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Mouth Soul

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank fürs Lesen. Nun sind wir "schon" (hust) bei Kapitel drei angekommen. Ich finde des es sich noch gut lesen lässt. Der Titel bezieht sich weniger auf das Gesagte, als mehr auf die Botschaft zwischen den Zeilen. Ich schätze das dieses Wort "Schicksal" noch viel häufiger vorkommen wird, als mir lieb ist XD Eben beim durchlesen dieses Kapitels kam mir in den Sinn, das ich schon immer mal eine Geschichte über die Irrungen und Wirrungen des Schicksals schreiben wollte. Tja da haben wir nun davon...Kapitel 4 und 5 sind bereits fertig geschrieben, bedürfen aber noch einer Überholung. Mal schauen...
In den folgenden Kapiteln werde ich auch mal vermehrt, über die anderen Charaktere schreiben, da wirds dann schon komplizierter.. freut euch drauf. Komplett anzeigen

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Der Anfang von allem

"Nori, kommst du nachher noch mit zum Karaoke? Wir wollen mit Riki seinen Geburtstag feiern. Die Mädels kommen auch und bei seinen Eltern ist heute Abend sturmfreie Bude. Wir können also so richtig abfeiern!", meint mein Kumpel voller Begeisterung.

Alan feierte gern. Wann immer gerade Party in seiner Nähe stattfand war er dabei. Oft wurde er auch einfach eingeladen, weil er bekannt war für seine gute Stimmung.

Zustimmend nickte ich.

"Warum nicht? Ich muss nur noch meiner Mutter Bescheid sagen, dass es später wird.", erklärte ich ihm.

"Wow! Das ist echt cool. Wusstest du, dass sich auch einige Mädels unheimlich darauf freuen würden, dich mal kennen zu lernen?", publizierte er mir.

Das ließ mich ein bisschen rot werden.

Beschämt kratzte ich mich an der Wange, richtete meinen Blick leicht zur Seite.

So etwas konnte ich nicht glauben und um ehrlich zu sein, hatte ich mir auch noch nie so wirklich Gedanken drüber gemacht.

"M...meinst du?"

Mein Kumpel klopfte mir auf die Schulter.

"Ja klar, was meinst du denn? Du bist doch total sympathisch und du siehst gut aus, also was willst du? Zeig mal ein bisschen mehr Selbstbewusstsein."

"Du übertreibst.", erwiderte ich lächelnd. Ich hielt mich eher für die schüchterne, unsichtbare Sorte Mensch. Alan kannte ich seid der zweiten Klasse. Er war schon immer ein bisschen ausgeflippt, zog die Aufmerksamkeit auf sich.

Alle anderen in meiner Klasse ignorierten mich. Er war der Einzige, der sich gleich neben mich setzte und mich ansprach, als er neu dazu kam.

Heute, zehn Jahre Später, waren wir die besten Freunde. Das machte mich sehr glücklich. Ich wünschte mir, dass es einfach immer so bleiben konnte wie es war. Und sich all diese wunderbaren Dinge niemals änderten.

"Quatsch, das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Also lass uns abrocken und ich werde dir mal ein paar der Mädels richtig vorstellen! Vielleicht ergibt sich dann ja sogar was.", teilte er mir optimistisch mit. Eventuell zu optimistisch? Schließlich war ich lange nicht so cool wie er, hatte keine besonderen Hobbys oder so, die mich interessant machten.
 

"Hey Alan, kommt Nori mit?", wollte Riki wissen. Alan nickte. "Ja, klar, er telefoniert gerade mit seiner Mutter, damit sie Bescheid weiß."

"Okay, das wird die Mädels sicher freuen. Die eine Blonde, Lisa findet ihn total süß.", grinste dieser schelmisch.

"Na, wenn du das sagst...hört sich doch gut an oder Nori?", richtete Alan sich an mich, als ich fertig war mit Telefonieren.

Meine Antwort fällt kurz aus, "Ja...", denn ich war mir noch nicht sicher, ob ich das wirklich gut fand oder nicht. Hoffentlich wollten sie mich nicht auf Teufel komm raus verkuppeln, oder so.

"Also, wollen wir dann los? Die Anderen sind schon vorgegangen.", meinte Riki und deutete auf die kleine Gruppe, die sich vom Schulgrundstück entfernte und sich erheitert unterhielt. Jedenfalls war Lachen zu hören.

"Ja klar! Lass uns los gehen Nori, sonst hängen sie uns ab.", grinste Alan.

Ich nickte und folgte den Beiden einfach. Gespannt, was der Tag wohl heute noch zu bringen vermochte.
 

Wir holten die kleine Gruppe schnell ein. Riki und Alan fanden schnell das Gespräch mit den Anderen, wärend ich mich eher etwas zurück hielt. Was sollte ich auch groß erzählen. Manchmal machte auch zuhören Spaß. Es war schon interessant, was manche Menschen zu erzählen hatten. Dinge, die mir sicher nie passieren würden.

Neben mir lief dieses Mädchen. Lisa. Schon eine ganze Weile ging sie still neben mir her. Riki hatte vorhin noch erzählt, dass sie auf mich stand und irgendwie machte mich das ziemlich verlegen.

"Hey, Nori, ich find`s echt cool, dass du auch mit kommst.", begann Lisa das Gespräch. Sie sah mich mit geröteten Wangen, aber einem Lächeln im Gesicht an. Sie wirkte nervös. Nicht dass ich sie besonders gut kannte, aber wenn ich sie in den Pausen mit ihren Freundinnen sah, wirkte sie immer sehr aufgeschlossen. Ein hübsches Mädchen, für das sich sicher viele Jungs interessierten. Was wollte sie also gerade von mir?

Ich wusste es nicht.

"Echt? Also im Grunde bin ich nur mit, weil Alan mich gefragt hat. Dachte, es kann ja nicht falsch sein.", antwortete ich ehrlich.

Lisa nickte. "Ach so war das also. Dann muss ich Alan ja noch danken, dass er dich mitgenommen hat.", lächelte sie verlegen.

"Was?", ich verstand nicht ganz, was sie damit meinte.

"Na, ich wollte dich schon lange mal ansprechen aber...ich hab mich einfach nicht getraut. Ich dachte, jemand wie ich hätte keine Chance."

"Jemand wie du? Aber du bist doch voll in Ordnung, Lisa.", meine Antwort schien sie zu irritieren. Hatte ich etwas falsch gemacht?

"So da wären wir! Hey ihr Beiden, wir sind angenommen. Bekommt ihr überhaupt noch was mit?", lachte Alan. "So wie es aussieht, sind sie in ihrer eigenen Welt. Ging ja verdammt schnell.", grinste Riki. Auch die anderen waren angetan und machten schon ihre Späße. Na hoffentlich kamen hier keine falschen Gerüchte auf. So etwas passierte verdammt schnell, wenn man nicht aufpasste.

"S..sind wir nicht!", antwortete Lisa genervt und bließ ihre Wangen auf. Das war schon süß.

Ich musste in mich hinein lächeln. Es war alles so, wie es sein sollte, bis zu jenem Moment....ganz plötzlich....
 

Ein lautes Rascheln auf der anderen Straßenseite. Klang wie eine umgeworfene Mülltonne oder so. Dort lief eine schwarze Katze aus eine der Seitengassen.

"Du verdammtes Mistvieh! Lass dich hier nie wieder blicken!", schrie der Mann, der, der Katze hinterher gerannt war. So wie es aussah, hatte sie etwas im Maul. Mein Blick, klebte nahezu an dem schwarzen Tier und für einen Moment hatte ich das Gefühl, das auch die Katze meine Anwesenheit bemerkte. Als zogen sich unsere Blicke auf magische Weise an.

Verrückt...das war doch nur eine Katze...oder?

"Nori, hör auf zu träumen und komm endlich rein!", durch brach mein Kumpel meine Abwesenheit.

"Äh...ja."
 

"Mensch was war denn eben mit dir los? Hat es dir Lisa etwa so sehr angetan, dass du bereits jetzt in Tagträume verfällst?", lachte Alan, der sich neben mich gepflanzt hatte. Die anderen waren schon voll im Singfieber und gaben ihre Performance am Mikrofon. Der Eine besser, der Andere schlechter. Einige sollten wirklich niemals singen.... Riki war einer davon. Ließ sich aber keineswegs von irgendwas abbringen. Die Stimmung war entspannt und erheitert.

"Äh nein...das war es nicht...ich habe nur ne schwarze Katze gesehen...die schien irgendwas geklaut zu haben...vielleicht nen Fisch...oder so..."

"Ne Katze? Ne Katze hat dich derart abgelenkt?", er sah mich zunächst skeptisch an, drückte mir dann aber Kumpelhaft den Ellenbogen in die Rippen.

"Das ist echt ein guter Scherz! Du hast garantiert an Lisa gedacht! Kann ich schon verstehen.", lachte er.

"Ähm...ja...", murmelte ich leise. Nicht wirklich.
 

Der Nachmittag verging relativ zügig. Alan lies es nicht zu, dass ich weiter grübelte, denn er hielt die ganze Gruppe ständig auf trapp mit seinen verückten Ideen. So mussten wir mit Flaschendrehen um Songs spielen und weitere Regeln bestimmten wie wir sie vortragen mussten. Etwa auf einem Bein stehend, oder im Kreis hüpfend...einer hatte sogar eine kleine Stripeinlage gebracht. Gut war nur, dass gerade keiner reinkam, denn diese Wochentags Unterhose war sicher nicht die ansehnlichste...das es so etwas überhaupt gab. So etwas kannte ich nur aus dem Fernsehen.
 

Alan amüsierte sich auch noch nach unserem Karaoke besuch prächtig. Er grinste vor Begeisterung mit den Jungs um die Wette.

Lisa ging wieder neben mir.

"Das hat echt Spaß gemacht oder?", kicherte das Mädchen.

"Ja, hat es. War mal eine Abwechslung.", antworte ich wahrheitsgemäß. Wobei man behaupten konnte, dass ein Tag mit Alan selten langweilig wurde. Und die anderen Jungs machten eh fast alles mit.

"Du meinst du, dass wir vielleicht nächste Woche oder so auch mal was zu zweit machen könnten?", wollte Lisa plötzlich wissen.

Nun war es an mir irritiert zu schauen.

"Was? Mit mir?", dabei sah ich mich prüfend um, da ich nicht wollte, dass wieder jemand was komisches dachte. Doch die Anderen waren beschäftigt.

Sie wurde rot.

"Ja, ich wollte dich gern mal persönlich kennenlernen, wenn wir allein sind. Das ist ziemlich schwierig, da du ja meist mit Alan zusammen unterwegs bist.", erklärte sie mir.

Ich nickte. Sie hatte schon recht. Die meiste Zeit über, war ja Alan an meiner Seite. Obwohl...er sich sicher freuen würde, über eine solche Entwicklung.

"Das ist sicher machbar.", meinte ich schüchtern lächelnd.

Sie strahlte mich an. Meine Antwort war wohl die Richtige.

"Cool, dann lass uns nächste Woche noch mal darüber reden ja?"

"Klar.", auch ich lächelte. Sie war schon süß, wie sie sich so freute.
 

Einige Stunden später.

Wie zuvor angekündigt hatte Riki Sturmfreie Bude. Ein kleines Haus am Stadtrand mit Garten. Zum Glück mit guten Busanbindungen. So kam ich auf jeden Fall nachher gut nach Hause. Auch wenn einige der Anderen wohl planten sogar über Nacht zu bleiben. Sicher würde Alan mich auch überreden wollen, aber ich schlief lieber zu Hause wenn möglich. Da war es am bequemsten.

Und ich war mir auch nicht sicher, ob Rikis Eltern das so toll fanden, auch wenn ich über mehrere Ecken hörte, dass seine Eltern wohl recht tolerant waren was das anging.

Die Musik war im vollen Gange und die Partystimmung gehoben. Einige tanzten in der Mitte des Wohnzimmers, einige andere lümmelten sich in der gemütlichen Sofaecke, darunter auch Lisa, die sich erheitert mit ihren Freundinnen austauschte. Aus der kleinen, geplanten Feier war eine etwas größere Feier geworden, da noch einige Andere dazu gekommen waren.

Drinnen war die Luft ziemlich dick geworden. Daher zog ich mich auf die Terrasse zurück, um Sauerstoff zu tanken.

"Hey Nori, da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht. Bei den ganzen Leuten verliert man schnell den Überblick.", stellte Alan fest, der plötzlich neben mir stand. Kurz zuckte ich zusammen. "Alan, du hast mich ganz schön erschreckt.", lächelte ich. "Sorry, war nicht geplant, aber du bist auch zu schreckhaft.", scherzte er. Da hatte er wohl recht.

"Ja, irgendwie schon, aber ist doch kein Wunder, wenn du dich so von hinten an mich ranschleichst...", erklärte ich..., als mein Blick auf etwas leuchtendes fiel. Ein Glühwürmchen?

Nein...es war....ein Schmetterling? Aber...der würde doch nicht derart leuchten...

Für einen Moment fragte ich mich, ob das nur ein Einbildung war, ob mein Blick mich vielleicht trübte, ob ich plötzlich halluzinierte oder so.

"Hallo, Erde an Nori, bist du noch da?", mein Kumpel wedelte mir mit der Hand vor dem Gesicht herum.

"Äh, ja bin ich...oh, es ist schon spät, ich sollte wohl langsam nach Hause gehen."

"Was? Jetzt schon?", fragte er irritiert. "Es ist gerade mal 23 Uhr."

"Ja und bis ich zu Hause bin ist es null Uhr."

"Aber du kannst doch auch übernachten."

"Nein, lieber nicht", lautete mein Einwand. "Zu Hause ist es doch am schönsten, weißt doch wie das bei mir ist.", versuchte ich mich mühselig raus zu reden. Denn in Wirklichkeit zog es mich zu diesem Leuchten hin. In mir war so ein Gefühl, dass ich diesem Leuchten folgen musste, um es nicht aus den Augen zu verlieren.

"Also machs gut, bis Montag in der Schule!", verabschiedete ich mich noch wärend ich mich nach Riki umsah, den ich in einer Ecke beim knutschen entdeckte. Keine Situation die ich unterbrechen wollte. Also sah ich meinen esten Freund an. Der das ebenfalls beobachtet hatte und amüsiert grinste. "Ich sag Riki Bescheid wenn er fertig ist."

Ich bedankte mich noch schnell und beeilte mich zur Tür hinaus zu kommen.
 

Am Ende des Vorgartens sah ich erneut so ein Leuchten und folgte ihm.

Was war das nur? Ich wollte es greifen können, es berühren...

"Warte doch!"

Meine Beine fingen an sich zu bewegen, meine Füße auf dem Boden wurden immer schneller. Mein Blick war immerzu auf dieses Leuchten gerichtet.

"Warte..."

Ohne zu wissen wo ich genau hinlief, rannte und rannte ich immer weiter. Mittlerweile war es so dunkel, dass nur die Straßenlaternen den Weg beleuchteten.

Nach einer Weile erstreckte sich vor mir eine Allee von Kastanienbäumen, die mittlerweile all ihre Blätter verloren hatten und am Ende stand eine schattenhafte Gestalt, um die noch mehr von diesen Leuchtgestalten flatterten.

Sie veränderten ihre Farbe in einen wesentlich dunkleren Ton. Es sah so aus, als wurden sie von dieser Gestalt magisch angezogen.

So wie auch ich. Immer näher und näher zog es mich zu dieser Gestalt bis ich nah genug war im sie zu erkennen.

So wie es aussah ein junger Mann in schwarzer Kleidung. Bildete ich es mir nur ein, oder...hatte er tatsächlich Katzenohren und einen Katzenschwanz, der sich spielerisch in der Luft bewegte... Konnte es denn so etwas geben? Alan würde mich sicher für verrückt erklären, wenn ich ihm das erzählte.

Ich konnte es ja selber nicht wirklich glauben. Obwohl ich es mit eigenen Augen sah.

Der junge Mann drehte sich etwas in meine Richtung. Ein fein geschnittenes Gesicht zeigte sich mir, mit Gesichtszügen so kalt wie Schnee, schwarzes Haar umspielte sein Gesicht und eine Eises Kälte umgab ihn. Er leckte sich die Hand. Bei genauerer Betrachtung war es..."Blut."

Er sah zu mir, seine eisblauen Augen waren kalt, kalt wie Eis.

"Du kannst mich sehen?", seine Stimme war tief und geheimnisvoll.

"Ja...natürlich kann ich dich sehen...du stehst doch direkt vor mir..."

"Ist das so?", antwortete er, als glaubte er mir kein einziges Wort.

"Was?"

"Wie kannst du mich sehen, wo ich doch nicht einmal existiere?", seine Stimme wurde rauer, ein ungeahnter, bitterer Unterton klang mit.

Wie er sprach machte mir das fast ein bisschen Angst, aber eine innere Stimme sagte mir, dass ich nicht zurückweichen durfte. Das ich keine Angst haben durfte.

Ein vertrautes Gefühl von Nähe...

"N...natürlich existierst du, sonst...wärst du doch nicht hier...und wärst...verletzt."

Ich wollte nach seiner Hand greifen. Das war wie ein Reflex. Jedoch kam ich gar nicht dazu sie zu nehmen, da er mir auswich.

"Nicht! Du darfst mich nicht berühren! Wenn du das tust, stirbst du!", erklärte er mir scharf. Seine Augen funkelten wie die einer Katze im Mondlicht.

Verständnislos und leicht erschrocken sah ich ihn an. Wie kam er nur darauf, dass ich sterben würde, wenn ich ihn berührte?

"Sterben?"

"Ja sterben. Du hast sie doch gesehen oder? Die Moth Souls."

"Moth Souls?"

"Ja die Licher, die die Gestalt von Schmetterlingen annehmen, du bist ihnen doch gefolgt.", kombinierte er scharfsinnig. Ich wusste nicht warum, doch diese Worte Liesen ein seltsames Gefühl in mir zurück, das an mir nargte. Ein Gefühl, als wolle er mich in schach halten. Nur warum?

"Ja...ich..."

"Vergiss was du gesehen hast! Vergiss die Moth Souls und vor allem...vergiss das wir uns begegnet sind!", fiel er mir mit Strenge ins Wort.

Plötzlich frischte der der Wind auf, wehte direkt und kalt in meine Richtung, so dass ich für einen Moment die Augen schloss. Als ich sie wieder öffnete, war er verschwunden.

Vergessen? Ich sollte ihn...vergessen?

Welch Unmöglichkeit...wo sich diese, jene Worte doch so bitter anfühlten in meinem Herzen.

Alles was zurückblieb war diese ungewöhnliche Kälte, die sich durch meine Glieder fraß.

....
 

"Du bist ihm also begegnet.", ertönte eine amüsierte Stimme, aus einer der höheren Ebenen, eines alten, zugigen Hauses, welches auf einem abgelegen Gelände stand.

"Was machst du hier und, was geht dich das überhaupt an?", reagierte der Angesprochene, ruhig, aber bestimmt.

"Oh, du enttäuschst mich...Ich bin wegen dir hier. Ich muss doch wissen, was mein Kätzchen so treibt. Immerhin ist diese kleine Ratte wieder aufgetaucht.", mit jedem Wort wurde der Klang seiner Stimme düsterer, ja regelrecht verärgert.

"Ich hatte gehofft, das du nach all dieser langen Zeit, endlich begriffen hast, das es nichts gibt was du mehr brauchst, als die Dunkelheit und das Blut Unschuldiger an deinen Händen. Du solltest ihn endlich mit eigenen Händen töten! Dann beschäftigt er dich auch nicht mehr so sehr.", mit jedem ausgesprochen Wort, wurde es kälter um sie herum. Der junge Mann hasste es wenn er diese Worte hörte. Immer wieder hallten sie in seinen Ohren. Die finstere Gestalt, die auf einem der unzähligen Balken saß breitete seine Flügel aus und fing an sich in weitere Höhen zu begeben, ehe sie einen Sturzflug anvisierte. Eine pechschwarze Krähe. "Überleg es dir genau. Glaub mir, dann bist du endlich frei!", nur knapp über dem Kopf des schwarzhaarigen nahm die Krähe die Kurve und flog hinaus in die kalte, verschneite Nacht.

