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Throughout the Year

One-Shot Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Für NiDrOp,
ich hatte gehofft sie bis zum 26.08. fertig zu haben, aber leider nicht geschafft. Deshalb: alles, alles Gute nachträglich!
Geschichte wird im Laufe des Tages noch einmal überarbeitet! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Diesen Monat sogar ein bisschen früher - wobei das vor allem an meinem Urlaub liegt, der nun ansteht. ~
Für den Titel entschuldige ich mich jetzt schon mal und überarbeitet wird sie auch noch.
Viel Spaß beim Lesen - insbesondere SarahSunshine :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorne weg: mein allererster (wirklich absolute Premiere) Versuch sasunaru zu schreiben. Seid bitte nachsichtig mit mir!
Ich hoffe meine Umsetzung deiner Vorgaben werden dir gefallen Quiana. Obwohl es dramatischer geworden ist als geplant. Und ich muss es noch mal ein bisschen überarbeiten XD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Eventuelles OoC von Seiten Sasuke und ich glaube, ich bin doch stark ins melodramatische abgerutscht. ^^"
Wichtig: Geschichte wird im Laufe der nächsten Tage noch mal verbessert! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine Dezembergeschichte für abgemeldet - erst im Januar, wegen des mexxischen Umzugs. Und weil ich es nicht auf die Reihe gebracht habe, sie bis zum 28.12.17 zu beenden.
Und leider wieder recht kurz. :/ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Pünktlich zum Letzten des Monats auch mein entsprechender One-Shot. Dieses Mal für Prinzessin-Zelda. :) Ich hoffe er gefällt dir - mir auf jeden Fall, zumindest von der Handlung per se. An den Text selbst, muss ich leider noch mal ran, aber da ich morgen eine neue Stelle beginne (wuhu!), war ich leider etwas abelenkt - ich hoffe es hat sich nicht zusehr auf den Text ausgewirkt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tatsächlich hatte ich schon einen One-Shot angefangen, bei dem nach über 5000 Wörtern noch immer kein Ende in Sicht gewesen war. Heute Morgen lief mir dann ein Jodel auf Facebook über den Weg und so entstand dann diese Geschichte. Sie ist kürzer, aber immerhin rechtzeitig fertig geworden. Die andere Idee wird aber auf jeden Fall auch noch hier veröffentlicht.
Und bis dahin wünsche ich euch - und vor allem Kayurinya - ganz viel Spaß hiermit. ♥ Und entschuldige den Tag Verspätung, wollte es gestern noch beenden, bekam dann aber leider einen Migräneanfall. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine liebe ashikubi, ich wünsche dir hiermit noch einmal alles Gute zu deinem Geburtstag. Wenn auch nachträglich. :3
Wird noch mal überarbeitet, bin nur heute seit halb fünf auf den Beinen, war arbeiten, beim Eishockey, hab keine Stimme mehr und will nur noch schlafen XD Ggf. wartest du also lieber ein paar Tage, bevor du es liest. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine liebe Dig_Dug, ich hoffe, die Art und Weise, wie ich deine Wünsche umgesetzt habe, ist okay. :) Ganz viel Spaß beim Lesen dir und natürlich auch allen anderen. :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine liebe Rizumu, einen Monat später als gewünscht (du weißt ja warum ...), folgt nun endlich dein Monatsprompt. Zwar auf die letzte Minute, aber er ist da. :D Und natürlich passend zu deiner bestandenen Abschlussprüfung. (Das ist übrigens erst Streich Nr. 1. Der zweite folgt auch noch ^.^)
Und jetzt viel Spaß beim Lesen an alle. :3 Komplett anzeigen

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01. Sein Lächeln

Ino fiel es nicht leicht das Zittern ihrer Unterlippe zu unterdrücken und um nicht nervös mit ihren Händen herumzuspielen, hatte sie diese vor ihrer Brust verschränkt. Das wirkte zumindest so als wäre sie sich ihrer Sache sehr sicher, obwohl dem ganz und gar nicht so war.

Ihr Blick hatte die Stelle über Sais Nasenwurzel gesucht, um ihm das Gefühl zu geben, sie würde ihm direkt in die Augen schauen, zu was sie im Moment allerdings nicht fähig war.

Allein in seiner Nähe zu sein, schmerzte sie und ihr Herz zog sich verräterisch zusammen, als sie unweigerlich an die vergangenen Tage, Wochen und Monate denken musste, die vielleicht bald nur noch eine tragische Erinnerung sein würden.

All die Tage und Nächte, die Berührungen, Küsse und Gespräche. Es tat weh, nur an die Möglichkeit zu denken, es könne heute enden - obwohl das nicht einmal feststand.

Und dennoch war sie kurz davor einen Rückzieher zu machen, weil allein die Chance, dass es eventuell in ein paar Minuten vorbei sein konnte, ihren Puls in die Höhe schnellen ließ und ihre Handflächen schwitzig wurden.

Wie gern würde sie die Gefühle ignorieren und so tun, als wäre das zwischen ihr und ihm nur eine lockere Bettgeschichte, etwas Spaß, wenn der Unistress zu groß wurde oder man einfach ein bisschen körperliche Nähe benötigte.

Aber das wäre nichts anderes als feige.

Und eine Ino Yamanaka war kein Feigling - ganz und gar nicht!

Anders als andere Frauen rühmte sie sich damit, sich nicht von einem Mann unterbuttern zu lassen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu ignorieren, nur damit sie ihn nicht verlor.

Also musste sie ihr Vorhaben nun auch in die Tat umsetzten. Alles andere wäre Verrat an sich selbst und würde sie gegenüber ihrer Freunde als Lügnerin kennzeichnen.

Deswegen räusperte sie sich einmal und fokussierte ihren Blick ein wenig mehr auf seine Nasenwurzel.

"Ino? Alles gut?" Sais Stimme riss sie fast aus ihrer Konzentration und brachte ihren Entschluss gewaltig ins Wanken, obwohl es gerade einmal drei Wörter gewesen waren.

Aber sie wünschte sich augenblicklich ihm in die Arme zu springen, fest zu umarmen und ihm ihren inneren Zwiespalt zu erklären.

Er konnte so wunderbar zuhören und auch wenn er selten (brauchbare) Lösungsvorschläge brachte, kam sie selbst am Ende ihrer Monologe zu einer Entscheidung, die sie ohne dieses Gespräch niemals hätte treffen können.

Nur bei diesem Thema konnte er ihr nicht helfen, dieses Problem löste sich nicht auf, indem er ihr einfach zuhörte. Schließlich war er der Grund ihrer Schwierigkeiten und das bedeutete, er musste aktiv daran mitarbeiten oder sie würde die Reißleine ziehen. Denn auf eine halbherzige Beziehung, nur, weil er sie nicht verletzten wollte oder dachte, Zustimmung sei ein Grundprinzip des sozialen Lebens, konnte sie auch wieder verzichten.

Egal, wie schmerzhaft es werden würde.

"Ja ... also ... wir müssen reden."

"Tun wir doch gerade", erwiderte er leichthin.

Es war schon süß, wie er so offensichtliche Floskeln nicht kannte und alles zu wörtlich nahm. Süß ... und anstrengend.

"Das stimmt. Aber ... also ich würde gern über unsere Beziehung sprechen", antwortete sie und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen.

Sai nickte knapp.

Ino hingegen verließ dadurch der Mut. Sie wusste nicht wie sie diese Reaktion deuten sollte, verriet seine Haltung und Mimik doch sonst nichts darüber, ob er verstand oder nicht und wie er sich gerade fühlte.

Es half auch nicht, dass sie nun hier standen, in mitten seines Ateliers, mit all seinen begonnen Bildern, den leeren Leinwänden und Farbtöpfen, unter dem künstlichen Licht der Neonlampen.

Sie hatte an nichts anderes denken können, als die möglichen Gesprächsbeginne, Erklärungen und Antworten, die darauf folgen konnten. Das Umfeld hatte sie komplett ausgeblendet und bereute dieses Versäumnis nun.

Hier hatten sie sich kennengelernt, zum ersten Mal geküsst, sich stundenlang einfach nur unterhalten und so viele wundervolle Stunden miteinander verbracht. Und trotzdem hatte sie noch immer das Gefühl, ihn eigentlich gar nicht wirklich zu kennen.

Sie musste sich unbedingt zusammenreißen und es endlich hinter sich bringen, bevor sie sich in den wundervollen Erinnerungen verlor und dieses Gespräch weiter nach hinten schob, um hier und jetzt wieder mit ihm zu schlafen.

Sie konnte das schaffen!

"Sai ... ich ...", begann Ino langsam, "ich kann das so nicht mehr", schloss sie mit selbstsicherem Ton ihren Satz ab und fasste dadurch Mut. Mut, den sie momentan dringender als den Sauerstoff in ihrem Blut benötigte.

Sie gab Sai nicht einmal die Möglichkeit auf diesen Satz einzugehen, aus Angst, dass er etwas tun oder sagen könnte, was ihr Vorhaben derart ins Schwanken bringen würde, dass sie nach der nächstbesten, dummen Ausrede suchen und ihm diese nonchalant auftischen würde.

Also sprach sie schnell weiter: "Versteh mich bitte nicht falsch. Ich finde die Zeit mit dir wunderbar, es macht Spaß und ich war schon lange nicht mehr so glücklich mit einer anderen Person. Aber genau das ist das Problem. Es, also du, wir ... ich bin glücklich und", sie schluckte schwer, "ich will mehr. Also von dir ... ich meine für uns ... das Ganze hier ist ..." Jetzt fing sie an herumzudrucksen, verdammt.

Sie ballte ihre Hände, die nach wie vor auf ihren Oberarmen lagen, zu Fäusten und atmete tief durch.

Nun war sie schon so weit gekommen, ein Rückzieher kam nicht länger in Frage.

"Ich wäre gern wirklich mit dir zusammen. Was ... was sagst du?"

Ino merkte er jetzt, dass ihr Herz dreimal so schnell schlug wie sonst und auch, wie fest ihre Fingernägel sich in die Handinnenflächen bohrten, aber sie ignorierte diese Reaktionen ihres Körpers und hielt unbewusst die Luft an, während sie auf eine Antwort von ihm wartete.

"Ja, natürlich Ino", sagte er nach ein paar Sekunden, die ihr schier endlos vorgekommen waren, mit einem Lächeln.

Es dauerte noch einmal einige Augenblicke, bevor sie begriff.

Er lächelte.

Dieses schrecklich kalte Lächeln, dass er immer aufsetzte, wenn er das Gefühl hatte, er müsse nun freundlich schauen, ohne tieferes Interesse zu zeigen.

Ino wusste was er ihr damit sagen wollte; da half auch seine Antwort nicht, denn diese bedeutete im Vergleich zu seiner Mimik rein gar nichts.

Ihre Arme fielen links und rechts neben ihren Körper nach unten und sie biss sich schlussendlich doch auf ihre Unterlippe, weil es nicht länger möglich war ihr Zittern durch reine Willenskraft zu unterdrücken.

"Gut", brachte sie fester heraus als gedacht und zum ersten Mal suchten ihre Augen wirklich die seinen.

"Dann sollten wir das hier jetzt beenden."

Irritiert zogen sich seine Augenbrauen zusammen, doch Ino war nicht dazu in der Lage ihm zu erklären, warum sie so handelte. Denn das hätte mehr als den letzten Rest Standhaftigkeit bedeutet, den sie noch in sich spürte.

Außerdem konnte es ihm wohl nicht sonderlich weh tun, es nicht zu verstehen, wenn er nur mit diesem Lächeln hatte antworten können.

Oder?
 

~*~
 

Sobald Ino bei ihrer besten Freundin in der Wohnung angekommen war, kam ihr das ganze Gespräch wie ein komischer Traum vor.

Sie hatte die Szene auf der Fahrt wieder und wieder in ihrem Kopf abgespielt, die Sätze nacheinander analysiert und versucht sich ganz genau zu erinnern, wie er wann geschaut hatte. Wie sein Körper auf welches ihrer Worte reagiert hatte und ob sie nicht vielleicht doch nur aus reiner Angst zu viel oder zu wenig in ihn hineininterpretiert hatte. Er war ein komplexer Mensch, einige der Dinge, die bei anderen ganz eindeutig waren, konnten bei ihm etwas komplett anderes bedeuten und vielleicht hatte er seine Worte doch emotional so gemeint, wie er sie gesagt hatte ...

Und an diesem Punkt sah sie jedes Mal sein Lächeln vor ihrem inneren Auge und sie spürte wie Tränen versuchten sich ihren Weg nach oben zu bahnen. Aber sie hatte im Bus nicht weinen wollen und als sie schließlich ausgestiegen war, ihre Beine sich wie Gummi anfühlten und ihr Kopf gewaltig pochte, fühlte sich die letzte Stunde nicht mehr real an, sondern wie ein urkomischer Albtraum - wie auch immer das zusammenpassen sollte.

Nun saß sie aber hier, auf dem gemütlichsten, kleinen Sofa, das es wohl gab und hielt eine warme Tasse Tee in ihren Händen, während sie gedankenverloren auf den schwarzen Bildschirm des alten Fernsehers starrte und versuchte nicht ihre Umrisse darin zu erkennen.

Sakura Haruno, Medizinstudentin im fünften Semester und ihre beste Freundin seit Kindertagen (mit zwischenzeitlichen Ausnahmen), saß neben ihr und las in einem ihrer dicken Fachbücher, das auf dem Wohnzimmertisch vor ihnen aufgeschlagen war, während sie sich immer wieder Notizen auf einem Block machte, den sie auf ihrem Schoss abgelegt hatte.

Für Menschen von außen war das sicher eine seltsame Szenerie, aber Ino war froh darüber, dass sie nicht sprechen musste, weil sie Angst hatte, am Ende doch in Tränen auszubrechen und sie wollte wegen ihm nicht weinen. Zumindest nicht jetzt.

Vielleicht später, wenn sie allein in ihrem Bett lag und die Welt um sich herum ausblenden konnte. Niemand da war, der sich in der Pflicht sah sie zutrösten, sobald sie den ersten Schluchzer nicht mehr zurückhalten konnte.

Aber für den Moment brauchte sie keinen Trost, sie wollte in Selbstmitleid baden und nicht alleine sein. Und genau das gab ihr Sakura gerade, während sie selbst ganz in ihren Gedanken vertieft war.

Ino wollte nicht an das vorangegangene Gespräch denken, aber die einzig anderen Bilder, auf die ihr dummer Kopf sich konzentrieren konnte, waren all die Momente, die sie mit Sai verband.

Angefangen mit der blöden Annonce, die in der Uni an den schwarzen Brettern gehangen hatte, in der ein Kunststudent nach einem Aktmodell gesucht hatte.

Ino mochte ihren Körper, sie sah sich selbst ganz gern im Spiegel an und wusste immer genau was sie tragen sollte, um ihre Figur gut in Szene zu setzten, aber ohne diese Anzeige, wäre sie wohl nie auf die Idee gekommen, sich für Geld vor jemandem nackt auszuziehen.

Und auch danach hatte sie es eigentlich nicht vorgehabt, aber nachdem sie drei Wochen lang immer wieder an einem der schwarzen Bretter den Zettel hatte hängen sehen, hatte ihre Neugier gesiegt.

Das war das Schlimmste. Dieser Anfang.

Aber wie hätte sie auch ahnen können, dass daraus eine Affäre entstehen würde? Und aus dieser Liebe? Dumme, einfältige, unerwiderte Liebe.

Ino wünschte sich in diesem Moment ihren Kopf einfach gegen den Couchtisch vor sich schlagen zu können, um die Erinnerung an ihren ersten Blickkontakt mit Sai vergessen zu können, das Gefühl ihrer ersten Berührung, als er sie auf dem Holztisch richtig positioniert hatte, aber das ging nicht.

Natürlich nicht.

Also trank sie einen Schluck ihres nun kalten Tees und stellte diesen schließlich auf der Glasplatte vor sich ab und lehnte sich zurück - Augen geschlossen und mit einem schrecklichen Pochen in ihrem Kopf.

Ihr Magen begann plötzlich laut zu knurren und Sakura sah von ihren Lernunterlagen auf.

"Soll ich dir ein Sandwich machen? Mehr kann ich dir leider momentan nicht anbieten", fragte sie und auch, wenn ihr Ton locker klang, sah Ino, die sich sofort aufrecht hingesetzt hatte und nun zu ihrer besten Freundin blickte, das Mitgefühl in deren Augen.

Sie wollte den Mund öffnen und verneinen (nach 16 Uhr aß sie keine Kohlenhydrate mehr), aber mittlerweile hatte sich ein Kloß in ihrem Hals gebildet, den sie nicht hinunterschlucken konnte. Es würde nur ein komischer Laut ihre Kehle verlassen und dafür sorgen, dass sie begann hemmungslos zu weinen.

Weshalb sie sich lieber darauf beschränkte mit dem Kopf zu schütteln und wieder vor sich hin auf den schwarzen Bildschirm zu starren.

"Du kannst gern den Fernseher anmachen, wenn du sowieso schon in die Richtung schaust", schlug Sakura schließlich vor und reichte Ino die schwarze Fernbedienung, während sie bereits wieder in ihr Buch vertieft war - oder zumindest so tat.

Ino nahm sie ihr ab, legte sie aber nur auf die Lehne des roten Sofas und nahm schließlich wieder ihre Tasse Tee zwischen die Hände. Vielleicht würde irgendeine blöde Pseudo-Doku sie wirklich ablenken, aber dumme Menschen konnte sie gerade wirklich nicht ertragen. Vor allem nicht, weil sie sich gerade selbst wie einer fühlte.

"Vergiss nicht, ich hab dir schon vor Wochen gesagt, dass du das klären sollst", erklärte Sakura unvermittelt, während sie sich ausgiebig streckte und riss Ino so aus ihren Gedanken.

"Ich habe es doch getan, oder nicht? Dich möchte ich mal in dieser Situation erleben", erwiderte sie bissig, ohne weiter darüber nachzudenken und spürte Wut in sich aufkeimen.

Seltsamerweise verschwanden dadurch einige Gewichte, die ihr Herz bis gerade noch nach unten gezogen hatten plötzlich. Es fühlte sich nicht wirklich leichter an, aber zumindest auch nicht mehr länger so schwer. Jedenfalls für den Augenblick.

"Anders als du, bekomme ich meinem Mund nämlich wenigstens auf, um der Person, mit der ich zusammen sein will, genau das zu sagen", sprach sie weiter.

Sakura sah sie kurz mit einem bösen Blick an, bevor sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen schlich.

"Gehts dir jetzt besser?"

Ino blinzelte, bevor ihre Augen sich überrascht weiteten. Sie stieß laut und empört die Luft aus und drehte ihren Kopf demonstrativ in die andere Richtung.

Dumme Kuh.
 

~*~
 

In den folgenden Tagen lag Ino die meiste Zeit über in ihrem Bett und stand nur auf, wenn sie auf die Toilette musste oder aber der Hunger so beißend wurde, dass sie die Schmerzen in ihrem Magen nicht mehr aushielt und er sogar mehr weh tat als ihr kaputtes Herz.

Sakura kam sie jeden Tag nach ihren Vorlesungen besuchen, um mit ihr zu reden oder zu schweigen.

Meistens setzte sie sich auf dem Boden vor Inos Bett und lehnte sich mit dem Rücken an das Gestell, während Ino sich auf den Bauch drehte und ein Stück nach unten rutschte, sodass ihre Köpfe fast auf der gleichen Höhe waren.

Das waren die schönen Momente an diesen Tagen, aber sie konnte nicht von ihrer besten Freundin erwarten ständig bei ihr zu bleiben, also schickte sie Sakura jeden Abend nachhause.

Anschließend lag Ino lange wach und starrte auf die Decke, manchmal weinte sie, manchmal nicht und hin und wieder schaute sie auf ihr Handy, um zu sehen, ob sie vielleicht doch etwas wichtiges verpasst hatte, obwohl ihr im Moment kaum etwas wirklich wichtig erschien.

Wann immer sie Sais Namen las, der sie mittlerweile schon sieben Mal versucht hatte anzurufen und ihr einige Nachrichten geschickt hatte, verkrampfte sich ihr Magen und sie war versucht zu antworten, ihn zurückzurufen, um seine Stimme zu hören und vielleicht doch noch einmal mit ihm über alles zu reden. Vielleicht benahm sie sich ja wirklich zu melodramatisch.

Aber dann musste sie wieder an sein Lächeln denken, an seine Antwort und mit einem Seufzen, das von Tag zu Tag leiser wurde, legte sie ihr Handy mit dem Display nach unten wieder zurück auf ihr Nachtkästchen.

Sie begann dann sich ein Stück weit für ihre emotionale Reaktion auf ihr Gespräch zu hassen und verfluchte laut und leise den Tag, an dem sie auf seine Aktmodellannonce geantwortet hatte. Mittlerweile kam sie sich deshalb so schrecklich dumm vor und dennoch musste sie bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung und dem Gefühl des kalten Holz' auf ihrem nackten Körper lächeln. Wofür sie sich schließlich dann erneut begann zu hassen und am Ende immer in einen unruhigen Schlaf verfiel.
 

~*~
 

Das Klingeln ihrer Türglocke weckte Ino eines Morgens und mürrisch öffnete sie ihre Augen. Durch die zugezogenen Vorhänge sah sie, dass die Sonne bereits seit einer Weile aufgegangen war, aber noch nicht weit genug oben stand, um bis zu ihrem Kopf zu gelangen. Also musste es eindeutig noch zu früh sein.

Bevor sie überlegen konnte, den unangekündigten Gast zu ignorieren (Sakura besaß einen Schlüssel, also konnte sie es schon einmal nicht sein), drückte der Unbekannte erneut auf den kleinen, weißen Knopf neben ihrer Eingangstür.

Kurz darauf noch einmal, weil Ino weiterhin im Bett lag, in der Hoffnung, dass es der Postbote war, der am Ende zu einem ihrer Nachbarn ging, um das Paket dort erst einmal abzugeben.

Doch entweder war es ein sehr penetranter Postbote oder jemand anderes, denn mittlerweile war das Klingeln ein durchgängiges Schrillen. Fluchend erhob sich Ino von ihrem Bett, ignorierte die wahrscheinlich vollkommen durcheinander geratenen Haare und ihre rot unterlaufenen Augen.

Mit schweren Schritten ging sie zur Tür und riss diese auf, um der Person im Gang gewaltig ihre Meinung zu geigen. Was, wie ihr gerade auffiel, eine unglaublich gute Sache wäre, um endlich etwas von ihrer schlechten Laune los zu werden - Sakura umging das bei ihren Gesprächen leider viel zu geschickt und versuchte sie auch nicht mehr sie absichtlich auf die Palme zu bringen.

"Ich war verunsichert", erklärte Sai kaum war die Tür komplett offen. Ino öffnete ihren Mund, noch immer bereit los zuschreien, schloss ihn aber gleich wieder.

Wow, er hatte ihr noch nicht einmal Zeit gegeben, zu realisieren, dass er vor ihr stand - von einem 'Guten Morgen' ganz zu schweigen.

Sie konnte nicht anders und musterte ihn von oben bis unten, während sie in ihrem leergefegten Gehirn nach einer passenden Antwort suchte.

Seine sonst so glatten Haare standen ihm verwirrt vom Kopf ab, er hatte dunkle Ringe unter den Augen, sein Oberteil war zerknittert und außerdem hielt er eine rote Mappe in seinen Händen. So seltsam sein Auftreten auch war, auf dieser blieb ihr Blick am Längsten hängen, bevor ihr Kopf wieder in eine gerade Position wanderte und sie schließlich in sein Gesicht sah.

Es war so, als hätte er sich seit seinem Satz keinen Millimeter bewegt, er fixierte sie nur mit seinem Blick und Ino musste unweigerlich schlucken.

"Hier."

Erneut war er schneller als sie denken konnte.

Irritiert blickte Ino auf die rote Mappe, die er ihr nun entgegenhielt und nach ein paar Sekunden der Verwunderung, nahm sie ihm diese ab.

Ihre Finger zitterten, während sie langsam das Band löste und den Deckel hob.

Es befand sich nur ein einziges Stück Papier darin, auf dem mit Bleistift etwas gemalt worden war. Ino starrte auf die Augen der Person, dessen Porträt darauf abgezeichnet worden war.

Sie starrte in ihre eigenen Augen.

"Ich hab das gemalt, bevor du wegen meiner Annonce bei mir vorbei gekommen bist. Ich war fasziniert von der Symmetrie deines Gesichts und musste es einfach auf Papier festhalten. Naruto erzählte mir im Nachhinein, dass das wohl auf manche Menschen einen falschen Eindruck machen könnte, darum habe ich es dir nicht erzählt. Aber ich dachte, dass du es jetzt sehen solltest."

Ino nickte nur und blickte sich noch immer selbst an. Wie hatte er es nur geschafft gemalten Augen solches Leben einzuhauchen? Eins, dass sie in ihrem eigenen Spiegelbild momentan nicht einmal finden konnte?

"Und seit du dich bei mir vorgestellt hast, um für mich Modell zu stehen, wusste ich, dass du meine Muse bist. Du musst wissen, ich hatte früher nie daran geglaubt, dass es so etwas wirklich geben könnte, aber deine Ausstrahlung ist ...", er stockte und flüsterte gedankenverloren etwas vor sich hin, bevor sein Blick sich wieder klärte und er Ino erneut fixierte, die es noch immer nicht geschafft hatte, aufzusehen, "für mich wie eine Droge, die durch meine Venen schießt?", schloss er mehr fragend als feststellend ab.

"Wo hast du das denn her?", fragte sie und endlich konnte sie sich aus ihrer Starre lösen und ihn direkt anschauen.

"Das stand in einem Buch über Liebe. War das schlecht?" Er wirkte wirklich verunsichert und Ino bei diesen Worten schlecht.

"Sai, ich ...", begann sie, doch er unterbrach sie einfach.

"Shikamaru meinte, ich hätte dir eine andere Antwort geben sollen. Ich dachte wirklich das 'ja' würde reichen, aber anscheinend habe ich dir einen Eindruck vermittelt, der irreführend war. Ich verstehe zwar nicht ganz wieso und Shikamaru konnte es mir auch nicht wirklich erklären, aber Ino ich möchte wirklich mit dir zusammen sein."

