Zum Inhalt der Seite

Die Verschmelzung zweier Welten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey! Endlich mal etwas neues von mir, was ich höchstwahrscheinlich auch beenden werde. Ich nehme gerne konstruktive Kritik, denn nur so kann ich mich verbessern.

Ach ja: Ich verdiene mit der Geschichte kein Geld und fast alles aus Mittelerde gehört Tolkin. (Mit ausname von Tauriel, die gehört nämlich Peter Jackson, also auch nicht mir.) Nur die Personen aus dieser Welt sind meine Kreation. ... und Wolfur und Kailandir. :) Und jetzt viel Spaß auf Marias ureigenem Abenteuer! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, jetzt endlich ist das zweite Kapitel da und meine Betaleserin antwortet nicht! >.<'
Na ja, ihr bekommt es jetzt ungebetat. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr verschrieben Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Bin ich jetzt verrückt geworden?

Bin ich jetzt verrückt geworden?
 

Regen. Es regnete in Strömen am Tag der Beerdigung. Wie viele Beileidsbekundungen hatte ich nun schon bekommen? Ich weiß es nicht. Zu viele.

Die Tränen, die noch bei der Zeremonie meine Wangen benetzt hatten, waren getrocknet.

Die Gäste verließen langsam das Grab, um im Gemeinde Haus noch etwas zu Essen zu bekommen, aber ich hatte dazu einfach keine Kraft mehr.

„Du bist ein starkes, junges Ding, Maria. Du überstehst auch diese Hürde“, hatte Frau Müller, meine Nachbarin zu mir gesagt, doch woher nahm sie diese Sicherheit? Nach dem Tod von Oma vor ein paar Jahren war ich todtraurig gewesen, aber immerhin hatte ich jemanden in der Familie gehabt, der mich in meinem Kummer begleitete. Nämlich Opa. Jetzt hatte ich gar niemanden mehr. Gut, da waren zwar Lyn und Kai. Ich war mit ihnen in einem Haus aufgewachsen, aber in uns dreien floss nicht dasselbe Blut. Ganz früher hatte ich gedacht, dass Kai Lyns Vater wäre, aber selbst die beiden sind nicht Blutsverwandt. Ich denke, Lyns Eltern starben und hinterließen das Mädchen dem hübschen Mann.

Meine Eltern waren auch Tod. Sie starben bei einem Autounfall als ich 12 war. Jetzt war ich dreiundzwanzig und als letzte in meiner Familie übrig.

Ich kniete mich vor das Grab meiner Großeltern und fuhr mit der Hand über die frisch aufgeworfene Erde. Darunter lagen meine Liebsten. Maggy und Charles. Geliebte Großeltern hatte ich noch unter ihre Namen setzen lassen, aber für all das, was ich noch gerne in den Grabstein eingraviert hätte, hatte ich kein Geld. Ich hatte es mal wieder zu früh ausgegeben.

„Opa“, flüsterte ich. „Weißt du noch? Das Lied, das du so gern hattest. Ich denke, es würde jetzt Passen. Nur leider ist meine Stimme nicht so schön wie die eines Elben.“

Hatte das meinen Charlie gestört? Nein, er hatte immer begeistert zugehört.

So begann ich leise zu singen.
 

A Elebereth Gilthoniel

silivren penna míriel

o menel aglar elenath!

Na-chared palan-díriel

o galadhremmin ennorath

Fanuilos, le linnathon

nef aear, si nef aeron!
 

Ich hoffte, dass mich niemand gehört hatte, doch der Friedhofswärter und auch Pastor Marx schauten mich leicht irritiert an. Da sie meinen Blick bemerkt hatten, wandten sie sich schnell wieder ihrer Unterhaltung zu. Ich schien ihnen nicht geheuer zu sein. Aber wem war ich das schon. Ich, einer der Mittelerde Freaks, die Verrückte.

„Ich komme nächsten Montag vor der Arbeit wieder zu euch. Versprochen.“ Und schon wieder rannen mir die Tränen über die Wangen.

Es war schwer mich loszureißen, doch ich schaffte es, nach ein paar Minuten in denen das Chaos in meinem Kopf regierte.

Langsam ging ich zur kleinen Kapelle und überlegte ob ich wohl noch beten sollte, obwohl… da waren Menschen. Sie würden mich ansehen, mit diesem Blick, der einerseits Mitgefühl ausdrückte andererseits eine gewisse Unsicherheit mir gegenüber.

„Frau Zwergin“, hörte ich eine hohe, kindliche Stimme hinter mir und drehte mich um. Da stand der vielleicht gerade mal 8 Jahre alte Enkel von Frau Müller.

„Hallo Erik. Was kann ich für dich tun?“ Erik war schon klasse. Er wusste immer wie man mich aufheitern konnte. Ihm war es egal, dass ich ein Freak war und mich so frisiert hatte, wie die Zwerge das tun würden. Ich hatte mir Strähnen geflochten und sie mit silbernen Perlen geschlossen. Natürlich wusste ich, dass diese nicht mit richtigen Schmuckschließen mithalten konnten, aber für so etwas hatte ich im Moment kein Geld mehr. Der Grabstein war schon teuer genug gewesen. Auch war ihm egal, was ich trug. Heute waren es eine schwarze Leinenbluse und ein langer, dunkelblauer Rock, aus selbigem Material. Dazu ein Ledermieder, das man über den Kleidern trug.

Erik grinste. „Kannst du mir eine Strähne flechten? So wie bei dir?“ Auch ich lächelte leicht. „Natürlich, mein Schatz.“

Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu der kleinen Bank, die vor der Kapelle und zum Glück unter dem Dach stand so dass man nicht nass wurde. Wir setzten uns. Mit meiner Hand fuhr ich sacht durch seine blonden, schulterlangen Haare. Sie waren klitschnass. Er sah aus wie ich mir Legolas als Kind vorstellte.

Langsam und bedacht darauf nicht an seinem schönen Haar zu ziehen, begann ich zu flechten. Strähnchen über Strähnchen.

„Wo ist denn deine Mutter?“, fragte ich. Diese Frau mochte mich nicht besonders, und für meinen Opa hatte sie auch nichts übrig gehabt. „Die ist zuhause. Ich bin mit Oma hier“, antwortete der Junge und baumelte mit den Beinen. Ich brummte verstehend und knipste eine der silbernen Perlen von meinem Armband. Dort trug ich sie, damit ich sie nicht verlor, und außerdem sahen die runden Dinger sehr gut zu dem schwarzen Leder aus.

Mit einem Klicken schloss ich sie. Wenn er ein bisschen kräftiger gebaut wäre, würde er einem meiner Lieblingszwerge ziemlich ähnlich sehen, mit seinen blonden Haaren und blauen Augen.

„Du kannst die Perle behalten, kleiner Zwergling. Sie steht dir.“

Er drehte sich zu mir und nickte.

„Ich geh wieder zu Oma. Willst du mit?“ Ich lächelte schwach. „Nein, mein Schatz. Ich werde jetzt nach Hause gehen. Vielleicht mach ich noch einen Umweg zum Hügelgrab.“

Dort konnte ich am besten nachdenken und meist war dort auch niemand, der meine Gedankengänge stören konnte.

„Erzählst du mir dann am Wochenende wieder was?“, fragte Erik mich noch und ich bejahte es.

Daraufhin rannte er lächelnd zu Frau Müller, die ich in der Kapelle gesehen hatte.

Erik war schon so einer. Ich hatte ihn gern.

Nun verließ ich endlich den Friedhof, in Gedanken ging ich die Geschichten durch, die ich Erik schon erzählt hatte. Sie alle entsprangen Mittelerde und der Fantasie von Tolkien, doch das war dem Jungen egal. Er sagte, er höre mir gern zu, wenn ich mit glänzenden Augen von der Wanderschaft der Zwerge sprach, oder ihm erklärte woher die Hobbits kamen. Manchmal malten wir auch beide und nicht selten waren es die Zwerge, die durch meine Bleistiftstriche gebannt wurden. Bei ihm war es gerade das, was ihm durch den Kopf schwirrte.

Hatte ich ihm schon erzählt, wie die Zwerge aus dem Waldlandreich entflohen waren? Sollte ich vielleicht die Liebesaffäre von Kili und Tauriel erwähnen? Naa, ich denke nicht. Mit 8 versteht man solche Gefühle noch nicht. Und außerdem entsprang die Elbe dem fantastischen Einfallsvermögen eines anderen Mannes. Peter Jackson.

Ich war zwar schon ganz durchweicht und meine schwarze Leinenbluse klebte auf meiner Haut, aber dennoch schlug ich den Weg zum Hügelgrab ein. Ich würde eben eine heiße Dusche nehmen, wenn ich wieder zu Hause war. Wieso hatte ich eigentlich keinen Schirm mitgenommen? Man hatte doch heute Morgen schon gesehen, dass es eventuell Regen geben würde. Ich konnte mir das nur so erklären, dass mir die Trauer die Sicht verschleiert hatte.

