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Zwischen den Welten

von

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Entführung

Es war helllichter Tag als sie angriffen. Versteckt im Schatten der Bäume tauchten sie auf einmal auf. Mit Messern und Knüppeln bewaffnet stellten sie sich vor die Kutsche. Die Pferde begannen panisch zu wiehern und fingen an in verschiedene Richtungen zu sträuben. Schnell hatten sie den Fahrer überwältigt und außer Gefecht gesetzt und gewaltsam brachen sie die verriegelten Türen der Kutsche auf. Gierig sahen sie ins innere, ihre Beute erwartend. Doch kein Gold, kein Schmuck oder Geld befand sich im inneren. Nur ein zusammengekauertes Mädchen saß dort verängstigt und zitterte.
 

„Schon wieder kein Glück!“ murrte der eine und wollte so schnell wie möglich abhauen als ein anderer ihn davon abhielt. „Halt!“ Langsam ging er nun auf das Mädchen zu, das noch immer sprachlos da saß und sich nicht rührte. Er beäugte sie von oben bis unten und grinste dann leicht „Sieht so aus als stammtest du aus reichem Hause… Also ich würde sagen wir haben hier den Hauptgewinn! Für die kriegen wir doch eine Stange Geld.“
 

„Was!?“ meldet sich ein dritter zu Wort. „Wir können doch nicht mit einem Menschen handeln.“ Die anderen drei schien das nicht wirklich zu interessieren. „Also ich bin dafür. Immer noch besser anstatt hier ewig auf nichts und wieder nichts zu warten!“ meldet sich der vierte und weitaus jüngste zu Wort. „Genau! Das nenne ich mal vernünftig!“ ,er klopft dem Jungen auf die Schulter. „Und wir verkaufen sie ja nicht, wir verlangen lediglich ein wenig Geld von ihren Eltern, damit wir sie nach hause bringen…!“ Damit packte er auch schon die Handgelenke der jungen Dame und verschenkte ihre Arme hinter ihrem Rücken. „Jetzt hauen wir erst mal ab!“ Damit schien jeder einverstanden und sie nahmen das hilflose Mädchen mit.
 

Durch den Wald und an einigen Feldern vorbei kamen sie bald an einer Ansammlung von Häusern an. Viele der Häuser konnte man kaum als solche bezeichnen, da sie nur aus Brettern bestanden oder mit Seilen zusammengehalten wurden. Die vier führten das Mädchen direkt dorthin und gingen mit ihr durch eine der vielen schmalen Gassen. Ihre Schuhe versanken leicht in dem unebenen Boden und ein stechender Geruch stieg ihr in die Nase. Es stank fürchterlich. Wo sie sich auch umsah, überall heruntergekommene Menschen, die sie mit hasserfüllten Augen anstarrten. Sie spürte deutlich, dass sie nicht willkommen war. Das einzige woran sie denken konnte, war schnellst möglich die Flucht zu ergreifen. Doch die Hand des Mannes hatte sie fest im Griff. Zu fliehen war keine Möglichkeit und so versuchte sie einfach nur Schritt zu halten, auf dass es bald vorbei wäre.
 

Auf einem kleinen Platz gabelte sich der Weg und sie machten halt. „So wer kümmert sich jetzt darum?“ fragte der, der Anfangs gegen all dies war und deutet herablassend auf das Mädchen. „Ich lass sie bestimmt nicht in mein Haus!“ Auch die anderen schienen sehr abgeneigt über die Idee sie mit nach hause nehmen zu müssen. Sie schauten sich an und auf einmal lagen alle Blicke auf dem Jungen. „Du fandest die Idee doch so toll. Nimm du sie!“ „Was? Aber ich...“ wehrte sich der Junge, aber da war die Sache bereits entschieden und ihm wurde das Mädchen in die Hand gedrückt. „Und wenn du schon dabei bist, schreib doch auch den Brief an ihre Eltern und bring ihn mir. Ich lasse ihnen den dann zukommen.“ Schon stand das Mädchen mit dem Jungen alleine da und die anderen zogen sich zurück.
 

Überraschenderweise umgriff der Junge die Gelenke des Mädchens weitaus stärker als der Mann zuvor. Mürrisch schob er sie nun vor sich her. Fast stolperte sie beim ersten Schritt und verlor dabei sogar einen ihrer Schuhe. Das kümmerte den Jungen aber relativ wenig und sie musste ohne ihren Schuh weiter. Der matschige Boden blieb an ihren nackten Füßen haften und ein nasses kaltes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie wollte schon etwas sagen, da bemerkt sie, dass der Junge auch keine Schuhe an den Füßen trägt. Still lässt sie sich weiter zerren.
 

Eine Weile später kamen die beiden an den Rand des Dorfes oder wie auch immer man es nennen will. Sie steuerten auf eines der Häuser zu. Es hatten ein schräges Dach und ein Stück Stoff ersetzte die Tür. Endlich ließ man sie los und schon wurde sie ins Innere gestoßen. Ihre Freiheit erlangt schaute sie sich natürlich sofort nach einer Fluchtmöglichkeit um. Doch der einzige Ausgang schien das mit Stoff bedeckte Loch zu sein und davor stand auch schon der Junge, der nach ihr herein gekommen war. Immer noch mürrisch schaute er sie an. Er schien sie nicht besonders gerne hier zu haben.
 

