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Verliebte,Freunde,was auch immer!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben =)
In Zukunft werde ich wieder jeden Freitag hochladen x)
Viel Spaß beim Lesen&& ein wunderschönes Wochenende <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben!
So, dann wünsche ich euch allen schon mal Frohe Ostern!! x)
&&natürlich viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels =) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie hab ich den Freitag verpasst...xD
Aber wenn man Urlaub hat kann das schon mal passieren =)
Also dann eben heute...^^ Komplett anzeigen

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Prolog

 Sie kuschelte sich näher an ihn und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Izzy spürte wie er errötete. „Lächerlich!“, dachte er und schämte sich augenblicklich für seine Reaktion. Inzwischen waren sie schließlich schon so lange ein Paar, aber trotzdem. Trotzdem machte ihn jede ihrer Berührungen verlegen. Er wünschte, er könnte sich cooler verhalten, doch er hatte es bis jetzt noch nicht geschafft seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. „Du bist so süß“, neckte seine Freundin ihn immer, wenn sein Gesicht wieder einmal die Farbe seiner Haare annahm. So natürlich auch dieses Mal.

„Mh.“ Izzy biss sich verlegen auf die Lippe, während sie nur lächelte und erschöpft die Augen schloss. Nach ein paar Minuten verriet ihm ihr gleichmäßig langsames Atmen, dass sie eingeschlafen war. Er stellte den Fernseher leiser und betrachtete ihr Gesicht. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, nahm er ihr die Brille ab und legte sie neben sich auf das Bett. Sie murmelte ein paar unverständliche Wörter und rollte sich noch enger zusammen. Izzy lächelte und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seiner Freundin. Sein Herz schlug, wie jedes Mal, wenn er auch nur daran dachte, schneller. Seine Freundin. Noch vor einem halben Jahr wäre das tatsächlich undenkbar gewesen. Und doch war es jetzt die Realität. Er legte seinen Arm um sie, zog sie näher an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich“, flüsterte er kaum hörbar. Überrascht von seinen eigenen Worten hielt er für einen Moment die Luft an. Hatte sie ihn gehört? Nein, sie schlief immer noch ruhig und friedlich. Zum Glück.

Izzy lächelt und schloss ebenfalls die Augen. „Wenn wir wieder aufwachen“, murmelte er, während er langsam wegdöste. „Dann habe ich dir etwas wichtiges zu sagen...“

Begegnungen oder wie es seinen Anfang nahm

Kanna ließ ihren Blick über die vielen Umzugskartons, die im ganzen Raum verteilt standen, schweifen. Sie sollte endlich auspacken. Aber irgendetwas in ihr hielt sie davon ab. Vielleicht war es die Tatsache, dass dieses Zimmer, diese Wohnung, dann wirklich zu ihrem neuen zu Hause werden würde. „Ein Neuanfang“, hatte ihr Vater gesagt. Nach einem Jahr des täglichen Kampfes, voller Vorwürfe und Tränen war es vielleicht tatsächlich an der Zeit für einen Neuanfang, aber trotzdem...Kanna schnaubte verächtlich. „Neuanfang“. Sie wollte keinen Neuanfang, sie wollte ihr altes Leben zurück, ein Leben in dem sie noch sorglos und glücklich gewesen war. Ein Leben bevor... „Nein“, sagte sie laut und schüttelte den Kopf um die aufkommende Erinnerungen zu verdrängen. Sie öffnete das Fenster und atmete ein paarmal tief durch. Unter ihr lag diese fremde Stadt, von der auch sie ab jetzt ein Teil sein würde. Sie spürte einen schmerzhaften Stich in ihrer Brust, als sie eine Gruppe Mädchen beobachtete, die lachend die Straße entlang schlenderten. Sie hatte alle ihre Freundinnen in Osaka zurückgelassen. Sie hatte hier niemanden, sie war ganz alleine. Eine leichte Panik stieg in ihr auf. Schnell zog sie ihr Handy aus der Hosentasche und rief ihre Nachrichten auf. Sofort breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie hatte sich getäuscht, sie war nicht ganz alleine. Es gab eine Person, es gab jemanden der ihr in ihrer schweren Zeit beigestanden hatte, der es immer wieder schaffte ihr Herz höher schlagen zu lassen, wenn sie nur seinen Namen auf ihrem Handy las. Auch wenn er nichts davon wusste, war er ihre Stütze, ihr Held, ihr...

 

„Izzy!“ Begeistert hielt Mimi ihm ein Hemd vor die Nase. „Schau, das ist doch toll!“ Entsetzt starrte Izzy sie an. „Mimi..da sind Herzchen drauf!“ „Na und?!“ Sie blickte ihn mit zusammen gekniffenen Augen an. „Aber..aber..“ „Hey Sora!“, brüllte Mimi durch den ganzen Laden. Sora, die gerade mit einem roten Rock geliebäugelt hatte hob den Kopf und sah ihre Freundin fragend an. „Was ist los?“ „Schau mal, wie findest du dieses Hemd?“ Mimi hielt besagtes Kleidungsstück nach oben, damit Sora es begutachten konnte. „Ähm..“ Sora runzelte die Stirn. „Ja. Das ist wirklich..das ist....Was meinst du Kari?“ Sie wandte sich an die Jüngere, die direkt neben ihr stand. „Was?“ Erschrocken sah Kari auf. „Naja ich...“ Sie rang nach Worten. „Yolei?“, rief sie schließlich hilflos. Sofort stand Yolei neben Mimi und befühlte fachmännische den Stoff des Hemdes. „Super Qualität! Ein klasse Teil, wie du das wieder gefunden hast!“ Mimi lächelte glücklich. „Tja, da zeigt sich eben der Shopping Profi.“ Sora und Kari atmeten erleichtert aus und widmeten sich wieder den Kleiderständern vor ihnen. „Also dann, auf geht’s Izzy!“ Mimi drückte ihm nicht nur das Herzchen Hemd, sondern noch zehn andere, plus einen Haufen Hosen in die Hand. „Auf zur Umkleide!“ Seufzend ergab er sich seinem Schicksal. Während er sein T-Shirt auszog überlegte er sich wie es soweit kommen konnte. Und warum es immer ihn treffen musste. „Warum gehen die nur nicht mit ihren Freunden shoppen?!“, murrte er und warf sein T-Shirt zur Seite. Aber komischerweise hatten sich Mimis Freund Tai und auch Karis T.K erfolgreich vor der Shoppingtour drücken können. Izzy fragte sich wie sie das nur geschafft hatten. Genervt schlüpfte er aus seiner Jeans. „Das hab ich gehört!“, rief Mimi, die ungeduldig vor der Kabinentür wartete. „Und wenn du es genau wissen willst, die haben wir gar nicht gefragt.“ „Waas?!“ Izzy ließ das Hemd, nach dem er gerade gegriffen hatte fallen und riss den Türe auf. „Ihr habt was?!“ Inzwischen standen nicht nur Mimi und Yolei, sondern auch Kari und Sora vor ihm. „Wir haben sie gar nicht gefragt“, wiederholte Mimi unbekümmert. „Aber..aber..warum?!“ Mimi schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Mit seinem Freund geht man einfach nicht zum Einkaufen.“ „Weil..?“, fragte Izzy nach. „Das ist eben so! Punkt! Außerdem kannst du wirklich mal neue Sache gebrauchen!“ Damit war die Diskussion für Mimi beendet. „Kari was ist los?“ Ihre Augen blieb an der Jüngeren hängen. „Warum bist du so rot?“ Erst jetzt fiel Izzy auf das Mimi Recht hatte. Karis Kopf war wirklich feuerrot. Verwirrt ließ Izzy seinen Blick weiter zu Sora wandern die angestrengt zur Seite sah. Yolei dagegen starrte ihn an, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Erst jetzt wurde Izzy bewusst, dass er immer noch weder T-Shirt, noch Hose trug und somit nur in Boxershorts bekleidet vor seinen Freunden stand. Mit rotem Kopf zog er die Türe wieder zu. „Was habt ihr denn alle?“, hörte er Mimi fragen. „Nichts..“, stotterte Kari. „Alles okay Mimi“, bestätigte auch Sora und kicherte. Izzy schlüpfte inzwischen in das erste Hemd. Als er den Haufen an Klamotten sah die er noch anprobieren musste seufzte er. „Was für ein Tag...“

„Also wir nehmen das und das und das...oh das natürlich auch.“ Mimi türmte einen Berg an Kleidung vor der Kassiererin auf. Diese begann audruckslos die Sachen einzuscannen. „Wie wollen Sie bezahlen?“, fragte sie mit gelangweilter Stimme. „Izzy?“ Mimi drehte sich zu ihrem besten Freund um. „Wie willst du bezahlen?“

 

Zuhause angekommen war Izzy fix und fertig. Das lag teils daran, dass er gefühlte drei Stunden damit verbracht hatte in stickigen Umkleiden ein Teil nach dem anderen anzuprobieren. Außerdem hatte er nicht nur seine eigene riesige Einkaufstüte, sondern auch noch die der Mädchen schleppen dürfen. Er ließ seine Tüte kraftlos zu Boden fallen und sank auf sein Bett. Er lag gerade mal fünf Minuten dort, als sein Handy klingelte. Sofort sprang er auf und öffnete die Nachricht. Ein Lächeln umspielte sein Gesicht. Sie war von Kanna. Kanna. Er hatte sie vor ein paar Monaten in einem Forum für Computerfragen kennengelernt. Nachdem er ihr bei einem wirklich kniffeligen PC-Problem geholfen hatte waren sie, wie selbstverständlich, weiterhin in Kontakt geblieben. Inzwischen schrieben sie sich jeden Tag und verstanden sich wirklich gut. Er hatte keine Ahnung wie sie aussah, oder wo sie wohnte, es interessierte ihn auch nicht wirklich. Das Einzige was er wusste war, dass sie in seinem Alter war, sich für PC´s interessierte und Katzen liebte. Und, dass man sich wahnsinnig gut mit ihr unterhalten konnte. Gespannt las er ihre Nachricht.

Lieber Koushiro! Ich hoffe du hast die Einkaufstour heil überstanden =) Bei mir ist zur Zeit auch ziemlich viel los. Seit ein paar Tagen sind wir jetzt schon in unserer neuen Wohnung. Bald fange ich an meiner neuen Schule an. Ich weiß, es gibt keinen Grund deswegen nervös zu sein, trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl. Du verstehst bestimmt was ich meine. Da ich momentan noch ziemlich im Umzugstress stecke sei mir bitte nicht böse, wenn ich mich in nächster Zeit nicht mehr sooft melden kann. Die liebsten Grüße Kanna

Izzy ließ enttäuscht den Kopf hängen. Heute war wirklich nicht sein Tag. Erst der Shopping Marathon und jetzt das. Dabei genoss er es so mit Kanna zu schreiben. Aber es ließ sich wohl nicht ändern. Er tippte eine kurze Antwort und fiel dann erschöpft zurück in sein Bett.

 

„Izzy!“ Tai winkte mit seiner Hand vor Izzys Gesicht herum. „Kannst du mich hören?“ Erschrocken fuhr Izzy hoch. Er hatte gerade – mal wieder - seine Nachrichten gecheckt, aber natürlich war keine von Kanna dabei. Schon seit über einer Wochen hatte er nichts mehr von ihr gehört. „Hast du was gesagt Tai?“, murmelte er zerstreut. Es war gerade Schulschluss und er stand mit Mimi, Tai, Sora und Matt auf dem Schulhof. Tai schüttelte den Kopf. „Denkst du schon wieder an irgendwelche PC Sachen oder was ist los?“ „Ich..“ „Izzy“, mischte Mimi sich ein. „In letzter Zeit schaust du ständig auf dein Handy...was ist da los?!“ Ertappt wollte Izzy sein Smartphone unauffällig zurück in seine Tasche gleiten lassen, doch Mimi war – natürlich – schneller. „Zeig doch mal.“ „Mimi! Gibt das zurück!“ Aber Mimi warf das Telefon schnell weiter zu Tai bevor Izzy es zu fassen bekam. Dieser tippte kurz darauf rum und runzelte dann die Stirn. „Wer ist denn Kanna?“ „Kanna?“ Mimi starrt Izzy fragend an. „Ich..niemand“, nuschelte Izzy. „Jetzt ist es aber genug!“, rief Sora und sah Tai tadelnd an. „Gib es zurück Tai!“ „Aber aber..ich habe doch gar nichts..“ Matt nahm Tai das Smartphone wortlos aus der Hand und gab es Izzy zurück. „Du solltest dich schämen!“, meinte Sora und schüttelte den Kopf. „Aber es war doch Mimi...“ „Ich höre wohl nicht richtig! Man schiebt seine Freundin nicht vor“, rief Mimi und drehte sich beleidigt weg. „Aber Schatz. Jetzt hör doch mal ich..“ Er begann mit Engelszungen auf Mimi einzureden. „Sie hat ihn echt gut im Griff“, meinte Matt, der die Szene amüsiert beobachtete. „Ja. Ein echtes Traumpaar die Zwei“, erwiderte Sora lächelnd.

 

„Entschuldigung?“ Hinter ihnen erklang eine leise Stimme. Tai und Mimi hörten augenblicklich auf zu diskutieren und drehten sich um. Vor ihnen stand ein Mädchen. Sie trug ein weißes Kleid und hatte schwarze schulterlange Haare. Sie sah aus wie aus einem schwarz weiß Film entsprungen, den einzigen Farbklecks bildete ihr roter Haarreif. Sie lächelte die Freunde entschuldigend an. „Es tut mir leid das ich störe. Ich komme nächste Woche auf diese Schule und weiß nicht wo ich das Büro des Direktors finde..“ Sie brach verlegen ab. „Hallo“, sagte Tai und trat nach vorne. „Das ist ganz einfach, du gehst durch den Haupteingang rein dann den ersten Flur links..“ „Rechts“, unterbrach Mimi ihn. „Was?“ Verwirrt drehte der Braunhaarige sich zu seiner Freundin um. „Links! Den ersten Flur links!“ „Ähm nein? Rechts!“, widersprach Tai. „Tai“, zischte Mimi. „Was soll das?!“ „Aber Mimi es ist nun Mal links..“ „Ist es nicht!“ „Mimi! Jetzt pass mal auf, ich war sooft in diesen Büro ich bin mir sicher ich weiß wo es ist..“ „Warum wollen Männer eigentlich immer Recht haben?!“ „Waas?“ Hilflos fuhr Tai sich durch die Haare. „Ähm entschuldigung?“ Das Mädchen stand immer noch da, sah inzwischen aber etwas verunsichert aus. „Hör nicht auf die Zwei“, sagte Sora freundlich. „Also du gehst durch den Haupteingang und den zweiten Flur rechts.“ Mimi und Tai verstummten augenblicklich und sahen Sora mit großen Augen an. „Vielen Dank.“ Das Mädchen verbeugte sich leicht. Bevor sie sich umdrehte und weiterging streifte ihr Blick Izzy. Sie sah ihm direkt in die Augen. Izzy zuckte kurz zusammen. Sein Herz klopfte auf einmal schneller. Verunsichert sah er ihr nach. „Hübsches Ding“, bemerkte Matt anerkennend. Sora verdrehte genervt die Augen. „Männer..Such dir lieber mal eine Freundin, statt ständig..“ „Ständig was?“, fragte Matt unschuldig. „Du weißt genau was ich meine“, sagte Sora und wurde rot. Matt lachte nur. „Aber Sora, wenn ich dich nicht haben kann will ich keine.“ Sora schüttelte den Kopf, musste aber lächeln. Zwischen ihr und Matt würde niemals was laufen, dafür waren sie einfach zu gute Freunde. Außerdem stand Sora mehr auf den bodenständigen Typen und wenn Matt eines nicht war, dann das. Auch Matt hatte keinerlei romantisches Interesse an ihr, trotzdem zog er sie zu gern mit Sprüchen wie gerade auf. „Aber um jetzt zurück zum Thema zu kommen“, meldete sich Mimi zu Wort. „Wer ist Kanna?“ Izzy sah sich hilfesuchend um. „Besser du sagst es ihr Kumpel.“ Tai klopfte ihm mitfühlend auf die Schultern. „Sie wird eh keine Ruhe geben bis du es ihr erzählst“, raunte er ihm leise zu. Izzy seufzte. Er wusste das Tai Recht hatte. Der Beweis dafür war das Herzchen Hemd, welches im hintersten Winkel seines Schrankes hing. „Na gut..“, murmelte er. „Ich erzähls euch...“

 

„Und du hast keine Ahnung wie sie aussieht?!“ Mimi sah ihn an als hätte er den Verstand verloren. „Mal abgesehen davon“, sagte Matt. „Könnte sie verrückt, pervers oder...“ „Hässlich sein“, beendet Mimi seinen Satz. „Sie könnte potthässlich sein Izzy!“ „Das ist mir egal“, sagte Izzy. „Sie ist wirklich nett..“ Er warf Sora einen Blick zu, in der Hoffnung, dass sie für ihn Partei ergreifen würde. Sie war schließlich die Vernünftigste von allen. „Naja“, sagte Sora. „Ich sehe kein Problem solange Izzy nicht vorhat sich mit ihr zu treffen..“ „Das hab ich auch nicht!“, sagte Izzy schnell. „Aber wozu dann der ganze Aufwand?“, fragte Tai verwirrt. „Was..was meinst du?“ „Na..warum gibst du dir soviel Mühe mit ihr, wenn du sie eh nicht sehen willst? Mir wäre das zu öde wenn dabei nichts für mich rausspringt..“ „Tai!“ Mimi rammte ihm ihren Ellenbogen in die Seite. „Aua! Aber ist doch wahr..“ Matt nickte zustimmend. „Da muss ich Tai ausnahmsweise Recht geben.“ „Ihr versteht das nicht..“, murmelte Izzy. Sora lächelte ihn an. „Solange Izzy glücklich ist, ist doch alles okay.“ Sie ließ ihren Blick streng über ihre Freund schweifen. „Oder?“ „Natürlich“, riefen diese im Chor. „Außerdem“, sagte Izzy und sah betrübt zu Boden. „Außerdem hat sie sich eh seit längerem nicht mehr gemeldet.“ „Ach Izzy!“ Matt legte ihm die Hand auf die Schulter. „Mach dir nichts draus, ich kenne massenhaft Mädchen, ich stell dir gerne mal eine vor..“ „Mir hast du sowas nie angeboten“, rief Tai empört. „Häh?“ Matt sah ihn verwirrt an. „Warum hast du mir nie ein Mädchen vorgestellt?“, fragte Tai anklagend. „Naja..ich wollte eben nicht, dass du mich blamierst..“ „Soll das heißen ich bin dir peinlich?!“ „Manchmal, ja“, erwiderte Matt wahrheitsgemäß.

 

„Taichi Yagami“, sagte Mimi und verschränkte die Arme vor der Brust. „Beschwerst du dich jetzt echt, weil Matt dir kein Mädchen klar gemacht hat?!“ Tai öffnete den Mund. „Und wenn ich du wäre“, fuhr Mimi fort. „Würde ich mir die Antwort darauf gut überlegen!“ Tai legte ihr seine Hände auf die Hüfte und zog sie sanft an sich. „Prinzessin. Kein Grund eifersüchtig zu sein. Ich liebe nur dich. Jetzt und für immer.“ Ein Lächeln erschien auf ihren Gesicht. „Gut.“ „Also Izzy“, sagte Matt und wandte sich ab, als Tai und Mimi sich zu küssen begannen. „Wie siehts aus?“ „Nein danke“, lehnte Izzy sein Angebot ab. „Na gut.“ Matt zuckte die Schultern. „Ich muss jetzt los zur Bandprobe. Aber falls dus dir anders überlegst..“ Er zwinkerte Izzy verschwörerisch zu. „Bis dann.“ Auch Sora wandte sich zum Gehen und sah Izzy fragend an. „Kommst du? Ich denke Tai und Mimi werden noch eine Weile beschäftigt sein“. „Ja“, nickte Izzy. „Ich glaube du hast Recht. Besser wir lassen sie alleine.“ Schweigend machten sie sich auf den Nachhauseweg. Kurz bevor ihre Wege sich trennten sagte Izzy mit leiser Stimme. „Danke, dass du mir vorhin wegen Kanna geholfen hast“. „Kein Problem“, erwiderte Sora. „Ich versteh dich. Es ist wichtig, dass man sich mit jemanden unterhalten kann. Das ist die Basis für eine gute Beziehung.“ „Was man an Tai und Mimi sehen kann“, sagte Izzy trocken. Sora lachte. „Ganz genau.“ Izzy schüttelte den Kopf, dann fiel ihm noch etwas ein. „Ach Sora..kann ich dich mal was fragen?“ „Klar, was ist los?“ Izzy lächelte gequält. „Wie zum Teufel werde ich das komische Herzchen Hemd wieder los?“  

Schneewittchen oder böse Königin?

„Häh?“ Mimi starrte ungläubig auf die Tafel. Sie verstand partout nicht woher der Lehrer die Zahlen hatte, die er gerade hinter die Gleichung schrieb. „Izzy...was passiert da gerade?“ „Mh?“ Izzy der bis eben noch konzentriert in sein Heft geschrieben hatte, hob den Kopf. „Was passiert da gerade?“ Mimi deutete an die Tafel. „Na er löst die Gleichung“, sagte Izzy. „Ja schon..aber..wie kommt der auf diese Zahlen?“ „Ach Mimi.“ Izzy seufzte. „Du musst doch nur diese Formel hier anwenden..“ „Welche Formel?“ Izzy bemühte sich ruhig zu bleiben. Er wusste, dass Mimi nicht gerade eine Leuchte war was Mathe anging, aber jetzt gerade stellte sie sich selbst für ihre Verhältnisse -er konnte es leider nicht anders sagen - dumm an. In diesem Moment erklang zum Glück die Klingel und verkündete das Ende der Stunde. Augenblicklich schlug Mimi ihr Buch zu und sprang auf. „Ähm Mimi?“, fragte Izzy unsicher nach. „Soll ich dir nicht noch erklären wie..“ „Nee danke“, winkte Mimi lächelnd ab. „Ich habs eilig, ich bin mit Tai verabredet. Und du musst doch zum Computerclub oder?“ „Ja, dass stimmt schon, aber...“ Bevor er seinen Satz beenden konnte wurde er von der Brünetten unterbrochen. „Na dann, bis morgen“, zwitscherte sie fröhlich, griff nach ihrer Tasche und verschwand aus dem Klassenzimmer. Izzy sah ihr kopfschüttelnd nach. Jetzt war ihr Mathe egal, aber vor der nächsten Klausur würde sie wieder mit Tränen in den Augen vor seiner Tür stehen und ihn um Hilfe bitten. Es war doch immer das Gleiche, aber was konnte er schon daran ändern? Eben, absolut nichts. Also packte auch Izzy seine Sachen zusammen und verließ den Klassenraum.

Nur ein paar Minuten später stand er vor der Tür des Computerclubs und öffnete sie. Der Raum war ungewohnt leer. Die Computer AG hatte zwar noch nie zu den beliebtesten Clubs gehört, aber trotzdem war es eine Seltenheit, dass außer ihm nur eine weitere Person da war. Es war Yolei. „Izzy“, rief sie erfreut und lächelte ihn an. „Hallo Yolei.“ Izzy schloss die Tür und setzte sich an den PC neben sie. „Wo sind denn alle?“, fragte er. Yolei zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Bei dem schönen Wetter hatte wohl niemand Lust auf den Computerclub.“ Da hatte sie wahrscheinlich Recht. Es war ein wunderschöner Herbsttag, an dem man seine Zeit lieber draußen in der Sonne, statt vor einem PC verbringen sollte. „Tja, dann sind wir heute eben nur zu Zweit“, bemerkte Izzy und schaltete seinen Computer ein. „Ja“, sagte Yolei. „Nur wir Zwei..“ Ihr Wangen färbten sich rot, doch Izzy bemerkte davon natürlich nichts. „Nur du..und ich...“ Bevor Yolei weitersprechen konnte wurde die Türe aufgerissen. Ein Mädchen trat ein und sah sich unsicher um. „Ist das hier der Computerclub?“

 

Izzy musterte sie nachdenklich. Irgendwo..irgendwo hatte er sie doch schon einmal gesehen.. „Ah“, rief sie überrascht, als sie Izzy erkannte und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Du schon wieder.“ „Ihr kennt euch?“, fragte Yolei argwöhnisch. Und in diesem Moment fiel auch bei Izzy der Groschen. „Ja. Wir haben uns gestern auf dem Schulhof getroffen. Sie ist neu an unserer Schule“, klärte er seine Freundin auf. „Achso.“ „Ja“, bestätigte das Mädchen lächelnd. Heute trug sie die Schuluniform. „Ich bin zwar erst ab nächster Woche offiziell hier, aber ich wollte mir schonmal die Clubs anschauen.“ „Du interessierst dich für Computer?“, fragte Izzy erstaunt. „Und wie!“, sagte die Schwarzhaarige. Ihre Augen glänzten als sie ihren Blick über die Geräte wandern ließ. „Ich war schon an meiner alten Schule im Computerclub und wollte hier auch wieder beitreten. Geht das?“ Yolei zuckte desinteressiert die Schultern. „Da musst du den Leiter der AG fragen.“ „Und wo finde ich ihn?“ Yolei zeigte auf Izzy. „Da steht er.“ „Du leitest den Computerclub?“, fragte das Mädchen überrascht. „Ja.“ Izzy streckte ihr die Hand entgegen. „Hallo, ich bin Koushiro Izumi. Freut mich dich kennenzulernen.“ Sie machte keine Anstalten nach seiner Hand zu greifen sondern starrte ihn nur mit großen Augen an. „Du heißt..Koushiro?“ „Ähm ja?“, sagte Izzy zögernd. „Du heißt wirklich Koushiro?“ „JA“, rief Yolei genervt. „Er heißt Koushiro. Kou-shi-ro!“ Das Mädchen ließ sich nicht von Yolei aus der Ruhe bringen. „Ich..ich heiße Kanna. Kanna Kobayashi.“ Izzy sah sie verwirrt an. „Kanna...“ Dieser Name...Er zögerte einen Moment. Es war eigentlich unmöglich, aber...„Bist du..kann es sein das wir uns...?“ „Ja!“ Bevor Izzy wusste wie ihm geschah fiel Kanna ihm um den Hals. Yolei sah die Beiden entsetzt an.

 

„Ich kann es immer noch gar nicht glauben!“, rief Kanna strahlend. Sie hatten sich aus dem Getränkeautomaten etwas zu trinken geholt und saßen jetzt zu dritt draußen auf dem Schulhof. „Ja“, bestätigte Izzy. „Das ist wirklich ein Zufall..“ Immer wieder wanderten seine Auge zu dem Mädchen, mit dem er seit Monaten schrieb und welches jetzt wirklich neben ihm saß. Matt hatte Recht gehabt, sie war wirklich hübsch. Er grinste bei dem Gedanken daran was Mimi sagen würde, wenn sie sie sehen würde. Von wegen hässlich! „Jaa..Zufall..oder..Schicksal“, sagte Kanna bedeutungsvoll. Yolei, die die letzte halbe Stunden schweigend den Gespräch der Beiden gelauscht hatte, verschluckte sich an ihrer Cola. „Alles okay?“ Izzy klopfte ihr besorgt auf den Rücken. „Ja..natürlich.“ „Achja..“ Kanna warf ihr einen kurzen Blick zu. „Yolei oder? Du bist also auch noch hier...“ „Und was soll DAS jetzt bitte heißen?“, fragte Yolei angriffslustig. „Yolei...“, versuchte Izzy sie vergeblich zu beruhigen. „Nichts.“ Kanna warf ihre Haare zurück und lächelte Izzy weiterhin an. „Schön“, stieß Yolei zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Ich weiß wann ich unerwünscht bin...“ Sie stand auf. „Aber Yolei..“ „Schon gut Izzy..wir sehen uns morgen.“ Sie warf Kanna noch einen bösen Blick zu ehe sie verschwand. „Lass sie ruhig gehen“, sagte Kanna und legte Izzy ihre Hand auf den Arm, als er Anstalten machte aufzustehen. „Wir haben uns schließlich noch soviel zu erzählen..“

 

„Das ist doch eine bodenlose Frechheit“, rief Yolei und griff sich eine Praline aus der Schachtel, die vor ihr stand. „Da kommt diese..diese..Tussi und sofort bin ich Luft. Du hättest mal sehen müssen wie die mich behandelt hat! Und Izzy hat das einfach ignoriert!“ Die nächste Praline fand ihren Weg in Yoleis Mund. Kari, die neben ihr saß, sah sie überrascht an. Als Yolei plötzlich und unangekündigt vor ihrer Tür gestanden hatte, hatte sie sich schon gedacht, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. „Woher kennt Izzy dieses Mädchen überhaupt?“, fragte Kari mit gerunzelter Stirn. „Was weiß ich! Mir erzählt er ja nichts!“, beschwerte sich Yolei. „Ich kann mir das gar nicht vorstellen“, meldete sich T.K, der neben Kari am Esszimmer Tisch saß zu Wort. „Izzy ist doch sonst nicht so der..“ Er brach ab und suchte nach den richtigen Worten. „Frauenheld?“, half Yolei nach und aß eine weitere Praline. „Frauenheld?“, erklang da eine Stimme hinter ihnen. „Sprecht ihr etwa von mir?“ Tai stand grinsend in der Küchentür. Kari stöhnte genervt auf. „Das hättest du wohl gerne“, konterte sie. „Lass das mal nicht Mimi hören“, fügte T.K hinzu. „Sonst..“ Sofort verschwand das Grinsen von Tais Gesicht. „War ja nur ein Scherz“, ruderte er schnell zurück. „Also“, er ging zum Kühlschrank und nahm eine Flasche Wasser heraus. „Um wen geht es?“ „Um Izzy!“, sagte Yolei. „Izzy?!“ Tai drehte sich verwirrt um. „Izzy ein Frauenheld?!“ „Nein“, klärte Kari ihn auf. „Anscheinend kam heute ein Mädchen in den Computerclub, dass ähm..wohl Interesse an Izzy hat.“ „Naja“, sagte Tai und schenkte sich ein Glas Wasser ein. „Wenn das so ein Computernerd ist wundert mich das nicht. Ich seh sie schon bildlich vor mir, die sieht bestimmt wie so ein typischer PC Freak aus..“ „Und was willst du damit sagen Taichi?“, fragte Yolei mit kalter Stimme. „Oh ähm..nichts..“ Tai trank einen weiteren Schluck um nicht antworten zu müssen. Kari verdrehte die Augen. Ihr Bruder ließ auch kein Fettnäpfchen aus! „Nur zu deiner Information, sie sieht leider ziemlich gut aus diese Kanna..“

Tai prustete sein Wasser aus, als Yolei den Namen des Mädchens aussprach. „Kanna?!“ „Ja, so heißt sie.“ Yolei sah ihn verwirrt an. „Kennst du sie etwa?!“ „Nein“, sagte Tai und ließ sich auf den Stuhl neben Yolei fallen. „Ich kenne sie nicht. Aber Izzy hat erst gestern von einer Kanna gesprochen..“ In ein paar kurzen Sätzen setzte er seine Freunde über Izzys Internetbekanntschaft ins Bild. „Das glaub ich nicht“, sagte Yolei nachdem Tai fertig erzählt hatte. „Das ist doch..total unwahrscheinlich!“ „Ach irgendwie ist es doch romantisch“, sagte Kari mit verklärtem Blick. „Romantisch?!“ „Oder auch nicht..“, lenkte sie unter Yoleis bösen Blick ein. „Also mal ehrlich“, sinnierte diese weiter. „Das ist doch schon seltsam. Ich bin mir sicher diese Kanna führt irgendwas im Schilde!“ „Und was soll das bitte sein?“, fragte T.K stirnrunzelnd. „Das..“ Yolei sprang auf. „Das weiß ich noch nicht. Aber ich werde es herausfinden!“ Mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Tasche und ging in Richtung Tür. „Danke für die Pralinen übrigens.“ Und weg war sie. „Was für Pralinen?“, fragte Tai. „Ach hier stand so eine Schachtel rum..“ Kari deutete auf die inzwischen leere Pralinenschachtel die immer noch auf dem Tisch stand. Tai starrte sie mit offenen Mund an. „Ihr habt..ihr habt sie..gegessen?!“ „Ähm ja?“ „Oh nein!“ Tai ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. „Die waren doch für Mimi.“ Betretenes Schweigen. „Das tut mir leid Tai..“ Kari sah ihren Bruder entschuldigend an. „Oh man..“ Tai hob den Kopf und stand auf. „Warum schenkst du ihr überhaupt Pralinen?“,fragte T.K interessiert. „Hast du wieder irgendwas angestellt?“ „Kein Kommentar“, erwiderte Tai und wurde rot. „Na egal. Dann muss ich eben nochmal los..bis später.“ Und schon war auch er aus der Wohnung verschwunden. Kari sah ihm kopfschüttelnd hinterher. „Tai und Mimi sind schon ein...besonderes Paar.“ T.K griff nach ihrer Hand. „Hättest du auch lieber so eine..explosive Beziehung?“, neckte er sie. Kari schüttelte energisch den Kopf. „Nein danke. Ich habe nichts gegen unsere langweilige Beziehung.“ Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Aber“, fuhr sie dann fort. „Ich frage mich warum Yolei sich so über diese Kanna aufgeregt hat...meinst du..“ Sie brach kurz ab und dachte einen Moment nach. „Meinst du sie könnte eventuell selbst Interesse an Izzy haben?“ T.K zuckte nur die Schultern. „Ich glaub Yolei weiß selbst nicht genau was bei ihr los ist...“

 

In Gedanken versunken schloss Izzy die Wohnungstür auf. „Bin wieder da“, rief er während er aus seinen Schuhen schlüpfte. Als er an der Küche vorbei ging streckte seine Mutter den Kopf aus der Türe. „Koushiro. Du bist ganz schön spät dran..“ „Tut mir leid Mama.“ Er sah sie entschuldigend an. „Nicht so schlimm. Möchtest du noch etwas Essen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein danke, ich war schon mit einer Freundin essen.“ Seine Mutter zog eine Augenbraue nach oben. „Mit einer Freundin? Mimi?“ „Nein, nicht Mimi.“ „Dann Sora? Oder Yolei?“ „Mama!“ „Na tut mir Leid wenn ich wissen möchte mit wem du unterwegs bist..“ Sofort fühlte Izzy sich schuldig. Sie machte sich doch nur Sorgen. „Mit Kanna. Sie ist neu an unserer Schule und möchte dem Computerclub beitreten“, erklärte er. „Achso.“ Yoshie sah ihren Sohn lächelnd an. „Was?“, fragte er und spürte wie er errötete. „Nichts“, sagte sie. „Ich wundere mich nur, es ist das erste Mal das du alleine mit einem Mädchen unterwegs bist..“ „Das stimmt doch gar nicht“, protestierte Izzy. „Ich mach ständig was mit Mimi oder Yolei.“ „Natürlich, aber mit ihnen bist du auch schon lange befreundet.“ Izzy dachte einen Moment über ihre Worte nach. „Das macht doch keinen Unterschied..“, murmelte er. Seine Mutter lächelte nur. „Wenn du mich fragst, klingt das mit dieser Kanna eher nach einem Date.“ Bei dem Worte Date begann Izzy Herz auf einmal schneller zu schlagen. „Nein..so ist das nicht“, beeilte er sich zu sagen. „Ich meine, ich kenne sie doch noch gar nicht richtig und..“ Er brach überfordert ab. „Ist sie denn hübsch?“ „Mama!“, rief Izzy empört.

In diesem Moment wurde die Wohnungstüre aufgesperrt und sein Vater kam herein. „Hallo Papa“, begrüßte Izzy ihn, froh den Fragen seiner Mutter für einen Augenblick entfliehen zu können. „Hallo.“ Masami drückte seiner Frau zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. „Na wie war euer Tag?“ Noch bevor Izzy antworten konnte plapperte seine Mutter schon drauf los. „Schatz, du wirst es nicht glauben, unser Koushiro hatte heute ein Date!“ Izzy starrte sie mit offenen Mund an. „Ist das wahr mein Sohn?“ Sein Vater warf ihn einen wohlwollenden Blick zu. „Ich..ich..nein..“, stottert Izzy und wurde rot. „Jetzt sei doch nicht so schüchtern“, meinte Yoshie. „Gerade wollte er mir erzählen wie sie aussieht. Ich bin mir sicher sie ist eine echte Schönheit.“ „Ist das so?“, fragte Masami amüsiert. „Sie..ich...ich muss noch Hausaufgaben machen“, stieß Izzy hervor und sah zu, dass er so schnell wie möglich aus der Küche kam. Gerade als er seine Zimmertüre schloss hörte er aus der Küche das Lachen seiner Eltern. Ganz toll! Er fragte sich wirklich womit er dieses Verhör gerade verdient hatte. Seufzend ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und schaltete seinen Laptop an. Er hatte eine neue E-Mail. Als er den Absender las erschien automatisch ein Lächeln auf seinem Gesicht. Kanna.

Es war schön dich endlich auch einmal live zu sehen, dass hätte ich mir nie zu träumen gewagt.

Ich freue mich schon darauf dich besser kennenlernen zu dürfen. Eine gute Nacht, Kanna

 

Kennenlernen oder Zickenkrieg?

„Mein Name ist Kanna Kobayashi und ich freue mich euch kennenzulernen.“ Ein leises Raunen ging durch den Raum. „Ruhe!“, rief ihr Klassenlehrer und wandte sich dann wieder der neuen Schülerin zu. „Herzlich willkommen in unserer Klasse Kanna! Bitte setz dich, wir beginnen mit dem Unterricht.“ Kanna nicke und ging zu ihrem Platz. Als sie an Izzy vorbei ging schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. Mimi ließ das Mädchen keinen Moment aus den Augen. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie Kanna von oben bis unten abgescannt. Gute Figur, schönes Haar, leuchtende Augen..es gab wirklich nichts an ihr auszusetzen. Trotzdem...Mimi war sich nicht sicher ob sie die neue Mitschülerin mochte. Wie sie Izzy angeschaut hatte... „Izzy?“, flüsterte Mimi ihrem Banknachbarn zu, während ihr Lehrer irgendwelche Englischvokabeln an die Tafel kritzelte. „Was ist?“ „Kennst du diese Kanna?“ Tatsächlich kam auch Mimi dieser Name vage bekannt vor, sie konnte ihn aber im Moment absolut nicht zuordnen. „Wie..wie kommst du darauf?“ stotterte er und wurde sofort rot. „Also habe ich Recht!“ Triumphierend lächelte sie ihren Freund an. „Ja“, gab Izzy zu, weil er wusste das es keinen Sinn hatte Mimi zu belügen. „Sie ist das Mädchen aus dem Internet.“ Mimi sah ihn verwirrt an. „Welches Mädchen aus dem Internet?“ Bevor Izzy antworten konnte sprach Mimi weiter. „Moment! Ist sie etwa..ist sie etwa..?“ Sie drehte sich um und musterte Kanna eingehend. „Ja“, seufzte Izzy während Mimi im selben Moment „Ein Star?!“ rief. „Häh?“ Er schlug sich eine Hand gegen die Stirn. „Nein“, zischte er. „Natürlich nicht!“ Mimi sah ihn enttäuscht an. „Schade...aber wer ist sie dann?“ „Na das Mädchen das ich im Internet kennengelernt habe. Kanna!“ Plötzlich veränderte sich Mimis Gesichtsausdruck als sie begriff was Izzy meinte. „Waas?!“, rief sie so laut, dass sich alle nach ihnen umsahen. „Fräulein Tachikawa!“, wies ihr Lehrer sie streng zurecht. „Oh..Entschuldigung“, sagte Mimi lächelnd. Sie duckte sich und senkte die Stimme. „Sie ist..die Verrückte aus dem Internet?!“ „Sie ist nicht verrückt!“ „Du weißt wie ich das meine!“ Mimi verdrehte die Augen. „Aber was macht sie hier? In unserer Klasse?!“ Izzy zuckte die Schultern. „Sie ist mit ihren Eltern hierher gezogen. Und das mit unserer Klasse...das ist einfach Zufall.“ „Zufall, mh?“, murmelte Mimi leise. Dann lächelte sie Izzy plötzlich an. „Aber da hast du wirklich Glück gehabt!“ „Wie meinst du das?“, fragte Izzy stirnrunzelnd. „Na“, Mimi griff nach ihrem Stift und begann endlich die Englischvokabeln in ihr Heft zu übertragen. „Sie ist gar nicht hässlich!“

 

Kaum hatte das Läuten die Pause verkündet sprang Mimi auf und ging zu Kannas Tisch. „Hallo“, stellte sie sich vor und hielt der Neuen die Hand hin. „Ich bin die Klassensprecherin, Mimi Tachikawa. Wenn es etwas gibt was du brauchst lass es mich wissen.“ Kanna sah sie mit großen Augen. „Du bist die Klassensprecherin?“, fragte sie. „Ja, ganz genau.“ „Wow! Klassensprecherin und dann auch noch so hübsch!“ Kannas Worte zauberten augenblicklich ein Lächeln auf Mimis Gesicht. „Oh..naja..“ „Du bist bestimmt mega beliebt!“ Sie ignorierte Mimis Hand und umarmte sie stattdessen. Perplex sah Mimi sie an. „Ich hoffe wir werden gute Freundinnen!“, rief Kanna fröhlich und ließ sie wieder los. Dann begannen ihre Augen plötzlich zu funkeln. „Koushiro!“ Und tatsächlich war dieser gerade neben Mimi getreten. „Hallo!“ Sofort fiel Kanna auch ihm um den Hals. „Wie schön das wir in einer Klasse sind! Ich freue mich so sehr.“ „Ähm ja..“ Verlegen sah Izzy, der die Umarmung steif über sich ergehen ließ, zu Boden. Mimi beobachtete die Szene interessiert. Diese Kanna ging ja ganz schön ran! „Wenn ihr dann mal fertig seid“, sagte sie schmunzelnd. „Lasst uns nach draußen gehen und Kanna den Anderen vorstellen!“ „Oh“, Kanna wurde rot und ließ Izzy los. Auf dem Weg nach draußen fragte das Mädchen Mimi aus. „Du und Koushiro ihr seid also..Freunde?“ „Klar!“ Mimi griff nach Izzys Arm und zog ihn an sich. „Beste Freunde, oder Izzy?!“ „Ähm..ja..“ „Mh..“ Mimi konnte Kannas Gesichtsausdruck nur zu gut deuten. „Er ist auch gut mit meinem festen Freund Taichi befreundet.“ Die Worte fester Freund betonte sie besonders. „Oh.“ Sofort hellte sich Kannas Blick auf. „Das ist ja toll.“ Sie waren inzwischen auf den Schulhof angekommen. Schon von Weiten sah Mimi den braunen Wuschelkopf ihres Freundes und lief voller Freude auf ihn zu. „Tai!“ Izzy und Kanna folgten ihr etwas langsamer. Neben Tai standen seine besten Freunde, Matt und Sora.

„Ich hab die MEGA Neuigkeiten!“, rief Mimi aufgeregt. „Was ist denn los Prinzessin?“, fragte Tai und musste über ihren Enthusiasmus lächeln. „Mega Neuigkeiten!“, wiederholte Mimi. In diesem Moment stießen Izzy und Kanna zu ihnen. „Das!“ Mimi zog Kanna zu sich und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Das ist eine neue Mitschülerin. Und..“ Mimi machte eine bedeutungsvolle Pause. „Sie heißt Kanna.“ Während sie den Namen extra deutlich aussprach deutete sie mit ihrem Kopf leicht zu Izzy. Sora zog erstaunt die Augenbrauen nach oben, während Matt das Mädchen interessiert musterte. Nur Tai zeigte keinerlei Gefühlsregung. „Hallo“, Sora lächelte sie an. „Ich bin Sora. Sora Takenouchi.“ „Ich heiße Yamato Ishida“, sagte Matt. „Aber nenn mich ruhig Matt.“ „Und das hier“, Mimi griff nach Tais Hand. „Das ist mein Freund, Tai!“ „Hey“, Tai hob zur Begrüßung kurz die Hand. Während Sora Kanna sofort in ein höfliches Gespräch verwickelte zog Mimi Tai zur Seite. „Tai!“ „Was?“ „Es ist Kanna!“ „Ja das habe ich schon verstanden.“ Mimi zog eine Schnute. „Anscheinend nicht! Das..“ Sie zeigte auf das schwarzhaarige Mädchen. „Das ist Izzys Internetfreundin!“ „Ich weiß“, sagte Tai unbeeindruckt. Mimi starrte ihn perplex an. „Was soll das heißen, du weißt?!“ Tai zuckte die Schultern. „Na das ich es eben weiß. Yolei hat mir gestern schon von ihr erzählt...“ „Waaas?!“ „Ähm..ja?“ Tai wich erschrocken über Mimis Gesichtsausdruck einen Schritt zurück. „Das heißt“, sagte sie mit bedrohlich ruhiger Stimme. „Du weißt schon seit gestern davon und hast mir – deiner Freundin – nichts davon erzählt?“ „Ich weiß nicht ob ich darauf antworten will...“, murmelte Tai und ging langsam ein paar Schritte rückwärts. „Taichi Yagami!“ „Matt, Hilfe!“ Tai huschte schnell zu Matt und versteckte sich hinter ihm. „Häh? Was ist?“, fragte dieser verwirrt. „Jetzt hör auf dich hinter deinen Freunden zu verstecken!“, zischte Mimi wütend. „Nein!“ Matt seufzte genervt. „Was haben die denn?“, fragte Kanna besorgt. „Ach“, winkte Sora ab. „Mach dir keine Sorgen. Die sind immer so.“ Kanna machte große Augen und beobachtete wie Mimi versuchte an Tai zu kommen, der Matt wie ein Schutzschild vor sich hielt. „Die sind immer so“, wiederholte sie unsicher. Bevor jemand sie in die komplexe Beziehungswelt von Tai und Mimi einweihen konnte, erklang eine Stimme hinter ihnen.

 

„Hey Leute!“ Yolei kam zusammen mit Kari, T.K und Davis auf sie zu. „Ihr seid spät dran“, sagte Sora und umarmte Kari und Yolei zur Begrüßung. „Ja. Dreimal dürft ihr raten wessen Schuld das ist.“ Alle Blicke richteten sich auf Davis. „Was soll das? Warum schaut ihr mich jetzt an?!“, rief dieser beleidigt. „Vielleicht weil es immer deine Schuld ist?“, meinte T.K grinsend. „Gar nicht!“, verteidigte sich Davis. „Das heute war...ein dummes Versehen..“ Grummelnd steckte er seine Hände in die Hosentasche. „Was ist denn schon wieder passiert?“, wollte Sora wissen. „Ach“, Kari winkte ab. „Davis musste zum Direktor. Er hat mal wieder seinen Fußball durch dessen Büroscheibe gekickt..“ „Schon wieder?!“ „Was heißt hier schon wieder?!“, rief Davis entrüstet. „Das ist mir erst...“ Er dachten einen Moment lang nach. „Naja vielleicht..dreimal passiert.“ „Dreimal?!“ Yolei schüttelte den Kopf. „Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres!“ „Willst du damit sagen ich lüge?“ Davis baute sich vor Yolei auf. „Natürlich lügst du!“ „Nimm das sofort zurück!“ „Tu ich nicht!“ Sie wurden von einer ruhigen Stimme unterbrochen. „Sind die Zwei auch ein Paar?“ „Waaas? Nein!!! “ Sofort sprangen Davis und Yolei auseinander und sahen sich um, um herauszufinden wer es wagte so etwas zu fragen. Erst jetzt bemerkten sie das Mädchen, das neben Izzy stand. „Wer bist du denn?“, fragte Davis verwirrt während Yoleis Blick sich verfinsterte. „Ich bin Kanna. Kanna Kobayashi.“ Sie verbeugtes sich kurz. „Ich bin gerade erst von Osaka hierher gezogen.“ „Hallo“, Kari trat nach vorne und reichte ihr die Hand. „Ich bin Kari. Und das“, sie zog T.K an der Hand nach vorne. „Das ist Takeru, kurz T.K.“ Er lächelte ihr zu Begrüßung zu. „Mein Name ist Davis!“ „Und Yolei“, Izzy deutete auf die Brillenträgerin. „Yolei kennst du ja schon.“ „Ja“, sagte Kanna und ließ ihren Blick kurz zu Yolei schweifen. Diese drehte sich demonstrativ weg. „Was machen Tai, Matt und Mimi da eigentlich?“, fragte sie stirnrunzelnd, als sie die Drei entdeckte. Inzwischen jagte Mimi ihren Freund über den Schulhof. Tai, der rückwärts davon lief, hatte sich immer noch an Matt geklammert, der alles andere als erfreut aussah. „Ach“, Sora zuckte die Schultern. „Das Übliche...“

 

„Was denkt der sich nur?!“ „Wer?“, fragte Kari verwirrt. Sie, Yolei, T.K und Davis waren gemeinsam auf dem Nachhauseweg. „Na Izzy natürlich!“, sagte Yolei. „Wie kommt er dazu, diese...diese Kanna einfach überall hin mitzuschleppen?“ „Yolei“, sagte T.K besänftigend. „Sie ist neu und kennt hier noch niemanden. Izzy möchte doch nur nett sein..“ „Er kann echt vergessen, dass die jetzt in jeder Pause mit uns abhängen kann!“ Davis, der gerade voller Begeisterung einen Schokoriegel verdrückte sah Yolei überrascht an. „Was hast du denn für ein Problem mit ihr?“, fragte er mit vollem Mund. „Ich finde sie ganz nett...“ „Oh nein“, stöhnte Kari, die genau wusste was jetzt kommen würde, leise auf. „Nett?! Nett?!“ „Ähm jaa?“ Hilfesuchend sah Davis zu Kari und T.K. „Ich sag dir jetzt mal was! Diese Kanna ist viel, aber sicherlich nicht nett..sie..“ Yolei begann lautstark sich über Kanna zu beschweren. „Sorry ich muss hier abbiegen..bis morgen!“, unterbrach Davis ihren Monolog und verschwand schnell hinter der nächsten Ecke. „Warte Davis, ich komme mit! Du wolltest mir doch dieses neue Playstation Spiel zeigen...“ „Häh?“ Davis Gesicht zeigte pure Verwirrung. „Welches Playstation Spiel?“ „Na DAS Spiel!“, antwortete T.K und sah seinen Kumpel vielsagende an. „Häh? Aber ich..“ Davis Gesichtsausdruck änderte sich, als er endlich begriff was T.K meinte. „Achso DAS Spiel. Na klar, komm! Das wird dir sicher gefallen, ich sag dir ich...“ Mit einem entschuldigenden Blick auf Kari verließ T.K zusammen mit Davis die Gruppe. Kari blieb mit offenen Mund zurück. Männer! Sie schüttelte den Kopf. Schweigend ging sie noch eine Weile neben Yolei her, ehe sie sich ein Herz fasste. „Du Yolei“, sagte sie langsam.. „Kann es sein, dass dich diese Kanna so sehr stört weil...ähm...“ „Weil was?“, fragte ihre Freundin. „Weil du vielleicht..selbst in..in Izzy verliebt bist? Vielleicht?“ Die letzten Worte waren nur noch ein leises Flüstern, aber Yolei verstand es natürlich trotzdem. „In Izzy verliebt?“, fragte sie ungläubig und blieb stehen. Kari atmete erleichtert aus. Sie hatte schon befürchtete, dass Yolei bei dieser Bemerkung komplett ausflippen würde. „Mh..ich weiß nicht“, sagte diese und runzelte die Stirn. „Ich meine ich mag Izzy schon ziemlich gerne.“ Kari nickte zustimmend um Yolei zum Weiterreden zu bewegen. „Aber ich dachte nie..ich...“ Yolei brach ab und wurde rot. Hatte Kari Recht? War das Problem gar nicht Kanna? War sie wirklich...? Und plötzlich sah sie Izzys Gesicht vor sich. Sie hörte seine Stimme, roch sein Parfum, als würde er direkt vor ihr stehen. Und ihr Herz schlug soviel schneller. Sie merkte wie ihr Gesicht errötete. „Oh Gott!“ Yolei stützte sich an einer Hauswand ab und senkte den Kopf, als sie endlich begriff was los war. „Yolei?“ Besorgt trat Kari zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ist...ist alles in Ordnung?“ „Ich..“ Yolei atmete ein paarmal tief ein und aus ehe sie den Kopf hob und ihre Freundin ansah. „Kari“, sagte sie ernst. „Ich glaube ich bin in Izzy verliebt!“  

Mädlsabend oder der Feind in den eigenen Reihen

Yolei, Kari und Sora sahen Mimi wortlos an. Aber ihre Blicke sprachen Bände. „Was ist?“, fragte die Brünette und ließ ihre Stricknadeln sinken. „Ähm..“ Kari wusste nicht so Recht was sie sagen sollte. Auch Yolei machte keine Anstalten zu erklären was los war. Sora seufzte. Als Mimis beste Freundin würde diese undankbare Aufgabe wohl an ihr hängenbleiben. „Also weißt du Mimi“, fing Sora vorsichtig an. „Als du uns zu einem Mädlsabend eingeladen hast haben wir uns das irgendwie..etwas anderes vorgestellt.“ Von Karis und Yoleis zustimmenden Nicken bestätigt fuhr Sora fort. „Wir dachten wir schauen einen Film oder backen oder kochen...aber..“ Sie brach hilflos ab. Mimi schwieg. „Und überhaupt“, platzte Yolei plötzlich heraus und warf die Stricksachen wütend zur Seite. „Ich kann gar nicht stricken!“ „Die Frage ist ja eigentlich“, sagte Kari mit ruhiger Stimme während die Stricknadeln in ihrer Hand klapperten. „Warum stricken wir überhaupt?“ „Ach..ihr habt ja Recht.“ Frustriert legte Mimi ihr Strickzeug zur Seite. „Ich würde liebend gerne etwas anderes machen, aber...“ Sie wurde rot und biss sich auf die Lippen. „Ich..ich hänge total mit Tais Weihnachtsgeschenk hinterher.“ „Moment mal“, Yolei runzelte die Stirn. „Dann soll DAS“, sie deutete auf das undefinierbare Etwas an dem Mimi die ganze Zeit herumgestrickt hatte. „Tais Weihnachtsgeschenk werden?!“ „Es sind Socken!“, rief Mimi empört. „Socken?“, fragte Yolei ungläubig. „Mimi. Es ist Oktober!“, mischte Sora sich wieder in das Gespräch ein. „Socken..“, wiederholte Yolei immer noch fassungslos. „Na und?“ Mimi sprang auf. „Das ist mir durchaus bewusst! Aber bis ich etwas Vorzeigbares zu Stande bringe ist Weihnachten längst vorbei!“ „Da hat sie jetzt aber Recht“, murmelte Yolei leise. „Yolei!“ Kari stieß ihrer Freundin unsanft den Ellenbogen in die Seite. „Aua!“, beschwerte sich Diese. „Wenn es doch wahr ist...“ „Mimi“, sagte Sora lächelnd und drückte ihre Freundin zurück auf die Couch. „Wenn es dir so wichtig ist werde ich dir helfen okay?“ „Das würdest du wirklich tun?“, fragte Mimi mit Tränen in den Augen. „Natürlich!“ „Danke Sora! Du bist eine echte Freundin!“ Mimi griff nach Soras Händen und strahlte sie an. „Und da wir das jetzt geklärt haben“, sagte Yolei erleichtert. „Können wir bitte endlich etwas normales machen?“ „Klar.“ Schwungvoll wischte Mimi ihre Strickarbeit von der Couch. Die Nadeln fielen mit einem leisen Geräusch zu Boden. „Oh man“, sagte Sora leise. „Ich frage mich was ich mir da angetan habe...“

 

Nur zehn Minuten später saßen die vier Mädchen, mit Chips und Schokolade bewaffnet, vor dem Fernseher in Mimis Zimmer und sahen sich eine dieser furchtbaren Gesangs-Castingshows an. Aber Mimi war tatsächlich ein Fan von sowas. In der Werbung fing Yolei allerdings wieder mit ihrem Lieblingsthema – Kanna – an. „Ich verstehe nicht warum dieses Mädchen immer an Izzy kleben muss!“, beschwerte sie sich gerade. „Sie mag ihn eben“, sagte Mimi schulterzuckend. „Wobei“, meinte sie dann doch nachdenklich. „Es ist schon ungewohnt Izzy immer in weiblicher Begleitung anzutreffen!“ Sie kicherte. „Das ist nicht komisch!“, wies Yolei sie zurecht. „Und überhaupt, sie nennt ihn immer noch Koushiro! Als wäre es ihr zu uncool seinen Spitznamen zu benutzen!“ „Yolei“, sagte Sora beruhigend. „Das ist doch nicht so schlimm!“ „Eben“, pflichtete ihr Mimi bei. „Ich sehe da auch kein Problem. Wenn es ihr Spaß macht...“ In diesen Moment ertönte die Türklingel. Erstaunt sah Yolei zu Mimi. „Erwartest du noch jemanden?“ „Ähm..“ Mimi wich ihren Blick schuldbewusst aus. „Yolei“, sagte Sora ruhig. „Bitte reg dich jetzt nicht auf, aber..“ „Nein!“, rief Yolei bei der gerade der Groschen fiel. „Ihr habt doch nicht..habt ihr wirklich..?!“ „Sora hat mich überredet!“, rief Mimi entschuldigend. „Naja“, versuchte Sora sich zu verteidigen. „Ich dachte nur es wäre nett von uns sie..“ „Nett?!“ „Und Izzy hielt es auch für eine gute Idee..“, versuchte Sora es weiter. „Izzy!“, stieß Yolei verächtlich hervor. „Was weiß der schon! Und warum sollten wir eigentlich nett zu ihr sein? Sie ist es ja auch nicht!“ Mimi strich sich nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was hast du eigentlich gegen sie?“ , fragte sie gerade heraus. Kari hielt die Luft an. Bis jetzt war sie die Einzige die von Yoleis Gefühlen für Izzy wusste. „Ich..ich..“, stotterte Yolei und wurde rot. „Ich will eure Unterhaltung ja nicht stören“, kam Kari ihrer Freundin zur Hilfe. „Aber sollte nicht mal jemand die Türe öffnen?“ „Oh!“ Mimi sprang hektisch auf, blieb bevor sie ihr Zimmer verließ, aber noch einmal stehen. „Und du!“ Sie zeigte mit ihrer Hand auf die Brillenträgerin. „Du reißt dich gefälligst zusammen und bist nett!“ Grummelnd verschränkte Yolei ihre Arme vor der Brust. Sie hatte wohl keine andere Wahl...

 

„Hallo ihr Lieben!“ Freudestrahlend betrat Kanna das Zimmer und fiel – mal wieder- erstmal jedem der Mädchen um den Hals. Sogar Yolei, die es überrascht und verärgert zugleich hinnahm. „Ich habe mich so über eure Einladung gefreut!“, erzählte Kanna fröhlich. „Und deshalb“, sie griff in ihre Tasche und holte eine große Dose hervor. „Bitteschön!“ Kanna öffnete sie und zum Vorschein kamen.. „Cupcakes!“, jubelte Mimi und griff sich sofort einen. „Wow Kanna“, bemerkte Sora anerkennend. „Hast du die etwa selbst gemacht?“ „Ja“, verlegen senkte Kanna den Kopf. „Die sehen ja toll aus! Wie gekauft!“, bemerkte Kari und betrachtete den Cupcake in ihrer Hand von allen Seite. Auch Sora griff sich Einen und biss vorsichtig ein Stück davon ab. „Köstlich!“, schwärmte sie. „Und wie“, stimmte ihr Mimi mit vollem Mund zu. Sie hatten ihren Cupcake schon halb verdrückt. Kannas Blick ruhte auf Yolei, die keine Anstalten machte sich eine der süßen Köstlichkeiten zu nehmen. Mimi runzelte die Stirn und handelte blitzschnell. „Hier probier mal!“ Sie schnappte sich einen weiteren Cupcake aus der Dose und drückte ihn Yolei in die Hand. Diese seufzte und nahm einen Bissen. „Und?“ Kanna sah sie gespannt an. „Ja“, sagte Yolei grimmig und ihr Gesicht verdunkelte sich. „Die schmecken wirklich unglaublich gut...“ Kanna lächelte erleichtert.

Der Rest des Abends lief mehr oder weniger harmonisch, was vor allem daran lag, dass Mimi praktisch den Alleinunterhalter spielte. Immer wenn Yolei den Mund öffnete um auf einen von Kannas Kommentaren zu antworten, plapperte Mimi lautstark dazwischen. Kari sah dem Theater voller Bewunderung zu, während Sora immer wieder versuchte Gemeinsamkeiten zwischen Yolei und Kanna zu finden um sie so in ein Gespräch zu verwickeln. Erst als Kanna das Zimmer verließ um auf die Toilette zu gehen legte Yolei wieder los. „Die ist ja sowas von nervig!“ „Yolei!“, sagte Sora beschwichtigend. „Was denn, sie ist doch nicht da!“ Yolei verdrehte die Augen. „Und diese..diese Cupcakes!“ Sie warf einen abfälligen Blick auf die kläglichen Reste, die noch in der Dose lagen. „Ein billiger Versuch sich unsere Freundschaft zu erkaufen!“ „Also bei mir hat es auf jedenfall geklappt“, sagte Mimi und nahm sich gleich noch einen Cupcake. „Ich finde sie auch sehr nett!“, mischte Sora sich ein. „Sie möchte doch nur freundlich sein.“ „Ja freundlich“, Yolei legte ihre Stirn in Falten. „Sie ist immer gut drauf oder?“ Ihre Freundinnen nickten. „Immer am lächeln, immer glücklich“, sprach Yolei weiter. „Dieses immer gut drauf sein nervt wahnsinnig. Das ist doch alles gespielt! Kein Mensch kann immer so fröhlich sein! Und dann dieses ständige Umarmen...“ „Naja.“ Mimi dachten einen Moment über diese Worte nach. „Irgendwie hast du schon Recht..es ist etwas seltsam.“ Kari hielt sich dezent aus dieser Unterhaltung heraus während Sora den Kopf schüttelte. „Ihr spinnt doch! Sie ist einfach ein positiver Mensch, mehr nicht!“ Sie griff nach einen der Sofakissen und schlug es Mimi auf den Kopf. „Heyyy..was soll das?“ Sofort wollte sie sich revanchieren, griff ein noch größeres Kissen und warf es nach Sora. Diese duckte sich allerdings rechtzeitig weg, so dass das Kissen stattdessen Yolei mitten ins Gesicht traf. „Spinnt ihr?“ Und innerhalb weniger Sekunden waren sie in eine laute Kissenschlacht verwickelt.

 

Sie ist immer gut drauf, oder?“ Als Kanna diesen Satz hörte blieb sie abrupt vor der Tür stehen. Sie wusste, dass es falsch war dieses Gespräch zu belauschen, aber sie konnte nicht anders. Sie war wie gelähmt und sog jedes Wort das sie hörte in sich auf. „Das ist doch alles gespielt! Kein Mensch kann immer so fröhlich sein!“ Es traf sie wie ein ein Schlag ins Gesicht. Unfähig sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, stand sie da, die Hände zu Fäusten geballt, den Blick gesenkt. Wie war es möglich, dass ein paar Worte sie so sehr verletzen konnte? Es waren doch nur Worte, nicht mehr. Und dann auch noch von Menschen die sie eigentlich noch überhaupt nicht kannten. Aber trotzdem..trotzdem...sie atmete immer schwerer, vor ihren Augen begann es zu flimmern und sie lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Nach ein paar Sekunden fing sie sich wieder und ging langsam zurück ins Badezimmer. Sie schloss leise die Türe hinter sich und stützte sich dann am Waschbecken ab. Ihre schwarzen Haare hingen wie ein dunkler Vorhang an ihr herunter. „Immer glücklich“, wiederholte sie tonlos. „Immer glücklich..“ Eine einzelne Träne löste sich aus ihren Wimpern und lief langsam über Wange. Überrascht hob Kanna den Kopf und sah in den Spiegel. War das möglich? Wann hatte sie das letzte Mal geweint? Es war so lange her und trotzdem konnte sie sich noch genau an das Datum, den Tag, ja sogar die Uhrzeit erinnern. Damals hatte sie beschlossen nie mehr zu weinen und daran würde sie sich auch halten. „Verdammt!“ Schnell wischte sie die Träne mit ihrem Handrücken weg. Sie spritzte sich ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht und atmete ein paarmal tief ein und aus. „Reiß dich zusammen Kanna!“, sagte sie sich. Sie hatte es schließlich versprochen, sie musste stark sein. Für ihn. Dann lächelte sie ihrem Spiegelbild zu, nickte zufrieden und ging zurück zu den Anderen.

Als sie in Mimis Zimmer trat bot sich ihr ein sehr seltsames Bild. Yolei lag auf dem Boden, die Haare zerzaust, die Brille hing ihr schief im Gesicht. Mimi hatte sich über sie gebeugt und hielt drohend ein Kissen in der rechten Hand. Auch Kari und Sora, die Beide noch auf der Couch saßen, sahen etwas zerknautscht aus und hatten ein Kissen, welches sie schützend vor sich hielten, in den Händen. „Ähm..?“ Kanna schloss die Türe und sah die Vier mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was ist denn hier los?“ „Kanna!“, rief Mimi fröhlich und wandte sich von Yolei ab. „Wo warst du denn solange!“ Es war keine Frage, deswegen verkniff Kanna es sich auch Mimi zu antworten. „Was..“, sie sah sich noch einmal verwirrt im Zimmer um. Ein paar Bücher waren aus dem Regal gefallen und lagen achtlos auf dem Boden. Überhaupt glich Mimis, gerade noch so aufgeräumtes Zimmer, jetzt mehr einem Schlachtfeld. „Was macht ihr hier eigentlich?“ „Ach DAS.“ Mimi zuckte teilnahmslos die Schultern. „Das ist nicht so wild.“ „Okay..“ Vorsichtig ging Kanna ein paar Schritte auf die Mädchen zu. „Aber“, sagte Mimi und wechselte kurz einen Blick mit den Anderen. „Du hast jetzt fast alles verpasst..das geht natürlich nicht...“ Und bevor Kanna wusste wie ihr geschah flogen vier Kissen auf sie zu.

 

Date oder schon mal was von Privatsphäre gehört?