Ein leises Fauchen verließ die Lippen des jungen Mannes.

...
 

"Nori, was ist nur los mit dir? Du bist seid Tagen so anders. Seid der Party um genau zu sein. Und Lisa hast du auch keines Blickes mehr gewürdigt.", erörterte Alan die letzten Tage.

"Nichts ist los. So anders bin ich doch gar nicht. Naja und Lisa...ich weiß nicht recht worüber ich mich mit ihr unterhalten soll.", und wenn ich ihm erzählte, was mich so beschäftigte, würde er mir sicher nicht glauben. Ein Typ mit Katzenohren, leuchtende Schmetterlinge...Mouth Souls...All das, was ich vergessen sollte. Doch es war mir unmöglich...diese Augen, diese eisblauen Augen, sie würden sich für immer in mein Gedächtnis brennen,...und seine verwundete Hand...ob sie sehr schmerzte?

"Doch! Du bist schon anders. Du kapselst dich noch mehr ab als sonst und starrst andauernd aus dem Fenster in die Ferne, als würdest du auf etwas warten."

Warten? Ja ich wartete darauf das wir uns noch einmal begegneten. So gern wollte ich seinen Namen wissen, noch einmal den Klang seiner Stimme hören. Auch wenn mich eine Eises Kälte ereilen sollte. Ja, irgendwie war es um ihn wahnsinnig kalt. Und ich wollte unbedingt wissen wie er auf die Idee kam, dass ich sterben würde , wenn ich ihn berührte. Wenn er tatsächlich nicht existent war, wie er behauptete, dann dürfte ich ihn doch nicht einmal berühren können oder? Müsste er dann nicht so was wie ein Geist sein? Aber...dafür war er doch viel zu real...und so wie es aussah schien er zu wissen, dass ich ihn berühren konnte....

"Naja, irgendwie besteht doch das ganze Leben aus warten oder? Das ist doch nichts Besonderes.", lenkte ich ein, zuckte mit den Schultern und lächelte. "Wartest du denn nicht auf irgendwas?"

Alan zog eine Augenbraue hoch, als glaubte er mir nicht so wirklich. Kein Wunder, ich sagte ihm weder die Wahrheit, noch belog ich ihn. Was sollte er also glauben?

Mein bester Freund machte nun ein Gesicht als dachte er scharf nach. "Hm, ich denke schon.", dabei fixierte er mich eine ganze Weile. "Aber ich werde wohl noch etwas länger warten müssen.", grinste er. Woran er wohl dachte? Das interessierte mich schon, aber ich fragte nicht danach. Immerhin ließ ich ihn ja auch nicht wissen, woran ich dachte.

"Was machst du heute Nachmittag?", wollte er wissen.

"Hm, ich gehe heute zu Theo. Heute kommt die neue Bestellung, die muss sortiert werden."

"Theo? Du meinst diesen blinden Spinner? Du besuchst ihn immer noch?", meinte Alan fast schon aufgebracht. Ich wusste schon, warum ich ihm das bis heute nicht erzählte.

"Reg dich nicht so auf. Er ist zwar manchmal ein bisschen seltsam, aber kein Spinner."

"Seltsam? Der Kerl erzählt komische Anekdoten über eure angebliche, gemeinsame Vergangenheit...Zukunft oder was auch immer....du glaubst ihm doch nicht etwa?", rebellierte er. Alan hatte ein sehr beschützendes Wesen an sich.
 

Tatsächlich erzählte Theo eigenartige Geschichten aus einem früheren Leben, in dem auch ich ein wesentlicher Teil gewesen sein soll. Auch wenn es für mich eher klang wie ein Märchen aus einer anderen Welt, so spürte ich eine beängstigende Verbindung zu diesen seltsamen Geschichten, als würden sie lebendig. Der bloße Gedanke genügte bereits. Aber....warum war das nur so?
 

"Glauben ist zu viel gesagt. Viel mehr finde ich seine Geschichten interessant. Die Zeit lässt sich damit doch ganz gut vertreiben oder? Sie sind jedenfalls nicht langweilig. Und stell dir doch mal vor wie es wäre, wenn du blind wärst..."

"Blind? Der Kerl hat n Glasauge...und meint son paar durchgeknallte Professoren hätten Experimente mit ihm gemacht. Den Typen kannst du doch nicht für voll nehmen...!", suggestivere er. So langsam aber sicher wurde er hysterisch. "Ich weiß das, das alles ziemlich abgefahren klingt. Trotzdem...ist er ein netter Kerl."

Zumindest wollte ich daran glauben. Nur weil jemand seltsame Geschichten erzählte musste er ja nicht automatisch verrückt sein oder?

Immerhin erlebte ich ja auch eigenartige Dinge, die ich mir nicht erklären konnte...

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"Hat er wieder geschimpft?", fragte Theo. Theo war ein junger Mann, der erblindet war. So wie er erzählte verlor er sein Augenlicht bei einem Unfall, als er noch sehr jung war. Ein Auge war so schwer verletzt, dass es durch ein Glasauge ersetzt werden musste. Auf dieser Gesichtshälfte zierte eine lange Narbe eben diese direkt über dem Auge, dann noch eine quer über der Nase und über seinen Lippen. Einige Menschen, die ihn nicht kannten schauten ihn äußerst schockiert an und suchten Abstand. Andere kümmerten sich nicht darum.

Theo führte mit einem Bekannten, dem ich noch nie begegnet war, einen kleinen Teeladen. Durch seine Blindheit war er in der Lage jeglichen Geruch auseinander zu halten und jede Teesorte genauestens bestimmen zu können.

Nun saßen wir bei einem Tee in seiner Wohnung über dem Laden, nachdem die Arbeit längst getan war.

"Ja, schon ein bisschen. Er meinte ich solle dir keinen Glauben schenken und mich lieber von dir fern halten."

"Tut mir leid, dass du wegen mir Ärger mit deinem besten Freund hast.", entschuldigte er sich.

Ich schüttelte den Kopf. "Nicht doch...das ist ja nicht deine Schuld, dass er so misstrauisch ist. Er macht sich nur viel zu viele Sorgen.", erläuterte ich.

"Nun im Grunde hat er schon recht. An seiner Stelle hätte ich auch misstrauisch reagiert. Immerhin hören sich meine Geschichten auch wirklich haarsträubend an. Deshalb bin ich auch so positiv überrascht, dass du so gelassen darauf reagiert hast und nicht sofort davon gelaufen bist.", erklärte er mir.

Ich drückte meine Hände gegeneinander.

"Hm...ein wenig beängstigend war es zunächst schon, aber...mir ist ja auch etwas seltsames passiert."

Theo stellte seine Teetasse ab.

"Etwas seltsames?"

"Ja...ich bin jemandem begegnet. Einem jungen Mann mit Katzenohren der meinte ich würde sterben, wenn ich ihn berühre...und solle ihn vergessen...und...es war so ungewöhnlich kalt."

Noch jetzt spürte ich diese Kälte, wenn ich darüber nachdachte.

Theos Blick schien nahezu erstarrt, als wüsste er genau wovon ich sprach.

"Was ist?"

"Nori! Bist du etwa den Moth Souls begegnet?"

"Äh...ja...diese Lebensenergie, die, die Form von Schmertterlingen annehmen, oder?"

Theo nickte.

"Dann hat er dich also bereits gefunden. Nori weißt du was es bedeutet, wenn ein Mensch die Moth Souls sehen kann?", seine Hände auf dem Tisch ballten sich zu Fäusten. Die vorherige Stille und die Wärme um uns herum, färbten sich düster.

"Nein, das hat er mir nicht erklärt."

"Bitte sei sehr vorsichtig, denn wenn er dich gefunden hat bist du nicht mehr sicher. Achte vermehrt auf Krähen. Es gibt jemanden, der dir nach dem Leben trachtet. Wenn du versuchst Kontakt zu diesem Katzenmann aufzunehmen wird die Krähe dich verfolgen und gnadenlos jagen."

Die Krähe?

"Er wird verhindern wollen, dass du den Mouth Souls weiterhin folgen kannst und dem Katzenmann zu nahe kommst."

"Was? Aber warum? Warum soll ich ihnen nicht folgen und wer ist er?"

"Du solltest so wenig wie möglich darüber wissen. Je weniger du weißt, desto sicherer bist du."

"Dann,...weißt du also, was es mit den Moth Souls auf sich hat und was der junge Mann damit zu tun hat...?"

Theo biss sich auf die Unterlippe.

"Bitte versuch es zu vergessen, glaub mir das ist das Beste was du tun kannst!", mahnte er. Er riet mir genau das, was mir dieser junge Typ geraten hatte. Aber je öffter ich es hörte, desto mehr musste ich darüber nachdenken und...desto mehr wollte ich wissen was dahinter steckte.

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Des Nachts war mir plötzlich eiskalt. Ich brauchte mehrere Decken, um mich einigermaßen warm zu halten, trotz dessen, dass es geheizt war. Auch ein langärmlicher Schlafanzug und dicke Socken konnten nicht helfen. Eine gewisse Kälte war mir ja bereits aufgefallen, als ich dem Katzenmann begegnete, aber hier war es noch ein vielfaches kälter... Was war nur los?

"Es ist...so verdammt kalt.", flüsterte ich in mich hinein und bemerkte zunächst nicht den dunklen Schatten, der sich in mein Zimmer geschlichen hatte. Erst, als sich eine mir vage bekannte Stimme eröffnete, nahm ich ihn war.

"...du...bist echt empfindlich..."

Ich hörte diese Worte wie ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit und schreckte auf. Es war so, als hätte ich genau das erwartet.

"Wer...? Wer ist da?", meine Hand tastete nach dem Nachtlicht. In dessen gedämmten Schimmer trat der Schatten in das Licht, in Gestalt einer schwarzen Katze mit eisblauen Augen.

Moment...eine sprechende Katze?

Ich brauchte einen Moment. Bei genauerer Betrachtung...diese Augen...hatte ich doch schon mal...nein...das konnte nicht sein!

"Du bist..."

Die Katze trat näher und sprang auf mein Bett. Mit jedem Milimeter den er näher kam wurde es nur noch kälter.

"Seru...", ergänzte er.

"Seru...", wiederholte ich leise und zog die Decke höher. Meine Lippen bebten vor Kälte, ich zitterte.

"Ja... Nori...und so wie es aussieht wirst du erfrieren...", meinte er mit erkalteter Stimme, aber was mich noch viel stutziger machte...

"Was? Woher...kennst... du meinen Namen...", meine Stimme war bereits brüchig.

Er schwieg eine Weile, ehe er wieder vom Bett sprang und nach und nach seine Gestalt veränderte. Er wurde größer, bekam ein menschliches Antlitz. Schwarze Haare, Katzenohren, Katzenschweif und diese eisblauen Augen, die nun nur noch intensiver, noch kälter funkelten...und plötzlich...fingen auch diese Lichter....Schmetterlinge sich aus meinem Körper zu lösen, was mir die Energie raubte...

"Das ist...nicht wichtig! Wichtig ist nur, dass du keine Gedanken mehr an mich verschwendest...denn je mehr du das tust, desto kälter wird dir werden. Die Kälte wird dein Herz zu einem Eisklumpen machen...und wenn du mich berührst...wirst du auf der Stelle sterben!", mahnte er und drehte mir den Rücken zu.

"Dann...liegt es also an dir, das mir so kalt ist, dass ich nicht schlafen kann und, das meine Energie mich verlässt..?"

"Ja...", antwortete er, als wolle er seinen eigenen Worten keinen Glauben schenken.

"Und warum suchst du mich dann auf, wenn deine Nähe für mich nur Gefahr birgt...und wie soll ich dich dann vergessen, wenn du immer wieder auftauchst...?", erklärte ich, mich immer mehr in meinen Deckenhaufen zu vergraben, da die Kälte kaum noch zu ertragen war, aber zur gleich konnte ich meinen Blick auch nicht abwenden. Es war wie ein Instinkt, doch ich drohte ohnmächtig zu werden. Nein...nicht jetzt...es wurde dunkel...mir war so entsetzlich kalt...
 

Und plötzlich finde ich mich in einer wundersamen Wärme wieder, in einer Umgebung die mir völlig fremd ist, der Raum wirkt sehr verbraucht, aber irgendetwas lässt ihn strahlen...Ein Junge mit blondem Haar, der mit einem anderen jungen Mann auf einem Bett sitzt...das ist...Seru...aber wieso ist es denn hier so warm?
 

Eine Jungenstimme,"Seru? Glaubst du an das Glück?", das...das ist doch...
 

Seru,"Nein. Wie könnte ich...wo ich doch nicht mal ein Herz habe..."
 

"Dummerchen, natürlich hast du ein Herz,...hättest du keines, hättest du mich niemals am Leben gelassen...wieso also hättest du mich sonst am Leben gelassen...?", das ist doch..
 

Seru: "Weil du...keine Angst hattest, obwohl du dem Tod ins Auge gesehen hast...obwohl du fast vor Kälte erstarrt wärst..."
 

Der Junge dreht den Kopf mehr in Serus Richtung, er lächelt...und er...sieht fast aus wie ich...
 

"Nori? Nori...! Hey, wach auf!"

Ich hörte eine Stimme die nach mir rief. Sie hallte in meinen Ohren...mir war so schrecklich heiß....

"Oh Gott! Du hast ja Fieber! Heute wirst du wohl zu Hause bleiben müssen! Junge wie hast du das nur wieder angestellt?"

Meine Mutter...sie rief nach mir. Meine Augen öffneten sich nur kurz, ehe ich wieder wegdämmerte.

Es fühlte sich an, als schlief ich eine Ewigkeit durch...ich träumte, es wirkte so real.
 

Eine Hand, die laut gegen eine Wand schlägt. Direkt neben meinen Kopf. Ich zucke leicht zusammen.

"Hör auf damit!", drängt sich eine eindringliche Stimme an mein Ohr, ich kenne sie und schaue nach oben. Es ist Seru, der mich ansieht, als würde er jeden Moment seinen Krallen ausfahren. Sein Gesicht verzieht sich finster, sein Atem ist kalt. Alles an ihm ist kalt, unerbittlich...

Doch ich verstehe nicht.

"Womit soll ich aufhören?", gebe ich, warum auch immer, so mutig wieder, das er kurz zurückweicht.

"Hör auf mich ständig anzulächeln und hör auf...mit dieser Wärme!", erwidert er ungnädig.

Ich kann es mir nicht erklären, es ist so, als wüsste ich genau was ich sagen muss. So als hätte ich genau diese Worte schon einmal zu ihm gesagt. Obwohl es so schrecklich kalt ist. So kalt, das meine Finger sicher schon blau anlaufen.

"Warum soll ich damit aufhören? Ich hab doch gar keinen Grund es nicht zu tun!", erwidere ich, versuche die Kälte auszublenden.

"Weil es mir einfach nicht passt! Es stört! Wenn du so weiter machst kann ich für nichts garantieren! Dann werde ich dich töten!", argumentiert er scharf und eiskalt, als würde er vor absolut nichts zurückschrecken. Dieser Blick ist kälter als Schnee und gleichzeitig so tief und schwarz wie die undurchdringliche Nacht.

Doch ganz gleich, das es mich erschreckt, bleibe ich standhaft und ernst. Müsste es mir denn keine Angst machen? Müsste ich nicht Angst vor dem Tod haben? Und wenn es nicht durch seine Hand geschieht, so müsste ich doch jetzt in diesem Moment vor Kälte erstarren.

Doch nichts dergleichen. Sofort fasse ich mich wieder, "Und wenn schon...tue es, wenn du es tun musst, aber ich werde es mir nicht verbieten lassen! Ich werde mir nicht verbieten lassen ich zu sein!", erläutere ich ohne Furcht.

Seru wendet sich knurrend ab, ballt die Fäuste. "Mach doch was du willst..", zischt er, ehe er verschwindet. Obwohl ich überrascht und zu gleich verwirrt bin, muss ich lächeln und fühle wie sich mein Herz mit Wärme anreichert, als hätte ich nie gefroren. Ob ich es wohl tief in meinem Inneren wusste? Das er es nicht tun würde...aber warum...
 

Langsam öffnete ich die Augen. Über mir lag die weiße Zimmerdecke. Ich hatte geträumt. Ein seltsamer Traum....Ich fasste mir an die Stirn. Mein Kopf tat mir noch etwas weh, aber es ging mir schon besser als vorher. Wie lange hatte ich wirklich geschlafen?

"Man, was für ein Glück, da bist du ja wieder Kumpel. Ich hab dich vermisst.", höre ich eine mir bekannte Stimme. Alans Stimme. Ein blick zur Seite genügte, um einen Blick auf seinen Rotschopf zu erhaschen. Seine Lippen hatten sich zu einem erfreuten Grinsen verformt. "Alan."

"Ja genau, Alan, dein allerbester Freund auf der ganzen Welt. Du hast fast zwei Tage geschlafen, deine Mutter war sehr besorgt um dich." Fast zwei Tage...ich fühlte mich als hätte ich eine Zeitreise gemacht...es war so verdammt echt....so echt...

"Nori, du hast wärend du geschlafen hast gefroren, deine Finger waren extrem blau, als hättest du sie stundenlang in eiskalten Schnee gehalten und eben gerade fing es an unnormal warm zu werden, eine Wärme die den ganzen Körper erfüllt...hast du eine Erklärung dafür?"

Was...

"Dann ist es auch auf mich über gegangen?..."

"Wie meinst du das?", will Alan wissen.

Ich stellte fest, dass dieser Traum unmittelbar mit der Realität in Zusammenhang stehen musste...anders konnte ich es mir nicht erklären.

"Ich hab so komische Träume gehabt...in denen habe ich so etwas geträumt..."

Alan schaute mich fast schon schockiert an. Dann schaute er verdächtig ernst, als wollte er mir etwas sagen, schwieg aber zunächst.

Dann rieb er sich lachend den Hinterkopf.

"Ach weißt du, das hat bestimmt nichts zu bedeuten, Träume bleiben Träume.", legte er ein. Irgendwie passte das nicht zusammen.

"Und was ist...wenn da wirklich etwas dran ist? Wenn diese Träume doch nicht so unbedeutend sind?", ich richtete mich langsam auf und sah ihn ernst an. Er war einfach zu seltsam. Das Alles war seltsam!

Alan, Seru...diese Träume...

Alan biss sich auf die Unterlippe.

"Ach was, Theo hat dir nur zu viele Geschichten erzählt..."

"Hat er nicht! Ganz bestimmt sogar...Er verhielt sich letztens genau so seltsam wie du jetzt. Er ist nicht so verrückt wie du immer sagst!", erwiderte ich laut.

So kraftvoll, dass selbst Alan mich verblüfft ansah. Dann seufzte er und wurde wieder ernst.

"Ja...du hast recht...er ist nicht verrückt...aber es wäre besser für dich, wenn er es wäre!", erklärte er zornig und sah mich an mit einem Gesicht, das leicht melancholisch wirkte, als verletzte ihn etwas.

Ah...

"Wieso wäre es denn besser? Und warum machst du so ein Gesicht?"

"Weil...all diese Geschichten wahr sind. Er ist ein Teil davon genauso wie ich, wie du...genauso wie...Seru..."

"Was? Du bist auch ein Teil davon? Und...Seru? Du weißt wer Seru ist?"

"Ja...bin ich,...und natürlich weiß ich wer Seru ist..Seru ist der Grund warum du in diesem Zustand bist.", erklärte er mir missmutig. So wie er sprach erinnerte er mich an einen kleinen Jungen, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte.

