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The Elder Scrolls V Skyrim: Thirdborn

von

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Die Widder von Reach

Kapitel 1
 

2. Morgenstern 4Ä 201
 

Wenn man Joric später fragte, wie er in den ganzen Schlamassel geraten war, dann konnte er keine einhellende Antwort drauf geben. „Ich bin weggerannt.“ sagte er immer wieder. Was auch stimmte. Ohne Eltern und als Waise aufgewachsen, war der 18 Jährige in der Kolskeggr Mine Arbeiter an der Seite des Leiters Pavo Attius gewesen. Mit ihm und dessen Stellvertreter, dem Ork Gat Gro-Shargakh, hatte er Markarth und ganz Reach beliefert. Doch dann waren die Abgeschworenen gekommen und hatten die Mine und das Personal angegriffen. Joric, dem der Ork die Grundzüge des Kämpfens gelehrt hatte, hatte sich anfangs noch zu verteidigen gewusst. Aber dann waren es zu viele, sodass er ohne zu zögern die Beine in Hand nahm, und floh. Tagelang irrte er durch die Wildnis von Reach. Aß Wacholderbeeren, trank Wasser an seichten Stellen des Flusses Karth, und angelte erfolglos Lachse. Den Hunger überwand er dadurch nicht. Zudem musste er sowohl Abgeschworenen-Patrouillen als auch wilden Tieren ausweichen, von denen es in Reach leider viele gab. Am vierten Tage klappte er kurz vor der Karthmündung zusammen.

Sein Leben war nur dem Auffinden eines Jägers zu verdanken, der ihn ins nicht weit entfernte Drachenbrügge brachte wo man ihn gesund pflegte. Das war im vergangenen Herbst gewesen. Joric hatte sich demütig bei seinen Rettern bedankt, und arbeitete zunächst für Essen und dann für Geld in Drachenbrügge und Umgebung. Seine zuvor hart ersparten Münzen in der Mine hatte er wohl für immer an die Plünderer der Abgeschworenen verloren. Und der Gedanke daran fühlte sich jedes Mal an wie ein Schlag in die Magengrube.

Jetzt saß er schlecht gelaunt im „Zwinkernden Skeever“ in Einsamkeit, und blickte mit trüben Blick in seinen ersten Krug Met.

In seinem Spiegelbild erkannte er die Silhouette eines jungen Mannes mit kurzen haselnussbraunen Haar, und etwas dunklen braunen Augen.

Auf der rechten Gesichtshälfte zog sich aufgrund eines Arbeitsunfalls eine Narbe vom Ohr bis fast an den Mundwinkel. Berufsrisiko.

Joric verzog das Gesicht, wodurch sich die Narbe mitspannte.

Sein altes Leben war nicht mehr. Er hatte jetzt die Wahl als Tagelöhner von einer Arbeit zur nächsten zu hecheln, oder gleich kriminell zu werden. Der Ausgang war am Ende wohl derselbe.
 


 

Plötzlich setzte sich ein Frau an seinen Tisch, die ihn kurzzeitig von seinem Trübsal und seinem Getränk ablenkte. Sie war mit ihrem kastanienbraunen und nach hinten fallenden Haar und den grauen Augen wunderschön, doch was den Jungen irritierte war das sie die rote Rüstung der Wache von Haafingar ohne Helm trug. Der Frau fiel sein Blick sofort auf, und auf ihrer Stirn erschien eine kleine Zornesfalte.
 

„Was ist Bauerntrampel?“ blaffte sie ihn an. „Noch nie eine Frau gesehen?“
 

Joric fühlte sich als habe man ihm Alto-Wein ins Gesicht geschüttet.

Doch weder das Geschlecht noch der Beruf irritierte ihn an seiner Tischnachbarin.

Schließlich hielten die Nords Gleichberechtigung mehr als andere Völker hoch. Nein, was ihn aus der Fassung brachte, war das jemand mit derartiger Schönheit bei der Wache arbeitete. Die Wachen der Jarltümer waren zwar für ihre kompromisslose Effektivität mit einhergehender Korruption bekannt, doch die meißten waren auch ziemliche Einfaltspinsel. Die Frau wirkte wie keines von dem.
 

„Verzeih mir.“ sagte Joric und verzichtete jedoch wegen ihres Tons absichtlich auf das „Ihr“.

„Ich war nur etwas irritiert. Ist das erste Mal das ich eine Wache treffe, die Wert auf ihr Äußeres legt.“
 

Die Frau die offenbar eine Bretonin war, hatte mit vielem gerechnet aber nicht mit einem respektvollen Kompliment. Ihre Wangen wurden leicht rot, und die Zornesfalte verschwand wieder.
 

„Stimmt schon.“ sagte sie und zeigte ein kleines Lächeln, während sie an ihrem Met nippte.

„Ein solches Bewusstsein findet man bei der Wache selten.“
 

Sie warf einen abschätzenden Blick auf Joric.

„Ist aber auch bei Arbeitern eher so.“
 

„Danke.“ sagte der Junge und hob den Krug in ihre Richtung.
 

Er blickte sich im vollen Gastraum um.
 

„Bist du allein hier?“ fragte er. „Ich sehe deine Kameraden nicht.“
 

Offenbar schien ihr die Frage unangenehm zu sein.
 

„Ich habe gerade Pause.“ sagte sie ausweichend, und nahm wieder einen Schluck Met.
 

„Und du?“ fragte sie daraufhin. „Was machst du hier?“
 

Joric warf einen Blick in seinen Krug.

„Wo nach sieht es denn aus?“
 

Ihr Blick war schätzend. „Als ob du dich selber bemitleiden würdest.“
 

„Ja so kann man es nennen.“

Der Junge blickte zurück in ihr schönes Gesicht.

„Vor zwei Monaten habe ich alles verloren. Ich komme aus Reach und die Abgeschworenen haben die Mine überrannt in der ich gearbeitet habe.“
 

Er hob das Glas und nahm einen Schluck, während sein Blick leer wurde.
 

„Das Leben dort war seit ich denken kann schon immer schwierig. Aber jetzt ist es für mich unmöglich geworden.“ Die Augen der Bretonin weiteten sich. Sie sagte jedoch nichts.
 

Er blickte sie an.
 

„Stell dir ein kleines Dorf vor, dass immer wieder von verschiedenen Feinden aus verschiedenen Richtungen angegriffenen, geplündert und niedergebrannt wird. Dann hast du meine Heimat.“
 

Sie schüttelte den Kopf. „Hier ist es doch kaum besser.“ versuchte sie ihn aufzumuntern.
 

„Nein? Wenigstens funktioniert das Leben hier. Noch.“ gab er zurück.
 

„Ach was.“ Ihre tiefen Augen gruben sich in ihn ein.

„Ulfric Sturmmantel hat den Großkönig getötet. Mit seiner Stimme. Hast du davon gehört?“
 

„Wer nicht.“ Jorics Blick wurde leer. „Und es bedeutet Krieg.“
 

„Ja.“ antwortete sie trocken. Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen beiden.

Doch dann erhob sie sich.

„Ich muss dann mal weiter. Falls du übrigens nach Arbeit suchst. Die Wache sucht immer neue Rekruten. Ist gutes Geld was sie zahlen.“
 

„Danke.“

Joric nickte ihr zum Abschied zu, ehe sie aus der Taverne verschwand.

Eine Weile blieb er da so sitzen, und liess seinen Gedanken freien Lauf. Doch dann erregte eine zerrissene Notiz seine Aufmerksamkeit, welche an der Stelle lag, wo die Bretonin soeben gesessen hatte. Joric hob sie hoch und las sie.
 

„Ziegenschenke“

Hatten sie das eben absichtlich hier gelassen, oder war es ihr versehentlich abhanden gekommen? Joric blickte in Richtung der Tür wo die schöne Wache verschwunden war. Sollte er dem auf den Grund gehen? Neugier hatte ihn im Inneren gepackt. Nicht das er zum Draufgängertum neigte, und seine Nase in Angelegenheiten steckte die ihn nichts angingen. Doch Joric war in den vergangenen Wochen innerlich abgestumpft. Sein früheres Leben hatte er verloren. Was blieb ihm noch? Der Nervenkitzel.

Was schließlich dazu führte, dass er sieben Septime zurückliess und dem Skeever für lange Zeit den Rücken kehrte.
 

Joric trat in die eiseskalte Nacht heraus. Einsamkeit war für seine kalten und strengen Nordostwind bekannt, obgleich diese sich bei ihrem Zug über die Jarltümer Ostmarsch, Winterfeste und Pale zunehmend abschwächten.

Auch wenn Joric ein Nord war, liess ihn die Morgenstern-Nacht leicht frösteln.

Eine Felldecke um seine Schultern, diente als notdürftiger Mantel der den oberen Körperbereich wärmte.

Mit schnellen Schritten wanderte er über die Hauptstraße, während er sich verloren umschaute. Um 23.08 Uhr waren nicht mehr viele Leute hier. Und ehrliche sowieso nicht.

Unter den Arkaden eines im kaiserlichen Stil erbauten Steinhauses, erblickte er eine steinerne Feuerstele. Vorsichtig trat er näher.
 

„Komm nur näher, Junge. Ich beisse nicht. Außer vielleicht in ein Stück Brot.“
 

Erst jetzt bemerkte Joric den Bettler mit einem gesunden und einem blinden Auge, den er sonst tagsüber beim Marktplatz hausieren sah. Vorsorglich tastete der Junge nach seinem Messer, falls der Alte es böse mit ihm meinte.
 

„Keine Sorge.“ das gesunde Auge des Alten blitzte.

„Ich habe meine Schlachten alle schon geschlagen.“ Lachte er trocken, während er fortwährend seine Hände wärmte.
 

