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Kingdom Hearts - War of Light and Darkness

Secret Section
von

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Eine neue Welt

Die Landung verlief nicht ganz so wie gedacht. Anstatt auf einer flachen Ebene zu landen, wie er es geplant hatte, spuckte ihn der Weltentunnel mitten in der Luft aus: direkt über einer Großstadt! Terra war in solch einer Höhe, dass die Menschen unten den Lichtblitz vom Weltentunnel unmöglich sehen konnten. Das hoffte er zumindest. Immer schneller fiel er und sah den ersten Wolkenkratzer schon bedrohlich näher kommen. Um hier jetzt nicht platt wie ein Spiegelei auf der Erde zu landen, blieb ihm nur ein einziger Ausweg. „Wie gut, dass es hier bereits Nacht ist.“. dachte er und machte sich bereit, die Kräfte Dantes zu entfesseln. Sich auf den bevorstehenden Schmerz wappnend, hoffte er dass niemand zufällig genau in diesem Moment nach oben sehen würde. Ein Drachenähnliches Wesen würde bestimmt für Chaos sorgen. Terra konzentrierte sich auf seine inneren Kräfte und ließ sie frei. Ein gewaltiger Schmerz durchzuckte ihn, als die Haut auf seinem Rücken aufbrach und gewaltige schwarze Drachenflügel, durchzogen mit lilaner Membran, wuchsen. Knirschend biss er die Zähne zusammen und unterdrückte ein Stöhnen. Gleichzeitig wuchs im ein langer schwarzer Schwanz, seine Haut war nun von bläulichen Linien und Mustern überzogen und seine Augen nahm eine goldgelbe Farbe an. Terras Blick wurde unnatürlich schärfer und nun konnte er jedes noch so kleines Detail erkennen, das ihm vorher verborgen blieb. Wie zum Beispiel diese kleine Taube, die direkt neben ihm flog und jetzt kreischend die Flucht ergriff. Mit einem starken Ruck fingen die Flügel seinen Sturzflug auf und er glitt sanft durch die Lüfte zu einem Wolkenkratzer in seiner Nähe. Er landete ohne den geringsten Laut zu verursachen. Aber jetzt musste er erst einmal wieder zu Atem kommen. Sein ungewollter Absturz war schon zu schnell gewesen, sodass er viel Energie verbrauchte um ihn anzuhalten. Zudem war er die Verwandlung noch immer nicht so richtig gewohnt. Er hatte sie zwar schon öfters eingesetzt, aber die Energie die dafür benötigt wurde war immens. Zitternd stand er auf und löste die Verwandlung. Die Flügel und der Schwanz lösten sich in glitzerndem Staub auf und wurden vom Wind weggeweht. Augen und Haut nahmen ihre gewohnten Farben wieder an. Eine kühle Brise umspielte Terras Gesicht. Hier in der Stadt war es ziemlich laut, wie in allen Großstädten. Unter sich konnte er den Lärm der Autos, U-Bahnen, Busse und alles was da sonst noch fuhr, hören. Terra ging zu der Reling um sich die Sache näher anzusehen. Die Stadt war größer als es oben in den Wolken zuerst den Anschein hatte. Tatsächlich konnte Terra nicht einmal das Ende der Stadt sehen. Anscheinend war er in ihrem Zentrum gelandet. Rechts unter ihm, auf dem Dach eines anderen Gebäudes, strahlte ein riesiges Neon-Schild dauernd wechselnde Botschaften auf die Menschen hinunter. Eine davon verkündete: „TOKIO – Die STADT DER TECHNISCHEN WUNDER“

„Tokio also.“, flüsterte Terra wie zu sich selbst. Wieder ließ er den Blick über die Stadt schweifen. Er seufzte. Eines war definitiv klar: es würde nicht leicht sein, seine Aufgabe in dieser Stadt zu finden. Sie war einfach zu groß. Im Übrigen waren nirgends Anzeichen auf Herzlose zu entdecken. Warum zum Henker hatte ihn sein Schicksal ausgerechnet hierher geführt...

Erster Kontakt

Im selben Moment in der Terra seine Kräfte entfesselte, spürte viele Kilometer entfernt Rei Hino seine Gegenwart. Die Aura traf ihren Geist so stark, dass sie zusammenzuckte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Doch so schnell wie dieses Gefühl entstand, so schnell verschwand es auch wieder. Dichte Strähnen ihres langen schwarzen Haares fielen ihr ins Gesicht, als sie in die Knie ging. Ihre dunkel-lilanen Augen suchten hastig die Umgebung ab. Fest umklammerte sie den Besen, mit dem sie gerade den Hof fegen wollte. Ihr Herzschlag beruhigte sich allmählich wieder, doch ein ungutes Gefühl blieb. „Was war das? War das wieder der Feind?“, keuchte sie. Sie gewahrte rasche Schritte die sich ihr näherten. „Rei! Rei, ist alles in Ordnung?“ Sie blickte auf und sah Yuichiro Kumada, den Tempeldiener, auf sie zueilen. Rei lief rot an und stand schnell wieder auf. Sie war ein bisschen in Yuichiro verliebt, würde es aber nie zugeben. Sie wollte nicht dass er sich wieder unnötig Sorgen machte. „Natürlich ist alles in Ordnung.“, fauchte sie ihn an. „Ich dachte nur ich hätte hier etwas glitzern sehen, das ist alles. Du weißt ja, das einer unserer Gäste versehentlich eine Flasche zertrümmert hat.“ Schlitternd kam Yuichiro vor ihr zum Stand. „Oh. In Ordnung. Ich dachte nur so. Von weitem sah es so aus als ob,…“, stotterte er. In Reis Gegenwart war er immer total nervös. Auch er war in sie verliebt und zeigte es ihr auch offen. Da sie sich ihm gegenüber aber immer so gefühlskalt gab, wusste er nicht was sie davon hielt. Er hatte ja gehofft, dass sie sich näher kommen würden, wenn er dem Tempel beitrat. Rei und ihr Großvater leiteten einen Shinto-Tempel. Hier verkauften sie Amulette gegen böse Geister und halfen Gläubigen bei Religiösen Fragen. „Als ob was, Yuichiro? Steh hier nicht so faul in der Gegend herum. Fege lieber weiter sonst werden wir heute überhaupt nicht mehr fertig.“ Schnell machte Yuichiro das er weg kam. Rei wartete bis er außer Sicht war und huschte schnell in ihr Zimmer, um ihre Freundinnen mit dem Sailor-Pager anzufunken und eine Sitzung einzuberufen. Irgendetwas sagte ihr das diese Aura unerwarteten Ärger mit sich zog.
 

Egal wohin er schaute, überall blinkte und leuchtete es. Tokio schien eine Stadt zu sein, bei der die Nacht zum Tage wurde. Obwohl es schon sehr spät war, liefen die Menschen noch immer sehr geschäftig hin und her. Jeder Laden war noch geöffnet und in ihren Schaufenstern wurden die tollsten und neuesten Sachen angeboten. Terra war von dieser Welt angenehm überrascht. So eine Welt hatte er noch nie gesehen. In einigen seiner anderen Abenteuer waren den Menschen zwar schon Dinge wie Elektrizität bekannt, aber sehr rar. Hier aber schien sie Gang und Gebe zu sein. Das bedeutete zumindest auch, dass die Menschen hier sehr fortschrittlich waren. Vielleicht hatten sie ja auch eigene Waffen entwickelt, mit denen sie die Herzlosen aufhalten konnten. Dann würde es für Terra nicht so schwer werden. An einem Modehausschaufenster blieb er stehen und besah sich die angebotene Ware. Die Kleidung die hier getragen wurde war nicht sein Fall. Viel zu fein und artig. Aber als er sich umsah, gewahrte er das anscheinend alle Menschen hier sich so ähnlich anzogen. Einige der Passanten waren bereits auf seine Kleidung aufmerksam geworden und tuschelten hinter vorgehaltener Hand als sie vorbei gingen. Dabei trug er seine ganz gewöhnlichen Klamotten. Ein dunkelblaues T-Shirt, eine schwarze kurzärmelige Strickjacke mit dem Rüstungsteil auf der Schulter und seine schwarze Hose. Dazu sein Lederarmband und seine schwarzen Schuhe. Im Grunde also nichts ungewöhnliches, aber in diesem Viertel kam es wohl dem Outfit einer Straßengang sehr nahe. Durch die Spiegelung des Schaufensters konnte er erkennen, dass auf der anderen Straßenseite zwei Polizisten ihn bereits ins Auge gefasst hatten und näher kamen. Terra setze sich die Kapuze auf und verschwand in einer dunklen Seitenstraße. Die Polizisten fingen an zu rennen, sie dachten ja dass der Teenager fliehen wollte. Doch als sie die Straße erreichten, rissen sie erstaunt die Augen auf. Obwohl dies eine Sackgasse war, konnten sie den Jungen nicht finden. Sie suchten eine kurze Zeit lang alle Winkel ab, gaben aber bald auf. Terra hatte sie seelenruhig vom Dach des Gebäudes aus beobachtet. Die Tatsache dass die Häuser hier so dicht aneinander standen, hatte es ihm ermöglicht zwischen den Mauern hin und her zu springen und aufs Dach zu gelangen. „Amateure!“, dachte er belustigt. Er reckte sich und stand auf. Die Nachtluft war angenehm kühl und strich ihm um das Gesicht. Tief atmete er sie ein und schloss die Augen. Es roch nach Regen, Regen der den Boden nässen und neues Leben hervorbringen würde. „Ja, hier könnte ich es eine Weile aushalten.“ Allerdings hatte er ein kleines Problem. Anscheinend war er in dieser Welt zu auffällig. Es war also von großer Wichtigkeit, dass, sollte er hier bleiben, er sich den Menschen dieser Großstadt anpasste. Auch sollte er zusehen, dass er bald eine Unterkunft fand. Seufzend machte er sich auf den Weg. Dieses Mal allerdings gedachte er nicht die Straße zu nehmen. Über die Dächer zu laufen schien ihm die einfachste Lösung zu sein. Also nahm er Anlauf und rannte mit einer hohen Geschwindigkeit über die Dächer. Abgründe waren kein Hindernis, er übersprang sie einfach. Ein berauschendes Gefühl war es, hier oben gehörte die Welt ihm und er konnte seine Freiheit in vollen Zügen genießen. Doch sollte das Gefühl nicht lange anhalten. Eine dunkle Aura streifte seine Seele und ließ ihn frösteln, Es war unverkennbar die dunkle Macht eines Herzlosen. Wild sah er sich um. Alle Hoffnungen seinerseits waren im Nu verflogen. Insgeheim hatte er ja gehofft, er müsse einmal nicht kämpfen sondern könne sich etwas ausruhen. Ein Schrei ließ ihn aufschrecken. Er schien aus einem Park zu kommen. Zu weit entfernt zwar aber nicht unerreichbar. Schnell entfesselte er zum zweiten Mal in dieser Nacht einen Teil seine Kräfte. Wieder zuckte er unter Schmerzen zusammen, als die Flügel aus seinem Rücken brachen. Doch es ebbte schnell wieder ab. Langsam öffnete Terra seine Augen. „Dann mal los!“ Schnell erhob er sich in die Lüfte und flog zu dem Park. Die ersten Regentropfen fielen bereits vom Himmel und bald war er völlig durchnässt. Durch sein schnelles Tempo erreichte er bereits nach kurzer Zeit den Park. Sachte wurde er langsamer und sah sich mitten in der Luft schwebend um. Allzu lange musste er jedenfalls nicht suchen. Eine Explosion brachte die Bäume zum Zittern und den Boden zum Beben. Kurz darauf stieg eine Rauchwolke über den Wipfeln herauf. Terra löste die Verwandlung und landete mitten auf einer großen Rasenfläche. Flink huschte er zu den Bäumen hinüber und versteckte sich in deren Schatten. Vorsichtig, um ja keinen Lärm zu machen, schlich er sich voran. Schon bald lichtete sich die Sicht. „Verdammt!“, zischte Terra. Mitten auf dem Weg stand ein sehr großer Herzloser. Es war ein Koloss und sah aus wie ein stark gepanzerter Ritter. Mit einem Morgenstern und einem Schild bewaffnet beugte er sich auf einen jungen Mann hinab. Der Mann war scheinbar bewusstlos. Rasch zog Terra sein Schlüsselschwert und machte sich zum Kampf bereit. Doch bevor er irgendetwas tun konnte, schoss ein Energieball aus Blitzen wie aus dem Nichts hervor und explodierte am Schild des Herzlosen. Er wurde zurückgeschleudert, schien aber ansonsten keinen Kratzer abbekommen zu haben. Wütend suchte er mit seinen kleinen Augen das Gebiet nach seinem Feind ab. Wer auch immer es war musste bestraft werden, weil er ihn in seiner Arbeit gestört hatte. Fast hätte er sich das Herz des Opfers holen können. Terra rührte sich nicht. Auf keinen Fall durfte er jetzt schon in dieser Welt entdeckt werden. Wer wusste schon was dann passieren würde? Plötzlich wurde es um ihn herum merklich kälter und dichter Nebel stieg auf. Verwirrt sah er sich um. Wo kam der Nebel auf einmal her? Hier war weit und breit kein See oder Fluss zu sehen und der Regen war nicht stark genug um eine Nebelwand zu erzeugen. Auch der Herzlose schien sehr verwirrt. Seine kleinen Augen konnten den Nebel einfach nicht durchdringen, egal wie sehr er sich auch bemühte. Allerdings schien er bereits eine Lösung für sein Problem zu haben. Grunzend hielt er sein Schild in die Luft, welches anfing grün zu glühen. Ein Luftwirbel umhüllte ihn und vertrieb nach und nach die Nebelschwaden. Überrascht zog Terra scharf die Luft ein. „Wo kommen die beiden denn plötzlich her?“ Neben dem Herzlosen waren zwei Mädchen aufgetaucht. Sie sahen aus wie Kriegerinnen, schienen aber noch recht jung zu sein. Beide trugen ein Outfit das stark an japanische Schuluniformen oder an Matrosenoutfits erinnerte. Ein weißes Oberteil mit einer Schleife auf der Brust und einem Tuch im Nacken. Dazu einen relativ kurzen Rock, ellenbogenlange Handschuhe und Stiefel. Auf der Stirn trugen sie ein Diadem, bei dem einen Mädchen war es blau und bei dem anderen grün. Rock, Halstuch und Stiefel hatten dieselben Farben wie ihre Diademe. Das Mädchen in Grün hatte braunes Haar und trug einen Pferdeschwanz, während das Mädchen in blau kurzes, blaues Haar hatte. „Wer zur Hölle sind die? Und wie konnten sie so nahe heran, ohne dass ich sie bemerkt habe?“ Terra verstand nicht was hier vor sich ging, beschränkte sich aber erstmals darauf den geheimen Zuschauer zu spielen. Auch der Herzlose hatte die Kriegerinnen inzwischen bemerkt und griff wütend an. Sein Morgenstern kam auf die Mädchen zugeschossen, eine zerstörerische Kraft wohnte ihm inne. Ohne Auszuweichen schoss das blaue Mädchen eine Kugel auf den Gegner. Sie schien aus Wasser zu bestehen, fror aber den Morgenstern in Sekundenschnelle ein. Klirrend ging er zu Boden und zerbarst. Mit einem beachtlichen Tempo kam das andere Mädchen auf den Herzlosen zu gestürmt. In ihrer rechten Hand bildete sich eine neue Kugel aus Blitzenergie. Noch im Lauf sprang sie hoch über den Herzlosen hinweg und schleuderte ihm die Energie direkt ins Gesicht. Wieder ertönte eine kleine Explosion und der Herzlose ging zu Boden. Geschlagen war er aber noch lange nicht. Seine rechte Hand verwandelte sich in eine riesige Axt, mit der er nach dem Mädchen ausschlug. Zum Glück war der Schlag schlecht gezielt und sie kam mit einem Schnitt in ihrer Kleidung davon. Wäre der Schlag besser gezielt gewesen, hätte er ihr vermutlich den Bauch aufgeschlitzt. Salto springend entfernte sie sich rasch aus der Nähe der Axt. „Es bringt nichts. Unsere Attacken sind nutzlos, wir brauchen Sailor Moon!“, rief sie ihrer Freundin zu. Doch die schüttelte den Kopf. „Wir können nicht so lange warten, sonst greift der Dämon wieder den Mann an.“ Terra stutzte. Dämon? Die beiden hatten anscheinend keine Ahnung mit was für einer Kreatur sie es zu tun hatten. „Wir müssen einen Kombinationsangriff versuchen.“, rief sie und die beiden Mädchen machten sich bereit ihre Attacken zur selben Zeit abzufeuern. Doch dem Herzlosen schien das alles zu lange zu dauern und er griff erneut an. Ein silbernes Licht blitze auf als die Axt auf ihr Ziel hinabsauste, für das blaue Mädchen schien es kein Entrinnen zu geben. Blut spritze auf und sie griff sich keuchend an ihre rechte Schulter. Zu ihrem Glück schien der Herzlose allgemein ein sehr schlechter Schütze zu sein, denn auch dieses Mal hatte er sein Opfer nicht voll erwischt. Trotzdem war die Wunde tief genug um Sailor Mercurys Arm unbrauchbar zu machen. „Sailor Mercury!“ Ihre Partnerin rannte auf sie zu. „Nicht Sailor Jupiter bleib weg.“ Entweder hörte Sailor Jupiter sie nicht, oder sie ignorierte den Zuruf. Rasch kniete sie sich neben sie und packte sie am Arm. Ein zufriedenes Grunzen ertönte und sie sah entsetzt auf. Über ihnen stand der Herzlose und genoss sichtlich ihre Hilflosigkeit. Schweigend hob er die Axt. Sailor Jupiter warf sich schützend über Sailor Mercury, als hoffte sie ihre Freundin doch noch schützen zu können. Noch ein letztes Mal hörte sie das Grunzen des Herzlosen und dann das scharfe Sirren einer herab sausenden Klinge…

Doch der erwartete Schmerz blieb aus. Stattdessen schrie der Herzlose erneut wütend auf. Verwirrt sahen die beiden Mädchen auf. Aus dem Arm des Herzlosen ragte ein leuchtender Pfeil und dunkles Blut quoll aus der Einschussstelle.

Terra konnte es einfach nicht mehr ertragen diese Gemetzel mit an zu sehen. Kurz entschlossen richtete er sich auf und verwandelte das Schwert in seiner Hand kraft seiner Gedanken in einen Bogen. Der Pfeil war nur schlecht gezielt und viel zu hastig abgeschossen, hatte aber trotzdem die gewünschte Wirkung. Scharf war er in das Fleisch eingedrungen und die Wucht des Einschlags lenkte den Schlag so weit ab, dass die Axt neben den Mädchen in den Boden einschlug. Ohne lange zu zögern setzte er einen neuen Pfeil an. Dieses Mal zielte er richtig und der Pfeil schlug im Kopf des Herzlosen ein. Wieder spritzte Blut auf. Doch es sollte für diesen Abend das letzte sein. Bevor der Herzlose auf dem Boden aufschlagen konnte, löste er sich auf und hinterließ wie alle seine Brüder vor ihm ein Herz, das in der Dunkelheit verschwand. Schnell machte Terra das er weg kam, solange die Mädchen noch verwirrt waren.

„Was war das?“, fragte Sailor Jupiter und sah suchend in den Bäumen nach, aus denen die Pfeile gekommen waren. Keuchend stand Sailor Mercury auf. „Die Frage ist nicht Was das war, sondern Wer!“ Sie knickte wieder ein und unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen. Schnell eilte Jupiter ihr zu Hilfe. Sie legte einen Arm um ihre Taille und half Mercury wieder aufzustehen. Noch immer lief das Blut ihr den Arm hinab. „Wir sollten so schnell wie möglich den anderen davon berichten.“, sagte sie mit zitternder Stimme. Genau in diesem Augenblick verkündete ein Piepsen, dass eine ihrer Freundinnen sie zu erreichen versuchte. „Lass mich das machen.“ Sailor Jupiter zückte einen kleinen Pager und auf dem Monitor tauchte das Gesicht von Rei Hino auf. „Ami, Makoto. Ihr müsst sofort zum Tempel kommen. Wir müssen etwas wichtiges Besprechen.“ Sailor Mercury alias Ami Mizuno runzelte die Stirn. „Ist etwas passiert?“ Rei nickte. „Ja könnte man so sagen.“ Besorgt sah sie Ami direkt ins Gesicht. „Alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus. Großer Gott, ist das etwa Blut?“, fragte sie erschrocken als sie das rote Blut des Herzlosen auf Amis Gesicht entdeckte. Sailor Jupiter alias Makoto Kino nickte. „Wir hatten einen nächtlichen Sondergast, aber das erklären wir dir später. Wir sind auf dem Weg.“ Nachdenklich schaltete sie den Pager ab. „Heute Nacht überschlagen sich die Ereignisse.“ Auch Ami war besorgt. „Lass uns schnell zu den anderen gehen. Da erfahren wir mehr.“ Makoto sah sie an. Die Härte in ihrem Gesicht schwand und sie wirkte auf einmal sehr sanft. „Wollen wir erst einmal zu mir gehen, damit wir dich provisorisch verarzten können? Du weißt ja ich wohne hier ganz in der Nähe. Wenn wir dann bei Rei sind, werde ich dir einen richtigen Verband anlegen. Einverstanden?“ Ami lächelte dankbar. „Ja bitte.“ Auf Makoto konnte sie sich immer verlassen. Schweigend gingen sie fort und verschwanden bald in der Dunkelheit.

Den bewusstlosen Mann fand kurz darauf ein nächtliches Liebespärchen, welches die Polizei und den Krankenwagen rief. Er wachte erst am nächsten Tag wieder auf, konnte sich aber an die Ereignisse der Nacht nicht mehr erinnern.

Eine neue Gefahr?

Als Rei ihr Zimmer betrat, war schon beinahe das ganze Sailor Team anwesend. Erfolglos hatte sie die letzte Stunde damit verbracht im Gebetsraum um Erkenntnis zu beten und diese merkwürdige Aura zu orten. Doch alle ihre Methoden waren kläglich gescheitert, sie schaffte es einfach nicht diese fremde Macht wieder zu finden. Draußen hatte es inzwischen endlich aufgehört zu regnen. Schweigend sah sie sich in ihrem Zimmer um und seufzte. Natürlich war Bunny wieder einmal zu spät. Ihre ziemlich tollpatschige Freundin namens Usagi Tsukino, genannt Bunny Tsukino, war berühmt und berüchtigt für ihre ständigen Verspätungen. Nie hatte sie es bisher auch nur einmal pünktlich zur Schule oder zu einer Versammlung geschafft. Da würde man nie vermuten dass sie Sailor Moon ist. Eine Sailor - Kriegerin die sich der Macht des Mondes bediente und die mächtigste aller Kriegerinnen war. Sailor Moon war die wiedergeborene Prinzessin Serenity, der Prinzessin des Mondes. Nur sie allein konnte die mächtigste Waffe im Universum, den Silberkristall, beherrschen und seine Macht nutzen. Bereits anwesend waren allerdings schon Ami Mizuno (die Kriegerin des Wassers), Makoto Kino (die Kriegerin des Donners), ChibiUsa (Sailor ChibiMoon) und Minako Aino (Sailor Venus, die Kriegerin der Liebe). Rei war die letzte Kriegerin im Bunde. Sie war Sailor Mars, die Kriegern des Feuers. Zusammen beschützten die Sailor Kriegerinnen die Erde vor Dämonen und anderen Kreaturen. Tatkräftig wurden sie unterstützt von Tuxedo Mask (Mamoru Chiba), der der wiedergeborene Prinz Endymion von der Erde ist. Unsterbliche Liebe verbindet ihn mit Sailor Moon, vorherbestimmt durch ihre gemeinsame Vergangenheit als Liebespaar im Mondpalast. Damals ist der Palast von Königin Perilia zerstört worden. Königin Serenity, Sailor Moons Mutter, nutzte ihre Macht um die Dämonen zu vertreiben und schenkte ihrer Tochter und ihren Freunden ein neues Leben auf der Erde. Dabei ließ sie aber ihr eigenes Leben…

Makoto kümmerte sich gerade um die letzten Feinheiten an Amis Verband und knotete die beiden Enden zusammen. „So fertig!“, sagte sie und klappte den Deckel des Arzneikoffers zu. Ami schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Hinter ihnen konnten sie Minako verhaltend kichern hören. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Ami sie. Immer noch kichernd sagte Minako: „Ach nichts, es ist nur… wenn man euch so beobachtet könnte man fast meinen ihr wärt ein Paar.“ Makoto und Ami wurden ziemlich rot und nun konnte Minako sich nicht mehr halten. Ein Lachanfall packte sie und schüttelte sie so heftig, dass dichte Strähnen ihres blonden Haares ihr ins Gesicht fielen. Auch ChibiUsa grinste. Mit tadelnder Stimme sagte sie: „Ach lass die beiden doch in Ruhe Minako. Sonst fühlen sie sich noch verletzt. Ich habe keine Lust auf einen Angriff der Turteltäubchen.“ „ChibiUsa!“ mahnte Rei sie. „Schon gut, Rei. Aber sagt mal, wie ist das eigentlich passiert?“, fragte Minako und zeigte auf den Verband an Amis Schulter. „Das erklären wir dir, wenn alle anwesend sind.“, antwortete Makoto. In diesem Moment ging die Tür auf und Bunny kam in das Zimmer gestürzt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Anscheinend hatte sie wieder einmal den Bus verpasst und musste zum Tempel rennen. Jedenfalls kam sie beinahe ungebremst in das Zimmer gelaufen, übersah den kleinen Tisch und riss ihn kurzerhand einfach um. Rosa Haar vermischte sich mit blonden als sie ChibiUsa ebenfalls umwarf und die beiden unsanft auf dem Boden aufkamen. „Geh von mir runter Bunny!“, rief ChibiUsa keuchend. Seufzend packte Rei Bunny grob am Arm und zerrte sie hoch. „Entschuldige.“, murmelte Bunny kleinlaut. Ami, Makoto und Minako lachten. „Kannst du nicht mal aufpassen Bunny? Ich kann von Glück reden, dass der Tisch nicht kaputt ist. Du verhältst dich mal wieder wie ein Elefant im Porzellanladen.“ Ziemlich sauer baute Bunny sich vor Rei auf und stemmte die Fäuste in die Hüfte. „Was musstest du den Tisch auch ausgerechnet da hinstellen? Das hast du bestimmt mit Absicht gemacht, weil du wusstest, dass ich darüber stolpern würde.“ ChibiUsa seufzte. Dieser Streit würde vermutlich noch stundenlang so gehen. Wenn Rei und Bunny einmal anfingen, hörten sie so schnell nicht wieder auf. Zwar waren die beiden beste Freundinnen, konnten sich das aber anscheinend auf keine andere Weise zeigen. „Vielleicht solltest du aber auch einfach mal aufpassen wo du mit deinen Trampel Füßen hin latscht. Nur zu deiner Erinnerung: der Tisch steht hier schon seit Jahren.“ Wütend streckten die beiden sich die Zungen aus. „Nun lasst das doch bitte.“, versuchte Ami die beiden mit beschwichtigender Geste zu beruhigen. Makoto und Minako kümmerten sich darum, dass der Tisch und alles was auf ihm gelegen hatte, wieder an seinen alten Platz kamen. ChibiUsa half ihnen dabei indem sie die Kekse aus der Keksdose auflas. „Ja schon gut wir hören ja schon auf!“ Bunny ließ sich im Schneidersitz nieder. Dann entdeckte sie den Verband an Amis Arm. „Ami, was ist passiert?“ Ami schüttelte den Kopf. „Warte, bis Luna und Artemis da sind. Rei hast du sie finden können?“ Rei nickte. „Sie müssten gleich da sein.“ „Wo die beiden sich wohl wieder herumgetrieben haben?“ Minako war der festen Überzeugung das Luna und Artemis einfach ein Paar sein mussten, obwohl beide Katzen dies abstritten. Die sechs Mädchen mussten jedoch nicht lange warten. Ein Kratzen am Fenster kündete die Katzen an und Makoto ließ sie schnell herein. Als sie sich alle um den Tisch versammelt hatten warten sie gespannt auf Reis Neuigkeiten, denn schließlich war sie es die diese Sitzung einberufen hatte. Rei dachte kurz nach. Wie konnte sie das alles am besten erklären? „Wenn du noch länger brauchst wirst du noch zur Schildkröte!“, neckte Bunny sie, die das Warten langweilig fand. „Bunny, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Späße.“, sagte Luna und Bunny verstummte augenblicklich. „Also gut.“ Rei entschied sich für die einfachste Weise und sah ihre Freunde fest an. „Während ich heute Abend den Hof gefegt habe, spürte ich plötzlich eine fremde Macht. Sie war nur kurz spürbar, dann war sie auf einmal fort. Doch es war eine ziemlich starke Aura und sie fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Wer oder was das auch immer war, war kein gewöhnliches Wesen. Ich hatte den Eindruck eine Aura zu spüren, die Mensch und Dämon in sich vereinte. So etwas habe ich vorher noch nie erlebt.“ Ami runzelte die Stirn. „Bist du sicher, dass du nicht uns gespürt hast? Makoto und ich hatten heute einen Kampf.“, fragte sie. Rei verneinte. „Eure Auren kenne ich und hätte sie wieder erkannt, zudem habt ihr nicht die Auren eines Dämons.“ Minako sah erstaunt auf. „Ihr hattet einen Kampf und habt uns nicht zur Hilfe gerufen?“, fragte sie beinahe empört. Artemis war ebenfalls nicht sehr angetan. „Das war sehr leichtsinnig von euch. Euch hätte etwas passieren können.“ Luna unterbrach ihn in seiner Predigt. „Die beiden hatten bestimmt einen guten Grund uns nicht zu rufen, oder?“ Makoto nickte und sah Ami an. „Der Kampf…war etwas merkwürdig.“ „Wieso denn?“ ChibiUsa hatte Makoto noch nie von einem merkwürdigen Kampf sprechen hören. Auch Bunny war neugierig geworden. Mit Hilfe von Ami schilderte sie den Kampf so gut sie konnte. Nachdenklich verlor sich die Gruppe in Schweigen. Schließlich unterbrach Luna die Schweigsamkeit. „Eure Angriffe zeigten auf den Dämon keinerlei Wirkung?“ Makoto schüttelte den Kopf. „Er hatte nicht einen einzigen Kratzer nach unseren Attacken.“ Artemis runzelte die Stirn. „Das gefällt mir nicht. Anscheinend haben wir wieder neue Gegner und sie scheinen sehr viel stärker als unsere letzten Feinde zu sein.“ „Etwa noch stärker als der Erleuchtete?“ Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Erleuchtete selbst war doch schon als der Tod bekannt.“ Bunny gefiel die ganze Sache überhaupt nicht. Im Stillen hatte sie ja gehofft nie mehr Kämpfen zu müssen. Sie wünschte sich nichts mehr als endlich ein normales Leben an Mamorus Seite führen zu dürfen. ChibiUsa beobachtete sie besorgt. Sie, die sie ja Bunnys zukünftige Tochter sein würde, wusste genau wie Bunny sich fühlte. ChibiUsa umgab nämlich ein kleines Geheimnis welches nur die Sailor Kriegerinnen kannten: ChibiUsa war aus der Zukunft in diese Zeit gereist um die Sailor Krieger ihrer Vergangenheit vor schrecklichen Ereignissen der Zukunft zu warnen. Mit ihrer Hilfe hatten sie alle die Gefahr verhindern können und das Überleben der Erde erneut gesichert. Am Ende dieses spektakulären Abenteuers hatte sich herausgestellt, dass ChibiUsa in ihrer Zeit die Tochter von Bunny und Mamoru sein wird. Nach dem Abenteuer beschloss sie noch eine Weile in dieser Zeit zu bleiben um lernen zu können eine Kriegerin zu werden. Anfangs gefiel Bunny das überhaupt nicht, da ChibiUsa permanent versuchte Mamoru, ihren künftigen Vater für sich zu beanspruchen. Mit der Zeit fand sie sich damit aber zumindest ein bisschen ab.

Minako beschäftigte etwas ganz anderes. „Über unsere Feinde werden wir wohl früher als uns lieb ist etwas herauszufinden. Das war bisher immer so. Der Dämon war zwar scheinbar sehr stark, ist aber schließlich doch besiegt worden. Ich finde wir sollten uns vorerst auf den unbekannten Retter konzentrieren.“ Sie wandte sich zu Ami um. „Und ihr habt wirklich nicht gesehen wer euch geholfen hat?“ Ami dachte noch einmal nach. „Nein.“, sagte sie schließlich. „Es war zu dunkel und während des Kampfes habe ich nichts bemerkt.“ „Die einzigen Anhaltspunkte wären diese Lichtpfeile gewesen.“, warf Makoto ein. „Habt ihr sie nicht mitgebracht?“, fragte ChibiUsa. „Das ging leider nicht. Sie haben sich einfach aufgelöst.“ „Oh.“, machte ChibiUsa plötzlich. Die anderen sahen sie fragend an. „Könnte es nicht Tuxedo Mask gewesen sein?“ Bunny schnippte ihr auf die Stirn. „Du hast wohl vergessen das Tuxedo Mask kein Pfeil und Bogen hat. Er kämpft nur mit den Rosen und dem Stab. Außerdem hätte er sich den beiden gezeigt.“ Artemis sah Rei an. Sie schien in Gedanken versunken zu sein. „Worüber denkst du nach?“, fragt er sie. Rei starrte weiterhin in die Leere. „Ich dachte nur, dass unser Retter vielleicht derjenige sein könnte, den ich gespürt habe! Mir fällt gerade ein, dass ich später noch einen viel schwächeren Impuls wahrgenommen habe.“ Sie sah Ami an. „Kurz darauf, tauchten eure Auren auf. Vermutlich war das der Kampf den ihr hattet.“ „Konntest du die Aura wirklich nicht erkennen oder zumindest orten?“ Sie seufzte. „Ich habe die ganze letzte Stunde versucht sie zu orten. Sie scheint wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Vielleicht war es auch der Dämon den ihr besiegt habt, vielleicht war er es auch nicht. Vielleicht war es der Unbekannte, vielleicht auch nicht. Ich weiß es einfach nicht.“ Wieder fielen sie in Schweigen. „Was sollen wir also tun?“, fragte Minako. Alle sahen sie Ami an. Sailor Mercury war im Kampf schon immer die Strategin und gewiss hatte sie auch jetzt einen Plan. Doch heute musste Ami ihre Freundinnen enttäuschen. „Ich denke das Beste wäre erst einmal abzuwarten. Solange wir nichts Genaueres wissen, haben wir keine Möglichkeiten herauszufinden wer der Unbekannte ist und wer unsere neuen Feinde sind. Ich nehme an das die Person noch einmal auftaucht und dann werden wir schon herausfinden wer er ist.“ Luna nickte. „Das wird wohl fürs erste das Beste sein. Warten wir also ab.“ ChibiUsa gähnte. Artemis sah sie lächelnd an. „Ich denke wir sollten jetzt alle nach Hause gehen. Es ist schon spät.“ Alle stimmten dem zu. Es war doch ein anstrengender Tag gewesen. Rei begleitete sie noch bis zu Straße und verabschiedete sie dort. Minako geleitete Bunny und ChibiUsa noch ein Stück, dann trennten sie sich an einer Kreuzung. Makoto bestand darauf Ami noch nach Hause zu begleiten, da sie verletzt war und sich im Notfall nicht verteidigen konnte, falls etwas passieren sollte. Es war ein schöner Abend, die Sterne funkelten hell über ihnen und der Mond brachte die Umgebung zum Leuchten. Zufrieden seufzte Bunny auf. „Was ist los?“, fragte sie ChibiUsa verwundert. „Ach nichts ich bin nur froh das morgen keine Schule ist, so können wir ausschlafen.“ Im Stillen dachte ChibiUsa sich: „Du bist doch nur so glücklich weil du morgen Mamoru triffst. Aber warte nur. Ich werde auch dabei sein, wirst schon sehen.“ Breit grinsend hopste sie vor Bunny her, auf dem Weg nach Hause.

Waisenkind

Terra war so schnell es ihm möglich war aus dem Park geflüchtet und befand sich nun wieder auf der Hauptstraße. Der Regen hatte aufgehört, trotzdem war er durchnässt bis auf die Knochen. Nervös sah er sich um. Die beiden Mädchen schienen ihm nicht gefolgt zu sein. Langsam entspannte er sich wieder holte tief Luft. Mit ein paar wohl gewählten magischen Worten trocknete er seine Kleidung, dann sah er sich um. Wohin sollte er nur gehen? Er brauchte dringend eine Unterkunft in der er wohnen konnte. Doch als er in seinen Taschen kramte fand er nicht mal einen Müden Yen. „Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen.“, dachte er. Wenn man die Welten wechselte blieb das gesamte Geld in der Welt zurück in die es gehörte. Also brauchte er dringend einen Job. Seufzend wandte er sich nach rechts und stieß frontal mit einem Mann zusammen. „Autsch. Sei doch vorsichtig!“, meinte der Mann. „Verzeihung!“ Terra sah auf und stutzte. Der Mann war größer und allem Anschein nach auch etwas älter als er, hatte schwarzes, kurz geschnittenes Haar und blaue Augen. Er trug einen schwarzen Pullover und darüber ein grünes Jackett. Zudem eine graue Hose und schwarze Schuhe. Terra wich einen Schritt zurück. Von dem Mann ging eine kraftvolle Aura aus. Der Mann sah ihn besorgt an. „Alles in Ordnung? Du siehst etwas blass aus!“ „Ähm…!“, begann Terra doch ein gewaltiges Knurren seines Magens unterbrach ihn. Belustigung blitze in den Augen des Mannes auf. „Vielleicht solltest du etwas essen.“ Terra lächelte nicht. „Was ist das nur für eine Kraft, die von ihm ausgeht? Ich sollte vorsichtig sein.“ Der Mann runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht?“ Schnell schüttelte Terra den Kopf. „Es ist alles in Ordnung. Entschuldige bitte noch einmal das Versehen. Es ist nur so, ich bin gerade erst hier in Tokio angekommen und habe weder Geld noch eine Unterkunft.“ „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte der Mann ihn. „Ich ähm…habe keine Eltern.“ Traurigkeit glomm in den Augen des Mannes auf. „Verstehe, ein Waisenkind so wie ich. Aber von wo kommst du her und wie bist du nach Tokio gekommen?“ „Mist!“, dachte Terra. „Lass dir schnell was einfallen.“ „Ich komme von nirgendwo. Meine Heimat ist mit mir zusammen immer unterwegs, ein festes zu Hause hatte ich noch nie.“ „Ach, so ist das. Du schlägst dich alleine durchs Leben. Von einer Stadt zur nächsten.“ Eifrig nickte Terra. „Ich wollte schon immer nach Tokio und ein neues Leben anfangen. Eine nette Familie, die auf dem Weg hierhin war, hat mich freundlicherweise mitgenommen und hier abgesetzt.“, log Terra. Der Mann dachte kurz nach. „Du brauchst also etwas, womit du dir ein Leben aufbauen könntest.“ Schweigend stand er da. „Hör mal!“, sagte er schließlich. „Ich bin selbst ein Waisenkind und weiß, wie schwer das alles für dich sein muss. Daher mache ich dir einen Vorschlag. Du übernachtest heute Nacht bei mir und morgen helfe ich dir eine eigene Wohnung zu finden. In Ordnung?“ Terra war überrascht. So hilfsbereite Menschen gab es nicht alle Tage. Kurz dachte er nach. Sollte er diesem Mann wirklich vertrauen? Er kannte ihn nicht und wusste immer noch nicht was dies für eine Kraft es war, die er in seiner Gegenwart spürte. Vielleicht konnte er mehr herausfinden, wenn er bei ihm blieb. „Einverstanden. Das ist wirklich nett von dir.“ Der Unbekannte lächelte, „Ich bin Mamoru Chiba. Aber du kannst mich Mamoru nennen.“ Er streckte ihm die Hand entgegen. Terra ergriff sie. „Mein Name ist Terra.“ Mamoru hob eine Augenbraue. „Nur Terra? Nichts weiter?“ „Leider nein!“ Er nickte. „Nun gut Terra. Willkommen in Tokio!“ Terras Magen bedankte sich mit einem weiteren Knurren. Mamoru lachte. „Komm lass uns endlich zu mir gehen, dann bekommt dein Magen was zum Arbeiten.“

Etwa eine Stunde später saß Terra in Mamorus Wohnzimmer und sah sich neugierig um. Mamoru hatte auf dem Weg zu seinem Appartement versucht, Terras Vertrauen zu gewinnen. Ihm blieb das Misstrauen des Jungen nicht verborgen, doch er nahm es ihm nicht übel. Argwohn war ein großes Merkmal von Waisenkindern, da sie schon früh lernen mussten, sich selbst in der Welt zu Recht zu finden. Nur selten trauten solche Menschen anderen Menschen auf Anhieb über den Weg. So erzählte er Terra ein wenig über sich selbst. Das er studieren würde, was seine Hobbys waren und ähnliches. Terra fand die Wohnung für einen Studenten ziemlich luxuriös. Die Wohnung hatte ein großes Wohnzimmer mit Couch, einem kleinen Tisch, einem großen Fernseher und viele Regale und Schränke gefüllt mit Büchern. Zudem hatte sie ein großes Bad, eine Küche und ein Schlafzimmer. Mamoru war in der Küche verschwunden und ließ Terra sich ein wenig eingewöhnen. Dieser entdeckte gerade einen Balkon und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Es war ein herrlicher Abend. Nach dem Regen verdeckte keine einzige Wolke den Sternenhimmel oder den Mond. Die Lichter Tokios und der tiefblaue Himmel, dies alles verwandelte die Stadt in ein Meer aus kleinen Diamanten. Terra fühlte sich wie gefangen in dieser Schöhnheit. Diese Aussicht könnte er die ganze Nacht lang bewundern. „Terra?“ Mamoru war neben ihm auf den Balkon hinausgetreten und sah ebenfalls auf das nächtliche Tokio hinab. „Wunderschön nicht wahr?“ Terra nickte. „Ja. Ich habe noch nie etwas so schönes gesehen. Tokio ist wirklich etwas ganz Besonderes.“ Ein ihm bisher völlig unbekanntes Gefühl erfüllte ihn. Es war ein Gefühl tiefer Zufriedenheit, Sehnsucht und unvorstellbaren Glücks. Das Gefühl verwirrte ihn, denn er konnte es einfach nicht einordnen, hatte er so etwas doch noch nie verspürt. „Komm lass uns hinein gehen sonst wird die Suppe noch kalt.“ Mamoru zog Terra zurück in das Wohnzimmer. Auf dem Tisch stand ein Topf mit Suppe, ein Korb mit Brot, Käse und Wurst. Für den Durst hatte Mamoru einen Krug Orangen-Saft bereitgestellt. Hungrig machten sie sich über die Speisen her. Terra war beeindruckt. Mamoru schien ein ziemlich guter Koch zu sein. Aber das lag vermutlich daran, dass er ja auch ein Waisenkind war und deshalb früh gelernt hatte zu kochen. Seine Eltern waren damals bei einem Autounfall gestorben, er selbst hatte nur knapp überlebt. Als ihre Teller leer waren, half Terra Mamoru beim Abräumen. Danach setzen sie sich entspannt auf den Balkon und sahen in die Ferne. Schließlich sagte Mamoru: „Also Terra erzähl mir doch ein bisschen was von dir. Wo kommst du her?“ Blitzschnell legte Terra sich eine falsche Vergangenheit seinerseits zurecht. „Ich bin in einem Tempel aufgewachsen. Die Mönche dort erzählten mir, sie hätten mich eines Morgens auf ihrer Türschwelle gefunden. Sie zogen mich auf wie einen der ihren und brachte mir vieles bei. Ich konnte keine Schule besuchen, da der Tempel viel zu abgeschottet vom Rest der Welt war. Also lehrten sie mich was sie wussten. Eines Tages machte ich mich auf den Weg um die Welt kennen zu lernen. Seitdem irrte ich von Stadt zu Stadt und versuchte irgendwie Tokio zu erreichen.“ Nachdenklich lehnte Mamoru sich in seinem Sitz zurück. „Du hast noch nie eine Schule besucht?“ Terra verneinte. „Nun gut. Ich denke das sollten wir zuerst in Angriff nehmen.“ Verwirrt sah Terra ihn an. „Wie meinst du das?“ „Nun ja…“ Mamoru setze sich in eine bequemere Position. „Ohne eine gute Bildung wirst du es schwer haben hier in Tokio auf eigenen Füßen zu stehen. Daher solltest du die Schule nachholen.“ Terra runzelte die Stirn. „Wie soll ich das anstellen? Ich habe kein Geld um die Schule zu bezahlen. Und eine Wohnung brauch ich auch noch, ich kann dir ja schlecht auf deinen Taschen sitzen.“ Mamoru dachte kurz nach. Dann hellte sich seine Miene auf. „Ein Stipendium!“ „Wie bitte?“ Mamoru sah ihn lächelnd an. „Wenn deine Leistungen gut genug sind, könntest du von der Schule ein Stipendium bekommen, dann zahlt die Schule alle Kosten.“ Terra dachte darüber nach. „Aber wie wollen wir das anstellen?“ Ein Grinsen breitete sich auf Mamorus Gesicht aus. Anscheinend hatte er bereits eine Idee. „Der Direktor des Juban - Gymnasiums ist ein alter Freund von mir. Vielleicht kann ich ihn dazu überreden. Ich rufe ihn morgen früh direkt mal an. Ach ja und ich habe auch schon eine Idee wo du nebenbei Geld verdienen könntest. Auch das werden wir morgen in Angriff nehmen.“ Terra nickte. Etwas störte ihn noch. „Was ist mit einer Wohnung? Wie soll ich die bezahlen können?“ „Wenn du ein Stipendium bekommst, wird die Schule dir eine Studentenwohnung zur Verfügung stellen. Da du eine Waise bist sollte das kein Problem sein.“ Mamoru gähnte. „Wir sollten schlafen gehen, das wird morgen ein harter Tag. Und wir müssen das alles möglichst am frühen Vormittag erledigen, denn gegen Mittag habe ich einen Termin.“ Sie erhoben sich und Mamoru bereitete auf der Couch für Terra ein Bett. Plötzlich klingelte das Telefon. „Entschuldige mich bitte kurz.“ Mamoru eilte in den Flur. Als das Klingeln erstarb wusste Terra, das er abgenommen hatte. „Guten Abend… Oh hallo, Bunny!... Was? Was ist passiert?“ Mamoru verstummte. Terra schlich zu Tür und lauschte, auch wenn ihm der Gedanke kam, dass es doch recht unhöflich war. Doch diese Kraft, die Mamoru ausstrahlte, ließ ihn so neugierig werden, dass er noch viel mehr über ihn und sein Leben erfahren wollte. „Ich verstehe…das ist ja schrecklich…Ihr habt keine Ahnung wer das war?“ OK…ja natürlich treffen wir uns morgen. Das habe ich dir ja versprochen. Ja natürlich. Du hör mal, es könnte sein, dass ich noch jemanden mitbringen muss… nein es ist kein anderes Mädchen. Du weißt doch das ich dich liebe…“ Terra ging zurück ins Zimmer. Das klang nicht nach etwas was ihn interessierte. Vom Flur her vernahm er, dass Mamoru sich wohl gerade verabschiedete. Seufzend zog Terra sein T-Shirt aus; dann passierte es plötzlich. Starke Schmerzen flammten in seinen Schultern auf und er keuchte. Ihm wurde schwarz vor Augen, anscheinend hatte er Dantes Kräfte heute zu oft genutzt. Sich vor Schmerzen krümmend ging er in die Knie. „Terra ist alles in Ordnung?“, hörte er Mamoru wie aus weiter Ferne rufen. Hände legten sich auf seine Schultern und schüttelten sie. Mamoru sah erschreckt in Terras vor Schmerzen verkrümmtes Gesicht. „Terra sag doch etwas.“ Doch der Anfall ebbte ab, der Schmerz schwand. Terra entspannte sich wieder und sah Mamoru an. „Ist schon gut. Das passiert manchmal, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Doch nun entdeckte Mamoru die großen Narben auf den Schulterblättern seines neuen Freundes. „Was ist mit dir passiert?“ Vorsichtig erhob Terra sich und auch Mamoru stand wieder auf. Terra schenkte ihm ein beschwichtigendes Lächeln. „Mach dir wirklich keine Sorgen Mamoru. Das ist nur eine alte Verletzung die wohl noch nicht ganz verheilt ist. Ich wurde einmal von einem Auto angefahren.“ Mamoru sah besorgt aus. Er wusste nicht so recht ob er Terra das wirklich glauben sollte. Bei genauerem Hinsehen entdeckte er noch viele weitere Narben, die sich überall auf Terras Körper verteilten. Sie sahen aus wie Kampfnarben und sahen verdächtig nach Verletzungen von Schwertern oder anderen scharfen Gegenständen aus. Zudem war Terra anscheinend ziemlich durchtrainiert, seine Muskeln waren überdeutlich zu sehen. Auf Mamoru macht er schon eher den Eindruck eines Kämpfers Doch er entschied sich Terra vorerst nicht darauf anzusprechen, wenn er darüber reden wollte würde er es noch tun. „Soll ich vielleicht einen Arzt rufen?“ Doch Terra schüttelte den Kopf. „Lass nur. Die beste Medizin ist jetzt ein entspanntes Nickerchen.“ Immer noch besorgt guckend nickte Mamoru schließlich. „Na gut. Dann wünsche ich dir eine Gute Nacht. Aber rufe mich bitte, wenn das noch einmal vorkommen sollte. In Ordnung?“ Terra nickte und Mamoru ging in sein Schlafzimmer. Aber Terra lag noch lange wach und dachte über den Tag nach. Obwohl er erst vor ein paar Stunden hier aufgetaucht war, war doch schon recht viel passiert. Was würde ihn in dieser Welt wohl noch erwarten? Kurz bevor er einschlief, ließ er noch einmal seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Im Mondlicht entdeckte er ein Bild, das in einem der Regale stand. Es zeigte einen glücklich lächelnden Mamoru neben einem jungen, blonden Mädchen mit langen Zöpfen…

Schule und Arbeit - neues Leben

Das Klingeln an der Tür sagte ihnen, dass der Direktor angekommen war. Eilig verschwand Mamoru im Flur um seinen Gast zu begrüßen. Ein alter Mann mit kleinen Augen und mausgrauem Haar trat ein. Terra erhob sich, kam ihm entgegen und reichte ihm die Hand. „Direktor Yuang. Ich freue mich sie kennen zu lernen.“ Der alte Mann erwiderte den Händedruck. „Die Freude ist ganz meinerseits.“ Sie setzten sich und Mamoru schenkte ihnen Tee ein. Nach einem kräftigendem Schluck sagte der Direktor: „Also Terra. Mamoru hat mir deine Situation genauestens geschildert. Du möchtest also bei uns in der Juban-Mittelschule anfangen. Ist das richtig?“ „Ja, Herr Direktor.“ Ächzend bückte der alte Mann sich nach seiner Tasche und zog einen Stoß Zettel heraus. „Um dir ein Stipendium gewähren zu können musst du allerdings einen bestimmten Notendurchschnitt erreichen oder überschreiten. Da wir von dir kein Zeugnis vorliegen haben, musst du einen kleinen Test absolvieren. Er soll uns zeigen wie weit dein Wissensschatz reicht und ob du gut genug bist.“ Mit vor Alter zitternden Händen reichte der Mann Terra die Zettel. „Du hast genau eine Stunde Zeit. Wenn du fertig bist, werde ich den Test hier und jetzt bewerten. Dann kann ich auch genauer sagen, ob wir dich aufnehmen. Ach und noch etwas. Bestanden hast du bereits mit 70% der richtigen Lösungen. Die Fragen sind sehr knifflig. Solltest du allerdings wirklich das Stipendium anstreben, müsstest du mit 90% oder mehr bestehen.“ „Viel Glück Terra.“ Mamoru lächelte ihm aufmunternd zu. Terra verschwand in der Küche und setzte sich an den Tisch um die Aufgaben zu lösen.

Nach etwas weniger als einer Stunde kam er zurück in das Wohnzimmer und fand Mamoru und den Direktor mitten in einem Gespräch vor. Als sie ihn hereinkommen hörten, verstummten sie und sahen ihn erwartungsvoll an. Schweigend reichte er dem Direktor die Zettel. Dieser nahm sie ihm ebenso schweigend ab und begann sie durchzusehen. Unter dem Tisch drückte Mamoru Terra ganz fest die Daumen. Es verging beinahe eine halbe Stunde bis der Direktor fertig war. Nachdenklich lehnte er sich zurück und sah Terra eindringlich an. Keine einzige Regung in seinem Gesicht zeigte was er dachte. Terra mochte den Blick nicht. Die Augen schienen ihn zu durchleuchten und in sein inneres zu sehen. „Bin ich durchgefallen?“, fragte er unsicher, doch der alte Mann antwortete nicht. „Direktor?“ Langsam reichte der Direktor die Zettel an Mamoru weiter, sah aber immer noch Terra an. Mamoru warf einen Blick auf die Gesamtpunktzahl und zog scharf die Luft ein. „Aber das… das ist ja…!“ „Was ist los?“ Terra wurde zunehmend nervöser. Doch ein Grinsen breitete sich auf Mamorus Gesicht aus und er reichte Terra sein Ergebnis. Ungläubig starrte er auf den Prozentsatz seiner Leistung. „Herzlichen Glückwunsch Terra. Du hast mit 96% abgeschlossen.“ Nun lächelte der Direktor. „Bei dem Durchschnitt steht es völlig außer Frage dir das Stipendium zu gewähren.“ Freude glomm in Terra auf. Erwartungsvoll sah er den Direktor an. Dieser nickt ihm zu und sagte: „Ich hinterlasse dir die Adresse deiner Wohnung. Unsere Schule hat extra für junge Austauschschüler oder solche die keine Eltern mehr haben ein Wohnheim gebaut. Dort wirst du dann wohnen. Schuluniformen und Schulbücher werden dort bereits für dich bereitliegen. Zusätzlich ein Brief mit den Schulregeln und etwas Geld damit du dir etwas zu essen kaufen kannst. Du kannst ab…“ Er sah auf die Uhr. „..ungefähr drei Uhr nachmittags dort einziehen. Das einzige worum du dich zukünftig selbst kümmern musst, ist die Verpflegung.“ „Darum werden wir uns heute noch kümmern.“, warf Mamoru ein. „Terra hat ja keine Eltern die ihn unterstützen könnten. Daher wäre es am besten, wenn er nebenbei jobben würde.“ „Was schwebt dir da so vor?“, fragte der Direktor ihn Stirn runzelnd. Darauf hatte Mamoru nur gewartet. „Eine Bekannte von mir arbeitet in einem Café. Ich habe bereits mit ihr gesprochen und sie hat mir versichert das Terra dort eingestellt werden kann. Offenbar sucht ihr Chef schon länger nach einer weiteren Aushilfe. Er würde dann fünf Stunden in der Woche arbeiten und hätte die Wochenenden frei. Das Gehalt wäre hoch genug um es ihm zu ermöglichen sich zu ernähren und sich vielleicht auch ab und wann mal etwas Privates zu gönnen. Zudem kann ich Terra dann auch ein bisschen im Auge behalten, da ich mich dort eigentlich häufig mit meinen Freunden treffe.“ Nachdenklich sah der alte Mann hoch zur Decke. Schließlich nickte er. „Also gut. Normalerweise ist es den Schülern nicht gestattet arbeiten zu gehen. Aber ich denke in diesem Fall werden wir wohl eine Ausnahme machen müssen. Der Stundensatz ist jedenfalls gesetzlich noch legal sodass wir keine Schwierigkeiten bekommen sollten.“ Langsam setzte er sich wieder auf und faltete die Hände zusammen. „Uns bleibt immer noch eine Sache zu klären. In welche Stufe soll ich dich setzen? Deinen Leistungen nach könntest du direkt in die Oberstufe gehen. Wie alt bist du denn?“ „Ich bin sechzehn Jahre alt.“, sagte Terra. Der Direktor nickte. „Genau das passende Alter für die Oberstufe.“ „Ich würde aber gerne in die Mittelstufe gehen.“ Schweigen breitete sich aus. „Warum?“, fragte der alte Mann überrascht. „Naja…“ Terra überlegte wie er es am besten sagen konnte. „Ich glaube einfach, dass ich in der Mittelstufe noch viel zu viel lernen könnte, als das ich sie einfach überspringen dürfte. Es würde einfach etwas fehlen.“ Doch das war nur die Hälfte von dem was ihn beschäftigte. Er konnte es selbst nicht erklären, doch er hatte das Gefühl als würde eine innere Stimme ihn leiten… ihm sagen, dass es wichtig ist das er in die Mittelstufe kam. Anscheinend war der Direktor von Terras Vorschlag ziemlich angetan. „Das stimmt eigentlich. Die Mittelstufe kann dir noch sehr viel beibringen. Ich würde daher vorschlagen, dich in die Klasse von Ami Mizuno zu setzen. Sie ist eine vorbildliche Schülerin und wird dir sicher in deiner Anfangszeit zur Seite stehen.“ „Das ist eine fabelhafte Idee, Herr Direktor.“ Mamoru war von diesem Vorschlag sehr begeistert, da er Ami privat sehr gut kannte. Sie war eine der besten Freundinnen seiner Freundin Bunny Tsukino. Der Direktor nickte und stand auf. „Den Rest überlasse ich dann dir Mamoru. Terra wir sehen uns dann am Montag in der Schule. Ich möchte dich bitten zu Beginn der ersten Unterrichtsstunden zu mir zu kommen, da ich noch einmal mit dir reden möchte.“ Terra stand ebenfalls auf und verbeugte sich kurz wie es in Japan so üblich war. „Natürlich Herr Direktor. Und vielen Dank für alles.“ Reihum reichte der alte Mann Mamoru und Terra noch einmal die Hand und dann ging er. „Das hat ja prima funktioniert nicht wahr?“ Lächelnd wandte Terra sich Mamoru zu. „Danke für deine Hilfe Mamoru. Wer weiß wo ich jetzt wohl wäre, wenn du nicht gewesen wärst.“ Lachend winkte Mamoru ab. „Ohne deine Intelligenz hätte es nie funktioniert. Ich habe nur den Grundstein gelegt und du hast die Säule mit deinem Test aufgebaut.“ Seltsam berührt sah Terra weg. Wie es schien hatte er in dieser Welt bereits einen guten Freund gefunden. Zwar wusste er immer noch nicht welche Kräfte er in Mamoru spürte, doch war er sich sicher das Geheimnis bald lüften zu können. Schließlich schnappte Mamoru sich seine Schlüssel und bedeutete Terra ihm zu folgen. „Wohin gehen wir?“, fragte Terra. „Zu deinem Job! Wie ich ja schon erwähnt habe arbeitet eine Bekannte von mir in einem Café. Ihr Name ist Unazuki Furuhata und sie ist die Schwester eines Freundes von mir. Motoki Furuhata.“ Mamoru führte Terra durch ein Gewirr aus Gassen und Straßen bis hin zu einem einladend aussehenden Café. Kurzerhand traten sie ein. Das Café schien recht beliebt zu sein, denn obwohl es eigentlich noch recht früh war, waren mehr als die Hälfte aller Tische besetzt. Zwischen den Reihen flitzten zwei Kellnerinnen umher und beeilten sich die Gäste zu bedienen. „Unazuki!“, rief Mamoru und hielt auf die Theke zu. Terra folgte ihm, möglichst bemüht nicht aufzufallen. Das angesprochene Mädchen sah auf und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Mamoru, wie schön dass du mich mal wieder besuchst!“ Unazuki war ein junges, aufgewecktes Mädchen mit leuchtend rotem Haar. Schnell kam sie um die Theke herum und umarmte Mamoru. Dieser erwiderte die Umarmung und fragte: „Ja es ist schon etwas länger her, das gebe ich zu. Wie geht es Motoki?“ Unazuki lachte schallend. „Meinem Brüderchen? Der ist momentan vollauf damit beschäftigt Liebe und Job unter einen Hut zu bringen und weiß gar nicht mehr wo oben und unten ist.“ Neugierig sah sie Terra an. „Ist er das?“ „Ja das ist er.“, sagte Mamoru und zog Terra ein wenig mehr in den Vordergrund. „Er ist gerade erst in Tokio angekommen und ist noch etwas schüchtern, da er hier ja noch niemanden kennt.“ In Unazukis Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Der ist ja vielleicht süß. Und gut aussehen tut er auch noch. Da muss ich ja höllisch aufpassen das er die anderen Mädchen nicht vom Arbeiten abhält.“, sagte sie neckisch. Terra spürte wie er rot anlief. „Bitte was? Soll das ein Scherz sein?“, dachte er bang. Lachend reicht sie ihm die Hand und zögernd ergriff er sie. „Mein Name ist wie du ja schon mitgekriegt hast Unazuki. Unazuki Furuhata.“ „Ich bin Terra.“ Eine Augenbraue verschwand in ihrem Haaransatz. „Nur Terra? Hast du keinen Nachnamen?“ Schnell warf Mamoru ein: „Er hat keine Eltern deren Nachnamen er tragen könnte. Den Namen Terra hat er von den Mönchen bekommen die ihn in einem Tempel großgezogen haben.“ Seufzend verschwand Unazuki wieder hinter der Theke. „Das ist aber blöd! Man muss doch einen Nachnamen haben. Dann geben wir dir einfach einen. Wie wäre es mit …. Kagurasaka. Terra Kagurasaka. Ich finde das hört sich gut an, meinst du nicht Mamoru?“ Mamoru konnte nur den Kopf schütteln. „Du kannst ihm doch nicht einfach einen Namen verpassen. Das ganze muss angemeldet werden.“ „Also ich finde den Vorschlag gut.“, sagte Terra. Durchdringend sah Mamoru ihn an. Schließlich seufzte er. „Also gut. Ich werde dem Direktor Bescheid geben. Ich bin sicher dass er sich darum kümmern wird.“ „Braver Junge.“, sagte Unazuki übertrieben heiter und tätschelte ihm den Kopf. Dann wandte sie sich wieder Terra um. „Also Terra Kagurasaka. Ich würde vorschlagen, dass du dreimal die Woche zu uns kommst. Welche drei Tage darfst du dir gerne selbst aussuchen, solange es ihm Rahmen zwischen Montag und Freitag bleibt.“ Terra dachte kurz nach. Dann sagte er: „Ich würde am Montag, Mittwoch und Donnerstag arbeiten wollen. Dann habe ich zumindest noch genug Freiraum um nebenbei auch noch für die Schule lernen zu können.“ „Und nebenbei vermutlich noch ein paar Herzlose zu bekämpfen!“, fügte er in Gedanken hinzu. Unazuki war damit vollauf einverstanden und nannte ihm die Zeiten in denen er dann arbeiten sollte. „Wir verlegen die Arbeitszeit erst einmal etwas nach hinten. Es könnte ja sein das du dich entschließt einem Schulclub bei zu treten. Am Montag werde ich dir dann ganz genau zeigen worin deine Aufgaben hier bestehen.“ „Hab ich recht gehört?“, unterbrach sie eine der anderen Kellnerinnen. „Bekommen wir endlich unseren ersten männlichen Angestellten?“ Terra stutzte. „Der erste männliche Angestellte? Bedeutet das…?“ Lachend sagte Unazuki: „Ja dieser junge Mann dort wird uns ab nächster Woche unterstützen. Sein Name ist Terra.“ Das Mädchen sah Terra an, schrie vor Freude auf und umarmte Terra ziemlich stürmisch. „Oh, Unazuki der ist ja total süß! Dürfen wir ihn wirklich behalten?“ Auch die andere Kellnerin kam angerauscht, bestürmte Unazuki mit Fragen und genau wie ihre Kollegin erdrückte sie Terra beinahe. Rasch ging Mamoru dazwischen, denn er sah es schon kommen, dass Terra von diesen beiden Mädchen noch erdrosselt wurde. „Nun mal langsam, ihr beiden. Ich habe ihn euch doch nicht geschenkt.“ Kichernd ließen die beiden Mädchen von Terra ab und machten, dass sie zurück an ihre Arbeit kamen. Unazuki konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken. „Das wird ja noch sehr interessant werden meinst du nicht? Aber solange du mir so auch mehr weibliche Kunden anlockst habe ich damit keinerlei Probleme.“ Ein undeutliches Murmeln war alles was Terra zustanden brachte. Diese verrückten Mädchen hatten ihm bei ihrer stürmischen Begrüßung doch glatt die Luft abgeschnürt. Mamoru und Unazuki brachen in Gelächter aus, während Terra sich die Kehle rieb. Ein paar Augenblicke später standen Mamoru und Terra wieder auf der Straße. Mamoru sah auf seine Uhr und zog erschrocken die Luft ein. „Oh Gott, schon so spät?“ „Was ist los?“, fragte Terra. Dann viel ihm ein, dass Mamoru ja erwähnt hatte, er habe heute einen Termin. Und kurz darauf erinnerte er sich auch an das Telefonat gestern Abend. Mamoru sah ihn an. „Ich muss mich beeilen. Meine Verabredung wartet. Möchtest du mitkommen? Meine Freundin hat sicher nichts dagegen und du kannst ja schlecht bis drei Uhr alleine durch die Gassen laufen. Du kennst dich hier ja noch nicht aus.“ Terra zögerte. Bei einem Date wollte er eigentlich ganz sicher nicht stören. Aber Mamoru hatte nun mal Recht. Terra kannte sich wirklich noch nicht gut genug in Tokio aus. Zwar hatte er einen sehr guten Orientierungssinn und hätte den Weg zurück zu Mamorus Wohnung ganz einfach gefunden, aber nicht den Weg zu dem Schülerwohnheim da er es noch nicht einmal gesehen hatte. „Also…wenn ich euch wirklich nicht störe …dann würde ich wohl mitkommen.“, sagte er leise. Zufrieden nickte Mamoru. „Dann lass uns losgehen. Ich schätze mal, dass wir dich zu deiner Wohnung bringen werden, du musst uns also nur etwa vier Stunden aushalten.“ Er lächelte und Terra lächelte scheu zurück. So etwas wie ein Date war ihm vollkommen fremd. Mit der Liebe hatte er sich noch nie beschäftigen können. Andauernd war er nur damit beschäftigt gewesen zu kämpfen, da war für so etwas einfach kein Platz. Aber gerade jetzt merkte er, dass ihm doch irgendwie etwas fehlte. Das Gefühl zu lieben und geliebt zu werden, geborgen zu sein in den Armen des Partners, sich vollkommen vertrauen zu können, all das fehlte ihm. Plötzlich fühlte er sich sehr einsam. „Terra komm schon.“ Mamoru winkte ihm von der anderen Straßenseite her zu. Seufzend folgte Terra ihm.

Das Ziel das Mamoru anstrebte, war wie Terra voll Unbehagen feststellte, der Park in dem er am Abend zuvor den Herzlosen getötet hatte. Allerdings führte er ihn weit weg von dieser Stelle und ging zu einem See. Für Terra war es ein einzigartig schöner Anblick. Auf der ruhigen Wasseroberfläche schwammen vereinzelte Blätter und in der Spiegelung konnte er die weißen Wolken am Himmel ziehen sehen. Vollkommener Frieden ging von diesem Ort aus. Eine kleine Windböe schlug kleine Wellen in das Wasser, welche sich nach und nach immer weiter ausbreiteten. „Schön nicht wahr?“ Mamoru war neben ihn getreten und sah ebenfalls auf den See hinaus. „Ja.“ Jetzt bemerkte Terra auch die vielen Pärchen die überall um den See herum spazieren gingen. Der Anblick versetzte ihm einen kleinen Stich und er sah hastig weg. „Mamoru!“, erklang hinter ihnen der Ruf eines Mädchens. Terra und Mamoru wandten sich um. Ein Mädchen mit rosa Haaren kam auf sie zugelaufen, hinterdrein das Mädchen mit den blonden Haaren, welches Terra auf dem Foto gesehen hatte. Das blonde Mädchen hatte blaue Augen und das Mädchen mit den rosa Haaren hatte rote. Das kleine Mädchen warf sich lachend in Mamorus Arme und er hob sie hoch. „ChibiUsa. Ich hätte wissen müssen, dass du auch kommen wirst.“, schmunzelte er. „Natürlich, ich kann dich doch mit Bunny nicht alleine lassen.“, grinste das Mädchen namens ChibiUsa. „ChibiUsa, du gehst jetzt sofort wieder nach Hause!“ Das andere Mädchen war keuchend vor ihnen stehen geblieben. Allem Anschein nach hatte sie ChibiUsa den ganzen Weg rennend verfolgt. Doch ChibiUsa streckte ihr nur grinsend die Zunge aus. Mamoru setze sie wieder ab und schloss Bunny in die Arme. Sanft erwiderte sie seine Umarmung und so standen sie erst einmal eine Weile. Terra versuchte sie nicht zu genau zu beobachten. Für ihn war es etwas Privates wo er nichts zu suchen hatte. Beinahe bereute er es schon überhaupt mitgekommen zu sein. Ein Zupfen an seinem linken Ärmel ließ ihn herab schauen. ChibiUsa stand neben ihm und sah ihn neugierig an. „Wer bist du denn?“, fragte sie und hörte auf an seinem Ärmel zu zupfen. Terra ging in die Hocke um mit ihr auf einer Höhe zu sein. Unwillkürlich musste er lächeln. Wie sie ihn da so neugierig aus großen Augen anstarrte, sah sie irgendwie niedlich aus. Er hielt ihr die Hand entgegen. „Guten Tag, kleine Lady. Mein Name ist Terra Kagurasaka. Ich bin ein Freund von Mamoru.“ Als Terra sie kleine Lady nannte, lief ChibiUsa rot an. Ihre Eltern aus der Zukunft hatten sie auch immer so genannt. Langsam reichte sie ihm ebenfalls die Hand. „Mein Name ist ChibiUsa Tsukino. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Ein schüchternes Lächeln stahl sich um ihre Lippen. „Ist das die Begleitung von der du gestern Abend gesprochen hast?“ Terra sah auf. Das Mädchen mit den blonden Haaren hatte sich endlich wieder von Mamoru gelöst und sah Terra nicht minder neugierig an. Terra fiel auf, dass die beiden Mädchen sich sehr ähnelten, so als wenn… „Seid ihr Geschwister?“, fragte er ChibiUsa leise, so dass nur sie es hören konnte. Sie kicherte. „Naja, so gut wie.“, flüsterte sie ebenso leise zurück. Er stand auf und reichte ihr die Hand. „Mein Name ist Terra Kagurasaka. Es freut mich dich kennen zu lernen.“ Sie erwiderte den Händedruck. „Ich bin Usagi. Usagi Tsukino. Aber alle nennen mich Bunny.“ Sachte ließ sie wieder los und wandte sich an Mamoru. „Ein entfernter Verwandter von dir?“ Mamoru schüttelte den Kopf. „Ein neuer Freund wohl eher.“ Rasch erzählte er ihnen was sich seit gestern Abend zu getragen hatte. „Oh, dann werden wir ja in dieselbe Klasse gehen. Das freut mich aber.“, strahlte Bunny. Terra nickte nur. Er wusste noch nicht so recht wie er sie einschätzen sollte. „Du Mamoru…“ ChibiUsa hatte Mamoru am Arm gepackt und sah ihn mit leuchtenden Augen an. Mamoru wusste schon was jetzt kommen würde und sah Bunny fragend an. „Wäre es denn so schlimm, wenn sie hier bleiben würde?“ Bunny sah nicht sehr begeistert aus. „Ich wollte endlich mal wieder einen Tag mit dir alleine verbringen. ChibiUsa war bisher doch immer dabei.“ Schmollend verschränkte ChibiUsa die Arme. „Du bist gemein Bunny. Mit Terra seid ihr doch sowieso eine Person mehr. Da ist es doch nicht so schlimm wenn ich auch dabei bin.“ „Ich werde euch nicht zu lange zur Last fallen.“, meinte Terra zu Bunny. „Mamoru hat mir gesagt, ihr würdet mich zu meiner neuen Wohnung begleiten. So lange solle ich euch begleiten. Ich finde bis dahin könnte ChibiUsa doch auch bleiben oder?“ Seine letzten Worte sprach er mehr als Bitte aus, denn als einfache Feststellung. Irgendwie mochte er die beiden Mädchen auf Anhieb und er war gewillt möglichst viel über sie herauszufinden. Was bot sich dann besser an, als ein gemeinsamer Nachmittag? Der gewünschte Erfolg blieb nicht aus und schließlich stimmte Bunny ihm eher schmollend zu. „Nur unter einer Bedingung!“, sagte sie dennoch mit erhobenem Zeigefinger in ChibiUsas Richtung. „Ich übernehme Mamoru und du kümmerst dich um Terra.“ ChibiUsa sah nachdenklich zu Terra auf. Doch als er sie wieder anlächelte, wurde sie erneut rot und nickte. „Na dann lasst uns mal losgehen.“, sagte Mamoru lächelnd und nahm Bunny bei der Hand. „Und ich wollte so gerne auf seinen Schultern sitzen.“, murmelte ChibiUsa leise. „Das habe ich gehört!“, lächelte Terra und setze sie sich kurzerhand auf seine Schultern. ChibiUsa lachte und Bunny machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Zumindest würde dieser Junge ChibiUsa heute von ihrem Mamoru fernhalten. Gemeinsam gingen sie los um einen ihrer schönsten Nachmittage zu erleben.

Blaue Augen - wie die Tiefe des Meeres

„Wow. Terra die Wohnung ist ja super.“, staunte ChibiUsa. Sie und Bunny hatten einstimmig beschlossen Mamoru und Terra zu dessen Wohnung zu begleiten. Nun standen sie alle in dem geräumigen Wohnzimmer und bestaunten jeden Winkel. Auch Terra war beeindruckt. Für ihn grenzte die Wohnung schon fast an Luxus, war sie für eine Person doch etwas groß. Tatsächlich war sie genauso aufgebaut wie Mamorus Wohnung, nur etwas kleiner. Ein Wohnzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Schlafzimmer und was Terra am meisten freute, ein Balkon. Die Aussicht war bei Nacht bestimmt genauso schön wie von Mamorus Wohnung. „Ich habe bei dem Direktor noch ein gutes Wort für dich eingelegt.“, sagte Mamoru und trat neben ihn. „Da wir uns so lange kennen, konnte ich ihn überreden dir diese Wohnung hier zu geben. Sie ist etwas größer als die restlichen Wohnungen und hat definitiv die beste Aussicht.“ Er streckte die Hand aus und deutete auf ein Gebäude in der Ferne. „Dort ist meine Wohnung. Wir wohnen also gar nicht so weit entfernt.“ Terra lächelte ihn dankbar an. „Danke Mamoru. Das ist echt nett von dir.“ Mamoru nickte und drückte ihm einen kleinen Zettel in die Hand. „Meine Telefonnummer. Für alle Fälle. Ruf mich morgen noch einmal an, dann können wir uns noch ein wenig unterhalten.“ „Klar mach ich.“, sagte Terra und steckte den Zettel ein. „Terra hast du die Küche gesehen?“, erklang ChibiUsas Stimme aus der Wohnung. Kurz darauf waren sie alle in der Küche versammelt. „Die ist ja schön groß und die Küchengeräte sind nagelneu. Makoto würde sich hier bestimmt wohl fühlen.“, meinte Bunny. „Makoto?“, fragte Terra sie. „Makoto ist eine unserer Freundinnen.“, erklärte ChibiUsa ihm. „Ach so.“ „Da fällt mir was ein.“ Mamoru drehte sich zu Bunny um. „Wie wäre es wenn wir die anderen zusammentrommeln und so etwas wie eine Willkommensparty machen? Du hast doch sicher nichts dagegen wenn wir in deiner Wohnung feiern oder Terra? Es wäre auch eine gute Möglichkeit für dich Freunde zu finden.“ „Ähm…“ Terra wusste nicht so recht was er sagen sollte. Tatsache war, dass er noch nie auf einer Party gewesen war. Doch ChibiUsa war bereits Feuer und Flamme. „Ja eine Party. Das wird lustig. Bitte sag ja Terra.“ Zögernd nickte Terra. „Ich finde wir sollten damit noch etwas warten.“, warf Bunny ein. „Die anderen sollten ihn zumindest vorher erst einmal kennen gelernt haben. Warten wir bis zum nächsten Wochenende. Am Montag stelle ich ihn erst mal den anderen vor.“ „Na gut also nächstes Wochenende.“, sagte Mamoru und wandte sich zur Tür. „Wir lassen dich jetzt erst mal alleine Terra, damit du dich an dein neues zu Hause gewöhnen kannst.“ Missmutig folgten Bunny und ChibiUsa ihnen. Liebend gern wären sie noch etwas geblieben. Sie waren sehr neugierig auf diesen Fremden und hatten ihn schon den ganzen Nachmittag mit Fragen bestürmt. Doch auf dem Flur hielt Terra sie noch einmal zurück. „Mamoru gibt es hier in der Nähe einen Supermarkt? Mein Kühlschrank ist vollständig leer.“ „Sicher gibt es hier einen. Wenn du uns noch ein kurzes Stück begleitest zeigen wir ihn dir.“, sagte er und sah Bunny fragend an. Sie nickte und lächelte. „Natürlich.“ „Das ist sehr nett von euch.“ Terra schnappte sich seine Strickjacke und geleitete sie vor die Tür. Mamoru sah ihn schief an und sagte: „Terra wegen deiner Kleidung. Ich glaube morgen sollten wir dir was anderes kaufen gehen. Das was du da trägst mag für dich ja normal sein, auf andere Leute könnte es aber eher so wirken als ob du zu einer Gang gehören würdest.“ Seufzend stimmte Terra ihm zu. „Für mich sind diese Klamotten wirklich ganz normal. Aber wenn du meinst, ich würde so auffallen dann füge ich mich.“ Zufrieden lächelte Mamoru ihn an. „Keine Sorge wir werden für dich schon etwas finden was dir auch gefällt. Du musst ja nicht gleich in Hemd und Krawatte durch die Gegend laufen.“ Angewidert zog Terra eine Schnute. „Oh Gott. Bloß keine Krawatte, vorher erhänge ich mich lieber.“ ChibiUsa lachte. Bevor sie die Treppen hinab stiegen, wollte Mamoru Terra noch kurz etwas zeigen. Er führte ihn zu einer Tür ganz am Ende des Flures und öffnete sie. Eine ziemlich steile Treppe war dahinter verborgen und als Terra sie erklomm, gelangte er auf das Dach dieses Gebäudes. „Hier oben kann man sich immer prima hinsetzen und entspannen. Wenn mir der Balkon mal zu klein vorkommt, gehe ich immer auf das Dach.“, sagte Mamoru. Doch Terra sah noch einen weiteren Nutzen. Hier oben konnte er ungestört Schwertkampfübungen machen und weil das Dach so weit oben lag, war es unwahrscheinlich dass ihn jemand dabei beobachten würde. Mamoru ließ ihn noch einen kurzen Moment die Aussicht genießen, dann schleifte er ihn wieder hinunter zu den Mädchen.

Eine halbe Stunde später kamen sie alle aus dem Supermarkt heraus. Wie Mamoru versprochen hatte, war er wirklich ganz in der Nähe gewesen. Bunny und ChibiUsa hatten es sich nicht nehmen lassen Terra beim Einkaufen zu unterstützen. Mit Sicherheit war er das Essen in Tokio nicht gewohnt und so konnten sie ihm einige nützliche Tipps geben. Doch nun war es Zeit zu gehen. Mit einer Tüte beladen versuchte Terra sich umständlich von den anderen zu verabschieden. Mamoru machte noch einen Termin mit ihm aus, wann sie sich morgen zum shoppen gehen treffen wollten. Zufällig fiel Terras Blick noch einmal auf die beiden Mädchen und sah dass sie sich merkwürdig angrinsten. „Was ist los?“, fragte er sie Stirn runzelnd. Mamoru seufzte. „Ich kenne diesen Blick.“, sagte er und sah Terra an. „Vermutlich sind wir beide morgen doch nicht so allein wie wir dachten und mein Geldbeutel wird am Abend bestimmt um einiges leichter sein.“ Terra fing an zu lachen. Er wusste sofort worauf Mamoru hinaus wollte. „Dann würde ich mal sagen, bis morgen.“ Er zwinkerte den Mädchen zu, die verschmitzt zurück zwinkerten. Dann gingen Mamoru, Bunny und ChibiUsa in die eine Richtung, Terra in die andere. Kurz orientierte er sich und nahm dann den Weg zurück den sie gekommen waren. Dabei dachte er so sehr über seine neuen Freunde nach, dass er von seiner Umgebung nichts mitbekam. „Autsch!“ Zum zweiten Mal in zwei Tagen stieß er mit jemandem zusammen. Seine Einkaufstüte fiel zu Boden und verbreitete ihren gesamten Inhalt auf der Straße. Doch war sie nicht die einzige. Eine andere Tüte vermischte ihren Inhalt mit seinem. Ächzend richtete er sich auf und rieb sich die Stirn. Vor ihm saß ein junges Mädchen mit kurzem blauem Haar und hielt sich die rechte Schulter, die ihr offensichtlich wehtat. „Oh. Verzeihung ich war in Gedanken und habe nicht aufgepasst. Ist alles in Ordnung?“, fragte Terra und richtete sich auf. Schnell hielt er ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen. Zögernd ergriff sie sie mit ihrer linken Hand und stand auf. „Nicht doch. Es war meine Schuld. Ich….“ Beim Aufstehen hatte sie in sein Gesicht gesehen und nun stockte sie. Ami sah in seine sanften blauen Augen, die trotzdem so ernst in die Welt blickten. Dann erst musterte sie den Rest des Gesichtes. Ein eigenartiges Gefühl ergriff sie in ihrer Magengrube, etwas wie ein Kribbeln und ihr Herz fing merkwürdig an zu pochen. Aus irgendeinem Grund wurde sie rot. „Ich äh...ich…“ Nicht einen vollständigen Satz brachte sie mehr heraus. In einer halb erhobenen Position stand sie da und konnte nur noch in diese Augen sehen. Terra lächelte und zog sie endgültig hoch. Rasch ließ Ami seine Hand los und verschränkte ihre Hände vor ihrer Brust, wie als wenn sie Schutz suchen würde. Noch immer war sie etwas rot im Gesicht. „Es tut mir wirklich leid.“, sagte Terra und bückte sich noch einmal um die Einkäufe zurück in die Tüten zu packen. Ami stand wie angewurzelt da, unfähig sich zu bewegen. „Was ist das nur für ein Gefühl?“, dachte sie und legte die Hand auf ihr Herz. Noch immer pochte es ungewohnt schnell. Terra erhob sich wieder, in seinen Armen ihre Einkaufstüte. „Hier bitte!“ Er hielt sie ihr entgegen. Langsam löste sie sich aus ihrer Starre und wollte die Tüte entgegennehmen. Doch als sie die Tüte in den Händen hielt, ließ sie sie beinahe wieder fallen. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihre Schulter und sie packte sie krampfhaft. Die Verletzung des Dämons war noch kein bisschen besser geworden. Terra packte gerade noch rechtzeitig zu, bevor die Tüte wieder auf den Boden fiel. Besorgt sah er sie an. „Ist alles in Ordnung?“ „Ich…natürlich. Ich habe nur eine noch nicht ganz verheilte Verletzung, das ist alles.“, sagte Ami schnell und wollte ihm die Tüte abnehmen, doch Terra gab sie ihr nicht. Stirn runzelnd blickte er auf ihre verletzte Schulter. Ein dünnes Blutrinnsal verfärbte den Ärmel ihres Hemdes rötlich. Aufmerksam betrachtete er sie näher. Die Verletzung war an derselben Schulter, wie bei der Kämpferin gestern Abend. Auch hatte sie ebenso blaues Haar. War das ein Zufall? Ami wurde zusehends nervös, als Terra sie so aufmerksam betrachtete. „Könnte ich…könnte ich meine Tüte bitte wieder haben?“ Hastig erwachte Terra aus seinen Gedanken. Das war bestimmt nur ein dummer Zufall, nichts weiter. „Aber so kannst du doch nicht diese schwere Tüte tragen. Du bist verletzt.“, sagte er und er blickte wieder auf das rote Rinnsal. Ami folgte seinem Blick und versuchte das Blut mit ihrer anderen Hand zu verdecken. „Es ist nichts. Wirklich ich schaffe das schon.“ Doch Terra schüttelte den Kopf. „Nein das kann ich leider nicht zulassen. Für mich ist der Beutel schon nicht gerade leicht und ich habe immerhin zwei gesunde Arme. Wenn du es erlaubst, trage ich dir deine Sachen zu deiner Wohnung. Als Wiedergutmachung dafür, dass ich dich umgestoßen habe.“ Amis Gesicht nahm einen noch röteren Farbton an. „Aber…das geht doch nicht ich meine…“ „Ich bestehe darauf.“ Terra sah ihr fest in die Augen. Rasch sah sie weg und drückte ihre Hand noch stärker auf das Herz, als ob es so aufhören würde so schnell zu schlagen. „Also…also gut. Aber ich wohne etwas weiter von hier entfernt.“ Terra lächelte. „Ich habe Zeit.“, sagte er und machte sich daran auch seine Sachen wieder aufzulesen. Mit zwei Tüten bepackt folgte er ihr.

Wie Ami angekündigt hatte, dauerte es eine Weile bis sie ihre Wohnung erreichten. Schließlich hielt sie vor einem hohen Gebäude und wandte sich ihm zu. „Also hier wohne ich. Danke für die Hilfe.“ Sie wollte ihm die Tüte abnehmen, aber er schüttelte den Kopf. Lächelnd sagte er: „Ich sagte ich würde alles bis zu deiner Wohnung tragen. Du schaffst es bestimmt nicht die Treppen hinauf. Ich komme das kurze Stück noch mit.“ Wieder wurde Ami rot und nuschelte etwas von wegen, es gäbe einen Fahrstuhl, doch Terra ließ sich nicht davon abbringen. Ergebend seufzend ließ sie es zu das er sie noch bis zu ihrer Haustür begleitete. Vor der Tür kramte sie einen Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss auf. Sorgfältig darauf bedacht, dass der Unbekannte nicht zu viel zu Gesicht bekam, wies sie ihn direkt zu der Küche, wo er die Einkäufe auf dem Tisch ablud. „Danke.“, sagte Ami und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. „Gern geschehen.“ Schweigend sahen sie sich über den Tisch hinweg an und wurden beide rot. Hastig sahen sie jeder in eine andere Richtung. Leicht verlegen packte er seinen Einkaufsbeutel. „Ich ähm… ich sollte dann besser gehen.“ „Oh … ja.“ Doch als er sich noch einmal zu ihr umwandte, fiel sein Blick wieder auf das Blut an ihrem Arm. „Du blutest immer noch!“ Ami versucht wieder das Blut mit ihrer Hand zu verdecken, doch es gelang ihr nicht so ganz. „Es geht schon. Ich mache mir einfach gleich einen neuen Verband um, das wird die Blutung bestimmt stoppen.“ „Soll ich dir dabei helfen? Ich kenne mich mit Verletzungen ganz gut aus und alleine ist es viel schwerer einen Verband anzulegen.“ Ami sah ihm zweifelnd in die Augen. Plötzlich kam Terra ein peinlicher Gedanke. Wenn er die Schulter untersuchen wollte musste sie zwangsläufig ihr Oberteil… „Äh schon gut vergiss es. War eine dumme Idee!“, sagte er schnell und wollte gehen. „Ich könnte tatsächlich Hilfe gebrauchen!“ Die Worte rutschten ihr heraus, bevor sie überhaupt nachgedacht hatte. Erschrocken schlug sie die Hände auf den Mund. „Was mache ich denn hier? Ich kenne diesen Jungen doch gar nicht.“, dachte sie. Natürlich wusste Ami genau, dass man Fremden nicht trauen sollte. Aber irgendwie war ihr das bei diesem Jungen ziemlich egal. Irgendwie spürte sie, dass er genauso aufrichtig wie nett war. Ein Hauch rosa stieg in Terras Gesicht. „Also… na gut!“ Er stellte den Beutel wieder auf den Küchentisch und kam auf sie zu. Obwohl sie dem zugestimmt hatte wich sie ein kleines Stück zurück. Ihm blieb das nicht verborgen und er stoppte augenblicklich. „Wenn…wenn es dir Unbehagen bereitet, lasse ich das. Ich meine…du hast bestimmt andere Leute die dir dabei helfen können.“ Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich habe dich ja darum gebeten. Warte nur eben kurz ja?“ Sie lief hastig aus der Küche und stürmte in ihr Zimmer. Als sie wieder kam trug sie ein blaues ärmelloses Top, welches auch die Schultern frei ließ. So würde es für Terra viel einfacher sein, den Verband zu wechseln ohne in eine peinliche Situation zu geraten. Langsam um sie nicht zu verschrecken stellte er sich hinter sie und begann den Verband zu lösen. Ami erschauderte bei seiner Berührung, ob vor Schmerz oder aus einem anderen Grund, wusste sie nicht zu sagen. Endlich hatte er den Verband vollständig entfernt und wollte gerade zu dem Verbandskoffer greifen, den Ami mitgebracht hatte, als ihm etwas auffiel. Die Wunde war doch recht tief und sah ziemlich nach einem Schnitt von einem scharfen Gegenstand aus. Einer Axt vielleicht? Terra schüttelte den Kopf um den Gedanken loszuwerden und konzentrierte sich wieder auf die Verletzung. „Stimmt etwas nicht?“ Natürlich war ihr Terras Zögern nicht verborgen geblieben und sie sah ihn über ihre Schulter hinweg fragend an. Jetzt erst viel Terra auf, das sie wunderschöne blaue Augen hatte, deren Farbe der Tiefe des Meeres glich. Er senkte den Blick und tat so als ob er die Wunde genauer untersuchen würde. „Dieser Schnitt ist ziemlich tief. Wie ist das passiert?“ „Also ich…also…ähm…“ Unmöglich konnte Ami ihm die Wahrheit erzählen. Niemand durfte von ihrer geheimen Identität wissen. Trotzdem drängte es ihr sich ihm zu offenbaren. Doch stattdessen schaute sie auf den Boden um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. „Schon gut. Du musst es mir nicht sagen. Jeder hat ein paar Dinge über die er nicht gerne redet.“, sagte Terra, bemüht einen verständnisvollen Ton einzuschlagen. Und doch keimte in ihm immer mehr ein Verdacht auf, der sich auf den Herzlosen und die beiden Kriegerinnen gestern Abend bezog. Wieder schob er den Gedanken beiseite und dachte nach. „Du solltest das wirklich einem Arzt zeigen. Es könnte sich entzünden, oder nicht mehr richtig verheilen.“ Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht!“ Er drang nicht weiter auf sie ein, aber ihm war auch nicht wohl dabei sie so zurückzulassen. „Hör mal…“, begann er und drehte sie zu sich um. „Mit dieser Verletzung solltest du nicht zu leichtfertig umgehen. Wenn du schon nicht einen richtigen Arzt aufsuchen willst, dann lass mich das bitte verarzten. Ich werde dir nicht wehtun, nur ein spezielles Mittel auftragen. Wenn alles gut läuft, wird sie in ein paar Tagen verheilt sein.“ Sie sah ihn mit großen Augen an. „Gibt es so ein Mittel? Ich meine, ich will selber Ärztin werden und habe schon von vielen Arzneien gehört aber von so was noch nicht.“ „Mist!“, fluchte Terra innerlich. „Es ist …ein selbst kreiertes Rezept. Ich habe es eigenhändig zusammengestellt. Es funktioniert garantiert.“, log er. Immer noch etwas skeptisch nickte sie und drehte sich wieder um. Vorsichtig tastete er mit seiner Hand in ihrem Nacken und spürte wie sie sich versteifte. „Entspann dich.“, sagte er. „Ich versuche nur den Punkt zu finden, mit dem du keine Schmerzen mehr spürst. Die Salbe brennt ziemlich stark.“ Langsam entspannte sie sich wieder. Schnell fand er den Punkt unterhalb des rechten Ohres und drückte sanft zu. In Amis Körper breitete sich ein taubes Gefühl aus und sie merkte wie jeglicher Schmerz verschwand, aber auch jegliches andere Gefühl. Sie konnte nur seine Finger spüren die vorsichtig über ihre Schulter strichen und sie dachte er würde die Salbe auftragen. Terra aber tat nichts dergleichen. Er hatte dafür gesorgt, dass sie nichts mehr spüren konnte, so lange bis er die Starre aufhob. Dies war sehr wichtig für sein Vorhaben, denn er strich mit dem Finger über den Schnitt und flüsterte ein paar Worte. Sanft schloss sich die Verletzung und hinterließ nichts weiter als eine kleine, feine Narbe, die man mit bloßem Auge kaum sehen konnte. Bevor sie misstrauisch werden konnte, wickelte er die Schulter mit einem neuen Verband ein. Er wollte nicht, dass sie zu schnell erfuhr was er getan hatte. „So fertig!“, sagte er und hob die Starre auf. Ami tastete nach dem Verband. „Diese Arznei ist wirklich gut.“, sagte sie. „Ich spüre keinerlei Schmerzen mehr.“ Terra lächelte und nahm seine Tüte wieder auf den Arm. „Du solltest die Salbe jetzt jedenfalls eine ganze Weile ziehen lassen. Wenn es dir möglich ist, wechsele den Verband erst morgen abend.“ Er wandte sich zur Tür. „Danke.“ Ami beeilte sich ihm die Tür zu öffnen. Als er auf den Flur hinaustrat, drehte er sich noch einmal zu ihr um. Dabei sahen sie sich kurz in die Augen. Beschämt wandte Ami ihren Blick ab. „Auf Wiedersehen.“, sagte sie und schloss langsam die Tür. Mit einem leisen Klicken rastete sie in das Schloss ein. Eine kurze Weile stand Terra noch einfach nur da und sah auf die Tür. „Auf Wiedersehen.“ Und dann ging er.

Hinter der Tür kauerte Ami mit angezogenen Beinen auf dem Boden, den Rücken an das harte Holz gelehnt. Nachdenklich schlang sie die Arme um die Beine. So saß sie dort eine ganze Weile, ihre Gedanken schwebten bei diesem unbekannten Jungen.

Als sie spät Nachts in die Dusche ging, legte sie den Verband kurz ab und wollte in dem Spiegel die Wunde begutachten. Nur … da war keine Wunde mehr…

Sand und Schwerter

„Du hast einfach so einen fremden Kerl in deine Wohnung gelassen?“ Es war Montagmorgen. Ami hatte ihrer Freundin Makoto auf dem Weg zur Schule erzählt was am Wochenende passiert war. Makoto war ein großes Mädchen mit braunem Haar und Pferdeschwanz, welches gerne Kampfsport betrieb und kochte. Ihre Augen waren von einem dunklen Grün. In diesem Moment war Makoto ziemlich entsetzt darüber, wie ihre Freundin gehandelt hatte. „Ich hatte dich wirklich für vernünftiger gehalten. Da hätte sonst was passieren können und du warst auch noch ganz alleine zu Hause.“ Kopfschüttelnd ging sie neben Ami her die Straße entlang. Die Schule kam immer mehr in Sicht. „Ich weiß, dass es falsch war. Aber irgendwie…konnte ich nicht anders. Als ich diesen Jungen gesehen habe, bekam ich ein ganz komisches Gefühl in der Magengrube und mein Herz hat wie verrückt angefangen zu pochen.“ Ami hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Makoto auf einmal anfing so komisch zu grinsen. „Ach so?“, fragte sie. „Was … was ist denn los?“, fragte Ami unsicher geworden. „Hab ich das richtig verstanden?“, erklang auf einmal hinter ihnen eine Stimme. „Du hast gestern einen Jungen getroffen und dich auf den ersten Blick in ihn verliebt?“ Minako kam auf sie zugelaufen. Wie üblich mit langem blondem Haar und einer roten Schleife. Ihre blauen Augen betrachteten Ami prüfend. Anscheinend hatte sie jedes Wort gehört. Ami wurde knallrot. „Ver…verliebt? Aber nein wie kommst du denn darauf?“ Sie neugierig musternd neigte sich Minako zu ihr herab, ihr Gesicht nur Zentimeter von Amis entfernt. Mit einem durchdringenden Blick, sah sie ihr in die Augen. „Wie war das noch mal?“, fragte sie. „Ein ganz komisches Gefühl in der Magengrube und dein Herz hat angefangen wie verrückt zu pochen?“ Ami wich zurück. „Das…das hat doch … gar nichts zu sagen. Wir… wir sind auf der Straße zusammengestoßen… ich hatte mich bestimmt nur… etwas erschrocken.“, stotterte sie. „Nein, nein, nein.“ Minako sah sie ernst an und wedelte lästig mit dem Finger vor Amis Gesicht herum. „Das war ganz gewiss die Liebe auf den ersten Blick, glaub mir ich als Kriegerin der Liebe weiß so was.“ Makoto schüttelte den Kopf. Dieses Argument brachte Minako immer wenn so etwas passierte. Bei Rei und Yuichiro war es ganz genauso. Am Ende steigerte sie sich immer in etwas rein und wollte unbedingt dafür sorgen, dass ein neues Liebespaar entstand. Grinsend harkte Minako sich bei Ami ein und schleifte sie weiter in Richtung Schule. „Du darfst jetzt auf keinen Fall locker lassen. Immer schön dran bleiben, Mädchen! Warum gehst du nicht mal mit ihm aus?“ Makoto legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Lass es gut sein, Minako. Ami kann sehr gut selbst entscheiden, was gut für sie ist. Außerdem weiß sie ja, soweit ich verstanden habe, noch nicht einmal, wer er ist. Stimmt's?“ Ami nickte. „Was? Du kennst noch nicht mal seinen Namen?“, Minako wich leicht verwirrt zurück. „...Nein,...ich muss gestehen, wir sind in der Aufregung nicht dazu gekommen, uns gegenseitig vorzustellen...“, murmelte Ami leise. Als wenn Makoto gewusst hätte, was für eine Reaktion diese Formulierung bei Minako hervorrufen würde, schlug sie sich aufseufzend mit der Hand vor die Stirn. Minako gab nämlich darauf ein lang gezogenes „Ahaaa...?!“ von sich, das vielsagend in der Luft stehen blieb. Ami bewegte abwehrend die Hände: „Jetzt denk' bloß nichts Falsches! So war das nun wirklich nicht gemeint...“ Minako grinste verschmitzt, legte dann aber eine neutrale Miene auf und meinte: „Ich weiß gar nicht, wovon du redest... aber dann wirst du dir etwas anderes überlegen müssen, um ihn wieder zu finden. Anhand seines Namens wäre das einfacher gewesen...“ Eifrig wollte sie fortfahren, doch da fuhr Makoto dazwischen: „Jetzt lass Ami doch in Ruhe mit diesem Jungen, Minako! Sie wird doch wohl selber wissen, was sie machen will... und vielleicht will sie ihn ja auch gar nicht wieder sehen...“ Doch Minako gab sich nicht so einfach geschlagen. „Du hast doch nur Angst, dass dieser Junge dir Ami wegschnappt, oder Makoto?“ Lachend rannte sie davon. „Du…“ Makoto nahm die Verfolgung auf und sie rannten laut lachend in Kreisen um Ami herum, die ein ziemlich leidendes Gesicht aufgesetzt hatte.

Als sie die Schule erreichten, trennten sich ihre Wege. Minako war in einer anderen Schule als Ami und Makoto. Weiterhin über gestern redend, machten die beiden sich auf den Weg zu ihrem Englisch-Kurs. „Lass dich von Minako bloß nicht hetzen Ami.“, sagte Makoto als sie ihren Platz in der Klasse einnahm. „Tue ich nicht. Außerdem sehe ich ihn wahrscheinlich sowieso nicht wieder.“ Suchend schweifte ihr Blick durch die Klasse. „Bunny ist wohl wieder mal zu spät.“ „Hast du etwas anderes erwartet? Bestimmt hat sie gestern Abend wieder stundenlang versucht Mamoru zu erreichen und hat heute Morgen wieder verschlafen.“ Sie lachten, hörten aber schnell auf, da in diesem Moment ihre Lehrerin in die Klasse kam. Sakurada Haruna, ihre Englisch Lehrerin, stellte sich hinter das Lehrerpult und sah ihre Klasse mit ihrem üblichen Morgenlächeln an. „Guten Morgen Klasse.“, sagte sie und „Guten Morgen Frau Haruna!“, wurde sie begrüßt. Wie üblich fing sie ihre Stunde damit an, die Anwesenheit der Schüler zu kontrollieren. Und ebenso üblich kam Bunny in die Klasse gestürmt, sich wild für ihre Verspätung entschuldigend und hastig auf ihren Platz hechtend. Allerdings war es mehr als ungewöhnlich, dass Frau Haruna anscheinend heute absolut nichts gegen die Verspätung einzuwenden hatte. Übertrieben gut gelaunt, ließ sie ihren Blick über die Schüler wandern und blieb schließlich bei Ami stehen. „Bevor wir heute mit dem Unterricht anfangen, habe ich euch noch etwas zu sagen.“, begann sie und setzte sich auf ihren Tisch. „Ab heute werden wir einen neuen Schüler in unseren Reihen begrüßen dürfen. Einen Jungen der erst vor kurzem hier in Tokio angekommen ist.“ Sofort wurde die ganze Klasse hellhörig und ihre Blicke wechselten ständig zwischen ihrer Lehrerin und der Tür hin und her als erwarteten sie, der Neue würde gleich hereinkommen. Bunny fing an zu grinsen. Sie wusste ja genau, wer dieser neue Schüler war. Unverändert lächelnd wandte sich Frau Haruna nun direkt an Ami. „Ami Mizuno?“ „Ja!“ Ami erhob sich. „Ich möchte dich bitten, unseren neuen Mitschüler aus dem Büro des Direktors abzuholen. Bringe ihn zuerst direkt in unsere Klasse. Ich könnte mir vorstellen, dass der Direktor dich bitten wird unseren neuen Schüler herumzuführen und ihm alles zu zeigen.“ „Natürlich Frau Haruna!“ Sofort machte sie sich auf den Weg die ihr zugeteilte Aufgabe zu erfüllen. Ami verspürte große Neugier wer dieser neue Schüler wohl sein mochte. Normalerweise war es nicht üblich mitten im Jahr einen neuen Schüler in der Schule aufzunehmen. Dies passierte immer nur am Anfang des Schuljahres oder zu Beginn eines neuen Halbjahres. Es dauerte nicht lange und sie erreichte das Büro des Direktors. Von drinnen konnte sie die Stimmen zweier Personen vernehmen. Kurz zögerte sie, schließlich wollte sie in einem Gespräch nicht stören. Aber immerhin hatte man ihr ja gesagt, dass sie den Neuen abholen sollte, was doch sicher hieß, dass sie stören durfte. Entschlossen hob sie die Hand und klopfte. „Herein!“, erklang die brüchige Stimme des Direktors. Ami öffnete die Tür, trat in das Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Dort, nur einen Meter von ihr entfernt, stand der Junge den sie am Samstag getroffen hatte. Der Junge, der ihre Einkaufstüte bis zu ihr in die Küche geschleppt hatte und danach auch noch so nett war, sich um ihre Verletzung zu kümmern.

Er wandte sich zu ihr um und Überraschung spiegelte sich auch in seinen Augen wieder, als er sie erkannte. Heute trug er die traditionelle Schuluniform, statt seines doch recht ungewöhnlichen Aufzuges am Samstag. Die Uniform stand ihm ungewöhnlich gut, er hatte sie am Kragen offen gelassen. „Ah Ami. Wie schön, dass du so schnell kommen konntest.“ Terra starrte ihn an. Ami? Das Mädchen das er beim Supermarkt getroffen hatte, war gleichzeitig das Mädchen, welches ihm in seiner ersten Zeit zur Seite stehen sollte? Rasch entschied sich Ami dazu, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie den Jungen bereits kannte. Sie trat nun vollständig in das Zimmer ein und ging bis kurz vor den Tisch des Direktors. Sie neigte ihren Kopf zur Begrüßung. „Direktor!“ Der alte Mann lächelte sie an und wies dabei auf Terra. „Ami, das ist Terra Kagurasaka. Terra das ist Ami Mizuno. Sie wird dir in den ersten Tagen zur Seite stehen. Nicht wahr Ami?“ Ami wurde rot und nickte. Dann neigte sie zur Begrüßung vor Terra den Kopf. „Guten Tag. Ich bin Ami Mizuno und freue mich darauf, dir unsere Schule zu zeigen.“, sagte sie, weil sie wusste das es von ihr verlangt wurde. Terra begrüßte sie ebenfalls mit einer kleinen Verbeugung. „Ich bin Terra Kagurasaka. Die Freude ist ganz meinerseits.“, vollendete er den Begrüßungszyklus. „Terra. Das ist lateinisch und bedeutet Erde.“, sagte Ami. Scheu lächelnd sahen sie sich an. Auch der Direktor lächelte, wenn auch aus anderen Gründen. Sofort als die beiden sich begrüßten, hatte er bemerkt das irgendetwas zwischen den beiden war. „Nun Terra. Ich übergebe dich nun in Amis Obhut. Ami ich möchte, dass du ihm zuerst seiner Klasse vorstellst. Danach führst du ihn in der Schule herum, erklärst ihm alles und zeigst ihm danach unsere Schulklubs. Sicher möchte er sich einem davon anschließen. Für diesen Zeitraum seid ihr erstmals vom Unterricht befreit“ Ami nickte. „Jawohl, Herr Direktor.“ Ein letztes Mal wandte der alte Mann sich noch einmal Terra zu. „Also dann Terra. Viel Spaß in deiner Klasse. Und scheue dich nicht, bei Problemen zu einem der Lehrer zu gehen. Natürlich kannst du dich auch jederzeit an mich oder an Ami wenden, wenn du das möchtest.“ Mit einem abschließenden Nicken drehte er sich zu dem Bildschirm seines PCs um, was wohl hieß, dass sie entlassen waren. Wohl darauf bedacht sich nicht zu berühren, traten sie gemeinsam auf den Flur hinaus und Ami schloss die Tür. Kaum war das schließende Geräusch des Türschlosses erklungen, konnte Ami nicht mehr an sich halten. „Du bist der Junge von vorgestern, oder?“, platzte sie heraus. Terra nickte zögernd. „Ja!“ Unverwandt sah sie ihn an, sie wusste einfach nicht was sie sagen sollte. Schließlich wandte sie sich einfach um und sagte: „Komm. Ich stelle dir unsere Klasse vor.“ Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie das Klassenzimmer erreichten. Ami stieß die Tür auf und trat ein, Terra hinterdrein. Die Klasse hatte anscheinend schon gespannt auf ihren neuen Klassenkameraden gewartet, denn sie alle schauten ihn begierig an und keiner sagte ein Wort. Erst als Terra sich neben Frau Haruna stellte, fingen sie alle an zu tuscheln. Terra tat als bemerkte er nichts und wartete ab. „Liebe Schüler, ich möchte euch euren neuen Mitschüler vorstellen: Terra Kagurasaka!“, sagte Frau Haruna. Terra verneigte sich vor der Klasse. „Ich freue mich euch alle kennen zu lernen.“ Ein paar Mädchen fingen an verhaltend zu kichern, hörten aber bei dem strengen Blick von Frau Haruna schnell wieder auf. „Wie ich vorhin schon erwähnt habe, ist Terra neu hier in Tokio und ist mit unseren Schulbräuchen noch nicht sehr gut vertraut. Ich möchte euch bitten, dass ihr alle nett zu ihm seid und ihn unterstützt.“ „Darauf kann sie Gift nehmen, dass wir uns um diesen süßen Typen kümmern.“, murmelte ein Mädchen in der hintersten Reihe, gerade noch laut genug, dass ihre Freundin sie verstehen konnte. Doch auch Terra hatte es gehört und ihm schwante schon schlimmes, als er die Augen über die vielen Mädchen in dieser Klasse schweifen ließ. In der ganzen Schar stach ein Mädchen ihm besonders ins Auge. Sie war etwas größer als die anderen Mädchen und trug auch eine völlig andere Schuluniform. Sie hatte statt dem blau eine beige-grüne Farbe. Das Mädchen hatte braunes Haar, welches sie zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte. An ihren Ohren trug sie Ohrringe in Form von Rosen. Das Bild der grünen Kämpferin schoss ihm durch den Kopf. Auch sie trug im Kampf solche Ohrringe. Direkt neben dem Mädchen konnte er Bunny erkennen. Lächelnd winkte sie ihm zu und er winkte zurück. Sofort schossen sämtliche Köpfe der Mädchen zu ihr und sie bestürmten sie mit Fragen, wie etwa ´Kennst du ihn? Habt ihr euch schon einmal getroffen? ´ und ähnliches. Frau Haruna klatschte kurz in die Hände und die Klasse verstummt wieder. „Nun Ami. Ich nehme an, der Direktor hat dir noch eine Aufgabe erteilt?“ „Wie? Ach so…ja!“ Ami hatte die ganze Zeit neben Terra gestanden und ihn nachdenklich angesehen. Aber jetzt bedeutete sie Terra ihr zu Folgen. Irgendwo von hinten erklang ein leiser, neckischer Pfiff und die Jungs lachten. Selbst nachdem sie die Tür geschlossen hatte, konnten Ami und Terra Frau Haruna den Jungen zur Schnecke machen hören. Etwas unsicher wandte Ami sich Terra zu und sah ihm ins Gesicht. „Also…ähm. Ich soll dir also jetzt die Schule zeigen richtig?“ Terra lächelte. „Du brauchst nicht so nervös zu sein Ami. Ich beiße dich nicht. Ich dachte das wüsstest du inzwischen.“ Als er ihren Namen nannte, lief ihr ein angenehmes Kribbeln über den Rücken. Rasch wandte sie sich wieder ab. „Ich werde dir zuerst unseren Pausenraum zeigen. Von da an arbeiten wir uns dann weiter. Ich denke das wäre die optimalste Lösung.“ Immer noch lächelnd folgte Terra ihr. Schnell stellte er fest, dass man sich mit Ami überraschend gut unterhalten konnte. Es schien so einfach zu sein. Denn immerhin wurde Ami, je weiter sie gingen, immer sicherer. Sie war in ihrem Element, als sie Terra alles erklärte und auch sie merkte, dass es ziemlich einfach war sich mit ihm zu unterhalten. Die Sonne schien einladend durch die Fenster und so beschloss sie, Terra auch noch das gesamte Schulgelände zu zeigen. Während sie so daher schlenderten, erfuhr sie nebenbei auch noch die Geschichte wie er nach Tokio kam. Allerdings erzählte Terra ihr genau dieselbe Lüge wie Mamoru. Zwar mochte er Ami irgendwie, aber die Wahrheit konnte er ihr trotzdem nicht erzählen. „Terra, darf ich dich was fragen?“ Ami beschäftigte schon das ganze Wochenende ein und dieselbe Frage und sie wollte nun endlich die Wahrheit hören. „Nun hast du mich ja schon etwas gefragt. Aber du darfst mir gerne noch eine Frage stellen.“ Ami lachte kurz, wurde aber sofort wieder ernst. „Meine Verletzung…“, begann sie, unsicher wie sie es ausdrücken sollte ohne das es so klang als wäre Terra verdächtig. Das Lächeln verschwand so schnell aus Terras Gesicht, wie es gekommen war. Er wusste schon was jetzt kommen würde. „Du hast nicht den einen Tag gewartet wie ich es dir geraten habe, stimmt?“ Beschämt schüttelte Ami den Kopf. „Ist es denn wenigstens besser geworden?“, fragte Terra und tat so, als wenn er ihr tatsächlich eine selbst erfundene Salbe aufgetragen hatte. Ami nickte. „Die Verletzung… war schon nach zwei Stunden verschwunden. Und ich … ich wollte einfach nur wissen… wie du das gemacht hast.“ Hecktisch begann Terras Gehirn zu arbeiten. „Lass dir schnell etwas einfallen.“ Ami sah ihn immer noch neugierig an. „Also … als ich in den Bergen lebte, habe ich eine Pflanze gefunden, die wenn man sie mit anderen Zutaten vermischt, die Kraft hatte den Heilungsprozess zu beschleunigen. Verletzungen die Tage gebraucht hätten, heilen so in wenigen Stunden.“ Stirn runzelnd fragte Ami: „Und warum hast du mir gesagt, ich solle zwei Tage warten?“ „Damit es dir nicht so schnell auffällt.“ Allerdings bemerkte Ami, dass er ihr nicht wirklich in die Augen sah, als er das sagte. Sie sagte jedoch nichts, aber Argwohn flammte in ihr auf. Irgendwas stimmte mit diesem Jungen nicht. War es nicht möglich, dass da so etwas wie Magie im Spiel war und er…? Jetzt erst fiel ihr auf, dass Terra genau an dem Abend in Tokio ankam, an dem Rei diese mysteriöse Aura spürte. War das Zufall? Terra blieb der nachdenkliche Blick von Ami nicht verborgen. „Also …ähm… der Direktor hat etwas von Schulclubs erwähnt. Welche Clubs gibt es denn?“ Ami erwachte aus ihren Gedanken und sagte: „Nun wir haben hauptsächlich Sport-Klubs: Dazu gehören Fußball, Volleyball, Basketball, all diese Spiele eben. Zusätzlich haben wir aber auch Lernklubs, einen Kunstklub, einen Schwert-Klub…“ „Verzeihung. Ihr habt einen Schwert-Klub?“ Ami nickte. „Ja. Der Klub ist allerdings noch recht neu und hat noch nicht besonders viele Mitglieder. Das kann aber auch daran liegen, dass der Clubführer Yumata Shingo nicht sehr beliebt ist, um es höflich auszudrücken.“ Terra grinste. „Lass mich raten. Er ist der beste Schwertkämpfer an der Schule und behandelt andere wie das niedere Volk weil er sich für etwas Besseres hält.“ „In der Tat, ja. Wobei ich aber sagen muss, dass er anscheinend wirklich so gut ist wie er tut. Er ist ziemlich streitsüchtig. Am besten du gehst ihm aus den Weg.“ Terras Grinsen wurde immer breiter. Das klang nach einer Menge Spaß. „Kannst du mir diesen Club zeigen?“ Ungläubigkeit breitete sich auf Amis Gesicht aus. „Hast du mir gerade nicht zugehört, Terra? Du solltest dich wirklich besser von ihm fernhalten. Der letzte der in seiner Nähe frech geworden ist, lag danach ein Woche im Krankenhaus.“ „Natürlich habe ich dir zugehört Ami.“, sagte Terra beruhigend. „Trotzdem würde ich mir diesen Club gerne mal ansehen. Du musst wissen, der Schwertkampf fasziniert mich!“ Widerwillig brachte Ami ihn zu dem Trainingsfeld. Sie hatten Glück, das Training der Oberstufen war bereits voll im Gange. Neugierig sah Terra sich um. Das Trainingsfeld war eine große Sandfläche, die bei Stürzen größere Verletzungen verhinderte. Genau im Zentrum des Feldes stand ein einzelner junger Mann, umringt von sechs weiteren. Die übrigen Mitglieder saßen am Feldrand und sahen zu. Der Kampf dauerte nicht sehr lange. Yumata entwaffnete sie alle ziemlich schnell, konnte es aber nicht lassen sie alle noch zu Boden zu befördern. Triumphierend stand er dort und sah auf seine Opfer hinab. Vereinzelt klatschten ein paar der anderen lustlos. Anscheinend war diese Szenerie nichts Neues mehr. „Ha! Und ihr wollt Kämpfer sein? Da ist sogar meine Oma stärker als ihr alle zusammen.“, lachte Yumata höhnisch. „Terra….“Ami wollte Terra noch einmal bitten es doch sein zu lassen, doch er hatte sich schon zu dem Trainingsfeld begeben und ging auf Yumata zu. „Netter Kampf, wenn auch nicht ganz nach meinem Geschmack.“ Voller Selbstbewusstsein hielt er direkt vor ihm an. Yumata sah ihn ziemlich arrogant an. „Und wer bist du?“ „Terra Kagurasaka.“, antwortete Terra und hielt ihm die Hand entgegen. Yumata ergriff sie. „Yumata Shingo! Du bist neu an dieser Schule oder?“ Terra nickte. „Ich habe heute meinen ersten Tag hier. Zufällig habe ich von diesem Club gehört und dachte das schaue ich mir mal an.“ Höhnisch grinsend sah Yumata ihn an. „Was denn, Du willst dem Club beitreten? Eine halbe Portion wie du, will Schwertkämpfer werden?“ „Vielleicht.“ Terra lächelte ihn unbeeindruckt an, was Yumata ziemlich in Rage zu versetzen schien. „Ich warne dich Freundchen. Hier im Club fängst du als ganz kleine Nummer an. Ich werde dich so richtig durch die Tretmühle jagen.“ „Ach du meinst, so wie diese armen Jungs hier?“ Kopfschüttelnd half er einem der Gefallenen auf die Beine. „Alles in Ordnung?“ Der Junge nickte. „Ja, danke es geht schon.“ Verächtlich schnaubte Yumata. „Schwächling. Schafft es noch nicht einmal alleine aufzustehen.“ „Es ist keineswegs schwach, wenn man Hilfe von anderen annimmt.“ Ami hatte sich schließlich doch zu ihnen gesellt. Voller Abscheu sah sie Yumata an. „Schwach ist allein das, was du hier machst. Andere zu demütigen, nur weil du ein bisschen Kämpfen kannst.“, sie spuckte ihm die Worte ins Gesicht und brachte es fertig, ihm dabei unverwandt in die Augen zu starren. Wut glomm in seinen Augen auf und einen Moment wirkte er wie ein Wahnsinniger. „So sprichst du nicht mit mir. ICH bin der beste Schwertkämpfer an dieser Schule. Und DU wirst mir gefälligst etwas mehr Respekt erweisen.“ Plötzlich grinste er. „Wenn du allerdings mit mir ausgehst, vergebe ich dir deine unverschämten Worte.“ Angeekelt schüttelte Ami den Kopf. „Mit dir würde ich nicht mal ausgehen, wenn du der letzte Mann auf Erden wärst. Was soll ich denn mit einem Hirnlosen Muskelprotz wie dir anfangen?“ Anscheinend hatte die Art wie er Terra behandelt hatte, sie ziemlich in Rage gebracht. Terra sah sie halb erstaunt, halb belustigt an. Das Ami sich so sehr über jemanden aufregen konnte, hätte er ihr nicht zugetraut. Offensichtlich hatte sie einen ziemlich ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und dieser Kerl hatte bei ihr eine Art Kurzschluss verursacht. Yumata schien es nicht gewohnt zu sein, dass man ihm vor allen anderen Widersprach. „Du kleine…“ Er wollte nach ihr greifen, kam jedoch nicht einmal in ihre Nähe. Ruckartig hatte Terra ihm am Handgelenk gepackt und sah ihn finster an. „Wage es ja nicht, dich an ihr zu vergreifen.“ Yumata keuchte. Terras Griff war so fest, dass er befürchtete das Handgelenk würde ihm brechen. Trotzdem sagte er höhnisch: „Oh. Da scheine ich ja einen Nerv getroffen zu haben. Liebst du sie etwa?“ Ami lief rot an. Terra stieß ihn grob von sich. „Du widerst mich an. Anscheinend sind deine kleinen Siege dir zu Kopf gestiegen. Wird Zeit das dich jemand von deinem hohen Ross runter holt.“ „Und dieser jemand willst wohl du sein, oder? Hoffst wohl das du durch dein Gehabe gut bei der Kleinen ankommst, was? Vergiss es Grünschnabel, dir verpasse ich eine Lektion.“ Und ohne Vorwarnung holte er mit seinem Holzschwert aus und schlug zu. Ami hielt sich die Hände vor die Augen, sie wollte nicht zu sehen wie Terra getroffen wurde. Doch der erwartete Schmerzensschrei blieb aus. Vorsichtig linste sie durch ihre Finger hindurch. Terra hatte das Schwert in der Luft abgefangen und Yumata entrissen. „Du überschätzt dich.“, sagte er leise, aber mit einer gefährlich klingenden Stimme. Das Schwert wirbelte in seiner Hand herum und nun hatte er den Griff in der Hand. Yumata war überaus überrascht, fing sich aber schnell wieder. Fluchend schnappte er sich eines der am Boden liegenden Holzschwerter und ging in Kampfposition. „Ami. Ich möchte dass du etwas Abstand hältst.“, sagte Terra und nahm ebenfalls Kampfhaltung ein. Sie wollte ihm widersprechen, wollt ihm sagen dass es gefährlich sei. Doch als sie in sein Gesicht sah, schwanden ihre Sorgen. Für Terra schien es keine unbekannte Situation zu sein. Tatsächlich sah sie in seinen Augen neben der Wut auf diesen arroganten Jungen, etwas wie Vorfreude auf den Kampf. Und plötzlich wusste sie, dass Terra nichts zustoßen würde. Woher sie das wusste, konnte sie jedoch nicht sagen. Yumata schien aufgrund von Terras Gelassenheit unsicher zu werden. War es vielleicht möglich, dass dieser Neuling schon Kampferfahrungen hatte? Egal, was machte das schon. Immerhin war er doch der beste Schwertkämpfer der Schule, da sollte es doch für ihn kein Problem sein zu siegen. Und doch… sein Handgelenk schmerzte immer noch von Terras festem Griff. Er sollte vorsichtig sein. Terra konnte Yumatas Gedanken in seinem Kopf förmlich rattern sehen. Unwillkürlich musste er grinsen. Der Kampf würde einfach werden, doch sollte er nicht zu viel Kraft einsetzen. Das würde die anderen nur Misstrauisch machen. So lud er nur einen kleinen Teil seiner Energien auf…
 

Rei durchzuckte der Energiestrom wie ein Blitz. „Da ist sie wieder. Diese unbekannte Aura.“, dachte sie und sah hektisch aus dem Fenster. Von wo kam diese Aura nur? Und vor allem von wem? Die Energie war noch ungefähr eine Minute spürbar, dann war sie wieder verschwunden. Vorsichtig sah sie zu ihrem Lehrer rüber, der sich aber glücklicherweise gerade zur Tafel umgedreht hatte. Rasch sandte sie mit ihrem Sailor-Pager eine Nachricht an die anderen…
 

Yumata ging zum Angriff über und versuchte Terra am Kopf zu treffen. Terra schlug mit dem Schwert nach oben und blockte so den Angriff. Mit einem schnellen Schlenker nach rechts, ließ er das Schwert auf Yumatas Schulter herab sausen. Yumata konnte dem Schlag gerade noch ausweichen indem er sich zur Seite rollte. So schnell er konnte sprang er auf und schlug zu. Mit einer Drehung aus dem Handgelenk, kam Terra mit seinem Schwert hinter die Klinge des Gegners und wischte ihm das Schwert einfach aus der Hand. Hoch flog es in die Luft und landete im Sand. Ungläubig sah Yumata auf die Klinge die auf seinen Hals gerichtet war. Schnell ließ Terra seine Energien wieder versiegen und senkte die Waffe. Lauthals brach Applaus aus und alle beglückwünschten Terra zu seinem Sieg. In Richtung Yumata erklang nur höhnisches und triumphierendes Gelächter. Endlich war der gehasste Anführer gefallen. Viele bedrängten Terra ihr neuer Clubführer zu werden, aber er lehnte ab. „Nein, danke. Ich wollte mir den Club nur mal aus reiner Neugier ansehen.“ Kurz entschlossen befreite er sich aus dem Gedränge und ging auf Ami zu. „Woher kannst du so gut kämpfen?“, fragte sie sofort. Argwohn lag in ihrem Blick, denn sie hatte Terra nicht so eingeschätzt. „Der Tempel in dem ich aufgewachsen bin, war eine Schule des Kampfes.“, sagte Terra achselzuckend. „Da ließ es sich nicht vermeiden so etwas zu lernen. Ansonsten bekam man dort oben schnell Langeweile.“ Zögernd gab Ami nach. Sie spürte, dass er log aber sie drang nicht weiter auf ihn ein. Ihr Blick wanderte zu Yumata hinüber und Besorgnis zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Der Besiegte war in die Knie gegangen und sah einigermaßen schockiert aus. Auch Terra sah zu ihm rüber. „Vielleicht hätte ich es nicht so übertreiben sollen.“, sagte er, doch Ami schüttelte den Kopf. „Wenn er so lernt, andere nicht wie Dreck zu behandeln, war es die Sache doch wert oder?“ Dankbar lächelte er sie an und sie wurde wieder rot. Ein kleines Piepsen lenkte sie jedoch ab und sie zog etwas wie eine kleine Armbanduhr aus ihrer Tasche. Stirn runzelnd las sie die Nachricht und sendete schnell noch eine Antwort ab. Dann packte sie das Gerät wieder weg, als wenn nichts gewesen wäre. „Ami!“, erklang es hinter ihnen und sie drehten sich um. Aus einem Fenster winkte Bunny ihnen zu. „Frau Haruna möchte, dass ihr so langsam wieder in die Klasse zurückkommt.“ Anscheinend hatte sie den Kampf nicht gesehen. „Wir kommen!“, rief Ami zurück und wandte sich zum gehen. Doch Terra fasste sie an der Hand und hielt sie zurück. Dann…als wenn ihm klar geworden wäre, was er da tat…ließ er sie wieder los und sah sie an. „Ami ich möchte dich bitten niemandem von diesem Kampf zu erzählen. Versprichst du mir das?“ Ami sah ihn schief an. „Dafür ist es etwas zu spät findest du nicht?“ „Wie meinst du das?“ „Nun ja…ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll. Aber die anderen Klubmitglieder könnten deinen Kampf gesehen haben.“ Terra wusste sofort was sie meinte. Die anderen Klubmitglieder hatten seinen Kampf genau beobachtet und würden es sich bestimmt nicht nehmen lassen, überall von der Niederlage ihres Anführers zu berichten. Terra fragte sich ob er da nicht früher dran hätte denken sollen, bevor er den Kampf angetreten war. Doch nun war es zu spät, jetzt musste er in die saure Zitrone beißen. Besorgt folgte er Ami zurück zum Klassenzimmer.

