Zum Inhalt der Seite

Traum, Albtraum oder Realität?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier ist auch schon mein zweites Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich ist das neue Kapitel fertig.
Ich hoffe ihr musstet nicht allzu lange warten. Ich verliere gerne mal den Überblick über die Zeit, die ich zum schreiben brauche. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu, hier geht es endlich weiter. Allerdings ist dieses Kapitel so lang geworden, das ich mich entschlossen hatte es zu teilen.
Ich hoffe es liest das hier überhaupt jemand liest. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier der zweite Teil des vierten Kapitels. Viel Spaß damit. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich geht es hier weiter.
Ich hoffe ich habe hier überhaupt Leser.
Ab und zu ein kleines Feedback wäre schön.

Nun viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier das nächste Kapitel. Gerade eben exra für euch fertig gestellt. ;)

Jetzt auch mal wieder ein wenig länger, so wie es die Leser meiner anderen Geschichte bereits gewohnt sind. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit.
Ich weiß auch nicht, aber irgendwie habe ich noch nicht richtig in diese Geschichte reingefunden, aber egal wie lange es dauert, ich werde sie nicht abbrechen. Das verspreche ich euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin meine lieben Leser. Dieses Mal habe ich mir wirklich Mühe gegeben, dass ich nicht wieder solange brauche. Und es ist auch ein wenig länger geworden.
Ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy, hier ein weiteres Kapitel.

Allerdings gibt es bei diesem eine Besonderheit.
Die Aufgabe kommt nicht von meiner Gottheit Rhaegal, sondern wurde mir im Rahmen unseres Frühlingsshuffles zugelost.
Mit Absprache meiner Gottheit, wird es allerdings trotzdem im normalen Zeitverlauf der Geschichte gepostet. Die Aufgabe und die Zeit haben wunderbar zusammen in das MSP gepasst.

Nun viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier geht es auch schon weiter.
Ich bemühe mich, diese FF aktuell ein wenig zu bevorzugen, da ich sie so lange vernachlässigt hatte.

Ich hoffe es gefällt euch, obwohl es düster wird.

Die Aufgaben findet ihr wie immer im Nachwort. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyho,

Ja ihr seht richtig, gibt schon wieder ein neues Kapitel ^^ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Müde schlug ich die Augen auf, ich konnte nicht mehr schlafen. Es war kühl und der Boden war leicht feucht und ziemlich unbequem.

Momentmal der Boden?

Warum lag ich auf dem Boden. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und sah mich um, ich lag in einer Senke, oben am Rand standen große Bäume, so dicht das ihre Blätterkronen ein dichtes Dach bildeten. Es war dämmerig, aber ob es an der Tageszeit oder dem Wald lag, konnte ich nicht sagen. Es zwitscherten einige Vögel und hier und da raschelte es im Laub. Als ich aufgestanden war, drehte ich mich um meine eigene Achse, doch ich fand keinerlei Hinweis darauf, wie ich hier her kam oder wo ich überhaupt war.
 

Schlief ich noch und das ganze war nur ein Traum? Das würde auch die Kleidung erklären, eine dunkel grüne, enge Hose und eine grüne langärmelige Tunika, ich trug auch einfache Lederstiefel ohne Schnürung oder Schnallen, so wie man sie auf Mittelaltermärkten bekommen konnte.

Ich kraxelte aus der Senke, oben blieb ich stehen und schaute mich erneut um, doch egal in welche Richtung ich blickte, überall nur Bäume und dichtes Gestrüpp.

In welche Richtung sollte ich nun gehen? Da das Blätterdach so dicht war, hatte ich auch keinerlei Orientierungshilfen, Moos wuchs auch nicht an den Stämmen, wobei ich mir da auch nie merken konnte, welche Himmelsrichtung das Moos anzeigte. Ich ging einfach los und versuchte zumindest irgendwie die Richtung zu halten.

Doch schnell kam ich nicht voran. Der Boden war torfig und gab bei jedem Schritt nach, außerdem war er sehr zerfurcht und ich musste aufpassen das ich nicht stürzte. Überall gab es entweder Senken oder kleine Hügel und wenn ich mich nicht durch irgendwelche Büsche zwängen musste, kletterte ich über tote Hölzer.

Ich blieb auch häufig hängen, denn was mir am Anfang gar nicht aufgefallen war, an meinem Gürtel hing ein Schwert und damit verfing ich mich regelmäßig im Gestrüpp. Ich hatte es mir noch nicht genaue angeschaut, weil ich erst einmal aus diesem Wald raus wollte, aber irgendetwas schien Merkwürdig an dem Schwert.

Nach einiger Zeit war ich der Meinung, das es vor mir etwas heller wurde und ich versuchte schneller zu werden, doch als ich an der Stelle ankam, musste ich zu meinem bedauern feststellen, das es sich nur um eine Lichtung handelte. Doch beim orientieren half es auch nicht wirklich. Der Himmel war mit einer dicken Wolkendecke verdeckt. Ich überquerte die Lichtung und versuchte ungefähr die grobe Richtung beizubehalten, wie vorhin schon.

Mühsam quälte ich mich durch das nächste Gestrüpp und fiel einen kleinen Hang hinab, der sich dahinter befand.

Zum glück war der Boden weich und ich tat mir nicht weh, der Schreck war deutlich größer. Ich saß in der Senke und schaute frustriert nach oben, doch die Umgebung kam mir bekannt vor, nun das war in einem solchen Wald wahrscheinlich nicht gerade schwer. Sah sich hier doch alles ziemlich ähnlich.

Also krabbelte ich aus der Senke und wollte weiter, als mir die frischen Spuren im Laub auffielen. Hier war vor kurzen jemand lang gekommen. Ich folgte den Spuren, bis mir irgendwann klar wurde, das es sich hierbei um meine eigenen handeln mussten.

Ich wollte schreien, das konnte doch nicht wahr sein, ich bin im Kreis gelaufen. Demonstrativ drehte ich mich weg und ging in eine andere Richtung davon. So ein Bockmist, wie war ich hier bloß gelandet, war das vielleicht doch ein Alptraum? Für ewig in einem Wald gefangen, weil man den Rand nicht fand?

Ich stiefelte weiter durch den Wald, kroch durch Büsche und kletterte über umgestürzte Bäume. Meine Hände und mein Gesicht wurden mittlerweile durch einige Kratzer verziert. Ich weiß nicht wie viele Kilometer ich schon gelaufen war, aber meine Füße und meine Beine taten mittlerweile langsam weh. Durch die Anstrengung bekam ich auch langsam Durst. Ich schleppte mich weiter und stieß dann irgendwann auf einen Wildpfad. Ich wollte vor Freude heulen, endlich käme ich vorwärts.

Ich folgte dem schmalen Pfad, der sich durch den Wald schlängelte. Die Bäume wechselten sich ab. Wo ich vorhin die meiste Zeit unter Buchen lang bin, war ich jetzt von Eichen umgeben. Die Eicheln und ihre Hüte knirschten unter meinen Sohlen, als ich darauf trat. Hin und wieder hörte ich das Rascheln im Unterholz, vermutlich irgendwelche Mäuse oder ähnliche kleine Tiere, die durch den Wald huschten. Auch die Vögel sangen immer noch munter ihre Lieder.

Der Wildpfad führte auf eine kleine Lichtung, wäre ja auch zu einfach wenn er einfach aus dem Wald raus führen würde. Ich seufzte und ließ mich auf den Boden plumpsen. Ich brauchte eine Pause. Meine Füße brannten und ich hoffte, dass ich mir keine Blase gelaufen hatte, aber ausziehen wolle ich die Stiefel auch nicht. Jetzt da ich mir eine kleine Ruhepause gönnte, könnte ich mir auch das Schwert einmal genauer ansehen.

Die Schwertscheide war aus Leder gefertigt, die Nähte zeugten von erfahrenen Händen, alles präzise genäht. Auf der Scheide waren Sterne. Ob sie ein Muster ergeben sollten, oder nur zufällig so aufgebracht waren konnte ich nicht sagen.

Zumindest konnte ich vorerst kein Muster erkennen.

Der Griff des Schwertes war schlicht gehalten. So geformt das man ihn bequem halten konnte und mit weichen Leder umwickelt. Die Parrierstange war gerade und genauso schmucklos wie der Knauf. Als ich das Schwert aus seiner Hülle zog, war es als ob mir etwas über die Haut kroch. Meine Härchen auf den Armen und im Nacken stellten sich auf. Das Schwert schien eine eigene Aura zu haben.
 

Normalerweise glaubte ich an sowas nicht, aber das hier konnte man tatsächlich körperlich spüren. Das Schwert strahlte etwas aus, Magie vielleicht? Aber das konnte nicht sein, Magie gab es schließlich nicht wirklich. Es war ein Produkt der Fantasie. Oder es war einfach nur radioaktiv verseucht und brutzelte mir gerade alle grauen Zellen weg?
 

Ich schob das Schwert wieder in die Scheide und beschloss schwerfällig weiter zu gehen, hier konnte ich schließlich nicht bleiben. Ich verließ die Lichtung wieder und trat zurück in den Wald. Seufzend setzte ich einen Fuß vor den anderen, irgendwann musste ich doch einen Weg oder anderes finden, das mich zurück in die Zivilisation brachte. Als ich der Meinung war, an einem der Bäume bereits vorbei gekommen war, wechselte ich grummelnd die Richtung. Super schon wieder im Kreis gelaufen.

Ich wollte schon aufgeben und mich einfach hinsetzen in der Hoffnung, mich würde jemand rechtzeitig finden, als ich der Meinung war, etwas gehört zu haben. Ich blieb still stehen und lauschte angestrengt. Ja da war es wieder, es klang wie ein Schrei. Wo schreie waren, gab es Menschen und diese konnten mir vielleicht aus dem Wald heraus helfen. Ich versuchte heraus zu hören von wo die Schreie kamen. Dann lief ich los, in der Hoffnung denjenigen zu finden.
 

Ich brach durch die Büsche und hechtete über die Baumstämme, mittlerweile konnte ich hören, das die Schreie nicht nur einfach schreie waren, sondern das Jemand um Hilfe rief. Ich wollte erst auf die Rufe antworten, aber vielleicht wäre das keine so gute Idee gewesen. Wer weiß warum dort jemand um Hilfe bat. Einen potenziellen Angreifer sollte ich vielleicht nicht direkt auf mich aufmerksam machen. Ich eilte weiter, doch die Schreie waren verstummt.

Ich blieb stehen um besser hören zu können, aber außer meinem Atem und das klopfen meines Herzens konnte ich nichts weiter hören. Jetzt langsamer, ging ich weiter. Immer darauf bedacht, möglichst die Richtung zu halten, auch wenn mir das vorher auch nicht wirklich gelungen war.

Die Vögel waren verstummt und der Wald schien insgesamt ziemlich still geworden zu sein. Immer wieder blieb ich stehen, um zu lauschen. Doch die Schreie hörte ich nicht mehr.

Trotzdem wollte ich versuchen, ob ich den Ort erreichen könnte, wenn dort ein Mensch geschrien hatte und davon ging ich aus, müsste der ja auch irgendwie in den Wald gekommen sein und wenn ich Glück hatte, würde ich auf dem selben Weg heraus kommen.

Als mein Adrenalinpegel wieder sank, merkte ich die Erschöpfung deutlicher. Wie lange irrte ich jetzt schon in diesem Wald umher? Wie groß konnte der schon sein, dass ich ihn nicht verlassen konnte.

Meine Oberschenkel krampften zwischendurch schon und zitterten vor Anstrengung, es fühlte sich an, als ob ich bereits den ganzen Tag auf den Beinen war.

Müde, hungrig und durstig stapfte ich grummelnd durch den Wald, am liebsten würde ich meinen Frust herausschreien, aber wer weiß, was das dann anlocken würde. Doch dann hörte ich etwas anderes, ein glucksen und plätschern.

Wasser!

In der Nähe von Gewässern wohnte häufig jemand. Mit neuer Hoffnung, schritt es sich leichter. Das Plätschern wurde immer lauter, so konnte ich mir diesmal sicher sein, in die richtige Richtung zu gehen. Noch durch einen Busch und ich konnte sehen woher das Geräusch kam. Es war ein kleiner Bach.

Ich eilte die letzten Schritte hin und kniete mich davor nieder. Das Wasser floss relativ schnell über die Steine und es roch nicht gammelig, also müsste ich es recht gefahrlos trinken können. Ich schöpfte eine Handvoll und roch nochmal daran, bevor ich einen zaghaften Schluck nahm. Es schmeckte frisch und klar, deshalb trank ich mehr davon, um meinen Durst zu stillen. Das Hungergefühl, würde dadurch auch ein wenig nachlassen, da mein Magen erst einmal mit dem Wasser gefüllt wäre. Dann spritze ich mir ein wenig ins Gesicht und in den Nacken, um die Müdigkeit für eine Weile zu verscheuchen.

Ich überlegte auch erst, ob ich meine Füße ein wenig abkühlen sollte, entschied mich aber dann dagegen, wenn ich sie mir wirklich Wund gelaufen haben sollte, würde ich nicht mehr in die Stiefel kommen.

Nachdem ich mich noch eine Weile ausgeruht hatte, ging ich weiter. Ich folgte dem Bach flussabwärts. Wenn ich Glück hätte, würde ich so auf eine Siedlung oder zumindest eine Straße treffen.

Es dauerte nicht lange, da traf ich wirklich auf etwas. In der Ferne konnte ich ein Haus ausmachen. Es stand alleine, einige Meter vom Bach entfernt. Vorsichtig ging ich näher, aber einen Bewohner konnte ich nicht sehen und auch nicht hören. Das Haus lag einsam da. Die Fenster waren dunkel, als ich versuchte hinein zuspähen, konnte ich nichts sehen, entweder weil die Fenster so dreckig waren oder weil sie verhängt beziehungsweise verstellt waren.

Ich ging einmal um das Haus herum, aber auf einen Bewohner ließ nichts schließen, also ging ich wieder zu der Vorderseite und griff nach der Türklinge um sie zu öffnen.

Langsam und vorsichtig öffnete ich die morsche Holztür. Die Scharniere quietschten lautstark und ich hielt den Atem an, um zu hören, ob sich etwas in der Hütte regte. Doch alles blieb still. Ich ließ die Tür hinter mir offen, damit wenigstens ein wenig Licht hinein kam.
 

Langsam blickte ich mich um, doch außer Umrisse, von etwas, das ich für Möbel hielt, konnte ich nicht erkennen. Die Bodendielen knarzten unter meinen Schritten und gaben leicht nach. An einigen Stellen waren sie auch schon gebrochen und Grasbüschel wuchsen dort empor.

Ich ging weiter in den Raum hinein und plötzlich knirschte etwas unter meinen Füßen. Ich blickte nach unten, es schienen Scherben zu sein. Ob Ton, Keramik oder Glas konnte ich im halbdunkeln nicht erkennen.

Mit meinem Knie stieß ich gegen etwas hartes und sofort gab es Gepolter. Ich war gegen einen Haufen aus alten zerbrochenen Brettern gestoßen, der jetzt weiter zusammenbrach. Ich sprang zurück und stolperte dabei, ich landete auf einem alten Sack und sofort wurde ich in eine Wolke aus Staub und Motten eingehüllt.

Ich versuchte sie mit der Hand zu vertreiben und musste viele male niesen. Als sich der Staub endlich ein wenig gelegt hatte und meine Nase nicht mehr ganz so extrem kribbelte, stand ich langsam wieder auf.

Meine Augen hatten sich allmählich an die Lichtverhältnisse angepasst und ich konnte etwas mehr erkennen. Die Umrisse die ich vorher erkannt hatte, konnte ich nun deutlicher sehen und musste feststellen, das es sich bei allem um Trümmer handelte. Egal ob Tisch, Stuhl oder Bett, alles war zerstört.

Als hätte etwas großen und starkes in dieser Hütte einen Wutanfall gehabt und alles zu Kleinholz verarbeitet. Vorsichtig ging ich weiter, jetzt noch mehr darauf bedacht wo ich meine Füße hinsetzte. Es wäre sicherlich nicht sehr angenehm sich an einem alten Nagel zu verletzen, oder sich Splitter einzufangen.

So dreckig wie das hier war, würde sich die Wunde sicherlich schnell entzünden und ich wusste ja immer noch nicht, wo ich eigentlich war. Und so lange wie ich in dem Wald herum geirrt war, gab es sicherlich keine Siedlung in direkter Nähe. Ich kam an eine weitere Tür, oder eher Durchgang. Als Abtrennung hing dort nur ein alter zerfetzter, mottenzerfressener Lumpen. Vorsichtig duckte ich mich darunter durch. Wer weiß was für Krabbelviecher darin wohnen würde.
 

Verwundert blieb ich stehen. Es schien sich um eine Küche oder etwas ähnliches zu handeln. Zumindest konnte ich so etwas wie Töpfe und Pfannen ausmachen. Das was mich so wunderte war, das die Küchenutensilien scheinbar alle aus Gusseisen waren. Eine gusseiserne Pfanne konnte ich ja noch verstehen, so eine hatten wir zu Hause auch, aber Töpfe? Die wären doch viel zu schwer und unhandlich.

Ich besah mir den Raum genauer. Auf dem Boden lagen die Trümmer von Regalen, zerbrochenes Geschirr und kaputte Flaschen. In einer Ecke gab es ein altes Fass und so vermodert wie es aussah, schien es Wasser enthalten zu haben. In einer Kiste gammelte irgendetwas vor sich hin, das vielleicht irgendwann einmal Obst oder Gemüse gewesen kein könnte. Sehr merkwürdig. Aber da fiel mir auf, das ich keinerlei Lampen oder anderes technisches Gerät gesehen hatte.

Wer hatte hier gelebt? Und wie lange war das her? An der äußeren Wand konnte ich den Herd oder besser gesagt die Kochstelle entdecken. Sie war aus Lehm gemauert und hatte unten eine Öffnung, damit man sie mit Holz befeuern konnte. Das Design und die Bauart kam mir bekannt vor, aber ich konnte nicht sagen woher. Vielleicht hatte ich ähnliches damals vor vielen Jahren, im Mühlenmuseum gesehen gehabt, als wir mit der Schulklasse einmal da waren. Dort gab es ein Museumsdorf in dem man sehen konnte, wie die Menschen damals gelebt hatten.
 

Ich ging zurück in den Hauptraum. Ich war der Meinung in einer Ecke eine Treppe gesehen zu haben. Vielleicht fand ich ja dort oben irgendwo Hinweise, die mir sagten wo zum Teufel ich eigentlich war. Vorausgesetzt die Treppe würde noch halten. Ich schlängelte mich zwischen den Trümmern durch, immer darauf bedacht nirgends anzustoßen, um nicht dann von einer Trümmerlawine begraben zu werden.

Die Treppe schien noch nicht zu sehr verrottet zu sein. Aber etwas ließ mich stutzig werden, überall hingen Spinnenweben, nur über der Treppe nicht. Es wirkte als wäre vorkurzen jemand nach oben gegangen. Ob es spuren im Staub gab, konnte ich nicht sagen, dafür war das Licht zu schwach.

Ich stieg die steile Treppe hinauf, die man aber auch schon beinahe als Leiter hätte bezeichnen können. Stufe für Stufe teste ich mit den Füßen, ob sie überhaupt halten würden, aber bisher schien alles in Ordnung zu sein.

Ich hatte das obere Ende fast erreicht, als ich ein kratzen und schaben hörte, dazu kam das leise klirren einer Kette. War da oben Jemand? Aber bis jetzt hatte ich nichts gehört gehabt, es gab vorher keine Geräusche, oder hatte ich sie einfach nur nicht gehört gehabt.

Noch langsamer als vorher, kletterte ich die letzten Stufen hoch. Direkt am Treppenanfang konnte ich nichts erkennen, also betrat ich das Obergeschoss.

Wieder konnte ich etwas hören. Sofort drehte ich mich in diese Richtung und starrte in die eisgrauen Augen eines Wolfes. Eines recht jungen Wolfes. Sein Kopf war hell, ebenso wie die Beine, die Brust und auch der Bauch. Das Fell am Rücken schien ein dunkleres grau zu haben.

Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte den Wolf an, dieser schaute einfach nur zurück.

~Was guckst du so? Noch nie einen Wolf gesehen?~ konnte ich auf einmal hören. Schnell blickte ich mich um, doch ich konnte niemand sehen. „Wer ist da?“ fragte ich zögerlich.

~Oh du dummer Zweibeiner! Ich stehe doch direkt vor dir! Mach mich endlich los!~ konnte ich die Stimme erneut hören. Vor mir stand nur der Wolf, aber jeder wusste das Wölfe nicht sprechen können, oder?

„Sprichst du mit mir?“ fragte ich den Wolf, als dieser nickte, stolperte ich einige Schritte zurück. „Aber, … aber … Wölfe können nicht sprechen!“ stotterte ich. Der junge Wolf schüttelte sich. ~Natürlich können wir sprechen! Jeder Wolf kann das, ihr Zweibeiner könnt uns nur nicht hören.~ bekam ich als Antwort. „Aber warum kann ich dich dann hören und auch verstehen?“ fragte ich erneut.

~Keine Ahnung, ist doch jetzt erst mal egal. Mach mich endlich los! Die bösen Zweibeiner kommen bestimmt bald zurück!~ forderte der Wolf mich auf. Alles schien ziemlich surreal zu sein, schlief ich vielleicht und das alles war nur ein sehr merkwürdiger Traum. ~Das ist bestimmt kein Traum! Beeil dich endlich mal!~ riss mich der Wolf aus den Gedanken. ~Du kannst meine Gedanken hören?~ fragte ich den Wolf stumm. Dieser nickte nur. Ich seufzte, es musste wirklich ein Traum sein. Jetzt scheuchte mich schon ein Welpe durch die Gegend.
 

Trotzdem ging ich langsam auf ihn zu, er war mit einer sehr stabil aussehenden Kette, an der Wand festgebunden. Durch sein Gezappel war die Kette auch so verdreht, das ich sie nicht einfach über den Kopf ziehen konnte.

Ich zog mit aller Kraft, doch auch aus der Wand löste die sich nicht. ~Mach schon!~ quengelte der Wolf. „Das geht nicht. Sie sitzt zu fest und einen Schlüssel habe ich auch nicht.“ Gab ich genervt die Antwort. ~Dann nimm deine Waffe. Wenn man damit töten kann, dann kannst du mich auch damit befreien.~ schlug der Welpe vor. Skeptisch zog ich das Schwert. Es war so alt und stumpf das ich nicht glaubte, damit überhaupt irgendwas schneiden zu können, von Metall ganz zu schweigen.

Aber um den Wolf ruhig zu halten, schlug ich damit einige Male, mit voller Kraft auf die Kette, aber außer das sich ein paar funken bildeten passierte nichts. Dann versuchte ich es als Hebel zu benutzen, um die Halterung aus der Wand zu brechen, aber das gab ich nach kurzer Zeit auf, weil ich befürchtete die Klinge zu zerbrechen.

Frustriert ließ ich mich auf den Boden plumpsen. „Tut mir leid. Ich kann dich nicht befreien.“ Murmelte ich. Der Wolf tapste rüber und fing an, an dem Schwert zu schnüffeln. ~Hey, was ist das?~ fragte er auf einmal. Ich sah runter und konnte erkennen was er meinte. Vom dem Schwert schien jetzt ein leuchten aus zu gehen. Ich drehte die Klinge um. Auf der anderen Seite der Schneide leuchteten auf einmal Zeichen oder Runen auf. Doch leider konnte ich sie nicht lesen, sie kamen mir aber auch nicht bekannt vor.
 

~Da steht was, da steht was!~ freute sich der Wolf. Ich seufzte, „Schon möglich, aber ich kann es nicht lesen. Bringt uns jetzt aber nichts.“ Ich ließ die Klinge wieder auf den Boden fallen, aber der Wolf gab nicht nach. Er betrachtete die Runen immer wieder und legte dabei den Kopf schief, als würde er versuchen sie zu lesen.

~Hart und kalt,~ konnte ich ihn auf einmal hören. „Was?“ fragte ich ihn. ~Das steht da. Hart und Kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut.~ las er weiter vor. „Du kannst das lesen?“ wollte ich von ihm wissen. ~Ja, aber unterbrich mich nicht ständig!~ bekam ich zu hören. ~Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus der alten Magie, geschworen durch Hilfsbereitschaft und Glut.~ las er jetzt ganz vor, dann sah er mich erwartungsvoll an. ~Na los, du musst mir nach sprechen.~ verlangte er jetzt.

„Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus der alten Magie, geschworen durch Hilfsbereitschaft und Glut.“ Versuchte ich es. Kaum hatte ich ausgesprochen, glühte das Schwert auf und nachdem das leuchten nachgelassen hatte, lag ein völlig anderes Schwert neben mir im Staub. Es war deutlich größer geworden, die Klinge breiter und hatte verzierende Schnörkel und Aussparungen an der Klinge. Auch die Parrierstange hatte sich verändert. Sie war ausladender geworden und an ihren Enden führten nun Spitzen in Richtung Klinge. Der Knauf trug jetzt eine Zierde und einige Spitzen. Ich stand auf und hob vorsichtig das Schwert hoch. Natürlich war es jetzt auch um einiges schwerer, aber es lag trotzdem gut in der Hand. Der Wolf sprang aufgeregt hin und her. ~Jetzt mach schon, probiere es noch mal.~ rief er mir zu. „Dann bleib still sehen, ich will dir nicht weh tun oder dich ausversehen treffen.“ Bat ich den Wolf. Angespannt, vor Aufregung, blieb er stehen. Er hatte sogar die Kette straff gezogen. Vorsichtig setzte ich die Schneide an und wie auf magische Weise, glitt sie durch das Metall der Kette, wie ein heißes Messer durch Butter.
 

Klirrend fiel die Kette zu Boden und das Schwert verwandelte sich zurück und ich konnte es wieder wegstecken.

Freudig sprang der junge Wolf durch das ansonsten leere Obergeschoss und blieb an der Treppe stehen. ~Du musst mir runter helfen, dann stelle ich dir meine Familie vor. Sie haben auch noch nie einen Zweibeiner getroffen, der uns versteht. Du kannst uns bestimmt helfen, das die bösen uns nicht immer jagen oder mit ihren Pfogen weh tun.~

„Pfogen?“ wollte ich von dem kleinen wissen, während ich ihn vorsichtig hoch nahm. ~Ja, die spitzen Stöcke, die sie immer auf uns fliegen lassen.~ erklärte er mir. In meinen Kopf ratterte es, was meinte der Wolf. „Meinst du vielleicht Pfeil und Bogen?“ fragte ich ihn. ~Ja, Ja genau. So hatte Papa das immer genannt.~ bestätigte er.

Ich seufzte. Wo war ich nur gelandet? Bei uns war das Jagen mit dem Bogen aus tierschutzrechtlichen Gründen verboten. Es musste sich doch um einen Traum handeln. Wie sollte sich sonst das sich verwandelnde Schwert erklärt werden. Ich trug den Wolf bis nach draußen, damit er sich nicht an irgendetwas die Pfoten verletzte.

„Kannst du mir sagen wo ich bin?“ fragte ich den Wolf. Der Wolf blieb stehen und schaute mich mit großen Augen an, ~In einem Wald?~ schlug er vor. Ich schlug mir die Hand vors Gesicht. „Ach das wäre mir mit den ganzen Bäumen hier noch gar nicht aufgefallen.“ Seufzte ich. „Kannst du mich dann bitte aus diesem Wald rausführen?“ bat ich ihn. Er nickte. ~Meine Familie hat ihren Platz nahe am Waldrand. Ich stelle dich ihr vor und dann können sie dir den Weg zeigen.~ meinte er und lief los.

Ich beeilte mich hinter her zu kommen. „Nicht so schnell, ich habe nur zwei Beine.“ Rief ich ihm hinter her.

Freundlicherweise wartete er auf mich und lief dann nicht mehr ganz so schnell. Der kleine Wolf führte mich über einige Hügel und danach standen die Bäume nicht mehr ganz so dicht. Dafür wurde der Boden immer sumpfiger und ich kam noch langsamer voran.

Einige male blieb der Wolf stehen und witterte in der Luft, dann rief er mir zu ich müsste so schnell laufen wie ich kann. Irgendetwas schien uns dann für kurze Zeit immer zu verfolgen. Sobald der Wolf dann wieder langsamer wurde, musste ich durchschnaufen.

Zum glück war das Fell des jungen Wolfs hell, denn sonst hätte ich ihn vermutlich schon lange im dunkeln aus den Augen verloren gehabt.

„Warum müssen wir eigentlich immer so rennen?“ schnaufte ich zwischendurch. Der Wolf blieb stehen und drehte sich zu mir um. ~Wenn du lieber gefressen werden willst, kannst du das nächste mal gerne stehen bleiben. Es gibt hier schreckliche Monster und seit dem unser Wächter tot ist, werden es immer mehr. Genauso wie die Zweibeiner, die mich gefangen hatten.~ meinte er traurig.

„Euer Wächter? Wer war das und was ist mit ihm passiert?“ wollte ich wissen, während ich langsam wieder zu Atem kam. ~Papa hatte gesagt ein Zweibeiner hat ihn getötet und wenn ich einen mit gelben Augen sehe, soll ich ganz schnell weglaufen. Aber dann kamen andere und haben uns gejagt.~ jammerte er. Ich strich über seinen Kopf, „Das tut mir leid.“ Gab ich nur als Antwort.

Dann mussten wir weiter, auch wenn die Erschöpfung schon deutlich in meinen Knochen steckte. Ich war jetzt fast den ganzen Tag durch diesen beschissenen Wald geirrt und meine Kräfte reichten kaum noch um nicht ständig zu stolpern.

Der Wald wurde immer lichter und der kleine Wolf fing an nach seinen Eltern zu rufen, doch es gab keine Antwort. Auch nicht als er anfing zu heulen und jaulen, so das ich ihn wirklich hören konnte und nicht nur in meinem Kopf. Aber der Wald blieb still. Nur der Wind rauschte durch die Blätter.

Wir gingen weiter auf den Waldrand zu, aber irgendwie schien alles unheimlicher zu werden.

Der kleine Wolf war verzweifelt das er seine Familie nicht finden konnte. Er rief immer wieder nach ihr. Doch ich hatte das untrügliche Gefühl, dass dies eine ganz schlechte Idee gewesen war. Etwas schien zu erwachen. Die Bäume schienen miteinander zu flüstern und ich hoffte, dass alles nur eine Einbildung meines münden Geistes war.

Ich hatte den Waldrand endlich erreicht, zwar gab es hier noch keinen Weg, aber ich starrte auf eine riesige alte Eiche, die auf einem Hügel stand und mir seltsam bekannt vorkam. Ich überlegte, doch mir wollte nicht einfallen, woher ich diesen Baum kannte und warum er so ein schlechtes Gefühl in mir auslöste.

Am Fuße des Hügels lag ein regloser Körper und ich schritt vorsichtig darauf zu. Als ich erkannte was da lag, gab ich einen heiseren schrei von mir. Es sah aus wie ein Werwolf. Aber das konnte doch nicht sein, die gab es nicht, das musste ein Scherz sein. Langsam griff ich mit der Hand danach. Er fühlte sich echt an. Verdammt echt und roch auch so.

Alles deutete immer mehr darauf hin, das ich in einem raum gefangen war. Vielleicht ein Albtraum.

Der kleine Wolf kam zu mir, ~Das ist unser Wächter. Er hat meine Familie immer beschützt vor den Zweibeinern und den Monstern. Und jetzt ist er tot und ich finde meine Familie nicht mehr.~ weinte der kleine.

„Sag mal, hatte dein Vater noch was anderes gesagt, wie der Mensch aussah? Außer die gelben Augen?“ wollte ich wissen. Der Welpe setzt sich zu meinen Füßen und schien zu überlegen.

~Ich weiß nicht mehr genau. Ich glaube er sagte er sei kein normaler Zweibeiner gewesen. Er hatte gelbe Augen und weiße Haare. … Oh und er ist auch ein Monsterjäger, meinte Mama.~ überlegte der Wolf laut.

Oh nein, das konnte nicht war sein, der Herd im alten Haus, wo die Bauweise mir so bekannt vor kam, die alte Eiche und der Werwolf. Es konnte nicht möglich sein. Beinahe ängstlich hob ich den Blick zum Horizont und suchte ihn ab. Doch leider bestätigte sich meine Sorge. In der Ferne konnte ich den Kahlen Berg sehen mit der mehr als riesigen Eiche oben drauf. Das konnte nicht wahr sein, das musste ein Traum oder Albtraum sein. Diese Welt gab es nicht in Wirklichkeit. Und selbst wenn, wie sollte ich hier überhaupt her gelangen? Aber es würde vieles erklären, aber nein, ich wollte nicht das es wahr war.

Aber meine Gedanken wurden unterbrochen. Jemand rief nach mir. Schnell schaute ich mich um, aber ich konnte niemanden sehen. Da, ich hörte wieder die Stimme. Sie klang weiblich und sehr lieblich. Der Baumgeist konnte es nicht sein. Wenn der Werwolf von Geralt, das nahm ich jetzt mall an, nach der Beschreibung des kleinen Wolfes, getötet wurde, war der Baumgeist tot oder befreit. Aber mein Gefühl sagte mir, Geralt war so dämlich und hatte den Geist befreit.
 

Aber die Stimme rief nach mir, auch wenn ich nicht wörtlich verstand was sie sagte. Ich folgte der Stimme, auf den Welpen achtete ich in dem Moment nicht mehr. Immer näher kam ich den Baum und der Höhle darunter. Ich trat durch den Eingang und verstand nun die Worte, die mir zugeflüstert wurden. „Komm her, komm zu mir.“ Hörte ich immer wieder.

Ich war einige Schritte hinter dem Eingang, als ich etwas hinter mir hörte. Ich drehte mich um und musste mit entsetzen feststellen, das der Eingang sich geschlossen hatte. Das kam mir viel zu bekannt vor, mit mulmigen Gefühl musste ich weiter gehen. Es blieb nur noch ein Weg und der führte tiefer unter die Erde.

Wenigstens gab es hier keinen weiteren Werwolf.

Als ich in die Hauptkammer unter dem Baum trat, blieb ich stehen. Das konnte nicht sein, dort wuchs ein neuer Sprössling. Ich wollte mich umdrehen und irgendwie aus dieser Höhle herauskommen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Die Stimme rief wieder nach mir, machte Versprechungen. Und gegen meinen Willen bewegte sich mein Körper weiter. Schritt für Schritt kam ich näher an den Sprössling heran. So mussten sich Marionetten fühlen, dachte ich mir im stillen, oder die Leute unter Imperius bei Harry Potter. Ich musste zu sehen wie mein Körper nahe des Sprösslings zum stehen kam, aber ehe ich so wirklich begreifen konnte, das ich wieder Kontrolle über ihn hatte, wurde ich festgehalten.

Ich war von pflanzlichen Ranken umhüllt, die von überall herkommen zu schienen. Immer fester wickelten sie sich. Erst um meine Beine, dann um meine Arme und meinen Oberkörper. Nur mein Gesicht ließen sie frei. Ich fühlte mich wie das Opfer einer Spinne, das jeden Moment ausgesaugt werden würde.

Plötzlich gab es etwas, dass sich wie ein innerer Ruck anfühlte und ich spürte wie meine restliche Kraft immer weiter absank. Panisch versuchte ich mich zu befreien. Doch ich konnte mich keinen Millimeter bewegen.

Ich dachte mein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch seltsamerweise spielte sich nicht mein bisheriges Leben vor meinen inneren Auge ab, sondern Bilder von Geralt schossen mir in die Gedanken. Ich sah, wie er hier zu diesem Baum kam, dann wie er Knochen ausbuddelte, wie er die Rabenfedern einsammelte und dann die schwarze Stute einfing.

Er brachte alles hier her.

Auf einmal wurde ich losgelassen. Da ich damit nicht gerechnet hatte und auch vorher schon geschwächt gewesen war, fiel ich auf meine Knie. Mir drehte sich leicht der Kopf, als ich mich wieder auf meine Füße hievte und ich musste mich an der Höhlenwand abstützen um nicht gleich wieder zufallen. Ich hatte das Gefühl, die ganze Weilt drehte sich um mich, so schwindlig war mir nach dem aufstehen.
 

Die Stimme, die mich noch vor kurzem unter den Baum gelockt hatte, lachte nur.

Ich torkelte durch den Gang zurück und glücklicherweise war der Eingang wieder geöffnet, so das ich ins freie treten konnte. Selbst draußen konnte ich das Gelächter noch hören.

Das lachen verklang und auf einmal schien wieder alles völlig normal. Ich schüttelte heftig den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. Was war gerade passiert?

Ich konnte die Vögel wieder singen hören und auch das Blätterrauschen. Ich entfernte mich weiter von der Höhle in die Richtung, in die, wo ich zuletzt den kleinen Wolf gesehen hatte. Das Schwindelgefühl verschwand allmählich und nur meine Erschöpfung blieb. Ich bräuchte dringend eine Pause, schließlich war ich den ganzen Tag durch den Wald geirrt. Hier in der Nähe musste es ein Dorf geben. Niederwirr, wenn ich mich nicht täuschte. Vielleicht konnte ich dort Unterschlupf und ein wenig Essen bekommen.

Ich kam bei dem Werwolf Kadaver an und schaute mich nach dem Welpen um. Dieser kam gerade aus einem Gebüsch gestürmt und lief auf mich zu. Vor meinen Füßen stoppte er, aber er hatte so viel Schwung drauf, dass er gegen mein Bein fiel. Ich hockte mich zu ihm runter.

„Hey was ist den los Kleiner?“ Wollte ich von ihm wissen. ~Zweibeiner. Sie verstecken sich, ich glaube die wollen dich jagen.~ japste er. „Keine Sorge.“ Murmelte ich und richtete mich wieder auf.

Angestrengt lauschte ich in den Wald und die Umgebung.

Ich drehte mich auch einmal um meine eigene Achse, um mir einen Überblick zu verschaffen, doch ich konnte keine Fremden sehen oder hören.

„Bist du dir sicher? Ich kann nichts sehen oder hören.“ Fragte ich den Wolf leise. Doch ehe er mir antworten konnte, teilten sich die Büsche vor mir und ein Mann trat daraus hervor. Er trug eine Robe, in einem dunklen Farbton, aber die genaue Farbe konnte ich nicht erkennen, da sie fast schwarz war und er im Schatten stand. Er hatte einen Bart und kurze Haare, beides schon grau meliert.

„Na sieh mal einer an, die Kleine konnte sich aus meiner Illusion befreien.“ Höhnte er mir entgegen und klatschte abfällig in die Hände.

Illusion? Was für eine Illusion? Fragte ich mich.

„Männer, ihr könnt mit ihr machen was ihr wollt. Ich habe alles was ich wollte.“ Sprach er etwas lauter und sogleich standen mir weitere Männer gegenüber. Sie alle hatten Messer oder Dolche in der Hand. Sie trugen ziemlich dreckige und abgetragene Kleidung. Einer trug sogar nur Lumpenwickel um die Füße. Auch ihre Haut, sofern sichtbar, war dreckig und krustig. Als der Wind leicht drehte, konnte ich sogar auf diese Entfernung ihren unangenehmen Körpergeruch wahrnehmen. Auch ihre Haare und Bärte zeigten den Mangel an Körperpflege.

Ich wollte nach dem alten Schwert greifen, um nicht ganz schutzlos zu sein, doch meine Hand griff ins leere. Ich schaute an meine Hüfte, doch die Stelle am Gürtel war tatsächlich leer. Schnell schaute ich mich um, vielleicht hatte ich es verloren ohne es zu bemerken.

Der Mann in der Robe lachte, „Suchst du das hier?!“ fragte er mich und hielt das Schwert hoch. Ungläubig starrte ich ihn an. Wie und wann hatte er sich das Schwert geholt?

„Gib es sofort zurück!“ forderte ich laut, doch nun lachte der Mann noch mehr.

„Hört ihr das Männer, sie will ihr Schwert zurück. Aber vielleicht hätte sie lieber eines der euren. Na los sie gehört euch, habt ein wenig Spaß.“ Forderte er die Männer lachend auf. Diese fingen auch gleich an dreckig in meine Richtung zu grinsen. Einige von ihnen leckten sich die Lippen oder griffen sich in den Schritt und rieben dort ein wenig.

Jeden Schritt, den die Männer näher kamen, wich ich zurück. Ich versuchte fieberhaft auf eine Lösung zu kommen. Eine Waffe hatte ich nicht und gegen fünf Männer gleichzeitig zu kämpfen, konnte und wollte ich nicht. Sie wirkten zwar eher ungeübt und behebe und waren vielleicht auch leicht betrunken, aber eine Chance gegen alle zusammen sah ich nicht. Auch wenn es wirklich nur die Bettler waren, nach denen sie aussahen.

Ich überlegte und überlegte, aber außer dem Wolf und meinen Fäusten hatte ich nichts und der Wolf war noch viel zu klein, um kämpfen zu können. Da hatte ich einen Gedankenblitz, ich konnte mit dem Wolf sprechen. Wenn ich mit dem Wolf sprechen konnte, dann vielleicht auch mit anderen Wesen. Auf einen Versuch kam es an. Wenn es nicht klappen sollte, wäre ein Tod durch ein Monster oder eine Bestie wahrscheinlich deutlich angenehmer als die drohende Gruppenvergewaltigung durch diese Männer. Zum Glück musste ich nicht verbal mit dem Wolf kommunizieren, sondern konnte es auch durch Gedanken. So musste ich meinen Plan nicht aussprechen und die Männer blieben vorerst Ahnungslos.

~Hey kleiner Wolf. Du musst Hilfe holen.~ versuchte ich es. Doch der schaue mich nur verwirrt an. „Fasst mich nicht an. Ihr werdet es bereuen!“ versuchte ich die Männer abzulenken. ~Schnell, lock die Monster aus dem Sumpf hier her. Die können uns vielleicht helfen. Oder die großen aus dem Wald! Schnell bitte!~ wand ich mich wieder an den Wolf. Dieser schaute mich und dann die Männer kurz an und lief dann los.

„Was willst du denn machen? Selbst dein kleiner Hund ist weg gelaufen.“ Lachte einer der Männer. „Genau, sei schön brav und komm her, dann tuen wir dir auch nicht weh.“ Meinte ein Zweiter. „Naja, zumindest nicht ganz so viel.“ Murmelte ein Dritter.

Ich schluckte, was sollte ich denn jetzt machen. Die Männer waren bewaffnet und ich nicht. Nicht mal ein stabiler Ast lag hier rum, denn ich hätte verwenden können. So blieb mir vorerst nur die Möglichkeit nach hinten auszuweichen.

Doch auch dies ging nicht grenzenlos. Ich stolperte und fiel zu Boden. Ich war über einen Felsen gestolpert. Die Männer lachten. Nun lag ich relativ hilflos, nur einige Meter vor den Männern im Dreck.

„Ich warne euch noch einmal im Guten, gibt mir mein Schwert und verschwindet von hier, dann passiert euch nichts.“ Versuchte ich es noch einmal, doch es hatte nur den Effekt, dass sie wieder lachten. Es hatte natürlich nicht den gewünschten Effekt, aber bei diesen Männern hätte es vermutlich noch nicht mal gewirkt, selbst wenn ich in Rüstung und schwer bewaffnet vor ihnen stehen würde.

Verzweifelt tastete ich den Boden nach irgendeiner Waffe ab. Aber hier war nur Laub und ein paar Steine. Dann musste eben ein Stein reichen. Meine Würfe waren zwar nicht die besten, aber vielleicht hatte ich ja mal Glück und traf mein Ziel, vor allem, weil es jetzt auch nicht mehr zu weit von mir entfernt war.

Um einen Stein ballte ich meine Faust. Ich brachte mich in eine kniende Position. Den Stein noch fest im Griff. Still betete ich, dass ich treffen würde. Mit aller Kraft warf ich den Stein auf den Mann, der mir am nächsten war. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich getroffen hatte, denn zunächst passierte nichts. Meine Hoffnung schwand, als weitere Sekunden verstrichen und immer noch nichts passierte. Hatte ich doch nicht getroffen? Ich tastete den Boden nach weiteren passenden Steinen ab und wagte es nicht, den Blick von den Männern abzuwenden. Nicht dass sie mir in der Zeit zu Nahe kamen.
 

„Oh, wirfst du jetzt mit Steinchen, wie ein kleines Kind?“ höhnte einer der Männer und die anderen lachten mit. Zumindest so lange, bis der Getroffene röchelnd und hustend zu Boden ging.

Hatte ich ihn also doch am Kehlkopf getroffen. Das ließ die Männer erst einmal stocken und mich aufatmen. Einer weniger. Selbst wenn sein Kehlkopf nicht gebrochen war und er das überleben sollte, war der erst mal für einige Zeit außer Gefecht gesetzt.

So konnte ich aufstehen und mich noch schnell einige Schritte entfernen. „Ich hatte euch gewarnt!“ rief ich ihnen zu. Die Männer sahen mich jetzt mit unverhohlenem Hass an, als ihnen klar wurde, dass ihr Kamerad nicht mehr so schnell aufstehen würde.

Leise konnte ich einige Stimmen hören, doch noch konnte ich sie nicht verstehen. Aber ich hoffte, der Wolf hätte Hilfe gefunden.

Da kam mir eine Idee. Im LARP war es ja so, dass man nur alles glaubhaft darstellen musste. Bei vielen Spielern, vor allem Magiern wirkte alles wirklich echt. Vielleicht würde mir hier das auch gelingen. Wenn ich Glück hatte würde es ausreichen, oder zumindest dann die Ankunft von dem Wolf, mit dem was auch immer er angelockt hatte. Ich hatte mal eine Geschichte von einer Con gehört, wo ein Spieler einen kleinen Magierschüler darstellte, der bei der Anreise von seiner Gruppe getrennt wurde. Er lief alleine weiter bis er auf eine Gruppe feindlich gesinnter NSC traf. Er wollte wohl nur einen kleinen Zauber zum Schutz wirken, stellte das ganze aber so unglaublich und überzeugend dar, das alle Untoten umkippten und liegen blieben. So wurde aus einen kleinen Schüler, ein sehr mächtiger Nekromant, den niemand mehr behelligen wollte.
 

Ich strich mit den Fingern durch die Erde, zog dabei einige Kreise und Striche in den Boden, die man für Runen halten könnte und dann durchs Gesicht. Es sollte wie ein kleines Ritual wirken und mir ein wilderes Aussehen geben. Dann streckte ich meine Arme zu den Seiten aus und fing an, alle möglichen und unmöglichen Wörter aneinanderzureihen, damit es so wirkte als würde ich einen mächtigen Zauber sprechen.

Da fiel mir die Szene aus Kaer Morhen ein, die drei betrunkenen Hexer, in der Kleidung von Yennefer und vor ihrem Megaskop. Geralt fügte auch alle möglichen Wörter aneinander und kam dann bei jemanden sehr bekannten raus. Er erreichte den Hierarch Hemmelfahrt, der gerade auf der Toilette saß. Warum auch immer er genau dort ein Megaskop stehen hatte.

Hier in diese Welt war also vieles möglich. Ich musste mir das kichern verkneifen. Ob Geralt überhaupt erkannt hatte, wenn er da ‚angerufen‘ hatte?

Tatsächlich zögerten die Männer und sahen zu ihrem Anführer. „Fallt nicht darauf rein, sie kann gar keine Magie wirken!“ rief er wütend.

~Stehen bleiben Wolfi, ich Hunger!~ konnte ich nun mittlerweile verstehen. ~Hunger, Wolfi fressen!~ hörte ich immer wieder. Der Kleine hatte es also tatsächlich geschafft, etwas hierher zu locken. Allerdings wusste ich noch nicht was dort kam. Hoffentlich etwas, mit dem man sich verständigen konnte.

„Ich rufe euch, meine Freunde unter der Sonne und meine Freunde unter dem Mond und den Sternen. Steht mir bei in dieser Stunde!“ rief ich laut. Es hätte wahrscheinlich noch besser gewirkt, wenn ich Kerzen oder ein Blutopfer hätte.

Nebenbei versuchte ich durch hören herauszufinden was dort kam. Aber der Stimme nach, musste etwas sein, das zumindest halbwegs intelligent war. Dann erkannte ich, dass es schlurfende Schritte waren und die Stimme irgendwie weiblich klang. So viele weibliche auf zwei Beinen laufende Monster gab es nicht, es musste ein Wasserweib sein. Hoffentlich ging es auf meine Worte ein.
 

~Hilf mir! Sie haben meinen Schatz gestohlen und deinen wollen sie auch noch haben.~ versuchte ich das Monster zu erreichen. Ich wartete gespannt. Auch die Männer schienen abzuwarten, ob ich wirklich Magie gewirkt und etwas herbei beschworen hatte.

~Schatz!?~ konnte ich hören. ~Ja, sie wollen deinen und meinen Schatz haben!~ antwortete ich schnell in Gedanken. ~Diebe! Wo die Diebe?~ konnte ich noch hören, ehe erst der kleine Wolf und dann tatsächlich das Wasserweib in unseren Sichtbereich kamen. Der Wolf versteckte sich hinter meinen Beinen und das Wasserweib blieb zwischen mir und den Männern stehen. Sie schaute immer wieder zu mir und dann zu den Männern. ~Wer Diebe?~ fragte sie verwirrt. ~Die Männer dort. Die haben meinen Schatz, hilf mir bitte.~ bat ich das Monster und zeigte auf die Männer. Diese bekamen große Augen, als das Monster auf meinen Fingerzeig hin auf sie zu stapfte. Es konnte hier zwar nicht mit Schlamm um sich werfen, dafür war der Boden hier zu trocken, als dass sie mit ihren Krallen tief genug rein kam um etwas fassen zu können, aber es war trotzdem sehr effektiv. Sie zerriss mit ihren Krallen Kleidung und Haut gleichermaßen. Noch versuchten die Männer sich gegen das Monster zu verteidigen. Gelegentlich schienen sie auch einige Treffer zu landen.

„Das hast du gut gemacht.“ Flüsterte ich dem Wolf zu. ~Ich glaube es kommen noch mehr.~ antwortete er und versteckte sich zwischen einigen Baumwurzeln. Verwirrt blinzelte ich, noch mehr? Hoffentlich waren die auch so leicht zu lenken wie das Wasserweib.

Und der Wolf sollte recht behalten.

~Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!~

konnte ich nach einiger Zeit hören. Es waren mehrere Stimmen, aber ich konnte es nicht zuordnen. Aber wenn es irgendwie sprechen konnte, musste es auch denken können. Dachte ich mir und behielt die Umgebung im Auge.

Dieser kollektive Ausruf erinnerte mich so ein bisschen an die Rakhs vom Conquest of Mythodea. Die dachten auch im Kollektiv.

Kollektiv! Das ist es. Es mussten sich Insektoiden nähern. Hoffentlich konnte ich auch sie überzeugen, dass die Männer der Feind sind.
 

~Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!

Beute fangen!~

es kam immer näher. Auch die Männer konnten nun die trommelnden Schritte vieler Beine näher kommen hören. Panisch sahen sie sich um. Einer versuchte zu fliehen und das Wasserweib folgte ihm.

~Eierdiebe!~ schrie ich in Gedanken. Das müsse die Insekten interessieren. ~Schnell, sie wollen eure Eier stehlen und eure Königin töten!~ rief ich erneut. Die Schritte wurden immer schneller. Auch der Magier schien es jetzt nun langsam mit der Angst zu tun zubekommen. Er zog mein Schwert und murmelte unverständliche Worte. Doch nicht passierte. Er wusste scheinbar was das Schwert konnte, aber nicht wie er es aktivieren konnte. Ein Glück für mich. Er fuchtelte damit in der Luft herum, schrie es an, schlug sogar darauf herum und wurde immer frustrierter, denn es passierte immer noch nichts.

Gerade noch rechtzeitig sah er die Monster und feuerte einen Feuerball auf sie. Besser hätte ich sie nicht von mir ablenken können. Sofort vielen die Endriagen, wie ich jetzt erkannte, über die Männer her. Sie waren so mit ihnen beschäftigt, dass sie mich und den Wolf ignorierten beziehungsweise gar nicht zu bemerken schienen.

Aber ich stand auch nur da und tat ihnen nichts, ich war für sie also auch keine Bedrohung.

Als schließlich alle Männer, einschließlich des Magiers, tot waren, fingen die Insektoiden an, ihre Beute zu zerlegen.

Irgendwie beunruhigend, aber auch faszinierend wie effektiv sie ihre Beute zerteilten und dann weg trugen. Ich schaute ihnen die ganze Zeit zu und versuchte keinen Mucks von mir zu geben, als sie ihre Beute abtransportierten.

Auch als sie bereits außer Sicht- und Hörweite waren, wartete ich noch ein wenig. Als ich mir sicher war, dass sie nun weg waren, lief ich zu dem Schlachtfeld und suchte mein Schwert im Laub. Nach einer ganzen Weile fand ich es. Aber nicht nur das. Ich fand auch die Messer und die Münzbeutel der Männer. Zwei Messer steckte ich mir in die Stiefelschäfte und die Münzbeutel und das Schwert befestigte ich an meinem Gürtel.

Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken. Der Tag war bereits viel zu lang. Was würde ich jetzt nicht alles für ein bequemes Bett hergeben. Der kleine Wolf kam und kuschelte sich auf meinen Schoß. Auch er schien langsam Müde zu werden.

„Was machen wir jetzt mit dir?“ fragte ich den Welpen auf meinem Schoß. Er sah mich nur mit großen Augen an. Ich stupste ihn leicht an. „Willst du hier bleiben und warten ob dein Rudel wieder hierher zurück kommt, oder möchtest du erst einmal mit mir mitkommen?“ fragte ich ihn genauer. Er fiepte bloß. ~Ich vermisse meine Eltern!~ ich streichelte ihn über den Kopf. „Das kann ich verstehen. Aber wir können nicht lange hier bleiben. Es ist zu gefährlich und ich weiß nicht ob der eine Mann nicht vielleicht doch fliehen konnte. Das heißt es könnte jetzt sonst wer hier her unterwegs sein, weil er vielleicht behauptet hat, dass ich Monster beschwören oder kontrollieren kann.“ Seufzte ich. „Außerdem bin ich sehr müde und hungrig. Und hier im Wald ist es für mich zu gefährlich.“ Erklärte ich ihm. Der kleine Wolf gähnte. ~Ich glaube ich bleibe erstmal bei dir. Du findest mein Rudel vielleicht.~ ich nickte, „In Ordnung, aber die Leute dürfen erst einmal nicht merken das du ein Wolf bist. Du musst dich benehmen und wie ein Hund hören. Sonst könnte es sein das sie dich töten wollen.“ Erzählte ich ihm und stand mit dem Welpen auf dem Arm langsam auf. Ich ging noch einmal zu dem Kadaver des Werwolfs. Um seinen Oberarm hatte er einen Lederriemen gewickelt, den ich jetzt gut gebrauchen konnte. Vorsichtig entfernte ich ihn und band ihn dann dem kleinen Wolf als Halsband um.

Der Kleine war mittlerweile in meinen Armen eingeschlafen und so machte ich mich langsam in Richtung Dorf. Naja zumindest in die Richtung, in der ich das Dorf vermutete. Nach kurzer Zeit stieß ich auf einen Weg. Mit neuer Hoffnung folgte ich diesem. Doch er zog sich immer weiter und meine Beine wurden immer schwerer.

Als ich merkte, dass es langsam bergauf ging, war es mittlerweile schon länger dunkel. Es war schwierig dem unbeleuchteten Pfad weiterhin zu folgen, aber irgendwie gelang es mir und irgendwann konnte ich Lichter erkennen. Doch bis in das Dorf sollte ich es nicht mehr schaffen.

Es war nicht mehr weit, aber meine Kräfte hatten mich endgültig verlassen und ich brach auf dem Weg zusammen.

Teil 1

Als ich wieder zu mir kam, bewegte sich der Boden unter mir und ich war definitiv nicht mehr alleine. Ich hörte einige Stimmen und das Schnauben von Pferden. Mit geschlossenen Augen versuchte ich mich ein wenig zu orientieren. Ich lag auf der Seite, auf mir lag eine Decke oder ein Fell. Der Boden, auf dem ich lag war rau und ziemlich hart. Eine leichte Bewegung mit den Fingern und ich konnte sagen, dass es sich um Holz handelte. Mit diesem Wissen und den Geräuschen einiger Pferde, konnte ich erahnen das ich auf einem Pferdekarren liegen musste.

Aber wie kam ich hier her. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte war, dass ich das nächste Dorf fast erreicht hatte. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen. Ich hatte nur minimal Muskelschmerzen und war glücklicherweise nicht gefesselt. Also konnten diejenigen die mich gefunden hatten, es nicht allzu schlecht mit mir meinen. Aber was war mit meinem kleinen Begleiter.

Langsam öffnete ich meine Augen.

Ich lag tatsächlich auf einem Karren, der mit Kisten und Säcken beladen war. Hinter mir rührte sich etwas. „Papa, Papa! Ich glaube sie wird wach!“ konnte ich eine kindliche Stimme in meinem Rücken hören.

„Geht es dir wieder gut? Mein Papa hat dich gefunden.“ Sprach die kindliche Stimme anscheinend zu mir. Kinderhände legten sich auf meine Schulter und rüttelten leicht, als ich nicht sofort antwortete.

„Rosie, lass das.“ Hörte ich einen Mann das Kind zurecht weisen.

Ich drehte mich auf den Rücken und sah direkt in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Sie grinste mich an. „Wo bin ich?“ fragte ich zögerlich. „Wir haben dich auf der Straße gefunden, kurz vor dem Dorf. Du kannst froh sein, dass wir es waren und nicht die Dorfbewohner. Die hätten dich sicherlich in den Sumpf gebracht, als Opfer für die Herrinnen des Waldes.“ Erklärte die männliche Stimme.

Ich stemmte mich hoch und drehte mich zu dem Mann. „Dann danke dafür.“ Ich blickte mich noch einmal genauer auf dem Wagen um. „Wo ist mein kleiner Welpe?“ fragte ich, als ich ihn nicht sah. „Der ist auf einem anderen Wagen, wir mussten ihn leider in einen Käfig sperren, er hatte die Pferde ganz wild gemacht.“ Ich seufzte, „Das wird ihm bestimmt nicht gefallen.“ Der Mann brummte fröhlich, „Ach mach dir darüber keine Gedanken, er hat eine warme Decke und ein wenig Fleisch bekommen. Jetzt schläft er.“

„Wie heißt du? Ich bin Roselyn, aber alle nennen mich Rosie!“ wollte das Mädchen wissen. Ich überlegte kurz, hier gab es Magie und jemand mi Magie konnte verehrenden Schaden anrichten, wenn sie den wahren Namen kannten. Ich konnte meinen richtigen Namen also vorsichtshalber nicht nennen. „Eve, mein Name ist Eve.“ Antwortete ich ihr. Eve war nah genug an meinem zweiten Vornamen, so dass es damit sicher keine Probleme gab.

„Was hast du eigentlich im Wald gemacht? Weißt du nicht wie gefährlich das ist, hier gib es viele Monster und der Krieg tobt durch das Land.“ Warf der Mann ein.

~Dumme Steine, meine Hufe tun schon weh! ~ konnte ich das Pferd schnauben hören, während der Mann fluchte, weil es gestolpert war. „Ich hatte mich verlaufen, allerdings weiß ich nicht wie ich in dem Wald gelandet bin.“ Gab ich zu. Der Mann drehte sich zu mir um, „Wieso weißt du nicht, wie du in den Wald gekommen bist?“ Ich zuckte mit den Schultern, „Ich bin dort in einer Senke aufgewacht. Das letzte, an das ich mich vorher erinnere ist, dass ich mich schlafen gelegt hatte.“ Erklärte ich. „Nach einem einfachen Streich klingt das aber nicht. Wo kommst du denn ursprünglich her?“ wollte er wissen.

Der Weg wurde etwas ebener und er trieb das Pferd in ein schnelleres Tempo. Ich besah mir die Umgebung, sie kam mir wage vertraut vor. „Wohin fahren wir eigentlich?“ wich ich seiner Frage aus. „Unser nächstes Ziel ist die Straße zum Kahlen Berg. Es ist ein kleines Dorf. Viel werden wir dort sicherlich nicht verkaufen können, aber es gibt auch nicht viele Händler, die dorthin fahren, aber vielleicht haben wir Glück, bald ist das große Fest zu Ehren der Herrinnen, da sind die Leute großzügiger. Aber wir müssen uns beeilen und hoffen das kein Rad oder Achse bricht. Ziemlich gefährlich der Weg. Hier können überall Monster lauern.“ Ich summte zustimmend. Ich richtete meinen Blick nach vorne und tatsächlich konnte man hinter den Hügel die große Eiche aufragen sehen, die die Bergspitze schmückte.

„Kann ich euch dann noch weiter begleiten? Ich würde ungern in diesem Ort bleiben und von dort aus alleine weiter ziehen, scheint mir auch recht gefährlich zu sein.“ Bat ich den Mann. „Wir werden sehen. Du wirst uns im nächsten Dorf helfen und wenn du dich nicht zu dumm anstellst, kannst du uns vielleicht weiter begleiten.“

„Danke.“ Es war zumindest schon mal kein generelles nein, aber ein vielleicht ist auch nicht immer eine positive Antwort. „Ich könnte mich um die Pferde kümmern. Ich hatte früher auch eines und habe eigentlich alles selber gemacht. Es brauchte nur ganz selten einen Hufschmied und krank war es auch nicht.“ Schlug ich vor.

„Hm, wir werden sehen. Obwohl der alte Admir sich sicherlich über ein wenig Hilfe freuen würde.“ Stimmte er zu.

Bald darauf war der Wald außer Sichtweite und der Weg wurde wieder schlechter. Trotzdem versuchten die Männer, die Pferde in der schnelleren Gangart zu halten. Nun ja, zumindest so lange, bis die Warenkisten anfingen bedenklich zu wackeln.

Rosie stellte mir jede Menge Fragen, aber die meisten konnte ich ihr keine Antwort geben. Sie wollte wissen von wo ich kam und was ich arbeite. Ich schlich um die Antworten herum, war mir aber bewusst, dass ihr Vater genauso zuhörte. Vermutlich würde er waren, bis er mich alleine Sprechen konnte. In der Ferne sah ich eine Bewegung am Himmel, zuerst dachte ich es wäre ein Schwarm Vögel, aber beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass die Schemen viel zu groß für gewöhnliche Vögel waren. Es waren Harpyien. Aber sie waren zum Glück so weit weg, dass sie nicht auf uns reagierten. Ich hoffte, dass es auch so bleiben würde.

Der Wagen rumpelte durch eine Senke und ich fragte mich schon, ob wir uns überhaupt noch auf einem Weg befanden. Denn für mich sah es überhaupt nicht danach aus, es wirkte eher, als ob wir querfeldein reisen würden. Ich konnte mich aber auch nicht an einen Landweg erinnern, der zu diesem Dorf führte, vielleicht gab es ja keinen.

„Ist das hier überhaupt noch ein Weg?“ äußerte ich meine Bedenken laut. Der Mann nickte, „Theoretisch schon, aber er wird so selten genutzt, dass er immer weiter zu wuchert. Die meisten nehmen ein Boot, um zu dem Dörfchen zu kommen.“ Bestätigte er mir. Die Pferde schnaubten nervös, doch sie ‚sagten‘ nichts, was ich verstehen konnte. Als wir die Senke verließen konnten wir den Grund dafür sehen.

Der Mann hielt sofort den Wagen an und fluchte leise vor sich hin. Ganz in der Nähe lag ein großes schuppiges Monster. Mein Herz schlug schneller, von so nah wollte ich keines dieser Biester sehen. Wir verharrten Still, doch das Monster regte sich kein Stück, vielleicht schlief es.

Aber meine Neugier wurde größer und so hüpfte ich vom Wagen und ging nach vorne zum Pferd. Beruhigend klopfte ich es auf den Hals, ~Alles gut, wir passen auf euch auf. ~ teilte ich dem Pferd in Gedanken mit, da es immer unruhiger wurde. Erschrocken riss es den Kopf hoch und wieherte auf. „Schschsch, alles gut.“ Flüsterte ich ihm zu. Gespannt sah ich zu der Kreatur, doch sie bewegte sich immer noch nicht. Also schlich ich noch ein Stück weiter ran. „Eve, bist du verrückt, komm sofort zurück.“ Zischte der Mann vom Wagen aus. Doch ich hatte mich der Kreatur soweit genähert, dass ich das alte und getrocknete Blut auf dem Boden sehen konnte. Ich ging noch näher ran und konnte jetzt auch die ganzen Verletzungen an dem Körper sehen, sogar einige Bolzen steckten noch. Ich eilte zu dem Wagen zurück. „Ich weiß ihr habt mir schon viel geholfen und ich habe aktuell kein Geld, um euch zu bezahlen, aber wenn du mir einen Beutel und vielleicht ein paar Flaschen leihen könntest, hätte ich bald die Möglichkeit, das alles zurück zu bezahlen.

Der Mann sah mich skeptisch an und überlegte kurz, aber dann kletterte er nach hinten auf den Wagen und kramte in einigen Kisten. Er zog eine Art alten Rucksack hervor und leere Flaschen und Döschen. Er packte alles in den Rucksack und reichte ihn mir. „Das wirst du alles ab arbeiten, ist das klar?“ bestimmte er. Ich nickte ernst. „Ja, wir können gleich weiter, ich will nur etwas besorgen. Es ist übrigens ein Wyvern, es ist noch nicht lange tot, also könnte man das Fleisch noch verkaufen.“ Meinte ich zu dem Mann. „Ein Wyvern?“ fragte mich der Mann verwirrt. Ich nickte, „Ja Wyvern, eine Wiewerne, vielleicht ist der Begriff hier geläufiger.“ Fiel mir ein. Im Buch hatte Ciri ja auch Wiewerne und nicht Wyvern gesagt. Das Gesicht des Mannes hellte sich auf.

Ich ging zurück zu dem Kadaver und setzte das Messer an. Die Flugmembran ließe sich bestimmt verkaufen und auch die Giftdrüsen. So schnitt ich die Haut vom Flügel und rollte sie vorsichtig ein und verstaute sie im Rucksack. Dann ging ich zu dem stachelbewehrten Schwanz, zum Glück trug ich Handschuhe, ich wollte nicht ausprobieren, was passieren würde, wenn ich den Schnitt falsch setzen würde und mir das Gift über die bloße Haut liefe. Ich setzte den Schnitt und versuchte heraus zu finden, wo die Giftdrüsen waren. Die würden sicherlich auch ein gewisses Sümmchen einbringen. Vorausgesetzt ich fand einen Alchemisten oder vielleicht einen Hexer, der sie kaufen würde. Der Mann und seine Begleiter waren mittlerweile ebenfalls am Kadaver. Sie zogen die Haut ab und schnitten das Fleisch von den Knochen. Die Haut ließen sie liegen, aber da ich wusste, man könnte daraus eventuell Rüstungen machen, packte ich sie auch ein. Ich suchte mir die größten Stücke heraus, die soweit unbeschädigt waren, vielleicht fand ich unterwegs einen Schmied, dem ich sie verkaufen könnte. Oder zumindest zum Tausch anbieten, so viele Münzen hatten sie ja meist nicht und ich auch nicht. Ein richtiges Schwert wäre vermutlich nicht verkehrt, denn das magische würde zu viel Aufsehen erregen und ich hatte keine Lust, Bekanntschaft mit den Hexenjägern zu machen und nach einem schmerzhaften Verhör auf dem Scheiterhaufen zu landen.

Ich hatte mir auch einige Zähne aus dem Kiefer gebrochen, vielleicht konnte man daraus auch noch etwas Praktisches oder Hübsches machen. Als ich alles hatte und auch die Händler mit ihrer Beute zufrieden waren, fuhren wir weiter. Die kleine Rosie schmollte, weil ihr Vater verboten hatte, sich dem Wyvern zu nähern. Ich stimmte ihm zu, eine unbedachte Berührung und sie vergiftete sich vielleicht selbst an einem der Stacheln.

Die Pferde waren noch immer nervös, aber ich konnte es nachvollziehen, hier gab es viele Monster in der Nähe. Hoffentlich würde der Fleischgeruch keine anderen Monster anlocken. Ein entfernter Schrei ließ es mir kalt den Rücken runter laufen. Ich kannte ihn gut aus dem Spiel. Ein Basilisk. Die Männer schienen ihn auch erkannt zu haben und trieben die Pferde an.

Ich beobachtete den Himmel und nach einer Weile konnte ich ihn tatsächlich am Himmel kreisen sehen, aber zu unserem Glück waren nicht wir seine Beute. So wie es aussah, hatte er bereits etwas anderes ins Visier genommen.

Unter enormen Stress, durch die sich in der Nähe befindenden Monster erreichten wir den kahlen Berg. Die kleinen Ausläufer kamen mir nicht bekannt vor, wahrscheinlich befanden wir uns Außerhalb der Spielwelt, denn ich war mindestens einmal, wenn nicht sogar häufiger um den kahlen Berg herum gegangen. Der Mann lenkte den Wagen zwischen zwei solche Ausläufe und folgte dem kleinen und schmalen Tal. Zu meinem Erstaunen wurde das Tal nicht schmaler, sondern wurde breiter und mündete auf einem Platz. Die Wagen wurden im Halbkreis abgestellt und ich nutzte die Gelegenheit mich umzusehen. Jetzt erkannte ich den Ort. Oberhalb von uns verlief der Weg zu der Spitze des Berges und zu der Höhle.

„Eve, nicht träumen! Mach die Pferde los!“ wurde ich gerufen. Schnell besann ich mich und sprang vom Wagen. Ich löste die Gurte des Pferdes und führte es aus der Deichsel. Einige Meter weiter hielt ich das Pferd an und zog ihm das Geschirr aus. Der Alte, Admir glaube ich, hatte bereits ein anderes Pferd abgeschirrt und an einem gespannten Seil festgebunden. Dort hingen noch zwei weitere alte Halfter dran, so dass ich ‚mein‘ Pferd ebenfalls dorthin führte und es dort fest machte, ich nahm ihm die Trense aus dem Maul und die Scheuklappen ab und brachte sie zu dem Wagen. Auch das Geschirr sammelte ich ein und legte alles ordentlich über die Deichsel. Nachdem ich das erledigt hatte, half ich Admir beim dritten Pferd. Schweigend arbeiten wir Hand in Hand und als er das Pferd festband nahm ich die Ausrüstung und legte sie zur Seite.