Sie widerstand dem Drang, ihm augenblicklich um den Hals zu fallen, auch wenn sich bereits Tränen in ihren Augen sammelten, weil es das Schönste war, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte. Es war unglaublich kitschig und sie fühlte sich nur so von Emotionen überschwemmt, aber genau das war es, was er hatte sagen müssen.

Und dennoch ...

"Es war dein Lächeln", brachte sie schließlich heraus, in einem kläglichen Versuch mit fester Stimme zu sprechen. "Dieses Lächeln, dass du immer dann aufsetzt, wenn du ein gewisses Desinteresse empfindest oder etwas denkst, dass du lieber nicht laut aussprechen solltest. Ich habe es schon so oft in Aktion erlebt und hatte solche Angst, irgendwann selbst einmal der Grund zu sein, dass ... dass ..." Die Tränen begannen nun unaufhaltsam über ihre Wangen zu laufen und ein unschöner Schluchzer entwich ihr.

Sai schloss die Mappe in ihren Händen, nahm sie ihr ab und umarmte sie anschließend.

Diese Geste sorgte gleichzeitig dafür, dass sie nur noch hemmungsloser weinen musste und gleichzeitig begann zu lachen.

Nur Sai konnte in einer solchen Situation noch daran denken, eins seiner Kunstwerke zuvor in Sicherheit zu bringen.

Ino wusste nicht, wie lange sie so dastanden, aber irgendwann waren all ihre Tränen aufgebraucht und sie lehnte sich in seinen Armen ein Stück zurück, um ihm in die Augen schauen zu können.

"Danke", flüsterte sie. "Danke, dass du mir das gesagt hast."

Sie verstand noch nicht alles, was er ihr gerade eröffnet hatte, aber zumindest, dass dieses kühle, distanzierte Lächeln noch zu mehr da war als angenommen.

Es diente als Eigenschutz.

Er setzte es auf, wenn er nicht weiter wusste oder sich überfordert fühlte.

Und wenn sie nicht so egoistisch gewesen wäre und Angst vor seiner Reaktion gehabt hätte, davor, dass er sie genau so ansehen würde, wie er es schließlich getan hatte, wenn auch aus einem komplett anderen Grund, hätte sie nicht nur sich selbst unnötige Schmerzen ersparen können.

"Es tut mir leid."

Sai schüttelte kaum merklich den Kopf, legte seine Hand an ihre Wange und küsste sie.

Die Kante der Mappe drückte Ino in den Rücken, aber das war ihr ehrlich gesagt im Moment scheißegal. Sie genoss den Kuss einfach.

02. Verdrängung

"Sakura, wir müssen endlich darüber reden."

Inos Stimme am anderen Ende der Leitung klang angespannt, nervös, vorsichtig. So, als ob sie nicht wüsste, wie sie das Thema am Besten ansprechen sollte - und es auch eigentlich gar nicht wollte.

Sakura verdrehte mit einem Schmunzeln ihre Augen und wartete ab, ob ihre beste Freundin noch etwas sagen würde, doch blieb es stumm. Sie hörte nur den Atem und konnte sich bildlich vorstellen, wie Ino auf ihrer Unterlippe herumkaute und fieberhaft überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte.

Sakura ging im Wohnzimmer ein paar Schritte auf und ab, während sie wartete, ob noch etwas kommen würde und begutachtete gedankenverloren die Bilder auf dem brusthohen Schrank. Einige davon zeigten sie und Teile ihrer Freunde in den verschiedensten Konstellationen - je nachdem, wann die Fotos geschossen worden waren. Auf anderen grinsten Ino und sie selbst ihr entgegen - die meisten waren während der Oberschule entstanden, aber auch eins aus der Grundschule befand sich unter ihnen.

Aber die Schönsten und die, die ihr jedes Mal ein wohliges Kribbeln im Magen bescherten, waren die auf denen sie mit ihrem Freund stand. Sasuke blickte zwar auf jedem sehr ernst, vor allem, weil er es nicht leiden konnte, fotografiert zu werden, aber das war egal. Allein die Tatsache, dass er sich tatsächlich für sechs Bilder mit ihr hatte breit schlagen lassen, stimmte sie glücklich, wenn sie daran dachte.

Dann fühlte sie sich wieder wie ein verliebter Teenager und würde am Liebsten durch die Wohnung springen.

Nur in letzter Zeit wandte sich dieses Gefühl mehr in eine Art Nostalgie um. Vielleicht, weil sie älter wurde und sich nach und nach alles veränderte.

Bei diesem wehmütigen Gedanken räusperte sie sich leise und erinnerte sich wieder daran, dass Ino nach wie vor am anderen Ende der Leitung war - und schwieg. Eine höchst ungewöhnliche Sache, aber es schien nicht so, als würden sie dieses Problem heute noch beheben können.

"Ino, es ist spät, Sasuke wartet schon im Bett. Also wenn du das am Telefon nicht sagen kannst, können wir uns gerne nächste Woche bei mir oder dir treffen."

Erneut blieb es kurz still, bevor sie hörte, wie Ino laut seufzte und anschließend ein: "Ja, gut", antwortete. "Ich komme Dienstag von meiner Geschäftsreise zurück. Dann gegen siebzehn Uhr bei dir?"

"Klingt gut."

Sie verabschiedeten sich und Sakura blickte noch ein letztes Mal auf die Reihe von Fotos, bevor sie in Richtung Schlafzimmer ging.

Sasuke lag bereits im Bett und las als sie den Raum betrat, blickte aber augenblicklich auf.

"Hn?"

"War nur Ino. Sie scheint unbedingt über irgendetwas reden zu wollen, schafft es aber nicht, es auszusprechen. Was seltsam ist, weil sie normalerweise immer alles laut sagt."

Sakuras Augenbrauen zogen sich bei diesen Worten zusammen, doch schließlich zuckte sie mit den Schultern und setzte sich auf die Matratze.

"Wir könnten morgen an den Strand fahren. Das haben wir seit Jahren nicht mehr getan", schlug sie vor und erneut überkam sie dieses seltsame Gefühl der Nostalgie.

Sie waren früher oft in den Semesterferien mit ihren Freunden an den Strand gefahren und hatten sich eine Hütte dort gemietet, miteinander getrunken, gelacht und gekocht. Sie waren schwimmen gegangen (extrovertierte Personen wie Ino oft auch nachts und das hin und wieder nackt) und hatten es sich einfach gut gehen lassen.

Sie vermisste das Alles irgendwie, aber so war es im Leben nun einmal. Jeder von ihnen war seines Weges gegangen, manche umgezogen, andere hatten Familien gegründet, um die es sich zu kümmern galt. Man traf sich lange nicht mehr so häufig - wenn überhaupt - wie Sakura es sich oft wünschte.

"Oder wir bleiben hier." Sasuke hatte sich hinter ihr aufgesetzt und schlang seine Arme um ihren Bauch, wodurch er sie aus ihren Gedanken riss. Er drückte ihr einen Kuss durch die Haare hindurch in den Nacken. Ihre erste Reaktion war ein lautes Lachen, bevor sie sich an ihn lehnte und seine Nähe genoss, seine Wärme durch ihrer beiden Oberteile spürte.

"Mhhh, also wir könnten das Wochenende natürlich auch hier verbringen, wenn es nicht anders geht", schlug sie gespielt niedergeschlagen vor.

Als Antwort zog Sasuke sie mit sich nach hinten und sie lagen schließlich ein wenig ineinander verworren auf der weichen Matratze. Er strich ihr sanft über den Bauch und sein Atem kitzelte ihre Wange.

"Ja doch, ich glaube wir bleiben hier", antworte sie nun kichernd und mit einem Hauch kindlicher Vorfreude. Es war schön Sasuke so aktiv zu erleben, das musste sie um jeden Preis auskosten.
 

Leider verging das Wochenende viel zu schnell und ehe Sakura es sich versah war sogar bereits der Montag vorbei. Sie hatte das Wochenende über - einem sehr intensiven und wirklich wundervollem Wochenende - Inos besorgniserregende Aussage relativ gut verdrängt, um die kostbare Zeit, die sie und Sasuke gemeinsam hatten, nicht mit Sorgen zu verschwenden.

Allerdings verspürte sie nun, so kurz vor dem Treffen mit Ino, ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil sie ihre beste Freundin nicht doch noch einmal angerufen und nachgehakt hatte. Ino war nicht der Typ, der Schwierigkeiten hatte über komplexere Themen zu sprechen, egal wann und wo - außer natürlich es waren verdammt komplexe Themen. Und solche gab es bei Ino eigentlich nie.

"Entspann dich", forderte Sasuke sie auf, als sie nervös durch die Küche lief. Er saß vor seinem aufgeklappten Laptop und begann gerade damit in einem der sechs verschiedenen Ordnern herum zublättern, die er auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte. Das Zeichen schlechthin dafür, dass ihre vertraute Zweisamkeit erst einmal zurückgestellt worden war.

"Jaha." Aber sie konnte sich nicht entspannen. Sie musste irgendetwas tun um sich abzulenken. Allerdings hatte sie bereits alles vorbereitet. Was so viel bedeutete wie: zwei Weingläser und die entsprechende, volle Flasche. Sie hatte sogar schon in beide Gläser etwas von der weinroten Flüssigkeit eingeschenkt, die nun bereit war, getrunken zu werden.

"Das wird schon." Sasukes Stimme klang abwesend und er schien sich mehr für die Zahlen seiner Exceltabelle zu interessieren, aber Sakura musste dennoch lächeln. Wenn er in diesem Stadium der Konzentration war, konnte sie schon froh sein, dass er sie wahrnahm und mit ihr sprach. Manchmal war er so in seine Arbeit vertieft, dass er nicht einmal mitbekam, wenn sie einen Teller fallen ließ oder die Dusche im Badezimmer nebenan anmachte.

In diesem Moment klingelte es an der Tür und Sakura atmete noch einmal tief durch.

"Ich hoffe es", flüsterte sie in Richtung Sasuke, bevor sie zur Wohnungstür ging und diese öffnete.

Ino stand mit einem Trenchcoat bekleidet vor ihr, ihre langen, blonden Haare zu einem hohen Zopf gebunden und angedeuteten Augenringen vor ihr.

Sie sahen sich einen Moment lang schweigend an, bevor Ino sie schließlich in den Arm nahm.

"Hey."

"Hi", erwiderte Sakura perplex und tätschelte den Rücken ihrer besten Freundin.

"Ino, wir sollten vielleicht rein gehen."

Die Angesprochene löste die Umarmung und nickte knapp. Sakura ließ sie hinein in die Wohnung und schloss dann hinter ihnen die Tür. Ino zog ihren Mantel aus und hängte ihn auf. Anschließend wechselte sie von ihren High Heels in ein Paar der Gästehausschuhe und wartete darauf, dass Sakura voraus ins Wohnzimmer ging.

"Da die Küche gerade als provisorisches Büro gilt, würde ich vorschlagen wir gehen ins Wohnzimmer. Gläser und Wein stehen auch schon bereit", erklärte Sakura gut gelaunt, um die Stimmung ein wenig aufzulockern.

Ino lächelte gezwungen, sagte aber nichts.

Was war nur los mit ihr?

Sie setzten sich auf die dunkelgrüne Couch im Wohnzimmer und Sakura reichte Ino das bereits gefüllte Glas.

"Also, was ist los?"

Ino schwieg. Sie fühlte sich ganz offensichtlich unwohl und starrte so verbissen den Wein an, dass Sakura schon Sorge hatte, er würde sauer werden.

"Wann hast du das letzte Mal das Haus verlassen?", fragte sie schließlich vollkommen unvermittelt.

"Na ja ... weiß ich gar nicht genau. Wir haben Urlaub und genießen unsere Zeit eben."

Ino schien diese Aussage nicht sonderlich zu gefallen, dabei war sie es gewesen, die Sakura ständig damit in den Ohren gelegen hatte, dass ein Wochenende im Bett einfach wundervoll sei und sie es unbedingt mal ausprobieren sollten.

"Was isst du momentan?"

"Ähm ... wie bitte?" War sie ihre Mutter?

"Ich hätte dich niemals wegen dieses blöden Termins alleine lassen sollen. Es tut mir schrecklich leid", erklärte Ino mit einem traurigen Unterton und überrumpelte Sakura erneut durch diesen plötzlichen Themenwechsel.

"Aber bitte, lass mich ehrlich sein. Du siehst schrecklich aus." Die Angesprochene zwinkerte ein paar Mal, bevor sie realisierte, was Ino gerade gesagt hatte und wollte schon protestieren, als diese ihr das unausgesprochene Wort abschnitt: "Nein. Bitte. Ich meine ... das ist auch meine Schuld", fuhr sie mit erstickter Stimme fort. "Sakura, du siehst aus als hättest du seit Wochen nicht geschlafen, du bist abgemagert, dein Gesicht ist eingefallen und so wie es riecht, läufst du nur in diesem einen T-Shirt von Sasuke herum."

"Was, aber ich trag doch gar nicht ..." Sie sah an sich hinab und stellte überrascht fest, dass sie wirklich eins von Sasukes typisch dunkelblauen Oberteilen trug.

"Oh. Ist mir gar nicht aufgefallen." Sie lachte.

Ino nicht.

Stattdessen lehnte sie sich ein Stück vor und sah ihr direkt in die Augen.

"Sakura, so kann das nicht weiter gehen. Ich dachte, vielleicht würde dir ein bisschen Abstand gut tun, vielleicht brauchst du nur ein paar Wochen, bis du es anfangen kannst zu realisieren und dass ich darauf warten sollte, bis du von dir aus darüber sprechen möchtest. Aber es kam nichts und als ich unterwegs war ... ich habe mich so oft gefragt, ob ich nicht vielleicht doch etwas aktiver hätte an die Sache herangehen sollen. Bei unserem Telefonat neulich, als du gar nicht auf mich eingegangen bist und dann sogar meintest Sasuke würde auf dich warten und so entspannt klangst ... Oh Gott."

Ino biss sich auf ihre Unterlippe und ihr Gesicht spiegelte den Schmerz wider, der sich in ihrem Inneren angestaut hatte.

"Wir ... wir müssen endlich ... Sakura, bitte ... wir müssen endlich ... über Sasukes Tod sprechen."

Irgendetwas brach bei diesen Worten.

"Was ...?" Sakura stockte.

"Ino, was soll der Blödsinn? Sasuke ist doch ..." Sie drehte sich Richtung Küche, um nach ihm zu rufen, damit auch er Inos komische Worte hören konnte; ihren recht seltsamen Versuch eines Witzes.

Doch er saß nicht da. Der Laptop stand geschlossen auf dem Tisch und die Ordner waren auch verschwunden. Sie hatte ihn gar nicht aufstehen hören.

"Sakura", begann Ino langsam und legte ihre Hand auf die ihrer besten Freundin. "Ich weiß, dass die letzten Wochen schwer waren und das du versucht hast es zu verdrängen. Aber so kann das nicht weiter gehen."

"Ino hör auf so einen Blödsinn zu erzählen. Sasuke ist nicht ... nicht ..." Sakura verspürte einen gewaltigen Kloß in ihrem Hals und brach den Satz ab. Wieso konnte sie das Wort nicht einfach aussprechen?

"Aber du weinst."

Sie spürte etwas Warmes ihre Wangen hinablaufen und fasste sich mit ihrer freien Hand langsam an die Wange. Ihre Finger spürten etwas Flüssiges unter sich und sie wischte es so schnell es ging weg.

"Nein", flüsterte Sakura, "ich weine nicht. Da ist mir wahrscheinlich ... wahrscheinlich nur was ins Auge ..." Ihr Kloß im Hals wurde immer größer und sie versuchte vergebens ihn hinunterzuschlucken.

Was sollte das? Wieso reagierte sie auf eine so infantile Behauptung derart extrem?

Ihr Körper zitterte, die Tränen flossen immer schneller und sie bekam stechende Kopfschmerzen.

Wieso?

Sie verstand es nicht, konnte nicht erklären, warum ihr Körper sich plötzlich so erledigt fühlte.

Ein erstickter Schrei entglitt ihrer Kehle und sie drückte ihre Handballen so fest gegen ihre Augen, dass sie Sternchen vor sich tanzen sehen konnte.

Die Tränen stoppte es dennoch nicht.

Ino rückte näher an Sakura heran und legte einen Arm um deren Schulter, anschließend zog sie ihre beste Freundin zu sich und umarmte sie fest, während Sakura hemmungslos begann in Inos Oberteil zu weinen.

"Shhh. Wir bekommen das hin. Versprochen."

Was würden sie hinbekommen?

Sasuke war nicht tot.

03. Seltsam

Es war bereits Stunden her, dass die Sonne über den Dächern Konohas untergegangen war und hinter vielen Fenstern der Wohnungen, Anwesen und Einfamilienhäusern waren bereits die Lichter gelöscht und sich schlafen gelegt worden.

Anders sah das in den Clubs und Bars der Stadt aus, oder auch in den Restaurants und Imbissbuden, die überall in den Straßen vorzufinden waren. Dort herrschte noch reger Betrieb, lautes Lachen und Geschrei drang durch die Glasscheiben.

Eins der wenigen noch beleuchteten Wohnhäusern, war das Hauptgebäude des Nara-Clans, durch dessen hohe Wohnzimmerfenster das schimmernde Licht der Neonröhren schien.

Von außen erblickte man im Inneren eine Silhouette hin und her wandern und wenn man genauer hinsah, erkannte man am Kopf oben, zwei kurze, buschige Zöpfe.

Im restlichen Gebäude waren bereits alle Lichter ausgeschaltet worden, aber es hatte einen guten Grund, dass dies im Wohnzimmer noch nicht der Fall war.

Dort lief Temari Nara unruhig auf und ab, die Nervosität in ihren Glidern spürend. Seit sie und Shikamaru vor einen halben Jahr geheiratet hatten und sie anschließend vollständig nach Konoha gezogen war, hatte sie sich nicht mehr so gefühlt. Und sie war auch eigentlich froh darüber.

Temari blickte zum hundertsten Mal auf die Uhr, die an der Wand neben der Tür hing und begann auf ihrer Unterlippe herumzukauen.

Er hatte ihr heute Morgen schon gesagt, es könne später werden, aber mittlerweile war es bereits kurz nach Mitternacht und sie ging seit nun mehr drei Stunden immer wieder den Weg vom Fenster zur Tür auf und ab. Zwischendurch setzte sie sich für ein paar Minuten an den Tisch und konnte dann doch nicht still bleiben, weshalb das Ganze dann wieder von vorne los ging.

Es war zum verrückt werden. Aber irgendwie war das mit ihm schon immer so gewesen, auch wenn es durch die Hochzeit und den Zusammenzug nachgelassen hatte und sie dieses seltsame typische Mädchenverhalten hatte abschütteln können, sobald es intimer zwischen ihnen wurde.

Oh man, allein bei dem Gedanken, schämte sie sich heute noch für sich selbst wegen des Rotwerdens und Gestottere. Und sofort spürte sie, wie ihr die Schamesröte in die Wangen stieg und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Es war manchmal einfach nicht zufassen, was er in ihr auslösen konnte.

Temari war so tief in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht gehört hatte, dass die Eingangstür zur Seite geschoben worden war, hörte nun aber die näherkommenden Schritte auf dem Holzboden und versteifte sich sofort.

Im nächsten Moment blieb die Person vor der Tür zum Wohnzimmer stehen und bevor Temari auch nur noch einmal zwinkern konnte, wurde sie bereits geöffnet und Shikamaru stand vor ihr.

Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken und legte seinen Kopf leicht schräg, bevor er gähnte.

"Entschuldige, dass ich je..."

"Du bist zu spät!", rief Temari und war über die Wut in ihrer Stimme selbst überrascht. Ihre Nervosität war purer Panik gewichen und sie konnte einfach nicht verhindern überzureagieren.

Shikamaru war nun zumindest wieder hellwach und musterte sie vorsichtig mit seinen Augen. Temari musste sich daraufhin abwenden, schloss ihre Lider und atmete ein paar Mal tief ein und aus.

Sie hörte, wie Shikamaru näher kam und ging in ihrem Kopf noch einmal durch, was sie ihm sagen wollte. Das führte allerdings dazu, dass ihre Panik nur wieder durch kam.

Sie hatten sich zwar schon einige Male darüber unterhalten und waren sich einig gewesen, es zu wollen, hatten aber nie etwas Konkretes gesagt oder bewusst daran gearbeitet. Was, wenn es für ihn momentan einfach nicht passte? Er nicht die nötige Zeit aufbringen konnte? Es viel zu früh für sie war?

"Temari?", fragte Shikamaru vorsichtig und legte seine Hände langsam auf ihre Schultern. Es war komisch, aber augenblicklich wich die Anspannung von ihr. Er machte manchmal wirklich seltsame Dinge mit ihr.

Temari atmete noch einmal tief durch, bevor sie sich zu ihm umdrehte und eines ihrer seltenen, schüchternden Lächeln aufsetzte.

"Ich bin schwanger", sagte sie schlicht und sah ihm direkt in die Augen.

Endlich. Da war sie wieder. Direkt und unverblümt. Keine langen Vorreden, einfach raus damit. Wie gut das tat. Und nicht nur sich selbst wieder zu haben, sondern den Satz endlich laut ausgesprochen zu haben.

Nach diesem schrecklich aufwühlenden Tag spürte sie erst einmal nur pure Erleichterung ihren Körper durchströmen.

Shikamaru schien das anders zu sehen, denn seine Augen waren vor Schreck geweitet und er starrte sie ein paar endlos lange Minuten nur an.

Deshalb kehrten ihre Nervosität und Angst nun doch wieder langsam zu ihr zurück. Konnte sie bitte aufhören sich so erbärmlich zu verhalten?

Aber diese Bitte half nichts, denn Temari begann plötzlich wieder auf ihrer Unterlippe herumzukauen und mit ihren Fingerkuppen nervös gegen ihre Oberschenkel zu tippen, weil er nichts tat oder sagte.

Aber irgendetwas musste doch kommen, oder? Schreien, in Panik verfallen, umkippen? Um ehrlich zu sein, war es ihr vollkommen egal, wie er reagierte, er sollte nur endlich aus dieser schrecklichen Starre erwachen. Und vor allem aufhören, sie so blöd anzustarren!

"Würdest du vielleicht endlich was sagen?", fragte sie schließlich als sie nicht mehr länger warten konnte.

Shikamaru nickte knapp und zwinkerte ein paar Mal, doch er wollte ihr nicht die Ehre erweisen sie endlich seine Stimme hören zu lassen und so zogen erneut einige Sekunden - oder waren es Minuten? - ins Land, in denen sie immer nervöser wurde und ihre Unterlippe weiter malträtierte, während sie wartete.

"Du bist schwanger?", fragte Shikamaru schließlich langsam und vorsichtig. Temari blinzelte irritiert, als sie seine Worte vernahm.

"Was? Ja, sonst hätte ich es wohl kaum gesagt", erwiderte sie mit einem bissigen Unterton. Zumindest hatte sie aufgehört mit ihren Fingern zu trommeln und ihre Unterlippe befand sich nun auch wieder in Freiheit.

"Du bist schwanger", flüsterte er den Satz - dieses Mal aber als Aussage.

Temari wollte ihn fragen, wann ihm denn seine schnelle Auffassungsgabe abhanden gekommen war, erkannte aber noch rechtzeitig, dass der einzige Grund, warum er sich so blöd anstellte, pure Überraschung war.

Man war sie blöd.

Sie war so damit beschäftigt gewesen, sich seine möglichen Reaktionen auszudenken und schließlich darauf zu warten, dass er endlich eine zeigte, dass ihr gar nicht aufgefallen war, dass er bereits mitten in ihr steckte.

Überraschung - nicht gut oder schlecht zu werten - und ein bisschen Panik wahrscheinlich - die sie ebenfalls verspürte.

"Ja, ich bin schwanger", antwortete Temari deshalb ruhig und fand sich plötzlich in Shikamarus Armen wieder. Er gab ihr einen Kuss auf den Scheitel und nach kurzem - vor allem, weil sie nicht damit gerechnet hatte - Zögern, erwiderte sie seine Umarmung und ein breites Grinsen schlich sich auf ihre Lippen.

Wie hatte sie überhaupt an ihm zweifeln können? Sie kannte ihn schon so lange und mittlerweile auch verdammt gut und dennoch hatte sie es getan, weil sie manchmal seltsam war; weil sie durch ihn manchmal seltsam wurde.

Als sie sich schließlich aus der Umarmung lösten, lächelte Shikamaru sie kurz glücklich, aber geplättet an, bevor er sich wieder mit der Hand über den Nacken fuhr und seufzte.

"Ich muss jetzt wirklich erst mal ins Bett."

Temari schüttelte lächelnd den Kopf.

04. Wusstest du ...

Naruto hatte sich einige Zeit in einer Art Dämmerzustand befunden, bevor er wirklich wahrgenommen hatte, dass er in einem Bett mit weicher Matratze lag und der Monitor neben ihm munter vor sich hin piepste.

Als er schließlich schwerfällig seine Augen öffnete, um sich zu orientieren, war er der festen Überzeugung, dass sich bis gerade eben noch jemand mit ihm im Raum befunden haben musste. Oder wie sonst sollte er den zurückgeschobenen Stuhl neben seinem Bett deuten? Mal von diesem seltsamen Gefühl abgesehen, dass er während seiner Aufwachphase durchgängig beobachtet worden war.

Aber hier war niemand und so langsam machte sich eine erste Enttäuschung in ihm breit, deren Existenz aufgrund der Nachwirkungen seiner Narkose erst nach und nach erkannte.

Naruto schloss seine Augen wieder und versuchte den klinisch weißen Raum und das nervende Piepsen zu ignorieren, während die Enttäuschung um einen leeren Raum in ihm weiter zunahm.

Er war also doch nicht gekommen oder vorzeitig wieder gegangen, weil es ihm zu lange gedauert hatte. Das Zweite würde zumindest sein Gefühl und den Stuhl erklären, aber weder das noch die erste Möglichkeit gefielen ihm wirklich.

Um ehrlich zu sein hatte Naruto gehofft, dass er nicht allein sein würde, sobald er aufwachte, aber eigentlich hätte er nichts anderes erwarten sollen. Schließlich hatte es sich nur um eine Bitte zu etwas nicht sonderlich relevanten gehandelt. Nichts, dass man machen musste, was wichtig für die Arbeit oder das tägliche Leben war.

