherins schon zu Schulzeiten als Schürzenjäger bekannt war, war es für Severus unschwer einzuschätzen, wohin sich der Abend für die Hexe und den Zauberer entwickeln würde.
 

Gereizt stützte der Schwarzhaarige den Kopf auf seine Hand, wandte sich dann dem Gespräch von Amycus und Evan zu.
 

Alectos großer Bruder tat zumindest so, als würde er das Schauspiel zu seiner  Rechten nicht bemerken. Rosiers Blick hingegen verrutschte hin und wieder, besonders wenn die Hexe einen entrückten Laut von sich gab.
 

Wilkes Schädel war zwischenzeitlich auf den Tisch gesunken. Dieser Zauberer würde nicht einmal mehr mitbekommen, wenn der Nachbartisch in die Luft gesprengt würde.
 

Gähnend fuhr sich Severus durch sein Haar und machte Anstalten sich zu erheben. Bevor er die Bewegung so richtig beginnen konnte, legte sich eine Hand schwer auf seine Schulter. Severus drehte sich rasch um, um zu sehen wer da nun schon wieder ungefragt in den Muffliato getreten war. Blinzelnd sah er in ein ihm vage bekanntes Gesicht.
 

Einer von Lilys Schulfreunden.. oder?, entsann sich der Slytherin, während er seinen Blick über den Neuankömmling wandern lies. Er kam ins Stocken, als er das typische silberne Kettchen mit dem Rund eingefassten A erblickte, welches der Herr an seiner Weste trug.
 

Möglichst unauffällig versuchte Severus noch seinen Muffliato mit stabloser Magie aufzulösen, ehe er sich räusperte. „Longbutten..richtig?“
 

Die Stille, in die sich die Gespräche der anderen Todesser am Tisch sofort verwandelten, wurde nur von dem friedlichen, rumpelnden Schnarchen gestört, dass Wilkes Schädel von sich gab.

„Frank Longbottom“, berichtigte ihn der rundgesichtige, braunhaarige Mann freundlich, die Hand weiterhin schwer auf Severus Schulter ruhen lassend.
 

Mühsam watschelnd trat eine Frau an die Seite des vermeintlichen Aurors. Auch sie hatte braune, aber für eine Frau sehr kurze Haare. Auffälligstes Merkmal an ihr war jedoch der kugelrunde Bauch. Ihr Gesicht schien ihm noch bekannter, als das Franks. Wieder kramte er in seinen Erinnerungen, auf der Suche nach dem passenden Namen und fand ihn in einer der Schulfreundinnen von Lily.
 

„Alice?“, riet der schwarzhaarige Slytherin ins Blaue hinein. Auch sie trug die Kette, die sie als Aurorin kennzeichnete.
 

“Severus Snape.” Die Frau lächelte herzlich, aber irgendwie angestrengt. “Das freut mich aber, dass ich so einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen habe. Gut siehst du aus.” Sie brachte das Kunststück fertig, nicht erkennen zu lassen, ob sie das letztgesagte freundlich anerkennend oder beißend vor Sarkasmus gemeint hatte. Die Augen der Hexe blitzten in die Runde. “Was für eine feine Gesellschaft haben wir denn hier gestört, sag? Das sind aber mürrische Jungs, wie? Severus, hast du uns etwa verschwiegen, dass du Freunde gefunden hast?” Immernoch war da dieses durchaus freundliche Lächeln um ihren Mund. Ihr Blick wurde jedoch zunehmend eisig, während sie die Tischgesellschaft reihum fixierte.
 

Severus suchte in seinem Kopf fieberhaft nach einem Plan, mit der Situation geschickt umzugehen und so kam Rosier ihm wieder zuvor.

“Misses Longbottom, meine Dame, Ihr Gatte und Sie sind eine echte Überraschung und eine Bereicherung für jede Zusammenkunft aufrechter Zauberer. Aber was Sie hier vorzufinden glauben, ist nichts als das Ergebnis einer Reihe glücklicher Zufälle, die uns müde Kerle wie durch Zaubererei zusammen an einen Tisch geführt hat. Wir lassen den Abend nach einem langem, arbeitsintensiven Tag gemeinsam ausklingen und befeuchten unsere trockenen Kehlen.”
 

Frank Longbottom nahm endlich seine Hand von Severus Schulter, deutete anerkennend zu Rosier und sagte zu seiner Frau, aber laut genug und für alle hörbar: “Hör dir das an, Schatz. Diese armen, durstigen Herren trinken sich hier ihren wohl fleißig verdienten Feierabendtrunk und wir laden uns ungefragt zu ihnen ein. Wir sollten uns was schämen!”
 