Ich schaute wo noch Hilfe gebraucht wurde. Der Vater von Rosie war dabei Zelte aufzuspannen, aber da ich aus Erfahrung wusste, wie nervend es sein kann, wenn da jemand zwischen pfuschte ließ ich ihn das alleine fertig machen. „Komm Mädchen, die Pferde haben Hunger.“ Rief Admir mich zu sich. Er stand auf einem Wagen an einer offenen Kiste und füllte scheinbar Getreide in drei Eimer. Er reichte mir zwei mit den Worten, jedes Pferd bekäme einen. Das hieß wohl, das ich den dritten Eimer auch noch holen sollte. Ich trug das Futter zu den Pferden, die jetzt aufgeregt zu flüstern schienen. ~Ruhe, sie kommt. ~ hörte ich eines flüstern. Ich hing zumindest davon aus, dass es die Pferde waren, denn ich sah sonst keinen, der es gesagt haben könnte. Mit gerunzelter Stirn stellte ich die Eimer vor den Pferden ab und holte den dritten. „Wenn die Pferde aufgefressen haben, holst du Wasser für sie Mädchen und bürste sie vernünftig.“ Bekam ich direkt die nächsten Aufgaben zugeteilt. „Von wo soll ich Wasser holen? Ich sehe hier keinen Brunnen und mein Name ist Eve, nicht Mädchen. Außerdem bin ich schon lange kein Kind mehr.“ Erwiderte ich. „Du holst das Wasser vom See, du dumme Nuss und ich bin bestimmt dreimal so alt wie du, also nenne ich dich Mädchen.“ Brummte er ärgerlich und drückte mir eine alte Pferdebürste in die Hand. Seufzend ging ich zurück zu den Pferden und gab dem letzten seinen Eimer. Dann machte ich mich daran die Pferde zu säubern. Oder besser gesagt, ich machte erst die Bürste sauber und dann fing ich an, das erste Pferd zu striegeln.

Scheinbar wurden die Pferde schon lange nicht mehr richtig gestriegelt und ich vermisste einen guten Metallstriegel, um die ganzen losen Haare und Staub aus dem Fell zu bekommen.

Das struppige Fell am Hals legte sich langsam und je staubiger meine Hände wurden, desto weicher wurde das Fell. An den Stellen, an denen das Geschirr auflag, gab ich mir besonders Mühe, den die vielen kleinen weißen Flecke zeigten deutlich, dass die Pferde dort schon häufig Scheuerstellen hatten. Ich hatte das erste Pferd gerade fertig gebürstet, als die Eimer leer wurden. Ich schnappte mir also zwei und versuchte den Weg zum See zu finden. Ich ging zurück durch das Tal und wandte mich dann nach rechts. Wenn ich mich nicht täuschte musste dort der See sein. Hoffentlich Monster frei. Den Weg über das Dorf wollte ich meiden, da ich dort im Spiel des Öfteren auf Neblinge gestoßen bin.

Ich nahm an, dass ich vor ein paar Ertrunkenen eher davon laufen konnte, als vor Neblingen. Nach einiger Zeit kam ich wirklich zu dem Ufer. Ich füllte die Eimer und machte mich auf den Rückweg, hoffentlich waren die Pferde nicht zu durstig und gaben sich mit ein paar Eimern zufrieden.

Aber so viel Glück hatte ich leider nicht, ich musste zehnmal zum Ufer laufen und wieder zurück, bis die Pferde die Eimer nicht mehr aus soffen. Da die Pferde nun gefüttert und getränkt waren, machte ich mich daran, das nächste zu säubern. Hin und wieder höre ich Rosie lachen und den kleinen Welpen bellen. Scheinbar spielten sie zusammen. Ihr Vater rief ihr gelegentlich auch etwas zu, das ich aber durch den Wind und die Entfernung nicht verstand.

Als ich dann auch irgendwann mit dem dritten Pferd fertig war, suchte ich nach Admir. Er hatte mir nichts gegeben, um die Hufe zu säubern. Ich fand ihn am Feuer, bei den Zelten. „Bist du fertig Mädchen?“ fragte er mich. „Noch nicht ganz, ich …“ setzte ich an, „Was willst du dann hier, zurück an die Arbeit!“ unterbrach er mich mit lauterer Stimme. „Ich wollte nur Fragen, ob etwas da ist, um die Hufe zu säubern.“ Er zuckte mit den Schultern, „Und wofür? Die werden doch eh sofort wieder dreckig!“ meckerte er. „Die Steinchen des Wegs müssen raus sonst könnten die Pferde lahm werden. Also gibt es irgendwas dafür?“ fragte ich erneut. „Keine Ahnung, vielleicht in der Kiste neben dem Futter, aber wehe du fasst etwas anderes auf dem Wagen an.“ Drohte er. Schnell ging ich zu dem Wagen, mit diesem unfreundlichen Kerl wollte ich so wenig wie möglich verbringen. Die Kiste fand ich relativ schnell und als ich sie geöffnet hatte, knurrte ich frustriert. In der Kiste gab es mehrere Bürsten, etwas das wie ein Striegel aussah und Kämme für Mähne und Schweif. Ich nahm auch gleich alles raus was ich für die Hufe brauchen würde. Ich tat alles in einen weiteren Eimer, der sich noch dort befand und ging zurück zu den Pferden.

Ich ging wieder zu dem ersten hob den Huf an. Der Zustand war schon beinahe katastrophal. So wie der Huf aussah, wunderte es mich, dass die Pferde noch nicht lahmten. Ich holte jede Menge Dreck und Steine raus. Der Strahl sah auch nicht gut aus, da die Pferde keine Eisen trugen, hatte sich wohl seit einer Ewigkeit sich keiner drum gekümmert. Ich ließ das Pferd kurz den Huf absetzen, damit es sich ein wenig entspannen konnte und suchte das Hufmesser aus dem Eimer. Dann nahm ich den Huf wieder auf und korrigierte den Strahl ein wenig. Von der Hufsohle nahm ich nicht so viel Weg, gerade weil es keine Eisen trug und ich das Horn nicht zu dünn schneiden wollte. Das machte ich an allen Hufen. Dann kippte ich den Holzeimer aus und stellte den Huf so auf den Rand, dass ich den Huf raspeln konnte. Ich kürzte ihn nur soweit, dass er wieder gerade war. Auch das machte ich an allen Hufen und bei allen Pferden.

Als dies endlich erledigt war, brach die Dämmerung an. Ich räumte alles zurück in den Eimer und nahm mir den Kamm, um die Mähnen zu entwirren. Es war dunkel als ich damit endlich fertig war. Ich brachte den Eimer zurück zu dem Wagen und ging zum Feuer. Von Rosie war nichts mehr zu sehen und auch der Welpe schlief schon. Mein Magen knurrte und ich wurde rot im Gesicht.

„Ah Eve, da bist du ja endlich. Die Pferde sind versorgt?“ wollte der Vater von Rosie wissen. Ich nickte und wollte mich setzen, doch Admir machte mir einen Strich durch die Rechnung. „Geh dich Waschen Mädchen, so dreckig setzt du dich nicht zu uns.“ Ich seufzte, „Ja Admir. Könnte ich vielleicht eine Fackel oder eine Laterne haben?“ bat ich. „Nein, du kennst den Weg doch jetzt. Also ab zum Ufer.“ Murrend drehte ich mich um, „So ein Sklaventreiber.“ Knurrte ich, als außer Hörweite war. Vorsichtig tastete ich mich durch das kleine Tal und runter zum See. Ich stolperte über einen Stein und fiel hin. Mein Knie tat weh und ich hatte es mir wohl aufgeschlagen, genauso wie die Hände. Meckernd humpelte ich zum Ufer runter und wusch mir mein Gesicht und die Hände. Auch meine Kleidung befreite ich so gut es ging von dem Dreck. Dann machte ich auf den Rückweg. Am Feuer saß nur noch Rosies Vater. Admir hatte sich schon zur Ruhe gelegt. Genauso wie der andere Mann, den ich vorhin nur flüchtig gesehen hatte.

„Hier Eve, esse ein bisschen.“ Rosies Vater reichte mir Brot und ein Stück Fleisch. „Nimm es Admir nicht zu sehr übel. Er ist schon recht alt und kann meist nicht mehr so wie er will. Er hat keine Kinder und ich will ihn nicht irgendwo alleine zurück lassen.“ Erklärte er, während ich hungrig mein Essen verschlang. Ich hatte beinahe vergessen, wie anstrengend körperliche Arbeit sein könnte. Ich nickte nur mürrisch, musste er mich deswegen beleidigen und herumschubsen?

„Morgen werden die Bewohner des Dorfes herunter kommen. Dich kennen sie nicht und sie sind Fremden gegenüber sehr misstrauisch, halte dich also zurück, ja?“ bat er mich. „Wenn ihr Bienenwachs habt, könnte ich mich um das Ledergeschirr kümmern und später vielleicht die Pferde waschen gehen.“ Schlug ich vor. Rosies Vater überlegte einige Zeit, „Wir werden sicherlich etwas finden.“ Wir saßen noch einige Zeit am Feuer und genossen die Ruhe. Als mein Gähnen häufiger wurde, schickte er mich schlafen. Er zeigte mir meine Schlafstätte. Eine alte Zeltplane, die über zwei Stangen gespannt wurde. Darunter lagen ein paar alte Felle und eine Decke. Mein Rucksack stand daneben. Ich versteckte das Schwert unter den Fellen, legte die Dolche Griffbereit und legte mich dann selbst schlafen. Ich zog die dünne Decke bis zu den Ohren hoch, denn schützende Wände hatte ich nicht und so zog der Wind ein wenig. Zitternd schlief ich dann irgendwann vor Erschöpfung ein.
 

Am nächsten Morgen wurde ich von Rosie geweckt, „Eve, aufstehen.“ Rief sie und zog mir die Decke weg. Murrend öffnete ich die Augen und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Was ist den Rosie?“ wollte ich von ihr wissen. „Vater schickt mich, du sollst essen kommen und dich dann um die Pferde kümmern, er hat auch noch andere Aufgaben für dich. Du sollst dich beeilen.“ Ich seufzte und setze mich auf. Ich schlüpfte in meine Stiefel und band mir meinen Gürtel um. Ich versicherte mich noch einmal, dass das Schwert unter den Fellen verborgen war und steckte die Dolche in die Stiefel. Dann ging ich hinüber zu dem Feuer. Der andere Mann, den ich gestern kaum gesehen hatte, saß bereits dort und aß irgendeinen Brei. „Du bist Eve richtig? Ich bin Dragan.“ Begrüßte er mich. „Morgen.“ Erwiderte ich noch ein wenig verschlafen. „Jakov ist schon los ins Dorf und Admir hat ihn begleitet.“ Erzählte er und reichte mir ebenfalls eine Schale mit Brei. Ich überlegte, Jakov, so hieß dann wohl der Vater von Rosie. Zögerlich probierte ich die Pampe, es war schleimig und geschmacklos. Aber da ich nicht wusste wann und was ich das nächste Mal etwas bekam, würgte ich alles hinunter. „Du sollst gleich die Pferde versorgen und wenn du damit fertig bist, sollst die Wagen kontrollieren, wenn irgendwo Bretter ausgetauscht werden müssen, sag Bescheid. Ich besorge dann welche.“ Ich nickte. „Bekommen die Pferde wieder Getreide?“ wollten ich wissen. Ich wollte mir schließlich keinen Ärger einhandeln, weil ich etwas falsch gemacht hatte. Dragan schüttelte den Kopf. Wir haben gestern Abend noch Heu für die Pferde bekommen, das gibst du ihnen und dann holst du Wasser für sie. Der Mist muss weg geharkt werden und wenn sie sich reingelegt hatten, muss du sie bürsten.“ Erklärte er mir. Er sagte mir noch wo ich das Heu finden würde und dann machte ich mich an die Arbeit. Ich schleppte das Heu zu den Pferden und nahm mir die Eimer, um mal wieder runter zum Ufer zu gehen.

Dort nutzte ich auch die Gelegenheit, um mich zu waschen. Es war zwar nur eine Katzenwäsche, aber besser als gar nichts. Heute Morgen musste ich nicht ganz so häufig hin und her laufen wie am Vortag. Als die Pferde ihren Durst gelöscht hatten, nahm ich eine alte Harke und säuberte den Bereich um und unter den Pferden. Ich stellte die Harke dann zur Seite und holte das Putzzeug, denn natürlich hatten die Pferde sich in ihren Mist gelegt.

Zum Glück waren die Flecken bereits wieder trocken, sonst hätte ich sie nur verschmiert, statt sie zu entfernen. Ich arbeitete gerade an einem großen Fleck am Bauch, von dem Braunen, als ich etwas hörte. ~Oh, ja. Noch ein Stück weiter hinten, ja noch ein Stück, ja genau daaah! ~ stöhnte es wohlig. Ich kicherte. Es hatte sogar eines seiner Hinterbeine angehoben und zur Seite gestreckt. Erst nach einer ganzen Weile, schien es das mit bekommen zu haben. ~Moment mal, kannst du mich verstehen? ~ Ich kicherte wieder. „Ja, kann ich.“ ~Habe ich doch gesagt, aber ihr wolltet mir ja nicht glauben! ~ sprach ein anderes Pferd. ~Ja. Ja. Ist ja schon gut. ~ mischte sich das dritte ein. „Nicht streiten Jungs.“ Lachte ich. ~Aber warum kannst du uns verstehen? ~ fragte das erste jetzt wieder. Ich zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung. Monster und Wölfe kann ich auch verstehen.“ Erzählte ich ihnen leise. Schließlich wollte ich nicht, dass mich irgendwer von den Männern oder einer der Dorfbewohner hörte. Ich ging zum nächsten Pferd und arbeitete auch dort die Flecken aus dem Fell. Natürlich hatte es auch Sonderwünsche wo es besonders gebürstet werden wollte. Ebenso wie das dritte, das sich zusätzlich auch über Rückenschmerzen beim Wagen ziehen beschwerte.

Ich erklärte ihm wie er die Hinterbeine weiter untersetzen sollte, um das Gewicht besser tragen zu können. Außerdem hatte es auch noch den Effekt, dass die Pferde so stolzer aussehen würden. Auch wenn es anfangs vielleicht anstrengender sein könnte, bis die Muskeln sich umgewöhnt hatten. Doch irgendwann hatte ich bei den Pferden nichts mehr zu tun und ich musste zu meiner nächsten Aufgabe. Ich konnte sehen, wie Jakov, Dragan und auch Admir sich mit den Dorfbewohnern unterhielten und mit ihnen handelten. Rosie spielte mit anderen Kindern und dem Welpen und war das nicht Hansi, den ich unter den Leuten sehen konnte?

Ich prüfte jeden Wagen, jedes Brett prüfte ich optisch und klopfte es auch ab, um morsche oder gebrochene Stellen zu finden. Ich kroch sogar unter die Wagen, um auch dort die Bretter und Achsen zu überprüfen. Ich fand keine kaputten Bretter, aber an einem Deichselarm, war ein tiefer Riss im Holz zu sehen. So ging ich zu Dragan rüber. Ich wartete im Hintergrund, bis er sein Gespräch beendet hatte. Schließlich hatte Jakov ja indirekt gesagt, ich solle mich von den Dorfbewohnern fernhalten und ihnen das Geschäft nicht kaputt machen.

„Was gibt es Eve?“ wollte er wissen. „Ich habe die Wagen überprüft, die Bretter, Balken und Achsen sind soweit in Ordnung, aber an einer Deichsel zeichnet sich ein tiefer Riss ab.“ Erklärte ich mein Anliegen. Er nickte. „Komm mit, ich schau mir das mal an.“ Meinte er und ich zeigte ihm den Riss.

Er begutachtete ihn und prüfte die Stabilität. „Das kann man noch reparieren. Nimm dir vom Vorratswagen zwei Nägel, den Hammer und einen dünnen, aber langen Lederriemen. Schlag die Nägel rein und umwickle die Stelle dann mit dem Riemen. Den Rest des Tages hast du frei, aber füttere die Pferde heute Abend wieder.“ Gab er mir auf, ehe er wieder zu seinem Stand zurück ging. Ich holte das Material was Dragan erwähnt hatte und machte mich daran die Deichsel zu reparieren. Es war gar nicht so einfach, die Nägel in das abgerundete Holz zu schlagen. Aber ich schaffte es, ohne den Nagel groß zu verbiegen oder mir auf die Finger zuschlagen. Dann nahm ich den Riemen und wickelte ihn um das Holz. Ich zog ihn so straff wie ich konnte.

Ich legte gerade den Hammer zurück in die Kiste, als plötzlich jemand hinter mir stand. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht an die anderen Kisten gehen!“ brüllte Admir mich plötzlich an. Erschrocken drehte ich mich um und sah gerade noch die Faust, die mir ins Gesicht flog. Er streifte mich zum Glück nur am Jochbein, aber es tat trotzdem ziemlich weh. Für so einen alten Mann hatte er ganz schön Kraft. „Ich habe doch nur den Hammer zurück gelegt den ich brauchte, um die Deichsel zu reparieren.“ Rechtfertigte ich mich geschockt und hielt mir die schmerzende Wange. „Verschwinde!“ zischte der Alte noch ehe er sich wieder weg drehte. Ich rappelte mich wieder auf und entfernte mich von dem Wagen. Zornestränen flossen mir über die Wangen. Wie konnte er es nur wagen. Ich holte mein Schwert und beschloss den Platz bis zum Abend zu meiden. Ins Dorf konnte und wollte ich nicht, also blieb mir nur die Monster verseuchte Ebene um den Berg. Den Welpen ließ ich bei Rosie und stapfte durch das Tal und entfernte mich von dem Berg. Ich behielt den Himmel im Auge, zum einen um Flugmonster zu vermeiden und um die ungefähre Zeit abschätzen zu können. Ich lief einige Zeit einfach nur vor mich hin, ohne auf die Richtung zu achten. Ich mied nur die Monster, bis ich eine Ruine nicht weit entfernt sah. Neugierig ging ich näher. Zwischendurch blieb ich immer mal wieder stehen, um zu lauschen. Es schien alles ruhig zu sein. Vorsichtig ging ich weiter. Je näher ich kam, desto größer wurde der Verwesungsgeruch. Ich verzog das Gesicht. Als ich die Ruine erreichte, konnte ich sehen, woher der Geruch kam. Es war ein Zyklop. Ein ziemlich toter Zyklop. Aber er schien keine Verletzungen von einem Schwert zu haben. Es sah eher nach Biss und Krallenspuren aus. Als ich weiter ging, konnte ich die zerstörten Schafsweide sehen. Vielleicht hatte dies ein Wyvern oder ein Basilisk getan, weil er an die Schafe wollte.

Nun gut für mich, den hier gab es im Spiel einen bewachten Schatz und der wäre vielleicht noch da. Ich durchsuchte die Umgebung und stieß dabei auf einen stilisierten Bärenkopf, der in den Stein geritzt wurde. Mein Grinsen wurde breiter. Sollte ich das Schema finden, könnte ich mir damit zukünftig vielleicht einmal die Hilfe eines Hexers erkaufen.

Ich suchte die Truhe und nach einer ganzen Weile fand ich sie. Langsam öffnete ich sie. Ich jubelte, die Schriftrolle war wirklich noch da. Ich nahm sie heraus, ebenso wie die Münzen und die paar Edelsteine und Runen. Ich wollte die Truhe wieder schließen, als mir einfiel, dass es ja immer einen Hinweis gab, wer die Rolle hatte. Ich nahm also mein Messer und ritzte die Botschaft in die Innenseite des Truhendeckels. ‚Habe die Rolle gefunden, will sie an einen Hexer verkaufen. Reise mit einer Händlerkarawane durch Velen. Eve‘ Dabei fiel mir auch auf, wie leicht es mir fiel, die Runen aus dem Spiel zu schreiben. Vielleicht tat ich das aus demselben Grund, warum ich auch mit den Kreaturen reden konnte.

Falls ein Hexer zwischendurch hier her kam, würde er mich vermutlich finden können. Dann könnte er die Rolle haben. So viele Handelskarawanen gab ich zurzeit ja nicht in Velen. Da fiel mir ein vielleicht sollte ich zumindest eine ungefähre Zeit mit angeben, da ich mir aber nie das Jahr merken konnte, musste ich es umschreiben, also schrieb ich ‚Hexensabbat, im Jahre der 2. Konjunktion.‘ darunter. Das sollte genügen.

Dann schloss ich die Kiste wieder und steckte ich das Messer wieder ein. Ich blickte nach oben in den Himmel, die Sonne war schon ziemlich weit gewandert und ich sollte mich langsam auf den Rückweg machen. Ich ging den Hügel wieder hinunter und wollte in Richtung des Berges aufbrechen, als ich eine Herde Wildpferde sah. Ein herrlicher Anblick. Ich setzte mich und beobachtete sie eine Weile.
 

Doch dann fiel mir die Unruhe in der Herde auf. Ein Pferd näherte sich immer wieder und wurde von den anderen wieder verjagt. Ich konnte es nicht genau erkennen, da die Herde sich zwischen mir und dem Außenseiter befand. Aber es war klar, das mit ihm irgendetwas nicht stimmte.

Ich raffte mich auf und ging langsam auf die Herde zu. Als sie mich bemerkten und nervös wurden, änderte ich meine Richtung leicht, so dass ich nicht frontal auf sie zu ging, denn das taten nur Raubtiere. Ich entspannte meine Haltung und ging leicht gebeugt, um noch weniger wie ein Jäger zu wirken.

Ich war der Herde schon deutlich näher gekommen und hatte sie halb umrundet und konnte so jetzt den Außenseiter sehen. Er war braun, mit hellem Kopf und dunklen Beinen. Jetzt konnte ich auch sehen, was mit ihm nicht stimmte. Er trug die Reste einer Trense am Kopf und ein Sattel hing an seiner Seite. Das musste ziemlich störend sein, stellte ich mir vor. Aber er war eindeutig kein Wildpferd. Vielleicht ein entflohenes Militärpferd. „Schh, ganz ruhig. Ich will euch nichts tun.“ Versuchte ich die Pferde zu beruhigen. Ein Pferd trat zwischen mich und die Herde. Es stieg und stampfte warnend mit den Hufen auf den Boden. Es musste der Leithengst sein. Ich wich einige Schritte zurück. ~Ich will euch wirklich nichts tun. Ich will dem anderen Pferd helfen, das was ihr nicht in der Nähe haben wollt. ~ vermittelte ich an den Hengst. Verwirrt schüttelte er den Kopf und wieherte laut. ~Du sprichst unsere Sprache? ~ fragte er. Ich nickte, ~Ja, aber ich weiß nicht warum, wenn du das als nächstes Fragen wolltest. Darf ich weiter? ~ Der Hengst schnaubte, ~Aber nur zu dem Fremden. ~ erlaubte er mir. Ich nickte und ging weiter langsam auf das gesattelte Pferd zu.

„Hey du, komm her ich helfe dir.“ Sprach ich es leise an. Es schnaubte und trabte einige Schritte weg. Ich folgte ihm langsam, immer darauf bedacht, mich schräg zu ihm zu halten. „Hey ganz ruhig. Ich helfe dir, ich nehme dich mit und versorge dich.“ Sprach ich sanft. Es tänzelte unruhig, lief aber nicht wieder weg. ~Schh, ganz ruhig. Komm her Junge. Ich werde dein neuer Reiter sein und mich um dich kümmern. ~ wechselte ich in die Telepathie. Es schaute mich misstrauisch an, doch glücklicherweise schien es noch nicht allzu lange hier herum zu stromern. Schritt für Schritt kam es auf mich zu. ~Mein neuer Reiter? Wirklich? Wirst du nett sein? ~ fragte es mich unsicher. Ich nickte, ~Ja, ich werde auf dich aufpassen. Komm ich richte dir erst einmal den alten Sattel. ~ erklärte ich ihm. Jetzt ließ er mich an sich ran. Ich löste den Sattelgurt und platzierte den Sattel wieder korrekt auf dem Rücken. Bei Zeiten musste ich mich um den kümmern und ausbessern, er hatte ganz schön gelitten, genauso wie die Trense, aber wenn ich es repariert bekommen würde, müsste ich es nicht neu kaufen. „So ist es doch bestimmt gleich viel besser. Nicht wahr?“ fragte ich das Pferd sanft. Ich streichelte es vorsichtig am Hals und konnte unter der Mähne sehen, dass es eigentlich gar nicht braun war, sondern scheinbar weiß. Es schnaubte dankbar.

Ich nahm die Reste er Zügel auf und führte es zurück ins Lager. Der Weg schien jetzt länger zu sein und ich musste mehr Umwege laufen, um Monstern auszuweichen.

Scheinbar kam ich gerade rechtzeitig den Jakov kam mir entgegen. „Da bist du ja. Admir hatte gesagt du seist abgehauen. Was ist das für ein Pferd?“ er stockte kurz als er nah genug war, um mein Gesicht im Schatten zu erkennen, „Was ist passiert?“ fragte er ruhig. „Das war Admir. Ich hatte gerade den Hammer zurück gelegt den ich brauchte, um die eine Deichsel zu reparieren. Er brüllte mich an und schlug mich dann. Dann bin ich spazieren gegangen, weil Dragan meinte, ich hätte den Rest des Tages frei und solle nur abends die Pferde füttern. Und dies habe ich vorhin in der Ebene gefunden, er suchte Anschluss bei einer Herde Wildpferde. Ich kann dir auch etwas für sein Futter geben.“ Erklärte ich zögerlich. Er nickte. „In Ordnung, das klären wir später. Du kannst dir vorerst etwas Futter nehmen und auch ein Seil, damit du es fest machen kannst. Gute Arbeit übrigens bisher mit den Pferden, so gut sahen sie schon lange nicht mehr aus.“ Erlaubte er mir. „Danke. Kann ich die Pferde nicht einfach gleich alle mit runter zum Ufer nehmen, dann muss ich nicht immer mit den Eimern hin und her laufen und die Pferde können schneller ihren Durst löschen?“ fragte ich ihn. Seine Augen wurden groß. „Du hast gestern Abend und heute Morgen Wasser mit den Eimern geholt? Na warte, Admir kann sich was anhören.“ Meckerte er und stapfte davon. Ich führte mein Pferd zu den anderen und ließ es kurz da stehen, ehe ich ein langes Seil holte, um ein provisorisches Halfter zu knoten.

Ich band es zu den anderen und nahm ihm dann den Sattel ab. Den brachte ich zu meiner Schlafstätte und legte ihn dort ab, genauso wie die kaputte Trense. Wenn ich später Zeit hätte, würde ich mich darum kümmern. Ich holte noch den Eimer mit dem Putzzeug und holte dann die Pferde. Ich ließ sie an dem langen Seil gebunden und führte sie so alle gleichzeitig runter zum Ufer. Auch wenn ich mit ihnen sprechen konnte, vertraute ich nicht darauf, dass sie auch wirklich auf mich hören würden.

Am Wasser stürzten sie sich sofort auf das Nass. Ich nahm den Striegel und begann mein neues Pferd zu reinigen. Die drei Wagenpferde fingen an zu planschen und hatten ein wenig spaß. Solange sie keine Ertrunkenen anlockten, sollten sie ruhig. Als ihnen das zu langweilig wurde, führe ich sie zu einem Baum und machte sie dort fest. Dort konnten sie noch ein wenig Gras fressen. Mein Pferd führte ich allerdings etwas weiter ins Wasser, damit ich den ganzen Schlamm runter bekommen konnte. Nach und nach wurde das Fell immer heller, aber ganz weiß würde es wohl erst in einigen Tagen sein, wenn ich es regelmäßig bürstete. Als er anfing zu zittern, verließen wir das Wasser. Schließlich konnte man sehen, dass die Sonne bald untergehen würde. Ich ließ ihn ebenso wie die anderen noch ein wenig grasen, ehe ich sie zurück ins Lager brachte. Ich band sie wieder fest, harkte den Mist erneut weg und begann das Futter zu holen. So langsam protestierten meine Muskeln wieder. Ich war aber auch wieder viel gelaufen heute. Auch das Gewicht der Eimer machte sich langsam bemerkbar und mein Magen verkündete laut, was er davon hielt, nichts zum Mittag bekommen zu haben. Allerdings mussten die Pferde vorher fertig sein und ich musste mich auch wieder waschen gehen. Admir sollte nicht behaupten können, ich würde ihn provozieren.

Als die Pferde mit dem Fressen fertig waren, brachte ich die Eimer zurück und ging dann noch einmal zum See runter.

Ich sah mich um, ob ich auch wirklich alleine war und zog mich schnell aus. Ich hängte die Sachen über einen Stein, da sie durch das Waschen des Pferdes noch nass waren, dann ging ich vorsichtig in den See. Ich hielt mich nur am Ufer auf, damit mich keine Ertrunkenen überraschen konnten. Ich wusch mich so schnell es ging, denn das Wasser war doch recht kühl. Ich spülte mir den Staub und den Schweiß vom Körper und aus dem Haar, ehe ich wieder an Ufer eilte und meine Kleidung wieder anzog. Was allerdings nicht so ganz einfach war, da ich nichts hatte, um mich abzutrocknen und die Kleidung daher an der Haut klebte.

Da die Dämmerung mittlerweile stark fortgeschritten war, beeilte ich mich zurück ins Lager zukommen und ans wärmende Feuer. Die Pferde kauten genüsslich ihr Futter und schnaubten gelegentlich. Die Händler saßen alle am Feuer und Rosie schien auf dem Schoss ihres Vaters zu schlafen, der kleine Wolf lag auch schlafend da, aber diesmal auf meiner Schlafstelle. Ich setzte mich mit ans Feuer. „Du siehst aus, als wärst du in einen Regenschauer gekommen.“ Lachte Dragan. „Ich war im See baden.“ Erklärte ich ruhig. Admir schnaubte, „Bei den ganzen Monstern dort?“

„Admir, lass sie.“ Mischte sich Jakov ein. „Ist schon gut. Aber ich weiß wie man Monster erkennt, so dass ich ihnen nicht zu nahe komme. Schließlich hatte ich es auch bis zu der Ruine auf der Ebene und wieder zurück geschafft, ohne angegriffen zu werden. Außerdem habe ich dort noch ein Reitpferd für mich gefunden.“ Erwiderte ich und rieb mir die Hände nahe am Feuer. „Das ich nicht lache, jeder weiß, dass dort ein riesiges Monster haust.“ Grummelte der Alte. Ich schüttelte den Kopf, „Hauste, es ist tot. Vermutlich von einem Basilisken oder so.“

Der Alte lachte und auch die anderen Beiden schauten eher ungläubig aus. „Ich kann es beweisen. Dort gab es eine Kiste mit einem kleinen Schatz.“ Ich zog einen Edelstein aus der Tasche und gab ihn Jakov. Er untersuchte ihn genau. „Hm, scheint echt zu sein. Was hast du damit vor?“ fragte er mich. „Ich sagte doch, ich würde für das Futter des Pferdes bezahlen. Für mein Essen werde ich weiterhin arbeiten, solange ich euch begleiten darf.“ Antwortete ich. Jakov nickte und steckte den Stein ein. „Du kannst uns bis nach Lindenthal begleiten. Dort werden wir längere Zeit Quartier beziehen und deswegen musst du ab da alleine weiter.“

Damit war ich einverstanden, von dort könnte ich alleine weiter, auch wenn ich noch nicht genau wüsste wohin ich sollte. Es herrschte immer noch Krieg und ich hatte keine Ahnung wer mir helfen könnte. Vielleicht würde sich mir unterwegs etwas offenbaren. Entweder wie und warum ich hier her kam oder vielleicht wie ich wieder nach Hause kam. Ich konnte vorerst nur abwarten und das beste aus der Situation machen.

„Ich werde mich dann irgendwie durchschlagen.“ Bestätigte ich ihm. Ich setzte mich noch ein wenig näher ans Feuer, um mich weiter aufzuwärmen. „Wo kommst du eigentlich her?“ fragte Dragan mich. Hm, was sollte ich jetzt darauf antworten. „Weiter aus dem Süden. Mein Heimatdorf ist so klein, dass es noch nicht einmal einen Namen hat.“ Fiel mir auf die Schnelle nur ein. „Du bist aus Nilfgaard?“ fragte Jakov überrascht. „Nein, nicht ganz so weit. Aus Rivien.“ Redete ich mich schnell raus. „Mittlerweile auch nicht viel besser.“ Brummte Admir. Ich fluchte innerlich. Darüber hätte ich mir schon längst Gedanken machen sollen. Ich kannte die Weltkarte zwar grob, aber nicht so genau, um irgendwelche Landschaften beschreiben zu können, außer vielleicht Velen und das Kaer Morhen Tal. Hoffentlich flog ich deswegen nicht auf.

„Also Eve aus Rivien, wie kommst du nach Velen?“ fragte Dragan weiter. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, vielleicht habe ich es, ohne zu wissen eine Hexe verärgert. Ich wachte mitten im Wald auf und bin dann umhergeirrt, bis ihr mich gefunden habt.“ Gab ich zu. „Also wirst du nun zurück nach Rivien reiten?“ fragte mich nun Jakov. „Ich weiß es noch nicht. Durch den Krieg wird es nicht einfach sein. Es dürfte dort überall von Schwarzen wimmeln und vermutlich viele Deserteure und andere Rumtreiber.“ Seufzte ich. „Ganz recht, aber hier in Velen oder weiter nördlich wird es auch nicht viel besser sein. Und zuhause vermisst man dich sicherlich.“ Fragte Jakov. Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn dann leicht hängen. „Nein, ich denke nicht. Ich war in einem Waisenhaus, ehe ich in das Dorf zog.“ Murmelte ich. „Hast du denn keinen Mann, der auf dich wartet?“ bohrte Dragan weiter. „Nein, wohne ganz alleine dort.“ Meinte ich.

Admir brummelte irgendetwas in seinen Bart, was ich nicht ganz verstand. „Na dann könntest du auch die Gelegenheit nutzen, dir hier jemanden zu suchen und eine neue Heimat zu finden.“ Versuchte Dragan mich aufzumuntern. Ich grinste ihn schief an. „Ja, vielleicht.“

Mein Magen grummelte und ich wurde Rot. „Tschuldigung.“ Nuschelte ich und rieb mir den Bauch.

Jakov hantierte am Feuer herum und reichte mir dann eine Schale. „Hier, schließlich sollst du auch etwas davon haben. Ohne dich hätten wir das Fleisch ja nicht bekommen.“ Erklärte er. Wyvern Steak, ob das schmecken wird? Dazu hatte ich einen Kanten Brot und ein paar Kartoffeln. „Danke.“ Sagte ich schnell und probierte das Fleisch. Es schmeckte ziemlich intensiv. Ich konnte zwar nicht sagen wonach, aber es hatte einen starken Eigen Geschmack.
 

„Was steht für morgen an?“ wollte ich wissen, als ich aufgegessen hatte. „Morgen wirst du wieder die Pferde machen, ansonsten gibt es so erst mal nichts. Aber vielleicht solltest du die Trense von dem Schimmel reparieren, sonst könnte er unterwegs Schwierigkeiten machen und schau doch ob er ein Brandzeichen hat, nicht das wir hinterher noch als Pferdediebe dastehen.“ Bat mir Jakov. Ich nickte, „Hm, möchte keinen Strick um meinen Hals.“ Stimmte ich zu und rieb mir den Nacken.

„Gibt es sonst etwas, was ich hier in Velen zu beachten habe, damit ich keine Probleme bekomme?“ fragte ich in die Runde. Schließlich musste ich den Schein wahren, dass ich mich hier nicht auskannte.

„Ja, halte dich vom Buckelsumpf fern, der gehört den Herrinnen. Burg Krähenfels solltest du auch meiden, dort herrscht der Blutige Baron. Und verärgere unter keinen Umständen die Hexenjäger, die fackeln nicht lange.“ Zählte Dragan auf.

Ich kicherte bei dem letzten Punkt. Da fiel es auch Dragan auf und lachte mit. Jakov und Admir schüttelten nur den Kopf darüber. Der Abend verging relativ friedlich und irgendwann gingen wir alle schlafen.

Der nächste Tag verlief ebenfalls ruhig. Ich versorgte erst die Pferde, tränkte, fütterte und bürstete sie. Dann wieder misten und dann hatte ich den erst einmal Zeit. Ich nutzte sie, um mein Pferd zu benennen. Ich gab ihm den Namen Lalin und von den anderen erfuhr ich, dass sie Brandy, Toffee und Duane hießen.

Für den Wolf hatte ich mir auch einen Namen einfallen lassen, Shady. Dann setzte ich mich ans Feuer und holte die Wyvernhäute hervor. Ich schabte die Innenseite sauber und suchte mir dann die schönsten Stücke heraus. Daraus schnitt ich Riemen für die Trense und die Zügel. Es war ziemlich Mühsam, da die Häute doch ziemlich fest waren. Von der alten Trense nutzte ich die Schnallen und das Gebiss. Da ich aber keine Nieten oder Sattlergarn zur Verfügung hatte, befestigte ich die Riemen und Schnallen mit Knoten aus sehr dünnen Riemchen, ähnlich, wie man es an Westerntrensen sehen kann. Da ich immer noch genügend Leder zur Verfügung hatte, konnte ich mir Zügel flechten und hatte immer noch genug, um sie bei einem Rüstschmied eintauschen zu können. Als ich fertig war, probierte ich sie dem Schimmel an. Er sah richtig schick aus, mit dem glänzenden rötlichen Leder.

Dann nahm ich mir den Sattel vor. Ich musste ihn erst einmal reinigen bevor ich überhaupt alle Schäden sehen konnte. Das Leder war ziemlich verschlissen, vermutlich trug der Reiter eine Rüstung, die am Leder gescheuert hatte. Das Vorder- und Hinterzwiesel waren recht hoch, so dass man bequem über längere Zeit drin sitzen konnte. Glücklicherweise fand ich nichts, das auf ein Wappen schließen ließ. Das Leder vom Sattel wirkte ebenfalls rötlich und passte somit gut zu der Trense. Die Satteldecke hatte bereits bessere Tage gesehen und sollte bei Gelegenheit getauscht werden. Die Gurte schienen soweit alle in Ordnung zu sein, aber wenn es sich anbot, sollte sie sich ein Lederer noch einmal genauer anschauen und vielleicht die Nähte erneuern. Packtaschen waren keine dabei, aber Riemen, um eine Bettrolle festzumachen. Es gab auch Riemen vorne an der Seite, vermutlich um eine Axt oder ein Schwert zu halten. Viel mehr konnte ich an dem Sattel nicht machen. Der Sattelbaum schien nirgends gebrochen zu sein und um das Leder zu ersetzen, fehlte mir das Können und das Material. Ich könnte aber später zur Not ein Fell darauf festmachen.

Ich nutzte den Tag, um mich allgemein so wenig wie nötig zu bewegen, um meinen Muskelkater auszukurieren. Ein warmes Bad wäre schön gewesen, aber das stand nun mal leider nicht zur Verfügung und im See wollte ich nicht schon wieder baden gehen. Vielleicht war es bei Ertrunkenen wie bei Alligatoren und Krokodilen, wenn die Beute zu oft an derselben Stelle zum Saufen und baden kam, dass sie dann irgendwann dort schon auf sie lauerten. Das wollte ich schließlich provozieren. Es reichte, dass ich heute Abend und auch morgen Früh wieder mit den Pferden dorthin musste. Vielleicht hatte ich da Glück, unterwegs irgendwo auf eine Silberklinge zu stoßen, dann könnte ich mich ein wenig besser verteidigen, aber momentan würde ich mich schon mit einem normalen Schwert zufrieden geben.

Es wird sicherlich eh schon genügend Aufsehen erregen, wenn ich als Frau alleine und bewaffnet durch das Land ziehe, da brauchte ich nicht noch weitere Aufmerksamkeit, wenn ich zusätzlich mit einem Silberschwert, wie ein Hexer durch die Gegend zog.

Am Nachmittag spielte ich noch ein wenig mit Rosie und Shady, der ganz begeistert war, einen Namen bekommen zu haben. Am Abend gingen alle Früh schlafen, um für den nächsten Tag fit zu sein. Da wollten wir weiter reisen. Zu Olenas Hain, wie Jakov erzählte. Der Weg würde anstrengend werden, da wir teilweise durch Überschwemmungsgebiet mussten.
 

Ich brachte morgens die Pferde zum Tränken, ließ sie jedoch nicht planschen und auch nicht lange grasen, sie durften sich unterwegs nur ein paar Halme zupfen. Heu bekamen sie auch nicht, dafür jeder einen halben Eimer mit Getreide. Die drei Wagenpferde, Brandy, Toffee und Duane wussten, dass dies hieß, das es weiter ging. Aber Lalin fragte nach der Änderung. Ich erzählte ihm, dass wir weiter ziehen würden und je nachdem wie lange wir brauchten entweder ein neues Lager aufschlagen würden, oder wir auf den Wagen schlafen würden. Auch das es an unserem nächsten Halt kein Heu, aber Gras und vermutlich auch einige Kräuter geben würde. Er schien es zu akzeptieren. Sein vorheriger Besitzer hatte sich scheinbar nicht wirklich um sein Futter bemüht, so dass er manchmal Tage nur trockene Halme oder Büsche zupfen konnte. Ich vermutete das der Besitzer ein Söldner oder Bandit gewesen sein musste, der durch stärkere Gegner getötet wurde.

Ich half Dragan die Wagen zu beladen, während Jakov und Admir die Zelte abbauten. Allerdings ließen sie meine Sachen liegen, ich sollte sie auf meinem Pferd transportieren, jetzt da ich ja eins hatte. Ich rollte also die Felle und die Decke zusammen und band sie hinter den Sattel. Mein Schwert hatte ich ebenfalls mit eingerollt, aber so, dass ich im Notfall auch daran kam. Den Rucksack würde ich erst einmal aufsetzen und Shady saß wieder in seinem kleinen Käfig, auch wenn er die Pferde nun nicht mehr Scheu machte. Sicher sei sicher, meinte Jakov, ich stimmte zu, denn so konnte er nicht verloren gehen und den ganzen Weg laufen könnte er sicherlich auch nicht. Zumindest nicht, wenn wir schneller werden mussten.

Als die Pferde eingespannt waren und ich aufgesessen bin, machten wir uns auf den Weg. Ich ritt neben den Wagen her. Zwischendurch korrigierte ich Duane in seiner Körperhaltung, damit er seinen Rücken ein wenig entlasten konnte. Dragan, der diesen Wagen lenkte, beobachtete das Pferd belustigt und war der Meinung, dass Duane scheinbar mein neues Pferd beeindrucken wolle. Im Stillen lachten ich und die Pferde darüber. Lalin ging von alleine in Anlehnung und Aufrichtung, was mir zeigte, dass er gut eingeritten worden ist. Das Reiten selbst war deutlich leichter, da ich dem Pferd direkt sagen konnte, was ich von ihm wollte. Auch wenn er sich gelegentlich darüber beschwerte, das ich vergaß auf meine Körperhaltung zu achten und anfing wie ein Sack Kartoffeln im Sattel zu schwanken.

An Schwierigen Stellen, ließ Jakov mich vorreiten, um den Boden zu prüfen. Doch wir kamen ohne größere Schwierigkeiten am Nachmittag an unserem Ziel an. Es zeigte sich, dass die Kräutersammler dort bereits auf uns gewartet hatten. Sie wollten Vorräte kaufen und andere Dinge verkaufen. Wir suchten uns eine passende Stelle für unser Lager. Etwas abseits und möglichst ebenerdig. Ich suchte für die Pferde eine Stelle zwischen zwei Bäumen, wo möglichst viel Grün wuchs. Dort spannte ich das Seil und band nach und nach die Pferde fest. Dann räumte ich die Geschirre wieder weg und überprüfte auch gleich die Achsen und Räder auf Schäden. Als ich Wasser für die Pferde holte, nahm ich Shady mit, er würde sich nähernde Monster eher wahrnehmen als ich und ich konnte mich dumpf daran erinnern, dass es hier Nekker gab. Fiese kleine Kreaturen. Mit denen wollte ich mich nicht unbedingt anlegen. Mein Schwert hatte ich trotzdem vorsichtshalber mit genommen, man konnte ja nie wissen. Doch ich hatte Glück. Ich hörte sie zwar in der Ferne, aber sie schienen sich mit der Jagd auf Hasen zu begnügen.

Nachdem ich die Pferde versorgt hatte, richtete ich meine Schlafstelle ein und packte dann noch bei den anderen an. Meine Muskeln protestierten zwar, aber am Ende würde es sie nur stärker machen. Kostenloses Training und dann auch noch besseres als in jedem Fitnessstudio.

Als unser Lager komplett aufgebaut war, informierte mich Jakov darüber das wir vermutlich ein paar Tage bleiben würden. Wir müssten auf ein großes Boot warten, dass uns über den See fahren würde. Der Weg außen rum, wäre zu lang, zu beschwerlich und auch zu gefährlich. Gedanklich stimmte ich ihm vollkommen zu, wenn wir dem in Richtung Westen weiter folgen würden, wäre der Boden ersten zu sumpfig und wir würden unvermeidlich auf die Kannibalen stoßen, die sich in dem Dörfchen niedergelassen haben. Aber es könnte natürlich auch sein, dass die Bewohner sich zu Kannibalen entwickelt hatten, als durch den Krieg die Nahrung knapp wurde. So oder so, kein schönes Gebiet, um dort durchreisen zu müssen.

Mein Schwert und mein Münzbeutel trug ich die ganze Zeit am Gürtel, zu viele Fremde Menschen liefen hier herum und ich wollte beides nicht durch eine habgierige Hand verlieren. Ich erkundete das Gebiet, soweit es mir möglich war und ich den Monstern fern bleiben konnte. Als ich dem Pfad folgte, konnte ich den Geruch von Blut und Verwesung wahrnehmen. Als ich dann den Grund dafür sah, entfernte ich mich möglichst schnell wieder. Dort hatte sich ein Alghul eingenistet. Mit dem würde ich mich noch weniger anlegen wollen, als mit den Nekkern. Aber eigentlich wollte ich mich generell nicht mit irgendwelchen Monstern anlegen. Auch nicht mit irgendwelchen Rumtreibern oder Wachen. Aber vermutlich ließ sich das nicht auf Dauer vermeiden. Ich konnte nur hoffen, dass ich möglichst unbeschadet aus solchen Situationen heraus kommen würde.

Ich setzte mich auf einen der Steine unter dem großen Baum und beobachtete die Menschen um mich herum.

„Du siehst nicht aus, wie ein gewöhnlicher Händler.“ Wurde ich auf einmal von einer Frau angesprochen. „Ist einer von ihnen dein Mann? Vielleicht der dunkelhaarige, mit den netten Augen?“ sprach sie direkt weiter. Ich schüttelte den Kopf, „Nein ich bin nicht verheiratet. Ich hatte mich verlaufen und die Händler sind so nett, dass sie mich gegen Arbeit ein Stück mitnehmen, bis ich mich wieder alleine zurecht finde.“ Antwortete ich ihr ruhig. „Da hattest du großes Glück gehabt. Nicht jeder wurde das zu diesen Zeiten machen.“ Ich nickte nur und sah mich dann weiter auf dem ruhigen Platz um. „Bis vor kurzem war es hier nicht so ruhig. Hier hatten sich Monster ein Nest gebaut. Hier genau an den Steinen wo wir jetzt sitzen. Wir konnten den Hain nicht mehr betreten und die ganzen Kräuter, die hier wachsen, schienen verloren, aber dann kam ein Mann hier vorbei. Ein Monsterjäger, ein Hexer. Er hat sie alle getötet und den Platz für uns gerettet. Er war sehr nett. Wir hatten nicht viele Münzen für ihn, aber das schien ihn nicht gestört zu haben.“ Plapperte sie weiter. „Weißt du ich hatte vorher noch nie einen Hexer gesehen. Alle sagen immer sie seien ebenfalls Monster, aber so kam er mir gar nicht vor. Er sah nur so kränklich aus mit seiner blassen Haut.“ Erzählte sie eifrig. „Hast du schon mal einen Hexer gesehen?“ wollte sie wissen. „Hm, ja. Bei einem Händler, wo ich kurzzeitig als Schreiber angestellt war.“ Ich dachte an das Conquest zurück. Damals wusste ich noch nicht was Hexer sind. Und da mein LARP Charakter für die meisten Leute ein Monster darstellen würde und ich nur hörte er sei ein Monsterjäger, hielt ich mich möglichst fern und versuchte möglichst unauffällig zu sein. Damals saß der Hexer nur wenige Meter von mir entfernt und handelte mit Ben, dem orientalischen Händler aus dem Hause Al Habib um ein Buch. Es ging um Summen, die ich nicht mal ansatzweise in meinem Beutel gehabt hatte. Balthar hieß er glaube ich, Balthar von Brugge. Die geschlitzten Pupillen sahen sehr interessant aus. Solange man wusste das es nur Kontaktlinsen waren, wirkten sie sehr faszinierend. Als ich jedoch das eine mal einen Menschen mit echten geschlitzten Pupillen sah, er hatte kurz vorher eine Augen OP gehabt, wirkte es ziemlich verstörend und irritierend. Es könnte allerdings auch der Augenfarbe gelegen haben. Durch die Spiele war ich an gelbe Augen mit geschlitzten Pupillen gewohnt und nicht an blaue.
 

Die Frau neben mir merkte scheinbar, dass ich in Gedanken versunken war, denn sie stieß mich in die Seite. „Von wo kommst du?“ wollte sie wissen. „Von der Jaruga. Nördliches Ufer.“ Murmelte ich. „Dann bist du aber weit weg von zuhause! Bist du mit dem Heerzug hierher gelangt?“ bohrte sie weiter. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, persönliche Gründe.“ Die Frau wollte wohl zu einer weiteren Frage ansetzten als der kleine Wolf angelaufen kam. „Hallo Shady, spielst du heute gar nicht mit Rosie?“ begrüßte ich ihn. Er versuchte zu bellen, was für einen Wolf gar nicht so einfach war. Er sollte mich zu Essen holen, erklärte er. Ich nahm ihn auf den Arm und stand auf. „Ich denke ich werde ihn mal lieber zurück bringen. Nicht das ihm noch was passiert.“ Verabschiedete ich mich schnell von der Frau, ehe sie etwas dagegen sagen konnte.

„Du hast mich gerettet Kleiner.“ Flüsterte ich dem Welpen zu. „Sie war ganz schön nervig.“

Rosie kam uns entgegen gelaufen. „Du solltest doch auf mich warten, Shady!“ rief sie empört. Der Welpe bellte nur. „Na komm Rosie, gehen wir zurück. Du solltest hier nicht alleine rumlaufen. Es gibt gefährliche Monster in der Nähe.“ Meinte ich zu ihr und nahm sie an die Hand. „Ok.“ Antwortete sie nur und zog mich dann an der Hand zum Lager. Die Männer saßen bereits am Feuer und Rosie eilte zu ihrem Vater.

Wir aßen gemütlich und gingen dann der abendlichen Routine nach. Ich kümmerte mich um die Pferde und blieb dann noch ein wenig bei ihnen sitzen. Da meine Muskeln ein wenig schmerzten und ich nicht wieder in irgendwelche Gespräche verwickelt werden wollte, legte ich mich bald schlafen. Ich schlief ziemlich unruhig, da ich immer wieder durch die Geräusche der Nekker und der Ertrunkenen wach wurde. Außerdem hörte es sich immer mal wieder so an, als würde etwas durch unser Lager schleichen. Aber ich konnte nie etwas sehen. Vielleicht war es einfach nur ein Hase oder ein Fuchs.

Der Morgen kam schnell und durch die unruhige Nacht, war ich immer noch ziemlich Müde. Gähnend stand ich auf und weckte Shady. Wenn ich ehe runter zum Ufer musste, um mich ein wenig Frisch zu machen, konnte ich auch gleich Wasser für die Pferde holen. Dann konnte ich mir schon einmal einen Gang sparen. Der kleine Wolf sprang fröhlich um mich herum, scheinbar hatte er gut geschlafen. Als ich die gefüllten Eimer zu den Pferden trug, hatte ich das Gefühl, das meine Arme bereits um einige Zentimeter länger geworden sind, von dem ewigen Eimer schleppen.

Als die Pferde alle mit Wasser versorgt waren, suchte ich eine neue Stelle für sie, wo sie frisches Grün finden würden und keine giftigen Pflanzen wuchsen. Danach bürstete ich sie wieder ordentlich. Natürlich hatten sie wieder alle irgendwelche Kommentare, wo sie am liebsten gekrault und gebürstet werden wollten. So widmete ich ihnen viel Zeit, damit sie alle zufrieden waren. Lalins Fell wurde auch immer sauberer und man konnte sehen, dass er eigentlich ein stolzer Schimmel war. Die Zeit, die er herrenlos verbracht hatte, sah man ihm immer noch ein wenig an und auch das sein Besitzer sich nicht sehr gut um ihn gekümmert hatte. Er trug zum Beispiel Hufeisen, die eigentlich schon langen hätten gewechselt werden müssen. Vielleicht hatten die Händler Werkzeug dafür da, aber das bezweifelte ich schon fast. So tröstete ich ihn nur, dass ich sobald es möglich war, es gemacht wird.

Ein Brandzeichen hatte ich an ihm nicht gefunden, aber das hieß hier wahrscheinlich nicht viel und da er recht gut eingeritten war, stand die Chance, dass er irgendwo gestohlen wurde recht hoch. Aber ohne Brandzeichen konnte man es nicht nachweisen. Auch am Sattel hatte ich keine Hinweise gefunden. Es gab keine Zeichen oder Symbole, die eine Zugehörigkeit zu einer Armee oder einem Adelshaus bezeugten. Deshalb machte ich mir nicht allzu große Sorgen, dass sich irgendein angeblicher Besitzer finden würde.

Nachdem die Pferde versorgt und ich selber auch etwas gegessen hatte, nahm ich meinen Rucksack und suchte einen der Kräuterhändler auf. Vielleicht würde er die Flügelmembran und die Giftdrüsen kaufen. Schnell fand ich ihn. Er stand nahe dem Wegweiser. Ich ging auf ihn zu.

„Ah, Guten Tag meine Liebe. Du siehst aus als würdest du etwas kaufen wollen.“ Begrüßte er mich. „Guten Tag. Kaufen vielleicht nicht direkt, aber handeln. Ich habe hier einige Dinge, die vermutlich eher selten zu finden sind.“ Eröffnete ich. Dies machte den Mann neugierig. „So? Ich tatsächlich immer an Seltenheiten interessiert. Was hast du denn Feines?“ Ich lächelte, vielleicht würde er mir einen guten Preis machen, oder etwas Gutes zum Tausch anbieten.

„Nun ich habe hier einige Dinge, Zutaten, die von einem Wyvern stammen. Nur wenige Tage alt und somit noch ziemlich frisch.“ Machte ich ihn neugieriger. „Von einem Wyvern? Wie bist du daran gekommen?“ wollte er wissen. „Das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich sie habe und sie verkaufen möchte.“ Erwiderte ich. Der Händler schien zu überlegen. Er tippte sich mit seinem Zeigefinger an sein Kinn. „Gut, gut. Dann lass mal sehen was du hast.“ Forderte er.

Ich stellte meinen Rucksack auf einen größeren Stein und holte ein Stück der Membran heraus, so wie ein Fläschchen mit einer noch gefüllten Giftdrüse. „Wie du siehst, alles noch frisch. Giftdrüsen und Flügelmembran.“ Zeigte ich ihm. Man konnte schon beinahe die Dollarzeichen in seinen Augen sehen. Er nahm sich das Stückmembran und besah es sich genau. Zufrieden nickte er. „Hm ja. Gute Qualität, aber die Nachfrage ist sehr gering. Wegen der Hexenjäger.“ Murmelte er. Vermutlich wollte er den Preis drücken.

„Aber selbst bei geringer Nachfrage, ist viel Geld mit seltenen Sachen zu machen.“ Widersprach ich. „Aber wir könnten vielleicht tauschen, wenn du nicht genügend Münzen hast.“ Schlug ich vor. „Wie viel hast du davon?“ wollte der Kräuterkundige wissen. „Vier Drüsen, alle gefüllt und die Flügelhäute beider Flügel.“ Berichtete ich. Der Händler nickte erneut. Sein Blick fiel auf meine verletzten Hände und den blauen Fleck in meinem Gesicht. „Ich denke, ich habe etwas, das ich dir anbieten könnte. Ein Rezept für ein Gebräu, man kann es trinken, aber auch auf die Wunden auftragen. Ich gebe dir das Rezept, die passenden Zutaten und 50 Kronen.“ Bot er an. Ich schüttelte sofort den Kopf. „Ich würde das Rezept erst einmal gerne sehen.“ Lehnte ich ab. Er kramte in seinem Beutel und zog eine alte Pergamentrolle hervor. Der Zustand war mehr als schlecht und der obere Teil fehlte sogar schon. Ich rollte das Pergament aus und überflog den Text. „Hm, das klingt für mich eher nach einem gewürzten Kräutertee. Außerdem fehlt ein Teil.“ Merkte ich an. „Nur der Name fehlt und dass das Ganze mit Wasseraufgekocht werden muss.“ Wiegelte er gleich ab. Ich besah mir die Zutaten genauer, Myrte, Schöllkraut und Piment. Die ersten beiden könnte ich ohne Probleme überall finden, die bräuchte ich also nicht zu kaufen.

„Du kannst es als Tee trinken, mit etwas Zitrone oder Honig schmeckt er noch besser oder du kannst die Kräuter in starken Alkohol einlegen und ihn dann so trinken oder auf Wunden aufbringen.“ Wollte er mir sein Angebot schmackhaft machen. „Du bekommst die Drüsen, das Gift und die Häute für das Rezept, 2 große Pimentwurzeln und 150 Kronen.“ Stellte ich mein Angebot auf.

„100!“ forderte er.

„140.“ Hielt ich dagegen

„110.“ War sein Gegenangebot.

„130!“ bot ich nun.

„125, mein letztes Angebot.“ Ich schlug ein.

„In Ordnung, 125 Kronen, das Rezept und die Wurzeln.“ Er nickte. Ich legte die Sachen auf den Stein und packte die Rolle, das Gewürz und die Münzen im Gegenzug ein. Zufrieden grinste ich.

Als ich meinen Rucksack zurück ins Lager bringen wollte, stieß ich auf Jakov. Auch er grinste. „Ziemlich gutes Geschäft was du da abgewickelt hast. Hast gut verhandelt.“ Meinte er. „Ähm, danke. Man tut was man kann.“ Nahm ich das Lob zögerlich entgegen. „Wo hast du das verhandeln gelernt?“ wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Hab es schon recht häufig gesehen, aber noch nie gebraucht.“

„Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, ins Handelsgeschäft einzusteigen, wenn du wieder in Rivien bist. Oder eine Anstellung als Stallmeister suchen. Wenn ich mir unsere Pferde ansehe, würde ich sagen, du könntest schnell Karriere machen.“ Schlug er vor. „Vielleicht. Aber jetzt mit dem Krieg, wer hat da noch groß Geld, um jemanden anzustellen?“ blieb ich wage. Jakov nickte. „Ja, aber es wird hoffentlich nicht für immer Krieg herrschen. Irgendwann gibt es einen Sieger, ob jetzt Nilfgaard oder die nördlichen Königreiche unter Radovid. Danach wird es sicher viele Anstellungen geben.“ Prophezeite er. Grimmig nickte ich. Allerdings wusste ich nicht, worauf ich hoffen sollte. Wer wäre der bessere Herrscher. Emhyr, in dessen Reich immer noch Sklaverei erlaubt war, oder Radovid, der Jagd auf alles machen ließ, was ihm nicht passte. Aber vielleicht hätte ich bis dahin auch schon wieder einen Weg nach Hause gefunden.

Wie auch immer ich hier her gekommen war. Und ausgerechnet in einem Wald, hätte es nicht in der Nähe einer Stadt sein können? Oder vielleicht doch lieber nicht, wenn das einer gesehen hätte, wäre mir doch niemals geglaubt worden, dass ich keine Hexe bin. Aber vielleicht könnte eine Zauberin heraus finden wie ich hier her gekommen bin, aber welche würde mir helfen? Vermutlich keine und ich war mir auch nicht wirklich sicher, ob sie nicht irgendwelche komischen Experimente an mir durch führen würden. Was sie vielleicht tun würden, käme heraus das ich gedanklich mit Tieren kommunizieren kann.

Es war also eine ziemlich vertrackte Lage, in der ich mich befand. Vielleicht sollte ich erst einmal davon ausgehen, dass ich hier nicht mehr so schnell weg kommen würde und den Rat von Dragan annehmen. Schließlich wäre es hier nicht so viel schlechter als in meiner Welt, aber auf jeden Fall deutlich interessanter. Klar, hier gab es nicht denselben Luxus wie zuhause, kaum fließend Wasser, keinen Strom und schlechte Hygiene, also fast wie im LARP. Ich könnte es erst einmal als ein langes gefährliches LARP Abenteuer betrachten.

Aber hier in Velen oder generell den nördlichen Königreichen war es mir viel zu ungemütlich, vielleicht sollte ich schauen, ob die Ritter in der Siedlung sind und fragen ob sie mich nach Toussaint mit nehmen würden. Dort gab es zwar vermehrt Vampire, aber die Umgebung und das Wetter dort waren herrlich. Überlegte ich.

Vielleicht könnte ich mit der Zeit Geralt dazu bringen, mir zu helfen. Ja ich denke es wäre eine gute Idee. Ich sollte mir ihn Lindental einige Vorräte zu legen, Lalin beim Schmied vorstellen und dann ab nach Toussaint. Dort würde ich sicherlich irgendwo unterkommen. Später würde sich auch mindestens eine Zauberin niederlassen, ich bin gespannt für wen Geralt sich entscheiden würde, Triss oder Yennefer? Vielleicht würde eine der beiden mir auch helfen können, solange sie nicht gleich zur Loge rennen.

Das sollte machbar sein. Vielleicht nicht der beste Plan, aber wenigstens überhaupt erst mal einer.
 

Für jetzt würde ich das Rezept mal ausprobieren, vielleicht brachte es ja tatsächlich etwas. Denn auch wenn es eher Kratzer sind, die ich an den Händen und am Knie habe, müssen die sich trotzdem nicht entzünden. Myrte und Schöllkraut wuchsen hier zu genüge und während ich Wasser holte, konnte ich sie Pflücken.

Ich würde es erst aufkochen und dann aus dem Satz einen Brei mischen, den ich auf die Wunden auftragen würde, den Sud würde ich als Tee probieren, vielleicht half er ja auch gegen Muskelkater. Wenn er denn überhaupt half.

Ich schnitt alles klein und ließ es in einen Metallbecher fallen, ich goss Wasser drauf und stellte es die Glut. Es dauerte ne ganze Weile, bis das Ganze auch wirklich kochte, da aber in dem Rezept nirgends angemerkt war, wie lange das kochen sollte, wartete ich vorsichtshalber weiter.

Unter dessen hatte sich Jakov mit ans Feuer gesetzt. „Was wird denn das?“ wollte er von mir wissen. Ich schaute zu ihm auf. „Ich wollte das Rezept ausprobieren, das ich vom Kräuterhändler bekommen habe. Es soll bei der Heilung der Wunden helfen und ich hoffe, vielleicht auch gegen Muskelschmerzen.“ Gab ich ihm Antwort. Er zog nur eine Augenbraue hoch, „Na ob das hilft? Ich weiß ja nicht.“ Meinte er nur. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich selbst bin mir auch nicht sicher, aber Schaden kann es nicht, es ist zumindest nichts Giftiges drin.“ Entgegnete ich, dabei rührte ich in dem Sud herum. Nach einer weiteren Weile goss ich den Sud in einen zweiten Becher und ließ den Kräutersatz weiter köcheln, bis der größte Teil, der verbliebenen Flüssigkeit verkocht war. Den Sud füllte ich mit etwas kalten Wasser auf und ließ ihn noch ein wenig abkühlen.

Die verkochten Kräuter ließ ich ebenfalls abkühlen und mengte ein wenig Alkohol bei. Als ich das soweit alles fertig hatte und den Sud / Tee kalt genug zum trinken war, probierte ich ihn zögerlich. Er schmeckte ziemlich scharf, vermutlich durch den Piment. Der Geschmack des Schöllkrautes und der Myrte, blieb darunter verborgen. Nach und nach trank ich den ganzen Becher aus, wobei ich immer mal wieder klares Wasser nach trinken musste, weil mein Hals brannte und kratzte. Allerdings breitete sich schnell eine wohlige wärme in meinem Bauch aus, was mich leicht schläfrig werden ließ. Ich ging zu meiner Schlafstelle und setzte mich auf die Felle. Die Kräuterpaste hatte ich mit genommen und schmierte sie auf meine aufgeschürften Hände und mein Knie. Dann machte ich es mir gemütlich und döste weg.

Ich wachte durch das kribbeln und jucken meiner Verletzungen wieder auf. Schläfrig schaute ich auf meine Hand. Das machte mich allerdings sehr schnell wirklich wach. Von den Verletzungen ausgehend, waren meine Adern unter der Haut sichtbar geworden und wirkten wie ein bizarres Netz. Schnell wischte ich die Paste ab und wurde erneut geschockt, die Hau war völlig verheilt.

Allerdings waren die sichtbaren Adern geblieben und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Nach dem typischen Zeichen einer Blutvergiftung sah es jedenfalls nicht aus. Sie taten auch nicht weh und ich fühlte mich auch nicht wirklich krank.

Als sich jemand näherte, versteckte ich meine Hände schnell in meinen Ärmeln. Ich schaute auf, um zu sehen wer sich näherte. Es war Dragan, der auf mich zu kam. „Gut du bist wach, ich wollte dich nur an deine Aufgabe erinnern.“ Lächelte er. Schnell nickte ich, damit er wieder verschwand.

Ich starrte wieder auf meine Hände, hoffentlich war dies kein schlechtes Zeichen, nicht das ich mich vielleicht doch vergiftet hatte mit der Paste. Aber hätte der Tee dann nicht auch solche Auswirkungen haben müssen, aber außer, dass ich Hunger hatte und mein Bauch gelegentlich rumorte, ging es mir gut.

Das hieß ich müsste abwarten, seufzend zog ich mir meine Handschuhe an, damit ließen sich meine Hände während der Arbeit besser verbergen. Ich schnappte mir die Eimer und ging zum Vorratswagen. Ich füllte zwei und in den dritten packte ich das Putzzeug für die Pferde. Erst als ich bereits vom Wagen wieder runter geklettert war, fiel mir auf, dass auch mein Muskelkater weg war. Das was auch immer ich da zusammen gebraut hatte, schien wirklich zu helfen und so lange das hervortreten der Adern, die einzige Nebenwirkung bleiben würden, sollte es mir recht sein. Nur blieben sie hoffentlich die Einzigen und hoffentlich würden sie auch wieder verschwinden.

Bei den Pferden angekommen, teilte ich die beiden Eimer mit Futter auf vier auf, so dass jedes Pferd einen halben bekam. Dann machte ich mich daran, sie zu bürsten.

Nach einer Weile kam Shady dazu, doch er blieb einige Schritte vor mir stehen.

~Du riechst komisch. Und warum trägst du diese komischen Dinger an deinen Pfoten? ~ wollte er von mir wissen. Ich lachte leise und kniete mich zu ihm runter. „Das sind Handschuhe und wir Menschen haben keine Pfoten und Krallen, sondern Hände und Finger. Und der Geruch kommt von den Kräutern, die ich mir auf meine Wunden getan hatte.“ Erklärte ich ihm. ~Und warum trägst du diese, diese Handdinger? ~ fragte er weiter. „Handschuhe.“ Korrigierte ich ihn, „Ich trage sie, um meine Hände zu verstecken. Die Kräuter haben Linien auf meiner Haut hinterlassen.“ Erklärte ich ihm und zog einen der Handschuhe aus, um es ihm zu zeigen. Lalin schnaubte, er wollte das auch sehen. ~Oh, davon habe ich gehört. Ein Pferd hat mir erzählt, dass ein anderes Pferd ihm gesagt hatte, dass sein Reiter immer so komisches Zeug trinkt, bevor er mit Monstern kämpft, oder verletzt wurde. Dann hat er auch so Linien auf der Haut. ~ erzählte der Schimmel.

Ich ließ mich auf den Boden plumpsen, natürlich warum habe ich da nicht eher dran gedacht? Schöllkraut und Myrte waren häufige Zutaten in Hexertränken. Oh je, hatte ich mich doch vergiftet? Aber ich fühlte mich doch relativ gut. Aber wenn die sichtbaren Adern nicht verschwinden würden, sollte ich versuchen einen Hexer zu finden und hoffen das er mir hilft.

Wer käme den da in Frage? Geralt, der wäre zurzeit vielleicht noch in Velen unterwegs. Gaetan vielleicht, sollte Geralt ihn am Leben gelassen haben, aber ob der mich überhaupt zu Wort kommen lassen würde? Letho befand sich vielleicht auch noch in Velen, wenn er nicht auf den Weg nach Serrikanien oder Kaer Morhen unterwegs wäre. Vesemir wäre in der Festung und wo sich Lambert und Eskel herum trieben, wusste ich nicht. Es könnte sich allerdings noch andere, unbekannte Hexer in den nördlichen Königreichen geben. Oder auch Abtrünnige, wie Treugger in Novigrad, wenn er denn noch lebt. Obwohl es für mich schwierig werden könnte, nach Novigrad rein zu kommen. Aber es würde sich sicherlich zur Not irgendwo ein Hexer auftreiben lassen, wenn ich nicht vorher starb, weil ich mich doch vergiftet hatte.

Shady stupste mich mit seiner Schnauze an und auch Lalin beschnüffelte meine Haare, ich war wohl zu weit in Gedanken abgedriftet gewesen. „Alles gut Jungs, war nur in Gedanken.“ Ich zog den Handschuh wieder an und machte mich wieder an die Arbeit. Als die Pferde versorgt waren, beschloss ich nach Admir zu suchen. Auch wenn ich ihn nicht mochte und er mich auch nicht, so könnte er mir vielleicht helfen, die Eisen bei Lalin zu entfernen. Aber vorher räumte ich noch alles wieder an seinen Platz.

Ich fand ihn in der Nähe einer Kräutersammlerin. Er saß auf einem Stein und beobachtete sie ungeniert. „Ähm, Admir?“ sprach ich ihn vorsichtig an. Er blickte mich nicht mal an, als er antwortete, „Was willst du Mädchen?“ Ich räusperte mich. „Ich habe mich gefragt, ob du mir helfen könntest, die alten Eisen bei dem Schimmel zu entfernen. Sie scheinen schon ziemlich lange an den Hufen zu sein und sind schon fast durchgewetzt. Ich befürchte, dass sie brechen könnten, ehe wir bei einem Schmied lang kommen.“

Er runzelte die Stirn, „Warum hast du nicht gleich etwas gesagt?“ wollte er grummelig wissen und stand auf. Er ging zum Vorratswagen und kramte in einer Kiste. Er zog einiges an Werkzeug hervor und reichte es mir, „Hier halt das.“ Brummte er und kletterte wieder vom Wagen, dann ging er schweigend zu den Pferden. Ohne Worte hob er den ersten Huf von Lalin und ich hielt ihm die Werkzeuge hin. Ohne Probleme öffnete er die Nieten und zog dann mit der Zange gekonnt das Eisen ab. Innerhalb weniger Minuten hatte er alle Eisen entfernt.

„Den Rest schaffst du jetzt sicher alleine.“ Brummte er. „Danke Admir.“ Rief ich ihm hinterher, als er sich wieder zu seinem Beobachtungsposten begab. Kopfschüttelnd sah ich ihm hinterher, er war schon ein merkwürdiger Typ.