Und dennoch war Naruto so dumm gewesen, zu fragen und zu hoffen.

Aber er hatte nicht zugesagt. Natürlich nicht. Schließlich tat er es nie.

Denn ein Sasuke Uchiha zuckte nicht einmal mit den Schultern, um seinem Gegenüber zumindest ein 'Vielleicht' zu signalisieren. Oh nein. Er starrte die andere Person nur an und tat nichts.

Naruto wusste gar nicht, wann es soweit gekommen war, dass sein bester Freund zu trivialen Fragen oder Aussagen noch nicht einmal mehr ein 'Hn' von sich zugeben, aber ihm war es in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt aufgefallen, dass es fehlte.

So sehr er sich früher auch darüber aufgeregt hatte, vermisste er diese kleine, unscheinbare Silbe mittlerweile.

Ein herzhaftes Gähnen seinerseits unterbrach die negativen Gedanken, die sich wie von selbst gebildet hatten, obwohl er noch nicht einmal vor fünf Minuten halbwegs aus seiner Narkose erwacht war. Er fühlte sich schlapp und schläfrig und durch seine nach wie vor geschlossenen Augenlider wurde dieses Empfinden nur verstärkt.

Am Liebsten hätte er sich auf seine bevorzugte Schlafposition, die rechte Seite, gedreht, aber sein Körper wollte nicht wirklich mitmachen, weil er noch recht starr war. Also murmelte er nur einen lautlosen Fluch und bleib auf dem Rücken liegen, während er begann die Welt um sich herum immer weiter durch eine Art Schleier wahrzunehmen, bevor er schließlich erneut einschlief.
 

Sasuke hatte sich lange überlegt, ob es sinnvoll wäre, Narutos Wunsch nachzukommen und an seinem Bett zu sitzen, wenn er aus dem Aufwachraum zurück in sein Zimmer kam. Am Ende hatte er sich aus dem einfachen Grund dafür entschieden, weil er mit eigenen Augen sehen wollte, wie sein bester Freund die OP überstanden hatte.

Dass er aber nun hier saß und genau diesem beim Schnarchen zuschauen durfte, war irgendwie nicht das, was er sich bei seinem Krankenbesuch vorgestellt hatte, denn eigentlich hatte er gehofft, kurz nach ihm zusehen, vielleicht ein paar Wörter mit ihm zu wechseln - was so viel hieß, Naruto reden zu lassen und hie und da zu nicken - und dann wieder nachhause zu gehen.

Das wieder nachhause gehen wäre zwar jetzt, da Naruto tief und fest schlief, leichter, aber es gefiel ihm nicht. Natürlich hatte er ihm nicht versprochen auf ihn zu warten, wenn er aus dem OP kam, nur jetzt, wo er schon einmal neben seinem Bett auf diesem unbequemen Stuhl saß, empfand er es als so eine Art Pflicht zu warten, bis Naruto endlich aufwachte.

Außerdem - und Sasuke gefiel es überhaupt nicht, das zuzugeben - beobachtete er ihn gerne beim schlafen. Naruto wirkte so entspannt wie selten, seine Lippen zu einem leichten, zufriedenen Lächeln verzogen und ... Sasuke fluchte leise. Für eine Sekunde war ihm doch wirklich der Gedanke gekommen, aufzustehen, sich über Naruto zu beugen und ihn zu küssen, einfach um zu sehen, ob er davon wach wurde.

Ein Rotschimmer schlich sich auf seine Lippen und erneut entwich ihm ein lautloser Fluch. Was war nur mit ihm los? Ja, das war eine verdammt gute Frage, schließlich waren sie seit Jahren miteinander befreundet und solche Gefühle und Gedanken, wie in den letzten Monaten, waren ganz sicher nicht normal.

Gut, was hieß bei ihm schon normal?

Sasuke hatte nie ein sonderlich großes Interesse an menschlicher Nähe gehabt und jegliche Avancen mit seiner kühlen Art bereits im Keim erstickt, weil er auf komplizierte Beziehungen gut verzichten konnte. Dass er aber selbst in eine solche Lage geraten würde - und dann auch noch dummerweise mit seinem besten Freund - war für ihn zu viel gewesen.

Naruto zu ignorieren, um sich dieser Überforderung nicht hingeben zu müssen, hatte er allerdings nicht übers Herz gebracht, aber verdammt noch mal, er wusste selbst, dass er ihn momentan nicht sonderlich freundschaftlich behandelte. Wie auch? Er hatte keine Ahnung von solchen Dingen und Unsicherheit war etwas, mit dem er absolut nicht umgehen konnte.

Ein leises Murmeln ließ ihn aus seinen Gedanken auftauchen, die in letzter Zeit zu so etwas wie seinem Schatten geworden waren und er blickte in halb geöffneten, blauen Augen.

Narutos Lächeln verwandelte sich zu einem gut gelaunten Grinsen und er sprach ein paar unvollständige Sätze, die Sasuke nicht verstehen konnte, weil sie so leise waren.

Ohne groß darüber nachzudenken, stand er nun doch auf und beugte sich ein wenig noch vorne, sein Ohr in die Richtung von Narutos Gesicht gedreht, um ihn besser hören zu können.

"... -ill Ramen. Oder Eis. Wusstest du ... Eis bekommt man nur nach Mandelentfernungen. Wieso hatte ich keine?" Sasuke blinzelte, stellte sich wieder gerade hin und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Wie typisch für ihn.
 

Als Naruto das nächste Mal aufwachte, blendete ihn die Sonne, die durch die hohen Fenster zu seiner rechten hindurchschien und er hob automatisch seinen Arm, um seine Augen vor der Helligkeit abzuschirmen, was er sofort bereute. Ein furchtbarer Schmerz durchzog seinen Körper wie ein Blitzschlag und er stöhnte auf.

Er hatte total vergessen, dass er nach einer Blinddarmoperation im Krankenhaus lag.

"Schön, Sie sind wieder wach." Naruto drehte seinen Kopf langsam in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und eine junge Frau mit dunkelbraunen Haaren lächelte ihn freundlich an.

"Wir waren zwischenzeitlich etwas besorgt, weil Sie den ganzen Tag über immer wieder tief eingeschlafen sind. Im Aufwachraum wirkten Sie nach einer Stunde schon so, als würden Sie noch am selben Tag nachhause gehen können."

Seltsam. Naruto konnte sich nicht erinnern, wirklich wach gewesen zu sein. Was aber wohl an den Nachwirkungen der Narkose oder so liegen durfte, also schob er diesen Gedanken sofort beiseite.

Es gab schließlich etwas anderes, dass ihn viel mehr beschäftigte, seit er die Krankenschwester in seinem Zimmer entdeckt hatte.

"W-war jemand hier, während ich geschlafen habe?", fragte Naruto zögerlich und schämte sich ein wenig für seine aufkeimende Hoffnung, die eigentlich keine war, weil ihm selbst ein kurzer Besuch nicht reichen würde.

"Nicht das ich wüsste", erklärte ihm die Krankenschwester, fügte aber hinzu, bevor er darauf reagieren konnte, "allerdings musste ich auch laufend Patienten zu Untersuchungen bringen, ich kann gern meine Kollegen fragen, wenn Sie möchten."

"Nein. Alles gut", hörte Naruto sich selbst antworten und merke, wie seine Mundwinkel sich zu einem leichten Lächeln verzogen.

Wieso hatte er sie nicht darum gebeten? Natürlich interessierte es ihn, ob er Besuch gehabt hatte oder nicht. Er drehte seinen Hals wieder so, dass sein Hinterkopf sich in das weiche Kissen legen konnte und starrte gedankenverloren auf die weiße Decke.

Irgendwie war hier alles weiß. Wände, Bettzeug, Schränke, Fensterrahmen. Nur das Bettgestell in silber und der Boden aus grauem Laminat unterschieden sich ein wenig vom Rest.

Naruto merkte schon wieder, wie seine Augenlider schwer wurden, wahrscheinlich weil seine Gedanken und die Umgebung so langweilig waren. Und auch wenn er noch versuchte sich gegen das erneute Einschlafen zu wehren, hörte er nicht einmal mehr, wie die Krankenschwester das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
 

Nachdem Naruto ihm seine Essensgelüste mitgeteilt hatte, war er in so eine Art Dämmerzustand zurück gefallen. Er schlief nun nicht mehr wirklich, aber wach war er ebenfalls nicht. Das hieß auch, dass Sasuke weiterhin hier sitzen und warten musste, bis er endlich wieder vollständig zu sich gekommen war - obwohl er immer noch tief in seinem Inneren den Drang verspürte, das Weite zu suchen.

Auf der anderen Seite brachte er es aber nicht einmal übers Herz ihn nur für fünf Minuten zu verlassen, um sich kurz einen Kaffee zu holen und spätestens, nachdem die Krankenschwester, die Narutos Werte kontrollierte, sich wunderte, dass er trotz seiner sehr wachen Verfassung im Aufwachraum, nun wieder so abgedriftet war, machte sich Sorge in ihm breit, die ihn zusätzlich daran hinderte, überhaupt aufs Klo zu gehen.

Es war schrecklich. Diese Zerrissenheit in ihm, mit all den widersprechenden Gefühlen.

Nach einer Weile hielt es Sasuke nicht mehr aus und er stand auf, um sich im Raum ein wenig die Beine zu vertreten. Er versuchte sich mit ein paar banalen Gedanken abzulenken, wie was er sich heute Abend zu essen machen würde oder welches Glück Naruto mal wieder hatte, genau zu der Zeit eine Blinddarmoperation zu bekommen, wenn das Krankenhaus einmal nicht aus allen Nähten platze und er so sogar ein Einzelzimmer erhielt.

Wie sich herausstellte, war aber genau dies ein Fehler gewesen, denn schon kam die Erinnerung an Narutos Whats App Nachricht wieder auf, in der er ihm mitteilte, dass der Arzt ihm sofort einen Termin im Krankenhaus für eben genannten Eingriff besorgt hatte. Es waren ein paar sehr aufreibende Minuten gewesen, bevor er weitere Informationen erhalten hatte (zum Beispiel, dass es nicht am gleichen Tag stattfinden würde und der Blinddarm noch nicht von einem Durchbruch bedroht sei).

Als er ihn am nächsten Tag kurz vor der Uni besucht hatten, hatte Naruto ihn gefragt, ob er vielleicht auf ihn warten würde, bis er wieder aufgewacht sei, aber Sasuke war es einmal mehr zu viel gewesen und so hatte er sich auf nichts verbindliches einlassen können.

Was, wie er natürlich wusste, eine komplett schwachsinnige Aktion gewesen war. Denn im Endeffekt war doch nichts dabei, auf den besten Freund aufzupassen, während dieser sich von einer Operation erholte.

"Sasuke ..."

Narutos Stimme holte ihn einmal mehr aus seinen Gedanken und Sasuke ging mit großen Schritten zurück zum Stuhl, um sich hinzusetzten.

"Wusstest du ...", begann Naruto und kicherte dann im Halbschlaf wie ein kleines Mädchen vor sich hin. "Also, wusstest du, dass ich damals Kakashi-sensei den nassen Schwamm auf den Stuhl gelegt habe?"

Ja, schließlich war er derjenige gewesen, der ihm erklärt hatte, wie kindisch dieses Verhalten sei und für einen Oberschüler absolut nicht angebracht. Und der Rest der Klasse, wie auch der halbe Lehrkörper, da Naruto das komplette Trimester über, den Putzdienst hatte übernehmen dürfen.

"Oder ... ich drücke mir gern die Pickel am Oberschenkel aus." Zu viel Informationen.

Naruto begann erneut zu kichern und plötzlich schwafelte er munter darauf los, ohne die Augen zu öffnen und als ob er weiterhin schlafen würde. Sasuke erfuhr in den nächsten fünf Minuten Dinge, die er eigentlich gar nicht wissen wollte und musste sich wiederholt die Frage stellen, wie so ein Chaot und ekliger Mensch (in der Nase popeln und sie essen war ja wohl absolut widerwärtig) es schaffte, ihn in einen solches Emotionswirrwarr zu bringen.

Ungläubig schüttelte er den Kopf, während Naruto weiter mit seinen Beichten machte, von denen er manche live miterlebt hatte, andere aber heute zum ersten Mal hörte (gut, wer erzählte seinen Freunden schon gern, dass er seine Eltern beim Porno schauen erwischt hatte?).

Irgendwann lehnte Sasuke sich einfach entspannt im Stuhl zurück und ließ Naruto seine Geschichten erzählen. Irgendwie war das schön.
 

Es war schrecklich im Krankenhaus zu sein und nicht einmal die Erlaubnis zu haben, ein wenig durch die Gänge zu wandern. Naruto hatte das Gefühl, ihm würde langsam die Decke auf den Kopf fallen und auch wenn seine Freunde in den folgenden Tagen vorbei kamen und versuchten ihn ein wenig abzulenken, half es nicht sonderlich viel.

Er war schon immer ein aktiver Mensch gewesen, er brauchte Bewegung und Natur. Eine Runde im Freien joggen oder zumindest ein Spaziergang, aber mehr als von seinem Bett auf die Toilette und zurück war ihm nicht erlaubt. Die Ärzte wollten schauen wie die Narbe sich entwickelte und da die Operation erst ein paar Tage zurück lag, war die Gefahr einer Entzündung noch recht groß - ganz zu schweigen von einem möglichen Aufreißen.

Naruto verstand das natürlich, doch das half ihm auch nicht gegen seine schlechte Stimmung und den Wunsch, zu machen auf was er Lust hatte.

Außerdem hatte Sasuke ihn noch immer nicht besucht und je mehr Zeit verging, in der er seinen besten Freund nicht sah, umso unruhiger wurde er. Wahrscheinlich hing diese Unzufriedenheit, die er mit sich herumschleppte mehr an Sasuke als es Naruto lieb war. Es ging ihm einfach so sehr nach, weil es keine Person gab, die er mehr sehen wollte als ihn, auch wenn allein dieser Wunsch schon vollkommen falsch war. Von den Gefühlen einmal ganz abgesehen.

Denn ja, die Emotionen, die er spürte, sobald er an Sasuke dachten, hatten schon lange nichts mehr mit einer einfachen Freundschaft zu tun. Und das war das riesen Problem an der ganzen Geschichte.

Naruto fand es für sich selbst nicht schlimm, dass er als Mittelschüler heimlich den Mädchen zugestimmt hatte, als diese über den neuen, heißen Sportlehrer getuschelt hatten oder, dass er sich gerne nackte, durchtrainierte Männer in Magazinen ansah.

Es ging eher darum, dass es eine total beschissene Aktion seines Herzens war, sich in seinen besten Freund zu verlieben.

Und nun, da er im Krankenhaus lag und nichts machen konnte, außer seine Zeit im Bett zu verbringen, hatte er einfach zu viel Zeit zum darüber nachdenken. Eine furchtbar schlechte Sache.

Denn im Endeffekt drehten sich seine Gedanken nur im Kreis und außer in ein Stadium der tiefen Verzweiflung brachten sie ihm nichts. Keine Lösungsansätze, Auswege oder was auch immer. Nein, ständig nur Sasukes Gesicht, wenn er die Augen schloss oder an die Decke starrte. Die Frage, warum er nicht kam, gepaart mit dem Wunsch ihm einfach eine Nachricht zu schicken, was er am Ende doch nicht tat, weil er nicht noch verzweifelter wirken wollte.

Dabei wäre an einer angepissten Nachricht a la 'Früher hat man seine besten Freunde noch besucht' nichts auszusetzen. Aber was genau erwartete er dann als Reaktion? Dass Sasuke sofort angeeilt kam, um sich nach ihm zu erkundigen? Wohl eher kaum. Er konnte höchstens mit einer Antwort rechnen, die nicht minder genervt klang, wie seine Frage und darauf hatte er auch keinen Bock.

Mürrisch und komplett unzufrieden mit sich und der ganzen Situation, stand Naruto auf und schlurfte zum Badezimmer. Er musste eigentlich nicht aufs Klo, aber auch nur eine weitere Minute im Bett und er würde wohl einem Lagerkoller erliegen - oder wie das hieß.

Er starrte sich selbst im Spiegel an und seufzte über die dunklen Augenringe und die fahle Haut, die normalerweise einen etwas lebendigeren Farbton besaß. Seine Haare klebten fettig auf seiner Kopfhaut und er könnte sicher mal wieder eine Dusche gebrauchen.

Nur er verspürte weder den Wunsch danach, noch wollte er sich von einer Schwester oder einem Pfleger dabei helfen lassen. Vielleicht in ein, zwei Tagen, wenn er die Erlaubnis erhielt etwas mehr allein machen zu dürfen und bis dahin konnte er ja Ino oder Sakura schreiben und fragen, ob sie ihm eins dieser Trockenshampoos vorbeibringen konnten, dessen Pulver man sich nur aufs Haar schüttete und anschließend mit dem Kamm verteilte.

Toll, zumindest dieses Problem hatte er fürs erste aus der Welt geschafft. Aber das aufgezwungene, zufriedene Grinsen auf seinem Gesicht, überzeugte ihn nicht wirklich, dass es eine Neuigkeit war, die ihn freuen sollte.

Kopfschüttelnd verließ er das Bad wieder, blieb aber im Türrahmen stehen, als er sah, dass er nicht länger allein im Raum war.

"Hey", sagte Sasuke und nickte ihm kurz zu. Narutos Herz machte einen Zwischenhupfer vor Schreck.
 

Naruto war wieder eingeschlafen und sabberte ein bisschen, während Sasuke darüber nachdachte, ob es denn immer so ablief, wenn jemand nach einer OP aufwachte. War es überhaupt normal so viel zu schlafen? Er selbst hatte so etwas noch nie durchgemacht und auch nicht bei jemandem am Bett gesessen.

Um ehrlich zu sein, konzentrierte er sich nur deshalb auf diese trivialen Gedanken, weil er nur so vermeiden konnte, dass er die ganze Zeit über sich, Naruto und seine Gefühle grübeln musste.

Außerdem kam ihm so vor als würde er schon seit mehr als einen halben Tag hier sitzen und warten, dabei waren es gerade einmal knapp zweieinhalb und das machte ihn langsam verrückt.

Konnte dieser Vollidiot nicht endlich aufwachen und zeigen, dass es ihm den Umständen entsprechend super ging? Dann konnte er endlich heimfahren und sich auf irgendetwas anderes stürzen, das seine komplette Aufmerksamkeit benötigte. Etwas, das nichts mit dem jungen Mann vor ihm im Bett zu tun hatte, der seinen Kopf gerade zur Seite drehte und friedlich vor sich hin nuschelte.

"Schön ... da bist." Oder so.

Wie nebenbei hob er seinen Arm ein wenig, um diesen auf seinem Bauch abzulegen, während er erneut etwas kicherte.

Sasuke wusste nicht, wann er diesen Laut das letzte Mal von Naruto gehört hatte, aber heute und durch die Narkose war es wahrscheinlich schon öfter vorgekommen, als in all den Jahren zuvor.

"... mal ... aber kein Wort, okay?", fragte er gut gelaunt und mit einem verschwörerischen Unterton, den er immer dann nutzte, wenn er etwas vermeintlich total krasses herausgefunden hatte. Oh Gott, was wollte er ihm jetzt schon wieder offenbaren?

"Wusstest du ... ich in dich verliebt bin, Sasuke? Aber pssst, verrate dir ... nicht", flüsterte Naruto mit geschlossenen Augen und grinste, bevor sein Kopf sich auf die andere Seite drehte und er anscheinend zurück ins Land der Träume verschwunden war.

Es dauerte einen Moment, bevor dieser begriffen hatte, was da einfach so aus Narutos Mund gekommen war - und das lag sicher nicht an seiner verwaschenen Sprache.

Als die Worte schließlich in seinem Gehirn begannen Sinn zu ergeben, spürte er wie seine Wangen heiß wurden und er sprang, von seiner Reaktion selbst überrascht, auf. Ein Glück, dass der Stuhl nicht nach hinten umfiel, denn Sasuke hatte im Moment eine panische Angst davor, Naruto richtig aufzuwecken und ... und ... er wusste nicht einmal, was ihm daran Angst machte, nur, dass er seinen besten Freund im Moment auf gar keinen Fall wach sehen wollte.

Und vor allem, wurde sein Drang nun einfach zu verschwinden, plötzlich ungeheuer groß und ohne weiter darüber nachzudenken, wandte er sich um und rannte fast zur Zimmertür. Er konnte auf einmal gar nicht mehr schnell genug hier rauskommen, aber durch die Gänge zu eilen, wie ein aufgeschrecktes Rehkitz, verbot er sich schließlich doch und mahnte sich zur Ruhe.

Erst als er schließlich im Garten vor dem Krankenhaus ankam, umgeben von Blumenbeeten und grünen Büschen, verschwand seine Panik ein wenig und er drehte sich zu dem großen, gelben Gebäude um, dessen hohe Eingangstüren vor ihm lagen. Irgendwo in der Ferne schlug eine Uhr zur vollen Stunde und Sasuke versuchte sich auf dieses Geräusch zu konzentrieren, um seinen Herzschlag wieder normalisieren zu können.

So wirklich helfen tat es nicht, aber er fühlte sich auf jeden Fall an der frischen Luft besser als noch vor wenigen Augenblicken in dem engen Krankenzimmer.
 

"Schön, dass du auch mal auftauchst", war das Erste, das Naurtos Lippen verließ als er sich wieder beruhigt hatte. Sein dämliches Hi konnte er sich sonst wohin stecken.

In der Hoffnung sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt er sich fühlte, lief Naruto zurück zu seinem Bett und ließ sich auf der Kante nieder. Sasuke blieb stehen, drehte sich lediglich in Richtung Bett und schaute ihn an.

Es waren ein paar sehr unangenehme Sekunden, in denen keiner der beiden Freunde den Mund aufmachte oder sich wenigstens bewegte. Eine komische Stimmung, deren Herkunft Naruto nicht deuten konnte. Normalerweise erwiderte Sasuke auf einen solchen Satz immer etwas oder strafte ihn mit einem bösen Blick. Aber nichts.

"Ich hätte früher kommen sollen", sagte dieser schließlich und wandte den Blick ab. Die Einsicht eines Fehlers hatte noch nie zu seinen Stärken gehört, aber es war schön, dass er ihn gleich zugab, anstatt zu versuchen es unter den Tisch zu kehren.

"Ja, hättest du. Ich meine, es war zwar schade, dass du nicht da warst, als ich aufgewacht bin und ich den restlichen Tag allein hier verbringen musste", gut die meiste Zeit hatte er sowieso geschlafen, aber das musste er ihm ja nicht unter die Nase reiben, "aber zumindest eine Nachricht oder ein späterer Besuch wäre ja wohl drin gewesen."

Sasuke schwieg.

Naruto aus Trotz auch. Hier ging es nicht einmal darum, dass sein Herz jedes Mal, wenn er ihn sah, einen schmerzvollen Hupfer machte. Hier ging es vor allem um ihre Freundschaft. Eine Freundschaft, die ihm seit so vielen Jahren einfach alles bedeutete und gerade dieser eine Freund hielt es nicht für nötig sich zumindest nach seinem Wohlergehen zu erkunden? Gut, wahrscheinlich sprach da auch die romantische Seite seines Herzens aus ihm, aber nicht primär!

Es vergingen erneut einige Augenblicke, bevor Sasuke seufzte und ein paar Schritte auf ihn zu kam.

"Du hast recht. Und um ehrlich zu sein", er machte eine kurze Pause und seine dunklen Augen fixierten Naruto plötzlich mit einem ernsten Blick. "Ich war da."

Naruto blinzelte irritiert.

"Wann denn bitte?"

Sasuke schien es wieder nicht eilig mit seiner Antwort zu haben und langsam begann Naruto sich doch etwas zu wundern. Es war selten, dass er Emotionen zeigte - und dann auch noch der Hauch von Unsicherheit in seinen Augen und das unbewusste herumziehen seiner Klamotten.

Er wollte gerade zu einer besorgten Frage ansetzten, als Sasuke doch wieder seine Stimme gefunden hatte.

"Gleich nach der OP. Du hast geschlafen und komische Sachen von dir gegeben. Was nichts ungewöhnliches ist, aber ..."

Pause. Warten.

"Liebst du mich wirklich?"

Narutos Kinnlade fiel nach unten und ihm blieb nichts anderes übrig als auf seine Hände in seinem Schoss zu schauen. Das Blut schoss ihm unaufhaltsam in die Wangen und plötzlich begriff er, wieso Sasuke es nicht geschafft hatte, ihn zu besuchen. Was sagte man auch zu seinem besten Freund, der im komatösen Zustand so eine Bombe platzen ließ?

Naruto hatte keine Antwort darauf, nur, dass er plötzlich Ärger darüber verspürte, weil Sasuke es nicht einfach für sich behalten hatte. Er selbst konnte sich doch überhaupt nicht daran erinnern - gut, was Sasuke nicht wusste, aber trotzdem.

Nur jetzt, da es längst ausgesprochen war und er sich von dieser Frage zu überrumpelt fühlte, um ihr zu widersprechen, blieb ihm in seinem momentanen Zustand nichts anderes übrig als es zu bestätigen. Wenn er nur etwas fitter gewesen wäre.

" ... ja, ich ... liebe dich", antwortete Naruto langsam und traute sich noch immer nicht in Sasukes Augen zu schauen.

Er fragte sich, was wohl als nächstes geschehen würde, als er hörte, wie sein Gegenüber ein paar Schritte ging und den Stuhl an der Wand hochhob. Aus den Augenwinkeln konnte er wahrnehmen, dass Sasuke ihn zum Bett trug und sich schließlich darauf fallen ließ.

"Ich bin nicht gut darin", begann er schließlich und plötzlich berührte er zögerlich Narutos Hand mit seinen Fingern, "aber das ist schön."

"Was?!" Narutos Kopf schoss nach oben und fast hätte er damit Sasuke gegen das Kinn geschlagen. Dieser schüttelte nur mit einem Schmunzeln seinen Kopf.

"Ich war überfordert. Bin ich immer noch, weil ich ... nun ja ..." Konnte es sein, dass Sasuke, der ach so kühle und immer nüchterne Sasuke, gerade ein wenig rot um die Nase wurde?

"Ich habe dieselben Gefühle für dich. Und das ist neu für mich."

