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Mustang

Shika x Tema / Reallife
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und los gehts, starten wir in die neue FF! :) Komplett anzeigen
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Ach ja, ist ja Freitag... :'D Komplett anzeigen
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Freitag! :D Komplett anzeigen
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Letzter Tag in Dänemark! Viel Spaß beim Lesen! :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist mal wieder Freitag! :D
Und wir kommen endlich zum Spektakel! Viel Spaß! ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Bevor ihr lest, sei an dieser Stelle gesagt, das ich die künstlerische Freiheit etwas ausgereizt und mir ein Gesetz zurecht gebogen habe ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh weh, hier nun das Ende! :) Komplett anzeigen

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Unnötige Hilfe

Es war schon fast vier Uhr, als Temari den Weg aus der Bar einschlug. Die Luft war kühl und es roch leicht nach Regen. Am Himmel waren keine Sterne zu sehen, Wolken hingen über der Stadt, die durch das orangene Licht der Straßenlaternen in einem düsteren warmen Ton gefärbt waren.

Nüchtern grub die Blonde in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel. Gott, wie war sie genervt von diesem Abend. Da hatte sie einfach mal wieder das Bedürfnis nach Ablenkung und es taten sich nur Idioten vor ihr auf. Wieso zum Teufel sprachen sie immer irgendwelche Machos an, die spätestens nach ihrem ersten Satz das Weite suchten? Für gewöhnlich gab sie nach dem dritten Versuch auf und gönnte sich den kurzen Spaß mit dem, was sich ihr anbot. Aber heute hatte sie wirklich keine Nerven dafür, sich beim Sex irgendwelche dummen Sprüche anzuhören oder danach der bodenlosen Tiefe des Idioten zu lauschen, der sich selbst hochfeierte. Verdammt, sie war 25 und hatte noch immer keinen Typen gefunden, der ihr das bieten konnte, was sie suchte. Sakura hatte vielleicht doch recht. Vielleicht waren ihre Ansprüche wirklich zu hoch und sie war zu ungnädig mit der Männerwelt, weil sie ihnen nie eine Chance ließ. Wobei Temari das so auch nicht sagen konnte, immerhin schlief sie ja regelmäßig mit irgendeinem Mann. Nur wurde halt nie mehr daraus, als eben ein Onenightstand. Sie hatte viele Handynummern im Anschluss bekommen. Auf Kaugummipapier, Streichholzschachteln, Servietten... Aber sie endeten alle gezielt im nächsten Mülleimer.

Als sie endlich den Schlüssel in der Hand hielt, stand sie auch schon vor dem kleinen, roten Nissan Micra. Was für ein hässliches Auto, dachte sich die Frau und schloss auf. Es gehörte zu der Sorte Wagen, die sie einfach nicht leiden konnte. Seufzend warf sie ihre Tasche auf den Beifahrersitz, zog die Tür zu und schnallte sich an. Blindlings steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn – doch die erwünschte Reaktion des Gefährts blieb aus.

„Boa ernsthaft...“, grummelnd drehte sie den Schlüssel wieder zurück und zog an einem Hebel, um die Motorhaube zu öffnen. Wie tief konnte ihre Laune heute noch sinken? Genervt schwang sie die Beine aus dem Auto und ging zur Front des kleinen, popeligen Wagens. Gezielt zog sie das kalte Metall hoch und stellte es mit der eingeharkten Stange auf. Das Licht der nächsten Straßenlaterne bot wenig Hilfe, doch das kümmerte sie nicht. Seufzend sah sie auf den Motor und wandte sich wieder ab, um im Auto den Hebel für den Kofferraum zu betätigen.

„Darf man helfen?“, unterbrach eine Stimme sie in ihrem Tun. Perplex sah Temari über das niedrige Dach des Wagens hinweg zum Gehweg. Ein junger Mann mit einem hochgebundenen Zopf schaute ihr entgegen. Sie hob eine Augenbraue: „Helfen? Wie denn?“

„Falls es die Batterie ist, kann ich mit einem Auto und Überbrückungskabel dienen.“, schlug er vor. Während sie ihre Unterarme auf dem roten Metall abstützte, musterte sie ihn. Er war etwas größer als sie, war aber nicht von besonderer Statur. Er hätte ein Mann unter tausenden sein können, ohne, das er besonders auffiel. Eigentlich war sie dafür nicht in Laune, aber dass hier konnte noch lustig werden. Leicht zuckte einer ihrer Mundwinkel hoch: „Nur zu. Das Auto hat keinen Saft.“

Er zog aus seiner Hosentasche einen Schlüssel hervor und schlängelte sich an ihrem Auto vorbei, zur anderen Straßenseite. Dort angekommen, öffnete sich per Knopfdruck ein nicht gerade billiges Auto. Temari hatte sich gedreht und mit verschränkten Armen gegen den Nissan gelehnt, um ihm dabei zuzusehen, wie er sein Auto umfuhr. Ein Audi. Und ja, sie musste zugeben, eines der besonderen Klasse. Er parkte parallel zum vor ihr stehenden Auto und ließ den Motor laufen. Unbeirrt stieg er aus, um dann aus dem Kofferraum Überbrückungskabel zu holen. Ein Griff zurück ins Auto, war die Motorhaube auch bei ihm ausgeklinkt und er stellte sie auf.

Neugierig stellte sich die Blonde nun dazu und beobachtete ihn, wie er die Kabel an die Batterie seines Autos anklemmte. Mit den beiden anderen Enden stellte er sich nun zum roten Nissan. Auch hierbei beäugte Temari ihn genau. Da er wohl nicht genug sah, zückte er kurzerhand sein Smartphone und machte sich Licht.

„Soll ich halten?“, fragte sie monoton. Wortlos reichte er ihr das schmale Gerät, welches sie entgegen nahm und ihm so über die Batterie des Wagens leuchtete. Kurz orientierte sich der Fremde, ehe er die Klemmen in richtiger Reihenfolge anlegte.

„So, jetzt kannst du den Motor starten.“, meinte er und richtete sich wieder auf. Wortlos gab Temari ihm sein Handy wieder und stieg in das Auto. Eine Schlüsselumdrehung später lief der Nissan wieder, auch wenn er ungnädig klang. Der junge Mann löste die Klammern und verschloss die Motorhaube sorgfältig.

„Danke.“, gab sie knapp von sich und schnallte sich an.

„Keine Ursache.“, kam von ihm zurück, während er auch sein Auto von den Kabeln befreite und die Motorhaube zufallen ließ. Ohne noch etwas zu sagen, zog die Blonde die Tür zu und lenkte das kleine Auto aus der Parklücke an ihm vorbei. Der Höflichkeit halber hob sie noch kurz die Hand, um sich dann endgültig auf den Heimweg zu machen. Sie verschwendete keinen Blick in den Rückspiegel. Die Aktion war ziemlich langweilig gewesen.
 

Gähnend fuhr Temari am nächsten Morgen zur Arbeit. Mit etwas rasantem Tempo kurvte sie über den Parkplatz und stellte das verhasste Auto zwischen einem silbernen Polo und einem lilanen, kleinen Ford ab. Wenige Handgriffe später stand wieder ein Preisschild in der Windschutzscheibe des Autos, welches sie glücklich verließ. Vom Rücksitz nahm sie eine kleine, tragbare Batterie mit Überbrückungskabeln mit, ehe sie dem Wagen den Rücken zudrehte.

„Temari, wenn du so mit unseren Gebrauchtwagen umgehst, kann ich dich beim Verkauf direkt neue Reifen aufziehen lassen!“, meckerte ihr Chef sie an, der gerade von der Werkstatt zum Büro lief. Genervt warf sie ihm die Schlüssel zu: „Dieses Auto hat ganz andere Probleme, als abgefahrene Reifen.“

„Solange wir keine gebrauchte Batterie haben, muss es so gehen.“, meinte er nur und fing den Schlüssel knapp auf. Murrend schlug Temari den Weg in die Werkstatt ein, wo bereits ein Wagen auf sie wartete.

„Guten Morgen, Temari!“, kam es gut gelaunt von einer Rosahaarigen.

„Hallo Sakura...“, unsanft warf die Blonde ihre Tasche seitlich auf ihre Werkbank und drehte sich wieder zu der anderen Frau.

„Du siehst aber nicht gut aus...“, kommentierte Sakura ihre rüde Begrüßung. Mit hochgezogener Augenbraue schaute die andere an sich hinunter und streckte kurz die Arme leicht von sich. Sie trug ihre typische, schwarze Arbeitshose, dazu ein graues Shirt, welches bereits ältere Ölflecken aufwies, die schon diverse Wäschen überlebt hatten.

„Wie soll ich denn aussehen? Ich arbeite hier.“ Seufzend hielt ihr Sakura ein Klemmbrett mit Zetteln hin: „Vergiss es. Hier, dass soll an dem Wagen gemacht werden.“

„Oh bitte nicht schon wieder...“, unzufrieden nahm Temari die Papiere entgegen. Solche Aufträge versprachen nie Gutes. Meist sollte nur das Allernötigste gemacht werden, damit das Auto wieder lief. Aber das bedeutete nicht, das es wirklich heile war oder gar der Straßenverkehrsordnung entsprach. Solche Fahrzeuge fielen meist bei der nächsten, fälligen Überprüfung durch und wanderten auf den Schrottplatz, da sie keine weiterführende Zulassung bekamen.

„Tut mir leid, hab gerade leider nichts anderes im Angebot.“ Langsam sank das Klemmbrett tiefer, dunkelgrüne Augen trafen auf hellgrüne Augen.

„Du willst mir sagen, dass die Ersatzteile für die vier anderen Autos noch immer nicht da sind und ich nach diesem Auto dazu verdammt bin, nichts zu tun?“ Sakura zog eine leichte Schnute: „Naja, Gonzo würde es bestimmt gutheißen, wenn du endlich mal die Inventur machen würdest.“ Temari rollte mit den Augen und schmiss das Klemmbrett auf ihre Werkbank: „Mal abgesehen davon, das ich dazu keine Lust habe, bringt es ja eh nichts. Bis er mal das bestellt, was ich haben will, fährt Hinata einen Hummer.“ Die Rosahaarige grinste: „Das wäre eine lustige Vorstellung. Sie liebt ihren Smart doch so.“

„Ja und keiner weiß, wieso.“

„Ist doch ganz einfach, das Teil ist klein und wendig, sie kann sich überall durchzwängen und hat nie Platzprobleme. Würde sie dein Auto fahren, könntest du wahrscheinlich ständig irgendwelche Schäden an ihrem und an fremden Autos reparieren.“, erklärte die andere locker. Temari schmunzelte: „So fett ist mein Mustang doch gar nicht.“ Sakura lachte: „Nein, im Vergleich mit einem Smart, niemals...“ Die Rosahaarige machte sich belustigt von Dannen und ließ die andere mit ihrem unerwünschten Reparaturauftrag alleine.
 

Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen Temari darüber nachdachte, ob sie den richtigen Job ergriffen hatte. Oder besser gesagt, den richtigen Arbeitsplatz. Ständig gab es solche katastrophalen Autos, die nur geflickt werden sollten. Natürlich mit Gebrauchtteilen, denn damit handelte Gonzo ja auch. Und er kaufte gerne kleine Wagen an, die sie dann irgendwie in Bastelarbeit zusammen setzten musste, damit er sie wieder verkaufen konnte. Eigentlich war es keine schlechte Geschäftsidee. Es waren meist junge Leute, gerade in der Ausbildung oder Studium, die bei ihm ein Gebrauchtwagen kauften. Der Preis war für sie bezahlbar und die Unterhaltung des Autos nicht so hoch. Und doch kotzte Temari es an. Sie sehnte sich nach mehr Abwechslung. Aber die gab es fast nur, wenn Gonzo einen Neuwagen verkaufte.

Resignierend griff sie nach einer Fernbedienung und fuhr das Auto durch die Hebebühne in die Luft. Fürs erste würde sie jetzt dann mal einen Auspuff flicken.
 

Zur Mittagspause setzte sich die Blonde in den kleinen Aufenthaltsraum, der nicht mehr bot, als einen Tisch mit vier Stühlen und einer Kaffeemaschine auf einem Kühlschrank.

„Hallo Hinata.“, begrüßte sie die Dunkelhaarige, die bereits da saß und ihren Salat verspeiste. Lächelnd hob sie kurz die Hand, da sie am kauen war. Schweigend tat sie es ihr gleich und bediente sich an ihrem mitgebrachten Essen, den Rest selbstgemachte Pizza vom Vortag.

„Wie war dein Vormittag?“, begann die andere nun ein Gespräch, nachdem sie fertig war mit ihrer Mahlzeit. Temari winkte ab: „Fürchterlich öde. Aber immerhin, die Puzzlearbeit an dem Schrottauto ist so aufwändig, das ich keine Inventur machen muss.“ Da musste Hinata lachen. Jeder wusste, wie sehr Temari die Inventur der Werkstatt hasste und dass sie jede Arbeit bevorzugte, egal, wie nervig sie war.

Die Tür schwang auf und fiel unsanft zurück in den Türrahmen: „Boa, gebt mir einen besonders starken Kaffee, sonst dreh ich gleich durch!“ Verwundert sah Temari von ihrer Pizza auf. Ungalant sprach sie mit halbvollem Mund: „Was ist los?“ Die Rosahaarige hatte sich an der Kaffeemaschine bedient und warf noch drei Stücken Würfelzucker hinterher, dann setzte sie sich, noch immer wütend, den anderen beiden gegenüber: „Ich hatte gerade einen reichen Typen da, der an einem Auto interessiert ist.“

„Zu viele Sonderwünsche?“, harkte die Blonde wiederum nach.

„Keinen einzigen.“

„Okay, jetzt wird’s interessant. Was war das Problem?“, neugierig setzte sich Temari etwas aufrechter hin und stützte die Arme auf dem Tisch an, während sie weiter an ihrer Pizza aß.

„Er hat so gut wie kein Wort geredet.“ Etwas verwirrt hoben die beiden Frauen ihr gegenüber die Augenbrauen.

„Wie, er hat kaum was gesagt?“, fragte Hinata nach. Sakura rührte mit einem Stäbchen ihren Kaffee um: „Gonzo hat ihn zu mir an den Tisch begleitet und gesagt, was für ein Auto er gerne hätte. Ich sollte mit ihm klären, was für eine Ausstattung das Auto hat und das ganze Zeugs. Aber der Typ hat kaum die Zähne auseinander bekommen! Ich hab ihn so vieles gefragt, aber es kam eigentlich immer nur ein 'hm' oder 'hmhm' zurück, für Ja und Nein.“ Da musste die Blonde lachen: „Oh man, sag bloß, er war von dir eingeschüchtert.“ Angefressen verzog Sakura nun das Gesicht: „Vor dir sind Männer eingeschüchtert. Der saß vollkommen emotionslos da.“

„Ah, jetzt weiß ich, wen du meinst.“, Hinata legte kurz ihre Finger an ihr Kinn, „Du meinst den Schwarzhaarigen, den du heute Vormittag noch so interessiert beobachtet hast.“

„Ach, guck mal an...“, Temari legte den Kopf schief, „Du fandest ihn wohl ansprechend?“ Seufzend ließ die Rosahaarige den Kopf hängen: „Verdammt, er sieht so gut aus. Ich hab mich wie ein dummes, kleines Schulmädchen geführt. Und dann bringt der keinen einzigen, vollständigen Satz über die Lippen.“

„Ich glaube, es bringt dir auch nichts, Kunden als potenzielle Männer zu betrachten.“, entgegnete die Blonde und verschloss ihre geleerte Brotdose.

„Apropos Männer, wie lief dein Fang letzte Nacht?“, lenkte Sakura ab und nippte an ihrem überzuckertem Kaffee. Seufzend schloss Temari die Augen und lehnte sich zurück: „Nichts. Ich könnte jetzt sagen, es waren nur Pfeifen unterwegs, aber die Bezeichnung wäre nicht ganz stimmig.“

„Du hast zu hohe Ansprüche.“, kommentierte die Rosahaarige.

„Ach was.“, wehrte sich Temari, „Die Krönung war dann ein Typ, der mir helfen wollte, weil der blöde Nissan nicht ansprang.“

„Oje, hast du mal wieder einen Mann auf seine Fachkenntnisse getestet?“

„Nein, ich war ganz artig und hab die doofe Frau gemiemt.“

„Und? Wie hat er sich geschlagen?“

„Hm, er hat alles richtig gemacht. Er war jetzt nicht der Macho, aber irgendwie schon so im Stil 'Ich bin ein Mann, ich helfe einer Frau natürlich, weil das Auto nicht anspringt und sie sich nicht helfen kann'.“ Kopfschüttelnd grinste Sakura: „Wenn der wüsste, dass er das Auto einer KFZ-Meisterin überbrückt hat.“ Da musste auch Hinata grinsen.

„Es war aber leider nicht so unterhaltend, wie ich gehofft hatte.“, Temari zuckte mit den Schultern.

„Klar, weil er ja auch alles richtig gemacht hat. Sonst wäre er ein weiterer Mann, den du bloßgestellt hättest.“

„Ich mag die dummen Blicke, wenn sie selbst ratlos sind und ich das Problem in Handumdrehen löse.“

„Wie gut, das Gonzo dich regelmäßig die Gebrauchtwagen spazieren fahren lässt, da hast du oft die Chance dazu.“

„Andernfalls würde ich auch nicht in den Genuss kommen.“, pflichtete sie Sakura bei, schließlich lief ihr eigenes Auto, ein schwarzer Mustang, tadellos.

Ein Piepen unterbrach ihre kleine Runde. Seufzend zog Temari aus ihrer Hosentasche seitlich am Knie ein schwarzes Telefon und nahm ab: „Was gibt’s, Gonzo?“

Bekannter, neuer Kunde

Wenn Temari noch etwas nicht mochte, dann war es die Unterbrechung ihrer Mittagspause. Aber das war ihrem Chef meist egal. Dafür musste sie ihm zugutehalten, dass sie oft am Tage mal rumsitzen durfte, ohne das er gleich einen Aufstand machte. Murrend hatte sie sich von den anderen beiden verabschiedet, um anschließend zurück zur Werkstatt zu gehen. Irgendjemand hatte wohl ein Problem mit seinem Auto, welches wiederum in dessen Mittagspause gelöst werden musste. Klar, sie musste ihre Pause für jemand anderen opfern, besten Dank auch. Da auf ihrer Hebebühne noch immer das Schrottauto war, bediente sie sich kurzerhand an der Hebebühne ihres nicht vorhandenen Arbeitskollegen. Eigentlich sollten hier zwei Mechaniker arbeiten, aber aus einem unempfindlichen Grund hatte es bislang keiner über die Probezeit hinaus geschafft.
 

Temari hört bereits, wie ein Auto vorfuhr, als sie das Rolltor hochdrückte und mit einem letzten Sprung nach oben einrasten ließ. Für elektrische Tore war Gonzo auch zu geizig, denn er wusste ja, dass es für sie überhaupt kein Problem war, diese auch so zu öffnen.

Als ein schwarzer Audi vor ihr hielt, konnte sie nicht anders, als breit zu grinsen und eine Hand in die Taille zu stemmen. Wenn das nicht ihr Helferchen von der letzten Nacht war...

Mit durchaus erstauntem Blick stieg der junge Mann aus und stütze sich mit den Unterarmen auf der Fahrertür und dem Dach ab: „So, eine KFZ-Meisterin lässt einen Laien ihr Auto überbrücken?“ Oh ja, endlich wurde der Tag mal unterhaltsam. Gewitzt hob die Blonde die Hände: „So musste ich nicht selbst meine tragbare Batterie anschließen. Und im übrigen gehört mir das Teil gar nicht.“ Sie nickte hinüber zu den Gebrauchtwagen. Ihrer Geste folgend, erkannte der Mann den roten Nissan. Ein kleines Schmunzeln zierte seinen Mund: „Im Normalfall steckt hinter einer Frau mit Pfennigabsätzen und Minirock auch keine fachkundige Person für den KFZ-Bereich.“ Bei dem Satz verschränkte sie die Arme und blickte ihn ernst an: „Sehe ich so fachkundiger aus?“

Er betrachtete sie eingehend. Verdreckte Arbeitsklamotten, festes Schuhwerk und Ölflecken an den Armen, sowie einen auf der Wange. Ihre blonden Haare waren nicht, wie letzte Nacht, offen, sondern zu vier Zöpfen zusammen gebunden. Über ihre Erscheinung hinwegsehend, grinste er sie an: „Wenn ich mit einem reparierten Auto von dem Hof fahre, durchaus.“

„Wo liegt denn das Problem?“, harkte Temari nach und klang nicht mehr so freundlich und amüsiert. Belustigt zuckte er mit den Schultern: „Keine Ahnung, ich bin kein Mechaniker.“ Sie rollte mit den Augen. Nun hatte er den Spieß umgedreht und hatte seinen Spaß.

„Da zwei Mechaniker zuvor das Problem nicht beheben konnten, wollte ich mal einen Meister draufschauen lassen.“ Na das konnte ja was werden. Temari seufzte und trat näher: „Also, wo haperts?“

„Die Gasanlage spinnt.“ Genervt stöhnte sie auf: „Gibt es eigentlich keine anderen Idioten in dieser Stadt, die das gebacken bekommen...“ Sie schritt direkt auf ihn zu und hielt die Hand hin: „Schlüssel.“ Wortlos überreichte er ihr den kleinen Gegenstand und trat zurück. Temari stieg in sein Auto, stellte den Sitz etwas vor und startete den Motor. Direkt blinkte die Anzeige für die Gasanlage hektisch auf. Unbekümmert zog sie die Tür zu und fuhr im ersten Gang auf die Hebebühne, um dann den Motor wieder abzustellen. Der Mann mit dem Zopf ließ sie dabei nicht aus den Augen, doch das interessierte sie wenig. Ihn ignorierend, stieg sie wieder aus und betätigte die Hebebühne. Immerhin war es mal etwas anderes zu reparieren, obwohl sie es wirklich nicht verstand, warum so viele in der Stadt Autos mit Gasanlagen verkauften, aber anscheinend keiner außer ihr dazu in der Lage war, diese zu warten und instand zusetzen.

Nachdem das Auto in einer annehmbaren Höhe für sie war, legte sie die Fernbedienung zur Seite und griff nach einer kleinen Taschenlampe aus ihrer Hosentasche. Unbeirrt suchte sie den Unterboden des Fahrzeugs ab, prüfte mal hier und mal da etwas nach und seufzte wieder.

„Und?“, fragte er neugierig nach und vergrub die Hände in den Taschen seiner schwarzen Anzugshose. Erst jetzt musterte sie ihn genau. Zu der Hose trug er noch ein weißes Hemd und eine graue Krawatte. Für sie sah er wie der typische Büromensch aus, der den ganzen Tag vor dem Computer hing und Papierkram bewältigte.

„Keine große Sache, nur ein kleiner Defekt. Allerdings kostspielig, weil ich nach der Reparatur die gesamte Anlage überprüfen muss, vorher darf das Auto nicht wieder auf die Straße.“ Er verzog keine Miene: „Dann ist das so.“ Murrend griff sie nach einem Klemmbrett und schrieb kurz die Kostenpunkte zusammen, um ihm dann eine vorläufige Rechnung zu geben, damit er eine Vorstellung davon bekam, was ihn erwartete. Wortlos nahm der Mann das Stück Papier entgegen und las es sich durch.

„Warum kostet die Überprüfung sieben Mal so viel, wie die Reparatur?“ Ah, jetzt hatte er verstanden, was sie meinte.

„So ist das nun mal bei Gasanlagen. Die Reparaturen kosten wenig, darum wird ja gerne damit geworben. Aber dass nach jeder Reparatur das gesamte System geprüft werden muss, damit man nicht mit einer tickenden Bombe durch die Gegend fährt, erwähnt beim Verkauf keiner.“, sie griff nach einem Schraubenschlüssel, „Also, reparieren oder für den gleichen Preis den roten Nissan Micra kaufen?“

„Reparieren.“

„Materialkosten sind übrigens noch nicht aufgeführt.“, fügte sie grinsend hinzu.

„Schon klar.“, kam es von ihm zurück.

„Es wird etwas dauern, aber unsere Sekretärin könnte schon mal die Rechnung aufsetzen, sie braucht dafür nur die Daten.“

„Wo finde ich die Dame?“ Temari zeigte mit dem Schraubenschlüssel zum Büro: „Erster Schreibtisch, Hyuuga.“ Ohne ein weiteres Wort machte er sich auf den Weg.
 

