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Summer is a Curse

NejiTen | KibaHina
von

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Kapitel 1 – Burned Lips when the Wind blows


 

Burned lips when the wind blows

Black tint on the windows

I can't see what the future holds

But I wanna know...

Summer is a Curse by The Faim

 

Neji Hyūga war kein großer Freund des Sommers, jedenfalls nicht hier. Am Nord- oder Südpol sähe die Sache schon ganz anders aus, aber hier, wo die Sonne sich große Mühe damit gab ihm die Haare vom Kopf zu sengen, war es einfach unerträglich. Heute waren es ganze 40°C – im Schatten! Es würde ihn überhaupt nicht wundern, wenn er einen seiner Füße hob und die Sohle am Asphalt einfach kleben blieb. Neji schleppte sich auf dem Bürgersteig Meter für Meter nach Hause. Sein Onkel Hiashi hielt es für eine großartige Idee, wenn Neji in den Sommerferien einer Arbeit nachging und im Grunde hätte sein schmilzender Neffe auch gar nicht so sehr was dagegen, wenn er eben … nun ja, nicht schmilzen würde.

Auf den Straßen war nicht viel los. Jeder hatte sich in seine Behausung verkrochen und kuschelte mit seinem Ventilator, war im Freibad und blieb möglichst lange im Wasser oder hatte fluchtartig das Land verlassen. Überall sah es so aus, als hätte sich eine Staubschicht darauf gelegt – auf die Häuser, auf die Autos, auf jede Oberfläche – sogar auf Neji. Seit zwei Wochen hatte es nicht geregnet. Es war eben Sommer – grausamer, heißer, erbarmungsloser Sommer.

„Nii-san! Nii-san!“

Ob er die Kraft hatte, sich nach seiner quietschenden Cousine Hinata umzudrehen? Schnaufend stapfte Neji weiter, es war ja nur noch eine halbe Ewigkeit bis zu seinem Zuhause.

O Klimaanlage, du verstehst mich!, dachte er sehnsüchtig.

„Nii-san!“

Na schön, er könnte zumindest stehen bleiben, das sollte er gerade noch so hinbekommen.

„Ja, Hinata-sama?“, murmelte Neji und hatte den Verdacht, Sand auf seinen Lippen zu spüren. Oder sie waren einfach nur sehr, sehr trocken.

Hinata holte zu ihm auf, sie rannte. Sie schaffte es tatsächlich in dieser Affenhitze zu rennen. Das hieß, es musste irgendwas Dringendes sein und Neji hatte den bitteren Verdacht, Teil davon zu werden. Hinata kam neben ihm zum Stehen. Ihr Rock ging bis über die Knie, die Bluse war zugeknöpft bis oben hin, aber wenigstens kurzärmelig, auf ihrer Stirn stand der Schweiß. Sie hatte sich ihre langen Haare zum Zopf gebunden – anders war es wohl nicht mehr auszuhalten.

„Nii-san, was machst du heute Abend?“, fragte Hinata verlegen und blickte verträumt an ihrem älteren Cousin vorbei. Neji tat es bei ihr gleich, allerdings nicht so verträumt, er war vielmehr innerlich am Verbrennen.

Er holte Luft um ihr zu antworten. Selbst das Atmen war eine Qual. „Weiß nicht, mich mit dem Schulstoff fürs nächste Jahr herumschlagen, irgendwie so was …“

Hinata nickte langsam. „Ich habe jemanden kennen gelernt.“

Neji schloss und öffnete die Augen, als könnte Blinzeln das eben Gehörte revidieren. Hinata … hatte jemanden kennen gelernt … Wie hatte sie das denn gemacht? Sie war so schüchtern, dass sie es nicht einmal hinbekam, Alexa einen Befehl zu erteilen. Wie, um alles in dieser schmilzenden Welt, hatte sie jemanden kennenlernen können?! Aber bloß nicht aufregen, Ruhe bewahren!

„Wen?“, fragte Neji, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Glücklicherweise war er nicht für einen fröhlichen Tonfall bekannt und so fiel es auch nicht weiter auf, dass es genauso lakonisch und abfällig klang wie fast alles andere, das Neji so von sich gab.

Hinata kicherte verlegen und die beiden setzten sich wieder ächzend in Bewegung. In der prallen Sonne über romantische Bekanntschaften zu sprechen, schadete zurzeit der Gesundheit.

„Sein Name ist Inuzuka Kiba“, erklärte Hinata und sie bekam wieder diesen verträumten Gesichtsausdruck.

Neji rieb sich sein viel zu trockenes Gesicht. „Kenn ich nicht. Was macht er, was ist er, wer ist er und was machen seine Eltern?“

Hinata warf ihm einen dezent wütenden Blick zu. „Er ist ein wirklich netter Junge. Er hat mir geholfen.“

Neji verdrehte innerlich die Augen. „Was macht er, was ist er, wer ist …“

Hinata seufzte tief – und hustete. Die verdammte Luft, schlecht für die Bronchien. Irgendwo an einem Baum zirpte eine Zikade, es nervte Neji wie verrückt. Wenn er bei dem Versuch, das Insekt zu finden und zu zerquetschen nicht den Hitzetod sterben würde, wäre es ihm einen Versuch wert.

„Er macht Sommerferien, er ist ein Mensch, er ist Schüler und seine Eltern züchten Hunde.“

„Ich dachte, du magst Katzen.“

„Ich mag Katzen und Hunde … Ach, aber darum geht es doch gar nicht!“

Die Unterhaltung war halbwegs anregend, während beide leicht schwankend den Bürgersteig entlang liefen. Neji wischte sich mit seiner Hand über die Stirn. Warum konnte Hinata nicht jemanden im Herbst kennenlernen? Zu einer Jahreszeit, wo ihm das Denken etwas leichter fiel.

Er räusperte sich und musste ebenfalls husten. „Hinata-sama, was meinst du mit, er hat dir geholfen?“

Die Wangen seiner blassen Cousine erröteten. Wäre Neji bei diesem biologischen Prozess nicht dabei gewesen, hätte er es für einen Sonnenbrand gehalten.

Hinata stupste ihre Finger aneinander, sie wurde langsamer und schaute kichernd auf den Boden. Neji unterdrückte ein wehleidiges Seufzen. Er sollte diese Fragen zu Hause stellen, wo es eine Klimaanlage gab und kühle Getränke.

Breit grinsend antwortete Hinata ihm: „Ich habe mich verlaufen und er hat mich gefunden … Ich bin mit ihm und seinem Hund Akamaru spazieren gegangen. Akamaru-chan ist ein echt süßer Hund – ich glaube, du würdest ihn auch mögen.“

Neji nickte nur. Reden kostete Energie, die er in den Beinen brauchte. Nur noch ein paar Blocks und sie hatten es geschafft!

„Erzähl weiter …“

„Wir sind durch den Park gelaufen. Kiba-kun hat mir erzählt, dass er die Zucht von seinen Eltern mal übernehmen möchte.“

Neji hatte sich zwar vorgenommen den Mund zu halten, aber so ganz bekam er das dann doch nicht hin. „Ein aufstrebender, sozial hoch angesehener Beruf.“

Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass Hinata mit seiner zynischen Bemerkung alles andere als zufrieden war.

„Kiba-kun wird einen Beruf ergreifen, der ihn glücklich macht und erfüllt. Ich denke, dass das mehr ist, als die meisten von sich behaupten können.“

War das eine Spitze? Eine gemeine Spitze, bezogen auf Nejis Berufsweg? Hiashi hatte angefangen diesen in Stein zu meißeln, nachdem Nejis Vater Hizashi ums Leben gekommen war und Hiashi die Verantwortung für seinen Neffen übertragen wurde. Nejis Mutter hielt sich aus der ganzen Sache größtenteils heraus – Hauptsache ihr Sohn wurde mal jemand, über den man mit Stolz sprach und nicht mit Schande.

War Hinata gemein genug, das anzudeuten? Neji musterte sie nun richtig, nahm sie genau ins Visier. Seine Cousine sah aber schon wieder ziemlich verträumt aus und bemerkte das gar nicht. Ihre grauen Augen starrten auf ein Szenario, das sich nur in ihrem Kopf abspielte und dem selbst die Hitze nichts anhaben konnte. Neji musste an diesen herrlichen Spruch denken: Liebe macht nicht dumm. Sie holt nur das Dümmste aus einem heraus.

„Okay, Kiba hat dich also gefunden und ist mir dir spazieren gegangen. Und weiter?“ Neji entschied, sich erstmal den Rest der Geschichte anzuhören, bevor er sich in seinem Zimmer irgendwelchen cholerischen Anfällen hingab – soweit das dann möglich sein würde.

Hinatas Blick klärte sich und sie kehrte zurück in die überhitzte Welt. „Oh ja! Kiba-kun hat mir von seinen Hunden erzählt. Wir haben zwei Stunden miteinander verbracht und eigentlich wollte er mir noch einen Freund vorstellen, Aburame Shino. Er sammelt Insekten.“

Neji rieb sich die Nasenwurzel. „Warum kannst du keinen normalen Menschen kennenlernen …“

„Aber ich hatte keine Zeit mehr. Ich muss doch pünktlich zu Hause sein. Jetzt bin ich hier“, beendete sie ihre Geschichte.

Neji konnte das Haus bereits sehen und beschleunigte seine Schritte. Seine Gedanken fixierten sich immer mehr auf das kühle Innere, aber da fiel ihm gerade noch so ein, dass Hinata ihn gefragt hatte, was er heute Abend vorhatte und das war bestimmt keine unschuldige Frage gewesen!

„Was wirst du heute Abend tun, Hinata-sama?“, fragte Neji und fuhr sich über seine staubtrockenen Lippen.

Sie kicherte erneut. „Kiba-kun hat mich gefragt, ob wir uns im 夜中 の 竜 (Yokata no Ryuu)* treffen möchten.“

Ihr Cousin runzelte die Stirn, das sagte ihm was … „Ist das nicht diese Bar in der Innenstadt?“

„Ja, genau …“

Neji öffnete das Tor des Familienanwesens und ließ Hinata zuerst hindurchgehen, danach folgte er ihr. Er war sich allerdings nicht sicher, ob er diesen Anstand bei der Haustür erneut aufbringen oder einfach hineinstürzen würde wie ein Taucher, der luftringend an die Oberfläche kam.

„Du kennst ihn doch kaum, du kannst dich nicht einfach abends mit ihm in dieser Bar treffen!“, zeterte Neji mit rauer Stimme, ehe ihm ein Licht aufging. „Moment … Du willst, dass ich mitkomme!“

Hinata grinste gequält. Sie wusste, wie gerne Neji ausging, wie gerne er fremde Leute traf, sich hinsetzte und nette Gespräche führte. Überhaupt nicht gerne. Vermutlich würde er lieber drei Tage ununterbrochen seinen Kampfsport trainieren – mit Scherben auf dem Boden und Hanabi auf dem Buckel.

„Nii-san, es würde mir wirklich viel bedeuten …“, sagte Hinata leise und blickte schüchtern wieder zu Boden.

Nejis Schritte wurden schneller, die Tür war schon ganz nah! Ihm war so, als würde die Klimaanlage seinen Namen rufen – oder sie hatte wieder eine Funktionsstörung, bei der sie seltsam piepste, aber Hauptsache er war bald bei ihr! Er packte die Tür, schloss sie auf und schob Hinata fast schon etwas zu schnell ins Haus. Die Tür fiel ins Schloss und Neji streifte sich hastig die Schuhe von den Füßen. Sie waren verschwitzt, so verschwitzt, dass er mit ihnen übers Parkett rutschen konnte wie auf Eis.

Endlich Daheim!

„Wir sind zu Hause!“, rief er mit krächzender Stimme.

„Ah, sehr gut, ich habe schon auf euch gewartet!“, tönte es aus dem Wohnzimmer. Hiashi Hyūga kam den beiden entgegen – er sah furchtbar aus. Das Haar hing strähnig an ihm herab, sein Gesicht wirkte ausgemergelt und tiefe Augenringe zierten ihn. Sein Neffe spürte, dass irgendwas nicht stimmte …

„Tut mir leid ihr zwei, aber die Klimaanlage ist kaputt. Der Techniker kommt erst morgen.“

Neji sah seinen Onkel an wie ein Schaf, das gerade geschoren worden war.

„Aber Hanabi kühlt ihre Füße in einem Eimer mit Eiswürfeln. Wollt ihr zu ihr gehen?“, schlug Hiashi schulterzuckend vor.

Neji schob sich wortlos an seinem Onkel vorbei und marschierte nach oben – Hanabi würde diesen Eimer mit ihm teilen und wenn er sie dafür knebeln und in den Keller sperren musste!

Kapitel 2 – Too hot for the Devil


 

I tip toe on the dirt road

Too hot for the devil

I can't see what the futur holds

But I wanna know...
 

 

Hinata war aufgeregt. Sie war 16 und das war ihr erstes Date. Sie wusste nicht, was sie anziehen sollte und ihr älterer Cousin war keine große Hilfe. Neji musste sich keine Sorgen über zu reizvolle Kleidung machen – Hinata besaß keine, also schob er Hanabi zu ihrer großen Schwester ins Zimmer und murmelte irgendwas von „Such ihr was Hübsches raus, das nicht nach Beerdigung aussieht. Oder doch, such was aus, das nach Beerdigung aussieht!“ Und dann wartete er, geduldig. Bei Hinata brauchte alles Geduld, ob es nun Gespräche, Essen, Sport, Lernen oder einfach nur Atmen war. Alles brauchte seine Zeit. Nach 30 Minuten verlor er ein wenig seiner Geduld und schaute genervt auf die Uhr.

Schließlich kam Hinata aus ihrem Zimmer und Neji blickte desinteressiert auf. Sie hatte ein Kleid ausgesucht (oder Hanabi), das ihr bis über die Knie ging und schlicht dunkelgrün war. Um die Taille war ein dunkelblaues Band gebunden worden und in ihren Haaren hatte sich eine Spange in Form eines Schmetterlings verirrt.

Hinatas Wangen waren ganz rot und ihre Augen glänzten vor Aufregung und Freude.

„Wie sehe ich aus?“

Hanabi kam hinter Hinata hergetrottet und wollte an ihrem älteren Cousin vorbei, als der sie zurückhielt und nuschelte: „Ich sagte doch, such was aus das nach Beerdigung aussieht!“

Hanabi verzog genervt das Gesicht. „Kannst du nicht wen anders nerven?!“

Neji funkelte sie zähneknirschend an und biss sich auf die Zunge. Nein, er durfte ihr keinen Klaps geben – das gab nur Ärger mit Hiashi.

„Nii-san?“

Er ließ Hanabi los, die sofort in ihr Zimmer flitzte und wandte sich wieder Hinata zu. „Ja, ganz hübsch, passt schon. Bist du so weit, können wir dann los? Wir haben nicht mehr viel Zeit …“

Hinata nickte nur, dann sah sie Neji eine Weile nachdenklich an.

„Was ist?“, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.

Hinata wirkte verlegen. „Deine Kleidung ist auch sehr hübsch …“ Und damit wollte sie sagen, dass er unpassend angezogen war. Ihm egal.

„Ist dein Date, nicht meins. Also los jetzt!“

 

Neji vermisste den Wassereimer mit den Eiswürfeln, den er sich mit Hanabi geteilt hatte. Sie war so platt, dass ihr die Energie gefehlt hatte sich mit ihm zu streiten und Neji musste sich eingestehen, dass es ihm nicht anders ergangen war. So saßen sie dann einträchtig da, machten dies und das nebenbei und kühlten ihre Füße. Wie gesagt, Neji vermisste den Eimer – denn obwohl es langsam Abend wurde, knallte die Sonne noch immer schmerzhaft vom Himmel und die Luft war unerträglich schwül.

Hinata und Neji liefen Richtung Innenstadt. Sie mussten mit dem Bus reinfahren und leider hatte auch dieser keine Klimaanlage. Nejis Hoffnungsschimmer war die Bar Yokata no Ryuu. Vielleicht war es wenigstens dort kühl. Die Strecke war kurz, alle Passagiere saßen wie Zombies in ihren Sitzen und starrten wahlweise geistig abwesend aus dem Fenster oder auf ihr Smartphone – Neji entschied sich für das Fenster, Hinata tippte wie verrückt auf ihrem Smartphone herum. Sie hatte Kiba ihre Nummer gegeben.

„Ihr redet doch dann eh bald, wozu müsst ihr miteinander schreiben?!“, fragte Neji müde.

Hinata antwortete nicht, sie hatte ihn gar nicht gehört.

 

„Hinata-chan! Hinata-chan!“

Die Frage, wie Neji Kiba erkennen würde hatte sich schon in dem Moment erübrigt, als sie die Bar betreten hatten. Ein junger Mann mit kurzen, braunen und wuscheligen Haaren war aufgesprungen und winkte Hinata begeistert zu.