Es war ein Feuerwerk, dass in diesem Moment in Narutos Herz entbrannte und ihn strahlen ließ wie ein Honigkuchenpferd. Ohne auf weitere Erklärungen zu warten, denn ehrlich gesagt waren diese ihm im Moment scheißegal und außerdem hatten sie noch ewig dafür Zeit, lehnte er sich vor und gab Sasuke einen kurzen Kuss auf die Lippen.

"Ich mag diese unsichere Seite an dir", flüsterte er, als er seinen Kopf wieder ein Stück zurückzog und Sasuke weiterhin anstrahlte.

"Hn. Gewöhn dich nicht daran", erwiderte dieser, konnte sein Lächeln dabei aber nicht vor Naruto verstecken.

05. Zuversicht

Es gehörte zu den seltenen, aber schönsten Momente für Sasuke, wenn er abends einfach neben Sakura auf dem Sofa sitzen und mit ihr Fernsehen schauen oder einfach gemeinsam mit ihr ins Bett fallen konnte.

Durch seine vielen Reisen und Aufgaben, die er mittlerweile für Kakashi übernahm, fehlte ihm einfach die Zeit regelmäßig zurück ins Dorf zu kommen und selbst, wenn sein Weg ihn hierher führte, ging es oft um Besprechungen, weniger um seine Freizeitgestaltung.

Etwas, das er Monat für Monat mehr vermisste und deshalb begonnen hatte, sich zumindest bei jedem seiner Besuche einen Abend zu nehmen, der wirklich nur ihm und Sakura gehörte. Mehr konnte er sich selbst nicht erlauben, aus Angst, nicht wieder gehen zu können.

Und das musste er tun. Nach allem, was er getan hatte, war er das der Welt und seinen Mitmenschen schuldig – und damit auch Sakura.

Die, wie er gerade feststellte, heute Abend ungewöhnlich ruhig war. Normalerweise schmiegte sie sich zwischendurch enger an ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust und seufzte hin und wieder wohlig auf, was ihn immer ein wenig zum Schmunzeln brachte. Doch heute schwieg sie, saß nur neben ihm, die Beine seitlich auf das Sofa gezogen und starrte auf den Fernseher vor ihnen.

»Was ist los?«, fragte Sasuke und musterte ihr Profil.

Sakura schwieg ein paar Augenblicke länger, bevor sie sich plötzlich aufsetzte und ihn mit ihrer Bewegung überraschte. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen und ihr Blick suchte den seinen, nur um sofort wieder wegzuschauen, sobald sie ihn gefunden hatte.

»Temari ist schwanger«, begann sie. »Ich durfte ihr das letzte Woche mitteilen und sie hat sich unglaublich darüber gefreut. Es war im ersten Moment total irritierend, weil sie plötzlich Tränen in den Augen hatte.«

Das konnte Sasuke nur zu gut nachvollziehen. Er kannte Temari hauptsächlich von den Kage-Treffen, an denen er als Informant teilgenommen hatte, aber selbst er war sich sicher, dass ein solcher Gefühlsausbruch eher eine Seltenheit war.

»Freut mich für sie«, antwortete Sasuke, ohne weiter darauf einzugehen.

»Nicht wahr?«, erwiderte Sakura mit einem Grinsen, das aber verschwand, sobald sie sich wieder in ihre ursprüngliche Position begeben hatte.
 

Sasuke bekam Sakuras traurigen Blick, als er sich am nächsten Tag verabschiedet hatte, auf seiner Reise einfach nicht mehr aus dem Kopf und erwischte sich nicht nur einmal dabei, wie er mit dem Gedanken spielte, einfach umzudrehen und zurück nach Konoha zu gehen – obwohl er von Kakashi eine Schriftrolle für die Oberen aus Kumogakure mitbekommen hatte.

Eigentlich hatte er vorgehabt, nach der Übergabe noch ein gutes Stück weiter ins Innere des Landes vorzudringen, um sich die Dörfer und anderen Städte, die weiter im Norden von Kaminari no Kuni lagen, genauer anzuschauen und sich ein vernünftiges Bild vom Land machen zu können, denn weiter als bis nach Kumo war er bisher noch nicht gekommen.

Nun stand er aber auf dem belebten Marktplatz, der in einigen Metern über dem Boden schwebte, blickte zu dem mit Nebelschwaden umgebenen hohen, runden Turm vor sich und in ihm keimte unweigerlich die Frage auf, ob es ihm wirklich so wichtig war, diese Regionen genauer auszukundschaften oder ob es nicht bei seinem nächsten Besuch noch ausreichend sein würde.

Eigentlich kannte er die Antwort bereits und war in Gedanken schon längst wieder auf dem Rückweg, als er dem Raikage die Schriftrolle überreichte und ein kurzes, angespanntes Gespräch führte.

Sasuke konnte es ihm nicht verübeln, dass er ihm gegenüber auch heute noch einen gewissen Argwohn gegenüber empfand, aber er hatte auch kein Interesse daran, diesem zu lange ausgesetzt zu sein und nutze deshalb die erste Gelegenheit, die sich ihm bot, um wieder aus dem Turm zu verschwinden und in Richtung Stadtgrenze zu kommen.

Er mochte Kumogakure eigentlich ganz gern, obwohl es ein wenig rustikaler aussah als Konoha und die Gebäude hauptsächlich in Bergen über dem Boden gebaut worden waren. Es war einfach so anders und Sasuke mochte diese Unterschiede. Zu sehen, was die Menschen in den unterschiedlichen Reichen über die Jahrzehnte hinweg erbaut und erreicht hatten, faszinierte ihn und es beschämte ihn zugleich, dass er all dies durch sein Handeln fast zerstört hätte.

Bei diesem Gedanken musste er unweigerlich wieder an Naruto und ihren Kampf damals denken, an Sakuras Worte und ihre Tränen, Kakashis Lachen und … dass er sich gerade nichts sehnlicher wünschte als wieder zurück in Konoha zu sein – obwohl ein Teil von ihm in die andere Richtung gehen wollte.

Aber als er die Stadt hinter sich gelassen hatte, begannen seine Beine ihn schneller zu tragen und schließlich fand er sich auf den Ästen der Bäume wider, über die er hinweg sprang, um so bald wie möglich zurück nach Konoha zu gelangen.

Es war dieser Drang - oder die Furcht? - die er seit Tagen in sich trug, dass irgendetwas nicht stimmte.

Sakuras Gesicht von ihrer letzten, gemeinsamen Nacht schlich sich nach wie vor immer und immer wieder in seine Gedanken und er hatte gar nicht verhindern wollen, dass er diesem Bedürfnis so schnell es ging bei ihr zu sein, nachgegeben hatte.

Es passte gar nicht zu Sasuke, dass er auf dem Weg zurück nach Konoha nirgends hielt und es von Kumo wirklich innerhalb von zwei Tagen dorthin schaffte.

Etwas, das ihm zunächst auch gar nicht auffiel, bis er schließlich das Stadttor in der Ferne gesehen und seine Geschwindigkeit gedrosselt hatte.

Als er schließlich vor dem Mietshaus, in dem Sakura - und irgendwie auch er - lebte, ankam, fühlte es sich falsch an hier zu sein.

Sein Gewissen ermahnte ihn, die Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte, nicht zu vergessen und dass er eigentlich gar nicht hier sein sollte, sondern in einem der Dörfer Kaminaris.

Sasuke schloss seine Augen, atmete tief durch und verscheuchte diesen Gedanken, bevor er seine Lider wieder aufschlug und die Eingangstür öffnete.

Er dachte nicht weiter über seine Gewissensbisse nach und ging mit festen Schritten die Stufen des Treppenhauses nach oben und anschließend den Gang entlang zur letzten Tür auf der linken Seite.

Sasuke steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und öffnete die Tür, ohne genau zu wissen, was ihn dahinter erwarten würde.

Noch bevor er ins Innere der Wohnung getreten war, sah er Sakura, die gerade mit einem Wäschekorb beladen in Richtung Badezimmer unterwegs war und deshalb im Gang stand.

»Sasuke«, sagte sie überrascht und ließ beinahe den Korb fallen. »Was machst du denn hier?«

Er konnte sich noch daran erinnern, wie sie reagiert hatte, als er das erste Mal zurück ins Dorf gekommen war. Aber auch wenn sie ihn nun ebenfalls anlächelte, wie damals, war es anders. Es erreichte ihre Augen nicht und ihr Körper war ungewöhnlich steif.

»Es ging alles schneller als gedacht«, antwortete er, wusste aber irgendwo tief in seinem Inneren, dass es nicht das gewesen war, was er hatte sagen und Sakura hatte hören wollen.

»Das freut mich für dich. Wie lange bleibst du denn?«

Ja, wie lange blieb er dieses Mal? Und meinte sie hier bei ihr oder im Dorf? Denn darin bestand ein gewaltiger Unterschied, den er so nie geplant hatte, aber er war nun einmal da.

»Das wird sich zeigen«, erwiderte er deshalb ein wenig ausweichend und löste schließlich seinen Mantel, um ihn aufzuhängen.

Und erst als sie später am Abend beim Essen saßen und sich ganz normal unterhielten, fiel Sasuke auf, dass sie ihm gar keinen Kuss gegeben hatte.
 

In den nächsten Monaten versuchte Sasuke regelmäßig zurück nach Konoha zukommen, aber er merkte immer ein bisschen mehr, dass Sakura sich von ihm entfernte. Nicht, weil sie seine Nähe nicht länger zuließ oder ihn mit abweisenden Blicken bedachte.

Es war eher die Art, wie sie ihn anlächelte, sprach und küsste. Es sah nicht echt aus, sie erzählte kaum noch etwas über ihren Job, was gerade so um sie herum geschah und auch, wenn sie miteinander schliefen, gab es kaum noch lange und intensive Küsse.

Sasuke wusste nicht woher dieser Wandel gekommen war und auch nicht, was er dagegen unternehmen konnte, weil es eine dieser emotionalen Situationen war, die er normalerweise vermied, aber es musste irgendetwas geben. Irgendetwas. Es fiel ihm nur nichts ein.

Und so stand er an einem kalten Novemberabend vor der Wohnungstür, den Schlüssel in der Hand und wartete.

Worauf, konnte er sich selbst nicht so genau beantworten. Nur, dass er noch immer nicht die Tür aufgeschlossen hatte und hineingegangen war, um Sakura gegenüber zu treten.

Er wusste, dass sie sich momentan im Schlafzimmer befand und er würde nichts lieber tun, als zu ihr zu gehen, sie mit sich auf die Matratze zu ziehen und zu küssen.

Sie fehlte ihm, wenn er nicht hier war und langsam aber sicher schlich sich immer wieder die Angst in seine Gedanken, dass sie sich deshalb Stück für Stück von ihm entfernte, weil es ihr nicht so ging.

Diese Unsicherheit nervte ihn, es anzusprechen schaffte er aber auch nicht und ... ach, verdammt noch mal, er konnte hier nicht die ganze Nacht vor der Tür stehen!

Mit einem letzten, tiefen Atemzug, schob er den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn nach rechts und drückte die Tür auf.

»Sasuke?«, ertönte sofort Sakuras Stimme und er hörte ihre Schritte auf dem Holzboden, bevor sie kurz danach im Gang stand und ihn musterte.

Er fühlte sich unwohl unter ihrem Blick, der jedes Mal ein bisschen abweisender wurde, erwiderte ihn aber mit einer neutralen Miene.

»Gibt Kakashi dir keine vernünftigen Aufträge mehr oder womit habe ich diesen erneuten schnellen Besuch verdient?«, fragte sie mit einem schnippischen Unterton, den sie anscheinend sofort zu bereuen schien.

»Es tut mir leid«, sprach sie weiter und kam auf ihn zu.

Sasuke schloss die Tür hinter sich und aus einem Impuls heraus lief er ihr entgegen und nahm sie in den Arm. Sakura erwiderte seine Umarmung als wäre er ein Rettungsanker und sie kurz davor zu ertrinken – eine Reaktion, die ihn überraschte.

Sie standen eine Weile eng umschlungen im Gang und Sasuke bemerkte, dass sich das klemmende Gefühl um sein Herz, welches er bis heute nicht einmal wahrgenommen hatte, löste.

Zumindest, bis sie ihn plötzlich los ließ und ihm mit Tränen in den Augen entgegenblickte.

»Sakura«, begann er, wusste aber nicht, wie er weitersprechen sollte. Sakuras Antwort darauf war ein leichtes Mund nach oben ziehen; die Enge um sein Herz war sofort wieder da und er hörte die Worte schon, bevor sie sie laut ausgesprochen hatte.

»Ich kann das nicht mehr, Sasuke.«

Sakura ging drei Schritte zurück, umschlang ihren Oberkörper mit ihren Armen und senkte den Blick.

»So funktioniert das einfach nicht.«

Er sah im Bruchteil einer Sekunde unglaublich viele Emotionen über ihr Gesicht huschen und wollte zu jeder etwas sagen; es gab nur nichts passendes, das ihm eingefallen wäre.

»Um ehrlich zu sein, ich denke schon, dass ich es eigentlich könnte«, fuhr Sakura nach einigen endlos langen Sekunden des Schweigens fort.

»Aber ehrlich gesagt, will ich es nicht mehr. Sasuke, ich will diese Art der Beziehung nicht. Ich bin eifersüchtig auf das Glück der anderen, weil ich es hasse, hier zu sein, wenn du fort bist. Mitanzusehen wie alle um mich herum eine Familie aufbauen, während ich darauf warte, dass du für einen oder vielleicht zwei Tage vorbei kommst, ist nicht das, was ich wollte oder was mich glücklich macht.«

Sakuras Worte trafen Sasuke fast härter als jeder Schlag, den er jemals in einem Kampf hatte einstecken müssen. Also lag es nicht daran, dass sie ihn nicht vermisste, sondern dass sie es zu sehr tat.

Er war unfähig dazu, ihr eine vernünftige Antwort zu geben und stand deshalb nur weiter da, sah sie an und schwieg. Was sagte man in einem solchen Moment auch?

Sakura legte ihren Kopf ein wenig schräg und versuchte es erneut mit einem Lächeln, vergeblich.

»Sasuke, ich möchte gar nicht, dass du dich zwischen mir und deinem Wunsch die Welt zu sehen, zu helfen, deinem Bruder ein gutes Gedenken zu wahren, entscheiden musst. Aber ich muss auch auf mich achten. Ich kann nicht immer nur zurückstecken und darauf hoffen, dass ich alle paar Wochen eine Nachricht erhalte, in der es heißt, dass du in ein paar Tagen vorbei kommst, nur um es in einer weiteren Nachricht nach hinten zu verschieben. Es tut mir nicht gut.«

»Das stimmt so nicht«, kam es ihm über die Lippen, weil er bei diesen Worten, diesen nur halb die Tatsachen wiedergebenden Worten, einfach widersprechen musste als wäre er ein trotziges Kind.

»Du meinst, weil du in den letzten Wochen und Monaten öfter hier warst? Sei ehrlich zu dir. Es ist nicht wahr. Nicht wirklich, denn ein Teil von dir war und ist immer irgendwo anders. Egal, wie oft du hierher kommst.«

Ja, schoss es ihm durch den Kopf, bevor er ihre Aussage überhaupt hatte durchdenken können. Ja, er war wirklich nie vollständig da. Irgendetwas in ihm rief bei jedem Besuch, dass das nicht richtig war, dass er weiterziehen musste.

Egal, wie sehr der innere Drang da war, immer wieder zu ihr zurückzukehren, da gab es noch einen zweiten, der ihn wegzog. Von Konoha, seinen Freunden und natürlich von ihr. Obwohl er sie liebte und auch nur durch sie gelernt hatte, wie es ging.

»Ich sollte gehen«, sagte er schließlich, bewegte sich aber nicht. In seinem Kopf drehten sich so viele Gedanken, dass es ihm schwer viel sie in eine vernünftige Reihenfolge zu bringen. Er verspürte eine tiefe Angst vor den Gefühlen, die ihn durchfluteten.

Sasuke hatte sich in seinem Leben oft einsam gefühlt, Menschen verloren und war allein zurückgeblieben. Das war nichts neues und er sollte eigentlich wissen, wie es sich anfühlte, einen wichtigen Menschen zu verlieren, aber das hier war anders.

Vielleicht, weil Sakura nicht gestorben war, sondern vor ihm stand und ihm aufzeigte, warum es nicht mehr ging, wieso sie ihn zurücklassen musste. Und er wusste, dass es ihr gutes Recht war, nach mehr zu fragen, ein normales Leben mit einem normalen Mann an ihrer Seite zu führen.

Alles andere war nicht fair ihr gegenüber und dennoch war er nicht gewillt sie in diesem Moment gehen zu lassen.

Und deshalb blieb er weiterhin stehen, dachte nach, versuchte eine Ordnung in all das, was er im Augenblick fühlte zu bringen und sah weiterhin in diese wundervollen grasgrünen Augen, die ihn voller Schmerz ansahen.

»Wieso sagst du mir das erst jetzt?«, fragte er schließlich, weil es das größte Puzzleteil war, welches ihm fehlte, um alles, was hier nun zwischen ihnen stand, begreifen zu können.

»Warum hast du mich nicht gefragt, ob etwas nicht stimmt, obwohl du es gemerkt hast?«, erwiderte sie ruhig.

Weil …

»Weil du Angst davor hattest, dass es endet. Ich zumindest hatte und habe sie. Ich will das nicht beenden, aber ich kann auch nicht länger so leben. Und dich und deinen Weg möchte ich auch nicht ändern. Was bleibt uns also?«

Ja, was gab es noch? Sasuke konnte sich nicht vorstellen, sie so hinter sich zu lassen, aber … nein, das hier war kein aber. Ganz und gar nicht, er musste sich nur trauen etwas zu riskieren. Das hätte er schon vor langer Zeit tun sollen. Bereits damals, als sie ihn zum ersten und einzigen Mal darum gebeten hatte, ihn begleiten zu dürfen.

Er hatte sie aus Gründen vertröstet, die er nicht mehr zusammenbekam und eventuell war es damals auch wirklich die richtige Entscheidung gewesen, doch nun?

»Sakura, du hast Recht. Ich kann nicht hier bleiben. Es geht nicht, weil es sich nicht richtig anfühlt.«

Sie nickte bekräftigend, auch wenn er genau sehen konnte, dass die ersten Tränen über ihre Wangen liefen und Sasuke verspürte sofort den Wunsch sie wieder in die Arme zu nehmen, doch davor musste er noch seine größte Angst überwinden. Sie wirklich und vollkommen sein wahres Ich sehen zu lassen.

Inwieweit das in all den Monaten, in denen er es hier nicht länger als ein paar Tage ausgehalten hatte, hineinspielte und ob er ihr nicht doch schon längst unbewusst alles gezeigt hatte, was er war, wie er war, wusste er nicht. An diesem Punkt ging es aber auch darum, es endlich bewusst zu tun und endlich zu akzeptieren, dass er der Frau, die er liebte, nicht einen wichtigen Teil seiner Selbst vorenthalten konnte.

»Aber du könntest mich begleiten.«

Die Worte hingen in der Luft und Sakuras Augen weiteten sich vor Überraschung.

»W-willst du das wirklich?«, fragte sie schließlich und wich seinem Blick aus.

»... Ja.« Es war schwer dieses Wort über die Lippen zu bringen, aber nicht, weil Sasuke es als Lüge aussprach, sondern weil es ein Wunsch war, den er fast zu sehr wahr haben wollte, nun, da er ihn ausgesprochen hatte.

»Lass es uns zumindest versuchen.«

»Sasuke ...«, versuchte Sakura ihn zu unterbrechen.

»Nein, hör zu. Du willst uns nicht beenden und ich auch nicht. Es ist die Situation, die dich unglücklich macht und ich weiß, dass du hier deine Familie, Freunde und Arbeit hast.« Er trat bei diesen Worten auf sie zu und stand am Ende nur noch Zentimeter von ihr entfernt.

»Aber es wäre sicher kein Abschied für immer. Vielleicht siehst und lernst du neue Dinge, die du hier im Krankenhaus anwenden kannst. Entwickelst dich weiter … uns weiter.«

Sasuke wusste, dass er für diese Beziehung kämpfen würde, weil es mit seiner Freundschaft zu Naruto, das erste seit viel zu langer Zeit war, das ihn wirklich glücklich machte und ihm immer wieder aufs neue zeigte, dass die Welt gut sein konnte.

»Ich hätte es dir früher sagen müssen. Das macht eine gute Beziehung aus, ich weiß das eigentlich. Ich rate das jedem, aber ich hatte wirklich Angst. Schreckliche Angst vor deiner Reaktion. Ich wusste nicht, ob … ob du … ob du einfach gehen würdest«, unterbrach Sakura schließlich seine Gedanken und schenke ihm zum ersten Mal seit Monaten ein wirkliches Lächeln. Eins, dass nicht wirklich Glück und Freude ausstrahlte, aber Zuversicht.

Zuversicht, dass es doch nicht das Ende ihrer gemeinsamen Zeit bedeutete und dass sie es schaffen konnten, ihre Ängste zu überwinden, wenn sie mehr Zeit für sich hatten.

Und für diesen einen Augenblick, den Moment hier im Gang ihrer gemeinsamen Wohnung, reichte Sasuke ihre Zuversicht.

06. Seinetwegen

Es war ein Kampf.

Jeden Tag aufs Neue war es ein Kampf für Sakura, sobald sie die Augen aufschlug und zu dem Mann sah, der da neben ihr schlief. Meistens lag sie eine Weile nur da, konzentrierte sich auf die gleichmäßigen Atemzüge neben sich und starrte an die Decke, während ihr tausend Gedanken und Fragen durch den Kopf schossen.

Wieso tat sie sich das an?

Warum stand sie nicht einfach auf und ging?

Was hinderte sie daran, es für immer zu beenden?

Das Problem daran war weniger die Suche nach der richtigen Antwort, weil sie diese schon seit langer Zeit kannte, als viel mehr die Feststellung, dass sie nicht wusste, wie.

Diese Beziehung machte sie unglücklich. Sie fühlte sich einsam, sobald sie aufstand und bis sie schließlich abends ins Bett ging.

Obwohl er sie küsste, sie umarmte, mit ihr schlief. Er war da. Zumindest körperlich.

Aber das reichte ihr nicht.

Sie wünschte sich mehr, so viel mehr. Schließlich ging es hierbei nicht um eine einfache Affäre, aus der man jegliche Gefühle heraushalten sollte.

Sie waren tatsächlich ein Paar, wohnten sogar gemeinsam in einer Wohnung und hatten bereits die Eltern des jeweils anderen kennen und mögen gelernt.

Aber was in ihm vorging, woran er dachte, wenn er sich abends schlafen legte, wusste sie nicht. Genauso wenig wie diese ganzen Kleinigkeiten, die man den Tag über erlebte und abends beim Essen zu erzählen hatte.

Manchmal fühlte sich Sakura so als wäre sie Luft für ihn und sie konnte schon seit viel zu langer Zeit nicht mehr erklären, wie sie es überstand Tag für Tag so weiterzumachen. Wie wusste warum, aber nicht wie. Es funktionierte nur. Sie funktionierte nur.

Mit einem Seufzen erhob sie sich an diesem Morgen schließlich doch und setzte sich auf die Bettkante, horchte auf seinen gleichmäßigen Atem und starrte ein paar Augenblicke ins Leere, bevor sie die Kraft fand, doch endlich aufzustehen und in die Küche zu schleichen, um ihn nicht aufzuwecken.

Sakura war furchtbar enttäuscht von sich selbst. Sie vermisste ihre schroffe und direkte Art, ihre Fähigkeit Probleme klar und deutlich auszusprechen, ihren Standpunkt klarzumachen. Sie fühlte sich so gleichgültig allem gegenüber und machtlos in ihrer eigenen Beziehung.

Es war ein Chaos in ihr, dass sie nicht klären konnte, weil sie nicht dazu bereit war, den nötigen Schritt zu machen.

Und sie wusste ganz genau, dass sie früher oder später nicht darum herum kommen würde, eben doch endlich zu gehen, denn um die Beziehung kämpfen würde sie nicht schaffen. Nicht, wenn sie nicht das Unmögliche von ihm und auch von sich selbst verlangen wollte.

Nicht einmal mehr den Wunsch, dass sie es doch schafften, war noch in ihr, zu kaputt wie sie sich mittlerweile fühlte …

Als sie die Küche betrat, sah sie zuerst die Schneeflocken, die vor dem Fenster hinunter auf die Erde tanzten und unwillkürlich tauchte in ihr die Frage auf, wann sie sich das letzte Mal so leicht gefühlt hatte wie der Schnee vor ihr.

Es war sicher schon eine Weile her und als ihr auffiel, dass sie sich nicht an einen genauen Zeitpunkt erinnern konnte, verdrängte sie diesen Gedanken und ging zur Kaffeemaschine, die auf dem Tresen neben dem Kühlschrank stand.

Sakura achtete kaum darauf, was sie tat, da sie diese Bewegungsabläufe in den letzten Wochen und Monaten perfektioniert hatte und es deshalb gar nicht nötig war, sich auf die einzelnen Schritte zu konzentrieren. Der angenehme Geruch des gemahlenen Kaffees war das Einzige, das ihr wirklich auffiel und sogar dazu beitrug, dass sie ein wenig munterer wurde.

Als sie schließlich auf den Knopf drückte, um die Maschine ihre Arbeit tun zu lassen, ging sie ein paar Schritte weiter, um den Kalender, der an der Wand hing, einer Seite zu berauben.

Als sie nun das neue Datum sah, erschrak sie beinahe. Zur Sicherheit warf sie noch einen Blick auf den abgerissenen Zettel in ihrer Hand, der ihr das aber nur bestätigte.

Heute war tatsächlich der letzte Tag des Jahres.

Natürlich war ihr klar gewesen, in welchem Monat sie sich befand und dass gestern der dreißigste Dezember gewesen war. Aber dennoch war es eine seltsame Feststellung, zu wissen, dass morgen ein neues Jahr starten würde.

Ein neues Jahr mit den alten Enttäuschungen und Wünschen, Problemen und Gefühlen.

Eine seltsame Mischung aus Frust und Trauer stieg in ihr auf, weshalb sie das Blatt Papier in ihrer Hand zerknüllte und es anschließend in den Mülleimer warf.