Temari begann mit der Reparatur und nach wenigen Minuten war sie ganz vertieft in ihrem Tun. Nun wurde ihr wieder bewusst, warum sie ihren Job so liebte. Es konnte so entspannend sein, einfach mit den Händen zu arbeiten, ohne großartig denken zu müssen. Sie war keinen falls dumm. Ihre Brüder hatten damals geglaubt, sie wolle sie veräppeln, als sie sagte, was für eine Ausbildung sie anstrebte. Sie war immerhin Klassenbeste, sie hätte studieren können. Doch das war einfach nicht ihr Ding. Sie hatte keine Lust mehr auf Bücher und rumsitzen, sie wollte etwas machen. Lustigerweise tat es ihr andere Bruder gleich und hatte ebenfalls ein überraschendes Handwerk ausgesucht: er war Marionettenbauer geworden. Nur der Jüngste von ihnen war doch studieren gegangen, aber es war auch einfach voll seins.

Beiläufig strich sich die Blonde eine Strähne aus dem Gesicht. Die Dusche heute Abend würde sich definitiv lohnen. Mit dem Schmutz hatte sie kein Problem. Klar, sie achtete schon auf ihr Äußeres. Aber sie war nicht so pingelig wie Sakura oder so filigran wie Hinata.

Etwas ruppiger zog sie eine defekte Manschette von einem Rohr, welche sie dann achtlos in die Ecke zum Schrottmüll warf.

„Na na, lass mein Auto heile.“, scherzte ein gewisser Jemand und klang dabei ziemlich belustigt. Noch mit den Händen über ihr am Wagen, senkte sie den Blick, um den Autobesitzer in die Augen zu sehen. Dieser stand mit den Händen in den Hosentaschen da und sah ihr anscheinend schon länger zu.

„Sei lieber nett zu mir, ich kann ganz andere Dinge mit deinem Auto anstellen.“ Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als wolle er sie herausfordern. Doch er schwieg nur und sah ihr weiter bei der Arbeit zu.

Es war schon etwas seltsam für Temari, dass ihr jemand beim Arbeiten zuschaute, doch beunruhigte sie es nicht. Sie fragte sich hingegen, wie man ihr mit einer solchen Ausdauer zuschauen konnte.
 

Bevor sie mit der Überprüfung der Gasanlage begann, zückte die Blonde ihr Telefon. Per Kurzwahl hatte sie schnell Hinata am Hörer: „Hey, kannst du eben herkommen und die restlichen Kostenpunkte der Reparatur aufnehmen?“

„Das geht gerade schlecht, aber ich schicke dir Sakura.“

„Ist gut.“, gab sie knapp zurück, legte auf und ließ das schwarze Gerät zurück in ihre Hosentasche sinken.

Kurze Zeit später trudelte auch schon die Rosahaarige mit einem Klemmbrett und einem Kugelschreiber ein. Neugierig betrachtete sie den jungen Mann, der da interessiert ihrer Freundin bei der Arbeit beobachtete. Freundlich begrüßte sie ihn, ehe sie sich neben der Hebebühne zu Temari gesellte: „Dann schieß mal los.“ Ohne von ihrer Arbeit abzulassen, ratterte die Blonde verschiedene Materialien runter. Die andere Frau notierte alles schweigend, nickte aber hin und wieder.

„Das sollte es gewesen sein.“, Temari griff nach einem leicht verschmutzten Tuch, um sich grob etwas Öl und Dreck von den Händen zu wischen.

„Den Rest hat Hinata schon?“

„Ja, sie kann die Rechnung fertig machen.“ Die Miene des Kugelschreibers klickend einziehend, machte Sakura auf dem Absatz kehrt: „Okay.“ Kurz blieb sie noch bei dem jungen Mann stehen: „Bar, mit Karte oder Rechnung zur Überweisung?“

„Letzteres, dann komme ich immerhin pünktlich zurück zur Arbeit.“ Nickend machte sich die Frau auf dem Weg.

„Tja, ich könnte mir in meiner Mittagspause auch etwas Besseres vorstellen, als mein Auto reparieren zu lassen.“, kommentierte Temari und ließ seinen Wagen zurück auf die eigenen vier Räder.

„Zum Beispiel?“, harkte er nach. Sie hob eine Augenbraue, gab sonst aber keine Emotion preis: „Jedenfalls nicht das Auto eines anderen zu reparieren.“

„Ah, deine Mittagspause ist also draufgegangen.“ Nun leicht gereizt, zog sie seinen Autoschlüssel hervor, um den schwarzen Audi wieder vor die Werkstatt zu fahren. In einer fließenden Bewegung stellte sie den Motor ab, fuhr den Sitz etwas zurück und stieg aus.

„Ich werde hier schließlich nicht gefragt, ob ich etwas reparieren will.“, sie hielt ihm den Schlüssel hin.

„Trotzdem sozial von dir, es zu tun.“, grinsend nahm er den Schlüssel entgegen. Ernst guckend schmetterte sie seine Aussage ab: „Ich bin nicht sozial. Ich will mein Geld. Deswegen arbeite ich in meiner Mittagspause.“

„Hast du eine Trinkgeldkasse?“, fragte er unbeirrt weiter.

„Ja, meine Hosentasche.“, gab sie monoton zurück.

„Na dann.“, er ging an ihr vorbei, zog etwas aus seiner Tasche und schob es in ihre Tasche, „Besten Dank.“ Perplex sah sie ihm nach, wie er einstieg. An ihrer Hüfte spürte sie noch immer die kurze Berührung von ihm. Ungläubig sah sie ihm nach, wie er noch beim Büro hielt, wo Sakura ihm durch das Fenster die Rechnung in die Hand drückte. Warum fühlte sie sich gerade so... billig?

„Temari?“, Sakuras Hand fuchtelte vor ihren Augen, erst da bemerkte die Blonde, dass sie noch immer zur Hofeinfahrt starrte, von der der schwarze Audi vor wenigen Augenblicken verschwunden war.

„Hm?“ Breit grinsend beugte sich Sakura kurz vor: „Was zum Teufel ist denn mit dir los?“ Blinzelnd schob die Blonde eine Hand in ihre Tasche und zog ihr Trinkgeld hervor. Die Rosahaarige sah auf ihre Hand: „Seit wann trägst du Geld in deiner Arbeitshose rum?“ Etwas baff faltete sie die Scheine auseinander und staunte nicht schlecht: „Das hat er mir zugesteckt...“

„Alter... Warst du freundlich zu ihm?!“, die andere Frau staunte ebenfalls, „Das verdient Hinata in einem Monat an Trinkgeld und sie bekommt das Meiste von uns dreien!“ Die Menge sorgte dafür, dass sich Temari nur noch unwohler fühlte.

„Ich war nicht freundlich.“, gab sie grummelnd von sich, „Und irgendwie fühlt sich das schäbig an.“ Ein Schmunzeln umspielte Sakuras Mund: „Sag bloß, du fühlst dich wie eine Prostituierte, die gerade von ihrem Freier entlohnt wurde.“ Die Blonde bedachte die andere mit einem üblen Blick. Tatsächlich fühlte sie sich so. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Sie war doch keine Bortsteinschwalbe! Als wenn sie so etwas nötig hätte! Sie kam gut mit ihrem Lohn aus und hatte alles, was sie brauchte. Sie war sich sicher, wenn er ihr das nächste Mal über den Weg lief, würde sie ihm sein Trinkgeld um die Ohren pfeffern.

„Als wenn ich sowas nötig hätte.“, zischte sie von sich und stopfte das Geld zurück in die Tasche, „Und dem Idioten hab ich erlaubt, den blöden Nissan zu überbrücken.“

„Uh!“, kam es aufgeregt von Sakura, „Der Typ hat dir letzte Nacht geholfen?“

„Ich hätte ihn da schon bloßstellen sollen.“, wütend verschränkte sie die Arme.

„Wie hat er reagiert, als du ihn vorhin empfangen hast?“

„Seiner Meinung nach hat eine Frau mit Absätzen und Mini kein Ahnung von Autos.“ Sakura zog eine Augenbraue hoch: „Autsch. Kein guter Anfang, um bei dir zu punkten.“

„Wieso punkten?! Der Typ geht mir jetzt schon auf die Nerven!“, blaffte Temari.

„Naja, immerhin beschäftigt er dich gedanklich scheinbar länger, als jeder andere Mann.“ Mit einer Handbewegung winkte die Blonde ab: „Das ist keine große Kunst und bedeutet nichts.“ Sakura sagte nichts weiter dazu und ließ sie schmunzelnd alleine.

Ein teures Foto

Den restlichen Tag schob Temari ihre schlechte Laune vor sich her. Das Schrottauto hatte sie irgendwann zusammen geflickt und sich anschließend mit Gonzo über die Preise der Gebrauchtteile gestritten. Während er es so günstig wie möglich machen wollte, hatte sie den Fokus auf den Verdienst. Von irgendwas musste die Werkstatt schließlich leben, mal ganz abgesehen von ihrem Lohn! Als er ihr dann zum Feierabend hin noch einen weiteren Gebrauchtwagen zum Spazierenfahren aufdrücken wollte, war die Blonde angepisst in ihr eigenes Auto gestiegen und vom Hof gebraust. Für heute hatte sie einfach genug.
 

Laut dröhnte die Musik aus den Boxen und beschalten ihre Ohren. Eigentlich mochte Temari es nicht, die gesamte Straße mit ihrer Musik zu unterhalten, doch heute hatte sie das tiefe Bedürfnis, sich ihre Gedanken mit der Musik wegzublasen. Dennoch dachte sie immer wieder an diesen dunkelhaarigen Kerl, der es gewagt hatte, sie so zu behandeln. Bis jetzt hatte es noch keiner wirklich gewagt, ihr so zu kommen. Die Blonde erinnerte sich lediglich an einen Macho, der ihre Grenzen überstrapazierte. Und kurz darauf hatte er eine gebrochene Nase. Im Nachhinein betrachtet hatte sie Glück, dass er sie nicht wegen Körperverletzung angezeigt hatte. Auf der anderen Seite hätte sich wohl kein Mann diese Blöße gegeben, eine Frau wegen einem fetten Faustschlag anzuzeigen.

Aber dieser Typ von heute hatte ihre Grenzen sehr ausgereizt. Wortwörtlich machte es sie rasend vor Wut, denn die Tachonadel stieg unaufhörlich weiter. Temari fiel es wie immer erst auf, als ein kurzes Blitzen sie aus ihren Gedanken riss. Na toll, auch das noch.

„Nicht schon wieder...“, ein Blick auf die Armatur verriet ihr, dass dieses Foto ziemlich teuer werden würde. Grummelnd bremste sie ab und fuhr im vorgeschriebenen Tempo weiter. Immerhin würde ihr nicht der Führerschein eingezogen werden.
 

„Temari!“, die Tür zur Werkstatt knallte donnernd gegen die Wand dahinter und Gonzo stand wütend in der Türrahmen. Angefressen presste die Blonde die Lippen aufeinander. Sakura, die ihr gerade bei der verhassten Inventur half, in dem sie alles für sie notierte, zuckte zusammen. Fast schäumend vor Wut baute sich ihr Chef vor ihr auf und hielt ihr einen Zettel entgegen: „Kannst du mir das mal erklären?!“ Wortlos nahm sie ihm das Schreiben ab und betrachtete ein Schwarz-Weiß-Foto von sich.

„Ups.“, kommentierte sie lahm. Sakura entriss ihr den Zettel: „Ups?! Das ist das sechste Mal, dass du in diesem Jahr geblitzt wurdest!“

„Kann doch mal passieren...“, sie rollte mit den Augen und drehte sich von den anderen weg. Eigentlich hatte sie das Angelegenheit schon wieder vergessen, immerhin war es ein paar Tage her. In der Hoffnung, die anderen beiden würden sie in Ruhe lassen, sortierte sie weiter ein paar Radschrauben und Muttern.

„Das könntest du sagen, wenn es nicht das sechste Mal wäre und wir nicht gerade erst Mai hätten!“, Gonzo war sichtlich genervt von ihrem Fahrverhalten, „Schlimm genug, dass der zuständige Sachbearbeiter deine Blitzer-Schreiben direkt an mich sendet, damit sie fristgerecht bezahlt werden!“ Die Blonde schnalzte mit der Zunge. Das war etwas, was ihr ziemlich auf den Senkel ging. Aber da sie einige Male nicht rechtzeitig bezahlt hatte, war das Ordnungsamt direkt an Gonzo als ihr Arbeitgeber herangetreten, der die Strafe direkt von ihrem Gehalt pfändete. Und so bekam er natürlich immer mit, wenn sie wieder zu schnell gefahren war.

„Vielleicht sollten wir die Bilder mal einrahmen und aufhängen...“, schlug Sakura vor und überflog die Daten des Schreibens, „Temari, achtzig in der Ortschaft?“

„Abzüglich der Toleranz sind es nur zwanzig zu viel.“, hielt sie dagegen und notierte nebenbei weitere Zahlen auf der Inventurliste.

„Wie wäre es denn, wenn ich dir das doppelte vom Lohn abziehe und die eine Hälfte auf ein Sparkonto verfrachte?“, kam meckernd von ihrem Chef, „Bei dem Tempo, in dem du Strafzettel sammelst, kannst du das bald mit einem Monatsgehalt gar nicht mehr ausgleichen!“
 

Ein Klopfen riss die drei aus ihrer Diskussion raus und ließ sie zur Tür schauen.

„Ich würde ja fragen, ob ich störe, aber das tue ich eh.“ Musste es ausgerechnet der Typ mit dem Zopf sein? Temari grummelte genervt auf: „Was willst du hier?“

„Sei gefälligst freundlich zu unserer Kundschaft!“, wies Gonzo sie zurecht und wandte sich dann höflich an den jungen Mann, „Was können wir für sie tun?“

„Wäre nett, wenn ihre Meisterin ein Formular für mich ausfüllen könnte, dann bezahlt die Versicherung meine Rechnung.“ Wütend stapfte Temari auf ihm zu und zog nebenbei sein Trinkgeld aus der Hosentasche, welches sie noch immer mit sich rumschleppte. Angepisst drückte sie es ihm in die Hand: „Du hast doch genug Geld, also bezahl deine Rechnung alleine!“ Ebenso sauer folgte ihr Gonzo und faltete sie zurecht: „Spinnst du?! Sieh zu, dass du dieses Formular ausfüllst und zwar tadellos korrekt!“ Mit bösem Blick bedachte sie ihren Chef, der ihr aber unmissverständlich klar machte, dass sie ihr Maß für heute mehr als gefüllt hatte. Widerwillig hielt sie dem anderen Mann eine Hand hin.

Von ihrer Wut komplett unbeeindruckt drückte er ihr ein zusammengefaltetes Dokument in die Hand. Gonzo warf ihr einen letzten ermahnenden Blick zu und wandte sich dann wieder seinem Kunden zu: „Falls irgendwas nicht zu ihrer Zufriedenheit ist, melden sie sich jederzeit bei mir im Büro.“ Leise vor sich hinfluchend verließ er die Werkstatt.

„Kein guter Tag heute, was?“, fragte er schmunzelnd. Stumm ging Temari zurück zu Sakura und nahm ihr das Klemmbrett ab, um die Papiere auszufüllen. Dabei entging ihr nicht das Grinsen ihrer Freundin, die schließlich den Ausgang der Werkstatt ansteuerte: „Bis später!“ Wunderbar, jetzt ließ Sakura sie auch noch mit dem Typen alleine. Ihre Laune sank immer weiter, als sie die drei Seiten überflog. Warum zum Teufel wollte es die Versicherung so detailliert wissen? Frustriert schob sie ihr Werkzeug auf der Werkbank zur Seite, um mit einem kleinen Hüpfer darauf Platz zunehmen. Sie blätterte zurück zur ersten Seite und las erstmals seinen Namen. Shikamaru Nara. Weitere Zeilen später überschlug sie ihre Beine und schnippte mit dem einen Ende des Kugelschreibers auf das Klemmbrett: „Dir ist bewusst, dass das hier Versicherungsbetrug ist?“

„Das kommt wohl ganz drauf an, wie man es auslegt.“ Sie hob ihren Blick: „Und wenn sie dich erwischen?“ Er vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. Die Geste entging ihr nicht und da Temari sie nun mehrfach bei ihm gesehen hatte, war die Blonde sich sicher, dass es eine seiner Macken war.

„Das fragt mich jemand, der Blitzer-Fotos von sich sammelt.“, er hob ihre Mahnung auf, die Sakura zuvor auf die Werkbank gelegt hatte, „Kostspielige Angelegenheit.“ Sie zog eine Schippe und entriss ihm den Zettel: „Das geht dich nichts an.“ Der Nara zuckte nur mit den Schultern: „Dir macht es bestimmt nichts aus, die Sätze etwas anzupassen.“

„Ich soll für einen Fremden lügen?“, Temari hob ungläubig eine Augenbraue, „Wie komme ich dazu?“

„Ich würde dir jetzt gerne ein Trinkgeld anbieten, aber da du mir ja schon das vom letzten Mal entgegen geworfen hast, schätze ich, dass das wohl entfällt.“ Ihre Augen verengten sich: „In der Tat, ich bin doch keine Nutte, die sich für irgendwelche Dienste bezahlen lässt.“ Nun musterte er sie verblüfft: „Das denkst du? Himmel, ich hab dir danken wollen.“

„Darauf kann ich gut verzichten, ich verdiene mir mein Gehalt, ohne dass man mich dabei auf mein Geschlecht reduziert.“ Oh na Hallo... Ein Lachen entfuhr dem Dunkelhaarigen: „Du bist wirklich speziell.“ Temari konnte es nicht fassen, mit jedem weiteren Satz kochte sie innerlich mehr. Konnte er nicht einfach die Klappe halten?

„Tatsächlich war es ein ehrlich gemeinter Dank.“, entgegnete er, „Und das nicht nur für die Reparatur, sondern auch dafür, dass du mich beeindruckt hast.“ Da änderte sich ihre Mimik. Überrascht hob sie eine Augenbraue. War das ein Kompliment? Sie betrachtete kurz seine braunen Augen und überlegte, ob sie sich nun freuen oder aufregen sollte.

„Wärst du so nett und würdest das Formular zu meinem Vorteil ausfüllen?“, durchbrach er ihre Gedankengänge und hob spitzbübisch die Mundwinkel. Temari hatte keine Ahnung, was sie da plötzlich ritt, als sie sein Grinsen erwiderte und anfing zu schreiben. Schweigend füllte sie das Papier aus und fragte sich bei jedem Satz, warum sie sich für diesen Typen an einem Versicherungsbetrug beteiligte. Der Dunkelhaarige hingegen sah ihr belustigt zu und musterte sie dabei aufmerksam. Er kam nicht umhin zu bemerken, wie gut ihr diese verdreckte Arbeitskleidung stand. Jetzt, wo er sie ein zweites Mal sah, war es noch stimmiger, als er sie das erste Mal in Minirock gesehen hatte.

„Dir ist klar, was passiert, wenn du mich verpfeifst?“, harkte die Blonde mittendrin nach.

„Ich schätze, dann sollte ich besser nicht mit meinem Auto fahren und es in der nächst besten Werkstatt auf Manipulationen checken lassen...“ Nickend grinste sie: „Wir verstehen uns.“ Ihre Drohung war unmissverständlich klar und er war sich bewusst, dass sie dabei keinen Spaß verstand.

„So...“, sagte sie leise, unterschrieb und rutschte von der Werkbank, „Ich muss das eben noch abstempeln.“

„Gerne, ich folge.“, meinte der Nara und begleitete sie bis zum Büro.
 

„Sakura, ich bedien mich mal an deinem Tisch.“, rief Temari unverfroren der Rosahaarigen zu, die gerade Prospekte einsortierte.

„Was?“, harkte diese irritiert nach. Überrascht sah sie zu, wie die Blonde hinter ihren Schreibtisch ging und sich dort mit den Papieren des Fremden rüber beugte. Schnell hatte sie die drei Seiten des Dokuments abgestempelt und wieder zusammen gefaltet.

„Temari, ich muss das für unsere Akten noch einscannen.“, Sakura trat zu ihr, doch da reichte die andere die Papiere schon weiter an den Nara, der breit grinste.

„Danke!“, er hob zum Abschied die Hand mit dem Formular und spazierte aus dem Gebäude.

Entgeistert starrte Sakura die Mechanikerin an: „Sag mir nicht, dass es das ist, was ich denke.“ Temari stellte sich entspannt mit verschränkten Armen hin: „Keine Ahnung, was du meinst.“

„Ich bin doch nicht blöd!“, gab Sakura zurück, „Temari, du lässt das Dokument nicht in unseren Akten auftauchen und ich soll es nicht abstempeln, damit ich es nicht sehe! Das schreit gerade zu nach Versicherungsbetrug!“

„Krieg dich wieder ein, das geht dich nichts an und es betrifft dich auch nicht.“ Verdattert klappte der anderen der Mund auf: „Was zum Teufel ist los mit dir?“

„Nichts?“, die Blonde umrundete wieder den Schreibtisch und schlug den Weg Richtung Eingangstür ein.

„Also wenn er dich dafür bezahlt hat, dann kannst du dich dieses Mal wirklich wie eine Bortsteinschwalbe fühlen.“ Bei dem Satz drehte sich Temari doch wieder zu ihrer Freundin: „Er hat dafür nicht bezahlt.“

„Das macht das Ganze noch seltsamer.“, Sakura legte den Kopf schief, musste dann aber grinsen, „Wie hat er das geschafft?“ Nun doch wieder genervt, setzte die Blonde ihren Weg fort: „Ist doch nur ein Text, nicht mehr.“

Mit diesen Worten ließ sie Sakura stehen, um schnell wieder in ihrer Werkstatt zu verschwinden. Dort angekommen, grübelte sie tatsächlich noch einmal darüber nach, was sie da gerade getan hatte.

Ein Versicherungsbetrug war schon etwas krasser, als ständig Strafzettel zu erhalten. Und dennoch war sie sich aus irgendeinem Grund sicher, dass er sie nicht in die Pfanne hauen würde.

Seufzend griff sie nach ihrem neuen Foto. Verblüfft tauchte unter dem Blatt ihr Trinkgeld auf, welches sich in Höhe ihrer Strafe vermehrt hatte. Das kam ziemlich unerwartet für Temari. Von den einen auf den anderen Moment, war sie wieder sauer. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Sie konnte ihren Mist selber auslöffeln, dafür hatte sie keinen Mann nötig! Angefressen nahm sie die Scheine und stopfte sie zurück in ihre Hosentasche.
 

Am späten Abend stand Temari unter der Dusche und schrubbte sich die Fingernägel sauber. Heute Abend war wie immer der Tag in der Woche, in der sie mit Sakura um die Häuser zog. Manchmal war auch Hinata dabei, aber meist war das einfach nichts für die schüchterne Frau.

Nach mehrmaligem Bearbeiten ihrer Hände gab sie auf, sie würde sich die Fingernägel einfach dunkellackieren. Entspannt seifte sie sich ein und wusch sich den restlichen Schmutz von ihrem Arbeitstag vom Körper. Vielleicht hatte sie ja heute Glück und bekam mal wieder ihren Spaß.

Eine lange Nacht

Gegen kurz vor elf hielt Sakuras kleiner roter Flitzer vor Temaris Wohnhaus. Zufrieden mit sich warf Temari einen letzten Blick in den Spiegel. Zwei hohe Zöpfe, etwas dunkleres Make up, schwarze Fingernägel, weißes Top und ein kurzer Jeansrock. Schnell schlüpfte sie in ihre Pumps und griff nach ihrer schwarzen Lederjacke. Das könnte eine erfolgreiche Nacht werden.
 

„Na!“, begrüßte Sakura sie grinsend, „Sieht aus, als hättest du Appetit.“ Forsch schaute Temari an sich hinunter und dann wieder zu Sakura: „Das ist doch nicht zu knapp?“ Die Rosahaarige winkte ab: „Blödsinn, genau richtig. Die Männerwelt wird dir schon zu Füßen legen.“

„Na klar...“, die Blonde zückte ihren Autoschlüssel.