Wie war Frau Müller nur zu der Ansicht gekommen, dass ich das überstehen würde? Na klar, mein Opa hatte schon seit einem guten halben Jahr im Altersheim ein Dorf weiter gewohnt, aber ich hatte trotzdem guten Kontakt mit ihm gepflegt.

Ich liebte meinen Opa… und jetzt war er fort. Einfach so.

Meine Schritte hatten mich zu meinem Ziel getragen, ohne dass ich es wirklich gemerkt hatte. Ich kniete mich in den Regen auf den Hügel, schaute in den Wald, der mich nach drei Seiten umgab und schloss dann die Augen.

Erst summte ich, doch dann sang ich laut. Es war das Lied, welches auch die Zwerge in Bilbos Hobbithöhle gesungen hatten, aber bis zum Ende kam ich nicht. Mein Schluchzen übernahm und ich konnte nichts weiter tun, als mich vor und zurück wiegend zu weinen. Es war doch alles so sinnlos! Und Lyn war nicht hier...

Ich hörte Schritte im nassen Gras und spürte wie sich ein warmer und schwerer Mantel über mich legte. Eine Hand strich durch meine nassen Haare und eine tiefe Stimme murmelte: „Bitte beruhigt Euch, meine Dame.“

Diese Stimme… ich kannte sie. Ich schluckte mein Schluchzen herunter und schaute den Mann an, der sich vor mich gekniet hatte. Den kannte ich auch.

Dunkle lange Haare, ein dunkler Bart, die üblichen Schmuckschließen und warme, blaue Augen. Meine Güte! Das war Thorin Eichenschild! Und zwar höchst persönlich! Er musste es sein! Er hatte denselben Zug um die Augen und die beiden kleinen Zöpfe die an jeder Seite seines Gesichtes herunterbaumelten. Und ein Cosplayer konnte es auch nicht sein. Keiner sah so… Perfekt nach Thorin aus, wie Thorin eben. Ich musste verrückt geworden sein. Das, oder da stand wirklich der König unter dem Berg aus Mittelerde vor mir. Doch das glaubte ich weniger.

„Können wir Euch helfen?“, fragte der König und strich mir beruhigend die losen Strähnen hinter die Ohren.

„Wir?“, flüsterte ich und linste scheu an ihm vorbei, die Hände hatte ich in meinen Rock gekrallt. Ich hatte ganz vergessen, dass ich ja eigentlich weinte. Hinter Thorin standen noch zwei weitere Zwerge. Kili und Fili. Sie waren, wie ihr Onkel und ich ganz durchnässt, aber eindeutig zu erkennen.

Ich glaubte gleich weg zu knicken. Wie war das möglich? Wo kamen die drei her? Hatte ich irgendetwas geschluckt?

Der Zwerg vor mir ließ von meinen Haaren ab, blieb aber sitzen wo er war. „Meine Neffen und ich“, beantwortete er die Frage.

Meine Augen huschten wieder zu seinem Gesicht. „Seid… seid Ihr wirklich, mein König?“

Er zog die Augenbrauen hoch und meinte: „Wenn ihr Wissen wollt, ob ich Thorin, Sohn des Thrain, Sohn des Thror bin, dann ja, der bin ich.“

„Und das dort hinter Euch sind dann also Kili und Fili, die Söhne von Dis, Eurer Schwester?“, meine Stimme klang jetzt eine Oktave höher. Die beiden Brüder warfen sich einen fragenden Blick zu ehe sie sich wieder mir zu wanden.

„Ja, das sind sie, aber woher…“

„Bei Mahal! Das darf doch nicht wahr sein!“ Mit dieser verzweifelten Äußerung schnitt ich ihm das Wort ab, sprang auf und wankte ein paar Schritte zurück. Dabei fiel mir seine Kapuze in den Nacken.

Auch der Zwerg erhob sich und mir fiel auf, dass er größer war als ich, aber ich schenkte dem jetzt nicht viel Beachtung.

„Ich habe euch noch gestern auf Blu-Ray gesehen, ich… wie ist das möglich? Wie kommt ihr hier her? Wie…“

„Meine Dame! So beruhigt Euch doch.“ Die ruhige, tiefe Stimme von Thorin drang durch den Regen wie ein Rettungsreif zu mir.

„Setzt Euch doch wieder die Kapuze auf, sonst werden Eure blonden Locken noch ganz nass“, meinte nun auch Kili, der etwas näher zu seinem Onkel getreten war.

„Die sind ohne hin schon ganz nass.“, meinte ich. „Oh Mahal… entweder bin ich verrückt, oder mir spielt da jemand einen ganz gemeinen Streich.“

Thorin runzelte die Stirn. „Warum sollten wir Euch einen Streich spielen? Und verrückt seht Ihr bei weitem nicht aus. Nur etwas mitgenommen.“

„Und zu der Frage, wie wir hier her kamen… das können wir uns selbst nicht beantworten“, sprach jetzt auch Fili, auch er grinste unsicher.

Ich starrte aber weiterhin Thorin an, er lächelte beruhigend und etwas verwirrt zurück. „Wo meint Ihr, uns gesehen zu haben?“ Blinzelnd wiederholte ich: „Auf… Blu-Ray. Aber wenn ihr wirklich die seid, die Ihr zu sein vorgebt, dann ist das zu schwer zu erklären.“ Fahrig strich ich mir seufzend durch die nassen Haare. „Wir… wir sollten erst einmal ins Trockene, am besten zu mir nach Hause. Da erkläre ich euch dann alles. Wenn Ihr und eure Neffen so freundlich wärt mir zu folgen? Unsere Straßen werden etwas von dem Abweichen was Ihr kennt, aber ich bitte Euch alle Ruhe zu bewahren und die Fragen die garantiert auftauchen werden erst zu stellen, wenn wir da sind.“ Ja, mich so auszudrücken wie die Leute in Mittelerde viel mir nicht mehr schwer, dank dem Rollenspiel.

Der König runzelte die Stirn. „Was meint ihr mit: „Unsere Straßen“?“

„Das erkläre ich euch auch zu Hause. Ich bitte euch noch mal, bewahrt die Ruhe, zieht eure Waffen nicht und vor allem, sprecht mit niemandem auf den Straßen. Wenn wir jemanden treffen, überlasst das Reden mir.“

Meine braunen Augen suchten Thorins Blick und fanden ihn, auch wenn er nicht sehr vertrauensvoll aussah.

„Bitte, vertraut mir. Ich stehe… auf Eurer Seite!“

Nach einem kurzen Zögern, ordnete der Ereborerbe an: „Fili, Kili! Tut was die Dame sagt. Wir werden unsere Waffen nicht ziehen, meine Dame. Aber sagt, wie dürfen wir Euch ansprechen?“

„Oh!“ Eine schwache Röte legte sich über meine Wangen und ich sah wie Fili und Kili zu grinsen anfingen. Da hatte ich doch glatt meine Vorstellung vergessen in all dem Chaos.

„Ich bin Maria, Tochter der Sabine.“ „Maria ist ein ziemlich ungewöhnlicher Name für eine Zwergen Frau.“, wunderte sich Kili, worauf hin ich einwarf: „Oh, ich gehöre nicht zum Volk der Zwerge. Ich bin ein Mensch.“

Geteiltes Augenbrauen hochziehen folgte auf meine Äußerung. Na, klar, das waren Zwerge, die eigentlich nur halb so groß waren wie Menschen, und Thorin allein war schon einen Kopf größer als ich. Da Stimmte irgendetwas nicht, das war mir klar und es hatte etwas mit diesem Weltenwechsel zu tun.

„Ihr behauptet allen Ernstes ein Mensch zu sein? Obwohl ihr so sprecht und Euch verhaltet wie ein Zwergenweib es tun würde? Ja, ihr seht auch so aus wie eines. Ihr seid ja nicht einmal vier Fuß groß“, ereiferte sich Kili und schaute mich skeptisch an. Doch ich schüttelte leicht meinen Kopf. “Ich bin fast fünf Fuß und einen Halben. Mit mir ist nichts Ungewöhnliches geschehen, mit Euch aber. Vielleicht hat euch die seltsame Verschiebung zusätzliche Fuß gebracht oder die Umgebung hier. Ich weiß auf jeden Fall mit Sicherheit, dass ich ein Mensch bin, Herr Kili.“

Ich glaub es nicht! Da diskutiere ich schon mit halluzinierten Zwergen. Na gut, sie lenken mich wenigstens von der Last ab, die auf mir lag.

