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Kioku no Kaze

Wind der Erinnerung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend :)
Hier beginnt nun eine FF in der es um Sesshomaru und Kagura geht, die in der neuen Zeit wiedergeboren wurde :)
Ich widme die Story: Dudisliebling
:) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben :)
Es geht weiter!
Wen wird Kagura treffen und wie wird sie damit umgehen,
dass man sie hier kennt?
Wird sie es schaffen? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So ein neues Kapitel :) Ist ja Freitag ^^
Das nächste gibt es dann übrigens Sonntag.

Kann Kagura gerettet werden?
Kann sie sich behaupten?
Was wird Sesshomaru unternehmen? :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So das Sonntagsupdate ist da :D
Kagura lernt nun das Mittelalter kennen
und auch dessen Negativität. Sie ist Mittellos und muss sich wohl erstmal einen Plan zurechtlegen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier das zweite Kapitel für diesen Sonntag :)
das war es dann leider auch mit meinen Vorlauf :)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)
Kagura träumt und erfährt ein wenig über ihr vergangenes Ich Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
so ein neues Kapitel :D
Kagura hat sich überlegt, an etwas besseres zu Essen zu gelangen :D Komplett anzeigen

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Prolog

„Hey Katayama-san, herzlichen Glückwunsch zum Abschluss. Schade, dass es nur für den zweiten Platz gereicht hat.“ Ein junger Mann umgriff kurz meine Hüfte, bevor er mich spielerisch zu sich drehte. Ich schnaubte und starrte ihnen aus meinen rotbraunen Augen an. Spielerisch zwickte ich ihm in die Hand, sodass er die Pfoten von mir ließ.

„Schwing keine Reden Nummer 100.“, blökte ich, bevor ich meinen grünschwarzen Pferdeschwanz zur Seite schwang und ihm einen verachtenden Blick schenkte.

Er schmunzelte und zwinkerte mir kurz zu. „Ich habe ja auch nicht vor zu studieren, Streberin. Kaum zu glauben. Wie viele Streber hast du dafür erpresst, damit sie dich unterrichten?“

„Genug.“, flüsterte ich und strich leicht über seine Wange. „Es war wirklich leicht. Teilweise war es schon sehr kindisch, was ich dafür machen musste. Aber naja. Was tut man nicht dafür?“

„Wurdest du angenommen?“

„Natürlich.“, meinte ich ernst und streichelte noch einmal seine Wange. Es war schon schade, dass er mich nicht an meine Uni begleiten würde. Aber es fand sich bestimmt ein passender Ersatz, der mir gute Dienste leistete. „Was ist mit dir?“

„Ach, ich werde erst einmal etwas Jobben gehen. Kennst mich doch. Ich packe einfach gerne an. Erst recht dich.“

Dieses gewohnte heiße Knistern kitzelte meine Nerven, wenn ich nur an die vielen Dinge dachte, die wir schon gemacht hatten. Er hatte wirklich immer gerne angepackt. Möglicher Weise würde ich ihn doch noch etwas halten. Aber nur etwas. „Verständlich, bei dem was ich zu bieten habe.“

„Verfickt noch mal sehr viel. Was mach ich nur, wenn ich diese Kurven so selten ab jetzt sehen kann?“

Ich löste mich etwas von ihm und hob die Schultern. „Da kann man sich bestimmt einig werden, aber jetzt muss ich erstmal feiern.“

Er grinste mich an: „Gerne, wo?“

„Also…“

„Frau Katayama-dono, Sie werden erwartet.“, meinte eine erwachsene männliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich geschickt zu ihm, während sich mein Blick ganz natürlich verfinsterte. Mein dunkelblauer Faltenrock schien auf einmal steif, wie auch meine weiße Bluse, die ich in meinen Rock gestopft hatte. Die blaue Schleife hingegen würgte mich. Ich zog ein wenig daran mit meinem Finger, bevor ich gerade und fest den Chauffeur entgegenblickte. Wieso war er hier?

„Worum geht es?“

„Ihr Vater erwartet Sie. Bitte folgen Sie mir.“, meinte er ernst und sah noch einmal zu dem Typen hinter mir. „Alleine.“

Ich hatte schon verstanden. Mein Herz zog sich ein wenig zusammen. Wie konnte er es wagen auch noch diese Grenze zu überschreiten? Mit geballten Fäusten atmete ich einmal tief durch, drehte mich um und lächelte den Schönling an. „Wir verschieben das auf später.“

„Natürlich. Feier schön.“, hauchte er. Mein Magen würgte kurz. Feiern… Wenn der wüsste. Aber so war es halt. Ich folgte meinem Chauffeur. Ich war jetzt 18 und müsste noch 3 Jahre unter der Herrschaft meines Vaters ausharren, aber auch danach wäre es noch die Frage, ob ich von ihm loskäme. In all diesen Jahren hatte es wohl kaum einen gegeben, der wusste, wer mein Vater wirklich war. Wenn es einer rausbekam, verschwand er, außer er arbeitete für meinen Vater. Somit hatte ich irgendwann auch aufgegeben, jemanden zu erzählen, was in meinem Heim so vor sich ging. Es konnte mir doch sowieso keiner helfen. Niemand der es je versucht hatte, hatte seine Taten überlebt. Des Weiteren wusste er, wie er schlechte Nachrichten im Keim erdrückte.

Etwas nervös stieg ich in den Wagen. Es war fast so, als würde ich in dem Moment alles verlieren. Mein ganzer Schutzwall schien defekt, als sich die Tür zur Freiheit schloss. Er stieg ein und wie immer verriegelte er die Türen. Angeblich, damit ich nicht entführt würde, aber für mich fühlte es sich eher so an, als ginge es nur darum, dass ich nicht fliehen könnte. Ich presste meine Knie gegeneinander und versuchte mein Herz zu beruhigen. Wie so oft versuchte ich mein Daheim zu vergessen und zu verdrängen.

Dabei war meine Maske perfekt, aber sobald es um meinen Vater ging, da konnte ich es nicht mehr wahren. Wie ich mir doch wünschte, ihm auch meine Meinung geigen zu können. Ihm meinen Fächer an den Hals zu halten, den ich mit einer rasiermesserscharfen Klinge bestückt hatte. Doch jedes Mal, wenn ich nur den Gedanken in Betracht zog, verflog alles. Die Angst lähmte mich regelrecht, wenn er meinen Körper gefangen nahm.

Argh! Ich schüttelte mich und strich über mein langes hochgebundenes Haar. Gerade hatte ich meinen Abschluss gemacht. Hätte er mir nicht wenigstens diesen Tag lassen können? Zumindest war die Uni weiter weg, sodass ich ausziehen musste.

Da war es wirklich positiv, dass er der Boss der Yakuza war. Er konnte es sich nicht leisten, ständig fern zu bleiben. Bestimmt bekäme ich natürlich eins der vielen Häuser zur Verfügung, damit er mich unter Verschluss halten konnte, aber das musste ich hinnehmen.

Ich hatte mich für ein duales Studium angemeldet. Mein Vater sollte nichts dagegen haben, dass ich mich für die Politik interessierte und andere Sprachen. So könnte ich nach einiger Zeit ins Ausland zu einem Austauschjahr. Ja, es hatte wirklich seine guten Gründe gehabt, so viel zu lernen. Es würde mich wegbringen. Wenn seine Tochter in der Politik eine Machtposition ergattern könnte, würde das seinen Status definitiv verbessern und ich könnte endlich frei sein, gegen einen kleinen Obolus, den ich wirklich gern zahlte.

 

Nach einer halben Stunde waren wir dann fast da. Es war klar gewesen, dass die Straßen verstopft waren bei den vielen Schülern, die heute ihren Abschluss gemacht hatten. Leider half es mir überhaupt nicht. Der Druck im Auto wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Hoffentlich wollte er wirklich nur reden. Hoffentlich. Ich atmete tief durch und versuchte den Druck auszugleichen, als ich das verächtliche Knirschen unter den Reifen von dem Kies vor unserem Haus hörte. Es fühlte sich wie grobes Schmirgelpapier auf meinen Nerven an. Es war so weit.

Die Tür öffnete sich und ich setzte meine Füße auf die vielen kleinen Kieselsteine. Meine Nerven waren gespannt und mein Gang wirkte steif, während ich die langen Flure durch dieses traditionelle Gebäude schritt. Immer kleiner wurden meine Schritte, während mir mein Rock zu kurz vorkam. Auf meiner Zunge bildete sich ein rauer Pelz, der eklig schmeckte. Was würde ich nicht für eine Zigarette tun. Ich griff hinter mich an meinen Fächer, den ich immer bei mir trug. Sichtbar für alle, doch auch wieder unsichtbar. Niemand sah die dünnen Klingen, so hatte ich Jahre lang damit rumlaufen können. Meine Mutter hatte ihn mir vermacht. Sie war wirklich eine starke Frau gewesen. Immer wieder hatte sie mich beschützt und gut behütet. Sie war eine Kämpferin ohne gleichen und schon deswegen, hatte ich mich in ihre Fußstapfen begeben und den Fächertanz gelernt. Elegant wie der Wind. Ich lächelte kurz, als ich den Fächer noch einmal fest drückte. Alles wird gut. Sie ist da.

 

Dann betrat ich die Höhle des Löwen. Mein Vater saß selbstgefällig auf seinem Thron und spielte ein wenig mit einem Sakeschälchen, während er auf seinen Oberschenkel klopfte. „Kagura. Ich hörte, du bist die Zweitplatzierte?“

Langsam und sehr gemächlich schritt ich auf ihn zu. Er klopfte noch einmal auf seinen Oberschenkel.

„Ja, Vater.“, meinte ich und straffte die Brust. Er sollte nicht sehen, wie viel Angst ich hatte. Meine Hand strich noch einmal über den Fächer. Ich wollte nicht, dass er mein Leben weiter in seinen Händen hielt.

„Kagura. Trödel nicht so.“, hauchte er lächelnd und drehte die Hand. Ich wusste, er würde sie nicht wegnehmen. Mein Herz setzte kurz aus, als uns nur noch wenige Meter trennten. Mit einem Tunnelblick durchquerte ich den Raum.

„Vater, ich werde nächste Woche dann aufbrechen zur Uni.“, sagte ich stark, bevor ich mich auf seinen Schoß und seine Hand setzte. Ich kniff die Augen kurz zusammen, bevor ich es einfach zu verdrängen versuchte. Mir wurde einfach schlecht davon. Warum hatte ich meiner Mutter nur so ähneln müssen? Dieser pädophile Dreckssack.

Er seufzte kurz, während ich ihn spürte an Bereichen, an denen ich ihn nicht wollte. Ich kniff leicht die Augen zu und hasste meinen Körper dafür, dass er einfach jedes Mal auf ihn reagierte. „Ich muss dich enttäuschen.“

Ich horchte auf und verkrampfte mich. „Vater?“

„Du wirst heiraten. Auch wenn ich dich sehr vermissen werde.“

„Heiraten?“, keuchte ich und wollte mich von ihm lösen, doch seine Hand ergriff meinen Oberschenkel fest und verhinderte es.

„Rein Formell. Ein sehr reicher Geschäftsmann. Nach der Heirat, wird er dir das Geld vererben, wenn er in ein paar Jahren stirbt.“

„Wie alt?“, flüsterte ich heiser, während sich mein Körper krampfte.

„60ig.“

Ich erstarrte. „Aber mein Studium!“

„Kagura, hast du wirklich geglaubt, ich würde das zulassen?“

„Aber!“

„Aber was? Du bist meine Tochter und wirst mir dienen. Als schwarze Witwe. So gerne, wie du die Beine breit machst, sollten wir schneller an Macht gewinnen, als dass ich dich studieren lasse. Als Frau würdest du sowieso nie genug Macht besitzen.“

Ich zuckte, als er drängender wurde. Ich wollte nicht mehr. Das war zu viel. Warum konnte ich nicht frei sein? Keuchend umgriff ich den Fächer. Mama. Bitte, gib mir Kraft. Auch wenn es mich das Leben kostet, aber ich kann nicht so weiter machen. Wie er mir jetzt bewies, hatte er mich verarscht. Ich würde nie entkommen und sollte mit seinen Opfern schlafen. Er verkaufte mich mit dem Wissen, dass ich immer wieder in seine Fänge geriet. Mama… bitte…

„Kagura. Zieh dich aus, du brauchst diese Kleidung nicht mehr.“ Wütend zog ich mit Schwung den Fächer nach vorne, wissend das eine Hand unter mir und eine Hand auf meinem Oberschenkel war. Er konnte nicht so schnell handeln. Rasiermesserscharf schnitt der eingeklappte Fächer über sein Gesicht, bevor er mich schreiend losließ und von sich schubste. Ich krachte bebend auf meinen Hintern und starrte in das verunstaltete Gesicht. Die Klinge hatte eine Linie von rechts unten und nach links oben gezogen, doch seinen Hals hatte ich verfehlt. Dafür klaffte eine Wunde in seinem Gesicht, auf die er wütend seine Hand presste.

„Schlampe. Dir bring ich benehmen bei.“, fluchte er und packte sein Katana, welches neben ihm lag. „Ich bringe dir Dankbarkeit bei.“

Panisch sprang ich auf und nahm meine Beine in die Hand. Mir fiel nichts Besseres ein, als zu laufen mit meinem Fächer in der Hand. Was würde er mir nur antun, wenn er mich erwischte? Das wollte ich nicht erfahren. Gegen sein Schwert hatte ich keine Chance und so wütend wie er war… Ich schluckte und stürzte aus dem Haus. Geschickt wich ich den Wachen aus und sprang über die Mauer. Es war, als würde der Wind mir helfen. Meine Mutter hatte das immer gesagt. Sie hatte davon geredet, dass der Wind mit mir tanzte und sie hatte recht. Er schien mich zu führen und mich zu begleiten, während ich weiter und weiter rannte.