Streng zeigte er in eine Ecke und befahl: „Setz dich.“ Das Mädchen zögerte. Also wiederholte er sich. Diesmal in einem etwas lauteren Ton. „Setz dich!!“ Es zuckte zusammen und setzte sich unweigerlich auf das Laken am Boden. Darunter befand sich ein Haufen Stroh, niemals wäre das reiche Mädchen darauf gekommen, dass sie sich soeben auf sein Bett gesetzt hatte. Gehorsam blickte sie nun auf zu ihm. „Und bleib da, verstanden?!“ Schnell nickte sie, denn sie hatte ein wenig Angst vor ihm. Schließlich wusste sie wie stark er war. Daraufhin wendet der Junge seinen Blick von ihr ab, geht ein paar Schritte und öffnet einen an die Wand angelehnten Schrank. Die Tür quietschte laut. Das Mädchen konnte den Inhalt von ihrer Position aus nicht genau sehen und so bleib sie in Ungewissheit, nach was er wohl suchte.
 

Es schepperte und einige Sachen fielen auf den Boden. Am Ende seiner Suche stopfte er alles wieder zurück und schloss den Schrank wieder. Nun sah auch sie, dass er nach einem Seil gesucht hatte. Kurz fragte sie sich wofür er das wohl brauchte als es auch schon fest um eine ihrer Hände gebunden war. Sie gab einen kleinen schmerzlichen Laut von sich, als er den Knoten fest schnürte, aber er war nur sehr gering an ihrem Wohlergehen interessiert. Solange sie nicht starb sollte alles in Ordnung sein. Grob zog er sie durch die Ein-Raum-Wohnung und band sie an einem Haken an der Wand fest. Wieder zeigte er auf den Boden. „Setz dich und sei still!“ Brav gehorchte sie und setzte sich auf den kalten Boden.
 

Der Junge hingegen setzte sich auf einen knarrenden Stuhl an einen Tisch, der voller Flaschen war. Einzeln hob er diese hoch und fand eine, die noch relativ voll war. Mit dem Mund entfernte er den Stopfen und spukte ihn aus dem einzigen Fenster, das es gab. Hastig trank er die kühle Flüssigkeit und leerte die Flasche in einem Zug. Mit einem Knall stellte er sie wieder auf den Tisch, ließ ein erleichtertes Seufzen von sich und entspannte sich kurz.
 

Erst eine ganze Weile später regte er sich wieder, da er sich an etwas erinnert hatte. So gut wie möglich versuchte er nun Platz auf dem Tisch zu schaffen als sich sein Magen meldet. Selbst das Mädchen, das er fürs erste ignorierte, konnte das Knurren hören. Sie fragte sich wann er wohl das letzte Mal gegessen haben muss, wenn sein Hunger sich so lautstark bemerkbar macht. Ganz kurz spürte sie seinen Blick auf sich. Als sie hochschaute verschwand er schon hinter dem Stofffetzen. Er ließ sie einfach alleine!!

Ihre Welt

Ich habe keine Ahnung wie lange ich hier schon sitze oder was mit mir geschehen wird. Gerade saß ich noch in meiner Kutsche auf dem Weg zum Bankett für meine Verlobungsfeier. Man hatte mir eines der teuersten Kleider und die schönsten Schuhe angezogen und man hatte mir doppelt und dreifach gesagt, was ich sagen und tun sollte. Ehrlich gesagt hatte ich schon deswegen keine Lust, meinen Verlobten kennenzulernen.
 

Mein komplett vorherbestimmtes Leben, das ich als Marionette für meine Eltern lebte, konnte nicht mehr schlimmer werden. Dachte ich zumindest. Bis dann auf einmal die Kutsche mitten im Wald halt machte und ich von draußen panische Laute von Mensch und Tier hören konnte. Ich wurde überfallen und sie nahmen mich einfach mit. Sie zogen mich durch den dichten Wald über Feldwege bis hin zu ihren schmutzigen Behausungen, wo mich jeder anstarrte als wäre ich irgendein Ungeziefer. Ich wollte einfach nur noch weg. Alles war voller Dreck und stank. Meine Schuhe badeten im Schmutz und der Saum meines Kleides wurde immer wieder in den Schlamm getunkt. Dann schienen sie sich auch noch darum zu streiten, wer mich mitnehmen musste. Der jüngste von ihnen nahm mich dann mit zu sich. Jetzt sitze ich auf seinem kalten Fußboden in seiner extrem kleinen Behausung, von der ich Angst habe sie könnte wasserdurchlässig sein. Der Typ ist einfach gegangen, nachdem er mich an diesem Haken hier festgebunden hat. Und jetzt, jetzt kommt er einfach nicht wieder. Ich glaube so langsam verzweifle ich hier. Mein Leben wird immer beschissener. Tut mir Leid, ich sollte auf meine Aussprache achten, aber gibt es ein anderes Wort dafür?
 

