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Der Lauf der Dinge

Veränderungen in uns
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyho, wie schön, dass ihr euch hierher verirrt habt :) Ich hoffe, es wird genauso toll und spannend für euch wie für mich, es ist echt mal ein Experiment für mich :D Aber man soll ja auch mal Herausforderungen annehmen, nicht wahr? Eine Freundin wünschte sich letztes Jahr eine FF zu Vincent und Yuffie, aber mal eine, die sexy ist :D Ich gebe zu, ich haderte lange mit mir, weil es normalerweise nicht mein Genre ist, so sehr bin ich jetzt mit dem BL-Genre verwachsen. Aber wie gesagt, ich nehme diese Herausforderung an, ich will sehen, wie weit ich komme und ob ich das auch kann. Drückt mir die Daumen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das zweite Kapitel und ich bin so gespannt, was ihr dazu sagt. Vincent gefällt mir nach wie vor mit seiner nervösen und überforderten Art :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ach je, Kapitel 3 schon, das geht ja wieder fix. Wenn es nur anderswo auch so gut laufen würde xD Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe, dass dieses Pairing noch ein paar mehr Anhänger findet :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da wollte ich doch meine anderen FF´s mal beenden... da kommt mir diese Idee. Ich glaube, meine Muse boykottiert mich zur Zeit, was das Beenden von FF´s angeht. Aber ich hoffe mal, ich kann hiermit trotzdem einigen eine Freude machen ;) Viel Spaß mit Kapitel 4 <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt ist es endgültig, dies ist eine erwachsene FF xD Ich bin sehr nervös... ich bitte nochmals zu beachten, dass Yuffie hier 24 ist, nicht, dass es bald moralische Aufschreie gibt ;D Keiner macht sich mehr Gedanken als ich, glaubt mir xD
Dieses Kapitel wollte ich unbedingt machen, quasi als langsames Rantasten. Vergesst nicht, dies ist immer noch ein Experiment... (apropos Experiment: schon wieder eine FF, wo Hojo bei mir ein bisschen auftaucht, wenn auch nur indirekt... muss ich mir Gedanken machen? x_X)... und es macht echt Spaß, weil es eine Herausforderung ist xD Komplett anzeigen

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Yuffie so anders

„Bist du wirklich sicher?“, fragte Yuffie und entgegen ihrer sonstigen großen Klappe hörte sie sich kleinlaut an.

„Du wolltest, dass ich dir helfe“, bemerkte Tifa mit einem Lächeln. „Du sagtest, dass du Vincent aus den Schuhen hauen willst, wenn ich mich recht erinnere.“

Yuffie wurde rot und lenkte sich damit ab, dass sie in den Spiegel schaute, der ihren ganzen Körper zeigte, welcher in einem schwarzen Kleid steckte. Es war femininer als Yuffie es sich vorgestellt hatte, aber es gefiel ihr ausnehmend gut, wie sich der schwarze glatte Stoff an ihren Körper schmiegte, der in den letzten Jahren deutlich herangereift war. Ihre Füße steckten in passenden schwarzen Halbstiefeln, welche sogar einen etwas höheren Absatz hatten als normal.

„Ja, das habe ich gesagt, aber jetzt ist das so... real“, sagte sie und schaute beschämt nach unten zu ihren Füßen.

„Du musst das nicht tun, Yuffie.“

„Aber dann ändert sich doch nie etwas. Ich bin immer noch das kleine Mädchen für ihn, dass er beschützen muss. Dabei habe ich ihm schon mehrfach den Hals gerettet“, wütete Yuffie.

Tifa lächelte. Es war allgemein hin klar, dass Yuffie Vincent mochte und auch dem dunkelhaarigen Schützen war die Wutaiprinzessin tief unter die harte Schale gegangen, dessen war sie sich sicher. Es fehlte nur noch der letzte Schubs in die richtige Richtung und den würde Yuffie heute unternehmen, wenn sie sich alle zu einer kleinen Feier wiedersahen.

Yuffie spielte nervös mit dem Saum des Oberteil des Kleides. Es war bauchfrei, ganz so, wie Yuffie es gern hatte, aber zum ersten Mal fühlte sie sich fast nackt dabei. Bisher war es ihr um Bequemlichkeit gegangen, gerade, weil sie des Öfteren in einen Kampf geriet. Auch heute hatte sie sich vorgenommen, einen Kampf zu schlagen, doch entgegen aller Ninjakunst musste sie heute eine völlig andere Schlacht schlagen. Genaugenommen war es Yuffies letzte Chance, überhaupt etwas in diese Richtung zu unternehmen. Nach diesem Abend in Freiheit musste sie nach Wutai zurück und sich ihrem Schicksal stellen.

„Yuffie? Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Tifa und sie legte ihre Hände auf Yuffies Schultern, musterte sie besorgt.

Yuffie zwang sich zu einem unbekümmerten Lächeln und sie nickte.

„Ja, alles ok. Ich bin nur etwas nervös, das ist alles.“

Tifa nickte ihr im Spiegel zu und Yuffie fühlte sich ein bisschen besser. Es war richtig, was sie hier tat und es war ihre letzte Chance.
 

„Wartest du auf jemand Besonderen?“, erkundigte sich Cid spitzfindig neben Vincent Valentine und der Schütze tat das, was am besten war: Er ignorierte es.

Er versuchte, nicht mehr allzu auffällig die Tür im Blick zu haben, damit er sich nicht erneut Cids Spott aussetzte. Und doch, Vincent erwischte sich wieder dabei, wie er abermals zur Tür sah, doch wieder war es nicht die Person, auf die er wartete.

„Kann es sein, dass du auf unsere schlagkräftige Maid wartest?“, grinste Cid nun und wieder ignorierte Vincent das.

Er beschäftigte sich lieber mit dem Inhalt seines Glases, welcher faszinierend und zugleich abartig bunt war. Noch so eine Sache, die man Cid besser nicht überlassen durfte.

„Oder... kannst du es nicht erwarten, unseren kleinen Wirbelwind zu sehen?“

Vincent gab sich emotionslos, doch sein Herz machte einen kleinen, verräterischen Satz. Er hatte viel zu viel zu tun gehabt und Yuffie lange nicht gesehen. Er hatte ihre übersprudelnde Art vermisst, die ihn immer zum Schmunzeln brachte und die ihn von den schlechten Dingen auf der Welt ablenkte. Wenn er Yuffie sah, wusste er, dass die Welt noch einen Funken Gutes besaß. Er war lange auf Reisen gewesen und hatte viel Schlechtes gesehen... er brauchte diesen Lichtblick gerade sehr dringend, was seine Ungeduld an diesem Abend erklärte.

Alle waren bereits da, nur Tifa und Yuffie ließen sich nicht blicken. Ob sie lieber einen gemeinsamen Abend verbrachten, anstatt zu ihnen zu stoßen? Vincent versetzte dieser Gedanken einen Stich, aber er verscheuchte diesen ganz schnell. Seine pessimistische Sicht, die ihn auf Reisen begleitet hatte, musste er sich hier und heute abgewöhnen. Er wollte nicht, dass sich irgendjemand um ihn sorgte, nicht, wo endlich alles gut war.

Vincent sah sich nach den anderen um, begutachtete Barrets Trinkgelage, welches sich dieser ausgerechnet mit Cloud lieferte. Immer mussten die beiden sich messen, obwohl sie nun auf der gleichen Seite standen, es war schon merkwürdig. Es wunderte ihn, dass Cid nicht bei ihnen war,doch dieser schien sich heute auf ihn zu konzentrieren. Vincent wünschte sich Reeve hierher, doch dieser war wegen seiner WRO-Aktivitäten heute verhindert. Nanaki beobachtete wachsam die Umgebung und saß in einer ruhigen Ecke, anscheinend war ihm das Treiben in diesem Lokal zu viel.

Vincent fragte sich, warum ausgerechnet dieser Ort herausgesucht worden war. Es war ein altes, uriges Hotel mit eigenem Restaurant und eigentlich passte die illustre Truppe gar nicht hierher. Im 7th Heaven wären sie viel besser aufgehoben gewesen, doch Vincent konnte auch Tifa verstehen, die nicht jeden Tag hinter der Bar stehen wollte.

Wie auf Stichwort erschien die junge Barfrau nun auch im Eingangsbereich. An ihrer Hand schleppte sie jemanden hinter sich her, den Vincent noch nicht sehen konnte. Natürlich hoffte er auf Yuffie...
 

„Ich- ich kann das nicht, Tifa“, sagte Yuffie jetzt und die Nervosität schlug wieder zu.

„Jetzt sind wir schon hier, dann kannst du dich auch zeigen. Glaub mir, du siehst wunderschön aus“, sagte Tifa und drehte sich zu ihr, ein aufmunterndes Lächeln auf ihren Lippen.

„Alle werden mich anstarren... das war so eine dumme Idee“, schimpfte Yuffie und Panik kroch in ihr hoch.

Tifa zog Yuffie in eine Ecke, weg von den anderen. Sie legte ihre Hände auf die Schultern der Jüngeren und sah sie eindringlich an.

„Yuffie, du musst das nicht tun. Aber ich erinnere dich noch einmal: Du wolltest, dass sich etwas ändert“, meinte sie mahnend und Yuffie nickte langsam.

Ja, das war die Wahrheit. Insgeheim wollte sie ja auch wissen, was die anderen – und speziell Vincent – zu ihrem erwachsenen Ich sagen würden. Yuffie atmete tief durch und merkte, wie die Angst sich wieder verzog. Sie nickte Tifa zu.

„Du hast Recht. Ich bin nur ein bisschen nervös... aber ich ziehe das jetzt durch“, sagte sie bekräftigend und Tifa lächelte.

„Gut so. Zeig Vincent Valentine, was er verpasst“, meinte sie augenzwinkernd und Yuffie errötete, aber sie lächelte dabei.

Oh ja, das würde sie.

Die beiden Frauen gingen zurück zum Eingangsbereich und dieses Mal ging Yuffie voraus. Sie wollte sich allem stellen, was dieser Abend für sie bereithalten würde, also schritt sie die Stufen hinunter zur Lobby des Hotels und lächelte die anderen an, die so unschätzbare Freunde für sie geworden waren.

„Hallo Leute“, grüßte sie und lächelte ihr typisches, freches Lächeln, damit sie sie auch alle erkannten.

„Yuffie?“, hörte man Nanaki als Erstes fragen und er kam näher, umkreiste Yuffie und lobte dann ihre Erscheinung.

Barret und Cloud brauchten einen Moment, um Yuffie zu erkennen, dann begrüßten sie sie mit einer Umarmung. Cid brauchte noch einen Schluck Alkohol, um den Anblick zu verdauen, dann lachte er und machte Yuffie ein Kompliment, was sie und alle anderen ebenfalls erröten ließ. Nur Vincent saß da, rührte sich nicht und war einfach nur sprachlos.

Yuffie kam schließlich zu ihm, weil er keine Anstalten machte, zu ihr zu kommen und grüßte.

„Vincent, wie geht es dir? Du warst lange weg“, meinte sie und ihre Augen blitzten wie immer.

Doch alles war anders... sie war anders... sie war nicht mehr das kleine Mädchen, sondern eine Frau. Erwachsen und wunderschön, wie Vincent feststellen musste. Es gab noch ihre Grundzüge, doch es war nicht das Bild, was er gern gesehen hätte. Ihr Anblick versetzte die Welt – seine Welt – nur noch mehr ins Chaos. Also sagte Vincent nichts, sondern nickte nur nur Begrüßung und widmete sich dann Tifa, die ihn nach Yuffie begrüßte. Doch bewusst tat er es nicht, denn dazu fühlte er sich viel zu betäubt.
 

Yuffie machte lange gute Miene zum bösen Spiel, damit ihre getrübte Stimmung nicht auffiel. Nach einer Weile Spaß mit ihren Freunden entschuldigte sie sich und ging in den privaten Garten des Hotels, um sich und ihr erhitztes Gemüt abzukühlen.

Vincent Valentine hatte sich ihr gegenüber unmöglich verhalten. Er hatte sie wegen Tifa ignoriert und auch danach schien er ihr aus dem Weg zu gehen. Es schaute sie nicht an, als wäre ihre Aufmachung ihm peinlich und das Schlimmste war, dass sie sogar Enttäuschung in seinem Blick gesehen hatte. Warum war er denn enttäuscht? Das stand eigentlich nur Yuffie zu, denn sie hatte so große Hoffnung in diesen Abend gesetzt.

„Dieser Idiot!“, fluchte sie halblaut und kickte einen Stein über den Weg.

„Oh, ich hoffe, Sie meinen nicht mich?“, meldete sich eine belustigte Stimme und Yuffie zuckte zusammen.

Ein adrett gekleideter und gutaussehender junger Mann trat auf sie zu und Yuffie errötete augenblicklich aufgrund ihres Verhaltens.

„N- nein, Sie waren nicht gemeint. Entschuldigen Sie“, sagte sie schnell, doch der Mann, der sich einen Moment später als Rowen vorstellte, nahm es ihr nicht krumm.