Das war ja leicht

Neben dem Jungen war ein Hund, fast so groß wie ein Kalb. Neji schluckte, dann flüsterte er Hinata angespannt zu: „Du hast nicht gesagt, dass Akamaru ein halbes Pferd ist!“

Hinata sah ihn verdutzt an. „Was hast du denn, Nii-san? Akamaru ist total lieb, glaub mir!“

Neji verzog das Gesicht. „Du kennst diesen Hund doch erst seit zwei Stunden, woher willst du das wissen?!“

„Das ist aber nicht sehr nett, meinen Kumpel Kiba-chan einen Hund zu nennen!“

Neji zuckte heftig zusammen und blickte über die Schulter. Direkt hinter ihm stand eine junge Frau mit stechend braunen Augen. Ihre Haare waren zu zwei Knoten auf ihrem Kopf gebunden, sie trug ein rosafarbenes Oberteil und grüne, enganliegende Hosen. Ihre Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. Irgendwie erinnerte diese Frau Neji an seine Tante Hisoka, wenn er in ihren Augen Mist gebaut hatte.

Neji langte sich verlegen in den Nacken. „Nein, nein … Ich meinte nicht Kiba-kun, ich meinte Akamaru …“

Die Augen der Frau wurden schmal, aber dann richtete sie ihren Blick auf Hinata und ihr Gesicht hellte sich schlagartig auf.

„Du musst Hinata-san sein! Kiba-chan hat von dir erzählt!“

Hinata nickte verlegen und blickte wieder zu Boden.

Plötzlich wurden die drei ein Stück vorwärts geschoben, als ein Mann mit grauen, wirren Haaren an ihnen vorbei drängelte. Sein Gesicht war mit einem schwarzen Schal verdeckt und eine Mütze über sein linkes Auge gezogen.

„Darf ich mal?! Ihr blockiert den Eingang!“

Entschuldigend bewegten die drei sich weiter in die Bar hinein. Sie war sehr dunkel gehalten. Die Lampen über den Tischen waren gedimmt, Kerzen standen überall herum, es war schummerig und in den Schatten der Sitzecken sah es verboten aus. Das hellste Licht war über der Bar selbst, an der man sitzen konnte. Die Wände waren in ein gräuliches Dunkelgrün gehalten, hier und dort hingen Bilder von Drachen. Mehrere Barkeeper und Kellner huschten umher, aus der Küche hinter der Bar drang leise Musik und das Geschrei eines unzufriedenen Kochs. Es roch nach Alkohol, verschütteten Softdrinks und Frühlingsrollen, aber … es gab eine Klimaanlage! Neji war halbwegs zufrieden.

„Hinata-chan, ich freu mich so, dass du gekommen bist!“, rief Kiba, der zu den dreien herübergekommen war, in seiner Hand ein Glas mit Wasser. Zumindest wollte Neji, dass es sich um Wasser handelte.

Kibas Blick fiel auf Neji. „Wer ist der Typ da?!“

Die Augen des Hyūga wurden schmal und seine Kiefer spannten sich an. „Der Typ da ist Hyūga Neji!“, knurrte er und dachte darüber nach, die Knöchel knacken zu lassen.

Hinata wies auf ihren Cousin. „Das ist Nii-san.“

Kibas Augen wurden groß. „Nii-san, dein … großer Bruder?!“

„Na ja, nicht so ganz … Nii-san ist eigentlich mein älterer Cousin …“, erklärte Hinata schüchtern.

Neji erdolchte Kiba derweil mit seinen Blicken. Was für ein unverschämter, verlauster, Köter knuddelnder Versager wollte da eigentlich mit seiner Cousine ausgehen?! Es sah ganz so aus, als müsste Neji das verhindern!

„Ich bin Tenten!“

Erneut zuckte er zusammen. Stimmt ja, da war ja noch diese andere Frau, diese Freundin von Kiba, oder so ähnlich.

Kiba stellte Tenten Hinata und Neji vor. „Ja, Ten-chan ist eine alte Freundin von mir! Sie hat hier heute Schicht als Kellnerin, ist aber voll der Zufall!“

Und du bist voll der Depp, dachte Neji zerknirscht.

Tenten verabschiedete sich und verschwand in den hinteren Bereich der Bar, Kiba führte die beiden Hyūgas zu seinem Tisch, neben ihnen sprang Akamaru begeistert umher und rempelte ganze Tische aus dem Weg, während Kiba „schwadronierte“, wie Neji es insgeheim nannte.

„Neji-kun –“

„-san. Neji-san. Das -kun muss man sich verdienen“, korrigierte Neji Hinatas Date eisig.

Kibas Mundwinkel zuckten vielsagend. „Okay … Neji-san, du bist also Hinata-chans älterer Cousin, richtig?“

„Das hast du gut erkannt.“ Es kostete ihm viel Willenskraft, kein sarkastisches „ich bin beeindruckt“ hinzuzufügen.

Hinata sah Neji mit großen Augen an, er konnte ihre Bitte förmlich vom Gesicht ablesen, die da lautete, Kiba nicht das Leben schwer zu machen. Bis jetzt war es nur so, dass dieser Inuzuka ihm keinen Grund gegeben hatte, der ein Date mit seiner Cousine rechtfertigte. Es war ja schon ein Akt gewesen, dieses Date überhaupt zu bewerkstelligen …

 

Hinata möchte was?!“, fragte Hiashi Hyūga seinen Neffen verdutzt.

Neji unterdrückte ein Seufzen und gab sich weiterhin professionell. „Hinata-sama hat ein Date. Sie möchte von sich aus, dass ich mitgehe und ein Auge darauf habe.“

Ein Date mit wem?! Wer ist das überhaupt? Was machen seine Eltern?!“

Ob es ein Trost für Neji war, dass Hinatas Vater genauso entsetzt war wie er selbst? Jaein, es war eine Genugtuung, das schon, aber kein wirklicher Trost. Schließlich war das Grundproblem immer noch, dass Neji dorthin musste und seine Zeit in einer Bar verschwendete, nicht Hiashi.

Inuzuka Kiba.“

Noch nie von dem gehört!“, donnerte Hiashi. Es war nunmal so, dass Hinatas erstes Date mit jemanden stattzufinden hatte, der Teil einer Familie war, die gesellschaftlich irgendeinen Status vorweisen konnte. Neji nahm stark an, dass Hundezucht in Hiashis Augen nicht so unbedingt dazu zählte.

Neji wappnete sich für den besten Teil, blöd nur, dass er der Überbringer dieser Botschaft sein musste – außerdem durfte er jetzt bloß nicht grinsen. „Sie betreiben eine Hundezucht, soweit Hinata-sama das verstanden hat. Kiba wird in die Fußstapfen seiner Familie treten.“

Hiashi hatte ein Glas Sake in der Hand. Neji empfahl ihm in Gedanken eine ganze Flasche. Langsam setzte sich das Oberhaupt der Hyūga-Familie, die Hand am Kopf und die Augen glasig.

Googel diesen Inuzuka Kiba … Und Inuzuka-Hundezucht …“

Mit Verlaub, Hiashi-sama, das habe ich bereits getan.“

Hiashi sah auf und nickte anerkennend. „Gut, was hast du herausgefunden?“

Sie züchten die besten Irish Wolfhounds dieses Landes.“

Hiashi nahm einen Schluck Sake – Neji beneidete ihn. „Irish Wolfhounds also … Ich bin unschlüssig … Hinata wird einmal unsere Firma übernehmen …“

Das wiederum bezweifelte Neji. Hinata? Eine Firma leiten? Seit 16 Jahren hielt er das für einen schlechten Witz ohne Pointe und mit jedem Jahr wurde er schlechter. Hinata hatte nicht das Zeug dazu. Aber das war eine andere Geschichte. Jetzt ging es um ein Date mit einem Hundezüchter. Hiashi hatte schon schwierigere Entscheidungen treffen müssen, trotzdem war es für Neji ein Fest, ihm dabei zu zusehen. Er konnte das Für und Wider in Hiashis Gesicht ablesen, ein schöner Streit.

Nun ja … Hinata ist immer etwas, wie soll ich sagen, ungeschickt, oder?“

Nejis Mundwinkel zuckten. „So könnte man es ausdrücken.“

Dann wäre so ein Test-Date mit diesem Jungen gar nicht verkehrt, als Übung.“

Verflucht!

Und wenn sie ihn zu sehr mag …?“, gab Neji leise zu bedenken.

Hiashi winkte genervt ab. „Das wird sie schon nicht, so dumm kann sie nicht sein!“

Ob Neji die Augenbrauen heben sollte? Lieber nicht …

Hiashi nickte schließlich, er hatte sich entschieden. „Hinata soll dieses Date haben. Dann hat sie auch nicht das Gefühl, dass ich ihr ständig alles verbiete. Du, Neji, wirst mitgehen und dich darum kümmern, dass nichts aus dem Ruder läuft.“

Ja, Hiashi-sama.“

Nach diesem Date würde Neji mit Hinata viel trainieren. Sehr viel. So viel, dass sie so schnell keine Dates mehr haben wollte!

 

Kiba knallte sein Glas auf den Tisch und wischte sich mit seinem Hemdsärmel über den Mund. „Soll ich euch beiden was bestellen? Was wollt ihr haben?“

Neji kehrte aus seinen Gedanken zurück in die Bar und betrachtete Kiba, während er darüber nachdachte, was er trinken wollte.

Kiba schien ein Draufgänger zu sein, so breitbeinig und gönnerhaft wie er da auf seinem Stuhl lümmelte. Hinata war offensichtlich von dieser Haltung angetan. Nun, jeder mit viel Selbstbewusstsein schien die Bewunderung Nejis jüngerer Cousine einzuheimsen. Hinata entschied sich für eine Limo mit Traubengeschmack, weil Neji mal wieder an Fantasielosigkeit litt, nahm er einfach dieselbe Limo mit Honigmelone. Kiba stand auf, streckte sich und schlenderte zur Bar, als Tenten gerade auf ihn zukam.

„Ten-chan! Du kommst wie gerufen!“

Sie grinste ihn breit an. Tenten trug nun dieselbe Kleidung wie alle Kellner dieser Bar: weiße Bluse, weiße Schürze, schwarze Hose, die nur bis zu den Knien reichte. Langärmelig. Es war einigermaßen kühl, aber in langärmeliger Kleidung sich hier zu bewegen musste den Deoverbrauch in die Höhe treiben. Sie tat Neji tatsächlich etwas leid. Akamaru kam um den Tisch getrottet und legte seinen Kopf in Nejis Schoß und sabberte glücklich – nun tat Neji sich selbst auch ein wenig leid.

Kiba kehrte zurück an den Tisch und begann Hinata und Neji alles Mögliche zu erzählen. Hauptsächlich von den Hunden, die ihre Zucht so hervorbrachte, was es für Stammbäume gab, welche genetischen Erkrankungen das Leben aller Züchter schwerer machte, welche Hunde Kiba nicht so recht als Hunde ansehen wollte (Chihuahua), warum Futter mit rohem Fleisch so toll war … Hinata war ganz gefesselt von Kibas Vortrag. Neji lehnte sich zurück und kämpfte darum, dass ihm nicht die Augen zufielen, Akamaru ging es so ähnlich und machte Anstalten an Ort und Stelle einzuschlafen – es war so toll. Dann erzählte Hinata von sich. Gut, hier fielen Neji die Augen nun doch ein paar Mal zu.

„Neji-san, richtig?“

Er blinzelte träge, rieb sich das Gesicht und schaute müde auf. Tenten stand neben ihm, ein Tablett in der Hand und stellte die Limo mit Traubengeschmack vor ihm ab. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Heute ist der Laden voll, es ist eben Wochenende.“

Neji nickte nur schlaftrunken. „Macht nichts …“

„Sieht aus, als fändest du das hier nicht so interessant wie Hinata-san“, stellte Tente nüchtern fest und reichte Hinata die Limo mit Honigmelone.

Neji starrte seine Limodose an und versuchte sich zu erinnern, was er eigentlich bestellt hatte. Unwichtige Dinge merkte er sich einfach nicht, dazu war sein Gehirn zu sehr mit Schulstoff und Kampftechniken zugeballert. Und Hiashis Plänen für seine Zukunft.

„Na ja, ich bin der Aufpasser, wenn man so will“, erklärte er und öffnete seine Dose. Die Dose zischte bedrohlich und ehe Neji sich versah, schoss die Limonade in hohem Bogen heraus, Akamaru bellte erschrocken. Als Regen mit Traubengeschmack kam die Limo wieder herunter und besprenkelte jeden, der sich in der Nähe des Tisches aufhielt – auch den kauzigen Mann mit dem Schal und der Mütze. Nachdem er den Vieren mitgeteilt hatte, wie wenig er sie mochte, rauschte er Richtung Männertoilette davon.

Tenten stand entsetzt da, langsam drückte sie ihre freie Hand gegen den Mund. „Oh …! Das tut mir so leid!“

Neji sah an sich herunter. Er war ja ohnehin nicht schick gekleidet, mit seinem beigefarbenen Shirt und der violetten, kurzen Hose, aber jetzt war er dunkelrot gesprenkelt. Ein wenig sah er so aus, als hätte er jemanden totgeschlagen – mal wieder. Immerhin sahen Hinata und Kiba genauso bescheuert aus. Akamaru putzte sich begeistert.

„Verdammt, Ten-chan! Weißt du, wie ich jetzt aussehe?!“, fluchte Kiba und stand auf.

„Besser als vorher“, antwortete Tenten trocken und schnalzte mit der Zunge. Kiba verzog grimmig das Gesicht, Neji verdrückte sich ein gehässiges Grinsen.

Er wandte sich lieber seiner Cousine zu. „Du solltest ins Bad gehen, so darf dich keiner sehen. Vielleicht lässt es sich rauswaschen … Ach ja, ich hab übrigens Honigmelone, nicht Traube. Da.“ Neji drückte Hinata die halbleere Dose in die Hand und grapschte nach der Honigmelonenlimo.

Kiba schnaubte. „Bist ja ein echter Gentleman!“

Neji stand nun ebenfalls auf, er musste sich die Sauerei von den Klamotten waschen, zumindest so gut es eben ging, bevor Kibas Hund auf den Trichter kam, ihm ebenfalls eine Wäsche zu verpassen. „Ein Gentleman mit der „Gentle Fist“, wenn du verstehst.“

Kiba sah ihn verächtlich an, dann sagte er zu Hinata: „Hinata-chan, ich kauf dir eine neue Limo!“

„Oh, das musst du nicht, es ist wirklich okay! Ich hab gar nicht so großen Durst …“

Anschließend ging es darum, dass Kiba ihr unbedingt Limo kaufen wollte und Hinata unbedingt keine wollte. Neji verdrehte hinter ihren Rücken die Augen, er wollte unbedingt hier weg. Ohne sich weiter um die beiden zu scheren, marschierte er Richtung Waschräume davon, Akamaru folgte ihm fröhlich. Neji gab zu, dass er gerne mit dem Hund tauschen würde, nur heute.

 

Tenten wuselte um die drei herum, mit einem Lappen und einem Geschirrtuch, redete ständig davon, wie leid ihr dieser Fauxpas tat und dass Kiba die nächste Limodose nicht bezahlen müsse. Neji betrachtete misstrauisch Honigmelone, Kiba tat es ihm gleich, keiner hatte große Lust, diese Dose zu öffnen.

„Frühlingsrollen, irgendwer?!“ Eine blonde Kellnerin stürzte an ihren Tisch und blickte sie hektisch an.

Tenten blickte auf. „Ino-chan, nicht so hastig …“

Kiba hob die Hand. „Frühlingsrollen sind für mich.“

Der Teller wurde vor ihm hingeknallt und schon war Ino verschwunden.

Kiba schnupperte zufrieden an seinem Essen, Neji fand, dass er zu viele Gemeinsamkeiten mit seinem Hund aufwies, der ebenfalls daran roch. „Ino-chan wieder dabei, einen Rekord zu brechen?“, fragte Kiba und gab seinem Hund eine Rolle ab.

Tenten grummelte unzufrieden. „Manches lernt sie einfach nie … Ich muss unbedingt los, ich bediene zu wenig Gäste!“

Was hab ich nochmal zu Essen bestellt?, ging es Neji durch den Kopf.

„Shio Ramen, irgendwer?!“

 

„Nii-san? Nii-san!“

Neji öffnete erst ein Auge, dann das andere. War er eingeschlafen? Konnte er das auf Inemuri schieben? Hatte er irgendwas Wichtiges verpasst? Wie hatte der Shio Ramen überhaupt geschmeckt? An manchen Tagen zog das Leben schon sehr schnell an ihm vorbei.

Hinata hatte ihn wachgerüttelt und sah ihn wütend an. Wow, sie war tatsächlich wütend, dann war es schlimm. Vermutlich konnte Neji es nicht auf Inemuri schieben.

„Bin wach, bin wach …“, murmelte er. Er hob seinen Kopf und sah sich um. Kiba sah ihn genauso abfällig an wie sonst, Hinata war eben ein bisschen wütend und … Tenten hockte hier herum. Warum denn das?!

Sie lächelte ihn verschmitzt zu, Neji hatte das Gefühl rot zu werden. Hatte er geschnarcht? Das kam durchaus vor.