Eine halbe Ewigkeit später wird endlich der Stofffetzen von einer Tür hoch gehoben und er kommt wieder. Hätte nicht gedacht jemals so glücklich zu sein jemanden von seiner Sorte zu sehen. Still kam er auf mich zu und schon war meine Freude entwichen und Angst machte sich breit. Was wenn er mich jetzt vergewaltigen will? Was wenn er mich schlägt? Schmerzen ertrage ich einfach nicht. Doch er bleibt nur vor mir stehen und streckt seine Hand in meine Richtung aus. Verwirrt schaue ich ihn an bis ich sehe, dass seine Hand ein Stück Brot umgreift. Ohne zu fragen greife ich danach und er überlässt es mir.
 

Erst jetzt merke ich welchen Hunger ich überhaupt habe, denn ich brauche nur wenige Sekunden, um das Brot bis auf den letzten Krümel zu verschlingen. Währenddessen hatte der Junge erneut angefangen im Schrank zu wühlen. Das letzte Mal hatte er den Strick dort heraus geholt, der mich meiner Freiheit beraubte. Daher wird mir ein wenig mulmig bei dieser Aktion. Es dauert ein Weilchen und ich sehe ein Stück Stoff in seiner Hand. Will er mich jetzt etwa noch knebeln, damit keiner meine Schreie hört? Reflexartig weiche ich zurück und mein Rücken berührt die kahle Wand. Ängstlich schaue ich in seine gefühlskalten Augen.
 

Sein Arm holt aus und ich kneife die Augen zu. Doch ich spürte nur ein klein wenig Wärme anstatt Schmerzen. Zaghaft öffne ich meine Lider wieder. Er hatte das Stück Stoff auf mich geworfen und jetzt bedeckte es mich. Anscheinend entsprach das seiner Vorstellung von einer Decke. Sollte ich mich jetzt etwa bei ihm bedanken? Allzu warm wird mich dieses dünne Laken nicht halten und das eine Stück Brot als Abendessen war auch ziemlich dürftig. Ich bekam hier anscheinend gerade genug, um nicht zu verhungern oder zu erfrieren.
 

„Es ist spät! Versuch zu schlafen! Wenn deine Eltern zahlen, schläfst du morgen wieder in deinem kuscheligen Bett daheim.“ höre ich ihn auf einmal sagen. Er klingt zwar ziemlich genervt, diese Nachricht stimmt mich aber gleich ein klein wenig besser. Nun legt er sich auf den Strohhaufen in der anderen Ecke des Raumes und jetzt erst bemerke ich, dass das anscheinend sein Bett darstellen soll. Wie hält er es nur aus jede Nacht auf so etwas zu schlafen? Naja, ich kann mir vorstellen es ist immer noch bequemer als der Boden, auf dem ich jetzt schlafen muss. Da bringt mir diese Decke auch nicht viel.
 

So gut es geht hülle ich mich in die Decke ein und versuche zu schlafen. Es gelingt mir aber nicht. Der Boden ist steinhart und selbst mit Decke ist mir noch kalt. Außerdem trage ich immer noch dieses einengende Korsett. Es wäre wesentlich angenehmer es nicht mehr zu tragen. Zögernd sehe ich zum Bett. Ob er schon schläft? Zumindest atmet er gleichmäßig. Also nehme ich an, dass er bereits im Land der Träume ist. Verzweifelt versuche ich mir mein Korsett mit der freien Hand, die ich habe, abzunehmen. Doch es ist schier unmöglich! „Hey, was machst du da?!“ keift man mich auf einmal an. Meine Verrenkungen könnten einem Fluchtversuch geähnelt haben. Jetzt steht er auf und sieht nach dem Knoten an meiner Fessel. Der ist immer noch genauso fest wie vorher als würde ich den aufbekommen. Erleichtert entspannt sich sein wütender Gesichtsausdruck.
 

Zur Sicherheit macht er den Knoten ein zweites Mal fest, ich glaube es wäre jetzt einfacher das Seil durchzureißen, als diesen Knoten aufzubekommen. Ich lass ihn einfach machen und als er sich schon wieder hinlegen will halte ich ihn fest. So wirklich nachgedacht habe ich dabei nicht. Wahrscheinlich will ich nur nicht wieder alleine in dieser kalten mittlerweile dunklen Ecke hocken. Ruckartig wird meine Hand gepackt und ein Augenpaar sieht mich funkelnd an. „Was!?“ Wieso wird er immer gleich so wütend bei allem, was ich mache. „Ich...ich kann nicht schlafen.“ stammele ich vor mich hin. In der Hoffnung er macht irgendetwas damit ich es kann. Vielleicht eine Lampe anmachen oder mich in das „Bett“ lassen. Naja, da habe ich mich wohl geirrt. „Und jetzt! Das ist dein Problem nicht meines! Find´ dich damit ab, verstanden!“ „Ja...“ Deutlicher konnte man es wohl kaum sagen.
 

Anscheinend muss ich mich mit der Situation abfinden und das beste daraus machen. Also mache ich es mir so bequem wie irgendwie möglich und schließe meine Augen. Das mit dem Einschlafen wird wohl noch ein Weilchen dauern. Hoffentlich komme ich morgen wirklich wieder nach hause. Mir ist kalt, ich kann nicht schlafen, mit mir im Raum ist ein Mann, vor dem ich Angst haben muss, draußen sind nur verdreckte Menschen, die mich ansehen wie die Pest und morgen werde ich entweder meinen Eltern übergeben oder naja, das will ich gar nicht wissen.