„Verdammt!“ Yolei rannte so schnell sie konnte den Schulgang entlang. „Hey du! Rennen ist auf den Fluren verboten!“, rief ihr ein Lehrer, der ihr entgegen kam, mit grimmigen Blick zu. „Jaja..tut mir leid, ich habs aber leider eilig!“, gab Yolei im Vorbeilaufen zurück. Sie konnte es nicht glauben, dass sie so spät dran war. Sie kam doch eigentlich nie zu spät! Schuld daran war...Izzy. Natürlich. Sie hatte dem Unterricht kaum folgen können, weil ihre Gedanken immer wieder um ihn gekreist waren. Und ehe sie sich versah saß sie auf einmal alleine im Klassenzimmer, weil der Unterricht schon längst vorbei war! So beeilte sie sich jetzt umso mehr um zum Computerclub zu kommen. Sie war schon fast da, als sie plötzlich abrupt stoppte und aus dem Fenster sah. Sie drückte ihre Hände gegen die Scheibe und blickte entsetzt nach unten. Dort unten auf dem Hof, verließen gerade Kanna und Izzy – fröhlich plaudernd und lachend – das Schulgelände. Das konnte doch nicht wahr sein! Yolei reagierte blitzschnell und riss die Türe des Computerclubs auf. Verwirrte Gesichter sahen von ihren PC´s auf und Yolei an. „Wo ist Izzy?“, fragte die Brillenträgerin, ohne sich auch nur mit soetwas unnötigen wie einer Begrüßung aufzuhalten. „Ähm..“ „Wo Izzy ist!“, wiederholte Yolei mit einer gewissen Schärfe in ihrer Stimme. „Izzy kann heute nicht kommen“, antwortete ihr da endlich Tamaki, während seine Finger weiterhin ungerührt über die Tastatur flogen. „Er wollte mit dieser Neuen – Kanna heißt sie oder?“ Er hielt inne und sah fragend in die Runde. „Ja! Wen interessiert es schon wie sie heißt!“, brüllte Yolei ihn ungeduldig an. „Er wollte dieser Kanna zeigen wo sie Teile für ihren Computer kaufen kann..“ Tamaki hatte den Satz noch nicht einmal beendet da war Yolei schon mit den Worten: „Ich muss los!“ aus dem Raum gestürmt. Verblüffte Blicke folgten ihr. „Frauen“, sagte Tamaki schulterzuckend und innerhalb weniger Sekunden war nur noch das vertraute Klappern der Tastaturen in dem Zimmer zu hören. So als wäre nichts passiert.

 

„Vielen Dank für deine Hilfe, Koushiro!“ Kanna lächelte ihn fröhlich an. Sofort wurde Izzy rot und sah zur Seite. „Ach kein Problem“, winkte er verlegen ab. Sie verließen gerade den Computershop in dem sie ein paar Teile für Kannas PC gekauft hatten. „Ich hoffe ich kriege das hin“, sagte Kanna und betrachtete stirnrunzelnd die Tüte die sie in der Hand trug. „Wenn du willst kann ich dir helfen“, bot Izzy an. „Ich müsste nur kurz zu mir nach Hause und eins meiner Fachbücher holen.“ Kannas Augen leuchteten auf. „Zu dir Nach Hause?!“ „Ähm ja?“, sagte Izzy zögerlich, überrascht von ihrer begeisterten Reaktion. „Liebend gerne!“ Kanna hakte sich bei dem verblüfften Izzy unter und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.

Als Izzy die Haustüre aufsperrte schickte er ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dass seine Mutter wie gewöhnlich beim Einkaufen und nicht zu Hause war. Ihm grauste bei dem Gedanken daran, was er sich anhören dürfte wenn sie Kanna sehen würde. Aber er hatte ausnahmsweise mal Glück, sie schien nicht da zu sein. Erleichtert atmete Izzy aus und führte Kanna, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte, in sein Zimmer. Ehrfürchtig ließ das Mädchen ihren Blick über die vielen Bücher wandern, die so gut wie jeden Zentimeters seines Zimmers einnahmen. „Wow..“ Vorsichtig, als könnte es bei ihrer Berührung zerbrechen, nahm sie eines der Bücher aus dem Regal. Sie blätterte kurz darin, ehe sie sagte: „Bist du ein Genie oder so?“ Izzy, der immer noch auf der Suche nach dem richtigen Fachbuch war zuckte zusammen. „Was? Nein, natürlich nicht, ich..Ah da ist es ja!“ Zufrieden griff er nach dem Gesuchten und drehte sich dann zu Kanna um. „Gefunden! Wir können los.“

„Weißt du was?“, sagte Kanna als sie nach draußen auf die Straße getreten waren. „Ich bin total hungrig. Macht es dir was aus wenn wir erst eine Kleinigkeit essen, bevor wir zu mir gehen?“ Izzy zuckte zusammen. „Ich..nein.“ Etwas essen. Nur er und Kanna. Er wusste nicht warum, aber plötzlich hatte er das Wort „Date“ im Kopf. Lächerlich! Dran war nur seine Mutter Schuld! Er schüttelte den Kopf als könnte er den Gedanken dadurch verscheuchen. Das war definitiv kein Date. Sie war nur eine Freundin die seine Hilfe brauchte. Gut, sie würden gemeinsam essen, aber was war schon dabei? Eben, nichts. Absolut nichts. Er fragte sich nur warum sein Herz das absolut nicht verstehen wollte, denn Dieses klopfte seit Kannas Worten wie wild. „Hier sieht es doch ganz nett aus!“ Kanna deutete auf ein kleines Cafe und bevor Izzy antworten konnte lief sie auch schon hinein. Bevor Izzy ihr folgte atmete er nochmal tief durch. „Das ist kein Date“, murmelte er leise.

 

Es war selbstverständlich kein Problem für Yolei gewesen Izzy und Kanna aufzuspüren. Sie kannte die Läden in denen ihr Freund seine Computerteile kaufte zu gut, war sie doch schon oft genug mit ihm dort gewesen. In den Moment in dem sie ankam verließen die Beiden gerade lachend den Laden. Yolei spürten einen schmerzhaften Stich in ihrer Brust. Früher war Izzy immer mit ihr ihr hierher gegangen. PC´s, das war ihr Ding gewesen. Tja, die Betonung lag hier wohl auf gewesen. Aber so leicht würde Yolei nicht aufgeben, oh nein! Ohne eine Sekunde zu zögern folgte sie Izzy und Kanna in sicherem Abstand um nicht entdeckt zu werden. „Das kann doch nicht wahr sein!“, rief Yolei frustriert, als sie hilflos beobachten musste wie die Zwei Izzys Wohnung betraten. „Was mach ich denn jetzt?“ Nervös begann sie auf ihrer Lippe herumzukauen. Klar, sie könnte bei den Izumis mit irgendeiner Ausrede klingeln, aber irgendwie traute sie sich nicht. Nur, was sollte sie sonst tun? Je länger sie hier wartete und nichts tat umso mehr Zeit hatte diese schreckliche Kanna um..nein! Sie wollte gar nicht daran denken was sie im Schilde führte. Seufzend lehnte Yolei sich gegen eine Hausmauer. Sie musste doch etwas tun können..sie musste... Aber klar! Schnell griff sie nach ihrem Handy. „Hallo?“ „Kari ich bins!“ „Yolei?“, fragte die Stimme ihrer Freundin am anderen Ende der Leitung verwirrt. „Ja wer denn sonst!“, rief Yolei ungeduldig. „Kari du musst mir einen Gefallen tun!“ „Ähm Yolei, ich würde dir ja wirklich gerne helfen, aber im Moment ist es wirklich etwas ungünstig..“ „Was soll das heißen ungünstig?!“ Kari seufzte. „Es ist drei Uhr! Gleich beginnt das Tanztraining. Und überhaupt“, fügte sie hinzu. „Solltest du nicht auch im Computerclub sein?“ „Ach“, Yolei ignorierte Karis Frage. „Es dauert wirklich nicht lange! Du musst nur kurz bei Izzy anrufen und..“ „Warum?“ Karis Stimme klang argwöhnisch. Yolei schwieg kurz und überlegte wie sie Kari die Situation so erklären konnte, ohne wie ein irrer Stalker dazustehen. „Kurz gesagt, ich verfolge Kanna und Izzy.“ „Du tust WAS?!“ „Jaja ich weiß...“ „Ach Yolei“, seufzte Kari. „Glaubst du wirklich, dass du dir damit einen Gefallen tust?“ „Ich..“ Yolei ließ das Handy langsam sinken. „Yolei? Bist du noch dran?“ „Ich muss aufhören..“, murmelte Yolei und drückte Kari ohne eine weiteres Wort der Erklärung weg. Egal. Sie brauchte ihre Hilfe nicht mehr, denn vor ein paar Sekunden hatten zwei Gestalten den Wohnblock verlassen und steuerten ein kleines Cafe an. Kanna und Izzy. Yolei entschied sich blitzschnell. Sie musst in dieses Cafe, sie musste hören über was die Beiden sprachen. Und so wählte sie ein weiteres Mal eine Nummer mit ihrem Handy. „Hallo?“, meldete sich eine Stimme noch dem ersten Klingeln. „Hey. Ich brauche deine Hilfe...“

 

„Wow sieht das lecker aus!“, rief Kanna verzückt und betrachtete mit großen Augen ihr Parfait, welches die Kellnerin gerade auf dem Tisch gestellt hatte. Sie saßen in einer der kleinen Nischen des Cafes.Vorsichtig schob die Schwarzhaarige sich mit dem Löffel den ersten Bissen in den Mund. „Köstlich!“ Izzy betrachtete sie lächelnd. „Was ist?“, fragte Kanna verwirrt und wurde rot. „Starr mich nicht so an...probier lieber mal!“ Izzy folgte ihren Worten und die nächsten paar Minuten herrschte Schweigen während sie aßen. „Also“, sagte Izzy schließlich. „Hast du dich hier schon eingelebt?“ „Oh ja“, strahlte Kanna ihn an. „Es ist wirklich toll. Alle sind so nett zu mir! Vor allem deine Freunde, die sind wirklich einmalig!“ „Ja..das sind sie wohl“, stimmte Izzy zu. „Aber“, fuhr Kanna fort und senkte verlegen den Kopf. „Am meisten freue ich mich, dass wir uns getroffen haben.“ „Ich..“ Izzy wusste nicht recht was er darauf antworten sollte. Kanna bemerkte es natürlich und sprach schnell weiter: „Ich bin so froh, dass du mir mit meinem PC hilfst, ich beschäftige mich noch nicht solange damit, es gibt noch soviel was ich nicht weißt.“ „Ach“, winkte Izzy ab, froh über diesen Themenwechsel. „Das hast du sicher schnell drauf.“ „Meinst du?“, fragte Kanna zweifelnd. „Aber klar.“ Sie lächelten sich unsicher an. „Koushiro“, sagte Kanna dann. Ihre Stimme klang so ernst, dass Izzy der Löffel, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, mit einem leisen Klirren auf den Tisch fiel. „Ich...“ Bevor sie weitersprechen konnte wurde sie von Izzy unterbrochen, der die Stirn runzelte und langsam aufstand. „Was ist?“, fragte Kanna und folgte seinem Blick. „Ich..ich glaube ich habe jemanden gesehen..aber eigentlich...“ Izzy streckte sich, um über die halbhohe Wand, die jeden der Tische voneinander trennte, um den Cafebesuchern etwas Privatsphäre zu bieten, spähen zu können. Und er behielt Recht, der blaue Haarschopf den er gerade gesehen hatte gehörte tatsächlich zu... „Joe?!“

Einen Moment lang sahen Joe und Izzy sich überrascht an. „Hallo“, stieß Joe dann schließlich hervor. „So ein Zufall.“ „Ein Freund von dir?“, fragte Kanna, die inzwischen ebenfalls aufgestanden war, und den Älteren interessiert musterte. „Ja...“ Lächelnd hielt Kanna ihm ihre Hand hin. „Hallo, ich bin Kanna.“ „Joe.“ Er griff nach ihrer Hand und erwiderte ihr Lächeln schüchtern. „Was..was machst du denn hier?“, fragte Izzy perplex. „Ähm..ich..“ Verlegen rückte Joe sich seine Brille zurecht. „Wir haben ein Date“, erklang da eine weibliche Stimme. Joe, der gerade einen Schluck von seinem Tee nehmen wollte, verschluckte sich prompt. Erst jetzt bemerkte Izzy das Mädchen das gegenüber von Joe saß. „Yolei?!“ Izzy versuchte die Worte die er gerade gehört hatte zu verarbeiten. „Ihr..habt ein..Date?“ „Ja“, erwiderte Yolei, schon fast trotzig. „Wow.“ Kanna kicherte. „Und ich dachte du und Davis..“ „Davis?“ Empört sprang Yolei auf. „Der Idiot? Sicherlich nicht!“ „Schon gut.“ Kanna hob entwaffnend die Hände. „Ein Date“, wiederholte Izzy, der es immer noch nicht glauben konnte. Joe, der inzwischen knallrot angelaufen war, sah verlegen zur Seite. „Ja ein Date Izzy.“ Yolei sah ihn herausfordernd an. „Dann sollten wir euch nicht weiter stören“, entschied Kanna und griff nach Izzys Hand. Yolei schnappte nach Luft. „Viel Spaß noch. War nett dich kennengelernt zu haben.“ Kanna winkte Joe kurz zu, ehe sie mit Izzy, der seine Freunde immer noch mit offenen Mund anstarrte, zur Kassiererin ging um zu bezahlen. Dann verließen sie gemeinsam das Cafe.

 

Joe wippte verlegen mit seinen Oberkörper hin und her und vermied es Yolei anzusehen. „Ähm Yolei..“, sagte er dann schüchtern. „Mh?“ Yolei stand auf und begann ihre Jacke anzuziehen. „Was ist?“ „Als du mich angerufen hast und sagtest du müsstest mich dringend treffen..da..da wusste ich nicht..also ich wusste nicht..“ Er hob den Kopf und nahm all seinen Mut zusammen. „Da wusst ich nicht, dass das hier ein..Date ist..“ „Was?“ Yolei, die gerade nach ihrer Tasche griff hielt inne und sah ihn stirnrunzelnd an. „Ach das.“ Sie lachte laut auf. „Nein nein, Joe, das habe ich doch nur gesagt um Izzy eifersüchtig zu machen.“ „Du hast..was?“ Joe starrte sie ungläubig an. Yolei schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Um. Izzy. Eifersüchtig. Zu. Machen.“, wiederholte sie nochmal ganz langsam. „Wegen dieser Kanna.“ Joe fehlten die Worte. „Aber danke, dass du mir geholfen hast, dass war echt nett. Bis dann!“ Und schon war sie verschwunden und ließ einen total verwirrten Joe zurück. Dieser ließ seinen Kopf langsam auf die Tischplatte sinken. „Was war das denn jetzt wieder?“, murmelte er leise. Nachdem Yolei ihn total aufgeregt angerufen hatte und irgendetwas von einem Notfall erzählt hatte, hatte er vieles erwartet, aber DAS.. Er schüttelte den Kopf und stand auf, um zu bezahlen und endlich wieder nach Hause zu seinen Büchern zu kommen. Die Kassiererin lächelte ihn freundlich an. „Das macht dann 3.500 Yen bitte.“ „Was?“ Joe seufzte. Jetzt brauchte Yolei ihn auch noch um sein letztes Geld. Der Tag wurde echt immer besser. Er griff in seine Jackentasche tastete nach seinem Portemonnaie und fand..nichts. Siedend heiß fiel ihm ein, dass er seinen Geldbeutel in all der Eile daheim vergessen hatte. Er wandte sich mit einem leichten Lächeln an die Bedienung, die ihn ungeduldig ansah. „Also das ist jetzt wirklich eine lustige Geschichte...“

 

„Da wären wir, komm rein Koushiro.“ Izzy folgte Kanna in die Wohnung und zog seine Schuhe aus. Er sah sich neugierig um. „Sind deine Eltern gar nicht zu Hause?“ „Mein Vater arbeitete immer bis spät abends“, erklärte Kanna während sie Izzy durch einen schmalen Gang in ihr Zimmer führte. „Und deine Mutter?“ Hatte er es sich eingebildet oder war sie bei seiner Frage zusammengezuckt. „Meine Mutter“, sagte sie langsam. „Meine Mutter ist in Osaka.“ Sie machte eine kleine Pause. „Meine Eltern leben getrennt.“ „Oh, entschuldige ich..“ „Ach“, Kanna winkte ab. „Kein Problem.“ Sie öffnete eine Tür. „Hier steht das gute Stück!“ Sie zeigte stolz auf etwas, das wohl ein PC werden sollte. Mit einem kurzen Blick erkannte Izzy, dass sie noch einiges an Arbeit vor sich hatte, wenn sie dieses Teil wirklich zum Laufen bringen wollte. Aber genau das hatte sie vor. Er musste zugeben, dass er schon ziemlich beeindruckt gewesen war, als Kanna ihm erzählt hatte, dass sie ganz alleine einen Computer zusammenbauen wollte. Trotzdem hatte ihn das Leuchten in ihren Augen, als sie davon gesprochen hatte davon überzeugt das sie es schaffen würde. Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Bevor wir anfangen mache ich uns kurz einen Tee. Bin gleich wieder da.“ Kanna verließ das Zimmer und Izzy sah sich neugierig um. Kannas Zimmer war so ganz anders, als die Mädchen Zimmer die er bisher gesehen hatte. Er kannte Mimis Zimmer. Eine Explosion aus Pink, Glitzer und Klamotten. Er kannte Karis Zimmer. Eine Überflutung an Fotos, die jeden Zentimeter ihrer Wände zierten. Er kannte Soras Zimmer. Ein Ort der Erholung, schlicht und minimalistisch, die einzige Ausnahme war ihre Nähmaschine, um die herum immer ein Haufen an Stoffen lag. Er kannte Yoleis Zimmer, das eine Mischung von typischen Mädchenkram und technischen Spielzeug war. Aber dieses Zimmer. Die Wände waren weiß. Kein einziges Bild hing an der Wand. Auf dem Bett welches in einer Ecke des Zimmers stand lag ein einzelnes einsames Kuscheltier. Ein weißer Stoffhase. An der Fensterseite stand ein Schreibtisch auf dem ein Laptop stand. Daneben, auf dem Boden lag der Computer den Kanna selbst zusammenbauen wollte. Einige Bücherregale und... Langsam ging Izzy auf das einzig wirklich Interessante in diesem Zimmer zu. Eine Vitrine. Jedes der Fächer war mit Medaillen und Pokalen vollgestopft. Ein kleines gerahmtes Bild stand im mittleren Fach. Fünf Mädchen, die alle einen Schulbadeanzug trugen lächelten ihm darauf zu. Gerade als Izzy danach greifen wollte ging die Türe auf und Kanna kam mit einem Tablett in der Hand zurück.

„So hier ist der Tee“, rief sie fröhlich. Als sie Izzy an der Vitrine stehen sah verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck für einen kurzen Moment. „Warst du im Schwimmclub?“, fragte er interessiert. „Ich..ja..“ Kanna stellte das Tablett ab und trat neben ihn. „Ihr wart wohl ziemlich gut oder?“, meinte Izzy und deutete auf die vielen Preise. Kanna zuckte die Schultern. „Ja. Das waren wir wohl.“ „Schwimmst du jetzt auch noch?“ „Nein.“ Ihre Stimme war auf einmal so kalt, dass Izzy zusammenzuckte. „Nein“, wiederholte Kanna ruhiger. „Ich habe vor einem Jahr damit aufgehört.“ „Oh.“ Eigentlich wollte Izzy nach dem Grund fragen, aber er spürte, dass Kanna nicht darüber sprechen wollte. Warum auch immer. „Also“, wechselte er taktvoll das Thema. „Dann schauen wir mal wie weit wir mit deinem PC kommen.“ Er setzte sich neben das Gerät auf den Boden und begann ihn mit fachmännischen Blick abzuscannen. Dann wanderten seine Augen wieder zu dem schwarzhaarigen Mädchen. Kanna stand immer noch vor der Vitrine. Gerade legte sie ihre Hand auf das Glas und seufzte. Sie sah in diesem Moment so unglaublich traurig aus...

Kulturclub oder Mimi weiß zu überraschen

„Wo bleibt denn unsere Prinzessin wieder?“, fragte Tai und sah sich suchend um. Die halbe Pause war schon vorbei, aber von Mimi fehlte bis jetzt jede Spur. Die Anderen zuckten alle nur die Schultern. „Jetzt mal ehrlich Izzy“, sagte Tai und runzelte die Stirn. Schön langsam machte er sich doch etwas Sorgen um den Verbleib seiner Freundin. „Wo ist Mimi?“ Izzy legte den Kopf schief. „Ich weiß es nicht Tai. Als es zur Pause geklingelt hat ist sie ganz schnell aufgesprungen, hat gemurmelt sie müsse noch etwas Dringendes erledigen und weg war sie..“ „Das klingt nicht gut..“, sagte Sora, die ihre Freundin lange genug kannte um dieses Verhalten zu deuten. „Sie führt sicher wieder irgendwas im Schilde..“ „Ach“, Matt winkte lässig ab. „Was soll sie schon..“ „Heeeyy!“ „Na also, da ist Mimi ja“, meinte Davis und griff sich ein Onigiri aus seiner Lunchbox. „Aber was hat sie da in der Hand?“, fragte Sora argwöhnisch. „Sieht wie..Papierfetzen aus“, erwiderte Yolei, die mit zusammengekniffenen Augen beobachtete wie Mimi fröhlich, die Hände wild durch die Luft wedelnd, auf sie zu lief. „Mega Neuigkeiten“, keuchte sie, als sie bei ihren Freunden angekommen war. Sie drückte Tai einen kurzen Kuss auf die Wange, dann sah sie sich mit glänzenden Augen um. „Wo warst du denn solange?“, fragte Tai misstrauisch. „Ach“, sagte Mimi genervt, dass ihr Freund sie unterbrach. „Nur kurz im Kulturclub..“ „Kulturclub?“, riefen Tai, Matt und Sora gleichzeitig. Selbst Izzy, Kari und T.K warfen Mimi einen ungläubigen Blick zu, während Davis so überrascht war, dass er glatt vergaß weiterzukauen. Nur Kanna schien nichts Außergewöhnliches an dieser Aussage zu finden. „Ja der Kulturclub“, wiederholte Mimi ungeduldig. „Seit wann..“, lachte Matt kopfschüttelnd. „Seit wann bist du im Kulturclub?!“ Empört schnappte Mimi nach Luft. „Was soll das jetzt wieder heißen? Ich bin schon ewig Mitglied im Kulturclub!“ Sie machte eine kurze Pause und verschränkte die Arme vor der Brust. „Gut, ich gehe vielleicht nicht sooft hin“, lenkte sie dann ein. „Aber wenn ich hingehe bin ich immer sehr produktiv!“ Ihre Freunde waren immer noch sprachlos. „Tatsächlich ist es sogar so, dass ich eine Spendenaktion organisiert habe.“ „Du hast..“ Sora konnte ihren Satz nicht beenden, da Mimi sie sofort wieder begeistert unterbrach. „Genau! Wir sammeln Geld für..“ Sie hielt inne und dachte einen Moment lang nach. „Naja für irgendwelches Kulturzeug eben.“ Matt seufzte. Unbeeindruckt fuhr Mimi fort. „Und mir ist die super Idee gekommen einen Maskenball zu veranstalten. Alle Erlöse gehen an...naja wohin auch immer.“ Mimi sah sich strahlend um. „Und weil die Kartenanzahl begrenzt ist habe ich gleich mal für uns alle welche besorgt!“ Sie gab ihnen nacheinander eine der Karten, die sie bis gerade noch fest in ihrer rechten Hand gehalten hatte. „Leider ist der Ball nur für Schüler unserer Schule, aber besser als nichts. Na was sagt ihr?“ Es herrschte allgemeines Schweigen, bis Tai in lautes Gelächter ausbrach. „Du überrascht mich jeden Tag aufs Neue, Mimi Tachikawa!“

 

„Sora!“ Die Angesprochene hob den Kopf und sah ihren Banknachbarn fragend an. Stillarbeit, hatte ihr Lehrer, welcher vorne am Pult saß und Arbeiten korrigierte angeordnet. Aber natürlich war das für Tai ein Fremdwort. Sora seufzte. „Was ist?“ „Mit wem gehst du eigentlich zum Maskenball?“ Sofort spürte Sora wie sie errötete. „Ich..ich..was soll das heißen mit wem ich dahin gehe?!“ „Naja“, Tai zuckte die Schultern. „Mit irgendwem wirst du doch gehen oder? Du wirst ja schließlich nicht alleine auftauchen, dass wäre ja wirklich sowas von..“ „Sowas von was?“, fragte Sora scharf. Tai zuckte zusammen. „Ähm ich meine ja nur..“ Hilflos brach er ab. „So ein Gespräch hätte ich von Mimi erwartet...aber du..“ Sora schüttelte den Kopf. „Du enttäuscht mich Taichi.“ Bevor Tai antworten konnte tippte Sora jemand auf die Schulter. Überrascht drehte sie sich um und sah in Matts eisblaue Augen. Er saß direkt auf dem Platz hinter ihr und Tai. Er lächelte sie an und hielt er einen kleinen zusammengefalteten Zettel hin. Sora griff danach und schob ihn, ohne einen Blick darauf zu werfen, Tai zu. Hinter sich konnte sie leisen Protest hören. Irritiert wandte sie sich wieder Matt zu, während Tai den Zettel auseinander faltete. Matt gestikulierte wild durch die Gegend. Es dauert ein paar Sekunden bis Sora begriff was er meinte. „Für mich?“, flüsterte sie und der Blonde nickte. Sora drehte sich zu ihrem Banknachbarn, der ein breites Grinsen auf dem Gesicht trug und Matt eine Kusshand zuwarf. Sora griff verwirrt nach dem Zettel und begann zu lesen. „Willst du mit mir zum Maskenball gehen?“ Als sie diese Worte las breitete sich eine angenehme Wärme in ihr aus. Ein Lächeln erschien auf ihren Gesicht und sie drehte sich wieder zu Matt um. „Da Tai ja nicht mit dir gehen kann“, flüsterte sie schmunzelnd, während Matt genervt die Augen verdrehte. „Ja.“ Auch auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln und er hob zufrieden einen Daumen nach oben. Links von Sora machte Tai schmatzende Kussgeräusche die sie aber Beide gekonnt ignorierten.

 

Unruhig wippte Yolei hin und her. Immer wieder sah sie um die Ecke, in der Hoffnung Izzy endlich zu entdecken. Aber bis jetzt war er noch nicht aus dem Klassenzimmer gekommen. „Bleib ruhig Yolei“, sagte sie zu sich selbst um sich selbst zu beruhigen. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal so nervös gewesen war. Trotzdem, schüchtern war sie noch nie gewesen, ihr Motto lautete Augen zu und volle Kraft voraus! Und genau deswegen würde sie Izzy fragen. Sie würden ihn fragen ob er mit ihr zum Maskenball gehen würde. Sie merkte wie sie allein bei dem Gedanken daran errötete. „Reiß dich zusammen!“ Sie spähte ein weiteres Mal um die Ecke und..Endlich! Da war er. Und weit und breit keine Kanna in Sicht. Das würde Yolei ausnutzen. Sie atmete noch einmal tief durch und wollte gerade um die Ecke gehen als.. „Koushiro.“ Alleine der Klang ihrer Stimme verursachte bei Yolei Kopfschmerzen. Kanna war neben Izzy getreten und strahlte ihn an. „Ich komme heute nicht mit zum Computerclub.“ Entschuldigend sah sie ihn an. „Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber ich muss mir unbedingt ein Kleid für den Maskenball kaufen..ich freue mich schon so wahnsinnig.“ Und das sah man ihr tatsächlich an, ihre Augen leuchteten richtig als sie das Wort Maskenball aussprach. „Klar kein Problem“, erwiderte Izzy der über ihren Enthusiasmus lächeln musste. „Super, bis morgen dann.“ Kanna wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber nochmal um. „Und danke“, sagte sie leise. „Danke, dass wir zusammen hingehen.“

Eine Welle der Enttäuschung fuhr durch Yoleis ganzen Körper als sie diese Worte hörte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Wortlos drehte sie sich um und ging. Um sie herum waren so viele lachende, plaudernde Schüler, doch sie bekam nichts davon mit. Sie wollte nur noch weg. Ein Gefühl der Erleichterung überkam sie als sie endlich aus dem Schulgebäude ins Freie trat. So war das also. Izzy ging mit Kanna zum Maskenball. Sie versuchte immer noch krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. Aber wenn sie ihn zuerst gefragt hätte...wäre er dann auch mit ihr hingegangen? Oder hätte er.. Zu spät. Ungehindert liefen ihr die Tränen über die Wange. Mit schnellen Schritten ging sie über den Schulhof, den Kopf gesenkt, in der Hoffnung, dass sie niemand sehen würde. Auf einmal hörte sie aus der Ferne eine Stimme, doch bevor sie darauf reagieren konnte spürte sie einen stechenden Schmerz und plötzlich wurde alles schwarz.

 

„Verdammt..verdammt...“ Woher kam diese Stimme? Yolei versuchte mühsam die Augen zu öffnen doch es ging nicht. „Yolei? Yolei kannst du mich hören?“ Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie auf dem Boden lag. Warum? Was war passiert? „Yolei jetzt komm schon!“ Sie kannte diese Stimme. Aber woher? Wenn sie doch nur...Und endlich gelang es ihr ihre Augen zu öffnen. Sie blinzelte eine paarmal. Die Gestalt die über sie gebeugt war, war so unscharf, sie konnte nur Umrisse erkennen. „Meine Brille..“, murmelte sie. „Yolei! Gott sei dank!“ Sie hörte die Erleichterung in seiner Stimme. „Meine Brille..“, wiederholte Yolei. Ihr Kopf fühlte sich eigenartig an. Was war denn nur passiert? „Achso natürlich hier!“ Und auf einen Schlag wurde die Welt um sie herum wieder klar. Auch die Person die die ganze Zeit mit ihr gesprochen hatte bekam endlich ein Gesicht. „Davis?!“, fragte Yolei verwirrt und wollte sich aufrichten. Doch er hielt sie auf und drückte sie sanft zurück. „Nicht so schnell. Bleib lieber noch einen Moment liegen.“ „Was..was ist passiert?“, fragte Yolei und hielt sich eine Hand an den Kopf. „Ähm..“ Davis biss sich verlegen auf die Lippe. „Naja. Ich habe dich wohl irgendwie..mit dem Fußball am Kopf erwischt...“ „Was?!“ Yolei glaubte nicht was sie da hörte. „Hey“, verteidigte Davis sich. „Das war nicht nur meine Schuld. Du warst viel zu nah am Fußballfeld! Und meine Warnung hast du auch ignoriert!“ Aha, das war also die Stimme gewesen, die sie kurz vor ihrem Blackout gehört hatte. Sie seufzte. Wenn das nicht der perfekte Abschluss für diesen tollen Tag war! „Naja.“ ,sagte sie etwas versöhnlicher. „Immerhin wars nicht wieder die Scheibe vom Direktor.“ „Ja“, erwiderte Davis. „Glück gehabt.“ Yolei verdrehte die Augen. „Wie geht es dir?“, fragte Davis dann. Yolei war überrascht wie besorgt er klang. „Ich glaube es ist alles okay“, sagte Yolei. „Mir tut nur mein Kopf weh...“ Sie richtete sich vorsichtig auf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass ihr Kopf die ganze Zeit auf Davis Schoß gelegen hatte. Augenblicklich errötete sie. „Du siehst echt nicht gut aus“, bemerkte Davis. „Dein Kopf ist feuerrot!“ „Ähm das..das macht nichts ich..“ „Na komm.“ Davis stand auf und streckte ihr die Hand hin. „Ich geb dir eine Cola aus.“

Zehn Minuten später saß Yolei neben Davis am Rande des Fußballfelds und nippte an ihrer Coladose. „Du Yolei..“, sagte Davis und vermied es sie anzusehen. „Mh? Was ist?“ „Ist alles..in Ordnung?“ Sie lachte. „Naja mein Kopf wird es schon überleben..“ „Das meine ich nicht“, unterbrach der Braunhaarige sie. „Nicht?“, fragte Yolei verwundert. „Aber was..“ „Als du aus dem Schulgebäude gekommen bist, da..da sahst du so traurig aus. Und..“ Er fuhr sich verlegen durch die Haare bevor er weitersprach. „Und es sah irgendwie so aus als..würdest du weinen.“ Yolei zuckte zusammen. „Was? Ich habe nicht geweint! So ein Blödsinn! Warum sollte ich auch!“ Sie lächelte Davis an während sie ihn innerlich verfluchte. Er merkte doch sonst auch nie irgendwas! „Achso...“ Davis drehte seine Dose gedankenverloren in seiner Hand. „Na okay.“ Sie schwiegen einen Moment. „Aber“, sagte Davis dann schließlich und hob den Kopf um ihr direkt in die Augen zu sehen. „Wenn es doch so war. Und wenn es etwas gibt was dich beschäftigt, dann kannst dus mir erzählen. Ich bin ein guter Zuhörer.“ Verblüfft starrte Yolei ihn an. Davis ein guter Zuhörer? Seit wann? „Ich...danke Davis.“ „Mh.“ Mit rotem Kopf wandte er seinen Blick ab. „Ich muss langsam los.“ Yolei stand auf und griff nach ihrer Tasche. Sofort stand Davis neben ihr. „Sicher? Soll ich dich vielleicht nach Hause begleiten? Oder doch lieber ins Krankenhaus?“ „Nein“, winkte Yolei ab. „Es ist alles okay, wirklich.“ „Na gut..“ Davis sah nicht wirklich überzeugt aus. „Also..bis morgen.“ Yolei hob kurz die Hand und wandte sich zum Gehen. „Hey Yolei!“, rief Davis ihr hinterher. „Es tut mir echt leid. Wenn es etwas gibt das ich tun kann um es wieder gut zu machen..“ Sie öffnete gerade den Mund um sein Angebot höflich abzulehnen als ihr ein Gedanke kam. Sie drehte sich noch einmal um und musterte Davis nachdenklich. „Es gibt tatsächlich etwas...“

Männer oder doch nur Spielkinder?

„Und?“ Ungeduldig schlich Tai um Izzy herum. „Wie siehts aus?“ „Mh..“, machte Izzy. „Was mh?“ Tai setze sich neben ihn auf den Boden und griff nach seiner Schulter. „Jetzt sag schon!“ „Naja..ich denke..ich denke ich könnte es hinbekommen“, sagte der Rotschopf vorsichtig. „Yeaah!“ Tai umarmte ihn vor Begeisterung. „Du bist echt der Beste Izzy!“ „Schon gut“, erwiderte er. „Aber ich frage mich echt wie das passieren konnte...ist sie dir runtergefallen, oder was?“ „Ähm..“ Tai sah verlegen zur Seite. „Könnte man so sagen...“ „Könnte man so sagen?“ Izzy sah seinen Freund verwirrt an. „Was meinst du damit?“ „Naa gut.“ Tai stand auf und setzte sich auf sein Bett. „Es war..Mimi.“ „Mimi?“, fragte Izzy überrascht. „Mimi ist deine Konsole runtergefallen? Wie konnte das denn passieren?“ „Sie ist ihr nicht runtergefallen“, erklärte Tai mit todernstem Gesicht. „Sie hat sie absichtlich auf den Boden geworfen.“ „Oh.“ Kurzes Schweigen. „Was hast du denn dieses Mal angestellt?“ Empört sprang Tai auf. „Ich habe gar nichts angestellt! Die Frau dreht nur durch wegen diesem dummen Maskenball!“ „Was hat der Maskenball denn damit zu tun?“, fragte Izzy stirnrunzelnd. „Na alles eben“, antwortete Tai und fuchtelte mit seinen Armen wild durch die Luft. „Also pass auf...“

 

Tai drückte konzentriert auf den Knöpfen seiner Playstation herum, den Blick stur auf den Bildschirm gerichtet. Dieses mal würde es er schaffen! Dieses mal würde er den Endboss besiegen. Nach tagelangen hochleveln war er endlich soweit, er war sich sicher. Über eine Stunde hatte er gebraucht um sich durch das Labyrinth zum Boss vorzukämpfen. Er holte nochmal tief Luft und betrat mit seinem Charakter den Raum. Gerade diesen Moment suchte Mimi, die die ganze Zeit schweigend auf seinem Bett gelegen und eine Zeitschrift durchgeblättert hatte, sich aus, um ein Gespräch mit ihm anzufangen. „Du Tai?“ „Mh?“, murmelte dieser leicht genervt. „Demnächst ist doch der Maskenball..“ „Ja und?“ „Naja“, sagte Mimi und stand auf. „Ich habe mich gefragt ob du...“ „Ob ich was?!“, rief Tai laut während er hilflos mitansehen musste wie sein Spielcharakter gerade nach allen Regeln der Kunst fertig gemacht wurde. Mimi sah ihn verwirrt an, sprach dann aber weiter. „Ich habe mich gefragt ob du schon weißt was du zum Ball anziehen wirst?“ „Häh?“ Tai hörte zwar Mimis Stimme, hatte aber keine Ahnung was sie ihm sagen wollte. „Verdammt“, stieß er hervor als sein Angriff daneben ging. „Tai!“, rief Mimi anklagend und stemmte die Hände in die Hüfte. „Hörst du mir überhaupt zu?“ Keine Reaktion. „Jetzt mach doch mal dieses..dieses dumme Ding aus, ich spreche mit dir!“ „Das geht jetzt nicht Mimi!“, knurrte Tai zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ich stecke gerade im ultimativen Bosskampf!“ Empört schnappte Mimi nach Luft. „Willst du damit sagen, dass dieses Spiel da wichtiger ist als ich?!“ 

 

„Fangfrage“, kommentiert Izzy während er die Konsole langsam wieder zusammensetzte. Dann hob er den Kopf. „Du..du hast doch nicht darauf geantwortet oder?!“ Tai fuhr sich verlegen durch die Haare. „Sie hat mich einfach so genervt..und ich war kurz davor den Boss zu besiegen!“, versuchte er sich zu verteidigen. „Ach Tai..“. Izzy schüttelte nur den Kopf während Tai seine Geschichte weiter erzählte.

 

„Naja nicht unbedingte wichtiger aber...“ „Du spinnst doch!“, schrie Mimi, das Gesicht wutverzerrt. Tai hob erstaunt den Blick. Und bevor er reagieren konnte hatte Mimi sich seine Konsole geschnappt und hielt sie drohend in den Händen. „Mimi“, rief Tai perplex. „Stell die Playstation wieder hin...“ „Nein!“ „Prinzessin“, versuchte Tai es mit ruhiger Stimme weiter. Langsam stand er auf und ging auf seine Freundin zu. „Es ist alles gut. Ich habe doch schon was zum Anziehen für den Maskenball“. „Hast du?“ Mimi ließ ihre Hände langsam sinken. „Klar“, sagte Tai schulterzuckend. „Ich zieh einfach eine Jeans und irgendeins von meinen alten Hemden an..“ „Falsche Antwort!“, zischte Mimi, ehe sie die Konsole mit voller Wucht zu Boden warf. Während Tai fassungslos zu Boden sank, schnappte Mimi sich ihre Tasche und stürmte an ihn vorbei. Im Türrahmen drehte sie sich nochmal um. „An deiner Stelle würde ich die freie Zeit damit verbringen einkaufen zu gehen und einen Anzug zu kaufen!“ Dann knallte sie die Zimmertüre hinter sich zu. 
 

„Da hast du dich aber mal wieder um Kopf und Kragen geredet“, sagte Izzy. „Ich kann doch auch nichts dafür“, meinte Tai und setzte sich grummelnd neben Izzy auf den Boden. „Warum ist Mimi auch immer so empfindlich?“ „Du kennst sie doch“. Sie schwiegen ein paar Minuten ehe Izzy die Playstation vorsichtig auf den Boden stellte und den Einschaltknopf betätigte. Er leuchtete sofort auf. „Super!“, jubelte Tai. „Es funktioniert wieder!“ „Sieht so aus.“ Dann verfinsterte sich Tais Gesicht wieder.  „Aber auch wenn die Konsole wieder geht..ich habe keine Zeit zum Spielen. Ich muss mir einen Anzug kaufen gehen. Sonst flippt Mimi noch komplett aus..“ „Das solltest du wirklich“, stimmte der Rothaarige seinem Freund zu. „Oh man..ich hab echt keine Lust“, murrte Tai. „Hey“, rief er dann als ihm ein Gedanke kam. „Kommst du mit Izzy?“ „Nein?“, sagte Izzy sofort, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. „Nein? Aber warum?“ „Naja, erstmal weil ich erst einkaufen war. Übrigens mit deiner Freundin.“ Izzy warf Tai einen finsteren Blick zu. Er hatte ihm immer noch nicht richtig verziehen, dass er sich damals vor der Einkaufstour gedrückt hatte. „Achja..hatte ich ganz vergessen“, lachte Tai und sah schuldbewusst zur Seite. „Und außerdem“, fuhr Izzy fort. „Habe ich meine Sachen für den Maskenball schon.“ „Echt?“, fragte Tai überrascht. Izzy nickte. „Achso..“ Er musste über Tais Reaktion schmunzeln, konnte er sich doch nur zu gut vorstellen was sein Freund gerade dachte. Aber wenn er wirklich annahm, dass Izzy in einem Klamottenladen gewesen war dann lag er mehr als falsch. Gut, hätte er seiner Mutter von dem Maskenball erzählt hätte diese es sich wahrscheinlich nicht nehmen lassen mit ihm einen Laden nach dem anderen abzuklappern. Aber Izzy hatte vorgesorgt und ihr erst davon erzählt als er sein Outfit sicher und ohne Stress im Internet bestellt hatte. Und genau das sagte er auch Tai. „Internet“, wiederholte dieser nachdenklich. Dann breitete sich ein ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Izzy du bist ein Genie!“ Tai sprang auf und sprintete zu seinem Rechner. „Ich mach es einfach genauso, dann muss ich nicht rausgehen und kann gechillt weiterzocken!“ Plötzlich hielt Tai inne. „Da kommt mir eine Idee...“

„Also was gibt’s?“ Matt ließ sich auf Tais Bett fallen und nickte Izzy kurz zur Begrüßung zu. „Matt“, begann Tai und strahlte seinen Freund an. „Du bist hier, weil ich eine geniale Idee hatte.“ „Du?“, unterbrach der Blonde ihn stirnrunzelnd. „Naja gut, vielleicht war es auch Izzys Idee“, lenkte Tai ein. „Aber, Fakt ist, die Idee ist genial!“ „Um was geht es hier eigentlich?“, fragte Matt und wandte sich Izzy zu.

 

In kurzen Worten erklärte dieser ihm was passiert war. „Und jetzt“, beendete er die Geschichte. „Will Tai seinen Anzug im Internet kaufen.“  Matt saß einige Sekunden schweigend da, dann hob er den Kopf und sah Tai ungläubig an. „Und deswegen bin ich hier? Kannst du nicht mal einen Anzug ohne mich bestellen?“ Genervt fuhr er sich durch die Haare. „Was? Nein“, winkte Tai ab. „Du bist hier, weil ich dachte das du bestimmt auch noch nichts für den Maskenball gekauft hast und..“ „Falsch.“ Dieses kleine Wort brachte Tai komplett aus dem Konzept. „Was?“ Matt zuckte die Schultern. „Na du liegst falsch. Ich habe meine Sachen schon.“ „Du hast..du hast..“, stotterte Tai. „JA!“, rief Matt genervt. „Aber wann..wie..“ „Mensch Tai.“ Matt war aufgestanden und ging unruhig im Zimmer hin und her. „Was genau ist da so schwer dran zu verstehen? Ich war in einem Laden und hab das Zeug gekauft. Fertig!“ „In einem Laden“, wiederholte Tai tonlos. „JA! Ein Laden! Dort kaufen normale Menschen ein, weißt du? Sorry“, fügte er dann mit einem kurzen Blick auf Izzy hinzu. Dieser winkte ab. „Also“, sagte Tai, der angestrengt nachdachte. „Bin ich der Einzige der noch nichts für den Ball gekauft hat?“ „Sieht wohl so aus“, sagte Matt trocken und Izzy nickte zögerlich. „Kein Wunder das Mimi sauer war“, meinte  der Musiker und stellte sich hinter seinen besten Freund um einen Blick auf den PC Bildschirm zu erhaschen. „Es ist schließlich nicht mehr viel Zeit.“ „Na schön, vielleicht bin ich echt etwas spät dran“, gab der Braunhaarige zu. „Aber mit eine Klick ist die Sache erledigt, also hör auf so auf mir rumzuhacken!“ Er drehte sich zu Izzy um. „Zeig mir doch mal die Seite wo du eingekauft hast Izzy.“ Sofort stand Izzy neben ihm und lotste ihn auf die entsprechende Internetseite. „Mh..“ Überfordert scrollte Tai sich durch die schier unendlichen Angebote von Westen, Hemden ect. „Welchen soll ich denn nehmen..?“ „Am besten einer der farblich zu Mimis Kleid passt“, versuchte Izzy ihm zu helfen. „Aber ich weiß gar nicht was Mimi für ein Kleid trägt..“ „Wahrscheinlich was in Rosa“, war Matts Kommentar dazu. Izzy schüttelte den Kopf. „Matt ich glaube nicht, dass.. „Hey!“, rief Tai und begann zu lachen. „Es gibt echt einen rosa Anzug, schaut mal!“ Er rief besagten Anzug auf um ihn in Großansicht zu sehen.  Izzy wechselte einen kurzen Blick mit Matt und schlug sich dann resigniert an die Stirn. Dann fiel ihm etwas ein. „Matt?“, fragte er. „Mit wem gehst du eigentlich zum Ball?“ Tai hob erstaunt den Kopf. „Das weißt du nicht?“ „Nein?“ „Er geht mit..“ „Ich gehe mit Sora“, unterbrach Matt seinen Freund. „Mit Sora?“ Izzy dachte einen Moment lang nach dann lächelte er. „Schön.“ „Ich versteh dich einfach nicht“, mischte Tai sich wieder in das Gespräch ein. „Du könntest mit jeder, wirklich jeder, aus unserer Schule hingehen. Die Mädchen stehen doch alle auf dich, wegen diesen Bandkram. Und du gehst mit Sora..“ Er schüttelte den Kopf. „Und was soll das jetzt heißen?“, fragte Matt und zog eine Augenbraue nach oben. „Naja ich frage mich natürlich..“ Matt seufzte genervt. „Tai! Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, sage es dir aber gerne nochmal. Wir sind nur Freunde.“ Tai grinste ihn wissend an. „Schon klar!“

Matt sparte sich jedes weitere Kommentar und wandte sich an Izzy. „Und du gehst mit dieser..Kanna?“ Sofort wurde Izzy rot. „Ich..ja..“ „Nicht schlecht. Die ist echt süß“, bemerkte Matt. „Ja sieht ziemlich gut aus“, stimmte Tai ihm zu. „Ich..“ Verunsichert sah Izzy zu Boden. „Mann Izzy!“ Tai war aufgestanden und klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Jetzt sag doch mal..was läuft da bei euch?“ „Waas?“, stotterte Izzy erschrocken und wich einen Schritt zurück. „Na komm schon.“ Tai zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Die Kleine klebt ja an dir wie eine Klette! Du kannst mir doch nicht erzählen, dass..“ „Tai“, sagte Matt scharf und zog ihn ein Stück von Izzy weg. „Jetzt bedräng ihn doch nicht so!“ „Was? Das mach ich doch gar nicht..“ „Klar machst du das!“ „Nein!“ Izzy atmete erleichtert aus, als Tai seine Aufmerksamkeit von ihm abwandte. Irgendwie war ihm dieses Gespräch unangenehm. Vielleicht lag es daran, dass er selbst nicht genau wusste was er für Kanna empfand. Sie waren Freunde klar. Aber war das alles? Er wusste es nicht. In seinem sonst so logisch denkenden Kopf herrschte das reinste Chaos, wenn er anfing über Kanna nachzudenken. Von seinem Herzen mal ganz zu schweigen. Er wusste es einfach nicht. Er.. „Ach wisst ihr was“, unterbrach Tai seine Gedanken. „Am besten zocken wir erstmal eine Runde. Ich will die nächsten Stunden erstmal nichts mehr von Frauen und Anzügen hören..“ „Aber Tai“, warf Izzy ein. „Du hast dir immer noch keinen Anzug...“ „Jaja, den kaufe ich danach. Ist doch noch ewig Zeit.“ Er griff nach seiner frisch reparierten Playstation und stellte sie in seinen Schrank. Bis Mimi sich beruhigt hatte versteckte er sie besser. Dann zeigte er auf den Nintendo 64 der auf den Boden stand. „Wie wärs mit ner Runde Mario Kart?“

 

„Hallo Mimi!“ Kari lächelte die Ältere, die vor der Haustüre stand an. „Hey Kari.“ Mimi folgte ihr in das Wohnzimmer, in dem T.K auf der Couch saß. „Hey Mimi.“ „T.K.“ „Tai ist in seinem Zimmer“, erklärte Kari und setzte sich wieder neben ihren Freund. Sofort legte dieser seinen Arm um sie. Mimi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, die Zwei waren einfach zu süß! „Mh..“ „Habt ihr euch vorhin gestritten?“, fragte Kari vorsichtig. Sie hatte am frühen Nachmittag laute Stimmen aus Tais Zimmer gehört, gefolgt von einem lauten Knall. „Naja.“ Mimi drehte eine Haarsträhne um ihren Finger. „Irgendwie. Ein bisschen. Vielleicht.“ Kari und T.K sahen sie besorgt an. „Aber das ist halb so wild“, sagte Mimi und ging an ihnen vorbei zu Tais Zimmer. „Na wenn du meinst..“ Kari sah der Brünetten nachdenklich hinterher. 

Vor Tais Zimmer angekommen atmete Mimi ein paarmal tief ein und aus. Sie hatte vorhin wirklich etwas überreagiert. Tatsächlich schämte sie sich sogar ein bisschen dafür, Tais Konsole einfach zustört zu haben. Sie sollte sich bei ihm entschuldigen, wirklich. Sie griff nach der Türklinke, hielt dann aber inne als sie Stimmen hörte. Sie kamen aus Tais Zimmer. „Was..?“ Energisch drückte sie die Türklinke nach unten und trat ein. Im nächsten Moment hätte sie am liebsten laut aufgeschrien. Tai saß, zusammen mit Izzy und Matt auf dem Boden, jeder von ihnen hielt einen Controller in der Hand. „Gleich hab ich dich!“, rief Tai gerade. „Hättest du wohl gerne“, kommentierte Matt cool. „Tai?“, fragte Mimi mit eisiger Stimmer. „Verdammt!“ Tai drückte den Pause Knopf, drehte sich aber nicht um. „Hey Mimi!“, begrüßte Matt sie. „Mimi!“ Izzy lächelte sie schuldbewusst an. „Taichi Yagami“, sagte Mimi, die Matt und Izzy komplett ausblendete. „Was tust du da?“ „Also ich..ich..“, stotterte Tai, während er aufstand und Mimi unsicher anlächelte. Diese seufzte und hielt sich eine Hand an den Kopf. „Sag mir bitte, dass du wenigstens einen Anzug kaufen warst..bitte.“ „Oh..“ Mit einem Satz stand Tai an seinem PC und klickte wild herum. „Neeeeiiin!“Sein Schrei drang durch das ganze Haus. Sogar T.K und Kari schienen ihn gehört zu haben, denn sie stürmten nur Sekunden später in sein Zimmer. „Was ist passiert?“, fragte Kari besorgt. „Alles okay?“ T.K sah sich im Raum um. „Ich..ich..“ Tai deutete mit entsetztem Gesicht auf den Bildschirm. Matt trat neben ihn. Er blinzelte ein paarmal ehe er trocken zu Mimi sagte: „Du magst doch rosa, oder?“

 

Kleider oder...Kleider?

Izzy warf seiner Banknachbarin einen überraschten Blick zu. Es kam selten vor, dass Mimi so eifrig und konzentriert im Unterricht mitschrieb. Lächelnd wandte er sich wieder seinen eigenen Aufzeichnungen zu. „Sie wird wohl auch endlich vernünftig“,dachte er naiv. Aber nur ein paar Minuten später, als die Klingel ertönte wurde er eines Besseren belehrt. Während der Großteil der Schüler eilig aus dem Raum stürmte, kritzelte Mimi immer noch in ihrem Heft herum. „Mimi?“, fragte Izzy vorsichtig. „Die Stunde ist vorbei...“ „Was?" Erschrocken hob das Mädchen den Kopf und blinzelte Izzy an. „Oh.“ Überrascht sah sie sich um Klassenraum um. „Hab ich gar nicht mitbekommen“, murmelte sie zerstreut. „Das habe ich bemerkt“, sagte Izzy trocken. „Aber ich wusste gar nicht das dich japanische Geschichte so interessiert..“ „Häh?“ Mimis Gesicht drückte pure Verwirrung aus. „Wovon sprichst du eigentlich?“ Izzy hob eine Augenbraue. „Na japanische Geschichte“, wiederholte er. „Das Fach das wir gerade hatten?“, versuchte er es weiter. Immer noch keine Reaktion. „Mimi“, rief er schließlich ungeduldig und beugte sich über ihr Heft. „Was hast du denn die ganze Zeit..“ Mitten im Satz verschlug es ihm die Sprache. Sie hatte überhaupt nichts, was sie gerade im Unterricht durchgenommen hatten, mitgeschrieben. Stattdessen standen einzelne unverständlich Wörter in ihren Heft. >Eventuell Gold? Auf jeden Fall schulterfrei! High Heels? Wie hoch? Haare? Lockig?< Darunter befanden sich einige Zeichnungen von Kleidern. „Was..? Mimi was..ist das?“ Bevor Mimi antworten konnte trat Kanna hinter sie. „Wow“, sagte die Schwarzhaarige und betrachtete interessiert die Zeichnungen im Heft ihrer Klassenkameradin. „Soll dein Kleid so aussehn, Mimi-chan?“ „Ja“, verkündete Mimi stolz und drehte sich zu Kanna um. „So ungefähr..wobei ich mir bei der Farbe noch etwas unsicher bin“.  „Ach“, winkte Kanna ab. „Du siehst doch in jeder Farbe toll aus!“ „Meinst du?“, fragte Mimi lächelnd. Dann fiel ihr etwas ein. „Apropos Kleid..“ „Sora und ich gehen gleich einkaufen, möchtest du vielleicht mitkommen?“ „Vielen Dank, aber ich habe mein Kleid schon“, lehnte Kanna das Angebot ab. „Außerdem beginnt gleich der Computerclub“,  fügte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr hinzu. „Schade..“, sagte Mimi und warf sich ihre Tasche über die Schulter. „Dann nächstes Mal“. „Klar!“ „Ähm?“, machte Izzy sich in diesem Moment bemerkbar. Er verstand nur Bahnhof. „Von was sprecht ihr da eigentlich?“ Die beiden Mädchen warfen ihm einen ungläubigen Blick zu. Kanna griff seufzend nach seinem Arm. „Ich erklärs dir auf den Weg zum Computerclub. Komm“. Sie zog Izzy mit sich. Mimi sah ihnen schmunzelnd hinterher.

 

„Puh“, seufzte Tai und lehnte sich erschöpft auf seinem Stuhl zurück. „War das wieder anstrengend“. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Sora lachte und begann ihre Schulsachen zusammenzupacken. „Als ob du soo gut aufgepasst hättest..“ Sie ließ ihren Blick vielsagend zu der Sportzeitschrift wandern, die unter Tais Mathebuch hervorlugte. Ertappt griff Tai danach und stopfte sie zurück in seine Tasche. „Na gehen wir?“,  fragte Matt mit ruhiger Stimme und trat neben ihren Tisch. „Jep“. Tai stand auf und streckte sich kurz. „Kommst du?“, fragte er dann und sah seine Banknachbarin ungeduldig an. „Ihr könnt ruhig schon gehen“, meinte diese. „Ich habe heute noch etwas vor..“ Und wie auf Kommando schrillte Mimis Stimme durch den Klassenraum. „Sora!“ Fröhlich stürmte die Brünette auf ihre beste Freundin zu und umarmte sie. „Na bist du bereit?“, fragte sie Sora und drückte Tai zur Begrüßung einen kurzen Kuss auf die Wange. „Bereit wofür?“, fragte dieser misstrauisch. Mimi verdrehte genervt die Augen. „Weißt du, Sora und ich treffen uns mit ein paar Typen und dann..“ Erschrocken schnappte Tai nach Luft. „Dir ist schon klar, dass Mimi dich gerade verarscht oder, Mann?“, fragte Matt und klopfte seinen Freund kopfschüttelnd auf die Schulter. „Klar“, murmelte dieser verärgert und wischte Matts Hand beiseite. „Das wusste ich...“ Mimi und Sora tauschten einen kurzen Blick und begann dann zu lachen. „Wir gehen einkaufen“, klärte Sora die Situation auf. „Was, schon wieder?“,  fragte Tai ungläubig. Er konnte einfach nicht verstehen, warum Frauen sooft einkaufen gehen mussten.. „Ja schon wieder“, sagte Mimi und warf ihre Haare zurück. „Hast du damit ein Problem?“ Ihre Augen funkelten ihn herausfordernd an. „Nein“, beeilte er sich zu sagen. „Wobei du gar nicht soviele Klamotten kaufen müsstest..du siehst sogar in einem Kartoffelsack wunderschön aus“. „Oh..“ Dieser Satz zauberte ein Lächeln auf Mimis Gesicht. Sie griff nach Tais Hand und strahlte ihn an. Matt, der die Szene mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete hatte wandte sich zum Gehen. „Hey“, rief Tai ihm stirnrunzelnd hinterher. „Jetzt warte doch auf mich!“ Er legte Mimi kurz seine Hand auf den Kopf. „Ich wünsche euch viel Spaß Prinzessin!“ Dann stürmte er Matt hinterher. Im Türrahmen drehte er sich nochmal kurz um. „Was wollt ihr eigentlich kaufen?“ Mimi zog eine Schnute. „Aber das ist doch klar! Wir brauchen doch noch Kleider..für den Maskenball!

„Ich dachte an was Goldenes..oder vielleicht doch Rot? Was meinst du Sora?“ Die Angesprochene musste sich ein Grinsen verkneifen.  Kaum hatten die beiden Freundinnen das Einkaufszentrum betreten war Mimi – mal wieder- ganz ihrem Element. „Ach weißt du..“ „Hey!“, wurde sie von Mimi unterbrochen. „Schau mal, da ist Kari! Hey Kari!“ Winkend lief die Brünette auf Kari zu.  „Mimi, Sora!“ Die Jüngere sah ihre Freundinnen überrascht an. „Was macht ihr denn hier?“ „Na was wohl?“ Mimi strahlte sie an. „Wir wollen Kleider kaufen, für den Maskenball. Und du?“ „Oh ich..ich..“ Verlegen sah Kari zur Seite. „Was ist denn los Kari?“, fragte Sora, die sofort bemerkte, dass etwas nicht stimmte. „Und was versteckst du da hinter deinem Rücken?“, fragte Mimi ahnungslos. „Was?“ Sofort lief Kari rot an und wich einen Schritte zurück. „Warst du shoppen?“, vermutete Mimi. „Zeig doch mal.“ „Mimi!“, versuchte Sora ihre Freundin zurückzuhalten, doch diese hatte Kari schon die Tüte aus der Hand gerissen. „Schon okay Sora“, seufzte Kari. „Wow!“ Mimi bekam große Augen als sie ein weißes Kleid herauszog. „Das ist ja wunderschön!“ Sora runzelte die Stirn. „Warum wolltest du das Kleid denn vor uns verstecken.“ „Naja ich..“ Unsicher spielte Kari an der Kette, die um ihren Hals hing, herum. „Komm“, Sora griff nach Karis Arm. „Am besten gehen wir erstmal einen Kaffee trinken.“ Dankbar ließ die Jüngere sich mitziehen. Mimi starrte ihnen ungläubig hinterher. „Aber was ist mit unseren Kleidern? Sora?? Hallo???“

 

„Also“, begann Sora und schüttete etwas Milch in ihren Kaffee. „Was ist los Kari?“ Kari rührte verlegen in ihrem Tee herum. „Also ich..es ist wegen T.K“, murmelte sie mit gesenktem Kopf. „T.K?“, fragte Sora überrascht. Das hatte sie nicht erwartet. „Jaa.“ Kari seufzte. „Naja wisst ihr, ich habe doch schon soviele Kleider und..“ „Das ist ja eine Frecheit“, unterbrach Mimi das Mädchen. Natürlich hatte sie sofort kapiert was Karis Problem war.  „Nur weil du soviele Kleider hast möchte T.K, dass du eines von den alten Teilen zum Maskenball anziehst? Ich glaube ich spinne, wie kommt er dazu..“ „Nein“, sagte Kari mit fester Stimme. „Nein, dass ist es nicht..“ „Oh.“ Damit war Mimi erstmal der Wind aus den Segeln genommen worden und sie schwieg. „Sprich weiter“, ermunterte Sora Kari. Diese biss sich auf die Lippe. „Mh...also weil ich soviele Kleider habe, hab ich T.K gesagt ich werde mir nichts Neues für den Maskenball kaufen.“ Mimi schnappte erschrocken nach Luft. Nichts Neues kaufen? Unvorstellbar für sie! „Und T.K meinte, dass ich mich nicht daran halten werde.“ Sora sah sie nachdenklich an. „Ich wollte mir wirklich nichts kaufen, ehrlich!“, rief Kari dann plötzlich und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Aber dann habe ich im Schaufenster dieses Kleid gesehen und...“ Sie sah ihre Freundinnen hilflos an. „Das ist doch klar“, versuchte Mimi sie zu beruhigen. „Da musst du dir echt keine Vorwürfe machen, T.K..“ „Aber“, fuhr Kari leise fort. „Das ist noch nicht alles.“ Sie holte tief Luft. „Ich war mir so sicher, dass ich es schaffen würde, deshalb haben..wir haben gewettet.“ „Gewettet?“, fragte Sora stirnrunzelnd und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Um was?“, wollte Mimi wissen und beugte sich neugierig vor. „Das..das ist privat!“, stieß Kari hervor und wurde rot. „Aber..“ „Mimi“, wies Sora ihre Freundin streng zurecht. „Naa gut..“ Enttäuscht lehnte Mimi sich zurück. „Und so wie es aussieht..“ Kari griff nach ihrer Tüte und zog ein Stück ihres Kleides heraus. Mit verklärtem Gesichtsausdruck strich sie über den weichen Stoff. „Wie es aussieht habe ich verloren..“ „Ja“, sagte Sora nachdenklich. „Ich wüsste nicht was wir..“ „Ach was“, winkte Mimi energisch ab. „Das ist doch kein Problem.“ Erstaunte Blicke trafen die Brünette. „Ich meine wieviele Kleider hast du in deinem Schrank? Fünfzehn? Zwanzig?“ Kari nickte. „Na also. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass T.K jedes einzelnen kennt. Ich meine“, sie zuckte die Schultern. „Er ist schließlich ein Mann.“ Kurzes Schweigen. „Also meinst du ich..“ „Sie kann doch nicht einfach..“ „Aber klar.“ Mimi warf lächelnd ihre Haare zurück. „Du erzählst T.K einfach, dass es ein altes Kleid ist.“ Sora sah ihre Freundin ungläubig an. „Also Problem gelöst!“ Kari erwiderte Mimis Lächeln schüchtern. „Und jetzt“ Mimi stand auf. „Suchen wir endlich Kleider für uns Sora!“ 

 

Nachdenklich strich Sora das rote Kleid, welches sie trug, glatt. „Ich weiß nicht recht“, murmelte sie während sie sich skeptisch im Spiegel betrachtete. „Das sieht einfach atemberaubend aus!“, schwärmte Mimi die ihre Freundin mit strahlenden Augen betrachtete. „Meinst du? Ich hätte lieber etwas Schwarzes..“ „So ein Blödsinn!“ Mimi schüttelte energisch den Kopf. „Mit rot fällst du viel mehr auf!“ „Eben“, sagte Sora. „Und das ist nun wirklich nicht meine Absicht.“ „Quatsch! Ich sag dir, wenn du dieses Kleid trägst fallen Matt glatt die Augen raus..“ „Mimi!“, rief Sora und ihr Gesicht nahm augenblicklich die Farbe ihres Kleides an. „Matt?“, fragte Kari verwirrt. „Klar! Sora und Matt gehen zusammen zum Ball, wusstest du das noch gar nicht?“ Kari schüttelte den Kopf. „Nein, das wusste ich nicht. Du gehst also mit Matt..“ „Als Freunde!“, rief Sora sofort dazwischen. „Na klar! Als Freunde!“ Mimi zwinkerte Kari verschwörerisch zu. „Ahh!“ Genervt verschwand Sora wieder in der Umkleidekabine. Ihre Freundinnen lachten. „Und welches Kleid wirst du nehmen?“, wechselte Kari das Thema. „Mh..“ Im Moment trug Mimi ein eisblaues Kleid. Es war nicht schlecht, aber... „Ich denke es wird das Erste werden“, sagte sie schließlich. „Das Goldene? Das war wirklich hübsch.“ Mimi nickte und ging ebenfalls zu den Umkleiden um sich umzuziehen. Als die Mädchen gemeinsam zur Kasse schlenderten sagte Kari plötzlich etwas schuldbewusst: „Eigentlich hätten wir Yolei auch fragen müssen ob sie mit zum shoppen kommt...“ „Stimmt“, meinte nun auch Sora während sie ein paar Scheine aus ihrem Portemonnaie nahm. „Ach was“, winkte Mimi ab. „Sie wird schon nicht böse sein. Und das wir Kari getroffen haben war doch auch nur ein Zufall.“ „Naja schon aber..“ Bevor Kari ihren Satz beenden konnte wurde sie von Mimi unterbrochen. „Mit wem geht Yolei eigentlich zum Ball?“  Dieser Satz zog ein langes Schweigen nach sich. „Ähm..“ Kari runzelte die Stirn und überlegte krampfhaft ob Yolei sich ihr gegenüber schon dazu geäußert hatte. Die naheliegendste Antwort wäre wahrscheinlich Izzy..aber da war schließlich auch noch Kanna.. Mimi und Sora sahen die Jüngere erwartungsvoll an. Sofort fühlte Kari sich schuldig. Sie war schließlich Yoleis beste Freundin. Warum wusste sie dann nicht mit wem Yolei zu dem Ball ging? Warum hatte sie sie nicht danach gefragt? Sie war wirklich eine schlechte Freundin! Aber sie hatte sich darauf gefreut mit T.K zu diesem Event zu gehen, dass sie an niemanden sonst gedacht hatte. Zerknirscht sah sie zu Boden. „Ich weiß es nicht“, nuschelte sie verlegen. „Mh..“ Mimi zog eine Augenbraue nach oben. „Vielleicht kommt sie alleine“, überlegte Sora. „Das Problem ist, dass die Veranstaltung nur für Schüler unserer Schule ist“, erklärte Mimi während sie ihre Einkaufstüte von der Verkäuferin entgegennahm. „Sonst hätte ich darauf gewettet, dass sie mit Joe kommt..“ „Joe?“, riefen Kari und Sora gleichzeitig. „Klar“, nickte Mimi, überrascht von der Reaktion ihrer Freundinnen. „Wie kommst du denn auf Joe?“, fragte Sora verwirrt. „Das glaube ich nicht“, fügte Kari leise hinzu. „Ihr wisst wohl nicht was ich weiß“, rief Mimi triumphierend und lächelte. „Und was weißt du?“ „Ich weiß“, Mimi machte eine kurze Pause um die Spannung zu erhöhen. „Ich weiß, dass Yolei und Joe vor kurzem ein Date hatten!“ 

Maskenball oder wer mit wem I

Vorsichtig steckte Kanna die letzte Haarnadel in ihre Hochsteckfrisur. Skeptisch betrachtete sie das Ergebnis im Spiegel, drehte ihren Kopf hin und her. Dann, mit einem lautem Seufzen, begann sie die Nadeln wütend wieder herauszuziehen. Ihre Haare fielen ihr unordentlich bis zur Schulter. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. „Verdammt.“ Hektisch schloss sie ihr Glätteisen an und verteilte einen Hitzeschutz auf ihren Haaren. In zehn Minuten würde Koushiro sie abholen kommen und sie sah aus wie eine Vogelscheuche! Koushiro...Als er angeboten hatte sie heute Abend abzuholen hatte sie erst abgelehnt, schließlich war die Schule nur ein paar U-Bahn Stationen von ihrer Wohnung entfernt. Aber Koushiro hatte ihr Nein nicht akzeptiert. Sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie energisch er darauf bestanden hatte sie zu begleiten. Aber wenn sie sich nicht beeilte würde sie nicht fertig sein bis er kam! Schnell und mit geübter Hand ließ Kanna das Glätteisen durch ihre Haare gleiten. Gerade als sie das Gerät aussteckte klingelte es an der Türe. Während Kanna den Flur entlanglief strich sie noch einmal ihr Kleid glatt, dann öffnete sie. „Hallo“, sagte sie und lächelte. Der Rothaarige sah sie stumm und mit großen Augen an. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich ein Lächeln zu Stande brachte und ein schüchternes „Hallo“, flüsterte. Irgendwie machte er sie nervös. „Also.." Unschlüssig trat Kanna von einem Bein auf das andere. „Ich hole nur noch meine Tasche, dann können wir los“, sagte sie verlegen und drehte sich um. „Kanna“, hörte sie seine Stimme und blieb stehen „Du..du siehst heute wirklich wunderschön aus.“ Sie merkte wie sie errötete, murmelte eine leises „Danke“ und verschwand in ihrem Zimmer. Dort angekommen lehnte sie sich mit klopfenden Herzen gegen ihre Tür. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Wie war es nur möglich, dass seine Worte sie so sehr aufwühlten? Andererseits, hatte sie nicht schon vom ersten Augenblick in dem sie Koushiro gesehen hatte bemerkt, dass da etwas zwischen ihnen war? War das die berühmte Liebe auf den ersten Blick von der man soviel hörte? Liebe...Schon bei dem Gedanken daran färbten sich ihre Wangen rot. Aber war sie wirklich in ihn verliebt, oder war es nur weil...sie öffnete die Augen und sah nachdenklich auf ihren PC, der am Boden stand. Sie blieb ein paar Sekunden regungslos und in Gedanken versunken stehen, dann fiel ihr ein, dass Koushiro immer noch an der Haustüre auf sie wartete. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und griff nach ihrer Tasche. Bevor sie ihr Zimmer wieder verließ warf sie nochmal einen kurzen Blick in den Spiegel. Ihr schwarzes Kleid lag bis zur Taille eng an, wurde nach unten hin weiter und ging ihr bis kurz über die Knie. Am meisten gefiel Kanna die große Schleife die in der Mitte platziert war. Unwillkürlich hatte sie Koushiros Worte wieder im Kopf. „Du siehst heute wirklich wunderschön aus.“ Lächelnd zog sie die schwarze, mit Glitzer besetzte Maske aus ihrer Handtasche und machte sich auf den Weg zu ihrem Begleiter.