Es wäre lächerlich darauf zu hoffen, dass sich etwas ändern würde, nur weil es bei der letzte Stelle der Jahreszahl so war.

Oder?

Mit einem kurzen Blick zur Küchentür und in Richtung Schlafzimmer, fragte Sakura sich für einen klitzekleinen Moment, ob vielleicht dieses Ereignis, die eine Sache war, die sie brauchte, um endlich gehen zu können. Um sich endlich von ihm zu lösen.

Aber wieso sollte sie es schaffen, nur weil morgen das neue Jahr eingeläutet wurde? Sie wusste doch ganz genau, warum sie blieb und der Jahreswechsel war nichts, was an dieser Tatsache etwas änderte.

Sie blieb bei ihm, weil sie einfach nicht anders konnte. Es gab keine rationale Erklärung dafür, nur eine, die auf Gefühlen basierte und wie sie sich gegen diese wehren sollte, wusste sie nicht.

Das Klicken des Schalters an der Kaffeemaschine riss Sakura aus ihren trostlosen Gedanken und sie ging wieder zu dieser, um ihren täglichen Trott nicht zu vernachlässigen.

Und dann hörte sie Schritte hinter sich. Er war wach und sie stand gerade nur da und goss den frisch aufgebrühten Kaffee in die Kanne. Sie verschloss diese und spürte plötzlich seinen warmen Atem in ihrem Nacken und wie seine Arme sich um ihre Hüften schlangen.

Er hauchte Sakura einen Kuss auf den Scheitel und ihr Körper reagierte instinktiv darauf.

Eine angenehme Wärme breitete sich von ihrem Bauchnabel hinweg aus, während sich eine kleine, kitzelnde Gänsehaut über ihrem Nacken hinweg ausbreitete und sie kurz die Augen schloss, um diesen Moment zu genießen.

Er wusste genau, wie er seine physischen Reize ausspielen musste, um die ihre reagieren zu lassen.

Als er und seine Körperwärme sich schließlich wieder von ihr entfernten, fühlte sie sofort, wie all die angenehmen Reaktionen in sich zusammenfielen und nichts als Kälte auf ihrer Haut und in ihrem Herz zurückblieb.

Und mit diesem Wissen war auch der letzte Hauch Hoffnung, durch den Jahreswechsel einen Wechsel in ihrer Beziehung herbeizurufen, verschwunden..

Der morgige Tag würde nichts ändern.

Sakura blieb, weil sie nicht anders konnte. Weil er sie gefangen hielt, ohne das überhaupt zu wissen. Es würde morgen genauso weiter gehen wie es heute endete. Mit all der Enttäuschung und der unerfüllten Wünsche.

Sie konnte nicht gehen, ohne sich selbst zurückzulassen. Es ging einfach nicht.

Und das nur seinetwegen.

07. Freunde

Lee konnte sich in seiner Freizeit nichts besseres und beruhigenderes vorstellen, als mit seinem ehemaligen Sensei die eindrucksvollsten Wettrennen Konohas zu veranstalten. Es machte ihn stolz und glücklich, dass Gai sich nicht von seinem Rollstuhl davon abhalten ließ, sein Kredo fortzuführen. Und was wäre Lee für ein undankbarer Schüler, wenn er nicht alles, in seiner Macht stehende, tun würde, um ihn dabei zu unterstützen?

Auch heute lieferten die beiden sich wieder ein Wettrennen. Dieses Mal ging es drei Mal um das Dorf herum, dann zu den Hokageköpfen nach oben klettern, den Wald dahinter durchlaufen und abschließend einen steinigen Pfad zurück ins Dorf und am Hokagegebäude vorbei.

Das alles fünfzig Mal und wer am Ende als erster auf dem Vorplatz ankam, durfte sich eine Strafe für den anderen aussuchen.

Lee war hochmotiviert und grübelte schon seit gut zehn Runden darüber nach, was er seinem ehemaligen Lehrmeister für eine Aufgabe geben konnte, die ihn gleichzeitig sehr forderte und motivierte.

Das Problem war, davon gab es eine Menge und da Lee sich sicher war, dass er diesen Wettstreit gewinnen würde, musste er sich irgendwann für eine entscheiden.

Es gab nämlich nichts verwerflicheres, als seinen ehemaligen Sensei keine vernünftige Strafe nennen zu können, sobald es soweit war.

Hier ging es schließlich nicht um irgendetwas, sondern um das Beibehalten ihrer Jugend und Fitness. Und darum, Gai jeden Tag aufs neue zu zeigen, dass es richtig war, sich nicht selbst hängen zu lassen.

In Lees Augen loderten regelrecht Flammen, als er nun wieder die Runden um das Dorf zog und die Räder von Gais Rollstuhl direkt hinter sich hörte. Und dort würde er sie auch hören, wenn sie ins Ziel kommen würden. Hinter sich, bereit die nächste Aufgabe zu beginnen.
 

Gaara atmete einmal tief durch, während er hinter dem Fenster des Besprechungsraums des Hokageturms stand und nach unten auf die Menschen blickte, die die Straßen entlang gingen. Konohagakure war noch immer in der Aufbauphase, nachdem Pain es komplett zerstört hatte und der Krieg saß nach wie vor tief, doch die Bewohner des Dorfes ließen sich davon nichts anmerken.

Sie kauften ein, blieben stehen, um mit Freunden und Bekannten zu reden, gingen glücklich mit ihren Familien spazieren und lebten so, wie sie es vor all den schrecklichen Ereignissen schon getan hatten.

Gaara gefiel dieser Anblick. Er war froh, dass die Menschen sich, trotz der großen Verluste an der Front, nicht unterkriegen ließen und Vertrauen in ihre Oberen hatten.

So, wie es zum Glück mittlerweile auch in Sunagakure der Fall war.

Er dachte nur ungern an eine Zeit zurück, als allein die Vermutung, dass er gleich um die nächste Ecke kommen könnte, für schreckliche Angst gesorgt hatte und man mit weit aufgerissenen Augen lieber vier Blocks außen herum gegangen war, bevor man freiwillig seinen Weg gekreuzt hätte.

Mittlerweile war dem nicht mehr so und die freundlichen Blicke, das breite Lachen und die gutgelaunten Grüße, die ihm inzwischen entgegen gebracht wurden, bewiesen ihm jeden Tag aufs neue, dass er mit seiner Arbeit irgendetwas richtig machte.

So wie Kakashi, Naruto und alle anderen hier in Kohona.

»Gaara? Wir wären so weit«, wurde er von Shikamaru aus den Gedanken gerissen.

»Ich komme«, antwortete dieser und ließ noch einmal einen letzten Blick über den Platz vor dem Hokagegebäude schweifen.

Er erkannte Lee, der dicht gefolgt von Gai, sprinten zwischen den Dorfbewohnern hindurchschlängelte, die das Ganze kaum wahrnahmen. Kopfschüttelnd und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, wandte er sich schließlich ab und ging zurück zu seinem Platz am Tisch, wo bereits die anderen Kage, Naruto, Sakura und Shikamaru auf ihn warteten.
 

»Ja!«, rief Gai, als er die Ziellinie als erster überquerte.

Lee bohrte seine Sohlen in den Sand, um schnell zum Stehen zu kommen und warf seinen ehemaligen Lehrer einen ungläubigen Blick zu.

»Wow ... Sensei, ich hätte nicht gedacht, dass du mich noch überholst«, sagte er schwer atmend und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er zog ein wenig an seinem grünen Kampfanzug, um sich etwas Luft zuzufächeln und wartete geduldig, bis Gai mit seinem Siegestanz fertig war, der hauptsächlich daraus bestand, sich auf einem Rad schnell um sich selbst zu drehen und laut zu rufen.

»So, mein lieber Lee, nutzt man die Kraft der Jugend sinnvoll«, sprach Gai, nachdem er seinen Rollstuhl wieder in eine normale Position gebracht hatte. Die untergehende Sonne hüllte ihn von hinten ein und ließ ihn wie einen, vom Himmel hinabgestiegenen, Gott aussehen.

»Immer im Windschatten halten, um Kräfte zu sparen und dann kurz vor Schluss am Gegner vorbeiziehen«, fuhr er fort und nickte vielsagend.

Lee saugte jedes seiner Worte mit Wissbegier auf und machte sich in seinem Kopf sofort Notizen.

»Also sei dir niemals zu sicher, dass du gewinnst, nur weil du vorne liegst.«

»Ja, Gai-Sensei!«, rief Lee euphorisch. »Danke!«

»Und jetzt, mein junger Freund, kommen wir zu deiner Strafe. Ab Morgen früh wirst du den ganzen Tag nur auf Händen laufen. Und das rückwärts.«

»Jawohl, Gai-Sensei! Mein selbstgestecktes Ziel: auf Händen nachhause laufen.«

»Das ist die richtige Einstellung, Lee.«

Gai grinste über beide Ohren und streckte ihm den erhobenen Daumen entgegen. »Und ich werde dich rückwärts und nur auf einem Reifen mit meinem Rollstuhl begleiten.«

Die Bewohner des Dorfes hatten schon lange aufgegeben, sich über dieses seltsame Paar in den grünen Kampfanzügen und mit den Topfhaarschnitten zu wundern. Es gehörte für sie zur Tagesordnung, dass Gai und sein ehemaliger Schüler sich irgendwelche komischen Aufgaben stellten oder Wettkämpfe austrugen, während sie frei hatten.

Es wurde höchstens noch mit einem Kopfschütteln oder Schulterzucken zur Kenntnis genommen, aber über ihre stürmische Art regte man sich schon lange nicht mehr auf.
 

Gaara wurde am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang wach. Obwohl Shukaku schon lange nicht mehr in ihm war und er keine Angst haben musste, dass er aus ihm herausbrach, während er schlief, hatte er sich bis heute noch nicht wirklich daran gewöhnt so lange zu schlafen, wie alle anderen.

Also erhob er sich, machte sich fertig und zog seine roten Klamotten an, bevor er leise das Naraanwesen verließ, indem sie immer nächtigten, wenn sie in Konoha waren und trat auf die Straße.

Es war kaum etwas los um diese Uhrzeit und auch die Läden waren noch alle geschlossen. Man sah hie und da schon Licht hinter den Fenstern oder hörte ein Baby schreien, aber ansonsten lag das Dorf noch friedlich da. So, als wäre die Welt nicht eine komplett andere seit Naruto und Sasuke den Krieg für sich hatten entscheiden können.

Er tätigte gern solche Spaziergänge, wenn er in Suna war, weil es ihm immer wieder vor Augen führte, für was er gekämpft hatte, was und wen es zu schützen galt und warum es ihn stolz machte Kazekage sein zu dürfen. Er sah seine Arbeit nicht als Last an, obwohl sie anstrengend war, ihm viel Zeit raubte und er große Verantwortung trug. Aber das war okay für ihn. Solange er die Menschen beschützen konnte, die ihm wichtig waren, würde diese Arbeit nie eine Bürde für ihn darstellen.

Ein Lächeln schlich sich auf Gaaras Lippen, als er an den jungen Mann dachte, dem er diese Denkweise zu verdanken hatte und er blieb einen Augenblick stehen, um sich in Richtung des Hokagefelsens zu drehen. Irgendwann würde einmal auch Narutos Gesicht dort oben eingemeißelt sein.
 

Es war sein tägliches Ritual, was Lee an diesem Morgen vor Sonnenaufgang aus dem Bett gezogen hatte. Und nachdem er sich noch auf den Beinen für den Tag fertig gemacht hatte, verließ er seine Wohnung bereits kopfüber und rückwärtslaufend. Es erschwerte ihm zwar das Schließen seiner Wohnungstür, aber das sah Lee nur als seine erste, zu bewältigende Aufgabe an diesem Tag an, die er erfolgreich abschloss.

Die zwanzig Runden, die er jeden Tag um das Dorf herum lief, würden heute mindestens doppelt solange dauern, aber das spielte keine Rolle.

Gai-Sensei hatte gestern fair und ehrlich gewonnen und ihm Grenzen aufgezeigt, von denen er dachte, dass er sie schon längst überwunden hätte. Also tat er nichts lieber als den Anweisungen seines ehemaligen Lehrmeisters zu folgen und den ganzen Tag über auf den Händen zu gehen.

Es sollte eigentlich keine allzu schwierige Aufgabe für ihn darstellen, schließlich war Lee es gewohnt, mit den Beinen in der Luft zu laufen – auch rückwärts. Nur die Dauer war dieses Mal erheblich länger, als sonst und er war erpicht darauf herauszufinden, ob seine Arme wirklich schon gut genug trainiert war, um den ganzen Tag seinen Körper tragen zu können.

Zur Verschärfung der Strafe hatte Lee sich sogar vorgenommen, sich während der Zeitspanne nur höchstens drei Mal, für fünf Minuten zu setzten – aber eigentlich wollte er es komplett ohne Pausen schaffen.

»Vorsicht«, riss ihn eine bekannte, tiefe Stimme aus seinen Gedanken und Lee blieb abrupt stehen. Durch dieses Manöver fielen seine Beine ein Stück über und er begann zu straucheln, um sein Gleichgewicht wieder zu finden.

Zwei starke Hände packten ihn an den Knöcheln und schoben ihn so wieder in eine halbwegs gerade Position.

»Danke Gaara«, sagte Lee grinsend und drehte sich – natürlich rückwärtslaufend – zu ihm um.

»Kein Problem.«

Ich hätte nicht gedacht, dich so früh auf der Straße zu sehen. Oder überhaupt. Dachte, dass ihr zu beschäftigt seid, so wie Naruto neulich klang«, plapperte Lee gut gelaunt los und strahlte seinen guten Freund breit an.

In Gaaras Blick lag etwas, das an Belustigung erinnerte, aber sein Gesicht blieb ernst.

»Sind wir tatsächlich, aber nicht zu einer so frühen Uhrzeit.«

»Ah«, antwortete sein Gegenüber ihm verstehend, »und darum nutzt du die freie Zeit, um deine Kraftreserven aufzufüllen, damit du fit bist, wenn es weitergeht.«

Nun schlich sich doch ein Lächeln auf Gaaras Lippen und er schloss für einen Moment seine Augen.

»So in der Art«, antwortete er schließlich, nachdem er seine Lider wieder geöffnet hatte und ging zu Lee in die Hocke.
 

»So früh spazieren zu gehen, beruhigt mich einfach«, fuhr er seine Erklärung fort und sah seinem Gegenüber in die schwarzen Augen. Etwas, wofür er Jahre gebraucht hatte, nachdem er ihm damals bei der Chunnin-Auswahlprüfung diese ganzen Verletzungen zugefügt hatte.

Er war jedes Mal aufs neue Tsunade dankbar dafür, dass sie einen Weg gefunden hatte, Lees Körper wieder heilen zu können. Und noch mehr dafür, dass dieser ihn hier nun von unten heraus angrinste und mit ihm sprach als wären sie gute, alte Freunde – was irgendwie auch stimmte.

»Das kenne ich«, pflichtete Lee ihm bei und nun war sein Gesicht es, das ernst wurde. »Wenn ich mich nicht jeden Tag auspowere und an meine Grenzen gehe – oder darüber hinaus – fühle ich mich am Ende des Tages hibbelig und unzufrieden. Mir fehlt dann meine innere Ruhe und dann liege ich die ganze Nacht wach und überlege, wie ich mich am nächsten Tag so fordern kann, dass es den versäumten Tag wett macht.«

Gaara wusste nicht genau, ob sie über die gleiche Art Ruhe sprachen, aber Lee lebte auch in einer etwas anderen Welt als er und deshalb ließ er diese Ansicht gern so stehen.

Langsam ging die Sonne zwischen den Bäumen und Häusern Konohas auf und die beiden Ninjas wussten, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten, bis der tägliche Wahnsinn seinen Weg auf die Straßen und in die Läden des Dorfes fanden.

»Wenn du das nächste Mal kommst und ein paar Stunden entbehren kannst, musst du unbedingt mal mit Gai-Sensei und mir einen Wettstreit ausfechten«, erklärte Lee mit strahlenden Augen plötzlich.

Gaara war sich nicht sicher, ob Freude wegen des Angebots in ihm aufkam, aber Zweifel, weil er kein großes Interesse daran hatte, sich den beiden anzuschließen, also wählte er die – hoffentlich – diplomatische Mitte als Antwort: »Danke, Lee. Ich weiß nur nicht, ob ich genügend Freizeit dafür aufbringen kann. Vielleicht gehen wir dann einfach mal alle zusammen essen.«

Falls Lee diese Aussage bedrückte, ließ er sich das nicht anmerken. Im Gegenteil, er wirke sogar noch entschlossener als zuvor.

»Und dann werde ich dich im Wettessen schlagen!«, rief er euphorisch und entlockte mit seinem Ausbruch bei Gaara ein kurzes und seltenes Lachen.

Es war schön im tristen Alltag auch solche Gestalten wie Lee als Freunde zu wissen und sich sicher sein zu können, dass man dank ihnen nie wieder alleine sein würde.

08. One-Night-Stand

Es war ein lautes Lachen, das die Aufmerksamkeit der anderen Barbesucher auf sich zog und dafür sorgte, dass Sakuras Wangen sich vor Scham rot färbten.

»Kannst du bitte damit aufhören?«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und schenkte Ino, ihrer verdammten besten Freundin, einen wütenden Blick.

»Ent- entschuldige. Das ist nur einfach so … so … unfassbar«, gluckste diese kichern, bemühte sich aber um einen gefassteren Gesichtsausdruck und räusperte sich, bevor ihr schallendes Gelächter erneut den vollen Raum erfüllte und sogar die Musik übertönte.

»Woher hätte ich das auch wissen sollen?«, grummelte Sakura, nun gereizt wegen der Reaktion ihrer Freundin.

„Keine Ahnung. Durch sein Gesicht vielleicht?“

„Ino! Das ist über elf Jahre her. Ist ja nicht so, als würde er immer noch aus ausschauen wie mit dreizehn. Außerdem hätte ich ihn auch heute morgen nicht erkannt, wenn ich ihn nicht dabei erwischt hätte, wie er unser altes Klassenfoto angestarrt hat“, versuchte sie ihren Ausrutscher zu erklären.

„Ist gut“, lenkte Ino ein, konnte sich jedoch das Grinsen im Gesicht noch immer nicht verkneifen. „War es wenigstens gut?“

Bei dieser Frage färbten sich Sakuras Wangen erneut rot und sie musste unweigerlich an seine Lippen denken, die eine feuchte Spur auf ihrem Hals hinterlassen hatten. Die warmen rauen Hände auf ihrer Haut, sein Atem, wegen dem sich auf ihrem ganzen Körper eine angenehm kribbelnde Gänsehaut gebildet hatte und wie er …

„Erde an Sakura.“ Ino schnippte mit den Fingern vor dem Gesicht ihrer besten Freundin herum und schenkte dieser ein süffisantes Grinsen.

„Ich will dich nur ungern aus irgendwelchen scharfen Sextagträumen wecken, aber ich glaube hier ist nicht unbedingt die perfekte Umgebung dafür.“

„Du hast doch gefragt“, verteidigte sich Sakura schwach und starrte verbissen auf die grobe Holzmusterung des Tisches, an dem sie saßen und versuchte daraus irgendwelche Formen zu erkennen, um Ino nicht in die Augen schauen zu müssen.

„Ja. Ich wollte es wissen. Und nicht das ganze durch dich miterleben.“

„Du bist unmöglich!“, rief Sakura und hob ruckartig ihren Kopf.

Als Antwort folgte erneut nur ein lautes Lachen und Sakura musste sich nach diesem kleinen Wortgefecht eingestehen, dass sie wohl auch nicht anders reagiert hätte, wenn Ino statt ihrer diese Nacht erlebt hätte.

„Na ja, egal. Viel wichtiger ist jetzt sowieso: was willst du machen?“

Das war eine verdammt gute Frage.

Sakura dachte an den kleinen Zettel, den sie nach seinem wortlosen Verschwinden auf der Kommode gefunden hatte und schluckte. Er hatte ihn wahrscheinlich dort abgelegt, bevor ihm klar geworden war, dass sie seine erste Beziehung gewesen war und ihn dann vergessen, wieder einzustecken.

Allerdings passte das gar nicht zu diesem gewissenhaften, freundlichen Jungen von damals. Seine Wortkargheit letzte Nacht aber auch nicht.

Sie waren wohl auch nur deswegen miteinander im Bett gelandet, weil sein Kumpel ihn abgefüllt und sie selbst zuvor schon zu tief ins Glas geschaut hatte, um die Panik vor ihren Prüfungsergebnissen zu ertränken.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete sie deswegen ehrlich und seufzte tief.
 

Sasuke Uchiha. Ihre erste Verliebtheit, ihr erster Freund, ihr erstes gebrochenes Herz.

Sakura starrte auf den Zettel in ihrer Hand und konnte sich noch immer nicht entscheiden, was sie nun machen sollte. Sie war bereits kurz davor gewesen, ihn wegzuschmeißen, anzurufen oder in irgendeine ihrer Schubladen zu stecken, um ihn zumindest für eine Weile aus den Augen zu haben.

Mit einem lauten Seufzen fiel sie nach hinten in ihr Bett, auf dem sie die letzten Minuten gesessen und nachgedacht hatte, und hielt den Fetzen Papier mit ausgestreckten Händen nach oben.

Sasuke erschien ihr einfach nicht als jemand, der einen Zettel mit seiner Nummer darauf vergessen würde, wenn er sich aus dem Staub machte, während sein One-Night-Stand im Bad war – etwas, das Sakura den ganzen letzten Tag bereut hatte, weil sie das um die Möglichkeit eines vernünftigen Gespräches gebracht hatte. Denn bis auf die Tatsache, dass sie sich aus der Mittelschule kannten, waren nicht viele Worte zwischen ihnen gefallen.

Sie drehte sich zur Seite, ließ ihre Arme sinken und legte den Zettel auf ihrer weichen Matratze ab – und erneut tauchten die Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Wie sie ihn lachend hinter sich in die Wohnung zog, sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn küssen zu können und aufgrund ihres Alkoholpegels länger für das Öffnen seiner Hose benötigt hatte als sie es von sich gewohnt war.

Nicht, dass Sakura öfter irgendwelche wildfremden Männer mit nachhause nahm (und Sasuke war es zu dieser Zeit schließlich gewesen), aber sie hatte in den drei Beziehungen, die sie nach ihm geführt hatte, doch einige Erfahrungen über sich lernen können.

»Das ist doch Wahnsinn«, flüsterte sie vor sich hin und erhob sich wieder. Sie lief unruhig im Zimmer auf und ab, warf ihrem Ebenbild im Spiegel ihres Wandschrankes einen kurzen Blick zu, bevor sie sich abwandte, sich durch die rosa Haare fuhr und fragte, warum es so verdammt schwer war, sich einfach für anrufen oder nicht zu entscheiden.

»Meine Fresse!«, fluchte sie laut und blieb stehen. Am Liebsten hätte sie noch mit dem Fuß auf dem Boden aufgestampft, aber das konnte sie glücklicherweise gerade noch verhindern.

Sakura überlegte, ob sie eine Münze werfen oder sich eine andere Idee ausdenken sollte, um sich die Entscheidung zu erleichtern, aber so wirklich begeistert war sie von der Vorstellung, den Zufall ihre zukünftigen Entscheidungen übernehmen zu lassen, nicht wirklich.

Besonders wenn man daran dachte, wofür dieser erst kürzlich gesorgt hatte.

Wie groß war denn bitte die Wahrscheinlichkeit, ihrem Ex-Freund, der vor über zehn Jahren weggezogen war, nachts in einer Disco über den Weg zu laufen und am Ende mit ihm in der Kiste zu landen?

Wäre sie nicht so aufgewühlt gewesen, hätte sie es wohl tatsächlich ausgerechnet, sich aber im Moment auf irgendwelche Formeln zu konzentrieren, schaffte sie einfach nicht.

»Mach einfach«, sprach sie sich gut zu und nahm das Stück Papier in die Hand. Sie starrte erneut unendlich lange Sekunden darauf, bevor sie ihr Handy vom Schreibtisch nahm, der neben der Zimmertür stand, und es entsperrte.

Sie wählte mit zittrigen Fingern die Nummer, drückte aber nicht auf wählen. Der Bildschirm wurde wieder schwarz und erneut dauerte es eine Ewigkeit, bevor sie sich dazu überwinden konnte, auf den grünen Hörer zu drücken.

In Zeitlupe führte sie ihr Handy ans Ohr und hoffte sofort, dass er ihr eine falsche Nummer gegeben hatte oder nicht ran gehen würde – während sie den Wunsch hegte, seine Stimme zu hören und ihn zu fragen, ob sie sich nicht mal zum Quatschen treffen wollten. Sie wollte so gerne wissen, was er in den letzten Jahren alles getrieben hatte.

»Hallo?«, riss eine Stimme sie plötzlich aus ihren Gedanken und Sakura suchte für eine Sekunde vergebens nach ihrer Stimme, was sie selbst furchtbar ärgerte.

»Hey. Sasuke?«, fragte sie unsicher, weil die Stimme am anderen Ende der Leitung ganz anders geklungen hatte.

»Nicht ganz«, lachte ihr Gegenüber und nun wurde es deutlich, dass sie einen anderen Mann, mit einer nicht ganz so tiefen und rauen Stimme, am Telefon hatte.

»Oh. Da muss ich mich verwählt haben«, erwiderte sie stockend und wollte schon wieder auflegen, als die Stimme am anderen Ende ein lautes »Nein!« rief.

»Also ich meine, nicht auflegen. Sasuke ist gerade nicht da und außerdem hat er dir wohl meine Nummer gegeben. Ich bin Naruto. Und du?«

Zum Glück konnte dieser Naruto ihren dämlichen Blick nicht sehen, den Sakura sich im Spiegel gerade selbst zuwarf. Das war jetzt gerade ein bisschen zu viel für sie, weshalb sie nicht weiter darüber nachdachte und ihm seine Frage beantwortete: »Sakura. Ich … ähm … kenne Sasuke noch von früher.« Klang unverfänglich, oder?

»Ah. Sasuke hat mir von dir erzählt. Wobei erzählt bei diesem Griesgram zu viel gesagt ist. Eher durfte ich ihm gestern alle Infos aus der Nase ziehen. Ihr müsst euch ja noch sehr gut von früher kennen.«

»Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, zischte Sakura, um zu überspielen, wie peinlich ihr das Gespräch gerade war.