„Einer schönen Frau verzeiht man alles“, lächelte er, nahm ihre Hand und führte sie an seine eigenen Lippen, um einen zarten Kuss darauf zu hauchen.

Yuffie errötete noch mehr und schaute erstaunt auf den jungen Mann, welcher sich nun aufrichtete und ihr den Arm darbot. Fand er sie wirklich hübsch? Und wenn ja, warum konnte Vincent nicht so zu ihr sein?

Ärgerlich verscheuchte Yuffie diesen Gedanken. Sie war enttäuscht von Vincent, dass dieser sie kaum beachtet hatte, seit sie anwesend war. Genauso gut hätte sie Chocobomist sein können und so fühlte sie sich bei seiner Behandlung auch. Es war Zeit, dass sie anderen Männern eine Chance gab und sich nicht mehr auf Vincent Valentine versteifte, dem anscheinend nichts recht gemacht werden konnte. Also ergriff sie Rowens Arm und ließ sich von ihm durch den Garten geleiten.

Die Zeit verflog nur so mit dem jungen Mann und sie erzählten viel, lachten gemeinsam und Yuffie fand ihre gute Laune wieder. Sollte Vincent doch dahin gehen, wo der Pfeffer wuchs!

In der Ferne läutete eine Glocke und Yuffie nahm erschrocken die Anzahl der Schläge wahr. So spät war es schon?

„Oh, ich muss zurück, meine Freunde warten schon auf mich“, sagte sie erschrocken.

Rowen nickte.

„Ich bringe dich zurück, es war nicht meine Absicht, dich zu entführen“, lächelte er und schlug den Rückweg mit ihr ein. „Yuffie, werde ich dich wiedersehen?“

Yuffie schaute Rowen an und freute sich über sein Interesse. Doch bevor sie antworten konnte, hörte sie, wie etwas wispernd durch die Luft glitt und sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Vincent nun hinter ihr stand.

„Yuffie, wir sollten gehen“, hörte sie auch schon seine Stimme und ihr wurde heiß und kalt zugleich.

Yuffei ärgerte sich über diese Reaktion, denn Vincent hatte diese Empfindungen gar nicht verdient, so gemein, wie er zu ihr gewesen war.

„Ich bin gerade in einem Gespräch. Geh du schon vor und gib Bescheid, dass ich gleich da bin“, sagte Yuffie und machte eine verscheuchende Handbewegung, als wäre Vincent eine lästige Fliege.

„Yuffie, ich sagte, wir gehen“, sagte Vincent jetzt und allein durch seinen Tonfall schien die Nacht noch ein paar Grad kälter zu werden.

Rowen mischte sich nun ein.

„Yuffie kann für sich selbst entscheiden“, sagte er und zog sie beschützend hinter sich.

Allein, dass er dabei ihren nackten Arm berührte, ließ Vincents Zorn erwachen und so war die Cerberus plötzlich an der Schläfe des Mannes. Yuffie keuchte erschrocken auf.

„Vincent, was tust du denn da?!“, rief sie, doch der Schütze war allein auf den Kerl vor sich fixiert, während in ihm die Bestie tobte.

„Verschwinde“, knurrte er und der junge Mann machte sofort, was er sagte.

Unwirsch verstaute Vincent seine Waffe wieder im Holster und schnappte sich Yuffies Handgelenk, um sie mit sich zu ziehen. Als sie zu viele Blicke auf sich zogen, umgriff er mit einem Arm ihre Hüfte und sprang in die Luft, damit er seinen Weg von Dach zu Dach fortsetzen konnte. Er wollte einfach nur weg, einfach nur Yuffie für sich haben und sie all das fragen, was er sie schon längst hatte fragen wollen, seitdem sie aufgetaucht war.

Das Hotel, in welchem Vincent zur Zeit hausierte, war schnell erreicht. Zum Glück, denn von Yuffies Geschimpfe taten ihm langsam die Ohren weh. Aber da sie stückweise im Recht war, ließ er es ihr durchgehen.

„Lass mich endlich los, Vincent! Was ist bloß los mit dir? Hast du zu viel am Lauf geschnüffelt?!“, zeterte sie und er ließ sie augenblicklich los, als er den Boden seines Zimmers mit den Füßen berührte.

Wenigstens ihr Mundwerk hatte sich nicht geändert und Vincent war froh darüber, dass sie immer noch die wilde Wutaiprinzessin war, die er kannte

„Und jetzt? Willst du mich einsperren?“, wollte sie wissen und Vincent war einen Moment lang überfordert.

Ja, was hatte er eigentlich vorgehabt, als er sie entführt hatte? Er zögerte...

„Das ist ja jetzt wohl nicht wahr?! Du verschleppst mich hierher, sorgst dafür, dass ich leer ausgehe und dann hast du keine Ahnung, was du mit mir machen sollst?! Du bist wirklich das Letzte!“, rief sie wütend und so flink, wie es ihr enges Kleid es erlaubte, machte sie Anstalten, aus dem Fenster zu klettern, durch welches sie gerade erst hierher gekommen waren.

Er war sofort bei ihr und hielt sie fest, indem er beide Arme um ihren nackten Bauch schlang. Die Nähe zu ihr verschlug ihm augenblicklich den Atem und auch sie japste kurz nach Luft. Vincent getraute sich nicht, sich zu bewegen, aber er wollte sie auch nicht loslassen. Er wollte nicht, dass sie zurück zu dieser Feier ging und sich irgendwen anlachte. Er wollte sie für sich, wollte sie ganz allein hier bei sich behalten, ohne dass jemand anderes sie sah oder gar anfasste.

//Du verlierst den Verstand, Vincent Valentine//, sagte er zu sich und doch konnte er nicht anders, als Yuffie an sich gedrückt zu halten und ihren Duft nach Wildblumen tief in seine Lungen zu atmen.

„Ich bin wirklich sauer auf dich“, sagte sie kurz darauf leise zu ihm und er glaubte ihr jedes Wort, obwohl sie sich nicht wütend anhörte.

„Ich weiß“, sagte er ebenso leise und hauchte zögernd und entschuldigend einen Kuss auf ihre Wange.

Yuffie erstarrte, sie drehte ihren Kopf ins Seitenprofil, damit sie ihn ansehen konnte und über ihr Gesicht huschten Unsicherheit und Zweifel. Sie atmete flacher, ihre Augen weiteten sich ein wenig und wenn er nicht vorher schon verloren gewesen wäre, dann war es jetzt mit Sicherheit. Er kam ihr mit seinem Gesicht näher, fragte mit seinen Augen um Erlaubnis, doch sie schloss die ihren schon und wartete zitternd auf seine Lippen, die sich kurz darauf mit ihren vereinigten.

Vicent schloss ebenfalls seine Augen, der Geruch nach Wildblumen hüllte ihn vollends ein und er verstärkte seinen Griff, presste sie an sich, während ihre Lippen ihm antworteten, als würde sie diese Sprache schon lange sprechen. Sie war erwachsen geworden, ihr Körper der einer Frau und sie forderte von ihm ein, was ihr zustand, so dass er nicht mehr so tun konnte, als hätte er noch das kleine freche Mädchen von damals vor sich. Sie drehte sich trotz seines Griffes mit Leichtigkeit in seinen Armen, so dass sie ihre Vorderseite an ihn schmiegen konnte und ihnen beiden entfuhr ein leises Keuchen, als sie es tat.

Vincent löste sich von ihren Lippen und öffnete die Augen. Er sah in ihr Gesicht, dass so erwachsen wirkte und er bekam aus unerklärlichen Gründen Angst.

„Du wirkst so verändert... bist du noch meine Yuffie?“, fragte er leise, musste sich versichern, doch ihre Antwort überraschte ihn genauso wie ihr Auftritt vorhin, als sie in das Hotel gekommen war.

„Wir alle verändern uns, Vincent. Es musste irgendwann soweit kommen... die Yuffie, die du kennst, ist aber noch ein großer Teil von der Yuffie, die vor dir steht. Ich bin immer noch die weiße Rose von Wutai“, entgegnete sie mit einem Lächeln und der Schalk blitzte in ihren Augen, was ihm eindeutig bewies, dass sie ihre Wildheit nicht eingebüßt hatte.

„Damit kann ich leben...denke ich“, sagte Vincent daher und strich mit seiner Hand über ihre Wange.

Ein leises Seufzen entkam ihren Lippen, als er sie berührte und wieder wütete die Eifersucht in ihm, als er daran dachte, dass ein anderer dies je hören könnte.

„Was du vorhin gemacht hast, war falsch“, sagte er und augenblicklich verengten sich ihre Augen und sie brauste auf wie ein Sommersturm.

„Ach und wie du ihn mit der Waffe bedroht hast, war wohl richtig, hm?“, wollte sie wissen und löste sich ruckartig aus seiner Umarmung.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust, was diese leider sehr betonte und Vincent frustrierte es, dass ihm das überhaupt auffiel.

„Ich wollte nur nicht, dass er dir wehtut“, ging Vincent in die Defensive.

„Und da hast du dir gedacht, dass du das lieber selbst machst“, fragte Yuffie daraufhin schnippisch und er sah sie überrascht an.

„Habe ich dir wehgetan?“, fragte er verwundert.

Er konnte sich nicht erinnern.

„Du nimmst mich nicht ernst, Vincent Valentine. Und das tut mir mehr weh als irgendetwas sonst“, sagte sie daraufhin und wieder war sie schneller am Fenster, als er bis Drei zählen konnte.

Wieder hielt er sie zurück, zog sie an sich.

„Verzeih...“

Wieder stockte ihr der Atem, genau wie ihm und wieder verharrten sie so, direkt vor dem Fenster, während kühle Nachtluft hereinwehte. Yuffie fröstelte und er breitete mit einer Handbewegung seinen Mantel über ihr aus. So konnte sie die Welt da draußen nicht mehr sehen, aber er zog sie dafür in die seine.

Yuffie drehte sich wieder in seiner Umarmung, genoss das wärmende Gefühl des Mantels auf sich, welcher ganz und gar von Vincents Geruch eingenommen war. Sie schmiegte sich an Vincents Brust und war froh, dass er sie jetzt nicht sehen konnte, denn dann hätte er genau gewusst, was in ihr vorging. Sie befühlte ihre Lippen und konnte nicht fassen, dass dieser Kuss zwischen ihnen vorhin passiert war. Es kam ihr wie ein Traum vor, aber da sie immer noch seinen Geschmack auf ihren Lippen hatte, musste sie es als real hinnehmen. Das war ihr erster Kuss gewesen... süß und gleichzeitig herb, voller Kraft... so ganz Vincent.

Yuffie errötete und beschloss, nicht mehr unter dem Mantel hervorzukommen. Sie war sich nicht sicher, ob sie nach diesem Gedanken überhaupt noch in Vincents Gesicht schauen konnte, ohne an diesen markerschütternden Kuss zu denken.

//Wahrscheinlich nicht//, schoss es ihr durch den Kopf und eine erneute Hitzewelle überkam ihren ganzen Körper und vor allem ihr Gesicht, während sie sich an den Mantelstoff klammerte.

Ihr Atem ging immer noch unruhig, ihr Herz flatterte nervös und plötzlich bekam sie Angst. Gefährdete sie gerade ihre Freundschaft zu Vincent?

//Freundschaft? Ich liebe ihn doch schon so ewig... es war schon lange keine bloße Freundschaft mehr... und ich wollte etwas ändern//, erinnerte sich Yuffie, aber dennoch war und blieb sie ein nervliches Wrack.

„Yuffie...?“

Sie antwortete nicht und er nahm zum Glück auch nicht den Mantel von ihr herab. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen, nicht, wenn ein derartiges Chaos in ihr tobte.

„Yuffie, ich möchte dich sehen...“, hörte sie seine raue Stimme... und sie hörte noch etwas anderes.

Vincents Herz klopfte stark und schnell in seiner Brust. Er war genauso aufgeregt wie sie und das gab Yuffie ein wenig Sicherheit zurück. Sie atmete tief durch, ließ den roten Stoff los und Vincent zog ihn sanft von ihrem Körper.

Sie war seinem Blick aus roten Augen vollends ausgesetzt und obwohl sie noch mehr errötete, hielt sie ihm stand. Es brachte nichts mehr, sich zu verstecken, dafür waren sie beide zu weit gegangen. Doch was würde Vincent jetzt machen?

Vincent wusste es selbst nicht. Seine Gedanken rasten, sein Blick lag allein auf ihr und in ihm herrschte einfach nur Leere. Er war hin und hergerissen von dem, was eben passiert war, denn obwohl er gerade die feine Grenze zwischen Freundschaft und mehr übertreten hatte, verspürte er zusätzlich das Gefühl, dass es richtig gewesen war. Auch Yuffie sah nicht danach aus, als ob sie es bereuen würde, was sie beide eben getan hatten...

Der Schütze atmete tief durch, bemerkte, dass er zitterte und dass er aufgeregt war.

//Warum...?//

Verwirrt nahm er es wahr, dann richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder allein auf Yuffie, welche scheinbar kampfbereit vor ihm stand. Sie war bereit für seine Antwort und Vincent wusste, dass er sie abwimmeln und der ganzen Sache ein Ende bereiten musste. Die Frage war nur, ob er es konnte...