 

Schweigend saßen sie nebeneinander in der U-Bahn. Immer wieder warf Kanna Koushiro kurze Blicke zu. Er sah in seinem schlichten schwarzen Anzug so erwachsen aus!  Auch die Tatsache, dass er statt eines weißen Hemdes ein schwarzes trug gefiel ihr. „Alles okay?“, fragt er irgendwann und sah sie unsicher an. „Ich..was? Ja klar!“ Ertappt sah Kanna zur Seite. „Na gut.“ Er klang immer noch etwas verwirrt, hakte zum Glück aber nicht weiter nach.  „Seltsam", dachte Kanna und sah aus dem Fenster. Seltsam, dass sie heute so schüchtern war. Nein, nicht nur sie, auch Koushiro benahm sich anders als sonst. Dabei waren sie ja nicht das erste Mal allein unterwegs. Trotzdem herrschte am heutigen Abend eine ungewohnte Distanz zwischen ihnen. Das Wort "Date" lag unausgesprochen in der Luft.  „Date..", murmelte sie und spürte wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.  „Kanna?" Koushiro stand plötzlich vor ihr "Kommst du? Wir müssen hier aussteigen."  „Oh." Überrascht sprang Kanna auf und folgte ihm aus der Bahn. Den Weg bis zur Schule verbrachten sie weiterhin schweigend, so dass das Mädchen froh war, als sie den belebten Schulhof betraten. Es war ein ungewohnter Anblick, überall Mädchen in schicken Abendkleidern und  Jungs in eleganten Anzügen. Ein großer Unterschied zur tristen Schuluniform. Auch der Lärmpegel war höher als gewohnt.  „Siehst du die Anderen irgendwo?", fragte Koushiro und sah sich stirnrunzelnd in der Menschenmenge um.  „Nein." Kanna trat dichter an ihn, die vielen Leute machten sie nervös.   „Mh.." Koushiro fuhr sich durch die Haare und seufzte. "Dann müssen wir sie wohl suchen.." Mit diesen Worten bahnten er sich langsam einen Weg durch die Menschenmassen.  „Ja.." Ohne große darüber nachzudenken griff Kanna nach seiner Hand, um ihn nicht zu verlieren. Er zuckte kurz zusammen, ließ sich aber ansonsten nichts anmerken. Kanna dagegen wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. Wie kam sie dazu einfach seine Hand zu nehmen? Sie waren ja schließlich kein Paar oder so. Sie biss sich auf die Lippen. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie wusste ja selbst nicht was da in sie gefahren war, irgendwie war es einfach eine Art Reflex gewesen. Aber was jetzt? Seine Hand jetzt einfach wieder loszulassen kam auch nicht in Frage, dass würde alles nur noch peinlicher für sie machen. Aber was...Noch während Kanna fieberhaft darüber nachdachte wie sie das Hand-Problem lösen konnte, erklang plötzlich eine Stimme. 
 

„Izzy, Kanna! Hier drüben!" Sora stand, etwas abseits der großen Menschenmenge und winkte ihnen lächelnd zu.  „Na also", atmete Koushiro erleichtert auf und ging mit schnellen Schritten auf sie zu.  „Wow Kanna..dein Kleid ist ja ein Traum!" "Danke", murmelte Kanna und sah an sich herunter. „Das Kompliment kann ich allerdings nur zurückgeben!" Und das entsprach der Wahrheit. Das enge rote Spaghettiträger Kleid endete knapp über Soras Knien und schmeichelte ihrer Figur unglaublich gut.  „Naja." Sora lächelte etwas gequält.  „Ich finde rot zwar etwas zu auffällig..aber Mimi hat mich mal wieder überredet."  Eine Aussage die Kanna nicht überraschte. Inzwischen kannte sie Mimi gut genug um zu wissen, dass man keine Chance gegen sie hatte wenn sie sich etwas einbildete. Kanna und Sora wechselten einen kurzen Blick und begann dann zu lachen.  „Du hast dich aber auch ganz schön schick gemacht Izzy!" Der Angesprochene wurde rot. Bevor er allerdings antworten konnte stand plötzlich Matt vor ihnen.  „Ich hab sie nirgendwo gefunden." Matt, ganz der Rockstar der er eben war, trug eine schwarze Anzughose, schwarze Chucks und ein weißes Hemd dessen Ärmel er leicht nach oben gekrempelt hatte. Über seine Schultern hatte er eine schwarze Lederjacke geworfen. Seine Haare sahen aus als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. Kanna musste zugeben, dass er wirklich verdammt gut aussah.  „Hey ihr Zwei", sagte er, als er sie bemerkte. „Hee..wen hast du nicht gefunden?", wollte Koushiro wissen.  „Na wen schon. Tai und Mimi."  „Das ist aber komisch", meldete sich Sora zu Wort.  „Wir wollten uns doch alle vor der Turnhalle treffen und dann gemeinsam.."  „Ach", winkte Matt ab und ging in Richtung Eingang. "Wir gehen jetzt endlich rein. Kari und T.K sind schließlich auch schon drinnen. Die Anderen werden uns dann schon finden."  „Also ich weiß ja nicht..", sagte Sora, folgte ihrem Begleiter dann aber doch zögerlich. 
 

Ein Mädchen aus dem Kulturclub stand am Eingang und kontrollierte die Eintrittskarten. Die Vier zeigten ihr die Karten, doch das Mädchen schüttelte den Kopf.  „Oh nein! So kommt ihr hier nicht rein!"  „Häh?" Sora und Kanna sahen sich verwirrt an. „Und was soll das bitte heißen?", fragte Matt leicht genervt.  „Das ich euch so nicht reinlassen kann!", erklärte die Kartenkontrolleurin erneut.  „Das habe ich schon verstanden! Aber warum?!" Matt zog ungeduldig eine Augenbraue noch oben. Koushiro sah sich entschuldigend um. Hinter ihnen hatte sich schon eine lange Schlange gebildet.   „Na weil..."  „Heyy!" Mimi war hinter dem Mädchen aufgetaucht und strahlte ihre Freunde an. Ihre Wangen waren leicht gerötete und sie sah unglaublich aufgeregt aus.  „Was macht ihr denn? Warum kommt ihr nicht rein?"  „Frag sie!", sagte Matt trocken.  „Was?" Mimi warf ihrer Clubkameradin einen ungläubigen Blick zu.  „Mimi-Sempai!", rief diese ehrfürchtig.  „Es tut mir leid, aber ich habe von dir persönlich die Anweisung bekommen niemanden ohne Maske reinzulassen.."  „Achso!" Mimi winkte ab.  „Aber so genau musst du es auch wieder nicht nehmen.."  „Außerdem haben wir Masken." Sora hob ihre Hand in der sie eine schlichte schwarze Maske hielt. Ihre Freunde folgten ihrem Beispiel. Natürlich hatten sie alle ihre Masken  dabei, nur hatte keiner von ihnen Lust gehabt sie auf dem Weg zur Schule zu tragen.  „Na dann!" Mimi klatschte in die Hände.  „Dann ist doch alles in Ordnung. Und jetzt kommt endlich!"

Im ersten Moment war Kanna sprachlos. Die Turnhalle war nicht wiederzuerkennen. Das Licht war gedämpft, es spielte leise Musik. An einer Seite standen ein Buffet und kleine Tische, auf der anderen Seite war eine Bar aufgebaut. In der Mitte des Raumes kennzeichneten Lichteffekte am Boden die Tanzfläche.  „Mimi", sagte Sora.  „Das ist ja der Wahnsinn." Mimi lächelte zufrieden. Erst jetzt, als das Mädchen direkt vor ihr stand, konnte Kanna Mimis Kleid genauer betrachten. Es war ein Traum aus gold. Trägerlos, eng anliegend und fast bodenlang. Passend dazu hielt sie in ihrer rechten Hand eine goldene Maske, die an einem kurzen Stab befestigt war. Ihre Haare fielen ihr in weichen Locken über die Schultern. Mimi schien zu bemerken, dass Kanna sie musterte und lächelte ihr glücklich zu.  „Na los", sagte sie dann und drehte sich um.  „Lasst uns zu den Anderen gehen!"

Die Anderen entpuppen sich als Tai, T.K und Kari. Die Drei standen an einem der Stehtische und unterhielten sich angeregt. Als sie die Neuankömmlinge bemerkten begrüßten sie sie freudig.  „Tai", sagte Matt und musterte seinen Kumpel enttäuscht. „Was soll das denn?"  „Häh?"  „Na das." Der Blonde deutete auf Tais schwarzen Anzug.  „Stimmt was nicht damit? Hab ich etwa einen Fleck..." Hektisch begann Tai seine Anzugjacke zu untersuchen. Matt schüttelte den Kopf.  „Und ich dachte du machst heute einen auf Pink Panther.."  „Haha, sehr lustig", beschwerte sich Tai und warf ihm einen bösen Blick zu.  „Häh?" Kanna sah ihre Freunde, die in lautes Gelächter ausbrachen überrascht an.  „Um was geht es hier denn?" In kurzen Worten klärte Koushiro sie über Tais spontan Kauf auf.  „War alles halb so wild", winkte Tai ab.  „Ich konnte den Anzug zum Glück problemlos zurückschicken!"  „Das war auch gut so", sagte Mimi streng.  „Sonst hättest du alleine zum Ball gehen können.."  „Mimi! Ich konnte doch gar nichts dafür ich meine.."  „Na es ist doch noch alles gut gegangen", beendete Kari den aufkeimenden Streit mit ruhiger Stimme. Sie sah in ihrem weißen Chiffonkleid wie ein Engel aus. Ihre kurzen Haare waren mit zwei silbernen Haarklammern an deren Ende eine kleine weiße Perle befestigt war, aus ihrem Gesicht gesteckt.  „Kari." Mimi wandte sich der Jüngeren zu.  „Wo sind eigentlich Yolei und Davis?" Kari zuckte die Schultern.  „Ich weiß es nicht. Ich habe nichts mehr von Yolei gehört. Ich habe nicht mal herausgefunden mit wem sie zum Ball geht.."  „Mit wem wer zum Ball geht?", erklang da auf einmal eine Stimme hinter ihnen. Und da stand sie. Yolei.

 

Ihr Kleid war schwarz, hatte lange Ärmel und reichte bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. Die Haare hatte sie zu einem strengen hohen Zopf gebunden und anscheinend trug sie Kontaktlinsen, zumindest hatte sie ihre Brille nicht auf. Sie sah  wie ein komplett neuer Mensch aus.  „Y-Yolei?", fragte Koushiro und sah sie überrascht an. Sie drehte sich zu ihm und sofort fror ihr Lächeln ein. Erst jetzt bemerkte Kanna das sie - immer noch! - Koushiros Hand hielt. Augenblicklich ließ sie diese los und versteckte ihre Hand hinter ihrem Rücken.  „Wow. Das ist ja der Wahnsinn!" Kari strahlte ihre Freundin an. "Du siehst unglaublich aus!" Bevor Yolei antworten konnte trat Davis neben sie.  „Hey Leute." Er trug eine schwarze Jeans und ein rotes Hemd, dessen oberste Knöpfe offen standen. Nach einer kurzen Begrüßung wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder Yolei zu.  „Die Haare.."  „Dein Kleid ist so hübsch!"  „Du solltest öfter Kontaktlinsen tragen!"  „Ach weißt du", sagte Mimi dann schließlich. "So wie du aussiehst macht es auch gar nichts das du alleine hier bist schließlich.." „Alleine?", fragte Yolei stirnrunzelnd.  „Aber ich bin doch gar nicht alleine hier.."  „Was?" Diese Worte hatten Mimi komplett aus dem Konzept gebracht.  „Aber wer..mit wem..?"  „Na mein Begleiter steht doch hier. Direkt neben mir." Alle Augenpaare wanderten zu der Person neben Yolei, als würden sie erwarten dort jemanden anderen als Davis zu sehen.
 

Es herrschte betretenes Schweigen.  „Ähm Jungs", durchbrach Sora schließlich die Stille und lächelte unsicher.  „Warum holt ihr uns nicht etwas zu trinken?"  „Gute Idee", stimmte Mimi, die sich langsam wieder fing, zu.  „Klar." Matt schaltete sofort und schnappte sich Tais Arm.  „Komm!" Auch Koushiro schloss sich ihnen, nachdem er sich, ganz Gentleman nach Kannas Getränkewunsch gefragt hatte, an. T.K drückte Kari einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er und Davis sich auch in Richtung Bar aufmachten. Die Mädchen blieben schweigend zurück. Yolei vermied jeglichen Blickkontakt.  „Also", fing Sora langsam und behutsam an.  „Du.."  „Du bist echt mit Davis hier?!", unterbrach Mimi ihre beste Freundin. Sora seufzte und Kari schüttelte den Kopf.  „Ähm ja?"  „Mit DAVIS?!"  „Ja!" Fast schon trotzig sah Yolei Mimi an.   „Oh man." Erschöpft zog Mimi sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen.  „Ich brauch jetzt erstmal nen Drink..und dann!" Ihr Hand schellte nach vorne und zeigte auf die Jüngere.  „Dann musst du uns alles erzählen!"

Maskenball oder wer mit wem II

„Ich kann es immer noch nicht glauben..“ Kari schüttelte den Kopf und sah ihre Freundin nachdenklich an. „Was meinst du?“, fragte Yolei und wandte ihren Blick von Izzy und Kanna, die zusammen mit Mimi und Tai auf der Tanzfläche herumwirbelten, ab. „Na das du mit“, Kari senkte verschwörerisch die Stimme. „Das du mit Davis hier bist!“ „Du musst nicht so flüstern“, entgegnete Yolei lachend. „Davis steht immer noch mit T.K an der Bar, er kann dich also nicht hören.“ Sie dachte einen kurzen Moment nach. „Und warum sollte ich nicht mit Davis zum  Ball gehen dürfen?“ Kari verdrehte die Augen. „Das ist es nicht...“ „Was denn dann?“, fragte Yolei und nahm einen Schluck von ihrem Punsch. „Na ich dachte, dass du in Izzy..“ „Nicht so laut!“, unterbrach Yolei sie und stellte ihr Glas mit einem lauten Knall auf dem Tisch ab. „Außerdem“, die Ältere lehnte sich zurück und warf Izzy, der immer noch unbeholfen auf der Tanzfläche herumsprang, einen kurzen Blick zu. „Außerdem konnte ich Izzy nicht fragen, weil er Kanna schon zugesagt hatte. Und wie ich schon mehrfach betont habe, sind Davis und ich nur als Freunde hier.“ „Und was ist mit Joe?“, fragte Kari unvermittelt. „Häh?“ Yolei blinzelte ihre Freundin verwirrt an. „Was soll mit ihm sein?“ „Na Mimi hat erzählt ihr hattet ein Date..“ Yolei lachte laut auf. „Das war doch kein Date!“ „Aber...“, Kari runzelte die Stirn. „Yolei. Das ist doch alles total verwirrend. Sprich doch bitte endlich mit Izzy und..“ „Keine Angst Kari“, sagte Yolei lächelnd und stand auf. „Ich hab alles unter Kontrolle.“ Und mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg zur Toilette. Ihre Freundin sah ihr zweifelnd hinterher. „Was ist los?“ In diesem Moment kamen T.K und Davis zurück. „Nichts..hoffe ich.“ Kari wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem Freund zu. In seinem nachtblauen Anzug sah er einfach anbetungswürdig aus. Sofort schlug ihr Herz schneller. Er erwiderte ihr Lächeln und streckte ihr seine Hand entgegen. „Gehen wir tanzen?“

 

Yolei betrachtete sich kritisch im Spiegel. Gerade als sie ihre Puderdose aus ihrer Tasche geholt hatte ging die Toilettentüre auf. Gelächter und Musik von draußen drangen in den Raum. Aber alles was Yolei interessierte war das Mädchen, welches eingetreten war. Es war Kanna. Als sie Yolei bemerkte blieb sie abrupt stehen. Die Beiden funkelten sich einen Moment lang an, dann drehte Yolei sich um und widmete sich wieder ihrem Make-up.  Kanna trat neben sie um sich die Hände zu waschen. „Also..“, ging Yolei zum Angriff über und ließ den Verschluss ihrer Puderdose demonstrativ laut zuschnappen. Zeit Klartext zu sprechen. „Seid ihr ein Paar oder was?“ „Was?“ Enttäuscht nahm Yolei zur Kenntnis, dass die Andere nichteinmal den Anstand besaß bei dieser Frage überrascht zu wirken. Yolei schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Du und Izzy.“ „Wir sind Freunde“, sagte die Schwarzhaarige mit fester Stimme. Sie drehte den Wasserhahn ab und kramte einen Lippgloss aus ihrer Handtasche.  „Mh. Ich habe gehört du warst vor kurzem bei ihm zu Hause.“ „Was woher..?“ Kanna biss die Lippen zusammen und sagte dann einfach:  „Ja.“ „Und?“ Yoleis Stimme klang herausfordernd. „Was hast du dort gemacht?“ Kanna hielt ihren feindseligen Blick stand und antwortete ruhig. „Ich wüsste zwar nicht was dich das angeht...aber er musste nur ein Computerbuch holen. Er hilft mir meinen PC zusammenzubauen“, fügte sie lächelnd hinzu. „Achja? Du hast doch gesagt du warst auch schon an deiner alten Schule im Computerclub. Warum schaffst du das dann nicht alleine?“ „Ich..“ Das Mädchen senkte den Blick und plötzlich war keine Spur mehr von der Kanna, die ihr bis vorhin noch die Stirn geboten hatte. Auf einen Schlag war sie total verunsichert.  „Ich interessiere mich noch nicht solange für PC´s. Deswegen brauche ich seine Hilfe...ohne ihn..ohne ihn schaffe ich es nicht...“ „Achso. Verstehe.“ Zufrieden wandte Yolei sich ab und ging in Richtung Tür. „Was..was meinst du?“, rief Kanna ihr verwirrt hinterher. Die Lilahaarige drehte sich mit einem wissenden Lächeln um. „Na jetzt verstehe ich endlich warum du dich so an ihn ranwirfst. Du benutzt ihn doch nur oder?“ Jegliche Farbe wich aus Kannas Gesicht. „Ich..nein..ich..“ Yolei lachte. „Hey, du musst dich vor mir nicht rechtfertigen.“ „Aber..ich...so ist es nicht. Ich mag ihn.“ Kanna hob den Blick und sah Yolei direkt in die Augen. „Ich mag Koushiro wirklich. Ich würde ihn niemals..niemals..“ Tränen traten in ihre Augen. Unbeeindruckt schüttelte Yolei den Kopf. „Du magst ihn? Würdest du ihn auch mögen wenn er dir nicht helfen könnte? Was wäre wenn er nicht so ein Computergenie wäre? Was wäre dann?“ Kanna schwieg und Yolei verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Zufrieden ging sie zurück zu ihrem Tisch. Endlich hatte sie herausgefunden was Kanna wirklich wollte. Schon von Anfang an hatte sie den Verdacht gehabt, dass mit diesem Mädchen etwas nicht stimmen konnte. Und nun, endlich wusste sie es. Trotzdem... Kannas Verhalten ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Eigentlich hatte Yolei sie als selbstbewusstest Mädchen kennengelernt. Aber warum, warum, war sie dann bei ihrem Gespräch gerade auf einen Schlag so ruhig und unsicher gewesen? Yolei konnte es sich einfach nicht erklären...

 

Sora trat nach draußen. Ein kalter Wind schlug ihr entgegen und sofort fröstelte sie. Ihr Kleid war definitiv nichts für eine kühle Herbstnacht. Trotzdem ging sie mit langsamen Schritten über den Schulhof und sah sich suchend um. Als sie eine Gestalt erkannte die entspannt an der Schulmauer lehnte beschleunigte sie ihre Schritte. „Da bist du“, sagte sie leise. „Mh. Drinnen war es mir einfach zu laut“, sagte Matt entschuldigend. Sora lächelte. „Kann ich verstehen.“ Plötzlich war ein lautes Lachen zu hören. Zwei Gestalten, ein Mädchen und ein Junge, liefen händchenhaltend an ihnen vorbei, sie hatten nur Augen füreinander. Das Mädchen verlor auf halben Weg ihren Schuh. Als sie ihn lachend wieder aufhob kam der blonde Junge angerannt und hob sie - unter Protest ihrerseits - hoch. Matt schüttelte den Kopf. „Immerhin gehen sie pünktlich heim“, murmelte er. Seine Augen folgten seinem Bruder und Kari, die gerade das Schulgelände verließen. T.K trug sie immer noch. „Sie sind doch so süß“, sagte Sora lächelnd. „Ja.“ Matt seufzte. „Was ist los?“, fragte Sora besorgt. „Ach, es ist nichts. Es ist...Blödsinn.“ „Na komm schon.“ Sora stieß ihm spielerisch in die Seite. „Mir kannst dus doch sagen.“ „Es ist nur..“ Matt fuhr sich durch die Haare. „Ich beneide sie so. Kari und T.K. Sie haben soviel Spaß. Bei ihnen sieht alles so leicht und unbeschwert aus.“ Er schwieg einen Moment, dann sprach er weiter. „Und wir? Wir sind im letzten Schuljahr. Wir müssen uns entscheiden, Uni, Arbeit, ausziehen..erwachsen werden.“ „Und?“, fragte Sora sanft. Matt stieß sich von der Mauer ab und sah Sora an. „Ich wünschte ich..ich könnte auch nocheinmal Kind sein. Mich um nichts Sorgen. Einfach nur für den Moment leben, an nichts zu denken als an das Hier und Jetzt.“ Sora dachte einen Moment lang über seine Worte nach. „Ja“, sagte sie schließlich. „Ich verstehe was du meinst.“ Matt musterte sie nachdenklich. „Aber“, sagte er dann. „Vielleicht. Vielleicht können wir ja nochmal kindisch sein.“ „Was meinst du?“ Sora sah ihn überrascht an. Matt schüttelte nur den Kopf und lächelte. „Bist du dabei?“ Er streckte ihr seine Hand entgegen. Sie griff nach danach ohne einen Moment lang nachzudenken. „Klar.“ 

 

„Es war ein wirklich schöner Abend.“ „Ja. Das fand ich auch“, stimmte Izzy Kanna zu. Er hatte sie nach draußen vor die Schule begleitet, ihr Vater wollte sie mit dem Auto abholen. Während sie nach ihrem Vater Ausschau hielt, nutzte Izzy die Gelegenheit um sie nocheinmal zu mustern. Sie war heute Abend wirklich wunderschön. In diesem Moment war er unglaublich froh, dass es draußen schon so dunkel war, so bemerkte sie wenigstens nicht wie rot er schon wieder wurde, wenn er sie nur ansah. Ein leichter Wind zog auf. Izzy scharrte nervös mit seinem Schuhen auf dem Boden. Es gab etwas, etwas, das ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Gerade, als er sich ein Herz gefasst hatte und den Mund öffnete fuhr ein Auto vor. „Das ist mein Vater“, sagte Kanna. „Also..“ „Ja..“ Izzy lächelte sie verlegen an. „Wir sehen uns dann Montag..“ Kanna war gerade ein paar Schritte gegangen da rief Izzy auf einmal: „Kanna?“ Sie blieb stehen. „War das...war das heute ein Date?“ Sofort schämte er sich für diese Frage. Aber er musste es wissen. Er musste es einfach wissen. Jetzt. „Ein Date...“ Kanna legte den Kopf schief. Izzys Herz setzte einen Moment aus, bis sie sich lachend umdrehte und rief:  „Natürlich war das ein Date“ Und mit diesen Worten stieg sie in das Auto. Izzy stand wie versteinert da und beobachtete, wie das Auto um die nächste Ecke bog. „Natürlich war das ein Date.“ Er wusste nicht wielange er dort in der Kälte stand und in die Leere starrte, aber irgendwann riss eine Stimme ihn aus seinen Gedanken. 

 

„Izzy?“ Er drehte sich überrascht um. „Yolei." Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Alles okay?“ ,fragte sie und sah ihn stirnrunzelnd an. „Was stehst du hier draußen so ganz alleine?“ „Nichts..es ist alles in Ordnung“, sagte Izzy schnell. „Lass uns wieder reingehen.“ „Moment.“ Yolei griff nach seinen Arm und hielt ihn zurück. „Mh? Was ist?“ „Ich..“ Yolei seufzte und sah ihn ernst an. „Ich muss mit dir reden.“ Besorgt musterte der Rothaarige sie. „Aber was..“ „Es geht um Kanna.“ Sofort zuckte er zusammen. „Was..was ist mir ihr?“ Ihre nächsten Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. „Izzy...was empfindest du für sie?!“ Er wusste nicht was er erwartete hatte, aber DAS definitiv nicht. Er sah Yolei mit großen Augen an. „Ich...ich..“, stotterte er und errötete. „Warum willst du das wissen?“, nuschelte er schließlich und sah zu Boden. Yolei schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid dir das sagen zu müssen..aber sie benutzt dich nur.“  Regungslos stand Izzy da. Er hatte sehr wohl gehört was Yolei da gerade gesagt hatte, er verstand es nur nicht. Sein Mund war auf einmal ganz trocken. „Wie...wie meinst du das..?“ „Sie benutzt dich“, wiederholte Yolei mit lauter Stimme. „Sie möchte nur das du ihren PC zusammenbaust. Deswegen ist sie so nett zu dir. Deswegen war sie heute mit dir auf dem Ball. Es ist alles nur gespielt!“ Stille. Er fühlte sich auf einmal so leer. „Hörst du mich Izzy?“ Yolei griff nach seinen seinen Schultern und begann ihn zu schütteln. „Sie tut das alles nur weil..“ „Nein.“ Seine Stimme war leise, aber Yolei zuckte bei ihrem Klang trotzdem zusammen. „Izzy..“ „Nein“, sagte er, diesmal lauter. Er schlug Yoleis Hände zur Seite. „Was soll das?“, rief er vorwurfsvoll. „Warum sagst du sowas?“  „Ich..ich will doch nur nicht, dass du verletzt wirst..ich möchte dich beschützten..“ Sie zuckte hilflos die Schultern. „Ich..“ Sie trat einen Schritt näher. Ihre Gesichter waren sich auf einmal so nah. Er konnte jede einzelnen ihrer Wimpern sehen.  „Ich will nur, dass du glücklich wirst“, flüsterte sie. „Weil...weil...ich..“ Und im nächsten Moment drückte sie ihre Lippen auf seine. 

Der Kuss dauerte nur ein paar Sekunden. Als Yolei sich schließlich von ihm löste stand Izzy einfach nur regungslos da, unfähig auf das, was da gerade passiert war zu reagieren.  Auch Yolei sah ihn mit großen Augen an, dann - als würde ihr erst in diesem Moment klar werden was sie getan hatte - murmelte sie ein leises "Es tut mir Leid..". Und bevor Izzy irgendetwas darauf erwidern konnte rannte sie davon. 

 

„Oh Gott.oh Gott..“ Yolei konnte nicht glauben was sie da getan hatte. Sie legte ihre Hand auf ihre Lippen. Ihre Lippen, die eben noch auf Izzys..nein! Sie schüttelte den Kopf und ließ sich zu Boden sinken. Hatte sie ihn wirklich geküsst? Einfach so? Ihr Kopf fühlte sich an als würde er jeden Moment explodieren. „Oh Gott..“ Wenn er doch zumindest irgendetwas gesagt hätte..aber er hatte sie nur stumm angesehen. Sie hatte keine Ahnung was in ihm vorging. Mochte er sie auch? Oder hielt er sie jetzt für total bescheuert? Sein Blick war so ausdruckslos gewesen, dass Yolei keine Schlüsse daraus ziehen konnte. Aber wenn sie nur daran dachte ihn wiederzusehen wurde ihr richtig schlecht. Was würde er sagen? Was sollte sie sagen? Sie hätten ihn nicht küssen dürfen! Sicher hatte sie jetzt alles kaputt gemacht, er....„Yolei?“ Sie zuckte zusammen, im ersten Moment dachte sie es wäre Izzy. Aber dann, als die Person näher kam, erkannte sie, dass es nur Davis war. Er sah sie besorgt an. „Alles okay?“ Schnell stand sie auf und strich ihr Kleid glatt. „Klar, natürlich, ich meine was soll schon sein..“, plapperte sie wild drauf los. Davis zog eine Augenbrauen nach oben. „Na gut..“ Er wirkte nicht überzeugt. „Wie siehts aus?“, sagt er dann und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. „Willst du noch bleiben? Oder soll ich dich nach..“ „Ja“, sagte Yolei erleichtert und griff nach seinem Arm. Tränen traten ihr in die Augen. „Bitte..bitte bring mich nach Hause...“

 

Mimi warf einen letzen Blick auf die dunkle Turnhalle und seufzte dann traurig. „Was ist denn los Prinzessin?“ Tai legte einen Arm um sie. „Nichts“, antwortete Mimi und schmiegte sich an ihn. „Es ist nur...jetzt ist alles schon wieder vorbei.“ Tai lachte. „Aber der Abend war doch wunderschön. Du kannst stolz auf dich sein!“ Die Brünette lächelte erfreut. „Findest du?“ „Klar doch!“, bekräftigte Tai nochmal. „Aber damit der Abend noch etwas länger dauert..“ „Wohin gehst du denn?“, fragte Mimi verwirrt als Tai nicht den Weg zum Schultor, sondern die komplett entgegengesetzte Richtung einschlug. „Wir machen noch einen kleinen Spaziergang durch den Schulgarten“, erklärte Tai. „Ohh..wie romantisch!“ „So bin ich“, erwiderte er. Schweigend schlenderten sie vorbei an den Gemüsebeeten, Richtung Gewächshaus. Nach dem lauten Abend genoss Mimi die Stille, die hier herrschte. Sie legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Sternenhimmel. „Schön hier..“, murmelte sie. Tai blieb stehen und beobachtete sie lächelnd. „Da hast du Recht.“ „Vielleicht sollte ich Mitglied in der Garten AG werden...“, überlegte Mimi. „Klar, dann kannst du als nächstes ein Gartenfest planen!“ Sie sah ihren Freund empört an. „Sag das nicht so ironisch, dass wäre doch keine schlechte Idee ich könnte..“ Und schon reifte ein Plan in ihrem Kopf. „Mimi!“, unterbrach Tai sie plötzlich. „Und alle Mädchen könnten Kränze aus Blumen tragen...“ Sie war so in ihrem Element, dass sie Tai im ersten Moment gar nicht hörte. „Mimi!“, wiederholte Tai lauter. Sie blinzelte ihn verwirrt an. „Was ist?“ „Da. Da im Gewächshaus ist Licht...“ „Red doch keinen Unsinn, wir sind die Letzten die..“ Überrascht brach Mimi ab. Tai hatte Recht. In dem kleinen Gewächshaus war wirklich Licht zu sehen. „Aber was..“ Mimi kniff die Augen zusammen während Tai langsam weiterging. „Halt!“ Sie hielt ihn zurück und schüttelte den Kopf. „Lass uns gehen Tai.“ „Aber...“ Verständnislos sah Tai vom Gewächshaus zu Mimi und wieder zurück. „Willst du denn nicht wissen...“ „Ich sagte wir gehen!“ Seufzend nickte Tai. „Okay.“ 

Als sie in der U-Bahn saßen schnitt Tai das Thema nochmal an. „Warum genau dürfte ich nicht nachschauen was da los ist?“, murrte er beleidigt. „Tai..“ „Ich meine interessiert es dich nicht wer da...“ „Doch klar..“ „Na also, warum...“ „Weil ich sie erkannt habe.“ Mimis Stimme war auf einmal ganz leise. „Wen erkannt?“, fragte ihr Freund verwirrt. „Na die Leute im Gewächshaus natürlich.“ „Was?“ Tai sah sie mit großen Augen an. „Wer...“ „Sora und Matt. Es waren Sora und Matt, Tai.“ 

Gedanken oder von Mann zu Mann

Völlig erstarrt stand Izzy vor der Türe des Computerclubs. Langsam streckte er seine Hand aus und griff nach der Türklinke. Gerade als er sie herunterdrücken wollte hörte er eine gedämpfte Stimme aus dem Raum. ,,Nein nein nein! Bei dem Programm musst du..." Unwillkürlich wich Izzy zurück. Yolei. Es war ihm unmöglich an sie zu denken ohne sofort wieder ihre Lippen auf seinen zu spüren, ihr Gesicht mit den großen erschrocken Augen zu sehen, ihre leise Stimme -es tut mir leid- zu hören. Das ganze Wochenende lang hatte er überlegt, was dieser...was dieser Kuss zu bedeuten hatte, war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Die naheliegendste Erklärung wäre natürlich, dass sie...Er bemerkte wie er nur beim Gedanken daran errötete. Nein. Das war unmöglich. Es ging hier schließlich im Yolei. Er seufzte. Früher oder später würde er mit ihr darüber sprechen müssen, dass wusste er natürlich...Trotzdem versuchte er das Unvermeidliche solange es ging heraus zu zögern. Am Wochenende hatte das auch problemlos geklappt. Aber heute am Montag, an dem der Computerclub wieder stattfand...

Izzy hatte nach Schulschluss extra lange getrödelt und Kanna schon mal vorgeschickt um noch etwas Zeit zu schinden. Kanna. Da lag auch schon das nächste Problem. Eigentlich war ihr gemeinsamer Abend gut gelaufen, aber im Hinterkopf hatte er immer noch Yoleis Worte. -Sie benutzt dich nur-. Auch wenn er ihnen keinen Glauben schenken wollte, ein bitterer Nachgeschmack blieb. Er raufte sich genervt die Haare und sehnte sich verzweifelt die Zeiten zurück in denen es nur ihn und seinen Laptop gab. Er überlegte gerade ernsthaft die AG heute sausen zu lassen, als er Schritte hinter sich hörte. Er drehte sich um. Ein blonder Junge lief gehetzt über den Schulflur. Als er Izzy sah blieb er keuchend stehen und hob lässig die Hand. ,,Hallo Izzy!" ,,T.K." Der Rothaarige sah seinen Freund überrascht an. ,,Ist alles okay?" ,,Ach", winkte dieser ab. ,,Alles in Ordnung, ich bin nur etwas spät dran, erst hat unser Mathelehrer die Stunde überzogen und dann hat Kari mich noch aufgehalten..." Izzy nickte verständnisvoll. ,,Aber", sagte T.K dann und runzelte die Stirn. ,,Was ist mit dir? Du stehst hier vor der Tür als würde dahinter dein Todesurteil warten. .." ,,Gar kein schlechter Vergleich",dachte Izzy.. Er zwang sich zu einem Lächeln. ,,Nein, es ist nur..." Er brach hilflos ab. T.K schaltete sofort. ,,Wenn du einen Zuhörer suchst.." ,,Gerne",sagte Izzy erleichtert. Da fiel sein Blick auf die Sporttasche die der Blonde in der Hand hielt. ,,Aber du musst doch zum Basketball Training.." T.K lachte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.,,Bin eh schon zu spät dran und ich bin mir sicher die schaffen das heute auch mal ohne mich."

 

Sie suchten sich einen Platz in der Schulcafeteria, die um diese Uhrzeit menschenleer war. ,,Also...", fing T.K behutsam an. ,,Ich..es ist...es geht.." Total überfordert brach Izzy sein Gestammel ab. Er hatte keine Ahnung wo er anfangen sollte und wenn er ehrlich war schämte er sich auch etwas. Sein Freund lächelte ihm ermutigend zu, drängte ihn aber nicht zum Reden. So blieb Izzy etwas Zeit seine Gedanken zu ordnen und sein Problem kurz und aussagekräftig zu schildern. T.K hörte ihm aufmerksam zu, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Als Izzy die Geschichte zu Ende erzählt hatte fühlte er sich unglaublich erleichtert. Außerdem erwartete er sich einen gutem Rat von dem Blonden. ,,Mh..." T.K runzelte die Stirn. Dann sah er Izzy mit einem schiefen Grinsen an. ,,Bei dir ist ja ganz schön was los. Aber was genau ist jetzt das Problem? Geht es um Kanna oder um Yolei?" ,,Um Kanna...Nein um Yolei...ach um Beide irgendwie..." ,,Na gut", T.K dachte einen Moment nach dann sprach er weiter. ,,Was Kann betrifft..ich kenne sie eigentlich nicht gut genug, aber..ich denke nicht, dass sie sie dich nur benutzt. Sicher kann ich mir natürlich nicht sein." Izzy ließ enttäuscht die Schultern sinken. Das hatte er nicht hören wollen. Andererseits hatte T.K natürlich Recht. Er kannte sie kaum, wie konnte Izzy sich also erhoffen, dass dieser sie besser einschätzen konnte als er selbst. ,,Aber was ist mit dir?", fragte T.K da plötzlich unvermittelt. Izzy zuckte zusammen. ,,Wie..wie meinst du das?" ,,Was denkst du?" Er sah betreten zu Boden. ,,Ich weiß es nicht..", murmelte er leise. ,,So ein Blödsinn", wies sein Freund ihn scharf zurecht. Izzy sah erstaunt auf. ,,Wenn du dir Zeit nimmst und in dich hineinhörst, dann wirst du die Antwort auf deine Fragen finden, da bin ich mir sicher." Der Rothaarige schüttelte traurig den Kopf. ,,Wenn es so einfach wäre.." ,,Das ist es doch! Na los, sag mir was du denkst!" ,,Ich weiß es nicht.." ,,Natürlich weißt du das! Sag es, na los!" ,,Nein ich.." ,,Nimm das doch mal Ernst!" ,,Aber das tut ich doch..", stammelte Izzy, überrascht vom harten Tonfall seines Freundes. ,,Nein, das tust du eben nicht! Du willst das ich dir die Antwort gebe die du hören willst, aber das werde ich nicht machen!" ,,Nein, ich.." ,,Was denkst DU Koushiro?!" Inzwischen brüllte T.K ihn schon fast an. ,,Ich ich..." "Was?" ,,Nein!", schrie Izzy schließlich zurück. ,,Nein, ich glaube nicht, dass Kanna soetwas tuen könnte!" Überrascht über seine eigenen Worte hielt er inne. T.K sah ihn zufrieden an. ,,Na also, geht doch!" ,,Du, du..." ,,Was?" Der Basketballer grinste ihn immer noch an. ,,Nichts", murmelte Izzy. ,,Danke..." Sein Gegenüber winkte ab. ,,Nicht dafür." ,,Mh...Dann ist da aber immer noch Yolei..." 

 

 ,,Achja..der Kuss.” Sofort sah Izzy verlegen zu Boden. ,,Weißt du”, vertraute er seinem Freund mit roten Wangen an. ,,Es...es war...mein...es war..” ,,Es war was?”, fragte T.K verwirrt. ,,Es war mein erster Kuss", stieß der Rothaarige schließlich hervor. ,,Oh.” T.K hob überrascht die Augenbrauen, sagte aber sonst nichts dazu. In diesem Moment war Izzy unglaublich froh, dass er sich nicht Tai oder Matt anvertraut hatte. Die Zwei kamen viel zu gut bei den Frauen an um nachvollziehen zu können, dass er es in seinem gesamten bisherigen Leben noch nicht einmal geschafft hatte ein Mädchen zu küssen. ,,Aber das ist doch toll”, sagte T.K. in diesem Moment. “Was?” ,,Na das dein erster Kuss mit jemanden war den du magst. Mit jemanden der dir wichtig ist, mit dem du eine gemeinsame Vergangenheit teilst.” ,,Aus diesem Blickwinkel habe ich das noch gar nicht betrachten.” ,,Das solltest du aber. An seinen ersten Kuss erinnert man sich schließlich sein ganzes Leben lang.” ,,Da hast du wahrscheinlich Recht..”, sagte Izzy. Da kam ihn ein Gedanken. ,,T.K, war dein erster Kuss..” ,,Klar”, wurde er sofort unterbrochen. ,,Mein erster Kuss war mit Kari.” Ein glückliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. ,,Aber genug von mir”, sagte er schließlich. ,,Was hast du jetzt wegen Yolei vor?” ,,Ich..ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich meine..ich weiß ich muss mit ihr reden. Aber ich habe irgendwie Angast davor..” ,,Angst?” T.K sah ihn überrascht an. ,,Aber warum denn? Yolei ist schließlich eine gute Freundin..” ,,Genau deswegen”,  erwiderte Izzy und seufzte. ,,Eben weil sie so eine gute Freundin ist. Was ist..was ist wenn sie in mich..wenn sie in mich..” ,,Verliebt ist?”, beendete sein Freund seinen Satz. Sofort schlug Izzys Herz schneller. ,,Ja...” ,,Naja. Das ist doch kein Problem”, versuchte T.K ihn zu beruhigen. ,,Du musst ihr einfach nur ehrlich sagen was du fühlst, dann wird bestimmt alles gut. Schließlich seid ihr Freunde!” ,,Was ich fühle...” ,,Genau” ,,Das klingt so einfach. Wenn ich doch nur wüsste was ich fühle...” ,,Was?” ,,Nichts." Izzy warf einen Blick auf seine Uhr und stand dann auf. ,,Vielen Dank fürs Zuhören! Aber es ist schon spät..wir sollten langsam gehen. Es tut mir Leid,dass ich dich so lange aufgehalten habe..” ,,Ach Quatsch.” Auch T.K erhob sich und warf sich seine Tasche über die Schulter. Dabei fiel etwas zu Boden. Izzy hob es auf. ,,T.K. Du hast du was verloren..” Überrascht sah der Rothaarige, dass es ein Prospekt von einem Aquarium in Tokyo war. ,,Ach danke..” ,,Gehst du mit Kari ins Aquarium?”, fragte Izzy. ,,Ja...irgendwie schon..” ,,Irgendwie?” ,,Naja”, erklärte T.K während sie langsam Richtung Ausgang gingen. ,,Kari wollte da schon ewig hin. Aber ich fand es eigentlich immer zu teuer.” ,,Aber sie hat dich überredet", vermutete Izzy. ,,Nein. Das nicht...ich habe eine Wette verloren.” Und dann begann er laut zu lachen. Noch auf dem Heimweg fragte Izzy sich, was an einer verlorenen Wette so lustig war.
 

,,Oh man..” Genervt legte Matt seine Gitarre zur Seite und ließ sich auf sein Bett fallen. Eigentlich wäre heute eine Bandprobe auf dem Programm gestanden, sie hatten ein paar seiner neue Songs üben wollen. Das Problem daran war nur, dass keiner der neuen Songs fertig war. So hatte er seine Kumpels kurzerhand angerufen und die Probe für heute abgesagt. Er seufzte. Neue Songs zu schreiben fiel ihm sonst doch so leicht. Er verstand einfach nicht, warum seine Kreativität ihn plötzlich im Stich ließ. Naja, vielleicht verstand er es doch. Seit dem Maskenball kreisten seinen Gedanken nämlich nur noch um eines. Um Sora. Er stöhnte auf und vergrub seinen Kopf in seinem Kopfkissen. Je mehr er sich anstrengte ihren gemeinsamen Abend aus dem Kopf zu kriegen, umso lebendiger wurde die Erinnerung daran. Auch jetzt sah er Sora praktisch vor sich, in ihrem figurbetonten roten Kleid.  Als er sie letzten Samstag von zu Hause abgeholt hatte, war er im ersten Moment wirklich sprachlos gewesen.Ihm war vorher noch nie aufgefallen wie wunderschön sie eigentlich war. ,,Gott, jetzt reiß dich doch mal zusammen”, wies er sich selbst zurecht. Es ging hier schließlich um Sora. Trotzdem, er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal mit einem Mädchen soviel Spaß gehabt hatte. Und dann war da noch dieser eine Moment, dieser Moment im Gewächshaus, als er sie angesehen hatte und plötzlich den Drang hatte sie zu küssen. Natürlich hatte er es nicht getan. Schließlich waren sie Freunde. Sie waren schon so lange Freunde. Allerdings..er fragte sich im Nachhinein schon was passiert wäre wenn er es getan hätte. Wenn er sie geküsst hätte. Sora. Er schüttelte den Kopf. Wie kam er dazu auch nur an soetwas zu denken? Er griff nach seiner Gitarre. Er hatte Wichtigeres zu tun. Er musst seine Songs fertig bekommen. Und, was noch viel Wichtiger war, er musste dieses Mädchen in dem roten Kleid endlich aus seinem Kopf bekommen. So schwer konnte das schließlich nicht sein! Fast hätte er laut losgelacht, wusst er doch ganz genau, dass das leichter gesagt als getan war...

Alltag oder die Ruhe vor dem Sturm

,,Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Entrüstet stemmte Mimi die Hände in die Hüfte. Wenn Blicke wirklich töten könnten würde ihr Freund Tai jetzt definitiv tot umfallen. Da dieser aber mit dem Rücken zu seiner Freundin saß, bekam er von ihrer Wut nichts mit sondern spielte weiterhin begeistert mit seinem Nintendo. „Taichi!“, zischte Mimi. „Was ist denn?“ Der Angesprochene drehte sich immer noch nicht um. „Was soll das?!“ „Was soll was?“, fragte der Braunhaarige mit gerunzelter Stirn. „Was machst du da? Wir wollten doch schließlich...“ „...einen Spieleabend machen“, beendete er den Satz seiner Freundin. „Und ich würde sagen genau das machen wir gerade, oder?“ Mimi blieb vor Wut fast die Luft weg. „Einen Brettspielabend!“, sagte sie betont ruhig. „Einen Brettspielabend?“, fragte Tai ungläubig. „Das hab ich irgendwie überhört...“ Fassungslos ließ Mimi sich auf die Couch fallen und schüttelte den Kopf. „Ich glaub das jetzt einfach nicht...“, murmelte sie. „Von dir habe ich ja eigentlich auch nichts anderes erwartet“, sagte sie. „Und auch T.K ist keine große Überraschung. Aber...“ Ihr Blick wandert von Tai, über T.K der neben ihm auf dem Boden saß. „Aber das du mir auch noch in den Rücken fällst..“ Ihre Augen blieben an dem braunhaarigen Mädchen welches neben T.K saß hängen. „Tut mir leid“, sagte Kari während sie mit geübter Hand einige Knöpfe ihres Controllers betätigte. „Aber ich bin schließlich mit Tai aufgewachsen..“ „Und das merkt man“, sagte Tai stolz. „Kari ist wirklich verdammt gut!“ Die junge Yagami lächelte erfreut. „Danke!“ „Oh man..“ Mimi sprang auf. „Können wir jetzt vielleicht endlich..“ „Mimi“, unterbrach Sora ihre Freundin sanft. Sie war die ganze Zeit etwas Abseits gestanden und hatte das Geschehen ruhig beobachtet. Aber jetzt wurde es Zeit einzugreifen, bevor noch ein Streit ausbrach. „Wie wäre es wenn wir Tee kochen? In der Zwischenzeit werden die Drei sicher auch mit ihrem Spiel fertig, oder?“ „Klar!“, stimmte Tai ihr schnell zu. „Na also.“ Sora nickte zufrieden. „Von mir aus...“, gab Mimi nach und folgte ihrer Freundin in die Küche der Yagamis. Karis und Tais Eltern waren heute ausgegangen, so hatten sie die Wohnung ganz für sich.

 

„Kommt eigentlich noch jemand?“, fragte Sora, während Mimi die Teekanne aus dem Schrank holte. „Naja..“ Mimi dachte einen kurzen Moment nach. „Joe kommt nicht, aber das ist ja auch keine große Überraschung. Izzy und Kanna haben auch abgesagt, weil sie Beide schon etwas vorhaben...“ Mimi schwieg einen Moment und überlegte ob das wohl etwas zu bedeuten hatte. Aber Izzy hatte ihr gesagt, dass er etwas mit seinen Eltern unternahm. Und er war wirklich nicht der Typ der andere belog. Trotzdem... „Was ist mit Yolei?“, riss Soras Stimme sie aus ihren Gedanken. „Ach Yolei. Sie wusste noch nicht ob sie es schafft. Und Davis..“ Mimi warf einen kurzen Blick auf die Küchenuhr. „Davis hat zwar zugesagt, aber wir wissen ja alle das Pünktlichkeit nicht zu seinen Stärken gehört.“ Die beiden Mädchen tauschten einen Blick und begann zu lachen.  „Und Matt hat ja Bandprobe...“ Mimi hatte sich den Namen des blonden Musikers mit Absicht bis zum Schluss aufgehoben um Soras Reaktion zu beobachten. Selbstverständlich hatten die Freundinnen schon über den Maskenball gesprochen, doch die Takenouchi hatte es bis jetzt noch nicht für nötig gehalten Mimi von ihrem „Gewächshaus Techtelmechtel“ zu erzählen. Und schön langsam hielt Mimi es vor Neugier nicht mehr aus. Sie hatte damals nur einen kurzen Blick auf Sora und Matt werfen können und hatte somit keine Ahnung was die Beiden da drinnen getrieben hatten. Gut, ein Gedanke geisterte schon eine ganze Zeit in ihrem Kopf herum, aber...

„Was ist denn Mimi?“ „Nichts“, sagte das Mädchen schnell. „Ich denke nur gerade an den Maskenball..“ „Achja“, sagte Sora und lächelte. „Das war wirklich ein schöner Abend.“ „Das stimmt. Nur schade, dass du und Matt plötzlich verschwunden wart..“ Sofort errötete Sora. „Wir waren nicht plötzlich verschwunden, wir sind nur heim gegangen, weil wir müde waren..“ „Müde achso. Und ihr seid also gleich nach Hause gegangen?“ „Ja, das sagte ich doch..“ „Dann habt ihr also nicht zufällig noch einen kleinen Abstecher gemacht?“, fragte Mimi ganz unschuldig. „Was? Nein wir..“ „Einen kleinen Abstecher, zum Gewächshaus zum Beispiel?“ Sora wurde auf einen Schlag kreidebleich. „Ne..nein..was hätten wir denn..“ „Ach komm schon Sora!“, Mimi riss jetzt endgültig der Gedultsfaden. „Gib es doch einfach zu! Ihr wurdet gesehen!“ „Was? Wer...?“ „Ich!“, rief die Tachikawa laut „Ich habe euch gesehen!“ Ihre Freundin biss sich auf die Lippen und sah beschämt zu Boden. „Und ich verstehe nicht warum du mich deswegen belügst. Ich bin doch deine beste Freundin.“ „Ja..“, murmelte Sora leise. „Das bist du.“ „Na also! Dann bitte..bitte erzähl mir doch endlich was ihr da gemacht habt!“ Sora seufzte. „Na gut...“

 

Unsicher stand Yolei vor dem Wohnblock in dem die Yagamis wohnten. Sie überlegte gerade ob sie nicht besser umdrehen sollte. Was wäre wenn Izzy da war? Eigentlich hatte sie Mimi fragen wollen, ob er für den Spieleabend zugesagt hatte, hatte sich dann aber nicht getraut. Das wäre doch irgendwie verdächtig gewesen oder? Aber jetzt bereute sie es, dass sie nicht gefragt hatte. Sie hatte sehr wohl gemerkt, dass Izzy ihr seit dem..seit dem..oh Gott, sie konnte nicht einmal daran denken ohne gleich laut losschreien zu wollen. Auf jeden Fall ging er ihr aus dem Weg. Die ganze Woche hatte er im Computerclub gefehlt. Und auch in den Pausen war er nicht auffindbar gewesen. Yolei seufzte. Einerseits war sie ganz froh darüber, so musste sie Izzy wenigsten nicht erklären was sie sich dabei gedacht hatte. Aber andererseits fehlte er ihr so unglaublich. Er fehlte ihr so sehr, dass es richtig wehtat. Jedesmal wenn jemand seinen Namen sagte schlug ihr Herz schneller und sie spitzte die Ohren um ja keine Information zu verpassen. So konnte es doch nicht weitergehen! Schließlich waren sie Freunde, früher oder später würden sie sich wiedersehen! Oder hatte Izzy vor das ganze einfach zu ignorieren? So zu tun, als wäre es nie passiert? Nein...Yolei ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie drückte ihre Fingernägel so tief in ihre Handflächen das es schmerzte. Klar, ihr Verhalten beim Maskenball war keine Glanzleistung gewesen, aber... „Ach verdammt!“ Wütend drehte Yolei sich um. Sie würde nicht zu dem Spieleabend gehen. Sie konnte nicht. Sie konnte Izzy einfach nicht sehen. Sie... „Yolei?“ Und da stand er plötzlich. Erschrocken sah sie ihn an. „Hey! Was machst du denn? Gehst du schon? Ist der Spieleabend schon vorbei? Bin ich echt soo spät dran??“ Er warf einen ungläubigen Blick auf seine Armbanduhr. „Nein.“ Yolei schüttelte den Kopf. „Du bist nicht zu spät. Du bist nicht zu spät, Davis..“ 
 

Erleichtert atmete der Braunhaarige aus. „Na Gott sei Dank!“ Yolei ging an ihm vorbei. „Trotzdem..ich muss los. Man sieht sich.“ Überrascht sah Davis ihr nach. „Hey..hey Yolei!“ Mit ein paar Schritten hatte er sie eingeholt und ging nun neben ihr. „Was ist los? Warum gehst du schon?“ „Ich..ich..“ Überfordert brach die Brillenträgerin ab. Was sollte sie auch sagen? „Hey!“ Davis griff nach ihrem Arm. „Was ist? Schau mich doch wenigstens an wenn ich mit dir spreche..“ „Leichter gesagt, als getan“, dachte Yolei. Tatsächlich gehörte auch Davis momentan nicht gerade zu den Menschen die sie unbedingt treffen wollte. Der Grund war mehr als einfach. Sie schämte sich immer noch für ihr Verhalten beim Maskenball. Sie hatte sich, nachdem Vorfall mit Izzy, an Davis Schulter ausgeweint. Ausgerechnet! Er hatte sie einfach Arm gehalten bis sie sich beruhigt hatte und dann ohne große Fragen nach Hause gebracht. Und Yolei war ihm unglaublich dankbar dafür, auch wenn sie sich jetzt in seiner Gegenwart unwohl fühlte, da sie ihm so eine Schwäche offenbart hatte. „Du bist in letzter Zeit immer so komisch...was ist denn nur mit dir?“ Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Fast hätte sie laut losgelacht. Sie war komisch? Und was war mit ihm? Seit wann merkte Davis wenn es ihr schlecht ging? Seit wann kümmerte er sich um sie? Seit wann war er jemand an dessen Schulter man sich ausweinte? Seit wann war er...seit wann war er so nett zu ihr? „Bitte Yolei.“ Seine Stimme klang irgendwie traurig. „Sprich doch mit mir.“ Sie hob den Blick und sah ihm direkt in die Augen. Er sah besorgt aus. Er sah so besorgt aus. Und in diesem Moment beschloss Yolei ihm die Wahrheit zu sagen. Einfach so. „Es ist wegen Izzy.“

 

„Also..“, begann Sora unsicher während Mimi ihnen Tee einschenkte. „Es war so...“

 

Rückblick

„Wieviel Geld hast du dabei?“, fragte Matt. Sie gingen die dunkle Straße entlang und Sora hatte immer noch keine Ahnung was er vorhatte. „Ähm..ich weiß nicht. Ein bisschen?“ „Okay“, Matt lachte. „Es wird schon reichen..“ Sie betraten einen der 24 Stunden Supermärkte und Matt griff sofort einen Einkaufskorb den er Sora in die Hand drückte. Danach nahm er sich einen eigenen. „Wofür reichen?“, fragte Sora verwirrt. „Na dafür!“ Schwungvoll beförderte Matt ein paar Tüten Chips in seinen Korb. „Für Chips?“, fragte Sora ungläubig. „Nein“, erwiderte Matt. „Nicht nur für Chips, auch für Schokolade, Gummibärchen, Kekse..“ „Was? Matt was..“ „Als Kind“, erklärte der Blonde und ging langsam durch die Reihen des Supermarktes. „Als Kind war ich oft mit meinem Vater einkaufen. Und jedesmal durfte ich mir eine Süßigkeit aussuchen. Das war ganz schön schwer, denn ich wollte natürlich immer mehr. Aber mein Vater blieb hart. Und jedes Mal, wenn ich mich entscheiden musste was ich mitnehme habe ich mir gedacht...“ Er brach kurz ab, drehte sich zu Sora um und lächelte sie verlegen an. „Ich habe mir gedacht, wenn ich groß bin und eigenes Geld habe, kaufe ich mir alle Süßigkeiten die ich möchte!“  Sora starrte ihn überrascht an. „Du denkst jetzt sicher das ich spinne.“ Matt griff nach einer Packung Schokoladenkekse und betrachtete sie glücklich. „Aber..“ „Nein.“ Sora ging einen Schritt auf ihn zu und legte ihm kurz ihre Hand auf den Arm. „Das tu ich nicht.“ Sie lächelte. „Weißt du, ich sehe den kleinen Matt richtig vor mir, wie er weint, weil er seine..“ Sie warf einen Blick auf die Kekse in seiner Hand. „Weil er seine Schoko-Nuss Kekse nicht bekommt!“ Matt lachte. „Netter Versuch, aber ich habe nie wegen Schoko-Nuss Keksen geweint.“ „Dann wegen Reiscrackern? Salzstangen?“ Er schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Hand. „Vergiss es. Und jetzt komm, wir haben noch viel zu tun!“ 

 

Eine halben Stunde später und mit deutlichen leichteren Geldbeuteln standen sie vor dem Gewächshaus der Schule. „Meinst du echt, dass das eine gute Idee ist?“, flüsterte Sora und sah sich unsicher um. „Keine Angst“, erwiderte Matt, der gerade am Schloss des Gewächshauses herumspielte. „Die sind doch alle in der Turnhalle, uns wird keiner bemerken!“ „Ich weiß nicht Matt..lass uns doch lieber..“ „Bingo!“ Mit einem zufriedenen Grinsen öffnete Matt die Türe. „Wie..wie hast du das denn geschafft?“, fragte Sora verblüfft. „Tja..“ Der Blonde zuckte die Schultern. „Das ist mein Geheimnis. Und jetzt komm!“ Warme Luft schlug ihnen entgegen als sie das Gewächshaus betraten. Es roch nach frischer Erde. Leise schloss Matt die Tür hinter ihnen. Dann breitete er seine Lederjacke auf den Boden aus. „Bitteschön!“ Sora setzte sich und sah sich um. „Wunderschön“, murmelte sie. Und das war es wirklich. „Also war es doch eine gute Idee, oder?“ Matt ließ sich neben sie fallen und riss die erste ihrer Einkaufstüten auf. „Ja..“ Sora strahlte ihn an. „Das war es.“ Sie sahen sich ein paar Sekunden lang wortlos an. Es war als hätte jemand die Zeit angehalten. Sie hatte das Gefühl in Matts eisblauen Augen zu versinken und auf einmal fühlte sie sich so unglaublich sicher. Matt beugte sich leicht zu ihr vor und...ein lautes Geräusch ließ sie zusammenzucken. Ein paar Schüler liefen nicht weit entfernt, lachend vorbei. „Mh..“ Matt ging wieder etwas auf Abstand und zog wahllos etwas aus der Einkaufstüte. „Hier!“ Er hielt Sora eine Packung weißer Schokolade hin. Die einzelnen Stücke waren wie Pandas geformt. „Nein danke.“ „Häh?“ Matt sah sie ungläubig an „Im Laden warst du doch ganz wild auf diese Schoko Pandas!“ „Ähm..ja, das stimmt zwar, aber..“ Verlegen sah Sora zu Seite. „Aber was?“, fragte Matt. „Es ist so...“ Sie dreht sich zu ihm um und lächelte ihn entschuldigend an. „Ich mag gar keine weiße Schokolade.“ Matt starrte sie ungläubig an. „Die haben ein Vermögen gekostet!“, sagte er anklagend. „Ich weiß.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber warum..warum wolltest du sie denn dann unbedingt?!“ „Naja“, Sora griff sich einen Panda aus der Schachtel und sah ihn mit verklärtem Blick an. „Sie sehen einfach so süß aus!“ Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann brachen sie Beide in lautes Gelächter aus. 

 

„Naja“, sagte Sora. „Und dann haben wir den ganzen Süßkram gegessen, ein bisschen geredet...und das wars.“ Mimi sah sie ungläubig an. „Das wars? Das war...alles?“ „Ähm ja?“ Sora nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Wie langweilig“, sagte Mimi schmollend. „Was hast du denn gedacht, was wir da treiben?“ Sora sah ihre Freundin stirnrunzelnd an. „Ach..“ Mimi wurde rot und winkte schnell ab. „Nichts, ich habe absolut nichts gedacht.“ „Mimi, du..“ „Hey!“ Eine laute Stimme unterbrach ihr Gespräch. Tai stand im Türrahmen und schüttelte den Kopf. „Wann fangen wir jetzt endlich mit dem komischen Brettspielabend an?!“

Geständnisse oder verwirrende Gefühle

,,Ich hab eigentlich gar keine Lust..und überhaupt warum sind hier soviele Leute? Alle zwei Minuten rennt man gegen irgendjemanden, man hat kaum Platz zum Atmen, gerade ist mir jemand auf den Fuß getreten, Hunger hab ich auch und..” ,,Tai!”, unterbrach Sora ihn leicht genervt. ,,Jetzt reiß dich mal zusammen! Du bist doch kein kleines Kind mehr!” ,,Aber Sora...” ,,Nein!”, sagte diese mit fester Stimme. ,,Nichts aber Sora! Schließlich hast du mich um Hilfe gebeten. Also...” ,,Ja schon gut, du hast ja Recht”, murmelte Tai schnell und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Sora seufzte. Was hatte sie sich da nur angetan? Aber es half alles nichts, sie hatte Tai versprochen ihm zu helfen und genau das würde sie auch tun. ,,Wenn du mir einfach sagen würdest was Mimi mir schenkt, dann wäre es für mich viel leichter..” ,,Oh nein!”, unterbrach Sora den Braunhaarigen sofort. Dieser grummelte Unverständliches und sah beleidigt zur Seite. Das hätte Sora gerade noch gefehlt. Wenn Tai erfahren würde, das Mimi ihm Socken strickte kam er vielleicht noch auf die Idee  für seine Freundin etwas selber zu machen. Und noch einen Handarbeitsschüler brauchte Sora definitiv nicht! Also mussten sie heute unbedingt ein Geschenk für Mimi finden. Sie mussten! ,,Lass uns doch da rein gehen”, schlug Sora vor und deutete auf einen kleinen Accessoires Laden direkt vor ihnen. ,,Da rein?!”, rief Tai erschrocken.  ,,Ja, warum denn nicht?” ,,Warum denn nicht?” Tai sah sie verständnislos an. ,,Die stehen ja schon Schlange um da überhaupt rein zu kommen! Ich stell mich doch nicht an um...” ,,Schon gut”, winkte Sora ab und sah sich suchend um. ,,Aber wenn wirklich ein Geschenk für Mimi finden möchtest müssen wir früher oder später auch mal einen Laden betreten..” ,,Das weiß ich doch”, rief Tai. ,,Aber da sind überall soviele Leute...warum zum Teufel sind überall soviele Leute?!” ,,Naja”, versuchte Sora ihm ruhig zu erklären. ,,Es ist November, wir sind in einem Einkaufszentrum...” ,,Und?” Tai sah sie fragend an. Einen Moment lang hatte Sora das Bedürfnis ihm anzuschreien und einfach wegzulaufen. Aber sie riss sich zusammen. ,,Vergiss es..”, sagte sie schließlich. ,,Hey!”, rief Tai im nächsten Moment begeistert. ,,Da sind nicht viele Menschen, lass uns doch da reingehen!” Soras erste Euphorie verflog schnell, als sie sah auf welchen Laden Tai zeigte. ,,Das ist ein Sportgeschäft!”, sagte sie ungläubig. ,,Ich weiß!”, rief Tai begeistert und drückte seine Hände gegen das Schaufenster. ,,Wow cool! Also wenn ich da nichts für Mimi finde..” ,,Tai!”, sagte Sora scharf. ,,Ich glaube, dass Mimi weder einen Fußball, noch eine Angelrute oder einen Tennisschläger möchte...” Doch Tai hatte sie schon komplett ausgeblendet und öffnete gerade die Ladentüre. ,,Kommst du?” Sora schüttelte den Kopf. ,,Nein danke, ich warte hier.” Tai zuckte die Schultern. ,,Wie du meinst!” Dann betrat er fröhlich pfeifend das Geschäft. Sora sah ihm fassungslos hinterher. Sie überlegte kurz ihm zu folgen, entschied sich aber dann dagegen. Tai würde schon selbst merken, dass er dort nichts für Mimi finden würde und zurückkommen. Sie selbst würde die Zeit bis dahin nutzten um nach eigenen Geschenken Ausschau zu halten. Und schon nach wenigen Minuten hatte sie etwas entdeckt. Da im Schaufenster des Musikladens stand eine CD von Mimis Lieblingsband! Wenn das kein super Geschenk war. Schwungvoll öffnete Sora die Türe und betrat den Laden. ,,Herzlichen Willkommen!” Der blonde Verkäufer lächelte sie höflich an. ,,Wie kann ich..” Er verstummte mitten im Satz. Auch Sora stand wie erstarrt da. Sie blinzelte ein paarmal, aber das Bild das sich ihr bot veränderte sich dadurch nicht. ,,Sora...was machst du denn hier?!” ,,Hallo...Matt...”