„Du darfst halt nicht auf ihnen rumtreten, wenn du einen für die Nacht mit nach hause nehmen willst.“

„Mal sehen, ob da überhaupt was Passendes dabei ist.“, meinte Temari und schloss ihr Auto auf. Sakura setzte sich auf den Beifahrersitz und zog die Tür zu: „Wenn du willst, bestimmt. Deine Ansprüche sind einfach zu hoch.“ Bissig startete die Blonde den Motor, nachdem sie sich angeschnallt hatte: „Von wegen. Was kann ich dafür, wenn ich nur Memmen abbekomme?“

„Naja, jeder, der dir Paroli bieten würde, fände sich schnell mit einer gebrochenen Nase wieder.“, erklärte die Rosahaarige, „Ist doch ganz klar, dass sie dann vor dir kuschen.“

„Ich will auch keinen Mann, der mich rumkommandiert.“

„Zwischen Rumkommandieren und Dominieren liegen ziemliche Welten, findest du nicht?“ Schweigend fuhr Temari los. Das Thema nervte sie einfach. Sie wollte sich damit nicht befassen, denn das würde ja bedeuten, dass sie Schuld daran war, dass sie nie einen vernünftigen Mann fand. Und dass wollte die Blonde auf keinen Fall so sehen. Es konnte doch nicht sein, dass sie sich verbiegen musste, um für die Männerwelt passend zu sein.

Da Sakura eben andere Ansichten hatte, sparte sich die Blonde jeglichen weiteren Kommentar, die Diskussion hatten sie schon häufig genug geführt und waren nie zu einem gemeinsamen Ende gekommen.

„Wie ist dein Plan für heute Abend?“, wechselte Temari das Thema.

„Ich werde mal wieder nach Mister Right suchen. Wie immer.“ Da rollte die andere mit den Augen. Sakura war wirklich ein extremer Dickkopf. Ständig lag sie allen damit in den Ohren, dass es nie einen richtigen Kerl für sie gab, alle würden ja nur das eine von ihr wollen. Doch im Gegensatz zu Temari, hatte Sakura ein Problem damit. Sie wollte eben nicht nur eine Nacht ihren Spaß haben, sie war auf der Suche nach ihrem passenden Gegenstück. Und wenn es dann mal wieder nicht klappte, jammerte sie mindestens drei Tage lang rum. Danach besann sie sich auf ihre durch und durch positive Einstellung und ging vier Tage später wieder mit Temari los. Jede Woche. Seit drei Jahren. Man sollte meinen, die Rosahaarige war es leid. Doch Pustekuchen, sie gab nicht auf.

„Wenn du so weitermachst, stirbst du noch als alte Jungfer.“, scherzte Temari. Leicht gereizt lehnte sich Sakura zurück: „Du weißt, das ich kein Problem damit habe, noch Jungfrau zu sein. Ich bin ja nicht schüchtern.“

„Aber fast ein so hoffnungsloser Fall wie unsere Hinata.“ Seufzend warf die Rosahaarige einen Blick aus dem Fenster: „Das könnte allerdings stimmen. Wobei ich mir sicher bin, dass sie irgendwann den Mann findet, der sie auf Händen trägt. Sie ist eine so gute Seele!“ Nickend stimmte die Blonde ihr zu.
 

Der Club war wie immer ziemlich gut besucht. Harte Rhythmen gaben den Ton an und luden jeden Besucher ein, sich zu bewegen und dabei zu vergessen. Temari mochte den Schuppen. Das Klientel war gepflegt, nicht zu jung und nicht zu alt und die Musik traf auch ihren Geschmack.

Um erst einmal anzukommen, holten sich beide an der Bar ein Getränk und mischten sich unter die Leute. Wie immer hatte Sakura schnell einen Typen an der Seite, der sie ganz offensichtlich anflirtete. Temari nahm es gelassen und ließ ihre Freundin alleine. Ihr Weg führte sie zu einer Erhöhung, die wie ein Balkon über die Tanzfläche reichte. Von hier aus konnte man sich einen guten Überblick verschaffen, was sie auch gerne nutzte.

Am heutigen Abend war die Auswahl schon recht groß, aber nicht weiter beeindruckend für die Blonde. Nachdenklich nippte sie an ihrer Cola, um zu entscheiden, wie sie weitermachen sollte. Ein paar Minuten später sah sie Sakura, die von ihrem Flirt auf die Tanzfläche geführt wurde. Grinsend betrachtete sie das ganze. Ja, Sakura war nicht schüchtern. Aber man sah ihr ihre Unerfahrenheit einfach an. Die Blonde hatte die Vermutung, dass sie deswegen wie Freiwild für die Männerwelt wirkte, hatte nicht jeder Mann gerne mal etwas mit einer Jungfrau? Da musste sich der Mann keine Sorgen machen, nicht gut genug zu sein, denn die Frau hatte ja keine Vergleichsmöglichkeiten.
 

Temari leerte ihre kleine Flasche und stellte sie auf einem der Stehtische ab. Gerne hätte sie sich etwas Hochprozentiges gegönnt, aber da sie heute die Fahrerin war, entfiel das für sie. Während ein schnelles Lied losspielte, ging sie sich zur Tanzfläche. Temari hatte überhaupt kein Problem damit, sich alleine auf der Tanzfläche zu sein. Es war ein todsicheres Mittel, um Kerle anzulocken. Und so legte sie in seichten Bewegungen los, im Rhythmus der Musik zu tanzen. Ein kleiner Hüftschwung hier, ein bisschen Händespiel da und zack, da klebte auch schon der erste Typ an ihrem Rücken.
 

Doch so einfach machte sie es ihren Bewerbern nicht. Neugierig drehte sie sich um und betrachtete den Typen, der aber nicht ihren Vorstellungen entsprach. Unsanft schubste Temari ihn mit der Hand auf der Brust zurück und machte unmissverständlich klar, dass er nicht erwünscht war.

Unbeirrt zog sie weiter ihre Kreise und schloss die Augen, ließ sich von der Musik treiben. Gott, wie sehr sie es liebte!

Eine federleichte Berührung an ihrer Schulter brachte sie dazu, wieder aufzusehen. Dieses Mal überlegte sie kurz, wies aber auch diesen ab. Vielleicht kam ja noch ein besserer, sie hatte schließlich gerade erst angefangen und der Club war voll.

Ein Grinsen zierte ihren Mund, während ein neues Lied kam, dass schnellere und intensivere Bewegungen versprach. Wie die meisten anderen, hob Temari ihre Hände über den Kopf und ließ weiter ihren Körper sprechen. Kurz öffnete sie die Augen und erblickte vor sich einen Kerl mit hellbraunen Haaren. Der hatte scheinbar nur darauf gewartet, mit ihr Augenkontakt aufzunehmen. Grinsend tanzte er sie an und hielt ihr eine Hand hin. Innerlich seufzte Temari, gab aber nach. Mal sehen, was er konnte. Locker reichte sie ihre Hand und erlaubte ihm, mit ihr zu tanzen.

Er beeindruckte Die Blonde nicht wirklich. Temari tanzte dennoch weiter, weil ihr das Lied gefiel. Nebenbei warf sie ab und zu einen Blick in die Menge. Sakura tanze ein paar Meter weiter und schien für den Moment zufrieden zu sein. Gedankenlos wanderte ihr Blick weiter, bis ihre Augen bei einem ihr bekannten Gesicht stoppten. Ohne eine Miene zu verziehen, erwiderte sie seinen Blick, der ebenso nichts von seinen Emotionen preis gab. Ein leichtes Prickeln durchfuhr ihren Körper, was aber nicht an der Hand des Typen lag, der mittlerweile ziemlich dicht an ihrem Rücken war und eine Hand an ihren Bauch gelegt hatte.

Wieder wechselte das Lied und verlangte von den Tanzenden langsamere Bewegungen. Temari hatte keine Probleme damit, ihre Kehrseite an diesen Fremden zu schmiegen und sich mit ihm im Takt zu bewegen, doch ihre Augen huschten immer wieder zurück zu dem Dunkelhaarigen, der da gemütlich an einer Säule lehnte, natürlich mit den Händen in den Hosentaschen.

Die Hand des Fremden rutschte tiefer und fasste sie an ihrem Hüftknochen, um sie näher an seinen Schritt zu drängen. Sie wartete gar nicht lange, sondern drückte ihm ihren Po entgegen und baute Druck zu ihm auf. Die Blonde hörte, wie er hinter ihr leicht keuchte, aber es interessierte sie nicht wirklich. Es war ihr selbst ein Rätsel, aber gerade genoss sie es in vollen Zügen, diesem Nara zu zeigen, was sie mit diesem Fremden tat und ihm hin und wieder einen Blick zuzuwerfen. Je weiter das Lied zum Ende kam, desto mehr lagen die Arme des Typen hinter ihr um sie, während sie eine Hand über ihre Schulter nach hinten in seinen Nacken hatte wandern lassen.

Als er sich zu ihrem Ohr hinunterbeugte, um ihr sein nicht jugendfreies Angebot zu unterbreiten, sah Temari dem anderen schmunzelnd in die dunklen Augen. Grinsend ergriff sie die Hand des Fremden und führte ihn, mit einem letzten Blick zum Nara, Richtung Ausgang.

Obwohl sie einen Kerl an der Hand hatte, war sie mit ihren Gedanken bei dem, der sie keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte. Es war so herrlich verrucht, was die Blonde getan hatte und es gab ihr einen gewissen Kick.
 

Auf der Rückseite des Clubs begnügte sich Temari mit dem Fremden, der sie recht stürmisch küssen wollte, was sie direkt abblockte. Sie hatte kein Interesse an einer Knutscherei, sie wollte nur Sex, mehr nicht. Wenn er das nicht verstand, war das hier schneller vorbei, als er seine Hose öffnen konnte. Zu ihrem Glück verstand er und gab sich mit dem zufrieden, was sie ihm bot. Schnell fand er den Weg unter ihren Rock und berührte sie sanft. Unerbittlich zerrte sie ihn näher an sich und öffnete seine Hose. Wie immer hatte Temari das Gefühl, dass sie den Typen alles vorkauen musste. Sie wollte nicht kuscheln, sie lagen hier ja schließlich nicht in irgendeinem Bett.

Wortlos puhlte sie ein Kondom aus ihrer Rocktasche und riss die Verpackung mit den Zähnen auf. Sie sah das Erstaunen in den Augen ihres Gegenübers. Was hatte er denn erwartet?

Sie hielt ihm das Präservativ hin, welches er, noch immer verdutzt, ergriff. Stumm hatte er es übergezogen und kam ihr wieder näher. Vorerst zufrieden, schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und winkelte ein Bein an, welches sie leicht um sein Becken legte. Da er ihr Höschen bereits zur Seite geschoben hatte, sparte sie sich das Ausziehen.
 

Seine Bewegungen waren ungenau und langsam, auch hatte sie nicht das Gefühl, dass er wirklich tief in sie eindrang.

„Kommt da noch was?“, fragte Temari recht schnell ruppig nach. Wie versteinert löste sich der Typ leicht von ihr, um ihren Blick zu erwidern. Grummelnd schubste sie ihn von sich und zupfte ihre Unterwäsche zurecht: „Vergiss es, ich bin wohl eine Nummer zu groß für dich.“ Eiskalt ließ die Blonde ihn stehen und öffnete die Hintertür zum Club.
 

Nach einem kurzen Abstecher auf der Toilette ging sie zurück zur Bar. Das war ja mal total nach hinten losgegangen. Sie hasste es, wenn die Kerle allein durch ihre Tanzbewegungen ihr das Blaue vom Himmel versprachen, dann aber nicht in Fahrt kamen.

„Hey Temari, wo ist dein Typ hin?“, Sakura gesellte sich kurz zu ihr und bestellte sich etwas zu trinken. Frustriert seufzte die Blonde auf: „Zieht sich wahrscheinlich das unbenutzte Kondom runter.“ Die andere hob eine Augenbraue: „Man, hast du ein hartes Leben.“

„Ich wünschte, es wäre eben härter gewesen. Vielleicht wäre der was für dich gewesen, so kuschelbedürftig, wie der war.“

„Nein danke, ich begnüge mich mit meinem eigenen Fang.“, lehnte Sakura dankend ab und nahm ihr Getränk entgegen. Temari hob eine Augenbraue: „Wo ist der überhaupt?“

„Klo.“, antwortete die andere knapp und hielt bereits Ausschau nach dem Mann.
 

Temari wäre nicht Temari, wenn sie so schnell aufgeben würde. Sie tanzte noch ein paar Runden und vergaß die Welt um sich herum. Den für sie hoffnungslosen Fall hatte sie nicht wieder gesehen. Den Nara allerdings auch nicht.
 

Es war bereits kurz vor zwei, als sie genug hatte. Einige hatten ihr Glück noch bei ihr versucht, doch sie hatte alle abgelehnt. Vielleicht war die Blonde von ihrem ersten Versuch einfach zu frustriert, aber sie hatte an diesem Abend keine Lust mehr, auf gut Glück einen Typen abzuschleppen.

Als dann irgendwann eine Sakura mit belegter Miene vor ihr auftauchte, wusste sie, dass es Zeit für den Heimweg war.
 

Im Auto schwiegen beide zunächst. Leise lief das Radio, während Temari mal gemächlich dahin fuhr. Laterne um Laterne zog vorbei und wechselte sich mit der Dunkelheit ab.

„Was stimmt nur mit den Kerlen nicht?“, brach es irgendwann aus der Beifahrerin raus.

„Das wüsste ich auch mal gerne.“

„Vielleicht hätten wir doch tauschen sollen.“ Temari schüttelte den Kopf: „Nein, dein Typ wäre nichts für mich gewesen. Erst kuscheln und einschleimen, um dann abzuschleppen – nein danke.“

„Mich macht das noch wahnsinnig!“, Sakura vergrub die Hände in ihren Haarschopf, „Wollen denn alle nur Sex?!“ Die Blonde schnalzte kurz mit der Zunge. Immerhin gehörte sie ja selbst zu der Sorte, die nur das schnelle Vergnügen suchte.

„Ich weiß, ich weiß!“, gab die andere daraufhin zurück, „Aber du spielst vorher nicht rum und machst falsche Hoffnungen.“

„Das stimmt allerdings. Das passt aber den meisten auch nicht.“

„Vielleicht sterbe ich doch als einsame Jungfer...“ Temari rollte mit den Augen, schwieg aber. Nun würde die andere wieder drei Tage schlechte Laune haben. Aber sei es drum, bei Sakura gab es immer eine nächste Runde.

30 Sekunden

„Temari, die Ersatzteile sind da!“, brüllte Sakura quer über den Hof zur Werkstatt. Vertieft in ihre Arbeit, erschrak die Blonde, der daraufhin der Schraubenschlüssel aus der Hand rutschte und ihr auf den Kopf knallte.

„Na Danke, Sakura...“, murrend rieb sie sich den Schädel und trat unter dem Auto hervor. Prompt sah sie sich dem Lieferanten gegenüber, der bereits die ersten Pakete vor der Werkstatt abstellte. Neugierig riss die Mechanikerin den Brief von einem der Kartons und besah sich die Liste. Das sah auf jeden Fall vielversprechend aus, wenn es wirklich die richtigen Teile waren, konnte sie den halben Hof an Reparaturen endlich abfertigen. Allen voran wurde sie diese hässliche, giftgrüne, möchte-gern Rennkarre los. Unbeirrt suchte sie gezielt genau die Teile raus und stellte sie auf der zweiten Werkbank bereit. In der Schublade für die aktuellen Reparaturen grub sie den betreffenden Schlüssel raus, um den Wagen zu holen.
 

Was war sie froh, als sie das Teil endlich fertig hatte und den Besitzer anrief. Cool, wie der sich fühlte, kündigte er an, knapp vor Feierabend sein Auto abzuholen. In dem Moment wusste Temari, dass sie wieder mal länger bleiben müsste. Der Typ gehörte zu der Sorte Macho, der fett versprach, dann aber seinen besonderen Auftritt brauchte. Sie als Frau musste er schließlich beeindrucken.

Die Blonde konnte bei solchem Verhalten immer wieder aufs Neue kotzen. Sie verfolgte ja auch auf Partys ihre niedrigen Instinkte, aber dabei war sie nicht so primitiv, wie diese Sorte Männer.
 

„In letzter Zeit siehst du nicht gut gelaunt aus, Temari.“, stelle Hinata während der Mittagspause vorsichtig fest. Die Blonde, die ihren Kopf nach hinten auf die Lehne hatte sinken lassen, seufzte tief: „Ich weiß.“

„Sie sitzt unweigerlich auf Männerdiät.“, kommentierte Sakura ihr Verhalten und rührte in ihrer Fünf-Minuten-Terrine rum. Bei dem Satz wurde die Dunkelhaarige leicht rot. Das war ein Thema, welches ihr unangenehm war. Da die anderen beiden das wussten, mieden sie es auch eigentlich immer, von daher verwirrte es Temari, dass die Rosahaarige davon anfing.

Fragend blickte sie Sakura an, die ihr gegenüber saß: „Willst du mir irgendetwas sagen?“ Bedacht aß die andere ein paar Nudeln, ehe sie weitersprach: „Nun ja... Es ist mir erst vorgestern aufgefallen, aber... Ist dir eigentlich bewusst, dass du noch nie, seitdem wir dich kennen, so lange abstinent warst?“

„Das klingt, als sei ich süchtig.“, Temari zog eine Augenbraue hoch.

„Ich hab's eher mit etwas anderem in Verbindung gebracht. Immerhin hast du seit Wochen keinen Typen mehr abgeschleppt.“

„Und? Auch ich hab mal Pech.“

„Pech? Also vorgestern haben sich verdammt viele an dich rangeschmissen. Und die hättest du sonst nicht abgelehnt. Du tanzt zwar echt ziemlich intim mit ihnen, aber dann lässt du sie stehen.“ Wieder unbekümmert, zuckte Temari mit den Schultern, „Na und?“

„Ich hab ihn gestern gesehen.“ Autsch. Jetzt könnte es doch eng für sie werden. Plötzlich fand Temari die Deckenleuchte total interessant und legte den Kopf wieder zurück, um diese zu betrachten: „Keine Ahnung, was du meinst.“

Ungläubig lachte Sakura auf: „Ich bin doch nicht blöd! Du ziehst da eine heiße Nummer nach der anderen ab, während er dich keine Sekunde aus den Augen lässt!“ Zähneknirschend schaute Temari zur Seite.

„Und ich schätze mal, dass das schon länger so geht und du deswegen keinen mehr abschleppst. Du spielst mit ihm und hast daran Gefallen gefunden.“

„Ach Blödsinn.“, lehnte Temari ihre Theorie ab und verschränkte die Arme. Verwirrt schaute Hinata zwischen den beiden hin und her, schwieg aber. Auf Sakuras Lippen bildete sich ein Grinsen: „Du stehst auf ihn, kommst aber nicht so wirklich an ihn ran und dass frustriert dich.“

„Du siehst Gespenster, Sakura.“ Mit einer gewissen Genugtuung lehnte sich auch die Rosahaarige zurück und zuckte mit den Schultern: „Es ist so, dass sieht man einfach. Aber wo liegt das Problem? Dir ist doch sonst auch nichts zu peinlich, also warum nicht darüber reden?“

„Weil es nichts zu reden gibt!“, mal wieder gereizt stand die Blonde auf und machte sich vom Acker, auf solche Diskussionen hatte sie wirklich gar keine Lust.
 

Als sie allein in ihrer Werkstatt stand, konnte Temari aber nicht anders, als wieder über ihn nachzudenken. Sakura hatte sich nicht geirrt. Sie hatte gesehen, was war. Seit Wochen sah Temari bei jedem Besuch des besagten Clubs den Nara. Und es war immer das gleiche Spiel. Während er sie nur beobachtete, keine ihrer Bewegungen verpasste, tanzte sie nicht gerade schüchtern mit allmöglichen Kerlen, die sie am liebsten auf der Tanzfläche ausziehen und vernaschen würden. Doch Temari wies sie alle ab, obwohl es unglaublich stark zwischen ihren Schenkeln kribbelte. Irgendwann war sie sogar dazu übergegangen, ihre Röcke gegen Hotpants zu tauschen. Röcke waren praktisch für eine schnelle Nummer, sie musste nichts ausziehen und war bedeckt beim kurzen Vergnügen. Aber Hotpants betonten ihre Kurven viel besser und zeigten mehr, als ein Rock es je könnte.

Und dennoch achtete sie stets bei der Wahl ihres Outfits darauf, nicht wie eine Schlampe zu wirken. Meist hatte sie kaum Ausschnitt, allgemein waren ihre Oberteile eher locker anliegend und ließen Spielraum für Fantasie.

Verdammt, sie wusste doch auch nicht so wirklich, was sie eigentlich wollte. Auf der einen Seite machte es sie unglaublich an, dass er ihr beim freizügigen Tanzen zusah. Auf der anderen Seite war sie noch immer genervt von seinem Verhalten, welches er ihr gegenüber präsentiert hatte. Da wollte sie auf keinen Fall nur auf ihre Weiblichkeit reduziert werden, sondern anerkannt für ihre Fähigkeiten, schließlich hatte sie die Bezeichnung Meisterin nicht eben so bekommen. Aber eben genau dieses Spiel mit ihrer Weiblichkeit in Verbindung mit ihrem Können bereitete ihr viel Freude.

Sie musste sich langsam mal klar werden, was sie eigentlich wollte. Wie lange wollte sie dieses Spiel denn noch spielen? Leicht verbittert presste die Blonde die Lippen zusammen, während ihre Augenbraue zuckte. Ihre Gedanken waren doch irgendwie lächerlich. Resignierend griff sie nach dem nächsten Schraubenschlüssel und schüttelte leicht den Kopf. Vorerst beschloss sie, solange weiterzuspielen, bis er nicht mehr mitmachte oder sie einen anderen Einfall hatte. Wieso nicht mal einfach genießen, auch wenn es albern war?
 

Als hätte sie es nicht schon geahnt, stand Temari genervt mit einer Rechnung und einem Autoschlüssel bereits nach Ladenschluss noch auf dem Hof. Im Normalfall leistete ihr Sakura bei sowas Gesellschaft, aber heute war sie schon am späten Nachmittag gegangen, da sie einen Termin beim Zahnarzt hatte. Hinata wollte sie auch nicht aufhalten und Gonzo hätte ihr nur mit irgendetwas Nervigem in den Ohren gelegen.

Die Minuten krochen dahin, mittlerweile hatte sie seit einer halben Stunde eigentlich Feierabend. Wieso tat sie sich das nur an? Seufzend hielt sie sich die Stirn, als endlich ein Idiot den Weg auf den Hof fand.

„Sexy, eine Frau in dreckigen Klamotten auf einem Auto.“ Oh Gott, ernsthaft? Ungläubig starrte sie den Jüngling an. Wie alt war der? Gerade frisch 18?

„Hier die Rechnung, zu zahlen innerhalb der nächsten sieben Tage, ansonsten kommt eine Mahnung.“, genervt warf sie ihm den Schlüssel der Rechnung hinterher, um dann ihren Mustang aufzuschließen.

„Sag bloß, dass ist dein Auto.“, kam es belustigt von ihm. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie zu dem Kerl: „Ein Problem damit?“

„Wer fährt denn heutzutage noch so eine verstaubte Karre?“

Ein breites Grinsen zog sich über ihre Lippen: „Verstaubte Karre also?“

„Beim besten Willen, das Ding ist ja mal sowas von reif für die Rente.“

„Kann ja nicht jeder ein Matchboxauto aus der Kornflakespackung wie du fahren.“ Arrogant erwiderte er ihr Grinsen: „Du glaubst, dass deine Karre besser ist, als meine?“

„Ich glaube das nicht nur, ich weiß es.“, meinte die Blonde amüsiert.

„Beweis es.“

Das war dumm. So extrem dumm. Doch wenn Temari eines nicht lassen konnte, dann war es die Chance, einem Idioten sein dummes Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.

„Gut, dann mal ab zum äußeren Stadtring, da sollte am Südkreuz gerade nichts los sein.“

„Ladies first.“ Boa, solche Kommentare brachten sie erst recht in Rage. Doch sie zügelte sich. Gemächlich stieg sie ein und fuhr los. Er würde schon sehen, was er davon hatte.
 

Die kurze Strecke zum besagten Ort war schnell erreicht. Wie sie vermutet hatte, war die Strecke komplett leer um diese Zeit. Seit es den neueren, inneren Stadtring gab, nutzten nur noch wenige diese Strecke.

„Und du bist dir wirklich sicher, dass du mit mir ein Rennen fahren willst?“, fragte der Grünschnabel durchs geöffnete Fenster.

„Ich fahre kein Rennen mit dir, ich fahre dir davon.“

„Na klar. Wie wäre es mit einem Gewinn? Dein Arsch auf meiner Motorhaube, wenn ich gewinne.“, haute er protzig raus. Gelangweilt gähnte Temari: „Wenn du meinst.“

„Dann lass mal hören, Baby! Bei drei!“

Entspannt umgriff die Blonde mit der rechten Hand den Knauf der Gangschaltung. Nur mit halben Ohr lauschte sie dem Idioten. Bei Drei angekommen, drückte sie das Gaspedal durch und beschleunigte rasant. Er tat es ihr gleich und kam ebenso schnell vom Fleck. Doch keine drei Sekunden später zeigte sich, dass ihr Mustang eben doch mehr Pferdchen unter der Motorhaube hatte. Dumm gaffte er ihr nach, als sie ganz locker an ihm vorbeizog und auch noch die Hand zum Abschied aus dem Fenster hielt. Oh ja, sie genoss diese Genugtuung auf ganzer Linie.