Mensch oder Dämon

Der Rest des Schultages verlief relativ ereignislos. Im Unterricht konnte Terra sich schnell einfinden und mit seinen Mitschülern verstand er sich auch ganz gut. Zwar hatte er es noch nicht geschafft sie alle kennen zu lernen, weil immer dieselbe Traube von Mädchen sich um ihn versammelt hatte, aber das würde wohl nicht lange dauern. Zu seinem Bedauern hatte er heute noch keine Möglichkeit gefunden, mit Bunny zu sprechen da sie in den Pausen doch immer recht schnell verschwand. Als das letzte Schulläuten ertönte, packte er wie alle anderen auch seine Schultasche und ging aus dem Klassenzimmer. Eine kleine Schar seiner Klassenkameradinnen verfolgten ihn kichernd und flüsternd. Ihm behagte das überhaupt nicht und er sah zu, dass er wegkam. Schließlich erreichte er die Treppe zum Dach und ging hinauf. Wen er nicht bemerkte war Ami, die den Flur entlang kam. Sie allerdings hatte ihn sehr wohl gesehen. Erst wollte sie einfach weiter gehen, aber dann blieb sie neben dem Treppenhaus stehen und sah nach oben. Kurz zögerte sie, entschloss sich dann aber auf ihn zu warten. Sie war immer noch sehr neugierig auf ihn. Also lehnte sie sich an die Wand und wartete. Während sie da so stand, glitten ihre Gedanken immer mehr zu ihm und ihr Herz fing wieder so merkwürdig an zu pochen. Sanft drückte sie die Hand auf ihr Herz und versuchte sich einzureden, dass nichts sei.

Nachdenklich sah Terra auf Tokio hinaus. Vom Dach aus hatte man einen prima Überblick und in der Ferne konnte er sogar den Tokio Tower sehen. Seufzend ließ er den Blick zum Horizont schweifen. Die Neuigkeit seines Kampfes hatte sich schneller in der Schule ausgebreitet, als eine Virusinfektion es je könnte. Bereits in der allerersten Pause waren Leute auf ihn zugestürzt und hatten ihn Fragen gestellt oder ihn bedrängt ihnen doch bitte die Kampfkunst beizubringen. Auch einige weibliche Fans waren dabei gewesen, sodass er schon bald flüchten musste. Er war gerade mal ein paar Tage hier, schon hatte er den ersten Fehler begangen. In Zukunft musste er noch mehr aufpassen. Normalerweise beging er solche Fehler nicht so schnell. Ob diese Ami ihn vielleicht zu sehr abgelenkt hatte? Er empfand eine für ihn unerklärliche Zuneigung zu diesem Mädchen. Doch konnte er dieses Gefühl einfach nicht einordnen, da ihm dergleichen bisher völlig unbekannt war. Sicher, auch er kannte Gefühle wie Freude, Wut und Trauer, aber dieses hier war mehr…

Plötzlich ertönte hinter ihm ein Knall und etwa ein dutzend Herzlose erschienen. Sie alle waren Böllerwampen und gingen sofort zum Angriff über. Eine Explosion ertönte und ein großer Feuerball landete genau dort, wo Terra stand. Seine schnellen Reflexe waren das einzige was ihn rettete. Ein schimmerndes Schild umschloss ihn und schütze ihn vor den Flammen. „Wo kommt ihr denn so schnell her?“, fragte er wütend. Kopfschüttelnd sah er sich um. Der Feuerball hatte ein Loch in den Boden gerissen, viel zu groß um ihn irgendwie verbergen zu können. Er musste diese Herzlosen so schnell wie möglich töten, bevor noch mehr Schaden entstehen konnte. Rasch ließ er das Schild verschwinden und verwandelte sich. Aus seinem Rücken brachen die Flügel, ein Schwanz wuchs ihm und seine Hände verwandelten sich in Klauen, seine Haut nahm wie gewohnt eine dunklere Färbung an während blaue Linien seinen Körper überzogen. Knurrend griff er die Herzlosen an und riss einen nach dem anderen in Stücke. Die Herzlosen waren von seinem Angriff völlig überrascht und wehrten sich nicht einmal. Tot lagen sie alle vor ihm und begannen sich nach und nach aufzulösen. Angewidert sah er auf das Blut an seinen Klauen hinab. „Dieser Job kann manchmal so vulgär sein!“, dachte er und versuchte sie sich an seiner Hose abzuwischen. Ohne Vorwarnung traf ihn ein Energieball im Kreuz und schleuderte ihn in den Abgrund. Schnell fing er sich mit den Flügeln auf und flog zurück nach oben. Dort vor ihm, standen zwei Kriegerinnen die beinahe genauso aussahen, wie die beiden Mädchen beim letzten mal. Aber eben nur beinahe. Ihre Kleidung sah genauso aus, nur das ein Mädchen ein sehr dunkles Blau trug und das andere ein Türkis. Das Mädchen in Blau hatte kurzes blondes Haar und das türkise Mädchen hatte Schulterlanges gewelltes, türkises Haar. „Wer seid ihr?“, fragte Terra sie. Gleichzeitig beglückwünschte er sich für seine Entscheidung sich zu verwandeln. Dadurch war sein Körper so entstellt, dass sie ihn unmöglich als Mensch, geschweige denn, als gutmütiges Wesen identifizieren konnten. Das blonde Mädchen sagte: „Angelockt von der neuen Zeit, jetzt auch in dieser Welt, Sailor Uranus.“ „Und ebenso, Sailor Neptune!“, beendete das Mädchen in türkis den Spruch.

Terra starrte sie an. Sailor Uranus (Kriegerin des Windes) und Sailor Neptun (Kriegerin des Meeres)? Noch zwei Sailor Kriegerinnen neben Sailor Mercury und Sailor Jupiter? Wie viele dieser Sailor Kriegerinnen gab es denn in dieser Stadt bitte? „Was wollt ihr von mir? Ich habe euch nichts getan.“, rief er ihnen zu. „Das ist unerheblich.“, sagte Sailor Neptune. Sie zeigte mit ihrem Finger auf ihn. „Du gehörst nicht in dieses Sonnensystem. Wir wissen nicht wo du herkommst, aber du musst wieder verschwinden.“ Terra schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht!“ „Unserer Aufgabe ist es dieses Sonnensystem vor Eindringlingen aus anderen Systemen zu beschützen.“, sagte Sailor Uranus und nahm Kampfstellung ein. Terra hob beschwichtigend seine blutverschmierten Klauen, welche den Eindruck von Beruhigung völlig zunichte machten. „Ich will nicht gegen euch kämpfen. Ich habe keine Ahnung was ihr damit meint, aber ich…“ Stockend stoppt er. Von der Treppe her ertönten hastige Schritte. Er sah die beiden an. „Wenn ihr wirklich kämpfen wollt, dann folgt mir. Ich möchte nicht, dass Unschuldige in den Kampf hineingezogen werden.“ Nachdenklich starrte Neptun auf die Tür zum Treppengeschoss. Schließlich nickte sie erst Uranus, dann Terra zu. „Fliege voraus!“ Neptune sprang vom Dach, dicht gefolgt von Uranus. Terra wies ihnen den Weg.

Terra war schon ziemlich lange oben auf dem Dach und Ami machte sich inzwischen Sorgen. War ihm irgendetwas passiert? Doch noch bevor sie sich entschließen konnte, was sie jetzt machen sollte, ertönte von oben ein Knall und die Decke bebte. Feine Staubrinnsale fielen von ihr herab. „Terra!“ Hastig riss sie die Tür auf und stürmte die Treppe hoch. Über sich meinte sie Stimmen zu hören, doch als sie die Tür aufstieß, war dort niemand. Zumindest niemand der noch lebte. Überall verstreut lagen die toten Herzlosen herum. Immer mehr lösten sie sich auf, bis nur noch das Blut am Boden ihre Existenz bezeugte. Ami starrte auf den Herzlosen, der als letztes verschwand. Er hatte ziemliche Ähnlichkeiten mit dem Dämon, gegen den sie mit Makoto gekämpft hatte. Doch bevor sie ihn näher untersuchen konnte, verschwand er gänzlich. Sie blickte um sich. Inzwischen waren auch die anderen verschwunden. Aber wo war Terra? Suchend sah sie sich noch einmal genauer um, schaute in allen Ecken und Winkeln nach. Es blieb dabei. Terra war verschwunden…

Verängstigt und nachdenklich sah Ami in den Himmel. Weit entfernt konnte sie einen großen Vogel sehen, bis er in einem kleinen Wäldchen verschwand. Von unten erklangen hastige Schritte und Ami sah zu, dass sie wegkam. Rasch verließ sie die Schule um die anderen zu treffen und ihnen alles zu erzählen.

Terra führte sie in einen Wald weit entfernt von der Schule und allen anderen Menschen. Er landete ein Stück von ihnen entfernt, löste die Verwandlung aber nicht auf. Seine Schultern brannten immer stärker, die Dämonenform dauerte schon zu lange an. Er musste das hier schnell beenden, sonst würde er sich in sich selbst verlieren. „Warum bist du hier?“, fragte Uranus ihn herausfordernd. „Warum bist du in unserem Sonnensystem gelandet?“ Terra ging einen Schritt auf sie zu, hielt aber an als sie wieder ihre Kampfposition einnahmen, bereit sich zu verteidigen. „Ich…ich suche etwas. Und ich bin auch nicht aus einem anderen Sonnensystem. Ich kann euch versichern, dass ich auf der Erde geboren wurde.“ Neptune sah ihn skeptisch an. „Wenn du auf der Erde geboren wurdest, warum haben wir dich dann früher nicht schon bemerkt? So etwas wie dich kann man unmöglich übersehen.“ Uranus beschäftigte jedoch etwas anderes. „Was suchst du hier in Tokio? Was ist das Ziel deiner Suche? Etwa die Talismane?“, fragte sie ihn argwöhnisch. „Talismane?“ Terra konnte mit dem Begriff nichts anfangen. „Ich weiß nichts von irgendwelchen Talismanen. Das Ziel meiner Suche sind Antworten. Ich versuche herauszufinden wer oder was ich bin.“ Sailor Neptune blieb immer noch skeptisch. Anscheinend wusste dieses Wesen tatsächlich nichts von den Talismanen. „Beantworte meine Frage!“, forderte sie ihn auf. Er seufzte. „Meine Kräfte haben sich erst vor kurzem entwickelt, vorher war ich ein ganz normaler Mensch. Ich bin sozusagen erwacht.“ „Und warum suchst du deine Antworten ausgerechnet hier in Tokio?“, fragte Uranus ihn. Inzwischen hatte sie ihre Arme wieder sinken lassen und stand nun recht gelassen vor ihm. Wenn sie ihn nicht gerade noch versucht hätten anzugreifen, könnte man meinen sie führten ein nettes Gespräch. „Mein Schicksal hat mich hierher geführt. Womöglich soll ich hier etwas herausfinden.“, antwortete er ihr. „Was meinst du?“, wandte Uranus sich an Neptune. Sailor Neptune sah ihn abschätzend an. „Ich glaube nicht, dass er böse ist. Er sieht zwar wie ein Dämon aus, scheint aber ein menschliches Gewissen zu haben. Ich denke wir sollten abwarten. Immerhin wollen wir auf unserer Mission ja keine unnötigen Opfer.“ Sailor Uranus nickte und wandte sich dann wieder an Terra: „Du hast erst mal noch Schonfrist. Aber sollte uns an dir irgendwas Merkwürdiges auffallen oder solltest du irgendwelche Probleme bereiten, werden wir dich töten.“ „Dazu wird es nicht kommen.“, erwiderte er. „Das hoffen wir für dich.“, sagte Uranus. Terra nickte und schaute die beiden dabei ernst an, um zu zeigen, dass er es mehr als deutlich verstanden hatte. Daraufhin verschwanden die zwei Sailor Kriegerinnen ohne ein weiteres Wort im Wald. Als er sich sicher war, dass sie weit genug entfernt waren, löste er die Gestalt und seine Flügel lösten sich in glitzerndem Staub auf. Die offene Haut auf seinem Rücken wo die Flügel herausgekommen waren, schloss sich wieder und zurück blieben wieder nur die großen Narben. Keuchend ging er in die Knie. Die Verwandlung so lange aufrecht zu erhalten, hatte ihm viel Energie gekostet. Sie war nur für schnelle Kämpfe vom Vorteil. Kämpfe wo man den Gegner zügig erledigen konnte. Zitternd sah er in die blauen Himmel. „Ich muss das endlich ändern.“, dachte er. „Mein Körper muss die Verwandlung auch über einen längeren Zeitraum aushalten können. Andernfalls wird der Tag kommen, an dem dieser Schwachpunkt mich mein Leben kosten wird.“ Sich sehr wohl bewusst, dass er dem Tod nur knapp entronnen war, machte er sich auf zu seiner Wohnung. Seine Schultasche hielt er sich so über die Schulter, dass sie die Löcher in seiner Schuluniform verdeckten.

Neue Freunde

„Du meinst, ihr habt den Jungen schon einmal getroffen?“, fragte Makoto überrascht. Sie saß zusammen mit Bunny, ChibiUsa, Mamoru und Minako in Unazukis Café und schlürfte an ihrem Getränk. Gerade hatte sie das Gespräch auf diesen neuen Schüler gelenkt und war erstaunt, als Bunny ihr verkündete sie würde Terra bereits kennen. Eifrig nickte Bunny. „Ja wir haben ihn am Wochenende kennen gelernt. Mamoru hatte sich seiner angenommen, als Terra gerade in Tokio ankam.“ „Was?“ Schnell erzählte Mamoru den anderen wie er Terra getroffen hatte. „Ach so ist das also. Er kam erst dieses Wochenende nach Tokio. Dann wird er doch sicher jemanden brauchen, der ihm die Sehenswürdigkeiten der Stadt mal zeigt oder?“, fragte Minako. Mit glitzernden Augen träumte sie vor sich hin, wie sie mit diesem Terra alleine durch Tokios nächtliche Straßen ging. Zwar hatte sie ihn noch nicht gesehen, aber der Beschreibung nach klang er attraktiv. Auch Makoto schien vor sich hin zu träumen. „Er hat die gleichen Augen wie mein Ex-Freund!“, flüsterte sie vor sich hin. Bei diesen Worten fiel Bunny glatt vom Stuhl. „Oh nein. Nicht schon wieder.“, rief sie. Immer wenn Makoto einen Jungen sah den sie interessant fand, hatte eben dieser Junge etwas von ihrem Ex. Mal war es die Nase, mal die Frisur, oder wie in diesem Fall waren es die Augen. „Makoto, du kannst doch nicht ewig deinem Ex-Freund hinterher träumen.“, mahnte ChibiUsa sie, während Bunny sich wieder aufrappelte. Makoto wirkte überrascht. „Aber das tue ich doch gar nicht.“, sagte sie. „Oh seht mal, da kommt ja Ami.“, warf Mamoru ein und deutete auf die Eingangstür. Ami winkte ihnen zu und setzte sich zu ihnen an den Tisch. „Du kommst etwas spät!“, neckte Minako sie, doch Ami beachtete sie nicht. „Ist Rei noch nicht da?“, fragte sie und nahm die Getränkekarte zur Hand. Alle schüttelten den Kopf. „Nein, aber es sollte wohl nicht mehr lange dauern. Immerhin hat sie ja dieses Treffen organisiert.“, sagte Makoto und nahm noch einen Schluck. Tatsächlich dauerte es keine fünf Minuten, bis Rei durch die Tür gestürmt kam. Suchend sah sie sich um, entdeckte die anderen und eilte auf sie zu. Gleichzeitig sah sie sich in dem Café um. Es war wie immer brechend voll. Das war gut, denn so würde sie bei diesem Lärmpegel nicht zufällig jemand belauschen. „Hallo alle zusammen.“, begrüßte sie ihre Freunde und quetschte sich zwischen Ami und Makoto. Ami wurde so ziemlich weit zu Bunny rübergeschubst und musste höllisch aufpassen Bunnys Glas nicht runter zuschmeißen. „Gibt es einen besonderen Grund für dieses Treffen, Rei?“, fragte Minako sie. „Immerhin ist es bereits das zweite große Treffen in drei Tagen.“ „Natürlich gibt es den.“, fauchte Rei und schnappte sich die zweite Getränkekarte. Suchend sah sie sich um. „Wo ist Unazuki?“ „Sie kommt bestimmt gleich. Soweit ich weiß, erklärt sie ihrer neuen Aushilfe gerade ihre Aufgaben.“ Mamoru unterdrückte ein Grinsen. Er hatte den anderen nicht erzählt, dass Terra hier arbeitete. Das sollte eine Überraschung für alle sein. Bevor er sich mit Bunny an diesen Tisch gesetzt hatte, hatte er Unazuki gebeten Terra als erstes zu ihrem Tisch zu schicken. Nebenbei konnte er sich sicher noch ein bisschen mit ihnen unterhalten. Unazuki hatte nichts dagegen einzuwenden. „Nun gut. Wie auch immer.“, sagte Rei und lies die Karte wieder sinken. „Ich habe heute wieder diese Energie gespürt.“ Schlagartig wurde es still am Tisch. „Energie? Du meinst diese Aura oder?“, fragte Mamoru. Bunny und ChibiUsa hatten ihm zwischenzeitlich alles erzählt, was sich zugetragen hatte. Rei nickte. Sie war heute Morgen in der allerersten Schulstunde spürbar. Nur ganz kurz, dann war sie wieder fort. Aber … ich glaube die Person war in einem Kampf oder so etwas verwickelt.“ „Wie kommst du darauf?“, fragte Ami sie. In ihr wuchs immer mehr ein Verdacht auf. „Ich weiß nicht… aber sie fühlte sich irgendwie…kriegerisch an.“ Minako grinste Makoto fies an. „Sicher dass wir hier nicht über Makoto reden? Sie ist ja immerhin die schlagfertigste von uns allen.“ Makoto bedankte sich lachend bei ihr mit einer kleinen Kopfnuss. „Aua. Schon gut. Aber wer könnte es sonst sein?“, fragte Minako und rieb sich die Stirn. Schweigen breitete sich aus. Dann…“Terra!“ Alle sahen Ami an. Sie schlug die Hand vor den Mund. Sein Name war ihr entschlüpft, bevor sie dagegen etwas tun konnte. Allein Rei sah sie sehr verständnislos an. „Wer ist Terra?“ Makoto starrte sie an. „Ach stimmt du weißt ja noch gar nicht Bescheid. Wir haben seid heute einen neuen Mitschüler in unserer Schule. Sein Name ist Terra Kagurasaka.“ „Ah verstehe.“, sagte Rei. Stirn runzelnd sah sie Ami an. „Wie kommst du den ausgerechnet auf ihn?“ Ami zögerte. „Nun ja…“ Wie sollte sie es am besten erklären? „Ich.. ich habe Terra schon einmal getroffen müsst ihr wissen.“ Minako horchte auf. „Wie? Du auch?“ Ami nickte und wandte sich nun direkt an Makoto. „Er war der Junge, der mich nach Hause begleitet hat.“ Die Nachricht schlug bei Makoto ein wie eine Bombe und der Unterkiefer klappte ihr runter. „Das war Terra?“ Ami nickte. „Entschuldigt bitte. Aber könntet ihr uns bitte aufklären, was hier los ist?“, fragte Rei sie gereizt. Allmählich beschlich sie das Gefühl, dass sie hier die einzige war, die irgendwas nicht wusste. Stockend begann Ami ihr, Bunny, ChibiUsa und Mamoru zu erzählen was passiert war. Allerdings ließ sie die Geschichte mit dem klopfenden Herzen und dem seltsamen Gefühl im Bauch aus. Es reichte schon wenn Minako sich darüber lustig machte. Doch Minako schien fest entschlossen ihr diesen Plan zu verhauen. „Und sie hat sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, nicht wahr Ami?“, fragte sie neckisch. Ami lief rot an, doch bevor Minako noch etwas sagen konnte, schnitt Makoto ihr das Wort ab. „Lass es endlich gut sein Minako. Wir haben gerade andere Sorgen.“ „Stimmt.“, pflichtete ihr Rei bei. „Das alles erklärt immer noch nicht, warum du Terra für den Unbekannten hältst.“ „Naja… ich bin mir nicht sicher, ob er mir die Wahrheit gesagt hatte, was diese Salbe betraf. Ich habe in allen möglichen Lexika nachgeschaut, aber nirgendwo eine Pflanze gefunden, die auf seine Beschreibung passt.“ „Worauf willst du hinaus Ami?“, fragte ChibiUsa sie. „Ich hab nur gedacht…es wäre doch möglich das… da Magie ihm Spiel war. Zudem ist Terra genau an dem Abend in Tokio aufgetaucht, an dem du diese Aura zum ersten Mal gespürt hast. Und außerdem…“, sie sah Rei an. „…hat er heute Morgen in der ersten Schulstunde einen Kampf gegen den besten Schwertkämpfer unserer Schule ausgetragen und zudem auch noch ziemlich spektakulär gewonnen.“ Die anderen dachten über diese Neuigkeiten nach. „Das ergibt schon irgendwie Sinn, da hast du Recht.“, sagte Rei. Doch Mamoru beschäftigte noch etwas anderes. „Du sagst er hat einen Kampf ausgeführt? Gegen einen Schwertkämpfer?“ Zögernd nickte Ami. „Stimmt etwas nicht Mamoru?“, fragten Bunny und ChibiUsa ihn gleichzeitig. Belustigt sahen sie sich an, wandten sich aber direkt wieder Mamoru zu. „Nein, nein. Im Prinzip ist alles in Ordnung. Es ist nur so, dass ich an dem Abend an dem ich ihn fand, seinen Oberkörper gesehen habe. Überall waren Narben zu sehen, die anscheinend von Schwertern oder anderen Gegenständen zu kommen schienen. Zudem ist er ziemlich muskulös. Auf mich machte er den Eindruck einen Kriegers.“ Nachdenklich verfielen sie in schweigen. Schließlich sagte Makoto: „Ich finde wir sollten vorerst nichts überstürzen. Nur weil das alles gerade so schön passt, muss Terra nicht unbedingt, dieser Unbekannte sein. Vielleicht ist das alles auch nur Zufall.“ Bunny stimmte ihr zu und Rei sagte: „Ich bin ganz deiner Meinung. Wir sollten erst einmal noch abwarten. Aber wir werden das nicht vergessen, Ami.“, versicherte sie ihr. „Auf jedenfall werden wir diesen Terra im Auge behalten. Es wäre dumm diesen Verdacht nicht weiter zu verfolgen.“ Ami nickte, sagte aber noch: „Nach der Schule habe ich gesehen wie er auf das Dach ging. Ich wollte auf ihn warten, aber er kam nicht wieder. Dann ertönte plötzlich ein lauter Knall von oben, aber als ich nachsehen wollte, war er verschwunden. Stattdessen lagen dort überall tote Dämonen herum.“ „Glaubst du er hat sie getötet?“, fragte Minako sie besorgt. „Ich weiß es nicht.“ Ami zuckte kurz mit den Schultern. „Viel wichtiger ist doch wo Terra jetzt ist. Er war definitiv nicht auf dem Dach. Und woanders habe ich ihn auch nicht gefunden.“ Stirn runzelnd sah Mamoru sie an. „Aber er ist doch…!“ „Guten Tag. Was darf ich euch bringen?“, ertönte hinter ihnen eine männliche Stimme und erschrocken drehte Ami sich um. „Terra!“ Mit einem lauten Klirren zerbrach Bunnys Glas auf dem Boden. Ami war ziemlich zusammengezuckt, als sie Terra erkannte und hatte das Glas einfach vom Tisch gefegt. Nun wurde sie knallrot und beeilte sich die Scherben aufzulesen. Terra bückte sich und half ihr. „Terra. Aber was machst du denn hier?“, fragte sie perplex und erhob sich. Auch Terra stand wieder auf. Er nahm Ami vorsichtig die Scherben ab. „Ich arbeite hier.“, sagte er lächelnd und nickte den anderen grüßend zu. „Wartet. Ich bringe das hier nur schnell weg.“ Er eilte davon um die Scherben wegzubringen. Langsam setze Ami sich wieder. „Das ist also Terra? Der sieht ja ziemlich süß aus.“, meinte Rei und sah ihm hinterher. Minako tat es ihr mit glänzenden Augen nach. Dann wandte sie sich an Ami. „Warum bist du denn gerade so rot geworden?“, fragte Minako Ami mit schelmischem Grinsen. Doch Ami beachtete sie nicht, sondern wandte sich an Mamoru. „Du wusstest, dass er hier arbeitet oder?“ Mamoru nickte. „Ich habe Unazuki gebeten Terra hier arbeiten zu lassen. Er hat keine Familie die ihn unterstützen könnte und er braucht Geld um hier zu überleben.“ „Das hättest du uns auch sagen können.“, meinte Makoto tadelnd zu ihm. Doch er zuckte nur mit den Schultern. „Es sollte eine Überraschung werden. Ich konnte ja nicht wissen, dass unser Gespräch ihn einschließen würde.“ Sie sahen sich an. „Was machen wir denn jetzt?“ „Erst einmal gar nichts.“, beschloss Rei. „Warten wir erst einmal ab, vielleicht lüften sich die Geheimnisse für uns ja von ganz alleine.“ Gesagt getan. Als Terra zu ihnen zurückkam bestellten Ami und Rei ihre Getränke. Bunny bekam einen neuen Drink spendiert, da ihr alter ja zerdeppert worden war. Unazuki erlaubte Terra sich zu den anderen zu setzen. Im Moment kämen sie noch ganz gut mit der Menschenmasse klar, da dürfe er sich eine kleine Pause gönnen. Also zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihnen. Bunny stellte ihm noch schnell die anderen Mädchen vor und er begrüßte sie fröhlich. „Und Terra? Hast du dich schon einigermaßen gut eingelebt?“, fragte Mamoru ihn, während er seinen Kaffee trank. Terra nickte. „Die Wohnung ist wirklich super und in der Schule sind alle sehr nett zu mir. Ich glaube es war die richtige Entscheidung nach Tokio zu kommen.“ Heiter lächelte er in die Runde. Doch als Ami ihn etwas genauer ansah, bemerkte sie die unnatürliche Blässe in seinem Gesicht. Er musste wegen irgendetwas furchtbar erschöpft sein. Terra bemerkte wie sie ihn beobachtete und sah sie fragend an. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung Ami?“ Minako wollte wieder ein Kommentar loslassen, doch ein Tritt gegen ihr Schienbein ließ sie verstummen. Warnend sah Makoto sie an. Ami schüttelte den Kopf. „Ach es ist nichts. Weißt du ich hatte mich nur gefragt, wo du nach der Schule hingegangen bist. Du warst ja so schnell verschwunden.“ Täuschte sie sich oder flackerte in seinen Augen kurz Angst auf? „Ich…ich bin direkt nach dem Unterricht nach Hause gegangen um mich vor der Arbeit noch etwas auszuruhen. Der Tag war doch etwas anstrengend.“, sagte er ohne ihr direkt in die Augen zu sehen. Ami bemerkte sofort, dass er log. Er hatte noch nicht einmal erwähnt, dass er auf das Schuldach gegangen war. Bedeutungsvoll sah sie die anderen an. Auch ihnen war es aufgefallen, sie sagten jedoch nichts. Mamoru versuchte diesen Moment zu überbrücken. Fragend sah er Terra an. „Wie sieht’s aus Terra? Meinst du, du schaffst es uns alle am Samstag bei der Party auszuhalten?“ Ein Grinsen breitete sich auf Terras Gesicht aus. Reihum sah er alle an und blieb schließlich bei ChibiUsa stehen die ihn Erwartungsvoll ansah. Dann nickte er. „Ja, ich denke schon!“ „Prima!“, riefen ChibiUsa und Bunny. Doch die anderen sahen sie verständnislos an. „Party?“, fragte Minako. „Was für eine Party denn?“ Mamoru lächelte. „Eine Willkommensparty für Terra mit seinen neuen Freunden natürlich. Um ihn gebührend in Tokio zu begrüßen. Seid ihr dabei?“ Einstimmig und begeistert bejahten die anderen. „Vielen Dank euch allen. Ich freue mich schon darauf!“, sagte Terra. Von der Theke aus rief Unazuki nach ihm. Er erhob sich. „Die Arbeit ruft. Aber in zwei Stunden hab ich Feierabend. Wenn ihr möchtet können wir uns danach noch etwas unterhalten.“ Doch Rei musste ablehnen. „Minako, Makoto und ich werden erwartet. Im Tempel wartet auf uns ebenfalls Arbeit. Bis bald dann Terra.“ Und gemeinsam mit Minako und Makoto verschwand sie. Draußen flüsterten sie den beiden noch zu: „Das mit der Party kommt uns sehr gelegen. Da können wir bestimmt mehr über ihn herausfinden.“ Auch Bunny, Mamoru und ChibiUsa mussten sich entschuldigen. Mamoru musste noch einmal zur Uni und die beiden Mädchen wurden zu Hause erwartet. Schließlich blieb nur noch Ami übrig. „Und was ist mit dir?“, fragte Terra sie lächelnd. „Ich…ich warte noch auf dich. Ich dachte….da ich mich ja in den ersten Tagen etwas um die kümmern soll…also ich… da könnte ich dir doch ein bisschen was von der Stadt zeigen.“ Durchdringend sah Terra sie an. Ami merkte wie sie schon wieder rot wurde und wollte schon wegsehen. „Ich würde mir gerne mit dir die Stadt ansehen.“, sagte Terra schließlich. Ami lächelte ihn scheu an. Er deutete auf ihr leeres Glas. Soll ich dir noch etwas Neues zu trinken bringen?“ Hastig schüttelte sie den Kopf. „Nein, danke. ich habe genug getrunken.“ Er nickte. „Also dann bis gleich.“ Er ließ sie völlig in Gedanken versunken zurück, um seiner Arbeit nachzugehen. Schweigend beobachte sie wie er von seinen Mitarbeiterinnen empfangen wurde, sie ihn neckten und teils auch ein bisschen mit ihm flirteten, denn sonst wäre es ja nur der halbe Spaß. Auch Unazuki schien Terra ins Herz geschlossen zu haben und so wie sie es sich erhofft hatte, zog er viele weiblichen Kunden an. Terra schien wie Schwerkraft auf seine Mitmenschen zu wirken. Zu jedem war er sehr nett und entlockte damit jedem Gast ein Lächeln. Sogar einen grimmig aussehenden alten Mann brachte er irgendwie zum lachen, wodurch dieser schlagartig ein paar Jahre jünger aussah. Unwillkürlich musste auch Ami lächeln. Sie hatte sich noch nie so darauf gefreut jemanden die Stadt zu zeigen.

Zwei Stunden später trafen sie sich vor dem Café und gingen gemeinsam in die Stadt, um sich ein paar der schönsten Sehenswürdigkeiten Tokios anzusehen…

Wassertanz

Später am Abend saß Terra auf seinem Balkon und sah nachdenklich auf Tokio hinab. Die Aussicht war wie er es sich erhofft hatte atemberaubend, konnte ihn aber heute nicht so recht begeistern. Die Begegnung mit Sailor Uranus und Sailor Neptune ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. „Du gehörst nicht in dieses Sonnensystem!“ Wie hatte Neptune das gemeint? Hatten sie bemerkt, dass er aus einer anderen Welt kam? War er so anders? Aber nein sie hatten ja von einem anderen Sonnensystem gesprochen, nicht von einer anderen Welt. Oder war es für sie ein und dasselbe? Er verstand diese Worte nicht. Trotzdem musste er dafür sorgen in nächster Zeit noch unauffälliger zu sein. Sein Hauptproblem waren die Kämpfe. In einem Kampf war er viel zu einfach zu erkennen für jeden der zufällig vorbeikommen würde. Was wäre zum Beispiel, wenn Bunny, Ami oder eine der anderen ihn sehen würde? Dem Kampf ausweichen konnte er nicht, er musste sich ihm stellen. Aber er brauchte etwas um seine wahre Identität zu verbergen. Schließlich konnte er sich nicht in jedem Kampf verwandeln. Die Dämonenform durfte eigentlich nur in Notsituationen genutzt werden. Zwar hatte er sich in der Vergangenheit nur selten an diese Regel gehalten, aber heute hatte er zum ersten Mal gemerkt, wie gefährlich das werden konnte. Sich jedes Mal zu verwandeln damit ihn niemand erkannte, kostete zu viel Energie. Nein er brauchte etwas anderes. Seine Gedanken verweilten kurz bei seinem Kampfanzug der sicher verwahrt in seinem Schrank lag. Kopfschüttelnd verwarf er die Idee wieder. Zu großes Risiko, immerhin hatten Mamoru, Ami, ChibiUsa und Bunny ihn schon einmal gesehen und würden ihn wieder erkennen. Es war töricht zu hoffen, dass sie ihn nie würden kämpfen sehen. Früher oder später musste das einfach passieren. Zudem konnte er schlecht den Anzug überall hin mitschleppen und sich vor dem Kampf noch schnell umziehen. In seinem Geist malte er sich gerade die Situation aus, wie er einen Herzlosen bat noch kurz zu warten. „Entschuldigen Sie bitte Herr Herzloser, würden sie vielleicht noch einen Moment warten damit ich mir die passende Garderobe anziehen kann? - Natürlich, lassen sie sich ruhig Zeit ich warte solange.“ Unwillkürlich musste er schmunzeln. Doch schnell wurde er wieder ernst. Das Problem blieb, er brauchte einen neuen Anzug. Angestrengt dachte er nach. Wenn er doch nur den Kampfanzug von Dschini hätte behalten können. Allerdings war es eine unausgesprochene Regel, nichts aus der einen Welt in die andere mitnehmen zu dürfen. Plötzlich hellte sich seine Miene auf. Warum nicht einfach einen neuen machen? Wozu sonst beherrschte er die Magie? Sofort machte er sich an die Arbeit und eine halbe Stunde später konnte er das Ergebnis bewundern. Da er nicht denselben Anzug wie in Agrabah nutzen wollte, hatte er ihn leicht umgeändert. Die Persische Mode wäre doch etwas auffällig gewesen und die Rüstung zu hinderlich. Er hatte ein schlichtes schwarzes T-Shirt erschaffen, welches keine Ärmel hatte und den Hals bedeckte. Dazu ein rotes Stofftuch, das er wie einen Gürtel um seine Taille legte. An der rechten Seite ließ er die Enden herunterhängen, weil er es so aus Agrabah gewohnt war. Zudem trug er eine ebenso schwarze Stoffhose die ihm eine bessere Flexibilät ermöglichte und die Stiefel die er in Agrabah getragen hatte. Als letztes erschuf er noch den braunen Umhang, mit dessen Kapuze er sein Gesicht verbergen konnte und für seine Unterarme Lederbänder. Zufrieden besah er sich im Spiegel. Durch die Kapuze lag die obere Hälfte seines Gesichts im Dunkeln und der Anzug würde, ganz anders als eine richtige Rüstung, seine größte Stärke fördern: seine Schnelligkeit. So hatte er eines der beiden Probleme gelöst. Doch nun musste er sich auf das Andere konzentrieren. Wie sollte er es schaffen, den Anzug immer und überall mitzunehmen? Zeit war in einer Schlacht meistens ein Faktor für Sieg oder Niederlage. Er seufzte. Da hatte er es mit seiner Dämonen-Form einfacher. Diese Gestalt trug er immer in sich mit und konnte sich jederzeit verwandeln. Das brachte ihn auf eine Idee. Was wäre wenn er einen Gegenstand mit sich trug, bei dessen Aktivierung er sich verwandelte? Doch was sollte er nehmen? Natürlich musste es ein Gegenstand sein, der alltäglich war und bei dem Niemand misstrauisch werden würde. Eine Kette zum Beispiel. Er schloss die Augen und sang. Die Magie, die in dem Lied lag, erschuf erst das Metall aus dem die Kette entstehen sollte und formte es dann in seine endgültige Gestalt. Als er die Augen wieder öffnete, schwebte vor ihm eine kleine Kette mit einem Anhänger. Die Kette selbst war mattschwarz, doch der Anhänger war blenden weiß. Er zeigte den Kopf eines Dämons mit weit aufgerissenem Maul. Terra legte sich die Kette um den Hals und versteckte sie unter dem T-Shirt. Dann sang er noch einmal eine magische Formel und der Anhänger saugte seinen Kampfanzug förmlich auf. Nun war er endlich fertig. Sollte er die Magie des Anhängers entfesseln, würde der Anzug aus ihm herausbrechen und Terra einhüllen. Genauso konnte er den Vorgang auch rückgängig machen. So konnte er ihn immer bei sich tragen und die Verwandlung dauerte nur wenige Sekunden. Müde aber zufrieden ging er zu Bett.
 

Die nächsten Tage verliefen für Terras Geschmack viel zu ruhig. Er war es gewohnt alle paar Minuten oder Stunden von Herzlosen oder Niemanden angegriffen zu werden, sodass ihr fehlen ihn irgendwie nervös machte. Seit dem Tag an dem er Sailor Uranus und Sailor Neptune kennen gelernt hatte, spürte er keine Finsteren Auren mehr. Hatten die Herzlosen sich vielleicht eine andere Welt gesucht, die sie terrorisieren konnten? Aber das war natürlich völlig abwegig, ein Herzloser der sich ein Ziel gesucht hatte, kämpfte weiter bis er es erreichte oder starb. Wohl oder übel blieb ihm daher nichts anderes übrig als abzuwarten. Nicht das ihn das großartig stören würde. So konnte er sich endlich mal wieder ein wenig ausruhen und neue Kräfte für den nächsten Kampf sammeln. Zudem machte ihm der Unterricht ausgesprochen Spaß. Keines der Fächer die er hatte, bereitete ihm Schwierigkeiten und er war ständig in Konkurrenz mit Ami, die wie der Direktor ihm gesagt hatte, eine vorbildliche Schülerin war. Die Lehrer hatten teilweise auch ihren Spaß daran, indem sie die beiden in manchen Diskussionen gegen einander antreten ließen. Nur selten kamen Terra und Ami dabei auf ein Ergebnis, denn die Diskussionen konnten sich über Stunden hinweg ziehen. Allerdings schien es Ami kein bisschen etwas auszumachen, dass sie Konkurrenz hatte. Als er sie einmal darauf ansprach, sagte sie ihm nur, sie sei darüber sehr froh. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der mit ihrem Wissenstand mithalten und mit dem sie sich auch über verschiedene Themen unterhalten könne. Ihre besten Freundinnen waren da leider nicht so ergiebig. Zwar rangen sie sich oft dazu durch mit Ami zusammen zu lernen, aber genauso oft musste Ami ihnen auch bei den Aufgaben weiterhelfen. Ansonsten mieden sie alles was mit Schule zu tun hatte.

Terra unterhielt sich oft mit ihr, Bunny und Makoto, wenn sie zwischen den Stunden auf ihre Lehrer warteten. In den Pausen allerdings flüchtete er immer aufs Dach. Makotos Gegenwart reichte in der Klasse aus, die anderen Mädchen von ihm fern zu halten, in der Pause leider nicht. Zugegeben war dies auch die von Terra erwünschte Wirkung, nachdem er von Bunny erfahren hatte, Makoto würde Kampfsport ausüben und andere hätten vor ihr sehr viel Respekt. Abgesehen davon, war Makoto für alle die sie gut kannten, auch ein sanftes und liebes Mädchen und eine sehr gute Köchin noch dazu. Bunny hingegen wirkte auf Terra eher wie ein kleiner Tollpatsch. Nie schaffte sie es einmal pünktlich in der Schule zu erscheinen und trat auch so ziemlich oft in ein Fettnäpfchen. Trotzdem hatte sie ein gutes Herz und war eine gute Freundin für jedermann. Terra konnte durchaus verstehen warum Mamoru in sie verliebt war. Sie schien in jedem nur das Gute zu sehen und Liebe war für sie das Wichtigste auf der Welt. Ihre kleine Schwester ChibiUsa, Rei und Minako bekam er seid dem Montag nicht mehr zu Gesicht. ChibiUsa besuchte noch die Grundschule, Rei und Minako waren auf einem anderem Gymnasium. Manchmal wenn Terra oben auf dem Dach war, sah er seine Freunde zusammen mit den anderen Schülern auf dem Rasen sitzen und sich unterhalten. Doch war er nicht sonderlich traurig darüber nicht dabei zu sein. Immerhin war er erst seid ein paar Tagen in dieser Welt und er brauchte seine Zeit um Menschen kennen zu lernen. Und am Samstag war ja immer noch diese Begrüßungsparty. Obwohl er noch nie eine Party besucht hatte und auch keine Ahnung hatte, wie er sich dort verhalten sollte, freute er sich schon darauf. Sich mit seinen Freunden in einer gemütlichen Runde zusammenzusetzen, war für ihn eine Erfahrung die er unbedingt einmal erleben wollte. Schon zu lange hatte er nur in Kampf und Tod gelebt. Nun war es an der zeit für ein wenig Spaß und Freude.

Am Donnerstagabend verließ Terra das Café von Unazuki und überlegte was er jetzt noch tun sollte. Es war noch früh am Abend und er hatte Lust etwas zu unternehmen. Nachdenklich tastete er nach seiner Kette. Sie war wie erhofft niemanden aufgefallen. Was wohl aber auch daran liegen mochte, dass er die Kette immer unter seiner Kleidung versteckte. Zum Glück hatte er den Anzug bisher noch nicht gebraucht.

Gemächlich ging er durch die Straßen und besah sich die Läden. Die Angebote reizten ihn aber nicht sonderlich und er gab es schnell wieder auf. Seufzend hielt er auf einer Brücke über der Straße an und sah sich um. Zufällig fiel sein Blick auf ein hohes Gebäude, welches direkt vor ihm lag. In jedem Stockwerk schien es eine Art Halle zu geben und jede von ihnen war noch hell erleuchtet. Durch die Fenster in den unteren Stockwerken konnte er erkennen, dass anscheinend jedes Stockwerk ein großes Schwimmbecken beherbergte, in dem sich viele Familien vergnügten. Entschlossen ging er los. Schwimmen war schon immer eine seiner Leidenschaften gewesen. Es beruhigte ihn und er konnte sich so immer vom Stress des Tages befreien. In den Tiefen des Wassers war er ganz er selbst und niemand konnte ihn stören. Dummerweise hatte er aber keine Schwimmsachen, konnte das Problem aber in einem Laden im Erdgeschoss beheben. Mit einer neuen Badehose und einem Handtuch bewaffnet verschwand er in den Umkleidekabinen. Kurz darauf stieg er auf der Suche nach einem ruhigen Schwimmbecken immer höher die Treppen hinauf. Erst ganz oben fand er eine Halle, die vollkommen leer war. Das blaue Wasser lag ruhig und klar vor ihm. Freudig legte er das Handtuch auf eine Liege am Fenster und sprang in das Becken. Warmes Wasser umspielte seinen Körper, während er zwischen den Beckenrändern hin und her schwamm. Wie schön ruhig es hier doch war, von unten drang nicht ein Laut zu ihm hoch. Er holte tief Luft und tauchte unter.

Noch während er unter Wasser tauchte, kam Ami herein. Sie sah ihn nicht, bemerkte aber das Handtuch auf der Liege. Verwundert sah sie sich um. Normalerweise kam hier nie jemand hin, die anderen Schwimmer bevorzugten eher die unteren Stockwerke. Da sie niemanden entdecken konnte, fiel ihr Blick auf das Wasser und sie sah einen dunklen Schatten. Prustend tauchte Terra wieder auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Erst als er sich auch das Wasser aus den Augen rieb, bemerkte er Ami. Sie stand noch immer mit einer Hand auf dem Türgriff zwischen Tür und Angel. „Hallo!“, sagte sie ein wenig überrascht. „Oh…hallo.“, war alles was Terra zustande brachte. Sie ging zu den Liegestühlen am Fenster und legte auf einen von ihnen ihr Handtuch und eine kleine Tasche ab. Dann wandte sie sich wieder ihm zu. Terra folgte ihr mit seinen Augen, versuchte aber nicht zu genau hinzusehen. Zweifellos sah sie in ihrem Badeanzug sehr gut aus. Rasch tauchte er noch einmal unter Wasser um sich abzukühlen. Mit schnellen Zügen schwamm er zum Beckenrand und tauchte dort wieder auf. Inzwischen war Ami ebenfalls dorthin gegangen und hatte sich an den Rand gesetzt. Sie ließ die Beine ins Wasser baumeln und planschte ein wenig um sich schon einmal an die Temperatur zu gewöhnen. „Ich habe dich diese Woche noch nie hier gesehen. Bist du heute zum ersten Mal hier?“, fragte sie. Terra nickte. „Nach der Arbeit hatte ich noch keine Lust wieder nach Hause zu gehen. Zufällig habe ich dieses Schwimmbad hier entdeckt und dachte mir, dass es doch ein angenehmer Zeitvertreib wäre etwas zu schwimmen.“, antwortete er. Sie lächelte ihn an. „Das kann ich verstehen. Ich komme oft hierher. Beim Schwimmen kann ich alles vergessen und bin einfach nur ich selbst. Es ist immer sehr entspannend.“ „Da hast du Recht.“ Auch er lächelte jetzt. Langsam ließ sie sich vom Rand in das Wasser gleiten und Terra beeilte sich ihr Platz zu machen. Rückwärts schwimmend beobachtete er sie weiter. Ziemlich schnell folgte sie ihm und tauchte ab. Terra tat es ihr nach. Ami war eine ziemlich gute Schwimmerin, das konnte er sofort sehen. Das Wasser war ihre Welt und sie bewegte sich in seinen Augen so anmutig wie eine Meerjungfrau. Langsam kam sie auf ihn zu und schwamm einen Kreis um ihn. Lächelnd tat er es ihr nach und gemeinsam vollführten sie eine Art Wassertanz, bei dem ihre Körper sich immer näher kamen. Wie zwei Delfine schwammen sie mal nebeneinander mal untereinander durch das Becken. Nur ab und wann tauchten sie auf um neue Luft zu schöpfen. Ami tauchte noch tiefer unter und Terra folgte ihr. Er überholte sie und schwamm direkt unter sie. Lächelnd wich Ami ihm aus und schwamm in eine andere Richtung. Kurzerhand schwamm er ihr wieder nach und versuchte sie zu fassen zu bekommen. Wieder wich sie ihm aus und lockte ihn immer tiefer. Terra machte ein paar kräftige Züge und erreichte Ami bevor diese auf dem Grund des Beckens ankam. Ebenfalls lächelnd tippte er ihr zwischen die Schulterblätter und schwamm davon. Ziemlich schnell änderte Ami ihre Richtung und versuchte nun ihrerseits ihn zu erreichen. Terra schwamm etwas langsamer und drehte sich zu ihr um. Rückwärts schwimmend ließ er es zu, dass sie mit ihrer Hand seinen Arm berührte. Seine Augen vertieften sich in den ihren und wieder bekam er dieses seltsam kribbelnde Gefühl in seinem Bauch. Ohne nachzudenken fasste Terra sie sanft an der Hand. Sie zog sie nicht zurück, sondern schlang ihre Finger behutsam in seine. Vorsichtig zog er sie zu sich heran. Ihre Gesichter kamen sich immer näher, ihre Münder leicht geöffnet…

Doch bevor es zu dem Kuss kommen konnte, zog Ami sich wieder zurück. Sie war verwirrt, denn sie fühlte sich irgendwie zu ihm hingezogen, wagte es aber nicht ihn zu küssen. Zu Unsicher war sie sich noch über ihre eigenen Gefühle und sie konnte in Terras Augen lesen, dass er genauso dachte. Verlegen sah sie weg, wusste nicht was sie nun tun sollte. Um den peinlichen Moment zu überbrücken, tat Terra so als ob ihm die Luft ausgehen würde und zog sie vorsichtig mit sich zur Oberfläche. Oben angekommen ließ er ihre Hand los. Schnell schwamm sie zurück zum Beckenrand und hievte sich aus dem Wasser. Ohne sich zu ihm umzudrehen, lief sie zu ihrem Handtuch und begann sich die Haare zu trocknen. Auch Terra stieg aus dem Wasser und ging unsicher auf sie zu. „Ami…?“ Sie hielt inne, ihr Handtuch hing über ihren Schultern. Abwartend stand sie da, drehte sich nicht um. Doch er konnte in dem Fenster ihr Spiegelbild sehen. Überrascht sah er eine Träne über ihre Wange fließen. Tiefe Unsicherheit lag in ihren Augen und auch eine kleine Spur von Angst. Tatsächlich fürchtete Ami sich etwas, noch nie hatte sie einen Jungen so nah an sich heran gelassen. Zumindest nicht seit...

Mit dieser Situation war sie einfach überfordert und sie wünschte sich am liebsten im Erdboden zu versinken. „Ami, es tut mir Leid!“, versucht Terra es erneut. Schweigen. „Ich… ich hätte das nicht tun dürfen. Bitte verzeih mir.“ Endlich wandte sie sich ihm zu. Er sah in ihre blauen Augen, die ihn gerade so traurig anblickten. Dieser Anblick brach ihm schier das Herz. „Es… es wird nicht wieder vorkommen. Das verspreche ich dir.“, machte Terra einen allerletzten Versuch und neigte beschämt den Kopf. Ami starrte ihn noch einen Moment an, dann wischte sie sich hastig die Träne aus dem Gesicht. Ein entschuldigendes Lächeln umspielte nun ihren Mund. „Nein, nein. Es ist schon gut, immerhin bin ich auch ein wenig selbst Schuld daran. Ich habe mich ja darauf eingelassen.“ Zögernd sah er wieder auf. „Lass uns das einfach vergessen, ja?“, fragte sie. Lächelnd nickte er, doch sein Lächeln war nur gespielt. Nie würde er diesen Moment vergessen können, diesen kurzen Moment, in dem sie sich so nah waren…

Doch er musste es einfach versuchen, um ihrer Freundschaft willen. „Natürlich!“ Die Traurigkeit in ihren Augen schwand und sie wirkte um einiges Glücklicher. Doch auch das war nur gespielt. In ihrem Inneren wirbelten die Gedanken wie in einem Wirbelsturm. Nun ging auch Terra zu seinem Handtuch und trocknete sich ab. Er wollte noch etwas zu ihr sagen, doch er fand nicht die richtigen Worte. Schließlich war sie es, die die Stille durchbrach. „Kommst du ab jetzt öfters hierher?“ Terra nickte. „Ja ich denke schon. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit.“ Er wandte sich ihr zu. „Ich schätze mal, dann werden wir uns öfters sehen, oder?“ „Ich denke schon.“ Zufrieden lächelte Terra. Gerade wollte er den Mund aufmachen, um noch etwas zu sagen, als es passierte. Eine dunkle Aura streifte seinen Geist und er zuckte zusammen. Sein Lächeln erstarb augenblicklich und hektisch sah er sich um. Diese Aura war unvorstellbar stark, nur eine absolut böse Kreatur konnte sie erzeugen. „Terra? Ist alles in Ordnung?“, fragte Ami ihn besorgt. In seinem Blick konnte sie Angst lesen. Angst wovor? Hinter ihr ertönte ein kleines Piepsen und sie huschte schnell zu ihrer Tasche. Der Sailor-Pager verkündete, dass Bunny sie zu erreichen versuchte. Sie stellte sich mit dem Rücken zu Terra, damit er nichts sehen konnte und drückte auf einen kleinen Knopf. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht ihrer Freundin. Allerdings hatte Bunny sich bereits in Sailor Moon verwandelt. Ami konnte das leicht an dem Diadem auf ihrer Stirn feststellen. „Ami. Du musst sofort zum großen Schrottplatz kommen. Ein Dämon ist dort aufgetaucht.“ Der Schrottplatz den Sailor Moon meinte, war nicht sehr weit von ihrem Standpunkt entfernt. Sie würde keine fünf Minuten brauchen, wenn sie sich beeilte. Rasch sah sie sich zu Terra um, doch er suchte scheinbar immer noch irgendwas und war auf jeden Fall so beschäftigt, dass er offensichtlich nichts mitbekommen hatte. Dafür fiel ihr jetzt etwas auf. Vorher hatte sie es nie bemerkt, doch jetzt wo er ihr seine rechte Seite zu wandte, stach es ihr förmlich in die Augen. Auf seiner rechten Schulter prangte ein schwarzes Tattoo und zeigte die Form einen Drachendämons. Sie schüttelte den Kopf. Später! „Ich bin unterwegs.“, flüsterte Ami Bunny noch schnell zu, dann schaltete sie das Gerät ab. „Ami!“, sagte Terra hinter ihr mit seltsamer Stimme. Erschrocken sah sie ihn an. Hatte er doch etwas mitbekommen? „Es tut mir Leid, aber ich muss sofort weg. Mir …mir ist eingefallen, dass ich noch einen wichtigen Termin habe.“ Erleichtert nickte sie. Das passte ja alles ganz wunderbar, sie hatte sich schon Sorgen gemacht, wie sie von hier verschwinden konnte ohne unhöflich zu wirken. „Oh. Das ist gar kein Problem. Ich muss nämlich jetzt auch ganz schnell weg. Mein Abendkurs fängt gleich an.“, log sie. Da sie Terra bereits einmal erzählt hatte, sie würde abends einen Lernkurs besuchen, würde ihn das bestimmt nicht misstrauisch machen. Jedoch schien er ihre Aussage nicht einmal richtig zur Kenntnis genommen haben. Geistesabwesend verabschiedete er sich von ihr und stürmte los. Irgendwie kam Ami das alles sehr merkwürdig vor. Doch Zeit sich darüber Gedanken zu machen, blieb ihr nicht. Schnell packte sie ihre Sachen und stürmte ebenfalls zu den Umkleidekabinen.

So schnell wie jetzt war Terra noch nie gerannt. Die Aura war unverkennbar die eines Herzlosen. Eines ziemlich mächtigen Herzlosen sogar. Vor allem beunruhigend war die Tatsache, dass er anscheinend mitten in der Stadt aufgetaucht war. Die Stadt bot für ihn ein wahres Festessen aus Herzen und wenn Terra nicht schnell etwas unternahm, würde es mit Sicherheit die ersten Opfer geben. Kaum war er aus der Eingangstür der Schwimmhalle gestürmt, rannte er in die nächste dunkle Gasse die er finden konnte. Seine Tasche mit allen Dingen die er nicht brauchte warf er im Lauf hinter eine Mülltonne und merkte sich den Standort um sie nach dem Kampf dort wieder abzuholen. Noch im Lauf packte er den Anhänger an seiner Kette und entfesselte seine magischen Ströme. Sofort hüllte ihn ein helles Licht ein und als es wieder verschwand, trug er seinen neuen Kampfanzug. Mit wehendem Umhang sprang er in die Luft, packte eines der vielen Rohre die hier aus der Wand ragten und wirbelte sich Salto schlagend auf das Dach. Ohne Zeit zu verlieren sprang er von einem Dach zum nächsten und näherte sich so einem sehr großen Schrottplatz, wo er die Aura des Herzlosen spürte…

Sie sind die Sailor Krieger?

Der Herzlose schlurfte mit hängenden Armen und gebeugtem Körper durch die vielen Gassen und Wege zwischen dem ganzen Schrott hindurch. Würde jemand ihn ansehen, hätte dieser jemand gesagt, er würde einen Gargoyle durch den Schrott wanken sehen. Eine gedrungene braunhäutige Gestalt, deren Arme etwas zu lang für seinen Körper zu sein schienen. Sein Gesicht sah aus, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Die Nase war praktisch nur durch zwei Löcher vorhanden, den typischen Nasenvorbau suchte man verzweifelt. In seinem Maul prankten große, aber stumpfe Zähne. Breite Flügel ragten dem Herzlosen aus den Schultern, seine Fänge waren scharf genug um Metall zu zerschneiden. Sein Schwanz peitschte wild hin und her, warf hier und dort einen Schutthaufen um. Böse sahen die gelben Augen in die Welt. Hier zwischen all dem Schrott verbargen sich Menschen. Er spürte ihre Herzen deutlich, doch waren sie so anders gegenüber normalen Herzen, dass er sie nicht richtig orten konnte. Diese Herzen waren umschlossen von Magischen Kräften, welche sie ziemlich stark machten. Ein fieses Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Herzlosen aus. Oh ja diese Herzen würden ein paar sehr starke Kameraden für ihn abgeben, sobald sie der Dunkelheit verfallen waren. „Feuerball flieg!“, ertönte eine Stimme über ihm und er sah auf. Ein gewaltiger Ball aus reinem Feuer schoss auf ihn zu. Knurrend schlug er mit den Flügeln und ein Windstoß verwehte das Feuer einfach. Dafür entdeckte er einen Menschen. Ein Mädchen mit langem schwarzem Haar und einer roten Uniform stand vor ihm. Entsetzt starrte Sailor Mars auf den Herzlosen herab. Dieser Angriff hätte stark genug sein müssen um ihn zu verbrennen, doch der Dämon hatte ihn einfach in der Luft verpuffen lassen. Mit einem triumphierenden Schrei sprang der Herzlose auf sie zu, er streckte seine lange Arme nach ihr aus. Ein Seil aus leuchtenden Herzen erwischte ihn in der Luft und fesselte ihn. Krachend schlug er auf dem Boden auf und ein wütender Laut entwich seiner Kehle. Neben Sailor Mars war noch ein Mädchen aufgetaucht, ein Mädchen mit langen blonden Haaren und einer orangefarbenen Uniform. Sailor Venus zog das Seil noch ein wenig enger und hielt den Herzlosen keuchend fest. Seine Kräfte waren übernatürlich, sie schaffte es gerade so ihn zu bändigen. „Alles in Ordnung mit dir?“, zischte sie Sailor Mars zwischen zusammen gebissenen Zähnen hindurch zu. Diese war in zwischen aus ihrem Entsetzen erwacht und sah sie dankbar an. Sie nickte, dann rief sie hinter sich. „Mercury, Jupiter! Jetzt!“ Hinter einem anderen Müllberg sprangen zwei Gestalten in die Luft, eine blaue und eine grüne. Sailor Mercury warf eine Kugel aus Wasser auf den Herzlosen. Schnell schoss Sailor Jupiter ihren Donnerball in die Flugbahn und die beiden Energiekugeln verschmolzen zischend zu einer Attacke. Unter einer lauten Explosion wurde der Herzlose getroffen. Die vier Mädchen sahen zu, dass sie dem Feuerball entkamen. Dabei löste Venus ihr Seil auf, wodurch der Herzlose wieder befreit wurde.

Terra beobachtete alles aus sicherer Entfernung. Noch bestand für ihn kein Grund sich einzumischen. Diese Sailor Krieger hatten vielleicht genug Kraft um den Herzlosen alleine zu besiegen. Der Rauch lichtete sich und der Herzlose erhob sich aus den Trümmern. Voller Hass und Wut starrte er die Mädchen an. Er war verletzt, dunkles Blut lief ihm den Körper herab. Allerdings schien er nicht darauf zu achten. Wieder setzte er zum Sprung an. „Zuckerherzen, fliegt!“, rief eine Stimme hinter ihm. Der Herzlose zuckte nur einmal kurz zusammen als der Angriff ihn traf. Schwerfällig drehte er sich schon beinahe gelassen zu seinem neuen Gegner um. Hinter ihm stand ein kleines Mädchen mit rosa Haaren und einer rosa Uniform. „ChibiUsa?“, keuchte Terra verblüfft. Neben dem Mädchen tauchte noch ein größeres auf. Dieses Mädchen hatte langes blondes Haar, einen blauen Rock mit blauem Halstuch, ihre Schleife war hingegen rot. „Bunny?“ Terra war nun vollkommen perplex. Diese beiden gab es immer nur im Doppelpack und die Ähnlichkeit war ziemlich groß. Langsam wanderte sein Blick zu den anderen Mädchen. Stirn runzelnd versuchte er sie sich in den Kleidern vorzustellen, in denen er sie das letzte Mal gesehen hatte. „Ami, Makoto, Minako, Rei!“, erkannte er sie nun. Mit offenem Mund starrte er sie an. Seine neuen Freunde waren die Sailor Kriegerinnen?

Der Herzlose griff wieder an. Sailor Moon und Sailor ChibiMoon wichen mit gekonnten Sprüngen aus und gesellten sich zu den anderen. „Wie gemein! Mein Angriff hat ihm überhaupt nichts anhaben können.“, schmollte ChibiMoon. Sailor Mars wandte sich sofort an Sailor Moon. „Warum greifst du nicht an?“ „Ich kann nicht.“, sagte Sailor Moon. „Der Dämon ist zu schnell, er gibt mir einfach keine Gelegenheit meinen Angriff vorzubereiten.“ „Vorsicht!“, rief Sailor Jupiter. Weit hatte der Herzlose sein Maul aufgerissen und feuerte einen Energieball auf sie ab. Sailor Mercury versuchte den Ball einzufrieren, doch er ließ ihre Attacke einfach verdampfen. Zum Ausweichen war es zu spät, die Attacke kam immer schneller näher…

Aus dem Nichts kamen ein paar Rosen angeflogen und trafen die konzentrierte Energie, worauf diese in der Luft explodierte. Ein Mann im schwarzen Smoking, mit langem Umhang, Zylinder und Stab sprang vor die Sailor Kriegerinnen. Er trug eine weiße Maske, die sein wahres Selbst vor Terra jedoch nicht verbarg. „Mamoru!“, flüsterte er und „Tuxedo Mask!“, rief Sailor Moon. Jetzt wusste Terra endlich welche Kräfte er in seinem Freund gespürt hatte. Ohne viele Worte zu verlieren griff Tuxedo Mask an. Hoch sprang er in die Luft und warf einen Schauer aus Rosen auf den Herzlosen. Jede von ihnen so tödlich wie ein Dolch. Sie fuhren ihm tief ins Fleisch und frisches Blut spritzte auf. Der Schmerz schien den Herzlosen jedoch nur noch rasender zu machen. Voller Wut schlug er nach Tuxedo Mask aus, traf ihn und schleuderte ihn in einen Berg aus Kühlschränken. Mit voller Wucht knallte er dagegen und fiel schmerzverkrümmt zu Boden. Rasch liefen Sailor Moon und Sailor ChibiMoon auf ihn zu. „Tuxedo Mask, ist alles in Ordnung?“ Mamoru versuchte sie beruhigend anzulächeln, was aber eher zu einer Grimasse wurde. Sie knieten sich neben ihn und halfen ihm in eine halbwegs sitzende Position. Die anderen Sailor Kriegerinnen bauten sich schützend vor ihnen auf. „Sailor Moon du musst ihn endlich angreifen, das könnte unsere letzte Chance sein.“, rief Sailor Venus ihr über das Gebrüll des Herzlosen hinweg zu. Sie wich dem Schlag des Herzlosen aus und schwang ihr Herzenseil wie eine Peitsche. Das Seil erwischte ihn am Arm und hielt ihn fest. „Wir werden dir etwas Zeit verschaffen, Sailor Moon. Aber beeile dich.“ Sailor Jupiter stürmte los und schlug auf den Herzlosen ein. Doch sein Körper war so hart wie Metall, wahrscheinlich tat es ihr selber mehr weh als ihm. Sailor Moon nickte und machte sich bereit ihren Angriff auszuführen. „Sailor Mercury, wir müssen dafür sorgen, dass er nicht fliehen kann.“, rief Sailor Mars Mercury zu und zückte einen Stoß kleiner Zettel. Sie alle waren mit japanischen Schriftzeichen beschrieben. Es waren Sailor Mars´ Bannzettel, mit denen sie die meisten Dämonen vertreiben konnte. Sailor Mercury nickte und verschränkte ihre Arme. Vor ihr bildete sich eine Blase aus Wasser. „Sailor Venus halte ihn noch einen Moment fest!“ Doch Sailor Venus konnte dem wilden Gefuchtel des Dämons nicht länger standhalten. Ruckartig zog der Herzlose seinen Arm nach oben und schleuderte sie in hohen Bogen über sich hinweg. „Sailor Venus!“ Auch Sailor Jupiter wurde erwischt. Der Schlag traf sie hart in der Magengrube. Brutal wurde sie nach hinten geschleudert und kam neben Sailor Venus auf. Beide waren Ohnmächtig. Terra stand auf. Der Herzlose schien immer stärker zu werden, je länger der Kampf dauerte. Aber wie war das möglich? Die Wunden hätten ihn schwächen müssen. Sailor Mars schickte dem Herzlosen einen weiteren Feuerball entgegen und dieses Mal traf sie. Er wurde zu Boden geschleudert, stand aber sofort wieder auf und griff an. Viel schneller als noch vor ein paar Minuten kam er auf sie zugestürmt. Schlagartig begriff Terra. Er wollte die anderen noch warnen, doch es war schon zu spät. „Jetzt!“, rief Sailor Mercury. Sailor Mars lief ihm entgegen, sprang über ihn hinweg und warf ihm einen Bannzettel auf den Rücken. Ruckartig blieb der Herzlose stehen. Keinen Finger oder Muskel konnte er mehr rühren, doch der Bannzettel würde nicht ewig halten. Schnell warf Sailor Mercury ihre Wasserkugel auf ihn ab. Spritzend traf sie ihn auf der Brust und sein ganzer Körper wurde in Eis gefangen. Hastig sprangen Mars und Mercury aus dem Weg um Sailor Moon Platz zu machen. Sailor Mars huschte zu Venus und Jupiter und versuchte sie wieder zu Bewusstsein zu bringen. Sailor ChibiMoon stützte währenddessen immer noch Tuxedo Mask. Ohne zu zögern trat Sailor Moon vor und richtete ein Zepter auf den Herzlosen. „Macht der Liebe, flieg und siege!“, rief sie und ein leuchtender Strom aus Energie schoss auf den Herzlosen zu. „NEIN!“, schrie Terra und sprang aus seiner Deckung…

Das Eis zerbrach, der Herzlose wurde getroffen. Blut spritzte aus seinem Maul, aber doch…er lebte! Mit einem Aufschrei schlug der Herzlose mit den Flügeln und stieg hoch in die Luft. Entsetzt sah Terra wie er seine Energie für einen neuen Angriff sammelte. Ein blauer Lichtblitz erhellte die Umgebung. Das Ungetüm schoss einen neuen Energieball auf seine Gegner ab. Viel größer und um weiten stärker als der letzte.

Alles passierte sehr schnell. Tuxedo Mask sprang vor, schnappte sich ChibiMoon und Sailor Moon und brachte sie in Sicherheit. Sailor Mars warf sich über Venus und Jupiter. Wegen dem hellen Licht schloss sie sofort die Augen und wartete auf den Aufprall. Sailor Mercury war die einzige die sich keinen Millimeter bewegte. In der Gewissheit, dass nun alles enden würde, konnte sie keinen Muskel mehr rühren. Unaufhaltsam raste der Energieball auf sie zu. Terra lief los und packte Sailor Mercurys Arm. Ihr Gesicht wandte sich ihm zu, blankes Entsetzen stand darin geschrieben. Er zog sie zu sich, schlang den einen Arm um sie und richtete die andere Hand auf Sailor Mars, Jupiter und Venus…

Unverhoffte Hilfe

Eine ohrenbetäubende Explosion ließ die Erde erbeben. Mehrere Schrottberge kamen ins Wanken und fielen in sich zusammen. Viele von ihnen fingen Feuer. Der Herzlose schwebte weit über dem Geschehen und blickte auf das Chaos hinab. Allmählich lichtete sich der Staub. Grunzend versuchte das Ungetüm etwas zu erkennen. Sofort spürte es, dass etwas anders war. Ein weiteres starkes Herz hatte sich in den Kampf eingemischt.

Auch Sailor Mars bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Obwohl der Energieball sie frontal hätte treffen müssen, verspürte sie nicht den geringsten Schmerz. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Erst konnte sie aufgrund der Rauchwolke nichts erkennen, aber als sie sich verzogen hatte, riss sie erstaunt die Augen auf. Ein silberner Schild umschloss sie und hatte sie vor Schaden bewahrt. Nun da die Gefahr vorbei war, löste es sich wieder auf. Doch wer hatte es erschaffen?

„Sailor Mars!“, rief hinter ihr eine Stimme. Tuxedo Mask, Sailor Moon und Sailor Chibi Moon kamen zu ihr gelaufen. Alle drei waren unverletzt. Schnell kniete Sailor Moon sich neben sie. „Alles in Ordnung?“ Sailor Mars nickte. Sie war noch viel zu verwirrt. „Was ist passiert? Wieso ist der Angriff des Dämons misslungen?“ Tuxedo Mask sah sich Stirn runzelnd um. „Das würde ich nicht gerade behaupten.“ Natürlich hatte er vollkommen Recht. In ihrer Umgebung war alles nur noch Schutt und Asche. Einige der Schrottberge brannten immer noch. Sailor Chibi Moon sah zu dem Dämon auf. „Ihn scheint irgendetwas zu beunruhigen.“ Auch die anderen sahen jetzt auf. Das Biest schwebte weit über ihnen und sah suchend auf sie herab. Tatsächlich, in seine Augen konnten sie Beunruhigung erkennen. Plötzlich fiel Sailor Moon etwas auf. Sie packte Sailor Mars am Arm und fragte: „Wo ist Sailor Mercury?“ Entsetzt suchten sie mit ihren Augen die Umgebung ab. Zuerst war Mercury nirgendwo zu sehen, doch dann… „Da!“, rief Tuxedo Mask und zeigte auf einen Hügel.

„…Terra…“, dachte Sailor Mercury und sah in das Gesicht desjenigen der sie schützend umarmte. Jedenfalls versuchte sie es, doch der Unbekannte trug einen langen, braunen Umhang, dessen Kapuze es ihr unmöglich machte, sein Gesicht zu erkennen. Trotzdem hatte sie das Gefühl Terra vor sich zu haben. Der Atem des Mannes ging stoß weise und nun entdeckte Sailor Mercury das Blut an seinem Körper. Mit einem Hechtsprung hatte er es gerade noch geschafft, sie beide aus der größten Gefahr heraus zu bringen. Allerdings war Terra zu langsam, sodass der Angriff ihn seitlich erwischte. Trotzdem hatte er es geschafft Sailor Mercury vor Schaden zu bewahren. Jetzt ließ er sie los und sah sie an. Jedenfalls nahm Sailor Mercury an das er es tat. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er. Seine Stimme klang genauso wie die von Terra. Vollkommen verwirrt nickte sie. Einen kurzen Moment lang betrachtete er sie noch abschätzend, dann sah er zu dem Herzlosen auf. Böse starrte dieser zurück. Sailor Mercury versuchte einen Blick auf seine Verletzung zu erhaschen, um herauszufinden, wie schwer er verletzt war. Als ihr Blick auf die rechte Schulter fiel, stutzte sie. Unter dem Umhang konnte sie auf der Haut etwas schwarzes erkennen... „Komm!“, sagte der Fremde und nahm Sailor Mercury kurzerhand auf den Arm. „Was tust…?“ Die Worte blieben ihr im Halse stecken, als der Mann einen gewaltigen Satz in die Höhe machte und zu den anderen sprang. Überrascht und erschreckt zugleich schrie Sailor Mercury kurz auf. Sicher landete er neben Sailor Mars und setzte Sailor Mercury wieder ab. Sailor Mars starrte ihn an. War es möglich? Sie spürte schwach diese Energie, die ihr in den letzten Tagen so viel Sorgen bereitet hatte. War er etwa dieser Unbekannte? Ohne ein Wort hockte Terra sich neben Sailor Jupiter und Sailor Venus. Sie waren noch immer bewusstlos, doch zum Glück ansonsten nicht verletzt. Er legte jeweils eine Hand auf die Stirn der Mädchen und murmelte ein paar Worte. Die anderen sahen ihm vollkommen perplex zu. Sein Auftauchen hatte sie völlig überrascht und selbst der Herzlose schien gebannt zu zusehen. Mit einem abschließenden Wort, zog Terra seine Hände wieder zurück und beobachtete die beiden Mädchen. Die anderen taten es ihm gleich. Plötzlich zuckten ihre Augenlider und sie öffneten ihre Augen. Verwirrt sahen sie hoch in die erleichterten Gesichter ihrer Freunde. Sailor Mars half Sailor Jupiter sich aufzusetzen und Sailor Moon reichte Sailor Venus ihre helfende Hand. „Was…was ist denn passiert?“ „Ihr seid bewusstlos geschlagen worden.“, antwortete Tuxedo Mask ihr. Er sah zu dem Mann auf. „Er hat euch geheilt.“ Jetzt erst bemerkten Jupiter und Venus Terra. Bevor sie etwas sagen oder fragen konnten stand Terra wieder auf. Von oben vernahm er ein Knurren. Der Herzlose hatte seine Überraschung überwunden und fauchte Terra jetzt eine Herausforderung zu. Doch Terra beachtete ihn nicht…noch nicht. Fest sah er die Sailor Kriegerinnen an. „Wir können von Glück reden, dass niemand ernsthaft verletzt worden ist.“ Zweifelnd sah Sailor Mercury auf das Blut an ihrer weißen Kleidung. Sie wusste, dass es nicht das ihre war. „Aber…“, begann sie, doch Terra schnitt ihr das Wort ab. „Dieser Kampf dauert schon viel zu lange. Ihr hättet direkt zu Anfang eine Attacke starten müssen, die ihn mit einem Schlag vernichtet hätte.“ Besorgt sah er nun doch zu dem Herzlosen auf. Gebannt sahen die anderen ihn an. „Dieses Biest da oben wird mit jeder Verletzung die es erleidet stärker. Es nimmt den Schaden auf und gibt ihn verstärkt in Form von Kraft zurück.“ Er sah Sailor Jupiter an. „Man könnte es als Raserei bezeichnen.“ Verständnis breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Aber scheinbar war sie die einzige die ihn verstanden hatte. Die Blicke der anderen wechselten ständig zwischen Terra und Jupiter hin und her. „Das bedeutet wir müssen ihn jetzt sofort vernichten. Mit einem einzigem Schlag.“, sagte sie. Terra nickte. Er hatte gewusst, dass sie ihn verstehen würde, denn wenn sein Verdacht stimmte war sie ja Makoto. Und Bunny hatte ihm ja erzählt, dass sie Kampfsport betreiben würde, wodurch sie sicher wusste was eine Raserei war. Das viele Warten machte den Herzlosen ungeduldig. Na schön, wenn sein Gegner nicht zu ihm kommen wollte, würde er halt zu seinem Gegner kommen. Mit einem Schrei stürzte er sich auf seinen neuen Feind herab.

„Pass auf!“, schrie Sailor Chibi Moon, doch Terra achtete nicht auf sie. Aus dem Nichts ließ er seine Schlüsselschwerter erscheinen und griff an. Flink wich er dem Schlag des Herzlosen aus und ließ sein schwarzes Schwert auf den Kopf der Bestie krachen. Benommen taumelte sie zurück. Bevor der Herzlose wieder richtig zu sich kommen konnte, wirbelte Terra um seine eigene Achse und schlug ihm mit dem anderen Schwert in den Magen. Das Biest wurde nach hinten geschleudert und krachte auf den Boden. „Hört mir zu.“ Hastig wandte Terra sich an die Mädchen. „Ich werde euch ein wenig Zeit verschaffen. Die müsst ihr unbedingt nutzen um eure stärksten Angriffe vorzubereiten.“ Knurrend sprang der Herzlose wieder auf. „Ich werde versuchen, ihn irgendwie zu fesseln. Wenn es soweit ist, werdet ihr alle zur selben Zeit angreifen. Der gemeinsam Kraft wird er nicht gewachsen sein.“ Die anderen nickten um zu zeigen, dass sie verstanden hatten. Der Herzlose kam auf sie zu geschlurft. „Tuxedo Mask. Du passt auf die Mädchen auf. Sollte ich versagen, musst du ihnen Zeit verschaffen.“ Schützend stellte Tuxedo Mask sich vor die anderen. Wie Terra es ihnen gesagt hatte, begann das Sailor Team Kräfte zu sammeln. Zufrieden wandte sich Terra wieder dem Herzlosen zu. Dieser stoppte und sah ihn argwöhnisch an. Ein böses Grinsen breitete sich auf Terras Gesicht aus. „Na gut du Scheusal, dann komm her.“ Wütend preschte der Herzlose auf ihn zu, Terra kam ihm entgegen. Noch im Lauf ließ er seine Kräfte frei und gewaltige Flügel brachen aus seinen Schultern. Wie gewohnt wuchs ihm ein Schwanz und seine Hände formten sich zu überaus tödlichen Klauen. Seine Augen wurden unnatürlich schärfer, seine Haut färbte sich dunkler und aus seiner Kehle entrang sich ein bestialischer Laut. Durch seine Verwandlung waren er und der Herzlose sich mehr als nur ebenbürtig, sowohl in der Größe als auch in ihrer Kraft. Sailor Mars zuckte unter der Energie zusammen und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Ja, dies war eindeutig die Aura, welche sie gespürt hatte. Die anderen waren über das was sie da sahen so entsetzt, dass sie eine Zeit lang völlig bewegungslos einfach nur da standen. Mit offenen Mündern blickten sie auf ein Spektakel, wie sie es noch nie erlebt hatten. Dies war ein Kampf Dämon gegen Dämon und keiner der beiden Kontrahenten dachte auch nur im Entferntesten daran ihn zu verlieren. Tuxedo Mask viel die Reglosigkeit seiner Kameradinnen auf. „Hört auf zu träumen. Ihr müsst tun was er euch gesagt hat.“ Hastig machten sie sich wieder daran, ihre Angriffe vorzubereiten.

Mit einem lauten Knall krachte Terra mit dem Herzlosen zusammen. Beide Gegner fielen durch den Aufprall zurück zu Boden, rappelten sich aber sofort wieder auf. Knurrend schwang der Herzlose seinen rechten Arm wie eine Keule und Terra konnte dem Schlag nur durch hastiges ducken entkommen. Viel zu schnell für die Reflexe des Herzlosen, schlug er mit seinem Schwanz aus und riss diesem einfach die Beine weg. Unsanft fiel dieser auf den Rücken und begrub dabei seine Flügel unter sich. Bevor der Herzlose wusste wie ihm geschah, war Terra auf ihn gesprungen und packte mit seiner linken Hand nach der Kehle des Ungetüms. Dieser versuchte Terras Griff abzuschütteln, war aber machtlos. Mit seiner freien Hand schlug Terra immer wieder auf den Herzlosen ein. Vor Schmerz schreiend zog der Herzlose die Beine an, platzierte sie direkt unter Terras Brust und trat zu. Terra wurde weit in die Luft geschleudert, konnte sich jedoch mit den Flügeln auffangen. Leicht keuchend stand der Herzlose auf, reckte seine gewaltigen Flügel und flog hoch in die Luft. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit flog er auf Terra zu und bekam ihn an den Oberarmen zu fassen. Terra schrie vor Schmerzen auf, der Herzlose wollte ihn erdrücken. Terra versuchte den Herzlosen von sich zu treten wie er es bei ihm getan hatte. Da seine Arme aber länger waren als die eines Menschen, schaffte es der Herzlose Terra weit genug von sich zu halten. Er kam mit seinen Füßen nicht einmal in die Nähe des Monsters. Verzweifelt blieb Terra nur noch eine Möglichkeit. Er zog seine Flügel an und stieß mit ihren Enden zu. Qualvolle Laute kamen aus der Kehle des Herzlosen. Terra hatte ihm einfach die Flügel abgeschnitten und sie fielen klatschend zu Boden. Terras Flügel waren das einzige, was die beiden Kontrahenten noch in der Luft hielt. Vor Schmerzen nun doch schwach geworden schaffte es der Gargoyle nicht mehr sein Opfer festzuhalten. Mit einem Aufschrei brach Terra seinen Griff und seine Arme. Bevor er jedoch fallen konnte, packte Terra ihn und umklammerte seinen Oberkörper. Tödlich verwundet und rasend vor Schmerz setzte der Herzlose seine gesamte Kraft ein um Terra abzuschütteln. Verbissen umklammerte dieser ihn nur noch fester. „Jetzt macht schon!“, rief er den Mädchen unten zu. Sie ließen sich nicht zweimal bitten und feuerten gemeinsam ihre Kräfte ab. Die verschiedenen Elemente verschmolzen zu einer Energiekugel von ungeheurer Kraft. Kurz bevor sie Terra und den Herzlosen erreicht hatte, ließ dieser seinen Gegner los und schleuderte ihn mit einem Tritt in die Attacke. Die vereinten Angriffe schafften zusammen das, was ein Angriff alleine nicht vermochte. Ein lauter Schrei ertönte. Die Druckwelle der Explosion schleuderte Terra glatt aus dem Himmel, dicht gefolgt von einer dichten Staubwolke. welche ihm jegliche Sicht nahm. Hart schlug er auf dem Boden auf, seine Verwandlung löste sich und für einen Moment war ihm schwarz vor Augen. Dieser Zustand währte aber nicht lange an und schwer atmend stand er auf. Er blickte nach oben. Nur langsam lichtete sich die Wolke wieder. Von dem Herzlosen war absolut nichts mehr zu sehen, die Energie schien ihn vollständig ausgelöscht zu haben. Doch etwas fehlte. Stirn runzelnd blickte Terra sich noch einmal genauer um, aber es blieb dabei. Anders als bei den anderen besiegten Herzlosen, konnte Terra nirgends ein Herz entdecken, welches in der Dunkelheit verschwand. Verwundert dachte Terra noch einen Moment darüber nach, doch dann zuckte er resignierend mit den Schultern. Vermutlich war es während der Staubwolke verschwunden…

Seltsame Entwicklung

„Wir haben es geschafft.“, jubelte Sailor Chibi Moon, aber Sailor Mars brachte sie schnell zum schweigen. „Nein, noch nicht ganz.“ „Was ist los?“, fragte Sailor Moon sie verwundert. Immerhin hatten sie es gerade geschafft einen ihrer bisher stärksten Feinde zu besiegen, da konnte ihre Freundin doch ein wenig freudiger sein. Stattdessen schaute Sailor Mars den Unbekannten überaus misstrauisch an. Raschen Schrittes ging sie auf ihn zu. Kurz vor ihm blieb sie stehen und sah ihn fest an. Sein Gesicht lag im Dunkeln, doch sie war sich sicher, dass er ihren Blick erwiderte. „Wer bist du?“, fragte sie ihn herausfordernd. „Zu welcher Seite gehörst du?“ Terra zögerte. Er hatte das ungute Gefühl, dass sich die Situation nicht gerade zu seinem Vorteil entwickelte. Sailor Mars ließ ihn keinen Moment aus den Augen, sie starrte ihn sogar schon fast feindselig an. Plötzlich spürte Sailor Mars eine Hand auf ihrer Schulter. „Was ist in dich gefahren?“, flüsterte Sailor Venus ihr ins Ohr. Sie antwortete nicht, starrte nur immer weiter Terra an. Schließlich sah er ihr direkt in die Augen, was sie aber natürlich nicht sehen konnte. „Ist es so wichtig wer ich bin?“, fragte er sie. „Ich habe euch gerade geholfen den Feind zu besiegen und zudem auch noch euer Leben gerettet. Das sollte dir fürs erste genügen.“ „Nun mir reicht es aber nicht. Du bist ein Dämon, dass hast du uns gerade deutlich gezeigt.“ Sie kam einen Schritt auf ihn zu. „Zeig uns dein Gesicht.“, forderte sie ihn auf. Terra wich zurück. Zeit das er hier wegkam. „Wir werden uns beim nächsten Mal unterhalten, Sailor Mars. Aber jetzt habe ich leider schon etwas vor.“ „Wa…?“, begann Sailor Mars, doch sie schaffte es nicht mehr den Satz zu beenden. Flink drehte Terra sich um und rannte davon. Sailor Mars nahm die Verfolgung auf. Die anderen folgten ihr. „Mars, was ist los?“ „Er ist derjenige den ich am Samstag gespürt habe. Ich weiß es genau. Er darf nicht entkommen, wir müssen wissen wer er ist.“, schrie sie ihnen zu. „Aber er hat uns gerade geholfen“, versuchte Sailor Mercury zu protestieren. „Na und? Wer weiß welche Gründe er dafür gehabt hat. Es ist ein zu großes Risiko nichts über ihn zu wissen.“ Vor ihr tauchte der Umhang des Fremden aus der Dunkelheit wieder auf.

Terra sprang hoch über den Zaun des Schrottplatzes hinweg und verschwand in den dunklen Gassen der Stadt. Zwischen den Wänden hin und her springend, begab er sich auf das Dach eines Hochhauses und sah sich um. Hinter sich konnte er das Sailor Team erkennen. Sie hatten seine Verfolgung aufgenommen. „Verdammter Mist.“, fluchte Terra in Gedanken. „Ich hätte wissen müssen, dass es so kommen würde. Gleich nachdem der Herzlose vernichtet war, hätte ich mich aus dem Staub machen sollen.“ Die Mädchen kamen immer näher, egal wie schnell Terra über die Dächer lief und sprang. Im Gegensatz zu ihm hatten sie noch nicht ihre gesamte Energie verbraucht. Seine Reserven waren fast erschöpft, wenn er sich nicht beeilte würden sie ihn sicher kriegen. Plötzlich tauchte vor ihm ein Schatten auf und Tuxedo Mask sprang hinter einer Nische hervor. Terra versuchte ihm auszuweichen und sprang hoch über ihn hinweg. Rote Rosen kamen ihm entgegen geflogen. Schnell ließ er wieder seine Schwerter erscheinen und verwandelte sie in Wurfmesser. Die Rosen und die Messer trafen sich in der Luft, worauf mehrere kleinere Explosionen erklangen. Dummerweise hatte Terra sich in seinem Sprung verschätzt, sodass er weit über sein eigentliches Ziel, den Boden hinter Tuxedo Mask, hinaus schoss und in die Tiefe stürzte. Trotzdem kam er auf den Füßen auf und sah sich hektisch um. Er war in einem Hinterhof gelandet, dessen Größe schon an ein Basketballfeld grenzte. Schnell wandte er sich nach links und rannte auf eine Lücke in der Wand zu. Bevor er sie erreichen konnte, schlugen vor ihm mehrere Rosen in den Boden. Schlitternd kam er zum stehen und drehte sich um. Vor ihm landete Tuxedo Mask und richtete seinen Stab wie ein Schwert auf Terras Kehle. Die Sailor Kriegerinnen erschienen kurz darauf ebenfalls auf der Bildfläche. „Lass mich gehen.“, bat Terra Tuxedo Mask. Doch dieser schüttelte den Kopf. „Sailor Mars hat Recht. Wir sind dir zwar dankbar für deine Hilfe, aber wir können dich nicht einfach so ziehen lassen, bevor wir nicht wissen wer du bist. Es wäre ein zu großes Risiko.“ „Ich versichere euch, dass ich keine bösen Absichten habe.“, sagte Terra. Wieder schüttelte Tuxedo Mask den Kopf. „Warum willst du uns dann nicht erzählen wer du bist?“, fragte Sailor Jupiter ihn. Terra lachte bitter. „Das kann ich nicht. Womöglich würdet ihr mich dann töten wollen.“ „Lass es auf einen Versuch ankommen.“, warf Sailor Venus ein und kam auf ihn zu. Aber plötzlich trat Sailor Moon mit ausgebreiteten Armen dazwischen. „Bitte. Lasst ihn doch in Ruhe. Ich bin mir sicher, dass er nicht böse ist.“ „Sie hat Recht.“, meinte Sailor Mercury. „Immerhin hat er uns das Leben gerettet. Ich finde dafür sollten wir ihm zumindest eine Chance geben sich zu erklären.“ Unsicher geworden sah Tuxedo Mask sie an. Terra nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit, ließ sein schwarzes Schwert erscheinen und schlug Tuxedo Mask seinen Stab aus der Hand. Tuxedo Mask fing ihn noch im Flug wieder auf und griff Terra an. Die beiden lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch, doch jeder von ihnen versuchte den jeweils anderen nicht zu sehr zu verletzen. „Siehst du was du angerichtet hast, Sailor Moon?“, fuhr Sailor Mars sie wütend an. „Du hättest dich nicht einmischen sollen.“ Sailor Moon schien den Tränen nahe. „Aber vielleicht ist er ja gar nicht böse.“ Sailor Venus legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Genau das versuchen wir doch herauszufinden. Und damit er nicht flüchten kann, müssen wir ihn Kampfunfähig machen.“ „Wir haben einen klaren Vorteil!“, warf Sailor Jupiter ein, während sie Terra beobachtete. Jede seiner Bewegungen war viel langsamer als vorhin, er schaffte es kaum noch den harten Schlägen seines Gegenübers zu parieren. „Anscheinend hat er in seinem Kampf grade sehr viel Kraft verbraucht!“ Doch Terra war auch im erschöpften Zustand noch ziemlich stark. Schließlich schaffte er es doch Tuxedo Mask zu besiegen. Mit einem lockeren Schlag aus dem Handgelenk, katapultierte er Tuxedo Mask seine Waffe erneut aus der Hand. Bevor dieser auch nur die Zeit hatte sich zu bewegen, trat Terra ihm in die Magengrube. Vollkommen groggy sank Tuxedo Mask zu Boden. Keuchend fiel Terra auf die Knie. Seine Energie war nahezu am Ende. Vor ihm erklangen näher kommende Schritte. Mit getrübtem Blick sah er auf. Eine Hand erschien in seinem Blickfeld und packte seine Kapuze. Reflexartig schlug er die Hand weg und sprang nach hinten. Sailor Chibi Moon umklammerte ihr schmerzendes Handgelenk und sah ihn vorwurfsvoll an. „Tut mir Leid.“, sagte Terra. Seine Stimme zitterte. „Aber ich kann euch nicht zeigen wer ich bin.“ „Dann bleibt uns nur noch eine Wahl.“, sagte Sailor Mars und wandte sich an Sailor Moon. „Greif ihn an.“ „Was?“ Sailor Moon starrte ihre Freundin entsetzt an, sicher das sie nicht richtig gehört hatte. „Greif ihn an. Solange wie er noch Kräfte hat, wird er sich wehren. Greif ihn an und mach deinen Fehler von vorhin wieder gut.“ Zögernd nickte Sailor Moon und zog ihr Zepter. Es widerstrebte ihr den Mann anzugreifen, der so schwach vor ihr stand. Ein Teil von ihr war sauer auf Sailor Mars, weil sie dies von ihr verlangte. Doch ein anderer, viel stärkerer Teil von ihr wusste, dass auch Sailor Mars das im Grunde alles absolut zuwider war. Aber sie dachte schon immer selbst in den misslichsten Situationen überaus logisch. Sollte sich herausstellen, dass dieser Mann ihnen nur etwas vorspielte und am Ende doch ein böser Dämon war, würde sie sich es niemals verzeihen können, dass sie ihn hätte gehen lassen. Das Risiko war viel zu hoch. „Bitte verzeih mir.“ Eine Träne rann Sailor Moon über das Gesicht. Sailor Chibi Moon sprang schnell aus dem Weg, als sie das Zepter auf Terra richtete. „Macht der Liebe, flieg und siege.“, rief sie. Ein leuchtender Strom reiner Energie schoss auf Terra zu und traf ihn.

„Aber was…?“, keuchte Sailor Moon. Terra stand vollkommen unbeeindruckt vor ihnen. Der Angriff konnte ihm absolut nichts anhaben. Der Strom aus Energie versiegte. Sailor Moon sank zu Boden. „Wie…wie ist das nur möglich?“ Sailor Moon war vollkommen verstört. In letzter Zeit hatten ihre Kräfte manchmal ihre Stärke verloren, sodass sie dann nicht einmal die einfachsten Dämonen besiegen konnte. Verlor sie etwa ihre Macht als Sailor Kriegerin? Hilflos sah sie die anderen an. „Na gut.“, sagte Sailor Chibi Moon und hob nun ebenfalls ihr kleines Zepter. Entschlossen richtete sie es auf Terra. „Zuckerherzen fliegt!“, rief sie. Terra hob eine Augenbraue. So langsam hatte er das Gefühl die beiden wollten ihn auf den Arm nehmen. Diese Attacken wirkten doch nur auf Wesen die sich der Dunkelheit vollkommen hingegeben hatten. Das kkonnte man deutlich spüren. Das gesamte Verhalten des Sailor - Teams verwirrte ihn. Vorhin noch hatten sie sich ihm gegenüber vollkommen anders verhalten. Was war in dem kurzen Moment, indem sie aufgrund der Staubwolke nichts mehr sehen konnten geschehen? Doch dieses Rätsel musste zuerst noch warten, er musste schleunigst hier weg. Die Zeit in der die beiden Mädchen versuchten ihn zu verletzen hatte ausgereicht ihn wieder ein wenig zu Kräften kommen zu lassen. Als der Strom aus Herzen auf ihn zukam, hob er einfach die Hand und wischte sie weg. „Oh nein. Nicht schon wieder!“, rief Chibi Moon verzweifelt. Sailor Jupiter trat vor. „Es reicht. Je länger wir warten desto mehr Kraft sammelt er. Wenn wir ihn wirklich gefangen nehmen wollen, müssen wir jetzt handeln.“ Mit diesen Worten rannte sie auf ihn zu und holte mit der Faust aus. Viel zu schnell für sie hob Terra die Hand und stoppte ihren Schlag. Ohne zu zögern schlug sie mit ihrer freien Hand nach ihm und er sprang zurück. „Hör auf damit. Ich will nicht gegen euch kämpfen.“ Sailor Jupiter schien es nicht zu hören. Schnell trat sie nach ihm aus. Terra wich immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. „Feuerherzen, fliegt!“ Das Seil aus leuchtenden Herzen kam wie aus dem Nichts geschossen und wickelte Terra ein. „Mist!“, fluchte er und versuchte sich zu befreien. Auch Sailor Mercury griff nun entgegen besseren Gewissens in den Kampf ein. Ihre Attacke kam direkt auf Terra geflogen. Bevor sie ihn erreichen konnte, sprang Terra in die Luft. Dabei zog er ruckartig Sailor Venus genau dorthin, wo er noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Sailor Venus schrie erschrocken auf. Die Wasserkugel traf sie am Rücken und sie erstarrte zu Eis. „Venus!“, rief Sailor Mars und warf einen Feuerball neben sie. Die Hitze ließ das Eis schmelzen. Trotzdem war Sailor Venus so durch gefroren, dass sie zitternd auf dem Boden liegen blieb. Ihr Seil löste sich auf, Terra war wieder frei. Um ihre Freundin zu rächen, kam Sailor Jupiter auf ihn zugestürmt und schlug blindlings zu. Sie verfehlte ihn knapp und Terra nutze das um sie mit einem Stoß zurück zu schleudern. Sailor Moon und Sailor Chibi Moon, deren Attacken in diesem Kampf nicht nützten, sorgten dafür das Tuxedo Mask und Sailor Venus aus dem Geschehen herauskamen. Sailor Mars schleuderte ihm einen weiteren Feuerball entgegen und traf. Der Feuerball traf ihn hart am Oberkörper und krachend schlug er gegen die Wand. Frisches Blut lief an seinem Körper hinab. Doch er holte sofort zum Gegenschlag aus. Mit magischen Kräften schleuderte er einen Windstoß auf sie, der sie ergriff und zu Boden warf. Reglos blieb sie liegen. Plötzlich packte ein Arm den seinen. In Erwartung eines Angriffes hob er die Faust und sah auf seinen Feind herab. Doch er erstarrte mitten in seinen Bewegungen. Sailor Mercury hatte sich an ihn geklammert und sah ihn flehentlich an. „Bitte. Hör auf!“ Terra sah in ihre Augen, die denen von Ami so ähnlich waren…

Dieser kurze Moment reichte Sailor Jupiter und sie griff erneut an. Ihre Donnerkugel kam rasend schnell auf sie zu geschossen. Terra stieß Sailor Mercury zu Seite, doch er selbst konnte nicht mehr entkommen. Ein lauter Knall ertönte und ein Lichtblitz blendete Sailor Jupiter. Verzweifelt versuchte sie etwas zu erkennen. Ein harter Schmerz in ihrer Magengrube ließ sie aufschreien. Vor ihr stand Terra, der den Lichtblitz genutzt hatte um in seinem Schutz Sailor Jupiter anzugreifen. Dicht kam er mit seinem Gesicht an ihres. „Ich wollte das alles nicht. Ich wollte euch niemals wehtun. Warum habt ihr mich nicht einfach gehen lassen?“, fragte er sie traurig. Sailor Jupiter konnte nicht antworten. Der Schlag hatte ihr die Luft aus den Lungen gepresst und ein taubes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Schließlich brach sie zusammen. Auch Terra ging in die Knie. Sein rechter Arm war nahezu unbrauchbar und warmes Blut tropfte auf den Boden. Sein gesamter Arm wies eine klaffende Wunde auf. Terras Blick trübte sich, doch er schüttelte den Kopf, mobilisierte noch einmal all seine Kräfte und stand auf. Bei der Explosion wurden die Sailor Krieger durch die Gegend geschleudert und nun lagen sie alle Bewusstlos vor ihm. Dies war seine Chance endlich fliehen zu können. Aber als er sich gerade umwandte um zu verschwinden, fiel sein Blick auf Sailor Mercury. Er ging auf sie zu und betrachtete sie schweigend. Unwillkürlich musste er wieder an Ami denken. Wirklich, ihre Ähnlichkeiten waren verblüffend. Trotzdem schob er seinen Verdacht in den Hinterkopf. Es war nicht die Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Bestimmt war das alles nur Zufall. Zumindest hoffte er das. Denn wenn nicht dann hatte er gerade die Menschen angegriffen, die ihm am meisten bedeuteten. Wieder wollte er davon laufen, doch etwas hielt ihn zurück. So konnte er sie unmöglich hier liegen lassen, das ließ sein Gewissen einfach nicht zu. Obwohl es totaler Wahnsinn war, wo er selbst verletzt und überaus schwach war, entschloss er sich sie alle zu heilen. Er sprang auf ein Dach, sah auf sie hinunter und fing an zu singen. Die Magie seiner Stimme schwebte zu den Kriegerinnen und Tuxedo Mask hinab. Sanft schlossen sich die Verletzungen und ein paar von ihnen schienen wieder ihr Bewusstsein zu erlangen. Sailor Mars öffnete die Augen. Noch war sie zu schwach um sich zu erheben, doch hören konnte sie ihn trotzdem. Ihr Blick suchte Terra und fand ihn. Er beendete das Lied und sah in ihre Augen. „Warum….“, begann sie, dann verlor sie erneut das Bewusstsein. Bevor ihr jedoch die Augen zufielen, sah sie noch wie der Mann sich umdrehte und ging…

Dämon oder Mensch?

Nur mit übergroßen Anstrengungen schaffte es Terra noch zu seiner Wohnung. Sein Anzug war längst wieder in der Kette verschwunden, welche wie durch ein Wunder im Kampf nicht beschädigt wurde. Eine Blutspur führte von seinem Balkon in sein Schlafzimmer. Vollkommen entkräftet sank Terra zu Boden. Sein Blick trübte sich fortwährend und nur mit bloßer Willensanstrengung verhinderte er, dass er ohnmächtig würde. Zuerst musste er seine Wunden heilen, dann erst konnte er sich ausruhen. Sich auf eine noch stärkere Welle der Erschöpfung vorbereitend, entfesselte er seine allerletzten Kraftreserven. Nur langsam schlossen sich seine Wunden, während er immer schwächer wurde. Als die Magie ihre Arbeit getan hatte, setzte Terra sich mühsam auf und sah in den Spiegel. „Verflucht!“, murmelte er, seine Stimme kaum mehr als ein flüstern. Die Verletzungen die ihm vom Sailor Team zugefügt wurden, waren kein bisschen verheilt, nur die Blutungen hatten endlich aufgehört. Warum das so war, konnte er jedoch nicht sagen. Möglicherweise konnte seine Magie die Wunden nicht heilen, weil andere Magie sie verursacht hatte. Um ihn herum wurde alles schwarz. Als letztes fiel sein Blick auf die Wanduhr. In nahezu fünf Stunden, musste er schon wieder aufstehen, sollte er dann noch leben hieß das… dann sank er endgültig zu Boden und rührte sich nicht mehr…

„Ihr habt ihn also entkommen lassen?“ Artemis zeigte ihnen sein Unmut mit jeder Silbe die er aussprach. Nachdem sie alle wieder zu sich gekommen waren, hatten sie sich sofort zu Reis Tempel begeben. Dort trafen sie sich mit Luna und Artemis um ihnen alles zu erzählen und sich zu beratschlagen. „Hatschi!“, machte Minako plötzlich. Sie saß dick in mehrere Decken eingepackt auf dem Boden und putze sich die triefende Nase. Noch immer war sie völlig durchgefroren, aber mit Hilfe eines Feuers im Kamin und der dampfenden Tasse Tee die ChibiUsa ihr nach und nach einflößte, ging es ihr schon einigermaßen besser. Ami sah sie beschämt an. „Es tut mir Leid Minako. Das war alles nur meine Schuld.“ Minako schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Da konntest du ja nichts für.“, sagte sie und nieste erneut in ihr Taschentuch. ChibiUsa verabreichte ihr noch etwas Tee. Luna hatte sich bisher noch nicht geäußert. Reihum betrachtete sie nachdenklich ihre menschlichen Freunde. Niemand von ihnen schien verletzt zu sein. Zwar waren sie alle ziemlich erschöpft, doch Minako war offenbar die einzige die es etwas härter getroffen zu haben schien. „Ich finde es jedoch ziemlich erstaunlich, dass ihr alle unverletzt davon gekommen seid.“, tat sie ihnen ihre Gedanken kund. Rei sah betreten zu Boden. Die anderen schwiegen. „Ist irgendwas?“, fragte Artemis. „Nun ja… wir sind eigentlich nicht unverletzt geblieben. Es ist wohl eher so, dass dieser Mann uns geheilt hat.“, sprach Rei. Noch immer starrte sie auf ihre Knie. Luna runzelte die Stirn. „Obwohl ihr ihn angegriffen habt und euch somit nicht gerade dankbar verhieltet, war er trotzdem so freundlich euch zu heilen?“ Rei nickte. „Ich habe ihn gesehen, kurz bevor er verschwand.“ Nachdenklich erhob Luna sich und kletterte auf Bunnys Schoß. Sofort begann sie Luna am Kopf zu kraulen. Artemis kuschelte sich an Minako. „Ich finde es ziemlich merkwürdig wie ihr euch verhalten habt. Was war los mit euch? Ihr seid doch sonst nicht so …undankbar und greift jemanden an der euch geholfen hat, nur weil er mysteriöse Kräfte hat.“ Betreten sahen sie alle zu Boden. Die Wahrheit war, dass so recht niemand von ihnen wusste was in sie gefahren war. Vor allem Rei wunderte sich ziemlich über sich selbst. Sie wusste selbst natürlich nur zu gut, dass sie manchmal etwas launisch sein konnte und Bunny band ihr dies immer liebend gern auf die Nase. Doch in diesem Moment erkannte sie sich selbst nicht wieder. Fast war es so, als hätte jemand anderes durch sie gehandelt oder sie beeinflusst… Artemis beendete ihren Gedankenwirrwarr. "Ich werde aus diesem Kerl einfach nicht schlau.“, sagte er. „Erst hilft er euch, dann greift er euch an und dann hilft er euch erneut.“ Ratlos schüttelte er den Kopf. „Dieser Mann hat uns aus reiner Notwehr angegriffen.“, warf Makoto ein. Alles starrte sie an. Es war das erste Mal in dieser Versammlung dass Makoto überhaupt etwas sagte. Ami nickte zustimmend. Deutlich erinnerte sie sich daran, wie er seine Hand langsam sinken ließ, bevor Sailor Jupiter ihn erneut angegriffen hatte. In Makoto ging ähnliches vor. „Ich wollte das alles nicht. Ich wollte euch niemals wehtun. Warum habt ihr mich nicht einfach gehen lassen?“, erklang die Stimme des Mannes in ihrem Kopf. Ja warum eigentlich nicht? „Was ist los mit dir?“, fragte Mamoru sie besorgt. Hastig schreckte Makoto aus ihren Gedanken. „Gar nichts. Ich war nur etwas frustriert weißt du. Keiner meiner Schläge konnte ihm wirklich etwas anhaben.“ „Ja da hast du Recht, es war wirklich erstaunlich.“ Mamoru nickte. „Selbst in seinem geschwächten Zustand war der Mann noch unglaublich stark. Seiner Schwertkunst hatte ich absolut nichts entgegen zusetzen.“ „Das macht ihn nur zu einem noch gefährlicheren Gegner.“, warf Artemis ein. „Wir…hatschi…wissen doch noch gar nicht…hatschi…ob er unser Feind ist.“, brachte Minako mühsam heraus. ChibiUsa reichte ihr ein neues Taschentuch. „Stimmt. Vielleicht ist er wirklich nicht unser Feind.“, sagte sie. „Obwohl wir ihn angegriffen haben, war er stets darauf bedacht uns nicht zu sehr zu verletzen. Ist euch das nicht aufgefallen?“ Die anderen schüttelten den Kopf, nur Bunny nickte. „Wir sind alle zwar mit ein paar blauen Flecken davon gekommen, aber ich bin mir sicher, er hätte uns töten können wenn er gewollt hätte.“, meinte sie. „Ich finde das zeigt schon zur genüge, dass er ein gutes Herz hat oder?“ Böse funkelte sie Rei an. Diese sah weiterhin beschämt zu Boden. „Du hast ja Recht, Bunny.“ Endlich sah sie wieder auf. „Ich war wie besessen davon herauszufinden wer er ist. Hätte ich auf dich gehört und die anderen nicht zum Kampf ermutigt, hätten wir vielleicht auch eine friedliche Lösung finden können.“ Dankbar lächelte Bunny. „Es gibt aber noch einen Hinweis darauf, dass er gut ist.“, sagte sie. „Was meinst du?“, fragte Rei verwundert. „Nun ja mein Angriff hat ihm doch absolut nichts anhaben können oder?“ Das der Mann in Wirklichkeit gut war und deswegen ihr Angriff versagt hatte, war Bunnys letzte Hoffnung an die sie sich mit aller Macht klammerte. Sie wollte einfach nicht daran denken, was passieren würde wenn sie tatsächlich ihre Kräfte verlor. Vielleicht redete sie sich damit selbst etwas ein, aber das war ihr im Moment völlig egal. Ami ging ein Licht auf. „Du meinst…“ Eifrig nickte Bunny. „Nur ein gutes Wesen kann der Kraft des Silberkristalls widerstehen.“ Luna dachte angestrengt nach. „Na komm schon Luna, erzähl uns was in die vorgeht.“, sagte ChibiUsa und beobachtete die Katze neugierig. Seufzend sah Luna sie an. „Ich mache mir einfach sorgen. Dieser Mann ist scheinbar eine Mischung aus Mensch und Dämon.“ Reihum sah sie einer nach der anderen in die Augen. „So einen Gegner hatten wir noch nie. Wir wissen einfach nicht wie sich das auf den menschlichen Verstand auswirkt.“ „Worauf willst du hinaus Luna?“, fragte Makoto. „Mal angenommen der Dämon ist die dunkle Seite des Mannes. Was garantiert uns, dass diese dunkle Seite nicht irgendwann aus ihm herausbricht?“ Minako runzelte die Stirn. „Aber wir haben dir doch schon gesagt, dass…“ „Ihr habt uns erzählt…“, unterbrach Luna sie, „…das der Mann sich in einen Dämon verwandelt hat. Vielleicht kann er diese Kräfte für seinen Vorteil nutzen, aber wenn seine dunkle Seite in ihm ein eigenständiges, denkendes Wesen ist, könnte es passieren, dass sie den guten Teil übermannt.“ Schweigen breitete sich aus. „Wie auch immer.“, unterbrach Artemis die Stille. „Ohne nähere Informationen können wir noch nichts festlegen. Und bis es soweit ist, kann alles passieren. Sollten wir noch einmal auf ihn treffen, müssen wir unbedingt endlich herausfinden wer oder was er ist. Aber auch möglichst auf friedlichem Wege.“ Die Sailor Kriegerinnen und Mamoru nickten um zu zeigen, dass sie verstanden hatten. Das Läuten der Wanduhr verkündete ihnen, dass es bereits Mitternacht war. Erschrocken sprang Bunny auf. „Oh, nein. Wir müssten schon längst im Bett sein. Morgen haben wir doch Schule!“ Hastig verabschiedeten sie sich und liefen nach Hause um vor dem Morgengrauen noch etwas Schlaf zu bekommen. Minako blieb über Nacht bei Rei, die versprach ihr ein Mittel gegen ihre Erkältung zu geben. „So kannst du morgen wieder in den Unterricht gehen.“, grinste sie. Minako schnaubte. „Um ehrlich zu sein kann ich auf die Schule morgen gerne verzichten!“

Verdacht

Der neue Morgen brach kühl und klar an. Frischer Wind wehte durch die offene Balkontür herein und brachte einen wunderbaren Morgenduft in die Wohnung. Terra öffnete die Augen. Sofort stellten sich sämtlich Schmerzen bei ihm wieder ein, so als hätten sie nur darauf gewartet, dass er sein Bewusstsein wieder erlangte. Stöhnend setzte er sich auf. Offenbar hatte er die Nacht genau dort verbracht wo er bewusstlos wurde: auf dem Boden. Eine Blutlache zeigte genau wo er sich unter Schmerzen gekrümmt hatte. Ein aufdringliches Bimmeln durchbrach die himmlische Ruhe, welches er als seinen Wecker erkannte. Als er aufstand, riss der Schorf auf seinen Verletzungen wieder auf und frisches Blut lief an ihm herab. Wankend ging er zum Wecker und brachte ihn zum Schweigen. Allein dieser kurze Weg reichte aus, ihm seine gebliebenen Kräfte zu rauben. Offensichtlich hatte er sehr viel Blut verloren. Vor Schwäche zitternd setzte er sich auf sein Bett. Dumpf blickte er auf den roten Lebenssaft auf dem Boden hinab. „Was für eine Sauerei!“, dachte er und reinigte den Teppich mit seiner Magie. Sofort bereute er es. Der Zauber war zwar klein, aber er hatte noch nicht viel Energie zurückgewinnen können. Ächzend erhob er sich wieder und huschte unter die Dusche. Das warme Wasser tat ihm unendlich gut. Für eine Weile konnte er sogar den Schmerz vergessen. Doch sobald er das Wasser abstellte, stand er vor einem neuen Problem. Das Wasser hatte den gesamten restlichen Schorf weggespült und seine Verletzungen bluteten jetzt noch mehr. Bevor er wieder vollkommen dreckig werden konnte, packte er seinen Arznei-Koffer und legte unbeholfen einige Druckverbände an. Aber auch sie verfärbten sich bald rot, trotzdem hoffte er sie würden ihn einigermaßen gut über den Tag bringen. Denn das er zur Schule gehen musste, stand für ihn ohne jegliche Zweifel fest. Es würde nur unangenehme Fragen aufwerfen, sollte er nicht dort erscheinen. Seufzend zog er sich an, verschlang hastig sein Frühstück und machte sich auf den Weg zum Juban - Gymnasium. Noch wusste er nicht, dass diese Entscheidung ihn nur noch mehr Probleme bereiten würde…
 

„Oh verflixt. Warum musste der Schulbus ausgerechnet heute eine Panne haben?“ Ami hetzte durch die Straßen auf ihr Ziel zu: das Gymnasium. Wie es der Zufall so an sich hatte, musste ausgerechnet heute, wo Ami sowieso aufgrund des nächtlichen Kampfes verschlafen hatte, der Schulbus einen Motorschaden bekommen. Noch nie im Leben war sie zu spät zur Schule gekommen. Voll Unbehagen dachte sie daran, wie die anderen über sie reden würden. Selbst Bunny schien heute pünktlicher als sie da zu sein, jedenfalls konnte Ami ihre Freundin nirgendwo sehen. Endlich. In der Ferne konnte sie bereits den Uhrenturm der Schule erkennen. Nicht mehr sehr weit also. Noch zwei Straßen überqueren und sie erreichte die Rückseite des Gebäudes. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Wenn sie sich beeilte konnte sie es noch rechtzeitig schaffen. Schnell rannte sie die Mauer entlang. Während sie lief fiel ihr Blick zufällig auf den Boden. Eine dünne rote Linie zog sich an der Mauer entlang. Ab und wann unterbrach sie sich, nur um ein paar Zentimeter weiter erneut zu beginnen. Verwirrt stoppte Ami. Sie kniete sich nieder und berührte mit ihrem Finger vorsichtig die Flüssigkeit. Mit prüfendem Blick hielt sie ihn sich vor die Augen. „Merkwürdig!“, dachte sie, als sie diese rote Substanz auf ihrem Finger begutachtete. „Farbe ist das jedenfalls nicht. Es sieht eher aus wie…“ Stirn runzelnd stand sie wieder auf. Langsam verfolgte sie der Spur bis sie um eine Ecke führte. Die rote Linie wurde immer dicker und schließlich bestand für Ami kein Zweifel mehr, was das war. Sie huschte um die Ecke und erstarrte. „Terra…“ Dort…keine fünf Meter vor ihr stand Terra inmitten einer großen, roten Pfütze. Das heißt… er stand nicht mehr richtig sondern lehnte keuchend und völlig kraftlos an der Mauer. Seine linke Hand umklammerte krampfhaft seinen rechten Arm, von dem stetig Blut auf den Boden tropfte. Ami konnte sich nicht rühren. Wie versteinert stand sie einfach nur da und starrte Terra an. Eine leise Stimme in ihrem Inneren schrie ihr zu, sie möge ihm doch endlich helfen. Doch war sie zu entsetzt um auch nur einen Finger zu rühren. Terra sank auf die Knie. Seine Augen wirkten merkwürdig leer, als würde er schon nicht mehr wahrnehmen was um ihn herum geschah. Allein diese Tatsache veranlasste Ami dazu sich endlich in Bewegung zu setzen. Bevor sie ihn jedoch erreichen konnte, fiel er endgültig auf die Seite…er vernahm nur noch ihren Schrei…dann fiel er in tiefe Dunkelheit…

Tastende Finger glitten sanft über seinen Oberkörper. Wärme umfing ihn und durch seine Augenlider drang ein helles Licht. Noch immer hielt Terra seine Augen fest geschlossen. Er war sich ziemlich sicher, dass der Kampf gegen den Tod endlich zu Ende war und der Tod gewonnen hatte. Doch wenn er tot war, wessen Stimmen hörte er dann? „… er gesund werden?“, erklang über ihm eine weibliche Stimme. Merkwürdigerweise kam sie ihm bekannt vor. Er versuchte sich zu bewegen, doch er schaffte es nicht. Eine tiefe männliche Stimme antwortete ihr. „…Verletzungen...sehr tief…passieren konnte…Narben…!“ Was ging hier vor? Ganz langsam bekam er endlich wieder Gefühl für seinen Körper. Seine Hand zuckte. Kurz darauf umschloss sie eine andere, weichere Hand… die Hand eines Mädchens. Terra öffnete die Augen. Noch war sein Blick verschwommen, nahm aber stetig an Schärfe zu. Über sich sah er das Gesicht eines Mädchens mit blauen Haaren und Augen. Besorgt sah sie auf ihn herab. „Ami…“, krächzte Terra. Erleichterung ergriff ihr Gesicht und sie drehte den Kopf zur Seite. „Doktor! Er ist aufgewacht.“ Ein zweiter Kopf erschien in Terras Blickfeld. „Hallo, Terra. Schön das du wieder bei uns bist. Wie fühlst du dich?“, sprach ihn der Kopf an. Terra blinzelte. Ein Mann mittleren Alters lächelte auf ihn herab. „Nun noch nicht ganz beieinander wie ich sehe. Na das wird schon.“ Hände packten ihn und setzen ihn auf. Terra ließ alles über sich ergehen. Mit trübem Blick und fast traumatisch saß er einfach nur da und wartete ab. Plötzlich spürte er einen kleinen Stich in seinem linken Arm. Er sah hinab und gewahrte eine kleine Spritze darin, die ihm eine klare Flüssigkeit in sein Blut pumpte. Der Mann zog die Nadel wieder heraus, tupfte die Einstichstelle mit Watte ab und beobachtete ihn gespannt. „Was haben sie ihm gegeben?“, fragte Ami. „Nur ein harmloses Mittel zur Stärkung des Kreislaufes!“, meinte das freundliche Gesicht. Wieder blinzelte Terra. Auf einmal konnte er alles wieder viel schärfer erkennen und auch der Wirbel in seinem Kopf beruhigte sich. Verwirrt sah er nacheinander zu Ami und zu dem Mann. „Was ist passiert?“ „Du bist an der Mauer vom Schulgelände zusammen gebrochen.“, sagte der Mann. „Ami hat dich gefunden.“ Ami lächelte scheu. „Du solltest dich bei ihr bedanken Terra.“ Der Mann sah sie freundlich an. „Diese junge Dame hat dir dein Leben gerettet.“ Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Terra. Sein Blick war jetzt ernst. „Ich würde zu gerne wissen, wie das passieren konnte. Diese Verletzungen hätten dir fast das Leben genommen. Du hattest sehr viel Blut verloren. Wie ist das passiert?“ „Ich…weiß nicht!“, log Terra. „Als ich aufwachte war ich bereits hier. Was davor passierte… ich kann mich nicht erinnern.“ Besorgt sah der Mann ihn an, drang aber nicht weiter auf ihn ein. Seufzend erhob er sich. „Nun jedenfalls musste ich deine Wunden nähen. Die Blutungen haben aufgehört und du solltest bald wieder kräftig genug sein um nach Hause gehen zu können. Es wäre jedenfalls besser für dich, in den Unterricht kannst du so jedenfalls nicht. Ich lasse euch jetzt einen Moment alleine, der Direktor erwartet einen Bericht.“ Und so ging er. Ami setzte sich auf seinen Stuhl. Noch immer hielt sie Terras Hand. Dann plötzlich als sei ihr klar geworden, was sie da eigentlich tat, ließ sie sie los. Eine kurze Weile schwiegen sie beide und sahen sich nicht an. „Danke!“ Ami sah auf. „Danke dass du mich gerettet hast. Das werde ich dir nicht vergessen.“, sprach Terra zu seinen Knien. Leicht rot im Gesicht sah Ami weg. „Gern geschehen.“ Wieder schweigen. Terra starrte auf seine Hände. Es schien für ihn das einfachste zu sein. Er wusste nicht warum, aber er vermutete immer noch, dass sie Sailor Mercury war und er hatte Angst sie würde ihn zufällig doch erkennen.