"Du meinst das Fieber?"

"Nein das Fieber ist nur die Folge von dem was mit dir passiert ist.", er schaute an mir vorbei.

"Der Tag an dem du Seru zum ersten Mal, in seiner menschlichen Gestalt begegnet bist, muss der Tag gewesen sein, an dem du zum ersten Mal die Moth Souls gesehen hast.", ergänzte er und sah mich dann aus seinen braunen, katzenartigen Augen an.

"Woher...kannst du das so genau wissen...", es stimmte, aber....warum?

"Weil du Seru nur in dieser Gestalt sehen kannst, weil du die Moth Souls sehen kannst. Jeder normale Mensch würde ihn in der Regel nur als Katze wahrnehmen, da er es nicht darauf anlegt, als "Mensch" wahrgenommen zu werden. Das Fieber hast du bekommen, weil dein Immunsystem gegen seine Kälte rebelliert. Kein gewöhnlicher Mensch kann das ertragen, ohne an schweren Erfrierungen zu sterben."

Er wusste also Bescheid, er wusste mehr über mich, als ich über mich selbst. Aber wer war er? Wer war Alan? War das überhaupt sein Name? Oder versteckte er seinen wahren Namen nur? Und...wer war ich?

"Und...wer bist du dann?", wollte ich wissen.

Alan seufzte. "Ich bin Alan, aber in einem anderen Leben hieß ich mal...Kyo."

Kyo?

Tatsächlich hatte ich das Gefühl, diesen Namen schon einmal gehört zu haben, aber ich konnte mich nicht erinnern.

"Und seid wann weißt du davon?"

"Seid etwa drei Jahren...", erwiderte er leise.

"Seid...drei Jahren?"

"Ja...weißt du noch, damals als ich plötzlich mit roten Haaren zur Schule kam?", erinnerte er mich. Ja...das war wirklich ein seltsamer Tag. Alle hatten sich gewundert, warum seine früher, eher rotbraunen Haare plötzlich so extrem rot waren. Er sagte zwar, er habe sie gefärbt, aber...

"Ich hab behauptet sie gefärbt zu haben...Das war natürlich gelogen. Sie haben damals einfach so über Nacht ihre Farbe verändert. In dieser Nacht hatte ich Albträume und habe mich an all das erinnert. Es war, als hätte ich ein ganzes Leben durchlaufen...In diesen Träumen habe ich Tag ein, Tag aus gekämpft, ich habe auch....gegen Seru gekämpft und habe dabei fast mein Leben verloren..."

Er hatte also auch in dieser seltsamen Welt aus meinen Träumen gelebt? Dann war diese Welt also...Wirklichkeit?

Ah...Alan war also Kyo...Kyo...ich...ich...ah...
 

Auf einmal erschienen mir diese Bilder vor Augen!
 

Alan steht auf einer verlassenen Ruine, gegenüber von...Seru...dessen Blick mal wieder so kalt ist wie Eis. Die ganze Umgebung scheint davon beeinflusst zu werden. Mir ist kalt...so kalt. Aber Alan, scheint es rein gar nichts aus zu machen.
 

"Was schaust du so kalt, da fühlt man sich ja an einen Gefrierfach! Lass uns mal ein bisschen Bewegung ins Spiel bringen, um die Gemüter etwas zu erwärmen!", trietzt er Seru und greift an ohne weiter auf eine Antwort zu warten. Mit Leichtigkeit springt er hoch in die Lüfte und holt mit seinem Arm aus. Seine Finger spannen sich an, als wolle er seine Krallen ausfahren, aber aus seinen Fingersitzen entspringen Fäden...Auf den ersten Blick kaum erkennbar, nicht als Gefahr zu deuten, aber...Ganz ohne Probleme zerschneiden sie Teile des Gebäudes, auf dem Seru steht. Sie müssen...unglaublich scharf sein!

Für seinen Gegenspieler scheint es auch keine große Mühe zu bedeuten mit einem Satz von dem einbrechenden Gebäude zu springen, ihn so gleich mit seiner furchteinflößenden Kraft bekannt zu machen. Es kostet ihn nur eine winzige Bewegung seiner Hand und die Fäden, die sich eben noch in seine Richtung sponnen, erstarren zu Eis und zerspringen in tausende Splitter. Sie verhärten sich sogar, ändern ihre Richtung, genau in die von Alan.

Alan! Nein!
 

Alan grinst nur breit. "Typisch! Du glaubst doch nicht das du mich damit kriegst!"

Im freien Fall macht er eine Rolle, stößt sich an einer Wand ab und bekommt so wieder Schwung nach oben. In einer rasanten Geschwindigkeit, zerschmettert er das Messerscharfe Eis und schleudert Seru peitschenartig mit seinen Fäden gegen eine der morschen Wände. Daraufhin landet er auf einem Vorsprung.

Seru regt sich nicht, er ist doch nicht...

"Seru...hör auf dich tot zu stellen...ich weiß dass dich das nicht mal im geringen juckt!", knurrt Alan. Seine Augen...sind rot, scharf wie die einer Katze, angriffslustig, und doch ohne jede Verachtung, ohne jeden Zweifel.

Seru grinst kalt. "Ganz recht...Kyo.", der Kampf geht weiter.
 

Ich bin wie erstarrt...wie erstarrt...
 

"Nori, Nori! Hey was ist los?", Alans Stimme holte mich wieder in die Realität zurück.

"Alan, ähm nichts, ich hab da nur wieder was geträumt.", wehre ich ab.

"Nur ein Traum?", Alan lächelte. "Nori, für dich sind es nicht einfach nur "Träume". Was du siehst ist eine Art Realität und...die kann ganz schön beängstigend sein, oder?"

Ich nickte. Dabei war das, was ich bisher sah, sicher noch nicht mal die Spitze des Eisberges. Verglichen mit dem was noch kommen konnte, so befürchtete ich, dass es noch viel extremer wurde. Das war erst der Anfang.

"Ja..."

Krähen

...

Es war nun zwei Wochen her, seid ich Seru das letzte Mal begegnet war. Und auch so, war nichts außergewöhnliches mehr passiert. Keine Moth Souls die durch die Gegend schwirrten nicht mal in der Welt schien irgendetwas zu passieren. Alles war friedlich wie nie, was mich irgendwie beunruhigte.

Alan hingegen schien das egal zu sein, er scherte sich nicht darum, sondern verhielt sich, so wie noch vor einigen Wochen, bevor die seltsamen Ereignisse passierten. Er sprach mich nicht im Geringsten auf Seru oder die Mouth Souls an und das störte mich auch nicht weiter. Es war doch gut so wie es war. Still und friedlich. So mochte ich es. Keine Probleme.

"Sooo, das ist deine Karte.", Alan drückte mir die Karte für den Freizeitpark in die Hand, die er dank Vitamin B, günstiger bekam, als andere. Der hatte aber auch echt ein Schwein, so viele Bekannte wie der hatte.

Ich gehe davon aus, dass es an seiner kommunikativen Art lag, die mir so gänzlich fehlte, wie den meisten Menschen. Da war ich wohl absoluter Durchschnitt. Ein Pinguin, der nicht aus der Reihe tanzte, wärend Alan gegen den Strom schwamm, seine Einzigartigkeit auslebte.

"Lass uns heute so richtig viel Spaß haben ja? Auch, wenn wir nur zu zweit sind."

Stimmte wohl, es war seltsam nicht von seine unzähligen Freunden umzingelt zu sein. Allerdings war das auch mal ganz entspannend. Nur wir beide, ganz in Ruhe.

"Und? Was willst du als erstes ausprobieren? Die Wildwasserbahn? Die Achterbahn? Die Reifenwasserbahn, das Kettenkarussell? Oder willst du lieber Bötchen fahren?", grinste er schelmisch. Bei so viel Auswahl...wie sollte man sich denn da entscheiden?

"Kettenkarussell klingt gut, das dreht sich doch bis ganz nach oben oder?", erklärte ich. Alan nickte. "Ja, da ist die Aussicht hervorragend."

Und so ging es los. Unser erster Punkt, das Kettenkarussell. Die Schlange war nicht so riesig. Vermutlich würden Achterbahn oder Wildwasserbahn wesentlich besser besucht sein. War ja auch Nervenkitzel pur. Aber gut, so mussten wir nicht so lange anstehen und kamen recht zeitig dran. Wenn man lange anstand hatte man ja auch wesentlich weniger Zeit für alles andere. Dafür reichte ein Nachmittag natürlich auch nicht aus.

Von oben konnte man tatsächlich fast den ganzen Park sehen, mit den vielen Attraktionen, die es hier hab. Sogar ein kleines Freilichttheater gab es. Im Programm stand, dass es heute etwas mit Akrobatik geben sollte. Klang ganz interessant. Vielleicht würden wir dafür nachher ja noch Zeit finden.

So frei schwebend über dem Boden fühlte ich mich fast ein wenig schwerelos unter dem wolkenlosen Himmel.
 

"Das war cool oder? Was probieren wir als nächstes aus?", wollte Alan wissen.

"Ja war es. Hab mich richtig schwerelos gefühlt. Hm? Ich weiß nicht...such du was aus." ,schlug ich vor. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Natürlich sprang er mir direkt mit einer Idee entgegen und schnappte meine Hand, um mich in die Nächste Richtung zu ziehen. So schnell wäre ich wohl sonst auch nicht hinterher gekommen. Wenn ich es recht überlegte war er tatsächlich ungewöhnlich schnell und sportlich. Im Sportunterricht hatten unsere Mitschüler keine Chance gegen ihn. Und dabei hielt er sich sicher noch zurück. Das war deutlich spürbar. Es war ganz eigenartig. Seid ich Seru begegnet war schien mein Instinkt für einige Dinge deutlich gesteigert zu sein. Früher wäre mir das nie aufgefallen. Vielleicht war ein Grund dafür auch

"Lass uns doch zu dem Piratenschiff gehen. Im Prospekt stand, dass man dort echte Piraten treffen kann.", grinste er voller Vorfreude.

"Echte Piraten?", echote ich. "Klar!", lachte er.

Natürlich wusste er, dass es keine echten Piraten waren, aber Alan ließ sich in seiner Fantasie nicht beschränken. Im Gegenteil, er lebte sie voll aus. Und wenn er meinte, es seien echte Piraten, dann waren es auch echte Piraten. Zumindest für den Moment. Also folgte ich ihm einfach.

Und der Weg führte uns tatsächlich zu einem waschechten Piratenschiff in einem riesigen, aber flachen Teich, in dem man sich bei Gelegenheit auch die Füße kühlen konnte. Diese Idee hatten auch viele andere, überwiegend Kinder mit ihren Eltern, zwischen denen wir natürlich auffielen. Alan besonders, mit seinen mittlerweile feuerroten Haaren. Irrte ich mich, oder hatten sie sich noch extremer verfärbt? Sollte mich das beunruhigen?

Alans Augen fingen an zu leuchten. "Auf ins Piratenabenteuer!", rief er mir zu und lief los. "Komm Nori! Lass uns Spaß haben!", lachte er. Also folgte ich ihm. Auf dem Schiff gab es viele Klettermöglichkeiten, und in einigen Winkeln versteckte sich auch der ein oder andere Pirat. Die Verkleidungen waren wirklich ziemlich Originalgetreu. Man könnte meinen man sei auf hoher See. Einer der Piraten forderte Alan sogar zu einem Schwertkampf um meine Gunst auf. Der dachte doch tatsächlich, ich sei ein Mädchen. Das war schon Lustig. Zwar war ich figürlich zierlich, und mein Gesicht leicht feminin, aber dennoch hatte ich doch normal jungenhafte Kleidung an. Dennoch, war es wahrlich ein aufregendes Gefecht, das die Blicke aller Leute auf sich zog. Natürlich mit biegsamen, stumpfen Kunstschwertern, die nur auf den ersten Blick wie echt aussahen.

Mir viel auf, das Alan ein richtig guter Schwertkämpfer war, was die Show auch für die übrigen Zuschauer noch viel aufregender machte. Alle staunten über seine Fähigkeiten. Sie jagten sich über das ganze Schiff. Fast war mir so, als käme mir diese Situation bekannt vor und lief für einen kurzen Moment Gefahr in einen meiner vielen Tag- und Nachtträume zu geraten.
 

Mit einem Blinzler stand ich wieder in dieser anderen Welt. Aus der Ferne konnte ich ihn wieder sehen. Kyo mit den roten Haaren, wie er sich mit seinen Fäden von einem Hohen Gebäude abseilte, hinter ihm...Seru...
 

"Haha! Jetzt hab ich dich! Du hast verloren Pirat!", triumphierte mein bester Freund und nahm mich schützend in seinen Arm. Ich erschrak und war sofort wieder hellwach. Die andere Welt blendete sich aus. Der Pirat hob die Hände und räumte ihm den Triumpf ein. Alan freute sich wie ein kleines Kind, das seine Weihnachtsgeschenke auspackte, lachte fröhlich und sprang in die Luft mit einem lauten, "Yes!". Die Leute um uns herum klatschten Beifall und Alan bekam sogar eine Piratenehrenmedallie, die er nun stolz durch den Freizeitpark trug.

"Bao, das hat Spaß gemacht, meine "Holde Maid" zu rennten.", neckte er mich. Ich erwiderte mit einem Grinsen. "Ja "mein Held", das hast du gut gemacht.", lobte ich ihn. Das schien ihn nur noch mehr zu erfreuen. Kein Wunder, wer freute sich nicht, wenn er gelobt wurde?

"Na siehst du mal, was du für einen tollen besten Freund hast. Aber weißt du was? Das ganze Gefecht hat mich schon ein bisschen hungrig gemacht, ich könnte ein Pferd verdrücken.", teilte er mir mit. "Lass uns mal in die Fressbudenstadt einwandern, da finden wir bestimmt was Gutes. Und danach könnten wir uns zum Verdauen einen kleinen Spaziergang durch den Märchenwald gönnen. Haha, gleich dahinter ist nämlich die Achterbahn.", schlug er. Der hatte sich mit Sicherheit die ganze Infokarte eingeprägt.

"Hört sich gut an. Hast du etwa die ganze Karte studiert?"

"Na klar. Wenn man schon vorher weiß, was man sich ansehen will, erspart es langes Suchen und damit eine Menge Zeit.", recht hatte er.
 

Der nächste Abstecher ging dann also in die "Fressbudenstadt". Dort bestellte Alan sich extra scharfe Chicken Winks mit Currygewürzdip und Contry-Potatos. Dazu eine Cola mit extra vielen Eiswürfeln. Ich entschied mich für einen gemischten Salat mit Knusprigen Chicken, dazu ebenfalls eine Cola, aber nicht ganz so kalt, verstand sich.
 

"Ich bin so voll. Die Chicken Winks waren echt der Hammer! Richtig schön scharf.", erläuterte er mir, wärend wir durch den Märchenwald schlenderten, in dem auffällig viele Krähen zu wohnen schienen. Immer wieder saßen welche in den Ästen der Bäume. Obwohl die meisten auch künstlich präpariert waren mit märchenhaften Bewohnen, wie Zwergen, sprechenden Pilzen und Feen, so boten sie anscheinend perfekte Nischen, um sich nieder zulassen. Obgleich sie zu diesem märchenhaften Themen passten, so machten sie mir ein ungutes Gefühl im Magen. Mir war, als verfolgten sie mich mit ihren scharfen Augen. Theo hatte mich vor ihnen gewarnt. Nun fing ich an zu verstehen, was er meinte. Auch Alan blieb dies nicht verborgen. Er nahm meine Hand und zog mich näher an sich ran. Mit leiser Stimme flüsterte er, "Sie sind dir doch auch aufgefallen nicht war? Die Krähen haben augenscheinlich ihre Augen auf dich geworfen. Lass uns einen Ort suchen, wo nicht zu viel Menschen sind.", pflichtete er mir bei. "Versuch möglichst ruhig zu bleiben. Jedes Fehlverhalten könnte sie anstacheln."

Ich nickte. So wie Alan die Situation beobachtet hatte, war er sich sicher, dass sie mich nicht nur beobachten würden, sondern auch angriffen, ohne Rücksicht auf die anderen Menschen um uns herum, wenn ich mich nun zu dumm anstellte.

Allerdings einen geeigneten Ort zu finden, an dem nur wenige, oder am besten gar keine Menschen waren, war in einem Freizeitpark nun mal so gut wie unmöglich.

Soweit wir auch gingen, sie verfolgen uns auf Schritt und Tritt. Über uns zog sich plötzlich eine unheilschwangere Wolkendecke zusammen und es grollte. So konnten wir vielleicht sogar von Glück reden, als es anfing zu regnen. Denn die Menschen flohen in trockene Unterstände. Das Krächzen der Krähen wurde immer lauter und mit krachenden Geräusch des grollenden Himmels gelankten wir hinter ein Gebäude wo keine weiteren Menschen waren.

Mit einem Ruck wurde ich plötzlich zur Seite geschubst und ich verlor beinahe das Gleichgewicht. "Nori!", schrie Alan, der sich entgegen einer Front von Krähen stellte, die sich zusammen schlossen und direkt auf uns zuschossen. Mit einem kraftvollen Hieb, wehrte er sie ab. Doch je mehr er sich gegen sie stellte, desto gerissener wurden sie. Sie setzten sich immer wieder neu zusammen und versuchten an ihm vorbei zu kommen. Ihr Ziel, war eindeutig ich. Nach einiger Zeit griffen sie von mehreren Seiten zugleich an und Alan hatte Mühe sie abzuwehren. Aber ihm war auch deutlich an zu sehen, wie er sich von einer Sekunde auf die Andere immer mehr veränderte. Sein Kampfgeist, oder viel mehr sein Urinstinkt wurde geweckt.

Und wieder griffen sie an. Alan machte einen Satz in die Höhe, streckte seine Hände nach ihnen aus und stieß sie mit einem heftigen Ruck zurück, so dass sie auseinander drifteten und blutend vom Himmel fielen. Dieser Ruck sah aus, wie eine dicke Druckwelle, die sie einfach zerfetzte. Reflexartig hatte ich dabei meinen Arm schützend über meinen Kopf gelegt. Ich war wie festgefroren.

Nun stand er schneller atmend da, als er wieder auf dem Boden landete und starrte auf seine Hände, in denen all die Jahre eine ihm unbekannte Kraft schlummerte. Und auch ich konnte nichts weiter als fassungslos vor mich hin zu starren.

"Verdammte Mystischer.", zischte er. "Nori bist du in Ordnung?", rief er in meine Richtung. "Ah, ja, bin ich. Danke...", antwortete ich nun von etwas abseits, als sich am Himmel plötzlich eine erneute Front ankündigte. Sie raste direkt auf mich zu. Bereit mich zu zerfleischen.

"Da! Schon wieder!", rief ich. Alan zischte nochmals und machte sich bereit zum Absprung, als ihn ebenfalls ein ganzer Schwarm Krähen von der Seite angriff. Gerade noch rechtzeitig konnte er sie abwehren, um in einen Sprint über zugehen, um mehr Sprungkraft zu haben und sich dann mit ihnen zu beschäftigen. Er fuhr seine Krallen aus, aber sie vermehrten sich schon wieder. Ich konnte von der Ferne nur zusehen, denn ich war wehrlos. Und genau das wussten die Krähen. Wärend Alan sich mit dem einen Schwarm beschäftigte, gingen weitere auf ein kleines, wehrloses Kind los, das mit einem Mal auf dem Platz auftauchte und hinfiel. Es fing an zu weinen. Oh nein! Instinktiv fing ich an zu rennen und stürzte mich über das Kind.

"Lasst das Kind in Ruhe!", schrie ich aus Leibes Kräften, worauf hin die Krähen plötzlich kurz vor mir abprallten, wenn auch nicht so heftig wie bei Alan. Was zum Teufel war das?