Schnell war er nicht mehr im Rückspiegel zu sehen und sie verringerte ihr Tempo wieder auf die zulässige Geschwindigkeit.

Zufrieden mit sich, fuhr sie nach Hause und freute sich, dass sie einem weiteren Trottel in den Arsch getreten hatte. Das waren ihre besten dreißig Sekunden seit langem gewesen. Der Kick beflügelte Temari und gab ihr einen Schuss Adrenalin. Ins Grübeln verfallend zog sie in Betracht, vielleicht doch mal wieder einen Mann abzuschleppen. Es klang so jämmerlich, aber irgendwie stimmte es. Sie war überhaupt nicht ausgeglichen. Jahrelang hatte sie dieses Spiel gespielt, nun hungerte die Blonde.
 

Seufzend parkte sie vor dem Wohnblock und stellte den Motor aus. Sie hatte schon so lange keinen guten Sex mehr gehabt, zuletzt gar keinen mehr. Und warum? Weil sie ein Spielchen mit einem Typen am Laufen hatte, der nichts tat, außer ihr zuzusehen, wie sie andere Kerle scharf machte. Zurücklehnend starrte Temari an die Decke ihres Wagens. Was war das eigentlich? Warum tat sie das? Eigentlich konnte ihr der Typ doch egal sein. Sie hatte kaum ein Wort mit ihm gewechselt, kannte ihn nicht wirklich. Und doch hatte sie an einem Versicherungsbetrug für ihn mitgewirkt. Wenn die Blonde so darüber nachdachte, kam sie natürlich nicht umhin, sich zu fragen, warum sie das überhaupt getan hatte. Sowas hätte sie sonst höchstens bei Freunden getan. Aber irgendwie hatte er ihr mit seiner Art imponiert. Bei dem Gedanken musste sie verächtlich schnauben. Etwas zornig fuhr sich Temari durch den Pony. Ja, er hatte ihr mit wenigen Sätzen imponiert. Er hatte zu keiner Sekunde den Eindruck gemacht, dumm zu sein. Er war keck auf ihre Aussagen eingegangen und hatte sich nicht einschüchtern lassen. Sie hatten nur wenig miteinander gesprochen. Spielte sie deswegen dieses Spiel mit ihm? Weil sie mehr von ihm erfahren wollte? Im Gegensatz zu anderen Männern, war er aber nicht einmal auf sie zugekommen. Er hatte sie ganz genau im Auge behalten, doch er reagierte nicht wie die anderen. Man könnte meinen, ihm wäre das Ganze egal. Doch dann würde der Nara ihr nicht einmal in der Woche zuschauen, wie sie die Hüften bewegte. Wieso also kam der Mann nicht zu ihr, obwohl sie in greifbarer Nähe war? Es war total unverständlich für Temari. Entweder wollte ein Mann etwas von ihr oder eben nicht, dazwischen gab es doch nichts! Doch genau dazwischen hielt sich der Nara auf und wahrte so eine Distanz zwischen ihnen, die sie langsam wahnsinnig machte.

In diesem Moment gestand Temari sich ein, dass sie wirklich gerne mehr von ihm wollte. Anfangs fand sie es einfach nur lustig, ihm zu zeigen, was sie hatte, worauf er sie fälschlicherweise reduziert hatte. Wobei man das so auch nicht sagen konnte. Grummelnd musste Temari schon zugeben, dass es nicht dem Durchschnitt entsprach, das eine Frau KFZ-Meistern von Beruf war.

Aber wie könnte die Blonde diese Angelegenheit jetzt lösen?
 

Erschlagen zog sie den Schlüssel aus dem Zündschloss und ergab sich für heute ihren Gedanken. Morgen war auch noch ein Tag, an dem sie sich den Kopf zerbrechen konnte.

Besuch am Arbeitsplatz

Der folgende Tag legte mit bereits 22 Grad um acht Uhr morgens die Messlatte sehr hoch, was die Temperatur anging. Temari dachte gar nicht lange nach und griff zu einem lilanen Tanktop, ein Shirt würde sie heute nicht ertragen. Eigentlich mied sie solche Teile bei der Arbeit, denn ihre große Oberweite präsentierte sich darin schon ausgiebig. Doch wenn es heute über 30 Grad wurden, und da war sich die Blonde sicher, wollte sie nichts mit Ärmeln tragen. Wehleidig schlüpfte sie in ihre Arbeitshose. Aus versicherungstechnischen Gründen musste sie immer eine lange Hose tragen, ebenso ihre Arbeitsschuhe. Sie hatte kein Problem mit hohen Temperaturen, aber dabei ihre dicken Arbeitsklamotten zu tragen, war schon quälend.
 

Als sie vor der Werkstatt aus ihrem Auto stieg, konnte Temari nicht anders, als Sakura jammernd zu begrüßen: „Boa, ich will auch etwas Kurzes tragen...“ Die Rosahaarige stieg gerade ebenfalls aus ihrem Auto, in einem luftigen, kurzen Kleid und Sandalen mit dünnen Riemchen. Mitleidig warf sie der Blonden einen Blick zu: „Tut mir echt leid für dich...“

„Das ist nicht fair, ihr habt im Büro eh schon eine Klimaanlage!“

„Ich bring dir nachher ein Eis, okay?“, schlug Sakura beschwichtigend vor. Seufzend ließ die Mechanikerin den Kopf hängen: „Bitte jede Stunde mindestens eines.“

„Das gibt unser Vorrat leider nicht her.“, wies Sakura lächelnd ab, „Aber keine Sorge, ich hab heute für uns Mädels eine große Portion Obstsalat dabei!“

„Das klingt vielversprechend! Danke, Sakura!“
 

Wie es sich Temari gedacht hatte, stieg die Temperatur immer weiter. Kurz vor elf brachte ihr Sakura tatsächlich ein Eis, wofür sie echt dankbar war. Zusammen setzen sie sich in den Schatten, den das Vordach der Werkstatt spendete und genossen den Wind, der leicht um sie wehte.

Zum Reden waren sie zu lethargisch, also genossen sie die Ruhe. Ein Vorteil dieser Hitze war definitiv, das kaum Kundschaft kam. So hatte Sakura im Büro meist ihre Ruhe und Temari konnte ziemlich entspannt an irgendeinem Auto rumschrauben.

Als aber ein gewisser schwarzer Audi vorfuhr, setzte sich die Rosahaarige neugierig auf. Temari hatte sich zurückgelehnt, die Hände am Hinterkopf verschränkt und die Beine überschlagen auf eine umgedrehte Colakiste hochgelegt, während sie an dem Holzstäbchen herumknabberte, welches von ihrem Eis übrig geblieben war.

„Oh, Temari... Schau mal, wer da kommt...“, trällerte ihre Freundin und grinste breit.

„Hm?“, nicht halb so interessiert wie die andere, sah sie auf. Herrje, jetzt wurde es in der Tat spannend. Da sie sich aber nichts anmerken lassen wollte, blieb die Blonde in ihrer Position sitzen und blieb nur mit dem Augen beim Nara, der schließlich ausstieg.

Er trug ein lockeres, weißes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine khakifarbene Shorts. Scheinbar hatte er heute seinen freien Tag, weil er nicht in einem Anzug steckte.

Locker schmiss er die Tür zu und hielt auf die beiden Frauen zu.

„Guten Tag die Damen.“, begrüßte er sie und bedachte vor allem Temari mit einem Grinsen. Wer konnte es ihm verübeln, nach dem, was sie wöchentlich vor ihm abzog.

„Hi!“, erwiderte Sakura freundlich und stand auf, „Setz dich ruhig, ich muss eh zurück ins Büro!“ Und zack, machte sich die Rosahaarige davon. Temari sah ihr skeptisch nach. Beim besten Willen, dass musste doch auch ihm klar sein, dass sie mit Absicht das Feld räumte. Zu Temaris Glück blieb er allerdings stehen, sonst hätte sie auch nicht gewusst, wie sie reagieren sollte. Unbekümmert sah sie zu ihm auf: „Was gibt’s? Hat dein Auto ein Problem?“

„Nein.“, kam es kurz und bündig von ihm. Sie zog eine Augenbraue hoch und wartete ab, ob er noch etwas zu sagen hatte. Als ihr die Stille zu unangenehm wurde, harkte sie selbst nach, denn sein Blick, der auf ihr lag, machte sie unruhig: „Was führt dich dann her?“ Die Blonde hatte das Gefühl, dass sein Blick einen Augenblick zu lang auf ihren Körper gerichtet war. Schnell fanden seine braunen Augen wieder zu ihren: „Ich wollte dir mitteilen, dass die Rechnung von der Versicherung bezahlt wird. Das Thema ist also durch.“

„Schön für dich.“, entgegnete sie und klang dabei leicht desinteressiert, „Dafür bist du extra hergekommen?“

„Dann musst du dir keine Gedanken darüber machen, ob da noch etwas kommt.“ Sie knabberte weiterhin auf ihrem Holzstäbchen herum: „Ich hab mir darüber keine Gedanken gemacht.“ Verdammt, das war total gelogen! Und wie sie sich über ihm und alles, was mit ihm zusammen hing, Gedanken gemacht hatte!

Grinsend schwieg der Nara einen Moment, als wenn er es wüsste.

„Ist nicht verkehrt, wenn man über sowas Bescheid weiß, wenn man daran beteiligt ist.“ Temari gab ein unbekümmertes Brummen von sich, als ihre Aufmerksamkeit von dem Mann vor ihr abgelenkt wurde.

Ein Streifenwagen fuhr vor und zwei Polizisten stiegen aus. Sie hielt leicht die Luft an. Wenn die Männer zum Büro gingen, gab es irgendwelchen Stress mit einem Kunden. Sollten sie zu ihr kommen, hatte definitiv sie ein Problem. Der am Steuer gesessen hatte, suchte ihren Blick und grinste breit. Scheiße. Sie kannte ihn genau, schließlich hatte sie öfter mit dem Kommissar zu tun. Schnell waren die beiden Uniformierten bei ihr und dem Nara.

„Guten Tag, Temari.“

„Hey.“, kam es monoton von ihr. Jetzt wollte sie erst recht nicht ihre Haltung aufgeben, denn die gab ihr gerade Sicherheit, sich nicht wie ein Opfer zu fühlen.

„Du und dein Mustang waren gestern nicht zufällig etwas schneller unterwegs?“, fuhr der Mann fort.

„Keine Ahnung, was sie meinen.“, erwiderte die Blonde ruhig. Sie war schlau genug, um zu wissen, dass sie besser nichts sagte, was ihr später zum Verhängnis werden könnte. Er hielt ihr einen Brief hin: „Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber ich hab echt lange auf den Tag gewartet.“ Fragend hob sie eine Augenbraue: „Was ist das?“

„Ein Haftbefehl.“ In einer fließenden Bewegung hatte sie das Holzstäbchen ausgespuckt und war aufgestanden, um nach dem Papier zu greifen. Doch vollkommen überraschend griff der Nara danach. Verständnislos starrte sie ihn an, während er das Schriftstück las. Der Kommissar guckte ebenfalls dumm aus der Wäsche.

„Was wird das?“, fragte die Blonde gereizt und starrte den Dunkelhaarigen an, doch der ignorierte sie und wandte sich zu den Polizisten.

„Sie können sie nicht in Gewahrsam nehmen. Die Straftat ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen, es gibt also keine Berechtigung zur Festnahme.“ Bei dem Satz entglitten Temari alle Gesichtszüge.

„Natürlich dürfen wir sie festnehmen! Das war ein illegales Autorennen und im übrigen nicht ihr erstes!“, blaffte der andere Mann zurück. Verdammt, es ging also um dieses kleine Rennen vom Abend zuvor. Woher wussten die davon?

„Nein, dürfen sie nicht. Und einem Verhör wird sie auch nicht zustimmen. Sie macht von ihrem Recht gebrauch, zu schweigen und sich vorerst mit mir zu beraten.“ Die Mechanikerin verstand gar nichts mehr. Was zum Teufel ging denn hier ab? Es war eigentlich überhaupt nicht ihre Art, gar nichts zu sagen, aber Temari wusste schlichtweg nicht, was sie hätte sagen sollen. Also schwieg sie lieber und lauschte dieser grotesken Situation.

„Bitte was?“, kam es ebenso entgeistert vom Kommissar, dem eindeutig der Puls davonraste, er war stinksauer. Temari konnte es ihm nicht verübeln, sie beschäftigte ihn schon relativ häufig.

„Sie werden bitte alle Akten für mich zugänglich machen und an diese Adresse per Mail schicken.“

„Wer zum Teufel sind sie überhaupt?!“ Grinsend faltete der Nara das Blatt Papier zusammen und reichte dem Kommissar eine Karte: „Ihr Anwalt.“

Mehr als geplättet starrte Temari ihn an. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, drehte der Nara sie von den Polizisten weg und schob sie in ihre Werkstatt. Die Uniformierten standen wie bestellt und nicht abgeholt da, bis sie sich endlich in Bewegung setzten. Schimpfend stieg der Kommissar ein.
 

„Ein illegales Autorennen auf dem äußeren Stadtring, um halb acht abends?!“, entfuhr es ihm ungläubig. Jetzt, wo er da so vor ihr stand und sie mit einem strafenden Blick bedachte, fiel der Blonden erst auf, das er fast einen Kopf größer war als sie.

„Bist du irre?“, harkte er nach. Noch immer perplex, starrte sie ihn an, bis sie ihre Sprache wiederfand: „Du bist Anwalt?!“

„Sei froh, das ich Anwalt bin und gerade neben dir stand!“ Bitte was? Bei all der scheiße, die sie anstellte, sie brauchte keinen Samariter, der sich schützend vor sie warf: „Das geht dich überhaupt nichts an! Was fällt dir ein, dich einzumischen?!“ Wütend verschränkte sie die Arme und starrte zu ihm auf.

„Ich wiederhole mich zwar, aber: bist du irre? Hast du eine Ahnung, was die Strafe alles nach sich zieht? Du musst in den Knast, hast eine hohe Geldstrafe am Hals, dir wird der Führerschein für ziemlich lange Zeit entzogen und deinen Job bist du garantiert auch los!“

Temari war es nicht gewohnt, von jemandem so zusammen gefaltet zu werden. Der Nara hielt sich kurz die Stirn: „Warum ist das eigentlich so heiß in deiner Werkstatt?“

„Weil ich keine Klimaanlage habe. Und sei mal keine Heulsuse, ich hab mehr an!“, pöbelte sie unelegant zurück. Seufzend ließ er die Hand wieder sinken und musterte ihr wütendes Gesicht: „Du solltest dir Urlaub nehmen für den Rest des Tages und für morgen.“

„Ich sagte, das geht dich nichts an!“, wies sie seinen Vorschlag ab. Seufzend warf er kurz den Kopf in den Nacken, ehe er sie wieder anschaute: „Glaub mir, einen Anwalt, den du dir leisten könntest, wird dich da nicht rausboxen.“

„Was soll das heißen? Glaubst du etwa, ich könnte dich nicht bezahlen?“, sie verschränkte die Arme.

„Da ich im Normalfall Großkunden verteidige, wo es um Summen im siebenstelligen Bereich geht, würde ich sagen, ja, du kannst mich nicht bezahlen.“, antwortete der Dunkelhaarige nüchtern. Ups. Da schluckte die Blonde, so hatte sie ihn überhaupt nicht eingeschätzt.

„Und wieso machst du das dann?“, fragte sie irritiert nach, „Wie soll ich dich denn bezahlen?!“

„Gar nicht.“ Entrüstet pflückte sie ihm den Zettel aus der Hand: „Anscheinend bist du hier der Irre von uns! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das zulasse!“

„Betrachte es als Gegenleistung.“, meinte der Nara lahm und schnappte sich den Zettel zurück.

„Gegenleistung? Wofür?“, fragte die Blonde verwirrt. Grinsend steckte er das Dokument ein: „Für so manch unterhaltsamen Abend.“ Oh Oh Oh, dünnes Eis. Wütend ergriff sie einen Schraubenschlüssel und hielt ihm den unter die Nase: „Du willst mir nicht gerade sagen, dass du meine Tanzeinlagen bezahlen willst?“ Er sah die Wut in ihren Augen, doch er konnte nicht anders, als weiterhin spitzbübisch die Mundwinkel oben zu behalten. Unerschrocken drückte er mit einem Zeigefinger das Werkzeug hinunter: „Du hast mir gezeigt, was du kannst. Jetzt bin ich dran.“

Augenblicklich verflog ihr Zorn. Wie schaffte er das bloß?

„Und jetzt sei so gut und nimm dir frei. Auf uns wartet Papierkram.“ Die Blonde blinzelte leicht und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Er wollte ihr zeigen, was er konnte? Das klang irgendwie nach viel mehr, als nur Papierkram. Kurz atmete sie durch, ehe sie den Schlüssel auf ihre Werkbank warf.

Temari verstand nicht wieso, aber sie setzte sich in Bewegung und ging zielstrebig zum Büro.
 

„Gonzo, ich brauche frei. Sofort.“ Ihr Chef prustete in seinen Kaffee. Wie konnte man bei 33 Grad noch etwas heißes trinken?

„Bitte was? Hat die Hitze dir dein Gehirn verbraten?“ Sakura und Hinata schauten auch verwirrt von ihren Schreibtischen auf. Temari seufzte: „Es ist dringend.“ Fragend sah der Mann seine Mechanikerin an: „Was hast du wieder angestellt?“ Ein Grummeln entfuhr ihr.

„Jetzt rück schon raus mit der Sprache, wir haben die Streife doch gesehen!“ Toll, warum war die Werkstatt eigentlich nicht ganz einsehbar vom Büro? Dann könnte sie sich jegliche Erklärung sparen.

„Ich muss da was klären.“, sagte Temari ruhig.

„Was denn?“

„Eine Angelegenheit mit der Polizei...“, kam es ungenau von ihr. Gonzo hielt sich die Stirn: „Bist du wieder geblitzt worden?“

„Nein.“

„Hattest du einen Unfall oder jemand anderes wegen dir einen Unfall?“

„Nein.“

„Bist du ein Rennen gefahren?“

Schweigen. Schockiert sprang ihr Chef auf: „Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Was zum Teufel ist in letzter Zeit mit dir los?“ Sakura ließ ihre Papiere fallen und starrte sie ebenso erschrocken an: „Temari, weißt du eigentlich, was du dir damit einhandelst?“

„Man verdammt, gibst du mir jetzt bitte endlich frei, damit ich die Scheiße klären kann? Sonst hast du keine Mechanikerin mehr!“, meckerte die Blonde zurück.

Erzürnt sah ihr Chef zurück: „Wenn du ins Gefängnis wanderst, dann garantiere ich dir, kannst du dich nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen!“

„Ist mir klar.“, sie drehte sich um und öffnete die Tür nach draußen, „Ich melde mich.“
 

Wütend stapfte sie zurück zu dem Dunkelhaarigen: „Ich will vorher wenigstens nach hause und mich umziehen.“

„Gut.“, der Nara reichte ihr eine Karte, „Halt dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wenn du dir jetzt noch irgendwas zu Schulden kommen lässt, dann dürfen sie dich wirklich einbuchten.“ Murrend nahm sie ihm die Visitenkarte ab: „Schon klar, Herr Anwalt.“ Grinsend zog er seinen Autoschlüssel hervor: „Shikamaru reicht völlig.“

Papierkrieg

Temari hatte sich zuhause die Sachen vom Leib gerissen und sie achtlos im Bad liegen gelassen. Nach einer wirklich verdammt schnellen Dusche war sie in frische Sachen geschlüpft. In einem luftigen Top und einer Shorts war die Sonne doch viel erträglicher. Ihre noch nassen Haare hatte sie grob zu einem Dutt nach oben gebunden, ihr war es gerade ziemlich egal, wie sie aussah. Keine Zehn Minuten, nachdem sie ihre Wohnung betreten hatte, verließ sie diese auch wieder.
 

Die Adresse von Shikamaru führte sie in die Innenstadt. Zu ihrem Glück gab es vor dem Gebäude, in dem wohl seine Kanzlei war, mehr als genügend Parkplätze. Schnell hatte sie dort auch seinen Wagen gefunden und ihren neben seinen geparkt. Während sie zu dem mehrstöckigen Gebäude lief, konnte sie nicht anders, als sich als dumm zu bezeichnen. Es war so dumm von ihr gewesen, mit diesem Trottel ein Rennen zu fahren. Und noch immer fragte sie sich, wie die Polizei das spitz bekommen hatte.

Im Eingangsbereich erwartete sie ein größeres Schild, auf dem sie schnell seinen Namen gefunden hatte. Da sie in den vierten Stock musste, nahm Temari direkt den Fahrstuhl. Wenn sich das schon mal anbot, konnte man das bei der Hitze ja nutzen.

Während der Fahrstuhl vor sich hin brummte, schweiften ihre Gedanken zu dem jungen Mann, dem sie gleich gegenüber stehen würde. Wieso war sie auf sein Angebot eingegangen? Wobei Angebot irgendwie das falsche Wort war... Er hatte sich schlichtweg aufgedrängt. Und doch hatte die Blonde ihm nachgegeben.

Ein Pling riss sie aus ihren Gedanken. Die silbernen Türen des Fahrstuhls fuhren auf und gaben den Blick auf einen längeren Flur frei. Zu beiden Seiten immer wieder mal eine Glastür. Seufzend begab sie sich auf die Suche nach seinen Räumlichkeiten. Auf der einen Seite war sie ziemlich neugierig auf ihn, auf der anderen hing ihre Straftat wie eine dunkle Wolke über sie.

Schließlich hielt sie vor eine Glastür aus Milchglas. In weißen Lettern stand dort Nara Shikamaru. Seufzend stieß sie die Tür auf und trat ein.
 

Leise schloss sie die Tür hinter sich. Ein kurzer Blick in dem Raum zeigte ihr, dass sie scheinbar in einem Vorraum gelandet war. Ein kleiner Tresen und ein Schreibtisch standen dort, ein paar Akten stapelten sich und an den Wänden standen mehrere Regale, vollgestopft mit Ordnern. Ein Ticken ließ sie zu einer Uhr schauen. Wo steckte der Typ? Fragend lugte sie durch den Spalt einer Tür, die zu ihrer linken war. Ein geräumiges Büro präsentierte sich ihr, mit einem großen Schreibtisch, weiteren Regalen und einem großen Schrank, sowie ein paar Stühle und eine Couch.

Perplex drückte sie die Tür auf, als sie Shikamaru schlafend auf der Couch fand. Das war nicht sein ernst, oder?

Zunächst räusperte sie sich, doch das schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Er lag weiterhin mit verschränkten Armen am Hinterkopf da und gab keinen Mucks von sich.

„Ey, wirst du mal wach?“, rief sie etwas lauter. Doch er blieb unbeeindruckt liegen. Eigentlich wollte sie sich ja benehmen, aber dieser Mann forderte es geradezu von ihr ein, dass sie sich daneben benahm. Genervt griff sie nach dem Kissen unter seinem Kopf und zog es in einem Rutsch weg.

Die abrupte Bewegung irritierte ihn, fast wäre er dem Kissen hinterher gerutscht und von der Couch gefallen. Verwirrt hielt er sich eine Hand über die Augen und murrte auf. Fassungslos zog Temari eine Augenbraue hoch: „Wieso pennst du, wenn du jemanden erwartest?“

„Weil ich es kann.“, war seine grummelnde Antwort. Gähnend stand er auf und streckte sich kurz: „Du kannst einen wirklich herzlich wecken.“

„Sorry, für Streicheleinheiten bin ich nicht zu haben.“, entgegnete sie unverfroren und warf das Kissen zurück.

„Das hab ich mir gedacht.“, kommentierte Shikamaru, ging an seinen Schreibtisch und beugte sich etwas vor, um an seinem PC die Mails zu checken. Mal wieder war Temari von seiner Antwort baff. Wie schaffte er es nur, ihr so locker entgegen zu treten?