„Ich erkläre Euch alles was ich weiß, ehrlich! Aber wir sollten…“ Ein fernes Donnergrollen unterbrach mich und ich bekam eine Gänsehaut. Die Augen zugekniffen zählte ich bis Zehn. Ich hasste Gewitter!

Eine warme Hand weckte mich aus meiner Starre. „Es ist noch weit weg. Aber dennoch sollten wir aufbrechen. Wenn Ihr bei Euch daheim seid ist es mit Sicherheit angenehmer.“

Ich nickte. Da verstand mich jemand. Ob Thorin jemanden kannte, der ebenfalls Angst vor Gewittern hatte? Vielleicht Dis, seine Schwester?

Er streckte mir den Arm entgegen und meinte: „Zeigt uns doch bitte den weg, Werteste. Wir versichern Euch, dass wir uns unauffällig verhalten werden.“

Ich nickte bloß und hakte mich dankbar bei ihm ein. Seine Kleidung war zwar nass durch den Regen und auch nicht mehr die Sauberste, aber sie zu berühren, IHN zu berühren, gab mir etwas Sicherheit. Jetzt nahm ich erst den Moschusartigen Geruch wahr der ihn umgab. Gemischt mit Wald und irgendeinem Kraut… wahrscheinlich dem Pfeifenkraut, das er rauchte. Es war angenehm.

„Hier entlang mein Herr Thorin“, sagte ich leise und hoffte das seine Zusage auch auf das Verhalten seiner zwei ungestümen Neffen zutraf. Ich wollte gar nicht daran denken was passierte wenn wir einem Auto begegnen sollten, doch dazu kam ich gar nicht, denn es donnerte jetzt noch lauter. Verängstigt kniff ich wieder meine Augen zusammen und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.

Thorin bemerkte mein Unbehagen. Er strich sacht über meinen Unterarm.

„Wie weit ist es, bis zu eurem Heim?“, fragte nun Fili.

„So… ungefähr fünf Minuten. Vielleicht zehn bei diesem Regen.“ Ich steuerte sie nun durch das Zauntor, das den Weg, der zum hinteren Teil des Dorfes durch den Wald führte, vom Hügelgrab abschirmte. „Das ist ja gar nicht so weit“, meinte der blonde Zwerg wieder. „Ich dachte ich muss noch bis heute Abend laufen.“ Er gähnte laut.

Kili flüsterte ihm auf Khuz‘Dul zu: „Was meinst du hat sie?“ „Hm?“, kam es ganz schlau vom angesprochenem. „Na, sie hat doch geweint! Das wird sie nicht aus Spaß gemacht haben“, bohrte Kili nun wieder leise. Aber nicht leise genug. Ich hörte es und was noch wichtiger war, ich verstand es auch. Mein Vater hatte mir die Sprache der Zwerge beigebracht. Ich war darin fasst so fließend wie in meiner Muttersprache. Aber das brauchten die Zwerge erst mal nicht zu wissen.

„Was weiß ich“, murmelte Fili zurück. „Vielleicht ist ihr der Gemahl weggelaufen oder so. Frag sie doch selbst.“ „Sie sagt aber ich darf noch nicht… was ist das für ein seltsames Ding?“ „Sehe ich so aus, als würde ich es wissen?“ Wir waren gerade an einer einsamen Laterne am Wegrand vorbei gekommen. Sie brannte nicht, deshalb konnten die Zwerge wohl nicht schlussfolgern was ihr Daseinsgrund war.

„Entschuldigt bitte meine Neffen, sie können anscheinend nicht still halten“, meinte Thorin nun streng mit einem Blick nach hinten. Sofort war es ruhig.

„Macht doch nichts…“, flüsterte ich und zuckte wieder zusammen. War das da ein Blitz gewesen? Wenn ja, dann… Ouh scheiße! Der Donner der jetzt rollte, war ziemlich laut. Das Gewitter war nahe.

Ich ging nun einen Schritt schneller denn ich wollte so schnell wie möglich in meinen eigenen vier Wänden sein. Mit Zwergen oder ohne, aber sie konnten ohne Mühe folgen. Vor allem Thorin, der ja immer noch bei mir untergehakt war.

Gegen Angst half es mir immer am besten, wenn ich sang. Aber noch zierte ich mich etwas. Meine Stimme war nicht besonders schön und ich war in Begleitung dreier Zwerge die Stimmen hatten für die Rocksänger töten würden. Besonders der König. Ich weiß nicht wie oft ich mir Misty Mountains im Original angehört hatte. Doch als es wieder ziemlich aggressiv donnerte, kamen mir die Worte wie von selbst von den Lippen.
 

Deine Seele vom Wind genommen…
 

Meine Begleiter waren zwar etwas überrascht, dass ich plötzlich angefangen hatte zu singen, lauschten dann aber der ruhigen Melodie und den tragischen Lyrics.

Dann begann der Refrain und mir wurde bewusst, dass dieses Lied vielleicht nicht die beste Wahl gewesen war, denn schließlich war er in Sindarin. Ich spürte wie sich Thorin kurz anspannte.
 

Lasto Belain, lasto Belain, aníron ven adertho

Ae lasto Belain, lasto Belain, nesto fae nín

Ae lasto Belain, lasto Belain, aníron ven adertho

Den cán alagon ni, den cán alagon ni

An Tinúviel dad
 

Den Refrain sang ich nachdrücklich, ja sogar etwas wehmütig. In dem Lied ging es um Trauer. Meine Trauer. Jemand war aus dem Leben geschieden und die verlassene sang. Es war zwar Lúthien die um Beren Trauerte aber na ja. Man kann es sich ja nicht aussuchen.

In der Strophe verfiel ich wieder ins Englische und als das Lied verklungen war, hatte sich mein Herzschlag etwas beruhigt und ich war etwas mehr bei mir.

„Ihr sprecht Elbisch?“, fragte Thorin mich. Vorsichtig lugte ich nach oben in sein Gesicht. Er sah etwas mürrisch drein. Was mich nicht mal wunderte. Thorin hasste die Elben. „Ja. Ich spreche es. Aber nicht richtig flüssig.“ Der letzte Teil war zwar eine Lüge, aber das musste der Zwergenkönig ja nicht wissen.

„Könnt Ihr uns den Elbischen Teil übersetzen?“, kam es jetzt von Kili, der neben mich getreten war. Ich nickte.

„Valar erhört mich, bitte vereint uns wieder

Oh Valar erhört mich, heilt meine Seele

Valar erhört mich, bitte vereint uns wieder

Stürmisch rufe ich dich, Stürmisch rufe ich dich

Komm herunter zu Tinúviel.“

Kili lächelte. „Ihr singt wirklich schön, Maria“, sagte er. Ich schaute ihn erstaunt an. „Ja echt! Oder Onkel?“ Jetzt sah der Jüngere Prinz seinen König und Onkel fragend an. Genau wie ich. Thorin starrte kurz in den Himmel, meinte dann aber: „Ja, ihr habt tatsächlich eine hübsche Singstimme. Wie eine Nachtigall.“

Ich wurde rot. Er fand, dass ich hübsch sang? Er verglich mich sogar mit einer Nachtigall. Das war eine sehr große Ehre. „Vielen Dank, Herr Thorin...“, murmelte ich und schlug meine Augen zu. „Sagt“ Kam es von hinten: „Kennt Ihr auch Zwergische Lieder.“ Ich nickte leicht. „Ja, Herr Fili. Aber nicht so besonders viele.“ Das stimmte. Die einzigen Lieder die ich von den Zwergen kannte, waren mir entweder von meinem Vater beigebracht worden, oder ich hatte sie aus dem Simarillion. Aber auf Elbische Lieder stieß man eigentlich überall, solange es mit Mittelerde zu tun hatte.

Und Lyn sorgte für noch mehr neue Lieder. Das was ich gesungen hatte, stammte von ihr.

„Singt ihr uns eines davon vor?“, fragte er nun weiter.

„Ich kann es versuchen. Sie sind nicht wirklich meine Stimmlage“, meinte ich. Die meisten Lieder der Zwerge waren wirklich tief und ich musste mich anstrengen die Töne auch zu Treffen.

„Versucht es bitte. Wenn wir das Lied kennen können wir ja mit singen!“, half Kili nun seinem Bruder und ich musste zittrig lächeln. Kili wollte mit mir zusammen singen? Gut warum nicht! Also fing ich wieder an zu singen.
 

Die Welt war jung, die Berge grün,

als fleckenlos der Mond noch schien,

nicht Berg noch Tal, nicht Strom noch Land

war da zu Durins Zeit benannt.

Er gab den Dingen Nam und Stand,

Trank ersten Trunk vom Quellenrand

Und sah im Spiegel Widerschein

Von Sternen, Gold und Edelstein,

sah sich zu Häupten eine Kron

aufblinken und verschatten schon.
 