 

Unsicher trat Yolei von einem Bein auf das andere. Sie war nervös. Sie wusste nicht wann sie das letzte Mal so nervös gewesen war. Wahrscheinlich noch nie. Jeden Moment würde Izzy vor ihr stehen. Und dann? Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte. Sie hatte immer noch keine Ahnung was sie ihm sagen sollte. Und, was noch viel schlimmer war, sie hatte keine Ahnung was er ihr sagen würde! Aber es wurde wirklich Zeit, dass sie sich aussprachen. Und außerdem hatte sie Davis versprochen, dass sie es heute tun würde. Sie hatte es Davis versprochen...sie schüttelte den Kopf. Irgendwie klang das seltsam. Aber es war tatsächlich so, dass ihr einzig und allein Davis Zuspruch den Mut gegeben hatte Izzy um ein Gespräch zu bitten. Wenn das alles vorbei war schuldetet sie ihm wirklich etwas! Sie zuckte zusammen als sie plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Sie musste sich nicht erst umdrehen um zu wissen wer da stand. Sie atmete noch einmal tief durch dann drehte sie sich um. ,,Hallo Izzy. Schön das du gekommen bist...” Er zuckte die Schultern. ,,Ist doch kein Problem...” Yolei merkte sofort, dass er mindestens genauso nervös war wie sie. ,,Also...”, fing sie an und vermied es Izzy anzusehen. Ihr Herz schlug trotzdem wie verrückt. ,,Wegen Samstag Abend..also..ich...ich...” Sie geriet ins Stocken, brach  kurz ab, erinnerte sich dann daran was Davis ihr geraten hatte und sprach tapfer weiter. ,,Ich wollte mich entschuldigen!” Erleichtert, diese Worte endlich ausgesprochen zu haben hob sie den Kopf und blickte direkt in Izzys Augen. ,,Schon okay..”, sagte  dieser nur. Schweigend standen sie sich gegenüber. ,,Wenn das dann alles war...” Der Rothaarige wandte sich zum Gehen. ,,Ähh?!” Yolei konnte es einfach nicht glauben. ,,Das wars? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?!” Er drehte sich überrascht um. ,,Was sollte ich denn noch sagen?”, fragte er verwirrt. Wie du den Kuss fandest? Was du dabei empfunden hast? Was du für mich empfindest? All das waren Fragen auf die Yolei sich bei diesem Gespräch Antworten erhofft hatte. Aber Izzy gab ihr keine einzige der Antworten nach denen sie sich so sehr sehnte. Sie merkte wie eine leichte Wut in ihr hochstieg. Und deswegen hatte sie sich soviele Gedanken gemacht? Hatte nächtelang nicht richtig schlafen können? Da sprang sie über ihren Schatten, entschuldigte sich bei ihm und dann..? Nichts! Nichts!
 

,,Weißt du was?!”, schrie Yolei ihn ohne jede Vorwarnung an. Er zuckte erschrocken zusammen. ,,Ich nehme es zurück! “ ,,Du...was...?” Total überfordert sah er sie an. ,,Du hast schon richtig gehört! Ich nehme meine Entschuldigung zurück! Das ist eh total bescheuert. Für was sollte ich mich entschuldigen müssen?!” Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Der Rothaarige schüttelte den Kopf. ,,Yolei...”, begann er, wurde aber sofort wieder von ihr unterbrochen. ,,Ich entschuldige mich doch nicht dafür, dass du so ein Idiot bist und einfach nicht kapierst das du von dieser..dieser Tussi nur ausgenutzt wirst! Das du, nur weil sie dir schöne Auge macht, nicht merkst was sie wirklich will! Wenn du unbedingt verletzte werden möchtest, bitte! Dann nur zu! Denn weißt du was? Es interessiert mich nicht! Es ist mir egal! Du bist mir egal!” Sie sah in seinen Augen das sie  zu weit gegangen war und verstummte augenblicklich. Izzy senkte den Kopf und ballte seine Hände zu Fäusten. Sein ganzer Körper zitterte. ,,Ich bin dir egal..”, wiederholte er mit leiser Stimme. ,,Ich bin dir also egal.” Er hob den Kopf. Unwillkürlich wich Yolei zurück. Sie hatten ihn noch nie so gesehen. Sein Blick war so kalt, seine Augen so leer. ,,Wenn das wirklich so ist...dann erklär mir eines. Warum...”, seine Stimme wurde auf einen Schlag lauter. ,,Warum hast du mich dann geküsst?” Yolei biss sich auf die Lippen und sah zur Seite. Doch Izzy ließ nicht locker. ,,Was sollte das? Wo ich doch so ein Idiot bin? Ich verstehe das einfach nicht! Was hat das dann zu bedeuten, was...” ,,Weil ich in dich verliebt bin..”  ,,Was hat du gesagt?” Er sah sie ungläubig an. ,,Ich habe dich geküsst weil ich in dich verliebt bin.” Er schüttelte den Kopf. ,,Darüber macht man keine Scherze.” Yolei spürte wie ihr die erste Träne über die Wange lief. Sie wischte sie zur Seite. ,,Ich mache auch keine Scherze!” Izzy trat einen Schritt näher. ,,Aber Yolei...das...du...du kannst doch nicht...” Überfordert brach er ab. Immer mehr Tränen liefen über ihr Gesicht. Trotzdem lachte sie bei seinen Worten laut auf. ,,Doch”, sagte sie und lächelte ihn verweint an. ,,Ich kann. Ich liebe dich. Ich liebe dich Izzy.” Und ehe sie wusste was sie tat hatte sie sich in seine Arme geworfen und weinte an seiner Schulter. Zuerst stand er wie erstarrt da, doch dann legte er seine Arme um sie und drückte sie an sich. ,,Yolei”, flüsterte er leise und strich ihr über den Kopf. ,,Ach Yolei...”

 

,,Du arbeitest also hier.” Sora konnte es immer noch nicht glauben. Matt verdrehte genervt die Augen und räumte ein paar CD´s in die Regale. ,,Ja. Hab ich doch schon gesagt.” ,,Aber..aber..” ,,Was aber?” Er drehte sich zu ihr um. ,,Hör mal, dass ist doch jetzt wirklich keine große Sache. Ich brauche das Geld einfach für mein Studium.” Sora starrte ihn überrascht an. ,,Für dein Studium?!” ,,Ähm ja?” ,,Du willst...studieren?” Matt schüttelte den Kopf. ,,Oh man Sora, was ist denn heute nur mit dir los? Natürlich will ich studieren.” ,,Aber..aber du wolltest doch immer mit deiner Band..” ,,Die Band?” Jetzt war es an Matt sie überrascht anzusehen. ,,Das ist doch nur ein Hobby. Ich meine klar wäre es toll mit der Musik Geld verdienen zu können, aber seien wir mal ehrlich, das ist nicht gerade etwas bodenständiges.” ,,Aber...ich dachte..ich dachte immer...” Matt lachte laut auf. ,,Was dachtest du? Das ich Rockstar werden will? Klar wollte ich das, als ich 14 war. Aber ich will ja schließlich auch mal irgendwann eine Familie haben, ein Haus und..” ,,Familie..Haus...”, wiederholte Sora. Ihr wurde plötzlich etwas schwindelig. ,,Hey!” Matt sah sie besorgt an. ,,Ist alles okay?” ,,Ja..ich muss mich nur kurz hinsetzen”, sagte Sora. Selbstverständlich war gar nichts okay. Seit wann wollte Matt studieren? Eine Familie und ein Haus?! Was sollte das? Er war doch immer der Träumer unter ihnen gewesen. Immer hatte Sora sich eingeredet, dass jemand wie Matt nichts für sie war. Schließlich wollte sie einmal ein geregeltes normales, ja vielleicht sogar langweiliges Leben, während er als Rockstar durch die Welt touren wollte. Das alleine war der Grund gewesen, dass ihr Verstand immer über Herz gesiegt hatte. Das alleine war der Grund gewesen warum sie nicht zugelassen hatte sich in Matt zu verlieben. Und jetzt... ,,Gehts wieder? Soll ich dir vielleicht ein Glas Wasser holen?” Sie hatte das Gefühl in seinen blauen Augen zu versinken. ,,Nein..”, hauchte Sora. ,,Es geht schon wieder.” ,,Na gut, wenn du meinst.” Matt streckte ihr die Hand hin um ihr hochzuhelfen. Als sie nach ihr griff spürte sie einen Stich in ihrem Herzen. Und da wurde es ihr klar. Das war der Moment in dem ihr Verstand den Kampf endgültig aufgegeben hatte. Sie sahen sich wortlos an, während er immer noch ihre Hand hielt. Es kam Sora wie ein magischer Moment vor und sie wünschte sich das er nie enden würde. Doch in diesem Moment ging die Ladentüre auf. Sofort ließ Matt ihre Hand los und drehte sich um.

 

,,Herzlich Willkommen, wie..oh nein!” Er schüttelte den Kopf als er den Kunden erkannten. ,,Hey Sora, da bist du ja ich...Matt?!” Tai lief erfreut auf seinen besten Freund zu. ,,So ein Zufall, was machst du denn hier, ich..” Er runzelte die Stirn als er Matts Arbeitskleidung bemerkte. ,,Moment mal, arbeitest du etwa hier?!” ,,Ja”, sagte Matt, dem nichts anderes übrig blieb als die Wahrheit zu sagen. ,,Echt? Wow wie cool ist das denn? Heißt das als dein bester Freund krieg ich Rabatt auf alles?” Er sah sich mit großen Augen in dem kleinen Laden um. ,,Nein natürlich nicht!”, rief Matt, doch Tai war schon mit großem Eifer dabei die CD Regale zu durchsuchen. Matt seufzte und drehte sich zu Sora. ,,Und das...”, sagte er resigniert. ,,Das ist der Grund warum ich niemanden von meinem Job erzählt habe.” Sora nickte verständnisvoll. ,,Ach übrigens Sora”, rief Tai ihr durch den Laden zu. ,,Ich habe Mimis Weihnachtsgeschenk gefunden!” Sora sah ihn ungläubig an. ,,Bitte nichts aus dem Sportgeschäft, bitte nichts aus dem Sportgeschäft”, flüsterte sie wie ein Mantra vor sich hin. Matt hob überrascht eine Augenbraue. ,,Sportgeschäft?” ,,Frag nicht”, sagte Sora nur. Tai stand inzwischen vor ihnen eine große Tüte in der Hand. ,,Hier ist es...” Er griff in die Tüte und...,,Tataaa!” Es herrschte Stille. Sora meldete sich als Erste wieder zu Wort. ,,Sind das PomPoms?!” ,,Klar! Cool oder?” ,,Dann ist das..ein Cheerleader Kostüm?”, fragte Matt stirnrunzelnd. ,,Bingo! Das ist doch klasse oder? Der Verkäufer im Sportladen hat mir den Tipp gegeben. Jetzt kann Mimi mich bei all meinen Fußballspielen darin anfeuern!” ,,Du glaubst doch nicht ernsthaft das Mimi das machen wird?!”, fragte Sora ungläubig. ,,Klar, warum denn nicht?” ,,Oh man..” Matt schüttelte nur den Kopf. ,,Ich weißt gar nicht was ihr habt!”, verteidigte Tai sich. ,,Das ist doch eine super Idee.” Beleidigt packte er die Sachen wieder zurück in die Tüte. Dann hob er den Kopf und grinste seine Freunde an. ,,Ach übrigens, wo ich euch Beide schonmal zusammen sehe..wie war das mit dem Gewächshaus?” Mit Genugtuung beobachtete er wie Sora rot anlief und Matt ihn entsetzt anstarrte. ,,Volltreffer", dachte Tai sich und lachte laut auf.

 

Izzy lag auf seinem Bett. Sein Zimmer war dunkel,  sein Laptop war ausnahmsweise aus. Er musste nachdenken. Er musste...Nein. Unmöglich.  Jedes Mal wenn er logisch an die Sache herangehen wollte sah er Yoleis Gesicht vor sich. ,,Ich liebe dich Izzy.” Sein Herz schlug auf einen Schlag schnell, er merkte wie er rot wurde und richtete sich schnell auf. Was war nur los mit ihm? Yolei war eine Freundin. Ein gute Freundin. Aber wie sollte er sie jetzt jemals wieder so sehen können? Und überhaupt wie sollte er sich ihr gegenüber nur verhalten, jetzt wo er wusste..jetzt wo er es wusste. Unsicher hob er seine rechte Hand, mit der ihren Kopf gestreichelt hatte. Ihr Haar war so weich gewesen. Im nächsten Moment hätte er seinen Kopf am liebsten gegen die Wand geschlagen. Was zum Teufel dachte er da nur? Was war nur los mit ihm? Erschöpft ließ er sich wieder auf sein Bett fallen. Eigentlich gab es nur eine Frage auf die er eine Antworte finden musste. Aber gerade über diese Frage wollte er nicht nachdenken. Lächerlich. Er war doch dafür bekannt, logisch an ein Problem heranzugehen, es solange zu analysieren bis er eine Lösung fand. Nur bei diesem Problem war es anders. Irgendwie kam er hier mit logischem Denken nicht weiter. Er fragte sich warum. Bis jetzt hatte das doch immer funktioniert. Er seufzte und schloss die Augen. ,,Was ist mit dir?”, hatte Yolei gefragt. ,,Was fühlst du Izzy?” Er wusste wirklich nicht wie er eine Antwort auf diese Fragen finden sollte.

Vorurteile oder was weiß du schon

Zwei Tage war es her. Vor zwei Tagen hatte Yolei Izzy ihre Gefühle gestanden. Seitdem schien die Zeit für sie stillzustehen. ,,Gib mir etwas Zeit für meine Antwort” hatte er gesagt. Zeit. Sie fragte sich wieviel Zeit er brauchen würde. Und dann war da auch noch diese Kanna...Yolei seufzte. Wenn es Kanna nicht geben würde, wäre dann alles anders gelaufen? Hätte er ihr dann gleich eine Antwort geben können? Und wäre diese Antwort vielleicht sogar Ja gewesen? Ach egal. Was half es darüber nachzudenken. Trotzdem, es gab eine Chance für sie und alleine diese Tatsache machte Yolei unglaublich glücklich. Vielleicht, vielleicht...,,Aua!” Erschrocken sah die Brillenträgerin auf. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie auf dem Schulflur glatt jemanden umgerannt hatte. ,,Tut mir leid, ich hoffe du hast dir nicht wehgetan, ich..” Sie verstummte als das andere Mädchen laut zu lachen begann. Und erst in diesem Moment bemerkte Yolei, dass es sich bei dem Mädchen um Mimi handelte. ,,Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?”, fragte die Brünette und rieb sich die Stirn. ,,Ich...keine Ahnung..”, nuschelte Yolei. Mimi schüttelte lächelnd den Kopf. ,,Was macht ihr denn da?” Sora war zu ihnen getreten und beobachtete die Szene stirnrunzelnd. ,,Ach nichts”, winkte Mimi ab. ,,Hey”, rief sie dann fröhlich und ihre Augen begannen zu funkeln, wie immer wenn sie eine Idee hatte. ,,Yolei, wie wärs? Sora und ich schwänzen heute die Clubs und gehen Shoppen, willst du nicht mitkommen?” ,,Also was das Schwänzen angeht..”, warf Sora ein wurde aber sofort wieder von ihrer Freundin unterbrochen. ,,Na was sagst du?” Yolei zögerte einen Moment. Ihr Blick wanderte zu der Türe des Computerclubs. Eigentlich wollte sie hingehen, schließlich konnte sie dann Izzy sehen. Andererseits...vielleicht war es gar nicht so schlecht ein bisschen auf Abstand zu gehen um ihm nicht zu einer Antwort zu drängen. ,,Ja”, sagte sie also schweren Herzens und versuchte ihre Freundinnen anzulächeln. ,,Ja ich komme mit.” 
 

,,Es wundert mich, dass Mimi dich zum Blaumachen überreden konnte”, sagte Yolei während sie mit den beiden Anderen durch die Flure Richtung Ausgang schlenderte. ,,Ich bin eben gut”, rief Mimi lächelnd. Sora verdrehte die Augen. ,,Also eigentlich”, sagte sie. ,,Eigentlich fällt der Tennisclub heute aus...ich hatte also eh Zeit.” Yolei schüttelte lachend den Kopf. ,,Während dein Kulturclub dich sicher brauchen könnten!” Soras Einwand prallte einfach an Mimi ab. ,,Die kommen auch mal ohne mich zurecht.”  ,,Sie müssen aber schon ziemlich oft ohne dich auskommen oder?” Mimi zuckte die Schultern. ,,Keine Angst, wenn wieder mal ein Event ansteht, übernehme ich natürlich sofort selbstlos die Organisation. Aber bis dahin...” Sie ließ den Satz unbeendet.  ,,Brrr ist das kalt!” Als die Mädchen nach draußen traten schlug ihnen ein eisiger Wind entgegen. ,,Ist ja auch kein Wunder, es ist schließlich schon Ende November.” Yolei schlang ihren Schal enger um ihren Hals. ,,Ja. Und jetzt schaut euch die mal an!” Mimi deutete auf das Fußballfeld auf dem die Schulmannschaft tatsächlich immer noch draußen trainierte. ,,Die spinnen doch!” Kopfschüttelnd warf Mimi ihrem Freund Tai, der mitten auf dem Feld stehen geblieben war um ihnen zuzuwinken, eine Kusshand zu. ,,Wohin geht ihr?”, formten seine Lippen. ,,Ich liebe dich auch Schatz!”, rief seine Freundin ihm laut zu und ging dann weiter. Der Braunhaarige sah ihr kopfschüttelnd hinterher. ,,Das ist Liebe”, kommentierte Sora trocken. ,,Jaa..apropos Liebe.” Mimi blieb stehen und lächelte ihre Freundin keck an. ,,Kommen du und Matt endlich mal zusammen?” Sora sah sie entsetzt an. Auf ihrem Gesicht bildeten sich hektische rote Flecken. ,,Ihr könntet euch ruhig mal etwas beeilen!” Sora war immer noch sprachlos. ,,Wobei”, Mimi runzelte die Stirn. ,,Ich glaube eh, dass als nächstes Izzy und Kanna ein Paar werden und...”
 

,,Was?!” Überrascht von Yoleis Reaktion sah Mimi sie an. ,,Klar, ich meine sie hängen ständig zusammen rum, und immerhin waren sie auch zusammen auf dem Ball und...” ,,Da verwechselst du jetzt aber etwas Mimi. Denn ich weiß etwas, dass ihr nicht wisst.” ,,Häh?” Die Ältere sah sie verwirrt an. ,,Wovon sprichst du?” ,,Tja”, sagte Yolei. ,,Tatsächlich hat Kanna ihn nur aus einem Grund zum Ball begleitet. Um noch weiter zu gehen, sie ist auch nur aus diesem einen Grund so nett zu ihm.” ,,Was meinst du?” Jetzt war auch Sora neugierig geworden. ,,Er hilft ihr bei ihrem PC!” Triumphierend sah Yolei in die Runde. ,,Na und?”, sagte Mimi, enttäuscht von diesem banalen Grund. ,,Was ist schon dabei, er hilft uns doch auch ständig mit unseren PC´s und..” ,,Schon”, warf Yolei genervt ein. ,,Aber wir sind auch seine Freunde. Sie dagegen...” Sie spürte wie eine Wut in ihr aufstieg wenn sie nur an das besagte Mädchen dachte. ,,Sie hat sich von Anfang an nur mit ihm angefreundet damit er ihr ihren dummen PC zusammenbaut!” Stille. Mimi runzelte die Stirn und schien über ihre Worte nachzudenken. ,,Yolei”, meinte Sora mit ernster Stimme. ,,Das kannst du doch gar nicht wissen...” ,,Doch! Ich weiß es!”, rief die Angesprochene energisch. ,,Also ich kann mir das irgendwie auch nicht richtig vorstellen”, fiel ihr jetzt auch noch Mimi in den Rücken. ,,Schön! Glaubt doch was ihr wollt!” Yolei verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. ,,Aber ich weiß es! Und genau deshalb..genau deshalb habe ich es Izzy auch gesagt!” ,,Waaaas?!” Die Anderen sahen sie ungläubig an. ,,Ja! Ihr habt schon richtig gehört. Ich habe Izzy gesagt, dass Kanna nur so nett zu ihm ist damit er ihren PC repariert!” In diesem Moment war ein lauter Knall zu hören und die Mädchen drehten sich überrascht um. Das Erste was Yolei sah, war eine Coladose die am Boden lag. Braune Flüssigkeit lief heraus, sie musste dem Besitzer  wohl aus der Hand gefallen sein. Dann als sie den Blick hob blieb ihr Herz für einen Moment stehen. Ihr Gesicht war aschfahl, ihre Augen starrten ausdruckslos ins Leere. ,,Kanna...” 

 

,,Kanna..” Sora sah das Mädchen unsicher an. Mimi dagegen blickte ängstlich zwischen Yolei und der Schwarzhaarigen hin und her. Da hob Kanna den Blick und sprach. Ihre Stimme war leise und ruhig. ,,Du...” Yolei zuckte zusammen. Es war lächerlich, aber plötzlich hatte sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Nur warum? Sie hatte schließlich nichts falsch gemacht. Doch tief, ganz tief in ihren Inneren wusste sie, dass das nicht wahr war. ,,Du..was ist eigentlich dein Problem?!” Kannas Stimme wurde lauter. ,,Was denkst du wer du bist? Du hast doch keine Ahnung..du kennst mich nicht einmal richtig..” Entsetzt sah Yolei wie die ersten Tränen über Kannas Gesicht liefen. ,,Du kennst mich nicht, denkst aber, dass du ein Recht hast über mich zu urteilen? Zu wissen was ich fühle?”  Ihr Stimme zitterte und brach schließlich ganz. Sie schüttelte den Kopf. ,,Es ist mir egal, was du zu mir sagst, aber ihn da mit reinzuziehen...Und du nennst dich eine Freundin von Koushiro? Was würde er wohl hierzu sagen?” Dann drehte sie sich abrupt  um und ging langsam davon. Mimi und Sora wechselten einen kurzen Blick, dann folgte Sora Kanna während Mimi sich Yolei zuwandte. Das Mädchen stand regungslos da den Blick gesenkt. ,,Yolei...” Die Brünette legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. ,,Aber ich..ich..” ,,Ist schon gut”, sagte Mimi beruhigend. ,,Komm mit, wir holen uns jetzt erstmal einen schönen heißen Tee. Und dann reden wir.”  Yolei nickte und ließ sich von Mimi mitziehen.

Erst nachdem die Kellnerin ihre Teetassen vor ihnen abgestellt hatte und Yolei ein paar Schlucke genommen hatte fragte Mimi vorsichtig: ,,Also...was war das eben?” ,,Ich..” Yolei starrte angestrengt in ihre Tasse. ,,Yolei”, sagte Mimi mit warmer Stimme. ,,Ich bin deine Freundin. Ich möchte dir helfen. Also bitte sag mir doch was los ist.” ,,Es..es ist wegen Izzy.” Mimi verdrehte die Augen. ,,Was du nicht sagst! Soweit war ich auch schon.” Yolei seufzte. ,,Also..ich..ich...” ,,Moment mal!” Mimi war gerade ein Gedanke gekommen. Yoleis unerklärliche Abneigung gegen Kanna. Ihr komisches Verhalten Izzy gegenüber die letzte Woche. Aber das...das...,,Yolei.” Mimi nahm einen Schluck von ihrem Tee ehe sie weitersprach. ,,Kann es sein, dass du...” ,,Ja”, sagte Yolei und hob den Kopf. Sie lächelte Mimi traurig an. ,,Ja. Ich bin in ihn verliebt. Schon lange.” ,,Oh..” Mimi strahlte ihre Freundin an. ,,Aber das ist doch toll, das ist..” ,,Nein!” Yolei schlug mit ihrer Hand so fest auf den Tisch, dass ihre Teetasse überschwappte. ,,Nein”, wiederholte sie leiser. ,,Das ist es nicht. Da ist schließlich auch noch Kanna.” ,,Achja...” Das hatte Mimi in ihrer Euphorie glatt vergessen. ,,Moment mal!” Sie sah Yolei mit großen Augen an. ,,Oh Gott, bitte sag mir, dass du dir diese ganze Computer zusammenbau Geschichte nicht nur ausgedacht hast um die Beiden auseinander zu bringen!?” ,,Was?! Empört sah Yolei auf. ,,Natürlich nicht! Die Geschichte stimmt. Nur..” ,,Nur was?”, fragte Mimi streng. ,,Naja, das er ihr hilft stimmt, aber ob sie ihn wirklich nur deswegen mag...das weiß ich natürlich nicht”, gab sie schließlich zu. ,,Ach Yolei...” ,,Hey!” Die Brillenträgerin hatte ihren Kampfgeist wohl wieder gefunden. ,,Ich weiß es vielleicht nicht 100%ig, aber es ist doch schon wahrscheinlich oder? Sie hatten schließlich schon bevor sie sich getroffen hatten Mail Kontakt. Das heißt sie wusste wie gut er sich mit dem Technikkram auskennt. Und deswegen hat sie sich, als sie sich dann persönlich getroffen haben, gleich an ihn rangemacht.” ,,Jetzt mal ehrlich”, sagte Mimi. ,,Meinst du nicht, dass das etwas viel Aufwand für einen PC ist? Sie könnte sich doch auch ganz einfach einen Neuen kaufen? Also wozu das alles?” ,,Ich..” Yolei brach ab. Mimi hatte Recht. Daran hatte sie bis jetzt noch nie gedacht. Wenn man es nüchtern betrachtete brauchte Kanna Izzy eigentlich gar nicht. Sie konnte sich ja jederzeit einen neuen Computer kaufen. Also warum sollte sie...Und da kam ihr auf einmal ein Gedanke. Vielleicht, vielleicht war alles ganz anders. Vielleicht nutzte sie Izzy nicht aus um ihren PC zusammen zubauen. Vielleicht nutzte sie den Computer nur um Zeit mit Izzy zu verbringen. Und das würde heißen..das würde heißen..,,Oh nein...” Yolei schlug ihren Kopf gegen die Tischplatte. ,,Was ist?” Mimi sah sie fragend an. ,,Ich bin ein Idiot”, murmelte Yolei. ,,Ich bin so ein Idiot....” ,,Da kann ich dir nicht widersprechen", sagte Mimi geradeheraus. ,,Ich meine, wenn du Izzy liebst okay. Wenn du um ihn kämpfen willst okay. Aber das du Kanna vor ihm schlecht machst.." ,,Ich weiß doch..aber jetzt ist es zu spät. Was soll ich denn noch machen?" ,,Naja", Mimi dachte einen Moment lang nach. ,,Als erstes wirst du dich bei Kanna entschuldigen müssen. Und du wirst die Sache vor Izzy klarstellen müssen. Der Arme..." ,,Jaja.." Yolei seufzte. ,,Mimi", sagte sie dann. ,,Warum muss Liebe so kompliziert sein?" Das Mädchen lächelte. ,,Weil sie es wert ist." 

 

,,Kanna...” Sora fand das Mädchen hinter der Turnhalle. Sie hatte sich gegen die Wand gelehnt, ihr Kopf war gesenkt, so dass ihre schwarzen Haare wie ein dunkler Vorhang über ihr Gesicht fielen. ,,Kanna...” Vorsichtig trat Sora neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie reagierte nicht. ,,Ich...Yolei hat das nicht so gemeint, sie ist einfach manchmal etwas impulsiv, aber ich bin mir sicher..” ,,Sie hasst mich.” ,,Was?” ,,Sie hasst mich.” Sora starrte die Jüngere überfordert an. ,,Also...ich glaube nicht, dass...” Kanna richtete sich auf. Ihre Wimperntusche hatte lange schwarze Streifen auf ihren Gesicht hinterlassen, aber immerhin weinte sie jetzt nicht mehr. ,,Es ist mir egal”, erklärte sie. Ihre Stimme klang herausfordernd. ,,Ja, es ist mir egal.” ,,So ein Blödsinn”, widersprach Sora und schüttelte den Kopf. Kanna sah sie überrascht an. ,,Wenn es dir egal wäre, würde es dich nicht so sehr verletzen.” Kanna lachte kurz auf. ,,Du meinst ich wäre deswegen verletzt?” Weil Yolei mich nicht mag? ,,Ich..” Unsicher musterte Sora ihre Gegenüber. ,,Warum solltest du...” ,,Ja”, sagte Kanna nachdenklich und sah in den Himmel. ,,Warum sollte ich sonst so verletzt sein und sogar weinen?” Sora schwieg und wartete darauf das sie weitersprach. ,,Weißt du...” Wieder glänzten Tränen in ihren Augen. ,,Es sind ihre Worte.” ,,Was?” ,,Das was sie sagt”, erklärte Kanna wischte eine Träne von ihrer Wange. ,,Das was sie sagt, macht mir Angst.” ,,Ich verstehe nicht..” Kanna dreht sich um und blickte Sora direkt in die Augen. ,,Es macht mir Angst”, wiederholte sie leise. ,,Weil sie vielleicht Recht hat.” 

Weihnachten oder Geschenke über Geschenke

,,Wahnsinn!" ,,Was ist Wahnsinn?", fragte Tai und sah seine Freundin stirnrunzelnd an. ,,Na das morgen schon Weihnachten ist!" Mimis Augen glänzte vor Begeisterung. ,,Das würde sie nicht sagen wenn sie wüsste was sie bekommt", murmelte Matt, und Sora, die direkt neben ihm stand, konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Tai und Mimi warfen ihnen einen überraschten Blick zu. Die Vier standen draußen auf dem Schulhof, die letzte Stunde war vorbei und sie freuten sich alle auf ein paar freie Tage. ,,Was macht ihr denn eigentlich an Weihnachten?" Mimi sah ihre Freunde erwartungsvoll an. Matt zuckte die Schultern. ,,Mein Dad und ich besuchen T.K und meine Mutter und feiern dann gemeinsam..." ,,Waas?" Tais laute Stimme ließ Matt zusammenzucken. ,,Was was?", fragte er genervt. ,,Du hast gar nicht erzählt, dass ihr gemeinsam feiert!", rief Tai anklagend. Matt verdrehte die Augen. ,,Ist ja auch keine große Sache..." ,,Natürlich ist das eine große Sache! Ich freue mich so für dich Mann!" Und bevor Matt reagieren konnte fiel Tai ihm schon um den Hals um ihn zu umarmen. Mimi und Sora lachten. ,,Jetzt mach nicht so ein riesen Ding draus, okay?" ,,Schon gut." Tai ließ seinen Freund wieder los und grinste ihn an. ,,Du kannst deine Gefühle vielleicht nicht so gut zeigen, aber ich, als dein bester Freund, weiß genau was in dir vorgeht!" Matt zog es vor zu Schweigen. Zum Glück stießen in diesem Moment Kari, T.K und Davis zu ihnen. ,,Da bist du ja endlich!", begrüßte Tai seine Schwester. ,,Tut mir Leid, aber..." Bevor sie den Satz beenden konnte riefen Tai, Mimi, Sora und Matt im Chor: ,,Davis." ,,Was soll mit mir sein?" Der Angesprochene hob erstaunt den Kopf. ,,Schon gut Davis", sagte T.K. beschwichtigend. ,,Wo sind eigentlich Izzy und Yolei?" Kari sah sich suchend um. Mimi zuckte die Schultern. ,,Keine Ahnung, Izzy hat es in letzter Zeit immer so eilig, ich sehe ihn kaum noch..." ,,Ach", winkte Tai ab. ,,Der steckt bestimmt wieder mit beiden Ohren in irgendeinem Computerprojekt." ,,Eben", stimmte Matt ihm zu. ,,Das kennt man doch von ihm." Sora sah nachdenklich zur Seite während ihre Freunde weiter über ihre Weihnachtspläne sprachen. Sie dachte an Izzy. An das, was Kanna ihr vor kurzem gesagt hatte. An das, was Mimi ihr über Yolei erzählt hatte. Sie hoffte wirklich, dass die Drei das hinbekamen. Und schließlich war ja auch Weihnachten, das Fest der Liebe. War das nicht ein gutes Zeichen?

 

Am nächsten Tag lief Mimi ungeduldig in ihrem Zimmer auf und ab. Gleich würde Tai kommen. Gleich würde sie ihm sein Geschenk geben! Sie warf einen Blick auf die zwei Pakete die versteckt in ihrem Schrank standen. Warum Zwei? Ganz einfach. Zwar hatte Mimi sich mit Soras Hilfe alle Mühe gegeben die Socken gut hinzubekommen. Aber leider war das Endergebnis nicht besonders herzeigbar. Sie war sich nicht sicher ob sie sie wirklich verschenken konnte. Deshalb hatte sie vorsichtshalber noch ein Playstation Spiel, welches Tai sich schon lange wünschte besorgt. Sie seufzte. Sie wusste immer noch nicht welches der beiden Geschenke sie ihm geben sollte...In diesem Moment erklang die Türklingel. Schnell griff Mimi sich eines der Päckchen und schloss dann ihre Schranktüre. Keine Sekunde zu früh, denn da klopfte es auch schon und Tai betrat ihr Zimmer. Er trug eine schwarze Jeans und einen unglaublich kitschigen Weihnachtspullover auf den Pinguine mit Weihnachtsmützen zu sehen waren. ,,Hallo Prinzessin." Er trat auf sie zu und schlang seine Arme um sie. ,,Ich wünsche dir frohe Weihnachten." ,,Ich dir auch", erwiderte sie lächelnd. ,,Aber was hast du da an?" ,,Das?" Tai zupft an dem Pullover herum. ,,Den hat meine Mutter mir geschenkt.." ,,Sehr süß", neckte Mimi ihn. Tai verdrehte nur die Augen. ,,Kommen wir zu den wichtigeren Dingen. Hier.." Er griff in seine Tasche und zog ein rot eingepacktes Geschenk heraus. ,,Das ist für dich." Mimi nahm es mit strahlenden Augen entgegen. ,,Vielen Dank!" Tai sah schmunzelnd zu wie sie so schnell es ging das Papier herunter riss. Eine kleine Schachtel kam zum Vorschein. Vorsichtig öffnete die Brünette es und..,,Oh Tai! Das ist wunderschön!" Sie betrachtete mit klopfenden Herzen den silbernen Armreif. Es war einer von diesen Armreifen, an den man verschiedene Anhänger befestigen konnte. An diesem war jedoch nur ein Einziger. Eine zarte rosa Blume. ,,Er ist perfekt", hauchte Mimi. ,,Dann bin ich ja froh", sagte Tai. ,,Komm ich mach ihn dir um." Und ein paar Sekunden später betrachteten sie Beide glücklich ihr Handgelenk an dem der neue Armreif seinen Platz gefunden hatte. ,,Und jetzt", sagte Mimi schließlich. ,,Hier ist dein Geschenk." Ungeduldig beobachtete Mimi wie ihr Freund betont langsam das Papier auseinanderschlug. Das genaue Gegenteil von ihr! Aber irgendwann hatte er es dann doch geschafft.

,,Wow, das neue Final Fantasy, cool." Mimi fiel ein Stein von Herzen. Gott sei dank hatte sie ihm nicht ihre missglückten Socken geschenkt! Nach seinem Geschenk wäre das wirkliche eine Katastrophe gewesen! ,,Danke!" Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. ,,Aber nur das eines klar ist",  sagte sie streng. ,,Heute wird nicht gespielt!" ,,Schon klar", meinte Tai und verdrehte die Augen. ,,Gehen wir lieber etwas spazieren. Es schneit, das ist doch mega romantisch!" ,,Dein Wunsch sei mir befehl Prinzessin!" Mimi strecke ihm die Zunge raus und öffnete den Schrank um ihre Winterjacke herauszuholen. ,,Was ist das denn?", fragte Tai und runzelte die Stirn. ,,Was?" ,,Na das." Und ehe Mimi es verhindern konnte hatte Tai nach dem Päckchen, welches noch in ihrem Schrank lag gegriffen. Mimis Herz blieb kurz stehen. Verdammt! Das hatte sie ganz vergessen. ,,Nichts!", rief sie schnell und wollte es Tai aus der Hand reißen. ,,Aber..hey das steht ja mein Name drauf!" Verwundert begann er es auszupacken. ,,Nein! Tai bitte nicht..." Aber es war zu spät. ,,Sind das..Socken?" Mimi schämte sich so sehr, dass sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. ,,Ja.." murmelte sie. ,,Moment mal.." Tai runzelte die Stirn. ,,Mimi..hast du..hast du die etwa selbst gestrickt?!" ,,Ja.." Schweigen. Plötzlich spürte Mimi wie er nach ihren Händen griff und sie beseite zog, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. ,,Hast du die wirklich für mich gemacht?" Mimi sah zur Seite. ,,Sie sind furchtbar geworden! Obwohl ich mir soviel Mühe  gegeben habe..und du solltest sie gar nicht sehen!" ,,Sag mal spinnst du? Du wolltest mir die Socken echt nicht zeigen?!" Tai schüttelte den Kopf. ,,Dabei sind sie perfekt!" ,,Was?" Unsicher sah das Mädchen ihn an. ,,Ich sagte sie sind perfekt! Ich werde sie gleich anziehen!" ,,Nein! Was redest du da, sie sehen unmöglich aus.." ,,Mimi." Tai lächelte sie an. ,,Es ist egal was du sagst. Oder irgendjemand Anderes. Für mich sind sie perfekt. Weil du sie gemacht hast. Für mich." Mimi spürte wie sie errötete. ,,Wirklich?" ,,Ja! Und jetzt komm!  Wir gehen raus!" ,,Ja.." Glücklich zog Mimi ihre Jacke über und griff nach Tais Hand. ,,Weißt du", sagte er während sie nach draußen traten. Kleine Schneeflocken fielen vom Himmel. ,,Ich hatte erst auch ein anderes Geschenk für dich.." ,,Echt?" Überrascht sah Mimi ihn an. ,,Was war es?" ,,Eine Cheerleader Uniform." ,,Weißt du Tai.." Sie hakte sich bei ihm unter. ,,Die kannst du gerne behalten!"

 

Yoleis Finger umklammerten das kleine Paket, welches sie in den Händen hielt. Dann seufzte sie und starrte mit klopfenden Herzen auf das Klingelschild. Izumi. Eigentlich hatte sie es für eine gute Idee gehalten Izzy ihr Geschenk persönlich vorbei zubringen. Außerdem musste sie immer noch die Sache mit Kanna aufklären. Die letzten Woche hatte sich einfach keine passende Gelegenheit ergeben. Auch mit Kanna hatte sie noch nicht sprechen können, was aber eher daran lag, dass das Mädchen ihr geschickt aus dem Weg ging. Yolei konnte es ihr nicht verdenken. ,,Ach, das ist doch alles Mist!" Wütend und einem plötzlichen Impuls folgend drücke Yolei auf den Klingelknopf. Als sie das Läuten hörte zuckte sie erschrocken zusammen. Nein! Sie war noch nicht soweit. Sie konnte nicht...sie...für eine Sekunde zog sie die Möglichkeit in Erwägung das Geschenk einfach vor der Türe abzulegen und wegzulaufen. Nein. Sie straffte die Schultern und atmete tief aus. Und schon im nächsten Moment öffnete sich die Tür. ,,Yolei!" Izzys Mutter lächelte sie freundlich an. Anscheinend hatte Yolei sie beim Backen gestört, sie trug eine Schürze und an ihren Händen waren noch Reste von Mehl zu erkennen. ,,Hallo", begrüßte Yolei sie und zwang sich zu einem Lächeln. ,,Ich...ich...ist Izzy da?" ,,Oh." Yoshies Blick fiel auf das Geschenk in Yoleis Hand. ,,Das tut mir wirklich Leid, aber er ist mit seinem Vater in der Stadt. Wart ihr verabredet? Ich kann ihn gerne anrufen wenn du möchtest.." ,,Nein!", rief Yolei lauter als sie wollte. ,,Nein, ich meine, wir waren nicht verabredet ich..ich wolle nur.." Verlegen sah sie zu Boden. Dann streckte sie ihre Hände mit dem Paket aus. ,,Ich wollte das nur für ihn abgeben." Yoshie sah das Mädchen, welches inzwischen rot angelaufen war, wohlwollend an. ,,Ich verstehe...vielen Dank, ich werde es ihm geben." Sie griff nach dem Geschenk. ,,Oder möchtest du vielleicht hier auf ihn warten? Ich mache gerade Weihnachtsplätzchen und.." ,,Nein danke", wehrte Yolei sofort ab. ,,Ich...ich muss auch wieder weiter. Auf Wiedersehen!" Und schon hatte Yolei sich umgedreht und lief mit schnellen Schritten die Treppen nach unten. Yoshie sah ihr einen Moment lang verblüfft nach, dann betrachtete sie lächelnd das Pakte in ihrer Hand, ehe sie zurück in die Wohnung ging. Schwer atmend bleib Yolei vor dem Wohnblock stehen. Sie hatte es geschafft! Gut, sie hatte wieder nicht mit Izzy gesprochen, aber immerhin hatte sie das Geschenk abgegeben! Mit einem Grinsen im Gesicht wollte sie sich gerade auf dem Heimweg machen, als... 

 

Unsicher ging Kanna auf das Haus zu. Immer wieder sah sie sich nervös um, als hätte sie Angst beobachtete zu werden. Mit schnellen Schritten lief sie die Treppe zu den Wohnungen nach oben und blieb vor einer ganz bestimmten Türe stehen. Ohne groß darüber nachzudenken betätigte sie die Klingel. Als sie Schritte von innen hörte wurde sie plötzlich doch nervös. Tatsächlich war sie sich nicht ganz sicher gewesen ob sie Koushiro wirklich etwas schenken sollte. Schließlich wusste sie momentan selbst nicht ganz was sie für ihn empfand. Aber immerhin half er ihr sooft mit ihrem PC, das musste sie sich wenigstens bedanken! Das gebot allein schon die Höflichkeit. Weitere Gedanken wurden ihr zum Glück erspart, denn in diesem Moment ging die Tür auf. Eine hübsche Frau die eine rote Schürze trug stand vor ihr. Das war also Koushiros Mutter. ,,Guten Tag", sagte Kanna und verbeugte sich. ,,Mein Name ist Kannna Kobayashi, ich bin eine Klassenkameradin von Koushiro." ,,Kanna?" Überrascht hob das Mädchen den Kopf. Irgendwie klang das, als wäre der Frau ihr Name nicht fremd. Aber...nein Warum sollte Koushiro mit seinen Eltern über sie sprechen? Dazu gab es nun wirklich keinen Grund... ,,Hallo, ich bin Koushiros Mutter, Yoshie." Ihr freundliches Lächeln machte Kanna Mut, und so sagte sie mit fester Stimme: ,,Könnte ich vielleicht Koushiro sprechen?" ,,Er ist leider nicht da. Möchtest du vielleicht hereinkommen und hier auf ihn warten?" Kanna zögerte. ,,Nein", sagte sie schließlich ,,Nein. Aber könnten Sie ihm das hier vielleicht geben?" Verlegen sah Kanna auf das goldene Päckchen welches sie in den Händen hielt. Einen Moment lang schwieg Koushiros Mutter und starrte mit großen Augen auf das Geschenk. Dann fing sie sich wieder, nahm es entgegen und nickte lächelnd. ,,Natürlich." ,,Vielen Dank." Kanna verbeugte sich noch einmal leicht, dann wandte sie sich zum Gehen. Yoshie schüttelte den Kopf ehe sie in das Zimmer ihres Sohnes ging und Kannas Geschenk neben Yoleis auf sein Bett legte. Dann blieb sie einen Moment stehen und betrachtet das Bild das sich ihr bot. Ein warmes Gefühl füllte sie aus. ,,Ich freue mich so", sagte sie leise. ,,Ich freue mich so für dich."

 

,,Kanna." Die Schwarzhaarige sah erschrocken auf. Und da stand sie, die Person, die sie im Moment wirklich am wenigsten sehen wollte. ,,Yolei..." Die Brillenträgerin ging mit festen Schritten auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. ,,Wir müssen reden." Kanna seufzte. ,,Weißt du, eigentlich hab ich es ziemlich eilig, ich muss noch Geschenke einpacken und.." ,,Es tut mir leid." ,,Wie bitte?" Yolei verdrehte die Augen. ,,Zwing mich nicht es nochmal zu sagen okay?" Kanna schwieg und sah sie erwartungsvoll an. Yolei fuhr sich durch ihre langen Haare und sprach dann weiter. ,,Also es ist so. Ich..ich bin ein ziemlich emotionaler Mensch. Und manchmal, manchmal steigere ich mich einfach zu sehr in bestimmte Dinge hinein. Aber das was ich zu dir gesagt habe das..es war nicht okay. Und ich hatte natürlich kein Recht vor Izzy zu behaupten du würdest ihn nur ausnutzen. Ich werde das mit ihm klären, darauf kannst du dich verlassen. Ich weiß selbst nicht was da in mich gefahren ist..."  ,,Du weißt es nicht? Sicher?" ,,Ich..naja..ich..es ist so..." ,,Du bist in ihn verliebt oder?" Yolei zuckte zusammen. ,,Ja", sagte sie schließlich. ,,Ich wusste es." Kanna sah sie nachdenklich an. ,,Ich wusste es vom ersten Moment an als ich euch zusammen im Computerclub gesehen habe." ,,Ehrlich?" Überrascht sah Yolei sie an. ,,Dann wusstest du es ja sogar vor mir." Yolei begann laut zu lachen und auch Kanna stimmte nach kurzem Zögern ein. ,,Und was ist mir dir?" Yolei musste es einfach wissen. ,,Ich..." Kanna biss sich auf die Lippen. ,,Ich weiß es nicht." ,,Äh..was?" Das hatte Yolei nicht erwartet.  ,,Aber..der PC!" ,,Was?" ,,Na der PC!", rief Yolei ungeduldig. ,,Du hast  Izzy doch nur um Hilfe gefragt, damit du Zeit mit ihm verbringen kannst, oder?" Kanna blinzelte sie an. ,,Nein. Wie kommst du darauf?" ,,Aber..." ,,Ich habe ihn um Hilfe gebeten, weil ich seine Hilfe brauche. Das habe ich dir doch auch schonmal gesagt. Ich schaffe es alleine nicht." Yolei schüttelte den Kopf. ,,Warum? Was ist an diesem Computer so wichtig? Warum kaufst du nicht einfach einen Neuen?" Kanna senkte  den Kopf. ,,Das geht nicht", murmelte sie leise. ,,Dieser Computer. Er..er bedeutet mir viel." ,,Ich bin ja auch ein Computerfreak, aber mal ehrlich es ist...es ist nur ein Ding! " ,,Du hast Recht", stimmte Kanna ihr zu. ,,Du hast Recht, es ist nur ein Ding. Und es geht auch nicht wirklich um den PC." ,,Häh?" Yolei verstand schön langsam gar nichts mehr. ,,Es geht nicht um den PC", wiederholte Kanna. ,,Es geht um die Person dem er gehört hat." 

 

Erschöpft und mit tausend Einkaufstüten bepackt betraten Izzy und sein Vater die Wohnung. ,,Da seid ihr ja wieder!" Seine Mutter trat in den Flur und betrachtete sie lächelnd. ,,Na habt ihr alles bekommen?" ,,Natürlich!" Sein Vater zog seine Schuhe aus und ging in die Küche. ,,Mhh. Rieche ich da deine berühmten Zimtsterne?" ,,Ja. Ich habe die freie Zeit genutzt und ein paar Plätzchen gebacken." ,,Ein paar?", fragte Izzy, der seinem Vater gefolgt war zweifelnd. Die ganze Küche stand voller Backbleche auf denen köstlich duftende Plätzchen lagen. ,,Sind es zuviele?" Unsicher sah Yoshie ihren Mann an. Dieser lachte und legte seine Arme um sie. ,,Natürlich nicht." Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sie strahlte ihn an. Izzy verdrehte die Augen und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. ,,Ach Koushiro." Die Stimmte seiner Mutter ließ ihn innehalten. ,,Für dich wurden zwei Päckchen abgegeben. Ich habe sie in dein Zimmer gelegt!" Mit schnellen Schritten ging er in sein Zimmer und blieb dann überrascht stehen. Tatsächlich lagen zwei Pakete auf seinem Bett. Unsicher ging er auf sie zu. Er wusste sofort von wem sie waren. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Was sollte er nur tun?

Weihnachten oder ich schenke dir die Wahrheit

Ungläubig starrte Yolei Kanna an. Sie waren in das kleine Cafe, in dem Yolei sie und Izzy damals beobachtet hatte gegangen. Und dort, dort hatte Kanna ihr endlich die Wahrheit erzählt. Jetzt, nachdem Yolei die ganze Geschichte kannte fühlte sie sich richtig mies, weil sie das Mädchen so schlecht behandelt hatte. Und sie hatte sie definitiv falsch eingeschätzt. ,,Ich..." Yolei schluckte schwer. Was sollte sie auch sagen? Kanna lachte. ,,Hat es dir die Sprache verschlagen? Hast du jetzt Mitleid mit mir wegen meine furchtbaren Vergangenheit?", witzelte sie. Yolei nickte. ,,Das habe ich tatsächlich." Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. ,,Dafür gibt es keinen Grund. Mir geht es gut." ,,Ja aber.." ,,Nichts aber."  Kanna sah sie ernst an. ,,Ich habe es dir nicht erzählt weil ich Mitleid wollte. Ich habe es dir erzählt weil..weil..." Sie brach ab. ,,Du hast es mir erzählt damit ich dich verstehe, oder?", fragte Yolei. ,,Ja." Yolei lächelte sie an. ,,Ich verstehe dich." Kanna erwiderte ihr Lächeln dankbar. ,,Aber" ,sagte Yolei und nahm einen Schluck von ihrem Tee. ,,Was ist jetzt mit Izzy?" Sofort verdunkelte sich Kannas Gesicht. ,,Ich..ich weiß es nicht. Ich denke, es ist das Beste wenn wir einfach Freunde bleiben.." ,,Gott, so ein Blödsinn!" Yolei schlug mit ihrer flachen Hand auf den Tisch. ,,Wa--was?" ,,Jetzt mal ehrlich. Eigentlich sollte ich dir zustimmen, schließlich möchte ihn ja für mich haben", erklärte Yolei und rückte ihre Brille zurecht. ,,Aber so nicht! Das ist viel zu einfach. Wenn du jetzt aufgibst.." ,,Aber was soll ich denn machen?" Kanna sah nachdenklich in ihre Tasse, als würde sie dort eine Antwort auf ihre Frage finden. ,,Ich bin mir ja nicht mal richtig sicher ob ich in ihn verliebt bin oder ob es nur...ob es nur.." Hilflos brach sie ab. ,,Na dann finde es gefälligst heraus!" ,,Aber.." Unsicher musterte Kanna sie. ,,Hör zu", sagte Yolei ungeduldig. ,,Ich muss dir etwas sagen..ich...ich habe Izzy meine Liebe gestanden." Es herrschte Schweigen. ,,Du..." ,,Ja." Yolei merkte wie sie errötete. ,,Er hat mir noch keine Antwort gegeben. Aber er weiß was ich fühle. Und ich finde wenn du wirklich..wenn du wirklich auch in ihn verliebt bist solltest du es ihm sagen. Damit er sich entscheiden kann. Damit ich fair gewinnen kann." ,,Du hast ihm deine Liebe gestanden", wiederholte Kanna geistesabwesend. ,,Ich wünschte..ich wünschte ich könnte mir auch so sicher sein..." Yolei seufzte. ,,Jetzt mach doch keine so große Sache daraus." Sie griff nach ihrem Geldbeutel und warf ein paar Münzen auf den Tisch. Dann schnappte sie sich ihren Mantel. ,,Auf jeden Fall solltest du dir nicht mehr zuviel Zeit lassen", sagte Yolei bevor sie sich umdrehte und das Cafe verließ. Kanna sah ihr mit großen Augen nach.

 

Langsam schlenderte Yolei durch die Straßen. Es war zwar erst früher Nachmittag, aber trotzdem, es war Weihnachten, deswegen waren kaum Menschen unterwegs. Kein Wunder, die meisten Geschäfte hatten schon geschlossen, das hieß es gab auch keine Möglichkeit mehr für Last-Minute Einkäufe. Seufzend ließ sie ihren Blick über die weihnachtlich geschmückten Schaufenster schweifen. Vor einem Bekleidungsgeschäft blieb sie stehen und betrachtete ein paar Minuten lang eines der Kleider. ,,Hallo Yolei." Sie dreht sich um. ,,Hallo T.K." Interessiert musterte sie den Blonden. ,,Was machst du denn hier?" Er fuhr sich lächelnd durch die Haare. ,,Naja ich bringe Kari nur noch schnell ihr Geschenk vorbei. Später kommen doch Matt und mein Vater zu uns.." Yolei musste lächeln als sie die Vorfreude in seiner Stimme hörte. Er hatte immer unter der Trennung seiner Eltern gelitten, also war es kein Wunder, dass er sich so freute mit seiner ganzen Familie Weihnachten feiern zu können. ,,Das klingt schön", sagte Yolei. ,,Ja", erwiderte T.K. ,,Es ist das erste Mal seit der Scheidung...und da Matt ja ab nächstes Jahr studieren wird und vielleicht umziehen muss hatte meine Mutter die Idee gemeinsam zu feiern." Er schwieg einen Moment dann sagte er:,,Und warum bist du noch unterwegs?" ,,Ich.." Yolei zögerte kurz. Andererseits, als Karis Freund würde T.K eh schon über sie und Izzy Bescheid wissen. ,,Ich war bei Izzy." T.K hob erstaunt eine Augenbraue. ,,Ach tu nicht so überrascht", winkte Yolei ab. ,,Kari hat dir doch sicher alles erzählt." ,,Ähm ich.." ,,Ist schon okay", sagte Yolei und musste lachen als sie sah wie unangenehm T.K die Situation war. ,,Naja...ja", gab der Blonde zu.  ,,Aber ich bin froh, dass ihr euch endlich ausgesprochen habt." Yolei überlegte einen Moment, ob sie ihm sagen sollte, dass sie Izzy gar nicht angetroffen hatte. Andererseits, ausgesprochen hatte sie sich ja. Nur eben nicht mit Izzy. Also sagte sie einfach:,,Ja, ich bin auch froh." Sie wollte gerade gehen, da drehte sie sich noch einmal um und musterte T.K neugierig. ,,Was schenkst du Kari eigentlich?" Er grinste. ,,Einen Fisch." ,,Häh?" T.K lachte über Yoleis verwirrten Blick. ,,Sie bekommt einen Goldfisch." ,,Einen Goldfisch", wiederholte Yolei und sah skeptisch auf den Rucksack den T.K trug.. ,,Keine Angst", erklärte T.K schnell. ,,Ich habe den Fisch natürlich nicht dabei. Der ist schon seit gestern samt seinem Aquarium in Tais Zimmer versteckt." ,,Achso." Yolei dachte kurz nach. ,,Da wird sie sich sicher freuen!" ,,Ja" ,sagte T.K. ,,Ja das hoffe ich." Sie lächelten sich an. ,,Also dann...frohe Weihnachten T.K." ,,Frohe Weihnachten Yolei..."

 

Davis saß schon am Esstisch, bereit für das Festmahl das seine Mutter - wie jedes Jahr zu Weihnachten - gezaubert hatte. ,,Davis!" Seine Mutter streckte den Kopf aus der Küche. ,,Du brauchst dich noch nicht an den Tisch zu setzen..wir essen erst in einer halben Stunde!" ,,Ach Mama." Seine Schwester Jun trat zu ihr in die Küche und schüttelte den Kopf. ,,Lass ihn, du weißt doch wie verfressen er ist." ,,Hey", rief Davis empört. ,,Das habe ich gehört!" ,,Das solltest du auch!" ,,Kinder", wurden sie von ihrem Vater zurechtgewiesen. ,,Es ist Weihnachten, also vertragt euch!" ,,Ja Papa..." In diesem Moment klingelte Davis Handy. Überrascht zog er es aus seiner Hosentasche. Eine SMS von Yolei. ,,Frohe Weihnachten! Ps. Mit Izzy konnte ich zwar noch nicht reden, dafür aber mit Kanna. Vielen Dank nochmal für alles. Yolei. Ohne es zu wollen erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er war froh das Yolei endlich den Mut gefunden hatte sich ihren Problemen zu stellen. Sie hatte es momentan wirklich nicht leicht. Und er wusste nur zu gut was sie durchmachte. Er hoffte wirklich, dass Izzy sie auch mochte. Das sie nicht das Gleicht durchmachen musste wie er. Kari und T.K waren jetzt zwar schon lange ein Paar, trotzdem war er immer noch nicht ganz darüber hinweg gekommen, dass die Yagami sich damals nicht für ihn entschieden hatte. ,,Was grinst du denn so doof?" Jun stand plötzlich hinter ihm und versuchte einen Blick auf sein Handy zu erhaschen. ,,Das geht dich nichts an du dumme Ziege!" ,,Waaas?!" ,,Kinder!" ,,Ja Papa..."

 

,,Super Probe!" ,,Finde ich auch! Schöne Feiertage wünsch ich euch!" ,,Ja feiert schön!" ,,Ihr auch!" Matt trat nach draußen und warf einen Blick auf seine Uhr. Verdammt, jetzt musste er sich wirklich beeilen. T.K würde ihn umbringen wenn er zu spät kam, dem Kleinen war der heute Abend wirklich wichtig. Und Matt musste zugeben, dass Tai Recht gehabt hatte. Auch ihn ließ dieses gemeinsame Weihnachten mit seiner Familie nicht kalt. Lächerlich! Er war ja kein kleines Kind mehr. Aber trotzdem. Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg zu der Wohnung seiner Mutter. Er war schon fast angekommen, als das Klingeln seines Handy ihn aufhielt. Verwundert blickte er auf den Namen des Anrufers. Tai. Er seufzte und nahm den Anruf an. ,,Was ist?" ,,Dir auch frohe Weihnachten mein Sonnenschein!", flötete Tai ins Telefon. ,,Wars das?" ,,Nein, von Mimi und Kari soll ich dir auch frohe Weihnachten wünschen!" ,,Danke", sagte Matt. ,,Wie kam dein Geschenk denn bei Mimi an?", wollte er dann wissen. ,,War alles super!", erklärte Tai stolz. ,,Sie hat sich mega gefreut!" ,,Was? Du hast ihr doch nicht wirklich dieses Cheerleader Zeug geschenkt oder?" ,,Tja", erwiderte Tai vielsagend. ,,Das ist mein Geheimnis.." ,,Du bist ein Idiot", sagte Matt und legte auf. Nur eine Sekunde später klingelte sein Handy schon wieder. Ohne auf das Display zu schauen ging er ran. ,,Du nervst weiß du das?" ,,Oh..ich..es tut mir leid.." Matt starrte entgeistert auf sein Handy. Das konnte doch nicht wahr sein! ,,Sora?", fragte er überrascht. ,,Ja?" ,,Ich...es tut mir leid, ich dachte du wärst Tai und...ach egal. Was gibts denn?" ,,Also ich.." Er merkte an ihrer Stimme, dass sie nervös war. ,,Naja..ich wollte dir nur frohe Weihnachten wünschen..." Matt lächelte. ,,Danke, dass wünsche ich dir auch." Schweigen. Eigentlich hätte Matt sich jetzt verabschiedet, aber irgendwie spürte er, dass Sora ihm noch etwas sagen wollte. Er wusste nur nicht was. Aber da sprach sie auch schon weiter. ,,Also ich..ich wollte dich fragen ob du nach den Feiertagen vielleicht mal Zeit hast...." Sofort spürte Matt wie sein Herz schneller schlug. War es möglich, dass Sora ihm gerade um ein Date bat? Und - Moment mal - wäre das nicht eigentlich seine Aufgabe gewesen? Egal. ,,Klar", antwortete er. Er hörte, wie Sora am anderen Ende der Leitung erleichtert ausatmete. ,,Super, ich dachte wir könnten vielleicht Schlittschuhlaufen gehen. Ich frage dann noch die Anderen, dann sag ich dir Bescheid." Matt erstarrte. Hatte er gerade richtig gehört? Die Anderen? Die Anderen?! Aber... ,,Die Anderen", wiederholte er mechanisch. ,,Klar.." ,,Okay, bis dann. Und Matt", fügte sie schüchtern hinzu. ,,Feier schön mit deiner Familie." ,,Danke...du auch..." Nachdem er aufgelegt hatte starrte Matt sein Handy noch einen Moment an, dann schüttelte er den Kopf und steckte es zurück in seine Hosentasche. ,,Was für ein Tag..."

 

Kanna starrte geistesabwesend aus dem Fenster. Früher war Weihnachten einer ihrer Lieblingstage gewesen. Damals, als sie und ihre Familie noch in Osaka gelebt hatten. Sie seufzte. Wie sehr sie sich nach dieser Zeit sehnte. Das Weihnachtsfest heute war irgendwie...naja anders gewesen. Ihr Vater hatte sich zwar alle Mühe gegeben fröhlich zu sein, aber trotzdem.  Sie hatten Beide gemerkt, dass diese Fröhlichkeit nur gespielt war. Aber sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Sie fragte sich wie ihre Mutter den Tag wohl verbracht hatte. Ob sie ganz alleine gefeiert hatte? Oder hatte sie inzwischen jemanden kennengelernt? Eine neue Familie? War sie glücklich? ,,Wen interessierts..", murmelte Kanna und ärgerte sich darüber, dass es ihr nicht einfach egal war. Schnell versuchte sie an etwas anderes zu denken und landete - natürlich - bei Koushiro. Ob ihm ihr Geschenk wohl gefallen hatte? Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Keine neuen Nachrichten. Yoleis Worte spukten in ihrem Kopf herum. >Auf jeden Fall solltest du dir nicht mehr zuviel Zeit lassen< Sie dachte einen Moment lang nach, dann tippte sie schnell eine SMS. >Können wir uns morgen treffen?< Und  bevor sie groß darüber nachdenken konnte, schickte sie sie ab. Kurz darauf kam auch schon die Antwort. >Klar. Frohe Weihnachten. Und danke für das Geschenk.<  Sie seufzte, dann trat sie vor ihren Spiegel und nahm mit geübter Hand ihre Kontaktlinsen heraus. Sie legte den Aufbewahrungsbehälter auf den Nachttisch neben ihren Bett und löschte das Licht. Ein Gedanke verfolgte sie, bis sie endlich einschlief. Was zum Teufel sollte sie Koushiro morgen nur sagen?

Trauer oder die Geburt eines Computerfreaks

Er trug ihren Schal. Ein warmes Gefühl breitete sich in Kanna aus und sie lächelte. Er trug ihren Schal. Dann fiel ihr Blick auf seine Mütze, die farblich so absolut nicht zu ihrem Schal passen wollte. Unwillkürlich fragte sie sich ob er diese wohl von Yolei geschenkt bekommen hatte. Wundern würde es sie nicht. Sie merkte einen kleinen Stich in ihrem Herzen.  Eifersucht? 

,,Kanna?" Unsicher sah Koushiro sie an und erst jetzt bemerkte sie, dass er ja immer noch vor ihrer Haustür stand während sie ihn nur stumm anstarrte. 

,,Entschuldigung", murmelte sie schnell und trat zur Seite. ,,Komm doch rein." Sie führte ihn in ihr Zimmer und setzte sich dann auf ihr Bett. Koushiro nahm unsicher neben ihr Platz. Ihr Vater war arbeiten, deswegen hatte sie Koushiro zu sich nach Hause eingeladen, in der Hoffnung, dass ihr das Gespräch welches sie gleich führen musste, dann leichter fallen würde. ,,Möchtest du Tee?", fragte sie, mit den Hintergedanken, so noch etwas Zeit schinden zu können. Doch er schüttelte leider den Kopf und sah sie neugierig an. Sie  biss sich auf die Lippe und sah zur Seite. Wie sollte sie nur anfangen? ,,Ich..."

,,Vielen Dank übrigens für den Schal", unterbrach Koushiro sie da. ,,Ich habe mich wirklich sehr gefreut." 

,,Ach", winkte sie ab. ,,Das ist doch wirklich nur eine Kleinigkeit..."

,,Trotzdem." Er strich mit seiner Hand über den weichen Stoff und runzelte die Stirn. ,,Ich fühle mich echt schlecht, dass ich nichts für dich habe..."

,,Das stimmt doch gar nicht" protestierte die Schwarzhaarige. ,,Schließlich hilfst du mir so mit meinem PC!"

,,Achja, der PC." Seine Augen wanderten zu dem Gerät welches immer noch nicht fertig neben Kannas  Schreibtisch stand. ,,Hast du mir deswegen geschrieben? Kommst du nicht weiter? Soll ich dir bei irgendwas helfen?"

,,Was? Nein." Sie schüttelte den Kopf. ,,Es ist nicht wegen dem PC.." Sie verstummte und dachte einen Moment lang nach. ,,Naja", verbesserte sie sich dann. ,,Irgendwie schon. Aber nicht so wie du denkst." Sie bemerkte seinen verwirrten Gesichtsausdruck und seufzte. Jetzt oder nie. ,,Ich möchte dir etwas erzählen. Den Grund warum mir dieser PC so wichtig ist."

,,Kanna", sagte Koushiro schnell. ,,Du musst doch nicht.."

,,Doch", widersprach sie ihm. ,,Ich möchte das du mich verstehst. Bitte."

Sie deutete sein Schweigen als Ermutigung zum Weitersprechen. ,,Es ist so..."