„Wieso bist du denn gegen so eine kleine Leuchte gefahren?“ Fragend stellte sie sich neben ihm und schaute auf den Bildschirm. Überrascht klappte ihr der Mund auf, dann beugte sie sich auch vor, um mehr zu sehen: „Seit wann haben die da eine Kamera?“

„Scheint noch recht neu zu sein, die Qualität ist zwar nicht die Beste, aber es ist in Farbe.“ Verbittert kaute Temari auf der Unterlippe rum und betrachtete die giftgrüne Karre neben ihrem schwarzen Mustang.

„Ist das nicht ein bisschen so, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen?“, harkte er nach und setzte sich in seinen Bürostuhl. Murrend schritt die Blonde um seinen Tisch herum und nahm auf der anderen Seite auf einem Stuhl Platz: „Der Trottel hatte es dringend nötig.“

„Aber war es das für dich nötig?“, fragte er und klickte mit der Maus weitere Dokumente an. Genervt atmete sie durch und antwortete vorerst nicht.

„Ich hab dich irgendwie cleverer eingeschätzt.“

„Tut mir leid für dich, dass ich deine Erwartungen enttäuschen muss.“ Mit einem Schmunzeln schickte er ein paar Sachen in den Druck: „Ich bin nicht enttäuscht.“

„Ach ja?“, kam es schneller aus dem Mund von Temari, als sie darüber nachdenken konnte. Er brachte sie einfach aus der Fassung. Schweigend nahm er ein paar Blätter aus dem Drucker und besah sie sich: „Du hast wohl öfter mit der Polizei zu tun, als nur wegen deinen Blitzer-Fotos.“ Sie rollte mit den Augen und winkte ab: „Ist nicht die Welt...“

„Hm... So würde ich das nicht nennen, aber gut. Ich hab auch noch nie von einer Frau gelesen, die Seitenspiegel abtritt.“

„Das war eine einmalige Sache.“

„Das Autorennen definitiv nicht, so wie ich das hier lese.“, er legte die Blätter zur Seite und lehnte sich zurück, „Erzähl mir von gestern Abend.“ Stoisch blickte sie ihm entgegen: „Was soll ich denn dazu sagen? Ich war so blöd und bin ein Rennen gefahren, um dem Trottel eins reinzuwürgen.“

„Was ja augenscheinlich gut funktioniert hat.“ Temari wandte den Blick von ihm ab und sah sich im Raum um. Sie wollte ihn in ihrer Wut nicht in die Augen blicken, die so viel Ruhe ausstrahlten.

„Erzähl mir ganz genau, was passiert ist. Lass nichts aus, wirklich gar nichts.“ Fragend begegnete sie nun doch wieder dem Blick von Shikamaru.

„Okay...“
 

Nach ein paar Minuten war sie mit ihrer detaillierten Ausführung fertig. Wobei ihr der Spruch mit ihrem Arsch auf seiner Motorhaube nicht so entspannt über die Lippen gekommen war, wie sie erst gedacht hatte. Shikamaru hatte ihr stumm gelauscht und nebenbei Notizen gemacht. Gespannt wartete Temari nun, was er dazu sagen würde. Sie stellte sich schon darauf ein, dass er sie anmeckern würde, wie es wohl jeder andere auch tun würde.

„Das wird interessant.“, war schließlich sein Kommentar.

„Wird es?“

„Wenn du mitmachst.“ Sie verdrehte die Augen. Warum konnte dieser Mann nicht einfach mit dem Rausrücken, was in seinem Kopf vorging? Sie kannte Shikamaru kaum, aber es war ebenso ein deutlicher Charakterzug, wie ständig die Hände in den Hosentaschen zu vergraben.

„Ganz einfach...“, begann der Dunkelhaarige schließlich, „Diese Aufnahme zeig weder Anfang, noch Ende eures Rennens. Es ist lediglich ein Ausschnitt. Das wiederum heißt, das keiner außer euch bezeugen kann, was wirklich in dieser Zeit passiert ist. Ebenso auf dem Hof der Werkstatt.“ Temari beugte sich vor und stützte die Arme auf dem Tisch ab: „Was willst du mir damit sagen?“

„Wir werden dich als Opfer hinstellen.“ Verblüfft sah sie ihn an: „Wie willst du das denn machen? Das Video ist eindeutig und mein Vorstrafenregister spricht auch nicht gerade für mich.“

„Da treffen mehrere Faktoren zusammen. Zunächst mal, auch wenn es dir nicht gefallen wird, werden wir es nutzen, dass du eine Frau bist.“ Bei dem Satz verengten sich ihre Augen: „Du willst mich als dummes Puttchen hinstellen?“

„Nein, ich werde dich als bedrängte Frau hinstellen.“ Das gefiel ihr überhaupt nicht. Mit verschränkten Armen lehnte sie sich wieder zurück. Unbekümmert setze der Nara mit seiner Erklärung fort: „Wir werden es so aufbauen, dass er dich bereits bei der Werkstatt bedrängt hat und du von da aus nur noch weg wolltest. Da er dir gefolgt ist, bist du planlos durch die Gegend gefahren und schließlich so dort gelandet. Er hat dich gejagt und mit dir gespielt – der Grund, warum du die ganze Zeit über auf dem Video vorne bist. Zum Ende hin werden wir dann einfach zufügen, dass er irgendwann von dir abgelassen hat und du wieder ganz normal gefahren bist.“

Temari rümpfte die Nase: „Das klingt nicht mal ansatzweise nach mir. Das ist total unglaubwürdig, da lacht sich der Kommissar ja tot.“ Lässig zuckte der Mann mit den Schultern: „Der kann uns egal sein, ich werde ihn wegen Befangenheit von der Verhandlung ausschließen lassen. Er hat ja schon einige Jahre mit dir zu tun und sein Spruch heute spielt uns gut in die Hände.“

Die Blonde konnte nicht anders, als zu staunen: „Aber dennoch wirkt es ziemlich unrealistisch, das eine KFZ-Meisterin sich von einem Grünschnabel einschüchtern lässt.“ Er nickte: „Und an der Stelle ist deine Mitarbeit gefragt.“ Argwöhnisch legte sie den Kopf schief: „Was erwartest du?“

„Du musst diese Aussage auch glaubhaft rüber bringen. Verbal und nonverbal.“

„Seh ich für dich wie eine Frau aus, die sich bedrängen lässt?“

„Da ich gesehen habe, was du mit Männern machst, die dir nicht gefallen, nein.“, Shikamaru schaute ihr keck ins Gesicht. Bei dem Satz bereitete sich ein Kribbeln in ihrem Unterleib aus. Er bedachte sie mit dem gleichen Blick, wenn er ihr beim Tanzen zusah.

„Du wirst dich dementsprechend anziehen. Und da ich weiß, dass der zuständige Richter auf Blondinen in schwarzen Röcken und knappen Blusen abfährt und dabei jegliches Gesetz vergisst, wirst du genau sowas anziehen.“ Entrüstet stand sie auf und knallte die Hände auf seinen Schreibtisch: „Spinnst du?! Du verlangst von mir, das ich mich so billig anziehe und auf armes, verletztes Frauchen mache?!“ Das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand: „Wenn du nicht ins Gefängnis willst, wirst du das machen.“ Ernst erwiderte sie seinen Blick: „Das gefällt dir, mich rumzukommandieren, oder?“

„Glaubst du das?“, fragte er zurück. Nun zogen sich ihre Mundwinkel hoch: „Irgendwie schon, du schaust mir immerhin einmal wöchentlich dabei zu, wie ich tanze.“

„Ob man das noch als Tanzen bezeichnen kann...“

„Die Bezeichnung ist egal. Du hast daran Gefallen gefunden. Aber scheinbar traust du dich nicht, selbst mal aktiv zu werden.“ Da grinste Shikamaru wieder frech: „Wieso sollte ich aktiv werden?“ Oh Gott, er machte sie wahnsinnig! Temari spürte, wie sie innerlich vor Wut und Erregung kochte: „Das dir vom Starren die Augen noch nicht aus dem Kopf gefallen sind.“

„Ich schätze, du hättest es gerne, das ich mit dir tanze. Sonst würdest du mich dabei nicht immer ansehen.“

„Tss.“, kam es von ihr, „Wie kommst du darauf?“ Nun beugte er sich ebenfalls vor und stützte sich mit den Armen ab: „Weil du nur beim ersten Mal mit einem Typen verschwunden bist. Und da du dabei sehr routiniert gewirkt hast, gehe ich mal davon aus, dass es nicht das erste Mal war. Da du aber sehr schnell wieder alleine an der Bar standest, gehe ich mal davon aus, das er wohl eine Pleite war. Und seit dem hast du keinen einzigen abgeschleppt.“

Noch nie hatte sich die Blonde so entwaffnet und nackt gefühlt, wie in diesem Moment. Dementsprechend schaute sie ihm auch stumm ins Gesicht. Dieser Mann konnte sie lesen, wie ein offenes Buch.

„Also sag mir... Glaubst du, dass ich mit dir tanzen will oder willst du, dass ich mit dir tanze?“ Mit einem Mal fühlte Temari eine deutliche Hitze in ihren Wangen. Erschrocken von ihrer körperlichen Reaktion, drehte sie sich von seinem Schreibtisch weg und verschränkte die Arme: „Du spinnst doch!“ Auf gar keinen Fall wollte sie ihm eine weitere Angriffsfläche bieten. Temari schämte sich buchstäblich für ihre Schamesröte, dass war ihr schon verdammt lange nicht mehr passiert. Er war auf keinen Fall zu unterschätzen, nach diesem kurzen Schlagabtausch hatte sie gemerkt, wie verdammt gut er mit Worten umgehen konnte. Kein Wunder, dass er Anwalt war.

Unbeirrt setzte er sich wieder und fuhr mit dem eigentlichen Thema fort: „Jedenfalls werden wir es so machen. Da dein Trottel garantiert keinen gutbezahlten Job hat, wird er nur einen Pflichtverteidiger haben und der kommt dagegen nicht an. Stillt das deinen Durst nach Genugtuung?“

Sie hörte genau raus, wie es ihn belustigte. Doch sie war nicht dumm. Sie hatte begriffen, dass der Nara ihre beste Chance war, komplett sauber aus der Sache rauszukommen.

„Und du bist dir sicher, dass das klappt?“

„Wenn du mitspielst, garantiert.“ Da ihre Wangen wieder abgekühlt waren, schaute die Blonde wieder zu ihm: „Kein Wunder, dass du deine Rechnung von der Versicherung bezahlt bekommen hast. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, wieso du das getan hast. Wenn ich dich nicht bezahlen kann, nagst du ja nicht gerade am Hungertuch.“ Wieder zuckte Shikamaru mit den Schultern: „Es war lustig und ich konnte nochmal zur Werkstatt fahren.“ Temari war erstaunt. Das war die erste klare Aussage von ihm überhaupt, die darauf hinwies, dass er bewusst ihre Nähe gesucht hatte.

„So so.“, gab sie leise von sich. Doch bevor sie das Thema weiter vertiefen konnte, hielt der Dunkelhaarige ihr ein Klemmbrett mit ein paar Zetteln hin: „Füll das bitte aus. Auch wenn du nichts bezahlst, wird dein Fall automatisch in meinen Akten auftauchen und somit relevant für meine Steuererklärung sein.“

Seufzend nahm sie es entgegen: „Ich hasse Papiere.“

„Keine Sorge, da kommt noch viel mehr.“ Mit einem zweifelhaften Blick sah sie wieder zu ihm auf.

„Von alleine werden sich die Sachen nicht beantragen. Du musst auch eine Aussage schreiben, handschriftlich. Und die musst du auch verinnerlichen, du darfst nicht ein Stückchen davon abweichen.“ Ein Grummeln entfuhr ihr: „Ich hätte mir vorher was zu essen holen sollen...“ Der Nara lachte kurz: „Ich sagte ja, dass du dir freinehmen musst. Aber keine Panik, es ist nicht so viel Papier, wie im Normalfall.“

„Wieso?“, harkte sie nach und setzte sich wieder hin, um die erste Seite auszufüllen.

„Weil wir ein Eilverfahren anstreben werden. Weniger Zeit, die der andere Anwalt zum Vorbereiten hat und das Thema ist schnell vom Tisch.“ Bei dem Satz konnte Temari nicht anders, als ihn wieder anzustarren. Zum Teufel nochmal, er überraschte sie am laufenden Band und machte sie schlichtweg sprachlos.
 

Es war bereits weit nach Mitternacht, als Temari sich genervt auf die Couch zurücklehnte. Leider musste sie auch schnell feststellen, dass Shikamaru nicht leicht zufrieden zustellen war. Sie saß bereits an der sechsten Version ihrer Aussage und hoffte, dass er dieses Mal damit zufrieden war.

Zwischenzeitlich hatten sie die bestellten Bratnudeln vom Asiaten vertilgt, während er ihr nebenbei vom Richter erzählt hatte, damit sie wusste, wie sie sich am Besten vor diesem zu verhalten hatte, um ihn einzuwickeln.

„Boa ich kann nicht mehr!“, sie knallte ihre Aussage von sich und zog das Zopfband aus ihren Haaren. Erschöpft fuhr sie sich durch die leicht zerzausten Haare und seufzte. Schweigend stand er auf, um ihre Aussage ein weiteres Mal zu überfliegen.

„Das ist schon besser. Aber einige Stellen sind noch etwas... kantig.“

„Vielen Dank für die Beurteilung.“, kam es demotiviert von ihr. Während sich Temari leicht über die Augen fuhr, musterte der Dunkelhaarige sie. Es war ein ganz neues Bild, was sie da präsentierte.

„Du musst ins Bett.“ Ein kleines Lachen kam ihr über die Lippen: „Ich muss so einiges.“

„Lass uns morgen um zehn weitermachen.“, er warf selbst das Klemmbrett zurück auf die Couch und fuhr mit einem Knopfdruck auf die Tastatur seinen Computer runter.

Verschlafen

Pünktlich um zehn Uhr stand Temari vor der Tür der Kanzlei, die verschlossen war. Entgeisterung machte sich auf ihrem Gesicht breit. Wo steckte der Kerl? Ungeduldig wartete sie zwanzig Minuten, doch der Nara tauchte nicht auf. Genervt zog sie ihr Handy raus und tippte seine Handynummer ein, die auf seiner Tür stand. Es tutete sofort. Doch es nahm keiner ab. Auch weitere Versuche scheiterten. Um elf Uhr platzte ihr die Hutschnur.

„Ernsthaft?!“, rutschte es ihr gereizt raus. Ohne Umschweife öffnete sie ihren Browser auf dem Smartphone. Mal schauen, ob sie seine Adresse herausbekam. Schnell tippte und wischte sie mit dem Daumen auf dem Bildschirm herum und hatte wenig später tatsächlich in einem Internet-Telefonbuch seine Adresse gefunden.

Da sie sich nicht vorstellen konnte, dass er um diese Zeit irgendwo im Stau stand, hatte sie so eine wage Vermutung.
 

Der Weg zu ihm war relativ kurz. Keine zehn Minuten später hielt sie vor einer Hofeinfahrt eines kleinen Hauses. Und siehe da, ein schwarzer Audi stand dort.

„Ich fass es nicht...“, sie parkte hinter ihm und begab sich zur Eingangstür. Sie drückte den Knopf der Klingel, doch es war nichts zu hören. Ihre Augenbraue begann merklich zu zucken. Hatte er die Klingel etwa aus?

So schnell gab sie jedoch nicht auf und klopfte hart gegen die Tür. Keine Reaktion.

„Meine Fresse, wie tief kann man bitte pennen?“ Ungeduldig sah sich Temari um. Ein kleiner Weg führte von der Haustür weg um das Haus. Vielleicht gab es ja noch hinten eine Tür? Neugierig folgte sie dem Weg und landete hinter dem Haus auf einer kleinen Terrasse. Der Garten war schlicht gehalten, eine Hecke rund herum, ein paar verschiedene Büsche, ansonsten Rasen. Prüfend fasste sie an die Schiebetür der bodentiefen Fenster und staunte nicht schlecht. Sie ließ sich öffnen.
 

War das Hausfriedensbruch? Die Frage stellte sie sich, als sie einfach eintrat. Es war nicht sonderlich schlau, in das Haus eines so guten Anwalts einzusteigen. Aber ließ er ihr denn eine Wahl?

„Hallo?“, rief sie direkt, um sich anzukündigen. Doch wieder kam keine Reaktion. Grummelnd durchquerte sie das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. Eine ziemlich große Couch, auf der man sich lang machen konnte, ein paar Regale und ein Fernseher. Direkt offen dazu war ein kleiner Kochbereich, der ziemlich unbenutzt aussah. Links davon stand eine Tür offen und präsentierte ein Bad. Rechts führte ein kleiner Flur weiter zu zwei Zimmertüren. Ein mulmiges Gefühl beschlich die Blonde. Ganz wohl war ihr nicht bei der Sache, aber sie hatte auch keine Lust, weiter untätig zu warten. Also folgte sie dem Flur und öffnete die erste Tür. Definitiv ein Arbeitszimmer. Sie schloss die Tür wieder und ging zur nächsten.

„He, Shikamaru!“, rief sie lauter und klopfte dagegen. Fasziniert stellte sie fest, dass sie ihn das erste Mal beim Vornamen nannte und sein Name einen schönen Klang hatte. Leider blieb die erhoffte Reaktion wieder aus. Seufzend drückte sie die Klinke runter und stieß die Tür auf.

Ihr Blick fiel auf ein großes Bett mit weißer Wäsche. Mittendrin der Nara, nur halb bedeckt, oberkörperfrei. Gemütlich lag er mit dem Bauch auf dem Bett, zudem mit offenen Haaren. Temari konnte nicht anders, als für einen Moment fasziniert zu starren. Er sah verboten gut aus. Als sie sich bei dem Gedanken ertappte, schüttelte sie energisch den Kopf. Konzentration!

„Hey, Schlafmütze!“, brüllte sie nun ungehalten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Dunkelhaarige sie nicht hörte, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Langsam aber sicher brachte der Nara sie zur Weißglut.

„Steh endlich auf!“, rief sie noch einmal laut und zerrte ihm, wie schon tags zuvor, das Kissen weg. Doch dieses Mal ging sie noch einen Schritt weiter und zog es ihm zusätzlich über den Kopf.

„Man, kann man denn nie in Ruhe ausschlafen...“, grummelnd tastete er blind nach seiner Decke und zog sie sich über den Kopf. Perplex starrte sie auf ihn herab. Hatte er gar nicht registriert, dass sie es war, die ihn geweckt hatte? Einen Moment überlegte die Blonde noch. Ob er nackt schlief? Sie verwarf den Gedanken und griff unbarmherzig nach einem Zipfel seiner Bettdecke: „Steh auf!“ Mit einem kräftigen Ruck hatte Temari ihm die Decke entzogen und ihn in Shorts freigelegt. Herrje... Sie konnte nicht bestreiten, dass ihr der Anblick zusagte.

„Es ist unhöflich, nackte Menschen anzustarren.“, kommentierte Shikamaru, der das Gesicht in ihre Richtung gedreht hatte und leicht blinzelte.

„Tss, seh ich aus, als wäre ich höflich? Außerdem bist du nicht nackt.“, gab sie zurück und ließ seine Decke auf dem Boden liegen.

„Was willst du hier?“, fragte er gähnend, ohne auch nur ansatzweise Anstalten zu machen, das Bett zu verlassen.

„Dich wecken, da du schon über eine Stunde zu spät bist!“, pöbelte die Blonde zurück, „Interessiert es dich gar nicht, wie ich ins Haus gekommen bin?“

„Die Terrassentür ist grundsätzlich offen, da meine Sekretärin mich sonst weckt.“ Ungläubig starrte sie ihn an: „Deine Sekretärin muss dich wecken?“

„Sie macht es halt.“

„Und wieso nicht heute?“, irgendwie fand sie das Ganze ziemlich schräg. Was war das für eine Macke?

„Weil sie im Urlaub ist, den ich eigentlich auch habe.“

„Pardon, dass du dir den selbst verbaut hast, weil du dich mir geradezu aufgedrängelt hast.“, erwiderte Temari sarkastisch, „Stehst du jetzt endlich auf oder brauchst du noch einen Arschtritt dafür?“ Wortlos grinste er, was ihr groteske Gedanken brachte: „Sag bloß, du amüsierst dich jeden Morgen mit deiner Sekretärin?“

„Da muss ich dein Kopfkino wohl leider enttäuschen. Ich habe nichts mit meiner Sekretärin.“

„Stehst du jetzt auf?“, fragte Temari stoisch erneut und stemmte eine Hand an die Taille. Seufzend griff der Mann nach einem Zopfband vom Nachttisch und setzte sich an die Bettkante, wobei er seine Haare zusammen band: „Du bist echt penetrant, weißt du das?“ Boa! Wütend blies sie die Wangen auf: „Das sagt der Richtige! Man sollte meinen, ein so guter Anwalt bekommt es alleine hin, morgens aufzustehen!“ Entspannt erhob er sich und stellte sich ihr nah gegenüber: „Ich schlafe halt gerne. Ein Problem damit?“

„Im Moment schon, ich hab nämlich dumm vor deinem Büro rumgestanden!“

„Du hättest dich ja eben dazulegen können.“ Oh.

„Machst du mir gerade ein unmoralisches Angebot?“, harkte sie nüchtern nach. Amüsiert guckte Shikamaru in ihre grünen Augen. Schließlich ging er an ihr vorbei und öffnete eine Schranktür: „Das hättest du scheinbar gerne, oder?“

In dem Augenblick hätte sie vor Wut schon wieder überkochen können. Was war nur los mit diesem Typ? Konnte er sich nicht entscheiden?

Ihre gesamte Körperhaltung sprach für ihren Zorn, die ihn offensichtlich erheiterte. Wer spielte hier eigentlich mit wem?

„Ich will noch duschen gehen.“, meinte er ruhig und nahm ein paar Klamotten aus dem Schrank. Es fehlte echt nicht mehr viel und die Blonde würde durchdrehen. Sie schätze, dass der Nara beim Duschen genauso eine Trantüte war, wie beim Aufstehen.

„Ich fahre!“, sie wendete sich von ihm ab und wollte sein Schlafzimmer verlassen, als er sie am Handgelenk packte. Erzürnt drehte sie sich zu ihm um.

„Das wirst du nicht. Du bist stinksauer, da ist ja niemand auf der Straße sicher.“

„Lass mich sofort los.“, sagte sie mit bedrohlichem Unterton.

„Sonst was? Brichst du mir die Nase?“, kam es grinsend von ihm. Ihr todernster Blick machten ihm beim nächsten Satz unmissverständlich klar, das er auf verdammt dünnem Eis unterwegs war: „Wäre nicht die erste, die ich breche.“ Erst dachte Temari, ihm deswegen das Grinsen versaut zu haben. Doch abrupt zog er sie ziemlich nahe an sich ran und wiederholte sich: „Du wirst nicht fahren.“ Er meinte es ebenso ernst, wie sie und das schwang auch deutlich in seiner Stimme mit. Während die Blonde überlegte, was sie darauf erwidern sollte, hatte er bereits nach ihrem Autoschlüssel gegriffen, der ihr halb aus der Tasche ihrer Shorts hing. Ehe sie ihn anmeckern konnte, sprach er schon weiter: „Du hast echt ein Aggressionsproblem.“

„Wenn du nicht aufpasst, dann bekommst du mein Aggressionsproblem gleich zu spüren.“ Sie wusste nicht, was in sie gefahren war. Der Dunkelhaarige machte sie einfach so wahnsinnig, dass ihr jegliche Haltung flöten ging. Wortlos ließ er ihren Schlüssel und seine Klamotten fallen und schubste sie rücklings aufs Bett. Während Temari noch vollkommen überrascht von seiner Aktion war, beugte er sich schon über sie und drückte sie mit einem zügellosen Kuss hinunter.

Noch nie in ihrem Leben war sie so geküsst worden. Zum ersten Mal empfand sie es nicht als nervig, es machte sie an. Das war auch der Grund, warum sie instinktiv seinen Kuss erwiderte und ihre Arme um seinen Hals schlang. Ihr Unterleib begann zu kribbeln und am liebsten hätte sie sich ihm entgegen gedrückt, doch da er über ihr hockte, hatte sie keine Wahl.