Vincent so unbeherrscht

Yuffie war versucht, mit ihren Haaren zu spielen, weil sie immer nervöser wurde, je länger Vincent sie wortlos anschaute. Sie wollte auf ihre Unterlippe beißen oder mit den Fingern an ihrem Kleid spielen, doch sie ließ beides bleiben. Sie hatte sich schon immer behaupten können und das würde sich hier und heute nicht ändern, also blieb Yuffie aufrecht stehen, als ob sie einem Gegner vor sich hätte.

Irgendwo war es auch ein Kampf, diesem Blick aus roten Augen stand zu halten. Die Stille machte sie ganz verrückt und zu gerne hätte sie einfach etwas gesagt, doch ihr fiel nichts Passendes ein. Also blieb sie einfach vor ihm stehen und wartete darauf, dass er etwas sagte oder tat.

Jede kleine Veränderung an ihr fiel ihm auf. Sie war größer geworden, musste aber immer noch ein wenig den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzuschauen. Ihre Haare waren lang und fielen ihr in einem dicken Zopf gebunden schwer auf den Rücken. Ihr Körper war herangereift und hatte sowohl schlanke Eleganz als auch samtweiche Kurven zu bieten, was Vincent bewunderte, aber auch nervös machte. Mit der früheren Yuffie war er umgegangen, als wäre sie ein kleines Mädchen, doch das konnte er nun nicht mehr.

Von draußen wehte kühler Wind in die kleine Wohnung herein und Yuffie zuckte leicht zusammen, als die Luft ihre Haut traf. Sie trug nur das Kleid aus dünnem Stoff, was beileibe nicht gut genug vor der Kälte schützte.

Vincent hatte es bemerkt und er löste schnell die Schnallen seines Mantels, um ihn abzunehmen. Keinen Augenblick später legte er den roten Stoff um Yuffie, um sie zu wärmen, wobei er ihre Schultern kurz streifte. Yuffie bekam eine Gänsehaut und sie nahm einen schnellen Atemzug, während ihr Herz kurz stolperte, um danach noch schneller weiter zu schlagen.

Vincent ließ seine Hände auf ihren Schultern liegen, sein Blick wurde noch eindringlicher, dass Yuffie ganz schwach zumute wurde. Der Wunsch, noch einmal von ihm geküsst zu werden, wurde fast übermächtig, aber niemals hätte sie das offen ausgesprochen... zumindest noch nicht, solange sie nicht wusste, was in dem Dunkelhaarigen vorging.

„Es wäre sinnlos, jetzt noch zurück zu den anderen zu gehen“, sagte Vincent jetzt.

Yuffies Gedanken waren nach diesem Satz ein heilloses Durcheinander. Wenn sie nicht zurück zu der Feier gingen, dann würden sie hier bleiben. Wenn sie hierblieben, dann würden sie... ja was? Sie schaute zu Vincent und war froh, dass sein Mantel den Großteil ihres Gesichts verdeckte, damit er nicht dahinter kam, welches Szenario sie gerade in ihrem Kopf durchspielte.

Eine warme Hand legte sich in ihren Rücken und Yuffie gab ein überraschtes Geräusch von sich, als diese Berührung allein schon ausreichte, um sie von Kopf bis Fuß aufzuwühlen. Ihr Blick glitt zu Vincent, welcher ihre Reaktion natürlich mitbekommen hatte. Er nahm seine Hand von ihr, schaute weg und ging zu einem Schrank, den er öffnete. Yuffie sah, dass er darin seine Kleidung aufbewahrte, welche sich jedoch nicht großartig voneinander unterschied. Vincent blieb bei Altbewährtem, im Gegensatz zu Yuffie, die ab und zu einen Stilwechsel vollführte, wenn ihr der Sinn danach stand.

Er fand, was er gesucht hatte, schloss den Schrank, kam zu ihr zurück und drückte ihr ein schwarzes Kleidungsstück in die Hand. Auf Yuffies fragenden Blick hin zuckte er nur mit den Schultern, ehe verzögert eine stoische Antwort folgte.

„Da wir nirgendwo mehr hingehen und da es schon spät ist, sollten wir schlafen. Ich dachte, das ist bequemer für dich als dieses... das...“

Enttäuschung durchfuhr Yuffie und sofort brauste wieder dieses negative Gefühl in ihr auf, was sie nicht verhindern konnte.

„Es ist ein Kleid, Vincent. Mach´ kein Drama draus“, sagte sie daher verstimmt und erkundigte sich dann nach dem Weg ins Badezimmer.

Schnellen Schrittes war sie verschwunden und knallte die Tür hinter sich zu, dass Vincent zusammenfuhr.

„Gut gemacht, Valentine“, sagte er selbstironisch zu sich und fuhr sich überfordert durch die schwarzen Haare.

Er wusste, dass er alles schlimmer machte, aber er versuchte ja nur, das Richtige zu tun. Er war der Ältere von ihnen beiden und obwohl sie süß, schön und begehrenswert war, durfte er nicht vergessen, dass sie Yuffie war. Sie wusste noch nicht vollends, was sie tat... zumindest versuchte er sich das einzureden.

Vincent war nicht dumm. Er hatte genau gespürt, dass sie diesen Kuss gewollt hatte und noch viel mehr. Und wenn Yuffie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie unglaublich stur sein, was ihre heftige Reaktion von eben nur noch erklärbarer machte.

//Ich habe die Kontrolle verloren... das darf ich nicht nochmal...//, dachte der Schütze und konzentrierte sich darauf, ruhiger zu werden.

In diesem Moment ging die Badezimmertür wieder auf und als Yuffie mit offenen, langen Haaren und in einem viel zu großen T-Shirt vor ihm stand, stockte ihm der Atem. Das T-Shirt ging ihr gerade mal bis knapp über die Hälfte der Oberschenkel und er sah wohlgeformte, schlanke Beine. Er war wie hypnotisiert von diesem Anblick und er wusste instinktiv, dass er in der Klemme steckte, vor allem, als er den Blick wieder hob und sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss.

Ihre Hände umklammerten seinen roten Mantel fast krampfhaft, als sie auf ihn zukam. Heftiger als nötig stopfte sie den Mantel in seine Hände, wandte sich dann dem Bett zu und ließ sich wenig später undamenhaft darauf plumpsen. Noch etwas, was typisch Yuffie war.

Vincent legte den Mantel auf einem Sessel ab, löste dann die goldene Kralle von seinem Arm, zog die Schuhe aus und legte auch sonst alles ab, was ihn beim Schlaf stören würde. Eigentlich war es egal, denn er würde neben Yuffie heute kein Auge zu tun. Trotzdem wollte er nicht auf seine abendliche Routine verzichten, in der Hoffnung, dass sie ihn ruhiger machen würde. Er ging ebenfalls ins Bad, putzte Zähne und machte all das, was er normalerweise auch tun würde. Doch er wurde nicht ruhiger, denn ein schwacher Wildblumenduft lag in der Luft und machte ihn nur noch nervöser. Als er wieder zu seinem Bett zurückkehrte und der Duft ein paar Nuancen zunahm, zitterten seine Hände und er ballte sie ein paar Mal zur Faust, bis er sich einigermaßen im Griff hatte.

Er ließ sich neben Yuffie auf das Bett nieder. Sie hatte sich auf die Seite gedreht und damit von ihm abgewendet. Er konnte es nachvollziehen, aber gleichermaßen fand er es gut so. Vielleicht waren sie ja dadurch fähig, die ganze Sache zu vergessen und morgen würden sie wieder zur Routine zurückkehren, als ob nichts gewesen wäre.

Vincent legte sich auf den Rücken und nutzte seine Arme als Unterlage für seinen Kopf, so, wie immer. Doch nicht lange und er schaute zu Yuffie hinüber, die ihm nach wie vor den Rücken zuwandte. Seine Augen wanderten an ihrem Körper herab und wieder hinauf, ihr Geruch drang intensiv zu ihm, so dass er den Eindruck gewann, er würde mitten in einer der Blumenwiesen von Wutai liegen.

Auch Yuffie war sich Vincents Anwesenheit nur allzu bewusst. Seine Wärme drang entfernt zu ihr und sie musste sich wirklich eisern dazu zwingen, von ihm abgewendet da zu liegen, obwohl sie sich am liebsten an ihn gekuschelt hätte. Es war keine Decke auf diesem Bett vorhanden, daher fror sie bereits, aber sie wollte jetzt nicht mit Vincent reden, also versuchte sie die Kälte so gut es ging auszublenden.

Eine halbe Stunde hielt Yuffie durch, dann zitterte sie am ganzen Körper, doch noch immer schluckte sie ihren Stolz nicht hinunter. Ihre Füße waren bereits eiskalt, ihre Beine waren dabei, diesem Beispiel zu folgen und auch um den Rest ihres Körpers war es nicht gut bestellt. Und hinter ihr, gar nicht weit weg, war diese Wärmequelle, die sie jedoch meiden musste, denn noch einmal wollte sie nicht diesen enttäuschten Blick in Vincents Augen sehen. Also blieb ihr nur, still vor sich hin zu bibbern.

Das Bett bewegte sich kurz, die Wärmequelle verschwand und Yuffie wollte schon nachsehen, was los war, doch sie behielt ihre Position bei.

//Bestimmt hält er meine Gegenwart nicht aus//, dachte sie betrübt und Traurigkeit mischte sich in ihre Gefühlswelt.

Dieser Gedanke machte sie ganz krank, dass Vincent sie nicht mehr mochte, so wie früher. Sie wünschte sich sogar fast ihren Körper von damals wieder oder auch die Art, wie Vincent sie da behandelt hatte. Alles war besser als seine Distanziertheit, die er jetzt an den Tag legte. Yuffie war schon ganz elend zumute und sie war kurz davor, etwas zu ihm zu sagen, doch da bewegte sich das Bett erneut und wieder bedeckte sie roter Stoff.

Vincents Mantel lag nun sorgfältig über ihrem Körper drapiert und sie schmiegte sich dankbar hinein. Sie wurde vollständig von seinem Geruch eingenommen und Yuffie bedankte sich leise, kaum hörbar. Vincent antwortete nicht, stattdessen kehrte er in seine ursprüngliche Position zurück und starrte an die Decke. Angestrengt lauschte er in Yuffies Richtung, in der Hoffnung, dass sie bald schlafen würde, doch er wusste genau, dass sie genauso wenig schlafen konnte wie er.

Er erwischte sich mehrfach dabei, wie er wieder zu ihr schaute. Er konnte es einfach nicht lassen und als er es ein weiteres Mal tat, sah er dabei genau in ihr Gesicht, denn sie drehte sich genau in diesem Augenblick in seine Richtung. Ihre Augen schauten in seine und auch er erwiderte den Blick, musterte vorsichtig ihren Gesichtsausdruck.

Sie atmete tief durch und ein kummervoller Schatten zeigte sich auf ihren erwachsenen Zügen. Vincent spürte einem Stich mitten im Herzen, denn er wusste, dass er die Ursache für ihren Gram war.

„Ist es wirklich so schlimm? ... Dass ich jetzt so bin?“, fragte sie bald darauf leise und ihre Betroffenheit war schlimmer als jede Verletzung, die er je davongetragen hatte.

„Yuffie...“

„Bitte, ich will einfach nur wissen, was so falsch gelaufen ist“, wollte sie wissen und Vincent befand, dass es nur fair war.

Er schaute sie offen und ehrlich an.

„Ich war einfach nur überrascht... ich... ich schätze, ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass du so bist.“

Yuffie reckte das Kinn herausfordernd nach oben, während ihr Stolz sie nun aufrecht hielt.

„Was? Dass ich so erwachsen aussehe? Dass ich wie eine Frau aussehe und nicht wie ein kleines Kind? Woran musst du dich denn bitte gewöhnen?“, brauste sie auf.

Vincent zögerte. Er hatte das auch alles für die Gründe gehalten, warum er so abweisend auf sie reagiert hatte, aber das stimmte nicht.

„Ich hatte einfach nicht erwartet, dass du irgendwann...“, versuchte er zu sagen, doch er brach überfordert wieder ab.

„Irgendwann was?“

Ihre Nachfrage machte ihn fertig, aber jetzt hatte er schon angefangen, da konnte er den Satz auch zu einem Ende bringen. Vincent atmete tief durch und schaute erneut zu Yuffie.

„Dass du irgendwann so begehrenswert wirst, dass ich noch mehr auf dich aufpassen muss“, beendete er den Satz und er sah sie ernst an. „Ich hätte heute deinetwegen beinahe jemanden erschossen und das nur, weil er dich berührt hat.“

Yuffie erinnerte sich, doch sie hatte nicht um das Ausmaß gewusst, wie ernst die Lage gewesen war. Sie errötete und drehte sich schnell von Vincent weg, damit er es nicht sehen konnte. Ihre Gedanken rasten, versuchten die neue Information zu verarbeiten.