Auch Ami hatte immer mehr den Verdacht, den Unbekannten von gestern Abend vor sich zu haben. Die Verletzungen von Terra waren ziemlich identisch mit den Verletzungen die der Mann erleiden musste. Allerdings hoffte sie, dass sie sich irrte. Sollte Terra es tatsächlich gewesen sein, würden Rei und die anderen ihm nur noch misstrauisch begegnen und das könnte sie nicht ertragen. Ami mochte Terra, sie mochte ihn sogar sehr gern. Da sie diese Stille einfach nicht mehr ertragen konnte, stand sie auf und ging zum Fenster um es zu öffnen. Es war eine unsinnige Handlung, da draußen ein kalter Wind herrschte, doch sie musste sich mit irgendetwas beschäftigen. Terra hatte sie nachdenklich beobachtet. Als sie sich wieder ihm zuwandte, schwang er die Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Schnell eilte Ami an seine Seite und half ihm. Dabei fiel ihr Blick zufällig auf seinen Rücken. Zwei große Narben bedeckten seine gesamten Schulterblätter. Sie sahen aus, als wäre dort etwas aus der Haut herausgebrochen. Unverwandt starrte sie auf diese entsetzlichen Male. Welch ein Unfall konnte solche Narben hervorrufen? „Stimmt etwas nicht?“, fragte Terra sie. „Terra…diese Narben…“ Durch ihren Kopf schossen die Bilder von Flügeln die aus der Haut brachen. Terra lächelte schwach. „Ein andern Mal Ami. Ein andern mal.“ Zögernd fügte sie sich, doch die Befürchtungen blieben. Sie half Terra sein Oberteil wieder anzuziehen. Dabei fiel ihr Blick wieder auf seine rechte Schulter, auf dem immer noch dieses schwarze Zeichen prangte. „Und ähm... dieses Tattoo?“, fragte sie. Kurz sah Terra zu ihr auf, dann senkte er den Blick wieder. „Das ist das Zeichen des Tempels, in dem ich aufgewachsen bin.“, sagte er. Da war es wieder. Dieses unbestimmte Gefühl, dass er sie anlog. Ami konnte sich keinen Reim darauf machen. Warum konnte sie ihm nicht einfach vertrauen? „Danke.“, sagte Terra. Sie nickte. „Ich glaube wir sollten die Party morgen besser verschieben. In diesem Zustand kannst du unmöglich feiern.“ „Stimmt ja. Die Feier.“, dachte Terra. Seit gestern Abend hatte er keinen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet. War es wirklich eine gute Idee mit den Leuten zu feiern, die er für die Sailor Kriegerinnen hielt? Noch war es nur ein Verdacht, doch wenn er sich bewahrheitete und sie ihn dann erkennen würden, was dann? Doch andererseits war es auch eine gute Gelegenheit sich Klarheit zu verschaffen. „Ach weißt du ich glaube die Party würde mir ganz gut tun. Wunden heilen schneller, wenn man glücklich ist und sie vergisst.“. sagte er und lächelte sie aufmunternd an. Ami nickte. „Dann werde ich den anderen Bescheid geben, dass wir doch feiern.“ Sie griff gerade nach ihrer Tasche, als ihr etwas einfiel. „Sag mal Terra soll ich die Wunden mit dieser Salbe für dich einschmieren?“ Terra sah sie ziemlich verwirrt an. „Salbe?“, fragte er. Eifrig nickte Ami. „Diese Salbe die du mir auf die Schulter getan hast. Dadurch war die Verletzung doch innerhalb weniger Stunden weg.“ Einen Augenblick musste Terra nachdenken wovon sie eigentlich redete. „Ah!“, machte er als es ihm endlich wieder einfiel. „Diese Salbe meinst du. Naja im Prinzip gerne, nur leider ist sie mir ausgegangen. Ich muss erst noch eine neue machen.“ Bedauernd nickte Ami. „Schade. Das hätte dir sicher vieles erspart.“ Aufmunternd lächelte Terra sie an. „Ach was, das wird schon. Mir geht’s doch schon viel besser. Schau.“ Seine Bewegungen straften seine Worte Lügen, als er leicht torkelnd durch den Raum schritt. Beinahe wäre er vor Schwäche wieder zusammengesunken. Rasch packte Ami ihn am Arm. „Ja ich sehe es. Stimmt Terra, in dieser Verfassung könntest du es sicherlich mit einem ausgewachsenem Bären aufnehmen!“, meinte sie ironisch, konnte sich aber ein Lachen nicht verkneifen. „Naja einem ausgewachsenen vielleicht noch nicht. Wohl eher mit einem Babybären.“, sagte er etwas kleinlaut. Sie sahen sich an und prusteten los. „Mir scheint dir geht es schon wieder besser.“, erklang hinter ihnen die Stimme des Doktors. Ami und Terra drehten sich erschreckt um. Keiner der beiden hatte den Mann hereinkommen hören. Er grinste. „Zumindest auf der mentalen Ebene.“ Er setzte sich an seinen Schreibtisch. „Ich habe den Direktor darüber informiert, dass ich dich nach Hause schicke. Seiner Meinung nach sollte dich aber jemand begleiten, für den Fall das du einen Rückschlag erleidest.“ Grinsend sah er Ami an. „Ich bin der Meinung diese junge Dame hier sollte dich begleiten. Da bist du bestimmt in den besten Händen.“ Amis Gesicht glich nun eher einer Tomate als einem Menschen. „Also ich ähm…“, stotterte sie. „Ah du machst dir Sorgen wegen des Unterrichts? Keine Sorge der Direktor gibt eurer Lehrerin Bescheid. Er meinte eine Musterschülerin wie du wird sicherlich keine Probleme damit haben, den Stoff nachzuholen. Daher kannst du dir diesen freien Nachmittag leisten.“ Immer noch grinsend sah er Terra an. „Außerdem braucht der junge Mann hier jetzt dringend die fürsorgliche Hand einer Frau.“ Auch Terra wurde rot. Was dachte dieser Mann sich eigentlich? Das er und Ami ein Paar wären? Absolut lächerlich! So war das ganz und gar nicht, zwischen ihnen lief überhaupt nichts…oder? „Bevor ich es vergesse...“, meinte der Arzt und griff nach einem Gegenstand auf seinem Schreibtisch. „Hier, das gehört dir. Ich habe es dir während der Behandlung abgenommen.“ In der Hand des Mannes baumelte Terras Kette. Dankbar nahm dieser sie entgegen. Schnell hängte er sie sich wieder um und ließ den Anhänger in seinem Oberteil verschwinden.

Schweigend und wieder mal peinlich genau darauf achtend sich nicht zu berühren, gingen Ami und Terra hinaus. Der Doktor blieb unverwandt lächelnd zurück. „Hachja…“, dachte er. „Noch einmal ein Teenager sein.“ Ein Klopfen an der Tür kündigte ihm bereits den nächsten Patienten an…

Regen und Teeblätter

Große, dunkle Wolken hingen schwer über Tokios zahlreichen Wolkenkratzern. Stetig fielen Regentropfen auf die Straßen und nässten den Boden. Die Tiere der Großstadt und der Wälder rundherum, suchten sich einen geschützten Ort, wo sie auf die Rückkehr der wärmenden Sonnenstrahlen warten konnten. Selbst in Tokios sonst so überfüllten Einkaufspassagen sah man beinahe keine Menschenseele. Wer keinen Regenschirm dabei hatte, suchte in den unzähligen Cafés oder den eigenen vier Wänden zu flucht. Auch die Straßen waren ungewöhnlich wenig befahren. Die meisten Menschen zeigten bei solchem Wetter nicht einmal ihre Nasenspitze vor der Haustür. Sie blieben lieber behaglich vor ihrer warmen Heizung oder dem Kamin sitzen. Auch Mamoru wäre gerne zu Hause geblieben und hätte sich mit einer Tasse Tee bewaffnet seinem Lieblingsschmöker gewidmet. Doch dies ging leider nicht. Heute Morgen hatte er eine Vorlesung in seiner Universität, in der er ein Projekt vorstellen sollte. Seufzend suchte er in seinem Autoradio nach einer Musik, welche nicht ganz so deprimierend wie das Wetter war. Sein Scheibenwischer kam kaum mit der Wassermenge nach, die der Himmel über ihm vergoss und sein Wagen quälte sich nur noch mühsam über die rutschige Straße. „Hoffentlich hört der Regen heute noch auf.“, dachte Mamoru. Wie es der Zufall so wollte, musste ausgerechnet am Tag der Party der Himmel beschließen die Erde sei schon wieder viel zu trocken. Doch soweit Mamoru mitbekommen hatte, konnte er froh sein das überhaupt noch eine Party stattfand. Offenbar hatte Terra sich auf mysteriöse Weise so stark verletzt, dass der Beschluss zu feiern ins Wanken geraten war. Trotzdem hatte Ami gestern Abend noch eine Rundmail verschickt, in der sie verkündete, die Party würde wie geplant stattfinden. Innerlich freute sich Mamoru schon auf die Party, sie roch so richtig nach Spaß und guter Laune. Zudem war es schon lange her, wo sie alle zusammen etwas unternommen hatten. Außerdem hatte Makoto versprochen sich um das Abendessen zu kümmern. Dies versprach ein Festmahl zu werden, immerhin galt Makoto in ihrem Freundeskreis nicht umsonst als beste Köchin der Welt. Minako und Rei wollten sich um die richtige Musik kümmern, während Bunny und ChibiUsa dafür sorgen wollten, dass Terras Wohnung ein wenig Partytauglich geschmückt wurde. Mamoru selbst wollte ihnen dabei vorsichtshalber zur Hand gehen. Die ausgefallenen Ideen dieser beiden Mädchen kannte er schon zur genüge und würde so rechtzeitig eingreifen können, falls etwas schief läuft. Ami hingegen hatte sich verpflichtet mit Terra einkaufen zu gehen. Seit Terra in Tokio angekommen war, hatte sich vor allem Ami sich am meisten um ihn gekümmert. Nicht nur in der Schule schienen sie immer zu zweit aufzutauchen, sondern auch nach der Schule. Erst vorgestern hatte Mamoru die beiden noch gesehen, wie Ami Terra den botanischen Garten gezeigt hatte. Dabei war es gerade für Ami irgendwie untypisch mit einem Jungen so viel Zeit zu verbringen. Wenn sie nicht gerade lernte, verbrachte sie ihre Freizeit mit Bunny und den anderen. Ob da vielleicht, so wie Minako steif und fest behauptete, etwas in der Luft lag?

Wo er gerade an Ami dachte…war sie das nicht? Diese Gestalt die vor ihm in der Ferne auftauchte? Jetzt erkannte er das blaue Haar. Schlitternd hielt Mamoru am Straßenrand und öffnete sein Fenster. „Ami!“, rief er ihr quer über die Straße hinweg zu. Ami blickte auf. Zum Schutz vor dem Regen hielt sie ihre Handtasche notdürftig über ihren Kopf. Helfen tat es ihr leider nur nicht viel, sie war bereits nass bis auf die Knochen und zitterte am ganzen Leib. Sie winkte Mamoru zu und rannte quer über die Straße auf ihn zu. Schnell öffnete Mamoru ihr die Beifahrertür und sie flitzte auf den Sitz. Rasch schloss sie die Tür wieder, bevor es herein regnen konnte. „Hallo, Mamoru.“, begrüßte sie ihn. Wasser tropfte ihr von den Haarspitzen und sie versuchte es wegzuwischen. Noch immer zitterte sie wie Espenlaub. Ohne zu zögern stellte Mamoru die Heizung höher und reichte ihr ein Taschentuch, mit dem sie wenigstens ein kleines bisschen ihr Gesicht und ihre Haare trocknen konnte. „Ami, was führt dich denn nur bei diesem Wetter auf die Straße? Und das auch noch ohne Regenschirm?“, fragte Mamoru sie, während er langsam weiterfuhr. „Ich bin auf dem Weg zu Terra. Wir wollten zusammen die Einkäufe für heute Abend erledigen. Und ich hatte einen Regenschirm. Er ist nur bei dem Wind völlig kaputt gegangen, sodass ich ihn wegwerfen konnte.“, antwortete Ami ihm. Sie öffnete ihre Handtasche und überprüfte den Inhalt. Erleichtert seufzte sie auf. Glücklicherweise war dieser noch trocken geblieben, die Tasche hielt wirklich, was der Verkäufer ihr versprochen hatte. „Da fällt mir ein, dass du noch gar nicht meinen Beitrag erhalten hast.“, sagte Mamoru und griff in seine Hosentasche. Er reichte Ami eine kleine, schwarze Geldbörse. Ami zählte Mamorus Beitrag heraus und gab ihm die Börse wieder zurück. „Danke. Damit haben wir endlich alles beisammen.“, meinte sie. Mamoru nickte, sah aber weiterhin auf die Straße. „Soll ich dich zu Terra fahren? Von hier aus ist es nicht mehr sehr weit.“ „Nur wenn es dir wirklich keine Umstände macht.“, sagte Ami. Mamoru lächelte. „Nein es macht mir keine Umstände.“ Dankbar nickte sie. „Das wäre sehr nett, Mamoru.“ Eine Ampel vor ihnen fiel auf rot und sie mussten anhalten. „Übrigens, Ami…“, begann Mamoru nachdenklich. „Hm?“, machte sie. „Was genau ist eigentlich mit Terra passiert? Wir wissen nur, dass er verletzt worden ist, aber du hast uns keine näheren Einzelheiten erzählt.“ Nachdenklich beobachtete Ami die Ampel. „Ich weiß es selbst nicht so genau. Sein Körper wies teilweise ziemlich schlimme Wunden auf. Seinen rechten Arm konnte er beinahe nicht mehr richtig gebrauchen. Aber er sagte, er könne sich an nichts mehr erinnern.“ „Hmmm…“, machte Mamoru nachdenklich. „Da ist noch etwas.“, sagte Ami plötzlich. „Ja?“ Mamoru sah sie fragend an. Die Ampel wurde grün und er fuhr weiter. „Ich habe seinen Oberkörper gesehen. Wie du es sagtest, ist er voller Narben, doch auf seinem Rücken waren sie am schlimmsten.“ Fest sah sie ihn an. Konnte sie ihm von ihrer Vermutung erzählen? Doch Mamoru zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe Terra danach gefragt. Er meinte, er hätte einmal einen Autounfall gehabt.“ Ami blieb skeptisch. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie man bei einem Autounfall solche Narben bekommen konnte. Seufzend blickte sie aus dem Fenster. Hoffentlich würden die Geheimnisse sich bald lüften. Denn was wussten sie schon über Terra? Im Prinzip nichts, außer das er eines Tages plötzlich in ihrem Leben auftauchte. „Sag mal…“, unterbrach Mamoru Amis Gedankenwirrwarr. „Warum hilft dir Terra eigentlich beim Einkaufen? Ich dachte er ist schwer verletzt?“ „Er hat mich heute Morgen angerufen. Zugegeben er klang noch ein wenig schwach, aber er meinte, er würde sich schon besser fühlen und ob ich nicht Lust hätte ihn zu begleiten.“ Mamoru sah sie mit durchdringendem Blick an. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Was ist?“, fragte Ami ihn verwirrt. „Kann es sein, dass zwischen dir und Terra irgendwas läuft?“, fragte Mamoru sie gerade heraus. Ami wurde knallrot. „Wie…wie kommst du denn darauf?“, stammelte sie. Mamorus Lächeln wurde breiter, so als hätte sich ihm gerade eine Vermutung bestätigt. „Schon gut, du kannst es mir ruhig erzählen. Ich werde es bestimmt niemandem erzählen, wenn du das nicht willst.“ Nervös ihre Finger knetend druckste Ami ein wenig herum. „Also ich…ich mag ihn eigentlich schon ganz gerne…aber nicht so wie du denkst…er ist einfach nur total nett…und süß…“ Die letzten Worte waren heraus, bevor sie etwas dagegen tun konnte. Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund. Doch da Mamoru sie weder neckte, noch sonst irgendeine spöttische Reaktion erkennen ließ, fasste sie neuen Mut. „Ich bin mir einfach noch nicht sicher. In seiner Gegenwart fühle ich mich immer total wohl und ich kann mich völlig unbeschwert über alles mit ihm unterhalten. Manchmal sagt er so Dinge, die ihn viel älter und weiser erscheinen lassen als er ist. Einerseits mag ich ihn, aber andererseits habe ich auch Angst. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich so etwas so stark gespürt und ich habe auch noch nie zuvor einen Jungen so nahe an mich herangelassen. Nicht seit...“ Sie brach ab, wollte sich nicht erinnern. Mamoru hörte ihr schweigend zu. Ami legte ihre Hände auf ihr Herz, mit glühenden Wangen sah sie auf ihre Knie herab. „Wenn ich ihn sehe, pocht mein Herz immer wie wild. Mit der Zeit wird es stärker.“ Hilfe suchend sah sie Mamoru an. „Mamoru! Was soll ich nur tun?“ Mamoru dachte einen Moment nach. „Liebe ist etwas, was man nur sehr schwer in Worte fassen kann. Sei einfach du selbst. Aber vor allem: denke nicht zu viel darüber nach. Du solltest es einfach auf dich zukommen lassen. Was geschehen soll, wird auch geschehen. Ob es dir letztendlich gefällt oder nicht!" Aufmunternd lächelte er sie an. Ami sah ihn zweifelnd an. Dann stellte sie ihm die Frage, die sie in letzter Zeit immer häufiger beschäftigte. „Wie fühlt sich Liebe eigentlich an, Mamoru?“ „Liebe…“ Man konnte deutlich sehen, dass er angestrengt über seine Antwort nachdachte. Doch schließlich schüttelte er nur bedauernd den Kopf und sagte: „Man kann Liebe nicht beschreiben. Jedes Wort, welches ich dir sagen könnte, würde der wahren Liebe nicht einmal annähernd nahe kommen. Nur wer sie selbst einmal erlebt hat, weiß wie sie sich wirklich anfühlt.“ Er sah sie an. „Wenn du Terra liebst, wirst du es erkennen.“ Quietschend hielt er vor einem großen Mietgebäude. „Was wenn ich das nicht kann?“, fragte Ami. „Du wirst es erkennen.“ Ami fühlte sich ein wenig besser. Es tat gut endlich einmal mit jemanden darüber geredet zu haben, der es nicht direkt in die Weltgeschichte hinausschreit. „Aber solltest du das Gefühl der Liebe nicht eigentlich kennen? Ich meine was ist mit...“ Zugegeben er traute sich nicht seinen Namen auszusprechen, doch Ami wusste trotzdem wen er meinte. „Ich bin nicht sicher ob das was ich damals spürte wirklich Liebe war.“, wich sie seiner Frage aus. Mamoru nickte, er ging nicht weiter darauf ein. Sie öffnete die Autotür. „Danke Mamoru. Es war nett, dass du mir zugehört hast. Und danke auch für das Fahren.“ Mamoru nickte ihr lächelnd zu. „Natürlich, Ami das tue ich doch gerne. Dann bis heute Abend ja?“ Ami nickte und schloss die Tür wieder. Langsam fuhr Mamoru davon. Voll neuer Zuversicht, trat Ami in die Eingangshalle des Gebäudes ein. In der Lobby angekommen schüttelte sie ihre Haare um das gröbste Wasser loszuwerden und sah sich suchend nach dem Fahrstuhl um. Sie fand ihn auch nahezu auf Anhieb und drückte den Aufwärtsknopf. Ratternd öffnete sich die Fahrstuhltür und Ami trat ein. Knarrend fuhr die Kabine an – nicht sehr vertrauen erweckend – und brachte Ami recht schnell in das oberste Stockwerk. Als sie aus der Kabine trat, gewahrte sie sowohl links, als auch rechts von ihr eine Menge Türen. Ohne großartig Zeit zu verlieren, machte Ami sich auf die Suche nach Terras Appartement. Natürlich war es – voll typisch - irgendwo ganz am Ende des Flures. Kurz vor der Tür blieb Ami noch einmal stehen und versuchte ihre Haare wieder zu richten. Allerdings gab sie es schnell auf. Ohne Spiegel wurden sie wohl doch nur noch zerzauster als sie es eh gerade schon waren. Sie klopfte. Einen Moment lang passierte nichts, doch dann erklang ein leises Klicken und die Tür öffnete sich. „Oh, hallo Ami. So früh hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht erwartet.“ Schnell beeilte Terra sich ihr Platz zu machen, damit sie eintreten konnte. „Ich hatte auch nicht vorgehabt, jetzt schon zu kommen.“, sagte Ami als sie im Flur stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Aber dann habe ich Makotos Einkaufsliste gesehen…“ „So viel?“, fragte Terra. Ami nickte. „Wenn man sich das durchliest, könnte man meinen, wir würden heute Abend eine ganze Fußballmannschaft zu Besuch bekommen.“ Wasser tropfte ihr von den Haaren auf den Boden, wo sich schon eine kleine Pfütze gesammelt hatte. Dies veranlasste Terra dazu, sich Ami jetzt erst gründlich anzusehen. „Du bist ja ganz nass, Ami. Hattest du etwa keinen Regenschirm dabei?“ Ami schüttelte den Kopf und bespritzte Terra versehentlich mit Wasser. „Oh verzeih, Terra. Das wollte ich nicht.“, entschuldigte Ami sich. Aber er lachte nur sein freundliches Lachen, welches sie an ihm so sehr mochte. „Ist schon in Ordnung Ami. Das macht nichts.“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie in das Wohnzimmer. „Was hast du vor Terra?“, fragte Ami verwirrt. Terra ließ ihre Hand los und machte sich an einem Wandschrank zu schaffen. Ein Stapel Handtücher kamen zum Vorschein. Er ergriff eines von ihnen und warf es Ami über den Kopf. „Hier! Trockne dir damit die Haare.“, sagte er. „Danke.“ Ami versuchte sich die Haare so trocken wie möglich zu rubbeln. „Wollen wir gleich aufbrechen?“, erklang ihre Stimme zwischen den Untiefen des Handtuches. Terra schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte er. „Wir werden noch eine Weile warten.“ Zwischen den Falten des Handtuches tauchte ein blaues Auge auf. „Musst du vorher noch etwas erledigen? Es tut mir Leid. Ich hätte dir wohl sagen müssen, dass ich jetzt schon komme.“ Ami nahm das Handtuch runter und stand nun mit strubbeligen Haaren vor ihm. Terra verkniff sich ein Lachen. „Nein nicht ganz. Eigentlich habe ich nichts vor. Aber so lasse ich dich ganz bestimmt nicht nach draußen.“ Zögernd sah Ami an sich herunter. „Gefalle ich dir so etwa nicht?“ Rosa Flecken traten auf Terras Wangen. „Doch, du siehst gut aus. Wenn man davon absieht, dass du so nass bist, wie ein begossener Pudel. Willst du dir etwa eine Erkältung holen? Nein, so gehe ich nicht mit dir raus in das kalte Wetter.“, sagte er rasch. „Daher schlage ich vor, vorher noch deine Sachen zu trocknen.“ Ami sah ihn fragend an. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich hier unbekleidet herumlaufen?“ Beinahe neckisch grinste Terra sie an. „Natürlich nicht. Ich gebe dir einfach solange ein paar Kleidungsstücke von mir. Der Wäschetrockner erledigt dann den Rest.“ Ami zögerte, wenn auch nur für einen Moment. Noch immer zitterte sie vor Kälte und die Vorstellungen aus diesen kalten Klamotten herauszukommen war sehr verlockend. „Einverstanden!“, sagte sie. Terra nickte sichtlich zufrieden. Mit dem Finger deutete er auf eine Tür rechts von Ami. „Dort ist das Badezimmer. Da kannst du dich aus…äh umziehen. Der Wäschetrockner befindet sich auch darin. Ich lege dir einfach etwas zum anziehen vor die Tür.“ Skeptisch sah Ami ihn an, es schien sie wartete noch auf etwas Bestimmtes. Terra lächelte sie an. „Keine Sorge. Ich werde weder durch das Schlüsselloch linsen, noch in diesem Zimmer sein, wenn du die Tür öffnest um die Kleidung zu holen.“ Prompt wurde Ami knallrot. Hatte er also doch ihre Gedanken erraten können. „Ich werde in der Küche auf dich warten. Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee?“, fragte Terra. Noch immer rot im Gesicht nickte Ami. Ein letztes Mal noch lächelte Terra sie aufmunternd an, dann ging er in die Küche. Kurze Zeit später – das Teewasser hatte gerade angefangen zu kochen – kam Ami zu ihm herein. Terra wandte sich um…und starrte sie an. Er konnte einfach nicht anders. Für ihn sah sie in diesem Moment einfach nur total süß aus, wie sie da mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in einer Trainingshose und dem vielleicht etwas zu großem, weißen Hemd vor ihm stand. Beinahe erwartungsvoll sah sie ihn an. „Du ähm…siehst nett aus…“ „Na toll. Wirklich klasse gemacht du Meisterpoet, dieses Kompliment wird sie auch bestimmt beeindrucken.“, höhnte eine innere Stimme. Fast schämte er sich schon für sich selbst, dass er nicht mehr zustande brachte. Herr Gott noch mal! Er hatte schon mehrere Schlachten gekämpft und auch mehr als einmal mit Leichtigkeit ohne zu zögern getötet. Trotzdem fehlte ihm in diesem kleinen Augenblick der Mut ein einfaches Kompliment auszusprechen. Warum brachte ihn dieses Mädchen nur dermaßen aus der Fassung? „Ja…hmm…danke!“, stammelte Ami. Auch sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Um den Moment irgendwie zu überbrücken, drehte Terra sich zu dem Wasserkocher um. „Welchen Tee hättest du denn gerne?“, fragte er über seine Schulter hinweg. Er konnte spüren wie Ami ihm immer näher kam. Fast schon fühlte er sie an seinem Rücken. Sein Herz fing erneut merkwürdig an zu pochen. Hastig öffnete er einen der vielen Schränke und nahm ein paar Schachteln mit Teeblättern heraus. „Welche Sorten hast du denn?“, fragte Ami ihn. „Also ich…“ Warum nur musste er jetzt anfangen zu stottern? Ihre körperliche Nähe schien jeden vernünftigen Gedanken aus seinem Kopf zu fegen. Sie stand jetzt direkt hinter ihm und linste über seine Schulter hinweg auf die Teeschachteln in seinen Händen. Ihr Gesicht kam dem seinen immer näher. Auf einmal hatte Ami das Bedürfnis sich einfach an ihn zu schmiegen und ihn zu umarmen. Sie wollte noch einmal dieses wunderbare Gefühl spüren von ihm umarmt zu werden… Das sie beide sich versprochen hatten, den Moment im Schwimmbad zu vergessen, war ihr jetzt irgendwie total gleichgültig. Doch bevor dieser Gedanke in ihrem Kopf so richtig Gestalt annehmen konnte, durchzuckte sie ein Bild von ihrem letzten Kampf…wie der fremde Mann in dem Umhang sie umarmte um sie zu schützen… Äußerst unvorsichtig und ziemlich hektisch griff sie an Terra vorbei wahllos nach einer Schachtel, wobei sie dessen Inhalt auf dem Boden verstreute. „Oh! Terra das tut mir schrecklich leid.“, sagte sie und bückte sich hastig um die Blätter wieder aufzuheben. Terra beeilte sich ihr dabei zu helfen. „Nicht doch. Das macht doch nichts!“, sprach er und griff nach dem letzten Blatt vor ihm…im selben Augenblick wie Ami. Kurz berührten sich ihre Hände. Für beide war es wie ein elektrischer Stoß durch ihre Körper und sie zogen die Hände schnell wieder zurück. Verlegen sahen sie sich an, doch dieses Mal war es Ami, die die Initiative ergriff. Bewusst tat sie so als wäre nichts geschehen, nahm das Blatt auf und reichte es Terra. „Ich denke wir haben jetzt alle.“, sagte sie lächelnd. Als sie sich erhob, konnte Terra kurz durch die Hemdöffnungen ihren Körper sehen. Hastig sah er weg und stand ebenfalls auf. „Ja. Es scheint wohl so.“, meinte er und packte die Blätter zurück in ihre Schachtel. Jetzt erst bemerkte er, dass das Wasser schon lange gekocht hatte und inzwischen schon wieder abgekühlt war. Er schaltete den Kocher noch einmal an und nahm zwei Tassen aus dem Schrank vor ihm. „Also? Welchen Tee hättest du gerne?“, fragte er Ami noch einmal. Ziemlich planlos sah sie auf die Schachteln hinab. Unter ihnen war auch Kirschtee, welchen Ami sehr mochte. Sie griff nach zwei Blättern und hielt sie Terra vor die Nase. „Diesen hier.“, sagte sie lächelnd. Terra nickte und nahm ihr die Blätter ab. „Du hast einen guten Geschmack. Diesen Tee trinke ich auch sehr gerne.“, meinte er, während er das Wasser in die Tassen goss. Jeder nahm sich seine Tasse und gemeinsam gingen sie in das Wohnzimmer. Noch immer herrschte draußen starker Regen und das Wasser trommelte pausenlos gegen die Fenster. Seufzend setzte sich Terra auf die Couch. Seine Verletzungen, die er in den letzten paar Minuten gar nicht mehr gespürt hatte, erinnerten ich nun wieder hartnäckig an ihre Existenz. Inzwischen hatten sie endlich angefangen zu heilen, taten aber immer noch sehr weh. Nun, zumindest war er nicht mehr so schwach vom Blutverlust. Dies war für ihn schon ein echter Fortschritt.

„Ist es noch sehr schlimm?“, fragte Ami plötzlich. Terra sah sie an. Anscheinend war es ihr nicht verborgen geblieben. Ami hatte direkt von Beginn an gesehen, dass Terra sich viel vorsichtiger als sonst bewegte, so als würde jede Bewegung ihm körperliche Qualen bereiten. „Inzwischen kaum noch.“, behauptete Terra. Er versuchte ein halbwegs beruhigendes Lächeln zustande zu kriegen, jedoch gelang es ihm nur schemenhaft. Tatsächlich war seine gut gemeinte Antworte eine glatte Lüge und Ami wusste das auch. Trotzdem wollte Terra es nicht vor ihr zugeben. Inzwischen musste er sich bereits selbst eingestehen, dass er etwas für sie empfand, daher wollte er auf keinen Fall, dass sie sich Sorgen machte. Ami schwieg beharrlich, sie wusste er würde es nie zugeben. Daher machte sie eine fröhliche Miene zum Bösen Spiel und trank bewusst schweigend ihren Tee.

Bis der Wäschetrockner seinen Durchlauf beendet hatte, führten Terra und Ami ein recht entspanntes Gespräch über Gott und die Welt. Ami nutzte die Gelegenheit um Terra schon einmal auf ihre Einkaufstour vorzubereiten und las ihm Makotos Liste vor. Mittlerweile kannte Terra sich in seiner Gegend ganz gut aus und ging im Geiste bereits die Läden durch, die sich dafür besuchen mussten. Ami beendete die Vorlesung und Terra lachte laut auf. „Wenn wir das alles kaufen, könnte Makoto eine kleine Armee ernähren.“ Auch Ami lachte. Doch sie sagte: „Täusche dich nur nicht Terra. Bunny und ChibiUsa können weitaus mehr verputzen, als man ihnen ansehen würde.“ Terras Lachen wandelte sich in eine besorgte Miene um. Den Hunger dieser beiden hatte er schon einmal aus der Ferne sehen können und nun fragte er sich tatsächlich, ob ihre Einkäufe reichen würden. „Sollen wir nicht doch von allem das doppelte Kaufen? Nur zur Sicherheit?“ Ami konnte es sich nicht mehr verkneifen und lachte laut los. Bald stimmte auch Terra ein und es dauerte eine Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Kurze Zeit später verkündete der Wäschetrockner das Ende seiner Arbeit. Ami verschwand im Bad und kam erst Minuten später wieder. Terra hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls umgezogen und stand mit einem großem Regenschirm bewaffnet im Zimmer. „Fertig?“, fragte er. Ami nickte und harkte sich bei ihm ein. Und gemeinsam schritten sie hinaus in den nassen Tag.

Spionage-Quartett

„Der Regen will und will einfach nicht aufhören.“, maulte ChibiUsa. Mit einem Regenschirm bewaffnet lief sie neben Bunny her und starrte missmutig auf den nassen Boden. „Stimmt. Kein Wunder also das Luna nicht mitkommen wollte.“, sagte Bunny. Als sie und ChibiUsa der Katze eröffnet hatten, sie würden zum Rei gehen, hatte Luna aus dem Fenster geguckt und beschlossen zu Hause zu bleiben. Zuerst hatten die beiden Mädchen sich darüber gewundert, da Luna normalerweise immer sehr gerne mitkam. Doch es dauerte keine halbe Stunde bis sie den Grund dafür wussten. Zu der Zeit fing es nämlich an zu regnen. „Manchmal habe ich das Gefühl, Katzen haben einen sechsten Sinn für so was.“, hatte Bunny gemeint und seufzend ihren Regenschirm aufgespannt. Leicht missmutig gingen sie durch die ungewöhnlich leeren Straßen. „Hauptsache bis heute Abend hört es wieder auf.“, sagte ChibiUsa plötzlich. Das ging ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf, denn wer wollte schon eine Party feiern, wenn gleichzeitig draußen der Himmel weinte. „Ach, ganz bestimmt.“, versuchte Bunny sie aufzumuntern. „Du weißt doch zu dieser Jahreszeit spielt das Wetter gerne manchmal ein wenig verrückt. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass es sich bis heute Abend noch ändert.“ Wie sehr sie sich doch täuschen sollte. Trotzdem schien ChibiUsa wieder etwas Zuversicht zu gewinnen und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ja du hast Recht Bunny. Ich mache mir nur einfach zu viele Gedanken. Aber ich will eigentlich dass heute alles perfekt ist. Immerhin ist es meine erste Party mit euch.“ Bunny setzte ein strenges Gesicht auf. „Lass dir das nicht zu Kopf steigen ChibiUsa. Das du bei den Erwachsenen mitfeiern darfst ist nur eine Ausnahme. Und lass heute gefälligst die Finger von Mamoru, das wird unser gemeinsamer Abend. Da funkst du mir nicht zwischen.“ ChibiUsa sah sie grinsend schief von der Seite an. „Erwachsen? Naja ich kenne da eine Person, auf die das ganz sicher nicht zutrifft.“ Die gewünschte Wirkung blieb nicht aus. Bunny plusterte sich beleidigt auf. „Wen meinst du denn damit bitte, du kleine Göre?“, fragte sie. ChibiUsa lachte laut auf und lief davon. „Verrat ich nicht!“, rief sie Bunny über die Schulter hinweg zu. „Hey bleib sofort stehen!“ Bunny nahm wild mit dem Regenschirm fuchtelnd die Verfolgung auf. „Na warte. Wenn ich dich in die Finger kriege!“ ChibiUsa streckt ihr die Zunge heraus und lief nur noch schneller. „Wir werden ja sehen, wer von uns beiden heute Abend Mamoru bekommt.“, rief sie scherzend. „Nichts da. Vergiss es. Wenn es sein muss schnappe dir doch Terra.“, keuchte Bunny. „Nein das kann ich doch nicht machen. Dann würde ich ihn ja Ami wegschnappen.“ kicherte ChibiUsa und lief um eine Ecke. Nur kurz nach ihr, folgte Bunny ChibiUsa und lief direkt in eben diese hinein. In einem Gewirr aus sich ineinander verhakenden Schirmen fielen sie zu Boden. „Au, pass doch auf Bunny!“, schimpfte ChibiUsa. „Das musst du gerade sagen. Warum bist du einfach stehen geblieben, wenn ich dich doch verfolge?“, fragte Bunny. Ächzend erhob sie sich und half auch ChibiUsa auf. Diese deutete mit dem Zeigefinger auf einen Punkt weit vor ihnen. „Wo wir gerade von Terra und Ami reden…sind sie das nicht?“ Fragend folgte Bunny ihrem Fingerzeig und erblickte zwei Personen, welche unter einem Regenschirm zusammengedrängt auf sie zukamen. Terra hielt mit der rechten Hand den Regenschirm schützend über sich und Ami. Anscheinend unterhielten sie sich. Noch hatten die beiden Bunny und ChibiUsa nicht entdeckt. Ami sah auf und sagte etwas zu Terra. Dummerweise waren sie noch zu weit entfernt und der Regen viel zu laut, als das Bunny und ChibiUsa die Worte verstehen konnten. Terra lächelte und antwortete ihr. Plötzlich lachte Ami. Terra sah sie an. In seinen Augen lag so viel Wärme wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatten. ChibiUsa hob den Arm und wollte ihnen zuwinken. Stattdessen keuchte sie auf als Bunny sie unvermittelt am Kragen packte und mit ihr zurück hinter die Ecke sprang. Japsend schnappte ChibiUsa nach Luft. „Was soll denn das Bunny?“ Bunny legte einen Finger auf die Lippen. „Schhh! Ich möchte wissen, ob zwischen den beiden etwas läuft.“ Vorsichtig linste sie um die Ecke. Die Neugier ging auch auf ChibiUsa über und auch sie schob ihr Gesicht vorsichtig um die Mauer. Ami und Terra kamen noch einen Moment lang auf sie zu, dann wandten sie sich plötzlich nach links und gingen in einen Supermarkt. Vorsichtig und dicht an die Wand gedrückt wie zwei Soldaten auf Erkundungsmission, huschten Bunny und ChibiUsa zu einem Fenster des Marktes und sahen hinein. Gerade noch sahen sie wie die anderen beiden in den Regalen verschwanden. Bunny und ChibiUsa sahen sich an und nickten einstimmig. Selbstverständlich würden sie ihnen hinterher spitzeln, denn sie waren beide wirklich sehr neugierig, was hier vor sich ging. Und so betraten sie den Markt und verschwanden ebenfalls in den Regalen. Es dauerte zum Glück nicht lange, bis sie Ami und Terra gefunden hatten. Die beiden standen vor einer Kühltruhe mit eingelegtem Fleisch und Fisch und schienen sich zu beraten. Ami hob die Hand vor den Mund, wie sie es immer tat wenn sie nachdachte. Dann nahm sie eine Packung mit Fleisch in die Hand und zeigte sie Terra. Dieser betrachtete die Packung kurz, nickte dann und tat sie in den Einkaufskorb. Leise schlichen Bunny und ChibiUsa näher ran, um die beiden besser verstehen zu können. „Bist du sicher, dass eine Packung reichen wird?“, fragte Terra Ami und sah nachdenklich auf das Fleisch hinab. Ami nickte. „Natürlich. Makoto kennt uns ja alle ganz gut und wenn sie der Meinung ist, dass das reicht dann wird es wohl so stimmen. Außerdem haben wir ja noch den Fisch.“ Nicht ganz überzeugt sah Terra sie an. „Mag ja sein, aber ich frage mich ob Makoto den Hunger von Bunny und ChibiUsa wirklich so richtig eingeschätzt hat. Wir haben ja selbst gesehen wie viel die beiden essen können.“ Nahezu gleichzeitig stieg den beiden Lauschenden die Röte ins Gesicht. Sie sahen sich an. „War das wirklich immer so offensichtlich?“, fragte Bunny leise. ChibiUsa zuckte die Achseln. Ami lachte. „Stimmt, aber das sind halt Bunny und ChibiUsa, wie wir sie kennen und lieben. Makoto hat schon öfters für uns alle gekocht und ich glaube sie weiß inzwischen ganz gut, was auf sie zukommt.“ Kichernd zog sie Terra weiter. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Amüsiert sah er noch einmal zurück zu den Regalen. Sein Blick blieb genau an der Stelle stehen, wo sich Bunny und ChibiUsa versteckten. Einen Moment lang verweilte er dort. Dann drehte Terra sich um und ließ sich von Ami in die nächste Abteilung ziehen. „Hast du das gesehen?“, fragte ChibiUsa. Bunny nickte. „Meinst du, er hat uns bemerkt?“, fragte diese. „Ich hoffe nicht, aber es sah fast so aus.“, flüsterte ChibiUsa. Vorsichtig schlichen sie weiter, den beiden hinterher. Ami und Terra standen an einem Stand für Obst und Gemüse, sie schienen darüber zu diskutieren ob sie zusätzlich noch ein paar Äpfel kaufen sollten. Bunny und ChibiUsa wollten sich gerade hinter einem Regal voller Milch verstecken, doch… es gab einen lauten Knall als Bunny gegen eine andere Person krachte, die ebenfalls hinter der Milch versteckt war. „Aua!“, rief Bunny. Bevor sie sich bei der Person beschweren konnte, wurde ihr eine Hand auf den Mund gedrückt und sie und ChibiUsa wurden hinter das Regal gezogen. Ami wandte sich um. „Nanu? War da nicht etwas?“, fragte sie verwundert. Bunny und ChibiUsa hielten die Luft an. Terra sah aus als könnte er sich ein Lachen nur schwer verkneifen. Was er jedoch so lustig fand, verriet er Ami nicht. „Das hast du dir bestimmt nur eingebildet.“, sagte er stattdessen, fasste sie am Arm und zog sie weiter. „Puh. Das war ganz schön knapp.“, stöhnte ChibiUsa. Sie sah auf um sich bei der Unbekannten Person zu bedanken. Ungläubig riss sie die Augen auf. „Makoto?“ Makoto nickte ihr zu und nahm endlich die Hand von Bunnys Mund. „Makoto? Was... Was machst du denn hier?“ Ein leises Stöhnen erklang und jetzt erst fiel den beiden eine zweite Person auf, welche neben Bunny stand und sich den Kopf rieb. „Mann oh Mann, du hast einen ziemlichen Dickschädel Bunny.“, maulte sie. „Du bist auch hier Minako?“, fragte Bunny erstaunt. „Was tut ihr hier?“ „Das gleiche wie ihr, vermute ich mal.“, antwortete Makoto. „Wir haben Ami und Terra zusammen in den Markt gehen sehen. Da dachten wir uns, dass schauen wir uns mal an.“ Minako ließ ein Kichern vernehmen. „Ich sagte doch, zwischen den beiden läuft etwas.“ Sie setzte einen Blick auf, den Makoto nur zu genau kannte. Dieser Blick hatte ihnen bisher immer nur Ärger eingehandelt. Mit einer raschen Bewegung schnappte Minako sich Bunny und zog sie von den anderen beiden Weg. Wie zwei Verschwörer gingen sie in die Hocke, drehten Makoto und ChibiUsa den Rücken zu und begannen zu tratschen. „Was meinst du Bunny? Wir als Kriegerinnen der Liebe müssen den beiden doch ein wenig unter die Arme greifen, findest du nicht?“, fragte sie. Bunny setzte ein ziemlich schelmisches Grinsen auf. „Du meinst wir sollen dafür sorgen, dass sie ein Paar werden? Keine schlechte Idee. Es wird Zeit das unsere liebe Ami mal ein bisschen Spaß hat. Immer nur zu lernen bekommt ihr nicht.“, flüsterte sie. „Also wie wollen wir das anstellen? Wir müssen uns was richtig Gutes überlegen, damit es auch wirklich klappt und…“ Zum Schluss sprach Minako so leise, dass Makoto und ChibiUsa sie nicht mehr verstehen konnten. Beide sahen sich argwöhnisch an. Das konnte ja noch heiter werden. Kurz entschlossen schritt Makoto auf Bunny und Minako zu und gab beiden einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Schlagt euch das mal wieder ganz schnell aus dem Kopf ihr beiden, bevor ich das für euch tue.“ Beleidigt sahen Bunny und Minako sie an. „Was denn? Willst du etwa nicht, dass Ami auch mal einen Freund bekommt? Sie ist von uns die einzige die noch keinen hatte.“ Bunny schnappte sich ein Taschentuch und spielte die Trauernde. „Soll unsere arme Ami etwa nie in den Genuss der wahren Liebe kommen?“ Unglaublich! Sie schaffte es sogar, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Übertrieben rührselig schnäuzte sie in ihr Taschentuch. ChibiUsa schüttelte den Kopf. Eins war definitiv klar: die beiden steigerten sich wieder mal in etwas hinein. Und das konnte alles andere als Gut enden. Inzwischen war Minako auch in die Trauer-Szene eingestiegen. Auch sie hatte ein Taschentuch gezückt und es geschafft Tränen zu erzeugen. „Du bist so gemein Makoto. Nur weil du Ami gerne für dich alleine hättest, kannst du ihr die Liebe zu einem Jungen doch nicht verwehren.“ Makoto wurde knallrot und schnappte sich Minako. Sie im Würgegriff haltend, rief sie: „Ich will Ami überhaupt nicht für mich behalten. Was fällt dir ein Minako? Ich will doch auch, dass sie endlich jemanden findet den sie liebt.“ Irgendwie schaffte Minako es ihrem Griff zu entkommen und starrte sie mit Knopfaugen an. „Heißt das du hilfst uns?“ Minako rückte ihr immer näher auf die Pelle und machte wieder einen auf Trauer. Auch Bunny gesellte sich dazu und bestürmte Makoto. Diese versuchte sie mit erhobenen Händen fernzuhalten. „Jetzt wartet doch mal. Wir können uns da doch nicht einfach einmischen. Vielleicht ist da ja gar nichts.“ „Ganz genau.“, mischte sich auf einmal ChibiUsa ein. „Ihr seid beide gemein. Vielleicht will Ami ja gar nichts von ihm und sie verstehen sich einfach so ganz gut. Ihr macht schon wieder aus einen Maulwurfshügel einen Berg.“ Vollkommen nervtötend kam Minako mit erhobenem Zeigefinger ganz nah an ChibiUsas Gesicht. „Ah, aber genau das wollen wir ja gerade herausfinden. Oder willst du mir etwa sagen, ihr beiden seid zufällig zur selben Zeit wie Ami und Terra in den Laden gekommen, weil ihr etwas einkaufen wolltet?“ ChibiUsa wurde rot. „Also …nein eigentlich nicht… wir…“, stammelte sie. „Aha!“, rief Minako. „Ihr dachtet doch auch die ganze Zeit, dass da etwas laufen könnte.“ Grinsend sah sie Makoto an. „Ja gut, irgendwie schon.“. gestand diese. „Siehst du? Ich finde es ist unsere Pflicht, ihr als ihre Freunde zu helfen.“, setzte Bunny ein. Seufzend gab Makoto auf. Sie wusste sowieso, dass sie diese beiden jetzt nicht mehr davon abhalten konnte. „Also gut. Meinetwegen.“, sagte sie. Minako und Bunny vollführten einen kleinen Freudentanz. Dann ließen sie von einander ab und Minako schob Makoto vor sich her, in Richtung des ´Liebespärchens´. ChibiUsa trottete schlimmes ahnend hinter Bunny her. Terra und Ami hatten ihre Einkäufe inzwischen größtenteils erledigt. Das größte Problem stellten letztendlich nur noch die Getränke dar. Ratlos standen die beiden vor den ganzen Flaschen. Beide waren mit den gesamten anderen Einkäufen so zugepackt, dass niemand mehr auch nur eine Hand frei hatte. Bunny, ChibiUsa, Minako und Makoto beobachteten sie von einem Berg Dosen aus. „Sollen wir den beiden nicht helfen?“, fragte ChibiUsa etwas kleinlaut. Die Antwort kam genauso wie sie sie erwartet hatte. „Nein, das können wir nicht. Sonst verraten wir uns doch.“, schimpfte Bunny leise.

Ami sah Terra an. „Sollen wir einfach später wieder kommen? Wir können sie ja doch nicht mitnehmen.“ Terra schien kurz nachzudenken. Plötzlich schien ihm eine Idee gekommen zu sein und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ach, ich denke das kriegen wir wohl noch hin. Lass uns erst mal den ganzen Rest bezahlen gehen.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Kasse, während Ami versuchte ihm zu entlocken, was er denn für eine Idee gehabt hätte. Der Rest der inoffiziellen Truppe nahm sofort die Verfolgung auf. Gut versteckt beobachteten sie, wie Ami und Terra sich bei den Kassen anstellten. Direkt vor ihnen wartete eine Mutter mit ihrem quengelndem Sohn. Dieser versuchte sich ständig eine Banane zu schnappen, was die Mutter nicht so gut fand, da sie noch nicht bezahlt waren. Der Junge fing so laut an zu schreien und zu schimpfen, dass Bunny und Co. nichts mehr von den Gesprächen hören konnten. Stattdessen schien Minako die Zeit nutzen zu wollen, um eine Art Schlachtplan auszuarbeiten. „Hat schon jemand eine Idee, wie wir die beiden einander näher bringen können?“, fragte sie verschwörerisch. Makoto und ChibiUsa schwiegen beharrlich. Zwar hatten sie zugestimmt mitzukommen, aber sie würden nicht aktiv an der Sache teilhaben. Bunny hingegen war mit Feuer und Flamme dabei. „Wir müssen es irgendwie schaffen, dass die beiden alleine an einem romantischen Ort sind.“ „Ja genau. Aber das Wetter lädt nicht gerade für romantische Plätze ein.“, überlegte Minako. Bunny dachte einen Moment nach. „Hat nicht irgendwo in der Nähe ein neues Café eröffnet? Vielleicht können wir sie ja irgendwie dahin locken. Das wäre schon mal ein Anfang. Den Rest überlegen wir uns wenn es soweit ist.“ ChibiUsa tippte ihr auf die Schulter und reichte ihr eine Blatt Papier. „Meinst du vielleicht dieses hier?“ Auf dem Zettel wurde für das neue Café, welches Bunny meinte, Werbung gemacht. Ein Café extra gegründet nur für Jugendliche. Perfekt! „Wo hast du das her, ChibiUsa?“, fragte Makoto sie erstaunt. ChibiUsa grinste. „Direkt neben dem Eingang war ein kleiner Stand, auf dem diese Zettel lagen. Er fiel kaum auf, denn er hatte dummerweise genau dieselbe Farbe wie die Wand hinter ihm. Beim Vorbeilaufen ist mir ein Zettel vor die Füße gefallen. Ich habe ihn einfach schnell aufgehoben und bin weitergelaufen. Danach habe ich nur kurz einen Blick drauf geworfen.“ Minako wuschelte ihr über den Kopf. „Gut gemacht, ChibiUsa. Aber wie bekommen wir ihnen das untergejubelt?“, fragte sie in die Runde. Bunny schien bereits eine Idee zu haben. „Wir lassen ihnen auch einfach einen der Zettel vor die Füße fallen, so wie bei ChibiUsa. Am besten so, dass sie es auf alle Fälle bemerken.“ Minako grübelte darüber nach, während die anderen beiden sich immer noch beharrlich aus der Sache heraushielten. Der Plan war zwar sehr dem Zufall überlassen, aber vielleicht klappte das ja. Inzwischen hatten Terra und Ami die Kasse erreicht. Die Frau mit ihrem Sohn machte sich gerade auf den Weg zum Ausgang. Lachend riss der Junge eine Banane von der Staude, entfernte die Schale und schmiss sie achtlos zu Boden. Niemand hatte es bemerkt. „In Ordnung Bunny. Wir machen es so. Aber du wirst das erledigen, immerhin war es deine Idee.“, grinste Minako. „Wie gemein. Immer ich.“, maulte Bunny. ChibiUsa und Makoto sahen sich an. Ausgerechnet Bunny der Tollpatsch? Das konnte doch niemals gut gehen.

Bunny nutzte die Gelegenheit, als Ami und Terra mit der Kassiererin beschäftigt waren und flitzte durch die zweite Kasse in Richtung Ausgang. Dummerweise übersah sie die Bananenschale auf dem Boden und rutschte mit ziemlich viel Lärm in den Werbe-Stand. Überall flogen Blätter durch die Luft und Bunny lag mitten unter ihnen auf dem Boden. „Au, au, aua!“, rief sie und setzte sich mit einer Hand auf dem Kopf auf. Ein Schatten baute sich über ihr auf. „Bunny?!“ Die Angesprochene wandte den Kopf und blickte direkt in das Gesicht von Ami. Diese hatte sich hin gehockt und wollte gerade anfangen die Blätter wieder aufzusammeln, als sie erkannt hatte, wer denn da eigentlich vor ihr saß. Überrascht sah sie Bunny an. Bunny erwiderte kurz ihren Blick, dann wanderten ihre Augen an Ami vorbei zu Terra. Dieser stand noch immer an der Kasse und beruhigte die Kassiererin. Es sei alles in Ordnung sagte er zu ihr, mit einem belustigten Glitzern in den Augen. Ami half Bunny aufzustehen. „Was machst du denn hier, Bunny?“, fragte sie und bückte sich sofort wieder um die herumfliegenden Blätter aufzusammeln. „Tja…also ich…äh…weißt du…also das ist so, ich…“, stammelte Bunny vor sich hin. Mit dieser Situation war sie hoffnungslos überfordert, was man leicht an ihrem rot angelaufenen Kopf erkennen konnte. Terra gesellte sich zu ihnen, drückte Bunny die Einkaufstüten in die Arme und stellte den Stand wieder auf. Die Schmerzen die er dabei verspürte, ließ er sich nicht anmerken. Ami legte die Zettel fein säuberlich geordnet zurück und nahm Bunny die eine Hälfte der Tüten wieder ab. Kurz darauf nahm Terra die andere Hälfte. Immer noch sah Ami Bunny fragend an. „Alles in Ordnung mit dir Bunny?“ „Ja…also…danke, ähm…“, startete Bunny einen erneuten Anlauf eine gute Ausrede für ihr plötzliches Auftauchen zu finden. Es gelang ihr nicht. Ihr Blick fiel wieder auf Terra und plötzlich erkannte sie, dass er die ganze Zeit über Bescheid gewusst hatte. Ihm schien es schwer ein Lachen zu unterdrücken und in seinen Augen lag keineswegs Überraschung wie bei Ami, sondern eher eine Art Bestätigung. Lächelnd sah er sie an. „Wenn du sie nicht rufst, tue ich es.“, sagte er. Amis fragender Blick fiel nun von Bunny auf Terra. Bunnys Gesicht lief, sofern das möglich war, noch röter an. Langsam hob sie die Hand und winkte in die Richtung von Minako, Makoto und ChibiUsa. Wie drei ertappte Kinder, wobei es ja auf eine der drei definitiv zutraf, kamen sie hinter ihrem Versteck hervor. „Makoto? Minako? ChibiUsa?“ Ami war jetzt vollkommen verwirrt. „Was genau ist hier eigentlich los? Warum habt ihr euch versteckt?“ Sofort begannen sie alle drei auf einmal ihre Unschuld zu beteuern, dass sie sich ja gar nicht versteckt hätten, sondern nur etwas gesucht hatten und natürlich waren sie alle vier nur rein zufällig in der Gegend gewesen. „Ich glaube…“, begann Terra und unterbrach damit den Redefluss. „…jetzt haben wir genug freie Arme zur Verfügung um auch noch die Getränke mitzunehmen. Meint ihr nicht?“ Reihum lächelte er die anderen viel sagend an. Das Spionage-Quartett nickte beschämt mit dem Kopf und machte sich auf, um die noch fehlenden Getränke zu holen. Ami und Terra blieben alleine zurück und warteten auf sie. „Terra?“ „Hm?“ Terra sah Ami an. „Wusstest du die ganze Zeit, dass sie hier sind?“, fragte sie leise. Sein Blick wanderte zurück zu den anderen, welche sich gerade an der Kasse anstellten um zu bezahlen. Er lächelte. „Vielleicht.“, sagte er. Doch als Ami ihm in die Augen blickte, konnte sie genau erkennen, dass es so war. Woher nur hatte er es gewusst? Ein weiterer Punkt auf ihrer Liste der ungeklärten Fragen über Terra. Mit jedem Tag schien sie immer länger zu werden. Doch wie so oft in den letzten Tagen schob sie ihre Gedanken ganz hinten in ihr Gedächtnis. Sie wollte einfach nicht darüber nachdenken, denn sie hatte Angst vor dem, was mit ihren Gedanken und Befürchtungen vielleicht verbunden war. Zudem war sie im Moment viel zu glücklich um sich Sorgen machen zu wollen. „Du darfst ihnen das nicht böse nehmen, Terra. Sie waren schon immer etwas…übereifrig…was manche Dinge angeht.“, sagte sie. Denn allmählich dämmerte es ihr, was dies alles zu bedeuten hatte. Terra seufzte. „Ja, ich weiß.“ Doch plötzlich lächelte er wieder. „Aber ich glaube, wenn es anders wäre, wäre es vermutlich auch ein wenig langweilig. Eines kann ich mit Sicherheit sagen, bei euch kommt nie Langeweile auf.“ Auch Ami musste unwillkürlich lächeln. „Ja. Da hast du Recht.“ „Wenn du nur wüsstest wie aufregend unser Leben wirklich ist.“, dachte sie im Stillen. Gemeinsam sahen sie den anderen entgegen, die sich gerade zu streiten schienen. „Ja, Bunny. Ich glaube DAS haben sie auf jeden Fall bemerkt…“, sagte Makoto.

Vorbereitungen

Terra stand auf seinem Balkon und sah hoch in den Himmel. Noch immer regnete es und die Wolken verdunkelten die Welt zusehends. Nicht mehr lange und es würde in Tokio so dunkel wie zur Nacht sein. Dabei war es noch nicht einmal ganz vier Uhr nachmittags. Um nicht nass zu werden hatte er einen Sonnenschirm aufgestellt und ihn am Boden festgeschraubt, damit er nicht wegwehen konnte. Natürlich war das nicht gerade im Sinne des Erfinders aber was soll´s. Dem Erfinder selbst war es sicherlich egal wofür man seine Sonnenschirme nutzte, solange er nur sein Geld dafür bekam. Das Problem war nur, dass der Stoff inzwischen selbst so durchnässt war, dass er an manchen Stellen schon anfing zu tropfen. Terra seufzte tief. Diesem Wetter war einfach kein Kraut gewachsen. Rasch ging er zurück in seine Wohnung, denn inzwischen wurde ihm doch ein wenig kalt. Er durchschritt die Tür und schloss sie. Danach wanderte sein Blick wie so oft in letzter Zeit durch sein Wohnzimmer. Noch immer war es für ihn ein ziemlich ungewohnter Anblick und ein noch ungewohnteres Gefühl. Das Gefühl zu Hause zu sein… hatte er es jemals vorher schon einmal gespürt? Wer wusste das schon? Terra jedenfalls nicht. Seine Erinnerungen an seine Vergangenheit waren noch immer zu lückenhaft. Also wusste er nicht, ob er jemals einen Ort sein zu Hause hatte nennen können. Doch hier war er zu Hause, hier war er sicher. Und beinahe wünschte er sich er müsse diese Welt nie wieder verlassen. Aber er wusste genau, es würde nicht funktionieren. Sein Kampf war noch lange nicht zu Ende und um ihn endgültig beenden zu können…musste er irgendwann weiter ziehen. Irgendwann wenn seine Aufgabe hier in Tokio erfüllt war, musste er diese Stadt verlassen. Jedoch…vielleicht blieb ihm noch ein wenig Zeit.

Terra setzte sich auf sein Sofa und zog einen Block Papier und einen Stift zu sich. Er fing an seine Gedanken aufzuschreiben, alles was er bisher erlebt und herausgefunden hatte. Leider war die Liste nicht so lang wie er es sich wünschen würde. Auf ihr stand:

Eine Organisation, welche die Herzlosen und Niemande befehligt…sie erschaffen neue Arten von Herzlosen, viel intelligenter und gefährlicher als die ursprünglichen Kreaturen…meine Vergangenheit scheint mit der Organisation verbunden zu sein…ein Mann (der doch nicht wie zuerst gehofft mein Vater war) hat mich als kleines Kind vor der Organisation gerettet…warum?...war er ein Mitglied?...er verwandelte sich in einen Herzlosen…was passierte dann bis zum meinem Erwachen?...bin ich wieder in die Organisation eingestiegen?...meine Dämonischen Kräfte…die Macht der Schlüsselschwerter …Greyrox…ein alter Freund von mir, wie er behauptet…warum habe ich die Organisation wieder verlassen?...Welches Ziel verfolgt die Organisation?...Wer bin Ich????...

Wie er feststellen musste, waren es mehr Fragen als er Antworten gefunden hatte. Frustriert warf er den Stift zurück auf den Tisch. Es war einfach zum verrückt werden, jedes einzelne seiner Abenteuer hatte ihm immer mehr Fragen aufgeworfen. In der Welt des Biestes hatte er seinen vermeintlichen Vater und Greyrox kennen gelernt, in Agrabah erlangte er seine Dämonischen Kräfte und besiegte Eraix, anschließend in Hollow Bastion war er durch die Zeit gereist und hatte ein weiteres Mitglied der Organisation besiegt, doch nichts davon hatte ihm irgendwie weiter geholfen. Mit verschränkten Armen saß er da und dachte nach. Aber so viel er auch nachdachte, nichts brachte ihn weiter. Terra nahm das Blatt Papier, faltete es zusammen und legte es unter das Tischtuch. Nachdenklich sah er auf die Uhr. Noch hatte er ein bisschen Zeit bis die anderen bei ihm aufkreuzen wollten. Ächzend erhob er sich wieder und streckte sich vorsichtig. Wie von ihm erwartet durchzuckte seinen Körper der altbekannte Schmerz. Jedoch war er schon wesentlich schwächer geworden, ein deutliches Zeichen dafür, dass die Verletzungen anfingen zu heilen. Im Stillen bedankte er sich bei Dante dafür, dass die Vereinigung mit ihm Terras Selbstheilungskräfte verstärkt hatten. Wunden die normalerweise Wochen oder Monate gebraucht hätten, heilten jetzt in wenigen Tagen. Terra hob seinen Arm und ließ sein schwarzes Schlüsselschwert erscheinen. Vorsichtig schlug er damit wahllos in die Luft. Als der Schmerz ausblieb versuchte er es erneut, ein wenig stärker. Dieses Mal blieb der Schmerz nicht aus und Terra biss die Zähne zusammen um ein Stöhnen zu unterdrücken. Nachdem er verklungen war verwandelte Terra sein Schwert in den Bogen. Vorsichtig spannte er die Sehne, so weit er konnte. Zum Schluss verwandelte er das Schwert noch in die Wurfmesser und warf sie auf eine von ihm selbst gebaute Zielscheibe an der Wand. Ein dumpfer Laut ertönte, als sie in das Holz einschlugen. Zufrieden ließ Terra seine Waffe wieder verschwinden und schloss die Zielscheibe in einem Schrank ein. Zwar war er noch nicht vollständig wieder bei Kräften, doch sein allgemeiner Zustand war schon wesentlicher besser. Trotzdem konnte er wirklich nur hoffen, dass nicht gerade jetzt sich eine Horde Herzloser überlegte Tokio zu ihrer neuen Spielwiese zu machen. Ein lauter Glockenton riss Terra aus seinen Gedanken. Verwirrt sah er auf die Uhr. Es war doch noch viel zu früh, wer konnte das nur sein? Ein zweites Mal läutete es und Terra beeilte sich die Tür zu öffnen. „Hallo Terra.“, lächelte ihm Mamoru entgegen. „Mamoru!“, sagte Terra überrascht. Schnell beeilte er sich seinem Freund Platz zu machen. „Bitte. Komm doch herein.“ „Danke.“ Mamoru trat ein und zog sich seine Jacke aus, während Terra die Tür wieder schloss. „Du bist ein wenig früh, Mamoru.“, meinte Terra und reichte Mamoru ein Handtuch. In weiser Voraussicht hatte er bereits einen Stapel direkt neben der Tür platziert. Dankbar nahm Mamoru es entgegen und rubbelte sich seine Haare und sein Gesicht trocken. „Ja, ich weiß.“, erklang es aus einem Gewirr schwarzen Haares und weißem Stoff hervor. „Aber ich kam gerade erst aus der Universität zurück und es lohnte sich nicht wirklich noch vorher nach Hause zu fahren. Da dachte ich, es schadet bestimmt nicht ein wenig früher da zu sein.“ Aus dem Gewirr linste ein Auge durch. „Oder störe ich dich?“ Terra schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich war nur etwas überrascht. Ich hatte einfach noch mit niemanden gerechnet. Die anderen wollten ja erst in einer Stunde da sein.“ Er geleitete Mamoru in die Küche und drückte ihn sanft in einen Stuhl. „Das dachte ich mir schon.“ Zufrieden legte Mamoru sich das Handtuch über die Schultern. Jetzt erst betrachtete Terra ihn genauer. Zur Party hatte er seinen schwarzen Pullover abgelegt und es durch ein rosafarbenes Hemd ersetzt, welches Bunny ganz besonders mochte. Dazu trug er eine beigefarbene Jeans. Das stand ihm wirklich gut, es war mal was anderes als sein normaler Anzug. „Möchtest du vielleicht etwas Warmes trinken? Kakao? Kaffee? Tee?“, fragte Terra ihn und machte sich bereits an einem Schrank mit Tassen zu schaffen. Mamoru beobachtete ihn genau. Nur wenig an Terras Bewegungen ließ erkennen, dass sein Körper angeschlagen war. Also ging es ihm entweder schon viel besser, oder er zeigte seine Schmerzen nicht offen. Mamoru hatte von Ami gehört, wie schwer die Verletzungen waren und glaubte nicht, dass sie so schnell heilen konnten. Daher tippte er einfach mal auf letzteres. „Lass gut sein. Ich mach das schon.“, sagte Mamoru schnell und eilte zu Terra. Ohne auf seine Proteste zu achten, setzte Mamoru etwas Wasser auf um für sich einen Kaffee und für Terra einen Tee zu kochen. Kurze Zeit später saßen sie zusammen am Küchentisch und schlürften zufrieden an ihren Getränken. „Wie geht es dir so Terra? Ich habe von Ami erfahren, was passiert ist. Ist alles wieder in Ordnung?“ Fragend sah Terra von seiner Tasse auf. Hatte Ami ihm etwa von der Szene im Schwimmbad erzählt? Oder meinte Mamoru einfach nur die Verletzungen? Würde Ami es überhaupt jemanden erzählen? Da er nicht wusste was genau Mamoru meinte, verlegte er sich auf die Ausweich-Taktik. „Mir geht es schon besser als vorher.“, sagte er. Damit schloss er eine direkte Definition des Problems aus. So konnte Mamoru sich seinen eigenen Reim daraus machen. „Das ist gut.“, sagte er und nippte lächelnd an seinem Kaffee. „Es wäre auch zu Schade gewesen, wenn durch so etwas die Party hätte verschoben werden müssen. Immerhin haben sich die anderen die ganze Woche darauf gefreut.“ Terra lachte. „Nicht nur die anderen glaube ich. Oder hast du dich etwa nicht darauf gefreut?“ Mamoru hüstelte und nahm lieber noch einen Schluck Kaffee anstatt zu antworten. Danach unterhielten sie sich über dieses und jenes, was so in der Woche vorgefallen war. Mamoru erklärte ihm sein neues Wissenschaftsprojekt und Terra erzählte ihm von seiner Arbeit. Unazuki war zwar nicht sonderlich begeistert davon, dass Terra eine Zeit lang ausfiel und seine Kolleginnen waren über alle Maße enttäuscht ihn nicht zu sehen. Aber sie alle waren vernünftig genug um einzusehen, dass er dringend Ruhe brauchte. Im Gegenzug hatte Terra ihnen versprochen die verlorene Zeit nachzuarbeiten. Das hatte vor allem bei seinen Kolleginnen für Begeisterung gesorgt, da er mindestens zwei Wochen lang öfters zur Arbeit kommen musste.

Terra wollte gerade das Gespräch ein bisschen mehr auf Mamoru Vergangenheit lenken, als es erneut an der Tür klingelte. Beide sahen sie zur Uhr. Ohne dass sie es bemerkt hatten, war die Zeit stetig vorangeschritten, sodass es allmählich so weit war mit den Vorbereitungen zu beginnen. Und anscheinend war auch schon der erste Gast eingetroffen. Dieses Mal war es Mamoru der die Tür öffnete, während Terra die Tassen in das Spülbecken stellte. „Oh, hallo Ami…Nein du bist die erste.“, vernahm Terra aus dem Flur die Stimme von Mamoru. Bei der Erwähnung von Amis Namen schlug Terras Herz unwillkürlich schneller. Aus einem unerklärlichen Grund ließ er die Tasse fallen, die er in seiner Hand gehalten hatte. Schellend zerbrach sie auf den Boden. Schnell hockte Terra sich hin und las die Scherben auf. „Ist alles in Ordnung Terra?“, fragte Mamoru der in der Küche gestürzt kam. „Ja klar, alles ok. Mir ist nur die Tasse aus der Hand gefallen.“, versicherte Terra ihm. Dann sah er auf. Dicht hinter Mamoru stand Ami und blickte besorgt zu Terra hinab. Sie sah einfach umwerfend aus. Heute Abend trug sie ein langes azurblaues Kleid mit einem hellblauen, leicht hängenden Kragen. An dem Kragen hing eine rote Rose. Ihr Kleid passte von der Farbe her perfekt zu ihren blauen Haaren. Terra wusste das er absolut dämlich aussah, so wie er da mit unzähligen Scherben in der Hand auf dem Boden hockte und sie anstarrte. Aber er konnte nichts dafür. So wie jetzt hatte er Ami noch nie gesehen und er musste sich eingestehen, dass das was er sah ihm sehr gefiel. „Ist wirklich alles in Ordnung Terra?“, fragte Mamoru erneut. In seinem Blick lag etwas Wissendes, was Terra die Röte ins Gesicht trieb. Hastig stand er auf. „Ja, natürlich. Hallo Ami.“, sagte er und warf schnell die Scherben weg. „Hallo Terra.“, antwortete sie. Terra wollte gerade etwas Weiteres sagen, als sie mit ihrer Hand auf seine Seite zeigte. „Deine Verletzung ist wieder aufgebrochen.“, sagte sie. Stirn runzelnd sah Terra an sich hinab. Tatsächlich! An seiner Seite runter verlief ein dunkelrotes Blutrinnsal, welches anfing sein weißes Hemd immer mehr und mehr zu verfärben. „Oh… ja.“, war Terras einziger einfallsreiche Kommentar dazu. Ami sah ihn noch einen Moment durchdringend an, dann seufzte sie und packte Terra am Arm. „Komm mit. Wir verbinden das eben neu. Mamoru kannst du die anderen in Empfang nehmen? Sie sollten gleich da sein.“, rief sie noch einmal zurück während sie Terra bereits unerbittlich in Richtung Badezimmer zog. „Alles klar. Mach ich Ami.“, rief Mamoru zurück, doch er bezweifelte das sie es noch gehört hatte. Laut fiel die Badezimmertür ins Schloss. Mamoru konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Keine Sorge Terra. Unsere Ami will Ärztin werden. Bei ihr bist du in guten Händen.“, flüsterte er mehr zu sich selbst.

Ami hatte Terra ohne viel Federlesen auf den Rand der Badewanne gesetzt. Nun fing sie an langsam sein Hemd aufzuknöpfen. Terra lies es geschehen. Stumm beobachtete er sie, jeden ihrer Gesichtszüge…ihre Augen. „Du ähm…siehst hübsch aus.“, murmelte er plötzlich. Ami lächelte ihn an. „Danke!“, sagte sie. Als sie es geschafft hatte alle Knöpfe zu öffnen, streifte sie das Hemd vorsichtig von Terras Oberkörper. Dabei strich ihre Hand sanft über Terras Nacken. Ein kleiner Schauer breitete sich in Terras Körper aus, als er es spürte. „Tut mir Leid.“, entschuldigte Ami sich, die Reaktion missverstehend. „Meine Hände sind bestimmt kalt.“ Hastig schüttelte Terra den Kopf. „Nein, nein. Sind sie nicht.“ Nachdem das Hemd entfernt war, hockte Ami sich vor Terra um seinen Verband zu lösen. Ihr Blick fiel auf die Kette, welche auf seinem Brustkorb ruhte. Ihr fiel auf, dass sie sie schon einmal gesehen hatte, beim Schularzt. Besonders auffällig war die Form des Anhängers. Es war ein Dämonenkopf mit aufgerissenem Maul. Irgendwie hatte er gewisse Ähnlichkeiten mit dem Tattoo. Innerlich gab sie sich einen Ruck. Einfach nicht darüber nachdenken! Vorsichtig löste Ami den Verband. Der letzte Streifen fiel gerade zu Boden, als es zum dritten Male an der Tür läutete. Kurz darauf vernahmen sie wieder die Stimme von Mamoru. Wen genau er aber eigentlich begrüßte, konnten sie nicht hören. Bevor sie Terras Verletzungen neu verband, warf sie noch schnell einen Blick drüber. Glücklicherweise war es nur ein kleiner Streifen, der wieder aufgebrochen war. Also nichts was noch irgendwie gefährlich werden konnte. Tatsächlich schien der ganze Rest der Verletzung bestens zu heilen. Ami wunderte sich nicht zum ersten Mal in den letzten zwei Tagen, dass Terras Zustand sich in so kurzer Zeit verbessern konnte. Einen normalen Menschen hätte dies sicherlich Wochenlang an ein Krankenhausbett gefesselt. Behutsam legte Ami einen neuen Verband an und schmiss den alten in einen Eimer. „So fertig.“ Probehalber stand Terra auf und reckte sich ein bisschen. Der Verband war weder zu fest noch zu schlaff gebunden und hielt trotzdem den Blutstrom zurück. Perfekt gelöst! „Das hast du wirklich gut gemacht. Du wolltest ja Ärztin werden richtig?“, fragte Terra. Begeistert nickte Ami. „Ja, das ist mein Traum. Ich will genauso eine Ärztin werden wie meine Mutter.“ Lächelnd schnappte Terra sich das Hemd vom Boden. „Ich bin überzeugt, du wirst eine gute Ärztin werden. Nicht einmal der Schularzt konnte mir den Verband so gut anlegen wie du.“ Amis Gesicht lief rot an, wie immer wenn sie ein unerwartetes Kompliment bekam. Trotzdem strahlte sie glücklich. Und dann sagte keiner von beiden mehr ein Wort, sahen sich nur an. Plötzlich fühlten sie sich beide etwas unbehaglich, so nahe beieinander zu stehen, auf so dichtem Raum. Während Ami sich um Terras Wunde sorgte, hatte sie keinen einzigen Gedanken an etwas anderes zugelassen, sondern hatte versucht ihren inneren Aufruhr zu unterdrücken. Doch jetzt wo die Sorge aus der Welt geschafft war, dachte sie wieder nur an ihn. Wie könnte sie auch nicht, er stand ja direkt vor ihr. Warum schaffte sie es einfach nicht etwas zu sagen? In Terra ging ähnliches vor, gerade noch hatte er etwas gehabt, worüber er hatte reden können, ja sich sogar ablenken konnte. Er hatte Ami versprochen, dass sich so etwas wie im Schwimmbad nicht wiederholen würde. Aber es fiel ihm immer schwerer und schwerer. Besonders jetzt, wo sie so ungestört waren. Zumindest beinahe. „Hey, ihr beiden. Kommt ihr da auch mal wieder raus? Wir wollen anfangen.“, ertönte es vor der Tür, begleitet mit wildem Klopfen. Terra und Ami zuckten zusammen und sahen sich an. „Bunny!“

Schnell beeilte Terra sich die Tür zu öffnen und wäre beinahe über eine kleine schwarze Katze gestolpert. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es über sie hinweg zu springen. Die Katze legte sich flach auf den Boden und sah Terra mit großen Augen an. Terra betrachtete sie genauer. Sie hatte einen kleinen Halbmond auf der Stirn und rote Augen. Maunzend kam eine weitere Katze in das Zimmer gelaufen. Dieses Mal ein weißer Kater mit blauen Augen. Auch er hatte einen kleinen Halbmond auf der Stirn. Merkwürdig.

Bunny, die noch immer neben der Badezimmertür stand, bückte sich hastig und nahm die schwarze Katze auf den Arm. „Oh, verzeih Terra. Ich hätte dich vielleicht vorwarnen sollen. Die beiden gehören zu uns, es sind meine und Minakos Hauskatzen. Wir konnten sie einfach nicht davon abbringen mitzukommen.“ Terra stutzte. War das nicht etwas ungewöhnlich für gewöhnliche Hauskatzen? Denn soviel er wusste, hassten Katzen jegliche Veränderungen, wozu definitiv auch fremde Wohnungen gehörten. Sie würden niemals auf die Idee kommen, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen.... Aus dem Augenwinkel warf Bunny Ami einen Blick zu. Ami nickte. Bunny hielt die schwarze Katze Terra entgegen. „Das hier ist Luna. Sie ist unsere erste Katze. Und der kleine weiße da, das ist Artemis. Er gehört zu Minako.“ Luna schob neugierig ihre Nase in Richtung Terra. Dieser hob einen Finger und ließ sie an ihm schnuppern. Luna stieß ein kleines Fauchen aus, welches Artemis wiedergab. Beide spürten sie etwas in diesem Jungen…etwas Dämonisches. Doch als Terra die Hand ausstreckte und Luna unter dem Hals kraulte, konnte sie nicht umhin laut zu schnurren. Dieser Fremde wusste anscheinend genau, wie man mit Katzen umgeht. Artemis schlich sich vorsichtig näher und reckte nun seine Nase ebenfalls in Terras Richtung. Langsam, um den Kater nicht zu verschrecken, ging Terra in die Hocke und hielt Artemis seine Hand entgegen. Nach kurzem Zögern lies auch er sich von Terra streicheln. Jedoch, die Blicke die Artemis und Luna sich zuwarfen, waren eindeutig. Etwas stimmte mit diesem Jungen nicht. Und sie würde alles daran setzen herauszufinden was das war. Ami lächelte, die Szenerie wie Terra die Katzen streichelte war einfach zu süß. Das Fauchen von Luna anfangs hatte sie gar nicht richtig wahrgenommen. Kurz klatschte sie in die Hände um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Terra, ich will dich ja nicht unterbrechen, aber vielleicht wäre es besser wenn du dir erst einmal etwas anziehst.“, sagte sie. Terra hockte nämlich immer noch mit halbnacktem Oberkörper da. „Oh. Na klar. Bin gleich wieder da.“ Und schon war er in seinem Schlafzimmer verschwunden. „Ist außer dir noch jemand gekommen?“, fragte Ami Bunny. „Ja. ChibiUsa und Makoto sind mit Mamoru in der Küche beschäftigt.“, sagte diese. Ami verschwand ebenfalls dort um den dreien zur Hand zu gehen. „Du Bunny.“, erklang es von unten. Bunny sah zu Artemis hinab. „Was ist denn?“, fragte sie. „Wir sollten diesen Jungen besser im Auge behalten.“, meinte der Kater. Bunny war verwirrt. „Warum denn?“ „Irgendetwas …stimmt mit ihm nicht. Ich habe etwas Dunkles in ihm gespürt. Wie von einem Dämon.“, warf Luna ein. Verblüfft sah Bunny von einer Katze zur anderen. Plötzlich lachte sie, als hätten die beiden einfach nur einen sehr lustigen Witz gemacht. „Ach was, ihr beiden. Terra ist vollkommen in Ordnung. Ihr habt euch in letzter Zeit nur zu viele Horrorfilme angesehen.“ Entrüstet plusterte Luna ihr Fell auf. Zwar stimmte es, dass sie und Artemis in letzter Zeit ein Faible für solche Filme hatten, aber das hier war doch etwas ganz anderes. „Bitte Bunny. Hör auf uns. Es ist uns wirklich ernst. Hab ein Auge auf ihn. Nur zur Sicherheit.“, mahnte Artemis sie. „Ok, ok. Ist ja schon gut. Aber ihr vergesst bitte nicht, dass ihr heute Abend absolutes Sprechverbot habt.“, beschwichtigte Bunny sie und gesellte sich zu den anderen in die Küche.

Makoto war inzwischen schon völlig in ihrem Element. Schneller als die anderen sehen konnten, hatte sie Karotten geschnitten, Kartoffeln geschält, eine Sauce angerührt und war gerade dabei einen großen Fisch in den Backofen zu schieben. Die anderen standen einfach nur dabei und staunten. Doch für die Chefköchin war das ein wenig zu viel Aufmerksamkeit. „Bunny, ChibiUsa, Mamoru. Wollt ihr nicht schon einmal im Wohnzimmer alles vorbereiten? Für fünf Menschen ist diese Küche doch etwas klein.“ Hastig beeilten die drei sich Makotos Bitte nachzukommen. „Ami, du könntest doch schon einmal Teig anrühren. Den brauchen wir nachher noch für den Kuchen.“ Ami nickte und schnappte sich eine Schürze um ihr Kleid nicht zu ruinieren. Makoto war die einzige der Anwesenden die noch keine Partykleidung trug, daher brauchte sie keine. Ihre Kleidung lag gut verpackt in einem Beutel neben dem Tisch. Bunny trug ein orangefarbenes Kleid und darüber eine gelbe Bluse. ChibiUsa trug eine ähnliche Garderobe. Nur das bei ihr das Kleid gelb und die Bluse orange war. Sie und Bunny hatten ihren Spaß damit das Wohnzimmer mit ein paar Girlanden und Partyhüten zu verzieren. Mamoru half ihnen dabei und passte nebenbei auch noch auf, dass die beiden keinen Unsinn machten. Luna und Artemis lagen dicht bei der Heizung und wärmten sich. Kurze Zeit später kam Terra in die Küche. Ami sah von ihrem Teig auf. Terra trug jetzt ein kurzärmeliges dunkelgrünes T-Shirt, welches dicht am Körper anlag und seinen Hals bedeckte. Dazu eine dunkle Hose und ein schwarzes Stoffarmband am rechten Handgelenk. Sein Outfit war wie sie zugeben musste, richtig cool. Er lächelte. „Sind die anderen inzwischen auch schon eingetroffen?“, fragte er Ami. Sie schüttelte den Kopf und rührte weiter an dem Teig. „Nein noch nicht. Rei und Minako fehlen noch. Vielleicht sollten wir die beiden einmal anrufen.“ Zustimmend nickte Makoto. „Kann jedenfalls nicht Schaden. Wer weiß wodurch die beiden wieder aufgehalten wurden.“ Während sie sprach sah sie kaum von dem Gemüse auf, welches sie gerade klein Schnitt. Ihr schien die Sache im Supermarkt heute Nachmittag immer noch ein wenig peinlich zu sein. „Ich mache das gleich. Aber vorher bring ich unseren vierbeinigen Besuchern noch etwas.“ Gezielt angelte Terra sich zwei Schüsseln aus dem Schrank und nahm eine Packung Milch aus dem Regal. In beide Schüsseln goss er ungefähr bis zur Hälfte Milch hinein. Makoto und Ami wollten gerade protestieren, das unverdünnte Milch für Katzen eher schädlich wäre, da goss Terra auch schon etwas Wasser zu der Milch. „Mit Wasser verdünnte Milch ist doch für Katzen viel bekömmlicher, oder?“, fragte er. Bestätigend nickte Ami. „Ja Terra. Das stimmt.“ Zufrieden nahm Terra die Schüsseln in die Hand und ging in das Wohnzimmer. Aus den Augenwinkeln beobachtete Ami ihn, bis er verschwunden war. „Er sieht wirklich gut aus, Ami. Und er ist ein sehr sympathischer Mensch. Ich hätte zwar nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber ausnahmsweise bin ich mit Minako einer Meinung. Nicht locker lassen Mädchen.“, unterbrach Makoto ihren Gedankenfluss. Hastig senkte Ami den Blick wieder auf den Teig. „Wir sind nur Freunde, Makoto. Da läuft absolut nichts.“, sagte sie. Gleichzeitig fragte sich ein Teil von ihr, ob das auch wirklich die Wahrheit war. Mit sehr viel Geschick schob Makoto das geschnittene Gemüse in einen Kochtopf und stellte ihn auf den Herd. „Nun, was jetzt erst nur eine Freundschaft zu sein scheint, könnte sich ja durchaus noch zu mehr entwickeln.“, meinte Makoto weise. Gerade füllt sie etwas Wasser in einem Messbecher ab, als ihr auffiel, dass die Geräusche in Hintergrund innegehalten hatten. Makoto wandte sich um und sah Ami unbeweglich an dem Tisch stehen. Ihre Augen waren ins Leere gerichtet, ihr Gesicht zeigte Verbitterung und Angst… „Ami?“, fragte Makoto vorsichtig. „Nein…nicht noch einmal. Niemals wieder…“, flüsterte Ami. Eine tiefe Sorgenfalte zeichnete sich auf Makotos Gesicht ab. „Immer noch?“, fragte sie. Ami nickte. „Wieder und wieder. Seit damals habe ich es möglichst vermieden einen Jungen so nahe an mich heranzulassen, aber…“ Ihre Hände fingen an zu zittern. Schnell ging Makoto zu ihr und umarmte sie. „Das wird schon wieder Kleine. Du darfst dich davon nicht zu sehr beeinflussen lassen.“, tröstete sie Ami. „Sagt ausgerechnet das Mädchen, welches einem Jungen immer direkt hinterher rennt, sobald er etwas von ihrem Ex hat.“, sagte Ami. „Wer lässt sich denn hier bitte von der Vergangenheit beeinflussen?“ Makoto fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Wenn Ami wieder anfing mit ihr zu diskutieren, schien sie ihre gute Laune wieder zu finden. „Das ist doch etwas ganz anderes.“, entrüstete sich Makoto scherzhaft. „Aber trotzdem. Du kannst dich nicht für immer vor einem Jungen verstecken. Ich glaube wirklich, du solltest Terra eine Chance geben. Vielleicht ist er ja der einzige, der deine Wunde heilen kann.“ Endlich sah Ami auf. Tiefe Zweifel standen nun in ihrem Gesicht. „Aber, Rei hat doch…“ „Ja klar hat Rei gesagt, dass wir ihn im Auge behalten sollten.“, unterbrach Makoto sie. „Aber wer sagt, dass sie damit auch richtig liegt? Kann doch sein. Bestimmt ist alles nur ein dummer Zufall.“ Im Stillen ging Ami in ihrem Kopf die vielen ungelösten Rätsel über Terra durch. Irgendwie hatte sie das Gefühl, die ganze Geschichte würde noch einen schlimmen Verlauf nehmen. „Ich kann nicht.“, sagte sie traurig. Enttäuschung breitete sich auf Makotos Gesicht aus. Doch schnell verschwand sie wieder und sie zeigte Ami ein aufmunterndes Lächeln. „Nun vielleicht brauchst du einfach noch ein wenig Zeit. Lass uns einfach den heutigen Abend genießen und eine Menge Spaß haben.“ Für Ami war die Fassade klar ersichtlich, trotzdem lächelte sie. „In Ordnung.“ Makoto nickte und kümmerte sich wieder um ihre Kochkünste, während Ami den Teig weiter bearbeitete.

Wenige Minuten später kam Terra zurück in die Küche, mit Mamorus Handy am Ohr. Ratlosigkeit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Ich habe jetzt alle Nummern ausprobiert die Mamoru gespeichert hat.“, sagte er. „Aber trotzdem kann ich Rei nicht erreichen.“ Ami und Makoto sahen sich besorgt an. War etwa irgendetwas passiert? Bei ihren Abenteuern konnte das durchaus schon mal passieren. Doch wenn es so wäre hätten die beiden dem Rest des Teams sicher Bescheid gegeben. Oder?

Gerade als Ami, Terra und Makoto sich beratschlagen wollten, was jetzt zu tun sei, läutete es wiederholt an der Tür. Kurz sahen sie sich an, dann gingen sie und öffneten die Tür. Eine ziemlich missmutige Rei und eine beschämte Minako standen vor ihnen. „Was ist denn mit euch los?“, fragte Ami verwundert. Rei schnaubte. „Minako hat es geschafft mein nagelneues Handy im Kanal zu versenken.“ Minako lief knallrot an. „Ich sagte doch, es tut mir Leid.“, entschuldigte sie sich kleinlaut. Terra lachte. „Nun, das erklärt zumindest warum ich dich nicht erreichen konnte. Aber wie genau hat sie das denn hingekriegt?“, fragte er, während er und Ami den beiden Platz machten, damit sie eintreten konnten. Makoto stand immer noch neben der Küchentür und beobachtete die Szenerie aus sicherer Entfernung. Rei sah Minako finster an. „Ach naja… wir sind gerade über eine Brücke gelaufen, als ich eine Schulkameradin gesehen habe. In dem Moment hattest du Rei, glaube ich, gerade angerufen. Genau in dem Augenblick wo sie das Handy aus der Tasche nahm, habe ich den Arm hochgeworfen um dem Mädchen zu zuwinken. Und naja…“ Beschämt brach Minako ab. Amis und Terras Blicke fielen auf Minakos Arme. An jedem von ihnen hing ein kleiner Beutel. Es war unschwer zu erraten, was dann passiert war. „Du hast ihr das Handy aus der Hand geschlagen und es im Kanal versenkt.“, beendete Ami Minakos angefangenen Satz. Minako nickte. „Ich habe Rei natürlich versprochen ihr das Handy zu ersetzen, aber…“ „Es war ein Geschenk von Yuichiro.“, warf Rei ein. Terra warf Ami einen fragenden Seitenblick zu. „Yuichiro ist der inoffizielle Freund von Rei.“, flüsterte sie ihm aus den Mundwinkel zu. „Ah, verstehe.“, flüsterte er zurück. „Umso mehr tut mir Leid was passiert ist. Aber was soll ich denn machen? Mehr als es dir zu ersetzen kann ich leider nicht.“, murmelte Minako. Wut flammte in Reis Augen auf. Terras sah sie gebannt an. So hatte er Rei noch nicht erlebt und er hätte es ihr offengestanden auch nie zugetraut. Für einen kurzen Augenblick meinte er etwas Rotes in ihren Augen aufflackern zu sehen. Aber das war doch nicht möglich…oder doch? Schwach konnte er eine dunkle Aura spüren. Woher kam sie? Aus den Augenwinkeln beobachtete er Ami. Auch ihr schien etwas aufgefallen zu sein. Jedenfalls spiegelte sich in ihrem Gesicht Besorgnis wieder. „Rei, jetzt beruhige dich doch mal. Sie hat es doch nicht mit Absicht gemacht. Es war ein dummes Missgeschick zugegeben. Aber das kann man jetzt nicht mehr ändern.“, maßregelte Makoto Rei von der Küche aus. Reis Blick wanderte von Minako zu Makoto und wieder zurück. Langsam schien sie sich wieder zu beruhigen. Die Aura verschwand. „Du hast Recht. Tut mir Leid Minako. Ich weiß selbst nicht was in mich gefahren war.“ Erleichtert das Rei ihren Zorn endlich aufgegeben zu haben schien, lächelte Minako. „Ist schon gut, Rei. Es ist verständlich. Immerhin ist es ein Geschenk von deinem Freund und das kann man einfach nicht ersetzen.“ Rei nickte zustimmend. „Trotzdem, ich weiß wirklich nicht was…“ Sie unterbrach sich selbst und schüttelte den Kopf. Dann breitete sie die Arme aus und sah Minako fest in die Augen. „Friede?“ Glücklich sprang Minako ihr förmlich in die Arme. „Friede!“ Zufrieden nickte Makoto. „Dann kommt jetzt endlich mal richtig herein. Wir wollen bald anfangen.“ Mit diesen Worten verschwand sie wieder in der Küche. Minako und Rei zogen sich ihre Jacken aus und schnappten sich jeweils ein Handtuch von dem Stapel. Rei trug ein langes rotes Kleid mit einem kleinen Stoffband als Gürtel. An dem Gürtel war wie bei Ami eine kleine Rose befestigt. Minako hingegen trug ein schwarzes Kleid mit einem gelben Wellenschnitt am Rock. Ihre sonst rote Haarbandschleife, hatte sie, passend zum Kleid, durch eine schwarze ersetzt. Beide sahen ziemlich umwerfend aus. Alle hatten sie sich in eine ziemlich elegante Schale geworfen. Alle außer Makoto, dessen Kleid noch immer sicher verpackt war.

Schnell packten Rei und Minako ihr Gepäck und verschwanden nach einer kurzen Begrüßungsumarmung für Terra und Ami im Wohnzimmer, um endlich ihre Aufgaben zu erledigen. Ami wollte gerade zurück in die Küche gehen, als ihr Blick noch einmal auf Terra fiel. Er wirkte ziemlich nachdenklich und irgendwie abwesend. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Terra? Stimmt etwas nicht?“, fragte sie. Terras Blick wanderte wieder ins Jetzt und er sah sie an. „Doch…ich denke es ist alles in Ordnung.“ Aber sein nachdenklicher Gesichtsausdruck verschwand nicht. Zögernd nickte Ami und nahm ihre Hand wieder von seiner Schulter. Doch als sie sich umwenden und gehen wollte, griff Terra nach ihrem Handgelenk um sie zurück zu halten. Fragend sah sie ihn an. „Ami…“, begann Terra ernst. „…als Rei gerade so wütend war…was hast du da gesehen?“ Ami sah ihn abschätzend an. Dann senkte sie den Kopf. „Nichts. Ich habe nichts gesehen.“ Sanft löste sie sich aus seinem Griff und verschwand. Tatsache war: sie hatte etwas gesehen. Und es hatte ihre Sorgen bereitet…

Terra stand nun allein. So sehr er es auch hasste ihr nicht zu vertrauen, er wurde das Gefühl nicht los, dass Ami ihn gerade angelogen hatte. Warum hatte sie ihm nicht in die Augen gesehen? Und dann noch diese merkwürdige Reaktion Reis… Tief in Terra keimte ein Verdacht auf, welcher sich auf den Herzlosen bezog, den er zusammen mit dem Sailor Team besiegt hatte. Sailor Mars, die seine Meinung nach ja Rei war, hatte sich auch damals schon seltsam aggressiv verhalten. Es war ein Verdacht, der ihm ganz und gar nicht gefiel... „Terra? Könntest du bitte einmal kommen?“, rief Makoto. Achselzuckend machte Terra sich auf den Weg. Einfach nicht darüber nachdenken! Vielleicht irrte er sich ja. Zumindest hoffte er es…

Die Party

„Willkommen hier bei uns in Tokio!“, rief die versammelt Gruppe und prostete sich mir Orangen-Saft zu. „Danke euch allen.“, grinste Terra. Und so begann ihre erste gemeinsame Party. Es wurde viel gelacht und erzählt und das Essen schmeckte allen vorzüglich, weshalb es von allen Seiten nur gelobt wurde. Terra stellte fest, dass die Gerüchte über Makoto absolut der Wahrheit entsprachen. Sie war wirklich eine hervorragende Köchin. Sie hatte sich auch endlich umgezogen und trug nun ein langes dunkelgrünes Kleid, in dem sie sehr elegant aussah, was nicht nur für Terra ungewohnt war, weil man sie meistens eher in praktischer und bequemer Kleidung kannte.

Der Musikgeschmack dieses Abends war, wie alle fanden, besonders gut und für jeden war etwas dabei, da sie abgesprochen hatten, dass jeder eine CD von seiner Lieblingsmusik mitbringen sollte. Irgendwann fingen die Mädchen an, zu den vielfältigen Rhythmen zu tanzen. Terra und Mamoru, die beiden einzigen Herren in der Runde, hielten sich erst mal raus und lümmelten sich mit ChibiUsa, die auch keine rechte Lust hatte, auf das Sofa. Die Drei schafften es, sich miteinander zu unterhalten, obwohl Terras und Mamorus Blicke immer wieder zur provisorischen Tanzfläche wanderten, um die Mädchen zu beobachten. Dabei hatten beide natürlich ihre bevorzugte Dame vor Augen, sodass Mamoru mit unverhohlener Neugier Bunny betrachtete, die ihm, immer wenn sie es bemerkte, breit und verschämt grinsend zuzwinkerte. Terra versuchte es etwas weniger offensichtlich. Eines seiner Augen war beständig auf Ami gerichtet, während er versuchte mit dem anderem ChibiUsa zu beweisen, dass er ihr zuhörte. Die Kleine war gerade vollauf damit beschäftigt, ihm zu erklären, warum sie Einhörner für die schönsten Geschöpfe der Erde hielt.

Terra nickte ab und zu geistesabwesend – das schien ChibiUsa zu genügen, denn sie plapperte munter weiter, obwohl Terra nur einige Worte wirklich verstand und auch aufnahm, aber das hatte einen anderen Grund, als sein Interesse an Einhörnern. Die Worte, die ChibiUsa benutzte, um die geheimnisvollen Fabelwesen zu umschreiben passten erstaunlicherweise unglaublich gut zu Ami und ihrem Tanzstil. Eifrig berichtete ChibiUsa jetzt, dass sie oft von Einhörnern träume und diese Wesen auf großen Wiesen anmutig laufen und springen sah. Anmutig. Ja, das war Ami wahrhaftig! Sie bewegte sich zu der Musik, als würde sie sie in sich aufnehmen. Sie reflektierte den Rhythmus, wie ein Spiegel das Licht reflektiert. Ihre Arme und Beine schienen von alleine zu wissen, wo sie als nächstes hin mussten, ohne dass Ami sie irgendwie bewusst in eine andere Position hätte zwingen müssen. Plötzlich spürte Terra ein Zupfen an seinem Arm. „Denkst du das nicht auch?“, fragte ChibiUsa herausfordernd und schaute ihn mit großen Augen an. Terra hatte keine Ahnung , was sie meinte, dachte aber, dass es angebracht sei, diesmal die Wahrheit zu sagen. „Ich war eben kurz mit den Gedanken woanders...“, stammelte er unschlüssig, fügte aber hinzu, „Tut mir Leid! Magst du deine Frage nochmal wiederholen?“ ChibiUsa blickte ihm kurz forschend in die Augen, sodass er unter ihrem offensichtlichen Misstrauen ein wenig zusammenschrumpfte. Jedoch schien er überzeugend gewesen zu sein, denn dann meinte sie nochmal geduldig: „Na, denkst du auch, dass Einhörner eine besondere Verbindung zu Wasser haben? Ich finde immer, es ist sooo fantastisch, wenn sie mit ihren Körpern riesige glitzernde Wellen aufwerfen, wenn sie durch einen Fluss sprengen!“ Terra starrte sie unverwandt an und antwortete wahrheitsgemäß: „Ja, da hast du vollkommen Recht! Es kommt einem tatsächlich so vor, als seien sie Teile voneinander: Das Wasser und die Einhörner.“ ChibiUsa hatte einen Ausdruck von äußerster Selbstzufriedenheit auf dem Gesicht, weil man ihr zugestimmt hatte und erzählte munter weiter. Terra aber hatte plötzlich das Gefühl, etwas an Amis Tanzstil wiederzuerkennen. Was war es nur, was ihn so daran berührte? Jetzt beobachtete er Ami ohne jede Vorsicht und sah auf einmal das Wasser. Es war da und Ami bewegte sich in ihm, wie im Schwimmbad, wo sie sich fast geküsst hätten. Ami war nicht das Einhorn – sie war die Welle. Das glitzernde Wasser, das tanzte und von der Sonne angestrahlt in immer neuen Farben aufleuchtete. Terras Wangen röteten sich bei diesem Gedanken und bei der Erkenntnis, dass er mit seinen Blicken eben auf Amis Taille ruhte, die sie attraktiv zur Musik drehte, als würde sanftes Wasser sie umspülen. Ein besonders schönes Lied begann und Makoto und Ami tanzten zwischen Bunny und Minako und versuchten jetzt lachend und verspielt, einen der jeweils anderen aus dem Rhythmus zu bringen. Terra wurde aus seiner vorläufigen Erstarrung befreit, als Makoto plötzlich, von Bunnys Hinterteil angestoßen, leicht stolperte und genau vor ihm zum Stehen kam. Mit einem belustigten Blitzen in den Augen drehte sie sich zu ihrer tollpatschigen Freundin um, drohte ihr mit der Faust und meinte: „Na warte, du!“ Bunny schnappte Minako bei den Händen und tanzte mit ihr im Kreis herum. Während sie dabei über Minakos Schulter guckte, blinzelte sie kurz und streckte Makoto die Zunge raus. Makoto starrte gespielt böse zurück, lachte laut auf und ließ sich dann ohne Vorwarnung zwischen Terra und ChibiUsa plumpsen. ChibiUsa kommentierte das sofort mit einem: „Hey! Terra und ich unterhalten uns gerade!“ Makoto schaute erst sie und dann Terra an und grinste, als sie Terras verwirrte Miene bemerkte. „Ach Chibilein, weißt du – ich würde mich jetzt schrecklich gern mit dir unterhalten! Terra hat sich soeben entschieden, Tanzunterricht zu nehmen!“ Dem armen, erstaunten Jungen blieb gar keine Zeit zu reagieren, so schnell hatte Makoto ihn beim Arm gepackt und von der Couch zwischen die anderen Mädels geschleudert. Er mochte es in diesem Moment nicht wissen, aber er landete, genau wie von Makoto geplant, vor Ami und hatte Mühe, sie nicht umzustoßen. Ami fing seine Hände auf und lachte. Unwillkürlich fing Terra an verlegen zu grinsen. Als sie dann auch noch anfing ihn zum Takt der Musik zu führen, zuckte er nur kurz resignierend mit den Schultern und gab sich alle Mühe ihr nicht auf die Füße zu treten. Er war schrecklich nervös und hatte Angst, etwas falsch zu machen, weshalb er auch dementsprechend manchmal wankte und seinen Körper nicht davon abhalten konnte, ein wenig zu zittern. Allerdings sah es ihm auch nicht ähnlich aufzugeben und schon gar nicht vor Ami. Diese hatte auch ein bisschen mit Nervosität zu kämpfen, versuchte sich aber davon nichts anmerken zu lassen. Terra hatte starke Hände, die die ihren jedoch so zögernd umfassten, dass es den Anschein hatte, als befürchtete er, sie zu zerquetschen, wenn er mehr zudrückte. Nach einiger Zeit gab Ami sich einen Ruck und schlang ihre Finger fester um die seinen. Ihr Tanzpartner zuckte leicht zusammen und sah ihr unsicher in die Augen. Ami versuchte ein aufmunterndes Lächeln und es schien anzukommen, denn Terras Augen begannen zu leuchten. Seine Gedanken waren durcheinandergewirbelt worden, wie in einem Hurrikan und das Tiefe Blau ihrer Augen schaffte es den Sturm zu beruhigen. Er fing an, das Tanzen mit ihr zu genießen und gab sich Mühe, auf die Musik zu hören, auch wenn Amis wunderschöne Erscheinung ihn peinlicher weise immer wieder aus dem Takt brachte. Mittlerweile hatte sich auch Mamoru dazugesellt und Bunny von Minako abgelöst. Es sah sehr schön aus, wie die beiden so zusammen tanzten, obwohl ihre Eintracht auch immer wieder dadurch gestört wurde, dass sie sich etwas zu eng aneinander schmiegten und mit hochroten Köpfen wieder auseinander fuhren, wenn ChibiUsa zu ihnen hinhopste und sie vielsagend angrinste.

Terra stellte erstaunt fest, wie viel Spaß ihm das Tanzen machte, obwohl er es noch nie versucht hatte und sich auch zugegebenermaßen nie getraut hatte. Und er stellte noch etwas Weiteres verwirrt, aber auch mit einiger Erleichterung fest, nämlich dass es ziemlich einfach war (nur) zu lachen und fröhlich zu sein. Seine Sorgen schoben sich in die hinterste Ecke seines Gehirns und obwohl er wusste, dass sie nicht lange dort bleiben würde, ließ er sich davon heute Abend kein bisschen aus der Ruhe bringen. Er genoß ohne Angst die Gesellschaft seiner vielen neuen Freunde, die vielen lachenden Gesichter, die lustigen Geschichten, die diese verursachten und natürlich Ami. Fast schien es ihm, als würde sein Körper durch all die postivien Emotionen mit neuer Energie gefüllt.

Spät am Abend zog Rei aus ihrer Tasche einen Fotoapparat und wies sie an sich alle zusammen zu drängen. Bereitwillig machte jeder das Spiel mit und nach dem gemeinsamen Gruppenfoto wurden noch viele andere geschossen. Ein Bild wo Bunny und ChibiUsa mit vollen Wangen verdutzt in die Kamera blicken, eines wo Makoto und Minako sich darüber streiten, welche CD als nächstes eingelegt werden soll(te) und viele, viele andere. Ganz zum Schluss flüsterte Minako Rei noch etwas verschwörerisch ins Ohr. Lächelnd nickte sie und machte sich mit der Kamera bereit. Kurz entschlossen packte Minako Terra und Ami an den Armen und setzte sie nebeneinander auf die Couch. Rei hob die Kamera ein wenig höher und sah die beiden auffordernd an. Zögernd sahen die beiden sich an, aber der Rausch und die Freude des Abends ließen sie ihre Scheu schnell vergessen und Ami und Terra schmiegten ihre Gesichter aneinander und schauten lachend in die Linse. Dieses Foto wurde von Rei später ganz oben in das Fotoalbum gepackt. Terra kam aus dem Lächeln und Lachen einfach nicht mehr heraus. Es war einfach einer der schönsten Abenden, die er bis jetzt erlebt hatte…

Enge Verbindung

Es war bereits kurz nach Mitternacht, als Makoto laut in die Hände klatschte und sagte: „Ich denke wir sollten allmählich anfangen aufzuräumen. Es ist schon spät und wir alle müssen auch noch zurück nach Hause kommen.“ Leicht missbilligendes Gemurmel folgte auf ihre Ankündigung. Wenn es nach den meisten ginge, würde die Party noch länger andauern. Aber wie so oft in solchen Dingen, hatte Makoto einfach Recht. Also machte die Gruppe sich an die Arbeit. Missbilligend sah Bunny auf ChibiUsa hinunter. Diese war innerhalb der letzten Stunde einfach eingeschlafen und schaffte es dadurch sich erfolgreich vor der Arbeit zu drücken. „So ein Faulpelz!“, murmelte Bunny entrüstet. Doch als Mamoru sie in die Arme schloss, bekam sie schlagartig wieder gute Laune. „Lass sie doch.“, sagte er. „Sie ist immerhin noch ein Kind.“ Bunny schmiegte sich dicht an ihn. Mamoru gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und löste sich dann sanft aus der Umarmung um den anderen weiter beim aufräumen zu helfen. Makoto war damit beschäftigt ihr Buffet zu verpacken, während Ami und Terra sich um den Abwasch kümmerten. Mamoru und Minako versorgten sie durchgehend mit neuem Geschirr. Rei hingegen räumte im Wohnzimmer auf. Sie bereitete das Geschirr immer schon zum Abholen vor, indem sie mehrere Stapel nebeneinander stellte. Mamoru und Minako brauchten diese dann einfach nur abzuholen.

„So ich glaube allmählich haben wir es wohl geschafft oder?“, sagte Minako als sie wieder ins Wohnzimmer kam. Rei nickte. „Ja, nur noch dieser Stapel und dann sind wir hier drin fertig.“ Minako schnappte sich das restliche Geschirr und flitzte zurück in die Küche. Rei hingegen hatte vor, dass Tischtuch auf dem Balkon auszuschütteln. Also faltete sie es zusammen und hob es hoch. Etwas blitzte auf und fiel ihr vor die Füße. Neugierig sah sie hinab und erkannte, dass dieses etwas ein Blatt Papier war. Noch neugieriger geworden hastete sie zu dem Balkon, schüttelte das Tischtuch draußen aus und ging wieder hinein. Schnell legte sie es noch säuberlich auf den Tisch zurück, dann bückte sie sich und nahm den Zettel in die Hand. Doch als sie ihn öffnen wollte um zu sehen was da drauf war, zögerte sie. Eigentlich tat man so etwas ja nicht, vielleicht war das ja etwas sehr persönliches von Terra, etwas was sie nichts anging. Warum sonst hätte es wohl unter dem Tischtuch gelegen? Letztendlich siegte aber doch ihre Neugierde. Daher entfaltete sie das Blatt Papier und fing an zu lesen. Nach den ersten zwei Zeilen hörte sie verwirrt auf zu lesen. Organisation, Herzlose, Niemande und Kreaturen? Was war hier los? Es schien als wären dies Gedanken von Terra, die dieser niedergeschrieben hatte. Zögernd las sie weiter… und erstarrte. „… meine Dämonischen Kräfte…“ Terra? Ein Dämon? Rei versuchte sich ihn als Dämon vorzustellen. Aber es gelang ihr beim besten Willen nicht. So wie sie Terra bisher kennen gelernt hatte, hätte sie so etwas nicht vermutet. Nunja das stimmte auch nicht wieder so ganz. Bitter dachte sie an den Verdacht, der sie und die anderen schon die ganze Woche lang gequält hatte. War es möglich, dass sie die ganze Zeit über Recht gehabt, es sich aber nicht wirklich eingestehen wollten? Rei las weiter. Die Macht der Schlüsselschwerter… als sie das las, flammte in ihr für einen kurzen Moment Wut auf. Doch so schnell wie das Gefühl kam, ging es auch wieder. Noch verwirrter als ohnehin schon schüttelte sie mit dem Kopf und las die Zeile noch einmal. Wieder flammte für einen kurzen Moment Wut in ihr auf, als sie bei dem Wort „Schlüsselschwerter“ angelangt war. Warum reagierte sie so auf dieses Wort? Wenn Rei ehrlich war, konnte sie dem Wort an sich ja noch nicht einmal etwas abgewinnen. Von Schlüsselschwertern hatte sie bisher noch niemals etwas gehört. Nachdem sie zu Ende gelesen hatte, fing ihr Verstand hektisch an zu arbeiten. Was sollte sie nur tun? Vom Flur her hörte sie Schritte. Ohne nachzudenken versteckte sie das Papier hinter ihrem Gürtel. „Rei?“ Rei sah auf. Terra stand in der Tür und lächelte sie an. „Wir sind hier jetzt soweit fertig. Ami und ich übernehmen noch den restlichen Abwasch. Ihr könnt also schon nach Hause gehen. Bestimmt seid ihr müde.“, sagte er. Erleichtert nickte Rei. Er schien nichts bemerkt zu haben. „Ja alles klar. Ich denke das mache ich.“ Hastig suchte sie ihre Handtasche und ihre Jacke zusammen, verabschiedete sich von allen und flüchtete nahezu aus der Wohnung. Sie brauchte dringend Zeit zum Nachdenken. Nur wenig später verabschiedeten sich Minako und Makoto und kurz darauf gingen auch Mamoru, ChibiUsa und Bunny. Luna und Artemis schliefen selig in ihren Armen. Letztendlich waren Ami und Terra also alleine. Nachdem sie die anderen verabschiedet hatten, gingen sie zurück in die Küche um den Rest des Abwasches zu erledigen. Ami übernahm das Abwaschen, Terra das Abtrocknen. Immerhin kannte er sich in seiner eigenen Wohnung sowieso besser aus und konnte so alles direkt verstauen. „Die Party hat echt Spaß gemacht. Ich finde wir sollten das irgendwann wiederholen.“, sprach Terra, während er Ami einen tropfenden Teller abnahm. Ami lächelte erfreut. „Du hast es wirklich so lange mit uns ausgehalten und willst das sogar noch wiederholen? Das freut mich.“, sagte sie. „Ja unbedingt.“, bestätigte Terra. „Und Makoto ist wirklich so eine hervorragende Köchin wie alle sagen. Ausnahmsweise scheinen Gerüchte ja mal wahr zu sein. Ich glaube ich habe noch nie so etwas Gutes gegessen.“ Zustimmend nickte Ami und sagte: „Ja sie ist wirklich eine Meisterin ihrer Kunst. Sie hat schon öfters versucht uns beizubringen wie man gut kocht, aber nicht bei allen war sie erfolgreich.“ An dem belustigten glitzern in ihren Augen konnte Terra leicht erraten, wen sie meinte. „Bunny und ChibiUsa sind wohl eher dafür, das Essen zu verspeisen anstatt es zu zubereiten, oder?“, fragte er grinsend. „Ja. Obwohl das eigentlich im späteren Leben sehr hilfreich sein kann, interessieren sie sich für das Kochen nur mäßig.“ Ami reichte Terra einen weiteren Teller und nahm sich einen Kochtopf vom Herd. „Hmm. Und wie steht es mit deinen Kochkünsten?“, fragte Terra lächelnd. „Ich könnte mir vorstellen, dass du eine gute Köchin bist oder?“ Amis Gesicht lief wie so oft in letzter Zeit knallrot an. „Ich weiß nicht so genau. Bisher habe ich nur für mich selbst und meine Mutter gekocht und mir hat es auch bisher immer geschmeckt. Nur einmal als ich versucht habe ein Gericht aus Amerika zu kochen war das Ergebnis ziemlich niederschmetternd. Letztendlich war es einfach ungenießbar und ich konnte es wegwerfen.“, murmelte sie leise. Terra lachte auf. „Ach was, das glaube ich dir nicht.“ Herausfordernd sah Ami ihn an. „Und was ist mit dir? Was machen deine Kochkünste?“, fragte sie neckisch. Terra fing wieder an zu lachen. „Nun ich stehe noch ziemlich lebendig vor dir, also scheine ich mich mit meinen Künsten bisher noch nicht selbst vergiftet zu haben. Aber trotzdem, meine Kochkünste sind einfach unterirdisch.“, sagte er. „Also Das glaube ich dir auch nicht. Du bist doch in allem was du tust ziemlich gut und das was du nicht kannst, lernst du dafür umso schneller. Deswegen kaufe ich es dir nicht ab, das du so schlecht kochst.“, meinte Ami. „Ach was. Ich bin einfach nur ein guter Schauspieler. In Wirklichkeit tue ich nur als ob ich so gut wäre.“ Ami lachte. „Nie und nimmer.“ „Doch, doch.“, bestätigte Terra lächelnd. „Ein Beispiel? Ich bin absolut unmusikalisch und habe weder Talent zum Schreiben noch zum Zeichnen. Und meine Fantasie kann man irgendwo unten im Keller suchen.“ „Das sind jetzt aber nicht unbedingt die besten Beispiele, Terra.“, sagte Ami. „Warts ab.“, grinste Terra. „Neulich im Kunst-Unterricht, sollte ich eigentlich einen Hund malen. Der Lehrer wollte meine Fähigkeiten prüfen. Als ich fertig war, hat er sich das Bild angesehen und mich gefragt warum ich denn jetzt statt einem Hund ein Schwein gemalt hätte.“ „Ok. Du bist wirklich total schlecht.“ Beide lachten sie.

„Weißt du was? Ich habe da eine hervorragende Idee.“, sagte Terra plötzlich. Ami sah ihn neugierig an. „Und welche?“ Ein Lächeln breitete sich auf Terras Gesicht aus, „Wir beide nehmen uns mal einen Tag zusammen und versuchen den jeweils anderen von unseren Kochkünsten zu überzeugen. Das wird bestimmt ein schöner Tag, meinst du nicht?“ Ami dachte kurz nach, dann lächelte auch sie. „Ja gerne. Du hast Recht. Das wird bestimmt ganz schön.“ „Also abgemacht?“ „Ja!“

Dann unterhielten sie sich noch eine Weile, während der Berg an Geschirr immer kleiner wurde. Irgendwann hatten sie es endlich geschafft. Ami ließ sich zufrieden seufzend auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. Müde sah sie aus dem Fenster. Kurzzeitig hatte es aufgehört zu regnen, doch jetzt goss es wieder so als hätte es nie aufgehört. „Hier bitte!“ In Amis Blickfeld schob sich eine Hand, welche eine dampfende Tasse hielt. Aromatische Schwingungen von Kirsche stiegen ihr in die Nase. Dankbar nahm sie die Tasse entgegen und umschloss sie mit ihren Händen. „Danke.“, sagte sie. Fröhlich vor sich hinsummend setzte Terra sich neben sie. In seiner linken Hand hielt er seine eigene Tasse und an seinem rechten Arm baumelte Reis Fotoapparat. „Rei hat offensichtlich vergessen ihn mitzunehmen. Ich dachte du könntest das vielleicht für sie tun und ihr den bei Gelegenheit wiedergeben. Vermutlich siehst du sie eher wieder als ich.“, sagte Terra schulterzuckend, als er Amis fragenden Blick sah. Zustimmend nickte Ami und nippt an ihrem Tee. Terra tat es ihr nach und schaltete das Gerät ein. Fragend sah er sie an. „Wie wär’s? Wollen wir uns noch einmal die Fotos von diesem Abend ansehen?“ Ami lächelte ihn an. „Ja gerne. Ich bin gespannt was für Fotos Rei wieder heimlich gemacht hat.“ Mit diesen Worten lehnte sie sich an seine Schulter, kuschelte sich an ihn und starrte auf den Bildschirm. „So könnte ich stundenlang sitzen bleiben!“, dachte Ami, denn sie genoss die Nähe von Terras starkem Körper. Wieder einmal drängte sich ihr der Gedanke auf, dass sie Terra wirklich sehr gern hatte. Wenn dieser Vorfall von damals nicht wäre, hätte sie sogar ernsthaft in Betracht gezogen sich in ihn zu verlieben. Aus den Augenwinkeln sah sie zu ihm auf. Terra selbst schien völlig in der Technik des Gerätes versunken zu sein. „Ja…“, dachte sie. „Ich würde es wirklich versuchen. Terra ist so lieb und kann auch sehr charmant sein.“ Alles in allem war er so, wie sie sich einen Freund immer gewünscht hatte. Doch tief in sich hatte sie Angst. Es durfte sich einfach nicht wiederholen… Terra starrte gebannt auf den Bildschirm der Kamera und versuchte sich zu konzentrieren. Aber in Wirklichkeit sah er den Bildschirm gar nicht richtig an. Das Ami sich an ihn gelehnt hatte, brachte seine Gedanken zum wirbeln. Er konnte nicht klar denken, dafür um so mehr fühlen. Und er fühlte eine angenehme Wärme seinen ganzen Körper einnehmen, sowie ebenso ein gespanntes Kribbeln im Bauch. Da war es also wieder, dieses unbestimmte Gefühl. War es wirklich Liebe was er spürte? „Nicht zu sehr drüber nachdenken. Konzerntrier dich auf etwas anderes Junge. Zum Beispiel wie man dieses Ding zum laufen kriegt!“ Doch er konnte es nicht. Ihre Gegenwart brachte ihn völlig aus der Fassung, was ihn noch nicht einmal in einem Kampf auf Leben und Tod passiert ist. Terra schaffte es locker mit ein paar hundert Herzlosen fertig zu werden, vor diesem Mädchen jedoch musste selbst er kapitulieren. Warum war es so viel schwieriger sich die Liebe zu einem Menschen einzugestehen, als zu kämpfen? Wahllos drückte er ein paar Knöpfe und überraschender Weise sprang der Monitor an. Auf dem Display war das Menü zu sehen, in dem man auf die Fotos zugreifen konnte. triumphierend sah er auf und bemerkte, dass Ami ihn die ganze Zeit angeschaut hatte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er sie freundlich. Hastig schüttelte Ami den Kopf. „Nein, alles in Ordnung.“ Vorsichtig, fast behutsam, als wisse er selbst nicht so genau was er da tat, legte Terra seinen Arm um sie und Ami seufzte glücklich. Terras Mund umspielte ein sanftes Lächeln, doch in seinen Augen lag versteckt ein trauriger Ausdruck. Er wünschte sich, es könne immer so bleiben. Bevor er wieder darüber nachdenken konnte, suchte er in dem Fotomenü nach den Bildern des Abends. Um die dreißig Fotos hatte Rei an diesem Abend gemacht. Terra und Ami kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Vor allem als sie das Bild von Bunny und ChibiUsa mit vollen Mündern und verdutzten Blicken fanden, dauerte es beinahe zehn Minuten bis sie sich so weit wieder beruhigt hatten, dass sie sich das nächste Foto ansehen konnten. Schließlich kamen sie zu einem Bild, von dem sie nicht einmal wussten, dass es gemacht worden war. Es zeigte Terra und Ami beim Tanzen. Dieses Mal lachte keiner von beiden. Auf dem Bild zeigten sie sich so vertraut einander, fast so als wäre es schon immer so gewesen zwischen ihnen. Doch das war es nicht.

„Du tanzt übrigens ganz gut. Heutzutage sieht man das bei Jungs sehr selten. Hast du das vorher schon einmal gemacht?“, sagte Ami und schaute fragend zu ihm auf. Bedauernd schüttelte Terra den Kopf. „Nein noch nie. Aber es hat mir trotzdem viel Spaß gemacht.“ Verlegen lächelnd sah er sie an. „Ehrlich gesagt hatte ich ziemliche Angst dabei dir auf die Füße zu treten. Das wäre mir irgendwie peinlich gewesen.“ „Ach was! So schlimm wäre es sicher nicht gewesen. Außerdem ist ja überhaupt nichts passiert.“, beruhigte Ami ihn. „Ja, Gott sei Dank!“ Terra schaltete ein Bild weiter. Sie waren bei dem letzten Bild angelangt und es zeigte sie beide Kopf an Kopf auf der Couch sitzend. Genau da, wo sie jetzt in diesem Moment aneinander gelehnt saßen. „Weißt du…“, sagte Ami plötzlich. „Ich werde Rei bitten mir ein Abzug von diesem Foto zu machen. Es ist wirklich schön geworden.“ Lächelnd nickte Terra. „Ja, du hast Recht. Ein wunderbares Bild von einer wunderbaren Freundschaft. Ich werde für mich auch noch einen Abzug machen lassen.“ Zwischen ihnen schwebte unausgesprochen die Frage, welche sie am meisten beschäftigte. „Eine wunderbare Freundschaft, aber nicht mehr…oder?“ Welche eine Ironie es doch im Grunde war. Auf der einen Seite Terra, der sich sehr zu Ami hingezogen fühlte. Doch er wagte es nicht es ihr zu gestehen. Sein Leben war schon immer kompliziert, dass würde es auch immer sein. Als Krieger des Schlüsselschwertes würde er immer Feinde haben und er wollte Ami da auf keinen Fall mit hineinziehen.

Auf der anderen Seite Ami. Sie fühlte sich ebenfalls sehr zu ihm hingezogen, so sehr wie schon lange nicht mehr zu einem Jungen. Ami war in derselben Position wie Terra. Auch sie hatte ein geheimes Doppelleben und wollte Terra nicht in Gefahr bringen. Zudem war da auch noch diese Geschichte von damals. Beide saßen sie dort, hingen ihren Gedanken und Sorgen nach, die, ohne das sie es selbst wussten, einander so ähnlich waren. Nachdenklich schaltete Terra das Gerät wieder aus und legte es in Amis Handtasche. Sein Blick fiel auf das Fenster. Natürlich hatte es inzwischen immer noch nicht aufgehört zu regnen. Neben ihm regte sich Ami ein wenig und er sah zu ihr hinab. Sie hatte die Augen geschlossen, es wirkte fast als schliefe sie. Ihre Tasse stand auf dem Tisch. Noch immer dampfte sie. Seufzend nahm Terra den Arm wieder von ihr. Ami öffnete ein Auge, sah ihn fragend an. „Ist etwas?“, fragte sie. Terra schüttelte den Kopf. „Nein. Alles in Ordnung. Ich.. ich wollte nur mal kurz ins Badezimmer.“, antwortete er. Sanft hob er Ami ein Stück an, zog ein Kissen heran und legte sie vorsichtig hin. „Ich bin gleich wieder da.“ Und damit ging er ins Badezimmer und schloss die Tür. Terra hatte allerdings nicht ganz die Wahrheit gesagt. Tatsächlich hatte er nie vorgehabt ins Bad zu gehen. Doch aus irgendeinem Grund hatte er einfach das Gefühl gehabt, kurz allein sein zu müssen. Jetzt wo er es war, wusste er aber auch nicht weiter. Verwirrt über sich selbst sah er in den Spiegel. Sein Spiegelbild starrte zurück. Irgendwie sah er anders aus, er war nicht mehr einfach nur der Krieger der gegen die Herzlosen und Niemande kämpfte. Seine Gesichtszüge hatten ein wenig von ihrer Härte eingebüßt. Nun war er wieder mehr ein Mensch geworden. Ein Mensch der auch über so unscheinbare Dinge wie Schule, Partys und Freundschaften nachdenken konnte. Es war als würde immer mehr der Junge zum Vorschein kommen, der er mit seinen sechzehn Jahren ja im Grunde immer noch war. Etwas veränderte ihn, nach und nach, aber stetig. Etwas...oder jemand... Und noch etwas wurde im plötzlich klar als er darüber nachdachte. Sollte er wieder von Herzlosen angegriffen werden, würde er nicht mehr kämpfen um sich selbst zu retten... nein er würde auch für Tokio kämpfen. Für Tokio und für die Menschen die darin lebten. Ganz besonders für seine Freunde, welche die Stadt für ihn zu seiner Heimat gemacht hatten. Das war neu für ihn. Normalerweise kämpfte er immer nur um zu überleben und um größeren Schaden durch die Dunkelheit zu vermeiden. Dabei hatte er immer an das Wohl von allem und jedem gedacht. Nun aber würde er sich aber auf die Verteidigung von etwas ganz bestimmten konzentrieren. Angestrengt grübelte Terra über diese Erkenntnis. Ob es wohl das war, was Zack gemeint hatte? Zack, der Mann den er bei einem seiner früheren Abenteuer getroffen hatte? Doch als ihm diese Idee kam, verwarf er sie gleich wieder. Zack hatte etwas anderes gemeint, er hatte von einer einzigen Person gesprochen, für die Terra bereit sein würde alles zu geben. War es möglich, dass es sich dabei um Ami handelte?