„Verzeiht.“ sagte Joric und gesellte sich zu ihm. „Reine Vorsichtsmaßnahme.“
 

„Schon gut.“ sagte der Bettler. „Man nennt mich übrigens Noster Adlerauge.“
 

„Angenehm, Joric.“ sagte Joric und legte Teile der Felldecke über seinen Kopf, um die Ohren vor dem Wind zu schützen. Dann schloss er wohlig die Augen, während er seine Finger sicher der Wärme der Feuers aussetzte.
 

„Du hast nicht einen Septim locker?“ fragte Noster nach einer Weile hoffnungsvoll.
 

„Sicher.“ sagte Joric und drückte dem Alten eine goldene Münze in die Hand.
 

„Danke, Junge. Mögen die Göttlichen dein gütiges Herz segnen.“
 

„Hast du eine Geschichte, Noster?“ fragte Joric nach einer Weile des wärmenden Schweigens innerhalb des Knackens der Glut.
 

„Jeder hat eine Geschichte, Joric. Meine ist schnell erzählt….“
 

Der Alte seufzte und sein gesundes Auge schien plötzlich weit abzuschweifen.
 

„Ich diente im Großen Krieg als Späher, als diese verdammten Elfen Anvil angriffen. Bei der Belagerung der Stadt hab ich mein Auge verloren. Meine Kameraden waren herzlose Bastarde, die mich zum Sterben zurückliessen. Es war ein Quäntchen Glück und mein Sturkopf die mich überleben liessen. Schließlich hatte ich Glück einer dieser Khajit-Karawanen über den Weg zu laufen. Als ehemaliger Späher kannte ich viele Schleichwege um sie Patrouillen vorbeizuschleusen, und sie zeigten sich erkenntlich und nahmen mich nach Himmelsrand mit. So landete ich in Einsamkeit. Verkrüppelt und völlig mittellos.“
 

Seine beiden ungleichen Augen verharrten für einen kurzen Moment, ehe sie wieder das Gesicht Jorics fanden.
 

„Und du?“
 

Joric hatte seine Geschichte ebenfalls schnell erzählt. Insbesondere den Teil das er nach der schönen Bretonin in der Wachenrüstung suchte. Nosters gesundes Auge hatte einen seltsamen Blick angenommen. Er zögerte einen Moment, doch dann wies er Joric den Weg.
 

„Geh die Gasse zweimal nach links, und dann einmal nach rechts. Gegenüber des Hauses der Toten. Es führt eine Treppe runter in den Keller. Dort findest du die Ziegenschenke.“
 

Joric starrte ihn verblüfft an.

„Danke, Noster.“
 

Der Alte lächelte nur verschmitzt. „Keine Ursache, Junge. Geh ruhig. Reach erwartet dich…… Und wenn du mal wieder in Einsamkeit bist, stattest du dem alten Noster einen Besuch ab.“
 

„Halt.“ Joric zog seine Decke von der Schulter und gab sie dem alten Mann. „Als Veteran hast du die mehr als ich verdient.“
 

„Du bist wahrlich ein Goldjunge. Und nun ab mit dir.“ zwinkerte Noster Adlerauge ihm zu als sie sich verabschiedeten. „Und beeil dich. Die Nacht ist sau kalt!“

Joric liess sich das nicht zweimal sagen. Schneefall hatte eingesetzt. Es war mittlerweile 23:45 Uhr, und er hastete die Arme bewegend eilend durch die immer weißer werdenden Straßen Einsamkeits. Dem Weg folgend den Noster ihm beschrieben hatte. Die „Ziegenschenke“ lag tatsächlich gegenüber vom Haus der Toten. Und Joric sah auch mit Anhieb die Treppe die vor dem Eingang schon zur Kellertür führte. Er riss die Tür so schnell auf, sodass er dabei die erste Regel bei Spelunken vergaß. Man platzte nicht einfach so herein und riss die Tür auf. Doch da war es schon zu spät.
 

Er war in einem spärlich erleuchteten Raum gelandet, wo nur das flackernde Licht einiger weniger Ölkerzen ein wenig Licht spendete. An einem wackeligen Gestell eines Tisches, saßen vier Männer allesamt in dem Rot der Haafingarer-Wache gekleidet. Hinter ihnen stand ein einzelner Mann bei einem sehr dreckigen Tresen, und schöpfte gerade Bier in mehrere Krüge aus einem beiliegenden Fass.

In dem Moment wo Joric zur Tür reinplatzte, wurde es hier totenstill. Alle starrten ihn an.
 

„Ist das die Geheime Wachenkneipe?“ fragte der Junge mit aufgeregter Stimme.
 

Erst als er drin stand, und alle Augen auf ihn gerichtet waren, wusste er was für ein Narr er war. Es waren Fünf Männer. Er erspähte unter ihnen einen Ork, dessen Mundwinkel sich öffneten und zornig die Hauer fletschten. Weitere drei, allesamt Nords zogen mit dem Ork ihre Schwerter. Doch der verbliebene Nord in der Mitte, wohl der Anführer, blieb seelenruhig sitzen. Er war ein attraktiver Mann. Mit langen blonden und nach hinten fallenden Haaren. Und einem ineinander überlaufenden Kinn- und Schnurrbart. Doch seine Augen waren die Joric nicht aus ihrem Bann liessen. Es war das schönste Meeresblau, dass er jemals in den Pupillen eines Menschen gesehen hatte.
 

„Glaubst du wirklich das die Mitglieder der Wache sich hier zum saufen treffen, Junge.“ fragte er trocken.
 

„Nein.“ antwortete Joric, und bemühte sich geradewegs ihn anzusehen.
 

Doch die feindseligen Blicke der anderen Männer liessen ihn schaudern. Insbesondere der falsche Wirt der ein hässliches und vernarbtes Gesicht ausstreckte und mit Augen die Welt in Brand setzte, die Joric an glühende Kohlen erinnerten.
 

„Dein Problem…“ sagte der Anführer und lenkte die Aufmerksamkeit des Jungen wieder auf sich. „…das du diesen Ort jetzt kennst. Keiner darf erfahren das wir hier sind. Wir könnten dich natürlich sofort umbringen, aber Leichen sind heutzutage schwer zu entsorgen.“
 

Sein Blick wanderte zu dem Narbengesicht das sich als Wirt ausgab.

„Vor allem im Winter.“ sagte der mit einer grauenerregenden Stimme.
 

„Vor allem im Winter.“ wiederholte das blonde Langhaar.
 

Plötzlich öffnete sich die Tür des Hinterzimmers und herein trat die schöne Bretonin die Joric im Gasthaus getroffen hatte.

Sie sah Joric und die gezogenen Schwerter der anderen und verstand sofort:
 

„Was macht ihr da?“ fragte sie mit einer Stimme die nicht nach Zustimmung klang.
 

„Da hat sich jemand verlaufen.“ grunzte der Ork, und strich zärtlich über die Klinge seiner Orkische Streithandaxt. „Wir führen ihn nur Heim!“
 

„Nein!“
 

Die Bretonin stand von einem Augenblick zum anderen vor Joric, und stellte sich vor ihm.
 

„Er ist einer von uns.“
 

Der Anführer blickte sie nachdenklich an.

„Hast du ihn hergelotst, Anais?“
 

Die Kriegerin mit Namen Anais nickte. „Er ist aus Reach. Und da wir immer Leute suchen dachte ich…“
 

„Bist du verrückt? Man sollte nicht Leichtfertig Mitglieder in der Stadt anwerben. Und das war dieses Mal nicht unser Ziel hier, Anais.“ widersprach ihr der Anführer. "Wir wollten uns lediglich unter anderem bei Noster umhören, ob die Gelegenheit für den Angriff bald günstig ist..."
 

Er zögerte einen Moment.
 

„Aber für Vorwürfe ist es wohl zu spät….Also gut.“
 

Er blickte zu Joric.
 

„Anais sah in dir Potenzial für uns. Ich will es auch sehen und dich anhören.“
 

Ohne das er etwas weiteres sagen musste, steckten seine Gefolgsleute die Waffen wieder ein. Der Wirt brachte Joric grunzend ein frisch gezapftes Bier.
 

„Wie heißt du, Junge?“ fragte der Anführer nach einer Weile, nach dem die meißten von ihrem Bier getrunken hatten.
 

Joric trank nicht. Er saß immer noch da wie versteinert, und seine Blicke waren seiner Kontrolle längst abhanden gekommen.
 

„Joric.“ sagte er, nachdem er seine Sprache gefunden hatte.
 

„Und ja es ist richtig das ich aus Reach komme.“
 

Nun gab er sich doch einen Ruck und trank von dem köstlichen Bier. Vielleicht war das ja sein letztes.
 

„Ich bin als Waise in der Kolskeggr Mine aufgewachsen.“ sagte er. Der Blick einiger weniger im Raum wurde schal. Aber Joric liess sich dieses Mal nicht beirren.
 

„Nun da die Abgeschworenen ohnehin auch die Mine überrannt haben, hab ich kein Leben mehr dort. Und Reach ist sowieso am Arsch.“
 

Joric dachte zum ersten Mal richtig an seine Heimat zurück. und zum ersten Mal seit langem überkam ihn ein riesiges Heimweh. Gepaart mit Trauer über die Zustände dort.
 

„Ich weiß wie du dich fühlst, Joric.“ sagte der Blonde und schien in Joric reinzublicken.
 

„Wisst ihr das wirklich, oder sagt ihr das nur so.“ sagte Joric und liess die den Bierkrug zitternd auf den Tisch knallen. Er dachte für die Unhöflichkeit bestraft zu werden. Aber niemand regte sich.
 

„Wir sind alle aus Reach.“ sagte an dessen Stelle Anais.

„Und wir alle sind wie du früher oder später abgehauen.“
 

Ärger kam im Jungen hoch. Hatte sie ihn deswegen hergelockt. Damit er sich ein paar Heimwehkranken Banditen anschloss? Jetzt war er sich nicht mehr so sicher, ob der Tod doch nicht die bessere Option war. Die Anwesenden beobachteten ihn genau. Und schienen teilweise seine Gedanken erraten zu haben.
 