 

Rückblick

 

Ungeduldig sperrte sie die Wohnungstüre auf, schlüpfte aus ihren Schuhen und lief mit schnellen Schritten den Gang entlang. Am Eingang zum Wohnzimmer blieb sie abrupt stehen und schüttelte lächelnd den Kopf. Ihre Eltern lagen auf der Couch, ihre Mutter hatte ihren Kopf auf die Schulter ihres Vaters gelegt und sie schliefen Beide tief und fest. Leise ging Kanna auf sie zu, griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton leiser. Sie verließ das Wohnzimmer, ging bis zum Ende des Flures, öffnete dann aber nicht ihre eigene Zimmertüre sondern die rechts daneben. Ihr Blick fiel sofort auf den Schreibtisch. Natürlich saß er vor seinem PC, wo auch sonst? Er hatten ihr den Rücken zugekehrt und trug ein Headset, weswegen er ihr Kommen wohl auch noch nicht bemerkt hatte. Sie blieb einen Moment lang an der Tür stehen und beobachtete beeindruckt wie schnell seine Finger über die Tastatur glitten. Dann trat sie ein paar Schritte nach vorne und räusperte sich laut. Sofort zog er sich sein Headset vom Kopf während er sich zu ihr umdrehte. Seine schwarzen Haare  fielen ihm in sein blasses Gesicht, seine klugen grauen Augen musterten sie erwartungsvoll. Kanna hielt seinem Blick stand und versuchte keine Miene zu verziehen. Schon nach ein paar Minuten siegte seine Neugier und er fragte: ,,Und?"

Kannas Mund verzog sich zu einem Lächeln und sie nickte. 

,,Vor dir..." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Vor dir steht der neue Kapitän des Schwimmclubs!" 

,,Yeah!" Er sprang von seinem Schreibtischstuhl auf, ging auf sie zu und schloss sie in die Arme. ,,Ich wusste, dass du es schaffst!" 

,,Shou", protestierte Kanna. ,,Mach mal langsam, du erdrückst mich!" 

Er lachte nur, ließ sie aber los. ,,Jetzt stellt dich nicht so an. Ich freue mich einfach so für meine kleine Schwester." 

,,Danke", sagte  sie glücklich und ließ sich auf sein Bett fallen. ,,Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich es tatsächlich geschafft habe..." Und das war tatsächlich die Wahrheit. Es war schon immer Traum gewesen, den Schwimmclub zu leiten und jetzt, endlich, schien ihr Traum wahr zu werden. Es war wie ein Traum.

,,Ich schon", sagte Shou trocken und setzte sich zurück vor seinen PC. ,,Schließlich hast du Tag und Nacht trainiert. Ein Wunder, dass dir noch keine Schwimmhäute gewachsen sind."

Sie streckte ihm die Zunge raus. ,,Das sagt genau der Richtige! Du bist doch auch ständig im Computerclub, und selbst daheim hängst du Tag und Nacht vor dem PC rum."

Shou war so klug ihr nicht zu widersprechen, wusste er doch das sie Recht hatte. 

Kanna nickte zufrieden, dann fuhr sie fort: ,,Im Übrigen werde ich Zukunft noch mehr trainieren. Dieses Jahr...dieses Jahr wird unser Schwimmteam die Schulmeisterschaft gewinnen. Ich weiß es einfach!"

,,Ich bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet."

,,Naja", gab Kanna zu bedenken. ,,Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Ayaka ist ziemlich gut und Shiori ist sogar besser als ich wie ich finde, aber die Zwillinge müssen noch etwas disziplinierter trainieren.."

Ihr Bruder lachte. ,,Du klingst schon wie eine Mutter." 

Kanna griff nach einem Kissen und warf es nach ihm. ,,Gar nicht!" 

Shou duckte sich und wandte sich dann wieder seinem Computer zu. 

Auch Kanna wollte gerade aufstehen und in ihr Zimmer gehen, als sie etwas bemerkte.

 

,,Was ist das denn für ein Haufen Schrott?" 

Shou zuckte zusammen. ,,Was?"

,,Na das ganze Zeug was da auf deinem Boden liegt. Du solltest das echt mal wegräumen, wenn Mama das sieht..."

,,Das ist doch kein Schrott!" Empört stand er auf. 

,,Was soll es denn sonst sein?", fragte Kanna interessiert.

,,Das.." Shou machte eine kleine Pause um die Spannung zu steigern. ,,Das ist ein Computer."

Kanna sah ihn ungläubig an. ,,Bitte was?"

,,Ein Computer", wiederholte er ungeduldig.

,,Niemals!" Sie kannte sich zwar nicht so gut mit Technik aus wie ihr Bruder, aber einen Computer erkannte sie trotzdem. Und DAS war definitiv keiner.

,,Naja", gab Shou zu. ,,Er muss natürlich noch zusammengebaut werden. Aber irgendwann wird es ein Computer sein."

,,Du baust den zusammen?", fragte Kanna überrascht.

,,Klar. Das wird ein Kinderspiel." 

,,Du hast echt zu viel Zeit." Trotzdem lag ein gewisser Stolz in ihrer Stimme. Stolz auf ihren großen Bruder, der sich so gut mit diesem ganzen PC Zeug auskannte. Sie selbst war schon froh wenn sie so ein Teil aus- und einschalten konnte. ,,Aber", sie runzelte die Stirn. ,,Du hast doch einen neuen Computer. Wozu brauchst du noch einen?"

Er schüttelte den Kopf. ,,Es geht mir um die Herausforderung. Und außerdem.." Er lächelte sie an. ,,Wer meckert denn hier immer über seinen uralten Laptop?"

,,Moment mal!" Sie sah ihn überrascht an. ,,Sag bloß...sag bloß der PC ist für..mich?" 

,,Klar, für wen denn sonst?"

,,Ich..." Kanna war einen Moment lang wirklich sprachlos.  Ihr Bruder verdrehte die Augen.

,,Jetzt mach mal keine große Sache draus, das ist es nämlich nicht. Und außerdem muss ich ihn erstmal fertig bauen, dass dauert sicher noch Monate wenn nicht..."

,,Danke!" Kanna war vom Bett aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen. ,,Danke danke danke! Du bist der beste Bruder der Welt!"

Shou lachte nur. ,,Du kannst dich bedanken wenn er fertig ist." Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. ,,Schon halb sieben..." 

,,Wenn du auf ein Abendessen hoffst muss ich dich enttäuschen", sagte Kanna, die genau wusste worauf er hinauswollte.

,,Sag nur..."

,,Ja", bestätigte sie. ,,Mama und Papa sind mal wieder auf der Couch eingeschlafen."

,,Oh man." Shou schüttelte den Kopf und hielt sich den Bauch. ,,Und ich verhungere fast." 

Die zwei Geschwister wechselten einen kurzen Blick. 

,,Denkst du.." 

,,Klar." Kanna stand auf und ging zur Tür. ,,Bestellen wir was."

 

Eine halbe Stunde später saß die gesamte Familie am Esszimmertisch. 

,,Eine gute Idee von euch Essen zu bestellen", sagte ihr Vater und griff nach einem Pizzastück. 

,,Uns blieb ja nichts anderes übrig", sagte Shou trocken und warf seiner Mutter einen kurzen Blick zu.

Diese lief prompt rot an. 

,,Es tut mir wirklich leid...eigentlich wollte ich heute Curry kochen, das mögt ihr doch alle so gern.." 

,,Schon gut Mama", sagte Shou schnell. ,,Das Curry kannst du genauso gut auch morgen machen."

,,Eben", stimmte Kanna ihm mit vollem Mund zu. ,,Außerdem hatte wir schon lange keine Pizza mehr." 

,,Na gut, wenn ihr meint." 

,,Hat Kanna euch übrigens schon ihre Neuigkeiten erzählt?", fragte Shou.

Ihr Eltern sahen sie erwartungsvoll an. ,,Was für Neuigkeiten?"

Kanna lächelte und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. Als sie das Glas wieder auf den Tisch stellte sagte sie: ,,Ich wurde zum Kapitän des Schwimmclubs gewählt." 

,,Oh Kanna! Das ist ja wunderbar!"

,,Gut gemacht meine Kleine!" Ihr Vater lächelte sie an. 

,,Danke!" Kanna merkte wie so rot wurde und wechselte schnell das Thema. ,,Wisst ihr übrigens schon, dass Shou einen Computer für mich baut?" 

Die Überraschung im Gesicht ihrer Eltern zeigte Kanna sofort, dass sie es noch nicht wussten. Das restliche Abendessen fachsimpelten ihr Vater und ihr Bruder über den PC. Als sie schließlich fertig gegessen hatten lehnte ihre Mutter sich in ihrem Stuhl zurück und sah ihre beiden Kinder wohlwollend an.

,,Ich bin so stolz auf euch..."

Shou verdrehte die Augen, doch Kanna war in diesem Augenblick so unglaublich glücklich...

 

 

Kanna stoppte ihre Erzählung und rückte ihr Brille zurecht. Sie hatte die ganze letzte Nacht so lange wach gelegen, dass ihre Augen heute morgen ganz rot und geschwollen gewesen waren. Und das hatte es unmöglich für sie gemacht ihre Kontaktlinsen tragen zu können. 

,,Es ist seltsam", murmelte sie und spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. ,,Dieser Tag, er hat sich in mein Gedächtnis gebrannt, so als hätte ich das alles erst gestern erlebt."

Koushiro, der während ihrer ganzen Erzählung geschwiegen hatte räusperte sich. 

,,Dieser Computer den du da zusammenbaust..es ist der Computer von deinem Bruder oder? Deswegen ist er dir so wichtig." 

Kanna nickte. ,,Ja." 

Koushiro runzelte die Stirn. Es gab immer noch etwas das er nicht verstand. Ein Puzzleteil schien noch zu fehlen.

 ,,Dein Bruder", sagte er schließlich. ,,Shou. Ist er mit deiner Mutter in Osaka geblieben?"

Kanna schüttelte den Kopf. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch es fiel ihr immer schwerer. 

,,Nein. Er ist nicht in Osaka." Sie hob den Kopf und sah Koushiro ernst an.

,,Mein Bruder.." Ihre Stimme zitterte so sehr als sie den nächsten Satz aussprach. ,,Meine Bruder... Er ist tot." 

Trauer oder die Geburt eines Computerfreaks II

,,Mein Bruder..Er ist tot."
 

Die Worten trafen Izzy wie ein Schlag ins Gesicht. Er hatte damit gerechnet, dass ihr Bruder nach der Scheidung bei ihrer Mutter in Osaka geblieben war. Und überhaupt in ihrer Geschichte eben war er doch noch gesund und munter gewesen, wie war es da möglich das...das... ,,Aber das..wie...warum?" Izzy brach überfordert ab, unfähig auch nur ein passendes Wort des Trostes zu finden.

Kanna sah angestrengt zur Seite während sie antwortete. ,,Er hatte von Geburt an ein schwaches Herz. An sich war es nie ein  großes Problem, er musste sich nur etwas schonen und beim Sport zurücknehmen. Vielleicht hat er deswegen angefangen sich so für Computer zu interessieren." Sie schwieg kurz, als würde sie über ihre eigenen Worte nachdenken, dann sprach sie leise weiter. ,,Es war nie ein Problem, bis er krank wurde. Es war eine schwere Lungenentzündung, er kam ins Krankenhaus. Die Medikamente sie..sie schlugen bei ihm einfach nicht an. Ich wusste damals nicht wie schlecht es um ihn steht, ich dachte wirklich..." Sie wischte sich eine Träne von der Wange. ,,Ich dachte er wird wieder gesund." Sie machte eine Pause und lächelte Izzy an. ,,Für mich war es klar, dass die Ärzte im Krankenhaus ihn wieder gesund bekommen. Aber dann, als ich eines Tages von der Schule kam klingelte das Telefon. Es war das Krankenhaus. Zwar nahm meine Mutter das Telefonat an, aber als ich in ihr Gesicht sah wusste ich es. Ich wusste es...und da wurde mir klar wie naiv ich gewesen war. Zu dieser Zeit hatte ich soviele andere Sachen im Kopf, Schule, Freunde, der Schwimmclub. Ich hätte nie gedacht, dass Shou...das er.." 

Izzy legte ihr seine Hand auf die Schulter. Sie sah ihn mit verweinten Augen an.

,,Es..es tut mir so Leid." Er hätte sich für diese nichts sagenden leere Phrasen am liebsten selbst geschlagen. Aber ihm fiel nichts ein was er sonst hätte sagen können. Zwischenmenschliches war einfach nicht sein Ding, wie ihm in diesem Moment wieder schmerzlich bewusst wurde.

Kanna nickte nur.,,Ich..ich...muss dir meine Geschichte noch fertig erzählen.." 

,,Kanna", protestierte Izzy. ,,Du musst das nicht tun. Du..."

,,Bitte Koushiro." Ihr Stimme klang müde, aber trotzdem entschlossen. ,,Bitte lass es mich zu Ende erzählen..."

 

Rückblick

,,Kanna!" Ayaka schüttelte den Kopf und ging mit schnellen Schritten zum Ende der Schwimmhalle. ,,Du bist ja immer noch hier!" Ihr Stimme klang nicht vorwurfsvoll sondern eher besorgt. Kanna, die am Rand des Schwimmbeckens saß, die Beine im Wasser, hob überrascht den Kopf. ,,Oh Gott!", quietschte Ayaka und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. ,,Du bist ja schon ganz blau! Komm jetzt raus da! Sofort!" Sie streckte ihrer Freundin ihre Hand entgegen. Langsam griff Kanna danach und ließ sich nach oben ziehen. Erst jetzt bemerkte sie wie kalt ihr war. ,,Hier." Ayaka hielt ihr ein Handtuch hin. 

,,Danke.." 

,,Du solltest echt mal etwas langsamer machen. Du bist nur noch am Trainieren, du hast für nichts anderes mehr Zeit, wir sehen uns außerhalb der Schwimmhalle gar nicht mehr..." 

,,Du willst doch auch die Meisterschaft gewinnen!", widersprach die Schwarzhaarige trotzig während sie sich abtrocknete. 

,,Ja schon aber.."

 ,,Aber was?" Kanna hob fragend eine Augenbraue.

Ayaka ging in die Hocke und fuhr nachdenklich mit ihren Fingern über die Wasseroberfläche. ,,Was ist wenn wir wirklich gewinnen? Was ist dann?"

Kanna wickelte sich das Handtuch um die Hüfte. ,,Was soll dann schon sein..."

,,Womit willst du dich dann ablenken um dich nicht..um dich nicht mit dem Tod von Shou auseinandersetzen zu müssen?" 

Erschrocken schnappte Kanna nach Luft. ,,Wie..wie kannst du nur..?" 

,,Du musst damit abschließen. Du musst nach vorne schauen!" Ayaka stand auf und sah ihrer Freundin ernst in die Augen. ,,Du kannst dich nicht ewig hier verstecken." 

,,Abschließen?", stieß diese verächtlich hervor. ,,Es ist gerade mal drei Monate her.." 

Ayaka seufzte. ,,Ich weiß. Und ich will auch gar nicht so tun als könnte ich nachfühlen oder gar verstehen was du zur Zeit durchmachen musst, aber...dein Leben geht weiter Kanna. Du bist hier. Und du lebst." 

,,Achja?" Kannas Augen füllten sich mit Tränen. ,,Es fühlt sich aber nicht so an als würde ich leben." 

Ihr Freundin schüttelte den Kopf. ,,Bitte, lass mich dir helfen..." Ihre Stimme war ruhig und weich, doch Kanna hörte es. Sie konnte es heraushören, das Mitleid. Und sie hatte es so satt. Satt, das alle ihre Mitschüler sie mit diesen Blicken musterten, dass die Lehrer mit ihr sprachen als wäre sie kurz davor durchzudrehen. Sie hatte es so verdammt satt.

,,Du kannst mir nicht helfen!", zischte sie wütend und drehte sich um. Sie ging in Richtung der Umkleiden, aus ihren Haaren tropfte das Wasser und ihr ganzer Körper zitterte.

Ayaka sah ihr traurig nach. ,,Ach Kanna..."

 

Als Kanna die Wohnungstüre aufsperrte dachte sie immer noch über Ayaka nach. Sie waren schon seit dem Kindergarten beste Freundinnen und ihre gemeinsame Leidenschaft, das Schwimmen, hatte sie noch mehr zusammengeschweißt. Außerdem teilten sie einen Traum, den Traum, mit ihrem Schwimmteam die Schulmeisterschaft zu gewinnen. Nur seit Shou..seit Shou..naja seitdem war ihre Freundschaft nicht mehr das Gleiche. Tief in ihrem Herzen wusste Kanna, dass ihre Freundin ihr nur helfen wollte. Aber es kam ihr so vor als würde sie von ihr verlangen ihren Bruder zu vergessen. Und das konnte sie nicht. Nein, sie wolle es nicht. Sie war noch nicht soweit, noch lange nicht. Mit diesem Gedanken öffnete Kanna die Türe und trat in die Wohnung. 

Es war schon spät, früher hätte sie sicher Ärger bekommen wenn sie erst um diese Uhrzeit nach Hause gekommen wäre ohne Bescheid zu sagen. Aber jetzt..Ihr Vater arbeitete mehr denn je, und ihre Mutter bekam sowieso nichts mehr mit. Kanna blieb in der Küchentüre stehen und beobachtete wie ihre Mutter am Herd stand und in einem großen Topf rührte. ,,Ich bin wieder da Mama..", sagte sie vorsichtig. Keine Reaktion. ,,Mama..." 

,,Curry...ich mache Curry. Das magst du doch so gerne, Shou", murmelte Reiko vor sich hin. 

Kanna zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück.

,,Ich habe viel zu selten gekocht..es tut mir leid..bitte..bitte verzeih mir.." Während ihre Mutter sprach griff sie nach einen Löffel und probierte etwas von dem Curry. Im nächsten Moment ließ sie den Löffel los. Mit einem lautem Klirren fiel er zu Boden. ,,Es schmeckt nicht...es ist nicht gut genug..warum..ich habe mir doch soviel Mühe gegeben..." Erschöpft sank Reiko zu Boden und begann bitterlich zu weinen.

Unfähig sich zu bewegen, stand Kanna immer noch in der Küchentür und beobachtete ihre Mutter erschrocken. Sie wusste, dass sie zu ihr gehen sollte um sie zu trösten. Aber sie konnte nicht, sie konnte es einfach nicht. Zum Glück ging in diesem Moment die Wohnungstüre auf. ,,Papa..." Er schien an ihrer Stimme zu merken, dass etwas nicht stimmte und stand sofort neben ihr. ,,Kanna, was ist..?" Besorgt sah er seine Tochter an, ehe sein Blick zu seiner Frau wanderte die immer noch weinend auf dem Küchenboden saß.

,,Schon wieder? Ach Reiko..." Er ging zu ihr, kniete sich neben sie und nahm sie in den Arm.

,,Shou..", murmelte sie. ,,Ach Shou.."

Kanna wandte ihren  Blick ab, drehte sich um und ging in ihr Zimmer.

 

In der Nacht wachte sie schweißgebadet auf. In den letzten Monaten passierte ihr das immer wieder. Kanna kroch aus ihren Bett, verließ leise ihr Zimmer und ging in die Küche. Dort angekommen goss sie sich ein Glas Wasser ein und wollte gerade zurückgehen als sie eine Stimme hörte. Sofort bleib sie stehen.

,,Reiko, das kann doch nicht dein Ernst sein." Es war die Stimme ihres Vaters. 

,,Ich kann nicht mehr", antwortete ihre Mutter. ,,Ich kann nicht mehr Masao. Es tut mir leid. Ich habe es versucht,wirklich,  aber es geht einfach nicht." 

,,Es ist für uns alle nicht leicht. Aber wir müssen das gemeinsam durchstehen. Als Familie."

Ihr Mutter lachte kurz auf. ,,Als Familie? Wir sind keine Famlie mehr. Nicht ohne ihn.."

,,Was ist mit Kanna?!" Die Stimme ihres Vaters wurde lauter. ,,Sie braucht dich. Sie braucht ihre Mutter. Jetzt mehr denn je!"

Es entstand eine kurze Pause ehe Reiko leise, so leise, dass Kanna es kaum verstand flüsterte:,,Ich...ich kann keine Mutter mehr sein. Sag ihr bitte das es mir leid tut...und das ich sie liebe."

Danach waren Schritte zu hören, ein Schleifen, als würde etwas schweres über den Boden gezogen werden, gefolgt von der Haustüre die leise ins Schloss fiel.

In diesem Moment glitt Kanna ihr Wasserglas aus der Hand. Es schlug am Boden auf und zerbrach in tausend kleine Scherben. 

Ihr Vater betrat die Küche, macht das Licht an und sah sie traurig an. ,,Kanna...du hättest das nicht hören dürfen..ich.."

,,Schon gut Papa." Kanna schüttelte den Kopf. Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn. ,,Mach dir keine Sorgen. Wir schaffen das. Du und ich. Ich weiß es.."

 

Müde warf Kanna ihre Tasche auf ihr Bett. Es war zwei Wochen her, seit ihre Mutter sie verlassen hatte. Sie hatte sich kein einziges Mal gemeldet. Kanna hatte auch nichts anderes erwartet, schließlich wollte ihre Mutter vergessen. Ihren Vater, ihren Bruder, sie. Ob es ihr so einfach gelang? Es war Kanna ziemlich egal. Sie wusste, dass sie eigentlich traurig und verletzt sein sollte, dass ihre Mutter sie zurückgelassen hatte. Aber das einzige Gefühl das ihre Mutter in ihr auslöste war Wut. Wut, dass sie nicht stärker gewesen war. Das sie einfach aufgegeben hatte. Ihr Vater hatte ihr gesagt, dass man Reiko keinen Vorwurf machen konnte. Das es nicht leicht für eine Mutter war ein Kind zu verlieren. Aber wenn dem wirklich so war, warum wollte sie das ganze nochmal durchmachen? Kanna verstand es nicht. Sie war doch genauso ihr Kind. Sie schüttelte den Kopf um die Gedanken an ihre Mutter loszuwerden und verließ ihr Zimmer. Eigentlich wollte sie in die Küche gehen um sich etwas zu Essen zu machen, blieb dann aber im Flur stehen. Direkt vor Shous  Tür. Seit seinem Tod hatte sie sein Zimmer nicht mehr betreten. Langsam streckte sie die Hand nach der Türklinke aus. Sollte sie wirklich? Sie zögerte einen Moment, fasste sich dann doch ein Herz und drückte die Klinke nach unten. Das Zimmer war tadellos sauber. Ihre Mutter hatte es vor ihrem Weggehen regelmäßig geputzt. Ansonsten hatten sie nichts in diesem Zimmer verändert, es war alles so wie immer. Sie hatte sogar das Gefühl das Shous Geruch noch in der Luft lag. Kanna ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, fuhr mit ihren Fingern über die Kommode. Und da sah sie ihn. Er stand immer noch neben seinem Schreibtisch. Der PC den er für sie hatte bauen wollen. Shou hatte es nie geschafft diesen Traum zu verwirklichen. Kannas Herz schlug schneller als ihr ein Gedanke kam. Ein verrückter Gedanke. Konnte sie wirklich..aber..,,Shou", sagte sie dann mit lauter Stimme. ,,Shou..ich werde es beenden. Für dich."

 

,,Kommst du?" Shiori, ihre Klassenkameradin und außerdem auch Schwimmclub Mitglied sah sie fragend an. ,,Das Training geht doch gleich los.." 

,,Geh du schon Mal vor", rief Kanna ihr zu, warf sich ihre Tasche über die Schulter und stürmte aus dem Klassenzimmer. ,,Ich hab noch was vor..."

Ein paar Minuten später blieb sie unsicher  vor ihrem Ziel stehen. In diesem Teil der Schule war sie tatsächlich noch nie gewesen, sie fühlte sich hier irgendwie wie ein Fremdkörper. Kanna zögerte. Zu Hause war ihr ihr Plan noch wirklich gut vorgekommen, aber jetzt..vielleicht war es doch keine gute Idee. Gerade wollte sie unverrichteter Dinge wieder kehrtmachen als sie eine Stimme hinter sich hörte.

,,Nanu, willst du zu uns?" Ein braunhaariger Junge mit Brille war zu ihr getreten und musterte sie neugierig. 

,,Ich..ich..."

,,Du bist doch Kanna Kobayashi, Kapitän des Schwimmclubs oder?" 

,,Ja." Sie war überrascht das er ihren Name kannte.

,,Ich bin Teshi Tanaka und Leiter des Computerclubs." Er lächelte sie an, während er die Türe des Computerraumes aufsperrte. ,,Kann ich dir irgendwie helfen?" Er betrat den Raum und Kanna folgte ihm. Sie ließ ihren Blick über die vielen PC´s schweifen.

,,Ja." Kanna spürte das es richtig war. Es war der richtige Weg. ,,Ja das hoffe ich..."

Trauer oder die Geburt eines Computerfreaks III

,,Und so..", Kanna rückte ihre Brille zurecht und lächelte Koushiro schief an. ,,Und so bin ich schließlich der Computer AG beigetreten." Er schwieg. 

Kanna schüttelte den Kopf. ,,Verstehst du Koushiro? Verstehst du was das bedeutet?" 

,,Ich..was meinst du?" Verwirrt erwiderte er ihren Blick. 

Sie seufzte. ,,Na gut...dann hör zu, was danach passiert ist..."

 

Rückblick

,,Kanna? Kommst du?" Teshi stand schon an der Türe des Computerclubs, bereit zum Gehen, und sah Kanna fragend an. Diese hob überrascht den Kopf und warf einen Blick auf die Uhr.

,,Schon so spät?!" Schnell schlug sie ihr Buch zu und verstaute es sorgfältig in ihrer Tasche. Dann stand sie auf und begann sich zu strecken. Sie spürte wie steif ihre Muskeln waren, jeder einzelnen von Ihnen sehnte sich nach etwas Sport. Ihrem Herzen ging es da nicht anders, begann es doch inzwischen schon schneller zu schlagen wenn sie nur an Wasser dachte.  Es rächte sich langsam, dass sie die letzten Wochen nicht mehr regelmäßig am Schwimmtraining teilnahm. Kanna fühlte sich auch wirklich schlecht dabei, immer mit einer anderen Ausrede das Training abzusagen, aber sie brauchte die Zeit, sie verbrachte jede freie Minute hier im Computerraum. Sie hatte zwar von Anfang an gewusst, dass es nicht so einfach werden würde den PC ihres Bruders fertig zu bauen, aber das es so anstrengend werden würde hätte sie sich auch nie träumen lassen. Vor allem, da sie sich nie wirklich mit Computern beschäftigt hatte. Und somit musste sie komplett bei Null anfangen. Teshi half ihr zwar so gut er konnte, aber als Leiter des Clubs hatte er noch genug andere Sachen zu erledigen und Kanna wollte ihn nicht ständig von der Arbeit abhalten. 

,,Alles okay?" Teshi musterte sie besorgt, während sie mit schweren Schritten auf ihn zuging. 

,,Natürlich", winkte Kanna schnell ab. ,,Ich bin nur müde.."

Teshi schüttelte den Kopf. ,,Du solltest dir hin und wieder auch mal eine Pause gönnen."

,,Eine Pause?" Sie sah ihn mit großen Augen an. ,,Ich habe keine Zeit für eine Pause." 

Teshi verdrehte die Augen. In den letzten Wochen war eine richtige Freundschaft zwischen ihnen entstanden und so kannte er Kanna inzwischen auch  gut genug und zu wissen, dass es keinen Sinn hatte mit ihr zu diskutieren. So wechselte er schnell das Thema. ,,Hast du eigentlich mal wieder etwas von deiner Mutter gehört?"

Die Schwarzhaarige zuckte zusammen, fing sich dann aber schnell wieder. Ja sie hatte Teshi von ihrer Mutter erzählt. Genauso wie sie ihm von ihrem Bruder erzählt hatte. Es war der erste Tag gewesen, an dem sie und Teshi bis spät abends im Computerclub gearbeitet hatten.  Teshi hatte sich neben sie gesetzt, sie ernst angesehen und gefragt wie es kam, dass ein Sportass wie sie sich plötzlich für PC´s interessierte. Und da war alles aus Kanna herausgeplatzt. Nachdem sie ihre Geschichte erzählt hatte, hatte Teshi einfach nur genickt und ,,Verstehe", gemurmelt. Kein Mitleid, kein Vortrag, nichts.  Und dafür war sie ihm unendlich dankbar. Sie hatte es nie bereut, dass sie ihm die Wahrheit erzählt hatte. 

,,Kanna?", riss er sie in diesem Moment aus ihren Gedanken und erst jetzt wurde ihr klar, dass er ja immer noch auf eine Antwort von ihr wartete.

 ,,Nein", sagte sie und versuchte krampfhaft gleichgültig zu klingen. ,,Nein, meine Mutter hat sich kein einziges Mal gemeldet seit sie uns verlassen hat."

 

,,Was?!"

Schon bevor Kanna den Kopf drehte wusste sie zu wem die Stimme gehörte. Es war Ayaka. Plötzlich stand sie bei Teshi, in der Türe des Computerclubs und sah Kanna ungläubig an. 

,,Ayaka.."

,,Was..?" Ihre Freundin ging ein paar Schritte auf sie zu. ,,Was hast du da gerade gesagt? Deine Mutter hat euch verlassen? Was hat das zu bedeuten?"

,,Ähm.." Keshi, der sich sichtlich unwohl fühlte, sah unsicher zwischen den beiden Mädchen hin und her. ,,Ich geh dann besser Mal." Er verließ den Raum, ohne das jemand Notiz davon nahm.

,,Kanna!" Ayaka schüttelte ungeduldig den Kopf. ,,Was genau.."

,,Sie hat uns verlassen." Kanna starrte angestrengt zu Boden. ,,Sie ist einfach gegangen und hat uns alleine gelassen."

Ayaka legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. ,,Ach Kanna..", sagte sie leise. ,,Wann...?"

,,Vor vier Wochen..."

,,Vor vier Wochen?!" Schlagartig wurde die Hand zurückgezogen. ,,Vor vier Wochen? Und du...du hast mir nichts davon erzählt?"

Kanna zuckte schuldbewusst zusammen. ,,Ich..es tut mir leid, aber ich wollte dich nicht damit nerven und.."

,,Unsinn!" 

,,Was..?"

,,Das ist doch Unsinn!" Ayaka funkelte sie wütend an. ,,Du wolltest mich nicht damit nerven? Ich bin deine beste Freundin! Warum weiß ich nicht was in deinem Leben passiert?! Warum weiß ich nichts, aber dieser...dieser Computernerd von gerade weiß es?! Wie kann das sein?!"

,,Er ist kein Nerd!" Kanna fühlte sich dazu verpflichtet Keshi zu verteidigen. ,,Er ist ein...Freund."

,,Seit wann?!" 

Die Schwarzhaarige zögerte. ,,Seit..seit er mir hilft."

Ayaka lachte höhnisch auf. ,,Er ist dein Freund und er hilf dir? Und was ist mit deinen anderen Freunden?  Was ist mit Shiori? Was ist mir Kimiko und Kaori?"

,,Was soll mit ihnen sein?"

,,Und was ist mit mir....?" Ayaka sah sie traurig an. ,,Wir wollen dir alle helfen, aber du..du..! Kanna, du hast dich so sehr verändert, ich erkenne dich gar nicht wieder." Sie seufzte. ,,Und überhaupt...was genau soll das hier?" Sie breitete die Arme aus und sah sich im Computerraum um.

Kanna schwieg.

,,Dann ist es also wahr." Ayaka drehte sich um. ,,Du bist Mitglied im Computerclub."

,,Ja. Aber",  sagte Kanna schnell. ,,Das ändert doch überhaupt nichts..."

Als ihre Freundin antwortete klang ihre Stimme müde. ,,Doch. Doch das tut es. Es verändert alles. Du vernachlässigst das Training, du bist überhaupt nicht mehr bei der Sache. So werden wir die Schulmeisterschaften nicht gewinnen." 

,,Das stimmt doch gar nicht!" Doch schon während Kanna diesen Satz aussprach wusste sie das es eine Lüge war. Sie hatte es bloß lange Zeit nicht wahrhaben wollen.

,,Du bist der Kapitän des Schwimmclubs. Du musst ein Vorbild für die Anderen sein. Und so wie es aussieht bist du dazu nicht mehr in der Lage." Mit diesen Worten verließ Ayaka den Raum ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kanna blieb alleine zurück.  Es wurde wohl Zeit eine Entscheidung zu treffen..

 

,,Kobayashi Sempai!" Überrascht drehte Kanna sich um. Sie war gerade auf den Weg in den Computerclub, als eine Stimme sie zurückhielt.

,,Kobayashi Sempai!" Zwei fast identisch aussehende, braunhaarige Mädchen blieben keuchend vor ihr stehen. 

,,Kimiko, Kaori...was ist denn passiert?" Sofort war Kanna besorgt. Die Zwillingen waren zwei Jahre jünger und weckten bei ihr schon seit sie Mitglieder im Schwimmclub geworden waren einen Beschützerinstinkt. 

,,Ist es wahr Sempai?", fragte Kaori schüchtern.

,,Ist was wahr?", fragte Kanna verwirrt zurück.

,,Ist es wahr, dass du aus dem Schwimmclub ausgetreten bist um Mitglied in der Computer AG zu werden?", platzte Kimiko heraus. Sie war bei Weitem nicht so zurückhaltend wie ihre Schwester.

,,Oh..", betreten sah Kanna zur Seite. ,,Ja. Ja es ist wahr."

,,Das..das kann nicht sein!", rie Kimiko und ihre Schwester nickte bestätigend. ,,Schwimmen ist doch dein Leben! Und du bist so gut! Außerdem sind wir kurz davor die Meisterschaft zu gewinnen!" 

,,Ich..es tut mir leid." 

,,Sempai..." Kaoris ruhige Stimme ließ sie zusammenzucken. ,,Warum?" 

Die großen braunen Augen die Kanna traurig ansahen ließen ihre keine andere Wahl als die Wahrheit zu sagen. ,,Es..es gibt etwas das ich erledigen muss. Für jemanden der mir sehr wichtig ist. Ich habe es versprochen. Das versteht ihr doch oder?"

,,Aber.." Kimoko wollte schon protestieren, doch Kaori unterbrach sie sofort. 

,,Natürlich verstehen wir das." 

Kanna lächelte. ,,Wenn ich diese Sache erledigt habe komme ich wieder zurück. Ich verspreche es. Und bis dahin.." Kanna sah die Zwillinge streng an. ,,Bis dahin möchte ich das ihr fleißig trainiert und besser werdet!"

,,Das ist doch klar!" Kimikos Enthusiasmus zauberte ein Lächeln auf das Gesicht der Älteren.

,,Kimiko, Kaori! Was macht ihr da, das Training geht gleich los!" 

,,Oh oh Ayaka klingt wütend...", flüsterte Kaori.

,,Besser wir beeilen uns..." Kimiko griff nach dem Arm ihrer Schwester und die Beiden liefen mit schnellen Schritten den Gang entlang. 

Kanna hob den Blick. Ayaka und Shiori standen am Ende des Flurs und warteten auf die Zwillinge. Als die Beiden bei ihnen ankamen begann Ayaka sofort laut loszuschimpfen und ging mit ihnen, ohne Kanna eines einzigen Blickes zu würdigen davon. Kanna spürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. Seit Ayaka sie im Computerclub zur Rede gestellt hatte hatte Kanna nur noch einmal mit ihr gesprochen, um ihrer Freundin mitzuteilen, dass sie aus dem Schwimmclub austreten wollte. Ayaka hatte es wortlos zur Kenntnis genommen. Und seitdem herrschte Funkstille. Kanna wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihre Freundschaft mit ihrem Austritt aus dem Club für immer zerstört hatte. Aber sie hatte doch keine andere Wahl!  Sie versuchte krampfhaft Ayaka aus ihrem Kopf zu bekommen und wollte gerade gehen, als sie merkte, dass Shiori immer noch im Schulflur stand und sie unsicher ansah. Vorsichtig lächelte Kanna sie an. Shiori erwiderte ihr Lächeln erleichtert, ehe sich daran machte ihren Teamkolleginnen zu folgen. Kanna sah ihr nach. Alles in ihr wollte ihr folgen, alles in ihr schrie, dass das was sie hier tat falsch war. Aber das war der Weg für den sie sich entschieden hatte. Also drehte sie sich um und ging schweren Herzens in den Computerclub.

 

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Koushiro schüttelte den Kopf. ,,Diese Ayaka..warum war sie so wütend auf dich?"

Kanna seufzte. ,,Durch meinen Austritt aus dem Club...wurden sie von der Schwimmmeisterschaft ausgeschlossen." 

,,Was?", fragte Koushiro überrascht. ,,Aber warum?"

,,Sie fanden keinen Ersatz für mich. Und um an der Meisterschaft teilnehmen zu dürfen muss man zu fünft sein. Ayaka war das sofort klar. Sie wusste was mein Austritt für sie bedeuten musste." 

,,Oh." 

,,Sie war sich sicher das wir gewinnen würden. Und wahrscheinlich hatte sie damit auch Recht. Ich habe ihren Traum zerstört. Und von diesen Moment an begann sie mich zu hassen." 

,,Hass? Ist das nicht etwas übertrieben?"

Kanna widersprach sofort: ,,Nein. Seit wir Kinder waren war das unser gemeinsamer Traum. Ich kann sie verstehen. Sie hat jedes Recht dazu."

,,Und was ist mit den Anderen? Shiori und...den Zwillingen?", fragte Koushiro.

,,Mh..sie waren enttäuscht. Aber sie haben mir nie irgendwelche Vorwürfe gemacht. Trotzdem war ich froh." Kanna lächelte ihn unsicher an. ,,Ich war froh als mein Vater mir sagte, dass wir umziehen." 

Koshiro schwieg. Kanna konnte ihn verstehen, schließlich hatten sie ihm einiges erzählt was er erstmal  verarbeiten musste. Aber es gab noch etwas, etwas das sie ihm unbedingt noch sagen musste. ,,Auf jeden Fall...ich muss mich bei dir entschuldigen." Sie stand auf und verbeugte sich leicht vor ihm. ,,Es tut mir leid Koushiro."

Er sah sie mit großen Augen an. ,,Wovon sprichst du?"

,,Dir ist es also immer noch nicht aufgefallen?" 

,,Ich..nein?"

,,Es ist so.." Kanna strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und setzt sich wieder neben ihn auf das Bett. ,,Ich bin der Computer AG nur wegen meinem Bruder beigetreten. In Wahrheit interessiere ich mich null für PC´s, daran hat sich nie etwas geändert.. Mein Herz schlägt immer noch für das Schwimmen." 

,,Und?" 

Koushiros Reaktion brachte Kanna etwas aus dem Konzept. ,,Aber..du..? Begreifst du es nicht? Ich habe dich belogen! Ich habe dich die ganze Zeit belogen!"

Er zuckte nur die Schultern. ,,Ach, so schlimm ist das nicht." 

Kanna sprang wütend auf. ,,Wie kannst du so etwas sagen? Nachdem was ich...verstehst du nicht? Ich bin ein komplett anderer Mensch als du dachtest! Macht dir das denn überhaupt nichts aus?!"

Koushiro stand ebenfalls auf, packte sie an den Schultern um sie zu beruhigen und sah ihr direkt in die Augen. ,,Es macht mir nichts aus. Denn du bist meine Freundin. Und ich mag dich, weil du so bist wie du bist. Und nicht weil du dich für Computer interessierst."

,,Aber du..du..." Tränen stiegen dem Mädchen in die Augen und ehe sie wusste was sie tat fiel sie Koushiro um den Hals.  Er war wirklich ein besonderer Mensch. Aber das hatte Kanna schon immer gewusst. Schon seit damals, als....

 

 

Rückblick

,,Verdammt! Verdammt, verdammt verdammt!" Wütend trat Kanna mit ihrem Fuß gegen den PC. Heute wollte aber auch gar nichts klappen! So sehr sie sich auch bemühte, so sehr sie sich auch an die Anleitung aus dem Buch, welches Teshi ihr geliehen hatte hielt, sie bekam es einfach nicht hin. Normalerweise rief sie Teshi in solchen Fällen an, aber momentan waren Ferien und er war mit seinen Eltern in den Urlaub gefahren. Kanna seufzte. Hieß das wirklich, dass sie bis Schulbeginn warten musste um an ihrem PC weiterarbeiten zu können? Aber das war immerhin noch eine ganze Woche! Eine Woche in der sie nichts tun konnte! Frustriert ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben. Während sie nachdachte fiel ihr Blick auf ihren Laptop. Und da kam ihr eine Idee! Schnell sprang sie auf schaltete ihren Laptop ein und wartete ungeduldig darauf, dass er hochfuhr. Als er endlich! soweit war, brauchte Kanna nur wenige Minuten um zu finden wonach sie suchte. Ein Forum für Computerfragen! Das sie darauf nicht eher gekommen war! Hier gab es sicher Menschen die ihr helfen konnten, davon war sie überzeugt. Mit flinken Fingern beschrieb sie ihr Problem und schickte das ganze dann mit klopfenden Herzen ab. Danach aktualisierte sie die Seite alle fünf Minuten, in der Hoffnung auf eine baldige Antwort. Doch es tat sich nichts und so ging sie irgendwann, frustrierter als vorher, zu Bett.

Auch am nächsten und übernächsten Tag gab es keine Antwort. Am vierten Tag überlegte Kanna ob sie überhaupt noch nachsehen sollte, war sie sich doch sicher auch heute wieder enttäuscht zu werden.

,,Naja, schauen kann ich ja mal..", murmelte sie und loggte sich schließlich doch in dem Forum ein. Einen Moment lang setzte ihr Herz aus und sie starrte ungläubig auf den Bildschirm. War das...war es möglich?! Ihre Hand zitterte als sie auf die kleine Eins klickte, die anzeigte, dass sie eine Antwort hatte. Ein neues Fenster öffnete sich und Kanna begann zu lesen. Je mehr sie las, umso breiter wurde ihr Lächeln. Als sie fertig war, stiegen ihr Tränen in die Augen. ,,Ich danke dir....wer auch immer du bist..ich danke dir von ganzen Herzen.." Und dann machte sie sich daran eine Antwort zu verfassen.

Freunde oder männliche Intuition

,,Und?" Unsicher schlich Joe um ihn herum, ohne seine Augen auch nur eine Sekunde von dem Laptop zu lösen an dem Izzy gerade konzentriert herumdrückte. 

,,Mh..", machte Izzy nur.

,,Was mh?" Joe klang schön langsam etwas hysterisch. Gut verübeln konnte Izzy es ihm auch nicht, hatte der Ältere es doch tatsächlich geschafft den Ordner mit seinen gesamten  Uni Unterlagen komplett von der Festplatte verschwinden zu lassen. 

,,Ich  versteh immer noch nicht wie du das geschafft hast..", murmelte Izzy und schüttelte den Kopf.

,,Jaja!" Joe raufte sich genervt die Haare. ,,Ich weiß es doch auch nicht! Ich habe mir nur ein paar der Notizen durchgelesen und dann...dann.." Er errötete und wandte sich verlegen ab.

,,Was dann?", fragte Izzy, der jetzt neugierig geworden war.

Joe seufzte. ,,Schön! Wenn du es genau wissen willst, ich bin eingeschlafen okay?!" 

,,Du bist...eingeschlafen?" Noch konnte Izzy keinerlei Zusammenhang zwischen Joes Nickerchen und dem Verschwinden seiner Notizen erkennen.

,,Genau! Und als ich...als ich wieder aufgewacht bin..naja da lag ich mit meinem Kopf auf der Tastatur des Laptops und alles war..weg."

Izzy  runzelte die Stirn. ,,Joe..du solltest dir hin und wieder wirklich mal eine kleine Pause gönnen." Er sah seinen Freund besorgt an, die dunklen Augenringe, die abstehenden Haare die förmlich nach einem neuen Schnitt schrien und allem voran das leichenblasse Gesicht, welches anscheinend schon seit Tagen kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte.

,,Eine Pause?!" Joe starrte ihn fassungslos an. ,,Eine Pause?! Ich habe keine Zeit für eine Pause, die Prüfungen..."

,,Jaja", wurde er von Izzy unterbrochen. ,,Ich habe schon verstanden."

,,Andererseits..." Nachdenklich ließ Joe sich auf sein Bett fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. ,,Vielleicht hast du Recht. In letzter Zeit habe ich wirklich nur gelernt. Ich war seit Tagen nicht mehr draußen, meine Freunde habe ich eine gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Eine Pause wäre da tatsächlich...

,,So fertig! Jetzt sollte alles wieder da sein."

Sofort sprang der Brillenträger auf, schubste Izzy unsanft zur Seite und begann auf die Tasten seines Laptops zu hämmern. ,,Izzy!", stieß er dann begeistert hervor. ,,Du bist ein Genie!"

,,Ähm ja.." Mit großen Auge beobachtete Izzy wie sein Freund sofort wieder in seinen Lernmarathon verfiel und ihn komplett ignorierte. ,,Ähm Joe? Hast du nicht gerade noch von einer Pause gesprochen?", fragte er vorsichtig.

Schweigen.

Izzy schüttelte den Kopf. Joe würde sich wohl nie ändern! Leise packte er seine Tasche zusammen und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er noch einmal kurz stehen.  ,,Also dann.." 

,,Mh?" Joe hob den Kopf. ,,Oh. Ja, vielen Dank für deine Hilfe! Wenn ich mich irgendwie revanchieren kann sag Bescheid!" 

,,Ich.." Izzy zögerte.  ,,Also.." 

,,Ja?"

Für einen kurzen Augenblick war Izzy versucht Joe um einen Rat zu bitten. Aber auch wenn er älter und in vielerlei Hinsicht erfahrener war, bei diesem ganz speziellem Thema war er wahrscheinlich keine große Hilfe. 

,,Na los, sag schon wie ich dir helfen kann!" Joe lächelte ihn aufmunternd zu.

Izzy war sich immer noch nicht sicher, fasste sich dann aber ein Herz und begann zu erzählen. ,,Naja, weißt du es geht um Yolei.."

,,Achja", unterbrach Joe ihn. ,,Sie verhält sich in letzter Zeit echt komisch oder?  Als sie mich da einfach unter dem Verwand eines Notfalles in dieses Cafe bestellt hat! Ich meine was sollte das? Und dann hat sie vor dir und Kanna auch noch behauptet es wäre ein Date! Aber weißt du was, als ihr dann weg wart.." Abrupt brach er ab und runzelte die Stirn. ,,Izzy", sagte er dann ernst. ,,Kann es sein, dass Yolei...dass sie in dich verliebt ist?"

,,Ja."

,,Waaas?"

,,Ja", wiederholte Izzy lauter. ,,Aber weißt du, dass ist noch nicht alles..da ist schließlich auch noch Kanna und ich.."

Mit einem lautem Knall fiel der Schreibtischstuhl, auf dem Joe gerade noch gesessen hatte ,zu Boden. Erschrocken sah Izzy seinen Freund an, der plötzlich aufgesprungen war und ihn jetzt kopfschüttelnd ansah.

,,Ist das dein Ernst?!", rief er. ,,Ist das wirklich dein Ernst? Das ist dein Problem? Das zwei Mädchen in dich verliebt sind?!"

,,Äh..."

,,Ich glaub das einfach nicht!" Unruhig lief Joe in seinem Zimmer auf und ab. ,,Weißt du was du für Glück hast?! "

,,Ich..ich..."

,,Sag mir Izzy.." Joe blieb direkt vor ihm stehen und packte ihn unsanft an den Schlultern. ,,Sag mir wie du das geschafft hast!"

Izzy blinzelte ihn ungläubig an. ,,Wie ich...das geschafft habe?", stotterte er. 

,,JA! Bitte, bitte sag es mir!" Er verstärkte den Druck auf seinen Schultern.

,,Joe..bitte, du machst mir Angst!", rief Izzy, befreite sich aus Joes Griff und trat unsicher einen Schritt zurück. 

,,Angst?", lachte Joe. ,,Warum? Ich will es doch einfach nur wissen. Ich muss es wissen..weil...weil...Ach, du hast keine Ahnung...du hast keine Ahnung wie das ist.." 

Langsam tastete Izzy nach der Türklinke, bereit jeden Moment aus dem Raum zu stürmen. Der Schlafentzug und das viele Lernen hatte seinen Freund anscheinend verrückt gemacht. Das war zumindest die einzige Erklärung die ihm einfiel.

,,Du weißt nicht wie das ist", fuhr Joe fort. ,,Wenn deine Mutter dich jeden Tag fragt ob du nun endlich eine Freundin hast. Wie stellt sie sich das denn vor? Wo soll ich bitte eine Freundin finden? Wenn sie sich nicht gerade zwischen meinen Uni Notizen versteckt stehen die Chancen wohl eher schlecht! Unter meinen Verwandten geht schon das Gerücht rum, dass ich schwul wäre." Er lachte gequält auf. ,,Ich meine hallo?! Wirke ich auf dich schwul?"

Izzy sah ihn mit offenen Mund an. Auf diese Frage gab es nur eine richtige Antwort. Flucht. ,,Sorry, ich muss jetzt wirklich los..", murmelte er und stürmte so schnell er konnte aus der Wohnung. Joe starrte ihm überrascht nach.

 

Kaum war Izzy nach draußen getreten atmete er erleichtert auf. Er hoffte Joe würde sich wieder beruhigen. Das ganze Lernen tat ihm definitiv nicht gut. Aber schon nach ein paar Schritten waren seine Gedanken von Joe wieder zu Kanna gewandert. Er hatte großen Respekt davor, dass sie den Mut aufgebracht hatte und ihm von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Und er hatte Mitleid. Auch wenn er wusste, dass sie kein Mitleid von ihm wollte, er konnte es nicht verhindern. Ihr Bruder...ihre Mutter...ihr Traum...und schließlich ihre Freundinnen. Sie hatte alles verloren. Immer wieder fragte er sich was er tun konnte um ihr zu helfen, doch ihm fiel nichts ein. Nein, das stimmte nicht ganz. Er konnte ihr bei ihrem PC helfen. Er würde alles dafür tun, damit sie ihn fertig bauen konnte. Ja... aber selbst wenn das erledigt war, würde es sein eigentliches Problem nicht lösen. Sein eigentliches Problem...

Er wurde rot als er daran dachte, was Kanna gesagt hatte als er sich an diesem Tag von ihr verabschiedet hatte. 

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,,Koushiro." Kanna senkte verlegen ihren Kopf. . ,,Ich weiß..ich weiß was Yolei dir gesagt hat." 

Im ersten Moment wusste er nicht wovon sie sprach. 

,,Na das sie..das sie in dich..." 

,,Oh", war das Einzige was ihm dazu einfiel, als er endlich begriff wovon sie sprach.

,,Und ich..ich meine wenn du sie wirklich magst dann...aber ich finde du solltest wissen, dass ich...also das ich glaube, dass auch ich dich..." Sie hob ihren Kopf, der inzwischen feuerrot angelaufen war. ,,Also, naja...jetzt weißt du es." Und ehe er auch nur ansatzweise auf dieses Geständnis reagieren konnte knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu

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Sie hatte es nicht ausgesprochen, aber natürlich hatte er ihr Gestotter verstanden. Sie...eine unnatürlich Hitze stieg in ihm auf. ,,Ach verdammt.." Er bewunderte Yolei und Kanna dafür, dass sie ihre Gefühle mehr oder weniger aussprechen konnten während er nicht mal in der Lage war an so etwas wie Liebe zu denken ohne dabei zu hyperventilieren. Wie sollte er so denn jemals in der Lage sein herauszufinden was er fühlte? Dabei warteten Kanna und Yolei doch auf eine Antworte von ihm. ,,Ich bin so schwach..." Wütend blieb Izzy auf dem Gehsteig stehen und schlug mit der Hand gegen eine Hauswand.

,,Izzy?" 

Überrascht hob er den Kopf und blickte direkt in Matts blaue Augen, die ihn interessiert musterten. ,,Oh..hallo Matt.." Schnell zog Izzy seine schmerzende Hand zurück. 

,,Alles okay?" Fragend hob Matt eine Augenbraue.

,,Klar, natürlich. Ich komme gerade von Joe, er hatte ein Problem mit seinem Laptop. Und  du? Hattest du Bandprobe?",sagte Izzy schnell.

,,Joe?", wiederholte Matt nachdenklich. ,,Den hab ich ewig nicht mehr gesehen. Geht es ihm gut?"

Einen Moment lang sah Izzy Joe wieder vor sich, hörte sein hysterisches Lachen und die alles entscheidende Frage ,,Wirke ich auf dich schwul?" Er schüttelte den Kopf. ,,Ja es geht ihm gut. Er ist nur etwas im...Lernstress." Die Untertreibung des Jahres, dachte Izzy bei sich, aber er konnte sich vorstellen, dass sich sein Freund - sollte er wieder zu Verstand kommen - für sein Verhalten von eben schämen würde. Deshalb wollte Izzy es auch für sich behalten.

,,Ah. Okay also alles wie immer." Matts Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

,,Sieht so aus."

,,Übrigens", sagte Matt beiläufig. ,,Du blutest."

 

Nachdenklich betrachtete Izzy seine bandagierte rechte Hand.

,,Sorry", sagte Matt während er zwei Teetassen auf den Küchentisch stellte und sich dann auf den Stuhl neben ihm fallen ließ. ,,Aber besser kann ich es nicht..vielleicht hätten wir doch lieber zu Joe gehen sollen, als Medizinstudent könnte er sicher..."

,,Nein, nein!", widersprach Izzy schnell. ,,Es ist alles okay. Außerdem ist es nur ein Krazter.."

,,Wenn du meinst.." Matt klang nicht wirklich überzeugt. Gleich nachdem er bemerkt hatte, dass Izzy verletzt war hatte er ihn mit zu sich genommen und seine Hand - so gut es ging - verbunden. 

,,Er macht sich anscheinend wirklich Sorgen um mich...", dachte Izzy während er nach seiner Teetasse griff. 

Und nur eine Sekunde später bestätigte sich sein Verdacht, als Matt unvermittelt sagte:,,Also....was ist los?"

,,Aua.." Izzys rechte Hand durchzog ein stechender Schmerz und er stellte die Teetasse schnell wieder ab. ,,Was meinst du?"

,,Naja.." Matt lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte  die Arme vor der Brust. ,,Es ist nicht so ganz dein Stil durch die Straßen zu laufen und in blinder Wut auf Wände einzuprügeln. Das würde besser zu Tai oder mir passen." 

,,Ich.."Izzy schwieg und nahm stattdessen einen Schluck von dem Tee. Diesmal war er so schlau die linke Hand zu benutzen.

,,Frauen..", murmelte Matt und schüttelte den Kopf.

,,Was?"

,,Es geht doch um eine Frau oder?"

,,Ja..", gab Izzy verlegen zu. ,,Aber woher..?"

Der Blonde lachte laut auf. ,,Männliche Intuition", sagte er ernst.

,,Ich glaube nicht, dass es sowas gibt", widersprach Izzy.

,,Naja.." Matt setzte sich auf und lächelte gequält. ,,Dann sagen wirs mal so...ich erkenne einen Leidensgenossen wenn ich ihn sehe."

Der Jüngere dachte einen Moment lang über diese Worte nach. ,,Soll das heißen.."

,,Richtig", unterbrach Matt ihn. ,,Bei mir läuft es auch nicht so toll."

Izzy fragte nicht genauer nach und auch Matt machte keinerlei Anstalten herauzufinden welche Frau seinem Freund das Leben schwer machte. Sie saßen einfach nur da, tranken Tee und schwiegen. Es war komisch, aber irgendwie tat es gut. Izzy war froh, dass er auf seinem Heimweg auf Matt und nicht auf Tai getroffen war. Dieser hätte nicht locker gelassen bis er ihm alles erzählt hätte was ihn bedrückte. Aber manchmal,manchmal war es nicht nötig über etwas zu sprechen. Manchmal brauchte man nur einen Freund, um nicht alleine zu sein. Einen Freund mit dem man Schweigen konnte. Und Izzy war froh, dass er in Matt so einen Freund gefunden hatte. Als er seinen Tee ausgetrunken hatte warf er einen Blick auf seine Uhr und stand auf. ,,Ich gehe dann langsam mal." 

,,Ja, es ist auch schon spät", bestätigte Matt. 

,,Und Danke nochmal.."

Matt begutachtete Izzys - mehr schlecht als recht - verbunden Hand und schüttelte den Kopf. ,,Das ist doch selbstverständlich.."

Izzy schüttelte den Kopf. ,,Nicht dafür..."

Matt begleitete ihn bis zur Haustüre. Als Izzy nach draußen in die Kälte trat drehte er sich nochmal um. ,,Wir sehen uns dann morgen beim Schlittschuhlaufen oder?" Bildete er es sich ein oder verdunkelte sich der Gesichtsausdruck seines Gegenübers bei diesem Satz?

,,Das Schlittschuhlaufen", wiederholte Matt tonlos. ,,Klar. Ich freue mich schon. Bis morgen dann." 

Und ehe Izzy sich verabschieden konnte wurde die Tür vor ihm geschlossen. Den ganzen Heimweg lang fragte er sich was er wohl Falsches gesagt haben könnte.

Chancen oder das ist wohl Liebe

,,Wo sind denn die Anderen?" Stirnrunzelnd sah Matt sich um. Tatsächlich standen nur eine strahlende Sora und ein noch nicht ganz überzeugt aussehender Izzy vor der Eislaufhalle. 

,,Naja.." Soras Gesicht verdunkelte sich etwas. ,,Soviele kommen leider gar nicht mehr. Kari und T.K hatten schon etwas vor, Davis und Yolei haben Besuch von Verwandten, Kanna hat mir auch abgesagt und Joe.." 

,,Muss lernen", beendete Matt automatisch den Satz und schüttelte den Kopf. 

,,Ganz genau! Aber Mimi und Tai.." Wie auf Kommando erklang da auch schon eine Stimme aus der Ferne. 

,,He~ey!" Mimi lief mit energischen Schritten auf ihre Freunde zu. ,,Sorry, dass ich etwas spät bin, aber ich habe einfach nichts passendes zum Anziehen gefunden und stellt euch nur vor, dann hab ich doch vor lauter Hektik mein Handy daheim vergessen und...."

,,Wo ist denn Tai?!", unterbrach Matt sie unruhig. Es konnte doch nicht wahr sein, dass sein bester Freund sich allem Ernstes vor dem heutigen Event drücken wollte, oder?!

,,Dazu.." Mimi warf den Blonden einen bösen Blick zu, weil dieser es gewagt hatte sie zu unterbrechen. ,,Dazu wollte ich gerade kommen. Tai...also Tai..." Sie seufzte theatralisch.

,,Was ist mit ihm?", fragte Sora besorgt.

,,Tai kann nicht kommen. Er ist krank." 

,,Oh..der Arme."

,,Hoffentlich ist es nicht schlimmes?" Izzy sah Mimi fragend an, diese winkte jedoch ab.

,,Ach nur ein kleiner Schnupfen. Wobei er natürlich denkt er müsse sterben." Sie verdrehte genervt die Augen. ,,Deswegen bin ich auch so spät dran, ich war gerade noch bei ihm und habe ihn - gute Freundin die ich bin - gepflegt."

,,Ist es dann okay, dass du mitkommst? Möchtest du nicht lieber bei.."

,,Spinnst du?!", rief Mimi laut und starrte ihre beste Freundin entgeistert an. ,,Warum sollte ich lieber bei Tai sein wollen? Wenn er nicht gerade schläft kommandiert er mich nur rum und meckert, da kann ich gut drauf verzichten."

,,Ähm okay.." Sora klang nicht so überzeugt, hütete sich aber noch etwas zu diesen Thema zu sagen.

,,Dann können wir ja endlich reingehen oder?", mischte Izzy sich wieder in das Gespräch ein.

,,Klar!" Mimi hakte sich bei Sora unter. ,,Ich freu mich schon total, ich war ewig nicht mehr Schlittschuhlaufen ich hoffe ich kann es noch, schließlich..." Und so gingen die beiden Mädchen fröhlich plaudernd voran in das Gebäude. 

Matt dagegen stand regungslos da. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Tai würde nicht kommen. Eine leichte Wut stieg in ihm auf. Was fiel diesem Idioten ein ausgerechnet heute krank zu werden? Matts Laune sank auf den Nullpunkt. Dieser Tag wurde immer schlimmer.  Einzig und alleine der Gedanken sich mit seinen bestem Freund von den Anderen abzuseilen um sich doch vor dem Schlittschuhlaufen drücken zu können hatte ihn heute aufstehen lassen. Aber jetzt? Er seufzte. 

,,Matt?" Izzys Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. ,,Kommst du?"

,,Ja", sagte Matt resigniert. ,,Ich komme..."

 

,,Jetzt komm schon Matt!" Mimi sah ihn ungeduldig an. 

,,Ich habe aber keine Lust!"

,,Stell dich nicht so an!"

,,Ich will aber nicht!"

,,Jetzt sei kein Spielverderber!"

,,Mir doch egal..."

,,Tssss.." Wütend stemmte die Tachikawa ihre Hände in die Hüfte. Sie hatte ihre Schlittschuhe schon längst an und wartete jetzt auf dem Eis auf ihre Freunde. Izzy und Sora waren noch im Verleihshop der Eishalle auf der Suche nach passenden Schlittschuhen und Matt, der seine schon in der Hand hielt, weigerte sich diese jetzt anzuziehen. Mimi verstand nur nicht warum.

,,Was soll das?", fragte sie genervt. 

,,Ich hab einfach keine Lust", murmelte Matt.

,,Wenn du keine Lust hast", zischte Mimi und versuchte ruhig zu bleiben. ,,Warum bist du dann überhaupt mitgekommen?"

Statt eine Antwort auf ihre Frage zu geben wurde der Blonde rot und drehte sich schnell weg.  Verwirrt sah Mimi ihn an. Was war das denn jetzt?

Doch bevor sie ihn wegen seines seltsamen Verhaltens zur Rede stellen konnte kamen Izzy und Sora lachend auf sie zu. 

,,Nanu?", sagte Sora und warf Matt einen Blick zu. ,,Du hast ja deine Schlittschuhe noch gar nicht an." Sie setzt sich auf eine der Bänke und schlüpfte in ihre eigenen Schlittschuhe.

,,Ja", antwortete Mimi für den Musiker. ,,Und rate mal warum, der Herr hat keine Lust.."

,,Was?" Sora, die gerade fertig angezogen aufgestanden war, drehte sich zu Matt um. ,,Ist das wahr?", fragte sie betrübt. Ihr Blick traf Matts und nur ein paar Sekunden später begann dieser wortlos seine Schuhe auszuziehen und stand kurz darauf fertig auf dem Eis.

Sora strahlte während Mimi die Szene mit offenen Mund beobachtete. Was sollte das denn jetzt?

,,Matt!", rief sie. ,,Kannst du mir mal erklären warum.."

Noch bevor sie ihren Satz beenden konnte wurden sie von einem lautem Knall unterbrochen. Izzy war seinen Freunden aufs Eis gefolgt und prompt hingefallen. Jetzt saß er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und rieb sich den Ellenbogen. 

Mimi kicherte, während Sora ihn besorgt musterte. 

,,Alles okay?"

,,Ja.." Vorsichtig, ganz vorsichtig stand Izzy wieder auf, ruderte aber kaum, dass er aufrecht stand sofort wieder hilflos mit den Armen in der Luft herum.

,,Na komm!" Mimi, die sich das Ganze nicht mehr mit anschauen konnte, griff nach seinem Arm. ,,Halt dich an mir fest, okay?"

,,Danke Mimi...", murmelte er erleichtert. 

,,Schon okay!" Mimi zwinkerte Sora und Matt zu während sie langsam, mit Izzy an ihrem Arm, an ihnen vorbeifuhr.

,,Also.." Unsicher warf Sora Matt einen kurzen Blick zu. Dieser seufzte. 

,,Na komm", sagte er dann. ,,Drehen wir auch eine Runde!"
 

,,Du fährst ziemlich gut", stellte Sora beeindruckt fest, während sie und Matt sich ihren Weg durch die Eishalle bahnten. 

,,Mh. Als ich klein war waren T.K und ich oft mit unseren Eltern Eislaufen."

,,Achso." Sie zögerte einen Moment ehe sie weiter sprach. ,,Ich...macht es dir auch wirklich Spaß?"

,,Was?" Überrascht sah der Blonde sie an. 

,,Naja.." Sora wich seinem Blick aus. ,,Es ist nur...weil Mimi vorhin doch meinte, dass du.."

,,Ach Mimi", winkte Matt ab. ,,Das habe ich doch nur gesagt, weil sie mich so genervt hat."

,,Wirklich?" Sora klang erleichtert. ,,Also...hast du Spaß?"

Matt schüttelte lächelnd den Kopf. ,,Klar, warum hätte ich sonst mitkommen sollen?"

,,Stimmt", lachte Sora. ,,Das wäre ja wirklich dumm.."

Ja, dachte Matt sich im Stillen. Sora hatte ja keine Ahnung wie dumm das war. Wie dumm das er war, dass er damals gedacht hatte, diese Einladung zum Eislaufen würde nur ihm gelten. Um sich keine Blöße zu geben, war es ihm unmöglich gewesen danach noch abzusagen. Und jetzt war er also hier. Auf dem Eis. Mit Sora. Und Izzy. Und Mimi. Er seufzte. 

Dann fiel sein Blick wieder auf Sora, die strahlend ein paar Meter neben ihm auf dem Eis dahinschwebte. Unwillkürlich musste Matt lächeln. ,,Dir macht das richtig Spaß oder?", fragte er. 

Sie drehte sich zu ihm. ,,Ja", gab sie zu. ,,Besonders diese Eishalle...hier war ich früher immer mit meinem Vater wenn er Urlaub hatte. Manchmal gab es sogar ein Special Event, da konnte man zu Musik laufen."

Matt zögerte einen Moment. ,,Das klingt lustig. Falls es das noch gibt könnten wir ja mal..." Im nächsten Augenblick wurde er aus dem Nichts zu Boden gerissen. ,,Waa...?"

,,Ohje..." Mimis Stimme drang aus der Ferne zu ihm.

,,Ist alles okay?"

,,Geht schon.." Mühsam rappelte Matt sich wieder auf und sah sich verwirrt um, um herauszufinden was genau ihn zu Boden geworfen hatte. Und er musste auch nicht lange suchen. Schuldbewusst sah der Grund ihn an. 

,,Sorry Matt..." Izzy, der mit voller Wucht in ihn gefahren war, saß immer noch auf den Boden. ,,Ich hab das mit dem Bremsen leider noch nicht so raus..und Mimi meinte im Zweifelsfall soll ich einfach in irgendwas reinfahren..."

,,Wie bitte?" Matt funkelte die Tachikawa ungläubig an. 

,,Hey, immer langsam", wehrte diese ab. ,,Ich habe ihm sicher nicht gesagt, dass er in dich fahren soll..."

Matt schüttelte den Kopf und klopfte sich etwas Eis von der Hose. ,,Ich hab jetzt erstmal genug. Gehen wir was trinken?" Er sah seine Freunde fragend an.

,,Liebend gerne..", seufzte Izzy. 