Ich holte die Sachen, die ich zur Hufbearbeitung brauchte und machte mich daran, auch die Hufe Lalin wieder in Ordnung zu bringen. Man sah ihm deutlich an, dass es ihm jetzt besser ging, er sich wohler fühlte, nachdem ich fertig war.

Bevor ich mich selber zum Essen setzte, holte ich für die Pferde noch Wasser.

Obwohl ich den Nachmittag über geschlafen hatte, war ich nachdem Essen recht müde. Vielleicht lag es daran, dass ich in der Nacht so wenig geschlafen hatte, oder an dem Tee. Aber das konnte ich so nicht heraus finden. Und wiederholen wollte ich das eigentlich auch nicht so schnell wieder. Das Essen bestand aus trockenem Brot und einer dünnen Suppe.
 

Später in der Nacht erwachte ich, da ich mich beobachtet fühlte. Die Härchen auf meinen Armen und in meinem Nacken hatten sich auch aufgestellt. Vorsichtig tastete ich nach meinem Dolch und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. War da nicht eine Bewegung zwischen den Bäumen? Ich blinzelte, doch was auch immer es war, war nun weg. Ich setzte mich auf und schaute mich genauer um.

Dort weiter hinten, da war eine Bewegung zu sehen. Er sah aus wie die schemenhafte Gestalt eines Mannes. Als er bemerkte das ich ihn sah, drehte er sich schnell weg und verschwand hinter einigen Bäumen. Ich weckte Shady leise und holte mein Schwert unter den Fellen hervor. Ohne mir meine Stiefel anzuziehen, folgte ich dem Schatten.

Immer wieder blitzte er vor mir auf und lockte mich immer weiter vom Lager weg. Auf der Wiese hatte ich ihn eingeholt. „Wer bist du?“ Wollte ich von ihm wissen. Ich trat näher an ihn heran. Seine Gestalt schien im Mondlicht zu leuchten. Er deutete auf den Hügel mit der verbrannten Hausruine. „Dort habe ich einst mit Olena gelebt. Dann habe ich einen großen Fehler gemacht und bin seitdem hier gefangen. Und auch meine Geliebte Olena muss leiden. Leidet immer noch.“ Murmelte er.

„Du bist der Geist aus der Legende?“ fragte ich ihn überrascht. Er nickte traurig. „Nach meinem Tod, verfiel das Haus. Irgendwann kamen andere Menschen und bauten dort ein neues. Jetzt bin ich hier ganz alleine. Ich beobachte die Menschen, die jetzt hier leben und doch bin ich einsam.“ Erzählte er weiter. „Kannst du den Fluch lösen? Ich habe gesehen, wie du mit den Pferden sprichst. Vielleicht kannst du Olena überzeugen, den Fluch zu lösen?“ bat er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Ich glaube nicht. Niemand weiß wo sie ist und vermutlich ist sie schon lange tot.“ Entgegnete ich.

„Nein, bitte. Du musst mir helfen. Sie lebt noch. Komm ich führe dich zu ihr!“ rief er aufgeregt. Ich seufzte. „Na gut.“ So folgte ich ihn weiter über die Wiese. Er führte mich beinahe bis ins Wasser. Der Boden war ziemlich sumpfig und der Schlamm drückte sich zwischen meinen Zehen hoch. Im Wasser sah ich eine Bewegung, etwas Geducktes lief dort umher.

Fragend sah ich den Geist an. „Das ist Olena, oder eher was von ihr übrig ist.“ Die Wolkendecke öffnete sich und ich konnte einen besseren blick auf die Kreatur werfen. „Aber, aber, das ist ein Wasserweib.“ Stotterte ich.

„Hm, wenn Nymphen ihre Unsterblichkeit für einen sterblichen aufgeben, kann das passieren. Es ist meine Schuld, dass sie jetzt genauso leiden muss wie ich.“ Bestätigte der Geist. „Kannst du versuchen mit ihr zu sprechen?“ bat er noch.

Ich nickte, „Olena? Olena hörst du mich?“ rief ich zur dem Monster rüber. Ihr Kopf ruckte rum, als sie mich sah, stakste sie auf mich zu. In einiger Entfernung blieb sie stehen. ~So hat mich schon lange niemand mehr genannt. ~ konnte ich sie wispern hören. ~Woher weißt du wer ich bin? ~ wollte sie wissen. Shady neben mir zitterte und versteckte sich hinter meinen Beinen. ~Das ist keine gute Idee! ~ jammerte er. „Der Geist deines Liebhabers hat mich hier her geführt. Ich soll dich bitten, seinen Fluch zurück zunehmen.“ Antwortete ich ihr.

~Merzif ist hier? Er ist wirklich hier? Und er will das ich seinen Fluch löse? Und dafür schickt er ausgerechnet ein menschliches Weib!?~ lachte sie hysterisch. Ein Ruck ging durch sie hindurch. „Nein, niemals!“ kreischte sie so laut, dass ich das Gefühl hatte meine Ohren würden gleich anfangen zu bluten. Auch Shady fiepte vor schmerzen.

Sie beugte sich ins Wasser und griff hinein. Kurze Zeit später kam ein stinkender Schlammklumpen auf mich zu geflogen. Er traf mich an der Schulter. Direkt darauf, kamen noch mehr geflogen, so dass ich nach hinten auswich, um nicht noch mehr getroffen zu werden. Der Geist, Merzif, schwebte auf das Wasserweib zu. Er schien als wolle er sie beruhigend. Doch das Monster ließ sich nicht beeindrucken, sie warf weiter mit Matsch, sogar durch den Geist hindurch. Sie schlug mit den Krallen durch den Geist und dieser verschwand darauf hin.

Mit ihrem stechenden Blick fixierte sie mich und schritt langsam auf mich zu. Ich wich so schnell zurück wie ich konnte. ~Vielleicht sollte ich dich einfach fressen? ~ fragte sie sich selbst. Ich stolperte Rückwärts und zog so schnell ich konnte mein Schwert. Doch die rostige Klinge wirkte nicht sehr abschreckend. Das Wasserweib kam weiter auf mich zu. „Olena, bitte. Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich wollte euch beiden doch nur helfen!“ beschwor ich sie. Doch scheinbar wollte sie nicht hören, es gab keinerlei Reaktion auf meine Worte.

Sie schlug nach mir, mir war gar nicht bewusst, dass diese dürren Arme soviel Kraft haben konnten. Die Wucht ihres Schlages, ließ mich einige Schritte weit über den Boden rutschen. Ich schlug mir den Kopf auf und verlor das Schwert aus den Händen. Meine Schulter tat weh, wo sie mich getroffen hatte, allerdings hatte sie mich nicht mit ihren Krallen verletzt. Sie kam auf mich zu, grinsend wie eine Katze, die mit ihrem Futter spielte.

„Olena, bitte!“ versuchte ich es noch mal. Sie stand jetzt fast über mir und schlug erneut nach mir. Ich drehte mich zur Seite weg und ihre Krallen schlugen nur wenige Zentimeter neben meinen Kopf in den Boden.

~So ein liebes Fressen, es bettelt so schön! ~ lachte sie. Ich rutschte von ihr weg. Mein Herz raste und die Panik stieg mir zu Kopf. „Olena bitte, ich wollte euch beiden wirklich nur helfen.“ Flehte ich und spürte wie die ersten Tränen über mein Gesicht liefen. Vor Schmerz und vor Angst. Im Augenwinkel sah ich mein Schwert nur knapp außerhalb meiner Reichweite liegen. Ich drehte mich um und krabbelte so schnell ich konnte dorthin. Ich hatte gerade meine Hand um den Griff geschlossen, als ich von hinten gepackt und zurück Richtung Wasser geworfen wurde.

Diesmal tat der Aufprall nicht ganz so doll weh, dass der Boden durch die andauernde Nässe meine Wucht auffangen und etwas abfedern konnte. Ich hatte meine Faust fest um den Griff geschlossen, damit ich es nicht wieder verlieren konnte.

Ich überlegte fieberhaft, wie die Formell ging, damit sich die Schneide verwandelte. ~Shady! ~ rief ich nach dem kleinen Wolf. Er musste sich irgendwo verkrochen haben, als die ehemalige Nymphe mich angegriffen hatte. Als keine Antwort kam, rief ich erneut. Ich hörte wie das Monster sich wieder näherte und versuchte mich aufzurappeln.

Wie ging denn gleich noch die Formel, irgendwas mit Eisen und Blut und Hilfsbereitschaft. Ich rätselte und konnte dem nächsten Schlag gerade noch so ausweichen. „Shady!“ rief ich nun laut. In der Nähe hörte ich ein rascheln. Etwas bewegte sich durch die Büsche. Zum Glück war es der kleine Welpe und nicht noch ein anderes Monster. Ich atmete erleichtert auf, während das Wasserweib uns umkreiste. „Shady, wie ging die Formel noch gleich, die für das Schwert?“ fragte ich ihn. Auch er musste überlegen, doch scheinbar war sein Gedächtnis besser als meins.

~Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. …~ fing er an. „Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus alter Magie, geschworen aus Hilfsbereitschaft und Glut!“ fiel es mir wieder ein. Die Schriftzeichen oder Symbole auf der Klinge glühten auf und das Schwert verwandelte sich.

Olena kreischte wütend auf. Rasend kam sie auf mich zu, abwehrend hob ich das Schwert. Gerade noch rechtzeitig. Die Krallen des Monsters kollidierten mit der Klinge und wurden abgetrennt. Sie kreischte auf, ob vor Schmerz oder Wut konnte ich nicht sagen.

Ich vor ihr zurück, auch wenn sie nun keine Krallen mehr hatte, ungefährlich war sie deshalb noch lange nicht. Allerdings hatte ich nicht mit dem unebenen Boden gerechnet und rutschte mit den nackten Füssen aus. Ich stürzte nach hinten. Das Wasserweib nutzte die Situation und setzte mir nach. Sie wollte auf mich springen, doch ich hatte das Schwert immer noch so im Griff, dass sie sich selbst aufspießte. Sie taumelte zurück, ehe sie zusammenbrach.

Wie aus dem nichts, war Merzif wieder da. Er schwebte zu ihr, beruhigte sie. „Merzif!“ röchelte sie. „Meine Olena, es tut mir so leid. Ich wollte niemals, dass so etwas passiert. Ich liebe dich doch!“ sprach der Geist auf das sterbende Monster ein.

Ich lag keuchend auf dem Rücken, meine Hände klebten von dem Blut, das die Klinge hinab gelaufen war. Meine Schulter, mein Kopf, ja eigentlich mein ganzer Körper schmerzte.

Ich drehte meinen Kopf, um die Beiden zusehen. Doch schnell bereute ich es. Der Geist beugte sich gerade über das Wasserweib, um es zu küssen. „Du liebst mich?“ hörte ich die Kreatur fragen. „Ja, immer!“ schwor er. „Ich vergebe dir, …“ hauchte Olena noch, ehe ihr Kopf zur Seite kippte. Der Geist selber schien von ihnen zu leuchten, ehe er begann sich aufzulösen. „Danke Eve!“ hörte ich ihn wie aus weiter Ferne rufen.

Ich drehte mich zur Seite, in der einen Hand, das jetzt wieder rostige Schwert und mit der anderen zog ich Shady zu mir und rollte mich zusammen. Ich wollte mich nicht mehr bewegen. Einfach ein bisschen hier liegen bleiben und mich ausruhen. Müde und frierend schloss ich die Augen.

Kapitel 4 Teil 2

Als ich meine Augen später wieder öffnete, war mir mollig warm, „Oh man, was für ein Traum.“ Murmelte ich träge. Neben mir bewegte sich etwas und ich zuckte erschrocken zusammen, was meine Schulter und meinen Rücken mit Schmerzen quittierten.

„Eve? Bist du wach?“ hörte ich jemanden fragen. Ich hob den Kopf leicht und sah in das Gesicht von Dragan. „Ja, glaube schon.“ Murmelte ich. Ich versuchte mich aufzusetzen und ein leichter Schwindel erfasste mich, auch mein Kopf fing unangenehm zu pochen. Ich fasste an meinen Kopf und spürte einen Stoffstreifen darum. „Scheinbar doch kein Traum.“ Brummte ich verstimmt. „Wie komme ich hier her?“ fragte ich, als ich registrierte, dass ich nicht mehr auf der sumpfigen Wiese lag, aber auch nicht in meinem gewohnten Lager, sondern dicht am Feuer.

„Als Rosie dich heute morgen wecken wollte, warst du verschwunden. Da deine Stiefel und Messer noch da waren, haben wir befürchtet ein Monster hätte dich geschnappt. Alle haben nach dir Gesucht, einer der Kräutersammler hat dich dicht bei einem toten Monster gefunden. Was hast du dort mitten in der Nacht gemacht?“ wollte Dragan wissen.

Ich seufzte und rieb mir die Augen, eines fühlte sich leicht geschwollen an, obwohl ich mir sicher war, dass ich dort keinen Schlag abbekommen habe. „Da war dieser Mann, er wollte das ich ihm folge.“ Fing ich an. „Welcher Mann? Was wollte er von dir?“ fragte Dragan so gleich. „Der Mann aus der Geschichte, der die Nymphe betrogen hatte. Merzif. Er wollte das ich Olena überrede den Fluch zu lösen.“ Erklärte ich. „Ich glaube du hast einen zu harten Treffer auf denn Kopf bekommen. Der Mann ist schon lange tot, sollte er denn je gelebt haben.“ Widersprach er mir. „Aber es war doch sein Geist, Olena lebte auch noch, aber weil sie für ihn ihre Unsterblichkeit aufgab, wurde sie zu einem Wasserweib!“ beharrte ich. Dragan schüttelte den Kopf, „Ich glaube du solltest dich noch ein wenig ausruhen, du redest wirres Zeug. Das ist nur ein Märchen, nichts weiter.“ Er drückte mich leicht zurück, so dass ich mich wieder hinlegte. „Vielleicht hast du recht.“ Murmelte ich beleidigt und schloss die Augen wieder.

Allerdings schlief ich nicht wieder ein, so wie er vermutlich dachte. Ich hörte wie er sich einige Schritte entfernte und sich scheinbar setzte. Kurze Zeit später setzte sich jemand zu ihm. Anhand der Stimme konnte ich feststellen, dass es Jakov sein musste. Sie unterhielten sich über mich und Dragan erzählte ihm, dass er sich Sorgen um mich mache, weil ich wirres Zeug rede und behaupte Olena getroffen zu haben. Darauf hin konnte ich schon beinahe die besorgten Blicke auf mir spüren.

Dann murmelten sie darüber, ob sie vielleicht einen der Kräuterkundigen holen sollten, damit er mich anschaue. Aber glücklicherweise, kamen sie zu dem Schluss noch ein wenig abzuwarten.

Ich seufzte und versuchte dann doch noch ein wenig zu schlafen, Schlaf soll ja bei der Heilung helfen und mit den Kopfschmerzen würde ich eh nicht viel machen können.
 

Am nächsten morgen wurde ich vorsichtig von Rosie geweckt, die mir etwas zu trinken brachte. Ich setzte mich auf und zog die Decke fest um mich, mir recht kalt, trotz des Feuers, das neben mir brannte. Der Becher war warm und ich wickelte meine Finger darum. Nachdem ich den ersten Schluck probiert hatte, sah ich misstrauisch auf. Dragan schaute mich irgendwie entschuldigend an. „Shady brachte mir das Rezept, nachdem Jakov es erwähnt hatte.“ Gab er zu. Es war der Kräutersud, den ich vor zwei Tagen selbst schon einmal gebraut hatte. Ich nickte, um zu zeigen, dass ich seine Entschuldigung akzeptierte. Ich trank den Sud in kleinen langsamen Schlucken aus.

„Leg dich noch ein wenig hin. Nachher kommt das Boot, wir wecken dich rechtzeitig.“ Bot Dragan noch an. Ich nickte erneut und nahm den Vorschlag gerne an.

Ich legte mich hin und rückte so nah ans Feuer, wie ich es wagte. Richtig schlafen konnte ich nicht mehr, da die Männer um mich herum das Lager abbauten, so döste ich nur vor mich hin.

Später weckte Jakov mich und brachte mir meine Sachen. Sie hatten sie mir ausgezogen, da sie völlig durchnässt waren, als sie mich gefunden hatten. Hatte er mir erklärt.

Erst da fiel mir auf, dass ich nur ein dünnes Leinenhemd und meine Unterwäsche trug. Ein Schauer durchlief mich, als mir einfiel, wie Admir die Frauen beobachtet hatte. Ich hoffte er hatte meine Hilflosigkeit nicht ausgenutzt. So schnell ich konnte, schlüpfte ich in meine Kleidung, die Dolche steckte ich wieder in die Stiefelschäfte. Während ich meine Sachen packte, prüfte ich, ob alle meine Wertsachen noch da waren.

Zum Glück waren sie es. Müde und mich wund fühlend, schleppte ich meine Sachen zu Lalin. Selbst die Pferde hatten sich scheinbar sorgen gemacht und fragten nun, was passiert sei. Ich erklärte es mit kurzen Worten ehe Admir kam. Er schickte mich zu den Wagen, ich solle dort warten. Admir spannte die Pferde alleine an und führte Lalin zum hintersten Wagen, wo er ihn festband.

Ich selber wurde von Jakov auf den Wagen von Dragan gescheucht und war darüber sehr froh. Mein Kopf dröhnte und mir war ein wenig Schwindelig. Da mir auch ein wenig übel war, wusste ich das ich mir eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.

Auf dem Wagen lag ein großen Fell und eine Decke, wo ich mich sofort hinlegte. Ich tastete nochmal vorsichtig über mein geschwollenes Auge. Es spannte und drückte ein wenig. Als ich meinen Kopf auf meine Hand legte, spürte ich eine kleine Kruste an meinem Ohr. Ich befühlte es genauer und kratzte ein wenig daran. Ganz schnell wurde mir klar, wieviel Glück ich hatte, das ich wieder aufgewacht war. Ich hatte mir scheinbar nicht nur eine Gehirnerschütterung zugezogen, sondern auch die Schädelbasis gebrochen. Hoffentlich gab es keine Komplikationen. Eine Hirnblutung konnte hier vermutlich nicht behandelt werden. Auch wenn ich es nicht wollte, schlief ich wieder ein.

Erst als ich vom Wagen gehoben wurde, wachte ich wieder auf. „Hm was ist?“ murmelte ich leise. „Wir sind in Plackerei, unter den Flüchtlingen, die sich hier gesammelt haben, ist jemand der sich mit Heilkunde auskennt.“ Antwortete Dragan mir. Er trug mich bis in eine der alten Hütten und legte mich dort auf einige Decken.

„Was ist mit ihr passiert?“ hörte ich jemand Unbekanntes fragen. „Das wissen wir nicht genau, aber scheinbar hat sie mit einem Wasserweib gekämpft. Wir wissen auch nicht genau, wie lange sie dort gelegen hatte, bevor sie gefunden wurde. Vermutlich die halbe Nacht.“ Erklärte Dragan ihm. Ich bemerkte wie sich jemand über mich beugte und öffnete die Augen. Er schien mich zu mustern, zog meine Augenlider weiter hoch und ließ mich meinen Mund öffnen.

„Gab es irgendwelche Auffälligkeiten? Verwaschene Sprache, Orientierungslosigkeit?“ wollte der Heilkundige Wissen. „Ja, sie sprach wirres Zeug, als sie das erste Mal aufwachte und ihr lief wässriges Blut aus den Ohren, als sie gefunden wurde.“ Überlegte der Händler. Ich verdrehte innerlich die Augen, ich habe bestimmt kein wirres Zeug geredet, er wollte mir nur nicht glauben. Da keiner mit mir sprechen wollte und mein Schädel noch immer dröhnte, schloss ich meine Augen.

„Hat sie wirklich mit dem Monster gekämpft? Die Verletzungen passen nicht wirklich dazu.“ Kam der Fremde zum Schluss, als er seine Untersuchung abgeschlossen hatte.

„Wir wissen es nicht genau. Das tote Wasserweib, lag zumindest nicht weit entfernt, nur ein paar Schritte. Aber sie sprach von einem Mann, der sie angeblich dorthin gelockt hat. Sie meinte es wäre ein Geist gewesen.“ Gab Dragan zu. „Vielleicht ein Hexer? Jeder weiß das die nichts Gutes im Schilde führen.“ Vermutete der Mann. „Es könnte möglich sein, erst vor kurzem, soll sich einer hier in der Gegend rumgetrieben haben.“ Antwortete Dragan. Ich riss die Augen auf, dass konnte doch nicht wahr sein. Mühselig versuchte ich mich auf zu richten, „Ihr spinnt doch, wenn da ein Hexer gewesen wäre, hätte ich es doch gesagt. Da war nur ich, Shady, die Nymphe Olena, die sich in ein Wasserweib verwandelt hatte und ihr verstorbener Liebhaber Merzif. Er hatte mich gebeten seinen Fluch zu lösen!“ empörte ich mich.

„Ah ich sehe was du meinst. Vielleicht wirklich ein Hexer, ich habe gehört sie können den Verstand verzaubern.“ Murmelte der Fremde. Ich schüttelte den Kopf, allerdings bereute ich das ganz schnell wieder, sofort wurde der Schwindel stärker. „Nein! Da war kein Hexer!“ versuchte ich es erneut, aber die Männer hörten mir nicht zu.

„Kannst du etwas für sie tun?“ wollte Dragan wissen. Der Fremde schüttelte den Kopf, „Nein leider nicht, du kannst ihr etwas aus Schöllkraut und Schlafmohn gegen die Schmerzen geben, der Rest muss die Zeit sagen. Sie sollte sich auf jeden Fall ausruhen und möglichst liegen bleiben.“ Meinte der Fremde und stand wieder auf. Dragan ging mit ihm bis zur Tür und die beiden besprachen leise etwas. Aber ich konnte sie nicht verstehen. Dragan kam nach wenigen Augenblicken zurück und wollte mich wieder hochheben. „Nein, ich kann selber laufen.“ Protestierte ich. „Du hast ihn doch gehört Eve. Keine Anstrengung für dich. Komm schon, wir wollen heute noch ein Stück schaffen.“ Bat er mich, doch ich schob seine Arme weg und stand langsam auf. Sofort wurden die Kopfschmerzen schlimmer und auch Schwindel und Übelkeit ließen mich beinahe wieder in die Knie gehen. Sofort war Dragan da und legte seinen Arm um mich, damit er mich stützen konnte. Bis zu der verfallenen Tür schaffte ich es, doch dann hatte Dragan keine Geduld mehr und hob mich einfach in seine Arme. Er setzte mich auf den Wagen ab und ging zu Jakov und Admir. Sie besprachen etwas und warfen mir immer wieder besorgte Blicke zu, die ich trotzig erwiderte.

Hoffentlich würde jetzt kein Hexer wegen dieser Sache Probleme bekommen. Die Menschen hier, waren doch eh schon so schlecht auf sie zu sprechen. Ich seufzte und sah mich kurz um, vor den Häusern saßen Flüchtlinge. Einige Hatten sich ein Feuer gemacht und andere hatten sich eng zusammen gesetzt, um sich vor der Kälte ein bisschen zu Schützen. Vermutlich würden sie demnächst weiter nach Norden in Richtung Norvigrad ziehen, nur um dort abgewiesen zu werden. Die Händler hatten mittlerweile ihr Gespräch beendet und wir fuhren weiter. Ich folgte dem Rat des Heilkundigen und legte mich wieder hin. Ruhe wäre bei einer solchen Verletzung wirklich das wichtigste. Auch wenn die hier vermutlich keinerlei Ahnung darüber hatten. Außer vielleicht Magier, die mit ihren Zaubersprüchen vielleicht direkt die Verletzungen herausfinden könnten und eventuell auch sich das innere des Körpers ansehen können, ohne ihn auf zu schneiden. Aber mit Zauberinnen wollte ich so wenig wie möglich erst einmal zu tun haben. Zauberer wären sicherlich genauso wie die Loge, also die lieber auch meiden. Vom Kapitel wusste ich nicht viel, außer dass sie genauso machthungrig waren, wie die Loge.

Vielleicht sollte ich meinen Plan mit Toussaint noch einmal überdenken. Einen Hexer würde ich auch wo anders finden können. Allerdings wäre es schwieriger da dann irgendwie das Vertrauen aufzubauen. Aber Lambert würde sehr wahrscheinlich auch mit einer Zauberin reisen. Es war schwierig. Ich denke diese Entscheidung sollte ich fällen, wenn mein Kopf nicht mehr dröhnte. Über meine Überlegungen war ich scheinbar eingeschlafen, denn als ich meine Augen wieder öffnete, dämmerte es bereits und die Händler bauten ein provisorisches Lager auf.

Sie spannten die Zeltbahnen vom Wagen aus, so das wie direkt neben oder unter den Wagen schlafen würden.

Der Schlaf hatte geholfen, die Kopfschmerzen waren weniger geworden, oder der Tee hatte seine Wirkung entfaltet. Wenn ich später noch einen trinke, würde er den Rest hoffentlich auch noch heilen. Ich hatte nämlich echt keine Lust wegen der Verletzung zu krepieren, oder dauerhafte Schäden zu behalten. Mit schaudern dachte ich an das Greifen Opfer bei Tomira, der Geralt Schwalbe gegeben hatte. Sie war wohl nicht gestorben, aber auch nicht mehr wirklich aufgewacht. So wollte ich auf keinen Fall enden.

Rosie spielte wieder mit Shady, obwohl dieser nicht wirklich bei Sache zu sein schien. Immer wieder blickte er zu mir rüber. Als das Feuer entfacht war, setzte ich mich dorthin, denn ohne Bewegung wurde es hier wirklich schnell kühl. Nach einiger Zeit setzte sich Jakov zu mir. „Wie geht es dir?“ wollte er wissen. „Etwas besser, die Kopfschmerzen haben ein bisschen nachgelassen.“ Erzählte ich ihm. Er nickte. „Morgen werden wir unser Ziel erreichen. Mein Vetter wohnt in Lindental. Er ist Schmied. Ich denke, wenn ich mit ihm Rede, könntest du dort erst einmal unterkommen. Wenn du wieder Gesund bist, musst du dort natürlich mit anpacken. Aber es ist besser als irgendwo auf der Straße zu hocken.“ Ich nickte. Hoffentlich würde es mir bald besser gehen, ich konnte mir vorstellen, dass je länger ich noch krank bin, es für mich später immer schwerer wird, von dort wieder weg zu kommen, weil ich alles abarbeiten muss.

Ich nahm die Kräuter aus meinem Rucksack und fing an den Tee vorzubereiten. Admir versorgte die Pferde und Dragan schien noch mit dem Fischer, der hier lebte zu verhandeln.

Gerade als der Sud fertig war, kam auch Dragan zurück. Er hatte zwei große geräucherte Fische dabei. Es würde sie gleich zum Essen geben, meinte er. Er gab mir einen kleinen Teil ab und verteilte den Rest auf die anderen. Es machte mir nichts aus, dass die anderen deutlich mehr bekamen, da ich gerade sowieso nicht wirklich Hunger hatte.
 


 

Am nächsten Abend hatten wir dann endlich unser letztes Ziel erreicht. Wir waren in Lindental angekommen. Wir hielten bei der Schmiede und Jakov stieg vom Wagen, er meinte ich solle warten, er würde erst mit seinem Vetter alleine sprechen. Er blieb lange weg und meine Hoffnung sank, vielleicht müsste ich doch irgendwo auf der Straße bleiben.

Eine gefühlte Ewigkeit später öffnete sich die Tür zum Haus wieder und Jakov kam heraus. Aber er war alleine. Ich seufzte, wäre natürlich zu schön und einfach gewesen, wenn es geklappt hätte.

„Du kannst heute Nacht bei mir bleiben. Und morgen sehen wir dann weiter.“ Schlug Dragan vor. Ich schluckte, nickte aber. „Danke.“

Aber ich konnte sehen, wie er zu Jakov rüber sah und dieser den Kopf schüttelte. Sie ließen die Wagen wieder anfahren. Doch bevor wir wirklich weiter fahren konnten, rief eine Frau nach Jakov.

„Jakov warte!“ sie kam auf uns zu geeilt. „Mein Mann meinte es nicht so. Natürlich weisen wir keine Frau die Hilfe braucht ab. Er ist nur frustriert, weil im Moment alles so schwer für uns ist.“ Erklärte sie. Sie schien die Schwester von Jakov zu sein. Ich schaute zu ihm rüber. „Gut.“ Brummte er und stieg wieder von seinem Wagen. Er kam zu mir, „Komm Eve. Ich helfe dir vom Wagen.“ Meinte er und streckte mir seine Hand entgegen. Ich ließ mir helfen und stand nun bei der Frau. Jakov holte mein Pferd und ließ Shady aus dem Käfig. Auch Dragan stieg vom Wagen ab. „Hier, als Dank für deine Hilfe.“ Er reichte mir einen Beutel. „Danke, aber ich habe doch meine Schuld beglichen.“ Erwiderte ich. „Nein, du hast viel mehr gemacht. Du hast uns sogar die Kosten für den Hufschmied erspart, daher hast du dir die Kleinigkeit verdient.“ Entgegnete Dragan. „Danke Dragan.“ Konnte ich mich nur bedanken. „Pass auf dich auf, ja? Wenn du noch eine Weile hier bleibst, werden wir uns vielleicht noch sehen.“ Verabschiedete er sich. Auch Jakov verabschiedete sich und Admir winkte mir noch zu, ehe sie sich auf dem Weg zu ihrer Scheune machten.

„Komm, mein Mann wartet drinnen. Das Pferd binden wir erst einmal draußen fest.“ Sprach die Frau mich an. Ich nickte nur und nahm die Zügel von Lalin und folgte ihr. Am Zaun band ich mein Pferd fest. „Ich werde sehen, dass ich etwas für dich kriege.“ Entschuldigte ich mich bei ihm. Dann nahm ich meine Sachen vom Sattel ab und folgte der Frau ins Haus. Ein Mann erwartete uns, er saß am Tisch und schaute mich finster an.

„Hubert, das ist Eve. Eve das ist mein Mann Hubert.“ Stellte sie uns vor. Ich lächelte ihn zögerlich an. Doch sein Blick blieb finster. „Du wirst dort schlafen!“ er wies au eine Pritsche an der hinteren Wand. „Du wirst meiner Frau helfen, dann später mir. Und ich sage es dir nur einmal, ich mag keine Faulpelze!“ meckerte er mich an. Ich nickte schnell. „Gut, es ist bereits spät, geh schlafen Eve.“ Meinte die Frau zu mir. „Danke.“ Stotterte ich. Ich ging zu der Pritsche und stellte meine Sachen zur Seite. Hubert und seine Frau gingen in die Nebenkammer, die mit einem Vorhang abgetrennt war. Schnell schlüpfte ich unter dir Decke.
 

„So ein Armes Ding, hast du ihr Auge gesehen? Wer weiß was ihr angetan wurde. Hexern ist alles zu zutrauen.“ Hörte ich die Frau neben an wispern. Ich seufzte, na super, wenn das so weiter geht, bekommt wahrscheinlich ein Hexer wegen der Geschichte wirklich noch Probleme. Ich hoffte der Hexer würde dann später nicht nach mir suchen und mir die Schuld geben.

„Hexer, widernatürliche Kreaturen!“ knurrte der Mann. „Man gut das er sich hat umbringen lassen. Ich hätte es sonst mit eigenen Händen getan. Einfach meine Scheune in die Luft zu jagen!“ beschwerte sich der Schmied weiter.

Stimmt ja, Letho hat hier seinen Tod vorgetäuscht. Geralt hatte ihn hier an diese Pritsche gelehnt, als er den Bolzen entfernte. Die Beiden flüsterten noch eine Weile, doch als von neben an eindeutige schmatz und schlürf Geräusche zu hören waren, zwang ich mich zum einschlafen. Ich musste mir nicht anhören, wie die Frau ihren Mann beglückte. Shady schlief am Boden und ich konnte ihn leicht schnarchen hören.
 

Aufgrund des immer wiederkehrenden Schwindels und der Kopfschmerzen durfte ich die nächsten Tage vorerst im Bett bleiben. Ich traute mich nicht, mir den Sud zu kochen, da ich nicht wusste, ob meine Gastgeber nicht vielleicht dem ewigen Feuer huldigten. Und ich wollte mir keinen Ärger in diese Richtung einhandeln. Auf die Hexenjäger konnte ich gut und gerne verzichten.

Magda, so hatte sich die Frau des Schmiedes vorgestellt, unterhielt sich mit mir gelegentlich und entschuldigte sich immer wieder für den ruppigen Umgangston ihres Mannes. Er war ungeduldig darüber, dass ich immer noch die meiste nicht helfen konnte.

Nachdem der Schwindel nach Tagen immer seltener auftrat, fing ich an, ihr zu helfen. Schnitt Gemüse klein, schälte Kartoffeln oder wachte über den Topf, damit nichts anbrannte. Mein Welpe bekam die Reste vom Fleisch oder den Suppenknochen. Lalin wurde auf die Rinderweide des Nachbarn gestellt.

Einen der Händler hatte ich bislang noch nicht wieder gesehen, aber warum sollten sie mich auch besuchen kommen. Ich war nur eine flüchtige Bekanntschaft und bald würden sie mich wieder vergessen haben. Später fing ich an, für Magda das Holz zu hacken oder musste Hubert helfen, die Trümmer seiner Scheune zu beseitigen oder die Schmiede sauber zu machen.
 

Gelegentlich kamen Nilfgaarder Soldaten vorbei und forderten Reparaturen an ihren Waffen oder neue Eisen für ihre Pferde. Anfangs bot ich immer an zu helfen, doch viele der Soldaten wollten kein Weibsbild an ihren Pferden wissen. Oder sie konnten sich nicht vorstellen, dass eine Frau die Arbeit gut machen würde. So blieb ich immer abseits stehen, wenn diese zur Schmiede kamen. Shady lief häufig in der Gegend herum, da ihm schnell langweilig wurde.

So kam es, dass mich Hubert eines Tages los schickte, meinen Schimmel zu holen, er gab mir ein Geschirr und den Auftrag, einige Bäume vom nahen Hügel zu holen. Seufzend machte ich mich auf den Weg. Eine Axt oder eine Säge hatte er mir nicht mitgegeben. Ich hätte es wahrscheinlich eh eher mit müh und not geschafft ein Baum zu fällen. Und mich dabei vermutlich selbst mit dem Baum erschlagen.

So blieb mir nur die Möglichkeit, einen Baum zu finden, der bereits am Boden lag und noch nicht morsch war. Lalin freute sich über die Abwechslung, auch wenn er sich darüber mokierte, dass er kein Rückepferd sei. Shady lief aufgeregt die ganze Zeit um uns herum. Er war ein gutes Stück gewachsen und man konnte so langsam erahnen, dass er eigentlich gar kein Hund war. Ich war aber auch schon lange genug an diesem Ort, ich sollte mit Hubert sprechen, ob er mir aus dem Draconidenleder, vielleicht eine Rüstung machen könnte und ich dann bald weiter ziehe. Ein Schwert von ihm, würde ich mir wohl eher nicht leisten können. In Gedanken versunken schritt ich durch das Unterholz, plötzlich riss sich mein Pferd los und rannte panisch weg.

„Lalin, bleib hier!“ rief ich hinter her. Shady folgte ihm, ehe ich reagieren konnte. „Shady, Lalin kommt zurück, was ist denn los?“ rief ich den beiden nach. Kurze Zeit später, bemerkte ich beinahe zu spät, was die Tiere in Panik geraten ließ. Ich stolperte, etwas hatte sich um meine Beine gewickelt. Als ich sah was es war, erstarrte ich. Riesige, klebrige Spinnweben. Ich drehte mich um, nur wenige Meter von mir entfernt stand eine riesige Krabbspinne. So schnell ich konnte, befreite ich mich aus ihrem Netz und rannte los, immer im Zickzack. Immer mal wieder schoss ein Netz an mir vorbei und ich änderte die Richtung. Mein Atem ging mittlerweile keuchend, doch ich wagte es nicht langsamer zu werden. Doch zu meinem Pech, oder Glück, wie auch immer man es sehen möchte, übersah ich einen Felsspalt und stolperte hinein. Der Fall war schmerzhaft, aber zum Glück nicht so tief, dass ich mir irgendwelche Knochen brach. Ich holte mir nur einige Abschürfungen und Kratzer. Vermutlich auch ein paar blaue Flecke.

Ich schaute nach oben und konnte die Umrisse des Monster gegen das Licht erkennen, doch es schien zum Glück nicht vorzuhaben mir zu folgen. Ich war hier vorerst in Sicherheit, wo auch immer hier war. Die Spalte schien breiter zu werden, je weiter sie in den Fels ging. Aber auch genauso dunkel. Ich traute mich nur ein kleines Stück weiter hinein. Wer weiß, was hier unten noch lauerte.

Mit meinem Fuß stieß ich gegen etwas, ich sprang erst zurück, ehe mir klar wurde, dass es metallisch klang. Ich taste mich vor, bis ich es fand. Es war eine Spitzhacke. Einige Schritte weiter lag eine Schaufel. Ich stieß sogar auf einen kleinen Tisch, auf dem Kerzen, Laternen und sogar Zündholzer lagen. Ich machte mir eine Kerze an und stellte sie in die Laterne. Sofort wurde es merklich heller. Jetzt konnte ich erkennen, dass der Eingang zwar aus als natürliche Höhle begann, aber die Wände bearbeitet waren. Sie waren behauen und mit Holzbalken abgestützt.

Nun da ich ein wenig Licht hatte, traute ich mich weiter rein. Je weiter ich ging, desto klarer wurde es mir, dies war eine Mine. Hier und da konnte man noch alte Kisten und Warenballen liegen sehen. Im Augenwinkel sah ich etwas glitzern, ich hielt die Laterne näher dran. Ich kannte mich im Bergbau nicht wirklich aus, aber dies schien eine Erzader im Fels zu sein. Ich strich mit dem Finger darüber. Im Licht der Kerze konnte ich goldstaub auf meinen Fingern sehen.

Es schien sich hier um eine alte Goldmine zu handeln, aber warum wurde sie aufgegeben? Ich ging noch ein wenig weiter. Ich kam an eine Abzweigung. Auf der einen Seite standen einige Truhen und ich öffnete eine von ihnen. Ich staunte nicht schlecht, es lagen Goldbrocken. Kleine und große. Und einige Münzen und kleine Edelsteine. Die Münzen sammelte ich ein. Ich hatte noch eine längere Reise vor mir und das Geld konnte ich gut gebrauchen. Auch die kleinen Goldbrocken steckte ich ein. Die könnte ich sicherlich verkaufen.

Dann machte ich mich langsam auf den Rückweg. Weiter hinunter wagte ich mich nicht. Da könnte schließlich alles Mögliche lauern und verlaufen wollte ich mich auch nicht. Allerdings konnte ich aus dem Felsspalt auch noch nicht raus, ich musste wohl warten, bis die Krabbspinne verschwand, ehe ich zur Schmiede zurück konnte. Ich ging also zu dem Eingang zurück. Ich musste länger in der Mine gewesen sein, als ich bemerkt hatte, draußen dämmerte es schon. Zum Glück hatte ich die Laterne und einige Ersatzkerzen. Ich traute mich nicht nach oben zu klettern, da ich nicht wusste, ob die Krabbspinne noch da war.

Ich setzte mich an einen Felsen und wartete. Vielleicht wäre es am nächsten morgen sicherer, hoch zu klettern. Es wurde schnell dunkler und es fing an zu regnen, daher zog ich mich in den Eingang der Mine zurück. Aus den alten Kisten machte ich mir ein kleines Feuer, damit mir nicht zu kalt werden würde.

Ich war schon lange eingedöst, als mich etwas weckte. Jemand rief nach mir.

„Eve?! Eve! Bist du hier irgendwo?“ konnte ich hören. Da waren auch noch mehr Stimmen. Ich stand auf und ging zu dem Felsspalt. „Hier!“ rief ich zurück. „Ich bin hier unten!“ versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Die Stimmen kamen näher und ich hörte das Bellen von Shady. Er war der erste, der oben am Rand zu erkennen war. „Shady! Pass auf!“ rief ich hoch. Wenige Minuten später tauchten Fackeln dort oben auf. „Eve! Geht es dir gut?“ konnte ich jemand fragen hören. „Ja, nur ein paar Kratzer und blaue Flecke. Aber was ist mit dem Monster?“ fragte ich im Gegenzug. „Hier ist kein Monster, Eve!“ Das war Dragan, erkannte ich. „Kannst du hochklettern?“ fragte er mich. „Ich versuche es.“ Antwortete ich ihm.

Es gab zwar eine alte Leiter, aber die war schon völlig morsch, also musste ich an den Felsen hinauf klettern. Mit viel Mühe und einigen beinahe abstürzen, schaffte ich es nach oben. Dragan und Hubert halfen mir das letzte Stück.

„Was machst du da unten?“ wollte der Schmied vorwurfsvoll wissen. „Ich bin rein gefallen, als ich vor einem Monster davon lief.“ Erklärte ich ihnen. „Wie habt ihr mich gefunden?“ fragte ich dann. „Dein Hund kam nach Hause, er hatte die Zügel von deinem Pferd im Maul. Aber als du am Abend immer noch nicht zurück warst und der Hund immer aufgeregter, haben wir angefangen dich zu suchen.“ Erklärte Hubert. „Danke.“ Sagte ich darauf hin einfach nur. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet der Schmied nach mir suchen würde.

Schweigend machten wir uns auf den Weg zurück ins Dorf. Alle waren müde und auch angespannt, da wir nicht wussten, ob in der Dunkelheit noch mehr Monster lauern könnten. Doch es blieb alles ruhig. Dragan und die anderen Männer aus dem Dorf verabschiedeten sich und ich folgte Hubert zur Schmiede. Als wir sein Grundstück betraten, eilte uns Magda entgegen. „Oh Melitele sei Dank, ihr habt sie gefunden.“ Rief sie erleichtert. „Ist alles gut Mädchen? Hast du dir weh getan?“ fragte sie mich ganz aufgeregt. Ich verdrehte innerlich die Augen, warum nannten mich immer alle Mädchen, so jung sah ich nun auch nicht mehr aus. „Komm rein, du musst erst einmal was essen.“ Stumm nickte ich und folgte den Beiden ins Haus.

„Hubert, ich habe da unten in der Höhle etwas gefunden.“ Fing ich an. Stirnrunzelnd blickte er zu mir. Ich zog einen kleinen Goldnugget aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. „Da unten ist noch viel mehr.“ Fügte ich schnell an. Magdas Augen wurden groß. „Du hast die alte Mine gefunden? Meine Großeltern haben damals immer davon gesprochen, dass es hier eine geben soll. Aber keine konnte sie je wieder finden.“ Staunte sie. Hubert besah sich das Nugget, „Scheint wirklich echt zu sein. Was hast du jetzt vor?“ wollte er wissen.

„Nun ihr könntet die Mine nach mir benennen und einen kleinen Teil für mich behalten, wenn ich weiter reite. Der Rest ist für euch, da ich weiß, wie sehr ihr unter den Nilfgaardern leidet.“ Lächelte ich. Hubert riss die Augen, „Was?“ „Ich verlange nicht viel. Ich würde mich freuen, wenn du mir eine Rüstung fertigst und ein Schwert. Ich kann mit der Mine nicht viel anfangen, da ich bald weiter muss. Aber es wäre schön, wenn ihr die Mine nach mir benennen würdet und einen kleinen Teil, des Goldes zurück legt, falls ich noch einmal hier lang komme. Aber dafür solltet ihr euer Dorf wieder herrichten. Vielleicht auch etwas für die Kinder bauen lassen, so das sie Lesen und Schreiben lernen können.“ War mein Vorschlag.

Wir diskutierten noch die ganze Nacht darüber und Hubert bestand darauf, dass wir einen Vertrag aufsetzten. Ich diktierte die Bedingungen, wobei er darauf bestand, mir ein Konto bei der Vivaldi Bank zu eröffnen, damit ich meinen gerechten Anteil bekommen würde. So würde es reichen, wenn sie alle paar Monate einen Boten mit einer Quittung los schicken würden. Aber ich setzte dazu, dass sobald mich der Bote zwei Jahrelang nicht fand, das Gold von meinem Konto an Kaer Morhen ginge. Ich verriet jedoch nicht, wem die alte Festung gehörte und die Hexer konnten Gold immer gebrauchen. Schließlich könnte es immer sein, dass ich von jetzt auf gleich wieder in meine eigentliche Welt zurück kehrte, dann sollte das Gold nicht ungenutzt in irgendeiner Bank herum liegen. Auch sollten sie von nun an, jeden Hexer, der durch den Ort kam, nicht mehr wie Aussätzige behandeln sollen, sondern so wie sie jeden Fremden behandeln würden. Die Verantwortung übertrug ich Hubert, da ich ihn, abgesehen von den Händlern sonst niemanden wirklich hier kannte.

Die Sonne ging bereits wieder auf, als wir uns zum schlafen hinlegten. Doch lange konnten wir nicht schlafen, schließlich hatten wir alle noch etwas zu tun.

Ich half Hubert in der Schmiede so gut ich konnte und obwohl er eigentlich Waffenschmied war, würde er eine Rüstung für mich anfertigen. Auch ein Schwert würde er mir anfertigen.

Die Nachricht mit der Mine hatte sich schnell rum gesprochen, genauso dass sie diese selbst verwalten würden, da ich bald abreisen würde. Der ganze Ort bestand darauf, eine Feier zum Abschied zu organisieren, obwohl mich anfangs viele gemieden und als Streunerin betrachtet hatten.

Viele kamen und brachten mir Dinge, von denen sie dachten, ich könnte sie auf meiner Reise gebrauchen. Vorräte, eine neue Schlafrolle, Satteltaschen und anderen Schnickschnack.

Die Rüstung, die mir Hubert angefertigt hatte, bestand aus dem Draconidenleder und hatte von der Form her, starke Ähnlichkeit mit einer Katzenrüstung. Mir war es egal, denn der Schnitt war einfach genug, so dass ich ihn Hubert aufzeichnen konnte und er gefiel mir. Der Schnitt saß gut und ich konnte ihn mit mehreren Schnallen gut anpassen. Ein Nachteil hatte allerdings die Farbe. Mit dem Rot würde man mich schnell auch auf die Entfernung sehen. Aber ich konnte mich nicht dazu bringen, sie zu färben.

Das Schwert was Hubert für mich machte, war ein Meisterstück. Er hatte von seinem Vater ein Schemata vererbt bekommen, dass er für mich anpasste. Im Original wäre es viel zu groß und zu schwer gewesen. Die Klinge war aus Demeritiumstahl und mit Saphir- und Rubinstaub veredelt. Der Griff mit weichem Leder umwickelt, das er optisch dem Draconidenleder nach empfunden hatte. Er nannte es kleines Einhorn, nach dem Original schwarzes Einhorn. Eine passende Schwertscheide bekam ich auch dazu.

Dann war der Tag des Abschieds gekommen.

Der Abschied der Dorfbewohner war herzlich, sogar Amir war gekommen. Die kleine Rosie war natürlich traurig, dass ich ging und auch Shady, sie hatte immer so gerne mit ihm gespielt. Aber sie verstand dann irgendwie, dass ich weiter musste. Sie kannte es ja schon von ihrem Vater, der auch ständig umher reiste, um Waren zu kaufen und zu verkaufen.

Ich hatte Hubert erklärt, dass ich noch eine Weile in Velen bleiben würde, mich aber dann wieder auf den Weg in Richtung Süden machen würde. Er wünschte mir Glück und erinnerte mich daran, dass ich hier jederzeit willkommen wäre.

Mit einem letzten Winken ritt ich aus dem Dorf. Meine Wertsachen und der Vertrag über die Mine waren sorgfältig in einer der Satteltaschen verstaut. Mein magisches Schwert hatte ich in die Felle und Decken gewickelt, die hinter dem Sattel befestigt waren. Ich hatte auch eine stabile Jutetasche am Sattel, in die Shady im Notfall passen würde, wenn er nicht mehr laufen konnte. Auch wenn er mittlerweile gewachsen war, war er doch immer noch ein junger Welpe.

Ich hatte mich entschieden über Lurtch zur Plünderbrücke zu reiten, um dann dort den Fluss zu überqueren. Von dort aus würde ich dann zur Siedlung der Steinschneider weiter reiten, in der Hoffnung das ich die Ritter und Geralt noch nicht verpasst hatte. Wenn dies der Fall sein sollte, müsste ich meinen kompletten Plan neu überdenken. Aber soweit wollte ich jetzt noch nicht denken, ich hoffte einfach, dass er noch nicht abgereist war.

Das Leder meiner Rüstung knarzte noch leicht bei Bewegung, aber sobald ich sie ein paar Tage getragen hätte, würde es vergehen.

Lalin schnaubte glücklich und ich klopfte ihn den Hals. Er war froh endlich wieder etwas tun zu können, auch wenn die Zeit auf der Weide ihm gut getan hatte. Er hatte Gewicht zugelegt und sein Fell glänzte jetzt natürlich, ohne dass ich groß mit einer Bürste nachhelfen musste.

In der Ferne konnte ich bereits die Dachspitze der Mühle in Lurtch sehen, als mir die Ironie klar wurde. Vielleicht einen Tagesritt von hier, begann meine Reise durch Velen. Was für ein Umweg schmunzelte ich.

Doch plötzlich wurde Lalin unruhig. Er spitzte die Ohren und drehte sie in alle Richtungen. „Was ist denn?“ fragte ich ihn. ~Etwas kommt. Etwas großes.~ schnaubte er unruhig. Kurze Zeit später hörte, wie etwas durch das Unterholz direkt auf uns zu kam. Ich konnte gerade noch aus dem Sattel springen, als Lalin durchging. Ein riesiger Bär ragte über uns auf und brüllte. Als klar war, dass sich der Bär auf mich konzentrierte blieb Lalin einige hundert Meter weiter stehen. Shady schien hin und her gerissen zu sein, ob er laufen sollte oder doch eher versuchen sollte, mich zu beschützen. Der Bär riss das Maul auf und brüllte erneut. Unwillkürlich wich ich ein paar Schritte zurück, ehe ich bemerkte, dass der Bär scheinbar etwas fragte. Der Boden bebte, als er sich wieder auf alle viere fallen ließ. Der Bär starrte mich finster an und fing an sich langsam auf mich zu zubewegen. Als ich nach meinem Schwert greifen wollte, schlug sie drohend nach mir und brüllte wieder, diesmal verstand ich sie. ~Wo ist er?!~

Ich runzelte die Stirn, wen meinte sie? „Wer?“ fragte ich sie. Die Bärin stockte in ihrer Bewegung. Sie schnüffelte verwirrt und leckte sich nervös über ihre Lefzen und Nase. ~Du verstehst mich?~ knurrte sie. Ich nickte vorsichtig. ~Dann gib ihn mir wieder!~ forderte sie. „Aber ich weiß doch gar nicht wen du meinst?“ versuchte ich ihr klar zu machen und wollte den Abstand zwischen uns vergrößern, doch sie setzte nach und sie ragte über mir auf. ~Wo. Ist. Mein. Jungtier?~ knurrte sie. Das Knurren ließ meine Knochen vibrieren, so nah stand sie. Um ihrer Drohung mehr Gewicht zu verleihen, riss sie ihr Maul erneut auf und zeigte ihre riesigen Zähne, die von Speichel glänzten.

„Ich weiß nicht.“ Stotterte ich. Ich hatte das Gefühl, das meine Beine gleich unter mir nachgeben würden. Ein bissen von ihr und mein Kopf wäre wohl ab. ~Gib. Mir. Mein. Jungtier!~ brüllte sie. Sie gab mir einen Stoß mit ihrem Kopf und ich landete auf meinem Hintern. Der Bär stand jetzt völlig über mir. Vielleicht sollte ich mich tot stellen? Ich hatte mal in einer Doku gehört, dass viele Bären dann ihr Interesse verlören. Aber ich glaubte nicht, dass es in diesem Fall etwas bringen würde.

Ganz langsam kroch ich rückwärts. „Ich weiß nicht wo es ist! Ich habe keinen anderen Bären gesehen!“ bettelte ich. Der Bär machte einen Schritt und stand wieder über mir. Die gebleckten Zähne ziemlich dicht an meinem Gesicht. ~Du riechst fast genauso wie die, die mir mein Jungtier nahmen. Also gib es mir zurück!~

„Ich bin ein Mensch, dann haben vielleicht andere Menschen dein Junges, aber ich weiß nichts darüber.“ Schwor ich. ~Dann such es! Bring es zurück!~ befahl mir der Bär. Vorsichtig nickte ich. Ich überlegte kurz, ich glaube von hier aus gesehen, ein Stück hinter der nächsten Siedlung lag ein Räuberversteck. Vielleicht fand man dort das Bärenjunge. Meine Überlegungen gab ich an den Bären weiter. ~Wehe er ist nicht dort. Ich werde dich finden. Mensch!~ knurrte der Bär und verschwand in den Büschen. Erleichtert ließ ich mich nach hinten fallen. Mein Herz raste. Das war knapp. Wenn ich meine merkwürdige Fähigkeit gehabt hätte, wäre ich jetzt wohl tot.

~Ist alles gut?~ fragte Shady auf einmal. Ich nickte, „Ja, ich war nur sehr erschrocken.“ Keuchte ich. ~Tut mir leid, dass ich nicht helfen konnte, aber ich bin noch klein.~ entschuldigte er sich. „Ist schon in Ordnung. Ich denke wir sollen weiter, bevor der Bär beschließt zurück zu kommen.“ Murrte ich und rappelte mich wieder auf. Ich strich den Dreck von der Kleidung und rief Lalin näher. Schnell stieg ich in den Sattel. „Ich denke wir sollten sehen das wir hier wegkommen Jungs.“ Meinte ich zu den Beiden. „Ich habe keine Lust als Bärenfutter zu enden. Und werfe mich bitte nicht ab, wenn dich etwas erschreckt Lalin.“ Bat ich ihn, doch er schnaubte nur.

Ich lenkte Lalin zurück auf den Weg und gab ein schnelleres Tempo vor. Erst als ich sicher war, dass uns der Bär jetzt nicht mehr so schnell einholen konnte, verringerte ich die Geschwindigkeit wieder. Schließlich waren die Beine von Shady noch recht kurz und er auch im Allgemeinen noch nicht sehr ausdauernd, obwohl sich das jetzt immer schneller besserte.

Aber es hatte auch Spaß gemacht, im Galopp über den sandigen Weg zu reiten. Vielleicht sollte ich das öfters tun, wenn sich die Gelegenheit bot. Es wäre für die Fitness von uns dreien sicherlich nicht verkehrt. Allerdings hatte ich durch die Flucht vor dem Bären Lurtch verpasst. Naja, aber hier in der Gegend gibt es noch mehr Dörfer und

Die Brücke kam langsam in Sicht und ich behielt Lalin in einem ruhigen Trab. Doch ich hatte nicht mehr daran gedacht, das sich auf dieser Brücke ein kleiner Militärposten befand. Schnell hatten sie mich entdeckt und hielten mich auf, noch ehe ich die Brücke betreten konnte.

„Halt, keinen Schritt weiter!“ wurde mir entgegen gerufen. Zwei nilfgaardische Soldaten hatten sich mir in den Weg gestellt, so dass ich gezwungen war, anzuhalten.

„Ich muss die Brücke überqueren.“ Bat ich.

„Hörst du das? Sie muss die Brücke überqueren!“ lachte der eine Soldat und der andere stimmte mit ein. „Vergiss es, hier kommt keiner rüber!“ widersprach der Soldat.

„Aber ich muss wirklich auf die andere Seite, bitte es ist wichtig.“ Flehte ich.

„Oh es ist wichtig!“ höhnte der Soldat. „Wenn es so wichtig ist, bist doch auch sicherlich bereit dafür zu zahlen?“ deutete er an. Ich griff in meine Tasche und holte einen kleinen Goldnugget hervor. „Hier, der gehört euch, wenn ihr mich durch lasst.“ Bot ich an.

„Willst du mich verkackeiern? Was sollen wir uns denn davon bitte schön kaufen? Außerdem ist der doch sicherlich gestohlen, sei froh das wir den nicht einbehalten!“ wetterte der Soldat.

„Wir wollen Münzen, 200 Stück, um genau zu sein.“ Forderte der andere. Ich schluckte, so viele Münzen hatte ich nie im Leben dabei.

„Aber so viel habe ich nicht.“ Murmelte ich leise. „Dein Pech, keine Münzen, kein überqueren. So einfach.“ Beendete der Soldat das Gespräch.

„Aber wo soll ich denn so viele Münzen her bekommen?“ fragte ich. „Mir doch egal. Verkauf doch deinen Köter oder den Gaul! Und jetzt verschwinde!“ Fluchte er. Niedergeschlagen wendete ich Lalin und folgte dem Weg ein Stück bis ich außer Sichtweite war.

„Was mach ich denn jetzt? Ich habe nicht genügend Münzen, damit die Männer mich über die Brücke lassen.“ Jammerte ich leise. Ich hätte doch direkt die Brücke bei Lindental nehmen sollen. Jetzt hatte ich den Salat. ~Was ist los?~ Fragte Shady mich. „Die Männer wollen mich nicht über die Brücke lassen. Sie wollen Münzen dafür, aber ich habe nicht so viele.“ Erklärte ich ihm. Lalin schnaubte.

~Diese komischen glänzenden Scheiben? Mein früherer Reiter hat die immer aus alten Häusern geholt.~ merkte er an. „Lalin du bist ein Schatz. Ich glaube hier gab es irgendwo ein verlassenes Dorf. Vielleicht finde ich da einige.“ Lachte ich.

Ich orientierte mich kurz, versuchte mir die Karte ins Gedächtnis zu rufen. Ich wusste nicht mehr wie der Ort hieß, aber irgendwo hinter dem Lager, zu dem ich die Bärin geschickt hatte, müsste es liegen.

Ich folgte dem Weg und schaute mich immer mal wieder um. Ich denke die Richtung stimmte. Ich folgte dem Weg weiter und tatsächlich tauchte vor mir, nach einiger Zeit ein Dorf auf.

Mit einigen Abstand hielt ich an und stieg aus dem Sattel. Es sah so aus, als wäre dort Bewegung im Dorf. ~Ihr beide bleibt bitte außer Sichtweite. Ich möchte nicht das euch etwas passiert. Kommt nur wenn ich euch wirklich rufe.~ bat ich die beiden still. Sie verließen den Weg und gingen durch einige Büsche, bis Lalin scheinbar eine passende Stelle zum Grasen gefunden hatte.
 

Vom Weg aus, waren sie nicht mehr wirklich zu erkennen und so machte ich mich beruhigt daran, mich ins Dorf zu schleichen. Ich erreichte das erste Haus. Im inneren war es ruhig und alles dunkel. Zu meinem Glück waren die Fenster nicht versperrt und ich konnte hinein klettern.

Ich bewege mich im dunklen Haus so vorsichtig wie möglich und suchte nach Münzen. Ganze zwei stück fand ich nur. Frustriert verließ ich das Haus und schlich zum nächsten. Dabei stolperte ich beinahe über den Leichnam einer Frau. Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, um keinen Mucks von mir zu geben. Ich schaute mich um, doch ich konnte keinen sehen.

Ich hätte vielleicht etwas länger darüber nachdenken sollen, warum dieses Dorf verlassen war. Hier kamen häufiger Plünderer vorbei, war mir beim Anblick der Toten wieder eingefallen. Und es würde nicht lange dauern, bis die ersten Monster auftauchen würden.

Nervös schlich ich weiter, im nächsten Haus fand ich wieder nur eine Handvoll Münzen. So würde ich niemals genügend zusammen bekommen.

Auf dem Weg zum dritten Haus, versperrten mir Kisten und Fässer den Weg. Ich versuchte mich vorsichtig durch die enge Lücke zu schieben, als eine der kleineren Kisten fiel. Zu meinem großen Glück enthielt sie natürlich alte Glaswaren, die beim Sturz zerbrachen.

„Wer ist da?“ rief eine tiefe Männer Stimme, verdammt ich war wirklich nicht alleine hier. Schnell duckte ich mich hinter ein Fass.

„Gunnar, was ist los?“ konnte ich einen zweiten Mann fragen hören. „Hier schleicht jemand herum.“ Antwortete der erste wieder. Ich konnte die Schritte von schweren Stiefeln auf dem harten Boden hören, sie kamen näher.

Mein Herz schlug so laut und schnell, dass ich Angst hatte, dass es die Männer ebenfalls hören konnten. Als ich hörte wie die Schritte ganz in der Nähe hielten, versuchte ich mich noch ein wenig weiter hinter dem Fass zu verstecken, doch der Knauf von meinem neuen Schwert stieß gegen das Holz.

Ängstlich hielt ich die Luft an, in der Hoffnung die Männer hätten es nicht gehört. Doch mein Glück verließ mich.

Nur wenige Augenblicke später standen die Männer über mir, der eine mit einer gespannten Armbrust in der Hand. „Nun sieh dir das mal an, ein Frauenzimmer!“ lachte einer der Männer. „Du kommst wie gerufen.“ Meinte der andere und packte mich an meinen Haaren und zog mich hoch. Ich griff nach seiner Hand, um seinen Griff zu lockern und zischte schmerz erfüllt auf. Richtig wehren konnte ich mich jedoch nicht, schließlich war immer noch die Armbrust auf mich gerichtet.

Sie zogen mich aus meinem Versteck und dann durch das Dorf. „Schau mal Boss, was wir gefunden haben.“ Sprach der, der mich hielt.

Der Mann, der bei den Kisten stand, die die anderen Männer aus der Bande zusammen trugen, drehte sich zu uns um.

Er musterte mich und grinste dann schief, „Sehr schön. Wo habt ihr sie gefunden?“ fragte er. Gunnar zeigte nach hinten, „Hat sich dort hinten bei ein paar Fässern versteckt.“ Der Boss kam auf mich zu und zog mein Schwert, „Hm, ein bisschen kurz, aber lässt sich trotzdem verkaufen.“ Murmelte er nach dem er es eine Weile gemustert hatte. „Nimmt ihr alle Waffen und die Rüstung ab. Wir werden sie morgen mit nehmen. Bindet sie gut fest.“ Befahl er dann. „Aber keiner rührt sie an, vorerst!“ setzte er zu meinem Glück nach. Schnell hatten die Männer die Messer in den Stiefel gefunden und mir meinen Waffengurt und meine Rüstung abgenommen.

Sie hatten mir die Augen verbunden und mich geknebelt, nachdem sie mich an einen Zaun gebunden hatten.

Ich hatte zuerst überlegt nach Shady zu rufen, doch da ich nicht sehen konnte wo sich die Männer aufhielten und es auch für den kleinen Wolf zu gefährlich war, ließ ich es bleiben. Ich konnte nur hoffen, dass die beiden wirklich außer Sicht blieben, bis ich eine Möglichkeit fand mich zu befreien.

Das Seil war stabil und die Knoten fest, dass ich hatte ich schon direkt am Anfang probiert.

Mit der Zeit wurde es immer kühler und so wusste ich, dass es vermutlich langsam Abend wurde. Ich konnte hören wie die Männer ein Feuer entzündeten und später wie sie mit einander anstießen und tranken. Immer wieder dröhnte ihr Lachen zu mir.

Obwohl ich eh nichts sah, traute ich mich nicht, die Augen zu schließen. Wer weiß was diese Männer noch vor hatten. Ich lauschte wie sie sich später am Abend oder in der Nacht hinlegten, sie schienen mich völlig zu ignorieren.

Am nächsten Morgen wurde ich mit einem unsanften Tritt geweckt, ich musste doch irgendwie eingenickt sein. „Steh auf und komm mit!“ wurde ich angeschnauzt. Er band meine Hände jetzt vor mir zusammen und an einen langen Strick, an dem er mich hinter her zog.

„Wo bringt ihr mich hin?“ wollte ich leise wissen. „Sei still, das wirst du noch früh genug erfahren!“ schnauzte der Boss. Die Männer saßen auf ihre Pferde auf und schnell wurde mir klar, dass sie mich laufen ließen.

~Eve! Eve! Was ist los?!~ hörte ich Shady rufen. ~Bleibt weg! Ihr könnt unauffällig folgen, aber sie dürfen euch nicht sehen!~ rief ich ihm in Gedanken zu. Doch dabei hatte ich verpasst das die Männer los ritten und der Ruck am Seil ließ mich beinahe stürzen. Die Männer lachten darüber und ich versuchte stolpernd mit ihnen mit zu halten.

Einige Male fiel ich wirklich, doch Glücklicherweise ließen die Männer mich aufstehen und ritten dann weiter. Ich versuchte zu erraten wo wir hin wollten, doch da wir relativ schnell vom Weg abwichen, verlor ich die Orientierung. Im Unterholz kamen die Männer zum Glück nur langsam voran, so dass ich ein paar Kräfte sparen konnte. Aber auch ich hatte teilweise Probleme auf dem unebenen Boden vorwärts zu kommen.

Wir umgingen einen Berg und kamen dann an ein Ufer. Die Männer stiegen von ihren Pferden ab und zogen mich näher. „Na komm schon Kleine, du wirst vorgehen!“ lachte der Boss. Verwirrt schaute ich ihn an, doch statt eine Antwort zu bekommen schob er mich einfach weiter, bis wir vor einem Höhleneingang standen.

„Na los, geh schon! Wenn du eine Truhe findest, sag Bescheid!“ forderte er und drückte mir eine kleine Fackel in die Hand. Im selben Moment konnte man knurrende und schlürfende Geräusche aus dem dunkeln hören und ich wich zurück. „Vorwärts habe ich gesagt!“ schnauzte er los. Doch ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht mit gefesselten Händen und völlig unbewaffnet in eine dunkle Monsterverseuchte Höhle gehen.

„Ich gebe die eine Wahlmöglichkeit. Entweder du stirbst hier draußen, nachdem wir alle mit dir etwas spaß hatten, oder du gehst da rein!“ meinte er in einem übertrieben lieblichen lächeln zu mir, wobei seine Männer freudig, dreckig grinsten.

„Ok.“ Flüsterte ich leise und schluckte, dann packte ich die kleine Fackel fester und ging in Richtung Dunkelheit. Bei den Monstern hatte ich vielleicht eine größere Chance zu überleben, oder aber zumindest der Tod wäre schnell.

Die Männer folgten mir mit einigem Abstand. Jeder von ihnen war mit einer Fackel und einem Schwert bewaffnet.

Der Boden war leicht abschüssig und ich musste auf passen, nicht auf den nassen Steinen weg zu rutschen. Die Geräusche wurden immer lauter, je weiter wir in die Höhle vordrangen. Auch die Steine am Boden wurden immer nasser, ehe ich bis zu den Knöcheln im Wasser stand. Ich blieb stehen, der Gang vor mir teilte sich.

„Geh weiter!“ befahl mir der Boss. Zögerlich machte ich weitere Schritte, ich hatte mich für den rechten gang entschieden. Doch durch das Wasser konnte ich den Boden nicht sehen und übersah so eine Kante. Mit einem erschrockenen Schrei stürzte ich und verlor die Fackel. Sie fiel ins Wasser und verlosch sofort. Etwas huschte an mir vorbei und dann konnte ich die Männer rufen und Schreien hören. Schnell rappelte ich mich auf und zog mich an etwas hoch, doch als sich meine Augen an die Dunkelheit einigermaßen gewöhnt hatte, musste ich mir einen weiteren Schrei unterdrücken. Ich hatte mich an einem Skelett hoch gezogen, einem menschlichen.

Hinter mir ertönten eindeutige Kampfgeräusche, panisch sah ich mich nach etwas um, mit dem ich mich vielleicht verteidigen konnte. Das Skelett hatte eine rostige Klinge in den Fingern. Hoffentlich war es noch scharf genug, um das Seil durchschneiden zu können.

Ich hockte mich hin und rieb die Fesseln an der Klinge entlang. Es dauerte einige Zeit und ich wurde immer hektischer, denn die Rufe der Männer wurden immer panischer. Was auch immer sie angriff, schien zu siegen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sich das Seil endlich von meinen Handgelenken. Ich griff mir das alte Schwert und versuchte zurück zum Ausgang zu kommen. Vorsichtig tastete ich mich der Wand entlang und fand einen weiteren Gang, der zum Ausgang führte.

Ich hatte schon das Wasser verlassen und wollte aufatmen, als sich etwas vor mir bewegte. ~Mehr fressen!~ knurrte es. Durch die Umrisse konnte ich erkennen um was für ein Monster es sich handelte, ein Ghul. ~Ich bin kein Fressen!~ versuchte ich ihm klar zu machen. ~Fressen!~ knurrte er nur wieder und kam langsam näher. Ich hob das Schwert ein Stück, obwohl ich starke Zweifel hatte, das es mir etwas bringen würde.

~Ich bin kein fressen! Geh zu den anderen, da gibt es fressen!~ versuchte ich den Ghul vor mir zu beeinflussen. Doch er schritt weiter auf mich zu. ~Fressen nicht reden!~ erwiderte der Ghul. Ich stöhnte innerlich, natürlich war er nicht intelligent genug um mich zu verstehen. Warum können hier keine Trolle hausen? Mit denen konnte Geralt meistens reden und alles friedlich regeln.

~Ich bin kein Fressen!~ rief ich dem Vieh vor mir erneut zu. Machte aber jetzt ebenfalls einen Schritt auf ihn zu und hielt das alte Schwert drohend vor mir. Vielleicht funktionierte es wie bei Haien. Beute kam nicht auf den Jäger zu.

Der Ghul schien verwirrt zu sein, er zögerte und witterte die Luft. ~Kein fressen, fressen nicht reden!~ sah er endlich ein. Vorsichtig versuchte ich an ihm vorbei zu gehen. ~Du nicht Rudel, du verschwinden!~ rief der Ghul auf einmal und schlug nach mir. Ich versuchte auszuweichen, doch er traf mich an der Seite. Die Wucht beförderte mich einige Meter in Richtung Ausgang. Das rostige Schwert hatte ich verloren und blieb leicht benommen liegen. Die getroffene Stelle schmerzte und auch die Seite auf der ich gelandet war tat ziemlich weh.

Nachdem ich wieder halbwegs Luft bekam, sah ich zu, das ich aus der Höhle kam. Ich rief nach Lalin, damit ich möglichst schnell von hier weg kam, bevor die Ghule auf die Idee kamen, das man mich doch fressen konnte. Als ich aus der Höhle trat, blendete mich das Licht zuerst und von Lalin war nichts zu sehen.

Ich rief erneut, doch es dauerte einige Momente bis Shady aus den Büschen kam. ~Eve!~ rief er aufgeregt. Ich wollte mich zu ihm runter beugen, um ihn zu beruhigen, doch ein stechender Schmerz durchschoss meine Seite und ließ mich nach Luft schnappen. Ich presste meine Hand darauf, bis der Schmerz einigermaßen nach ließ. Als ich meine Hand wegnahm war sie rot. Zu der offenen Verletzung schien der Ghul mit seinem Schlag einige Rippen angeknackst, wenn nicht sogar gebrochen zu haben.