//Er findet mich... begehrenswert?//, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf und die Hoffnung, dass er genug für sie empfinden konnte, um sie auch als gleichwertige Partnerin anzuerkennen, wuchs in ihr heran.

„Es tut mir leid... ich sollte so etwas nicht sagen“, meinte Vincent kurz darauf und verstand ihre Reaktion falsch.

Yuffie wollte sich gerade zu ihm herumdrehen und das Ganze richtig stellen, doch da spürte sie seine Wärme und Stärke ganz nah bei sich. Er beugte sich über sie, sie spürte seinen Blick und sie getraute sich nicht, diesen zu erwidern. Sein Arm schob sich über ihren Kopf, er stützte sich ab und verharrte halb über ihr.

„Ich hoffe, morgen verzeihst du mir“, meinte er leise, dann waren seine Lippen plötzlich an ihrer Schläfe und hauchten einen sanften Kuss auf die dortige Haut.

Yuffie fühlte sich wie im Schwebezustand und brauchte einige Zeit, um zu realisieren, was geschehen war. Gerade da, als sie den Mut aufbringen wollte, ihn an sich zu ziehen und von sich aus zu küssen, war Vincent jedoch schon wieder in seiner vorherigen Ausgangsposition und ihr blieb nur sein von seinem Duft durchtränkter Mantel. Yuffie unterdrückte ein Seufzen und kuschelte sich abermals in den Stoff, ihr Mut fiel in sich zusammen. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn sie das Ganze einfach vergaß und wieder zur normalen Tagesordnung überging. Aber diese Gefühle wüteten nun schon so lange in ihrem Inneren, dass sie sich nicht sicher war, ob sie das konnte.

„Ich bin nicht böse auf dich, Vincent...“, sagte sie trotzdem noch, denn sie wollte nicht, dass er falsche Vorstellungen hatte.

Er antwortete nicht, aber sie meinte, seine Erleichterung spüren zu können und so fand sie irgendwann endlich die Ruhe, um doch noch schlafen zu können.
 

Vincent fand nur schwer wieder aus dem Schlaf. Es war merkwürdig, denn sonst brauchte er nicht viel Erholung, was wohl daran lag, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er ausschließlich geschlafen hatte. Doch heute wollte er gar nicht die Augen aufmachen oder aufstehen, so als wolle ihn irgendetwas zurückhalten. Es war eine angenehme Wärme, die ihn umfing, eine Zufriedenheit, die sich in seinem Inneren eingenistet hatte und das Gefühl, dass alles gerade richtig und an seinem Platz war, als hätte man gründlich aufgeräumt.

Die Neugier war es, die Vincent schließlich dazu animierte, die Augen zu öffnen und als er es tat, rangen plötzlich Überraschung und Ehrfurcht in ihm. Yuffie lag in seinen Armen, ganz nah an seinem Körper. Ihre Beine hatten sich mit seinen verschlungen und sie hatte sich ansonsten an seinen Körper gekuschelt, als wäre er eine äußerst behagliche Zuflucht. Ihre Haare hingen ihr ein wenig ins Gesicht, während Vincents Mantel sie bis zur Nasenspitze bedeckte und der Schütze zupfte den Stoff beiseite, weil er sie sehen wollte.

Ihm stockte der Atem, als er sanft gerötete Wangen, schmale, einladende Lippen und den entspannten Gesichtsausdruck vor sich sah. Seine Hände zitterten wieder einmal, eine langsam vertraute Reaktion in ihrer Nähe und er wagte nun nicht mehr, sich zu bewegen oder gar zu atmen. Er hätte sie von sich stoßen oder von ihr wegrücken sollen, doch er konnte es nicht. Er konnte nicht anders, als sie anzuschauen, während sie sich vertrauensvoll an ihn schmiegte, als könne ihr bei ihm nicht das Geringste passieren.

Doch war es nicht so, dass sie bei ihm eher in der größten Gefahr schwebte? Sollte er nicht derjenige sein, dem sie am meisten misstrauen sollte?

Sie regte sich plötzlich, drückte sich einen Moment noch mehr an ihn, dass ihn ein Zittern durchlief und er sie noch dazu besitzergreifend an sich gepresst hätte. Es kostete ihn all seine Beherrschung, seine Hände sanft von ihr zu nehmen, so dass er die Lippen aufeinander presste, um es irgendwie erträglicher zu machen.

Er versuchte, ihren Körper zu ignorieren, doch er konnte nicht.

Er versuchte, nicht jede Regung an ihr wahrzunehmen, als sie letztendlich aufwachte und ihn ansah, doch er konnte nicht.

Er versuchte, nicht in ihren Augen und ihrem Blick zu ertrinken, doch er konnte nicht.

Er versuchte, seine animalischen Instinkte zu bekämpfen, die ihr in diesem ungeschützten Moment einen Kuss rauben wollten... doch er konnte es nicht.

Vincent so ratlos

Surreal.

Das Wort beschrieb ziemlich gut, wie Yuffie sich von einem Augenblick auf den anderen fühlte. Sie war gerade erst aufgewacht, Reste von Traum und Schlaf klebten noch an ihr und ließen sie alles verschwommen wahrnehmen und in einem seltsamen Licht erscheinen. Daher ging sie auch zuerst von einem äußerst lebhaften Traum aus, als Vincent ihr so nah war.

Sie schaute ihn an, war wie verzaubert von dem grüblerischen Ausdruck in seinem Gesicht, ehe dieser eine Wandlung vollzog zur Entschlossenheit. Dann kam Vincent ihr immer näher und näher, sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren, auf ihren Lippen und schließlich fühlte sie den sanften Druck seines Mundes genau dort.

Yuffies Augen schlossen sich von selbst, gaben sich der Stärke des Mannes hin, der sie noch dazu in den Armen hielt und ihr Geborgenheit und Sicherheit vermittelte. Sie konnte nicht anders als nachzugeben, zumal sich ihre Gefühle für ihn nicht geändert hatten. Seine Wärme drang durch das T-Shirt, welches sie trug und sie spürte seinen Körper an ihren gepresst. Eine seltsames Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus und Yuffie musste mit ihren Gefühlen irgendwohin, also erwiderte sie den Kuss nun und initiierte ihn auch von sich aus.

Die Chemie zwischen ihnen veränderte sich und wurde von einer kleinen Brise zu einem Sturm, als Yuffie ihre Hände in Vincents Haaren vergrub. Er stöhnte rau auf, vertiefte den Kuss und war plötzlich über ihr, so dass sie sein gesamtes Gewicht auf sich fühlen konnte. Yuffie wurde schwindelig, ihre Beine umschlangen seine und sie krallte eine Hand in seine Schulter, aus Angst, den Halt zu verlieren. Doch seine Küsse gaben ihr weiterhin Sicherheit, sie beruhigte sich wieder, doch ihre Atmung blieb schnell und unruhig, ebenso wie seine.

Er war ihr so nah, aber Yuffie wollte am liebsten noch mehr, doch sie wollte die Küsse nicht abbrechen, die sie miteinander tauschten. Ihre Beine rutschten über seine, ihre Küsse wurden leidenschaftlicher und sie hatte den Eindruck, dass auch er die Geduld verlor, als ob sie beide etwas suchten, was sie noch nicht benennen konnten.

Yuffies Hände rutschten zu Vincents Schultern, seine verfingen sich dafür in ihren Haaren und seine Küsse verirrten sich zu ihrem Kinn und anschließend zu ihrem Hals. Die Haut kribbelte, wo seine Lippen sie kontaktierten und Yuffie wurde noch unruhiger, ihr Atem ging geräuschvoll und sie hörte ihr Blut in ihren Ohren rauschen. Ihr Kopf kippte zur Seite, er folgte mit Lippen und bald darauf mit den Zähnen dem Verlauf ihres Halses wieder nach oben, erreichte ihren Mund und verschloss diesen mit einem weiteren Kuss, ehe er wieder zu ihrem Hals zurückkehrte. Zusätzlich spürte Yuffie Vincents Hände, welche ihren Körper Zentimeter für Zentimeter über dem Stoff des T-Shirts nachzeichneten.

Jede Berührung wurde zur süßen Folter und Yuffie biss sich auf die Unterlippe, als seine Hände über ihre Brust strichen, was kleine und große Impulse in ihr auslöste, die sie zusammenzucken ließen. Als er bei ihrem Bauch ankam, verstärkte sich das drängende Gefühl dort und rutschte tiefer, währende seine Finger noch bis zu ihren Kniekehlen wanderten und dort streichelten.

Yuffie biss stärker auf ihre Unterlippe, als er nicht wieder oben anfing, sondern seine Finger nun ihre Beine hinauf strichen. Er machte das mit so quälender Langsamkeit, dass Yuffie nach Atem rang und ihn von sich schob.

Vincent landete rücklings auf dem Bett und Yuffie nutzte seine Überraschung, um über ihn zu klettern. Sie lächelte zittrig, während sie über ihm kniete, ehe sie seine Handgelenke festhielt und er war gefangen von ihrem Anblick, vor allem davon, wie ihre langen, dunklen Haare sie umgaben wie ein seidener, schwarzer Vorhang.

Yuffie beugte sich herab, küsste nun ihn und übernahm das Ruder. Vincent spannte seinen Körper an, um es ihr ein bisschen zu erschweren, doch er hatte nicht ernsthaft vor, sich zu wehren. Yuffie ahnte es und ließ sich nicht stören, obwohl das Pulsieren seiner Kraft unter ihren Händen sie noch aufgeregter werden ließ. Sie suchte eine bequemere Haltung und fand sie endlich, als sie sich einfach auf seinem Schoß niederließ. Unweigerlich spürte sie seine Erregung und Vincent keuchte daraufhin überrascht auf.

Yuffie registrierte es ebenso überrascht und nachdem sie völlig still hielt, bewegte sie sich erneut, was ein dunkles Knurren seinerseits auslöste. Aber Yuffie ignorierte es, wollte noch mehr hören und vor allem noch mehr spüren, denn auch in ihr löste es etwas aus, was sie noch nicht zuvor gefühlt hatte. Ihr Körper handelte von ganz allein, sie konnte es nicht aufhalten und spürte immer mehr von diesen Gefühlen, die sie bald vollkommen im Griff hatten.

Ein erneutes dunkles Grollen glitt über Vincents Lippen und plötzlich lag Yuffie rücklings auf dem Bett und Vincent war über ihr, pinnte sie mit seinem ganzen Gewicht in die Laken, so dass sie sich nicht rühren konnte. Eine Weile lang lauschten die beiden den aufgewühlten Atemzügen des jeweils anderen und letztlich war es Vincent, der sich von Yuffie löste und sich auf die Bettkante setzte.

„Vincent...?“, fragte Yuffie leise, während ihr Herz immer noch raste und dieses warme Gefühl immer noch in ihrem Unterleib pochte.

Er antwortete nicht, blieb stoisch auf der Bettkante sitzen und fuhr sich aufgewühlt durch die schwarzen Haare.

„Vincent... rede mit mir“, forderte Yuffie leise und endlich drehte er sich zu ihr um.

Doch sein schuldbewusster Gesichtsausdruck ließ Yuffie zurückschrecken und sie schüttelte augenblicklich den Kopf.

„Nein...“, wisperte sie, doch der Schütze kannte keine Gnade.

„Yuffie, das darf nicht nochmal passieren“, sagte er und Schmerz fraß sich durch die wohligen Gefühle in ihr, bis sie glaubte, daran zu ersticken.

„Bin ich wieder nur das kleine Mädchen für dich? Ich will es doch auch“, rief sie heftig, doch Vincent schüttelte den Kopf, als wisse er, was in dieser Situation das Beste wäre, wobei er ihre Bedürfnisse komplett ignorierte.

Vincent schüttelte den Kopf.

„Du weißt nicht, was du da sagst, Yuffie“, sagte er.

„Aber du anscheinend schon! Sag doch gleich, dass du mit kleinen Mädchen wie mir nichts anfangen kannst!“

Damit sprang Yuffie vom Bett und wollte ins Bad rennen, doch Vincent hielt sie am Arm fest.

„Yuffie...“, wollte er sie beschwichtigen, doch die Ninja riss sich los und flüchtete sich in den kleinen Raum, wo sie abschloss.

Zitternd setzte sie sich auf den abgenutzten Teppich und bemühte sich, die Tränen zurück zu halten, doch letztlich liefen sie ihr doch über die Wangen. Sie wischte sie immer wieder weg, bis der Tränenstrom endlich versiegte, dann stand sie auf und wusch sich gründlich das Gesicht, um zu verschleiern, dass sie geweint hatte.

Das Einzige, was sie zu Vincent mitgenommen hatte, war ihr Kleid und sie zog sich schnellstens um, prüfte nochmals nach, dass sie nicht aussah, als ob sie geweint hatte und als sie zufrieden war, verließ sie das Bad wieder.

Vincent lehnte am Türrahmen des Balkons und schaute ihr entgegen, seine Miene sorgfältig vom Kragen seines roten Mantels versteckt. Er hatte eine Mauer um sich gezogen, jegliches Gefühl in sich eingeschlossen und das stieß Yuffie nur noch mehr vor den Kopf.