Bei den nächsten Strophen sangen die Zwerge mit. Alle nicht nur Kili und es brachte Spaß unter ihnen zu sein und mit ihnen zu singen. Da vergaß ich fasst das Gewitter, dass jetzt an uns vorbei zog und noch ein oder zwei Mal auf zuckte. Das Donnern jedoch wurde leiser.

Gerade als wir Durins Lied beendet hatten, begann die richtige Straße und die Zwerge wurden stumm und starrten. Gwithian war zwar nicht groß, aber es war alles da. Neumodische Gebäude, Straßenlaternen und natürlich Autos. Zum Glück fuhr keins in diesem Sauwetter, aber meine Gefährten konnten nicht anders als sie in den Auffahrten zu bemerken.

„Kommt“, sagte ich. „Es ist gleich dahinten!“, meinte ich und zeigte zum nahen Ende der Straße.

Die Zwerge folgten mir, jedoch konnte ich schon einige Fragen hören, mit denen sie mich gleich bombardieren würden.

Als wir vor meinem kleinen Häuschen standen, musste ich den König wohl oder übel loslassen um in meiner Tasche nach meinem Schlüssel zu suchen. Ich bemerkte dabei wie Kili mich jetzt schon etwas fragen wollte, doch nur ein Blick seines Onkels genügte und er blieb still.

Ich hatte jetzt meinen Schlüssel unter Massen an Krimskrams hervorgeholt und schloss auf. Die Digitaluhr, die über der Küchentür hing, zeigte 15:27. Noch eine Stunde und 33 Minuten bis André frei hatte. Er hatte versprochen wenigstens nach der Beerdigung zu kommen, wenn er schon nicht dabei sein konnte. Und er könnte mir sagen ob ich spann oder nicht.

„Kommt rein, ziert euch nicht. Und zieht die Schuhe hier vorne bitte aus.“, kam es von mir, meine Stiefel standen schon unter den Haken für Jacken und Mäntel.

„Wir sollen…“, begann Fili, doch ein weiterer ärgerlicher Blick von Thorin reichte um ihn zum Schweigen zu bringen. „Und die Mäntel hängt ihr an die Haken.“ Ich selbst hängte Thorins Mantel an einen von ihnen.

„Ihr könnt dann schon einmal ins Wohnzimmer gehen. Tür links. Ich bin nur kurz in der Küche und brühe Tee auf.“

„Wir danken für die Gastfreundschaft, Maria“, sagte der Zwergenanführer, der seine beiden Schuhe in der Hand hielt.

„Nicht doch. Ich muss mich bedanken. Schließlich habt Ihr mir doch Euren Mantel gegeben.“

„Das war doch selbst verständlich“, sagte er und lächelte. Ich lächelte schüchtern zurück.

„Ich… bin dann in der Küche“, sagte ich, drehte mich um und huschte den Flur entlang, ohne den Zwergen noch einen Blick zu schenken.

Ich brauchte etwas Freiraum und den bekam ich nur, wenn ich die Mittelerdler kurz alleine ließ. Also bereitete ich Tee. Es hatte schon seit einigen Minuten nicht mehr gedonnert und ich konnte mich wieder etwas festigen.

Mein Wasser war aufgekocht und ich schüttete es jetzt über die Teebeutel, die ich noch vom letzten Winter übrig hatte, in die Tassen. Ich hatte extra aufgepasst, dass niemand die Tasse mit Thorins Abbild bekam. Die würden schon so genug Freidrehen, dazu genügten schon die Replikate, die ich angesammelt hatte.

Etwas ängstlich und nicht sicher wie ich das ganze erklären sollte, ging ich mit zwei Tassen heißen Tees in jeder Hand ins Wohnzimmer.

Was ich sah hätte mich eigentlich nicht überraschen dürfen. Thorin stand mit finster gerunzelter Stirn vor dem Replikat seines Schlüssels, der an der Wand unter der Karte des Erebor hing.

Kili und Fili standen vor meiner Schrankwand vor den Schwertern, die ich mir angeschafft und manche auch geschenkt gekriegt hatte. Unter ihnen war das Replikat des Schwertes von Kili.

Sie alle sagten kein Wort.

„Ich habe hier heißen Tee. Er schmeckt nach Bratapfel und Zimt. Trinkt ihn schnell, wenn er kalt wird schmeckt er nicht mehr. Jedenfalls mir nicht.“

Ich stellte die Tassen auf den Tisch und setzte mich.

Nach einer Weile in der nun gar nichts geschehen war, fragte Thorin mit eisiger Stimme: „Was ist das hier für ein Hexenwerk! In welcher Hölle sind wir gelandet?“

Daraufhin musste ich schlucken. „Setzt euch doch erst einmal. Dann versuche ich all das zu erklären. Wobei ich nicht auf alle Fragen eine Antwort habe.“

Nach einer weiteren Weile saßen Fili und Kili mir gegenüber, der letztere nippte an seiner Tasse.

Thorin saß neben mir und schaute mich forschend an. Den dreien ging jetzt wohl der Gedanke an ihre richtigen Schwerter, die sie bei den Mänteln gelassen hatte, durch den Kopf. Das machte mir ein bisschen Angst und ich klammerte mich fester an meine Tasse.

Langsam begann ich zu sprechen. „Ihr… seid nun nicht mehr in Mittelerde.“ Da ich nicht von meiner Tasse aufblickte, bemerkte ich die entsetzen Blicke nicht die die Zwerge mir zuwarfen.

„Mittelerde und dessen… berühmte Bewohner, sowie einige weniger berühmte sind auch hier bekannt. Dieser Landstrich heißt Cornwall und dieses Dorf hier heißt Gwithian. Hier in dieser Welt… gibt es etwas, das wir Elektrizität nennen. Bitte fragt mich nicht wie genau das funktioniert, ich weiß es auch nicht. Fast alles, was euch als Hexerei vorkommt wird damit betrieben.“

Ich trank einen Schluck.

„Auch die Metallmonster, die die Häuser bewachen?“, fragte mich Kili. Ich lachte leicht und meinte dann: „Es sind keine Monster, sondern Autos. Und sie bewachen unsere Häuser nicht. Ihr habt Kutschen, wir haben Autos. Sie brauchen keine Pferde oder sonst etwas das sie zieht, denn sie fahren von selbst. Man setzt sich hinein und wenn man mit einem Auto umgehen kann, kann man los fahren. Wo immer man auch hin will. Man kann auch Leute mitnehmen.“

Ich denke das reicht als Erklärung.

Die Zwerge blieben still. Das war wohl doch etwas viel.

Thorin, der mich weiterhin anschaute, fragte nach einer Weile ruhig: „Woher habt Ihr meinen Schlüssel.“

„Aus dem Internet. Ihr könnt es euch wie ein großes Buch vorstellen, zu dem jeder, der eine bestimmte… Maschine hat, zugreifen kann. Im Internet kann man eigentlich alles machen. Zum Beispiel Sachen kaufen, die man sich dann zuschicken lässt.“

Ich hoffte, diese Erklärung konnten die Zwerge verstehen.

„Und wir wissen von dem Schlüssel, weil wir Eure Reise zum Einsamen Berg kennen.“

Fili schaute von seiner Tasse auf. „Woher wisst Ihr, wie der Schlüssel zum Erebor aussieht? Von einfachen Erzählungen kann man das doch unmöglich schließen.“

Ich zögerte etwas. „Nun… Es gibt in dieser Welt etwas um eure Abenteuer zu sehen. Man nennt es Film. Seht ihr diese große schwarze Platte?“ Ich deutete auf meinen Fernseher der gegenüber meines Sofas stand. Die Zwerge nickten. „Darauf kann man Eure Abenteuer sehen. Und auch den Schlüssel.“

„Funktioniert das auch mit dieser… elektri...“, fragte Fili. Bei dem letzten Wort, das ja ein Fremdwort für ihn war, strauchelte er.

„Elektrizität, ja.“

„Und ein jeder kann sie sehen? Warum ist denn dann niemand gekommen um zu helfen?“, fragte er aufgebracht weiter.

Okay, das war schwierig zu erklären. Thorin und Kili starten mich auch schon mit forschendem Blick an. Ich schaute auf meine Tasse und nibbelte ein bisschen mit meinen Fingern an ihr herum.

„Nun… Die Menschen, die Eure Geschichte gesehen oder gelesen haben, denken sie sei eine Fantasterei. So wie ich auch, bevor ich Euch begegnet bin, Herr Thorin. Ich habe mir gewünscht, dass Mittelerde ein wahrer Ort wäre, ein richtiger, den man betreten kann, durch den man wandern kann. Ich hab es mir so gewünscht, aber ich habe es nicht geglaubt! Jetzt glaube ich es und das macht mir Angst!“ Beim letzten Satz zitterte meine Stimme etwas. Natürlich, jetzt wo ich durchgedreht war, machte das auch nichts mehr. Sollten die Prinzen mich doch auslachen, wenn sie wollten. Nur… Thorin. Ich glaubte schon, dass er die Thematik der Situation verstand.