Lalin schritt vorsichtig näher und schnupperte an mir. „Lalin, kannst du dich hinlegen? Ich denke nicht das ich jetzt in den Sattel klettern kann.“ Bat ich mein Pferd. Er nickte und beschnupperte den Boden, ehe er sich einige Meter weiter niederließ. Er hatte sich eine Stelle ohne spitze oder große Steine gesucht. Ich humpelte dort hin und quälte mich in den Sattel.

Als er dann wieder aufstand, musste ich einen schmerzschrei unterdrücken und jappste nach Luft, was aber auch nicht schmerzfrei war. Ich bat ihn zurück zu dem Dorf zu finden. Doch jedes Mal wenn Lalin über einen Stock stolperte oder in eine Vertiefung trat, schoss der Schmerz durch meinen Körper. Ich war froh als wir endlich den Dorfplatz erreichten. Lalin legte sich wieder hin, damit ich absteigen konnte, als ich mir sicher war, das es hier keine weiteren Monster gab.

Ich quälte mich, mein Oberteil hoch zu ziehen, um mir die Wunde ansehen zu können. Es waren tiefere Kratzer, aber zum Glück nicht lebensbedrohlich tief. Aber ich musste sie versorgen. Da ich hier alleine war und die Tunika sowieso hinüber war, zog ich sie mir aus. Ich presste den Stoff auf die Wunde, damit sie aufhörte zu bluten. Mit der anderen Hand durchsuchte ich die Satteltaschen, irgendwo musste ich Verbände haben. Nach einigen hin und her hatte ich sie tatsächlich gefunden. In dem Beute gut der, jetzt hoffentlich toten Männer fand ich starken Alkohol.

Ich goss fast die ganze Flasche über die Wunde, es brannte höllisch und trieb mir Tränen in die Augen, aber ich musste sicher gehen, das sich nichts entzündete. Mit viel Anstrengung und der Hilfe von Shady schaffte ich es, mir einen strammen Verband anzulegen. Dieser würde gleichzeitig auch meine Rippen stützen. Falls ich vor Geralt bei den Rittern ankommen sollte, könnte ich vielleicht noch die Paste anrühren, hier war es mir zu unsicher.

Bei den ganzen Sachen fand ich auch ein Wams, schnell zog ich es an, schließlich war es recht kühl. Der Vorteil bei diesem Wams war, das es vorne komplett mi Knöpfen versehen war und ich es nicht über den Kopf ziehen musste. Meine Hose hatte auch einiges abbekommen und war ziemlich verdreckt, aber ich konnte sie noch tragen. Aber meine Haut fühlte sich an einige Stellen wund an und schien aufgeschrammt zu sein. Der Rest tat einfach nur weh und würde morgen wohl noch mehr schmerzen und sehr wahrscheinlich blau sein. Aber ich sah da jetzt kein Grund meine Hose deswegen auszuziehen. Ich werde noch eine Weile Unterwegs sein und bräuchte dann später vielleicht noch saubere Wechselkleidung.

~Lalin, sei nicht böse, aber werde dir für die Nacht wohl nicht den Sattel abnehmen können. Ich glaube meine Rippen sind gebrochen.~ entschuldigte ich mich bei meinem Pferd. ~Das wird schon gehen.~ schnaubte er als Antwort. Ich nickte dankbar. Noch war es hell, aber hier wurde es schnell dunkel, daher würde ich wohl die Nacht hier verbringen. Außerdem musste ich noch meine Ausrüstung zusammen sammeln und hoffentlich genügend Münzen finden, um über die Brücke zu kommen.

Also raffte ich mich wieder auf und machte mich vorsichtig daran, die Kisten zu durch suchen. Ich fand einiges an Gemüse und Obst, das reichte ich Lalin rüber. Für Shady gab es ein wenig Fleisch. Ich fand alles mögliche, doch kaum Münzen. Ich wollte schon aufgeben, da ich in den Häusern auch nichts mehr finden würde. Die Bande war am Vortag sehr gründlich gewesen.

Doch mein Blick fiel auf eine kleine Holztruhe, die Unter einer Lagerplane stand. Ich humpelte dort hin und hockte mich vorsichtig runter. Langsam öffnete ich sie. Es war wie in einem Film, nur die himmlischen Chöre fehlten noch. Mir funkelten etliche Edelsteine entgegen und viele Münzen glänzten in der untergehenden Sonne. Erleichtert atmete ich auf.

Nun brauchte ich mir wegen Geld für die Reise keine Sorgen mehr machen. Das was ich jetzt vor mir hatte, würde sogar für kleine Extras reichen. Ich packte sie in zwei kleine Leinensäckchen, die dabei lagen. In den einen die 200 Münzen für die Soldaten, den Rest in den anderen. Unter schmerzhaften Stöhnen richtete ich mich wieder auf. Den größeren Münzbeutel verstaute ich in der Satteltasche und den anderen an meinem Gürtel.
 

So langsam brach die Nacht herein und es wurde dunkel. Ich entfachte ein kleines Feuer und suchte mir die Schlafmatten der Männer zusammen, ich legte sie übereinander, die sauberste obenauf. Wenn mir jetzt schon alles weh tat, so wollte ich doch wenigstens relativ weich liegen.

„Shady, Lalin, wenn ihr in der Nacht irgendetwas verdächtiges hört, dann warnt mich bitte und macht mich wach, ja?“ bat ich die beiden, als ich mich zum schlafen fertig machte. Am liebsten hätte ich den Schmerz mit viel Alkohol betäubt, aber ich war alleine und verletzt, wenn sich wirklich etwas in der Nacht anschleichen würde, hätte ich keine Chance, wenn ich durch Alkohol betäubt wäre.

So musste ich die Zähne zusammen beißen und hoffen, so irgendwie ein bisschen schlaf zu bekommen.

Das einschlafen fiel mir schwer, eigentlich schlief ich immer auf der Seite, aber beide Seiten schmerzten und so konnte ich nur auf dem Rücken liegen. Shady hatte sich an meiner Seite zusammen gerollt und Lalin döste bereits vor sich hin. Seufzend Schloss ich die Augen und nach einer Ewigkeit rutschte ich in den Schlaf.
 

Am nächsten Morgen musste ich leider feststellen, dass ich recht hatte. Meine komplette Seite schmerzte noch mehr und ich konnte kaum aufstehen. Ich aß schnell ein paar trockene süße Brötchen und spülte sie mit etwas Saft runter. Ich zog meine Rüstung über und stellte sie so ein, dass sie meine Rippen mit stützte, aber nicht zu viel Druck ausübte. Mein Waffengurt schnallte ich mir wieder um die Hüfte. Die beiden Messer hatte ich gegen zwei bessere ausgetauscht, die ich in den Kisten am Vortag gefunden hatte.

Aber meine Abreise konnte ich nicht mehr aufschieben, wenn ich heute noch in der Siedlung ankommen wollte. Lalin legte sich wieder für mich hin, damit ich auf seinen Rücken klettern konnte. Ich versprach ihm, sobald ich wieder konnte ihm eine ordentliche Bürstenmassage zu geben.

Der Schmerz, der durch den Ruck beim aufstehen entstand, löste eine erneute Schmerzwelle aus. Ich biss die Zähne zusammen und hechelte nach Luft, damit die Sterne vor meinen Augen wieder verschwinden.
 

Der Weg bis zur Brücke verlief ruhig. Nur hier und da sprangen ein paar Rehe über den Weg. Shady nutzte die Gelegenheit und schnüffelte überall ein wenig herum und erschreckte ein paar Hasen oder die Vögel, die am Wegesrand saßen. Wenigstens einer von uns hatte seinen Spaß.
 

An der Brücke warteten bereits wieder zwei Soldaten, ich wusste nicht genau ob es die von vorgestern waren, ich hatte mir ihre Gesichter nicht gemerkt, da sie beide Helme trugen, war auch nicht alles zu erkennen.

„Guck dir das an, sie ist zurück gekommen. Willst du immer noch über die Brücke?“ höhnte einer der Soldaten. Also musste zumindest einer von ihnen, schon vor zwei Tagen hier gewesen sein. Sonst würde er mich wohl eher nicht erkennen. „Ja, ich habe auch die 200 Münzen dabei.“ Erwiderte ich. Der Mann lachte, „Pech für dich, heute kostet der Übergang aber 250 Münzen.“

„Was, aber warum?“ fragte ich verwirrt. „Du hast zu lange gebraucht, jetzt kostet es eben 250.“ War die stumpfe Antwort. „Ich habe aber nur 200.“ Log ich. Ich wollte mich nicht aus dem Sattel quälen und ihnen zeigen wie viele Münzen ich wirklich dabei hatte. Zumal ich mir auch ziemlich sicher war, das sie diese Gebühr ohne Recht erhoben.

„Dein Pech Schätzchen. Wenn du nicht genüg Münzen hast, zisch ab!“ Höhnte der andere. „Nein, ich werde nicht verschwinden! Ihr lasst mich jetzt durch. Um an eure dämlichen Münzen zu kommen, wurde ich von einer Räuberbande gefangen genommen und als sie sich einen Schatz greifen wollten, haben sie mich als Köder für die Monster verwendet. Ich wurde fast von einem Ghul gefressen und entkam nur mit Glück. Aber dabei hat er mir mehrere Rippen gebrochen und ich habe eine ziemliche hässliche Wunde davon getragen. Außerdem habt ich gar kein Recht, hier einen Wegzoll zu fordern. Wenn ich euch jetzt nicht mit den scheiß 200 Münzen zufrieden gebt, werde ich euren Vorgesetzten darüber informieren, was ihr hier treibt. Das ihr nilfgaarder Bürger erpresst!“ wurde ich laut, doch es war eine schlechte Idee. Meine Rippen stachen und ich musste meine Hand au die Verletzte Stelle drücken, damit der Schmerz ein wenig nach ließ.

„Sei Ruhig Weib!“ zischte der eine. „Gib uns die Münzen und reit weiter!“ brummte der andere missgelaunt. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich ließ den Münzbeutel in die ausgestreckte des Soldaten fallen und ließ Lalin darauf direkt los laufen.

Die Hufe klapperten auf dem Holzboden und ich war froh endlich weiter gekommen zu sein. Jetzt galt es zu entscheiden welchen Weg ich nahm, links oder rechts? Durch den Sumpf oder an der Brücke nach Oxenfurt vorbei?

Ich entschied mich für den Sumpf, da würde ich wohl keine weiteren Soldaten antreffen, die irgendwelche Forderungen stellen. Aber es würde Monster geben und so ließ ich Shady in den Sack am Sattel klettern. Zum Glück lag hier in der Nähe ein dicker Baumstamm, so musste der kleine Wolf nicht zu hochspringen. Schließlich konnte ich ihm dabei kaum helfen.

Der ersten Meter blieben ruhig, doch schon bald hörte Lalin, das sich etwas näherte. Daher beschloss, schneller zu reiten, auch wenn es mir tierische schmerzen bereitete.

Erst als wir an der Teufelsgrube vorbei waren, erlaubte ich Lalin wieder langsamer zu werden.

Mir war vor schmerzen schon ganz schlecht und ich bekam kaum Luft, ebenso stand der Schweiß auf meiner Stirn und ich hatte Probleme die schwärze vor meinen Augen weg zu blinzeln.

Ich hoffte das es bis zur Siedlung wieder einigermaßen ging, denn so wie ich jetzt vermutlich aussah, würde ich keinen guten ersten Eindruck machen.
 

Als die Siedlung endlich in Sicht kam, konnte ich mich wenigstens wieder sicherer im Sattel halten und war nicht im Begriff jeden Moment vom Pferd zu fallen. ~Shady, egal wenn wir gleich treffen, du musst dich benehmen. Es ist sehr wichtig für mich.~ erklärte ich dem Wolf. Er war mittlerweile wieder aus dem Sack gesprungen und lief neben uns her. Im Dorf sah ich mich gründlich um, aber nirgendwo entdeckte ich eine Spur von Plötze oder Geralt, aber glücklicherweise schienen die Pferde der Ritter da zu sein. Sie standen bei der großen Hütte, am anderen Ende.

Die Bewohner beäugten mich misstrauisch und ich fragte mich ob es generell an meiner Anwesenheit lag, oder ob ich so schrecklich aussah, wie ich mich fühlte.
 

Als ich endlich vor dem Haus angekommen war, konnte Lalin leider nicht bitten sich wieder hin zu legen. So blieb mir nichts anderes über, als mich irgendwie aus dem Sattel rutschen zu lassen.

Leise vor mich hin fluchend hatte ich es geschafft mein Bein rüber zu schwingen und war im Begriff mich zu Boden rutsch zu lassen, als die Tür geöffnet wurde. „Ich habe dir gesagt, ich habe jemanden gehört.“ Konnte ich eine Männerstimme hinter mir hören.

Als meine Füße endlich den Boden erreichten, durchschoss der Schmerz wieder meinen Körper und ich ging jammernd in die Knie, meine Rippen umklammernd. Zwei gepanzerte Händen griffen nach mir und verhinderten einen Sturz. „Langsam Fräulein.“ Brummte der Mann und half mir wieder hoch.

„Zwar genauso blass, aber nicht unser Hexer.“ Murmelte der andere Mann, er deutete eine Verbeugung an, „Wenn ich mich vorstellen dürfte, …“ fing er an.

„Zwar genauso blass, aber nicht unser Hexer.“ Murmelte der andere Mann, er deutete eine Verbeugung an, „Wenn ich mich vorstellen dürfte, Palmerin de Launfal. Und das ist mein Begleiter Milton de Peyrac-Peyran.“ Stellte sich der Ritter vor.

„Ich bin Eve, freut mich euch zu treffen.“ Lächelte ich gequält und löste mich aus dem Griff von Milton. Meine Hand presste ich immer noch auf meine Rippen. „Ihr seid verletzt Fräulein Eve, vielleicht sollten wir reingehen?“ Schlug Palmerin vor. „Ja bitte, dann kann ich die Verletzung vielleicht behandeln.“ Bedankte ich mich. Die Ritter nickten. Während der eine die Tür aufhielt, blieb der andere in der Nähe von mir, um mich im Notfall stützen zu können.

Drinnen wurde ich zu einem Tisch geleitet, wo ich mich hinsetzen konnte. Mir wurde ein Becher mit Wasser gereicht und die Ritter setzten sich zu mir.

„Was führt dich hier her zu uns Fräulein Eve?“ wollte Palmerin wissen. Ich nahm einige Schlucke, ich ehe ich antwortete. „Ich hörte davon, dass sich zwei Ritter aus Toussaint hier befinden. Ich hatte gehofft das ich euch zurück begleiten könnte, wenn ihr eure Angelegenheiten hier erledigt habt.“ Erklärte ich und versuchte so flehend wie möglich auszusehen.

„Kommt ihr aus Toussaint, Fräulein Eve?“ wollte Milton wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aus Rivien. Ich bin unter unglücklichen Umständen hier gelandet und da mich in meiner Heimat nichts erwartet, würde ich gerne nach Toussaint reisen und dort mein Glück versuchen.“ Erzählte ich. „Ihr erwähntet einen Hexer?“ Fragte ich dann direkt.

„Die Reise ist sehr gefährlich, es könnte vieles passieren und du bist schon verletzt.“ Warf Milton ein und umging meine Frage. „Aber hier ist es genauso gefährlich und wenn ich euch begleite kann mir doch gar nichts passieren.“ Widersprach ich schnell. Die Ritter sahen sich an und schienen ein stilles Gespräch zu führen. „Wir werden erst einmal abwarten. Wir werden mit Geralt sprechen, wenn er hier ist und uns dann entscheiden.“ Meinte dann Palmerin. „Geralt? Wer ist das?“ fragte ich. Schließlich kannte ich ihn offiziell gar nicht. Innerlich überlegte ich aber schon, wie ich ihn vielleicht überzeugt bekam, mich mitkommen zulassen.

„Der Hexer auf den wir warten. Er ist ein alter Freund von uns.“ Erzählte Milton. „Ich habe noch nie einen Hexer getroffen, sind sie wirklich so wie man sich erzählt?“ fragte ich neugierig. Palmerin lachte gutmütig, „Nein keine Sorge. Geralt ist ein freundlicher Mann. Viele Geschichten sind einfach nur übertrieben.“ Wollte er mich beruhigen.

„Also Fräulein Eve, wie kam es zu der Verletzung? Brauchst du vielleicht Hilfe?“ wollte Milton nun wissen. „Ich wurde unterwegs von einem Monster angegriffen, aber ich konnte entkommen.“ Erzählte ich, „Und ich könnte tatsächlich Hilfe brauchen. Ich könnte mir eine Heilpaste mischen, aber meine Ausrüstung ist noch am Pferd. Wenn einer von euch vielleicht so gut ist und sie mir holen würde?“ bat ich. Palmerin nickte, „Natürlich Fräulein. Das wird kein Problem sein.“ Er stellte seinen Helm auf den Tisch und legte seine gepanzerten Handschuhe daneben. „Vielen Dank.“ Bedankte ich mich bei ihm, als er in Richtung Tür ging.

Kurze Zeit später kam er mit meinen Satteltaschen und dem Rucksack in die Hütte. Während ich anfing die Kräuter zu hacken und abzubrühen, schnüffelte Shady durch die Hütte. Die beiden Ritter sahen interessiert zu, „Die Trense von deinem Pferd und deine Rüstung scheinen aus demselben Leder zu sein.“ Unterbrach Palmerin die Stille. Ich nickte „Ja, Wyvernleder.“ Bestätigte ich.

„Ein ziemlich teures und seltenes Leder, du hast dich doch nicht hoffentlich selbst so einem Monster gegenüber gestellt?“ meinte Milton dazu. „Nein, auf meiner Reise bin ich über ein totes Exemplar gestolpert. Ich habe es dann gehäutet und die Flügelmembram und die Giftdrüsen verkauft.“ Erwiderte ich. Ich hatte die Paste mittlerweile fertig geköchelt, jetzt musste sie noch abkühlen. So heiß wollte ich sie auf gar keinen Fall auf meine Wunde auftragen. Daher stellte ich sie zur Seite.

Die beiden Ritter sahen mich erstaunt an, ich zuckte nur mit den schultern, „Irgendwie muss man ja an Geld kommen.“ Rechtfertigte ich mich.

„Das war kein Vorwurf.“ Entschuldigte sich Milton. „Du siehst immer noch recht blass aus, Fräulein Eve. Vielleicht solltest du dich ein wenig hinlegen.“ Schlug er dann vor. „Könntet ihr das Fräulein weglassen?“ bat ich. „Aber das wäre unhöflich.“ Widersprach Palmerin. „Nur wenn ich es nicht gestatte, dann wäre es unhöflich. Aber ich bitte euch, es sein zulassen. Sir Palmerin, Sir Milton.“ Ich richtete meinen Blick auf beide. Sie nickten, „Wir werden darüber nachdenken, Fräulein Eve. Aber du solltest dich wirklich noch ein wenig ausruhen. Du konntest ja kaum stehen, als du vom Pferd gestiegen bist.“ Entgegnete er.

Ich nickte. Sie hatten recht, ein wenig Ruhe könnte nicht schaden und danach könnte ich schauen, ob es einen Heilkundigen hier gab, schließlich war dies eine Siedlung der Steinmetze und die verletzten sich doch sicherlich häufiger bei der Arbeit.

Ohne eine Aufforderung nahm Palmerin meine Sachen und brachte sie in einen kleinen Raum, er legte sie neben den Durchgang zu der kleinen Kammer. Ich nahm das Töpfchen mit der Salbe und stellte es auf ein kleines Tischchen, neben dem Bett, so konnte ich sie später direkt auftragen.

Palmerin stand in dem Türrahmen, allerdings gab es keine Tür. „Wenn du was brauchst, sag einfach bescheid. Wir sind nicht weit weg.“ Meinte er. „Danke sehr, Sir Palmerin.“ Sprach ich noch. Ich löste die Riemen der Rüstung und zog sie aus. Ich ließ sie zu Boden gleiten und zischte, als ich mich falsch bewegte. Hoffentlich würde diese Salbe auch bei gebrochenen Knochen helfen. Ich trat mir die Stiefel von den Füßen und legte mich vorsichtig auf das Bett. Zudecken tat ich mich, schließlich war es warm genug und richtig schlafen wollte ich auch nicht, nur ein bisschen Ausruhen und dösen.
 

Später wurde ich durch Shady geweckt. Er war auf das Bett gesprungen und stupste mich an. ~Ist alles gut? Du hast gejammert.~ fragte er mich. Ich versuchte mich aufzurichten, der Ritt und die Ruhe danach, waren nicht gut gewesen. Ich fühlte mich wunder als zu vor und meine geprellten Muskeln waren steif. Stöhnend setzte ich mich auf.

~Ja, alles gut.~ antwortete ich leicht verspätet und kraulte Shady kurz hinter den Ohren. Dann griff ich nach der Kräuterpaste. Sie war mittlerweile abgekühlt, so dass ich sie verwenden konnte. Vorsichtig zog ich mein Wams aus, „Verdammter Mist!“ fluchte ich, als ich das Blut auf dem Verband sah. „Alles in Ordnung Fräulein Eve?“ hörte ich Palmerin fragen. „Ja, alles gut. Meine Wunde hatte nur wieder geblutet.“ Gab ich zu. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“ fragte er dann. Ich überlegte kurz, es wäre viel leichter, wenn mir ein Mensch bei dem Verband helfen würde.

„Wäre vielleicht ganz praktisch.“ Antwortete ich. Ich hörte die schweren Schritte von Palmerin, der sich der Kammer näherte und schließlich eintrat, seine Augenbrauen erhoben sich erstaunt, als er das Blut auf dem Verband sah. Nun es war zwar nicht besorgniserregend viel, aber trotzdem noch reichlich.

Er half mir den Verband abzunehmen und die Wunde zu reinigen. Unter dem Blut kam ein deutliches Hämatom zum Vorschein. „Was war das?“ wollte Palmerin wissen. „Ein Ghul, aber ich konnte ihm dann doch klar machen, dass ich kein Fressen für ihn bin.“ Erzählte ich ihm, wich aber jeder anderen Frage vorerst aus.

Ich schmierte die Paste auf die Wunde und ließ dann Palmerin den Verband wieder anlegen. Ich zog mir das Wams wieder über. Palmerin war die ganze Zeit so höflich und starrte mich nicht an, sondern sah dezent weg. Ich schlüpfte in meine Stiefel und wollte gerade die Hütte verlassen, um mir die restliche Paste von den Händen zu waschen, als ich spüren konnte, wie die Umgebung um die Wunde anfing zu kribbeln. Ich atmete tief ein und versuchte das unangenehme Gefühl zu verdrängen. Ich hatte Palmerin bescheid gesagt, dass ich mich ein wenig in der Siedlung umsehen würde, in der Hoffnung einen Heilkundigen zu finden. Shady lief brav neben mir her. Er schnüffelte zwar ab und zu mal hier mal dort, blieb aber immer in meiner Nähe.
 

Ich hatte die Siedlung eigentlich größer in Erinnerung gehabt und nicht ganz so verfallen, aber vielleicht hatten mich beim spielen die Räuber zu sehr abgelenkt gehabt. Ich sah auch kaum Bewohner, ich fragte mich ob sie ihrer Tätigkeit nachgingen, oder vor dem Krieg und den Überfällen geflohen sind.

Ich sprach nach einer weile einfach eine ältere Frau an, ob es hier jemanden gab der sich mit Heilkunde auskannte. Sie schickte mich zu einer der anderen Hütten. Ein alter Mann saß davor und beobachtete den Himmel. „Hallo?“ sprach ich ihn an. Er blickte langsam zu mir. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er höflich. „Ich suchte nach jemanden, der sich mit Heilkunde auskennt, da hat man mich hier her geschickt.“ Der Mann nickte. „Ist es für dich oder deinen kleinen Wolf?“ fragte er dann. „Für mich, ich wurde angegriffen und meine Rippen brachen dabei. Für die Wunde habe ich schon etwas, aber für etwas das bei dem Bruch helfen würde, wäre ich sehr dankbar.“ Der Mann nickte, „Hm ich kann die Myrte und das Schöllkraut riechen.“ Murmelte er. Dann stand er auf. „Warte hier, ich bin gleich zurück.“ Er ging in die Hütte und ich hörte ihn leise vor sich hin murmeln und wie er wohl in einigen Kisten kramte. Es dauerte eine Weile und die anderen Bewohner der Siedlung schauten schon, warum ich vor der Hütte stand.

Irgendwann öffnete sich die Tür wieder und der Mann kam heraus. Er hatte ein kleines Glas bei sich. „Hier, eine Salbe. Kamille, Beinwell und Frauenmantel. Schmiere das auf die Verletzung alle Prellungen, die du hast, in ein paar Tagen sollen die Schmerzen vergehen.“ Er drückte mir das Glas mit der Salbe in die Hand. „Danke, was möchtest du dafür haben?“ wollte ich wissen. „Gib mir einfach ein paar Münzen, wenn du möchtest. Ich bin immer froh, wenn ich helfen kann.“ Murmelte er und setzte sich wieder auf die alte Holzbank vor der Hütte. Ich zog meinen Münzbeutel hervor und griff hinein, dann drückte ich dem Mann eine Handvoll Münzen in die Hand. „Danke sehr. Wenn du oder irgendwer anderes eine neue Bleibe sucht, eine die sicherer ist, geht nach Lindental, dort wird es bald mehr als genug bezahlte Arbeit geben. Geht zum Schmied dort und sagt das Eve euch geschickt hat.“ Bot ich ihm an. Der alte Mann lächelte, „Danke meine Liebe, aber meine Knochen sind alt und ich werde nicht mehr lange hier auf der Welt sein, aber ich werde es meinem Sohn und seiner Frau sagen.“ Entgegnete er. Dann verabschiedete ich mich und machte meine Runde durch die Siedlung zu ende. Die Bewegung tat meinen steifen Muskeln gut und es wäre egal gewesen ob ich nun weiter ging oder den gleichen Weg zurück, die Entfernung wäre ungefähr dieselbe gewesen.
 

Kamille, Beinwell und Frauenmantel, Kräuter, die ich zwar kannte, aber nie im Spiel gesehen hatte, überlegte ich. Aber vielleicht wurden sie im Spiel einfach nur nie angezeigt, weil man keine Verwendung für sie hatte.

Als ich bei der Hütte der Ritter wieder ankam, standen beide davor und unterhielten sich. Ich begrüßte sie mit einem Kopfnicken und betrat die Hütte. Zu meiner rechten lag der Durchgang zur Schlafkammer der beiden Ritter und hinten links ging es zu der kleinen Kammer, in der ich mich ausgeruht hatte. Shady lief vor und wartete dort auf mich. Ich musste mir ein kichern verkneifen, als ich sah, wie er über meine Rüstung gestolpert war. Bei seinem Befreiungsversuch hatte er sie durch das halbe Zimmer geschleift.

Nun saß er auf der Matratze und sah mich erwartungsvoll an. ~Wird das helfen? Das was du von dem Mann bekommen hast?~ wollte er wissen. Ich nickte, ~Ja, ich hoffe.~ antwortete ich in Gedanken. Ich wollte nicht riskieren das Palmerin oder Milton hörten, wie ich mit Shady sprach, wie mit einem Menschen. Wer weiß was sie sich dann sonst denken würden.

Ich knöpfte mein Wams auf und entfernte den Verband. Die Wunde juckte und kribbelte, wie es die Schürfwunden vor einigen Wochen auch getan hatten, nur ein wenig intensiver. Als ich den Verband soweit entfernt hatte, sah ich wie ich das sich wie damals, schwarze Adern um das Gebiet herum ausgebreitet hatten. Die Wunden waren aber schon fast völlig verschlossen. Erleichtert atmete ich auf, wenigstens etwas. Ich nahm das Glas mit der anderen Salbe und öffnete es. Ich tauchte meinen Finger in die zähe Masse und fing an sie auf den blauen Flecken an meiner Seite auf zu tragen.

Doch Shady unterbrach mich, ~Eve, Eve schau mal. Dein Schwert!~ rief er ganz aufgeregt. Ich blickte auf und sah nach dem magischen Schwert. Tatsächlich schien damit irgendetwas los zu sein. Es war zwar noch eingewickelt, aber es schien ein leuchten von ihm auszugehen.

Ich wickelte es aus dem Fell und das Leuchten schien stärker zu werden. Ich zog das Schwert aus seiner Hülle und tatsächlich, die rostige Klinge schien grünlich zu glühen. Ohne daran zu denken, dass ich die Salbe noch an den Fingern hatte, strich ich über die Klinge, in der Hoffnung heraus zu finden, was das Glühen verursachte.

Es veränderte sich etwas. Es schienen Runen zu erscheinen. Wie damals als ich auf Shady traf, doch diesmal glühten sie grün und es schien sich auch um andere zu handeln. ~Shady, kannst du dies auch lesen?~ fragte ich en kleinen Wolf. Er hatte mir damals ja auch geholfen. Er kam heran getapst und beschnüffelte das Schwert. Dann musterte er es für eine Weile. ~Sanft und rein, wie die Seelen der Natur. Gesegnet von der alten Magie. Beschworen durch Pflanzengut und der grünen Spur.~ las er vor. Dieses mal unterbrach ich ihn nicht. Zusammen widerholten wir den Spruch. Das Glühen breitete sich aus und griff sogar auf meine Hand über. Von dort fing es an über meine Haut zu kriechen, bis mein ganzer Körper in dem Glühen eingehüllt war. Fasziniert schaute ich zu, was sollte das bedeuten? An den Stellen, an den ich Verletzungen hatte, sei es jetzt eine Prellung oder eine offene Wunde, verstärkte sich das Glühen, bis es letztendlich erlosch.

Shady knurrte, er hatte den Durchgang zu der Kammer fest im Blick und bleckte die Zähne. Noch mit der rostigen Klinge in der Hand wirbelte ich herum und konnte gerade noch sehen, wie jemand, mit erhobenen Schwert, in den Durchgang trat.
 

*~*
 

Ungefähr zur gleichen Zeit:
 

Ein weiterer Reiter erreichte das Dorf. Die Bewohner schauten erst neugierig auf, ehe sie abfällig auf den Boden spuckten. Der Reiter saß auf einem braunem Pferd, trug eine Rüstung aus Leder und Kettengeflecht. Auf seinem Rücken hatte er zwei Schwerter geschnallt. Eines aus Stahl und eines aus einer Silberlegierung. Sein Haar war schneeweiß und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es war ein Hexer, wie jeder unschwer erkennen konnte. Die Männer zogen ihre Frauen zurück, während diese ihre Kinder riefen.

Der Hexer ließ seinen Blick schweifen und entdeckte das Banner vor einer der Hütten. Er erkannte es und er ritt darauf zu. Ebenso erkannte er die beiden Männer, die in reich verzierten Rüstungen vor dem Gebäude standen.

Einige Meter vorher hielt er seine Stute an und sprang aus dem Sattel. Sie lief einige Meter weiter, zu einem anderen Pferd das nahe bei der Hütte stand. Geralts blick huschte über den Schimmel. Er schien gut gepflegt zu sein, schien aber nicht zu den Männern zu gehören. Seine Augenbraue hob sich verwundert, als er die Trense erblickte. Wer würde eine Trense aus Draconidenleder kaufen? Dafür war das Material viel zu selten und zu teuer.

Er schritt auf die beiden Männer zu. „Palmerin de Launfal und Milton Peyrac-Peyran!“ begrüßte er die beiden freundlich. Die Männer drehten sich zu ihm um, „Geralt von Riva, was für eine Freude!“ erwiderte Milton. „Wie schön das du hergefunden hast, siehst du Palmerin, ich habe es dir gesagt!“ rief er aus.

Doch Geralt runzelte die Stirn, seine Hand griff an sein Medaillon. „Was ist in der Hütte?“ fragte er leise. „Oh, darin sind gerade Fräulein Eve und ihr kleiner Hund. Sie hatte gebeten uns nach Toussaint zurück begleiten zu dürfen, ich sagte ihr, wir würden das später besprechen.“ Antwortete Palmerin. „Sonst niemand?“ fragte Geralt erneut. „Mein Medaillon vibriert. Es muss noch etwas anderes in dem Gebäude sein. Wartet bitte hier. Ich schaue es mir an.“ Sprach Geralt ruhig und zog seine silberne Klinge.

Leise und vorsichtig öffnete er die Tür und schlich hinein. Beinahe lautlos bewegte er sich und schloss die Tür hinter sich. Er ging leicht in die Knie, um in jeder Situation schneller reagieren zu können.

Er sah sich in dem Raum um, noch war nichts Auffälliges zu entdecken, doch ein ihm sehr bekannter Geruch lockte ihn zu dem Tisch. Er besah sich alles und schnüffelte daran. „Myrte, Schöllkraut und Piment. Schwalbe?“ murmelte leise zu sich selbst. „Nein, das kann nicht sein, es scheint eine Paste zu sein, kein Trank.“ Antwortete er sich selbst. Er ging zu dem Durchgang, das in die größere Kammer führte, doch auch hier sah er nichts Auffälliges. Zwei benutzte Betten. Eine große Truhe und ein Rüstungsständer inklusive Rüstung. Hier schienen Palmerin und Milton zu nächtigen.

Leise schlich er zurück in den Hauptraum. Dort gab es einen kleinen Gang, der scheinbar in eine weitere Kammer führen musste. Angestrengt lauschte er in die Stille. Irgendwo sollte es noch diese Eve geben und einen kleinen Hund, doch bisher hatte er noch nichts weiter gehört.

Das Medaillon vibrierte auf einmal stärker und er konnte ein leises flüstern hören. Vorsichtig und geduckt schlich er an der Wand lang. Er konnte einen Teil der kleinen Kammer bereits einsehen. Er sah einen Rucksack und Satteltaschen. Einen Schritt weiter und er sah eine lederne Rüstung auf dem Boden liegen. „Eine Hexerrüstung? Nein unmöglich.“ Sprach er zu sich selbst. Es schien auf einmal dunkler in der Kammer zu werden, noch zwei weitere Schritte und er würde gänzlich in den Raum schauen können.
 

Doch plötzlich hörte er ein leises, aber bedrohliches Knurren, genau aus diesem Raum. Er griff sein Schwert fester. Egal welches Monster sich in diese Hütte verirrt hatte, es befand sich dort in diesem Raum, zusammen mit der Unbekannten und ihrem Hund. Doch warum hörte er nichts von den Beiden?

Er eilte zu dem Durchgang und versuchte sich schnellst möglich einen Überblick zu verschaffen. Er sah die Frau, sie hatte eine rostige Klinge in der Hand, zum Kampf erhoben. Ihr Wams war völlig offen, enthüllte aber nur einen schmalen Streifen ihres Dekoltes und ihres Bauchs. Auf dem Bett neben ihr lag ein blutiger Verband und zu ihren Füßen stand ein junger Wolf, der ihn anknurrte.

Verwirrt blinzelte er in die Szene, sein Medaillon hatte aufgehört zu vibrieren. Wo war das Monster. Der Wolf knurrte noch immer, doch dann vibrierte sein Medaillon wieder leicht und der Wolf beruhige sich und ließ sich von der Frau auf den Arm nehmen.
 

*~*
 

Ich blickte in ein mir sehr bekanntes Gesicht. Seine Augen blinzelten verwirrt und er hatte sein Schwert immer noch erhoben. Ich hingegen senkte meines langsam. ~Shady komm her!~ rief ich meinen kleinen Freund zu. ~Er sieht genauso aus, wie der, den mir Mutter und Vater beschrieben haben. Er hat unseren Wächter getötet!~ knurrte er böse. ~Ich weiß Shady, beruhig dich. Wir brauchen ihn.~ versuchte ich ihn zu beruhigen. Er hörte tatsächlich auf zu knurren und drehte sich zu mir um. Als ich mich zu ihm runter beugte, stellte ich fest, dass meine Rippen und Muskeln überhaupt nicht mehr schmerzten. So nutze ich die Gelegenheit und hob ihn hoch, um ihn noch mehr zu beruhigen. Der Mann starrte uns an.

„Hallo, ich bin Eve. Bist du der Hexer, auf den Sir Palmerin und Sir Milton gewartet haben?“ versuchte ich ihn aus seiner Verwirrung zu reißen. „Du bist Eve? Aber wo, … mein Medaillon reagierte doch.“ Stammelte er leicht verwirrt. Er sah sich erneut in der Kammer um. „Was meinst du?“ fragte ich unschuldig, schließlich durfte ich mir nicht anmerken lassen, dass ich mehr wusste, als ich dürfte. Er schüttelte den Kopf und steckte sein Schwert weg. „Bist du hier alleine? War bis eben noch jemand oder etwas hier?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, nur ich und Shady.“ Antwortete ich ihm und setzte Shady auf das Bett ab. „Schön sitzen bleiben.“ Sprach ich zu ihm. Dann nutzte ich die Gelegenheit und schloss mein Wams, auch wenn die Wunde jetzt eine Narbe ist, waren die dunklen Adern noch zu erkennen und ich wollte vorerst unangenehmen Fragen ausweichen. Ich steckte die Klinge wieder in ihre Scheide und räumte schnell den blutigen Verband weg. Aber ich vermutete das Geralt ihn schon längst entdeckt hatte.

Als ich mich wieder zu dem Hexer umdrehte, stand er immer noch in dem Durchgang und musterte das Zimmer. Sein Blick blieb immer wieder an der Rüstung hängen. „Ist das deine?“ fragte er dann. Ich runzelte die Stirn, „Ziemlich unhöflich. Du hast dich immer noch nicht vorgestellt, stellst aber merkwürdige Fragen. Natürlich ist das meine Rüstung.“ Antwortete ich ihm.

Er räusperte sich, „Geralt, Geralt von Riva.“ Stellte er sich vor. „Als Palmerin von einem Fräulein Eve mit einem kleinen Hund sprach, hatte ich mir irgendwie etwas anderes vorgestellt.“ Murmelte er. „Und was bitte schön? Eine hilflose Frau, mit einem kleinen Schoßhund, die bei jeder Spinne, die sie sieht in Ohnmacht fällt?“ grinste ich. Auch er grinste, „Nun ja, zumindest keine Frau in Männerkleidung, mit einem Wolf.“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Nur weil ich eine Hose trage, ist das noch lange keine Männerkleidung.“ Entgegnete ich ihm. Entschuldigend hob er die Hände, „Schon gut, war nicht so gemeint. Wie kommst du zu dem Wolf, wenn ich fragen darf?“ wollte er wissen und kam weiter in den Raum rein. „Ich habe ihn gefunden, er war in einer alten Hütte fest gekettet. Ich habe ihn befreit und seitdem begleitet er mich.“ Erzählte ich.

„Und er hört auf dich?“ fragte der Hexer weiter. Ich nickte, „Meistens schon, aber er ist kein Hund und daher erwarte ich auch nicht, dass er auf Befehle reagiert. Ich bitte ihn daher meist.“ Meinte ich zu ihm. Geralt runzelte die Stirn, „Du bittest ihn? Er versteht dich?“ er schien auf etwas hinaus zu wollen. Wieder nickte ich. „Natürlich, die meisten Tiere sind intelligenter als die meisten Menschen glauben würden.“ Ich sah wie Geralt in einen Beutel an seinem Gürtel griff, „Ich will etwas ausprobieren, hier fang!“ er schnippte mit dem Daumen mir etwas rüber. Ich griff danach, doch als es durch meine Finger rutschte, fluchte ich. Während ich mich nach dem Gegenstand bückte, konnte ich sehen wie Geralts Arm reflexartig zu seinem Schwert ging.

Ich hob die Münze auf und betrachtete sie, dann schaute ich aus der Hocke zu Geralt hoch, der mich angespannt musterte. Die Münze lag auf meiner lachen Hand und reflektierte das wenige Licht im Raum. Dann machte es bei mir klick, die Münze war aus Silber und als ich fluchte, dachte Geralt wohl, sie hätte mich verletzt.

Ich schloss meine Hand um die Münze und kicherte. Als Geralt mich verwirrt anschaute, wurde aus meinem Kichern ein lachen. Das sein Gesichtsausruck immer ratloser wurde und ihm das Fragezeichen schon beinahe aus dem Gesicht sprang, machte die Situation nicht besser. Allerdings wurden Palmerin und Milton davon angelockt.

„Gibt es ein Problem?“ wollte Milton wissen. Ich wischte mir die Lachtränen aus den Augen und stand auf. Dann drückte ich dem verdutzen Geralt seine Münze wieder in die Hand. „Oh nein, alles in Ordnung. Unser Komiker hier dachte nur, ich sei ein Werwolf oder so.“ grinste ich.

„Wie kommst du denn da drauf, Geralt?“ wollte nun Palmerin neugierig wissen. Doch ehe er den Mund öffnen konnte, antwortete ich für ihn. „Vermutlich, weil mein kleiner Freund hier, auf mich hört.“ Ich deutete auf Shady. „Aber das ist doch natürlich, ein Hund sollte immer auf seinen Besitzer hören!“ entrüstete sich Milton. Ich kicherte wieder, doch diesmal war Geralt schneller mit seiner Antwort. „Nun das wäre ja das Problem, das ist kein Hund, sondern ein Wolf.“ Brummte er. Wenn ich mich nicht täuschte, klang er leicht beleidigt.

~Natürlich bin ich ein Wolf!~ knurrte Shady nun dazwischen. Ich gluckste und setzte mich zu ihm aufs Bett. ~Natürlich kleiner, aber viele Menschen sehen nur das was sie sehen wollen.~ erklärte ich ihm und kraulte ihm am Kopf. Geralt räusperte sich und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Wenn ich noch mal kurz mit dir alleine sprechen könnte?“ bat er mich. Ich nickte, „Klar warum nicht.“ Willigte ich ein.

Palmerin und Milton nahmen dies als Hinweis und verzogen sich wieder. „Bist du eine Hexe oder eine Magierin?“ fragte Geralt direkt. Erstaunt sah ich ihn an, „Wie kommst du darauf?“ wollte ich wissen. „Mein Medaillon reagiert in deiner Gegenwart teilweise.“ Erklärte er. „Oh.“ Konnte ich nur von mir geben. ~Was ist los Eve?~ wollte Shady wissen. Ich strich ihm über den Kopf, ~Ich weiß nicht genau.~ antwortete ich ihm.

„Da, schon wieder. Was hast du gemacht? Verzauberst du den Wolf, damit er auf dich hört?" Wollte Geralt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, so etwas würde ich niemanden antun, selbst wenn ich es könnte.“ War meine entsetzte Antwort. „Aber was hast du dann gemacht?“ bohrte der Hexer weiter. Ich seufzte, „Das ist schwierig zu erklären. Setzt dich, dann werde ich es versuchen.“ Geralt nickte, er setzte sich auf die Stufe im Boden, seine Hände locker über die Knie gelegt.
 

„Du musst wissen, ich bin in einem Waisenhaus groß geworden, als ich erwachsen wurde, zog ich in ein kleines unbedeutendes Dorf, so unbedeutend, dass es auf keiner Karte auftaucht.“ Fing ich an zu erklären. „Doch dann bin ich plötzlich mitten in einem mir unbekannten Wald aufgewacht. Ich versuchte einen Ausweg zu finden, allerdings lief ich immer wieder im Kreis. Bis ich einen Hilfeschrei hörte. Ich versuchte dort hin zu gelangen, von wo der Schrei kam. Allerdings wurde es schnell wieder ruhig und ich kam nach einiger Zeit zu einem Bach, ich folgte diesem und er führte mich zu einer alten Hütte. Sie war unbewohnt, aber im oberen Geschoss fand ich meinen kleinen Freund. Ich war sehr erschrocken, als plötzlich jemand zu mir sprach und noch erschrockener, als ich fest stellte, dass es der kleine Wolf war, der mit mir sprach.“ Geralts Augenbrauen verschwanden schon beinahe unter seinem Haaransatz, doch er unterbrach mich nicht.
 

„Ich befreite ihn und er wollte das ich ihm half seine Familie zu finden. Er führte mich durch den Wald und irgendwann kamen wir zu einem alten Baum auf einem Hügel, davor lag ein Kadaver. Shady erzählte mir, dass es einst ihr Wächter war und kurze Zeit nachdem dieser Tod war, kamen die Jäger, Shady wurde gefangen und sein Rudel verschwand. Wir wissen nicht ob sie Tod sind, oder sich nur ein anderes Gebiet gesucht haben.“ Erzählte ich weiter. „Der Flüsterhügel und der Werwolf.“ Murmelte Geralt. Ich nickte, „Ja, Shadys Eltern hatten ihn gewarnt, sie hatten gesehen wer ihn getötet hat.“ Ich schaute Geralt an. Er senkte die Augen, „Tut mir leid Kleiner, ich habe nie darüber nachgedacht, was es für andere außer Menschen bedeuten könnte, wenn ich ein Monster erledige. Aber dieser Auftrag war sehr wichtig, davon hingen viele Dinge ab.“ Entschuldigte sich Geralt bei dem Welpen.

Shady schien die Reue, die von dem Hexer ausging, wahrzunehmen und tapste auf ihn zu. ~Du solltest nicht einfach so töten, nur weil die einen sagen es sei ein Monster, muss es nicht stimmen.~ sagte der kleine zu dem Hexer.

„So weise Worte, für so einen jungen Wolf.“ Lächelte ich. Geralt sah mich an, „Was hat er gesagt?“ wollte er wissen. „Er sagte, du solltest nicht einfach so töten, nur weil eine Gruppe sagt, jemand sei ein Monster, muss das noch lange nicht stimmen.“ Übersetzte ich ihm. Der Hexer nickte, „Ja das stimmt und wenn ich nicht muss, töte ich auch nicht einfach so. Ich versuche meist mit ihnen zu reden.“ Stimmte er zu. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und ließ Shady daran schnüffeln, ehe er ihn kraulte. Zu meiner Verwunderung ließ der Wolf das zu.

„Wie geht deine Geschichte weiter? Wie bist du vom Buckelsumpf hierher gekommen?“ wollte der Hexer neugierig wissen. „Ich habe einen Weg gefunden und ich dachte mir, der müsse ja irgendwann zu einer Ortschaft führen. Nachdem ich aber den ganzen Tag und die halbe Nacht im Wald herum geirrt bin und nur ein wenig aus dem Bach trinken konnte, brach ich auf dem Weg zusammen. Das ironische, ich konnte das Dorf schon sehen.“ Von dem Schwert wollte ich ihm vorerst noch nichts erzählen, daher ließ ich den Überfall weg.

„Am nächsten Tag wachte ich auf dem Karren einer Händler Gruppe auf. Sie hatte mich gefunden und mit genommen. Dafür das ich ihnen half, bekam ich Nahrung und sie nahmen mich auf ihrer Reise mit. Unterwegs traf ich auf Lalin, der Schimmel, der draußen steht, er irrte auf einer Ebene nahe des Kahlen Bergs herum und ich fing ihn ein. Unsere Reise führte uns von dort zu Olenas Hain. Ich weiß es klingt verrückt und die Händler wollten mir auch nicht glauben, aber der Geist dort, zeigte sich mir und bat mich seinen Fluch zu lösen. Er führte mich zu Olena, aber sie war zu einem Wasserweib geworden. Als ich sie bat den Fluch zurück zunehmen, griff sie mich an. Nur durch Glück überlebte ich und tötete sie dabei. Bevor sie jedoch starb, nahm sie den Fluch zurück. Durch meine schwere Kopfverletzung wurde ich ohnmächtig. Die Kräutersammler fanden mich später. Die Händler nahmen mich dann auf einem Wagen mit und ein Heilkundiger unterwegs sagte, meine Verletzungen würden nicht zu einem Monsterangriff passen und weil ich wieder von dem Geist erzählte, gaben sie einem Hexer die Schuld. Sie behaupteten er hätte wohl meinen Verstand verzaubert.“ Schuldbewusst sah ich zu Boden.

„Es ist nicht deine Schuld, dass sie dir nicht glaubten. Viele kennen die alten Legenden nicht mehr, wie sich Nymphen in Monster verwandeln, weil es sie kaum noch gibt und es sehr selten passierte.“ Beruhigte Geralt mein schlechtes Gewissen ein wenig.

„Die Händler nahmen mich dann bis nach Lindental mit, der Schwager des Händlers ist dort Schmied und sie luden mich bei ihm ab. Seine Frau pflegte mich und als Gegenleistung musste ich dort dann auch helfen. Zum Abschied nach vielen Wochen hatte mir Hubert, der Schmied, dann ein Schwert und die Rüstung angefertigt. Und als ich hörte, hier gäbe es Ritter aus Toussaint, kam ich her. In der Hoffnung sie würden mich mitnehmen. In meiner Heimat erwartet mich nichts und Toussaint soll es friedlich und märchenhaft sein, so dass ich da mein Glück versuchen wollte, aber Sir Palmerin und Sir Milton sagten, es hänge mit von deiner Entscheidung ab.“ Beendete ich meine Erzählung.

Geralt schwieg eine Weile. „Die Rüstung, sie wirkt ein wenig wie eine Hexerrüstung, woher hatte der Schmied das Schemata?“ wollte er dann wissen. „Er hatte keines, ich habe ihm eine Skizze angefertigt. Ich hatte irgendwo eine ähnliche schon mal gesehen und das Leder, wir sind unterwegs auf einen toten Wyvern gestoßen, da habe ich ihn gehäutet. Die Flügel und die Giftdrüsen habe ich verkauft.“ Gab ich zu. Er hob allerdings nur eine Augenbraue.
 

„Du bist nicht zufällig die Eve, die eine alte Pergamentrolle in einer Kiste gefunden hat?“ fragte Geralt dann unverhofft. Ich nickte, „Doch, die bin ich. Eigentlich wollte ich sie verkaufen, aber wenn du mich mitnimmst, werde ich sie dir in Toussaint geben.“ Grinste ich. Er seufzte, „Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist. Der Weg ist nicht ungefährlich und die bist scheinbar verletzt.“ Als ich widersprechen wollte hob er seine Hand, um mich zu stoppen. „Leugne es nicht, ich habe den blutigen Verband gesehen und ich kann die Kräutersalbe riechen.“ Merkte er an. „Es ist schon verheilt, die Salbe wirkt Wunder.“ Unbeeindruckt zog er eine Augenbraue hoch, „Ich werde es mir überlegen. Zuerst werde ich mit Palmerin und Milton sprechen.“ Meinte er und erhob sich dann.

Schmollend schaute ich ihm hinterher, als er die Kammer verließ. Allerdings hörte ich nicht, wie er das Haus verließ. Scheinbar waren die beiden Ritter im Haus. Hoffentlich hatten die nichts von dem Gespräch mit bekommen, ich wollte nicht, dass zu viele von meiner Fähigkeit wussten.

Ich ging bis zu dem Gang und versuchte ein wenig von dem Gespräch der drei mit zu bekommen, doch sie sprachen leise und ich verstand nicht wirklich viel.

Aber sie schienen darüber zu diskutieren, was mit den Banditen zu tun ist, wenn diese hier auftauchten. Nach einiger Zeit rief Palmerin nach mir.

„Fräulein Eve, komm doch her.“ Er schien aber zum Glück nicht mitbekommen zu haben, das ich versuchte zu lauschen. Langsam ging ich auf die drei zu. Palmerin stand von seinem Hocker auf. „Setz dich, Fräulein Eve.“ Bot er an. Milton schob mir einen Teller rüber. „Iss, du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen und man soll nicht behaupten können, wir wären schlechte Gastgeber.“ Plapperte er. „Danke.“ Murmelte ich und nahm eine Gabel voll Gemüse. Es schmeckte wunderbar, ebenso wie das Fleisch, was sie mir auf den Teller gelegt hatten. Schnell hatte ich den Teller leer gegessen und war satt.

„Danke, es war sehr lecker.“ Wiederholte ich und wurde leicht rot, als ich bemerkte, das die drei mich beim Essen beobachtet hatten. „Bin gleich wieder da.“ Murmelte Geralt auf einmal und verließ die Hütte. Wenige Minuten später kam er wieder herein und hatte ein kleines Päckchen in der Hand. Er hockte sich zu Shady runter und öffnete es. Shady schnupperte und fing an mit dem Schwanz zu wedeln. Geralt hatte ihm einige Scheiben rohes Fleisch gebracht. Sofort machte Shady sich darüber her und jeder konnte sehen, wie sehr er sich darüber freute.

„Danke Geralt. Das war sehr nett von dir.“ Bedankte ich mich bei ihm für Shady. „Darf ich euch dann begleiten?“ fragte ich dann an die beiden Ritter gewandt. „Nun, wir werden sehen. Wir müssen Geralt noch unser offizielles Anliegen unterbreiten, ich denke danach werden wir dann zu einer Entscheidung kommen. Aber zuerst werden wir uns um die Räuberbande kümmern, die dieses beschauliche Örtchen immer wieder heimsuchen." erklärte Milton mit wichtiger Stimme. Ich seufzte, warum mussten sie damit bis nach dem Angriff warten.
 

„Du solltest dich hinlegen Fräulein Eve, es ist schon spät und schlaf kann bei einer Verletzung nur helfen.“ Sprach Palmerin mich an. „Aber die Wunde ist verheilt!“ protestierte ich. „Nein, nein, keine Widerworte, als du heute Vormittag hier angekommen bist, konntest du kaum stehen und selbst deine Satteltaschen nicht tragen. Also ab ins Bett.“ Forderte Palmerin. Ich stand auf, „Aber ich muss mein Pferd versorgen, ich hatte es ihm versprochen!“ entgegnete ich.

„Keine Sorge, wir geben ihm ein wenig Futter. Und jetzt ab, selbst dein kleiner Begleiter gähnt schon!“ sanft wurde ich an den Schultern zu dem Flur geschoben. Mein wehren half nichts und auch das protestieren nicht. Hilfesuchend schaute ich zu Geralt, doch der sah dem Schauspiel eher amüsiert zu.

Mir blieb also nichts anderes übrig als mich jetzt zu fügen. Sie würden im Morgengrauen schon sehen, das ich keine hilflose Frau bin. Murrend legte ich mich ins Bett. Shady schlüpfte mit unter die Decke und kuschelte sich an. Ich musste doch erschöpfter gewesen sein, als ich gedacht hatte, denn ich schlief recht zügig ein.

Am nächsten morgen wurde ich durch Geschrei geweckt, kurz darauf konnte ich hören wie Palmerin mit seiner Rede die Banditen zur Umkehr bewegen wollte. Schnell schlüpfte ich in meine Kleidung und dann in meine Rüstung. Kurz überlegte ich, welches Schwert ich nehmen sollte, das kleine Einhorn oder das magische. Letztendlich entschied ich mich für das magische. Ich schnappte es mir und lief zur Tür.
 

Allerdings hätte ich mir dabei beinahe den Kopf gestoßen. Ich hatte viel Schwung gehabt, doch die Tür öffnete sich nicht. Ich rüttelte an der Klinke, doch es änderte sich nichts daran. Die Tür blieb verschlossen. Wütend schlug ich gegen die Tür, sie hatten mich eingeschlossen. Schnell blickte ich mich um, zum Schlösser knacken hatte ich nichts hier und auch die Zeit würde vermutlich nicht reichen, aber die Hütte hatte mehrere Fenster. Ich öffnete eines und kletterte hinaus. Ein kurzer Blick genügte und ich konnte sehen, dass sich niemand in der Nähe befand. Geduckt schlich ich mich weiter. Ich hörte wie die Pferde scheu wieherten.

Ich konnte Geralt und die beiden Ritter im Kampfgetümmel sehen, allerdings auch den Armbrustschützen. Er stand mit dem Rücken zu mir und versuchte immer wieder einen der drei zu treffen. Schnell flüsterte ich die Zauberformel. Ich konnte erkennen wie Geralt sich erschrocken umblickte, doch er entdeckte mich nicht und konzentrierte sich dann wieder au seinen Gegner.

Mit dem nun verwandelten Schwert schlich ich mich an den Schützen an. Er legte gerade wieder einen Bolzen ein. Ich wollte ihn nicht töten, nur außer Gefecht setzen, also zielte ich mit meinem ersten Schlag auf seine Armbrust. Das Schwert glitt mit Leichtigkeit hindurch. Allerdings verzog ich kurz darauf das Gesicht, als mir Blut entgegen spritzte. Der Idiot hatte seine Hand anders positioniert gehabt und nun fehlten ihm Teile eben dieser.

Erschrocken sah er erst mich und dann seine Hand an, ehe er entsetzt anfing zu schreien. Dies brachte mir die Aufmerksamkeit eines anderen Gegners ein. Er lief mit gehobener Waffe auf mich zu, eher aus Reflex hob ich mein Schwert und wollte den Schlag abwehren, seine Waffe wurde entzwei geschnitten. Er war so perplex darüber, dass er seine Bewegung nicht stoppen konnte und sich ungewollt in mein Schwert stürzte.

Ich versuchte den nächsten Gegner abzuwehren, der auf mich zu kam. Ich nutzte die Bewegungsabläufe, die ich mir im LARP angeeignet hatte, doch das Ergebnis erschütterte mich zu tiefst. Ich hatte meinen Gegner in zwei Teile geschnitten. Würgend stolperte ich zurück, sein Blut verteilte sich in einer großen Pfütze um ihn, seine Organe konnte ich noch zucken sehen. Ich drehte mich weg und erbrach mich.

So etwas in einem Spiel zu sehen, ja selbst auf einen Operationstisch, damals während meines Praktikums im Krankenhaus, war etwas ganz anderes. Der Geruch des noch warmen Blutes und des Inhalts der Organe ließ mich immer wieder würgen. Daher bekam ich nicht mit, dass sich jemand zu mir gesellte. Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, bemerkte ich den Anwesenden.

„Alles in Ordnung Eve?“ konnte ich die raue Stimme von Geralt hören. Ich nickte und schüttelte den Kopf zur selben Zeit und deutete auf den Toten.

Er reichte mir ein Tuch, mit dem ich mir den Mund abwischen und die Nase putzen konnte. „Dein Erster?“ fragte er dann. Ich nickte nur still. Er half mir beim aufstehen, ich hatte gar nicht bemerkt gehabt das ich in die Knie gesunken war. „Die Ersten sind die schlimmsten.“ Versuchte er mich zu trösten. Er führte mich zu der Hütte und in sie hinein, dort setzte er mich auf einen der Hocker und drückte mir ein Becher mit Wasser in die Hand.

Dankbar trank ich ihn schnell leer, um den üblen Geschmack los zu werden. Kurz darauf stellte er mir ein kleines Glas vor die Nase. Es sah aus als wäre dort auch Wasser drin und ich trank es mit einem großen Schluck aus. Doch es war kein Wasser, sondern ein Schnaps. Der Alkohol brachte mich zum husten. „Danke.“ Krächzte ich.

„Ist alles in Ordnung?“ hörte ich Milton fragen. Er hatte ebenfalls gerade die Hütte betreten, gefolgt von Palmerin. Ich hatte noch immer das magische Schwert in der Hand und als Geralt meine Finger um den Griff lockerten und es mir abnahm, verwandelte es sich zurück.

„Sie hatte gerade ihren ersten.“ Erklärte Geralt, ich stand noch immer leicht unter Schock und es schien alles ein wenig entfernt zu sein.

„Ihren ersten? Was meinst du damit?“ wollte Milton wissen. Geralt nahm ein weiteres Tuch und ich spürte wie er damit mir das Blut aus dem Gesicht wischte. „Toten. Genau mittig zerteilt.“ Erklärte Geralt genauer. „Oh. Oh! Aber warum war sie draußen? Ich hatte doch extra die Tür verschlossen!“ mischte sich Palmerin ein. „Warum?“ flüsterte ich leise.

„Eine Frau hat in einem Kampf nichts zu suchen!“ entrüstete sich Palmerin. „Es ist viel zu gefährlich, laut und dreckig. Eine Frau sollte, …“ sprach er weiter. „Eine Frau sollte was? Zuhause bleiben, kochen und Kinder kriegen? Ich war acht Jahre lang beim Militär, ich war 8 Jahre Soldat, ich habe nur nie selbst einen umbringen müssen!“ entgegnete ich hart. „Bei allem Respekt, Sir Palmerin, eine Frau kann mehr als nur hübsch aussehen!“ fuhr ich fort. „Ich hatte nur nicht damit gerechnet heute jemanden zu töten, ich wollte sie nur außer Gefecht setzen.“ Flüsterte ich dann.

Palmerin schnappte nach Luft, er hatte scheinbar nicht mit solchen Widerworten gerechnet. „Sie hat recht, Palmerin. Ich kenne einigen Frauen, die dich für eine solche Aussage in der Luft zerreißen würden.“ Unterstützte mich Geralt. Dankbar sah ich ihn an.

„Bist du verletzt worden?“ wechselte Milton das Thema. „Nein, mir geht es soweit gut.“ Antwortete ich ihm. Geralt goss mir noch ein wenig Alkohol ein, diesmal trank ich ihn langsamer. Geralt drückte mir noch einmal die Schulter und wandte sich dann an die beiden Ritter. „Also, sagt ihr mir nun, warum ihr hier auf mich gewartet habt?“ wollte er von ihnen wissen. Neugierig schaute ich auf, obwohl ich wusste, was jetzt kommen würde.

Das offizielle Schreiben der Herzogin wurde hervor geholt und vorgelesen. Anschließend lagen alle Augen erwartungsvoll auf Geralt. „Ich hätte vorher gerne noch ein paar Informationen. Gibt es Zeugen?“ wollte der Hexer wissen. „Ja, wir haben einige Zeichnungen, aber die Augenzeugen widersprechen sich alle.“ Bekam er zur Antwort und die Skizzen wurden auf den Tisch gelegt. Geralt besah sie sich. Ich nutzte ebenfalls die Gelegenheit, die Bilder genauer zu betrachten. Ich kannte sie zwar schon grob, aber sie in die Hand nehmen zu können war noch mal etwas anderes. Das was im Spiel mehr wie ein Zeichnung eines Sleendermen aussah, konnte ich jetzt mit meinem Wissen, etwas Fantasie und leicht zugekniffenen Augen eher Dettlaff zu ordnen. Es könnte er sein, in menschlicher Gestallt, aber mit langen Krallen. Das andere könnte er in seiner wahren Gestalt sein. Aber ich denke nicht, dass er zugelassen hat, dass ihn so jemand sah.

„Hm, ich habe noch nie so etwas gesehen.“ Murmelte Geralt. „Das soll alles ein und dieselbe Kreatur sein?“ fragte ich. Milton und Palmerin nickten, „Angeblich schon. Aber es gibt keinerlei Übereinstimmungen.“

„Bis auf die dunkle Farbe.“ Mischte ich mich ein. „Ich kenne mich damit zwar nicht aus, aber gibt es vielleicht Kreaturen, die die Gestalt wechseln können? Und dieses hier, es könnte aussehen als hätte es Tentakel, aber könnte es nicht auch sein, dass es sich auflöst?“ versuchte ich Geralt ein wenig in die richtige Richtung zu stoßen.

„Hm, interessante Theorie. Aber spontan fällt mir dazu nichts ein. Aber ich werde den Auftrag annehmen.“ Meinte Geralt. Es war doch zum Haare raufen, einer seiner engsten und besten Freunde war ein wahrer höherer Vampir und ihm fällt spontan nichts ein, was solche Fähigkeiten hatte?

Dann musste ich es später vielleicht noch einmal versuchen. „Gut, dann können wir ja gleich aufbrechen, oder?“ fragte ich hoffnungsvoll. „Nein, ich denke es wäre besser, wenn nur Geralt uns begleitet.“ Meinte Palmerin. Was! „Aber warum? Ich habe doch bewiesen, dass ich nicht wehrlos bin und kämpfen kann. Und Geralt denk dran was ich dir gestern erzählt habe, das könnte doch nützlich sein!“ bettelte ich.

„Nun ja, als kämpfen würde ich dieses Rumgefuchtel mit einem Schwert nicht gerade nennen, aber du hast dich wacker geschlagen. Und ja, es könnte nützlich sein.“ War die Antwort von Geralt. Ich grinste. „Aber, …“ wollte Palmerin widersprechen. „Wir könnten es auch als offiziellen Vertrag machen, Geralt. In einigen Wochen erwarte ich einen Boten, dann kann ich dich bezahlen. Einige Münzen könnte ich dir gleich geben!“ unterbrach ich den Ritter direkt. Geralt schmunzelte.

„Tut mir leid Palmerin, aber Eve hat die besseren Argumente.“ Meinte er. Ich jubelte innerlich. „Für den Anfang reicht es, wenn du deine Ausgaben unterwegs selber decken kannst. Über das andere sprechen wir dann.“ Sagte er dann noch zu mir. Ich nickte, „Danke Geralt!“ freute ich mich.

Dann hieß es packen. Meine Sachen waren schnell verstaut und ich nutzte die Gelegenheit und kümmerte mich um Lalin. Er war froh, dass es mir wieder gut ging. Shady hingegen nutzte die Chance und ruhte sich noch ein wenig aus. Die Reise würde lang werden und er wollte die meiste Strecke selbst laufen. Er wollte, dass wenn er seine Eltern wieder fand, sie stolz auf seine Leistung wären. So argumentierte er zumindest. Ich hingegen ging eher davon aus, dass er zu stolz war, sich tragen zu lassen.
 

Milton und Palmerin waren Anfangs nicht sehr begeistert darüber das ich mit kam, aber im laufe der Zeit tauten sie mir gegenüber wieder auf. Die Reise war recht ereignislos geblieben. Klar erregte unsere kleine Reisegruppe fast überall Aufmerksamkeit, aber je weiter wir Richtung Süden kamen, desto weniger wurde es. Näher an Toussaint waren die Menschen wahrscheinlich eher an den Anblick von fahrenden Rittern gewöhnt. Wo immer es möglich war, übernachteten wir in einer Herberge, ansonsten blieben für das Nachtlager nur Ruinen und andere ruhige Plätze.

Auch das Wetter wurde immer besser. Die Sonne schien kräftiger zu sein und der Regen wurde seltener.

Als wir jedoch die Jaruga erreichten, versuchten Palmerin und Milton mich davon zu überzeugen, die kleine Gruppe doch zu verlassen und alleine weiter nach Rivien zu reiten. Schließlich wäre es nicht mehr weit und auch nicht mehr allzu gefährlich. Trotz ihrer guten Argumente, ließ ich mich nicht von meinem Plan abbringen, sie nach Toussaint zu begleiten. Aber da Geralt um meine Fähigkeit wusste, mit Monstern sprechen zu können und mich zwischendurch auch zu dem Schwert befragt hatte, blieb er auf meiner Seite und unterstützte meine Idee, ihn zu begleiten.

Es war ihm in der Siedlung natürlich nicht entgangen, das sich mein Schwert verwandelt hatte, und er hatte mich einige Tage später in einer ruhigen Minute darauf angesprochen gehabt. Ich erzählte ihm dann doch von dem Magier, der mich am Flüsterhügel angegriffen hatte und wie ich von der Fähigkeit des Schwertes erfahren hatte.

Ansonsten verlief die Reise relativ ruhig. Wir begegneten unterwegs einigen nilfgaardischen Trupps, die uns allerdings glücklicherweise in Ruhe ließen. Wir trafen auch auf einige Monster, durch Shady konnten wir mit den Wölfen in Verhandlung treten, so das wir sie nicht töten mussten, doch andere gefährlichere Monster, wie Wyvern, Ertrunkene und Nekker ließen nicht mit sich reden. So stellte Geralt des Öfteren seine Fähigkeiten unter Beweis und selbst die Ritter ließen sich nicht lumpen und griffen beherzt in den Kampf ein.

So kamen wir endlich in Toussaint an. Wir näherten uns den ersten Gebäuden, als plötzlich ein Ritter in voller Montur, nebst Lanze, auf eine Windmühle zuritt. Die Szene kam mir unangenehm vertraut vor und das nicht nur aus der Geschichte Don Quijote.

Wie vorausgeahnt, kam kurze Zeit später der Riese durch die Mühle gesprungen. Er riss das Gebäude durch seine schiere Masse einfach mit um. Sofort trieb Geralt seine Plötze an und auch Palmerin und Milton eilten in den Kampf. Ich jedoch blieb außer Reichweite, der Kampf lag eindeutig über meinen Fähigkeiten. Sobald der Riese Golyath besiegt war, wurde uns der Ritter vorgestellt. Guillaume de Launfal, der Neffe von Palmerin. Bevor er sich verabschiedete um sich ein anderes Monster zu suchen, das er bezwingen könne, gab er den Hinweis, das es bereits ein drittes Opfer des Biestes gab. Auch Palmerin verabschiedete sich, er wollte die Herzogin über Geralts Ankunft informieren. So ritten Geralt, Milton und ich zum Flussufer.

Bei der Hütte des Fischers ließen wir unsere Pferde stehen und gingen den Rest zu Fuß. Milton sagte zwar nichts, dass ich mit kam, aber sein missfallen konnte man auch so erkennen.

So hübsch die Gegend im Spiel auch war, so sehr stank der Unrat, der sich am Ufer angesammelt hatte. Das würde sich wohl bei keiner größeren Stadt, egal in welcher Welt ändern. Ich passte doppelt auf, nirgendwo hängen zu bleiben und zu stürzen, schließlich wollte ich mich nicht an einem rostigen Nagel oder einer Scherbe verletzen.

Als die Monster auftauchten, wich ich mit Shady zurück. Gegen die verschossenen Stacheln, könnten wir nichts entgegen setzen. Es dauerte eine Weile, aber dann hatten Milton und Geralt die Kreaturen besiegt und wir machten uns an die Spurensuche. Ich wusste das wir hier nicht wirklich etwas fanden, außer das Blut und die Bootsspur. Geralt tauchte in das verdreckte Wasser und fand noch das Taschentuch mit den Initialen von De la Croix. Als wir uns auf dem Weg zur Taverne machten um den Inhaber zu befragen, zogen wir viele Blicke auf uns, zum einem Geralt mit seinen Katzenaugen und ich als Frau in Hosen, so etwas sah man in einem solch Traditionsbewussten Land wie Toussaint, vermutlich äußerst selten. Hier schienen die Frauen alle Kleider zu tragen.

Als wir uns zu den Männern an den Tisch setzten, wurde mir unangenehm bewusst, das ich mich seit längerem nicht mehr richtig waschen konnte, doch neben Geralt schien das zum Glück kaum aufzufallen. Ich sollte Versuchen möglichst bald ein Bad zu nehmen, oder zumindest ein sauberes Gewässer finden, in dem ich den Dreck von mir spülen konnte.

Shady musste in der Zeit draußen warten, Tiere waren in der Taverne nicht zugelassen und als wir wieder rauskamen, hatte er viele Bewunderer um sich stehen. Die meisten hielten ihn für eine exotische Hunderasse, doch es gab auch welche, die ihn als Wolf erkannten. Doch diese waren durch dem Umstand verwirrt, das er ein Halsband trug.

Shady war allerdings sehr froh als wir weiter ritten. Ich folgte Geralt zu seinem künftigen Weingut, bald hörten wir den Kampflärm. Wir beschleunigten unsere Pferde, doch wie auch im Spiel kamen wir zu spät um den Wachen zu helfen. Geralt untersuchte die toten Körper und folgte der Spur. Als wir zu dem Eingang des Weinkellers kamen, zog Geralt eine Phiole hervor und trank sie aus. „Du bleibst hinter mir. Wir haben es mit einem Vampir zu tun!“ befahl er mir. Ernst nickte ich, gegen eine Bruxa wollte nicht antreten.