 

Ich ließ mich einfach leiten, als ich schwer atmend vor der Treppe zum Higurashi Schrein ankam. Eine Böe erfasste mich und wehte ein paar Blätter die Treppe hoch. Erst wollte ich weiterlaufen, doch eine weitere schien mich treiben zu wollen. Als ich dann auch noch die Häscher meines Vaters hörte, tat ich es einfach. Die Treppe nahm ich mit so wenigen Schritten wie möglich und sah das Tempelgelände an. Wo sollte ich nur hin? Niemand konnte mir helfen, sie würden jeden einfach töten…

Hier lang…

Ich blickte zu einer Holzhütte, zu der meine Haare wehten, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten. Nur diese Stimme… Lautes Geschrei erschallte wieder hinter mir. Anscheinend teilten sie sich auf. Geschwind rannte ich zu der Holzhütte, riss die Tür auf und starrte auf einen düsteren Raum, in dem ein Brunnen war.

Weiter…

Wieder diese Stimme. Ein warmer Wind schien mich regelrecht in den Raum zu pressen. Sicherheitshalber schloss ich den Raum, bevor ich zum Brunnen lief und hineinblickte.

Spring… Sei frei!

Ich drückte den Fächer in meiner Hand noch einmal fester, bevor ich ihn anhob und besorgt ansah… Gut, ich vertraue dir, auch wenn du nicht meine Mutter bist… Frei… ja.

Ich stieg auf den Rand des Brunnens und blickte hinein. Auch wenn es einfach nur absurd klang, wollte ich es wagen. Wahrscheinlich würden meine Beine bersten, aber …

Spring, jetzt!

Meine Beine zittern, als ich dann den alles entscheidenden Schritt tat. Ich fiel und fiel und fiel. Eine schier unendliche Dunkelheit erfasste mich, umringt von tausenden Sternen.

Ich spürte wie mein Körper immer tiefer glitt und in die Nacht eintauchte. Aber dort war doch kein Wasser gewesen oder? Leicht hektisch ließ ich meinen Blick durch die schwarze Nacht streifen, in der viele kleine Kristalle zu funkeln schienen. Wo war ich? Wo nur? Wo war ich hingeführt worden? Sei stark, Kagura. Alles war besser, als bei ihm zu bleiben. Bestimmt hast du dir etwas angeschlagen…

Irgendwann hörte sich die Welt dann auf zu drehen und ich spürte, wie meine Füße den Boden fanden. Es fühlte sich beinahe so an, als könnte ich schweben, bevor die Schwerkraft mich umfing und zu Boden riss. Verunsichert starrte ich auf den kühlen Boden, bevor mein Blick an der Seite nach oben wanderte. Leicht verwirrt suchte ich die Leiter, die bis eben noch dagewesen war. Doch statt der Leiter fand ich nur Efeu, welches sich hineinrankte. Auch schien die Sonne in den Brunnen, was wirklich verwunderlich war, da der Brunnen doch in einer kleinen Holzhütte stand.

Leicht nachdenklich schnappte ich mir dann aber das Efeu, als ich keine Stimme vernahm und kletterte nach oben. Wer wusste, wie lange ich ohnmächtig gewesen war. Falls das wirklich eine Ohnmacht natürlich war. Geschickt kletterte ich den Efeu hoch und zog mich mit Schwung über den Brunnenrand, nur um verdattert auf eine grüne Wiese zu blicken. Was zum?

Jetzt nahm ich auch noch das letzte Bisschen und schwang mich auf den Rasen, der nicht unter meinen Füßen nachgab. Ich stampfte ein paar Mal auf und musste feststellen, dass ich den Boden fühlte. Also war ich wach, aber wenn ich wach war, wo war ich dann? Vielleicht hatte ich natürlich auch eine Gehirnerschütterung und bildete mir alles ein…

Nachdenklich hockte ich mich auf den Rand. Es konnte nur ein Traum sein oder? Ich meine hier war überall grüner Rasen, weiße Blumen und Bäume. Es schien mir als wäre ich auf einer Lichtung im Wald gestrandet, doch das konnte nicht sein. Eben war ich doch noch auf einem Schrein Gelände gewesen.

Ich zog die Schuhe kurz aus und fuhr mit meinen Füßen über den leicht kühlen Rasen. Warum fühlst du dich nur so echt an? Eigentlich erinnerte ich mich an keinen Traum dergleichen, der so erschreckend real gewirkt hatte.

Seufzend biss ich mir auf die Unterlippe und zog mir die braunen Schuhe wieder an. Zumindest trug ich meine Schuluniform. Das war ein kleines Trostpflaster.

Kurz grübelte ich, wie ich weiter vorgehen sollte, als ich Geräusche vernahm. Es klang wie zwei streitende Parteien, die auf mich zu kamen. Ich atmete tief durch und stellte mich gerade vor den Brunnen. Die könnten mir bestimmt erklären, was hier los war. Ob Traum oder nicht würde ich später erkennen, aber jetzt musste ich erst einmal weg von hier. Weg von diesen Brunnen, falls noch andere ihn durchquerten.

Ich umgriff mein Erbstück fest und legte es an meine Hüfte. Das würde reichen zur Verteidigung. Es war nicht so, dass ich unfähig war, nur weil ich dieses Arschloch verfehlt hatte. Er war einfach ein anderes Kaliber, dass mich abgerichtet hatte. Bestimmt war die Angst dazwischengekommen, aber nicht bei den ankommenden Personen. Sie würden mir nicht zu nahe kommen.

Mein Herz schlug ein klein wenig lauter, als die Personen dichter kamen. Sie schienen sich um den Brunnen zu streiten und irgendein Mädchen namens Kagome, die morgen kommen würde. Kagome? Hm… ich presste die Lippen aufeinander. Irgendwoher hatte ich den Namen schon einmal gehört. Ob sie mit mir die Oberstufe besucht hatte? Wäre möglich. Das könnte wiederrum ein Indiz dafür sein, dass es kein Traum war. Aber das war doch komplett unmöglich in einer anderen Welt zu landen durch einen Brunnen.

„Inu Yasha, sie kommt doch morgen! Bitte warte!“, krakelte eine piepsige Kinderstimme vorne am Waldesrand. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Gegen ein Kind käme ich an. Das würde wimmernd erklären, wo ich war. Kein Gegner für mich.

„Halt die Klappe Shippo! Lass mich verdammt noch mal los!“, schimpfte ein ungestümer junger Mann. Er klang mir wie ein Jugendlicher. Der würde mir freiwillig die Infos geben. Ich ließ ein wenig meine Verteidigung sinken und lehnte mich gegen den Brunnen. Sicher, dass ich diese Situation meistern konnte.

Schon fast ungeduldig wippte ich mit dem Fuß, als plötzlich ein weißer Schopf aus dem Wald trat und ich auf weiße Hundeohren blickte. Ich fiel aus allen Wolken und rieb kurz über meine Augen, nur um feststellen zu müssen, dass es keine Einbildung gewesen war. Da stand ein Teenager in roter altmodischer Kleidung mit weißen Haaren und Hundeohren und daneben war so ein kleiner Kerl, der wohl wenn einen halben Meter groß war. Sein Haar war orange und er trug auch altmodische Kleidung und hatte etwas fettes Buschiges hinten dran. Mein Auge zuckte leicht. Nun ein Punkt dafür, dass es doch nicht real sein konnte. Ich meine… das war komplett unmöglich.

Erst bemerkten sie mich nicht im Streit, doch als mich der weißhaarige dann anstarrte, entgleiste sein Gesicht. Das Kind sprang hinter ihn und zeigte mit einem panischen Gesicht auf mich.

„K-k-k-kagura!“, kreischte er und der Junge zog auf einmal ein Schwert, welches riesig wurde. Das war nun wirklich unlogisch. So eine kleine Schwertscheide und so ein riesiges Monster kam daraus. Es war ein sichelförmiges Schwert, an dessen Griff Fell war. Ich zwinkerte noch einmal. Noch ein Punkt für einen Traum. Schon weil der Junge meinen Namen aussprach.

„Kagura…“, knurrte der weißhaarige ein wenig und schnupperte dann auf einmal, als wäre er wirklich ein Hund. „Ich rieche Naraku. Das ist wirklich Kagura.“

Mist. Der Brunnen war hinter mir, weswegen ich langsam seitwärts schritt und ihn mit meinen Augen fixierte. Solange er auf mein Gesicht sah, konnte ich vielleicht einen Ausweg suchen. Ja, ich hatte einen Fächer, aber so ein großes Schwert könnte ich nicht abwehren. Egal wie sehr er verstärkt war, er würde nicht so einem Monster standhalten. Wenn es so schwer war, wie es aussah, könnte ich es nicht parieren. Natürlich könnte ich ausweichen, aber dieses Schwert hatte sich vergrößert. Wer wusste, was es noch konnte.

Aber wieso roch er meinen Vater an mir… Oh nein… Ich schluckte und mein Herz setzte kurz aus. Natürlich. Natürlich stank ich nach ihm, wenn er wirklich so eine gute Nase hatte. Nur woher kannten sie mich und ihn?

„Was willst du hier, Kagura? Du solltest tot sein!“, schnaubte der Junge und kam einen Schritt auf mich zu mit seinem Monsterschwert. Verdammt. Tot? Was redete der für einen Unsinn?

„Ich lebe, wie du sehen kannst, Köter!“, schimpfte ich dann. Ich musste ihn ablenken. Unbedingt! „Ich weiß nicht, was du bist, Köter, aber damit das klar ist, es ist mir scheiß egal, was mein Vater dir aufgetragen hat!“

„Aufgetragen?“, schien der weißhaarige Kerl kurz irritiert, während der kleine Junge an dessen Kleidung zog. „Was willst du Shippo?“

„Ihre Kleidung!“

Jetzt sah mich der Kerl wieder an und seine Augen wurden groß. Seine Nase zuckte und seine Stirn legte sich in Falten. Er kam schon wieder auf mich zu, aber diesmal war ich schneller. Geschwind griff ich in meine Tasche und beförderte eine kleine Kugel heraus. Es war eine Rauchgranate konnte man sagen. Sie war für Notfälle und das war einer. Vielleicht war sie klein und nicht so effektiv, wie die Armeewaffen, aber in ihnen steckte eine lange Tradition. Schon die Ninja hatten sie verwendet, um zu türmen.

Von diesem Mann ging Gefahr aus und würde ich bleiben, könnte ich vielleicht nicht mehr entkommen. Wer wusste, ob er mich zu meinem Vater zurückschickte. Zumindest sah ich, dass das Kind Angst hatte. Warum wusste ich nicht, aber darum würde ich mich später kümmern.

Mit Elan warf ich die kleine schwarze Kugel vor mir auf den Fußboden und nahm die Beine in die Hand. Weg hier. Aber schnell. Ich hörte noch hinter mir den Köter husten, wie auch das Kind, während ich im Wald verschwand. Im letzten Moment sah ich noch einmal zurück zum Brunnen. Diese Stimme hatte mich hereingelockt, doch wirklich frei war ich nicht. Ich war auf der Flucht. Auf der Flucht vor wildfremden. Es schien mir fast wie eine Märchenwelt. Bestimmt hatte ich mir den Kopf angeschlagen und stellte mir nur vor, dass es sich hier um merkwürdige Geschöpfe handelte. Bis meine Sicht normal wurde, müsste ich mich verdeckt halten. Egal wie real alles wirkte. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass es ein Traum war oder dass ich halluzinierte. Mein Vater hatte sich mit Giften immer schon ausgekannt. Wer wusste, ob sich etwas in mir befand.

Ich schüttelte den Kopf. Dieser Wichser. Wenn er mir wirklich Drogen gegeben hatte… Wie konnte er mir das nur antun?

 

Nach etwa einer Stunde machte ich halt. Gut, dass ich eine so gute Kondition hatte. Hier, wo ich jetzt war, schien keine Menschenseele zu sein. Solange ich nicht wusste, was los war, sollte ich wohl auch Menschenansammlungen meiden. Die frische Luft einatmend ließ ich mich ins hohe Gras fallen und starrte auf die weite und teils flache Ebene.

Gehen wir alles durch. Ich war vor meinem Vater geflohen und in einen Brunnen gesprungen. Hier wurde ich aber auch verfolgt und alles war grün. Theoretisch war ich in Tokio, praktisch schien ich aber eher in einer ländlichen Region zu sein. Wäre es möglich, dass sie mich gefunden und entführt hatten? Machte mein Vater ein Spiel daraus? Er war für Gifte bekannt und seine Art, Menschen grausam zu quälen und zu zermürben. Selbst meine Mutter war nicht freiwillig zu ihm gekommen. Ihre Familie hatte Schulden gehabt und da sie so hübsch gewesen war, hatte mein Vater sie zu seiner Frau genommen. Oft vermutete ich, dass sie wegen mir, sich vorher nichts angetan hatte. Mein Herz zog sich ein wenig zusammen. Sie hatte alles aufgefangen. Hatte mich immer beschützt.

Ich hob meinen Fächer an und betrachtete ihn stillschweigend. Es war ein Erbstück, welches wohl schon Jahrhunderte in dem Besitz meiner Familie gewesen war, auch wenn ich das eher für eine Lüge hielt. Dieser Fächer war so gut erhalten und zwischendurch noch verbessert werden. Aber egal. Meine Mutter hatte ihn geliebt und ich liebte ihn genauso sehr. Er gab mir Sicherheit an diesem merkwürdigen Ort.

 

Eine kleine Böe erfasste mich und wehte mein Haar hoch. Kleine Partikel glitzerten im Licht, die fort von mir getrieben wurden. Entspannt beobachtete ich sie kurz, wie sie im Wind tanzten. Ich sah mich schnell um, bevor ich aufstand, meinen Fächer aufklappte und mich mit dem Wind kurz drehte. Es half mir meine Mitte zu finden. Angenehm, wie frisch diese Briese doch war. Wie schön es wäre, einfach wegfliegen zu können. Doch auch wenn mein Vater seine dreckigen Finger in diesem grotesken Spiel hatte, würde ich ihm niemals die Genugtuung geben, einfach zu sterben. Meine Mutter hatte mich zur Kämpferin erzogen. Er würde mich nie wieder berühren.  