,,Na gut. Dann mal los." 

,,Ähm Leute?" Izzy sah seinen Freunden hilflos nach. ,,Kann mir vielleicht noch jemand aufhelfen...bitte?"

 

,,Hach hat das Spaß gemacht!", schwärmte Mimi, als die Vier gemütlich an einen der Tische der Cafeteria saßen. 

,,Wahnsinnig..", sagte Izzy trocken.

,,Naja", sagte Mimi und warf ihn einen mitleidigen Blick zu. ,,Du musst tatsächlich noch etwas üben Izzy." 

,,Nein danke", erwiderte dieser. ,,Für dieses Jahr bin ich oft genug hingefallen..."

Die Anderen lachten. 

,,Mh.." Mimi lehnte sich enspannt in ihrem Stuhl zurück. ,,Eine heiße Schokolade wäre jetzt nicht schlecht..."

,,Pech", kommentierte Matt. ,,Hier gibt es nur Tee und Kaffee."

,,Aber draußen beim Eingang war doch ein Automat oder?" Mimi blinzelte Izzy mit große Augen an. 

,,Schon gut..", gab dieser nach. ,,Ich besorg dir welche."

,,Danke Izzy", strahlte Mimi ihren besten Freund an, während Matt nur den Kopf schüttelte. ,,Möchtest du auch eine Sora?", fügte sie dann hinzu.

,,Gerne", sagte diese und stand auf. ,,Aber ich gehe selbst."

Und so verließen Sora und Izzy den Tisch.

Mimi und Matt blieben zurück.

,,Also..." Mimi beugte sich vor und sah Matt mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Was ist los?"

Matt nahm einen Schluck von seinem Tee. ,,Was soll los sein?"

,,Also bitte!" Mimi verdrehte ungeduldig die Augen. ,,Was war das vorhin? Du hattest doch überhaupt keine Lust auf Eislaufen. Aber plötzlich..."

,,Hab meine Meinung eben geändert", murmelte Matt.

,,Hältst du mich echt für so dumm?", grinste Mimi ihn an und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

,,Ich weiß nicht wovon du sprichst", brummte Matt und starrte stur in seine Tasse.

,,Ts..ts...ts.." Mimi hob tadelnd einen Finger. ,,Mir machst du nichts vor Mister Obercool! Es ist doch offensichtlich, dass.."

,,Das was?", unterbrach Matt sie mit eisiger Stimme.

Doch Mimi blieb unbeeindruckt und lachte nur laut auf. 

,,Oh man. Du willst es echt nicht wahrhaben oder?"

,,Komm endlich zum Punkt."

,,Du mein lieber Yamato", Mimi kostete sichtlich jedes einzelne Wort aus. ,,Bist über beide Ohren in Sora verliebt."

Mit einem lauten Klirren stellte Matt seine Teetasse auf den Tisch. Seine eisblauen Augen blieben ausdrucklos als er sagte:,,Und wenn es so wäre?"

,,Schon gut", winkte Mimi ab. ,,Keine Angst ich sage ihr nichts. Fürs Erste..."

,,Da hab ich ja ein Glück", kommentiert der Blonde trocken.

,,Matt.." Die Jüngere tätschelte ihm verständnisvoll die Hand. ,,Es ist doch alles okay.  Du solltest nur langsam mal was tun oder? Sonst merkt sie das ja nie wenn du dich weiterhin so anstellst.."

Matt, dessen Wangen ein kaum wahrnehmbares Rot überzog schwieg.

,,Außerdem", die Tachikawa lächelte ihn aufmunternd zu. ,,Außerdem bin ich mir sicher, dass sie dich auch mag."

Ihr Gegenüber sah gedankenverloren an ihr vorbei. ,,Kann man wirklich je sicher wissen was eine andere Person fühlt...?"

 

,,So.." Izzy warf eine paar Münzen in den Automaten und drückte auf den entsprechenden Knopf. Das Gerät begann mit einem lautem Gluckern zu arbeiten. Sora lehnte an der Wand neben ihm und sah nachdenklich zu Boden. 

Er fragte sich an was sie wohl gerade dachte. Er zögerte, wollte sie gerade ansprechen, da  klingelte ihr Handy. Mit gerunzelter Stirn zog das Mädchen ihr Handy aus der Tasche und starrte einen Moment lang verwirrt auf das Display ehe sie ranging.

,,Tai?", hörte Izzy sie fragen, während sie ein paar Schritte zur Seite ging. ,,Nein...ja...nein hör zu. Sie hat ihr Handy zu Hause vergessen." Schweigen. ,,Ja ich werde es ihr sagen....mach dir keine Sorgen. Gute Besserung noch ja? Tschüss.."

Seufzend packte Sora ihr Handy wieder weg. 

,,War das Tai?", fragte Izzy überrascht und reichte Sora den ersten Becher heiße Schokolade.

,,Was? Oh danke." Sie nahm den Becher entgegen und pustete ein paar Mal auf die heiße Flüssigkeit. ,,Ja es war Tai..."

Izzy runzelte die Stirn und warf eine weitere Münze in den Automaten. ,,Und was wolle er? Geht es ihm etwa schlechter?"

,,Nein", sagte Sora schnell. ,,Er hat sich nur Sorgen gemacht, weil er schon so lange nichts mehr von Mimi gehört hat.."

,,So lange?", platzte Izzy dazwischen. ,,War sie nicht bevor sie zur Eishalle gekommen ist noch bei ihm?"

,,Ja", bestätigte Sora. ,,Das war dann also vor ungefähr.." Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. ,,Vor zweieinhalb  Stunden."

,,So lange also", erwiderte Izzy trocken.

,,Genau", lachte Sora.

Inzwischen war auch die zweite heiße Schokolade fertig. Izzy griff nach dem Becher und wandte sich Sora zu. ,,Das ist wohl Liebe..."

Sora, die gerade ein paar Schritte Richtung Cafe gemacht hatte blieb bei seinen Worten abrupt stehen. ,,Liebe...", wiederholte sie leise.

,,Sora?" Überrascht sah Izzy das Mädchen an. ,,Alles okay?"

,,Izzy..." Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit großen fragenden Augen an. ,,Was heißt das eigentlich?Verliebt zu sein?“

Er zuckte zusammen. Hatte er nicht über genau dieses Thema - Liebe - die letzten Wochen ununterbrochen nachgedacht? Aber hatte er inzwischen eine Antwort? Er zögerte kurz ehe er ihr antwortete.„Naja ich denke..“ 

„Falsch",unterbrach sie ihn. „Fühlen.Nicht denken Izzy.“

,,Wa...was?" 

Sie sah ihn mitleidig an. ,,Für jemanden wie dich, der alles analysieren, alles erklären will mag das vielleicht schwer zu verstehen sein. Aber.." Sie sah nachdenklich in ihre heiße Schokolade. ,,Tatsächlich glaube ich inzwischen, dass wir uns durch dieses ständig nachdenken viele Chancen zerstören."

,,Wie meinst du das?", fragte Izzy. Er hing förmlich an ihren Lippen, könnte es doch sein, dass sie - ohne es zu wissen - eine Lösung für sein Problem parat hatte.

,,Naja..wenn wir jemanden gern haben, stellen wir uns sofort vor, wie würde eine Beziehung mit dieser Person aussehen, was könnte alles schiefgehen, wie könnte es enden? Wir leben eine komplette - fiktive- Beziehung in unseren Gedanken, berechnen alle Möglichkeiten mitein und entscheiden anhand dessen ob wir zu unseren Gefühlen stehen oder nicht. Wir geben uns nicht mal die Chance es zu probieren, nein. Wenn unser Verstand nein sagt, haben sich unsere Gefühle zu beugen. Aber.." Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn leicht an. ,,Aber ist das wirklich der richtige Weg? Ist das..leben?"

Izzy brauchte ein paar Minuten um ihre Worte zu verarbeiten und antwortete dann langsam: ,,Ich finde es ziemlich vernünftig so etwas gut zu überlegen, schließlich.."

Sora schüttelte den Kopf. ,,Natürlich ist es vernünftig. Aber bedeutet vernünftigt sein gleich glücklich zu sein?"

,,Ich..ich weiß es nicht", musste Izzy schließlich zugeben.

Die Takenouchi nickte traurig. ,,Ich auch nicht. Aber ich werde in Zukunft versuchen auf meine Gefühle zu hören. Verstand hin oder her, aber..." Sie drehte sich um und schloss ihre Hand fest um den Becher in ihrer Hand. ,,Kann man wirklich je sicher wissen was eine andere Person fühlt...?"

 

,,Ihr habt ja ewig gebraucht!", beschwerte sich Mimi und riss Izzy die heiße Schokolade aus der Hand. Gierig nahm sie einen Schluck und verzog dann das Gesicht. ,,Ihh die ist ja schon ganz kalt!" Anklagend sah sie ihre Freunde an.

,,Tut mir leid", sage Izzy geknickt.

,,Ach was", widersprach Sora. ,,Das ist schließlich alles die Schuld von deinem Freund!"

,,Tai?" Matt hob überrascht den Kopf.

Mimi blinzelte verwirrt. ,,Was hat der denn jetzt mit meiner kalten Schokolade zu tun?"

,,Er hat mich angerufen", erklärte Sora vielsagend.

Mimis Blick spiegelte pure Verwirrung wider. ,,Warum sollte er dich anrufen?"

,,Weil er sich Sorgen um dich macht?"

,,Häh?"

Izzy klärte die Situation schnell auf. ,,Er hat schon seit über zwei Stunden nichts mehr von dir gehört." 

,,Nicht dein Ernst.." Matt schüttelte ungläubig den Kopf.

,,Oh." Ertappt schlug Mimi sich eine Hand vor den Mund. ,,Stimmt ich wollte mich eigentlich bei ihm melden.." Ihr zuerst schuldbewusster Gesichtsausdruck wich nur Sekunden später einer leichten Gereiztheit ,,Aber wie stellt Taichi sich das bitte vor, ich habe ja schließlich mein Handy vergessen!"

,,Ähm..weil er es nicht weiß?", riet Matt.

,,Na und?" Mimi warf energisch ihre Haar zurück. ,,Da kann ich doch nichts dafür!"

Izzy und Sora wechselten einen kurzen Blick. Soviel zum Thema Liebe.

Sora sprach trotzdem ruhig weiter. ,,Außerdem soll ich dir sagen, dass seine Grippe Tabletten leer sind und.."

,,Was?!" Mit einem Satz war Mimi aufgesprungen und packte hektisch ihre Tasche. ,,Dieser Idiot, er muss die doch dreimal täglich nehmen, die kann er nicht so einfach absetzen, wie soll er denn da wieder gesund werden?!" Überrascht beobachteten ihre Freunde Mimis plötzlichen Gefühlsausbruch. ,,Sorry ich muss jetzt dringend los wenn ich es noch in die Apotheke schaffen will...bis dann!" Und nur Sekunden später war der Duft ihres Vanille Parfums das Einzige das an die Anwesenheit der Mimi Tachikawa erinnerte.

,,Tja..", durchbrach Sora die Stille. ,,Das ist wohl Liebe..."

Entscheidungen oder Hilfe von unerwarteter Seite

,,Koushiro? Du hast Besuch!" Die Stimme seiner Mutter ließ Izzy, der gerade eifrig auf seinem Laptop herumgetippt hatte zusammenzucken. Er erwartete doch gar keinen Besuch. Außer, konnte es vielleicht sein..? Sofort begannen seine Gedanken zu rasen. War das etwa Yolei, die endlich eine Antwort von ihm wollte? Schließlich hatte er sich seit Weihnachten, abgesehen von der kurzen Dankes SMS für das Geschenk, nicht mehr bei ihr gemeldet, wofür er sich auch irgendwie schämte. Aber er wusste einfach immer noch nicht was er ihr sagen sollte. Und so zog er es vor zu schweigen. Natürlich könnte der unerwartete Besucher auch Kanna sein. Zwar war er noch ein paar Mal bei ihr gewesen um ihr mit ihrem PC zu helfen, aber auch auf ihr Geständnis hatte er mit keiner Silbe reagiert. Nervös fuhr er sich durch die Haare. Wenn es tatsächlich eines der Mädchen war, dass gerade auf den Weg in sein Zimmer war, was sollte er denn dann nur tun? Noch bevor er richtig darüber nachdenken konnte wurde seine Türe schon geöffnet. Genau in diesem Moment fiel Izzy, der nervös auf seinem Schreibtischstuhl herumgezappelt hatte, samt Stuhl zu Boden. 

,,Wow. Ich wusste gar nicht, dass meine pure Anwesenheit dich schon umhaut", sagte eine bekannte Stimme trocken. 

,,Tai!", rief Izzy erleichtert und rappelte sich wieder hoch. 

Sein Besucher zog fragend eine Augenbraue nach oben. ,,Hast du jemand anderen erwartet?"

,,Ja..nein..also...ich hatte jemand anderen erwartete, mir aber gewünscht, dass es jemand anderes wäre und..."

,,Bist du sicher, dass du dir bei dem Sturz gerade nicht den Kopf angehauen hast?", unterbrach der Braunhaarige sein unzusammenhängendes Geplapper stirnrunzelnd.

,,Was? Nein, wieso?", fragte Izzy verwirrt.

Tai lachte nur. ,,Schon gut." Er ließ sich auf das Bett seines Freundes falllen und zog dann eine kleine Schachtel aus seiner Umhängetasche. ,,Hier."

Überrascht nahm Izzy sie entgegen. ,,Was ist das?"

,,Der Grund meines Besuches."

,,Was?" Immer noch verwirrt begann Izzy die Schachtel aufzuklappen. ,,Das sind ja..."

,,Kekse, ganz genau."

,,Aber warum..?"

Tai fuhr sich verlegen durch seinen braunen Wuschelkopf. ,,Naja, du hast mir doch vor einiger Zeit meine Playstation repariert."

,,Ja und?" Izzy verstand immer noch nicht worauf sein Freund hinauswollte.

,,Naja und mir ist eben aufgefallen, dass ich mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt habe.."

,,Das machst du doch sonst auch nie", unterbrach das Computergenie ihn perplex.

Diese Aussage ließ seinen Besucher empört aufspringen. ,,Was? Das stimmt doch gar nicht ich.." Er brach mitten im Satz ab, setzt sich wieder und räusperte sich. ,,Na schön du hast Recht. Aber dieses Mal ist es eben anders."

,,Und warum ist es anders?"

,,Darum", antwortete Tai trotzig und sah zu Boden.

Izzy, dem plötzlich ein Licht aufging, sagte:,, Hat Mimi dich etwa geschickt? Hat sie die Kekse gebacken?"

,,Ja", gab Tai nach kurzem Zögern zu. ,,Als ich gestern gezockt habe, hat sie mich gefragt ob ich mich schon bei dir für deine Hilfe revanchiert hätte und naja...als ich dann nein sagte ist sie richtig ausgetickt. Ich habe zwar nicht alles verstanden, aber sie hat wohl irgendwas von Höflichkeit und Anstand erzählt..."

Der Rothaarige schüttelte lächelnd den Kopf. Typisch Mimi! Er warf einen Blick auf die köstlich riechenden Schokoladenkekse in der Schachtel. ,,Na dann", sagte er schließlich. ,,Vielen Dank."

,,Mh.." Tais Blick war gierig auf die Keks Schachtel in Izzys Hand gerichtet. Wie hypnotisiert starrte er sie an, ohne auch nur ein einziges Mal zu zwinkern. Irgendwie Gruselig.

,,Ähm..möchtest du vielleicht einen Keks?" Noch bevor Izzy den Satz richtig beenden konnte, hatte Tai sich einen der Kekse gegriffen und ihn sich strahlend in den Mund geschoben. 

,,Danke Izzy", mampfte er und versprühte dabei einige Kekskrümel durch den Raum. ,,Die sind so unglaublich gut!"  

Als auch Izzy seinen ersten Bissen genommen hatte, konnte er nichts anderes als seinem Freund zuzustimmen. Mimis Backkünste waren wirklich unglaublich!
 

Sie saßen einige Minuten lang schweigend und essend da, da kam Izzy plötzlich eine Idee.

,,Du Tai", fragte er schüchtern. ,,Warum...warum liebst du Mimi eigentlich?"

Das seine Frage ihn unerwartet getroffen hatte, erkannt Izzy daran, dass Tai sogar vergaß weiterzukauen. ,,Warum fragst du?"

,,Nur so.."

Dem Fußballer schien das als Antwort zu reichen, denn während er nach einem weiteren Keks griff antwortete er:,,Ich liebe es mit ihr zusammen zu sein. Ich kann mir nicht mehr vorstellen einen Tag ohne sie zu verbringen.."

,,Aber warum?", hakte Izzy neugierig nach.

Tai dachte einen Moment nach. ,,Ich liebe sie weil sie Mimi ist. Sie hat einen besseren Menschen aus mir gemacht. Und ich mag diesen Menschen, der ich bin, wenn ich mit ihr zusammen bin."

Izzy runzelte die Stirn. ,,Und das ist schon...alles?"

Der Braunhaarige nickte. ,,Es gibt nicht den EINEN universalen Grund jemanden zu lieben. Man tut es einfach. Da braucht es keinen Grund.Ich liebe Mimi weil ich sie liebe. Punkt."

,,Du liebst sie weil du sie liebst..", wiederholte Izzy tonlos.

,,Ja", Tai nickte bestätigend. Dann beugte er sich zu seinem Freund, klopfte ihm auf die Schulter und sagte verschwörerisch:,, Und natürlich weil sie mega heiß ist!" 

Der fassungslose Blick dem ihn diese Aussage einbrachte ließ ihn nur laut auflachen. ,,Also", sagte Tai und warf einen traurigen Blick in die leere Keks Schachtel in der außer Krümel nichts mehr zu holen war. ,,Wie siehts aus, wollen wir noch eine Runde zocken? Ich hab da zu Weihnachten dieses neue Spiel bekommen und.."

,,Tai", sagte Izzy mit fester Stimme und stand auf. ,,Tut mir leid aber du musst gehen."

,,Was?" 

,,Du musst gehen", wiederholte der Rothaarige ungeduldig. ,,Jetzt sofort. Ich habe nämlich noch etwas Wichtiges zu erledigen..." 

,,Was aber.." Noch bevor Tai wusste wie ihm geschah hatte Izzy ihn schon aus seinen Zimmer in den Flur geschoben. Dann hielt er plötzlich inne. ,,Tai", fragte er ungläubig. ,,Hast du...hast du da etwa zwei unterschiedliche Socken an?"

Der Yagami warf ebenfalls einen Blick auf seine Füße. Tatsächlich hätte man die selbstgestrickten Socken die er trug für zwei verschiedene halten können. Bei dem einen waren die Maschen etwas größer und hin und wieder hatten sich sogar einige Löcher eingeschlichen, während der linke Socken doch recht passabel aussah. Trotzdem. Es waren die Selben, also antwortet Tai:,,Nein. Die gehören sich so." Er lächelte. ,,Außderdem sind das meine Lieblingssocken."

Izzy starrte ihn überrascht an. ,,Ah..okay, na dann." Es dauerte ein paar Sekunden, dann schien ihm wieder einzufallen, dass er ja etwas Wichtiges vor hatte. ,,Also dann Tai, schön, dass du da warst, danke für die Kekse, Grüße an Mimi, tschüss!" Und mit diesen Worten fiel die Tür hinter Tai ins Schloss.

 

Nachdem Izzy ihn mehr oder weniger rausgeworfen hatte stand Tai, der immer noch nicht verstehen konnte was da gerade passiert war, draußen in der Kälte. Er konnte sich wirklich keinen Reim aus dem komischen Verhalten seines Freundes machen. Nachdenklich warf er einen Blick auf seine Uhr. Der ganze Nachmittag lag noch vor ihm. Normalerweise wäre er jetzt zu Mimi gefahren, aber die hatte für heute einen Wellness Tag angekündigt und wollte nicht gestört werden. Was auch immer das bedeuten sollte. Unschlüssig griff er nach seinem Handy und scrollte durch seine Kontakte. Bei einem Namen blieb sein Blick hängen. Aber klar, dass war doch die Idee! 

,,Ja?" meldete sich eine müde Stimme am anderen Ende.

,,Hast du etwa noch geschlafen?", lautete Tais Begrüßung.

,,Tai? Klar hab ich noch geschlafen, es ist doch erst 13:00 Uhr..."

,,Die beste Zeit zum Trainieren!"

Schweigen.

,,Davis?", fragte Tai irritiert. ,,Bist du noch dran oder schon wieder eingeschlafen?

,,Sorry", erklang die Stimme seines Freundes etwas verzerrt. ,,Ich zieh mich grad an und packe meine Sportsachen! In einer halben Stunde am Sportplatz?"

Tai grinste. Jeder andere hätte ihn für verrückt erklärt, bei diesen Temperaturen auf den Fußballplatz zu gehen. Aber Davis war in dieser Hinsicht wie er, worüber er gerade in diesem Moment ziemlich froh war. ,,Klar ich bin da. Bis gleich."

Auf dem Weg zum Sportplatz der Schule machte Tai noch einen kurzen Abstecher zu sich nach Hause, zog sich um und hatte nur 20 Minuten später sein Ziel erreicht. Von Davis war noch keine Spur und so schweiften seine Gedanken wieder zu Izzy. ,,Warum liebst du Mimi?" Ehe er wusste was er tat hatte er nach seinem Handy gegriffen und die Nummer seiner Freundin gewählt.

,,Tai?", meldete diese sich verwirrt. ,,Was ist denn los?"

,,Nicht viel. Ich wollte nur deine Stimme hören."

,,Ähm okay. Sicher. Wo bist du, noch bei Izzy?"

,,Nein", erwiderte Tai. ,,Er hat mich rausgeworfen."

,,Izzy?", fragte Mimi perplex. 

,,Ja...aber das macht nichts, ich habe mich stattdessen mit Davis zum Fußballspielen verabredet."

Mimis Stimme wurde lauter. ,,Es hat Minusgrade! Und du warst doch erst krank!"

,,Na und? Das härtet ab! Es gibt nichts besseres für das Immunsystem!", verteidigte Tai sich.

Seine Freundin seufzte nur. Er sah sie direkt vor sich wie sie verständnislos den Kopf schüttelte. ,,Du spinnst doch."

,,Dafür liebst du mich doch, oder?", fragte Tai und begann seinen mitgebrachten Fußball auf dem Fuß zu balancieren.

,,Ja", kam noch ein paar Sekunden die Antwort. ,,Das tue ich."

Tai lächelte. ,,Ich liebe dich auch Prinzessin. Mach dir noch einen schönen Tag, ich muss aufhören, Davis kommt. Bis morgen."

,,Grüße an Davis. Tschüss mein Schatz."

 

,,Tai, hallo!" Schon  während er von Weitem auf ihn zulief begann Davis dem Älteren fröhlich zuzuwinken.

,,Hey Davis", erwiderte Tai, als dieser keuchend vor ihm zum Stehen kam.

,,Hey! Super Idee von dir ein bisschen zu trainieren, über Weihnachten habe ich soviel gegessen, ich bin schon ganz aus der Form.."

,,Ach, nur über Weihnachten?", fragte Tai trocken.

,,Haha", wehrte Davis ab. ,,Ich bin eben noch im Wachstum, okay?"

Tai lachte. ,,Schon gut Kleiner. Lass uns lieber anfangen!"

Nachdem sie einige Runden um den Platz gejoggt waren machten sie eine kurze Pause. ,,Ahh tut das gut", sagte Davis und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche.

Tai nickte zustimmend. ,,Da hast du Recht. Jetzt bin ich richtig froh, dass Izzy mich rausgeworfen hat.."

Überrascht sah Davis ihn an. ,,Was meinst du?"

,,Ach", winkte Tai ab und kniete sich hin um sein Schuhband fester zu schnüren. ,,Ich habe heute Mittag Izzy besucht um ein bisschen mit ihm zu zocken, aber.." Tai schüttelte den Kopf. ,,Er war irgendwie komisch."

,,Was meinst du denn mit komisch?", fragte Davis stirnrunzelnd nach.

,,Mh.." Der Yagami stand wieder auf. ,,Erst wollte er wissen warum ich Mimi liebe und danach hat er mich eiskalt rausgeworfen, weil er angeblich noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte." 

Davis biss sich auf die Lippe und sah zur Seite. Verwirrt beobachtete Tai diese Reaktion. ,,Was ist?"

,,Was?" Erschrocken fuhr der Jüngere aus seinen Gedanken hoch. ,,Nichts..es ist..nichts. Lass uns weitermachen." Und schon hatte Davis seine Wasserflasche zur Seite geworfen und war losgelaufen.

,,Davis? Hey Davis was..?" Überrascht sah Tai ihm nach.

,,Na komm schon, oder kannst du etwa nicht mehr mit mir mithalten?" 

Diese Provokation konnte Tai natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so verdrängte er alle anderen Gedanken und konzentrierte sich nur noch aufs Laufen. 

Davis dagegen fiel es nach diesem Gespräch schwer sich noch auf den Sport zu konzentrieren. Er fragte sich immer wieder ob Izzys wichtige Entscheidung wohl etwas mit Yolei zu tun hatte und was sie zu bedeuten hatte...

 

Mit festen Schritten ging Izzy die Straße entlang. Er hatte leichte Schuldgefühle, dass er Tai so unvermittelt zum Gehen aufgefordert hatte. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Er hoffte nur, dass sein Freund nicht sauer auf ihn war...Als Izzy allerdings die Straßenkreuzung erreicht hatte waren alle Gedanken an Tai aus seinem Kopf verschwunden. Stattdessen hörte er Soras Stimme in seinem Kopf. ,,Fühlen.Nicht denken Izzy" Sein Blick wanderte nach rechts. Natürlich hatte sie Recht. Wieviel Zeit hatte er damit verschwendet über etwas nachzudenken wofür er keine Antwort finden konnte? Zumindest nicht mit seinem Kopf.  Er wandte sich links und dachte an das was Tai gesagt hatte. ,,Es gibt nicht den EINEN universalen Grund jemanden zu lieben. Man tut es einfach. Da braucht es keinen Grund."  Tai hatte ihn mit seinen Worten überrascht. Izzy wusste zwar nicht, was für eine Antwort er auf seine Frage erwartet hatte, aber diese definitiv nicht. Und trotzdem, trotzdem schien das was Tai gesagt hatte, die richtige Antwort zu sein. Sie hatte Izzy endlich klar gemacht, was er tun musste. Und so stand er jetzt hier, an dieser Kreuzung, der rechte Weg führte zu Yolei, der linke zu Kanna nach Hause. Er atmete noch ein Mal tief ein, ballte seine Hand zu einer Faust, so fest, dass seine Fingernägel sich schmerzhaft in sein Fleisch schnitten. Und dann  ging er, ohne sich nocheinmal umzusehen. Er wählte den rechten Weg.

Idioten oder ich fühle es

Sie fühlte nichts.

Nicht einmal die eisige Kälte - sie hatte in all der Eile ihre Mütze und die Handschuhe vergessen. 

Sie fühlte nichts.

Mit schnellen Schritten bahnte sie sich ihren Weg durch die Passanten, rempelte hier und da jemanden an, murmelte immer wieder kurze Entschuldigungen. 

Sie fühlte nichts.

Da hörte sie plötzlich einen empörten Schrei und blieb abrupt stehen.

,,Koushiro!" Eine junge Mutter kniete vor einem kleinen Jungen und versuchte ihm gerade ein Paar Fäustlinge anzuziehen. ,,Na komm, zieh die an, sonst wirst du noch krank!" 

,,Ich will nicht!" 

,,Koushiro, bitte. Mach kein so Theater. Schau ich habe doch auch welche  an." Sie hielt ihm ihre Hände, die in hübschen rosa Strickhandschuhen steckten, vor die Nase. ,,Alle tragen bei dem Wetter Handschuhe!"

Der Junge, Koushiro, sah an seiner Mutter vorbei, direkt in das Gesicht des Mädchens welches die Szene stumm beobachtete. 

,,Aber Mama", sagte er mit seiner kindlichen Stimme. ,,Sie trägt doch auch keine." 

Seine Mutter seufzte genervt und folgte den Blick ihres Sohnes.  

Ertappt zuckte das Mädchen zusammen. ,,Ich..ich...." Sie brach überfordert ab. ,,Hör auf deine Mutter", murmelte sie dann, ehe sie ihren Weg weiter fortsetzte. 

Sie blieb erst wieder stehen als sie ihr Ziel erreicht hatte. Und da, plötzlich, auf einen Schlag, wurde ihr klar, wie dumm sie war. Was wollte sie hier? Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Was sollte das bringen?  Warum hatte sie nicht einfach Kari angerufen, oder Mimi oder Sora? Und überhaupt, wahrscheinlich war er gar nicht mehr hier...

 

Als Kanna ihre E-Mails checkte blieb ihr Blick sofort an dieser einen hängen. Augenblicklich begann ihr Herz schneller zu schlagen. Teshi. Seit ihrem Umzug hatte sie nichts mehr von ihm gehört, was allerdings daran lag, dass sie ihm darum gebeten hatte ihr etwas Ruhe zu lassen. Sie wollte nicht an ihre Zeit in Osaka erinnert werden, viel zu viel Schmerz bereitete es ihr. Der Bruch mit Ayaka, das Aufgeben ihres Traumes, der Weggang ihrer Mutter und der Tod von Shuu.  Aber jetzt, Monate später hatte Teshi ihr geschrieben. Sie zögerte. Sollte sie die Mail wirklich öffnen? Ihre Hand, die die Maus fest umschloss zitterte als sie die E-Mail schließlich doch anklickte. Teshi war immerhin ihr Freund, er war für sie da gewesen und hatte ihr soviel geholfen. Allein der Anstand verlangte, dass sie seine Mail las. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Kanna vermisste ihn. Sicher hatte sie hier schnell und dank Koushiro Freunde gefunden, aber mit Teshi war es anders. Bei ihm war sie immer sie selbst gewesen, er kannte die  wahre Kanna. Sie schüttelte den Kopf über diesen komischen Gedanken und begann stattdessen zu lesen.

 

Liebe Kanna,

Ich hoffe es geht dir gut und du hast dich inzwischen  in deinem neuen zu Hause eingelebt. 

Hier bei uns ist alles wie immer, allerdings ist der Computerclub ohne dich nicht mehr  das Gleiche (und das schreibe ich nicht nur weil du unser einziges weibliches Mitglied warst)

Kommst du mit deinem Computer voran? 

Ich weiß, du wolltest etwa Abstand von deinem alten Leben, und normalerweise hätte ich dir auch nicht geschrieben, aber es ist etwas passiert das du wissen solltest.

Ayaka und die Anderen haben ein neues Mitglied für den Schwimmclub gefunden. 

Die Schulmeisterschaft ist natürlich schon vorbei, aber sie haben es geschafft das Gewinnerteam zu einem Freundschafts Schwimmen zu überreden. Du fragst dich jetzt sicher warum ich dir das alles schreibe. Tatsächlich halte ich diesen Wettkampf für eine gute Gelegenheit für euch. Ich bin mir sicher, dass Ayaka dich vermisst und es dir auch nicht anders geht. Es gibt zwar noch keinen genauen Termin,  aber ich würde mir wünschen, dass du kommen würdest. Nicht nur für Ayaka, auch für die Anderen- allem voran für mich- die dich wirklich vermissen. Denk bitte  darüber nach.

Liebe Grüße

Dein Teshi

 

Kanna saß regungslos vor ihrem Laptop. Sie hatten also jemanden gefunden. Ein neues Mitglied. Einen Ersatz für sie. Sie ärgerte sich darüber, dass es sie verletzte. Sie war  doch aus dem Team ausgestiegen und sogar weggezogen, was hatte sie denn erwartet? Aber trotzdem...

Die Türklingel riss sie aus ihren Gedanken. Dankbar für die Ablenkung ging sie den Flur entlang und öffnete die Tür. 

,,Hallo Kanna.."

,,Koushiro. Hallo, komm doch rein." Lächelnd trat sie zur Seite. ,,Wollten wir heute an dem PC weiterbauen? Tut mir leid, dass habe ich ganz vergessen.."

Unsicher trat Koushiro von einem Bein auf das Andere. ,,Nein...das..das ist es nicht."

,,Wie?" Überrascht sah Kanna ihn an. 

Er erwiderte ihren Blick unsicher. ,,Das..das ist nicht der Grund warum ich hier bin."

,,Okay..", sagte sie langsam. ,,Gehen wir in die Küche, ich mache uns einen Tee und dann erzählst du was los ist."

Koushiro nickte stumm, und so saßen die Beiden ein paar Minuten später vor ihrem dampfenden Teetassen am Küchentisch. Sein Schweigen beunruhigte Kanna und sie begann sich zu fragen warum er wirklich hier war. ,,Also...?", versuchte sie ein Gespräch in Gang zu bekommen. 

Koushiro, der gerade konzentriert in seine Tasse gestarrt hatte schreckte hoch. Kanna musterte ihn besorgt. ,,Was ist los?"

,,Ich..ich..", stotterte er und wurde rot. Dann seufzte er, fuhr sich nervös durch die Haare und murmelte leise. ,,Es geht um das...was du mir damals gesagt hast."

,,Was?" Sie wusste im ersten Moment wirklich nicht wovon er sprach. 

,,Na das du...das du mich..." Er wurde noch röter, soweit das irgendwie möglich war. Und da verstand sie endlich worauf er anspielte. 

,,Oh", sagte sie und senkte schnell den Blick. ,,Das..."

Die paar Sekunden bis Koushiro weitersprach kamen ihr ewig vor. Es war einfach eine schrecklich unangenehme Situation. So wie es einem oft beim Fernsehen ging, wenn eine Sendung so peinlich wurde, dass man einfach wegschalten wollte, aber es nicht konnte. Ja, dieser Vergleich kam ihr wirklich passend vor. 

,,Genau, das", sagte Koushiro gerade. ,,Und als Erstes...wollte ich mich entschuldigen. Dafür, dass ich solange für eine Antwort gebraucht habe. Aber jetzt.." Seine Schultern strafften sich und seine Stimme wurde lauter und fester. ,,Aber jetzt weiß ich es."

Mit großen Augen sah Kanna ihn an. Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie das Gefühl hatte es würde explodieren. Sie hatte jeden Tag, jede Minute, auf eine Antwort von ihm gehofft. Jedes Mal, wenn er zu ihr gekommen war um ihr mit dem PC zu helfen. Aber es passierte nichts und so hatte sie die Hoffnung schon fast aufgegeben. Trotzdem,obwohl sie sich so sehr nach einer Antwort gesehnt hatte, hatte sie jetzt auf einmal Angst davor, was er sagen würde. Was, wenn er...

,,Es ist so", unterbrach Koushiro ihre Gedanken. ,,Ich bin wirklich nicht gut in solchen Dingen. Ich meine, ich hatte noch nie eine Freundin und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht  was es heißt verliebt zu sein."

Bei seinem letzten Satz hatte Kanna das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Er wusste nicht was es hieß verliebt zu sein?  Aber..aber das konnte ja nur eines bedeuten....Ihr Herz setzte für einen Moment aus und mit einem Schlag fühlte sie sich unglaublich leer. Sie wusste nicht was sie erwartet hatte, aber sie hatte gehofft. So sehr. Und jetzt schien alles umsonst gewesen zu sein...

 ,,Schon gut", presste sie schließlich hervor  und vermied es ihn dabei anzusehen. ,,Es ist okay..ich...ich..." Kanna spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen und brach hilflos ab. Das wars dann also...
 

Davis balancierte konzentriert den Fußball auf seinem Fuß. Tai hatte sich vor einer halben Stunden verabschiedet, und eigentlich hatte auch er gehen wollen. Aber jetzt stand er immer noch hier, alleine in der Kälte, tief in Gedanken versunken. Da ließ ihn ein plötzliches Geräusch direkt neben ihn aufschrecken. Überrascht hob er den Kopf. Der Fußball fiel mit einem leisen Geräusch zu Boden und rollte ein paar Meter zur Seite. 

,,Yolei." Seine Stimme war nur ein leises Flüstern. Noch bevor er in ihr Gesicht sah, wusste er was ihr Erscheinen hier zu bedeuten hatte.

,,Woher wusstest du das ich hier bin?"

Sie versuchte so etwas wie ein leichtes Lächeln, scheiterte aber kläglich. Langsam ging sie ein paar Schritte auf ihn zu. ,,Ich habe bei dir zu Hause angerufen. Und Yun meinte du seist mit Tai zum Training gegangen.."

,,Achso.."

Sie stand jetzt direkt vor ihm. Einen Moment lang sahen sie sich stumm an, ehe Yolei sich ohne Vorwarnung in seine Arme warf. 

,,Warum..", schluchzte sie an seiner Schulter. ,,Warum...?"

Davis schoss die Augen während er Yolei sanft über den Rücken strich. Er hatte es befürchtet. 

,,Weißt du", schniefte Yolei. ,,In jedem Film, in jedem Buch, überall! Überall wird einem erzählt, dass es richtig ist zu seinen Gefühlen zu stehen. Dass es einem danach besser geht, auch wenn die Gefühle nicht erwidert werden."

Sie löste sich von Davis und sah ihn unter Tränen an.

,,Aber soll ich dir was sagen?  Das ist Blödsinn!"

Davis schwieg.

,,Es ist Blödsinn! Absoluter Blödsinn!" Sie begann mit ihren Fäusten gegen seine Brust zu schlagen. ,,Blödsinn!" Immer wieder wiederholte sie dieses Wort. 

Geduldig wartete Davis bis sie sich etwas beruhigt hatte, dann sagte er mit sanfter Stimme:,, Ich weiß."

Yolei sah ihn mit großen Augen an.

,,Ich weiß", wiederholte Davis. ,,Ich weiß, wie es sich anfühlt jemanden sein Innerstes zu offenbaren und dann zurückgewiesen zu werden."

Die Brillenträgerin dachte einen Moment lang nach, dann hauchte sie:,,Kari..."

Davis nickte. ,,Genau. Ich meine gut, jeder - einschließlich mir - wusste, dass Kari Gefühle für T.K hat, aber.." Ein trauriges Lächeln umspielte seinen Lippen. ,,Ich dachte ich muss es wenigstens versuchen. Und wenn ich ehrlich bin hatte ich tatsächlich ein kleines Fünkchen Hoffnung in mir, dass sie mich auch mag." 

,,Wirklich?" Yolei sah ihn überrascht an.

,,Ja.."

,,Ganz schön dumm..."

Davis zog eine Grimasse. ,,Na vielen Dank..."

,,Aber..", Yolei sah verlegen zu Boden. ,,Mir ging es genauso. Ich wusste das Izzy nicht so für mich empfindet, aber trotzdem..trotzdem habe ich gehofft."

Der Braunhaarige musterte sie ungläubig. ,,Ehrlich?"

Yolei nickte und lächelte ihn an. Diesmal gelang es ihr sogar, es war ein ehrliches, trauriges und trotzdem wunderschönes Lächeln.  ,,Wir sind schon zwei ziemliche Idioten oder?"

,,Ja", stimmte Davis ihr zu und grinste ebenfalls. ,,Ja, das sind wir..."

 

,,Kanna."  Sie hatte nicht mitbekommen wie er aufgestanden war, aber plötzlich stand Koushiro vor ihr, griff nach ihren Händen und zog sie von ihrem Stuhl hoch.  Sie waren sich auf einmal so nah, viel zu nah. Kanna wollte zurückweichen, doch er hielt sie zurück. ,,Was..warum?" Sie verstand es nicht. Was sollte das jetzt wieder?

Seine Hände schwitzen, seine Wangen waren gerötete und seine Augen schafften es nicht ihren Blick stand zuhalten. Aber trotzdem klang seine Stimme ruhig als er sagte:,,Ich weiß nicht was es heißt verliebt zu sein, obwohl ich solange darüber nachgedacht habe. Aber wenn ich...wenn ich aufhöre darüber nachzudenken, merke ich wie mein Herz schneller schlägt wenn ich bei dir bin. Wie ich jedes Mal lächeln muss wenn ich an dich denke. Wie nervös ich in deiner Gegenwart werde." Er lächelte sie unsicher an, ließ ihre linke Hand los und wischte ihr sanft eine Träne von der Wange. ,,Ich kann es vielleicht nicht erklären, das Verliebt sein, aber ich kann es..ich kann es fühlen. Ich fühle es. Mit dir." 

Kanna hatte jedes seiner Worte gehört, förmlich in sich aufgesogen, aber trotzdem,sie konnte es nicht glauben.  ,,Ich..." Sie wusste ganz egal, was sie jetzt sagen würde, es könnte dem was Koushiro ihr gerade gesagt hatte niemals gerecht werden. Also ließ sie es lieber gleich bleiben, beugte sich stattdessen vor und küsste ihn. Zuerst ganz vorsichtig, ganz sanft, ganz unsicher. Dann, als sie merkte wie er sie fester an sich drückte, stärker, leidenschaftlicher. Als sie sich schließlich voneinander lösten sahen sie sich etwas verlegen an. 

,,Ich..." 

,,Koushiro", unterbrach Kanna ihn, als ihr plötzich ein Gedanke kam. ,,Was..was ist mit Yolei?" 

Er zuckte zusammen als sie ihren Namen aussprach. Es war im Moment vielleicht nicht das passendste Thema, aber sie musste es wissen. 

,,Das ist okay." Leider klang seine Stimme so als wäre es ganz und gar nicht okay. ,,Ich habe mit ihr gesprochen. Sie...sie versteht es." 

,,Aber..."

Er schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm. ,,Es ist okay.."

Sie schmiegte ihren Kopf an ihn. Sie hoffte so sehr das er Recht hatte....

Doppeldate oder doppelter Stress?

,,Du hast was?" Fassungslos sah der Blonde seine Freundin an, die sofort schuldbewusst den Kopf senkte. 

,,Ich..ich.."

,,Kari..." T.K legte seine Hände sanft auf ihre Schulter. ,,Ich verstehe das nicht, ich dachte unser Ausflug ins Aquarium ist dir so wichtig."

,,Das ist er ja auch", rief sie sofort energisch. ,,Aber...naja." Sie zuckte hilflos die Schultern, hob den Kopf und lächelte ihn entschuldigend an. ,,Aber Yolei hat mir einfach so leid getan. Seit Izzy ihr einen Korb gegeben hat ist sie so traurig. Ich dachte einfach es würde ihr gut tun etwas Ablenkung zu bekommen."

T.K schüttelte seufzend den Kopf. ,,Du bist einfach viel zu gut für die Welt."

,,Das heißt...du bist nicht böse?" 

,,Böse? Natürlich nicht du Dummchen!" Er drückte seiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. Erleichtert atmete Kari auf. 

,,Wir werden sicher eine Menge Spaß haben...auch zu dritt."

,,Ähhh." Karis Wangen färbten sich rot und sie begann nervös von einem Bein auf das Andere zu treten. ,,Also eigentlich...eigentlich..." Sie lächelte ihren Freund vorsichtig an. ,,Eigentlich werden wir zu viert sein."

 

Vorsichtig lugte Tai um die Ecke um einen Blick in die Küche zu erhaschen. Erst als er sich sicher sein konnte, dass seine Mutter nicht in der Nähe war wagte er es den Raum zu betreten. Es war Samstag,  neun Uhr, eigentlich eine untypische Zeit für ihn aufzustehen. Aber der Hunger hatte ihn einfach nicht mehr schlafen lassen. Und so stand er jetzt - in seinem Pyjama und mit zerzausten Haaren - vor dem Küchentisch und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Frühstück welches seine Mutter für ihn stehen gelassen hatte. Was sollte das denn nun wieder darstellen? Er betrachtete das braun-gelbliche etwas auf dem Teller. Vielleicht ein Omlett? Er beugte sich vor um daran zu riechen, taumelte gleich darauf ein paar Schritte zurück und begann zu niesen. War auf diesem...diesem Ding, ihm fiel gerade kein anderer Name dafür ein, denn der gesamte Pfeffervorrat der Welt oder was? Mürrisch ging er zum Kühlschrank und inspizierte den Inhalt. Selbstverständlich könnte er sich selbst ein Frühstück machen aber...Seufzend schloss er den Kühlschrank und griff nach der Cornflakes Packung, als er ein Geräusch hörte. Ihm kam eine Idee, und so stellte er die Cornflakes zurück und ging durch den Flur zu dem Zimmer seiner Schwester. Ohne auch nur eine Sekunde mit Anklopfen zu vergeuden öffnete er die Tür und betrat den Raum.  Kari, die gerade vor ihrem Spiegel stand und sich die Haare kämmte sah erstaunt auf.  ,,Tai?" Besorgt lege sie die Bürste zur Seite und musterte ihn. ,,Ist was passiert?"

,,Häh?" Verwirrt ließ der Braunhaarige sich auf das - schon gemachte Bett - seiner Schwester fallen. ,,Was meinst du?"

,,Na es ist neun Uhr." 

,,Und?"

,,An einem Samstag", fügte sie schmunzelnd hinzu. 

Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust. ,,Und was ist mit dir?"

Kari griff nach der Dose mit Fischfutter, die auf ihrem Schreibtisch stand und warf eine Hand voll Futter in das Aquarium. Sachi - ihr Goldfisch - schnappte gierig nach den Flocken. Lächelnd beobachtete Kari das Treiben, dann drehte sie sich um und wandte sich Tai zu. ,,Ich gehe doch heute mit T.K ins Aquarium!"

,,Achja.." Tai fuhr sich durch die Haare. ,,Stimmt ja. Wann musst du denn los?", fragte er.

Kari warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. ,,Erst in einer halben Stunde."

Tais Gesichte hellte sich augenblicklich auf. ,,Aber dann..meinst du...könntest du.."

Kopfschüttelnd unterbrach sie ihren großen Bruder. ,,Ja ich mach dir Frühstück. Also komm..." Mit einem seligen Grinsen auf dem Gesicht folgte Tai ihr in die Küche.

 

Händchen haltend gingen Kari und T.K auf das Aquarium zu. Zwar hatte es erst vor einer Stunden aufgemacht, aber da Samstag war, hatte sich schon eine riesige Menschenmenge davor versammelt. Trotzdem entdeckte Kari ihre Freundin sofort. Kein Wunder, zwischen den ganzen fröhlichen Familien fiel Yolei mit ihrem traurig Gesicht natürlich auf! ,,Yolei!", rief die Yagami und zog T.K hinter sich her. ,,Wir sind hier!"  

,,Ah...guten Morgen", begrüßte Yolei ihre Freunde und versuchte sich an einem leichten Lächeln. 

,,Hallo!" T.K hob kurz die Hand, während Kari die Brillenträgerin umarmte. Danach sah sie sich suchend um. ,,Hast du..."

,,Nein." Yolei schüttelte den Kopf.

T.K sah stirnrunzelnd auf seine Uhr. ,,Das war ja klar, dass er wieder zu spät kommen muss, alles andere wäre auch...

,,Hey!" Eine Stimme ließ die drei Freunde zusammenzucken. ,,Hier bin ich!"

Entgeistert wechselten Kari und T.K einen kurzen Blick. ,,Kann es wirklich sein...?"

Während sie auf die Person die sie gerufen hatte zugingen schüttelte Kari den Kopf. ,,Ich glaube ich träume...das ist doch unmöglich!"

Aber es war wahr. Es war tatsächlich Davis der da vor dem Eingang des Aquariums auf sie wartete. Davis, der zum Ersten Mal in seinem Leben überpünktlich war. Natürlich war er sich dessen auch bewusst, zumindest würde das sein überhebliches Grinsen erklären. 

,,Es geschehen also immer noch Wunder..."

 

,,T.K! Schau dir den mal! Siehst du ihn? Sieht der nicht toll aus? Schau doch, sonst ist er schon wieder weg!" Begeistert deutete Kari auf den Rochen der auf der anderen Seite der Scheibe an ihnen vorbeischwebte. 

,,Keine Angst, ich sehe ihn schon", sagte T.K beruhigend. Es war einfach süß, wie sehr seine Freundin sich freuen konnte. 

,,Und da der gelbe Fisch, oh und der blaue ist aber auch toll..." Total überdreht hüpfte Kari auf und ab, die Augen groß und glänzend. Die Familien die mit ihren Kindern unterwegs waren warfen ihnen schon verwirrte Blicke zu. 

,,Kari." Sanft griff der Blonde nach ihrem Arm. ,,Ich weiß, alle Fische sind toll, aber jetzt lass uns mal weitergehen. Davis und Yolei sind schon außer Sichtweite!"

,,Oh..." Es war als hätte T.K´s Worte Kari aus einer Trance gerissen. Sie sah sich überrascht um. Tatsächlich war keine Spur von ihren Freunden. ,,Ich denke du hast Recht..."

Langsam schlenderten sie weiter, blieben hin und wieder stehen um sich besonders interessante Meeresbewohner anzusehen. ,,Du Kari..", fing T.K an während sie gerade ein Seepferdchen beobachteten. ,,Das du Yolei und Davis eingeladen hast uns zu begleiten...das hat doch nichts zu bedeuten oder?"

,,Was meinst du?" 

,,Naja...jetzt wo Izzy sich für Kanna entschieden hat...hast du doch nicht vor Yolei mit Davis zu verkuppeln oder?"

Kari zuckte zusammen. ,,Ich...nein wie kommst du denn darauf?"

T.K verdrehte die Augen. ,,Es war nur so ein Gefühl."

,,Dann irrt sich dein Gefühl..."

,,Das will ich hoffen." Seine strahlend blauen Augen sahen sie ernst an. ,,Denn Yolei ist immer noch in Izzy verliebt. Und du kannst ihn nicht einfach durch Davis ersetzen."

,,Das...das habe ich auch gar nicht vor", sagte Kari.

T.K griff nach ihrer Hand und zog sie weiter. ,,Dann ist es ja gut. Denn egal wie traurig Yolei ist. Egal wie sehr du ihr helfen möchtest. Sie muss da jetzt durch. Und sie wird es auch schaffen. Da müssen wir uns keine Sorgen machen..."

,,Ich hoff es.." Kari war nicht ganz überzeugt, doch als sie und T.K den Souvenierladen des Aquariums betraten waren alle Gedanken über Yoleis Liebesleben aus ihrem Kopf verschwunden. ,,Ohhh!" Ihr Blick glitt über die Plüschtiere, die jeden Zentimeters des Ladens auszufüllen schienen.

,,Na los." T.K zog lächelnd seinen Geldbeutel hervor. ,,Such dir was aus!"

,,Echt?" Mit glänzenden Augen sah Kari sich um.

,,Natürlich." Noch bevor T.K das Wort ganz ausgesprochen hatte war Kari zwischen den Regalen verschwunden.

,,Das wird wohl noch etwas dauern oder?" Davis und Yolei standen plötzlich neben ihm.

T.K nickte. ,,Ich befürchte schon."

Davis seufzte. ,,Und mir knurrt so der Magen..."

,,Mir tun die Füße schön langsam weh..", murmelte Yolei.

,,Ich hab eine Idee." T.K zog den Lageplan des Aquariums aus seiner Hosentasche. ,,Gleich hinter dem Souvenirladen muss es einen Fastfoodladen geben. Wie wäre es wenn ihr schon mal vergeht und wir kommen dann in..." Er legte den Kopf schief und beobachtete wie Kari gerade einen Stoffdelfin unter die Lupe nahm,  ihr Blick dann auf eine Reihe von Stoffkrabben fiel und sie den Delfin zurück ins Regal warf.  ,,Baldmöglichst nach."

,,Alles klar!" Davis wandte sich zum Gehen. ,,Kommst du Yolei?"

,,Ich...bist du sicher das wir nicht auf euch warten sollen?"

T.K nickte. ,,Na los geht schon."

,,Na gut...."

 

Glücklich biss Davis in seinen Burger. Yolei dagegen machte keine Anstalten ihre Pommes auch nur anzurühren. 

,,Hast du keinen Hunger?", fragte Davis schmatzend. Den halben Burgen hatte er schon verdrückt. 

,,Doch.." Yolei griff nach einen Pommes, drehte es aber dann nur gedankenverloren in der Hand. 

Und da passierte das Unglaubliche. Davis - der Davis, der dafür bekannt war nie etwas Essbares zu ignorieren- legte tatsächlich seinen Burger zur Seite. ,,Ist es noch wegen..Izzy?"

Yolei zuckte zusammen. ,,Nein", sagte sie schnell.

,,Yolei", sagte Davis ernst. ,,Lüg mich nicht an, ich weiß doch wie sehr es dich veletzt hat, dass.."

,,Das stimmt schon", unterbrach die Brillenträgerin ihn. ,,Und ich bin deswegen immer noch fertig. Aber gerade habe ich wirklich an etwas anderes gedacht." Und das war die Wahrheit. Sicher, Izzys Abfuhr hatte ihr das Herz gebrochen, dass stand fest. Tief in ihrem Herzen hatte sie schon immer befürchtete, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Trotzdem war es etwas anderes als es von ihm direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen. Zwar hatte er sich alle Mühe gegeben sie nicht zu verletzen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er eine Andere liebte. Um damit fertig zu werden würde Yolei sicher einige Zeit brauchen. Das hatte sie Izzy auch gesagt. Aber jetzt - gerade - schwirrte ihr wirklich ein anderer Gedanke im Kopf herum. 

Ungläubig starrte Davis sie an. Der Burger lag immer noch unbeachtete vor ihm. ,,An was denn?", wollte der Braunhaarige wissen.

,,Ich habe mich gefragt ob das hier wohl...ob das wohl sowas wie ein Doppeldate sein soll."

Prompt lief Davis rot an. ,,Was..wie...warum..?"

Yolei zuckte die Schultern. ,,Naja..", sagte sie. ,,Wir sind an einem Samstag in einem Aquarium - ein ziemliche guter Ort für ein Date - zusammen mit zwei Freunden die ein Paar sind. Da liegt es doch irgendwie auf der Hand..."

Dem Blick nach zu urteilen den Davis ihr zuwarf hatte er noch keinen Gedanken daran verschwendet. ,,Aber...aber...wir sind doch Freunde!", stieß er schließlich ungläubig hervor.

,,Stimmt!" Yolei lächelte ihn an. ,,Vergiss es, dass war nur so ein dummer Gedanke von mir." 

Ihr Gegenüber senkte den Blick. Wie sollte er das jetzt so schnell wieder vergessen?

,,Und apropos Freunde.." Yolei schob sich das Pommes endlich in den Mund. ,,Ich finde es toll das wir uns momentan so gut verstehen und so aber.." 

,,Aber?"

,,Naja, ich vermisse unsere Streitereien. Ich wünschte...ich wünschte wir könnte wieder so sein wie...früher. Ich vermisse den alten Davis."

,,Ehrlich?" Überrascht sah er auf.

,,Mh..."

,,Wenn das so ist...dann lass uns wieder so ein wie früher." Davis sah sie ernst an.

,,Geht das so einfach?" Yolei sah nicht überzeugt aus.

,,Klar!" 

,,Okay..." 

,,Gut." Davis griff nach seinen Burger und nahm einen großen Bissen.

Erleichtert wandte sich auch Yolei endlich ihren Pommes zu. Sie bemerkte nicht, wie Davis aufhörte zu kauen und sie nachdenklich musterte.
 

,,Er ist so süß!" Zufrieden betrachtete Kari ihren Plüsch Rochen. Das Beste an ihm war der kleine Reißverschluss an der Unterseite. Öffnete man diesen kamen noch einmal fünf kleine Mini Rochen zum Vorschein. 

,,Schön das er dir gefällt", sagte T.K sanft.

,,Ja und wie. Vielen vielen Dank!" Kari blieb stehen und küsste ihren Freund auf die Wange. 

T.K winkte ab. ,,So teuer war er doch gar nicht.."

,,Nicht nur deswegen. Auch wegen..Yolei. Und Davis."

Überrascht hob T.K eine Augenbraue. 

,,Naja", begann Kari zu erklären. ,,Dafür, dass ich sie mitnehmen dürfte. Ich glaube zwar nicht, dass es Yolei irgendwie geholfen hat..."

,,Natürlich hat es das!"

Kari sah ihn unsicher an. ,,Meinst du?"

,,Na klar!" T.K nickte heftig. ,,Was wäre denn die Alternative gewesen? Wenn sie nicht mit uns gekommen wäre wäre sie alleine in ihrem Zimmer gesessen und im Selbstmitleid versunken. Es hat ihr definitiv geholfen!"

Ein vorsichtiges Lächeln erschien auf Karis Gesicht. ,,Ich hoffe es..."

,,Aber dein Plan Davis und Yolei zu verkuppeln hat nicht wirklich geklappt..", sagte T.K während er einen Blick durch die Scheibe in das Fastfoodrestaurant warf.

,,Das hatte ich doch gar nicht vor!", protestierte seine Freundin, folgte seinem Blick aber trotzdem.  Yolei und Davis saßen an einem Tisch nahe des Eingangs. So wie es aussah hatte Davis sich gerade an Yoleis Pommes bedient, was diese alles andere als toll fand. Zumindest schlug sie gerade mit wütendem Gesicht auf Davis Arm ein. 

Kari begann laut zu lachen. ,,Es ist schön sie mal wieder so ausgelassen zu sehen.."

T.K nickte zustimmend. ,,Du hast Recht. Aber komm, jetzt sollten wir den armen Davis retten."

,,Du has Recht." 

T.K hielt ihr die Tür auf. Gerade als Kari an ihm vorbeiging sagte er mit leiser Stimme. ,,Übrigens..dein Kleid vom Maskenball. Ich wusste von der ersten Sekunde an, dass es neu war..."

Schokolade...oder Fußbälle?

,,Ist Yolei schon wieder nicht da?" Mimi ließ ihren Blick stirnrunzelnd über ihre Freunde schweifen. Sora schüttelte betrübt den Kopf, während die Anderen ihren Blick auswichen. Sie seufzte. Schon seit einer Woche war Yolei in den Pausen unauffindbar gewesen. Der Grund war natürlich mehr als offensichtlich...Mimi betrachtete Kanna und Izzy. Richtig glücklich sahen die Zwei aber auch nicht aus. Die Tachikawa war sich ziemlich sicher, dass auch Kanna und Izzy wussten, dass sie der Grund für Yoleis Fernbleiben der Gruppe war. Aber so konnte es doch nicht weitergehen! Irgendetwas musste geschehen! Gerade als Mimi den Mund öffnen wollte sagte Izzy plötzlich:,,Ich schaue mal wo Yolei ist..."

Und ehe jemand etwas darauf erwidern konnte war er schon verschwunden. Kanna sah ihm unsicher hinterher. Mimi schüttelte den Kopf. Ob das wirklich eine gute Idee war...?
 

Alleine zu essen hatte definitiv auch seine Vorteile. Yolei betrachtete die leckeren Onigiris die in ihrer Bentobox lagen eine Weile, schüttelte dann den Kopf und schloss die Box. Wem wollte sie da etwas vormachen? Alleine essen war total bescheuert! Lieber hätte sie ihr Essen mit Tai, ja sogar mit Davis geteilt, als hier alleine hinter der Sporthalle zu sitzen. Aber was hatte sie schon für einen Wahl? Und da, wie auf Kommando erklang eine Stimme hinter ihr. ,,Da bist du ja"

Langsam drehte sie sich um. ,,Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht!" Wie ein Mantra wiederholte sie diesen Satz in Gedanken. Aber es war natürlich zwecklos. Vor ihr stand niemand geringer, als die Person, der sie eigentlich aus dem Weg gehen wollte. ,,Izzy."

Unsicher ging er ein paar Schritte auf sie zu. ,,Yolei..." Sie merkte an seiner Stimme, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Typisch Izzy! Sie war sich sicher, dass er sich die Schuld daran gab, dass sie den Kontakt zu ihren Freunden zur Zeit mied. Gut, damit hatte er gar nicht so Unrecht. Aber deswegen musste er trotzdem nicht mit ihr reden als wäre sie todkrank!

,,Bitte.." Er sah sie flehend an. ,,Bitte komm doch mit zu den Anderen. Wir vermissen dich."

Er streckte ihr seine Hand entgegen.

,,Ja", dachte Yolei während sie langsam auf ihn zuging. ,,Ja das wäre am einfachsten. Wenn sie einfach vergessen würden was passiert war. So weitermachen, als wäre nichts gewesen. Würden sie sich dadurch nicht alle besser fühlen? Es war doch so einfach..."

Doch kaum hatte sie seine Hand berührt durchfuhr es sie wie ein Blitz. Plötzlich sah sie ihn wieder vor sich, an jenem Tag, als er traurig vor ihrer Haustüre gestanden hatte. Hörte seine Worte, ganz laut und klar.

,,Es tut mir leid. Aber ich..ich kann deine Gefühle nicht erwidern."

Spürte den Schmerz, so intensiv wie damals. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.

Izzy sah sie überrascht an, ließ seine Hand dann ebenfalls langsam sinken. ,,Yolei..."

Sie schüttelte den Kopf. ,,Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht."

Er seufzte. ,,Wenn du möchtest können Kanna und ich die Pausen woanders verbringen, dann kannst du.."

,,Nein!" Energisch schüttelte Yolei den Kopf. ,,Bitte..ich möchte das nicht."

,,Aber.."

Wieder unterbrach die Brillenträgerin ihn. ,,Izzy. Ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen. Aber es ist nicht nötig. Weißt du.." Nachdenklich strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. ,,Ich möchte das du glücklich bist. Wirklich. Und ich bin mir sicher, irgendwann kann ich mich für dich und Kanna freuen. Aber soweit bin ich noch nicht. Noch lange nicht. Und bis ich es bin..brauche ich einfach Zeit für mich. Alleine."

Er sah nicht überzeugt aus. ,,Yolei du.."

Sie drehte sich um. ,,Bitte Izzy. Bitte gib mir Zeit."

Bevor er etwas darauf erwidern konnte spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Überrascht stellte er fest, dass Mimi neben ihm stand.

,,Es ist okay",sagte sie leise, während sie an ihm vorbei, auf Yolei zuging. ,,Ab hier übernehme ich."
 

Yolei wartete ein paar Minuten, dann frage sie:,,Ist er weg?"

,,Ja."

Erleichtert atmete Yolei aus, drehte sich um und fiel ihrer Freundin in die Arme. Tränen liefen ihr über die Wange.

Mimi strich ihr sanft über den Rücken.

,,Es tut so weh", schluchzte Yolei an ihrer Schulter. ,,Es tut so weh ihn zu sehen."

,,Ich weiß", erwiderte Mimi leise.

Schließlich löste Yolei sich von ihr und sah sie ängstlich an. ,,Ich weiß nicht..ich weiß nicht ob ich es jemals schaffe ihn zu vergessen..."

Die Brünette lächelte sie aufmunternd an. ,,Natürlich schaffst du das. Du bist stark Yolei. Viel stärker als du denkst."

,,Ich hoffe du hast Recht..."

,,Natürlich habe ich Recht! Was du brauchst ist einfach etwas Ablenkung. Und ich habe da gleich etwas parat. Sora, Kari und ich treffen uns morgen nachmittag um Schokolade zu machen, wie wärs, kommst du auch?"

Verwundert hob Yolei den Kopf. ,,Schokolade...?"

,,Klar! Weiß du bald ist doch..." Mit einem Schlag verstummte Mimi.

,,Valentinstag", beendete Yolei tonlos den Satz.

,,Ich..ja." Plötzlich schien auch Mimi klar zu werden, dass diese Einladung wahrscheinlich keine gute Idee war. Trotzdem gab sie alles um ihre Freundin dennoch zu überzeugen. ,,Du kannst auch einfach Schokolade für dich machen, ich meine du musst sie ja nicht verschenken..."

,,Nein", Yolei schüttelte den Kopf. ,,Vielen Dank für die Einladung Mimi, aber nein."

,,Es wird bestimmt lustig", wagte die Tachikawa noch einen letzten Versuch, doch Yolei blieb bei ihrer Entscheidung.

,,Aber fragt doch mal Kanna, sie würde sich bestimmt freuen."

Mimi starrte sie ungläubig an. ,,Das kann doch nicht dein Ernst sein...!"

Yolei legte den Kopf schief. ,,Warum nicht? Sie hat doch sonst keine Freunde."

,,Aber..aber..."

Die Brillenträgerin lächelte. ,,Ich komme doch eh nicht. Also wo ist das Problem?"

Mimi schüttelte den Kopf. ,,Du bist so ein guter Mensch Yolei! Und irgendwann, irgendwann wirst du bestimmt jemanden finden der das zu würdigen weiß!"
 

,,Wieso?!" Energisch rührte Mimi in der braunen Masse die sich in der Schüssel befand. ,,Wieso sieht das bei mir so komisch aus?!"

Kari wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und trat neben ihre Freundin. ,,Mh..."

Auch Sora stellte ihre Schüssel zur Seite und gesellte sich zu ihnen. ,,Mh.."

,,Mh? Was soll das heißen?!", rief Mimi leicht genervt.

Schweigen.

,,Hallo? Hilft mir vielleicht mal jemand?"

Sora und Kari tauschten einen kurzen Blick.

,,Mimi...wieviel Margarine hast du denn da reingetan?" Kannas schüchterne Stimme ließ die Brünette erstaunt aufsehen.

,,Na 200 Gramm, wie es im Rezept steht!"

Drei Paar ungläubige Augen sahen sie an.

,,Was?!"

,,Mimi", Sora zog das Rezeptblatt hervor und hielt es ihrer Freundin vor die Nase. ,,Lies doch mal vor was da steht."

,,Bitte wenn es dich glücklich macht! 50 Gramm Kakao, 50 Gramm Margarine, 200 Gramm Milchpulver..." Mimi brach ab. Ungläubig riss sie Sora das Rezept aus der Hand und hielt es sich vors Gesicht. ,,Nein..", hauchte sie.

,,Doch." Sora unterdrückte ein Lachen.

,,Ich bin in der Zeile verrutscht..."

Kari versuchte ihre Freundin zu beruhigen. ,,Das ist doch nicht so schlimm, dann fängst du eben nochmal von vorne an."

Auch Kanna übte sich in Schadensbegrenzung. ,,Das kann doch jedem mal passieren."

,,Nein", kicherte Sora. ,,Das passiert nur unserer Mimi."

Ein wütender Blick traf die Takenouchi. ,,Was soll das bitte heißen?"

,,Ähm.." Sora wich ein paar Schritte zurück. ,,Das du manchmal etwas verplant bist?"

Mimi ersparte sich eine Antwort, seufzte, griff nach ihrer Schüssel und ging zum Mülleimer.

Kari sah ihr lächelnd hinterher. ,,Wenn sie so schusselig ist, erinnert sie mich immer ein bisschen an Tai.."

Sora nickte. ,,Ja, da hast du Recht. Die Zwei gehören einfach zusammen..."
 

Bewundernd betrachtete Sora Karis Schokolade. ,,Die ist wirklich toll geworden!"

Die Jüngere lächelte glücklich, während sie die Süßigkeit geschickt verpackte. ,,Danke! Ich hoffe T.K wird sich freuen.."

,,Also bitte!" Mimi verdrehte die Augen. ,,Selbst wenn deine Schokolade furchtbar aussehen und schmecken sollte, T.K würde alles aufessen und behaupten es wäre lecker gewesen."