Leo...?

Irgendwann schafft sie es einzuschlafen. Als sie wieder aufwacht, kommt ihr Entführer gerade durch die Tür. Er schien wohl bereits unterwegs gewesen zu sein. „Du bist endlich wach!“ fährt er sie auch sofort an. Doch hätte es ihn wirklich gestört, dass sie so lange schlief, hätte er sie wohl geweckt. Das erkennt das Mädchen in ihrer Situation natürlich nicht und so entschuldigt sie sich in der Angst ihr könnte sonst etwas zu stoßen. „Schon gut“ erwidert er darauf hin unerwartet. In seiner Hand hält er einen kleinen Sack. Den lässt er nun auf den Tisch fallen und öffnet ihn. Heraus kommt das Frühstück der beiden. Eigentlich ist es aber exakt das gleiche wie am gestrigen Abend. Wieder wirft man ihr das Brot zu und sie fängt und isst ohne etwas einzuwenden.
 

Nach diesem recht einseitigen Frühstück holte der junge Mann noch etwas anderes hervor. Das Mädchen fragte sich kurz wofür er den Zettel und das wirklich winzige Stückchen Kohle bräuchte, erinnerte sich dann aber gehört zu haben, dass er einen Brief an ihre Eltern schreiben sollte. „Kannst du schreiben?“ fragte er sie nun allen ernstes und sie war ein wenig beleidigt darüber, dass er denkt sie könnte nicht schreiben nur weil sie ein Mädchen ist. „Natürlich!“ rutschte es ihr auch schon heraus. Ein kurzes Nicken und da ist auch schon der Knoten in ihren Fesseln gelöst. Sie kann kaum glauben, dass er den verflixten Knoten mit Leichtigkeit auf bekommt.
 

Für einen kurzen Moment fühlte sie sich wieder frei, da umschlang auch schon etwas anderes ihr Handgelenk. Sein Hand hatte nach ihr gegriffen und zog sie auf den Stuhl. Unfreiwillig wurde sie vor das Stück Papier gesetzt und man drückte ihr den „Stift“ in die Hand. „Schreib einfach was ich sage, ja?“ Sie sah nicht wirklich ein wieso sie nun diesen Drohbrief an ihre eigenen Eltern schreiben sollte. „Warum machst du das nicht?“ Mit dieser Frage hatte ihr Gegenüber nicht gerechnet und seine sonst so ruppige Ausstrahlung wurde auf einmal leicht nervös. Zumindest seine Stimme klang aufgeregt und vielleicht sogar ein bisschen schüchtern. „Emm… Das…“ Schnell konnte er diese kurze Nervosität überwinden und seine Stimme wird wieder so angsteinflößend wie zuvor. „Sei einfach ruhig und mach, was ich sage!“ befiehlt er und sie fragt nicht weiter nach.
 

Dann wendet sie sich dem Blatt Papier zu und nimmt das kleine Stückchen Kohle in die Hand. „Also wie heißt du?“ fragt er sie jetzt, denn ein Adressat war bei einem Brief recht wichtig. Schnell antwortet das Mädchen: „Aurora van Veyls“ Er nickte nur und blickte in die Luft, er dachte wohl nach.
 

„Okay!“ meinte er dann, als er sich etwas überlegt hatte und wandte seine Augen wieder Aurora zu. „Herr und Frau van Veyls, ihre Tochter ist in meiner….“ Weiter kam er nicht, denn sie unterbrach hin. „He, so schnell kann ich doch nicht schreiben!“ sagte sie hektisch, da sie jetzt schon nicht mehr mitkam. „Siehst du das nicht?“ fragte sie entrüstet. Der junge Mann nuschelte irgendetwas vor sich hin, was sie nicht verstand und wiederholte seinen Satz, diesmal etwas langsamer: „Herr und Frau van Veyls … ihre Tochter …. ist in meiner Gewalt …. Punkt. Bringen sie das Geld …. das Ihnen ihr Leben … wert ist … bis heute Mitternacht … zum folgenden Ort … sonst werden sie … sie nie wieder sehen.“ Desto mehr sie davon auf das Blatt Papier niederschrieb desto mehr begann ihre Hand zu zittern und desto schwieriger wurde es für sie leserliche Wort zu schreiben.
 

Grausam, dass er sie solche Worte schrieben ließ. Hoffentlich würden ihre Eltern bezahlen. Was sonst passieren würde wollte sie gar nicht wissen. Doch der Brief war noch gar nicht zu Ende. „Gut und jetzt schreib Ort Doppelpunkt und dann Lichtung nahe der alten Weggablung … im Eichenwald. Meinst du du wüsstest, wo das ist?“ Schnell nickte sie einfach, auch wenn sie absolut keine Ahnung hatte, wo das war. „Gut“ meinte er und sie meinte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können. „Jetzt fehlt nur noch ein kleiner Beweis.“ Damit holt er ein kleines Klappmesser aus seiner Hosentasche und lässt es laut aufschnappen.
 