»Sorry. Ich plappere manchmal, bevor ich denke«, entschuldigte ihr Gegenüber sich und sie konnte ein nervöses Lachen vernehmen.

»Und nimm das von Sasuke bitte nicht persönlich. Ich glaube, es ist seine Rache an mich, dass er dir meine Nummer da gelassen hat.«

Oh. Darüber hatte sie noch überhaupt nicht nachgedacht. So eine Art von 'Rache' – wie Naruto es bezeichnet hatte – passten gar nicht zu dem Sasuke, den Sakura noch von früher kannte. Allerdings waren seit ihrem letzten, wirklichen Aufeinandertreffen einige Jahre vergangen und sie hatte sich auch verändert, wenn auch sicher nicht so sehr wie er.

Sakura musste an ihren Abschied denken, als er ihr einfach nur zugenickt hatte und dann verschwunden war. Sie war damals unglaublich wütend auf ihn gewesen, während mit den Wochen, die folgten, Verständnis in ihr gewachsen war. Er hatte seine Eltern verloren, musste mit seinem Bruder zusammen in eine andere Stadt ziehen und alle Freunde und Bekannte zurücklassen.

Sie schluckte bei dieser Erinnerung und zwang sich zurück in die Realität zu kommen.

»… -hol vermischt. Darum wird er wohl so reagiert haben. Nur leider ist mir nichts so schnell peinlich«, erzählte Naruto gerade eine Geschichte zu Ende und Sakura biss sich auf die Unterlippe, weil sie den ersten Teil nicht mitbekommen hatte.

»Aber weißt du was? Sasuke und ich sind noch drei Tage in der Stadt, bevor es weiter Richtung Süden geht. Wenn du magst können wir zwei uns mal treffen. Sasuke ist nämlich echt sauer wegen der Sache mit den Drinks.« Und damit lachte Naruto erneut nervös auf.

Sakura konnte sich nicht wirklich an ihn erinnern, ging aber davon aus, dass er der Kumpel gewesen war, der laufend für Nachschub gesorgt hatte. Also musste er blonde Haare gehabt haben. Zumindest konnte sie sich an solche erinnern.

»Wir wohnen übrigens im CityInn«, fuhr er fort, bevor Sakura etwas zu seinem Vorschlag sagen konnte, »ein Stück die Straße runter, hab ich ein tolles Lokal entdeckt, zu dem wir könnten. Ich hab auf jeden Fall immer Zeit für einen kleinen Abstecher dahin.«

Das war natürlich schön für ihn.

Zu ihrer Schande musste Sakura allerdings gestehen, dass sie momentan auch nicht gerade einen vollen Kalender vorzuweisen hatte, aber sich deshalb gleich mit jemandem zu treffen, den sie noch nie wirklich gesehen hatte?

Klar, sie war vor dem Telefonat der Hoffnung gewesen, mit Sasuke über alte Zeiten plaudern zu können – und hatte gleichzeitig dafür gebetet, dass er erst gar nicht ran ging. Aber das war etwas anderes, als mit seinem Kumpel irgendwo etwas essen zu gehen.

Und dennoch meldete sich bei ihr das schlechte Gewissen, weil Naruto so voller Vorfreude und Begeisterung zu sein schien und es für ihn außer Frage stand, ein 'Nein' zu erhalten. Außerdem war Sasuke wirklich ein Arsch, wenn er ihr eine falsche Nummer gab, nur um sich an Naruto zu rächen (wofür auch immer) und es tat ihr tatsächlich weh, dass er ihr nach dieser Nacht nicht seine richtige Nummer hinterlassen hatte – wenn er schon überhaupt eine angab.

Sie wollte mehr über ihn wissen, weshalb ihr das »Klar gerne. Morgen um drei?« auch so einfach über die Lippen kam.
 

Das leise Klingeln einer Türglocke ertönte, als Sakura in den großen, mit Stühlen und Tischen vollgestellten, Raum trat und sich nach Naruto umsah, der ihr netterweise ein Bild von sich hatte zukommen lassen. Sie konnte zwar einige blonde Haarmähnen sehen, aber keine gehörte zu seinem Gesicht.

Vielleicht war er auch einfach noch nicht da. Sie ging ein Stück weiter ins Innere des Lokals, um schon mal einen Tisch für sie beide zu reservieren, da es sehr voll war, als ihr Blick plötzlich an einem Paar schwarzer Augen hängen blieb.

Das konnte jetzt nicht wahr sein.

Sakuras erster Instinkt war, sich wieder umzudrehen und einfach wieder zu gehen. Doch bei Sasukes Anblick kochte Wut über ihn und seinen schlechten Witz mit der Nummer in ihr hoch. Und über Naruto, der es tatsächlich gewagt hatte, ihr etwas vorzuspielen.

Was, wenn sie unter einer Decke steckten? Aber wieso sollten sie? War das ihre Art von Humor? Sakuras Inneres zog sich zusammen und sie ging mit festen Schritten und zusammengekniffenen Augen auf ihn zu, mit der Absicht herauszufinden, was hier eigentlich gespielt wurde.

»Du bist nicht Naruto«, stellte sie nüchtern fest und ließ ihre Tasche mit einem lauten Knall auf den Holztisch fallen, an dem Sasuke saß.

»Du auch nicht«, erwiderte dieser mit einem desinteressierten Ton, während Sakura sich auf den Platz gegenüber von ihm nieder ließ.

»Gut erkannt. Und jetzt …«, begann sie, brach aber ab, als Sasukes Handy, das neben ihm auf dem Tisch lag, vibrierte und kurz darauf auch ihres in der Hosentasche einen Signalton abgab. Sie wollte es nicht herausholen, in der Ansicht, es wäre nur ein Zufall, dass sie so kurz nacheinander eine Nachricht erhalten hatten. Doch nachdem Sasuke einen kurzen Blick auf seinen Bildschirm geworfen hatte, war er ihr einen kühlen Blick zu und hob erwartungsvoll eine Augenbraue.

»Schau nach«, forderte er sie auf und Sakura lief eine Gänsehaut über den Körper – dieses Mal aber nicht aus Leidenschaft, sondern weil er so dominant wirkte. Das passte überhaupt nicht mehr zu dem Sasuke, den sie damals in der Schule kennengelernt hatte.

Da in ihr allerdings mittlerweile die Neugier erwacht war, seufzte sie leise und holte ihr Handy aus der Tasche und warf einen Blick darauf. Eine Nachricht von einer ihr unbekannten Nummer.
 

Entschuldige bitte.

PS: Sasuke konnte seinen Blick nicht von dir lassen. ;)
 

Sakuras Kopf schoss wieder nach oben.

»Sag mal, findet ihr das lustig?«, fragte sie ihn gereizt. »Ist das irgendeine dumme Art, euch an Frauen ran zu machen oder wie darf ich das verstehen?« Ihre Stimme war lauter als beabsichtigt und trotz des Lärmpegels, drehten sich einige andere Gäste verwundert zu ihnen um.

»Hn«, war allerdings die einzige Antwort, die sie darauf von Sasuke bekam, woraufhin ihr das Blut in den Kopf schoss, weil die Wut sich immer weiter ausbreitete. Und da hatte sie noch gedacht, mehr darüber erfahren zu wollen, wie Sasuke sich in den letzten Jahren entwickelt hatte.

»Ihr seid wirklich super Freunde. Der eine steigt mit der Frau ins Bett und hinterlässt dann eine falsche Nummer. Wofür? Wollt ihr beide mit der Gleichen Spaß haben? Turnt euch das irgendwie an? Wettet ihr darauf, wer nur mit einem von euch vögelt?« Sie war so wütend, dass ihr gar nicht auffiel, dass ihre Fragen einen gewaltigen Haken hatten. Sasuke war bereits bei ihr gelandet, Naruto nicht und dieser war nicht hier.

»Bist du fertig?«, fragte Sasuke, als Sakura eine Verschnaufpause einlegte.

»Was?!«

»Ich hab heute noch besseres zu tun.«

Das war jetzt nicht sein Ernst. Kurz stellte sie sich vor, wie sie über den Tisch sprang und ihm an die Gurgel ging, aber das wäre ihm wahrscheinlich nur Recht. So konnte er sie immerhin als irre bezeichnen – obwohl sie nur sauer und verletzt war.

»Du … du …«, begann sie, wusste aber nicht, wie sie diesen Satz zu Ende bringen sollte.

Sasuke schloss kurz die Augen, seufze und suchte dann ihren Blick.

»Gut, hör zu. Naruto ist ein Vollidiot und das hier war wirklich dumm von ihm. Aber ich habe kein Bedürfnis dich mit irgendeiner dummen Masche in die Kiste zu bekommen«, erklärte er ihr resignierend und erhob sich schließlich.

»Dafür fehlt mir ehrlich das Interesse.«

Und damit hatte sie nun auch den Schlag ins Gesicht, der zu diesem furchtbaren Erlebnis noch gefehlt hatte. Sasuke ging ohne Abschiedsworte an ihr vorbei und Richtung Ausgang, doch Sakura war viel zu geladen als dass sie ihn einfach hätte gehen lassen können – und verwirrt wegen seiner Worte.

»Na warte«, flüsterte sie und sprang ebenfalls auf.

Sie eilte ihm durch die Menge, die teils mehr, teils weniger Interesse an ihrer Auseinandersetzung zeigten, holte ihn aber erst ein, als er schon die ersten Schritte auf dem Gehweg gegangen war.

»Wenn du kein Interesse hast, warum bist du dann mit mir nachhause? Wieso zieht ihr dann so eine komische Masche mit der falschen Nummer ab, die wahrscheinlich auf irgendeine verquere Art und Weise zu irgendeinem Ziel führen soll? Und warum bist du so ein Arsch?«, schrie sie ihn an, kaum hatte sie ihn eingeholt.

Sasuke, der bisher nur geradeaus geschaut hatte, um sie zu ignorieren, blieb nun stehen und drehte sich langsam zu ihr um. Sakura lief der kalte Schauer über den Rücken, als sie nun in seine wütenden Augen blickte und instinktiv wich sie einen Schritt zurück.

»Weil ich voll war. Weil es meine Nummer ist. Und weil du mich nicht kennst«, erklärte er ihr mit ruhiger Stimme, aber es waren wohl die gefährlichsten Worte, die sie je zu hören bekommen hatte.

Sie starrte ihn mit offenem Mund an und wusste nicht, was sie darauf sagen sollte – oder ob es überhaupt sinnvoll wäre, etwas zu erwidern. Deshalb ließ sie ihn auch ziehen, als er einfach weiterging.
 

»Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass Naruto allein dafür verantwortlich ist«, nuschelte Sakura wütend auf sich selbst in ihr Kissen, während Ino geduldig neben ihr auf dem Bett saß und zuhörte.

»Ich meine, ich habe einem, so gut wie wildfremden Mann, vorgeworfen, mit seinem Kumpel durch die Gegen zu ziehen und zu versuchen, so viele Frauen wie möglich in die Kiste zu bekommen«, fuhr sie fort und versuchte ihr schlechtes Gewissen zu ignorieren. Sie hatte viel zu vorschnell gehandelt und jemandem etwas angedichtet, was wohl nicht weiter von der Wahrheit entfernt hätte gewesen sein können.

»Sieh es positiv. Er hat immerhin seine eigene Nummer dagelassen. Du kannst ihm immer noch eine Entschuldigungsnachricht zukommen lassen«, erwiderte Ino, den Zeigefinger gegen ihr Kinn gedrückt, nachdenklich.

»Super. Und was schreib ich da rein? Hey, sorry, dass ich dachte, du seist ein Player geworden und nichts besseres zu tun hast, als Frauen zu verarschen. War echt nicht so gemeint.«

»Zum Beispiel. Oder eben, dass du durch die Informationen seines Freundes ein falsches Bild vermittelt bekommen hast und es eben nicht leiden kannst, wenn man jemand anderen verarscht.«

Sakura entwich ein trockenes Lachen, weil sie sich ganz sicher war, dass sie nicht deswegen sauer geworden war. Irgendwo tief in sich drinnen – und das war ihr erst in dem Moment schmerzhaft bewusst geworden, als Sasuke ihr erklärt hatte, er habe kein Interesse – war sie der Hoffnung verfallen gewesen, dass sie sich wegen dem Schicksal erneut über den Weg gelaufen waren, um dort weiterzumachen, wo sie damals aufgehört hatten.

Was natürlich Blödsinn war. Weder glaubte sie an das Schicksal, noch gab es da viel, an dem man hätte anknüpfen können. Sie waren damals dreizehn gewesen, hatten ein bisschen Händchen gehalten und sich Mut zugesprochen, wenn die Arbeiten näher gerückt waren.

Tja, anscheinend war sie aber wohl doch eine Romantikerin.

Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken, doch bevor sie es vom Nachtisch nehmen konnte, hatte Ino bereits danach gegriffen und ging ohne, auf ihre Erlaubnis zu warten, ran.

»Ja?«

Sie schwieg kurz, während ihre Augenbrauen sich wütend zusammenzogen.

»Nein danke.« Und schon hatte sie wieder aufgelegt.

»Wer war das?«, fragte Sakura, konnte sich die Antwort aber schon denken, wenn sie bedachte, wie Inos Reaktion abgelaufen war.

»Ein Trottel«, erwiderte sie knapp angebunden und legte das Handy vorsorglich auf ihre andere Seite, sodass Sakura es nicht ergreifen konnte, ohne sich aufzusetzen. Und bis dahin würde Ino es schon wieder aus ihrer Nähe gebracht haben.

»Und was wollte dieser Trottel?«, bohrte sie nach und ärgerte sich über ihre Neugierde.

»Angeblich was erklären.«

Diese Aussage brachte Sakura zum Nachdenken, aber auch nur, weil sie nun deprimiert hier lag und sauer auf sich selbst war. Sie hätte nachfragen sollen, ruhiger bleiben müssen. Immerhin hatte sie sich mit ihrem Benehmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das nervte sie gewaltig.

Sie hing einige Zeit ihren Gedanken nach und war froh darüber, dass Ino nicht noch einmal das Wort ergriff, sondern still neben ihr saß und ihr damit zur Seite stand, denn sie wollte gar nicht mehr darüber sprechen. Sie wollte sich einfach nur wegen ihrem kindischen Verhalten für ein paar Tage selbst zuwider sein und dann nach vorne blicken. Es war schließlich nur ein One-Night-Stand gewesen und keine jahrelange Beziehung, die wegen eines Missverständnisses oder dem fehlenden Vertrauen in die Brüche gegangen war. Dass es sie dennoch so fertig machte, war aber menschlich. Zumindest hoffte sie das, anders müsste sie sich dann Gedanken um sich selbst und ihre emotionale Reife machen.

Als schließlich Sakuras Smartphone auf der Matratze vibrierte und Ino sich interessiert darüber beugte, kam auch sie selbst wieder zurück in die Gegenwart.

»Hörst du auf meine Nachrichten zu lesen«, fuhr sie ihre beste Freundin an, drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf.

»Ich wollte doch nur sehen, wer es war. Hier«, erklärte Ino achselzuckend und reichte ihr das Handy. Na, wenn es nicht mehr war. Aber zumindest verschwand Sakuras kurzzeitige Nervosität, da sie davon ausging, dass Ino ihr das Smartphone nicht gereicht hätte, wenn die Nachricht von Naruto oder Sasuke gewesen wäre.

Weit gefehlt. Sie hatte die Nummern noch immer nicht eingespeichert und als sie nun den langen Text sah, musste sie schlucken.
 

Es tut mir so leid! Echt jetzt!!!

Sasuke hat mir auch schon eine Standpredigt gehalten dass man sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen soll und naja … Ich dachte mir vielleicht wäre es einfach keine dumme Idee als du angerufen hast, euch noch einmal zusammenzubringen. Immerhin hat er dir seine Nummer dagelassen und das, obwohl ich ihm heimlich Alkohol untermischen musste, damit er lockerer wird. Dass du diesen kläglichen Versuch so interpretierst …… Daran hatte ich natürlich nicht gedacht. Sasuke meinte auch ich denke sowieso nie und irgendwie glaube ich dass er recht hat. Es war aber wirklich nichts so wie du glaubst!! Echt jetzt!
 

Sakura konnte regelrecht die Verzweiflung in diesen Worten lesen und wünschte sich, Naruto besser zu kennen, als nur durch dieses kurze Telefonat, um einschätzen zu können, ob das wirklich die komplette Wahrheit war. Wenn sie ihm nur besser zugehört hätte.

»Na, siehst du? Alles nicht so schlimm«, sagte Ino gutgelaunt. »Du kannst Sasuke also ganz entspannt eine Nachricht schicken und dich dafür entschuldigen, dass du es missverstanden hast. Scheint doch alles geklärt zu sein.«

Woher nahm diese Frau nur einen solchen Optimismus?

»Ich werde ihm ganz sicher nicht schreiben. Das macht es nämlich nicht besser«, erwiderte sie deswegen genervt und ließ sich rückwärts in ihre Kissen fallen.
 

Sakura hatte Ino zwar erklärt, dass sie Sasuke dennoch nicht schreiben würde, aber trotzdem lag sie mitten in der Nacht, mit ihrem Handy in der Hand, im Bett und starrte auf den noch leeren Whats App Verlauf mit ihm. Sie überlegte, ob sie sich an ihre Aussage halten oder dem Bedürfnis, sich zu entschuldigen, nachgeben sollte, brauchte aber ewig, um herauszufinden, welche Seite in ihr überwog.

Ein paar Mal begann sie zu schreiben und löschte es wieder, weil sie Angst davor hatte, wie er reagieren würde und der Meinung war nicht die richtigen Worte zu finden. Sie könnte natürlich wild darauf los schreiben und hoffen, dass es irgendeinen Sinn ergab, aber selbst in ihrem Kopf, klang es mehr nach Rechtfertigung als wirklicher Erklärung.

Sie schloss die App, öffnete sie wieder und versuchte durch tiefes Durchatmen ihrer Entscheidung näher zu kommen. Vielleicht sollte sie sich dieses Mal doch auf die Münze verlassen oder aber sie leerte ihren Kopf – als ob das möglich wäre – und tat dann das, was ihr als erstes in den Sinn kam.

Natürlich funktionierte das nicht. Aber der Wunsch, ihm zu schreiben, irgendetwas zumindest, wollte sich von ihren Zweifeln nicht unterdrücken lassen und nachdem sie erneut eine Ewigkeit auf ihre getippten Worte gestarrt hatte, schloss sie kurz die Augen, schickte ein Stoßgebet zu wem auch immer und drückte auf absenden.
 

Es tut mir wirklich Leid. Gruß Sakura.
 

Sie wartete. Legte aber nach einigen Sekunden das Handy weg und drehte sich auf die andere Seite. Nur um sich gleich darauf wieder zurückzurollen, ihr Handy in die Hand zu nehmen und zu sehen, ob er schon geantwortet hatte.

Dabei würde sie es schließlich hören, wenn er es tat.

Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass sich das Spiel einige Male wiederholte und sie sich tausend Möglichkeiten ausmalte, wie er wohl antworten würde – wenn er es überhaupt tat.

Irgendwann schlief sie aber dennoch ein und fiel in einen tiefen und traumlosen Schlaf, aus dem sie nur ihr Wecker am nächsten Morgen befreien konnte.

Müde fuhr sich Sakura übers Gesicht, fischte nach ihrem Handy, um das nervige Klingeln abzustellen und legte es schließlich wieder zurück auf das Nachtschränkchen.

Sie gähnte, blinzelte und saß dann senkrecht im Bett.

Schnell nahm sie ihr Smartphone wieder in die Hand und ließ den Sperrbildschirm erhellen, in der Furcht, sie hätte sich die Nachricht, die darauf abgebildet war, nur eingebildet.

Gut, es waren ein paar von Freunden dabei, aber darunter befand sich auch eine, von einer nicht eingespeicherten Nummer.
 

Hn.
 

War alles was da stand.

Und obwohl Sakura ihn kaum noch kannte, musste sie bei diesem Wort lächeln, obwohl – oder gerade weil – es alles bedeuten konnte.

09. Scham

Das Kissen fest gegen die Brust gedrückt und ihren Körper seitlich liegend in der Embryostellung, lag Hinata bereits seit Stunden auf ihrem Bett und wartete darauf, endlich einschlafen zu können. Oder zumindest mit dem Weinen aufzuhören.

Sie schämte sich für ihr feiges Verhalten, das sich trotz der wenigen Stunden, die seither vergangen waren, anfühlte als seien bereits Jahre vergangen. Vielleicht lag es aber auch nur an ihrem Körper, der durch die Weinkrämpfe und das durchgängige Liegen, seit sie nachhause gekommen war, taub war.

Sie wusste, dass es dumm und nutzlos war, hier zu liegen und in Selbstmitleid zu versinken, aber die einzig andere Möglichkeit wäre, aufzustehen und den Fehler, den sie begangen hatte, mutig in die Augen zu schauen.

Und eins war klar, Mut gehörte definitiv nicht zu ihren Stärken. Denn wenn es so wäre, hätte sie nicht diesen furchtbaren Fehler begangen und müsste sich nun nicht wünschen, in der Zeit zurückreisen zu können, um es ungeschehen zu machen.

Wären sie nur einfach nicht geradeaus gegangen, sondern nach links. Oder hätte sie ihm den Vorschlag unterbreitet, in die Eisdiele zu gehen, in der es das beste Himbeereis der Welt gab, die sich nur eine Querstraße weiter befunden hatte. Oder sie wären gleich in Narutos Wohnung geblieben.

Oder …

oder …

… oder …

Aber es war nun einmal keine dieser Alternativen eingetreten und so hatten sie beschlossen, einen gemütlichen Spaziergang durch den nahegelegenen Park zu machen, wenn die Sonne schon endlich ihr freundliches Gesicht zeigte und somit endgültig den Frühling einläutete.

Wie hätte sie außerdem ahnen sollten, ausgerechnet heute ihrem Vater über den Weg zu laufen, der fest davon überzeugt war, dass sie heute länger in der Uni bleiben musste, um eine Hausarbeit, die sie eigentlich längst beendigt hatte, weiterzuschreiben?

Wenn sie nur an Narutos blaue Augen dachte, die sie traurig musterten, als sie ihrem Vater die erstbeste Ausrede auftischte. Und die beinhaltete keine dreimonatige Beziehung, ihr erstes Mal und die Jahre des Schwärmens für ihn. Im Gegenteil sogar. Kühler hätte sie ihn gar nicht vorstellen können.

Sie war so dumm gewesen. Vor allem konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihr Vater ihr die Ausrede mit dem Zeigen, wo sich der nächste Biosupermarkt befand, abgekauft hatte.

Erneut begannen Tränen über ihre Wangen zu kullern und Hinata drückte das Kissen gegen ihr Gesicht, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Sie wollte nicht, dass ihre kleine Schwester in ihr Zimmer kam und fragte, was vorgefallen sei. Es würde nur mit Augenverdrehen, amüsiertem Kichern und dem wundervollen Tipp, sie solle es nicht so schwarz sehen, enden.

Sie liebte Hanabi, wirklich, aber das änderte nicht daran, dass sie so unterschiedlich waren wie Sonne und Mond.

Während sich ihre Schwester mit den Jahren ein unverblümtes Mundwerk angewöhnt hatte, schaffte Hinata es noch nicht einmal, mit Naruto in der Öffentlichkeit Händchen zu halten – eine Tatsache, die vielleicht am heutigen Tag geholfen hätte, wenn ihr eine andere Ausrede eingefallen wäre.

Dieser Gedanke entfachte eine gewisse Hilflosigkeit in ihr, da sie seit Stunden nur darüber nachdenken konnte, wie sie der heutigen Begegnung hätten aus dem Weg gehen können, aber nicht, was sie stattdessen zu ihrem Vater hätte sagen sollen.

Nämlich, dass sie mit Naruto Uzumaki, einem einfachen Mitarbeiter im Lager, der noch nicht einmal die Oberschule besucht hatte, zusammen war. Und das verdammt glücklich.

Zumindest bis heute …
 

Hinata traute sich zwei Tage lang nicht, Naruto eine Nachricht zu schreiben und da er ihr auch keine geschickt hatte, war sie der festen Überzeugung, er wartete darauf, dass sie den ersten Schritt tat. Schließlich war es auch sie gewesen, die ihn vor ihrem Vater verleugnet hatte – anders konnte sie es einfach nicht sagen.

Sie wünschte sich nur, ihm erklären zu können, wie schrecklich sie sich deswegen fühlte und warum es soweit gekommen war. Aber wie sollte sie ihrem Freund erklären, dass sie der festen Überzeugung war, ihr Vater würde ihn nicht als gut genug für sie ansehen?

Denn das stimmte nicht, ganz und gar nicht. Er war das Beste, was ihr je passiert war. Der erste Mensch, dem sie sich gerne nackt gezeigt hatte, vor dessen Antworten auf ihre Fragen sie keine Angst hatte und der ihr immer ein Lächeln ins Gesicht zauberte, wenn es ihr schlecht ging – was die momentane Situation nur noch verfahrener machte.

Hinata fühlte sich noch immer taub und das stundenlange Weinen war so anstrengend, dass sie kaum aus dem Bett kam, weshalb sie die letzten zwei Tage die Uni geschwänzt hatte und nur hoffen konnte, dass ihr Vater das nicht mitbekam. Er wollte für sie zwar nur die beste Ausbildung, die möglich war, doch genau das machte ihn unheimlich streng und auch engstirnig. In seinem Blick lag immer eine unübersehbare Arroganz, wenn er mit Menschen sprach, die seiner Meinung nach, nicht auf der selben Stufe standen wie er und das wäre bei Naruto definitiv der Fall.

Es war eine dumme Kurzschlussreaktion gewesen, im falschen Moment auf dem falschen Fuß erwischt, aber sie konnte es sich dennoch nicht verzeihen. Was er jetzt wohl von ihr denken mochte?

Vielleicht wäre es besser gewesen, niemals auf Sakuras Verkupplungsversuche einzugehen. Dann hätte sie ihn nicht verletzt und müsste sich für ihr eigenes, feiges Verhalten nicht schämen und weil sie kaum Erfahrung in Beziehungen hatte und deshalb nicht wusste, wie man in so einer hilflosen Situation damit umzugehen hatte.