Alice tätschelte den erhoben Arm Ihres Mannes. “Aber, aber, Franki. Die Arbeit ist es doch auch, die uns hierher gespült hat. Wir sind also genau am richtigen Ort.” Sie schaute wieder in die Runde. “Welcher Arbeit gingen die Herren denn heute nach, dass die Kehlen so dringlich nach dem schon reichlich zugetanem Nass dürsten, wenn ich freundlich fragen dürfte.”
 

Keiner der anwesenden Todesser würde den Fehler machen, die vordergründige Höflichkeit misszuverstehen. Wenn die Longbottoms jemanden aus ihren Reihen etwas freundlich fragten, war dies immer ein Indiz für einen konkreten Verdachtsmoment von Seiten des Ministeriums – rückblickend auf den vorangegangenen Vorfall wunderte sich Severus keineswegs darüber. Er hatte nur gehofft, dass die Strafverfolgung nicht gerade so schnell auf sie zukommen würde.
 

Mulciber sortierte eben seinen beringten Finger aus dem Wirrwar von roten Haaren, in dass er eben noch einzudringen versucht hatte. “Meine lieben Gäste” holte er großspurig aus “Alecto hier und ich...” Mit einer schneidenden Handbewegung unterbrach die Autorin ihn. “Womit ihr beide beschäftigt seid, sehe ich.” Der herzliche Ton war wie weggewischt. “Wo und mit wem ihr euch vor eurem 'zufälligen' Treffen hier herumgetrieben habt, möchte ich wissen! Versucht nicht, uns für dumm zu verkaufen!”

Alecto blinzelte mit großen runden Augen, völlig perplex ob des plötzlichen Stimmungswandels am Tisch. Ihr Bruder knurrte nur und ließ die Hand unübersehbar in seinen Umhang gleiten. Rosier reagierte wieder am schnellsten und – wie Severus zugeben musste –  auch am begonnensten

.

Mit einem Ruck stand er auf. Dabei stieß er so feste gegen die Tischplatte, dass alle Gläser darauf polternd umfielen. Er ignorierte das. Mit erhobener Stimme sprach er laut und riss so die Situation wieder an sich. “Meine liebe Dame... Alice, richtig?” Er wartete kurz eine Reaktion ab. Sie antwortete nicht, starrte ihn nur funkensprühend an.
 

Leises Gluckern von der Tischplatte ließ vermuten, dass die Bierflut aus den umgeworfenen Gläsern Wilkes Mund und Nase erreicht hatte. “Wir alle hier” mit einer ausladenden Bewegung beider Arme umfasste er die Anwesenden “sind bereit offiziellen Vorladungen des Ministeriums zu folgen und möchten bei solchen Gelegenheiten alles geben um unseren Beitrag zu leisten, Unrecht und Misstände aufzuklären.” Seine Augen verengten sich. “Gibt es... eine solche Vorladung, meine liebe Misses Longbottom? Wenn nicht“ er ließ die Arme wieder sinken und legte dabei eine Hand auf den Zauberstabarm vom Amycus, der noch immer im Mantel steckte und drückte diesen feste “möchte ich Sie bitten uns jetzt zu verlassen. Dieser Tisch ist privat.” Er versuchte sich an einem freundlichen Ton. Er schaffte es nicht. “Sind Sie beide privat hier?”

Der Mann an Alice Seite legte Severus wieder eine Hand auf die Schulter. Es war eine flüchtige Bewegung und eine fast sanfte Berührung. Was ganz und gar nicht zu der freundschaftlich anmutenden Geste und auch nicht zu dem Ton passte, war der Zauberstab, den er irgendwie unbemerkt hervorgeholt hatte und der nun bedrohlich nah an Severus Ohr vorbei in Richtung Tischgesellschaft deutete. Die ganze Bewegung war so beiläufig, dass Severus sich in diesem Moment nicht sicher war, ob er nicht tatsächlich der einzige hier am Tisch war, der bemerkte, dass der renommierte Auror und Kampfmagier eben seine Zähne gezeigt hatte.
 