Energisch schüttelte Terra den Kopf um den Gedankenfluss zu stoppen. Aus reiner Gewohnheit zog er sein Oberteil aus um sich noch einmal seinen Verletzungen anzusehen. Vorsichtig begann Terra den Verband zu lösen. „Ich hoffe nur, dass es inzwischen noch besser geworden ist. Die Herzlosen haben schon lange nicht mehr zugeschlagen. Bestimmt wird diese Ruhe nicht mehr lange anhalten.“, dachte er im Stillen. Der letzte Streifen Verband fiel von ihm ab und legte die Haut darunter frei. Überrascht riss Terra die Augen auf. „Das kann nicht sein!“ Hastig drehte er seinen Körper mal in die eine, dann in die andere Richtung um alle seine Verletzungen einsehen zu können. Doch das Ergebnis blieb dasselbe: alle seine Verletzungen waren verschwunden! Verwirrt starrte Terra auf seinen Oberkörper. Zwar wusste er, dass Dantes Kräfte in ihm seine Selbstheilungskräfte verstärkt hatten, aber das hier war trotzdem einfach unmöglich. Wie konnte das sein? Konnte es sein, dass irgendwelche Einflüsse seine Kräfte noch weiter verstärkt hatten? Wenn ja, welche waren es? Reichten gute Laune und Spaß für so etwas aus? So sehr er auch versuchte es zu verstehen, er schaffte es einfach nicht es zu begreifen. Langsam hob er seine rechte Hand vor seine Augen und flüsterte: „Feura as nu leguk!“ Eine kleine Kugel aus Feuer erschien und schwebte knapp über seiner Handfläche. Den Energieverbrauch für den Zauber merkte er nicht einmal. Seine Kräfte waren wieder vollständig hergestellt. Auch wenn er nicht wusste was hier vor sich ging, freute er sich sehr darüber. Grinsend ließ er die Kugel wieder verschwinden und zog sein Oberteil wieder an. Rasch ging er zurück ins Wohnzimmer, um Ami davon zu erzählen. Doch noch im Türrahmen blieb er stehen und wurde ganz still. Ami lag noch immer auf der Couch. Doch dieses Mal schlief sie wirklich. Vom Türrahmen aus beobachtete Terra sie. Amis Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig mit ihren Atemzügen und sie sah dabei so unglaublich friedlich aus. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Noch immer trug sie ihr blaues Kleid, welches ihr das Aussehen einer Prinzessin verlieh. Dieses Bild strahlte eine solche Unschuld aus, dass Terra sich wie ein Verbrecher vorkäme, wenn er es auch nur wagen würde Ami zu wecken. Aber hier bleiben konnte sie auch nicht. Terra dachte kurz nach. Beim besten Willen konnte er im Grunde nichts erkennen, was es verbieten würde, wenn sie die Nacht über hier blieb. Immerhin…was sollte schon passieren? Sie würde schlafen bis zum Morgengrauen und am Morgen würde sie sich auf den Weg zu Ihrer Wohnung machen. Alles ganz easy. Doch Terra hatte auch das Gefühl, es sei einfach nicht richtig. Woher dieses Gefühl kam, konnte er nicht sagen und auch nicht was es bedeutete. Jedoch hatte er gelernt auf sein Gefühl zu hören, es hatte ihn bereits vor vielen gefährlichen Situationen gerettet. Rasch dachte Terra darüber nach, wie er es am besten anstellen konnte, ohne Ami zu wecken. Allerdings fiel ihm keine besonders elegante Lösung ein, er hoffte einfach darauf, dass sie einen guten Schlaf haben würde. Leise ging er in den Flur und holte seinen Rucksack. In diesem verstaute er sorgfältig Amis Handtasche, ihren Mantel und ihre Schuhe. Nachdem dies getan war schnallte Terra sich den Rucksack auf den Rücken und zog seine eigenen Schuhe und eine Jacke an. Ebenso leise ging er zurück ins Wohnzimmer und stellte sich neben Ami. Vorsichtig setzte er sie auf. Dabei fiel sein Blick auf die Wolldecke, welche unter ihr lag. Kurz entschlossen legte er sie um Amis Körper. Nur ihr Kopf und ihre Fußspitzen waren noch zu sehen. Als Terra sanft seine Arme unter sie schob und sie hochhob, rollte Amis Kopf auf seine Brust. Aber zum Glück wachte sie davon nicht auf. Langsam trug Terra sie hinaus in den Flur. Vor der Wohnungstür schaute er noch einmal auf sie hinab um sich zu vergewissern, ob sie noch immer schlief. Ihr Zustand war unverändert. Zufrieden richtete Terra seinen Blick auf das Türschloss und konzentrierte seine magischen Energien. „Epon!“, flüsterte er und das Türschloss klickte leise. Leise knarrend schwang die Tür auf, sodass er ungehindert in den Außenflur schlüpfen konnte. Und „Xon!“, flüsterte er damit die Tür sich wieder von alleine verschloss. Vor dem Fahrstuhl angekommen blieb Terra kurz stehen und dachte nach, schüttelte aber gleich wieder den Kopf und verschwand in Richtung Treppe. Der Fahrstuhl war viel zu laut, dadurch könnte Ami wach werden. Bis er unten war klappte sein Plan hervorragend. Doch worüber er am wenigsten nachgedacht hatte war das Wetter. Kaum verließ er das Gebäude, da wehte ihm schon eine kalte Windböe ins Gesicht. Hastig versuchte er Amis Gesicht noch weiter in der Decke zu verstecken, jedoch war es bereits zu spät. Ami zuckte unter der Böe kurz zusammen und öffnete langsam ihre Augen. „Terra? Was ist denn los?“, fragte sie schläfrig. Ihre Augen wanderten von seinem Gesicht in die Ferne und dann erkannte sie wo sie war. Fragend sah sie wieder zu ihm auf. „Was tust du?“ Terra schluckte. Dies war wieder ein Beweis dafür, wie sehr sie ihm vertraute. Jedes andere Mädchen hätte vermutlich einen ziemlichen Aufstand gemacht, wenn es in den Armen eines Jungen mitten in der Stadt aufwachte und nicht einmal wusste, wo besagter Junge sie hinbrachte. Ami aber blieb vollkommen ruhig. Sie wusste, dass Terra ihr nichts tun würde. „Ich bringe dich nach Hause. Es schien mir klüger zu sein. Immerhin ist es schon spät und alleine solltest du nachts nicht herumlaufen.“ Mit Mühe schaffte Ami es ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken. „Vermutlich hätte ich auf der Couch bis morgen früh durchgeschlafen. Mir hätte es nicht einmal etwas ausgemacht.“ Terra schaffte es nicht ihr direkt in die Augen zu sehen, sondern wandte sein Gesicht ein wenig ab. „Es erschien mir nicht richtig. Ich halte es wirklich für besser, wenn ich dich nach Hause bringen würde.“ Viel zu müde um noch nachzudenken, wunderte Ami sich kein bisschen darüber, dass er es nicht schaffte ihr in die Augen zu sehen. „Na gut. Aber du kannst mich auch herunter lassen. Ich bin durchaus noch in der Lage selbst zu laufen.“, sagte sie und unterdrückte wieder ein Gähnen. Ihm blieb es nicht verborgen. „Natürlich, das glaube ich dir. Aber ich hatte eigentlich nicht vor dich zu wecken und habe dich deshalb getragen. Du hast so friedlich geschlafen, es wäre einfach zu schade gewesen. Mir macht es nichts aus, wirklich.“, sagte er lächelnd. „Was ist mit deinen Verletzungen?“, fragte sie zögernd. „Es geht mir schon besser als vorher.“, antwortete er. Eine Ausweichantwort, welche er schon zum zweiten Mal an diesem Abend gebrauchte. In Amis Augen jedoch konnte er noch immer Zweifel sehen. „Wirklich, Ami. Ich fühle mich großartig, dass schaffe ich schon.“ Immer noch zögernd nickte Ami schließlich. „Also gut. Aber du musst mir versprechen, dass du mich runter lässt, wenn es nicht mehr geht. Überanstrenge dich nicht meinetwegen.“ Terra nickte. „Versprochen. Aber du musst dich darauf einstellen, dass wir nass werden. Ich habe leider keinen Regenschirm dabei. Mir selbst macht das zwar nichts aus, aber…“ Ami zog ihre Arme aus der Decke und legte sie um seinen Hals, kuschelte sich an seine Schulter und sagte: „Mir auch nicht…“ Ohne weitere Wiederworte oder Kommentare machte sich Terra auf den Weg. Amis Gewicht spürte er so gut wie gar nicht und er konnte so ein recht zügiges Tempo einschlagen. Während einer Ampel fiel sein Blick erneut auf Ami. Wieder hatte sie ihre Augen geschlossen und schien zu schlafen. Doch die fehlende ruhige Gleichmäßigkeit ihrer Atmung sagte ihm, dass sie noch wach war. Ihren Kopf lag noch immer auf seiner Schulter. In Terras Magengrube glomm wieder dieses Gefühl auf, welches ihn in ihrer Gegenwart oft überkam. Eine Art Glücksgefühl verbunden mit Schmetterlingen im Bauch. Das rote Leuchten der Ampel wechselte erst zu gelb, schließlich zu grün und Terra ging weiter. Doch während der gesamten Zeit fiel weder ihm noch ihr auf, dass kein einziger Regentropfen ihnen auch nur zu nahe kam. Sie waren viel zu versunken ineinander um es zu bemerken. Stattdessen schien das Wasser mitten in der Luft an einer unsichtbaren Barriere abzuprallen. Eine Barriere, unbewusst geschaffen aus der Magie der beiden Jugendlichen und ihrer engen, wenn auch noch nicht wahrgenommenen, Verbindung.

Einige Zeit später trugen Terras Beine sie die letzten paar Meter zu Amis Wohnblock. Die Glastür ging leise auf, sodass er ungehindert in die Eingangshalle treten konnte. Vorsichtig ließ er Ami auf ihre eigenen Beine hinunter. Wegen des kalten Windes zog sie die Decke noch ein wenig enger um sich. „So. Das hätten wir geschafft. Willkommen zurück zu Hause!“, sagte Terra lächelnd. Ami nickte ihm dankbar zu. „Danke, Terra. Das war sehr nett von dir.“ Flüchtig streifte ihr Blick seine Kleidung. „Die Verletzungen scheinen nicht wieder aufgebrochen zu sein. Soll ich trotzdem vorsichtshalber nachschauen?“, fragte Ami. Aber Terra schüttelte den Kopf. „Nein danke. Das wird nicht nötig sein.“, sagte er, während er sich den Rucksack abschnallte und ihn öffnete. Er reichte ihr Mantel, Schuhe und Handtasche und schloss den Rucksack wieder. „Vielen Dank.“, sagte Ami erneut. Terra winkte ab. „Nichts zu danken Ami. Habe ich gern gemacht.“ Nachdenklich sah er hinaus in die Dunkelheit. „Ich sollte wohl sofort wieder losgehen. Ich brauche dringend noch ein paar Stunden Schlaf, vor dem Morgengrauen.“ Er wandte sich wieder zu Ami. „Ich vermute mal, wir sehen uns spätestens am Montag wieder im Unterricht.“ „Bist du auch wirklich wieder gesund genug für die Schule? Übertreibe es bitte nicht. Ruhe dich lieber noch eine Weile aus.“, bat Ami besorgt. Beruhigend hob Terra die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich werde es davon abhängig machen, wie es mir morgen geht.“, meinte er. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr, setzte er noch nach: „Naja, wobei Morgen ja eigentlich schon Heute ist.“ Lachend stimmte Ami ihm zu. Dann schwiegen sie. Keiner von beiden wusste so recht wie sie sich voneinander verabschieden sollten. Irgendwie war es anders, als sich nach der Schule zu verabschieden und sich am nächsten Tag wieder zu sehen. Noch nie hatten sie so viel Zeit intim miteinander verbracht. „Also…ähm. Ich sollte jetzt gehen.“, sagte Terra leise. Ami nickte. „Danke noch einmal fürs Heimbringen.“ Aus einem reinen Impuls heraus gingen sie gleichzeitig aufeinander zu und umarmten sich. Lange, sehr lange. Die Zeit schien still zu stehen. Die Decke rutschte von Amis Schultern und fiel unbeachtet zu Boden. Sanft lösten sie sich ein bisschen voneinander, jedoch nicht vollständig. Ihre Hände auf seinen Schultern, seine an ihren Seiten. Ein seltsames Kribbeln erfüllte Ami, als ihr die Parallelen zu der Szene im Schwimmbad auffielen. Letztes Mal hatte sie sich genauso gefühlt wie jetzt. Eine Mischung aus leichter Nervosität und stiller Erwartung. Aber auch, wie erwartet, ein wenig Angst. In ihrem Geiste sah sie wieder die Bilder von damals. Erinnerungen drängten sich ihr auf, doch sie versuchte sie zurück zu drängen. Makotos Worte hallten in ihren Gedanken wieder. Und für einen winzigen Moment entschloss sie sich, Terra eine Chance zu geben. Vielleicht konnte er ihr wirklich helfen. Jedoch, ihr Entschluss wankte noch sehr. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie vielleicht nie wieder den Mut dazu haben sich zu überwinden. Kurz zögerte sie noch, dann näherte sie ihr Gesicht langsam und vorsichtig dem von Terra. In seinen Augen konnte sie erst mildes Erstaunen lesen, dann Verwirrung. Trotzdem hoffte sie, dass er sie nicht zurückweisen würde. Ami schloss die Augen und lauschte ihrem klopfenden Herzen. Ihr Gesicht näherte sich Terra noch ein wenig mehr.

Terras Gedanken rasten. Hatten er und Ami sich nicht einst versprochen es nicht so weit kommen zu lassen? Und nun tat ausgerechnet sie den ersten, vorsichtigen Schritt. Es passte alles einfach nicht überein. Sollte er dies nicht besser unterbinden? Die Vernunft in ihm schrie lauthals ihre Zustimmung, doch sein Herz war stärker. Terra hatte sich schon länger eingestehen müssen, dass er etwas für Ami empfand. All seine Gefühle schienen ihn jetzt zu übermannen, sein Kopf bewegte sich beinahe automatisch nach vorne. Ihre Gesichter kamen einander immer näher und näher. Kurz flammte in Terras Kopf das Bild aus dem Schwimmbad aus. Er schob es einfach beiseite. Auch er schloss die Augen und folgte einfach den Befehlen seines, im Einklang mit dem von Amis, klopfendem Herzen…

Plötzlich brannte etwas anderes weit aus stärkeres in ihm auf. Ein glühend heißer Schmerz von solch einer Intensität, dass Terra vor Qualen aufschrie. Sein rechter Arm bis hin zur Schulter fühlte sich an, als würde er zerbersten und verbrennen gleichzeitig. Krampfartig griff er mit seiner linken Hand nach dem Arm und ging keuchend in die Knie. Schweiß brach auf seiner Haut aus, vor seinem geistigen Auge tanzten Flammen wild umher. Amis Rufe hörte er nur von weit, weit entfernt. Am Rande spürte er ihre Hand auf seiner rechten Schulter. Tief in ihm regte sich der Dämon und versuchte auszubrechen. „Nein! Nicht jetzt. Nicht hier! Und schon gar nicht vor Ami!“ Verzweifelt rang Terra um die Kontrolle seines Körpers. Er konnte regelrecht spüren wie sein rechter Flügel versuchte herauszubrechen. Ami durfte ihn auf keinen Fall so sehen…

Der Anfall kam plötzlich und völlig unerwartet. Da sie ihre Augen geschlossen hatte, bekam Ami davon zunächst gar nichts mit. Erst als Terra aufschrie, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Von dem Schrei setzte ihr Herz einen Schlag lang aus und sie sprang vor Schreck einen Schritt zurück. Dabei fiel ihr Blick auf Terra wie er keuchend auf dem Boden kniete. Seine linke Hand umklammerte krampfartig seine rechte Schulter. „Terra. Was ist los? Was fehlt dir?“, rief sie. Aber Terra konnte sie anscheinend nicht hören. Sein Blick war gesenkt er sah sie nicht einmal an. Ami spürte wie die Luft um sie herum immer wärmer wurde, bis sie nahezu heiß war. Vor ihren Augen ging die Decke in Flammen auf und blieb nur als ein Häufchen Asche zurück. Ihre Magischen Kräfte schützten sie davor ebenso zu Enden. Schnell hechtete Ami zu Terra und ging vor ihm in die Hocke, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Sie sah seine Augen … und erstarrte. Das tiefe Himmelsblau seiner Augen, hatte sich in ein leuchtendes gelb verwandelt. Ami packte ihn an den Schultern und rüttelte. „Terra! Terra, antworte mir!“, rief sie verzweifelt. Doch er antwortete nicht, sondern umklammerte immer noch seine Schulter. Schweiß bedeckte sein Gesicht, seine Muskeln waren zum zerreißen angespannt. Verzweifelt und ohne eine Ahnung was sie tun sollte, stand Ami auf, hastete hinter ihn und legte eine Hand auf seine zuckende Schulter. Erschrocken zog sie ihre Hand sofort wieder zurück. Unter der Haut bewegte sich etwas. Man konnte es selbst durch die Jacke hindurch spüren. Zögernd stand sie noch einen Moment da, dann legte sie ihre Hand erneut auf seine Schulter. Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Haut bewegte sich und pulsierte unangenehm. Trotzdem konnte sie die Hand nicht noch einmal zurückziehen. Etwas hielt sie zurück. Hitze stieg von ihrer Handfläche auf, stieg immer höher ihren Arm hinauf. Die Magie in ihr reagierte Augenblicklich. Ohne dass sie sich verwandelt hatte, erschien auf ihrer Stirn das blaue Diadem. Angenehme Kälte drängte die Hitze in ihrem Arm zurück…zurück zu Terra. An der Grenze zwischen ihrer Hand und seiner Schulter kämpften Hitze und Kälte um die Vorherrschaft. Das Feuer schien wild entschlossen zu siegen, das Wasser verteidigte sich verbissen. Tiefer Nebel hüllte die beiden Jugendlichen ein. Auf einmal fing das Diadem an zu leuchten bis Ami von einem sanften blauen Licht eingeschlossen war. Terra reagierte darauf mit einem roten Schein, welcher von Dunkelheit durchdrungen war. All dies spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Die Krämpfe hatten noch immer nicht aufgehört. Dafür zeichnete sich ein kleines Blutrinnsal auf Terras Haut ab, dort wo der Flügel im Begriff war auszubrechen. Wütend und verzweifelt schrie Terra erneut auf. Die Kontrolle entglitt ihm immer mehr. Noch einmal mobilisierte er seine Energiereserven. Durch die Schleier seiner Augen sah er, wie seine rechte Hand sich zu einer Klaue verwandelte.

Das leuchten des Diadems wurde immer heller und breitete sich nun auch auf Terra aus. Und dann passierte etwas Merkwürdiges. Im einen Moment noch sah Ami auf Terra hinab… doch im nächsten war sie von Dunkelheit umgeben. Sie schwebte in einem Bodenlosen Nichts. Panisch sah Ami sich um. „Wo bin ich?“ Unter ihr flammte plötzlich ein dunkelrotes Licht auf. Ihr Körper bewegte sich genau darauf zu, war nur noch ein kurzes Stück davon entfernt. Und dann…tauchte sie darin ein. Versank immer tiefer, bis sie wieder in tiefer Dunkelheit landete. Was sie dort sah, war der pure Albtraum. Ein Dämon, mit Ketten festgebunden, wild um seine Freiheit kämpfend. Seine schwarzen Flügel waren auf seinem Rücken festgebunden, sein Schwanz peitschte wild umher. Doch das allerschlimmste war, dass sie diesen Dämon kannte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Es war noch gar nicht so lange her. Da hatte sie ihn gegen einen anderen Dämon kämpfen sehen. Ein animalisches Brüllen entrang sich der Kehle des Monsters, bebend vor Wut. Die bösartigen gelben Augen richteten sich auf sie. Vor Angst begann Ami zu zittern. Er hatte sie entdeckt. Das Ziehen und Zerren des Dämons wurde immer heftiger. Er warf den Kopf in ihre Richtung und brüllte sie an. So konnte sie das Gesicht des Dämons erkennen. Entsetzen breitete sich in ihr aus. Der Dämon war Terra!

Trotz der gelben Augen und dunkleren Hautfarbe gab es keinen Zweifel. Mit einem Knirschen riss eine der Ketten. Der linke Arm streckte sich drohend in ihre Richtung. Da er sie aber nicht erreichen konnte, wurde er immer wütender. Eine weitere Kette riss, eines seiner Beine war frei. Er kam einen Schritt auf sie zu, bevor die Ketten ihn wieder zurück hielten. „Nein.“ Verzweifelt krümmte Ami sich zusammen und griff an ihren Kopf. „Nein. Nicht schon wieder. Nicht noch einmal!“ Das Brüllen wurde immer lauter. „Geh weg...“ Die Klaue versuchte wieder sie zu erreichen. „Geh weg…“ Wieder riss eine der Ketten, es kam noch näher. „Geh weg…lass mich in Ruhe.“ Einer der Flügel kam frei und spannte sich. In der Klaue bildete sich eine Kugel aus Energie… „VERSCHWINDE!“, schrie Ami. Das Diadem auf ihrer Stirn blitzte auf. Das Licht wurde immer stärker und stärker, vertrieb die Dunkelheit, hüllte sie alle ein…

Lüge oder Wahrheit

Sanfte Wärme umgab sie, liebkostete ihren Körper und vertrieb die Dunkelheit in ihrem Geist. Ami öffnete die Augen. Sie lag auf dem Boden der Eingangshalle. Die Wärme verblasste. Leichter Nebel schwebte knapp über dem Boden. Er war jedoch nicht so dicht, dass er die Risse im Boden hätte verdecken können. Ebenso wenig die Blutflecken, die sich leuchtend auf dem Boden abzeichneten. Ruckartig setzte Ami sich auf und sah sich um. Terra war verschwunden!

Seltsam entkräftet sackte sie wieder zurück. Die Erinnerungen von dem Dämon schienen ihre Gedanken zu vergiften. Ami konnte die ganze Zeit an nichts anderes denken. Dieser Ausdruck grenzenloser Wut in Terras (?) Gesicht. War es alles nur eine Illusion? Oder hatte sie es wirklich gesehen? Tränen rollten ihr über die Wangen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte…

Von den oberen Stockwerken her konnte sie hastige Schritte und aufgeregte Stimmen hören. Offenbar hatten Terras Schreie ein paar der Bewohner aufgeweckt. Schnell packte Ami ihre Sachen, welche seltsamer Weise nicht verbrannt waren und rannte zum Treppenhaus. Doch sie rannte nicht nach oben sondern nach unten. Ami hörte Menschen über sich vorbeiziehen und die Treppe runter eilen. Sie sah auch, wie sich einige von ihnen um den zerstörten Boden herum versammelten, aber sie war viel zu verwirrt und erschöpft, als dass sie verstanden hätte, was die Bewohner des Hauses zu dem Chaos sagten. Ami brauchte einfach nur Ruhe, sie wollte nichts anderes, als in ihre Wohnung zu fliehen und nach Luft zu schnappen. Denn obwohl die Luft hier in der Eingangshalle nicht stickig war, wurde ihre Kehle von Angst zugeschnürt und behinderte sie am Atmen, wie eine würgende Hand. Schnell huschte sie an den Leuten vorbei und hetzte die Stufen hinauf. Mit ihrem Tempo erreichte sie zügig ihre Wohnung, öffnete die Tür, schlüpfte hindurch und verschloss sie wieder. Ihr Körper bekam eine kurze Ruhepause während sie schwer atmend an der Tür gelehnt stand. Nach einer gefühlten Ewigkeit lief Ami in ihr Schlafzimmer, warf sich auf ihr Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Dort lag sie...eine Ewigkeit wie es ihr vorkam. Irgendwann griff sie nach ihrem Telefon und wählte Terras Nummer. Vielleicht… hatte sie ja alles nur geträumt…
 

Als Terras Verstand wieder einsetzte, fand er sich selbst auf dem Boden hockend wieder. Blut lief an seinem gerade erst verheilten rechten Arm hinab. Seine Klaue hatte sich in den Boden gebohrt, während aus seiner Schulter ein schwarzer Flügel ragte. Seine Verwandlung war unvollständig, etwas hatte sie aufgehalten. Sein Blick fiel auf Ami. Sie lag neben ihm auf dem Boden, scheinbar bewusstlos. Bei ihrem Anblick strömten alle Erinnerungen wieder auf ihn ein. Irgendwie hatte es Ami fertig gebracht in seinen Geist einzudringen. Aber was noch viel schlimmer war: sie hatte den Dämon gesehen, welcher in ihm lebte. Mit seiner linken Hand fuhr er sich über die Augen um seine Gedanken zu ordnen. Ein blaues Licht fiel ihm wieder ein. Es hatte zuerst Ami eingeschlossen und sich dann in seinem Geist ausgebreitet. Eine wundersame Kühle hatte das Feuer in ihm gemildert, konnte die Verwandlung aber nicht vollständig zurückdrängen. „Verdammter Mist!“, dachte Terra. „Ich wollte nicht, dass sie es erfährt. Und jetzt ist es geschehen.“ Wütend hieb er mit der Faust auf den Boden. Tiefe Risse bildeten sich durch den Aufschlag darin und erinnerten ihn daran, dass trotz der Unvollständigkeit, die Verwandlung seine Kräfte verstärkt hatte. Blutstropfen fielen von seinem Arm auf dem Boden und bildeten ein Mosaik aus leuchtendem rot. Terra hob den Kopf und streckte die Hand nach Ami aus um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Doch bevor seine Hand sie erreichte, stoppte sie. Es war die Hand, welche sich in eine Klaue verwandelt hatte. Eine Kralle hing zitternd über ihrem Gesicht. „Ich bin ein Monster.“, dachte Terra. „Wie könnte ich nur erwarten, dass sie so etwas wie mich jemals lieben könnte?“ Langsam zog er seine Klaue zurück, streckte die andere Hand aus und fühlte nach Amis Puls. Schneller als erwartet, fand er ihn. Hecktisch pulsierend, aber gesund. Erleichtert seufzte er auf. Sie war nur ohnmächtig. Mit geübten Blick besah er sich schnell noch ihren Körper. Glücklicherweise konnte er keinerlei Verletzungen ausmachen. Einigermaßen beruhigt lehnte er sich zurück. Amis Augenlider begannen zu zucken. Bald würde sie erwachen. „Ich muss hier weg.“ Entschlossen stand er auf und sah sich um. Jetzt erst fiel ihm der sanfte Nebel auf, welcher knapp über dem Boden schwebte. Entstanden durch den Kampf Feuer gegen Wasser. Unweit von ihm lag die Asche, welche einst eine Decke gewesen war. Traurig sah er noch einmal zu Ami hinab. „Ich hoffe, dass du dich nicht mehr daran erinnerst, wenn du aufwachst. Vergib mir.“ Terra wandte sich um und trat aus der Tür. Noch immer regnete es in Strömen. Das kühle Wasser verschaffte Linderung auf seinem Körper. Ein letztes Mal sah er zu Ami zurück. Sie fing an sich ein wenig zu regen. Schlechtes Gewissen regte sich in ihm und das zu Recht. So konnte er sie nicht zurücklassen. Leise flüsterte er ein paar Worte in der magischen Sprache und wob somit einen Zauber um Ami, der sie vor Gefahren schützen und sie wärmen sollte. Nebelfetzen gerieten in Bewegung, als der Zauber seine Wirkung entfaltete. In diesem Moment war er sehr froh über den Regen, denn er verwischte seine Tränen. Ohne ein Geräusch zu verursachen sprang er in die Luft und schlug kräftig mit seinem Flügel. Mit seiner Magie kreierte er einen kleinen Luftwirbel, welcher ihm dabei half auch nur mit einem Flügel die Balance zu halten und so erreichte er einige Zeit später den Balkon seiner Wohnung. „Epon!“ Knarrend öffnete sich die Tür und Terra trat ein. Sofort bildete sich eine Wasserlache auf seinem Teppich. Doch es kümmerte ihn nicht. Verstört sackte er zu Boden und sah resigniert zu, wie das Wasser von seinem Gesicht auf den Boden tropfte. In diesem Moment begann das Telefon laut zu klingeln. Terra hob nur kurz den Kopf und starrte es mit leerem Blick an, rührte sich aber nicht. Doch es wollte einfach nicht aufhören! Das Geräusch löste in seinem Kopf ein unerträgliches Dröhnen aus und schließlich erhob Terra sich doch langsam und vorsichtig und schlurfte Richtung Telefon. Während er auf den Tisch zuging, auf dem das Gerät stand, suchten seine müden Augen schon die Nummernanzeige.

Als er jedoch erkannte, dass dort keine Nummer zu sehen war, sondern ein Name, blieb er abrupt stehen. Fast unmerklich fing seine Menschenhand, die er schon zum Abnehmen des Hörers erhoben hatte, an zu zittern.

Er hatte ihre Nummer mit ihrem Namen zusammen eingespeichert, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten. Eigentlich hatte er sich bisher immer gefreut, wenn diese Buchstaben in dem kleinen Display erschienen war, aber jetzt schockierte es ihn zutiefst.

Ami! Der Name blinkte wie eine Drohung immer wieder auf und machte ihm klar, dass er sich entscheiden musste. Was sollte er nur tun? Was mochte sie ihm sagen, wenn er abnahm?

Er war sich selten so unsicher gewesen, aber ihm blieb die Hoffnung, dass Ami eventuell einen Teil von dem schrecklichen Vorfall vergessen haben könnte. Sie war ohnmächtig gewesen, als er nach seinem Kampf gegen den Dämon wieder klar hatte denken können. Vielleicht... Zusätzlich wurde ihm bewusst, dass er, wäre er gelaufen, auch zeitlich hier sein müsste und er sich nur verdächtig machte, wenn er jetzt nicht an den Apparat ging. Terra setzte sich zögernd wieder in Bewegung und stieß dabei mit seinem Flügel aus versehen die Vase auf seinem Wohnzimmertisch um, aber er bemerkte es nicht einmal.

Langsam streckte er seine Hand nach dem Telefon aus...wartete noch einen winzigen Augenblick...und nahm dann ab. „Terra Kagurasaka.“ Einen kurzen Moment lang herrschte Stille, doch dann... „Hallo Terra.“ Ohne jeglichen Zweifel war es Ami! Seine Gedanken fingen wie wild an zu rasen. „Ähm...störe ich dich gerade bei etwas?“, fragte sie vorsichtig. Verhörte er sich oder schwebte Furcht in ihrer Stimme? Die Frage beantwortete er sich sofort selbst und schalte sich selbst einen Narren. Natürlich hatte sie Angst, sie hatte ihn ja gerade als Dämon gesehen...oder doch nicht? „Nein...“, sagte Terra mehr bekam er nicht heraus. „Nein?“, hackte Ami nach. „Nein, du störst nicht, ich bin nur gerade erst angekommen.“, sagte Terra. Was ja auch der Wahrheit entsprach. „Achso...“ Mehr sagte sie nicht. Terra riss sich zusammen, vielleicht konnte er ja noch alles retten.

„Entschuldige, wenn ich so irritiert bin aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du mich anrufst. Ich war ein wenig verdutzt.“, hörte Ami Terra sagen. Sie saß von ihre Decke umschlungen auf ihrem Bett. Ein Lichtstrahl fiel auf ihre Beine. Zögernd sah sie auf und blickte durch das Fenster hinaus. Anscheinend hatte es endlich aufgehört zu regnen. Die Wolkendecke war aufgebrochen und offenbarte einen hell leuchtenden Vollmond. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Terra. Auch ihm fiel das helle Licht auf. Leicht unsicher auf den Beinen ging er zum Fenster und sah ebenfalls hinaus. Ami senkte den Kopf. „Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau.“ Wie konnte sie ihm sagen was sie gesehen hatte? Was wäre wenn alles wirklich nur ein Traum war? Ihre Fantasie ihr einen Streich gespielt hatte? Trotzdem kam ihr eine Idee. „Ist etwas passiert?“, fragte Terra. „Heuchler!“, dachte er sich. „Als wenn du nicht selbst ganz genau wüsste was passiert ist.“ Ami fasst einen Entschluss. Unbewusst wurde ihr Griff um das Telefon fester. „Mir ist gerade etwas Merkwürdiges passiert, Terra.“ „Achja, was denn?“, fragte er. Sein Herz pochte heftig vor Angst was nun kommen würde, gleichzeitig hielt er den Atem an. „Ich bin mitten in der Eingangshalle aufgewacht. Auf dem Boden waren Risse zu sehen und du warst verschwunden. Ich möchte wissen, was passiert ist, nachdem du mich zu Hause abgesetzt hast.“ Erleichterung machte sich in Terra breit. Offenbar erinnerte sie sich nicht. Ami vernahm einen erleichterten Seufzer im Telefonhörer. Bewusst tat sie so, als hätte sie es nicht gehört, doch ihr Herz wurde ihr schwerer. „Als ich dich zu Hause abgesetzt habe ist...nichts passiert. Wir haben uns in der Eingangshalle verabschiedet. Danach bin ich zurück nach Hause gegangen und du warst auf dem Weg zum Treppenhaus. Das war alles.“, sagte Terra und starrte weiterhin auf den Mond. Ami wünschte sich, sie könne ihm das einfach so glauben. Aber was sie gesehen hatte ließ sie nicht mehr los. Und außerdem war da noch diese seltsame Erleichterung in Terras Stimme. „Wie kommt es das du in der Eingangshalle aufgewacht bist?“, fragte er und bemühte sich so besorgt wie möglich zu klingen. „ Bist du ohnmächtig geworden?“ Terra versuchte sie um jeden Preis von der Wahrheit weg zu locken. „Muss ich wohl, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns verabschiedet haben. Und dann bin ich auf dem Boden aufgewacht. Um mich herum war überall Nebel, weißt du vielleicht darüber etwas?“ Terra schüttelte den Kopf, was sie natürlich nicht sehen, sich aber umso besser vorstellen konnte. „Nein, darüber weiß ich nichts.“, erklang seine Stimme in ihrem Hörer. "Mir ist kein Nebel aufgefallen. Ebenso wenig die Risse im Boden.“ Ami nickte. Sie fühlte sich ein wenig beruhigt. Was auch immer dort unten passiert ist, hing anscheinend nicht mit Terra zusammen. Scheinbar hatte sie sich wirklich alles nur eingebildet. Aus reiner Routine fragte sie: „Ist deine Verletzung eigentlich wieder aufgebrochen?“ Terras Blick fiel auf seinen Arm, welcher trotz des Regens noch Blutspuren aufwies. Dabei fiel ihm ein, dass er in der Eingangshalle Blut hinterlassen hatte. „Ja. Leider.“, lenkte er schnell ein. „Ich nehme an, dass daher die Blutflecken auf dem Boden kommen.“ Die Worte trafen Ami wie ein Schlag. Eine Eiseskälte breitete sich in ihrem Körper aus. In Terras Telefonhörer herrschte Schweigen. Beunruhigt fragte er: „Ami? Ist alles in Ordnung?“ Ami öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus...sie hatte sich doch nicht geirrt. Alles was passierte war wahr. Terra hatte sich mit dieser Aussage selbst verraten, denn von dem Blut hatte sie nichts erzählt. Eben sowenig von... „J..Ja. Alles in Ordnung mir ist nur gerade noch etwas eingefallen.“, sagte Ami. Ihre Stimme zitterte. Unbehagen breitete sich in Terras Körper aus. Was war los mit ihr? Glaubte sie ihm doch nicht? „Was denn?“, fragte er vorsichtig. „Auf dem Boden war noch ein Häufchen Asche.“ Sie hielt den Atem an, wartete auf seine Reaktion. Alles würde durch seine nächste Aussage entschieden. Terras Blick fiel auf das Sofa. Die Decke! „Achso, du meinst die Decke. Keine Angst es ist nicht so schlimm, du musst sie nicht bezahlen.“, sagte er...und fühlte sich danach wie von eisigem Wasser übergossen. „Nein! Was rede ich denn da? Das hatte sie doch gar nicht gemeint.“ „In Ordnung...“, sagte Ami. Terra lauschte mit klopfendem Herzen. „Ja...also...danke das du mir zugehört hast, Terra. Ich werde jetzt schlafen gehen. Gute Nacht!“ Ein Knacken in der Leitung sagte ihm, dass sie bereits aufgelegt hatte. Wie betäubt ließ er den Hörer sinken. Langsam entglitt er seiner Hand und baumelte knapp über dem Boden. „Ich bin ein Idiot.“, murmelte Terra zu sich selbst. Er hatte sich selbst Verraten, seine eigenen Lügen widerlegt, indem er einmal nicht nachgedacht hatte. Ein Tropfen Blut fiel auf den Boden. Terras Blick folgte ihm, bis der Tropfen auf dem Boden aufkam. Eine neue Erkenntnis ließ ihn vor Fassungslosigkeit aufstöhnen. Das Blut! Auch davon hatte Ami nichts gesagt...er aber schon. Plötzlich so seltsam schwach, sank er zu Boden. Nun war es vorbei. Er hatte die Chance gehabt, alles wieder in Ordnung zu bringen. Doch stattdessen hatte er alles noch viel schlimmer gemacht. Ein leises Plätschern lies ihn aufsehen.

Sein Blick fiel auf seinen Tisch und das Wasser welches aus der liegenden Vase über den Tisch und über die Kante zu Boden sickerte. Für ihn war es nicht wichtig. Langsam glitt sein Blick über die Tischdecke. Etwas war anders...etwas fehlte... Die kleine Erhebung durch seine Notizen war nicht mehr zu sehen. Entsetzt sprang Terra auf und riss die Tischdecke weg. Der Zettel war verschwunden! „Götter!“, schrie er innerlich. „Kann diese Nacht, denn wirklich noch schlimmer werden?“…

Für Ami wurde sie es. Denn nun hatte sie die Wahrheit. Nicht die ganze, das sicher nicht. Aber doch genug davon um sie innerlich zerbrechen zu lassen. Schon wieder...schon wieder hatte sie sich in einen Dämon verliebt...genau wie damals... Tränen liefen ihr stetig über das Gesicht, tropften auf ihre in die Decke verkrampften Hände. Viel schlimmer noch war für sie die Frage, was sie nun tun sollte. Auch wenn Terra ein Dämon war, so liebte sie ihn ja irgendwie trotzdem. Andererseits war es ihre Pflicht als Sailor Kriegerin, die Dämonen dieser Welt zu bekämpfen. Ami musste eine Entscheidung treffen...langsam griff ihre Hand nach dem Sailor Pager...

Enthüllung

Ein Klingeln in seinem Kopf ließ ihn langsam aus der Trance erwachen, in der er die ganze Nacht auf dem Boden sitzend verbracht hatte. Es war ihm unmöglich gewesen auch nur an schlafen zu denken, wo doch sein Herz so schwer vor Kummer war. Stattdessen übermannte ihn tiefe Trauer und Gleichgültigkeit. Ohne das Terra es bemerkt hatte, hatte er so Stunde um Stunde auf dem Boden verbracht. Die trügerische Ruhe wurde jedoch jäh gestört. Nur langsam kehrte sein Bewusstsein zurück und es dauert noch eine Weile bis er merkte, dass das Klingeln keineswegs in seinem Kopf entstand. Das Telefon versuchte alles um ihn den letzten bisschen Nerv zu rauben. Terra verspürte aber keinerlei Lust an den Apparat zu gehen, er wusste auch so, dass es nichts gutes sein würde. Allerdings war das Bimmeln nahezu unerträglich. Schweren Herzens stand er auf. Dabei erlebte er eine kleine Überraschung. Sein Flügel hatte sich ohne dass er es merkte in Staub aufgelöst. Die Klaue hatte sich ebenfalls zurück gebildet und offenbarte nun wieder eine menschliche Hand. Einigermaßen erleichtert darüber, dass er nicht für immer in der unvollständigen Verwandlung gefangen war, ging er zum Telefon und nahm ab. „Terra hier. Wer spricht da?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. „Mamoru hier.“, erklang die Stimme seines Freundes im Hörer. Überraschung breitete sich in Terra aus. Eher hatte er wieder mit Ami gerechnet. „Mamoru? Was kann ich für dich tun, zu so einer frühen Stunde?“, fragte Terra unsicher. „Frühe Stunde? Hast du mal auf die Uhr gesehen?“ Pflicht schuldigst sah Terra auf seine Armbanduhr. Es war fast drei Uhr Nachmittag! Unfassbar! „Oh...ähm...ja habe ich...gerade eben...“, sagte Terra beschämt. „Naja ist auch nicht so wichtig.“, meinte Mamoru. „Hör mal können wir uns heute Abend am Hikawa - Tempel treffen?“ „Ja klar...aber...“ Beklemmung und eine böse Vorahnung breiteten sich in Terra aus. Er hatte bereits befürchtet, dass Ami die ganze Geschichte den anderen erzählt hatte. Dieser Anruf konnte einfach kein Zufall sein. Und dennoch...„Warum dort?“, dachte er. Zufällig wusste Terra genau, dass dieser Tempel Rei und ihrem Großvater gehörte, welche sich beide auf das Austreiben von Dämonen spezialisiert hatten. Das roch förmlich nach einer Falle…

„Terra? Bist du noch da?“ Was sollte er sagen? Wenn er hinging lief er ihnen direkt in die Arme. Sagte er nein wussten sie definitiv, dass er etwas verbarg. So oder so, es würde letztendlich aufs gleich hinauslaufen. „Terra?“ Beunruhigung schwebte in Mamorus Stimme und ebenso Nervosität. In diesem Moment traf Terra eine Entscheidung. Er hatte das ganze Versteckspiel satt. Die Zeit für die Wahrheit war gekommen. „Ja ich bin noch da. Wann sollen wir uns denn treffen?“, fragte Terra. „Um 22 Uhr.“ „Klar wann denn auch sonst. Um diese späte Zeit würde es sicherlich keine zufälligen Zeugen geben...“Terra nickte. „Ich werde da sein.“ Dann legte er auf.

„Und?“, fragte Bunny nervös. Mamoru schaltete sein Handy aus und ließ es zurück in seine Tasche gleiten. Er nickte. „Er wird uns heute Abend treffen.“ Nachdenklich fiel sein Blick auf die beiden Mädchen, von denen eines mit Tränenrinnsalen in einer Ecke gekauert saß. „Zum ersten Mal hoffe ich, dass du dich irrst Ami.“ ChibiUsa reichte Ami ein neues Taschentuch, mit dem sie sich notdürftig die Tränen wegwischte. „Ich auch...“, sagte Ami. „Ich auch...“

Nachdenklich ließ Terra noch eine Weile sein Hand auf dem Telefon liegen. Angestrengt dachte er nach. Wie sollte er ihnen all das erzählen? Seine Geschichte ist manchmal selbst für ihn zu unglaublich um wahr zu sein. Konnte er da wirklich erwarten, dass sie ihm Glauben schenken würden?

Die Entscheidung jedoch, wurde ihm fürs erste abgenommen, als er schlagartig drei Auren spürte. Perplex drehte er sich zum Balkon um. Zwei der Auren kamen ihn bekannt vor, die dritte Aura versprühte eine dunkle Energie. Kein Zweifel, dass wieder irgendwo ein Herzloser aufgetaucht war. Dem musste er nachgehen. Schnell huschte er zur Balkontür, öffnete sie und sah hinunter auf die Straße. Zu viele Menschen, die ihn sehen könnten. Aber der normale Weg dauerte zu lange. Roomira essentraz.“, sagte Terra. Sofort spürte er, wie die Magie zu wirken begann. Um seinen Körper herum entstand eine Art Schild, der ihn vor ungewünschten Blicken abschirmte. Solcherlei Zauber hielten leider nicht lange an, also musste er sich beeilen. Kurz entschlossen sprang er über die Reling. Weit fiel er hinunter und der Wind rauschte ihm um die Ohren. Der Boden eines Daches kam ihm immer näher. „Aeroga!“ Ein kleiner Wirbelwind fing Terra in der Luft auf und ließ ihn sanft auf das Dach gleiten. Mit einem Wink seiner Hand löste Terra die Windmagie wieder auf. Ohne viel Zeit zu verlieren, rannte er los. Von einem Dach zum nächsten sprang er, immer weiter der Spur der Auren folgend. Und dann...auf einmal...waren die Auren verschwunden. Hart bremsend hielt Terra an. Verwirrt erweiterte er im Geiste sein Suchgebiet, aber ohne Erfolg. Es blieb dabei, die Auren waren weg. „Hast du dir alles etwa nur eingebildet?“, flüsterte Terra zu sich selbst. „Sie können sich doch nicht einfach wieder in Luft aufgelöst haben.“ Verwirrt stand er da und dachte nach, als ihm plötzlich etwas auffiel. Schnuppernd hielt er seine Nase in die Luft und runzelte die Stirn. Salz? Warum zur Hölle roch es hier so derartig nach Salz? Und noch etwas fiel ihm auf: die Luft war ungewöhnlich feucht. Der Regen hatte doch schon vor Stunden aufgehört. Terra ließ seinen Blick über den Himmel schweifen. Keine einzige Wolke war zu sehen, tatsächlich herrschte gerade unverschämt grandioses Wetter. Noch verwirrter als ohnehin schon nahm er die Verfolgung des Salzgeruches auf. Mit jedem Schritt wurde der Geruch intensiver. Vor ihm erhob sich ein etwas höherer Wohnblock. Da der Geruch von dort zu kommen schien, sprang er die wenigen Meter hinauf...und erstarrte. „Verdammt! Was war denn hier los?“ Der Boden wies eine lange Spur aufgerissenem Beton auf, in der es merkwürdig glitzerte...wie Wasser. Der Salzgeruch war hier am stärksten. Vorsichtig, die Umgebung ständig im Auge behaltend näherte Terra sich dem Riss. Kurz davor ging er in die Hocke und streckte langsam seine Hand nach der Flüssigkeit aus. Behutsam tauchte er die Spitze seines Zeigefingers hinein und zog sie nach einer Sekunde wieder hinaus. Stirn runzelnd roch er an dem Flüssigkeit und leckte und daran. Kein Zweifel, dies war Salzwasser. „Neptune.“, ertönte eine Stimme in ihm. Neptune der Herrscher des Meeres...Sailor Neptune. Er wusste nicht ob es stimmte, doch es erschien ihm als die einzige logische Erklärung. Sailor Neptune und vielleicht auch Sailor Uranus waren hier. Vermutlich hatten sie es geschafft den Herzlosen zu besiegen. Schritte aus dem Treppenhaus ließen Terra aufschrecken. Rasch machte er, dass er davon kam, bevor der Schildzauber seine Kraft verlor.

Spät am Abend lief er die Straße zum Tempel entlang. Der Mond schien wieder hell und die Sterne funkelten munter um ihn herum. Es war wirklich eine schöne Nacht, für alle die sie zu genießen wussten. Doch Terra konnte es nicht. Starke Nervosität und Zweifel ob er wirklich das Richtige tat, ließen ihn seine Umgebung völlig vergessen. Als er die Stufen erreichte, welche zum Tempel hinaufführten, blieb er stehen und sah auf. Das Dach des Tempels war gerade so noch zwischen den Bäumen zu erkennen. Tiefe Stille herrschte hier, nicht einmal die Tiere machten einen Mucks. „Hier wird die Lüge also sterben!“, sagte Terra. Ein letztes Mal holte er tief Luft … und stieg dann die Treppe hinauf. Seine Schritte erschienen ihm verräterisch laut und auch das Klopfen seines Herzens, so kam es ihm vor, müsste jeder auf Entfernung hören können. Wenige Augenblicke später kam er oben an. Der große Vorhof erstreckte sich in seiner ganzen Pracht vor ihm. Nirgends war jemand zu sehen, es war als wäre Terra ganz alleine hier. Aber Terra konnte regelrecht spüren, dass er beobachtet wurde. Weit vor ihm stand das Portal zum inneren des Tempels offen. Vorsichtig trat er einen Schritt darauf zu. Noch einen...und noch einen...Nichts geschah. Angespannt sah Terra sich noch einmal um und tat noch einen Schritt.

Beinahe wäre es um ihn geschehen gewesen. Ein grelles Licht flammte hinter ihm auf und Terra drehte sich ruckartig um. Ein Feuerball raste in beängstigendem Tempo auf ihn zu. Gerade noch rechtzeitig sprang Terra aus der Schusslinie und griff nach seiner Halskette. Ein helles Licht hüllte ihn ein und seine normale Kleidung machte seinem Kampfanzug platz. Das Feuer landete mit einem kleinen Knall auf dem Boden und mehrere Flammenzungen breiteten sich aus. Eine davon erreichte Terras Umhang und setzte ihn in Flammen. Hastig riss er sich diesen vom Körper und warf ihn weit von sich. Der Kampfschrei eines Mädchens ließ ihn Aufschrecken. Aus dem Gehölz des Waldes kam Sailor Jupiter mit erhobenem Arm auf ihn zu. Terra riss seine Hand hoch und hielt ihre Faust mitten in der Luft auf, doch Jupiter war noch lange nicht fertig mit ihm. Aus dem Nichts kam ihr Knie auf ihn zugerast und rammte sich in seine Magengrube. Terra flog einige Meter von ihr weg und landete keuchend auf dem Boden. Noch während der Landung rollte er sich nach hinten weg bis er mit den Füßen den Boden berührte und stieß sich kräftig ab. Keinen Moment zu früh wie es schien, denn dort wo er noch wenige Sekunden vorher lag, steckten rote Rosen im Boden. Ein Schatten ließ Terra aufsehen. Tuxedo Mask hatte den Moment genutzt und sprang mit erhobenem Stab auf Terra zu. Aus den Augenwinkeln konnte Terra Jupiter auf sich zu rennen sehen. Auch Sailor Mars zeigte sich endlich. Sie saß hockend in einem Baum in seiner Nähe. Es schien als wartete sie auf etwas. Sailor Moon und Sailor Chibi Moon standen auf einmal vor dem Tor des Tempels und sahen zu. Beide wussten, dass ihre Kräfte gegen Terra nichts ausrichteten. Daher blieben sie im Hintergrund um nicht im Weg zu stehen. Tuxedo Masks Aufschrei lenkte Terras Gedanken wieder auf den Kampf. Aus dem Nichts ließ dieser sein schwarzes Schlüsselschwert erscheinen. Funken stiebend prallten Stab und Klinge aufeinander. Terra reagierte sofort. Mit seinem Schwert drückte er die Waffe seines Gegners zur Seite, drehte sich um seine eigene Achse und trat Tuxedo Mask in die Seite. Diesem Tritt konnte dieser nicht mehr ausweichen, dafür waren seine Reflexe zu langsam. Ein heftiger Schmerz brannte unterhalb seiner Rippen auf und ohne dass er es verhindern konnte, flog er auf Jupiter zu. Sailor Jupiter reagierte überraschend schnell und sprang hoch in die Luft. In ihrer Hand bildete sich eine Kugel aus Blitzen und mit einem Schrei schleuderte sie diese Terra entgegen. Tuxedo Mask stieß sich im Flug mit der Hand vom Boden ab und landete sicher auf den Beinen. Als er aufsah war Terra verschwunden. Die Blitzkugel flog ins leere und landete irgendwo im Wald. Jupiter landete unweit der Stelle wo vor wenigen Sekunden noch Terra stand. „Wo ist er hin?“ Hecktisch sah sie sich um. „Jupiter, Mask! Hinter euch!“, rief Sailor Moon. Auch Sailor Mars und Sailor Chibi Moon sahen ihn jetzt. Irgendwie hatte Terra es geschafft sich innerhalb weniger Sekunden hinter Sailor Jupiter und Tuxedo Mask zu befördern. Jupiter und Mask rissen ihre Köpfe herum. Terra stand direkt hinter ihnen, mit erhobener Handfläche. „Aero!“, rief er. Starker Wind erfasste die beiden und schleuderte sie nach hinten. Hart prallten sie auf den Boden, standen jedoch schnell wieder auf. Jetzt versuchte Sailor Mars wieder ihr Glück. Zwei gewaltige Feuerbälle rasten auf Terra zu. Ohne zu zögern stürmte er ihnen entgegen. „Eisra!“, rief er und richtete die Spitze seines Schwertes auf die Flammen. Beide Bälle erstarrten entgegen jeglicher Logik zu Eis. Den einen Ball zerstörte Terra mit einem Hieb seines Schwertes, den anderen schleuderte er mitten in der Luft wie einen Baseball zurück zu Sailor Mars, welche gerade noch ausweichen konnte. Hinter sich hörte er hastige Schritte. Bereit zu allem drehte Terra sich um...und erstarrte. Tuxedo Mask stürmte erneut auf ihn zu und hinter ihm, zwischen Sailor Moon und Sailor Chibi Moon stehend...war Ami...

Sie hatte sich nicht einmal verwandelt, sondern sah nur mit Tränen in den Augen dem Kampf zu. Ihr Blick traf den Terras und er konnte tiefe Verzweiflung in ihnen lesen...

Terra hatte einen Moment zu lange auf derselben Stelle gestanden. Tuxedo Mask Kick erwischte ihn und schleuderte ihn zurück. Keuchend stand er wieder auf. Doch bevor er irgendetwas tun konnte, legte sich ein Seil aus Feuerherzen um ihn und schnürte sich fest zu. Terra war gefangen. Verzweifelt drehte er den Kopf und sah in das Gesicht von Sailor Venus. „Jetzt!“, rief sie. Sailor Mars stürmte auf Terra zu, einen weißen Zettel mit Schriftzeichen in der Hand...Terra versuchte sich zu befreien und zerrte an dem Seil, doch zu spät. „Zeige dich Dämon!“, rief Sailor Mars und warf Terra den Zettel auf die Stelle seines Brustkorbes, wo das Herz lag. Jetzt erst erkannte Terra, dass es ein Bannzettel war. Gewaltige Schmerzen breiteten sich auf seinem Rücken aus, die Haut brach auf und die Flügel entfalteten sich im Mondlicht. Ein verzweifelter Schrei entfuhr Terras Kehle. Ohne sein Zutun offenbarte sich seinen Freunden sein inneres Wesen. Seine Hände formten sich zu Klauen, seine Hand wurde dunkler, seine Augen und Ohren schärfer als die eines gewöhnlichen Wesens. Unter weiteren Schmerzen wuchs ihm ein Schwanz und riss Sailor Venus von den Füßen. Unbändige Energie staute sich in Terra auf und mit einem Aufschrei riss er die Arme auseinander, zerriss das Seil und stand nun als Dämon vor dem Sailor Team...

Keuchend ging Terra in die Knie. Seine Flügel falteten sich zusammen und legten sich wie ein Umhang um seinen Körper. Terra riss den Bannzettel von seiner Brust und warf ihn zu Boden. Die Schriftzeichen darauf waren verschwunden. Schatten hüllten Terra ein, als das Sailor Team sich um ihn scharrte. Alle bis auf Ami...sie konnte den Anblick von Terra nicht ertragen und verschwand schluchzend im Inneren des Tempels. „Ami!“, rief Sailor Chibi Moon und rannte ihr hinterher. Auch Sailor Moon wollte hinterher, doch Venus hielt sie am Arm fest. „Lass sie.“, sagte sie. „Ami braucht jetzt Zeit für sich und zu viele Menschen um sich herum würden ihr jetzt nicht helfen.“ Zweifelnd sah Sailor Moon sie an, nickte aber zögerlich. Terra hielt den Blick gesenkt. Er konnte und wollte ihnen so nicht in die Augen sehen. Am Rande bemerkte er, wie jemand vor ihm in die Hocke ging. „Es ist also doch wahr. Ich hatte wirklich gehofft, Ami hätte sich geirrt.“ „Ami...“ Tränen rannen Terra übers Gesicht. „Bitte verzeih mir. Ich hätte es dir viel früher sagen sollen.“ „Ich wusste gar nicht, dass Dämonen in der Lage sind zu weinen.“, sagte Sailor Venus. „Das ist doch nur ein Trick. Fallt bloß nicht auf ihn herein.“, erklang eine barsche Stimme. Hände packten Terra grob am Kragen und schüttelten ihn, zwangen ihn dadurch aufzusehen. Sailor Mars Gesicht war eine Maske voller Wut. „Wann hattest du vor uns das zu sagen? Kurz bevor du uns alle getötet hättest?“, schrie sie ihn an. In ihren Augen glomm eine Spur rot auf. Der Verdacht, den Terra gestern Abend noch gehabt hatte, verstärkte sich. Trotzdem wehrte er sich nicht. „Rede endlich!“, keifte Mars. „Ihr habt mir euer Geheimnis doch auch nicht erzählt. Warum also hätte ich es tun sollen?“, fragte Terra. Sailor Jupiter packte Sailor Mars an der Schulter und riss sie zurück. „Beruhige dich. Was ist nur in dich gefahren Sailor Mars?“, rief sie. „Er wollte doch nur unsere Freundschaft ergattern, damit er uns später in Ruhe töten kann, seht ihr das denn nicht?“ Doch statt einer schlagfertigen Antwort von Sailor Jupiter, bekam Sailor Mars etwas anderes. Eine Ohrfeige von Sailor Venus. Völlig perplex starrte Sailor Mars sie an. „Krieg dich wieder ein!“, schimpfte Sailor Venus. „Du übersiehst gerade etwas ganz entscheidendes.“ „Und was bitte schön, soll das sein?“, fragte Mars wütend. „Hätte Terra uns töten wollen, hätte er es längst tun können.“, sagte Tuxedo Mask. Fragend sah er Terra an. „Ich erinnere mich noch gut an unseren letzten Kampf. Im Vergleich zu damals warst du heute relativ schwach, auch wenn wir ziemliche Probleme mit dir hatten. Ich nehme an, du hast dich zurückgehalten. Stimmt das?“ Terra nickte resignierend. „Ja.“ Sailor Mars verfiel in schweigen. Das Rot ihrer Augen wandelte sich wieder in das dunkle, fast schwarze, lila. Es schien als würde sie erwachen. Terra fragte sich, ob es noch jemandem außer ihm aufgefallen war. Sailor Moon legte eine Hand auf ihre Schulter. „Unsere Aufgabe war es, ihn in einen Kampf zu verwickeln, damit du seine andere Seite zwingen konntest, sich zu zeigen. Danach wollten wir ihm die Gelegenheit geben alles zu erklären. Erinnere dich, das war deine Idee.“ „Ja genau Sailor Mars. Es ist genug. Sieh in dir an. Selbst als Dämon hat er sich scheinbar immer noch unter Kontrolle. Es gibt keinen Grund weiter zu kämpfen.“, sagte Sailor Jupiter. Langsam nickte Sailor Mars. „Es...es tut mir Leid. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist.“, sagte sie und sah Terra an. „Tut mir Leid. Ich habe wohl etwas überreagiert. Aber wir erleben es nun mal nicht sehr häufig das sich einer unserer Freunde in einen Dämon verwandelt.“ „Stimmt. Das einzige Mal als wir das erlebt hatten, war als Ami...“ Sailor Jupiter trat Sailor Venus heftig gegen das Schienbein. „Rede nicht zu viel, Venus.“, sagte Tuxedo Mask. Er reichte Terra die Hand. „Danke, aber das riskiere ich lieber nicht. Nachher verletze ich dich noch mit meinen Klauen.“ Tuxedo Masks Blick fiel auf die Löcher im Boden, welche die Klauen Terras hinterlassen hatten und sah ein, dass dieser Recht hatte. Terra stand auf und faltete die Flügel wieder auseinander. „Wow!“, flüsterte Sailor Venus. Ohne sie zu beachten entspannte Terra seinen Körper und löste die Verwandlung wieder auf. Seine Flügel sowie der Schwanz lösten sich in feinem Staub auf und wurden vom Wind fortgetragen. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“, sagte Tuxedo Mask. „Und mir wäre es ehrlich gesagt lieber gewesen, wenn ihr es nie gesehen hättet. Doch anscheinend sollte es wohl nicht sein.“, sagte Terra traurig. „Du hast uns wirklich eine Menge zu erzählen.“, sagte Jupiter. Sie und die anderen lösten ebenfalls ihre Verwandlungen auf. Kurz darauf standen sie wieder in ihrer normalen Kleidung vor ihm. „ Ja. Ich weiß. Vor allem Ami werde ich viel erklären müssen.“, seufzte Terra. Mit besorgter Miene sah Bunny zurück zum Tempel. „Ich glaube nicht, dass dir das heute noch gelingen wird.“ In diesem Moment kam ChibiUsa aus dem Tempel und gesellte sich zu ihnen. „Ami hat sich in Reis Zimmer eingeschlossen. Ich glaube nicht, dass sie noch einmal herauskommen wird, solange Terra hier ist.“ Diese Worte versetzten Terra einen tiefen Stich ins Herz. Bunny gab ChibiUsa eine Kopfnuss. „Hättest du es nicht anders ausdrücken können?“ „Aua!“, rief ChibiUsa und ging zum Konter über. Die beiden verfielen in einen ihrer typischen Streite, welchen Mamoru rasch beendete. Der Anflug eines traurigen Lächelns flog über Terras Mund. Alles hätte so normal sein können, wenn diese eine Sache nicht gewesen wäre. „Ihr seit also das Sailor – Team!“, sagte Terra. Seine Freunde sahen sich beklommen an. „Und du bist also dieser Krieger, der uns neulich gerettet hat. Wir wissen von deinem Geheimnis und du von unserem. Das ist nur fair. Und solange du nichts sagst, halten auch wir unseren Mund.“, sagte Rei und reichte ihm die Hand. Die anderen sahen gebannt zu. Langsam ergriff Terra sie. „Einverstanden. Und im Austausch für eure Geschichte, erzähle ich euch meine.“ Rei nickte. Innerlich löste sich ein kleiner Stein von Terras Herzen. Die erste Hürde war überstanden. Doch die größte Hürde würde noch zu überwinden sein. „Ich wüsste gerne woher genau ihr das erfahren habt.“, sagte Terra. „Durch Ami nehme ich an.“ „Natürlich.“, nickte Minako. „Aber auch durch...“ Erwartungsvoll sah sie Rei an. Diese zog beschämt einen Zettel aus einer verborgenen Tasche ihres Priestergewandes und reichte ihn Terra. „Den habe ich gestern Abend zufällig gefunden. Ich hätte ihn aber nicht stehlen sollen. Tut mir Leid.“ Überrascht nahm Terra ihn entgegen. Es war der Zettel mit den Notizen seiner Gedanken. Achselzucken steckte er ihn ein. „Schon in Ordnung, wenn nicht durch ihn, so hättet ihr es heute sowieso durch Ami erfahren.“ Rei nickte erleichtert.

„Komm mit in den Tempel. Ich finde bei einer Tasse Tee lässt es sich leichter reden.“, sagte Rei, lief voraus, blieb dann abrupt wieder stehen. „Sag mal, kannst du Tempel überhaupt betreten?“ Terra schaffte es zu lächeln. „Ich denke das kommt auf den Versuch an.“, sprach er und lief an Rei vorbei. Vor dem Eingang hielt er an, legte eine dramatische Pause ein, wohl wissend dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Dann setzte er einen Fuß vor...und trat ein. Gespielt erstaunt sah er sich zu den anderen um. „Worauf wartete ihr denn? Darauf das ich hier zu Stein erstarre?“ Makoto, Bunny, Minako und ChibiUsa mussten grinsen. Auch Mamoru konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Rei murmelte: „Blödmann!“ Aber sie meinte es längst nicht mehr so ernst wie vorhin.

Kurz darauf saßen sie alle in einem großen Zimmer um einen Tisch herum. Rei war in die Küche gegangen um den Tee zu kochen. Keiner sagte ein Wort, eine beklemmende Stille hatte sich ausgebreitet. Doch irgendwann...hielt ChibiUsa es einfach nicht mehr aus. „Du kannst also wirklich fliegen?“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. „Ja kann ich.“, sagte Terra. „Wahnsinn. Ich wünschte ich könnte das auch.“, strahlte sie begeistert. „Ganz so einfach ist es aber nicht.“, mahnte Terra sie. „Warum?“, fragte Makoto. Sie und die anderen sahen ihn ebenfalls staunend an. Wenn man nicht gewusst hätte, was gerade noch draußen geschehen war, könnte man auch meinen Terra erzähle gerade nur eine sehr spannende Geschichte. „Die Zeit in der ich fliegen kann ist begrenzt.“ „Halten deine Flügel das nicht lange dadurch, oder was meinst du?“, unterbrach Minako ihn. „Meine Flügel sind stark genug, das ist nicht das Problem. Viel problematischer ist die Dauer der Verwandlung.“ „Wie darf man das verstehen?“, fragte Rei, die mit einem Tablett beladen in das Zimmer kam. Offenbar hatte sie alles gehört. Jeder von ihnen erhielt eine Tasse, dann setzte sie sich ebenfalls an den Tisch. „Im Prinzip ist es recht einfach, obwohl die Umsetzung unglaublich schwer ist. Während meiner Verwandlung erhalte ich nahezu übermenschliche Kräfte. Aber die Energie die ich aufwenden muss um diese Verwandlung aufrecht zu erhalten ist immens. Meine Verwandlung ist also nur von Dauer solange wie meine Energiereserven ausreichen.“, erklärte Terra. Mamoru sah ihn scharf an. Ein ungesagtes ´Aber´ lag noch in der Luft. „Das ist doch nicht alles oder?“ Terra schüttelte den Kopf. „Die Verwandlung birgt noch ein Risiko. Wenn ich sie zu oft nutze oder zu lange aufrechterhalte, könnte es passieren, dass ich mich in ihr verliere.“ Entsetztes Schweigen breitete sich aus. „Was passiert, wenn das geschieht?“, fragte Bunny, die ja von Natur aus eher langsam war. „Diese Dämonenform basiert auf den Kräften der Dunkelheit. Während ich sie benutze nimmt die Dunkelheit langsam zu. Wenn ich nicht aufpasse übermannt sie mich. Sollte das geschehen, wäre ich ein voller Dämon ohne menschlichen Verstand.“ „Ist so etwas schon einmal vorgekommen?“, fragte Minako. Terra schüttelte den Kopf. „Bisher noch nie. Aber wenn es so weit sein sollte, empfehle ich euch so schnell wie möglich zu verschwinden. Wer weiß, was der Dämon dann anstellen würde.“ „Wie ist es möglich, dass du solche Kräfte besitzt?“, erklang eine Stimme hinter Terra. Überrascht wandte Terra sich um. Luna und Artemis, die beiden Katzen, kamen durch die Tür geschritten und sprangen auf den Tisch. Beide starrten sie Terra an und Terra starrte zurück. „Also?“, fragte Luna. „Das gibt es doch nicht. Zwei sprechende Katzen?“, fragte Terra verblüfft. Belustigt zeigte Artemis für einen kurzen Moment seine Krallen. „Jetzt sag bloß nicht, dir wäre nicht aufgefallen, dass wir besondere Katzen sind!“ „Ähm...“, machte Terra. Bunny und ChibiUsa grinsten. „Keine Sorge. Diese beiden Schmusetiere gehören zu uns. Sie sind Teil unseres Teams. Ehrlich gesagt waren es überhaupt die beiden, die unsere Kräfte erweckt haben.“, sagte Minako. Artemis fauchte sie gespielt warnend an. „Wen nennst du hier ein Schmusetier?“ Minako lachte, griff Artemis ins Fell und hob ihn in ihren Schoß. Schnurrend ließ er sich ihre Streicheleinheiten gefallen. Luna unterdrückte ein Grinsen. „Entschuldige die Unterbrechung, Bitte fahre doch fort.“, sagte sie an Terra gewandt. Sprechende Katzen, hatte man so was schon gesehen? Doch eigentlich dürfte ihn inzwischen nichts mehr wundern, soviel wie er schon erlebt hatte. Schulterzuckend begann er zu erzählen. Wie er eines Tages aufwachte, nicht wusste wer oder was er war, seine Reise durch verschiedene Welten, die Abenteuer die er dort erlebte, Freunde die ihm begegneten, wie er seine Kräfte gewann und natürlich das Wichtigste: seine Schlüsselschwerter. Sein Bericht endete mit seiner Ankunft in Tokio. „Der Rest der Geschichte ist euch ja bekannt.“, schloss er. Nachdenkliches Schweigen breitete sich aus. „Unglaublich.“, sagte Luna schließlich. „Kaum vorstellbar, dass es neben der unsrigen noch so viele andere Welten geben soll.“ Mamoru nickte. „Schwer vorstellbar, aber nicht unmöglich. Die Theorie der Welten gibt es schon sehr lange und immerhin ist Terra ja der beste Beweis.“, sagte er. „Ich glaube ich sollte mich noch einmal bei dir Entschuldigen Terra.“, sagte Rei plötzlich. Alle sahen sie überrascht an. „Ich habe irgendwie von Anfang an irgendwelche Sachen rein interpretiert. Doch jetzt wo ich deine Geschichte kenne, weiß ich dass ich mich völlig daneben benommen habe. Vermutlich hätte ich an deiner Stelle ebenso gehandelt.“, sagte sie beschämt. Terra lächelte sie verzeihend an. „Schon in Ordnung. Ich kann eure Reaktion aber auch verstehen. Viel überraschender finde ich, dass ihr mir meine Geschichte einfach so glaubt. Ich selbst würde es wahrscheinlich nicht tun, wenn mir jemand so etwas erzählte.“ Bunny und Minako lachten, Makoto, Mamoru und ChibiUsa grinsten. „Warte mal ab, bis du unsere Geschichte erfährst.“, sagte ChibiUsa. Und dann begannen die Freunde Terra von ihrem Leben zu erzählen. Wie sie alle zu Kriegern wurden und sie seitdem Dämonen bekämpften. Nachdem sie geendet hatten, musste Terra sich eingestehen, das seine Freunde auch sehr viel, wenn nicht sogar viel mehr erlebt hatten. Erneut breitete sich schweigend aus. Nun, da die Wahrheit ans Licht gekommen war, sah Terra seine Freunde mit ganz neuen Augen und sie ihn. „Was wird nun eigentlich geschehen?“, fragte Makoto. „Ich werde noch hier bleiben. Meine Aufgabe hier in Tokio scheint noch nicht beendet zu sein. Also muss ich weiter kämpfen und hoffen ein paar Antworten zu finden.“, sagte Terra. „Aber was ist dann? Wenn du deine Antworten gefunden hast?“, fragte ChibiUsa. „Wirst du dann wieder fortgehen?“ Terra sah sie an. „Ja. Vermutlich.“ „Nun noch ist es aber nicht so weit. Bestimmt wirst du noch eine Weile bleiben.“, sagte Bunny. Mamorus Blick fiel auf Luna. „Worüber denkst du nach Luna?“, fragte er. Stirn runzelnd sah Luna auf. „Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen über diese ...wie nanntest du sie noch gleich?“, fragte sie Terra. „Herzlose?“ Er nickte. „Diese Herzlosen sind um einiges stärker als alle Gegner mit denen wir es bisher zu tun hatten. Und dann noch diese Organisation, die deinen Worten nach die Herzlosen befehligt. Ganz ehrlich...ich habe ein schlechtes Gefühl dabei.“ „Unsere Attacken schienen bisher nichts ausrichten zu können.“, stimmte Artemis zu. „Die einzigen Waffen, die sie besiegen können, scheinen Terras Schwerter zu sein. Das ist zu wenig. Wir können nicht davon ausgehen, dass Terra immer da ist, wenn wir ihn brauchen.“, schloss Artemis. „Nicht ganz.“, widersprach Terra. „Den letzten Dämon konntet ihr besiegen, indem ihr eure Kräfte zusammenschließt.“ „Das mag ja sein.“, warf Makoto ein. „Aber damit das klappt, brauchen wir Zeit oder ein Schutzschild. Aber wir verfügen weder über ein Schild, noch wird ein Herzloser uns freundlicher Weise Zeit geben unseren Angriff vorzubereiten.“, sagte sie. Minako nickte eifrig. „Das ist viel zu riskant wir müssen etwas anderes finden.“ „Wir könnten doch einfach unsere Kräfte trainieren.“, schlug ChibiUsa vor. Alle sahen sie erstaunt an. „Auf die Idee sind wir bisher ja noch nie gekommen.“, sagte Bunny. Mamoru betrachtete fragend die beiden Katzen. „Ist das möglich? Können wir unsere Angriffe durch Training verstärken?“ Artemis und Luna sahen sich an. „Das kommt auf einen Versuch an. Ehrlich gesagt, hat es noch nie jemand versucht.“, sagte Artemis. „Die Kräfte der Sailor Kriegerinnen im Mondpalast waren immer stark genug um die Feinde abzuwehren. Training hatte da niemand nötig. Jedenfalls bis zu dem Tag, wo der Palast zerstört wurde.“ In der ferne hörten sie ein Uhr schlagen. „Oh mein Gott es ist bereits Mitternacht.“, sagte Minako entsetzt. „Morgen ist doch wieder Schule. Wir sollten schleunigst los.“ Dies schien das Signal für den Aufbruch zu sein, denn plötzlich hatten alle es sehr eilig los zu kommen. Schnell verabschiedeten sie sich voneinander, vereinbarten noch rasch sich im Laufe der Woche noch mal zu verabreden um weiteres zu besprechen und gingen dann. Nur Terra blieb zurück. „Ist alles in Ordnung Terra?“, fragte Rei. Ihr Gesicht drückte ehrliche Besorgnis aus. Das was ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte, übermannte Terra nun. „Was ist mit...“ Weiter kam er nicht. „Mit Ami?“ Terra nickte. Mitfühlend hockte Rei sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. „Gib ihr etwas Zeit. Es war wirklich ein Schock für sie. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr so etwas passiert. Ich nehme an, das alles hat ihre Erinnerungen wieder aufleben lassen. Warte bis sie wieder auf dich zukommt.“ Terra nickte. Dann verabschiedete er sich und ging. Der traurige Ausdruck in seinen Augen ließ Rei nicht los. Für sie war es eindeutig, dass Terra Ami liebte. Vielleicht war sie der erste Mensch den Terra wirklich zu lieben vermochte...

Und Ami? Leise begab Rei sich zu ihrem Zimmer und öffnete die Tür. Ami saß mit angewinkelten Beinen, den Kopf auf ihre Knie gelegt, auf ihrem Bett. In dem Mondlicht, welches durch das Fenster fiel, glitzerten die Tränen auf ihren Wangen wie Kristalle. Sie schwieg. „Du hast alles gehört oder? Du hast auf dem Flur gestanden und gelauscht.“ Ami nickte. Neue Tränen rannen über ihre Wangen. Behutsam setze Rei sich neben sie und umarmte sie. „Kannst du ihm nicht vergeben?“, fragte sie leise. „Das er gelogen hat, kann ich ihm vergeben. Aber nicht seiner dunklen Seite. Ich habe Angst Rei. Was wenn die Dunkelheit ihn übermannt? Dann wird das Gleiche passieren wie damals.“ Der Tränenstrom wurde immer heftiger. „Warum muss ich mich immer in Dämonen verlieben?“ Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. „Sch!“, machte Rei und drückte sie sanft an sich. „Du wirst sehen, es wird nicht noch einmal vorkommen.“, flüsterte Rei...

Wie geht es weiter?

Der Nächste Tag begann für Terra schon schlecht genug. Weil er die ganze Nach wach lag und grübelte und daher erst in den frühen Morgenstunden Schlaf fand, kam er prompt zu spät zur Schule. Seine Lehrerin war darüber nicht sehr begeistert und brummte ihm dafür eine Stunde nachsitzen auf. Außerdem war Ami, wie er feststellen musste, nicht zur Schule erschienen. Aber hatte er etwa etwas anderes erwartet? Was seine anderen Freunde anging, so ging er ihnen selbst aus dem Weg. Die meiste Zeit verbrachte er auf dem Dach des Gebäudes, wo er über das gestern passierte nachdachte. Weit unter sich konnte er Bunny und Makoto erkennen, welche sich aufgeregt über ein Thema unterhielten, dass Terra ohne Mühe erraten konnte. Er seufzte und blickte wieder gen Himmel.

Zwar war es gestern Abend weit besser gelaufen, als er es erwarten konnte, doch hatte er das unbestimmte Gefühl, dieser Abschnitt seiner Geschichte sei noch nicht abgeschlossen. Zusätzlich zu dem bestehenden Problem mit Ami bereitete Rei ihm Sorgen. Terra kannte sie zwar noch nicht sehr lange, aber er spürte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Er wusste nur noch nicht mit Gewissheit was. Natürlich hatte er eine Ahnung, trotzdem hoffte er aus ganzem Herzen, dass er sich irrte. Als wenn er nicht schon genug Schwierigkeiten haben würde…

Ohnehin war es für Terra momentan am Wichtigsten, sich wieder mit Ami zu versöhnen. Nur wie? Seid Samstagabend hatten sie nicht mehr miteinander geredet und er scheute sich davor sie anzurufen oder zu ihr zu gehen. Ami brauchte Zeit um alles zu verstehen…Terra wollte sie ihr geben, aber er wollte und konnte auch nicht zu lange warten…er vermisste sie jetzt schon…

Das Läuten der Schulglocke riss Terra aus seinen Gedanken. Inzwischen war es Mittag geworden. Seine letzten zwei Stunden standen an. Danach musste er noch eine Stunde Nachsitzen überstehen und heute Nachmittag musste er auch noch arbeiten. Gedankenverloren stieg Terra die Treppe hinab und wandte sich in Richtung seines Klassenzimmers. Dabei bemerkte er nicht einmal Makoto, welche unweit entfernt von ihm ebenfalls zu ihrem Klassenzimmer hastete. Ihre Augen folgten Terra genau, bis er hinter einer Tür verschwand.

Selbst mit dem unfreiwilligen Nachsitzen, verging der Nachmittag ziemlich schnell. Während der Arbeit in Miyazukis Café lenkten ihn seine Aufgaben von der Grübelei ab. Den Gästen und Arbeitskollegen gegenüber zeigte Terra sich so heiter wie eh und je. Doch niemand schien zu bemerken, dass seine Augen nie von seinem Lachen erreicht wurden. Nachdem auch dies geschafft war, stand Terra etwas ratlos und unentschlossen vor dem Café. Wohin sollte er gehen? Sollte er vielleicht noch einmal mit Mamoru oder jemand anderem des Sailor - Teams sprechen? Allerdings war alles was man hätte sagen können, schon gesagt worden. Nein, es hatte keinen Sinn heute noch einmal damit anzufangen. Sollte er vielleicht stattdessen eine Runde schwimmen gehen? Nein, dazu hatte er nicht wirklich Lust und möglicherweise würde ihm dabei Ami über den Weg laufen. Zudem würde, selbst wenn sie nicht da wäre, ihn das Gefühl des Wassers an diesen einen Moment erinnern…

Also doch nur nach Hause. Lustlos lief er los, stetig in Gedanken versunken. Nach einer ganzen Weile riss ihn ein wildes Hupen aus seinen Gedanken. Verwirrt sah Terra auf und blickte sich um…er stand mitten auf einer Straße! Hastig sprang Terra zurück auf den Bürgersteig, bevor er noch von einem Auto überfahren wurde. „Hey! Spinnst du? Pass doch auf wo du läufst du Idiot!“, rief ihm ein Fahrer im vorbei rasen zu. Inzwischen zog Terra die Blicke sämtlicher Menschen in seiner Nähe auf sich. Aus der Ferne konnte er bereits einen Polizisten herbeieilen sehen. Da Terra keine besondere Lust auf eine Diskussion hatte, verschwand er schnell in einer Seitenstraße die zu einem naheliegenden Park führte. Im Schatten des Gebäudes rief er die Kräfte der Magie und legte einen kleinen Zauber um sich, der ihn vor Blicken schützen sollte. Der schwitzende und keuchende Polizist kam um die Ecke gehastet, sah sich einen Moment verwirrt um und verschwand dann wieder im Menschengetümmel. Ohne Eile ging Terra ein Stückchen weiter, hinein in den Park. Erst als er sicher war, dass sich keine Menschen in der Nähe aufhielten, löste er den Zauber wieder und sah sich um. „Dieser Park kommt mir bekannt vor.“, dachte Terra. Er ging weiter und weiter, bis er das andere Ende des Parks und die dahinter liegenden Wohnblocks erreichte. Dort stockte er. Seine Schritte hatten ihn unbewusst zu Amis Wohnung geführt…

Langsam sah Terra an dem meterhohen Gebäude hinauf. Irgendwo dort oben war ihr zu Hause. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, in welchem Stockwerk genau es war. Kurz zögerte er, dann tastete er mit seinen geistigen Fühlern vorsichtig in das Gebäude. Irgendwo weit oben fand er sie schließlich. Er näherte seinem Geist nicht dem ihren, es reichte schon dass er ihre Präsenz fühlte…und die Traurigkeit und Verwirrung die in ihr lag. Bekümmert schloss Terra die Augen und er meinte sie sehen zu können, wie sie mit angezogenen Beinen auf ihrem Bett neben dem Fenster saß, ihr Blick in die Weite ferne des Himmels gerichtet. Es tat ihm weh sie so zu sehen. Langsam ließ Terra seinen Blick schweifen und er entdeckte ihren Schreibtisch, auf dem ein kleiner Strauß verwelkter Lilien stand. Ihm kam eine Idee, wie er den ersten Schritt machen konnte. In der alten Sprache der Magie sang er den Blumen neues Leben ein. Unter seinem Zauber hoben sie ihre noch vorher so traurig herabhängenden Köpfe, erblühten so schön wie nie zuvor und das weiß ihrer Blütenblätter färbte sich in ein sanftes Blau. Mit dem letzten Vers seines Liedes verwandelte er ein leeres Blatt Papier auf Amis Schreibtisch in eine weiße Schleife, welche sich um eine Blume wickelte. Auf dem Stoff bildeten sich zwei kleine Schriftzeichen in goldener Tinte geschrieben. Terra beendete den Zauber, sah noch ein letztes Mal das Gebäude hinauf…dann ging er.

Ami saß auf ihrem Bett und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Heute war sie nicht in der Schule gewesen, das erste Mal seit Jahren. Vermutlich hätte sie sich sowieso nicht auf den Unterricht konzentrieren können. Letzte Nacht war es schon spät oder je nachdem wie man es sah, früh gewesen, als Rei sie nach Hause gebracht hatte. Ami hatte sich sofort umgezogen und war in ihr warmes Bett gekrochen. Geweint hatte sie nicht mehr, es schien als wären keine Tränen mehr da, die sie hätte weinen können. Stattdessen hatte sie nachgedacht…sehr viel und sehr lange. Irgendwann in den frühen Morgenstunden war sie eingeschlafen und erst gegen Mittag wieder aufgewacht. Seit dem hatte sie nicht viel gemacht, nicht einmal gegessen hatte sie. Unter einer heißen Dusche versuchte sie Ordnung in das Chaos zu bringen, welches ihren Verstand bewohnte. Doch es wollte ihr nicht gelingen, obwohl sie sich beim Duschen sonst immer herrlich entspannen konnte. Danach hatte sie sich mit angezogenen Knien auf ihr Bett gesetzt, den Kopf an die kühle Scheibe gelehnt und aus dem Fenster gestarrt. So saß sie auch noch, als plötzlich auf ihrem Schreibtisch der längst verwelkte Strauß Lilien in einem schwachen grünlichen Schimmer leuchtete. Verwundert sah sie zu, wie die Blumen ihre Köpfe wieder aufrichteten und sich das weiß ihrer Blütenblätter in ein sanftes Blau färbten. Ein Blatt Papier von ihrem Schreibtisch verwandelte sich in eine kleine weiße Schleife und wickelte sich um eine einzige Lilie herum. Auf der Schleife erschienen in einer goldenen Schrift zwei Schriftzeichen. Ami streckte ihre Beine aus, setze sich auf ihre Knie und reckte ihre Hand nach der Blume. Kurz hielt sie inne, da sie aus Erfahrung wusste, dass man bei fremder Magie Vorsicht walten lassen sollte. Eine innere Stimme jedoch sagte ihr, dass sich hinter diesem Zauber nichts Böses verbarg. Vorsichtig nahm sie sie aus der Vase und las die Worte auf der Schleife.

„Vergib mir!“

Auf einmal schien es Ami als habe sie einen Kloß im Hals. Ihr Blick wanderte wieder aus dem Fenster…auf den Platz vor dem Gebäude…dort stand ein Mensch. Es war schwer zu erkennen wer es war, aber sie glaubte es ohnehin zu wissen. Kurz schien Terra noch einmal zu ihr aufzusehen, dann ging er davon… Amis Hand ruhte auf der kühlen Scheibe, so als versuche sie ihn zu erreichen. „Terra! Ich kann nicht…noch nicht…bitte gib mir etwas Zeit…“ Im Stillen hoffte sie, dass er sie irgendwie würde hören können…

Was du wissen solltest...

Terra stand auf dem Dach seines Wohngebäudes, mit geschlossenen Augen und hochkonzentriert. Da es ihm unmöglich gewesen war ruhig sitzen zu bleiben, entschied er sich ein wenig zu trainieren. Immerhin musste er in Form bleiben und vielleicht konnte er sich so wenigstens eine Stunde oder zwei Ablenken.

Der Zauber, welchen er nun versuchte auszuführen, war kompliziert. Im Prinzip ging es darum, diesen Ort vorübergehend von der Realität abzuschneiden und in eine eigene kleine Dimension zu transferieren. Damit wollte er verhindern, dass Schäden die im Training möglicherweise entstanden, nicht auf die Wirklichkeit übertragen wurden.

Bis er die letzten Verse seines Zaubers aufgesagt hatte, vergingen ein paar Momente und als er sich umsah um sein Werk zu begutachten, sah er dass die Farben und Konturen der Realität ganz leicht verschwommen waren. Sein Zauber hatte anscheinend Erfolg gehabt.

„Also dann. Phase zwei wird eingeleitet.“, sagte Terra leise zu sich. Noch einmal griff er auf seine magischen Kräfte zurück. Etwa einen Meter vor ihm wuchs aus dem Beton ein Klumpen heraus, der immer mehr und mehr die Form eines Menschen annahm. Im nächsten Moment stand ein genaues Abbild seiner selbst vor ihm. Der Doppelgänger-Terra hatte nur den kleinen Schönheitsfehler, dass er nahezu farblos war, allein die Farbe des Betons war ihm zu Eigen. Terra zog seine Schlüsselschwerter und ging in Kampfposition. Sein Ebenbild tat es ihm nach. Ohne Zeit zu verlieren stürmte Terra los und hob sein Drachenfeuer für einen vernichtenden Schlag. Der Doppelgänger wich jedoch einfach aus und versuchte mit seiner Klinge Terras Arm zu treffen. Reflexartig hob Terra sein weißes Schwert um den Schlag abzuwehren. Beton krachte auf Stahl, sein Arm erzitterte. Wieder hieb der Doppelgänger zu, dieses Mal zielte er jedoch auf Terras Bauch. Dieser sprang zurück und begab sich zurück in die Ausgangsstellung. Jetzt war es der Doppelgänger der angriff. Verdammt schnell stürmte er auf Terra zu. Mit seinem rechten Schwert stieß der Doppelgänger zu, als wolle er Terra aufspießen. Terra schlug mit seinem linken Schwert den Stich einfach beiseite, nutze seinen eigenen Schwung aus, wirbelte einmal herum und schlug mit dem rechten Schwert zu. Sein Doppelgänger duckte sich unter dem Schlag hinweg und trat Terra die Beine weg. Hart fiel dieser auf den Rücken, hob aber rasch seine Schwert vor sich um einen tödlichen Schlag abwehren zu können. Bevor sein Doppelgänger auch noch mit dem anderen Schwert zuschlagen konnte, rief Terra: „Aeroga!“ Zwischen den beiden Kämpfern entstand eine Kugel aus Luft, die sie beide voneinander weg schleuderte. Terra rammte im Flug seine Schwerter in den Boden und schaffte es so seine Balance wieder zu finden. Trotzdem rutschte er noch ein, zwei Meter weiter und schnitt tiefe Risse in den Beton. Schnell stand er auf und stürmte wieder auf seinen Gegner zu. Auch der Doppelgänger hatte es gut überstanden und ging nun ebenfalls zum Angriff über. Ihre Schwerter krachten mit viel Lärm aufeinander, während jeder der beiden versuchte irgendwie die Oberhand zu gewinnen. Da Terras Doppelgänger jedoch die gleichen Fähigkeiten besaß wie das Original, gelang es keinem von beiden so richtig. Allerdings gab es dennoch einen Unterschied, einen Grundlegenden und womöglich alles entscheidenden. Im Gegensatz zu Terra ermüdete der Doppelgänger nicht, da er nur aus Beton bestand. Wieder versuchte der Doppelgänger Terra den Bauch aufzuschlitzen. Terra wehrte den Schlag zwar ab, doch schneller als er sehen konnte, schlug sein Gegner nun auch mit dem anderen Schwert zu und damit Terra das Schwert aus der Hand. Mit einem hässlichen Knirschen rammte es sich weit hinter ihm in den Boden. Terra schlug mit der ganzen Breite seines anderen Schwertes aus und erwischte seinen Doppelgänger seitlich am Kopf. Von der Wucht wurde dieser davon geschleudert. Mit einem ohrenbetäubenden Knall landete er auf dem Rücken, rollte sich jedoch nach hinten ab und kam wieder auf die Beine. Terra nutzte den Moment und teleportierte sein Schwert wieder in seine Hand. Auf einmal loderten schwarze Flammen um die Schwerter des Doppelgängers. Wieder kam er auf Terra zugestürmt. „Thera!“, rief Terra. Vor ihm erhob sich eine Wand aus Beton. Zu schnell um noch anzuhalten sprang der Doppelgänger so hoch wie er nur konnte, doch nicht hoch genug. Die Wand erwischte ihn mitten in der Magengrube und schleuderte ihn wieder zurück. Ohne ein Anzeichen von Müdigkeit stand er jedoch sofort wieder auf. Blitzkugeln schossen aus seinen Schwertern, durchbrachen die Betonwand und rasten auf Terra zu. Einer der Kugeln konnte Terra noch rechtzeitig ausweichen, der anderen aber nicht. Sie erwischte ihn am Brustkorb und schleuderte ihn nach hinten…weit über das Dach hinaus. Rasch entfesselte Terra seine Dämonen-Kräfte und ließ seine zwei Flügel erscheinen. Noch im Fall fing er sich auf und flog zurück zum Kampfplatz. Nach der Landung lösten sich seine Flügel wie gewohnt auf. Terra hatte damit einen nicht unerheblichen Teil seiner Kräfte eingebüßt. Frustriert über seine Unachtsamkeit rief er: „Feuga!“ Ein Drache aus reinem Feuer erschien über ihm und ging zum Angriff über. Der Doppelgänger ließ seinerseits einen Drachen erscheinen, allerdings aus Wasser. Die beiden Bestien prallten in besinnungsloser Wut aufeinander. Die Elemente vernichteten sich gegenseitig, während eine gewaltige Dampfwolke das Dach einhüllte. Von einer Sekunde auf die andere konnte Terra nichts mehr erkennen. Nur hören…und er hörte schnelle, schwere Schritte die auf ihn zukamen. Aus einem Instinkt heraus hob er seine Schwerter überkreuzt vor sich und schaffte es damit einen vertikalen Hieb seines Doppelgängers zu kontern. „Blitzga!“ Seine Schwerter wurden von Blitzen umrahmt, die es schafften die Gegend kurz zu erhellen. Für einen Moment sah Terra das ausdruckslose Gesicht seines Doppelgängers und wie er sein zweites Schwert für einen Schlag hob. Mit einem Ruck stieß Terra sein anderes Ich von sich, dann schlug er mit einer schnellen Bewegung mit seinem schwarzen Schwert aus und teilte seinen Doppelgänger mit Hilfe der Blitzmagie mitten durch. Die Überreste des Doppelgängers krachten in sich zusammen und es blieb nur ein Haufen Stein über.

Keuchend verharrte Terra noch einen Moment in der Position, dann richtete er sich auf. Noch immer konnte er nichts erkennen. Doch dafür spürte er ein erzittern des Schildes, welches diese Gegend in eine andere Dimension beförderte. Jemand war in seinen Kreis eingedrungen … jemand der über Magie verfügte. Ein normaler Mensch wäre in seiner gewohnten Dimension geblieben, ohne die Barriere zu Terras künstlicher Dimension überschritten zu haben. Diese Person jedoch hatte es geschafft diese Grenze einfach so zu überwinden.

„Terra?“, rief es von Richtung Treppe her. Terra stutzte. Diese Stimme kannte er. „Aero!“, flüsterte er. Ein kühler Wind kam auf und vertrieb die Dampfwolke, sodass er etwas erkennen konnte. Und tatsächlich…vor ihm stand Makoto.

„Hallo.“, sagte sie und „Hi!“, sagte Terra. Ihr Blick fiel auf seine Schwerter. „Hast du gekämpft?“, fragte sie. „Nur trainiert. Um nicht ständig nachdenken zu müssen.“ Skeptisch sah Makoto sich auf dem Dach um. „Sieht mehr nach einem Schlachtfeld als nach einem Trainingsplatz aus.“ Auch Terra sah sich um. Sie hatte Recht!

Dort wo die beiden Drachen aufeinander geprallt waren, hatte die Magie ein Loch in den Boden gerissen und zwei lange Schnitte im Beton zeigten genau, wo Terra seinen Sturz versucht hatte abzubremsen. „Das wird teuer wenn jemand herausfindet dass du das warst.“ Das amüsierte Lächeln auf Terras Gesicht verwirrte Makoto. „Niemand wird jemals erfahren, dass hier überhaupt etwas passiert ist. Pass auf!“ Mit ein paar einfachen Worten löste Terra den Schild wieder auf und mit ihm verschwanden auch sämtliche Schäden des Gebäudes. Wahrlich, es sah so aus, als wäre nie etwas geschehen. Gleichzeitig wurden Farben und Konturen der Umgebung wieder so scharf, wie sie es sein sollten. Ungläubig sah Makoto sich erneut um. „Wie hast du das gemacht?“, fragte sie entgeistert. „Ich habe im Prinzip das Dach und einen Teil der Umgebung in eine andere Dimension versetzt. Schäden, die dort angerichtet werden, werden nicht auf die Realität übertragen. Du bist gerade von einer Ebene zur anderen gewechselt. Wahrscheinlich hast du es selbst nicht einmal gemerkt.“, erklärte Terra. „In der Tat. Das ist mir nicht aufgefallen. Wie denn auch? Es war ja auch absolut nichts zu sehen hier oben.“ „Warum bist du eigentlich hier?“, fragte Terra und ließ seine Schwerter verschwinden. „Ich will mit dir reden!“ Terra sah sie an. Ging es wohl um gestern Abend? Natürlich, worum denn sonst…

„Nur du? Oder warten die anderen unten auf uns?“, fragte er. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nur ich. Keiner der anderen weiß, dass ich hier bin. Und vor allem eine Person darf es auch nicht erfahren.“ Verdruckst sah sie zu Boden. „Eigentlich dürfte ich es dir gar nicht erzählen und es geht mich ja auch eigentlich nichts an aber…“ „Wenn du es nicht erzählen solltest, dann erzähle es auch nicht.“, sagte Terra entschieden und wollte an ihr vorbei Richtung Treppe gehen. „Es geht um Ami…“ Das saß! Abrupt blieb Terra stehen. Sein Herz pochte laut und er drehte sich langsam wieder zu Makoto um. „Ich will dir etwas über Ami erzählen, was du vielleicht wissen solltest. Möglicherweise hilft es dir sie dann besser zu verstehen.“, sagte Makoto leise. Sein Schweigen verunsicherte sie. „Ich weiß ich sollte es nicht tun, aber…ich glaube wirklich das ihr beide zusammen gehört…und ich will euch helfen…“ Ihr Gesicht lief knallrot an. Zögernd nickte Terra. „Das ist echt nett von dir, aber vielleicht solltest…“ „Sie war schon einmal in einen Dämon verliebt!“, rutschte es Makoto raus.

Schock! Das war für einen Moment das einzige was Terra fühlte. Schließlich brachte er leise heraus: „Was meinst du damit?“ Makoto knetete nervös ihre Hände. „Ich…“ Es war offensichtlich, dass ihr dieses Thema eigentlich ziemlich unangenehm war. Makoto war einfach nicht der Mensch, der private Geschichten anderer Leute einfach so weitererzählte. Trotzdem war sie bereit dieses eine Mal ihre Grundsätze zu brechen. „Komm! Wir gehen in meine Wohnung. Dort mache ich uns erst einmal einen Tee.“, sprach Terra und ging voraus. Makoto folgte ihm einigermaßen erleichtert. Terra geleitete Makoto vom Dach zu seiner Wohnung. Den ganzen Weg hinweg wirbelten in seinem Kopf die Gedanken. Doch er bemühte sich sie zur Seite zu schieben und hoffte das Makotos Worte ihm Klarheit verschaffen würden. Er öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Die ganze Zeit über sagte Makoto kein Wort, sondern knetete nur nervös ihre Hände. Nicht unbedingt weil es etwas besonders schlimmes oder verbotenes war, was sie erzählen wollte, sondern einfach aus dem Grunde, dass es sie im Prinzip nichts anging und sie sich in Angelegenheiten anderer einmischte, was nun einmal gar nicht ihre Art war. „Terra, weißt du...“, begann Makoto, doch Terra unterbrach sie. „Warte noch einen Moment. Gehe doch schon ins Wohnzimmer, ich mache uns nur schnell den Tee. Ich persönlich kann mich dabei viel entspannter unterhalten.“ Makoto nickte zögernd. Eigentlich wollte sie es so schnell wie mögliche loswerden, bevor der Mut sie wieder verließ. Dennoch fügte sie sich und ging davon. Nachdenklich sah Terra ihr nach. So hatte er Makoto noch nie erlebt in der kurzen Zeit die er sie nun kannte. Aber war es verwunderlich? Immerhin handelte sie gegen ihr eigenes Gewissen.

Wenige Minuten später kam Terra mit einem Tablett, auf dem zwei dampfende Tassen standen, zu ihr. Schweigend reichte er ihr eine Tasse. Dankbar nahm Makoto sie an und legte ihre Hände um das warme Porzellan um sich zu wärmen. Makoto nahm einen Schluck und genoss die Hitze, welche ihr die Kehle hinab rann und sie auch von innen wärmte. Dadurch wurde sie zwar etwas ruhiger, aber noch lange nicht so ruhig wie sie es sich wünschen würde. Terra nahm sich seine eigene Tasse und setze sich. Er führte die Tasse zum Mund und tat so als wenn er einen Schluck trinken würde. Leise flüsterte er: „Aero minzora!“ Ein leichter Lufthauch umwehte Makoto, erfüllt mit dem Geruch von Kirschblüten und der belebenden Wirkung des Frühlings. Erleichternd seufzend schnupperte sie. Fast Augenblicklich beruhigte sie sich gänzlich. Ihr Kopf war frei von Sorgen und ihr Herz von Zweifeln. „Das tut gut.“ sagte sie. Terra lächelte. Makoto liebte Blumen und den Frühling über alles, dass hatte Bunny ihm erzählt. Makoto´s Zimmer sähe aus wie ein kleiner Dschungel, weil er voll mit verschiedenen Blumen und Gewächsen sei. Daher kam er auf die Idee, sie damit zu beruhigen, obwohl er eigentlich eine Abneigung dagegen hatte, Menschen mit Magie zu beeinflussen. Doch in diesem Moment war es ihm noch weitaus unangenehmer Makoto so besorgt zu sehen. „Was genau möchtest du mir denn erzählen?“, fragte Terra. Seine Neugier konnte er kaum zügeln, selbst wo er ahnte, dass die Wahrheit, welche Makoto ihm erzählen wollte, nicht angenehm werden würde.

„Damit du das volle Ausmaß verstehst, muss ich wohl ein wenig weiter ausschweifen.“, sagte Makoto. Von ihrer Unsicherheit war nichts mehr zu spüren. Prüfend sah sie Terra an. „Ist dir der Kristall in der Brosche von Sailor Moon aufgefallen?“ Einen Moment lang dachte Terra nach. „Nein.“, gestand er. „Jedes Mal wenn ich die Brosche gesehen habe, war sie geschlossen. Einen Kristall habe ich dabei nicht bemerkt.“ Gleichzeitig fragte er sich, was der Kristall mit Ami zu tun haben sollte. „Nun es ist so: in ihrer Brosche steckt der magische Silberkristall. Er ist die mächtigste Waffe im Universum. Die einzige die seine Kräfte voll entfalten kann ist Sailor Moon oder auch Princess Serenity. Doch diesen Kristall hatte sie nicht von Anfang an. Damals als wir alle gerade erst Sailor Kriegerinnen geworden waren, war es unsere Aufgabe ihn zu finden. Der Kristall war jedoch in sieben Splitter aufgeteilt. Man nannte diese Splitter die Regenbogenkristalle, weil jeder von ihnen eine Farbe des Regenbogens hatte. Erst als diese sieben Kristalle vereint wurden, entstand der Silberkristall. Kannst du mir bis hierher folgen?“, fragte sie. Terra nickte und bedeutete ihr fort zu fahren. „Nun die Kristalle waren alle hier in Tokio versteckt. Jeder in einem Menschen verborgen.“ „In einem Menschen?“, warf Terra ein. „Ja. In einem Menschen. Sie befanden sich in ihren Inneren. Wir suchten also diese Menschen, doch es war nicht einfach. Der Feind suchte ebenfalls nach ihnen und leider fand er sie immer vor uns. Das Problem war, dass jedes Mal, wenn einem dieser sieben Menschen der Regenbogenkristall entzogen wurde, diese Person sich in einen Dämonen verwandelte. Man nannte diese Dämonen die sieben „Teufel“. An dieser Stelle zögerte sie. „Einer dieser Menschen hieß Ryo Urawa. Durch den Dämon in sich, verfügte er über hellseherische Fähigkeiten. Dadurch konnte er vieles voraussehen bevor es geschah. Eines Tages rettete er mit diesen Fähigkeiten Ami das Leben. Er sah voraus, dass an einer Baustelle ein großer Eisenbalken auf sie herunterfallen und sie töten würde. Also wartete er dort auf sie und verwickelte sie in ein Gespräch, solange bis der Balken weit von ihr entfernt endlich fiel. Ami und Ryo freundeten sich an. Natürlich wusste sie nicht, dass er einen Dämon in sich trug. Niemand von uns wusste das...“ Makoto verstummte, ihr Blick war ins nirgendwo gerichtet. „Und irgendwann wurde aus der Freundschaft mehr, nicht wahr?“, fragte Terra vorsichtig. Makoto´s Blick kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Sie nickte. „Ryo liebte sie von Anfang an. Inwieweit Ami ihn auch liebte, weiß wohl nur sie alleine. Ich glaube aber, dass sie schon einiges für ihn empfand. Vielleicht konnte sie es sich nur selbst nicht so recht eingestehen.“ Makoto nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. „Irgendwann kam es wie es kommen musste. Der Feind fand Ryo und entriss ihm einen Regenbogenkristall. Ami musste ansehen, wie der Junge den sie liebte sich in einen Dämon verwandelte und nicht nur uns, ihre Freunde, sondern auch sie selbst angriff...das hat sie so tief geschockt, dass sie seit dem Angst vor Beziehungen hatte und sich Jungs gegenüber eher verschloss. Vielleicht redete sie sich irgendetwas ein, was Ryo betraf, ich weiß es nicht genau. Jedenfalls hat sie seit diesem Tag nie wieder einen Jungen an sich herangelassen.“ Sie sah ihn mit traurigen Augen an. „Verstehst du es nun? Sie hat Angst. Das alles erinnert sie an die Geschichte von damals. Mag sein, dass sie dich liebt, aber das was in dir steckt...fürchtet sie so sehr, dass sie zu dir Abstand hält.“ Zitternd saß Terra auf der Couch und starrte in die Tiefen seiner Tasse. Das war es also. Deswegen wich Ami ihm so sehr aus. Sicher hatte sie Angst, dass alles sich wiederholen würde. „Dieser Ryo...was wurde aus ihm?“ Terra sah auf. „Was geschah damals, als er sich in einen Dämon verwandelte?“ Bekümmert sah Makoto zu Boden. „Die Dunkelheit hatte über sein gutes Herz die Macht ergriffen. Er erkannte weder uns noch Ami. Sein einziges Ziel war die Zerstörung jeglichen Lebens in seiner Umgebung. Beinahe hätte er uns getötet. In diesem Moment traf Ami die schwerste Entscheidung ihres Lebens...“ Eine Träne rann Makoto über die Wange. „Sie tötete Ryo...“ Entsetzen erfasste Terra am ganzen Körper...solch eine Entscheidung...das war das Schlimmste was Terra sich vorstellen konnte... es war nahezu undenkbar einem Menschen so etwas zu zumuten. Wäre er selbst in der Lage in so einer Situation eine Entscheidung zu treffen? Terra bezweifelte das. Um so etwas tun zu können, bedarf es einer gewaltigen inneren Stärke, denn danach...würde man sich sehr wahrscheinlich für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen...

„Erzähl mir, was genau an jenem Tag geschah.“, bat Terra Makoto. Er wollte alles hören damit er es vollständig erfassen konnte.

Makoto schluckte. „Es war ein warmer Sommerabend. Wir alle machten einen Spaziergang durch den Park und erfreuten uns an den schönen Farben des Sonnenuntergangs. Auch Ryo war bei uns. Ami hatte ihn zum ersten Mal mitgebracht. Auch wenn sie es nie sagte, oder es sich selbst vielleicht auch nicht eingestand: sie liebte ihn....

Der gelbe Kristall

Schon länger hatte Ami das Gefühl mehr für Ryo zu empfinden als nur Freundschaft. Nach dem heutigen Tag war sie sicher, dass es mehr gab als sie wirklich ahnte.

Ami freute sich darüber, wie ihre Freunde Ryo freundlich in ihrer Mitte begrüßten. Für sie alle war die Beziehung zwischen Ami und Ryo lange kein Geheimnis mehr, nur war Ami vielleicht die letzte die es erkannte. Hand in Hand gingen Ami und Ryo nebeneinander her. Die anderen, insbesondere Makoto und Rei, liefen in einem gewissen Abstand dahinter, um ihnen eine gewisse Privatsphäre zu geben. Bunny hielt sich ausnahmsweise Mal etwas zurück und nervte das Pärchen nicht andauernd. Ein paar durchschlagende Worte von Makoto vor dem Ausflug hatten dazu sicherlich nicht wenig beigetragen. „Wie wär´s, wollen wir uns zum Abschluss noch ein Eis holen?“, fragte Ryo in die Runde hinein. „Klar warum nicht. Bei dem Wetter würde ein Eis sicher echt gut tun.“, bestätigte Rei. „Das Eis vom Eismann im Park soll ja ziemlich gut sein.“, überlegte Ami laut. „Stimmt.“, pflichtete Makoto ihr bei. Wenn es um essbares ging hatte sie den absoluten Überblick. „Gerüchten zur Folge soll es sogar das Beste in Tokio sein. Daher ist er auch immer so schnell ausverkauft.“ „Hoffentlich gibt es noch Erdbeereis.“, rief Bunny und rannte voran, stolperte aber über einen Stock und fiel der Länge nach hin. „Ach Bunny!“, riefen Ami und Makoto und eilten zu ihr um ihr aufzuhelfen. Mit Tränen in den Augen erhob Bunny sich. „Aua. Das hat wehgetan.“, jammerte sie. „Du bist so ein Trampeltier!“, neckte Rei sie. „Du bist gemein Rei!“, empörte sich Bunny. Schnell ging Ami dazwischen bevor es wie üblich in einer Kabbelei enden konnte. „Hört auf. Lasst uns lieber schnell losgehen, sonst ist kein Eis mehr da.“ Mit großen Augen sahen Bunny und Rei sie noch einen Moment an, dann stürmten sie los, bevor dies wirklich noch geschehen konnte. „Klever.“, flüsterte Ryo Ami ins Ohr. Lächelnd nahm sie seine Hand und zog ihn mit in Richtung der anderen. Makoto lief schleunigst neben ihnen her. „Ich wünschte mir würden solche Ideen auch mal kommen. Das könnte mir manchmal einiges an Ärger ersparen.“, murmelte Makoto halblaut vor sich hin. Ryo lachte auf. „Ich glaube du könntest dir den Ärger noch auf ganz andere Arten vom Hals schaffen.“ Makoto war für ein Mädchen ihres Alters ungewöhnlich groß und fast schon übermenschlich stark, dennoch war sie sehr hübsch. Trotzdem hatten die meisten Menschen, welche Makoto nicht kannten, eine ziemliche Angst vor ihr. Diejenigen die jedoch das Vergnügen hatten sie zu kennen, wussten es besser. Hinter ihrer äußerlichen Erscheinung verbarg sich ein liebes, einfühlsames Mädchen. „Wie meinst du das?“, fragte Makoto ihn mit großen Augen. Ryo kicherte noch einmal in sich hinein, antwortete jedoch nicht. Zu ihrem Glück gab es noch genug Eis beim Eismann. Zufrieden mit sich und der Welt ihr Eis schleckend stapfte Bunny triumphierend vor den anderen her. „Glück muss der Mensch haben.“, sagte sie übertrieben laut lachend. „Weißt du jeder andere Mensch, hätte sich bei so viel Erdbeereis längst den Magen verdorben.“, sagte Rei tadelnd mit Blick auf Bunny´s gigantische Eistüte. „Lass gut sein Rei. Damit erreichst du bei ihr doch nichts.“, sagte Makoto. „Ich finde es aber voll gemein, dass Rei eine noch viel größere Eistüte hat als ich.“, schmollte Bunny. „Warum hast du dir dann nicht einfach eine größere gekauft?“ Makoto sah sie fragend an. Bunny murmelte leise etwas vor sich hin, was sich wie …nicht genug Geld…anhörte. „Und woher kommt das wohl?“, fragte Rei. „Doch nur davon, dass du immer so viel Geld für Mangas ausgibst.“, sagte sie schnippisch. „Das ist doch wohl nicht wahr. Wer von uns beiden hat denn bitte die meisten Mangas in seinem Zimmer stehen?“ „Aber im Gegensatz zu dir kann ich mir das auch leisten, ich jobbe nämlich nebenbei.“ „Das ist doch kein wirkliches Jobben. Du arbeitest doch nur in dem Tempel, der deiner Familie sowieso schon gehört…“ In dieser und ähnlicher Weise ging die Diskussion scheinbar endlos weiter. Makoto versuchte erfolglos die beiden Streithühner zu beruhigen, jedoch wie immer ohne Erfolg. Ami hielt sich aus der Sache raus und beobachtete alles nur amüsiert. Sie liebte diese Momente irgendwie. Sie zeigten, dass ihre Freundinnen alle so lebensfroh waren und wie sagte man doch so schön? Was sich liebt, das neckt sich. Seitdem sie diese Freundinnen hatte, begann sich Ami immer mehr zu verändern. Früher war sie viel verschlossener gewesen und hatte keine Freunde, weil sie immer nur am Lernen war. Jetzt hingegen war sie viel aufgeschlossener. Glücklich nahm sie Ryo an der Hand und schmiegte sich an ihn. Eine Weile noch gingen sie nebeneinander her. Doch dann ertönte irgendwo im Park das Geräusch einer Uhr. „Oh Mann. Bereits zehn Uhr. Es wird Zeit das ich nach Hause gehe, bevor meine Eltern sich noch Sorgen machen.“, sagte Ryo. „Oh wie schade.“, meinte Ami traurig. Ryo gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Wir sehen uns ja übermorgen wieder. In der Schule.“ Ami nickte und umarmte ihn kurz. Dann sah sie zu wie er sich von den anderen verabschiedete. „Bis bald!“, rief er noch einmal. Er verschwand zwischen den zahllosen Kirschbäumen. Ami sah ihm lange hinterher. „Du solltest ihn nicht wieder loslassen.“, flüsterte plötzlich eine Stimme ihn ihr Ohr. Vor Schreck machte Ami fast einen Satz in die Luft. „Makoto! Schleich dich nicht so heran.“, rief sie. Makoto kicherte. „Schlechtes Gewissen?“ „Nein überhaupt nicht. Wieso auch?“, sagte Ami und marschierte mit knallrotem Kopf in Richtung der anderen. Makoto harkte sich bei ihr ein und zog sie mit. „Ach komm schon. Wir alle haben schon gemerkt, dass da irgendwas zwischen euch läuft.“, lachte Makoto. „Unsinn.“, murmelte Ami. „Nun kommt endlich!“, rief Bunny und winkte ihnen. „Wir müssen endlich anfangen, sonst schaffen wir den Filme-Marathon nicht mehr.“ „Dabei bist es doch immer du, die uns aufhält, Bunny.“, warf Rei ein. „Sind doch schon da.“, meinte Makoto. „Wir haben uns nur noch kurz über Amis neuen Freund unterhalten.“ „Ooh.“, machte Bunny und setze schon an noch etwas zu sagen. Doch Ami unterbrach sie: „Also erstens wäre es nicht mein neuer Freund sondern mein erster Freund und zweitens ist er doch gar nicht mein Freund.“ „Uns kannst du nichts vormachen.“, grinste Rei. „Ja wir sind doch deine Freundinnen, wir spüren so was einfach Ami.“ Bunny umarmte Ami stürmisch. „He. Du tust mir weh Bunny.“ Noch immer hatte sie einen knallroten Kopf. Sich und den anderen etwas vorzumachen war dumm, dass wusste sie. Doch trotzdem hatte sie gewisse Zweifel in ihrem Herzen. Die erste Liebe…woher sollte man denn nur erkennen, wann es soweit war? Etwas so kompliziertes wie Liebe konnten selbst die besten Bücher nicht beschreiben und Ami hatte sie sich alle durchgelesen. Innerlich seufzte sie auf. Gefühle waren schon kompliziert. Vielleicht waren sie es auch nur für sie. Bevor sie Bunny kennen lernte, hatte sie sich immer von den anderen Distanziert damit sie ungestört lernen konnte. Ihre Eltern waren geschieden, der Aufenthaltsort des Vaters war unbekannt, die Mutter war die meiste Zeit arbeiten. Einen direkten Bezug zu Gefühlen hatte Ami somit nie bekommen, sie war die meiste Zeit allein gewesen…

„Nun kommt endlich. Sonst schaffen wir es wirklich nicht mehr.“, sagte Bunny und trieb die anderen an. „Wie lange wird Ryo noch auf unserer Schule bleiben?“, fragte Makoto Ami. Diese sah sie fragend an. „Was meinst du? Er ist doch zu uns auf die Schule gewechselt. Wieso sollte er wieder gehen?“ „Ich habe gehört, dass seine Eltern immer viel auf Reisen sind. Sie ziehen gewissermaßen von einer Stadt zur anderen und bleiben nie lange an einem Ort.“, warf Rei ein. Ein Eiskaltes Gefühl breitete sich in Ami aus. Davon hatte sie gar nichts gewusst. „Brrr. Also für mich wäre es schrecklich immer von einer Stadt zur nächsten zu ziehen. Ich liebe Tokio und ich werde es auf keinen Fall verlassen.“, schüttelte sich Bunny. „Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier wie man so schön sagt.“, meinte Makoto. „Ich nehme an, Ryo hat es nie anderes kennengelernt.“ „Gewohnheitstier? Also bitte wir sind doch keine Tiere.“, empörte Bunny sich. „Noch nie was von der Affenabstammungstheorie gehört?“, fragte Rei. „Was meinst du?“, war die schnelle Antwort von Bunny. Makoto rieb sich die Stirn. „Nicht zu fassen. Passt du im Unterricht auch mal auf?“ „Die Affenabstammungstheorie besagt, dass der Mensch eigentlich vom Affen abstammt. Der Affe hat sich im Laufe der Evolution immer mehr zu dem entwickelt was wir heute sind.“, erklärte Ami. „Evo…was?“, war Bunnys geistreicher Kommentar dazu. „Meine Güte. Du solltest wirklich mal mehr lernen.“, sagte Makoto stirnrunzelnd. „Naja das sind alles so Wörter die voll nach Fachchinesisch klingen.“, meinte Bunny. Rei schüttelte bedauernd den Kopf und hob die Arme. „Ich sags ja immer wieder: sobald sie nicht mehr verwandelt ist, sinkt ihr Intelligenzquotient drastisch.“ „Hey!“ Laut lachend lief Rei davon, dicht gefolgt von Bunny. Mit erhobenen Fäusten versuchten diese Rei zu erreichen, war aber einen Tick zu langsam. „Hört endlich auf!“, rief Makoto. In diesem Moment hörten sie etwas, dass ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Einen Schrei! Einen so verzweifelten und schmerzerfüllten Schrei, dass sie wie gegen eine Wand gelaufen stoppten. Das schlimmste aber war: sie kannte diese Stimme. „Ryo!“ Ami rannte los. So schnell ihr Körper es zuließ lief sie zurück in den Wald des Parks. Die anderen waren ihr dicht auf den Fersen. Erneut erklang ein gequälter Schrei aus der Dunkelheit und trieb sie an noch schneller zu laufen. Und plötzlich änderte sich die Szenerie. Die kräftigen Farben der Bäume...des Grases...des Himmel...alles wurde immer dunkler bis es fast schwarz wirkte. Eine allumfassende Finsternis legte sich über dieses Gebiet. Sie war mächtig und körperlich zu spüren. Den Freundinnen sträubten sich die Nackenhaare. Beinahe schien es, als wäre die Realität selbst zu etwas abgrundtief bösem mutiert. Und dann sahen sie ihn. Ryo kauerte verkrampft auf dem Boden. Über ihm schwebte mit überschlagenen Beinen und einem eiskaltem Lächeln eine Frau in der Luft. Die Frau hatte blondes Haar, welches nach hinten zu einem Zopf gebunden war, zudem trug sie einen grauen Anzug, verziert mit grünen Linien. Die Sailor – Kriegerinnen hatten sie schon einmal gesehen. Zoisite! Eine Abgesandte des Königreichs des Bösen und Mitglied der vier mächtigen dunklen Generälen. Zoisite war wie das Sailor – Team auf der Suche nach den sieben Regenbogenkristallen, die die Macht beherbergten den legendären magischen Silberkristall zu erwecken.

Bevor Ami zu Ryo stürzen konnte, packte Makoto sie am Arm und zog sie zu den anderen hinter ein Gebüsch. „Ami du kannst so nichts ausrichten. Wir müssen uns verwandeln.“ Gesagt, getan. Als Kriegerinnen stürmte die Truppe aus dem Gebüsch. „Lass ihn sofort in Ruhe!“, rief Sailor Mercury und schleuderte Zoisite eine magische Wasserkugel entgegen. Überrascht sah Zoisite auf. Der Angriff erwischte sie voll im Gesicht und warf sie aus der Luft. Hart schlug sie auf dem Boden auf. Mercury nutzte die Chance und stürzte an Ryos Seite. Die anderen bauten sich schützend vor den beiden auf. „Ihr?“ Zoisite rappelte sich wieder auf. „Das ihr auch immer im ungünstigsten Moment auftauchen müsst. Langsam nervt ihr.“ Wütend entfesselte sie ihre dunklen Kräfte. In jeder Hand entstand aus dem Nichts eine Energiekugel. „Verschwindet! Der Regenbogenkristall gehört mir.“ Mercury sah sie entsetzt an. Ryo sollte einen der sieben Regenbogenkristalle in sich tragen? Zoisite warf die Energiekugeln mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk auf die Kriegerinnen. Sailor Mars und Sailor Jupiter schafften es die Angriffe mit ihren eigenen Attacken abzuwehren. „Wir werden nicht zulassen, dass du diesem unschuldigem Menschen etwas antust.“, rief Sailor Moon. „Wir sind das Sailor Team und stehen für Liebe und Gerechtigkeit. Im Namen des Mondes werden wir dich bestrafen.“ „Also wirklich.“, sagte Zoisite gelangweilt. „Jedes Mal derselbe Spruch und nicht einmal sehr originell. Kannst du dir nicht etwas anderes ausdenken? Oder lass es am besten gleich bleiben, das sieht sowieso ziemlich kindisch aus.“ Ihr kaltes Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. „Im Prinzip ist es auch egal. Ihr seid sowieso zu spät.“ „Was meinst...?“, wollte Sailor Moon fragen, als hinter ihr ein weiterer Schrei ertönte. Die Krämpfe von Ryo wurden immer stärker. Vor Schmerzen krallte er seine Hände in die Erde. „Ryo! Ryo, was ist mit dir?“, rief Sailor Mercury erschrocken. „Zurück Mercury!“ Sailor Moon riss Sailor Mercury von Ryo fort. Sailor Mars und Sailor Jupiter schleuderten Zoisite ihre Angriffe entgegen. Doch nun umgab sie ein Schutzschild und die Attacken verpufften im Nichts. Laut lachend rief Zoisite: „Ihr kommt zu spät. Der Kristall verlässt nun diesen Körper und der Teufel ist erwacht.“ Aus Ryos Rücken schoss ein kleiner gelber Kristall hervor. Sailor Jupiter versuchte ihn noch zu fangen, war aber zu langsam. Der Kristall schoss durch ihre ausgestreckten Finger hindurch und landete genau in Zoisites Hand. Mit einem weiteren fiesen Lachen verschwand sie. „Mist. Jetzt hat sie einen weiteren Kristall.“, fluchte Sailor Mars.

„RYO!“, schrie Sailor Mercury verzweifelt, als sie bemerkte wie die Transformation begann. Die Hände des Jungen verwandelten sich vor den Augen aller in riesige Scheren, sein Körper wurde weiß und sah aus wie gepanzert. Das Gesicht wurde zu einer dämonischen Fratze mit orange leuchtenden Augen. Und dann...erhob er sich…als einer der sieben Teufel.

„BUMBO!“, rief er seinen Namen in die Abenddämmerung hinaus.

„Nein. Nicht Ryo...Bitte nicht...“ Sailor Mercury konnte einfach nicht glauben, was vor ihren Augen geschah. Entsetzt konnte sie nur auf diesen Teufel starren, der noch vor wenigen Augenblicken ein ganz normaler Junge gewesen ist.