Mit Schwung klappte ich den Fächer zu und schloss die Augen, bevor ich in die Richtung des Windes blickte, der um meinen Körper tanzte und dann Richtung Westen weiter ritt. Der Wind schien mir wie immer den Weg zu weisen. Es brauchte keine Stimme, damit ich diesen Wink verstand. Frei wie der Wind wollte ich sein und würde mich von ihm treiben lassen. Zu oft hatte der Wind mich schon richtig geleitet, also musste es auch diesmal so sein.

Bitte bring mich an einen sicheren Ort. Weg von meinem Vater. Einfach nur weit weg. Natürlich war mir klar, dass meine Laufbahn zerstört worden war. Nie würde ich eine Chance bekommen, eine Uni zu besuchen, denn dann würde er mich finden. Aber das brauchte ich nicht. Ich würde mich so durchschlagen.

Ich atmete noch einmal die frische Luft ein und füllte meine Lungen mit dem Wind, bevor ich die Augen auf mein Ziel vor mir richtete. Freiheit. Genau das wünschte ich mir und ich würde alles dafür tun. Egal welche Situation, ich würde sie meistern. Mein Vater hatte vielleicht mein Selbstvertrauen wieder angekratzt, doch das würde ich wie jedes Mal überwinden.

 

Meine Füße trugen mich immer schneller mit dem Wind durch das Gras. Mein blauer Rock wehte hin und her und auch mein Haar flatterte im Wind, während ich einen Hügel hinunterstürmte. Der Wind gab mir das Gefühl, nicht alleine zu sein und auch der Fächer gab mir Kraft. Trotz der lauernden Gefahr, würde ich das beste daraus machen. Wo wirst du mich hinführen mein Wind? An einen sicheren Ort? Ich weiß es nicht, aber ich vertraue dir. Bring mich weit weg von hier. Weit weg.

Doch dann auf einmal entriss es mir die Füße. Der Fuß der aufgekommen war, wurde gepackt und ich spürte, wie ich durch die Luft flog und unsanft rollend auf dem Boden aufkam. Ich keuchte und starrte zu dem Ort, den ich betreten hatte, nur um ein merkwürdiges Monster zu sehen. Ich rieb meine Augen und erstarrte, als ich vor mir einen Oni erblickte. Vor Angst erstarrt, blickte ich mit meinen großen rotbräunlichen Augen auf dieses finstere Geschöpf. Seine Haut war gräulich und er war bepackt mit Muskeln, während er nur einen Lendenschurz mit Tigerstreifen trug. Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht, welches breitgezogen war. Seine Augen waren riesig und tiefschwarz, während sein Maul gewaltige Ausmaße annahm. Mein nächster Blick ging zu seiner Hand, wo er wie in den Legenden eine riesige Keule hielt.

Verdammt, was war das? Der Junge war noch erklärbar, aber das hier? Mein Herz packte kurz die Furcht, bevor ich leicht zitternd aufstand. Mein Vater schickte doch nicht etwa Monster? Ich meine… hatte er diese gezüchtet oder war es doch nur ein Traum?

Ich schluckte und versuchte meinen Mittelpunkt zu finden, bevor ich meinen Fächer fest umfasste und mich zum Angriff bereit machte. Dieses Monster starrte mich still an. Doch ich wusste, wenn ich mich nur einen Meter nach hinten bewegte, würde es mich angreifen. Ich missbilligte die Situation. Der Wind hatte mich fehlgeleitet. Verdammt. Jetzt stand ich hier vor einem Monster.

Scheiße. Ungestüm ließ ich einen Schwall Luft aus und schloss die Augen für einen Moment, bevor ich ihn böse funkelnd ansah. Die oberste Regel war, den Feind nicht spüren zu lassen, dass man Angst hatte. Kagura, du kannst dieses Vieh schlagen. Solange es nur Haut ist, konntest du alles schneiden. Verstanden? Mein Fächer wird durchschneiden bis tief hinein in ihn und sein Herz durchbohren. Er war bestimmt ein zum Ungeheuer gezüchteter Mensch. Also, Kagura. Das packst du. Der wird wimmernd um sein Leben flehen.

Geschwind stürzte ich vor. Der Oni oder Mensch schien überrascht von meiner Handlung und zuckte kurz nach hinten. Meine Chance. Ich zog die Klingen des Fächers über seine Brust und wich seinem Schlag aus. Der war langsam. Ich machte einen halben Salto nach hinten und kam schlitternd auf dem Boden auf. Adrenalin pumpte sich durch meinen Körper, bevor ich einen weiteren Angriff startete. Keiner hält mich auf. Mein Körper tanzte regelrecht um ihn herum, während ich ihn mit meinem Fächer bearbeitete und er schrie. Fast schon lachend schlug ich immer wieder zu.

Als er langsamer zu werden schien, klappte ich den Fächer zusammen und ließ eine längere Klinge erscheinen. Mein Körper sprang hin und her, bis ich vor diesem Ungetüm war und ihm die Waffe in die Brust rammte, wo sein Schwert war. Es keuchte. Ich war in Anatomie sehr gut gewesen und hatte gelernt zu töten.

Das Monster grollte über mich und würde vergehen. Ich grinste siegessicher, als mich plötzlich ein Hieb von seinen Armen erwischte und ich hart auf dem Rasen aufkam. Keuchend hustete ich. Der Schlag auf meine Rippen schmerzte in Mark und Bein. Dieser Schlag war fast übermenschlich gewesen. Ich schluckte und sah zu dem Monster in dessen Rumpf mein Fächer steckte.

Es versuchte ihn zu greifen, doch ich stürzte vor und zog an dem Fächer, aber er steckte fest. NEIN! Verdammt! Ich riss noch einmal, bevor mich schon wieder ein Schlag erwischte. Meine Waffe! Wieso steckte sie fest?

Das Adrenalin strömte durch mich, während ich einen Weg suchte. Wie konnte ich nur gewinnen? Es stapfte auf mich zu und brüllte laut. Besorgt starrte ich das Monster an. Wieso nur? War es doch kein Mensch? Wieso bewegte es sich noch?

Ich robbte ein wenig rückwärts, bevor ich wieder aufstand und nur seinen Schlägen ausweichen konnte. Auch wenn er mich nicht erwischte, entfachte er mit seiner Waffe immer wieder einen Sog, der mich aus dem Gleichgewicht brachte. Der Schlag hatte wahrscheinlich doch mehr angerichtet, als ich erst vermutet hatte.

Verdammt!

Und dann sah ich einen Hieb, der auf mich zu kam. Es war zu spät zum Ausweichen. Ich riss die Arme hoch und schloss die Augen. Gefasst auf den brennenden Schmerz und den wahrscheinlich brechenden Arm, der daraus resultieren würde.

Sesshomaru:

Drei ganze Jahre nach der Rechnung der sterblichen waren ins Land gezogen, seit wir Naraku bezwungen hatten. Jedoch hatte dies dazu geführt, dass nun alle schwachen Dämonen sich aus ihren Löchern verkrochen und Unheil stifteten.

Natürlich kam es mir sehr gelegen, um meinen Einfluss auf dieses Land zu stärken. Rin hatte ich im Menschendorf abgesetzt, nachdem mir diese alte Miko dazu geraten hatte. Ihre Argumentation war nur verständlich. Rin sollte den Umgang mit anderen Menschen lernen und ein Leben in Frieden genießen. Erst hatte sie sich gewehrt, doch schnell hatte sie es eingesehen, als die ersten Dämonen auf der Bildfläche erschienen waren.

Solange Naraku noch dagewesen war, war es ungefährlich gewesen. Natürlich barg es schon damals Risiken, aber da die Dämonen in Angst gelebt hatten, waren sie versteckt geblieben. Doch jetzt waren es so viele, dass es wirklich problematisch geworden war, sie zurückzulassen. Sie verstand es. Dafür besuchte ich sie jedes Mal, wenn mein Weg mich über dieses Gebiet trieb.

Es war erstaunlich, wie schnell sie wuchs, so brachte ich ihr öfters Kleidung. Jaken hingegen begleitete mich auch weiter. Dies wäre meine Chance nun mich durchzusetzen. Ich war zum Daiyoukai aufgestiegen und meine Herrschaft würde bald beginnen.

„Meister Sesshomaru?“

„Was?“, fragte ich Jaken etwas genervt, während ich mich auf den Weg machen wollte. Es stank mir einfach zu sehr hier. Unverständlich, wie Menschen es nicht riechen konnten.

„Euer Bruder scheint einen Aufriss zu veranstalten. Seht.“, meinte der grüne Kobold zu meiner Rechten und deutete nach vorne. Mein Halbbruder. Inu Yasha. Er hatte sich doch als Recht nützlich herausgestellt, egal wie viel Ärger er mir machte.

Kalt und arrogant folgte ich seinen hibbeligen Bewegungen. Würde er doch nur endlich erwachsen werden. Man merkte, dass er nicht streng erzogen worden war. Wie ein Kind sprang er herum und gestikulierte wild mit seinen Händen.

Erst hatte ich überlegt ihn zu ignorieren und ihn machen zu lassen, als ein Wort fiel.

KAgura

Meine Nackenhaare stellten sich bei diesem Namen auf. Kagura? Aber sie war doch tot. Dann vernahm ich noch Narakus Namen. Ich sog die Luft ein und vernahm wirklich diesen bestimmten Geruch. Auch wenn es schon über 3 Jahre lang her gewesen war.

Ich trat zu meinem Bruder, welcher augenblicklich mit seinem Gehampel aufhörte und mich schnaubend ansah. Auch wenn wir uns nicht mehr in der Luft zerrissen, änderte es nichts daran, dass unsere Beziehung zu einander eher von kalter Natur war. Ich hatte auch nicht vor, mit ihm, Inu Yasha, eine glückliche Familie zu werden. So etwas brauchte ich nicht im Gegensatz zu ihm.

Ein stiller Blick genügte, bevor er sogar den Mund öffnete.

„Sesshomaru…“, meinte er etwas kleinlaut. Er wusste, dass mein Schwert mächtig war. Endlich zollte er mir den Respekt. „Am Brunnen war Kagura, sie stank nach Naraku. Wie ist das möglich?“

Ich blickte hoch zum Wald. Der Brunnen. Den nutzte dieses Menschenweib um in ihre Zeit zu reisen.

„Inu Yasha, du hast was vergessen!“, quietschte der kleine Fuchs, dem ich sofort meine Aufmerksamkeit widmete. Fast schon kreischend versteckte er sich hinter Inu Yashas Hose und schielte leicht ängstlich hervor. „Kagura hat Kleidung wie Kagome getragen!“

„Pah, nur ein dummer Trick. Wieso sollte sie?“, meinte Inu Yasha, doch ich erfasste die Situation anders.

„Hat sie dich erkannt?“ Eine einfache Frage, die viel klären würde.

„Was? Nein… Aber sie hat auf ihren Namen reagiert und auf Narakus auch. Dieses Miststück hat mir eine Rauchkugel entgegengeschleudert und ist getürmt. Es war Kagura, ganz eindeutig. Scheiße nochmal, wieso taucht sie nach drei Jahren auf, wo sie tot ist? Meinst du, sie wurde wiederbelebt?“

Ich verzog die Lippen. „Hast du Graberde gerochen?“

„Nein, aber… ach verdammt.“, knurrte Inu Yasha, während ich meine Nasenflügel aufblähte und den Geruch aufnahm. Auch wenn er nur noch schwach war. Sie war es. Eindeutig, diesen Geruch würde ich immer wieder erkennen.

„Ich übernehme das.“, meinte ich nur kühl, bevor ich Jaken noch einen Blick zu warf. „Wir gehen.“

„Ja, Meister!“, krakelte der Frosch und folgte mir in Windeseile. Nachdem ihm aber der Drache einfiel, verschwand er noch einmal um ihn zu holen, während ich mich schon auf den Weg machte. Mein Fell wurde länger, bevor ich in den Himmel aufstieg. Er sollte nur hierbleiben. Wenn er schon unfähig war, Kagura zu fangen. Aber es war wirklich höchst bedenklich, dass sie hier war. Doch ich konnte keine dämonische Aura feststellen.

Sicherheitshalber überquerte ich den Brunnen. Nein. Nichts. Wahrscheinlich war ihr Erscheinen mir deswegen verborgen geblieben, weil ich es einfach ignoriert hatte.

Meine Nase zeigte mir den Weg, als ein leichter Wind meine Nase kitzelte und den Geruch fast magisch zu mir geführt wurde. Ihr Geruch fand ihren Anfang bei dem Brunnen. Würde das bedeuten, dass sie auf der anderen Seite gewesen war? Aber war sie es auch wirklich?

Egal, ich würde dem Nachgehen. Wir konnten es uns nicht leisten, falls Naraku wirklich wieder sein Unwesen trieb. Schon gar nicht, da sein Geruch auch hier einen Anfang fand. Nur konnte ich nicht bestimmen, ob er nur an ihr haftete, oder ob er selbst zugegen war. Niemand würde meine Herrschaft in Frage stellen. Niemand.

 

Nach einiger Zeit hatte auch Jaken seinen Weg zu mir gefunden, während ich die Gegend überblickte. Immer wieder schien der Wind mir den Weg weisen zu wollen, wie er es schon oft seit damals getan hatte. Es hatte nach Kaguras Tod begonnen. Auch wenn sie gestorben war, hatte sie sich im letzten Moment als frei bezeichnet. Frei wie der Wind.