„Willst du nicht wieder zurück, Bursche?“ grollte der unheimliche Wirt.

Was sollte er darauf antworten? Wollte er zurück? Er zuckte die Achseln.
 

„Wie gesagt… Reach ist im Arsch.“ wiederholte er. „Und es sind nicht nur die Abgeschworenen die mich von einer Rückkehr abhalten. Die Aussicht von der Silberblut-Familie in den Minen wieder ausgebeutet zu werden ist auch nicht gerade verlockend.“
 

„Für keinen von uns ist es verlockend.“ Der Ork wies auf die Bretonin und sich selbst.

„Anais und ich sind beide als Nicht-Nords in Reach geboren. Glaubst du jemand schert sich was wir zu sagen haben. Am Ende gehen wir als Söldner für irgendeine Seite drauf. Dafür sind wir gut. Denn in Markarth fliessen bekanntlich Blut und Silber.“
 

Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm.
 

„Agdash hat Recht.“ sagte der Anführer. „Wie du siehst geht es nicht nur dir so.“
 

Er wies auf die übrigen Nords und sich selbst.
 

„Wir übrigen hier waren Mitglieder der Stadtwache von Markarth. Uns wurde vom Jarl aufgetragen zuzuschauen, wie die Thalmor unschuldige Bürger massakrieren. Dabei ist der Schutz des Volkes unsere eigentliche Aufgabe.“
 

Eine Ahnung wuchs in Joric. Eine Ahnung in was für eine Richtung das Ganze hier ging. „Dann seid ihr also Sturmmäntel?“ platzte es aus ihm raus.
 

Es wurde still. Der Junge beobachtete, wie sich Unbehagen bei den Anwesenden

breit machte.
 

Die Bretonin Anais schüttelte rasch den Kopf.
 

„Nein. Die Sturmmäntel würden Agdash und mich als ihresgleichen nie akzeptieren.“
 

„So ist es.“ Der Anführer nickte: „Und wie du weisst sind sie auch nicht gerade gut mit ihren Nordverwandten umgegangen. Keiner hat das Massaker an den Bewohnern Karthwastens vergessen. Hinzu kommt der Markarth Vorfall. Ulfric Sturmmantel hat das Leben hunderter Nords, Reikmannen, Bretonen, Orks und vielen anderen auf dem Gewissen. Letztere würde er im Falle eines Sieges weiter ausgrenzen. Und den Silberblut würde er das Land auf dem Silbertablett servieren.“
 

„Was ist mit dem Kaiserreich?“ Joric war neugierig geworden. Zum ersten Mal war sein Interesse wirklich geweckt.
 

Ein älterer glatzköpfiger Nord der bislang geschwiegen hatte, ergriff das Wort.
 

„Wir kämpfen auch gegen das Kaiserreich, dass sich mit den Thalmor anmaßt uns vorschreiben zu müssen wie wir zu leben haben, und dass nicht fähig war uns vor den Abgeschworenen zu schützen.“
 

Auf Jorics Blick hin sagte der Glatzkopf: „Ja Ulfric denkt dasselbe. Aber nur weil er mit einer Sache richtig liegt, heißt das nicht das er mit allem richtig liegt.“
 

Joric verschränkte die Arme. Langsam begriff er. „Ihr kämpft also für die Unabhängigkeit von Reach wie die Abgeschworenen?“
 

„Nicht für die Unabhängigkeit von Himmelsrand.“ erwiderte der Anführer.

„ Aber für seine Autonomie wie es in alter Zeit bei allen Jarltümern üblich war. Die Abgeschworenen machen denselben Fehler wie die Sturmmäntel, indem sie das Wohnrecht der Anderen beschränken oder ganz ausschließen wollen. Nein, Joric. Niemand der klar bei Verstand ist, wird Reach ernsthaft zu einem unabhängigen Staat machen wollen. Aber autonom muss es werden. In einem freien und unabhängigen Himmelsrand.“
 

Er stand auf und stützte seine Hände auf dem Tisch ab.
 

„Dafür kämpfen wir. Wir sind die Widder von Reach. Und wir nehmen unser Schicksal jenseits der Kaiserlichen und Sturmmäntel selbst in die Hand.

Und wir werden nicht aufgeben bis das Volk von Reach auch selbst Reach regiert."
 

Er wies auf seine Kumpanen.

„Anais kennst du ja schon Joric.“ Er wies auf den Ork. „Das ist Agdash Gro Nazduq.“ Sein Blick wanderte zu den übrigen Nord. Den Älteren mit der Glatze stellte er als Usnar vor. Einen weiteren mit rötlichen Bart nannte er Tjerolv. Und der furchteinflößende Wirt hiess Halmar. Joric wich seinem Blick vorsorglich aus.
 

Der Anführer streckte die Hand aus.
 

„Ich bin Hal Windspalter. Anführer der Widder.

Willst du dich unserer Sache zur Befreiung von Reach anschließen, Joric?“
 

Ein warmes Gefühl von Gänsehaut hatte den Jungen ergriffen. Wollte er seine Heimat wiedersehen? Wollte er die Chance bekommen die Dinge dort endlich zu ändern? Wollte er seinen eigenen Weg gehen ohne sich den Kaiserlichen noch den Sturmmänteln anschließen zu müssen?

Joric stand auf, und ergriff Windspalters Hand.
 

„Ja. Ich bin dabei Hal.“

Das Erbe der Wolfskönigin

Kapitel 2
 

3. Morgenstern 4Ä 201 00:00 Uhr
 

Hal hielt Jorics Hand noch einige Zeit fest, liess sie dann aber sofort los.

„Wir freuen uns das du dabei bist, Joric. Die Widder werden jede Kraft in den kommenden Monaten gebrauchen.“
 

Joric bekam auch von den anderen Widdern Glückwünsche. Mit dem Ork, der schönen Anais und dem kahlen Usnar

gab er sich die Faust. Mit dem Rest liess er die Bierkrüge aneinander prallen.
 

„Was habt ihr in Einsamkeit eigentlich gemacht?“ fragte er Hal nach dem sich die ausgelassene Stimmung etwas gelegt hatte.
 

Der Anführer der Widder hatte wieder auf seinem alten Stuhl Platz genommen, während er nachdenklich die auf dem Tisch ausgestreckte Karte des Grenzgebietes zwischen Haafingar und Reach betrachtete. Er brauchte eine Weile ehe er Joric antwortete.
 

„Wir haben uns mit Spionen und Kundschaftern getroffen.

Unter anderem um Neuigkeiten aus dem Bürgerkrieg einzuholen“
 

Der Junge schien plötzlich Zweifel zu haben. Hatten die Widder denn überhaupt eine Armee?

Hal erriet diese Zweifel sofort.
 

„Außerdem wollten wir unter anderem wissen, wie das Kaiserreich auf unsere Präsenz reagiert.“
 

„Präsenz?“ Jorics Blick wanderte zu allen Seiten.
 

„Ja. Präsenz. Dachtest du wir sind eine Khajit-Karawane.“ Der Nord namens Tjerolv strich sich über roten Bart.

„Wir haben eine Armee aufgestellt die bald in der Lage sein wird in Reach einzumarschieren.“
 

„Und das Kaiserreich tut nichts?“
 

„Sie wissen Bescheid.“ erwiderte Anais ernst, und strich eine Strähne ihres braunen Haars zurück.

„Aber sie bevorzugen es uns für den Moment zu beobachten. Abzuwägen. Und zu kalkulieren.“
 

„Keine Sorge.“ Der Narbengesichtige Wirt namens Halmar kam an den Tisch. Joric fühlte sich offenbar unwohl in dessen Präsenz. Aber das war für Hal nichts neues. Jeder mied Halmar wo er nur konnte.
 

„Solange wir keine hastigen Schritte in Richtung Einsamkeit unternehmen, lassen sie uns in Ruhe.“
 

„Und ich hoffe es bleibt dabei.“ Hal strich die zerknitterte Karte gerade.

„Auf eine Schlacht mit den Kaiserlichen sollten wir es jetzt nicht ankommen lassen.“

Er erhob sich mit allen anderen.

„Lasst uns aufbrechen.“
 

Trotz Jorics fragenden Blicks winkte er ihn, Agdash, und Tjerolv in die dunkelste Ecke der Stube zu sich.

An dieser Stelle befand sich ein großer alter Wandschrank

Langsam begannen sie das schwere Möbelstück beiseite zu schieben. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Blick auf eine darunter liegende Falltür freigegeben wurde.
 

"Ich hab mich schon gefragt wie wir aus der Stadt rauskommen sollen ohne aufzufallen. "

bemerkte Anais und blickte auf ihre rote Wachenrüstung herunter.

Ihre Sorge war nicht unbegründet. Gemeinhin war das Tragen einer fremden Rüstung ein Verbrechen,

und wurde in allen Jarltümern fast ausnahmslos mit dem Tode bestraft.
 

„Genau deswegen ziehen wir uns jetzt auch besser um.“

Hal empfahl der Bretonin mit einem Nicken zu sich fürs Umziehen ins Nebenzimmer zurückzuziehen.

Nachdem sie fort war, begannen die Männer die Wachenrüstung Schritt für Schritt aus- und eine neue wieder anzuziehen.

Joric stand währenddessen an der Wand, und blickte dabei zu. Aber auch Halmar schien in seiner Verkleidung verharren zu wollen.
 

„Sag mal, Joric.“ Der rotbärtige Tjerolv warf ihm einen Blick zu als er sich die Stiefel der Stadtwache gerade ausgezogenen hatte. „Hast du keine Rüstung oder Waffen?“ Wortlos holte der Junge sein übrig gebliebenes Arbeitsmesser hervor.