Leise schlichen wir uns durch den Gang, in dem halbdunkel konnte ich kaum etwas erkennen, als wir zu dem letzten Raum kamen, der in dem die Leiche aufbewahrt wurde, blieb Geralt am Gitter stehen.

„Du bleibst hier! Ich will dich da unten nicht sehen.“ Forderte er und zog das Gitter hinter sich zu. Die Bruxa schaute auf, als sie scheinbar das Klicken gehört hatte. Ich konnte sie aufgrund der Raumaufteilung nur schwer erkennen.

Der Kampf war unvermeidbar, sie wollte nicht friedlich gehen. Ihr Kreischen ließ selbst mir die Ohren klingeln und dabei war ihr Schallangriff noch nicht einmal auf mich gerichtet. Shady jaulte gequält und versteckte seinen Kopf unter seinen Pfoten. ~Stopp! Du musst nicht kämpfen!~ versuchte ich noch in den Kampf einzugreifen.

Ich wusste nicht, ob es bei ihr auch funktionieren würde, aber zumindest stoppte sie in ihrer Bewegung und drehte sich verwirrt zu mir um und starrte mich durch das Gitter an. Geralt nutzte leider diese Gelegenheit und schlug ihr mit einem Hieb den Kopf ab.

Angewidert verzog ich das Gesicht, „Musste das sein? Vielleicht wäre sie doch noch friedlich gegangen.“ Meckerte ich ihn an. Doch der Hexer schüttelte den Kopf, „Dafür war es schon zu spät.“ Er wandte sich ab und ging auf den Leichnam des Ritters zu. Er fing mit seiner Untersuchung an. Ich nahm die Hand von Dettlaff und begutachtete sie. Sie war wirklich noch warm und Blut tropfte aus ihr, als sie jedoch auf einmal anfing zu zucken, hätte ich sie beinahe fallen lassen.

„Dieser Ring, er sieht merkwürdig aus.“ Meinte ich zu Geralt. Er besah sich ihn, „Hm, ein seltsames Metall, ich habe es noch nie gesehen.“ Murmelte er.

Frustriert wollte ich aufheulen, das war der Ring von Regis, wollte Geralt tatsächlich behaupten, er hätte ihn nie an ihm gesehen?

„Hier werden wir nichts weiter finden, wir sollten die Herzogin aufsuchen.“ Meinte er, als er den Geldsack aus dem Hals des Opfers gezogen hatte. Ich nickte und stimmte ihm zu. „Aber werden wir so einfach zu ihr gelangen?“ fragte ich ihn. „Sicherlich, schließlich hatte sie nach mir gerufen.“ Meinte er leicht hin. Ja ihn, aber nicht mich. Geralt verstaute die Geldbörse und die Hand und führte uns wieder aus dem Keller. Das helle Sonnenlicht blendete, als wir wieder auf den Hof traten. Geralts Augen schienen sich schneller anzupassen, denn nur wenige Augenblicke später pfiff er nach Plötze.

Ich kicherte, als ich sie muren hörte, das sie doch kein Hund sei, sie würde auch so kommen.

Geralt sah mich nur ausdruckslos an, er ahnte vermutlich, das es daran lag, das eines der Pferde oder Shady etwas gesagt hatte.

Dies war auch unterwegs schon so gewesen. Plötze kommentierte die Reitkünste von Geralt, oder wollte ihn auf eine Spur aufmerksam machen, die er nicht gesehen hatte. Teilweise fungierte ich als Übersetzer, aber manchmal konnte ich einfach nur lachen. Ich denke Palmerin und Milton haben mich deswegen auch immer so angeschaut, als wäre ich verrückt geworden.
 

Das Turniergelände war nicht weit und bald hatten wir es erreicht. Wir ließen die Pferde zurück, damit wir mit ihnen nicht durch das Gedränge mussten und gingen den Rest des Weges zu Fuß. Palmerin saß, wie von mir erwartet, in der Nähe der Arena und erzählte den Kindern Geschichten über die Abenteuer der fahrenden Ritter. Ich blieb ein wenig zurück, als sich Geralt näherte und von Palmerin den Kindern vorgestellt wurde. Auf die Frage der Kinder, ob das gute immer gewinnt, antwortete er, das manchmal das gute und manchmal das Böse gewinnt, danach erklärte er ihnen Geduldig, warum es sich trotzdem lohnt gut zu sein.

Wir folgten dann Palmerin zu der Arena. Geralt entdeckte den Glumaar und hielt eine kleine Predigt darüber, wie gefährlich diese sein können und nichts in einer Arena vor Zuschauern zu suchen hatte. Palmerin tat dies schulterzuckend ab und führte uns weiter.

Doch bei der Treppe, die zu den Rängen führte, wurde ich aufgehalten. Geralt und Palmerin durften passieren, aber ich nicht.

„Sie gehört zu mir!“ protestierte Geralt. „Die Einladung gilt nur dem Hexer. Die edle Herrin war eindeutig. Nur der Hexer, keine Begleitung!“ Widersprach die Wache. „Ist schon in Ordnung, Geralt.“ Ich holte das Schemata aus einer kleinen Tasche in der ich einige Münzen und anderes Kleinkram mit mir trug. Ich reichte es ihm. „Wie versprochen. Das andere klären wir später. Ich werde dich finden. In der Zwischenzeit werde ich mich einfach hier ein bisschen umsehen.“ Versuchte ich einen Streit zu verhindern.

„Komm schon Geralt, der Kampf hat angefangen, lass uns zusehen.“ Drängelte Palmerin. Natürlich war er gespannt, wie sein Neffe sich schlagen würde. Geralt nickte. „Gut, bis später Eve.“ Verabschiedete er sich. Ich hob meine Hand zum abschied und machte mich auf den Weg zurück zu Lalin. Ich würde schon einmal zu den Palastgärten reiten, sie waren riesig und ich hoffte, das ich vor Dettlaff beim Gewächshaus ankommen würde.
 

Mein Weg führte mich an verschiedenen Händlern vorbei, wobei ich einigen Ausweichen musste, da sie schon recht aggressiv ihre Waren anboten. Erleichtert atmete ich auf, als ich die Menge hinter mir lassen konnte. Gemächlich ritt ich den Berg zum Palas hinauf, ein wenig Zeit hatte ich noch und ich wollte keinen Verdacht auf mich lenken, in dem ich durch die Straßen preschte. Ich fiel auch so schon genügend auf.

Ich ließ Lalin dort stehen, wo auch die Herzogin und Geralt ihre Pferde später zurück lassen würden. Ich verschaffte mir einen kleinen Überblick. Die Hasenjagd hatte noch nicht angefangen und ich versuchte mich zu erinnern, wo die Gewächshäuser lagen. Mit einer groben Richtung im Kopf, folgte ich den geschwungenen Pfaden.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich schließlich das richtige Gewächshaus gefunden hatte. Ich umrundete es und es gab zum Glück noch keinen Hinweis darauf, das Dettlaff oder Geralt bereits hier gewesen waren. Der verschwommene weiße Fleck hinter der Glasscheibe bewegte sich noch und ich atmete erleichtert auf. Doch ich fragte mich, ob ich es wagen sollte, das Gewächshaus schon zu betreten.

Ich ging um das Gewächshaus herum. Ich hörte wie Milton sich im Inneren bewegte. Auf der anderen Seite des Gebäudes, hinter einer Hecke versteckt, fand ich einen Haufen mit Gerümpel. Er schien nichts Interessantes zu beinhalten, außer ein Würstchen, das sich Shady so gleich schnappte. Auch ein trockenes Brot lag herum. Lalin hätte sich sicherlich darüber gefreut gehabt, aber ich würde es nicht mitnehmen. Dafür fiel mein Blick auf ein schmales Stück Blech. Mit etwas Geschick könnte ich damit vielleicht das Schloss öffnen. Ich nahm es auf und bog es ein wenig zurecht.

Leider hatte ich nicht daran gedacht Handschuhe anzuziehen und das Blech hatte scharfe Kanten und so kam es wie kommen musste, ich rutschte ab und schnitt mir in den Finger.

Es blutete ein wenig und ich bedeckte die Stelle mit meinen Lippen. Sofort wurde der Schmerz weniger, aber der kupferartige Geschmack von Blut verbreitete sich auf meiner Zunge. Daher nahm ich die Hand vom Mund weg und übte mit den Daumen Druck auf die Wunde aus, damit sie aufhören würde zu bluten.

Als ich mir sicher war, dass der Blutfluss, so gering er auch gewesen sein mag, gestoppt hatte, wischte ich mir das Blut vom Finger ab und ging zurück zum Gewächshaus. Ich schob das Blech in den Türspalt und schob es hin und her, auf und ab. Immer am Schloss entlang bis es irgendwann endlich klickte und der Riegel zurück sprang. Ich warf das Metallstück in das Fass, das nur wenige Schritt entfernt stand und drückte die Klinge herab.

Verwundert wirbelte Milton herum, „Oh so schnell gefunden?“ fragte er erstaunt, ehe er mich erkannte. „Eve was machst du denn hier?“ er schien wirklich überrascht zu sein mich zu sehen. „Sir Milton. Ich hatte mich nur ein wenig umgesehen.“ Flunkerte ich lächelnd. „Eine hübsche Maske trägst du.“ Grinste ich.

„Das ist das traditionelle Kostüm für die jährliche Hasenjagd!“ mokierte er sich und streckte stolz die Brust heraus. „Wo hast du Geralt gelassen?“ fragte er mich dann, ich zuckte mit den Schultern. „Er ist bei der Herzogin. Sie haben mich auf dem Turniergelände nicht auf die Tribüne gelassen, hatte keine gültige Einladung. Daher dachte ich, ich schau mich mal ein wenig um und dann habe ich dich gefunden.“ Erklärte ich.

Doch plötzlich fing Shady an zu knurren. Er starrte auf die Tür, die Richtung Ufer zeigte. Er war in Angriffsstellung gegangen und sein Nackenfell war gesträubt. ~Shady? ~ fragte ich ihn still. ~Da kommt etwas. Etwas Gefährliches. ~ warnte er mich, doch auf einmal entspannte er sich, ging in eine Ecke und rollte sich gähnend ein. Verwirrt sah ich dem ganzen zu, bis mir ein Schatten an der Tür auffiel. Das musste Dettlaff sein, dachte ich. Er konnte Tiere und Bestien beruhigen und er schien es gerade mit Shady gemacht zu haben. „Es kommt wer, versteck dich. Dann ist es nicht zu einfach für deinen Jäger.“ Schlug ich Milton schnell vor. Es wäre schön, wenn ich es schaffen würde, dass der Ritter überleben würde, aber was würde der Vampir sagen, wenn er ihn nicht sofort sah.

Milton hockte sich tatsächlich hinter einige Blumenkübel, doch ich hatte keine Zeit mehr mir ein wirkliches Versteck zu suchen. Ich huschte hinter eine Staude, als Dettlaff gerade den Türgriff mit so viel Kraft bediente, dass das Schloss einfach nachgab.

„Wo bist du?“ konnte ich ihn fragen hören. Verdammt, er hatte uns bestimmt reden hören, fiel es mir ein. Er blickte sich in dem Raum um, ich schluckte als ich in sein Fledermausähnliches Gesicht sah. Ich sah wie seine Nase zuckte und er ein Lächeln formte, das seine Reißzähne deutlich zeigte. Doch er ging nicht auf Milton zu, wie ich befürchtet hatte, sondern er kam in meine Richtung.

Ich schrie erschrocken auf, als seine langen Krallen die Staude zerschnitten, hinter der ich stand. Er starrte auf meine Hand, vorsichtig folgte ich seinem Blick. Verdammter Mist, an meiner Fingerspitze hing ein winzig kleiner einzelner Blutstropfen. Natürlich kam der Vampir erst zu mir.

„Verschwinde Weib. Ich bin nicht wegen dir hier!“ knurrte er, doch ich wagte es nicht mich zu bewegen. Doch mein erschrockener Schrei und auch seine Warnung lockten Milton aus seinem Versteck.

„Lass sie in Ruhe!“ rief er todesmutig. Er hatte nur einen alten Besen in der Hand, schließlich sah das Hasenkostüm keine Waffen vor. Grinsend drehte er sich zu dem Ritter um, „Da bist du.“ Er schritt auf Milton zu. „Das Biest!“ keuchte dieser. „Eve lauf! Ich werde es aufhalten!“ rief er dann zu mir. Dettlaff sah mich über die Schulter an, „Du solltest hier wirklich verschwinden. Ich muss nur ihn töten!“ warnte er mich noch einmal.

Ich konnte das nicht zulassen, „Nein du solltest lieber gehen. Es wurde ein Hexer her beordert, wegen dir!“ wollte ich ihn ablenken. Doch der Vampir lachte nur.

Milton wollte seine Chance nutzen und hieb mit dem Besenstil nach Dettlaff. Knurrend wandte sich dieser zu dem Ritter und verpasste ihm einen Schlag, so dass er zu Boden geworfen wurde. Der Vampir ging die paar Schritte zu dem Ritter. Dettlaff ließ seine wieder Krallen wachsen, ich musste was tun, so sollte es nicht enden. Ich zog mein Schwert und flüsterte die Formel. Ich konnte sehen wie Dettlaffs spitze Ohren zuckten, er hatte also gehört, wie ich eine Waffe zog und lauschte scheinbar auf mein weiteres Vorgehen.

Doch ich überlegte nicht lange und stürmte auf den Vampir zu. Ich holte zum Schlag aus und hoffte, dass ich ihn treffen würde.

Doch ehe ich überhaupt zuschlagen konnte, hatte er mir das Schwert schon aus der Hand geschlagen.

Scheppernd rutschte es über den Steinboden.

Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich sprang zwischen Dettlaff und Milton, auch wenn es vielleicht das dümmste war was ich tun konnte. Sein Blick bestätigte meine Vermutung. „Bitte, du musst das doch nicht tun!“ flehte ich.

Sein Blick veränderte sich ein wenig, „Doch ich muss! Es ist der einzige Weg!“ grollte er. „Aber wenn du dich mir in den Weg stellst, muss du leider auch sterben!“ seine Stimme verriet, dass er das eigentlich gar nicht wollte. Er holte aus, wie in Zeitlupe sah ich seine Krallen auf mich zukommen. Ich hob schützend die Arme und drehte mich ein wenig weg, aber es wäre nutzlos, ich wäre so oder so tot. ~Stopp! Nicht, bitte! ~ flehte ich gedanklich. Es war eher als Gebet an die Götter gedacht gewesen, doch scheinbar hatte der Vampir meinen gedanklichen Ruf aufgefangen.

Als ich seinen Schlag nicht spürte, öffnete ich langsam die Augen. Er starrte mich verblüfft an, ehe er mich am Kragen packte und mich näher zog. „Wer bist du?“ knurrte er. „Eve! … Aus Rivien. … Eve aus Rivien!“ stotterte ich hastig in meiner Angst. Er verengte die Augen noch mehr, „Was bist du Eve?“ wollte er wissen, seine Stimme klang dunkel und drohend. Seine Augen huschten über mein Gesicht und er schien zu schnuppern? „Ein Mensch!“ antwortete ich schnell.

Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch die Tür wurde aufgestoßen. Ein Blick verriet das es Geralt war. Dettlaff warf mich dem Hexer entgegen und eilte aus der anderen Tür hinaus. Geralt schob mich von sich runter und hetzte dem Vampir hinterher.

Ich schnappte mir meine Klinge und rannte ebenfalls los. Doch im Gegensatz zu den Beiden, konnte ich nicht über das Geländer springen. Ich würde mir bei der Landung nur die Beine oder schlimmeres brechen. So musste ich einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Aber glücklicherweise wusste ich noch ungefähr, wo die beiden langlaufen würden. Ich hetzte erst den einen Hügel hinab und sprang über den kleinen Bach.

Ich musste bei dem kleinen Anlegesteg den Trägern und Waren ausweichen, die sich dank Geralt am Boden befanden. Die Wache rief irgendwas, doch ich hatte keine Muse mich darauf zu konzentrieren.

Dann ging es den Hang wieder hoch, er war recht steil und ich war nicht so schnell wie ich es mir erhofft hatte. Ich war gerade an dem kleinen Türmchen und unter der Brücke durch, als ich sah, wie Geralt bereits auf den Fässern landete. Ich fluchte und bog vom Weg ab. Ich lief direkt am Hang entlang, statt wie Geralt und Dettlaff weiter auf dem Weg. Ich stand jetzt vor dem Mauerrest, von dem aus, der Hexer auf den Mast des Bootes gesprungen war. Diese Leistung würde ich ihm nicht nachmachen können, aber ich konnte schwimmen und soweit ich mich erinnerte gab es dort unten im Wasser auch keine Monster. Geralt kletterte bereits auf den Pier, ich musste mich also beeilen.

Ich steckte das Schwert ein und suchte mir eine geeignete Absprungstelle.

Ich sprang, das Boot verfehlte ich zum Glück. Ich tauchte tief in das Wasser ein und als ich die Augen öffnete, um mich zu orientieren sah ich, wieviel Glück ich wirklich hatte. Dort im Wasser lagen Teile des vermutlich ursprünglichen Palastes. Sie müssen irgendwann abgerutscht und ins Wasser gestürzt sein.

Doch ich hatte keine Zeit mich umzusehen. Mit kräftigen Stößen tauchte ich wieder auf. An der Wasseroberfläche wieder angekommen holte ich tief Luft und kraulte dann an die andere Uferseite. Zum Glück gab es dort eine Treppe. Ich hievte mich hinauf und stieg aus dem Wasser.

Die entsetzten Rufe der Leute ignorierte ich, mein Herz raste und mein Atem ging keuchend, als ich endlich das alte Lagerhaus erreichte. Ich lauschte kurz, doch es waren keine offensichtlichen Kampfgeräusche mehr zu hören.

Ich öffnete die Tür und sah gerade noch wie eine rötliche Rauchwolke durch das Dach verschwand. Regis stand bei Geralt und beide starrten mich an. Ich starrte jedoch auf Regis Brust, wo sich eben noch die letzte Hautschicht gebildet hatte. Regis Hand legte sich schnell über die Stelle, um sie zu verdecken.

„Huh, das sah merkwürdig aus.“ War das einzige was mir dazu einfiel. „Eve!“ rief Geralt. „Was machst du hier?“ wollte er wissen. Regis sah leicht unbehaglich aus. „Ich bin euch gefolgt, ihr wart ganz schön schnell.“ Antwortete ich ihm. Ich konnte meinen Blick jedoch immer noch nicht von Regis nehmen. „Du bist uns gefolgt? Bist du verrückt geworden? Du hattest Glück, dass er dich nicht schon im Gewächshaus umgebracht hat!“ regte der Hexer sich auf. „Was hast du dort überhaupt gemacht?“ wollte er dann noch wissen.

Ich zuckte zurück, auf der Reise hierher, war er niemals laut mir gegenüber geworden. „Ich, … ich wollte doch nur helfen.“ Stotterte ich leise. „Geralt, so behandelt man doch keine Dame!“ tadelte der Vampir den Hexer. Ich sah ihn überrascht an. „Guten Abend, ich bin Emiel Regis Rohellec Terzieff-Godefroy, aber ich bevorzuge Regis. Ich bin ein alter Freund des Hexers Geralt.“ Stellte er sich vor. Er deutete sogar eine leichte höffliche Verbeugung an.

„Ich bin Eve.“ Antwortete ich unbeholfen. „Also Eve, warum bist du Geralt gefolgt?“ wollte er wissen. „Ich dachte, ich könnte vielleicht helfen.“ Gab ich leise zu. Neben Regis kam ich mir wie ein dummes unbedeutendes Kind vor. Er war so viel älter, erfahrener und gebildeter. Geralt seufzte, „Eve, hör mal, ich weiß das du denkst das du dich verteidigen kannst. Aber er ist kein Mensch!“ rügte der Hexer mich. Ich nickte nur, „Aber er sagte, er wolle mich nicht töten, dass er nur wegen Milton da war.“ Rechtfertigte ich mich ein wenig. „Das hat er gesagt? Hat er noch etwas gesagt?“ wollte Geralt überrascht wissen. „Ja, er sagte er müsse ihn umbringen. Dass es keinen anderen Weg gäbe.“ Antwortete ich ihm.

„Ich wusste Dettlaff hatte sich in Schwierigkeiten gebracht.“ Mischte sich Regis nun ein. „Dettlaff? Du kennst ihn? Ist er dein Freund?“ wollte der Hexer noch überraschter wissen. Regis nickte, „Ja, er hat mich damals gefunden und mich sozusagen gerettet.“ Gab Regis zu, ich konnte sehen, dass er scheinbar noch viel mehr sagen wollte, aber vermutlich nicht zu viele Informationen vor mir preisgeben wollte. „Regis, ich bin froh dich lebend zu sehen. Ich hatte nie die Chance mich zu entschuldigen. Es war alles meine Schuld.“ Entschuldigte sich Geralt bei dem Vampir. Dieser setzte sich auf die Treppe.

„Das musst du nicht Geralt. Es ist vorbei. Niemand hat mich gezwungen, dich auf diese Expedition zu begleiten.“ Beruhigte Regis den Hexer. „Und Dettlaff hat dich gerettet? Du schuldest ihm dein Leben?“ fragte Geralt, auch er schien gewisse Informationen auszulassen, die er mir wohl nicht geben wollte. Er konnte schließlich nicht wissen, dass ich darüber Bescheid wusste. „Nein, ich schulde ihm so viel mehr. Wir sind Blutsbrüder. Daher weiß ich auch, dass etwas nicht stimmt.“ Erklärte Regis.

„Dann bist du wie er? Wie dieser Dettlaff?“ warf ich vorsichtig ein. Regis seufzte, „Ich hatte gehofft, dass du es nicht mitbekommen hättest. Aber ich bin erstaunt, dass du nicht sofort davon läufst und nach den Wachen schreist.“ Sprach er leise zu mir. Auch Geralt war angespannt, bereit seinen Freund zu verteidigen. „Da du mir nichts tust, warum sollte ich schreiend davon laufen?“ fragte ich ihn unschuldig. Er sah erstaunt auf. Ich zuckte mit den Schultern, „Nur weil du anscheinend kein Mensch bist, heißt das noch lange nicht das du ein Monster bist. Ich vertrete die Ansicht, tust du mir nichts, tu ich dir auch nichts.“ Erklärte ich mich.

Das brachte den Vampir zum Lächeln. Allerdings eines, das nicht seine Zähne zeigte. „Welch seltene Ansicht, unter den Menschen.“ Freute er sich. Ich lächelte nur. Im LARP spielte ich ein nichtmenschliches Wesen und konnte daher gut nachvollziehen, wie Anderlinge sich hier fühlen müssen.

„Ich denke ich verstehe, warum du und Geralt zusammen unterwegs seid.“ Vermutete er.

„Eigentlich war es Zufall das wir uns trafen. Wir hatten dasselbe Reiseziel.“ Erklärte Geralt. „Ja, ja, die Wege des Schicksals sind unergründlich. Nicht wahr mein Freund?“ sinnierte der Vampir. „Aber ich denke, diese Gespräche sollten wir auf später verschieben. Ich muss nach Dettlaff suchen und heraus finden, was ihn zu diesen Taten brachte.“ Wechselte er das Thema.

„Und was wirst du dann machen?“ wollte der Hexer wissen. „Ich werde ihn davon überzeugen, dass sein Weg der falsche ist.“ Antwortete Regis. „Du weißt, wenn ich ihn vor dir finde, …“ Geralt beendete seinen Satz nicht. „Geralt, er ist ein guter Kerl, er wird nicht ohne Grund töten. Lass uns zusammen nach ihm suchen und in der Zwischenzeit werde ich versuchen dich davon zu überzeugen. Schließlich lautet dein Auftrag, das Biest am Töten zu hindern und nicht es abzuschlachten, oder?“ fragte Regis. „Unterm Strich schon, ja.“ Gab Geralt zu.

„Sehr schön. Ich habe Quartier auf dem Mère-Lachaiselongue-Friedhof bezogen. Kommt mich dort besuchen.“ Bat er. Draußen hörte man das Getrappel von Pferden und das Rufen von Männern. „Das muss der herzogliche Suchtrupp sein, sie müssen mir gefolgt sein.“ Murmelte Geralt.

„Ich sollte gehen, es wäre nicht gut, wenn die Männer der Herzogin mich hier sehen.“ Verabschiedete sich Regis und verschwand wie Dettlaff in einer Nebelwolke.

Und tatsächlich wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgestoßen und ein Trupp Ritter kam herein gelaufen.

„Hexer, wir kamen so schnell uns die Pferde trugen, doch sie waren wohl nicht schnell genug! Wo ist das Biest? Sprich?“ forderte der Erste. „Wir sind noch dabei, diesen Ort zu untersuchen. Zieh deine Männer zurück, bevor sie alle Spuren zertrampeln.“ Erklärte Geralt.

„Wer wir?“ fragte der Ritter verwirrt. „Ich und meine Begleitung. Eve.“ Er deutete mit dem Kopf auf mich. Ich hob eine Hand und winkte ihm leicht zu. „Oh, wie kommt sie hier her und warum ist völlig durchnässt?“ wollte der Ritter dann wissen. „Sie ist mir und dem Biest gefolgt, vermutlich schwimmend.“ Zuckte Geralt mit den Schultern.

„Beim Majoran, schwimmend? Aber das erklärt warum der Hund die Pferde hierher geführt hatte.“ Warf ein anderer ein. „Shady?“ rief ich überrascht aus und tatsächlich drängelte er sich zwischen den Männern durch und lief auf mich zu, er sprang immer wieder an mir hoch und fragte wie es mir geht und entschuldigte sich dafür, dass er mir nicht geholfen hatte.

„Ist doch gut Shady.“ Beruhigte ich ihn. „Dann sollten wir den Hexer wohl seine Arbeit machen lassen. Abzug Männer!“ Die Männer verschwanden durch die Tür und ließen uns alleine. Sie hatten kein Wort über Milton gesagt und ich hoffte, dass es bedeuten würde das er noch am Leben war.

„Musst du wirklich noch nach Spuren suchen?“ fragte ich den Hexer dann. Er schüttelte den Kopf, „Nein, aber das müssen die Ritter ja nicht wissen, wer weiß auf welche Ideen sie sonst kommen würden.“ Erklärte er. Ich nickte, „Ok, dann schlage ich vor, du kümmerst dich um deine Verletzungen und ich ziehe mir etwas trockenes an?“ schlug ich ihm vor.

„Ich werde dich eh nicht los, oder?“ fragte er eher scherzhaft. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde dir helfen. Mit meiner Fähigkeit werde ich vielleicht mehr heraus bekommen. Es gibt schließlich viele Tiere die frei durch die Stadt streifen und vielleicht etwas gesehen haben. Dieser Dettlaff wird ja sicherlich auch irgendwo Unterschlupf gesucht haben.“ Grinste ich.

„In Ordnung. Aber du wirst keine unnötigen Risiken mehr eingehen, ist das klar?!“ forderte er. „Einverstanden.“ Bestätigte ich. Dann ging ich kurz zu Lalin und suchte mir trockene Kleidung aus der Satteltasche. Als ich das alte Lagerhaus wieder betrat kniete der Hexer nahe der Tür. Er schien bereits einige Tränke zur Regeneration geschluckt zu haben und wartete nun die Wirkung ab.

Ich ging so weit ins Lagerhaus hinein, das ich mich im Rücken des Hexers befand. Ich legte meine saubere und trockene Kleidung auf einen alten Warenballen und zog dann die nasse Kleidung aus. Ich hatte mir zwar kürzlich ein Bad gewünscht, aber eigentlich nicht so. Zumindest war der gröbste Dreck abgespült worden. Ich schlüpfte in die neuen Sachen, musste aber die nassen Stiefel wieder anziehen, ich hatte nur dieses eine Paar. Vielleicht sollte ich mir bei Gelegenheit ein neues Paar besorgen. Nur zur Sicherheit. Auch wenn ich eigentlich nicht vor hatte, noch einmal mit Kleidung schwimmen zu gehen.
 

„Bist du fertig, Eve?“ fragte mich Geralt dann, er hatte sich bereits wieder erhoben, aber sich höflicherweise nicht zu mir umgedreht. „Ja, wir können von mir aus hier verschwinden. Außer du möchtest dich doch noch ein wenig umsehen.“ Antwortete ich ihm. Ich wrang die nassen Sachen noch einmal aus und sammelte sie dann zusammen. Geralt wollte sich nicht weiter umsehen und so folgte ich ihm nach draußen, ich verstaute die nassen Sachen in der Satteltasche und nahm die Zügel von Lalin. „Und was nun?“ fragte ich den Hexer, er zuckte mit den Schultern.

„Zur Herzogin können wir jetzt nicht, dafür ist es bereits zu spät. Aber wir könnten uns die Stadt anschauen und vielleicht etwas zum Essen finden.“ Schlug er vor. Ich nickte, „Klingt gut.“ Willigte ich ein. Wir folgten dem Weg entlang des Piers.

Am Platz bei der Treppe, vor dem Majoran Krankenhaus, kam ein Junge auf uns zugelaufen. Er überreichte den Brief und wartete solange, bis Geralt ihm ein paar Münzen in die Hand drückte. In Gedanken versunken öffnete Geralt das Siegel und setzte sich auf eine nahe Bank, um den Brief zu lesen. „Das klingt interessant.“ Murmelte er nach einer Weile. „Was denn?“ fragte ich neugierig.

„Yennefer schreibt in ihrem Brief, dass es hier in Toussaint jemanden gab, der Hexermutationen erforschte. Allerdings ist nicht viel über ihn bekannt. Sein Name war Moreau. Sein Tagebuch enthält vielleicht ein paar Hinweise.“ Erzählte er. Ich bemühte mich, nicht das Gesicht zu verziehen, als ich daran dachte, dass der Kerl an seinem Sohn die Experimente durch geführt hatte. „Wirst du dem nachgehen?“ fragte ich stattdessen. Er nickte, „Vermutlich. Ich sollte zumindest schauen, was er wusste. Das ist ein gefährliches Wissen.“ Erklärte er. Ich nickte nur. Ja es war gefährlich und Geralt ist so dumm, dieses Wissen alleine anwenden zu wollen. Was dabei alles schiefgehen könnte, ich wollte gar nicht so genau drüber nachdenken.

Nachdem er den Brief verstaut hatte gingen wir weiter.

Wir kamen an der Fasanerie vorbei, doch keiner von uns fühlte sich wohl genug dabei, sich zu den edel gekleideten Leuten zusetzten. Außerdem wies es darauf hin, dass das Lokal nicht unbedingt günstig war. Also gingen wir weiter. Wir blieben weiterhin am Pier, doch trotz der wenigen Menschen, die sich noch in den Straßen aufhielten, wurden wir trotzdem erneut aufgehalten.

Eine Frau hatte Geralt erkannt und rief ihn zu sich.

Ich blieb mit Lalin und Plötze ein wenig entfernt stehen, schließlich konnte ich ahnen, um wen es sich handelte. Die Verlobte von so einem Verrückten, der ein Monster töten wollte und dann doch kalte Füße bekommen hatte.

Dasselbe schien auch Geralt zu vermuten, dem empörten Gesichtsausdruck der Frau nach. Ich seufzte, Geralt schien ihr zu versichern, nach ihrem Verlobten zu schauen. Ich verdrehte die Augen, musste das sein? Aber ich hatte ja zum Überlegen noch ein wenig Zeit, ob ich da überhaupt mit wollte. Wenn er mir überhaupt die Wahl ließ, könnte ja auch sein, dass er mich dort überhaupt nicht mit hin nehmen wollte.

Über meine Gedankengänge hatte ich gar nicht mitbekommen, dass Geralt sein Gespräch beendet hatte, „Eve, kommst du?“ rief er und schreckte mich so auf. Hastig folgte ich ihm.

Wir bogen ab und verließen den Pier, an der nächsten Ecke bogen wir wieder ab. Ich schaute mich neugierig um, hier wirklich selbst lang zu gehen war wirklich etwas anderes, als es sich nur im Spiel anzuschauen.

Ich stöhnte, als erneut Jemand auf uns zugeeilt kam. War das im Spiel auch so nervig gewesen? Es war der Weinbergbesitzer, der für Geralt ein Konto eröffnet hatte. Als Geralt von dem Konto erfuhr musste ich grinsen, oh ja, die Quest Passierschein A38, ich musste grinsen. Zum Glück war sie nicht so lang wie das Martyrium von Asterix und Obelix.
 

„Die Bank hat jetzt zu, aber hier in der Nähe gibt es noch eine Taverne, wenn ich mich richtig erinnere. Sollen wir dort mal schauen, ob wir etwas zu essen bekommen?“ schlug der Hexer vor. Gerne stimmte ich dem zu. Wir verließen den Weinbergbesitzer und schritten zur Taverne. Wir ließen Pferde draußen stehen und Shady würde ihnen Gesellschaft leisten. Außerdem würde er dafür sorgen, dass niemand an unsere Sachen ging.

Dann folgte ich Geralt ins Gebäude. Der Schankraum war recht dunkel und roch ziemlich stark nach Bier und Dreck. Ich rümpfte die Nase, aber etwas anderes hätte um die Zeit vermutlich auch nicht mehr auf. Es waren auch nicht mehr viele Leute anwesend, daher bemerkte der Wirt uns und kam auf uns zu.

„Gäste zu so später Stunde!“ schleimte er, stockte jedoch, als er Geralt genauer ansah. „Was kann ich für euch tun?“ wollte er wissen. „Eine warme Mahlzeit, etwas zu trinken und eine Bank zum Ausruhen.“ Forderte Geralt ruhig. Der Mann nickte. „Folgt mir!“ forderte der Wirt und führte uns in die dunkelste Ecke, die er scheinbar finden konnten.

Es war eindeutig, dass wir nicht Willkommen waren, aber sich der Wirt nicht leisten konnte, zahlende Gäste zu vertreiben. „Ich bringe euch gleich Etwas. Aber keine Tricks, ich habe von euch Mutanten gehört, ich will keinen Ärger, auch wenn du von der Herzogin gerufen wurdest!“ spuckte er schon fast. Geralt sah ihn nur gelassen an und nickte, vermutlich kannte er dieses Verhalten von Menschen schon zu genüge. Ich jedoch knirschte mit den Zähnen, wie konnten die Leute nur so sein? Geralt war einer der Letzten, die zwischen Monstern und den Menschen standen.

Dann wandte sich der Wirt an mich, „Du solltest dich von ihm fernhalten! Aber dafür ist es vermutlich schon zu spät, kein anständiges Weib würde Hosen oder eine Waffe tragen!“ echauffierte er sich. Ich wollte gerade Luft holen, um etwas zu erwidern, doch Geralt stieß mich unter dem Tisch sanft an, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen und schüttelte dann leicht den Kopf.

Der Wirt hatte von diesem stummen Austausch nichts mitbekommen und uns den Rücken bereits wieder zugedreht. „Eve lass es. Das ist den Ärger nicht wert. Glaub mir, ich habe mit solchen Leuten genug Erfahrung.“ Hielt Geralt mich zurück. Ich seufzte, „Sein Verhalten ist aber nicht richtig. Du solltest dir sowas auch nicht gefallen lassen.“ Murrte ich.

„Es bringt nichts, die Zeiten, in denen wir Hexer nicht so abfällig behandelt wurden, wie die Monster, die wir jagen, sind lange vorbei.“ Seufzte er. „Aber wenn ihr es euch immer wieder gefallen lasst, wird es nur noch schlimmer.“ Entgegnete ich.

„Wir sind aber von ihren Aufträgen abhängig. Wenn wir sie verärgern, bekommen wir keine Verträge mehr, wovon sollen wir dann Leben?“ fragte er rhetorisch, aber ich setzte trotzdem zu einer Antwort an. „Ihr seid alle mehr als fähig zum Jagen, verhungern würdet ihr nicht. Wenn ihr nicht kämpft, müssen auch die Schwerter und die Rüstungen nicht repariert werden und ihr werdet doch sicherlich einen Rückzugsort haben, oder nicht?“ deutete ich an. Ich wollte ihm nicht erklären, dass ich von den Schulen wusste. „Das würde niemals funktionieren. Dafür sind wir viel zu verstreut und manch ein Hexer nimmt nicht nur Monsterverträge an.“ Murmelte er.

Daraufhin fiel mir erst einmal keine Erwiderung ein. Einige Zeit später kam er Wirt zurück, er warf uns zwei Schalen vor und stellte zwei Krüge hin. Er ging jedoch nicht, ohne direkt abzukassieren. Also nahm ich einige Münzen und drückte sie dem Wirt in die Hand, damit er uns in Ruhe ließ.

Als ich mir das Essen genauer ansah, kam mir der Verdacht, dass ich vermutlich viel zu viel dafür bezahlt hatte.

„Iss, etwas Anderes werden wir hier nicht bekommen.“ Murmelte Geralt und schaufelte sich die Pampe rein. Es sollte wohl so etwas wie Kohl darstellen und die Scheibe Fleisch, hätte genauso gut eine Schuhsohle gewesen sein können, so zäh wie es war. Schmecken tat es auch nicht sonderlich, aber es war immerhin warm und füllte den Magen. Bei dem Getränk handelte es sich um ein wässriges abgestandenes Bier, das ich auch nur mit Not runter würgen konnte.

Wir hätten vielleicht doch in die Fasanerie einkehren sollen.

Als wir aufgegessen hatten, waren die letzten Gäste bereits gegangen und Geralt kniete sich auf den Boden, „Versuch ein wenig die Augen zuzumachen, Eve. Morgen wird wieder ein langer Tag.“ Meinte Geralt noch, ehe er die Augen zur Meditation schloss. Ich seufzte, meinte er das jetzt wirklich ernst? Er wollte wirklich die Nacht hier verbringen?

Scheinbar schon. Ich versuchte gerade eine halbwegs bequeme Position zu finden, in der ich die Augen schließen konnte, aber nicht direkt Angst haben musste, von der Bank zu fallen, als der Wirt auf sich aufmerksam machte. Er grinste anzüglich und deutete mit einem Kopfnicken an, das ich ihm folgen sollte.

Ich verzog das Gesicht und unterdrückte ein Schaudern. Ich stand zwar auf, aber nicht um zum Wirt zu gehen, sondern wechselte die Tischseite, so dass der Kerl erst an Geralt vorbei musste, falls er zu mir wollte. Der Hexer hatte die Augen wieder geöffnet und nickte mir kurz zu, dann funkelte er den Wirt an, der ziemlich finster drein blickte.

An Schlaf nicht wirklich zu denken und ich schreckte jedes Mal hoch, wenn das Holz irgendwo knackte, aus Angst, der Wirt würde sich nähern. Ich war froh, als es draußen langsam begann heller zu werden.

Ich ging nach draußen, um nach den Tieren zu sehen. ~Hey ihr drei, war die Nacht ruhig, oder wollte jemand ärger machen? ~ fragte ich sie und kraulte jeden ausgiebig. ~Nein, es war keiner da. ~ erzählte Shady. Ich wollte mich gerade zu ihm runter beugen, als mich jemand am Arm packte. Shady fing an zu knurren.

„Na hat der Hexer dich endlich alleine gelassen? Du hättest heute Nacht zu mir kommen sollen!“ flüsterte der Mann an mein Ohr. „Lass mich los!“ forderte ich und versuchte mich zu befreien. Sofort wurde mir eine Hand auf den Mund gelegt. „Komm schon, ich mache eine richtige Frau aus dir. Danach wirst du schön bei mir bleiben und meine Kinder kriegen.“ Murmelte der Wirt. Panisch riss ich meine Augen auf und bemühte mich noch mehr mich zu befreien.

So früh am Morgen waren leider auch noch nicht wirklich Passanten unterwegs, die mir hätten helfen können. ~Shady Hilfe! ~ rief ich in Gedanken, als der Mann mich wegzerren wollte. Er hatte mich so gepackt, dass ich weder an mein Schwert noch an meine Messer kam.

Der kleine Wolf hatte scheinbar zu gebissen, denn der Wirt ließ mich auf einmal los und schrie vor Schmerzen auf. So schnell ich konnte zog ich mein Schwert, um mir den Mann von Leib zu halten. Shady zerrte immer noch an seinem Bein, doch das Geschrei des Mannes hatte einige Wachen auf den Plan gerufen.

„Was ist hier los?!“ forderte einer zu wissen. „Diese Verrückte wollte mich überfallen, als ich nichts geben wollte, hat sie ihre Bestie auf mich gehetzt!“ schrie der Wirt, noch ehe ich überhaupt den Mund aufmachen konnte. Sofort packten mich zwei Männer an den Armen. „Er lügt, er wollte mich vergewaltigen. Shady hat mich nur beschützt!“ verteidigte ich uns.

Eine dritte Wache hatte Shady mittlerweile am Nackenfell gepackt und von dem Mann weggezerrt. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht Kleine. Ich kenne diesen Mann schon lange, er hat nie ärger verursacht.“ Meinte die Wache zu meiner linken. Gerade als sie mich wegzerren wollten, kam endlich Geralt dazu.

„Was soll das? Lasst sie sofort los!“ forderte er. „Das geht dich nichts an. Diese Banditin wurde endlich auf frischer Tat ertappt.“ Meinte der Mann zu meiner rechten. „Sie ist garantiert keine Banditin, was soll sie denn getan haben?“ wollte Geralt wissen. Ich wollte mich befreien, doch die Männer hielten mich mit ihrem eisernen Griff fest.

„Sie wollte diesen Mann ausrauben, aber er wehrte sich. So konnten wir sie endlich erwischen, sie hat schon viele Bürger um ihre Münzen erleichtert!“ knurrte eine der Wachen. Ich schnappte nach Luft, wollten die mir wirklich etliche Überfälle anhängen?

„Ich habe niemanden ausgeraubt, ich bin doch gestern erst in die Stadt gekommen. Ihr könnt gerne Sir Palmerin oder Sir Milton fragen, sie haben mich begleitet!“ rief ich entsetzt. „Halt die Klappe Weib, du windest dich nicht mehr daraus!“ forderte eine Wache. „Geralt, der Wirt wollte mich vergewaltigen, Shady hat mir nur geholfen!“ rief ich. Sofort bekam ich einen Nackenschlag, der mich Sterne sehen ließ, „Ich habe gesagt Klappe halten!“ knurrte die Wache.

„Sie sagt die Wahrheit, sie kam gestern mit mir hier an. Und der Wirt wollte sie gestern Abend schon, doch sie weigerte sich.“ Versuchte Geralt die Situation zu klären. „Und wer bist du, dass du denkst du könntest dich einmischen!?“ wollte einer der Wachleute wissen. Geralt griff in seine Rüstung und zog den Vertrag der Herzogin hervor. „Ich bin Geralt von Riva, ich bin auf Wunsch der Herzogin hier, um die Morde aufzuklären. Und die, die ihr gerade beschuldigt eine Diebin zu sein, ist Eve, meine Assistentin!“ knurrte der Hexer. Sofort wurde ich losgelassen, aber da mir nun der Halt fehlte, sackte ich auf die Knie und hielt mir den Hinterkopf. So ein Schlag mit einem Panzerhandschuh war nicht gerade sanft.

Jetzt packten die Wachen den Wirt und schleppten ihn unter großem Gezeter weg. Shady kam sofort zu mir, als auch er endlich los gelassen wurde. Geralt kniete sich zu mir, „Ist alles in Ordnung?“ wollte er wissen. „Mein Kopf!“ jammerte ich und prüfte meine Hände, zum Glück waren sie nicht blutig. „Lass mal sehen.“ Bat der Hexer und schaute sich meinen Hinterkopf an. „Nur eine Beule, das vergeht wieder.“ Beruhigte er mich. „Die hätten sich wenigstens entschuldigen können!“ jammerte ich weiter.

„Na komm, wir haben schon genug Aufsehen erregt.“ Flüsterte er und half mir hoch. Erst jetzt wurden mir die Schaulustigen bewusst. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich eine Menschentraube um uns versammelt hatte, die jetzt aufgeregt tuschelten.

Ich wurde ein wenig rot, so konnte man auch Stadtgespräch werden, auch wenn ich es eigentlich gar nicht wollte. Ich mochte es lieber mich im Hintergrund aufzuhalten.

„Danke Geralt.“ Flüsterte ich, als wir die Gaffer hinter uns gelassen hatten. Wenn er nicht aufgetaucht wäre, hätten die mich wohl wirklich ins Gefängnis geworfen, oder schlimmeres. Bei uns wurden damals im Mittelalter Dieben die Hand abgeschlagen oder direkt aufgeknüpft.

„Ist schon gut. Wenn dein Kopf später immer noch weh tut, kann Regis ihn sich vielleicht einmal anschauen.“ Schlug er vor. „Regis?“ fragte ich. Offiziell wusste ich ja nicht, dass er mal als Chirurg tätig war. Doch der Hexer schien meine Frage falsch zu verstehen. „Keine Sorge, er tut dir nichts. Er ist Barbier-Chirurg. Das schlimmste was er tun würde ist dich nicht zu Wort kommen lassen. Er redet unheimlich gerne.“ Lachte er leise. Er hatte mich zu einer Bank geführt und mich darauf gesetzt.

„Geht es mit deinem Kopf, oder möchtest du lieber gleich einen Arzt darauf sehen lassen? Das Majoran Krankenhaus ist nicht weit.“ Fragte er mich besorgt, als ich immer wieder über die schmerzende Stelle rieb. „Ne, wird schon irgendwie gehen. Wer weiß was ich mir da sonst noch für Krankheiten einfange.“ Versuchte ich zu grinsen.

„Gut und entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe, ich musste erst noch, nun ja, ich hatte erst noch nach einem Nachttopf gesucht.“ Entschuldigte er sich stammelnd. Ich lachte leise, „Sag doch einfach, dass du pissen musstest.“

Er sah mich entsetzt an, „Das ist unhöflich einer Frau gegenüber!“ er klang leicht empört. Ich lachte noch mehr. „Du musst dich mir gegenüber nicht zurückhalten. Ich bin keine feine Dame, die bei Obszönitäten in Ohnmacht fällt.“ Grinste ich. Oder eine Zauberin, dachte ich. Vielleicht mochten Yen oder Triss eine solche Sprache nicht. Wer von den Beiden ihn wohl besuchen kommt, oder war er auf das Angebot mit dem dreier reingefallen? Wenn ja, musste ich hoffen das tatsächlich Ciri vorbei kam. Die würde mich sicherlich direkt nach Hause bringen können.

Wir blieben noch eine Weile sitzen bis Geralt beschloss, dass wir vor dem Besuch bei der Bank noch eine Kleinigkeit essen sollten.

So suchten wir uns einen kleinen Marktstand, der etwas anbot. Auf dem Weg dorthin erstand ich noch eine kleine Flasche Parfüm, die würde Geralt später in der Bank vielleicht noch brauchen.

Nach der kleinen Mahlzeit führte Geralt mich zum Bankgebäude. Die Pferde ließen wir mit Shady draußen stehen.

Ich nahm das Original des Vertrages mit der Goldmine aus der Satteltasche, das würde ich vielleicht brauchen, wenn ich ein Konto eröffnen wollte. Geralt schaute zwar neugierig auf die Pergamentrolle, fragte aber nicht weiter nach. Zusammen betraten wir dann die Bank.
 

~*~*~*~*~*~
 

„Ich hasse Bürokratie!“ stöhnte ich, als ich mich Stunden später draußen auf die Bank fallen ließ. „Sind eigentlich alle Zwerge so gierig?“ fragte ich den Hexer, der nur müde lächelte. „Nicht alle, nur die, die im Bankgeschäft tätig sind.“

„Lässt du mich wirklich erst einmal bei dir wohnen?“ fragte ich ihn. Es hatte mich überrascht, als er sagte ich würde bei ihm auf dem Weingut wohnen, als mir die Bankangestellte ohne Wohnsitz kein Konto eröffnen wollte. „Ich werde dich nicht auf der Straße lassen und dort werde ich wohl genügend Platz haben. Außerdem hast du mir ja auch geholfen, ohne dich hätte ich wohl den ganzen Tag in der Bank verbracht. Aber was war das, was du der Angestellten gegeben hattest?“ wollte er wissen. „Nur etwas, dass die Sache mit meinem Konto regelt, falls mir etwas zustößt. Ich bin nicht gewillt, dass mein Geld dann in die Hand dieses gierigen Zwerges fällt.“ Erklärte ich kurz.

„Du magst Zwerge wohl nicht besonders?“ lachte er dann. „Oh versteh mich nicht falsch, es liegt nicht daran das er ein Zwerg ist. Wenn er ein Mensch, ein Elf, ein Troll oder sogar ein Drache wäre, würde ich auch so von ihm denken.“ Rechtfertigte ich mich.

„Na dann wollen wir mal weiter. Die Herzogin wartet sicherlich schon.“ Meinte er. „Oh je.“ Stöhnte ich, erhob mich aber trotzdem. Wir sammelten die Pferde und Shady ein und machten uns auf den Weg zum Palast. Als die Straßen es zuließen stiegen wir auf und ritten nebeneinander her. Shady lief ein Stück vor uns und beschnüffelte alles aufgeregt. Er wirkte so tatsächlich eher wie ein Hund als ein Wolf.

Vor dem Palast stiegen wir ab und ließen die Pferde stehen, aber diesmal begleitete Shady uns. Ich spannte mich an, als Shady zu den Damen lief, die die Herzogin immer begleiteten. Doch anstatt aufzuschreien wie ich es erwartet hatte, schienen sie entzückt zu sein, ihn zu sehen. Er ließ sich von ihnen streicheln und tobte um sie herum. Die Adeligen lachten entzückt und kicherten.

Dies lockte die Herzogin hervor, die in ihren kleinen steinernen Pavillon saß.

„Was geht hier vor?“ wollte sie wissen und trat auf den Hof.

„Hexer, natürlich. Wir hätten es uns denken können.“ Begrüßte sie uns. „Edle Herrin.“ Grüßte Geralt sie und deutete eine Verbeugung an. Schnell schloss ich mich an und machte einen Knicks.

„Hatten wir nicht ausdrücklich gesagt, dass du alleine kommen solltest!?“ wies sie Geralt zurecht. „Entschuldigt Edle Herrin, das ist Eve. Sie ist meine Assistentin. Ihr wisst sicherlich, dass wir Hexer immer weniger werden und das Wissen soll nicht ganz vergessen werden.“ Log er die Herzogin direkt an. Ich musste mich zusammen reißen, mein überraschtes Gesicht darüber nicht zu zeigen.

„Guten Tag Edle Herrin, es ist eine Ehre Euch treffen zu dürfen.“ Versuchte ich auf ihre gute Seite zu kommen, doch sie rümpfte nur ihre Nase in meine Richtung.

„Was hast du zu berichten Geralt? Sir Milton konnte bisher noch nicht selber etwas erzählen.“ Wollte sie wissen. Ich atmete erleichtert auf, Milton war noch am Leben.

„Wir haben das Biest verfolgt, doch ich verlor die Spur vorerst in einem Lagerhaus.“ Erwähnte der Hexer. „Wir sind uns sicher, dass dort irgendwo der Unterschlupf ist. Wir haben Vorkehrungen getroffen, damit es uns hinführt, sollte es dort erneut auftauchen.“ Versuchte ich Geralt besser dastehen zu lassen. „Wir haben mit dem Hexer gesprochen!“ wies sie mich zurecht.

„Sie hat recht Edle Herrin. Auch wenn es jetzt verlockend klingen mag, dort jede Menge Ritter zu postieren, es würde das Biest misstrauisch machen. Es scheint sich in der Stadt bestens auszukennen und verbirgt seine Spuren sehr gut. Dadurch könnte es um einiges schwieriger werden, es erneut aufzuspüren.“ Erklärte der Hexer.

Gut er hatte verstanden worauf ich hinaus wollte. Misstrauisch beäugte die Herzogin ihn, sie hatte die Geschichte noch nicht völlig geschluckt. „Edle Herrin, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?“ fragte ich sie zögerlich und wagte es vorsichtshalber nicht sie direkt anzuschauen. „Sprich!“ forderte sie. „Edle Herrin, für die Sicherheit von Sir Milton würde ich vorschlagen, sein Überleben vorerst zu verschweigen. Es schien, dass das Biest gezielt nach ihm gesucht hatte und es könnte bei seinem nächsten Versuch erfolgreich sein.“ Schlug ich vor.

Die Herzogin legte ihren Finger an das Kinn und schien nachzudenken. „Nun gut, wir werden darüber nachdenken.“ Versprach sie. „Wir werden sehen, was er dazu sagt, wenn er aufwacht. Schließlich zeugt das nicht von Tapferkeit und die Tugenden sind uns Heilig!“ fügte sie dann noch an.

„Aber wir sind erfreut, dass Geralt und wir rechtzeitig ankamen, um das Biest vom Töten abzuhalten.“ Lächelte sie den Hexer an. Ich bemühte mich, sie nicht finster anzustarren, wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Milton nicht überlebt, das war garantiert nicht ihr verdienst. Aber sollte sie es vorerst ruhig glauben, sie jetzt zu korrigieren würde die Herzogin wohl wirklich gegen mich aufbringen. Vielleicht würde Milton das später für mich aufklären. Oder obwohl, besser nicht, ich wollte nicht im Mittelpunkt stehen und zu viel Aufmerksamkeit bekommen.

„Also Geralt, wie sehen deine weiteren Pläne aus?“ wollte die Herzogin wissen. Der Hexer schluckte, „Nun Edle Herrin, leider müssen wir vorerst warten, bis sich das Biest wieder hervor wagt. In ein paar Tagen sollten wir näheres wissen. Bis dahin werden wir nach weiteren Hinweisen suchen und Zeugen befragen.“ Sofort blickte die Herzogin ihn wütend an, „Du wirst nicht auf der faulen Haut liegen! Solange du warten musst, bis eure Fallen zuschnappen, wirst du dafür sorgen, dass die Bevölkerung in Sicherheit ist! Haben wir uns klar ausgedrückt!?“ schnappte sie.

„Natürlich, wie Ihr wünscht, edle Herrin.“ Bestätigte Geralt. Auch ich nickte, so brauchten wir wenigsten keine Geschichte ausdenken, warum wir bzw. Geralt nebenbei noch anderen Verträgen nachging.

„Gut, worauf wartest du dann noch? Wir wollen Ergebnisse!“ forderte sie und drehte sich ohne weiteren Gruß um und ging in den Pavillon zurück. „Shady, komm, wir wollen weiter.“ Rief ich den Wolf. Nach wenigen Augenblicken kam er angelaufen und wir konnten uns auf den Weg machen.

„Was machen wir jetzt?“ wollte ich von dem Hexer wissen. „Das was die Herzogin von uns verlangt hat.“ Er griff in seine Tasche und zog einen Aushang daraus hervor, welchen er mir reichte.

„Das klingt ganz interessant.“ Ich unterdrückte ein Stöhnen, die streitenden Geister waren so was von nervig.

„Ist was?“ wollte er wissen. Scheinbar hatte Geralt doch meine Reaktion auf diesen Vertrag mitbekommen. „Nein, nein. Alles gut.“ Wimmelte ich ihn ab. Wir hatten unsere Pferde erreicht und stiegen wieder auf. Ich überließ Geralt die Führung, schließlich wusste ich nicht genau wo wir hin mussten. Wir ritten den Berg hinab, auf dem der Palast stand und überquerten die mit Gold verzierte Brücke.

Das musste ein Vermögen gekostet haben, wer kam auf die Idee Straßenbelag mit Gold zu verzieren? Es kostete bestimmt auch jede Menge, um dieses Gold so glänzend zu behalten. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Was für eine Verschwendung.
 

Ich folgte Geralt durch die Gassen, bis wir erneut vor einer Taverne Halt machten. Geralt stieg von seiner Plötze und ich machte es ihm nach und stieg ebenfalls aus dem Sattel. „Es ist vielleicht besser, wenn du bei den Pferden bleibst. Es ist mittlerweile viel los und ich möchte ungern einen Dieb verfolgen müssen.“ Bat der Hexer mich. Widerwillig nickte ich, aber bei dem Gespräch, das er gleich führen würde, konnte ich eh nicht helfen und in dieser Taverne wimmelte er von Betrunkenen.

Obwohl wenn, ich mich hier draußen so umsah, soviel besser war das hier draußen auch nicht.

Ich nahm Plötzes Zügel, als sie davon wandern wollte.

„Hey, hier geblieben.“ Murmelte ich der Stute zu, sie schnaubte nur und drehte die Ohren in alle möglichen Richtungen. Ich lehnte mich an eine der vielen Säulen und wartete ungeduldig auf Geralt. Die beiden Pferde waren auf der engen Straße nicht zu übersehen und so wurden immer wieder Passanten auf uns aufmerksam. Einige fingen sogar an zu tuscheln. „Guck mal, die trägt Hosen!“ oder „Ist das nicht die, die heute Morgen festgenommen werden sollte?“ und „Sie begleitet den Hexer.“ Waren einige der Dinge, die ich raus hören konnte. Aber zum Glück wurden viele von den Feiernden übertönt. Ich wollte gar nicht wissen, was die Leute so über mich erzählten.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Geralt endlich wieder. Erleichtert reichte ich ihm die Zügel und wir folgten der Straße weiter. Die Pferde führten wir, da das Gedränge immer größer geworden war. Doch zum Glück hatten wir die Menge bald hinter uns gelassen. Je näher wir dem Friedhofstor kamen, desto weniger Menschen hielten sich in der Straße auf.

Dadurch das wir die Pferde dabei hatten, mussten wir leider den längeren Weg nehmen. Die engen Treppen waren für die Pferde nicht zu bewältigen. So schön die Stadt an den meisten stellen war, so ungepflegt sah der Friedhof aus. Nur ungern ließen wir die Pferde zurück, aber auf den Friedhof konnten wir sie ja schlecht mitnehmen. Ich beschwor beide, dass sie hier warten sollten. Shady sollte ebenfalls warten. Er könnte eventuelle Diebe hoffentlich davon abhalten, an unsere Sachen zu gehen.
 

Das Tor quietschte, als wir es öffneten. Der Friedhof war in einem schlechten Zustand, überall wucherten die Pflanzen unkontrolliert und die Grabsteine standen schief. Geralt sah sich um. „Wonach suchen wir?“ wollte ich von ihm wissen. Er zuckte mit den Schultern, „Etwas was darauf hindeutet, woher der nächtliche Lärm kommt.“ Meinte er und ging los. Seufzend folgte ich ihm. „Wenn der Lärm nur nachts ist, warum sind wir tagsüber hier?“ fragte ich ihn. Er stockte kurz, „Weil es vielleicht eine ganz einfache Ursache geben könnte.“ Redete er sich schnell raus.

Er hatte vermutlich nicht wirklich darüber nachgedacht.

Ich stieß mit dem Fuß gegen etwas, „Geralt, ich hab hier was.“ Rief ich ihm zu. Er kam näher und besah sich das, „Leere Weinflaschen und Essensreste. Aber vermutlich nicht die Ursache der Ruhestörung.“ Murmelte er vor sich hin und ging dann weiter. Er fand die Hose, schloss aber auch dies als Ursache aus.

„Geralt dort!“ ich zeigte auf das aufgebrochene Grab. Er runzelte die Stirn, „Grabräuber?“ überlegte er laut und ging hinüber. Er besah sich das Grab, „Aufgebrochen und ausgeraubt, aber Grabräuber heulen und stöhnen doch nicht.“ Er richtete sich wieder auf. „In Ordnung, mehr werden wir hier nicht finden. Wir sollten nachts noch einmal zurück kommen. Aber da wir eh gerade hier sind, können wir im anderen Teil des Friedhofs nach dem Grab von dem Professor suchen.“ Schlug er vor. Widerwillig stimmte ich dem zu. Die Suche nach dem Labor von Moreau war wenigstens nicht so nervig wie das tote Ehepaar, das unten in den Katakomben sich weiter stritt. Da wir den oberen Teil des Friedhofs bereits nach Hinweisen abgesucht hatten, war dem Hexer klar, dass wir hier das Grab wohl nicht finden würden. Darum mussten wir zu dem Grabfeld, das außerhalb lag.

Wir ließen die Pferde vorerst wo sie waren und gingen zu dem Friedhofsteil, den wir noch nicht untersucht hatten. Er wirkte auch nicht gerade gepflegt, mit den zerfallenen Mauern und dem stellenweisen hohen Grase, aber er erschien ein wenig einladender, da er viel offener angelegt war und der Blick nicht versperrt wurde.

Ich orientierte mich kurz, ich glaubte mich daran zu erinnern, dass wir in Richtung Wasser mussten. Ich konnte mich wage daran erinnern, dass ich, nachdem ich das Grab beziehungsweise den Bereich um das Grab herum abgesucht hatte, mit Ertrunkenen gekämpft hatte und diese fand man nun mal in Uferbereichen.

Ich lag nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Unter dem großen Baum befand sich das Grab von Moreau. Aber leider war auch dies bereits aufgebrochen. Die Grabräuberin war uns, wie im Spiel auch, bereits zuvor gekommen.

„Verdammt, da hatte jemand die gleiche Idee und kam uns zuvor.“ Beschwerte sich der Hexer. Das Tagebuch fehlte und ansonsten gab es außer dem Satz in der älteren Rede auf dem Grabstein keinen weiteren Hinweis. Es gab ein paar Fußabdrücke, so leicht, dass ich sie mit meinen normalen Augen vermutlich übersehen hätte, wenn ich nicht von ihnen wusste.

Geralt verfolgte die Fußspuren, doch wie auch im Spiel führten sie nur zum gepflasterten Weg und waren dann nicht mehr zu verfolgen. Was hatte er denn erwartet? Sämtliche Straßen waren innerhalb der Stadt gepflastert und auch einige außerhalb der Stadt, aber selbst, wenn sie es nicht gewesen wären, herrschte hier so reger Verkehr, dass die Spuren sowieso verwischt worden wären.
 

Unten am Wasser konnte man die Ertrunkenen hören, aber glücklicherweise blieben sie dort und der Hexer sah keine Notwendigkeit darin, sie ohne Vertrag zu beseitigen. Noch waren sie keine Gefahr.

„Was machen wir jetzt?“ wollte ich von Geralt wissen, als er die Karte studiert hatte, die Yennefer ihm schickte.

„Die Karte führt in die Nähe des Mère-Lachaiselongue-Friedhofs, dort wo Regis uns später erwartet. Daher werden wir erst einmal zum Grottore reiten, von dort aus dann weiter zum Fluss. Wenn du möchtest können wir dabei auf dem Markt etwas zum Mittag holen.“ Schlug er vor.

„Wir sollen jetzt einmal durch die ganze Stadt, nur um dann wieder zurück zu müssen?“ fragte ich nach. Der Hexer nickte, „Ja, besser als von hier zum Fluss, dann durch die Stadt und dann wieder zurück zum Fluss, um nachts dann wieder in die Stadt zu müssen.“ Argumentierte er. Ich zuckte mit den Schultern, einen so großen Unterschied sah ich da nicht. Im Endeffekt wäre die Strecke dieselbe.

„Wenn du meinst. Aber die Straßen werden jetzt noch voller sein.“ Entgegnete ich.

„Du kannst auch gerne hier bleiben oder zum Weingut reiten.“ Schlug er vor. Schnell schüttelte ich den Kopf. In Velen mochte ich mich etwas ausgekannt haben, aber hier in Toussaint verließen mich meine Kenntnisse. Ich wusste grob wo was war, aber das war es dann auch schon. Ich wollte mich nicht wirklich verlaufen und dann in Schwierigkeiten zu geraten. Außerdem wusste ich eh nicht, womit ich mich beschäftigen sollte und Barnabas würde mir vermutlich nicht so leicht erlauben auf dem Weingut zu bleiben, wenn Geralt es nicht offiziell erlaubt hat.

„Gut, dann lass uns zu den Pferden zurück gehen.“ Meinte er und ging bereits los. Mit einem letzten Blick zu den Ertrunkenen am Ufer, folgte ich ihm. Wir mussten erneut über den Stadtfriedhof, um an unseren Ausgangsort zurück zu kommen. In der Zeit, nach dem wir nach dem Grab gesucht hatten, waren die Trauernden auf dem Friedhof ein wenig mehr geworden. Aber sie waren zu sehr in ihrer Trauer gefangen, als dass sie uns groß beachten würden. Als wir das Tor zur Gasse erreichten, stockte ich kurz, eine der Stadtwachen stand bei unseren Pferden und war zu Shady runtergebeugt.

Doch als wir näher kamen, konnte ich erkennen, dass er den kleinen Wolf nur streichelte. Die Wache bemerkte unser näher kommen und richtete sich wieder auf. „Hexer, werte Dame.“ Grüßte er uns. Shady begrüßte uns ausgiebig und eine stille Frage später war klar, dass der Wächter Shady wirklich nur gestreichelt hatte.

„Was ist das für eine Rasse, wenn ihr mir die Frage gestattet? Mein Cousin züchtet Hunde und er erzählte mir von einer neuen Kreuzung, extra für den Krieg. Ist er so ein Exemplar?“ Wollte der Mann wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Oh nein, nein, Shady ist kein Hund er ist ein junger Wolf. Ich habe ihn vor ein paar Wilderern gerettet.“ Beantwortete ich die Frage. Erstaunt sah mich die Wache an.

„Ein Wolf? Aber er ist sehr zutraulich.“

„Er ist mittlerweile an Menschen gewohnt und weiß, dass sie ihm nichts tun werden. Eher das Gegenteil, viele stecken ihm Leckereien zu.“ Lächelte ich. Geralt hatte sich bereits in den Sattel geschwungen und wartete nun auf mich.

„Na los Eve, flirten kannst du später noch!“ rief er mich. Ich wurde ein wenig rot, ich hatte doch gar nicht geflirtet, das war doch ein ganz normales Gespräch. „Oh, ich möchte euch natürlich nicht aufhalten, schließlich seid ihr im Auftrag der Herzogin unterwegs.“ Meinte die Wache und trat bei Seite. Schnell stieg ich auf Lalin und beeilte mich, Geralt einzuholen. Er wollte wohl nicht warten und ließ Plötze im langsamen Schritt die Straße entlang laufen.

Schnell hatte ich ihn eingeholt und ritt nun schweigend neben ihm her. Glücklicherweise wählte er eine Route, die uns nicht direkt wieder durch das Getümmel führte. Wir ritten am Hafen entlang, vorbei an dem alten Lagerhaus, in dem er mit Dettlaff gekämpft hatte und von dort zu der Brücke, die uns zum Palast zurück führte.

Wir mussten durch die Palastgärten, um zu der Höhle des Monsters zu kommen. Zumindest, wenn man nicht einfach querfeldein reiten wollte. Was ich ganz bestimmt nicht tun wollte. Die Tausendfüßler, die mitten auf Wegen auftauchten, reichten mir im Spiel schon, da muss ich mich nicht noch extra in die Gebiete von Panthern, Wildschweinen oder Archesporen begeben.

Wobei ich mich wirklich fragte, warum die Wildschweine hier so extrem aggressiv waren. Ich könnte es ja verstehen, wenn sie Frischlinge hätten, aber bisher habe ich immer nur ausgewachsene gesehen.

Die Gärten erreichten wir ohne Probleme, nur die Wachen an der Brücke beäugten uns merkwürdig, als wir schon wieder an ihnen vorbei ritten.

Shady und die beiden Pferde warnten mich immer rechtzeitig vor, wenn sie etwas Verdächtiges hörten, so konnte sich kein Panther an uns ran schleichen und den Archesporen konnten wir großzügig ausweichen. So kamen wir ohne großen Ärger bei dem Lager des vermissten Verlobten an.

Wir waren noch nicht einmal von unseren Pferden gestiegen, als wir ihn schon schnarchen hörten.

Mit einem genervten Augenverdrehen, stieg Geralt von Plötze, kichernd folgte ich ihm.

Ich wusste ja schon vorher, welche Szene mich erwarten würde und musste mein Lachen unterdrücken, während François versuchte zu erklären, dass er sich wohl ein wenig zu ausführlich für den Kampf vorbereitet hätte. Wie nicht anders zu erwarten, einigten sich er und Geralt, dass wir zusammen gegen den Grottore in den Kampf ziehen würden.

François sah mich dann musternd an und versuchte Geralt dann davon zu überzeugen, dass man doch keine Frau mit in einen Monsterkampf nehmen könne, schließlich wäre dies eine Sache für Ritter und nicht für Damen. Auch wenn ich eigentlich keine Lust hatte, gegen einen Waldteufel anzutreten, wollte ich mich aber dann auch nicht bloßstellen, in dem ich ihm zustimmte, wer weiß, ob Geralt mich dann danach noch überhaupt mitnehmen würde, oder mich eher einfach auf dem Weingut absetzte.

So folgte ich den beiden daher in die Höhle. Doch als wir die Hauptkammer erreichten, stoppte uns Geralt auf einmal. Er besah sich die riesigen roten Blüten und schickte uns dann postwendend nach draußen. Er erklärte, dass die Pollen dieser Pflanzen wie Sporen in die Luft abgegeben werden würden, wenn man sie berührt und sie Menschen beeinflussten. Sie würden die Reaktionen verlangsamen und teilweise betäubend wirken. Daher wären sie wohl häufig in der Nähe von Waldteufeln zu finden, die sich damit die Jagd auf ihre Beute sparen könnten und die schlafenden Opfer einfach nur aufsammeln bräuchten.

Sofort zog François seine Hand zurück, er war scheinbar im Begriff, eine dieser riesigen Blüten anzufassen. Daher machte ich es mir zur Aufgabe, den jungen Ritter zu packen und aus der Höhle zu zerren, bevor er wirklich noch irgendwelches Unheil herauf beschwor.

Er machte es mir schwer, da er der Meinung war, dass ich ihm nichts zu sagen hätte, schließlich war er ein Ritter und ich nur jemand aus dem einfachen Volk, ich hatte ja noch nicht mal einen Nachnamen. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich in meiner Welt, aus einem Nebenzweig einer adeligen Familie stammte und wir beziehungsweise meine Urgroßeltern ihren Titel verloren, da sie damals flüchten mussten. Ich hatte allerdings keine Nachweise darüber und konnte mich nur auf Erzählungen meiner Eltern und Großeltern verlassen, sonst hätte ich schon lange beantragt, zumindest das alte Familienwappen wieder tragen zu dürfen. Die Möglichkeit, damit irgendwo auf der Liste vieler möglicher Thronfolger aufzutauchen, brauchte ich aber nicht. Außerdem stände ich wohl sowieso irgendwo an zigtausendster Stelle.
 

Hier in dieser Welt nützte mir das alles sowieso nichts, es würde mich vermutlich nur in Teufelsküche bringen, weil man mich für eine Betrügerin oder so halten könnte, wer würde mir den bitte schön glauben, dass ich blaues Blut in mir hatte. Nein, da blieb ich viel lieber bei meiner Tarnung, Eve, eine Waise aus einem winzigen Dorf in Rivien.
 

Während wir auf die Rückkehr von Geralt warteten, baute der Ritter zumindest schon einmal sein Lager größtenteils ab. Für den Rest würde einen Bediensteten schicken, schließlich wäre die Bedrohung durch den Grottore bald vorbei und sein Diener könne daher ohne Gefahr mit einem Wagen hierher kommen.