Doch dann nahm ich noch einen anderen Geruch wahr. Ein Oni. Diese Drecksviecher wussten auch wirklich nicht wo ihr Platz war. Ich nahm die Fährte auf und traf auf ein ungeheures Schauspiel. Mir fielen fast die Augen raus, als ich dieses Geschöpf mit einem Menschen kämpfen sah, der sich nicht schlecht schlug. Doch der Mensch unterlag. Seine Waffe steckte in der Brust des Onis, während er immer wieder zu Boden ging. Ihr Geruch verankerte sich regelrecht in meiner Nase. Kagura. Es war ihrer. Selten vergaß ich einen Geruch, doch ihren schon gar nicht.

Der Oni hob seine Waffe. Diese dumme Frau hob die Arme vor das Gesicht und schien den Schlag abfangen zu wollen. Schnaubend glitt ich hinab, zückte meine Giftpeitsche und ließ den grünen Strahl aus meinen Fingern mit voller Wucht hinunterpeitschen. Der Oni zerbarst in tausend Stücke vor diesem menschlichen Geschöpf.

Ich landete vor ihr und betrachtete sie. Sie trug einen blauen Rock, eine weiße Bluse und eine blaue Schleife. Dazu komische braune Schuhe. Es war wirklich die Kleidung von Inu Yashas Weib. Was hatte das nur zu bedeuten?

Die Frau öffnete die Augen und starrte mich kurz an, bevor sie zu Boden sah und einen Fächer aus dem Rasen schnappte, welcher zugeklappt war. Ihr Herz pumpte schnell, während sie mich nicht aus den Augen ließ. Natürlich nicht. Ich war ein Jäger und sie nur ein Beutetier.  

 

Kagura:

Ein reißendes Geräusch riss an meinen Nerven, bevor ich die Augen überrascht aufschlug, da der Schlag ausblieb. Anstatt in die schwarzen Augen zu blicken, erschienen goldgelbe Augen. Erst vermutete ich den Köter, doch dann musste ich feststellen, dass dieser Mann einen Kopf größer war und sein Gesicht viel erwachsener schien. Auch fehlten die Hundeohren, auch wenn sein Haar silbrig weiß war. Fast schon neugierig stierte ich ihn an, als mir mein Fächer einfiel. Schnell sah ich herab und schnappte ihn. Er war noch immer eingeklappt und das Messer ragte heraus. Ich atmete tief durch und streckte meine Brust heraus, während ich ihn ansah.

Mein Gefühl sagte mir, dass von diesem Mann noch mehr Gefahr ausging, als von dem Oni, doch fand ich in seinen Augen nichts, dass darauf hinwies, dass ich die nächste auf seinem Beuteplan war. Wie hatte er den Gegner nur niedergestreckt? Seine Waffe steckte und das Vieh lag in Fetzen um uns herum verteilt, doch ich hatte nichts abbekommen. Was waren das nur für Geschöpfe, die hier ihr Unwesen trieben?

„Wer bist du?“, durchbrach ich dann die Stille, als neben uns ein Drache mit einem grünen Kobold landete. Der Kobold sprang ab und visierte mich sofort an. Er schien bleich zu werden, bevor er ein wenig am Körper bebte.

„Sie sieht wirklich aus wie Kagura.“

„Pff. Vielleicht, weil ich Kagura bin?“, schnaubte ich in Richtung des Kobolds. „Wer seid ihr und hat mein Vater euch geschickt?“, knurrte ich und hob den Fächer vor meine Brust, bevor ich ihn aufschlug.

Der Mann vor mir sog die Luft ein und blickte kurz zu Jaken, bevor er mich ignorierend einfach sprach. „Jaken.“

„Ah, ja mein Herr, ich bin schon still.“, quietschte der Kobold, bevor der hübsche Mann wieder zu mir sah. Ein wenig verwunderlich war seine Kriegsbemalung. Zwei rot pinke Streifen jeweils auf einer Wangenseite und dann auch noch ein bläulich lila Halbmond. Aber ein wenig grotesk wirkte dann doch wohl der Lidschatten, auch wenn es sein gutes Aussehen nur untermalte.

„Du bist Kagura?“

„Verdammt. Ja. Und dein Name? Wenn du mich zurückbringen willst, warne ich dich schon jetzt, dass du mich in Einzelteilen zurückbringen musst!“

„Sesshomaru.“

Ich starrte ihn an. Was? War das sein Name? Ich zwinkerte ein paar Mal und starrte ihn noch mal an.

„Sesshomaru also… hm…“, machte ich und traktierte ihn mit meinen Blicken. Er trug einen weißen Kimono mit Blumenornamenten und roten Elementen an der linken Schulter und an den Zipfeln seiner Ärmel. Dann hatte er noch eine weite weiße Hose an. Es erinnerte mich fast an eine Hakama, die an den Füßen zugebunden war. Auch trug er eine schwarze Rüstung mit Stacheln über der Brust und an Schulter. Unter der Hüfte teilte die Rüstung sich wie Blütenblätter in pechschwarz auf. Zu seinen Füßen trug er schwarze Stiefel, aber das wirklich merkwürdige daran war wohl das große buschige Fell, welches er um seinen rechten Arm geschwungen hatte. Es sah aus wie eine übergroße Fellstola. Ich war mir über dessen Nutzen jedoch nicht so ganz einig. Überhaupt was für ein Tier hatte er dafür töten müssen?

 

Nach meiner leichten Analyse sah ich ihm wieder in die Augen und legte meinen Kopf schief. „Bist du ein Gefolgsmann von Katayama Naraku? Sprich.“

Der Mann hob eine Braue, bevor er seine Lippen öffnete. „Nein.“

„Also bist du nicht wegen ihm hier?“

„Nein…“ Sein Blick behagte mir gar nicht. Irgendwas war da gewesen. Er sprach nicht ganz die Wahrheit, aber das würde ich auf später verschieben. Wichtiger war wohl, dass er im Gegensatz zu diesem anderen Kerl vom Brunnen, nicht zu ihm gehörte. Aber anscheinend war trotzdem was im Busch.

Kurz atmete ich durch, bevor uns ein kleiner Wind erfasste und er mich fast zu ihm drückte. Der Mann versteifte sich kurz und blickte dem Wind nach, bevor ich meinen Entschluss fasste. Was blieb mir auch anderes übrig? Er war stark. Er sah aus, als hätte er in dieser Welt etwas zu sagen. Und auch wenn er nur ein Hirngespinst war…

Ich griff ungestüm in meine Rocktaschen und förderte eine dicke Rolle mit Yen Scheinen hervor und hielt sie ihm vor die Nase. „Hier. Beschütze mich, ich will dich auch angemessen entlohnen.“

Der Mann sah von mir zu dem Bündel in meiner Hand, bevor seine Augen zu schlitzen wurden. Ich seufzte und verzog eine Schnute, bevor ich noch in die andere Tasche griff und mehr hervorholte. „Mein letztes Angebot! Nimm alles. Dafür hilfst du mir!“

„Pff, Was für einen Nutzen hat das grüne Papier?“, fragte die Kröte neben mir. Ich zog die Nase kraus und starrte ihn entgeistert an.

„Das ist Geld, Kröte. Halt dich aus einem Gespräch zwischen Erwachsenen raus!“

„Erwachsen? Das ich nicht lache. Ich bin älter wie du, Abkömmling Narakus! Wieso sollten wir dir helfen, ha?“

„Jaken.“, fluchte der weißhaarige Schönling. Die Kröte hielt sofort die Klappe. Dieser Kobold verzog sich sofort, bevor ich wieder in die Gunst seiner Aufmerksamkeit geriet. „Dein Papier hat keinen Wert für mich.“

Ich erstarrte. Keinen Wert? Ich hielt ihm gerade 100.000 Yen unter die Nase. Also war er reich oder? Nachdenklich betrachtete ich ihn von oben bis unten. Was konnte ich denn noch… bieten… Es war mein letzter Trumpf, aber so wie er aussah…

„Dann biete ich dir meinen Körper, wenn du mich vor ihm beschützt.“

Erst wollte er etwas sagen, schien es sich dann doch aber zu verkneifen, bevor ich ein wenig an meiner Schleife zog.  Jedoch mischte sich da schon wieder die Kröte ein. Wo war die wieder hergekommen?

„Er ist nicht an Menschenfrauen interessiert, spar dir das!“

Menschenfrauen? Überrascht hielt ich inne und starrte den Mann an. Natürlich war er kein Mensch, aber was war er dann?

Sesshomaru schnaubte noch einmal, bevor er mich wieder fixierte. „Wir werden sehen.“

Er drehte sich um und schritt schon davon, während ich nur leicht verwirrt auf seinen Rücken sah. War das jetzt ein ja? Ich schob das Geld in die Taschen und stand noch kurz da, als er kurz verlautete. „Ich warte ungern.“

Geschwind setzte sich mich in Bewegung und folgte diesem maskulin und doch auch feminin wirkenden Mann, während der Kröterich mich misstrauisch beäugte. Wie sollte ich das nur einordnen? Zumindest wäre ich wohl fürs erste abgesichert. Ich berührte den Fächer, den ich während der ganzen Zeit nicht weggelegt hatte. Es war schon komisch gewesen, ihm Geld zusammen mit meinem Fächer in der Hand darzubieten. Seufzend blickte ich auf sein langes Haar.

Wieso er mich wohl so angesehen hatte? Der Wind schien ihn überrascht zu haben, aber wieso? Und wieso schien jeder meinen Namen zu kennen? Es behagte mir nicht, so wenig Kontrolle über diese Situation zu haben…

Sesshomaru:

Da hatte ich nun vor dieser Frau gestanden, welche nach Kagura roch und anscheinend auch so hieß. Sie machte nicht einmal ein Geheimnis daraus, während ihr schwarzgrüner Haarschopf durch die Gegend flatterte. Ihre Haltung und ihr Verhalten zeugte auch von der Richtigkeit der Vermutung, dass es sich um diese Frau handelte. Sogar ihr Fächer schien identisch, außer einigen Veränderungen.

Jedoch war es wie ein Déjà-vu aus einer fernen Zeit, in der sie schon einmal so vor mir gestanden hatte. Diesmal wedelte sie mit einer Währung, die nicht aus dieser Zeit stammte, während sie mir damals einen Splitter des Juwels dargeboten hatte. Schon vor geraumer Zeit hatte sie um meine Hilfe gebeten. Nein, sie hatte mich bezahlen wollen.

Problematisch erschien aber dann doch nur Jaken, der wie immer sein vorlautes Mundwerk nicht halten konnte. Es wäre fatal, sie noch weiter zu verschrecken, wie es mein dummer Bruder getan hatte. Denn im Gegensatz zu ihm erkannte ich sofort, was fehlte. Die dämonische Aura. Sie war durch und durch sterblich, egal wie geschickt sie mit ihrem Fächer umging. Kagura hätte damals den Oni ohne Probleme vernichtet. Auch roch ich, dass sie leicht verletzt war. Menschliches Blut.

Inu Yasha hatte nur das Offensichtliche gesehen und somit falsche Schlüsse daraus gezogen. Der kleine Junge hingegen hatte etwas Wichtiges gesehen. Die Schuluniform, oder wie dieses Weib es einmal gesagt hatte. Eindeutig stammte sie aus der anderen Zeit. Hinzu kam die Information, dass auch anscheinend Naraku wiedergeboren worden war. Aber das, was kurz an mir zehrte war die Aussage darüber, ob ich den Gedanken hegte sie zurück zu bringen. Niemals hätte ich so etwas getan. Jedoch war es erschreckend, wie dieser Frau anscheinend das Schicksal wieder einen Strich durch die Rechnung machte. Ich empfand schon fast Mitleid vor diesem Wesen, welches alles dafür geben wollte, damit sie einen Verbündeten bekam.

Ich konnte sie nicht hierlassen. Schon der Wind schien sie mir entgegentreiben zu wollen. Diese Frau wusste nicht, wer sie einst gewesen war. Aber trotzdem roch ich Naraku an ihr und ihr Aussehen… Die Zeit würde mir bedeuten, was es damit auf sich hatte.

Nur wieso bot sie ihren Körper so leichtfertig an? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dahinter noch viel mehr steckte. Aber ich würde Jaken später einen Trachtprügel verpassen. Er hatte sich zurückzuhalten. Ich sprach für mich selbst und brauchte kein vorlautes Etwas dazu.

Am Ende drehte ich mich um und schritt voran. Doch brauchte diese Frau eine Extra Einladung. Ich würde sie fürs erste bei mir lassen, bis ich genau festgestellt hatte, was es damit auf sich hatte. Es wäre fatal sie zurück zum Dorf zu lotsen, wo Inu Yasha nur wieder übermütig wurde.

Fragwürdig war auch ihre Waffe. Sie schien sehr alt zu sein und von den Farben her, hatte ich das weiße und den roten Bogen darauf gesehen. So hatte Kaguras Fächer ausgesehen, auch wenn dieser leicht verändert worden war. Es waren fast zu viele Zufälle. Nun, ich hätte Zeit. Dieses Menschenweib hatte bestimmt nicht vor, zu bald nach Hause zu gehen. Nur müsste ich ihr Respekt beibringen, aber auch die alte Kagura hatte nie respektvoll gehandelt. Jedoch sollte sie nicht glauben, dass ich ihr alles durchgehen ließ.

Kagura:

So war es wohl vorerst entschiedene Sache, dass ich diesem Mann folgte. Ich richtete sorgsam meine Kleidung, während ich ihm Schritt für Schritt folgte. Anscheinend störte es ihm nicht, mich in seinem Rücken zu haben, was mir Sicherheit vermittelte. Dieser Mann war stark und ich wusste immer noch nicht, wie er den Gegner so einfach hatte vernichten können. Jede seiner Bewegungen könnte einen Angriff auslösen. Ich musste darauf gefasst sein, dass er vielleicht mich doch zurückführte.

Traue ihm.

Ich schüttelte mich kurz. Wo war diese Stimme hergekommen? Vertrauen. Das war ein großes Wort für eine Frau wie mich. Ich hatte noch nie jemanden vertraut, außer dem Wind und meiner Mutter. Aber nun hatte ich wohl auch keine andere Wahl, als es zu wagen.