„Alles was ein Minenarbeiter als Waffe braucht.“
 

„Verständlich.“ brummte der Nord. „Wir werden dir was geben, sobald wir im Lager sind.“
 

Der Junge bekam nun einen Blick auf das was er bald tragen würde. Die Rüstung der Widder bestand vor allem aus einem langen Kettenhemd, worüber der Träger einen ebenso langen grünen Wappenrock samt grünen Umhang trug.

Passend zu ihrem Namen gab es dazu einen Eisenhelm zu tragen, an dessen Seiten zwei Widderhörner herausliefen.

Joric trat zu Hal und betrachtete den seinen.
 

„Schöne Arbeit.“ lobte der Junge.
 

„Ach was.“ Hal schnürte sich den Wappenrock an den Seiten über dem Kettenhemd zu.

„Das ist einfache Schmiedekunst. Aber er tut seinen Zweck.“
 

„Wer weiss…“ Joric zuckte mit den Achseln.

„Vielleicht wird eines Tages ein Held wie der Held von Kvatch einen solchen Helm tragen um die Welt zu retten.“
 

Hal schüttelte lächelnd den Kopf. Doch dann drückte er Joric den Helm in die Hand.

„Nicht der Helm macht die Tat, Joric. Sondern der Träger. Nimm ihn als erstes Rüstungsgeschenk der Widder entgegen.“
 

„Ich werde ihn mit Stolz tragen.“ versprach der Junge der sich geehrt fühlte.

Die männlichen Mitglieder der Widder standen nun allesamt in ihren Rüstungen in Grün vor ihm,

auch Anais gesellte sich fertig angezogen wieder dazu. Der grüne Umhang liess ihr Gesicht ungleich schöner wirken.

Und der Widderhelm gab Anlass sie nicht zu unterschätzen.
 

„Nun denn.“ Tjerolv öffnete mit Agdash die Falltür. Ein gähnender Schlund antwortete ihnen allen.
 

Hal trat nun auf den falschen Wirt zu. Ein riesiger Stahlzweihänder der Himmelsschmiede hing an seinem Rücken.

Bereit jeden Feind zu Brei zu schlagen.
 

„Mach´s gut Halmar.“ sagte er und legte seine Hand auf die Schulter des Kumpanen.

„Räum hier hinter uns auf, und mach dich danach auf den Weg. Falls dir oder deinen Männern noch was neues zu Ohren kommt, berichte mir umgehend.“
 

Das vernarbte Gesicht Halmars betrachtete seinen Anführer eingehend.

„Die Thalmor sind ein Unsicherheitsfaktor den wir weiterhin im Auge haben müssen.“
 

„Ich weiss.“ sagte Hal nicht ohne Grimm in der Stimme.

Sein Blick wanderte mit dem der anderen zur Falltür.

Bevor er sich als erster hinab seilte, schaute er noch mal Halmar an.

„Bis bald!““

Einer nach dem anderen seilte sich immer weiter durch das feuchte Erdloch herab,

während ein Mitglied oben das Seil sicherte. Es dauerte eine Ewigkeit bis sie endlich alle den Grund erreichten.

Die dunkelste Dunkelheit umgab sie.

Dennoch glaubte man Wasser irgendwo tropfen zu hören. Und wenn es hier Ungeheuer gab,

dann hätten sie längst angegriffen.

"Tjerolv gib mir mal den Flintstein" raunte Hal in der Finsternis.
 

Es dauerte eine Weile bis es ihnen gelang mehrere Fackeln anzuzünden.

Hier standen sie in einem Tunnel aus Stein und Erde. Joric blickte sich interessiert um.

Durch die Arbeit in der Mine konnte er die Tunnelbauweise einschätzen.

Er ging an einen großen Fels an der Wand, und strich sachte mit seinen Händen drüber.

„Nicht schlecht.“ murmelte er. „Dieser Tunnel ist alt, aber gut gebaut. Wer immer daran gearbeitet hat,

verstand etwas von seinem Handwerk.“
 

„Daran zweifle ich nicht.“ flüsterte Usnar. „Siehst du diese gravierten Säulen da, Joric? Nein keine Sorge.

Das ist kein Nordgrab sondern ein Geheimgang. "
 

"Ein Geheimgang?" fragte der Junge ungläubig.
 

"Besser gesagt der Geheimgang.“

Die Augen des alten Usnars leuchteten.

„In der Dritten Ära im Jahre 137 fand in Einsamkeit die letzte Schlacht im Krieg des Roten Diamanten statt.

Potema, die Wolfskönigin, versuchte mit einer Armee von Untoten das Blatt gegen ihre Brüder

Magnus und Cephorus Septim zu wenden um ihren Sohn als Kaiser von Tamriel auf den Thron zu setzen.

Dieser Geheimgang wurde in ihrem Auftrag angelegt, um die Stadt mit Nahrungsmitteln und Waffen zu versorgen.

Zugleich diente er im Notfall als Fluchtweg. Glücklicherweise führt er weit aus der Stadt raus,

und erspart uns so in die Arme Kaiserlicher Soldaten zu laufen.“
 

„Ist nicht die Wache von Haafingar für die Patrouillen zuständig?“ fragte der Junge.
 

„Eigentlich schon.“ Usnar leuchtete den ewigen Gang aus Fels und Erde vor ihnen aus.

„Aber seit General Tullius Quartier auf Schloss Elend bezogen hat, scheinen alle administrativen Entscheidungen hauptsächlich durch ihn und seine Legionen zu ergehen.“
 

„Kaum zu glauben das Elisif das mit sich machen lässt.“ Joric schüttelte nur ungläubig den Kopf.
 

So redeten sie dahin. Der Gang kam ihnen allen ewig vor. Bis auf Joric, der die Tunnelbauweise weiter studierte,

blickten die anderen ernst und grimmig drein.

Keiner schien sich hier besonders wohl zu fühlen, sodass sie die vielen Stunden des bloßen Gehens

durch enge Gänge nicht mehr sprachen. Der Ork grunzte alle fünf Minuten und blickte mit fast zärtlichen Blick auf seine Streithandaxt, die im Schein der Fackel grünlich schimmerte.

Anais von der Joric mittlerweile erfahren hatte, dass sie der Magie kundig war,

liess aus frustrierter Langeweile einige Funken aus ihren Händen schiessen.

Auch Tjerolv, Usnar und Hal waren innerlich mit sich selbst beschäftigt. Usnar hatte seine Pfeife rausholen wollen,

liess es aber dann wegen den Blicken der Anderen bleiben.

Die Schatten schienen immer länger an den Wänden zu werden. Und je länger sie schwiegen, desto trübseliger wurde die Stimmung.
 

„Habt ihr diesen Geheimgang schon mal benutzt?“ fragte Joric irgendwann aus dem Nichts um das Schweigen zu brechen.
 

Hal schüttelte den Kopf. „Wir kamen als die verkleideten Wachen in die Stadt als die du kennengelernt hast.

In der Ziegenschenke haben wir dann Quartier bezogen.

Immer in der Lage zu fliehen, falls wir aufliegen. Den Rest kennst du.“
 

„Ist Ulfric auch über diesen Weg geflohen?“
 

„Nein. Soweit ich gehört habe, hat ihn ein armer Teufel namens Roggvir über das Tor zur Flucht verholfen.

Er soll gerade im Kerker von Schloss Elend einsitzen. Sie werden ihn für den Verrat sicher bald hinrichten.“
 

Daraufhin richtete Hal seine Aufmerksamkeit wieder auf den Tunnel.

"Da dies hier ein Geheimgang ist, werden hier wahrscheinlich keine Fallen sein. Passt dennoch auf wo ihr hintretet, verstanden?“
 

Der Geheimgang stellte abgesehen von ein paar alten Nordstatuen die einen Adlerkopf darstellen sollten nicht viel dar.

Am Boden lagen ab und zu ein paar zerbrochene Urnen, doch ein Blick von Hal genügte und seine Leute liessen auch diese unberührt. Es schienen schon Stunden zu vergehen, als ihre Füße plötzlich nassen Boden betraten.

Agdash leuchtete mit der Fackel über den Grund, sodass eine regenbogenfarbene Spiegelung auf der Oberfläche sichtbar wurde. Sofort hielt Anais Agdash fest, entwand ihm die Fackel und machte sie mit einem Stück Stoff aus.
 

"Sachte. Das ist Flammenöl.“ sagte sie und nahm ihm die Fackel ab. „Ein Funke darauf genügt uns in der Dunkelheit zu braten. Macht die Fackeln aus!“ Alle folgten diesem Rat begaben sich langsam weiter.

Damit sie etwas sehen konnten, formte die Bretonin plötzlich ein magisches Energiebündel in ihren Händen.

Magierlicht.

Die leuchtenden blauen Kugeln die sie in ihren Handflächen projezierte, warf sie dann gekonnt an die Höhlendecke.

Blaues Licht liess den Dunklen Tunnel wieder erleuchtet dastehen.

Im Schein dieses Lichts zeichnete sich eine kreisrunde Öffnung vor ihnen ab. Kurz vor der Öffnung inmitten all des Öls,

hingen plötzlich überall Kettenähnliche Gegenstände von der Decke. Erst bei genauerem hinsehen,

sah man das es Knochen waren.
 

"Was glaubt ihr was das ist?" fragte Joric beunruhigt.
 

"Totenketten." sagte Usnar leise. "Sie wurden von den alten Nord in ihren Grabmälern als Alarmanlage genutzt, um das Grab vor Eindringlingen und Banditen zu schützen. Die Geräusche wecken dann augenblicklich die Draugr.“
 

„Könnten hier nicht doch Draugr sein?“ fragte Hal und leuchtete nicht mehr ganz so sicher in Richtung der Ketten.
 

„Keine Sorge.“ Usnar trat eine heran, ohne sie zu berühren. „Potema hätte kaum unberechenbare Hindernisse in einen Fluchtweg eingebaut. Diese Ketten sind mit einem Draht verbunden, der bis zu einer brennenden Öllampe führt. Wenn auch nur eine kleine Bewegung diese Lampe erreicht, dann wird sie fallen und hier unten auf das Öl treffen.