+Er legte seine Hand auf meine, die immer noch um die Tasse gekrallt waren, und versuchte mich zu beruhigen.

„Maria. Regt Euch nicht auf. Ich versichere Euch, dass wir keine Fantastereien sind. Wir sind atmende, lebende Zwerge!“

„Genau das ist es ja!“, rief ich. „Es gibt in dieser Welt keine Zwerge. Es gibt auch keine Elben oder die Valar, keine Trolle und Orcs! Es dürfte euch gar nicht geben!“

Mein Kopf sank auf die Hand Thorins und Tränen füllten meine Augen.

Eine geschockte Stille herrschte auf meine Worte, die ich selbst aber nach einer Weile brach. „Heute später am Tag kommt ein Freund zu mir. André. Wenn er euch auch sieht, dann ist alles gut. Dann seid ihr Real und ich bilde mir das nicht nur ein.“

Ich ruckte hoch und lächelte die Zwerge verbissen an. Zu weinen hatte ich jetzt absolut keine Lust.

„Wenn die Herren dann ausgetrunken haben, würde ich vorschlagen erst einmal aus den nassen Sachen zu steigen. Oben auf dem Dachboden, müsste ich noch die Kleidung von Opa haben. Vielleicht finden wir auch noch etwas von meinem Vater.“

Thorin lächelte mir entgegen. „Das ist ein guter Vorschlag. Kili wird Euch bei der Suche unterstützen.“ Er blickte zu seinem jüngeren Neffen, der bestätigend Nickte. Er trank schnell seinen Tee aus und stand auf. „Wenn wir zusammen suchen geht es schneller“, meinte er mit einem breiten Lächeln. Ich sah ihn dankbar an. „Ja, natürlich. Dann folgt mir. Ich kann Euch allein lassen?“ Meine Frage galt den beiden anderen Zwergen. „Natürlich“, antwortete Thorin.

„Ach, da fällt mir ein, bitte fasst hier nichts an.“ Auf die hochgezogenen Augenbrauen der Mannsleute erwiderte ich nur: „Ich möchte nur nicht, dass Ihr oder Euer Neffe euch erschreckt. Oder dass Ihr aus Versehen etwas kaputt macht.“ Ich konnte mir gut vorstellen, was mit meinem schönen Radio geschehen würde, würden sie es anstellen.

Thorin nickte langsam. „Wir werden nichts berühren.“

Auch ihn lächelte ich dankbar an und stand dann auf.

Ich ging in den Flur und Kili folgte mir. „Wir müssen erst mal die Klappe da aufkriegen. Ich steige sonst auf immer auf einen Stuhl, aber da ich ja jetzt dich… ähm Euch da habe, dachte ich, ich gebe diese Aufgabe ab.“

Kili war ungefähr einen Kopf größer als ich und ich musste zu ihm hoch sehen, denn schließlich wollte ich wissen wie er meinen Versprecher aufnahm. Er lächelte überrascht. „Ihr habt mich geduzt? Wieso das?“

„In unseren Breitengraden ist es üblich. Aber selbstverständlich werde ich versuchen das...“ „Du darfst mich ruhig duzten, wenn ich das auch das auch darf!“ Irrte ich mich oder hatte sich da ein verspieltes glitzern in seine Augen geschlichen?

Ich lächelte ihn wieder an und meinte „Na klar darfst du!“ Meine Fresse es war aber auch anstrengend immer so über höflich zu sein.

Nun machte er sich daran die Bodenklappe aufzuschieben. Es quietschte und die wacklige Treppe kam mit einem Krachen direkt vor meiner Nase herunter. Musste man die nicht erst lösen oder so?

„Bei Mahal, das war knapp! Wusstest du dass die da rausgeschossen kommt?“ Ich nickte. Ich war auch erschrocken, das konnte man an der Blässe sehen. „Geht es dir gut?“, fragte Kili und strich mir vorsichtig durch die Haare. „Du bist ganz blass.“

Ich nickte wieder. „Ja. Ich bin nur erschrocken. Das ist alles.“ Ich lächelte ihn an und sagte dann keck: „Ihnen nach, der Herr.“

Er griff den Ton auf, verbeugte sich und meinte: „Sehr wohl, My Lady!“

Der Zwerg krabbelte geschwind hinauf. „Hier Oben ist es dunkel. Gibt es eine Möglichkeit Licht zu machen?“ Rief er zu mir herunter. Es gab da oben irgendwo einen Lichtschalter, das wusste ich. Aber wenn ich ihm den beschrieb, würde er stunden brauchen den zu finden. Also kletterte ich ihm nach. „Hier muss irgendwo was sein. Warte kurz.“ Ich hörte ein kurzes auf keuchen. Wahrscheinlich dachte er, ich würde noch unten stehen.

Langsam tastete ich mich an der Wand entlang. Schnell hatte ich dieses vermaledeite Ding gefunden und es ward Licht! Kilis Kopf schoss herum. Er schien ein bisschen beängstigt zu sein. „Das Licht geht auch mit Elektrizität, oder besser gesagt: Strom. Hier schau mal.“ Kili schaute zu mir. „Mit diesem Schalter macht man es an und aus.“ Ich zeigte es ihm indem ich einmal kurz das Licht wieder ausschaltete. „Und das kann jeder?“, fragte er. Neugierde war anstelle seiner Angst getreten. „Klar. Willst du es probieren?“ Er nickte und trat näher. Wie ein Kind spielte er mit dem Licht, bis es mir dann doch auf den Geist zu gehen begann. „Willst du nun aus deinen nassen Sachen raus oder nicht?“ Er nickte und grinste entschuldigend. „Dann komm. Hilf mir Suchen. Hier Oben müsste irgendwo eine Kiste mit dem Namen Charlie herumliegen. Vielleicht auch mit Wolfgang. Das wäre, eigentlich noch besser, denn Papa war ungefähr so gebaut wie ihr Zwerge.“

„Na dann“, meinte der Zwerg. „Das müsste doch zu schaffen sein.“ Ich ließ meinen Blick über die vielen Kisten und Kästchen schweifen. Das würden wir schon irgendwie gewuppt bekommen.

„Ich suche hier und du suchst da hinten?“ Mein Blick richtete sich wieder zu dem hübschen Zwerg neben mir. „So dachte ich mir das.“
 

Mittelerde:
 

Während wir also da oben auf dem Dachboden hockten und uns durch mein Familienerbe wühlten, saßen die Gefährten der drei Zwerge mit Beorn in seiner Hütte um seinen Tisch.

„Wir müssen sie suchen“, sprach Balin nach einer langen Zeit des Schweigens. Sein Bruder nickte. „Obwohl ich weiß, das Thorin und seine Neffen sich verteidigen können, ist die Anzahl an Orks die sich da draußen umtreiben erheblich. Wir müssen sie finden!“

Die meisten der Zwerge nickten und auch Mr. Beutlin, doch Nori schüttelte den Kopf.

„Wenn die Orks sie schon gefasst und in die Berge zurück geschleppt haben um sie zu foltern oder sie umzubringen, können wir hier lange suchen! Ich schlage vor, wir gehen weiter! Bis zum Durinstag haben wir nicht mehr lange!“

Die Art, wie die anderen Zwerge den Dieb ansahen konnte man als hässlich betrachten. Er hob beschwichtigend die Hände. „Ich habe natürlich nicht vor unseren König auf sich allein gestellt zu lassen, ich meinte nur...“

„Sprich nicht weiter, Bruder, es sei denn, du möchtest mit ein Paar gebrochenen Knochen heute Abend schlafen gehen“, warnte Dori ihn und er blieb still.

„Also werdet ihr noch eine Weile hierbleiben?“, fragte Beorn knurrig. Gandalf räusperte sich und sagte schnell: „Nur wenn Ihr es uns erlaubt. Wir werden natürlich auch im Haushalt helfen, einer der Zwerge hat sich ja angeboten.“

Der Bärenmann hob die Augenbrauen. „So?“

Der alte Zauberer nickte, ging um den langen Tisch und legte Nori die Hand auf die Schulter. „Nicht wahr, mein Herr Nori?“, fragte er mit einem gewissen Nachdruck. Der Dieb schluckte. „Ich helfe immer gerne, Herr Beorn.“

Und du bist auch verrückt, André!