„Ich habe schon Schichtende, ich bin nur für zwei Stunden für jemanden eingesprungen. Und da hab ich mir gedacht, ich leiste dir ein bisschen Gesellschaftlich, Neji-san“, erklärte Tenten und zwinkerte ihm zu. „Außerdem betrachtet mein Chef das als Kundenbindung, gut nicht?“

Neji war sich sicher, dass er noch mehr errötete. Furchtbarer Tag! „Ah, sehr nett, aber … ist schon okay, wenn du was Anderes machen möchtest … Mir ist nicht langweilig.“

„Nein, wie auch! Du pennst ja die ganze Zeit!“

„Kiba-chan!“, zischte Tenten und funkelte ihren Sandkastenfreund böse an. Kiba öffnete den Mund, schwieg dann aber lieber und plapperte wieder mit Hinata, um so tun zu können, als wäre das gar nicht passiert.

„Kiba-chan ist manchmal etwas ungehalten. Er ist so voller Energie, das war er schon immer. Aber er ist eine gute Seele, wenn Hinata-san ihm am Herzen liegt, dann wird er das auch zeigen.“

„Ihr seid befreundet, Kiba-kun und du?“ Neji wusste nicht so recht, was er zu Tenten sagen sollte. Er kannte sie nicht, sie war eine Kellnerin. Auf ihrer Schürze waren die Überreste von Traubenlimo zu sehen, ihr Gesicht fand Neji sogar ganz hübsch – Akamaru Tentens Schürze. Mit beiden Händen musste sie das Tier davon abhalten daran zu schlecken.

„Ja, Kiba-chan und ich kennen uns schon sehr lange, seit wir … fünf sind, oder so. Und du? Begleitest deine Cousine zu einem Date? Wie kam es dazu?“, fragte Tenten verwundert.

Neji wusste, was sie eigentlich sagen wollte. Eigentlich wollte sie sagen, warum eine 16-jährige nicht alleine zu einer Verabredung erscheint, sondern ihren 17-jährigen Cousin mitschleift, der dann anschließend alle mit Softdrinks überschüttet und mit Schlafattacken kämpft.

„Tja, was genau sagt dir Hyūga denn?“

Tenten runzelte kurz die Stirn. „Doch nicht diese eine Familie mit diesen vielen Firmen, oder?“

Neji grinste schief. „Diese eine Familie mit den vielen Firmen, genau. Kann man so stehen lassen.“

Tenten schaute ihn mit großen Augen an und als die Erkenntnis endlich zu ihr durchgedrungen war, blickte sie nochmal entsetzt auf ihre Schürze, nach der Akamaru seine Zunge austreckte. Offenbar durchlebte sie noch einmal das Limo-Desaster.

„Oh …“

Neji lehnte sich zurück und unterdrückte ein Gähnen. Diese Bar war trotz Klimaanlage sehr stickig, es gab einfach zu wenig Fenster – nämlich gar keine.

„Oh, ich verstehe und du … passt auf Hinata-san auf, weil …“

Ja, warum eigentlich? Weil Kiba sie entführen könnte? Weil Hinata Anstalten macht, mit nicht vorhandenem Familienschmuck durchzubrennen?

„In erster Linie wollte sie das selbst gerne so. Hinata-sama geht nicht so viel vor die Tür, unser Tag ist immer sehr gut durchgeplant. Sicher ist sicher.“

Tenten nickte und schwieg eine Weile. Neji dachte, er würde wieder müde werden, aber seine neue Gesprächspartnerin sah trotz Limo interessant aus. Der kauzige Mann mit dem Schal saß wieder an seinem Tisch und sprach mit einem anderen kauzigen Kerl mit langen weißen Haaren. Der Schal-Typ hatte ein Buch in der Hand, scheinbar war es diskussionswürdig.

Tenten rutschte auf ihrem Stuhl herum. „Wenn Hinata-san die Erbin ist … ist sie doch oder?“

„Ist sie.“ In Gedanken fügte Neji „auf dem Papier“ hinzu.

„Was wirst du dann mal werden?“, fragte sie und Neji hatte den Eindruck, dass Tenten ehrlich an einer Antwort interessiert war. Aber war er auch ehrlich daran interessiert, ihr eine zu geben? Irgendeinen verantwortungsvollen Posten soll er auf jeden Fall einmal einnehmen, aber es würde Neji auch nicht wundern, wenn Hiashi ihn am Ende zu einem Assassinen degradierte, der unliebsame Mitarbeiter in Flüssen verschwinden ließ. Gut, das war jetzt etwas übertrieben, aber Hiashi hatte durchaus besondere Einfälle.

„Ich werde in der Hyūga-Firma arbeiten“, sagte er schließlich, das war unverfänglich und auch nicht gelogen.

Tenten nickte und nippte an ihrem Glas Wasser, das sie sich mitgebracht hatte. Das erinnerte Neji daran, dass er seine Honigmelone noch gar nicht angerührt hatte. Er nahm einen Schluck aus der Dose und verzog das Gesicht.

„Nicht gut?“, fragte Tenten und grinste.

Neji schüttelte sich. „Ich hab Sportsocken mit Zuckerüberzug noch nie probiert, aber jetzt so eine ungefähre Ahnung, wie das schmecken könnte …“

„Auch um diese Erfahrung muss man reicher werden“, meinte Tenten scherzhaft, wurde dann aber wieder Ernst. „Willst du das gerne, in der Firma deiner Familie arbeiten? Ich meine, was möchtest du?

Neji sah Tenten überrascht an. Sie sah ihm fest und neugierig zugleich ins Gesicht. Er wusste nicht so recht, worauf sie hinauswollte und murmelte: „Nach Hause …“

Tenten kicherte leise. „Nicht das, was du jetzt willst. Ich meine, was du später willst. Das klingt so, als wäre es vorbestimmt, was du einmal wirst.“

Neji zuckte mit den Schultern. „So ist es ja auch. Es steht fest, was ich studiere und es steht fest, welche Arbeit ich später einmal ungefähr mache. Es steht sogar fest, wen ich heiraten soll.“

Tenten schaute verdutzt. „Wieso denn das?“

„Dann bleibt alles in der Familie, macht alles viel einfacher. Die Frau meines Onkels ist seine Cousine 2. Grades.“

Ob Neji sich an diesen verwirrten, teils entsetzten Gesichtsausdruck je gewöhnen würde, den Leute immer zur Schau trugen, wenn er ihnen erzählte, wie das Familiengeschäft nunmal ablief? Wohl eher nicht, aber zumindest war es belustigend, weshalb er sich ein Grinsen erst gar nicht verkniff.

„Du verarschst mich!“, platzte es aus Tenten heraus, ehe sie sich die Hand auf den Mund schlug.

Es war klar, dass sie in der Regel nicht mit hochrangigen Personen zu tun hatte und wenn Neji sich den Schal-Typ von nebenan so besah, der jetzt lallend mit dem Buch herumwedelte, konnte er das auch verstehen.

„Tja, ich wünschte es wäre so, aber Hinata-sama kann dir bestätigen, dass das nicht mein Humor ist.“

„Und … du findest das gut?“, hakte Tenten stockend nach, während sie das Glas zwischen ihren Händen drehte.

Neji atmete tief ein. Der Geruch von verschütteten Alkohol drehte ihm allmählich den Magen um. Er tippte Hinata auf die Schulter und murmelte ihr zu, dass er mal eben nach draußen musste, frische Luft schnappen. Tenten stand ebenfalls auf und folgte ihm, Akamaru wollte gerne auch, aber Kiba hielt ihn zurück. Die erste Handlung von ihm, die Neji begrüßte.

 

Neji lehnte sich an eine Straßenlaterne, die Sonne war bereits untergegangen, es kühlte kaum herunter. Seufzend wischte er sich mit seiner Hand über die Stirn.

„Ich finde, man sollte über seine Zukunft selbst bestimmen dürfen“, sagte Tenten auf einmal und stellt ihr Glas auf dem Bordstein ab.

Hier draußen roch es zwar nicht nach Alkohol, aber dafür nach Zigarettenrauch – guter Tausch.

„Tja, na wenn du meinst …“, murmelte Neji und schwenkte lustlos seine Limodose hin und her.

Tenten neigte den Kopf und dachte nach. Neji musterte ihr Gesicht eingehender. Er stellte fest, dass es schön aussah, wenn ihr Blick in die Ferne ging und sich kleine Fältchen auf ihrer Stirn bildeten, wie sie sich mit dem Zeigefinger an die Oberlippe tippte und schließlich aufrichtete, um zu sagen was sie dachte.

„ … Selbstbestimmung. Das ist wichtig, meinst du nicht?“

Neji blinzelte. Was? Peinlich, er hatte null zugehört, er war irgendwie abgelenkt gewesen.

„Selbstbestimmung?“, fragte er dümmlich und hoffe, dass Tenten sein Aufmerksamkeitsdefizit nicht auffiel.

Sie nickte aber nur bekräftigend – Glück gehabt!

„Ja! Egal, wer oder was man ist, ich finde, man sollte das Recht haben, über sich selbst bestimmen zu können! Lange Zeit hat man mir gesagt, was ich werden könnte und was ich ganz bestimmt nie werde und ich hab das auch ziemlich lange geglaubt. Aber dann hab ich jemanden kennen gelernt –“

„Du hast einen Freund?“, unterbrach Neji ihren Redefluss. Jetzt würde er sich gerne die Hand auf den Mund schlagen – wie dämlich musste das denn klingen?!

„Äh … nein …“ Tenten hatte kurz den Faden verloren, kratzte sich an der Schläfe, dann nahm sie ihre Rede wieder auf, „so war das nicht gemeint … Ich hab ihn kennengelernt und er ist nur ein Freund von mir und Kiba-chan, er steht auf eine andere, die sich die Haare rosa färbt – total bescheuert, wenn du mich fragst!“

Da Neji damit rechnete, die Tochter seines Onkels 2.* Grades heiraten zu müssen, empfand er rosafarbenes Haar zwar als unpassend, aber nicht als das Schlimmste. Vielleicht war das Ganze aber auch kein passender Vergleich. Ärgerlich, dass er jetzt in Gedanken an diese arrangierte Ehe denken musste, wo er sie doch seit Jahren erfolgreich aus dem Großhirn verdrängte.

„Wie auch immer … Die meisten halten ihn für einen totalen Versager, aber er hat bereits bewiesen, dass man seine Zukunft selbst bestimmen kann, man muss nur den Mut dazu haben es auch zu machen!“

Neji mochte Tenten, irgendwie. Und er fand sie ganz ansehnlich, irgendwie. Aber nach dieser „bewegenden“ Rede über die eigene Selbstbestimmung würde er am liebsten in zynischer Manier eine Konfettikanone abfeuern und langsam klatschen. Tenten musste ihm am Gesicht ablesen, dass er das Gerede blöd fand.

„Ich weiß selbst, wie sich das anhört!“

„Warum sagst du es dann?“

Jetzt sah Tenten sauer aus. Hinata hatte wohl recht damit, dass Neji seine sozialen Kontakte mit einem Fleischerhammer zu pflegen wusste – daran sollte er arbeiten.

Verlegen hob er seine Hände. „Okay, pass auf … Das ist ja alles ganz nett, Schicksal selbst in die Hand nehmen, das Leben bestimmen, machen wonach einem gerade ist … Aber so einfach ist das nicht.“

„Ich weiß! Aber Naruto-kun hat mir bewiesen, dass es geht!“ beharrte Tenten weiterhin.

Neji verzog die Mundwinkel. „Naruto-san ist aber nicht in meine Familie geboren worden, wo schon vor der Schwangerschaft alles genauestens geplant wird.“

Tenten seufzte und stemmte ihre Hände in die Taille. „Nervt dich das nicht?!“

Neji zuckte ergeben mit den Schultern. „Es spielt keine Rolle, ob mich das nervt. Ich habe einen festen Platz, das ist einfach so.“

„Und du willst das nicht ändern, du machst einfach das, was deine Familie gerne hätte. Gut, sagen wir du tust das. Wenn du dann sehr alt bist, wirst du das vielleicht bereuen – hast du keine Angst davor?“

Wenn Neji Angst personifizieren müsste, dann wäre das sein Onkel Hiashi. Nejis leibliche Mutter hatte in das Familienunternehmen nichts eingebracht. Sein Vater hatte sie geheiratet, weil er das unbedingt wollte, obwohl sie eine Normalbürgerin ohne irgendwelche Reichtümer und Stammbaum war. Da Nejis Vater Hizashi Hiashis Zwillingsbruder war, wurde da ein Auge zugedrückt, doch Neji konnte nicht erwarten, dass ihm derselbe Gefallen getan wird und sollte er es sich erfolgreich mit seinem Onkel verscherzen, saß Neji erstmal mittellos auf der Straße. Dann war er vielleicht frei zu tun was er wollte, aber es fehlte ihm an den finanziellen Möglichkeiten. Ob er ein Stipendium erwirken konnte? Vielleicht. Wollte er es darauf ankommen lassen? Ganz sicher nicht.

Tenten sah Neji aufmerksam ins Gesicht, sie schien seinen Zwiespalt, den er gerade innerlich ausfocht zu beobachten, aber was sollte Neji ihr jetzt sagen? Die Wahrheit? Er kannte sie kaum, er musste ihr überhaupt nichts sagen! Aber aus irgendeinem Grund störte ihn der Gedanke, dass Tenten ihn für einen Arsch halten könnte. Das war ungewöhnlich, da ihm das sonst an besagtem Körperteil vorbeiging.

„Wenn ich mich dazu entscheide frei zu sein, verliere ich wahrscheinlich alles“, antwortete Neji schließlich und seufzte tief. Er musste zugeben, das ganze in Worte zu fassen fühlte sich gar nicht mal so schlecht an.

Tenten runzelte die Stirn. „Was heißt das, du verlierst alles?“

„Ich verliere meine Familie, ich verliere meinen finanziellen Mittel, ich verliere meinen Studienplatz und ich verliere meine Bestimmung. Wie du vielleicht siehst“, Neji verzog mit bitterer Miene sein Gesicht, „gibt es für mich sehr viel zu verlieren.“

Tenten schwieg daraufhin, ehe sie verständnisvoll nickte. „Und du meinst, dass es ganz sicher so kommt, wenn du dich anders entscheidest, als man es von dir erwartet?“

Neji sah auf die Limodose, er hatte Durst, aber das Zeug war ungenießbar. „Das Schöne ist, dass ich mir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht habe, was ich eigentlich will.“

„Aber warum denn nicht?!“ Tenten wirkte aufrichtig enttäuscht und Neji gestand sich ein, dass ihm ihr Interesse an seinem vorbestimmten Leben ganz gut gefiel.

Er raffte sich auf und machte sich bereit reinzugehen. Neji musste ohnehin checken, was Kiba mit seiner kleinen Cousine so trieb. „Weil es mich deprimiert hätte.“

 

Er kam in die Bar und suchte sofort nach Hinata und Kiba. Die beiden saßen noch immer am selben Tisch und unterhielten sich angeregt, gut. Akamaru entdeckte die beiden Neuankömmlinge und wedelte begeistert mit dem Schwanz. Neji steuerte die Bar an, er brauchte was zu trinken, das ihm nicht die Zunge aus dem Mund jagte. Direkt neben ihn setzte sich Tenten.

„Freiheit bedeutet also für dich also Verlust.“

Neji nickte. „Es bedeutet, dass du dann vielleicht einen Kellner-Kollegen mehr hast“, meinte er trocken und bestellte sich einen anderen Softdrink. Einen, den er kannte und nicht ätzend schmeckte.

Tenten kicherte plötzlich. „Vielleicht fände ich das gar nicht so schlecht?“

Neji sah sieh kurz verdutzt an, schließlich grinste er milde.

„Nii-san.“

Hinata war an die Bar getreten, dicht gefolgt von Kiba, der dümmlich grinste. Neji vermutete, dass er auf diese Weise persönliches Glück kundzutun gedachte.

„Wir müssen nach Hause, Nii-san. Otō-san wird sonst sauer.“

Neji stürzte die Limo in sich hinein (diese Dose zu exen war gar nicht so einfach) und stand auf. Kiba hätte Hinata wohl am liebsten geknuddelt, aber er hielt sich „tapfer“ zurück und betonte, wie sehr er sich auf ihr nächstes Treffen freuen würde.

Nächstes Treffen? Neji spitzte die Ohren, seiner Cousine war der fragende Gesichtsausdruck nicht entgangen.

„Kiba-kun und ich wollen uns morgen wieder treffen!“, erzählte Hinata begeistert.

Neji hatte das große Bedürfnis in den Tresen zu beißen, Akamaru hätte vielleicht mitgemacht.

Kiba sah ihn genervt an. „Du musst ja nicht mitkommen, großer, schlafender Aufpasser.“

Neji schob sich an Kiba heran und sah ihm eisig ins Gesicht. „Wenn ich so ein kleiner Fisch im Teich wäre wie du, dann –!“

„Nii-san. Vielleicht …“, unterbrach Hinata die beiden Streithähne, fing aber sofort zu stottern an, als sie sich ihr zuwandten, „vielleicht … kann ich mich mit Kiba-kun allein …“

„Nein, vergiss es. Hiashi-sama würde das sowieso nicht erlauben.“

Hinata ließ enttäuscht die Schultern hängen.

„Ich könnte mitgehen.“

Neji, Kiba und Hinata sahen überrascht zu Tenten hinüber.