Natürlich dachte er nicht an die Gefahren, die auf dem Weg hierher lauerten und ich hoffte, das Geralt nicht demnächst einen Auftrag erhielt, dann genau nach diesem Angestellten suchen zu müssen, da er mit den Besitztümern nicht zurück gekehrt war.
 

Über meine Grübeleien hatte ich gar nicht mitbekommen, wie die Zeit verging und war daher sehr überrascht, als Geralt plötzlich vor mir auftauchte. Erstaunt sah ich auf, er hatte die Trophäe bereits übergeben und François war bereits damit beschäftigt, sich für den Rückweg fertig zu machen.

Er nickte Geralt freundlich zu und bestätigte noch einmal, dass er sein Wort halten würde und Geralt jeder Zeit bei ihm Willkommen wäre.
 

„Wir sollten uns auch wieder auf den Weg machen. Möchtest du zwischendurch an einem Markstand halten, um dir etwas zum Mittag zu holen?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein danke, hab noch nicht wirklich wieder Hunger, außerdem hasse ich große Menschenmengen und die Stadt dürfte mittlerweile voller Menschen sein.“ Lehnte ich ab. „Gut wie du möchtest, aber es könnte dauern, bis wir sonst die Möglichkeit haben, etwas zu essen.“ Warnte er mich. „Kein Problem. So schnell verhungere ich schon nicht.“ Lachte ich leise.
 

Glücklicherweise hatte die Wache an der Brücke mittlerweile gewechselt, sonst hätten die uns wohl doch noch angehalten, warum wir ständig hin und her ritten. Ich kam mir ja selbst schon ein wenig blöd dabei vor und war froh, dass wir heute nicht mehr zum Palast reiten mussten.
 

Wie befürchtet waren die Straßen voller Menschen und das voran kommen wurde deutlich erschwert, selbst in den Außenbezirken war aufgrund der Feierlichkeiten viel Betrieb. Ich hatte Shady vorsichtshalber auf meine Arme genommen, da ich sonst Angst hatte, dass wir ihn in dem Gewirr verlieren könnten, auch wenn er eigentlich schon fast zu groß war, um ihn zu tragen.
 

Schweigend folgte ich dem Hexer durch die Menschen und war wirklich froh, als wir sie endlich hinter uns lassen konnten. Innerlich stöhnte ich, als mir klar wurde, dass wir abends erneut durch die Stadt mussten. Die streitenden Geister mussten noch zur Ruhe gebracht werden und das Weingut lag auch von hier aus, auf der anderen Seite der Stadt. Im Spiel war mir das nie wirklich aufgefallen, aber vermutlich würden wir hier, ewig und drei Tage nur hin und her reiten.

Ich war versucht, einfach jetzt noch mal zu dem Friedhof zu reiten und eine der Urnen zu nehmen und woanders zu platzieren, dann müsste vermutlich Ruhe herrschen, aber ich wollte Geralt nicht erklären müssen, woher ich das wüsste. Das würde vermutlich nur zu noch mehr Fragen führen.
 

Über meine Grübeleien erreichten wir den Friedhof, auf dem Regis wohnte, aber Geralt führte uns weiter, ohne auch nur einmal kurz anzuhalten. Wir folgten dem Ufer und hin und wieder blickte der Hexer auf die Skizze, um die richtige Stelle zu finden.

Es schien als hätte er die entsprechende Stelle gefunden, denn er hielt an und stieg von Plötze. „Hier müsste es irgendwo sein, allerdings liegt alles unter Wasser.“ Murmelte er.

Während ich ebenfalls von meinem Pferd abstieg, ging Geralt ein Stück am Ufer entlang. Er verschwand in den Büschen, seufzend nahm ich die Zügel von Plötze und lockerte die Sattelgurte unserer Pferde ein wenig, so konnten sie bequemer grasen, denn ich wusste, die Suche nach dem Labor oder besser gesagt nach dessen Eingang würde eine Weile dauern.

Ich hatte mich neben die Pferde auf die Wiese gesetzt und genoss die warme Sonne. Shady lag neben mir und ließ sich zwischen den Ohren kraulen.
 

Erst ein Plätschern und dann ein Fluch von Geralt rissen mich aus der Idylle. „Eve, du könntest ruhig mal mit helfen.“ Jammerte der Hexer schon fast und zog etwas an einem Seil aus den Büschen. „Du hättest ja auch was sagen können, woher soll ich denn wissen, was du dort in den Büschen treibst.“ Rollte ich mit den Augen. Ich stand aber trotzdem auf und ging zu ihm. Es war ein altes Boot, das er dort gefunden hatte. Mit vereinten Kräften schafften wir es dann doch, das Boot ins Wasser zuziehen.

Es sah nicht mehr wirklich gut aus und einige Stellen am Rand waren abgebrochen, aber zumindest schwamm es noch und hatte kein Leck.

„Was machen wir jetzt damit?“ wollte ich von Geralt wissen. „Wir rudern etwas weiter auf den See und ich suche nach dem Eingang ins Labor, wenn ich ihn gefunden habe, werden wir weiter sehen.“ Erklärte er.

„Na gut, ich sag Shady und den Pferden Bescheid.“ Meinte ich und ging zu den dreien rüber. Shady war natürlich enttäuscht, dass ich ihn nicht mit ins Boot nehmen würde, aber er verstand, dass es besser wäre, wenn er auf die Pferde aufpassen würde. Hier gab es schließlich einige Wegelagerer und Monster.
 

Nachdem ich mich zu Geralt ins Boot gesetzt hatte, ruderte er ein Stück auf den See hinaus, ehe er die Ruder wieder einholte. „Gut, hier sollten wir ungefähr richtig sein. Sobald ich den Eingang gefunden habe, komme ich zurück.“ Erklärte er noch einmal und sprang ins Wasser. Ich blickte ihm noch eine ganze Weile hinter her, doch irgendwann verlor ich ihn aus den Augen. Auch wenn das Wasser hier sehr klar war, konnte man dennoch nicht bis zum Grund schauen.

Als jedoch auch keine Luftblasen nach oben stiegen, fing ich an mir langsam sorgen zu machen. Immer wieder blickte ich in das Wasser unter mir. Konnte ein Hexer so lange die Luft anhalten? Hatte er über seinen Trank genommen, damit er noch länger unter Wasser bleiben konnte?

Ich war mir nicht sicher.

Dann sah ich etwas im Augenwinkel, ich blickte dort hin und mir blieb beinahe das Herz stehen, Blut stieg zur Wasseroberfläche auf. „Geralt!?“ rief ich besorgt. Wurde er von einem Monster angegriffen? Dann plätscherte es, etwas war aufgetaucht.

Ein Ertrunkener, in seiner Stirn steckte ein Bolzen einer Armbrust. Dies linderte meine Sorgen nicht wirklich, ich wusste nicht, wie viele dieser Kreaturen noch da unten lauerten. Immer weiter wurden nach oben getrieben, glücklicherweise alle tot.

Doch dann griff eine Hand nach dem Boot und erschrocken schrie ich auf. Ich wollte schon mein Messer in die Hand rammen, als ein weißer Haarschopf auftauchte.

„Verdammt Geralt, musst du mich so erschrecken!“ fauchte ich ihn an. Er grinste jedoch nur schief und holte tief Luft.

„Ich habe einen Eingang gefunden, aber er liegt zu tief, als das du mit kommen könntest.“ Erklärte er. „Du willst mich hier alleine zurück lassen?“ wollte ich dann schmollend von ihm wissen. „Nein, nein, keine Sorge. Aber ich werde mich dort unten ein wenig umschauen, vielleicht gibt es noch einen anderen Eingang. Wenn ich etwas finde, werde ich auftauchen und dir Bescheid geben.“ Versprach er.

„Gut, aber lass dir nicht zu viel Zeit.“ Gab ich nach. Er nickte und atmete noch einmal tief ein, ehe er wieder abtauchte.

Nach einigen Augenblicken wurde mir bewusst, dass ich mir ein Buch oder ähnliches hätte mitnehmen sollen. Bis Geralt durch die ganzen Fallen durch ist, würde einige Zeit verstreichen. Ich hoffte nur, er würde mich dazu holen, bevor er die Apparatur von dem Professor ausprobierte.

Seufzend lehnte ich mich zurück, mehr als die Sonne ein wenig zu genießen konnte ich jetzt eh nicht machen.

Geralt war schon seit geraumer Zeit unten in der Ruine. Daher hatte ich es mir in dem Boot so bequem gemacht, wie es ging. Ich hatte mich am Boden ein wenig ausgestreckt und genoss die Warme Sonne mit geschlossenen Augen.

Glücklicherweise gab es keine Strömung und auch der Wind war so minimal, dass sich das Boot zwar leicht auf dem Wasser bewegte, aber nicht abtrieb. Oder wenn es das tat, war es so gering, dass es mir selber nicht auffiel.

Hin und wieder plätscherte eine kleine Welle gegen das Boot und langsam döste ich weg.
 

„Sieh mal, ein abgetriebenes Boot!“ hörte ich eine männliche Stimme leise. „Wir sollten mal nachsehen.“ Hörte ich eine andere Stimme.

„Ich weiß nicht Louis, da treiben überall Monster im Wasser.“ Warf der erste ein.

Langsam öffnete ich meine Augen, als das Geräusch von eintauchenden Ruder immer näher kam.

„Gerade deshalb, was ist, wenn etwas passiert ist?“ konnte ich den anderen wieder hören.
 

Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr alleine mitten auf dem See war und kurz darauf, spürte ich, wie etwas gegen das Boot stieß.

„Da liegt jemand drin!“ konnte ich einen der Männer rufen hören, als ich mich langsam aufrichtete.

So verwirrt wie ich die beiden anschaute, sahen sie mich geschockt an.
 

Es waren sicherlich einige Momente, die so vergingen und wir uns nur anschauten.

„Seid Ihr verloren, Fräulein?“ brach dann doch einer der Männer die Stille. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich warte auf Jemanden. Er ist gerade am Tauchen.“ Erklärte ich ihnen.

„Bei den ganzen Monstern im Wasser?“ wollte einer von ihnen wissen.

Ich nickte wieder, „Äh ja. Er ist ein Hexer. Monster töten ist sein Beruf.“ Zuckte ich mit den Schultern.

Ich konnte sehen, wie die Erkenntnis in den Augen der beiden Männer aufblitzte, skeptisch blickte einer zum Wasser.

„Dann verfolgt er gerade eine Spur zu dem Biest? Versteckt es sich unter Wasser?“ wollte er ängstlich wissen.

„Nein, keine Sorge. Geralt kümmert sich nur gerade um die Ertrunkenen. Das hat nichts mit dem Biest zu tun.“ Erklärte ich schnell. Erleichtert atmete der Mann auf. „Aber was macht Ihr hier alleine in dem Boot?“ wollte der andere dann noch wissen.

„Ich warte auf Geralt, wenn ihr beide nicht gekommen wärt, wäre ich wohl eingeschlafen und hätte später vermutlich einen Sonnenbrand.“ Grinste ich schief. Die Männer verzogen mitleidig das Gesicht.

„Warum kommst du nicht mit uns? Du könntest bei unserer Hütte auf ihn warten.“ Schlug einer von ihnen vor und der andere nickte schnell. Auch wenn die beiden Männer nicht so aussahen, als hätten sie Hintergedanken, die Situation von heute Morgen war noch frisch in meinem Gedächtnis.

„Ähm nein danke. Geralt sagte, ich solle hier auf ihn warten. Außerdem wüsste ich ja gar nicht, wenn er fertig wäre, wenn ich mit euch komme. Er wäre sicherlich nicht begeistert, wenn er mich erst noch suchen müsste, wenn er durch den halben See geschwommen ist.“ Lehnte ich ab.

„Aber vielleicht hättet ihr eine Angel und ein paar Köder für mich? Um mir die Zeit ein wenig zu vertreiben?“ fragte ich sie und blickte auf die Angelruten, die sie im Boot liegen hatten.

„Angeln sind nicht gerade leicht herzustellen. Könnt Ihr überhaupt angeln Fräulein?“ entgegnete einer der Männer.

„Nun, es ist lange her, dass ich das letzte Mal was gefangen habe, aber ja, ich habe schon mal einen Fisch geangelt.“ Erwiderte ich. Damals war ich in der 5. Klasse und wir auf Klassenfahrt. Wir hatten uns Angeln aus Stöcken, Wollschnur und Büroklammern gebastelt. Und zu aller Erstaunen hatten wir tatsächlich ein paar fische gefangen. Dabei hatte der Betreiber unserer Unterkunft gesagt, es gäbe keine Fische in dem Teich.

Aber sie hatten geschmeckt, wir hatten sie abends über dem Lagerfeuer gegrillt. Das war jetzt aber auch bestimmt schon 20 Jahre oder länger her.

„Aber dann bleibt das Problem immer noch, dass eine Angel nicht leicht herzustellen ist. Es muss das richtige Holz gefunden werden, der Ast muss richtig gewachsen sein und von der Bearbeitung gar nicht erst zu reden.“ Warf der Mann ein.

Ich seufzte, hätte mir klar sein müssen, dass sie mir nicht einfach so eine Rute überlassen würden.

„Leider habe ich keine Münzen bei mir.“ Gab ich murmelnd zu.

Der Mann schnaufte, „Verschenken können wir nichts.“ Ich nickte niedergeschlagen, dann musste ich die Zeit wohl irgendwie anders totschlagen.

Mein Blick fiel auf die Kadaver im Wasser. „Aber ich könnte euch was anderes anbieten.“ Ich blickte sie lächelnd an.

„Ich bin mir sicher, dass die Köpfe der Ertrunkenen hier, viel bessere Aalköder sind als Schafs- oder Pferdeköpfe.“ Versicherte ich ihnen. Doch die Männer schauten mich nur skeptisch an.

„Aalköder?“ fragten sie. Ich nickte.

„Aal fischt man höchstens mit Wurm. Aber wer will denn Aal angeln? Der wird nur in Notzeiten gekauft, wer isst denn auch einen Fisch, der noch aus der Pfanne springt?“ Wollten sie mich zurecht weisen. Jetzt blickte ich sie verwirrt an.

„Ihr esst keinen Aal? Dabei sind die geräuchert total lecker.“ Ich war verwundert. „Klar, es ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, wenn ein geköpftes Tier auf einmal anfängt zu zucken. Aber das sind nur die Reaktionen auf das Salz und die Hitze. Kann bei Schlangen auch passieren.“ Gestand ich dann doch ein. Aber geräucherter Aal war wirklich lecker. Ich hatte mich immer gefreut, wenn unser Stabsarzt damals welche für uns in der Mittagspause geräuchert hatte, wenn er am Wochenende angeln war.
 

Die Männer schüttelten nur mit dem Kopf. „Unwissendes Weib.“ Konnte ich einen der beiden murmeln hören. Doch ich wollte nicht aufgeben.

„Gibt es hier Krebse? Die fängt man doch mit etwas Aas in einer Reuse, dafür eignen sich die Ertrunkenen bestimmt!“
 

Jetzt lachten sie, schmollend verzog ich das Gesicht. „Die ziehen doch nur noch mehr Monster an. Aber weil der Hexer diese hier schon getötet hat, will ich mal nicht so sein. Hier diese alte Angel können wir eh nicht mehr gebrauchen.“

Ich blickte auf und konnte gerade noch so die Angel fangen, die er mir entgegen warf. „Danke schön!“ strahlte ich ihn an. Er warf mir noch ein paar stinkende Köderfische ins Boot, ehe er nach seinen Rudern griff.

„Lass dich aber nicht fressen!“ lachte er noch, ehe sie davon ruderten. Ich zuckte mit den Schultern und besah mir die Rute. Ich hatte zwar keine Ahnung davon, aber selbst für mich sah sie ziemlich alt und abgenutzt aus. Es gab sogar schon ein paar kleine Risse im Holz. Aber es war mir egal, schließlich wollte ich keine großen Fische angeln, nur mir die Zeit vertreiben, bis Geralt endlich wieder auftauchte. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Sehne sah meiner Meinung noch gut aus und ein Haken war ebenfalls noch dran. Also schnappte ich mir einen der kleinen Fische und machte ihn am Haken fest. Es war nicht gerade angenehm, denn der Fisch war schon leicht schleimig, da hätte ich auch nen Finger eines Ertrunkenen nehmen können.

Ich warf den Haken mit dem Köder aus und lehnte mich bequem zurück. Ich rechnete nicht damit, aber vielleicht würde ich doch etwas fangen. Dann hätten wir vielleicht frischen Fisch zum Abendessen.
 

Ich ließ die Angel eine ganze Zeitlang auf und ab wippen, um einen lebenden Köder zu simulieren. Aber zunächst schien sich nichts für ihn zu interessieren.

Gelangweilt ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen und blickte hinauf in den Himmel. Kleine Schäfchenwolken zogen über das blau.

Doch dann spürte ich auf einmal einen leichten widerstand an der Angel. Irritiert setzte ich mich auf und zog ein wenig an der Leine. Ja tatsächlich, es hatte scheinbar tatsächlich etwas angebissen. Ich zog die Angel mit einem Ruck hoch, so wie ich es bei anderen Anglern gesehen hatte, damit der Haken nicht wegrutschen konnte.

Dann fing ich an, die Leine einzuholen. Ohne eine moderne Rolle mit Kurbel war das gar nicht so einfach. Ich verhedderte mich sogar beinahe in der Leine.

Aber irgendwann hatte ich es geschafft und den Haken an die Wasseroberfläche gezogen. Gespannt schaute ich darauf, was ich wohl gefangen hatte.
 

Die Ernüchterung kam sofort, es war Seegras oder irgendeine andere Wasserpflanze, in der sich der Haken verfangen hatte. Der Köder war natürlich auch weg.

Grummelnd sortierte ich die Leine und spießte einen weiteren Fisch auf den Haken. Ich versuchte dann die Leine in eine andere Richtung auszuwerfen, damit sich nicht gleich wieder irgendwelche Pflanzen darin verfingen.

Also ging das ganze Spiel wieder von Vorne los. Ich saß eine gefühlte Ewigkeit da und ließ die Angel auf und ab wippen, bis sie auf einmal nach unten gezogen wurde. Sofort war ich wieder hellwach und ruckte die Angel nach oben. Dieses Mal war der Widerstand beim Einholen stärker. Diesmal schien es wirklich ein Fisch zu sein, der an der Angel hin. Hoffte ich zumindest.

Aber egal was es gewesen war, als ich es fast an der Oberfläche hatte, schien es sich vom Haken gelöst zu haben. Denn auf einmal gab es einen Ruck und wenn ich nicht gesessen hätte, wäre ich wohl rückwärts vom Boot gefallen. Frustriert zog ich den Haken an Bord.

Der Köderfisch war ziemlich angenagt, aber jetzt wusste ich zumindest, dass sich Fische dafür interessierten, also warf ich ihn gleich wieder aus.

Doch dieses Mal passierte nichts. Kein zucken an der Leine, kein gar nichts. Erst als mein Kopf zur Seite fiel, weil ich beinahe einschlief gab ich es auf und holte die Angel ein.

Ich grummelte, kein Wunder, das nichts angebissen hatte, der Köder war weg und an dessen Stelle hing ein alter löchriger Stiefel daran. Wie war der dahin gekommen? Erlaubte sich jemand einen Spaß mit mir?

Ich warf den Stiefel in einem hohen Bogen zurück ins Wasser und schwor mir, falls Geralt das gewesen sein sollte, er meinen ganzen Frust abkriegen würde. Ich nahm die Ruder in die Hand und paddelte einige Meter weiter, vielleicht würde ich dort mehr Glück haben.

Ich bereitete die Angel an meinem neuen Standort erneut vor und warf den Köder aus. Ich hoffte das ich vielleicht ein bisschen Glück haben würde, das war der Vorletzte Köderfisch.

Seufzend machte ich es mir wieder bequem und ließ den Köder im Wasser tanzen.

Es verging eine ganze Weile, bis wirklich etwas an der Leine ruckte. Ich zog die Angel an, in der Hoffnung, der Haken würde sich dieses Mal nicht lösen.

Egal was an dem Haken hing, es lebte und war ziemlich schwer, ich musste meine Füße gegen die Planken des Bootes drücken, damit ich genug Hebelkraft hatte, um auch nur ein bisschen Schnur aufzuwickeln. Ich fragte mich, was ich da am Haken hatte, ich hatte schon fast das Gefühl, es würde mich mit dem Boot gleich über das Wasser ziehen.
 

Ich kämpfte mich erst auf die Knie und dann auf die Füße, um so mehr Kraft zu haben. Mit einem Fuß stützte ich mich auf den Bootsrand und lehnte mich mit meinem Gewicht nach hinten.

Der Kampf um die Schnur, dauerte schon länger und meine Arme wurden immer müder. Die Rute bog sich immer weiter und ich betete das sie halten würde.

Doch meine Gebete wurden nicht erhört, ich hörte das Ächzen und Knacken der Rute, ehe ich reagieren konnte. Das Holz brach und splitterte. Da ich meinen Schwerpunkt deutlich nach hinter verlagert hatte, half auch das beste Rudern mit dem Armen nichts und mit einem erschrockenen Schrei, ging ich rückwärts über Bord.

Ich schnappte noch einmal schnell nach Luft, ehe das Wasser über mir zusammen brach. Ich tauchte auf und klammerte mich an dem Boot fest. Ich versuchte mich von meinem Schock zu erholen und schnappte nach Luft. So eine verdammte scheiße, natürlich würde so etwas mir passieren.
 

Ich war gerade dabei ins Boot zurück zu klettern, als mich etwas am Knöchel packte und zurück ins Wasser zog. Ich versuchte mich frei zu strampeln und zurück zur Wasseroberfläche zu kommen, doch ich wurde immer tiefer gezogen.

Als ich spürte, wie meine Luft immer weniger wurde, strampelte ich umso mehr und schaffte es tatsächlich mich zu befreien. So schnell ich konnte, schwamm ich nach Oben und suchte Halt am Boot. Ich hustete und spuckte Wasser aus.

Doch ich hatte nicht lange Ruhe, kaum protestierte meine Lunge nicht mehr, wurde ich schon wieder gepackt und unter Wasser gezogen. Ich hielt mich am Boot fest so gut ich konnte, doch wirklich stabil lag es natürlich nicht auf dem Wasser. So kam es wie es kommen musste und es kippte.
 

Mir gelang es noch gerade rechtzeitig, einmal tief Luft zu holen, ehe ich vollkommen unter Wasser war. Diesmal erhaschte ich einen Blick auf meinen Angreifer. Ein Ertrunkener. Scheiße.

Ich dachte Geralt hätte bereits bei seinem ersten Tauchgang alle beseitigt.

Geralt, das ist es. Vielleicht konnte ich ihn telepathisch erreichen. Vielleicht reichten seine Mutationen dafür aus. Warum war ich nicht schon eher auf die Idee gekommen, dies auszuprobieren.

Ich schrie gedanklich um Hilfe, während ich verzweifelt versuchte an mein Messer im Stiefel zu kommen, um mich dann hoffentlich aus dem Griff des Monsters zu befreien.

Aber der Ertrunkene grinste mich nur zahnig an. Er schien über meine Bemühungen ziemlich amüsiert zu sein. Er machte sich sogar einen spaß daraus, mich für einige Momente loszulassen, nur um mich dann weiter in die Tiefe zu ziehen. Meine Lunge brannte mittlerweile und schrie nach Sauerstoff.

Plötzlich packte mich etwas am Kragen und zog mich samt dem Ertrunken in Richtung Oberfläche.

Als ich endlich wieder Luft holen konnte, hatte meine Sicht bereits angefangen sich an den Rändern leicht zu verdunkeln. Ich weiß nicht mehr, wann das Monster mich losgelassen hatte, aber wer auch immer mich nach oben gezogen, hievte mich nun auf das verkehrt herum treibende Boot.

Ich hustete und spuckte noch mehr Wasser aus. Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf dem Holz liegen.

„Bleib hier.“ Hörte ich jemanden am Rande murmeln, ehe das Boot schwankte und ich wieder alleine war.

Müde schloss ich die Augen. Im Augenblick würde ich nirgendwohin verschwinden. Selbst wenn ich wollte.
 

„Eve? Eve hörst du mich?“ wurde ich nach einiger Zeit geweckt. Ich blinzelte und sah auf. Ich lag noch immer auf dem Rumpf des Bootes und blickte in das Gesicht von Geralt.

„Geralt, war nie froher dich zu sehen.“ Grinste ich erschöpft und ließ meinen Kopf wieder auf das Holz sinken.

„Hey nicht schlafen, sag mir lieber was passiert ist.“ Er stupste mich an. „Wollte nur ein bisschen angeln, weil du so lange gebraucht hast.“ Murmelte ich. „Also wenn du Ertrunkene angeln wolltest, hättest du ne stabilere Angel gebraucht.“ Scherzte er leicht.

„Nein, wollte Fische fangen.“ Murrte ich und schloss die Augen. Nur ein bisschen ausruhen, dachte ich.

„Eve, nicht einschlafen.“ Forderte er. „Schaffst du es bis zum Ufer zurück?“ wollte der Hexer dann wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Ich glaub nicht.“ Gab ich zu. „In Ordnung, halt dich fest und rutsch nicht wieder ins Wasser, ok?“ ich war nicht mehr wirklich in der Lage zu antworten.
 

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, lag ich in der Näher eines Lagerfeuers. Ich lag auf meinem Bettzeug, Shady dicht an mich gekuschelt. Ich wickelte die Decke fester um mich, als ich mich aufsetzte.

Ich wurde rot, als ich bemerkte das mich jemand, Geralt, ausgezogen haben musste. Ich entdeckte meine Sachen etwas entfernt an einem Ast hängen, die Sonne schien sie zum Glück bereits wieder getrocknet zu haben.

„Wieder besser? Du hast ziemlich festgeschlafen.“ Riss mich Geralt aus meinen Gedanken. Das rot in meinem Gesicht vertiefte sich noch mehr. „Ja, danke für die Rettung.“ Murmelte ich und rieb mir durch das Gesicht.

„Die Narbe, ist das die Verletzung gewesen, die du in Velen hattest?“ fragte er mich plötzlich. Ich musste kurz überlegen, um zu verstehen was er meinte, dann nickte ich. „Hm, von einem Ghul.“ Bestätigte ich. „Ein Ghul? Dann hast du aber verdammt Glück gehabt.“ War er erstaunt. „Ja, ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich kein fressen bin.“ Grinste ich schief. „Wie genau ist das passiert?“ hakte er dann nach. „Eine lange Geschichte, für ein anderes Mal.“ Wich ich aus.

Wir schwiegen einige Momente.

„Ich frage mich, …“ murmelte er dann. „Was?“ wollte ich wissen.

„Ich frage mich, warum bist du ins Wasser gesprungen? Ich sagte doch, ich werde dich holen, wenn ich was gefunden habe.“ Warf mir Geralt auf einmal vor.

„Ich war sicherlich nicht freiwillig im Wasser!“ schnappte ich beleidigt zurück. „Ich wollte ein paar Fische angeln, aber irgendwas Schweres zog an dem Haken, dann brach die Rute und ich fiel nach hinten aus dem Boot.“ Murmelte ich dann.

Der Hexer runzelte die Stirn, „Woher hattest du die Angel?“ wollte er wissen. „Es kamen zwei Fischer vorbei, von ihnen hab ich sie bekommen.“ Maulte ich.

Er seufzte, „Eve, man angelt nicht in dem Gebiet von Monstern.“ Er klang, als würde ein kleines Kind belehren wollen.

„Woher hätte ich denn ahnen sollen, dass du welche übersehen hast?“ erwiderte ich und stand auf. Ich ging zu meiner Kleidung hinüber. Glücklicherweise war sie wirklich trocken. Schnell zog ich mich an.

„Verdammter Mist!“ fluchte ich, als ich das letzte Kleidungsstück angezogen hatte. „Was ist los?“ fragte Geralt über seine Schulter.

„Ich muss eines meiner Messer im Wasser verloren haben.“ Grummelte ich. „Vielleicht sehe ich es beim nächsten Mal, ansonsten gibt es hier gute Schmiede, wo du dir ein neues kaufen kannst.“ Zuckte er mit den Schultern.

„Beim nächsten Mal?“ fragte ich ihn verwirrt und ging zum Feuer zurück. „Hm, hab da unten interessante Dinge gefunden. Ich möchte sie mir nochmal genauer ansehen.“ Summte er.
 

Ich besah ihn mir genauer, ich atmete ein wenig erleichtert auf. Seine Augen sahen so normal aus, so normal wie es bei einem Hexer ging und sonst schien nichts anders an ihm zu sein. Er hatte die Apparatur wohl noch nicht benutzt. Gut.

Fragend sah er mich nach meiner Musterung an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Abwesend streichelte ich über den Rücken von Shady.

„Hier iss ein bisschen und dann wollen wir weiter.“ Geralt reichte mir ein paar Streifen Trockenfleisch. „Weiter?“ fragte ich ihn kauend. Er nickte, „Ja es fängt bald an zu dämmern, bei Dunkelheit könnten wir zurück auf dem Friedhof sein und danach wollten wir noch bei Regis vorbeischauen. Aber jetzt ist es noch zu früh, er schläft vermutlich noch. Daher erst der Friedhof in der Stadt. Ich bin mir sicher, es wird nicht lange dauern.“ Erklärte er mir.
 

Ich verzog das Gesicht. „Ich weiß etwas Besseres. Ich warte solange hier und ruh mich noch ein bisschen aus, bis du wieder kommst.“ Schlug ich vor. Er zog eine Augenbraue hoch. „Reicht dir ein Monsterangriff heute nicht?“

„Was meinst du?“ wollte ich wissen. „Ich mag vielleicht einige Ertrunkene getötet haben, aber sicherlich nicht alle. Sie scheinen dort irgendwo ihr Nest zu haben und dann sind meist auch Wasserweiber nicht fern. Daher werde ich dich sicherlich nicht alleine hier lassen. Nein, keine Widerworte!“ schnitt er mich gleich ab, ehe ich protestieren konnte.

„Iss auf und dann pack deine Sachen zusammen.“ Forderte er noch mal. Grummelnd verspeiste ich das Fleisch. Ich wollte nicht mit, ich wollte mich nicht mit den Grabräubern und schon gar nicht mit den Geistern beschäftigen.

„Was ist los?“ hakte der Hexer nach. „Nix.“ Wich ich aus und machte mich daran, meine Schlafmatte zusammen zu rollen und auf Lalin zu verschnallen.

Shady war mittlerweile auch wieder wach und schnüffelte nun durch die Gegend, nachdem ich ihm mehrfach versichert hatte, dass es mir gut ginge.

Völlig lustlos folgte ich Geralt zurück in die Stadt, er versuchte unterwegs noch mehrfach aus mir herauszuholen, was auf einmal los sei, aber ich ließ ihm einfach in den Glauben das ich einfach noch erschöpft von meinem unfreiwilligen Tauchgang war. Die Straßen waren noch immer voller Menschen, mittlerweile so gut wie alle betrunken, was meine Laune natürlich auch nicht hob. Aber endlich kamen wir an dem Friedhof an. Zweifelnd blickte ich zu dem Tor und zog die Nase kraus.

„Hör mal Eve, ich kann verstehen, wenn du Angst hast, nachts auf einen Friedhof zu gehen. Du kannst ruhig hier warten.“ Wandte sich Geralt auf einmal an mich.

Irritiert blickte ich ihn an, wie kam er darauf? „Ich habe keine Angst.“ Erwiderte ich. „Schon in Ordnung, du musst es nicht verstecken, nicht vor mir. Bleib einfach bei den dreien hier.“ Er nickte zu den Pferden und Shady.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich habe wirklich keine Angst. Aber ich werde trotzdem hier bleiben. Nicht das noch jemand an unsere Sachen geht.“ Meinte ich.

Geralt schüttelte leicht den Kopf, „Ist schon gut, bleib einfach hier. Zu lange sollte es nicht dauern.“ Beschwichtigte er nur und wandte sich ab.

Ich setzte mich an die Friedhofsmauer und nahm Shady auf den Schoß. Ein Schauer lief über meinen Rücken, als mit beginn der Dunkelheit, der Streit der Geister los ging. Es klang wirklich ziemlich schaurig, obwohl es eigentlich nur ein Ehekrach war.

Um uns davon abzulenken, erzählte ich den dreien, was auf dem See passiert war. Natürlich waren ihnen meine Hilferufe nicht entgangen und hatten gesehen, wie Geralt sich dann um mich gekümmert hatte.
 

„Hm, stimmt Plötze. Du hast wirklich Glück mit ihm. Er ist ein guter Mann.“ Stimmte ich der braunen Stute zu. „Sprecht ihr über mich?“ hörte ich Geralt plötzlich aus der Dunkelheit fragen. Erschrocken fuhr ich rum, „Musst du dich so anschleichen?“ fauchte ich ihn an. Er hob nur entschuldigend die Hände.

„Können wir, oder wollt ihr euren Kaffeeklatsch noch beenden?“ grinste er dann. Schnaubend stand ich auf und Plötze stieß ihn mit der Schnauze unsanft gegen die Brust. „Schon gut, Mädchen. War nicht so gemeint.“ Beruhigte er seine Stute gleich und kraulte sie an der Stirn.

Ich schüttelte darüber den Kopf und schwang mich in den Sattel, „Von mir aus können wir, alter Mann.“ Grinste ich auf Geralt runter. „Von wegen alter Mann!“ drohte er spielerisch. Lachend folgte ich ihm durch die Gassen aus der Stadt heraus.

Als wir die Menschmassen hinter uns gelassen hatten, erzählte mir Geralt, was unten in der Gruft passiert war. Ich tat so, als wäre ich interessiert und stellte hier und da ein paar Fragen, damit nicht auffiel, dass ich die Geschichte ja eigentlich schon kannte.

Allerdings erzählte er mir nicht, für wen er sich entschieden hatte und welche Belohnung er sich die nächsten Tage abholen würde. Aber ich vermutete, dass er sich für die Karten entschieden hatte, weil er nix sagen wollte. Mir war es eigentlich egal, sollte er doch die Karten holen, wenn er später an dem Turnier teilnehmen würde, könnte er sie vielleicht noch gebrauchen und das Schwert was er sonst hätte bekommen können, wäre sicherlich auch nicht so gut, wie das, was er von der Dame im See bekommen hat.
 

Wir hatten den Caroberta-Wald mittlerweile erreicht, als Geralt plötzlich anhielt und aus dem Sattel sprang. „Du wartest hier!“ forderte er streng und verschwand im Dickicht des Waldes. Irritiert sah ich ihm nach.

Nach einiger Zeit, die ich gespannt in die Stille lauschte, konnte ich in der Ferne zwischen den Bäumen erkennen, das es plötzlich hell wurde. Geralt schien Igni benutzt zu haben. Die Pferde schnaubten unruhig und ich versuchte sie zu beruhigen. Man konnte noch einige Male die Helligkeit des Feuers sehen, bevor Geralt zurück kehrte. Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich erkannte, dass er ein wenig zerrupft aussah.

„Eine Archespore.“ Grummelte er nur und schwang sich wieder in den Sattel. Ich schüttelte den Kopf, soweit im Unterholz wäre die doch vorerst kein Problem gewesen, er hätte sich doch auch später noch damit beschäftigen können.
 

Die nächste Unterbrechung konnten wir jedoch nicht verschieben oder ausweichen. Plötze warnte uns gerade noch rechtzeitig vor einem Rudel Wölfe, das einem Hirsch nachjagte. So konnten wir gerade noch rechtzeitig unsere Schwerter ziehen und aus den Sätteln springen. Die Pferde und Shady wichen zurück, so dass sie nicht in Gefahr gerieten.

Leider waren die Wölfe so ausgehungert, dass sie nicht auf meine Worte hören wollten. Sie sahen uns einfach als leichtere Beute.

Auch wenn ich mich nach dem Kampf schlecht fühlte, versicherte Shady mir, dass er es versteht. Er hatte ja gesehen, dass wir uns verteidigen mussten. Für mich war der Kampf nicht leicht gewesen, zu einen wegen dem Gedanken an Shady und zum anderen, weil ich bisher, dank meiner Fähigkeit, nicht allzu oft gegen Monster oder anderes kämpfen musste.

Geralt hingegen hatte nicht mal einen Schweißtropfen auf der Stirn. „Bei Gelegenheit sollten wir uns vielleicht doch mal um deine Kampffertigkeiten kümmern.“ Eröffnete er mir, als wir die Wolfskadaver vom Weg räumten.

„Hm.“ Gab ich nur zurück. Bisher hatte es ja gereicht, aber ich konnte ihn verstehen. Nicht immer konnte man einem Gegner einen Kampf ausreden, oder ihm rechtzeitig aus dem Weg gehen. Schweigend legten wir den letzten Rest des Weges zurück.

Wir ließen die Pferde grasen, als wir das Versteck von Regis erreicht. Geralt rief nach Regis, nachdem er festgestellt hatte, dass die Tür verschlossen war.

„Soll ich es man versuchen?“ schlug ich vor. Geralt brauchte einen Moment, ehe er scheinbar verstand, was ich meinte. „Nein besser nicht.“ Erwiderte er und wollte sich auf den Weg machen, einen anderen Eingang zu finden.

„Warum nicht?“ wollte ich wissen. Geralt drehte sich zu mir um und seufzte, „1. Weil wir nicht wissen, ob es funktionieren wird, 2. Falls es das tut, weiß ich nicht wie Regis darauf reagiert, so aus dem Schlaf gerissen zu werden und 3. Wissen wir nicht, wer dich sonst vielleicht noch hören könnte.“ Zählte er auf. Ich verdrehte die Augen, weil einfach einbrechen ja auch so viel sinnvoller ist. Doch ich behielt diese Aussage lieber für mich. Ich blieb vor der Tür stehen und wartete bis Geralt den anderen Eingang gefunden hatte.
 

Er brauchte tatsächlich länger, als ich ihm zugetraut hatte. „Komm schon, ich spring zuerst runter. Ich fang dich dann auf.“ Meinte er noch, ehe er hinab sprang. „Na komm Eve!“ rief er von unten, doch ich blieb oben stehen. Schließlich wusste ich, was da unten lauerte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wartete einen Moment.

„Eve!“ seufzte er genervt, ehe er anfing zu fluche. „Verdammt, bleib da oben!“ änderte er auf einmal seine Meinung.

Ich hörte ihn noch mehr fluchen und das Kreischen von verletzten und dann sterbenden Kikimoren. Vorsichtshalber wartete ich etwas länger, ehe ich Geralt dann doch in die Dunkelheit folgte.

Ich grinste nur, als Geralt zu mir herum wirbelte.

„Wusstest du von ihnen?“ fragte er mich skeptisch. Ich zuckte mit den Schultern, „Du wolltest doch unbedingt hier runter. Also geh vor, ich kann im Dunkeln nichts sehen.“ Forderte ich ihn auf.
 

Ich folgte ihm durch den dunklen Tunnel, bis er auf einmal an einem Vorsprung stehen blieb. „Du bleibst hinter mir, verstanden?“ forderte er auf einmal, ehe er hinauf kletterte und geduckt weiterschlich. Ich grübelte, weitere Monster gab es hier unten doch nicht, oder? Und warum sollte ich versuchen an ihm vorbeizukommen, wenn ich im Dunkeln sowieso nichts sah. Trotzdem folgte ich ihm vorsichtig, immer bereit die Flucht nach hinten anzutreten.

Ich konnte gerade noch so erkennen, wie der Hexer vor mir, an einer Mauer anhielt und sie zu untersuchen schien. Er murmelte etwas vor sich hin und zog dann etwas aus seiner Tasche. Er hielt etwas hoch und die Wand verschwand.

Ich blinzelte, doch die Mauer blieb verschwunden. Das Auge, das Artefakt, das er von Keira bekam, fiel es mir ein.

Geralt trat einige Schritte vor und schien etwas genauer zu betrachten. Allerdings folgte ich ihm nicht in die Nische, sie sah doch recht beengt und noch dunkler als der Tunnel aus. Er schien dort etwas gefunden zu haben, das er einsteckte. Außerdem griff er nach einem länglichen Gegenstand. Erst als er wieder zu mir zurück kam, konnte ich erkennen, dass es sich um ein Schwert handeln musste. Neugierig sah ich ihn an. „Später.“ Brummte er und ging ein Stück den Tunnel zurück.
 

Ich folgte Geralt durch eine Öffnung im Fels und dahinter wurde es allmählich heller. Wir waren jetzt in der Gruft von Regis. „Wie klischeehaft, sich mit einem Vampir auf einem Friedhof zu treffen.“ Lachte Geralt leise, als er seinen alten Freund begrüßte.

„Da hast du wohl recht, mein lieber Freund.“ Erwiderte Regis. „Ah und Eve, du bist auch mitgekommen, wie schön.“ Lächelte er mich dann an.

„Hallo Regis.“ Grüßte ich zurück und blieb unsicher stehen. Durfte ich mir hier frei bewegen? Mich umsehen? Ich war mir nicht sicher und wollte Regis nicht verärgern.

„Ich hätte es doch versuchen können, Geralt. Regis schien bereits aufgestanden zu sein.“ Grummelte ich stattdessen den Hexer an. Dieser zuckte nur mit den Schultern und Regis blickte mich neugierig an.

„Oh, ich hatte tatsächlich geschlafen, aber das Geschrei meiner jetzt ehemaligen Nachbarn, … nun es ist schwer dabei nicht aufzuwachen.“ Warf er ein. Ich wurde rot, ich hatte tatsächlich für einen kurzen Moment vergessen, wie gut das Gehör von Vampiren sein konnte.
 

„Regis, ich bin wegen deinem Freund hier.“ Wechselte Geralt aprubt das Thema. „Ich muss ihn finden.“ Fügte er noch an. Der Vampir nickte, „Aber es liegt nicht an dir, mir oder ihr.“ Er nickte kurz zu mir rüber, „Ob er gefunden wird. Es ist seine Entscheidung. Wenn er nicht gefunden werden will, wird er nicht gefunden.“ Erwiderte er dann.

Ich drehte mich unauffällig zu Regis Büchersammlung. Ich wollte mir nicht ansehen lassen, dass ich einen möglichen Aufenthaltsort von Dettlaff kannte. Das würde vermutlich Fragen aufwerfen, die ich weder beantworten wollte noch konnte.

Ich war mir jedoch noch nicht sicher, was ich mit dem Wissen anfangen sollte, einen der beiden irgendwie dorthin locken, alleine hingehen oder warten bis sie selbst in den Spielzeugladen fanden? Alleine dorthin gehen klang im ersten Moment jedoch ziemlich gefährlich. Dettlaff wusste nun, dass ich mit dem Hexer unterwegs war und konnte sich dann schnell in die Ecke gedrängt fühlen. Andererseits wirkte ich meiner Meinung nach, nicht bedrohlich und dort alleine hinzugehen könnte mir ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Ich musste später noch mal genauer darüber nachdenken, beschloss ich.
 

„Eve!“ wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, erschrocken drehte ich mich zu Geralt um. „Entschuldigung, ich war in Gedanken.“ Murmelte ich schnell. „Ich wollte nur wissen, wie es dir geht. Ich hatte heute Nachmittag einen Schrei vom See gehört. Als ich dort ankam, konnte ich sehen, das Geralt die Lage schon unter Kontrolle gebracht hatte. Aber geht es dir wirklich gut, du wärst beinahe ertrunken?“ Fragte Regis mich nun. Ups, konnte ich telepathisch so laut schreien, dass selbst Regis mich hier gehört hatte? Doch dann sickerte bei mir ein, was er noch gesagt hatte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich bin nicht beinahe ertrunken, ich wurde beinahe ertränkt! Das ist ein Unterschied!“ schmollte ich. „Ja, es geht ihr gut.“ Lachte Geralt darauf hin. Auch Regis schmunzelte darauf hin. „Dann ist ja alles wunderbar.“

Doch Geralts Gesicht wurde wieder ernst, als sich seinem Freund zuwandte, „Nicht ganz, gibt es eine Möglichkeit Dettlaff zu finden oder zu rufen. Schließlich seid ihr beide höhere Vampire.“ Warf Geralt ein.

„Hm, es gibt ein Wesen das die Macht und die Autorität in jeder Zeit zu finden und zu rufen, aber wir sollten es nicht kontaktieren.“ Stimmte Regis zu, aber natürlich wollte Geralt es genauer wissen. Also erzählte Regis den Vergleich, sich mit einem morschen Seil über einen offenen Vulkan zu hangeln, sei sicherer als das Wesen zu kontaktieren.

Still stimmte ich ihm zu. Um den Ältesten sollten wir einen riesigen Bogen machen. „Gibt es eine andere Möglichkeit ihn zu finden?“ mischte ich mich ein. Regis nickte, „Theoretisch schon, allerdings fehlen uns dafür bestimmte Dinge.“ Seufzte der Vampir.

Geralt zog etwas aus einem Stoffbeutel, den er am Gürtel trug. „Könnte das helfen?“ er warf die abgetrennte Hand auf den Tisch vor Regis. Mich schauderte es, als die Hand immer noch zuckte und die Finger leicht krümmte.

Natürlich wollte Regis sofort wissen, woher er sie hatte. Ich verzog das Gesicht, als Geralt die Geschichte erzählte, wie man die Hand gefunden hatte.

„Eine Bruxa hatte sich für sie interessiert.“ Beendete er seine Erzählung. „Die du einfach umgebracht hast, man hätte, ich hätte mit ihr reden können!“ rügte ich ihn. Regis sah mich erstaunt an und Geralt kniff sich in die Nasenwurzel, „Dafür war es bereits zu spät, das weißt du!“ entgegnete er.

„Na und, bei Dettlaff hatte es auch geklappt. Dabei hatte er schon zum Schlag ausgeholt!“ schnappte ich. Geralt holte tief Luft, so als ob er sich selbst zur Ordnung rief. „Dettlaff hätte dir beinahe die Kehle rausgerissen, wenn ich nicht dazu gekommen wäre.“ Entgegnete der Hexer.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich glaube er hat nur an mir geschnüffelt.“ Ich drehte beleidigt den Kopf weg, als Geralt antwortete, „Als ob dies so viel besser ist.“
 

Der Vampir schüttelte bei unserem Austausch nur milde den Kopf.

„Seine Hand kann uns tatsächlich helfen ihn zu finden. Hast du jemals von Covinarius Theorie zum Gewebegedächtnis gehört?“ wollte Regis wissen. „Hm, habe in einem alten Exemplar von Alchemia Oblittera davon in Kaer Morhen gelesen. Aber er konnte es doch nie nachweisen, wenn ich mich recht erinnere.“ Entgegnete der Hexer.

„Oh ganz im Gegenteil, er wurde mein Freund nachdem wir uns kennengelernt hatten. Er hatte seine Studien und Experimente beendet, er kam nur leider vor seinem Tod nie dazu, seine Ergebnisse zu veröffentlichen.“ Widersprach Regis.

„Gewebegedächtnis? Ist das sowas wie das Muskelgedächtnis?“ warf ich dazwischen. „Muskelgedächtnis?“ Geralt sah mich fragend an. Ich nickte, „Ja, wenn zum Beispiel eine erwachsene Person das Gedächtnis verliert, muss sie ja auch nicht das Laufen oder Sprechen neu lernen. Oder der Umgang mit einem Schwert, wenn diese Person es vorher von klein auf, tagtäglich benutzt hatte.“ Versuchte ich zu erklären. Geralt blickte mich skeptisch an. Ahnte er vielleicht, dass ich auf seine Situation damals anspielte?

„Nun, es ist ähnlich, aber auch völlig anders. Anhand einer beliebigen Gewebeprobe kann man herausfinden, was dem ganzen Körper zugestoßen ist.“ Erklärte Regis. Geralt wandte den Blick von mir zu Regis, „Wie funktioniert das?“ wollte er wissen.

„Wir müssen dafür einen Absud brauen, Covinarius nannte ihn Resonanz, er versetzt den Trinkenden in eine Trance. Er löst Visionen und Ereignisse aus, die mit starken Emotionen verbunden sind, von dem das Gewebe stammt. Man träumt quasi einen Lebensausschnitt eines anderen.“ Erläuterte er weiter.

„Könnten wir sehen, was Dettlaff tat, bevor er seine Hand verlor?“ hakte der Hexer nach. Regis nickte, „Ich hoffe aber auch, dass Resonanz uns verrät, wo er sich verborgen hält.“ Bestätigte er.

„Covinarius hat sein halbes Leben damit verbracht, seine Theorie zu beweisen. Es wird wohl nicht leicht sein, diesen Resonanz-absud herzustellen.“ Deutete der Hexer an.

„Ganz recht, wir brauchen nicht nur Gewebe von Dettlaff, sondern auch ein potentes Okzipitallappen-Stimulans. Also ein Gift, das empfänglich für Visionen macht.“ Belehrte Regis.

„Wir hätten da eine gewisse Auswahl, aber leider alles recht selten.“ Stimmte Geralt zu.

Während die beiden diskutierten, hatte ich mir die Büchersammlung von Regis weiter angesehen. Er hatte einige interessante Exemplare darin, vielleicht sollte ich ihn später einmal fragen, ob ich darin blättern durfte.
 

„Gibt es nicht auch Pflanzen oder Pilze, die eine ähnliche Wirkung haben?“ warf ich ein, als Regis gerade eine Flasche aus dem Regal zog. Er stockte in seiner Bewegung, so als hätte er vergessen das ich ebenfalls da war.

„Hm, das wäre auch ein möglicher Ansatz, Geralt was meinst du?“ überlegte er. Ich verdrehte die Augen, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Ich ging zu dem Tisch und hockte mich davor, so dass die Hand jetzt auf Augenhöhe war.

„Ja, es gibt solche Pflanzen, aber wenn wir sie so konzentrieren würde, damit sie Potent genug dafür sind, wären ihre anderen Eigenschaften dies auch. Das würde selbst den stärksten Hexer umhauen.“ Grunzte Geralt.

Ich stupste die Hand an, die daraufhin anfing, wieder zu zucken. „Was ist mit Dettlaffs Hand? Wenn ich das richtig verstanden habe, regeneriert ihr euch sehr schnell. Kann das mit der Hand auch passieren? So dass es dann auf einmal zwei Dettlaffs gibt? Schließlich scheint noch Leben in der Hand zu sein. Oder würde sie sich wieder mit seinem Körper verbinden, wenn seine Hand nicht bereits nachgewachsen wäre? Vielleicht könnte sie uns zu ihm führen?“ überlegte ich laut. Ich griff nach der Hand und drehte sie um, so dass sie nun mit der Handfläche nach unten lag.

Es passierte nichts weiter, daher stupste ich sie wieder an.

„Sei nicht albern Eve.“ Schallt mich Geralt. Ich blickte zu Regis hinauf. „Geralt, du solltest niemals einen neugierigen Geist unterdrücken. Solche Fragen haben ebenfalls ihre Berechtigung.“ Entgegnete der Vampir. Ich wollte schon beleidigt eine Schnute ziehen, weil selbst Regis es klingen ließ, als wären meine Fragen dumm, nur dass er es netter formuliert hatte, doch eine Bewegung ließ mich zurückschrecken.

Die Hand bewegte sich auf einmal, sie sprang auf meinen Kopf, was mich vorschreck auf den Boden plumpsen ließ. Dann krabbelte sie schnell ich Richtung Ausgang. Mit geweiteten Augen starrte ich der Hand hinterher.

„Verdammt!“ fluchte der Hexer und war schon vom Stuhl aufgesprungen und der Hand hinterher. „Wir sollten ihm vielleicht helfen.“ Riss mich Regis aus der Starre. Ich nickte und ließ mir von ihm aufhelfen.

Als ich zu Geralt blickte, musste ich ein Lachen unterdrücken, die Hand war ihm gerade entwischt, in dem sie zwischen seinen Beinen zurück in unsere Richtung lief.

Aber schnell merkte ich selbst, dass es gar nicht so einfach war, die Hand wieder in den Griff zu kriegen. Immer wieder entwischte uns die Hand. Sie krabbelte unter das Bücherregal, die Wände hoch und immer wieder zwischen unsere Beine durch, Richtung Ausgang. Zum glück hatte sie es nicht bis in den Tunnel geschafft.

Bis Geralt es scheinbar reichte und er einen Dolch nach ihr warf und sie somit auf dem Boden festnagelte.

Die Hand blieb schlaff liegen und Geralt konnte sie jetzt ohne Probleme einsammeln und verstaute sie wieder in dem Stoffbeutel.

Er band ihn sich an den Gürtel und sah mich streng an, als ich auch nur das leiseste Anzeichen von mir gab, zu protestieren. „Wehe du kommst noch einmal auf so eine dumme Idee.“ Geknickt sah auf meine Füße. „Das nächste Mal binde ich sie vorher fest, versprochen.“ Murmelte ich.

„Eve! Ich mein es ernst!“ fuhr er mich jetzt an. „Ein Scherz Geralt, ein Scherz!“ versicherte ich ihm schnell und grinste ihn schief an.

Resigniert schüttelte er den Kopf über meine Mätzchen.

„Ah, da dies nun geklärt ist. Eigentlich wollte ich einen meiner Freunde bitten, nach einer der Kreaturen zu suchen, die du erwähntest.“ Wechselte Regis das Thema.

Ich seufzte leise, stimmt, das war ja der eigentliche Grund, warum wir hier waren und nicht nur ein Freundschaftsbesuch.

Wir folgten ihm nach draußen vor die Krypta und beobachteten ihn, wie er sich einen Anstarrwettbewerb mit einem Vogel lieferte.

„Was war das?“ fragte Geralt anschließend. Ich verdrehte die Augen und verkniff mir einen Kommentar, dass es doch eindeutig ein Rabe gewesen war. Regis übernahm die Erklärung gerne, dass er ihn gebeten hatte, die Gegend abzusuchen.
 

„Sie werden eine Weile brauchen, wie wäre es bis dahin mit einem Alraunenschnäpschen?“ schlug er vor und hielt eine Flasche hoch. Geralt sah ihn anerkennend an, „Zu einem Schnaps sag ich nicht nein.“ Grinste er.

„Leider ist es eher Wein als Schnaps.“ Gestand der Vampir noch. „Ist vielleicht nicht verkehrt.“ Grinste der Hexer in meine Richtung. „Du hast recht, vielleicht brauchen die Raben nicht allzu lang und dann brauchst du einen klaren Kopf.“ Stimmte Regis zu. „Außerdem kenne ich deinen Alraunenschnaps, er lässt einen Dinge sagen, die man besser für sich behalten hätte.“ Fügte Geralt noch an.

„Was in aller Welt, könnte Geralt von Riva, für sich behalten wollen?“ scherzte der Vampir.

Wir wollten uns gerade auf die alten Gräber setzen, als es in den Büschen hinter uns raschelte. „Geralt, Eve Vorsicht. Nicht bewegen.“ Sprach Regis sanft und leise. Zuerst tat ich was er sagte, aber schnell bemerkte ich, was ihn so reagieren ließ. Er musste Shady entdeckt haben. Langsam drehte ich mich zu ihm um und hockte mich zu ihm runter.

„Eve nicht. Er ist sicher nicht alleine unterwegs. Das restliche Rudel könnte jederzeit auftauchen!“ wollte er mich aufhalten. Ich kicherte leise und nahm Shady auf den Arm. „Keine Sorge Regis, sein Rudel wird uns bestimmt nicht angreifen.“ Zwinkerte ich und auch Geralt grinste leicht.

„Das kannst du nicht wissen Eve.“ Versuchte er es noch einmal. „Setz den Wolf lieber wieder ab.“

Beschwor er mich, als Shady in seine Richtung knurrte.

~er riecht wie der, der dich angegriffen hatte. ~ ich streichelte ihn beruhigend über den Kopf. ~Keine Sorge Shady, sie sind zwar sowas wie Rudelmitglieder, aber Regis wird mir nichts tun. Versprochen. ~ versicherte ich meinem kleinen Freund.

Ich setzte Shady wieder auf den Boden. „Regis, sein Rudel wird uns wirklich nicht angreifen. Ich bin sein Rudel.“ Eröffnete ich dann dem Vampir. „Und Geralt gehört mittlerweile auch irgendwie dazu.“ Wandte ich mich an den Hexer. Beide sahen mich verblüfft an. Geralt, weil ich sagte das er dazu gehörte und Regis vermutlich, weil ich den kleinen Wolf adoptiert hatte.
 

Regis blinzelte mich an, „Nun, das würde auch den Geruch nach Wolf erklären, ich hatte erst angenommen, das käme vielleicht von einem Kampf mit einem Rudel. Aber verzeih mir, wenn ich das jetzt einfach so sage, du trägst nicht den typischen Geruch nach nassen Hund, wie ein, …“

„Werwolf?“ unterbrach Geralt ihn. Regis nickte.

Jetzt war ich dran, verblüfft auszusehen. „In die Falle bin ich auch getapt, als ich Shady das erste Mal traf. Aber sie ist kein Werwolf Regis. Meine erste Reaktion war es, dies zu überprüfen.“ Grinste Geralt.

Ich schüttelte den Kopf, um über diese Überraschung hinweg zu kommen. „Entschuldige bitte, deine Haltung zu nicht Menschen, der Welpe und deine Wortwahl eben, haben mich zu dieser Annahme verleitet.“ Wandte sich Regis an mich. „Ist schon in Ordnung, ist ja kein Schaden entstanden. Ich habe Shady vor ein paar Wilderern gerettet, als noch ganz klein war. Sie hatten ihn in einer Hütte angekettet.“ Erzählte ich, wie es dazu kam, dass ich den Kleinen adoptiert hatte.

„Das ist sehr nobel von dir gewesen.“ Nickte Regis mir zu.
 

Im Gegensatz zu den anderen beiden setzte ich mich nicht auf den kalten Stein der Gräber, sondern setzte mich auf den Boden und lehnte einfach nur meinen Rücken dagegen.

„Geralt, wolltest du nicht gerade erzählen, was du lieber für dich behalten wollen würdest?“ lenkte ich dann das Thema um. Er blickte mit hochgezogener Augenbraue zu mir runter. „Das würdet ihr wohl gerne wissen.“ Grinste er dann. „Da müsst ihr euch aber mehr Mühe geben.“ Sprach er dann zu Regis, der ihm die Flasche entgegen hielt.

„Eine Herausforderung? Ich bin ganz Ohr, was muss ich tun?“ fragte Regis ihn ganz gespannt, während Geralt ein wenig aus der Flasche trank.

„Hm, fang du doch an. Was für Geheimnisse hast du? Vampire, interessante Kreaturen, führen doch sicherlich ein faszinierendes Leben.“ Schlug der Hexer vor und reichte dann die Flasche zurück.

„Interessiert dich etwas bestimmtes? Frag einfach.“ Gab der Vampir zurück.
 

Ich hörte nur mit halben Ohr zu, während ich mit Shady schmuste. Die beiden alten Männer unterhielten sich noch eine ganze Weile, bis mich eine Frage aufhorchen ließ.

„Was geschieht nach dem Tod?“ wollte der Hexer wissen. Ich runzelte die Stirn und schaute zu ihm auf. „Müsstest du die Frage nicht selbst beantworten können?“ warf ich ein. Sofort ruckte sein Blick zu mir. „Was meinst du?“ wollte er wissen.

Ich schluckte, „Nun ja, fast jeder in Rivien weiß was vor knapp 10 Jahren in Riva passiert ist, der Pogrom und das der weitbekannte Hexer Geralt von Riva dabei starb. Erstochen mit einer Heugabel. Die Zauberin Yennefer von Vengerberg starb ebenfalls, als sie versuchte ihn zu retten. Ihre Körper wurden von einem unbekannten Mädchen mit aschfahlen Haar weg gebracht. Niemand weiß wohin.“ Erzählte ich und wich seinem Blick aus, in dem ich mein Gesicht in dem Fell von Shady vergrub.
 

„Ist das wahr Geralt?“ fragte Regis entsetzt. Geralts Gesicht verzog sich schmerzlich, bei der Erinnerung und ich bereute es, diese Erinnerung hervorgerufen zu haben.
 

Bevor er antwortete nahm er noch einige Schlucke aus der Flasche.

„Ich weiß nicht, ob wir wirklich starben. Als ich erwachte war Yen bei mir, wir waren auf einer Insel, auf der immer die Kirschbäume blühten. Aber irgendwann fand uns die Wilde Jagd. Sie entführten Yen. Ich machte mich auf die Jagd nach ihnen. Unterwegs traf ich auf drei andere Hexer.“

Letho, Egan und Serrit, fiel es mir ein.

„Zusammen spürten wir die wilde Jagd unter dem Galgenbaum auf. Die einzige Möglichkeit Yennefer zu befreien war, dass ich selbst mit der Jagd mit ging. Als Austausch. Letho und seine Brüder kümmerten sich um Yen, während die roten Reiter mich mitnahmen. Was danach geschah weiß ich nicht. Die Erinnerung an diese Zeit habe ich nie wieder bekommen. Aber irgendwie entkam ich nach Jahren und irrte im Tal bei Kaer Morhen umher, ohne Erinnerung. Eskel und Lambert fanden mich dort. Kurz darauf wurde Kaer Morhen von den Salamandras überfallen.“ Geralt stoppte seine Erzählung und eine bedrückende Stille breitete sich zwischen uns aus.
 

„Tut mir leid.“ Entschuldigte ich mich, ich hatte nicht gewusst, dass diese Erinnerung so schmerzlich für ihn sein würden.

Er nahm noch einen tiefen Schluck aus der Flasche und reichte sie an Regis zurück. Er ließ seine Hand schwer auf meine Schulter fallen. „Ist schon gut. Ich hätte mit so einer Frage von dir rechnen sollen. Auf der Jagd nach den Salamdras habe ich viele getroffen, die mich für Tod hielten. Und du kommst aus Rivien, da kennst du die Geschichte natürlich. Ich hatte bloß nicht mehr damit gerechnet, als du nach dem Vorfall in der Bank nicht danach gefragt hattest.“ Murmelte er.

„Du kommst aus Rivien?“ fragte Regis mich. Ich summte unverbindlich, Geralt hatte meine Lüge bisher nicht durchschaut und ich musste es nicht drauf anlegen, dass Regis darüber stolperte.

„Bin in einem Waisenhaus groß geworden und bin dann zum Militär gegangen.“ Fügte ich dann noch an.

„Eine Frau im der Armee von Rivien?“ fragte er skeptisch. Ich nickte nur, „Ich war im Sanitäts-Chorp.“ Erwiderte ich. „Oh, tatsächlich? Wie faszinierend. Dann hast du bestimmt so einiges gesehen und erlebt?“ wollte der Vampir wissen. Ich zuckte mit den Schultern. So wirklich viel Interessantes hatte ich während meiner Dienstzeit nicht erlebt, war halt ein ganz normaler Praxisalltag, wie in jeder Arztpraxis auch, aber das konnte ich den beiden ja schlecht erzählen, dann würde ich sofort auffliegen.

„Ich durfte selber nicht viel an Patienten arbeiten, meist habe ich andere Soldaten darin unterrichtet, wie man Verbände richtig anlegt und lebensgefährliche Verletzungen erkennt.“ Umschrieb ich meine Dienstzeit.

Regis lächelte, „Da hast du aber Glück Geralt, nicht jeder kann mit einem persönlichen Sanitäter durch die Welt reisen.“ Lenkte der Vampir uns von der trüben Stimmung weg.

Doch der Hexer zog nur eine Augenbraue hoch, sein grinsen war so minimal, dass man es in der Dunkelheit schnell übersehen konnte.

„Regis? Darf ich dich was fragen?“ wandte ich mich an den Vampir. Er nickte, „Frag ruhig.“

Aber auch Geralt sah mich nun neugierig an, schließlich hatte ich die meiste Zeit über, während sie sprachen geschwiegen.

„Du sagtest, du hättest den Raben gebeten, nach einer der Kreaturen Ausschau zu halten. Kennst du vielleicht noch mehr Personen, die eine solche Fähigkeit haben?“ erkundigte ich mich. In Geralts Augen spiegelte sich Erkenntnis wider.

Regis schien einen Moment zu überlegen, „Nun, vampirische Fähigkeiten sind eher einzigartig. Ich habe bisher noch keinen weiteren getroffen. Selbst die Fähigkeit von Dettlaff, sich mit Kreaturen zu verbinden und zu beruhigen ist anders.“ Ich nickte, soviel wusste ich auch schon.

„Hast du je von jemanden gehört, der kein Vampir ist, der so etwas kann?“ hakte ich genauer nach. Regis schüttelte den Kopf, „Es gibt vielleicht Magier oder Zauberinnen, die so etwas können. Ob diese Fähigkeit bei anderen Kreaturen zu finden ist, könnte Geralt dir vielleicht besser beantworten. Aber deine Fragen sind ziemlich zielgerichtet, möchtest du damit auf etwas bestimmtes hinaus?“ wollte er nun im Gegenzug wissen.

Fragend blickte ich zu Geralt hoch, sollte ich es Regis erzählen, doch der Hexer zuckte nur mit den Schultern. Ich grübelte einen Moment, ehe ich einen Entschluss fasste. Ich schaute Regis an.
 

~Kannst du mich hören Regis?~ fragte ich ihn gedanklich. „Natürlich, kann ich dich hören, du sitzt direkt, …“ er schien zu bemerken, dass sich mein Mund bei dieser Frage nicht bewegt hatte.

„Das ist erstaunlich!“ meinte er, als es bei ihm eingedrungen war, wie das möglich war. „Aber wie ist das möglich?“ hakte er nach.

„Das weiß ich leider nicht. Ich habe die Fähigkeit erst bemerkt, als ich auf Shady traf.“ Ich blickte auf den Wolf auf meinem Schoß, doch er schien mittlerweile eingeschlafen zu sein.

„Ich verstehe, daher deine Frage. Ich werde mich bei Gelegenheit mal umhören. Vielleicht finde ich etwas heraus. Ich nehme an, deswegen konnte ich deine Hilferufe am Nachmittag hören?“ bot er an.

Ich nickte, „Danke, und ja vermutlich hast du mich deswegen gehört.“ Bestätigte ich und schaute kurz zu Geralt, aber nichts deutete darauf hin, dass er mich auch gehört hatte.

„Das war dumm von dir, du hättest sonst noch was damit anlocken können!“ rügte mich der Hexer leicht und schnipste gegen meinen Hinterkopf. Schmollend rieb ich mir die Stelle.

„Geralt! Sie war in Panik, natürlich ruft man in so einer Situation um Hilfe.“ Verteidigte mich der Vampir.

Ich nickte, „Außerdem konnte ich nichts hören, es war vermutlich nichts in der Nähe, dass meine Hilferufe verstanden hätte.“ Murmelte ich. Fragend wurde ich angeblickt. „Wasserweiber zum Beispiel haben scheinbar die Angewohnheit, mental mit sich selbst zu sprechen. Kikimoren sind auch nicht gerade leise, es ist ziemlich irritierend wie sie im kollektiv sprechen.“ Klärte ich sie auf.

„Ich hatte dir doch von dem Magier erzählt Geralt, der, der mich zuerst in einer Illusion gefangen hielt. Als ich mich daraus befreien konnte, sagte er zu seinen Männern sie dürften mit mir machen was sie wollen. Ich schickte Shady los, um Hilfe zu finden. Er lockte Kikimoren und ein Wasserweib zu uns und ich ließ es so aussehen, als könnte ich sie befehligen.“ Fügte ich an.

Regis zog die Augenbraue hoch, während Geralt genervt aufstöhnte. „Manchmal denke ich, du hast deinen Kopf auch nur, damit es nicht rein regnet.“ Grummelte er.

„Gar nicht wahr. Ich wusste das es gefährlich war, deswegen bin ich dort so schnell es mir möglich war verschwunden, falls einer der Männer vor den Monstern fliehen konnte.“ Entgegnete ich. „Wenigstens etwas.“ Seufzte er. „Ich hoffe für dich, dass keiner der Männer überlebt hat. Die Gerüchte, die sonst kursieren, ich glaube ich will sie gar nicht erst hören.“ Murmelte er.

„Und ich will nicht in den Buckelsumpf zurück. Daher sind mir Gerüchte egal. Jetzt kann sie ja keiner mehr mit mir in Verbindung bringen.“ Zuckte ich mit den Schultern.

Ich unterdrückte ein Gähnen und lehnte mein Kopf an Geralts Knie, der Tag war doch ganz schön anstrengend gewesen und trotz meines Nickerchens vorhin, wurde ich langsam wirklich müde.

Geralt sagte nichts, also ließ ich meinen Kopf gegen ihn gelehnt und schloss die Augen halb.

Ich hörte noch ein wenig zu, wie Regis und er ihre Unterhaltung wieder aufnahmen.
 

„Eve, wach auf.“ Jemand rüttelte an meiner Schulter. Verwirrt blinzelte ich. Geralt saß direkt neben mir und mein Kopf lag auf seinem Oberschenkel, außerdem hatte jemand einen Mantel wie eine Decke über mich gelegt. „Hmm?“ fragte ich verschlafen.

„Regis Freund ist zurück, sie haben etwas gefunden.“ Sprach Geralt und stand langsam auf, als ich mich aufrichtete. Müde rieb ich mir die Augen, selbst die Sonne war noch nicht aufgegangen. Es musste noch sehr früh sein. Als mir endgültig klar wurde, dass ich Geralt als Kopfkissen missbraucht hatte, konnte ich nur hoffen, dass ich im Schlaf nicht gesabbert hatte. Allein bei dem Gedanken wurde ich ein wenig rot und versuchte nicht auf seine Oberschenkel zu starren, um nach einem nassen Fleck zu suchen, nicht dass er es noch falsch verstand.

Ich ließ ihn mit Regis sprechen und sammelte die Pferde ein, die über Nacht ein wenig abseits gewandert waren. Ich richtete die Sattel und zog die Gurte nach und führte sie dann vor die Krypta von Regis.

„Hälst du es für eine gute Idee, wenn du sie mitnimmst?“ fragte Regis, als er sah das ich beide Pferde fertig gemacht hatte.

„Warum sollte ich nicht mit?“ warf ich dazwischen. Auch Geralt zuckte mit den Schultern, „Fleckenwichte sind nur dann aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen. Zur Not kann Eve es bitten, in ein Gefäß für uns zu spucken.“
 

„Nun gut, seid aber vorsichtig ihr zwei. Ich werde einen Raben bitten euch zu begleiten, für den Fall, dass etwas schief gehen sollte.“ Seufzte der Vampir. Damit waren wir einverstanden, auch wenn ich sah, wie Geralt kurz die Augen verdrehte.
 

Der Ritt bis zu dem Anwesen verlief ruhig, nur die Vögel sangen ihre Lieder. Aber kaum kam das Anwesen in Sicht, tauchten auch die Geisterhunde auf. „Eve, verschwinde. Ich kümmere mich um sie!“ rief Geralt mir zu. Ich ritt soweit den Weg wieder zurück, bis ich nicht mehr von den Hunden verfolgt wurde. Plötze kam nach einiger Zeit ebenfalls dazu. Angespannt warteten wir auf ein Zeichen von Geralt.