Rührt sie in Talos Namen also nicht an!“
 

„Klingt als ob diese Potema eine richtige Schlampe war.“ grollte Agdash mürrisch, als er etwas schwerfällig sich um die Ketten herum bewegte. „Je mehr ich von ihr höre, umso mehr hätte ich Lust ihr den Kopf abzuschlagen falls sie noch lebte.“
 

„Glaub mir, da bist du nicht der einzige.“ Anais konzentrierte sich auf den Erhalt des Magierlichtes, während die anderen die Ketten umrundeten.

„Sie hat dem Ansehen der Magie damals schweren Schaden durch ihre Experimente in der Nekromantie zugefügt. Andererseits wäre Einsamkeit heute nicht das was es ist, wäre Potema nicht gewesen.“
 

„Wie meinst du das?“ fragte Hal als er die Ketten hinter sich gelassen hatte. Anais schlängelte sich ohne Probleme durch die Hindernisse durch.
 

„Es war Potemas Heirat mit dem König von Einsamkeit was den Auftakt für den Aufstieg der Stadt bis heute bildete.“

erzählte sie, nachdem sie sicher auf der anderen Seite angekommen war.

„Einsamkeit war ihre Hauptstadt und schließlich die Hauptstadt aller nachfolgenden Großkönige seit der Dritten Ära.

Was glaubt ihr warum die Bindung der Stadt mit Cyrodiil so stark ist? Oder warum das Wappen Haafingars ausgerechnet ein Wolf ist?“ Anais fing das Magierlicht ein, als sie endlich weitergingen.

„Das ist das Erbe der Wolfskönigin.“
 

Anders als der Rest des Tunnels war der nachfolgende Raum eine größere Höhle, in der sie einen starken Luftzug spürten. Doch diese eigentlich erfreuliche Aussicht, wurde von den tausenden und abertausenden Spinnweben getrübt die die zerklüftete Halle bedeckten. Vier von ihnen waren hinter einem großen Felsen verborgen.

Die anderen zwei pressten sich an die Höhlenwände des dahinter liegenden Tunnels. Alles um nur nicht entdeckt zu werden.
 

„Frostbissspinnen.“ fluchte Hal. „Das wir hier nicht ohne Kampf rauskommen, war zu erwarten.“
 

Sie sahen wie kleinere bis mittelgroße Exemplare auf dem Boden wanderten und Netze sponnen.
 

„Seht ihr das?“

Anais deutete mit ihrer Hand auf die Decke, wo man eine von vielen Netzen verborgene kuppelartige Wölbung ausmachen konnte.

„Da brütet die Mutter. Eine Riesen-Frostbissspinne“
 

„Zu schade das wir sie nicht in die ölgetränkten Gänge locken können.“ Tjerolv kratzte sich am Bart. „Die Mutter ist viel zu groß.“
 

Hal schüttelte nur den Kopf und blickte die Anderen an. „Hat jemand eine bessere Idee?“
 

„Wir könnten versuchen die Kleinen abzuschießen, ehe wir uns um die Mutter kümmern.“

Agdash holte seinen auf dem Rücken ruhenden orkischen Bogen hervor.

„Gut das ich meinen Bogen mit Feuer habe verzaubern lassen.“
 

Hal warf einen Blick zu Joric, während Usnar eine Dwemer-Armbrust hervorholte.

„Wie viele der kleineren Spinnen siehst du, Junge?“ fragte er flüsternd.
 

Joric presste die Augen auf den Höhlensaal vor ihnen. „Ich glaube Fünf.“
 

Die anderen bestätigten es. Es waren fünf.
 

Anais begann mit ihrem Mana Feuerbälle in ihren Handflächen zu konzentrieren.

„Usnar und Agdash:“ kommandierte sie flüsternd.

„Ihr müsst zwei der kleinen Spinnen mit Pfeil und Bolzen sofort ausschalten.

Wir dürfen die Aufmerksamkeit der Mutter solange die Kleinen leben nicht erregen.

Wenn die ersten zwei tot sind, werden die anderen drei in unsere Richtung kommen.

Dann müssen wir mit Magie und Schwert sie so schnell wie möglich töten, ehe die Mutter kommt. Bereit?“
 

Die beiden Widder hatten ihre Schusswaffen bereits gespannt und auf zwei Spinnen gerichtet.
 

Ein leises Sirren erklang in der Dunkelheit, als Usnar seine Armbrust mit einem Klicken entspannte und Agdash den Pfeil losliess. Ehe man es sich versah, lagen zwei der Spinnen tot am Boden. Unruhe kam im Nest auf.

Die anderen kleinen Spinnen zischten böse und suchten nach der Quelle die für den Tod ihrer Schwestern verantwortlich war. Agdash hatte augenblicklich seinen orkischen Bogen der Verbrennung erneut gespannt,

während Hal, Usnar und Tjerolv ihre Schwerter zogen.

Joric der mit seinem Messer keine große Hilfe sein konnte, hielt sich an der Höhlenwand hinter dem Felsen zurück.

Der nächste Pfeil des Ork schoss auf die nächste Spinne zu und durchbohrte das Scheusal mitten im Kopf. Nun hatten die anderen beiden Spinnen sie endlich ausgemacht.
 

„Was ist mit den Feuerzauber, Anais?“ rief Hal der Bretonin aufgebracht zu.
 

„Still.“ sagte sie und konzentrierte sich auf das große Wirren aus Netzen und Fäden an der Höhlendecke. Jeder der Fäden begann gewaltig zu zittern.

„Die Mutter naht.“ sagte sie.
 

Und dann konzentrierte die Bretonin ihre Magie auf die Decke.

Ein riesiger Strahl aus Feuer brandete auf dem gewaltigen Netz auf, und setzte augenblicklich alles in Flammen.

Sofort seilte sich die Riesenspinne so groß wie eine Pferdekutsche mit einem schmerzhaften Zischen in all dem Feuer herunter. Anais fuhr fort sie mit Flammenbällen zu attackieren, während sich ihre Gegnerin zu Boden begab. Dann versagte ihr Vorrat an Mana.

„Sie ist geschwächt.“ rief sie den Gefährten zu.

„Aber unterschätzt sie nicht. Haltet euch von ihrem Maul fern!“
 

„Was du nicht sagst.“ Hal hatte gerade die letzte der kleinen Spinnen mit seinem Zweihänder der Himmelsschmiede getötet, während Agdash der anderen mit seiner Axt den Garaus gemacht hatte. Nun standen sie der leicht brennenden Mutter gegenüber, die versuchte die wenigen Flammen in Nähe ihres Kopfes mit einem ihrer Beine totzuschlagen.
 

„Sie ist abgelenkt.“ brüllte Agdash. „LOS!“
 

Tjerolv, Usnar und der Ork hatten sie von allen Seiten umringt, und begannen auf Beine und Torso einzuhacken.

Usnar war dem Biest am nächsten. Die gefährlichen Klauen klapperten gefährlich und kamen ihm immer näher,

während er auf das Biest einschlug. Hal wollte ihr zuvorkommen,

doch die Spinne war schneller. Ehe er es sich versah, hatte sie ihr Maul erhoben um Gift auf Usnar zu sprühen.

Der alte Nord machte einen Ausfallschritt nach hinte, sodass er über einen Stein stolperte, das Gleichgewicht verlor und schließlich fiel. Immerhin dem Gift ausweichend.

Hal nutzte diesen Moment ohne zu zögern. Er trat schnell auf das Biest zu, und bevor es seine hässliche Schnauze ihm zuwenden konnte, stach er tief mit dem Schwert oberhalb der Augen zwischen inmitten des Spinnentorsos ein.

Das Zischen der Spinne wurde schrecklicher. Er musste Organe von ihr erwischt haben. Die Spinne schüttelte sich so stark, dass sie Schwert und Träger und alle um sich herum von sich wegschlug. Hal machte das er wegkam.

Das Zischen wurde nun unerträglich, während sich die Getroffene unter Schmerzen von den Widdern in Richtung der Halle langsam zurückwich.
 

„Lasst sie.“ Anais Hand hielt die Gefährten davon ab weiter auf das Ungeheuer einzuschlagen, das schon sehr malträtiert war.

„Bist du wahnsinnig?“ brüllte Agdash. „Ich töte sie.“
 

Der Ork nutzte die schmerzhaften Qualen des Ungeheuers aus, während er es eilig umrundete und mit seiner Axt eines ihrer Hinterbeine durchtrennte. Die anderen Widder taten es ihm nach, während sie erneut das Scheusal umrundeten und es verletzten. Doch dann geschahen mehrere Dinge hintereinander. Anais trat vor, und wirkte einen Zauber durch eine gräulich-gelbe Lichtkugel die plötzlich verzerrte Schwaden gleichen Aussehens von der Spinne entzog. Und plötzlich sackte die Riesen-Spinne leblos zusammen.
 

„Was soll das?“ Agdash blickte die Bretonin entrüstet an. „Ich war gerade dabei ihr den Gnadenstoß zu versetzen.“
 

„Auch sie ist ein Lebewesen das nicht verdient unmäßig zu leiden.“ sagte Anais ohne eine Miene zu verziehen. „Würdest du wollen das man das gleiche mit dir macht, Ork.“
 

„Lasst uns nicht streiten.“ sagte Hal und ging dazwischen. „Wir leben und das ist das wichtigste.“ Dann kniete er sich bei Usnar hin, dessen Kopf von dem Sturz angeschlagen war.
 

„Na, alter Junge.“ sprach er ihn an. „Geht´s?“
 

„Weiss nicht.“ antwortete der Kahle. „Ich hab höllische Kopfschmerzen.“
 

„Wenn du nicht gehen kannst, werden wir dich stützen müssen. Joric, komm mal her.“

Peinlich berührt kam der Junge aus dem Schatten geschlichen. „Ich wünschte ich wäre eine größere Hilfe gewesen.“ sagte er.
 