 

Nach einer Zeit stellte ich auch fest, dass wir nicht den Weg zurückgingen, sondern uns noch mehr entfernten von diesem Wald und Brunnen. Jedoch hatte ich keine Ahnung, wo ich war und was hier vor sich ging. Weswegen ich ihn kurzerhand befragte. Es war vielleicht unhöflich, aber ich brauchte unbedingt Informationen.

„Welches Jahr haben wir?“, fragte ich mit fester Stimme.

„Pff, Ihr Menschen nennt es, soweit ich weiß, die Sengoku Ära. Das solltest du aber wissen.“

Ich erstarrte und sah zu der Kröte. Jetzt kam mir zu Gute, dass ich für die Prüfung so extrem gelernt hatte. Dieser Frosch hatte mir gerade klar gemacht, dass wir im Mittelalter etwa im 15. Jahrhundert waren. Verdammt. Einerseits klang es vollkommen surreal, aber wenn man einmal die Landschaft und diese mittelalterliche Kleidung bedachte, klang es beinahe einleuchtend. Es gab natürlich einige Gebiete mit Flugverbot, aber ich hatte schon einiges gesehen und es erstreckte sich viel zu weit.

„Das darf doch nicht wahr sein… Das würde bedeuten… nein…“, meinte ich vertieft in ein Selbstgespräch. Aber wieso kannten sie mich, wenn ich in der Vergangenheit war? Wieso nur? Ich kniff die Augen zusammen, bevor ich gegen etwas Hartes stieß. Verdutzt riss ich die Augen auf und starrte auf silbriges Haar und eine schwarze Rüstung. Ich keuchte auf und sprang einen Satz nach hinten. Verdammt, wann war er stehen geblieben?

Dieser Sesshomaru blickte leicht schief nach hinten. Sein Blick war fest und ein wenig kühl, während er mich bedachte. Ich rückte etwas zur Seite, doch seine Augen schienen nicht von mir ablassen zu wollen. Ernst streckte ich meine Brust heraus und erwiderte seinen Blick so kühl ich konnte. „Ja?“

„Wir werden hier rasten. Sorge selbst für deine Verpflegung.“

Kühl und ernst sah er mich an, bevor ich an ihm vorbeiblickte. Wir waren in der Nähe eines Waldes. Erst hörte ich von dieser Zeit und dann machten wir auch noch mitten in der Pampa Rast? Naja, es war besser als nichts. Falls ich ihm wirklich trauen konnte, könnte ich ein wenig zur Ruhe kommen, denn ich bemerkte langsam schon, dass mein Körper nicht mehr einen so hohen Adrenalinpegel hatte. Ohne Adrenalin spürte ich die Erschöpfung des Tages. Die Prüfung, mein Vater, die Flucht und dann hier auch noch eine Flucht und ein Kampf. So könnte ich zumindest etwas nachdenken, aber wie meinte er das mit Verpflegung?

„Jaken, begleite sie.“

„Ich? Argh…“, fluchte die Kröte und trat vor mich. „Los, komm mit.“

Ein wenig angepisst starrte ich dieser Kröte mit diesem komischen Stab hinterher, bevor ich noch einmal zu Sesshomaru blickte, welcher sich unter einem Baum niederließ. Brauchte er denn nichts?

Als mein Magen sich dann jedoch leise meldete, entschied ich diesem Jaken zu folgen. Wenn das die Vergangenheit war, könnte es problematisch werden, an Nahrungsmittel zu kommen. Hier würde es bestimmt keine Automaten oder Restaurants geben. Aber das würde mir auch nicht weiterhelfen, da mein Geld in dieser Zeit keinerlei Wert hatte. Wunderbar. Somit war ich von diesem Mann und diesem Monster abhängig. Fabelhaft. Da war die Hoffnung, dass es sich hier nur um einen Traum handelte, angenehmer.

Ich griff kurz auf meine Seite und brummte leise. Wenn es ein Traum war, war es ein schmerzhafter. Später würde ich mir meine Rippen ansehen, aber ich vermutete, dass ich einen blauen Fleck bekam, wenn es nicht sogar noch schlimmer war.

„Hey, du Kröte.“

„Ich heiße Jaken! Verstanden?“, knurrte der Kröterich und wanderte mit mir durch den Wald und schien nach Etwas die Augen offen zu halten.

„Jaken. Dieser Sesshomaru. Sammelst du für ihn Essen mit?“

„Was? Nein. Meister Sesshomaru isst nicht dieses Essen.“

„Also macht er Diät?“, fragte ich weiter. Wissen war Macht. Vielleicht würde ich ja ein paar gute Informationen bekommen, um ihn für mich zu gewinnen.

„Diät? Was das auch sein mag… Nein. Er isst eher größere Tiere und das auch nicht oft. Meister Sesshomaru benötigt keine regelmäßigen Mahlzeiten.“

„Ah… okay…“, überlegte ich und konnte mir das nicht wirklich vorstellen. Vielleicht war Sesshomaru natürlich auch jemand der nur Fleisch aß und sich das Essen aufteilte… Naja, ich würde da schon hinter kommen. Diese Richtung war jedoch vorerst eine Sackgasse. Kurz dachte ich nach, während Jaken auf ein paar Pilze deutete.

„Hier, die sind essbar. Nimm dir welche.“

Ich starrte auf die Pilze und hob eine Augenbraue. Jetzt verstand ich Sesshomaru, wenn er keinen Bock auf Pilze hatte. Nicht einmal mir gefiel dieser Anblick. Wer wurde davon denn bitte satt?

Genervt kniete ich mich runter und pflückte so viele Pilze von den Bäumen wie möglich. Es musste doch noch irgendetwas anderes geben. „Was gibt es noch, außer Pilze?“

„Pff... reicht dir das nicht?“

Ich baute mich vor ihm auf und sah ihn wütend an. „Sehe ich aus, als würde ich von diesen Pilzen satt werden? Die bestehen Großteiles aus Wasser.“ Jaken fluchte und wedelte mit seinem Stab, während ich einfach weiter die Gegend erkundete. Ab und an entdeckte ich noch ein paar Pilze und dann ein paar Beeren, aber sonst war Nahrung Mangelware. Knurrend ging ich weiter und hörte den Kobold hinter mir weiter fluchen, bis ich einen Fluss erreichte. Begeistert entdeckte ich Fische und überlegte. Wie bekam ich Fische?

„Kobold, fang mir einen Fisch.“

„Pah! Mach es doch selber!“, fauchte der Kobold mich an, bevor er sich an einen Baum setzte. „Ich bin nicht dein Diener. Ich verstehe sowieso nicht, wieso Meister Sesshomaru dich mitnimmt.“

Ich seufzte und starrte ihn wieder an, bevor ich noch einmal zu den Fischen sah. Erstmal bräuchte ich einen Speer. Vorher konnte ich das wohl abhaken. Aber ich würde mir diesen Ort merken. Nachdenklich sah ich zu dem Kobold.

„Wir gehen zurück.“, meinte ich ernst und schritt an ihm vorbei. Er krakeelte, doch ich ignorierte ihn einfach und durchquerte mit einem Arm voll Pilzen und Beeren den Wald, bis ich wieder die Lichtung erreichte, wo Sesshomaru immer noch saß.

Ungestüm warf ich alles zu Boden und seufzte. Feuerholz fehlte noch. Oder sollte ich alles roh essen? … Roh. Ich war einfach zu kaputt. Ich setzte mich bequem hin und schnappte mir schon den ersten Pilz, den ich angewidert verdrückte. Verdammt waren die Geschmacklos. Daran würde ich mich echt gewöhnen müssen. Aber dafür waren die Beeren sehr süß und beruhigten meinen Hunger. Ach Mist. Wo war ich hier reingeraten? Was würde ich alles für ein paar Gewürze tun. Schlimmstenfalls würde ich einen Händler bestechen oder ausrauben. Doch gab es in diesem Zeitalter wirklich Gewürze? So etwas hatten wir natürlich nicht im Unterricht durchgenommen.

 

Sesshomaru:

Nach einiger Zeit entschied ich, dass wir eine Rast einlegten, als ich ihren schweren Atem bemerkte. Diese Frau hatte trotz ihrer Menschlichkeit eine beachtliche Strecke hinter sich gelegt. Es hatte mich schon ein wenig gewundert, wie sie so weit gekommen war. Doch wie jeder Mensch hatte es irgendwann dazu kommen müssen. Meine Erfahrungen mit Rin hatten mir gezeigt, wie weit ich diese sterblichen Wesen strapazieren konnte.

Des Weiteren war sie auch gar nicht mehr bei der Sache, was ich daran bemerkte, dass sie nicht stehen blieb, sondern in mich krachte. Ob es daran lag, dass sie begriff, dass sie in einer anderen Zeit gefangen war?

Auch ihre Augen, die ich einige Zeit fixierte, hatten an Glanz verloren gehabt. So schickte ich sie auf Nahrungssuche, während ich es mir im hohen Gras bequem machte. Kagura war eindeutig menschlich, aber an ihr haftete der Geruch von Naraku, was bedeutete, dass sie im engen Kontakt zu ihm stand oder dass in ihr sein Blut floss. Gab es in der Zukunft auch noch die Abspaltung?

Es ärgerte mich, dass ich keine genauen Informationen hatte, doch ich konnte geduldig sein. Sie würde mir schon ihr Geheimnis verraten. Diese Frau, die vor 3 Jahren gestorben war… Es war ungewohnt sie um mich zu haben, wo ich sie nicht hatte retten können mit Tensaiga. Dieses Lächeln… es wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden. Sie hatte mich damals angelächelt. Ob sie vermutet hätte, dass sie widergeboren werden würde und genauso endete wie damals?

Seufzend starrte ich zur Lichtung, als sie aus dem Wald wiederkamen. Sie hatte massig Pilze und Beeren, während Jaken sauer hinter ihr her watschelte und seinen Stab schwang. Was erwartete ich? Kagura war kein unbeschriebenes Blatt damals gewesen und auch jetzt schien sie vieles mit der ehemaligen Frau gemein zu haben. Doch auch diese Kagome hatte wohl viel von Kikyou gehabt, der Frau, die mein dummer Bruder einst geliebt hatte. Konnte es sein, dass ein Teil ihrer Seele in ihr steckte und sie es einfach nicht wusste?

Ich verzog die Lippen und beobachtete, wie sie einen Pilz nach dem nächsten runterschlang und angewidert den Mund verzog. Kagura. Was sollte ich mit dir nur anfangen? Dies war nicht mehr deine Welt und doch schienst du nicht wieder zurückgehen zu wollen.

Was hatte mich nur dabei geritten, auf sie acht zu geben? 

Kagura:

Nachdem ich auch den letzten dieser scheußlich grauen Pilze verputzt hatte, musste ich feststellen, wie langsam die Sonne sich dem Horizont näherte. Leicht entrüstet atmete ich tief durch. Diese Pilze und diese paar Beeren hatten meinen Magen nicht wirklich mit genug Energie angereichert. Dieser Ort wäre fabelhaft, wenn ich eine Diät machen wollte, doch dummerweise verbrannte mein Körper teilweise mehr Kalorien als andere.

Für morgen Früh stand als erstes an, einen Speer zu bauen und mir ein paar Fische zu besorgen, um meinen Energiehaushalt aufzufüllen. Bestimmt käme ich auch an Reis, aber wer wusste schon, wohin dieser Mann gehen wollte.

Ich machte es mir im Rasen bequem und beobachtete ihn ein wenig. Er sah zum Himmel hinauf und war selbst wohl ein ruhiger Zeitgenosse. Ob er auch aus der Haut fahren konnte oder insgesamt sehr kontrolliert war? Ich kannte natürlich nur den geschichtlichen Teil dieser Ära, in der viele gekämpft und sich bekriegt hatten, doch sein Gesicht kam mir nicht bekannt vor. Doch wieso nicht? Er schien mir sehr stark und mächtig. Oder war er einfach ein Mann, der nicht in den Büchern auftauchen wollte? Vielleicht, weil er kein Mensch war?

Anscheinend hätte ich sein Bild eher in einem Buch über Youkais gefunden. Nur welcher war er? Ein Gott war er bestimmt nicht, dann hätte ich ihn auch erkannt. Sesshomaru. Sein Name hatte diesen grausamen Klang und ihn begleitete eine Kröte, die zu ihm aufsah.

„Wie lange willst du Meister Sesshomaru noch anstarren?“, brummte es neben mir. Schnaubend löste ich meinen Blick, musste aber im letzten Moment feststellen, wie die Augen des weißhaarigen Mannes zu mir geschnellt waren und meine kurz gefangen genommen hatten. Verdammt. Wie sollte ich einen Plan entwickeln, wenn Jaken diesen Mann aufmerksam machte, dass ich an ihm interessiert war? Das sollte er nicht wissen. Bisher hatten wir immer noch keine Abmachung und ich musste ihn irgendwie gefügig machen.

„Halt die Klappe. Hat er dir das nicht schon gesagt?“

Die Kröte schnaubte und verzog seinen spitzen Mund. „Sagt die richtige! Da war mir Rin lieber!“

„Rin?“, fragte ich nach. Vielleicht bekam ich darüber zumindest Informationen.

„Ja. Rin. Sie ist zurzeit im Dorf, da es hier zu gefährlich ist für sie. AUTSCH!“

Ich sprang fast auf, als ich auf einmal lauter Beulen auf dem Kopf des kleinen Pimpfs sah. Verwundert sah ich mich um und musste bemerken, dass Sesshomaru nicht mehr da war. Was zum?