„Ich habe Tifa angerufen... sie wird dich abholen. Ich werde... ich werde nicht hier sein, also grüß sie von mir“, sagte er und schaute sie nun nicht mehr an.

Bevor Yuffie fragen konnte, wo er denn gedachte, hinzugehen, sprang Vincent auf die Brüstung des Balkons und verschwand in die Tiefe. Yuffie musste sehr an sich halten, ihm nicht irgendetwas hinterher zu rufen, doch sie konnte sich gerade so zurückhalten.

Wie betäubt setzte sie sich auf einen Stuhl und versuchte, die letzten Stunden irgendwie auszublenden, doch es war schwierig, denn sie roch noch immer nach Vincent, da er sie die ganze Zeit in seinen Armen gehalten haben musste. Wieder wollten Yuffie die Tränen kommen, doch sie hielt sie zurück...

… zumindest so lange, bis es an der Tür klopfte und ein paar Momente später Tifa vor Yuffie stand. Diese breitete wortlos die Arme aus und Yuffie sank hinein, um sich trösten zu lassen. Dieses Mal waren die Tränen, die ihr die Sicht verschleierten, egal.

Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, setzte sich Tifa mit ihr auf die Stühle, die an einem kleinen Tisch standen. Das Bedürfnis, Tifa alles zu erzählen, war sehr groß und so sprudelte einfach alles aus Yuffie heraus, obwohl die andere nicht fragte. Geduldig hörte die Barfrau zu, während sie Yuffies Hände in ihren hielt. Als Yuffie ihre Erzählungen beendete, fühlte sie sich immer noch elend, aber immerhin etwas besser.

„Ich habe es immerhin versucht“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln und Tifa stimmte ihr zu, ehe sie zu einer Aufmunterung ansetzte.

„Es ging auch von ihm aus, Yuffie. Ihm liegt mehr an dir, als er bereit ist, zuzugeben, da bin ich mir sicher. Du musst nur ein wenig Geduld mit Vincent haben, glaub mir“, sagte sie, doch Yuffie schüttelte den Kopf.

„Geduld und Zeit habe ich nicht mehr, Tifa. Das war meine einzige Chance, ihn wissen zu lassen, was ich fühle“, sagte Yuffie traurig.

Tifa reagierte verwirrt.

„Aber wieso? Willst du etwa jetzt schon aufgeben? Yuffie, ich verstehe das nicht.“

Die junge Ninja sah ihre Freundin an, kämpfte mit sich, doch dann sagte sie ihr die Wahrheit.

„Mein Vater will, dass ich bald die Nachfolge antrete. Dazu muss ich heiraten... ich werde dann also bald kaum noch Zeit und Gelegenheit haben, hierher zu kommen.“

Tifa zog Yuffie abermals an sich, umarmte sie ganz fest und streichelte ihr über die Haare, während ihr nicht einfallen wollte, was sie tun konnte. Es war eine ausweglose Situation, das verstand sie jetzt.

„Ach Yuffie... ich wünschte, ich könnte dir helfen. Gibt es denn keinen anderen Weg?“, fragte sie leise und die Ninja an ihrer Schulter schüttelte den Kopf.

„Leider nicht. Ich habe es Vater versprochen und ich kann Wutai nicht im Stich lassen. Ich werde Vincent Valentine nicht nachlaufen und ihn irgendwann vergessen, das ist mein Plan.“

„Aber die Heirat...?“

„Die kann ich nicht verhindern... nur hinauszögern. Ich werde mich sowieso nicht mit dem Erstbesten zufrieden geben, keine Sorge“, sagte Yuffie und schaffte es sogar, darüber zu lachen.

Tifa sah die Traurigkeit in den Augen ihrer Freundin, als sie sie ansah und sie schimpfte Vincent innerlich einen Idioten. Vielleicht mochte er keine einfache Zeit gehabt haben, aber sich derart aufzuspielen und seine offensichtlichen Gefühle für Yuffie zu verleugnen, das war schon ein starkes Stück.

„Wann musst du zurück?“, fragte sie stattdessen, um den Schützen nicht zu verunglimpfen.

„Heute Mittag“, lautete die Antwort und Tifa sah ein, dass das zu wenig Zeit war, um etwas zu bewegen.

Sie seufzte.

„Na komm,Yuffie. Lass uns in meine Bar gehen und solange eine schöne Zeit verbringen, ja? Du sollst dich schließlich mit einem Lächeln verabschieden und da will ich doch mein Bestes geben“, sagte Tifa und Yuffie fühlte sich schon besser.

Es tat gut, in dieser Situation Freunde zu haben, die alles erträglicher machten.
 

„Du willst wirklich mein Urteil hören?“, fragte Nanaki und neigte seinen mächtigen roten Kopf, um Vincent zweifelnd anzusehen.

Der Schütze nickte nach kurzem Zögern, ehe er seinen Blick wieder über Cosmo Canyon schweifen ließ, doch es löste in ihm nicht die Ruhe wie sonst aus.

„Du hast es wirklich gründlich vermasselt“, gab Nanaki jetzt ein Urteil ab und sagte Vincent damit das, was er instinktiv schon gewusst hatte.

„Aber sie ist zu jung, sie ist... sie ist Yuffie“, versuchte Vincent sich zu rechtfertigen und wieder fuhr er sich aufgebracht durch die schwarzen Haare.

„Du weißt selbst, dass das nur eine Ausflucht ist, Vincent. Yuffie ist schnell erwachsen geworden, weil Wutai sie brauchte. Sie hat die Welt ebenso gerettet, wie du oder Cloud oder ich. Sie ist kein kleines Kind, egal, wie du es auch drehen und wenden magst.“

Nanakis Worte machten viel zu sehr Sinn und nahmen Vincent den sprichwörtlichen Wind aus den Segeln. Das, was zwischen ihm und Yuffie geschehen war, hatte ihn aufgewühlt, zumal es eindeutig die ursprünglichste Weise der Verbindung zwischen Mann und Frau gewesen war. Yuffie hatte sich niemals wie ein Kind verhalten, nein... er hatte sie dazu gemacht und darum war es ihm falsch vorgekommen. Aber sie war kein Kind und wieder einmal hatte er sie durch seine Art vor den Kopf gestoßen. Er hatte gehört, wie sie geweint hatte, daran hatte eine geschlossene Zimmertür nichts geändert und auch deshalb fühlte er sich wie ein Mistkerl, seit er sie in seiner Wohnung zurückgelassen hatte.

„Was kann ich tun...?“, fragte der Schütze leise.

„Das weiß ich nicht“, gab Nanaki unumwunden zurück. „Das kannst nur du entscheiden. Ich denke, Yuffie hat sehr klar gemacht, was sie wollte und was nicht.“

Vincent hatte diese Art der Antwort schon befürchtet und er verfiel in Schweigen. Er wusste nicht, was er tun sollte. In ihm tobten verschiedene Versionen dessen, was er wollte und einige davon erschreckten ihn, wieder andere sah er als nicht genügend an. Er steckte in seiner größten Krise, denn zum ersten Mal gab es nicht den richtigen Weg, sondern viele davon.

Nanaki wandte sich schließlich leise von dem Schützen ab, ließ ihn alleine grübeln und Vincent fiel es nicht einmal auf. Er starrte in die Ferne, sah das Puzzle vor sich, dass er lösen und zusammensetzen musste, also blieb er auf dem höchsten Punkt des Cosmo Canyon sitzen und spielte die verschiedenen Möglichkeiten durch, die ihm jetzt blieben.

Es war sehr spät in der Nacht, als er nur eine Lösung hatte: Er musste mit Yuffie reden, sich ihr erklären und sich Zeit von ihr erbeten, bis er eine definitive Antwort für sie hatte. Er hoffte, sie würde das verstehen...

Durch Nacht und Nebel trat Vincent den Rückweg nach Midgar an, wo er am nächsten Abend ankam. Er ging sofort zu Tifa, die am ehesten wissen könnte, wo Yuffie war, schließlich hatte er sie in ihrer Obhut gelassen. Das 7th Heaven war gut besucht, doch Tifa zog ihn trotzdem mit ins Hinterzimmer, um in Ruhe mit ihm reden zu können.

„Wo ist Yuffie?“, fragte Vincent sofort und anhand von Tifas Gesichtsausdruck ahnte er, dass sie eine Antwort für ihn hatte, die ihm nicht gefallen würde.

„Sie ist heute Mittag nach Wutai zurück.“

Vincent wandte sich ab, um sozusagen die Verfolgung aufzunehmen, doch Tifa stellte sich ihm sogleich in den Weg.

„Bevor du hinter ihr hergehst, solltest du noch etwas wissen.“

Vincent lauschte also weiteren Antworten. Antworten, die ihm eindeutig nicht gefielen und noch mehr aufwühlten, so dass er erneut in seine ratlose Ausgangslage zurückfiel. Was sollte er jetzt bloß tun?

Yuffie so rasend

„Beginne mit dem Landeanflug“, informierte Cid unnötigerweise, als das Luftschiff bereits sanft an Höhe verlor.

Vincent blieb weiter an der Wand gelehnt stehen, als ob er damit verwachsen wäre und wartete ungeduldig darauf, dass sie die geeignete Höhe erreichten, aus der er auch einfach abspringen konnte. Jetzt wäre das blanker Selbstmord gewesen, aber die zeit drängte und Vincent wollte endlich zur Tat schreiten.

Endlich waren die Vorkehrungen getroffen, das Luftschiff wurde am Boden verankert und Vincent löste sich endlich aus seiner scheinbaren Erstarrung und setzte sich in Bewegung, als Cids Stimme ihn innehalten ließ.

„Und du bist dir auch wirklich sicher, dass du das tun willst?“

Vincent gab keine Antwort, verharrte noch kurz, doch dann schüttelte er seine eigene Unentschlossenheit ab und ging entschlossen weiter.

Cid seufzte und kratzte sich am Kinn, dann beschloss er, eine zu rauchen, bis Vincent wieder kam. Wie er den anderen kannte, würde diese Nacht- und Nebelaktion nicht lange dauern und sie konnten sich wieder in die Lüfte schwingen.

Er musste zugeben, er hatte nicht damit gerechnet, dass er Vincent je unbesonnen und unüberlegt erleben würde, doch genau heute war es passiert. Aber Cid würde den Teufel tun und sich dem Schützen entgegen stellen, schließlich war er ja selbst neugierig, wie das Ganze ausgehen würde.

Cid grinste, dann setzte er sich selbst ebenfalls in Bewegung, um aufs Oberdeck zu gehen und die Aussicht auf Wutai zu genießen.
 

Yuffie lag wach in ihrem Bett und der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Dabei taten ihr alle Muskeln weh, schließlich hatte sie den halben Tag trainiert, um für die kommenden Tage gewappnet zu sein. Ihr künftiger Ehemann sollte über ein Kampfturnier ermittelt werden und Yuffie würde auch selbst gegen denjenigen kämpfen, der die Endrunde erreichte. Es stand felsenfest, dass sie es ihrem Zukünftigen nicht leicht machen würde, denn noch wehrte sich Yuffie auch selbst gegen diesen mittelalterlichen Ritus der erzwungenen Ehe.

Sie seufzte. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass sie Vincent nach wie vor liebte und da kein Platz für jemand anderes war. Yuffie konnte sich einfach nicht vorstellen, einen anderen Mann in ihr Leben zu lassen, aber das würde sie bald müssen.

Ein überfordertes Geräusch von sich gebend zog Yuffie die Bettdecke über sich, auch, wenn ihr das nichts bringen würde. Aber einen Moment lang konnte sie schwach sein und so tun, als ob ihre Probleme verschwinden würden, wenn sie es auch tat. Sie schloss die Augen, versuchte, sich einen anderen Mann als Vincent vorzustellen, doch es misslang ihr gründlich. Es war einfach noch zu früh, ihre Wunde noch nicht verheilt, die Vincent durch seine Zurückweisung in ihr verursacht hatte und in diesem Zustand war es der jungen Ninja vollkommen unmöglich, sich einen anderen vorzustellen, der ihren Sehnsüchten entsprach.

//Vielleicht hilft es, wenn ich ihn mir schlecht rede//, dachte Yuffie und zuckte mit den Schultern.

Sie hatte wohl keine andere Wahl und auf den Versuch kam es an.

Yuffie zog also die Decke von ihrem Körper, machte Licht, stand auf und ging zu ihrem einfachen Schreibtisch hinüber, den sie eigentlich nur zum Reinigen oder Reparieren ihrer Waffen nutzte. Jetzt setzte sie sich mit Zettel und Stift hin und begann, Vincents irgendwie zu verunglimpfen. Sie hatte fast eine ganze Seite zusammen, als ihr auffiel, dass es eher ein Loblied auf ihn war, als alles andere.

Frustriert warf Yuffie den Stift hin und ließ den Kopf hängen, während sie nebenbei den Zettel in ihrer Hand zerknüllte. So wurde das einfach nichts... aber immerhin hatte sie diese Denkarbeit ein wenig müde gemacht. Sie legte Arme und Kopf auf die Platte des Schreibtisches und beschloss, ein paar Minuten die Augen zu schließen, ehe sie diese Liste noch einmal von vorne beginnen würde. Letztendlich schlief Yuffie tief und fest ein, während ihre Gedanken doch wieder um den dunkelhaarigen Schützen mit den roten Augen kreisten.