Leise keuchte Temari in seinen Kuss und atmete hektisch gegen seine Lippen, als er sich von ihr löste. Grinsend ging er wieder auf etwas Abstand und lockerte mit einer Hand ihre Arme um ihn: „Bleib liegen und entspann dich. Ich geh duschen.“

Völlig entsetzt sah sie ihm nach, wie er sich erhob und seine Sachen, inklusive ihrem Autoschlüssel, aufsammelte. Auf die Schnelle brachte sie nicht einmal ein Wort heraus, fassungslos konnte sie Shikamaru nur nachsehen, wie er im Flur verschwand. Das konnte er unmöglich ernst meinen! Welcher Mann ließ denn eine willige Frau zurück?! Mit einem unglaublichen Durcheinander in ihrem Bauch blieb die Blonde zurück und versuchte zu begreifen, was in ihr vorging. Langsam beruhigte sich ihr vor Aufregung pochendes Herz und sie setzte sich auf. Der Dunkelhaarige hatte sie mit nur einem Kuss um den Finger gewickelt. Entgeistert starrte sie vor sich hin und rief sich den Moment zurück in Erinnerung. Obwohl seine Lippen weich und samtig waren, war der Kuss sehr ungestüm und herausfordernd gewesen. Mit einem Mal war ihre Wut verflogen und sie total auf ihn fokussiert. Gott, warum hatte er aufgehört?!
 

„Hier.“, Shikamaru stand angezogen in der Tür und warf Temari ihren Schlüssel in den Schoss, „Lass uns fahren.“

Ihr Gehirn schien noch immer nicht so ganz zu funktionieren. Als der Blonden klar wurde, wie benebelt sie auf ihn wirken musste, sprang sie schnell auf und krallte ihren Schlüssel. Wortlos und ohne ihn eines Blickes zu würdigen, schritt sie an ihm vorbei.
 

Die kurze Fahrt zum Büro kämpfte die Blonde um ihre Konzentration. Noch nie war Temari so etwas wie eben passiert. Und sie musste sich eingestehen, dass sie mehr wollte. Viel mehr. Dieser Typ mit seinen Macken hatte sie vollkommen in der Hand! Und sie war sich sicher, dass ihm das bewusst war.
 

Das kleine Stück von Parkplatz zum Büro schwieg er, ebenso Temari. Doch sie fühlte, wie seine unmittelbare Nähe auf sie wirkte.

In seinen Räumen stand sie daher ziemlich planlos rum und wusste für den Moment nicht, was sie tun sollte. Amüsiert hielt er ihr das Klemmbrett mit ihrer Aussage hin: „Da geht’s weiter.“

Während sie sich etwas benommen auf die Couch setzte, griff er zum Hörer seines Telefons. Mit halbem Ohr hörte sie zu, wie er ein paar Dinge beantragte, wofür er nebenbei ihre ausgefüllten Dokumente einscannte und per Mail übermittelte. Nach und nach kam Temari wieder in der Wirklichkeit an und konnte nicht glauben, was passiert war. Mal abgesehen von seinem Kuss, wieso war sie davon so extrem in den Bann gezogen worden? Es war ihr ein absolutes Rätsel. Innerlich grummelnd, rang sie um Konzentration, um weiter an ihrer Aussage zu basteln.

Nach einer gewissen Zeit glaubte Temari, dass es endlich passte und sah zufrieden auf.

„Fertig.“, sprach die Blonde und sah sich nach Shikamaru um. Augenblicklich entgleisten ihre Gesichtszüge. Vor sich hin dösend, saß er gemütlich in seinem Stuhl, mit dem Kopf leicht nach hinten auf die Lehne abgelegt.

„Wie kann man nur ständig schlafen?!“, sie stand auf und hielt ihm die Nase zu. Gestern noch hätte sie das nicht gewagt, aber wenn er körperliche Grenzen überschritt, dann konnte sie das allemal. Schnell kniff er die Augen zusammen und schob ihre Hand weg: „Was soll das?“

„Du schläfst schon wieder!“

„Na und?“ Durchatmend, versuchte Temari ihre aufkommende Wut zu besänftigen. Gereizt hielt sie ihm ihre Aussage vor die Nase: „Lies!“ Wortlos griff er danach und überflog sie. Währenddessen blieb sie bei ihm stehen und verschränkte die Arme. Hoffentlich hatte er nichts mehr daran auszusetzen, sie hatte wirklich keine Lust mehr, nochmal von vorne anzufangen.

„Das passt. Wichtig ist, dass du das jetzt verinnerlichst. Und die Aussage auch so rüber bringst.“, er kopierte die Seiten und gab ihr das Schriftstück zurück.

„Wann ist die Verhandlung jetzt überhaupt?“

„Am Montag, direkt um neun.“ Temari schluckte unweigerlich. Das kam alles so extrem schnell auf sie zu, sie hatte ja kaum die Anklage richtig realisiert und nun sollte sie schon in zwei Tagen vor einem Richter stehen?

„Sag bloß, du bekommst Bammel.“, neckte der Dunkelhaarige sie leicht. Temari drehte sich von ihm weg und sah sich in seinem Büro um: „Ach was.“

Da er nichts weiter mehr sagte, betrachtete sie mit halbherziger Neugierde ein paar Urkunden an der Wand. Ihr erster Blick fiel auf seinen Hochschulabschluss. Ihre Augen wanderten weiter zu seinem Studienabschluss und der Betitlung zum Rechtsanwalt. Die Dokumente waren noch nicht sehr alt, aber das wunderte Temari nicht. Sie hatte ja auch fast sechs Jahre gebraucht, bis sie ihren Meisterbrief in der Tasche hatte. Ihr Blick huschte weiter. Eine Urkunde von einem Verein Namens Mensa. Davon hatte sie nie gehört. Interessiert trat sie näher und las. Die wenigen Sätze ließen ihr den Mund offen stehen: „Du hast einen IQ von 200?!“

„Wen kümmerts.“, gab der Nara monoton von sich und notierte sich etwas. Entsetzt drehte sie sich zu ihm: „Hallo?! Das ist total krass! Wieso bist du nur Anwalt?“

„Keine Lust auf etwas Anstrengenderes. Und Anwalt ist durchaus amüsant.“ Temari konnte es nicht glauben. Dieser Mann war so verdammt schlau, doch war er ebenso faul. Und schläfrig. Langsam fügte sich ein deutlicheres Bild von ihm zusammen. Deswegen hatte er nicht das geringste Problem damit, ihr Paroli zu bieten. Für ihn war es gewiss nur ein Spiel. Und deswegen hatte er immer einen passenden, entwaffnenden Spruch für sie auf Lager.

Doch Moment...

„Wenn es dich nicht interessiert, wieso hängt das Teil dann an der Wand?“, irritiert legte Temari den Kopf schief.

„Weil meine Sekretärin auch ziemlich penetrant sein kann und verdammt gerne dekoriert.“ Die Blonde zog eine Augenbraue hoch: „Was macht sie eigentlich noch alles?“

„Mir mit den unnötigsten Dingen auf die Nerven gehen.“

„Und dennoch hast du sie nicht gekündigt.“, ihre Stimme war ruhig, was ihn aufsehen ließ. Schwang da etwas in ihrem Satz mit?

„Es wäre wohl eine bodenlose Frechheit, wenn ich meine Sandkastenfreundin kündigen würde, nur weil sie dafür sorgt, dass der Laden läuft.“

„Deine Sandkastenfreundin ist deine Sekretärin?“, wiederholte Temari. Er zuckte mal wieder mit den Schultern: „Sie ist es von klein auf an gewöhnt, da lag es nicht fern, dass sie diesen Job übernimmt.“

„Klingt ja sehr harmonisch.“, kommentierte sie das Ganze. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie fühlte sie sich bei dem Gedanken nicht wohl, dass es eine Frau gab, die so dicke mit ihm war.

Im nächsten Moment stellten sich ihre Nackenhärchen auf, als sie realisierte, dass Shikamaru ganz genau wusste, was in ihr vor ging. Wie sollte es auch anders sein, er war ja alles andere als dumm!

Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben, doch er schwieg und widmete sich weiter seiner Arbeit.

Verhandlung

Es war bereits Sonntag und Temari lag gefühlt seit zwei Tagen nur rum, um sich den Kopf zu zerbrechen. Seitdem sie am Freitag das Büro des Naras verlassen hatte, lief unaufhörlich ihr Kopfkino.

Kein kleines bisschen war er von seinem distanzierten Standpunkt weggerückt, doch die Blonde hatte noch immer dieses Kribbeln im Bauch, wenn sie an seinen Kuss dachte. Es hatte Temari ziemlich angekotzt, doch sie konnte nicht bestreiten, dass er sie irgendwie in seinen Bann gezogen hatte.
 

Ihre Türklingel riss sie aus ihren Gedanken. Genervt schlurfte sie zu Tür und öffnete.

„Temari!“, wütend baute sich Sakura vor ihr auf, was aufgrund ihrer kleineren Größe etwas lächerlich war, „Wieso meldest du dich nicht?“ Genervt seufzte die andere auf und ließ sie eintreten: „Weil ich keine Lust hatte.“ Frustriert warf sie die Tür zu und schmiss sich in ihrem Wohnzimmer wieder auf ihr Sofa. Sakura folgte und setzte sich zu ihr: „Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Du hast eine Anzeige wegen einem illegalen Autorennen am Hals, verschwindest für Tage von der Bildfläche und gibst keinen Mucks von dir!“ Temari rollte mit den Augen: „Mach mal halb lang... Ich hab mich die letzten Tage mit verdammt viel Papierkram rumgeschlagen.“

„Aber wie willst du da wieder rauskommen?! Gonzo sieht sich bereits nach anderen Mechanikern um!“, nun klang ihre Freundin definitiv besorgt.

„Sakura... Du wirst jetzt lachen, aber...“, kurz brach Temari wieder ab.

„Was?“, kam es neugierig von der anderen.

„Du erinnerst dich, das der Typ mit dem Audi da war?“ Fragend zog sie eine Augenbraue hoch.

„Der Kommissar hatte einen Haftbefehl für mich.“

„Ernsthaft?!“, schrie Sakura nun entsetzt auf, „Du musst ins Gefängnis?!“

„Eben nicht... Er hat mir den Zettel hingehalten, aber bevor ich den überhaupt nehmen konnte, hat sich Shikamaru den Zettel geschnappt.“

„Moment! Mister Audi?“ Temari nickte: „Genau der.“

„Und das hast du zugelassen?“

„Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da hat er dem Kommissar auf die Füße getreten und davon gejagt.“

„Hä?“, verwirrt musterte die Rosahaarige sie. Irgendwie wirkte Temari seltsam auf sie, wie sie leicht grinsend zur Seite sah.

„Er ist Anwalt und hat ihn zurecht gestutzt...“

Langsam hellte sich Sakuras Gesicht auf: „Er ist dein Anwalt?!“

„Er hat sich mir ja geradezu aufgedrängelt.“, kam es leicht bissig von ihr, doch das minderte nicht ihr Grinsen, „Aber es war schon lustig mit dem Kommissar...“

„Langsam langsam, ich will alles ganz genau wissen, von Anfang an! Und du endest erst an dem Punkt, wo ich vor deiner Tür stehe!“, verlangte Sakura begierig und schlüpfte aus ihren Schuhen, um es sich bequem zu machen. Seufzend fuhr sich Temari durch die offenen Haare. Da hatte sie sich ja was eingehandelt.
 

Sakura hatte ihr gespannt gelauscht und die Blonde dabei keine Sekunde aus den Augen gelassen. Mehr als fasziniert hörte sie ihr zu, bis Temari abrupt stoppte. Sollte sie Sakura wirklich von dem Kuss erzählen?

„Temari, eine Pause an einer solch delikaten Stelle lässt ziemlich viel Spielraum für Fantasie!“, platzte Sakura in ihre Gedanken rein. Grummelnd hielt sich die Mechanikerin die Stirn und sah in ihren Schoss: „Schon klar... Er hat mich aufs Bett geschubst und geküsst.“

„Oh mein Gott!“, quietschte Sakura hibbelig, „Und dann?“ Temaris Laune schwang schlagartig um, ebenso auch ihr Gesichtsausdruck: „Nachdem er mir innerhalb weniger Sekunden das Gehirn verbruzelt hat, ist er aufgestanden und duschen gegangen.“ Sakura klappte perplex der Mund auf: „Was? Er hat dich einfach so liegen gelassen?“

„Hat er. Und das ohne Probleme.“, Zähne knirschend verschränkte sie die Arme und lehnte sich zurück, „Und hat auch keine Anstalten mehr gemacht.“ Schweigend ließ Sakura diese Informationen sacken und betrachtete ihre Freundin, bis sie nach einem längeren Moment des Schweigens wieder sprach: „Temari... Er hat dir ganz schön den Kopf verdreht...“

„Ach Blödsinn. Nur weil ich gerne mit ihm ins Bett will, heißt das noch lange nicht, dass ich in ihn verschossen bin. Und das meinst du, korrekt?“

Grinsend setzte sich die Rosahaarige auf: „Nun ja, vielleicht ist verschossen nicht das richtige Wort für eine taffe Temari. Aber so wie du hier von ihm erzählt und wie du dabei auf mich gewirkt hast, kann ich auf jeden Fall sagen, dass du auf ihn stehst. Und zwar nicht nur für eine einmalige Nummer.“ Statt eine Diskussion darüber zu beginnen, blieb Temari ruhig: „Wie kommst du da drauf?“

„Du hast es auch schon mal erlebt, dass dich ein Typ hat abblitzen lassen. Das war dir aber egal, du hast dir den nächsten geschnappt. Aber dieser Kerl hat eindeutig das richtige Lockmittel für dich, denn es gefällt dir nicht, dass du ihn nicht haben kannst.“

„Meinst du?“, Temari hob ungläubig eine Augenbraue. Sakuras Grinsen wurde breiter: „Ja, meine ich. Weil er faktisch der erste Mann ist, der dich dominiert, ohne dass du ihm alle Knochen brichst.“

Murrend vergrub die Blonde das Gesicht in den Händen. Es war ihr ziemlich peinlich. Aber ihre Freundin hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

„Du wärst ganz schön blöd, wenn du dir den durch die Lappen gehen lässt.“

„Was soll ein Topanwalt mit einem IQ von über 200 mit einer Mechanikerin? Das klingt ziemlich nach Zeitvertreib.“

„Na aber Hallo... Und sowas aus deinem Mund!“, fasziniert überschlug Sakura ihre Beine, „Temari sucht also keinen Zeitvertreib! Hätte nie gedacht, dass ich das noch erlebe.“ Die Blonde bedachte sie mit einem angepissten Blick: „Danke auch.“

„Ist doch Tatsache, Männer waren für dich immer nur ein Zeitvertreib.“

„Wer sagt denn, dass ich es mit ihm nicht genauso mache?“

„Dafür beschäftigst du dich viel zu sehr mit ihm. Wie lange sitzt du hier schon rum und zerbrichst dir den Kopf?“ Seufzend stützte Temari den Kopf auf, es machte sie einfach wütend, dass sie nicht wusste, woran sie war und was sie tun sollte. Dieses Ungenaue konnte sie noch nie ab, sie mochte es handfest und zielstrebig.

„Was mach ich jetzt?“, warf sie in den Raum.

„Wir fahren zu mir und suchen dir eine Bluse.“ Bei dem Satz saß Temari sofort wieder kerzengerade und starrte zur anderen: „Nein?! Ich werde bestimmt nicht in seinem Wunschoutfit zu Kreuze kriechen!“

„Und wie du das tun wirst! Vorrangig deswegen, weil der Richter schwanzgesteuert ist und Shikamaru es dir auch ziemlich deutlich klar gemacht hat! Du wirst jede noch so kleine Chance ergreifen, aus dieser Scheiße rauszukommen!“

„Und wieso muss es eine von deinen Blusen sein?“

„Weil du viel mehr Oberweite hast, ergo werden meine Blusen an dir verdammt eng und knapp sein.“

„Oh Gott, ich kann nicht glauben, dass du das mit mir anstellen willst...“, beschämt hielt sich die Blonde wieder die Stirn. Die Situation wurde von Tag zu Tag grotesker.
 

Am Montag morgen fuhr Temari kurz vor acht beim Nara vorbei. Sie hatte sich so ihre Gedanken gemacht und war zu dem Entschluss gekommen, lieber auf Nummer sicher zu gehen. Wenn sein üblicher Wecker im Urlaub war, war die Chance verdammt hoch, dass er nicht aufstand. Und wie sollte es anders sein, der Audi stand noch in seiner Hofeinfahrt. Dabei wollten sie sich um acht Uhr in seiner Kanzlei treffen, um noch ein letztes Mal alles durchzugehen.

Gezielt parkte sie und marschierte durch die unverschlossene Terrassentür ins Haus.

„Shikamaru... Wehe dir, du pennst noch!“, donnerte sie schon im Flur los, ehe sie die Tür erreichte und diese aufstieß.

„Hm...“, kam es müde von ihm. Wie schon beim letzten Mal, lag er mitten im Bett auf dem Bauch.

„Beweg deinen Arsch aus dem Bett!“, ruckartig zog sie ihm die Decke weg, „Wir haben heute keine Zeit für sowas!“ Gähnend setzte er sich auf und rieb sich den Schlafsand aus den Augenwinkeln: „So knapp kann es nicht sein, sonst wärst du viel brutaler.“

„Treib es nicht auf die Spitze!“, mahnte die Blonde ihn gereizt. Grinsend sah er zu ihr auf, doch bei ihrem Anblick konnte er nicht anders, als kurz dumm aus der Wäsche zu gucken. Sie hatte eine verdammt enge Bluse an, die genau die richtige Aussicht bot. Die Bluse verschwand in einem ebenso engen, schwarzen Rock, der ihre Kurven betonte. Und dazu noch feine, silberne Sandalen mit einem passenden Absatz, die ihre Beine schön in Szene setzten. Für Außenstehende musste es schwer zu glauben sein, dass sie sonst in ölverschmierten Arbeitsklamotten steckte.

„Bist du fertig mit gaffen?!“, sie verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, was ihre Brust aber noch mehr hervor hob. Mit einem Schmunzeln wandte Shikamaru den Blick von ihr ab und öffnete seinen Schrank.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie auf seine Vorgaben hörte. Um so mehr gefiel es ihm, dass sie es doch getan hatte. Mit wenigen Griffen hatte er seine Sachen zusammen und ging an ihr vorbei, Richtung Bad. Doch er konnte nicht anders, als einen verstohlenen Blick auf den Hintern zu werfen.
 

Als der Nara kurz darauf fertig in sein Wohnzimmer trat, wartete die Blonde bereits ungeduldig mit verschränkten Armen und kaute auf ihrer Unterlippe herum.

„Entspann dich. Wird schon laufen.“, redete er beruhigend zu ihr und griff nach ein paar Schuhen. Ihre grünen Augen huschten zu dem Dunkelhaarigen und sahen ihm dabei zu, wie er sich die Schuhe band. Erst jetzt wurde Temari so richtig bewusst, was alles auf dem Spiel stand. Doch mit seiner Art hatte er ihr Vertrauen gewonnen. Sie hoffte, dass sie nicht enttäuscht wurde.

Shikamaru griff nach seinen Autoschlüsseln und warf ihr noch einmal einen Blick zu: „Du bist noch immer nervös.“ Schweigend sah sie zu ihm.

„Das macht aber nichts, genauso sollst du dich während der Verhandlung präsentieren.“ Wieder mal grinste er. Verdammt, wie sehr ihr genau das gefiel.

„Park dein Pferdchen um, du fährst bei mir mit.“ Schlagartig kippte ihre Laune: „Was?! Wieso sollte ich?!“ Da war ihre Wut wieder zurück, was fiel ihm eigentlich ein, so über sie zu bestimmen?

Entspannt trat Shikamaru nah zu ihr und hielt ihrem zornigen Blick stand: „Weil dich Auto fahren aufputscht und du dich entspannen sollst.“ Der Dunkelhaarige neigte leicht den Kopf zu ihr, worauf sie unbewusst einging und sich leicht entgegen streckte.

„Komm jetzt.“, er drehte sich weg von ihr und durchbrach somit den Moment zwischen ihnen. Temari sah ihm verdattert nach. Wieso tat er das?! Und warum ging sie so leicht auf seine Avancen ein? Innerlich seufzte die Blonde geschlagen, dann ging ihr ein Licht auf. Der Nara hatte ihre Wut restlos verpuffen lassen, dabei hatte er sie nicht einmal berührt.

Resignierend schritt sie an dem Nara vorbei und öffnete die Haustür, um ihren Mustang aus den Weg zu fahren.
 

Nachdem sie die Plätze auf seiner Hofeinfahrt getauscht hatten, stieg Temari zu ihm in sein Auto.

„Wir fahren direkt zum Gericht, ich hab die Akten gestern schon mitgenommen.“, meinte er und bog auf die Hauptstraße ab. Temari zog eine Augenbraue hoch: „In weiser Voraussicht, dass du eh verschlafen wirst?“ Er zuckte nur mit den Schultern.

„Denk dran, das du ruhig bleibst. Ansonsten wird das nichts.“

„Ja, schon klar...“

„Auch wenn der andere Anwalt sehr wenig Zeit hatte, wird er versuchen, dich zu beschuldigen. Und der Staatsanwalt wird garantiert auch nicht zimperlich sein.“

Mit einem Mal wurde ihr flau im Magen. Das könnte eventuell doch kniffliger werden. In letzter Zeit war sie immer so schnell gereizt, ihre Hemmschwelle war verdammt weit gesunken.
 

Wenige Minuten später kamen sie an. Shikamaru parkte in der Tiefgarage des Gebäudes, mit einem Aufzug ging es anschließend in den dritten Stock.

„Ab jetzt schön das Opfer spielen.“, flüsterte der Nara ihr schmunzelnd zu. Temari hielt sich eine Hand vors Gesicht: „Darauf stehst du wohl, was?“

„Frag mich das später nochmal.“, gab er keck zurück, wobei sie ihn verblüfft anstarrte.

Mit einem Pling sprangen die Türen auf und gaben das Startsignal für die Show.
 

Temari fühlte sich überhaupt nicht wohl. Ihre Kleidung war dafür auch nicht gerade förderlich. Sie saß neben Shikamaru an einem Tisch und lauschte der Anklage, die der Staatsanwalt mit einer eindringlichen Stimme vortrug.

Verdammt, das konnte doch nicht klappen! Wie konnte Shikamaru sich so sicher sein, dass sie unbeschadet aus dieser Sache kam? Nervös schaute sie kurz auf ihre Hände in ihrem Schoss, ehe sie den Blick hob und sich kurz zum Richter umsah.

Oh, na aber Hallo... Innerlich brüllte sie los, so lechzend, wie der Mann des hohen Amtes sie musterte. Seine Augen hingen praktisch an ihrem Dekolletee fest, während er nebenbei mit einem Kugelschreiber hin und her schnippte. Er stand eindeutig auf das, was er sah. Doch je länger er auf ihre Brüste, statt in ihr Gesicht starrte, desto wütender wurde die Blonde. Sie kam sich verdammt schäbig vor.

Eine Hand auf ihrem Oberschenkel ließ sie kaum merklich zusammen zucken. Leicht schielte sie rüber zu Shikamaru, der aber weiterhin zum Staatsanwalt sah. Seine Hand auf ihrer nackten Haut hinterließ ein angenehmes Kribbeln, was ihr eine leichte Röte auf die Wangen zauberte.
 

Nachdem der Staatsanwalt fertig mit seiner Ausführung war, erhoben sich Shikamaru und der Anwalt des Trottels, der einen Tisch weiter mehr als unelegant auf seinem Stuhl saß. Der wiederum hatte bei ihrem Anblick ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt.

„Da wir hier zwei Angeklagte haben, beginnt der Anwalt der Lady.“, sprach der Richter und zwang somit den anderen Anwalt, wieder Platz zu nehmen. Der wirkte alles andere als glücklich darüber. Temari war sich sicher, dass Shikamaru diesen Zug mit eingeplant hatte, der Richter spielte ihm in die Hände.

„Meine Mandantin hat kein Straßenrennen beigewohnt, sondern ist lediglich geflüchtet. Dazu wird sie eine genauere Aussage machen. Sie dürfen sie also gerne in den Zeugenstand beten.“, kam es monoton vom Nara.

„Gewiss, gerne doch.“, erwiderte der Richter und bat Temari mit einer Geste, sich neben ihm in den Zeugenstand zu setzen. Puh, da ging es also direkt los. Unruhig erhob sie sich und ging zu ihm herüber. Dabei entging Temari nicht, wie intensiv sein Blick auf ihr lag. Shikamaru hatte nicht übertrieben, dieser Richter war definitiv sehr von ihrem Körper abgelenkt.

Nachdem sie saß, legte der Mann auch direkt los, leckte sich vorher aber leicht über die Unterlippe. Gott, wurde sie hier zum Fraß vorgeworfen?!