„Das kannst du jetzt sein.“ Erwiderte Hal kurz angebunden. „Hilf mir mal.“
 

Gemeinsam stützten sie Usnar langsam im Schlepptau der anderen Widder aus der Halle,

und überliessen die herumliegenden toten Spinnen ihrem Schicksal.

Das Ende der Höhle war nicht mehr weit. Immer mehr Luftzüge stachen in den dunklen und tiefen Fels, sodass Anais in ihrer Widderrüstung erschauderte. „Kalt…“ bibberte sie.

Sie kamen schließlich an das untere Ende eines Schachtes bei dem eine Strickleiter in die Höhe führte.

Der Anführer der Widder schaute nach oben.

„Hier muss es sein. Usnar, meinst du kommst noch diese Leiter hoch?“
 

Der alte Nord nickte. „Es geht schon wieder. Für dieses Stück komme ich zurecht.“
 

Vorsichtig und langsam kletterten sie die Strickleiter hoch, und kamen froh und erleichtert im tiefen Winter der Wildnis von Haafingar an. Erleichtert weil sie Potemas Tunnel endlich hinter sich gelassen hatten, und froh weil das noch ferne

Lager der Widder sie erwartete.

Das Lager der Widder

Kapitel 3
 

3. Morgenstern 4Ä 201 6:00-18:00 Uhr
 

Er hatte Recht gehabt. Nach wenigen Metern blendete sie bereits das Tageslicht. Mit blinzelnden Augen kletterten sie aus der Dunkelheit heraus ins Freie. Leichte Windstöße mit Schnee schlugen Hal ins Gesicht, als er auf festen Boden stand.

Sie befanden sich in den Überresten einer alten Holzhütte, von der nur noch die Grundmauern und einige verbrannte resistente Holzwände übrig waren. Neben einem noch halbwegs stehenden Kamin gab es noch einen verschneiten Tisch und einige Überreste von Stühlen.
 

„Sieht aus als ob hier mal jemand gewohnt hat.“ stellte Tjerolv nüchtern fest.
 

„Banditen möglicherweise.“ grunzte Agdash und hob seine Axt. „Wer sonst würde hier am Arsch der Welt dieses Fickhäusschen hochziehen?“

Die Männer lachten. Anais rollte nur genervt mit den Augen, als sie aus dem Türbogen hinausschritt. „Kommt mal alle her.“ sagte die Bretonin gebieterisch.
 

Hal fand sie im Schnee einer verschneiten Lichtung inmitten von Nordtannen in der Mitte niederknien. Vor ihr ruhte die Leiche eines behelmten Kriegers in Pelzrüstung. Zwei weitere Kadaver lagen einige Meter weiter. Allesamt Nords. Die Widder umringten sie schweigend. Hal bückte sich zu einem hin, aus dessen Brust ein großer schwarzer Pfeil ragte.

„Elfenpfeile.“ murmelte er und blickte sich auf der Waldlichtung um.
 

„Sie sind vorgestern gestorben.“ erwiderte Anais und blickte ihn mit ihren grauen Augen an. „Gegen die Pfeile hatten sie keine Chance.“
 

„Thalmor…“ knurrte Hal wütend. und blickte sich argwöhnisch um.

Er vermutete das sie westlich von Einsamkeit herausgekommen waren. Eigentlich sollten sie in den großen Wäldern Haafingars vor feindlichen Augen sicher sein. Zweifel waren jetzt angebracht.

„Haltet eure Waffen bereit.“ flüsterte er. „Wenn sie noch hier sind, wartet entweder das Lager aus uns oder Sovngarde.“

Ohne viel Lärm zu machen suchten sie einige Schritte auf der Lichtung nach verdächtigen Bewegungen im Unterholz. Der Ork hatte seine Axt in beide Hände genommen, während er leise grunzend mit seinen Augen hin und her blickte. Anais wirkte noch keinen Zauber aber auch sie lauschte besonders aufmerksam. Die Hände Hals, Usnars und Tjerolvs ruhten am Knauf ihrer Schwerter. Und auch Joric warf stets einen Blick auf sein Arbeitsmesser.
 

„Sie sind nicht mehr hier.“ unterbrach plötzlich eine fremde Stimme die Stille des Waldes.

„Ihr verschwendet also eure Zeit.“
 

„Wer hat da gesprochen?“ Der Ork blickte eisig zu allen Seiten. Versuchend den Ursprung der Stimme zu erfassen.
 

Die fremde Besitzerin der rauen Frauenstimme, kam aus dem Waldstück neben einem hohen Felsen unweit der Hütte hervor. Eine Dunmerin. Die Augen blutrot wie leuchtende Rubine. Und einem schwarzen Ebenerzbogen, der lässig um ihre Schulter hing. Sie trug die Rüstung der Widder. Auffällig war jedoch ihre Tätowierung. Grüne große Streifen unter ihren Augenlidern gingen bis zu ihren spitzen Ohren und unterstrichen ihre gefährliche kriegerische Schönheit. Ein schwarzer langer Zopf nach hinten hielt ihre Haare zusammen.
 

„Hallo, Nephvali.“ begrüßte Hal sie sichtlich erleichtert und legte eine Hand auf seine Brust mit einer leichten angedeuteten Verbeugung. „Kannst du dich nicht eher zu erkennen geben?
 

Die Dunmerin hob eine Augenbraue. „Ich musste auch sichergehen, dass ihr das seid. Jeder Dummkopf kann aus einem Loch gekrochen kommen.“ Sie warf einen Blick auf den Ork, der sie knurrend anfunkelte.
 

Hal wollte eine neue Streiterei verhindern, weshalb er Agdash das Wort abschnitt.

„Dann waren das also die Thalmor?“ Er warf einen Blick auf die toten Nords.
 

Nephvali zuckte mit den Schultern, während ihre blutroten Augen sich zusammenzogen. „Sie waren schon weg als ich hier ankam. Diese armen Bastarde lagen schon da. Nur die Hütte brannte noch. Offenbar haben sie sich nicht die Mühe gemacht nach dem Geheimgang zu suchen. Euer Glück!“
 

Anais spuckte nur verächtlich aus. „Also wussten sie vom Geheimgang?“
 

„Sicher.“ Die Dunmerin blickte wenig beeindruckt zu den Überresten der Hütte rüber. Dann beugte sie sich zu dem toten Nord herunter, und zog den Pfeil aus dessen Kehle. „Man nennt den Ort hier Eisenkammnest. Berüchtigt in der lokalen Banditenszene für den Schmuggel von Skooma in und aus der Stadt.“
 

„Unter der Nase von Kaiserreich und Aldmeri-Bund?“ Tjerolv kratzte sich ungläubig über die roten Barthaare.
 

„Bis Ulfric Sturmmantel aus der Stadt floh, hat Geld für ein gewisses Desinteresse bei der Stadtwache gesorgt. Aber der Druck von oben ist zu groß geworden.“ Nephvali blickte ohne Regung auf die Leichen. „Das wurde ihr Verhängnis.“
 

Der Anführer der Widder nickte nur knapp. Dann wandte er sich zu dem neuen Mitglied der Widder zu.

„Joric? Das ist deine künftige Ausbilderin, Nephvali Moryon. Du wirst jeden ihrer Befehle gehorchen! Verstanden?“ Der Junge nickte.
 

„Es ist mir eine Ehre.“ erwiderte er und neigte den Kopf.
 

„Fein.“ entgegnete Nephvali barsch und trat auf ihn zu, während sie den Bogen von ihren Schultern nahm. „Dann wirst du bis zum Lager meinen Bogen tragen. Zwei Waffen sind für einen Marsch auf Dauer zu schwer.“

„Verstanden.…“ knurrte der Junge knapp. Und hing sich vom rüden Ton etwas entrüstet den Bogen um.
 

„Gibt es etwas neues aus dem Lager?“ fragte Tjerolv anschließend.

„Nicht wirklich.“ Die Dunmerin schüttelte den Kopf. „Der Schnee nimmt zu. Wir müssen hoffen, dass es aufhört zu schneien. Und wir brauchen dringend Alkohol. Sonst könnte die Moral der Männer langfristig Schaden nehmen.“
 

„Dann lasst uns keine Zeit verlieren!“ Hal gab das Zeichen zum Aufbruch. Und die Gruppe durch Nephvali um eine Gefährtin reicher, nahm die Reise wieder auf.
 

Es gab zwar im Monat Morgenstern Schneefall, doch war er mit langsam fallenden Flocken noch erträglich. Haafingars Wälder bestanden vor allem aus großen Tannen und Fichten, welche den Wanderer vor feindlichen Blicken gut verbargen. Ab und an sahen sie einen nordischen Rothirsch zwischen den Bäumen hervorlugen. Usnar und Agdash warfen begehrliche Blicke auf ihre Schusswaffen. Doch ein sehr energisch formuliertes „Nein!“ von Anais und Nephvali genügte, um sie von einem Jagdausflug abzuhalten. Währenddessen wurde der Schneefall immer dichter.

Die Dunkelelfe führte sie querfeldein. Fernab von den Straßen, wo die Gefahr den Patrouillen der Kaiserlichen oder Thalmor zu begegnen groß war. Sie schien genau zu wissen wo sie hinwollte. Bald wussten die übrigen Widder auch warum. Auf einer Anhöhe inmitten vereister Föhren blickten sie allesamt in den Abgrund. Eine große Feste aus grauen und abweisenden Stein erhob sich weit unter ihnen. Gleich darunter vernahm man das ferne Rauschen der Wellen des Geistermeeres.
 

„Festung Hraggstad.“ flüsterte Usnar der sich von den Kopfschmerzen nach dem Kampf mit der Spinne allmählich erholt hatte.
 