Besagter kam im Schutze der Dunkelheit in Yuffies kleine Behausung und er wusste, dass er schnell sein musste. Doch der Anblick der schlafenden Yuffie ließ ihn kurz innehalten. Sie sah erschöpft aus, an ihren Händen und Armen waren große und kleine Kratzer, was Vincent besorgt die Stirn runzeln ließ. Nanaki hatte Recht, sie war schnell erwachsen geworden, hatte es für dieses Dorf werden müssen und weiterhin verließen sich die Menschen auf Yuffie. Sie würde alles für Wutai tun, selbst einen völlig Fremden heiraten, wenn sie das musste... aber Vincent packte bei diesem Gedanken einfach nur die Wut.

Kurzentschlossen hob er Yuffie von ihrem Stuhl auf und hielt sie fest in seinen Armen, während er den schnellen Rückzug antrat. Einem Dorf voller Ninjas würde es bestimmt bald auffallen, dass ein so wichtiges Mitglied ihrer Gemeinschaft verschwunden war, daher galt es keine Zeit zu verlieren. Vincent nutzte andere Hütten und den umliegenden Wald, um sich zu verstecken, denn mit Yuffie auf den Armen konnte er nicht kämpfen und er wollte es auch nicht.

Er erreichte gerade das Luftschiff, als Yuffie sich in seinen Armen bewegte. Er schaute auf sie herab und damit direkt in ihre halb geöffneten braunen Augen. Sie brauchte eine Weile, um ihn zu erkennen und ein verwirrter Ausdruck zeigte sich auf ihrem schönen Gesicht. Dann sah sie das Luftschiff über ihnen und die Verwirrung wich nackter Angst. Yuffie hasste fliegende Dinge, vor allem, wenn sie sich darauf befand und so begann sie nun, sich mit Händen und Füßen zu wehren, so dass Vincent seine liebe Not hatte, sie festzuhalten.

„Yuffie, beruhige dich“, sagte er beschwörend, doch die junge Ninja regte sich nur noch mehr auf.

„Ich werde nicht fliegen, lass mich los!“, rief sie und es schallte laut durch den Wald.

Vincent fluchte unterdrückt. Er hatte keine Gewalt anwenden wollen, doch er hatte keine Zeit, Yuffie zu überreden, mit ihm zu kommen. Durch ihren Lärm würden wohl bald die ersten Verfolger kommen und darauf konnte Vincent jetzt gut verzichten.

//Zum Glück habe ich einen Plan B//, dachte er und aktivierte die Materia in seinem Arm, die er erst vor wenigen Stunden dort eingesetzt hatte.

Grünes Leuchten ließ Yuffie ihn hypnotisiert anstarren, dann fiel sie schlafend zurück in seine Arme. Vincent atmete tief durch, dann beeilte er sich, um wieder ins Luftschiff zu gelangen. Cid empfing ihn sogleich am Eingang des Schiffes und er schaute Vincent amüsiert an, sagte aber nichts.

Vincent ging demonstrativ und ohne ein Wort an ihm vorbei, suchte sich eine Sitzgruppe und legte Yuffie darauf ab. Er nahm seinen Mantel ab, deckte sie damit zu und strich ihr ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann setzte er sich zu ihr und ließ sie nicht aus den Augen. Diese Kontrolle war zwar überflüssig, schließlich stand sie unter dem Einfluss der Materia, doch Vincent verließ sich dennoch nicht darauf. Sie durfte nicht aufwachen... nicht solange Vincent nicht wusste, was er jetzt mit ihr machen sollte, nachdem er sie entführt hatte.

Cid näherte sich, nachdem er das Luftschiff in die Höhe gebracht und nun auf Autopilot geschaltet hatte. In Seelenruhe rauchte er eine weitere Zigarette und begutachtete die Situation, ein wissendes Grinsen im Gesicht.

„Und? Was jetzt?“

Vincent richtete seinen Blick auf ihn, antwortete jedoch nicht. Was hätte er auch antworten sollen? Er hatte doch keine Ahnung, wie der nächste Schritt aussah... außer, dass er Yuffie irgendwann aufwecken und sie ihn zur Schnecke machen würde.

Unbehagen zeigte sich auf Vincents Gesicht, ehe er es unter Kontrolle bringen konnte. Doch es war schon zu spät, Cid wusste nun, was in dem Schützen vorging und der Pilot wandte sich daraufhin mit einem dröhnenden Lachen von Vincent ab, um sich wieder um sein heißgeliebtes Luftschiff zu kümmern.

Vincent lenkte seine Aufmerksamkeit missmutig auf Yuffie, schließlich war sie an seiner Misere nicht ganz unschuldig. Doch seine schlechte Laune wandelte sich schnell in schlechtes Gewissen, schließlich hatte er mit dieser Entführung schlichtweg überreagiert.

//Aber was hätte ich stattdessen machen sollen...?//, fragte er sich nachdenklich.

Eine Luftturbulenz erwischte das Luftschiff und ließ es erbeben. Vincent hielt Yuffie fest, damit sie nicht von den Sitzen fallen konnte. Ihr Arm fiel von ihrem Bauch herab und aus ihrer Hand löste sich ein zusammengeknülltes Stück Papier.

Vincent wartete, bis das Luftschiff wieder ruhig dahinflog, dann erhob er sich und sammelte das Papier ein. Neugierig entfaltete er es und las, was darauf geschrieben stand. Seine Mundwinkel zuckten belustigt, als er am Ende des Blattes angekommen war und er faltete es sorgsam zusammen, ehe er es in eine seiner Taschen steckte. Darüber würde er später noch mit Yuffie reden, so viel stand fest...
 

Yuffie erwachte langsam und stetig, als ob sie etwas Stück für Stück aus einem tiefen Traum ziehen würde. Es kam ihr unnatürlich vor und als sie wenig später das grüne Leuchten einer Materia sah, wusste sie auch wieder, warum. Sie schaute Vincent vorwurfsvoll an, der ihr gegenüber saß und in dessen Arm diese Schlafmateria saß, die sie außer Gefecht gesetzt hatte.

Ein Blick auf die beige Wand hinter dem Körper des Schützen sagte Yuffie, dass sie sich in seiner Wohnung in Midgar befand und nicht mehr in Wutai. Wut sammelte sich in ihr und sie hätte Vincent gerne die Leviten gelesen, doch sie hatte noch nicht all ihre Kraft zurück. Noch immer leuchtete die Materia und Yuffie fühlte sich leicht benebelt, doch sie wusste, dass dies besser werden würde, wenn sie noch ein klein wenig wartete.

Endlich glimmte Vincents Arm nicht mehr und sofort entfernte dieser die Materia aus seinem Arm. Anscheinend brauchte er sie nicht mehr und Yuffie erkannte auch, warum, schließlich war sie ja hier bei ihm in Midgar und er sah in ihr wahrscheinlich keine Bedrohung.

//Wenn er sich da mal nicht täuscht//, dachte sie und dachte an die Gürteltasche, die sie selbst beim Schlafen trug und worin so einige Überraschungen enthalten waren.

„Yuffie, es-“

„Komm mir nicht so, Vincent Valentine!“, brauste Yuffie auf und sie sprang vom Bett hoch, auf welchem sie bis eben gelegen hatte.

Sie baute sich vor Vincent auf, stemmte die Hände in die Hüften und ihre Augen sprühten förmlich Funken, ehe sie ihn – wie er schon befürchtet hatte – zur Schnecke machte.

„Du entführst mich?! Du verschleppst mich in ein Luftschiff, obwohl du weißt, dass ich das Fliegen hasse?! Und das Schlimmste: Du manipulierst mich und lässt mich dann in Midgar wieder aufwachen!“

Vincent ließ das Gewitter über sich ergehen, dass er verdient hatte, er senkte dabei sogar schuldbewusst den Kopf. Er wusste doch selbst, dass er alles falsch angefangen hatte, aber noch immer war ihm keine bessere Idee gekommen, als Yuffie zu entführen. Er hatte ewig mit sich gehadert, sie lange unter dem Einfluss der Materia schlafen lassen, doch er war in seinem Gedankenlabyrinth keinen Schritt weiter gekommen. Er hatte keine Ahnung, wie Yuffie das aufnehmen würde und er fürchtete sich vor diesem Moment.

Yuffie seufzte vernehmlich und setzte sich neben Vincent auf das Bett. Sie schaute ihn beleidigt an, schien aber nicht mehr allzu sauer zu sein, nachdem sie sich entladen hatte.

„Sag mir, warum du das getan hast“, fragte sie leise und Vincent spürte einen unangenehmen Stich in seiner Brust.

Sie klang traurig und das machte ihn fertig. Aber gleichermaßen gab es auf diese Frage keine eindeutige Antwort, also schwieg Vincent verbissen.

„Soll das heißen, du hast mich einfach so entführt? Aus reinem Zeitvertreib?“, fragte Yuffie und schon wieder sah sie wütend aus.

Vincent bemühte sich um Schadensbegrenzung.

„Ich bin mit deiner Zukunftsplanung nicht einverstanden...“, sagte er und bemerkte sogleich, dass er einen Fehler gemacht hatte.

Yuffie bebte vor Wut.

„Ist das alles? Hast du mich deshalb hierher gebracht, um mir wieder Vorschriften zu machen?“

„Yuffie, so meinte ich das nicht.“

„Wie meinst du es dann? Wie soll ich das alles hier verstehen?!“

„Yuffie, das ist nicht so einfach...“

„Als du mich letztens abgewiesen hast, ist dir das auch ziemlich leicht gefallen, also wirst du mir ja jetzt wohl sagen können, was dieses Theater soll!“

„Yuffie“, warnte Vincent, doch sie war zu sehr in ihrer Rage.

„Was?! Es ist doch die Wahrheit, du hast ziemlich klar gemacht, was du wolltest und was nicht. Daher frage ich mich gerade, was diese Wankelmütigkeit soll!“

Vincent presste die Lippen aufeinander und suchte nach Worten, doch anscheinend dauerte es Yuffie zu lange. Sie ging Richtung Tür, wollte aus seiner Wohnung rennen, wollte einfach nur weg von dem Mann, den sie liebte und dessen Nähe trotzdem so weh tat.

Schritte sagten ihr, dass es noch nicht vorbei war und tatsächlich griff Vincent nach ihrem Handgelenk und zog sie zurück zum Bett, um sie dazu zu zwingen, sich darauf zu setzen. Er hielt nun vorsorglich ihre Hände fest, zwang sie, bei ihm zu bleiben.

„Ich...“, begann er, brach jedoch wieder ab.

Er wollte ihr so vieles sagen, doch in diesem Moment übernahmen die Zweifel in ihm. Durfte er ihr denn die Wahrheit sagen? Hatte er überhaupt das Recht dazu? Oder war es besser, sie ziehen zu lassen und ihr gar nichts zu erklären, damit sie beide nach vorne schauen konnten... ohneeinander?

Vincent atmete schließlich tief durch und ließ Yuffies Hände los.

„Du solltest schlafen... ich bringe dich morgen wieder zurück nach Wutai“, flüsterte er und stand vom Bett auf.

Er ging die Küche, froh darüber, ihr auszuweichen und lenkte sich damit ab, dass er ihr Wasser holte. Yuffie saß zum Glück noch immer an der Stelle, wo er sie zurückgelassen hatte und machte keinerlei Anstalten, nochmals auszubüxen.

Wortlos reichte Vincent ihr das Glas Wasser und sie trank ein paar Schlucke daraus, ehe sie es ihm zurückgab. Der Rest des Abends verlief schweigsam und bald darauf wurde das Licht gelöscht. Wieder einmal lagen sie nebeneinander, vollauf mit den eigenen Gedanken beschäftigt, während Vincents Mantel Yuffies Körper wärmte. Sie atmete den Geruch Vincents ein, der sie von allen Seiten umgab und sie spürte, wie ihr abermals die Tränen kamen. Sie wollte Vincent nicht so in Erinnerung behalten. Sie wollte sich mit ihm vertragen, egal, ob er ihr nun die Wahrheit sagte oder auch nicht. Fest stand, sie wollte einen Abschied, damit sie nach vorne schauen konnte und nicht diese Eiseskälte, die nun zwischen ihnen Einzug gehalten hatte.

Yuffie drehte sich zu Vincent um und begegnete seinem Blick. Er zögerte nur einen Augenblick, dann griff er plötzlich nach ihr und zog sie an seine Brust. Yuffie getraute sich kaum, zu atmen oder sich zu bewegen, vor allem nicht, als sie nun seine tiefe Stimme hörte.

„Ich werde dir die Wahrheit sagen... aber du darfst nicht darauf antworten. Hör es dir einfach nur an...“, sagte er.

