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ATMOSPHERE I

(Vorläufiger Titel)
von

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I

„Tyson,...hörst du mich…? Tyson...mach deine Augen auf!“ Eine besorgte Stimme drang

gedämpft an mein Ohr. Es war die Stimme meines Vorgesetzten.

Ich kam langsam zu mir und öffnete meine Augen einen Spalt weit. Was ich sah, waren die Augen meines Gegenübers. „Wieso...sind Sie hier?“ Er schaute mich an, mit einem Blick, der besorgt und ängstlich zugleich war. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, soweit es ging. Jedoch wurde ich durch den Stifneck um meinen Hals in der Bewegung eingeschränkt.

Eine Frau mittleren Alters, in einem weißen Kittel, stand auf der anderen Seite des Bettes in dem ich lag und überprüfte immer wieder ein Monitor, über den sich in regelmäßigen Abständen eine Linie bewegte. Eine etwa drei Zentimeter lange Nadel steckte in meiner Armbeuge. „Sagst du mir, was passiert ist Elijah?“, fragte ich und schaute den Mann an bevor er anfing – leise, aber mit fester Stimme zu erklären, was in den letzten Stunden vor meinem Anruf passiert war.

II

Ich betrat lächelnd und mit einer Mappe in der Hand das Detroit Police Department, DPD. Es war ein großes, überwiegend aus Glas bestehendes Gebäude, welches in der 1301 Third Street stand. Als ich in den ersten Stock kam, lief ich den breiten Gang entlang, der an beiden Seiten von Schreibtischen und Mitarbeitern gesäumt war. Die Büroräume in diesem und den zwei nachfolgenden Stockwerken wurden durch die großzügigen Glasfronten nur so von Sonnenlicht geflutet. Mein Arbeitsplatz lang ganz in der Nähe der abgetrennten Büros meiner beiden Vorgesetzten. Er war ordentlich, fast schon steril. Auf der Arbeitsfläche standen gerade mal ein großer Monitor, Tastatur und Maus. Alles andere hätte mich nur abgelenkt.

Ich zog den Stuhl nach hinten, legte meine Lederjacke über die Lehne und ließ mich auf den unbequemen Drehstuhl fallen. Ich hatte erst vor knapp zwei Monaten meinen letzten Job zu Ende gebracht. Mein Job, so wie der von Fünfzig weiteren Mitarbeitern aus der Abteilung „Überwachung“ war es, „kriminell organisierte Vereinigungen“ zu lokalisieren und zu zerschlagen. Keinesfalls ein Traumjob, aber ich lebte für ihn. Dabei barg jeder neue Auftrag seine eigene Lebensgefahr. Jeden Tag, den ich unter einer anderen Identität und nicht unter dem Namen der in meiner Geburtsurkunde lebte, musste ich damit

rechnen aufzufliegen und getötet zu werden. In meiner kurzen Zeit hier war ich schon in zwei dutzend Rollen geschlüpft. Doch die nächste sollte die schwerste in meinem Leben werden.
 

Meine Ankunft auf dem Revier blieb nicht lange unbemerkt. Kaum hatte ich mich an meinem Arbeitsplatz niedergelassen, kam auch schon James Dearing auf mich zugelaufen. Er war ein großgewachsener Mann. Seine Haare trug er kinnlang. „Ms.Tracer, in den Besprechungsraum!“ James Dearing hielt nicht viel von langen Ausführungen. Wenn ihm etwas nicht passte, bekam man es sofort gesagt.

Normalerweise nahm ich das Treppenhaus, nur heute betätigte ich den Knopf des Fahrstuhls, dessen Tür sich nach einer kurzen Zeit öffnete und den Weg in einen der sechs Metallkabinen freigab. Der Besprechungsraum lag im obersten Stockwerk des Gebäudes. Nach einem Zwischenstopp in der dritten Etage betrat ich den Konferenzraum. Ich nahm mir einen der Stühle, die noch an der Wand angelehnt waren, hockte mich verkehrt herum darauf, den Blick nach vorne gerichtet. Erst jetzt sah ich, dass der Direktor unserer Sondereinheit, Elijah Carter, mit im Raum war. Nach der Nachbesprechung des vorangegangenen Einsatzes, ging es nahtlos ins Briefing für den neuen Auftrag über.

Die letzten zweieinhalb Stunden, wurde ich in dem neuen Auftrag unterwiesen. Hauptsächlich waren es Informationen über eine handvoll Personen, die in diverse kriminellen Machenschaften verstrickt waren. Das Hauptaugenmerk, jedoch lag auf einer Person, welche auch meine Zielperson werden sollte.

James Dearing schaute mich mit seinen dunkelbraunen Augen an. In dem Licht, was vorne auf das Rednerpult schien, wirkten sie fast schwarz. Ich wusste was auf mich zukommen würde. Infiltrieren, Informationen beschaffen, zugreifen und verhaften. In Gedanken stellte ich mir vor, während er mich weiter einwies, wie sich sein Gesicht zu albernen Grimassen verzog und musste unweigerlich lachen. Ich richtete mich auf und lief nach vorne, um die Akten entgegen zu nehmen. Er drückte mir einen kleinen Stapel mit zusammengehefteten Papieren in die Hand. „Arbeiten Sie sich ein, dieser Auftrag ist

wichtig! Wenn Sie scheitern, ist ihre Karriere vorbei!“ Ich schaute ihn an und blickte auf die Akten.
 