„Ja.“ erwiderte Nephvali rau. „Sie ist gerade von Banditen besetzt. Ich wollte vermeiden ihnen in die Hände zu laufen.“
 

Der Anführer der Widder stierte mit funkelnden Blick herunter.

„Sie wird ihnen nicht mehr lange gehören. Wir haben in der Stadt erfahren, dass das Kaiserreich an Hraggstad ziemlich interessiert ist.“
 

„Das heißt sie werden bald angreifen?“ fragte Nephvali und runzelte die Stirn.
 

„Wer weiss…“ antwortete Hal. „Noch planen sie. Legat Rikke ist für die Logistik der Legionen zuständig. Hraggstad schien es ihr aber besonders angetan zu haben. Wahrscheinlich als Rückzugsort im Notfall, sollten die Sturmmäntel Einsamkeit einnehmen.“

Seine Lippen waren rau geworden, sodass er mit der Zunge begann über sie zu streichen. Bald würden sie anfangen zu bluten.
 

„Warum erobert ihr sie nicht?“ fragte Joric in die Runde.
 

Nephvali warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Wir kämpfen für die Befreiung von Reach, Rekrut.“ sagte sie eisern. „Wenn du dich in die Angelegenheiten anderer Jarltümer einmischen willst, musst du zu den Sturmmänteln gehen!“
 

Jorics Gesicht wurde rot wie die Haut einer Tomate, als er seinen Blick zornig von der Elfe abwandte.

„Lass den Jungen, Nephvali.“ mahnte Hal sie. „Er hat die Ausbildung zwar noch nicht begonnen. Aber er ist jetzt einer von uns.“
 

Die Dunmerin neigte mechanisch den Kopf.

„Wie du meinst, Anführer!“
 

Sie liessen die Küste hinter sich und stoßen immer tiefer ins Landesinnere von Haafingar vor. Zunehmend wurde der Wald lichter. Und gegen Abend als die Wintersonne dabei war unterzugehen, tat sich vor dem Jungen eine atemberaubende Sicht auf. Es war ein großes Tal mit einer beeindruckenden Ebene das sich vor ihm ausbreitete. Inmitten dieser Ebene standen hunderte von dunkelgrünen Zelten, an deren Eingänge leuchtende Laternen die lange Nacht erwarteten. Joric sah hunderte von Krieger in den Rüstungen der Widder verschiedenen Arbeiten nachgehen. Er konnte nicht ermessen wie viele es waren. Doch es war nicht nur das Lager der Widder, welches ihn beeindruckte. Es war das Tal insgesamt.

Auf der rechten zu Haafingar gehörigen Seite erhob sich ein hoher von Tannenwald umgebener Hügel mit verwitterten Nordsäulen. Sie schienen den Saum des Himmels zu berühren. Die große Nordruine zog sich bis nach unten in die Anfänge der Ebene in eine Art Kluft. Joric erblickte grauen Stein der zu Türmen und Brücken verarbeitet worden war, welche uralten Wächtern gleich über das Tal wachten.

Wiederum auf der anderen Seite der Ebene begannen neue Hügel. Doch diese wirkten anders als der langweilige Haafingarer Wald. Zackiger, schluchtiger und wilder.
 

„Reach…“ flüsterte der Junge sehnsüchtig, und sein Blick flog im Geist weit über die Hügel seiner Heimat hinweg.
 

„Ja.“ knurrte Hal rau und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „So nah und doch so fern.“ Er folgte Jorics Blick als dieser schaudernd zu der alten Nordruine blickte.
 

„Volskygge…“ hauchte Tjerolv der sich zu ihnen gesellte. „Von allen verfluchten Löchern in Himmelsrand mussten wir ausgerechnet hier landen…“
 

„Was ist das für ein Ort?.“ wollte Joric wissen dem die Ruinen ebenfalls nicht behagten.
 

„Einer der großen Tempel den die alten Nord zur Verehrung der Drachen errichteten.“ antwortete Tjerolv bitter. „Sie herrschten mit ihren Drachenpriestern wie Götter über die Menschen als ihre Sklaven. Hunderte gaben ihr Leben um diese Säulen aufzustellen. Und hunderte gaben ihren Tod, anstatt ihren rechtmäßigen Platz in Sovngarde einzunehmen…“
 

„Draugr…“ Der Junge bekam eine Gänsehaut.
 

„Genau.“ Hals Blick war undurchsichtig. „Den Männern behagt der Schatten des Berges nicht. Sie fürchten das was er verbirgt. Aber was wir fürchten, fürchten auch unsere Feinde. Einen sichereren Ort an der Grenze gibt es nicht.“
 

Er ging mit Tjerolv weiter, während der Junge schaudernd auf die hohen Adlerförmigen Säulen schaute, als fürchtete er sie könnten jederzeit zum Leben erwachen und mit ihren Schnäbeln nach ihm hacken.

Doch er nahm sich zusammen, und verbannte die Gedanken an die Toten, während er mit dem alten Usnar den anderen Gefährten folgte.
 

„Es ist gut Angst zu haben, Junge.“ flüsterte der Alte leise und legte die Hand auf Jorics Schulter. „Dann lebst du auch länger.“ Joric nickte und versuchte jeden Gedanken an die Nord-Ruine über ihn zu vergessen.
 

Sie wurden von den Widdern gebührend empfangen. Hal und seine Gefährten mussten mehrere Hände schütteln, während der Junge eher teilnahmslos durch die Menge in die Mitte des Lagers geschoben wurde. Es mussten hunderte Widder sein, die hier versammelt waren. Joric hörte bald auf zu zählen, als sie sich der Lagermitte näherten. Die meißten waren Nords die allesamt die Hornhelme trugen. Aber auch andere Völker erspähte man hier in den grünen Rüstungen. Joric sah neben Nords am meißten Bretonen und Orks das Lager bevölkern.

Ein großes Zelt mit vielen goldgelben Widderhörnen auf grünem Grund, stellte das Herz des Lagers da. Fast schon automatisch folgte der Junge Hal, Tjerolv, Anais, Usnar und Agdash in das Zelt, das dem Anführer der Widder und seinem Kriegsrat vorbehalten war. Mit einem Schlag hielt ihn eine kräftige Hand am Nacken fest. Nephvalis erbarmungsloser Blick durchbohrte ihn regelrecht.
 

„Darf ich fragen wo du hinwillst?“ fragte sie barsch.
 

„Zu Hal.“ erwiderte der Junge kleinlaut.
 

„Das ist nicht dein Platz.“ sagte die Ausbilderin streng und warf mit ihren blutroten Augen einen Blick auf ein größeres Zelt abseits der Mitte. „Da drüben ist der Schlafplatz für Rekruten.“
 

Ohne ihr eine Antwort geben zu wollen, trat der Junge wütend wie ihm geheißen zu einem der zahllosen Zelte, wo er vor dem Zelteingang zwei Männer in seinem Alter an einem lustigen Feuer sitzen sah. Ein blonder bartloser Reikmanne und ein junger rothaariger Nord. Letzterer warf Joric einen aufmunternden Blick zu. „Bist du auch neu?“ fragte er und lenkte die Aufmerksamkeit auf den ehemaligen Minengehilfen.
 

Joric nickte. „Ja. Bin in Einsamkeit auf Hal und die anderen gestoßen.“
 

„Na toll.“ der Reikmanne war der einzige der ihm keine Beachtung schenkte. „Ein neues Opfer für die Front…“
 

„Hör auf zu reden und mach etwas Platz, Cosnach!“ Das Rothaar lud Joric ein sich neben den aufrückenden Cosnach hinzusetzen.

„Ich bin Erik der Töter. Und du?“
 

„Noch kein Töter fürchte ich.“ Joric setzte sich und nahm eine Flasche billigen Nordmet entgegen die Erik ihm reichte.
 

„War Arbeiter in der Kolskeggr Mine bis die Abgeschworenen sie plattgemacht haben. Bin Joric.“
 

„Freut mich.“ Erik schlug gut gelaunt in seine Hand ein. „Der Stinkstiefel neben dir ist Cosnach. Einer der guten Abgeschworenen. Falls es so etwas gibt.“

Während Joric und er grinsten, trank Cosnach nur mürrisch an seinem Met.
 

„Halts Maul Erik. Wenn ich mich recht erinnere, hab ich sogar ich mehr Grund hier zu sein als du. Woher kommst du nochmal? Rorikstatt? Vielleicht solltest du dich lieber den Kleppern von Weißlauf anschließen.“
 

„Sind das nicht die Gefährten?“ warf Joric vom Alkohol redseliger geworden ein.

„Stimmt.“ bestätigte Erik der sich von Cosnach nicht ärgern liess. „Aber die hauen grundlos auf alles ein. Wir Widder haben immerhin ein Ziel! Außerdem hab ich auch Familie in Reach.“
 

„Pfff.“ Cosnach schnaubte verächtlich. „Mir sind die Ziele der Widder scheiss egal. Was mich interessiert ist kein Fanatiker zu werden wie einige meiner Sippschaft. Oder von den Sturmmänteln umgebracht zu werden.“
 

„Wo du es gerade erwähnst…“ Eriks Blick bohrte sich in Cosnachs Gesicht ein. „Bist du nicht der Packesel bei Arnleif und Söhne in Markarth?“
 

„War.“ erwiderte der Reikmanne gereizt. Offenbar hatte Erik ein heikles Thema angesprochen. „Und die korrekte Berufsbezeichnung ist Lastträger. Aber wegen den verdammten Sturmmänteln ist der Handel in der Stadt komplett im Arsch. Kein Handel, keine zu tragende Lasten, keine Arbeit, kein Geld und dementsprechend kein Alkohol! Und bevor ich diesem Loch einer Wohnkaserne verrecke, tu ich das lieber hier im Matsch mit Met in der Kehle.“
 

„Wie du siehst Joric hat jeder hier seinen Grund mitzumachen.“ lachte Erik leutselig. „Wir sind Brüder.“
 

„Bevor ich dein Bruder werde, springe ich lieber freiwillig von der Klippe.“ Cosnach ertrank seinen Unmut weiter in Met. Joric dem die Stimmung zu klamm geworden war, versuchte das Thema zu ändern.
 