"Alice, Liebes", sprach Frank Longbottom in friedfertigem, lockerem Plauderton. Nicht die Spur von Anspannung war darin wahrzunehmen. "Man hat uns höflich gebeten, den Bogen nicht zu überspannen. Jener ordnungsliebende Sprecher unserer kleinen konspirativen Versammlung hier bittet um beschriebenes Pergament, um die Aufrichtigkeit unserer Absichten nachvollziehen zu können." Tadeln schüttelt er ganz sacht den Kopf. "Du hast hier alle ganz nervös gemacht, Schatz." Alice machte einen kleinen Schritt zurück und sah wirklich betroffen aus. Frank fuhr fort. "Das Ministerium möchte mit offenen Karten spielen. Alice, sei so lieb und erklär unseren Gastgebern, womit sie sich unsere aufdringliche Art verdient haben." Er drückte Severus Schulter sacht. "Bitte rück ein wenig zur Seite, dass alle gut sehen können."

Wieder war es die Beiläufigkeit der Geste, die Severus erstaunte. Als der Zauberer den Druck an seiner Schulter leicht erhöhte, um seine Worte zu untermauern, ruckte die Spitze seines Zauberstabs, den er immernoch festhielt, zweimal sachte hin und her. Gleichzeitig sprach er zwar zu dem Schwarzhaarigen vor ihm auf dem Stuhl, behielt aber die Kameraden reih um scharf im Auge. Rosier ließ sich nichts anmerken. Alecto jedoch stupste Mulciber erschrocken in die Seite und dieser zog scharf die Luft ein. Beide wurden sich eben erst bewusst, dass sie diejenigen waren, auf die ein Zauberstab gerichtet war. Eine Situation, der sie normalerweise selbst nur bewaffnet begegneten. Amycus knurrte wieder, diesmal etwas lauter und seine Hand im Umhang zuckte, wurde aber weiterhin von Rosiers eisernem Griff zurückgehalten.
 

Alice trat einen Schritt vor, direkt an den Tisch. "Meine Herren." Sie versuchte gar nicht erst Haltung zu bewahren sondern stützte sich mit beiden Händen fest auf der Tischplatte ab. Diese neigte sich nur minimal in ihre Richtung. Die stehende Flut, schaler Getränke bewegte sich langsam. "Heute Nacht, man könnte sagen 'gerade eben' ist nur ein halbes Dutzend Häuserblocks von hier entfernt eine Gasleitung explodiert, mitten im Feierabendgeschäft und -Verkehr einer stark belebten Einkaufszeile. Muggel sind gestorben, nach letzten Meldungen im zweistelligen Bereich." Alice wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war warm, das verstand Severus. Aber er war sich ziemlich sicher, dass die Geste auch dazu diente, die bebende Wut und Trauer in ihrer Stimme und ihrer Mimik zurückzudrängen. Sie wollte versuchen sachlich zu bleiben. "Übereinstimmende Zeugenaussagen von Muggeln legen Zweifel an der Gas-Explosion-Theorie nah. Es wurde unabhängig voneinander Berichtet, dass mehrfarbige Blitze wie Geschosse auch nach der Explosion Personen... 'verfolgt' hätten und dass da zwei schattenhafte dunkle Schemen waren, denen das ganze Chaos und Leid eher Freude als Furcht zu machen schien und dass diese Jagd auf Verletzte gemacht hätten. Solche Gasexplosionen sind eine komische Sache aber zumindest letzteres lässt auch mich die Muggelversion hinterfragen." Die Zuhörer am Tisch lauschten gespannt. Rosier schüttelte seufzend den Kopf, als wolle er ausdrücken, wie unfassbar traurig ihn das ganze machte. Severus entging nicht, dass Alectos Gesichtsausdruck immer strahlender wurde. Das dumme Miststück freute sich über das geschilderte Unheil und schien gar nicht zu registrieren, wem sie da gerade ihre Gefühle offenbarte.
 

"Aurorenkommandos ungenannter Zahl sind beauftragt jedem Hinweis nachzugehen. Im Ministerium sind beide betroffenen Abteilungen – das Aurorenbüro und  die 'Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen' mit der Sache befasst." Alice sah ihren Mann kurz fragend an, dann wandte sie sich wieder dem Tisch zu. "Auch autonome Gruppen sind soviel ich weiß, mit der Zustimmung des Zaubereiministers hinzugezogen. Sollten die Potters hier heute Abend gleich nach uns auftauchen, richten Sie doch bitte unsere Grüße aus. Soviel ich weiß, ist Lily Potters Schwester in der Straße beruflich angestellt, die heute Nacht angegriffen wurde. Ich kann mir vorstellen, dass Lily nicht so höflich bleibt wie wir es waren." Alices Stimme wurde bei dem letzten Satz zu einer schneidenden Peitsche und ihre Augen funkelten wütend.
 

Severus wurde hellhörig. Wenn Lily in ihrem Zustand Außendienst-Arbeit machen würde, sollte es ihn doch sehr wundern. James hingegen war es ohne viel Vorstellungskraft zuzutrauen, seine hochschwangere Frau alleine im Haus zu lassen.