Sie kratzte sich verlegen im Nacken. „Also, ich möchte mich ja nicht selbst einladen …“

„Aber niemals“, sagte Kiba kichernd.

„Was haltet ihr denn davon, Neji-san, Hinata-san?“

Hinata meinte sofort, dass das für sie in Ordnung ginge. Neji merkte, dass er sich tatsächlich freuen würde, aber zeigen wollte er das auf keinen Fall.

„Meinetwegen …“, murmelte er nur.

„Alles klar, dann bis morgen!“ Tenten sah zufrieden aus und zwinkerte Neji zu. Er tat so, als er hätte er es nicht bemerkt. Obwohl er sie direkt angesehen hatte. Kam bestimmt nicht seltsam rüber …

Sie machten für morgen Ort und Uhrzeit fest, anschließend verabschiedeten sie sich voneinander. Draußen tanzte Hinata durch die Nacht.

„Nii-san, kannst du dir vorstellen, wie glücklich ich gerade bin?“, jubelte sie ausgelassen.

Neji schwieg sich aus. Zu seiner größten Überraschung wusste er es tatsächlich.

 
 

It's like hearts don't bleed like mine

All we need is time
 

Kapitel 3 – If you never try then you never know!


 

The summer is a curse and I can't let go

If you never try then you never know

A broke city with a broken heart

The summer is a curse and we fall apart
 

Hiashi Hyūga lief im Wohnzimmer auf und ab, Neji saß auf der Couch und hatte den Kopf gesenkt. Insgeheim wunderte er sich, wie sein Onkel bei dieser mörderischen Hitze so schnell laufen konnte, ohne sterbend umzufallen.

„Du solltest doch auf sie aufpassen!“, wetterte Hiashi wütend. Als Geschäftsführer ließ er sich seinen Ärger niemals anmerken, auch außerhalb seines Hauses war er stets die Ruhe selbst, aber in seinen eigenen vier Wänden waren Schimpftiraden kein ungewöhnlicher Anblick.

„Ich dachte, es ging nur darum, dass Hinata-sama nichts zustößt“, erklärte Neji ohne aufzublicken, seine Hände krallten sich in seinen Schoß. Wie unfair, woher hätte er denn wissen sollen, dass er Hinata davon abhalten sollte, sich Hals über Kopf in diesen Hundezüchter zu verlieben?! Abgesehen davon hatte er diese Bedenken bereits vor dem Date geäußert –, wie er das hasste!

„Natürlich, aber du wusstest doch, dass sie sich nicht wirklich mit diesem Kerl einlassen darf!“

Neji knirschte kaum merklich mit den Zähnen. Sein Onkel hatte auch darauf bestanden, Hinata sei nicht so dumm, das selbst zu glauben. Wie praktisch, dass man nun ihm die Schuld in die Schuhe schieben konnte.

Hiashi blieb stehen, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er eine Entscheidung getroffen hatte. „Ich verbiete es. Es ist ja noch nicht viel passiert. Hinata darf diesen Ki... Kita …“

„Kiba.“

„Nicht mehr sehen!“

Eigentlich müsste Neji sich freuen, das würde heißen, dass er keine Dates mehr ertragen müsste, aber überraschenderweise freute er sich nicht. Ob das daran lag, dass er so auch Tenten nicht mehr zu Gesicht bekam? Das wäre ja …

„…Hinata sagen, ich muss zu einem wichtigen Treffen. Neji, hörst du mir überhaupt zu?!“

Neji blickte erschrocken auf, er sollte wirklich an seiner Konzentration arbeiten. „Jawohl. Wann gedenkt Ihr zurückzukommen, Hiashi-sama?“

„Morgen Abend. Denk an das, was ich dir aufgetragen habe!“ Hiashi verschwand aus dem Wohnzimmer, er musste sich herrichten, duschen und die Wutfalten aus dem Gesicht lächeln.

Seufzend stand Neji auf. Er hatte eigentlich keine große Lust Hinata diese Nachricht zu überbringen – und das hatte ganz sicher nichts mit Tenten zu tun. Oder dieser unerträglichen Wärme. Wie lange brauchte dieser verdammte Monteur für die Klimaanlage?!
 

Neji saß erneut, aber dieses Mal auf dem Boden vor Hinatas Bett, Hinata weinte bitterliche Tränen der Enttäuschung und Trauer.

„Aber ich versteh das nicht! Wieso durfte ich Kiba-kun denn erst treffen und jetzt nicht mehr?!“, fragte sie schon zum ungefähr dritten Mal.

Neji sparte es sich zu antworten. Stattdessen dachte er über etwas ganz Anderes nach, über eine Lösung seines Problems … Sein Problem war, dass er einfach nicht so genau wusste, was er von Tenten halten sollte. Die ganze Nacht hatte er versucht zu schlafen, aber wegen unerträglicher Wärme und Gedankenkarussell bezüglich Tentens Fragen, sich nur nutzlos von einer Seite auf die andere geworfen. Wenn er Tenten nicht wiedersah, dann würde Neji den Rest des Sommers geradezu zwanghaft neurotisch darüber nachgrübeln, was hätte alles passieren können, wenn er zugelassen hätte, dass etwas passiert. Ach, immer diese Krux! Warum konnte er emotional nicht so verarmt sein wie sein Urgroßvater und es einfach dabei bewenden lassen?!

Neji hatte eine Entscheidung getroffen.

„Nach draußen zu gehen ist uns ja nicht verboten. Wer will das schon kontrollieren – dazu hat Hiashi-sama ja mich abgestellt“, dachte er laut nach.

Hinata sah ihn verweint an. „Wie meinst du das?“

Neji grinste sie hinterhältig an. „Dass es uns nicht verboten ist, nach draußen zu gehen …“
 

„Wer von euch beiden Tauben Nüssen hatte eigentlich die Idee, sich im Park zu treffen?!“, fragte Neji und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während er und Hinata sich durch die Grünanlage schleppten. Ein demotivierter Vogel saß an seinem Wasserbad und blickte auf die spiegelglatte Oberfläche. Neji vermutete, dass er darüber sinnierte sich zu ersaufen, um dem Leiden endliche in Ende zu bereiten.

Auf den Schultern trugen die Hyūgas Kühltaschen, es sollte ja ein Picknick werden, wenn ihnen unterwegs der Inhalt nicht schon verdampft war.

„Ich weiß nicht mehr, ich glaube Kiba-kun, wegen Akamaru-chan, weil das am wenigsten Probleme macht …“, murmelte Hinata. Ganz undamenhaft schlurfte sie über den Boden. Wenn das ihre Mutter sehen würde …

„Hinata-chan!“

Kiba schien die Hitze nichts auszumachen, begeistert sprang er auf und ab, neben ihm Akamaru, auf dem, Nejis Meinung nach, Hanabi reiten könnte. Hinata, von Kibas Anblick ganz beflügelt, hörte auf wie ein Hitze-Zombie herumzuschleichen und lief schnell auf ihn zu. Neji folgte nicht ganz so schnell. Er dachte darüber nach, wie auffällig und seltsam es wäre, wenn er seinen Kopf ins Vogelbad stecken würde. Wo war eigentlich Tenten?

Sie hatte sich unter einen Baum gelegt und stand gerade auf. Lächelnd winkte sie den beiden Neuankömmlingen zu. Neji bemühte sich darum, seine Mimik unter Kontrolle zu halten und ein höfliches Lächeln aufzusetzen. Die Vorstellung, versehentlich denselben dümmlich, glücklichen Gesichtsausdruck zur Schau zu stellen, wie Kiba es gerade machte, gruselte Neji. Dennoch spürte er ein Kribbeln in seiner Magengegend, das ihn ans Achterbahn fahren erinnerte. Ein schönes Gefühl, das Neji gerne beibehalten würde – es würde ihm das Ableben vor lauter Hitze erleichtern.

Kiba und Hinata begrüßten sich ausgiebig, Akamaru sprang schwer hechelnd um die beiden herum, dann trabte er auf Neji zu und schleckte ihm die Hände ab – Neji liebte es. Nicht. Dann waren Kiba und Hinata auch schon damit beschäftigt, alles aus den Kühltaschen zu kramen, aber eigentlich nur Hinata. Kiba hielt Akamaru fest, der den Inhalt äußerst interessant fand.

„Soll ich dir damit helfen?“, fragte Tenten gut gelaunt und deutete auf Nejis Tasche.

Neji ignorierte sein Herzklopfen und stellte die Tasche in den Rasen. „Wie du magst … Ich war fürs Getränkeschleppen zuständig.“

„Deine Lieblingslimo auch dabei?", wollte Tenten neckend wissen.

Neji stöhnte bei der Erinnerung auf. „Den Geschmack werd ich nie wieder los …“

Nachdem jeder was zu trinken hatte, tat Neji Hinata und Kiba den gefallen, seine Decke unter einem anderen Baum auszubreiten. Immerhin sollte er auf seine Cousine nur aufpassen, nicht Protokoll über ihre Gespräche führen und genau genommen waren sie ja ohnehin nicht hier. Zumindest nicht, wenn sie einer fragte.

Tenten gesellte sich zu ihm. „Bist du ein großer Freund des Sommers?“

Neji sah sie nur kurz an, um dann die Augen leicht zu schließen. Er lehnte sich gegen den Baum und drückte sich die Limodose an die Stirn. „Wenn es ca. 25 Grad hätte und nachts abkühlen würde, dann wäre Sommer okay.“

„Ich glaube, du sprichst gerade vom Frühling“, stellte Tenten nüchtern fest.

Neji zuckte mit den Schultern. „Dann bin ich wohl ein großer Freund des Frühlings.“ Verschwörerisch beugte er sich zu Tenten hinüber, auch wenn es mit der Dose am Kopf eher etwas Bescheuertes, denn Geheimes an sich hatte. „Zur Abwechslung tun Hinata-sama und ich tatsächlich etwas Verbotenes, um auf das Thema Freiheit zurückzukommen.“

Tenten sah ihn neugierig an, ehe sie sich ebenfalls die Limodose an den Kopf hielt. Jetzt sah es ein bisschen aus, als würden die zwei Teil einer Organisation sein, die mittels Dosen den Geheimmodus aktivierten.

„Ach so? Dann lass mal hören, was habt ihr denn Böses getan? Karierte statt geringelte Socken angezogen?“

Neji prustete leise. „Wo denkst du hin, das würden wir uns niemals trauen!“, sagte er ironisch. „Aber im Ernst, wir sind hier, obwohl wir es eigentlich nicht dürfen. Hiashi-sama hat es verboten. Kiba-kun entspricht nicht dem gesellschaftlichen Kreis, in dem Hinata-sama sich aufhalten soll.“

Tenten legte die Stirn in Falten, dann schweifte ihr Blick zu Hinata, die sich ausgelassen mit Kiba unterhielt und Akamaru streichelte, der neben ihr döste. „Sieht nicht so aus, als würde deine Cousine das ebenso sehen.“

„Sie war erstaunlich schnell von meiner Andeutung begeistert, dass wir ja nur draußen sind. So viel kriminelle Energie hatte ich ihr gar nicht zugetraut“, gestand Neji und machte sich daran seine Dose zu öffnen. Tenten rutschte viel sagend ein Stück von ihm weg.

„Damit hab ich dich wohl traumatisiert“, sagte er amüsiert. Ohne dieses Mal alle zu besprühen, zischte die Dose verheißungsvoll.

„Ein wenig, man kann nie sicher genug sein.

Ist wirklich nett von dir, dass du das für Hinata-san machst“, sagte sie lächelnd.

Neji hatte das Gefühl rot zu werden. Er war nicht unbedingt als feinfühliger Samariter bekannt, aber ihm tat der Gedanke gut, dass Tenten ihn für eine liebe Seele hielt – auch wenn Neji manchmal bezweifelte, eine zu haben.

„Im Moment halte ich es gar nicht für so unwahrscheinlich, dass sie auch einfach ohne mich gegangen wäre …“, murmelte Neji.

„So? Und warum wolltest du dann trotzdem mit?“, wollte Tenten schelmisch wissen und öffnete ihre Dose.

„Ich nehme meine Aufgabe, auf Hinata-sama aufzupassen trotzdem sehr –“

Neji war kein großer Fan von Diät-Cola, das war mehr nach Hinatas Geschmack. Jetzt, wo ihm eine ganze Ladung davon ins Gesicht schoss, war er sich sogar ganz sicher, dass er dieses Zeug nicht abkonnte. Sollte er rot geworden sein, fiel das jetzt wenigstens nicht mehr auf, da es auch Wut sein könnte, die ihm das Blut in die Wangen trieb.

Tenten sah ihn entsetzt an, war aber nicht minder mit dem süßen Zeug eingesaut.

„– Ernst. Ich nehme meine Aufgabe ernst. Gut. Immerhin ist mir jetzt nicht mehr so warm", stellte Neji trocken fest und stand langsam auf. Er tropfte förmlich vor Cola.

„Es tut mir soo leid!“, jammerte Tenten und stand ebenfalls auf.

Er winkte ab und besprenkelte dabei Tenten noch ein wenig mit Cola. „Kiba-kun wird sich freuen, wenn ich weg muss. Wir müssen uns ja sauber machen, bevor …“

Die erste Wespe kam schon ganz beflügelt auf die beiden zugesummt. Tenten sprang kreischend auf und ab. „Ich hasse Wespen! Nein, geh weg!“

„Du darfst nicht um dich schlagen, das macht sie aggressiv …“, versuchte Neji ihr zu helfen, wurde aber bereits selbst umschwirrt.

„Leute …? Alles okay bei euch?!“, brüllte Kiba zu ihnen hinüber und sah sie verdutzt an.

„Ja“, rief Neji.

„Nein!“, quietschte Tenten und flitzte Richtung Toiletten davon.

Umschwirrt, wie ein Stück besonders guter Torte, trottete Neji ebenfalls los, um sich abzuwaschen.
 

Neji lag im Gras, unter dem Baum war es sogar ganz erträglich kühl, wenn man sich nicht bewegte. Sie mussten allerdings den Platz räumen, die Cola lockte immer wieder neues Krabbelzeugs an und Tenten war nicht gewillt, sich die Natur mit ihnen zu teilen. Neji konnte es nicht lassen, sie damit zu necken, dass so etwas „draußen an der frischen Luft“ passieren konnte, Tenten fragte ihn daraufhin, ob er etwa den Gedanken anregend fand, später Ameisen aus den Klamotten zu fischen.

Die Decke hing in der Sonne, sie sollte nur trocknen bis Neji und Hinata nach Hause gingen.

Tenten streckte sich neben ihm aus, sie hatte sich wieder beruhigt und wirkte angenehm entspannt. „Was wärst du, wenn du es dir aussuchen könntest?“

Da musste er nicht lange nachdenken. „Dümmer.“

Sie sah ihn verdutzt an. „Äh …“

Neji lachte über ihren verdatterten Gesichtsausdruck. „Ich hab einfach die Erfahrung gemacht, dass dumme Menschen glücklicher sind.“

Tenten dachte kurz darüber nach. „Na gut, ich verstehe … Ich hätte gerne genug Geld, weil ich gerne Waffen kaufe und mit ihnen trainiere.“

Jetzt war es an Neji verdutzt zu schauen und an Tenten, darüber zu schmunzeln.

„Das ist ein großes Hobby von mir. Ich meine auch keine Schusswaffen, sondern eher traditionelle Waffen, wie Nanchaku.“

Neji sah sie schief grinsend an. „Ist das der Moment, wo dein Date für gewöhnlich aufsteht und sagt, dass es sich nur kurz Zigaretten holt?“

Tenten lachte eine Weile ausgelassen über Nejis Scherzfrage. Er schmunzelte leise mit und fand Tentens Lachen unheimlich schön. Er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, wann er je das Lachen von einer Person als so schön empfunden hatte, dass er es am liebsten immer wieder hören würde.

Als Tenten sich beruhigt hatte, antwortete sie: „Sieht aber so aus, als würde mein Date gerade liegen bleiben. Außerdem hoffe ich, dass er Nichtraucher ist.“

„Kampfsport und Rauchen sind eine schlechte Kombination …“

Neji wrang mit sich selbst. Er war hergekommen, weil er wissen musste, was das für ein Gefühl war, das er für Tenten empfand. So langsam dämmerte ihm, dass es eines war, das ihm große Probleme bereiten konnte. Wenn er darüber nachdachte, jetzt gehen zu müssen, dann wollte er nicht. Er wollte unbedingt bei Tenten bleiben, ihr nahe sein, sich um sie … kümmern? Wäre es nicht zu auffällig, würde Neji sich jetzt die Hand auf die Stirn klatschen.

Was denke ich denn da für einen Müll?!

„Außerdem habe ich keine Dates …“, stellte Neji verlegen, aber auch schweren Herzens klar und mied ihren Blick. Er durfte ihr schließlich keine Hoffnungen machen, er wollte nur etwas wissen … was auch immer das genau war.