„Sie sollen also ein Straßenrennen gefahren sein. Die Bilder der Überwachungskamera sprechen dabei scheinbar eine deutliche Sprache. Wie kam es dazu?“

Bloß nicht ruppig werden... Spielerisch fuhr sie sich eine Strähne hinters Ohr und bemerkte sofort, wie der Richter ihrer Bewegung mit den Augen folgte.

„Also ich kann verstehen, dass es so aussieht, aber das war es wirklich nicht, Herr Richter. Ich hatte in dem Moment Angst um mein Leben.“

Stille.

„Was ist das denn für eine beknackte Show?!“, brüllte ihr ehemaliger Gegner fassungslos rüber. Temari berief sich darauf, so ängstlich wie möglich zu wirken und zuckte leicht zusammen, um das Gesamtbild zu unterstreichen. Das entging dem Richter wiederum nicht, der den Grünschnabel mit einem mahnenden Blick strafte: „Sie unterbrechen hier keine Zeugenaussage, sonst lass ich sie des Saales verweisen!“ Der Mann rutschte grummelnd zurück in seinen Stuhl und verschränkte sauer die Arme. Zufrieden wandte sich der Richter wieder der Blonden zu: „Setzen sie bitte fort. Wie kamen sie in diese Lage?“ Temari atmete hörbar durch und erzählte nach einer kleinen Pause mit etwas leiserer Stimme weiter: „Ich sollte den Wagen übergeben, es war bereits Ladenschluss, doch der Kunde kam wesentlich später. Es war keiner mehr da, als er sein Auto abholte. Schon als ich ihm die Rechnung geben wollte, kam er mir zu nah.“

„Wie nah?“, harkte der Richter nach und hing an ihren Lippen.

„Ich hatte Angst, dass er mich anfassen würde.“, schob sie nach. Es kostete sie wirklich einiges, ihre Maske zu wahren, während der Typ unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte und am liebsten losgeschrien hätte.

„Er drängte mich gegen ein Auto. Ich gab ihm die Rechnung und den Autoschlüssel, doch er ließ mich nicht in Ruhe und lief mir nach. Da bin ich schnell in mein Auto gestiegen und so schnell es geht, losgefahren.“

„Und als sie dann im Auto saßen?“

„Ich dachte, ich sei ihn los, ich wollte einfach nur nach hause. Doch ich hab ihn sehr schnell im Rückspiegel sehen können, das grün seines Wagens ist ja sehr auffallend, da war ich mir sicher, dass er es ist und das er mich verfolgt.

„Wie ging es weiter?“, fragte der Mann, der seinen Blick wieder zu ihrer Oberweite wandern ließ. Temari merkte, wie seine Aufmerksamkeit wieder an ihrem Busen hing und setzte sich etwas anders hin, um ihm einen besseren Ausblick zu ermöglichen. Es kam ihr zwar sehr ekelhaft vor, sich so einem Mann darzubieten, aber sollte das ihre Rettungsleine sein, würde sie diese nicht links liegen lassen.

„Ich weiß gar nicht mehr genau, wo ich überall lang gefahren bin, um ihn abzuhängen. Als ich merkte, dass es im normalen Straßenverkehr mit gemäßigtem Tempo nichts werden würde, bin ich auf die Autobahn. Da ich aber Angst hatte, dass ich einen Unfall haben könnte, hab ich den äußeren Stadtring angefahren, weil da ja weniger Leute unterwegs sind.“ Der Mann nickte verständlich.

„Dort hat er mich dann leider eingeholt. Wegen der Temperaturen waren die Fenster geöffnet und er brüllte zu mir...“ Hier legte sie, wie geplant, eine Pause ein und blickte beschämt zu ihren Händen in ihrem Schoss.

„Was hat er zu ihnen gesagt?“ Wieder atmete Temari hörbar durch, um zu vermitteln, wie schwer ihr der Satz fiel: „Er schrie, er wolle meinen Arsch auf seiner Motorhaube haben...“ Temari dachte in dem Moment unweigerlich daran, dass sie lieber auf der Motorhaube eines anderen sitzen würde. Augenblicklich wurden ihre Wangen knallrot. Mit dem Gedanken hatte sie selbst nicht gerechnet. Doch es unterstrich ihre Aussage perfekt. Mit einem kurzen Blick schaute sie zu Shikamaru, der nur schmunzelnd leicht nickte.

„Was ist das für eine Scheiße?!“, schrie der andere Angeklagte und sprang auf.

„Wachmann, entfernen sie den Angeklagten aus meinem Saal. Für das Protokoll, es wird entschieden, dass der Angeklagte aufgrund seiner Ausfälle in Gewahrsam genommen wird. Seine Zeugenaussage wird von seinem Anwalt vorgetragen.“ Unter Gebrüll wurde der Mann von einem Uniformierten aus dem Saal entfernt. Die Blonde konnte es nicht fassen, es wirkte so einfach.

„So, wo waren wir stehen geblieben?“ Bei ihrem Arsch, hätte Temari beinahe gesagt, doch sie konnte sich gerade so noch auf die Zunge beißen und den Kommentar hinunterschlucken.

„Die obszöne Aussage, Herr Richter.“, half Shikamaru ihm auf die Sprünge. Als wenn der Mann an diesem Anblick dachte, erhellte sich seine Miene und er sah wieder zu der Blonden neben ihm: „Ah, genau. Also, wie ging es weiter?“

„Ich habe danach aus Angst das Gaspedal durchgedrückt. Ich bin noch nie so schnell gefahren, ich wollte da einfach nur weg. Doch er war die ganze Zeit hinter mir und verschwand einfach nicht! Ich bin gefahren und gefahren, bis ich irgendwann wieder in den Spiegel geschaut habe und er endlich nicht mehr zu sehen war. Da habe ich die nächste Abfahrt genommen und bin wieder im vorgeschriebenen Tempo gefahren.“

Nickend notierte sich der Richter etwas in seinen Akten und wandte sich dem Staatsanwalt zu: „Was sagen sie?“

„In Anbetracht dessen, dass die Angeklagte bereits mehrere Einträge wegen zu schnellem Fahren, Handgreiflichkeiten und auch zwei weiteren Straßenrennen hat, glaube ich ihr nicht.“, wies der Mann stupide ab. Er ließ sich eindeutig nicht täuschen.

„Die vorangegangenen Straftaten und Einträge meiner Mandantin stehen hier nicht zur Debatte. Zudem wurden all diese Einträge von dem gleichen Kommissar aufgenommen, den ich nicht ohne Grund wegen Befangenheit habe ausschließen lassen.“

„Und die zahlreichen Geschwindigkeitsüberschreitungen?“, harkte der Staatsanwalt nach.

„Frauen sind doch gerne mal in Gedanken, da kann sowas passieren.“, entgegnete Shikamaru lapidar. Der andere zog eine Augenbraue hoch und fragte ihn so nonverbal, ob das sein Ernst wäre.

Temari selbst hätte ihn dafür am liebsten eine übergezogen, doch sie musste ihre Rolle wahren.

„Ich sehe es ähnlich wie Herr Nara.“, fiel der Richter dazwischen. Die Blonde stutzte. Aha, darauf hatte der Dunkelhaarige abgezielt. Es ging ihm gar nicht darum, den Staatsanwalt zu überzeugen, sondern den Richter auf seine Seite zu ziehen.

„Ich habe mir ebenfalls die vorangegangenen Fälle angesehen und komme nicht umhin, einen sehr verbitterten Ton des Kommissars aus diesen Texten zu entnehmen. Daher halte ich diese Einträge sowieso für fragwürdig.“, setzte der Richter fort und legte seinen Stift ab.

Bei dem Satz verdrehte der Staatsanwalt grummelnd die Augen. Es war ziemlich offensichtlich, dass er sich über das Verhalten seines Vorgesetzten aufregte, doch sagen durfte er ja nichts.

Mit einem freundlichen Lächeln wandte sich der Richter wieder Temari zu: „Wären sie so freundlich, sich wieder zu ihrem Anwalt zu setzen? Ihre Befragung ist damit schon abgeschlossen.“

„Natürlich.“, sagte sie freundlich und stand auf, um zurück zu ihren Platz zu gehen. Dabei achtete sie gezielt drauf, nicht zu schnell zu gehen, damit der gute Mann weiter gaffen konnte, auch wenn es sie anwiderte. Ihrer Kehrseite folgend, wartete er, bis sie saß, ehe er sich dem anderen Anwalt zuwandte: „Sie können nun die Aussage ihres Mandanten verlesen.“

Sich räuspernd, erhob dieser sich der Mann und verlas einen recht kurzen Text, der etwas entschärft der Wahrheit entsprach. Scheinbar hatten sie in der kurzen Zeit wirklich nichts Besseres auf die Beine gestellt bekommen. Für Temari war das umso erfreulicher, sie hatte mittlerweile ein verdammt gutes Gefühl.

Nickend lauschte der Richter wieder und bedankte sich am Schluss für den Beitrag.

„Ich denke, ich habe genug gehört. Das Video habe ich bereits gesichtet und für mich zeichnet sich ein eindeutiges Bild ab, daher komme ich direkt zur Urteilsverkündung.“, er schrieb etwas auf, ehe er fortfuhr, „Für mich stellt sich der Sachverhalt so da, dass Frau Sabakuno aus Notwehr das Gesetz verletzt hat, weil ihr in diesem Moment keine andere Wahl blieb. Natürlich hätte sie sich auch an die nächste Polizeistation wenden können, aber ich denke, es ist jedem klar, das man aus der Angst heraus nicht immer die richtige Entscheidung trifft. Sie hat niemandem geschadet und hat sich um ihr eigenes Wohl gekümmert. Herr Jinjo hingegen hat bereits mit seinen verbalen Ausfällen hier im Saal bewiesen, dass er sich nicht gegenüber einer Dame zu benehmen weiß, ein weitere Punkt, weswegen ich der Aussage der Dame Glauben schenke. Infolgedessen ergeht folgender Beschluss: die Angeklagte wird von allen Punkten frei gesprochen, außerdem wäre ich dem Staatsanwalt verbunden, wenn er die vorherigen Einträge überprüft. Der Angeklagte Herr Jinjo ist schuldig, wenn auch nicht exakt im Sinne der Anklage, dies wird nachträglich angepasst. Das Strafmaß wird ihm per Post mitgeteilt. Damit ist die Sitzung beendet.“

Ungläubig hatte Temari seinen Ausführungen gelauscht und wäre anschließend am liebsten aufgesprungen vor Freude, wenn da nicht wieder eine Hand auf ihrem Oberschenkel gelegen hätte. Sie hörte ihn förmlich in ihrem Kopf sagen, dass sie ihre Haltung bewahren sollte und sah dementsprechend vorsichtig zu ihm hin. Er hatte eine unglaubliche Wirkung auf die Blonde, es beeindruckte sie einfach.
 

„Dann seien sie so freundlich und räumen sie den Saal, die nächste Sitzung beginnt in zehn Minuten.“, mit einem letzten geiernden Blick auf Temari, verschwand der Richter durch eine Tür hinter seinem Platz, scheinbar sein Büro.

Neues Terrain

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Marderschaden

Temari war kurze Zeit später nach hause gefahren, auch wenn ihr der kurze Abschied irgendwie schwer fiel. Sie hatten sich für später am Abend verabredet, schließlich wollte die Blonde ihren Erfolg feiern und da durfte Shikamaru nun erst recht nicht fehlen.
 

Doch zunächst rief sie erst einmal Sakura an, die wahrscheinlich schon auf glühenden Kohlen saß.

„Man Temari, sag mir sofort, dass du nicht im Knast sitzt!“, brüllte ihr die Rosahaarige auch direkt entgegen. Leicht angesäuert hielt sie ihr Handy kurz auf Abstand, ehe sie es wieder ans Ohr legte: „Ich sitze nicht im Knast...“

„Puh!“, kam es erleichtert von Sakura, „Also bist du komplett frei gesprochen worden? Das ist ja unglaublich, wie hat er das nur geschafft?!“

„Naja... Wie er sagte, war der Richter ziemlich leicht zu manipulieren gewesen.“

„Er hat dir ernsthaft nur auf die Brüste gegafft?“

„Und auf meinen Hintern. Also ich würde behaupten, in der Zeit, wo er mich angesehen hat, hat er vielleicht zehn Prozent in mein Gesicht geschaut, ansonsten war er Hals abwärts mit den Augen unterwegs.“, entgegnete die Blonde mit einem leicht angewiderten Ton. Sakura lachte: „Naja, das war ja auch mal alles sehr einladend eng und knapp. Was hat dein Herr Anwalt gesagt?“

„Ehm...“, verlegen strich sich Temari mit einem Finger über die Wange und überlegte, wie sie weiter erzählen sollte.

„Oh Gott... Temari...“ Die Blonde hörte das breite Grinsen praktisch durch das Telefon.

„Man jetzt schweig mich nicht an! Das ist super spannend! Hat er dich wieder geküsst?“ Verlegen hielt sich die andere die Stirn und setzte sich aufs Sofa: „Ja...“

„Und weiter?“

„Ich brauche nicht mehr auf Männerfang zu gehen...“, umschiffte sie das Thema elegant. Ein Quieken kam vom anderen Ende der Leitung: „Du bist ernsthaft mit ihm zusammen?!“

„Irgendwie schon...“

„Wie kam es dazu?“

„Wir haben miteinander geschlafen...“, druckste Temari rum und grinste leicht.

„Warum wundert mich dass jetzt nicht?“, ärgerte die Rosahaarige sie, „Aber er muss ja mächtig Eindruck hinterlassen haben, wenn er dich auf diese Art für eine Beziehung begeistern kann.“ Bei der Erinnerung wurde der Blonden ziemlich heiß: „Ziemlich.“

„Alter Falter. Dich hat es ja richtig erwischt. Du klingt total verschossen, auf deine Art halt.“ Seufzend schwieg Temari. Wozu sollte sie es bestreiten?

„Aber bevor wir die Verhandlung vergessen: es hat echt geklappt?“

„Oh ja. Es lief genauso, wie er es geplant hatte. Ich konnte es selbst nicht glauben, es war alles so offensichtlich, aber der Richter hatte nur meine Brüste vor den Augen.“

„Du solltest echt dankbar dafür sein und das zu schätzen wissen!“, mahnte Sakura sie, „Ich sag dir eines: nie wieder in deinem Leben wirst du ein illegales Rennen fahren, klar?“

„Jawohl, Madame.“, bejahte sie brav.

Ein Klingeln unterbrach ihr Gespräch, welches aber von Sakuras Seite kam.

„Erwartest du Besuch?“, fragte Temari nach.

„Uhm... Ja.“ Die Antwort ließ die Blonde grinsen: „Ah, ich verstehe. Na dann bist du morgen dran, mir alles zu erzählen.“

„Bis dann!“, verabschiedete sich die andere und legte auf. Zufrieden mit sich und der Welt, legte Temari ihr Handy aufs Sofa ab, um duschen zu gehen.
 

Es war ein vollkommen neues Gefühl, sich für jemanden fertig zu machen. Temari stand vor ihrem Schrank und wusste nicht so recht, was sie anziehen sollte. Grundlegend versuchte sie sich erst einmal zwischen Shorts und Rock zu entscheiden, doch auch diese Frage brachte die Blonde nicht weiter. Grummelnd zog sie eine violette Shorts hervor. Die hatte sie schon lange nicht mehr getragen. Und so suchte sie dazu ein passendes, schwarzes Shirt, welches nur knapp auf den Schultern lag und ihren Kurven schmeichelte. Resignierend schlüpfte Temari in die Sachen und betrachtete sich im Spiegel. Es war einfach verrückt, sonst brauchte sie nie so lange, sie wusste immer, was sie tragen wollte.

Unzufrieden zog sie sich wieder aus und warf die Sachen auf ihr Bett. Ihr nächster Griff ging zu einer hellblauen Shorts im Shabby-Look. Weiter suchend fand sie schließlich ein weißes, lockeres Top, welches auf der Hüfte verknotet war.

Angezogen besah sich die Blonde wieder im Spiegel. Weiß war an ihr nach wie vor eher selten. Seufzend ergab sie sich und ging zurück ins Bad, um sich zu schminken. Wenigstens hier war sie flott wie eh und je, denn sie änderte selten etwas daran.
 

Als Temari gegen zehn aufbrach, hatte sie schon leichte Schmetterlinge im Bauch. Sie konnte nicht anders, als breit zu grinsen, es war noch immer etwas verrückt für sie, dass sie nun einen Freund hatte. Allein es in Gedanken auszusprechen, war seltsam. Doch Shikamaru war einfach anders als alle Männer, die sie zuvor getroffen hatte. Er kam verdammt gut mit ihrer Art zurecht und wusste, wie er sie zu händeln hatte. Genau das gefiel der Blonden sehr gut und mittlerweile war ihr klar, dass das der ausschlaggebende Punkt war, warum sie ihm verfallen war. Der Nara fürchtete sich nicht vor ihrer Grobheit, ganz im Gegenteil, er bot ihr die Stirn. Etwas, dass bislang nur wenige Männer in ihrem Leben geschafft hatten, aber die waren niemals potentielle mögliche Partner gewesen.

Entspannt parkte sie ihren Mustang auf ihrem Standardparkplatz. Da sie Shikamarus Audi bereits auf der anderen Seite entdeckt hatte, ging sie davon aus, dass der Dunkelhaarige in seinem Auto saß und döste.

Fix war Temari ausgestiegen und hatte ihr Auto verschlossen, um dann mit wenigen Schritten an der Fahrertür des Mannes zu stehen. Augenrollend öffnete sie die Tür: „Man könnte meinen, dass du unter Schlafmangel leidest.“ Murrend rieb sich Shikamaru über die Augen: „Vielleicht tu ich das ja auch?“ Ungläubig zog sie eine Augenbraue hoch: „Das bezweifle ich sehr stark.“ Schmunzelnd sah er zu ihr auf: „Das kannst du doch gar nicht beurteilen.“

„Dann lass mich heute Nacht doch neben dir schlafen, damit ich mir ein Urteil bilden kann.“, gab sie kess von sich und grinste.

„Das sollte wohl kein Problem sein.“, gab der Nara zurück und trat zu ihr auf die Straße.
 

Der Club war an diesem Abend nicht besonders voll, was Temari aber nicht wirklich wunderte. Es war Montag Abend, eigentlich der Tag, an dem am wenigsten los war. Doch das bedeutete für die beiden, dass sie definitiv tanzen konnten, denn die Tanzfläche war nicht komplett überflutet.

Doch bevor es an die Bewegung ging, zog Shikamaru sie zur Bar, um für sie etwas zu Trinken zu besorgen. Im Anschluss geleitete er die Blonde zu einer Sofanische, nahe der Tanzfläche. Temari kannte die Ecke genau, denn von da aus hatte er ihr immer zugesehen.

Wortlos setzten sich die beiden hin und der Nara hob leicht das Glas: „Auf dich und deine Freiheit.“

„Tss... Wohl eher auf dich und deinen Erfolg!“, widersprach sie dem Dunkelhaarigen und nippte ebenfalls an ihrem Getränk. Enttäuscht stellte sie fest, dass kein Alkohol enthalten war.

„Oh Shikamaru, so kann man doch nicht anstoßen!“ Er hob eine Augenbraue: „Mit Alkohol aber auch kein Auto fahren. Und da ich bezweifle, dass du deines über Nacht hier stehen lassen willst, hab ich dir eben eine Cola bestellt.“ Die Blonde rollte mit den Augen: „Meinem Mustang passiert hier schon nichts, das wäre nicht das erste Mal, dass er hier steht. Außerdem gehen zwei Gläschen locker.“ Shikamaru sagte daraufhin nichts, er wusste, dass es sinnfrei war, mit ihr darüber zu diskutieren.

„Erzähl mir, warum du an diesem einen Abend hier warst. Ich bin hier ständig, habe dich vorher aber nie gesehen.“, Temari stellte ihr Glas auf den niedrigen Tisch ab und warf ihm einen neugierigen Blick zu. Fragend blickte der Nara sie an, während sie sich zurücklehnte: „Das interessiert dich?“ Nickend und mit einer Geste mit der Hand forderte sie ihn erneut auf.

„Am ersten Abend war ich nur hier, weil ein Kumpel unbedingt her wollte. Eigentlich hatte ich keine Lust.“

„Du hast allgemein ein Motivationsproblem, kann das sein?“, harkte sie nach. Etwas belustigt zuckte Shikamaru mit den Schultern: „Vielleicht. Jedenfalls hat er nicht locker gelassen. Er kann auch ziemlich penetrant sein, er gibt nicht auf, bis er seinen Willen bekommt. Also spar ich mir seine ewig langen Bettel-Tiraden und so bin ich an dem Abend mitgegangen. Während er mal wieder vergebens sein Glück bei den Frauen versucht hat, hab ich hier rumgesessen.“

„Klingt nach einem hoffnungslosen Fall, dein Kumpel.“, kommentierte sie.

„Er ist zwar offen, aber irgendwie ziemlich blind und schlichtweg verunsichert. Er würde einer Frau die Welt zu Füßen legen, aber das ist den Frauen, die ihm über den Weg laufen, bis jetzt ziemlich egal. Er merkt erst, dass ihn eine abserviert hat, wenn sie eben nach über einer Stunde nicht zurück von der Toilette kommt.“, erzählte der Dunkelhaarige. Da grinste Temari: „Ich hätte da den passenden Gegenpart. Extrem schüchtern, etwas hilflos im Umgang mit Männern, aber super bodenständig und liebenswert.“

„Du hast schüchterne Freundinnen?“, amüsierte sich der Mann.

„Hey, unsere Hinata ist unser absolutes Goldstück. Frag mich nicht, wie sie es macht, aber sie bekommt alles irgendwie geregelt und wirklich jeder wird durch ihre Art direkt entwaffnet... Also seitdem sie bei uns arbeitet, hatten wir nicht einmal das Problem, dass eine Rechnung nicht bezahlt wurde. Du siehst sie an und kannst nichts Unrechtes tun, weil sie die Unschuld in Person ist.“

„Ah, die Sekretärin Hyuuga.“, erkannte er und grinste.

„Korrekt. Aber nun wieder zu dir.“, führte Temari das Gespräch zurück zu ihm, „Du hast mich gesehen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es eigentlich ziemlich unhöflich ist, jemanden so anzustarren?“

„Du hast aber ziemlich schnell klar gemacht, dass du genau dass willst.“, antwortete der Nara grinsend, „Also bin ich jede Woche wiedergekommen.“ Nachdenklich sah sie ihm in die braunen Augen, die bei dem gedämpften Licht fast schwarz wirken: „Aber wenn du wirklich an mir interessiert warst... Wieso hast du mich dann mit den anderen tanzen lassen und bist nie zu mir gekommen?“

„Das wäre viel zu leicht gewesen, das reizt mich nicht.“, entgegnete Shikamaru und strich leicht mit den Fingern von ihrer Taille zur Hüfte, wo der Knoten ihres Tops war, „So war es ein nettes Spiel.“

Bei seiner Berührung bekam Temari eine Gänsehaut. Kurz schloss sie die Augen, um seine Fingerkuppen darauf unter ihrem Top zu fühlen. Er hatte sie wirklich in der Hand.

Seufzend griff sie nach seiner Hand und stand auf: „Dann tanz jetzt mit mir!“ Vergnügt blickte er ihr keck ins Gesicht: „Und wenn ich keine Lust habe?“

„Sei nicht so faul, sonst muss ich mir jemand anderen suchen.“, die Blonde zog leicht an seiner Hand und er folgte ihr.
 

Es war berauschend, sich mit ihm im Takt der Musik zu bewegen. Für Temari war es ein neues Tanzgefühl, denn sie tanze nicht, um jemanden anzuziehen, sondern, um sich mit Shikamaru zu amüsieren. Und sie genoss es sehr, wie seine Hände an ihrer Hüfte lagen und diese sie hin und wieder seinen Bewegungen anpassten. Jedem anderen hätte sie für diese Führung eine geknallt, aber bei ihm gefiel ihr das einfach.

Überraschenderweise verbrachten sie fast den gesamten Abend auf der Tanzfläche. Hin und wieder gönnten sie sich eine kleine Pause, Temari trank das eine oder andere hochprozentige Getränk, doch schließlich führten ihre Schritte immer wieder zurück.

Mit Shikamaru zu tanzen, ließ sie ihre Umwelt vergessen. Noch nie hatte sie so viel Freude dabei, sie lachte und war einfach glücklich. Und obwohl er ja von sich aus sagte, dass er faul war, spürte sie genau, dass es ihm nicht anders erging. Ob er nun vor ihr stand oder sie mit dem Rücken zu ihm, er duldete keinen großen Abstand zwischen ihnen. Immer wieder fanden seine Lippen zurück zu ihrem Hals, hin und wieder knabberte er leicht an ihrem Ohrläppchen. Bei dem Dunkelhaarigen passte gut der Spruch, dass stille Wasser tief waren. Und das wiederum hatte eine unglaublich große Anziehungskraft auf Temari. Sie war neugierig, was es noch alles zu entdecken gab und was er ihr noch von sich zeigen würde.
 