Doch bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, ging es auch schon weiter und mit einem Mal sah ich wieder diese Schmetterlinge. Doch...es waren meine...meine Moth Souls? Ich hob die Hand und konnte erkennen, wie sie meinen Körper verließen.

"Nori!", schrie Alan, der auf mich zu gerannt kam und immer wieder von neuen Krähen angriffen wurde. "Kämpf dagegen an! Sonst wirst du..."

Sonst würde ich...ich merkte schon, wie ich mich plötzlich schwach fühlte, so schwer...mir wurde schwummrig. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie schon wieder ein Schwarm grausam krächzender und ächzender Krähen auf mich zu kamen und mir ihre Mordlust zu Ohren hielten. Je mehr Moth Souls ich verlor, desto größer...und mächtiger schienen sie zu werden... Wie eine Warnung. Und dann diese blauen Augen...Mehr bekam ich nicht mit.

Da war nur wieder diese Kälte, die mich heim suchte.

Ich fühlte mich, als sei ich wieder in dieser seltsamen Welt, aber irgendwie auch nicht....Alles was ich wollte war, zu schlafen...nichts anderes...und dann konnte ich mich nicht mehr wach halten.
 

"Du bist ja ganz schön mutig dich mir entgegen zu stellen. Aber wenn du nicht immer einen Beschützter hättest, wärst du wohl längst Tod.", zischt eine Stimme undefinierbar aus einem verborgenen Winkel eines Gebäudes, das ich nicht kenne. Um mich herum ist es dunkel und kalt.

"Ich sags dir nur ein einziges Mal, Kleiner. Halt dich von ihm fern! Oder stirb einen grausamen Tod! Entgegen meiner sonstigen Art darfst du dich also geehrt fühlen, das ich dir die Möglichkeit einer Entscheidung biete. Also bedenke, das war eine Warnung! Bedenke, nicht nur du wirst leiden, auch alle die dir wichtig sind!"
 

Plötzlich riss ich die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Als ich mich hektisch umsah erkannte ich, dass es mein Zimmer war. Wie war ich hier nur hin gekommen?

Ah…Die Krähen! Da waren doch...

"Sie sind weg. Er hat gute Arbeit geleistet, dein Kumpel."

Diese Stimme!

Aus einem du dunklen Schatten blitzten zwei blaue Augen hervor. War er schon die ganze Zeit hier?

Auf pechschwarzen, leisen Pfoten lief er auf mich zu und sprang auf mein Bett, um sich dort nieder zulassen.

"Wo? Wo ist er?", wollte ich panisch wissen.

"Zu Hause. Er ist hat viel Kraft verbraucht und musste viel einstecken. Daher wird er eine Weile schlafen."

"Schlafen?", das klang irgendwie beängstigend.

"Ja, der Regenerationsschlaf. So etwas kommt oft vor,... und nicht jeder überlebt ihn...einige sind so erschöpft, dass sie sich einfach auflösen, statt sich zu regenerieren...",halte seine eiskalte Stimme. Ohne jegliche Gefühle. Ich bin schon wieder wie erstarrt. Er...könnte sich auflösen?

Die schwarze Katze veränderte ihre äußere Form, gewann an Menschlichkeit, ohne je Mensch zu sein. Das war nur eine äußere Hülle, die dazu da war, aus irgendeinen Grund zu existieren...Das wurde mir immer klarer. Nur aus welchem?

"Tz,...Menschen...du bist einfach zu schreckhaft....dieser Kerl ist so robust, der wird nie einfach so verschwinden...", grinste er hämisch, gar kampfeslustig.

Aus diesen seltsamen Träumen wusste ich, das er Alan schon eine Weile kennen musste. Sie schienen sich immer zu duellieren. Aus diesem Grund wusste Seru wohl auch, das er sich davon erholen würde. Zumindest hoffte ich das nur zu sehr.

Ich selbst fühlte mich noch zu kraftlos um nach zu sehen. Denn bei dem Versuch meine Beine großartig zu bewegen scheiterte ich. Sie waren schwer wie Blei.

Ob dem Nori aus meinen Träumen, es auch oft so ging? Welche Kräfte er wohl besaß, wenn er sein volles Ausmaß ausschöpfte?

Und was, war nur mit ihm geschehen? Was war seine...was war meine Aufgabe in dieser haarsträubenden Gesichte voller seltsamer Begebenheiten. Sie hingen alle irgendwie zusammen, aber das Bild setzte sich nur sehr mühsam zusammen.
 

Wärend ich so vor mich hin überlegte spürte ich Serus Augen die ganze Zeit auf mir. So, als analysierten sie mich aufs genaueste. "Diese Schwäche...ist ganz normal...", erläuterte er knapp, als hätte er meine Gedanken gelesen. Gruselig.

"Auch wenn es mir wiederstrebt...muss ich wohl eine Weile bei dir bleiben...", beschloss er plötzlich einfach ungefragt. Meine Gesichtszüge entgleisten.

B...bei mir bleiben?

Wie meinte er das nun wieder? Hatte er nicht mal gesagt, das mich seine Nähe umbrachte?

"W...Wie meinst du das, wenn ich fragen darf?"

Er schnaubte verächtlich. "Na so wie ich es sagte..."

Mehr sagte er dazu nicht. Das musste er auch nicht...
 

*

So vergingen die Tage. Tage in denen ich kaum eine Sekunde mehr für mich hatte.

Auch Alan, der mittlerweile wieder auf dem Damm war, war nicht gerade begeistert. "Ist das sein verdammter Ernst? Das Katzenvieh verfolgt dich jetzt schon seid Tagen auf Schritt und Tritt."

Ich nickte seufzend. Mein Blick fiel missmutig auf den schwarzen Kater, der stehts wachsam war, aber etwas abseits von uns lief.

"Wie kamst du eigentlich zu dieser fragwürdigen Ehre?", wollte er wissen.

"Das hat er mir noch nicht erläutert, aber seid dem er das macht sind keine Krähen mehr aufgetaucht."

"Na kein Wunder, wo der auftaucht ist es ja auch immer eiskalt, das hält ja kaum jemand aus. Das war schon immer so,...", brummelte er vor sich hin.

Dabei fällt mir auf...

"Aber Alan, du kannst es doch ertragen oder?"

Alan nickte und blieb die Wangen dabei auf. "Ja klar, da meine mir innewohnenden Kräfte auf die Hitze des Feuers zurückgreifen, kann ich seiner Kälte besser standhalten, als andere Wesen oder eben Menschen. Dazu muss man sagen, dass auch nur die dieser Kraft ausgesetzt sind, die ihn tatsächlich wahrnehmen können."

Stimmte ja. Alan hatte da mal sowas gesagt. Das Seru es nicht darauf anlegt, als "Mensch" wahrgenommen zu werden... ach ja und Seru selbst hatte es bei unserer ersten Begegnung schon einmal gesagt...das er gar nicht existent sei. Das bedeutete, das er für andere Menschen, also wirklich nicht...existent war?

Diese Vorstellung trug eine Art Tragik mit sich, die mich traurig machte. Wie es sich wohl anfühlte "nicht existent" zu sein...? Gab es für Seru überhaupt eine Bewandtnis darüber nach zu denken? Bei unserer ersten Begegnung war mir diese Aussage noch ein Rätsel.

"Nori, das ist der Laden den ich meinte.", reißt Alan mich aus meinen Gedanken. Das Thema von eben schien vergessen zu sein. Nun standen wir vor einem Cafe, in dem wir uns mit ein paar Freunden treffen wollten.
 

Bevor wir hineingingen wagte ich noch einen Blick auf die andere Straßenseite.

Seru war uns bis vor wenigen Minuten noch auf den Fersen, doch nun war er verschwunden. Ob er das Interesse verloren hatte? Das gab mir irgendwie ein seltsames Gefühl...
 

Als wir das Café betraten waren die Anderen bereits anwesend und winkten uns zu sich.

"Hey, da seid ihr ja. Ihr kommt gerade richtig. Wir haben schon mal eine Sammelbestellung gemacht. Ihr wollt doch sicher auch Kuchen und Cappuccino.", meinte Olli. Alan fing an zu grinsen. "Du kannst ja Gedanken lesen.", erwiderte er und setzte sich auf einen der leeren Stühle. Ich setze mich einfach wortlos daneben. Mit in der Runde waren auch andere bekannte Gesichter. Riki, der Gastgeber der Party letztens und Lisa, das blonde Mädchen, das sich mit mir verabreden wollte. Eigentlich hatten wir ja vereinbart, die Woche nach der Party mit einander zu sprechen, wegen einer Verabredung...aber das war irgendwie untergegangen. Um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht weiter darüber nachgedacht.

Doch irgendwann im Verlauf der Zeit, saß keiner mehr auf seinem Platz. So kam es, das Lisa auf mich zu kam, und sich neben mich setzte. "Hey, alles klar?"

Ich nickte, "Ja klar. Und bei dir?", antwortete ich. Sie nickte ebenfalls. "Ja, alles bestens.", erzählte sie und wurde dann rot und fing an ihre Hände gegeneinander zu reiben, als sei sie total nervös. "Du...hast du mal darüber...nachgedacht...?", wollte sie wissen. Wie eben schon erwähnt, wäre die ehrliche Antwort darauf, ~nein~, aber das konnte ich ihr ja nicht sagen. Ja lügen waren noch nie gut, aber auf der anderen Seite...wäre sie sicher enttäuscht und sie schien ein liebenswertes, sympathisches Mädchen zu sein. Das bemerkte selbst ich.

"Klar, wie wäre es mit morgen.", entschied ich spontan, entgegen meiner eher zurückhaltenden Art. "Morgen ist Samstag, da könnten wir ins Kino gehen, ...Äh! Natürlich nur, wenn du magst!", ok, das machte mich jetzt doch nervös...

Sie hingegen entspannte sich allen Anschein nach, ja sie schien nahezu überrascht. "Was? Wirklich?", erwiderte sie fast schrill, was die Aufmerksamkeit der Anderen auf uns zog.

"Äh…klar...", antwortete ich, dann deutlich leiser.

Um uns herum fingen die Anderen an zu tuscheln. Riki ergriff als Erster das Wort. "Nori und Lisa, wusst ichs doch! Sind sie nicht süß?"

Olli nickte. "Ja sind sie und das heißt also das ihr morgen euer erstes Date habt?"

D...Date?

"Date?", wiederholte ich meine Gedanken laut. "Ja klar, wenn man sich allein mit einem Mädchen verabredet nennt man das ein "Date" haben. Nicht zu fassen, das du das nicht weißt.", erklärte Riki. Vor lauter Verwirrtheit bekam ich kein Wort mehr heraus und auch Lisa schein deutlich irritiert. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass es darum ging, dass sie nicht wusste, das wir uns gerade zu einem Date verabredet hatten. Für einen Moment sah es so aus, als verflog ihre anfängliche Freude, dann aber berappelte sie sich schnell wieder und fing an amüsiert zu lächeln. Aber nicht aus Schadenfreude oder so. Nein...im Gegenteil.

"Lass ihn Riki, ich finde das irgendwie...total süß.", verteidigte sie mich.

Interessant...sie schien auf verpeilte Jungs zu stehen.

Riki legte seinen Kopf schief und sah uns an wie ein Auto.

Olli grinste. "Ich glaube, das ist zu viel für Riki.", es war fast so, als machte er sich über ihn lustig. In diesem Moment spürte ich einen Blick auf mir. Wie aus einem Instinkt heraus, drehte ich mich um. Alan, der einen Platz weiter gewandert war und sich neben eines der anderen Mädchen platziert hatte, schaute ungewöhnlich undurchsichtig...sein Blick war nicht zu deuten... Was hatte das zu bedeuten?
 

Nach dem Treffen begleitete Alan mich noch ein Stück nach Hause. Eine Weile schwiegen wir uns nur an. Irgendwie war er komisch. Schon seid ich mit Lisa gesprochen hatte. "Du Nori, bist du sicher, dass du dich mit ihr treffen willst?", wollte er plötzlich wissen. Was sollte das denn jetzt?

"Naja, wieso nicht? Sie scheint sehr nett zu sein.", antwortete ich.

"Nett?", echote er. "Du findest sie nett? Nori, dir ist schon bewusst, das du ihr damit Hoffnungen machst oder?"

"Hoffnungen?", wiederholte ich. "Hoffnungen auf was?", wollte ich wissen. Ja ich verstand ihn wirklich nicht und stand auf dem Schlauch.

"Na Hoffnungen, dass du eine Beziehung mit ihr willst. Mensch Nori, du gehst vielleicht einer Blindheit durch die Welt..."

"Und...wäre es denn so schlimm, wenn es tatsächlich so käme? Wenn ich mich wirklich...verlieben würde...Du hast doch neulich noch gesagt, dass ich mehr aus mir herauskommen soll und selbstbewusster werden soll. ", erwiderte ich. Genau, das hatte er doch gesagt. Vielleicht wäre eine Beziehung mit einem Mädchen gar nicht so schlecht.

Alan nickte. "Ja, das stimmt, aber das war bevor Seru aufgetaucht ist...", mit dem Finger deutete er Zähne knirschend auf den schwarzen Kater, der plötzlich wieder aufgetaucht war. Er hockte auf einer Mauer und putzte sich. So wie er dort seiner Tätigkeit nachging, sah er wirklich aus wie eine ganz normale Katze. Eine Katze...

Irritiert sah ich ihn an, "Was...was hat das mit Seru zu tun?"

Seru schaute plötzlich in unsere Richtung.

"Tja weißt du...ich habe wirklich die ganze Zeit über gehofft, dass du ihm in dieser Welt nicht begegnen würdest. Leider ist es aber anders gekommen.", bei dieser Aussage, verschlug es mir beinahe den Atem, jegliche Sprache. Es war, als schnurrte mir etwas die Luft ab. Mein Blick schien vollkommen entsetzt. Was war das nur? Die Vorstellung ihm niemals zu begegnen...niemals wieder zu sehen...

"Du bist dir noch nicht vollkommen im Klaren über alles, aber in deinem Unterbewusstsein, ist es noch immer tief in dir verankert. Mit seinem Erscheinen und deiner Begegnung mit ihm, hat sich dein Schicksal quasi schon entschieden. Wenn du dich mit diesem Mädchen…oder wem auch immer einlässt, musst du dir immer im Klaren darüber sein, dass sie alle in Gefahr sind.", erklärte er mir.

"In Gefahr?", wiederholte ich. "Ja, natürlich musst du deine ganz eigenen Erfahrungen machen...es ist ja auch nur ein gut gemeinter Rat."
 

Irgendwie Liesen mich diese Worte nicht mehr los. Auch in der Nacht nicht. Sie raubten mir den Schlaf, doch nicht nur das...Auch, weil ein gewisser Jemand, der ja im Grunde dafür verantwortlich war, sich am Ende meines Bettes breit machte und die Temperatur in meinem Zimmer auf ein gewisses Maß reduzierte, trotz Heizung....mit dem kleinen Unterschied, das es mich nicht mehr so sehr fröstelte, wie noch am Anfang, als er das erste Mal bei mir auftauchte. Das war schon seltsam.. Seru...jetzt in diesem Moment lösten sich die Moth Souls nicht aus unseren Körpern und schwächten mich nicht. Das war noch seltsamer. Woran lag das nur? War das eine Gewöhnungssache?...Aber so oft waren wir uns doch noch gar nicht begegnet und die meiste Zeit über...war er eine...ja...eine Katze...eine Katze, die auf den ersten Blick so unscheinbar wirkte...und doch war es ganz anders....ah...auf einmal überfiel mich wieder eine bleierne Müdigkeit....
 

Wieder befand ich mich irgendwo anders...ich befand mich in einem Raum, dort saß der Junge, der andere Nori....auf einem Bett und richtete sich an Seru, der ihm gegenüber stand.

"Seru! Ich verstehe dich nicht! Wieso lässt du es zu, dass der Kerl dich so dermaßen in der Hand hat! Du bist doch ein freier Mann! Du brauchst niemanden, der irgendwas für dich entscheidet! Er behandelt dich wie sein Eigentum! Wieso also stellst du ihn über dich!?", schimpfte Nori.

Serus Gesicht verriet nichts, es war ohne erkennbare Mimik. "Ist das so? Vielleicht ist das ja ganz anders als du denkst..."

"Anders als ich denke? Du lässt es zu, das dir jemand befielt Menschen zu töten! Menschen, die vollkommen unschuldig sind!", verdeutlichte er.

Das entsetzte mich....Seru...tötete also Menschen? Es wurde schon wieder so kalt...

"Das ist nun mal das Einzige was ich kann...aber du irrst dich, ich töte nicht wahllos und es gibt nur eine einzige Person, der ich...untergeben bin...", er schaute ihm tief in die Augen.

Er war also jemanden untergeben...nur wem?
 

Plötzlich wachte ich auf. Die bleierne Müdigkeit war noch da und mir war immer noch kalt. Also zog ich eine Wolldecke an mich, die zusammengerollt an der Wand lag, an der mein Bett stand. Damit wurde es etwas besser und ich konnte nun besser schlafen, diese Träume, ließen mich in Ruhe. Zumindest für eine Weile. Schließlich konnte ich nicht absehen, wann sie wieder kamen. Richtig tief schlief ich aber nicht, da ich immer wieder ins Grübeln verfiel.

Meine Gedanken galten Seru...Warum tötete er...wem war er untergeben und warum nur sollte er mein Schicksal besiegeln? So Grausam, das ich meine Mitmenschen in Gefahr brachte...? So das es mir offenbar nicht erlaubt war mich zu verlieben. Normal zu leben... Immer wenn Seru ins Spiel kam, ging es um gefährliche Dinge...ums Sterben, darum, das Menschenleben gefährdet wurden. Wenn es danach ging, könnte ich ja nicht mal mehr in die Schule gehen und müsste mich von allen anderen Menschen abschotten...sonst würden sicher wieder so Dinge passieren, wie in diesem Freizeitpark....das wäre schrecklich...Das erschreckendste daran war, das es sich nicht lohnte, darüber nachzudenken, warum ausgerechnet ich die Person war, der das passierte...denn wenn ich es nicht wäre, würde es jemand Anderen treffen.... und Seru? Den kümmerte das wohl nicht, denn dieser schlief seelenruhig. Allerdings konnte ich in dieser Dunkelheit auch nicht mal ein Zucken erkennen...

Besiegeltes Schicksal

Samstag.

Seru streckte sich ausgiebig und sprang von meinem Bett, als ich mich zum Aufstehen bewegte. Er mochte es nicht, wenn es zu sehr rüttelte. Wenn es dunkel und still war, fühlte er sich am wohlsten, wenn er sich einfach in einer Ecke verkriechen konnte und seine Ruhe hatte. Wenn er dies nicht tat, schien er sich irgendwo rum zu treiben, wie ein Streuner...Manchmal war er nicht auffindbar und tauchte dann plötzlich wieder auf, als sei er nie weggewesen. Er war ein Meister im an- und davon schleichen und machte seiner Spezies damit alle Ehre. Doch selbst wenn er nicht da war und ich seine Kälte nicht spürte, blieb immer das Gefühl, das er mich verfolgte.
 

Nach dem Aufstehen beschloss ich zu duschen. Seru hatte sich auf die Fensterbank zurückgezogen und starrte aus dem Fenster.

Als ich gerade das warme Wasser der Dusche auf meiner Haut spürte, wurde es plötzlich kalt um mich. Nanu? Was war denn jetzt? Ein Handtest unter das Wasser bezeugte, das es nicht am Wasser lag. Ich konnte mich nicht mal zum Umdrehen bewegen, da stemmte sich eine Hand neben mich an die Wand. Als mir schlagartig bewusst wurde, wer das war, begann ich wieder zu frieren... "Seru, was soll das werden?", wollte ich wissen. Noch dazu...waren Katzen nicht wasserscheu? Wie peinlich. Die Situation war so peinlich...unangenehm.

"...duschen natürlich...", antwortete er kurz angebunden.