Kari errötete. ,,Das stimmt doch gar nicht..."

,,Klar stimmt das. Und weißt du warum?" Mimi grinste das Mädchen wissend an. ,,Weil er dich liebt. Und apropos Liebe." Mit einem zuckersüßem Lächeln wandte sie ihrer besten Freundin zu. ,,Für wen ist denn eigentlich deine Schokolade?"

,,Ich..äh..also.." Verlegen senkte Sora den Kopf.

,,Stimmt", schaltete sich jetzt auch Kari wieder in die Unterhaltung ein. ,,Wem wirst du die Schokolade schenken?"

,,Also so genau weiß ich das noch gar nicht..", versuchte Sora sich aus der Affäre zu ziehen, doch Mimi kannte keine Gnade.

,,Also bitte! Als würde da irgendjemand anderer außer Matt in Frage kommen!"

,,Matt?" Kari starrte Sora ungläubig an.

,,Klar, wusstest du noch nicht, dass zwischen den Beiden..."

Mit einem Mal stand Sora neben Mimi und hielt ihr die Hand vor den Mund. ,,Lass das!"

,,Moment mal." Die junge Yagami blinzelte verwirrt. ,,Ist da was zwischen dir und..Matt?!"

,,Nein..ja..also es ist.." Sora lief rot an und brach überfordert ab.

Kari schüttelte den Kopf. ,,Und T.K hat mir gar nichts erzählt!"

,,Männer halt", war Mimis Kommentar dazu.

,,Ahh!" Sora raufte sich genervt die Haare. ,,Natürlich hat er nichts erzählt! Es gibt auch absolut nichts zu erzählen!"

Mimi zwinkerte Kari verschwörerisch zu. ,,Schon klar!"
 

Die Takenouchi drehte ihren Freundinnen demonstrativ den Rücken zu und ging zu Kanna, die sich schüchtern aus der Unterhaltung herausgehalten hatte. ,,Wow! Deine Matcha Schokolade riecht ja wahnsinnig gut!"

Das Mädchen lächelte. ,,Vielen Dank. Ich glaube sie ist ganz okay geworden!"

,,Izzy wird sie lieben!", versichere Kari ihr.

Mimi verdrehte die Augen. ,,Natürlich wird er sie lieben. Es ist schließlich das erste Mal das er am Valentinstag überhaupt Schokolade geschenkt bekommt!"

,,Mimi!", rief Sora vorwurfsvoll.

,,Was denn?" Die Tachikawa sah sie verwirrt an. ,,Es stimmt doch!"

,,Ja aber sowas sagt man doch nicht!"

,,Warum denn nicht?"

,,Darum!"

,,Häh?"

Die Diskussion fand ein jähes Ende, als Kanna in lautes Gelächter ausbrach.

Mimi musterte das Mädchen fragend. ,,Was hast du denn?"

,,Nichts", sagte Kanna und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. ,,Ich weiß nur nicht wann ich das letzte Mal soviel Spaß hatte!"

Die Anderen schwiegen verlegen, unsicher was sie auf diese ehrliche Aussage erwidern sollten.

,,Vielen Dank", Kanna ließ ihren Blick über die Drei schweifen. ,,Vielen Dank, dass ich kommen durfte."

Schließlich trat Mimi auf sie zu und schüttelte den Kopf. ,,Gewöhn dich dran. Du gehörst jetzt zu uns, ob du willst oder nicht!"

Kanna lächelte. ,,Aber ich will es.. Ich will es wirklich", flüsterte sie leise.
 

,,Und nun genug von dem sentimentalem Kram", sagte Mimi laut. ,,Es wird Zeit, dass endlich einer meine Schokolade bewundert!"

,,Na schön, dann zeig doch mal her", erwiderte Sora.

,,Hier bitteschön!" Stolz präsentierte Mimi ihren Freundinnen die Schokolade.

Schweigen.

,,Naaa?"

Schweigen.

,,Was habt ihr denn? Ist sie nicht toll geworden?"

Kari wusste nicht so recht was sie dazu sagen sollte. ,,Ähhhm..."

Auch Sora verschlug es fast die Sprache. ,,Die ist ja wirklich..."

Nur Kanna fand die passenden Worte. ,,Was soll das denn darstellen?"

Kari und Sora sahen sie erschrocken an.

,,Was meinst du?", fragte Mimi. ,,Das sieht man doch, das sind..."

,,Kugeln", kam es von Kari.

,,Ostereier!", schlug Sora vor.

,,Murmeln?", war Kannas Idee.

,,Fußbälle!", zischte Mimi. ,,Es sind doch ganz eindeutig Fußbälle!"

,,Klar!"

,,Sicher!"

,,Das wusste ich!"

Unsicher betrachtete die Tachikawa ihr Werk. ,,Erkennt man es denn wirklich nicht?", fragte sie betrübt.

,,Doch!", beeilte Kari sich zu sagen.

,,Aber klar!", stimmte Sora ihr schnell zu.

Der rettende Einfall kam jedoch von Kanna. ,,Wir wollten dich doch nur etwas ärgern."

,,Wirklich?" Argwöhnisch sah Mimi die Schwarzhaarige an.

,,Ja", sagte Kanna und lächelte. ,,Ich wusste sofort das es Fußbälle sind! Das ist doch offensichtlich!"

Mimis Gesicht hellte sich augenblicklich auf. ,,Dachte ichs mir doch! Tai wird sich sicher freuen!" Fröhlich summend begann sie ihre ,,Fußbälle" zu verpacken.

,,Ja", flüsterte Kari leise. ,,Er wird sich sicher freuen...wenn er es jemals erkennen sollte..."

Valentinstag oder wer liebt jetzt eigentlich wen?

Nervös kaute Sora auf ihrem Bleistift herum. Von dem, was ihr Lehrer da vorne an der Tafel erzählte, bekam sie absolut nichts mit. Allerdings gab es dafür einen guten Grund, denn heute war der Tag. Es war Valentinstag. Und eigentlich hatte der Tag noch ganz gut angefangen. Als sie aufgestanden war hatte sie nochmal einen stolzen Blick auf ihre Schokolade geworfen, sie in ihre Tasche gepackt und einen Entschluss gefasst. Sie würde sie Matt überreichen! Was war auch schon dabei, schließlich waren sie Freunde! Tja, nur leider erwies es sich in der Praxis nicht so leicht ihm die Schokolade zu geben. Um den lästigen Kommentaren ihrer Freunde zu entgehen wollte Sora ihn alleine erwischen um ihn ihr Valentinsgeschenk zu überreichen. Bis jetzt hatte sich aber noch keine Gelegenheit ergeben. Und es war schon die letzte Schulstunde! Die Einzige Möglichkeit die ihr noch blieb, war Matt auf dem Nachhauseweg abzupassen und...

,,...deine Notizen sehen? Ich hab mal wieder nichts kapiert!"

,,Häh?" Überrascht sah Sora auf und blickte direkt in Tais braune Augen die sie besorgt musterten. 

,,Ist alles okay?", fragte er misstrauisch.

Sora nickte schnell. ,,Klar, ich war nur in Gedanken. Was hast du gerade gesagt?"

,,Ich habe dich gefragt, ob du mir deine Notizen geben kannst, ich habe.." Während er sprach, beugte er sich vor um einen Blick auf Soras Heft zu werfen, nur um dann erschrocken zurück zu zucken. Fast wäre er sogar vom Stuhl gefallen. 

,,Sora...", stammelte er ungläubig. ,,Du...du...hast ja gar nichts mitgeschrieben!"

Ihr Blick wanderte nach unten, auf die jünfräulich weißen Heftseiten.

,,Ähhh.." Blitzschnell überlegte sie, um eine einigermaßen glaubwürdige Ausrede zu finden. ,,Ja also..das ist weil...das Thema hat mich so gefesselt, da habe ich glatt vergessen mitzuschreiben!"

Tai blinzelte überrascht. ,,Achso.."

,,Ja.."

,,Oh man.." Der Braunhaarige sah sich im Klassenzimmer um und seufzte. ,,Ab was soll ich denn jetzt machen? Matt ist auch schon weg und ich.."

,,Was?!" Sora sprang abrupt auf und starrte auf den leeren Tisch hinter ihr. Tai hatte Recht, Matt war weg! Warum war er schon weg? Und warum hatte sie nichts mitbekommen? Sie musste ihm doch unbedingt noch...

,,Sora?" Argwöhnisch beobachtete ihr bester Freund sie von der Seite. ,,Was genau.."

,,Ich muss los!", rief die Takenouchi atemlos, schnappte sich ihre Tasche und rannte so schnell sie konnte aus dem Klassenzimmer. 

 

Tai sah ihr stirnrunzelnd hinterher, hatte aber keine Zeit sich Gedanken über ihr merkwürdiges Verhalten zu machen, denn genau in diesem Moment betrat Mimi den Raum.

,,Scha~haatz", flötete sie während sie mit schnellen Schritten auf ihn zuging. 

,,Hey Prinzessin", begrüßte Tai sie. ,,Sag mal weißt du was mit Sora.."

Mimis Blick ließ ihn sofort verstummen. Anscheinend wollte sie ihm etwas mitteilen, da war es klüger von ihm erstmal den Mund zu halten.

,,Also", begann Mimi feierlich und ihr Gesicht hellte sich wieder auf. ,,Alles Liebe zum Valentinstag mein Schatz!" Stolz überreichte sie ihm einen kleinen Stoffbeutel.

,,Oh, wow!" Überrascht nahm Tai das Geschenk entgegen und packte es gleich aus. 

,,Cool, danke!" Sofort griff er nach einer der Schokoladenkugeln und stopfte sie sich in den Mund.

,,Die hab ich selbstgemacht!", erklärte Mimi stolz. 

,,Schmeckt super", schmatzte Tai. ,,Vielen Dank für diese tollen...für diese..."

Erwartungsvoll hob Mimi eine Augenbraue.

,,Für diese..."

Mimi hielt es kaum noch aus.

,,Für diese tollen Fußbälle!"

,,Yeees!" Kaum hatte Tai seinen Satz zu Ende gesprochen war Mimi aufgesprungen und freudig auf und ab gehüpft. ,,Ich habe doch gleich gewusst, dass man es erkennt", rief sie glücklich.

,,Aber klar erkennt man es!", bestätigte Tai schmunzelnd. In Gedanken dankte er seiner Schwester die ihm den kleinen Tipp gegeben hatte.

 

Suchend lief Sora den Schulflur entlang. Von Matt war keine Spur, dafür waren ganz schön viele Mädchen auf den Gängen unterwegs. Unnatürlich viele. Als Sora an einer Gruppe von Zweitklässlerinnen vorbeiging schnappte sie ein paar Gesprächsfetzen auf.

,,Wo kann er sich nur versteckt haben?"

,,Ich habe den ganzen Tag in der Küche gestanden um ihm diese Schokolade zu machen."

,,Hey!" Ein anderes Mädchen trat atemlos zu der Gruppe. ,,Hört mal, jemand hat Yamato Ishida im dritten Stock im Musikraum gesehen!" 

Und mit lautem Gekreische verschwand die gesamte Mädchenmeute im Treppenhaus.

Entsetzt starrte Sora ihnen hinterher. Diese Mädchen...sie wollten alle..sie hatten alle...

Wie in Trance ging Sora den Gang entlang und betrat dann die Mädchentoilette. Dort angekommen warf sie ihre Tasche zu Boden und stützte ihre Hände am Waschbecken ab. Sie war so dumm! Natürlich war sie nicht die Einzige die Matt Schokolade schenken wollte, schließlich war er Leadsänger einer nicht ganz unbekannten Band. Und trotzdem.. Seufzend zog Sora die Schachtel mit ihrer selbstgemachten Schokolade aus ihrer Tasche und betrachtete sie traurig. Dann hob sie den Kopf, sah in den Spiegel und stieß einen kurzen Schrei aus. Schnell drehte sie sich um. Die Person die sie gerade noch im Spiegel gesehen hatte stand nun vor ihr und sagte mit ruhiger Stimme:,,Hallo Sora."

 

,,Hey passt doch gefälligst mal auf!" Yolei funkelte die Mädchen, die sie gerade fast umgerannt hatten wütend an. Diese nahmen allerdings keine Notiz davon.

,,Ich verstehe das nicht", hörte sie eine der Zweitklässlerinnen noch sagen ehe sie im Treppenhaus verschwanden. ,,Er war weder im Musikraum, noch im Pausenhof..am besten versuchen wirs nochmal in seinem Klassenzimmer!"

Yolei schüttelte den Kopf. Was hatten die denn für Probleme?! Langsam schlenderte sie den Flur entlang. Sie blieb überrascht stehen, als sie einen braunen Wuschelkopf erkannte, der völlig bewegungslos vor seinem Spint stand. Neugierig ging die Brillenträgerin auf ihn zu, stellte sich hinter ihn und lugte über seine Schulter in den Spint.

,,Davis!", rief sie dann überrascht. ,,Ich glaub es nicht, du hast ja tatsächlich Valentins Schokolade bekommen!"

Erschrocken drehte der Braunhaarige sich um. ,,Spinnst du?!", zischte er. ,,Warum schleichst du dich einfach so an..?!"

Yolei ignorierte seinen Vorwurf und fragte:,,Von wem ist die?"

Verlegen fuhr Davis sich durch seine Haare. ,,Ich..ich weiß es nicht.."

,,Aber da ist doch eine Karte dran, hier schau mal!" Und bevor er es verhindern konnte hatte Yolei schon nach dem Papier gegriffen und las dann laut vor:,,Miu." Sie blinzelte ihn an. ,,Wer ist Miu?"

,,Ich..ich..." Davis verhaspelte sich und lief rot an. 

Da fiel Yolei ein Mädchen auf, welches ein paar Meter weiter an ihrem Spint stand und sie unauffällig beobachtete. 

,,Schon okay, hab sie  gefunden!", erklärte Yolei lächelnd. 

,,Was?" Davis drehte sich um. Als sein Blick Mius traf, errötete diese sofort, knallte ihren Spint zu und verschwand hinter der nächsten Ecke. 

,,Etwas schüchtern das Mädchen, mh?"

Davis starrte immer noch ausdruckslos auf die Stelle an der Miu gerade noch gestanden hatte.

,,Wie auch immer.." Yolei wandte sich zum Gehen. ,,Ich bin froh, dass du Schokolade bekommen hast, sonst hätte ich dir aus lauter Mitleid noch meine geben müssen."

,,Wa..Was?" 

Sie lachte. ,,Kleiner Scherz. Keine Chance, dass ich dir meine Schokolade gebe. Denn die..." Yolei drehte sich nochmal um und zwinkerte Davis verschwörerisch zu. ,,Die ist schon für einen Anderen bestimmt."

Verwirrt sah Davis ihr nach.

 

,,Matt!" Ungläubig starrte Sora den Blonden, der plötzlich hinter ihr aufgetaucht war, an.

,,Ja, ich bin es höchstpersönlich."

,,Das..das..das hier ist die Mädchentoilette!", rief die Takouchi.

,,Ich weiß."

Sie schüttelte den Kopf. ,,Was machst du hier?"

Matt seufzte. ,,Ich verstecke mich."

,,Du...du versteckst dich?", wiederholte Sora langsam.

,,Jep. Dir ist doch sicher dieser Mopp verrückter Mädchen aufgefallen. Die wollen mir alle irgendwelche dumme Valentins Schokolade aufdrehen. Da bin ich geflüchtet. Und die Mädchentoilette schien mir das beste Versteck zu sein."

,,Achso..."

Matt lehnte sich an die Toilettentür. ,,Weiß du es ist jedes Jahr das Selbe. Seit unsere Band bekannter ist drehen die Mädchen am Valentinstag reihenweise durch. Dabei..dabei.." Er fuhr sich nachdenklich durch die Haare. ,,Dabei kennen sie mich nicht mal richtig. Ehrlich, ich hasse diesen dummen Tag." Sora wusste nicht was sie darauf sagen sollte, also schwieg sie. 

,,Egal", Matt lächelte. ,,Was hast hältst du da eigentlich so fest umklammert?"

Erschrocken sah Sora auf ihre Hand. Sie hatte ganz vergessen, dass sie immer noch Matts Schokolade in der Hand hatte. Schnell versuche sie sie verschwinden zu lassen. 

,,Nichts...Es ist nichts..."

Das machte Matt allerdings nur noch neugieriger. ,,Nichts? Dann lass dieses Nichts doch mal sehen."

,,Nein!", rief Sora laut. ,,Nein ich..." Doch Matt hatte schon nach ihrer Hand gegriffen. Als er sie berührte durchfuhr es Sora wie ein Blitz und sie ließ die kleine Schachtel vor Schreck zu Boden fallen. Matt hob sie auf. 

,,Ist das...das ist Schokolade!", stellte er überrascht fest.

Sora merkte wie sie errötete. Das lief ja super.

,,Tut mir leid", sagte Matt tonlos und hielt ihr die Schachtel hin. ,,Ich wusste nicht...für  wen ist sie denn?" 

Das Mädchen biss sich auf die Lippe. ,,Ich...ich..."

,,Das muss dir noch nicht peinlich sein", versuchte Matt sie zu beruhigen. ,,Wir sind doch Freunde. Also?"

Verlegen sah Sora zu Boden. 

,,Sora?" Der Blonde konnte ihr Verhalten im ersten Moment nicht verstehen, doch dann kam ihm ein Gedanke. ,,Sora..", sagte er langsam. ,,Kann es sein...ist diese Schokolade..ist sie vielleicht..für..mich?"

,,Es tut mir leid!" Sie hob den Kopf, und griff nach der Schachtel. ,,Ich wusste nicht, dass du den Valentinstag nicht magst und von diesen ganzen Geschenkezeug genervt bist, sonst hätte ich nicht...ich hätte.." Sie brach ab und Tränen stiegen ihr in die Augen. ,,Gib es mir einfach zurück", sagte sie schließlich. Doch Matt ließ die Schachtel nicht los. 

,,Nein."

,,Nein?" 

,,Nein!", wiederholte Matt nachdrücklich. 

,,Aber", hilflos sah Sora ihn an. ,,Du hast doch gesagt..."

Er verdrehte die Augen. ,,Ich weiß was ich gesagt habe. Ich sagte ich will keine Geschenke von irgendwelchen verrückten Groupies die mich nicht mal kennen. Aber.." Er lächelte. ,,Deine Schokolade nehme ich gerne an." 

Sora sah ihn mit großen Augen an. 

,,Das heiß, wenn du sie mir noch schenken möchtest."

Sie merkte wie ihr warm ums Herz wurde. ,,Ja," sagte sie leise. ,,Ja das möchte ich."

Eine Moment lang herrschte Stille, die von einer lauten Mädchen Stimme vor der Tür unterbrochen wurde. ,,Im Klassenzimmer war er auch nicht. Vielleicht suchen wir doch noch mal im Musikraum..."

 

Unruhig trat Kanna von einem Bein auf das Andere. Wo blieb Koushiro bloß? Eigentlich hatten sie zusammen von der Schule heimgehen wollen, aber dann, nach der letzten Stunden war Mimi plötzlich wie ein Blitz aus dem Klassenzimmer gestürzt und hatte bei all der Eile doch glatt ihre Tasche zurückgelassen. Koushiro, guter Freund der eben war, hatte sich auf die Suche nach ihr gemacht, um ihr die Tasche zu bringen. ,,Geh schon mal vor", hatte er gesagt. Aber natürlich würde sie auf ihn warten. Schließlich..schließlich..sie betrachtete das Tütchen mit ihrer selbstgemachten Schokolade.

,,Wie hübsch, hast du die selbst gemacht?"

Eine Stimme ließ sie zusammenzucken. ,,Yo..Yolei." Schnell versteckte Kanna ihre Valentinsgeschenk hinter ihren Rücken. Warum musste sie jetzt ausgerecht Yolei treffen? 

,,Ist das für Izzy?" 

,,Ich..ich.." Verlegen sah die Schwarzhaarige zur Seite. 

,,Kanna." Yolei trat auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie lächelte. Es war ein trauriges, erschöpftes Lächeln. Aber es war eines. ,,Es ist okay! Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen. Ich komme klar."

,,Aber..aber..ich habe doch...du musst mich doch hassen.."Bevor Kanna es verhindern konnte hatte sie es schon ausgesprochen. Das, was ihr schon so lange auf der Seele lag.

,,Hassen?", wiederholte Yolei überrascht. ,,Nein, warum sollte ich? Du hast fair gekämpft und gewonnen. Es gibt nichts wofür ich dich hassen müsste."

Kanna schüttelte den Kopf. ,,Warum..warum bist du so nett, obwohl..."

,,Oh man", lachte Yolei. ,,Du und Izzy ihr passt wirklich gut zusammen. Ständig macht ihr euch Gedanken um Andere, statt einfach mal glücklich zu sein."

Die beiden Mädchen sahen sich einige Sekunden lang wortlos in die Augen. Dann seufzte Yolei. ,,Euch ist echt nicht zu helfen. Aber wenn du mich jetzt entschuldigst." Ihre Augen blitzten kurz auf, dann drehte sie sich um. ,,Ich habe noch ein Valentinsgeschenk zu überreichen." Und mit diesen Worten verließ sie den Schulhof. Kanna sah ihr ungläubig nach. Was hatte das zu bedeuten, ein Valentinsgeschenk zu überreichen? Gab es etwas noch jemanden außer Koushiro den Yolei...
 

,,Kanna! Du bist ja noch hier!" 

,,Koushiro!" Für ein paar Minuten hatte sie komplett vergessen, dass auch sie noch etwas zu erledigen hatte.

,,Du hättest wirklich nicht auf mich warten müssen", sagte er gerade.

,,Ach was", Kanna winkte ab. ,,Hast du Mimi gefunden?"

Er seufzte. ,,Ja. Wie vermutet war sie in Tais Klassenzimmer. Es hat nur etwas länger gedauert, weil die Zwei.." Eine leichte Röte überzog seine Wangen. ,,Naja die Zwei waren gerade...beschäftigt. Ich habe etwas gebraucht bis ich mich bemerkbar machen konnte."

,,Oh." 

Kouhiro sah sie fragend an. ,,Gehen wir dann?"

,,Ich..ich.." Kanna merkte wie nervös sie plötzlich wurde. Warum? Es war doch nichts dabei, ihrem Freund ein Valentinsgeschenk zu geben!

,,Ist alles okay?" 

Super, jetzt hatte sie es auch noch geschafft das er sich Sorgen machte.  Sie seufzte. Ihr blieb keine andere Wahl, jetzt oder nie.

,,Hier!" Bevor sie groß darüber nachdenken konnte, hielt sie ihm das Tütchen mit der Schokolade hin, den Kopf gesenkt,um nicht in sein Gesicht sehen zu müssen.

,,Ist..ist das..."

,,Ja", sagte sie mit leiser Stimme. ,,Selbstgemachte Valentins Schokolade..für dich."

Er nahm sie ihr aus den Händen. Vorsichtig hob sie den Kopf. Er lächelte. Trotzdem bemerkte Kanna erleichtert, dass auch er etwas nervös war. 

,,Vielen Dank." Koushiro griff nach ihrer Hand.  Ihr Herz schlug schneller und ihre Wangen brannten wie Feuer. Sicherlich war sie knallrot im Gesicht! Aber sie war erleichtert , erleichtert und auch etwas stolz, dass sie es geschafft hatte ihr Geschenk zu übergeben. 

Wortlos machten die Zwei sich auf den Heimweg. Koushiro ließ ihre Hand dabei nicht ein einziges Mal los.

 

Es war wurde schon langsam dunkel als T.K genervt die Treppe zur Wohnung seines Bruders hinaufstampfte. Dort angekommen drückte er ein paarmal ungeduldig auf den Klingelknopf. 

,,Hallo Kleiner!" Matt öffnete ihm lächelnd die Tür. Soviel gute Laune zog T.K nur noch mehr runter.

,,Hee", murmelte er und trat in den Flur um seine Schuhe auszuziehen. ,,Deine Einladung kam ganz schön kurzfristig! Nächstes Mal könntest du ruhig etwas eher Bescheid geben!"

Überrascht zog Matt eine Augenbraue nach oben. ,,Hat da etwa jemand schlechte Laune?"

,,Nein?!" T.K knallte seine Schuhe auf den Boden. Was hätte er auch sagen sollen? Das Kari ihm heute den ganzen Tag irgendwie aus de Weg gegangen war? Das sie auf seine Frage, ob er irgendetwas falsch gemacht hatte Hals über Kopf aus dem Klassenzimmer gestürzt war? Das sie auf keinen seiner Anrufe reagiert hatte? Das er eigentlich gehofft hatte, heute selbstgemacht Schokolade von ihr zu bekommen? Sicherlich nicht!

Sein Bruder schüttelte den Kopf. ,,Na schön...übrigens was die Einladung zum Abendessen angeht..Papa muss leider länger arbeiten, er schafft es nicht."

,,War klar." Es überraschte T.K nicht, er war es gewohnt, dass sein Vater Verabredungen in letzter Sekunde absagte.

,,Ja...und da ist noch etwas."

,,Noch mehr?" T.K sah seinen Bruder genervt an. 

,,Ach, nur eine Kleinigkeit, mach dir keine Sorgen", sagte Matt, während er in seine Schuhe schlüpfte und nach seiner Jacke griff. 

,,Moment mal!" Der Jüngere runzelte die Stirn. ,,Was wird das denn jetzt?"

Matt grinste. ,,Ich hab leider auch keine Zeit. Ich hab eine Verabredung, sorry!" Und mit diesen Worten verließ er die Wohnung. T.K, welcher ihm fassungslos hinterher sah hörte wie von draußen der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. 

,,Ma--Matt?!" Mit einem Satz stand er an der Tür und rüttelte daran. Sie war verschlossen. ,,Was soll der Blödsinn?!", brüllte er.

Die Stimme seines Bruders kam gedämpft von der anderen Seite. ,,Genieß einfach das Essen!"

,,Matt? Matt!!!!" Keine Reaktion. Ungläubig starrte T.K auf die Haustür. Was sollte das denn jetzt? War Matt komplett verrückt geworden ihn hier einzusperren? Und was sollte der Blödsinn von wegen das Essen genießen? Der Blonde seufzte. ,,Ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag", murmelte er, während er sich seinen Schicksal ergab und in Richtung Küche ging. Als er den Raum betrat traute er seinen Augen kaum. Der Tisch war gedeckt, in der Mitte standen ein paar Kerzen und ein Strauß Blumen. Und es roch ganz fantastisch!

Aber nicht nur das, in der Mitte des Raumes, mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen, stand niemand anderes als...

,,Kari." Perplex ging er ein paar Schritte auf seine Freundin zu.

,,Hallo T.K." 

In seinem Kopf begannen sich die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. ,,Du..du hast das alles geplant!"

Sie nickte. ,,Ja." 

,,Aber...aber...warum?"

Kari stand jetzt direkt vor ihm. ,,Ich wollte einfach, dass dieser Valentinstag perfekt wird."

Er brauchte ein paar Sekunden um ihre Worte zu verarbeiten. ,,Oh man", stieß er dann lachend hervor. ,,Und ich dachte...ich dachte schon.." T.K schüttelte den Kopf. ,,Ich dachte das ist der schlimmst Tag seit langem. Dabei entpuppt es sich jetzt als der Schönste!"

Die Yagami lächelte. ,,Alles Gute zum Valentinstag T.K." Sie nahm eine kleine Schachtel vom Tisch und gab sie ihm. 

,,Also bekomme ich doch noch meine Schokolade", stellte T.K glücklich fest.

,,Natürlich!"

Er beugte sich vor. ,,Vielen Dank, für diese Überraschung!" Dann küsste er sie.

 

Yolei lächelte als die Haustüre sich öffnete, das Tütchen mit der Valentins Schokolade fest umklammert. ,,Hallo Joe..."

Eltern oder geht es noch peinlicher?

Verwirrt starrte Joe das Mädchen, welches ihm gerade lächelnd ein Tütchen mit Valentinsschokolade überreicht hatte, an. ,,Warum...?"

Yolei winkte ab. ,,Ach weißt du, ich wollte mich entschuldigen..."

Die Verwirrung ihres Gegenübers wuchs durch diese Worte nur noch mehr. ,,Wofür?", war alles was der Arme mit rotem Kopf herausbrachte.

Yolei unterdrückte ein Kichern. Typisch Joe, wegen so ein bisschen Schokolade gleich so verlegen zu werden. Dabei war es ja keine Liebeserklärung, sondern, genau wie sie es ihm gesagt hatte, eine Entschuldigung. ,,Na wegen neulich", half sie dem Älteren auf die Sprünge. Keine Reaktion. ,,Als ich dich so plötzlich angerufen und um Hilfe gebeten habe?" 

Er runzelte nachdenklich die Stirn.

,,Wir waren Kaffee trinken und haben Izzy und Kanna getroffen? Erinnerst du dich?"

Als bei Joe endlich der Groschen fiel, hellte sich sein Gesicht für einen Moment auf, nur um im nächsten einen gequälten Ausdruck zu weichen. Ja, er erinnerte sich. Und wie er sich erinnerte. Eine gefühlte Ewigkeit hatte er in der Küche des Cafes Teller spülen dürfen, weil er vor lauter Eile seinen Geldbeutel zu Hause vergessen hatte. Seufzend warf er einen Blick auf seine Hände. Sie würden nie wieder dieselben sein!

,,Joe? Hallo? Bist du noch da?" Irritiert wedelte Yolei mit ihren Armen vor seinem Gesicht herum.

,,Klar...natürlich!", rief Joe und wischte ihren Arm genervt zur Seite. 

,,Mh..auf jeden Fall, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dich damals so...naja so..."

,,Ausgenutzt hast?", schlug der Student kalt vor.

,,Überfallen habe", beendete Yolei ungerührt ihren Satz. ,,Und als kleine Entschuldigung dachte ich, ich bringe dir selbstgemachte Schokolade."

Überrascht blickte Joe auf das Tütchen in seiner Hand. ,,Die ist...die hast du selbst gemacht?"

,,Selbstverständlich."

Er spürte wie ihm warm ums Herz wurde.  Seine erste Valentinsschokolade! Er hatte nicht damit gerechnet jemals welche zu bekommen. Aber jetzt... ,,Yolei.." Gerührt hob er den Kopf, nur um festzustellen, dass das Mädchen sich schon zum Gehen wandte. 

,,Fühl dich geehrt", rief sie ihm über die Schulter zu. ,,Du bist der Erste der in den Genuss meiner Schokolade kommt!"

Überrascht sah Joe ihr nach. Der Erste? Aber..was war dann mit Izzy? Hätte Yolei nicht ihm ihre Schokolade schenken sollen? Außer... Joe schüttelte den Kopf. Bei dem ganzen Liebes Chaos der Jüngeren blickte er einfach nicht mehr durch. Da konzentrierte er sich lieber wieder auf sein Medizinbuch. Das war um einiges einfacher.

 

,,Waaas?" Mimi sprang mit einem lauten Schrei von ihrem Stuhl auf. Sämtliche Mitschüler hoben erstaunt die Köpfe.

,,Ja Fräulein Tachikawa", sagte ihr Lehrer der, das Mathebuch in der Hand, vorne an der Tafel stand, mit kalter Stimme. ,,Es mag für sie ein großer Schock sein, aber tatsächlich ist dies die Lösung für die Gleichung." 

Izzy rutschte tiefer in seinen  Stuhl, in der Hoffnung einfach unter dem Tisch versinken zu können.

,,Gleichung?" Verwirrt blinzelte Mimi an die Tafel. ,,Achja!", rief sie dann mit einem Lächeln. ,,Die Gleichung. Mh..die Lösung kam aber auch wirklich überraschend!" Und unter dem ungläubigen Blick ihres Lehrers ließ das Mädchen sich wieder auf ihren Stuhl fallen.

,,Was war das denn?", flüsterte Izzy ihr zu.

,,Na hallo?" Mimi warf in einer dramatischen Geste ihr langes Haar zurück. ,,Du kannst mir doch nicht einfach ohne jede Vorwarnung so eine wichtige Information mitteilen!" 

,,Wichtige Information?", wiederholte ihr Banknachbar zweifelnd.

Die Tachikawa nickte heftig. ,,Natürlich! Oder wie würdest du das nennen?"

Er dachte kurz über ihre Worte nach. ,,Abendessen?"

Mimi schüttelte energisch den Kopf. ,,Das ist nicht nur ein Abendessen!"

,,Doch, ich bin mir sicher, dass..."

,,Du stellt Kanna deinen Eltern vor! Das ist ein wichtiges Ereignis!"

Izzy runzelte die Stirn. ,,Wirklich?"

,,Natürlich!", zischte Mimi. ,,Was ist zum Beispiel wenn sie sie nicht mögen?"

Ihr bester Freund blinzelte sie mit großen Augen an. ,,Warum sollten sie sie nicht mögen?", fragte er naiv.

,,Oh man!" Mimi ließ ihren Kopf auf die Tischplatte sinken.  Dann kam ihr ein anderer Gedanke. ,,Was zieht Kanna denn überhaupt für das große Event an?"

,,Häh? Was meinst du mit, was zieht sie an?"

,,Na Klamotten!" 

Einen Moment lang schien er über ihre Frage ernsthaft nachzudenken, dann zuckte er die Schultern. ,,Keine Ahnung...wahrscheinlich ihre Schuluniform?"

,,Waas?!" Wieder war Mimi, diesmal vor lauter Entsetzen, aufgesprungen. Ihr Lehrer seufzte und warf ihr einen tadelnden Blick zu.

,,Na sowas!", rief die Brünette mit einem entschuldigenden Lächeln ehe sie sich wieder hinsetzte. ,,Schon wieder so eine wahnsinns Lösung!"

,,Kannst du das jetzt langsam mal lassen?", frage Izzy genervt.

Mimi zog eine Schnute. ,,Ich mach das ja nicht mit Absicht! Aber das war ja noch schockierender als deine erste Info!"

,,Worauf willst du denn jetzt wieder hinaus?" Izzy hatte - wie sooft - keine Ahnung wovon das Mädchen da sprach.

,,Na sie kann doch nicht in ihrer Schuluniform zum ersten Treffen mit deinen Eltern kommen! Das geht nicht - nein", sagte Mimi dann enthusiastisch. ,,Nein, das lasse ich nicht zu!"

,,Oh nein..." Izzy wusste nur zu gut, was jetzt kommen würde.

,,Ich, Mimi Tachikawa, werde mit ihr einkaufen gehen und dann werden wir das perfekte Outfit finden!"

Ihr Banknachbar hob eine Augenbraue. ,,So wie mein Herzchen Hemd?"

Ein wütender Blick traf ihn. ,,Das ist wunderschön! Oder gibt es da irgendwelche Beschwerden?"

Izzy wich ihren drohenden Augen aus. ,,Also eigentlich..." Bevor er den Satz beenden konnte, hatte Mimi ihn unter den Tisch mit voller Kraft ins Schienbein getreten. 

,,Waaaas?" Vor Schreck und mit schmerzverzerrtem Gesicht sprang der Computernerd auf. 

Das ganze Klassenzimmer war auf einen Schlag still, er merkte die stechenden Blicke seiner Mitschüler auf sich und errötete. ,,Ich...ich...", stotterte er überfordert.

,,Nun Herr Izumi", drang die schneidende Stimme des Lehrers durch den Raum. ,,Lassen sie mich raten, die Lösung dieser Gleichung hat sie...überrascht?"

 

Tai stand mit dem Rest seiner Fußballmannschaft im Umkleideraum und schlüpfte gerade aus seinem Hemd, als die Tür mit einem lauten Knall aufgerissen wurde. 

,,Hallo alle miteinander!" 

Der Braunhaarige erstarrte mitten in seiner Bewegung und starrte ungläubig auf die Person, die soeben den Raum betreten hatte.

,,Mimi?!", stieß er ungläubig hervor. 

Seine Freundin lächelte und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu. Während sie mit erhobenen Kopf durch den Raum schwebte versuchten seinen Mannschaftskameraden eilig ihre nackten Oberkörper zu bedecken, einige flüchteten sogar mit rotem Kopf in den Duschraum. Doch eine Mimi Tachikawa ließ das alles natürlich kalt. 

,,Hallo mein Schatz." Fröhlich drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. ,,Na alles klar?"

,,Ähm...ja. Aber..Mimi. Das ist der Umkleideraum der Fußballmannschaft..."

Sie sah ihn verwirrt an. ,,Ich weiß. Ich  bin doch extra hergekommen um dich abzuholen."

,,Du willst mich..abholen?" 

Sie nickte strahlend. ,,Ja ich brauche nämlich dringend deine Hilfe..."

Tai unterbrach sie. ,,Das ist ja alles gut und schön Prinzessen, aber wir haben jetzt Training und.."

Ihr eisiger Gesichtsausdruck brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. Dann wandte sie sich mit einem zuckersüßen Lächeln seinen Mitspielern zu. ,,Ich bin mir sicher dein Team schafft das heute auch mal ohne dich oder?" Sie ließ ihren Blick über die immer noch spärlich bekleideten Jungs gleiten. 

,,Klar!"

,,Na sicher!"

,,Geh ruhig Tai!"

Seine Mitspieler überschlug sich förmlich um Tai - und mit ihm Mimi - so schnell wie möglich los zu werden. Mit knirschenden Zähnen begann der Yagami sein Hemd wieder zuzuknöpfen. 

,,Siehst du?" Mit einem zufriedenen Grinsen drehte Mimi sich zu ihm um. ,,Alles geklärt."

Tai griff nach seiner Tasche und folgte seiner Freundin zum Ausgang. ,,Wobei brauchst du denn meine Hilfe?", fragte er lustlos.

,,Beim Shoppen. Wir müssen ein passendes Outfit für Kanna finden, sie lernt heute Abend Izzys Eltern kennen!"

Tai, der Mimi gerade nach draußen folgen wollte blieb abrupt in der Tür stehen. Mit einem teuflischen Ausdruck in den Augen drehte er sich zu seinem Team um. ,,Das...wird euch noch leid tun!" Mit diesen Worten verließ er den Umkleideraum in dem auch nach seinem Abgang noch minutenlang Schweigen herrschte.

,,Wisst ihr", meldete Kaito, der Torwart, sich dann schließlich zu Wort. ,,Bei den Beiden weiß man nicht, vor wem man mehr Angst haben soll..." Das restliche Team konnte ihm nur zustimmen.

 

,,Ich weiß nicht Recht Mimi..." Unsicher zupfte Kanna an der dunkelblauen Bluse herum, in die ihre Freundin sie gerade gesteckt hatte. 

,,Das sieht zuckersüß aus!", versicherte Mimi ihr. ,,Oder Tai?"

,,Häh?" Tai, der auf einem Stuhl vor der Umkleidekabine lümmelte fuhr erschrocken hoch. ,,Was?"

Genervt schnalzte Mimi mit der Zunge. ,,Na Kannas Outfit!" 

Er betrachtete das Mädchen stirnrunzelnd. ,,Hatte sie das gerade nicht auch schon an?"

Kanna unterdrückte ein Kichern, während Mimi mit wütenden Worten über Tai herfiel. Um die Beiden nicht zu stören, huschte die Schwarzhaarige wieder zurück in die Umkleide. Sie war Mimi einerseits dankbar, dass sie ihr helfen wollte etwas Passendes für das Abendessen mit Koushiros Eltern zu finden. Andererseits war  sie sich sicher, dass ihre Schuluniform den Anlass auch gerecht geworden war. Aber immerhin bekam sie durch den Shoppingtrip etwas Ablenkung. Sie war tatsächlich etwas nervös seine Eltern kennen zulernen, wobei sie seine Mutter ja schon einmal gesehen hatte, als sie das Weihnachtsgeschenk für Koushiro abgegeben hatte. Sie war Kanna sehr nett und freundllich vorgekommen, aber irgendwie war ihr die Situation trotzdem etwas..peinlich? Schließlich war es das erste Mal, dass ein Freund sie seinen Eltern vorstellten wollte. Sie hoffte inständig, dass sie sich beim Essen nicht irgendwie blamieren würde! 

,,Warum bin ich überhaupt dabei?!"

Die Stimmen, draußen vor der Umkleide wurden immer lauter.

,,Na weil wir eine männliche Meinung brauchen!" 

,,Und warum habt ihr dann nicht Izzy mitgenommen?!"

,,Der hatte keine Zeit!"

,,Was macht er denn Wichtiges?"

,,Keine Ahnung, ich hab nicht weiter nachgefragt."

Es herrschte einige Sekunden Stille. Auch Kanna hielt in der Umkleidekabine die Luft an, wolle sie doch kein Wort von Tais Antwort verpassen.

,,Du hast...du hast...!" Tai brach mitten im Satz ab. 

Kanna lugte vorsichtig hinter dem Vorhang hervor, um zu sehen wie das Ganze weiterging. Tai war auf dem Stuhl zusammengesunken und hielt seinen Kopf auf seine Hand gestützt. ,,Was ist..?", fragte Mimi leise.

,,Nichts", antwortete Tai schließlich und hob den Blick. Zu Kannas Erstaunen lächelte er. ,,Zum Glück liebe ich dich...", sagte er leise, ehe aufstand und nach Mimis Hand griff. Diese sah ihn verwirrt an. ,,Was meinst du?"

Er schüttelte  den Kopf. ,,Schon gut Prinzessin. Suchen wir weiter nach dem perfekten Outfit."

Kanna beobachtete die Szene lächelnd. Mimi und Tai...die Zwei waren einfach so süß!

 

,,Bist du dir wirklich sicher, dass Kanna Curry mag?!" 

,,Ja!", sagte Izzy leicht genervt. ,,Sie mochte es am Montag, als du mich das erste Mal gefragt hast und auch am Dienstag, als du wieder gefragt hast, genauso wie Mittwoch, Donnerstag und heute!" Yoshie warf ihm einen bösen Blick zu und rührte dann kurz in dem riesigen Topf der auf den Herd stand. 

,,Komisch", dachte Izzy während seine Mutter wie eine Verrückte in der Küche hin und herlief. ,,Sie ist nervöser als Kanna und ich..."

,,Steh nicht nur so rum", wurde er da von Yoshie aus den Gedanken gerissen. ,,Hilf mir lieber den Tisch zu decken, es gibt noch soviel zu tun und nur so wenig Zeit..."

Izzy ging auf sie zu und legte ihr beruhigend einen Hand auf den Arm. ,,Mama. Mach dir doch nicht soviel Gedanken. Es ist nur Kanna. Du hast sie doch schon Mal gesehen.."

,,Was heißt hier nur?!", rief seine Mutter. ,,Sie ist die erste Freundin von meinem Sohn, natürlich mache ich mir da Gedanken, sie soll doch einen guten Eindruck von uns bekommen!"

Seufzend zog Izzy seine Hand zurück. ,,Außerdem war es doch auch deine Idee sie einzuladen.."

Yoshie verteilte vier Teller auf dem Tisch. ,,Das war es, ja. Und das ist auch richtig so, schließlich müssen wir doch wissen mit wem du deine ganze Zeit verbringst. Und du hast bis jetzt noch nie ein Mädchen mitgebracht, da.." Sie hielt mitten im Satz inne und betrachtete entsetzt die Servietten die sie gerade hervorgezogen hatte. ,,Oh nein!" Hektisch wühlte sie in dem Schrank herum und drehte sich dann zu Izzy um. ,,Eine Katastrophe!"

Sofort stand ihr Sohn neben ihr.  ,,Was ist denn Mama?"

,,Es ist schrecklich Koushiro!" Sie seufzte theatralisch. ,,Wir..wir...wir haben nur noch Weihnachtsservietten!!!"

 

Nervös fuhr Kanna sich noch einmal durch ihre Haare ehe sie mit zitternden Händen die Klingel drückte.  Augenblicklich wurde die Tür aufgerissen und Koushiros Mutter stand strahlend vor ihr. 

,,Guten..guten Abend", sagte das Mädchen schüchtern, während sie sich fragte ob die Mutter ihres Freundes wohl die ganze Zeit vor der Haustüre auf ihr Kommen gewartet hatte. Wie sonst hätte sie ihr so schnell öffnen können?

,,Kanna, hallo, komm doch bitte herein!" 

Unsicher betrat sie die Wohnung, schlüpfte aus ihren Straßenschuhen, in die Hausschuhe die für sie bereit gestellt worden waren und folgte Yoshie in die Küche. Nachdem auch Koushiros Vater sich vorgestellt und sie herzlich begrüßt hatte, standen Kanna und Koushiro sich unsicher gegenüber. Vor seinen Eltern wollte sie ihren Freund zur Begrüßung definitiv keinen Kuss geben, aber sollte sie ihn stattdessen umarmen? Die Hand geben? Winken? Kanna spürte wie sie rot wurde und eine leichte Panik in ihr hoch stieg, während Yoshie und Masami sie neugierig beobachteten. Koushiro seufzte und löste die Situation in dem er seiner Freundin einen Stuhl zurechtrückte. ,,Hier, setz dich doch."

Erleichtert nahm die Schwarzhaarige Platz. Koushrio setzte sich neben sie, griff unter dem Tisch nach ihrer Hand und drückte sie beruhigend.  Sofort ließ die Panik nach und sie entspannte sich etwas. Ihr Blick fiel auf die Rentier Serviette die neben ihren Teller lag. ,,Ist die süß", sagte sie höflich. 

Ihr Freund warf seiner Mutter einen vorsichtigen Blick zu. ,,Mh. Ja." Dann wechselte er abrupt das Thema. ,,Dein Kleid gefällt mir."

,,Ja das ist wirklich sehr hübsch!", mischte seine Mutter, die gerade Getränke verteilte, sich ein.

Kanna lächelte. ,,Vielen Dank."  Nach stundenlangem Anprobieren hatten sie und Mimi sich schließlich für ein graues Strickkleid entschieden, das weder zu schick, noch so leger war. Auch Tai hatte es abgesegnet, wobei er sicher zu allem Ja gesagt hätte um endlich das Einkaufzentrum verlassen zu dürfen.

,,So", riss die Stimme von Koushiros Vater sie aus ihren Gedanken. ,,Dann lasst uns mal Essen!"

Yoshie lächelte Kanna unsicher an während sie den Topf auf den Tisch stellte. ,,Ich hoffe du magst Curry?"

Sie konnte sich nicht erklären warum der Rothaarige neben ihr sich bei dieser Frage mit der Hand gegen den Kopf schlug.
 

,,Das lief doch ganz gut!", meine Izzy während er an seinem Tee nippte. Nach dem Abendessen mit seinen Eltern hatte er Kanna - ganz Gentleman - nach Hause gebracht. Als sie ihn dann noch auf einen Tee eingeladen hatte, da ihr Vater noch arbeiten war, hatte er erleichtert zugesagt, wusste er doch, dass seine Mutter zu Hause auf ihn wartete und über Kanna sprechen wollte. Immerhin hatte diese sich richtig gut mit seinen Eltern verstanden, woran Izzy aber auch keinen Moment gezweifelt hatte. 

,,Ja, deine Eltern sind wirklich nett." Kanna lächelte dann fragte sie:,,Stört es dich wenn ich schnell meine E-Mails checke? Ich bin heue noch gar nicht dazu gekommen..."

,,Natürlich nicht."

Sie stellte ihre Teetasse auf den Schreibtisch und schaltete ihren Laptop an der langsam hochfuhr. Es herrschte ein paar Minuten lang eine angenehme Ruhe, dann plötzlich, zuckte Kanna erschrocken zurück und stieß mit ihrer Hand gegen die Tasse, die mit einem lauten Klirren umfiel. Ungehindert lief der Inhalt über den Tisch und tropfte auf den Fußboden.

,,Kanna?" Sofort  stand Izzy hinter ihr um zu sehen was passiert war. ,,Was ist los?"

Das Mädchen starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm ihres Laptops. Izzy folgte ihren Blick. Eine E-Mail war geöffnet, vermutlich war diese auch der Grund für ihr komisches Verhalten. Er beugte sich vor und suchte zuerst nach dem Absender. Als er den Namen las runzelte er die Stirn. Teshi. Teshi Tanaka.

Wiedersehen oder zurück auf Anfang

Überrascht sah ihr Vater sie an. ,,Du willst also..." 

,,Ja", sagte Kanna mit fester Stimme. ,,Ich will..nein, ich muss zurück. Ich muss zurück nach Osaka."

Yuto Kobayashi schüttelte nachdenklich den Kopf. ,,Ich dachte nicht, dass du nocheinmal nach Osaka fahren willst."

Kanna biss sich auf die Lippe. ,,Das..das hatte ich auch nicht vor. Aber der Schwimmclub hat einen wichtigen Wettkampf zu dem ich eingeladen wurde.."

,,Der Schwimmclub", wiederholte ihr Vater nachdenklich. ,,Und wann ist dieser Wettkampf?" 

Das Mädchen senkte schuldbewusst den Kopf. ,,Dieses Wochenende", murmelte sie leise. 

,,Dieses Wochenende?!" Yuto sah seine Tochter kopfschüttelnd an. ,,Kanna...es tut mir leid, aber ich kann mir so kurzfristig auf keinen Fall freinehmen und..."

,,Das macht doch nichts", unterbrach sie ihn schnell. ,,Du musst mich nicht begleiten, ich bin ja schließlich kein Kleinkind mehr!" 

Lächelnd musterte Yuto sie. ,,Ja da hast du wahrscheinlich Recht. Trotzdem ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass du den weiten Weg nach Osaka ganz alleine..."

,,Ich..also eigentlich hatte ich nicht vor alleine zu fahren." Verlegen sah sie zur Seite, spürte wie sie errötete. ,,Es ist nämlich so...Koushiro wird mich begleiten."

,,Koushiro?", fragte ihr Vater misstrauisch. ,,Ist das der Junge der dir bei deinem PC hilft?"

,,Ja". Kanna nickte. ,,Und außerdem...außerdem.." Inzwischen musste ihr Kopf aussehen wie eine Tomate, zumindest fühlte er sich so an. Trotzdem sprach sie tapfer weiter. ,,Außerdem ist er mein Freund."

Stille. 

Sie wagte es nicht ihren Vater in die Augen zu sehen, wartete mit angehaltenem Atem auf die Reaktion die nun folgen würde.

,,Dein Freund...ich verstehe." 

Sie konnte seinen Tonfall nicht deuten, also hob sie nun doch vorsichtig den Kopf um in sein Gesicht zu sehen. Er sah amüsiert aus. 

,,Wenn das so ist, muss ich mir ja keine Gedanken machen." Er zwinkerte ihr zu. 

Erleichtert atmete Kanna aus. ,,Danke Papa..." Sie stand auf und umarmte ihn.

,,Aber", sagte er und plötzlich klang seine Stimme streng. ,,Wenn ihr wieder da seid, möchte ich, dass du den Jungen zum Abendessen zu uns einlädst damit ich ihn kennenlernen kann."

,,Ja", erwiderte Kanna lächelnd. ,,Das werde ich."

Auf den Rückweg in ihr Zimmer war Kannas einziger Gedanke wie viel Glück sie mit ihrem Vater hatte. Nicht jeder würde seine Tochter mit einem fremden Jungen bis nach Osaka fahren lassen. Eigentlich hatte sie, nachdem Koushiro ihr eröffnet hatte dass seine Elten sie kennenlernen wollte auch daran gedacht ihn ihrem Vater vorzustellen. Aber irgendwie hatte sie nicht gewusst wie sie dieses Thema anschneiden sollte. Sowas war eigentlich mehr ein Mutter Tochter Ding. Dumm nur, dass es in ihrem Fall keine Mutter gab. Aber auch für ihren Vater war die Situation sicher alles anderes als einfach, trotzdem würden sie sie gemeinsam meistern. So wie sie es immer getan hatten. Nur sie Beide.

 

,,Wow!" Koushiros Augen wurden immer größer während er mit offenen Mund zusah wie der Shinkansen in den Bahnhof einfuhr.

Kanna sah ihn überrascht an. ,,Bist du..etwa noch nie mit dem Shinkansen gefahren?" Sie selbst war schon einige Male mit dem Shinkansen, einem Hochgeschwindigkeitszug der unter anderem Tokyo und Osaka miteinander verband gefahren, so dass es für sie nichts Besonderes mehr war.

Ihr Freund lächelte verlegen. ,,Nein, bis jetzt hat es sich noch nie ergeben. Aber ich  bin froh, diese Erfahrung endlich einmal machen zu können. Ich meine der Shinkansen ist so typisch japanisch, eigentlich eine Schande noch nie mit ihm gefahren zu sein."

Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, während sie in den Zug stiegen und sich zu ihren Plätzen durchkämpften. Als sie sich auf ihren Sitz fallen ließ und der Zug sich in Bewegung setzte wurde sie etwas nervös. Sie griff nach ihrem Handy und las zum tausendsten Mal Teshis E-Mail durch.

 

Liebe Kanna.

Der Wettkampf von dem ich dir geschrieben habe findet diesen Samstag statt. 

Sei mir jetzt nicht böse - aber ich habe dir zwei Karten besorgt. 

Ich weiß, du machst dir Sorgen wegen Ayaka, aber ich habe mit ihr gesprochen, es ist alles in Ordnung. 

Bitte nutze die Chance und komm. Ich warte am Samstag um 10:45 Uhr vor der Schwimmhalle auf dich. 

In der Hoffnung dich bald zu sehen

Teshi

 

,,Liest du sie schon wieder?" Koushiros Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück.

Ertappt klappte Kanna ihr Handy zu. ,,Ich...naja. Ich bin etwas nervös", gab sie schließlich kleinlaut zu.

Koushiro lächelte und griff nach ihrer Hand. ,,Es ist alles in Ordnung. Ich bin die ganze Zeit bei dir."

,,Ich weiß. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar." Es war die Wahrheit. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt zu dem Wettkampf zu fahren. Aber nachdem Koushiro Teshis E-Mail gelesen hatte, hatte er sie dazu ermutigt doch nach Osaka zu fahren. Und versprochen ihr keine Sekunde von der Seite zu weichen. Sie seufzte. Ob es wirklich die richtige Entscheidung war? Warum die Vergangenheit wieder aufwühlen? Warum wieder dorthin fahren, wo ihr ganzes Leben zusammengebrochen war? Schließlich war sie jetzt doch glücklich! Warum tat sie sich das ganze dann überhaupt an? Koushiro hatte gesagt, es würde ihr helfen mit ihrem altem Leben abzuschließen, aber war das überhaupt möglich? 

,,Hey." Er drückte kurz ihre Hand. ,,Mach dir nicht soviele Gedanken okay?"

Sie nickte. ,,Ich werde es versuchen..."

Und tatsächlich schaffte sie es für den Rest der Fahr nicht weiter an dieses Thema zu denken und unterhielt sich stattdessen mit ihrem Freund über... so gut wie alles. Außer ihr altes Leben, dem sie immer näher und näher kamen.

 

,,Das ist also deine alte Schule." 

Kanna nickte. ,,Ja...das ist sie." 

Ein seltsames Gefühl macht sich in ihr breit. Langsam gingen sie auf die Schwimmhalle zu, vorbei an einigen Schülern, Lehrern und Eltern die sich auf dem Hof tummelten. Kanna fühlte sich wie ein Fremdkörper. Sie gehörte hier nicht mehr her. Ängstlich griff sie nach Koushiros Hand und sofort fühlte sie sich besser.  Da...

,,Kanna..."

Wie lange hatte sie diese Stimme nicht mehr gehört? Und trotzdem, ihr Klang drang direkt zu ihrem Herzen durch und ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit.

,,Teshi..."

Er hatte sich nicht verändert, wie er da vor dem Gebäude stand und sie mit einem unsicheren Lächeln ansah. Das gleiche fröhliche Gesicht, dieselben schokoladenbraunen Haare, die ihm wirr ins Gesicht hingen und die gleiche Brille mit den dicken schwarzen Rändern, die ihm den leichten Nerdlook verliehen. 

,,Teshi!" Bevor Kanna wusste was sie tat hatte sie Koushiros Hand losgelassen und war ihrem alten Clubkameraden um den Hals gefallen. 

,,Du bist wirklich hier", stellte er fest. Er klang überrascht.

Kanna zog eine Augenbraue hoch. ,,Klar, du hast mich doch praktisch dazu gezwungen."

Teshi löste sich von ihr und hob abwehrend die Hände. ,,Was? Nein ich.."

Sie lachte laut auf. ,,Schon gut, ich wollte dich doch nur etwas aufziehen."

Er verzog gekränkt das Gesicht, sah zur Seite und...

,,Hallo."

,,Oh entschuldigung", sagte Kanna und griff nach Koushiros Arm. ,,Das hier ist Koushiro. Koushiro, Teshi."

Die beiden Jungs musterten sich kurz und tauschten dann ein paar Begrüßungsfloskeln aus. 

,,Koushiro ist der Leiter der Computer AG an meiner neuen Schule", erklärte Kanna mit leichtem Stolz in der Stimme. 

Teshi lächelte. ,,Wenn das so ist, sollten wir uns gut verstehen." Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. ,,Höchste Zeit reinzugehen. Der Wettkampf geht gleich los." 

Und so folgten die Beiden Teshi in die Schwimmhalle.

 

Beim Betreten der Halle schlug ihnen der unverkennbare Geruch von Chlor in die Nase. Kanna atmete ihn tief ein. Für die meisten Menschen war es wahrscheinlich ein unangenehmer Geruch, nicht so für sie. Für sie waren mit ihm Erinnerungen verknüpft, Erinnerungen an eine Zeit in der sie so glücklich und unbeschwert gewesen war. Sie schluckte und schüttelte den Kopf. Keine Zeit für Melancholie! Die Drei gingen zur Zuschauertribüne und setzten sich. Kanna ließ ihren Blick durch den Raum gleiten. Da war es, das Schwimmbecken. Ihr Schwimmbecken, in dem sie soviel trainiert, soviel Triumphe und Rückschläge erlebt hatte. Das Wasser war ruhig, unberührt, wunderschön. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie das Schwimmen vermisste. Wie gerne würde sie jetzt aufstehen, ihren Badeanzug anziehen und...

,,Schau Kanna! Da ist Shiori! Und die Zwillinge, sie winken dir!"

Bei Teshis Worten sah sie auf und folgte seinen Blick. Er hatte Recht. Da am Beckenrand hatten sich die beiden Schwimmteams schon aufgestellt. Ganz vorne, sie würde wohl als Erste starten, stand Shiori. Sie lächelte ihr zu. Kanna grinste zurück. Hinter Shiori hüpften Kimiko und Kaori auf und ab, ruderten wild mit den Händen in der Luft herum um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie winkte kurz zurück, was die Zwillinge wohl dazu anspornte noch mehr herumzuspringen. Dem Treiben wurde allerdings abrupt ein Ende gesetzt, als ein großes schlankes Mädchen zwischen sie trat und ihnen wütende Blicke zuwarf. Sie trug die Kapitänsbinde. Ayaka. Kannas Herz setzte aus. Sie beobachtete wie ihre ehemalige beste Freundin noch letzte Anweisungen gab und dann ihren Platz, als Letzte, in der Startreihenfolge einnahm. Kanna wurde trotz der drückenden, schwülen Wärme die in der Schwimmhalle herrschte kalt. Ayaka hatte es sorgfältig vermieden sie anzusehen. 

,,Es ist alles okay." Koushiro schien bemerkt zu haben, dass etwas nicht Ordnung war und ihr seine Hand auf die Schulter gelegt. 

,,Ja..." Kanna hatte keine Zeit mehr zu erwidern, denn in diesem Moment erklang der Pfiff der den Beginn des Wettkampfes verkündete.

 

Tosender Applaus erfüllte die Halle. 

Sie hatten es geschafft. Ihr altes Team hatte wirklich gewonnen. Gerade schüttelten die beiden Teamkapitäne sich höflich die Hände, ehe sie in Richtung Umkleide verschwanden. Kanna sah ihnen nach. Sie waren wirklich gut geworden. Besonders die Zwillingen hatten seit ihrem Ausstieg aus dem Team unglaubliche Fortschritte gemacht. Während Kanna ihren Gedanken nach hing war der Betreuer der Sport AG´s nach vorne getreten und lud die Zuschauer zu Getränken und einem kalten Buffet in der Schulaula ein. Sofort sprangen die Leute auf und strömten haufenweise nach draußen. Kanna blieb regungslos sitzen.

,,Kanna?" Teshi stand plötzlich vor ihr und sah sie fragend an. ,,Kommst du?"

Langsam und wortlos stand sie auf. 

Als sie am Schwimmbecken angekommen war ging sie intuitiv in die Hocke und strich mit ihrer Hand über die Wasseroberfläche. Es war ein gutes Gefühl. Gerade als sie sich zu Koushiro und Teshi umdrehte, um vorzuschlagen ebenfalls in die Aula zu schauen, ging die Türe zur Umkleide auf und Shiori kam heraus. Ihre langen Haare hingen ihr in nassen Strähnen ins Gesicht, sie trug einen weißen Bademantel und war barfuß.

,,Du bist hier", flüsterte sie, während sie auf Kanna zuging. ,,Du bist wirklich hier.."  Und ehe Kanna antworten konnte fiel das Mädchen ihr in die Arme. 

,,Äh ja.." Die Schwarzhaarige war mit dem Gefühlsausbruch ihrer ehemaligen Klassenkameradin etwas überfordert.  ,,Hier bin ich."

Shiori ließ sie los. Erschrocken stellte Kanna fest, dass Tränen in den Augen ihrer Freundin glänzten. ,,Wie geht es dir? Was machst du die ganze Zeit? Wie.."

,,Kobayashi-Sempai!" 

Ehe Kanna realisieren konnte was da gerade passierte wurde sie zu Boden gerissen. 

,,Kimiko!" Die tadelnde Stimme von Kaori war unverkennbar. ,,Pass doch auf, du machst sie noch kaputt!"

Vorsichtig öffnete Kanna die Augen und blickte in Kimikos große graue Augen. 

,,So schnell geht sie schon nicht kaputt!", erwiderte die Jüngere und stand lachend auf. ,,Hast du gesehen wie gut ich geschwommen bin Sempai?"

,,Trotzdem..", sagte Kaori und hielt Kanna ihre Hand hin um ihr beim Aufstehen zu helfen. ,,Alles okay, Kobayashi-Sempai?"

Kannas Rücken fühlte sich beim Aufstehen zwar alles andere als okay an, trotzdem nickte sie. ,,Klar."

Die Zwillinge standen nun direkt vor ihr und blinzelten sie an. ,,Ich kann es nicht glauben, dass du wirklich hier bist", sagte Kaori, fast schon ehrfürchtig.

,,Ich meine gut, wir wussten zwar, dass Teshi dich eingeladen hat, aber mal ehrlich, wer hätten schon damit rechnen können, dass dieser Nerd es tatsächlich fertig bringt.."

,,Hey", unterbrach Teshi Kimiko beleidigt. ,,Ich stehe zufällig neben dir, weißt du?"

Als Antwort bekam er nur ein lautes Lachen. Kanna stellte überrascht fest, wie gut die Beiden sich zu versehen schienen.

,,Kanna?", fragte Shiori da plötzlich. ,,Sag mal..wen hast du denn da mitgebracht?"

Alle Blicke wanderten zu Koushiro, der die Szene bis jetzt schweigend und aus sicheren Abstand beobachtet hatte. 

Kanna wurde rot. ,,Also das ist Koushiro. Ein.." Sie wusste nicht so Recht wie sie ihn vorstellen sollte. Als Klassenkameraden? Festen Freund? Während sie noch überlegte war Koushiro nach vorne getreten und beendete lächelnd ihren Satz. ,,Ein Freund."

,,Oh. Wie schön! Ich bin Shiori" Sie reichte ihm die Hand, während die Zwillinge ihn argwöhnisch musterten. Die Vorstellrunde wurde durch eine laute Stimme unterbrochen.

,,Hey wo seid ihr denn alle, wir müssen.." Das Mädchen, das aus der Umkleide trat brach ab. Sie hatte ihre nassen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und ein Handtuch um sich gewickelt welches sie fest umklammert hielt. ,,Kanna.."

,,Hallo Ayaka."

 

Die beiden Mädchen sahen sich einige Minuten lang wortlos an. Das einzige Geräusch das  zu hören war, war das Wasser welches aus Ayakas Haaren zu Boden tropfte.

Da ergriff Shiori die Initiative. ,,Teshi", sagte sie und drehte sich zu dem Jungen um. ,,Warum zeigst du Koushiro nicht kurz die Schule?"

,,Ich...ähh..okay." Er schien den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden zu haben. ,,Komm, wir fangen am besten beim Computerclub an, unsere PC´s..." 

Koushiro sah Kanna fragend an, die ihm lächelnd zunickte,ehe er Teshi nach draußen folgte.

,,Und wir gehen jetzt besser mal duschen!" Shiori legte jedem der Zwillinge eine Hand auf die Schulter und lenkte sie Richtung Umkleide. 

,,Waas?"

,,Aber ich will noch bei Kobayashi-Sempai bleiben..."

,,Keine Widerrede!" Und so verschwanden auch die Drei Mädchen.

Ayaka und Kanna blieben schweigend zurück.

Dann...

,,Ich..."

,,Also..."

Verlegen brachen sie Beide ab. 

,,Du zuerst", sagte Ayaka.

,,Ich..herzlichen Glückwunsch zu eurem Sieg." Es gab soviel was sie hätte sagen wollen, aber irgendwie war das das Einzige wozu sie fähig war.

,,Oh." Ayaka strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Danke."

Schweigen.

,,Und wie..wie geht es dir?"

Kanna lächelte. ,,Ganz gut. Und dir?"

,,Alles bestens."

Und wieder dieses peinliche Schweigen. 

Ayaka seufzte. ,,Ich..ich habe dich vermisst weißt du." Sie sah stur zu Boden.

,,Ich dich auch."

,,Ich wollte dich sooft anrufen. Dir schreiben. Irgendwas. Aber.." Ayaka hob den Blick und sah sie unsicher an. ,,Ich hab mich nicht getraut."

,,Du hast dich nicht getraut?", fragte Kanna verwirrt. 

,,Ja. Naja weißt du...weil ich..ich war ziemlich unfair dir gegenüber. Bei unserem letzten Gespräch. Ich habe mich so geschämt. Und deswegen.."

,,Nein", unterbrach Kanna sie schnell. ,,Du hattest völlig Recht. Du wolltest mir bloß helfen und ich.."

,,Es hat wehgetan weißt du?" Ayaka ging zur Zuschauertribüne und setzte sich. ,,Es hat wehgetan, dass du nicht mit mir über deine Probleme sprechen konntest. Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt. Ich hatte Angst dich zu verlieren." Sie lachte kurz und bitter auf. ,,Aber das hab ich schlussendlich ja auch."

Kanna setzte sich neben sie. ,,Ich wollte dich nicht so sehr mit meinen Problemen belasten. Ich hatte Angst es könnte dir zuviel werden. Ich hatte Angst ich würde dir zuviel werden."

Ayaka schüttelte den Kopf. ,,Wir sind schon zwei Idioten."

,,Ja. Das sind wir."

,,Kanna? Ich...es tut mir leid."

,,Mir auch Ayaka."