Reflexartig weicht Aurora zurück und die Angst steht auf die Stirn geschrieben. „Du musst keine Angst haben“ versichert er ihr, „das wird nur ganz kurz wehtun.“ Was hatte er vor? Mit seiner freien Hand ergriff er erneut ihr Handgelenk, setzte das Messer an und ein kurzer Schrei entfuhr der jungen Schönheit, als man ihr in den Finger schnitt. Warmes Blut lief an ihrem Zeigefinger herunter und tropfte auf den Tisch. Schnell presste er ihren Finger auf den Brief und hinterließ einen Fingerabdruck. Damit war der Zweck der Aktion erfüllt und mit einem kleinen Stoffstreifen umwickelte er ihren Finger.
 

Zwar tat es jetzt immer noch weh, die Blutung war aber gestoppt und es bestand keine Entzündungsgefahr mehr. Nach getaner Arbeit blickt er nach oben und sieht wie eine kleine Träne an ihrem Gesicht herunterläuft. „Reiß dich gefälligst zusammen!“ zischt er und sofort wischt sie sich die Träne aus dem Gesicht, um zu zeigen, dass es schon besser war.
 

„Kann ich dich was fragen?“ meint Aurora nach einiger Zeit der Stille. Sie war bereits wieder am Haken angebunden und er kramte währenddessen irgendwelche Sachen zusammen. „Mach einfach!“ erwidert er ohne sie wirklich anzuschauen. „Wie heißt du?“ Überrascht hält er inne und sieht sie an. „Warum willst du das wissen?“ wirft er barsch zurück und sie kann darauf leider keine Antwort geben, wahrscheinlich war sie einfach nur neugierig. „Nur so“ antwortet sie. „Aha.“ Kurze Zeit bleibt er noch so stehen und setzt sich dann einfach wieder in Bewegung. Er würde ihr seinen Namen wohl nicht verraten. Sie lehnte sich wieder an die Wand und starrte durch das Fenster hinaus in die Freiheit.
 

„Leo“
 

Ruckartig sah sie zu ihrem Entführer herüber. Der schien aber nichts gesagt zu haben. Trotzdem entscheidet sie sich in diesem Moment ihn so zu nennen. Leo. Vielleicht kurz für Leonard oder Leon. Auf jeden Fall ein schöner Name. Kurze Zeit später schien er seine Sachen zusammengepackt zu haben und verließ den Raum wieder.
 

Ich versuchte erst gar nicht die Fesseln zu lösen. Erstens bekäme ich sie sowie so nicht auf und zweitens hatte er ja gesagt, solange meine Eltern zahlen, geschieht mir nichts. Also bin ich hier drinnen vielleicht sogar sicherer als da draußen irgendwo im Wald, wo ich einen Weg nach hause suche und womöglich noch einmal überfallen werde und diesmal an jemand komme, der mich in seinem Bett schlafen lässt, auf die schlechte Weise gemeint. Ich glaube ich hatte Glück im Unglück. Schließlich schien mir Leo bis auf seine etwas ruppige Art gar kein allzu böser Mensch zu sein.
 

Als Leo zurück war wirkte er irgendwie anders. Dauernd zuckten seine Augen von links nach rechts, als würde er sich beobachtet fühlen und bei genauerem Hinsehen zitterte er leicht. Langsam kam er auf mich zu ohne mich wirklich anzusehen und ich bekam es ein wenig mit der Angst zu tun. Ohne es zu bemerken wich ich zurück bis ich auf die Wand hinter mir stieß. Er griff ins innere seiner Hosentasche und holte erneut das Klappmesser heraus. Das klackende Geräusch als es aufging schallt in meinen Ohren. Ich wusste bereits wie scharf diese Klinge war und riss vor Angst die Augen auf. „B-Bleib weg...“ wisperte ich mit zitteriger Stimme. „Tut mir Leid… es geht auch ganz schnell...“ höre ich weit entfernt seine Stimme sagen. Was wird schnell gehen? Ich möchte weglaufen, aber meine Glieder bewegen sich nicht. Ich möchte schreien, aber kein Ton verlässt meinen Munde. Ich möchte weinen, verzweifeln, lachen, hoffen, aber ich sitze nur starr da die Gedanken blank.
 

Es ist sein Blick. Diese Augen, die mich entschlossen und dennoch mit Mitleid ansehen, sie lassen mir einen Schauer den Rücken herunter laufen. Immer näher kommt die Klinge in seiner Hand meinem Hals. Angespannt halte ich den Atem an und ich weiß, dass jetzt mein letztes Stündlein geschlagen haben muss. Ja, ich werde wohl sterben. Aber warum? Warum tut er das? Sagte er nicht ich würde heute wieder in meinem Bett liegen können? Die Übergabe sollte doch heute Nacht stattfinden! Verdammt, ich will nicht sterben. Endlich habe ich meine Stimme wieder und alles was herauskommt ist ein stechender, ein lauter, ein Angst-erfüllter Schrei, ein Schrei um mein Leben.