"D...duschen? A...aber doch nicht so, ...ah...", da schon wieder, die Moth Souls verließen mich in seine Richtung und wurden förmlich aufgesogen. Das hatte etwas...unanständiges...ich wurde knallrot, aber kalt war mir trotzdem.

"Wenn du so weiter machst...wirst du wohl doch vorzeitig sterben...", gab er unterkühlt zurück und die Temperatur senkte sich weiter und ich fror wieder so sehr, das meine Fingernägel schon ganz blau wurden.

"Du musst lernen deine Unsicherheit abzulegen...", erklärte mir ein nackter Mann der sich in eine Katze verwandeln konnte. Der so, wie es aussah, so überhaupt kein Schamgefühl kannte und eigentlich nicht mal existierte, obwohl er hier bei mir war. Bitte was?

Zähne knirschend und rot vor Scham fauchte ich ihn an. "Wie soll sowas denn funktionieren, wenn mir son komischer nackter Typ mit Katzenohren in der Dusche auflauert?"

Plötzlich zuckte Seru hinter mir. Ich sah wie aus unseren beiden Körpern die Moth Souls entwichen und sich abstießen. Das war...unangenehm. Ich fühlte wie meine Beine weich wurden, meine Kraft verließ mich langsam aber sicher.

"Hey! Lass den Scheiß! Willst du sterben?!", fauchte er zurück. Eine Drohung? Er war so laut und aggressiv.

Er drehte mich schlagartig zu sich um. Er schaute mir tief in die Augen, mit seinen eisblauen Augen.

Das war das erste Mal, dass er mich berührte, seine Hände waren kalt, sehr kalt, als sei kein Leben darin. Ich fühlte mich immer unwohler. Aus Furcht drückte ich ihn von mir. Meine Hände wurden immer kälter, die Mouth Souls gerieten fast vollkommen außer Rand und Band. Plötzlich spürte ich wie meine Muskelspannung nachließ. Ohnmacht....ich wurde ohnmächtig...dieser verdammte..."Idiot...",und plötzlich wurde es wieder finster.
 

Wärend es um mich herum finster war, schossen tausende von Bildern durch meinen Kopf, wie einzelne Puzzleteile. Es war, also nicht wie sonst, wo ich ganze Situartionsabschnitte durchlebte, sondern nur einzelne Teile in einem rasenden Tempo, als durchlebte man ein ganzes Leben...ganz so wie wenn man eine Nahtoderfahrung machte. So wie es in Erzählungen der Fall war. In dieser Situation überkamen mich unendlich viele Emotionen, von Freude bis Trauer, von Wut bis Erregtheit, von Ratlosigkeit bis hin zu Schmerz... und auch...Liebe...das ganze Spektrum...

Oh man, wie lange, würde mein Körper das wohl noch mitmachen?

Es war wie ein Fieberwahn.
 

Als ich erwachte lag ich in meinem Bett, den Tränen unterlegen, dem Gefühlswirrwar ausgesetzt. Ich konnte es nicht verhindern. Es war, als sei ich nicht mehr ich...ich zitterte, umfasste meinen Körper und kauerte mich zusammen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nackt war...Ach ja, ich wollte ja duschen...und dann...kam Seru herein und ....Plötzlich wurde ich ganz rot, und spürte so eine Hitze... Wärme. Die Reaktionen meines Körpers wiedersprachen sich total. Eben noch musste ich weinen und zitterte und im nächsten Moment, war ich...war ich...erregt. Etwa wegen ihm? Wegen Seru? Aber...abgesehen davon, dass er nicht existent war, war er doch...ein Mann, ein Mann der sich in einen Kater verwandeln konnte....
 

Plötzlich klopfte es an meine Zimmertüre, "Nori?", die Stimme meiner Mutter durchbrach mein Gedankenwirrwar. "Äh..Ja?", antwortete ich. "Da ist ein Mädchen an der Haustür. Lisa, sie sagt, ihr seid verabredet."

Ah…Die Erinnerung setzte wieder ein. Oh nein! Das hatte ich ja komplett vergessen!

"Moment! Sag ihr ich komme gleich!"

Gleich war gut. Ich lag nackt im Bett und sah vermutlich auch noch aus wie ein Zombie, so verheult wie ich bis eben noch war, bevor diese...Erregtheit mich überkam.

Trotzdem schaffte ich es mich in Rekordzeit zu duschen und an zuziehen. Aus einem mir unerfindlichen Grund fühlte ich mich nämlich plötzlich erstaunlich gut ausgeruht. Schon seltsam, wenn man sich bis eben noch fühlte wie ein Zombie...

Nachdem ich mich noch mal nach Seru umsah, der scheinbar verschwunden war, was ich als ganz schön verantwortungslos empfand, rannte ich förmlich die Treppe herunter.
 

Unten in der Küche konnte ich fröhliches Lachen hören. Meine Mutter unterhielt sich mit Lisa und beide schienen auf einer Wellenlänge zu sein.

"Oh, da bist du ja. Es ist ganz schön unhöflich eine Dame einfach so warten zu lassen. Noch dazu so eine sympathische.", wies meine Mutter mich liebevoll zu recht. Lisa kicherte mädchenhaft. "Ach was, ist doch nicht schlimm. Ich bin ja auch viel zu früh.", antwortete sie, und wurde dabei etwas rot. Sie war...wirklich süß. Meine Mutter lächelte entzückt. "Nori, da hast du aber wirklich Glück gehabt.", es war offensichtlich, dass meine Mutter sie sehr mochte. Sie hätte sicher nichts dagegen, wenn sie meine Freundin wurde. Immerhin gab ich ihr in meinem bislang 16-jährigen Leben noch nicht die Möglichkeit, sich über eine feste Freundin meinerseits zu freuen. allerdings war ich eben auch "erst" 16. Ich war gerade den Kinderschuhen entwachsen und nun ein Jugendlicher. Ein Jugendlicher, der binnen rasant, kurzer Zeit, die wohl unvorstellbarsten Dinge erlebte.

"Also, wollen wir dann?", fragte ich Lisa. Diese nickte fröhlich mit leuchtenden Augen. "Ja klar!", sie harkte sich bei mir ein. "Vielen Dank für das nette Gespräch Magret!", Magret? So weit war es also schon mit den Beiden gekommen. "Dir auch vielen Dank! Komm ruhig bald wieder! Viel Spaß euch Beiden."
 

"Sie ist wirklich nett, deine Mutter.", erzählte Lisa.

Ich nickte. "Ja, das stimmt, aber auch sehr neugierig, ich hoffe, sie hat dich nicht zu sehr ausgefragt."

"Was? Ach nein, wir haben nur über ganz normale Sachen geredet. Über ihre Lieblingssendung und Gartenarbeit, oder Kochen...Sie ist wirklich eine viel interessierte Frau. Ich bewundere sie schon etwas.", erläuterte sie.

"Hm, stimmt, sie kann nicht eine Sekunde still sitzen und muss immer etwas zu tun haben. Selbst im Urlaub, ist sie immer auf Touren., statt sich auszuruhen."

Ja, sie kostete das Leben wirklich aus und verfiel dem Alter nicht.
 

Bevor unser Film anfing, hatten wir noch etwas Zeit. Wir gingen zu einer Aussichtsplattform, von der aus man eine wunderschöne Parkanlage sehen konnte. Dort war auch ein kleines Cafe, in dem man leckeren Kuchen essen konnte. So zierlich wie sie auch aussah, hatte sie einen wirklich gesegneten Appetit und verdrückte gleich drei Stücke Torte. Das Wichtigste aber war, dass es ihr schmeckte.

Ich sah ihr lächelnd dabei zu. Als sie dies bemerkte, wurde sie puterrot.

"Oh, entschuldige! Ich konnte mich einfach nicht beherrschen, die Torten...sind so unfassbar lecker!"

"Hm? Aber dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Es ist schön anzusehen, wie glücklich du dabei aussiehst.", beruhigte ich sie. Das schien sie noch röter werden zu lassen. "Oh, hab ich was falsches gesagt?", fragte ich überfordert.

Sie winkte ab. "Nein, nein, hast du nicht. Ich war nur so überrascht. Normalerweise finden Jungs das oft unästhetisch, wenn Mädchen so ungezügelt essen."

"Unästhetisch? So ein Quatsch, der Junge, der sowas behauptet, weiß doch gar nicht wovon er redet.", gab ich weiter lächelnd zurück.

"Nori, du bist echt toll."

"Ach was. Ich bin einfach nur ich.", einfach nur ich...ja genau. Ich war einfach nur ich.

So wie es aussah war es wirklich eine gute Idee mit Lisa auszugehen.

Dieser Tag fühlte sich wirklich gut an. Auch der Kinobesuch war wirklich toll, den Film den wir sahen, war für uns Beide interessant. Und dann ging es tatsächlich so weit, das Lisa meine Hand nahm, und sich an meine Schulter anlehnte. Das fühlte sich nicht schlecht an, aber aus irgendeinem Grund...auch nicht richtig....seltsam.
 

Was war das nur?

Plötzlich sah ich Serus Bild vor mir.

Dann ein Bild von uns, ein Kuss...Moment...ein KUSS?
 

....hat sich dein Schicksal quasi schon entschieden.

Mein Schicksal....

Ich erinnerte mich wieder an den Moment, als ich Seru das erste Mal sah, an all die Dinge, die ich in diesem wirren, aber realen Träumen durchlebte.

"Alles in Ordnung Nori? Du erdrückst meine Hand ja fast.", fragte Lisa neben mir.

"Ah, ja sorry, ich war in Gedanken versunken.", und ich ließ ihre Hand los. Die meine war ganz schweißig. "Das ist dir sicher unangenehm, so eine verschwitzte Männerhand.", resignierte ich peinlich berührt.

"Ach nein, ist nicht schlimm.", erwiderte sie beruhigend. "Vielen Dank."

Hinter uns hörten wir wie die Leute. -Schhh-Laute machten. Wir sahen uns gegenseitig an und mussten erst mal leise kichern.
 

Das Ende des Tages war gekommen. Ich hatte mich dazu entschieden Lisa nach Hause zu bringen, so wie es sich gehörte, für einen Mann. Wir hielten wieder Händchen.

"Du, das war wirklich ein toller Tag, Nori.", teilte sie mir freudestrahlend mit. "Weißt du...ich mag dich wirklich sehr und...würde das gern wiederholen.", gestand sie mir mit knallroten Wangen und leicht gesengten Blick. Dann sah sie mich mit ihren blauen Augen, erwartungsvoll an.

Ich konnte nicht anders, als zu nicken. Darüber freute sie sich so sehr, das, sie mir um den Hals fiel und mir einen vergleichsweise schüchternen Kuss auf díe Lippen drückte. Dann verabschiedete sie sich und verschwand durch die Tür.

Ich blieb verwirrt zurück und legte mir reflexartig den Zeigefinger auf die Lippen. Moment mal...das war eben...mein ALLERERSTER KUSS! V...von einem Mädchen. Jetzt war es an mir knallrot anzulaufen.
 

Wie ein Roboter machte ich mechanisch in Richtung meines zu Hauses kehrt. Das eben war schon...ein Schock...aber irgendwie...ich weiß nicht...
 

Ich war schon einige Zeit unterwegs, da kam ich am Stadtpark vorbei und ohne den Grund dafür zu kennen, hatte ich das Gefühl, das dieser mir schier unendlich erschien. Ja, ich kam einfach nicht am Ende an. Das musste ich aber um nach Hause zu gelangen. Mal ehrlich, mir war so, als sei da was ganz gewaltig faul.

Ich blieb also stehen und sah mich um. "Hey, ist da jemand?", rief ich laut. Aber niemand war zu sehen, es war totenstill. Das war ziemlich unheimlich und es beharkte mir gar nicht. Das machte mir schon Angst. Keine Menschenseele. Plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Hintergrund.

"Na? Hast du es endlich gerafft?", eine Stimme, die mir bekannt vorkam und mir Furcht einlöste, wie keine andere. Trotzdem versuchte ich mir dies nicht anmerken zu lassen.

"Was willst du? Und...wo bin ich?"

"Was ich will? Na das ist doch klar! Ich will deinen TOD und um deine andere Frage zu beantworten, befindest du dich gerade in einem versiegelten Raum, der von keinerlei Zeit beeinflusst werden kann. Keine gewöhnliche Menschenseele, wird dich hier je finden.", beantwortete er meine Fragen, sehr gezielt und detailreich.

"Meinen Tod? Aber warum? Ich kann mich nicht entsinnen dir was getan zu haben, wer auch immer du bist!"

"Hm, ja ich will deinen Tod, und der einzige Grund dafür ist deine bloße Existenz! Du bist mir einfach im Weg! Das warst du schon immer, seid du existierst.", verriet mir die Stimme. Aber was meinte sie mit, ~Seid ich existierte~. "Aber keine Sorge, ich werde dich nicht gleich töten. Zunächst werde ich dich noch eine Weile beobachten und oh wie unhöflich von mir. Ich stelle mich besser vor. Du sollst ja wenigstens wissen von wem du ausgelöscht wirst. Mein Name ist Raphael van Sun und ich freue mich schon sehr auf den Tag, an dem du deinen letzten Atemzug hauchst. Der Anblick wird mir eine große Freude bereiten.", na der war ja schon irgendwie schräg drauf, wirkte aber nicht gerade, als mache er Scherze, trotz dessen dass er so ruhig und gelassen schien . Das war schon beängstigend, wenn mir jemand verkündete, das er mich auslöschen will! Wo war ich da nur reingeraten?

"Ach du willst nicht unhöflich sein? Wieso zeigst du dich mir dann nicht? ", rief ich in die Dunkelheit und schaute mich weiter um. Kaum zu glauben, wie hilflos man sich fühlen konnte.

Plötzlich hörte ich die Stimme, ganz nah an meinem Ohr, was die Angst in mir hochkriechen lies. "Oh keine Sorge, du wirst mich erkennen, wenn du mich siehst.", ich erschrak mich, es lief mir eiskalt den Rücken runter. Reflexartig drehte ich mich um, aber da war nichts. Rein gar nichts. Nur ein paar Krähen. EH Krähen? Scheiße!

Sie fingen an wie verrückt, bedrohlich zu krächzen, und plötzlich kam ein ganzes Heer auf mich zu geflogen. Sie waren Pfeil schnell und attackierten mich. Wo zum Teufel kamen die nur her? Die waren doch bis eben noch nicht da?

"Nicht! Aufhören! Aua!", sie pickten auf mich ein, und dann, erschien mir ein Name in meinen Gedanken, "SERUUU!!!"

Wie aus dem Nichts, wurde es plötzlich eiskalt und die Krähen, in meiner Nähe wichen von mir ab, sie wurden mit Eispfleilen attackiert und fielen vom Himmel.

Vor mir erschien tatsächlich Seru, der mich in seine schützenden Arme nahm, als weitere Krähen zum Angriff erschienen.

"Verschwindet!", schrie er und eine Welle aus Eis, lies die Krähen erstarren. Dann sah er mir tief in die Augen. "Hör mir gut zu, wenn du jetzt durchdrehst, bring ich dich um, noch bevor er es tut! Klar?", mir blieb nicht viel Zeit erschüttert zu sein, denn schon küsste er mich. Ich riss die Augen auf. Plötzlich spürte ich eine mir völlig unbekannte Kraft, die mir jegliche Angst nahm. Unsere Mouth Souls, verließen unsere Körper und...vereinten sich?

Kurz bevor die Krähen aus ihrer eiskalten Starre erwachten, wurden sie von einer völlig neuen Macht zerschmettert, ebenso wie der verriegelte Raum zerstört wurde und alles wieder wie vorher war. Unfassbar...absolut unmöglich. Wie konnte ein einzelner Mensch nur eine solche Kraft entwickeln? Oh, Verzeihung, Seru war ja gar kein Mensch...dachte ich...

Völlig überwältigt von Serus erstaunlichen Fähigkeiten, bemerkte ich zu nächst nicht, wie ernst er mich ansah.

"Diese Mistviecher,...", zischte er wütend. Dann wendete er sich wieder an mich,

"Und nun zu dir!"

"Äh, ja?", abermals erschreckte ich, dieses Mal weil er mich so unheilschwanger ansah. Was zum Teufel....

"Wag es ja nicht, das noch mal zu tun!", befahl er mir.

"Bitte was?", wollte ich wissen.

"Lass dich nie wieder von jemand anderen so berühren!", er drückte mich wieder in seine Arme und legte seine Stirn an meine. Das machte mich ganz verrückt...und es verwirrte mich. Diese Verwirrung schien dazu zu führen, das die Moth Souls wieder verrücktspielten und flatterten wild durch die Gegend.

"Seru...was tus du da? Lass mich los!", ich musste schon ganz rot sein, aber er lies mich nicht los. Das machte mir fast ein bisschen Angst, trotzdem...wurde mir nicht so kalt wie sonst und ich fühlte mich auch nicht kraftlos... Lag das daran...das ich mich kaum ernsthaft wehrte?

"Nori! Lass das nie wieder zu! Hörst du?", richtete er seine Worte noch einmal eindringlich an mich, ohne jede Erklärung. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und drückten sich nun gegen seine Brust.

"Ah...aber, wieso denn? Sie ist ein nettes Mädchen, sie mag mich und ich mag sie auch! Was ist denn so falsch daran?", argumentierte ich fast ein bisschen verzweifelt. Warum nur wollten sie mir das ausreden? Das ich alle in Gefahr brachte, war doch nicht der Einzige Grund...

"Akzeptiere einfach, das du das nie wieder zulassen darfst!", fauchte er etwas zusammenhangslos. Es war eine Antwort, ohne eine Antwort zu sein.

Plötzlich knurrte er nur wütend und nahm etwas Abstand, hielt aber noch meine beiden Handgelenke fest, drückte sie eindeutig zu fest.

"AU! Seru! Lass das! Du tust mir weh!", ich versuchte mich daraus zu befreien, hatte aber keine Chance. Mein Unbehagen schien sich auch auf meine körperliche Situation auszuwirken. Nun wurde mir wieder eiskalt und die Moth Souls stießen sich gegenseitig ab. Seru missfiel das.

"Hey! Nori! Hör sofort auf!", er musste zurückweichen.

"Nein! Nein das tue ich nicht! Ich lasse mir nicht vorschreiben, mit wem ich Zusammensein darf und wem nicht! Weißt du, eigentlich wollte ich mich ja bei dir bedanken, das du mir geholfen hast, aber so wie du jetzt bist, bist du unausstehlich!", machte ich ihm klar. Seine Augen weiteten sich für einen Moment. Dabei unterdrückte ich die Tränen. Dann machte ich stur auf dem Absatz kehrt und ging weiter meines Weges. Seru schien mir nicht zu folgen.

Sobald ich mich etwas von ihm entfernte und mich etwas beruhigte, beruhigte sich wieder alles, auch die Kälte verschwand aus meinem Körper.

Was war nur los mit diesem Kerl. Wieso wollte er mir das nicht gönnen?
 

Ich konnte es mir nicht erklären...aber mein Herz pochte wie wild in diesem Moment. Sogar das dieser ...Raphael mich ~auslöschen~ wollte, wurde zur Nebensache..., obwohl ich doch schreckliche Angst hätte haben sollen.
 

Gedankenverloren strich ich mir über die Lippen, die noch vor wenigen Minuten von Serus berührt wurden. Es war, als hatte er Lisas Kuss komplett überdeckt.

Besondere Kräfte

"Ach so war das also.", meinte Theo, der gerade einen neu eingetroffenen Tee eingoss. "Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.", antwortete er nachdenklich, als er mir den fertigen Tee servierte, Zielsicher, ohne auch nur das kleinste Tröpfchen zu verschütten. Trotz seiner Blindheit. Sein Blick ging ernst in meine Richtung.