Sie könnte es nachlesen, Sakura fragen oder Hanabi, sich eine alte Teeniezeitschrift aus dem Schrank holen, die sie wegen den Schminktipps aufbewahrte, obwohl sie diese sowieso noch nie probiert hatte. Es gab so viele Möglichkeiten, sie setzte nur keine um, weil sie sich schämte. Für so viel, wie ihr mit jeder Minute, die er Tag alterte, mehr und mehr bewusst wurde. Und sie hasste dieses Gefühl.
 

In Gedanken versunken, lief Hinata durch das dreistöckige Haus, blieb hin und wieder vor einem Fenster stehen und fragte sich, ob sie vielleicht nach draußen in die Sonne gehen sollte, um frische Luft zu schnappen. Sie liebte den Frühling und den Duft von frisch blühenden Blumen, nur wusste sie nicht, ob sie so viel Schönheit um sich herum ertragen konnte, wenn sie sich so mies fühlte.

Naruto hatte sie mittlerweile ein paar Mal versucht zu erreichen, aber aus Angst, er könne mit ihr Schluss machen wollen, weil er es furchtbar fand, dass sie nicht zu ihm stehen konnte, war sie nicht rangegangen und hatte ihn auch nicht zurückgerufen.

Sie war ein elender Feigling.

Nur wie sollte sie ihm mit dem Gedanken, dass er ihre Beziehung beenden wollen könnte, anrufen? Er hatte sein ganzes Leben lang für Anerkennung kämpfen müssen, wurde noch immer schlecht behandelt und war auf der Karriereleiter, die für viel zu viele Menschen viel zu wichtig war, so weit unten, dass er diesen Kampf noch immer führen musste und dann hatte sie, seine eigene Freundin, das Mädchen, dass ihm betrunken gestanden hatte, wie sehr sie in ihn verliebt war, einfach verleugnet.

Sie war ein schrecklicher Mensch. Eine ganz und gar furchtbare Person.

Mit einem leisen Seufzen, blieb sie erneut stehen, warf einen Blick über den großen Garten, der das Haus umschloss und sehnte sich nach Narutos wundervollem Grinsen, während sie sich dafür schämte, ihm dieses durch ihr Verhalten wohl genommen zu haben.

Sie war so in ihrem Selbstmitleid versunken, dass sie die Schritte, die hinter ihr näher kamen, gar nicht bemerkte, bis Hanabi ihr plötzlich sanft die Hand auf den Arm legte.

Hinata zuckte erschrocken zusammen und drehte ihren Kopf leicht zur Seite, um ihrer Schwester in die Augen sehen zu können.

„Ich kann das wirklich nicht mehr mit ansehen“, sagte diese ohne weitere Umschweife, griff nach Hinatas Handgelenk und zog sie mit sich.

„Du kannst froh sein, dass ich dich in den letzten Tagen gedeckt habe. Du weißt wie Papa ist, wenn es um die Uni geht“, erklärte Hanabi ihr ernst, während sie den Gang entlang liefen und in Richtung Wohnzimmer liefen, dessen Tür nur angelehnt war.

„Und außerdem sollte es dich wirklich nicht mehr interessieren, was er denkt“, fügte sie mit einem angedeuteten Grinsen hinzu, bevor sie die Holztür öffnete und Hinata ins Innere des Raums schubste.

„Hi“, begrüßte Naruto sie mit einem Grinsen und ihr Herz machte einen verräterischen Sprung. Schockiert riss Hinata ihre Augen auf und brauchte ein paar Sekunden, um sich daran zu erinnern, dass sie ihn gar nicht sehen wollte. Den Satz ihrer Schwester hatte sie bereits wieder vergessen und auch sonst fiel ihr das Denken im ersten Moment viel zu schwer.

„Es tut mir leid, dass ich mich erst nach vier Tagen bei dir gemeldet habe“, begann er ohne Umschweife und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich war ein bisschen angefressen, um ehrlich zu sein. Allerdings hattest du mir ja erzählt, dass dein Vater manchmal nicht so einfach ist, darum war das wirklich ein bisschen kindisch von mir.“

Hinata stand noch immer stocksteif da und fragte sich, ob Narutos Erscheinung inmitten des großen Raums mit dem riesigen Bücherregal auf der rechten Seite und der Sofaecke samt Flachbildfernseher, real war. Dass er dank der Fensterfront hinter ihm, von Sonnenlicht umgeben war, half da auch nicht sonderlich.

„Jedenfalls … als du nicht auf meine Anrufe reagiert hast, hab ich deine Schwester auf Facebook angeschrieben und sie meinte, du seist ziemlich niedergeschlagen. Du musst mir glauben, dass ich dir auf gar keinen Fall mit meinem Verhalten weh tun wollte. Es hat mich nur einfach etwas gekränkt und weil ich wegen dieser Sache gekränkt war, hab ich mich über mich selbst geärgert. Das zog sich alles ein bisschen.“ Erneut lachte er nervös und Hinata spürte wie ihr unfreiwillig Tränen in die Augen stiegen.

Das machte ihr ganzes Verhalten nur noch schlimmer. Aus lauter Scham und Angst, hatte sie ihn wirklich dazu gebracht, sich schuldig zu fühlen, dabei war sie es doch, die so empfinden musste.

„Hinata …“, begann Naruto vorsichtig und ging einen Schritt auf ihn zu, doch sie schüttelte den Kopf.

„Du …“, versuchte sie es, ihr versagte allerdings die Stimme und sie musste sich räuspern.

Sie war nicht mutig, aber sie hatte in den letzten Wochen und Monaten gelernt, wenigstens zu ihm, ehrlich zu sein. Und irgendwo in ihr drinnen musste diese Fähigkeit doch auch jetzt stecken. Sie konnte ihn nicht in dem Glauben lassen, dass es seine Schuld war, wieso sie sich nicht gemeldet hatte. Das wäre ihm gegenüber nicht fair.

Also musste sie es ihm erklären.

Sie holte tief Luft, ignorierte die einzelne Träne, die über ihr Gesicht ran und starrte auf den grauen Teppichboden.

„Du … du musst dich nicht entschuldigen“, schaffte sie es brüchig die Worte auszusprechen. „Es ist … ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist. Ich hätte Vater die … die Wahrheit sagen müssen. Diese Ausrede war furchtbar … und ich … ich hab mich so deswegen geschämt, dass … d-dass ich mich nicht getraut habe, mich bei dir zu entschuldigen.“

Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, der sich während ihrer Worte gebildet hatte und konnte noch immer nicht aufsehen, weshalb sie seine Beine fixierte.

„Was?“, fragte Naruto irritiert und nun war er es, der sie fassungslos anstarrte. Allerdings hatte er seine Gefühle schneller wieder unter Kontrolle als sie kurz zuvor und kam mit ein paar schnellen Schritten auf sie zu. Er nahm sie in den Arm und strich ihr über ihre Haare.

„Du sollst wissen, dass du dich nie schämen musst, wenn es um mich geht. Echt jetzt. Ich bin … also … ich bin wirklich vernarrt in dich. Und ich war zwar angefressen, aber ich wusste doch worauf ich mich einlasse.“ Bei diesen Worten zuckte sie zusammen und begann sofort wieder sich für ihr dummes Verhalten zu schämen. Er war eindeutig zu nett zu ihr.

„Und ich bin nicht sonderlich gut in Gefühlen erklären“, fügte Naruto nonchalant hinzu, „darum würde ich es bevorzugen, wenn ich jetzt nicht im Wohnzimmer deines Vater weiter darüber reden müsste. Also versteh mich nicht falsch, echt jetzt, ich will unbedingt offen und ehrlich darüber sprechen und wenn ich das richtig sehe, willst du das auch, aber bitte nicht hier.“

Ohne es zu merken, entwich Hinata ein leises Kichern und sie drückte ihre Wange enger an seine Brust.

„Das nehme ich mal als ja.“

Sie nickte, auch wenn sie nicht verhindern konnte, dass sie noch immer nicht verstand, warum er so unglaublich liebevoll zu ihr war und eher den Fehler bei sich gesucht hatte, als bei ihr. Aber es war einfach schön ihn endlich wieder hier zu haben, seine Stimme zu hören und seinen herben Duft einzuatmen. Sie wusste gar nicht wie sehr sie das vermisst hatte.

„Sehr gut. Ach und wenn dein Vater mich erst mal richtig kennenlernt, wird er mich übrigens lieben. Echt jetzt.“

10. Nachsitzen

Es war eine absurde Szenerie, die sich an diesem Nachmittag im Klassenzimmer abspielte.

Schließlich hätte niemand jemals damit gerechnet, dass Sasuke Uchiha und Naruto Uzumaki einmal direkt nebeneinander sitzen würden, ohne sich sofort in die Haare zu bekommen oder eine Schlägerei zu beginnen. Im Gegenteil, sie waren leise und bewegten sich keinen Zentimeter.

Oder aber, dass Sakura Haruno, Vorzeigeschülerin und stellvertretende Schulsprecherin, mit zusammengekniffenen Augen wütend in der letzten Reihe saß.

Das einzige, worauf man sich selbst in dieser seltsamen Situation verlassen konnte, war die Tatsache, dass Kakashi Hatake seit geschlagenen fünfundzwanzig Minuten auf sich warten ließ.

Man merkte den Dreien an, wie wenig ihnen diese Situation gefiel und Naruto sich lieber früher als später aus dem Staub gemacht hätte. Aber er war sich Sakuras aggressiver Nähe nur zu sehr bewusst, weshalb er den Gedanken nicht weiter verfolgte.

Er verstand nur nicht, wieso Sasuke Sakuras Anweisung, sich gefälligst neben ihn zu setzten, als diese sich gerade anfangen wollte, anzumeckern, bis ihr Lehrer kam, gefolgt war. Normalerweise hörte dieser eingebildete Vollidiot auf niemanden.

Allerdings waren auch weder er noch Sakura typische Gäste hier, anders als Naruto selbst, der sich dieses Jahr bereits im zweistelligen Bereich für das Nachsitzen befand. Also sollte er sich wohl keine Gedanken über diese ungewöhnliche Situation machen.

Was Kakashi sich wohl dieses Mal für sie ausgedacht hatte? Die letzten Male hatte er ihn Tafelschwämme ausklopfen lassen und davor waren alle Klassenzimmer im zweiten Stock dran gewesen. Vielleicht dann heute die Turnhalle? Oder die Aula?

Genügend Zeit hätten sie auf jeden Fall, schließlich schlug Kakashi-sensei die Zeit, die er zu spät kam, bei ihnen hinten mit drauf. Absolut ungerecht, aber was sollte man machen? Er saß immerhin am längeren Hebel und jede Beschwerde von Naruto, hatte ihm bisher nur noch mehr Ärger eingebracht.

Die Tür wurde aufgeschoben und Kakashi, der mit seinen Ende zwanzig bereits graue Haare hatte, betrat gut gelaunt das Klassenzimmer. Er trug, wie immer, einen Mundschutz, den einige Schüler auf einen angeblichen Hygienefimmel zurückführten – Naruto war aber eher der Meinung, dass ihr Sensei einen an der Waffel hatte.

„Entschuldigt, ihr drei. Ich war um die Ecke beim Bäcker und bin einer älteren Dame über den Weg gelaufen, die mit ihren Einkäufen zu kämpfen hatte. Da konnte ich nicht tatenlos bei zuschauen.“

„Ach bitte, Sie haben si-“, begann Naruto, wurde aber sofort von Sakura übertönt: „Kein Problem. Es ist schließlich die Pflicht der Jüngeren, unseren älteren Mitmenschen zu helfen, wo es nur geht.“

An den Worten selbst hätte man es wohl nicht erkannt, aber Sakuras Stimme drückte etwas vollkommen anderes aus.

Sie kaufte es ihrem Sensei keine Sekunde ab.

Kakashi räusperte sich unbehaglich und warf einen schnellen Blick über seine drei Gefangenen – zumindest fühlte es sich für Naruto so an.

„Gut. Auf Bitten der Rektorin, habe ich heute etwas besonderes für euch.“

Oh nein. Wenn die alte Schachtel Tsunade ihre Finger im Spiel hatte, konnte es nur übel enden. Wahrscheinlich mussten sie das Schwimmbecken säubern oder die Dachrinnen. Irgendetwas perverses eben.

„Sie hat mich darüber aufgeklärt, dass dieses Jahr für den Abschlussball noch helfende Hände fehlen und die Schülervertretung an ihre Grenzen kommt“, bei diesen Worten war Kakashi Sakura einen vielsagenden Blick zu, den sie mit einem „Hmpf“ kommentierte.

„Möchtest du etwas sagen? Soweit ich weiß, bin ich nicht daran schuld, dass ihr beide“, er deutete mit dem Kinn zu Sasuke, „euch nicht an die Schulregeln gehalten habt.“

Naruto drehte sich bei diesen Worten überrascht zu seiner Klassenkameradin um, die gerade versuchte, Kakashi mit ihren Blicken zu erdolchen.

Naruto bekam das Gefühl, inmitten eines Kampfes gelandet zu sein, dessen Entstehung und Ziel er nicht verstand.

Sasuke neben ihm, verkrampfte sich unterdessen und durch einen Seitenblick, bemerkte Naruto, wie dessen kühle Fassade für einen Bruchteil einer Sekunde, versuchte zu bröckeln.

War er der einzige, der nicht wusste, was hier vor sich ging?

„Gut. Dann dürft ihr Sakura jetzt mal ins Zimmer der Schülervertretung folgen, um die Bastelutensilien zu holen. Soweit ich informiert bin, brauchen wir ausgeschnittene Kirschblütengirlanden und verschiedene Blumen, die von der Decke hängen. Richtig?“

„Ja“, bestätigte Sakura kurz angebunden die Aufzählung und Naruto konnte hören, wie ein Stuhl über den Boden rutschte. Er erhob sich ebenfalls, drehte sich zu Sakura, die mit starrem Blick und zusammengepressten Lippen an ihm vorbei ging und folgte ihr dann zur Tür hinaus – dicht hinter sich Sasuke.

Naruto hatte ja schon viele Strafarbeiten mit den verschiedensten Aufgaben und Menschen verrichten müssen, aber so eine eisige und … und nicht greifbare Stimmung, hatte er noch nie erlebt.

Sie kamen vor dem Zimmer der Schülervertretung an und Sakura drückte die Klinke, ohne zu klopfen, nach unten. Wahrscheinlich war sie wütend, weil sie zu den Schülern gehörte, die sowieso schon zu viel damit zu tun hatten und noch mehr Arbeit erledigen musste – beim Nachsitzen.

Naruto nahm sich einmal mehr vor, sie heute auf gar keinen Fall zu reizen. Er war nämlich zwar manchmal etwas dumm, aber nicht geisteskrank.

Naruto folgte Sakura in den Raum und wurde sofort von Neji Hyuuga, erster Schülersprecher, letztes Jahr in der Oberschule und ein noch größeres, arrogantes Arschloch als Sasuke, abschätzig gemustert.

„Tsunade-sensei wird dich sicher schon informiert haben“, begann Sakura wie beiläufig, während sie bereits zum Schrank rechts neben Nejis Schreibtisch ging.

„Ihr seid also das Nachsitztrio?“, fragte Neji mit einem herablassenden Grinsen.

„Sieht so aus“, erwiderte Sakura.

„Uzumaki verstehe ich ja. Aber was haben Uchiha und gerade du ausgefressen, Sakura?“

„Ein Missverständnis. Und Kakashi-sensei ließ nicht mit sich reden“, antwortete sie ihm mit zusammengebissenen Zähnen und bedeutete Neji mit einem Blick, ja keine weiteren Fragen zu stellen. Erstaunlich wie viel dieses Mädchen sagen konnte, ohne zu sprechen.

Der Raum war größer als so manches Klassenzimmer, dafür aber auch vollgestopfter mit drei Schreibtischen, unzähligen Schränken an den Wänden und einer Sitzgruppe am hinteren Ende bei den Fenstern.

Naruto war allerdings schon fast etwas neidisch auf die Couch und den Kühlschrank, auf dem auch noch eine Mikrowelle stand.

Wie unfair.

„Nicht bummeln, Naruto“, riss Sakura ihn aus seinem Staunen und hielt ihm großes, gerolltes Papier hin. Ach ja, sie mussten Blumen ausschneiden und Girlanden machen.

Schnell nahm er ihr das verschiedenfarbige Papier ab und ging zur Seite, um Sasuke vorzulassen, der eine große Kiste in die Hand gedrückt bekam, auf der ‚Büromaterial‘ stand. Wahrscheinlich Kleber und Scheren, oder?

Sakura packte sich ebenfalls einige gerollte Blätter unter den Arm und wies sie mit einem Kopfnicken an, wieder nach draußen zu gehen.

„Bis dann“, verabschiedete sie sich von Neji und zog die Tür hinter sich zu.

Im Klassenzimmer angekommen legten sie alles auf das Pult, Sakura sortierte die Blätter nach Farben, nahm Sasuke mit einem eigenartigen Seitenblick die Kiste ab, öffnete sie und reichte Naruto eine große Schere und eine Vorlage, die mit großer Fantasie nach einem Teil einer Kirschblüte aussah.

„Hinata war so nett und hat bereits die Schablonen geschnitten. Den Rest erkläre ich euch gleich. Ich kümmere mich um die Blumen für die Decke. Hier.“ Das letzte Wort ging an Sasuke, der mit skeptischem Blick neben ihr stand und den Inhalt der Kiste beäugte.

Sakura hielt auch ihm eine Schere unter die Nase und drückte ihm, kaum hatte er diese genommen, auch schon das Papier gegen die Brust.

„Glaubst du, dass du wenigstens Blumen ausschneiden kannst?“, fragte sie süßlich und Naruto spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief – dabei sprach sie nicht einmal mit ihm.

„Hn“, antwortete Sasuke, nahm ihr auch das ab und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Was zum Henker war hier nur los?

Naruto schüttelte schnell seinen Kopf. Er sollte sich nicht zu viele Gedanken über das komische Verhalten anderer machen und sich lieber auf dieses blöde Basteln konzentrieren. Je schneller sie fertig waren, desto eher konnten sie gehen.

Sakura stellte sich vor die Tafel und erklärte ihnen ausführlich, wie sie das Papier richtig falten mussten, um am Ende eine richtige Girlande hinzubekommen. Sie legte Naruto sogar die Schablone auf und zeichnete um diese herum, weil er es nicht schaffte, sie ruhig zu halten.

„Du machst mich echt fertig“, sagte sie mit einem resignierten Seufzen und ging dann zu ihrem eigenen Platz.

Die nächste Stunde versuchte Naruto, sich voll und ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren, aber die finsteren Blicke von Sakura, die sie ihm immer zuwarf, wenn er sich verschnitt und deshalb neues Papier holen musste und Kakashi-senseis ständiges Kommen und Gehen, machte es ihm nicht gerade einfacher.

In dieser Stunde nahm er sich vor, niemals wieder zu versuchen, seinen Lehrern Streiche zu spielen. Am Ende würde er nur wieder in so einer absurden Situation laden und das war der Lacher, wenn sich Asuma-sensei auf den nassen Stuhl setzte oder Iruka-sensei plötzlich Kaugummi im Haar hatte, nicht wert.

Warum hatte er gestern nur versucht, die Kreide durch Steine zu ersetzten? Ach ja, weil er immer noch keine Tanzpartnerin für den Ball hatte und ihm langsam die Möglichkeiten ausgingen. Und das nervte ihn.

„Naruto!“, schrie Sakura plötzlich und sprang auf. „Pass doch auf. Du hast die Schablone halbiert!“

Irritiert schaute er nach unten und hielt plötzlich die graue Pappe in seiner Hand – oder besser gesagt, die Hälfte, die er ans Papier gepresst hatte, um eigentlich mit dem Bleistift darum herum zu fahren.

Mist, echt jetzt!

„Kannst du eigentlich überhaupt was? Ich fass es nicht.“ Sakura begann wie wild auf ihn einzureden und schien gar keine Luft holen zu müssen, während sie sich über ihn beschwerte.

„Sakura, du bist wirklich gemein“, sagte Naruto irgendwann laut, um sie endlich in ihrem Redefluss zu stoppen. Er wollte gar nicht wissen, wie viele Worte für ‚dumm‘ es gab. Vor allem, da es um ihn ging.

„Reg dich ab“, erwiderte Sasuke überraschenderweise. Naruto, der sowieso schon gereizt war, setzte zu einer pfeffrigen Antwort an, war aber nicht schnell genug.

„Genau. Reg dich ab“, äffte Sakura Sasuke nach und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.

„Sakura ...“, begann Sasuke, wurde allerdings durch eine Handbewegung von ihr, zum Schweigen gebracht.

„Weitermachen“, befahl sie und drehte sich auf dem Absatz um.
 

Als sie schließlich endlich fertig waren und alles wieder zurück ins Zimmer der Schülervertretung gebracht hatten, seufzte Naruto erleichtert aus. Eilig packte er alles zusammen, was er während des Nachsitzens aus seiner Tasche geholt hatte.

Er konnte gar nicht schnell genug hier raus kommen und diese ganzen seltsamen Menschen hinter sich lassen.

„Und Naruto? Mit wem gehst du auf den Ball?“, fragte Sakura ihn plötzlich und blieb neben ihm stehen, um zu warten, bis er seine Tasche über die Schulter geworfen hatte.

„Ähm … mit niemandem.“ Sie wollte ihn jetzt aber nicht fragen, oder? „Und du?“, setzte er deshalb vorsichtig nach.

Er musste gestehen, in der Mittelschule war er ein klein wenig in sie verknallt gewesen, aber ehrlich gesagt, war sie ihm eigentlich zu anstrengend – was ihm heute einmal mehr klar geworden war.

„Tja“, begann sie gedehnt, „das weiß ich noch nicht so genau.“

Oh nein, bitte nicht.

„Ha, ha. Ach wirklich?“ Naruto kratzte sich aus Ermangelung einer anderen Reaktion am Hinterkopf.

„Ich wurde gestern zwar irgendwie gefragt, aber so sicher bin ich mir da leider nicht“, fuhr sie ungerührt fort und begann in Richtung Tür zu laufen. Naruto folgte ihr, da ihr letzter Satz nun seine Neugier geweckt hatte.

„Ach ja?“

„Ja.“ Sakura warf einen Blick über Narutos Schulter. Er drehte sich ebenfalls um und sah, dass Sasuke ihnen folgte. Schweigsam, mit einem genervten Blick und pseudo-lässig wie immer.

„Und hast du ein Mädchen, mit dem du gerne gehen würdest?“, fragte Sakura ihn und zum ersten Mal an diesem Nachmittag schenkte sie ihm ein aufrichtiges Lächeln.

„Ähm … na ja. Die meisten haben ja schon ein Date. Ich dachte an Shion, aber sie ist am Abschlussball wegen ihres Umzugs schon gar nicht mehr da.“

„Verstehe. Ino hat auch schon jemanden. Mit Neji würde ich mich wegen Tenten auf jeden Fall auch nicht anlegen.“ Sakura machte eine Denkpause, in der Naruto ihr einen fragenden Blick schenkte. Sie schnippte mit den Fingern und strahlte ihn geradezu an.

„Hinata ist frei. Sie wollte ja eigentlich mit Kiba gehen, weil seine Freundin doch weiter weg wohnt, aber jetzt kommt sie doch. Wäre schade, wenn sie das Kleid jetzt nicht tragen könnte, dass wir neulich ausgesucht haben.“

Hinata?

Hinata, die Nejis Cousine war? Aus der Parallelklasse?

„Ähm … ich weiß ...“

„Sehr schön. Ich schreib ihr gleich. Sie wird sich sicher freuen“, unterbrach Sakura ihn enthusiastisch.

„Aber am Besten fragst du sie morgen noch einmal persönlich. Es nur durch jemand anderen ausrichten lassen, ist nämlich nicht so geil. Aber dann weiß sie schon mal, dass sie sich keine Gedanken mehr machen muss.“

Bevor Naruto reagieren konnte, hatte Sakura bereits die besagte Nachricht verschickt und steckte ihr Handy wieder weg.

Es war nicht so, dass er Hinata nicht leiden konnte. Sie war wirklich süß und er sprach gern mit ihr, auch wenn er meistens eher einen Monolog führte. Aber sie war trotz allem noch Nejis Cousine und wenn es um seine Familie ging, kannte dieser keine Kompromisse.

Doch nun noch absagen, würde ihm wohl noch mehr schaden. Schließlich wusste Hinata es jetzt schon – blöde Sakura! – und freute sich darauf – hoffentlich.

Wenn er sie also doch nicht fragen würde, wäre das wohl ein Indiz für Neji, dass Naruto dachte, seine Cousine sei nicht gut genug. Dabei war Naruto es ja, der eigentlich in Neijis Augen nicht gut genug für Hinata war.

In seinem Kopf schwirrten die Gedanken und er war froh, als er durch Zufall mitbekam, dass sie gerade an den Toiletten vorbeigingen.

„Ich muss noch schnell aufs Klo“, sagte er deshalb und war froh, endlich aus Sakuras Fängen zu kommen, bevor ihr noch irgendeine weitere grandiose Idee kam.

„Wir sehen uns morgen“, fügte er hinzu, um ganz sicher zu gehen, dass die anderen zwei (Sasuke hatte er mittlerweile fast vergessen) nicht auf ihn warteten.

„Bis dann. Und vergiss nicht, sie noch mal persönlich zu fragen!“, rief Sakura ihm nach.

Er konnte sich gerade noch so ein genervtes ‚Jaha‘ verkneifen.

Im Inneren des Raums lief Naruto einmal an den Kabinen vorbei, warf seinem Spiegelbild einen kurzen Blick zu, fuhr sich durch die Haare und zählte bis hundert, bevor er den Raum wieder verließ.

Auf halbem Weg zu den Spinden, fiel ihm allerdings auf, dass er wirklich auf die Toilette hätte gehen sollen und bog deshalb noch einmal rechts ab, um nicht den ganzen Weg wieder zurücklaufen zu müssen.

Er wollte gerade ein weiteres Mal nach rechts gehen, da sich die angestrebte Toilette unterhalb der Treppe, die zu den Chemieräumen führte, befand, als er wie angewurzelt stehen blieb.

Im Schatten der Treppe standen Sasuke und Sakura, die … also die …

Nein, das war nicht möglich.

Naruto zwinkerte ein paar Mal.