Seine Welt

Ich wusste nicht warum ich dieser verwöhnten Göre meinen Namen verraten hatte und warum ich ihr etwas von meinem Essen abgegeben hatte, obwohl sie von mir aus gerne die zwei Tage verhungern konnte. Doch lange konnte ich mir darüber sowie so keine Gedanken machen. Erstens musste ich John verständigen, damit er den Brief überliefern konnte, zweitens musste ich gleich zur Arbeit und drittens war ich sie morgen früh so oder so los. Schnell packte ich noch meine restlichen Sachen in die Tasche und verließ dann das Haus. Sie würde schon nicht abhauen, sollte sie den Knoten aufbekommen so würde ich ab heute nicht mehr Leonard heißen, falls das überhaupt mein richtiger Name war.
 

John traf ich zum Glück im ersten Gasthaus an. „Haste den Brief?“ fragte er und ich konnte sowohl riechen als auch hören wie betrunken er sein musste. Bei ihm war das nicht wirklich etwas neues. Also kramte ich ohne einen weiteren Kommentar den Brief aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch vor ihm. „Aha, wie hasse das hinbekommen?“ Tse, er wusste also das ich nicht schreiben kann. Trotzdem halst er mir diese Aufgabe auf, bestimmt hätte er sich auch noch gefreut, wenn ich es nicht geschafft hätte. „Na wie wohl!“ werfe ich zurück und weil ich weder Zeit noch Lust auf weitere Diskussionen habe verlasse ich schnellst möglich den Laden und mache mich auch schon auf den Weg zur Arbeit.
 

Meine Arbeit brachte mir nicht besonders viel ein, weswegen ich mich Johns Bande angeschlossen habe, um irgendwie über die Runden zu kommen. Das das ganze illegal war juckte mich relativ wenig. Schließlich war meine ganze Existenz illegal, da konnte ich wohl die ein oder andere Gesetzeswidrige Aktion starten. Pünktlich schaffe ich es noch bis zur Arbeit. Nun gut ich rede die ganze Zeit von Arbeit, eigentlich ist es aber nur Glück, ob ich am Ende des Tages wirklich an Arbeit gekommen bin oder nicht. Vorerst stelle ich mich einfach neben all die anderen und versuche so kräftig wie möglich auszusehen. Leider sind bei mir Kraft und Aussehen nicht ganz in Harmonie zueinander. Oft wird von mir also gedacht, ich wäre schwach, was zu meinem Nachteil wird.
 

Heute habe ich sogar Glück und werde am Nachmittag von einem der Landsleute angeheuert, einer seiner Arbeiter ist anscheinend kürzlich an einer Krankheit verstorben und bis er Ersatz findet muss jemand anderes seine Arbeit erledigen. Ich handele einen angemessenen Preis aus und mache mich auch sofort an die Arbeit. Es dämmert bereits als ich entlassen werde und man mir meinen Sold gibt. „Hier dein Geld! Du hast gute Arbeit geleistet!“ anscheinend habe ich heute eine Glückssträhne, denn nur wenige geben mir Lob geschweige denn den verlangten Preis für meine Arbeit. Also bedanke ich mich und gehe meiner Wege. Vielleicht würde er mich ja morgen wieder anheuern.
 

Auf dem Weg zurück läuft mir Eric über den Weg, auch er war an der Entführung beteiligt. Er schaute recht erleichtert, als er mich erblickt. „Was is?“ frage ich ihn also sorglos. „John! Er, er...“ Langsam werde ich hellhörig. Was ist passiert, dass der sonst so ernste Eric auf einmal keine Worte findet? Schon male ich mir das schlimmste aus. Leider liege ich damit gar nicht mal so falsch, denn, nachdem ich ihn beruhigen konnte, erzählt mir Eric, dass sich dieser Bastard betrunken wie er war hat schnappen lassen. Er wollte wohl den Brief über einen Laufburschen überbringen lassen, nur blöd, dass der für diese Information ne Stange Geld bekommen und ihn gleich verpfiffen hat. Jetzt sind er und der Brief wohl in den Händen der Regierung.
 

„Verdammt, was wenn er uns auch verpfeift! Was machen wir dann?!“ schreit Eric mich an als hätte ich darauf eine Antwort. Ehrlich gesagt bekomme ich es mittlerweile auch ein wenig mit der Angst zu tun. John hatte mich nie besonders gemocht bevor der auch nur den kleinsten Schmerz über sich ergehen lässt, plappert der alles aus. Er wird ihnen sagen, wo das Mädchen is… Scheiße ich muss sofort nach hause! Sobald meine Gedanken geschaltet haben renne ich los und lasse einen verzweifelten Eric am Boden zurück. Bei solchen Sachen kennt die Regierung keine Gnade. Die warten doch nur auf einen guten Grund, das ganze Dorf hier dem Erdboden gleich zu machen. Und jetzt werden sie bei meinem Haus anfangen!!
 

Kurz war ich erleichtert, als ich ankam und das Haus immer noch stand. Aber nur kurz. Ratlos fragte ich mich was ich als nächstes tun sollte. Sie wegschaffen? Bringt nichts! Sie werden trotzdem das Haus finden und es wird nicht lange dauern bis sie auch mich finden. Sie freilassen? Nein, dann rennt sie zu ihrem Vater und…!! Ich bemerke gerade wie sinnlos dieser Plan von Anfang an war. Sie wusste wo ich wohne, sie wusste wie ich aussah, solange sie in irgendeiner Weise existierte, schwebte ich in Lebensgefahr. Wieso hatte ich das nicht vorher bemerkt. Das ganze hier war zum Scheitern verurteilt, wir hatten das große Geld gesehen und all unsere Rationalität verloren. Warum sonst, durfte es bisher niemals Zeugen geben?
 