Innerhalb weniger Tagen, änderte ich meinen kompletten Look. Mein sonst braunes Haar wich einer Kupfer-blonden Mähne. Hemden, Hosen, Turnschuhe, Stiefel, Sport- und Motorradkleidung wurden durch Kleider, Röcke, knappen Oberteile, engen Jeans und High Heels erneuert.
 

James hatte auf mein Blackberry die Adresse für den Ort geschickt, an welchem dass letzte offizielle Treffen stattfinden sollte. Ich war kurz nach ihm am Treffpunkt, welcher sich auf dem Arenal des Wayne County Ports im Westen von Detroit

befand. Er lehnte an einem der Metallgeländer und schaute zu mir hinüber als ich über dem Parkplatz zu ihm lief. Sein Blick glitt langsam über meinen zierlichen Körper.

„Wie ich sehe, haben Sie sich gewissenhaft mit Ihrem neuen

Auftrag befasst.“

„Danke Sir, es war auch einiges an Arbeit in der kurzen Zeit.“

Ich wurde scharf unterbrochen.

„Unwichtig“, sagte er und schaute mich von oben herab an.

„Ich hoffe, dass Ihnen klar ist, was dieser Auftrag bedeutet und wie wichtig dieser ist!“

„Ja Sir.“, antwortete ich knapp. Arschloch.

Er stellte sich etwas auf und legte mir einen gepolsterter Umschlag in die Hand.

Vosichtig löste ich den Klebestreifen, entnahm den Inhalt welcher aus meinem neuen Ausweis und zwei Schlüsseln, sowie einer

weiteren Akte bestand. Hier war Sie also, meine neue Identität.

„Niemand außer Direktor Carter und mir, kennt Ihre neue

Identität.“,sagte er während ich den Inhalt flüchtig überfliege.

„Caroline Webster, siebenundzwanzig Jahre alt“,las ich die ersten Zeilen in der Akte.

„Welchen Beruf werde ich nachgehen?“,fragte ich anschließend.

„Sie werden zum 15. des Monats, als Thekenkraft im Bleu Detroit Nightclub anfangen.“

Er schaute mich an. „Ihr Dienstplan und Arbeitsvertrag liegt bereits vor.“

Der perfekte Beruf für jemand, der weder Cocktails mixen konnte, noch selbst welche trank. „Verstanden.“ ,ich schaute auf und steckte die Papiere wieder in den Umschlag zurück. Das letzte was jetzt noch zu klären war, waren die beiden Schlüssel. „Wir haben Ihnen einen grauen VW Passat CC zugeteilt. Er steht noch auf der Verwahrstelle unseres Reviers.“ Solange er noch fahren würde, wäre ich auch mit einem Passat zufrieden. „Der zweite Schlüssel gehört zu ihrem neuen Apartment in Downtown Detroit.“„Verstanden.“, ich steckte beide Schlüssel in meine Jackentasche und verabschiedete mich von ihm. Ab jetzt würde es nur noch eingeschränkten Kontakt zu meinem Revier geben.

III

Schnaps, Wodka, Gin, Limettensaft, Likör, Sahne, wie sollte ich mir die ganzen Zutaten nur merken und vor allem wie mischte man sie richtig. Ich war gänzlich überfordert, aber nur noch einen Tag Zeit, bevor ich meinen neuen Job als Thekenkraft

anfing. „Äks! Das schmeckt wie Seife.“

Die Eiswürfel klirrten aneinander, als ich das Glas mit dem silbrig-grauen Cocktail abstellte. Kurz danach legte ich auch meinen Kopf auf die steinerne Kochinsel, an welcher ich gerade saß. Überall standen Flaschen mit den verschiedensten Inhalten, aufgeschnittene Zitrusfrüchte, Gläser, Strohhalme, Mixbecher und zahlreiche bedruckte Blätter mit den

Rezepten der beliebtesten Cocktails, auf der Arbeitsplatte.

Immer wieder ging ich im Kopf die einzelnen Rezepte und Mengenangaben durch. 5 cl Gin und 1,5 cl Zitronensaft und etwas Likör für den „Aviation Cocktail“, 4 cl Wodka und 2 cl Kaffeelikör für den „Weißen Russen“. Limetten, Zucker, Eiswürfe und Schnaps für einen guten „Caipirinha“. Ich hob meinen Kopf, jedoch nur so weit um in mein Spiegelbild was sich in der Metallfront des Kühlschrankes abbildete, zu schauen.

Der späte Abend hatte bereits eingesetzt, sodass ich meinen Platz an der Kochinsel geräumt und jetzt in meinem großen Bett, unter einer dünnen Decke lag. Die Stille wurde durch den Regen verdrängt, der gegen die Fensterscheiben prasselte. Als ich eingeschlafen war, ging ich an einen Ort, an dem ich eine ganze Weile nicht mehr gewesen war. Alpträume waren nichts Neues für mich, aber heute Nacht plagten sie mich wieder.
 