Bumbo der Dämon, richtete seine Augen auf das Sailor Team. Ein tiefes, bösartiges Knurren entrang sich seiner Kehle und er trat drohend einen Schritt nach vorn. Die Scheren, welche vor wenigen Augenblicken noch seine Hände waren, klickten bedrohlich und ließen die all schrecklichen Dinge erahnen, die der Dämon mit ihnen anstellen konnte. „Vorsicht!“, rief Sailor Mars, als der Dämon seinen rechten Arm hob. Keine Sekunde zu spät sprangen die vier Gefährtinnen aus der Schussbahn und dort wo sie eben noch gestanden hatten, steckten jetzt zwei riesige Scheren in der zerrissenen Erde. Wieder knurrte der Dämon wütend, aber diese Mal weil er seine Opfer verfehlt hatte. „Er ist jetzt unbewaffnet!“, rief Sailor Jupiter. Sailor Mars reagierte sofort. „Dann ist das unsere Chance. Angriff!“ Jupiter, Mars und Moon stürmten auf den Dämon zu. Nur Mercury rührte sich nicht. Ihr ganzer Körper zitterte, ihr Verstand weigerte sich zu begreifen, was vor ihren Augen geschah. Es konnte doch nicht sein...das konnte alles doch nicht wahr sein... Mars warf einen großen Feuerball auf Bumbo, welchem er jedoch mit einer Gewandtheit auswich, die man ihm bei seiner Größe nicht zugetraut hätte. Mit einem Aufschrei entfesselte Jupiter ihre Kräfte und schleuderte blendend helle Blitze auf den Dämon. Vor Schmerzen brüllend versuchte Bumbo erneut anzugreifen, doch Mars schleuderte einen weiteren Feuerball auf ihn. Dieser knallte ihm direkt ins Gesicht und schleuderte ihn ein paar Meter weiter in den Wald hinein. „Jetzt Sailor Moon!“, rief Sailor Mars. „Ja!“ Aus dem Nichts erschien ein kleines Zepter in Form eines Halbmondes, welcher auf einem rosa Griff prangte. Sailor Moon richtete das Zepter auf Bumbo. Doch bevor sie die magischen Worte zu seiner Niederlage und gleichzeitig Erlösung sprechen konnte, sprang Bumbo auf und griff erneut an, jetzt noch wütender als je zuvor. Er rammte seinen Ellenbogen in Sailor Moons Magen und schleuderte sie damit davon. Hart krachte Sailor Moon auf den Boden und rührte sich nicht mehr. „Sailor Moon!“ Schnell lief Sailor Jupiter zu ihr. Glücklicherweise schien sie nur bewusstlos zu sein. Bösartig lachend hob Bumbo erneut seine Arme. Dort, wo seine Hände waren, materialisierten sich die zwei Scheren zurück. „Offenbar kann er sie sich beliebig zurück rufen.“, meinte Sailor Mars. „Mercury. Wir brauchen hier deine Hilfe. Du bist die Strategin von uns.“, rief Sailor Jupiter. Mercury rührte sich nicht. Ihre Augen waren vor Entsetzten geweitet, sie beobachtete den Kampf zwar, schien aber nicht in der Lage einzugreifen. „Mercury!“, versuchte Jupiter es erneut. „Jupiter pass auf!“, rief Sailor Mars. Dem Dämon wurde das Warten anscheinend zu lange, denn erneut ging er zum Angriff über. Dieses Mal war Sailor Jupiter sein Ziel. Wirbelnd drehte Sailor Jupiter sich wieder ihrem Gegner zu. Eine höllisch scharfe Schere wirbelte von rechts auf sie zu. Gerade rechtzeitig duckte Sailor Jupiter sich, sprang aus der Hocke heraus wieder auf und trat Bumbo ins Gesicht. Knurrend schlug dieser seinerseits zu. Schnell packte Jupiter seinen Arm und schleuderte ihn über ihren Rücken hinweg von sich. Sofort sprintete sie hinter her, entfesselte erneut ihre Kräfte...eine Kugel aus Blitzen bildete sich in ihrer Hand. Jupiter holte aus um die Kugel abzufeuern. Doch plötzlich...war der Dämon verschwunden. Mitten im Flug löste er sich scheinbar im Nichts auf. „Verdammt. Wo ist er?“ Hecktisch sah Sailor Jupiter sich um. Auch Mars suchte die Umgebung mit den Augen ab. Sailor Mercury entdeckte ihn jedoch als Erste...aber zu spät! „Pass auf! Hinter dir!“ Der Dämon tauchte hinter Sailor Jupiter auf. Mit einem Schrei holte er zum Schlag aus und dieses Mal traf er. Jupiter reagierte zu langsam um dem Angriff auszuweichen. Der Arm des Dämons traf sie in der Seite und sie wurde gegen einen Baum geschleudert. Ihr Kopf knallte gegen das harte Holz und ihr schwanden die Sinne. Nun wandte Bumbo sich dem nächsten Gegner zu. Sailor Mars stellte sich schützend vor Sailor Moon. Wieder hob Bumbo die Arme und zielte auf die Kriegerin. „Nein!“ „Mercury, was tust du da?“, schrie Sailor Mars entsetzt. „Geh da weg, Ami“, rief sie. Sailor Mercury hatte sich endlich aus ihrer Starre gelöst und war zu Bumbo gerannt. Fest krallte sie sich an einen seiner Arme und sah zu ihm auf. „Ryo. Hörst du mich? Bitte hör auf. Komm doch wieder zu dir! Bitte!“ Für einen Moment erstarrte der Dämon. Er sah Mercury in die Augen...einen winzigen Augenblick lang...für den Bruchteil einer Sekunde...glaubte sie in seinen Augen ein Wiedererkennen zu sehen. Doch der Augenblick war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Bumbo zielte mit seinen Scheren auf sie. Tränen rannen Sailor Mercury über die Wangen. „Bitte Ryo. Tu´s nicht. Komm zu mir zurück!“ Bumbo knurrte und schleuderte sie von sich. Der Aufprall drückte Mercury die Luft aus den Lungen. Benommen blieb sie am Boden liegen. Ihre Sicht war verschwommen, doch sie konnte trotzdem erkennen, wie sich ein Schatten über ihr ausbreitete. „Wie...wie konnte all das nur passieren?“, dachte sie noch und machte sich bereit für den Schmerz der gleich kommen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen erhellte ein helles Licht den Platz. Sailor Mars hatte Bumbo mit ihrem Feuerballl getroffen. Brüllend wandte er sich ihr zu. „Mercury verschwinde da!“ Sailor Mercury kroch so schnell sie konnte von dem Dämon fort. Allmählich gewann sie ihre Sehkraft wieder und sie entdeckte Sailor Mars, die ihre Feuerkräfte auf ein hohes Level steigerte. Schnell rappelte Mercury sich auf und lief zu Sailor Jupiter, um sie, ebenso wie Sailor Moon danach, aus der Gefahrenzone zu ziehen. Sailor Mars konzentrierte sich mit geschlossenen Augen. Um sie herum entstand ein kleiner Feuerwirbel, der den Boden unter ihren Füßen verbrannte. Im selben Augenblick als Bumbo vor sprang, schleuderte Sailor Mars einen Feuerball auf Bumbo, in den sie ihre gesamte Energie gespeist hatte. Schützend warf Sailor Mercury sich über Sailor Moon und Sailor Jupiter. Eine Explosion brachte die Erde unter ihr zum Beben. Die folgende Druckwelle schleuderte die Sailor Kriegerinnen fort vom Kampfplatz. Einige Büsche und Bäume fingen Feuer und verbrannten Augenblicklich. Und dann war Stille. Staub wirbelte in feinen Schlieren umher und raubte für einen Moment jegliche Sicht, bis er sich legte. Allein Sailor Mars stand noch, wenn auch nur sehr wackelig. Ihr Atem ging heftig und stoß weise. Sie hatte ihren Blick auf den Krater gerichtet, den ihr Angriff hinterlassen hatte. Nichts bewegte sich darin, alles blieb ruhig. Dann sah sie sich nach den anderen um. Sailor Mercury rappelte sich gerade wieder auf und sah sie ihrerseits an. „Haben wir es geschafft?“, fragte sie hustend und klopfte sich Staub aus der Kleidung. „Ich denke schon.“

Erleichtert, dass es allen gut zu gehen schien, sackte Sailor Mars erschöpft zu Boden. Doch dann hörte sie hinter sich ein wütendes Knurren Mars und Mercury wirbelten alarmiert herum. Bumbo hatte den Angriff unbeschadet überstanden. Allein sein Panzer war so extrem aufgeheizt, dass er orange glühte. Ohne dass die Kriegerinnen es bemerkten, hatte er sich im Schutze der Staubwolke an seine Feinde herangeschlichen. Seine Scherenhände stießen zu und trafen ihr Ziel. Sailor Mars trug eine schwere Schnittwunde in der Seite davon. Die Schnittverletzung wurde durch die Hitze ausgebrannt. Vor Schmerzen taumelte Mars, bevor sie mit einem kräftigen Hieb an die Schläfe bewusstlos geschlagen wurde. Bevor sie auf dem Boden aufkam murmelte sie noch: „Das...das ist unmöglich...er konnte dem Angriff widerstehen...“

Triumphierend warf der Dämon seinen Kopf zurück und brüllte. Seine Feinde waren besiegt. Nun konnte er zum finalen Schlag ausholen. Er kniete sich hin und hob den Arm, zielte damit auf Sailor Mars´ Herz...Sailor Mercury sah all dies wie in Zeitlupe...so als wenn alles total unwirklich wäre. Wenn sie jetzt nichts unternahm, würde Bumbo ihre Freundinnen töten, eine nach der anderen. Ihr Herz wusste, dass sie nun eine Entscheidung treffen musste. Entweder ihre Freundinnen...oder Ryo...

Bumbos Arm stieß zu. Aber bevor die Schere ihr Ziel erreichen konnte, wurde ihm eine Wasserkugel ins Gesicht geschleudert. Bumbo stoppte seinen Angriff und sah sich nach der Missetäterin um. Mercury stand kampfbereit vor ihm, eine weitere Wasserkugel schwebte in ihrer Hand. „Lass meine Freunde in Ruhe!“, rief sie und warf die zweite Kugel nach ihm. Zischend prallte sie gegen seine Brust. Knurrend erhob Bumbo sich und schlurfte auf Mercury zu. Was er erst nicht bemerkte war, dass in seinem Gesicht und seiner Brust sich feine Risse bildeten. Winzige Stücke seiner Rüstung fielen zu Boden. Verwirrt stoppte Bumbo und griff nach seinem Gesicht. Was passierte mit seiner Rüstung? „Der Ryo den ich kannte, hätte gewusst was passiert.“, sagte Sailor Mercury. Durch die extreme Hitze von Sailor Mars´ Angriff hatte sich das Metall weit ausgedehnt. Kam das erhitzte Metall anschließend mit kaltem Wasser in Berührung, zog es sich ziemlich schnell wieder zusammen. Die Folge: die Rüstung wurde bröckelig. „Ryo...wenn du mich doch hören kannst...es tut mir Leid...“ Sailor Mercury konzentrierte sich auf ihre Magischen Kräfte. Die Macht des Wassers durchströmte ihren Körper und ein Wirbel aus Wasser umhüllte sie. Bumbo rannte auf sie zu, um sie an ihrem Angriff zu hindern. Im Lauf schoss er die Scheren ab. Mit wahnsinniger Geschwindigkeit rasten sie auf Sailor Mercury zu, kamen ihr jedoch nicht einmal zu nahe. Stattdessen prallten sie wirkungslos an dem Wasserwirbel ab, der seinerseits eine hohe Geschwindigkeit darlegte. Bumbo hob erneut die Arme... „Aqua Storm Miracle!“ Das Wasser rauschte auf Bumbo zu, hüllte ihn vollständig ein. Stück für Stück zerfiel die Rüstung des Dämons unter lauten Zischen und einer Dampfwolke. Darunter offenbarte sich sein Inneres. Seine Haut war von einer widerlichen schwarzen Farbe und glitschig wie das Fleisch einer Schnecke. „Blizzard fog!“ Dichter Nebel hüllte nun den Platz ein. Das Wasser gefror augenblicklich zu Eis und schloss Bumbo in seinem kalten Inneren ein. Glitzernd stand er wie eine Eisskulptur da...und dann...zerbrach er in tausend kleine Stücke…

Am ganzen Körper zitternd fiel Sailor Mercury hart auf die Knie. Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen. Diesen Kampf hatte sie zwar gewonnen, dafür aber hatte sie einen geliebten Menschen verloren…

Sicher wusste sie, dass es richtig war, was sie getan hatte...doch genauso wusste sie auch, dass sie es sich nie verzeihen würde...

Gegen die eigene Gefährtin

„Was geschah danach?“, fragte Terra. Makoto nahm einen Schluck aus ihrer inzwischen kalten Tasse. Vor dem Fenster leuchtete das kräftige Rot der Abenddämmerung. „Ami zog sich in sich selbst zurück. Immerhin hatte sie einen Menschen getötet den sie geliebt hatte. Eine ganze Woche lang sprach sie mit niemanden, schloss sich in ihrem Zimmer ein. Es war schwer sie aus dieser Phase wieder heraus zu holen.“ Makoto seufzte tief. „Nicht zuletzt hat sicher auch ihre Pflicht als Sailor Kriegerin dazu beigetragen. Egal wie viel Kummer oder Schwierigkeiten Ami hatte: für uns war sie immer da, als Freundin sowie auch als Kriegerin.“ Ein Schatten legte sich über Makotos Augen. „Das sie sich für diesen endgültigen Schritt entschieden hatte, ist der beste Beweis dafür.“ Terra nickte. „Weißt du...Ami war noch nie ein sehr willensstarker Mensch. Das lag vor allem daran, dass ihre Eltern nie da waren und sie immer viel gelernt hat. Kontakt zu anderen Menschen hatte sie kaum. Dadurch dass der erste Junge den sie gern hatte, ein Dämon wurde, scheint sie einen seelischen Schock erlitten zu haben. Seit damals hat sie nie wieder einen Jungen so nah an sich herangelassen. Vermutlich aus Angst die Geschichte könnte sich wiederholen. Jetzt bist du aufgetaucht, hast ihr Herz in einer Weise berührt wie sie es selbst bei Ryo nicht erlebt hatte...und dann entdeckt sie, dass in dir ebenfalls ein Dämon lebt. Noch kannst du ihn unter Kontrolle halten, doch Ami fürchtete sich vor dem Tag, an dem du von ihm übermannt wirst. Ich vermute, sie ist jetzt der Meinung solche Menschen irgendwie anzuziehen.“

Das war es also. Die ganze Geschichte...Terra konnte Ami jetzt gut verstehen...ihre Reaktion besser nachvollziehen. Wahrscheinlich würde es ihm in ihrer Situation ebenso ergehen. Oder etwa nicht? „Was willst du jetzt tun?“, fragte Makoto vorsichtig, nachdem Terra eine Weile geschwiegen hatte. „Ich weiß es nicht genau...gar nichts wahrscheinlich. Jeder Versuch sie zurück zu gewinnen, würde im Moment vielleicht ins Gegenteil ausschlagen und alles nur noch schlimmer machen. Es ist vielleicht das Klügste, wenn ich warte...auf den Tag an dem sie mir vergibt, oder ich die Möglichkeit habe ihr zu zeigen, dass sie mir vertrauen kann.“ Terra sah nachdenklich aus dem Fenster. „Ich muss einfach Geduld haben. Zwingen kann ich sie zu nichts und es ist auch nicht meine Art, etwas Derartiges überhaupt zu versuchen. Irgendwann wird der Zeitpunkt da sein...und wenn sie sich entschließen sollte, mir nicht zu vertrauen...dann muss ich das hinnehmen.“ „Terra...“ Er sah Makoto an. Ihr Blick war immer noch traurig. „Ehrlich gesagt hatte ich nichts anderes von dir erwartet. Meine Absicht war nur, dass du es verstehst.“ Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Schließlich erhob Terra sich. „Danke, dass du mir das erzählt hast. Es wäre eine Qual gewesen, weiterhin unwissend zu sein...nicht zu verstehen was Ami dazu antreibt so zu handeln.“ Makoto nickte lächelnd. „Gern geschehen.“

In diesem Moment piepste etwas lautstark. Makoto sah alarmiert auf ihre Armbanduhr. Diese blinkte in einem kräftigen Grün. „Was ist das?“, fragte Terra neugierig. „Unser Sailor Pager. Damit kommunizieren wir, wenn es Probleme gibt.“, antwortete Makoto und drückte auf einen kleinen Knopf an der Uhr. Die Uhrzeit verschwand und machte einem kleinem Display Platz. Auf dem Bildschirm konnte Terra gerade noch Luna erkennen. „Makoto. Wir brauchen deine Hilfe beim Tempel. Irgendetwas stimmt nicht mit Rei. Sie hat sich ohne Grund verwandelt und steckt die ganze Gegend in Brand, ohne Rücksicht auf andere Menschen. Wir kommen nicht gegen sie an. Beeile dich!“ Mit diesen Worten verschwand der Bildschirm. Makoto sprang verwirrt auf. „Verdammt. Was ist da nur los?“ Terra antwortete nicht. Seine Vorahnungen schienen sich zu bestätigen. Innerlich verfluchte er sich selbst. Hätte er doch nur auf seine innere Stimme gehört und Rei besser im Auge behalten... „Ich muss sofort los.“, sprach Makoto und hetzte zur Tür. „Warte Makoto!“ Schlitternd hielt diese an. „Was ist?“, fragte sie hektisch. „Nimm mich mit. Ich glaube, ich weiß was mit Rei los ist.“, sagte Terra. „Du weißt es?“, fragte Makoto erstaunt. Terra nickte ernst. „Ich habe so eine Ahnung.“

Makoto überlegte nicht lange. „Also gut. Dann mal los.“, sagte sie und wollte schon wieder losstürmen. „Halt!“ „Was ist denn jetzt noch?“ Makoto war sichtlich ungeduldig. „Wenn ich Recht habe, dann zählt jetzt jede Minute. Der Fußweg dauert zu lange. Wir brauchen einen anderen Weg.“ „Was schwebt dir da so vor?“ Terra packte seine Kette und entfesselte ihre verborgenen Kräfte. Ein helles Licht hüllte ihn für einen Moment ein, dann stand er in seinem Kampfanzug vor ihr. „Schweben ist das richtige Stichwort. Wir werden zu dem Tempel fliegen.“ Makoto wurde ganz bleich im Gesicht. „Du willst...“ „Ja. Es ist zwar etwas riskant, weil ich dabei viel Energie aufwenden muss, aber das ist jetzt egal.“ „Ich...ich bin noch nie geflogen. Ehrlich gesagt habe ich wahnsinnige Angst davor. Meine Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Seit dem kann ich ein Flugzeug nicht einmal hören ohne mich am liebsten verkriechen zu wollen.“ „Makoto vertrau mir. Dir wird nichts passieren.“ Einen Moment lang zögerte Makoto noch, dann nickte sie mit einem dicken Angstkloß im Hals. „Also gut.“ Ohne noch weiter Zeit zu vertrödeln hob Terra Makoto auf die Arme. „Halt dich an meinem Hals fest.“ Makoto schlang ihre Arme fest um seinen Hals. „Nicht so fest. Sonst ersticke ich noch.“ Entschuldigend lockerte Makoto ihren Griff. „Los geht’s.“ Mit einem magischen Wort öffnete Terra die Balkontür, nahm Anlauf und sprang weit über das Geländer hinweg. Ziemlich schnell stürzten die Beiden in die Tiefe, der Boden kam immer näher, Makoto schrie auf... Mit einem Schrei entfesselte Terra Dantes Kräfte. Seine Flügel fingen den Sturz ab. Für eine Sekunde schwebte das Duo in der Luft, dann schlug Terra hart mit den Flügeln aus und sie flogen mit großer Geschwindigkeit zum Tempel...
 

Flammen…überall Flammen. Das Feuer breitete sich immer weiter und immer schneller aus. Holz und Magie nährten es und ließen es noch mächtiger werden. Die Tiere des Waldes waren längst geflüchtet oder tot. Auch der Hikawa-Tempel wurde von der Gier der Flammen bedroht. Reis Großvater lag bewusstlos auf den Stufen die zum brennenden Inferno hinaufführten. Ein dünnes Blutrinnsal lief ihm die Schläfe hinab. Sailor Mars stand hämisch lachend über ihm. Ihr gesamtes Erscheinungsbild hatte sich verändert, war aggressiver, boshafter geworden.Ihre einst so fröhlichen und auch mitfühlenden Augen, die zwischen tiefviolett und je nach Lichteinfall sogar schwarz changierten, leuchteten nun in einem satten Blutrot, in dessen Mitte ein kleines unersättliches Feuer zu glühen schien. Auch ihre Kleidung hatte sich verändert. Der sonst ziemlich kurze Rock, der allen Kostümen der Sailor-Kriegerinnen eigen war, war seltsamerweise länger geworden. Er wallte im selben tiefen Rot der Flammen um ihre Beine und reichte bis zu den Knien. Ihr Matrosenkragen leuchtete in Signalorange und hatte auf jeder Seite einen pechschwarzen Streifen bekommen und das Weiß, das an ihrem Kostüm noch vorhanden war, schien nicht mehr wirklich weiß zu sein – es sah schmutzig aus, verdreckt. An ihren Füßen trug sie knielange, schwarz-glänzende Stiefel, die eng an ihren Waden anlagen, wie eine zweite Haut. Die sonst blutrote Schleife auf ihrer Brust war pechschwarz geworden und an ihren Schultern hingen jeweils zwei rote Schlaufen herab welche ihrer Kleidung ein widersprechlich eleganteres Aussehen verliehen. Auf ihrer Stirn konnte man immer noch ihr Krieger-Diadem erkennen, doch der Stein glimmte nicht im kräftigen Rot wie sonst – er kochte geradezu in einer Farbe, die er aus dem Innersten einer Flamme gestohlen zu haben schien. Sailor Mars lange, schwarzen Haare flogen im Tosen des Feuers um ihren Kopf herum und wurden vom Sturm der Flammen immer wieder empor geworfen, so dass sie da stand, wie eine leibhaftige, durch und durch böse Medusa, der ihr Schlangenhaar um das Haupt waberte. Eine gewaltige Kraft durchströmte sie und verstärkte ihre Feuerangriffe. Sailor Mars fühlte sich verdammt gut und allmächtig. „Ja, diese Kraft…diese unbändige Kraft…sie gehört jetzt mir…mir ganz allein!“, rief sie triumphierend in die Nacht hinaus. „Mars!“ Dark Sailor Mars drehte sich um. Dort vor ihr standen ihre Freundinnen…ihre ehemaligen Freundinnen. Sailor Moon, ChibiMoon, Mercury und Venus. Kaum zu glauben, dass sie sich einst mit diesen Schwächlingen abgegeben hatte. „Ach ja. Das Sailor Team und ihre Heulsuse von Prinzessin.“ Mars grinste höhnisch. „Was hat euch denn hierher verschlagen?“ „Wir wollen dich retten Sailor Mars.“, rief Sailor Moon über die Gewalt des Brandes hinweg. Kurz darauf schien sie erst zu begreifen, was Mars da eben zu ihr gesagt hatte. „Heulsuse?!“, schrie sie entrüstet und ballte ihre Hände zu Fäusten. Rei hatte sie schon öfter so genannt, aber es war sonst immer nur ein Scherz gewesen und sie alle hatten herzlich darüber gelacht. Nun starrte ihr ihre Freundin ins Gesicht und nichts in ihrem kalten Grinsen wies darauf hin, dass sie ihren Ausspruch nicht ernst gemeint hatte. Verletzt und gekränkt biss Bunny die Zähne zusammen. „Was ist nur in dich gefahren? Wieso verwandelst du dein zu Hause in eine Inferno der Zerstörung?“, fragte Venus sie jetzt. Mars tat so als hätte sie ihre Frage nicht gehört. Gespielt erstaunt hob sie eine Augenbraue. „Mich retten Sailor Moon? Warum? Mir geht es doch prima. So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.“ „Rede keinen Unsinn Mars.“, rief Bunny aufgebracht. „Mit dir stimmt doch eindeutig etwas nicht. Die Sailor Mars die wir kennen würde nie im Leben so etwas Schreckliches tun.“ Mit ausladender Geste wies sie auf die Zerstörung um sich herum. Aus einem Baum löste sich ein brennender Ast und fiel Funken stiebend zu Boden. Sailor Mercury starrte die düstere und böse Version ihrer Freundin mit weit geöffneten Augen an und konnte es einfach nicht verstehen. Was war geschehen? Was hatte Sailor Mars dazu gebracht, so wütend zu werden und woher hatte sie diese unsagbare Kraft? In einer kleinen Ecke in Amis Gehirn wand sich ein Gedanke hervor. Er war noch klein und harmlos und ihr rationaler Verstand schob ihn mit einer simplen Bewegung zurück, bevor ihr Kopf erfahren konnte, was er zu bedeuten hatte. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, aber noch weigerte sich ihr ganzes Wesen einzusehen, was passiert war. „Wie konntest du das nur tun?“, ChibiMoon schien den Tränen nahe zu sein, ihr Blick war auf die Zerstörung rings herum gerichtet und ihre Unterlippe zitterte bedenklich. Mars stieß erneut ein höhnisches Lachen aus. „Nun mir gefiel meine Umgebung einfach nicht mehr. Da dachte ich, ich ändere sie!“ Lachend warf sie plötzlich einen Feuerball auf das Sailor Team. Ami reagierte blitzschnell, bevor sie sich fragen konnte, wie um Himmels Willen es geschehen konnte, dass sie sich gegen eine Freundin verteidigen musste. Bevor der Angriff sie erreichte, trat sie vor und schleuderte eine Wand aus klarem Wasser auf den Feuerball. Zischend verschwand dieser und das Wasser löschte einen kleinen Teil der Flammen um sie herum. Sailor Venus war erschrocken zusammen gefahren. Auch sie verstand die Situation überhaupt nicht und wusste nicht genau, wie es weitergehen sollte. Jetzt jedoch, wo sie sah, wie das Wasser von Amis Attacke zischend auf der Erde landete und die kümmerlichen Überreste von ein paar Gänseblümchen von den Flammen befreite, begriff sie, was zu tun war. „Wir müssen dieses schreckliche Feuer löschen, sonst wird es sich immer weiter ausbreiten!“, schrie sie Sailor Moon verzweifelt zu. „Wenn du mir deine Kraft leihst, könnte ich das Feuer löschen, Bunny!“, sagte Sailor Mercury ohne Sailor Mars aus den Augen zu lassen, diese war allerdings von ihrer neuen Kraft so berauscht, dass sie die Anwesenheit ihrer Kolleginnen fast vergessen zu haben schien. „Alles klar!“ Sailor Venus und Sailor ChibiMoon rannten auf Sailor Mars zu, um sie abzulenken. Venus versuchte Mars mit ihrem Feuerseil zu fassen zu bekommen, verfehlte sie aber um Haaresbreite, als Mars flink zurück sprang um dem Seil zu entkommen. ChibiMoon griff ebenfalls an, war aber genauso wie Venus viel zu langsam. Doch die Zeit, die sie durch ihre Angriffe gewannen reichte aus, damit Mercury ihren Angriff vorbereiten konnte. Sailor Moon entfesselte die Stärke ihres Magischen Silberkristalls und übertrug die Kräfte auf Sailor Mercury. Als sie die überwältigende Macht des Silberkristalls spürte, hob Ami ihre Arme. Ein Wirbel aus Wasser brauste aus dem Boden heraus und hüllte sie vollständig ein. „Schnell. Geht in Deckung.“, erklang ihre Stimme aus den Tiefen des Wirbels. Sailor Moon rannte zu Sailor Venus und Sailor ChibiMoon und umschloss sich und die beiden schnell mit einem Schutzschild. Mit einem Aufschrei schleuderte Mercury den Wasserwirbel von sich. Rasend schnell breitete er sich aus…

„Tsk. Lächerlich.“, knurrte Sailor Mars und sprang hoch in die Luft. „Oh nein!“, rief ChibiMoon und deutete auf den alten Mann, der noch immer am Boden lag. „Wir haben Reis Großvater vergessen!“ „Zu spät. Wir können ihn nicht mehr rechtzeitig erreichen!“, rief Venus zurück. Und dann war der Wirbel bei Ihnen. Alles Feuer der Umgebung wurde in wenigen Sekunden ausgelöscht und ein lautes Zischen war zu hören. Der Aufprall zwischen Feuer und Wasser tauchte alles in tiefen Nebel und nahm den Kriegerinnen jegliche Sicht. Dann war alles ruhig…

Sailor Moon löste den Schild wieder auf. „Wo ist Sailor Mercury?“, fragte ChibiMoon ängstlich. „Keine Ahnung. Wir sehen genauso wenig wie du.“, sagte Venus. „Mercury?“, rief Sailor Moon und rannte in die Richtung, in der sie ihre Freundin das letzte Mal gesehen hatte. „Sailor Moon, warte!“, rief Sailor Venus und lief ihr hinterher. Sailor ChibiMoon beeilte sich aufzuschließen, bevor sie sich komplett in diesem Nebel verloren. „Sailor Moon. Hier!“, erklang eine Stimme. „Mercury!“ Sailor Moon kam schlitternd vor einer schmalen Gestalt im Wasserdunst zum stehen. ChibiMoon und Venus folgten dicht auf. Mercury schien es gut zu gehen, wenn man von der Blässe in ihrem Gesicht absah. Der Angriff hatte sie sehr erschöpft, doch er hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Wie eine Flutwelle hatte sich der Wasserwirbel im gesamten Wald ausgebreitet und wenigstens das gröbste Feuer gelöscht, das ihm im Weg war. Hier und da glimmte es noch zwischen den Stämmen, aber darum würden sie sich später kümmern müssen – erst einmal war aber mindestens die Gefahr eines Großbrandes, der auf die Stadt hätte übergreifen können gebannt. „Keine Sorge, mir geht es gut. Was ist mit euch?“, fragte Ami nun besorgt und beugte sich etwas zu ChibiMoon hinunter und legte ihr eine Hand auf das Köpfchen. Die Kleine zitterte etwas, schien aber unverletzt zu sein. „Alles in Ordnung. Das Schutzschild hat uns vor Schaden bewahrt.“, sagte Sailor Moon beschwichtigend. „Aber wir haben es nicht mehr geschafft, Reis Großvater zu schützen.“, sagte Sailor Venus bedauernd.

„Sailor Moon?“ Verdutzt sahen die Kriegerinnen sich um. In dem Nebel nahm eine Gestalt immer mehr Form an. „Tuxedo Mask. Was tust du denn hier?“, fragte ChibiMoon erstaunt. Tuxedo Mask trat zu ihnen, auf seinen Armen trug er den immer noch bewusstlosen Großvater. „Ich fühlte eine dunkle Bedrohung und kam unverzüglich her.“ „Hey du hast Reis Großvater gerettet. Klasse!“, rief ChibiMoon erleichtert aus. „Mamoru.“ Bunny stützte inzwischen Mercury, die durch den Kraftverlust doch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Erleichterung breitete sich auf Mamorus Gesicht aus. „Gott sei Dank. Euch geht es allen gut.“ „Das ist Ansichtssache.“, brummte Venus. Mask sah sie fragend an, dann fiel ihm etwas auf, während sein Blick über die ihm vertrauten Gesichter glitt. „Wo sind eigentlich Sailor Mars und Sailor Jupiter?“, fragte er stirnrunzelnd. „Jupiter ist auf dem Weg hierher.“, sagte ChibiMoon schnell. „Und Mars ist…“ „VORSICHT!“, rief Venus alarmiert. Ein gigantischer Feuerball schoss aus den Tiefen des Nebels her auf sie zu. Venus schnappte sich ChibiMoon und hechtete aus der Schussbahn. Mask sprang mit Großvater ebenfalls hastig aus dem Weg. Nur Moon und Mercury konnten nicht mehr entkommen. Der Feuerball traf sie mit voller Wucht und eine Explosion ertönte. Vor Schmerzen schreiend flogen Moon und Mercury gegen den Stamm eines verkohlten Baums. Verletzt, mit Brandwunden überzogen blieben die beiden zitternd am Boden liegen. Rauch stieg von den beiden auf, ihre Kleidung hatte mehrere Brandlöcher. „Moon! Mercury!“, riefen ChibiMoon und Venus gleichzeitig und hetzten an die Seite ihrer verletzten Freundinnen. „Sailor Moon!“, rief auch Tuxedo Mask entsetzt. Dröhnendes Lachen erklang. „Hahahahaha. Ihr seid viel zu langsam für meine Angriffe.“ Dark Sailor Mars trat aus einer dicken Nebelbank hervor. Venus und ChibiMoon bauten sich fluchend vor Moon und Mercury auf, die stöhnend am Boden kauerten und nicht in der Lage waren, aufzustehen. „Tuxedo Mask. Bring Großvater, Moon und Mercury in Sicherheit. Schnell!“ Mask nickte kurz und lief mit Großvater davon. Er setzte ihn ein Stück tiefer zwischen den Bäumen im Wald wieder ab, wo er etwas sicherer vor dem Kampf war. Mamoru hätte ihn gern noch weiter weg gebracht, aber er durfte nicht zu viel Zeit verschwenden, wenn er auch noch Bunny und Ami in Sicherheit bringen wollte. Vorsichtig lehnte er Reis Großvater gegen einen Baum und lief dann schnell wieder zurück, um die anderen beiden zu holen. Doch als er zu ihnen zurückgekehrt war, richteten sie sich gerade keuchend und zitternd wieder auf. „Nein.“, sagte Ami und schaute Mamoru dabei fest in die Augen. „Wir kämpfen mit euch. Rei ist unsere Freundin.“, brachte Sailor Moon heraus. „Aber eure Verletzungen…“, begann Mask, wurde aber von Mercury unterbrochen. „Wir schaffen das schon. Wir haben schon Schlimmeres überstanden.“, sagte sie, aber ihre Stimme klang etwas zu leise, um ihn vollständig zu überzeugen. Ein Stück weiter neben ihnen tobte schon wieder der Kampf. Sailor Venus und ChibiMoon versuchten jetzt Sailor Mars von beiden Seiten gleichzeitig zu attackieren, um sie zur Vernunft zu bringen, aber ihre Angriffe wurden jedes Mal von einer gelangweilt hochgezogenen Feuerwand abgeblockt. Mamoru wandte sich zögernd an Bunny und legte ihr eine Hand vorsichtig auf die Wange. Sie war gerötet und heiß, wie auch der Rest ihres Gesichtes und an ihrer Stirn hatte sich eine böse Brandblase gebildet, die sicherlich ziemlich übel schmerzte. Er schaute ihr eine Weile tief in die Augen und meinte dann eindringlich: „Ok...aber seid vorsichtig!“ Sailor Moon schaute einen Augenblick ruhig zurück, legte dann kurz ihre Hand über seine und nickte. Tuxedo Mask merkte wohl, dass ihr eigentlich die Kraft fehlte, um weiter zu machen, aber er wusste auch, er würde sie nicht aufhalten können. Er ließ seine Hand von ihrer Wange gleiten, worauf Sailor Moon sich entschlossen an Ami wendete: „Sailor Mercury, finde heraus, was mit Mars nicht stimmt, denn hier ist ganz eindeutig was faul! Wir versuchen sie so lange zu beschäftigen!“ Ami sah kurz so aus, als habe sie ihre Freundin nicht verstanden, aber bald klärte sich ihr Blick und sie hob langsam eine dreckige und blasig verbrannte Hand und drückte auf ihren linken Ohrring. Über ihren Augen erschien eine durchgehende Brille, welche ihr als Bildschirm diente. Gleichzeitig tauchte in ihrer rechten Hand ein kleiner Laptop auf. Sofort begann sie auf dem Laptop hektisch herum zu tippen. „Bis du herausgefunden hast, was mir fehlt, ist es viel zu spät!“, schrie Mars irre lachend und rannte nun direkt auf Sailor Mercury zu. Venus hob ihre Hand und ein gleißender Strahl aus Licht schoss auf Mars zu. Diese wich dem Strahl jedoch mühelos aus und hob ihrerseits die Hand. Ein weiterer Feuerball flog nun mit großer Geschwindigkeit auf Venus zu. Tuxedo Mask sprang vor und warf seinen tödlichen Rosen. Rosen und Feuer kollidierten mitten in der Luft und das Feuer verbrannte die Pflanzen auf der Stelle. „Verflucht!“, knurrte Mamoru, hob ebenfalls die Hand und schickte einen Stoß Energie aus. Dieses Mal wirkte der Angriff und der Feuerball löste sich im Nichts auf. Erstaunen breitete sich auf Dark Mars´ Gesicht aus. Wirklich nicht schlecht. Beinahe hatte sie vergessen wie mächtig Tuxedo Mask sein konnte, wenn es darauf ankam. Sailor Venus nutzte Mars Unaufmerksamkeit aus und griff erneut an. Ihr Kick traf Sailor Mars hart im Gesicht und ließ sie zurücktaumeln. Wütend schlug sie nach Venus aus, ihre Faust war umrahmt von Feuer. Gerade noch rechtzeitig konnte Venus sich zu Boden werfen um dem Angriff zu entgehen. Mask sprang über sie hinweg und schwang seinen Stock, welcher Mars in der Magengrube traf. Keuchend taumelte sie einen weiteren Schritt zurück. Tuxedo Mask wollte erneut zuschlagen, doch dieses Mal fing Mars seinen Angriff ab. Mit festem Griff packte sie den Stock und schickte ihr Feuer aus. Der Stock verbrannte zu einem Häufchen Asche. Fluchend sprang Mask zurück und hielt sich verkrampft seine verbrannte Hand. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn und die Schmerzen verschleierten seinen Blick. Gehässig lachend wirbelte Mars um ihre eigene Achse und schleuderte einen Wirbel aus Feuer auf ihn. Ausweichen war unmöglich, der Wirbel erfasste ihn und schloss ihn ein. Laute Schmerzensschreie entrangen sich Masks Kehle. Dann war der Wirbel verschwunden und Tuxedo Mask sank zu Boden. Das Feuer hatte ihn schrecklich entstellt und sein Körper schwelte immer noch. „NEIN MAMORU!“ Sailor Moon rannte auf Tuxedo Mask zu und sank neben ihm in die Knie. Ihr Freund lag mit dem Gesicht zur Erde und sein Anzug hatte riesige Brandlöcher, so dass fast sein gesamter Rücken frei lag. Seine Haut war verbrannt. Sie war rot und an manchen Stellen sogar braun bis schwarz verkohlt. Alle sichtbaren Hautpartien waren mit großen Brandblasen übersät. Bunny überfiel Panik. Ihr gesamter Körper bäumte sich würgend auf, als ihr der Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase stieg. Zitternd und leise wimmernd fasste sie vorsichtig die Schulter von Mamoru und drehte ihn auf den Rücken. Sie schrie nicht mehr, sie kreischte, als sie sah, was das Feuer mit ihm gemacht hatte. Sein Gesicht war schwer verbrannt und die Hitze der Flammen hatte seine Haut aufgewölbt und die Brandblasen platzen lassen. An manchen Stellen sah sein Gesicht aus, als sei es geschmolzen. Er hatte beide Augen geschlossen, hätte sie aber auch nicht öffnen können, weil sie teilweise zugeschwollen waren. „Nein....“, hauchte Bunny. „Nein,...Mamoru...es wird alles gut... es wird alles gut.... Mamoru...Mamoru...“ Tränen liefen ihre Wangen hinab, ohne dass sie es merkte. Sie konnte nur an seine Hand denken, die erst vor Kurzem noch ihr Gesicht berührt hatte. Seine Hand, die jetzt entstellt und völlig unbrauchbar neben seinem Gesicht auf der dreckigen Erde lag. Bunny konnte nicht klar denken und traute sich auch nicht, ihren Freund weiter anzufassen. Sie atmete hektisch und ihrer Kehle entrangen sich immer wieder gequälte Hickser und Wimmerer. Es dauerte in ihrem Kopf eine Ewigkeit, bis sich ihr Körper in Bewegung setzte, nicht von Vernunft oder irgendwelchen Gedanken angetrieben, sondern rein vom Instinkt, der ihr sagte, was zu tun war, weil sich ihr Gehirn immer noch weigerte, die Situation zu begreifen. Vorsichtig und ihr langes Haar zurückhaltend, damit es nicht seine verbrannte Haut berührte und ihm weh tat, lehnte sie sich über sein Gesicht und versuchte auf Atemgeräusche zu horchen. „Vorsicht, Sailor Moon!“ Bevor sie etwas hören konnte sah Bunny gehetzt auf. Mars stand über ihr, die Hand erhoben, ein boshaftes Grinsen im Gesicht. „Stirb, Sailor Moon!“, flüsterte sie leise. Bevor sie jedoch zuschlagen konnte, erfasste sie ein Energiestrahl und lähmte sie. „Uaaargh!“, keuchte sie und sah sich wütend nach der Angreiferin um. ChibiMoon stand entschlossen vor Sailor Mercury, die immer noch wild auf ihren Laptop einhämmerte, und hatte ihr Mondzepter erhoben. „Venus, hilf ihr!“, rief sie und sandte einen weiteren Energiestrahl zu Mars. Er traf sie an der Brust und warf sie weit zurück. Trotzdem schaffte sie es, sicher auf den Beinen zu landen. Sailor Venus war inzwischen zu Moon gelaufen und hatte ihre Freundin, die in der aufschauenden Bewegung erstarrt war, in die Arme geschlossen. Bunnys Körper wirkte schwach und zerbrechlich und bebte unkontrolliert. Minako schaute über ihre Schulter und sah Mamoru. Sie zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein. Der einzige Grund, warum sie nicht auch aufschrie, war wohl das Gefühl, dass sie auf alle Fälle standhaft bleiben musste, damit Sailor Moon jetzt nicht vollends aufgab, aber sie konnte ihre Stimme nicht von jedem Schwanken befreien, als sie sagte: „Bunny!... Bunny! Hör mir zu!“ Sailor Moon schaute auf und ihrer Freundin ins Gesicht. Ihr Ausdruck dabei war so gequält und verzagt, dass Minako sich dazu zwingen musste, ihre Worte etwas härter klingen zu lassen: „Bunny!... Komm schon! Wir müssen jetzt kämpfen!“ Bunny sah sie verständnislos an und das Einzige, was sie hervorbrachte war: „...Mamoru...“ Dabei wanderte ihr Blick wieder hilflos zu ihrem Freund. „Wir können ihm nicht helfen, wenn wir jetzt nicht kämpfen, Bunny!“, sagte sie nochmal eindringlich. Sailor Venus war sich nicht sicher, ob Mamoru überhaupt noch lebte, aber sie wusste, dass sie alles verlieren würden, wenn Sailor Moon jetzt aufgab.„Mercury, wie lange brauchst du noch? Sailor Mars macht uns fertig.“, rief ChibiMoon jetzt in heller Panik. Sie hatte das volle Ausmaß der Verletzungen von Tuxedo Mask nicht mitbekommen, aber hatte gesehen wie Sailor Moon und Sailor Venus reagiert hatten. Auch in ihr begann die Angst zu keimen, dass dieser Kampf, schlimmer war, als jeder, den sie bisher je bestritten hatten. „Ich weiß ja, ich tue was ich kann! Einen kleinen Moment noch!“ Mercury tippte immer hektischer auf den Tasten herum. Sie hatte mehrmals versucht, den Körper von Sailor Mars zu scannen, aber diese war so schnell, sowohl in ihren Attacken, wie auch in ihren Bewegungen, dass es Amis Scann-Brille erst beim vierten Versuch gelungen war, sie zu erfassen. Ami hatte dabei nichts um sich herum wahrgenommen. Sie wusste nicht, dass Mamoru tot oder zumindest sehr schwer verletzt war und sie wusste nicht, wie sehr sie alle mittlerweile in Gefahr waren. Das ungute Gefühl, was sich zu Beginn des Kampfes in ihr breit gemacht hatte, hatte sich dafür aber vervielfacht. Mit jedem Körperteil, den der Scann bei Reis Körper durchlief, wuchs ihre Angst. Ami hatte eine böse Vorahnung und wahrscheinlich wusste mittlerweile jeder der Gruppe, dass Rei nicht so ausflippte, weil sie einen schlechten Tag hatte oder jemand sie sehr sauer gemacht hatte. So blieben nicht mehr so viele Möglichkeiten übrig – genau genommen wollte sich gerade sogar nur eine einzige in ihr Gehirn drängen. „Sie scheint von etwas Bösem kontrolliert zu werden...“, stieß Ami hervor, schaute dabei aber weiterhin unbeweglich auf den Bildschirm auf ihrer Brille, aber nicht durch diese hindurch, sonst hätte sie womöglich gesehen, wie ChibiMoon bei diesen Worten zusammenzuckte. „...aber ich kann die Quelle nicht finden.“, murmelte Sailor Mercury jetzt mehr zu sich selbst. In diesem Moment leuchtete etwas bedrohlich auf ihrem Bildschirm auf und tauchte ihr Gesicht in rote Muster. Ami hielt den Atem an. Das kann nicht wahr sein, dachte sie verzweifelt, als sie sah, was der Scann ergeben hatte. Das darf einfach nicht wahr sein! Ihr Blick verschwamm hinter Tränen und ihre freie Hand stoppte augenblicklich, hörte auf, die Tasten zu bearbeiten und ballte sich zur Faust.

„Kleine Kinder sollten sich aus den Kämpfen erwachsener Menschen raushalten.“, zischte Sailor Mars plötzlich bedrohlich und kam in die Richtung von ChibiMoon und Sailor Mercury. Sie schaute ChibiMoon abfällig an und lachte auf. Eine Weile hatte sie sich damit beschäftigt, sich an dem Leid von Sailor Moon und Sailor Venus zu ergötzen. Sie wusste selbst nicht, warum, aber der Schmerz, den die beiden ausströmten tat ihr so gut, wie ein heißes Bad vorm Schlafen gehen. Dadurch fühlte sie sich gestärkt und vollkommen entspannt. Jetzt hatte sie allerdings das Interesse verloren, denn offensichtlich schaffte Sailor Venus es nicht, ihre Freundin zur Besinnung zu bringen. Sie hätte beiden einfach so den Garaus machen können, aber im Moment reizte sie es mehr, das kleine Kind anzugreifen. Nun sah auch Sailor Venus auf und bemerkte, dass Sailor Mars sich auf ChibiMoon zu bewegte und hinter ihrem Rücken schon den nächsten Feuerball heraufbeschwor. „Verdammt nochmal Rei, komm wieder zu dir!“, rief Venus verzweifelt, ließ Bunny unvermutet los und stürmte auf Mars zu. Mit einem wuchtigen Tritt in die Seite beförderte sie Mars zu Boden. Diese schlitterte ein paar Meter über die kahle Erde und der Feuerball in ihrer Hand verpuffte zu einer kleinen Wolke aus Dampf und etwas Asche. Aber mindestens genauso schnell wie sie gefallen war, rappelte sie sich auch wieder auf, rannte auf Minako zu und versuchte, ihr mit der bloßen Faust ins Gesicht zu schlagen. Flink duckte Venus sich und versetzte Mars einen Kinnhaken. Sailor Mars Kopf wurde von dem Hieb in den Nacken geschleudert, aber wirklichen Schmerz spürte sie nicht – sie wurde nur noch wütender. Mit aller Macht holte sie mit ihrem Bein aus und trat zu. Sie erwischte ihre Kollegin und trat Venus die Beine weg. Hart fiel diese zu Boden und keuchte vor Schreck auf. Mars hob erneut die Faust und schlug zu. Sailor Venus konnte gerade noch den Kopf ein Stück zur Seite biegen und die Faust schlug in den Boden ein. Flammen züngelten um ihre Faust und Mars riss ihre Hand erbarmungslos wieder aus dem Erdreich, in das sie sich gebohrt hatte. Schnell hielt Venus ihre rechte Hand vor Mars´ Brustkorb und aktivierte ihren Energiestrahl. Sailor Mars wurde weit in die Luft geschleudert und landete hart auf dem Rücken. Venus wollte den Moment ausnutzen, um Mars bewegungsunfähig zu machen, doch bevor sie ihre Freundin erreichen konnte, wurde Mars von einer Feuersäule umschlossen. Fluchend sprang Venus schnell wieder zurück, bevor das Feuer sie erreichen konnte. „ChibiMoon, ich könnte etwas Hilfe gebrauchen!“, rief sie. Die kleine Kriegerin reagierte augenblicklich. Sie hob ihr Zepter und schleuderten ihre Energie gegen die Feuersäule. Zischend verschwand das Feuer und Sailor Mars stand wieder sichtbar vor ihnen. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit rannte sie auf Sailor Venus zu. Der Tritt war sehr stark und presste Venus sämtliche Luft aus ihrem Körper. Schreiend flog sie ein paar Meter zurück, prallte auf den Boden auf, schaffte es aber sich nach hinten abzurollen und in der Hocke zu landen. Entsetzt riss sie die Augen auf. Dicht vor ihr war Sailor Mars und grinste sie an. Wie konnte sie nur auf einmal so schnell sein? ChibiMoon ließ einen weiteren Strahl aus Energie auf Sailor Mars los, welche dem Angriff mit einem Rückwärtssalto auswich. Noch im Sprung warf sie einen Feuerball auf die nervige kleine Widersacherin. ChibiMoon schrie auf und versuchte zur Seite auszuweichen. Dieser Schrei holte Sailor Moon, die immer noch neben Mamoru hockte, plötzlich wieder in die Wirklichkeit zurück: „ChibiUsa?“, murmelte sie und schaute sich um, als sei sie grade erst aus einem Traum erwacht. „Bunny! Hilfe!“, schrie ChibiMoon wieder. Sie rannte schnell vor Sailor Mars Angriffen weg, die aber immer schneller und heftiger in Form von Feuerbällen auf sie niedergingen. Plötzlich stolperte ChibiMoon und fiel der Länge nach auf den Boden. „Hahaha! Hab ich dich!“, kreischte Mars außer sich, hob beide Hände zum Himmel und schleuderte aus ihnen einen großen Feuerball auf das kleine Mädchen. Sailor Moon raffte sich stolpernd auf, rannte zu ChibiMoon und warf sich schützend über sie. „Nein! Bunny! ChibiUsa! Passt auf!“, schrie Sailor Venus entsetzt, die sich jetzt erst langsam von dem Tritt, den Mars ihr versetzt hatte, zu erholen begann. Aber Sailor Moon und ChibiMoon waren nicht in der Lage zu fliehen…das Feuer kam immer näher…hatte sie fast erreicht.

„Aqua Zyclone!“ Ein Wasserwirbel umschloss die beiden und bewahrte sie vor dem Angriff. „Mercury?“ Sailor Mercury hockte keuchend am Boden. Diese Rettung in letzte Sekunde hatte sie unglaublich viel Energie in sehr wenig Zeit aufbauen und abstoßen lassen und das hatte ihr so zugesetzt, dass sie sich nicht mehr hatte aufrecht halten können. „Ihr…ihr Herz…“, stieß Sailor Mercury schwach hervor. „Was?“ Die anderen verstanden kein Wort. „Das Böse…hat sich in ihrem Herz…eingenistet und manipuliert sie.“ Dadurch, dass sie es nun aussprach, wurde dieses Ergebnis, das der Scan ergeben hatte, erst wirklich real. „Es ist genau wie damals...“, murmelte Ami leise, bevor ihre Stimme vollends brach und eine einzelne Träne ihre Wange hinabrollte. Sailor Venus erhob sich unsicher und zitternd. Der Kampf hatte sie völlig entkräftet. Genauso wie Sailor Mercury, welche ihre letzten Energiereserven gegeben hatte, um Sailor Moon und ChibiMoon zu retten. Hämisch lachte Sailor Mars auf. „So du hast es also herausgefunden. Ja, Ami gut erkannt. Die Dunkelheit hat mich übermannt, mich gestärkt, mir Kraft gegeben. Und im Austausch für diese wunderbare Macht, habe ich ihr mein Herz gegeben. Jetzt bin ich unbesiegbar.“ „Sag sowas nicht... bitte...“, Ami konnte kaum sprechen, so verzweifelt war sie. „Sag mir, dass du Rei noch nicht ganz verschlungen hast, du mieser Dämon!“, jetzt schrie sie und starrte dabei der dunklen Sailor Kriegerin direkt in die Augen. Diese lachte laut auf und sagte mit spitzer Stimme: „Du kannst es gern versuchen, sie zu rufen – sie zu erreichen. Aber ich glaube, eure liebe, alte Rei wird schon bald vollständig verschwunden sein. Ihr werdet eure Freundin niemals wieder bekommen – sie gehört jetzt mir!“ Ihr Satz endete in einem furchtbaren Lachen. Aber plötzlich hielt sie inne und lauschte. Sailor Venus hatte die Gelegenheit ergreifen wollen und war langsam an Sailor Mars heran geschlichen. Mit einem markerschütternden Schrei wirbelte die dunkle Kriegerin herum und rammte Sailor Venus, die mittlerweile sehr nah an sie heran gekommen war, ihre Faust direkt ins Gesicht. Ein seltsam hohles Knacken ertönte, als Sailor Venus Nase unter der Wucht des Schlages brach. Sailor Mercury schrie entsetzt auf: „Nein, hör auf damit! Rei, bitte!“ „Rei ist nicht hier!!“, kreischte Sailor Mars vergnügt und setzte Sailor Venus nach, die zwar von dem Schlag zu Boden geschleudert worden war, aber sich in Panik sofort wieder aufgerappelt hatte und jetzt verzweifelt versuchte, Abstand zu gewinnen. Wieder griff Sailor Mars an. Ihr Körper war von Feuer umrahmt, jeder Schlag nahezu tödlich. Sailor Venus konnte den Hieben und Tritten von ihr kaum mehr ausweichen. Stattdessen spürte sie, wie sie immer schwächer wurde. Blut lief ihr aus der Nase über die Lippen und sie schmeckte es, wenn sie keuchend Luft holte. Die Mitte ihres Gesichtes war taub und pochte dumpf und unangenehm. Minako nahm an, dass der wahre Schmerz erst später einsetzen würde. „Falls es ein Später gibt...“, dachte sie bitter, während sie gehetzt Sailor Mars Angriffen auswich. „Mars, hör endlich auf damit.“, rief ChibiMoon und rannte auf die Kämpfenden zu. „ChibiMoon, bleib hier!“, rief Sailor Moon und rannte ihr hinterher. Mercury wollte grade Sailor Venus zur Hilfe kommen, als ein plötzlicher Schwindelanfall sie zu Boden stürzen ließ. Es war keine Energie mehr übrig, noch nicht mal, um auch nur einen weiteren Schritt zu machen. Die Kriegerin des Wassers fiel entkräftet nach vorne auf den Boden. „Ich kann nicht mehr. Sailor Moon, jetzt liegt es an dir.“ Ihre Augen wurden immer schwerer, waren schon zur Hälfte geschlossen. Doch sie zwang sich sie weiterhin offen zu halten, damit sie sehen konnte, was geschah.

Noch immer wich Venus den Angriffen von Mars aus, wurde aber immer langsamer. ChibiMoon und Moon rannten so schnell sie konnten auf Mars zu, ihre Zepter zum Angriff erhoben. All dies sah Ami wie in Zeitlupe. Und dann kam es, wie es kommen musste. Sailor Mars traf Sailor Venus mit ungeminderter Kraft am Brustkorb und schleuderte sie so zu Boden. Der Schlag raubte Venus das Bewusstsein und sie blieb regungslos liegen.

Mars wirbelte blitzartig herum und versetzte ChibiMoon ebenfalls einen Schlag, der sie zu Boden schleuderte. Genau wie Sailor Venus blieb sie liegen ohne sich zu rühren. Sailor Moon hob ihr Zepter und schleuderte ihre gesamte Kraft auf Sailor Mars. Sie steckte all Energie, all ihre Liebe und Zuneigung zu Rei in diesen Angriff, in der Hoffnung, ihre Freundin so von der Dunkelheit befreien zu können. Beinahe hätte es funktioniert…beinahe…doch in der letzten Sekunde konterte Sailor Mars mit ihrer Feuermagie. Die gewaltigen Kräfte prallten aufeinander und lösten eine enorme Druckwelle aus, welche alles und jeden wie einen Spielball durch die Gegend schleuderte. Hart prallte Sailor Mercury gegen einen Felsbrocken, dicht neben ihr landete Sailor Moon. Kraftlos hob Ami den Kopf um zu sehen, was geschehen war. Sailor Moon lag am Boden…versengt und schwelend genau wie Tuxedo Mask. ChibiMoon war ein gutes Stück in den Wald geschleudert worden, nur ihr Arm war noch hinter einem schwarzen Baumstamm zu sehen. Und auch Tuxedo Mask lag nun ein gutes Stück weiter im Wald. Die Kriegerinnen waren besiegt…besiegt von einer ihrer eigenen Gefährtinnen.

„Endlich!“, rief Sailor Mars triumphierend. „Endlich habe ich euch erledigt. Viel zu lange schon ward ihr mir im Weg. Nun werde ich dafür sorgen, dass ihr für immer von dieser Bildfläche verschwindet. Ihr werdet alle zu Asche zerfallen.“ Wie zu einem Gebet kniete Mars sich nieder und legte ihre Hände flach auf den Boden. Um sie herum entstand ein Kreis aus Feuer, welches immer mehr an Kraft dazu nahm. Langsam stand Sailor Mars auf und hob die Arme. Flackernd und zischend verdoppelte und verdreifachte sich der Kreis, bis sie von mehreren Kreisen aus Feuern wie in einer Spirale umschlossen war. Zwischen den Kreisen tauchten mehrere flammende Symbole auf. „Was ist das nur? Diese Technik hat sie noch nie angewendet. Der Dämon füttert sie mit all seiner Kraft, die Dunkelheit verleiht ihr völlig neue Möglichkeiten. Was sollen wir nur tun....? Ist das das Ende?“, fragte sich Mercury. Ihr nächster Gedanke war ein sehr simpler und verzweifelter. „Seltsam,... wie sich Geschichten immer wieder wiederholen... Nur, dass sie diesmal so anders endet... damit hat wohl keiner gerechnet...“ Dieses Mal würde selbst Sie nicht mehr eingreifen können. Ein tiefer, zitternder Seufzer hob ihre Brust und abermals kämpfte sie mit den Tränen. Unvermittelt dachte sie plötzlich an Terra. Selbst wenn ihr Herz Angst vor seiner Anwesenheit hatte und sie das Gefühl hatte, ihm nie wieder vertrauen zu können – so wünschte sie sich doch in diesem Augenblick sehnlichst, dass er ihnen beistehen könnte. „Es ist Zeit.“, sagte Sailor Mars und sah kalt auf die Kriegerinnen herab. „Verschwindet aus meinem Leben.“ Über ihr entstand eine gigantische Feuerkugel, wurde größer und immer größer, bis sie den gesamten Wald mit ihrem Schein erhellte. Entsetzt starrte Ami auf die Feuerkugel. „Das war´s…es ist vorbei…wir haben verloren…“, Sailor Mercury konnte die Augen nicht von der riesigen Feuerkugel abwenden, die für sie und für all' ihre Freunde den Tod bedeutete. Mit einem Aufschrei riss Mars ihre Hände zu Boden und die Kugel setzte sich in Bewegung. Langsam, aber unaufhaltsam senkte sie sich und kam dem Boden immer näher. Bei dem Aufprall würde es eine gewaltige Explosion geben, das wusste Sailor Mercury, doch sie hatte keine Energie mehr um es zu verhindern. Keiner hatte mehr die Kraft es zu verhindern... Also wartete sie auf das Unvermeidliche…

Doch dann erklang ein gewaltiges Brausen und ein Schlangendrache aus Eis tauchte auf. Mit einem lauten Brüllen stürzte er sich auf die Feuerkugel und begann schnelle Kreise darum zu ziehen. Sein gewaltiger Körper schloss sich immer weiter um den aus Feuer bestehenden Kometen und dabei wurde sowohl der Drache, als auch die Kugel immer kleiner. Die Kraft des Eises und die des Feuers lösten sich gegenseitig auf und das Wasser, das dabei entstand fiel als Regen zur Erde und löschte auch die letzten Brände im Wald und schenkte den Verwundeten ein wenig Linderung als es mit seiner Kühle auf ihre verletzte und erhitzte Haut tropfte. „Was zum…“, fluchend sah Sailor Mars sich um. Aus dem Nichts tauchte ein Wasserstrahl auf, erfasste sie und warf sie in die Luft. Ein weiterer Strahl aus Wasser schoss aus dem Boden auf sie zu, doch dieses Mal kam zusätzlich noch eine Energiekugel aus Elektrizität mit hoher Geschwindigkeit auf sie zugeflogen. Blitz und Wasser vereinten sich zu einem einzigen Strahl mit gewaltiger Kraft. Im letzten Moment konnte Sailor Mars sich noch mit einem Schutzschild aus Feuer vor dem Angriff retten, doch die Wucht des Angriffes raubte ihr trotzdem für einen Moment die Sinne. Hart schlug sie auf dem Boden auf. Einen Moment blieb sie benommen liegen, dann riss sie sich zusammen und stand leicht wankend auf. Sailor Mercury beobachtete alles mit offenem Mund. Wer hatte die Angriffe ausgeführt? Ein Schatten bedeckte den Mond über ihr und sowohl sie als auch Sailor Mars sahen überrascht auf. Der Schatten kam immer näher und nun konnte Mercury Flügel erkennen. Überrascht, entsetzt und zugleich erleichtert stieß sie die Luft aus. Terra…vollständig in seine Dämonengestalt verwandelt, kam vom Himmel herab, landete sanft und setzte Sailor Jupiter neben sich ab. Direkt nach der Landung löste sich Terras Dämonenform auf und er war wieder in gewohnter Gestalt zu sehen. Herausfordernd standen sie Sailor Mars gegenüber und blickten um sich auf die Spur der Zerstörung die sie umgab…

Kampf der Schlangen

Es war ein fürchterlicher Anblick. Verkohlte Bäume säumten den Platz und sahen aus wie pechschwarze Krallen, welche aus der Erde ragten um alles Leben zu verschlingen. Kein einziger Grashalm war auf dem Boden noch zu sehen, stattdessen war er grau vor Asche und verkohlter Erde. Doch am schlimmsten sahen ihre Freunde aus. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben waren, so entstellt und versengt wie sie waren. Vor allem Sailor Moon und Tuxedo Mask hatte es richtig schlimm erwischt. Die Bezeichnung „Mensch“ war nur noch wenig zutreffend. Terra mied es tunlichst zu genau hinzusehen, aber der kurze Blick hatte gereicht ihm ein verdammt flaues Gefühl im Magen zu bereiten. Es war klar dass hier schnell ein Heilzauber wirken musste, sonst standen die Chancen zum Überleben äußerst schlecht. Sailor Mars Benommenheit löste sich nach und nach immer mehr auf und es kehrte ihr überhebliches Grinsen auf ihr Gesicht zurück. „Sieh mal einer an. Jupiter und Terra. Wie schön euch hier so unerwartet anzutreffen.“ Kichernd erhob sie sich zu voller Größe. Jupiter stellten sich die Haare im Nacken auf. Dieses widerliche Gekicher klang so völlig falsch, so völlig…boshaft. „Warum hast du ihnen das angetan Rei?“, fragte sie zitternd und deutete auf die anderen. „Sie sind deine Freunde.“ „Falsch. Sie waren meine Freunde.“ Wieder kicherte Mars völlig abartig vor sich hin. Möglichst unauffällig flüsterte Terra Jupiter zu: „Ich muss die anderen so schnell wie möglich heilen, sonst wird das böse enden. Mars muss so schnell wie möglich kampfunfähig gemacht werden.“ Jupiter nickte ganz leicht mit dem Kopf um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. Mercury starrte vom Boden aus Terra an. Widersprüchliche Gefühle wirbelten in ihrem Herzen umher. Sie hatte nicht erwartet, dass Terra tatsächlich hier auftauchen würde, obwohl sie es sich gleichzeitig auch gewünscht hatte. Was sollte sie jetzt nur tun? Ihr innerer Konflikt stand ihr noch zu sehr im Weg und sie wusste einfach nicht, wie sie sich in seiner Gegenwart verhalten sollte…Doch halt…was dachte sie da eigentlich? Jetzt gab es doch viel Wichtigeres als ihr Gefühlchaos. Sailor Mars musste aufgehalten und befreit werden…wütend über sich selbst schüttelte Mercury energisch den Kopf. „Konzentriere dich gefälligst!“, schimpfte sie im Geiste mit sich selbst. Terra war vielleicht der einzige der hier noch helfen konnte. Sie musste ihn einfach unterstützen um ihrer Freunde willen. Doch sofort kamen ihr Zweifel…würde sie die Kraft aufbringen können sich zusammen zu reißen und ihren Konflikt zu verdrängen? ...

Zitternd versuchte sie sich aufzusetzen… „Bleib liegen!“, rief Terra. Überrascht starrte Mercury ihn an. Terra hingegen hatte den Blick unverändert auf Mars gerichtet. „Du hast getan was du konntest. Ab hier übernehmen wir.“, sagte er und hob seinen Arm. In seiner Hand erschien sein Schlüsselschwert und er richtete dessen Klingenspitze auf Mars. Lachend warf diese ihren Kopf zurück. Mercury starrte Terra noch einen Moment an, dann senkte sie den Kopf und nickte. „Ach wie süß. Willst du etwa mit diesem Zahnstocher auf mich losgehen Terra? Warum verwandelst du dich nicht wieder in den Dämon? Das könnte doch weitaus interessanter werden.“ Boshaft grinste sie Mercury zu. „Findest du nicht auch? Ami?“ Eine Träne rann Mercury über die Wange. „Halt den Mund!“, fauchte Terra sie an. „Lass Ami damit in Ruhe. Um es ein für alle Mal klar zu stellen: der Dämon in mir beeinflusst und kontrolliert mich in keinster Weise. Ich bin immer noch ich selbst und nichts wird das jemals ändern. Das lasse ich nicht zu!“ Wütend nahm Terra seine Kampfposition ein, Jupiter tat es ihm nach.

„Ach Terra. Wenn ich dir doch nur glauben könnte.“ Mercury versuchte Terra in die Augen zu sehen, wollte herausfinden wie viel Wahrheit in seinen Worten steckte…doch er wandte den Blick nicht von Mars ab.

„Wenn du das sagst.“ Belustigt hob Mars ihre Hand und erschuf eine kleine, schwebende Feuerkugel. „Also wie sieht´s aus? Wollt ihr auch versuchen mich aufzuhalten?“ Die Feuerkugel schwoll auf ihre dreifache Größe an. „Mehr als das!“, sagte Terra und sah kurz zu Jupiter rüber. Diese erwiderte seinen Blick und stürmte dann auf Mars zu. „WIR WOLLEN DICH BESIEGEN!“, rief sie und schleuderte eine Donnerkugel ab. Mars hatte mit dem Angriff bereits gerechnet und schleuderte ihre Feuerkugel. Mit einen lauten Sirren rasten die Kugeln aufeinander zu, kollidierten jedoch nicht. Um Haaresbreite verfehlten sie einander. „Ts. Daneben.“, sagte Mars und wich der Donnerkugel ohne Mühe aus. Jupiter sprang im Lauf über die Feuerkugel hinweg auf Mars zu und riss die Faust zurück, bereit zum Schlag. Blitzschnell hieb Terra mit seinem Schwert aus und leitete die Feuerkugel gen Himmel, wo sie verschwand. Jupiter schlug mit einem Aufschrei zu als sie endlich in Mars´ Reichweite kam. Diese hob ihren Arm seitlich neben ihren Kopf und schaffte es so den Schlag zu blocken. Bevor Jupiter reagieren konnte, rammte sich ein Knie in ihre Magengrube und schleuderte sie zurück. Lachend beobachtete Mars wie sie auf den Boden knallte und für einen Moment liegen blieb. Stöhnend und sich den Bauch haltend setzte Jupiter sich auf und sah Mars an. Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. „Was findest du so lustig?“, fragte Mars sie gereizt. Dann fiel ihr auf das Terra nicht mehr zu sehen war, er hatte den Moment ihrer Unachtsamkeit genutzt und war verschwunden. Böse knurrend sah Mars sich um. Wo war er nur? Hinter ihr? Flink wandte sie sich um und hob den Arm schützend vor sich, in Erwartung eines Schlages. Nichts. Dafür fiel ihr jetzt etwas anderes auf. Ein leicht grünlicher Schimmer. Unter ihr. Ein Blick nach unten sagte ihr, dass der Boden direkt unter ihr zu glühen begonnen hatte. Feine Risse bildeten sich und sie spürte ein leichtes Beben unter ihren Füßen. Fluchend sprang sie hastig so hoch sie konnte. Und keine Sekunde zu spät. Eine gewaltige Hand, bestehend aus Stein, schoss hervor, dort wo sie eben noch selbst gestanden hatte. Die Hand versuchte noch sie zu fassen zu kriegen, war aber einen Tick zu langsam. Krachend schloss sie sich zu einer Faust. Jupiter erhob sich wieder und sammelte die Kräfte des Donners in ihrer Hand. Eine Klinge aus Blitzen entstand direkt aus ihrer Faust. Es sah aus als hätte sie ihren Arm in ein Schwert verwandelt.

Wütend über sich selbst starrte Mars auf die Faust unter sich hinab. Beinahe wäre es um sie geschehen gewesen. Sie musste besser aufpassen, Terra durfte man nicht unterschätzen. Mit Jupiter würde sie schon fertig werden, bei ihm hingegen war sie sich gerade nicht so sicher. Die Faust verschwand rumpelnd wieder in der Erde. Immer noch keine Spur von Terra. „Suchst du mich?“ Mars warf den Kopf nach oben und riss erstaunt die Augen auf. Er war direkt über ihr und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Seine Flügel hielten ihn in der Schwebe ohne auch nur einen winzigen Laut zu machen. Terra legte die Flügel an und schoss auf sie zu. Es gab keine Möglichkeit auszuweichen in der Luft hatte sie im Gegensatz zu ihm keine Bewegungsfreiheit. Mit einem harten Ruck rammte Terra sie und schleuderte sie zurück zur Erde. Der Boden kam immer näher und näher. „Verdammt.“ Mars streckte die Hände nach unten aus und zwei gewaltige Feuerstrahlen schossen aus ihren Handflächen. Brausend trafen sie auf die Erde und fraßen sich tief hinein. Der Rückstoß verlangsamte ihren Fall beträchtlich und sie schaffte es sicher auf den Füßen zu landen. Das war knapp. Ein Aufschrei ließ sie herum fahren. Dicht hinter ihr war Jupiter wie aus dem Nichts aufgetaucht und holte mit ihrem Blitzschwert aus. Mars machte einen Rückwärtssalto und entkam so gerade noch der Klinge. Diese erzeugte ein sirrendes Geräusch. Es hörte sich an als würde sie die Luft wahrhaftig durchschneiden. Ohne Zeit zu vergeuden hastete Jupiter ihr nach und holte erneut aus. Flink duckte Mars sich unter der Klinge hinweg und holte mit ihrer Feuerfaust aus. Jupiter packte ihr Handgelenk und stoppte damit ihren Angriff, verbrannte sich aber die Hand. Vor Schmerzen wimmernd taumelte sie zurück. Jetzt war ihre Chance. Zu schnell für Jupiters Reaktion sprang Mars auf sie zu und trat aus. Der Tritt sollte sein Ziel jedoch nicht erreichen, denn genau wie zuvor ihr Handgelenk packte jetzt eine Hand ihr Fußgelenk. Terra griff wieder in das Kampfgeschehen ein. Seine Flügel waren wieder verschwunden, dafür hatte er wieder sein Schwert in der rechten Hand. Mit einem Aufschrei packte er Mars Gelenk fester, wirbelte zur Seite und schleuderte sie gegen einen Baum. Das verkohlte Holz brach bei dem Aufprall entzwei und sie durchbrach den Baum gänzlich. In einer Aschewolke knallte Mars auf den Boden. Der Aufprall raubte ihr kurz den Atem und als sie wieder atmen konnte, gelangte Asche in ihre Lunge. Krampfhaft hustend richtete sie sich schwer wieder auf. Terra nutzte die kurze Zeit und heilte Jupiters Hand damit sie weiter kämpfen konnte. Dann versuchte er Bunny zu erreichen, während Jupiter erneut auf Mars zustürmte. Mars sah jedoch was er vorhatte und schleuderte ihm einen Feuerball hinterher. „Nein das wirst du nicht tun!“, rief sie. Jupiter änderte die Richtung und versuchte den Feuerball mit ihrem Schwert abzufangen…verfehlte ihn aber. „Nein mist. Terra Achtung!“, rief sie erschrocken. Noch im Lauf wandte dieser den Kopf und erblickte den Feuerball. Rutschend kam er zum stehen und rammte seine Faust in den Boden. Krachend wuchs daraus eine stabile Wand, welche den Feuerball abblockte. Kaum war dieser verschwunden bröckelte die Wand wieder zusammen und Terra war wieder zu sehen. Das gefiel ihm nicht. Er musste die anderen so schnell wie möglich heilen, doch Sailor Mars gab ihm dazu einfach keine Gelegenheit. Aus dem Nichts zog er sein zweites Schwert hervor und rannte auf sie zu. Jupiter tat es ihm nach und nun rannten sie Seite an Seite. Mars riss ihre Arme zurück und stieß sie ruckartig wieder nach vorne. Zwei gewaltige Feuerschlangen rauschten auf Jupiter und Terra zu und drohten sie zu verbrennen. Sie waren gezwungen mitten im Lauf anzuhalten und sich den Schlangen zu stellen. Jupiter wich der Schlange mit einem seitlichen Radschlag aus. Die Schlange verfehlte sie dadurch nur knapp, machte aber flink kehrt und griff mit weit aufgerissenem Maul erneut an. Terra hingegen sprang über die Schlange hinweg und griff Mars erneut an. Silbern schnitt die Klinge seines Schwertes durch die Luft und fügte Mars einen tiefen Schnitt im rechten Arm zu. Rasch setzte er noch einen weiteren Schlag mit seinem anderen Schwert hinterher. Dieses Mal jedoch konnte sie seitlich tänzelnd ausweichen und die Spitze stach harmlos in die Luft. Wütend schlug sie mit ihrer Faust zu und verpasste Terra einen Kinnhaken der ihn seitlich zur Seite schleuderte. Während des kurzen Gefechtes zwischen Mars und Terra, kämpfte Jupiter noch immer mit ihrer Schlange. Die Angriffe der Schlange waren schnell und heftig, sie konnte ihnen kaum ausweichen. Doch als die Schlange erneut zustieß schaffte Jupiter es sich rückwärts auf den Boden zu werfen und gleichzeitig mit ihrem Schwert einen Hieb auszuführen, welcher der Schlange den Kopf abtrennte. Das Feuer verpuffte im Nichts. Dafür erschien über ihr auf einmal der Kopf der zweiten Schlange und bleckte die Zähne. Angst packte Jupiter, denn sie wusste dass sie sich nicht schnell genug wegrollen konnte um dem Biss zu entgehen.

Terra fing seinen Sturz mit der Hand ab und sprang ein Stück zurück bevor ihn der nächste Schlag treffen konnte. Aus den Augenwinkeln sah er Jupiter, über sich die Feuerschlange, bereit zum Angriff. Er musste ihr helfen. Als Mars das nächste Mal zuschlug wich er ihrem Angriff nach links aus und rammte ihr seinen Ellenbogen ins Gesicht. Stöhnend fiel sie seitlich zu Boden. Terra nutzte den Schwung seines eigenen Angriffs, wirbelte herum und warf seine Schwerter auf die Schlange. Sich ständig um ihre eigene Achse drehend durchtrennten sie die Schlange in drei Teile. Sowohl die Schlange als auch die Schwerter lösten sich im Nichts auf. Jupiter sprang auf und sah sich nach den anderen beiden um. Mars schlug Terra vom Boden aus die Beine weg. Überrascht schaffte er es nicht mehr sich aufzufangen und schlug auf. Sofort sprang Mars auf und schleuderte ihm einen Feuerangriff entgegen. Gerade rechtzeitig rollte Terra sich rückwärts aus der Schusslinie. Jupiter sprang ebenfalls und trat ihrerseits zu. Der Tritt erwischte Mars in der Seite. Für einen Moment tanzten ihr die Sterne vor den Augen. Terra nutzte die Chance und presste seine Hände auf den Boden. Mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen schoss erneut eine Hand aus dem Boden auf Mars zu. Die Hand erwischte sie in der Luft und donnerte sie auf den Boden, nagelte sie dort fest. Keuchend versuchte Mars sich zu befreien, doch die Hand hatte sie fest in der…naja…Hand.

Jupiter kam sanft auf dem Boden auf und drehte sich zu ihrer Freundin um. Ebenso keuchend wie Mars erhob sich Terra und starrte sie an. Hatten sie es wirklich geschafft?

Mercury konnte ihren Augen einfach nicht trauen. Dieser Kampf war auf höherem Niveau, als sie es bisher je erlebt hatte. Alle drei Kämpfer agierten so schnell, dass man ihnen mit den Augen kaum richtig folgen konnte und die Angriffe waren unwahrscheinlich stark. Nie und nimmer hätte sie auch nur annähernd helfen können in diesem Kampf. Sie hätte nur im Weg gestanden. Und doch…dass Mars so stark geworden war wussten sie ja bereits aus eigener Erfahrung und welche Kräfte in Terra schlummerten konnten sie bisher kaum wirklich ahnen. Doch warum kämpfte Jupiter auf einmal auf so hohem Niveau? Das waren mehr Kräfte als ihr normalerweise zur Verfügung standen. Allein schon die Sache mit dem Donnerschwert war völlig neu, diese Technik hatte sie noch nie anwenden können. Vielleicht…vielleicht hatte Terra mit einem Zauber ihre Fähigkeiten vorübergehend verstärkt…eine andere Erklärung gab es für Mercury einfach nicht. „Das wirst du mir büßen!“, zischte Mars wütend und funkelte Terra böse an. Skeptisch betrachtete er sie. War es wirklich endlich vorbei?

Mars stemmte sich so kraftvoll sie konnte gegen die Fessel, doch nichts passierte. Ihre Wut steigerte sich in ein fast unerträgliches Maß und sie ging wortwörtlich in Flammen auf. Hastig sprangen Terra und Jupiter zurück bevor die Flammen sie erreichten. Die Faust, welche Mars im Moment noch umschlossen hielt, wurde erst schwarz, dann rissig und explodierte dann in Tausend Stücke. Ein Brocken knallte Jupiter an den Kopf. Bewusstlos ging sie zu Boden. Terra hatte auch nicht viel mehr Glück. Der Versuch den Brocken auszuweichen gelang ihm nur teilweise. Mehrere Stücke verpassten ihm tiefe Schnitte in Gesicht und Oberkörper, doch am schlimmsten war sein linker Arm dran. Genau wie Jupiter lief er Gefahr von einem Steinbrocken am Kopf getroffen zu werden. Jedoch schaffte er es rechtzeitig seinen Arm zum Schutz hochzureißen. Belohnt wurde er dafür mit einem widerlichem Knacken und einem sengendem Schmerz, als die Knochen im Unterarm brachen. Einige Steinsplitter gruben sich tief ins Fleisch. Dickes Blut quoll aus seinem Arm und bildete am Boden eine dunkle Pfütze. Nutzlos baumelte sein Arm nun an ihm herab, die Schmerzen verschleierten für einen Moment seine Sicht. Böse lachend erhob Sailor Mars sich aus den verkohlten Resten verbrannten Steins. „Ich sagte ja du wirst mir das büßen.“, kicherte sie. Zufrieden blickte sie auf die bewusstlose Jupiter herab. „Eine weniger.“

Innerlich fluchend rappelte Terra sich ein wenig auf. „Verdammter Mist. Sie ist viel mächtiger als wir vermutet hatten. Der Kampf kann sich noch ewig hinziehen, doch sie scheint kein bisschen schwächer zu werden im Gegensatz zu uns.“ Während Mars sich provokant genüsslich streckte und reckte, um ihre wieder gewonnene Freiheit zu genießen, sandte Terra seinen Geist aus. Er musste wissen wie es um die anderen Stand. Mercurys und sein Blick trafen sich kurz als er sich auf sie konzentrierte. In seinen Augen erkannte sie zunehmende Hoffnungslosigkeit, wie auch sie selbst sie immer mehr überkam. War Terra am Ende seiner Kräfte?...

Mercury schien es, soweit er es spüren konnte, verhältnismäßig gut zu gehen. Sah man von nur noch wenig vorhandener Energie und einigen Brandverletzungen ab. Bei den anderen sah es ganz anders aus. Alle hatten schwerere Verletzungen und wurden zunehmend schwächer, das Leben schien stetig aus ihnen heraus zu sickern. Als er bei Tuxedo Mask und Sailor Moon ankam erschrak er. Ihre Energien waren so schwach, dass er sie nur noch am Rande wahrnehmen konnte.

„Ich muss mich beeilen. Wenn ich sie nicht bald heile ist es zu spät. Aber Mars lässt mir einfach keine Gelegenheit dazu. Irgendwie muss ich sie loswerden. Aber wie?...“

„So!“, sagte Mars und veranlasste Terra dazu, sich wieder auf sie zu konzentrieren. Vorsichtig versuchte er seinen Arm zu bewegen. Nichts. Das würde alles noch schwieriger machen als es eh schon war. Frustriert biss er die Zähne zusammen und erwiderte ihren hämischen Blick. „Ein Kompliment vor dem Tod: Ihr ward besser als ich erwartet hatte. Hut ab.“ Mercury sah wie sich hinter Mars eine kleine Feuerkugel bildete, durch ihren Körper abgeschirmt vor Terras Blicken. Sie wollte ihm zurufen, ihn warnen, doch ihre Stimme versagte ihr merkwürdiger Weise den Dienst. „Aber allmählich hab ich keine Lust mehr zu spielen.“, führte Mars ihre Rede fort. „Daher ist jetzt Schluss.“ Siegessicher verschränkte sie die Arme vor der Brust. Terra ließ sie nicht aus den Augen. Vermutlich würde sie jeden Moment wieder angreifen. Das Grinsen auf Mars Gesicht wurde noch breiter. „Auf wiedersehen. War nett dich gekannt zu haben.“ Und dann schien hinter ihrem Rücken ein Inferno auszubrechen, als die Feuerkugel anschwoll und sich in eine weitere riesige Feuerschlange verwandelte. Fast dreimal so groß wie die letzten Schlangen, wand sie sich dem Himmel empor und stieß mit weit aufgerissenem Maul auf Terra herab. Mit einem markerschütternden Schrei durchbrach Mercury die Sperre ihrer Stimme: „NEEEEEEEEIN!“ Im einen Moment konnte sie Terra noch sehen wie er in die Knie ging und seinen Umhang über sich warf...im nächsten verschwand er bereits hinter einer undurchdringlichen Feuerwand. Der Kopf der Schlange war in dem ganzen Flammenmeer nicht mehr auszumachen, nur ihr gewaltiger Leib verriet, dass sie immer und immer wieder zustieß. Mars böses Lachen unterstrich die grauenvolle Szenerie noch zusätzlich. „STIRB!“, rief sie und reckte triumphierend die Hände zum Himmel. Entsetzten...mehr empfand Mercury nicht. Konnte sie nicht empfinden. Es war, als hätte sich in ihrem Inneren ein gewaltiges Nichts aufgetan. Es war vorbei...sie hatten verloren.

Ein leises Rauschen erreichte ihre Ohren...nein...sie fühlte es mehr als das sie es hörte. Das Wasser der Umgebung, sei es im Boden, auf dem Boden oder in der Luft, geriet in Bewegung. Mercury schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf das Wasser. Als Kriegerin dieses Elements konnte sie den Strom der Flüssigkeit genau wahrnehmen. Es sammelte sich an einem einzigen Punkt...inmitten des Flammenmeeres.

Ein winziger blauer Schimmer glimmte in dem rot der Flammen auf, wurde größer und größer...

Erneut stieß die Schlange zu, doch dieses Mal ertönte ein lautes Zischen als sie auf ein blaues Schild traf. Ein Schild aus Wasser. Qualvoll fauchend zuckte die Schlange zurück und starrte herab. „Nein. Das kann nicht wahr sein.“, keuchte Mars ungläubig. Auch Mercury konnte es nicht fassen. „Es ist wie ein Wasserwirbel...nur unweit konzentrierter...wie eine Wand oder Mauer...“, dachte sie. Das Wasser rauschte mit großer Geschwindigkeit immer im Kreis um einen bestimmten Punkt herum und bildete so eine Art Kuppel.

„Warum?...Warum willst du einfach nicht sterben? Verrecke doch endlich.“, kreischte Mars. Ihr Zorn über den erneuten Fehlschlag ihres Angriffes machte sie halb wahnsinnig. „Aquaros!“, erklang eine männliche Stimme aus dem inneren der Kuppel. Rauschend richtete sich das Wasser hoch auf und bildete seinerseits eine gigantische Schlange. Sie sah aus wie eine Kobra und bleckte angriffslustig die Zähne. Ihre Zunge schnellte vor und witterte die Luft. Terra kam zum Vorschein.

Er sah fürchterlich aus. Von seinem Umhang waren nur noch verkohlte Fetzen übrig, der Rest seiner Kleidung war an vielen Stellen ebenso versengt, hatte es größtenteils aber überstanden. Seine Arme und sein Gesicht wiesen zahlreiche Brandwunden auf...und doch..er stand.

Mercury war es ein Rätsel wie er das noch hinbekam. Die Schmerzen mussten ihn schier umbringen.

Terras Atem ging keuchend. Der Schild hatte ihn geschwächt.

Mars lachte nicht mehr. Ihr Blick war verzerrt vor Zorn. „Wie kannst du es nur wagen?“, fauchte sie. „Du hättest einfach aufgeben sollen, das wäre besser für dich gewesen.“ Mit einem Ruck stieß sie ihre Faust in seine Richtung und die Feuerschlange ging wieder zum Angriff über.

Terras Blick schoss nach oben und er machte mit der rechten Hand eine zuschnappende Geste. Sofort schoss der Kopf der Wasserschlange vor und verbiss sich oberhalb des Kopfes der Feuerschlange. Fauchend versuchte diese ihre schmerzende Last abzuwerfen. Ein lautes Zischen erfüllte die Luft und dort wo Feuer und Wasser aufeinander trafen stieg Dampf auf.

Obwohl die Schlangen aus nicht greifbaren Elementen bestanden, die sich gegenseitig nicht berühren können dürften, schien es Mercury als sehe sie tiefe Furchen im Hals der Feuerschlange. Dort wo die Zähne der Wasserschlange sie malträtierten. Es war einfach unmöglich. Wenn sie es nicht selbst sehen würde, hätte sie es nie geglaubt. Diese Magie überstieg einfach ihr Verständnis.

Letztlich gelang es der Feuerschlange doch sich zu befreien. Sie riss ihren Kopf nach unten. Die Wasserschlange verlor den Halt und ließ sie unbeabsichtigt frei. „So. Du willst also einen Kampf der Magie ja? Kannst du haben.“, knurrte Mars und stieß ihre Hände nach vorne. Terra tat es ihr gleich und die Schlangen gingen erneut aufeinander los. Fauchend und beißend hackten sie aufeinander herum. Mal verbiss sich die eine Schlange in ihrem Gegner, mal die andere. Doch keine der beiden schien wirklich die Oberhand zu gewinnen...bis sie sich gegenseitig mit grausamer Wucht mit den Köpfen rammten. Beide Schlangen zersprangen in einer Dampfwolke und hüllten die Umgebung ein. Niemand schaffte es mehr als einen Meter weit zu sehen.

Keuchend ging Terra in die Knie. Seine Kräfte waren beinahe aufgebraucht. Konzentriert versuchte er in der dicken Suppe etwas zu sehen, doch es war hoffnungslos. Jederzeit konnte Mars ihn Angreifen...genau wie sein Doppelgänger auf dem Dach seiner Wohnung. Den hatte er auch nur im letzten Moment sehen können...

der Doppelgänger...der Kampf. In Sekunden schnelle zog das komplette Training vor seinem Augen vorbei...

Begeisterung durchströmte Terra. Natürlich. Das war es! So konnte er Mars vielleicht lange genug loswerden, um die anderen schnellstmöglich heilen zu können.

Doch sofort kamen ihm Zweifel. Hatte er noch genug Energie um den Zauber zu wirken? Und viel wichtiger: würde er die Möglichkeit bekommen ihn an Mars einzusetzen?

Ein lautes Sirren ließ ihn herum fahren. Mit großer Kraft rammte sich eine Faust in sein Gesicht und schleuderte ihn ein paar Meter weit davon. Benommen erhob er sich und starrte in die Richtung aus welcher der Schlag kam. Doch er konnte nichts sehen. Dafür traf ihn nun aus dem Nichts ein starker Tritt in die Seite. Erneut hörte er das widerliche Geräusch brechender Knochen, als mindestens zwei Rippen brachen. Ein lauter Schmerzensschrei entrang sich seiner Kehle. Begleitet vom fiesen Lachen Mars´.

Mercury hörte ihn schreien, doch sie konnte ihm nicht helfen, dafür war sie zu schwach. Sie sah ja nicht einmal wo er sich befand. Hilflos legte sie die Hände über ihre Ohren, versuchte so den Schrei aus ihrem Kopf zu verbannen.

Erneut schlug Mars auf ihn ein, immer schneller und heftiger. Aus irgendeinem Grund schien Mars unempfindlich gegen den Nebel zu sein. Oder sie hatte durch ihre neuen Kräfte auch ein besonders gutes Gespür erhalten. „Du kannst dich nicht verstecken Terra.“, lachte Mars als sie immer und immer wieder auf ihn einschlug. „Ich kann dein Blut riechen.“ Terra stutzte. Blut riechen? War das nicht eine Eigenschaft von Dämonen? Sein alter Verdacht, welchen er versucht hatte zu verdrängen, kam mit neugewonnener Klarheit zurück. Also doch!

Terra konnte ihren Schlägen und Tritten kaum ausweichen. So bekam er nie die Chance seinen Zauber zu wirken. Er musste sie direkt zu fassen kriegen, sonst war es sinnlos. Leise und gepresst fing er an die Zauberformel zu singen. Dies tat er so leise, dass Mars ihn nicht hören konnte. Wieder kam eine Faust auf ihn zu. Rasch duckte er sich, verlor dabei aber den Faden. Verflucht! Ohne Zeit zu verlieren begann er den Zauber wieder von vorne. Erneut traf ihn ein harter Schlag im Magen, doch dieses Mal verweilten seine Gedanken eisern bei dem Zauber. Gerade als er bei der letzten Zeile angelangt war, schoss ein Bein links von ihm aus dem Nebel hervor. Flink fing er den Tritt ab, packte fest den Knöchel und zog. Überrascht krachte Sailor Mars zu Boden. Bevor sie auch nur blinzeln konnte war Terra über ihr und packte sie mit der gesunden Hand am Hals, ignorierte die Schmerzen, welche in seiner Seite aufflammten. „...maros demises!“, beendete Terra schnell den Zauber. Perplex riss Mars die Augen auf als sich ein Schild um die beiden ausbreitete und immer weiter ausdehnte, bis es den gesamten Platz einschloss. Der Nebel verschwand mit der Ausdehnung, ebenso wie alle anderen Sailor Kriegerinnen. Farben und Konturen der Umgebung schienen verzerrt oder verschoben, sie vermochte es nicht genau zu sagen. Absolute Stille umgab sie, abgesehen von Terras keuchendem Atem. Niemand war hier. Niemand.

„Was hast du getan?“, fragte Mars. Trotz seiner Erschöpfung, breitete sich ein Grinsen auf Terras Gesicht aus. „Uns in eine Paralleldimension versetzt. Niemand außer uns ist hier. Und weißt du was?“ Schnell sprang er auf und entfernte sich ein paar Schritte. Die rasche Bewegung trieb ihm das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht, als die Schmerzen seiner gebrochenen Rippen sich noch mal verdoppelten. Verdutzt erhob Mars sich. Er hätte sie doch besiegen können. „Diese Dimension ist so konstruiert, dass sie nur durch meine Kräfte von innen verlassen werden kann.“ Er ging einen Schritt rückwärts. Verstehen und dann Entsetzen breiteten sich in Mars aus. „Du wirst doch nicht...“ Terra ging noch einen Schritt zurück. Mit einem Aufschrei sprang Mars auf ihn zu. „WAGE ES JA NICHT!!!!“, rief sie und versuchte ihn zu packen. Doch es war zu spät. Mit einem Lichtblitz verschwand Terra. Hart schlug sie auf dem Boden auf. Für einen Moment war sie vor Schock wie gelähmt. Dann breitete sich die altbekannte Wut in ihr aus, erreichte ein Maß, das sie selbst nie für möglich gehalten hatte. Der Dämon in ihr tobte, war völlig rasend...betrogen um seine Freiheit...Vor Wut biss Mars sich auf die Lippen bis sie Blut schmeckte. Die Wut des Dämons nahm ihren gesamten Verstand ein. Sie sah Buchstäblich rot. Wild schreiend sprang sie auf und entlud ihre Kräfte. „TERRAAAAAA!“, schrie sie während Flammen sie einhüllten...

Heilung

Terra öffnete die Augen. Er war wieder in der Realität. Bei ihrem Anblick wünschte er sich fast, er wäre in der anderen Dimension geblieben, so grausam sah es aus. Der Nebel war verschwunden. Mercury lag noch immer am Boden. Sie sah ihn ungläubig an. Dann wanderte ihr Blick weiter...suchte die Umgebung ab. Von Mars keine Spur. Ihr Blick wanderte zurück zu ihm. Was war nur geschehen?

Terra konnte ihre Frage in ihrem Blick sehen, doch er war zu schwach um zu antworten...zu müde...so müde... der Zauber hatte ihn seine letzten Reserven gekostet.

Dunkelheit hüllte ihn ein und er fiel zu Boden. Reglos blieb er liegen. Sein Geist schwebte auf dem schmalen Grad zwischen Bewusstsein und Ohnmacht...

Als Terra zu Boden fiel, breitete sich Angst in Mercurys Brustkorb aus. Er durfte nicht sterben...er durfte es einfach nicht. Dank ihm waren sie überhaupt noch am Leben. Es wäre nicht fair, wenn er sich für sie geopfert hätte. Und dann war da noch die eine Sache...sie wollte es nicht ungeklärt enden lassen...nein sie musste ihm helfen...

Zitternd versuchte sie sich aufzurichten, doch es gelang ihr nicht. Schließlich kroch sie langsam vorwärts, immer weiter in seine Richtung.

Ihr Blick war starr auf Terra gerichtet. Millimeter um Millimeter schob sie sich vorwärts. Amis ganzes Denken war darauf konzentriert immer weiter auf ihn zu zu kriechen...Stück für Stück. Dann...als sie etwa nur noch einen halben Meter von ihm entfernt war, leuchtete der Magische Silberkristall in Sailor Moons Brosche auf...
 

Tiefe Dunkelheit....nirgends Licht...nur Dunkelheit...Terra fiel immer tiefer hinein... „Kraft.“, dachte er. „Ich brauche mehr Kraft. Ich muss den anderen helfen...“ Und dann spürte er es...eine warme, silberne Energiequelle...in seiner Nähe. Das silberne Licht flammte in der Dunkelheit auf...erst klein...dann immer größer...Terra streckte ihr seine Hand entgegen. „Gib mir Kraft um die anderen zu beschützen..“
 

Mercury starrte verblüfft auf Terras am Boden liegenden Körper. Silbernes Licht hüllte ihn ein. Reine Energie durchströmte ihn. Energie, wie sie eigentlich nur von dem Silberkristall kommen konnte. Seine Verletzungen heilten schnell, bis es wirkte, als hätte es sie nie gegeben. Das Licht verblasste wieder...der Kristall hörte auf zu leuchten.

Terra schlug die Augen auf. Nicht weit von ihm lag Ami und starrte ihn an. Ihr Mund war überrascht geöffnet, sie sagte kein einziges Wort. Ächzend setzte Terra sich auf. Wie merkwürdig...er verspürte nicht den geringsten Schmerz. Weder in seinem gebrochenen Arm, noch in der Seite mit den gebrochenen Rippen...sein Arm...verwundert krümmte er die Finger seiner linken Hand. Er konnte sie wieder spüren, noch besser...sie funktionierten wieder. Vorsichtig streckte er den Arm aus und betrachtete ihn. Keine Verletzungen mehr, nicht einmal mehr das Blut war zu sehen. Verwirrt betastete Terra den Rest seines Körpers. Nichts...wäre seine Kleidung nicht vom Kampf in Mitleidenschaft geraten, hätte man nie vermuten können, dass er überhaupt gekämpft hatte. Er sah Ami an. „Was ist passiert?“ Ami schüttelte nur langsam den Kopf. „Ich … ich habe keine Ahnung...der Silberkristall...“, brachte sie stotternd hervor.

Silberkristall...silbernes Licht...Terras Erinnerungen waren zu verschwommen um sich einen Reim aus ihnen zu machen.. Doch er befasste sich nicht weiter damit, denn jetzt fiel sein Blick auf die vielen Brandwunden auf Amis Gesicht. Fluchend sprang er auf. Warum vertrödelte er seine Zeit? Nun da er es endlich geschafft hatte Mars loszuwerden, musste er sich schleunigst um die anderen kümmern. Er war sich nicht ganz sicher, ob der Dimensionsschild Mars wirklich aufhalten konnte. Die Zauberformel hatte er erst zweimal angewandt. Womöglich war der Zauber nicht ausgereift und das Schild instabil. Mal abgesehen davon, dass er ihn in der Hektik einsetzen musste, wodurch es durchaus möglich war, das er das Schild vielleicht nicht ganz so konstruiert hatte, wie er wollte...
 

Mars war völlig außer sich vor Wut. Schon mehrmals hatte sie versucht dem Schild zu entfliehen. Doch immer wenn sie die Grenze der Mauer erreichte, fand sie sich am anderen Ende des Schildes wieder. Egal in welcher Richtung sie es versuchte, sie landete immer wieder hier...und das ohne es zu merken. Sie rannte immer weiter bis sie sich wieder auf der Lichtung befand, auf der sie losgelaufen war.

Verfluchter Terra. Wie konnte er ihr das nur antun? Wie konnte sie nur so unachtsam sein? Sie hatte den Sieg doch schon in der Tasche. Und trotzdem hatte er es geschafft sie zu überlisten. Das würde er ihr büßen...dafür...würde er mit seinem Leben bezahlen...um sie herum loderte das Feuer genauso wild wie ihre Wut...
 

Terra hockte sich neben Ami und hob die Hand. Bevor er jedoch den Heilzauber sprechen konnte, schüttelte sie den Kopf. „Nein. Nicht ich. Erst die anderen.“, sagte sie bestimmt. „Aber...“Energisch schüttelte sie den Kopf. „Nein Terra. Ich bin in Ordnung. Heile erst die anderen.“ Leicht gereizt legte Terra ihr die Hand auf den Kopf. „Lass mich bitte ausreden. Ich brauche bei der Heilung von Mamoru und Bunny deine Hilfe. Deine Kraft ist das Wasser. Und Wasser ist die Quelle des Lebens. Ich brauche dieses Element zusätzlich zu meinen Heilkräften um solch schwere Verletzungen heilen zu können. Alleine schaffe ich das nicht.“ Ami senkte den Kopf, sie verstand. „In Ordnung.“ Terra verlor keine wertvolle Sekunde mehr und sprach seine Zauberformel. Ein erleichtertes Seufzen entfuhr Mercury als ihre Schmerzen gelindert wurden und ihre Wunden sich schlossen. Gleichzeitig spürte sie wie ihre Kräfte zurückkehrten. Der Zauber war abgeschlossen. Terra stand auf und reichte ihr die Hand. Mercury nahm sie entgegen und ließ sich von ihm hochziehen. Sobald sie stand, ließen sie beide hastig wieder los. „Danke.“, sagte Mercury beklommen. Ein Nicken war Terras einzige Antwort. Schnell wandte er sich um und hastete zu den anderen Sailor Kriegerinnen. Neben Mamoru und Bunny hockte er sich zu Boden und inspizierte die Verletzungen. Mercury lief schnell zu ChibiMoon und hob sie hoch. „Ihre Verletzungen sind noch schwerer als ich gedacht habe.“, rief Terra ihr zu, ohne aufzusehen. „Aber du kannst sie doch heilen, oder?“, fragte Mercury tief besorgt als sie neben ihm stand. Vorsichtig legte sie ChibiMoon auf den Boden. Terra dachte angestrengt nach das war ihm anzusehen. „Es wird viel Energie kosten. Mehr als ich selbst zur Verfügung habe fürchte ich. Die beiden sind mehr tot als lebendig. Selbst zu zweit wird es schwierig.“ Nachdenklich sah er auf ChibiMoon hinab. Ihm schien eine Idee gekommen zu sein. „Wir brauchen die anderen.“ Hastig wandte er sich von Moon ab und ChibiMoon zu. Er legte ihr die Hand auf die Stirn und sprach erneut seinen Zauber. „Was...“, begann Mercury, doch Terra unterbrach sie. „Versuch Jupiter aufzuwecken, sie ist zum Glück nur bewusstlos. Ich kümmere mich um Venus. Schnell.“ Sie fragte nicht weiter sondern reagierte augenblicklich.

ChibiMoons Augenlider flatterten und sie stöhnte leise. Terra beendete den Zauber. Als ChibiMoon die Augen aufschlug, sah sie sein Gesicht dich über ihrem. „Terra?“ Terra nickte und half ihr sich aufzusetzen. „Geht´s wieder?“, fragte er. Sie nickte verwirrt. „Was ist...“, begann sie, doch Terra schüttelte den Kopf. „Keine Zeit ChibiMoon. Später.“ Schnell stand er auf und hastete zu Venus. ChibiMoons Augen folgten ihm. Dann sah sie sich um. Alles sah noch viel schlimmer aus, als sie es in Erinnerung hatte. Ein Stöhnen ließ ihren Blick weiterwandern. Mercury hockte neben Jupiter und half ihr Vorsichtig beim aufsetzen. Jupiter hatte eine Hand gegen die Stirn gepresst und sah noch etwas verwirrt aus. Ein grünliches Glühen ließ ChibiMoon wieder zu Terra schauen. Dieser kümmerte sich gerade um Venus´ Verletzungen und einen kleinen Augenblick später kam auch sie wieder zu Bewusstsein. Etwas wackelig auf den Beinen stand ChibiMoon auf. „Alles in Ordnung?“, fragte Mercury. Sie stützte Jupiter ab, damit diese nicht umfiel und die beiden kamen auf sie zu. „Ja. Mir geht’s gut.“, sagte ChibiMoon. „Aber was genau ist hier passiert?“ „Wir haben im Moment keine Zeit für Erklärungen.“, sagte Mercury. „Wir müssen zuerst Bunny und Mamoru heilen und dafür brauchen wir eure Hilfe. Terra wird es uns gleich erklären...hoffe ich.“ ChibiMoons Blick fiel nun auf Bunny und Mamoru. Schrill schrie sie auf, als sie die beiden erkannte. Der Anblick war einfach grauenhaft...würgend taumelte sie zurück. Eine Hand legte sich sanft auf ihre Schulter. Mit den Händen vor den Mund gepresst sah sie auf. Terra sah auf sie herab. „Beruhige dich. Wir bringen das wieder in Ordnung.“ „Versprichst du´s?“ Er nickte. „Ja.“

„Und wie genau willst du das anstellen?“, fragte Jupiter. „Das würde ich auch gerne wissen.“ Venus setzte sich auf. „Sie sind völlig entstellt.“

„Ich weiß. Und ihr Leben hängt am seidenen Faden. Deshalb müsst ihr jetzt genau tun was ich euch sage.“ Flink half erVenus auf. „Meine Heilkräfte alleine reichen hier nicht aus. Mercury muss daher ihre Wasserkräfte mit meinen Kräften verbinden. So erzielen wir eine höhere Heilwirkung, da Wasser ja bekanntlich die Quelle des Lebens ist. Doch selbst das wird vermutlich nicht ausreichen, da wir sehr viel Energie benötigen werden. Eure Aufgabe...“ Er sah nacheinander Jupiter, Venus und ChibiMoon an. „...ist es eure Energie in Mercury zu leiten. Du...“ Er sah Mercury an. „...musst die Leben regenerierenden Kräfte des Wassers freisetzen. Ich werde diese Energie mit meiner Heilmagie ergänzen und manipulieren und damit hoffentlich in der Lage sein die beiden zu heilen. Verstanden?“ Alle nickten, keiner sagte etwas. Sie waren viel zu nervös und aufgewühlt. Wenn sie es vermasselten oder die Energie nicht reichte...würden sie ihre Freunde verlieren. „Gut dann los. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

Venus, Jupiter und ChibiMoon stellten sich in Dreiecksformation um Terra, Mercury, Moon und Mask auf. Terra und Mercury hockten jeweils zu beiden Seiten neben ihren verletzten Freunden. Terra sah Ami kurz in die Augen. „Du schaffst das. Konzentriere dich nur auf dein Element.“ Ami nickte. „Ok fangen wir an.“ Jupiter, Venus und ChibiMoon schlossen ihre Augen und konzentrierten ihre Kräfte. Ein leichtes Schimmern hüllte sie ein. Auch Mercury schloss die Augen. Nur wenige Sekunden später spürte sie, wie die Kräfte ihrer Freundinnen in sie eindrangen und sie stärkte. Das Ausmaß der Energie war wirklich groß, doch würde es reichen?

Vorsichtig baute Mercury um sie herum ein Energieschild auf. Die Luft um sie herum schien feuchter und kühler zu werden und wenn man genau lauschte, schien es als höre man das sanfte Plätschern von Wasser in einem Fluss, das wilde Rauschen eines Wasserfalls, oder das Prasseln des Regens. Dies war die kostbare Flüssigkeit, welche der Welt das Leben schenkte und sie durchströmte sie alle, stärkte sie. Terra ergänzte die Energie mit seiner eigenen und manipulierte sie, verwandelte sie... „Vitga!“, sagte er und sandte den Zauber in Sailor Moon und Tuxedo Mask. Es war weit anstrengender die Energien zu bündeln und zu kontrollieren als er gedacht hatte. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen und manchmal hatte er Angst die Konzentration zu verlieren. Ein Fehler war jetzt tödlich für seine Freunde, es musste ihm einfach gelingen. Im ersten Moment schien gar nichts zu passieren. Doch dann, nach und nach, fingen die Wunden an zu heilen. Moon und Mask gewannen vor seinen Augen ihre Menschlichkeit zurück. Langsam aber stetig. Noch war es allerdings nicht überstanden. Als grade mal die Hälfte der Verletzungen verschwunden waren, spürte Terra, wie die Energie immer mehr abnahm. „Es reicht noch nicht. Gebt was ihr könnt.“

Sie alle mobilisierten noch einmal ihre Kräfte und dann...nach einer gefühlten Ewigkeit...schloss sich auch die letzte Wunde. Terra löste den Zauber und die anderen sanken schwächelnd zu Boden. Leicht keuchend Griff er nach Moons Handgelenk und fühlte den Puls. Dieser war kräftiger geworden, das Blut pochte stark durch ihren Körper. „Wie sieht es mit Mask aus?“, fragte Terra. Ami griff nach Masks Handgelenk. Nach einem kurzen Augenblick sagte sie: „Es sieht gut aus.“ Vorsichtig beugte Terra sich über Moon und tätschelte ihre Wange. „Sailor Moon?“

Da! Ein Flattern der Augenlider. Sie kam zu sich. Im nächsten Moment öffnete sie die Augen. Nur einen Augenblick später erwachte auch Tuxedo Mask. Erleichtert erhob Terra sich zurück in die hockende Position und sah die anderen an. „Wir haben es geschafft.“

„Terra?“, fragte Sailor Moon und setzte sich verwirrt auf. Überglücklich sprangen die anderen Sailor Kriegerinnen an ihre Seite und umarmten sie stürmisch. „Sailor Moon! Wie schön das es dir wieder gut geht.“ „Was ist passiert?“ Sich ständig gegenseitig ins Wort fallend, erzählten die anderen ihr was in ihrer „Abwesenheit“ geschehen war. Neben ihnen setzte sich nun auch Tuxedo Mask auf. Terra hockte sich neben ihn. „Hallo.“, sagte er lächelnd. „Schön das du wieder da bist.“ „Schön...“, sagte Tuxedo Mask. „...das du uns zur Hilfe gekommen bist.“ Ungläubig besah er seine Hände, seine Arme und den Rest seines Körpers. Abgesehen von seiner Kleidung erinnerte nichts mehr an den Kampf. Keine Narben oder sonst irgendwas. Doch er erinnerte sich an die Wahnsinnigen Schmerzen. Die würde er vermutlich nie vergessen, in seinem ganzen Leben nicht.. „Ich weiß nicht wie du das geschafft hast. Terra...ich danke dir.“ Terra nickte. „Gern geschehen. Aber ohne die Hilfe der anderen wäre es mir nie gelungen.“ „Ohne dich hätten wir es überhaupt nicht hinbekommen.“, sagte Jupiter hinter ihm. Terra drehte sich um. Moon saß in der Mitte umringt von Jupiter, Venus, ChibiMoon und Mercury. „Danke Terra. Danke das du sie gerettet hast.“ ChibiMoon wischte sich eine Freudenträne von der Wange und sie alle nickten. „Danke!“, sagte auch Sailor Moon. Sie alle sahen ihn mit neugewonnenem Respekt und Liebe an.

Fast alle...Mercury war ihm über alle Maßen dankbar...aber er konnte tief in ihren Augen noch immer ihre alte Angst sehen...

Ein Trappeln aus weiter Ferne ließ die Gruppe aufhorchen. „Was ist das?“, fragte Venus. „Hört sich an wie Fußgetrappel.“, meinte Mercury dazu. Und so war es auch. Nur einen Augenblick später konnten sie zwei kleine Gestalten erkennen, die immer näher kamen. Und schon ein paar Sekunden später standen Luna und Artemis keuchend vor ihnen. „Gott sei Dank ihr lebt.“ Die beiden Katzen legten sich hechelnd auf den Boden. „Wir hatten schon das schlimmste befürchtet. Die Aura die wir spürten war unglaublich stark.“, brachte Artemis mühsam hervor. „Ohne Terra würden wir auch nicht mehr leben.“, sagte Moon. „Was ist passiert?“

Zuerst erzählten ChibiMoon und Venus abwechselnd was passiert war. Dann übernahm Jupiter und schließlich Terra das erzählen. Ami beobachtete ihn die ganze Zeit. In ihrem Inneren tobte wieder ein wildes Gefühlschaos. Sie war ihm sehr dankbar, dass er ihre Freunde gerettet hatte und sie war auch dabei wieder vertrauen in ihn zu fassen. Doch dann verschwand eine Wolke am Himmel und gab den Mond wieder frei. Sein Schein leuchtete durch die Äste und Stämme der verkohlten Bäume und einen winzigen Moment...warfen diese direkt hinter Terra einen Schatten, welcher aussah wie eine Klaue...dann schob sich wieder eine Wolke vor den Mond und die Illusion verschwand.

Ami schluckte...

„Du hast Rei also in eine andere Dimension einsperren können?“, fragte Luna. Terra nickte. „Wie stabil ist diese Dimension?“ „Ich weiß es nicht genau. Ich habe den Zauber in der Hektik gesprochen. Womöglich hab ich ihn nicht so stabil machen können wie ich wollte...“
 

Fluchend stapfte Mars mit dem Fuß auf den Boden. Immer das selbe, egal wohin sie ging. Sie konnte einfach nicht entfliehen. Doch sie musste hier raus. Sie musste Terra dafür bestrafen, für das was er ihr angetan hatte. Und das Böse in ihr lechzte nach Zerstörung...und nach Herzen...aber hauptsächlich nach Zerstörung. Wütend hob sie die Hand, konzentrierte einen Großteil ihrer Energie und warf einen Feuerball gegen einen Baum. Knisternd brannte das Feuer ein tiefes Loch in den Stamm und brach auf der anderen Seite wieder hervor. Ein Knacken ertönte. Stirn runzelnd ging Mars um den Baum herum, um herauszufinden, woher das Geräusch kam. Überrascht riss sie die Augen auf. Vor ihr, mitten in der Luft, hatten sich kleine Risse aufgetan. Vorsichtig ging Mars näher heran und hob die Hand. Ihre Finger berührten etwas festes, wie eine Mauer...die Dimensionsmauer...und sie war brüchig. Eine leise Hoffnung keimte in Mars auf. Sie ging ein paar Schritte zurück und schleuderte einen weiteren Feuerball gegen die Mauer. Die Risse erweiterten sich.

Ein fieses Grinsen breitete sich auf Mars Gesicht aus. Dies war ihr Ausgang. Gehässig lachend hob sie die Arme...

Letzte Chance

„Kann mir jemand sagen, was genau eigentlich mit Rei los ist?“ Moon erhob sich. Die anderen taten es ihr nach. Venus sah Mercury an. „Du hattest es doch herausgefunden oder?“ Mercury nickte. „Es ist ihr Herz. Das Böse hat sich in ihr Herz eingenistet.“ Schweigen. Alle sahen sie entsetzt an...alle außer Terra. Er sah eher bestätigt aus. „Wie meinst du das?“, fragte Luna. „In ihr Herz eingenistet? Du meinst sie ist besessen?“, warf Mask ein. „So in etwa ja. Allerdings konnte ich noch nicht herausfinden, was genau es ist, dass von ihr Besitz ergriffen hat. Es könnte...“ „Ich glaube ich weiß es.“ Alle drehten sich erstaunt zu Terra um. „Du weißt was?“, fragte Jupiter. „Was sie so verändert hat.“ „Und was soll das sein?“ ChibiMoon sah ihn fragend an. „Ja erzähl schon.“, drängte Artemis ihn. Terra dachte kurz nach. „Ihr wisst noch was ich euch über Herzlose erzählt habe? Das ihr Herz immer im Nichts verschwindet, wenn sie besiegt werden?“ Die anderen nickten. „Aber was hat das mit...“, begann Moon, doch Terra unterbrach sie. „Und ihr erinnert euch auch noch an dieses Monster, welches wir auf dem Schrottplatz besiegt haben?“ Wieder einheitliches Nicken. Moon wollte wieder etwas einwerfen, doch dieses mal hinderte Luna sie daran. „Lass ihn endlich ausreden.“ Moon biss die Zähne zusammen und schwieg. „Tja...dieses Monster...auf dem Schrottplatz. Das war ein Herzloser. Ein ziemlich mächtiger sogar. Doch als wir ihn besiegten, habe ich kein Herz verschwinden sehen. Erst dachte ich, ich hätte es vielleicht in dem ganzen Rauch übersehen und mir nichts weiter gedacht, doch nach einer Weile war ich mir nicht mehr so sicher.“ „Warum nicht?“, fragte ChibiMoon. „Zu der Zeit fing Mars an sich ungewöhnlich aggressiv zu verhalten. Das hattet ihr doch auch bemerkt.“ „Ah.“, machte Venus. „Die Sache mit dem Handy.“ Terra nickte zustimmend. „Ja unter anderem auch das. Sie wurde öfters schnell wütend und ihre Augen blitzten dann immer rötlich auf. Für einen Moment nur, aber doch vorhanden.“ Er sah Mercury an. „Stimmt´s?“ Mercury senkte den Kopf. „Ja.“ „Du wusstest es?“, fragte Jupiter sie. „Ich hatte es kurz nach dem Streit zwischen Rei und Minako gesehen, doch ich dachte ich hätte mir das nur eingebildet und habe deswegen nichts gesagt.“, verteidigte Mercury sich. „Wie auch immer...“, mischte Artemis sich schnell ein. „Was hat das mit dem Herzlosen zu tun?“

„Ich glaube, dass ich das Herz nicht habe verschwinden sehen, hatte einen Grund. Wir haben den Herzlosen gar nicht besiegt. Stattdessen nutzte er den Moment unserer Blindheit aus und hat sich irgendwie in Reis Herz eingenistet. Wie er das getan hat, vermag ich aber nicht zu sagen.“ „Na großartig.“, stöhnte Jupiter. „Und wie können wir sie von dem Herzlosen befreien?“ Aus dem Nichts zückte Mercury ihren Laptop und tippte hastig darauf herum. „Wir müssen es irgendwie schaffen in ihr Herz einzudringen. Nur von innen können wir den Herzlosen aus ihrem Körper verbannen. Von außen wird uns das nicht gelingen.“ „Wie wollt ihr das anstellen?“, fragte Luna. „So ein Fall ist bisher noch nie eingetreten. Eure Kräfte reichen für so etwas einfach nicht aus.“, sagte Artemis. Mask dachte angestrengt nach.„ Mir würde auch keine Lösung einfallen.“ Auch die anderen dachten nach. Wie konnten sie das bewerkstelligen. „Was sagt denn dein Computer?“, fragte Venus an Mercury gewandt. „Ich arbeite noch dran...“ „Wir haben aber nicht viel Zeit. Wer weiß, ob Mars nicht doch jederzeit auftaucht.“ „Ja, ich beeile mich ja. Mist...wenn man ihr Herz irgendwie öffnen könnte...“

Terra sah sie an. Das Herz öffnen. Eine Idee nahm in seinem Gehirn Gestalt an. Es gab vielleicht einen Weg...denn seine Schlüsselschwerter hatten eine Kraft von denen er seinen Freunden noch nichts erzählt hatte. Vielleicht war es nun an der Zeit...

„Ich weiß vielleicht was wir machen könnten.“, sagte Terra. Alle starrten ihn an. „Lass hören.“, sagte Venus. „Meine Schlüsselschwerter können uns vielleicht helfen.“ Die anderen sahen sich zweifelnd an. „Wie sollen uns denn deine Schwerter helfen können?“, fragte Mask. „Meine Schlüsselschwerter sind sehr mächtige Waffen. Der Name Schlüsselschwert kommt nicht von ungefähr. Sie sind in der Lage mit Hilfe Magie jedes Schloss und jede Tür zu öffnen, die es auf der Welt gibt. Doch sie haben noch eine weitere Fähigkeit. Sie können die Herzen der Menschen freisetzen.“ Erstaunen breitete sich in der Gruppe aus. „Was passiert, wenn die Herzen freigesetzt werden?“, fragte Artemis. „Die Herzen verschwinden in der Dunkelheit und die Menschen werden zu seelenlosen Hüllen, bis ihr Herz wieder zu ihnen zurück findet. Im schlimmsten Fall verwandeln sie sich selbst in Herzlose.“ „Wir wollen sie aber nicht in einen Zombie verwandeln Terra.“, fauchte Luna. „Das weiß ich und das habe ich auch nicht vor. Mit der Macht eines einzelnen Schlüsselschwertes, kann man ein Herz befreien. Vielleicht gelingt es mir mit der Macht von zwei Schwertern ein Portal zu ihrem Herzen zu öffnen.“ Schweigen...alle dachten darüber nach, was sie gerade gehört haben. „Ist das schon einmal getestet worden?“, fragte Mask ihn. „Leider nein. Das ist alles nur reine Spekulation ohne feste Grundlage. Aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.“ „Aber es könnte klappen.“ Plötzlich tippte Mercury wieder auf ihrem Laptop herum. Auf dem Bildschirm erschienen mehrere winzige Symbole, mathematische Rechnungen und Daten über Terras Schlüsselschwerter und Mars aktuellen Zustand. Jemand anderes als Ami wäre mit diesen Berechnungen völlig überfordert. „Meinst du?“, fragte ChibiMoon zweifelnd. „Ja.“ Mercury nickte. Rot blinkend gab der Bildschirm das Ergebnis wieder. „Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig.“ „So gut stehen sie selten.“, grinste Jupiter. Venus sah sie an und nickte. „Wir sollten es versuchen. Terra öffnet das Portal und wir gehen rein..“ „Nein.“, unterbrach Terra sie. „Nein?“, fragte Venus erstaunt. „Wenn es wirklich klappt, sollten wir nicht alle hinein gehen.“ „Warum nicht?“ „Weil Sailor Mars trotzdem noch bei vollen Verstand wäre und möglicherweise die Stadt angreifen könnte, während wir mit dem Herzlosen beschäftigt sind.“, sagte Mercury. Sie ließ ihren Laptop wieder verschwinden. Terra stimmte ihr nickend zu. „Ein paar von uns sollten hier draußen bleiben und sie beschäftigen.“ Artemis überlegte kurz. „Ihr könntet versuchen, sie mit einem Sailor Kraftschild zu bannen.“ „Ein Kraftschild?“ „Dadurch werden eure Kräfte auf einen einzigen Punkt konzentriert um etwas oder jemanden zu schützen oder einzusperren.“, erklärte Luna. „Warum habt ihr uns davon nicht schon früher erzählt? Das hätte uns vorhin im Kampf viel Ärger ersparen können.“, schimpfte Moon. „Es war bisher noch nicht notwendig...“, wich Luna ihr beschämt aus. „Ihr könnt später streiten, dafür ist jetzt keine Zeit.“, mischte Terra sich schnell ein. „Wie funktioniert der Schild?“, fragte er Luna. „Normalerweise müssen mindestens vier Kriegerinnen einen Rechteck um das Ziel bilden und mit ihrer Kraft einen Schild aufbauen.“, erklärte Luna. „Kann der Platz einer Kriegerinnen auch durch Tuxedo Mask ersetzt werden?“ Artemis sah Terra fragend an. „Theoretisch schon, da ja auch Mask über magische Kräfte verfügt.“, erklärte die weiße Katze. „Hast du einen Plan?“, fragte ChibiMoon. „Ja vielleicht. Ich bin der Meinung, Sailor Moon, Sailor Mercury und ich dringen in Mars´ Herz ein, während die anderen versuchen Mars so lange wie möglich zu fesseln.“ „Warum ausgerechnet ihr drei?“, fragte Jupiter. „Sailor Moon ist die mächtigste Kriegerin und ihr Silberkristall wird vermutlich gebraucht um den Herzlosen zu töten. Der Herzlose nutzt vermutlich die Flammenkräfte von Mars um sich zu verteidigen. Daher sollte Mercury als Kriegerin des Wassers ihm entgegen treten. Und ich beherrsche ebenfalls die Wassermagie, sowie andere Elementare Kräfte die uns nützen könnten.“ Mercury nickte. „Das klingt vernünftig.“ Die anderen stimmten ihr murmelnd zu. „Gut also wie stellen wir es am Besten an?“, fragte Moon. „Als erstes sollten wir...“ Ein geistiger Stich ließ Terra herum wirbeln. Was war das? Hektisch suchte er mit den Augen die Umgebung ab. „Terra?“ Er antwortete nicht. „Terra ist alles in Ordnung?“, fragte ihn die selbe Stimme alarmiert.

Wieder antwortete er nicht. Zögernd entfernte er sich ein paar Schritte von den anderen und suchte immer noch die Lichtung ab. Etwas stimmte nicht.