Es gab keinen anderen Weg um mein Leben abzusichern. Mein einziger Ausweg: Sie umbringen und nichts wie weg. Nichts führte drum herum. Also nahm ich mein Messer und legte es an ihrer Kehle an. Ein kleiner Schnitt und sie würde nie wieder einen Muks von sich geben. Sie fing an zu schreien, nur dass das nichts neues war. Ich hatte schon viele so schreien hören. Aber diesmal war etwas anders. Meine sonst so zielsichere Hand fing an zu zittern sich zu sträuben. Ich sah in ihre Augen und wusste wer sie war. Die beiden Personen, die ich bereits getötet hatte, waren mir völlig fremd gewesen und ich hatte die eine sogar nur aus der Ferne gesehen. Jetzt war es ein Mädchen, dessen Namen ich wusste, dessen Handschrift ich kannte, das sich gestern an mich klammerte, weil sie nicht allein sein wollte. Nie hätte ich gedacht, es wäre so schwer jemanden zu töten, wobei es doch nur eine einzige kleine Bewegung war.
 

Trotzdem musste ich es tun und das wusste ich. Ich atmete also tief ein, drückte das Messer leicht in ihre Haut und wollte mit einem Ruck durchziehen. Da traf mich ein stechender Schmerz in meiner Hand. Erschrocken musste ich ein Schwert entdecken, dass mein Hand durchbohrte und gerade wieder herausgezogen wurde. Klirrend fiel das Messer zu Boden und ich drehte mich langsam um. Hinter mir stand ein mit Rüstung bedeckter und mit einem Schwert bewaffneter Mann. Von der Klinge seines Schwertes tropfte Blut, mein Blut. Ohne, dass ich reagieren konnte, raste sein Schwert ein zweites Mal in meine Richtung. Ich konnte nichts dagegen tun, dass sein Schwert auch mein linkes Bein durchbohrte. Weglaufen wurde damit schier unmöglich.
 

Langsam breitete sich eine kleine Pfütze aus meinem Blut auf dem Boden aus. Schnell presste ich meine noch unverletzte Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, doch es brannte nur und wollte trotzdem nicht aufhören. Hinter dem Mann tauchten zwei weitere ähnlich gekleidete bewaffnete Männer auf und ich merkte, dass meine Chancen schlecht standen. Verzweifelt taste ich mit meiner Hand nach dem Messer. Meine einzige Option: Das Mädchen als Geisel nehmen und irgendwie hier raus. Doch auch diese Option wird mir genommen, als der Mann einen Schritt nach vorne macht und sich auf mein Klappmesser stellt. Mein Gehirn rattert, aber ich finde so schnell keinen Ausweg und versuche aus welchem Grund auch immer mich hinzustellen. Nicht einmal das schaffe ich und auf einmal verschwimmt mein Blick.
 

„Schnell kommen sie da weg!“ „Sie sind jetzt in Sicherheit!“ Das letzte, was ich sehe ist, wie sie von mir weggebracht wird. „Los bringt sie weg hier! „Sehr wohl!“ „Und was machen wir mit ihm!“„Den nehmen wir auch mit, obwohl es eigentlich keinen Unterschied machen wird, wo er stirbt, aber wir müssen uns an die Regeln halten und ihm einen fairen Prozess bieten, nicht wahr?“ Gelächter ist das letzte, was ich vor einem durchgehenden Piepen höre, bis ich vollkommen bewusstlos werde.

Epilog

~einige Tage später~
 

Nachdem ich wohl die schlimmsten zwei Tage meines Lebens hatte, hat sich nicht viel in meinem Leben verändert. Meine Eltern waren glücklich, dass ihre einzige Erbin nicht gestorben ist und stellten mich meinem Verlobten vor, der auch sehr besorgt um mich gewesen sein soll. Ungefähr zweimal so alt wie ich und auf keinen Fall ein sorgender Mann, war mein erster Eindruck und das stellte sich nicht unbedingt als falsch heraus. Doch mein Vater hatte es so entschieden und dieser Mann hatte anscheinend das Geld, das uns fehlte. Heute hatte ich gehört würde über die Strafe von Leo entschieden werden. Meine Eltern haben mir versichert, dass er auf jeden Fall hingerichtet wird, es soll wohl nur entschieden werden wie.
 

Wenn man mich fragt, ist das grausam. Nur tut das niemand und so darf ich heute mit meinem zukünftigen in der ersten Reihe sitzen und sehen, wie der Mann, der mich versucht hatte umzubringen, zu Tode gerichtet wurde. Ich habe immer noch nicht verstanden, wieso er mich umbringen wollte. Ehrlich gesagt ich fing gerade an nicht mehr so viel Angst vor ihm zu haben, da geht er mit dem Messer auf mich los. Ich meine er hat mir eine Decke und etwas zu essen gegeben, da kann er doch gar kein sooo schlechter Mensch sein, oder? Außerdem hat er mir bis auf das eine Mal nicht einmal wirklich wehgetan. Allzu gerne wüsste ich, was ihn dazu getrieben hat. Wahrscheinlich werde ich das nie erfahren.
 