„Wie viel Mann sind wir eigentlich.“ fragte er in die Runde.
 

„Angeblich bis an die 500.“ Erik schaute sich verstohlen um. „Hal hat die Widder vor drei Jahren ins Leben gerufen. Zuerst besaßen sie nichts. Also begannen sie ein Banditenloch nach dem anderen leerzuräumen. Dann ging es Kaiserlichen Patrouillen und den Abgeschworenen an den Kragen. Die Gerüchte von den Freiheitskämpfern die für Reachs Autonomie streiten verbreiteten sich. Und mit der allgemeinen Unzufriedenheit kamen immer Leute dazu. Toryggs Ermordung war sicher einer der Hauptgründe warum die Zahlen steigen. Mittlerweile wissen alle das etwas passieren muss.“
 

Joric nickte. Für einen Moment blickte er trübsinnig in die Flammen und dachte über die aktuelle politische Lage seiner Heimat nach. „Durch Igmunds Inkompetenz ist es nur eine Frage der Zeit bis entweder die Silberblut oder Madanach auf dem Thron der Trauer sitzen.“ verkündete er düster. „Ich habe keine Sekunde gezögert als Hal mich einlud beizutreten.“
 

„Ich auch nicht.“ Erik trank einen weiteren Schluck. In diesem Moment stand Cosnach auf, und stapfte ins Zelt davon. „Wohin, Cosnach?“ fragte er den Reikmannen erstaunt.

„Der Met ist alle.“ war die einzige Antwort.

Erik zuckte mit den Achseln. Und sprach mit seinem neuen Freund Joric weiter, der seinen Ärger über Nephvali wieder runtergeschluckt hatte. Währenddessen hielt die Nacht weiter Einzug und hunderte Soldaten der Widder um sie herum machten sich entweder für den Schlaf oder ihre Wachschicht bereit.
 

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Im großen Zelt war indes die Führung der Widder um eine große Karte des Jarltums Reach versammelt. Hal stützte eine seiner Hände auf der großen Karte ab, während er Einzeichnungen mit dem Auge genau verfolgte. Nachdenklich kratzte er sich mit seiner anderen Hand am Bart. Agdash kippelte indes auf einem Stuhl und polierte seine Axt mit einem abgewetzten Stück Leder. Anais las in einem Buch, und liess Nephvali, Tjerolv, Usnar und schließlich Hal mit ihrer Unterhaltung allein.
 

„Mit den von Halmar in Weißlauf erst kürzlich angeworbenen 36 Söldnern haben wir die Grenze von 490 Mann übersprungen. Gut möglich das wir mit dem heute beigetretenen Minenjungen längst drüber liegen.“ sprach Tjerolv und blickte Hal über den Tisch hinweg an.
 

Die Augen des Anführers der Widder huschten über die eingezeichneten Markierungen, bis sie schließlich an dem eingetragenen grünen Fähnchen bei Volskygge hängen blieben. „500. So viele wie Ysgramor zur Befreiung von Himmelsrand aus Atomar mitführte.“
 

„Auf den Zahlen dürfen wir uns keinesfalls ausruhen, Anführer.“ Nephvali stand kerzengerade mit den Armen hinter ihrem Rücken verschränkt.

„Bis die Schneeschmelze eintritt kann ich unseren neuen Rekruten das nötigste beibringen, um nicht in den nächsten fünf Minuten in der Schlacht zu sterben.

Aber es wird nicht reichen.“
 

„Natürlich wird es nicht reichen.“ Hals Blick und der ihre trafen sich. „Aber wir können nicht länger warten. Nicht länger als bis zur Schmelze.“
 

„Reichen die Vorräte überhaupt so lange?“ Anais blickte von ihrem Buch nicht auf, als sie die Frage stellte.
 

„Mit derzeitigen Rationierung schon.“ erwiderte Usnar und blickte sie aufmerksam an. „Problematisch ist der Alkohol. Die meißten unserer Jungs sind Nords. Aber auch die halten sich auf Dauer ungern im Schnee auf. Nur der Alkoholkonsum hält sie bei Laune. Und der Met geht mehr oder weniger zu Neige.“
 

„Wie ich bereits vorhin anmerkte…“ fügte Nephvali nüchtern an.
 

„Was können wir tun?“ Hal blickte zu allen Seiten um nach einer Antwort zu suchen.

„Wir können kaum nach Einsamkeit zurückkehren um das Warenlager der Ost-Kaiserlichen Handelsgesellschaft auszuräumen.“
 

Tjerolv schüttelte den Kopf. „Eben. Wir werden in der Stadt für Gesprächsstoff gesorgt haben. Ein zweiten Besuch können wir getrost vergessen.“
 

„Warum räumen wir nicht die Taverne in Drachenbrügge?“ grunzte der Ork.
 

„Hast du eben zugehört, Agdash?“ fuhr Nephvali ihn an. „Zu viel Aufmerksamkeit!“
 

„Und zu aufwendig.“ Hal blickte verdrossen zur Seite. „Es wäre den Aufwand nicht wert…“
 

„Was ist mit den Khajit-Karawanen?“ Usnar kahler Kopf suchte in der Runde nach Zustimmung. „Sie würden sicher hierherkommen.“
 

„Und noch mehr unnötige Aufmerksamkeit auf uns erzielen.“ entgegnete Hal mürrisch.
 

„Bei Ysmir, Hal!“ Tjerolv haute mit der flachen Hand auf den Tisch. „Alle Alternativen sind schlecht. Aber Usnars Vorschlag ist bisweilen der beste! Die Khajit sind bekannt dafür gegen ein gewisses Entgelt den Mund zu halten.“
 

Der Anführer der Widder schwieg einen Moment. Der Vorwurf seiner rechten Hand traf ihn, doch er schluckte den Ärger herunter.
 

„Bist du dir darüber sicher?“ Seine Augen lagen auf seinem alten Weggefährten.

Usnar nickte. „Halmar meinte sie lagern gerade bei Drachenbrügge.“
 

„Es gäbe noch eine zweite Alternative.“

Die Blicke im Raum wandten sich auf die Bretonin zu, die in ihr Buch vertieft schien.
 

„Steht das in deinem schlauen Buch drin?“ wollte der Ork verächtlich wissen.

„Nein tut es nicht, Ork.“ Anais Augen ruhten kühl auf den Orsimer. „Aber du solltest es mal versuchen. Lesen bildet!“
 

„Anais.“ unterbrach Hal müde. „Spuck deinen Vorschlag aus.“
 

„In den aktuellen Berichten der Wache war die Rede von einem Schiffswrack, dass offenbar an der Küste Haafingars gesichtet wurde. Scheinbar haben sich Banditen da häuslich eingerichtet.“
 

Die Dunmerin nickte. „In den Aufzeichnungen eines der Banditen beim Eisenkammnest wo ihr heute morgen rausgebrochen kamt, war die Rede von einem solchen Wrack.“ Sie verengte die blutroten Pupillen. „Ich glaube der Name war ´Waisenträne´.
 

„Und keinem ist bisher eingefallen dort etwas aufzuräumen? Warum wohl?“ aus Tjerolvs Stimme klang bitterer Sarkasmus.
 

Anais legte das Buch zur Seite. „Ich weiss das es eine Tötungsmission wäre. Aber nicht notwendigerweise für uns.“

„Das Risiko dafür ist groß, Anais.“ Der alte Usnar schüttelte den Kopf. „Wir wissen nicht mal wie viele Banditen es sind.“
 

„Dennoch können wir davon ausgehen, dass diese Halunken nicht ohne Vorräte sich freiwillig den eisigen Winden des Geistermeeres aussetzen.“ In Hals Kopf keimte eine Ahnung. „Und mit Vorräten meine ich Met!“
 

Er blickte seine Gefährten unschlüssig an. „Wenn wir auf einen großen Trupp verzichten, und es langsam angehen könnten wir da rauskommen.
 

„Das Wrack liegt nicht weit von Hraggstad entfernt.“ Usnar legte seinen Kopf schief. „Sicher können sie ihre Freunde in der Feste warnen. Und wenn das der Fall ist, wird es für uns ungemütlich.“
 

„Dann müssen wir es klug angehen.“ Anais trat an den Tisch heran. „Ihr wolltet eine billige Alternative wissen. Eine Alternative die uns den Einkauf bei den Khajits erspart. Hier ist sie!“
 

Schweigen erfüllte die Führung der Widder. Hal wusste, dass die Meinung über Anais Vorschlag gespalten war. Aber zumindest gab es eine.
 

„Ich bin auch nicht sonderlich begeistert.“ entschied er schließlich. „Aber unsere Geldmittel sind nicht unbegrenzt. Das Heer zu unterhalten kostet schon genug. Wir müssen an den Met günstiger herankommen.“

Er richtete sich auf und blickte alle Anwesenden an. „Wie wäre es damit?“ Usnar und Tjerolv werden sich inkognito nach Drachenbrügge begeben, und die Khajit in unser Lager einladen. Wir anderen werden in der Zwischenzeit die ´Waisenträne´aufsuchen und schauen ob wir sie leerräumen können. Wenn wir scheitern erleichtern wir im Notfall unseren Geldbeutel bei der Karawane.“
 

„Erwarte keinen Kinderspiel, Anführer.“ Nephvalis Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ein Schiffswrack wird so gut bewacht wie die Augäpfel des Kaisers!“
 

„Das weiss ich, Nephvali.“ Hals Augen drangen an ihr vorbei in die eisige Winterkälte nach draussen.

„Aber ich werde notfalls jeden einzelnen Banditen töten, als das ich meine Männer ohne Met im Winter versauern lasse!“



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