Ein Raum ohne Wände, Decke oder Boden, einfach nur eine endlos erscheinende Leere. Meine Füße bewegten sich immer weiter vorwärts, ohne ihr genaues Ziel zu kennen. Auf die Leere, folgte ein tiefschwarzes Loch. Es war beengend und erdrückte mich fast – bis ich fiel.
 

Ich wachte auf als die Fensterläden der Balkontür, durch den starken Wind, gegen die Fassade krachten. Schweißgebadet setzte ich mich auf und streifte mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Meine Atmung ging flach und zittrig, das Herz schlug unruhig in meiner Brust. Bo-boom, bo-boom, bo-boom.

Die Nacht endete für mich bereits vor dem Sonnenaufgang und bis zu meinem Schichtbeginn in der Bar heute Abend, hatte ich noch genügend Zeit. Diese verbrachte ich damit, mir erneut die Akten vorzunehmen welche mir vor dem Auftrag zugespielt wurden. Namen, Adressen, Kennzeichen, bekannte Aufenthaltsorte, alles Informationen die ich bereits kannte und jetzt noch ein letztes Mal wiederholte.
 

Das Wasser der Dusche prasselte im Chor, mit dem Regen der gegen die Fensterscheibe prallte. Es wanderte warm an meinem zierlichen und nackten Körper herunter, bis es mit dem Schaum im Abfluss verschwand. Eine Mischung aus Grünem Tee und Lotus, lag in der Luft und vermischte sich mit dem Wasserdampf der sich auf den Fließen und dem Spiegel niederschlug. Ich schaltete das Wasser ab, griff nach dem Handtuch welches außerhalb der Dusche an einer Halterung hing und wickelte mich ein. Mit einer Hand, wischte ich einen Streifen auf dem beschlagenen Spiegel frei. Ich hatte mich bereits an das neue Aussehen gewöhnt, aber das einsetzen der Kontaktlinsen bereitete mir noch immer Probleme. „Verdammt!«, also der nächste Versuch.
 

Zahlreiche Versuche, die Kontaktlinsen einzusetzen und zwei mal abschminken später, war ich im Bad fertig und mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Auch der Lidstrich saß. Ich verließ mit dem Handtuch um den Körper das Bad und ging in mein Schlafzimmer. Die Kommode mit meinen Klamotten stand rechts vom Bett. Darüber hing ein länglicher Spiegel. Neben dem Bett, stand nur noch eine kleine Pflanze mit im Raum. Ich zog die oberste der vier Schubladen auf und musterte die ordentlich gefalteten Klamottenstapel Letztendlich fiel meine Wahl auf eine langärmlige Bluse und eine hoch geschnittene, knöchelfreie Hose. Spießig? Das wäre es gewesen, wenn die Bluse nicht so tief ausgeschnitten wäre, das die Gäste im Club sofort sehen würden, dass ich darunter nichts trug. Ich ließ das Handtuch um meinem Körper auf den Boden gleiten, schlüpfte in meine Unterwäsche, anschließend in die Hose, Bluse und drapierte diese noch etwas zurecht.
 

Ray Harlem, war der Besitzer des Nachtclubs in dem ich heute meine erste Schicht anfing. Als ich am Club angekommen war, stand er neben seinem Türsteher und erwartete mich bereits. „Caroline Webster?“, er musterte mich eingängig, als ich vor im zum stehen kam. Ich nahm es ihm nicht übel. Ich fühlte mich attraktiv. „Ja.“ Ich streckte ihm die Hand entgegen und lächelte. Mein Wagen hatte ich auf einem der Mitarbeiterparkplätzen geparkt, die direkt vor dem Eingang lagen. „Ich freue mich. Dann kommen sie!“ Er führte mich durch seinen Club, zeigte mir die Notausgänge, den Aufenthaltsraum für die Pausen und letztendlich meinen Arbeitsplatz an der langen Theke. „Mixen Sie mir Ihren Lieblingscocktail!“, er hockte sich auf den Barhocker und schaute mich an. Ich schaute mir die Flaschen an, welche in der Wand hinter mir standen und ging in meinem Kopf die Cocktails durch, welche ich geübt hatte. „Aviation Cocktail ‑ eine ausgefallene Wahl!“, er schaute mich an als er einige Schlücke von dem silberfarbenen Cocktail genommen hatte. „Viel Erfolg, für Ihre Schicht, wir sehen uns danach kurz in meinem Büro.“, nickend schaute ich ihm nach, als er durch eine Zwischenwand verschwand.
 

Es war kurz nach zwei Uhr morgens, als ich Ihn an der Bar sah. Er saß, auf einem der Barhocker am Ende der Theke. „Was darf Ich ihnen bringen?«, ich lächelte und schaute ihm direkt in die Augen. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug. Seine schwarzen Haare waren leicht nach hinten gegelt. Einzig seine Narbe an der Schläfe, passte nicht in das Gesamtbild des Mannes. „Bourbon Whiskey ohne Eis“.



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