Unmöglich.

Das … das konnte nicht wahr sein!

Er sah, wie Sasuke und Sakura sich … sich kü-küssten.

Jetzt begriff er endlich. Darum waren sie zusammen erwischt worden. Deshalb war Sakura sauer auf ihn. Sasuke hatte irgendetwas verkackt, was kein Typ in einer Beziehung verkacken sollte. Und es wieder gut gemacht? Oder wieso küssten sie sich sonst?

„Ihr … ihr seid zusammen?!“, rief er schockiert und zeigte zitternd mit dem Finger zwischen ihnen hin und her.

Die beiden fuhren auseinander und sahen Naruto einen Augenblick überrascht an, bevor Sakura achselzuckend antwortete: „Ja.“

Was?!

11. Zwischen den Zeilen

„Du bist ein Idiot“, flüsterte Shisui Itachi ins Ohr, als sie sich in die blauen Kinosessel fallen ließen. Mit einem kurzen Seitenblick ging Shisui sicher, dass Izumi noch nicht von der Toilette zurück war, bevor er fortfuhr.

„Ist dir das nicht ein einziges Mal durch den Kopf gegangen?“

Itachi antwortete nicht, schien in Gedanken versunken, wie so oft und Shisui lehnte seufzend seinen Kopf gegen die weiche Lehne.

Manchmal verstand er seinen besten Freund einfach nicht. Vielleicht, weil er zu intelligent war, weil seine Gedanken in eine vollkommen andere Richtung gingen, als die der anderen Bewohner im Dorf.

Aber er konnte auch Menschen lesen. Zu gut sogar manchmal. Also wieso war er dann nicht auf die Idee gekommen, dass der Kinobesuch heute hätte anders ablaufen sollen, als all die anderen?

Wenn es nämlich so gelaufen wäre, wie anscheinend von Izumi geplant, würde Shisui jetzt gar nicht hier sitzen und sich diese Gedanken überhaupt machen.

Und das war so offensichtlich gewesen, dass selbst ihm ihre unterschwellige Enttäuschung aufgefallen war.

Wenn es wenigstens das erste Mal gewesen wäre, aber diese Situation, in der Shisui sich fehl am Platz fühlte, hatten sie in den letzten Monaten schon einige Male durchgemacht. Langsam nervte es.

Nicht, dass es ihn stören würde. Im Gegenteil, wenn er daran dachte, welche Bürden auf Itachi gelegen hatten, als Spion für den Clan und gleichzeitig gegen ihn zu arbeiten (etwas, das offiziell niemand wusste), hatte er nicht weniger als das größte Glück verdient. Ganz offensichtlich wollte er es aber nicht. Nur wieso?

„Weißt du“, begann Shisui nun doch noch einmal, um Itachi vielleicht mit einer anderen Taktik aus der Reserve zu locken, „wenn ich es bei Izumi mal richtig versucht hätte, wärst du heute sicher nicht dabei.“

„Glaubst du das wirklich? Bei deinen ganzen Frauengeschichten?“, antwortete Itachi mit einem Augenzwinkern und ließ sich erneut nicht anmerken, wie es in seinem Inneren aussah.

„So viele sind es jetzt auch nicht“, nuschelte Shisui in seinen imaginären Bart und verschränkte angesäuert die Arme vor der Brust.

Er hatte seine Sturm und Drangzeit eben ausgenutzt. Wenn auch hauptsächlich als Gegenpol für seine Arbeit, in der er viel zu oft mit hatte ansehen müssen, wie seine Kameraden und Kameradinnen getötet worden waren. Die körperliche Nähe war für ihn Teil der Heilung.

Und das mit Izumi war ein kläglicher Versuch in einem Anfall von Überschwänglichkeit gewesen – was Itachi wohl wusste und leider zu besonnen war als dass er sich auf diese Stichelei wirklich eingelassen hätte.

„Ich …“, begann Shisui, wurde aber durch die glockenhelle Stimme Izumis unterbrochen.

„Bin da. Und über was unterhaltet ihr euch?“, fragte sie und ließ sich neben Shisui auf den Sessel nieder, da sie so nicht an den Beiden vorbei musste.

„N-nichts“, antwortete Shisui schnell, vielleicht ein wenig zu schnell.

„Nur über seine Frauengeschichten.“ Dieser kleine Mistkerl. Also war er von dem Gespräch gerade eben zumindest genervt gewesen. War das jetzt aber als gutes oder als schlechtes Zeichen zu werten?

„Auch über die Anzahl, der versuchten Morde?“, erkundigte Izumi sich ernst.

„Soweit sind wir noch nicht gekommen. Aber wie viele waren es? Sieben?“

„Ha, ha. Bisher war es nur eine. Sehr stümperhaft, möchte ich anmerken.“

Izumi begann zu lachen.

„Das war die, die dich mit ihrer kleinen Schwester erwischt hat, richtig? Ist sie nicht mit einer Schere auf dich los gegangen?“, wollte sie wissen, obwohl sie die Antwort längst kannte.

„Ich erinnere mich, dass sie dich sogar erwischt hat. Also unter stümperhaft verstehe ich etwas anderes“, legte Itachi nach.

Shisui war sich sehr sicher, dass sein bester Freund froh war, das Thema endlich wechseln zu können. Wäre aber auch peinlich für ihn, wenn sie jetzt weiter darüber reden würden, dass Izumi nur mit Itachi hatte ins Kino gehen wollen und dieser es entweder völlig falsch verstanden hatte – oder wollte.

Dabei waren die Anzeichen und Aussagen so offensichtlich. Jeder Mensch, der halbwegs zwischen den Zeilen lesen konnte – und dazu gehörte Itachi nach wie vor definitiv – hätte längst verstanden, was Izumi von Zeit zu Zeit auf ihre eigene Art und Weise versuchte.

Also warum war er dann hier so blind? Wollte er sie nicht verletzten, weil es ihm nicht so ging wie ihr? Oder hatte er Angst?

Während Shisui seinen Gedanken nachgeging, hatte Izumi sich nach vorne gelehnt und mit Itachi ein Gespräch über die Kritiken zum Film begonnen.

Er wirkte unbeschwert und wie ein ganz normaler Achtzehnjähriger, wenn er sich mit ihr untherhielt. Ganz anders als bei den Besprechungen, Missionen oder den Gesprächen mit seinen Eltern – sogar anders als wenn er mit seinem kleinen Bruder sprach oder sogar mit Shisui.

Also doch Angst?

Das Licht um sie herum wurde schwächer und der graue Vorhang öffnete sich langsam.

Shisui hatte sich im Vorfeld sehr auf diesen Krimifilm gefreut, aber jetzt konnte er sich kaum darauf konzentrieren.

Sattdessen versuchte er sich einen Plan zu überlegen, wie er das Dilemma von heute gut machen sollte.

Am liebsten würde er sich an Izumi wenden und ihr sagen, wie leid ihm das ganze täte. Oder seinen Platz anbieten. Itachi dazu nötigen mit ihm zu tauschen.

So viele Ideen, aber keine, die er in die Tat umsetzen konnte, ohne dass er Izumi in eine peinliche Situation bringen würde.

Oder Itachi dazu, ihr schlechtesten falls das Herz zu brechen – sofern er wirklich nichts von ihr wollte. Was Shisui nicht glaubte, aber auch nicht sicher verneinen konnte und dieses Risiko wollte er nicht eingehen.

Die zwei neben ihm waren aber auch kompliziert.

Wobei, so ganz stimmte es nicht. Izumi versuchte schon immer wieder subtil, Itachi ihre wahren Gefühle zu zeigen. Zwar ohne sich komplett zu offenbaren, aber immerhin.

Itachi war derjenige, der sich nicht in die Karten schauen ließ und noch nicht einmal Shisui irgendwelche Auskünfte gab.

Und damit war er innerhalb von ein paar Minuten erneut bei dem Punkt gelandet, an dem er sich fragen musste, was in seinem besten Freund nur vorgehen mochte.

Vielleicht sah er sie wirklich nur wie eine Schwester und wollte sie nicht verletzten? Aber seine Fürsorge für Sasuke und die Art, wie er mit Izumi umging, unterschieden sich einfach.

Vielleicht war es Furcht, etwas zu tun, dass ihm eine gewisse Normalität im Leben erlaubte, die ihm diese Welt jederzeit wieder wegnehmen konnte? Aber gingen ihre Kinobesuche und das gemeinsame Kochen nicht in genau die gleiche Richtung?

Es war zum Haare raufen. Shisui kam am Ende seiner Gedanken nur wieder am Anfang an. Wenn ihm nur nie aufgefallen wäre, dass der Besuch heute, etwas besonderes hätte sein sollen.

Shisui war kein Romantiker, aber er konnte sich gut vorstellen, wie sie danach noch spazieren gingen und sich dann möglicherweise dann endlich etwas zwischen ihnen tat – oder Izumi erfuhr, an was sie bei Itachi wirklich dran war. Nur dazu kam es natürlich nicht, weil sie heute zu dritt hier saßen.

Ungünstig für alle Beteiligten. Vor allem für ihn selbst.

Wenn er nur ...

„Ich wusste es!“, rief Izumi plötzlich neben ihm und lenkte so die Aufmerksamkeit der restlichen Kinobesucher auf sich.

Völlig aus seiner eigenen Welt gerissen, drehte Shisui seinen Kopf zur Seite und starrte sie an. Durch das Licht der Leinwand, konnte er einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen sehen und sie hielt sich die Hände vor den Mund.

„Sorry“, flüsterte sie verlegen, „ich wusste nur, dass Hiro der Täter ist.“

Oh, es ging um den Film.

„War doch offensichtlich oder?“, fragte Shisui leise zurück. Izumi nickte bekräftigend und widmete sich dann weiter dem Film.

Auch Shisui sah wieder nach vorne, verstand aber nicht, was die Szene ihnen mitteilen wollte. Das war definitiv hinaus geschmissenes Geld gewesen.

Er seufzte.
 

Als sie kurze Zeit später den Saal verließen, unterhielten sich Izumi und Itachi angeregt über den Trick des Mordes, wie sie es gemacht hätten und warum das Motiv des Täters lächerlich war. Alles Dinge, bei denen Shisui kaum Input geben konnte, weil er dafür einfach viel zu wenig mitbekommen hatte.

„Und wie hat dir der Film gefallen?“, fragte Izumi mit strahlenden Augen.

Shisui zwinkerte ein paar Mal, weil er sich ertappt fühlte, gab sich aber alle Mühe, sein Nichtwissen mit möglichst ungenauen Aussagen zu überdecken. Was hatten sie gerade noch mal über den Spannungsbogen gesagt?

„Wie schon festgestellt, war es zu leicht, den Täter zu erraten. Aber ansonsten konnte man ihn sich anschauen.“

„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“, hakte sie überrascht nach.

„Nein. Wieso?“

„Nur so. Ich dachte, dir hat vielleicht die weibliche Hauptrolle zusagt. Sie ist schließlich mit einer Schere auf ihren Ehemann los.“ Izumi lachte gut gelaunt über ihren eigenen Witz und als Shisui zu Itachi schielte, erkannte er, dass dieser sich keinerlei Mühe gab, ein Schmunzeln zu verstecken.

Er hatte nun wirklich übel Lust, sein Schweigen zu brechen und sie beide in eine richtig, richtig unangenehme Lage zu bringen. Aber seine Erziehung und der letzte Rest an Verstand in der hintersten Ecke seines Gehirns, untersagten ihm dies. Ihr Glück.

„Ist mir nicht aufgefallen“, antwortete er deshalb schulterzuckend und ging zum Ausgang des Kinos, um einem längerem Gespräch zu diesem Thema aus dem Weg gehen zu können. Sie sollten erst einmal ihre eigene Beziehung auf die Reihe bekommen, bevor sie sich in seine einmischten.

Zum Glück war das Foyer so gut wie menschenleer, weil um diese Uhrzeit keine neuen Filme mehr anliefen, sondern nur nach und nach noch endeten, weshalb er sich – anders als beim Ankommen – nicht durch eine Menschentraube schlängeln musste.

Er hatte draußen ein paar Sekunden zum Durchatmen, bevor Itachi Izumi die Tür aufhielt und sie zu ihm stießen.

„Ich packs dann langsam mal“, sagte Izumi mit einem kurzen Seitenblick zu Itachi und drehte sich um ihre eigene Achse, um rückwärts die Straße entlang zu gehen.

„Danke für den schönen Abend, auch wenn er ein bisschen anders ablief als gedacht“, verabschiedete sie sich und fügte nachdrücklich hinzu, „weil Shisui ausnahmsweise mal während des Films leise war.“

Sie winkte ihnen noch einmal, drehte ihnen den Rücken zu und ging dann schnellen Schrittes weg.

Normalerweise liefen sie immer gemeinsam nachhause, weil sie alle ins gleiche Viertel mussten. Dass dem heute nicht so war, konnte nur bedeuten, dass sie nicht schnell genug von ihnen – oder Itachi – weglaufen konnte.

„Ich versteh dich nicht“, begann Shisui deshalb und sah seinem besten Freund direkt in dessen schwarze Augen.

„Wir leben schon lange nicht mehr im Krieg. Es ist nicht so, als würden wir noch länger auf einem Pulverfass sitzen. Und ja, die Verhältnisse im Dorf und innerhalb der Familie sind nach wie vor schwer, aber unser Glück ist der Vierte. Es ist Ruhe eingekehrt.“

Shisui blickte nun geradeaus und Izumi hinterher. Er wollte gar nicht wissen, was geschehen wäre, wenn es die vierte Generation nicht geben würde. Vielleicht wäre sein eigenes Leben schon längst für den Bürgerkrieg geopfert worden? Das von Itachi auf jeden Fall und Izumi wäre als halbe Uchiha wohl auch zwischen den Fronten ermordet worden …

„Also verstehe ich dich nicht. Du musst doch keine Sorgen haben, etwas ganz normales in dein Leben zu lassen, wenn es so offensichtlich ist. Sogar ich kann zwischen den Zeilen lesen, wenn sie mit dir spricht, wenn sie dich anlächelt oder dich, wie heute, ins Kino einlädt“, führte Shisui sein ins Gewissen reden fort und verdrängte die unheilvollen Gedanken, die ihn oft nachts wach hielten.

„Ich kann zwischen den Zeilen lesen“, erwiderte Itachi ruhig, während auch er Izumi hinterher sah.

„Aber?“, fragte Shisui neugierig. Er wusste nicht, wie er den Blick seines besten Freundes deuten sollte.

„Kein ‚aber‘. Wir sollten nur ebenfalls langsam nachhause gehen.“

Itachi wartete nicht darauf, dass Shisui ihm zustimmte, sondern setzte sich einfach in Bewegung. Sprachlos über diese Erwiderung, die ihn doch eigentlich nicht überraschen sollte, blieb Shisui noch einen Augenblick mit offenem Mund stehen, bevor er ihm folgte.

Also eins war sicher: bei Itachi konnte man nichts zwischen den Zeilen herauslesen.

Deprimierend.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh mein Gott.
Ganz zufrieden bin ich natürlich nicht damit, das Ende ist furchtbar schmalzig und ich glaube ich bin etwas ins OoC gerutscht (bei allen), aber ich bin gerade einfach nur froh, es noch rechtzeitig geschafft zu haben.
Meine liebsteChatNoir ich hoffe sehr, dass dir die Umsetzung im Großen und Ganzen gefällt und du ein bisschen Spaß am Lesen hattest. Rechtschreibfehler und so werden die Tage auf jeden Fall noch ausgemerzt. Versprochen!

Liebe Grüße! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diese Vorgabe hat mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet, weil ich nicht auf das typische Arm/Reich Zwei Welten Klischee hinaus wollte, aber irgendwas mit Ailiens auch nicht sonderlich ansprechend fand. Außerdem hieß es auslegen, wie ich will und dann kam eben das dabei raus. Diese Geschichte eignet sich ehrlich gesagt noch für etwas viel, viel Längeres und vielleicht werde ich es irgendwann einmal noch mal aufgreifen, aber bis dahin hoffe ich, dass sie auch so passt (sie wird auf jeden Fall noch einmal überarbeitet!). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine ursprüngliche Idee war so umfassend, dass ich eigentlich eine Kurz-FF hätte draus machen müssen, darum nur der 'erste Teil', aber vielleicht greife ich das irgendwann noch einmal auf und mach wirklich einen Mehrteiler daraus. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin ja der Meinung, ich habe die Vorgaben ganz gut getroffen. Hoffe du (ihr) seht das auch so. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es sind sicher noch einige Schnitzer drinnen, aber die werden im Laufe der nächsten Tage noch ausgebessert. :D Und ich hoffe natürlich, dass sie euch dennoch gefallen hat. Und der Grund, warum Narutos Nachrichten (eigentlich) keine Rechtschreibfehler haben: Autokorrektur. Für Kommata übernimmt sie aber natürlich keine Garantie. :') Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich gebe zu, ich habe mich sehr, sehr lose an dem Lied orientiert. Mir gefällt einfach die Vorstellung, dass Hinata sich wegen einer ... na ja Kleinigkeit ist das falsche Wort, aber ich hoffe ihr wisst, was ich meine, furchtbar fühlt und denkt, sie hätte alles ruiniert, nur um dann von Naruto zu erfahren, dass das gar nicht der Fall ist. Ich glaube nämlich, so leicht lässt er sich nicht abspeisen. Und darum ein kleiner Auszug aus einer wundervollen Beziehung. :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, das hat nicht nur Naruto überrascht. Wobei es ja eigentlich genügend Andeutungen gab. Oder was dachtet ihr bei diesen denn? :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Ganze aus Shisuis Sicht zu schreiben, fand ich übrigens sehr reizvoll und mir auszudenken, wie er wohl ohne das ganze Komplott um die Uchihafamilie wäre. Ein bisschen beeinflusst hat mich da aber definitiv abgemeldet, die mir auch bei der Idee zu diesem OS unter die Arme gegriffen hat. Danke <3
Ich habe versucht bei dieser alternativen Timeline Bezug auf den anbahnenden Putsch zu nehmen. Ich kann nur nicht beurteilen, wie gut oder schlecht ich das in die Geschichte verwoben habe. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von: abgemeldet
2019-01-05T08:32:18+00:00 05.01.2019 09:32
Wie genial ist das denn?! xD Ich hab wirklich mitgerätselt, war mir nicht hundertprozentig sicher - und dann doch! Hihihi :D Narutos Perspektive passt einfach super bei dem Thema, da liebe ich Nejis Beschreibung direkt doppelt xD Sakura als Matchmaker ... im ersten Moment dachte ich, dass sie mit Naruto zum Ball gehen will, um Sasuke eins auszuwischen, aber dass sie Naruto für Hinata klarmacht, ist wirklich knuffig! (... und Narutos Gedanken zur Zu-/Absage und Nejis Reaktion - ich hab echt gelacht :D) Kakashi und die arme Dame mit den Tüten ... ich glaube, IC-er kriegt man nicht hin, dass er sich auf dem Weg des Lebens verlaufen hat :D Danke für diesen unterhaltsamen OS! :3
Antwort von:  Goetterspeise
05.01.2019 20:38
Huhu :D
(ich musste erst man nochmal selbst drüber lesen, was ich da damals fabriziert hatte XD).
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar :3 Ich freue mich, dass dir meine Wahl der Perspektive gefallen hat - Naruto ist einfach super dafür /) und natürlich auch die Geschichte an sich. *-*

:3
Von:  julilein
2018-09-11T17:45:05+00:00 11.09.2018 19:45
Die erste NaruHina FF, die ich nach seeeehr langer Zeit mal wieder gelesen habe. Sehr schön geschrieben. Weiter so! :)
Antwort von:  Goetterspeise
22.09.2018 16:20
Vielen Dank für deinen Kommentar. :) Freut mich, dass der One-Shot dir gefällt!
Von: abgemeldet
2018-07-01T06:22:26+00:00 01.07.2018 08:22
Ein wirklich, wirklich schöner One-Shot, liebe Goetterspeise! :) Ich finde, dass dir das Verhalten vom Trio sehr gelungen ist und dabei ganz besonders Shisui und Itachi herausstechen: Shisuis Innenleben ist total interessant beschrieben, während Itachi super glaubwürdig wirkt. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass er irgendwann erklärt, warum er nicht tut, was er nicht tut, und als dann der Satz 'Ich kann zwischen den Zeilen lesen' folgte, habe ich ihn innerlich gefeiert. Es passt ja so zu ihm! :D Das Ende ist sehr schön abgerundet und ich freue mich, den One-Shot gelesen zu haben.
Von:  Wisteria
2018-05-16T17:34:05+00:00 16.05.2018 19:34
Moin,
so schön und gut geschrieben, bis auf die ekel Sachen. :D
Ich liebe dieses Paar und freu mich über das Happy End.
LG
Antwort von:  Goetterspeise
22.05.2018 20:55
Vielen Dank für deinen Kommentar :D und meine erste, richtige sasunaru Story musste einfach ein Happy End haben :3
Von:  Sakura2100
2018-04-29T20:01:24+00:00 29.04.2018 22:01
Tolles Kapitel :)
Antwort von:  Goetterspeise
22.05.2018 20:55
*viel zu spät*
Danke dir <3
Von:  ashikubi
2018-04-01T18:24:58+00:00 01.04.2018 20:24
Ohhhhhhh! ♥♥♥ MIT HAPPY END!
Vielen vielen lieben Dank für dieses Kapitel :D Ich freu mich riesig!!

Da du selbst sagst, dass du es noch einmal überarbeiten möchtest, will ich grammatikalisch auch gar nicht viel sagen. Was ich wundervoll fand, war, dass du wirklich das Wort "Scham" so oft und in verschiedenen Variationen mit eingebaut hast, sodass das Gefühl von Hinata auch sehr authentisch rüberkam!
Ich kann mir ehrlich gesagt sehr gut vorstellen, dass Hinata sich auf solch einer "Kleinigkeit" aufhängt und nicht weiß, wie sie reagieren soll, da sie so super unsicher ist. Ich fands übrigens witzig, dass Naruto Facebook benutzt bzw. dass du die Geschichte in die moderne Welt mit all dem Social Media-Gedöhns gepackt hast :D Die Vorstellung, wie Narutos Facebook-Account aussieht, ist schon witzig an sich :')
Dass dann Hanabi noch alles in die Wege leitet und Naruto sie am Ende in den Arm nimmt, ist für mich ein krönender Abschluss ;_; Fluff!

Super süße Idee, wie aus dem Alltäglichen gegriffen. Gelungene Geschichte! Das mit dem Lied passt auch, finde ich, da ja Hinata sich die ganze Zeit fragt, was sie hätte besser machen können und wie sie die Situation hätte vermeiden können. I like it very much ♥

Danke dir für dieses nachträgliche Geburtstagsgeschenk, ich habe mich super gefreut :3 ♥
Antwort von:  Goetterspeise
07.04.2018 12:00
Sorry, für die späte Antwort!
Es freut mich, dass dir das Kapitel gefällt und ja Happy End musste einfach mal sein :D
Ich mag Hanabi einfach so gern, dass sie unbedingt eine Rolle spielen musste und bin froh, dass es bei dir so gut ankam.

:*
Von:  DoD
2018-03-11T18:55:57+00:00 11.03.2018 19:55
Hello,
Ich hab so gegrinst, weil ich mich an den Jodel erinnern konnte und mir, als ich gelesen hatte, gedacht habe, wie akward das wohl sein muss. Oder wie ich reagiert hätte, falls mir das passieren würde. Auf jeden Fall ein toller One-Shot und eine listige Inspirationsquelle.
GG, DoD
Antwort von:  Goetterspeise
14.03.2018 18:12
Hey,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. :D
Und ich musste nach diesem Jodel (obwohl ich nur den Orginalbeitrag gelesen habe), einfach dazu was schreiben ^^"

Liebe Grüße!
Von:  Kayurinya
2018-03-03T19:55:09+00:00 03.03.2018 20:55
Soo, dann komme ich auch mal dazu, diesen wunderschönen OS zu kommentieren.
Erstmal vielen lieben Dank, dass du dir so eine große Mühe gegeben hast :-)
Die Story ist echt super geworden und ich finde die Charaktere wirklich authentisch geschrieben und mir gefällt das offene Ende auch sehr gut. Natürlich bin ich persönlich ein Fan von Happy Ends, aber das hätte hier auch wirklich nicht gut gepasst, daher, sehr schön :-)

Rechtschreibfehler und Kommata-Fehler sind bei mir zweitrangig, weil ich genau weiß, dass man sich das auch 50 mal durchlesen kann und meint, dass alles richtig ist und es einem auch erst beim 71. Mal auffällt...

Also nochmal viiiiiiielen Dank für diese echt tolle Story :3
Antwort von:  Goetterspeise
04.03.2018 19:44
Aloha :D

Ich hab die Geschichte furchtbar gern geschrieben, obwohl ich am Anfang gar keine Ahnung hatte, wie ich es umsetzten sollte und jetzt sogar noch einen halbfertigen OS aufm Laptop gespeichert habe X'D
Ich freue mich auf jeden Fall total, dass dir die Geschichte so gut gefällt und du auch meine Umsetzung der Charaktere magst. ♥
Ich mag Happy Ends auch lieber, aber wie du auch findest, hätte es hier nicht gepasst. Außer natürlich die Geschichte wäre noch um einige, einige, sehr viele Worte länger geworden >.<

Von:  Sakura2100
2018-03-02T14:23:16+00:00 02.03.2018 15:23
Oooh echt toll geschrieben *_*
Antwort von:  Goetterspeise
04.03.2018 19:42
Dankeschön ♥
Von:  SarahSunshine
2018-03-01T21:21:43+00:00 01.03.2018 22:21
Ahhh wie cool!
Ich find's ja super wie du die Idee umgesetzt hast und dass es eher ein bisschen dramatisch ist. Der Sasuke ist echt gut getroffen und Ich finde es super dass es eher ein offenes Ende ist, das man trotzdem irgendwann mal fortführen könnte.


(Kommentar kommt vom Tablet daher leider so kurz)
Antwort von:  Goetterspeise
04.03.2018 19:42
Hab mich ja schon bedankt, aber einfach, ums noch mal richtig zu machen: vielen Dank für deinen lieben Kommentar ♥ Und auf die Länge kommt es ja nicht an, freue mich einfach, wenn du mir deine Meinung da lässt ♥


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