Tenten musterte ihn eingehend, aber lächelnd. Offenbar war sie nicht so leicht abzuschrecken. „Bist du gerne unnahbar?“

Neji sah wieder in den Himmel. Acht Krähen flogen über ihnen hinweg und krächzten laut. „Warum eine Beziehung anfangen, die ich dann vielleicht nicht haben darf?“

Darüber hatte er nach Möglichkeit selten nachgedacht. Immer, wenn ihm ein Mädchen gefallen hatte, war er ihr aus dem Weg gegangen, bis er das Gefühl hatte, dass sein Interesse abgeebbt war. Warum hatte Neji es dieses Mal nicht genauso gemacht? Er hätte es doch schon gestern erkennen müssen! Es hätte ihm so viel erspart! Am Leben zu sein war einfach eine Farce!

„Sieht Hinata-san das genauso?“, fragte Tenten zweifelnd.

Neji merkte, wie Wut in ihm hochkochte. Seine Cousine machte sich vermutlich nicht mal im Ansatz so viele Gedanken wie er und lebte einfach fröhlich in den Tag hinein. „Hinata-sama lebt in einer Traumwelt. Irgendwann muss sie aufwachen“, knurrte Neji genervt. „Ich hab ihr nur eine Galgenfrist gegeben, als ich sie hergebracht habe – das ist alles.“

„Und dir.“

Tenten sah Neji traurig an, sie war enttäuscht, das konnte er sehen – und es tat ihm leid. Sehr sogar. Er hatte das unsinnige Verlangen, sie in den Arm zu nehmen und seine Worte zurückzunehmen, aber so funktionierte die Welt einfach nicht. So hatte Nejis Welt noch nie funktioniert – warum sollte es dieses Mal anders sein? Er erinnerte sich, wie vor ein paar Tagen mit seinem kleinen Zeh gegen eine Kommode gestoßen war. Neji stellte überrascht fest, dass das hier gerade sehr viel mehr weh tat.

„Ich hab doch gesagt, dass ich nicht frei bin“, murmelte er, eine klägliche Erklärung für seine widersprüchlichen Entscheidungen. Er wünschte sich, Tenten würde gehen um zu bleiben.

Sie sah ihn wütend und traurig zugleich an. „Nein! Du hast gesagt, dass du dich nicht traust, frei zu sein. Wenn ich das richtig sehe, dann bist du allein, Neji-san. Und wenn ich das richtig verstehe, dann würdest du das gerne ändern. Warum gibst du dir nicht wenigstens eine Chance? Wieso gibst du dich und alle anderen um dich herum auf, bevor du es auch nur versucht hast?“

Neji rollte sich auf die Seite, um Tenten besser anzusehen. Offenbar verstand sie etwas Bedeutendes nicht, etwas, das Neji früh lernen musste. Es war etwas, worüber er nicht gerne redete, am liebsten nie, aber er hatte das untrügliche Gefühl, es Tenten schuldig zu sein.

„Hast du jemals jemanden verloren, Tenten-chan?“

Sie sah ihn kurz überrascht an und dachte nach. Dann schüttelte sie den Kopf.

Neji fuhr fort: „Ich habe meinen Vater verloren als ich vier war. Ich kenne das Gefühl von Verlust und das unterscheidet mich von einigen Menschen, zumindest von dir und von Hinata-sama, vielleicht auch von Kiba-kun. Ich kenne dieses Gefühl und ich will es nicht wieder fühlen müssen, weil es sich anfühlt, als würde ein Teil von einem mit fortgerissen werden. Als würde etwas in einem drinnen sterben, das man nie mehr zurückbekommt.“

Tenten sah ihn aufrichtig traurig an und legte ihre Hand auf seine Schulter. Neji unterband den Drang, nach ihrer Hand zu greifen und zu sagen, wie gut sich das gerade anfühlte. Es kribbelte heftig, ein kleines Feuerwerk auf seiner Schulter.

„Ich kann das verstehen, Neji-san. Nicht nachfühlen, aber verstehen. Aber ich glaube … Ich glaube, dass es manchmal wert ist, diesen Schmerz zu riskieren, weil es nicht nur schrecklich ist, sondern auch unglaublich schön, das mit nichts zu vergleichen ist.“

Nejis Mund war zu einem schmalen Strich geworden. „Das glaubt Hinata-sama auch. Weil sie nicht weiß, wie sich das anfühlt.“

„Das heißt nicht, dass sie unrecht hat …“, sagte Tenten leise und drückte seine Schulter sanft.

„Neji-kun?“

Neji schreckte hoch, Tenten zog überrascht ihre Hand zurück. Die Zeit, die er mit Tenten verbrachte, fühlte sich immer an als würde er die Luft anhalten und ins Meer abtauchen; in eine Welt, die er noch nie zuvor gesehen hat und ihn die Zeit vergessen ließ, weil es so unglaublich viel zu sehen und entdecken gab.

Aber jetzt hatte ihn jemand am Kragen gepackt und an die Oberfläche gezerrt. Hustend und prustend stand Neji mental da, seine Welt hatte ihn wieder fest im Griff und erinnerte ihn daran, wer er war und warum.

Er rappelte sich auf und drehte sich um. Die Haushälterin Natsu stand hinter ihm und sah ihn fragend an. Dann deutete sie auf Hinata und Kiba, die dicht beieinander saßen.

„Ist das dieser Kiba? Hat Hiashi-sama das nicht verboten?“

Neji hatte das Gefühl, als ob ihm heiß und kalt gleichermaßen werden würde. Ein Zittern zog sich durch seine Glieder, Tenten merkte es und berührte vorsichtig seine Hand. Reflexartig griff Neji nach ihr und hielt sie fest.

Natsus Augen wurden schmal. „Neji-kun? Was ist hier eigentlich los?!“
 

Hinata sah am Boden zerstört aus. Neji hielt sich wie immer unter Kontrolle, fühlte sich aber kein bisschen anders. Er machte nie Fehler, zumindest war das der Standard, den er nicht nur an sich selbst stellte, sondern auch seine Familie. Er widersetzte sich niemals einer Anordnung und er erfüllte immer seine Pflicht. Etwas war anders als sonst, er wusste nur nicht was.

Neji stand mit seiner Cousine, Kiba, Akamaru und Tenten unweit von ihrem Haus entfernt und sahen sich betreten an.

„Du hast mir gar nicht gesagt, dass es dir verboten war“, meinte Kiba enttäuscht zu Hinata.

In ihren grauen Augen schimmerten Tränen. „Ich wollte nichts kaputt machen …“, murmelte sie verlegen.

„Es war meine Idee und ich übernehme die Verantwortung“, sagte Neji stoisch und wandte sich Tenten zu. „Danke, dass du heute mitgekommen bist, Tenten-chan.“

Es wurde Zeit, wieder er selbst zu werden. Alles andere war einfach zu riskant, Veränderung war riskant – Neji wusste das.

„Ich hoffe, du denkst über meine Worte nach.“ Tenten griff nach Nejis Hand. Er schwieg und ließ es geschehen, drückte ihre sanft und wünschte, er müsste nicht loslassen. Wenn es heute das letzte Mal sein sollte, dass er ihr so nahe war, dann wollte er sich das nicht nehmen lassen. So inkonsequent hatte Neji sich nicht mehr verhalten, seit seine Lieblingsserie abgesetzt worden war und er sich einredete, damit mehr Zeit zum Trainieren zu haben – was für ein dummer Vergleich. Und er sollte das Genie seiner Familie sein? Was für eine Familie war das, die jemanden wie ihn als hochbegabt einstufte, wenn Neji sich selbst ziemlich minderbemittelt fand – und Tenten vermutlich bald auch.

Kiba und Hinata verabschiedeten sich herzlich und traurig gleichermaßen und versprachen sich, sich wenigstens anzurufen.

Dann gingen Neji und Hinata nach Hause.
 

 

Even though I met you only recently

I find myself falling in love with you

I don't know quite how to put this decently

But what's the chance that you could love me too?

 

You you you by The 6th
 

Kapitel 4 – Dark Days and a deeper Cold


 

Dark days and a deeper cold

If you never try then you never know

A broke city with a broken heart

The summer is a curse and we fall apart
 

 

„… Widersetzt dich meiner Anweisung! Was denkst du dir dabei?! Hast du denn überhaupt nichts verstanden?! Du bist doch das Genie unseres Clans! Hinata kann man ja nicht alleine lassen, und jetzt hab ich das Gefühl, dass ich sie auch nicht bei dir lassen kann! Das macht alles Ärger … Es ist doch schon jetzt alles andere als rosig! Ihre Noten sind nicht herausragend und Kurenai-san meinte kürzlich, dass ihre Leistungen im Kampfsport zu wünschen übrig lassen. Selbst Hanabi ist besser als sie! Das ist doch alles zum …!“

Neji hielt sich davon ab, das Kinn auf der Hand abzustützen – das käme nicht gut rüber. Eigentlich hätte er sich fürchten müssen, aber er hatte ja fast einen ganzen Tag Zeit gehabt, sich auf dieses Theater vorzubereiten und immer, wenn er an Tenten dachte, war die Angst wie weggeblasen und er fühlte sich unheimlich glücklich. Neji hatte immer gedacht, diese Wirkung wäre bewusstseinsverzerrenden Drogen vorbehalten, aber die Macht der Verblödung durch Liebe hatte er maßlos unterschätzt.

Während sein Onkel sich austobte, dachte er daran, dass Tenten ihm beim Händeschütteln ihre Nummer zugesteckt hatte und dieses Wissen war sehr beruhigend.

Neji wurde sich allmählich bewusst, dass er sich in manchen Punkten vor langer Zeit einfach aufgegeben und vieles verboten hatte. Vornehmlich, weil er annahm, dass ihm das das Leben erleichtern würde. Tenten allerdings gab nicht so einfach auf und Verbote kümmerten sie offenbar nicht so sehr.

Neji hatte etwas Zeit gehabt nachzudenken. Hinata hatte ihm gesagt, dass sie Kiba nicht so einfach aufgeben würde. Sie gefährdete damit ihre Position als Erbin! Wäre das vor einigen Tagen gewesen, hätte Neji ihr gesagt, wie verrückt das doch war, ihr Leben für irgendeinen Hundezüchter wegzuwerfen. Aber so langsam hinterfragte Neji selbst dieses Leben, das sie gemeinsam führten und an das er sich so krampfhaft klammerte. Tenten bestand darauf, dass das Leben viel mehr sein konnte, als eine Abfolge geplanter Instanzen – wenn man es nur wollte. Aber was wollte Neji?

War Hinata stark genug, diesen Druck auszuhalten, ihre Entscheidung durchzusetzen? Hätte sie den Mumm, ihrem Vater zu sagen, dass sie Kiba nicht hergeben würde? Würde sie es über sich bringen zu gehen, wenn sie keine Wahl hätte? War sie vielleicht in diesem einen Punkt stärker als er selbst?

„Ich glaube an dich.“

Guter Satz, den Tenten ihm gestern geschrieben hatte. Neji dachte ständig darüber nach. Er hatte keine große Lust, sich in jemanden zu verlieben, den er später gehen lassen musste. Hieß es nicht immer: Lieber Trauer und Trennungsschmerz, als nie geliebt zu haben! ? Neji war sich einfach nicht sicher, ob er das riskieren konnte. Außerdem ging es ihm nicht nur um sich selbst, sondern auch um Tenten. Was, wenn sie ihre Hoffnungen in jemanden setzte, der zu feige war diesen Weg mit ihr zu gehen? Und er sollte also das Genie seiner Familie sein; im Moment fühlte er sich höchstens genial daneben …

„… Bleibt bis zum Ende der Ferien zu Hause! Ich kassiere auch eure Smartphones ein und der PC ist ebenfalls gestrichen! Auch für dich, Neji!“

Neji blinzelte. Ach ja, Hiashi spielte ja immer noch gerne das Hausarrest-Spiel. Na, wenn er meinte … Es war zwar blöd, aber Neji hatte damit gerechnet und Tenten das eine oder andere im Vorfeld verraten. Schließlich kannte er die Maschen seines Onkels. Zwar hatten diese Restriktionen noch nie für Neji gegolten – es war neu, der Bad Boy zu sein, aber Hinata und Hanabi hat es schon ein paar Mal erwischt, wenn ihre Leistungen oder ihr Benehmen nicht die tausend Prozent erreicht hatten.

Aber praktischerweise hatte Neji ja einen Notnagel. „Hiashi-sama, ich habe diesen Sommerjob ...“

„Ach ja, den machst du natürlich trotzdem!“

Neji durfte jetzt auf keinen Fall mit den Schultern zucken oder siegessicher grinsen. Ach, da hat man einmal so viele Emotionen und dann darf man sie nicht zeigen – so ein Leben.

Aber wenn Hiashi auch nur eine Sekunde lang ahnte, dass Neji das alles nicht groß kratzte, dann hätte er tatsächlich ein Problem.

Hiashi blieb vor ihm stehen und sah seinen Neffen erschöpft an. „Weißt du, warum mir das alles so wichtig ist?“

„Weil Hinata-sama die Erbin ist. Sie muss den richtigen Mann heiraten und die richtige Einstellung entwickeln“, antwortete Neji, als stünde er vor einem Prüfer. Diesen Text sang er seit mindestens 13 Jahren, über die Zeit hinweg war jedoch der Enthusiasmus etwas abhanden gekommen.

„Vielleicht ist Hinata nicht als Erbin geeignet …“

Neji sah auf, verbarg allerdings seine Überraschung. War der Groschen bei seinem Onkel endlich auch gefallen?

„Vielleicht wird es Hanabi. Sie hat … die bessere Veranlagung, wenn du verstehst“, murmelte Hiashi, er sah müde aus, müde darüber, dass Hinata einfach nicht die Erbin wurde, die er sich seit 16 Jahren wünschte und noch müder, weil sein Neffe ausgerechnet jetzt eigensinnig wurde. „Sag es nicht Hinata, das würde … sie bestimmt in dem Gedanken bestärken, sich auf diesen Jungen zu konzentrieren“, verlangte er in ruhigem Tom. Es hatte den Anschein, als hätte Hiashi seinen Wutanfall überstanden und sah seinen Neffen fast schon nachsichtig an.

„Neji, du bist wichtig für unsere Familie. Vergiss das nicht.“

„Ja, Hiashi-sama.“
 

„Gibt es das auch laktosefrei?“

Neji lehnte sich gegen die Softeis-Maschine und lächelte Tenten an. Sein Notnagel hatte funktioniert, Hiashi wollte ja, dass er arbeitete und das bedeutete, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, Tenten weiterhin sehen zu können. Den ganzen Tag war er fahrig durch den Laden gelaufen, hatte Bestellungen vergessen, Leuten die falschen Getränke hingestellt und zu einem alten Mann „Ja, Ma'am.“ gesagt. Neji war wirklich nicht bei der Sache, bis Tenten endlich durch die Tür spazierte, als wäre sie nur zufällig an diesem Laden vorbeigekommen. Er hatte das Gefühl gehabt, als würden die tausend Schmetterlinge, die in seinem Bauch gewartet hatten, alle auf einmal losfliegen.

Jetzt bemühte er sich darum, als wäre es zwar schön, dass Tenten da war, aber nicht der Angelpunkt seiner Welt.

„Tut mir leid, mit laktosefrei kann ich nicht dienen“, sagte er gut gelaunt.

Im Laden war absolut nichts los und Neji schob diese Schicht in dem kleinen Eis-Café alleine. Seit der Betreiber herausgefunden hatte, dass Neji, ungleich seines Kollegen, nicht dazu neigte Maschinen in die Luft gehen zu lassen, wurde er oft allein eingeteilt. Neji war das nur recht. Dann hatte er genug Zeit seinen pessimistischen Gedanken nachzuhängen und darüber nachzudenken, mit welchen Grifftechniken er anstehende Kunden am besten aushebeln könnte – wenn er es denn nur dürfte.

„Wir haben euer Leben wohl ganz schön durcheinander gebracht, was Neji-san?“, meinte Tenten und lächelte mitleidig, während sie auf der Karte nach etwas suchte, das sie essen oder trinken konnte.

„Die Milchshakes kann ich laktosefrei machen“, schlug Neji vor, ehe er zum eigentlich Thema zurückkam: „Ist schon okay. Der Sommer sah ziemlich öde aus. Noch bin ich ja nicht enterbt und Hiashi-sama macht sich viel mehr Sorgen um Kiba-kun als um meine Bekanntschaft, die ihn bis jetzt wohl entgangen ist.“

„So uninteressant bin ich?“, fragte Tenten empört und suchte sich einen Milchshake aus.

Neji lehnte sich über den Tresen.

„Nein, ich bin uninteressant.“

Tenten schüttelte murmelnd den Kopf. „Dein Onkel weiß nicht, was er an dir hat. Erst, wenn du weg bist, wird ihm das bewusst … Welche Sorte magst du?“

Bevor ich wusste was drinnen ist oder jetzt?“

Tenten sah schnell von der Karte auf und haute Neji lachend auf die Schulter. „Hör auf mich zu verarschen!“

Er rieb sich grinsend die Schulter und ertappte sich bei der Idee, sie noch mehr zu ärgern, wenn das Resultat aus Berührungen bestand. „Hiashi-sama weiß, was er an mir hat, sonst würde er mir Hinata-sama nicht aufs Auge drücken. Er … zeigt es nur nicht so oft, das ist alles.“

Oder gar nicht, eher gar nicht, setzte er in Gedanken hinzu.