Schweigen. Doch dieses Mal war es nicht dieses peinliche Schweigen von vorhin. Diesmal war ein angenehmes, entspannendes Schweigen. Es war auch nicht nötig mehr zu besprechen. Die Vergangenheit war nicht zu ändern, egal wieviel man darüber sprach. Was jetzt zählte war die Zukunft. Eine Zukunft in der sie ihre Freundschaft wieder aufbauen mussten. Aber sie würden es schaffen. Das wusste sie.

Kanna warf bedauernd einen Blick auf ihre Uhr. ,,Ich muss bald wieder los..."

,,Kann ich dich vielleicht mal besuchen?", fragte Ayaka unvermittelt. ,,In Tokyo?"

Überrascht sah Kanna auf. ,,Natürlich. Ich würde mich freuen."

Ayaka lächelte und stand auf. ,,Achja...da fällt mir ein, was ist eigentlich mit Shous PC? Hast du..?"

,,Nein." 

,,Achso.."

,,Aber", Kanna stand ebenfalls auf. ,,Bald. Ich bin in meiner neuen Schule im Computerclub und.."

Ihre Freundin seufzte. ,,Der Computerclub. Ich..verstehe. Kanna? Versprichst du mir etwas?"

,,Was?"

,,Wenn du...wenn der PC fertig ist. Dann bitte..bitte tritt dem Schwimmclub deiner Schule  bei. Ja?"

Kanna zögerte. ,,Ich.."

Ayaka griff nach ihrer Hand. ,,Bitte. Und wer weiß. Vielleicht haben wir das Glück im letzten Jahr noch einmal gegeneinander antreten zu können."

,,Du weißt das ich ziemlich aus der Form bin oder? Das wäre ein ziemlich unfairer Wettkampf."

,,Na und. Selbst Schuld, wenn du solange faul warst." Ayaka strecke ihr die Zunge heraus. 

Kanna lachte. ,,Ich werds mir überlegen." 

,,Danke.."

In diesem Moment öffnete sich die Türe zur Schwimmhalle und Teshi und Koushiro kamen zurück. Sie waren in ein angeregtes Gespräch über - welch Überraschung - Computer vertieft.

Ayaka musterte die Zwei einen Moment lang, dann wandte sich sich an Kanna. ,,Eine Sache noch..dieser Koushiro. Ist er dein..Freund?"

Eine Antwort war nicht nötig, Kannas knallrotes Gesicht war aussagekräftig genug.

 

,,Warum musste sie denn schon wieder gehen?", schmollte Kimiko während sie Kanna und Koushiro hinterhersah, die gerade den Schulhof verließen.

,,Sie hat noch etwas zu erledigen", erklärte Shiori.

Das war für Kimeko allerdings keine zufriedenstellende Antwort. ,,Trotzdem.."

,,Genug getrödelt jetzt", meldete sich Ayaka zu Wort. ,,Wir haben auch noch genug zu tun. Der Umkleideraum sieht schrecklich aus, den müssen wir dringend aufräumen..."

Seufend und wenig begeistert folgten die Zwillinge ihrer Teamkapitänin. 

Shiori und Teshi blieben allein zurück. 

,,Dein Plan hat geklappt", stelle Teshi fest.

Shiori nickte. ,,Dank dir."

Sie lächelten sich an. ,,Und obwohl alles so gut geklappt hat, hatten wir dennoch keine Zeit Kanna zu danken.."

Teshi griff nach ihrer Hand. ,,Stimmt, ohne sie hättest du dich wahrscheinlich nie für einen Nerd wie mich interessiert.."

Shiori warf ihren Freund einen genervten Blick zu. ,,Stimmt doch gar nicht." Stille. ,,Na gut, vielleicht hast du Recht. Ein bisschen."

,,Ein bisschen, mh?"

,,Ich muss den Anderen beim Aufräumen helfen."Das Mädchen wandte sich zum Gehen, doch Teshi hielt sie zurück. ,,Kein Abschiedskuss?"

Sie verdrehte genervt die Augen. ,,Du bist echt ein Idiot." Trotzdem gab sie ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.

,,Ich weiß. Dein Idiot."

Wiedersehen oder zurück auf Anfang II

Es war ein Fehler.

Kanna wusste das es ein Fehler war. 

Und trotzdem war sie jetzt hier. 

Sie seufzte. Sie sollte zurück zu Koushiro gehen, der unten in einem nahe gelegenen Cafe auf sie wartete. Sie hatte hier nichts zu suchen. 

Und trotzdem, obwohl alles in ihr schrie, dass sie gehen sollte, war sie unfähig sich zu bewegen. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Klingel neben der Wohnungstüre vor der sie stand. Und ehe sie richtig wusste was sie tat hatte sie ihre Hand ausgestreckt und den Knopf gedrückt. 

Das laute Summen der Klingel ließ sie erschrocken zusammenzucken. Während sie noch mit dem sehr verlockendem Gedanken spielte einfach wegzulaufen wurde die Türe schon geöffnet.

Und da stand sie. 

Ihre Haare waren ein ganzes Stück kürzer und heller, doch das war es nicht was Kanna irritierte. 

Es war ihr Gesicht. 

In ihren Erinnerungen war es blass, mit eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den blauen Augen.

Aber das Gesicht in das sie jetzt sah war ein ganz anderes. Es war...

,,Ka~Kanna?" Sie hörte die Überraschung in ihrer Stimme. 

,,Hallo...Mutter."

 

,,Ich habe grünen Tee, oder Pfefferminz, oder möchtest du lieber eine heiße Schokolade?" 

,,Grüner Tee ist okay..", murmelte Kanna, während sie zusah wie ihre Mutter in der Küchenschublade herumwühlte.

Ihre Mutter.

,,Hättest du mir gesagt, dass du kommst hätte ich etwas Gebäck besorgt, ich habe leider..."

,,Schon okay", unterbrach Kanna sie. Sie schwiegen, bis ihre Mutter schließlich zwei Teetassen auf den Tisch stellte und sich ihr gegenüber setzte. 

Angestrengt blickte die Schwarzhaarige in ihre Teetasse. Es war seltsam. Da saß sie hier mit ihrer Mutter, die sie solange nicht mehr gesehen hatte, aber trotzdem hatten sie sich nichts zu sagen. Kanna seufzte. Es war eine dumme Idee gewesen überhaupt herzukommen. Sie verstand selbst nicht genau was sie geritten hatte ihren Vater um fünf Uhr morgens aus dem Bett zu werfen um ihn nach der Adresse ihrer Mutter zu fragen. Aber sie hatte es getan. Und jetzt saß sie hier. Und trank Tee, mit der Frau, die sie im Stich gelassen hatte, als wäre nichts gewesen.

,,Du..du siehst gut aus." Ihre Mutter wagte einen schüchternen Vorstoß um ein Gespräch in Gang zu bekommen.

,,Danke du da auch." Kanna war immer noch überrascht wie gut sie aussah. Kein Vergleich mehr zu der Reiko Kobayashi die sie in ihrer Erinnerung hatte.  Und irgendwie machte es sie wütend. Es machte sie wütend, dass ihre Mutter so gut aussah, dass sie so eine hübsche kleine Wohnung hatte, dass sie hier in Osaka wohnte und lebte als wäre nichts... 

,,Und wie...wie läuft es in der Schule?"

Kanna konnte nicht verhindern verächtlich aufzulachen. ,,Wie läuft es in der Schule? Wirklich? Nach all der Zeit möchtest du wissen wie es in der Schule läuft?"

Ihre Mutter begann nervös an ihren Fingernägeln herumzuspielen.  ,,Nein ich..ich.." Hilflos brach sie ab. 

Kanna stand auf. ,,Ich gehe besser. Es war eine dumme Idee herzukommen..." Sie schob ihren Stuhl zurück. 

,,Nein bitte!" Reiko war aufgesprungen und sah ihre Tochter flehend an. ,,Bitte geh nicht..ich..ich habe dich so vermisst."

Und bevor Kanna reagieren konnte stand ihre Mutter vor ihr und schloss sie in die Arme.

,,Ich habe dich so vermisst meine Kleine..."

,,Du hast mich vermisst?!" Wütend riss Kanna sich los und funkelte ihre Mutter an. ,,Du hast mich vermisst? Du hast uns verlassen schon vergessen? Du hast uns zurückgelassen! Du hast unsere Familie zerstört! Es war deine Entscheidung, woher nimmst du dir das Recht..."

,,Ich..es  tut mir leid...es tut mir so leid Kanna, bitte glaub mir..."

,,Oh toll. Es tut dir leid! Na dann ist ja alles wieder in Ordnung!"  Das Mädchen griff nach ihrer Tasche und ging mit schnellen Schritten in Richtung Ausgang. Ihre Hand lag schon auf dem Türgriff als sie sich noch einmal umdrehte. ,,Wenn es dir so leid tut..warum hast du dich nie gemeldet? Warum..warum hast du nie..." Sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und hasste sich sofort dafür. Obwohl sie Grund genug hatte ihre Mutter zu verachten, sie konnte es nicht. Trotz allem was sie ihr angetan hatte wollte sie von ihr geliebt werden, wollte ihre Aufmerksamkeit, wie ein kleines Kind.

,,Ich war..ich war in einer Klinik. Ich wurde erst vor einem Monat entlassen."

 

Die Worte trafen Kanna völlig unerwartet. ,,Was? Was meinst du mit Klinik..hattest du einen Unfall?" 

Ihre Mutter seufzte und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. ,,Nein. Nicht so eine Klinik... Nach Shous...nach Shous Tod.." Ihre Stimme zitterte leicht als sie den Namen ihres Sohnes aussprach. ,,Danach habe ich mich in eine Klinik einweisen lassen und dort eine Therapie gemacht."

Kanna ließ die Türklinke los und drehte sich langsam um.  Klinik? Therapie? Davon hörte sie zum ersten Mal. ,,Ich..ich wusste nicht..."

Reiko lächelte traurig und schüttelte den Kopf. ,,Natürlich nicht. Ich habe deinem Vater verboten dir davon zu erzählen."

,,Warum?"

,,Das ist..kompliziert."

Kanna ging langsam zurück zum Küchentisch, ließ sich auf einen Stuhl fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.  ,,Erklär es mir."

,,Ich hatte als Mutter versagt." Reikos Stimme war bitter und sie vermied es Kanna anzusehen. ,,Ich hatte so sehr versagt. Nicht nur, dass ich deinen Bruder verloren habe...ich habe auch dich verloren. Ich war schwach, ich konnte nicht für dich da sein. Ich habe an deinen Blicken gesehen wie sehr du mich dafür verachtet hast, dass ich so schwach war..."

Kanna biss sich auf die Lippe und sah zu Boden.

,,Und du hattest Recht. Dein Vater und du ihr wart so stark nur ich..ich...ich konnte nicht. Der Tod deines Bruders hat mich in ein tiefes Loch gerissen aus dem ich einfach nicht mehr herauskam. Ich hab es wirklich versucht, aber ich..." Sie ließ den Satz unbeendet. ,,Schließlich ging ich zum Arzt und der hat mir dann von dieser Klinik erzählt. Es war mein Lichtblick und gab mir wieder Hoffnung."

,,Aber", Kanna verstand es immer noch nicht. ,,Warum hast du mir nichts davon gesagt ich..."

,,Während des Klinik Aufenthaltes ist jeglicher Kontakt zur Außenwelt untersagt."

Kanna sah ihre Mutter verständnislos an. ,,Na und? Wenn ich gewusst hätte, dass du..."

Reiko schüttelte den Kopf. ,,Es war besser für dich. Du hattest gerade erst deinen Bruder verloren. Und dann noch eine psychisch kranke Mutter? Nein..das konnte ich dir nicht antun..das wollte ich dir nicht antun!"

,,DAS wolltest du mir nicht antun? Meinst du nicht, dass alles besser gewesen wäre als einfach mitten in der Nacht ohne irgendeine Erklärung zu verschwinden?"

,,Ich..ich weiß es nicht..."

Kanna wischte sich eine Träne aus den Augenwinkel. ,,Ich dachte du liebst mich nicht mehr. Ich dachte du wolltest mich loswerden..."

,,Was? Nein!" Ihre Mutter griff über den Tisch nach ihrer Hand. ,,Du und dein Vater seid das Wichtigste für mich. Ich wollte euch nicht noch mehr Kummer bereiten..ich wollte..ich wollte nur das Beste für euch. Es war ja schließlich nicht sicher ob die Therapie mir helfen würde..."

,,Hat sie es denn?", fragte Kanna dazwischen.

,,Ja.." Reiko lächelte sie vorsichtig an. ,,Das hat sie.."

Schweigen.

Kanna stand auf. ,,Ich..es tut mir leid, aber das war alles etwas viel für mich. Ich gehe besser.."

,,Kanna!" Ihre Mutter sah sie flehend an. ,,Bitte bleib doch noch etwas..."

,,Nein", sagte die Schwarzhaarige bestimmt. ,,Außerdem kann ich ihn nicht solange warten lassen.."

,,Ihn?" Reiko runzelte die Stirn. ,,Bist du etwa...bist du mit deinem Vater hier?" 

Kanna bemerkte die Aufregung in ihrer Stimme. ,,Nein, Papa ist nicht mitgekommen."

,,Oh." 

Bildete sie es sich ein oder sah ihre Mutter tatsächlich enttäuscht aus? Liebte sie ihren Vater etwa noch? Hatten sie ihn wirklich nur verlassen, weil sie das Beste für ihn wollte? Weil sie dachte ihn nicht glücklich machen zu können? Kannas Kopf fühlte sich schwer an. 

,,Wer wartet denn dann auf dich?"

Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken. 

Kanna lächelte. ,,Mein Freund. Mein Freund wartet auf mich."

Reiko hob zwar überrascht eine Augenbraue sagte dann aber nur:,, Verstehe...grüß ihn von mir."

Kanna nickte und öffnete die Wohnungstüre. 

 

,,Kanna..?" Ihre Mutter griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie zurück. ,,Kannst du..meinst du du kannst mir irgendwann verzeihen?"

Ihre Augen sahen sie so bittend an das Kanna am liebsten Ja gesagt hätte. Aber so sehr sie es auch wollte, sie konnte es nicht. ,,Ich..ich weiß es nicht..", flüsterte sie. Und das war die bittere Wahrheit. 

,,Verstehe.." Reiko ließ ihre Hand langsam sinken. 

,,Ich..." Kanna wusste nicht was sie sagen sollte, deshalb beließ sie es bei einem einfachen: ,,Auf Wiedersehen..."

,,Tschüss meine Kleine..." Reiko sah ihrer Tochter nach. ,,Ich hab dich so lieb", flüsterte sie. ,,Ich hab dich so lieb Kanna...für immer."

 

Izzy hatte Friedhöfe noch nie gemocht.

Dieser hier bildete da keine Ausnahme. Trotzdem hatte er Kanna natürlich begleitet. Auf dem Weg von der Wohnung ihrer Mutter zu dem Friedhof hatte sie kaum gesprochen. Izzy hatte sie auch nicht bedrängt. Natürlich war er neugierig wie das Gespräch mit ihrer Mutter verlaufen war, aber Kanna würde es ihm schon von selbst erzählen wenn sie soweit war. Er konnte warten. 

Der Friedhof war die letzte Station auf ihrem Osaka Besuch. Kanna hatte ihm gestanden seit der Beerdigung nicht mehr hier gewesen zu sein. Zu viele Erinnerungen, zuviel Schmerz verband sie mit diesem Ort.  Izzy hatte sie gefragt ob sie dann wirklich herkommen wollte, aber sie hatte nur gelächelt, war etwas rot geworden und hatte ,,Mit dir schaffe ich das schon" gemurmelt.  Er war froh, für seine Freundin da sein zu können. Gerade als er diesen Gedanken hatte ertönte ein lautes Handyklingeln. Kanna, die gerade noch vor Shous Grab gestanden hatte, stürmte, ihr Handy in der Hand an ihm vorbei. 

,,Mein Vater", rief sie Izzy im Vorbeigehen zu. Er nickte und beobachtete wie sie sich ein bisschen vom Friedhof entfernte um telefonieren zu können. Er sah sich unsicher um, dann trat er ein paar Meter auf Shous Grab zu und ging in die Hocke. 

,,Hallo", sagte er leise. ,,Ich bin Koushiro."  Er zögerte einen Moment. Was zum Teufel tat er da eigentlich? Trotzdem sprach er weiter. ,,Ich weiß nicht ob Kanna dir schon von mir erzählt hat, aber ich..ich..also ich bin ihr fester Freund." Er hatte diesen Satz nun schon ein paar Mal gesagt, trotzdem errötete er immer noch. ,,Naja auf jeden Fall...ich wollte dir nur sagen, dass ich mich gut um deine Schwester kümmern werde. Ich werde immer versuchen für sie da zu sein und sie glücklich zu machen." Er stand auf und straffte die Schultern. ,,Ich verspreche es dir." Erschrocken zuckte er zusammen als eine Stimme hinter ihm ertönte.

,,Was versprichst du?" Kanna sah ihn misstrauisch an.

,,Tut mir leid", lächelte Izzy während er nach ihrer Hand griff. ,,Aber das ist ein Versprechen zwischen Shou und mir." 

Kanna zog eine Schnute. ,,Kaum lernt ihr euch kennen verschwört ihr euch gegen mich, schon klar." Izzy nahm ihr Lachen erleichtert zur Kenntnis. 

,,Bist du fertig? Können wir gehen?"

Kanna nickte. ,,Ja..gehen wir." Sie drehte sich um und warf dann noch einen kurzen Blick über ihre Schulter. ,,Tschüss Shou..ich komme dich bald wieder besuchen. Versprochen."

,,Das werden wir", stimmte Izzy ihr zu.,,Mach es gut...Shou."

Versprechen oder alles wird gut

,,Ich kann es einfach nicht glauben", sagte Tai.

Aber es war wahr. Gerade war noch Valentinstag gewesen und nun, vier Monate später hatte tatsächlich ihre Abschlussfeier stattgefunden.

Am Vormittag hatten Matt, Sora und er die Zeugnisse überreicht bekommen. Jetzt saßen sie zusammen mit Mimi auf dem Schulhof, während alle Anderen schon längst gegangen waren. Aber irgendwie konnten sie sich nicht trennen, wollten  den Abschied von ihrem alten Leben so lange wie möglich herauszögern. In weniger als zwei Monaten würde Tai sein Studium in Kyoto beginnen. Sora dagegen würde an der Tokyo Uni studieren, während Matt erst einmal ein Jahr Praktikum in dem Sender, in dem sein Vater angestellte war, machen würde. Alles würde sich ändern.

,,Ich kann es einfach nicht glauben...", wiederholte Tai noch einmal.

Matt verdrehte genervt die Augen. ,,Keiner kann es glauben..besonders bei dir Tai."

Der Braunhaarige sah seinen Freund überrascht an. ,,Was willst du damit sagen?"

,,Naja..seien wir mal ehrlich, wenn man deine letzten paar Schuljahre mal genauer betrachtete grenzt es wirklich an ein Wunder, dass du die Abschlussprüfungen bestanden hast..."

Empört schnappte Tai nach Luft ,,Waas? Pff..und sowas schimpft sich bester Freund..." Beleidigt drehte er sich weg. ,,Aber du Sora..." Er strahlte sie hoffnungsvoll an. ,,Du hast an mich geglaubt oder?"

Die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. ,,Äh.." Sie sah unsicher zur Seite. ,,Ich..natürlich...ich meine sicher war ich mir nicht, aber..." Sie brach überfordert ab, während Matt laut auflachte.

,,Frechheit!", rief Tai aufgebracht. ,,Aber gut, ich weiß ja, dass es zumindest eine Person gibt, die weiß was alles in mir steckt!" Er lächelte Mimi erwartungsvoll an. 

Schweigen. Das Mädchen starrte ausdruckslos auf ihre Fingernägel, den Kopf gesenkt.

,,Äh...Mimi?" Tai griff nach ihrer Hand. Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen und sah ihn mit großen Augen an.

,,Mimi?", wiederholte Tai besorgt. ,,Alles okay..?"

Statt einer Antwort sprang sie auf und lief mit schnellen Schritten davon.

Drei ungläubige Gesichter sahen ihr nach.  

,,Ich..hab ich vielleicht irgendwas Falsches gesagt?" Verwirrt wandte Tai sich an Sora und Matt, doch diese waren genauso ratlos wie er.  ,,Besser ich laufe ihr mal nach..bis später bei Joe!" Mit diesen Worten verschwand er.

 

,,Ich glaube wirklich, dass ich das vermissen werde", sagte Sora nachdenklich.

,,Tai?"

Sie schüttelte den Kopf. ,,Nein..ich meine natürlich ja, ich werde ihn vermissen. Aber auch dieses ganzes..Drama eben!" Sie lachte. 

Matt nickte. ,,Da hast du Recht. In Sachen Drama kann die Beiden keiner überbieten." 

Sie schwiegen ein paar Sekunden, hingen Beide ihren eigenen Gedanken nach, dann stand Sora auf. ,,Wir sollten schön langsam zu Joe aufbrechen. Wenn es schon eine Party für uns gibt wäre es unhöflich zu spät zu kommen..."

Sie wollte gerade gehen, als Matt aufsprang und nach ihrer Hand griff. ,,Sora..."

Eine Vielzahl an Bildern schossen durch Soras Kopf. Matt, wie er sie im Gewächshaus angelächelt hatte, Matt, der neben ihr auf der Eisbahn gefahren war,  Matt, wie er er ihr erklärt hatte, dass er ihre Valentinsschokolade gerne annahm. Und schließlich Matt, als er an Valentinstag vor ihrer Tür gestanden hatte und sie gemeinsam Tee getrunken hatten, weil er Kari seine Wohnung geliehen hatte. 

,,Bitte", dachte sie. ,,Bitte sag mir, dass ich dir wichtig bin. Das du mich magst...dass du mit mir zusammen sein willst. Das du mich..."

,,Ich..." Der Blonde fuhr sich nervös durch die Haare. ,,Naja ich dachte, vielleicht..also nur wenn du Lust hast, könnten wir ja mal zusammen ins Kino gehen."

Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn an. Nicht das, was sie sich erhofft hatte, aber besser als nichts. ,,Yamato Ishida. Bittest du mich da um ein Date?"

Er ging einen Schritt auf sie zu, hielt immer noch ihre Hand. ,,Und wenn es so wäre?" Es war nur ein Flüstern.

,,Nun dann.." Zwischen ihren Gesichtern lagen nur noch ein paar Zentimeter. ,,Dann würde ich sagen, Zeit wirds..."

Matt lachte leise auf. ,,Du bist unglaublich.." 

Und dann, endlich, endlich küsste er sie.

 

,,Mimi?" Tai hatte sie durch die ganze Schule verfolgt, bis sie schließlich auf dem Schuldach Halt gemacht hatte.

Jetzt stand sie mit dem Rücken zu ihm, der Wind wehte wild durch ihre langen Haare.

,,In den Pausen sind wir manchmal hierher gekommen wenn wir unsere Ruhe wollten, weißt du noch?"

,,Klar", sagte Tai verwirrt. ,,Aber.." Er ging auf sie zu und griff nach ihrem Arm.

Widerstandslos drehte das Mädchen sich um. 

Der Braunhaarige schnappte erschrocken nach Luft als er die Tränen auf ihren Wangen bemerkte. ,,Prinzessin..was..was hast du?"

,,Es ist nichts.." Schnell wischte sie sich mit ihrem Ärmel übers Gesicht und lächelte ihn an. ,,Siehst du, alles wieder gut."

,,Mimi!" Grob zog er seine Freundin an sich. ,,Nichts ist wieder gut. Du hast geweint. Warum hast du geweint? Hab ich..."

,,Nein!" Sie riss sich von ihm los. ,,Nein du hast nichts gemacht! Es ist nur.." Hilflos hab sie die Arme. ,,Du gehst weg", presste sie dann hervor. ,,Du gehst weg und ich bleibe hier zurück..alleine."

,,Ach Prinzessin.." Tai seufzte. ,,Wir haben doch darüber gesprochen. Wir haben es in den letzten Wochen so oft durchgesprochen.  Ich komme so oft es geht nach Hause. Du wirst mich in Kyoto besuchen. Und nächstes Jahr kommst du nach."

,,Und wenn es nicht klappt?!", schrie Mimi plötzlich los. ,,Wenn ich keinen Studienplatz bekomme, weil ich zu dumm bin? Was dann? Was ist dann Tai?!"

Er schüttelte den Kopf. ,,Wenn du das denkst bist du wirklich dumm. Es wird alles gut. Es wird klappen!"

Ihre Unterlippe zitterte. ,,Selbst wenn es klappt...wir werden  trotzdem ein Jahr lang eine Art Fernbeziehung führen.."

,,Na und?"

Mimi senkte den Kopf. ,,Ich..ich weiß nicht ob ich das kann. Ich meine, ich habe gesagt ich schaffe es. Aber jetzt..jetzt bin ich mir einfach nicht mehr sicher. Ich weiß es nicht mehr... Es tut mir leid Tai.."

,,Mimi!" Tai griff nach ihren Händen. ,,Wir werden das schaffen. Du musst an uns glauben!"

,,Wie kannst du dir da so sicher sein?"

,,Na..ich meine wir lieben uns doch!"

Die Antwort war so ehrlich und doch so naiv, dass Mimi unwillkürlich lachen musste. 

,,Liebe reicht manchmal nicht Tai. Ich wünschte..." Sie strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. ,,Ich wünschte ich könnte dir glauben. Aber es reicht mir nicht Tai. Worte reichen mir nicht. Ich brauche mehr...mehr Sicherheit."

Er seufzte. ,,Du bist wirklich unmöglich Mimi Tachikawa. Immer bringst du meine Pläne mit deiner Ungeduld durcheinander.."

Verwirrt sah sie ihn an. ,,Wovon sprichst du?"

,,Mach die Augen zu."

,,Häh?"

Tai schnalzte mit der Zunge. ,,Na los mach schon."

,,Ich...na gut." Mimi schloss ihre Augen. ,,Wobei ich wirklich finde, dass das jetzt nicht der richtig Zeitpunkt für irgendwelche Spielchen ist..." Sie spürte wie er sanft ihre Hand streichelte. 

,,So, Augen auf."

,,Tai was.." Mimi brach ab als ihr Blick auf ihre linke Hand fiel. ,,Oh Gott", flüsterte sie. Ihre Augen wanderten zu Tai und wieder zurück auf ihre Hand. ,,Ist das..ist das ein Verlobungsring?!"

 

 

,,Was? Nein!", rief Tai schnell.

,,Nein?", fragte Mimi etwas enttäuscht. 

,,Nein", wiederholte er nachdrücklich. ,,Mal ehrlich schau ihn dir doch mal an. Was wäre das denn für ein Verlobungsring?"

Und erst jetzt betrachtete sie den Ring, den Tai ihr angesteckt hatte genauer. Er hatte Recht. Es war einfacher Modeschmuck, wenn auch besonders hübsch. Ein silberne Ring, mit einem kleinen rosa Stein in Form einer Blüte.

,,Aber..was soll das?" Sie verstand es einfach nicht.

Tais Wangen färbten sich rot. ,,Also..dieser Ring. Er ist ein Versprechen."

,,Versprechen?"

Er nickte. ,,Genau. Momentan sind wir noch zu jung. Ich kann dir nichts bieten. Aber", er straffte seine Schultern und sah sie ernst an. ,,Irgendwann wird sich das ändern. Irgendwann kann ich diesen Ring durch einen ersetzen der dir gerecht wird. Und wenn es soweit ist..dann..erst dann kann ich dir die Frage stellen..."

,,Oh Tai.." Mimi spürte wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen, diesesmal allerdings vor Freude. Sie fiel ihm in die Arme.

Er strich ihr liebevoll über den Kopf. ,,Reicht dir das? Ist das genug Sicherheit?"

,,Ja", flüsterte sie während sie sich fest an ihn drückte. ,,Ja das tut es. Ich liebe dich."

,,Und ich liebe dich Mimi. Für immer."

Sie blieben noch einige Minuten ineinander verschlungen stehen, dann löste sie sich von ihm. ,,Woher wusstest du..?"

Er fuhr sich lachend durch seine wuscheligen Haaren. ,,Prinzessin, ich kenne dich inzwischen solange. Mir war klar, dass du Angst hast. Und wir wissen doch Beide, dass du auf große dramatische Gesten stehst."

Sie wurde rot. ,,Das stimmt doch gar nicht!"

,,Nein, natürlich nicht, wie komme ich nur darauf?"

Sie ignoriere die Ironie in seiner Stimme und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. 

,,Verdammt! Die Party...wir sind schon viel zu spät!" 

Tai zuckte ungerührt die Schultern. ,,Ich würde lieber noch ein bisschen mit dir hierbleiben."

Mimi war hin und hergerissen. ,,Aber..ich meine die Anderen warten auf uns.."

,,Kein Stress, ich schreib Kari kurz eine SMS." Er zog sein Handy hervor, doch statt zu tippen griff er nach Mimis linker Hand und machte ein Bild von dem Ring an ihren Finger.

,,Tai? Was soll das, wolltest du nicht Kari schreiben?"

,,Klar mach ich doch."

,,Aber.."

Tai lachte. Kein Stress, glaub mir, dass wird sie schneller verstehen als irgendwelche Worte."

 

,,Ich möchte mich ja wirklich nicht beklagen", sagte Joe und versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen. ,,Aber wir warten schon über eine Stunde. Und sie sind immer noch nicht da!" 

,,Ach die kommen schon noch!", sagte T.K zuversichtlich. 

Joe seufzte. Er konnte schon gar nicht mehr zählen wie oft er diesen Satz nun schon gehört hatte.

,,Außerdem", warf Davis ein, der auf Couch hockte, eine Schüssel Chips auf den Schoß aus der er sich bediente. ,,Außerdem ist eine Stunde Verspätung doch gar nichts!"

Kari und Yolei, die neben ihm saßen lachten. 

,,Da spricht der Experte!", sagte Yolei. Davis streckte ihr nur die Zunge heraus.

Joe schüttelte den Kopf. Er hatte gleicht gewusst, dass es eine dumme Idee gewesen war. Als sein Bruder ihm seine Wohnung anvertraut hatte - er war momentan geschäftlich in Amerika unterwegs - hatte er bestimmt nicht damit gerechnet, dass Joe dort eine Party schmeißen würde. Joe selbst hätte es auch nicht gelaubt. Aber seine Freunde hatten die Gelegenheit genutzt und ihn praktisch dazu genötigt. Schließlich war es eine Party zu Ehren von Sora, Matt und Tai die ihre Abschlussprüfung bestanden hatten. Trotzdem...

,,Oh eine SMS von Tai!", rief Kari und riss ihn damit aus seinen Gedanken. ,,Oh..."

,,Was ist?", fragte Joe. ,,Kommt er endlich...."

,,Oh Gott!" Kari war aufgestanden und sprang nun im Wohnzimmer auf und ab. ,,T.K schau! Siehst du das?" Sie hielt ihrem Freund ihr Handy unter die Nase.

Dieser lächelte. ,,Ich sehs." 

,,Ist das nicht toll?"

Joe räusperte sich. ,,Ähm hallo? Worum geht es eigentlich...?"

Kari blinzelte ihn an. ,,Oh..egal. Naja. Auf jeden Fall werden Tai und Mimi wohl nicht mehr kommen." 

,,Was soll das heißen werden nicht mehr kommen?!" Joe konnte seinen Unmut langsam nicht mehr verbergen. ,,Und was ist mit deinem Bruder?!", blaffte er T.K an.

Der Blonde zuckte die Schultern. ,,Keine Ahnung, ich hab versucht ihn anzurufen, aber er geht nicht ans Handy."

,,Und Soras Handy ist komplett aus", fügte Kari hinzu.

Joe atmete einmal tief durch. ,,Also fassen wir doch mal zusammen. Kanna und Izzy sind nicht hier..."

Jetzt meldete sich Yolei zu Wort. ,,Sie sind in Osaka. Heute ist wohl..es ist.." Sie senkte betreten den Kopf. ,,Es ist der Todestag von ihren Bruder..."

Sofort fühlte Joe sich schlecht, weil er es erwähnt hatte. Zum einen, weil das ja wohl wirklich ein guter Grund war um nicht zu kommen. Zum Anderen wegen Yolei. Sie hatte sich in den letzten Monaten wirklich gut gemacht, hatte sogar soetwas wie eine Freundschaft zu Kanna aufgebaut. Aber trotzdem war es ihr deutlich anzusehen, dass das Thema Izzy noch nicht ganz abgeschlossen war. Beschämt senkte Joe den Kopf. Die Stimmung war nun wohl endgültig im Eimer. Auch T.K und Kari sahen betreten zur Seite während Davis..

,,Chips?" 

Davis hielt Yolei doch  tatsächlich ungerührt die Chipsschüssel unter die Nase. Joe war schockiert!

,,Klar, warum nicht!" Beherzt griff Yolei in die Schüssel.

Der Brillenträger schüttelte verständnislos den Kopf.

,,Um zum Thema zurückzukommen..wir veranstalten diese Party für Tai, Sora und Matt. Und keiner - KEINER - der Drei wird noch kommen oder?"

,,Sei doch froh", meinte Davis der gerade aufgestanden war und nun mit einer Box voll Salzstangen liebäugelte. ,,Das bedeutet mehr Essen für uns!"

Kari, T.K und Yolei brachen in lautes Gelächter aus. 

Joe dagegen war eher zum Heulen zumute.

 

,,Hey..da bist du ja." 

Kari drehte sich um. T.K stand in der Küchentüre und lächelte sie an.

,,Ich wollte nur noch ein paar Knabbereien holen", erklärte sie während sie eine Tüte Popcorn aufriss. ,,Ich kann mich nur jedes Mal wieder wundern wieviel Davis in sich reinstopfen kann..."

,,Da hast du Recht." T.K nahm Kari das Popcorn aus der Hand und füllt es eine Schüssel. 

Kari räusperte sich. ,,Das mit dem Ring war wirklich eine süße Idee von Tai.."

T.K nickte nur und sah seine Freundin nachdenklich an.

,,Was...was schaust du so?", fragte das Mädchen. 

,,Was? Ich...nichts." T.K sah ertappt zur Seite.

Kari ging ein paar Schritte auf ihn zu. ,,T.K", sagte sie leise, nahm ihn die Schüssel aus der Hand und stellte sie auf den Küchentisch. ,,Überlegst du etwa gerade mir einen Antrag zu machen?"

,,Waaas? Nein! Bestimmt nicht!" Ein leichtes Rot überzog seine Wangen. ,,Außerdem ist es doch nicht mal ein Verlobungsring, oder?"

Kari lachte. ,,Das war doch nur ein Witz, du musst nicht gleich Panik kriegen!"

,,Aber..", sage T.K und legte ihr seine Hände auf die Schultern. ,,Ich muss gestehen, dass ich mir schon so meine Gedanken darüber gemacht habe wie ich dich wohl fragen würde.."

Kari merkte wie ihr heiß wurde. ,,Du..du.."

,,Mh. Ich weiß inzwischen schon genau wie ich es anstellen würde."

Er beugte sich vor, ihre Lippen berührten sich schon fast. ,,Möchtest du es wissen?"

Die Wangen der jungen Yagami glühten, ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust. 

,,Ich..ja..", hauchte sie.

Sanft strich T.K ihr über die Lippen, kam noch ein bisschen näher. 

Dann hielt er abrupt inne und lächelte sie frech an. ,,Tja da wirst du dich wohl noch etwas gedulden müssen!"

Mit diesen Worten verließ er die Küche.

Kari blieb zurück, ihr Atem ging schnell, ihr ganzer Körper brannte förmlich. ,,Wa~aas? T.K!" Sie griff nach der Schüssel und lief T.K hinterher. ,,Du Idiot!"

Sie begann ihn mit Popcorn zu bewerfen, doch er lachte nur. 

Yolei und Davis beobachteten ihr Treiben überrascht, während Joe innerhalb von Sekunden Schaufel und Besen hervor gezogen hatte und ihnen hektisch hinterlief.

Happy End oder was kommt dann

Das letzte Onigiri lag einsam und verlassen auf dem Teller.

Dann, genau zeitgleich, griffen zwei Paar Stäbchen aus verschiedenen Richtungen danach. Einen kurzen Moment lang herrschte überraschtes Schweigen, bis...

,,Was soll das denn bitte werden Davis?" Yolei funkelte den Braunhaarigen wütend an. 

,,Das selbe könnte ich dich fragen!" Er hielt ihrem Blick trotzig stand.

,,Davis! Das ist mein Onigiri!"

,,Ist es nicht!"

,,Ist es wohl, ich hab es zuerst gesehen!"

,,Davon träumst du doch!"

,,Ahh du Idiot!"

,,Du dumme Kuh!"

Während die zweit Streithähne sich weiterhin anbrüllten verdrehten ihre Freunde genervt die Augen. Nicht, dass es sie überraschen würde, es war wieder einmal typisch für Yolei und Davis. Sie hatten sich heute alle, und alle hieß in diesem Fall wirklich alle, sogar Joe hatte sich von seinen Büchern losreißen können, im Park, zu einem Picknick getroffen. Eigentlich war es perfekt, es war ein warmer Frühsommertag, die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau. Perfekt, bis es zu dem Onigiri Vorfall kam.

,,Es ist doch noch genug zu Essen da", versuchte Sora Yolei und Davis zu beruhigen und deutete freundlich lächelnd auf die restlichen Köstlichkeiten die sich noch auf der Picknickdecke stapelten. Doch schon im nächsten Moment schreckte sie erschrocken zurück, als zwei Stimmen zeitgleich brüllten:,,Ich will aber das Onigiri!"

T.K schüttelte lachend den Kopf. ,,Du bist selbst Schuld Sora, warum schmecken deine Onigirs auch so gut?"

,,Oh, tut mir leid", antwortete die Takenouchi leicht pikiert.

,,Ihr müsst nicht streiten", mischte sich nun Kari in das Gespräch ein. ,,Schaut, hier ist noch eine ganze Box voll!"

Davis und Yolei sahen sie misstrauisch an, die Stäbchen immer noch fest umklammert.

 ,,Wer hat die gemacht?", wollte die Brillenträgerin argwöhnisch wissen.

,,Ich." Mimi strahlte ihre Freunde an. 

,,Oh..."

Die Tachikawa sprang von der Picknickdecke auf und stemmte die Hände in die Hüfte.

,,Was soll das bitte heißen Oh?"

Davis wich ihren Blick unbehaglich aus. ,,Nichts es ist nur..", nuschelte er und brach dann mitten im Satz verlegen ab.

Yolei lachte, bis Mimis wütender Blick auch sie traf und sie augenblicklich zum Verstummen brachte.

,,Schön", zischte die Brünette und ließ sich wieder auf die Decke fallen. ,,Schön!" Sie riss der verwunderten Kari die Box aus der Hand. ,,Dann esse ich sie eben ganz alleine wenn sie nicht gut genug für euch sind!" Und tatsächlich begann sie ein Onigiri nach dem Anderen in ihren Mund zu stopfen.

Tais Augen weiteten sich. ,,Prinzessin, du kannst doch nicht..."

,,Wapf?", fragte Mimi mit vollem Mund und spuckte ein paar Reiskörner durch die Luft.

,,Ich...also..du.." Hilfesuchend sah Tai sich nach seinen Freunden um, doch keiner schien so genau zu wissen was zu tun war.

Da griff Kanna an Mimi vorbei in die Box, nahm sich eins der Onigiris und schob es sich in den Mund. ,,Lecker", sagte sie und lächelte Mimi an.

Diese hielt inne und musterte  die Schwarzhaarige unsicher. ,,Ja?"

,,Natürlich! Und wie!" Kanna stieß ihren Freund, der neben ihr auf der Decke saß unauffällig in die Seite.

,,Aua...was..?" Unter Kannas bedeutungsvollem Blick verstummte Izzy. Stattdessen wandte er sich an Mimi. ,,Bekomme ich auch eins?"

Das Mädchen strahlte. ,,Na klar!"

,,Ich auch!" 

Und während all ihre Freunde sich an ihren Onigiris bedienten lächelte Mimi selig vor sich.

Nur ein Problem gab es noch..

,,Davis lass es endlich los!"

,,Ich denk nicht dran! Lass du doch los!"

,,Sicherlich nicht!"

Matt seufzte. ,,Kannst du nicht noch schnell eins machen?", fragte er Sora scherzhaft.

,,Haha.."

,,Davis." Eine Hand legte sich sanft auf Davis Arm. ,,Sei doch ein Gentleman und überlass es Yolei." 

Ein Moment der Stille, dann...

,,Okay", sagte der Fußballer ruhig, zog sofort seine Hand zurück und wurde leicht rot während er die Person neben sich anlächelte.

Joe, der die ganze Diskussion schweigend verfolgt hatte runzelte ungläubig die Stirn.

,,Was..was war das denn jetzt?"

Kari lächelte. ,,Das war die Kraft der Liebe Joe."

Das Mädchen, welches neben Davis saß, ihre Hand immer noch auf seinem Arm, lachte verlegen auf. ,,Du kannst mich aber auch einfach nur Miu nennen..."

 

Yolei kaute nachdenklich auf ihrem erfolgreich erobertem Onigiri herum während sie ihren Blick über ihre Freunde schweifen ließ. Sie fragte sich wann sie wohl das nächste Mal wieder so zusammenkommen würden. Tai zog nach Kyoto und Mimi würde ihm nächstes Jahr nach ihrem Abschluss folgen. Keiner wusste was Matt nach seinem Praktikumsjahr anstellen wollte. Und auch Izzy und Kanna würden die Schule nächstes Jahr abschließen. Alles würde sich ändern, alles würde...

,,Autsch!" 

Bevor Yolei wusste wie ihr geschah landete sie mit ihrem Kopf auf der Picknickdecke. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper. ,,Was...?" Überraschte sah sie sich um, eine Hand auf ihren pochenden Kopf gelegt und entdeckte einen..Fußball neben sich.  

Ein Fußball? Moment mal..irgendwie kam ihr die Szene doch bekannt vor....

,,Yolei!" Sofort knieten Sora und Kari  besorgt neben ihr. ,,Ist alle okay?"

,,Ich..ja..aber was...?"

,,Es tut mir so leid." Eine ruhige angenehme Stimme ließ Yolei aufhorchen. ,,Ich habe nicht aufgepasst. Ich hoffe dir ist nichts passiert?" 

Yolei hob den Kopf und sah einen schwarzhaarigen Jungen vor sich, der sie entschuldigend anlächelte.  Er schien etwa in ihrem Alter zu sein, trug eine schwarze Jeans, ein weißes T-Shirt und hatte die schönsten Augen, die sie je in ihrem Leben gesehen hatte. 

,,Ich...ich..", stammelte sie und starrte ihn mit offenem Mund an.

,,Mach dir keine Sorgen", unterbrach Davis ihr Gestotter und begann zu lachen.. ,,Ihr Kopf ist einiges gewöhnt! Ich muss es wissen!"

,,Davis!" Miu schlug ihm leicht auf den Hinterkopf, während der Junge ihn unsicher ansah. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder ganz Yolei.

,,Bis du wirklich  in Ordnung?"

,,Ich.." Yolei war sich nicht sicher. Plötzlich war ihr so heiß und irgendwie fühlte sie sich...komisch. ,,Ja", schaffte sie es dann doch endlich zu hauchen. ,,Ich bin...alles okay. Halb so wild..."

,,Na gut.." Der Junge griff nach seinem Fußball, verbeugte sich nocheinmal kurz und lief dann zurück zu seinen Freunden.

,,Haha!" Davis lachte immer noch. ,,Zweimal einen Fußball an die Birne bekommen! Sowas kann doch auch nur dir passieren!" 

Miu begann laut mit ihm zu schimpfen, während ihre anderen Freunde sie mit besorgten Fragen nach ihrem Wohlergehen bombardierten und ihr eine Flasche Wasser reichten.

,,Ich bin okay...", murmelte sie immer wieder.

Tatsächlich nahm sie die Anderen gar nicht richtig wahr.  Sie sah immer noch dem schwarzhaarigen Jungen nach.

 

,,Da es Yolei ja gut geht und wir schon beim Thema Fußball sind!" Tai sprang enthusiastisch auf. ,,Lasst uns auch eine Runde spielen!"

Der Vorschlag stieß auf große Begeisterung und so erhoben sich alle und folgten Tai, bereit für ein Fußballmatch.

Alle bis auf..

,,Yolei?"

,,Mh?" 

,,Ist alles okay? Ich meine.." Er fuhr sich durch seine kurzen Haare. ,,Geht es dir gut?"

Sie lachte auf. ,,Machst du dir etwa Sorgen um mich Izzy?"

Er antwortete ohne zu zögern. ,,Natürlich. Ich meine", er zuckte die Schultern. ,,Du hast einen Fußball an deinen Kopf bekommen."

Sie winkte ab. ,,Ist nicht das erste Mal."

Er sah sie überrascht an und schwieg.

,,Es ist immer noch schwierig oder?"

,,Was meinst du..?"

Sie verdrehte die Augen. ,,Ein normales Gespräch mit mir zu führen."

,,Was? Nein, ich..." Abwehrend hob Izzy die Hände, doch Yolei lachte nur.

,,Schon gut, du kannst es ruhig zugeben. Mir geht es doch auch nicht anders." Es war bitter, aber es war die Wahrheit. Tatsächlich war es, wenn Yolei genau darüber nachdachte, das erste Mal das sie sich alleine richtig mit Izzy unterhielt, seit..naja. Trotzdem wusste sie nicht so wirklich was sie ihm sagen sollte.

Er seufzte. ,,Es ist...komisch. Ich weiß nicht warum aber.." Er brach hilflos ab. ,,Meinst du..meinst du es kann wieder wie früher sein? Irgendwann."

Sie dachte einen Moment lang über seine Frage nach. Seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Sie bekam immer noch etwas Herzklopfen wenn er sie so ansah, aber es war bei Weitem nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Monaten. Vielleicht stimmte es das die Zeit alle Wunden heilte.  Oder vielleicht war er auch nie ihre große Liebe gewesen. Sie wusste es nicht. Aber er war Izzy und würde immer einen wichtigen Platz in ihrem Herzen einnehmen.

,,Yolei?"

Sie zuckte zusammen. ,,Ich..ich weiß es nicht Izzy." 

,,Oh.." Er sah betrübt zu Boden.

,,Aber", sie lächelte ihn an. ,,Ich weiß, dass wir Freunde sind. Oder?"

Er hob den Kopf und erwiderte ihr Lächeln schüchtern. ,,Ja..das sind wir."

 

,,Hey wo bleibt ihr denn?" Davis stand plötzlich, etwas außer Atem, vor ihnen.

,,Wir..wir kommen schon!" Izzy warf Yolei nach einen kurzen Blick zu, dann rannte er zu seinen Freunden die schon total in ihr Fußballspiel vertieft waren. 

Auch Yolei wollte zu ihnen gehen, doch Davis hielt sie am Ärmel ihres T-Shirts fest. 

,,Hey Yolei..."

,,Mh?"

,,Ist alles okay?"

Yolei schnaubte. ,,Wirklich? Du auch noch?"

Davis sah sie verwirrt an. ,,Was?"

,,Schon gut. Aber mal ehrlich, gerade du solltest doch wissen, dass so ein dummer Fußball es nicht mit meinen Dickkopf aufnehmen kann."

Er lachte kurz auf. ,,Ja. Da hast du Recht."

Sie schwiegen einen kurzen Moment, dann sagte Yolei:,,Miu ist wirklich nett." 

Sofort errötete Davis. ,,Ja. Ja das ist sie."

Nach dem Valentinstag hatte es Yolei, im Gegensatz zu ihren Freunden nicht sehr überrascht, als Davis vor einer Woche damit herausgerückt war, dass er, Original Zitat: so was wie eine Freundin hatte. 

,,Ich freue mich für dich Davis. Du hast es verdient glücklich zu sein."

Er erwiderte ihren Blick ernst, ging einen Schritt auf sie zu und legte ihr seine Hände auf die Schultern. ,,Ich bin mir sicher, dass irgendwo da draußen auch der Richtige auf dich wartet. Du musst ihn nur noch finden." 

Überrascht nahm sie seine Worte auf. ,,Ich..danke." 

Verlegen ließ Davis sie los. ,,Na dann..lass uns  endlich zu den Anderen gehen."

Doch während er davonging blieb Yolei noch einen Moment lang regungslos stehen. Seine Worte hallten immer noch in ihrem Kopf nach. ,,...irgendwo da draußen wartet auch der Richtige auf dich. Du musst ihn nur finden." 

Ihr Blick fiel auf den schwarzhaarigen Jungen, dessen Ball sie vorhin an den Kopf bekommen hatte. Er balanciert nur ein paar Meter von ihr entfernt seinen Fußball auf dem Fuß. Plötzlich sah er auf, bemerkte, dass sie ihn anstarrte, wurde rot, sah verlegen zu Seite. Sein Ball fiel zu Boden und rollte ein paar Meter. 

Yolei musste lächeln. ,,Vielleicht", dachte sie. ,,Vielleicht muss ich gar nicht mehr soviel suchen.."

Epilog

Schwerfällig öffnete Kanna ihre Augen.

,,Na endlich wach?" Koushiro lächelte sie an während sie sich langsam aufrichtete. Verlegen versuchte sie ihre Haare einigermaßen glatt zu streichen. ,,Muss wohl eingeschlafen sein..", murmelte sie und blinzelte ein paarmal.

,,Hast du mir meine Brille abgenommen?", fragte sie verwirrt.

Koushiro nickte. ,,Ja."

Sie lächelte während sie an ihm vorbei nach ihrer Brille griff. ,,Weiß du einmal bin ich mit meinen Kontaktlinsen eingeschlafen und als ich dann wieder aufgewacht bin hab ich geglaubt wieder sehen zu können. Ich dachte wirklich ich wäre ein medizinisches Wunder. Naja, zumindest für ein paar Sekunden, bis mir klar wurde das ich meine Linsen trug." Sie lachte laut auf.

Koushiro sah sie nur nachdenklich an.

,,Was..was ist..?", fragte sie unsicher.

,,Kanna.." Seine Stimme war auf einmal so ernst. Er beugte sich vor und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. ,,Ich liebe dich."

Ihr Herz setzte einen Moment lang aus. Es war nichts ungewöhnliches, schließlich waren sie zusammen, ein Paar, aber trotzdem war es das erste Mal, dass er es ihr sagte. Diese magischen drei Worte. Bis jetzt waren sie über ein ,,Ich mag dich", oder ein ,,Hab dich lieb", nicht herausgekommen. Und jetzt das. So plötzlich, so unerwartet. Einfach so. Und es machte sie so unendlich glücklich. Sie strich ihm über die Wange. ,,Ich...ich liebe dich auch Koushiro."

Er lächelte und gab ihr einen sanften, kurzen Kuss.

Da fiel ihr Blick auf den Wecker, der auf Koushiros Nachtisch stand. ,,Verdammt!" Mit einem Satz war sie aufgesprungen. ,,Ich muss los! Das Schwimmtraining fängt in einer halben Stunden an!" Hektisch griff sie nach ihrer Tasche, warf noch einmal einen kurzen Blick in den Spiegel und ging zur Türe. Bevor sie sein Zimmer verließ drehte sie sich nochmal um. ,,Kommst du..also..holst du mich später ab?"

,,Natürlich, wie immer!"
 

Nachdem Kanna gegangen war stand auch Izzy auf und setze sich an seinen Schreibtisch. Ohne groß darüber nachzudenken schaltete er den PC ein.

Shous PC.

Kannas PC.

Seinen PC.

Wem auch immer er nun gehörte, jetzt stand er in seinem Zimmer. Und er funktionierte, sie hatten es tatsächlich geschafft ihn zum Laufen zu bringen. Als sie das Erste mal den "On" Knopf gedrückt hatten und das Geräte tatsächlich hochgefahren war hatten sie es zuerst nicht glauben können. Dann hatte Kanna erschöpft gelächelt, ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und leise geflüstert:,, Es ist vorbei..."

Danach hatte sie ihn gebeten den PC mitzunehmen. Seinen Protest wurde komplett ignoriert.

,,Ich muss damit abschließen", hatte sie gesagt. ,,Bitte pass gut auf ihn auf, ja?"

Er griff nach der Maus und öffnete sein E-Mail Programm. Und während er seine erste Mail - sie war von Teshi der seinen Rat bei einem Programmierungs Problem brauchte - öffnete sage er leise: ,,Ich pass auf ihn auf. Und auf dich Kanna. Versprochen."


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, der Prolog ist noch etwas..nichts sagend ich weiß ^^
Aber er ist ein Ausblick, wie diese Geschichte enden wird, also ist er doch irgendwie wichtig.
Ich hoffe ich konnte euch etwas neugierig auf mehr machen x) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So..natürlich musste der gute Joe wieder für Yoleis Plan herhalten^^
Der kommt hier eh wieder viel zu kurz - leider =/

&&Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Wochenende =) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben =)
Natürlich kommt Yolei mit Davis zum Ball! Ob das gutgeht? xD
Im nächsten Kapitel kommt es dann auch endlich einmal zu einem kleinen Gespräch von Frau zu Frau zwischen Yolei und Kanna.
Also bleibt gespannt ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da ich morgen nicht dazu kommen werde gibt es heute schon das nächste Kapitel.
Und hier geht Yolei jetzt endlich mal zum Angriff über x) Ob das so klug war? xD

&&Ich wünsche euch ein wunderschönes langes Wochenende ihr Lieben =) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag das Gespräch zwischen Izzy und T.K, einfach weil ich die Beiden toll zusammen finde <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben =)
Ja ich bin spät dran, momentan weiß ich aber wirklich nicht wo die ganze Zeit hinkommt =/
Aber besser spät als nie^^

Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag Matt und Mimi total zusammen <3
Die Zwei ergänzen sich charakterlich einfach zu gut - finde ich =)
Aber auch Sora und Izzy...die könnte ich mir sogar als Paar vorstellen, dass wäre doch was :p Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bei diesem Kapitel hatte ich wirklich viel Spaß =)
Es war schön, alle Charaktere mal wieder unter einen Hut zu bringen und jedem seine kleine eigene Valentins Geschichte zu geben x) Ich hoffe euch gefällt es auch!
Ich wünschen allen wunderschönes Wochenende<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, das erste Treffen mit den Eltern ist irgendwie immer...peinlich? xD
Ich erinnere mich zwar nicht mehr genau wie es bei mir war, aber ich glaube ich war ähnlich nervös wie Kanna x)

Im nächsten Kapitel stellt Kanna sich ihrer Vergangenheit, was natürlich mit der Mail von Teshi zusammenhängt.
Darauf müsst ihr aber wahrscheinlich ein bisschen warten, da ich mich nächstes Wochenende in den Urlaub verabschiede und nicht im Lande bin =)
Je nachdem wie ich mit den Urlaubsvorbereitungen fertig werde kann es sein, dass ich Freitag nochmal hochlade, ansonsten geht es erst wieder im November weiter.

In diesem Sinne, ein wunderschönes Wochenende<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend ihr Lieben =)
Ich bin (leider) wieder aus meinem Urlaub zurück. Normalerweise würde ich "erholt" schreiben, aber bei dem mega Jetlag den ich immer noch habe wäre das wirklich eine Lüge xD Da macht sich wohl langsam das Alter bemerkbar...

Wie auch immer, in diesem Kapitel sieht Kanna also endlich ihre alten Freunde wieder.
Ich habe lange darüber nachgedacht wie das Gespräch mit Ayaka wohl verlaufen könnte, habe mich dann aber bewusst dafür entschieden es kurz zu halten. Beide wissen das sie Fehler gemacht haben und es ist soviel Zeit vergangen in der sie darüber nachgedacht haben, da denke ich ist es unnötig nochmal alles lang und breit aufzurollen.

Teshi wollte ich unbedingt noch glücklich sehen, ich steh einfach auf Typen wie ihn =)

Im nächsten Kapitel hat Kanna noch einige Sachen in Osaka zu erledigen...ihr erratet sicher was :p

Liebe Grüße&& gute Nacht Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mit diesem Kapitel hab ich mich unglaublich schwer getan...irgendwie liegen mir so ernste Themen nicht wirklich...
Deshalb bin ich froh, dass es im nächsten Kapitel wieder fröhlicher zugeht ^^

Euch allen ein schönes Wochenende<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, in dieses Kapitel hab ich einfach mal alles rein was geht xD Sorato, Takari, Michi...^^
Okay, ja, Yolei ist natürlich immer noch nicht glücklich.
Aber da die Geschichte auch noch nicht (aber so gut wie) zu Ende ist hat sie ja noch eine Chance, also gebt sie noch nicht auf :p
&&natürlich musste Joe noch einen kleinen Auftritt bekommen *__*

Ein schönes Wochenende euch allen<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es also, das letzte Kapitel, in dem es dann doch noch Hoffnung für Yolei gibt xD
Beim Schreiben der Geschichte hatte ich tatsächlich kurz überlegt Yolei und Davis zusammen kommen zu lassen, ich finde sie würden eigentlich ein gutes Paar abgeben. Vielleicht ein bisschen wie Tai und Mimi^^
Aber dann hat es sich irgendwie doch nicht so ergeben..^^

Achja, ein kleiner Epilog, in dem es dann nochmal um Izzy und Kanna geht, folgt nächste Woche natürlich noch =)

Bis dahin, Liebe Grüße<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars dann also =)
Die Sache mit den Kontaktlinsen ist mir tatsächlich mal passiert xD
Und es war ein wirklich schöner Moment, als ich dachte wieder sehen zu können :p

Auf jeden Fall hoffe ich, euch hat die Geschichte gefallen, und man sieht sich bei meiner nächsten FF, die dann im neuen Jahr starten wird wieder x) Diese wird - endlich - eine Joe Story und ist damit ein echtes Herzensprojekt von mir!

Vielen Dank fürs Lesen, für das Feedback und alles =)
Ein wunderschönes Wochenende ihr Lieben!<3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (88)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kaninchensklave
2017-12-08T17:58:03+00:00 08.12.2017 18:58
ein schönes ende

der Pc geht und Kanna nimmt wieder am schwimmtraining teil
um ohren ehrmaligen Kolleginnen eine ernsthafte Konkurenz zu sein
während Izzy sich um alles drum herum kümmert

GVLG
Von:  Tasha88
2017-12-08T15:57:02+00:00 08.12.2017 16:57
*___*
Ich fange hinten an... Als nächstes eine Joe Geschichte? GLÜCKLICHER MENSCH HIER!!!
du weißt ja, wirst mich nicht los und da auf keinen Fall XD..

Ansonsten ein schönes happy end <3 perfekt so :)

Und wie machst du das mit deinen Kontaktlinsen? Mein Blick war dann immer so verschwommen, da war mir klar, sie Kontaktlinsen sind noch drinnen XD

Freue mich sehr auf die nächste :*
Antwort von:  RinRainbow
08.12.2017 17:11
Ja Joe♡ Wollte ich ja schon längst machen, nur ist mir nie eine sinnvolle Story für ihn eingefallen - bis jetzt xD Es soll ja nicht NUR ums lernen gehen :p

Mh, keine Ahnung, gute Linsen? Oder die Verwirrung nach dem Aufstehen xD
Von:  Tasha88
2017-12-01T11:40:21+00:00 01.12.2017 12:40
Ahhh, wieder so ein tolles Kapitel *-*
Und dann noch dazu das letzte T.T was mache ich ohne deine Geschichte? Schreib dann schnell was neues ;)

Und am Ende ist da Ken *___* damit machst du mich glücklich :*

Bis bald und dir ein schönes Wochenende <3
Antwort von:  RinRainbow
08.12.2017 16:29
Ahhh danke x)

Das kann ich nur zurückgeben :p
Ja, ich mache gern Leute glücklich, besonders jetzt kurz vor Weihnachten^^
Liebste Grüße <3
Von:  Kaninchensklave
2017-12-01T09:35:14+00:00 01.12.2017 10:35
ein Tolles Kap

nun yolei scheint über Izzy hinweg zu sein und Ihren Fokus neu ausgerichtet zu haben
aber Ken ist auch ein ganz netter und wird sich mit Davis und Tai blendend verstehen
da bin ich mir sicher

Davis ist in guten Händen Miu hat ihn gut in griff das merkt man deutlich und das ist auch gut so
das er den passenden Deckel gefunden hat, denn er braucht jemanden der Ihn auch erziehen kann
und Miu scheint Perfekt dafür zu sein xDD

schön das Izzy und Yolei wieder normal miteinander umgehen können und ein Fußball
kann Yolei nicht Ko schießen bei dem dickschädel muss was andere her eine Abrissbirne oder ähnliches

GVLG
Antwort von:  RinRainbow
08.12.2017 16:27
Hallo =)

Yolei wird sicher noch eine Weile brauchen bis sie über Izzy hinweg ist, aber das Leben muss ja weiter gehen.
Davis ist definitiv glücklich ^^ Aber er ist auch ein netter Kerl, er hat es verdient.

Liebe Grüße x)
Von:  Tasha88
2017-11-25T02:49:38+00:00 25.11.2017 03:49
Ich liebe es!
Erst wird Tai gemobbt XD
Dann endlich sorato
Dann die süße und romantische Michi stelle
Takari für mich *-*
Und Joe :D
Und Joa, da geht yoleis traurige Stimmung unter... Dafür hat es auch noch Davis :D

Love IT :*
Antwort von:  RinRainbow
01.12.2017 09:55
Ich mag, dass du es liebst =)
Natürlich wird Tai gemobbt, er bietet sich einfach zu gut dafür an :p
Klar, Takari nur für dich x)

&&ohne Joe geht bei mir nichts xD
Von:  Kaninchensklave
2017-11-24T15:06:18+00:00 24.11.2017 16:06
ein Tolles Kap

Tja die drei Haupt Personen werden wohl nicht mehr kommen
obwohl die Feier extra für sie statt findet und Joe ist echt depremiert
nur Daisuke zieht daraus seinen vorteil in dem er isst bis er zerplatzt xDDDDDDDD

oh das war echt fies von Takeru und doch echt witzig wobei Hikari über diese aussage nicht
gerade erfreut war und Ihren Schatz jetzt wohl zur rede stelloen wird
tja dumme neugier die da nicht befriedigt wurde xDDDDDDDDDDDDD

GVLG
Antwort von:  RinRainbow
01.12.2017 09:56
Hallo =)
Ja, eigentlich schon sehr unhöflich wenn man nicht zu seiner eigenen Party kommt..wobei es Davis ja nicht wirklich stört ^^

Kari wird wohl nichts aus ihm herausbekommen, da heißt es Geduld haben xD
Von:  Tasha88
2017-11-23T04:18:42+00:00 23.11.2017 05:18
Hallo Regenbögchen,

Dem Friedhof hatte ich erwartet. Den Besuch bei der Mutter nicht... Aber der musste sein, kann ich verstehen. Und der EM Aussage...

Trauriges kapi :/
Wenn an manchen Stellen auch schön, wie mit ihrer Freundin...

Hmm... Mag wieder was lustiges... Wo bleibt Joe? ;p

<3
Von:  Linchen-86
2017-11-17T15:52:19+00:00 17.11.2017 16:52
Hallo meine Liebe :)

Ich finde dafür, dass du solche Kapitel nicht so magst, dass es dir gut gelungen ist :)
Also doch das Gespräch mit der Mutter. Ich dachte zwar, das sie sich im Laufe deiner Geschichte noch sprechen würden, aber so schnell dann doch nicht.
Ich kann Kanna verstehen. Es ist die eigene Mutter. Sie hat sie verletzt, sehr sogar, aber trotzdem möchte sie ihr auch verzeihen... Es wenigstens versuchen... Bin gespannt, ob sie sich wieder annähern. Aber ich finde es gut, dass sie eine Therapie gemacht hat. Das war ein wichtiger Schritt.

Izzy ist wirklich ein toller Freund und hilft wo er nur kann und Shou und Izzy haben jetzt auch ein kleines Geheimis :)
Ich denke, jetzt wird der Papa wohl Izzy kennenlernen ;D Mal sehen, ob auch Kannas Eltern nochmal zusammen finden.

Liebe Grüße :):**
Von:  Kaninchensklave
2017-11-17T14:57:02+00:00 17.11.2017 15:57
ein Tolles Kap

nun damit hat Kanna wohl nicht gerechnet und doch wird sie Ihr verzeihen jetzt wo sie
die wahrheit kennt und Ihre Mutter scheint Ihren Vater immer noch zu lieben
und wer weiss vieleicht findet die Familie wieder zusammen

jedoch ist Kanna etwas beleidigt ab Izzy ihr nichts vom versprechen an seinem Toten Schwager in Spe
gegeben hat, doch das ist ein typisches Männer versprechen

GVLG
Von:  Linchen-86
2017-11-11T16:58:33+00:00 11.11.2017 17:58
Hallo Liebes :)

Da bist du wohl schon wieder zurück... :/ Ach ja, Urlaub ist leider immer viel zu schnell vorbei. Musst mit schreiben wie es wahr :) Bin neugierig :)

Kanna nimmt die Einladung also tatsächlich an und Izzy begleitet sie. Der Vater ist ja vielleicht drauf. Ich dachte der würde sich jetzt mega quer stellen, aber er vertraut seiner Tochter. Pluspunkt :)
und schließlich trifft sie auf Teshi... Ach ja, ich dachte ja erst, ob da was geht, aber für Teshi hast du wohl schon jemanden anderen ;) Das war mal eine Überraschung :D

Das Schwimmteam gewinnt also :) Akane? war das richtig? und sie sprechen sich endlich aus. Ach ja, ich konnte beide gut verstehen. Ich finde in Streit mit einer guten Freundin ist genauso schlimm, wie mit dem Freund und eine Trennung tut genauso weh :/ Ich denke auch die Beiden haben sich sehr vermisst.
Die Aussprache war schön und ich finde du hast es gut so gemacht :)
Kanna sollte wirklich wieder mit dem schwimmen anfangen. Es gehört immerhin zu ihr und sie scheint es auch zu vermissen.

Izzy war wirklich ein toller Freund. Hat ihr Halt gegeben, aber dennoch für sie dagewesen und als sie mal ohne ihn sein wollte, hat er es auch gleich verstanden. Macht er doch schon mal alles ganz gut :)
Ich denke jetzt wird sie wohl noch ihren Bruder besuchen...:(
Ihre Mutter? Tja, ich weiß nicht, ob es auch da noch eine Aussprache geben wird.

Ich bleibe gespannt. Dann ruhe dich mal aus, liebes
Liebe Grüße :):***
Antwort von:  RinRainbow
17.11.2017 14:10
Hallo =)

Echt schlimm wie schnell die Zeit im Urlaub vergeht...aber ich bin leider schon wieder im Alltag angekommen =/

Ich denke ihr Vater vertraut ihr einfach, weil er weiß das sie keinen Blödsinn treibt.
Durch den Verlust ihres Bruders und den Weggang ihrer Mutter musste sie einfach schnell erwachsen/vernünftig werden.

Echt? Ob was mit Teshi geht? xDD Das würde ich Izzy doch nieee antun! Das solltest du wissen :p
Fast. Ayaka ^^

Liebe Grüße :*


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