"So wie es aussieht, haben die Krähen dich tatsächlich im Visier. Ich bin mir ziemlich sicher, das Raphael dich durch sie beobachten lässt. Jeden einzelnen deiner Schritte. Das solltest du ernst nehmen! Also, sei auf der Hut!", riet er mir ernster als je zu vor.

Ich schaute ihn erstaunt an. Er war sonst die Ruhe selbst. Ich biss mir auf die Unterlippe.

"Raphael ist erbarmungslos. Er liebt es seine Opfer zu jagen und zu quälen, bis sie keine Kraft mehr haben davon zu laufen. Dann wird er den Moment abpassen an dem du am verletzlichsten bist und dich grausam töten.", erörterte er noch.

"Aber warum tut er das? Was habe ich ihm denn getan? Er meinte, meine bloße Existenz würde genügen mich töten zu wollen, weil ich ihm im Weg bin..."

Ja, was war es? Ich war doch nur ein ganz normaler Mensch, ohne besondere Fertigkeiten. Jedenfalls glaubte ich das, oder wollte es glauben...

"Du bist der Mensch, den Raphael van Sun am meisten fürchtet.", erklärte er mir plötzlich.

"Was?"

Kaum war es ausgesprochen fing im Laden an sich alles zu bewegen. Teegeschirr klirrte vor sich hin. Alles wurde durchgeschüttelt wie bei einem Erdbeben.

"Was geht hier vor sich?", wollte ich erschrocken wissen. Reflexartig hielt ich mich irgendwo fest.

Theo hingegen stand plötzlich von seinem Platz auf und stürmte zur Tür heraus und streckte seine Arme weit nach vorne, formte Daumen und Zeigefinger zu einer eckigen Form. Ich konnte sehen, das so etwas wie eine Barriere sich um den Laden bildete. So etwas ähnliches wie das, was Raphael letztens entstehen ließ.

"Nori! Sie kommen! Versteck dich!", rief er laut, fast befehlsartig.

"Was? Aber, was ist mir dir?"

"Ich komm schon klar, aber wenn sie dich verletzten ist alles vorbei!"

Plötzlich kam wieder ein ganzer Schwarm Krähen auf uns zu gedonnert. Sie wurden von dieser Barriere abgewehrt, jedoch bemerkte ich sofort, das Theos Kraft längst nicht so stark war, wie die von Raphael. Mit der Zeit konnte man ihm die Erschöpfung deutlich ansehen.

Laut krächzend, formten die Krähen sich zu einem riesigen ganzen, bis sie eine komplett neue Form annahmen. Die Form eines ganz anderen Monsters.

"A...ein Mutant...?", kam mir sofort in den Sinn.

Und plötzlich, kurz bevor Theos Kraft nach lies, kam unerwartet Hilfe. Jemand mit einer unfassbaren Kraft. Er hielt die Barriere instand und erweiterte sie.

Im starken Gegenwind funkelten bunte Haarklemmen auf.

"Seru! Jetzt mach schon!"

"Erteil mir keine Befehle!", fauchte dieser, ging jedoch kampfeslustig auf die Mutation los. Seine scharfen Krallen zerrissen sie förmlich in kleine Eissplitter.

Seine Katzenaugen funkelten eisblau.

"Nori! Bist du ok?", hörte ich eine bekannte Stimme. Es war Kyo, beziehungsweise Alan, der sich vor mich gestellt hatte und einige Krähen mit seinen Fäden in Stücke riss, die sich plötzlich aus der Mutation gelöst und diesen Schutzwall durchdrungen hatten.

"Dieser Idiot hat sie durchgelassen!", knurrte Seru in Theos Richtung.

"Ist halt nicht jeder so stark wie du!", knurrte Kyo zurück.

Theo, es war überhaupt erstaunlich, das er solche Fähigkeiten besaß. Sie waren nicht annähernd so stark wie die von Seru, oder Kyo, aber sie übertrafen die eines normalen Menschen bei weitem. Ich besaß nicht einmal die Fähigkeit, die Theo hatte, konnte niemanden beschützen, nicht einmal mich selbst.

"Nori! Komm sofort her!", hörte ich eine ungeduldige Stimme. Es war Seru.

"Was?"

"Du sollst herkommen!", befahl er, während er abermals die Attacken, der Krähen abwehrte und dieser andere Typ, weiter den Schutzwall ums Haus aufrecht erhielt, den Theo errichtet hatte. Die Meisten konnten von diesem Wall abgehalten werden, aber eben nicht alle, da ein Riss entstanden war, als Theos Kraft nachließ.

Unschlüssig schaute ich zwischen Kyo und Seru hin und her. Seru wurde mit jeder Sekunde angespannter und die Kälte um ihn herum, breitete sich auch auf die Umgebung aus.

"Nori geh lieber zu ihm, bevor er die ganze Umgebung schockfrostet.", riet Kyo mir. Ich nickte. Ein letzter Blick ging zu dem geheimnisvollen Fremden, der mir so seltsam vertraut vorkam.

Gegen den starken Wind, bewegte ich mich langsam in Serus Richtung, der mich sofort am Arm packte, als ich drohte von einer der eingedrungenen Krähen attackiert, oder gar von der Kraft des Windes hinfort gedrückt zu werden.

Sofort spürte ich wieder diese aufkommende Wärme, als er mich berührte.

"Nori, dein Körper leuchtet!", erwiderte Kyo. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie auch der Unbekannte seine Augen auf mich richtete. Sein Gesicht wirkte dabei aber relativ emotionslos.

Seru, zog mich fest in seine Arme, so wie er es das letzte Mal tat. Und wieder berührten sich unsere Lippen.

Ich war wehrlos, spürte, die Hitze und das Kribbeln in mir, mein Herzrasen und konnte einfach nur zusehen, wie die Moth Souls sich vereinten und in Seru eine unglaubliche Kraft entfesselten, die entweder alles zerstören, oder bereinigen konnte.

"Jetzt verreckt endlich!", schrie er laut, während er mich fest an sich drückte und gleichzeitig diese Kraft benutzte mit der er die Bedrohung vernichtete. Die Kreatur verwandelte sich zu Eis und zerbrach ganz einfach in tausende von Stücke. Was übrig blieb, löste sich auf. Diesmal waren deutliche Spuren auf dem Gehweg zu erkennen, der beschädigt wurde.

"Diese Kraft...", nun war es an Kyo zu knurren.

"Was?!", wollte Seru genervt wissen.

"Nun mal langsam, kein Streit ja?", hörte ich von dem Unbekannten. "Yori..heben wir ihn auf.", wendete der Unbekannte sich Theo zu. Yori? War das etwa sein Name? Sein richtiger Name?

Theo nickte und ehe ich mich versah, war von den Schäden am Gehweg nichts mehr zu sehen.

Dann kam der Unbekannte auf mich zu. "Hey Nori, ich hoffe es geht dir gut.", fragte er mich. Ich nickte zaghaft, seltsam berührt, ihn zu sehen. Seine grünen Augen leuchteten mich an. Vertraute Augen, so unfassbar vertraute Augen..

Doch ich bekam keine Möglichkeit mich genauer mit ihm zu unterhalten, denn plötzlich zerrte Seru mich wieder an sich.

"Tut mir leid Kitou, aber wir verabschieden uns!"

Kitou?!

Plötzlich tauchten wieder Bilder auf.
 

~Ich werde durch eine Gasse gezogen. Vor mir läuft ein großgewachsener, junger Mann. Er zieht mich hinter einen Berg von Müll und presst mich fest an sich. "Nori!"-Kitou!~
 

Ich hätte ihm gern noch einige Fragen gestellt, doch Seru ließ mich nicht. Er packte mich einfach und warf mich über die Schulter, wie seine Beute. Selbst Kyo machte ein entgleistes Gesicht. Und ehe ich mich versah, befanden wir uns in unerreichbarer Höhe. Serus Sprungkraft war wirklich unfassbar,...hoch...als ob wir beide nichts wogen. Das war schon ganz schön...angsteinflößend. Ich weiß nicht warum, aber wer auch immer ich einmal war, so hatte ich das Gefühl, war ich niemals in der Lage, so hoch oder so weit zu springen, geschweige denn solche Kräfte zu benutzen. Meine Kraft musste anderer Natur sein und so wie es sich immerhin schon offenbarte, war ich in der Lage meine Kräfte mit denen von Seru zu vereinen. Zusammen mit der meinen, erschien Seru mir noch mächtiger, als er es ohnehin schon war. Ob ich selbst, diese Kraft auch so benutzen konnte, wenn ich einmal so weit war? Und war dafür unbedingt ein Kuss nötig, der mein Herz zum Rasen brachte?
 

Irgendwann kamen wir vor meinem Elternhaus an. Nicht völlig unbemerkt. Seru konnte scheinbar gar nicht schnell genug in mein Zimmer kommen. Ich hatte nicht mal Gelegenheit länger mit meiner Mutter zu sprechen, die mich schon erwartete.

"Nori, Schatz? Du bist ja wieder da..."

"Ja, sorry Mama ist spät geworden, ich...", Seru hatte sich in eine Katze verwandelt und starrte mich an, bis ich endlich tat, was er wollte. "Ich bin ganz müde und gehe schlafen...", beendete ich.

"Ist gut. Sag, wenn du doch noch Hunger hast...", hörte ich sie noch sagen, während ich schon die Stufen zu meinem Zimmer erklomm.

Seru stand bereits ungeduldig, an meiner Tür scharrend. Ich zog eine Augenbraue noch oben, während ich die Tür öffnete. "Was soll das, du kannst das doch selber.", murmelte ich mehr in mich hinein. Hinter mir schloss ich die Tür und setzte mich wieder in Bewegung, so auch Seru. Mit jedem seiner Schritte, veränderte sich seine Gestalt immer mehr, bis er schließlich wieder seine menschliche Form angenommen hatte. Seine Augen folgten mir, als ich an ihm vorbei ging und sein menschliches Dasein machte mich irgendwie...wahnsinnig nervös. Vor dem Bett angekommen spürte ich seinen kühlen Atem in meinem Nacken. Er stand direkt hinter mir. Mein Körper reagierte sofort auf ihn. Ich wurde rot und meine Moth Souls hielten es kaum in meinem Körper aus.

"Nori...lass es uns tun.", hauchte er mir ins Ohr.

Wie ein Blitz zog es durch meinen Körper. Was...hatte er vor.

"Seru?"

Angst, das machte mir Angst!

Seru packte mich am Handgelenk, zog mich Richtung Bett und schubste mich hinauf.

Etwas unsanft landete ich auf der Matratze.

Der schwarzhaarige krabbelte zu mir aufs Bett und beugte sich von hinten über mich. So schnell wie er war konnte ich gar nicht reagieren. Alles was ich wahrnehmen konnte, war diese unbeschreibliche Kälte und die Moth, die meinen Körper unaufhörlich verlassen wollten. Mit einer Hand, drehte er mein Gesicht seine Richtung. Mich sahen zwei eisblaue, leere, wunderschöne Augen an, in denen sich einfach nichts spiegelte. Keine Gefühlsregung...nicht mal eine Reflektion des Lichts. Ganz gleich wie lange ich auch versuchte irgendetwas darin zu finden.

",...bekämpfe dein Schicksal!", teilte er mir plötzlich mit.

Bitte was?

Mein Blick musste wahnsinnig irritiert ausgesehen haben.

"Bekämpfe dein Schicksal! Kapiert?", wiederholte er noch einmal. Diesmal in einem aggressiveren Ton, der seine Aussage Nachdruck verleihen sollte.

Und plötzlich,...hatte ich irgendwie keine Angst mehr.

"Tus mit mir! Ich beschütze dich!", versprach er mir, während er seinen Kopf senkte und seine Lippen auf meine legte. Es fühlte sich an, wie ein lang ersehnter Traum, nur das ich dieses Mal nicht in diese Ohnmacht verfiel, sondern hellwach war.

Wir küssten uns sanft und alles war im Einklang. Sobald meine Gefühle mit den seinen im Einklang waren fühlte ich mich stark und unbesiegbar.
 

Alle Streitigkeiten waren vergessen.
 

Obwohl seine Lippen so kalt waren, fühlten sie sich nicht unangenehm an. Sondern weich und sanft.

Er nahm mich fest in die Arme und drückte mich an sich. Er fühlte sich gut an. Auch seine Zunge, die mit meiner spielte. Mein Herz raste wie verrückt und ich musste knallrot sein..

So unterkühlt wie er immer war, hätte ich ihm so etwas gar nicht zugetraut. Das war das erste Mal, dass er mich mit so viel Leidenschaft küsste. Ganz zwanglos,...Die letzten beiden Male dienten ja nur zur Verteidigung....Ich schloss meine Augen.
 

Er meinte, ich solle gegen mein Schicksal kämpfen...Was bedeutete das?

Sollte ich etwa Seru selbst bekämpfen?
 

Meine Fingernägel vergruben sich durch den Stoff hinweg in seine Haut.

Seru schien meine plötzliche Anspannung zu spüren und löste sich von meinen Lippen.

"Was hast du?", brummte er leise.

"Hm...was...meinst du damit, dass ich...gegen mein Schicksal ankämpfen soll?", wollte ich wissen.

Seru sah mich nur kurz an, ehe sich nun von mir löste und sich aufsetzte.

"Lass dich einfach von mir beschützen und stirb nicht!"

Er küsste meinen Handrücken und sah mir fest in die Augen.

Mich beschützen lassen und nicht sterben...

Das Mädchen und der Wolf

Von einem Gebäudedach in der Nähe erklang des Nachts die singende Stimme eines Mädchens.

Es saß direkt auf der Kante und sang in die Welt hinaus, erfüllte seine Umgebung mit der Schönheit seiner Stimme mit einem sanften Schlaf.
 

Der Tag wird zur Nacht,

Die Nacht wird zum Tag,

Schon bald verschwimmen sie einfach in einander,

Der Traum endet schon sehr bald, dann werden wir unsere unvergessene Liebe missen.
 

Auch wenn das Schicksal uns unendlich ungnädig erscheint, werden wir kämpfen, nur um für immer zusammen zu sein.

Zusammen weben wir unseren Schicksalsfaden, der uns für immer verbinden wird.
 

Frei wie die Vögel werden wir eines Tages sein, fliegen in die lang ersehnte Ewigkeit hinaus. Bis sich Tag und Nacht wieder vermischen, werden unsere Herzen einander sehnen....
 

Die Jahreszeiten,

wechseln unaufhaltsam

Niemand kann etwas daran ändern

Sie gehen in einander über, erfüllen die Welt mit stetigem Wechsel
 

So nimmt auch das unbeugsame Schicksal seinen Lauf, unsere Liebe auf ein harte Probe gestellt.

Drum stehen wir immer wieder auf und halten einander fest und laufen los.
 

Frei wie die Vögel werden wir eines Tages sein, fliegen in die lang ersehnte Ewigkeit hinaus. Bis sich Tag und Nacht wieder vermischen, werden unsere Herzen einander sehnen....
 

Tag und Nacht verschwimmen, die Jahreszeiten gehen in einer über...unaufhaltsam...
 

Frei wie die Vögel werden wir eines Tages sein, fliegen in die lang ersehnte Ewigkeit hinaus. Bis sich Tag und Nacht wieder vermischen, werden unsere Herzen einander sehnen....

Frei wie die Vögel werden wir eines Tages sein, fliegen in die lang ersehnte Ewigkeit hinaus. Bis sich Tag und Nacht wieder vermischen, werden unsere Herzen einander sehnen....

.

.


 

"Ein trauriges Lied voller Hoffnung, gefällt mir...", sprach eine raue Stimme in die Nacht hinaus.

"Danke, es passt doch ganz gut oder?", antwortete die Mädchenstimme.

"Sogar sehr. Ich mag es dramatisch.", erklärte die Gestalt mit der rauen Stimme.

"Genau und so ist auch dieses Schicksal behaftet.", erklärte das Mädchen.

Die dunkle Gestalt, die in diesem Moment deutlich größer erschien als das Mädchen, schaute zu ihr hinunter und lachte leise aus seinem riesigen Maul.

"Da hast du recht, gut beobachtet. Hast viel gelernt."

Das Mädchen nickte. "Es wird Zeit."

Der Wolf legte sich hin, so das , das Mädchen aufsteigen konnte.

"Wird dein Onkel sehr böse sein, das du so spät nach Hause kommst?", fragte der Wolf, der mit dem Mädchen auf dem Rücken leichtfüßig durch die Nacht sprang, als sei er nur ein Schatten.

"Seit wann interessiert dich das?", fragte das Mädchen, wärend es sich in das Fell des riesigen Tieres kuschelte und die Augen schloss.

"Ach, nur so."

"Weißt du,... wenn ich mit dir zusammen bin vergesse ich sehr oft einfach die Zeit...", murmelte das Mädchen sanft in das Fell seines Begleiters. Innerlich spürte es ein Herzklopfen, dass sich selbst in all dem Chaos aller Zeiten nie verändert hatte. Der Wolf grinste zufrieden in sich hinein.

"Mir geht es genauso, Namida..."

"Mein Fenris..", murmelte das Mädchen abermals.
 

Nur kurz sprangen sie ungestört durch die Nacht, als plötzlich mehrere finstere Gestalten an den Abhängen des Waldes, der angrenzenden Straßen erschienen. Schattenwölfe heulten auf sie herab und verfolgten sie. Ihre rot leuchtenden Augen fixierten Namida und Fenris.

Verräter- heulten sie. Immer und immer wieder, griffen sie beide an.

Das Mädchen öffnete die Augen und schaute tief in die Augen der Wölfe.

"Fenris..."

Wie auf einen Befehl hin, machte Fenris kehrt und rannte nun auf die Schattenwesen zu.

"Namida, halt dich fest!", warnte der Wolf das Mädchen, das sich nun umso fester an ihm festhielt. Kurz vor dem Ziel sprang er hoch in die Lüfte und konzentrierte eine große Kraft in seinem riesigen Maul und feuerte sie auf seine Feinde.

Wie ein leuchtender Blitz, schlug es auf sie ein.

Gequältes jaulen tönte durch die Nacht. Einige wurden getötet, andere waren gewarnt und zogen sich knurrend, mit angelegten Ohren zurück in den Schutz des Waldes. Kurz darauf war das Krächzen von Krähen zu hören, die wild umher flatterten und die Wipfel der Bäume eilig verließen.

"Fenris...Die haben das verursacht oder?", interpretierte Namida, als sie dies beobachtete.

Der Wolf bestätigte ihre Aussage mit einem Knurren.

"Ganz klar, sie wollten uns aus der Reserve locken, um uns zu testen."

"Sie wussten, das die Schattenwölfe keine Chance gegen dich haben und mit Hass erfüllt sind...", verstand Namida.

"So ist es. Dieser Kerl nutzt die Lage schamlos aus, um sie gegen uns aufzuhetzen! Was für eine abscheuliche Kreatur!", erfasste er voller Wut.

"Das ist alles meine Schuld nicht wahr? Weil du dich für mich entschieden hast...", murmelte das Mädchen in das Fell des riesigen Tieres.

Fenris erfüllte es jedes Mal mit Wut und Trauer, wenn das Mädchen, das er so sehr beschützen wollte, wegen ihm in Verzweiflung geriet.

Dabei war es doch gar nicht ihre Schuld.

"Es ist nicht deine Schuld, Namida! Wir sind mit einander verbunden, in allen Welten! Ich bin dein Partner auf ewig, ganz gleich wie alt oder jung du bist, ob Tod oder lebendig! Ich werde dich nie verlassen! Daran kann auch dieses Scheusal nichts ändern! Dass er die Wut meiner ehemaligen Kameraden ausnutzt ist unverzeihlich!", knurrte er, während er mit ihr auf dem Rücken durch die Nacht nach Hause sprang.

"Ja...ich danke dir...Fenris.", erwiderte sie müde.
 

Nach reichlicher Verspätung kamen sie endlich im Garten eines Hauses an, auf dessen Veranda bereits ein junger Mann saß.