Tenten suchte sich Erdbeere aus, Neji machte ihr den Milchshake. Draußen regnete es zur Abwechslung in Strömen, die Straßen dampften. Anstatt abzukühlen, wurde es nun schwül ohne Ende; wenn Neji es sich recht überlegte, war ihm da die trockene Hitze fast schon lieber, als ständig im eigenen Schweiß zu baden. Was er allerdings an seiner Arbeit schätzte, war die funktionierende Klimaanlage.

Während er die Maschine anwarf, um Tentens Milchshake zu zubereiten, wanderten seine Gedanken zurück zu ihrem Chataustausch, bevor Hiashi die Telefone eingesammelt hatte.

 

Tenten:

Ich glaube an dich.“

 

Neji:

Ich finde es schön, dass du eine Religion nach mir gründen möchtest.“

 

Tenten:

Kannst du nicht einmal ernst bleiben?“ :/

 

Neji:

Okay. Aber es wird dich überraschen zu hören, dass man mir normalerweise das Gegenteil vorschlägt.“

 

Tenten:

Denkst du darüber nach?“

 

Neji starrte konzentriert auf das Display. Er hatte sich im Bad eingeschlossen und hörte von außen, wie Hiashi Hinata das Handy abnahm. Neji hatte nicht viel Zeit … Er fing hastig an zu tippen, löschte es wieder, fing erneut an … Er durfte das doch jetzt nicht vergeigen!

 

Neji:

Natürlich. Bei der Taufe sollten wir warmes Wasser benutzen. Oder Cola.

Okay, ich bin jetzt ernst. Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll …“

 

Tenten:

Was ist daran so schwer? Wir verstehen uns doch. Wir sehen uns weiterhin, wir sehen einfach was aus uns wird.“

 

Ich werde enterbt und ein armseliger Penner“, dachte Neji zähneknirschend.

 

Neji:

Denkst du nicht darüber nach, was es dir gebracht hat, wenn ich das nicht kann?“

 

Tenten:

Ja, klar. Aber ich habe gelernt, anderen eine Chance zu geben.“

 

Neji:

Oha, nur eine …“

 

Tenten:

Oder ein paar mehr.“ :)

 

Er hatte nicht das Gefühl, auch nur eine einzige Chance verdient zu haben. Oder war Tenten genau die Richtige? Der geduldige Mensch, der zu seiner panisch überdenkenden Persönlichkeit passte?

Neji, du machst es immer schlimmer!“, dachte er und lehnte seinen Kopf gegen die Wand hinter sich.

Neji! Bist du da drinnen?!“, rief Hiashi von außen.
 

 

Neji:

Ich weiß nicht, was ich will …“

 

Tenten:

Bist du sicher?“ ó.o

 

Neji:

Nein. Es ist so kompliziert. Ich kann das nicht planen, ich weiß nicht, was als nächstes passieren könnte …“
 

 

Außer, dass Hiashi mit einem martialischen Schrei die Tür aufbrechen wird, wenn Neji nicht aus dem Quark kam.

 

Tenten:

Und das ist so schrecklich für dich?“ :D

 

Neji:

Noch viel schrecklicher. Ich will nichts kaputt machen.“

 

Tenten:

Das wird, du bist doch ein Genie – hab ich gehört.“ :)

 

 

Neji:

Alles Lug und Trug …“
 

 

„Neji, du machst jetzt sofort die Tür auf!“
 

 

Neji:

„Mein Onkel knöpft mir jetzt das Handy ab. Ich schreib dir, wann ich Schicht habe.“
 

 

Es war tröstlich mit Tenten zu schreiben, auch wenn Neji dabei jedes Wort zweimal herumdrehte, bevor er es losschickte. Einfach ein paar Dinge mit ein paar wenigen Worten sich von der Seele tippen zu können hatte gut getan. Aber dann hatte Hiashi das Handy einkassiert. Neji hatte ihr vorher noch verraten, wo er seinen Sommerjob ableistete und nun waren sie hier. Er fühlte sich irgendwie kein Stück schlauer, aber glücklich.

Die Maschine spuckte und hustete, Neji reichte Tenten den Milchshake und sie sagte: „Bleiben wir dabei? Sehen wir uns weiterhin?“

„Ich könnte eine Enttäuschung sein … Ich kann nicht mit Erfahrung prahlen“, erinnerte er sie und sich selbst, dann nahm er den Lappen und wischte über die Maschine.

Tenten zuckte mit den Schultern. „Kam dir nie der Gedanke, dass das auch auf mich zutreffen könnte?“

Neji wischte über den Tresen, obwohl es nichts zum Saubermachen gab, er wollte einfach nur etwas tun und so seine Nervosität überspielen. „Wir können uns ja gegenseitig enttäuschen, dann sind wir damit nicht so allein …“

Tenten legte ihre Hand auf Nejis und hielt ihn vom Wischen ab. Er hatte das Gefühl, als würde ein Funke überspringen, der ihn von innen heraus in Flammen aufgehen ließ. So könnte Neji ewig stehen, Tentens Hand auf seiner – an einem Ort mit Klimaanlage.

„Diesen Sommer könnte sich etwas für dich verändern. Du müsstest es nur wollen …“

Nejis Blick blieb starr auf den Tresen gerichtet, bis Tentens Hand sich zurückzog.

Aus dem Radio dröhnte Fools Garden:

 
 

I'm sittin' here in the boring room

It's just another rainy Sunday afternoon

I'm wasting my time

I got nothin' to do

I'm hangin' around

I'm waitin' for you

But nothing ever happens and I wonder

 

Kapitel 5 – I could leave in a Heart Beat


 

Sea breeze you convince me

Yeah I don't need this city

I could leave in a heart beat

And you gotta know, yeah you gotta know
 

Neji musste eine Entscheidung treffen oder Tenten würde es tun. Er saß auf seinem Bett und zerbrach sich den Kopf, selbst die Hitze störte ihn gerade nicht sonderlich. Er war ein Genie, aber nicht in Sachen Beziehung. Er hatte nur einen groben Plan wie das aussehen könnte, aber alle diese wackeligen Pläne sahen seine nervige Cousine 2. Grades vor, die er heiraten sollte und die Pläne waren eigentlich mehr Fluchtpläne … Schließlich hatte er vor, ihr aus dem Weg zu gehen – besonders nachts.

Jemand klopfte zaghaft an die Fusuma. Es kam nur eine Person in Frage, die so zaghaft Gegenstände streichelte.

„Komm rein“, rief Neji und lehnte sich zurück.

Hinata schob die Fusuma auf, schlüpfte ins Zimmer und schloss sie sofort wieder.

„Nii-san … In letzter Zeit … wirkst du etwas … wie soll ich sagen …“

Neji schloss die Augen. Es konnte dauern, bis Hinata herausgebracht hatte, was sie sagen wollte. Er atmete tief durch und sagte sich, dass das genauso gut war wie Rumzusitzen und zu grübeln.

„Also … Magst du Tenten-san denn?“

Neji seufzte. „Darum geht es nicht. Es geht nicht darum, was ich mag oder nicht mag.“

Hinata knibbelte eine Weile an ihren Fingern, bevor sie weitersprach: „Geht es darum, was Otō-san dazu sagen würde?“

„Es geht um alles …“

Hinata nickte verständnisvoll und blickte schüchtern zu Boden. Sie wrang weiter mit ihren Händen, Neji wusste, dass ihr etwas auf dem Herzen lag. Er erinnerte sich auch, wie er jahrelang versucht hatte, diese Angewohnheit aus Hinata herauszubekommen, bei dem einem oder anderen Training auch mit Karate –, aber es hatte nichts genutzt. Hiashi war untröstlich, es gehörte sich doch nicht, als Hūyga so herumzuhampeln!

„Möchest du über Kiba-kun sprechen?“, half er ihr auf die Sprünge.

Hinata nickte langsam. „Ich weiß, dass er der Richtige sein könnte, aber Otō-san will ihn nicht als meinen Partner akzeptieren … Ich habe nachgedacht …“

„Worüber?“, fragte Neji ehrlich interessiert und setzte sich gerade auf.

„Ich bin keine gute Erbin. Das denkst du doch auch“, sagte sie, ihre Stimme überraschend fest für ihre Verhältnisse. Neji blieb stumm, es stand ihm nicht zu, hierzu eine Meinung zu haben.

„Ich hab es dir immer angesehen, du siehst mich nicht als Erbin von Hyūga –, und Otō-san auch nicht. Ich weiß es. Ich weiß, dass er darüber nachdenkt, Hanabi als Erbin vorzuziehen. Weißt du, Nii-san, lange Zeit war ich sehr enttäuscht von mir, weil ich eure Erwartungen nicht erfüllen kann … Es hat mir immer leid getan. Du gibst dir so viel Mühe mit mir … Aber jetzt denke ich allmählich, dass es okay ist. Ich bin nicht dafür gemacht. Kiba-kun mag mich so wie ich bin – ob nun Erbin des Hyūga-Clans oder nicht."

Nachdem Hinata geendet hatte, ließ Neji sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Er musste zugeben, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass Hinata so weit reflektieren würde oder so viel darüber nachdenken.

Die meiste Zeit hatte Neji in Hinata ein Kind gesehen, dem alles in den Schoß fiel, außer eben Talent. Hinata hatte alles und vermurkste es, so hatte Neji das viele Jahre empfunden. Er konnte der Beste seines Jahrgangs sein, er konnte Nationalmeister im Kampfsport werden und dennoch würde er niemals Teil der Hauptfamilie sein. Hinata war es einfach so, ohne Leistung. Es war ein Geburtsrecht. Es hatte Neji geärgert, viele Jahre lang, dass sich nichts änderte, egal, wie sehr er es wollte und schließlich geglaubt zu verstehen, dass das Los vorbestimmt sei, unabänderlich. Vor wenigen Jahren wurde Neji langsam klar, dass Hinata es nicht vermurkste, sondern es einfach nicht besser hinbekam. Dass sie genauso wenig etwas daran ändern konnte wie er. Sie gab tatsächlich alles, aber es war ihr nicht vergönnt.

Ganz langsam wurde sie erwachsen und ganz langsam kam Neji damit zurecht, wer er war und welcher Platz ihm zugesprochen wurde, aber auch, was er tatsächlich selbst ändern konnte.

„Nii-san, ich wollte sagen … Ich möchte sagen … Tenten-san scheint dich gut leiden zu können … Ich fände es schön … wenn du nicht mehr so einsam wärst …“

Neji sagte nicht sofort etwas dazu. Hinata wünschte sich für ihn, dass er glücklich wurde. Sie kannte das Leid, das ihm widerfahren war.

Hinata hatte es geschafft, zu ihm zu gehen und diese Worte laut auszusprechen. Neji war bewusst, dass er das vielleicht nicht gekonnt hätte. Hinata suchte ihren Platz in der Welt. Sie scheute den Weg nicht mehr, ganz gleich wie schwierig es werden würde.

Neji entschied, dass die Zeit gekommen, etwas zu ändern – und wenn es sein musste, alles.

Er stand auf und verbeugte sich. „Danke, Hinata-sama.“

Hinata wurde rot im Gesicht. „Oh … Lass das doch!“

„Hinata-sama, ob nun Erbin oder nicht, ich erfülle den Wunsch meines Vaters, immer auf dich Acht zu geben.“ Neji blickte wieder auf und schenkte ihr ein grimmigen Lächeln. „Vergiss nicht, das Kiba-kun zu sagen.“

Hinatas Wangen färbten sich rot, sie legte die Hände über ihren Mund und kicherte.
 

Erleichtert seufzend schritt Neji durch die Glastür des Cafés. Seine Schicht würde gleich beginnen und er freute sich schon auf die Klimaanlage. Als er hereinkam spürte er sofort, dass etwas nicht stimmte.

Sein Kollege Lee kam ihm wie ein Wirbelwind entgegen, das Softeis auf seiner Schürze verriet Neji, dass Lee eine der Maschinen gefetzt hatte. „Neji-san! Gut, dass du kommst! Ich muss zu meinem Training! Du weißt ja, eines Tages schlage ich dich im Kampf! Die nächste Meisterschaft hab ich schon so gut wie im Sack – du wirst sehen!“

Neji hielt inne und wischte sich über die Stirn. Woher nahm Lee nur diese Energie?

„Ach ja, und die Klima ist ausgefallen. Der Chef meint, die können wir erst morgen reparieren lassen“, sagte Lee, schnappte sich seine Sachen und flog förmlich aus dem Café.

Neji dachte derweil darüber nach, welchen imaginären Gott er diesen Sommer verärgert haben könnte und ob Menschenopfer hilfreich wären.
 

Tenten rührte in ihrem Vanille-Milchshake. „Tja, der Vorteil ist, wir sind allein.“

Neji ließ sich zum x-ten Mal Wasser über die Unterarme laufen und fügte in Gedanken hinzu, dass das eine sehr gute Sache war. „Es ist interessant, wie viele Gäste nur reinsehen und gleich wieder rausgehen. Das müsste meinen Chef motivieren, die Klima schnell zu reparieren. Das und wenn ich sabbernd umfalle; er hat dieses Jahr wenig Personal, ein Mitarbeiter macht ehrlich gesagt mehr Ärger als Einnahmen.“

Tenten stellte ihr Getränk ab. „Ich freue mich, dass du mir nicht davonlaufen willst.“

Er lehnte sich gegen den Tresen und sah Tenten offen in die Augen, obwohl ihn solche „Aktionen“ immer besonders viel Mut und Standhaftigkeit kosteten. „Hinata-sama hat mir geholfen. Ein wenig.“

„Ach so?“ Tenten zog die Augenbrauen hoch.

„Weißt du …“ Er wollte ihr etwas erzählen, dass in seinem Leben lange vor sich hingeschwelt hatte und langsam zum Erliegen kam. Neji hatte einfach das Gefühl, dass Tenten es verstehen könnte und dieses Gefühl hatte er vorher noch nie gehabt – außer für seine weiße Katze Shiro, aber … ach, immer diese unpassenden Vergleiche!

„Hinata-sama und ich haben uns eine lange Zeit nicht sehr gut verstanden.“

Tenten sah ihn verdutzt an. „Aber … aber du hast doch gesagt, du nimmst deine Pflicht, auf Hinata-san aufzupassen sehr ernst und du hast …!“

„Ja, jetzt.“ Neji zuckte mit den Schultern. „Aber eigentlich hab ich sie ziemlich lange nicht leiden können, weil …“
 

Die Tür klingelte, ein junger Mann steckte seinen Kopf hinein, das Sonnenlicht brach sich in seinen goldenen Haaren.

Neji und Tenten sahen auf. Neji hatte seine Geschichte beendet, die von seinen Probleme mit der Hauptfamilie und den Schwierigkeiten, die er mit Hinata hatte handelte.

Jetzt schien sich ein Problem der Außenwelt zu melden.

„Verdammte Axt, warum ist es so heiß in dem Laden?!“, fragte der Blondschopf und schlurfte missmutig herein.

Neji kannte ihn, er fand den Burschen nervig. Der Junge war in Nejis Augen ein Großmaul, das immerzu nur davon redete, mal Bürgermeister ihrer Stadt zu werden oder eine andere bedeutende Person. Ohne entsprechende Familie, ohne Geld, ohne Einfluss, ohne irgendwas.

„Naruto-kun?“, sagte Tenten plötzlich.

Neji zog die Augenbrauen hoch. „Der Naruto-kun? Dieser Kerl ist es, den du in der Bar gemeint hast?!“

„Tenten-chan!“, rief Naruto und lief auf sie zu. „Hier hast du dich verkrochen! Ich dachte, du wolltest Zeit mit diesem Typen verbringen, den du so interessant findest!“

Tenten grinste schief und deutete mit dem Daumen auf Neji. „Das mache ich, der interessante Typ macht hier die Milchshakes.“

Neji wusste, dass er gerade rot wurde wie eine Tomate. Interessanter Typ! Für Außenstehende vielleicht nicht das beste Kompliment, aber für Neji, von Tenten, war es gerade ungeschlagen schmeichelnd für sein Ego.

Narutos blaue Augen schossen zu ihm hinüber, der betont gelangweilt ein Glas wusch, obwohl es eine Spülmaschine gab, und es dabei beinahe fallen ließ.

Naruto wollte gerade etwas sagen, als die Tür des Cafés erneut aufgerissen wurde.

„Ten-chan! Krisenrat! Oh … Neji-san, was treibst du denn hier?“ Kiba hatte seine Kopf hereingesteckt und sah ihn überrascht an.

Neji schaute grimmig drein. „Arbeiten.“ Wobei Sterben es seiner Meinung nach viel eher traf. Vor Verlegenheit und Hitze.

„So ein reicher Kerl wie du muss arbeiten?!“, fragte Kiba und sah ihn ungläubig an.

Naruto kratzte sich am verschwitzen Kopf. „Kann mir mal einer sagen, was hier abgeht?!“

Tenten trank ihren Shake leer und stand auf. „Kiba-chan datet Hinata-san.“

„Hab ich von gehört …“, murmelte Naruto.