Yuffie nickte langsam, fast vorsichtig, dann wartete sie ab. Vincents Finger glitten durch ihre langen Haare und sie begann, sich wohl zu fühlen. Sie ruhte auf Vincents Brust, die sich langsam hob und senkte und beinahe hätte sie seine Worte vergessen, weil er so eine lange Pause machte. Doch dann sprach er urplötzlich weiter.

„Ich will nicht, dass du heiratest und nicht wieder hierher kommst...“

Yuffie löste sich aus seiner Umarmung und schaute zu ihm hoch. Sein gequälter Blick schnitt sich in ihr Herz und sie wusste, wie er sich fühlte, waren es doch ihre eigenen Empfindungen. Trotzdem gab es da einen entscheidenden Unterschied...

„Du willst nicht, dass sich etwas ändert...“

Vincent bestätigte Yuffies Aussage mit einem Nicken und Schmerz durchfuhr Yuffie so heftig, dass sie zusammenzuckte. Sie setzte sich auf und einen Moment später folgte Vincent ihrem Beispiel und machte das Licht an.

„Weißt du eigentlich, wie unfair du bist?“, flüsterte Yuffie und nun liefen ihre Tränen ungehindert über ihre Wangen.

Vincents Augen weiteten sich bei diesem Anblick, doch er hatte keine Chance, zu fragen, was los war, denn Yuffie redete schon weiter.

„Ich will dich doch nur vergessen... nach vorne schauen. Ich will einen Abschnitt in meinem Leben beginnen, der ohne dich auskommt. Ich liebe dich, Vincent, du bedeutest mir alles... aber du willst einfach nur, dass die kleine Yuffie nie erwachsen wird.“

Vincent schwieg betroffen, denn an dieser Wahrheit konnte er nichts ändern.

„Ich bin aber schon erwachsen. Und ich habe es verdient, dass man mich auch liebt.“

Vincent fuhr sich aufgebracht durch die Haare, dann schaute er Yuffie an.

„Denkst du, jemand kann dich lieben, wenn er dich nur fünf Minuten kennt? Genau so wird das ablaufen, wenn du nach Wutai zurückgehst und dieser Heiratsgeschichte zustimmst!“

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Was macht das schon? Dann habe ich es wenigstens versucht!“

„Hörst du dir eigentlich zu? Ich sollte dich wieder einschlafen lassen“, knurrte Vincent und Yuffie konterte mit Wut.

„Tu´s doch!“

Der Schütze sah einen Moment lang so aus, als ob er diese Möglichkeit wirklich in Erwägung ziehen würde, doch dann schüttelte er nur überfordert den Kopf.

„Ich kann nicht...“, meinte er. „Aber das ist alles so falsch...“

„Das weiß ich doch selbst“, sagte Yuffie aufgebend und dieses Mal flossen die Tränen unaufhörlich über ihre Wangen.

Vincent fluchte leise und zog Yuffie an seinen Körper, strich über ihren Kopf und ihren Rücken und schimpfte sich selbst einen Idioten. Er wollte gar nicht so harsch zu Yuffie sein, aber diese ganze Situation brachte ihn vollkommen aus dem Konzept.

„Es tut mir leid, Yuffie...“, sagte er leise.

„Mir auch“, schniefte sie gedämpft an seiner Brust, dann verfielen sie in Schweigen, bis Yuffies Weinen nachließ.

Dann löste sich die junge Ninja von dem Schützen und kehrte wieder auf ihre Seite des Bettes zurück, weil ihr die Nähe zu viel war. Vincent verspürte ein Verlustgefühl in sich, aber er traute dieser Empfindung nicht, also überspielte er sie. Zum Glück fiel ihm da noch etwas ein.

„Vielleicht ist es Zeit für eine kleine Ablenkung...“, sinnierte er also und er griff in seine Tasche, um einen Zettel herauszuholen, den er mit einer Handbewegung entfaltete.

Yuffie brauchte nicht lang, um zu erkennen, dass es sich um ihre Liste handelte. Sie errötete, stürzte sich auf ihn, um ihm das Papier zu entreißen. Sie schaffte es, doch gleichzeitig war sie dem Schützen dadurch viel zu nahe. Sie sah, wie sich seine Pupillen weiteten und ihm genau wie ihr der Atem stockte. Die gleiche Chemie wie damals setzte zwischen ihnen ein und verwirrte ihre Sinne zusehends.

„Yuffie...“, sagte Vincent rau und die junge Ninja schluckte schwer.

Ihr Herz klopfte ihr auf einmal bis zum Hals, in ihrem Inneren entstand ein drängendes, kribbelndes Gefühl und sie spürte, wie Vincents Wärme sie durchdrang.

„Meinst du jeden dieser Punkte so, wie sie auf dieser Liste stehen...?“, erkundigte er sich.

Yuffie schaffte es gerade so, zu nicken.

„Dann bedanke ich mich für Nummer 13“, sagte er leise und Yuffie errötete tief.

Sie wollte sich gerade herausreden, doch Vincent kam ihr auf einmal noch näher und einen Herzschlag später spürte sie seine Lippen auf den ihrigen. Und ja, Punkt 13 war wirklich nicht gelogen, das erfuhr sie am eigenen Leib. Der Zettel entglitt ihrer Hand, fiel auf den Boden und alles wurde unwichtig...

Vincent und Yuffie - so voller Narben

Vincents Herz war in Aufruhr, als er den Gefühlen in seinem Inneren nachgab und Yuffie dadurch endlich wieder küsste. Er hielt sich zwar im Zaum, aber da sie ihm so nahe gekommen war, als sie sich ihren Zettel hatte zurückholen wollen, war es sehr schwer. Der vertraute Geruch nach Wildblumen verführte seine Sinne und als seine Lippen sanft über die ihren glitten, schien dieser Duft noch mehr zuzunehmen.

Ihre Hände lagen plötzlich auf seinen Schultern und sie erholte sich langsam von ihrer Überraschung. Nun küsste Yuffie Vincent auch von sich aus, was Vincent aufrüttelte. Er wollte sich gerade aus dem Kuss lösen, als er ihr Zunge spürte, die sanft seine Unterlippe neckte. Innerlich schwappte eine Welle aus Erregung durch Vincents gesamten Körper und er atmete tiefer ein, ehe er den Kuss wieder an sich riss.

Seine Hände griffen nach ihr, zogen ihren herangereiften Körper an sich und wieder trafen weiche Kurven auf nahezu stählerne Härte. Ein leises Keuchen entrang sich ihren Lippen, als sie einander kontaktierten und mischte sich in den nächsten Kuss, der kurz darauf in einen weiteren wechselte.

Vincent verlor nahezu den Verstand, während er Yuffie so nah an sich gepresst spüren konnte und seine Hände glitten von ihrem Rücken nach oben, bis sie ihre langen, dunklen Haare erreichten. Seine Finger vergruben sich darin, spürten die weichen Strähnen und der Wunsch, Yuffie noch mehr zu besitzen formte sich in seinen Gedanken.

Vincents Kuss wurde ungestümer und als Yuffie dieses Mal ihre Zunge einsetzte, erwiderte er dies. Begehren schoss durch seinen Körper, schmerzte ihn und doch konnte er nicht aufhören, obwohl es ihm sein Verstand zurief. Er war nahe daran, die Kontrolle zu verlieren, als Yuffie in den Kuss seufzte und ihn damit wieder zu klaren Gedanken verleitete.

Herrgott, das war Yuffie, die er hier zu verführen gedachte!

Schnell schob er sie von sich, löste den Kuss und sorgte damit für eine Atempause, die er recht nötig hatte. Er atmete tief und kontrolliert ein und aus, doch das Feuer in ihm ließ sich nicht so einfach löschen. Zumal Yuffie ihm immer noch nahe war... viel zu nahe.

Sie war nur wenige Zentimeter von ihm weg und verströmte ihren verführerischen Duft. Ihr Blick wirkte verwundert, als wäre sie gerade aus einem Traum erwacht, ihre Lippen glänzten von seinem Kuss und auch sonst wirkte sie ganz anders. Vincent wusste nicht genau, was dieses Etwas war, dass sie so anders machte, aber er merkte ziemlich deutlich, dass dieses Etwas ihn nicht in Ruhe ließ und ihn weiter dazu drängte, sie wieder in seine Arme zu schließen. Instinkte sagten ihm, dass sie auch genau dahin gehörte... und noch dazu in sein Bett.

Vincent gab ein überfordertes Geräusch von sich, als er mit Erschrecken feststellen musste, dass er nicht immun gegen Yuffie war. Aber war er das überhaupt je gewesen oder hatte er sich nur all die Zeit erfolgreich etwas vorgemacht? Fragen, die er lieber nicht beantworten wollte...

„Wir... wir sollten schlafen“, sagte er leise, doch da trat dieses Mal Yuffie an ihn heran, umfing sein Gesicht mit beiden Händen und schaute ihm mit festem Blick direkt in die Augen.

„Nein“, sagte sie und schüttelte den Kopf.

„Yuffie...“

„Ich sagte Nein.“

Vincent seufzte überfordert.

„Du weißt nicht, worauf das hinausläuft, Yuffie.“

„Und ob ich das weiß“, flüsterte sie und küsste ihn von selbst.

Ihr Duft überwältigte ihn, wieder erlag er ihrem Zauber und er küsste sie verlangend, bis sie an seinen Lippen keuchte.

„Wir dürfen... das nicht“, brachte er zwischen mehreren Küssen hervor, aber sein Körper strafte ihn Lügen und er küsste sie wieder, konnte nicht aufhören.

Noch dazu griff er nach ihr, um sie nun so eng an sich zu ziehen, als wolle er sie sich einverleiben. Ihre Kurven schmiegten sich erneut an ihn und die Hitze seines Körpers wurde noch mehr angefacht. Vincent fluchte unterdrückt, doch er stürzte sich erneut auf ihre vollen Lippen, von denen er nicht genug bekommen konnte.

Yuffie strich zuerst Vincents Gesicht, doch sie wollte ihn zudem noch an vielen weiteren Stellen berühren, weil die Neugier sie gepackt hatte. Ihre Finger glitten zu dem Reißverschluss an seinem Hals, zupften zittrig daran, ehe er ein Stück weit nachgab.

Kräftige Hände hielten sie auf, der Kuss zwischen ihnen stoppte und sein roter Blick stach förmlich in ihre haselnussbraunen Augen. Er sah sie einfach nur eindringlich an und sie wusste schon, was er sagen wollte, auch ohne, dass er es aussprach.

//Lass das//, schien er zu sagen, doch das stachelte Yuffie nur noch mehr an.

Sie zog erneut an dem Reißverschluss, welcher wieder nachgeben wollte, doch erneut packten Vincents Finger die ihren und hielten sie auf.

„Hör auf“, sagte er rau, sein Blick wies auf eine drohende Gefahr hin und seine Finger zitterten ebenso wie die von Yuffie.

Und doch...

Yuffie scheuchte seine Finger weg und zog den Reißverschluss des Overalls so weit herunter, dass sie nur noch das schwarze Leder beiseiteschieben musste, ehe sie Vincents Oberkörper ungehindert begutachten konnte. Sie war so damit beschäftigt, den Stoff von ihm herunter zu bugsieren, dass sie Vincents Anspannung nicht bemerkte, die ihn nun ganz verkrampft werden ließ.

Yuffie wollte sich gerade freuen, dass sie Vincent nun besser begutachten konnte, als sie die Narben sah. Sie holte erschrocken Luft und ihr Blick flog zu seinem Gesicht, doch der Schütze hatte den Blick von ihr abgewandt, starrte an die beige Wand, als würden dort Chocobos tanzen. Sie konnte trotzdem sehen, wie aufgewühlt er war, denn er presste seine Lippen gerade so fest aufeinander, dass sie blutleer aussahen.

Yuffie wandte sich wieder den Narben zu, die sich kreuz und quer über seinen gesamten Körper erstreckten. Es gab kleine schmale oder runde Narben von Einstichen, es gab große, lange Narben von Schnitten... aber das Schlimmste waren die vereinzelten Narben, die verfärbt und flächig waren. Brandnarben...

Yuffie keuchte auf, weil das Leid ihr die Luft abschnürte und sie konnte nicht fassen, durch wie viele Höllen Vincent gegangen sein musste. Andererseits war sie aber auch unendlich stolz auf ihn, dass er all das überstanden hatte und nun hier bei ihr war. Niemals würde sie den Tag vergessen, an welchem sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Schon damals in Wutai hatte ihr Herz bis zum Hals geklopft, als sie seine hochgewachsene Gestalt inmitten der Wiesen Wutais erblickt hatte. Zugegeben, seine fast stoische Ruhe hatte sie ziemlich aus der Haut fahren lassen und das war auch jetzt noch so... aber mittlerweile wusste sie, dass er einfach so war und das zu ihm gehörte. Sie freute sich natürlich, dass er nun mehr redete als früher, aber die ursprünglichen Sachen an ihm hatten sich kaum verändert und dazu zählten die Gründe dieser Narben.