Seine Augen funkelten grün wie Smaragde, im gedimmten Licht des Zimmers hinter ihm.

"Da seid ihr ja, hattet ihr wieder ärger?", wollte er wissen.

"So ist es. Und du? Du hast dich mal wieder eingemischt nicht wahr?", schlussfolgerte Fenris verärgert.

Der junge Mann stand auf.

"Bleib sitzen, du musst dich schonen!", knurrte Fenris, während er sich verwandelte. Wie von einem Windsturm umgeben veränderte sich seine Gestalt.

Die Gestalt eines groß gewachsenen Mannes mit langem grauschwarzen, wilden Haar, auf dem Arm ein kleines Mädchen, etwa 6 Jahre alt. Es war Namida, die im Schlaf oft ihre Gestalt veränderte, wenn Fenris in seine menschliche Gestalt annahm.

Bei ihrem Anblick, sänftigte sich Fenris sonst so strenger Blick.

"Steht dir gut.", meinte der junge Mann und grinste.

"Worauf willst du hinaus?", wollte Fenris wissen.

"Na deine menschliche Gestalt. Namida hat sie noch nie gesehen oder? Du verwandelst dich immer nur, wenn sie schläft.", stellte er fest.

"Es würde nur Probleme geben, wenn ich mich ihr als Mensch zeige."

"Ach meinst du?", erörterte der Mann.

Fenris brachte Namida in das Zimmer hinter der Veranda und legte sie vorsichtig aufs Sofa, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Mit dieser Geste verwandelten sich beide in ihre Ursprüngliche Gestalt. Fenris in einen Wolf und Namida in das 15-Jährige Mädchen, das sie war.

"Sicher... es würde ihr das Herz brechen, wenn sie erfährt, dass sie jedes Mal ihre eigentliche Gestalt einbüßt, wenn ich mich verwandle. Hinzukommt, dass sie eines Tages nicht mehr zurückkönnte...Das ist der Preis den wir zahlen müssen.., so wie du deinen Preis zahlen musst, Kitou."

Kitous Blick wurde für einen Moment düster. Dann lächelte er wieder.

"Ja, so ist das eben."

"Du hast ihn mit deiner Kraft beschützt nicht wahr?", merkte Fenris an.

"Ja, ich kann es einfach nicht lassen.", grinste Kitou unbeholfen.

"Du bist sehr stark Kitou, aber dir ist doch bewusst, dass dies dein Leben erheblich verkürzen wird, wenn du so weiter machst.", erklärte Fenris.

Kitou schaute Fenris entschlossen, aber wehmütig an. "Ja...natürlich. Mein Körper zeigt es mir jeden Tag aufs Neue..."

Fenris knurrte. "Du gehst also freiwillig in den Tod bevor..."

Kitou streckte neckisch die Zunge raus. "So sieht's aus. Im Grunde ist es egal was ich tue...ich...",er hielt inne, als er plötzlich anfing heftig zu husten. Kitou spürte einen schmerzhaften Druck in seiner Brust. Die Hände, die er sich vor den Mund hielt waren voller Blut.

"Kitou!", rief der Wolf.

Der Angesprochene, hob seine Hand, um damit um Abstand zu bitten.

"Schon gut...wie du schon sagtest, das ist der Preis, den ich bezahlen muss...", erinnerte er Fenris, der einen Schritt zurück ging.

"Hmm, Onkel Kitou, ist alles in Ordnung?", hörten sie beide Namidas Mädchenstimme. Müde rieb sie sich die Augen.

"Ja, Schatz, alles bestens, es ist spät, geh ins Bett."

"Ja, aber...du...oh Gott, du blutest ja schon wieder!", fiel ihr plötzlich auf und rannte auf ihn zu, vorbei an Fenris.

"Fenris!", rief sie dem Wolf zu. Dieser gehorchte aufs Wort. Er wusste genau, was Namida von ihm wollte und schnappte sich Kitou, der sich kaum rühren konnte.

"Hey, was soll das? Lass mich runter!", protestierte er.

"Nichts da! Du hast dich schon wieder total verausgabt! Was bist du nur für ein Idiot?!", meckerte Namida. "Du kannst doch jetzt nicht einfach sterben? Wer soll sich denn dann um mich kümmern?", ergänzte sie noch wütend.

Mit der Hilfe des Wolfs verfrachtete sie Kitou ins Bett. Danach reinigte sie die Veranda vom Blut.

"Es wird immer schlimmer! Der Kerl wird immer verrückter!", stellte das Mädchen fest.

Fenris, der sich der Größe des Raumes angepasst hatte, setzte sich ihr gegenüber.

Behutsam stupste er sie an der Schulter an, als er ihre Tränen bemerkte. Namida ließ den Schwamm fallen und viel dem Wolf um den Hals. Und weinte. "Idiot!...", murmelte sie vor sich hin.
 

In dieser Nacht, blieben Namida und Fenris bei Kitou. Das Mädchen hatte sich neben seinem Bett ein Schlaflager aufgebaut. Darauf breitete sich der Wolf aus und Namida kuschelte sich, wie so oft in das weiche Fell hinein. Zu diesem Zweck hatte er seine Größe wieder angepasst, damit Namida es bequem hatte.

"Mach dir keine Sorgen Kleines, er schläft. Ruh du dich auch aus, ich sage dir Bescheid, wenn was ist.", beruhigte er das Mädchen. Namida nickte und schloss die Augen und schlief schnell ein. Die Müdigkeit war zu stark. Fenris wachte über beide.

Innerlich lächelte der Wolf in sich hinein.

~Träume süß, kleine Namida...ich beschütze dich...für immer...~, versprach der Wolf leise flüsternd.
 

Und das Mädchen schlief tief und fest, um in ihrem Schlaf in die zukünftige Welt zu gelangen, dessen Existenz für sie so echt war, wie die in der sie jetzt lebte. Dort konnte sie auch ihrem geliebten Vater und ihrer Mutter begegnen. Doch die Erinnerung an ihre Mutter belief sich nur auf wenige Situationen und ebbte dann ab.
 

"Namida-Schatz, wir müssen weiter.", erinnerte sie Reg. Das kleine Mädchen, sechs Jahre alt, drehte sich zu ihrem groß gewachsenen Vater um. "Ja ich weiß...", murmelte die Kleine vor sich hin und nahm die Hand ihres Vaters. Sie verließen das Grab ihrer Mutter.
 

Teira war an den Folgen einer Rauchvergiftung bei einer Brandstiftung verstorben. Das war nun ein Jahr her. Es wurde gemutmaßt, das Teira verfolgt worden war und sich über Jahre mit ihrer kleinen Tochter versteckt hatte, bis sie gefunden wurde. Das Haus in dem sie mit Namida gelebt hatte, war in Brand gesteckt worden, um sie zu töten.

Zufällig waren Reg und Kitou zur Stelle gewesen und retteten Teira und Namida daraus. Leider überlebte Teira nicht.
 

Wann immer es Reg und Namida möglich war, besuchten sie das Grab.

Durch die Umstände der Welt in der sie lebten, war es nicht immer möglich sich frei zu bewegen, da überall Gefahren lauerten. Selbst das Grab trug keinen Namen, um sie nicht zu verraten. Es herrschten Verfolgung und Armut an jeder Ecke. Mutierte Wesen mit übernatürlichen Kräften, entstanden durch grausame, von Menschenhand erschaffene Chemieexperimente, drohten steht's durch zu drehen, und die Welt unaufhörlich zu zerstören. Zudem wurde die Kluft zwischen arm und reich ebenfalls immer und immer breiter.
 

~Vorangegangene Ereignisse~

In Namidas Kopf klang immer noch die Stimme ihrer Mutter, die bereits in mitten der Flammen eingeschlossen war und verzweifelt nach ihrem Kind rief.
 

"Flieh mein Kind! Du...musst fliehen!", der Rauch war so dick, das er jeglichen Sauerstoff in sich aufnahm.

Die kleine Namida, gerade erst fünf Jahre alt, war zu diesem Zeitpunkt zu Stein erstarrt.

"Mama! Mama!", rief sie verzweifelt unter Tränen.

Die junge Frau, am Boden liegend, flehte ihr Kind an, wurde aber ohnmächtig.

"Mamaaa!"

In diesem Moment tauchten Kitou und Reg auf, die den Brand zufällig mitbekommen hatten.

Zunächst wurde Namida gerettet. "Nimm meine Hand!", rief Reg. "Meine Mama ist da drin!", rief sie weinend. Worauf Kitou sich ein Tuch vor dem Mund haltend, umsah. "Da ist sie! Reg, bring das Kind hier weg, ich rette die Frau!", rief er. Reg nickte, da ihm bewusst war, das er selbst nichts ausrichten konnte. Zwar war er ein mutiger Mann, besaß aber keine besonderen Fähigkeiten und würde sich nur unnötig in Gefahr bringen, auch wenn das an seinem Ego nagte, sich als Mann so nutzlos zu fühlen. Doch er wusste, dass es jetzt wichtigeres gab.

Kitou hingegen war anders. Dieser besaß übernatürliche Fähigkeiten, seid ihm in seiner frühen Jugend Drogen verabreicht wurden. Fähigkeiten, die ihm nun von Nutzen sein konnten.
 

Kitous Augen funkeln im Schein des lodernden Feuers. Um sich nicht zu sehr dem Rauch aus zusetzten, ging er in die Hocke, musste aber husten, da die Luft immer und immer dicker wurde. Der Sauerstoff wurde knapp.

"Verdammt, die Zeit...wird knapp! Ich brauche einen Fluchtpfad!", grübelte er. Währenddessen, wachte die Frau wieder auf, war zwar geschwächt, erkannte Kitou jedoch schemenhaft. Mit ihren Fingerspitzen tippte sie auf den morschen Boden, woraufhin ein Schatten erschien, der sich in die Länge zog bis hin zu Kitou, dem augenblicklich das Herz stehen blieb.

Plötzlich hörte Kitou die Stimme der Frau.

~Rette mein Kind, bring Namida in Sicherheit!~

"Was? Das....Nein! Warte!"

Plötzlich stand er auf und konzentrierte seine ganze Kraft in seinen Händen und erzeugte eine windartige Kraft, die Feuer und Rauch für einen Moment spaltete. In Windeseile rannte er hindurch und beugte sich über die Frau. Er erkannte sie sofort, wenngleich er sie viele Jahre nicht gesehen hatte, weil sie damals wie vom Erdboden verschluckt erschien.

"TEIRA! Ich rette dich!"

Er schulterte sie und zerstörte eine der Außenwände. Von dort ging es zum Glück nicht tief hinab, konnte jedoch trotzdem gefährlich werden. Doch er hat keine Wahl, da es keinen Fluchtweg mehr gab und sprang mit Teira auf der Schulter.

Mit der freien Hand feuert er einen Windstoß ab, um das Aufkommen auf dem brüchigen Asphalt, abzudämmen.

"Kitou! Steig schnell ein!", rief Reg, der mit seinem grünen Bus vorfuhr. Kitou machte was ihm gesagt wurde und stieg mit Teira ein. Schnell fuhren sie los.

"Reg! Was..."

"Wir werden verfolgt! Wir müssen verschwinden!", brüllte er.

Es war, als kenne er kein Tempolimit mehr und polterte über die unebenen Straßen.

"Mama! Da bist du ja!", hinter Kitous Sitz kam das kleine Mädchen zum Vorschein. Teira auf Kitous Schoß, streckte schwach ihre Hand nach ihrer geliebten Tochter aus. "Mein...geliebtes Kind...es tut mir...so leid.", entschuldigte sie sich bei ihr.

Namida aber schüttelte den Kopf. "Das ist nicht deine Schuld Mama!"

"Sie hat recht! Halte durch!", erwiderte Reg, der nach einer geeigneten Haltemöglichkeit suchte, in der sie erst mal sicher waren.

Es war schon spät in der Nacht, als sie ihre Verfolger endlich abgeschüttelt hatten.

Reg parkte. "Ich würde sie gern in ein Krankenhaus bringen, aber ich befürchte, dass, das keine gute Idee wäre."

Kitou nickte. "Nein...wenn das einer von denen mitbekäme ist das ihr sicher Tod!", stellte er fest. "Nori, kannst du ihr helfen?"

Neben Namida schaute ein Blondschopf auf. Ein Junge, ebenfalls mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. "Ich kann es versuchen...", erzählte er.

"Nein! Es... hat keinen Sinn...", Teira war bereits sehr schwach. Namida verzweifelte immer mehr. "Aber Mama, lass es ihn versuchen! Du....du hast ihn doch noch gar nicht getroffen!"

Ihre Mutter lächelte sanft. "Oh doch mein Kind...das habe ich...", die Insassen des Autos um sie herum sahen sie fragend und erstaunt an.

Kitou erhob das Wort, "Wen meinst du...", Namida sah ihn ernst an, "Na Papa. Mama will Papa treffen!"

Kitou sah zu Teira..."Teira, du willst..."

In dem Moment, in dem Kitou ihren Namen aussprach, wurde auch Reg hellhörig.

"Moment...Teira?"

Teira nickte, "Ja,...Reg, ich...bins."

Reg war den Tränen nahm.

"Teira..."

"Was ist los?", wollte Namida wissen.

"Namida...das...ist dein Vater...", beichtete sie mit brüchiger Stimme. "Und Kitou....ist dein Onkel...", fügte sie schwach hinzu.

Das Mädchen war wie erstarrt und schaute beide an. Auch Nori konnte dann Blick nicht abwenden.

"Ich...bin Vater? Wieso? Wieso hast du mir nichts erzählt?", wollte Reg wissen. Teira lächelte friedlich. "Um dich...zu schützen,…die Organisation, die Wesen wie uns verfolgt...hätte auch dich...verfolgt. Unsere Tochter...ist etwas ganz Besonderes, sie hat...ganz besondere Fähigkeiten."

"Besondere Fähigkeiten? Welche? Kann ich dich damit retten?", erwiderte Namida unter Tränen. Teira schüttete sanft den Kopf.

"Nein...aber du wirst...sehr bald erfahren, was in dir steckt...wenn du, deinem Schicksal begegnest mein Kind...", erklärte sie. "Meinem Schicksal? Mama!"

"Teira!", schrien Reg und Kitou im gleich tagt, als sie die Augen langsam schloss und sich ihr Körper...nach und nach auflöste....

Zurück blieb nur eine Halskette mit einer umgedrehten Rose darauf.
 

~ Ich liebe euch...gebt gut auf euch acht...~
 

"Da seid ihr ja. Lasst uns weiter fahren.", erinnerte Kitou sie beide. Namida und Reg nickten.

"Unser nächstes Ziel ist diese Gaststätte oder?", meinte Reg zu Kitou. Dieser nickte. "An diesem Ort ist es derzeit am sichersten. Dort können wir uns alle etwas ausruhen."

Das vielen Reisen, all die Gefahren, die sie täglich überwinden mussten nagte an ihrer Kraft. Erst vor kurzen, waren sie von riesigen Mutanten angegriffen worden. Kitou konnte sie erledigen, doch mit jedem Tag schwanden seine Kräfte. Die Zeit, die er noch hatte, wurde immer knapper. Nur eines hielt ihn am Leben, die Person zu beschützen die er liebte....


 

Am frühen Morgen des nächsten Tages wachte Namida auf. Ihre Wangen liefen Tränen herunter. ~Mama...Papa...~, flüsterte sie leise.

Auch Kitou war aufgewacht. "Du warst also auch dort?", brachte er ihr entgegen.

"Ja...,es ist immer das Gleiche...ich sehe Mama und Papa...aber die Erinnerung ist immer die Gleiche..."

"Ich weiß...es gibt immer Situationen in die wir nicht zurückkehren können..."
 

Der Wolf blieb während dessen still liegen, lauschte nur dem Gespräch der Beiden. Er mischte sich niemals unnötig in die Belange der Menschen ein. Er war einzig ein stiller Beobachter, mit der Aufgabe über die Welt und ihre Bewohner zu wachen und ihre verlorenen Seelen an ihren Bestimmungsort zu führen.

Auseinandersetzungen!

Es war geschehen. Letzte Nacht war es geschehen! Seru hatte mich geküsst! So richtig leidenschaftlich!

Nun überlegte ich, ob meine Euphorie nun begründet war oder nicht. Tat er es, weil er es tun wollte, oder war das wieder nur eine Methode mit der er sich seine Stärke und meine Hörigkeit sichern wollte?

Jedenfalls verunsicherte mich das nun umso mehr. Meine Gedanken schwelgten nur noch in diese Richtung.

Selbst in der Schule konnte ich mich nicht mehr wirklich konzentrieren. Ständig war ich abwesend und wurde ermahnt.

Alan, der sich das ganze Szenario reinzog, suchte ständig nach einer Erklärung für diese Situation, aus Sorge, es könnte etwas schlimmes passiert sein. In der großen Pause ging er daher genauer auf Ursachenforschung.

Zu diesem Zweck schliff er mich verbotener Weise aufs Dach, der Schule. Schätze, damit ich ihm nicht mehr ausweichen konnte.

Er hatte mich an die Wand neben die Tür, des Einganges ins Schulgebäude gedrückt und fixierte mich mit seinen Augen.
 

"Nori, was ist passiert, als ich nicht da war?! Da war doch etwas! Und lüg mich ja nicht an, ich kann es dir an der Nasenspitze ansehen!"

Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte ihm doch unmöglich sagen, dass Seru mich auf diese Weise geküsst hatte. Er konnte ihn nicht leiden und würde versuchen ihn zur Rechenschaft zu ziehen, oder auf mich ein zu reden. Doch ich wusste genau, das er gegen Seru keine Chance hatte, ganz gleich wie stark er auch wahr.

"Nein, da ist nichts! Das bildest du dir nur ein! Wirklich!", versuchte ich ihm zu verstehen zu geben. Es war mir schon irgendwie unangenehm von meinem besten Freund so an die Wand gedrückt zu werden.

Plötzlich fiel sein Blick auf eine bestimmte Stelle, was ihn dazu brachte mein Gesicht mit seiner Hand zu greifen, um es zur Seite zu drehen und mit der anderen einen Teil des Kragens meines Hemdes zur Seite zu ziehen.

"Was ist das?!", wollte er gereizt wissen.

"Was?", aus einem Reflex heraus, versuchte ich mich zu befreien, doch hatte keine Chance.

"Ein Knutschfleck!"

Was? Ein Knutschfleck? Wann...hatte er denn den gemacht????

"Hat er dich etwa angefasst? Sag schon?!", wollte Alan wissen. Seine rotbrauen Augen sahen dabei aus wie die einer Katze und sein rotes Haar erschien auf einmal noch röter, als es ohnehin schon war.

"Äh...naja...", druckste ich auffällig herum. Kein Wunder, das ihn das langsam nervös machte. Noch auffälliger gings ja wohl nicht, Nori...

"Nori!", ermahnte er mich.

Ich verzog die Mundwinkel.

"Er hat mich nur geküsst...", antwortete ich kurz, wurde dabei rot. Schon der Gedanke daran machte, das mir innerlich ganz heiß wurde.

Alan ließ von mir ab, als ich anfing zu zittern und die Hände zu Fäusten zusammen zu ballen.

"Was...? Bist du dir da sicher? So wie es aussieht scheint ihm das nicht gereicht zu haben. Hast du eine Ahnung was das bedeutet Nori?"

Ich war mir sicher, dass er versuchte mir irgendwas verständlich zu machen, aber ich kam einfach nicht drauf. Denn für solche Dinge war ich gänzlich unsensibel.

Daher antwortete Alan für mich.

"Er hat dich markiert!"

"Markiert?"

Bitte was?

"Ja, er hat dich als seine Beute, oder sein Eigentum markiert, als Beweis, dass dich kein anderer anrühren darf! Er will dich an sich binden!", erklärte er mir.