Da saß doch tatsächlich eine Fette Spinne auf der Kiste von meinem Charlie. Hätte die sich nicht einen anderen Platzt suchen können? Hier standen doch bestimmt noch mindesten hundert Kisten. Ich hatte keine richtige Arachnophobie aber anfassen wollte ich sie nicht. Also war die Frage: Wie kriege ich die Spinne da weg? Schließlich waren das Opas Sachen! Das heißt, sie waren es gewesen… Und schon wieder überrollte mich die Trauer mit dieser scheiß Wucht, die ich schon kannte.

„Kili?“, rief ich mit zitternder Stimme. Er drehte seinen Kopf von den Kisten weg, die er gerade Flüchtig absuchte. „Ja, was ist? Hast du was gefunden?“

Ich nickte nur. Die Stirn runzelnd kam der junge Zwerg zu mir und als er in mein Gesicht sah erstarrte er. „Hey… was ist denn los!“, fragte er besorgt, hockte sich neben mich und fasste meine Hand. Sie sah aus wie das Händchen einer Puppe in seiner Großen Pranke.

„Nichts“, meinte ich schwach. „Aber kannst du bitte die Spinne da auf einen anderen Karton setzen? Ich mag sie nicht berühren.“ Er nickte und setzte das Spinnentier um auf einen etwas abseits stehenden Karton, den ich schon zuvor gecheckt hatte. Dann hockte er sich wieder neben mich.

Ich zögerte. Natürlich, ich sollte den Scheiß jetzt endlich durchziehen, aber… eine einzelne Träne rollte mir über die Wange. Ach Fuck It! Ein Ruck ging durch meinen Körper und ich machte mit einem schniefen den Deckel auf.

Das erste was mir ins Auge viel war Opas Kamera. Sie lag zusammen mit der Fotobox auf den Sachen die wir suchten. Er hatte sie sich vor Vier Jahren gekauft nachdem seine alte kaputt gegangen war.

„Schätzchen, ich brauche sie doch gar nicht, da bei den alten Leuten. Behalte du sie mal hier, dann ist sie besser aufgehoben“, hatte er gesagt, als er ins Altersheim zog. Ich hatte sie Behalten und zusammen mit seinen Sachen hier oben verstaut, nur Fotos hatte ich nie mit ihr gemacht. Ich wollte nicht das sie mir kaputt ging, sie war ein Schatz für Charlie gewesen.

Ich griff jedoch anstelle des Fotoapparates die dunkelrote Box und öffnete sie. Darin waren Massen an Fotos. Die, die nicht mehr in die Fotoalben gepasst hatten, von denen ich beinahe an die 20 unten in meinem Arbeitszimmer hatte.

Suchend blätterte ich die Fotos durch und fand was ich suchte. Eine lächelnde Familie vor einem Häuschen. Diesem Häuschen. In der Mitte des Bildes stand ein großer, bärenartiger Mann mit hellbraunen Haaren und funkelnden Augen. Auf seinen Schultern saß ein Mädchen von acht Jahren. Sie lachte. Neben den Zweien standen zwei Frauen. Die eine war ganz klar die Mutter des Mädchens, hatte sie doch dieselben goldblonden Locken. Die andere war wahrscheinlich die Oma der kleinen. Sie war etwas dicker aber scheinbar hatte sie das Mädchen ins Herz geschlossen, denn sie hielt ihre Hand. Auf der anderen Seite des bärenhaften Mannes, stand der Opa der kleinen Familie. Schlaksig und mit Brille lächelte er breit in die Kamera.

Ich zeigte das Foto Kili. „Das ist meine Familie. Das Mädchen bin ich und der der mich trägt ist mein Papa.“

Er starrte auf die Fotografie. „Die Menschen darauf sehen so Echt aus! So kann doch niemand zeichnen!“

„Dieses Bild wurde nicht gezeichnet. Es wurde mit diesem Apparat gemacht.“ Vorsichtig hob ich die Kamera aus der Kiste. „Schau!“

Ich knipste die Kamera an, nahm den Zwerg ins Visier und schoss ein Foto. Ohne Blitz, ich wollte doch nicht das der Schreckzwerg gleich auf und davon läuft. Schnell schaute ich mir das Foto von ihm an bevor ich es ihm auf dem kleinen Bildschirm zeigte. Es war kein Meisterwerk, aber auch nicht verwackelt oder so.

Kili nahm vorsichtig die Kamera in die Hand. Das Foto tat er in die kleine Box zurück.

„Das bin Ich!“, rief er aufgeregt. Ich hätte jetzt wahrscheinlich gelacht oder gelächelt wenn ich mich danach gefühlt hätte.

Seine Augen wanderten zurück zu mir. „Und das kann auch jeder?“

Ich nickte. „Ja, aber das zeige ich dir später.“

Mein Blick glitt wieder zu den Fotos und ich griff das von meiner Familie.

Verbittert schloss ich die Augen. „Jetzt bin ich allein. Meine Eltern sind tot, meine Großmutter ist tot und mein Großvater, mein Charlie, ist auch am Freitag...“ Und Wiedereinmal siegten meine Tränen. Ich kniff meine Lippen zusammen.

Da spürte ich wie ich in eine schützende Umarmung gezogen wurde. Kili war zwar noch etwas Nass, aber das war ich ja schließlich auch. Ich schluchzte in seine Tunika.

„Deswegen saßt du im Regen und hast geweint. Aber… auch wenn wir als Chaotenbrüder verschrien sind. Wir können gut zuhören, also Fili und ich. Wenn du also jemanden brauchst, der dir zuhört oder du dich ausweinen möchtest, oder so...“, jetzt fiel dem jungen Zwerg wohl nichts mehr ein und so blieb er stumm.

Kili war, trotzdem er nun still war, ein guter Tröster und so beruhigte ich mich schnell. Was vielleicht auch an seinem Geruch lag.

Er roch zwar auch nach Wald und den Kräutern die ich bei seinem Onkel wahrgenommen hatte, aber sein Eigengeruch… Holzig? Ja, er erinnerte mich an gebrochene Erlenzweige.

Wenn ich die Wahl zwischen ihm und seinem Onkel hätte, und nichts weiter kennen würde als den Geruch… ich denke Kili wäre mein Favorit.

Aber was denke ich da! Ich will gar keinen von den beiden! Schließlich mussten sie irgendwie in ihre Welt zurück, wenn sie denn Real waren…

Mit noch feuchten Augen löste ich mich von ihm und rieb mir die Wangen trocken.

„Geht es wieder?“, fragte er vorsichtig. Ich nickte. „Ja, aber vielleicht sollten wir Opas Sachen wieder weg packen. Ich möchte wirklich nicht gleich wieder Weinen müssen.“ „Alles was du möchtest“, meinte er und packte die Kamera wieder auf Opas Klamotten und schloss den Karton. „Das Bild deiner Familie...“ „Das behalte ich. Ich… glaube, ich Rahme es mir ein.“

Kili grinste. „Das ist eine schöne Idee. Dann suche ich mal weiter, in Ordnung?“

Ich nickte und lächelte ihn noch einmal an. „Vielen Dank, Kili!“

Der schaute mich nur Fragend an. „Wofür?“

„Dafür dass du für mich da warst. Das ist nicht selbstverständlich, weißt du?“

Er schüttelte jedoch den Kopf. „Für mich schon. Und ich denke auch, dass ein jeder von meinen Gefährten hier für dich da gewesen wäre.“ Ich nickte leicht. Genau so schätzte ich die anderen Zwerge ein. Und natürlich Bilbo! Meinen kleinen Lieblings Hobbit.

Also machten wir uns wieder daran die Bernhard Kiste zu suchen und nach einer Weile hörte ich Kili rufen das er sie gefunden hatte. Als ich mich zu ihm umdrehte hielt er gerade ein rotes Holzfällerhemd in die Luft. „So etwas hatte dein Vater doch auch auf dem Bild an, oder?“

Ich nickte. „Ja. Es muss komisch sein für euch, aber so etwas trägt man in dieser Welt. Wir nennen es ein Holzfällerhemd. Die passende Beinbekleidung dazu wäre eine Jeans.“

Ich trat zu ihm und suchte etwas in den Kleidern meines Vaters. „Hier!“ Mit einem leichten grinsen zog ich eine Bluejeans aus den tiefen des Kartons. Ich hatte das Foto während meiner Suche beiseite gelegt. Sie hatte statt des Reißverschlusses eine Reihe Knöpfe mit denen auch ein Zwerg umgehen können müsste.

„Ich denke, es würde dir gut zusammen stehen.“ Kili lächelte mir etwas verschmitzt zu. „Danke!“, sagte er und wollte gerade noch etwas anhängen, da klingelte es an der Tür.

Der Zwerg erschrak natürlich, doch ich freute mich riesig. André war da! „Keine Sorge. Das war nur die Türglocke“, beruhigte ich den Braunhaarigen und warf ihm anschließend die Hose zu.