„Was war das?“

„Verdammt, Meister Sesshomaru.“, jaulte dieser Jaken und rieb seinen Kopf. „Ich bin schon still…“

Toll. Er war also auch noch extrem schnell und konnte es nicht leiden, wenn man über seine Geheimnisse sprach. Aber eins konnte ich doch verbuchen. Dieser Jaken war eine Plaudertasche und wusste nicht, wann er zu viel sagte. Ich grinste ein wenig, was dem Kleinen anscheinend eine Gänsehaut verpasste. Das Spiel würde beginnen. Dieser Mann würde mir zu Füßen liegen und mir einen gewissen Schutz geben.

 

Die restliche Zeit des Abends zog wie im Flug dahin. Jaken hatte sich jaulend verzogen und kühlte seinen Schädel, während Sesshomaru wieder zu seinem Ort zurückgekehrt war. Er blickte wieder in den Himmel. Was er da wohl sah? Neugierig blickte ich herauf. Da war nur Himmel und… oh… Ich verlagerte meinen Platz und stierte in den Himmel. Die Sterne waren wirklich wunderschön und hell. Anscheinend hatte dieser Mann Geschmack. Natürlich gab es in dieser Zeit nicht viel, was man bestaunen konnte, da war so ein hübscher Himmel natürlich verlockend.

Es erinnerte mich an damals. Ich zog meine Beine an meinen Oberkörper und umklammerte ihn ein wenig, da es etwas kühl war. Meine Mutter hatte mit mir auch immer die Sterne angesehen. Egal wie sehr mein Vater sie gequält hatte, sie war immer wieder aufgestanden und hatte dem nächsten Tag entgegengefiebert.

 

» „Kagura-chan!“, rief eine mir bekannte Stimme. Ich gähnte leicht und streckte meinen kleinen Körper. Anscheinend war ich auf einer Decke eingeschlafen. Als ich aufsah, erkannte ich die vielen Sterne und meine Mutter, wie sie mit ihrem Fächer sich drehte und tanzte. Ihr Lächeln war so wunderschön. Geschwind stand ich auf und lief zu ihr.

„Mama!“, antwortete ich und fiel ihr in die Arme. Stimmt, da war ich gerade einmal 5 Jahre alt gewesen. Meine Mutter hatte auch dieses schwarzgrüne Haar gehabt. Ihr Gesicht war so weich und zart gezeichnet, sodass sie wohl als schönste Frau gelten konnte. Ich hingegen hatte die harten Kanten meines Vaters geerbt, wie auch dessen Knochenbau. Oft hatte ich sie deswegen beneidet.

„Kagura-chan. Sieh dir die Sterne an, sind sie nicht schön?“

Ich folgte ihren Fingerzeig und sah mir alles genau an, während sie sich herabbeugte und mich auf ihre Arme hob. Mutters Haut schimmerte leicht im Licht der Sonne und gab ihr etwas Mystisches, wenn nicht diese kleinen blauen Flecken gewesen wären, die überall durchschimmerten.

Papa hatte sie wieder geschlagen und Mama ging fast nur abends heraus, wo kaum einer diese Schande entdeckte. Natürlich wäre es egal gewesen. Er bezahlte genug Geld, damit keiner etwas sagte und wenn würde er sie töten. So hatte er es mit denen getan, die mir hatten helfen wollen. Dabei schien meine Mama mir wie ein Engel oder Gott zu sein.

„Mama, ich liebe dich…“

„Ich dich auch mein Schatz. Lass dir nie deine Flügel brechen.“, flüsterte sie leise an mein Ohr und drückte mich an ihren geschundenen Körper. Selbst als ich klein gewesen war, hatte ich es nie ignorieren können. Viele Kinder waren blind, doch ich nicht. Auch war ich nie taub gewesen und hatte immer Mutters Schreie gehört. Nur, solange sie dagewesen war, hatte sie mich immer vor ihm verborgen…

„Mama, können wir nicht weglaufen?“

Sie sah traurig zu mir herab und küsste meine Stirn sanft. „Noch nicht, aber das werden wir. Versprochen. Wenn du älter bist, dann bringe ich dich fort von hier. Dir soll kein Leid geschehen.“

Ich nickte und schmiegte mich an, bevor ich langsam einschlief und die Finsternis hereinbrachte.

 

„Kagura, komm her.“, meinte eine grausige Stimme. Ich riss die Augen auf. Dort stand ich im Eingang zu dem Raum meines Vaters. Meine Beine zitterten, während er dort so stolz und hartnäckig seine Macht präsentierte. Langsam ging ich zu ihm und sah ihn an, bevor er mich packte und meinen Körper unliebsam berührte.

Es war für ihn ganz natürlich gewesen, seine Tochter zu benutzen, als seine Frau von ihm gegangen war. Auch wenn meine Züge härter waren, ähnelte ich ihr doch genug. Immer wieder versuchte er mir meine Flügel zu brechen, doch ich stand es durch. Auch wenn Mutter tot war… Er hatte sie erwischt, als sie mit mir hatte fliehen wollen. Hatte sie missbraucht und getötet. Er war ausgerastet.

Ich würde diesem Mann entkommen. Mama. Bitte steh mir bei.

Ich zückte den Fächer und schlug nach ihm, bevor ich losrannte. Genau, das hatte ich getan, als es keinen Ausweg mehr gegeben hatte. Ich stürzte aus der Tür und schien aber nicht zu entkommen, sondern wieder in den fast gleichen Raum zu laufen. Irgendwie war das Gemäuer heruntergekommen und mein Vater trug andere Kleidung, doch da saß er. In seiner Hand lag etwas Leuchtendes, während er mich hämisch angrinste.

„Ich halte hier dein Herz.“

Er drückte zu, mein Körper brach unter dem Schmerz zusammen. Schockiert weiteten sich meine Augen. Was hatte das zu bedeuten? Dieser Albtraum war noch nie so gewesen. Ich zuckte zusammen und presste meine Hand fest aufs Herz. Dieser Albtraum war die Hölle. Der Gedanke, dass er mich missbrauchte war eklig, aber dass er mein Herz in Händen hielt? Würde ich ihm nie entkommen? Bedeutete es, dass ich ihn nie vergessen würde? Mich erhaschte eine leichte Ohnmacht, während ich fiel.

 

Im nächsten Moment befand ich mich auf einer Feder und flog durch die Gegend. Auf der Flucht. Diese Frau schien ich und doch wieder nicht. Ihre Augen waren dunkelrot und hatten nicht wie ich ein wenig braun drin. Auch trug sie einen Kimono und ihr Haar war hochgebunden. Sie flog um ihr Leben, wollte ihm entkommen, wollte Naraku entkommen, doch auf einmal blieb sie in der Luft stehen und da war er. Mein Vater. Aus ihm ragten Dinge und seine Kleidung war finster. Sein welliges Haar ragte in alle Richtungen, während er in einer Kugel am Himmel vor mir war.

In seiner Hand erschien mein Herz, nach dem ich mich so sehr sehnte. Er gab mich frei. Im ersten Moment hüpfte mein Herz, doch im nächsten Moment spürte ich, wie Tentakeln aus seinem Körper meinen durchbohrten. Mein Herz setzte kurz aus, bevor es anfing zu rasen. Ich keuchte und wollte ihn abwehren, doch ich war wie immer zu schwach.

Als er aus mir glitt, schien er erfreut. Er hatte mich vergiftet. Meine Freiheit würde nur von kurzer Dauer sein. Dieser Traum war so verwirrend. Ich floh und stürzte in der Nähe einer Blumenwiese ab. Gefasst darauf in den Tod zu gehen. Frei zu sein im letzten Moment. Mir stockte der Atem, als ich mich umsah und fast schon traurig wurde, dass ich den letzten Moment alleine verbrachte. Natürlich würde mir niemand nachweinen. Dieser Traum wollte mir wohl zeigen, dass ich immer nur meine Diener hatte, die ich ausgenutzt hatte, doch nirgendwo hatte ich einen echten Freund besessen.

Ich glitt in die Blüten, welche sich von meinem Blut verfärbten und von meiner Trauer. Ein kleiner Windhauch erfasste sie und wehte sie davon. Bald würde ich auch davon geweht werden. In den Tod. Ich ließ den Blick sinken, als ich auf einmal jemanden vor mir spürte. Mein Blick ging hoch, um ins Gesicht dieses weißhaarigen Schönlings zu starren. Sesshomaru. Da stand er.

„Wieso bist du hier?“

„Ich bin dem Geruch von Blut und Miasma gefolgt.“

Ich ließ den Kopf hängen. Natürlich war er nicht wegen mir hier. „Du hattest Naraku hier vermutet?“

„Nein, ich wusste, dass du es bist.“

Mein Herzschlag wurde schneller, bevor ich zu ihm sah. Sein Blick schien weicher als sonst, dabei hatte er mich immer abgelehnt, doch in diesem Moment fühlte es sich so an, als würde er sich um mich sorgen. Er griff an sein Schwert, doch schien er ein wenig enttäuscht. In diesem Moment fühlte ich mich glücklich, auch wenn ich dem Tod nahe war. So konnte ich ihn ein letztes Mal sehen. Den Mann, nach dessen Nähe ich mich sehnte.

Als ich verging fühlte ich mich frei. Egal wie abwegig es klang. Nie wieder würde er nach mir greifen.«

 

Erschrocken riss ich die Augen auf und keuchte. Es dauerte, bis ich feststellte, dass ich immer noch zusammengekauert am Boden saß. Meine Hand berührte den kühlen von Gras bedeckten Boden. Was war das gewesen? Mein Herz raste und Tränen versuchten sich ihren Weg zu bahnen.

„Weib.“, brummte neben mir jemand.

 Schnell sprang ich auf und rannte weg. Beim laufen spürte ich den Blick des Schönlings. Dieser Traum war verstörend und verwirrend gewesen. Zwischen den Bäumen erbrach ich mich und rieb über meine Augen. Warum weinte ich? Was war das für ein Traum? War ich das gewesen? Wieso stand er da und warum wollte ich, dass dieser Mann mich betrauerte?

Ich atmete tief durch und suchte meinen Weg im Dunkeln zum Fluss, wo ich meinen Mund auswusch und erstmal zur Ruhe kommen musste. Er war mir hoffentlich nicht gefolgt. Es war eine Sache mit den Träumen über meinen Vater klar zu kommen, aber dieser Traum, wo er mein Herz hielt und mich tötete… Das war ein ganz anderes Kaliber. Dieser Mann hatte mich so traurig angesehen. Dabei schien er doch nur eine kalte Maske zu besitzen. Wieso wollte mir mein Kopf das einreden, dass er um mich trauern würde? Dann diese mittelalterliche Kleidung, die ich getragen hatte…

Fürchte dich nicht.

Ich horchte auf. „Wer ist da?“, fragte ich ängstlich.

Hier. In deinem Fächer.

Schnell holte ich den Fächer heraus und schlug ihn auf. Im Dunklen glimmte er leicht. Was hatte das zu bedeuten? Hatte auch dieser mich geführt? „Wer bist du?“

Bei ihm bist du sicher.

Wunderbar. Konnte er mich nicht hören? „Bei wem bin ich sicher?“

Bei Sesshomaru.

Ich starrte den Fächer an. „Sesshomaru? Verdammt… Was war das für ein Traum?“

Das war eine Erinnerung, kein Traum.

„Eine Erinnerung? Wie kann das sein, ich war hier noch nicht.“, regte ich mich auf. Dieses Gefühl war besser als die Angst und die Trauer, die mein Herz umfangen hielt.

Von deinem vergangenen Ich.

„Vergangenen?“, fragte ich leise und schloss die Augen. Diese Frau hatte fast wie ich ausgesehen. Wenn das stimmte… War das der Grund, wieso sie mich alle so ansahen? Wieso sie meinen Namen kannten? Hatte mein Vater mich in dieser Welt getötet? „Ist mein Vater auch hier?“

Nein, sie haben ihn vor 3 Jahren besiegt. Du bist hier sicher. Versprochen.

Ich blickte den Fächer an und drückte ihn kurz an mein Herz. Sicherheit war ein weitgefächertes Wort. Aber ich wollte frei sein. Nachdenklich stand ich auf und hob den Fächer, bevor ein leichter Wind mich erfasste und ich wie meine Mutter die einstudierten Schritte vollführte. Es würde mich vorerst beruhigen, bis ich einen Weg fand, diesem Albtraum entgegen zu treten.

Der Fächer schwieg danach, während ich einfach nur tanzte und das Licht der Sterne genoss, wie auch den Wind, der so schön warm war. Wenn ich wirklich in dieser Welt schon einmal existiert hatte, schien es mir ein grauenhaftes Schicksal zu sein, dass ich ein weiteres Mal es durchlebte.

 

Sesshomaru:

Diese Frau schien an mir sehr interessiert zu sein, denn ständig spürte ich ihre Blicke auf mir. Als Jaken aber dann auch noch sie aufmerksam machte, blickte ich kurz zu ihr. Doch war ich zu schnell gewesen, denn sie bemerkte noch meinen Blick. Diese Frau erinnerte sich nicht an mich und doch schien es sie fast schon magisch, so wie damals, zu mir zu treiben. Kagura, was sollte ich nur davon halten? Und wie sollte ich damit umgehen? Immer wieder erwischte ich mich, dass ich sie wie damals behandeln wollte, doch das durfte ich nicht. Diese Frau war eine komplett andere.

Es wäre fatal, in alte Marotten zu verfallen. Nachdenklich wollte ich mich schon wieder entspannen, als Jaken wieder zu viel redete. Geschickt machte ich die paar Meter wett und schlug einige Mal auf seinen Kopf, bevor ich auch wieder weg war. Sie hatte es nicht bemerkt und auch Jaken hatte es nicht kommen sehen. Er sollte den Mund halten. Keiner konnte wissen, wie diese Kagura war. Doch zurzeit glaubte ich nur, dass sie nur bellte und nicht biss.