Es dauerte eine Weile, bis meine Begriffsstutzigkeit sich langsam löste und seine Worte nach und nach eine Sinnhaftigkeit für mich ergaben. Je klarer mir ihre Bedeutung wurde, desto mehr Herzklopfen bekam ich. Ein seltsames Gefühl kam in mir hoch und durchfuhr meinen ganzen Körper.

Alan massierte sich kopfschüttelnd die Schläfen.

"Oh man Nori, wie naiv kann man nur sein?"

Nun war ein Moment der Ruhe zwischen uns eingekehrt, als plötzlich jemand seine Stimme erhob.

"Seid ihr fertig?", fragte eine unterkühlte Stimme, die ich nur zu gut kannte.

Alan drehte sich in Serus Richtung,

"Man! Vor dir hat man aber auch echt keine Ruhe! Was fällt dir ein uns zu belauschen?", knurrte Alan.

"Das Gleiche könnte ich von dir behaupten...misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!", argumentierte er weiter unterkühlt.

Alan fauchte wie eine Katze. Das hatte er echt drauf.

Plötzlich hörte ich das Läuten der Klingel.

"Äh also...der Unterricht fängt gleich an, ich geh dann mal...", erläuterte ich und machte mich aus dem Staub, bevor die Beiden sich wirklich nicht mehr im Griff hatten. Wenn sie sich stritten, sollte man wirklich nicht zwischen ihnen stehen.

Noch dazu diese Peinlichkeit, das Seru alles mitbekommen hatte. Alan, du Idiot!
 

Alan kam mit etwas Verspätung in den Unterricht, mitunter leicht demoliert und wurde vom Lehrer ermahnt. Ihm war anzusehen, das seine Laune auf dem Tiefpunkt gelangt war. Den Rest des Schultages sprach er mich auch nicht mehr an.

Nach der letzten Stunde, auf dem Weg zum Ausgang des Schulgebäudes sprach Lisa mich an. "Hey Nori...ist alles in Ordnung zwischen dir und Alan? Ihr verhaltet euch heute beide schon die ganze Zeit so seltsam.", stellte sie fest. Na kein Wunder, das sie etwas merkte, so wie wir uns verhielten...bald hatte es sicher auch die ganze Klasse mitbekommen.

"Nein, nein, es ist alles in Ordnung.", ich hatte nun wirklich keine Lust, oder das Bedürfnis, ihr das alles zu erklären. Zumal ich so oder so keinem außenstehenden davon erzählen durfte.

Ja...obwohl ich nicht der Einzige in dieser mir vorliegenden Situation war, war ich auf eine Weise allein.

"Okay, dann bin ich ja beruhigt.", ihre Lippen formten sich zu einem süßen Lächeln. Sie war wirklich ein nettes Mädchen.

"Sag mal hast nicht Lust dich mal wieder auf ein Date mit mir zu treffen?", fragte sie mit leicht geröteten Wangen nach. Am liebsten hätte ich, "Ja", gesagt. Doch das konnte ich nicht, denn wenn ich recht darüber nachdachte kam es mir plötzlich vor wie...Verrat. Ich strich mir mit dem Zeigefinger über meine Lippen. "Nori?", harkte Lisa nach. Ich erschrak, da ich von der einen Minute auf die Andere ganz in meine Gedanken vertieft war, "Äh, ja...ähm..", als ich ihr gerade antworten wollte, wurde ich am Arm gepackt. "Sorry aber, Nori hat schon was vor!", machte eine tiefe, männliche Stimme deutlich und zog mich an sich heran. Lisa wich dabei mit roten Wangen zurück. Unmöglich, das kann doch nicht...! Als ich hochsah konnte ich meinen Augen nicht glauben. Es war...Seru, der sich komplett in einen Menschen verwandelt hatte und mit seinem Aussehen die Blicke aller Mädchen auf sich zog.

"Se...Seru....", murmelte ich. Nun rutschte seine Hand tiefer zu meiner Hand. "Entschuldige uns.", bat er sie mit rauer, unterkühlter Stimme. "Äh...Ja...", antwortete sie wortkarg, immer noch rot im Gesicht. Hinter ihr tauchte Alan auf. "Hey! Was soll das?!", knurrte dieser genervt. Lisa schaute verwirrt hin und her. "Lass ihn sofort los!", im Eiltempo marschierte er auf uns zu.

"Misch dich nicht ein, oder legst du es etwa hier auf einen Streit an!?", funkelte Seru ihn an. Plötzlich blieb Alan zutiefst verärgert stehen. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust zusammen.

"Du solltest dich besser um DEINE Angelegenheit kümmern!", befahl er ihm und zerrte mich dann hinter sich her.

Was meinte er nur damit? Alans Angelegenheit?

Seru? Alan? Konnte mich mal bitte jemand aufklären?

Alan blieb stehen.

„Arsch!“, Seru blieb mit mir stehen, ich stieß dabei gegen seine Schulter. „ Du hast echt null Feingefühl! Als würde ich das nicht längst tun!?“, herrschte er ihn wütend an. Lisa und einige andere Menschen in unserer Umgebung waren mitten im Zentrum der Streitereien. Das war gar nicht gut! Serus Hand drückte meine gefährlich fest. Wenn das so weiterging, explodierte er noch. Seine eisblauen Augen funkelten ihn giftig an.

„Du irrst dich! Alles was du tust ist, wie ein Feigling davon zu laufen! Tz! Du versuchst das Alles zu verdrängen, statt dich deinem Schicksal zu stellen und dagegen anzukämpfen!“, fauchte er.

„Ähm…Nori? Was ist hier los…?“, wollte Lisa plötzlich wissen und für einen Moment, kühlte die angespannte Atmosphäre, die zum schneiden Dick war, ab.

„Ähm, nichts! Das ist ganz normal. Die beiden können sich einfach nicht ausstehen und müssen sich ständig streiten! Sie können einfach nicht anders…“, redete ich mich raus, ohne wirklich zu lügen. Das war wohl schon immer so und würde wohl auch nie anders sein. Nicht so lange sie einander gegenüber standen. Die Situation konnte also nur entschärft werden, wenn man die beiden trennte. Also entschied ich mich von mir aus mit Seru zu gehen, da ich wusste, das er Alan oder andere Menschen niemals in Ruhe lassen würde, solange ich ihm nicht folgte. Es machte ihn wütend…ja er wirkte…eifersüchtig…konnte man das so nennen? Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie einen Grund darüber nach zudenken. Jetzt schon…dann würde es also auch einen Grund geben euphorisch zu sein? Oder begab ich mich da auf viel zu dünnes Eis? Apropos Eis, ich merkte, wie die Umgebung sich nach und nach noch mehr abkühlte. Ganz schön ungemütlich. Auch die Menschen um uns herum, schienen die Kälte zu spüren.

„Ach so…Komisch, es ist auf einmal so kalt…“, merkte Lisa an. „Echt? Ich merke nichts…du kriegst doch keine Erkältung…“, entgegnete ich. Dumme Frage. Lisa seufzte. „Hoffentlich nicht..“

Ich drückte Serus Hand. „ Also pass auf dich auf Lisa, wir müssen dann los“, verabschiedete ich mich. Sie nickte nur. „…Lass uns gehen Seru…“, bat ich ihn, um zu verhindern, dass er seine ganze Umgebung und auch mich schockfrostete. Das bekam mir nicht so…und gerade für Menschen könnten seine Ausbrüche auch schnell tödlich sein. Und Seru würde sich nicht mal darum scheren. Denn eines hatte ich gelernt; Das Serus grundlegendsten Gefühlsregungen, die er nach außen hin zeigte, zu meist aus Verachtung, Wut, oder Gleichgültigkeit bestanden. Alan knirschte verächtlich mit den Zähnen, sah mich noch ein weiteres Mal mit zusammengepressten Lippen an und machte kehrt. Sicher fühlte er sich verlassen… Verlassen von seinem besten Freund. Das machte auch mir zu schaffen.

Ich seufzte innerlich, während ich nun Seru hinter mir herzog. Meine Hand fühlte sich nach und nach fast taub an. Taub vor Kälte. Meine Gefühle spielten Achterbahn.

Als wir einige Schritte gegangen waren und in eine verlassene Gasse gebogen waren, ließ Seru mich los und verwandelte sich wieder in eine Katze und auf der Stelle verschwand die Eiseskälte aus der Umgebung und auch aus meiner Hand.

„So ist es doch besser oder?“, murmelte der Kater. Ich nickte. Das stimmte schon. Ich war tatsächlich entspannter, wenn er die Gestalt einer Katze annahm, wohl weil eine Katze mich nicht so aufwühlte wie seine Menschliche Gestalt. Und noch etwas…Sobald er die Gestalt einer Katze annahm wurde seine Kraft, die er nach außen hin ausstrahlte, reduziert. Ich glaube im menschlichen Sprachgebrauch konnte man Seru auch als Pheromon Schleuder bezeichnen. Denn so wie es aussah musste er nicht mal existieren, um im Stande zu sein reihenweise Mädchenherzen zu brechen und meines. Wenn er ein Mensch wäre, würden ihm alle Herzen zufliegen…Das war so verdammt gefährlich für mein Herz…

„Gewöhn dich nicht dran…“, zischte er. Irgendwas sagte mir, das ich lieber nicht fragen sollte was er damit meinte.
 

Meine Mutter war nicht zu Hause, als wir ankamen, da sie heute Spätschicht hatte. Wir waren also allein. Das wollte mir nicht gefallen!

Sobald wir wieder im Haus waren, verwandelte Seru sich wieder und nahm mich kopfüber über sine Schulter.

„Seru! Hey! Lass das! Lass mich runter!“

„Vergiss es!“, hörte ich ihn nur sagen und landete wie auch das letzte Mal auf meinem Bett. Unsanft wohlbemerkt. Erschrocken sah ich ihn an, als er seine schwarze Jacke und sein graues T-Shirt auszog und so direkt auf mich zukam. Verdammt noch mal…was hatte er vor…?

„Los, zieh dich aus!“, forderte er von mir. „Was?“

„Zieh dich aus! Hab ich gesagt!“, seine Stimme klang bedrohlich und angsteinflößend. Ich biss mir auf die Unterlippe und mein Körper fing an zu zittern.

Er kam zu mir aufs Bett und beugte sich direkt vor mich, dann zwang er mich ihn anzusehen, in dem er mein Gesicht mit Daumen und Zeigefinge zu sich zog. „Oder willst du etwa, das ich dir die Kleider vom Leib reiße?!“

Was war nur los mit ihm?! Letztes Mal war er doch ganz anders…Hatte die Auseinandersetzung mit Alan ihn etwa so dermaßen aufgeragt? Oder lag es wieder an Lisa?

Es ging nicht…ich konnte nicht tun was er sagte. Nicht, wenn er so war! Es war so eiskalt…!

„Also gut, dann werde ich das wohl tun müssen!“, drohte er mir. Erschrocken von seinen Worten, riss ich die Augen auf und schubste ihn von mir, „Nein! Lass mich!“, auch wenn ich wusste, dass es vergebens war. Denn er würde mich immer kriegen. Egal was ich tat, oder wo ich sein würde. Er war stärker als ich, zumindest dachte ich das eine ganze Weile. Wie ich schon sagte…war ich immer der Meinung zu wissen, dass ich nie die Fähigkeiten haben würde wie Seru oder Kyo…

Serus Gesicht verfinsterte sich, dann stürzte er sich wieder auf mich und versuchte mich tatsächlich auszuziehen. Er riss mein Shirt hoch, zerrte es über meinen Kopf und machte sich an meiner Hose zu schaffen. Immer wieder stemmte ich mich mit aller Kraft gegen ihn, schrie wie am Spieß. Eine Mischung aus Angst und Wut machte sich in mir breit.

Seru drückte mir einen Kuss auf und schob ungeduldig seine Zunge in meinen Mund. „HM! Hmpf!“, auf einmal spürte ich eine Kraft in mir. Da war so ein Gefühl, das ich tief in mir vergraben haben musste und mich nun zu stärken schien. Und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte…

„HÖR AUF!“, schrie ich und mit meiner sich erhebenden Stimme setzte sich eine Kraft frei, die sich wie ein Schutzmantel um mich legte und Seru mit voller Wucht gegen die Wand stieß, so dass das Haus anfing zu wackeln und ein Riss in der Wand entstand…

Starr vor Schreck, war ich für einen Moment bewegungsunfähig, bis ich mich wieder rührte.

„Se…Seru…was… war das?“, wollte ich wissen…war wie von Sinnen.

Seru löste sich von der Wand und bewegte sich wieder auf mich zu. Zunächst zu meinem Erstaunen war er völlig unverletzt. Das konnte einem schon Angst machen, aber im Grunde, war es doch keine Überraschung. Für einen Moment zuckte ich zusammen, als er sich zu mir setzte und seine Hand nach mir ausstreckte. „Hm…“, doch er näherte sich langsam, gar übervorsichtig und streichelte sachte meinen Kopf. Wenn er so lieb war, schlug mir mein Herz auf einmal bis zum Hals.

„Das war dein…eigener Schutzzauber.“, antwortete er. Völlig verblüfft, starrte ich ihn an. „Schutzzauber? Aber…ich dachte immer, ich habe keine solchen Fähigkeiten…jedenfalls haben sie sich nie gezeigt…“, antwortete ich ihm.

„Das liegt sicher daran, dass du kaum Erinnerungen an dein früheres Ich hast und diese Fähigkeiten bisher nicht brauchtest… Es gibt noch vieles, was du nicht weißt, Nori…aber es ist an der Zeit, das du lernst deine Fähigkeiten zu nutzen…“, gab er mir zu verstehen, und nahm seine Hand wieder von meinem Kopf. Seine Augen richteten sich starr auf mich. So dass es unmöglich war, etwas in ihnen zu sehen. Sie blieben unverändert. Verdammt! „In dir steckt eine verborgene Kraft, die erst noch entfacht werden muss. Das hier war nur ein Bruchteil dessen, zu was du fähig bist.“, erklärte er mir. Mir war überhaupt noch nicht klar, was das eigentlich bedeutete. Was ich aber unbedingt wissen musste war…

Ich presste die Lippen auf einander und rieb mir über meinen nackten Arm. Es war so kalt. „Aber…sag mal musstest du mir dafür…denn solch eine Angst machen? Ich dachte, dass du…“, plötzlich streckte er wieder seine Hand nach mir aus und zog mich an meinem Handgelenk zu sich. „Was dachtest du? Etwa…das ich es wirklich tun würde?“, wollte er von mir wissen. Sein Blick dabei war eiskalt. Das ließ mich zurückschrecken, aber er hielt mich weiter fest. „Naja also…was soll ich auch denken? Immerhin hast du mir eben die Klamotten vom Leib gerissen!“, erläuterte ich ihm. „Im Grunde diente es nur dem Zweck, deine Kräfte zu wecken…“, antwortete er emotionslos. Das machte mich irgendwie sauer, tat mir weh, zumal es auch mit nichts im Zusammenhang stand was vorhin passiert war. „Das ist doch kein Grund so etwas zu machen!“, versuchte ich ihm klar zu machen. Seru legte den Kopf verständnislos schief. „Ach so?“

Ich biss die Zähne zusammen. „Seru! Was soll das?! Hör auf mich zu verwirren! Und hör auf solche Sachen zu machen, wenn du es gar nicht ernst meinst!“, schrie ich ihn an. Seine Ignoranz war wirklich nicht mehr auszuhalten. Sie war so verletzend, auch wenn ich wusste, dass er mit menschlichen Gefühlen nicht viel anzufangen wusste, war das kein Grund sich so zu verhalten. Zumindest wollte ich das glauben…

Seru rümpfte arrogant die Nase, „Ich meine es immer ernst! Was ich auch tue, alles hat seinen Zweck!“, dann grinste er wieder eiskalt, „Und sei es nur, um mich zu unterhalten.“

Mein Körper bebte, da ich nicht wusste, ob ich aus Verzweiflung weinen, oder einfach verständnislos lachen sollte.

„Dann bin ich also…mehr sowas wie ein Zeitvertreib…?“, wollte ich wissen und drückte dabei meine Fingernägel tief in die Haut meines Arms. Seru sah mich nur schief an, als verstehe er rein gar nichts. Dann gab er mir einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Dummkopf! Jetzt leg dir die Worte mal nicht so zu Recht wie es dir passt, klar?“, knurrte er.

Er zog mich wieder weiter zu sich, so dass ich diesmal endgültig in seinen Armen landete. „Ich hab doch gesagt, dass ich dich beschütze! Du glaubst doch nicht, das ich einfach so meine Zeit damit verschwenden würde, wenn du nur ein Zeitvertreib für mich wärst!“

Das klang plausibel, daher wollte ich nicht daran zweifeln…doch es viel mir schwer…
 

Ich spürte wie Serus Arme meinen nackten Oberkörper umschlangen. Wie lange wir uns nun schon so halbnackt gegenüber gesessen hatten, wusste ich nicht. Es war auch nicht von Bedeutung. Aber wenn er mir so nahe war wie jetzt, spürte ich wieder dieses Herzklopfen und mir stieg die Hitze zu Kopf, obwohl Serus Haut recht kalt war. Sehr vorsichtig legte ich meine Arme auch um ihn und ließ mich fallen. Egal wie sauer und verletzt ich auch im letzten Moment war, so war es mir unmöglich es jetzt zu sein.
 

Mir war etwas aufgefallen. Ganz gleich wie undurchdringlich, kalt und grob Seru auch oft war, so hatte er noch nie etwas getan, was mir geschadet hatte. Im Gegenteil, er rettete mich im Grunde immer.

Schließlich schloss ich die Augen, als er ansetzte mich zu küssen und erwiderte den Kuss, der mich so wehrlos machte.

Sanft bettete er mich auf die Matratze und legte sich auf mich. Wir verfielen in einen leidenschaftlichen Kuss. Es war, als verschmolzen unsere Lippen mit einander, als wollten sie gar nicht mehr voneinander lassen. Seru rollte sich mit mir auf die Seite und streichelte meinen Rücken. Seine Krallen waren dabei leicht zu spüren. Er zog mein Bein näher zu sich ran, so das sein eigenes leicht an meinem Schritt reiben konnte.

Ich fing an in den Kuss zu stöhnen und ließ mich gehen…ich konnte mich nicht wehren…

„S…Seru…hm…“, säuselte ich und wurde sofort gestoppt, als der Angesprochene mir seine ungeduldige Zunge in den Mund schob.

Tief in mir konnte ich eine Wärme spüren, die immer weiter in mir aufstieg und mich von innen heraus erfüllte. Sie war so andersartig, als alles was ich zuvor gespürt hatte.
 

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was unser Verlangen auslöste…

Doch die Mouth Souls taten ihren Dienst und vereinten sich wie so oft, tauschten sich aus und kehrten wieder in unsere Körper zurück. Mir wurde abwechselnd warm und kalt, während unsere Lippen und unsere Körper sich nach einander verzehrten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon das nächste Kapitel. Bitte entschuldigt die Wartezeit. Die nächsten Seiten haben etwas länger gedauert. Auch das nächste Kapitel steht schon in den Startlöchern.
Freut euch drauf.

LG Middy Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich ist es da. Das 5 Kapitel! :)
In diesem Kapitel konntet ihr ein wenig über Namida und Fenris erfahren, aber noch lange nicht genug. Da ist noch einiges offen. Sicher gibt es noch viele unbeantwortete Fragen und ich kann euch versprechen: Je weiter ihr lest, desto verwirrender wird es werden.
Diese Geschichte bietet eine Menge Stoff über die man schreiben könnte, und ich hoffe, das ich die Umsetzung einigermaßen hinbekomme.
Aktuell bin ich fast mit Kapitel 8 fertig. Haha- mal schauen, wann Kapitel 6 kommt :) es wird ja auch mal wieder zeit für ein Kapitel von Voiceless. Das könnte evtl morgen erscheinen.

Also dann bis zum nächsten Mal :) Komplett anzeigen

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