„Hinata-san ist die jüngere Cousine von Neji-san.“

Neji tat so, als würde er die Softeis-Maschine warten, um das dümmliche Gesicht des Blondschopfs ignorieren zu können, ohne unhöflich dabei auszusehen. Außerdem hatte Neji genug davon, jedem zu zeigen, dass Tentens Kompliment ihn immer noch aus der Fassung brachte.

„Ten-chan! Du musst mir helfen!“, redete Kiba ungeduldig dazwischen. Tenten seufzte nur, winkte Neji und Naruto zum Abschied und verschwand mit ihrem Sandkasten-Freund nach draußen.

Naruto schlurfte zum Tresen. „Du bist also dieser Neji. Tenten-chan hat mir von dir erzählt. Irgendwie ungewohnt, nehm's mir nicht übel, aber du warst für mich immer nur dieser mies gelaunte Milchshake-Typ“, sagte er und setzte sich.

Ich bin ja auch der mies gelaunte Milchshake-Typ!, dachte Neji genervt.

„Wie sieht's denn heute mit den Streuseln aus? Und warum ist es so verdammt warm? ihr habt doch ne Klima!“ Wieder wischte Naruto sich über die Stirn, wieder ließ Neji kaltes Wasser über seine Unterarme laufen, am liebsten würde er seinen glühenden Kopf unter den Hahn klemmen. Aber das Waschbecken war zu klein.

„Klima ist kaputt. Sind noch alle Streusel da, wenig Kundschaft“, erklärte Neji kurz angebunden. Großartig, warum muss ich alleine mit diesem Großmaul hier festsitzen? Und worüber will Kiba so unbedingt mit Tenten reden?! Geht es etwa um Hinata? Neji kämpfte mit dem Verlangen, nach draußen zu stürmen und aus Kiba herauszuprügeln, was er mit seiner Cousine angestellt hatte, und selbst dann auf ihn einprügeln, wenn Kiba es ihm auch so sagen würde – aus Prinzip. Ein Hyūga hatte Prinzipien!

Naruto bestellte sich sein Softeis mit so ziemlich allem, was man aufs Eis packen konnte und dann musste er ziemlich schnell essen – das Eis schmolz in Rekordzeit. Neji starrte an seinem Kunden vorbei nach draußen und knackte unbewusst die Knöchel.

„Tenten-chan hat von deiner Familie erzählt“, sagte Naruto und schleckte hastig an seinem Eis. „Tut mir leid, dass es so kompliziert ist … Weißt du, alle halten mich für einen Loser, aber schon bald werde ich allen zeigen, wie falsch sie liegen! Ich werd's denen zeigen, echt jetzt!“ Eis tropfte auf den Tresen.

Neji brummte missbilligend: „So, so, da bin ich ja gespannt, wie du uns alle beeindrucken willst …“

Naruto lächelte siegessicher. „Hat Tenten-chan dir das nicht erzählt? Ich hab's geschafft, ein Stipendium zu bekommen! Na ja, stimmt schon, hauptsächlich, weil ich ne echte Sportskanone bin, aber ich hab's geschafft! Ich werd studieren und so! Ist noch ein weiter Weg, aber ich weiß, dass ich's hinkriege, echt jetzt!“

Neji wischte das Eis weg, ihm wurde wieder schmerzhaft bewusst, wie sehr er dieses „echt jetzt“ nicht ausstehen konnte, das dieser Naruto gefühlt an jeden Satz hängte. „Freut mich für dich …“, sagte er, sehr darum bemüht, nicht allzu sarkastisch zu klingen.

Narutos Gesicht war voller Streusel. Neji musste sich zusammenreißen, nicht los zu prusten. Er durfte seine Kunden nicht bloß stellen, das musste er ihnen selbst überlassen – auf die Zunge beißen wirkte noch am besten.

„Vielleicht fragst du dich, warum ich dir das erzähle, Neji-kun“, fuhr Naruto guter Dinge fort. Neji hob einen Finger, um Narutos Anrede ihm gegenüber zu korrigieren und mitzuteilen, dass Neji das völlig egal war, aber Naruto quasselte einfach weiter: „Tenten-chan hat erzählt, dass dein Leben ziemlich … sagen wir, ausgebucht ist und da kein Platz für das ist, was du möchtest. Na ja, und jetzt kommen wir zu mir: Ich hätte es sein lassen können. Ich hätte der Loser werden können, den alle immer in mir gesehen haben, aber ich treffe hier die Entscheidungen, verdammt!“ Mit diesen Worten haute er mit der Faust nachdrücklich auf den Tresen. Neji feuerte gedanklich mal wieder die Konfettikanone ab.

Er warf sich den Lappen über die Schulter und fragte: „Was soll das werden, ein von Tenten-chan organisierter Motivationskurs?“

Naruto schluckte die nächste Ladung Eis. „Willst du diese eine Cousine da heiraten, oder nicht?!“

Neji schüttelte es bei dem Gedanken und er schloss kurz die Augen, um an etwas Neutrales zu denken, aber Narutos Geschmatze war nicht sehr hilfreich dabei. Außerdem flogen Neji stetig Streusel entgegen. Ausgerechnet Karamell-Krokant, die kleben immer so!

Eines der seltsamsten Ereignisse in Nejis Leben war jenes, bei dem Hanabi eine Ewigkeit Streusel aus seinen Haaren gefischt hatte, während er Hinata versucht hatte beizubringen, was der Unterschied zwischen „wonder“ und „miracle“ war. Hiashi hatte nur einen kurzen Blick ins Zimmer geworfen, sich umgedreht und augenscheinlich entschieden, es nicht wissen zu wollen.

„Ich werte das mal als Nein“, stellte Naruto fest und knabberte an seiner Waffel, „also lass dir nicht dein Leben versauen!“

„Genau, wenn ich es mir selbst versaue, macht's gleich viel mehr Spaß“, grummelte Neji verbittert und schnippte einen Streusel von seinem T-Shirt.

Naruto war fertig mit seinem Eis und rieb sich den Bauch. „Tenten-chan hilft dir dabei. Wie viel schulde ich dir eigentlich?“

Die Tür ging wieder auf und Tenten kam herein. „Was hab ich verpasst?“

„Wie ich mit Softeis und Streusel überzogen worden bin“, sagte Neji trocken und putzte wieder den Tresen. Endlich lohnte sich das.

„Immer passieren die guten Sachen, wenn ich nicht da bin!“, beschwerte Tenten sich scherzhaft.

Neji liebte ihr Lachen immer noch so abgöttisch wie am ersten … Abend. Nur Karamell-Krokant, das war auf seiner Favoritenliste ein wenig abgestiegen.

Naruto hatte nicht genug Geld, Tenten half ihm aus und dann war der blonde Wirbelwind auch schon weg, aber nicht, ohne sich noch einmal umzudrehen und Neji zu sagen, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen musste, wenn man am Ende etwas davon haben wollte.

„Ein ziemlicher Chaot, dieser Naruto-kun“, meinte Neji und rieb sich mit einem Tuch übers verschwitzte Gesicht.

Tenten setzte sich, die Wärme setzte ihr langsam zu, sie sah etwas müde aus. „Ja, schon. Aber immer für eine Überraschung gut. Naruto-kun ist ein guter Kerl, er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.“

„Der Sinn dafür, dass manche Dinge sich nicht so einfach ändern lassen, ist ihm aber entgangen.“

„Vielleicht ist das ganz gut so“, meinte Tenten gut gelaunt. „Vielleicht ist sein Starrsinn der Grund, warum er jetzt ein Stipendium hat.“

Neji fühlte sich klebrig und unglaublich süß, aber nicht im positiven Sinne. Er wusch sich zum dritten Mal die Hände, aber eigentlich bräuchte er eine Dusche. Sollte er je in die eigentümliche Verlegenheit kommen, ein Essay darüber schreiben zu müssen, wie es sich anfühlte, eine Reinkarnation von Zuckerwatte zu sein, wüsste er jetzt wie.

„Ja, vielleicht …“

„Wann hast du wieder Schicht morgen, Neji-san?"“ fragte Tenten und zwinkerte ihm zu.

„Sag ich dir, wenn du mir sagst, was Kiba-kun wollte.“ Trotz des ganzen Chaos um ihn herum, kreisten Nejis Gedanken wie ein Satellit um dieses Ereignis.

Tentens Lächeln verblasste ein wenig. „Er hat Angst, Hinata-san Schwierigkeiten zu machen.“

„Tsk, der Gedanke kommt ihm erst jetzt?!“, knurrte Neji und würgte Kiba in Gedanken, bis der die Farbe wechselte.

„Er wusste doch nicht, dass Hinata ihn hätte gar nicht treffen dürfen! Er ist im Zwiespalt, verstehst du das nicht?“

Neji zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich?“

„Okay …“ Tenten rieb sich kichernd den Nacken, „vielleicht verstehst du es doch …“
 

„Was hast du?"

„Jemanden kennen gelernt. Ich treffe mich mit ihr"“ sagte Neji und dachte darüber nach, wie lange er zum Kofferpacken brauchen würde und welche Haarbürste nochmal seine war und welche Hanabis.

Hiashi sah seinen Neffen an wie ein Regenbogen speiendes Lama. „Aber du hast Hausarrest! Wie kannst du da jemanden kennenlernen?!“

„Niemand kann ihr verbieten, das Eis-Café zu besuchen in dem ich arbeite“, erklärte Neji aalglatt. Seine Mutter würde Anfälle kriegen, wenn sie spitz bekam, dass er sich Hiashis Zukunftsplänen widersetzte. Neji fand, dass sich das gerade sehr gut anfühlte. Das lag vermutlich auch an Hiashis geradezu unbeschreiblichen Gesichtsausdruck, bei dem Neji jetzt auf keinen Fall in Gelächter ausbrechen durfte. Wenn das so weiterging, biss Neji sich am Ende noch die Zunge ab.

„Erst Hinata und jetzt du?! Was ist denn bloß mit euch?!“, fauchte Hiashi genervt. „Weißt du, wie lange ich schon an den Hochzeitsplänen für Izumi und dich sitze?! Wir hatten sogar ein Haus für euch!“

Neji hielt sich davon ab zu sagen, dass das eine doch dennoch ohne das andere existieren könne und das in dem Haus dann eben Tenten wäre und nicht seine Cousine. Allerdings war ihm klar, dass er jetzt wohl kein Haus mehr kriegen würde. Eher einen Schuhkarton, wenn er Glück hatte.

Hiashi war noch nicht fertig damit, seinen Schock in Worte zu kleiden. „Was willst du mir damit sagen, dass du Izumi nicht heiraten willst? Ich erkläre das noch Mal! Wenn alles in der Familie bleibt, gibt das keine Probleme, so einfach ist das. Dieses Mädchen da, dass du kennenlernst … Ich kann das nicht brauchen, dass ihr irgendwelche Ansprüche zustehen, bloß weil du dich irgendwelchen Hormonschüben hingeben musst! Ich schwöre dir, wenn es so weit ist und ich keinen anständigen Heiratsvertrag zu sehen kriege, dann hast du kein Erbe mehr! Was ist eigentlich los, sind denn alle verrückt geworden?!“

Eine Frage, die Neji sich auch schon oft gestellt hatte und in der Regel mit Ja beantworten konnte.

Neji durfte nichts hinterfragen, das stand ihm nicht zu. Aber jetzt, wo er ohnehin schon alles aufs Spiel setzte, konnte er sich auch das erlauben. „Was denkt Izumi Nee-chan eigentlich darüber?“

Hiashi blickte auf. Er tigerte schon wieder auf und ab. Jetzt, wo die Klimaanlage wieder lief, fiel ihm das bestimmt leichter. „Wen interessiert das, sie macht doch einen guten Fang. Mein Neffe ist das Genie unserer Familie, was gibt es da zu beanstanden?“

Wie Neji es sich schon dachte, Izumis persönliche Interessen waren genauso wichtig wie seine – nämlich gar nicht.

„Eigentlich sind wir ja hier, weil ich Wichtiges mit dir zu besprechen habe. Du bringst mich völlig durcheinander!“ Hiashi blieb stehen, er sammelte sich. „Gut, über deine persönlichen Eskapaden reden wir gleich, es ging mir eigentlich um Hinata. Sie wird als Erbin abgesetzt, Hanabi tritt die Erbfolge an. Sie hat den richtigen Charakter, die richtige Einstellung und ist wesentlich besser im Kampfsport.“

Neji wagte nicht zu fragen, ob letzterer Aspekt bei Firmenentscheidung denn tatsächlich so wichtig wäre, aber interessieren würde ihn das schon.

„Du weißt, was das für dich bedeutet.“

Neji runzelte kurz die Stirn. Was das bedeutet? Oh … Doch nicht etwa …!

„Ich … soll mich um Hanabi-sama kümmern?“, fragte Neji mit dünner Stimme. Och, nein, nicht das auch noch! Hinata war anstrengend, weil ihre eigene Unsicherheit selbst eine Mimose in den Wahnsinn treiben konnte, aber ihre fünf Jahre jüngere Schwester Hanabi … Nein. Das ist einfach nur … Nein!

„Hanabi-sama und ich –“

Hiashi fauchte wie ein Teekessel kurz vor dem Hochgehen. „Ich will nichts hören! Hanabi ist die Erbin und deine Aufgabe ist es, sich um die Erbin zu kümmern – das weißt du doch!“

Dass Neji das wusste, änderte nichts daran, dass er keine Lust darauf hatte. Lieber lernte er stundenlang Vokabeln mit Hinata, was ihn bereits einige Gehirnzellen gekostet hat, als sich jede Sekunde seines Wachseins mit Hanabi zu zanken! Hinata hörte wenigstens auf ihn, Hanabi machte das Gegenteil aus reinem Protest. Neji und sie waren wie Hund und Katz. Karma. Das musste Karma sein. Er hatte entschieden, Izumi nicht heiraten zu wollen und das war die Quittung – typisch.

Hiashi kochte gleich noch ein wenig weiter. „Und Hanabi geht zu keinem einzigen Date, damit das gleich klar ist!“

Neji sah ihn verdutzt an. „Hiashi-sama, Eure Tochter ist erst elf …“

„So kam mir das vorgestern bei Hinata auch noch vor, das geht so verflixt schnell. Wehe, du verlierst sie aus den Augen, wie damals, in diesem Park …“

Neji stöhnte innerlich auf, immer diese alte Leier. „Da war ich zwölf! Hanabi-sama war schon immer gut im Ausbüchsen, das wisst Ihr doch.“

Hiashi winkte ungeduldig ab. „Ja, ja, red dich nur raus. Wie auch immer … Dieses Mädchen, dass du so gut leiden kannst … Wer ist sie überhaupt?“

Neji holte tief Luft, es kam sicherlich gleich gut an, dass er bis jetzt nur Randdaten über Tenten wusste. Hiashi hörte schweigend zu, aber die wichtigsten Infos waren für ihn schon dabei: Tenten kam aus der Mittelschicht, sie hatte keine sozialen Kontakte zu angesehenen Persönlichkeiten, sie war eine genauso schlechte Wahl wie Kiba.

Eine Weile blieb Nejis Onkel einfach da stehen, wo er war, dann tat er etwas Ungewöhnliches. Er setzte sich neben seinen Neffen. Jetzt war es an Neji, wie ein Regenbogen speiendes Lama auszusehen.

Hiashi seufzte und sah ihn mitfühlend an. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man so schön.“

Neji verstand nicht, und das kam nicht oft vor, schwieg aber lieber, um sich nicht endgültig zum Idioten vor dem Familienoberhaupt zu machen.

Hiashi fuhr fort: „Du weißt ja, deine Mutter, Neji … Unser Vater war dagegen, dass er sie heiratet. Hizashi, Otōto … mein kleiner Bruder …“ Hiashi schien kurz in Gedanken abzuschweifen, ehe er sich wieder auf Neji konzentrierte. „Du vermisst Hizashi bestimmt jeden Tag, das tue ich auch. Ich sehe so viel von ihm in dir. Ihr habt diese Entschlossenheit, diese Willensstärke und diese Kraft.“ Hiashi schüttelte den Kopf und seufzte. „Und ich habe das nicht, nicht wirklich und nicht auf diese Weise. Hinata ist mir ähnlicher, als es den Anschein hat.

Jedenfalls … Hizashi hat deine Mutter kennengelernt und gewusst, dass sie diejenige ist, mit der er für immer zusammen sein möchte. Ich bin sein Zwillingsbruder, ich habe das verstanden. Unser Vater nicht. Es war ein bitterer Kampf, es gab sehr viel Streit und eine Zeitlang haben Otōto und ich nicht mehr miteinander gesprochen …“

Neji hörte angespannt zu. Das war das erste Mal in seinem Leben, dass Hiashi irgendwas über sich erzählte und auch das erste Mal, dass er von Nejis Vater sprach. Es war erschreckend, wie viele Gemeinsamkeiten sich auftaten. Neji erinnerte sich sehr gut daran, wie er selbst mit Hinata nur geredet hatte, wenn er musste oder wenn er ihr sagen wollte, was für ein Loser sie war.