 

Später bemerkte ich, wie sie in einen tiefen, aber sehr unruhigen Schlaf verfiel. Sie keuchte und stöhnet. Manchmal wimmerte sie auch. Ihr ganzer Körper war verkrampft. Doch ich würde nicht eingreifen. Wer war ich? Jaken hingegen schien immer unruhiger zu werden, bis Kagura auf einmal komplett desorientiert die Augen aufriss und die Gegend absuchte. Ich roch Tränen und Angst. Doch Jaken riss seine Klappe auf und schreckte sie auf.

Diese Frau zeigte nicht gerne ihre Gefühle. Sie rannte wie von einer Bremse gebissen in den Wald. Jaken stand da noch und sah mich entschuldigend an, bevor er sich tausend Mal verbeugte. Genervt stand ich auf und lief über Jaken drüber hinweg und stampfte ihn in Grund und Boden. Dummkopf. Diese Frau war nicht Rin, die naiv und süß gewesen war.

„Meister~“, zuckte er noch hinter mir, während ich ihr in den Wald folgte. Sie machte mir mehr Probleme, als mir lieb war. Doch sie so zerbrechlich zu sehen… Damals hatte sie es nie gezeigt, aber jetzt war sie natürlich auch ein Mensch und hatte nicht so viel Kontrolle über ihre Gefühle. Schon erschreckend, welche Regungen sie mir entriss. Vater, dein Erbe war wie immer unpraktisch. So könnte ich nie hinter ihr Geheimnis kommen, wenn diese Gefühle im Weg waren, die auf sie achten wollten.

 

Meine Beine trugen mich etwas, bis ich an einem Baum stehen blieb und zusah, wie sie ihren Mund wusch und dann mit ihrem Fächer anscheinend sprach. Das Wort Erinnerungen löste in mir ein tiefes Grauen aus. Also träumte sie von ihrem vergangen Ich? Auch dass dieser Fächer ihr klar machte, dass sie bei mir sicher sei… Konnte es sein, dass in dem Fächer etwas von Kaguras Geist steckte und sie Kagura hergeführt hatte?

Der Wind hatte mich auch viel zu spezifisch in ihre Richtung getrieben. Vertraute mir diese verstorbene Frau so sehr? Ich dachte ein wenig an Rins Worte, die damals naiv wie sie war, gesagt hatte, dass Kagura für mich Zuneigung empfand und sie deswegen ständig nach mir gesehen hätte…

Ich schüttelte mich leicht und betrachtete sie noch ein wenig, wie sie auf einmal im Wind tanzte. Es passte zu ihren Namen. Doch hatte die alte Kagura jemals so getanzt gehabt? Es schien eher ein heiliger als ein dämonischer Tanz zu sein. Ich erwischte mich sogar, wie ich es regelrecht genoss. Was sollte ich mit dieser Frau nur anfangen und wie könnte ich dem ganzen Beikommen?

Fürs erste würde ich geheim halten, dass ich sie gehört hatte. Wenn sie sich wirklich erinnern sollte, sollte man ihr genug Zeit zu sprechen, um über alles Gewahr zu werden.

Kagura:

Irgendwann in der Nacht war ich dann zurückgekehrt, nur um festzustellen, dass Sesshomaru fehlte. Was er wohl machte? Jaken sah mich etwas schlaftrunken an, bevor er meinem Blick folgte.

„Der kommt wieder.“, murmelte er nur und kuschelte sich wieder in sein Oberteil, während ich mich etwas von ihm fern setzte und auf den Boden legte. „Hattest du einen Albtraum?“

„Hm?“, machte ich und stierte zu der Kröte, die mich aus einem Auge aus anstarrte. Er seufzte leise. „Ja. Nichts Weltbewegendes.“

Er nickte nur und schloss die Augen. „Darum seid ihr nicht zu beneiden, wir Dämonen träumen nicht.“

„Gar nicht?“

„Überhaupt nicht.“, meinte der Dämon hart. Kurz sehnte ich mich auch danach, aber dann dachte ich auch an die anderen Träume.

„Es gibt aber auch gute Träume.“, murmelte ich und machte es mir gemütlich.

„Hm…“, seufzte Jaken, bevor er still blieb. Warum redete ich überhaupt mit ihm? Er war doch nur ein Lakaie. Es nützte überhaupt nichts, ihn für meine Sache zu gewinnen. Es ging einzig und alleine um ihn und dieser Fächer und diese Träume verrieten mir auch, dass es möglich wäre. Anscheinend hatte er etwas für diese andere Kagura empfunden. Hatte er mich deswegen womöglich so merkwürdig angesehen? Aber…

„Jaken?“

„Ja?“

„Dieses Schwert an seiner Hüfte. Ich meine nicht dieses mit den Gravuren, sondern das mit der schwarzen Schwertscheide. Was kann das Schwert?“

Er sah interessiert auf und seufzte. „Tensaiga? Es kann Tode wiedererwecken. Warum fragst du?“

Ich schluckte kurz. „Ich hatte mich nur gewundert, dass er zwei trägt. Nach der Stellung des Schwertes, scheint er es nur als Zweitschwert zu verwenden.“

„Das stimmt. Es schneidet nicht durch Lebende, aber dafür kann man untote damit vernichten.“

„Ich dachte wiederbeleben?“

„Nun. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber er hat Rin und mein Leben schon wiedergeholt. Er zerschlägt irgendwas, was anscheinend über den Körpern ist. Vielleicht Seelenräuber.“

Ich nickte. Verstehe. Hatte er in meinem Traum also versucht diese Frau zu retten? Diese andere Kagura? Sein Blick war kurz verzweifelt gewesen, wenn ich es richtig interpretierte. Ob er geglaubt hatte, nie würde jemand diesen Blick sehen? Fühlte er sich in dem Moment unbeobachtet? Bestimmt hatte er mein altes Ich nicht retten können und jetzt glaubte dieser Fächer, diesmal könnte er es?

Frustriert kaute ich auf meiner Unterlippe, bevor ich die Augen schloss. Wir würden schon sehen. Die Zeit würde mir schon Gelegenheiten zusprechen, um meine Vergangenheit zu erkunden. Doch beruhigend war zumindest, dass in dieser Welt Naraku nicht mehr existierte. Somit wäre ich außer Gefahr, außer er fand den Weg in diese Zeit.

 

Danach schlief ich wieder ein und diesmal ruhig. Ich war erschöpft und kein Traum schien mich mehr peinigen zu wollen.

Recht ausgeruht weckten mich am Morgen dann die ersten Sonnenstrahlen. Ich streckte meinen schmerzenden Körper. Man, dieser harte Boden war die Hölle. Anscheinend wurde ich wirklich alt. Wie konnte das dieser Sesshomaru nur ertragen und doch so erfrischt dreinblicken? Genervt stierte ich ihn an. Mein Haar hatte sich teilweise schon aus dem Zopf gelöst und war ganz wirr, während er einfach nur perfekt dasaß. Ich ließ den Kopf herabsacken, bevor ich aufstand, meinen Rock zurecht zupfte und meine Bluse richtete. Meine Kleidung sah bestimmt genauso grausig aus.

Ein wenig nachdenklich starrte ich gen Himmel, während ich mit meinen Fingern durch mein Haar glitt. Ich bezahlte einen wirklich hohen Preis dafür, dass ich anscheinend vorerst frei war. Ich verzog die Lippen und schielte noch einmal zu ihm, wie er einfach dasaß.

„Ich vertrete mir mal die Beine.“, meinte ich und ging dann einfach. Jaken schnaubte hinter mir wieder, aber das war mir sowas von scheiß egal.

Im Wald suchte ich erst einmal einen langen Ast und schnappte mir meinen Fächer. Geschickt schnellte die versteckte Klinge hervor. Eigentlich wollte ich sie nicht dafür missbrauchen, aber ich brauchte einen Speer. Mit einer gewissen Eleganz bearbeitete ich die eine Seite des langen Asts und schnitzte ihn spitz.

Das würde bestimmt funktionieren. Ich grinste, als ich hinter mir ein Knacken von Zweigen vernahm. Schleunigst setzte ich mich in Bewegung, nur um die Kröte zu erblicken. Er erschrak und starrte mich panisch an. Der Speer war dicht vor seinem Halse. Es war unterbewusst gewesen.

„ARGH! NIMM DAS DING WEG!“, fauchte er und zappelte rückwärts und zückte seinen Stab. Diese Augen würden ihm noch rausfallen. Hehe….

„Dann schleich dich nicht an.“, meinte ich eiskalt und beugte mich ein wenig runter. „Sonst spieß ich dich wie ein Kaninchen auf.“

Er erstarrte und fiel auf seinen hintern, bevor ich leicht lachend mich umdrehte. „Miststück!“

„Das bin ich. Daraus mach ich kein Geheimnis.“ Ich hob die Schultern und marschierte über einen kleinen Trampelpfad durch den Wald in Richtung des Flusses. „Aber das solltest du doch von deinem Herrn schon gewohnt sein.“

„Pff… Meister Sesshomaru ist nicht so wie du!“

„Wirklich nicht? Er verprügelt dich wie einen Hund.“

„Das war meine Schuld…“

„Weil du mir nichts erzählen darfst? Wieso nicht?“, fragte ich und stierte ihn an, wie er sich regelrecht nach seinem Meister umsah. Als er Sesshomaru dann nicht entdeckte, entspannte er sich sichtlich und verzog die Lippen.

„Ehrlich, ich verstehe ihn da nicht.“, brummte er. „Als ob ein Mensch gefährlich sein könnte.“

„Vielleicht hat es andere Gründe.“, meinte ich und fand auch schon den Fluss. Geschickt warf ich meine Schuhe und Socken ab. Meine Füße glitten ins hohe kühle Gras. Es fühlte sich wirklich gut an. Ich spielte mit meinen Zehen ein wenig im Rasen und genoss dieses Gefühl von Realität.

„Bestimmt.“

Ich konnte es mir denken. Er spielte auf mein altes Ich an. Ob Sesshomaru vermeiden wollte, dass ich mich erinnern könnte? Wie diese alte Kagura wohl gewesen war? Gefährlich? Bösartig? Oder verzweifelt wie ich? Ich hatte nur gesehen, wie ihr Vater sie in der Hand gehabt hatte und wie sie vor ihm gestorben war. Diese Frau hatte ihn wahrscheinlich begehrt und doch hatte er sie nicht beschützt und sterben lassen. Pff… man spielte halt alleine immer besser. Wahrscheinlich wusste sie einfach nicht, wie man Männer richtig benutzte. Wir würden ja sehen. Aber irgendwie glaubte ich, dass er einfach ein Aufpasser war.

Ich rutschte die Böschung ein wenig herab und stieg langsam ins Wasser mit meinem Speer. Im Augenblick war er zumindest nützlich. Er sah auch nicht übel aus und… Ich seufzte. Ich atmete tief durch und entspannte mich. Gewissenhaft schob ich Sesshomaru aus meinen Gedanken und stieß mit dem Speer zu. Treffer. Mittendrin. Ich war die Tochter eines Yakuza. Ein Ziel zu verfehlen war fatal. Nur eines hatte ich bisher verfehlt. Meinen Vater. Wut stieg in mir auf, während ich schon den nächsten Fisch aufspießte und dann noch einen.

Jaken beobachtete mich still. Wahrscheinlich raffte er langsam, dass ich kein angenehmer Genosse war. Ich würde erst diesen Kröterich bearbeiten, bis er immer mehr über seinen Herren und Gebieter verriet. Eine Frau zu sein, brachte wirklich etwas mit sich, da diese alten Männer noch der Auffassung waren, dass Frauen keinen Wert hatten. Ich grinste und erwischte noch einen.

„Wow! Woher kannst du das so gut?“

„Das? Leichtigkeit. Fische sind gut, um die Treffsicherheit zu trainieren. Eine Übung aus meiner Kindheit.“

Er staunte immer mehr und krabbelte näher an den Fluss. Es waren genug für mich und für ihn und Sesshomaru. Man musste Männer nur anfüttern. Sie waren nichts anderes als Tiere und diese Kröte bewies es. Aber was wohl Sesshomaru war? Nachdenklich stieß ich noch einen Fisch zum Grund des Flusses. Ich genoss, wie das Holz durch den Körper glitt und der Fisch noch ein paar Mal zuckte. Andere Frauen freuten sich über Schmetterlinge, doch ich genoss Momente, in denen ein anderes Geschöpf starb. Wenn sie ihr Leben aushauchten. Vielleicht würde mir dieser Ort gefallen, wo es so viele Monster gab. Kriegerische Zeiten, in denen Mord an der Tagesordnung war…

Ich blickte auf und wollte meinen Fang präsentieren, als ich ein Geschöpf an meinen Schuhen sah. „Fuck, meine Schuhe!“, schrie ich. Jaken drehte sich sofort um und rannte schon los. Anscheinend wollte er nützlich sein. Er zückte seinen Kopfstab. Es war ein Mann mit grauem Haar und Bart und eine Frau mit schwarzen langen Haaren. Die Frau öffnete den Mund und ein Schwall Feuer kam heraus.

Das Geschöpf schrie und rannte schnell weg, während ich von der Jagd leicht erschöpft aus dem Wasser stieg und nach meinen Schuhen Ausschau hielt. Jaken war vor mir und zuckte.

„Meine Schuhe?“, fragte ich und spürte wie er noch mal zuckte und mich dann flehend angrinste und mir verkokelte Schuhe vor die Nase hielt.

„Ah… die sind etwas...“

„WAS? DU DUMMER IDIOT!“, schimpfte ich und trat mit dem nackten Fuß nach ihm. Er donnerte auf dem Boden. Ich hob den Speer und richtete ihn zusammen mit dem Fisch auf seine Kehle. „Verfickt noch mal. Hast du nur Scheiße im Kopf oder was?“

„Ich…ah… ich…“

„Ich sollte dich hier und jetzt aufspießen! Woher soll ich denn Schuhe jetzt bekommen? Kannst du mir das sagen?“

„Flechten?“, fragte er unschuldig und ich knurrte.

„Sehe ich so aus, als könnte ich Schuhe flechten?“, schnaubte ich und wollte ihn am liebsten töten.