Kurz nach zwei war es aber dahin mit seiner Motivation. Temari hatte ihr Glas nur halb leer, doch er machte unmissverständlich klar, das er gehen wollte. Erstaunlicherweise hatte die Blonde nichts einzuwenden, sie akzeptierte seinen Wunsch und begleitete ihn zufrieden aus dem Club.

Die kühle Nachtluft ließ Temari etwas frösteln. Glücklich lief sie neben Shikamaru, während sie zu ihren Autos spazierten.

„Das war schön.“, kommentierte sie leise den Abend und lächelte zufrieden. Nickend pflichtete er ihr bei: „Ist besser, wenn du mit mir tanzt, statt mit anderen.“ Da musste die Blonde lachen: „Du hättest ja auch schon viel eher mal rüber kommen können!“

„Viel zu einfach.“, wies der Nara erneut ab und grinste, ehe er sie an sich zog und ihr einen Kuss aufdrückte. Für Temari war das noch immer recht ungewohnt, doch sie genoss seine Zärtlichkeiten.

„Hätte nie gedacht, dass ich das erlebe.“, flüsterte sie mit gehobenen Mundwinkeln gegen seine Lippen. Shikamaru zuckte mit den Schultern: „Es gibt für alles ein erstes Mal.“

„Du hast gleich drei erste Male abkassiert, ist dir das bewusst?“, gab sie ihm zu bedenken und lief weiter neben ihm her, mit seiner Hand in ihrer.

„Ich dachte, wenn man das Küssen mitzählt, sind es vier.“, neckte er sie leicht.

„Idiot!“, die Blonde boxte ihm leicht gegen die Schulter und wühlte dann in ihrer kleinen Tasche rum.

„Also ich bin ja vieles, aber garantiert kein Idiot. Dafür erfülle ich leider nicht die Bedingungen.“, kommentierte er ihre Aussage und beobachtete sie bei ihrem Tun, „Was machst du da?“

„Ich suche meinen Autoschlüssel, was sonst.“ Er hob eine Augenbraue: „Du hast getrunken.“

„Na und? Das war doch nicht viel, ich bin ganz klar.“, erwiderte sie und fand schließlich ihren Schlüssel. Postwendend nahm Shikamaru ihr diesen ab: „Ich hab dich doch nicht aus der Scheiße geboxt, damit du gleich in die nächste rasselst.“ Ungläubig starrte sie zu ihm hoch, doch sein Blick blieb unbeirrt: „Du fährst heute nirgendwo mehr hin.“ Grummelnd verschränkte sie die Arme: „Dann musst du mich morgen aber auch wieder hier her fahren.“

„Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich dich mit nach hause nehme, von daher hätte ich dich eh rumgefahren.“, gab der Dunkelhaarige belustigt von sich.

„Schon klar.“, antwortete Temari daraufhin und lief an ihrem Mustang vorbei zu seinem Audi, der auf der anderen Straßenseite stand.

„Willst du noch etwas essen? Dann müssen wir nämlich noch irgendwo halten.“, meinte er und stieg ein.

„Bratnudeln wären nett.“, schlug sie vor und setzte sich neben ihn auf den Beifahrersitz. Nickend steckte er den Schlüssel ins Zündschloss, um den Motor zu starten. Ein kurzes gequältes Stottern später herrschte Stille.

Überrascht schaute Temari ihn an und konnte nicht anders, als laut loszulachen. Shikamaru guckte vollkommen entgeistert aufs Lenkrad. Blinzelnd fing er sich wieder: „Was zum Teufel ist das jetzt?“

„Komm, mach mal die Motorhaube auf...“, sagte sie belustigt und schlüpfte aus ihrer Jacke. Fragend sah der Dunkelhaarige sie an.

„Komm schon, ich sehe selbst sturzbetrunken einem Motor an, was für ein Problem er hat.“, forderte sie ihn auf und stieg aus. Seufzend zog er an einem Hebel und folgte ihr.

Gezielt griff sie nach der Stange im Wageninneren und stellte die Motorhaube auf. Im orangenen Licht der Straßenlaterne hatte sie recht schnell das Problem entdeckt und seufzte genervt.

„Und?“, harkte er nach, weil sie nichts sagte.

„Tja... Das hier, mein Lieber,“, sie griff nach einem durchlöcherten Schlauch, „Ist ein Marderschaden. Dein Audi fährt heute wohl nirgends mehr hin. Das kann selbst ich nicht mal eben reparieren... Ich will gar nicht wissen, wie es um die anderen Leitungen und Kabel steht.“ Grummelnd hielt sich Shikamaru die Hand vor die Augen: „Wie zum Teufel kommt da ein Marder hin?“ Temari warf die Motorhaube zu: „Das fragt mich Mister Hochintelligent?“ Sie wies mit dem Daumen über die Schulter hinter sich.

„Du parkst am Waldrand.“ Murrend lehnte er sich gegen die Fahrertür, während sie ihre Jacke und ihre Tasche aus dem Auto holte. Als sie sich vor ihn stellte, konnte sie ihm deutlich ansehen, dass ihm das hier gerade überhaupt nicht passte.

„Ärgere dich nicht, ich krieg dein Auto mit den richtigen Ersatzteilen schon wieder heile.“, sie hauchte dem Dunkelhaarigen einen Kuss auf die Lippen, „Nehmen wir halt mein Auto. Nicht jeder hat die Ehre, damit zu fahren.“

Shikamaru seufzte: „Ich kann nicht mit deinem Auto fahren.“

„Ach komm schon, dass ist doch kein großer Unterschied.“, wies sie lapidar ab.

„Ist es schon, dein Auto hat nämlich deutlich mehr PS als meines.“ Sie zog belustigt eine Augenbraue hoch: „Angst? Wer sagt denn, dass du schnell fahren musst?“

„Das hat nichts mit Angst zu tun, sondern mit dem geltendem Gesetz, an das ich mich halte.“, gab er zurück und sah ihr in die Augen.

Nun war sie doch etwas verwirrt: „Was? Welches Gesetz?“ Noch während sie das sagte, fiel bei ihr der Groschen. Überrascht klappte ihr der Mund auf: „Du bist noch nicht 25?!“

„Nein, ich bin 22.“ Würde ihr Mund nicht schon offen stehen, wäre es spätestens jetzt der Fall.

„Du bist erst 22?!“, fassungslos starrte Temari ihn an. Sie wusste gar nicht, was sie als erstes dazu denken sollte. Vollkommen überrumpelt drehte sie sich kurz von ihm weg, bevor sie ihn wieder ansah: „Wer ist denn mit 22 schon Anwalt und hat ein Haus?“

„Ich.“, antwortete Shikamaru gelassen und schob die Hände in die Hosentaschen.

„Ich kann's nicht fassen.“, noch immer baff, lehnte sie sich neben ihm ans Auto.

„Was schockiert dich so daran?“

„Ich hatte gedacht, du bist älter.“, sie gestikulierte leicht mit einer Hand, während sie sprach. Den Kopf etwas schief legend, betrachtete er die Blonde: „Bin ich dir zu jung?“

„Was?“

„Naja, ich schätze, dass ist für dich gerade der ausschlaggebende Punkt, oder? Hättest du auch mit mir geschlafen, wenn du gewusst hättest, dass ich jünger bin?“, fragte der Nara gezielt nach. Für einen Moment schwieg Temari und dachte nach.

„Ja, ich hätte dennoch mit dir geschlafen.“, gestand sie und sah ihm wieder ins Gesicht, „Mir ist egal, das wir drei Jahre auseinander liegen. Ob nun du älter bist oder ich, tut nichts zur Sache. Ich bin einfach nur überrascht, weil ich dich älter geschätzt habe. Aber ich denke, das liegt einfach an deinem schlauen Köpfchen.“

„Im Normalfall ist man mit 22 ja auch noch nicht mit dem Studium fertig.“, entgegnete Shikamaru unbekümmert, ohne arrogant zu wirken.

„Aber du bist ja nicht wie die anderen...“, wiederholte sie seinen Satz vom Nachtmittag schmunzelnd. Schweigend grinste er.

„So... Da mein Auto somit auch ausfällt, können wir entweder laufen oder wir nehmen uns ein Taxi.“

„Hast du es eilig?“, fragte der Nara und stieß sich von seinem Auto ab.

„Weiß ich noch nicht.“, sie harkte einen Finger in die Knopfleiste seines Hemdes ein und zog ihn zu sich, „Und du?“

Kostenlose Reparatur

Müde streckte sich Temari unter der Bettdecke des Naras und schmiegte sich leicht an ihn. Noch nie war sie zufriedener beim Aufwachen gewesen. Leicht linste sie zum Fenster, durch dass die aufgehende Sonne hinein schien. Der Himmel war perfekt blau und versprach einen tollen Tag. Doch am liebsten wäre sie eine Ewigkeit neben ihm liegen geblieben. Leider ließ ihr Pflichtbewusstsein keine Ruhe. Sie musste um zehn Uhr in der Werkstatt sein, wenn sie keinen Ärger mit Gonzo haben wollte, schließlich hatte sie sich mehr als genug geleistet und musste nun ordentlich Pluspunkte sammeln. Gähnend tastete sie blind über Shikamaru hinweg nach ihrem Handy auf seinem Nachttisch. Als sie es endlich hatte, warf sie einen Blick darauf. Kurz nach sieben. Ihr innerer Wecker war wirklich unglaublich. Sie konnte so viel trinken und so spät ins Bett gehen, wie sie wollte, um sieben Uhr war sie wieder wach.

Murrend regte sich der Dunkelhaarige unter ihr und umfing sie mit einem Arm: „Lass das...“ Mit geschlossenen Augen drehte er sich auf die Seite und drückte sie gänzlich an sich. Ein Kichern entfuhr ihr: „Tut mir leid für dich, aber im Gegensatz zu dir bekomme ich Ärger, wenn ich nicht zur Arbeit gehe.“

„So spät kann es noch gar nicht sein...“, murmelte er weiter und vergrub das Gesicht in ihrem Nacken. Es war so gemütlich, er wollte sie unter keinen Umständen gehen lassen.

„Komm schon, es ist Dienstag, du musst doch garantiert auch arbeiten, oder?“

„Bin ich halt später auf der Arbeit...“, wies Shikamaru ab und küsste sanft ihre Schulter. Nebenbei fuhr seine Hand unte der Decke von ihrer Seite über ihren Bauch tiefer.

„Uh... Das ist aber unfair.“, schnurrte Temari leise und genoss seine Zuwendung. So machte er es ihr richtig schwer mit dem Aufstehen.

„Shikamaru!“

Erschrocken riss Temari die Augen auf, während der Gerufene genervt grummelte. Zwei Sekunden später flog seine Schlafzimmertür auf und eine junge Frau mit langen, hellblonden Haaren trat ein: „Beweg deinen Arsch aus dem – oh!“ Die für Temari Unbekannte starrte recht verblüfft auf die beiden eng aneinander Liegenden, die mit den Gesichtern in ihrer Richtung lagen. Perplex blinzelte Temari. Es war mehr als grotesk, mit ihm im Bett zu liegen, seine Hand zwischen ihren Beinen zu haben und plötzlich einer Fremden gegenüber zu stehen.

„Wer ist das?“, kam es daher recht monoton von Temari.

„Das ist Ino, meine Sekretärin...“, grummelte Shikamaru ziemlich genervt und schloss die Augen. Musste das denn sein?

„Und sie ist?“, fragte Ino lächelnd. Verdutzt blickte die andere zu ihr auf. Shikamarus Sandkastenfreundin hatte scheinbar keine Scheu davor, sie beide gerade in Flagranti erwischt zu haben.

„Temari.“, antwortete sie selbst und zog nebenbei die Hand von Shikamaru hoch, um sich anschließend aufzusetzen. Wenn es ihr egal war, ihren Kumpel mit einer Frau im Bett zu sehen, brauchte sie sich ja auch nicht weiter schämen, nackt zu sein.

„Ah, lass mich raten... Du bist die ominöse KFZ-Meisterin.“, grinsend verschränkte die Sekretärin die Arme vor der Brust, „Ich hab mich schon gefragt, wie lange das noch dauern wird. Er ist immer so lahmarschig.“ Überrascht sah Temari über ihre Schulter zu ihm: „Du hast ihr von mir erzählt?“

„Wohl kaum, sie durchwühlt alle meine Rechnungen.“, antwortete der Dunkelhaarige und wirkte mit einem Mal ziemlich gereizt. Amüsiert stellte Temari fest, dass ihm die ganze Situation nicht in den Kram passte.

„Von wegen! Schließlich hatte ich den Papierkram mit der Versicherung abzuarbeiten, als du dir das Geld für die Autoreparatur zurück geholt hast!“, gab Ino patzig zurück.

„Na dann freu dich schon mal auf die nächste Rechnung von mir.“, grinste Temari, „Sein Auto ist nämlich schon wieder kaputt.“

„Irgendwie sowas hab ich mir schon gedacht, weil es nicht in der Hofeinfahrt steht. Aber da ich bezweifelt habe, dass er überpünktlich selbst zur Arbeit gefahren ist, blieben nur noch zwei Möglichkeiten.“

„Du bist doch bestimmt auch mit einem Auto hier, oder?“ Ino nickte: „Natürlich.“

„Könntest du mich gleich bei meinem Auto absetzen? Man hat mir gestern Nacht leider verboten zu fahren.“

„Na klar, das ist kein Problem.“, erwiderte die Sekretärin locker und sah dann zu Shikamaru, „Und du schwingst jetzt die Beine aus dem Bett! Wenn du kein Auto hast, wirst du wohl oder übel mit mir fahren! Die Arbeit wartet!“ Mit einem letzten, eindrücklichen Blick auf ihren Sandkastenfreund verließ sie das Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich zu.

„Wow. Dein Wecker ist wirklich gut.“, scherzte Temari belustigt.

„Ich könnte sie zum Mond schießen...“, grummelte der Nara sauer und drehte sich auf den Rücken.

„Komm schon, steh endlich auf! Sonst werde ich dir den Rest geben!“, meinte die Blonde und klatschte ihm grob mit dem Handrücken gegen den Oberarm. Da machte sich ein Grinsen auf seinen Lippen breit: „Bitte, tu dir keinen Zwang an.“

„Du glaubst also, dass ist ein Spiel?“, fragte sie neckend und erhob sich. Ruckartig zog sie ihm die Decke weg und riss das Fenster auf: „Beweg dich, Süßer!“
 

Ino hatte sie, wie versprochen, bei ihrem Mustang abgesetzt und wünschte ihr noch einen schönen Tag. Shikamaru sah alles andere als glücklich aus, er wäre am liebsten mit der Mechanikerin im Bett geblieben. Doch bevor sie fuhren, kassierte Temari noch seinen Autoschlüssel ein: „Ich kümmere mich mal unentgeldlich um dein Problem.“

In ihren Augen war es das Mindeste, was sie für seine enorme Leistung, die er ihr gegenüber gezeigt hatte, tun konnte. Und so ließ sie sein Auto, nachdem er mit Ino außer Sicht war, von einem Abschleppunternehmen zur Werkstatt bringen.

Währenddessen fuhr sie für eine Dusche und ein kurzes Frühstück nach hause, ehe sie bei Gonzo im Büro auftauchte.
 

„Na... Das sieht ja fast so aus, als wenn ich mir keine neue Fachkraft suchen muss.“, Gonzos Aussage war ebenso scharf, wie sein Unterton dazu. Temari schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin komplett freigesprochen.“

„Hast du irgendwen dafür bestochen?!“, fragte ihr Chef erstaunt. Die Blonde grinste: „In gewisser Weise schon. Allerdings lag das nicht in meiner Entscheidungsgewalt, das waren höhere Mächte.“ Misstrauisch beäugte er seine Mechanikerin: „Was hast du angestellt?“

„Ich nichts. Der Richter war einfach zu abgelenkt, da kann ich nichts für.“ Perplex strich sich Gonzo mit der Hand von der Stirn bis zum Kinn: „Unglaublich.“ Der Mann hatte eine Vorstellung, was die Blonde meinte, wollte das Thema aber nicht weiter vertiefen. Seufzend reichte er ihr ein Klemmbrett: „Da auf der Rechnung des Abschleppunternehmens dein Name steht, gehe ich davon aus, du weißt, warum da ein schwarzer Audi auf unserem Hof steht.“

„Ja klar. Marderschaden, aber bei aller Kunst, dass konnte ich gestern Nacht nicht reparieren.“

„Oh wie tragisch, dass du den Wagen einer deiner Männer nicht retten konntest.“

„Gonzo... Es ist nicht irgendein Mann.“, Temari unterschrieb die Rechnung und reichte sie ihm zurück, „Den wirst du in Zukunft häufiger sehen.“

Mit diesen Worten verließ sie das Büro und machte sich auf den Weg zur Werkstatt. Verblüfft sah er ihr nach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Okay, ich kann an dieser Stelle sagen, dass die Inspiration durchaus aus meinem Alltag kam.
Erstens habe ich zwei Jahre lang Fahrräder in einer Großstadt repariert, ich hasse solche Flickarbeiten ebenfalls abgrundtief! XD
Zweitens hat mein Auto immer Startprobleme, aufgrund dessen, das es zu wenig bewegt wird. Ergo, muss ich es immer mit einer kleinen Batterie überbrücken. Das Teil ist so klein wie eine Powerbank, hat zwei niedliche Klammern und lässt sich simpel an die Autobatterie anschließen. Und ja, ich genieße es tatsächlich als kleine, zierliche Frau mein Auto so zu starten, wenn ich beim Supermarkt auf dem Parkplatz stehe und mir gegenüber gerade ein Schrank von Mann geparkt hat, der meint, armes Puttchen Frau braucht seine Hilfe 8'D
Diese Blicke sind einfach unbezahlbar! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Anmerkung: es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis die Fingernägel an Mechanikerhänden wieder sauber sind :'D
Ich habe mir auch oft lieber die Nägel lackiert, das ist wesentlich einfacher!
Euch ein schönes Wochenende! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die FF schon vor Beginn des Uploads fertig gestellt war? Momentan grübel ich über eine Idee nach, die ich praktisch zeitgleich mit dieser FF hatte. Wir befinden uns jetzt quasi fast in der Mitte der FF und ich mag es, jeden Freitag etwas hochzuladen...
Ich sollte mich langsam wieder ranhalten und schreiben, damit ich weiterhin jeden Freitag was einstellen kann :'D
Gar nicht so einfach, wenn man nebenbei noch so viel zu tun hat... In zwei Wochen fahren wir nach Dänemark in den Urlaub, bis dahin ist leider noch so viel zu tun und dann steht ja auch schon Weihnachten vor der Tür. xD'
Ich wünsche mir einen Zeitumkehrer aus Harry Potter... Oder eine Klonmaschine! Oder vielleicht doch einfach ein paar Hauselfen...? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag das Kapitel xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ups, schon Samstag! >_<'
Wir sind heute nach dänemark gefahren, mein Mann hat den Laptop schneller eingepackt, als ich gestern Mittag reagieren konnte. Folglich konnte ich gestern natürlich kein Kapitel mehr hochladen!
Eventuell könnte es diese Verzögerung auch nächsten Freitag geben, denn wir fahren am nächsten Samstag wieder und packen dann natürlich am Freitag! :D

Bis zum nächsten Kapitel! <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Somit ist auch diese FF beendet! Ich hoffe, euch hat es gefallen :)
Ich sitze bereits an der nächsten FF zu diesem Pairing, die aber etwas aufwändiger sein wird. Nähere Infos dazu gibt es nächsten Freitag, wenn sie mit dem ersten Teil online geht!
Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Adventszeit, bleibt gesund! Komplett anzeigen

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Von:  Carmion2
2019-12-15T19:54:59+00:00 15.12.2019 20:54
Was für ein gelungener Abschluss. Ich find es toll das seine zwei Damen aufeinander treffen, und sich auch gleich verstehen.

Ich freu mich schon auf dein nächstes Werk. XD
Antwort von:  Berrii
15.12.2019 21:38
Vielen Dank für das Lob! Und danke für deine lesetreue! :)
Dann bis nächsten Freitag zum neuen Werk! <3
Von:  CharlieBlade1901
2019-12-14T06:27:38+00:00 14.12.2019 07:27
Oooohhhh schon vorbei. Wie unfaire ich habe immer viel zu schnell gelesen.
Antwort von:  Berrii
14.12.2019 10:02
Wenn's am besten ist, sollte man aufhören 😁
Nächsten Freitag gibt's dann was neues!
Antwort von:  CharlieBlade1901
14.12.2019 14:47
Oha Stich mir doch gleich ein Schwert durchs Herz.

In der Ecke sitzend Depression*
Von:  Carmion2
2019-12-07T18:06:49+00:00 07.12.2019 19:06
Ein richtig witziges und lockerleichtes Kapitel, ich find es genial wie du ihren Altersunterschied noch einbringst.
Antwort von:  Berrii
07.12.2019 19:09
Danke :)
Ich mag es auch immer wieder aufs neue, genau das nochmal in den Vordergrund zu stellen 😁
Von:  CharlieBlade1901
2019-12-07T14:46:45+00:00 07.12.2019 15:46
Charlie: „Oh nein ein maderschaden am Audi. Und ihr könnt beide nicht fahren. Dann müsst ihr wohl oder übel die Nacht hier verbringen. Ihr tut mir echt voll leid.😏😏😏😏„
Naruto: „Dein Sarkasmus bräuchte langsam mal ein Waffenschein.“
Sasuke: „Ja das finde ich auch.“
Antwort von:  Berrii
07.12.2019 19:08
🤣👍
Von:  Carmion2
2019-11-30T02:46:07+00:00 30.11.2019 03:46
Juhu, was für ein tolles Kapitel die Spielchen zwischen ihnen machen es sehr erfrischend und vor allem feiern ich das es keine 0815 Stellung ist! So eine habe ich bisher noch nie zum lesen bekommen. XD
Antwort von:  Berrii
30.11.2019 10:40
Ich muss ehrlich sagen, mir wurde es langsam auch langweilig, weil's meist der gleiche schmu ist xD
Von:  CharlieBlade1901
2019-11-29T19:17:03+00:00 29.11.2019 20:17
Uuuhh jetzt gehts aber los.
Charlie: „Naruto hol die Kamera.“
Naruto: „Geht klar.“
Charlie: „Sasuke wir brauchen Popcorn Cola knabbertest und organisier Alkohol.“
Sasuke: „Zu Befehl.“
Charlie: „Gaara...Ähm Ton Aufnahme?“
Gaara: „Geht klar.“
Antwort von:  CharlieBlade1901
29.11.2019 20:18
Popcorn Cola Knabberzeug*
Antwort von:  Berrii
29.11.2019 20:45
Also hin und wieder machen deine Kommis mich konfus xD
Von:  Carmion2
2019-11-23T18:42:16+00:00 23.11.2019 19:42
Und der Film geht weiter. So genial.
Antwort von:  Berrii
24.11.2019 03:04
So ein kurzer Satz und doch so schmeichelnd <3
Von:  CharlieBlade1901
2019-11-22T18:52:15+00:00 22.11.2019 19:52
Charlie: „So alle richterlichen Förmlichkeiten sind geklärt ihr geht es gut ihm geht es gut dem Typen den sie verarscht haben geht es nicht so gut aber der interessiert niemanden also können wir dann Vorspulen bis zum Date der beiden?“
Shikamaru: „So ungeduldig?“
Charlie: „Du kennst mich doch ich warte Nicht gerne.“
Antwort von:  Berrii
22.11.2019 20:14
... xD
Von:  Charly89
2019-11-22T18:51:03+00:00 22.11.2019 19:51
Ich musste so Lachen. Ich hatte das Bild wirklich vor Augen. Temari in ihrer viel zu engen Bluse, die ihre dumme Blondchen Rolle spielt und der Richter der ihr quasi in den Ausschnitt fällt und gar nicht zu hört XD
Danke, du hast mir den Tag gerettet :3
Antwort von:  Berrii
22.11.2019 20:14
Immer wieder gerne! ^0^
Von:  Charly89
2019-11-16T07:42:19+00:00 16.11.2019 08:42
I love it :)

Mehr muss man glaube ich zu dem Kapitel nicht sagen
Antwort von:  Berrii
17.11.2019 05:35
Hihi <3


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