Yuffie streckte die Hand aus und berührte ganz sachte eine lange wulstige Narbe an seinem Oberarm. Vincent zuckte zusammen, weil er die Berührung nicht erwartet hatte und sein Gesicht wandte sich wieder Yuffie zu, welche jedoch abgelenkt von ihrer Tätigkeit war. Sie folgte mit einem Finger dem Verlauf der Narbe, ehe sie eine zweiten Finger hinzunahm, um einer anderen Narbe zu folgen, die eine der flächigen Brandwunden war. Vincent wusste gar nicht mehr, warum er welche Narbe hatte, denn alles, was Hojo mit ihm gemacht hatte, lag hinter einer Wand aus grauem Nebel, den er nie durchdringen konnte. Er erinnerte sich nur manchmal an sengende Schmerzen, Krämpfe, die ihn schüttelten oder das Gefühl, wie etwas in ihm wühlte. Manchmal noch sah er sich in diesem Behälter mit Flüssigkeit gefangen, während Lucretia direkt vor seinem Gefängnis stand und ihn so traurig anschaute... doch jedes Mal hatte er nach kurzer Zeit wieder das Bewusstsein verloren und erneut verschlang der graue Nebel alles außer den Schmerzen und dem tiefen Gefühl des Kontrollverlusts.

Auch jetzt fühlte sich Vincent wieder ausgeliefert, auch wenn klar war, dass ihm bei Yuffie nichts passieren würde. Aber die Art, wie sie ganz sanft über seinen Körper strich, eine Narbe nach der anderen erkundete, war zu viel für ihn. Er war total angespannt, er ballte die Hände zu Fäusten, konzentrierte sich auf den Schmerz in seinen Handflächen, als er seine Fingernägel dort hinein krallte, aber trotzdem war dieses unsagbar sanfte Gefühl schier unerträglich für ihn. So als ob er es nicht verdient hätte...

„Yuffie, hör auf“, sagte er und etwas in seiner Stimme ließ Yuffie wirklich ihre Berührungen abbrechen.

Vincent wandte wieder den Blick von ihr ab, während er kontrolliert durchatmete. Alles in ihm war in Aufruhr, die Narben, die Yuffie berührt hatte, prickelten, als wäre die Haut zu neuem Leben erwacht, aber natürlich war dem nicht so, das wusste Vincent auch ohne Hinsehen.

Die Wand wurde gerade wieder richtig interessant, als er Yuffies leise Stimme hörte.

„Ich habe auch Narben, weißt du?“

Ein brüchiges Lachen entrang sich Vincent. Es war so typisch für Yuffie, dass sie lieber absurde Vergleiche anstellte, anstatt sich einfach zu entschuldigen. Er hörte das Rascheln von Kleidung und er wollte schon einen Kommentar über eine wahrscheinlich geringfügige Miniwunde von sich geben, als ihm dieser im Hals stecken blieb.

Yuffie stand noch immer recht nahe bei ihm und sie hatte die Träger ihres kurzen, schwarzen Tops mit den weißen Lilien gefährlich weit nach unten gezogen. Er erinnerte sich noch daran, dass dieses Top ihr Lieblingskleidungsstück war, schließlich hatte sie in dem Teil gegen Bahamut in Midgar gekämpft, als Kadaj und seine Leute gekommen waren. Sie ehrte das Stück Stoff noch immer, obwohl es ihrem mittlerweile beachtlichen Vorbau kaum noch standhielt und ein nahezu obszön großes Stück Haut an ihr freiließ. Gerade war es tiefer gerutscht und sie hielt es nur mit den Händen fest... doch nicht der Ansatz ihrer Brüste lenkte ihn gerade ab, sondern die große Narbe, die sich direkt dazwischen befand.

„Was ist passiert...?“, verlangte er zu wissen, während ein merkwürdiges Gefühl von ihm Besitz ergriff.

„Wutai verteidigt sich leider nicht von allein. Es gab einen Angriff und ich habe ihn mit den anderen zurückschlagen können. Aber ich war einen Moment abgelenkt und da hat mich einer dieser Mistkerl mit einem Wurfmesser erwischt...“

Sofort spielte sich genau diese Szene in seinem Kopf ab. Yuffie, wie sie von einem Wurfmesser durchbohrt wurde, ihre Augen wurden blicklos, sie sank tot zur Erde... es war natürlich Quatsch, schließlich stand sie genau vor ihm. Aber trotzdem, dieses Bild, wie sie blutend am Boden lag, wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.

„Das Ding war noch dazu vergiftet... es war wirklich sehr knapp. Diese Narbe erinnert mich daran, dass ich überlebt habe und ich bin stolz darauf. Vielleicht solltest du das auch... denn du bist noch hier, Vincent“, lächelte Yuffie und wieder gab Vincent ein humorloses Lachen von sich.

„So kannst auch nur du denken, Yuffie... Du wärst beinahe gestorben und bist auch noch stolz darauf“, sagte er bitter, doch sie sah ihn nur trotzig dafür an.

„Wie du schon sagst: Beinahe. So leicht besiegt mich niemand, Gift hin oder her“, sagte sie und ließ ihre Stimme absichtlich überheblich klingen, weil sie wusste, dass ihn das provozieren würde.

„Yuffie... man kann nicht immer Glück haben.“

„Das weiß ich. Aber ich nenne es nicht Glück, sondern Schicksal, dass ich überlebt habe. Genauso wie es Schicksal ist, dass wir beide jetzt hier sind“, sagte sie leise und ihr Blick wurde weich und so sanft, dass es Vincent im Herzen wehtat.

Er sagte nichts, konnte nur auf die Narbe starren, die ihn an die Form einer Blüte erinnerte. Wie passend...

Er beugte sich nach vorne und plötzlich befanden sich seine Lippen genau auf ihrer Narbe. Yuffie gab einen überraschten Laut von sich, aber sie wich nicht vor ihm zurück. Im Gegenteil, sie hielt still und einen Moment später spürte er ihre Finger, die durch seine Haaare strichen. Das Blut pumpte schneller durch seinen Körper, als er sich des Details klar wurde, dass sie ihr Oberteil nicht mehr festhielt. Wenn sie jetzt die Arme senkte, würde auch er oberhalb alles sehen, so wie sie es bei ihm getan hatte.

Vincent war hin- und hergerissen.

Einerseits wollte er sich das Bild der kleinen Yuffie bewahren, die wie ein Wirbelwind war und von ihren Feinden immer unterschätzt wurde. Yuffie, die ein halbes Waffenarsenal mit sich herumschleppen und sich aufspielen konnte, als wäre sie die Herrin über alle Länder und mehr Materia tragen konnte, als sie bewältigen konnte. Seine kleine Yuffie...

Andererseits wollte er sie sehen, wollte das Bild des unschuldigen, kleinen Mädchens mit der eigenen Klaue zerfetzen und einen ersten, echten Blick auf die Frau werfen, die sie inzwischen geworden war. Yuffie, die Frau mit der blütenförmigen Narbe zwischen den Brüsten, die er eben geküsst hatte und die er aus Wutai entführt hatte, um zu verhindern, dass sie ein anderer bekam. Seine willensstarke weiße Rose Yuffie...

Instinktiv wanderten seine Lippen erneut über die helle, unförmige Narbe und Yuffie reagierte mit einem Zusammenzucken. Ein leises Geräusch entrang sich ihr und fuhr direkt in seine Mitte, dass er sich ebenso intuitiv wie eben für die zweite Möglichkeit entschied.

Im gleichen Moment als Yuffie ihre Arme sinken ließ, sank das Oberteil tiefer und überließ nichts mehr seiner Fantasie. Seine Augen wanderten von ihrem entrückten Gesichtsausdruck zu ihrem schlanken Hals, ihren schmalen Schultern und weiter zu ihren Brüsten, die ebenso perfekt schienen, wie der Rest von ihr.

Yuffie spürte Vincents Blick und sie erzitterte erneut, was er als Frieren interpretierte. Sanft und bestimmt zog er sie auf einmal an sich und seine Hitze übertrug sich auf sie. Yuffie schmiegte sich an ihn, wieder strichen ihre Finger durch seine Haare und nun auch über seinen Rücken und er tat das Gleiche bei ihr.

Die Würfel waren gefallen...

Yuffie und Vincent - so viel Gefühl

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag, wie nervös Vincent ist, das ist mal eine völlig neue Seite an ihm, die ich mir da vorgestellt habe :D Bisher finde ich die Entwicklung... na ja... ich bin selbst nervös xD Aber ich glaube, das ist ein gutes Zeichen ;D Bis zum nächsten Mal *winke* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mann, mir ist gerade selbst ganz kribbelig zumute xDDDD Das ist echt mal ein Experiment, mal sehen, ob ich das bis zum Schluss durchhalte oder ob ich vorher umkippe :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das ist jetzt so ein bisschen der erste Teil des Gesamten. Man kann es auch das Ende des ersten Drittels nennen... ich weiß, verwirrend :D In den nächsten Kapiteln geht es nach Wutai, ich freu mich schon, ich hab da schon ein paar Ideen, wie es weitergeht. Aber zuerst folgt eine kleine Pause hier, weil ich noch ein paar andere Sachen zum Abschluss bringen will :) Ich denke mal, Mitte Mai kommt hierzu was Neues. Bis dahin also *winke* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diese Liste heißt übrigens "Warum ich ohne Vincent besser leben kann" und Punkt 13 darauf lautet folgendermaßen: "Wenn Vincent einen küsst, vergisst man alles um sich herum, das sollte verboten werden!!!!!" xD Natürlich nur ausgedacht ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich erwische mich noch oft dabei, dass ich eben das Pairing aus dem Spiel vor mir sehe, was aber Quatsch ist. Yuffie wird auch mal erwachsen, daran muss ich mich auch gewöhnen, daher ist die FF eine gute Möglichkeit, mich daran zu gewöhnen. Aber hey, nur weil man erwachsen ist, heißt das nicht, dass man seine ureigene Art ablegen muss, würdet ihr ja auch nicht machen, oder? Das versucht Yuffie hier auch Vincent immer wieder klar zu machen: Sie ist noch immer seine Yuffie, wenn auch auf einem neuen Level xD
Ich hoffe, euch gefällt dieser Ansatz ein wenig und damit auch die FF. Danke an dieser Stelle für´s Lesen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  RandaleEiko
2018-05-22T15:03:09+00:00 22.05.2018 17:03
Mir gefällt die FF auf alle Fälle. Das Yuffie irgendwann mal erwachsen wird, ist glaub ich desshalb schwer vorstellbar, weil man sie im spiel / Film nicht anders kennen gelernt hat. In der Zeitspanne der Abenteuer vergehen keine Jahre und somit werden die Charaktere auch nicht Älter (reifer). Bei Cloud gehts mir genauso. Wenn ich das Pairing Zack/Cloud lese ist letzterer bei mir immer im Teenager Alter, also der Infanterie Cloud. Aber sonst sehe ich ihn auch nur wie aus AC (weil sein Stil und seine Art dort einfach am coolsten sind<3) ....GNAARF MENNO ICH WOLLT DOCH EIGENTLICH FÜR NE KLAUSUR LERNEN, JETZT HAB ICH MICH HIER VÖLLIG FESTGEBISSEN (>0<)
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
22.05.2018 17:33
Das freut mich, dann schreib ich die FF eben für dich und mich weiter xDD
Ja, genauso geht es mir auch mit Cloud, wow O.O xD Aber es ist einfach spannend, eine erwachsene Yuffie zu schreiben. Ich hoffe, ich kriege es hin, dass sie trotzdem Yuffie ist, auch, wenn sie hier halt älter ist und demnach auch andere Bedürfnisse hat außer Materia sammeln xD
Jedenfalls danke für deinen prompten Kommentar, damit hatte ich jetzt noch nicht gerechnet, dieses Kapitel ist ja erst seit ein paar Stunden on. Danke dafür *-* ... UND JETZT GEH LERNEN!!! xD
Von:  RandaleEiko
2018-04-30T09:38:08+00:00 30.04.2018 11:38
meeh du machst daraus ja einen richtigen Cliff Hänger :D. Die arme Yuffie, ich frage mich was für Typen sie zur Auswahl gestellt bekommt? Ich bin schon sehr gespannt wie das weiter gehen wird, aber erstmal heißt es wohl abwarten.
Bis nach der Pause
Tschöööö

Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
30.04.2018 12:54
Muhahahaha xD Nee, nur Spaß :)
Vielen Dank für deinen Kommi und bis Mitte Mai ist ja nicht weit ;)
Bis bald :)
Von:  RandaleEiko
2018-04-26T13:50:21+00:00 26.04.2018 15:50
Also mir gefällt das erste Kapitel schon mal sehr. Ist eine schöne Idee und auch gut umgesetzt. Dein Schreibstil ist auch völlig in Ordnung, vieles ist schon mit Worten umrahmt und nicht einfach so hingeklatscht. Ich freue mich aufs nächste Kapi und bin gespannt wie das weiter gehen wird.

Liebe Grüße
RandaleEiko
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
26.04.2018 19:17
Vielen Dank für deinen Kommi RandaleEiko, da freu ich mich sehr, wenn das so gut ankommt :) Ich hoffe mal, der Rest wird auch entsprechend, wie gesagt, es ist ein großes Experiment für mich :)

Liebe Grüße zurück
Kyo


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