Mit einem schmatzenden Geräusch löste Alice Longbottom ihren Griff von der klitschnassen Tischplatte und richtete ihren Umhang. Frank räusperte sich. "Ihr guten Herren habt verstanden worum es geht und ich bin mir sicher, keiner von euch möchte Besuch von den Rumtreibern bekommen. Das würde wieder hässlich werden." Auch Mr. Longbottom beherrschte die Kunst fies zu grinsen. "Sollte euch später doch noch etwas einfallen, was eurer Haut in einem späteren Prozess zu gute kommen könnte, wissen die Herrschaften, dass Sie sich immer an uns wenden können." Er deutete eine spöttische Verbeugung an. "Guten Tag."

Alice sparte sich derlei Benimm. Angewidert starrte sie einen Augenblick auf ihre klebrig triefenden Hände. Kopfschüttelnd schritt sie den Tisch entlang, wischte den gröbsten Schmutz an Wilkes Umhang ab, fuhr ohne ein weiteres Wort oder einen Blick in die Runde herum und schritt ihrem Mann voraus in Richtung des Ausgangs am anderen Ende des Schankraums.
 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass ihr ein wenig warten musstet.
Wir Mädels im Einzelhandel können jetzt schon kein Weihnachten mehr sehen :D.
Ich hoffe Lilys Sicht hat euch auch gut gefallen.
Eure Meinung könnt ihr mir liebend gerne in den Kommentaren da lassen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey! Der Lektor (mein Ehemann :D) hat mir bei diesem Kapitel ein wenig unter die Arme gegriffen. Es hat uns viel Spaß gemacht es zu schreiben. Wir hoffen, dass ihr ebenfalls Freude daran hattet. Gerne könnt ihr uns eure Meinung da lassen! Wir sind gespannt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls ihr das Buch "Die Märchen von Beedle dem Barden" schaut mal rein :)! Die sind wirklich toll die Geschichten. Die Geschichte mit dem Topf hat mich sooo an Severus erinnert <3. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eine kurze Frage: Wer von euch wünscht sich denn ein explizites Severus x Lily Kapitel? Könntet ihr mir da diesbezüglich Rückmeldungen geben?  Vielen Dank <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ach bevor ich es vergess: Ich hab zwischenzeitlich viele Kapitel nochmals überarbeitet. Also falls ihr wollt gönnt euch das ganze ein zweites Mal nur in besser <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na was denkt ihr? Wer spricht Severus denn am Schluss an? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
_____________________________________________________________________________
Zu-viele-Charaktere-in-einer-Situation. Ahhhhh!
Deswegen hat es auch dieses Mal etwas länger gedauert ;). Ich wollte jedem gerecht werden.

Konntet ihr die Charaktere der Marauders so ein wenig in den Todessern wieder erkennen?

Vielleicht werdet ihr jetzt gedanklich bemängeln, dass Mulciber und Avery doch eher für ihre Brutalität bekannt waren. Aber wir hören solche Schilderungen ja immer nur von Seiten der Gryffindors. Wie der Ruf unterhalb der Slytherin bzw. angehenden Todessern ist oder war bleibt ja von "Rowlings"Seite aus leider ein Geheimnis.

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen <3, denn jetzt beginnt so langsam der Showdown und diese FF geht mit großen Schritten auf ihr Ende zu. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmals ganz herzlich bei Niche und MorganMidnight für eure Kommentare bedanken <3. Auch die lieben Menschen die diese Geschichte zu den Favos gepackt haben sind klasse! Danke dafür!

LG

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MorganMidnight
2020-03-03T17:55:13+00:00 03.03.2020 18:55
Super Kapitel!!!!!!!!!!
Er jagt einfach aus Frust eine halbe Straße in die Luft?
Schreib schnell weiter!!!!!!!
Von:  MorganMidnight
2019-12-18T20:16:17+00:00 18.12.2019 21:16
Super Kapitel!!!!!!!!!!!!!
Ich dachte immer, er wäre absichtlich im Eberkopf gewesen und nicht, dass das so ein Zufall war!!!!!!!
Ein Lily Severus Kapitel klingt gut!!!!!!!
Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht!!!!!!!!!!
Antwort von:  Orophin
06.02.2020 20:48
Hey! Ich hab mein Passwort wieder! Juhu =) Am Lily x Severus Kapitel bin ich dran! Die anderen Seiten wo ich die Sachen hochgeladen hab hatten irgendwie nicht so interesse dran
Von: Niche
2019-12-17T20:40:09+00:00 17.12.2019 21:40
Es ist echt schade, dass sich hier so wenig Kommentare finden!
Ich geb zum ich bin auch eher kommentierfaul und les erst mal alle vorhandenen Kapitel statt einzelne zu kommentieren, aber das sehe ich hier ja auch nicht >:

Ok, jetzt zu meinem Kommentar xD
Ich mag deine Schreibstil echt gerne, er lässt sich super flüssig lesen und mit den Charakteren mitfühlen.
Lily ist ja echt etwas gemein zu Sev, aber falls es ein Lily x Sev Kapitel geben würde, würde ich mich sehr freuen es zu lesen (auch wenn Sev ja im Endeffekt wahrscheinlich das Herz gebrochen wird y_y).
Ich find die Idee der Fanfic auch echt klasse mal seine Sicht der Dinge als Todesser zu erleben.
Das einzige, was mich ein bisschen verwirrt ist die Zeitspanne, in der das ganze spielt. Da kommt man irgendwie nicht ganz mit, aber ich denke das tut auch nicht sooo viel zur Sache. Es reicht ja, wenn man weiß, dass es das Jahr ist bevor Lily und James sterben (da sie ja gerade mit Harry schwanger ist).
Also ich freue mich schon auf die weiteren Kapitel (auch wenn ich nicht versprechen kann jedes zu kommentieren 🙈)
Antwort von:  Orophin
24.02.2020 19:55
Hey Niche! Ich sehe deinen Kommentar leider erst jetzt :( Konnte ja auch wegen dem Passwort-Gedöns eine Weile nicht so recht auf meinen Account zu greifen ;).

Öhhmm.. ich hatte mal ein LilyxSev Kapitel angefangen zu schreiben aber irgendwie.. weiß nicht. Es hat nicht so richtig gepasst. Aber es gibt es noch! Vielleicht kann ich das mal als OneShot ergänzend zu der Story hoch laden.

In der Story hier sind Lily und Severus 20 Jahre alt. Kurz vor Harrys Geburt. Sie beginnt so im Winter und mittlerweile stehen Alice und Lily kurz vor der Geburt von Neville und Harry.

Ich hoffe das neue Kapitel gefällt dir auch! Da sind viele Todesser zum Lieb haben drin <3

Liebe Grüße
Von:  MorganMidnight
2019-12-09T18:02:48+00:00 09.12.2019 19:02
Super Kapitel!!!!!!!!!!
Lily ist echt über Nacht geblieben?
Also wird er Lehrer, weil Voldemort es wollte und nicht weil Dumbledore ihm mit dem Schutz von Lily erpressen wird?
Ich bin gespannt, wie es weiter geht!!!!!!!!!
Von:  MorganMidnight
2019-11-21T08:47:51+00:00 21.11.2019 09:47
Da habe ich doch glatt nicht mitbekommen, dass du 2 neue Kapitel veröffentlicht hast!!!!!!!!!
Lily muss ja ganz schön überrascht gewesen sein als er sie plötzlich geküsst hat!!!!!!
War das James der Lily rief?
Wir das irgendwann noch negative Konsequenzen haben, dass er mit Bella geschlafen hat, oder kommt etwas dazwischen?
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht!!!!!!!!!!!
Von:  MorganMidnight
2019-11-18T16:37:25+00:00 18.11.2019 17:37
Das Titelbild sieht wunderschön aus😍

Super Geschichte!!!!!!!!
Aber ich dachte Snape hat eine Abneigung gegen Alkohol, weil sein Vater ja auch Alkoholiker war?
Er mixt sich also selbst Drogen zusammen, damit er schlafen kann!!!!!!!
Wir er das Baby retten?
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht!!!!!!!!
Antwort von:  Orophin
20.11.2019 16:23
Hey!
Ja das Bild fand ich auch sehr ansprechend <3.
Ich wusste, dass der liebe Severus und seine Mama Gewalt erfahren. Auch wusste ich, dass Tobias zu tief ins Glas blickt, dennoch habe mich mich dazu entschieden, dass Severus in der von mir geschilderten Lebenssituation nach sehr viel Zerstreuung sucht. Meine Gründe dafür waren folgende: - Liebeskummer - Liebeskummer ;) - Der Druck dem er ausgesetzt ist als Todesser (einmal die Vorstellung von Voldemort an ihn und dann die viele Gewalt) - seine Einsamkeit und sein schlechtes Elternhaus.

Ich hoffe du kannst dich damit anfreunden. Und wegen dem Kindchen: Ich bin ein böser Mensch ;).


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