Als es längere Zeit ruhig blieb, ließ ich die Pferde langsam den Weg wieder entlang laufen. Wir waren noch nicht sehr weit gekommen, da erzählte Plötze, dass Geralt gepfiffen hätte. Trotzdem ließ ich die Pferde in einer ruhigen Gangart. Geralt erwartete uns am Eingang des Anwesens und ich erklärte den Pferden noch, dass sie sich besser verstecken sollten, falls der Fleckenwicht auftaucht.

Vorsichtig folgte ich Geralt auf den Vorplatz des Hauses. Die Löffel, die überall wie Windspiele hingen, klapperten im Wind.

„Hm, fast so als wollten die Löffel eine Nachricht trommeln.“ Brummte der Hexer und näherte sich der Tür. Ich lauschte dem Geräusch eine Weile, es könnte sein, aber ich könnte es mir auch nur einbilden, weil ich wusste wer hinter dem Fluch steckte. Aber es könnte die Melodie von dem Kinderlied über Gaunter sein. Allerdings war es wirklich schwer zu sagen, da Löffel nun mal keine Musikinstrumente waren.

Als ich merkte das Geralt mittlerweile längst im Haus verschwunden war, eilte ich ihm hinterher.

„Geralt, warte auf mich.“ Bat ich ihn, als ich ebenfalls das Haus betrat.

Er kam um die Ecke zurück, um die er gerade gegangen war. „Pass auf wo du hintrittst. Das Gebäude ist schon sehr alt und nicht im besten Zustand.“ Erwiderte er. Ich nickte, außerdem lag überall Gerümpel rum. „Und falls du etwas siehst, dass Speichel sein könnte, fass es bloß nicht an.“ Fügte er noch hinzu. Natürlich, weil ich mich ja auch freiwillig irgendwelchen Substanzen aussetzen würde, die Visionen auslösen können oder potenziell tödlich sind.

Ganz verblödet bin ich nun auch nicht.
 

Ich ging in die Entgegengesetzte Richtung und sah mich dort um, auch wenn ich wusste, dass der Kessel eigentlich unten irgendwo stand, aber man musste ja den Schein wahren. Allerdings bereute ich meine Entscheidung schnell, als ich auf die Skelette stieß, da hätte ich doch lieber das alte Tagebuch gefunden.

„Geralt!“ rief ich nachdem Hexer, schließlich brauchte er die Hinweise, um zu dem Entschluss zu kommen, dass es wirklich ein Fluch war und ihn zu lösen. Es dauerte nicht lange, da hörte ich seine eiligen Schritte.

Ich ließ ihm den Raum, denn er brauchte, um alles zu untersuchen. Schließlich fand er auch den alten Brief und las ihn vor. *Hm, mit dem Spiegelhändler sollte man sich nicht anlegen.* kommentierte ich, oder wollte es, denn ich musste entsetzt feststellen, dass keines der Worte meine Lippen verlassen hatte.

„Hast du was gesagt?“ fragte Geralt, ohne von dem Brief aufzuschauen. *Ich glaube ich weiß wer den Fluch ausgesprochen hat.* versuchte ich es erneut, doch wieder drang kein Ton hervor.

Scheiße, was hatte das zu bedeuten? Hatte ich irgendwas angefasst oder eingeatmet, dass so etwas auslösen konnte?

In meiner Panik bemerkte ich zunächst gar nicht, das Geralt auf einmal vor mir stand. „Eve? Eve! Was ist den los? Beruhig dich doch.“ Versuchte er mich aus meiner Panik zu reißen. Erst als er mich an den Schultern fasste und mich kurz schüttelte, wurde ich mir der Umgebung wieder bewusst. Mit Schreckgeweiteten Augen sah ich ihn an.

„Was ist los?“ wollte der Hexer erneut wissen. „Geralt, … ich, … ich.“ Stotterte ich. „Ich bin hier, was ist?“ fragte er sanft. Beruhigt stellte ich fest, dass meine Stimme wieder da war. Erleichtert fiel ich ihm in die Arme. Darüber völlig irritiert, erwiderte er die Umarmung nur zögerlich.

„Ich, … meine Stimme, … sie war eben weg. Ich konnte nicht mehr sprechen.“ Stammelte ich.

Er seufzte, „Ich hätte dich vielleicht doch lieber bei Regis lassen sollen, wenn dich ein paar Knochen und Dunkelheit in eine Panikattacke versetzen.“ Murmelte er.

„Daran liegt es nicht. Meine Stimme war wirklich plötzlich weg!“ prostierte ich. „Jetzt ist sie ja wieder da. Am besten bleibst du in meiner Nähe.“ Er tätschelte mir noch einmal unbeholfen den Rücken, ehe er sich von mir löste.

„Komm, hier oben haben wir alles gesehen, wir sollten uns unten noch umschauen. Außer du möchtest vielleicht draußen bei den Tieren warten?“ fragte er mich, als er sich auf den Weg aus dem Raum machte. Schnell schüttelte ich den Kopf, ich wusste nicht, wie der Wicht reagieren würde, wenn sie mich draußen vor dem Haus vielleicht sah.

Unten im Keller stießen wir schnell auf das Lager des Wichts und den Kessel, leider war er leer.

„Wir müssen wohl warten, bis es zurück kommt.“ Murmelte Geralt, er schien nicht unbedingt begeistert davon zu sein. „Wir müssen uns ein Versteck suchen.“ Seufzte er dann noch.

Ich stimmte ihm zu, auch wenn es im Schrank zu zweit wohl recht eng werden würde. Geralt kam wohl auch zu dem Schluss, da er das Möbelstück zweifelnd ansah. Ich grinste ihn an und hielt ihm die Tür auf, „Nach dir!“

Grummelnd stieg er in den Schrank und stellte sich so hin, dass er durch die losen Bretter in der anderen Schranktür hindurch sehen konnte. Ich konnte mich daher nur in die verbliebene Ecke quetschen, so dass wir die Tür auch zumachen konnten.

Es war ziemlich unbequem und auch stickig in dem Schrank. Es war ein Wunder, das ich bei dem ganzen Staub nicht Niesen musste.

Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht anfangen zu quengeln, als die Wartezeit immer länger wurde. Ich konnte mich noch nicht mal ablenken, nur auf das morsche Holz vor mir starren und ab und zu mal zu Geralt blicken.

Wir standen so dicht bei einander, dass sich unsere Oberarme berührten, daher wagte ich es auch nicht wirklich, mich zu bewegen, um nicht ausversehen ein Geräusch zu verursachen, das von seinem Kettengeflecht der Rüstung stammte.
 

Ich war kurz davor, Vorzuschlagen, dass ich mir in einem anderen Raum ein versteck suchen könnte, als Geralt einen Zeigefinger an seine Lippen hielt. Sofort lauschte ich gespannt auf irgendwelche Geräusche, doch mit meinen normalen Sinnen dauerte es deutlich länger, bis ich den Fleckenwicht hören konnte.

Sie kam schlurfend näher und gab merkwürdige Geräusche von sich. Ich wartete auf eine Reaktion von dem Hexer, ob er eine Entscheidung getroffen hatte, ob er den Fluch lösen würde. Langsam bewegte er seine Hand zu seinem Silberschwert. Ich stupste ihn an und schüttelte den Kopf und deutete dann auf mich.

Seine Augen weiteten sich, als meine andere Hand in Richtung Schranktür glitt. Er sah mich finster an und schüttelte den Kopf. Er wollte mich aufhalten, doch als ich hörte wie sich Marlene wieder vom Schrank entfernte, duckte ich mich unter Geralts Arm hindurch und stieg aus dem Schrank.

Von dem Geräusch alarmiert, wirbelte der Wicht zu mir rum und hatte einen Stuhl wie eine Abwehrwaffe in der Hand.

Vorsichtig hob ich die Hände, um zu signalisieren, dass ich keine Gefahr darstellte. „Keine Angst, ich tu dir nichts.“ Sprach ich leise.

~Ich bin hier, um dir zu helfen. Ich weiß wie man den Fluch löst.~ wechselte ich ins telepathische. Vielleicht würde sie mich so eher verstehen.

Fragend legte die Kreatur den Kopf schief, ~Du weißt wie?~ fragte sie zögerlich. Neben ihrer telepathischen Frage gab sie schnatternde Geräusche von sich. Ich nickte. ~Ich habe einen Freund mitgebracht. Er kann deinen Fluch lösen.~ versprach ich ihr. Suchend blickte sie sich um. ~Er versteckt sich noch, wir wollten dich nicht erschrecken.~ erklärte ich ihr rasch.

Langsam stellte sie den Stuhl ab. ~Darf ich ihn rufen?~ wollte ich wissen. Eifrig nickte sie und gab erfreute Geräusche von sich.

„Geralt, du kannst rauskommen. Aber langsam.“ Ich wagte es nicht, den Blick von dem Wicht zu nehmen, falls sie doch etwas tun würde. Aufgeregt blickte der Wicht erneut durch das Zimmer. Ich hörte wie Geralt langsam aus dem Schrank trat und auf uns zu kam.

Vorsichtig wich Marlene zurück. „Keine Angst, das ist Geralt. Er ist ein Freund. Er wird helfen den Fluch zu lösen.“ Redete ich beruhigend auf sie ein.

~Freund? … Essen?~ fragte sie, wobei Geralt vermutlich die schnatternden Geräusche hörte. Ich nickte, „Ganz genau, wir werden deine Gäste sein, wir setzen uns freiwillig an deine Tafel.“ Ich nahm den Stuhl, der vor ihr auf dem Boden lag und stellte ihn an den Tisch, wobei ich ihr aber weder den Rücken zu wandte noch aus dem Blick ließ. Die Situation konnte jeder Zeit kippen.

Aber bislang schien der Wicht freudig aufgeregt zu sein. Geralt ging langsam zum Kessel und nahm in jede Hand eine Schale, die er dann mit der Suppe füllte.

Der Wicht blickte aufgeregt zu ihm und dann zum Kessel und zu mir. Geralt stellte die Schalen auf den Tisch und setzte sich.

„Komm wir essen gemeinsam.“ Sprach er leise und auch ich zog mich zum Tisch zurück. Die Freude, die die Kreatur ausstrahlte, war schon beinahe ansteckend. Eilig huschte sie in eine Ecke, um sich einen Holzklotz zum Sitzen zu holen und Geralt nutzte die Chance, um Regis eine Probe abzufüllen.

Womit ich jedoch nicht rechnete, war das sie auch noch eine dritte Schale holte und diese gefüllt vor mich stellte. ~Freund essen!~ bestimmte sie und setzte sich dann auch an den Tisch.
 

Ich schluckte, scheiße so war das nicht gedacht. Zweifelnd sah ich zu Geralt, doch auch er schien nicht zu wissen, was ich nun machen sollte.

Erwartungsvoll nahm der Wicht einen Löffel zur Hand und hielt ihn hoch. Doch Geralt schüttelte den Kopf, „Nein, keine Löffel.“ Erklärte er. ~Freund nicht essen?~ fragte die Kreatur verwirrt.

~Doch, doch. Aber wir dürfen nicht mit einem Löffel essen.~ beruhigte ich sie schnell und ließ genau wie Geralt den Löffel fallen, die Kreatur machte es uns nach.

Geralt hob die Schale mit beiden Händen, der Wicht machte es nach und sah mich neugierig an. Mir blieb also nichts anderes übrig, ebenfalls danach zu greifen. Ich schluckte erneut und wurde ein wenig blass, vermutlich auch leicht grün im Gesicht, als sich der Gestank des Gebräus in meine Nase ätzte.

„Eve!“ zischte der Hexer leise. Doch es gab kein zurück und ich konnte nur warten bis Geralt die ersten Schlucke der Suppe gegessen hatte. Leider wartete der Wicht bis auch ich die Schale endgültig an meine Lippen hob. Ich hoffte nur, dass jetzt nichts in meinen Mund lief, während ich so tat als würde ich ebenfalls essen. Hoffentlich war der minimale Kontakt an meinen Lippen nicht schädlich für mich.

Sobald ich sah, dass der Wicht seine Portion gegessen hatte, ließ ich die Schale fallen und wischte mir die Lippen am Ärmel ab. Geralt keuchte und seine Adern waren im Gesicht deutlich zu sehen.

„Du musst in die Schale schauen. Du musst dich selbst sehen.“ Japste der Hexer, während er mit den Auswirkungen des Giftes kämpfte. ~Sieh in die Schale, bitte. Dann ist der Fluch gelöst.~ bat ich den Wicht. Und tatsächlich betrachtete sich die Kreatur in der Spiegelung. Interessiert kippte sie die Schale ein wenig und schien sich wirklich zu betrachten.

Dann entstand um sie ein bläuliches Leuchten und sie kippte von ihrem Hocker. Sobald sie sich aufgerappelt hatte, floh sie aus dem Raum.

Geralt wollte ihr hinterher, doch ich war schneller. „Ich mach das!“ rief ich ihm zu und lief hinter der Kreatur her. Ich vertraute darauf, das Geralt bei unserer Ankunft keine Geisterhunde übrig gelassen hatte, die jetzt auf mich lauern konnte. Ich eilte die Treppen herunter und versuchte die alte Frau zu finden. Ich wusste sie musste hier irgendwo sein.

Nach einigen Augenblicken der Suche fand ich sie hinter einem Baum zusammen gekauert. „Ist gut, du bist jetzt sicher.“ Doch sie kauerte sich nur noch mehr zusammen. ~Shady, komm mal bitte her.~ rief ich nach dem kleinen Wolf. Mir war eingefallen, dass Tiere ja bei ängstlichen Kindern helfen konnten, wieso dann nicht auch bei alten Damen, die gerade von einem schrecklichen Schicksal befreit wurden.

Während ich auf meinen kleinen Freund wartete, sprach ich weiter beruhigend auf Marlene ein.
 

Shady war wirklich eine kleine Hilfe. Sie war ihm deutlich zugetaner als mir, allerdings konnte ich ihr misstrauen gut nachvollziehen. Bald darauf kam auch Geralt dazu, er sah ein klein wenig besser aus, aber seine Adern waren immer noch deutlich unter der Haut zu sehen. Wenigstens sah er nicht mehr danach aus, als würde er jeden Moment umkippen.

Er schaffte es endgültig Marlene zu beruhigen und nahm sie dann in seine Arme. Glücklicherweise hatte er die Pferde auch mit gebracht, so dass ich nicht noch einmal zum Haus hoch laufen musste. Ich half ihm, Marlene auf sein Pferd zu setzen und hielt sie fest, bis er ebenfalls im Sattel saß.

Die alte Dame ertrug dies geduldig und lehnte sich wieder in die Arme von Geralt, sobald dieser aufgestiegen war.

Er reichte ihr ein paar streifen Trockenfleisch, da sie wirklich ausgehungert war. Ich beobachtete die beiden und folgte ihnen dann.

Unterwegs erzählte sie uns, wie es zu dem Fluch kam. Sie bereute ihr verhalten von damals aufrichtig. Nicht nur, weil sie daraufhin verflucht wurde, sondern weil sie nun verstand, was es hieß ausgegrenzt zu sein und zu hungern.

Ich hatte wirklich Mitleid mit ihr. Jemanden eine Lektion zu erteilen, gut und schön, aber doch nicht auf unbegrenzte Zeit. Der Fluch hätte sich selbst lösen sollen, sobald sie ihre Taten wirklich von Herzen bereute. Aber so etwas würde Gaunter nie machen. Vermutlich sah er die Menschen einfach gerne leiden und erfreute sich daran.

Geralt schaute mich fragend an, als ich über meine Gedanken knurrte, aber ich schüttelte beruhigend den Kopf.

Langsam näherten wir uns dem Anwesen. Aktuell sah von weitem noch besser aus, als von nahem, aber ich hoffte, das Geralt zumindest den Innenausbau bald vorantreiben würde.

Die Arbeiter auf dem Hof, die mittlerweile angestellt waren, sahen auf, als wir durch das Tor ritten. Vor der Scheune hielten wir an und stiegen von unseren Pferden.

„Ich kümmere mich um die beiden, bring du ruhig schon einmal Marlene rein. Ich folge dir dann später.“ Bot ich Geralt an. Dieser nahm dankend an und verschwand mit Marlene in seinen Armen aus meinem Blickfeld. Shady nutzte die Gelegenheit, um sich auf dem Weingut umzusehen und alles zu beschnüffeln.

Unter den neugierigen Blicken der Arbeiter nahm ich den Pferden die Sättel und legte diese über einen alten Sägebock. Aus der Satteltasche holte ich eine Bürste und fing an die Rücken der Pferde abzubürsten. Sie hatten es bitter nötig und auch definitiv verdient. Es kam jede Menge Staub und auch getrockneter Schweiß aus dem Fell. Ich war froh, dass sich keine Scheuerstellen gebildet hatten, aber Plötze und Lalin hätten da dann auch rechtzeitig bescheid gesagt.

Auch die Beine und Hufe kontrollierte ich sorgfältig. Die Pferde entspannten sichtlich bei der Behandlung und ließen ihre Köpfe sinken. Daher beschloss ich, dass sie sich die Ruhe verdient hatten und holte ihnen Wasser mit Eimern. Der Bach war ja zum Glück nicht sehr weit, auch wenn ich einige Male hin und her lief.

Als die Pferde sich satt getrunken hatten, nutzte ich das restliche Wasser im Eimer und wusch mir damit das Gesicht und die Hände. Anschließend nahm ich unser Gepäck und trug es in Richtung Haus. Die Stufen wäre ich beinahe hoch gestolpert, da ich sie zu spät sah. Ich konnte mich aber noch rechtzeitig fangen, Geralt wäre sicherlich nicht sehr erfreut über zerbrochene Gläser in den er seine Alchemiesachen und Tränke aufbewahrte.

„Geralt? Wo soll ich das Zeug hin packen?“ fragte ich, als ich das Haus betrat. Geralt kicherte leise, als er mich so schwer beladen sah. „Die Tür dort, da kannst du es erst einmal deponieren.“ Wies er mich an und öffnete die Tür sogar, als er bemerkte, dass ich damit Schwierigkeiten hatte.

Nachdem alles abgeladen war und ich zu den anderen zurück kam, musterte mich Barnabas eindringlich und mit gerümpfter Nase.

„Barnabas-Basilius, das ist Eve. Sie hat sich eben noch um die Pferde gekümmert und ist meine Assistentin. Eve, das ist Barnabas-Basilius, er ist der Haushofmeister hier.“ Stellte Geralt uns vor. Ich nickte ihm freundlich zu.

„Deine Assistentin Herr? Ich nehme an, sie wird dann auch auf dem Gelände bleiben?“ wollte der Brillenträger wissen. „Gewiss Barnabas-Basilius, sie hilft mir bei den Ermittlungen, warum sollte sie woanders bleiben?“ stellte der Hexer die Gegenfrage. „In Ordnung, dann werde ich bei Zeiten dafür sorgen, dass ihr ein Quartier zugewiesen wird. Möchtest du, dass ich dir das Gelände zeige?“ fragte der Haushofmeister dann. Geralt nickte, „Ja gerne. Eve du kannst bei Marlene bleiben und ebenfalls etwas essen.“ Der Hexer stemmte sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte und folgte Barnabas.

Ehrlich gesagt, war ich froh über das Angebot von Geralt. Ich hatte schon das Gefühl, mir würde mein Magen in den Kniekehlen hängen. Seit dem gestrigen Frühstück hatte ich keine Gelegenheit mehr, etwas zu essen.

Ich setzte mich zu dem ehemaligen Wicht an den Tisch und nahm mir ebenfalls etwas zu essen. Wobei mich die Frau ganz genau beobachtete, als hätte sie Angst, ich würde ihr etwas weg nehmen. Ich konnte es ihr nicht übel nehmen.

In gemütlicher stille verspeiste ich mein Mahl und nutzte dann die Gelegenheit, mich auch noch ein wenig auszuruhen. Marlene war immer noch mit essen beschäftigt und daher nicht sehr gesprächig. Aber auch das konnte ich ihr nicht übel nehmen.

Da Geralt und Barnabas aber dann noch ein wenig länger zu brauchen schienen, setzte ich mich nach draußen auf die Terrasse und wartete bis die beiden zurück kamen.

Es wurde bereits Nachmittag, als ich die Stimmen von Geralt und Barnabas näher kommen hörte, sie schienen bereits über die ersten Renovierungsarbeiten zu sprechen.
 

„Eve, hol die Satteltaschen, wir müssen zu Regis zurück.“ Rief er mir zu, als er mich entdeckte. Ich hob die Hand, um zu signalisieren das ich ihn gehört hatte und stapfte ins Haus zurück.

Ich hängte mir die Taschen über die Schultern und brachte sie zu den Pferden. Glücklicherweise musste ich nicht wieder alles zurück schleppen. Ich ging einfach davon aus, dass wir unsere Schlafmatten nicht brauchen würden. Und wenn doch, in Toussaint war es wenigstens warm genug, um auch mal ohne schlafen zu können.

Geralt hatte die Pferde schon gesattelt und auch Shady war wieder aufgetaucht. Wie ein Hund saß er zu Geralts Füßen und wartete brav, bis wir in den Sätteln saßen.
 

Also zurück zu Regis. Mal sehen, wie weit er bereits mit dem Absud war, oder ob er überhaupt schon angefangen hatte. Im gemütlichen Schritt ritten wir aus dem Tor und dann die Wege entlang, Richtung Friedhof.

Sonderkapitel Frühlingsshuffle

Geralt hatte scheinbar wirklich kein Vertrauen in meine Fähigkeiten mit einem Schwert. Er hatte sich partout geweigert, mich mit in die Ruine von Tesham Mutna zu nehmen. Es sei zu gefährlich, es könnte Regis schaden, er könne nicht nebenbei auch noch zusätzlich auf mich aufpassen, wenn er die Nekrophagen anlockt, waren seine Argumente.

Und Regis hat ihm natürlich auch noch zugestimmt. So ein Blödsinn, ich hatte doch mein magisches Schwert, da brauchte ich nicht perfekt kämpfen können. Es reichte, wenn ich den Ghul traf oder seine Hiebe abwehrte, dann würde das Monster sich dabei selbst verletzen.

Aber nein, Mister super Hexer und Mister Oberschlau ließen nicht mit sich reden. Ich könnte in der Krypta auf die beiden warten, oder zum Weingut reiten, Marlene würde sich sicherlich über meine Gesellschaft freuen. Nein danke, so nett Marlene ist, ich wollte ihr aktuell bestimmt nicht die ganze Zeit beim Essen zusehen. Und Barnabas, ich weiß nicht, er schien nicht sonderlich erfreut gewesen zu sein, als er mich das erste Mal traf.

Nein, ich würde mich ein wenig in der Stadt umsehen, vielleicht hatte ich Glück und würde eventuell einen Hinweis auf Dettlaff finden. Danach könnte ich noch einmal übers Turniergelände schlendern. Regis und Geralt würden vermutlich den ganzen Tag und auch die ganze Nacht für ihre Zutatensammlung brauchen, daher hatte ich genügend Zeit, mich in Ruhe umzusehen. Vielleicht fand ich ja etwas, dass mich interessierte. Lalin könnte eine neue Satteldecke gebrauchen und Shady ein richtiges Halsband.

Münzen hatte ich zumindest zu genüge, unerwarteterweise kam der Bote aus Lindenthal schon mit den ersten Gewinnen aus der Goldmine. Die Dame von der Bank hatte sich beinahe überschlagen, als sie das gesehen hatte. Noch kürzlich wollte sie mir kein Konto eröffnen und nun hatte sie sich überschwänglich bei mir entschuldigt, nur damit ich sie nicht bei ihrem Chef melden würde. Ich hasste solche Arschkriecher.
 

Lalin schnaubte, als wir die Stadt endlich erreicht hatten, er war es ein wenig müde, ständig hin und her laufen zu müssen. Und dann dauernd diese Monster, denen wir ausweichen mussten. Jedoch beruhigte er sich, nachdem ich erklärt hatte, sobald Geralt sich um diese Viecher gekümmert hätte, würden es nicht mehr so viele werden. Mich störten sie ja schließlich auch, zumindest die, mit denen man nicht reden konnte.

Ich stieg aus dem Sattel, bevor wir das Stadttor passierten, und führte Lalin an einen kleinen Stall, wo schon mehrere andere Pferde auf die Rückkehr ihrer Reiter warteten. Ich gab dem jungen Burschen ein paar Münzen, damit er sich um Lalin kümmerte und auf meine Ausrüstung aufpasste.

Mit Shady im Schlepptau machte ich mich auf, in Richtung Markt. Er blieb immer an meiner Seite, da er befürchtete, mich in der Menschenmenge zu verlieren. Vielleicht sollte ich für solche Gelegenheiten auch eine Leine besorgen, natürlich nur, damit er wirklich nicht verloren geht oder es irgendwelchen Ärger gibt, weil er ein vermeintlicher wilder Streuner ist. Letztlich würde er bald ausgewachsen sein und die Ritter könnten ihn als Bedrohung für den Stadtfrieden sehen.
 

Nach einiger Zeit kam ich an den ersten Stand, der mich interessierte. Er hatte Parfums, Seifen und andere Pflegeprodukte. Verlegen strich ich mir durchs Haar, sie hatten seit einer Ewigkeit keine richtige Bürste mehr gesehen, genauso wenig wie Shampoo. Dies wäre eine gute Gelegenheit, sich jetzt damit auszustatten.

Glücklicherweise stand eine sehr freundliche ältere Dame an der Marktbude. Wenn so eine unfreundliche, arrogante Ziege dort gestanden hätte, wäre ich vermutlich sofort wieder umgedreht. Aber sie belächelte mich nur milde und verstand, dass man auch als weibliche Person nicht immer die Möglichkeit hatte, unterwegs jeden Tag ein Bad zu nehmen. Als sie erfuhr, dass ich mit dem Hexer reiste, empfahl sie mir sogar extra Seifen, die zwar gut rochen, aber eine empfindliche Nase nicht stören würden. So hatte ich am Ende mehrere verschiedene Seifen und Shampoos und zwei Bürsten, eine für mich und eine für Shady. Diese hatte sie mir mit einem Augenzwinkern mit dazu gelegt, da schließlich auch eine Rüde gepflegt durch die Welt spazieren möchte.

Mit einem herzlichen Danke schön, machte ich mich auf den Weg zum nächsten Stand. Einem Schuster, doch er konnte mir nicht helfen, dafür schickte er mich zu seinem Bruder, der in einer anderen Gasse ein Ladengeschäft hatte. Also besuchte ich diesen, ich brauchte dringend neue Stiefel und ein Ersatzpaar. Viel Auswahl gab es nicht, schließlich wollten die Damen in Toussaint feines Schuhwerk tragen, keine Stiefel. Aber schließlich fand ich dann doch etwas, das mir passte. Ich wollte ja nicht damit auf eine Modenschau, sondern geschützt sein. Was brachten mir feine Schlappen, wenn ich gegen ein Monster kämpfen musste, oder auf dem Weingut später mit helfen wollte.
 

Danach entschieden Shady und ich uns für eine kleine Pause. Wir holten uns eine Kleinigkeit, zum Essen und Trinken und suchten uns dann einen ruhigen Platz für die Pause. Wir fanden eine Parkbank unter einem Baum, unweit von der Stelle, wo Geralt den Auftrag für den Grottore bekommen hatte. Ich teilte mein Fleisch mit meinem kleinen Freund und genoss die Ruhe. Für ihn hatte ich Wasser besorgt und für mich einen milden Cidre. Eigentlich wollte ich einen Saft haben, aber der war für die Kinder reserviert gewesen, also entschied ich mich für das, was den wenigsten Alkohol enthielt.

Während wir so dasaßen und ich abwesend über das Fell von Shady strich, beobachtete ich unauffällig die Umgebung. Wann immer ich jemanden in einem schwarzen Mantel sah, ruckte mein Blick dorthin, in der Hoffnung oder auch Befürchtung, es könnte Dettlaff sein. Zum einen hoffte ich, dass ich ihn sah und mit ihm sprechen konnte, aber auf der anderen Seite hatte ich angst, was er tun könnte. Er wusste, dass ich mit dem Hexer unterwegs war und er kannte meine Fähigkeit. Ich hoffte, er würde sich nicht durch mich bedroht fühlen. Denn jemand der sich in eine Ecke gedrängt fühlte, konnte unberechenbar werden. Etwas, dass ich bei ihm definitiv vermeiden wollte. Es könnte ihn veranlassen, sich noch mehr zu verstecken, oder er würde in die Offensive gehen und angreifen. Beides kein Ergebnis, das ich erzielen wollte.
 

Ich saß einige Zeit so da, bis sich mir jemand näherte. Ungefragt setzte sie sich auf die Bank neben mich. Ich sah zu ihr hinüber, eine Frau, die trotz ihres Alter schön geblieben war. Warmherzig lächelte sie mich an.

„Du solltest keinen Trübsal blasen, an einem so schönen Tag. Lass dich von dem Weinfest begeistern, gehe tanzen, trinke Wein, lache. Die Sonne scheint, also warum siehst du aus, als würde es bereits tagelang regnen?“, fing sie ein Gespräch an. „Vielleicht kann ich dir helfen? Was belastet dich?“, wollte sie wissen. Doch ich schüttelte den Kopf. Sie konnte mir vermutlich doch nicht helfen. „Hm, Liebeskummer?“, hakte sie nach. Wieder schüttelte ich den Kopf, „Nein, aber mit einem Mann hat es zu tun“, erwiderte ich. Neugierig sah sie mich an und forderte stumm, dass ich weitersprach.

„Ich möchte mit ihm reden, aber er weicht mir aus. Ich vermute, dass der Hexer, mit dem ich eigentlich unterwegs bin, ihn verschreckt hat. Und ich glaube, er ist sehr schüchtern“, erklärte ich ihr. Sie runzelte die Stirn, „Hm, ein Mann der schwer zu fassen ist. Vielleicht solltest du ihm eine Nachricht zukommen lassen. Weißt du, wo er sich normalerweise aufhält, damit ihn die Botschaft auch erreichen kann?“, überlegte sie.

Ich nickte, „Ja, ich habe eine Vermutung. Aber ich befürchte, er würde einen Brief erst gar nicht aufmachen. Schließlich haben wir uns erst einmal gesehen und das Treffen verlief nicht gerade glücklich“, seufzte ich.

„Keine Sorge Mädchen, ich habe da schon eine Idee. Komm mit, ich werde dir helfen“, sie tätschelte meine Hand und stand auf. Sie stützte sich auf ihren Gehstock und hielt mir ihren Arm hin, ich sollte mich wohl bei ihr unterhaken.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, so etwas wäre bei mir zuhause mittlerweile undenkbar. Kaum jemand würde heutzutage noch jemanden freiwillig helfen wollen, wenn sie ihn nicht kannten. „Eve, ich heiße Eve“, stellte ich mich schnell vor, als ich mich bei ihr einhakte.

„Sehr gut, du kannst mich Madelene nennen“, lächelte sie und gab die Richtung vor, in die wir wollten. Immer noch leicht verwundert, folgte ich ihr. „Was genau möchtest du dem geheimnisvollen Fremden denn mit deiner Botschaft übermitteln?“, wollte sie noch wissen.

„Das er mir vertrauen kann. Er hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten, den er lieber verschweigt. Er soll wissen, dass dies bei mir sicher ist, dass ich es ohne sein Einverständnis nicht weiter erzähle. Aber ich möchte ihm auch helfen, in ihm die Hoffnung wecken, dass nicht alles verloren ist. Und vielleicht, ob er sich mit mir treffen würde, damit ich direkt mit ihm sprechen kann“, zählte ich auf.

„Dafür, dass du ihn erst einmal kurz gesehen hast, weißt du aber schon sehr genau, was du von ihm willst“, lachte sie leise, „aber keine Sorge. Ich weiß genau das richtige Mittel dafür. Nichts sagt mehr als tausend Worte, wie eine Blume.“

Ich stockte, Blumen? Sie wollte, dass ich Dettlaff Blumen schenkte? Bei allem was mir in den Sinn gekommen war, Blumen waren sicherlich nicht dabei. Würde er überhaupt verstehen, was ich damit bezwecken wollte? Oder würde das ihn nur noch mehr abschrecken? Er war ein Vampir, der zurückgezogen lebte, die Gesellschaft niederer Vampire, den der anderen vorzog. Vielleicht sollte ich doch lieber in einen von Regis Büchern schauen, ob ich dort irgendetwas hilfreiches fand.

„Na komm Eve, noch werden wir die beste Auswahl haben“, forderte mich Madelene auf, weiter zu gehen. Seufzend folgte ich wieder. Zielstrebig führte sie mich zurück zwischen die Stände auf dem Markt.
 

„Madelene wonach suchen wir denn überhaupt?“, wollte ich wissen, als sie mich bereits am dritten Stand mit Blumen vorbei zog. „Natürlich nach den richtigen Blumen. Du möchtest ihm deine Freundschaft anbieten und nicht deine Liebe, oder? Also brauchen wir Blumen, die genau dies aussagen!“, erwiderte sie.

Ich wurde ein wenig rot, nein meine Liebe wollte ich ihm nicht ausdrücken. Welche denn auch überhaupt? Er sah nicht schlecht aus und er war sicherlich auch sehr nett, aber mehr war da nicht. Wirklich. Man konnte einen Mann auch einfach nur so hübsch finden. Mal davon abgesehen, dass er für so etwas überhaupt nicht bereit wäre. Nein, wenn eine Beziehung, dann eine platonische.

„Siehst du, deshalb suchen wir keine Tulpen oder rote Rosen. Wir suchen etwas viel Zarteres. Ein paar Veilchen, ein zwei Chrysanthemen, eine Sonnenblume und eine zartrosa Rose. Weinlaub, Kamille und ein wenig Mohn kannst du anschließend selbst pflücken gehen. Dafür brauchst du keine Münzen ausgeben, außerdem ist es viel persönlicher, wenn du sie selbst sammelst“, zählte sie auf.

Ich seufzte, das würde ein ziemlich bunter Straus werden. Und ich bezweifelte, das Dettlaff es überhaupt verstehen würde. Hatten Vampire ihre eigene Art von Ritualen, um zu beweisen, dass sie vertrauenswürdig waren? Regis konnte ich schlecht fragen, er würde wissen wollen, warum ich danach fragte, und dies würde dazu führen, dass er wissen wollen würde, woher ich weiß, wo ich Dettlaff finden könnte. Der ungesehene Älteste, nein der käme noch weniger in Frage, mal davon abgesehen, dass ich erst gar nicht in seine Höhle kommen würde, nein, er würde mich vermutlich direkt auf Sicht töten. Oriana konnte ich auch nicht fragen, schließlich dürfte ich ja gar nicht wissen, dass sie eine Bruxa ist. Es gab natürlich auch noch andere Vampire hier in Toussaint, aber die würden mich wohl eher als einen Snack betrachten, wenn ich in ihr Jagdgebiet käme, die vielen also auch weg. Blieb also nur zu hoffen, das Dettlaff die Botschaft nicht falsch verstand. Vielleicht sollte ich vorsichtshalber noch eine kleine Notiz dazu legen.
 

Über meine Überlegenungen hatte ich erst gar nicht mitbekommen, das wir mittlerweile an einem Blumenstand angehalten hatten.

„Eve schau mal hier, diese Veilchen sehen doch schön aus und weiße Chrysanthemen haben sie auch“, wies mich Madelene hin. Ich nickte, sie sahen wirklich gut aus, an keiner Stelle welk und sie senkten noch nicht ihre Köpfe.

Madelene suchte die Hübschesten raus und ließ sie in einen kleine Straus binden. Ich gab der Händlerin die gewünschten Münzen und ließ mich dann weiter ziehen. Wir machten unterwegs eine kurze Pause, um etwas zu trinken, und damit Madelene ihre Füße kurz ausruhen konnte. Ich nutzte die Pause auch, um Shady zu erklären, warum ich dieses Grünzeug kaufte. Er dachte zuerst, es wäre für Lalin und wollte auch etwas haben. Ich lächelte darüber und versprach ihm, wenn wir die Blumen in Dettlaffs Versteck gebracht hatten, würde er noch etwas bekommen, vielleicht ein Kaninchen, wenn sie so etwas hier anböten.
 

Nachdem wir weitergegangen waren, fanden wir auch einen Blumenhändler, der Sonnenblumen und auch rosa Rosen anbot. Er lächelte, als er den kleinen Straus sah, den ich bereits in meiner Hand hielt. „Ich sehe, er scheint schüchtern zu sein, selbst ist die Dame, nicht wahr?“, zwinkerte er mir zu und bot an, die Blumen zusammen in einen Straus zu binden. Ich lehnte jedoch ab, als ich sah, dass er nur Silberdraht hatte. Dettlaff vertrug definitiv kein Silber.

Madelene tätschelte mir den Arm und zog mich weiter, „Komm, wir werden uns jetzt mit einem Stück Kuchen stärken und danach kannst du draußen auf den Wiesen dir die schönste Kamille und Mohn raussuchen. An den Mauern wirst du sicherlich auch ein bisschen Weinlaub pflücken können.“

Kopfschüttelnd nahm ich ihren Arm und führte sie durch die Gasse, bis sie mich darauf hinwies, dass hier den besten Kuchen geben würde. Ich ließ sie uns einen Platz suchen und bestellte für sie ein großes Stück und mir nur einen Tee. Ich hatte gerade keinen Appetit. Zu sehr kreiste die Sorge in meinen Gedanken, was wäre, wenn Dettlaff in dem alten Laden ist, wenn ich dort auftauchte.
 

„Ich wünsche dir viel Erfolg. Vielleicht magst du mir davon berichten, wenn wir uns wiedersehen sollten“, verabschiedete sich Madelene. Ich nickte ihr zu, „Sicher, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, für deine Hilfe. Aber ich würde mich gerne wieder mit dir auf einen Kuchen oder ein Glas Wein treffen. Allerdings weiß ich nicht, ob wir die Gelegenheit dafür bekommen. Wegen der Arbeit von Geralt ...“, lächelte ich sie an.

„Mach dir darüber keine Gedanken Kindchen, ich bin froh ein wenig Gesellschaft gehabt zu haben“, tat sie es ab und winkte mir noch einmal zum Abschied zu. Ich blickte ihr nach, bis sie um eine Hausecke verschwand. Ich war wirklich froh, dass es auch nette Menschen gab. Obwohl man sie hier in Toussaint vermutlich eher fand, als in den nördlichen Königreichen. Der Krieg dort machte alle Mürbe, dazu die Vorurteile gegenüber Hexern, sie hätten mich wahrscheinlich eher aus dem Dorf gejagt, als mir helfen zu wollen, einfach nur, weil ich mit einem Hexer ankam. Toussaint war wirklich ganz anders.
 

Zusammen mit Shady lief ich über die Wiese und suchte nach einigen Kamillenblüten. Ich versuchte, die Schönsten zu finden, aber viele waren von Insekten befallen. Die wollte ich natürlich nicht mit in den Straus nehmen. Das Weinlaub und den Mohn hatte ich bereits gefunden. Die Blätter und die rote Blüte ergänzten den Straus recht schön, ich hatte zwar keine Ahnung von Blumengestecken, aber für mein ungeübtes Auge sah es mehr als akzeptabel aus.

Ich hielt mich immer in der Nähe zur Stadt auf und sah mich gelegentlich um, schließlich wollte ich nicht von einem Monster überrascht werden. In dem hohen Gras konnte ich schnell ein Wildschwein oder Panther übersehen. Ich hoffte einfach, dass sie nicht so nah an die Stadt herankommen würden.
 

Irgendwann hatte ich dann auch einige schöne Stängel Kamille gefunden und sie vorsichtig gepflückt. Ich hatte mir einen Platz zum Sitzen gesucht und Band nun alle Blumen in einen einzigen Straus zusammen. Madelene hatte mir noch ein buntes Band gegeben, damit ich den Straus mit einer Schleife zusammen binden konnte. Als ich der Meinung war, besser würde ich es nicht mehr hinbekommen, sammelte ich Shady ein und gemeinsam gingen wir zurück in die Stadt.

Ich war der Meinung, der alte Spielzeugladen war irgendwo am Hafen, daher fingen wir dort mit der Suche an. Ziellos liefen wir durch die Gassen und ich besah mir jedes Haus. In der Hoffnung, es wäre der verlassene Laden. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte Shady den schwachen Geruch des Vampirs auffangen, so fanden wir letztendlich den gesuchten Laden.
 

Vorsichtig klopfte ich an die Tür, vielleicht war er ja da. Doch von innen kam keinerlei Reaktion. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, leider war sie verschlossen. Verdammt, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Geralt war ja nur durch die Hilfe von Regis in den Laden gekommen. Ich hatte aber jetzt keinen Vampir dabei, der sich reinnebeln könnte, um die Tür von innen zu öffnen.

Ich blickte mich um, vielleicht gab es hier irgendeine Möglichkeit, die Tür zu öffnen. Ich schaute in den Blumenkübel seitlich der Tür, doch da war nichts Brauchbares zu finden. Links neben der kleinen Treppe befand sich ein Stück Wiese, auf der wilder Mohn wuchs. Tatsächlich fand ich dort unter einem Stein, einen Schlüssel. Menschen waren doch tatsächlich immer gleich.

Ich klopfte erneut, falls Dettlaff doch da sein sollte, und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er passte. Mein Blick fiel auf den Türrahmen. Ich hatte mal gelesen, das Vampire ihre Höhlen und Verstecke mit ihrem Duft markieren, für ihre Artgenossen, Besucher hinterließen wohl ebenfalls ihren Geruch, um den Gastgeber ihren Respekt zu zollen. Allerdings wusste ich nicht mehr, wo ich das las und ob es auch stimmte. Aber wenn es nicht stimmen sollte, konnte Dettlaff nicht behaupten, ich wolle unentdeckt bleiben. Ich zog meinen Ärmel ein Stück hinunter und rieb meine Handgelenksinnenseite über das grobe Holz.

Bevor ich die Tür öffnete, rief auch noch einmal telepathisch nach Dettlaff, falls er doch da sein sollte, wollte ich ihn nicht überraschen oder erschrecken. Die Tür knarrte und vorsichtig betrat ich das Ladeninnere. Es war leicht unheimlich, das Halbdunkel und die ganzen Spielsachen, die in den Regalen standen.

Mein Blick fiel zu der Treppe in der Ecke, sollte ich es wagen und in seinen privaten Bereich eindringen? Dort würde er meine Nachricht sicherlich sofort entdecken, wenn ich sie hier unten ließe, könnte es sein, dass er sie nicht rechtzeitig findet. Ich wollte möglichst schnell mit ihm sprechen.

Ich holte noch einmal tief Luft und betrat die erste Stufe. Shady ließ ich hier unten, er konnte die Tür im Auge behalten und mich warnen, falls jemand anderes den Laden betrat. Stufe für Stufe stieg ich die Treppe hinauf. Mein Herz raste vor Nervosität und meine Hände wurden schwitzig. Ich wischte sie an meiner Hose ab, in der Hoffnung, es würde etwas bringen.

Die Kammer oberhalb der Treppe war leer, von Dettlaff war nichts zu sehen. Alles war so, wie es auch Regis und Geralt im Spiel vorfinden würden. Inklusive der Zeichnung an der Wand. Aber ob auch die Hinweise sich hier befanden, das Rhenawedd angeblich entführt wurde, prüfte ich nicht nach. Ich war nicht hier, um zu schnüffeln, sondern nur um meine Nachricht zu hinter lassen.

Ich legte die Blumen auf das Bett und sah mich nach etwas zum Schreiben um. Nach einigem suchen fand ich den Kohlestift, den er vermutlich für die Zeichnung an der Wand nutzte und ein Bogen Pergament ließ sich zum Glück auch finden. Mein Blick blieb für eine kurze Weile an dem Bild hängen, Dettlaff war wirklich begabt. Wenn er wollte, könnte er sicherlich als Künstler ein kleines Vermögen anhäufen. Ich wagte es nicht, die Kohlelinien an der Wand zu berühren, ich wollte nicht den Zorn des Vampirs auf mich lenken, weil ich sein Andenken, an seine Geliebte zerstört hatte.

Es war schade, dass er sein Herz ausgerechnet an die verbannte Schwester der Herzogin verloren hatte. Er hatte deutlich Besseres verdient. Jemanden, der ihn zu schätzen wusste. Ein Partner, der für ihn da war, wenn er mit der Welt der Menschen überfordert war. Oder eine Vampirin, damit er nicht gezwungen war, sich unter uns Normalsterblichen aufzuhalten, wenn er es nicht wollte.

Ich setzte mich auf den Boden, das Pergament vor mir und den Kohlestift in der Hand. Ich überlegte eine Weile, was ich denn überhaupt schreiben sollte. In der Hoffnung, die richtige Formulierung zu finden, begann ich.

Hallo Dettlaff

Bitte entschuldige mein Eindringen hier, aber ich möchte dringend mit dir reden. Ich habe dein Geheimnis und auch den Standort deines Versteckes weder Regis noch dem Hexer Geralt preisgegeben. Ich hoffe, dies lässt dich erkennen, dass ich dir nicht schaden möchte, ganz im Gegenteil, ich möchte dir helfen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns bei Sonnenuntergang beim Zieleinlauf der Rennstrecke auf dem Turniergelände treffen könnten. Wenn dir ein anderer Ort lieber wäre, lass es mich irgendwie wissen. Ich verspreche, dass weder Regis noch Geralt dort sein werden. Sie werden noch eine ganze Weile beschäftigt sein.

Eve
 

Ich legte den Brief halb unter die Blumen, damit er ihn sehen konnte, aber der Zettel nicht durch einen Lufthauch weggeweht werden konnte.

Ohne mich ein weiteres Mal umzusehen, verschwand ich aus dem Obergeschoss und dann auch aus dem Laden. Glücklicherweise hat mich keiner dabei beobachtet, so das ich den Schlüssel wieder an seinen ursprünglichen Platz legen konnte. Unauffällig verließ ich den Hauseingang und machte mich mit Shady auf dem Weg zum Stadttor.
 

Ich hatte Lalin aus dem kleinen Stall wieder abgeholt und war mit ihm zum Turniergelände geritten. Wie versprochen hatte ich auf dem Weg dorthin, den beiden ein paar Leckereien besorgt. Die beiden freuten sich über meine ungeteilte Aufmerksamkeit und futterten ihre Leckerlis direkt auf. Später würde ich ihnen noch etwas besorgen. Außerdem hatte ich jetzt genug Zeit, sie zu verwöhnen, nun da wir in Toussaint angekommen waren.
 

Kurz bevor die Dämmerung einsetzte, begab ich mich zur Tribüne. Auf dem Turniergelände hatte ich eine neue Satteldecke gefunden, die wunderbar zum weißen Fell und dem rötlichen Leder passte. Ebenso einen neuen Gurt für den Sattel, da der alte schon ziemlich abgewetzt war und begann zu scheuern.

Für Shady hatte ich auch was gefunden. Eigentlich wollte ich nur ein Halsband und eine Leine beim Lederer kaufen. Doch als er mitbekam, dass ich mit dem Hexer unterwegs war und auch Shady bei den Kämpfen mit dabei war, bestand der Handwerker darauf, dass der nicht mehr ganz so kleine Wolf auch etwas Schutz verdiente. So hatte er einen leichten Lederpanzer angefertigt, der die empfindliche Brust zwischen den Vorderläufen schützen sollte. Es hatte eine gewissen Ähnlichkeit mit einem Hundegeschirr aus meiner Heimat, nur mit deutlich dickeren Riemen, damit auch der seitliche Brustkorb ein wenig geschützt war. Vorne auf der Brust hatte er sogar den Namen eingeprägt.

Während wir also auf den Sonnenuntergang und damit auf Dettlaff warteten, tobte Shady über den Sandplatz, um sich an das neue Gefühl zu gewöhnen. Ich lächelte darüber, er würde später in der Nacht gut schlafen können. Lalin zupfte nur ab und zu am Gras und freute sich über die Tatsache, nicht wieder den ganzen Tag einen Reiter tragen zu müssen. Ich hätte ihm zwar auch den Sattel gerne abgenommen, damit er sich im Sand wälzen konnte, aber ich keinen Striegel dabei, um sein Fell danach wieder zu säubern.
 

Gähnend blickte ich zum Himmel, schon lange war der Mond aufgegangen und die Sterne zu sehen, von Dettlaff gab es keine Spur. Entweder hatte er meine Nachricht nicht gefunden oder war an dem Treffen nicht interessiert. Wirklich schade, vermutlich würde es so schnell nicht wieder eine Gelegenheit geben, den Vampir alleine anzutreffen. Geralt würde es auffallen, wenn ich auf einmal ohne ihn losziehen wollte. Außerdem hatte er der Herzogin ja erzählt, dass ich seine Assistentin wäre, aber wenn ich ständig ohne ihn gesehen werden würde, entständen sicherlich auch weitere Fragen, die ich nicht beantworten wollte.

Seufzend stand ich auf, „Shady komm. Wir gehen zurück zu Regis“, rief ich den Wolf und machte mich auf den Weg zu Lalin. Warten würde nichts mehr bringen und die ganze Nacht wollte ich hier nicht verbringen, wer weiß, was sich für Gesindel davon sonst noch eingeladen fühlte. Da würde ich lieber in der sichereren Krypta von Regis auf deren Rückkehr warten. Es würde sich dort auch sicherlich ein Fell oder eine Decke finden lassen, auf der ich mich zusammen rollen konnte, um ein wenig schlaf zu finden. Ich führte Lalin zum Weg und prüfte noch einmal die Gurte, ehe ich mich daran machte, in den Sattel zu steigen.

Als ich das Turniergelände verließ, sah ich mich immer wieder um, doch auch unterwegs konnte ich keine Spur von Dettlaff entdecken. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn es geklappt hätte. Warum denn auch einfach, wenn es auch kompliziert geht, seufzte ich innerlich.

Gemächlich ritt ich durch den Wald, ich wollte nicht von dem Weg abkommen, da ich ihn in der Dunkelheit kaum sah. Zum Glück hatte ich Shady dabei, er führte mich durch die dunklen Wälder, bis wir am Friedhof ankamen.

Müde ließ ich mich aus dem Sattel gleiten und nahm Lalin die Reitausrüstung ab. Er würde nicht davon laufen, das wusste ich.
 

Ich hatte gerade den Sattel und die Trense zur Seite gelegt, als sich etwas an der Umgebung änderte. Nichts Sichtbares.

Meine Härchen im Nacken und auf den Armen stellten sich auf. Es fühlte sich auf einmal bedrückend an. Es erinnerte mich an die Situation, als ich das magische Schwert, das erste Mal gezogen hatte, nur viel, viel deutlicher. Und mächtiger.

Mein Atem stockte, bei dem Gefühl und vorsichtig sah ich mich um. Was hatte sich mir genähert? Ich hörte ein leises Flügelschlagen, als auch mein Schwert anfing zu reagieren. Er zitterte und wackelte in seiner Umhüllung, so dass es beinahe von seinem Platz auf dem Grabstein fiel.

Ich griff danach und band es mir um die Hüfte, was auch immer sich genähert hatte, ich musste mich vielleicht dagegen verteidigen.

Erneut blickte ich mich um, nicht weit entfernt saß ein Vogel. Er sah fast aus wie ein Falke, aber die Farbe stimmte nicht. Ich hatte noch nie von einem Falken mit einem roten Federkleid gehört.

Der Vogel starrte mich an. „Hallo du“, sprach ich ihn vorsichtig an. Doch es kam keine Antwort von ihm. Ich wagte es nicht, näher an ihn heranzutreten, da ich befürchtete, diese Ausstrahlung kam von ihm.

„Du bist ein sehr hübscher Vogel“, versuchte ich es erneut. Er legte nur den Kopf leicht schief, während seine Augen weiterhin auf mich geheftet schienen. Kein einziges Mal sah ich ihn blinzeln. Aber auch ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen. ~Wer bist du?~ wechselte ich in die Telepathie. Doch auch dies schien zunächst keine Reaktion von ihm auszulösen.

Wir starrten uns eine Weile in die Augen, bis er plötzlich kreischend seine Flügel ausbreitete. ~Blut mit Blut bezahlen!~ konnte ich ihn fordern hören.

Ich wollte schon nach meinem Schwert greifen, als sich die Umgebung vor meinen Augen änderte. Ich war nicht mehr auf dem Friedhof.

Ich stand in der Nähe von einem Ufer, den Palast konnte ich in der Ferne sehen. Aber er sah nicht so aus, wie ich ihn vor kurzem noch gesehen hatte. Er wirkte noch schöner, noch imposanter. Er war größer, doch ein Lachen lenkte meinen Blick ab. Direkt am Ufer saßen zwei Personen.

Es war die Frau, die kicherte und der Mann beugte sich zu ihr, so als ob er sie küssen wollte. Ich blinzelte und die Szene änderte sich. Das junge Paar saß nicht mehr beim Picknick, sie tanzten über eine Blumenwiese.

Ein Schluchzen lenkte mich von dem Bild vor mir ab, doch ich konnte zunächst nichts entdecken. Als ich zurückblickte, war das Pärchen verschwunden, stattdessen sah ich einen blutigen Boden. Erschrocken blickte ich mich um, nun war überall Blut zu sehen und von überall drang Schluchzen und weinen zu mir. Dann sah ich die beiden, sie lagen tot und mit gebrochenen Körpern auf dem Boden. Das Blut stammte von ihnen. Mein Herz zog sich zusammen, etwas sehr Schreckliches musste passiert sein. Selbst der Himmel schien blutrot zu sein, ehe er allmählich immer dunkler wurde. Allgemein wurde es immer dunkler, bis ich nichts mehr sehen konnte.
 

Keuchend riss ich die Augen auf und konnte gerade noch sehen, wie der Falke davon flog.

Stöhnend rieb ich mir meinen pochenden Kopf. Was in aller Welt war das gerade? Ich blickte mich um, Lalin graste in einiger Entfernung, doch von Shady war nichts zu sehen.

Vorsichtig versuchte ich, mich aufzusetzen, doch das war gar nicht so einfach. Es war so, als ob die Welt schwankte und sich ständig drehte. Ich musste mich an den Grabsteinen festhalten, damit ich nicht sofort wieder zu Boden stürzte.

Ich stand mit wackeligen Beinen am Stein gestützt und dachte über das eben geschehene nach, war das so was wie eine Vision? Ich wusste es nicht. Wer war das Pärchen und was war geschehen, oder lag es in der Zukunft? Ich war mir überhaupt nicht sicher, was ich da überhaupt gesehen hatte.

Hinter mir ertönten plötzlich eilige Schritte und das Japsen von Shady. Ich griff nach meinem Schwert und wirbelte herum. Oder wollte es zumindest, aber mein Gleichgewicht machte mir einen Strich durch die Rechnung.

Glücklicherweise wurde ich von zwei starken Armen aufgefangen. „Eve?“, konnte ich Geralts Stimme erkennen. Er setzte mich vorsichtig auf den Boden, mit dem Rücken an den Steinsarg.

„Was ist passiert? Shady kam auf einmal ganz aufgeregt uns entgegen“, wollte der Hexer wissen.

„Da war auf einmal ein Vogel“, fing ich an. „Was für ein Vogel?“, mischte sich Regis ein. Ich schaute zu ihm rüber und nahm den Wasserschlauch entgegen, den er mir hinhielt. Ich nahm ein paar Schlucke und es schien meine Kopfschmerzen ein wenig zu beruhigen.

„Ich weiß nicht genau, er sah aus wie ein Falke, aber er war rot“, erklärte ich. Regis und Geralt hatten mittlerweile die Position gewechselt und der Vampir hockte vor mir. „Darf ich?“, fragte er und verwirrt nickte ich.

Er tastete meinen Kopf ab und besah sich meine Augen genauer. „Du hast dir ganz schön den Kopf angeschlagen“, meinte er abschließend. Er hatte die Beule an meinem Hinterkopf gefunden.

„Die kommt nicht vom Sturz, die Beule habe ich von einer Herzogstumswache. Und komm erst gar nicht auf die Idee, wie die Händler in Velen zu behaupten, ich würde wirres Zeug reden, weil ich nen Schlag auf den Kopf bekommen habe!“, warnte ich den Vampir vor mir.

Entschuldigend hob er die Hände, „Nun ein Vogel löst aber nicht einfach einen Zusammenbruch aus“, entgegnete er.

„Wenn er magisch ist und Visionen auslöst, dann vielleicht schon“, schmollte ich. „Visionen?“, fragte der Hexer überrascht. Ich nickte, „Ja, der Vogel sagte etwas davon, dass Blut mit Blut zu bezahlen ist und dann sah ich die Bilder. Es war ein Pärchen, hier irgendwo in Beauclair. Aber der Palast, er sah ganz anders aus. Und dann war da auf einmal ganz viel Blut und es wurde dunkel“, erzählte ich schnell.
 

„Warte, warte, nicht ganz so schnell“, verlangte Geralt. „Da war also ein Vogel, ein magischer, und er sprach zu dir?“, wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, ich war gerade zurückgekehrt vom Markt und hatte Lalin abgesattelt, als sich plötzlich etwas näherte. Ich konnte die Anwesenheit spüren, bevor ich überhaupt etwas gesehen oder gehört hatte. Dann reagierte auch mein Schwert, ähnlich wie dein Amulett, wenn Magie in der Nähe gewirkt wird, bloß viel heftiger. Und dann entdeckte ich den Vogel“, bestätigte ich ihm. Nebenbei streichelte ich Shady beruhigend.

„Und dann sprach der Vogel zu dir?“, hakte er nach. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, nicht sofort. Ich versuchte, mit ihm zu reden, aber er starrte mich nur an und auch ich konnte nicht wegsehen. Dann kreischte er auf einmal und ich hörte seine Worte und dann kamen die Bilder, der Vogel flog erst weg, als ich wieder wach wurde“, berichtete ich ihnen.

„Du sagtest, der Palast hätte anders ausgesehen? Beschreibe ihn“, forderte der Hexer, also tat ich es.
 

Regis hatte sich mittlerweile auf einen der Steinsärge gesetzt, sowie schon, als er und Geralt zusammen getrunken hatten. Er sah ziemlich erschöpft aus, aber nach seinem Erlebnis in dem Käfig, war dies vermutlich nicht verwunderlich.

„Und du hast Bilder aus Beauclair gesehen? Von einem jungen Paar?“, fragte der Vampir, ehe er sich durch das Gesicht rieb. Ich nickte erneut, „Ja, erst bei einem Picknick und dann wie sie glücklich über eine Wiese tanzten. Aber dann waren sie tot und überall war nur noch Blut und ich hörte jemanden schluchzen, ehe es dunkel wurde.“

„Kannst du damit etwas anfangen, Regis?“, wandte sich der Hexer an seinen Freund. Doch der Vampir reagierte nicht, er hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben.

„Regis?“, sprach Geralt ihn erneut an. Regis blickte auf, „Entschuldige, mir geht es nicht gut. Ich glaube, wir sollten uns alle erst einmal ein bisschen ausruhen“, bat der Vampir. Geralt nickte, „Ja, das wäre vielleicht eine gute Idee. Eve, denkst du, du schaffst es, bis zum Weingut zu reiten?“, wandte der Hexer sich an mich.

Ich allerdings, konnte meinen Blick nicht von Regis abwenden. Seine Augen fingen an zu glühen, rot wie ein Blutmond und seine Gestalt war in einen dunklen Schatten gehüllt, der sich wie eine Aura um ihn gelegt hatte.

„Eve?“, fragte Geralt erneut, aber statt zu antworten, konnte ich nur auf Regis deuten. Dieser hatte mittlerweile seine Krallen ausgefahren und fixierte Geralts Rücken mit seinem Blick.

Gerade als Regis auf den Hexer springen wollte, drehte dieser sich um und konnte gerade noch so ausweichen.

„Verdammt Regis! Was ist los?!“, fluchte der Hexer und wich erneut einer Attacke aus. „Rache!“, zischte der Vampir und schlug nach seinem Freund. Dieses Mal konnte Geralt nicht ausweichen und wurde über einige Gräber hinweg geschleudert.

„Eve, verschwinde von hier!“, konnte ich den Hexer keuchen hören und sah dann, wie er sein Schwert zog.

Ich versteckte mich zwar hinter einem der anderen Gräber, aber ich konnte und wollte Geralt jetzt nicht alleine lassen.

„Shady!“, rief ich nach dem Wolf, als er sich aus meinem Griff befreit hatte. Er lief auf Regis zu und knurrte ihn an. Selbst er hatte verstanden, das etwas nicht stimmte. Die Pferde hatten sich ebenfalls in Sicherheit gebracht, ich konnte sie weder sehen noch hören.

Glücklicherweise ignorierte Regis den Wolf, Shady hätte keine Chance gegen ihn gehabt. Mit einem weiteren Schrei nach Rache stürmte der Vampir erneut auf Geralt zu. Dieser konnte den Schlag gerade noch abblocken, „Regis verdammt, was ist in dich gefahren?“, fuhr er ihn an und musste sich bereits unter dem nächsten Schlag hinweg ducken.

Das sah nicht gut aus, Geralt hatte alleine keine Chance, daher zog ich mein Schwert und sprach die Formel, so das es sich verwandelte. Langsam schlich ich auf die beiden zu.

Doch Geralt hatte mich bereits entdeckt, „Eve, du sollst hier verschwinden!“, befahl er. Ich verzog das Gesicht, ich hatte ihn soweit abgelenkt, das Regis einen weiteren Treffer landen konnte. Das war sicherlich nicht meine Absicht gewesen.

„Regis bitte! Egal was ist, wir können es doch auch anders klären!“, rief ich zu dem Vampir, doch er ignorierte mich und konzentrierte sich völlig auf den Hexer vor ihm.

Geralts Arm hing mittlerweile schlaff herab und Blut tropfte aus seinem Handschuh, er konnte sein Schwert jetzt nur noch mit einer Hand einsetzen und keine Zeichen mehr wirken. Auch Shady schien den ernst der Lage erkannt zu haben, er stürzte auf die beiden zu und stellte sich schützend vor Geralt.

Doch der Vampir trat ihn zu Seite und konzentrierte sich wieder auf Geralt. Mein kleiner Wolf blieb fiepend am Boden liegen. Ich steckte mein Schwert weg und lief zu Shady hinüber. „Shady!“, schluchzte ich, doch der Wolf rappelte sich wieder auf, gerade in dem Moment, wo ich ihn erreichte. Um zu verhindern, dass er sich erneut Regis stellte, nahm ich ihn auf den Arm. Er fiepte und knurrte und lenkte so meine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf.

Geralt wurde von Regis gegen einen Baum gepinnt, sein Schwert lag unweit am Boden, seine Hand klammerte sich an den Unterarm von Regis. Er sprach scheinbar hektisch auf seinen Freund ein, doch dieser hob seinen Arm, um den finalen Schlag zu setzen.

„Regis! Stopp!“ Rief ich panisch. Er wollte Geralt tatsächlich umbringen. Wie in Zeitlupe sah ich, wie sich die Krallen von Regis immer weiter dem Hals von Geralt näherten. „Nein, hör auf!“, schrie ich, so laut ich konnte, und verschloss die Augen, ich wollte nicht mit ansehen, wie der Kampf endete.

Ein geröcheltes „Regis!“, von Geralt ließ mich aufblicken. In wirklich allerletzter Sekunde hatte Regis seine Bewegung gestoppt und war scheinbar in seiner Bewegung eingefroren.

Etwas löste sich von Regis, ähnlich wie ein Schatten, aber dann auch wieder nicht. Es glich eher Luft, die über heißem Boden flimmerte. Es war aber auch nicht das, es hatte nicht die verzehrten Farben, wie man sie von solchen Phänomen kennt, allerdings konnte ich auch nicht beschreiben, was genau ich sah.

Der Wind wurde stärker, oder zumindest nahm ich es zuerst an, aber es war nicht der Wind, den ich hörte. Es klang immer mehr wie ein Flüstern und ein Zischen. Ich konnte nur ein einziges Wort verstehen, „Anise!“

Wie gebannt starrte ich auf die Szene vor mir, ein plötzlicher Schmerz riss mich davon los. Mein Schwert glühte, wie heißes Eisen, doch bevor ich es von meiner Seite lösen konnte, wurde mir schwarz vor Augen und ich brach erneut zusammen.
 

Langsam wurde ich durch die Eiseskälte geweckt, ich zitterte am ganzen Körper und meine Zähne klapperten ab und zu. Langsam erinnerte ich mich, was zuvor geschehen war. Ich schreckte hoch.

„Geralt?!“, rief ich in die Dunkelheit, doch nichts rührte sich. „Shady?“, versuchte ich es erneut, doch auch dieses Mal gab es keine Antwort. „Regis? Lalin? Plötze? Irgendwer?!“, rief ich nun, aber immer noch keine Antwort.

Ich blickte mich um, ich befand mich nicht mehr auf dem Friedhof. Rings um mich herum konnte ich nur alte und verdorrte Bäume sehen. Wo war ich? Wie kam ich hier her?

„Hallo, ist da jemand? Kann mich jemand hören?“, versuchte ich es wieder, erneut keine Antwort. Nur das Knarzen der Bäume im Wind. Egal wo ich war, ich musste hier weg, allein schon wegen der Kälte.
 

Ich drehte mich um meine eigene Achse, doch überall waren nur Bäume, kein Weg, kein Pfad, kein gar nichts. Es wäre vermutlich daher egal, in welche Richtung ich lief.

Mich noch einmal umschauend, lief ich los. Ich hoffte nur, dass ich nicht wieder ständig im Kreis laufen würde.
 

Immer weiter lief ich zwischen den Bäumen hindurch, in der Ferne konnte ich das Heulen eines einsamen Wolfes hören.

In der Nähe krächzte ein Rabe und ließ mich zusammen zucken. Etwas raschelte im Unterholz und ich beschleunigte meine Schritte weiter. Ich wollte gar nicht wissen, was sich dort herum trieb.

Das Krächzen ertönte erneut, diesmal lauter und näher. Ich war versucht, anfangen zu rennen, aber ich wusste nicht, wie groß der Wald letztendlich war und musste meine Kräfte ein wenig sparen.

Zu meinem Glück schien sich jetzt auch noch Nebel zwischen den Bäumen zu bilden, obwohl der Wind durch die Stämme rauschte.

Der Nebel wurde immer dichter und der Rabe krächzte immer eindringlicher. Jetzt konnte ich ihn auch sehen, er saß auf einem Ast, seine roten Augen starrten mich an.

Ich schluckte, als mich seine Augen an Regis erinnerten, was war hier nur los? Wo war ich nur reingeraten? Der Vogel spannte seine Flügel, krächzte noch einmal und flog dann davon.

Im Nebel vor mir konnte ich einen großen Felsen sehen, er hob sich dunkel von der Umgebung ab. Vielleicht konnte ich dort eine kleine Pause einlegen, geschützt vor dem kalten Wind.
 

Doch je näher ich dem Felsen kam, desto merkwürdiger sah er aus, er war nicht grau, wie ich zuerst annahm, er schien schwarz zu sein, mit dunklem Moos bewachsen, das mich an Haar oder Fell erinnerte.

Etwas raschelte in meiner Nähe, ich schaute mich um, doch ich konnte nichts entdecken, als ich zurück zu dem Felsen schaute, um meinen Weg fortzusetzen, war dieser verschwunden. Wie angewurzelt blieb ich stehen, wie konnte denn ein Fels verschwinden?

Das Rascheln näherte sich, es klang wie viele kleine Füße. Dann hörte ich zusätzlich das Klicken und Klackern von Klauen. Im Nebel zwischen den Bäumen bewegte sich etwas. Es huschte um mich herum, ohne das ich es erkennen konnte.

„Hallo?“, rief ich in die Dunkelheit, „Ist da jemand?“ Natürlich bekam ich keine Antwort. Ein Zischen und dann ein Quietschen, wie Fingernägel auf einer Tafel. Ich schauderte und es lief mir kalt den Rücken runter.

Dann war das Geräusch hinter mir, schnell drehte ich mich um, doch ich konnte nichts erkennen. Immer wieder schien die Quelle des Quietschens seinen Standort zu wechseln und ich drehte mich immer wieder um mich selbst, bis mir klar wurde, das es nicht nur eine Quelle gab. Irgendetwas hat mich umzingelt.

Auf einmal war es totenstill, selbst der Wind war nicht mehr zu hören. Immer mehr Schatten waren im Nebel zu erkennen und sie kamen immer näher.

Sie waren nicht groß, aber es waren viele, das Klicken wurde immer lauter.

Ich schluckte, ich konnte nicht zurückweichen, überall lauerten die Schatten, sie hatten einen Kreis um mich gebildet.

In dem versuch, sie alle im Auge zu behalten, wirbelte ich ständig herum und erstarrte letztendlich, als ich erkannte, was sich mir näherte.

Spinnen.

Sie waren so groß wie Hunde und ihre Giftzähne glänzten in der Dunkelheit. „Scheiße!“, konnte ich nur von mir geben. Der Felsen, es war vermutlich kein Fels gewesen, sondern die aneinandergedrängten Spinnen, die auf eine ahnungslose Beute warteten.

Die Spinnen näherten sich mir immer weiter, immer enger wurde der Kreis um mich. Ich wollte rennen, aber mein Körper reagierte nicht, kalter Schweiß lief mir über die Schläfe. Ich konnte nicht einmal mehr schreien.

Erst als die erste Spinne auf mich zu sprang, konnte ich wieder reagieren. Ich duckte mich und kauerte mich auf dem Boden zusammen. Wenn ich sie nicht sah, verschwanden sie vielleicht.

Doch natürlich taten sie es nicht, ich machte mich so klein, wie es ging, aber ich hörte sie immer näher kommen. Ich presste die Augen zusammen und hielt mir die Ohren zu. Eine kurze Illusion, völlig alleine zusein, die dadurch brach, als mich eine Spinne am Bein berührte.

„Nein! Lasst mich!“, schrie ich panisch und trat nach der Spinne. Sie schien kurz zu stocken, ehe sie wieder auf mich zu kam. Aber ihr zögern gab mir ein wenig Hoffnung. Ich zog mein Schwert und rappelte mich auf. Erneut geriet die Vorwärtsbewegung der Spinnen ins stocken.

Ich schluckte meine Angst hinunter und hob mein Schwert abwehrend. „Ich lass mich nicht so einfach fressen“, stotterte ich. Ich klang nicht einmal ansatzweise so selbstbewusst, wie ich es wollte.

Meine Hände schwitzten und nur mit Mühe konnte ich verhindern, das ich mein Schwert fallen ließ.

Ich hieb nach den Spinnen und wann immer ich sie tödlich getroffen hätte, lösten sie sich in Schatten auf, der auf dem Boden waberte. Als auch die letzte Spinne sich aufgelöst hatte, zog sich der wabernde Schatten zurück.

Dachte ich zumindest, doch ein Geräusch ließ mich herum fahren. Ich konnte gerade noch sehen, wie die dunkeln Schwaden eine neue Gestalt bildeten. Eine noch größere Spinne. Als sie fertig gebildet war, hob sie drohend ihre Vorderbeine und machte sich noch größer. Ich stolperte rückwärts und verlor mein Schwert dabei.
 