Nachdem einige andere Verbrecher vorgeführt worden und ein Urteil bekommen hatten - viele davon ein viel zu hartes -, führte man Leo vor. Name unbekannt, hieß es und dann sah ich ihn nach den vier Tagen zum ersten Mal wieder. Diesmal waren seine Hände zusammengebunden. Mit gesenktem Haupt wurde er, ähnlich wie die anderen, an einem Strick auf ein Podest geführt. „Mehrfacher Diebstahl und versuchter Mord. Außerdem wahrscheinlich weitere unbekannte Verbrechen.“ führte der Mann auf und es dauerte nicht lange bis er auch schon auf den Tisch klopfte und das Urteil aussprach. Ging das nicht viel zu schnell? „Tod im Loch!“ so hieß das Urteil. Ich wusste nicht ganz, was das bedeutete.
 

Mein Vater erklärte mir, dass man ihn wohl mit anderen Verbrechern in ein tiefes Loch werfen wird und er dort verhungern oder an einer der Krankheiten sterben wird. Ich wollte mir nicht vorstellen, ich konnte mir nicht vorstellen, wie er sich jetzt fühlen musste. Mitleidig sah ich zu ihm hinüber, um noch einen letzten Blick auf ihn zu werfen. Erschrocken sah ich in seine braunen Augen, sein Kopf war leicht angehoben und er blickte eindeutige in meine Richtung. Er bemerkte, dass ich ihn ansah und richtete seinen Blick wieder zum Boden. Still wurde er abgeführt und der nächste aufgerufen. „Dürfte ich mich kurz entschuldigen?“ fragte ich schnell meine Eltern und mir wurde meine Abwesenheit gewährt.
 

Unbemerkt schleiche ich mich zu dem Käfig, in dem die bereits verurteilten auf die Ausführung ihres Urteils warten. Suchend schaue ich mich um und zische leise „Leo“. Wieder spüre ich seinen Blick auf mir und entdecke ihn. Schnell gehe ich zu ihm – die anderen Gefangenen starren mich bereits verachtend an. Als ich bei ihm ankomme fährt er mich auch sofort schroff an „Was willst du denn?“ Vorsichtshalber gehe ich einen Schritt zurück, obwohl er eigentlich hinter Gittern sitzt. Dass diese Reaktion ziemlich dumm ist hat auch er gemerkt, denn ich höre ihn kurz schnauben, ist wohl seine Version von lachen. „Warum?“ stelle ich die Frage, die mir nun schon die ganze Zeit im Kopf herum spukt. „Warum wolltest du mich umbringen?“ verfeinere ich die Frage, als er nicht ganz verstehen zu scheint, was ich meine.
 

„Beweise vernichten“ antwortet er mit abgewendetem Blick. „Beweise vernichten?“ rutscht es mir lauter als gewollt heraus. Auf einmal dreht er sich wieder um zu mir. Seine Stimme hörte sich Entschlossen und Stark an doch in seinen Augen sah ich nur Trauer und Schmerz. „Sieh mich nicht so überrascht an, so läuft das halt! Du bist hier in meiner Welt, nicht deiner, Kleines! Kehr lieber so schnell wie möglich in deine zurück solange du es noch kannst!“ waren seine letzten Worte an mich.
 

Dabei wollte ich doch weder in seiner noch in meiner Welt leben.
 

Ein Aufseher brachte mich kurz darauf wieder zurück und einen Monat später heiratete ich. Doch mein Leben war nie mehr das selbe. Ich hatte nämlich gelernt, wie es ist zu frieren, zu hungern, fast zu sterben und das wichtigste von allem: Ja, ich glaube ich habe auch gelernt zu lieben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Geschichte durch zu lesen.
Ich hoffe sie hat euch trotz des recht düsteren Endes gefallen und ihr konntet eventuell etwas mitnehmen.
Über Anmerkungen oder Rückmeldungen würde ich mich auf jeden Fall freuen.
Bis ein andern Mal vielleicht. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  AliceNoWonder
2017-02-10T10:54:23+00:00 10.02.2017 11:54
Hey erstmal vielen Dank für deinen Beitrag.
Die Geschichte ist interssant. Dein Schreibstil gefällt mir gut. Das Ende ist zwar düster aber ich finde es auch schön. Frage mich nur, was der Ausschlag für ihre eventuelle liebe ist. Das Zitat wurde passend in die Geschichte gebracht. Das du die Zeiten mehrmals wechselt gefällt mir persönlich nicht so gut. Davon bin ich aber insgesamt kein Fan.
Ansonsten hat mir deinen Geschichte gut gefallen. Vor allem das ende ist gut gelungen ^^

LG Alice
Von:  _Melli_
2016-10-06T19:19:18+00:00 06.10.2016 21:19
Omg..
Sie soll nach Hause! >_< ..
Sie tut mir Leid..

Freue aufs mehr!

Mfg. Mel ~

Von:  _Melli_
2016-10-06T19:10:41+00:00 06.10.2016 21:10
Voll das arme Mädchen..
So gemein..
Wird interessant.. :D
Hoffe auf mehr! :D

Mfg. Mel ~



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