Ein leises Knacken ertönte und mitten in der Luft...bildeten sich silberne...Risse...wie Glas, welches einen Sprung hat der sich immer mehr und mehr ausweitet. Die Realität um ihn herum begann zu flimmern und schließlich zu beben. Das Farbspektrum spielte verrückt, die Umgebung veränderte in Sekundenschnelle die Farbe immer und immer wieder. „Was ist hier los?“, schrie eine Stimme hinter ihm. Die Risse wurden größer, begleitet von einem durchdringendem Knacken. Und dann zeichnete sich ein riesiger Umriss ab...wie eine gewaltige Kuppel...die Paralleldimension. „Schnell in Deckung!“, rief Terra und rannte zurück zu den anderen. Keine Sekunde zu spät. Mit einem lauten Bersten riss die Kuppel endgültig auf und ein Feuerstrahl fraß sich tief in den Wald hinein. Um das Loch herum bröckelte die Dimensionskuppel auseinander, fiel in Form von großen Glasscherben zu Boden und löste sich auf. Schwer keuchend und mit vor Schwäche nach vorne gebeugtem Körper, stand Mars vor ihnen und blickte sie triumphierend an. „Da seid ihr ja meine kleinen Lämmchen. Der große, böse Wolf ist zurück gekommen um euch zu fressen.“, kicherte sie. „Jupiter, Venus, ChibiMoon, Mask. Los!“, sagte Terra. Sie reagierten augenblicklich. Geschwind liefen sie los und formatierten sich wie besprochen um Mars herum. Ihr Gekicher erstarb und sie sah sie irritiert an. „Was soll das werden?“, fragte sie leicht verunsichert. „Nur ein kleines ´Willkommen zurück´ Geschenk für dich.“, sagte Venus. Und dann bündelten die vier ihre Kräfte. Mit einem lauten Sirren rauschte um Mars herum eine Säule aus Licht aus dem Boden und schloss sie ein. Kreischend wollte Mars zurückspringen, prallte jedoch gegen eine undurchdringliche Wand. Schon wieder war sie gefangen worden. Ihre Wut schritt erneut über den Siedepunkt. „Das büßt ihr mir!“ Für einen Moment flackerte der Schild und Sailor Mars schlug auf ihn ein. Der Schild bebte und drohte gänzlich zu erlöschen. Hecktisch inspizierten Luna und Artemis die Kriegerinnen und Tuxedo Mask um herauszufinden, warum der Schild so schwach war. Artemis entdeckte das Problem als erster. ChibiMoon schien Probleme damit zu haben ihre Kräfte zu konzentrieren. Da sie als Kriegerin noch sehr unerfahren war, bereitete ihr die Erschaffung des Schildes große Schwierigkeiten. Vor Anstrengung hatte sie das Gesicht verzerrt und auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißperlen. Artemis rannte schnell zu ChibiMoon. „ChibiMoon konzentriere dich, versuche deine Gedanken nur auf deine Kräfte zu lenken und alles andere auszublenden.“ „Ich versuch´s ja.“ ChibiMoons Stimme zitterte vor Anstrengung. Erneut flackerte der Schild. Luna sprang zu ihnen. „So wird das nichts. Artemis wir müssen etwas tun.“ „Warte. Sie wird es schaffen, ich weiß es.“, erwiderte Artemis. „ChibiUsa. Sieh tief in dein Inneres, suche deine Kraft und lass dich von ihr leiten.“ Langsam beruhigte ChibiUsa sich. Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig und der Schild nahm an Intensität zu. „Ich hab´s!“, rief sie glücklich. „Sehr gut ChibiUsa. Behalte diese Konzentration bei.“, sagte Luna. Als sie merkte wie der Schild stärker wurde fauchte Mars wütend auf und schlug immer wieder auf die Wand ein, konnte sie aber nicht durchdringen.

„Sie ist geschwächt. Der Ausbruch aus der Dimension hat sie viel Energie gekostet. Das könnte ein Vorteil für uns sein.“ Terra zog seine Schwerter. „Seid ihr bereit?“, fragte er. Mercury und Moon bezogen links und rechts von ihm Stellung. „Ja!“, antworteten sie im Chor. „Dann drückt die Daumen, dass es klappt.“ Mit diesen Worten hob Terra die Schwerter und richtete sie auf den Punkt auf Mars´ Brust, an dem ihr Herz lag. Gleißende Lichtstrahlen schossen aus den Klingen hervor und bohrten sich in sie hinein. Vor Schmerzen schreiend warf Mars den Kopf zurück. Ihr Herz leuchtete unter der Brust auf, es war selbst durch die Kleidung zu sehen. Und dann tat sich vor ihr ein schwarzes Loch auf. Es hatte tatsächlich funktioniert.

„Schnell jetzt!“ Die drei sprinteten los, sprangen in die Dunkelheit und waren verschwunden...
 

Reis Herz hatte Ähnlichkeiten mit dem Hikawa-Tempel. Der Boden war aus poliertem Holz und überall standen Holzsäulen herum. Sie führten sich in die Unendlichkeit weiter, Säule hinter Säule. Doch die Unendlichkeit führte sich nicht in die Dunkelheit hinfort. Stattdessen schien es immer heller zu werden, je weiter man sehen konnte. Und doch war alles irgendwie schummerig oder eher gesagt nebelig. Und mittendrin, im Zentrum des Herzen, brannte ein gewaltiges Feuer. Doch es war kein normales Feuer. Die Flammen waren von einer blauen Farbe und der Umfang so groß das es mühelos ein Haus hätte umschließen können. Man konnte nicht einmal das Ende der Flammen erkennen. Terra, Sailor Moon und Sailor Mercury gingen darauf zu. „Wo ist der Dämon?“, fragte Sailor Moon angespannt. Terra wandte sich an Mercury. „Kannst du ihn orten?“ Mercury hob die Hand und drückte kurz auf ihren Ohrring. Ihre Scan-Brille erschien und mit ihr der Laptop. „Ich versuch´s.“, sagte sie und wandte sich dem Bildschirm zu. Vorsichtig ging Terra weiter und blieb direkt vor dem Feuer stehen. „Wie merkwürdig.“,murmelte er. „Was ist?“, fragte Sailor Moon ihn. Statt zu antworten streckte er die Hand aus und tauchte sie in die Flammen. „Nicht! Du wirst dir die Hand verbrennen!“, schrie Sailor Moon auf. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Probiere es selbst. Die Flammen geben keinerlei Hitze ab und sie verbrennen mich auch nicht. Es ist als wären sie gar nicht vorhanden.“ Zum Beweis zog er seine Hand zurück und zeigte sie ihr. Tatsächlich war nicht das geringste zu sehen. „Die Flammen sind nicht für euch gefährlich.“, dröhnte eine tiefe Stimme durch den Raum. Alarmiert sprangen Moon und Terra zurück an Mercurys Seite. Vor dem Feuer materialisierte sich der Herzlose. Er hatte sich verändert. Auf der Stirn waren ihm gewaltige, gewundene Hörner von einer tiefschwarzen Farbe gewachsen, ebenso wie an seinen Ellenbogen spitze Stacheln . Mit diesen Hörnern könnte er ohne Anstrengung einen Menschen aufspießen und die Stacheln sahen scharf genug aus etwas mühelos zu durchschneiden. Zwischen seinen Hörnern, mitten auf seinem Kopf, dort wo bei einem Menschen die Haare wären, loderten wild tanzende Flammen. Sein Gesicht war eine Maske direkt aus einem Alptraum. Statt der braunen, ledrigen Haut, die es beim letzten Mal überzogen hatte, sah man nun direkt auf den knochigen Schädel und er starrte einen aus rotglühenden Augenhöhlen zurück. Als hätte sich die Haut einfach zurückgezogen. Seine Nase war wie eh und je quasi nicht vorhanden nur das Maul sah noch schlimmer aus als beim letzten Mal. Fast wirkte es wie der direkte Schlund zur Hölle. Im Rachen schien ein Feuer zu brennen oder eine feurige Flüssigkeit zu wirbeln. Genau erkennbar war es nicht, denn was es auch sein mochte, war in stetiger Bewegung. Wie Rauch oder etwas flüssiges. Terra hoffte das er nicht auch noch Lava spucken konnte- Im Gegensatz zu letztem Mal waren die Zähne verdammt spitz und scharf. Dem Betrachter bereitete es keine Mühe sich vorzustellen, wie mit diesen Zähnen einfach alles zerbissen werden konnte. Seine Schultern wurden von zwei wuchtigen Knochenplatten geschützt. Auf seiner Brust hatten sich wie eine Art Panzer mehrere Knochenstränge gebildet, welche den Brustkorb einrahmten. Ein wenig sahen sie wie Rippen aus, nur ungleich dicker und härter. Auch bei seinen Flügeln waren bei den Gelenken an den Außensträngen Knochenwülste entstanden. Seine Handgelenke waren umrahmt von Feuer. Und er schien noch größer und irgendwie muskulöser geworden zu sein. Und dennoch sah er trotz des ganzen Schreckens irgendwie unfertig aus. Sein rechter Arm war länger als der Linke, dafür war die Schulterpartie beim Linken Arm viel größer. Er ging in einer leicht gekrümmten Haltung, als wäre seine Wirbelsäule noch nicht ausgereift genug, ihn komplett zu tragen. Durch die Unterschiedlich gewachsenen Füße hatte er auch einen rechtsdreh in seiner Haltung. Die Finger seiner Klauen waren ebenfalls wie die Arme unterschiedlich lang. Ein paar Nägel waren abgebrochen, oder noch nicht voll entwickelt. Terra fragte sich woran das liegen mochte. Warum hatte der Herzlose sich so verändert? Und warum war die Veränderung nicht abgeschlossen? Veränderte er sich vielleicht, weil er Rei ihre Kraft stahl? Das wäre zumindest eine Möglichkeit und es würde eventuell auch seine Unfertigkeit erklären. Die Übernahme von Reis Körper und Geist war noch nicht abgeschlossen, möglicherweise lag es daran. „Ihr habt mir verdammt viel Ärger bereitet.“, sprach er. „Aber es ist zwecklos. Ich werde dieses Mädchen nicht mehr hergeben.“ „Was hast du mit Rei gemacht?“, fragte Moon herausfordernd. In dem Moment keuchte Mercury auf. Ihre Brille leuchtete alarmierend rot. „Über ihm!“, sagte sie. Terra und Moon sahen hoch. Erst konnten sie nichts entdecken, doch dann teilten sich die Flammen ein wenig und nun sahen sie sie. Dort...über dem Feuer, gefangen in Ketten aus Stahl...hing Sailor Mars. Sie hatte die Augen geschlossen, es schien als schlafe sie. Ihr Körper hing bis zu den Hüften in den Flammen. Und dort wo das Feuer an ihr leckte, löste sich sich langsam auf. „Was tust du?“, rief Moon schockiert. „Die Flammen fressen Sailor Mars Bewusstsein nach und nach auf, bis sie vollständig verschwunden ist. Dann gehört ihr Körper mir.“, lachte der Herzlose. „Das können wir nicht zulassen.“, rief Mercury. Die Brille und der Laptop verschwanden wieder und sie stellte sich in Kampfposition. Moon und Terra taten es ihr gleich. „Ihr Narren. Dies ist jetzt mein Reich.“ Der Herzlose duckte sich lauernd, sein Schwanz peitschte angriffslustig auf den Boden. „Und ich werde es auch behalten.“ Dann griff er an. Mit erhobenen Klauen stürmte er auf das Trio zu. Terra rannte ihm entgegen. Der Herzlose holte aus und schlug zu. Terra duckte sich unter dem Schlag durch und ließ seine Schwerter erscheinen. Er kreuzte die Klingen übereinander und rammte sie dem Herzlosen in der Magengrube. Wütend knurrte der Herzlose, packte Terra und schleuderten ihn zu Boden. Hart knallte er auf den Rücken. Blitzschnell rollte Terra rückwärts, bis er wieder Boden unter den Füßen spürte und sprang mit aller Kraft. Der Sprung katapultierte ihn über den Herzlosen hinweg. Noch im Flug holte Terra mit seinen Schwertern aus und versetzte dem Biest tiefe Schnitte auf der Stirn. Trotzdem blutete der Herzlose nicht. Unter dem Knochen seines Schädels kam nichts als Leere zum Vorschein. Leichtfüßig landete Terra am Boden. Fast rasend vor Wut drehte der Herzlose sich um. Knurrend stürmte er auf Terra zu. Dieser schaffte es nicht mehr auszuweichen. Er wurde von dem Herzlosen erfasst und davon gedrängt, bis sie im Gewirr der Säulen verschwanden. Moon wollte ihm nachrennen, doch Mercury hielt sie zurück. „Warte. Die Gelegenheit ist günstig. Versuchen wir Mars zu befreien. Terra schafft es sicher den Herzlosen einen Moment aufzuhalten.“ Moon nickte, doch sie war nicht sehr begeistert. Sie ließ ihre Freunde ungern alleine kämpfen. Doch statt zu widersprechen hob sie ihr Zepter und versuchte mit einem Energiestrahl die Ketten zu sprengen, die Mars fesselten. Mercury entfesselte ihre Wasserkräfte und versuchte das Feuer zu löschen, damit es nicht weiter an Mars´ Körper fraß.
 

Terra brach mit einem lauten Krachen in eine Säule. Sie zerbrach unter der Wucht und begrub ihn unter sich. Höhnisch lachend landete der Herzlose wieder auf dem Boden und legte die Flügel an. Mit gewaltiger Kraftanstrengung schleuderte Terra die Säule von sich und erhob sich zitternd. Der Kampf verlief ganz anders als beim letzten Mal. Dieses Mal hatte Terra dem Herzlosen so gut wie nichts entgegen zu setzen. Er war viel stärker geworden. Und das sein Körper völlig unproportioniert war schien ihn nicht im geringsten zu behindern. Wahrscheinlich hatte er sich an Reis Energien gelabt wie eine Zecke an Blut. „Wie kommt es das du dich nicht vorher gezeigt hast, wo du doch so stark geworden bist?“, fragte Terra knurrend. „Ganz einfach. Ich hatte mich einfach noch nicht von unserem letzten Kampf erholt.“, knurrte der Herzlose zurück. Bei der Erinnerung an seine Niederlage blitzten seine Augen wütend auf. „Ihr hattet mir ziemlich zugesetzt. Ich brauchte eine Weile um meine Kräfte zu regenerieren. Daher versteckte ich mich so lange in diesem Körper wie ich konnte und wartete auf den passenden Augenblick.“ „Verstehe. Das erklärt einiges.“ Terra sprang vor und hob sein Schwert. Der Herzlose wich ihm mühelos aus und das Schwert zerschnitt lediglich eine weitere Säule in zwei Hälften. Knarrend brach sie auseinander. Flink verpasste der Herzlose Terra einen Schlag, welcher ihn zu Boden warf. Sofort sprang der Herzlose auf ihn zu und stieß mit seiner Klaue zu. Gerade noch rechtzeitig schaffte Terra es sich aus dem Weg zu rollen und die Krallen bohrten sich tief in das Holz. Bevor Terra richtig reagieren konnte, riss der Herzlose die Klaue wieder aus dem Boden und griff erneut an. Dieses Mal schaffte Terra es nicht gänzlich auszuweichen und eine der Krallen verpasste ihm einen tiefen Schnitt über das linke Augen hinweggehend. Zu seinem Glück wurde das Auge selbst dabei nicht verletzt. Der zweite Schlag schlug ihm die Krallenspuren in die rechte Wange. Von der Wucht des Schlages wurde Terra rumgerissen und fiel erneut zu Boden. Fluchend sprang Terra auf. Es nützte nichts. Seine Schwerter würden ihm hier nicht helfen. Nur eines konnte vielleicht das Blatt wenden...

Egal wie sehr sie es auch versuchten, sie konnten weder das Feuer löschen, noch die Ketten sprengen. „Warum klappt es nicht?“, fluchte Moon. Mercury hatte wieder ihren Laptop in der Hand. „Es scheint, als wären die Ketten und das Feuer an die Kraft des Herzlosen gekoppelt. Solange er lebt, können wir das Siegel nicht brechen.“ „Verdammter Mist.“ Sailor Moon sah sich suchend um. „Ich frage mich wie es Terra geht.“ Sie brauchte nicht lange zu grübeln, denn dieser durchbrach gerade eine weitere Säule und stürzte zu Boden, dicht vor ihren Füßen. Sailor Mercury schreckte zurück als die Spitze seines Flügels ihre Hand streifte. Ihr Herz pochte wie wild vor Angst. Keuchend richtete Terra sich auf. Seine Klauen gruben sich dabei tief in das Holz und hinterließen tiefe Furchen. Vorsichtig legte er die Flügel an und starrte zu dem Herzlosen, welcher gemächlich zwischen den Säulen hervortrat. Ami wich noch weiter zurück. Terras Gegenwart erfüllt sie mit tiefer, irrationaler Furcht...noch mehr als vor dem Herzlosen. Sie wollte es nicht sehen, doch sie konnte auch den Blick nicht abwenden. Dort stand er vor ihr...als ihr wahr gewordener Alptraum...

„Ich schaffe es nicht.“, keuchte Terra. „Er ist zu stark für mich. Selbst verwandelt.“ „Wie ist das möglich?“, fragte Moon. „Er muss wohl Energie von Sailor Mars gestohlen haben.“ Mercurys Blick schoss zu Mars und wieder zurück. Sie wich noch einen Schritt zurück. Warum empfand sie so eine Angst? Was war nur los mit ihr? Amis Blick blieb an den tiefen Furchen im Boden hängen... „Ihr entkommt mir nicht.“, fauchte der Herzlose und warf eine gewaltige Feuerkugel auf sie. Hastig brachten sie sich in Sicherheit. Sailor Moon sprang auf die eine Seite und Mercury und Terra auf die andere. Der Feuerball explodierte mit großer Wucht auf dem Boden und hinterließ einen tiefen Krater. Schnell sprang Sailor Moon vor und richtete ihr Zepter auf das Monster. Ein gleißender Strahl reiner Energie schoss auf ihn zu. Wahnsinnig schnell hob er die Arme und ließ einen Feuerstrahl auf sie los. Die Kräfte kollidierten mitten in der Luft und jeder der beiden Kontrahenten versuchte den anderen zu übertrumpfen. „Mercury!“ Ami sah zu Terra. „Wir müssen versuchen ihn zu schwächen. Wenn wir einen Kreis aus Wasser um ihn aufbauen, könnte Sailor Moon ihn besiegen.“ Mercury nickte, aber sie konnte nicht klar denken. Seine Worte flossen in ihr Gehirn wie durch dicken Schleim. Letztendlich kapierte sie nicht wirklich was er von ihr wollte. Seine Dämonische-Gestalt belegte ihr gesamtes Denkvermögen. Ami war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. „Mercury?“ Terra kam langsam auf sie zu, mit besorgtem Gesichtsausdruck. Seine Krallen kamen immer näher. Hastig wich sie noch weiter zurück. Eine lautes Rauschen erfüllte die Luft. Sailor Moons Energiestrahl verlor ein wenig an Raum.

„Ami?“ Terra blieb alarmiert stehen. „Bitte. Komm nicht näher.“, sagte Mercury und verschränkte schützend die Arme vor ihre Brust. Terra sah sie verwirrt an. „Was ist los?“ Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu. „Bleib stehen!“, schrie Ami auf. Panik stand in ihren Augen. Stirn runzelnd blieb Terra erneut stehen. „Herr Gott nochmal. Was ist los mit dir? Hast du gehört was ich gerade gesagt habe? Wir müssen ein Wasserschild aufbauen. Also los.“ Wieder kam er näher. „NEIN. LASS MICH IN RUHE!“, schrie sie erneut auf und schlug seine Klaue weg. „Bitte fasse mich nicht an.“ Zuerst spiegelte sich Unglauben auf Terras Gesicht wieder als er begriff was los war, dann Traurigkeit und schließlich Zorn. „Das ist nicht dein Ernst. Verdammt Ami reiß dich zusammen. Wir verlieren hier gerade und dann haben wir Rei auch verloren. Für immer!“ Immer wieder mit dem Kopf schüttelnd wankte Ami noch einen Schritt zurück, den panischen Blick auf seine Klauen gerichtet. Seine Worte erreichten sie nicht. In ihren Gedanken sah sie erneut, wie Bumbos Waffen ihren Freunden schwere Verletzungen zufügten. All das Blut, all das Leid...ihre verlorene Liebe...die Wiederholung der Tragödie... „Ich...ich kann nicht...“, stotterte sie. „Ami...“, begann Terra doch eine Explosion ließ ihn herum fahren. Die beiden Energiestrahlen hatten ihr Höchstmaß der Energie erreicht und waren explodiert. Mehrere kleinere Strahlen schossen nun durch die Gegend wie ein Sperrfeuer. Der Herzlose und Sailor Moon duckten sich rechtzeitig um den Strahlen zu entkommen. Auch Terra konnte noch ausweichen, doch aus dem Augenwinkeln sah er einen Strahl direkt auf Mercury zuschießen. Sie flüchtete nicht, sie wich nicht aus. Starr, mit leerem Blick stand sie einfach nur da...

Ein durchdringender Schmerzensschrei zerriss die Luft, als Terra von dem Energiestrahl getroffen wurde. Im letzten Moment konnte er sich noch vor Mercury werfen um sie zu schützen. Der Schmerz war unerträglich, er breitete sich am gesamten Oberkörper aus. Schwelend stand Terra mit nach vorne gebeugtem Körper da, die Schmerzen verschleierten für einen Moment seine Sicht. Mercury stand entsetzt hinter ihm. Sailor Moon und der Herzlose sahen ihn wie gebannt an. Blut tropfte auf den Boden...Sein Oberkörper vom Hals bis zur Hüfte, sah aus als Bestände er nur noch aus rohem, blutenden Fleisch. Ein durchdringender Brandgeruch erfüllte die Luft...

„Terra...“ Zitternd hob Ami die Hand, als wolle sie sie ihm auf die Schulter legen. Er hatte sie gerettet...nicht zum ersten Mal...mein Gott was hatte sie nur getan...er hatte ihr immer geholfen wenn sie in Not war...er war immer da gewesen...und sie ließ sich durch seine andere Gestalt so aus der Fassung bringen, dass sie dem Menschen, der sie am meisten liebte, so sehr weh tat...dass er sogar durch ihre Schuld so verletzt wurde...Erinnerungen drängten sich ihr auf...sie sah die vielen schönen Stunden die sie mit Terra verbracht hatte...die Momente in denen sie gemeinsam gelacht hatten, wo sie sich so nahe zu ihm gehörig fühlte wie noch sonst nie bei jemanden...die Momente...in denen sie ihm einfach nur gestehen wollte dass sie ihn liebte...

Terra richtete sich ein Stück auf...sein Blick klärte sich wieder ein wenig, doch die Bewegung wurde mit noch mehr tropfendem Blut belohnt und mit einer neuen Welle des Schmerzes. „Terra...“ Mercury kam einen Schritt auf ihn zu. Plötzlich drehte er sich um und packte sie am Kragen. „Verschwinde...“, sagte er schwach... „Hilf den anderen draußen.“ Mit diesen Worte stieß er sie kräftig von sich, durch das Portal hindurch...
 

Mercury schlug hart auf dem Boden auf. Nach Luft schnappend setzte sie sich auf. Den Blick ließ sie gesenkt, sie starrte auf den Boden. Tränen rann ihr über die Wangen und tropften auf die verbrannte Erde. Sie hatte es vermasselt. Herr Gott nochmal sie hatte die einzige Möglichkeit Rei zu retten gefährdet...und sie hatte Terra verletzt. Und nicht nur physisch...das hatten ihr seine Augen verraten, als er sie verstieß. „Mercury?“, rief eine Stimme. Luna und Artemis hetzten an ihre Seite. „Was ist los?“ "Ich bin so eine Närrin.", flüsterte Ami. Schließlich holte sie vor Wut über sich selbst mit der Faust aus und ließ sie auf den Boden donnern. Ein wütendes Geschrei ließ Mercury aufsehen. Mars war noch immer in dem Kraftschild eingeschlossen, doch sie gebärdete sich wie eine Wahnsinnige und schlug immer und immer wieder auf den Schild ein, um ihm zu entkommen. Ihre Hände waren schon blutig von der Wucht ihrer Schläge. Die anderen hatten sichtlich Mühe den Schild aufrecht zu erhalten. Mercury riss sich zusammen und stand auf. „Ich werde ihnen helfen.“ Mit diesen Worten sprintete sie zu den anderen und unterstützte sie mit ihrer Kraft. Was auch geschehen mochte...sie würde nicht noch einmal versagen...
 

Terra sprang auf den Herzlosen zu und versuchte ihm mit seinen Krallen das Gesicht aufzuschlitzen. Allerdings verfehlte er ihn und der Herzlose nutze die Chance ihm sein Knie in die Seite zu rammen. Der Tritt schleuderte ihn davon und er krachte zu Boden. Wankend stand er auf. Sailor Moon hatte erneut in das Kampfgeschehen eingegriffen. Immer wieder schleuderte sie Energiestrahlen auf den Herzlosen ab. Dieser wich ihnen aber jedes Mal aus und griff seinerseits an. Im Gegensatz zu ihm, hatte Sailor Moon viel größere Schwierigkeiten den Angriffen auszuweichen. Terra musste ihr helfen. Er richtete sich vollends auf und machte sich bereit zu zu schlagen. Doch gerade als losrennen wollte um anzugreifen...überkam ihn ein unerwarteter Schwächeanfall und er sank wieder zu Boden. Was war los? Vor seinen Augen verwandelten sich seine Klauen wieder in Hände, seine Sinne reduzierten sich wieder auf ihre normale Stärke und seine Flügel und der Schwanz lösten sich auf...er konnte die Verwandlung nicht länger aufrecht erhalten. Die Energie, die er dafür benötigte war zu groß. Das lag vermutlich daran, dass er sich heute schon mehrmals verwandeln musste...Und jetzt da die Verwandlung aufgelöst war, überkamen ihn die Schmerzen seiner Verletzung mit voller Wucht. Seine Dämonenform hatte die meisten Schmerzen und Schäden abhalten können, doch jetzt wo sie verschwunden war, strömte der Schmerz ungemindert auf ihn ein. Keuchend krümmte Terra sich zusammen. Sein Blickfeld verschwamm für einen Moment. Verdammt was nun? Er konnte nichts mehr ausrichten. Aber heilen konnte er sich auch nicht, dafür hatte er einfach keine Zeit. Sailor Moon verlor immer mehr an Boden, sie brauchte schnellstens Unterstützung. Der Heilzauber musste warten.

Erneut schaffte Sailor Moon es nur knapp einem Angriff auszuweichen und konterte mit ihrer eigenen Attacke. Irgendwie musste er ihr doch helfen können. Aber es brauchte mindestens zwei Personen um seinen Plan durchzuführen. Auf die Idee hatte ihn der Kraftschild gebracht. Wenn er und Mercury den Herzlosen von zwei Seiten gleichzeitig mit ihrer Wassermagie angegriffen hätten und ihn darin gefangen hätten...vielleicht hätten sie ihn so schwächen können...aber auf Mercury konnte er momentan nicht vertrauen...sie war viel zu verwirrt, dass hatte ihre Reaktion deutlich gezeigt. Letztendlich wäre sie hier nur eine Last gewesen, daher hatte er sie aus dem Kampf verbannt. Dafür stand er jetzt vor einem neuen Problem...wie sollte er seinen Plan jetzt noch verwirklichen?

Eine neue Energiewelle verfehlte den Herzlosen erneut und tauchte ihn kurz in gleißenden Licht. Dadurch warf dieser für einen Moment einen Schatten auf dem Boden...seinen stetigen Doppelgänger...Doppelgänger...das brachte Terra auf eine Idee. Einen Versuch war es wert und was hatte er jetzt noch zu verlieren? Terra presste die Hände auf den Boden und murmelte hastig ein paar Worte der Magie. Direkt vor ihm wand sich der Boden und das Holz bäumte sich auf. Es verformte und verband sich mit sich selbst, bis ein hölzerner Terra vor ihm auf dem Boden hockte. Gut. Es konnte losgehen. Hastig versuchte Terra aufzustehen, doch er sackte sofort zurück zu Boden. Der Zauber hatte ihm viel Energie geraubt. Plötzlich packte ihn eine harte Hand unter den Achseln und zog ihn hoch, bis er aufrecht stehen konnte. Überrascht sah Terra auf. Der Doppelgänger hatte die Initiative ergriffen und Terra aufgeholfen. „Danke.“, sagte Terra und der Holz-Terra nickte. „Du kennst den Plan?“, fragte Terra und versuchte das Gefühl zu ignorieren wie merkwürdig es war mit sich selbst zu reden. Erneut nickte der Doppelgänger und hob den Daumen. „Ok dann los.“ Gemeinsam stürmten sie auf den Herzlosen zu. Dieser registrierte ihren Angriff aus den Augenwinkeln und wandte sich ihnen zu. Doch er war zu überrascht um angemessen reagieren zu können. Eigentlich hatte er Terra bereits abgeschrieben. Ein wuchtiger Tritt Terras in die Magengrube ließ ihn sich stöhnend nach vorne beugen. Dann traf ihn ein harter hölzerner Faustschlag ins Gesicht und beförderte ihn zu Boden. Ein Schatten huschte über ihn hinweg und er entdeckte den Doppelgänger plötzlich hinter sich stehend, die Hände erhoben. Terra stand vor ihm, ebenfalls mit erhobenen Händen. „NEIN!“, schrie der Herzlose und versuchte sich schleunigst zu erheben um zu flüchten, doch er war zu langsam. „AQUAROS!“, rief Terra. Sowohl er als auch der Doppelgänger schleuderten ihre Wassermagie auf den Herzlosen ab. Kreischend wurde er in einer Wassersäule gefangen und er spürte, wie seine Kräfte nachließen. „Nein nicht. Aufhören!“, schrie er.

Mars Augenlider zuckten, ihre Hand schloss sich langsam zur Faust, als sie die Kräfte ihres Feindes schwinden spürte. „Sailor Moon! Jetzt!“, rief Terra und mobilisierte seine letzten Kräfte um die Magie aufrecht zu erhalten. Ohne zu zögern griff Moon an und der Energiestrahl durchstieß den Körper des Herzlosen. Mit einem qualvollen Aufschrei löste er sich auf. Sein Herz verschwand in der Dunkelheit. Terra sackte auf die Knie. Es war vorbei. Das blaue Feuer erlosch und die Ketten welche Mars gefangen hielten, zersprangen in tausend Stücke und sie fiel. Bevor sie auf dem Boden aufkam fing der Doppelgänger sie auf. Mitten unter ihnen glühte ein helles Licht auf...wurde immer heller und heller bis sie nichts mehr sehen konnten. Dann wurden Sailor Moon und Terra durch das Portal geschleudert. Dieses schloss sich sofort, als sie hinaus waren. Terra landete in der Hocke und fing Sailor Moon auf, bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte. Hastig setzte er sie ab und sah sich um.

Sailor Mars schrie auf und eine Feuersäule umschloss sie gänzlich, nur um nach einem kurzen Moment wieder zu verschwinden. Bewusstlos fiel sie zu Boden. Ihre Kleidung hatte sich wieder gewandelt, war in ihren normal zustand zurückgekehrt. Die anderen Kriegerinnen und Tuxedo Mask lösten den Schild auf und stürmten zu ihr. Moon sah Terra fragend an. „Haben wir es tatsächlich geschafft?“ „Ja.“ Hektisch stand Sailor Moon auf und lief ebenfalls zu Mars, dicht gefolgt von Artemis und Luna. Davon wollte sie sich selbst überzeugen. Terra blieb sitzen. Er war völlig erledigt. Doch noch konnte er sich nicht ausruhen. Er musste noch dringend eine Sache erledigen. Einen Moment schloss er seine Augen bevor er es wagen konnte seine Verletzungen näher zu betrachten. Der Anblick war alles andere als angenehm, sondern ähnelte eher dem Aussehen von Bunny und Mamoru als sie so verbrannt waren. Ächzend hob Terra seine Hand und presste sie auf seine Brust. Dann wirkte er seine Heilmagie. Doch der Zauber wirkte nicht so wie er sollte. Schon noch einem kurzen Moment ebbte die Magie ab als seine letzte Energiereserven aufgebraucht wurden. Seine Kräfte hatten ihr Limit erreicht. Für die ganze Heilung hatte es dummerweise nicht mehr gereicht. Seine Wunde hatte zwar größtenteils aufgehört zu bluten, schmerzte aber immer noch wahnsinnig und wies immer noch sehr viele offene Stellen auf. Vorsichtig riss er den kläglichen Rest seines Oberteils auseinander, rollte alles zu einem Klumpen zusammen und presste ihn auf die noch blutenden Stellen.

Inzwischen hatten die anderen Sailor Mars vollständig umringt und rüttelten an ihren Schultern um sie wach zu kriegen. Irgendwann stöhnte diese auf und öffnete die Augen. Es gab große Freudenschreie, Tränen flossen und alle umarmten einander. „Kann mir mal einer erklären, was zum Teufel hier eigentlich los ist?“, vernahm Terra zwischendurch Reis schwache Stimme. Was zu neuerlichen Lärm führte, da alle gleichzeitig erklären wollten. Ächzend stand Terra nun doch auf. Ihn plagte die Sehnsucht nach seinem Bett und ganz viel Schlaf. Wankend ging er auf die Treppe zu, welche zur Straße hinunter führte. Kurz berührte er seinen Kettenanhänger und der Rest seines Kampfanzuges machte seiner normalen Kleidung Platz. Bevor er die Treppe erreicht hatte, hörte er hinter sich eine Stimme. „Terra. Warte.“ Terra drehte sich um. Dort standen sie. Alle versammelt. Sailor Mars hing getragen zwischen Sailor Jupiter und Sailor Venus. „Ich möchte dir danken.“, sagte Sailor Mars. „Die anderen meinten ohne deine Hilfe hätten sie mich niemals retten können. Ich stehe tief in deiner Schuld. Danke.“ Alle nickten eifrig zustimmend. „Wir möchten dir auch danken.“, sagte Sailor Venus. „Ja, genau. Danke! Wir wären echt unglücklich gewesen, wenn wir Rei verloren hätten.“, warf ChibiMoon ein. „Danke Terra. Deine Hilfe bedeutet uns viel.“, sagte Sailor Moon. Luna, Artemis, Tuxedo Mask und Sailor Jupiter sagten auch noch ein paar Dankes-Worte, nur eine Person schwieg. „Gern geschehen. Es hat auch mir viel bedeutet euch helfen zu können. Ihr seid doch meine Freunde.“ Sie lächelten und stimmten ihm zu. „Wenn ihr erlaubt, würde ich jetzt aber gerne nach Hause und mindestens einen Tag durchschlafen. Ich bin echt alle.“ „Was ist mit deiner Verletzung?“ Terra winkte ab. „Verbind ich zu Hause. Das klappt schon. Bis dann.“ Damit wandte er sich um und wollte gehen. Gerade hatte er seinen Fuß eine Stufe hinab gesetzt, als eine weitere Stimme ihn innehalten ließ. „Terra?“, fragte Ami vorsichtig.

Erneut blieb er stehen, doch er drehte sich nicht um. Sein Herz klopfte hart. „Terra...ich...es tut mir leid...was passiert ist...“, sagte Ami. Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen. Ihre Freunde sahen sie verwirrt an. Alle bis auf Bunny. Diese sah betreten in die andere Richtung. Da sie es miterlebt hatte, wusste sie genau was Ami meinte. „Was ist denn geschehen Ami?“, fragte Jupiter sie und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Ami holte tief Luft und erzählte ihnen mit Tränen in den Augen was vorgefallen war. Nachdem sie fertig war, breitete sich dunkles Schweigen unter ihnen aus. Moon stellte sich vor Ami und legte ihr die Hände auf die Schultern. Ami sah ihr in die Augen. „Ami, dass darfst du dir nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Wir alle haben manchmal Angst und wissen nicht was wir tun.“ Ami schüttelte den Kopf. „Ich war ein Dummkopf. Durch mein Verhalten habe ich alles gefährdet. Und ich...“ Unschlüssig sah sie Terra an. Er hatte sich noch immer noch nicht umgedreht. „Ich...“ „Weißt du...“ Nun drehte Terra sich um. „Ich kann verstehen, dass du Angst hattest. Nach allem was mit Bumbo war...“ Ami sah ihn verwirrt an. Woher wusste er davon? Terra hob die Hand und betrachtete sie traurig, stellte sie sich im Geiste als Klaue vor. „Und ich könnte auch verstehen...dass du mich deswegen nicht lieben willst. Wer könnte auch schon einen Menschen lieben, der einen Dämon in sich trägt.“ Jetzt sah er ihr in die Augen. „Aber ich hatte gehofft, du könntest all das wenigstens für einen Moment vergessen um deine Freundin zu retten, wenn sie dich am meisten braucht.“

Seine Worte trafen sie tief in ihr Herz...weinend sank sie zu Boden. Sofort hockten sich die anderen zu ihr und legten ihr tröstend die Hände auf. „Es tut mir Leid Ami. Ich wollte nur das du es begreifst...“, sagte Terra leise. Ami nickte. „Ja...ich habe begriffen. Und es tut mir so unendlich leid...“ Terra sah sie an. „Ja...das glaube ich dir...“ Dann drehte er sich um und verschwand in der Nacht. Seine Freunde sahen ihm hinterher. Rei wandte sich an Ami. „Er meinte es bestimmt nicht so böse, wie es sich anhörte.“ „Nein...“ Ami schüttelte den Kopf. „Terra hat vollkommen recht.“ Mit Tränen verschleierten Blick sah sie Rei an. „Kannst du mir vergeben? Das ich dein Leben gefährdet habe?“ Rei umarmte sie. „Ja. Das kann ich. Das machen Freundinnen so. Ich bin dir nicht böse. Es ist ja alles gut ausgegangen.“ Heftig erwiderte Ami die Umarmung. „Ich danke dir.“ Helles Mondlicht hüllte die Gruppe ein. Sanft schob Rei Ami von sich, damit sie ihr in die Augen sehen konnte. „Terra wird dir bestimmt auch vergeben. Sprich mit ihm.“ „Ja, das glaube ich auch. Immerhin liebt er dich doch.“, sagte Sailor Venus. „Ja schon, aber sie sollte ihm ein wenig Zeit geben.“, warf Jupiter ein. Ami blickte in die Dunkelheit am Ende der Treppe...ja...sie musste mit ihm reden...bald...sie musste diese Sache zwischen ihnen...endlich aus der Welt schaffen...

Der Traum

Terra rannte. Warum wusste er nicht, doch er spürte, dass sein Ziel wichtig war. Dann...nach einer Ewigkeit...durchdrang er die Dunkelheit...es erhellte sich die Szenerie und Sie tauchte vor ihm auf. Am Rande einer Klippe stand Sie, im Rücken den Wald. Terra fiel in diesem Moment nicht einmal auf wie merkwürdig es war, dass er quasi in der Luft rannte. Ami sah ihm entgegen, streckte die Arme nach ihm aus. Terra rannte noch schneller. Er hob die Hand, wollte nach ihr greifen. Da tauchte hinter ihr aus den massiven Stämmen der Bäume eine wabernde Finsternis auf. Die Finsternis warf sich über Ami und ihre Schreie erfüllten seine Ohren. Ihre Hand ragte noch aus der Finsternis auf, er versuchte sie zu fassen zu kriegen um sie herauszuziehen...

Ein Klingeln an der Tür ließ Terra hochschrecken. Sein Körper war schweißüberströmt, eine Nachwirkung seines Alptraumes. Schwer Atmend legte er sein Gesicht in die Hände. Was war das für ein Traum? Er hatte sich so real angefühlt. Wie eine Warnung, eine Vision für das kommende...Wieder klingelte es an der Tür. „Einen Moment!“, rief Terra und stand auf. Schnell zog er noch ein T-Shirt an um die Verbände zu verdecken und schlüpfte in seine Trainingshose. Dann ging er auf den Flur und öffnete die Tür. „Hallo.“ ChibiUsa stand vor ihm, mit Artemis auf dem Arm. Hinter ihr standen Bunny (sie hatte Luna auf dem Arm) und Mamoru. „Hallo Terra.“, sagte Bunny. „Hallo.“, erwiderte Terra etwas überrascht. „Dürfen wir reinkommen?“, fragte Mamoru. „Äh...sicher kommt rein.“ Schnell beeilte Terra sich ihnen Platz zu machen. Kurz darauf fanden sie sich alle in seinem Schlafzimmer wieder. Terra saß aufrecht in seine Kissen gelehnt im Bett und ließ die sanfte Brise aus dem geöffneten Fenster über sein Gesicht streifen. ChibiUsa, Bunny und Mamoru saßen auf Stühlen neben seinem Bett und Luna und Artemis hatten es sich auf Terras Schoß bequem gemacht und ließen sich von ihm streicheln.

ChibiUsa holte aus einer kleinen Umhängetasche eine längliche Dose heraus. Erwartungsvoll hielt sie diese Terra entgegen. „Hier bitte für dich. Die habe ich selbst gebacken.“ Terra nahm ihr die Dose ab. Er öffnete sie und zum Vorschein kamen: Kekse. Leicht verbrannt sahen sie aus, aber nicht ungenießbar. „Danke. Das ist sehr lieb von dir.“, sagte Terra und nahm sich einen Keks. Auch wenn sie nicht besonders gut aussahen, schmeckten sie wirklich ausgezeichnet. „Die sind lecker.“, lächelte Terra ChibiUsa an. Das Mädchen war sichtlich zufrieden mit sich und schaukelte mit ihren Füßen. Terra reichte die Dose herum, damit alle sich davon nehmen konnte. Luna und Artemis teilten sich einen Keks. „Wie geht es dir Terra?“, fragte Mamoru. „Geht es deiner Verletzung inzwischen besser?“ Achselzuckend hob Terra sein Shirt ein wenig an, damit sie seine Verbände sehen konnten. „Ein wenig. Es hat zwar schon zu heilen begonnen, der Prozess wird aber noch eine Weile dauern.“ „Hast du starke Schmerzen?“, fragte Bunny besorgt. „Halb so wild. Ich hatte schon schlimmeres erlebt. Außerdem ist das hier nichts im Vergleich zu dem was euch passiert ist.“ Bei diesen Worten zuckten Bunny und Mamoru ein wenig zusammen. Erinnerungen an die Schmerzen der Verletzungen, welche sie im letzten Kampf davon getragen hatten, überkamen sie. Beide hatten versucht es möglichst zu Verdrängen. Sie wussten, dass sie so gut wie tot gewesen waren. Das Zucken entging Terra nicht. „Entschuldigt. Ihr wollt das bestimmt einfach nur vergessen. Daran hätte ich denken sollen.“ Bunny schüttelte den Kopf. „Schon gut.“ „Die Erinnerungen daran werden noch lange frisch bleiben. Es wird ein wenig Zeit brauchen, bis es nur noch schattenhafte Erinnerungen sein werden. Aber wir kriegen das schon hin.“, sagte Mamoru und legte einen Arm um Bunnys Schulter. Liebevoll schmiegte sie sich an ihn. „Was ich mich allerdings frage...“, warf Luna ein. „...ist warum du dich nicht selbst heilst? Das wäre doch viel einfacher als abzuwarten und die Schmerzen zu erdulden.“ „Vielleicht wirkt seine Magie ja nicht bei ihm selbst. So etwas soll´s geben.“, erwiderte Artemis und verteilte kleine Krümmel auf der Decke als er sprach. „Artemis, pass doch auf.“, tadelte ChibiUsa ihn. Terra winkte ab. Die paar Krümmel störten ihn nicht. „Klar wäre es einfacher mich selbst mit Magie zu heilen. Aber das ist mir im Moment noch nicht möglich.“, erklärte er und nahm sich einen weiteren Keks. „Wieso nicht?“, fragte Mamoru erstaunt. „Meine Kräfte sind noch nicht ganz wiederhergestellt. Das bisschen Kraft das ich im Moment habe reicht nicht für einen Heilzauber. Der Kampf hat mich alle Energien gekostet die mir zur Verfügung standen.“ „Achso.“ Bunny runzelte nachdenklich die Stirn. „Und wenn ich dir ein wenig Energie von meinem Silberkristall übertrage? Dann müsste es doch gehen.“ Terra lehnte dankend ab. „Das ist wirklich nicht nötig. Manchen Dingen muss man einfach nur ein wenig Zeit geben.“ Kurz dachte Terra nach. „Aber wo wir gerade beim Silberkristall sind...wie genau funktioniert er eigentlich?“ „Was meinst du?“, fragte ChibiUsa neugierig. „Der Silberkristall ist ein altes Artefakt aus dem Reich des Mondes.“, sagte Artemis. „Und nur die Angehörigen der Königsfamilie sind in der Lage ihn richtig einzusetzen.“, ergänzte er. Der weiße Kater setzte sich auf und putzte seine Pfote. „Warum fragst du?“ Zögernd überlegte Terra noch einen Moment. „Während des Kampfes...kurz nachdem ich Sailor Mars in die andere Dimension gesperrt hatte...bin ich wohl ohnmächtig geworden vor Erschöpfung. Meine Energien waren komplett aufgebraucht. Doch ich erinnere mich schemenhaft daran, wie ich ins Dunkel fiel...und ich betete um Kraft, damit ich euch retten konnte. Plötzlich tauchte in der Dunkelheit ein Silbernes Licht auf und ich spürte...wie mich eine mir unbekannte Energie durchströmte und mich stärkte. Als ich erwachte sah ich Ami vor mir. Auf meine Frage hin, was geschehen war, stammelte sie etwas von dem Silberkristall.“ Terra richtete seinen Blick auf die Brosche an Bunnys Brust. „Ich frage mich...ob die Energie von dem Silberkristall kam...ob er mir Kraft gab um euch schützen zu können...“ Nachdenklich fielen sie in Schweigen. Schließlich durchbrach Artemis die Stille. „Es wäre denkbar.“ Alle wandten sich ihm zu. „Meinst du?“, fragte Luna. „Ja möglich wäre es. Der Silberkristall schützt die Königsfamilie. Das hat er schon immer getan. Vielleicht...nur vielleicht...hat der Silberkristall gespürt in welcher Gefahr Prinzessin Serenity und Prinz Endymion standen und wandte sich an den einzigen der noch helfen konnte. An Terra.“ „Aber das...“ Luna fand den Gedanken, dass der Silberkristall eigenmächtig handelte etwas beunruhigend. „...das würde ja bedeuten...das der Silberkristall einen eigenen Willen haben könnte. Ein eigenes Bewusstsein.“ Bunny nahm die Brosche von ihrer Schleife, öffnete sie und starrte den Silberkristall an. Die anderen taten es ihr nach. „Ich mag mich auch irren. Wahrscheinlich war es gar nicht der Silberkristall.“, sagte Terra. „Aber dann müsste die Kraft ja von woanders hergekommen sein. Selbst du wirst dich ja nicht innerhalb von Sekunden wieder so schnell erholen können.“, warf Luna wissend ein. „Wir sollten das auf jedenfall untersuchen. Möglicherweise erhalten wir dadurch ganz neue Erkenntnisse über den Kristall. Dinge die uns bisher verborgen geblieben sind.“, überlegte Artemis. Bunny nickte. „Ich werde nachher mal Ami kontaktieren und sie bitten ihn zu untersuchen. Wenn jemand es herausfindet dann sie.“ Ami...zum zweiten Mal nun war ihr Name gefallen...Terra konnte nicht länger an sich halten. Er musste einfach fragen... „Wie...wie geht es Ami?“ Betretendes Schweigen machte sich breit. „Nunja...“, begann Mamoru vorsichtig und sah hilfesuchend Bunny und ChibiUsa an. „Ehrlich gesagt, wir wissen es auch nicht so genau.“, meinte ChibiUsa. „Ami ist gestern nicht in der Schule gewesen.“, sprang Bunny ein. „Laut ihrer Mutter sitzt sie die ganze Zeit in ihrem Zimmer und starrt aus dem Fenster. Ich habe gestern Abend versucht mit ihr zu telefonieren. Das Gespräch war ziemlich kurz. Ami meinte sie brauche einfach Zeit zum Nachdenken. Dann hat sie aufgelegt. So kenne ich sie gar nicht.“ „Ami muss ziemlich viel verdauen.“, warf Luna ein. „Der Kampf hat ihr zugesetzt. Von uns allen hatte sie immer schon das größte Verantwortungsgefühl. Ihr Verhalten während des Kampfes ist für sie selbst unverzeihlich. Immerhin ging es um das Leben einer ihrer besten Freundinnen. Sie macht sich selbst unglaubliche Vorwürfe. Auch wenn Ihr alle ihr das verziehen habt, für sie ist es nicht so einfach sich selbst zu vergeben. Jetzt muss sie erst einmal wieder mit sich selbst ins Reine kommen.“ „Das wird sie schon schaffen. Außerdem sind wir ja für sie da. Wir muntern sie schon wieder auf.“, sagte ChibiUsa vielleicht eine kleine Spur zu fröhlich. Mamoru sah die schwarze Katze an. „Ich glaube nicht, dass es allein darum geht das sie Rei in Gefahr gebracht hat.“ Alle starrten ihn an. Alle außer Terra. Dieser sah nachdenklich aus dem Fenster. „Was meinst du?“, fragte Bunny. „Denk doch mal nach. Mit ihrem Verhalten hat sie auch Terra verletzt. Das weiß sie und ich glaube das ist es, was ihr im Moment am meisten zu schaffen macht.“ Sämtliche Augen fielen auf Terra, doch er starrte weiterhin aus dem Fenster. „Terra? Ist alles in Ordnung?“, fragte Luna. Langsam schien Terra wieder aus seinen Gedanken zu erwachen und wandte sich ihnen zu. „Ich frage mich...ob es richtig war, was ich zu ihr gesagt habe.“ Die anderen schwiegen und sahen sich unbehaglich an. „Ich meine...“, fuhr Terra fort. „...ich glaube immer noch, dass es gesagt werden musste, damit sie wirklich versteht was sie getan hat. Es hätte uns Reis Leben kosten können. Aber...war ich nicht vielleicht doch...ein wenig hart zu ihr? Natürlich weiß ich welche Vorwürfe sie sich nach dem Kampf gemacht hat, aber in diesem Moment...musste ich es einfach sagen.“ Auf eine Antwort wartend sah er die anderen an. „War es falsch von mir?“ Einen Moment war es still im Raum, dann sagte Mamoru: „Nein, ich glaube nicht das es falsch war.“ Terra sah ihn aufmerksam an. „War es nicht?“ „Nein. Du hattest Recht mit dem was du gesagt hast. Das wissen wir alle.“ „Es hörte sich in dem Moment zwar ein bisschen gemein an...“, sagte Bunny vorsichtig. „Aber ich glaube auch nicht das es falsch war.“ „Ami hat es dir bestimmt auch nicht böse genommen.“, warf ChibiUsa ein. „Sie hatte ja selbst gesagt, dass du Recht hast.“ Luna nickte. „Es ist aber immer noch etwas anderes so etwas zu wissen, als etwas gesagt zu bekommen. Gerade Ami nimmt sich so etwas sehr zu Herzen.“ „Sie ist eine sehr erwachsene Person und wird bestimmt damit fertig. Wir müssen ihr nur ein wenig Zeit geben.“, warf Artemis noch ein. Mamoru nahm sich einen weiteren Keks und sah Terra in die Augen. „Mich hat eigentlich viel mehr überrascht, dass du es ihr wirklich gesagt hattest. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich hätte es dir ehrlich gesagt nicht zugetraut.“ „Ja ich war auch überrascht.“, sagte Luna. „Normalerweise bist du ja eher etwas zurückhaltend. Bisher hattest du nur im Kampf gezeigt, dass du auch anders sein kannst. Daher war diese Situation...etwas ungewöhnlich für dich. Wie kam es dazu?“, fragte die schwarze Katze. Terra senkte den Kopf. „Ich weiß es auch nicht. Es kam einfach so über mich...wir haben den Kampf nur knapp gewonnen weil Ami nicht...es hätte auch schief gehen können...ich war von ihr enttäuscht, ich dachte wirklich sie könnte es zumindest solange verdrängen bis wir Rei gerettet hatten...und ich war...traurig...und wütend zugleich...traurig weil ich glaube ihre Liebe für immer verloren zu haben. Diesen Dämon in mir kann ich nicht mehr loswerden, selbst wenn ich es wollte. Wie kann sie mich da schon Lieben? Im Prinzip bin ich ein Monster, auch wenn ich wie ein Mensch aussehe...und wütend...darüber dass ich so bin wie ich bin...zum ersten Mal in meinem Leben wünsche ich mir jemand anderes zu sein...jemand der keinen Dämon in sich trägt...jemand den Ami lieben kann...als...als sie vor mir zurückgewichen ist...hat mich das tief in mir sehr verletzt...obwohl ich es wusste...“ Eine einsame Träne tropfte auf seinen Handrücken. Artemis stand auf und rieb sich tröstend an seiner Hand. „Hör auf dich selbst fertig zu machen Terra. Der Umstand, dass du einen Dämon in dir hast, hat uns mehrmals das Leben gerettet. Und du bist ja auch nicht von ihm besessen. Im Gegenteil du kannst seine Kräfte nutzen um die zu beschützen die du liebst. Ist es DAS nicht wert, mit diesem Wesen in sich zu leben?“ „Ich glaube auch, dass du dich dafür nicht schämen solltest. Trotz allem bist du immer noch du.“, sagte Luna und leckte ihm die Träne von der Hand.

Eine andere Hand griff nach seiner zweiten. Terra sah auf. Bunny sah ihn liebevoll an. „Egal was du von dir selbst hältst, für uns wirst du immer unser Freund sein.“ Terra schaffte es ein schwaches Lächeln zustande zu bringen. „Danke Bunny.“ „Ami wird sich auch bald wieder fangen. Ganz bestimmt. Sie mag dich Terra. Sehr sogar. Es war nur...ein Schock für sie...nach allem was mit Ryo war.“, sagte Mamoru aufmunternd. „Ja genau. Du musst nur noch ein wenig warten.“, mischte ChibiUsa sich ein. „Sie wird bestimmt zu dir zurück kommen.“ Nicht wirklich überzeugt nickte Terra. „Wir werden sehen.“ Nachdenklich hob er seine Hand und kraulte Luna unter dem Kinn. Zufrieden schnurrend hob sie den Kopf ein wenig an und schloss genießerisch die Augen. Mit der anderen Hand streichelte er Artemis´ Rücken. Nach einem kurzen Moment des Schweigens hob Terra wieder den Blick. „Und wie geht es den anderen? Makoto und Minako? Und was ist mit Rei?“ „Makoto und Minako geht es gut. Sie haben sich bereits wieder erholt und machen gerade die Shopping - Straße unsicher. Rei hingegen ist noch dabei sich zu erholen. Durch den Herzlosen hat sie viel Energie verloren. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis sie wieder ganz bei Kräften ist. Doch es macht ihr nichts aus. Sie ist glücklich dass sie überhaupt noch lebt. Ihre gute Laune hat sie dadurch jedenfalls nicht verloren.“, meinte ChibiUsa und nahm sich einen weiteren Keks. „Stimmt nicht.“, brummte Bunny. „Ich hab den Eindruck, sie ist noch fieser geworden als vorher. Ständig ärgert sie mich.“ Mamoru konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. „Könnte es daran liegen, dass du sie auch immer ärgerst?“, fragte er. Bunny pumpte beleidigt die Backen auf. „Stimmt ja gar nicht. Rei ist schon immer so fies zu mir gewesen.“ Terra lachte auf. „Naja du kennst doch bestimmt das Sprichwort `Was sich liebt, das neckt sich´ oder? Ich habe den Eindruck, das ist nur eure Art zu zeigen, wie gern ihr euch habt.“ „Genau.“, bestätigte ChibiUsa ihn. „Das stimmt doch gar nicht. Ich...wir...sie.“, stammelte Bunny. „Lass gut sein Bunny. Du weißt das er Recht hat.“, gähnte Luna gelangweilt. Die Katzen kannten dieses Thema schon in und auswendig. Schmollend schwieg Bunny. „Du Terra?“ ChibiUsa sah ihn mit großen Bittenden Augen an. „Was ist denn kleine Lady?“, fragte er lächelnd. Er kannte diesen Blick. ChibiUsa setzte ihn immer auf, wenn sie etwas haben wollte. „Kann ich mal deine Schlüsselschwerter sehen? Also mal so richtig aus der Nähe?“ Überrascht hob Terra die Augenbraue. „Warum denn?“ „Ich bin einfach neugierig. So einen Gegenstand wie ein Schwert hab ich noch nie in den Händen gehalten.“ Terra sah Mamoru und Bunny fragend an. Mamoru nickte. „Sie wird schon aufpassen. Außerdem bist du ja dabei. Mal abgesehen davon...würde ich sie mir auch gerne mal näher ansehen. Deine Schwerter haben wirklich sehr erstaunliche Fähigkeiten.“ Achselzuckend hob Terra die Hand und ließ aus dem Nichts eines seiner Schwerter entstehen. Vorsichtig gab er es dem kleinen Mädchen. Mit einem lauten Kling knallte die Spitze der Klinge auf den Boden. Das Schwert war für ChibiUsa viel zu schwer, sie konnte es nur auf wenige Zentimeter über den Boden anheben. „Oha. Das ist ja wahnsinnig schwer. Wie kannst du damit nur kämpfen?“ Trotzdem besah sie sich staunend die glänzende Waffe. Wenn man etwas Fantasie übrig hatte, konnte man in dem Schwert tatsächlich einen übergroßen Schlüssel erkennen, wobei das Ende der Klinge die Schlüsselzacken darstellte. Allerdings sahen diese Zacken eher aus wie ein weit geöffnetes Raubtiergebiss. Die Klinge selbst war leicht gebogen und hatte eine tiefschwarze Farbe. Wie die finsterste Nacht. Dunkelblaue Runen verzierten die Klinge, wie ein eingemeißelter Zauberspruch. Dadurch wirkte das Schwert noch eine Spur geheimnisvoller. Um den silbernen Griff herum schmiegten sich dunkelblaue Drachenflügel, ließen aber genug Freiraum für Terras Hand, ohne dass sich dieser an den spitzen Zacken verletzten konnte. Für einen Einhänder war das Schwert ein klein wenig zu lang, in Kombination mit der schmalen Klinge gab es ihm jedoch ein elegantes aussehen. Sonnenstrahlen brachen sich auf der glänzenden Klinge und warfen wilde Lichtreflexe auf die Wände. „Was bedeuten diese Runen?“, fragte ChibiUsa. „Ehrlich gesagt ich weiß es nicht.“, antwortete Terra. „Und was das Kämpfen betrifft: ich empfinde das Schwert als gar nicht so schwer. Das mag aber daran liegen, dass ich der Meister dieses Schwertes bin und du nicht.“ Unter einem Lichtblitz ließ er nun auch noch sein zweites Schwert erscheinen und reichte es ihr. Das schwarze Schwert verschwand wieder aus ihrer Hand. Überrascht starrte sie auf ihre leere Handfläche widmete sich dann aber dem neuen Schwert. Es war etwas kürzer als das andere, dafür aber deutlich breiter, wodurch es eher Ähnlichkeiten mit einer Streitaxt hatte. Aber es war genauso schwer wie das schwarze Schwert. Auch diese Klinge war leicht gebogen und der Griff war umrahmt von Dämonenflügeln. Am Ende der Klinge befanden sich drei breite, gebogene Zacken. Sie sahen ein wenig aus wie Vampirzähne. Allerdings war dieses Schwert nicht tiefschwarz sondern so weiß wie Schnee. Mamoru nahm ChibiUsa das Schwert ab und betrachtete es genauer. Auch für ihn war es nicht gerade leicht, ein Kampf wäre für ihn damit nicht einmal theoretisch nachvollziehbar. Glänzend lag es in seiner Hand und spiegelte den Himmel hinter dem Fenster wieder. „Das ist kein Stahl den ich kenne.“ „Wo hast du das Schwert her, Terra? Und wer hat es geschmiedet?“, fragte Artemis ebenso neugierig wie alle anderen. Bedauernd schüttelte Terra den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen Artemis.“, sprach er. „Nicht weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht kann. Niemand weiß so genau wo diese Schwerter herkommen oder wer sie geschmiedet haben soll. Man weiß nur, dass sie selbst sich ihre Träger suchen. Du kannst dir nicht einfach ein Schlüsselschwert nehmen und damit kämpfen. Wenn du nicht der Meister des Schwertes bist, wird es dir nicht gehorchen. Wie wir ja gerade festgestellt haben sind die Waffen dann unter anderem auch viel zu schwer für den Träger. Aber du kannst das Schlüsselschwert eines anderen Trägers übernehmen. Beispielsweise wenn der Träger es dir übereignet, er stirbt und du es übernimmst oder...wenn du ihn selbst tötest. Trotzdem musst du selbst auch die Kraft eines Trägers in dir haben sonst ist es dir ohne nutzen. Schau.“ Terra hob die Hand und das Schwert materialisierte sich dort wieder. Verblüfft starrte Mamoru in seine leere Hand, in der er gerade noch das Schwert gehalten hatte. „Da ich sein Meister bin, kann ich es von überall zu mir rufen. Selbst wenn es in der Hand eines anderen ist.“ In einem Lichtwirbel verschwand das Schwert wieder. "Ach und zusätzlich sind die Schwerter die Quelle meiner Magie. Ohne sie könnte ich gar keine Magie vollbringen." „Diese Schwerter machen mich wirklich neugierig.“, sagte Luna. „Hättest du was dagegen, wenn Ami mal eines davon untersuchen dürfte? Vielleicht finden wir ja etwas heraus.“ Terra schüttelte den Kopf. „Sie kann es gerne tun...sobald...“ Den Rest des Satzes ließ er in der Luft stehen. Es war aber auch nicht nötig ihn zu beenden. Die anderen wussten was er sagen wollte. Terra nahm sich den letzten Keks aus der Dose und überreichte diese ChibiUsa. „Danke. Sie waren wirklich sehr lecker.“ Strahlend packte ChibiUsa sie ein. Dann nahm sie etwas anderes aus der Tasche und reichte es Bunny. „Hier. Vergiss das hier nicht.“ „Ach ja.“ Bunny nahm es entgegen und wandte sich Terra zu. „Weißt du wir sind eigentlich aus einem bestimmten Grund hier. Das ist für dich.“ Sie hielt die Hand auf und streckte sie Terra entgegen. Auf ihrer Handfläche lag eine silberne Armbanduhr. „Eine Uhr?“, fragte Terra und nahm sie ihr ab. Neugierig musterte er das kleine Gerät. Das glänzende Silber schien in seiner Handfläche zu leuchten, als ob die Uhr auf ihn reagieren würde. Und spürte er nicht ein ganz leichtes Pulsieren durch das Metall beben? Als er sie umdrehte, entdeckte er auf dem Rücken ein kleines Symbol oder eher ein Bild. Es sah aus wie ein Dämonenkopf, ähnlich wie der Anhänger, welchen er an seiner Kette trug. „Das ist keine gewöhnliche Uhr. Es ist ein Pager.“, erklärte Luna. Terra drehte die Uhr weiter und entdeckte an der rechten Seite, dort wo eigentlich die Rädchen zur Einstellung der Zeit waren, sechs winzige Knöpfe. „Jeder Knopf ist einer Kriegerin zugeteilt. Von oben nach unten wie folgt: Bunny, Ami, Rei, Makoto und Minako. Der sechste Knopf kontaktiert alle gleichzeitig.“, erklärte Artemis ihm. „Die Pager der anderen sind bereits mit deinem Synchronisiert worden. Nur der von Ami noch nicht. Aber das holen wir nach, wenn wir sie das nächste mal sehen.“ Fragend sah Terra auf. „Warum schenkt ihr mir das?“ Mamoru und Bunny sahen sich kurz an. „Wir möchten dich in unser Team aufnehmen. Du hast schon ein paar mal mit uns gekämpft. Immer warst du eine große Hilfe und bist uns ein guter Freund geworden. Daher haben wir einstimmig beschlossen, dass wir dich gerne immer bei uns haben und dir diesen Pager schenken wollen. Mit ihm können wir uns immer erreichen, falls wir einander brauchen. Wir verwenden ihn aber auch oft im normalen Alltag, nicht nur im Kampf.“, sagte Bunny lächelnd. „Artemis und ich haben diesen Pager extra für dich angefertigt.“ , warf Luna mit stolzem Unterton ein. „Natürlich...“, sagte Mamoru langsam. „...musst du es nicht annehmen. Nichts liegt uns ferner als dich zu drängen, aber der Pager kann durchaus sehr nützlich sein. Ich glaube sowohl du als auch wir sind in einen Kampf verstrickt, der gefährlicher ist als alle bisherigen. Hiermit könnten wir uns gegenseitig unterstützen, so muss niemand alleine kämpfen.“ Stillschweigend dachte Terra nach. „Es wäre uns eine große Ehre, wenn du ihn annehmen würdest.“, sagte Bunny. „Ja bitte Terra.“, bettelte ChibiUsa. „Psst. Dränge ihn nicht.“, flüsterte Luna ihr zu. Alle warteten sie gespannt auf seine Antwort. Schließlich band Terra sich die Uhr um das linke Handgelenk. Flackernd leuchtete der Bildschirm auf und eine abgehackte Computer-Stimme sagte: „Nutzer bestätigt: Terra Kagurasaka. System arbeitet im Normalzustand und ist vollständig einsatzbereit.“ Dann erlosch der Bildschirm und die Uhr zeigte wieder das, wofür sie ursprünglich gedacht war: die Zeit.

„Klasse. Echt toll das du es angenommen hast.“, jubelte ChibiUsa. Terra wuschelte ihr kurz durch das Haar. „Warum auch nicht? Wie Mamoru bereits sagte, kann es sehr nützlich sein. Es ist auf jedenfall ein strategischer Vorteil, wenn wir uns jederzeit erreichen können.“ „Stimmt. Das hat uns schon sehr oft geholfen.“, sagte Bunny. „Vielleicht solltest du sie einmal ausprobieren um zu sehen ob sie auch wirklich einwandfrei funktioniert.“, sagte Mamoru. „Richtig. Vorsicht ist besser als Nachsicht.“, bestätigte Terra und hob die Uhr vor sein Gesicht. Was hatte Artemis noch gleich gesagt, für wen welcher Knopf stand? Mit dem Fingernagel drückte er auf den vierten Knopf. Der Bildschirm der Uhr färbte sich schwarz und einen kurzen Moment später tauchte Makotos Gesicht darin auf. „Hey super. Du hast ihn angenommen.“, grinste sie ihm entgegen. Terra nickte. „Ja, habe ich. Wir wollten nur mal eben testen ob er auch funktioniert. Wie läufts denn bei dir und Minako?“ Makoto Gesicht nahm einen übertrieben leidenden Ausdruck an. „Frag bloss nicht. Minako schleppt mich in einem irren Tempo von einem Kleidungsgeschäft zum nächsten. Wenn sie so weiter macht, hat sie ihr Taschengeld für diesen Monat bald aufgebraucht.“ Artemis gab einen tiefen beschämten Seufzer von sich. „Oh nein. Sie hat schon wieder eine ihrer Phasen.“, sagte er. Makoto nickte. „Zugegeben viele der Kleider die sie gekauft hat sind wirklich traumhaft, aber sie...“ Ein lauter Aufschrei ließ sie den Kopf drehen. „Was war das?“, fragte ChibiUsa und Bunny fast gleichzeitig. Makoto drehte sich wieder dem Display zu. Jetzt hatte sie eine Miene aufgesetzt, die eindeutig sagte: ´Helft mir´. „Sie hat in einem Laden die neueste CD ihrer Lieblingsband gefunden. Und das schlimme ist: die Verkaufsschlange reicht bis zur Straße hinaus.“ „Komm schon Makoto. Wir müssen uns anstellen, sonst bekomme ich keine CD mehr.“, hörten sie Minakos Stimme aus der Ferne. „Ohje. Ich muss los, Leute. Bis dann.“ Und mit diesen Worten verschwand Makoto. „Tja, also der Pager funktioniert auf jedenfall.“, sagte Terra grinsend. „Arme Makoto.“, meinte ChibiUsa. „Wenn Minako ihre Kauflaune bekommt, ist nichts mehr vor ihr sicher.“ „Ach Makoto wird das schon überleben. Von so was lässt sie sich doch nicht unterkriegen.“, meinte Bunny. „Da fällt mir ein: Mamoruuuu. Wir könnten auch mal wieder shoppen gehen. Ich hab da neulich ein ganz tolles Kleid gesehen.“, mit glänzenden Augen schmiegte sie sich enger an ihn. „Äh tja...also...diese Woche siehts bei mir eher schlecht aus, aber vielleicht nächste Woche ok?“, sagte Mamoru. „Super. Das wird bestimmt lustig!“, rief ChibiUsa vergnügt. Sofort schoss Bunnys Blick zu ihr. „Wer hat denn gesagt, dass du mitkommst?“ Luna schüttelte den Kopf. „Ohje, ohje. Jetzt geht das wieder los.“ Doch statt zu streiten sah ChibiUsa Terra an. „Du kommst doch bestimmt auch mit, oder?“ Terra schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht.“ ChibiUsa sah ihn traurig an. „Warum denn nicht?“ „Ich werde eine Weile verreisen.“ Alle sahen ihn überrascht an. „Wisst ihr...ich habe noch etwas zu erledigen.“, sagte Terra langsam. „Was musst du denn erledigen?“, fragte Bunny neugierig. Einen Moment zögerte Terra doch dann begann er zu erzählen: „Während des Kampfes in Reis´ Herzen...hat mich meine Dämonenform im Stich gelassen. Gerade in dem Augenblick, wo ich sie am meisten gebraucht habe, war es mir nicht mehr möglich diese Form zu halten. Der Energieverlust war einfach zu groß. Ich hatte an diesem Tag schon ein paar Mal meine Verwandlung eingesetzt. So habe ich mein Limit kennen gelernt. Ich kann mich nur dreimal verwandeln und mit jedem Mal wird es schwerer die Verwandlung zu halten. Das muss ich ändern. Beim nächsten Mal könnte es mich und euch das Leben kosten, wenn die Verwandlung während des Kampfes abbricht. Also muss ich trainieren. Ich bin davon überzeugt, das wenn ich es schaffe stärker zu werden, es mir auch irgendwann gelingt die Verwandlung über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.“ Die anderen Schwiegen, sie dachten über seine Worte nach. Schließlich sagte Mamoru: „Es wäre auf jedenfall ungemein praktisch, wenn du die Verwandlung länger aufrecht erhalten könntest, soviel ist klar. Aber es könnte auch gefährlich werden, wenn der Energieaufwand so hoch ist wie du sagst.“ Terra nickte zustimmend. „Ja ich weiß. Aber ich möchte es nicht noch einmal riskieren, dass die Verwandlung mich im Stich lässt, wenn es am nötigsten ist.“ Verstehend nickte Bunny. „Also gut. Dann tu was du tun musst. Aber bitte versprich mir eins.“ Bittend nahm sie seine Hand. „Pass während des Trainings bitte gut auf dich auf Terra.“ Mamoru stimmte ihr nickend zu. „Wenn du es übertreibst, könntest du dich selbst umbringen.“ Terra nickte. „Das ist mir bewusst.“ „Aber du weißt schon...“, warf Artemis ein. „...das du das nicht für uns tun musst. Die Last des Kampfes liegt nicht gänzlich auf deinen Schultern. Auch wir haben viele Erfahrungen im Kampf und zusammen bilden wir ein hervorragendes Team. Wir können die Kämpfe bestimmt auch ohne den Dämon gewinnen.“, sagte er optimistisch. „Ich weiß. Aber ich tue es nicht nur für euch. Sondern auch für mich.“, korrigierte Terra ihn sanft. „Wahrscheinlich würde ich mich viel wohler fühlen, wenn ich weiß das meine Kräfte mich nicht so schnell im Stich lassen werden.“ Luna nickte. „Wenn es dich beruhigt, wird das schon in Ordnung sein.“ „Hast du eine Ahnung wo du trainieren willst? Können wir dir helfen?“, fragte ChibiUsa. Terra schüttelte den Kopf. „Nein keine Ahnung. Ich werde mir einen ruhigen Ort suchen, wo ich ungestört sein kann. Nächste Woche sind ja Ferien. Momentan suche ich noch einen Ort wo ich hinfahren kann. Und nein ChibiUsa. Ihr könnt mir nicht helfen. Ich muss es alleine tun.“ Widerwillig nickten die anderen. Sie hatten verstanden. Aus der Küche erklang das Geräusch der Kuckucksuhr. Mittag. „Herrje schon so spät. Wir sind doch noch mit Minako und Makoto verabredet.“ Bunny sprang auf. „Die beiden haben vorgeschlagen noch einmal mit Ami zu reden. Außerdem müssen wir dringend Makoto von Minako erlösen.“; lächelte sie. Fragend sah sie Terra an. „Möchtest du vielleicht mitkommen?“. Doch Terra schüttelte den Kopf. „Keine gute Idee glaube ich. Ich sollte ihr noch etwas Zeit geben. Und ich selbst brauche auch noch etwas Zeit zum Nachdenken“, meinte Terra. Tatsache war jedoch, dass er Ami im Moment nicht sehen wollte. Sicher er vermisste sie, aber ihm spuckte immer und immer wieder der Moment im Kopf herum, wo sie vor Angst vor ihm zurückgewichen war. Das hatte ihn tief verletzt, mehr als er sich selbst bewusst machen wollte. Er begleitete sie zur Tür und verabschiedete sich. Mamoru streckte ihm einen Briefumschlag entgegen. Terra nahm ihn an und sah auf den Umschlag. Kein Wort stand darauf. „Was ist das?“ „Das kommt von Rei. Sie bat uns es dir zu geben.“ Stirn runzelnd wendete Terra den Umschlag ein paar Mal. „Danke.“ „Also bis bald dann Terra. Melde dich bei uns.“, winkte ChibiUsa ihm zum Abschied zu und lief voran. Mamoru und Bunny hinterdrein. Terra schloß die Tür und ging durchs Wohnzimmer auf den Balkon. Einen Moment später konnte er die fünf am Fuße des Gebäudes erkennen. Nachdenklich beobachtete er sie, bis sie in den Straßen verschwunden waren. Er hob den Briefumschlag hoch, betrachtete ihn noch einen Moment und öffnete ihn dann. Terra erstarrte. In dem Umschlag war ein Foto von ihm und Ami...ein Foto, welches Rei an dem Abend seiner Willkommens-Party geschossen hatte. Auf dem Bild waren Ami und er beim tanzen zu sehen, sie wirkten beide so glücklich...so unbeschwert...so zusammengehörig...Terra hatte plötzlich einen Kloß im Hals...

Viele Fragen

Da er es in seiner Wohnung nicht mehr aushielt, entschloss er sich einen Spaziergang zu machen. Lustlos schlenderte er durch die Straßen, besah sich die Schaufenster und war in Gedanken doch immer woanders. Sein Traum ließ ihn einfach nicht mehr los. Angst durchfuhr ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er sich erinnerte, wie Ami von der Finsternis regelrecht verschlungen wurde. Was hatte dieser Traum nur zu bedeuten? Sollte er ihm überhaupt Bedeutung beimessen? Oder war es letztlich nur das was es ja eigentlich auch war...ein Traum. Mit wirren Gedanken setzte Terra einen Schritt vor den anderen. Jedoch achtete er gar nicht darauf wohin ihn seine Füße eigentlich trugen. Irgendwann hob Terra den Blick. Suchend sah er sich um. Wo war er denn jetzt gelandet? Definitiv nicht in einer Gegend die ihm bekannt vorkam. Eine Wiesenfläche, durchbrochen von einer Baumallee umgab ihn. Am Ende der Allee befand sich ein großer Turm, erbaut aus mehreren, orangen und auch weiß gestreiften Stahlträgern. Jeder in Tokio kannte diesen Turm, es handelte sich um den Tokio-Tower, eines der Wahrzeichen der Stadt. Genutzt wurde es zur Ausstrahlung von Fernseh- und Radioprogrammen. Terra hatte ihn bisher immer nur aus der Ferne gesehen und wusste nicht worum es sich bei diesem Bauwerk handelte. Langsam sah er zu der Spitze hinauf. Dort oben schienen Menschen zu sein, er konnte sie als winzige Pünktchen ausmachen.

„Beeindruckend nicht wahr?“, fragte eine weibliche Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr Terra herum. „Rei!“ Lächelnd stand sie hinter ihm, in einer Hand eine Plastiktüte. Ihre Hände waren von schneeweißen Verbänden bedeckt, wegen der Verletzungen, die sich zugezogen hatte, als sie halb wahnsinnig auf den Sailor - Schild eingeschlagen hatte.„Hallo.“ Sie kam ein Stück näher und stand nun unmittelbar vor ihm. „Überrascht?“ Terra nickte. „Ja in der Tat. Verzeih meine Reaktion. Ich hatte dich nur nicht kommen hören.“ Rei sah ihn prüfend an. „Warst wohl in Gedanken?“ Seufzend stimmte Terra ihr zu. „Kann man wohl sagen.“ Für einen kurzen Augenblick wurden seine Augen leer, als wenn seine Gedanken wieder in die Ferne schweifen würden. Doch so schnell wie der Moment kam, ging er auch wieder und er richtete seinen Blick wieder auf Rei. „Wie geht es dir? Konntest du dich schon einigermaßen erholen?“ „Ja, ein wenig zumindest. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern. Aber das wird schon.“ Rei verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und tippte mit einer Fußspitze auf den Boden. „Weißt du ich wollte dir noch einmal danken Terra. Du hast wirklich viel für uns...für mich getan.“ „Gern geschehen. Ihr würdet dasselbe wahrscheinlich auch für mich tun. Auch wenn wir uns noch nicht sehr lange kennen...wir sind Freunde...oder?“ Ein breites Lächeln erhellte Reis Gesicht. „Na klar.“ Terra lächelte zurück. „Danke übrigens für das Foto. Aber warum jetzt?“ Nervös sah Rei an ihm vorbei. „Naja...ich dachte es würde euch daran erinnern...wie schön ihr beide es hattet...zu zweit...und wie glücklich ihr dabei ausgesehen habt. Ich dachte vielleicht hilft es euch wieder zueinander zu finden.“ Terra stutzte und sah sie scharf an. „Euch daran erinnern? Hast du Ami auch ein Foto zukommen lassen?“ Ihr Gesicht lief puterrot an. „Also....ähm....“ „Du hast es Bunny, Mamoru und ChibiUsa mitgegeben oder? Unter anderem deswegen sind sie zu Ami gegangen nachdem sie mich besucht hatten.“ Eine Bestätigung war nicht nötig, ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. „Du hast es getan.“ „Tut mir Leid.“ Terra schüttelte den Kopf. „Das muss es nicht. Ich sollte dir sogar dankbar sein. Womöglich könnte uns das wirklich helfen.“ Dann drehte er sich um und suchte nach einer Möglichkeit das Thema zu wechseln. Sein Blick fiel wieder auf den Turm. „Kannst du mir sagen, was das für ein Turm ist?“ Rei sah ihn sichtlich überrascht an. Seine Frage hatte die gewünschte Wirkung nicht verfehlt. „Weißt du das nicht?“ „Würde ich sonst fragen?“ „Touché.“, lachte Rei und erklärte ihm worum es sich bei diesem Stahlkoloss handelte. Sie deutete auf die Spitze des Turmes. „Dort oben befindet sich eine Aussichtsplattform. Von dort hat man einen phantastischen Blick auf die Stadt. Wollen wir hinauf gehen?“, fragte sie. „Gerne.“ Gemeinsam gingen sie gemächlich los. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte Terra plötzlich Schulterzuckend hob Rei kurz ihre Tüte an. „Ein paar Materialien besorgen.“, erklärte sie. „Unsere Glücksbringer gehen allmählich aus, wir müssen neue fertigen.“ „Du meinst die Glücksbringer die ihr in eurem Tempel verkauft? Für Beruf, Freundschaft, Liebe und alles wofür man sonst noch die Unterstützung der Götter haben möchte?“ Bestätigend nickte sie. „Genau die. Wir stellen sie selbst her. Es ist zwar eine ganz schöne Arbeit so etwas zu flechten, aber es macht Spaß und die Menschen freuen sich darüber.“ „Das kann ich mir vorstellen. Glücksbringer sind ja sehr beliebt und manchmal helfen sie einem sogar. Vielleicht sollte ich mir auch einmal einen kaufen.“ Rei kramte auf einmal hektisch in ihrer Tüte herum. „Hier.“, sagte sie plötzlich und reichte ihm ein bereits fertig gestelltes Band. Terra nahm es entgegen und betrachtete es neugierig. So wie es da so in seiner Hand lag, wirkte es von Form und Farbe her wie ein länglicher, blauer Kristall. Rei hatte es mit einem kompliziert aussehenden Muster geflochten, es war fast unmöglich festzustellen wo welcher Faden verlief. Mal gingen sie untereinander, dann seitwärts, dann wieder untereinander und kreuz und quer. Auf der Hälfte des Bandes prangte eine kleine Holzscheibe auf der ein noch kleineres Symbol zu sehen war. Ein Kanji, dessen Bedeutung er nicht kannte. „Wofür ist dieses Band?“, fragte Terra und hielt es ihr entgegen. Rei nahm es ihm ab, packte es jedoch nicht wieder ein sondern griff mit der anderen Hand nach seinem rechten Handgelenk und zwang ihn damit ebenfalls stehen zu bleiben. „Es ist ein Wunschband. Nicht für einen kategorisch festgelegten Wunsch wie zum Beispiel unsere Freundschaftsbänder, sondern für deinen selbst gewählten Wunsch.“, erklärte sie und nestelte an dem Band herum. „Das kann alles Mögliche sein. Sei es eine gute Note in einer Klausur oder Glück bei einem Wettbewerb, alles was du willst. Man wickelt es um sein Handgelenk und wenn es irgendwann zerreißt, weiß man das der Wunsch in Erfüllung gehen wird.“ Zufrieden betrachtete sie noch einmal den Knoten und ging dann wieder einen Schritt zurück. „Ich schenke es dir. Sieh es als ein kleines Dankeschön an.“ Lächelnd nickte Terra. „Vielen Dank.“ „Jetzt musst du dir etwas wünschen. Im Geiste, sprich den Wunsch nicht aus.“ Terra schloss die Augen und überlegte einen Moment. Was sollte er sich wünschen? Zugegeben fiel ihm im ersten Moment nichts Sinnvolles ein…dann schweiften seine Gedanken zu dem Wunschband und seiner blauen Farbe…blau…wie die Farbe von Amis Haaren…Ami…

Still für sich äußerte er dem Band seinen Wunsch. Zwar kam er sich dabei ein wenig albern vor, aber was machte das schon. Es hörte ja niemand.

Terra öffnete wieder die Augen und atmete einmal tief durch. „Fertig?“, fragte Rei ihn. In ihren Augen konnte er Neugierde lesen, doch sie fragte nicht um den Sinn des Bandes nicht zu zerstören. „Ja. Wollen wir weiter?“ Sie nickte und ging voran. „Du hast ihn also angenommen. Das freut mich.“, sagte sie plötzlich. „Wen?“ „Den Pager.“ Terra hob die Hand und betrachtete die Uhr. „Oh ja. Habe ich. Er wird sich bestimmt als nützlich erweisen.“ Eine Weile lang redeten sie über Belanglosigkeiten wie die Schule und die Arbeit und das sie es kaum erwarten konnten, das bald Ferien waren. Als sie dann den Tower erreichten, verfielen sie in Schweigen, solange wie das Rumpeln des Aufzuges anhielt. Nach einer Weile öffneten sich die Türen und gleißender Sonnenschein verbunden mit kaltem Wind schlug ihnen entgegen. Dafür war die Aussicht atemberaubend. Zwar war der Tokio Tower nicht das größte Gebäude in Japan, aber es war dennoch so groß, dass sie fast die ganze Stadt überblicken konnten. Tokio erstrahlte im Licht der Sonne. Ihr Schein spiegelte sich vereinzelt in Fenstern wieder, sodass es aussah, als wäre die Stadt mit mehreren leuchtenden Kristallen durchzogen. Terra konnte sogar einen Park sehen, in dessen Mitte ein blauer See das Licht der Sonne reflektierte.

War es vielleicht der Park, in dem er Bunny und ChibiUsa zum ersten Mal kennen gelernt hatte? „Wunderschön oder?“, fragte Rei ehrfürchtig. Für sie war es kein unbekannter Anblick, sie hatte diese Aussicht schon ein paar Mal genossen. Doch er verschlug ihr jedes Mal aufs Neue die Sprache. Terra nickte. „Ja. Tokio ist wirklich eine schöne Stadt. Schade, dass sie ständig durch die Dunkelheit bedroht wird.“ Eine Weile schwiegen sie. Plötzlich sagte Rei: „Weißt du…ich habe noch einmal über diese Herzlosen nachgedacht.“ Sie druckste ein bisschen herum und überlegte wie sie das, was sie beschäftigte ausdrückte, ohne dass er es falsch verstand. „Und worüber hast du nachgedacht?“, versuchte Terra ihr zu helfen. Aufmerksam sah er sie an. „Naja…diese Herzlosen sind hier vorher noch nie aufgetaucht. Erst seitdem du…“, verunsichert brach sie den Satz ab. „Erst seitdem ich in diese Welt gekommen bin? Ist es das was du sagen willst?“ Zögernd nickte Rei.

Terra dachte einen Moment nach. „Normalerweise sind die Herzlosen allgegenwärtig. Es gibt praktisch keine Welt, die sie nicht versuchen zu unterwerfen und zu verschlingen. Wenn es wirklich so ist wie du sagst, sollten wir versuchen herauszufinden, warum sie jetzt erst aktiv geworden sind.“, erklärte er nachdenklich. „Entschuldige Terra, ich hoffe ich habe dich nicht beleidigt. Es ist nur…naja seltsam…das du und die Herzlosen gleichzeitig in diese Welt kommen.“ Terra legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Schon in Ordnung ich verstehe das.“, sagte er und nahm die Hand wieder zurück. „Allerdings glaube ich nicht, dass es was mit meinem Erscheinen zu tun hat. Diese Welt war gar nicht mein Ziel. Der Weltentunnel hat mich hier einfach herausgeschleudert, auf das Ziel der Reise hatte ich keinerlei Einfluss. Vielleicht hat das Schicksal mich hierher gebracht. Weil die Invasion der Herzlosen hier seinen Anfang nahm. Wer weiß…“ Mit seinen Fingern spielte er mit dem Anhänger seiner Kette herum. Dies war ihm inzwischen zu einer Art Reflex geworden. Er tat es immer wenn ihn etwas beschäftigte. „Jetzt wo ich so darüber nachdenke, gibt es noch ein paar Dinge die seltsam sind.“, murmelte er. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. „Welche denn?“, fragte Rei. „Herzlose tauchen in der Regel in großer Anzahl auf. Und sie scheinen sich wie die Pest zu vermehren, wenn sie erstmal eine viel versprechende Welt gefunden haben. Das wir in der ganzen Zeit so wenige Herzlosen gesehen haben ist…ungewöhnlich.“ „Also ehrlich gesagt kann ich mich nicht darüber beklagen. Die beiden letzten waren für mich schon schlimm genug.“, meinte Rei. Doch Terras Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er ganz anderer Meinung war. „Oder nicht?“, fragte sie verunsichert nach. „Ich weiss nicht. Die einzige Erklärung die mir einfällt ist, dass jemand sie kontrolliert und zurück hält um sie gezielt einzusetzen. Hoffentlich irre ich mich. Jemand der mächtig genug ist, um Herzlose zu kontrollieren, kann unvorstellbares Chaos anrichten. Da sind mir die unkontrollierten Herzlosen ehrlich gesagt lieber. Unkontrolliert folgen die meisten von ihnen keiner logischen Denkweise und sind leichter zu besiegen. Wenn man die Herzlosen jedoch kontrolliert und strategisch einsetzen würde...werden sie noch gefährlicher als sie es eh schon sind. Das andere was mich beunruhigt ist die Tatsache, dass ich hier noch niemanden von der Organisation begegnet bin. Sonst kann ich mich vor ihnen gar nicht retten. Ständig haben sie mich angegriffen. Aber hier…Mal angenommen jemand hält die Herzlosen zurück, dann könnte es durchaus jemand von der Organisation sein. Bisher waren sie als einzige dazu in der Lage. Dann wiederum stellst sich mir die Frage: Warum hat die Organisation noch nicht gehandelt? Warum bleibt sie in verborgenen?“ Seufzend ließ Terra die Kette wieder los. „So viele Fragen, doch so wenige Antworten.“ Nachdenklich sah Rei ihn an. „Weißt du…ich könnte versuchen die Flammen zu befragen.“ „Die Flammen zu befragen? Wie meinst du das?“, fragte Terra verwundert. Rei erklärte es ihm. „Es ist eine besondere Art der Meditation, bei der es mir manchmal möglich ist in den Flammen des Feuers das Schicksal zu deuten. Während der Meditation erreiche ich eine spirituelle Ebene auf der es mir manchmal gelingt noch kommendes zu erahnen oder Auren ausfindig zu machen. Dazu lese ich die Formen der Flammen. In der Vergangenheit hat uns das schon öfters bei unseren Kämpfen geholfen. Vielleicht kann ich so ja herausfinden ob diese Organisation hier ist. Klar die Deutung des Feuers ist schwierig und nur selten verständlich. Manchmal kann man nur Bruchstücke der Antwort sehen. Aber einen Versuch wäre es wert.“ Fragend sah Rei ihn an. „Wollen wir es versuchen?“ Terra nickte. „Kann jedenfalls nicht schaden.“ Sie machten sich wieder auf den Weg nach unten. Am Fuße des Towers fragte Terra plötzlich: „Sag mal kannst du damit auch Träume deuten?“ „Träume deuten?“, fragte Rei verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel. „Ja Träume deuten. Wenn jemand einen Traum hatte, er aber nicht versteht was der Traum bedeuten soll, kannst du dann durch Meditation den Sinn des Traumes erfassen?“ Neugierig geworden sah Rei ihm tief in die Augen. Tief in ihnen konnte sie Unsicherheit erkennen, vielleicht sogar eine winzige Spur von Angst. „Du hattest einen solchen Traum oder?“ Es war nicht wirklich eine Frage, eher eine Feststellung. Zögernd nickte Terra. „Letzte Nacht. Es war etwas…beunruhigend.“ „Erzähl mir davon.“ Und Terra tat es. In seiner Erzählung ließ er nichts aus, schilderte alles woran er sich erinnern konnte. An einer roten Ampel hielten sie an. Nachdenklich starrte Rei auf das rotglühende Ampelmännchen. „Du hast Recht der Traum ist wirklich beunruhigend. Hattest du diesen Traum schon öfters?“ Verneinend schüttelte Terra den Kopf. „Das war das erste Mal.“ Endlich sprang die Ampel auf Grün und sie gingen weiter. „Vielleicht war es ja wirklich nur ein Traum aber…“ „Du glaubst nicht daran oder?“, hakte Rei nach. „Nicht wirklich. Mein Instinkt sagt etwas anderes. Wenn ich darüber nachdenke schrillen in meinem Kopf alle Alarmglocken. So als wäre der Traum eher…ich weiß auch nicht…eine Warnung oder so.“ Bestätigend nickte Rei. „Ich kann nicht genau sagen warum, aber ich glaube auch das mehr dahinter steckt. Eine Warnung?...Vielleicht auch eine Vision des kommenden. Wir sollten es wirklich mit der Meditation versuchen, möglicherweise erfahren wir ja etwas. Aber ich werde deine Hilfe brauchen.“ „Danke Rei.“ „Gerne.“ Nach einer ganzen Weile wo jeder seinen eigenen Gedanken hinterher hing, hatten sie endlich die Stufen des Hikawa - Tempels erreicht und machten sich an den Aufstieg. Plötzlich krächzte etwas über ihnen auf und Rei und Terra hoben die Köpfe. Zwei große Raben zogen hoch in der Luft ihre Kreise. Erfreut streckte Rei die Arme aus und rief: „Phobos! Deimos!“ Mit einem weiteren lauten Krächzen gingen die Raben in den Sturzflug, bremsten ruckartig ab und landeten. Der eine auf Reis Schulter und der andere auf ihrem rechten Arm. „Na habt ihr mich vermisst?“, fragte Rei lachend, setzte ihren Beutel ab und streichelte dann das schwarze Gefieder des auf dem Arm sitzenden Raben. Verblüfft hatte Terra die Szenerie verfolgt. Solch zutrauliche Raben hatte er noch nie gesehen. Als dann auch noch der zweite Rabe anfing fast liebevoll mit Reis Haaren zu spielen, steigerte sich seine Verwirrung noch mehr. „Phobos und Deimos?“, fragte er. Rei sah ihn erst fragend, dann verstehend und schließlich lachend an. „Stimmt ja. Du kennst die beiden ja noch nicht oder?“ Langsam, um die Vögel nicht zu erschrecken, drehte Rei sich zu Terra um. Phobos und Deimos starrten Terra durchdringend an. Einer der beiden krächzte warnend, oder alarmiert? „Die beiden sind schon seit meiner Kindheit meine Freunde. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, wusste ich einfach dass sie Phobos und Deimos heißen. Seit damals sind sie so etwas wie die Wächter des Tempels. Und sie haben ein gutes Gespür für übernatürliches. Manchmal warnen sie mich, wenn sich etwas Böses nähert.“

Ohne Vorwarnung flatterte einer der Raben auf und stieß auf Terra zu. Reflexartig hob Terra den Arm um sich zu schützen. Doch der Rabe griff ihn nicht an. Stattdessen flatterte er um Terra herum und schien ihn zu begutachten. „Terra strecke deinen Arm aus!“, sagte Rei gespannt. Langsam streckte Terra wie ihm geheißen seinen rechten Arm aus. Erneut krächzte der Rabe, senkte sich hinab und landete auf dem Arm. Die Krallen gruben sich in das Fleisch, doch Terra gab keinen Laut von sich, rührte keinen Muskel. „Das ist Phobos.“, sagte Rei fast schon flüsternd. Phobos sah Terra tief in die Augen. Dieser fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Fast schien es ihm, als sähe das Auge des Raben tief in seine Seele, rissen sogar den verborgenen Dämon ans Licht. Nun flatterte auch Deimos auf und setzte sich neben Phobos auf Terras Arm. Und ebenso wie sein Gefährte musterte auch er ihn eingehend. Schwer lastete das Gewicht der beiden Vögel auf Terras Arm, doch noch schwerer lastete ihr Blick auf ihm. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der niemand von ihnen sich regte, hob Terra seine linke Hand und hielt sie Phobos und Deimos entgegen. Rei und Terra hielten gespannt den Atem an. Deimos betrachtete die Hand noch einen Moment misstrauisch, dann näherte er ihr sich mit seinem Schnabel...und schmiegte ihn in die Handfläche. Vorsichtig fing Terra an den Schnabel zu streicheln. Deimos krächzte wohlwollend. Nun streckte auch Phobos den Schnabel aus und ließ sich von Terra streicheln. „Sie mögen dich. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise sind sie anderen Menschen über sehr skeptisch und lassen sich nur von mir anfassen.“, sagte Rei nachdenklich. Mit lauten Flügelschlag erhoben die Raben sich und verschwanden in den noch immer nackten Bäumen des Waldes. „Ehrlich gesagt würde ich nicht so weit gehen und sagen dass sie mich ´mögen´. Sie haben mich wohl eher akzeptiert sind aber immer noch skeptisch.“, meinte Terra und rieb über die blutenden Kratzer. „Wie kommst du darauf?“ Terra zuckte mit den Achseln. „Nur so ein Gefühl.“ Mit einem letzten Nachdenklichen Blick den Raben hinterher hob Rei ihren Beutel wieder auf und wandte sich dem Tempel zu. Über die Schulter hinweg fragte sie: „Kannst du die Kratzer heilen oder soll ich dich verarzten?“ „Meine Magie reicht noch nicht zum Heilen, wenn du ein wenig Verbandsmaterial hast, verarzte ich mich schon selbst.“, sagte Terra und folgte ihr. Während des kurzen Marsches besah er sich die Umgebung genauer. Spuren des letzten Kampfes waren überall zu sehen. Sämtliche Bäume waren verkohlt und kahl, die Erde verbrannt und schwarz. Terra konnte sogar die beiden tiefen Löcher erkennen, die das Feuer von Mars verursacht hatte um ihren Sturz zu bremsen. Doch ab und wann konnte er zwischen den Wurzeln und der Asche etwas grünes Aufblitzen sehen. Terra wendete und hockte sich vor einen umgestürzten Baumstamm. Dort zwischen den gebrochenen Wurzeln war eine winzige Pflanze zu sehen, welche wohl gerade erst aus dem Boden gesprossen sein musste. Die Natur arbeitete bereits daran ihre Wunden zu heilen und sich dieses Gebiet zurück zu erobern. Dies würde allerdings noch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, bis es wieder so schön aussehen würde wie früher. Im Moment jedoch sah es bei dem Hikawa-Tempel eher gespenstisch aus, die Kulisse schien direkt einer Horror-Geschichte entsprungen zu sein. Der alte ehrwürdige Tempel, drum herum Bäume mit ihren dünnen, morschen Ästen die wie gierige Hände und Klauen aussahen und natürlich die schwarzen Raben, die mit ihrem Gekrächze von Tod und Verderben verkünden könnten. Das einzige was noch fehlte waren dunkle Wolken sowie ab und wann ein Blitz und vielleicht noch das Heulen eines Wolfes um die Szenerie komplett zu machen. Kopfschüttelnd erhob Terra sich und wandte sich wieder dem Tempel zu. Er hatte in letzter Zeit eindeutig zu viele Gruselbücher gelesen. Offenbar konnte Rei nur unschwer erraten was er dachte, denn sie sagte: „Es hat viel von seinem Glanz verloren, aber irgendwann kommt der Tag an dem dieser Ort wieder so friedlich und schön ist wie früher.“ „Ganz bestimmt.“, bestätigte Terra. „Es tut mir trotzdem leid. Viele Tiere die hier gelebt haben müssen sich ein neues zu Hause suchen und der Tempel wird vermutlich auch weniger Besucher haben als früher. Auch für euch muss es schwer sein jetzt hier zu leben. Wenn ich wieder über meine vollen magischen Kräfte verfüge, könnte ich zwar einen Zauber wirken, welcher den Wachstum der Pflanzen beschleunigt aber…das würde zu viele Fragen bei den Menschen aufwerfen, wenn der Wald sich wieder so schnell erholen würde, wo er doch sonst so lange braucht um sich zu regenerieren. Das wäre ein zu großes Risiko.“ Zustimmend nickte Rei. Ihr Blick streifte über die Bäume. „Wir werden schon damit zu Recht kommen. Viele Menschen machen sich nicht viel aus der Umgebung. Klar werden es weniger Besucher sein als sonst, aber es wird schon gehen. Was mich viel mehr ärgert ist die Tatsche, dass ich im Prinzip dafür verantwortlich bin wie es hier aussieht. Es waren meine Kräfte, die dieses Unglück über uns gebracht haben.“ „So darfst du das nicht sehen.“, mahnte Terra sie und schüttelte energisch den Kopf. „Du wusstest nicht was du tust, der Herzlose hatte die Kontrolle über deinen Körper und deinen Geist. Du selbst hättest so etwas niemals getan das weiß ich.“ „Aber wenn ich nur ein wenig stärker gewesen wäre hätte ich vielleicht…“ Terra überbrückte die letzten Meter zwischen ihnen schnellen Schrittes und legte ihr seine Hände auf die Schultern. „Manchmal gibt es Gegner, die man aus eigener Kraft nicht bezwingen kann, bei denen man die Hilfe seiner Freunde braucht. Dich trifft keine Schuld Rei, keiner von uns wäre alleine mit ihm fertig geworden. Eigentlich kannst du sogar stolz auf dich sein. Dass der Herzlose so lange gebraucht hat um deinen Körper zu übernehmen, zeigt nur was für ein starkes Herz und was für einen starken Willen du hast. Hättest du ihm nicht so lange widerstanden, wäre alles vielleicht noch viel schlimmer gekommen.“ Ein zögerliches, dennoch traurig wirkendes Lächeln breitete sich auf Reis Gesichtszügen aus. „Danke Terra. Das ist wirklich nett von dir.“ Tief in ihr zerbrach ein Widerstand, den sie in den letzten Tagen aufgebaut hatte. Und dann tat sie etwas, was sie normalerweise niemals tun würde: sie umarmte ihn und grub ihr Gesicht in seinen Brustkorb. Überrascht stand Terra einen Moment mit leicht erhobenen Händen da. Als er seine Überraschung überwunden hatte, erwiderte er die Umarmung und legte Rei tröstend eine Hand auf den Kopf. Kurz darauf merkte er wie Tränen sein Shirt benetzten. Die ganze Geschichte hatte Rei doch mehr mitgenommen als er bisher geahnt hatte. Zwar hatte Bunny behauptet, Rei wäre so gut gelaunt wie eh und je, doch Terra fragte sich ob Rei den anderen nur nicht zeigen wollte, wie sehr sie das alles beschäftigte. Für Rei selbst war es auch mehr als überraschend was sie da tat. Diese Blöße hatte sie sich bisher noch bei keinem Mann gegeben, doch ihr Körper hatte wie von selbst reagiert. Seine Worte hatten etwas in ihr ausgelöst und sie hatte das Gefühl jetzt dringend eine Umarmung zu brauchen...und da ihre Freundinnen gerade nicht da waren… Seit dem Kampf hatte Rei sich sehr verletzlich und schwach gefühlt, ihr Selbstvertrauen hatte durch die Übermannung der Dunkelheit sehr gelitten. Für sie war das eine völlig unerwartete und unangenehme Erfahrung, da Selbstbewusstsein bisher immer ihr unerschütterliches Antriebsrad gewesen war. Auch im Kampf…oder vielleicht lag es auch daran, dass sie fast gestorben wäre, jedenfalls kam ihr nach dem Kampf irgendwie alles viel düsterer vor.

Jetzt sah sie wieder ein kleines Licht in ihrer Seele. Terra hatte Recht, sie konnte sich immer auf ihre Freundinnen verlassen, wenn sie einmal zu schwach wäre um zu kämpfen…Irgendwie hatte Terra genau die Worte gefunden, welche in der Lage waren ihr zu helfen sich wieder ein wenig aufzurichten. Rei verstand immer mehr, warum Ami sich in ihn verliebt hatte…

Behutsam löste Rei sich wieder aus einer Umarmung und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dankbar sah sie ihn an, beugte sich plötzlich vor und küsste ihn auf die Wange. „Ein kleines Dankeschön für die Aufmunterung.“, sagte sie lächelnd. „Ami hat sicher nichts dagegen.“ Bei der Erwähnung ihres Namens huschte für einen flüchtigen Moment ein Schatten über Terras Augen, bevor sich wieder ein Lächeln auf sein Gesicht stahl. „Gern geschehen.“

Jetzt fast wieder die alte, packte Rei Terras Arm und zog ihn durch die geöffneten Tore des Tempels. „Also dann, wollen wir anfangen?“

Meditation und Feuer

Vor einer großen Doppeltür blieb sie stehen und zog sie auf. Dahinter kam ein großer leerer Raum zum Vorschein, in dessen Mitte sich eine Feuerstelle befand. Knisternd flackerten die Flammen bei dem plötzlichen Windstoß auf und warfen tanzende Schatten an die Wände. Abgesehen von dem Licht des Feuers war der Raum dunkel. Verwirrt blinzelte Terra. Dieser Raum hatte abgesehen von den fehlenden Säulen, welche sich in die Unendlichkeit fortsetzten so viel Ähnlichkeit mit dem inneren von Reis Herz, dass er kurz das Gefühl hatte wieder dort zu sein. Eine seltsame Parallele, obwohl…vielleicht war es gar nicht so ungewöhnlich. Rei hatte schon immer in diesem Tempel gelebt und genauso lebte sie für diesen Tempel. Dadurch besaß sie spirituelle Fähigkeiten welche sie hier festigen konnte. Vermutlich sah deswegen ihr Herz aus wie dieser Meditationsraum.

Neugierig fragte Terra sich, wie wohl das Innere seines eigenen Herzens aussehen musste.

„Nimm schon mal Platz.“ Rei deutete auf eines der Sitzkissen am Boden. „Ich bin gleich wieder da.“ Mit diesen Worten verschwand sie. Terra setzte sich wie ihm geheißen und wartete. Lange dauerte es nicht, schon ein paar Minuten später kam Rei zurück. Nun trug sie ihre Tempeldienerin - Kleidung. Ein weißes Oberteil ähnlich einem Kimono mit einer Art roter Rockhose. Terra wusste nicht wie sich diese Art von Kleidung nannte. Als sie sich zu dem Sitzkissen direkt vor dem Feuer begab, bemerkte Terra das sie sich auch irgendwie anders bewegte. Als hätte sie nicht nur die Kleidung gewechselt sondern auch eine andere Rolle angenommen. Ihr Tritt war jetzt sicherer, die Körperhaltung würdevoller, ganz so wie man es von einer Tempeldienerin oder Priesterin erwarten würde. Womöglich war Rei sich dieser Tatsache selbst nicht einmal wirklich bewusst, doch ihm blieb die Veränderung nicht verborgen. „Hier!“ Sie reichte ihm ein kleines Erste-Hilfe-Köfferchen. „Danke.“ Terra nahm es ihr ab und begann seinen Arm zu versorgen. Rei drehte sich währenddessen zum Feuer um. Sie saß nun direkt davor. Hinter ihr in zweiter Reihe lagen vier weitere Sitzkissen, auf denen normalerweise bestimmt die anderen Kriegerinnen saßen. Terra hatte das ganz rechte Kissen gewählt, damit er an Rei vorbei ins Feuer schauen konnte. „Bevor wir beginnen muss ich innere Ruhe erlangen. Das ist wichtig damit ich in der Lage bin die Dinge hoffentlich klar sehen zu können. Es könnte allerdings einen Moment dauern.“, sagte Rei während sie sich auf das Kissen hockte. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich kann warten.“, erwiderte Terra und verfiel dann in Schweigen. Für eine Weile sprach niemand von ihnen ein Wort. Nur das Knistern des Feuers und das leise Knacken des verbrennenden Holzes waren zu hören. Irgendwann merkte Terra, dass eine merkwürdige innere Ruhe ihn ergriffen hatte. Sein Atem ging flach und regelmäßig. Der Schlag seines Herzens hatte einen ruhigeren, fast schon träumerischen Rhythmus angenommen und pumpte in langsamen aber kontrollierten Abständen das Blut durch seine Adern. Terras Sinne erschienen ihm viel schärfer als normal. Jedes einzelne Körperteil und jeden Muskel im Leib nahm er plötzlich fiel intensiver wahr. Sanft spürte er einen leichten Lufthauch aus einer Ritze unter der Tür über seine Beine streichen, welchen er vorher vielleicht nicht einmal realisiert hätte. Ein kaum hörbares Kratzen auf dem Holzdach ließ ihn vermuten, dass ein Vogel sich dort niedergelassen hatte. In diesem Moment nahm er seine Umgebung und Atmosphäre ohne jegliche Einschränkungen der Sinne war. Für ihn war es erstaunlich, wozu man in der Lage sein konnte, schaffte man es sowohl Körper als auch Geist zur Ruhe zu bringen. Ob Rei ihn mit ihrere Meditation irgendwie beeinflusste?

„Ich werde jetzt beginnen. Versuche dich ganz und gar auf deinen Traum zu konzentrieren. Siehe dabei in die Flammen.“, sagte Rei. Terra nickte. Dann fiel ihm ein, dass sie es gar nicht sehen konnte, da sie unverwandt zum Feuer sah. Daher sagte er: „Okay. Ich versuchs.“ Rei ahmte nacheinander verschiedene Kanji mit ihren Händen nach und rezitierte dabei einen alten japanischen Spruch, dessen Bedeutung Terra nicht erfassen konnte. Stattdessen konzentrierte er sich auf den Traum. Szene für Szene spielte er ihn in seinem Gedächtnis nach und blickte dabei unentwegt in die tanzenden Flammen. Rasch wurden seine Augen trocken und der Reiz sie zu schließen wurde immer stärker. Nur mit Mühe schaffte er es sie trotzdem offen zu halten. Ob dies wichtig war, wusste er nicht, er tat es jedoch trotzdem. Wie in einer Endlosschleife spielte sich der Traum immer und immer wieder in seinem Geist ab. Ebenso endlos wie sein Traum wiederholte auch Rei immer wieder ihren Spruch. Flackernd nahm das Feuer an Kraft und Größe zu. Mitten in den Flammen bewegte sich etwas…eine Gestalt nahm nach und nach Formen an. Terra wagte es nach wie vor nicht zu blinzeln und starrte konzentriert in das Feuer. Allmählich glaubte er menschliche Umrisse zu erkennen. Zuerst bildeten die Flammen einen menschlichen Körper. Weibliche Rundungen zeichneten sich in ihrem Spiel ab und nach einem kurzen Augenblick bildete der runde Kopf so etwas wie Gesichtszüge und Haare. Der Körper bestand komplett aus Feuer und doch erkannte Terra, wen die Flammen darstellen wollten: Ami. Ihre Augen waren leer und rot, trotzdem hatte Terra das Gefühl, als würde die Feuer-Ami ihn direkt ansehen. Langsam hob sich ihr Arm und sie streckte ihre Hand nach ihm aus. Beinahe wie in Trance streckte auch er wie von selbst seine Hand nach ihr aus. Doch waren sie wie auch im Traum zu weit voneinander entfernt um sich zu berühren. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Terras Brust aus, als er registrierte wie das Feuer um Ami herum in hektische Bewegungen verfiel. Er wusste was jetzt unweigerlich kommen musste, die Flammen spielten in gewisser Weise seinen Traum nach. Wie ein Kokon legte sich große Feuerzungen um Ami herum und verschlangen sie. Kurz bevor sie verschwand riss sie wie unter Schmerzen den Kopf in den Nacken. Hätte sie eine Stimme gehabt, hätte man vermutlich einen markerschütternden Schrei hören können. Terra schluckte schwer. Dann merkte er, dass Rei aufgehört hatte ihr Gebet zu rezitieren. Stattdessen summte sie eine Art Melodie in einer sehr tiefen Tonlage, dessen Schwingungen den gesamten Raum ausfüllen zu schienen. „Macht des Feuers und Macht des Schicksals! Helft uns die Wahrheit zu sehen und zu verstehen. Durchbrecht die Schleier der Zukunft und bringt das Dunkle ins Licht. Verschafft uns Klarheit über diesen Traum…“ Erneut verfiel sie in einen Singsang, wiederholte ständig zwei Worte die Terra nicht verstand, welche aber wie eine Art Befehl klangen. Wieder fingen die Flammen an hastig zu flackern und zu wirbeln. Im ersten Moment konnte Terra gar nichts erkennen, doch dann schälte sich eine weitere Gestalt aus dem Feuer heraus. Ein Mensch. Viel jedoch konnte man nicht erkennen. Nur das die Gestalt ziemlich groß war und dass sie einen langen Mantel trug. Der Kopf wurde durch eine Art Helm vollständig eingehüllt und ließ nicht im Geringsten das Gesicht erkennen, doch Terra kam diese Gestalt irgendwie…bekannt vor. So als hätte er sie schon einmal gesehen. Doch so sehr er sich auch den Kopf zermarterte er konnte dieser Gestalt nichts abgewinnen. Nur das Gefühl der Vertrautheit blieb. Allerdings war es kein angenehmes Gefühl. Wer auch immer diese Person war und warum auch immer sie dieses Gefühl in ihm weckte…sie erfüllte ihn gleichzeitig mit Furcht. Woran sein Herz sich auch immer erinnern wollte, es war jedenfalls nichts Gutes.

Die Gestalt im Feuer hob beschwörend die Arme…plötzlich stob das Feuer wie von einem kräftigen Windstoß erfasst auseinander. Einige Flammenzungen setzten sich in dem Fußboden oder in der Wand fest und das Holz fing munter an zu brennen. Terra und Rei sprangen entsetzt auf. „Schnell hol Wasser.“, rief Terra, während er nach einem Kissen griff und auf die Flammen einschlug. Ohne Zeit zu verlieren hetzte Rei hinaus und kam wenige Augenblicke später mit einem Eimer voll Wasser zurück. Terra hatte es inzwischen zwar geschafft die kleineren Flammen zum löschen zu bringen, doch die größeren fraßen sich immer weiter vorwärts. „Geh zur Seite!“, rief Rei und holte mit dem Eimer aus. Rasch sprang Terra aus dem Weg und sie schleuderte einen Schwall Wasser ins Feuer. Zischend erlosch der Großteil der Flammen doch längst nicht alles. Schnell rannte Rei wieder hinaus und auch Terra folgte ihr dieses Mal. Mit zwei weiteren Eimern bewaffnet hechteten sie wieder zurück in den Gebetsraum und löschten auch die letzten Flammen aus. Beißender Rauch und Qualm vermischten sich und nahmen ihnen den Sauerstoff. Hastig liefen die beiden wieder hinaus und schnappten nach der frischen Luft. Eine grauschwarze Wolke zog hinter ihnen durch die geöffnete Tür ins Freie.

„Was…was war denn das?“, brachte Rei mühsam zwischen zwei Hustenanfällen heraus. „Ich weiß es nicht genau...“, antwortete Terra. Hektische Schritte ließen die beiden herumfahren. Reis Großvater und Yuichiro kamen hastig mit Wassereimern bewaffnet auf sie zu gerannt. „Rei! Sag schnell wo ist das Feuer?“, rief Yuichiro aufgebracht. „Wir haben den Rauch gesehen und sind so schnell gekommen wie wir nur konnten.“, hechelte der Großvater hinter ihm her. Rei stand auf und streckte ihnen beruhigend die Hände entgegen, was die beiden Männer dazu veranlasste stehen zu bleiben. „Ganz ruhig. Wir haben das Feuer bereits unter Kontrolle gebracht.“ Erleichtert setzte Großvater sich keuchend auf den Boden. „Gott sei Dank. Ich hatte schon das schlimmste befürchtet.“ „Was ist denn passiert?“, fragte Yuichiro und setzte den schweren Wassereimer ab. „Also ähm...“, hilfesuchend sah Rei Terra an. „Rei wollte mir die Kunst der Meditation näher bringen. Ich hatte jedoch die Tür nicht ganz zugemacht und ein Windstoß hatte das Feuer auseinander stieben lassen. Glücklicherweise ist nichts nennenswertes passiert.“, sprang Terra schnell ein. Yuichiro schätzte ihn mit seinen Blicken ab. „Und wer bist du?“, fragte er ein wenig zu hart. Terra streckte ihm die Hand entgegen. „Verzeih, ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Terra Kagurasaka. Ich bin ein Freund von Rei.“ Dazu setzte er ein offenes Lächeln auf, in der Hoffnung die Spannung so etwas senken zu können. Yuichiro betrachtete seine Hand, nahm sie jedoch nicht an. Stattdessen musterte er Terra nur um so genauer und was er sah gefiel ihm nicht. „Freunde? Woher kennt ihr euch denn?“ „Yuichiro!“, mahnte Rei ihn bestürzt. Terra dachte irritiert nach. Hörte er aus Yuichiros Worten Eifersucht heraus? Rasch überlegte wie er am geschicktesten reagieren sollte. Ein Versuch war es zumindest wert... „Ah du bist also Yuichiro? Rei hat schon viel von dir erzählt! Freut mich dich endlich mal kennen zu lernen, darauf habe ich mich schon sehr lange gefreut.“ Das war glatt gelogen. In Wahrheit hatte er Yuichiros Namen bisher nur ein einziges Mal gehört und dass auch nur so nebenbei. Doch seine Taktik ging auf. Quasi sofort leuchtete Yuichiros Gesicht erfreut und begierig auf. „Ach hat sie das? Was hat sie denn so gesagt?“ Endlich nahm er Terras Hand entgegen und Terra lachte. „Als wenn du das nicht selbst wüsstest Yuichiro. Nur nicht so bescheiden.“, sagte er und ließ mit der Aussage jegliche Festsetzung offen. So konnte Yuichiro sich seinen eigenen Teil denken. Prompt warf er ihr einen leuchtenden Blick zu. „Aha?“ Rei lief rot an, hüstelte und sagte: „Wie auch immer. Hier ist nichts weiter passiert. Ihr könnt wieder zurück an die Arbeit.“ Mit den Worten scheuchte sie die beiden davon. Doch Großvater wäre nicht Großvater wenn er nicht zumindest noch seine Bemerkungen losgelassen hätte. „So ein stattlicher Mann. Habt ihr euch schon geküsst?“ Die Frage fing ihn eine Kopfnuss von Rei ein. „Hast du nicht Lust bei uns zu arbeiten Terra? Wir könnten dadurch viele junge hübsche Mädchen zu unserem Tempel locken...“, vernahm Terra noch seine Worte bevor Rei die beiden in Richtung Vorhof katapultierte. Terra konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. „Das war geschickt. Aber ich wünschte du hättest einen anderen Weg gefunden. Jetzt wird Yuichiro wieder die nächsten Tage an mir kleben wie eine Klette.“ „Ist er immer so eifersüchtig wenn er andere Männer sieht?“ Rei seufzte tief. „Ja leider. Das nervt total. Ich kann ihm einfach nicht begreifbar machen, dass er das gefälligst lassen soll. Er glaubt anscheinend nach wie vor, dass ich in ihn verliebt wäre.“ „Und bist du es?“ Rei verschwieg ihre Antwort. Dafür nahm ihr Gesicht einen noch röteren Gesichtsausdruck an. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“, sagte sie und ging mit hochrotem Kopf an ihm vorbei in den Meditationsraum. Terra schwieg und beließ es dabei, doch es war klar, dass zwischen Rei und Yuichiro mehr lief als sie zugab. Vielleicht war es ja eine heimliche Liebe? Rei begutachtete den Raum eingehend. „Zum Glück ist nichts schlimmes passiert. Die wenigen Schäden werden wir schnell behoben haben.“, sagte sie und trat zu der Feuerstelle. Sämtliche Flammen waren durch das Wasser ausgelöscht worden. „Das Feuer ist ausgegangen.“, sagte Rei überflüssigerweise, obwohl ihre Gedanken ganz woanders verweilten.