„Kannst du dich schon einmal umziehen? Ich gehe derweil runter um André zu begrüßen.“

Er sah mich mit einem halben grinsen an und meinte: „Das müsste ich hinkriegen.“ Ich grinste zurück. „Na dann!“ Damit ging ich rasch zur Leiter und kletterte sie nach unten.

Noch gerade eben so konnte ich meinem Besten öffnen, bevor er nochmals den Klingelknopf drückte.

Sein Blick aus den hübschen Braunen Augen checkte mich kurz ab, dann sagte er ernst: „Sag jetzt nicht, dass es dir gut geht, Maus.“

Ich lächelte. „Tu ich nicht.“

Er nickte und trat ein. Seinen Schirm stellte er neben die Tür. „Du warst auf dem Dachboden?“

„Ja, wir haben etwas zum anziehen gesucht.“

Andrés Augenbrauen hoben sich. „Wir? Wer wir?“

Ich schaute durch die Wimpern zu dem braunhaarigen hoch. „Kili und ich“, sagte ich dann.

Einen Augenblick war es still, doch dann trat André an mich heran und fühlte meine Stirn.

„Geht es dir gut, kleines? Du musst dich verkühlt haben, oder so! Du halluzinierst ja. Du hast dich ja noch nicht einmal umgezogen, Maus.“

Ich drückte Andrés Arm weg und meinte: „Ich spinne nicht, Andy. Kili ist oben. Und im Wohnzimmer sitzen noch Thorin und Fili. Und wahrscheinlich fragen sich beide, was die Türklingel war.“

Doch André war nicht überzeugt. Was nicht verwunderlich war.

„Maria? Soll ich die Kiste mitbringen? Und dein Bild?“, kam es jetzt von Oben.

„Ja, bitte!“, rief ich zurück und schielte zu meinem Besten. Er wurde blass. „Das kann doch nicht...“, stammelte er.

Ich lächelte. Anscheinend war ich doch nicht verrückt. Mein bester Freund konnte den Zwergenprinzen jedenfalls schon einmal hören.

Mit vorsichtigen Schritten bugsierte Kili, der übrigens ziemlich heiß in den Klamotten von Papa aussah, den großen Karton die windschiefe Treppe herunter.

„Wo soll ich die nasse Kleidung hinlegen?“, fragte er, nachdem er die Bernhard-Kiste abgestellt und meinem besten Freund zu gegrinst hatte. Dieser starrte nur zurück. Er sah ihn!

„Komm mit“, sagte ich zu dem Zwergenprinz und ging ihm voran in die Küche, wo meine Waschmaschine stand.

„Wir tun die Schmutzigen Sachen da hinein, schalten das Ding an und nach einer Weile kommen sie dann sauber wieder raus“, erklärte ich während ich ihm die Sachen abnahm und sie in die Maschine stopfte.

„Und meine Kleider gehen dabei auch nicht kaputt?“, fragte er.

Ich lächelte. „Nein. Meine Waschmaschine ist ganz sanft. Das einzige, was manchmal passiert ist, dass Socken verschwinden. Ich glaube, sie frisst sie auf.“

Der Zwerg lachte verwirrt. „Echt?“, fragte er.

„Ich weiß nicht was damit passiert, aber sie verschwinden. Natürlich ist die Maschine nicht lebendig, aber ich tu da zwei passende Socken rein und es kommt nur eine raus. Es gibt da sehr viele Verschwörungstheorien.“

„Über deine… wie heißt das Ding?“

Ich drehte mich zu ihm und lächelte. „Fast jeder Haushalt hat eine Waschmaschine und sie tun alle das selbe.“

„Na, dann hoffen wir mal, dass die meine nicht verschluckt.“

Er runzelte etwas die Stirn. „Wie willst du das mit uns eigentlich deinem Freund erklären?“

Ich zuckte die Schultern. „Ich habe keine Ahnung, ehrlich! Aber ich versuche es.“ Ich nahm seine Hand, lächelte ihn an und ging ihm voran wieder in den Flur. André stand immer noch genau so da wie ich ihn verlassen hatte. Sogar sein Mund stand noch offen.

Ich lächelte und nahm ihn an die andere Hand. „Andy, alles ist gut. Ich sehe sie auch!“

Er schnappte nach Luft und starrte jetzt mich an. Dann sank sein Blick auf meine in Kilis Pranke verschwundene Puppenhand. Er fragte zum Glück nicht, sonder sah mich wieder an und meinte: „Ich bin gespannt auf deine Erklärung.“ Schnaufend ließ ich beide los. „Ich wünschte, ich hätte eine...“, sagte ich leise und drehte mich nun zu Kili.

„Kannst du bitte mit den Sachen ins Wohnzimmer gehen und deinen Gefährten bei der Auswahl helfen? Das würde mir Zeit sparen.“ Nach dem er genickt hatte, fügte ich noch hinzu: „Ich geh mich jetzt umziehen. Wenn ihr Probleme habt, dann klopft einfach.“ Ich deutete auf eine Tür, die in der Nähe der Eingangstür lag. „Dahinter befindet sich mein Schlafzimmer.“

Er hob die Augenbrauen und schaute André skeptisch an. „In Ordnung. Nimmst du das Bild mit?“

Ich nickte und, zuvorkommend wie er war, holte er es mir. „Danke“, sagte ich und drückte es mir an die Brust.

„Komm mit, Bär“, sagte ich zu André und ging in mein Schlafzimmer. Es war nicht besonders groß geschnitten, aber ein heller, großer Kleiderschrank, ein Bequemes Doppelbett mit Nachttisch, ein Omasessel und ein kleines Tischchen passten gut hinein. Außerdem hatte ich hier meine kleine, nach vorn zur Straße angelegte Terrasse.

Ich legte das Foto meiner Familie auf meinen Nachttisch.

„Na, dann schieß‘ mal los.“ André hatte sich auf mein Bett gepflanzt und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine übliche Haltung in stressigen Situationen.

„Hast du sie herbei beschworen, oder so was? Wo kommen sie her und warum war Kili so groß wie ich?“, fragte er.

„Ich hab sie nicht herbei beschworen. Wie denn auch? Ich kann schließlich nicht Zaubern! Die sind einfach aufgetaucht.

Ich war nach Charlies Beerdigung noch am Hügelgrab“, sagte ich und ging rasch zu meinem Schrank. Ich wollte endlich diese nassen, an mir Klebenden Sachen loswerden. Ich nahm den Mieder ab und strampelte den Rock zu Boden.

Ich wusste, dass André mich ansah, aber es kümmerte mich nicht. Wir waren schon zu lange beste Freunde, als das wir einander noch schöne Augen machen würden. Wir waren wie Geschwister.

Das Hemd pfefferte ich auch von mir. Das konnte jetzt erst einmal am Boden liegen bleiben.

Dann fischte ich mir ein Blaues T-shirt und eine Bluejeans hervor und schlüpfte hinein.

„Ich habe geweint und… dann war Thorin da. Er kniete sich vor mich und legte mir seine Hand auf die Schulter. Ich dachte, ich wäre verrückt geworden, denn ich meine…“ Ich setzte mich zu meinem Bären und schaute in mit Funkelnden Augen an. „Du kannst mir viel erzählen, aber ich erkenne den König, wenn er vor mir steht!“

André nickte langsam. Dass man mich nicht so leicht reinlegte, dass wusste er.

„Aber sag, warum hatte Kili Menschengröße?“, fragte er und ließ sich zurück fallen. Ich legte mich neben ihn und bettete meinen Kopf auf seine Brust.

„Das weiß ich nicht, aber die anderen beiden sind auch ungefähr so groß. Fili etwas kleiner und Thorin...“ Ich glitt mit meinen Gedanken ab. Thorin war einfach Perfekt. Seine hochgewachsene Zwergenstatur, sein dunkles Haar und diese durchdringenden, blauen Augen.

Mein Bär gluckste. „Ja klar, Erebors Erbe ist einmalig.“ Er kannte meinen Faible für Thorin.