„Nur fünf Jahre bevor Hizashi „ging“, haben wir uns versöhnt. Ich hätte mich nicht so sehr davon einnehmen lassen dürfen, wer ich sein sollte. Unser Vater und die anderen Ältesten tobten immer noch, aber ich gab Otōto meinen Segen, er sollte glücklich werden – warum sollte ihm auch diese Freiheit genommen werden?“

Hiashi legte Neji seine Hand auf die Schulter. „Ich sagte ja schon, du bist deinem Vater ähnlicher, als du vielleicht denkst. Bestimmt hattest du oft das Gefühl, dass ich dir dein Lebe verbaue, aber … Ich habe Otōto versprochen, mich um deine Mutter und dich zu kümmern, sollte ihm etwas zustoßen. Ich wollte unbedingt das Beste für dich.“

Neji saß unruhig da, er wusste nicht, ob es ihm gestattet war irgendwas zu sagen, aber er musste unbedingt. „Izumi Nee-chan ist nicht das Beste für mich. Wir haben uns all die Jahre nie etwas zu sagen gehabt, wir haben überhaupt nichts gemeinsam. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendetwas an mir findet …“

Hiashi nickte langsam. „Ich hatte gehofft, dass ihr einander näher kommen würdest, so wie ich damals meiner Frau, aber dieses Glück hat man eben nicht immer. Nun ja, was soll ich sagen? Das wird kein Spaß für mich, das mit dem Ältestenrat zu besprechen …“

Nejis Mund war furchtbar trocken, als er aufgeregt fragte: „Heißt das, diese Hochzeit ist vom Tisch?“

„Aus dem Zeitalter der Zwangsheirat sind wir raus. Vermutlich ist Izumi genauso erleichtert wie du“, meinte Hiashi Schultern zuckend. „Außerdem wirst du dieses Mädchen Tenten ja nicht sofort heiraten, du sagtest, du hast sie kennengelernt, nicht dich verlobt.“

Erleichterung brandete über Neji hinweg wie eine große Welle. Er lehnte sich, kaum merklich, an die Lehne der Couch auf der er saß und sah auf seinen Schoß, ehe er kurz die Augen schloss. Langsam atmete er aus. Die ganze Zeit über hatte Neji die Luft angehalten und kaum gewagt Atem zu holen. Zum ersten Mal hatte Hiashi vor ihm von Hizashi gesprochen. Zum ersten Mal war Neji bewusst geworden, dass sein Onkel seinen Bruder schmerzlich vermisste und wirklich immer nur das Beste für seinen Neffen wollte.

Gleichzeitig merkte Neji erst jetzt, wie sehr ihn der Gedanke, mit jemanden zusammen sein zu müssen, den er nicht liebte, belastet hatte. Sein Herz hüpfte aufgeregt in seiner Brust. Obwohl Neji wirklich nicht der Typ war, der seine Freude durch albernes Getanze und Gesinge kundtat, war ihm gerade sehr danach. Aber eine Sache war da noch …

„Wegen dem Hausarrest …“

„Denk nicht mal dran!“, herrschte Hiashi und sprang förmlich auf seine Beine. Er fand offenbar in seine alte Form zurück. „Den habt ihr zwei euch eingebrockt, als ihr euch meiner Anweisung widersetzt habt! Der Hausarrest bleibt, sonst tanzt ihr mir alle auf der Nase herum!“

Neji musste trotzdem lächeln – und Hiashi auch. Wie gut, dass er Tenten bereits seinen Schichtplan verraten hatte.

„Und du kümmerst dich um Hanabi!“

Nejis Lächeln gefror. Stimmt, da war ja dieser Wermutstropfen. Nun, da musste er die nächsten sieben Jahre wohl durch. Es hatte also doch etwas zu bedeuten, als er beim letzten Kampfsport-Training diesen Spiegel zerdeppert hatte.
 

„Du musst Izumi also nicht heiraten?“, wollte Tenten wissen und streckte sich neben Neji im Gras aus.

Er hatte Mittagspause und sie waren zu ihrem Baum zurückgekehrt, unter dem sich die Sommerhitze aushalten ließ.

Als Tenten, wie jeden Tag bis zu diesem, ins Eis-Café kam, hatte Neji sich gefühlt, als wollte er vor Glück zerspringen. Am liebsten hätte er der Kundin vor ihm den Milchshake ins Gesicht geschmissen und Tenten sofort alles erzählt, aber dann würde er seinen Job verlieren. Keiner von beiden wollte am Ende am Balkon des anderen stehen und Liebesbriefe mit Steinen durchs Fenster werfen. Ganz abgesehen von der Verletzungsgefahr.

„Nein, ich will Izumi nicht heiraten. Ich habe das entschieden“, erklärte Neji und stupste Tentens Hand mit seiner an. Ihr kleiner Finger hakte sich um seinen. Neji schmolz zufrieden dahin, zur Abwechslung nicht wegen der Sommerhitze.

„Dieser Sommer wird für dich und Hinata-san anders werden als all die Sommer zuvor, oder?“ Tenten sah Neji fest in die Augen, er sah glücklich zurück. Sie strahlte, sie lächelte und sie war alles, was Neji immer sein wollte – frei und glücklich. Jetzt sah es so aus, als könnte er das auch werden – endlich.

Neji nickte. „Nicht nur dieser Sommer … Tenten ...“

„Neji?“

„Ich danke dir, dass du mich nicht aufgegeben hast.“

Tenten nahm sein Gesicht in ihre Hände und rieb ihre Nase an seiner. Er wusste, dass er jetzt auf jeden Fall so dümmlich grinste, wie er nie grinsen wollte, aber endlich war ihm das völlig egal.

„Ich dank dir auch.“

Er sah sie überrascht an, wofür wollte sie ihm danken? Dass er ihren Sommer „aufregender“ gemacht hatte, indem er sich als furchtbares Date präsentiert hatte, das wie ein Katze vor der Tür rein und wieder raus gehuscht war? Ja, nein, vielleicht … Wer bin ich? Was will ich? All diese melodramatischen Fragen und sein pathetisches Gelaber war bestimmt auch schwer zu ertragen gewesen! Im Nachhinein fragte Neji sich, wie Tenten diesen Zirkus ausgehalten hatte.

„Dass du dich für mich entschieden hast. Das war bestimmt nicht leicht“, sagte sie leise, Neji zog sie an sich und drückte sie. Er wollte sie nie mehr loslassen, seine Nase auf ewig in ihre Haare vergraben. Aber die Mittagspause war leider bald um.

„Wie du schon sagtest. Manchmal ist es das einfach wert, Schmerz zu riskieren, weil das, was man dafür bekommt so schön ist, dass es sich mit nichts vergleichen lässt.“

Tenten summte zufrieden in seinen Armen. „Und ich hatte schon die Befürchtung, dass du das niemals kapierst …“

„Na ja … Ich ja auch …“

 
 

You make the world go 'round

The sun go up and down

The flowers bloom in May

The children laugh and play

Shall we choose the day?

 

You you you by The 6th
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
* Onkel 2. Grades ist der Cousine des Vaters oder der Mutter. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  moonlight_005
2020-04-12T21:20:49+00:00 12.04.2020 23:20
Hmm... letzter Kommentar: An sich eine nette Idee, die vor allem durch den Humor und Nejis menschliche Seite sehr gut rüber kam. Ich bleibe jedoch bei meiner Hauptkritik, dass diese Story mehr Zeit und Länge gebraucht hätte. Diese emotionale Weise kam nicht so richtig an mich heran, andererseits war die Geschichte auch sehr angenehm zu lesen, weil es halt immer recht witzig geschrieben war. :)

Hiashi fand ich gerade zum Ende sehr gut. Er wird oftmals als ziemlich bestimmend geschrieben, aber eigentlich will er nur das Beste für Neji und Hinata. Das kam hier sehr gut rüber.

Für den Wettbewerb wünsche ich dir viel Glück :)

alles Liebe,
moony
Von:  moonlight_005
2020-04-12T20:59:41+00:00 12.04.2020 22:59
Also die Gespräche zwischen Neji und Tenten haben mir gefallen, aber irgendwie war mir das Kapitel zu kurz. Andererseits habe ich ja noch eins vor mir ;)

Ansonsten kann ich dem Kommentar von vorher nur hinzufügen, dass mir da wirklich irgendwie Zeit dazwischen fehlt. Dieses Kennenlernen geht viel zu schnell und Neji ist in seiner Selbsterkenntnis viel zu schnell irgendwie. Das würde ich anders schreiben. Seine Zerissenheit - die ist ja da oder? - kommt irgendwie überhaupt nicht rüber.
Von:  moonlight_005
2020-04-12T20:49:39+00:00 12.04.2020 22:49
Hmm... ganz ehrlich? Nejis Verliebtheit geht zu schnell. Er sieht sie einmal und hat schon richtiges Interesse. Klar, sie hat ihm die richtigen Fragen gestellt und ihn zum Nachdenken gebracht, aber ich schätze es so ein, dass er erstmal länger über die Sachen nachdenkt, also sein Leben, und öfter mit Tenten darüber diskutieren sollte, ehe ihm auch nur ansatzweise aufgeht, dass er sie mag. Ich schätze Neji da ein bisschen langsam ein und ich hätte eher jemand drittes eingebaut, der ihn quasi drauf stößt. Außerdem ist er in meinen Augen sehr beherrscht. Ich denke, er würde erstmal verdrängen. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Aus meiner Sicht hätten ein bis zwei Kapitel vor diesem Kapitel nicht geschadet. Zumindest hätte ich es nicht sofort auffliegen lassen...

viele Grüße,
moony
Von:  moonlight_005
2020-04-12T20:33:04+00:00 12.04.2020 22:33
Was mir jetzt noch zu deinen Ausführungen zu den Höflichkeitsfloskeln auffiel: Bei den Eltern heißt es "haha" (Mutter) und "chichi" (Vater) und bei den Geschwistern war das auch anders. Kein Witz. Zumindest hat mir das meine Japanischlehrerin so erklärt. Ich war auch überrascht, weil ich es auch nur wie bei dir kannte ^^" Schau es dir am besten nochmal an :)

Tenten hast du bis jetzt gut getroffen. Sie ist auf jeden Fall jemand, der sich nicht unterbuttern lässt und ein gewisses Selbstbewusstsein an den Tag legt. Wobei ich zugebe, dass sie in gewisser Hinsicht nicht leicht zu schreiben ist - oder sehr einfach, weil es zu ihr kaum Infos gibt und deswegen sehr viel Interpretationsspielraum da ist.

Was ich sehr mochte, war dass Neji anfängt über sein Schicksal nachzugrübeln. War eine schöne Paralelle zum Manga :)

Alles Liebe,
moony
Von:  moonlight_005
2020-04-12T20:04:31+00:00 12.04.2020 22:04
Hallo Sas-_-,

ich muss gestehen, ich bin beim Stöbern nach sehr langer Zeit auf deine Fanfiction gestoßen. Es hat den Ausschlag gegeben, dass L-San dich sehr häufig erwähnt und dass eins der Pairings NejiTen ist. Mit KibaHina kann ich aber auch leben :)
Sprich: Ich war neugierig und jetzt lese ich das Ding in eins durch. Ich werde versuchen, dir nach jedem Kapitel einen halbwegs vernünftigen, konstruktiven Kommentar zu hinterlassen. Wenn du antworten möchtest, mach das gern per ENS- sonst werde ich es vermutlich nicht sehen. Nun aber mal zum Inhalt:

Ich habe tatsächlich selber mal ein Sommer-Kurzgeschichte zu NejiTen geschrieben, aber deine Art - vor allem, dass du aus Nejis Perspektive schreibst - ist sehr erfrischend. Ich finde besonders gut ist es dir gelungen, Neji menschlich und nicht unnahbar erscheinen zu lassen. Von vielen Schreibern wird er meist sehr distanziert und gefühlskalt geschrieben, obwohl er das eigentlich gar nicht ist. Er ist nicht jemand, der im Vordergrund stehen möchte, aber hier ist er auf seine eigene Art etwas zynisch und ergibt sich in sein Schicksal. Diese Art von Humor ist genau meins. Ich bin gespannt, was da noch so kommt. :) Niedlich fand ich auch, wie Hinata Neji erzählt wie sie Kiba kennen gelernt hat und wie es bei im "Klick" macht, dass er da jetzt mit drin hängt XDD So weit mein erster Eindruck. Ich bin gespannt, was noch so kommt.

Viele Grüße,
moony
Von:  sama-chan
2019-10-12T11:41:06+00:00 12.10.2019 13:41
Juchu! Ich sehe Licht am Ende des Tunnels! Da ist Hiashi ja doch nicht so verbohrt wie gedacht!
Und dass Hinata das Erbe nicht antreten wird hat sich seine guten Seiten... Ich glaube sogar mehr als schlechte. 😅
Oh wie toll! Ich hoffe es geht positiv weiter! 😁
Antwort von:  Sas-_-
12.10.2019 17:27
Heey :3

Also vorneweg, die FF ist abgeschlossen ^^" Ist ja für einen WB und die 10.000 Wörter-Grenze hab ich eh schon geknackt >.>
Allerdings werden die letzten drei Kapitel nochmal überarbeitet, weil Nejis Gefühle für Tenten für mich nicht deutlich genug herauskommen :/
Vielen Dank für deinen Kommentar :3
Von:  Charly89
2019-10-10T15:03:54+00:00 10.10.2019 17:03
Hach wie schön ^^

Ich freu mich für Neji, auch wenn er jetzt Hanabi am Hals hat XD
Aber man(n) kann halt nicht alles haben ;)

Alles in allem eine sehr schöne Story. Mal lustig, mal schwermütig. Die Mischung ist gut, nichts kommt zu kurz. Mich haben keine Logik-Löcher angesprungen und alles ist nachvollziehbar.

Hast du gut gemacht *patt patt* :D
Antwort von:  Sas-_-
10.10.2019 17:59
Hi :D

Bín sehr froh, dass dir die Geschichte gefallen hat :3 Ich war sehr bemüht, dass sich alles die Waage hält ^^" Wenn es für dich gepasst hat, freu ich mich sehr :D
Eigentlich gibt es ja laut Canon keine Info, wie Hanabi und Neji miteinander auskommen, aber aus irgendeinem Grund fand ich es einfach lustig, es zu schreiben, dass sie sich eben wie Geschwister nicht immer so toll verstehen XD
Vielen Dank für deine Kommentare, ich hab mich immer sehr gefreut!^^
Von:  Charly89
2019-10-08T14:54:00+00:00 08.10.2019 16:54
Wieder ein sehr schönes Kapitel. Ich freu mich das der Humor wieder etwas die Oderhand hat :)

Ich wäre ja eher für Traubensaft für die Taufe, wegen Koffein in der Cola XD

Freu mich schon aufs Finale und bin sehr gespannt *nervös an den Nägeln kau*
Antwort von:  Sas-_-
08.10.2019 17:49
Hi :D

Die Prozentangabe war nicht so leicht ^^" Weil das Endkap. so lala ist, kann es schon passieren, dass es am Ende vielleicht zwei werden, Hauptsache der Plot passt ^^
Ich freu mich, dass dir dieses Kap gefallen hat! Vielen Dank für deine Review ^3^
Von:  sama-chan
2019-09-27T19:44:41+00:00 27.09.2019 21:44
Oh oh.... Das gibt Ärger...
Ich hoffe Neji hat eine gute Ausrede parat, Hinata gibt sich einsichtig oder ihr Gegenpart lässt Gnade walten.
So einfach werden sie wohl aber nicht davon kommen. Vor allem nicht Neji... Der arme Kerl...
Antwort von:  Sas-_-
27.09.2019 23:15
Hi :]

Neji und Ausrede :D "Ja, wir wollten nur spazieren. Wer wusste denn, dass Kiba da runhängt ... Und dann kam das so ... Wie klein die Welt doch ist!" XD
Da ich morgen arbeiten muss und am Sonntag soziale Aktivitäten im Vordergrund stehen und ich am Montag auch wieder arbeiten muss ... Ich arbeite am nächsten Kapitel, hab aber bald wesentlich weniger Zeit als sonst -_-
Vielen Dank für deinen Kommentar :3
Von:  Charly89
2019-09-27T15:53:10+00:00 27.09.2019 17:53
Ohje. Das hat beim lesen weh getan...
Nein, ich meine weder deinen Schreibstil noch deine Grammatik ;) die sind super

Ich bin froh das dieser Krug in jungen Jahren an mir vorbei gegangen ist, dafür durfte ich umso öfter als pauschal ausrede für meine beste Freundin herhalten (sie hätte bei mir wohnen müssen damit es Sinn gemacht hätte das sie ständig bei mir war XD) daher habe ich diese Erfahrung "nur" aus zweiter Reihe

Neji hat sich ziemlichen ärger gezüchtet und ich rede nicht von dem was sein Onkel dazu sagen wird. Hoffe das es doch noch ein gutes Ende für ihn nimmt.
Antwort von:  Sas-_-
27.09.2019 18:10
Heey :D

Es hat weh getan?^^ Ja, gut ... Es verliert an Humor, wenn es ernst wird, aber ich hoffe, dass es trotzdem zur Geschichte passt. Jaah, es gibt Donnerwetter im Paradies, das ist eben leider so :D
Vielen Dank für deinen Kommentar! :]


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