Diese merkwürdige Gestalt in den tiefen des Feuers. Langsam drehte sie sich zu Terra um. „Du hast es auch gesehen oder?“ Terra nickte. „Ja.“ „Wer oder was war das?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht...oder...ich bin mir nicht sicher.“ Stirn runzelnd sah Rei ihn an. „Was heißt das, du bist dir nicht sicher?“, hakte sie nach. Hilflos hob Terra die Schultern. „Ehrlich gesagt ich weiß es auch nicht so genau.“ „Könntest du bitte aufhören nur unverständliche Antworten zu geben?“ Rei hob spielerisch mahnend den Fingern, ihr Gesicht jedoch war verdammt ernst. „Wir haben gerade eine Gestalt im Feuer gesehen, die offenbar nicht nur irgendwie wusste, dass wir sie sehen konnten, was theoretisch unmöglich ist, sondern auch noch von wo aus immer diese Person sich befindet das Feuer manipuliert hat. Und ehrlich gesagt macht mir das ganz schön Angst. Wenn du also weißt wer das war dann sag es bitte.“ Tief seufzend setzte Terra sich auf den Boden, Rei tat es ihm nach. „Ich kann es dir einfach nicht erklären Rei. Die Gestalt selbst war mir unbekannt, doch irgendwie...hat sich tief in mir drin etwas an ihn erinnert. Was für Erinnerungen das auch sein sollen, sie haben in mir ein verdammt ungutes Gefühl hinterlassen. Aus diesem Gefühl heraus würde ich sagen, er gehört zu der Organisation, doch aus irgendeinem Grund...weigert sich mein Geist sich an ihn zu erinnern. Ich weiß das klingt wirr und ich kann es nicht besser beschreiben, aber eines weiß ich mit Sicherheit. Dieser Kerl ist sehr gefährlich und wir sollten beten ihm nicht zu begegnen. Das sagt mir mein Bauchgefühl.“, erklärte Terra. Verwirrt sah Rei erst wieder zu der Feuerstelle dann zu Terra. „Kerl?“, fragte sie. „Für mich hätte die Gestalt auch genauso gut eine Frau sein können. Eine etwas muskulösere Frau zugegeben. Die Maske hat doch jegliche Spezifizierung unmöglich gemacht. Woher willst du also wissen das es ein Mann war?“ Schulterzuckend antwortete Terra: „Ich weiß es einfach.“ „Dein Bauchgefühl?“ „Vermutlich.“ Nachdenklich malte Rei irgendwelche unsichtbaren Symbole auf den Fußboden. „Also sind wir keinen Schritt weiter. Dieser Mann hat zwar irgendwas mit deinem Traum zu tun und ich glaube auch, dass er die Finsternis verkörpert die du gesehen hast, aber mehr wissen wir auch nicht.“ Frustriert warf Terra sich auf den Rücken. „Im Prinzip war es also Zeitverschwendung.“ „So würde ich das auch wieder nicht sehen.“ Fragend wandte Terra Rei den Kopf zu. „Wie meinst du das?“ „Naja, immerhin kennen wir das `Gesicht` unseres Feindes.“, lächelte Rei schwach über ihren eigenen Witz. „Wir müssen also in nächster Zeit nur die Augen offen halten ob wir eine Gestalt mit Maske durch die Gegend laufen sehen.“ Müde lächelte auch Terra. „Dann hoffe ich doch mal das wir ihn sehen, bevor er uns sieht.“ „Das könnte auf jedenfall ein Vorteil sein.“, lachte Rei. „Und ich finde die ganze Sache hat noch einen Vorteil.“, sagte sie. „Und der wäre?“ „Du hast ja selbst gesagt das sich irgendwas in dir an diese Gestalt erinnert. Und jetzt wo du ihn im Feuer gesehen hast erinnert sich ja vielleicht irgendwann auch dein Gehirn wieder an diesen Mann und nicht nur dein Bauch.“ Terra nickte. Das konnte er nur hoffen. „Wie auch immer.“ Rei stand auf und wandte sich erneut zur Feuerstelle. „Das Feuer kriegen wir heute nicht mehr neu entzündet. Die Stelle ist viel zu nass und feucht dafür. Eine weitere Meditation ist somit sinnlos. Aber ich werde in den nächsten Tagen versuchen eigenständig etwas darüber herauszufinden was du erzählt hast. Die Sache mit der Organisation und den Herzlosen und so.“ Dankbar lächelte Terra sie an. „Danke.“

„Keine Ursache. Was hast du in der Zwischenzeit vor?“

So erzählte Terra ihr das gleiche was er auch schon Bunny, Mamoru und den anderen drei erzählt hatte. Nachdenklich kaute Rei auf ihrer Unterlippe. „Hmm. Ich bin ausnahmsweise mit Bunny einer Meinung. Du solltest aufpassen Terra. Es könnte gefährlich werden wenn du die Dämonenform zu oft nutzt. Auf die Dauer wird das deinem Körper vielleicht Schaden zufügen.“ „Das weiß ich. Aber ich habe nicht vor es soweit kommen zu lassen. Ich denke, ich kann einigermaßen einschätzen, was ich meinem Körper zumuten kann und was nicht.“, sagte Terra in beruhigendem Ton. „Ich hoffe du hast Recht.“, erwiderte Rei. „Sollte dir entgegen deiner Behauptung doch etwas zustoßen, kannst du aber davon ausgehen, dass das gesamte Sailor Team kommen wird um dich für deine Torheit zu bestrafen.“, grinste sie. Laut lachte Terra auf. „Ich werde es mir merken. Im Moment weiß ich nicht einmal ob ich überhaupt zum trainieren komme. Denn die Frage nach dem WO habe ich immer noch nicht beantworten können.“ „Hmm wobei ich mich frage, warum du nicht einfach deinen Dimensionsraum einsetzt um dich vor ungebetenen Blicken zu schützen. Dann wäre der Ort doch völlig egal oder nicht?“ „Ja daran habe ich schon gedacht. Aber wie du ja eindrucksvoll bewiesen hattest, ist der Dimensionsschild nicht unzerstörbar. Ehrlich gesagt habe ich Angst, dass ich ihn während des Trainings aus Versehen ebenfalls zerstören könnte. Die Folgen davon mag ich mir gar nicht ausmalen. Nein ich brauche einen abgelegenen Ort wo möglichst wenig Menschen sind.“ Schweigend hingen beide ihren Gedanken nach, doch keinem wollte ein passender Ort einfallen. Gedankenverloren ließ Terra seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Plötzlich entdeckte er ein Bild an der Wand, welches im vorher gar nicht aufgefallen war. Es zeigte einen Berg, dicht bewachsen mit Wäldern und zwischendurch durchzogen mit Tälern und Schluchten. Auf der rechten Seite des Berges befand sich eine gewaltige Klippe und weit, weit unter ihr ein Fluss. Und noch etwas fiel ihm auf: ein dünne Linie welche den Berg überzog und offenbar eine Art Weg darstellen sollte. Terra erhob sich und ging zu dem Bild um es näher zu betrachten. Dort wo der Weg offenbar aufhörte, konnte man zwischen dem ganzen Grün einen kleinen braunen Punkt erkennen. „Was für ein Berg ist das?“, fragte er an Rei gewandt. Aus den Gedanken gerissen sah Rei auf. „Oh das ist der Berg Miwa auf unserer Insel Honshu. Er gilt als der heiligste Berg Japans. Ach falls du es noch nicht weisst: Japan besteht aus einer Inselkette. Und die Insel Honshu auf der wir uns befinden ist die größte und zentralste der Inseln.“ Sie stand auf und begab sich neben Terra. Mit ihrem Finger deutete sie auf den kleinen braunen Punkt auf dem Berg. „Dort befindet sich ein alter Gebetsschrein und ein kleiner alter Tempel. Ziemlich verwahrlost aber einige der Zimmer sind noch intakt. Sowohl der Schrein als auch der Tempel gehören unseren Tempelpriestern, stehen aber schon seit Jahren leer. Niemand geht mehr dort hinauf. Die einzigen Lebewesen dort oben sind die Pflanzen und Tiere.“ Als sie das sagte stockte sie kurz und sah Terra an. „Denkst du das gleiche wie ich?“ Terra nickte. „Es wäre der ideale Platz. Sofern ihr mir die Erlaubnis dazu geben würdet...“ „Das steht außer Frage. Wie gesagt dort lebt niemand mehr, du könntest dort wohnen so lange wie du willst. Oder...“, sagte sie mit einem lächeln. „...zumindest solange wie die Ferien andauern. Du müsstest mit dem Zug zur Stadt Sakurai fahren. Dort lebt ein alter Freund unseres Tempels. Ich werde Großvater bitten ihn anzurufen, damit er dich dort empfängt und dir hilft. Du solltest in der Stadt Lebensmittel kaufen. Für den Rest jedoch bist du dort oben alleine gestellt.“, erklärte sie ihm. „Wie lange bin ich bis dahin unterwegs?“, fragte Terra. Kurz dachte Rei nach. „Im gesamten könnte es schon einen Tag in Anspruch nehmen. Die Zugfahrt selbst dauert nicht so lange, vielleicht vier bis fünf Stunden je nachdem welche Linie du nimmst. Die meiste Zeit nimmt der Weg zum Gipfel in Anspruch. Der Weg ist nicht für Autos oder Fahrräder ausgelegt, du wirst also laufen müssen.“ Kurz überschlug Terra die Wochentage. „Heute ist Donnerstag. Wenn ich also Samstag aufbreche, könnte ich Sonntag bereits mit dem Training beginnen. Dann habe ich die zwei vollen Wochen der Ferien Zeit. Das muss genügen.“ Besorgt sah Rei ihn an. „Bist du sicher? Solltest du dich nicht noch eine Weile ausruhen? Du hast doch selbst gesagt, dass deine Kräfte noch nicht ganz wiederhergestellt sind.“

Nachdenklich nickte Terra. „Punkt für dich. Aber ich werde trotzdem schon Samstag losfahren. Ob ich dann direkt mit dem Training beginne, mache ich davon abhängig wies mir dann geht. Klar würde ich am liebsten sofort anfangen, aber ich sehe ein das du Recht hast. Es wäre nicht gut den Körper schon wieder zu strapazieren, wenn er sich noch nicht ganz erholt hat. Abgesehen davon...erholt es sich in der Natur bestimmt besser als in der Großstadt.“, grinste er. Rei nickte. „Frische Luft kann Wunder bewirken. Und nebenbei gibt’s da oben eine heiße Quelle. Wenn man darin badet erholt man sich noch viel schneller du wirst schon sehen.“, lachte sie. "Allerdings muss ich dich um etwas bitten." "Was denn?", fragte Terra und sah sie gespannt an. "Du musst wissen das dieser Berg nicht ohne Grund als heiligster Berg gilt. Angeblich soll der Gott Omononushi dort oben wohnen. Daher wurden strenge religiöse Gesetze erlassen. Den Berg darf man nur eine begrenzte Zeit lang betreten. Es sei denn man gehört zum Tempelorden, dann ist es egal. Ich bin mir sicher das ich meinen Großvater überreden kann bei dir eine Ausnahme zu machen, solange die Behörden davon nichts mitbekommen. Ich muss es ihm nur wichtig genug verkaufen ohne zu viel zu verraten. Aber du musst dich dort so verdeckt wie möglich halten. Wenn möglich sollte außer unserem Freund dort keiner wissen, dass du dorthin willst." Terra nickte. "Ich habe verstanden. Sofern ich es vermeiden kann, wird mich keiner zu Gesicht bekommen ich verspreche es." "Das ist gut.", sagte Rei. Mit den Augen betrachtete sie sehnsüchtig den Berg. Jetzt wo sie wieder über ihn redete, merkte sie, wie sehr sie sich danach sehnte wieder einmal dorthin zu fahren. Es schien ewig her zu sein, als sie zuletzt da war. Allerdings konnte sie im Moment nicht von hier weg, ihr Großvater brauchte sie im Tempel, sonst wäre sie spontan vielleicht einfach mitgefahren um dort oben Meditieren zu können. Dann stutze sie und ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. „Terra?“, sagte sie äußerst beunruhigt. Alarmiert sah Terra sie an. „Was ist los?“, fragte er. Mit dem Finger deutete Rei auf die Klippe am Rande des Berges. „Siehst du das?“ Stirn runzelnd betrachtete Terra das Bild. Erst verstand er nicht, was sie meinte, doch dann dämmerte es ihm. Eine Klippe. Wie in seinem Traum. Eine Klippe wie die, an der Ami gestanden hatte, bevor die Finsternis sie verschlang. „Das ist...bestimmt nur ein Zufall.“, meinte Terra vorsichtig. Durchdringend sah Rei ihn an. „Und wenn nicht? Was wenn es die Klippe aus deinem Traum ist? Vielleicht solltest du dir doch lieber einen anderen Ort suchen.“ Nachdenklich betrachtete Terra den Berg, die Klippe, den Wald...seine Instinkte flüsterten ihm eine eindeutige Sprache ins Ohr. „Nein. Ich denke das ist der richtige Ort. Irgendwas sagt mir, dass ich dorthin muss. Vielleicht finde ich dort etwas...“ „Aber...“, begann Rei, doch ein Blick in seine entschlossenen Augen sagte ihr das es zwecklos war. „Hoffentlich geht das nicht schief.“, seufzte sie. „Hör mal.“ Terra legte ihr die Hände auf die Schultern. „In meinem Traum wird Ami auf einer Klippe angegriffen. Vielleicht handelt es sich um diese Klippe, vielleicht aber auch nicht. Doch solange sie nicht dort ist, kann mein Traum sich auch nicht in die Realität verwandeln. Aber vielleicht finde ich dort ja heraus, was es mit dem Traum auf sich hat. Ich muss es einfach versuchen.“ Rei senkte den Blick und nickte. „Mir gefällt das nicht, aber möglicherweise hast du Recht und du findest dort ein paar Antworten.“ Zögernd sah sie auf. „Ich werde Großvater Bescheid geben.“ Sie wandte sich um um zu gehen, doch Terra hielt sie zurück. „Rei, damit Ami nicht auf dieser Klippe ist, darf sie auf keinen Fall erfahren wo ich bin. Du darfst es ihr also unter keinen Umständen erzählen. Am besten wäre es, wenn außer uns beiden niemand weiß wo ich mich befinde. Auch die anderen nicht. Versprichst du mir das?“ Rei nickte. „Ich weiß. Von mir wird sie es nicht erfahren, du hast mein Wort.“ Beruhigt ließ Terra seine Arme wieder sinken. „Danke.“ „Aber du musst mir auch etwas versprechen.“ Fragend hob Terra eine Augenbraue. „Und was wäre das?“ Nun sah Rei ihm fordernd in die Augen. „Passe bitte gut auf dich auf Terra und wenn du Hilfe brauchst, warum auch immer: rufe uns. Tue es für uns alle, für dich und vor allem tue es um ihretwillen.“ Durchdringend sah sie ihn an und wartete auf seine Antwort. Terra wusste das seine Antwort ausschlaggebend dafür war, ob sie ihm weiterhin half oder nicht. So nickte er. „Ja. Ich verspreche es. Ich habe nicht vor dort oben irgendetwas dummes anzustellen. Für mich ist es am allerwichtigsten, mich wieder mit ihr Versöhnen zu können, also werde ich nichts anstellen, was dies gefährden könnte.“ „Ich nehme dich beim Wort.“, sagte Rei zufrieden und ging dann los um mit ihrem Großvater zu sprechen. Terras Blick fiel erneut auf das Bild des Berges. Der Anblick des Berges löste ihn ihm erneut ein Gefühl aus,welches ihm sagte das er dort irgendetwas finden würde. Ja...irgendetwas würde dort oben passieren...ob es etwas Gutes oder Schlechtes war...würde sich zeigen...

Sich selbst verzeihen?

Das Läuten der Schulglocke ließ Ami hochschrecken. Verwirrt rieb sie sich die Augen und sah sich um. Um sie herum waren viele Regale mit Büchern und eines davon lag direkt vor ihr. Auf den geöffneten Seiten waren Zeichnungen eines menschlichen Körpers zu sehen. Der Text daneben beschrieb genau die einzelnen Muskelpartien des Körpers und welche Funktionen sie normalerweise ausübten.

Natürlich, sie hatte ja eigentlich die Anatomie des Körpers lernen wollen. Allerdings hatte sie sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren können. Ihre Gedanken verweilten die ganze Zeit woanders... Frustriert hatte sie den Kopf auf ihr Notizbuch gelegt und dem Gesang der Vögel gelauscht welcher durch das offene Fenster zu hören war. Dabei musste sie wohl eingenickt sein. Ein Blick in die Runde sagte ihr, dass sie inzwischen ganz alleine sein musste. Natürlich warum auch nicht? Am letzten Freitag vor den Ferien würde kein Schüler länger als nötig in der Schule bleiben und schon gar nicht in der Schulbibliothek. Niemand außer ihr. Oranges Licht schien durch die Fenster herein. Das Abendrot setzte ein. Es war an der Zeit nach Hause zu gehen. Ami erhob sich von ihrem Stuhl und packte ihre Tasche zusammen. Bevor sie den Raum verließ, stellte sie das Buch noch in das Regal zurück. Dann trat sie aus dem Raum und schloß hinter sich die Tür. „Mizuno?“ Ami drehte sich um. Der Direktor stand hinter ihr und sah sie überrascht an. In einer Hand hielt er seine Aktentasche. Offensichtlich war er ebenso im Begriff die Schule zu verlassen. „Ist es nicht ein bisschen spät um noch zu arbeiten?“, fragte er freundlich und trat näher. „Es sind Ferien. Auch du solltest mal eine Pause einlegen und das Leben genießen. Das ist genauso wichtig wie das Lernen.“, sagte er. Ami nickte ihm höflich zu. „Ja ich weiß. Ich bin auch gerade im Begriff nach Hause zu gehen.“ „Dann gestatte mir, dich ein kleines Stück zu begleiten.“ Gemeinsam stiegen sie eine Treppe hinab, dann fragte der Direktor plötzlich: „Wie geht es denn Terra Kagurasaka? Seit dem er sich bei mir vorgestellt hatte, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Außer das er sich sehr gut im Unterricht macht. Hat er es schon geschafft ein paar Freunde in seiner Klasse zu gewinnen?“ Ami nickte. Das Thema war ihr unangenehm. Trotzdem sagte sie höflich: „Ja Direktor. Das hat er.“ Erfreut nickte der alte Mann. „Und du hilfst ihm doch wo du kannst damit er sich bei uns zurecht findet und wohl fühlt oder?“ Bildete sich es sich nur ein oder fühlte es sich so an als hätte sie einen Kloß im Hals? „Ja Direktor.“ „Das ist gut. Wie ich gehört habe, soll er sogar ein sehr guter Schwertkämpfer sein. Eine ehrenvolle Kampfkunst. Sie hat für uns eine hohe Bedeutung in der Geschichte. Da er es geschafft hat Yumata Shingo zu besiegen muss er einen außergewöhnlichen Stil haben.“ Der Kloß in Amis Hals löste sich etwas und sie schaffte es sogar zu lächeln, bei dem Gedanken daran was der Direktor wohl sagen würde, wüsste er wie außergewöhnlich Terras Kampfstil tatsächlich war. Wie kraftvoll und doch elegant seine Bewegungen sein konnten und gleichzeitig gefährlich. „Ja. Den hat er.“, sagte sie. „Soso.“ Der Direktor betrachtete Ami aus den Augenwinkeln genauer. Ihr Blick schien verträumt in die Ferne gerichtet zu sein und ihr Lächeln...

Ohne Zweifel hier lag etwas in der Luft und der alte Mann konnte sich denken was das war. „Das ist wirklich interessant. Ich spiele mit dem Gedanken Terra darum zu bitten den nächsten Wettkampf der Schulen zu bestreiten. Gute Schwertkämpfer sind selten geworden. Dabei sind diese Kämpfe immer ein sehr beliebtes Ereignis, jedenfalls solange niemand dabei verletzt wird, versteht sich.“ Suchend tastete der Mann in seiner Brusttasche herum und zog schließlich einen Schlüssel heraus. „So nun aber ab mit dir nach Hause Ami. Und viel Spaß während der Ferien. Wir sehen uns in zwei Wochen wieder.“, sagte er, nachdem er das Schultor abgeschlossen hatte. Zufrieden summend ging er die Straßen entlang und verschwand hinter einer Ecke.

Ami sah ihm noch einen Moment nach, dann wandte sie sich in die andere Richtung. Planlos wanderte sie durch die Straßen der Stadt. Sie verspürte nicht die geringste Lust jetzt schon nach Hause zu gehen. Zwar hatte sie sich bereit erklärt, heute für das Abendessen zu sorgen, doch da ihre Mutter erst spät Abends heimkehrte, hatte sie noch genügend Zeit. Normalerweise würde sie diese mit lernen verbringen, doch dafür fehlte ihr eindeutig die Motivation, was nun wirklich nicht oft passierte. Allerdings stimmte mit ihr momentan sowieso einiges nicht. Egal was sie auch tat oder was sie sich vornahm zu tun, sie tat es nur halbherzig und ohne die nötige Konzentration. Das war eigentlich nicht ihre Art. Genauso fiel es ihr schwer Freude zu empfinden. Zurzeit übermannten sie fast nur negative Empfindungen wie Trauer, Angst, Schmerz...die positiven hingegen...schienen sie zu meiden. Noch vor einer Woche war das anders gewesen. Beispielsweise das Abendrot. Sonst hatten sie die gelblich-orangen Farben des Himmels, welche der Stadt einen mystischen Schein verliehen, immer wieder aufs neue fasziniert und begeistert. Ami hatte in den unendlichen Himmel mit seinen kräftigen Farben gesehen und fühlte sich dabei einfach nur glücklich und frei. Ein warmes Gefühl breitete sich dann immer in ihrem Herzen aus. Doch heute Abend fühlte sie nichts...keine Freude...kein warmes Gefühl...einfach Nichts. Als gäbe es in ihrem Inneren eine große Leere. So als ob etwas fehlte. Vielleicht die Fähigkeit zum glücklich sein? Was war in den letzten Tagen passiert, dass sich alles so verändert hatte? In Gedanken schallte Ami sich selbst eine Närrin. Die Antwort lag förmlich auf der Hand.

Schon seltsam. Tatsache war, dass sie Terra noch nicht lange kannte und nicht so gut wie sie es gerne täte. Dennoch hatte er es geschafft ihr Leben in so kurzer Zeit zu verändern und teilweise völlig aus der Bahn zu werfen. Ja, sie hatte noch immer Angst vor dem Dämon in ihm und trotzdem...vermisste sie ihn wahnsinnig. Sein Gesicht, seine blauen Augen, seine sanfte, beruhigende Stimme...die Wärme die sie fühlte wenn er sie umarmte...Plötzlich verschwanden diese Bilder und Ami sah erneut sein verletztes Gesicht vor sich...sah den Schmerz in seinen Augen, als sie sich von ihm abwandte...Ihr war als würde sie sogar den Schmerz seiner Seele spüren...doch ihr war klar, dass ihre Vorstellungen des Schmerzes Nichts waren im Vergleich zu dem, was er tatsächlich gespürt hatte...Es musste eine innere Qual gewesen sein...nein nicht einmal das war genug... „Ich habe einen großen Fehler gemacht. Verzeih mir!“, dachte Ami. Und ein kleiner Teil ihres Herzens wünschte sich, Terra könnte es irgendwie hören. Sie musste das endlich beenden. Aber wie tut man so etwas? Wie kann man jemanden um Verzeihung bitten, nachdem man ihm so sehr weh getan hat? Kein Buch der Welt konnte ihr diese Antwort geben, daher war sie ziemlich ratlos. Einfach zu ihm zu gehen und ihn um Verzeihung zu bitten, erschien ihr zu wenig für ihre Tat. Vielleicht musste sie erst noch dafür sühnen? Aber sühnte sie nicht schon genug? Tag für Tag quälten sie immer die selben Fragen, immer die selben Erinnerungen, immer der selbe Schmerz. Ami drehte sich im Kreis und das wusste sie auch. Allerdings konnte sie nichts dagegen tun. Ihre Gedanken waren genauso wirr wie ihr Herz.

Keine große Hilfe. Seufzend blieb sie stehen und sah sich um. Nicht weit von hier war ein Supermarkt. Sie würde dorthin gehen und die Zutaten fürs Abendessen einkaufen. Eventuell kam sie so auf andere Gedanken. Doch daraus sollte nichts werden. Kaum war sie in die richtige Straße eingebogen, blieb sie wie angewurzelt stehen. Der Supermarkt. Es war der Markt, in dem sie mit Terra einkaufen gewesen war.

Zögernd stand Ami da und starrte das Gebäude an. Sollte sie zu einem anderen Markt gehen? Das würde zu lange dauern. Der nächste Markt war über eine Stunde mit dem Bus entfernt. Ami holte tief Luft und betrat den Markt. Alles wirkte so wie immer. Die Menschen kamen und gingen, die Kassen piepsten vor sich hin und die Kassiererinnen versuchten mit dem Ansturm fertig zu werden. Natürlich was sollte denn auch anders sein als sonst? Das waren nur ihre Nerven. Ami nahm sich einen Korb und betrat die Regalreihen. Schnell merkte sie, dass es ein Fehler war. Ihre Fantasie hatte offenbar beschlossen ihrem Verstand endgültig den Rest zu geben. Überall sah sie sich selbst mit Terra durch die Reihen laufen. Ihre Hände fingen an zu zittern und der Kloß im Hals war wieder da. Ihr Gehirn schien noch die kleinsten Details aus seinen Tiefen heraus zu kramen. Deutlich konnte sie ihr geisterhaftes Selbst sehen, wie es sich nach verschiedenen Gewürzen streckte und diese in dem Einkaufskorb steckte. Terra machte eine Bemerkungen und lachte auf. Ihr ´Selbst´ tat es ihm nach. Unnachgiebig quollen Ami die Tränen aus den Augen. Ami hob die Hand und fing sie auf. Vertieft betrachtete sie sie, als würde sie zum ersten Mal welche sehen. „Wie merkwürdig.“, dachte sie. „Dabei dachte ich, ich hätte bereits alle Tränen geweint.“ Hastig hob sie den Ärmel und wischte sich ihr Gesicht. „Entschuldige bitte Kindchen. Ich müsste da einmal ran.“ Erschrocken wandte Ami sich um. Eine gebeugte, alte Frau stand hinter ihr und lächelte sie herzig an. Ami hatte nicht einmal gehört, dass die Frau hinter sie getreten war. „Wie bitte?“, fragte Ami verwirrt. „Die Mandeln. Ich würde gerne an die Mandeln herankommen, doch du stehst seit einer geschlagenen Minute davor Kindchen.“ „Oh!“, machte Ami und sprang schnell zur Seite. „Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte nicht im Weg stehen.“ Hastig wandte Ami sich um und starrte wieder zu den Gewürzen. Sie selbst und Terra waren verschwunden. „Schon in Ordnung Kleines.“ Die Alte nahm eine Packung gebrannte Mandeln aus dem Regal und steckte sie in den Korb. Stirn runzelnd bemerkte sie die übrig gebliebenen Tränenspuren auf Amis Gesicht. „Was ist? Ist dir nicht gut Kleines?“ , fragte sie besorgt. Rasch wischte Ami noch einmal über ihr Gesicht, bis sie sich sicher war, dass die Frau nun nichts mehr sehen konnte. „Es ist nichts...nur eine Erinnerung....an jemanden.“ „Hmmm eine verschiedene Person vielleicht?“, fragte die Frau einfühlsam. Doch Ami schüttelte den Kopf. „Nicht verschieden. Er ist...wir haben uns gestritten...und jetzt ist er weg und ich... ich glaube es ist meine Schuld. Nein ich weiß es sogar.“, sagte Ami. Gleichzeit fragte sie sich, warum sie das der fremden Frau überhaupt sagte. Aber irgendwas war ihr an dieser Frau vertraut. „Ich verstehe. Das ist bestimmt sehr schwierig. Aber es gibt eine Lösung Kindchen. Es gibt immer eine. Wenn du weißt, dass es deine Schuld war, musst du ihn um Verzeihung bitten.“ „Ich weiß, aber ich weiß nicht wie.“, gestand Ami. „Das Wichtigste ist, dass du dir erst einmal selbst verzeihen musst. Wenn du dir nicht selbst verzeihen kannst, wie soll er es dann können?“ Ami starrte die alte Frau an. „Das kann ich nicht...ich habe etwas getan, was ich nicht wieder gut machen kann.“ Die alte Frau tätschelte Amis Schulter und sagte: „In diesem Falle solltest du vielleicht einfach mit ihm Reden. Sicherlich muss man sich selbst verzeihen, aber in manchen Situationen...braucht man dabei auch die Hilfe des anderen. Manchmal ist es nämlich genau anders herum. Manchmal kann man sich nur selbst verzeihen, wenn einem bereits verziehen wurde. Ich weiß es hört sich wirr an Kindchen. Aber glaube mir, deswegen ist es nicht weniger wahr.“ Die Alte nickte ihr aufmunternd zu und ging davon. Über die Schulter rief sie ihr noch zu: „Auf jedenfall solltest du bald mit ihm Reden. Je länger du wartest, desto schmerzhafter wird es für euch beide sein. Einen schönen Abend noch Kindchen.“ Dann verschwand sie hinter einem Regal. Ami stand perplex da und sah ihr nach. In ihrem Gehirn arbeitete es. „Sie hat Recht.“, dachte sie. „Es noch weiter hinauszuzögern wäre ein Fehler. Das würde nur noch mehr Leid schüren. Ich kann mir noch nicht selbst vergeben, aber vielleicht...vielleicht versteht er mich wenn ich es ihm erkläre...das würde mir eine große Last von den Schultern nehmen. Und ihm hoffentlich seinen Schmerz. Vielleicht...würde dann alles wieder gut werden.“ Ruckartig löste sie sich aus ihrer Starre und hetzte zu dem Regal wo die Alte verschwunden war. Ami wollte sich bei ihr bedanken, doch als sie um die Ecke bog, war der Gang dahinter leer. Hecktisch sah Ami auch noch in den nächsten beiden Gängen nach, doch die Alte blieb verschwunden. Vermutlich war sie bereits gegangen. Ami bedankte sich in Gedanken bei ihr und wandte sich entschlossen wieder den Regalen zu. Sie würde den Einkauf erledigen und sich dann zu Hause überlegen, was sie Terra sagen wollte. Eventuell sollte sie sich ein paar Notizen machen? Das konnte zumindest nicht schaden. Morgen früh dann würde sie zu ihm gehen.
 

Die Türen des Supermarktes öffneten sich und die alte Frau trat heraus. Aufmerksam sah sie sich um und verschwand dann in einer nahen Seitengasse. Seufzend richtete sich sich zu voller Größe auf und streckte ihren Rücken. „Man soll gar nicht glauben wie anstrengend es ist, so gebeugt zu laufen.“, sagte sie. Aus dem Schatten traten Bunny und ChibiUsa. „Hat es funktioniert?“, fragte ChibiUsa. Die Alte nickte. „Das hoffe ich doch. In den nächsten Tagen werden wir es wohl erfahren.“ „Sehr gut. Manchmal braucht unsere Ami einen kleinen Schubs um sich in ihren Gefühlen sicher zu sein, obwohl sie eine der liebsten Personen ist die ich kenne.“, sagte Bunny und hielt der Frau ihre Handfläche hin. „Ach so stimmt.“ Ächzend kramte die Frau in ihrer Tasche und holte einen pinken Kugelschreiber, verziert mit einem roten Edelstein hervor. „Hier.“, sagte sie und reichte den Stift Bunny. Kaum hatte der Stift den Besitzer gewechselt, verwandelte die alte Frau sich vor Bunnys und ChibiUsas Augen zurück in Makoto. „Der Verwandlungsstift ist wirklich praktisch. Ich verstehe nicht warum du als einzige einen von Luna bekommen hast.“ „Tja, vielleicht wusste Luna ja, dass ich ihn niemals missbrauchen würde.“, lachte Bunny übertrieben auf. ChibiUsa und Makoto sahen sich an. Sie hielten es beide besser zu schweigen. Bunny und diesen Stift niemals missbrauchen? Aber klar doch. Nachdenklich sah Makoto zurück zu dem Supermarkt.

„Der Rest liegt bei dir Ami.“

Wo ist Terra?

Am nächsten Tag war schon fast unverschämt gutes Wetter. Wolkenlos lag der blaue Himmel über der Stadt, die Sonne schien warm und hell herab. Für Ami war dies ein gutes Zeichen. Obwohl sie die Nacht über vor Nervosität kaum geschlafen hatte, war sie kein bisschen müde, als sie aus dem Bett aufstand. Vorsichtig öffnete sie die Fenster ihres Zimmers. Direkt vor dem Glas saßen ein paar Tauben und Ami wollte sie nicht verschrecken. Dies schien die Vögel jedoch wenig zu interessieren, sie flatterten trotzdem davon und ließen ein paar Federn im Winde wehend zurück. Tief atmete Ami die Morgenluft ein und versuchte damit ihre Nervosität ein wenig herunter zu spielen. Es gelan ihr nur mäßig. Was sie vorhatte entfachte in ihr ein kribbelndes Gefühl wie vor einer Prüfung. Ami blinzelte nachdenklich hoch zur Sonne. Egal was Terra ihr heute sagen würde, all das was sie in letzter Zeit so beschäftigte, würde heute ein Ende finden. Sie hoffte, dass es auch im guten Sinne enden würde. Ihr Blick fiel auf eine paar Blätter Papier, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Ami ging hinüber zu dem Tisch und nahm die Zettel zur Hand. Ihre Augen huschten flink über die Notizen welche sie sich gestern Abend gemacht hatte. Im Grunde waren es alle Gedanken und Ängste der letzten Tage gewesen. Beim Schreiben war ihr aufgefallen, dass es sie sehr erleichtert hatte alles aufzuschreiben, was ihr durch den Kopf ging. Die Zeilen wurden automatisch immer mehr und mehr. Und diese Worte und Gedanken auf dem weißen Blatt Papier, hatten in ihr den Entschluss verstärkt zu Terra zurück zu kehren. Ami überlegte, ob sie nicht einfach immer ihre Gedanken aufschreiben sollte, wenn sie Probleme oder Sorgen hatte. Offenbar half es einem die Dinge viel klarer zu sehen. Eine willkürliche Melodie summend verschwand Ami im Bad unter der Dusche. Das heiße Wasser nahm ihr nach und nach die restliche Anspannung, es fühlte sich an, als würde diese wie eine Flüssigkeit aus ihrem Körper herausfließen. Noch eine ganze Weile stand sie entspannt mit geschlossenen Augen unter dem Strahl und genoß die Wärme ihres Elementes, welches an ihrem Körper hinablief. Schließlich drehte Ami zufrieden seufzend den Wasserhahn zu und verließ die Duschkabine. Sie schnappte sich ein Handtuch von der Heizung und trocknete sich damit zuerst die Haare, dann den Körper. Zum Schluss band sie sich das Handtuch um, verknotete es vor ihrer Brust und trat zum Spiegel. Er war beschlagen, sie konnte nur ihre Silhouette erkennen. Ami wischte mit ihrer Hand den Spiegel frei und betrachtete sich selbst. Ihre Haare waren durch das Abtrocknen ziemlich wirr. Schnell griff sie nach einer Bürste um sich zu kämmen. Als sie zufrieden war, ging sie in ihr Zimmer und schaute nachdenklich in ihren Kleiderschrank. Die Wahl was sie anziehen sollte, fiel ihr heute viel schwerer als sonst. Ami wollte Terra auf angemessener Art begegnen, doch was würde ihm gefallen? Schließlich entschied sie sich für ein Outfit was schon seit einer ganzen Weile in ihrem Schrank hing, ohne das sie es bisher angezogen hatte. Skeptisch betrachtete Ami ihr Spiegelbild. Sie trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgesteckt waren. Darüber ein dunkleblaues, fast schon schwarzes Top und einen kurzen Rock in der selben Farbe wie das Top. Dazu trug sie schwarze Stiefel, welche ihr knapp bis unters Knie reichten. Ami hoffte das sie Terra so gefallen würde. Zum Schluss ging sie noch in die Küche und bereitete sich ein schnelles Frühstück zu. Ihre Mutter war wie immer bereits auf Arbeit. Ami war also daran gewöhnt sich selbst zu versorgen. Außerdem passte es ihr ganz gut, dass sie alleine war, so konnte sie in Ruhe ihre Gedanken ordnen. Nicht dass sie das nicht schon die ganze Nacht getan hätte, aber so wie bei einem Vokabel-Test ging sie ihre Worte in Gedanken immer und immer wieder durch. Als sie fertig war, stellte sie das Geschirr in die Spüle, schnappte sich die Notizen und ihre Handtasche und betrat den Außenflur.

Auf die Sekunde genau erwischte Ami den Bus und ließ sich auf einen freien Sitz fallen. Keine fünfzehn Minuten später, stand sie vor dem Gebäude in dem Terra wohnte. Langsam sah sie an dem Haus hinauf. Ihr Blick blieb an einem Balkon im obersten Stockwerk hängen, von dem sie wusste, dass er zu Terras Wohnung gehörte. Plötzlich meldete sich die Nervosität mit voller Wucht wieder zurück. Alle Gedanken die Ami sich zurecht gelegt hatte, waren von einem Moment auf den anderen aus ihrem Kopf verschwunden. Ami sah auf ihre Hand, welche noch immer die Notizzettel hielt. Beunruhigt registrierte sie, dass die Hand zitterte. Der Pager um ihr Handgelenk erschien ihr auf einmal viel zu eng und sie lockerte ihn ein wenig. In ihrem Körper spürte sie nur noch das Nervöse Kribbeln in ihrem Bauch und hörte den Schlag ihres eigenen Herzen. "Na los doch Ami. Tu es endlich. Geh einfach zu ihm hoch und rede mit ihm. Wenn du es jetzt nicht tust, wirst du es niemals schaffen.", versuchte sie sich innerlich selbst Mut zuzusprechen. Doch sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Beine versagten ihr den Dienst, bewegten sich keinen Millimeter. Aus ihrer zitternden Hand lösten sich die Notizzettel und fielen auf den Boden. Ami bemerkte es nicht einmal. Warum war es nur so schwer?

Schon hatte Ami sich umgedreht und wollte nun doch wieder gehen, als auf einmal ein Bild an ihrem geistigen Augen vorbeizuckte. Sie sah Terra vor sich, wie er sie mit traurigem Blick ansah. Tief Luft holend ballte Ami ihre Hand zur Faust und wandte sich wieder der Glastür zu. Es war nicht fair jetzt zu gehen, sie musste die Sache Terra zu Liebe durchziehen. Entschlossener als kurz zuvor betrat sie die Eingangshalle und nahm den Fahrstuhl in die oberste Etage. Oben angekommen wandte sie sich nach links und ging leisen Schrittes auf Terras Tür zu. Vor der Tür stockte sie noch einmal. Rasch hob sie die Hand um noch einen letzten Blick auf die Notizen zu werfen, nur um sich selbst zu beruhigen. Überrascht bemerkte sie, dass sie die Zettel gar nicht mehr in ihrer Hand hielt. Verwundert sah sie den Flurz entlang ob die Zettel irgendwo auf dem Boden lagen, jedoch ergebnislos. Schulterzucken wandte Ami sich wieder der Tür zu. Vielleicht war es besser so. Wie hätte es auch ausgesehen, wenn sie von dem Zettel abgelesen hätte. Kopfschüttelnd wunderte sich Ami über ihre eigenen Gedanken. "Konzentriere dich!", mahnte sie sich selbst. Nach einer kurzen Weile die sie einfach nur vor der Tür stand, hob sie die Hand...hielt noch einen Moment inne...und klopfte.

Nichts passierte. Ami wartete noch einen Moment, dann hob sie die Hand und klopfte erneut. Etwas lauter dieses Mal. Doch wieder passierte nichts. Es war totenstill auf der anderen Seite der Tür. Vielleicht hatte er das Klopfen nur nicht gehört? Doch auch als Ami auf die Türklingel drückte, blieb alles ruhig hinter der Tür. Verwirrt wollte Ami noch ein letztes Mal auf die Klingel drücken als sie endlich Schritte hören konnte.

Mit laut pochendem Herzen lauschte Ami auf die Geräusche. Kurz vor der Tür stoppten die Schritte und sie konnte das Knarren des Türnknaufes vernehmen. Dann endlich öffnete sich die Tür...hinter ihr. Ami wandte sich um und sah in das Gesicht eines dunkelhaarigen Mädchens, etwa in ihrem Alter. "Hallo!", sagte das Mädchen freundlich, trat auf den Flur und schloss hinter sich die Tür. An ihrem Arm hing eine Einkaufstasche in der Ami Schwimmsachen erkennen konnte. "Guten Tag.", antwortete Ami etwas irritiert. "Wolltest du zu Terra?", fragte das Mädchen und verstaute ihren Schlüssel in ihrer Tasche. "Ja, eigentlich schon. Aber er scheint nicht da zu sein." "Stimmt er ist früh am morgen abgereist. Er hatte eine Reisetasche dabei. Ich habe ihn gesehen als ich grade den Müll rausbrachte.", sagte das Mädchen im Plauderton. "Oh!", machte Ami überrascht. Abgereist? "Wann war das?" "Hmm lass mich überlegen, dass muss so gegen 7:00 Uhr gewesen sein." "Weisst du wohin er wollte oder wie lange er fort sein wird?" Bedauernd schüttelte das Mädchen den Kopf. "Nein keine Ahnung tut mir Leid. Ich kenne ihn ja auch nicht richtig. Hab mich nur mal auf dem Flur mit ihm unterhalten. Aber er ist süß." Ami fühlte tief in sich einen kleinen Stich...fast wie...Eifersucht? Nachdenklich sah das Mädchen sie an. "Dich habe ich hier doch auch schon mal gesehen. Sag mal...bist du vielleicht seine Freundin?" Ohne das sie etwas dagegen tun konnte wurde Ami knallrot im Gesicht. "Ich äh..." Das Mädchen lachte. "Ach vergiss es. Geht mich ja auch nichts an. Jedenfalls ist er nicht da. Du wirst dein Glück ein anderes Mal versuchen müssen. Einen schönen Tag noch." Und damit verschwand sie in Richtung Treppenhaus.

In Amis Kopf wirbelten die Gedanken. Terra war abgereist? Wohin? Und Warum? Und wieso grade jetzt? Gedankenversunken verließ Ami das Gebäude wieder und sah auf ihre Uhr. Es war noch nicht einmal ganz 9:00 Uhr. Wenn es stimmte was das Mädchen sagte, hatte Ami Terra um zwei Stunden verpasst. Wohin konnte Terra nur so früh morgens hinwollen? Und dann auch noch mit Reisetasche? Ihr Blick fiel auf die Knöpfe an ihrem Pager. Vielleicht hatte sie noch eine andere Möglichkeit ihn zu erreichen. Wenn sie ihn anfunkte, konnte sie sich mit ihm irgendwo verabreden, denn sie wollte auf jedenfall heute noch mit ihm sprechen, solange sie den Mut dazu noch hatte. Dummerweise war ihr Pager noch nicht aktualisiert worden. Aber das ließ sich ja schnell beheben. Ami drückte auf einen Knopf und aus dem Lautsprecher erklang die Stimme von Luna. "Ami. Was ist los?" "Guten Morgen Luna, entschuldige das ich dich so früh störe aber ich muss dich um einen Gefallen bitten." "Worum geht es?" "Mein Pager muss noch auf den von Terra eingestimmt werden. Jetzt sofort.", sagte Ami und hoffte dass sie nicht zu fordernd klang. "Jetzt sofort? Hört sich an als wäre dir das sehr wichtig." Ami lächelte. "Ja. Das ist es." In ihrem Geiste konnte sie die schwarze Katze mit dem Kopf nicken sehen. "Also gut. Wir treffen uns in der Spielhalle. Ich bringe Bunny mit. Bis gleich." Mit einem Piepsen wurde die Verbindung unterbrochen.

Etwa eine halbe Stunde später betrat Ami die Spielhalle. Hier trafen die Freunde sich sehr häufig. Es war gewissermaßen ein zweiter Treffpunkt neben dem Hikawa-Tempel. Geführt wurde die Spielhalle von Motoki, eines alten Freundes der Gruppe und dem Bruder von Unazuki, Terras Chefin. Doch sie war noch aus einem anderen Grund wichtig. Unter einem Sailor-V Spielautomaten befand sich ein geheimer Raum mit einem Hochleistungscomputer aus dem Reich des Mondes. Luna und Artemis hatten diesen Raum einst erschaffen, als sie noch auf der Suche nach der Prinzessin Serenity gewesen waren. Von hier aus konnten Luna und Artemis das Sailor Team über Bildschirme hinweg koordinieren und mit Daten über die Feinde versorgen. Zudem war dies die Zentrale-Funkstation für die Sailor Pager.

Suchend sah Ami sich um, doch Luna schien noch nicht da zu sein. Dafür kam Motoki auf sie zu. "Ami. Lange nicht gesehen." Grinsend hielt er ihr die Hand hin. Ami ergriff sie und lächelte. "Stimmt. Ein paar Wochen sinds bestimmt schon." "Vermutlich hat dich die Lernerei wieder voll in Anspruch genommen was?" "Könnte man so sagen. Das...und andere Dinge.", antwortete Ami ausweichend und sah sich noch einmal in der Halle um. Noch waren nicht besonders viele Menschen hier. Die meisten wollten lieber das gute Wetter genießen. "So?", fragte Motoki neugierig. Doch als er keine weiteren Erklärungen erhielt, zuckte er nur mit den Schultern und fragte: "Wartest du auf die anderen?" Nickend setzte Ami sich auf einen Sitz vor irgendein Spiel. "Ja. Also zumindest auf Bunny. Wir wollten uns hier treffen." In diesem Moment ging die Schiebetür auf und Bunny betrat die Spielhalle, mit Luna auf dem Arm. "Hallo Ami, hallo Motoki.", sagte Bunny und gesellte sich zu ihnen. Luna maunzte begrüßend. "Hallo Bunny. Schön, dass du auch mal wieder hier bist." "Tut mir Leid. Ich war viel beschäftigt in letzter Zeit.", sagte Bunny zerknirscht. "Wohl mit Mamoru was?", fragte Motoki sie grinsen. "Bunny wurde rot und drehte das Gesicht weg. "Ich weiß gar nicht was du meinst.", behauptete sie. Motoki und Ami lachten auf. Auch Luna sah aus als müsste sie lachen. "Apropros.", sagte Motoki und sah Ami an. "Sag mal stimmen die Gerüchte die ich höre? Mit dir und dem neuen Angestellten von Unazuki?" Ami sah ihn überrascht an. "Woher...?" "Na von Unazuki natürlich. Von wem sonst? Also stimmt es?", fragte Motoki neugierig. "Ich...bin mir noch nicht sicher...ich muss noch mit ihm darüber reden..." Motoki nickte verstehend. "Achso. Naja ich wünsche es dir auf jedenfall. Soweit ich es von Unazuki erfahren habe, scheint er ein sehr anständiger Kerl zu sein." "Ja. Das ist er wohl.", erwiderte Ami. Ihr Blick war so verträumt in die Ferne gerichtete. Luna und Bunny blinzelten sich zu. Offenbar hatte Ami endlich eine Entscheidung getroffen. Motoki klopfte Ami auf die Schulter. "Ich drück dir jedenfalls die Daumen. So ich muss jetzt weiter arbeiten. Bis dann ihr beiden.", sprachs und machte sich davon. "Ihr beiden. Ts, als wenn ich gar nicht da wäre.", maulte Luna beleidigt. "Naja offiziell gesehen bist du auch keine richtige Person. Bei uns gilst du nun mal als Tier. Aber als sehr intelligentes.", versuchte Ami die Katze zu beschwichtigen. Bei dem Wort ´intelligent´ setzte Luna sich stolz auf. "Das will ich auch meinen." "Also was gibt es Ami? Luna sagte etwas von deinem Pager?", warf Bunny ungeduldig ein. "Ja." Ami nahm ihren Pager vom Handgelenk hob ihn sich vor das Gesicht. "Ich will, dass er auch auf Terra eingestimmt wird." "Aha?", machte Bunny und grinste. Ami sah sie schief an. "Was denn? Irgendwann müssen wir das doch sowieso machen oder nicht? Immerhin gehört er ja jetzt zum Team.", sagte sie ausweichend.

"Klar doch...aber...ist das der einzige Grund?", fragte Bunny überneugierig und piekste Ami in die Seite. "Hör auf damit Bunny.", beschwerte sich Ami künstlich. Dann sah sie traurig zu Boden. "Ehrlich gesagt: es steckt noch mehr dahinter." Lunas Ohr zuckte und sie betrachtete Ami interessiert. "Und was?", fragte sie. "Ich wollte heute morgen mit Terra sprechen. Doch er war nicht da. Ich dachte, mit dem Pager kann ich ihn erreichen und mich irgendwo mit ihm verabreden. Es wird Zeit das wir gewisse Dinge klären." Bunny schlug Ami strahlend übers ganze Gesicht so hart auf die Schulter, dass diese nach vorne taumelte. "Klasse. Das ist unsere Ami, die wir kennen und lieben. Ich bin stolz auf dich." "Danke Bunny.", brummte Ami und rieb sich die Schulter. "Ich finde es auch gut, dass ihr euch endlich aussprechen werdet. Auf die Dauer kanns einfach nicht so weiter gehen mit euch.", sagte Luna und sprang Bunny vom Arm. "Passt auf das niemand guckt!" Ami und Bunny sahen sich vorsichtig um. Außer ihnen waren nur noch zwei Kerle im hinteren Bereich der Spielhalle und die waren völlig mit einem Rennspiel beschäftigt und wandten ihnen den Rücken zu. "Alles klar schnell.", sagte Ami. Luna huschte unter den Sailor-V Spielautomaten und betätigte einen kleinen Knopf an der Unterseite. Leise surrend glitt der Automat nach hinten und offenbarte eine Treppe die in den Keller führte. Zum Glück war der Rennspielautomat sehr laut und die beiden Kerle hörten es nicht. Flink huschten Ami, Bunny und Luna nach unten und der Automat rutschte wieder an seinen alten Platz.

Der Raum am Ende der Treppe war groß, quadratisch und am Ende befand sich ein Computer mit drei großen Bildschirmen. Neben der Tastatur befand sich eine kleine leuchtende Platte und auf diese legte Ami ihren Pager ab. Luna setzte sich vor die Tastatur und gab mit ihren Pfötchen Befehle in den Computer ein. In einem blauen Licht aufleuchtend, aktivierte sich die Platte und der Pager schwebte ein paar Zentimeter in die Luft, bevor er in dem Kraftfeld zum stehen kam. Auf dem Display des Pagers erschienen winzige Symbole, wie ein Code, der eingegeben wurde. Am unteren Ende der Reihe mit den Knöpfen materialisierte sich ein weiterer Knopf. Mit diesem würde Ami in der Lage sein, nun auch Terra zu erreichen. Luna gab einen letzten Befehl ein und die Platte deaktivierte sich wieder. Sanft landete der Pager wieder auf der Oberfläche. Ami nahm ihn an sich und schnallte ihn wieder um ihr Handgelenk. Mit klopfenden Herzen betrachtete sie ihn. Nun konnte sie Terra bestimmt erreichen. "Willst du ihn gleich ausprobieren?", fragte Luna und sprang vom Tisch herunter. Ami nickte. Ihr Finger schwebte dicht vor dem Knopf. "Was ist?", fragte Bunny und sah sie besorgt an. "Nun drück schon drauf." Noch einmal holte Ami tief Luft, dann betätigte sie den Knopf und der Bildschirm des Pagers wurde schwarz...

Stille. Keiner sprach. Nicht einmal zu atmen wagte jemand. Alle starrten auf den kleinen Bildschirm , jedoch...nichts passierte. Verwirrt drückte Ami noch einmal auf den Knopf, mit dem selben Ergebnis. "Irgendwas stimmt nicht Luna." Kurz dachte die Katze nach. "Vielleicht braucht das Gerät eine Weile um den Code richtig anzunehmen. Du solltest es vielleicht später noch einmal versuchen." Seufzend ließ Ami sich auf einen Stuhl fallen. Irgendwie hatte sich heute das Schicksal gegen sie verschworen. Bunny betrachtete Ami nachdenklich und jetzt fiel ihr erst die Kleidung von ihrer Freundin auf. "Sag mal du hast dich heute ja so hübsch angezogen. Das kennt man ja gar nicht von dir.", sagte Bunny. Gleichzeitig klatschte sie sich die Hand vor den Mund und beeilte sich im nächsten Moment zu sagen: "Also nicht dass du nicht immer hübsch aussehen würdest...aber ich...äh...das sollte jetzt nicht heißen das...ähm...ach verdammt." Mit hochrotem Kopf tippte Bunny mit der Fußspitze auf dem Boden rum. Ami lachte. "Schon gut Bunny. Ich habe es nicht falsch verstanden. Keine Sorge." Kichernd stand Ami wieder auf, drehte eine Pirouette und sah Bunny und Luna gespannt an. "Sehe ich wirklich hübsch aus?" Bunny nickte eifrig und Luna sagte: "Ja das tust du. Wobei du natürlich nicht viel auf die Meinung einer Katze geben solltest. Wir tragen für gewöhnlich keine Kleider.", erwiderte Luna verschmitzt und zwinkerte ihr zu. "Nein, im Ernst. Bunny hat Recht. Du siehst wirklich sehr hübsch aus heute." Lächelnd lehnte Ami sich an die Wand. "Danke ihr zwei." In diesem Moment schien Bunny ein Licht aufzugehen, zumindest sah sie so aus. Grinsend kam sie ganz nahe an Amis Gesicht heran. "Sag mal Amilein, dass hat doch nichts mit Terra zu tun, dass du dich so schick gemacht hast, ooooder?" Kalt erwischt bekam Ami schon wieder einen roten Kopf. "Also...ehrlich gesagt doch." "Ahaaaaa?", machte Bunny und sah sie überaus neugierig an. "Was hattest du denn genau vor?" "Hör auf Bunny.", ermahnte Luna sie. "Das geht dich wirklich nichts an." Doch Ami schüttelte den Kopf. "Schon gut Luna." Fest sah sie Bunny in die Augen und sagte: "Ich wollte heute mit ihm reden, um das zwischen uns endlich aus der Welt zu schaffen."

"Ja das habe ich mir mittlerweile auch schon gedacht.", sagte Bunny grinsend. "Aber warum dieses Outfit, das verstehe ich nicht." Seufzend ließ Luna den Kopf hängen. "Hoffnungslos." Ami kniete sich neben die Katze und fing an sie zu streicheln, was Luna mit einem tiefen Schnurren kommentierte. "Ich weiss auch nicht, ich wollte ihm einfach gefallen. Das ist alles." "Genau Bunny. Darauf hättest sogar du kommen können.", sagte Luna und schielte zu Bunny hinüber. Diese plusterte die Wangen auf und sagte wütend: "Soll das etwa heißen ich bin blöd?" "Naja, manchmal benimmst du dich jedenfalls so als wärest dus.", kicherte die Katze. Sofort wollte Bunny eine schlagfertige Antwort geben, doch Ami unterbrach sie. "Beruhige dich Bunny. Bitte. Ich habe grade ein Problem und ich hoffe du kannst mir dabei helfen." Manchmal waren die Übergänge von Bunnys Launen wirklich erstaunlich. Von einem Moment auf den anderen wechselte sie von wütend auf hilfsbereit. "Wie kann ich dir helfen? Bunny die Superschlaue löst jeden Fall!", sagte sie übertrieben laut und salutierte. Gerade noch schaffte es Ami einen weiteren Kicheranfall zu vermeiden. Stattdessen erklärte sie Bunny die Situation. Zwar wollte sie endlich mit ihm reden, doch irgendwie schaffte sie es einfach nicht zu ihm zu gelangen. "Versuchs doch noch mal mit deinem Pager.", warf Luna ein. Allerdings blieb es bei einem Versuch. Terra meldete sich auch jetzt nicht. "Möglicherweise kann er gerade nicht abnehmen.", sagte Luna nachdenklich. "Aber warum? Wo ist er jetzt überhaupt?", fragte Ami. Luna und Bunny sahen sich an. "Nun...als wir ihn neulich besucht haben meinte er, dass er in den Ferien trainieren wollte."

"Trainieren? Du meinst seine Kampftechniken?"

Lunas Schnurrhaare zuckten nervös als sie sagte: "Nein nicht seine Kampftechniken. Seine Dämonenform." Ami starrte sie an. "Wie bitte?", keuchte sie. Schnell erklärte Bunny ihr, was vorgefallen war. "So ist das also." Auf ihrer Lippe kauend dachte Ami über das Gehörte nach. "Aber er hat nicht gesagt, wo er hinwollte?" Kopfschüttelnd sagte Bunny: "Er wusste es da noch nicht. Vielleicht hat er inzwischen einen Platz gefunden." Stirnrunzelnd fragte Ami die Fragen der Fragen: "Aber wo soll der sein? Unter dem Aspekt das er ziemlich auffällig ist, wenn er verwandelt ist, kann es eigentlich kein Ort in dieser Stadt sein. Zudem kommt noch seine erhöhte Stärke. Mit der könnte Terra großen Schaden anrichten, daher muss es ein Ort sein, wo möglichst wenige Menschen sind. Ich bin mir sicher, dass Terra sich das gleiche überlegt hat." "Ja, das hat er bestimmt. Also kommen nur Orte außerhalb der Stadt in Frage.", sagte Luna und sprang wieder auf den Tisch. Flink hämmerte sie auf der Tastatur herum und schließlich war auf dem Bildschirm eine Karte von Tokios Umgebung zu sehen. Weitere Eingaben folgten. Luna wollte, dass der Computer die Orte wiedergab, an denen Terra möglicherweise unter den eingegeben Umständen trainieren konnte. Nur einen Augenblick später leuchteten rote Punkte auf dem Bildschirm auf und markierten die Orte, welche der Computer für am wahrscheinlichsten hielt. Rasch zählte Ami sie durch. 9 Orte im gesamten. Sofort fasste Ami einen Entschluss: sie würde jeden dieser Orte nach Terra absuchen. Und sie fing gleich heute damit an. Kurz erklärte sie den beiden was sie vorhatte. Luna nickte und sagte: "Du solltest es trotzdem weiterhin mit dem Pager versuchen. Vielleicht antwortet er ja doch." Bunny sprang vor Freude auf dem Fleck herum. "Das klingt lustig. Ich benachrichtige die anderen. Bestimmt werden sie uns bei der Suche helfen." Damit tippte sie auf ihrem Pager rum und überbrachte den anderen die Neuigkeiten.

Akio Doru

Am Bahnhof war es viel zu voll und laut. Doch was hatte Terra anderes erwartet? Immerhin hatten die Ferien jetzt angefangen und viele Menschen wollten die Zeit nutzen um weg zu fahren und sich mal richtig zu entspannen. Terras Blick fiel auf eine Gruppe von jungen Männern die mit schweren Rucksäcken bewaffnet waren, aus denen Zubehöre von Bergsteigerausrüstungen herausschauten. In Gedanken korrigierte er seine Aussage. Manche nutzten die Zeit vielleicht auch um einfach mal ein wenig was zu erleben. Als der Zug endlich einfuhr, drängten die Menschen sofort an die Türen um schnellstmöglich die besten Plätze ergattern zu können. Leicht amüsiert schaute Terra dem Treiben einen Moment lang zu und begab sich dann zum allerletzten Waggon ganz am Ende des Bahnsteiges. Dort stand keine Menschenseele an und er stieg ohne Stress und Rempelei ein. Auch einen Platz musste er sich nicht lange suchen, der Waggon war bis auf ein altes Ehepaar leer. So stellte er seine Sporttasche in die Gepäckablage und setzte sich auf einen Platz am Fenster, ziemlich weit am Anfang des Abteils. Einige wenige der gehetzten Menschen draußen hatten ihn beobachtet und nahmen sich an ihm ein Beispiel. Trotzdem wurde der Waggon nicht mal halb voll, was Terra sehr begrüßte. Ein paar Leute sahen ihn neugierig an und er erwiderte ihren Blick höflich aber nichts-sagend. Nur ein paar Sekunden später hatten sie das Interesse bereits wieder verloren. Entspannt lehnte Terra sich zurück und schloss die Augen. Die Stadt Sakurai, welche Rei erwähnt hatte, war die Endstation dieser Linie. Terra konnte also beruhigt eine Weile schlafen. Mit Sicherheit würde ihn spätestens ein Schaffner wecken, sollte er bei der Endstation immer noch nicht wach sein um aussteigen zu können. Nur wenige Augenblicke später war er eingedöst und kurz darauf fuhr der Zug ruckend an. Zugegeben diese Linie war schon etwas älter, der Zug selbst nicht mehr auf dem neuesten Stand und machte während der Fahrt ziemlich viel Lärm. Aufgrund der vergangenen Ereignisse war Terra jedoch immer noch so sehr ausgelaugt, dass der Lärm ihn nicht wachrütteln konnte. So hörte Terra nicht einmal das Piepen, welches sein Pager auf einmal von sich gab. Auch beim zweiten Mal ein paar Minuten später bekam er es nicht mit. Dafür leuchtete nun einer der Knöpfe an der Seite der Uhr in einem matten, im Licht der Sonne kaum sichtbaren Blau auf.

Letztendlich war das Wecken durch den Schaffner nicht einmal nötig, denn kurz vor der Ankunft im Hauptbahnhof von Sakurai, wachte Terra auf. Noch etwas schläfrig blinzelte er aus dem Fenster und konnte bereits einige Häuser sehen. Gähnend reckte er sich und setzte sich wieder in eine aufrechtere Position. Wenige Minuten später trat er aus dem Zug auf den ebenfalls überfüllten Bahnhof und sah sich um. Abgesehen davon, dass dieser hier viel kleiner war, unterschied er sich vom Aussehen her nicht wesentlich vom Bahnhof in Tokio. Suchend hielt er nach dem Freund von Reis Großvater ausschau. In diesem Moment fiel ihm ein, dass er Rei gar nicht gefragt hatte wie dieser eigentlich aussah. Innerlich fluchend schalt er sich selbst einen Narren. Allerdings wurde das Problem schneller gelöst als er gehofft hatte. Irgendwo in der Menschenmenge hielt jemand, den Terra im Moment noch nicht sehen konnte ein Pappschild in die Höhe auf dem ´Kagurasaka`stand. Schnell beeilte Terra sich die zu dem Schild passende Hand mit dem dazu passenden Menschen zu finden. Dies erwies sich als gar nicht so einfach. Kontinuierlich schob er sich durch die Massen und hatte trotzdem das Gefühl immer langsamer voran zu kommen. Doch schließlich gelang es ihm und er stand einem schlanken Jungen ungefähr in seinem Alter gegenüber. Kurze, braune Haare, die mit dunkleblonden Strähnen durchzogen waren, umrahmten ein schmales ernstes Gesicht. Augen von tiefdunkler grüner Farbe sahen Terra fragend an. Der Junge trug ein schwarzes T-Shirt, darüber eine rote Stoffjacke, eine dunkelbblaue Jeans und Freizeitschuhe. Im gesamten sah er nicht sehr auffällig aber auch nicht unmodern aus. "Bist du zufällig Terra Kagurasaka?", fragter der Junge. Terra nickte. "Ja, der bin ich. Gute Idee mit dem Schild. Ich hatte dummerweise vergessen zu fragen, nach wem ich überhaupt Ausschau halten sollte.", sagte er und reichte dem Jungen die Hand. Lächelnd ließ dieser das Schild sinken und ergriff Terras Hand. Mit dem Lächeln sah er viel fröhlicher und sympathischer aus. "Ja, naja ich hatte auch vergessen zu fragen, daher kam mir ja die Idee mit dem Schild. Scheint ja wunderbar geklappt zu haben." Sie schüttelten sich die Hände. "Ich heiße Akio Doru." "Terra Kagurasaka, aber das weisst du ja schon.", grinste Terra. "Aber sei mir nicht böse, du siehst nicht gerade wie ein alter Mann aus. Und als es hieß, du seist ein Freund von Reis´ Großvater hatte ich mir ehrlich gesagt so jemanden vorgestellt." Akio lachte auf und hob spielerisch abwehrend die Hände. "Oh nein. Das ist ein kleines Missverständnis. Der Freund von dem du sprichst ist mein Großvater. Yomo Doru. Er fühlt sich heute allerdings nicht sehr wohl. Hat es seit geraumer Zeit mit dem Rücken weisst du? Daher hat er mich gebeten dich hier abzuholen und zu ihm zu bringen." "Achso. Entschuldige.", sagte Terra. Akio winkte ab. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen wirklich nicht." Flüchtig sah er auf die Uhr. "Wir sollten los. Bis zum Haus meines Großvaters ist es ein kleines Stück." Beim umdrehen stieß er jedoch mit dem Schild gegen den Koffer einer dicken alten Dame und warf diesen einfach um. "Oh. Das tut mir wirklich Leid gnädige Frau. Bitte verzeihen sie es war ein Versehen." Schnell bückte Akio sich um den Koffer aufzuheben. Terra wich rasch dem Stock des Schildes aus, bevor er ihn an einer ungünstigen Stelle treffen konnte. "Also sowas.", keifte die Dame. "Kannst du denn nicht besser aufpassen? Wirklich diese Jugend heutzutage." "Bitte verzeihen sie es war wirklich ein Versehen." Akios Ohren liefen ein wenig rot an. Offensichtlich war ihm das ganze ziemlich peinlich. Anscheinend erwies sich der Koffer der Dame als schwerer wie vermutet, sodass Akio das Schild einfach auf den Boden klappern ließ um den Koffer hocheben zu können. Rasch bückte Terra sich und nahm das Schild besser in Gewahrsam. "Hier bitte gnädige Frau und entschuldigen sie nochmal vielmals." "Hmpf.", machte die Dame, schnappte ihren Koffer und stöckelte davon. Akio bückte sich erneut und wollte das Schild aufheben, griff ins Leere und sah sich verwundert um. Terra hielt ihm das Schild entgegen. Verlegen lächelnd griff Akio danach. "Ähm tja also wollen wir?" "Gerne. Geh nur voran. Ich folge dir." Auf dem Weg durch die Menschenmassen entwickelte Terra nach und nach den Eindruck, dass Akio ein sehr netter Kerl war...ein netter aber etwas tollpatschiger Kerl. Das Schild war ihm irgendwie ständig im Weg und nicht selten handelte er sich verärgerte Blicke ein. Dabei war es nicht mal seine Schuld. Ehrlich. In diesen Massen konnte doch keiner richtig laufen ohne dem anderen auf die Zehen zu treten. Trotzdem entschuldigte er sich immer umgehend wenn dies passierte oder er mit dem Schild wieder irgendjemanden in die Seite pikste oder jemand die Schriftfläche plötzlich im Gesicht hatte. Nun gegen letzteres konnte man was machen. "Warte mal Akio.", sagte Terra plötzlich und nahm ihm das Schild aus der Hand. "Sag ehrlich: brauchst du das Schild noch?" Fragend sah Akio ihn an und antwortete: "Nein, das werd ich nachher wegschmeißen oder das Holz davon im Ofen verbrennen. Wieso?" Ohne zu antworten riss Terra die Pappe von dem Stock und schmiss sie in einen Mülleimer. Den Stock brach er entzwei und stecke die verkürzten Stücke zwischen die Träger seiner Sporttasche. So waren sie niemandem im Weg und konnten auch niemanden unbeabsichtigt verletzen. "So jetzt hast du ein wenig mehr Bewegungsfreiraum und läufst keine Gefahr jemandem das Schild ins Gesicht zu drücken." Akio nickte dankbar. "Hätte ich auch drauf kommen können." Nach einer Weile schaffte sie es endlich dem Gebäude zu entkommen und traten in die sonnige Wärme der Freiheit. "Hier entlang.", sagte Akio und führte Terra in eine Einkaufsstraße. "Tut mir Leid wegen gerade. Ich bin ein wenig tollpatschig." "Ach was. Das macht überhaupt nichts. Ich fand es war sogar ziemlich amüsant anzusehen wie die dicke Dame mit hocherhobenem Kopf davon gedackelt ist. Hatte irgendwie was erheiterndes. Sie sah aus wie ein kleiner beleidigter Mops. Fehlte nur der Ringelschwanz.", versuchte Terra ihn lachend aufzumuntern. Es schien zu funktionieren. Auch Akio lachte auf und sah wieder etwas fröhlicher aus. "Also erzähl mal Akio. Lebst du auch hier in Sakurai?", fragte Terra während Akio ihn durch die sonnige Straßenallee führte. Die Geschäfte waren voll im Gange. Überall waren Menschen bei ihren emsigen Besorgungen zu sehen. Viele Jugendliche waren unterwegs. Aßen Eis oder saßen auf Bänken. Am Brunnen im Zentrum der Straße spielten ein paar Jungs Fußball. Im Cafe nebenan saßen ein paar Mädchen und sahen ihnen kichernd und tuschelnd zu. Alles in allem herrschte eine sehr friedliche Atmosphäre. "Ja klar. Ich gehe hier zu Schule. Bin grade in der Mittelstufe. Meine Familie hat schon immer in dieser Stadt gewohnt. Zur Zeit wohne ich bei meinen Großeltern, weil meine Eltern eine Reise unternommen haben." Terra wich einer kleinen Katze aus, welche grade aus einer Seitengasse geflitz kam und sagte: "Ich wohne in Tokio. Erst seit ein paar Wochen...hmm jetzt wo ich darüber nachdenke es sind schon fast zwei Monate. Auch ich bin gerade in der Mittelstufe. Wohnen tue ich alleine in einer Studentenwohnung. Die Schule war so nett sie mir in Verbindung mit einem Stipendium zu überlassen." "Oh bist du von deinen Eltern weggezogen um in Tokio zur Schule zu gehen?", fragte Akio neugierig. "Weisst du ich wollte auch nach Tokio ziehen. Aber ich denke damit warte ich noch bis zur Uni." Terra schüttelte den Kopf. "Ich habe meine Eltern nie kennen gelernt." Betreten stoppte Akio. "Das tut mir Leid." Terra knuffte ihm freundschaftlich in die Seite. "Das muss dir nicht leid tun. Woher hättest du es wissen sollen?", fragte er grinsend. Als er sah wie munter Terra trotzdem war, bekam Akio auch wieder bessere Laune. "Wirst du in Tokio auch zur Uni gehen? Vielleicht würden wir uns da ja dann sehen.", versuchte er trotzdem das Thema auf etwas angenehmeres umzulenken. Schulterzuckend ging Terra weiter. "Ich weiss es noch nicht. Mal sehen. Wer weiss was bis dahin noch so alles passiert." Akio holte rasch wieder auf und betrachtete Terra neugierig. Irgendwie war das ein sehr interessanter Typ. Terra war sehr nett und freundlich, aber er schien auch sehr gewissenhaft und ernst zu sein. Was für ein Mensch steckte wohl hinter diesem Bild? Terra bemerkte das Akio ihn ansah und hob fragend eine Augenbraue. "Was ist? Hab ich etwas im Gesicht?", fragte er. Prompt bekam Akio rote Wangen. "Äh nein verzeih. Ich habe nur gerade darüber nachgedacht was für ein Mensch du wohl bist.", sagte er ziemlich offen, biss sich dann aber erschrocken auf die Lippe. "Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?", fragte Terra grinsend. Akio betrachtete ihn noch einmal in Ruhe. "Hmm ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Weisst du den meisten Menschen kann man an ihrer Art oder ihrer Haltung ansehen was für Menschen sie sind. Oft auch daran wie sie sprechen. Aber du...hmm ich weiss nicht. Du bist ein Charakter den ich irgendwie nicht so ganz durchschauen kann." "Ist das nicht normal? Du hast mich ja grade erst kennen gelernt.", fragte Terra. Lachend sagte Akio: "Schon klar. Aber hast du noch nie etwas vom ersten Eindruck gehört? Jeden Menschen den du siehst, ordnest du automatisch in eine bestimmte Kategorie ein. Nett, arrogant, zurückhaltend, sympathisch, unsympathisch sowas eben. Nur dadurch das du ihn einmal gesehen hast. Aber als ich dich gesehen habe... ich weiss nicht ich konnte dich nirgendwo einordnen. Und jetzt...naja du scheinst nett zu sein, bist aber auch irgendwie ernst. Einerseit siehst du sportlich aus, wirkst aber auch gleichzeitig durch deine Körperhaltung und die Art wie du dich bewegst irgendwie ich weiss auch nicht...kampferprobt. Du scheinst ein offener Mensch zu sein, bist aber auch irgendwie vorsichtig. Deine Umgebung hast du genau im Blick, als wenn du irgendwas erwarten würdest oder als wenn du sie einfach nur analysieren würdest. Ich weiss wirklich nicht was für eine Art Mensch du bist. Und zugegeben, das passiert mir wirklich nicht oft." Staunend sah Terra ihn an. Auch wenn Akio ein wenig tollpatschig zu sein schien, besass er doch offenbar einen scharfen Verstand oder eine gute Beobachtungsgabe. Oder beides. Sein tollpatschiges Auftreten ließ wohl viele über sein wahres Ich hinweg sehen. "Ich bin beeindruckt.", sagte Terra. Und er meinte es auch so. Verlegen kratzte Akio sich am Kinn. "Ach weisst du ich habe lediglich eine gute Beobachtungsgabe. Ich fotografiere leidenschaftlich gerne. Daher achte ich auf Details die anderen meistens verborgen bleiben. Ich habe es zu einer Art Hobby gemacht, dass zu sehen was andere nicht sehen." "Eine Gabe die dir sicherlich von Nutzen sein wird in deinem Leben.", sagte Terra lachend. "Was hast du denn so für Hobbies? Vielleicht kann ich dich dann ein wenig mehr durchschauen.", sagte Akio grinsend. Nachdenklich folgte Terra ihm über den Zebrastreifen welcher sie in eine Wohnsiedlung führte. "Tja meine Hobbies also...hmmm...ich schwimme gerne. Ich lese gerne Bücher. Sowas eben.", sagte Terra langsam. "Und machst du Sport? Spielst du vielleicht Basketball oder sowas?", fragte Akio neugierig. "Nein. Überhaupt nicht...ich bin... trainiere nur nebenbei ein wenig.", versuchte Terra der Frage auszuweichen." Doch als Akio ihn mit großen erwartungsvollen Augen ansah, wusste er, dass er die Frage nicht so unbeantwortet lassen konnte. Seufzend sagter er: "Ich trainiere ein wenig den Schwertkampf." Das dem Jungen neben ihm nicht die Augen vor Begeisterung herausfielen war auch schon alles. "Wow. Das klingt voll spannend. Wie lange machst du das schon? Bist du gut? Hast du ein richtiges Schwert?" Plötzlich und ohne es zu wollen hatte Terra auf einmal ein Bild von Akio als kleinen Welpen im Kopf, wie er neugierig um ihn herum hopste und kläffend seine Fragen stellte. Terra musste schmunzeln. "Ach wie lange ich das schon mache weiss ich ehrlich gesagt nicht mehr so genau.

Nein, ich kämpfe nur mit einem Holzschwert." Der letze Part war zwar eindeutig gelogen, aber so viel musste Akio nun wirklich nicht wissen. "Sag mal sind wir noch auf dem richtigen Weg?", fragte Terra und sah sich um. Irgendwie waren sie in einem Park gelandet. Auch Akio sah sich um und bekam auf einmal einen zerknirschten Eindruck. "Ach verdammt. Wir hätten vor zwei Straßen abbiegen müssen." Schuldig guckend sah er Terra an. "Entschuldige Terra." "Ach kein Problem. Ich hab Zeit." Sie wendeten und gingen wieder zurück. "Weisst du ich fand Schwertkämpfe schon immer faszinierend. Ich wollte es auch immer ausprobieren, aber mir hat immer der Mut gefehlt. Tollpatschig wie ich bin würde ich mich wahrscheinlich nur selbst verletzen." Terra schüttelte den Kopf. "Das hat nicht viel mit tollpatschigkeit zu tun. Am Anfang schlägt man sich nun mal manchmal selber, weil man Reichweite und Gewicht der Waffe noch nicht einschätzen kann und natürlich auch keine richtige Kontrolle über die Waffe ausüben kann. Aber das legt sich mit der Zeit, glaub mir. Ich spreche aus Erfahrung. Wenn es dich so sehr fasziniert solltest du es einfach mal ausprobieren." Nicht gerade überzeugt sah Akio zur Seite. "Ich weiss nicht..."

Ihre Schritte hatten sie an einer Wiese vorbeigeführt und Terra kam eine Idee. Flink packte er Akio an der Schulter und hielt ihn an. "Warte mal. Wir probieren mal was aus." Ohne viel Federlesen packter er Akio nun am Handgelenk und zog ihn bis mitten auf die Wiese. "Was hast du vor?", fragte Akio verwirrt als Terra seine Tasche auf den Boden stellte und die zwei gebrochenen Holzstöcker hervorholte. Einen davon nahm er in die rechte Hand, den anderen warf er Akio zu. "Hier fang." Etwas ungeschickt fing Akio den Stock auf. Aber immerhin: er fing ihn. "Ok greif mich an.", sagte Terra und beobachtete Akio. "Was?" "Du sollst mich angreifen." "Was?", fragte Akio erneut ungläubig. "Greif. Mich. An.", betonte Terra jedes einzelne Wort. "Wir machen jetzt einen kleinen Übungskampf." Für einen Moment sprachlos starrte Akio ihn an. "Das ist nicht dein Ernst." "Klar doch.", bestätigte Terra seinen Entschluss. "Komm schon es ist kein richtiger Kampf. Ich gebe dir nur die Gelegenheit es mal auszuprobieren. Keine Sorge ich passe schon auf. Es wird schon nichts passieren." Ein wenig skeptisch sah Akio den Stock in Terras Hand an. "Dir vielleicht nicht. Aber was ist mit mir?" Lachend sagte Terra: "Weder dir noch mir passiert etwas, ich versprechs. Ich werde nicht ernsthaft kämpfen. Und nun greif mich an." Für einen kurzen Moment wechselte Akios Blick zwischen Terra und dem Stock in seinen eigenen Händen. Kurz dachte Terra schon Akio würde sich nicht trauen, würde den Stock einfach weglegen und sagen das dies keine gute Idee war. Dann aber nahm er eine Kampfhaltung ein, die er sich wahrscheinlich von irgendwo her abgeschaut hatte. Terra nahm keine Kampfhaltung ein. Mit dem locker an seiner Seite herabhängenden Stock wartete er ab. Unsicherheit war deutlich in Akios Augen zu erkennen, daher zögerte er ziemlich lange. Dann machte er vorsichtig einen Schritt nach vorne. Terra bewegte sich nicht, er stand da wie eine Statue. Dem ersten folgte ein weiterer Schritt und als Terra sich immer noch nicht bewegte, noch einer. Fest packte Akio den Stock nun auch mit der zweiten Hand. Nun endlich startete er einen Angriff. Mit einem Aufschrei rannte er auf Terra zu, hob den Stock weit hinter seinen Kopf an und ließ ihn auf Terra hinabsausen. Ohne das Akio die Bewegung wirklich gesehen hatte, versperrte Terras Stock dem seinen plötzlich den Weg. Ein lauter Knall ertönte als Holz auf Holz krachte und der Aufschlag verursachte für einen kurzen Moment ein taubes Gefühl in Akios Handfläche, verschwand aber rasch wieder. "Nicht schlecht. Du hast auf jedenfall Kraft, dass muss man dir lassen.", sagte Terra. "Du hast aber noch viel zu viel beim Angriff nachgedacht, dass hat man deutlich gesehen. Deine Unsicherheit hat dem Schlag ein wenig an Kontrolle genommen, die Attacke schlingerte etwas zu viel, was ihr etwas von ihrer Schnelligkeit genommen hat. Eines solltest du dir merken: bei einem Kampf geht es nicht nur um Stärke. Geschicklichkeit und Schnelligkeit sind genauso wichtig." Verbittert ließ Akio den Stock wieder sinken. "War ja klar, dass es nicht klappt.", murmelte er. Terra seufzte und sagte: "Du solltest nicht nach dem ersten Schlag aufgeben. Natürlich bekommst du am Anfang keinen perfekten Schlag hin, sowas braucht Jahre des Trainings. Los!" Langsam ging Terra ein paar Schritte rückwärts, um wieder etwas Abstand zwischen sich und Akio zu bringen. "Versuch es noch mal. Zeig mir alles was du draufhast. Denke nicht zu viel nach, lass deinen Körper reagieren." Akio nickte und begab sich wieder in seine Ausgangsposition. Dieses Mal ließ er nicht so viel Zeit verstreichen, sondern griff beinahe übergangslos an. Mit einem seitlichen Hieb versuchte er Terra an den Rippen zu treffen. Doch wieder schaffte Terra es den Schlag mühelos zu parieren. Anstatt den Schlag einfach zu blocken, griff er mit seinem Stock hinter den Stock von Akio, nutzte dessen Schwung aus und schob ihn einfach in eine andere Schlagrichtung. Völlig überrascht von diesem Manöver wäre Akio beinahe von seinem eigenen Schwung gestürzt. Trotzdem schaffte er es wie ein Tänzer eine Pirouette zu drehen und holte somit erneut aus um Terra dieses Mal am Kopf zu treffen. Der Schlag kam recht schnell und Terra hatte keine andere Wahl als den Schlag zu blocken. Wieder ertönte ein lauter Knall und ein paar Leute, welche hier im Park spazieren gingen schauten in ihre Richtung. "So wird das nichts.", dachte Akio. Irgendwie musste er versuchen direkte Schläge zu vermeiden, wollte er Terra überhaupt mal treffen. So griff er zu einer kleinen List. Weit holte Akio mit dem Stock aus und tat so, als wolle er Terra an der linken Schulter treffen. Als Terra jedoch den Stock zur Abwehr erhob, änderte Akio plötzlich die Richtung. Ruckartig zog er das Stock plötzlich nach unten und riss es sofort wieder hoch um Terra den Stock aus der Hand zu schlagen. Leider unterschätzte er Terras Reflexe immer noch. Fasziniert beobachtete er, wie Terra mit seinem Stock aus der ursprünglichen Abwehrhaltung heraus einen Kreis beschrieb und seitlich gegen Akios Stock knallte. Es war unmöglich für diesen, den Stock in der Hand zu halten, er wurde ihm einfach aus der Hand geschleudert und landete ein paar Meter neben ihm im Gras.

"Wahnsinn. Du bist verdammt gut Terra.", sagte Akio mit vor Anstrengung geröteten Wangen. Terra lachte. "Danke schön." Schmunzelnd musterte er Akio. "Sei ehrlich wie fühlst du dich gerade?" Fragend sah Akio Terra einen Moment lang an, dann horchte er in sich hinein. Was er dort entdeckte überraschte ihn. Sein Herz pochte schnell, weil er so aufgeregt war, das Adrenalin rauschte durch seinen Körper und er wollte...mehr! "Ich...ich habe Spaß. Es gefällt mir.", sagte Akio verwundert und erfreut zugleich. Terra nickte. "Möchtest du es noch einmal versuchen?" "Unbedingt!" Schnell hastete Akio zu seinem Stock und hob ihn auf. "Na dann mal los.", rief Terra und griff nun seinerseits an. Sie übten noch ungefähr zehn Minuten. Danach saß Akio keuchend am Boden. "Ich bin fertig. Ich kann nicht mehr.", japste er. "Es reicht auch. Aber du solltest wirklich drüber nachdenken, das weiter zu verfolgen. Das du Spaß dabei hast, ist doch schon mal eine gute Voraussetzung.", sagte Terra und hockte sich neben Akio. "Das werde ich.", versprach Akio und legte sich lang auf den Rücken. Terra sah auf die Uhr. Es wurde Zeit das er weiterkam. Stirnrunzelnd betrachtete er die Knöfpe an der Seite der Uhr etwas genauer. Im Sonnenlicht war es nur äußerst schwach zu sehen, doch es wirkte so, als würde einer der Knöpfe in einem leichten Blauton leuchten. Möglichst ohne das Akio es sah, hob Terra seine andere Hand über die Uhr. Tatsächlich! Im Schatten seiner Hand war es jetzt viel deutlicher zu sehen. Einer der Knöpfe glühlte in einem blauen Licht. Blau...hatte Ami etwa versucht ihn zu kontaktieren? Wie lange mag das her sein? Er konnte sich nicht erinnern den Pager gehört zu haben. "Eine schicke Uhr.", sagte Akio plötzlich. Terra sah auf und bemerkte, dass Akio ihn beobachtet hatte. "Danke. Sie ist ein Geschenk." "Achso. Sieht auf jedenfall toll aus. Ich hätte auch gerne so eine." Lächelnd ließ Terra die Hand mit der Uhr wieder sinken. Besser er versuchte später herauszufinden ob Ami versucht hatte ihn anzufunken. Wenn er alleine auf dem Berg war. "Weisst du der Kampf hat mir Spaß gemacht, aber ich habe heute noch einen ganz schönen Marsch vor mir. Vielleicht wäre es besser, wenn wir weitergehen würden." Akio nickte und sagte: "Gib mir nur eine Minute. Ich bin ganz schön geschafft." "Sicher." Und Terra gab ihm die Minute. Schließlich rappelte Akio sich auf, klopfte seine Hose ab und deutete auf eine schmale Straße, welche tiefer in die Stadt führte. "Dort entlang." Terra folgte ihm, in seinen Kopf wirbelten die Gedanken.

Seltsame Vorkommnisse

Letztendlich war es nicht mehr sehr weit bis zu dem Haus von Akios Großvater. Zwischen den ganzen Neubauten stach es ziemlich hervor. Es schien überwiegend aus Holz gebaut zu sein. Das Dach war aus Holz, die Wände, der Boden, sogar der "Schornstein" war aus Holz. Die Architektur erinnerte an Reis Tempel, war aber auf ein Wohnhaus umgesetzt. Als Terra vor der Eingangstür seine Schuhe auszog und in die Eingangshalle trat, meinte er das Alter dieses Bauwerkes körperlich spüren zu können. Große Bilderrahmen zierten die Wände der Halle und auf jedem war ein alter Mönch oder eine alte Priesterin zu sehen. "Das ist unsere Ahnengalerie. Du musst wissen, dieses Haus und die Aufgabe über den Tempel auf dem Berg zu wachen, wird in unserer Familie von Generation zu Generation weitergegeben.", erklärte Akio als er Terras Blick bemerkte. "Wirst du auch irgendwann hier verewigt?", fragte Terra neugierig. Doch Akio schüttelte den Kopf. "Nein, das war stets den Mönchen und Priesterinnen vorbehalten. Mein Bruder wird irgendwann die Ehre haben. Er ist im Moment auf einer Reise zu anderen Tempeln um seine Mönchsausbildung abzuschließen. Wäre dies nicht der Fall hätte er dich heute vom Bahnhof abgeholt. Jetzt ist das aber meine Aufgabe." Mit einem Wink seiner rechten Hand bedeutete Akio Terra ihm zu folgen. Er führte ihn durch eine Reihe scheinbar endloser Flure, die alle gleich aussahen, bis er schließlich vor einer geschlossenen Schiebetür stehen blieb. "Mein Großvater ist schon ziemlich alt und er hört nicht mehr besonders gut. Sprich am besten ein wenig lauter." Terra nickte um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Mit einem Ruck öffnete Akio die Tür und plötzlich standen sie wieder im Freien. Vor Terra erstreckte sich ein ziemlich großer Garten. An den Seiten konnte er viele Büsche und Sträucher erkennen. Der Gärtner schien eine besondere vorliebe für Rosen jeglicher Farbe zu haben, denn man konnte sie geschätzt in jedem zweiten Gewächs erkennen. Der Garten selbst wurde von einem kleinen Bach geteilt über den eine kleine Brücke führte. Im Wasser sah man verschieden große Kois, die anscheinend beliebteste Hausfischart in Japan. Es gab welche in einem kräftigen Rot und blendendem weiß, andere waren eher von orangener Farbe und man konnte sogar einen sehen, der gelbe Linienmuster und schwarze Flecken vorzuweisen hatte. Runderhum um den Bach erstreckte sich eine grüne Wiese, aber das hervorrstechendste Merkmal dieses Gartens war der Baum. Höher als das Haus streckten sich Stamm und Äste dem Himmel entgegen. Saftige grüne Blätter bildeten ein natürliches Dach über dem Garten und tauchten ihn in einen grünlichen Schimmer. Es schien ein Kirschbaum am Anfang seiner Blüte zu sein, zwischen dem Grün konnte man vereinzelte Kirschblüten erkennen. Unter den Ästen des Baumes standen ein kleiner runder Tisch und vier Stühle drumherum. In einem von ihnen saß ein grauer alter Mann und trank nachdenklich seinen Tee. Es schien unmöglich das Alter dieses Mannes zu schätzen, aber zweifellos war er schon ziemlich alt. Womöglich älter noch als Reis Großvater.

"Opa Yomo!", rief Akio und trat an dessen Seite. Vom plötzlichen Auftauchen seines Enkels scheinbar ein wenig überrascht sah der Großvater auf. "Ah Akio. Du bist schon zurück. Das freut mich. Hast du unseren Gast gefunden?", fragte der alte Mann. Akio nickte und winkte Terra zu sich. "Ja. Darf ich vorstellen: Terra Kagurasaka." Terra neigte höflich den Kopf und sagte: "Guten Tag!" Der alte Mann nickte ihm freundlich zu und wies auf einen der Stühle. "Sei willkommen Terra. Ich darf dich doch Terra nennen oder?" "Natürlich!", antwortete Terra, stellte seine Sporttasche ab und setzte sich. "Akio, magst du uns noch etwas Tee holen! Deine Großmutter ist schon wieder in der Stadt beim Einkaufen." "Klar. Ich bin gleich wieder da.", sprachs und verschwand. Ziemlich überwältigt von der ganzen Pracht um ihn herum, sagte Terra: "Sie haben wirklich einen wunderschönen Garten Herr Doru. Es ist sicherlich nicht einfach ihn so zu pflegen." Yomo Doru lächelte glückselig und ließ seinen Blick ebenfalls durch den Garten wandern. "Du hast Recht Terra. Es war wirklich ein ganz schönes Stück Arbeit, aber es ist auch eine der wenigen Freuden die mir geblieben sind. Und seit meiner Pensionierung habe ich ziemlich viel Zeit. Ohne ein Hobby wird es einem dann ziemlich schnell langweilig." Ein Klappern und Klirren kündete Akios Rückkehr an, welcher mit einem Teeservice in den Händen mühsam versuchte bloß nichts fallen zu lassen. Beinahe hätte er es auch geschafft, doch als er den Tisch erreichte, kam es wie es kommen musste. Die ineinander gestapelten Tassen bekamen eine ziemlich gefährliche Schräglage und schließlich rutschte die obere einfach seitlich runter. Terras schneller Reaktion war es zu verdanken, dass sie nicht am Boden zerschellte. Gott sei Dank, denn das Geschirr sah ziemlich teuer aus. Großvater Doru seufzte. "Ach Akio." Mit betretenem Blick stellte Akio das Tablett vorsichtig ab. "Es tut mir Leid Großvater." Terra stellte die Tasse auf den Tisch und sagte: "Es ist ja nichts passiert." "Dem Himmel sei Dank.", meinte der alte Mann. "Das sind die Lieblingstassen meiner Frau. Nicht auszudenken wie sie schimpfen würde, wenn auch nur eine einzige davon kaputt gehen würde." Ein Schaudern durchlief Akio und ließ ihn Frösteln. "Das mag ich mir gar nicht vorstellen. Sie ist zwar die liebste Oma der Welt, aber ihre Schimpftiraden sind nicht von schlechten Eltern.", sagte er und goß ihnen Tee ein. "Wahrlich nicht, das stimmt.", brummte Großvater und nippte an seinem Tee. "Sie hat ziemlich viel Temperament wenn sie will. Zugegeben einer der Gründe, weshalb ich sie damals geheiratet habe.", schmunzelte er und sein Blick verlor sich in der Ferne. Einen kleinen Moment lang ließen Terra und Akio ihn in Erinnerungen schwelgen, dann räusperte sich Akio. "Ähm Großvater?" Verwirrt kehrte der Blick des Großvaters wieder in die Wirklichkeit zurück. "Hmm?", machte er. "Vielleicht möchtest du jetzt mit Terra reden, er wird bestimmt bald wieder los wollen.", sagte Akio hinter vorgehaltener Hand. Schmunzelnd trank Terra einen weiteren Schluck seines Tees. "Ah ja natürlich. Verzeih in meinem Alter neigt man dazu recht schnell abzuschweifen." Mit festem Blick sah er nun Terra an. "Mir wurde zugetragen, Rei wünsche sich das du den heiligen Tempel aufsuchst. Was genau du dort oben willst, ist mir nicht bekannt und es geht mich auch nichts an. Ich verlasse mich darauf, dass Rei weiß was sie tut. Sie ist ein sehr liebes Kind, dass die Traditionen des Tempels in Ehren hält. Und sie weiß genauso gut wie ich, dass die örtlichen Behörden es nicht gerne sehen, wenn Fremde außer den Mönchen dorthin gehen. Viele haben dadurch schon Schwierigkeiten bekommen. Ich persönlich finde diese Maßnahmen völlig falsch.. Ein Tempel sollte der Öffentlichkeit zugänglich sein, damit diejenige unter uns die noch Glauben, dort zur Erleuchtung finden können. Die Behörden sehen das jedoch anders. Wenn sie davon Wind kriegen, dass du dort bist, könnten sie dir Ärger bereiten und damit auch uns, weil wir den Tempel schützen sollen. Jedoch wie ich schon sagte, wenn Rei möchte das du dort hingehst, werde ich dich nicht daran hindern.", sagte der Mann mit ernster Miene. "Niemand wird mich sehen. Ich gebe euch mein Wort." "Gut." Akio schien ein wenig verwirrt zu sein. "Du willst hoch zum Tempel? Aber wieso?" "Akio.", ermahnte ihn der Großvater. "Wie ich bereits sagte: es geht uns nichts an." Terra hob beschwichtigend die Hand. "Schon gut." "Ich glaube, je weniger du weisst, desto besser wäre es. Aber ich denke ich verrate nicht zu viel wenn ich dir nur sage, dass ich da oben etwas suche. Mehr sage ich nicht." Entschuldigend nickte Akio. "Verzeih, ich bin manchmal einfach zu neugierig." "Nicht unbedingt die schlechteste Eigenschaft.", grinste Terra ihm zu. Nachdenklich trank der Großvater noch einen Schluck Tee. "Eines muss ich dir aber noch sagen Terra: ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, dich gerade jetzt dort hoch zu lassen. In letzter Zeit passieren seltsame Dinge auf dem Berg. Ich spüre dort oben eine dunkle Aura, welche ich vorher noch nie bemerkt habe." Sofort wurde Terra aufmerksam. "Was genau meinen Sie?", fragte er. Akio sah seinen Großvater merkwürdig an. "Ich kann es dir nicht genau erklären. Früher, wenn ich den Berg angesehen habe, spürte ich seine Heiligkeit. Jetzt ist es so als wenn ein dunkler Schatten über dem Berg hängen würde. Die Tiere sind größtenteils verschwunden und ich versichere dir, es gab viele von ihnen. Da der Berg so wenig Besucher hatte, konnte die Fauna sich ungestört entfalten. Diese Zeiten sind vorbei. Manchmal findet man auch umgestürtze Bäume dort oben." Verwirrt fragte Terra: "Ist das so ungewöhnlich? In einem Wald findet man nicht selten Bäume die zu alt waren um von ihren Wurzeln noch getragen zu werden oder welche von Stürmen aus der Erde gerissen wurden." Doch der alte Mann schüttelte den Kopf. "Diese nicht. Sie sind nicht einfach nur umgefallen. Dort wo sie gebrochen sind, sieht es aus als wenn eine riesige Bestie sie mit ihren Klauen zerfetzt hätte." Schweigend sah Terra ihn an. Offenbar meinte der alte Mann es ernst, nichts an ihm ließ erkennen, dass er sich nur einen Spaß erlaubte.

"Es ist für ein Tier nicht möglich einen Baum so zu schädigen. So ein Tier gibt es nicht.", versuchte Terra den alten Mann und auch ein wenig sich selbst zu beruhigen. Seufzend nahm der Mann einen weiteren Schluck seines Tees. "Der Meinung war ich bis vor kurzem auch. Doch ich habe diese Bäume mit eigenen Augen gesehen. Irgendetwas ist dort oben. Etwas sehr gefährliches." Langsam ließ er seine Tasse wieder sinken. "Eines Nachts als ich dort oben war, meinte ich in der Ferne ein tiefes Brüllen gehört zu haben. Aber es klang wie kein anderes Tier vor ihm. Ich habe so etwas noch nie gehört. Ich habe auch Rei davon erzählt und sie ermahnt es sich noch einmal gut zu überlegen, ob du dort hoch sollst. Allerdings meinte sie, du könntest schon auf dich aufpassen." Über die Worte des Mannes nachdenkend, lehnte Terra sich in seinem Stuhl zurück. Was konnte dort oben lauern? In manchen Welten die er besucht hatte, gab es viele Wesen, die derartigen Schaden anrichten konnten. Jedoch bezweifelte er das es auch nur eines davon hier gab. Möglicherweise war es ein sehr mächtiger Herzloser, das wäre zumindest die einzige Erklärung für ihn. In gewisser Weise würde das auch das Verschwinden der Tiere erklären. Tiere haben ein viel besseres Gespür für Gefahren als Menschen und Herzlose strömten eine so starke, böse Aura aus, dass Tiere ihnen lieber meilenweit aus dem Weg gingen. Vielleicht hatten sie deshalb den Berg verlassen. Ja ein Herzloser war die einzige Möglichkeit, aber nein...das konnte eigentlich nicht sein. Herzlose sind auf der ständigen Suche nach den Herzen der Menschen. Es wäre einfach sinnlos wenn ein Herzloser auf einem menschenleeren Berg sein Unwesen treiben würde. Dort oben gab es nichts was sich für ihn zu jagen lohnen würde...oder...etwa doch?

"Leben zur Zeit irgendwelche Menschen oben auf dem Berg? Irgendjemand der mir sagen könnte, was dort oben vor sich geht?" Bedauernd schüttelte der Mann den Kopf. "Dort oben lebt schon seit Jahrzenten niemand mehr. Und seit die Behörden ihre Gesetze verschärft haben, pilgern auch immer weniger Leute dort hinauf. Viele von ihnen bleiben nicht länger als einen Tag dort." Diese Möglichkeit schloss sich also auch aus. Terras Blick fiel auf Akio, welcher nachdenklich in seine Tasse starrte. "Du siehst aus, als würde dich etwas beschäftigen.", sagte Terra. Auch der Großvater sah seinen Enkel fragend an. "Es ist nichts, nur...", begann Akio, brach dann aber ab. Terra und der Großvater tauschten einen Blick. "Was ist? Erzähl schon." Doch stattdessen stand Akio ruckartig auf. "Wartet bitte einen kleinen Moment.", sprach er und verschwand. Schweigend und sich gelegentlich fragende Blicke zuwerfend, warteten Terra und der alte Mann. Jedoch nicht sehr lange, Akio kam schon wenige Minuten später zurück.

In seiner Hand hielt er ein Foto und er legte es auf den Tisch, sodass sowohl Terra als auch der Großvater einen Blick drauf werfen konnten. "Dieses Foto habe ich vorgestern oben auf dem Berg gemacht. Vielleicht solltet ihr euch das einmal ansehen." Neugierig geworden beugten sich die beiden vor und starrten auf das Foto. Zuerst war nicht viel ungewöhnliches zu sehen. Auf dem Bild konnte man mehrere Bäume erkennen. Offenbar hatte Akio mitten im Wald gestanden, als er dieses Foto gemacht hatte. Die Sonnenstrahlen strömten durch das Blätterwerk und tauchten hier und dort einige leuchtende Lichtflecke auf den Boden. Sah man genau hin konnte man feine Staubschlieren in den Strahlen erkennen. Tiefer hinein in den Wald gehend wurde es immer dunkler, ein tiefes mystisches Grün, welches die Umgebung in eine geheimnisvolle Stimmung versetzte. Fast wirkte es wie ein Tor zu einer anderen Welt...es war wirklich ein eindrucksvolles Bild, doch Terra konnte im ersten Moment nichts ungewöhnliches erkennen. "Ich weiss nicht was...", wollte er Akio darauf hinweisen, als ihm doch etwas auffiel. In der rechten oberen Ecke des Bildes, dort wo die Äste der Bäume sich fast berührten...tief im Wald...konnte man eine Art Schemen erkennen...einen Fleck der sich farblich von seiner Umgebung unterschied...was auch immer es war, es wirkte irgendwie verschwommen...als hätte sich dieses Etwas ziemlich schnell bewegt als Akio den Auslöser der Kamera gedrückt hatte. "Was ist das?", fragte Terra stirnrunzelnd und nahm das Foto in die Hand um es näher zu betrachten. "Ich habe keine Ahnung. Von einer Sekunde auf die andere ist es einfach zwischen den Bäumen aufgetaucht und war genauso schnell wieder weg...ich konnte nicht genau erkennen was es war....dafür bewegte es sich zu schnell. Aber es wirkte irgendwie...als würde es sich von Ast zu Ast fortbewegen..." "Ein Affe vielleicht?", fragte Terra, seine Worte selbst kaum ernst nehmend. Tatsächlich schien er nicht der einzige zu sein, denn sowohl Akio als auch der alte Mann schüttelten verneinend die Köpfe. "Es gibt hier keine Affen. Und selbst ein Affe wäre nicht in der Lage sich so schnell zu bewegen.", sagte Akio. Ein wenig vorwurfsvoll sah der Mann seinen Enkel an und fragte: "Warum hast du mir das nicht gleich gezeigt?" Statt einer Antwort zuckte Akio erst einmal entschuldigend mit den Schultern. "Ehrlich gesagt habe ich dem ganzen keine Bedeutung beigemessen. Bis gerade eben zumindest. Könnte doch sein, dass dieses was-auch-immer-es-ist, das ist was du gerade meintest. Allerdings...glaube ich nicht so ganz das es für die Bäume verantwortlich ist.", warf Akio noch ein. Aufmerksam sah Terra ihn an und fragte: "Und warum nicht?" Akio zeigte mit dem Finger auf den Schemen. "Es ist nicht sonderlich groß. Sieh dir den Schemen im Vergleich zu den Bäumen an. Auch wenn es ein Tier ist, wäre es unwahrschienlich dass es die Bäume zerfetzt hätte, wie Großvater es ausgedrückt hat. Das bezweifle ich einfach. Um so einen Schade anzurichten Bedarf es schon etwas Größerem." "Oder etwas mit sehr scharfen Klauen.", gab Großvater zu bedenken. "Die Relation zwischen Körpergröße und Kraft ist nicht immer gleich. Denk an die Ameise die ein vielfaches ihres eigenen Körpergewichtes zu tragen vermag."

Nachdem er seinen letzen Schluck Tee getrunken hatte sagte Terra: "In gewisser Weise habt ihr beide Recht. So oder so, ob nun Tier oder was auch immer: irgendwas ist da oben. Dieses Foto ist der Beweis. Möglicherweise hat es sogar etwas mit den Vorfällen zu tun. Ich werde versuchen es herauszufinden." Mit einem Blick auf seine Armbanduhr stand Terra auf. "Ich danke euch für die Warnung und auch für eure Gastfreundschaft. Doch ich muss nun weiter. Der Weg ist mit Sicherheit noch weit und ich würde den Tempel an der Spitze des Berges gerne vor Anbruch der Nacht erreichen." Enkel und Großvater sahen sich besorgt an. Vermutlich hatten sie gehofft Terra mit ihrer Offenbarung der Ereignisse irgendwie davon abhalten zu können hinauf zu gehen. "Willst du wirklich noch dort oben hinauf Terra? Es könnte gefährlich werden.", fragte Akio leise. Terra nickte. "Ja ich muss dort hinauf. Ich kann dir nicht erklären wieso, aber es muss sein." Offen gestanden konnte er es sich selbst auch nicht richtig erklären. Zwar stimmte es, dass er dort oben trainieren wollte, doch aufgrund der Vorkommnisse wäre es vielleicht klüger sich einen anderen Ort zu suchen. Jedoch verstärkte sich in ihm immer mehr das Gefühl, dass er einfacht dort hoch musste. Innerlich seufzend dachte Terra: "Wenn ich mal lernen würde, meine innere Stimme zu ignorieren, tja dann würde ich vermutlich weitaus weniger in Schwierigkeiten geraten." Nickend stand auch der alte Mann auf. Es hatte keinen Sinn zu versuchen Terra das ganze auszureden, das war dem jungen Mann deutlich anzusehen. "Nun gut. Akio wird dich bis zum Berg und ein Stück in den Wald hinein begleiten. Er zeigt dir den direkten Weg zum Tempel aber ab dann bist du auf dich alleine gestellt." Terra nickte und nahm seine Tasche vom Boden auf. "Dessen bin ich mir bewusst." "Akio." Eilig erhob der Junge sich ebenfalls. "Bring Terra vorher noch zum Supermarkt. Er wird Verpflegung brauchen, wenn er dort oben ist." "Alles klar Großvater. Bis später." Terra neigte dankend den Kopf in Richtung des alten Mannes, dann folgte er Akio zurück in das Haus. In Gedanken versunken setzte der alte Mann sich wieder und sah ihnen nach. Nach einer Weile fiel sein Blick auf die Spitze des Berges, welche er über dem Dach seines Hauses in der Ferne sehen konnte... Er betete, dass dem Jungen dort oben nichts geschehen würde...

Der Tempel

"Puh, das ist schon alles sehr seltsam im Moment. Manchmal glaube ich, dort oben geht mehr vor als wir uns alle bewusst sind.", sagte Akio als er Terra zurück in die Straßen der Stadt geführt hatte. "Könnte gut sein. Schließlich gibt es vieles auf der Welt was wir nicht in der Lage sind zu verstehen.", antwortete Terra und sah ein wenig ungeduldig auf die Uhr. Wie lange mochte es her sein, dass Ami versucht hatte ihn zu erreichen? Er wollte ihr unbedingt antworten, war aber momentan nicht in der Lage dazu. Zudem das er endlich wieder mit ihr Reden wollte, so konnte er auch noch ihren Rat jetzt sehr gut gebrauchen. Zusammen und mit Hilfe ihres Laptops könnten sie vielleicht ermitteln was auf dem Berg vor sich ging, ohne sich unnötig in Gefahr zu begeben. Oftmals half es einem schon sehr weiter, wenn man in etwa wusste, worauf man sich einlässt. Er jedenfalls wusste es im Moment nicht so genau. Wie sein Großvater es ihm geraten hatte, brachte Akio Terra zum nächstgelegenen Supermarkt. Nach einer Weile kamen sie wieder heraus und versuchten die Vorräte möglichst in der Tasche und dem gerade gekauften Rucksack zu verstauen. Wichtig war für Terra vor allem essbares. Wasser konnte er sich dort oben anderweitig beschaffen. Laut Akio gab es dort oben einen Brunnen, der noch nicht ausgetrocknet war. Frisch, sauber und glasklar soll das Wasser dort sein. Besseres Wasser fände man hier nirgends. "Dort oben gibt es auch eine heiße Quelle. Die solltest du unbedingt nutzen, man hat dort oben eine fantastische Aussicht." Terra lächelte. Das klang wirklich sehr verlockend. "Ja ich denke das werde ich tun." Ohne das er es gemerkt hatte, liefen sie plötzlich auf einem Pfad in Richtung Berg. Verwundert sah Terra zurück. Wann genau hatten sie die Stadtgrenze passiert? Akio bemerkte seinen verwirrten Blick und sagte: "Du warst vorhin ein wenig abwesend. Sah aus als wärest du mit den Gedanken ganz woanders. Ab und zu hast du auf die Uhr gesehen." Da er nicht wusste, was er dazu sagen sollte, entfuhr Terra nur ein kleines "Oh, gar nicht gemerkt.." Akio musterte ihn neugierig. "Nicht das es mich etwas angehen würde, aber ist die Uhr vielleicht von deiner Freundin und du musstest gerade an sie denken?" Mehr als überrascht starrte Terra ihn an. "Wie kommts du darauf?" "Ach nur so eine Vermutung. Also ist es so?" Doch Terra schüttelte den Kopf. "Nicht ganz...die Uhr ist nicht von meiner Freundin...aber ja ich musste an ein Mädchen denken." Warum wurde er jetzt eigentlich rot? Akio verkniff sich ein Grinsen. "Ist dieses Mädchen denn deine Freundin?" "Ähm...also nicht wirklich...noch nicht...vielleicht..hoffentlich irgendwann mal... es ist ein wenig komplizierter." "Ist es das nicht immer?", fragte Akio, drang aber nicht weiter auf Terra ein, was diesem nur Recht war. Vielleicht rettete ihn auch der Umstand vor weiteren Fragen, dass Akio einen Ast übersah und der länge nach hinfiel.

Etwa eine Stunde später hatten sie den Waldrand am Fuße des Berges erreicht. Weitere fünfzehn minuten später standen sie an einer Weggabelung mitten im Wald. Prüfend hatte Terra seit sie den Wald erreicht hatten, seine geistigen Fühler in eben diesen ausgestreckt. Was er entdeckte war nahezug gespenstig. Wie der alte Mann gesagt hatte, gab es hier so gut wie keine Tiere mehr. Nur ein paar Insekten und wenige Vögel waren entweder mutig oder dumm genug noch nicht geflohen zu sein. Ansonsten wirkte der Wald wie ausgestorben. Den huschenden Schatten von Akios Foto hatten sie noch nicht gesehen. Auf den rechten Pfad deutend sagte Akio: "Wenn du diesen Weg nimmst gelangst du direkt zum Tempel. Allerdings wird dich der Marsch noch ein paar Stunden kosten. Trotzdem solltest du zu Beginn der Nacht dort sein." "Ich verstehe. Sag mal, wohin führt der linke Weg?" Kurz dachte Akio nach und betrachtete den Pfad. "Hmmm...wenn ich mich recht erinnere, ist am Ende des Weges eine große Tropfsteinhöhle. Dadrin ist aber nichts, nur Steine und Fledermäuse. Ach und ein alter Schrein. Aber die Höhle selbst sieht auch schon sehr beeindruckend aus." "Eine Höhle!", dachte Terra nachdenklich. "Sicherlich ein gutes Versteck für jeden Menschen und jedes Tier oder was auch immer hier oben lauert. Ich sollte sie bei Gelegenheit mal untersuchen." Lächelnd wandte er sich Akio zu. "Danke, dass du mir den Weg gezeigt hast Akio und auch danke für alles andere. Ab hier komme ich alleine zurecht." "Nichts zu danken.", erwiderte Akio und sie reichten sich zum Abschied die Hand. "Bevor du zurück nach Tokio fährst besuch uns doch noch einmal. Ich würde mich sehr freuen. Nächste Woche findet auch ein Fest bei uns in der Stadt statt. Mit Feuerwerk und allem drum und dran. Das solltest du dir auf jedenfall ansehen." Terra nickte. "Das mache ich. Ganz bestimmt." Und so ging Akio zurück in Richtung Stadt. Einen Moment lang sah Terra ihm noch nach, dann drehte er sich um und betrat den ihm gewiesen Pfad. Innerlich war er sehr gespannt was ihn so erwarten würde.

Sobald er sicher war, dass Akio ihn nicht mehr sehen konnte hob er die Hand und betrachtete seinen Pager. Der Knopf leuchtete bei genauer Betrachtung immer noch in einem matten Blau. Mit klopfenden Herzen drückte Terra auf den Knopf. Sofort verschwand die Zeitanzeige und offenbarte einen kleinen schwarzen Bildschirm. Winzige Buchstaben zeigten an, dass der Pager versuchte eine Verbindung zu Amis Pager herzustellen. Dann verschwanden die Buchstaben und plötzlich sah er auf dem Bildschirm nur Schneegestöber. Ein Rauschen kam aus dem winzigen Lautsprecher, aber ansonsten tat sich nichts. Überrascht drückte Terra noch einmal auf den Knopf und versuchte die Verbindung erneut herzustellen. Doch das Ergebnis blieb das selbe. Das kleine Gerät konnte aus irgendeinem Grund Amis Pager nicht erreichen. War Terra vielleicht einfach zu weit entfernt von Ami und die unsichtbare Verbindung war zu schwach?

Enttäuscht schaltete Terra den Pager wieder aus und nun war wieder die Tageszeit zu sehen. "Irgendwie scheint ein unser Gespräch momentan unter keinem guten Stern zu stehen Ami.", dachte Terra und sah traurig in die Baumkronen hinauf. Doch er schwor sich es weiter zu versuchen. Möglicherweise war es ja nur ein technischer Defekt.

Seufzend marschierte er los. Seine Laune besserte sich mit jedem Meter den er in diesem Wald lief. Die Umgebung wirkte beruhigend auf ihn. All die Bäume, die verschiedenen Pflanzen, die warme Sonne, ja sogar der kühle Wind...es war ein gewaltiger Unterschied zu dem Leben in der Stadt, wo man meistens den Smog in der Nase hatte, dies nach einer Weile aber selbst schon nicht mehr registrierte. Hier war die Luft rein und es war herrlich Still. Keine Autos die unnötigen Lärm verursachten...nein hier gab es nur die reine Natur. Tief atmete Terra ein und aus und genoß das alles in vollen Zügen. Das einzige was ihn beunruhigte war das tatsächliche Fehlen der Tiere. Generell sah man sowieso nie viele von ihnen, da sie sich meistens perfekt an ihre Umgebung anpassen konnte, aber wenn man sie nicht einmal hören konnte stimmte einfach etwas nicht. Nicht einmal einen einzigen Vogel konnte er singen hören. Nach einer Weile des Wanderns stieß er auf eine andere Absonderlichkeit. Eine von der der alte Mann erzählt hatte. Nicht weit vom Weg entfernt, lagen drei umgestürzte Bäume. Neugierig aber auch sehr vorsichtig näherte Terra sich ihnen, behielt aber seine Umgebung so gut wie möglich im Blick. Von den Krallenabdrücken wollte er sich selbst überzeugen. Als er die Bäume erreicht hatte, beugte er sich vor und musterte die Bruchstellen genauer. Terra musste zugeben, dass der Mann recht hatte. Deutlich konnte man vier tiefe Schnittstellen erkennen, die zweifelsfrei von Klauen zu kommen schienen. Aber es waren keine gewöhnlichen Klauen. Prüfend fuhr Terra mit seiner Hand die Abdrücke nach. Ein einzelner Klauenstrich war etwa so dick wie drei seiner Finger. Diese Erkenntniss löste in ihm ein unbehagliches Gefühl aus und er sah sich prüfend noch einmal um. Ohne jeden Zweifel war es etwas sehr großes gewesen, was hier gewütet hatte.

Moment. Gewütet? Stirnrunzelnd drehte Terra sich im Kreis und sah sich um. Nein nicht gewütet. Abgesehen von diesen drei Bäumen die vor ihm lagen, war die Umgebung völlig unversehrt. Aber das war unmöglich. In diesem Wald gab es Bäume ohne Ende und sie alle standen so nah beieinander, dass zwischen ihnen vielleicht zwei Menschen nebeneinander stehen konnten. Gut vielleicht auch drei und dennoch...ein Tier/Monster das solche Abdrücke hinterließ mußte einfach so groß sein, dass es eine Schneise der Zerstörung hinterließ wenn es sich durch die Bäume hindurch bewegte.

Es war sehr sonderbar und Terra konnte sich partout keinen Reim darauf machen, egal wie angestrengt er darüber nachdachte. Schulter zucken machte er sich wieder auf den Weg. Ein weiteres Rätsel welches er lösen musste war hinzugekommen.

Stunde um Stunde wanderte er durch den Wald und kam dabei ganz schön ins schwitzen. Die Wärme welche ihn anfänglich so gefreut hatte, wünschte er sich nun am liebsten weg. Der Weg zum Gipfel war sehr steil und seine Tasche verursachte bei ihm noch zusätzliches Gewicht. Zudem war er noch immer nicht so ganz fit nach dem letzten Kampf und schon nach einer Weile ging sein Puls merklich schneller vor Anstrengung und ein Schweißfilm bedeckte sein Gesicht. Pustend hielt Terra irgendwann an und ließ sich auf den Boden sinken um eine kleine Pause zu machen. Er glaubte gut in der Zeit zu liegen. Bis zum Sonnenuntergang dauerte es noch etwa drei Stunden und er hatte schon ein ganz gutes Stück des Weges geschafft. Als er so am Boden saß und darauf wartete das sich sein Puls wieder etwas normalisierte, schickte er aus reiner Gewohnheit noch einmal seinen Geist aus. Plötzlich stutzte er und sein Kopf wirbelte nach links. Irgendetwas in der Richtung verströmte eine dunkle Aura. Ruckartig stand er auf und zog aus dem Nichts sein Schlüsselschwert. Vorsichtig ging er in den Wald hinein, die Sinne auf Alarmbereitschaft. Er musste nicht lange suchen. Auch hier lag ein umgestürzter Baum, doch etwas an ihm war anders als bei den anderen, welche er vorhin gefunden hatte. Aus der Entfernung sah es so aus, als würden ihm bei der Bruchstelle Nebelschwaden entsteigen. Langsam ging Terra immer näher. Je näher er kam, desto mehr stieg in ihm große Angst auf. Aber warum? Er versuchte die Angst nieder zu kämpfen. Teilweise gelang ihm das auch. Als er nah genug heran war um es zu erkennen, riss er verwundert die Augen auf. Auch hier gab es die vier Krallenspuren, jedoch entsrömte dem Holz an den verwundeten Stellen eine schwarze Aura. Wie Dampf oder Rauch stieg sie auf und erlosch allmählich. Die Aura des Monsters... es war hier gewesen, vor etwa einer Stunde, wenn nicht sogar weniger. Alarmiert richtete Terra sich auf und sah sich um, das Schwert fester umfassend. Sein Herz pochte vor Angst. Was war mit ihm los? Jedoch, nichts rührte sich. Kein Laut drang zu ihm. Selbst der Wind schien den Atem anzuhalten. Sein Blick glitt suchend über die Bäume hinweg und tief in das Dunkel dahinter hinein. War es vielleicht noch hier? Lauerte es irgendwo und beobachtete ihn? Fragte sich ob er es überhaupt wert sei zerquetscht zu werden?

Irgendwo hinter ihm raschelte Laub. Reflexartig drehte Terra sich um, verwandelte noch in der Drehung sein Schwert in die Wurfmesser und warf sie. Für einen winzigen Moment konnte er einen Schatten sehen, der in der Dunkelheit verschwand. Im selben Moment wo er den Schatten sah, bohrten sich seine Messer mit einem dumpfen Laut in das Holz, wo er, sie oder es gerade noch gestanden haben musste. Verwirrt und zugegeben auch beeindruckt starrte Terra in die Dunkelheit. Die Schnelligkeit dieses Wesens überraschte ihn. Es war nicht nur schnell genug um seinen Wurfmessern zu entgehen, sondern auch seinem Blick. Mehr als einen flüchtigen Schatten hatte er in der Dunkelheit der Bäume nicht erkennen können. Aber er war auch verwirrt. Wieso hatte er gerade so überstürzt reagiert? Die Angst in ihm hatte ihn einfach reagieren lassen. Doch normalerweise griff er nicht einfach so etwas an, von dem er nicht einmal wusste was es war. Was war nur los mit ihm?

Seine Wurfmesser lösten sich in einem Lichstrahl auf. Zurück blieben nur die tiefen Kerben im Holz. Immer noch vorsichtig ging Terra auf die Stelle zu, behielt aber seine Umgebung stets im Auge. Dort angekommen ging er in die Hocke und sah sich aufmerksam um. Im Gras waren Spuren zu sehen, doch da er niemals gelernt hatte solche zu lesen, konnte er nicht viel mit ihnen anfangen. Einzig und allein dass das Etwas keine Krallen zu haben schien war für ihn offensichtlich. Dafür fehlten die typischen Einkerbungen der Krallenspitzen im Boden. Nein Krallenspuren hätte er auf jeden Fall erkannt. Schon allein weil er vorhin sogar noch bemerkenswerte Exemplare davon begutachten durfte. Seufzend stand Terra auf. Für ihn könnten das hier genauso gut normale Fußabdrücke sein. Nachdenklich besah er sich die Kerben im Holz noch einmal genauer. Stirnrunzelnd beugte er sich vor. In einer der Kerben war etwas Schwarzes zu sehen. Behutsam tastete Terra in die Kerbe und versuchte dieses Schwarze daraus zu befreien. Allerdings erwies sich das als gar nicht so einfach. Es war ziemlich dünn und er hatte Angst es zu zerreißen. Schließlich nahm er eines seiner Wurfmesser zur Hilfe und stocherte so lange am Rand der Kerbe herum bis die Öffnung weit genug war und er mit der Messerspitze das Schwarze heraus schieben konnte. Prüfend hielt er es ins Sonnelicht. Offenbar schien Terra sein Ziel nicht gänzlich verfehlt zu haben. Zumindest für einen Streifschuss schien es gereicht zu haben. Doch das was er dort in der Hand hielt, hätte er niemals bei einem Tier oder einer Bestie oder ähnlichem vermutet.

In seinen Fingern hielt er ein winziges Stück schwarzen Stoff.

War es vielleicht von der Kleidung eines Menschen? War das möglich? Der alte Mann hatte doch eigentlich gesagt, dass hier oben schon seit Ewigkeiten niemand mehr gewesen ist. Aber vielleicht hatte sich ja jemand heimlich hier hinauf geschlichen. Um sich zu vergewissern sandte Terra seinen Geist aus und tastete seine Umgebung nach menschlichen Auren ab. Enttäuschung und Beunruhigung breitete sich in ihm aus, als er nicht eine einzige Aura spüren konnte. Scheinbar konnte das Wesen seine Aura verbergen, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Doch wie war das möglich? Selbst Terra war dazu nicht in der Lage, er hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung wie man so etwas bewerkstelligen konnte. Die Aura eines Lebewesens umgab Es immer und überall. Nur wenn man starb verflüchtigte sich diese. Und doch war Terra nicht in der Lage hier eine Aura wahrzunehmen. Ehrlich gesagt bereitete ihm das Sorgen. Wenn er seinen Gegner nicht wahrnehmen konnte, war er vor einem Überraschungsangriff völlig ungeschützt. Dann könnten ihm nur noch seine schnellen Reflexe helfen.

Zugleich machte er sich Vorwürfe. Wenn es wirklich ein Mensch gewesen wäre, hätte das mit den Messern böse ins Auge gehen können. Wer wusst schon, ob diese Person zu der Dunkelheit gehörte oder nicht.

Mittlerweile waren die Schatten länger geworden, wo er da so rumstand und grübelte. Sorgfältig verstaute er das Stück Stoff in seinem Rucksack und begab sich wieder auf den Pfad. Dabei bemerkte er ein weiteres Phänomen. Je weiter er sich von der Dunkelheit entfernte, desto geringer wurde seine Angst, bis sie gänzlich verflogen war. Als er es bemerkte, bllieb er überrascht stehen.

Probeweise ging er wieder ein Stück zurück. Ja. Die Angst kam zurück. Er ging noch ein paar Schritte weiter. Die Angst wurde stärker.

Rasch ging Terra wieder in Richtung des Weges. Die Angst war weg. Stirnrunzelnd dachte er nach. Es schien als würde die Dunkelheit bei ihm Angstzustände auslösen. Aber warum? Es war ja nun wahrlich nicht das erste Mal, dass er es mit der Dunkelheit zu tun hatte. Klar, es hat immer Angst gegeben wenn er sich ihr stellen musste, aber dies hier war anders. War ungleich stärker. Kopfschüttelnd hob er seine Taschen auf. Terra konnte sich darauf absolut keinen Reim machen.

Den ganzen restlichen Weg dachte Terra ununterbrochen nach, war jedoch am Ende genauso schlau wie am Anfang.

Als die Sonne fast den Horizont berührte, entdeckte Terra in der Ferne ein Holzdach. Nach und nach schälten sich auch Säulen und irgendwann das eigentlich Gebäude heraus. Und wenig später stand er direkt vor dem Tempel. Neugierig sah Terra an dem Gebäude hinauf. Es wirkte schon sehr alt, die Wände wiesen teilweise Löcher auf, einige Säulen waren umgestürzt und Kletterpflanzen ragten an dem alten Tempel hinauf. Es war ein beeindruckendes und gleichzeitig trauriges Bild. Alte Verzierungen und abgeblätterte Farben verrieten, dass der Tempel einst sehr schön gewesen sein musste. Nun war er kaum mehr als eine Ruine. Jedoch konnte man immer noch die Heiligkeit dieses Ortes spüren. Terra fragte sich, ob hier ein bestimmter Gott angebetet wurde. Er hätte Akio danach fragen sollen. Langsam ließ er seine Reisetasche und den Rucksack zu Boden und streckte sich ausgiebig. Letztendlich war der Marsch hinauf doch anstrengender gewesen als er gedacht hatte.

Als er sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn wischte, fiel sein Blick auf seine Armbanduhr.

"Hmm. Ich frage mich ob es vielleicht dieses Mal klappt.", dachte er und versuchte noch einmal zu Amis Pager eine Verbindung herzustellen. Doch auch dieses Mal wollte es einfach nicht klappen. Resignierend hob Terra die Taschen wieder auf und betrat den Tempel. Irgendwie schien ihm das Glück nicht ganz hold zu sein. Oder war es vielleicht eine Art Zeichen? "Ach hör doch auf.", ermahnte er sich selbst.

Drinnen sah es nicht wesentlich besser aus als außen. Die Zimmer waren alle verstaubt und verdreckt, viele Möbel waren umgestürzt, ja sogar zerstört. Sämtliche Schränke wiesen geöffnete Türen auf und allesamt waren sie völlig leer. Auf Terra macht dies alles den Eindruck, als ob die Mönche vor langer Zeit den Tempel fluchtartig verlassen mussten.

Sich selbst einen Narren schaltend setzte er seinen Erkundungsgang fort. Jetzt fing er schon an Unheile zu sehen, wo gar keine waren. Der gesamte Tempel schien aus dem selben, vermutlich mit roter Farbe bestrichenem, Holz gebaut worden zu sein. Boden, Wände, Treppen, Geländer...alles aus Holz. Nur die Türgriffe waren mit Gold bemalt und überall standen umgeworfene und zur Unkenntlichkeit zerstörte, goldene Statuen. Diese waren allerdings nicht aus Holz, aber ebenso wenig aus Metall. Eher sah es so aus, als wären es mit gold bemalte Steinstatuen gewesen. Wie die Mönche es geschafft hatten diese in den Tempel zu bekommen war ihm schleierhaft. Insgesamt hatte das Gebäude zwei Stockwerke. Die Eingangshalle schien den größten Teil des Gebäudes auszumachen. Darum herum waren die Zimmer am Rande der Eingangshalle wie in einer U-Form aufgeteilt. Jedes Zimmer hatte die selbe Größe und war offenbar auch immer auf die selbe Art und Weise eingerichtet gewesen. In einer Ecke des Zimmers lagen alte Futons, in der anderen stand ein Schrank. Und in der Mitte des Zimmers war ein kleiner runder Tisch mit jeweils zwei Sitzkissen drum herum. Zumindest war es noch so bei den weniger von der Zeit zerfressenen Zimmern. Allerdings gab es doch einen kleinen Unterschied. Auf der rechten Seite des Gebäudes lagen die Futons in den Zimmer in Richtung der rechten Wand. Bei der linken Seite waren die Futons ebenfalls auf der linken Seite. So als wenn die Schlafplätze in eine ganze bestimmte Richtung zeigen sollten. Vielleicht in Richtung des Sonnenaufgangs?... Die Zimmer am Kopfende der Eingangshalle waren eher Lagerräume und auch eine alte Küche. Ein Blick in die Runde zeigte ihm jedoch, dass er keinen dieser Räume mehr benutzen konnte. Nachdem Terra das Untergeschoss durchsucht hatte und nichts wichtiges fand, begab er sich ins nächste Stockwerk. Hier oben sah es ähnlich aus wie im Ergeschoss. Auch die Statuen hier oben waren nicht mehr erkennbar. Alle bis auf eine. Neugierig betrachtete er die Steinstatue genauer. Sie stand genau an dem Ende des Flures, welches der Treppe direkt gegenüber war. Im Gegensatz zu den anderen Statuen, hatte man diese hier nicht mit Gold überzogen. Stattdessen hatte man ihr die steingraue Farbe gelassen. Eine Art Drache blickte finster auf ihn herab. Der Unterkörper war ähnlich dem eines Wolfes. Vier mächtige Klauen hielten den Drachen in einer sitzenden Position. Die Krallen waren ausgefahren und das Fell wirkte wie vom Wind erfasst. Nur der Kopf war der eines Reptils. Spitze Zähne klafften in einem aufgerissenem Maul. Schuppen überzogen den Schädel bis hinab zum Hals wo sie langsam in Fell übergingen. Selbst die Augen, wiesen die typische geschlitzte Pupille auf. Terra rann ein kleiner Schauer über den Rücken. Die Augen schienen ihn zu beobachten. Unsicher machte er sich wieder auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Irgendwann fand er ein Zimmer, welches noch relativ vernünftig aussah. Zwar hatte sich auch hier viel Staub angesammelt, jedoch weniger als in den anderen Räumen und die Möbel standen auch noch fast alle an ihrem Platz. Ja hier ließ es sich aushalten. Nur gegen die schlechte Luft musste er etwas tun. Flugs zog er das Fenster auf um frische Luft herein zu lassen. Interessiert beugte Terra sich vor. Direkt unter ihm befand sich ein Innenhof und in einer Ecke stand der Brunnen, von dem Akio erzählt hatte. Sorgfältig verstaute Terra seine Sachen in dem Schrank und machte sich auf den Brunnen genauer unter die Lupe zu nehmen. Als er den Hof betrat, staunte Terra nicht schlecht. Die gepflasterte Fläche hatte ungefähr die Größe des Schulhofes seiner Schule und eignete sich daher perfekt fürs Kampftraining. Eingezäunt von Bäumen und Büschen machte das ganze einen recht idyllischen Eindruck. Zu seinem Glück führte der Brunnen tatsächlich Wasser und mit einem Eimer holte er gleich mal einen Schwall davon hoch. Durstig trank er ein paar kräftige Züge und fühlte sich danach munter und erfrischt. Akio hatte nicht übertrieben. Das Wasser war wirklich kristallklar und schmeckte sehr gut. Zufrieden wollte Terra zurück in den Tempel gehen, als er einen schmalen Weg am anderen Ende des Hofes entdeckte. Wohin mochte der Weg wohl führen? Neugierig geworden folgte Terra dem Pfad. Nach ein paar Augenblick bemerkte er das sein Sichtfeld irgendwie verschwamm, wie als wenn sich leichter Nebel über das Gebiet legen würde und es wurde noch ein wenig dicker, je weiter er ging. Zudem schien es ihm als würde es immer wärmer werden. Nur eine Minuten später wusste er auch warum. Vor ihm lag ein großes Wasserbecken mit dampfenden Wasser. Aus einem Felsen plätscherte stetig neues Wasser in das Becken. Dies musste die heiße Quelle sein, von der Akio erzählt hatte. Prüfend hielt Terra eine Hand ins Wasser. Es hatte eine sehr warme aber nicht zu heiße Temperatur. Genau richtig für ein entspanntes Bad. Jedoch war es für ihn ein Rätsel, woher das Wasser diese Temperatur nahm. Als er jedoch das Wasser genauer in Augenschein nahm, bemerkte er das an mehreren verstreuten Stellen eine Art Luftstrom aus dem Wasser aufzusteigen schien. Das mussten wohl kleinere Greysire sein. Terra ließ seinen Blick weiter wandern und entdeckte dann etwas völlig fantastisches. Das Becken war so angelegt, dass man ohne jegliche Einschränkungen hinab ins Tal, in die Wälder und Schluchten und auch in den Sonnenuntergang gucken konnte. Es lag nahe bei einer Klippe aber weit genug entfernt, dass man nicht so schnell hinunter fallen konnte. Von den letzten Sonnenstrahlen beschienen war es eine reine Märchenlandschaft. Der Anblick war einfach atemberaubend und in diesem Moment wünschte Terra sich eine Kamera, mit der er dieses wunderbare Bild festhalten könnte. Leider hatte er keine dabei, aber er notierte sich in Gedanken unbedingt mal Akio danach zu fragen. Schließlich verschwand die Sonne hinter dem Horizont und allmählich legte sich Dunkelheit über das Land.