„Ich muss nur aufpassen, das ich nicht Fiepe, wenn er seinen Auftritt hat.“

„Du willst mit ihnen die Filme schauen?“

Ich nickte. „Es ist ihre Geschichte. Es wäre nicht fair, sie im Unklaren zu lassen.“

„Das ist wahr. Aber du willst ihnen auch ihre Tode zeigen?“

Ja, das war eine schwierige Entscheidung gewesen. „Nein. Ich werde nach dem zweiten Film abbrechen. Ich weiß nicht, wie ich ihnen dann in die Augen schauen sollte, wenn sie wüssten, dass sie sterben.“

Nach einer weile fragte André: „Du und Kili, läuft da was?“ Er schaute mich verschmitzt an und lächelte, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nur weil ich seine Hand gehalten habe? Oder weil ich auf Zwerge stehe? Nein André, sie müssen doch wieder zurück!“

André schnaubte. „Und du gehst mit.“

Was? Ungläubig starrte ich ihn an. Ich wollte ihm sagen, wie absurd es war, dass ich hier weg gehen sollte. Weg von meinen Freunden, da klopfte es. Ich achtete nicht darauf. „Andy!“; sagte ich, vielleicht etwas zu laut. „Andy ich geh garantiert nicht weg von euch, dass kannst du vergessen!“ Und in meinem bestreben, dass er doch erkennen möge, dass ich hier bleiben würde, wechselte ich zu Kuz`dul. Dass ich mich da gerade zu in eine Zwickmühle redete, viel mir nicht auf, denn hier, in dieser Welt gab es die Sprache nicht.

„Du kannst es vergessen, dass ich dich, Lynni und Kai hier alleine lasse! Wir haben uns einen Eid geleistet, dass wir uns niemals für lange trennen und dass wir...“

Mein bester Freund unterbrach mich, indem er sich hastig vom Bett aufrappelte und mich an den Schultern packte. „Maus! Das hab ich doch gar nicht gesagt“, versuchte er mich zu beruhigen. Er kannte meine raschen Stimmungsschwankungen und wusste, was man in einem solchen Moment zu tun hatte; mich Bloß nicht hochschaukeln lassen.

„Du sagtest, und du gehst mit. Das bedeutet doch...“

Es klopfte noch einmal und eine dumpfe Stimme räusperte sich. Inwendig verdrehte ich die Augen, zischte André zu, das wir dass noch lange nicht durch hatten und öffnete die Tür.

Mit einem lächeln blickte ich dem jüngeren Zwergenprinzen ins Gesicht. Entschuldigend sah ich ihn an. „Entschuldige, dass ich erst jetzt öffne. Eine kleine Meinungsverschiedenheit.“

„War es nicht! Es ist bloß ein Missverständnis“, schaltete sich Andre ein, aber ich hörte ihm nicht zu. Ich war immer noch aufgebracht, aber das sollten die Zwerge ja nicht unbedingt mitbekommen.

„Sind die anderen Umgezogen?“, fragte ich Kili und übersah seinen Blick, der von mir zu André und wieder zurück zuckte.

„Hm, ja. Thorin hat mich geschickt um dich zu holen. Er wollte besprechen wie wir weiter vorgehen.“

Ich nickte. „Wir kommen“, sagte ich. Während ich neben Kili den kurzen Flur entlang ging, sah ich aus den Augenwinkeln André hinter mir herkommen. Es war Typisch für ihn. Er war eigentlich so ein lieber Kerl. Vielleicht sollte ich ihn doch ganz anhören, aber wenn dann heute Abend, oder morgen. Die Zwerge waren erst einmal wichtiger.

Als ich dann im Wohnzimmer stand musste ich aufpassen, das mir die Kinnlade oben blieb. Fili trug eine braune Cordhose und ebenfalls ein Holzfällerhemd so wie sein Bruder, aber nicht wegen ihm veranstaltete mein Herz einen Terz. Und wiedereinmal musste ich es gestehen. Thorin war Perfekt. Er trug ein blaues Polohemd mit der schwarzen Weste, die ich meinem Vater zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Dazu hatte er sich die blaue Jeans mit dem Flicken auf einer der hinteren Taschen ausgesucht. Es war die Lieblingshose meines Vaters gewesen. Er hatte sie auch auf dem Foto an.

„So“, sagte ich und lächelte zittrig. Wusste Thorin, dass er zum anbeißen aussah? „Da bin ich. Ich hörte von Eurem Neffen, dass Ihr besprechen wollt was nun zu tun ist.“

Thorin schaute mich etwas länger an und sprach dann. „Ja. Ihr sagtet, diese Scheibe“, er deutete auf den Fernseher: „Würde Eurer Welt unsere Geschichte zeigen. Können wir sie auch sehen?“

Das überraschte mich.

„Ähm, ja, natürlich! Nur, ich dachte, dass ihr vielleicht nach Wegen suchen wollt, um nach Hause zu kommen.“

Thorin nickte. „Das wollen wir auch. Jedoch braucht das wohl Zeit. Und da ich nicht annehme, dass ihr nicht unsere gesamte Reise seht, würde ich jenes vorziehen. Wir müssen wissen was Passiert. Ihr wisst doch was uns passiert, nicht wahr Maria?“ Er schaute mich durchdringend an, als würde er mich Röntgen. Und ich dachte, dass wäre allein Dumbledore vorbehalten!

„Ja, ich weiß, was mit euch geschieht. Natürlich weiß ich dass.“ Es war schwer, die Tatsachen zu verschleiern, denn schließlich war es Thorin dem ich da gegenüberstand und dem konnte ich die Wahrheit nicht verschweigen.

„Natürlich?“, fragte Fili mich aufbrausend. Seine Augen funkelten. Es war wahrscheinlich nicht so einfach, in einer anderen Welt aufzutauchen in der fast jeder das eigene Schicksal besser kennt als man selbst.

Meine Stimme war sacht und ich versuchte die Zwerge, und besonders den blonden Prinzen nicht weiter aufzuregen.

„Ich habe die drei Filme gesehen. Mehrere male.“ Ich wechselte einen blick mit André. „Aber den dritten Film möchte ich euch nicht zeigen.“

Thorins Augenbrauen zogen sich zusammen und Fili wollte wieder etwas sagen doch ich bremste ihn. „Ihr kommt schon im zweiten Film zum Berg und eure Fragen beantworte ich dann auch, es ist nur…“

Scheiße. Ich musste schlucken. Du darfst jetzt nicht schon wieder anfangen zu Heulen, Ría, nicht jetzt. Ich wusste, dass ich ein nervliches Wrack war, aber die Zwerge brauchten nicht noch mehr davon mit bekommen. Und André auch nicht. Er war doch sowieso schon stark mit seinem Job beschäftigt, da wollte ich ihn nicht auch noch belasten.

Kili trat vor mich und legte mir eine seiner Pranken auf die Schulter. „Wenn es da noch etwas gibt, dass wir wissen müssen, dann lass es uns bitte sehen. Wir müssen darauf vorbereitet sein.“

Ich schaute ihm in seine ernsten Augen. Vorbereitet? Ja, was nützte denn dass? Die Prinzen würden sich vielleicht am leben halten können, aber Thorin? Der würde sich seinen Kampf mit Azog nicht nehmen lassen.

André, der die Zwerge und mich nachdenklich ansah, sagte nun langsam: „Ich denke, wenn sie die Schlacht der fünf Heere sehen wollen, dann lass sie. Wir können nun wirklich nichts für ihren Ausgang.“

Dieser Verräter! Er sollte doch eigentlich hinter mir stehen, oder? Ich drehte den Kopf und starrte ihn fassungslos an.

„Kili hat recht, Maus. Wenn sie es wissen, sind sie vorbereitet“, wollte er mir ins gewissen reden aber ich schüttelte nur den Kopf. Mein Bär kam zu mir und nahm meine Hände. Kili lächelte leicht und trat einen Schritt zurück. Warum lächelte er?

„Komm, Maus, lass uns zusammen die Filme schauen, ja?“ Auch er lächelte. Beruhigend. Mein Kopf sank auf seine Brust und seufzte. Sie hatten mich.

„Okay.“ Mein Blick richtete sich auf Thorin. „Aber sagt nachher bloß nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.“ Er nickte bloß grimmig.

Na dann. Mein Todesurteil ist unterschrieben. Denn so wie ich André kenne, wird er um 22 Uhr schon gehen, um sich für morgen ausschlafen zu können, schließlich muss er sehr früh aus den Federn. Ich werde dann mit drei schlecht gelaunten Zwergen, denn so schätze ich ihre Laune nach Smaugs Einöde ein, den dritten Film alleine schauen müssen. Ich bin so was von geliefert.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, ihr seid zufrieden mit meinem Geschreibsel. Bis dahin! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Basted2
2017-02-25T19:07:41+00:00 25.02.2017 20:07
Hi. Bin über deine Geschichte gestolpert. Ich finde sie toll. Freu mich schon auf das nächste Kapitl. Hach wenn sie doch wirklich hier wären ;)
Lg Basted
Antwort von:  EvelMiss
12.03.2017 21:16
Hey Basted. Ja es wäre schon super, wenn die drei wirklich hier wären, auch wenn ich dann meinem Freund das Herz brechen würde. Ich denke, er freut sich, dass es diesen Thorin nur auf dem Bildschirm gibt. :) Das nächste Kapitel kommt auch bald, versprochen. Tschü Mia


Zurück