„Was geht hier vor?“

Eine kühle Stimme hinter mir. Mein Herz blieb kurz stehen, bevor es ein wenig zu Rasen begann. Mist. Sesshomaru sollte mir untertan werden und diese Situation war mehr als beschissen. Ich atmete ein und drehte mich um. Den Speer hielt ich jedoch weiter in der Hand, bevor ich auf ihn zutrat.

„Dein dummer Diener hat meine Schuhe angekokelt, wenn du es wissen willst.“, blökte ich dann doch etwas zu sehr. Mist. Warum schaffte ich es nicht meine Maske aufzusetzen? Wütend stierte ich ihn an. „Er meint ich solle mir selbst welche machen.“

„Pahh, ich habe sie gerettet!“

„Gerettet? Du spinnst ja wohl! Wenn du sie gerettet hättest, wären sie noch brauchbar!“

„Halt die Klappe, Menschenweib! Sei dankbar!“

„Dankbar? Wofür? Hmmppf…“

Überrascht stierte ich auf Sesshomaru, dessen Daumen an meinen Lippen lag. Sein Blick war kühl und resigniert, während er meinen Kopf leicht anhob. Aber anstatt etwas zu sagen, schwieg er nur und sah mich griesgrämig an. Stimmt ja, er schien nicht so gesprächig.

Auch als ein kleiner Wind uns umspielte und ein paar glitzernde Pollen an uns vorbeitrieb, schien er sich nicht regen zu wollen. Was ging nur in diesem Kopf vor sich? Ich atmete fest durch die Nase ein, bevor ich nun auch eine Hand an meiner Schulter bemerkte. Wie lange war die denn schon da gewesen? So käme ich nicht weg… Dieses Gefühl war einfach unangenehm, sodass mir nur eine Sache einfiel.

Ich öffnete ein wenig die Lippen und biss ihm ihn den Finger. Er sog die Luft ein, während ich fest drauf biss. Eigentlich hatte er ihn wegziehen sollen, doch er regte sich einfach nicht. Verdammter Mistkerl. Wenn es darum ging, wer hier das größere Ego hatte, dann schien er mehr oder minder zu gewinnen.

Als der Biss nichts half, wurde ich dann aber doch erfinderisch. Meine Zunge glitt hervor und liebkoste den in meinem Mund steckenden Daumen. Sex war immer ein Mittel. Sein Blick verschwamm auch sofort, als ich noch ein paar mehr Kunststücke vollbrachte und an dem Daumen sog.

Seine Augen wurden ein wenig größer. Nein eher seine Pupillen, die sonst immer so spitz waren. Es dauerte nur kurz, bevor sein Finger aus meinem Mund verschwunden war und er einen Meter auf Abstand ging. Natürlich wusste ich nicht, ob ich ihn geil gemacht hatte, dafür verbarg die Rüstung zu viel.

 

Sesshomaru:

An dem Abend blieb ich noch einige Zeit fort. Natürlich hatte ich ein Auge darauf, dass sie den Weg zurückfand. Zumindest konnte ich mir jetzt sicher sein, dass es sich bei dieser Kagura um die Widergeburt handelte. Anscheinend waren viele Seelen in der Zukunft wieder zurückgekehrt. Aber dass es auch die Bösen taten? Ich schnaubte leise und lehnte mich an einen Baum. Nachdenklich schloss ich die Augen und versuchte meine Mitte zu finden. Es war wirklich schwierig, sie einzuordnen.

Ja, ich hatte Kagura wohl häufiger getroffen, aber dies war etwas anderes, als jetzt. Vielleicht hatte Kagura mir gegenüber Zuneigung empfunden, aber gekannt hatte ich sie nie. Dieser Fächer enthielt etwas von ihr und halste mir diese Menschenfrau auf, die anscheinend selbst nicht wusste was sie wollte. Dann stank sie auch noch nach Naraku, der ihr Vater war. Doch Kinder stanken nicht unbedingt nach ihren Eltern. Zumindest nicht so extrem.

Was war, wenn es nur ein ausgeklügelter Plan war?

Doch Kagura war menschlich. Das hatte ich wahrgenommen. Des Weiteren hatte sie sich damals schon Naraku widersetzt…

Kagura, was hast du nur vor? Ich sie beschützen? Es klang fast so, als würde sie glauben, dass ich mich schuldig an ihren Tod fühlte… Aber dem war nicht so… nein. Nein. Vater, wieso wolltest du nur, dass ich Mitleid empfinde? Diese Situation machte es nicht leichter. Ich könnte das Problem im Handumdrehen beseitigen. Dafür müsste ich sie nur in diesen verfluchten Brunnen werfen, aber nein. Jetzt schleppte ich sie weg vom Brunnen und auch nach dem ich jetzt wusste, um wen es sich handelte, bekam ich den Gedanken nicht im Kopf, es hier abzuschließen.

Verdammt noch mal. Es passte wirklich nicht. Dabei baute ich gerade meine Macht auf und sie würde nur im Weg sein.

 

Genervt kehrte ich später zurück und setzte mich wieder hin. Es beruhigte mich ein wenig, dass sie tief schlief. Ohne es zu bemerken, erwischte ich mich dabei, dass ich die ganze Zeit zu ihr starrte. Kagura. Was sich ihr vergangenes Ich wohl wünschte? Sie war wirklich schwer einzuschätzen. Wer wusste, was sie mir noch für Probleme machte… Ich verzog kurz die Lippen, bevor auch ich mir ein wenig Ruhe gönnte.

Am nächsten Morgen, schien sie zumindest von selbst aufzustehen, aber ihr Anblick war… grausig. Anscheinend hatte sie sehr wild geschlafen und versuchte frustriert ihr Haar und ihre Kleidung in Ordnung zu bringen. Gestern war sie noch edel gewesen, doch heute holte die Vergangenheit sie ein. Auch diese Kagome war jedes Mal komplett ausgetauscht wiedergekommen.

Es schien schon fast natürlich, dass sie mich böse fixierte und in ihr die Eifersucht heraufquoll. Dämonen wie ich, die ihre Gestalt beeinflussen konnten, hatten nie solche Probleme. Es war sogar belustigend. Ob sie sich fragte, wie ich das schaffte? Nach Kagomes Aussagen, gab es in ihrer Zeit nicht wirklich Dämonen. Zumindest keine offensichtlichen.

Zumindest meldete sie sich leise ab. Ob sie aber wusste, dass ich es hören konnte, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

 

Ein gutes war wirklich, dass sie selbstständig war und mir somit nicht so sehr zur Last fiel. Im Gegensatz zu Rin, schien sie mehr Selbstbewusstsein zu haben und nicht als Frau abgestempelt werden zu wollen. Diese Frau wollte sich beweisen und heute bestimmt keine Pilze mitbringen. Am Ende wurde ich sogar neugierig und wollte mich ein wenig von ihren Fähigkeiten beeindrucken lassen.

Kagura hatte einen Speer geschnitzt und schien einen Fisch nach dem nächsten – kalt und präzise – aufzuspießen. Es war unübersehbar, dass sie darin trainiert worden war. Kagome hatte sich im Gegensatz zu ihr nicht so fähig herausgestellt. Beruhigend. Somit müsste ich auf sie wohl auch keine Rücksicht nehmen. Ein wenig Training könnte ihr jedoch nicht schaden.

 

Ich wollte mich schon abwenden, damit sie mich nicht bemerkte, als ich sie rumschreien hörte und auch Jaken rumbrüllte. Genervt stöhnte ich und trat auf die Bildfläche, doch nicht mal meine Dominanz beruhigte die Beiden, auch wenn Kagura wohl ein wenig überrascht war. Ich war mir sogar sicher, dass sie gar nicht so aggressiv mir gegenüber hatte sein wollen. Nur dieser Krach…

Genervt packte ich ihr Kinn, nachdem ich meine Hand im letzten Moment gedreht hatte. Sie an der Gurgel zu packen wäre nicht hilfreich. Ich presste meinen Daumen auf die Lippen und packte ihren Arm. Die daraus resultierende Stille war angenehm. Ihr Herz hämmerte noch, aber wurde immer ruhiger. Natürlich hatte Jaken das Unheil angerichtet, aber Schreien würde da nicht helfen. Jaken würde ihr neue besorgen und dann wäre es gegessen. Diese komischen Schuhe waren sowieso unpraktisch für diese Zeit.

 

Als ich sie dann loslassen wollte, wurde ich kurz blass, als sie ihre Lippen öffnete und meinen Finger mit ihren Zähnen umschloss. Ich sog die Luft wütend ein und spürte, wie sie darauf rum biss. Natürlich wollte sie meinen Griff entringen, aber den Gefallen tat ich ihr nicht. Sollte sie sich wehren, sollte sie bissig sein. In gewisser Weise gefiel es mir auch. Eigentlich gefielen mir Frauen besser, die ruhig und grazil waren, doch so biestig wie sie war… Der Gedanke, ihr Benehmen beizubringen…

Hmpppfff… machte ich dann aber am Ende innerlich. Sie hatte wohl selbst bemerkt, dass sie mir nicht entkam und wandte jetzt einen sehr miesen Trick an. Ich spürte, wie ihre Zunge sich gegen meinen Daumen presste, ihn umspielte, gegen ihn drückte und an ihm sog. Verdammt war sie. Zum Glück verbarg meine Rüstung vor ihr, dass sich wirklich etwas regte. Ich wusste, dass sie genau das vorhatte. Mein Körper gehorchte mir einfach nicht, während sie weiter an meinem Daumen spielte. Kurz erinnerte ich mich auch daran, wie sie mir ihren Körper angeboten hatte.

Ich löste mich schnell von ihr. Erst wollte ich fest stehen bleiben, doch wer wusste, was das Tier in mir tun wollte und würde. Diese Frau würde nicht ihren Willen bekommen. Sie wusste geschickt ihre Weiblichkeit einzusetzen, aber bei mir traf sie auf Granit. Ich hatte nicht vor, mich mit diesem Menschenweib zu paaren.

 

„Wir gehen zurück. Jaken, du wirst ihr neue Schuhe besorgen. Verstanden?“

„Hai!“, schrie er mir zur Antwort und kam schnell zu mir gelaufen, bevor er sich noch ein paar Mal vor Kagura verbeugte.

Sie schnaubte nur leise und sah mich schief an, bevor auch sie mit ihrem Speer mir folgte. Sie hatte wirklich einiges gefangen. Doch sie schien frustriert. Bestimmt hatte sie sich etwas anderes erhofft und ihr Plan ging nicht auf. Nun ja, das würde noch häufiger so sein, daran würde sie sich gewöhnen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich versuche zumindest einmal in der Woche ein neues Kapitel zu laden :)
Liegt daran, dass ich zurzeit zwei Stories habe, in denen ich täglich ein Upload mache :)
Ich würde mich über Resonanz freuen :)
ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Freitag geht es weiter :)
Wird Kagura gerettet? und wenn wer rettet sie?
Wird sie verbündete finden?
erfahrt es Freitag :)
ich würde mich Freuen, wenn ihr mir eure Gedanken dazu mitteilen würdet :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sesshomaru hat Kagura gerettet und wohl ein kleines Dejavue erlebt.
Dabei hatte sie ihm damals einen Juwelensplitter angeboten und schien wieder um seine Hilfe zu buhlen.

Was wird geschehen? Wird sie sich einleben?
Diese Frau ist Geld gewöhnt, wie wird sie mit der neuen Situation zurecht kommen?
Sonntag werdet ihr es wissen :)

PS: Ich würde mich sehr über einen Kommentar freuen,
was ihr vom Pairing haltet und ob euch die Geschichte gefällt :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute kommt noch ein zweites :D

würde mich über einen Kommi freuen,
ob es euch interessiert, ob ihr ihnen ne Chance gibt und und und :)
Vielleicht aber auch, was ihr meint, was noch so passieren könnte ^^

Also bis später noch einmal zum nächsten Kapitel :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel will Kagura sich beweisen und ein wenig Fischen mit einem Speer,

doch der schöne Tag endet abrupt, da Jaken wie immer unbrauchbar ist :)

Dienstag geht es dann weiter :D

Wie immer würde ich mich über eure Meinung freuen ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Narijanna
2018-04-20T22:52:15+00:00 21.04.2018 00:52
Nabend,
Jo bisher mag ich die Geschichte ganz gerne. Das Paaring ist jetzt nicht soo mein favorit, aber eher weil ich Kagura als sehr oportunistisch sehe (solche Personen mag ich nicht wirklich) und ich nicht weiß wie jemand doch relativ geradliniges, wie ich Sesshomaru empfinde, damit umgeht.
Natürlich tut sie mir auch zu einem gewissen grad leid was ihren Tod angeht, andererseits hat sich, wenn auch nur für kurze zeit, ihr wunsch erfüllt. Nennt mich böse aber irgentwie passen da zwei meiner Lieblingssprichwörter, "Lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende" und "Der Tot ist nur für die zurückgebliebenen schlimm".
Ansonsten, du schreibst wie immer wunderschön.
Wunsch erfüllt, over and out.
Lg Nell
Von:  Dudisliebling
2018-04-17T10:31:11+00:00 17.04.2018 12:31
Zuerst einmal ein großes Dankeschön für deine Widmung. Ich weis das ich dich auf diese Idee brachte und dir damit noch mehr Arbeit in Sachen fanfiction gemacht habe. Also vielen Dank das du meinem lieblingspaaring von inuyasha eine Chance gibst nachdem Rumiko-Sama dieses Paar nicht zusammengeführt hat.
Wie du schon weist bin ich mit dem Anfang schon überaus zufrieden und bin wirklich gespannt was du aus der Story machst. Natürlich bin ich allzeit bereit dir mit Rat und tat zur Seite zu stehen..

Ps dein Titelbild ist wirklich super geworden :) mit der. Zeit werde ich versuchen ein paar illus dafür zu zeichnen. ;)

Deine Dudisliebling


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