Schnell suchte ich danach im Laub. Gerade als ich es gefunden hatte, konnte ich noch knapp dem Sprung der Spinne ausweichen. Ich rappelte mich auf und sprintete los, gegen eine solche riesige Spinne hatte ich keine Chance. Sie war so groß wie ein Auto. Mein Schwert würde niemals durch ihren Chitinpanzer dringen.

Ich lief daher, so schnell, wie mich meine Beine trugen. Die Zweige, die mir dabei ins Gesicht schlugen, waren mir egal, Hauptsache ich würde dem Monstrum hinter mir entkommen.

In meiner Panik übersah ich jedoch einen Abhang und konnte nicht mehr rechtzeitig stoppen. Ich stürzte ihn hinunter, prallte gegen Felsen und blieb am Ende unten liegen. Mein Körper schmerzte überall und ich konnte das enttäuschte kreischen der Spinne, über mir hören.

Vorsichtig richtete ich mich auf, auch wenn mir alles wehtat, hatte ich mich glücklicherweise nicht ernsthaft verletzt. Auch mein Schwert hatte ich noch, es lag nicht weit entfernt von mir am Boden.

Ich humpelte hinüber und steckte es ein, wer weiß, ob ich es nicht noch brauchte. Keuchend sah ich mich um. In dieser Schlucht gab es weniger Bäume, aber der Nebel war umso dichter.

Vorsichtig ging ich weiter, nicht das die Spinne beschloss, dass sie mir hinterher klettern konnte. Und hier konnte sie mir vermutlich viel schneller folgen, da die Bäume nicht so dicht standen.

Ich wusste nicht, wie breit diese Schlucht war und ob es überhaupt eine Schlucht war, in die ich gefallen war, der Nebel war so dicht, dass ich nur wenige Meter vor mir wirklich klar sehen konnte. Ich orientierte mich ein wenig an dem Steilhang und ging an ihm entlang, so würde ich zumindest nicht im Kreislaufen können.
 

Die Geräusche, die der Wind mit sich brachte, klangen völlig anders, als oberhalb der Klippe. Hier konnte ich das Heulen des Wolfes nicht hören und es gab hier auch keine Raben oder Krähen, die ich rufen hören konnte. Nur das Rauschen des Windes und selbst das klang anders. Es erinnerte eher an das Rauschen von Wellen.

Ich schöpfte neuen Mut, vielleicht bedeutete es, dass ich bald aus dem Wald raus war. Ich folgte dem Klang, vielleicht führte er mich tatsächlich aus dem Wald heraus.
 

Doch je weiter ich lief, desto unsicherer wurde ich. Die Bäume wurden nicht weniger und der Klang nicht lauter, allerdings auch nicht leiser. Ich entfernte mich also auch nicht.

Immer wieder huschten kleine Schatten über mich hinweg. Ich erschrak jedes Mal, doch wenn sie sich mir näherten, schienen sich mich zu ignorieren und glitten über mich hinweg. Mal ganz kleine in großer Zahl, mal weniger dafür aber größer.

Auch die Bäume wirkten merkwürdig. Es waren ganz normale Bäume, holzige, raue Rinde und eine blattlose Krone, aber immer wenn ich sie nur im Augenwinkel sah, wirkte es, als würden sie sich wie Gras im Wind hin und herwiegen.
 

Meine Füße und Beine schmerzten mittlerweile nicht nur von dem Sturz, als ein Schwarm dieser kleinen Schatten an mir vorbei huschte. Es wirkte beinahe, als würden sie in Panik vor irgendetwas fliehen.

Das hier wurde mittlerweile mehr als nur unheimlich. Was war das für ein Wald und wie war ich hier nur schon wieder gelandet. Diese Frage stellte ich mir bereits gefühlt zum hundertsten Mal.

Durch die aufgeregten kleinen Schatten blickte ich mich selbst nun immer wieder um und bereute es.

In der Ferne konnte ich einen riesigen Schatten durch die Luft gleiten sehen. Er war mehrere Meter lang. Er schien oberhalb der Bäume kreise zu ziehen.

Was auch immer es war, die kleinen Schatten schienen vor ihm zu fliehen. Daher sollte ich wohl auch zusehen, dass ich von hier verschwand.
 

Ich beschleunigte meine Schritte, versuchte aber dabei so leise zu sein, wie es möglich war. Immer wieder sah ich zu dem Schatten hinauf. Doch jedes Mal, wenn ich nach oben schaute, schien er näher zu kommen.

Auch wenn ich nicht erkennen konnte, was das für ein Schatten war, begann ich nun wirklich zu laufen. Es war riesig und es kam immer näher, nach dem Erlebnis mit der Spinne wollte ich keine weitere Begegnung riskieren.

Ich lief zwischen den Bäumen hindurch, in der Hoffnung, der Schatten würde mich so nicht ganz so schnell bemerken und zunächst schien es zu klappen. Ich huschte zwischen den Bäumen hindurch und sah, dass der Schatten in einiger Entfernung nahe am Boden an mir vorbei glitt. So langsam konnte ich eine Gestalt erkennen, aber das war nicht möglich. Es konnte, nein durfte nicht möglich sein. Die Form erinnerte mich an einen riesigen Hai. Haie konnten nicht fliegen, sie waren ans Meer gebunden und ich befand mich eindeutig in einem Wald.

Aber bewegten sich die Bäume nicht wie Gras im Wind, oder eher wie Seegras in einer Strömung und wirkten die kleinen Schwärme von Schatten nicht wie Fischschwärme?

Ich schüttelte den Kopf, nein, das war nur Einbildung. Das waren Bäume, ich hatte es überprüft. Sie waren fest und aus Holz. Es musste eine optische Täuschung sein. Genauso, wie die Schlucht, die den Wind wie Meeresrauschen klingen ließ. Es war nicht echt, redete ich mir ein und ging nun langsamer weiter.
 

Die Bäume wurden allmählich lichter und ich atmete erleichtert auf, vielleicht hatte ich endlich den Waldrand erreicht. Ich verließ die Deckung der Bäume und beeilte mich weiter zu kommen.

Ich war einige Meter weit gekommen, als der riesige Schatten direkt an mir vorbeiglitt. Seine Geschwindigkeit und den Luftstrom, den er hinterließ, brachte mich zum wanken. So bekam ich erst gar nicht mit, dass er kehrtmachte und direkt auf mich zu steuerte.

Eine Art Grollen, lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihn. Ich riss die Augen auf, es war tatsächlich ein Hai. Und er kam direkt auf mich zu, das konnte doch nicht sein, ich befand mich an Land, mitten in einem Wald!
 

Dies schien die Kreatur aber nicht zu interessieren. Mit kräftigen Flossenschlägen schwamm er immer weiter auf mich zu. Kurz bevor er mich erreichte und sein Maul aufriss, schmiss ich mich zu Boden und entging seiner Attacke. Nur das untere Ende seiner Schwanzflosse streifte mich an meinem Rücken und bewies mir, das es keine Einbildung war.

Hektisch blickte ich mich um, jeder Baum, der mir hätte Deckung bieten können, war zu weit entfernt. Einem weiteren Angriff konnte ich entgehen, in dem ich mich zur Seite rollte, doch der Hai gab nicht auf. Er wendete erneut und kam wieder auf mich zu.

Ich verengte die Augen, er konnte nicht echt sein! Redete ich mir ein. Es gab keine Haie an Land und die Spinnen, sie hatten sich doch auch in Rauch und Schatten aufgelöst. Ich stemmte mich auf die Knie und stand dann völlig auf.

Entschlossen zog ich mein Schwert, ich würde nicht wieder auf eine Illusion hereinfallen. Der Hai kam erneut immer näher, sein Maul weit aufgerissen, mit erhobenem Schwert rannte ich ihm entgegen. „Du bist nicht echt! Du kannst nicht echt sein! Haie leben im Meer, nicht im Wald!“, rief ich und schlug zu. Doch es gab keinen Widerstand. Mein Schwert glitt durch die Kreatur, wie durch Luft und ich stolperte nach vorne und fiel auf alle viere.

Der Hai löste sich auf, sofort klang der Wind wieder normal, die kleinen Schattenschwärme verschwanden und auch die Bäume wirkten wieder wie Bäume. Erleichtert ließ ich meine Stirn auf den Boden sinken. Was für ein Alptraum, wie kam ich hier nur wieder raus?
 

Auch wenn der Hai wirklich nur eine Illusion gewesen war, blieb ich weiterhin in diesem Wald gefangen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, es war einfach zu viel. Mein Auftauchen in Velen, meine Fähigkeit, mit Monstern und Tieren zu kommunizieren, die lange Reise nach Toussaint, Dettlaff, Regis der plötzlich Geralt angriff, jetzt dieser Wald.

Ich wollte nur noch aufwachen, zuhause in meinem Bett. Ich fing an zu schluchzen, warum passierte mir so etwas? Ich betete, dass es wirklich nur alles ein Traum war und ich demnächst aufwachen würde.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich so auf dem Boden kauerte, aber irgendwann hörte ich eine leise Stimme, die nach mir rief. Nach mir, nicht nach Eve. Jemand der meinen wirklichen Namen kannte, rief leise nach mir. Langsam richtete ich mich auf und wischte mir die Tränen aus den Augen.

Jetzt hörte ich eine zweite Stimme, die ebenfalls nach mir rief. Zwei mir sehr bekannten Stimmen. Ich fing wieder an zu schluchzen, sie wechselten zu meinem Spitznamen, den sie mir damals als kleines Kind gaben. „Kiki! Kiki, wo bist du?“, riefen sie nach mir.

„Hier!“, schluchzte ich, „Ich bin hier!“ Mein Herz raste, als ich die beiden vertrauten Gestalten im Nebel entdeckte. Ich steckte mein Schwert weg und eilte ihnen entgegen. Sie riefen immer wieder nach mir, sie schienen meine Antwort nicht zu hören.

Immer deutlicher konnte ich sie erkennen, die beiden Frauen in ihrem schwarzen Habit und schwarzen Schleier, der ihre Haare verbarg. Auf der Brust eine Kette mit ihrem Ordenszeichen. Die beiden Nonnen, die für mich meine Ersatzmütter wurden. Die beiden, die mich aufnahmen und aufzogen.
 

Einige Meter vor ihnen blieb ich stehen, „Ich bin hier“, hauchte ich. „Kiki? Wo bist du nur?“, riefen sie trotzdem, obwohl sie mich sahen. „Ich bin doch hier!“, entgegnete ich verwirrt. Doch sie schüttelten den Kopf.

„Was hast du mit ihr gemacht? Unser kleiner Engel hätte uns nie vergessen!“, warfen sie mir vor. „Ich habe euch nicht vergessen!“, widersprach ich schnell.

„Doch das hast du!“, anklagend zeigten sie auf mich. „Du hast uns vergessen und uns im Stich gelassen!“, klagten sie.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, das ist nicht wahr!“, schluchzte ich. Ich hatte immer an sie gedacht, auch wenn ich ihren letzten Brief nie beantwortet hatte. Ich hab es immer aufgeschoben, ich wollte ihnen doch antworten. Aber irgendwann war es zu spät gewesen.

„Wir haben dir alles gegeben, und so hast du es uns gedankt. Es ist deine Schuld!“, ihre Finger, die noch immer anklagend auf mich zeigten, verwandelten sich immer mehr in Skelette. „Deine Schuld, deine Schuld!“, hörte ich sie immer wieder sagen.

Geschockt schüttelte ich den Kopf, „Nein!“, schluchzte ich und sank auf die Knie, meine Beine konnten mein Gewicht nicht mehr halten. Doch sie hörten nicht auf. Nachdem ihre Hände völlig skelettiert waren, wich auch die Haut und das Fleisch von ihren Gesichtern.

„Ich habe euch nie vergessen! Bitte hört auf!“, flehte ich zu ihnen. Doch sie machten mit ihrer Anklage weiter. Selbst als ihre Schleier von ihren blanken Schädel rutschten.

Voller Verzweiflung kauerte ich vor ihnen am Boden und flehte darum, dass es endlich aufhört. Mein Ellenbogen stieß gegen mein Schwert und erinnerte mich so, an die vorangegangen Illusionen, aber ich konnte nicht. Selbst wenn dies nicht echt war, ich würde niemals eine Waffe gegen die beiden richten können.

„Hört auf! Ihr seid nicht echt! Hört auf!“, versuchte ich es. Ich traute mich nicht, aufzusehen. Immer wieder sagte ich mir laut, dass es nicht echt war. Die beiden würden sich nie so verhalten.

Es schien nach und nach helfen. Ihre Stimmen entfernten sich immer mehr. Als es eine Weile still geblieben war, wagte ich es, aufzublicken. Nur eine der Ketten zeugte davon, wer mir eben noch gegenüber gestanden hatte.

Mit einem dicken Kloß im Hals griff ich danach und schloss meine Faust darum. Zu mehr war ich nicht im Stande. Ich konnte und wollte nicht weiter. Ich blieb dort auf dem Boden gekauert.
 

Irgendwann konnte ich jemand anderes hören. „Eve! Wach auf!“, forderte jemand und eine Hand strich mir über den Rücken. Ich kniff die Augen zusammen und machte mich so klein wie möglich. Ich wollte doch nur aus diesem Alptraum erwachen.

Irgendwann konnte ich es nicht mehr verhindern und machte meine Augen auf. Die Umgebung hatte erneut sich geändert. Ich lag nicht mehr in dem kalten Wald, es war warm und ich war in eine Decke gehüllt. Müde seufzte ich und kuschelte mich weiter in das Kissen. Das Bett war so einladend und ich so müde, ich wollte einfach nur noch weiter schlafen, ohne irgendwelche Albträume. Doch der Gedanke an die Albträume ließ mich nun gänzlich wach werden.

Müde rieb ich mir die Augen und setzte mich langsam auf, wo war ich eigentlich? Ich hörte den Lärm aus dem Hafen, also war ich nicht auf Corvo Bianco und in Regis Gruft hatte ich auch kein Bett gesehen. Aber da würde man auch nicht den Lärm vom Hafen hören.

Ich schaute mich im Zimmer um und blickte erstaunt auf den Blumenstrauß, der auf einer Kommode lag. Mein Blick huschte an die Wand, tatsächlich, dort war das Porträt von Syanna. Ich runzelte die Stirn, wie war ich denn hier gelandet? Wie kam ich ausgerechnet in das Bett von Dettlaff?

Ich setzte mich an die Bettkante, meine Stiefel standen ordentlich am Fußende, doch meine Rüstung, mein Gürtel mit den Taschen und auch meine Schwerter entdeckte ich nirgends.

Ich schlüpfte in meine Stiefel und ließ mein Blick noch einmal durchs Zimmer wandern. Ich ging zu dem Regal hinüber, dort waren einige Spielsachen aufgereiht. Puppen und kleine Figuren aus Holz. Alle liebevoll bemalt.
 

Ich hatte gerade eine kleine Hundefigur zurückgestellt, als ich von unten etwas hörte. Dort war jemand. Ich versuchte, genauer hinzuhören. Dort unterhielten sich zwei Personen. Leise ging ich zur Treppe, um vielleicht zuhören, über was gesprochen wurde.
 

„Dettlaff nein, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht genau weiß, was passiert ist. Ich hatte auf einmal keine Kontrolle über meinen Körper“, drang die Stimme von Regis zu mir rauf. Ich schluckte, Regis war dort unten und Dettlaff.

„Aber ich habe gesehen, wie du diesen Hexer umbringen wolltest, warum hast du mich im Lagerhaus aufgehalten!“, entgegnete Dettlaff.

„Dettlaff bitte, versteh doch. Ich wollte ihn nicht töten. Etwas Fremdes hat meinen Körper kontrolliert. Geralt ist doch mein Freund!“, verteidigte sich der andere Vampir. „Du hättest in Nazair bleiben sollen, dich weiter regenerieren!“, konnte ich Dettlaff hören.

Ich hatte die letzte Stufe erreicht, konnte die beiden aber nicht entdecken, sie mussten also hinter einem der Regale sein.

Regis seufzte, „Und dich mit deinen Problemen hier alleine lassen?“

Langsam schritt ich näher. Ich hatte das Ende des Regals beinahe erreicht, ich war so darauf konzentriert, dass die beiden mich nicht sofort sehen würden, dass ich zunächst nicht bemerkte, dass ich gegen eine Vase stieß. Zu meinem Leidwesen fiel sie von ihrem Sockel und ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig, nach ihr zu greifen. Sie zersprang in viele Scherben, als sie auf dem Boden aufschlug.

Ich kniete mich hin, um die Scherben aufzusammeln, aber natürlich hatten die Vampire es bereits mitbekommen. Schneller als vermutet standen sie bei mir, „Tut mir leid, ich wollte nichts kaputt machen!“, entschuldigte ich mich schnell.

„Du bist wach!“, Regis klang erleichtert, vorsichtig blickte ich zu ihm hoch. Seine Augen waren definitiv wieder normal, dann wanderte mein Blick zu Dettlaff, der mich mehr als misstrauisch anschaute.

Ich entdeckte allerdings auch noch etwas anderes. Hinter den Vampiren lagen meine Sachen auf einem Tisch. Mein Blick huschte immer wieder zwischen ihnen und den Vampiren hin und her.

„Warum bist du herunter gekommen?“, wollte der dunkelhaarige Vampir wissen. Ich schluckte und setzte mich auf meine Fersen zurück. „Ich habe euch reden gehört“, gab ich zu.

„Und da hast du beschlossen, dich anzuschleichen und zu lauschen?“, warf mir Dettlaff vor.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, nicht wirklich. Ich wollte nur heraus finden wie und warum ich hier bin“, erwiderte ich. „Nicht, wo du bist?“, Regis war erstaunt. „Sie ist nicht das erste Mal hier“, knurrte Dettlaff. Bei dem Blick von Regis musste ich erneut schlucken.

„Darüber sollten wir uns vielleicht später unterhalten“, schlug der ältere vor. Zögerlich nickte ich, aber ich konnte mich nur sehr schwer davon abhalten, meinen Blick immer wieder zu meinen Schwertern gleiten zu lassen. Aber selbst wenn ich sie hätte, es würde mir im Notfall nicht helfen.
 

„Jetzt wo du wach bist, solltest du gehen, ich will nicht, dass der Hexer hier her kommt, weil er nach dir sucht!“, forderte Dettlaff auf einmal.

„Dettlaff beruhig dich. Geralt weiß nicht, wo wir sind. Wir können ihr vertrauen“, sprach Regis auf seinen Blutsbruder ein. Schnell nickte ich, „Ich habe niemanden von hier erzählt“, bestätigte ich.

„Siehst du. Sie hat Geralt sogar dafür gerügt, dass er die Bruxa getötet hat“, fügte Regis hinzu. Wieder nickte ich.

„In Ordnung, aber kein Herumgeschnüffel!“, forderte Dettlaff. „Wir sollten uns vielleicht setzen“, versuchte Regis die Situation weiter zu entschärfen. Langsam stand ich von meiner knienden Position auf, wobei ich mich ein wenig an dem Regal festhalten musste. Ich blickte mich noch einmal in dem Laden um, „Wo ist Shady?“, fragte ich leise.

„Auf dem Friedhof, er wollte uns nicht an dich heranlassen“, entgegnete Regis. Erschrocken sah ich ihn an. „Keine Sorge, Dettlaff hat ihn einschlafen lassen, ihm ist nichts weiter passiert“, fügte er noch schnell hinzu.

„Ich muss zu ihm, er wird sich sicherlich sorgen machen und Geralt bestimmt auch“, entgegnete ich. Aber Regis schüttelte den Kopf, „Nein, solange wir nicht wissen, was genau passiert ist, möchte ich nicht, dass du dich in die Nähe von Geralt begibst. Er ist dort irgendwo im Wald“, lehnte der Vampir ab.

„Aber ...“, wollte ich widersprechen. „Nein, kein aber. Dein Wolf kann auf sich alleine aufpassen. Aber ich kann später nach ihm sehen“, bot er an. Ich nickte und ließ mich von ihnen wieder nach oben führen, weil es unten in der Werkstatt nicht genug Sitzmöglichkeiten für uns alle gab.
 

Dettlaff setzte sich ans Fußende des Bettes und Regis belegte den Stuhl, blieb mir also nur noch das Kopfende oder der Fußboden. Ich nahm das Kissen beiseite, schlüpfte aus meinen Stiefeln und zog mich ans letzte Ende des Bettes zurück, mit dem Rücken zur Wand.

Auch wenn ich wusste, dass mir nichts passieren würde, fühlte ich mich noch nicht sonderlich wohl zwischen den Vampiren. Nicht nachdem was mit Regis passiert war.
 

Unsicher blickte ich von einem zum anderen. „Was war das auf dem Friedhof?“, fragte ich nach einer Weile. Regis seufzte, „Ich weiß nicht genau. In dem Moment, wo Geralt mir den Rücken zu drehte, um dich etwas zu fragen, schien etwas Besitz über meinen Körper genommen zu haben. Ich hatte keine Kontrolle mehr und musste mit ansehen, wie mein Körper Geralt beinahe umbrachte.“ Er rieb sich durchs Gesicht.

Ich zog meine Knie an und stützte mein Kinn darauf, es war alles andere als angenehm, das gesehen zu haben. „Was ist mit Geralt? Warum suchen wir nicht nach ihm, er ist verletzt und braucht vielleicht Hilfe?“, wollte ich wissen.

Regis schüttelte den Kopf, „Als ich ihn endlich loslassen konnte, verschwand er im Wald und du lagst dort bewusstlos am Boden. Dettlaff hat uns gefunden und hier her gebracht“, erklärte er.

„Weißt du, was es gewesen sein könnte? Ein Geist oder ein Zauber? Oder etwas völlig anderes?“, fragte ich hilflos. Regis schüttelte wieder den Kopf, „Nein, ich habe noch nie von so einem Fall gehört, aber ich bin noch lange nicht im Vollbesitz meiner Kräfte, es könnte also sehr wohl ein Zauber gewesen sein. Ich habe in meiner Krypta einige Bücher, in denen ich vielleicht etwas dazu finden könnte“, erwiderte er.

„Könntest du ... könntest du dann auch nach Shady sehen? Und ihm vielleicht etwas zu fressen hinlegen? Er liebt karamellisiertes Kaninchen. In meiner Gürteltasche ist ein Säckchen mit Münzen“, bat ich ihn. Der Vampir nickte, „Ja das mache ich, wenn er es zulässt, bringe ich ihn mit her, um die Pferde mache ich mir keine Gedanken, Plötze ist es gewohnt, einige Zeitlang auf Geralt zu warten“, bejahte er. „Ich hoffe, ich finde euch beide bei meiner Rückkehr hier wieder an“, forderte er noch, ehe er seine Tasche richtete und dann aus dem Fenster nebelte.
 

Dettlaff und ich saßen eine ganze Weile schweigend so da, immer mal wieder blickte ich zu ihm, doch er gab keinerlei Regung von sich.

„Danke Dettlaff“, brach ich irgendwann die Stille. Überrascht sah er mich an.

„Danke das du mich hergebracht hast, als ich hilflos war und das du versucht hast, Shady zu beruhigen“, erörterte ich genauer.

„Es schien Regis wichtig zu sein“, murmelte er nur. „Trotzdem danke“, wiederholte ich. Er nickte nur kurz, ohne mich anzusehen, und wir verfielen wieder in Stille.
 

„Ich möchte dir ungern zur Last fallen, aber könnte ich dich um etwas bitten Dettlaff?“, fragte ich ihn nach einer weiteren Weile. Stirnrunzelnd sah er mich an. Ich wurde ein wenig rot, „Hättest du vielleicht einen kleinen Happen zu essen für mich und etwas zu trinken?“, fragte ich ihn dann doch. Er nickte, „Äh ja, Regis hat vorhin etwas besorgt, als du noch geschlafen hast. Er hat vermutet, dass du vielleicht hungrig werden könntest“, nickte er und stand eilig auf. Sein Mantel rauschte hinter ihm her, als er die Treppe hinunter ging.

Es verging nicht viel Zeit und ich hörte, wie er unten etwas werkelte. Ich wagte es nicht, das Bett zu verlassen und mir die Dinge in den Regalen weiter anzuschauen, schließlich waren seine Worte vorhin eindeutig. Er mochte es nicht, wenn jemand an seine Sachen ging.

Unten wurde es still und dann hörte ich, wie er die Treppe wieder hinauf kam. Er hatte einen Holzteller und eine Flasche in der Hand. Er hielt mir beides hin, ehe er sich auf den Stuhl setzte.

Mit einem leisen, „Danke“, nahm ich es entgegen. Auf dem Teller waren einige Stücke Brot und etwas Käse, in der Flasche wässriger Wein. Ich bemühte mich, beim essen keine Krümel im Bett zu verteilen und nicht mit dem Getränk zu kleckern. Schließlich wusste ich nicht, ob Dettlaff in dem Bett schlief oder ob es noch von dem Vorbesitzer des Ladens hier stand.
 

Nachdem ich meinen Hunger gestillt hatte, stellte ich den Teller auf den Boden und setzte mich wieder bequem hin. Die Stille war leicht bedrückend, aber ich wusste einfach nicht, wie ich sie brechen sollte, dabei wollte ich doch gestern erst noch so dringend mit ihm reden, jetzt aber fielen mir keine Worte ein.
 

„Ich möchte dich von nichts abhalten, wenn du etwas anderes zu tun hast, musst du nicht die ganze Zeit hier mit mir sitzen“, schlug nach einiger Zeit vor. Dettlaff sah zu mir rüber und schüttelte den Kopf, „So etwas seht ihr Menschen doch als unhöflich an, oder nicht?“, widersprach er.

Ich zuckte mit den Schultern, „Ich bin dein unfreiwilliger Gast, den du nur wegen Regis duldest. Du musst keine Rücksicht auf so etwas nehmen. Aber vielleicht könnte ich dir bei irgendetwas helfen?“, entgegnete ich. Er blickte mich jedoch nur skeptisch an, ehe sein Blick auf das Porträt von Syanna fiel.

Ich folgte seinem Blick, „Sie ist wirklich hübsch“, murmelte ich. Na ja zumindest äußerlich, innerlich hatten sie einen mehr als hässlichen Charakter. Er seufzte und stand dann auf, verwirrt blickte ich ihm hinterher, als er die Treppe hinunter ging. Hatte ich etwas Falsches gesagt?

Scheinbar hatte er die unterste Stufe erreicht, als seine Schritte stoppten, „Wenn du mir helfen möchtest, musst du schon mit runter kommen“, könnte ich ihn hören.

Oh, damit hatte ich nicht gerechnet. Schnell sprang ich aus dem Bett und zog meine Schuhe an. „Bin gleich unten!“, rief ich ihm hinter her. Ich nahm auch gleich den Holzteller und die Flasche mit hinunter, als ich ihm dann folgte.
 

Ich stellte die Gegenstände auf eine der Kisten und ging dann durch den Laden. Dettlaff hatte sich bereits an eine der Werkbänke gesetzt und hielt einen Pinsel in der Hand.

„Kannst du mit einem Hobel umgehen?“, fragte er mich, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen. „Ähm, wenn du willst, dass ich deine Arbeit ruiniere, dann ja“, gab ich zu. Ich habe in der Schule zwar welche benutzt gehabt, aber bei dem Versuch ein Frühstücksbrett zu machen, na ja sagen wir so, es kippelte immer, ich habe es nie geschafft, gleichmäßig mit dem Werkzeug das Holz abzutragen.

Er schüttelte den Kopf, „Dann mit einer Nadel?“, fragte er weiter. „Ja, das kriege ich hin, solange es nicht zu kompliziert oder aufwendig werden soll“, stimmte ich zu. Er seufzte erneut, „Gut, dort liegt ein Bär, dessen Arm abgerissen ist“, murmelte er und zeigte vage in die Richtung eines Regals.

Ich ging dorthin und suchte nach dem Tierchen, mit nur einem Arm. Nach einigen Momenten hatte ich es gefunden. Er war schon ziemlich abgenutzt und die Strohfüllung quoll heraus, auch die Augen fehlten bereits.

Nadel und Garn fand ich bei Dettlaff auf der Werkbank, doch ich setzte mich nicht direkt neben ihn, sondern auf den Boden, etwas weiter weg. Ich wollte ihn nicht bedrängen, obwohl ein Hocker neben ihm stand.

Ich setzte mich in den Schneidersitz und fädelte das Garn durch das Öhr. Ich legte den Teddy so hin, dass ich ihn halbwegs mit meinen Beinen festhalten konnte, dann begann ich, den Arm erst einmal mit groben Stichen an seine richtige Position anzuheften.

Danach konnte ich die Füllung wieder hineinstopfen und eine saubere Naht setzen.

Erst als ich fertig war, bemerkte ich, das Dettlaff direkt vor mir stand und auf mich herunter blickte. „Einen Nacken so in der Gegenwart eines Vampirs zu entblößen“, grinste er zahnig. Meine Augen wurden bei seinen Worten immer größer und ich schluckte. „Keine Angst, ich habe schon gegessen“, grinste er noch breiter, als er meine Reaktion beobachtete.

Ich brauchte einige Momente, bis ich verstand, dass er scherzte. Mir blieb der Mund offen stehen, so etwas hatte ich nun überhaupt nicht erwartet.

Er hatte sich mittlerweile abgewandt und die kleine Figur, die er bemalt hatte, weggestellt.

„Wie kamst du auf die Idee, deinen Geruch am Türrahmen zu hinterlassen?“, fragte er mich auf einmal, blieb mir aber mit dem Rücken zugewandt.

Ich legte den Teddy zur Seite, ehe ich antwortete. „Ich habe mal davon gelesen, also das ihr so eure Behausungen markiert und das Besucher aus Respekt dies ebenfalls tun. Ich dachte, es könnte nicht schaden, auch wenn es eine Fehlinformation sein sollte, so würdest du wissen, dass ich da war“, erklärte ich mein Verhalten. Allerdings ließ er mich nicht wissen, ob mein Wissen korrekt war.

„Warum?“, fragte er einfach nur. „Damit du weißt, dass ich keine bösen Absichten hege. Ich möchte dir helfen, genau wie Regis“, erwiderte ich. „Deswegen habe ich den Brief her gebracht“, fügte ich noch hinzu.

„Du weißt also wirklich von Rhena? Woher?“, er knurrte beinahe, als er sich umdrehte. Ich schüttelte den Kopf, „Das kann ich nicht sagen“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.

„Woher! Hast du etwas mit ihren Entführern zu tun?“, er hatte mich am Kragen gepackt und mich daran hochgezogen. Ich versuchte, seinen Griff zu lösen. „Dettlaff!“ Krächzte ich.

„Woher weißt du von ihr?“, wiederholte er seine Frage. Ich zappelte in seinem Griff, konnte mich aber nicht befreien. ~Dettlaff bitte! Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe nichts mit den Entführern zu tun, das schwöre ich!~ versuchte ich es auf anderem Wege. Sein Griff verfestigte sich kurz, ehe er mich wieder auf den Boden stellte. „Diese Fähigkeit, woher hast du sie?“, forderte er dann.

Ich schnappte kurz hustend nach Luft und richtete meine Kleidung, „Das wüsste ich auch gerne“, murmelte ich.

„Menschen sollten so nicht mit uns kommunizieren können“, warf er ein. Vorsichtshalber trat ich von ihm zurück. „Ich wusste bis vor kurzem nicht, dass ich es kann. Erst durch Shady habe ich es erfahren, dass ich mich so verständigen kann“, erklärte ich ihm.

Unruhig strich er sich durch seine Haare, als er sich jedoch in meine Richtung bewegte, wich ich weiter zurück. Das mit dem Brief war vielleicht doch nicht so eine gute Idee gewesen, es hatte scheinbar das Misstrauen nur noch mehr verstärkt.

Mein Blick huschte zu meinen Schwertern am anderen Ende des Raumes, auch wenn sie mir nichts nützen würden, hätte ich sie gerne bei mir. Dettlaff schritt hin und her, schien über irgendetwas nach zu denken. Ich ließ meinen Blick kaum von ihm ab, ich fühlte mich gerade, als wäre ich mit einem Raubtier in einen Käfig gesperrt.

Ich war mir unsicher, was ich jetzt machen sollte. Ihn versuchen zu beruhigen? Ihm völlig aus dem Weg zu gehen? Versuchen normal zu handeln?

Dettlaff ballt die Fäuste, während er weiter hin und her tigerte. Ich zuckte zusammen, als er plötzlich die Farben und Pinsel von der Werkbank wischte und sich schwer auf dem Holz abstützte.

„Warum solltest ausgerechnet du, mir helfen wollen?“, fragte er. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie sehr ihm die Situation zu schaffen machte.

„Weil niemand zu solchen Taten gezwungen werden sollte. Dettlaff, die Morde müssen nicht sein, wir finden einen anderen Weg“; versuchte ich ihn zu beruhigen.

„Und wie!?“, das Holz ächzte unter seinem Faustschlag, „Ich habe bereits alles abgesucht, es gibt keine Hinweise auf ihre Entführer“, fuhr er etwas leiser fort.

„Ich werde dir helfen, ich kann mit allen möglichen Lebewesen reden und Regis hat seine Raben, zusammen werden wir sicherlich etwas finden“, wollte ich ihn aufmuntern. Er schüttelte jedoch nur den Kopf und ließ ihn dann resigniert hängen.
 

Langsam und unsicher trat ich näher, „Dettlaff ich möchte dir wirklich helfen. Kann ich irgendetwas jetzt für dich tun? Brauchst du etwas? Wasser, Tee, Wein, Bier? ... Oder Blut?“, ich wurde immer leiser bei meinen Vorschlägen, aber bevor ich meine Hand auf seine Schulter legen konnte, wirbelte er herum und packte meine Hand. Erschrocken schrie ich auf, er starrte mich mit seinem vampirischen Gesicht an.

„Nicht!“, knurrte er und ließ meine Hand wieder los. Hektisch wich ich zurück, „Tut mir leid“, murmelte ich. „Vielleicht sollte ich dich erst einmal in Ruhe lassen. Soll ich wieder nach oben gehen?“, schlug ich leise vor. Er antworte jedoch nicht, sondern ließ sich nur auf den Hocker fallen, sein Gesicht verwandelte sich zurück.
 

„Nein, du kannst bleiben“, seufzte er nach einigen Augenblicken. „Stimmt es, was Regis über Becca erzählt hat? Das du ihren Tod verhindern wolltest?“ Fragte er dann.

„Becca?“ Hakte ich nach. Mit dem Namen konnte ich nichts anfangen. „Die Bruxa, die der Hexer auf dem Weingut getötet hat“, erklärte Dettlaff. Schnell nickte ich, „Ja, man hätte sicherlich mit ihr reden können. Schließlich wollte sie nur deine Hand zurückholen. Ich hätte sie ja mit gebracht, aber Geralt hat sie bei sich“, entschuldigte ich mich.

Stirnrunzelnd sah er mich an und ich zuckte mit den Schultern, „Ich kenne eure Bräuche nicht, wäre es unangebracht gewesen?“, wollte ich dann wissen.

„Wenn sie nicht zur Regeneration nötig sind, werden überzählige Körperteile normalerweise verbrannt“, klärte mich der Vampir auf.

„Regis wollte einen winzigen Teil für einen Absud, den er herstellen wollte, er hoffte, dass sie dich damit finden können. Als das auf dem Friedhof passierte, kamen er und Geralt gerade vom Sammeln der letzten Zutat zurück“, erzählte ich.

„Das meintest du, in dem Brief, dass die beiden eine Weile beschäftigt sein werden?“, erkundigte er sich.

Ich nickte, „Ich hatte auf dich gewartet, am Turniergelände ...“, ich beendete den Satz nicht, hoffte er würde auch so verstehen, was ich wissen wollte.
 

„Ich wusste zuerst nicht, was ich machen sollte, als ich bemerkte, das jemand hier gewesen ist, dann der Brief ...“, fing er an, „ich habe lange überlegt und als ich dann unterwegs war, spürte ich etwas. Etwas sehr Mächtiges. Ich bin dem gefolgt und kam beim Friedhof an.“

Erstaunt sah ich ihn an, er hatte tatsächlich zu dem Treffen kommen wollen, aber dann registrierte ich, was er gesagt hatte. „Wann bist du am Friedhof angekommen?“, hakte ich nach.

„Als Regis den Hexer angriff“, gab er zu. „Kannst du mir sagen, was passiert ist, als ich zusammenbrach? Ich meine irgendwas muss doch noch geschehen sein, so das Regis mich nicht nach Geralt suchen lassen möchte?“, fragte ich ihn. Es schien, als wollte er gerade antworten wollen, als sein Blick zur Treppe ging.

Von meiner Position aus konnte ich sie nicht sehen, daher lauschte ich. Nach einigen Momenten konnte ich Schritte hören.

„Ah, ich habe schon befürchtet, ich müsste euch trotz meiner früheren Worte suchen gehen“, es war Regis, der zurückgekommen ist. Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als er das Chaos neben der Werkbank am Boden erblickte. Dann musterte er erst Dettlaff und dann mich intensiv. Ihm war sicherlich auch aufgefallen, dass ich weiter als nötig von Dettlaff entfernt stand.
 

„Ist hier alle in Ordnung? Oder war etwas vorgefallen?“, wollte der ältere Vampir wissen. „Alles gut!“, antwortete ich schnell, vielleicht ein wenig zu schnell. „Ich habe Dettlaff gerade gefragt, ob er wüsste, warum du nicht möchtest, das ich nach Geralt suche“, fügte ich daher noch an.

„Nun, das liegt daran, wie sage ich es am besten? Ich befürchte, er könnte aktuell nicht ganz er selbst sein“, gestand er ein. Ich runzelte die Stirn, „Was soll das heißen?“, hakte ich nach.

„Als du zusammen gebrochen bist, ist dieses Etwas von Regis auf Geralt übergesprungen. Ich konnte nichts dagegen machen“, erklärte Dettlaff.

„Aber ... aber, dann müssen wir erst recht nach ihm suchen! Ihr beide seid womöglich die Einzigen, die ihn aufhalten könntet, sollte es wie bei Regis sein!“, fuhr ich auf.

Regis schüttelte den Kopf, „Eve, wir wissen nicht, was es ist. Was wäre, wenn es zurück auf mich oder auf Dettlaff übergeht?“, warf Regis dazwischen.

Ich grummelte vor mich hin, „Nun, irgendwie konnte es, was auch immer es war sprechen, es ist also vermutlich ein Wesen, kein Zauber. Wenn es ein Wesen ist und jemanden in Besitz nehmen kann, ist es ein Geist oder Dämon oder so was. Und gegen die kann man was tun“, überlegte ich laut. Erstaunt sahen mich die Vampire an. „Dass heilige Symbole euch Schaden, ist purer Aberglaube, oder? Ich brauche nur ein Kreuz, das Glaubensbekenntnis und auch das Vater unser kriege ich noch zusammen. Ihr müsstet ihn also nur aufspüren und festhalten, dann könnten wir Geralt exorzieren!“, schlug ich vor.

Die beiden sahen mich völlig entgeistert an, „Schaut nicht so. Ich bin zwar keine Priesterin, aber in gewissen Maßen bin ich doch gläubig und einige Gebete kenne ich noch. Wir könnten das hinkriegen“, schmollte ich ein wenig.

Dettlaff sah mich immer noch an, als könnte er nicht glauben, was ich da gerade von mir gegeben habe, und Regis schüttelte nur den Kopf.
 

„So einfach ist es nicht, Eve. Wir benötigen mehr Informationen, bevor wir überlegen können, was zu machen ist“, mahnte Regis.

„Aber wo sollen wir die herbekommen? Geralt würde auch nicht einfach nur rum sitzen“, erwiderte ich bockig. „Das werden wir auch nicht tun“, lächelte Regis milde. „Wir sollten erst einmal schauen, was wir bereits wissen und dann weiter sehen“, schlug er vor.

Ich atmete tief durch, Regis hatte ja recht, es würde nichts bringen, einfach drauf los zulaufen. Aber andererseits war Geralt verletzt und brauchte vielleicht Hilfe. Er hatte vermutlich nicht einmal sein Silberschwert dabei, wenn er direkt in den Wald geflüchtet ist. „In Ordnung“, stimmte ich letztendlich trotzdem zu.
 

„Gut, du erwähntest den Palast und das er anders aussehe. Und das es einen blutigen Mord gegeben hat. Vielleicht sollten wir dort anfangen. In der Bibliothek finden wir sicherlich Abbildungen des Palastes, wenn es eine Vision aus der Vergangenheit war, dann hätten wir eine grobe Jahreszahl und können dann in die Chronik der Stadt schauen, ob wir dort weitere Hinweise finden“, unterbreitete Regis.

„Du vergisst den Vogel, außerdem hat dieses Wesen etwas gesagt, Anise. Es war jedoch das Einzige, was ich verstanden habe“, entgegnete ich. Regis nickte, „Wir könnten auch in Erfahrung bringen, ob Fringilla hier noch ansässig ist, vielleicht könnte sie helfen, wenn sie erfährt, das Geralt betroffen ist.“

„Nein! Nein, das ist keine gute Idee. Wir sollten die Zauberinnen erst einmal außen vor lassen“, lehnte ich direkt ab.

„Nun, wie du meinst, aber ich denke, die Bibliothek ist vorerst unsere beste Option“, seufzte Regis. Widerwillig stimmte ich zu.

„Wirst du uns begleiten Dettlaff?“, wandte sich Regis an seinen Freund. Dieser schaute erst zu mir und dann zu ihm und schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde etwas anderem nachgehen“, verneinte er und stand von seinem Platz auf.

„Dann treffen wir uns später wieder hier?“, schlug er vor und Dettlaff nickte, bevor er sich in Nebel verwandelte und unter dem Türschlitz verschwand.
 

„Und hier war wirklich alles in Ordnung?“, wandte sich Regis dann nach einigen Momenten an mich. Ich nickte, „Ja, es ist nichts passiert. Dettlaff ist aktuell emotional ziemlich aufgeladen, ich verstehe das und niemanden ist etwas passiert“, wiegelte ich ab und ignorierte die fragenden Blicke.

Schnell sammelte ich meine Sachen und zog meine Rüstung über. Ich würde mit zwei Schwertern am Gürtel zwar noch mehr auffallen, aber solange da irgendwo eine unbekannte Kreatur ihr Unwesen trieb, wollte ich lieber auf nummer sichergehen. Da würde ich mein magisches Schwert sicherlich nicht irgendwo zurücklassen. Außerdem konnte es immer noch sein, dass es andere gab, die hinter dem Schwert her waren, so wie der Magier im Buckelsumpf. Das Risiko wollte ich nicht eingehen und das Schwert aus den Augen verlieren.

Vielleicht konnte das Schwert auch Geralt heilen, falls wir ihn treffen sollten. So wie es das mit meiner Verletzung getan hatte.
 

Ich folgte Regis aus dem Laden und verschloss ihn wieder, den Schlüssel steckte ich dieses Mal aber ein.

„Hattest du Shady sehen können, als du auf dem Friedhof warst?“, fragte ich ihn, um die aufkommende Stille zu durchbrechen. Regis richtete den Riemen seiner Tasche. „Ja, ja hab ich. Aber wie erwartet war er nicht sehr erfreut, mich zu sehen. Er machte einige Scheinangriffe und knurrte ziemlich wild, ehe er sich zurückzog. Ich habe ihm das Kaninchen hingelegt, vielleicht versteht er, dass es für ihn ist. Ich habe auch versucht, ihm zu erklären, dass du in Sicherheit bist und ich ihn zu dir bringen könnte“, er seufzte. „Die Pferde habe ich nur von weitem gehört. Allerdings habe ich deinen Sattel und die andere Ausrüstung in die Krypta gelegt, nicht dass sich noch jemand daran vergreift, sollte derjenige sich auf den Friedhof verirren“, erzählte er.

Ich seufzte, „Danke Regis.“ Er nickte und in weiterer Stille ließ ich mich von ihm durch die Gassen der Stadt führen. Natürlich wusste Regis, wo sich hier eine Bibliothek versteckte.

Er führte mich zum großen Platz im Herzen der Stadt und dort zu einer unscheinbaren Tür. Sofort schlug uns der Geruch nach Staub und altem Pergament entgegen, als wir eintraten.

Eine streng aussehende Dame musterte uns, aber sie schien Regis zu erkennen und begrüßte ihn freundlich. Statt dem Gespräch zu lauschen, schaute ich mich ein wenig um. Hinter dem schmalen Flur, der den Eingangsbereich bildete, erstreckte sich ein riesiger Saal, in dem viele, sehr viele fast deckenhohe Regale standen. Alle gefüllt mit Büchern und Schriftrollen. Das mussten tausende von Schriften sein. Wie sollten wir den hier das richtige finden?
 

„Komm Eve, ich weiß wo wir anfangen können“, riss mich der Vampir aus meinem staunen. Er führte mich an das andere Ende des Saales und griff bereits nach einem Buch.

„In diesem Abschnitt geht es um die frühe Geschichte der Besiedelung des Gebietes, daher sollten wir hier auch sehr wahrscheinlich Abbildungen des Palastes finden können“, erklärte er.

Ich nahm mir also auch ein Buch und setzte mich an einen der wenigen Tische hier.
 

Seite um Seite, Stunde um Stunde blätterten wir durch die Bücher. Ich war kurz vorm Aufgeben, als Regis scheinbar etwas fand.

„Hier, sieh mal, kommt das dem nahe?“, wollte er wissen. Ich schaute zu ihm, in dem glauben, es wäre wieder eine Niete.

Ich starrte auf das Bild in dem Buch, „Regis, das ist es! So sah der Palast aus!“, freute ich mich. Er blätterte auf die nächste Seite und überflog die Zeilen.

„Was steht dort?“, wollte ich wissen.

„Wenn dieses Wesen im Zusammenhang mit deiner Vision steht, könnten wir ein ziemlich großes Problem haben. Dann ist es nämlich sehr, sehr alt und dementsprechen mächtig. So sah der Palast damals aus, als die ersten Menschen diese Welt betraten.“

Ich schluckte, „Scheiße“, konnte ich nur hervorwürgen. Daran hatte ich gar nicht gedacht, dass dieses Pärchen nicht unbedingt Menschen sein mussten. Es könnten auch Elfen oder Vampire gewesen sein.

„Wir wissen zumindest nun, in welchem Zeitabschnitt wir suchen müssen. Vielleicht haben wir Glück und die Chroniken reichen soweit zurück. Möchtest du die Chroniken durch gehen, oder nach dem Falken suchen?“, fragte er mich dann. Ich zuckte mit den Schultern.

„Gut dann schlage ich vor, du suchst nach dem Falken. Ein Gewöhnlicher wird es wahrscheinlich nicht gewesen sein, du fängst am besten bei magischen Kreaturen und zaubern an. Die Bücher über Magie findest du dort durch die Tür“, meinte Regis und zeigte auf einen kleinen Durchgang. Mit seinen Augen suchte er bereits die Regale wieder ab.

Auf was hatte ich mir hier bloß eingelassen? Seufzend ging ich zum Durchgang, dorthinter befand sich eine schmale Wendeltreppe, die nach unten führte.

Ich folgte ihr in den Keller und wäre am liebsten sofort wieder umgekehrt. Der Raum war fast genauso groß wie der oben und nur wenige Blicke reichten aus, um zu sehen, dass die Bücher hier weder sortiert waren, noch alle in der Gemeinsprache verfasst waren.

Da hätte ich dann doch lieber einige Jahrbücher durchgesehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So das war das erste Kapitel.

Und das war die Aufgabe hierfür:
(1) Du wachst an einem Fremden Ort auf. Deine Kleidung und Eigentümer sind nicht vorhanden. Zuerst erblickst du Bäume, also einen Wald. Erinnerungen an deinem Leben davor ist vorhanden, aber löst nicht die Verwirrung, wie du hier herkamst. Erkunde die Umgebung. Es muss einen Weg aus dem Wald geben. Da bemerkst du das Schwert an deinem Gürtel. Plötzlich hörst du aus der Ferne einen Hilferuf und begebe dich dort hin. Jedoch verirrst du dich ständig, bis du eine alte Waldhütte entdeckst. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier meine heutige Aufgabe:

(2) Im inneren der Waldhütte erblickst du ein Chaos, als ob jemand oder etwas alles in Einzelteile zerschlug. Nach einer kleinen Erkundungstour besteigst du von unten die Treppen nach oben hinauf. Diese Etage beinhaltet keine Möbel, aber ein junger Wolf steht angekettet da und mustert dich genau. Ab da erfährst du von deiner Fähigkeit, mit Tieren und Monster zu kommunizieren. Er bittet dich um Hilfe und du sollst die Ketten zerstören. Leichter gesagt als getan. Dann versuchst du, dein Schwert zu benutzen. Es sieht wertlos aus, aber der Wolf weist dich auf die plötzlich auftauchenden Symbole auf der Schneide hin und mit ihm kannst du es übersetzen. Das Schwert verändert seine Form, damit kannst du die Ketten zerschneiden. Dann kehrt es in seine ursprüngliche Form zurück. Versuche über ihn herauszufinden, wo du dich befindest. Nach draußen führt er dich auf einen Waldpfad und am Ende des Weges siehst du eine alte, große Eiche, die dir bekannt ist. Die alte Eiche auf dem Flüsterhügel.
Merke dir diesen Spruch für das Metallic Sword: Hart und kalt, wie künstliches Eisen aus Erde und Blut. Geschmiedet aus der alten Magie, geschworen durch Hilfsbereitschaft und Glut.
(3) Erinnerst du dich an die Quest der Flüsterhügel? Dann gebe acht! Hier leben Wölfe und Werwölfe. Vom Rudel des Wolfes fehlt jede Spur und er erklärt, das Jäger in lebend fingen, doch seine Familie konnte entkommen. Der Geist des Baumes wurde frei gelassen, irgendwie hast du diese Ahnung. Auf einmal hörst du Stimmen aus den Höhlen des Hügels und wirst quasi davon magisch angezogen. Im Inneren gedeiht schon ein neuer Geist, in der Form eines Sprösslings. Es spricht zu dir, dass du näher kommen sollst. Du gehst gegen deinen Willen, der bitte nach und dich umschlingen Ranken. Es fühlt sich an, als ob der Sprössling deine Lebenskraft entzieht. Visionen suchen dich heim, wie Geralt den alten Baumgeist frei ließ. Diese Information wurden auch zu dem Sprössling geleitet, der dich frei lässt. Neben leichten Schwindel, geht es dir gut. Ein Gelächter halt durch die Höhlen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie gewohnt hier die Aufgabe zu dem Kapitel:

(4) Du konntest entkommen. Auf einmal wirkt um dich alles wieder ruhig, als ob nichts passierte. Im nächsten Moment warnt dich der junge Wolf, dass Banditen im Hinterhalt dich überfallen wollen.
Zum Glück handelt es sich um Anfänger und besitzen nur Messer. Als du nach dem Schwert greifen wisst, bist du fehl am Platz. Der Anführer, der Banditen hält es in seinen Händen und entpuppt sich als ein einfacher Illusionsmagier, der dich verzauberte und dabei dein Schwert stahl. Kämpfe gegen sie. Nutze deine Fähigkeiten aus deinem Leben. Eine gegen fünf Mann. Vielleicht erreichst du dein Schwert dabei zurück zu erlangen.

Also die Szene in der Höhle war nur eine Illusion um dich auszurauben. Also nicht wundern. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich gehört hier ja die Aufgabe hin, doch ich habe mich entschlossen, diese erst nach dem anderen Teil zu veröffentlichen.
Das sich Nymphen in Wasserweiber verwandeln, hatte ich irgendwo mal gelesen, kann jetzt aber leider nicht mehr sagen wo es war. Kann auch einfach sein, das es in einer anderen Fanfic war, aber ich fand die Idee gut und passend.

Also bis demnächst, der zweite Teil des Kapitels wird die nächsten Tage vermutlich auch schon kommen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt, das es nicht ganz so ausführlich geschrieben ist, wie es vielleicht hätte sein können. Aber mir fiel nicht mehr wirklich etwas ein, das ich detailierter hätte schreiben können und ich wollte das Kapitel endlich zum Abschluss bringen.

Und hier die Aufgabe zu den beiden Teilen:
Als du aufwachst, befindest du dich in einem Karren, der von Pferden im Besitz von Händler durch die Kreuzungen (Velen) gezogen wird. Sie fanden und versorgten dich sowie den jungen Wolf. Unterhalte dich mit den Händlern und verschaffe dir eventuell Informationen und eine Karte von Velen. Ihr nächstes Ziel ist Der Weg zum kahlen Berg. Gib Acht auf dem Weg! Der wird in Kriegszeiten nicht oft benutzt.
Im Dorf nahe des berüchtigten kahlen Bergs, glauben die Bauern von Velen, dass der Gipfel die Heimat von Hexen, Werbern und Wichten ist. Entscheide dich, ob du dort ein Abenteuer wagst. Zuerst machst du dort eine Pause und fülle Vorräte für deine Reise auf. Um nicht weiter alleine zu reisen, begleitest du die Händler nach Olenas Hain. Viele Alchemisten und Kräuterkundige suchen dort nach seltenen Zutaten. Versuche mit ihnen zu reden. Sie bieten dir bestimmt wertvolle Waren an, die dir später vom Nutzen sind. Laut einer Legende wandert dort ein Geist durch den Hain. Du kannst ihn sicherlich befreien. Dann geht die Reise über den See, wo Plackerei liegt. Es ist ein kleines Küstendorf in Velen. Es liegt auf einer Halbinsel südöstlich von Erzdorf neben der Insel des Banditenlagers. Du und die Gruppe übernachtet fürs erste dort. In der Nacht können Probleme auftauchen, also sei vorsichtig. Das letzte Ziel stellt sich als Lindental raus. Ab da bist du wieder auf dich alleine gestellt. In der Stadt gibt es einen Schmied und zwei Händler. Frage, ob du mit einem Ausgleich an Rüstung und anderen Materialen kommst. Armut herrscht in der Stadt und es gibt eine Möglichkeit, ihnen das Leben dort zu erleichtert. Suche nach der Goldmine, die sich in der Nähe befindet. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie gewohnt, hier die Aufgabe:

(a)Von Lindental aus reist du nach Lurch. Zu deinem Glück scheint Geralt sie Ghule schon besiegt zu haben, wenn es nach dir sinnt, kannst du dich dort umschauen und dann führt die Reise weiter zu der Plünderbrücke.
(b) Unterwegs wirst du von einem Bären angegriffen, es handelt sich um eine Mutter, die ihr Junges sucht. Überzeuge sie, dass du kein Feind bist. Hier überlasse ich dir, ob du ihr hilfst, dass Jungtier von den Wilderer zu retten oder sie eigenhändig umzubringen: Das führt zu einem Kampf.
(c) An der Plünderbrücke angekommen, die derzeit unter der Kontrolle von Nilfgaard steht, sind die Brückenzoll sehr hoch. Um die Gebühren zu bezahlen, erinnerst du dich an Toderas, wo das Dorf von mehreren kleinen Banditen überfallen wurde. Im Dorf erbeutest du vielleicht Wertgegenstände und Münzen! Versuche unbemerkt dich umzuschauen, doch durch ein Missgeschick entdecken dich die Banditen und nehmen sich über Nacht gefangen. Am frühen Morgen wanderst du unfreiwillig mit ihnen zur Grotte mit. Sie haben vor, die Ghule umzulegen und an einem angeblichen Schatz in der Höhle zu suchen. Als der Kampf beginnt, löse die Fesseln und entkomme dem Ort. Allerdings muss du sich an einem Ghul durchschlagen. Während die Banditen kämpfen, plündere ihr Hab und Gut.
(d) Zurück an der Plünderbrücke verhandle mit den Gebühreneintreibern. Das nahliegende Lager Siedlung der Steinschneider ist dein Ziel. Ruhe dich nach der Reise aus und versorge deine Wunden. Ein Aushang der Ritter von Toussaint bringt Geralt zu diesem Ort, um sich dort mit den Rittern zu treffen. Suche ihn auf! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie gewohnt, die Aufgabe, die ich bekommen hatte:

(1) Du triffst auf die Ritter Palmerin und Milton. Erfinde eine passende Geschichte, die deinen Zustand und Reiseziel hierher erklärt, dabei versuche Geralt mit hinein zu ziehen. Ruhe dich dann aus. Da die Ritter noch auf den Hexer etwas länger warten müssen, schaue dich im Dorf um. Rede mit den Bewohner, vielleicht findet du eine/e Heiler/in wegen deinen Wunden oder eine Möglichkeit an Nahrung zu gelangen.
(2) Wenn du irgendwie seltene oder mächtige Heilkräuter findest, dann leuchtet dein rostiges Schwert mit grüner Aura. Schmiere das Kraut auf die Klinge und da erscheint eine neue Aufschrift. Sanft und rein, wie die Seelen der Natur. Gesegnet von der alten Magie, beschworen durch Pflanzengut und der grünen Spur." Ab da erhältst du eine neue Fähigkeit, die nur durch den Spruch und der Berührung der Kräuter aktiv ist. Die Fähigkeit ist Heilung.
(3) Nachdem du die an neuer Kraft gewinnst, gehe zu den Rittern. Als du zu ihnen kommst, taucht auch Geralt auf. Überrede die Drei, dich mitzunehmen! Zu erst hilfst du ihnen im Kampf gegen die Banditen, so gut wie du kannst und sei dabei, als Geralt Anna-Henriettas Brief liest aufgrund der Bestie von Toussaint. Dann bricht ihr die Reise nach Toussaint auf.
(4) Unterwegs entdeckt ihr, Ein Ritter in voller Ausstattung stürmt gegen eine Windmühle an! Die Situation wird gleich verständlicher, als hinter der Windmühle ein Riese hervorspringt und seinerseits den Ritter angreift. Der Kampf dauert nicht lange und die ersten Informationen sickern durch, das Biest hat wieder zugeschlagen, weil die Leiche des jüngsten Opfers ist am nahen Flussufer zu besichtigen. Sucht dort nach Hinweisen. Später folgst du Geralt nach Corvo Bianco, wo schon eine Bruxa ihr Unwesen treibt. Bekämpft sie!
(5) Auch hier gibt es keine weiteren Hinweise, bis ihr persönlich zu Anna Henrietta reitet und dabei stellt ihr fest, dass als nächstes Opfer vermutlich Milton de Peyrac-Peyran vorgesehen ist. Erfüllt die traditionelle Hasenjagd-Spiel. Du kannst selber bestimmen, während Geralt diese Aufgaben erledigt, ob du schon früher in das Gewächshaus gehst. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
hier die Aufgabe, die ich bekommen habe:
Du hast noch Zeit, bevor Dettlaff zu schlägt. Am besten erkundige die Umgebung ab. Vielleicht triffst du auf jemanden oder kannst etwas finden. Das überlasse ich ganz dir.
Dann ist die Zeit gekommen. Geralt und die Herzogin finden das Gewächshaus. Leider kannst du alleine nicht gegen Dettlaff kämpfen, so bleibt dir keine andere Wahl, als auf Geralt und die Herzogin zu warten. Dann verfolgt Geralt den Vampir nach Hauteville (Beauclair). Versuche ihn irgendwie nachzulaufen. Zwischen Geralt und Dettlaff kommt es zu einem Kampf, wo Regis zur Hilfe eilt. Du erreichst sie ungefähr, als Dettlaff verschwindet. Eventuell kannst du ihnen im Gespräch über Dettlaff helfen. Wie ist dir überlassen! Später übergibt ein Junge dem Hexer einen Brief von Yennefer. Es handelt sich um die Hexermutationsforschung. Ihr behaltet das im Hinterkopf! Dann erforschst du mit Geralt die Stadt. Am Klemmbrett ergattert ihr neue Aufträge, besonders der Auftrag: Radau auf dem Friedhof klingt vielversprechend. Als nächstes findet ihr die Frau Jaquette, die sich um ihren Mann sorgt. Der Grottore soll in den Höhlen am Fuße der Gorgo hausen. Merkt euch das! Zum Schluss begegnet ihr den Besitzer des Weinberges und erfüllt die Quest: Papierkrieg. Unterstütze Geralt mit seinem Sparkonto oder mach dir einen Spaß daraus.
Bei Tagesanbruch kehrt ihr zur Herzogin zurück und berichtet. Endlich dann erfüllt ihr zuerst den Auftrag Radau auf dem Friedhof und die Quest mit dem Grottore! Nachdem beginnt ihr mit der Suche: Forschungen der Hexermutation. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Mal hatte ich folgende Aufgaben bekommen:

(1) Solange du auf dem Boot alleine wartest, ruderten zufällig ein paar Fischer vorbei und begrüßen dich. Fange ein Gespräch nach deiner Wahl an und vielleicht kannst du mit ihnen über irgendetwas Nützliches verhandeln. Versuche dein Glück, was für dich dabei rausspringt.
(2) Geralt kehrt zurück. Allerdings taucht er nicht allein auf. Ertrunkene greifen an. Es kommt zum Kampf. Rede mit dem Hexer über seinen Tauchgang, nachdem ihr am Ufer gelangt. Er entscheidet sich, später die Forschungen der Hexermutation zu untersuchen. Anschließend verfolgt dann die Nebenquest: Bis das der Tod euch scheidet. Der Streit von Margot de Corentin und ihrem Mann Louis muss endlich begraben werden. Unterwegs kannst du dich gerne umsehen und Gespräche mit anderen führen. Erfüllt die Nebenquest!
(3 a) Macht euch auf dem Weg zu Regis, auf dem Mêre-Lachaiselongue-Friedhof im Caroberta-Wald. Es kann sein, dass ihr bzw. Geralt einige Ghule, Wölfe und die Archespore im Umkreis plattmachen muss. Der Vordereingang ist verschlossen, sucht nach einem anderen Weg in die Gruft. In seinem Versteck/Heim erwarten euch einige Hindernisse, bevor ihr den Vampir gegenübersteht. Geralt zeigt ihm eine Hand. Eines der Opfer wurde in der Flussbiegung gefunden. Der Körper war zerteilt und man fand drei Hände. Regis identifizierte es als Dettlaffs Hand. Der Hexer und der Vampir reden über Möglichkeiten, Dettlaffs Aufenthalt zu lokalisieren. Darauf schickte Regis seine Raben los, da ein Schwarm Raben schneller als ein einzelner Hexer ist.
Bonus: Regis ladet euch zu einem Alraunenschnäpschen ein. Willigt ein und tauscht einige Geheimnisse aus.
(3 b) Die Morgendämmerung bricht heran. Die Raben von Regis haben meilenweit keine Kobolde oder Blender gefunden. Eine der Zutaten für den Resonanz-Absud ist der Speichel eines Fleckenwichts, und einer dieser Gattung soll sein Lager im Wald südöstlich des Friedhofs haben. Es ist ein ganz schöner Marsch dorthin, mehr als 600 Meter, wofür sich die Pferde empfehlen. Daher reist zur Trastamara-Jagdhütte. Untersucht den Ort und den Fluch. Entscheidet euch, den Fleckenwicht nicht zu töten. Dann löst ihr den Fluch von Marlene, bringt sie nach Corvo Bianco und spricht mit Barnabas-Basilius über ihr Schicksal. Kehrt zu Regis zurück. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
1. Suche für einen Charakter in deinem Umfeld eine passende Blume als Geschenk aus. Vielleicht übermittelst du damit ja eine geheime Nachricht oder unterstreichst gut erkennbar, was Worte nicht ausdrücken können? Hol dir im Fragefall Beratung bei einem anderen Charakter um dich herum, der sich mit der Sprache der Blumen auskennt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(1) Zurück auf dem Mêre-Lachaiselongue-Friedhof spürst du eine enorme Macht, die dir beinah den Atem raubt und dein magisches Schwert scheppert in der Scheide. Da entdeckst du einen Falken mit einem rötlichen Federkleid, er starrt dich intensiv an und du versuchst mit ihm zu reden. Doch seine einzige Antwort ist: „Blut mit Blut bezahlen.“ Nach diesen Worten erhältst du Bilder aus vergangenen Zeiten. Ein junges Paar. Überall Blut und Tränen. Zum Schluss wie die Welt beim Sonnenuntergang in der Finsternis fällt. Dann fliegt er davon.
(2) Du kommst wieder zu Bewusstsein und hast Kopfschmerzen sowie Gleichgewichtsstörungen. Erinnere dich an die Bilder, vielleicht sagen sie dir etwas. Plötzlich hörst du Schritte hinter dir. Geralt und Regis sind zurück. Erzähle von dem Erlebnis.
(3) Während des Gesprächs fühlt sich Regis seltsam. Eine dunkle Aura umhüllt den Vampir und seine Augen glühen wie ein Blutmond. Wie ausgewechselt greift er Geralt an und spricht immer dasselbe Wort: „Rache!“ Der Kampf ist brutal. Natürlich versteht niemand die Situation. Vielleicht kann man Regis zur Vernunft bringen.
(4) Als auch keine Worte helfen, war Regis kurz davor, Geralt den Kopf abzuschlagen, als du laut schreist und es aufhören mag. Tatsächlich stoppt Regis und hinter ihm taucht etwas auf. Es glich heiße Luft und trägt eine Farbe, die du nicht kennst. Geflüster und Zischen erreichen deine Ohren. „Anise.“ Zu selben Zeit glüht dein Schwert wie Feuer auf Fleisch. Du hast keine Zeit zu reagieren. Dir wird Schwarz vor Augen.
(5) Als du aufwachst, befindest du dich in einem gefühlten endlosen Wald. Erkunde die Gegend! Du bist allein. Es ist dunkel und eiskalt. Auf einmal erscheinen Gestalten, die deine größten Ängste darstellen. Kämpfe dagegen an! Ob du gewinnst oder verlierst, hängt von dir ab!

Lasst mir doch eure Gedanken da, ich würde mich freuen, zu erfahren, was ihr von der Geschichte haltet. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen und euch auch ein wenig zum schmunzeln gebracht.
Lasst mir doch euere Gedanken da, würde mich darüber freuen

Eure Vegetasan

Hier die Aufgabe, die ich dieses Mal bekommen hatte:

Aufgabe:
(1) Nach dem Grauen erwachst du in einem Bett auf. Du bist erschöpft und dir fallen beinah die Augen zu, bis du auf einmal Stimmen wahrnimmst. Es sind Regis und Dettlaff. Wie kann das sein? Versuche, dich zu erinnern und deine Umgebung etwas genauer zu betrachten. Deine Kräfte kehren auch zurück. Steh auf! Im Zimmer liegen auf den Tischen und Regalen Spielzeuge. Schau sie dir in Ruhe an.
(2) Daraufhin folgst du den Stimmen. Die Vampire sind in einem weiteren Zimmer, es gleicht einer Werkstatt, dabei unterhalten sie sich über den Vorfall. Wie Regis die Kontrolle verlor, und sich an alles erinnern kann. Als du näher ran möchtest, stößt du eine Vase um. Frage nach, was geschehen ist.
(3) Dettlaff erklärt, nach dem Regis ihm versichert hat, dass du keine Gefahr bist, dass er unterwegs war aufgrund einer gewissen Angelegenheit. Er erzählt von dem Brief und das er anfangs zögerte, der Einladung nachzugehen, doch dann ging er los. Aus heiterem Himmel spürte er eine mächtige Aura, nutzte seine Vampirkräfte, um zu Regis Heim zu gelangen. Dort beobachtete er, wie etwas Regis im Besitz hatte und einen Hexer angriff. Bevor er etwas tun konnte, wechselte die Aura den Körper, diesmal war es Geralt und dieser verschwand im Schatten der Dunkelheit. So brachte er seinen Freund und dich hierher in den Spielzeugladen.
(4) Um kein Risiko einzugehen, frage nach einer Mahlzeit und fange ein entspanntes Gespräch mit Dettlaff an, während Regis Nachforschungen betreibt. Vielleicht kannst du die harte Schale knacken. Wenn du etwas Vertrauen von ihm erhältst, spreche ihn auf deinen Brief an.
(5) Im Hinterkopf hast du sämtliche Fragen. War war geschehen und so? Du musst dich erkundigen. Vielleicht hilft eine Bibliothek. Deine einzigen Hinweise sind der Falke, die Illusion und der Name Anise. Falls du dich vollkommen erholt hast, stelle in Beauclair Nachforschungen an. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sternengaukler
2020-06-17T05:48:10+00:00 17.06.2020 07:48
Ich mag deinen Schreibstil. Das steht schon mal fest. Detailreich geschrieben, Grammatik kann sich sehen lassen und ich finde meine heiß geliebten Satzzeichen, wo sie hin sollen xD
Also eigentlich wüsste ich nicht, was ich da kritisieren sollte. Die Story - soweit ich lesen konnte zeitlich - ist auch ganz nett. Mach du mal ruhig weiter so. Bin zufrieden :)
Antwort von:  Vegetasan
17.06.2020 21:42
Vielen lieben Dank für das Review.
An den Satzzeichen arbeite ich noch, hier war aber schon überarbeitet.
Hab jetzt ein tolles Schreib Programm, das mir dabei hilft.

Lg Vegetasan
Von:  Daelis
2020-06-03T07:54:28+00:00 03.06.2020 09:54
TvT9 Yes! Du hast meine kleine Aufgabe wunderbar gelöst und obendrein ein Ziel angestrebt, dass ich ja selbst in meinem MSP auch energisch verfolgte. Unsere SIs hätten da ein gutes Duo abgegeben. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass Dettlaff die Geste auch wirklich anzunehmen vermag und dir sein Vertrauen schenkt. ♡
Antwort von:  Vegetasan
03.06.2020 17:19
Ah, von dir kam die Aufgabe also.
Das passt ja dann irgendwie, dass du meine bekommen hast. ^^

Aber zumindest im nächsten Kapitel, werde ich noch nichts weiter von Detty hören. ich hoffe es liegt nur daran, dass er sich nicht sicher war oder er die Nachricht nicht rechtzeitig gesehen hat.
Von:  Daelis
2019-02-18T10:33:58+00:00 18.02.2019 11:33
Deine Reise im Witcher-Universum ist wohl immer von Verletzungen geprägt. Pass auf, dass du nacher nicht auch so mitgenommen aussiehst wie Letho oder Geralt! Die Kommunikation mit Shady hast du übrigens wirklich süß gelöst. x3

Sei ehrlich: Du willst auch unbedingt Bunny-Girl-Scherze auf Miltons Kosten machen oder? x'D Tu es! Bitte, tu es! Ich weiß, es bietet sich an.
Antwort von:  Vegetasan
18.02.2019 13:03
Mal schauen wie es sich entwickelt. Vielleicht kommt etwas in diese Richtung.
Aber ich muss jetzt drauf achten, dass ich nicht unbewusst bei deiner Geschichte klaue. Durch die Wachen habe ich auf jeden Fall verhindert, dass ich ähnlich in den Kampf eingreife wie du
^^
Antwort von:  Daelis
18.02.2019 13:15
Sei einfach geschickter :'D In der Regel stellst du dich ja doch deutlich cleverer an als ich.
Von:  Daelis
2018-07-27T06:32:14+00:00 27.07.2018 08:32
Uuuh, ich ahne Schlimmes. Geralt, was hast du dir dabei nur gedacht? Und du darfst es jetzt ausbaden. o_o"
Antwort von:  Vegetasan
21.08.2018 15:34
Jetzt kann ich es dir ja sagen, es war nicht die Schuld von Geralt.


Zurück