Fragen über Fragen

Bevor es richtig dunkel wurde, ging Terra zurück zum Tempel. An einer Holzsäule am Rande des Innenhofes fand er eine alte Petroleumlampe, in der sogar noch ein Rest Petroleum war. Mit einem Streichholz zündete er sie an und drehte die Helligkeit ein wenig auf. Dabei fiel das Licht auf einen großen Stapel Feuerholz, welchen er vorhin noch nicht bemerkt hatte. Unweit davon war eine runde Vertiefung im Boden eingelassen. Sie sah aus wie eine alte Feuerstelle. Direkt daneben lag ein großer Kochtopf, eingewickelt in ein einstmals weißes Tuch. Das Tuch war völlig hinüber, der Topf aber hatte die Jahre in einwandfreiem Zustand überstanden. Er musste nur noch einmal gespült werden. Sein knurrender Magen erinnerte Terra daran, dass er schon seit heute Morgen nichts mehr gegessen hatte. Schnell machte er sich daran den Topf mit Brunnenwasser zu reinigen. Sicherlich hätte er das auch mit Magie machen können, aber das wäre nur unnötige Verschwendung von Energie gewesen. Manuell funktionierte es auch hervorragend. Zudem war er nicht der Fan davon Magie als Lösung für alles zu gebrauchen. Man sollte auch anders auskommen können.

Als er zufrieden mit seiner Arbeit war, holte er aus seinem Zimmer seine Einkäufe. Glücklicherweise hatte er genug Zutaten gekauft, um eine einfache Suppe herstellen zu können. Ob sie schmecken würde, war jedoch eine ganze andere Sache. Das Kochen lag ihm nicht besonders. Jedoch hatte er neulich in einem Kochbuch, welches Makoto ihm geliehen hatte, ein Rezept für eine Suppe gefunden, die selbst ihm gelingen müsste.

Nachdem er das Holz in der Mulde gestapelt und entzündet hatte baute er aus Holz und dem zu Streifen gerissenen Tuch ein Gestell, auf das er mit einem Haken den Topf hängen konnte. Mit einem Messer schnitt er ein wenig Sellerie, ein paar Karotten, etwas Lauch und Petersilie in das kochende Wasser, welches er aus dem Brunnen geholt hatte. Als Fleischzusatz tat er etwas gewürfeltes Schweinefleisch dazu, welches er bereits geschnitten bei dem Metzger gekauft hatte. Zuguter letzt goss er noch etwas Milch dazu und bröckelte ein paar Streifen Käse hinein. Zugegeben das mit der Milch und dem Käse stand nicht in dem Rezept drin, das war mehr eine fixe Idee von ihm gewesen. Trotzdem hoffte er das es schmecken würde. Dann setzte er sich auf den Boden und sah der Suppe beim Kochen zu. Ab und wann rührte er sie um, damit sie nicht anbrennen konnte. Nach einer Weile gab er noch etwas Salz und Pfeffer dazu, allerdings nicht zu viel, weil er nicht wusste wie sich das geschmacklich auswirken würde. Als er meinte, dass die Suppe fast fertig war, kramte er in seinem Rucksack nach dem Campingbesteck, fand es jedoch nicht. Natürlich, er hatte es ja aufgrund des Platzmangels in seine Reisetasche getan. Dafür fand er den Plastikbeutel mit Äpfeln und legte sie neben den Rucksack. Einen davon konnte er gut als Nachspeise verzehren. Ein Lied summend, welches er gestern noch im Radio gehört hatte, ging er ins Zimmer zurück und nahm das Geschirr aus der Tasche. Als er jedoch zurück zur Tür gehen wollte, hörte er von draußen ein Geräusch. Lauschend verharrte er auf der Stelle und wagte nicht sich zu rühren. Da! Da war es wieder. Kaum wirklich wahrnehmbar und doch vorhanden. Keinen Zweifel, etwas schlich über den Hof. Ganz langsam und tunlichst darum bemüht keine Geräusche zu machen, schlich Terra zu dem Fenster und linste am Türrahmen vorbei. Leider lag die Feuerstelle nicht gänzlich in seinem Sichtbereich. Gerade noch so konnte er trotzdem eine dunkle Gestalt erkennen, welche sich an seinem Rucksack zu schaffen machte. Ob sie menschlich oder tierisch war konnte er jedoch nicht sehen, dafür war sie zu sehr vom Schiebefenster verdeckt. Behutsam schob er das Fenster noch ein Stück weiter auf in der Hoffnung dann mehr sehen zu können und da passierte es. Das alte Holz knarrte im Rahmen und die Gestalt sprang gehetzt auf und flüchtete in Richtung Quelle. Fluchend riss Terra das fenster komplett auf, sprang hinaus, landete auf dem Boden und zog seinen Bogen. Innerhalb einer Sekunde hatte er einen Pfeil angelegt und zielte. Doch genau wie vor ein paar Stunden verschwand das Etwas in der Dunkelheit bevor er es richtig sehen konnte. Nicht mehr als ein Schatten. Wütend auf sich selbst ließ er Pfeil und Bogen wieder verschwinden und dachte nach. Bei seinem Sprung aus dem Fenster meinte er aus dem Augenwinkeln die Gestalt etwas besser gesehen haben zu können. Wenn er sich nicht täuschte, hatte sie etwas rotes in der Hand. Genau...eine Hand...er glaubte flüchtig eine Hand gesehen zu haben. Oder vielleicht doch nicht?...der Moment war zu schnell vorbei gewesen um es genau sehen zu können. Aber es stand wohl zweifelsfrei fest, dass die Gestalt etwas gesucht hatte. Schnell schnappte er sich seinen Rucksack und durchsuchte ihn. Soweit Terra es sagen konnte, fehlt dort nichts. Dann fiel sein Blick auf den Beutel mit Äpfeln. Der Knoten, mit dem er den Plastikbeutel geschlosse hatte, war unversehrt. Dafür war an der Seite ein Loch, gerade groß genug, dass man eine Hand hindurch strecken konnte. Vermutlich hatte das etwas den Knoten so schnell nicht öffnen können, dafür hatte Terra ihn wohl zu fest zugezogen. Und die Äpfel...er war sich sicher das es vor ein paar Minuten noch sechs gewesen waren....

"Offensichtlich hat da jemand Hunger!", dachte Terra und sah zu dem Weg rüber. Egal wer oder was das gerade war, es schien nicht sonderlich bösartig zu sein. Andernfalls wäre es nicht vor ihm geflohen, sonder hätte ihn eher angegriffen. Zumindest vermutete Terra dies. Er sollte wirklich mehr über diese Sache herausfinden. Mit einem erneutem Blick auf die Äpfel fasste Terra einen Entschluss, wie er der Gestalt vielleicht näher kommen konnte. Jedoch schimpfte er sich selbst innerlich als einen Dummkopf. Es war mehr als sorglos und ziemlich närrisch gewesen seine Sachen einfach so unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen. Normalerweise passierten ihm solche Fehler nicht so leicht. Dummerweise hatte er den Fehler schon zweimal begangen. Auch vorhin hatte er seine Sachen einfach so in einem wildfremden Haus unbeaufsichtigt im Schrank gelassen. Er nahm sich vor zukünftig wieder mehr auf so etwas zu achten.

Nach einer Weile schien die Suppe endlich fertig zu sein und er setzte sich auf den Boden um zu essen. Ganz so lecker wie die Suppe im Buch aussah, war sie leider nicht geworden. Aber sie war auch nicht ungenießbar. Alles im allem schmeckte sie lediglich ein wenig fad. Irgendeine weitere Zutat schien zu fehlen, damit die Suppe richtig Geschmack bekam. Nachdenklich wühlte Terra in seinen Einkäufen herum auf der Suche nach etwas, womit er die Suppe vielleicht noch verbessern konnte. Sicher er hatte noch ein paar Sachen an Gemüse da wie zum Beispiel ein paar Zwiebeln oder Brokkoli, aber ob ihn das weiterbringen würde? Besser er riskierte es gar nicht erst, sonst wurde sie am Ende doch noch ungenießbar. Seufzend packte er die Sachen wieder zurück und widmete sich erneut seiner Suppe. In Gedanken machte Terra sich eine Notiz Makoto zu fragen, ob sie ihm das Kochen beibringen würde.

Eine zweite Schüssel mit Suppe hatte er auf den Weg gestellt, genau auf der Grenze wo der Schein des Feuers allmählich in Dunkelheit überging. Doch so lange er auch wartete, niemand kam um sich die unverhoffte Mahlzeit zu holen. Zwar hatte er nicht wirklich damit gerechnet, doch einen Versuch war es immerhin wert gewesen. Aber offenbar versuchte die Gestalt noch möglichst unerkannt zu bleiben. Terra fragte sich ob er wohl gerade beim Essen beobachtet wurde.

Nachdem er fertig war, löschte er das Feuer und reinigte seine Kochutensillien. Mit einem letzten Blick zu der noch immer etwas dampfenden Schüssel auf dem Weg, nahm er seinen Rucksack und begab sich zurück in sein Zimmer. Eigentlich war es noch relativ früher Abend, aber es war ein anstrengender Tag gewesen. Seufzend ließ er sich in seinen Schlafsack plumpsen und dachte über die merkwürdigen Ereignisse des Tages nach. Die Liste der ungeklärten Fragen war wieder länger geworden. Was war nur mit all den Tieren und vor allem mit den Mönchen hier oben passiert? Obwohl er heute mehrmals auch während der Wanderung seinen Geist ausgesandt hatte, konnte er absolut kein Leben feststellen. Es war als würde diesen Berg ein Hauch des Todes umgeben.

Dann waren da noch diese seltsamen Krallenspuren an den umgestürzten Bäumen gewesen. Bei dem Gedanken was für ein Ungetüm diese verursacht haben musste, lief es ihm kalt den Rücken runter. Ob es sich um einen Herzlosen handelte? Zumindest legte die finstere Aura die er bei dem letzten Baum gesehen hatte, diesen Entschluss ziemlich nahe. Was ihn daran am meisten störte, war das es gar nicht so lange her sein konnte, als der Baum gewissermaßen gefällt wurde. Möglicherweise hatte Terra sich in dem Wald ganz in der Nähe dieses Wesens befunden ohne es gemerkt zu haben. Mal angenommen es war wirklich ein Herzloser...wieso hatte er ihn dann nicht angegriffen? Herzlose waren stets auf die Herzen der Menschen aus und die Herzen von Schlüsselschwertkriegern mochten sie besonders gerne...war es dann vielleicht doch kein Herzloser gewesen? Ohne einen stichhaltigen Anhaltspunkt würde er mit dieser Frage nicht weiter kommen. Ein weiterer Punkt auf seiner Liste waren der Schatten und das winzige Stück Stoff in seiner Tasche. Auch hier konnte er nur ein paar Spekulationen aufstellen, jedoch wusste er dadurch nicht worum es sich bei dem Schatten handelte. War es Mensch, Tier oder etwas ganz und gar anderes? Dieses Unwesen mit den Krallenspuren schien es jedenfalls nicht zu sein. Aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass sowohl der Schatten als auch das Ungetüm irgendwie mit den seltsamen Vorkommnissen hier oben zu tun hatten...Zuätzlich war da noch die eine Frage was sein Traum mit diesem Berg zu tun hatte. War es eine Vorsehung? Eine Vision? Als er den Berg zum ersten Mal sah, wusste er sofort das es der Berg aus seinem Traum war. Aber warum gerade hier oben Ami von der Finsternis angegriffen werden sollte...darauf konnte er sich keinen Reim machen. So sehr er auch über all das nachdachte, so schnell begannen sich seine Gedanken im Kreis zu drehen. Er kam einfach nicht weiter. Tatsache war, dass er hier in etwas gerutscht, oder eher mit voller Absicht in etwas geraten war, wovon er so gut wie nichts wusste und was er auch überhaupt nicht verstand. Und wenn er ehrlich sein sollte...machte ihm das Angst...

Unruhig drehte er sich auf den Rücken und sah zu dem Mond hinauf, welcher durch das offene Fenster hinein schien. Wie schön der Mond heute Nacht war. Leise strich der Wind über die Bäume und brachte die Blätter zum tanzen. Ja es war eine ruhige und schöne Nacht. Plötzlich wünschte er sich...er könne diese schöne Nacht zusammen mit Ami genießen. Terra hob den rechten Arm und sah auf seine Armbanduhr. Ob er es noch einmal versuchen sollte? "Aller guten Dinge sind drei.", dachte er, als er auf den Knopf drückte. Wieder nichts. Seufzend ließ Terra den Arm wieder sinken.

Wie es Ami wohl im Moment ging? Ob sie diese Sache zwischen sich wohl jemals aus der Welt schaffen würden?

Irgendwann in der Nacht fiel er in einen unruhigen Schlaf.

Unverhofftes Abendessen

Traurig schloss Ami die Tür zu ihrer Wohnung auf und trat in den Flur. Überraschender Weise steckte ihre Mutter den Kopf um die Ecke der Küche. "Hallo mein Schatz." Verdutzt sah Ami sie an. "Mama. Du bist schon zu Hause?" Amis Mutter trat nun vollends aus der Küche. In der Hand hielt sie ein Spültuch. "Ja. Im Krankenhaus war heute nicht sonderlich viel los. Daher habe ich mir den Rest des Abends frei genommen. Ich dachte wir könnten endlich mal wieder zusammen zu Abend essen und du erzählst mir wie dein Tag so war." Ihre Mutter lächelte sie glücklich an und Ami schaffte es ebenfalls ein Lächeln zustande zu bringen. Sie befürchtete aber, dass es etwas gezwungen wirkte. Zwar freute sie sich sehr, dass ihre Mutter endlich einmal wieder einen Abend mit ihr verbringen konnte. Da sie vom Beruf her Ärztin war und auch noch eine der besten dazu, kam das nicht alzu häufig vor. Aber sie war sehr erschöpft und auch nicht sonderlich gut gelaunt. Erfolglos hatten sie und ihre Freunde an mehreren Orten nach Terra gesucht. Ohne Ergebnis. Ami fragte sich wirklich wo er abgeblieben war. Sie machte sich ein wenig Sorgen und vor allem wollte sie endlich mit ihm über die eine Sache reden. Dass das Schicksal ihr dabei momentan ständig einen Strich durch die Rechnung machte, stimmte sie traurig. Je mehr die Tage verstrichen, desto mehr fürchtete sie ihre Überzeugung mit Terra zu reden zu verlieren. Ami war nie ein sonderlich mutiger Mensch gewesen und für das was sie vorhatte, brauchte sie viel Mut. Unter anderem deshalb wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen.

"Ami?" Erschrocken sah Ami auf. Offenbar hatte sie schon eine Weile dort im Flur gestanden und ins Leere gestarrt. Ihre Mutter sah sie besorgt an. "Stimmt etwas nicht?" Eine Spur zu energisch schüttelte Ami den Kopf. "Nein nichts. Entschuldige ich möchte mir schnell noch etwas anderes anziehen. Bin gleich wieder da." Hastig verschwand sie in ihrem Zimmer und schloss die Tür. Nachdenklich sah ihre Mutter ihr nach. Manchmal hatte sie das unbestimmte Gefühl, ihre Tochter und sie hatten sich irgendwie auseinander gelebt. Was nicht einmal sehr überraschend war, wenn man die Situation bedachte. Ami war die meiste Zeit alleine zu Hause. Ihre Mutter bedauerte das sehr, konnte aber leider nichts dagegen machen. Amis Vater ist ein Künstler und bereist die Welt um Motive zu finden, die es sich zu zeichnen lohnten. Von Zeit zu Zeit schickte er Ami seine Zeichnungen. Keine Karte oder sonst etwas war dabei. Nur die Bilder. Aber Ami meinte einmal, es würde ihr nichts ausmachen, sie wisse ganze genau was ihr Vater damit sagen wollte. Und sie sei sehr stolz auf ihn und seine Bilder. Eigentlich müsste also sie sich als Amis Mutter um das Kind kümmern, aber ihre Arbeit als Ärztin in einem Krankenhaus verhinderte das meistens. Nicht selten machte sie sich Vorwürfe, dass Ami so viel alleine war. Nicht nur zu Hause, auch in der Schule war Ami immer allein gewesen. Umsomehr hatte sie sich gefreut, als ihre Tochter ihr einmal erzählte, das sie endlich Freundinnen gefunden hatte. Seitdem verbrachte sie viel Zeit mit ihnen und als Mutter freute sie sich für ihre Tochter. Doch Ami war nicht nur fröhlicher geworden. Manchmal war sie so ernst, als würden die Sorgen der ganzen Welt auf ihr Lasten. Diese Momente machten ihr immer Angst. Es wirkte dann so...als würde Ami zu einer Welt gehören, zu der sie selbst keinen Zutritt hatte...

Eine Weile später saßen sie zusammen am Küchentisch und aßen gemeinsam. Die Mutter erzählte viel von ihrer Arbeit und Ami gab ihr die neuesten Neuigkeiten aus der Schule. Im Prinzip war es eine recht fröhliche Stimmung, aber die Mutter spürte, dass die Heiterkeit ihrer Tochter nicht ganz ehrlich war. Etwas machte ihr zu schaffen, das konnte sie sehen. Als sie ein paar Minuten schwiegen, weil es offenbar nichts neues zu erzählen gab, fragte die Mutter plötzlich: "Sag mal mein Schatz. Wer ist eigentlich dieser gut aussehende Junge auf dem Foto, auf deinem Schreibtisch?" Die Frage erwischte Ami eiskalt und sie starrte ihre Mutter an. "Entschuldige bitte. Hätte ich es nicht sehen sollen? Ich hatte dir nur die fertige Wäsche ins Zimmer gebracht und hab es dabei zufällig gesehen." Auf dem Foto waren Ami und Terra in einer freundschaftlichen Umarmung auf einer Couch sitzend zu sehen. Sie hatten ihre Köpfe aneinander geschmiegt und lächelten in die Kamera. Aufgenommen wurde es bei der Willkommens-Party. War diese wirklich erst vor zwei Wochen gewesen? Seitdem war so viel passiert, dass es Ami viel länger vorkam."Schatz?", fragte die Mutter unsicher weil Ami nicht antwortete. Doch Ami schüttelte den Kopf. "Schon gut. Du konntest es ruhig sehen." Umsichtig legte sie Messer und Gabel wieder auf den Tisch und senkte den Blick. Ihr Hunger war ein wenig verflogen. "Der Junge auf dem Foto ist Terra. Terra Kagurasaka. Er ist neu an unserer Schule und mittlerweile gehört er auch zu meinen Freunden. Terra ist ein echt netter Kerl. Der liebste und netteste den ich je kennen gelernt habe." "Soso." In Amis Augen lag etwas, was ihrer Mutter nur zu bekannt war. "Du magst ihn nicht wahr?" Erstaunt sah Ami sie an. "Woher..." Spielerisch wedelte ihre Mutter mit dem Zeigefinger vor Amis Nase. "Ich bin deine Mutter vergiss das nicht. Wir Mütter sehen so etwas." grinste sie, wurde aber sofort wieder ernst. "Da ist aber noch etwas nicht wahr? Willst du es mir nicht sagen?" Erneut senkte Ami den Blick, bis ihre Augen von ihren Haaren verdeckt wurden. Ihre Hände ballten sich zusammen. Ohne es zu wollen, kamen ihr erneut die Tränen und rannen ihre Wangen hinab. Momentan hatte sie blöderweise echt Ähnlichkeit mit einem Wasserschlauch, dachte Ami mit einer Spur Sarkasmus, als sie die Tränen sah, welche auf ihre Hand tropften. Plötzlich legten sich tröstend Arme um sie und ihre Mutter zog sie sanft an ihre Brust. "Ami mein Schatz. Was ist denn los? Rede mit mir!" "Ich...ich habe ihm etwas schreckliches angetan...", schaffte es Ami schließlich herauszubringen. "Was hast du ihm angetan Liebes?", fragte die Mutter mit ruhiger Stimme und streichelte ihrer Tochter sanft den Kopf. "Ich habe ihn im Stich gelassen, als er mich am meisten brauchte. Ich habe ihn zurückgewiesen weil ich Angst hatte und hab ihn damit verletzt...mehr als ich wieder gut machen kann..." Schließlich brach eine Art Widerstand in ihr und sie presste sich weinend an ihre Mutter. "Pscht. Ruhig Liebes. Alles wird wieder gut.", versuchte ihre Mutter sie zu trösten. "Du hast es bestimmt nicht absichtlich getan. Ich kenne doch meine kleine Tochter, sie würde niemals jemandem absichtlich weh tun. Ich weiss zwar nicht was genau vorgefallen ist, aber vielleicht solltest du einfach mal mit ihm reden? Wenn er wirklich so ein netter Junge ist wie du sagst, wird er es bestimmt verstehen." "Das versuche ich ja. Aber ich weiss nicht wo er ist. Und ich weiss auch gar nicht so richtig was ich sagen sollte wenn ich ihn sehe." Unaufhörlich streichelte ihre Mutter ihr über den Kopf. "Du wirst bestimmt eine Lösung finden. Das tust du immer. Du bist doch mein kleiner Schlaukopf." Sanft schob sie ihre Tochter ein Stück von sich weg, damit sie ihr in die Augen sehen konnte. "Du schaffst das. Wenn es soweit ist, lass einfach dein Herz sprechen. So wie jetzt." Behutsam wischte sie die Tränen von den Wangen. "Aber was ist, wenn er mir nicht einmal zuhört? Der Schmerz den ich ihm zugefügt habe, muss für ihn grauenvoll gewesen sein." "Was sagt dir dein Herz dazu? Glaubst du wirklich das er dir nicht zuhören wird? Schätzt du ihn wirklich so ein?" Ami dachte darüber nach, dachte an Terra und was für ein Mensch er war...fast gegen ihren Willen musste sie über ihre eigenen Dummheit lächeln. "Nein...du hast recht. Er wird mir zuhören...und ich werde es schaffen. Ich werde diese Sache zwischen uns aus der Welt schaffen." Ihre Zuversicht kehrte wieder zurück. Das sie Terra nicht hatte finden können, hatte ihr wohl doch mehr zu schaffen gemacht. Dadurch war ihre Zuversicht ohne das sie es merkte, nach und nach verschwunden. Lächelnd nickte die Mutter und sagte: "Das ist meine Tochter." Sie gab Ami einen Kuss auf die Stirn. "Sobald ihr euch wieder vertragen habt, musst du ihn mir unbedingt vorstellen. Bring ihn doch einfach mal zum Abendessen mit. Ich werde mir an diesem Abend frei nehmen." Verschwörerisch zwinkerte sie Ami zu. Lächelnd nickte Ami. "Das werde ich..."

Morgen wird die Suche weitergehen. Ami war nun entschlossener den je. Sie würde Terra finden...und ihm alles sagen.
 

Der nächste Morgen begrüßte ihn mit strahlendem Sonnenschein. Terra öffnete die Augen und blinzelte ins helle Tageslicht. Gähnend setzte er sich auf und streckte sich ausgiebig. Heute war der erste Tag seiner Trainingszeit und eigentlich wollte er sie gut nutzen. Als er jedoch aufstand fühlte er sich ein wenig schwach in den Gliedern. Womöglich war der gestrige Marsch in seinem aktuellen Zustand doch ein wenig zu viel gewesen. Besser wäre es sich heute noch mal einen Tag Ruhe zu gönnen. Das Training konnte auch noch bis morgen warten, er war ja lange genug hier oben. Außerdem hatte er Rei versprochen sich nicht zu übernehmen. Stattdessen würde er ein wenig die Gegend erkunden und vielleicht auch ein wenig Nachforschungen anstellen. Etwas anderes konnte er hier oben sowieso nicht tun. Er hatte nicht einmal daran gedacht ein Buch oder anderes mitzunehmen. Rasch zog er sich lockere Kleidung an, schnappte sich seinen Rucksack und ging wieder hinaus auf den Hof. Tief sog er die Morgenluft ein und schloss die Augen. Für einen kleinen Moment genoss er das Gefühl der warmen Sonne auf seinem Gesicht und den kühlen Wind der sanft um seinen Körper strich. Allmählich begannen seine Lebensgeister zu erwachen. Zufrieden mit der Welt öffnete er wieder die Augen. Dabei fiel sein Blick auf die Schüssel. Sie stand noch immer am selben Platz wo er sie gestern hingestellt hatte. Neugierig ging er darauf zu. Eine kleine Überraschung erwartete ihn: die Schale war leer. Nicht nur das, man hatte sich offenbar sogar die Mühe gemacht sie zu säubern. Doch nein, das stimmte gar nicht. Am Boden der Schüssel lagen ein paar Kräuter. Vorsichtig nahm Terra eines der Kräuter und roch daran. Der Geruch war sehr angenehmen, aber er konnte nicht genau definieren, was es war. Neben der Schüssel im Boden, waern kleine Schriftzeichen eingeritzt. "Mehr Salz! Und nutze diese.", stand dort geschrieben. Unwillkürlich musste Terra grinsen. "Es tut mir Leid!", rief er in den Wald hinein. Ober er auch gehört wurde wusste er zwar nicht, jedoch hatte er das unbestimmte Gefühl beobachtet zu werden. "Ich werde beim nächsten Mal darauf achten. Versprochen!" Natürlich erhielt er keine Antwort, doch er wollte auch keine. Für ihn war es schon ein kleiner Sieg, dass sein Plan offenbar Früchte trug. Zusätzlich konnte er durch die geschriebenen Worte auf dem Boden nun auch die berechtigte Vermutung aufstellen, dass er es hier mit einem Menschen zu tun hatte. Warum sich dieser vor ihm verbarg, wusste er zwar noch nicht, war sich aber sicher es zu gegebener Zeit noch herauszufinden. Kurz entschlossen kramte er in seinem Rucksack einen der verbliebenen Äpfel und ein eingewickeltes Sandwich hervor und legte alles in die Schüssel. Anschließend begab er sich summend in den Wald hinein.

Die Tropfsteinhöhle

Viel gab es anfangs jedoch nicht zu sehen. Hauptsächlich Bäume. "Logisch. Ich bin ja auch in einem Wald.", dachte Terra schmunzelnd und wanderte weiter. Nach einer ganzen Weile des Marschierens, entdeckte er noch weitere umgestürzte oder zerfetzte Baumstämme. Ihre Zahl nahm zu je weiter er sich vom Tempel entfernte. Doch wie bei denen, die er am Vortag gefunden hatte, konnte Terra auch dieses Mal nichts nützliches herausfinden, was ihn irgendwie weiter gebracht hätte. Aber die Masse der zestörten Bäume irritierten ihn. Als er wieder einen fand, blieb er davor stehen und dachte nach. Dieses Ungeheuer schien ihm ganzen Wald sein Unwesen zu treiben. Dennoch waren abgesehen von diesen Bäumen nirgendwo irgendwelche Spuren zu Entdecken. Wie war das nur möglich? Ein Rascheln in den Baumkronen über ihm ließ Terra von einer besonders tiefen Krallenspur im Stamm aufsehen. Entdecken konnter er zunächst nichts. Aufmerksam und ohne den Blick von dem Blätterwerk abzuwenden stand er auf. Da! Ein Schatten sprang zwischen zwei Bäumen hindurch. Zu schnell um Details erkennen zu können, wie üblich. "Offensichtlich habe ich Gesellschaft bekommen." Schnell beeilte Terra sich und sprang zu einem tiefhängenden Ast, packte ihn und katapultierte sich den Stamm hinauf. Etwas wackelig kam er mit den Füßen auf einem ziemlich breiten Ast auf und blickte sich um. Dort hinten war der Schatten wieder. Terra nahm die Verfolgung auf. Vielleicht konnte er von der Person ein paar Antworten bekommen. Irgendwas sagte ihm, dass diese Person wusste was hier oben vor sich ging. Doch so sehr Terra sich auch bemühte, er schaffte es nicht ihr nennenswert näher zu kommen. Ganz offensichtlich hatte die Person weitaus mehr Erfahrungen was das Klettern in Bäumen anging, denn sie bewegte sich viel schneller von Ast zu Ast als er es konnte. Da! Kurz konnte er die Gestalt wieder sehen. Sie hockte auf einem Ast in der Dunkelheit und fast schien es ihm als würde sie auf ihn warten. Mit einem Hechtsprung tauchte Terra in die Schatten ein. Kurz bevor er die Gestalt jedoch erreichen konnte, sprang diese mit einem Rückwärtssalto in ein dichtes Baumgeäst und war verschwunden. Frustriert landete Terra auf dem Ast, wo gerade noch sein Ziel gesessen hatte und da passierte es. Der Ast brach unter ihm weg. Einen winzigen Moment lang hatte Terra dieses unangenehme Gefühl in der Magengrube, welches man spürte wenn man plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen hatte...dann fiel er auch schon.

Rasch zog er sein Schlüsselschwert und rammte es in den Baumstamm hinein um damit seinen Fall aufzuhalten. Mit einem schmerzhaften Ruck in seiner Schulter stoppte er, drohte aber gegen den Stamm geschleudert zu werden. Rechtzeitig zog er seine Beine an um sich mit den Füßen am Stamm abzufedern. Kräftig stieß er sich ab und landete mit einem Salto sicher auf den Füßen. Das Schwert, welches noch im Stamm steckte, verschwand einfach. Sofort fixierte er den Ast auf dem er noch vor einer Sekunde gestanden hatte. War es Absicht gewesen? Hatte die Gestalt ihn absichtlich abstürzen lassen wollen? Oder war es reiner Zufall gewesen? Und warum hatte sie überhaupt auf ihn gewartet? Nunja zumindest schien es so als wenn sie es getan hätte. Ächzend erhob Terra sich und massierte sich die Schulter. Schien nichts passiert zu sein. Mit der Spitze seines rechten Fußes klopfte er auf den gepflasterten Boden um seine Beinmuskulatur wieder etwas zu entspannen.

Moment mal...gepflasterter Boden? Überrascht sah Terra hinab. Tatsächlich, er stand auf einer gepflasterten Fläche. Ähnlich wie der Innenhof des Tempels. Terra sah sich um. Die Fläche war bei weitem nicht so groß wie der Innenhof, doch alleine das es sie mitten im Wald gab war schon ungewöhnlich. Im gesamten war die Fläche quadratisch. Jede Ecke des Quadrates war versehen mit einer dieser Steinlaternen die man bei Tempeln sehr häufig sehen konnte. Sie bestanden aus einer etwa Menschengroßen-Steinsäule, an derem oberen Ende sich ein kleines Steingebilde befand, welches Ähnlichkeiten hatte mit einem in alle Richtungen geöffneten Vogelhaus. In deren Mitte brannte für gewöhnlich ein kleines Feuer. Zwischen zwei der Laternen trohnte eine ziemlich alt aussehende Steintafel in die ein Bild eingemeißelt war. Neugierig trat Terra näher und versuchte aus dem Bild schlau zu werden. Im oberen Teil des Bildes war eine riesiger Mann dargestellt. Zumindest ging Terra davon aus, dass es ein Mann war. Der Kopf des Menschen war ziemlich zersprungen und machte eine Spezifizierung nicht mehr möglich, jedoch wies sein Körper keine Merkmale der Weiblichkeit auf, woraus Terra schloss das es ein Mann sein musste. Dieser Mann hockte im Schneidersitz auf einer Art Schrein und hob wie grüßend die Hand. Unter ihm, viel viel kleiner, saßen mehrere Menschen und schienen ihn anzubeten. Offenbar sollte dieses Bild eine Art Gottheit darstellen. Eine Ebene darunter waren Menschen abgebildet, die wie leidend sich zu winden schienen. Darauf folgte etwa mittig gesetzt eine Art Blitz, welcher wohl sowas wie Macht darstellen sollte. Darauf folgend sprang die leidenden Menschen scheinbar erfreut auf. "Hmm. Anscheinend konnte dieser Gott Krankheiten heilen oder Leiden erlösen. Deswegen haben die Menschen ihn wohl angebetet.", dachte Terra. Aber so ganz sicher war er sich da nicht, vielleicht deutete er das alles auch falsch. Interessanterweise spielte sich die ganze Szenerie scheinbar auf der Spitze eines Berges ab. Höchstwahrscheinlich dieser Berg hier, sonst würde die Tafel hier wohl nicht stehen. Wirklich interessant war jedoch was im inneren des Berges dargestellt war. Terra beugte sich noch ein wenig weiter vor um es besser erkennen zu kennen. Es sah ein wenig so aus, als wäre im inneren des Berges eine große Höhle und in deren Zentrum...war eine große Schlange abgebildet. Auf ihn machte sie den Eindruck als würde sie mit den Augen das Treiben über dem Berge beobachten und dabei wie eine Schlange fauchen. Was mochte dies wohl bedeuten? Sollte die Schlange eine Art Dämon darstellen? Vielleicht der Gegner der Gottheit? Prüfend musterte Terra die Linien, welche die Höhle darstellten. Nirgends war so etwas wie ein Ausgang zu sehen. Ob die Schlange wohl in dieser Höhle unter dem Berg gefangen war?

"Wenn ich mich recht erinnere, ist am Ende des Weges eine große Tropfsteinhöhle. Dadrin ist aber nichts, nur Steine und Fledermäuse. Ach und ein alter Schrein." Diese Ausssage von Akio kam ihm plötzlich in den Sinn. "Hmmm. Vielleicht sollte ich mir diese Höhle mal ansehen. Der dortige Schrein könnt mir vielleicht mehr Hinweise geben." Ob die Person ihm vielleicht diese Tafel zeigen wollte? Nein...wahrscheinlich war es purer Zufall gewesen. Mit einem letzten Blick auf die Steintafel wollte Terra sich auf den Weg machen und drehte sich um. Unsicher geworden wandte er den Kopf einmal nach rechts und einmal nach links. Verdammt. Wo war er eigentlich?

Bis er den Weg endlich wieder gefunden hatte, verging gut eine Stunde. Bis er die Gabelung erreichte, wo er sich von Akio verabschiedet hatte, noch einmal etwa zwei Stunden. Die ganze Zeit über hatte er Augen und Ohren offen gehalten ob die unbekannte Person sich vielleicht noch einmal zeigen würde, was aber leider nicht der Fall zu sein schien. Oder Terra bemerkte sie einfach nicht. Der neue Weg unterschied sich nicht wesentlich von dem anderen Weg den er gegangen war. Es war ein schmaler Pfad, welcher ihn quer durch den Wald führte. Aber anders als der andere Weg, ging dieser hier leicht hinab und es schien ihm als würden die Bäume auch immer dichter werden. Plötzlich stand er vor einem dichten Gebüsch, welches den Pfad blockierte. Ergeben seufzend und auf seine Neugierde fluchend kämpfte er sich hindurch und war heilfroh und ziemlich zerkratzt als er am anderen Ende rauskam.

Vor ihm erhob sich eine gewaltige steinerne Wand. Sie ging so weit nach oben, dass sie einfach in den Baumkronen verschwand, das Ende konnte er nicht einmal sehen. Und direkt vor ihm, gähnte ein tiefes finsteres Loch in der Wand...der Eingang zu der Tropfsteinhöhle...wirklich einladend sah sie nicht gerade aus. Dunkelheit begrüßte Terra als er sie betrat. Es war nichts zu hören außer einem gelegentlichen Topfen von Wasser. Nach nur ein paar Metern war die Dunkelheit so allumfassend, dass er absolut nichts mehr erkennen konnte. Zum Glück hatte er gestern Abend noch vorsichtshalber eine der Petroleumlaternen eingepackt. Vorsichtig tastete er in seinem Rucksack herum bis er sie fand. Behutsam nahm er sie heraus und entzündete den Docht mit einem kleinen Wort in der magischen Sprache. In dem Moment wo die Lampe aufleuchtete ertönte über ihm ein lautes Kreischen. Terra erschrak und hätte beinahe die Lampe fallen gelassen. Erschrocken blickte er nach oben und wurde nur eine Sekunde später von einem Schwarm Fledermäuse eingehüllt. Zum Glück griffen sie nicht an, sondern schienen ihn nur für zu inspizieren, bevor sie wieder in die schützende Dunkelheit der Höhle flatterten.

Tief atmete Terra ein um seinen Herzschlag wieder zu beruhigen, dann widmete er sich seiner Umgebung.

Neugierig hob Terra die Lampe etwas höher und ihr Schein riss einige Steinformationen aus der Dunkelheit. Ein paar der Tropfsteine glitzerten ein wenig im Licht, wie als wenn sie aus kleinen Edelsteinen bestehen würden. Und wie riesig die Höhle war. Man konnte ihre wahren Ausmaße nicht einnmal ansatzweise ausmachen. Es war nicht sonderlich schwer sich vorzustellen, dass die Höhle möglicherweise den ganzen Berg durchzog. Überall an den Wänden, an der Decke und am Boden waren die Tropfsteine zu sehen. Fast wirken sie wie Zähne einer großen Bestie. Wie Akio gesagt hatte, war die Höhle ein ziemlich beeindruckender Anblick. Zwischen den Tropfstein, welche vom Boden her aufragten, verlief ein kleiner eingetrampelter Pfad, kaum sichtbar selbst im Licht der Lampe. "Mal sehen wohin der Pfad wohl führt. Wahrscheinlich zu dem Schrein den Akio erwähnt hatte.", dachte Terra und folgte ihm. Es war gespentisch still hier unten. Zwischendurch hörte er mal das Tropfen von Wasser oder das Schlagen eines kleinen Flügels. Die Luft war ein wenig feucht und die Temperaturen auch nicht sonderlich hoch. Beinhahe hatte er sogar das Gefühl das es mit jedem Schritt kälter wurde. Nach einer Weile fiel der Schein der Lampe auf Symbole, welche in die Wand eingeritzt waren. Terra beugte sich vor um die Symbole näher betrachten zu können. Es waren Kanjis. Japanische Schriftzeichen, wie sie überall in Japan verwendet wurden. Doch etwas war anders. Obwohl er inzwischen die meisten Kanjis zu lesen gelernt hatte, konnte er diesen hier keinen Reim abgewinnen. Sie mussten viel älter sein, als die heutigen Kanjis. Viele Kanjis waren im Laufe der Zeit verloren gegangen, sodass es vermutlich kaum noch jemanden gab, der sie lesen konnte. Dies schienen ihm solche zu sein. Das merkwürdige war jedoch, dass diese hier noch gar nicht so alt sein konnten. Für ihn sah es so aus, als wenn sie gerade mal vor ein paar Monaten in den Fels geritzt wurden. Die Furchen wiesen noch weiße Stellen auf, wo das Wasser die winzigen Stein- und Staubpartikel noch nicht weggespült hatte. Solche Rückstände hatte man immer, wenn man etwas in Fels eingravierte. Sehr sonderbar. "Vielleicht ist es ja ein Warnung, die Höhle nicht zu betreten, weil sonst die große Schlange kommt.", dachte Terra halb im Scherz. Da er aber nichts mit den Kanjis Anfangen konnte, folgte er weiter dem schmalen Pfad.

Zeit schien hier in der Dunkelheit nur wenig Bedeutung zu haben. War er nun schon seit Stunden unterwegs oder waren es nur wenige Minuten gewesen? Mit Sicherheit konnte er es nicht sagen, doch nach einer gefühlten Ewigkeit schälte sich ein Holzgebilde aus der Dunkelheit. Dies musste der Schrein sein. Terra ging noch ein paar Schritte weiter und entriss der Finsternis auch noch die letzten Details. Fassungslos starrte Terra auf den Schrein...er war völlig zerstört...nicht einfach nur zusammengefallen sondern regelrecht zermalmt. Holzsplitter lagen verstreut überall auf dem Boden, kein Balken war auch nur ansatzweise noch vollständig. Terra hob den Arm und erweiterte den Lichtkreis der Lampe. Überall wohin er blickte konnte er die Überreste des Schreins verstreut sehen. Was war hier nur passiert? Mitten in dem ganzen Wirrwarr gab es eine freie Fläche...Terra ging in die Hocke um sie näher zu betrachten...er fand den Abdruck einer Klaue mit vier Krallen...

Ganz ohne Zweifel hatte hier ebenso wie oben an der Oberfläche, ein und das selbe Monster sein Unwesen getrieben. Mit seinen Fingern glitt er den Krallenspuren nach. Sie waren verdammt dick und ihm erschauerte bei dem Gedanken, was diese Krallen erst bei Menschen anzustellen vermochten, wenn sie selbst in Stein solche Narben hinterlassen konnten. Terra verfolgte mit den Augen die Spur der Krallen. Es sah aus, als würden sie bis zum Rand der Schlucht führen. Er stand auf um sich das näher anzusehen. Tatsächlich. Die Krallen hatten sich am Rande des Felsens tief in den Stein gebohrt. Irgendetwas war also aus dieser Schlucht geklettert und hatte sich hier an dieser Stelle hochgezogen. Langsam hob er die Lampe noch ein Stückchen höher an, um den Lichtkreis ein wenig zu erweitern. In die Tiefe starrend versuchte er dort etwas zu erkennen. Doch es war hoffnungslos. Die Schlucht war breit genug, dass er das andere Ende davon nicht einmal sehen konnte und vermutlich war sie ebenso tief. Vorsichtig, um nicht blöd auszurutschen, ging er in die Hocke und griff nach einem Felsbrocken. Ebenso vorsichtig stand er wieder auf, streckte seinen Arm über den Abgrund...und ließ den Brocken fallen.

Gespannt wartete er, wie lange der Brocken brauchen würde bis er den Grund erreichte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann meinte er ganz weit entfernt und nur sehr, sehr leise einen dumpfen Aufschlag zu hören. Aber sicher war er sich dessen nicht. Das Geräusch war so leise, dass es ziemlich nah an der Grenze zwischen erahnen und wirklichem Hören lag. Plötzlich kam ein kräftiger Windstoß aus dem Abgrund und zerzauste ihm das Haar. Rasch entfernte er sich ein paar Schritte vom Abgrund. Als der Wind wieder verebbt war, traute er sich wieder ein Stück näher heran. Nichts schien sich dort verändert zu haben und doch...hatte er dieses Mal ein äußerst ungutes Gefühl als er in die Schwärze schaute. Irgendetwas...war dort unten...Zwar konnte er keine Präsenz wahrnehmen aber...seine Sinne schrien ihm zu sofort umzudrehen und fortzulaufen. Auf einmal hörte er ein Singen und Pfeifen in dem Abgrund...der Wind, der um Steine und Felsen strich...aber das Geräusch klang zu regelmäßig für einen Windstoß...es klang eher...wie das Atmen von etwas sehr großem...zögernd ging er rückwärts. Mit einem Poltern trat er gegen ein Holzstück. Terra bückte sich, hob es auf und besah es genauer...viel war nicht zu erkennen, doch offenbar war es ein Stück aus einem Holzgemälde...in dem Schein der Lampe konnte er den Kopf einer Schlange erkennen.

Wieder kam aus dem Nichts eine starke Windböe auf und erneut erklang aus dem Abgrund dieses Pfeifen und Singen. Sein ungutes Gefühl verstärkte sich. Besser er sah zu, dass er hier rauskam. Langsam ging er noch ein paar Schritte rückwärts. Achtsam behielt er den Rand des Abgrundes im Auge...nichts passierte...noch ein paar vorsichtige Schritte...er merkte plötzlich, dass seine Hand zitterte...und dann geschah es.

Etwas riesiges, gigantisches schoss aus dem Abgrund hervor. Terra konnte nicht genau erkennen was es war, dafür war es zu schnell und das Licht zu schwach. Eine massige Gestalt blieb über dem Abgrund schweben. Böse sahen ihn tiefrote Augen an, welche im Licht funkelten. Die roten Augen waren ein Erkennungsmerkmal der von der Organisation geschaffenen Herzlosen. Er konnte nur nicht erkennen um welche Art von Herzlosen es sich handelte. Jedoch machte die Größe des Herzlosen ihm klar, dass er es lieber auch nicht herausfinden wollte. "Ach du Sch...", flüsterte Terra. Wie erstarrt blieb er stehen. Furcht lähmte ihn. Dieses Ungeheuer, was auch immer es war, war viel zu groß für ihn, niemals konnte er den Kampf damit aufnehmen. Es strahlte eine Boshaftigkeit aus, welche ihm psychische Schmerzen bereitete. Doch es griff nicht an...noch nicht...es musterte ihn nur...ein bedrohliches Knurren erklang aus seiner Kehle. Wild schlug es mit den Flügeln aus um sich in der Luft zu halten. Auf diese Weise entstanden Luftwirbel welche damit drohten Terras Lampe zu löschen. Terra stolperte noch einen Schritt zurück. Angst trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und dann merkte er, dass er vor Furcht auf seine Lippe biss, bis sie blutete. "Verdammt. Was ist nur mit mir los? Seit wann bin ich so ein Angsthase? Beweg dich doch endlich, Herrgott nochmal!", rief er sich selbst in Gedanken zu. Wieder knurrte die Bestie, etwas lauter als vorhin. Dann brüllte sie. Das brach den Bann. Terra wirbelte herum und sah zu das er hier wegkam. So schnell er konnte rannte er durch den Stollen. Aber er hörte, wie das Biest die Verfolgung aufnahm. Während des Laufes schmetterte er die Lampe aus Versehen gegen einen Felsen. Fluchend rannte er in völliger Dunkelheit weiter, ließ sich von seinen Erinnerungen über den Weg leiten. Sein Rucksack behinderte ihn beim Laufen und er nahm einen Arm aus den Gurten wieder heraus. Wenn er ihn nur auf einer Schulter trug, konnte er den Rucksack seinen Bewegungen anpassen und er würde ihn nicht so behindern. Mit lauten Gebrüll kam der Herzlose immer näher. Terra rannte gegen eine Wand. Benommen und mit schmerzendem Kopf aufgrund der Wucht seines Aufpralls, knallte er seitlich zu Boden. Dies rettete ihm das Leben. Nur einen winzigen Moment später bohrte sich etwas scharfes in die Wand und Gesteinstrümmer rieselten auf ihn nieder. Schnell rollte er sich weg und entging den Trümmern damit knapp. Ohne Zeit zu verlieren stand er wieder auf und schüttelte den Kopf um die Benommenheit loszuwerden. Dann rannte er weiter. Fauchend und brüllend nahm das Biest wieder die Verfolgung auf. Terra keuchte, seine Lunge schien sich zuzuschnüren aufgrund dieser Anstrengung. Er rannte wortwörtlich um sein Leben und verlange seinem Körper alles ab, was er hatte. Doch er war schon ziemlich weit in den Berg vorgedrungen. Dicht hinter ihm krachte etwas in den Boden. Die Druckwelle schleuderte ihn ein paar Meter fort. Hart schlug er gegen einen der vom Boden wachsenden Stalagmiten und stürzte erneut. Ein Krachen von oben ließ ihn instinktiv zur Seite rollen, wodurch er knapp einem herabstürzenden Stalaktiten entging. Kleine Felsstückchen streifen sein Gesicht, als der Stalaktit zerbrach und er hob den Rucksack schützend vor sein Gesicht. Brüllend tauchten über ihm die tiefroten Augen an. Rasch brachte Terra sich mit einer Rückwärtsrolle in Sicherheit. Kein Moment zu früh, denn auch jetzt schlug etwas krachend in den Boden. Keuchend knallte Terra mit dem Rücken zur Wand. In Panik sah er sich um. Verdammt. Wo war der Ausgang? Der Sturz hatte ihn seine Orientierung verlieren lassen. Ein lautes Sirren ertönte und etwas spitzes, scharfes bohrte sich in seine rechte Seite. Ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Körper und er schrie auf. Trotzdem hatte er Glück. Der Herzlose schien in der Dunkelheit auch nicht ganz gut sehen zu können. Daher hatte er ihm nur eine Fleischwunde zufügen können. Der Schmerz brachte Terra wieder zur Besinnung, die Panik verflog. Nicht gänzlich aber weit genug, dass er wieder handeln konnte. Rasch zog er sein Schwert und ließ es niedersausen. Wütend brüllte der Herzlose auf. Ein lautes "Klong" ertönte, nachdem der Spitze Gegenstand aus Terras Seite glitt. Scheinbar hatte Terra ihm eine Kralle oder so etwas abgeschnitten. Aber er hatte keine Zeit das herauszufinden. Weil er nicht mehr wusste wo er war, blieb ihm keine andere Wahl. "Feura.", rief Terra und eine kleine Feuerkugel schwebte über seiner Hand. Wild drehte er sich hier hin und dorthin und suchte den Weg. Da! Terra stürzte los. So leicht gab der Herzlose aber nicht auf und nahm die Verfolgung auf. Immer wieder krachte etwas dicht hinter Terra in den Boden. Sein Herz schien platzen zu wollen vor Anstrengung, aber Terar wagte es nicht sein Tempo zu verlangsamen. Endlich...es wurde heller. Auch der Herzlose bemerkte das und legte noch einen Zahn zu. Auf keinen Fall wollte er sein Opfer entwischen lassen. Erneut bohrten sich tiefe Krallen nur ganz knapp hinter Terra in den Boden. Der Schlag brachte den Boden zum beben und für einen Moment taumelte Terra. Schnell konnte er sich jedoch wieder fangen und rannte weiter. Immer wieder versuchte der Herzlose Terra mit seinen Krallen aufzuspießen, verfehlte ihn aber immer ganz knapp. Doch wer weiß wie lange er noch so viel Glück haben würde. Dann sah er den Ausgang. Keuchend mobilisierte er noch einmal alle Kräfte und dann...sprang er ins helle Tageslicht und entging damit einem weiteren Krallenhieb. Wütend brüllte der Herzlose,dachte jedoch nicht daran aufzugeben. Terra landete sicher auf den Füßen, drehte sich aber noch im Aufkommen dem Höhleneingang zu und sprang dieses Mal rückwärts um mehr Distanz zwischen sich und die Höhle zu bekommen. Gleichzeitig warf er die Feuerkugel in die Höhle. Für einen winzigen Moment erhellte sie ein Maul voll spitzer Zähne, dann erlosch sie. Noch im Sprung zog er sein Schlüsselschwert und schickte hastig einen Blitzstrahl auf die Decke der Höhle. Krachend explodierte der Fels und die Trümmer fielen zu Boden...versperrten den Ausgang. Im einen Moment konnte Terra noch eine schuppige Klaue erkennen, dann war auch diese hinter einem Berg aus Stein verschwunden. Hart landete Terra auf dem Rücken und blieb völlig erschöpft liegen. Sein Rucksack hatte er im Flug verloren und dieser fiel nun direkt neben ihm zu Boden. Ein paar Steine fielen noch zu Boden...dann herrschte Stille. Nur Terras keuchender Atem war noch zu hören...

Gespräch mit einem Schatten

Terra zitterte am ganzen Körper. Keuchend lag er auf dem Boden und schnappte nach Luft. Die Flucht hatte ihn förmlich ausgelaugt und der Schreck steckte ihm immer noch in den Gliedern. Terra hoffte diesem Monstrum nie wieder begegnen zu müssen. Immer noch zitternd setzte er sich auf und starrte zu dem rieseigen Schutthaufen, der den Eingang zur Höhle versperrte. Nichts rührte sich dort. Langsam entspannte sich Terras Körper wieder und sein Herzschlag verlangsamte sich ein wenig. Dann fiel ihm seine Verletzung ein und er betrachtete sie. Zum Glück war es wirklich nur eine Fleischwunde. Nicht der Rede wert. Ächzend griff Terra nach seinem Rucksack und öffnete ihn. Die meisten Vorräte waren bei der Flucht ziemlich in Mitleidenschaft geraten. Die meisten Äpfel beispielsweise waren nur noch Mus, welcher an der Taschenwand klebte. So ein Mist. Immerhin konnte er trotzdem noch ein paar Dinge davon verwenden. Wie auch immer, damit würde er sich später befassen. Aus den Tiefen der Tasche holte er einen Verband heraus und dankte Akio dafür. Ein gewisser Jemand hatte ihn nämlich dazu gedrängt ein kleines Erste Hilfe-Set mitzunehmen. Für den Fall der Fälle. Etwas ungeschickt band er sich einen Druckverband um. In der Reisestasche hatte er noch Nadel und Faden. Er würde die Wunde heute Abend dann nähen. Für den Moment musste der Verband reichen. Sorgfältig verstaute er wieder alles in der Tasche. In dem Moment wo er aufstehen wollte, geriet einer der Steine am Eingang in Bewegung und polterte zu Boden. Terra erstarrte mitten in der Bewegung, sein Pulsschlag beschleunigte sich wieder und gebannt beobachtete er den Schutthaufen. Doch nichts passierte mehr. Vorsichtig führte er die Bewegung zu Ende und ging hinüber. Seine Sinne konnten kein Leben wahrnehmen. Weil er jedoch bisher die Präsenz dieses Monstrums sowieso nie hatte spüren können, bezweifelte er, dass er sich darauf verlassen konnte. Stirnrunzelnd beugte er sich ein wenig vor. In dem Licht war es nicht genau zu erkennen, aber es sah so aus, als würde ein sehr dünnes Blutrinssal zwischen den Steinen hervorsickern.

Allerdings war es kein Blut wie er es kannte. Seine Augen konnten die Farbe des Blutes nicht genau bestimmen. Sie war eine Mischung aus schwarz und rot. Wäre nicht der leichte Geruch von Kupfer gewesen, hätte er bezweifelt das es sich überhaupt um Blut handeln würde. Denn in dem Geruch schwebte noch etwas anderes mit...wie der Geruch von verfaultem Fleisch. Hastig zog Terra den Kopf wieder ein wenig zurück, bevor er würgen musste. Langsam streckte er einen Finger aus und berührte die Flüssigkeit. Sofort bereute er es. Ein scharfer Schmerz schoss durch seine Hand und er zog sie fluchend zurück. Damit hörte jedoch der Schmerz nicht auf. Auf seinem Finger befanden sich ein paar Tropfen der Flüssigkeit und sie brannte wie die Hölle. Schnell griff Terra zum Boden und versuchte mit Erde und Gras das Blut abzuwischen. Kaum war es von seinem Finger verschwunden, ließen die Schmerzen nach. Mit klopfendem Herzen besah Terra sich seine Fingerspitze. Unfassbar. Teile der Haut waren einfach weggeschmolzen und offenbarten das Fleisch darunter. Doch auch das war nicht unversehrt geblieben. Offenbar wirkte das Blut dieses Monstrum wie eine Art Säure auf Fleisch. Ein Blick auf die Steine sagte ihm nämlich, dass diese völlig unberührt waren. Rasch setzte er einen Heilzauber ein und die Haut schloss sich wieder. Im Gegensatz zu der Fleischwunde reichten seine magischen Kräfte für diese Kleinigkeit noch. Dummerweise hatte er die meiste Energie, die er seit dem letzten Kampf regenerieren konnte verbraucht, als er den Eingang der Höhle gesprengt hatte. Seine magischen Kräfte kehrten nur langsam wieder zurück und das beunruhigte ihn.

Erneut betrachtete er das dünne Blutrinnsal auf dem Stein. Ehrlich gesagt hatte er so etwas noch nicht erlebt und er fragte sich, wie diese Bestie mit solch einem Blut im Körper überhaupt leben konnte. Die Adern mussten eine spezielle Schutzschicht dagegen aufweisen. Ein weiteres ungelöstes Rätsel auf seiner Liste.

Jetzt schimpfte er sich im Geiste selbst einen Narren. Normalerweise hätte er nicht so unbedacht gehandelt und etwas völlig unbekanntes berührt. Er stellte sich vor wie böse Ami auf ihn jetzt wohl wäre, wenn sie ihn gesehen hätte. Im Moment war er viel zu unvorsichtig und unkonzentriert und ja zugegeben...er war im moment auch ständig irgendwie angespannt. Woran das lag, war für ihn völlig klar. Seine Gedanken kreisten andauernd um all die Fragen in seinem Kopf, aber vor allem anderen dachte er ständig an Ami...er dachte ständig daran wie sehr er Ami vermisste und das er sich wünschte er könne sie endlich wieder in den Armen halten. Er seufzte. Nein, er war im Moment wirklich nicht auf der Höhe. Wenn er nicht aufpasste, würde ihn das noch um Kopf und Kragen bringen. Und es war auch einfach nicht seine Art. Rückblickend gestand er sich ein, dass er auch am Vortag manchmal ziemlich unbedacht reagiert hatte. Zum einen hätte er nicht einfach so mit den Wurfmessern auf etwas unbekanntes werfen sollen. Klar hatte der alte Mann gesagt, dass hier oben nichts und niemand mehr lebte, worauf Terra sich auch verlassen hatte. Doch das hätte es nicht entschuldigt wenn er jemand Unschuldigen eventuell tödlich getroffen hätte. Terra hatte da ziemlich überreagiert. Und das er gestern Abend einfach so unbedacht seine Sachen alleine gelassen hatte, ohne zu wissen was hier in der Gegend lauert, war ebenso unbedacht. Dieser Gedanke versetzte ihm einen Stich...er hatte seine Reisetasche und Vorräte schon wieder einfach in dem Zimmer gelassen ohne sie nicht wenigstens zu verstecken...so viel zu den eigenen Vorsätzen...wenn das so weiterging endete einer seiner Fehler wirklich noch tödlich.

Am liebsten würde er sich selbst einmal treten, nur damit er sich danach wieder mehr konzentrieren konnte. Sein Blick fiel wieder auf die Höhle...auch dieses hätte vermieden werden können, wenn er von Anfang auf seine Sinne gehört hätte. Etwas gutes hatte das aber zumindest...die Todesangst hatte ihn wieder ein wenig wachgerüttelt.

"Naja zumindest werde ich wohl nicht noch einmal Bekanntschaft mit diesem Monster schließen müssen. Offenbar hat der Steinschlag es ja getötet.", mumelte Terra. Ob es jedoch wirklich so einfach war? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das gerade nur eine Art Vorgeschmack war. Tief in seinem Inneren hoffte er sich zu irren. Für heute jedenfalls war ihm das Aufregung genug gewesen. Ein Blick in dem Himmel sagte ihm, dass er viel mehr Zeit in der Höhle verbracht hatte, als er dachte. Der Stand der Sonne sagte ihm, dass es längst Nachmittag war. Wenn er noch vor dem Abend zurück beim Tempel sein wollte, sollte er sich jetzt auf den Weg machen. Mit einem letzten zweifelnden Blick zurück zu dem Schutthaufen machte Terra sich auf den Weg. Unterwegs suchte er die Bäume ständig mit den Augen ab in der Hoffnung vielleicht noch einmal die unbekannte Person zu erspähen. In ihm keimte der Verdacht auf, dass das ganze vielleicht von dieser Person geplant war. Sein Absturz vom Baum, bei dem er zufällig genau bei dieser Steintafel landete und seine anschließende Erkundung der Höhle...gehörte das vielleicht zum Plan dieser Person? Vermutlich würde er es erst herausfinden, wenn er dieser Person gegenüber stand.

Nach ein paar Stunden kam er wieder bei dem Tempel an. Während seines Marsches hatte er möglichst den eigentlichen Weg gemieden und war stattdessen quer durch den Wald gewandert. Die ganze Zeit hatte er ausschau nach eventuell weiteren Steintafeln oder Gebetsschreinen gehalten. Irgendeinen Hinweis der ihm vielleicht weiterhalf zu verstehen, was hier vor sich ging. Allerdings war der Wald zu groß und irgendwann musste er zugeben, dass er ihn nicht an einem einzigen Nachmittag würde gänzlich erforschen können. Schließlich hatte er es für heute sein lassen. Dafür hatte er unterwegs einen Busch mit kleinen schwarzen Beeren gefunden. Erst wollte er sich hungrig bedienen, hatte es aber doch sein lassen. Eine schmerzhafte Lektion in Sachen unvorsichtigkeit war genug gewesen für heute. Sich selbst innerlich erneut ermahnend wieder etwas vorsichtiger zu werden, war er an dem Strauch vorbeigegangen. Solche Beeren waren ihm unbekannt und für ihn daher Tabu.

Als er sein Zimmer betrat sah er sich zuerst nach seiner Tasche und den Vorräten um. Erleichtert stellte er fest das sie noch immer genau dort standen, wo er sie verlassen hatte. Ein kurzer Blick hinein, bestätigte ihm das auch nichts fehlte. Trotzdem, er musste vorsichtiger sein. "Und jetzt gehe ich vom zu unbesorgt sein ins zu hart zu mir selbst sein über.", dachte Terra kopfschüttelnd. Allmählich erkannte er sich fast selbst nicht mehr wieder. Plötzlich bemerkte er, wie die weißen Wolken des blauen Himmels allmählich eine rosa-rötliche Färbung bekamen. Rasch verstaute er seinen Rucksack, die Tasche und die Vorräte im Schrank und schob einen schweren Tisch davor, welcher ziemlich laut dabei knarrte.. So würde er es zumindest auch aus der Entfernung hören, wenn sich jemand daran zu schaffen machte. Dann beeilte er sich zur heißen Quelle zu kommen. Er wollte vesuchen sich im Abendrot ein wenig zu entspannen und vielleicht wieder ein wenig Ruhe in seine Gedanken zu bringen.

Genau wie gestern war es eine wunderbare Aussicht. Doch die Abenddämmerung verlieh dem ganzen noch eine malerische Schönheit. Terra setzte sich an den Rand des Beckens, lehnte sich an den warmen Fels und sah der Sonne beim Einschlafen zu. Er beobachtete, wie das Blau des Himmels erst einen satten Gelbstich bekam und allmählich in einen Rot-Ton überging. Sanft und leise strich kühler Wind über sein Gesicht und erfüllte die Luft mit dem Duft der Bäume, sowie dem Geräusch von raschelnden Blättern im Geäst. Terra schloss die Augen und atmete tief die Natur ein. Seine Gedanken begannen sich zu zerstreuen und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, dachter er an Nichts. Wie angenehmen es war. Terra spürte, wie sein Körper begann sich zu entspannen...

Irgendwas kitzelte ihn an der Nase. Unwillig wedelte Terra mit der Hand vor seinem Gesicht und das Kitzeln hörte auf. Zufrieden verschränkte er die Hand wieder hinter seinem Kopf. Doch nur einen Augenblick später kitzelte es erneut an der Nase. "Hastschi!", entfuhr es ihm und er setzte sich auf. Blinzelnd öffnete er die Augen und sah hinab ins Tal. Überraschenderweise war es schon fast völlig dunkel. Nur noch ein paar wenige Sonnenstrahlen sorgten noch für ein bisschen Licht und es war auch spürbar kälter geworden. Mit seinem Handknöchel rieb Terra sich die Augen. Scheinbar war er für einen Moment eingenickt. Die Erschöpfung des Tages hatte ihren Tribut gefordert und als er sich endlich einmal etwas entspannen konnte, musste sein Körper wohl sein Recht eingefordert haben. Gähnend reckte er sich. Auf einmal schwebte etwas weißes, flauschiges an seinem Gesicht vorbei. Eine Feder. Ob sie es war, die ihn an der Nase gekitzelt hatte? Ach was, das war viel zu unwahrscheinlich. Terra streckte die Hand aus und hielt der Feder die offene Fläche hin. Überrascht hob er die Augenbrauen, als die Feder mitten in der Luft scheinbar kehrt machte und sich auf seiner Handfläche niederließ. Kurz nachdem sie seine Haut berührt hatte...nahm die strahlend weiße Feder eine tiefschwarze Farbe an...genau wie die Farbe seiner Flügel...bevor sie sich in einem kleinen Schauer strahlender Funken auflöste. "Was war das gerade?", dachte Terra perplex.

Für einen winzigen Moment konnte er plötzlich eine Aura wahrnehmen. Rasch sprang er auf und sah sich um. Jedoch konnte er nichts und niemanden entdecken. Die Aura verschwand so plötzlich, als hätte es sie nie gegeben. Irritiert runzelte Terra die Stirn. Hatte er sich das nur eingebildet? Nein, das glaubte er eigentlich nicht. Prüfend betrachtete er das Blätterwerk. Nichts zu sehen, nicht einmal ein Schatten. Sehr seltsam. Schulterzucken wandte er sich um und begab sich zurück zum Tempel. Es musste wohl wirklich Einbildung gewesen sein.

Am Ende fing er noch an Gespenster zu sehen. Beim Tempel angekommen erwartete ihn eine kleine Überraschung. Dort auf dem Steinweg stand wieder die Schüssel. Irritiert betrachtete er sie. Hat sie vorhin auch schon hier gestanden? So sehr er sich auch anstrengte er konnte sich nicht erinnern sie bemerkt zu haben. Nein, sie wurde offensichtlich erst vor wenigen Augenblicken hier abgestellt. Zögernd ging Terra näher und sah in die Schüssel hinein. Ein paar grüne Kräuter lagen darin. Terra grinste. Für ihn war die Nachricht unverkennbar. Prüfend sah er erneut ins Blätterwerk. "Da hat wohl jemand Hunger was?", fragte er laut. "Hast du etwa selbst nichts zu essen dabei?" Gespannt wartete er einen Augenblick, aber natürlich bekam er keine Antwort. Seufzend bückte er sich um die Schüssel aufzuheben. "Also gut.", sagte er und ging in Richtung Feuerstelle. "Ausnahmsweise werde ich noch einmal für uns beide kochen." Terra kam sich ein wenig albern vor, wie er so in die Dunkelheit redete ohne eine Antwort zu bekommen. "Aber ich finde dafür bist du mir etwas schuldig." Er stellte die Schüssel ab und kümmerte sich um die Vorbereitungen. Nach einer ganzen Weile kochte über der Feuerstelle wieder die einfache Suppe, welche er auch am Vorabend schon zubereitet hatte. In Gedanken versunken rührte Terra in dem Topf. Nachdem sie schon eine Weile vor sich hin blubberte, schöpfte er mit einem Löffel ein wenig Suppe und wollte gerade davon kosten, als ihm die Wörter von heute Morgen wieder einfielen. Stimmt ja, man hatte ihm ja geraten mehr Salz hinein zugeben. Sein Blick fiel auf die Schüssel mit den Kräutern. "Und offenbar noch etwas anderes...", dachte er. Flink wusch er die Kräuter mit etwas Wasser aus seiner Flasche sauber und zerpflückte sie, bevor er sie in den Topf warf. Dann griff er nach seiner Tasche und kramte das Salz hervor. Eine kräftige Prise später, landete es wieder in den dunklen Tiefen der Tasche. Prüfend besah Terra sich deren Inhalt. "Hmmm...wenn ich nicht sparsamer umgehe, reichen meine Vorräte nur noch ein paar Tage. Höchstens noch zwei, wenn ich weiterhin jemand gewisses durchfüttere." Resignierend stellte er sie wieder zur Seite. Manchmal verfluchte er sich für seine Nettigkeit fast selbst. Vermutlich würde ihm nichts anderes übrig bleiben noch einmal zur Stadt runter zu gehen und einzukaufen. Ein lautes Blubbern riss ihn aus seinen Gedanken und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Topf zu. Schnell griff er nach der Kelle und zog die Hand genauso schnell wieder zurück. "Autsch. Mist!", fluchte er. Die Kelle war in der Hitze des Topfes schnell selbst heiß geworden und nun hatte er sich die Hand verbrannt. Schnell ließ er etwas Wasser darüber fließen. "Nie wieder Billig-Geschirr.", schwor er sich innerlich. Aus einem Seitenfach seiner Tasche zog er eine Serviette, wickelte sie vorsichtig um den Griff der Kelle und fing an zu rühren. Nach ein paar Minuten griff er wieder nach dem Löffel und probierte vorsichtig etwas von der Suppe. Erfreut leckte er sich die Lippen. Kräuter und Salz hatten der Suppe ein viel tieferes und würzigeres Aroma verliehen. Zufrieden schöpfte Terra die Suppe in seine beiden Schüsseln. Praktischerweise war der Topf ein kleineres Modell in das knapp genau zwei Portionen passten. Die eine Schüssel stellte er wieder auf den Boden des Weges. Als er sich umdrehte und zur Feuerstelle zurück ging kam ihm ein Gedanke. "Weisst du...", begann er. "Du solltest die Suppe schnell essen, sonst wird sie kalt. Ich weiss zwar nicht warum du dich immer noch vor mir versteckst, aber du wirst schon deine Gründe haben. Daher folgender Vorschlag. Ich drehe mich in Richtung des Hauses und in der Zeit kannst du dir deine Mahlzeit holen. Ich verspreche mich nicht umzudrehen, bis du mir auf irgendeine Art und Weise ein Zeichen gibst. Einverstanden?" Wieder keine Antwort. "Einverstanden oder nicht, ich fange jetzt an." Ohne zu warten setzte er sich mit dem Rücken zum Wald in den Schneidersitz, griff nach seiner Mahlzeit und fing an zu essen. Seine Ohren waren dabei gespitzt und auf jedes kleine Geräusch horchend. Erst tat sich scheinbar gar nichts. Doch dann hörte er leise das Geräusch eines Körpers, der auf dem Boden aufkam. Anschließend verging wieder ein kurzer Moment der Stille...und dann hörte er vorsichtige Schritte...eine kurze Pause...und schon entfernten sich die Schritte wieder. Wie er es versprochen hatte, drehte Terra sich nicht um. Plötzlich fiel neben ihm ein kleines Steinchen auf den Boden. "Ich nehme an, dass ist dein Zeichen?" Terra wartete noch einen Moment. "Ich werde mich jetzt umdrehen.", warnte er laut vor. Dann drehte er seinen ganzen Körper um und sah gespannt zu der Stelle wo er die Schüssel abgestellt hatte. Sie war weg. Zufrieden nickte er, hob spielerisch seine Schale vor sich wie einen Kelch und sagte laut: "Guten Apettit." Schweigsam aßen sie ihr Essen. Als er fertig war, stellte er sein Geschirr zufrieden seufzend neben sich ab und lehten sich so weit zurück, dass er zwischen den Bäumen hindurch zum Sternenhimmel schauen konnte. "Weisst du...was ich vorhin sagte...das du mir was schuldig wärest...wie wäre es denn Beispielsweise wenn du mir als Gegenleistung erzählst wer du bist?" Irgendwo aus dem Wald heraus erklang das Schuhuu einer Eule. Milde überrascht sah Terra in die Richtung. Kamen etwa die Tiere wieder zurück in den Wald? Oder war es vielleicht.... "Naja normalerweise stellt man sich ja erstmal selbst vor, bevor man jemand anderes nach seinem Namen fragt was?" Terra setzte sich wieder gerade auf und blickte in die Dunkelheit des Waldes. Langsam hob er die rechte Hand und legte sie mit der Handfläche auf seine Brust. "Ich bin Terra. Terra Kagurasaka. Freut mich dich kennen zu lernen." Eine Windböe zerzauste ihm die Haare, mehr passierte nicht...doch dann: Schuhuu. Lächelnd ließ Terra die Hand wieder sinken. "Ich bin hier oben weil ich eigentlich in Ruhe trainieren wollte. Ich suchte dafür einen Ort, wo möglichst keine Menschenseele ist. Naja hmmm...hat letztendlich nicht ganz so gut geklappt was?" Was genau er hier oben trainieren wollte, behielt er besser vorerst für sich. Schuhuu schuuhuu.""Naja ich will trainieren um stärker zu werden." Ein leises Lachen entfuhr ihm. "Klar weswegen sollte man auch sonst trainieren wollen nicht wahr? Aber ich tue es nicht nur für mich." Chuu? "Es gibt da Menschen die mir sehr wichtig sind und ich...ich will stark genug sein um sie beschützen zu können. Besonders einen Menschen...ein bestimmtes Mädchen...beim letzten Mal hätte ich sie fast verloren...nein...vielleicht hab ich das sogar." Dieses Mal kam kein Geräusch. Eine erwartungsvolle Spannung lag in der Luft. "Ihr Name ist Ami."Flüchtig kam Terra der Gedanke, warum er eigentlich darüber redete. Noch dazu zu einer wildfremden Person die er nicht einmal sehen konnte. Trotzdem konnte er nicht mehr aufhören. Etwas hinderte ihn daran...vielleicht wollter er auch gar nicht aufhören, wollte es aussprechen was ihm auf der Seele lag. Kurz sah er in seinem Kopf ein Bild von sich selbst auf einem Beichtstuhl sitzend. Auf der anderen Seite der Holzwand saß ein Priester den er nicht sehen konnte. Dies hier fühlte sich ganz ähnlich an. Dieser Gedanke ließ ihn weiter reden. "Du weisst es noch nicht, aber ich bin Schwertkämpfer. Vor ein paar Tagen bin ich auf einen Gegner gestoßen, der mich an meine Grenzen gehen ließ. Ich konnte ihm nichts entgegensetzen. Wäre es ein normaler Kampf gewesen, hätte ich irgendwann einfach aufgegeben. Aber bei diesem Kampf ging es um etwas sehr wichtiges. Um das Leben einer Freundin. Ich durfte einfach nicht verlieren...also hab ich mich...hinreissen lassen und auf eine Weise gekämpft die Ami schockiert hat...ich glaube...ich habe damit ihr Vertrauen verloren..." Das war eine sehr grobe Umschreibung dessen was wirklich passiert war, aber mehr wollte er nicht sagen. Schuuu kam es tröstend aus dem Wald heraus. Jetzt erst bemerkte er, dass seine Augen verdächtig zu brennen begonnen hatten. Rasch blinzelte er die Tränen weg und senkte den Blick. "Seit dem habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen. Sie braucht vermutlich Zeit um damit klar zu kommen. Ich hoffe nur, dass sie mir irgendwann verzeihen kann...damit ich ihr sagen kann, wie sehr ich sie mag. Das Problem ist nur dass ich diese Art des Kampfes, die ich dort eingesetzt habe, brauchen werde um einen viel größeren Kampf auszustehen. Daher will ich trainieren um diese Kampfart kontrollieren und effektiv nutzen zu können. Ich verlasse mich nicht gerne darauf, aber wenn es mir hilft, dass zu beschützen was ich liebe, würde ich sogar durch die Hölle gehen." Inzwischen kamen die Worte nur noch so aus ihm herausgesprudelt. Terra achtete schon gar nicht mehr darauf was genau er sagte, ob es Sinn machte. Als ihm dies bewusst wurde, verfiel er von einem Moment auf den anderen in Schweigen. "Jedenfalls war das mein ursprüngliches Ziel.", fuhr er dann fort. "Aber inzwischen sind hier oben sehr merkwürdige Dinge passiert. Und ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist herauszufinden was hier los ist. Weisst du in der Stadt hat mir ein alter Mann erzählt, dass es hier oben seit einer geraumen Zeit sehr merkwürdig zugeht. Angeblich sollen alle Tiere verschwunden sein. Auf meinem Weg hier hoch habe ich mich genau umgesehen und ich glaube das er Recht hat. Die ganze Zeit über, habe ich nirgendwo eines gesehen, ja nicht einmal gehört. Dafür habe ich viele gefällte Bäume gefunden. Sie sahen aus, als hätte etwas ziemlich Großes sie einfach umgerissen. Du weisst nicht zufällig etwas darüber?" Wieder erntete er nur Schweigen. Er gab der Person noch einen Moment, doch als nichts kam redete er einfach weiter. "Heute habe ich dann den Gebetsschrein gefunden. Aber ich nehme an das weisst du ja oder? Ich hab mir schon die ganze Zeit den Kopf zerbrochen, ob du mich absichtlich zu der Steintafel geführt hast, um mich auf den Schrein aufmerksam zu machen. Das warst doch du oder?" Schuhuu. Nickend sagte Terra: "Also doch. Eigentlich müsste ich böse auf dich sein. Ich wäre in der Höhle beinahe drauf gegangen. Wie dem auch sei ich glaube das Ungeheuer, welches die Bäume gefällt hatte, liegt jetzt begraben unter einem großen Berg aus Stein. Naja zumindest hoffe ich das. Ich möchte ihm nie wieder begegnen...als ich dem Biest gegenüber stand...fühlte ich plötzlich eine tiefgreifende irrationale Angst...es war richtig unheimlich..." Seufzend streckte Terra sich aus und ließ sich auf den Rücken fallen. Mit verschränkten Armen sah er zum Sternenhimmel hinauf. Dort oben im Weltall trieben alle Planeten ruhig vor sich hin und keiner von ihnen störte sich an den Geschehenissen hier unten. Irgendwo war auch Ihr Schutzstern, der Merkur...

Stirnrunzelnd setzte er sich rasch wieder auf...nein er wollte jetzt nicht schon wieder daran denken, es half ihm nicht weiter...Chuuu? erklang es fragend aus dem Wald. Ruckartig stand Terra auf. "Ich werde schlafen gehen. Der Tag hat mich doch ziemlich geschafft. Danke für das Gespräch.", sagte er, schnappte sich seine leere Schale und stellte sie neben den ebenso leeren Topf. Rasch spülte er beide noch mit dem Wasser aus dem Brunnen aus und stapelte sie sorgfältig neben der Hauswand. Bevor er das Gebäude betrat, zögerte er noch einen Moment und drehte sich dann um. "Ich möchte dich wirklich nicht drängen, aber ich fände es nett, wenn du dich mir morgen auch vorstellen würdest. Ich glaube das bist du mir schuldig findest du nicht?" Aus dem Wald erklang ein leises, etwas zurückhaltendes Schuhuu. Lächelnd nickte Terra noch bekräftigend. "Ich würde mich wirklich freuen. Gute Nacht!" Dann verschwand er und nur wenig später lag er in seinem Bett. Dieses Mal bereitete es ihm keine Mühe einzuschlafen und als er am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte er sich nicht einmal daran etwas geträumt zu haben.

Wer bist du?

Dieser Tag begann allerdings alles andere als sonnig. Als Terra sich aufsetzte und gähnend aus dem Fenster sah, dachte er kurz seine Augen wären immer noch nicht ganz wach. Draußen war absolut nichts zu erkennen. Verwundert stand er auf und trat ans Fenster. Dichter Nebel hüllte die Welt in ein Reich des Nichts. Gerade so konnte Terra Umrisse ausmachen, die er für die Bäume hielt. Aber sicher war er sich nicht, sie schienen auf der Grenze zwischen dem Sehen und Nicht-Sehen zu liegen. In dem Moment wo er glaubte sie zu sehen, schienen sie zu verschwinden und umgekehrt. Zudem war es etwas kühl geworden. Sich die Arme reibend ging Terra zu seinem Schrank und zog aus der Tasche eine Stoffjacke. Bibbernd zog er sie über sein Shirt. Unfassbar. Gestern war es ihm draußen noch viel zu warum vorgekommen und heute fühlte es sich so an als wäre der Herbst im Anmarsch. Kopfschüttelnd packte er seine Waschutensilien und begab sich zu einem kleinen Steinbecken an der Seite des Hauses. Das Becken war direkt aus einem Felsen herausgehauen und überhalb des Beckens floss ein kleiner Strom Wasser heraus, sammelte sich dort am Boden und versiegte wieder in einer weiteren Felsöffnung. Terra hatte dieses Becken bei seinem Erkundungsgang am ersten Abend entdeckt. Wahrscheinlich hatten die Mönche damals genau wie er dieses Becken zur Pflege benutzt. Wohin die zweite Öffnung führte, wusste er nicht. Da sie aber nicht über zu laufen schien, musste sie wohl irgendwo einen weiteren Ausgang haben. Wo der wohl sein musste? Solcherlei Gedanken spukten ihm immer während der morgendlichen Pflege im Kopf herum. Manchmal hatte Terra das Gefühl, sein Kopf brauche sowas um richtig wach zu werden. In Gedanken versunken spuckte er die Zahnpasta wieder aus. Heute würde er mit dem Training beginnen. Es war wichtig jeden Tag so gut wie möglich auszunutzen, sonst hätte all das hier keinen Sinn. Die Strapazen von gestern hatten ihm zwar wieder ein wenig Kraft geraubt, aber er glaubte inzwischen trotzdem wieder einigermaßen fit zu sein. Nein es bestand kein Grund länger zu warten. Terra streckte seinen Arm aus. "Feuer!", flüsterte er und in seiner Handfläche entstand eine kleine, schwebende Flamme. Der Zauber war gering gehalten, dementpsrechend spürte er den Energieverlust kaum. Überaus zufrieden ließ er die Flamme wieder erlöschen. Seine Fähigkeiten waren scheinbar wieder hergestellt. Begierig darauf mit dem Training zu beginnen, ging er zurück in sein Zimmer und frühstückte schnell. Danach packte er wieder einen Apfel und ein Sandwich, verstaute seine Sachen wieder mit der provisorischen Vorrichtung im Schrank und betrat den Hof. Wie gewohnt erwartete ihn eine Schüssel. Dieses Mal gab es jedoch keine Nachricht. "Wir müssten da dringend mal drüber reden.", rief er in den Wald hinein. "Meine Vorräte gehen langsam zur Neige." Ohne eine Antwort abzuwarten legte er Apfel und Sandwich hinein und betrat dann den Wald. Leider hatte sich der Nebel immer noch nicht verzogen. Flüchtig stellte er sich selbst die ironische Frage, ob Ami etwa ihre Kräfte in diesen Wald geschleudert hatte. Naja wohl eher nicht.

Dafür konnte ihm der Nebel recht nützlich sein. Er war nämlich nicht sonderlich erpicht darauf, bei seinem Training beobachtet zu werden. So konnte ihm der Nebel ein wenig Deckung geben. Nur zur Vorsicht würde er auch eine magische Barriere erschaffen, die ihm noch zusätzlichen Sichtschutz geben sollte. Alles was er brauchte war jetzt noch ein geeigneter Platz. Den Hof schloss er aus. Sollte er die Kontrolle verlieren, könnte es passieren, dass das Gebäude darunter leiden würde. Das wollte er nicht riskieren. Nein er brauchte einen anderen Platz. Schneller als erwartet, wurde er auch fündig. Etwa eine halbe Stunde lang wanderte er durch den Wald, stets darauf bedacht sich nicht bei der schlechten Sicht irgendwo das Bein zu brechen. Bis er plötzlich auf eine kleine Lichtung stieß. Geschätzt hatte sie etwa einen Radius von einhundert Metern. Ziemlich mittig gelegen war eine kleine Senke und genau in dieser Senke lag ein sehr langer Baum. Etwa in der Mitte des Stammes war dieser gespalten, vermutlich durch den Aufprall auf den Felsen, der genau zwischen den Stämmen emporragte. Der Felsen sah von der Form her aus wie ein übergroßer, grauer Zahn. Allerdings hatte dieser Zahn einen Schönheitsfehler: er endete in einer Fläche statt einer Spitze. Sie schien breit genug, damit man auf ihr sitzen konnte. "Perfekt!", dachte Terra und setzte sich im Schneidersitz darauf. Kalt und hart fühlte der Stein sich an, nicht das er sich noch erkältete. Nach kurzer Überlegung stand er wieder auf und zog seine Jacke aus. Sorgsam legte er sie neben sich auf einen der Stämme und griff nach seinem Kettenanhänger. Terra schloss die Augen und griff nach seinen magischen Kräften. Die Kette glühte auf und tauchte ihn in ein grelles Licht. Als es wieder verblasste, stand er in voller Kampfmontur da. Rasch zog er den Umhang über den Kopf und faltete ihn mehrlagig, bevor er ihn auf den Felsen legte. Anschließend zog er seine Jacke wieder an und setzte sich erneut in den Schneidersitz. Viel besser. Der Umhang verschonte ihn vor der Härte und der Kälte des Felsens. Tief atmete Terra die Morgenluft ein, schloss die Augen und streckte seine geistigen Fühler aus. In seiner näheren Umgebung schienen nur noch die Pflanzen zu leben, ansonsten konnte er nirgendwo eine Aura wahrnehmen. Nicht das er nach einer gesucht hätte. Inzwischen hatte er sich fast daran gewöhnt die Aura seines Gastes nicht spüren zu können. Es behagte ihm zwar nicht, aber es ließ sich im Moment nicht ändern. Langsam zog er seine Fühler wieder zurück. Noch einmal atmete Terra tief ein und aus und nun versuchte er seinen Kopf von allen Gedanken zu lösen, zu einer inneren Ruhe zu kommen. Vor ein paar Tagen bei Rei war es ihm dadurch gelungen seine Umgebung aus einer ganz anderen Sicht wahrzunehmen. Es hatte ihn fasziniert, was um ihn herum alles geschah, ohne das er es mit seinen normalen Sinnen hätte erfassen können. Neugierig geworden, wollte er sehen ob ihm dies noch einmal gelang. Die Minuten verstrichen und Terra musste feststellen, dass dies gar nicht so einfach war. Beim letzten Mal schien es ihm viel leichter gefallen zu sein. Vielleicht hatte das ja an Reis ruhiger Art gelegen, die sie als Miko ausstrahlte. In dieser Rolle war ihm Rei wie eine andere Person vorgekommen. Jetzt bemerkte er, dass seine Gedanken zu schweifen begannen und er ermahnte sich innerlich selbst. Erneut versuchte er seinen Kopf zu leeren und an Nichts zu denken. Eine gefühlte Ewigkeit später bemerkte er, dass er unbewusst anfing ruhier zu atmen. Sein Körper war in eine Art Starre verfallen, er bewegte keinen einzigen Muskel, bewegte sich keinen Millimeter. Ein leichter Wind rauschte durch die Blätter und sie tanzten leise. Doch Terra meinte sie fast sehen zu können, wie sie sich im Wind hin und her wiegten. Dann war der Wind vorüber und es kehrte wieder Ruhe ein. Diese währte jedoch nicht sehr lange, als auch schon der nächste Windstoß kam. Kräftiger als der vorherige und die Blätter fingen wieder an zu tanzen. Unglaublich...vor seinem geistigen Auge konnte er jetzt wirklich sehen wie sich wiegten. Er konnte den mächtigen Stamm sehen, an dessen Äste sie hingen. Konnte die Blätter sich auf dem Boden rollen sehen, wenn der Wind sie forttrug. Die Grashalme die sich wiegten und ganz ganz leise ein kleines Lied sangen. Er sah und hörte seine Umgebung wie sie wirklich war. Freude kam in ihm auf. Er hatte es geschafft!

In dem Moment jedoch wo ihn die Freude durchflutete, verebbte seine Konzentration. "Ach Mist.", fluchte Terra leise und öffnete die Augen wieder. Daran sollte er dringend noch arbeiten.

Inzwischen hatte der Nebel sich einigermaßen gelichtet, man konnte schon etwas weiter sehen als vorhin. Die Morgensonne wanderte nach und nach in Richtung der Lichtung. Zaghaft streckten sich die ersten Strahlen bereits über die Baumkronen. Nicht mehr lange und die ganze Lichtung wäre in Sonnenlicht getaucht. "Es wird Zeit mich vor ungewollten Blicken zu schützen.", dachte Terra und griff erneut nach seiner Magie. Eine ziemlich lange Formel später baute sich um ihn herum die altbekannte Dimensionsbarriere auf. Nun sollte es keine Probleme mehr geben. Es wurde Zeit...Zeit für das richtige Training. Sich innerlich vorbereitend legte er seine Hände mit der Handfläche auf die Felsen und holte noch einmal tief Luft. Zwar kannte er die Schmerzen schon, welche ihn nun erwarten würden, aber das machte es nicht wirklich einfacher. Früher, wenn er sich verwandeln musste, hatte er ein Ziel vor Augen gehabt, welches ihn die Schmerzen größtenteils ignorieren lassen konnten. Nun jedoch war es was ganz anders.

Mit einem Knurren ließ er seine Dämonischen Kräfte frei. Ein Keuchen entrang sich seiner Kehle als die Flügel aus seinem Rücken hervorbrachen. Die Schmerzen waren ziemlich stark. Seine Klauen bohrten sich in den Fels. Zu guter Letzt wuchs ihm der Schwanz und seine Sinne schärften sich. Als die Verwandlung abgeschlossen war, saß er keuchend da und konzentrierte sich auf seine Energie. Sein erstes Ziel bestand darin herauszufinden wie lange genau er eine Verwandlung aufrecht erhalten konnte. Wenn er das wusste, würde er zuerst versuchen seine Verwandlungen zu verlängern. Sollte ihm dies gelingen, würde er im nächsten Schritt versuchen sein Verwandlungmaximum zu erhöhen. Vielleicht schaffte er es die Anzahl auf vier zu steigern. Fürs erste. Dafür musste er nach und nach seinen Körper stärken um seine Belastbarkeit zu gewährleisten. Aber eins nach dem anderen. Wie lange würde die Verwandlung wohl halten? Terra sah auf die Uhr und prägte sich die Zeit ein. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seine Kräfte. Jemand der ihn zufällig gesehen hätte, würde denken er meditiere gerade.

Doch stattdessen achtete er genau auf die Menge der verbrauchten Energie. Er würde so lange hier sitzen bis er die Verwandlung nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Danach würde er eine Weile ausruhen und eine weitere Verwandlung ausführen die er möglichst verlängerte. Geduldig wartete er...
 

Der Morgen war bereits seit etwa einer halben Stunde angebrochen, als der Junge Namens Terra Kagurasaka begann sich zu regen. Zumindest ließen die Geräusche aus seinem Zimmer dies vermuten. Tatsächlich öffnete sich nur einen Augenblick später das Fenster und Terra sah ein wenig ungläubig auf den Hof hinab. Was durchaus verständlich war, diese dichte Suppe die sich Nebel schimpfte hätte jeden überrascht. Es war fast schon ein Wunder, dass man ihn und das Gebäude aus dieser Entfernung noch sehen konnte. Doch ein näherrücken war nicht möglich, es hätte zu viel verraten und noch war es nicht so weit, dass Terra alles erfuhr. Zumindest war das der Plan. Seit dem "Gespräch" gestern abend war der Entschluss dazu jedoch etwas ins Wanken geraten. Terra schien ein netter junger Mann zu sein und wenn man seiner Geschichte glauben konnte, war es möglich, dass er sich als nützlicher Mitstreiter erweisen würde. Schwertkampf hatte er gesagt...seine Aura wies eine gewisse Ähnlichkeit auf. Möglicherweise benutzte auch er diese spezielle Art von Waffe. Sicherlich wäre es interessant das einmal herauszufinden. Auch im allgemeinen war Terra ein ungewöhnlicher Junge. Niemand konnte einfach so eine Verfolgungsjagd auf den Ästen der Bäume veranstalten ohne gewisse Fertigkeiten mitzubringen. Neugierde konnte manchmal echt nervig sein, aber sie stieg immer mehr wenn es darum ging, was noch alles in diesem Jungen stecken könnte. Leider war der Kampf in der Höhle von außen nicht zu sehen gewesen, aber es war schon beeindruckend das Terra dem Biest entkommen konnte. Und auch wenn Terra es sagte, so wahr die Wahrscheinlichkeit das es wirklich tot war...nicht sehr hoch. Nein, es war garantiert noch am Leben. Sollte das Glück ihm jedoch hold sein, war es zumindest eingeschlossen. Wenn. Dafür war es eine Überraschung gewesen, als Terra auf die Blitzmagie zurück gegriffen hatte, um den Eingang der Höhle zu sprengen. Bis dato hatte er den Eindruck eines etwas ungewöhnlichen gewöhnlichen Jungens gemacht. Da war sie wieder: die Neugierde auf seine Fähigkeiten. Und dann noch die Sache mit der Feder...was mochte das wohl bedeuten?

Endlich kam Terra aus dem Gebäude heraus und ging zum Wasserbecken an der Seitenwand. Es war nicht nötig ihm zu folgen, dabei musste er nicht beobachtet werden. Ein Schütteln schoss durch den Körper. Der Nebel erzeugte einigermaßen niedrige Temperaturen. Gelangweilt wanderten die Augen über die Gegend, wurden jedoch plötzlich von einem orangenen Schein angezogen, welcher kurz über die Baumstämme wanderte. Was tat der Junge nur bei dem Wasserbecken? Verdammte Neugierde. Sicher suchten die Füße einen Weg über die Äste und Stämme der Bäume bis Terra aus sicherer Entfernung wieder sichtbar wurde. In seiner Hand schwebte eine kleine Flamme. Sein Gesichtsausdruck zeigte Zufriedenheit. Aber warum? Seine Blitzmagie war wesentlich stärker und eindrucksvoller gewesen als das da. Ob er es wohl erzählen würde?

Zum Glück war der Nebel immer noch sehr dicht und die Schatten im Wald noch sehr dunkel, sonst hätte Terra jetzt, als er sich umdrehte etwas sehen können. Offensichtlich hatte er aber nichts bemerkt denn er verschwand wieder in dem Gebäude, vermutlich um zu frühstücken. Knurrend meldte sich der altbekannte Hunger...wenn nur die Vorräte nicht bereits so schnell leer geworden wären wie das Portemoine...Schuldbewusstsein führte zu einer Verzögerung der Handlung, aber nach einer innerlich gemurmelten Entschuldigung sorgten erst die Füße und dann die Hand dazu, dass die leere Schüssel wieder auf ihrem alten Platz auf dem Weg landete. Das Geräusch von Schritten auf einer Treppe ließ das Herz kurz aussetzen, dann wurde hastig die Flucht eingeleitet.

Eigentlich war dieses Behnehmen ziemlich kindisch, aber der Entschluss war noch nicht endgültig gefasst. Terra entdeckte die Schüssel sofort. In seiner Hand war ein Apfel und ein Sandwich auszumachen. Seine Augen schienen die Umgebung abzutasten.

"Wir müssten da dringend mal drüber reden.", rief er in den Wald hinein. "Meine Vorräte gehen langsam zur Neige." Ohne eine Antwort abzuwarten legte er Apfel und Sandwich hinein und betrat dann den Wald. Wo ging er wohl hin? Achja. Er hatte ein Training erwähnt.

Eigentlich erforderte die Situation eine direkte Verfolgung des Jungen, aber...der Apfel...und dieses Sandwich...und dieses laute Knurren..."Ach was solls. Er wird sich schon nicht in Luft auflösen." Vorsichtshalber wurde das ersehnte Ereignis noch ein wenig in die Länge gezogen. Nur für den Fall das er gleich wieder kommen sollte. Aber seine Aura verschwand allmählich in der Ferne. Sobald sie nur noch am Rande spürbar war, explodierte der Körper in einer Handlung, welche zuerst zum Boden und anschließend zur Schüssel führte. Bevor man sich versehen konnte waren Sandwich und Apfel verschwunden und nur das Bedauern danach blieb.

Dem folgte ein Blick zurück zum Wald. Dieses Mal hatte er keine Tasche dabei. Hatte er sie etwa einfach so im Zimmer liegen lassen wie am ersten Abend die Äpfel an der frischen Luft? Das galt es herauszufinden. Ein Blick in sein Zimmer zeigte, dass er so wie gestern wieder eine kleine Konstruktion vor dem Schrank aufgebaut hatte. Schon besser wenn man den Anfang bedachte. Anscheinend wurde er sich seiner Fehler bewusste. Doch das Gelbe vom Ei wars noch nicht. Dabei machte er eigentlich nicht den Eindruck eines Dummkopfes und das Vögelchen aus Tokio hatte das bestätigt. Obs an der Geschichte lag, die er gestern erzählte? Wer wusste das schon.

Allmählich fing der Nebel an sich zu lichten. Es wurde Zeit wieder ein bisschen Beobachtung zu betreiben. Suchend tasteten geistige Fühler sich durch den Wald, bis Terras Aura wiedergefunden wurde. Dort! Immer noch nur am Rande spürbar, aber er hatte sich offensichtlich nicht noch weiter fortbewegt.

Flink packten Hände einen tiefhängenden Ast und zogen den Körper hinauf. Ab da übernahmen wieder die Füße die Führung und sprangen von Baum zu Baum, immer näher seiner Aura entgegen, die...plötzlich verschwunden war. Irritation ließ den Körper abrupt stoppen. Raschelnd lösten sich einige Blätter von den dünnen Zweigen, als der Ast den plötzlichen Ruck ausfederte. Rasch wurden die geistigen Fühler noch etwas weiter ausgestreckt, doch das Ergebnis blieb das Selbe. Die Aura blieb verschwunden.

Wie war das möglich? Hatte er womöglich gelernt seine Aura zu verbergen? Nein, unwahrscheinlich. So etwas lernte man nicht von jetzt auf gleich. Womöglich konnte er es aber auch schon vorher und hat es aus irgendeinem Grund nur nicht getan? Wohl eher nicht. Aber was war es dann? Noch einmal um wirklich absolut sicher zu gehen, machten die geistigen Fühler sich auf die Suche, tasteten jeden Meter einzeln ab. Die Prozedur nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als wenn die Umgebung als Ganzes erfasst wurde. Dafür offenbarte es einem aber wesentlich mehr Details. So auch jetzt. Der Fühler wurde von einer Art Barriere abgestoßen. Einer Barriere die vorhin mit Sicherheit noch nicht da gewesen ist. Dies bedurfte einer genaueren Untersuchung. Von den Fühlern geleitet dauerte es nicht sehr lange, bis der Ort erreicht wurde. Vom Baum aus konnte man eine kleine Senke sehen, in dessen Mitte ein umgestürzter Baumstamm lag. Genau der Mitte war der Baumstamm gespalten, offensichtlich durch den dort ansässigen Felsen. Ansonsten waren keinerlei Bäume zu sehen, die Senke bildete gleichzeitig eine kleine Lichtung. Suchend wanderten rote Augen über die Umgebung, entdeckten jedoch keine Spur von Terra oder von der Barriere. Vorsichtig wanderten die Fühler an der Mauer der Barriere entlang und weit hinauf um die Ausmaße zu erfassen. Scheinbar war die Barriere als eine Art Kuppel konstruiert, welche die gesamte Senke umschloss. Eigentlich konnte die Barriere nur einer gemacht haben. Verwunderlich war nur, das die Fühler sie vorhin nicht auf anhieb finden konnten. Klein war sie ja immerhin nicht gerade. Aufgrund dessen das Terra jedoch nicht zu sehen war, musste es eine Barriere sein, welche ihn vor unfreiwilligen Blicken schützen sollte. Eine Spiegelbarriere, welche einfach die Umgebung wiedergab möglicherweise? Nein, von der Komplexität des Magiemusters her musste es schon weit mehr sein als das. Vielleicht eine die das Licht in der Luft brach und dem Betrachter nur vorgaukelte nicht zu sehen. Hmmm, nein auch das war nicht genug. Aber...war es eine Dimensionsbarriere? Um die Vermutung zu bestätigen, begannen die Fühler die Barriere genaustens abzutasten. Ihre Struktur, ihre Dichte und die Art der Magie aus der sie gewoben war. Ja eindeutig. Offensichtlich war sie dazu imstande, die Realität des eingeschlossenen Gebietes kurzweilig in eine andere Dimension zu versetzen. Zugegeben war es schon recht beeindruckende Magie. Die Frage war nur, ob sie auch gänzlich vom Eindringen von außen geschützt war. Vorsichtig drückte eine Hand gegen die unsichtbare Wand. Sie bewegte sich keinen Millimeter und ließ nichts durch. Begeisterung durchströmte den Geist. Eine magie Herausforderung! Suchend wurden die Fühler erneut ausgestreckt. Dieses Mal aber um mögliche Schwachstellen zu finden. Ein Schlupfloch, welches ein Eindringen ermöglichte. Aber...war das Richtig? Terra hatte diese Kuppel wahrscheinlich nicht ohne Grund erschaffen. Bestimmt wollte er nicht, dass jemand sein Training beobachten konnte. Möglicherweise war es besser ihm diese Freiheit zu gewähren. Bedauernd zogen die Fühler sich wieder zurück, auch wenn der Geist danach schrie diese Form der Magie näher zu untersuchen. Manchmal war die Begeisterung für die Magie schon fast lästig. Plötzlich vernahmen die Ohren ein leises Geflüster und weiße Schemen wanderten um den Körper herum. Ein Lächeln umspielte den Mund, als die Stimmen sprachen. Ja, allerdings. Terra konnte eine richtige Herausforderng werden. Vielleicht konnte man ja mal einen freundschaftlichen Kampf organisieren. Aber nein, sie sollten ihn jetzt nicht ausspionieren. "Er scheint in Ordnung zu sein. Lassen wir ihn.", Anfangs, wo es noch nicht sicher war, ob Terra zu den Guten oder den Bösen gehörte, war es unabdingbar gewesen ihn zu beobachten. Inzwischen wurde es fast nur noch aus Neugierde betrieben. Und wahrlich, er hatte schon viel herausgefunden. Aber eben noch nicht alles. Die wichtigsten Puzzleteile waren ja selbst nach wochenlanger Suche immer noch verschwommen. Aber vielleicht konnte das Geheimnis mit seiner Hilfe ja gelöst werden. Ob es wohl endlich zu einem Treffen von Angesicht zu Angesicht kommen sollte?

Die weißen Schemen zogen sich wieder zurück, während diese Gedanken sich immer mehr im Kreis zu drehen begannen. Gemäß dem Fall, dass Terra die Mauer plötzlich wieder sinken ließ, wurde der Beobachtungsposten in der Dunkelheit der Baumgipfel erneut bezogen. So vergingen ein paar Stunden...bis die Mauer plötzlich anfing zu Beben. Wie eine Glocke auf die man etwas Schweres warf. Ungefähr so fühlte und hörte es sich an. Angespannt erhob sich der Körper aus der sitzenden Position. Gebannt starrten die Augen auf die Senke. Die Mauer war nach wie vor unsichtbar. Nur der Geist konnte sie wahrnehmen. Wie mit einem dritten Auge. Eine Zeitlang passierte nichts und der Körper entspannte sich wieder...dann bebte die Kupperl erneut wie von einem harten Schlag getroffen. Für den Moment des Bebens konnte man sie sogar fast sehen. Die Luft schien zu flimmern, das Farbspektrum geriet durcheinenander. Dann hörte es auf und alles kam wieder zur Normalität...nur um einen Moment später wieder zu beben. Unruhe plagte nun den Geist. Was war da los? Ob es ihm gut ging? Erneut verursachte ein kräftiger Schlag ein Beben der Kuppel, doch er schien ungleich stärker zu sein als der vorherige. Selbst der Baum und der Boden fingen an zu beben. Die Unruhe wuchs. Besser war es mal nachzusehen.

Rasch wurden wieder die Fühler aktiviert und die Suche nach einem Schlupfloch fortgeführt. Dies erwies sich als gar nicht so einfach. Zwar gab es ein paar Stellen, wo die Wand etwas dünner war, jedoch nicht dünn genug um einzudringen. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand sich aber endlich eine Lücke. Genau auf der Grenze zwischen Dimension und Relität lag ein kleiner Ast. Wie ein Verbindungsstück. An dem Ast selbst waren noch viele kleinere Abzweige und bei einem davon, hatte die Mauer eine winzige Lücke gelassen. Vermutlich war die Mauer mit so vielen winzigen Objekten überfordert gewesen und hatte es nicht geschafft alle zu umschließen. Vorsichtig bohrte sich ein Fühler in diese Lücke und vergrößerte sie damit um eine Winzigkeit. Keine Reaktion. Ein zweiter Fühler begab sich dazu und versuchte das Loch weiter zu vergrößern. Knirschend öffnete es sich ein wenig. Weitere Fühler wurden zur Hilfe genommen und zogen an den Rändern. Nur langsam und immer mit einem hässlichen Knirschen verbunden, wurde die Öffnung immer breiter. Bis sie schließlich groß genug war um einen kriechenden Körper hindurchzulassen. Es war nicht sehr ratsam die Mauer noch mehr zu belasten, möglicherweise würde sie sonst einstürzen und wer wusste schon was dann passierte. Nein, besser nicht überstrapazieren. Behutsam wurde der Körper hindurchgezwängt und richtete sich auf der anderen Seite wieder auf. Erschrocken wurde er sofort wieder zu Boden geworfen und wachsame Augen starrten über den Rand der Senke hinab in dessen Tiefe. Sie glich einem Schlachtfeld. Der ohnehin schon gespaltene Baumstamm war nur noch Kleinholz. Einzelne Teile waren über das gesamte Gebiet zerstreut. Felsen die aus dem Boden ragten waren größtenteils zertrümmert, kleine Krater zierten den Boden, wie von Schlägen getroffen. In der Mitte der Senke war ein schwarzes... Etwas zu sehen. Von der Form her war es irgendwie dreieckig, allerdings mit Seiten, die eher kleine Bögen beschrieben. Nur die untere Seite verband die beiden anderen Seiten mit einem größeren, nach innen gehenden Bogen. An der oberen Spitze des Dreiecks befand sich eine Art Haken. Bei näherer Betrachtung sah es so aus, als würde dieses Dreieck aus Leder bestehen. Nun, zumindest wirkte es etwas ledrig. Im Innenbereich waren mehrere kleine Furchen zu entdecken und...hatte es gerade gezuckt? Gebannt starrten die Augen auf das Etwas. Nein es zuckte nicht...es hob und senkte sich ganz leicht in einem schnellen Rhythmus. Als wenn es atmen würde. Auf einmal hob das Dreieck vom Boden ab, entfaltete sich und nun war es ziemlich offensichtlich, dass es sich um einen Flügel handelte. Einen Dämonen-Flügel. Darunter kam sein auf dem Boden kauernder Besitzer zum Vorschein. Zwar war das Profil nur seitlich zu sehen und das Erscheinungsbild hatte sich verändert, aber es war dennoch ersichtlich um wen es sich handelte. Terra!

Was war nur mit ihm geschehen? Seine Hände waren nicht länger die eines Menschen, sondern die Klauen eines Dämons. Zwei mächtige Flügel ragten ihm aus den Schulterblättern heraus. Dort wo sie ausgebrochen waren, liefen dünne Blutrinnsale herab. Zusätzlich war ihm ein Schwanz gewachsen, welcher unruhig auf dem Boden umherpeitschte. Auch seine Haut war anders, wirkte viel dunkler und seine himmelblauen Augen hatten jetzt ein leuchtendes Gelb angenommen. Vor Anstrengung knurrte Terra und entblößte vier spitze Zähne. Jeweils zwei im Ober- und zwei im Unterkiefer. Ein paar Meter vor ihm lag eine hölzerne Statue. Sie sah aus als hätte sie ein Blitz getroffen und glatt gespalten. Leichte Rauchschwaden stiegen von ihr auf. Bisher war sie durch seine Flügel verborgen geblieben, so wie er selbst anfangs. Aber nun konnte man sie ungehindert sehen. War es Zufall, dass sie Terra sehr ähnlich sah? Mit Flügeln und allem drum und dran?

Vor allem wie war es möglich, dass er sich in einen Dämon verwandelt hatte? Ergriff die Dunkelheit von ihm Besitz? Seine Aura hatte sich jedenfalls gewaltig verändert, sie strahlte eine starke Dunkelheit aus. Interessanter Weise war trotzdem auch genug Licht vorhanden um eine knappe Balance zu halten. Die Frage war nur, inwieweit sich das alles auf seine Persönlichkeit auswirkte. War er noch derselbe wie heute Morgen?

Keuchend erhob Terra sich und starrte nachdenklich auf seine Klauen herab. Noch schien er nicht bemerkt zu haben, dass jemand seinen Dimensionsschild durchbrochen hatte. Dafür war er zu konzentriert auf seine Dämonengestalt.

Langsam erhob der Körper sich und aus dem Nichts wurde ein kurzes Schwert mit einer roten Klinge gezogen. Die andere Hand zog ein langes, aber sehr schmales Schwert. Nur zur Vorsicht.

Behutsam wurde ein Fuß vor den anderen gesetzt, immer näher Terra entgegen. Bis ein Fuß aus Versehen gegen einen kleinen Felsbrocken stieß, welcher sich unter einem Haufen Blätter versteckt hatte. Schnell kam der Brocken in Bewegung und rollte den Abhang der Senke hinab. Ruckartig drehte Terra sich um als er es hörte und zwei leuchtend gelbe Augen trafen auf zwei blutrote. Einen Moment bewegte sich niemand. Dann fragte Terra: "Wer bist du?"

Die eigenen Grenzen

Etwa zwanzig Minuten. So lange konnte Terra die Verwandlung aufrechterhalten. Zumindest wenn er sich dabei nicht bewegte, geschweige denn kämpfte. Erfahrungsgemäß durfte dies während eines Kampfes nur in etwa der Hälfte der Zeit möglich sein, da er dann wesentlich mehr Energie verbrauchte. Also schätzungsweise zehn Minuten. Das konnte je nach Situation sehr viel oder sehr wenig sein.

Zuerst bemerkte Terra, dass sich sein Pulsschlag beschleunigte. Nach einer Weile wurde auch das ruhige Atmen immer schwerer. Zuletzt ließ die Anstrengung seinen Körper zittern, bis er schließlich gezwungen war, die Verwandlung aufzulösen. Sein Körper war nicht länger in der Lage diese Form zu tragen. Keuchend hatte Terra sich zurück gelehnt und versucht möglichst viel Luft in seine Lungen zu saugen. Nach einer Weile beruhigte er sich wieder und setzt sich gerade auf.

Jetzt galt es herauszufinden, ob er die Verwandlung verlängern konnte. "Jetzt bin ich mal gespannt!", dachte er, holte noch einmal tief Luft und ließ erneut seine Kräfte frei.

Dieses Mal war es wesentlich schlimmer als vorher. Die Haut auf seinem Rücken war noch ziemlich wund und verstärkte den Schmerz um ein vielfaches, als seine Flügel herausbrachen. Doch fast genauso schlimm war die Anstrengung. Terra konnte zwar spüren wie seine Kräfte zunahmen, aber genauso spürte er wie sein Körper sich ziemlich anspannte um diese Kraft aushalten zu können. Puls und Atmung beschleunigten sich sofort wieder. Aber vielleicht konnte er dem entgegenwirken? Er schloss die Augen und versuchte seinen Körper durch Mediation zur Ruhe zu bringen. Jedoch blieb ihm der Erfolg verwehrt. Es schien unmöglich Ruhe in seinen Geist und Körper zu bringen, solange seine Gedanken ständig von seinem überanstrengten Körper beherrscht wurden. Schließlich gab er es auf und konzentrierte sich darauf die Verwandlung immer mehr in die Länge zu ziehen. Irgendwann zwang ihn sein Körper zur Kapitulation und mit einem entkräfteten Aufschrei löste er die Verwandlung auf. Eine überwältigende Schwäche überkam ihn, als seine Kräfte ihn verließen. Bevor er den Felsen runter fallen konnte, stand er etwas wackelig auf und setzte sich mit angelehntem Rücken direkt davor.

Minuten vergingen in denen Terra nach Luft rang. Als sich sein Körper wieder etwas beruhigt hatte, sah Terra neugierig auf die Uhr.

Enttäusch ließ er seinen Arm wieder sinken. Die Verwandlung war ein paar Minuten kürzer gewesen als die vorherige. Ohne Zweifel lag es an seiner Erschöpfung. Sein Körper war einfach nicht stark genug für längere Verwandlungen und je öfter er sie hintereinander einsetzte, desto mehr Kraft musste er dafür aufbringen. Wollte er also eine Verlängerung der Verwandlungszeit und eventuell sogar eine vierte Verwandlung erreichen, musste er seinen Körper verstärken.

Dies wiederrum brachte ihn zum Nachdenken. Woher kam diese extreme Erschöpfung welche er gerade verspürte? Im Kampf war es nie so gewesen. Während eines Kampfes hatte sein Körper wesentlich mehr ausgehalten. Aber warum?

So sehr er sich auch das Hirn zermaterte er konnte sich keinen Reim darauf machen. Frustriert schloss Terra die Augen und versuchte sich in den letzten Kampf zurück zu versetzen. Was war so anders im Gegensatz zu der jetzigen Situation? Minuten für Minuten und Sekunde für Sekunde, spielten sich die Geschehnisse vor seinem geistigen Auge ab. Deutlich sah er wie er dem Herzlosen gegenüber stand, wie er erkannte dass er ihm nicht gewachsen war. Das Blut rauschte durch seinen Körper, so laut das er es in den eigenen Ohren hören konnte. Mit jedem Pulsschlag pumpte es Adrenalin in seinen Körper und dann verwandelte er sich um...Adrenalin!

Ruckartig setzte Terra sich auf und staarte auf den Boden. Nätürlich! So unfassbar simpel. Im Kampf sorgte das Adrenalin seinen Körpers dafür, dass er immer weiter Kämpfen konnte, indem es seine Kraftreserven aktivierte. Daher hatte er die Nebenwirkungen der Verwandlung nie wirklich wahrgenommen. Sein Körper war allein auf Kampf ausgerichtet gewesen und konnte so diese Form länger aushalten. So musste es sein. Gleichzeitig mit dieser Erkenntniss kam ihm die Idee, seine Verwandlung in einem Übungskampf zu trainieren. Je länger er damit kämpfte, desto mehr würde sich sein Körper hoffentlich daran gewöhnen. Zudem konnte er so die Stärken und Schwächen seine Dämonen-Form besser kennen lernen. Schaden konnte es jedenfalls nicht. Am Besten war es wahrscheinlich wieder seinen Doppelgänger zu erschaffen um einen Übungskampf zu initiieren. Ja, so musste es gehen. Doch erst einmal würde Terra nur einen "normalen" Kampf mit ihm austragen. Unverwandelt. Danach würde er einen weiteren Übungskampf abhalten. Unter härteren Bedingungen. Sich konzentrierend legte Terra die Hand auf den Boden und murmelte ein paar magische Worte. Vor seinen Augen verwandelte und verformte sich die Erde, wuchs und verdrehte sich solange, bis sein Altbekannter Doppelgänger vor ihm stand. Zugegebener Maßen verwendete Terra diesen Zauber zwar erst seit kurzem, hatte ihn aber sofort für sich entdeckt. Es konnte ungemein praktisch sein, das hatte er schon im letzten Kampf festgestellt.

"Ok, dann mal los!", sagte Terra und erhob sich. In die Kampfposition wechselnd zog er seine Schwerter und musterte den Erd-Terra. Dieser tat es ihm gleich. Seine Hände verformten sich erneut und er hielt nun Kopien von Terras Schwertern in der Hand. Mit einem Aufschrei gingen sie aufeinander los...

Der Kampf dauerte ziemlich lange. Weder Terra noch der Erd-Terra konnten anfangs einen nennenswerten Vorteil für sich beanspruchen. Letztlich kam es jedoch wie es kommen musste. Im Gegensatz zu Terra verlor der Doppelgänger keinerlei Energie und kämpfte die ganze Zeit auf dem selben Level. Dementsprechend musste Terra immer mehr zurück weichen. Aber für ihn war das ein willkommenes Training. Von einem Gegner der einem überlegen ist und der einen immer weiter forderte konnte man viel lernen, in diesem Falle vor allem aber über sich selbst. So lernte Terra zum Beispiel, dass seine rechte Seite wesentlich stärker und agiler war, als seine linke. Zwar er durchaus in der Lage zweihändig zu kämpfen, doch als Rechthänder war seine rechte Seite etwas besser ausgeprägt. Teilweise gelang es ihm nur knapp mit dem linken Arm Schläge und Hiebe zu blocken, die er mit dem rechten Arm mühelos aufhalten konnte. Vermutlich lag es unter anderem auch daran, dass seine linke Seite etwas langsamer war und er dort nicht so schnell reagieren konnte. Terra machte sich eine innerliche Notiz dringend mehr mit dem linken Arm zu trainieren. Zudem lernte er, dass er wohl eine unbewusste Neigung für seitliche Hiebe mit dem rechten Arm entwickelt hatte, während er mit dem linken Arm eher vertikale Schläge ausführte. Da der Doppelgänger exakt den selben Kampfstil beherrschte wie er selbst, versuchte er sehr oft Terra die Waffe seitlich aus der Hand zu schlagen bzw. so weit seitlich wegzuschlagen, dass er mit seinem zweiten Schwert vertikal Verletzungen zufügen konnte. Auch eine interessante Erfahrung, das war ihm bisher nie wirklich aufgefallen. Womöglich sollte er versuchen mehr Abwechslung in seinen Kampfstil zu bringen. Sollte sein Gegner dieses Muster frühzeitig erkennen, wäre es führ ihn wahrscheinlich einfach, eine Gegenstrategie zu erstellen. Monotonie im Stil kann oft tödlich enden. Dafür war seine Beinarbeit ziemlich gut. Wie so oft verließ Terra sich überwiegend auf seine Schnelligkeit um seinen Gegner auszumanövrieren und seine Deckung zu durchbrechen. Terra wusste das er ziemlich kräftig war, aber er erinnerte sich auch daran, dass es in der Organisation viele Personen gab die noch wesentlich stärker waren. In Punkto Kraft konnte er es nicht mit ihnen aufnehmen. Solange er aber immer in Bewegung blieb, bestand die Chance sich gar nicht erst auf solch ein Kräftemessen einlassen zu müssen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der er und der Doppelgänger sich pausenlos angegriffen hatten, sank Terra auf die Knie und hob eine Hand. "Halt. Das genügt." Der Doppelgänger erstarrte mitten in der Bewegung. Terra murmelte ein paar Worte und er fiel in einenm Erdhaufen zusammen. Keuchend stand Terra wieder auf und ging zu dem Baumstamm zurück. Dort ließ er sich entkräftet nieder und hohlte keuchend Luft. Er war total erledigt aber auch sehr zufrieden mit sich. Er hatte bei dem Kampf einiges über sich selbst erfahren. Dinge mit denen er arbeiten konnte und Dinge an denen er arbeiten musste. "Für den Anfang schonmal nicht schlecht.", dachte Terra und sah auf die Uhr. Überrascht sah er noch ein zweites Mal hin. Tatsächlich. Sein Doppelgänger und er hatten fast eine dreiviertel Stunde lang gekämpft. Kein Wunder das er so ausgelaugt war. Zweifellos brauchte er erst einmal eine Pause, bevor er den Dämonen-Kampf begann. "Hmm eigentlich ein interessanter Titel für ein Buch.", dachte Terra sich als er nach seinem Rucksack griff und sein Mittagessen hervorkramte. "Der Dämonen-Kampf." Darüber nachdenkend was wohl die Story solch eines Buches sein würde, kaute er auf seinem Sandwich rum. Seit er in dieser Welt war, hatte er angefangen wieder mehr Bücher zu lesen. Inzwischen war es zu einem kleinen Hobby geworden. Terra fand es faszinierend, wie die Autoren es schafften den Leser immer in die eigene kleine Welt zu entführen. Ob vielleicht ein paar von ihnen schon einmal selbst andere Welten besucht hatten?

Wer weiß, vielleicht würde er selbst einmal eines schreiben. Genug erlebt hatte er ja schon. Mit seinen persönlichen Erfahrungen konnte er da bestimmt ziemlich punkten.

Nach dem Essen legte er sich lang auf den Stamm und sah in das Baumdickicht hinauf. Die Sonne schien warm und hell durch die Blätter hindurch. Irgendwie wurde er beim hinschauen ein wenig schläfrig. "Ein kleines Nickerchen wird mir bestimmt gut tun." Kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, senkten sich seine Augenlider und er entschwebte in einen sanften Schlummer. Ausnahmsweise einmal plagten ihn dieses Mal keine Träume. Dafür war er viel zu erschöpft.

Etwa eine Stunde später erwachte Terra wieder und blinzelte verschlafen. Gähnend setzte er sich auf und reckte sich. Die kurze Pause hatte ihm wieder ein wenig seiner Energie zurückgegeben. Nicht viel, aber für seine Zwecke würd es schon reichen. Heute Abend dann konnte er sich so richtig ausruhen. Motiviert sprang Terra vom Baumstamm und dehnte seine Arme. Motiviert und auch ein wenig aufgeregt. Es war das erste Mal, dass er einen Zauber während einer Verwandlung durchführen wollte. Zugegeben war Terra ziemlich gespannt, wie sich das auf seine Magie auswirken würde. Konnte er verwandelt überhaupt Magie nutzen? Seine magischen Fähigkeiten beruhten immerhin auf die Macht der Schlüsselschwerter. Doch während der Verwandlung war er nicht in der Lage diese zu ziehen. Woran das lag, hatte er bisher noch nicht herausgefunden. Auch fragte er sich, ob er in der Lage sein würde, einen verwandelten Doppelgänger zu erschaffen. Nicht nur was das Aussehen anbelangte, sondern auch in Sachen Kraft. "Ein recht experimenteller Tag heute.", dachte Terra belustigt. Dann entließ er noch zum dritten Mal an diesem Tag seine Kräfte. Sein Körper zuckte, als die altbekannten Schmerzen ihn plagten, beruhigte sich aber rasch wieder. Jetzt kam der spannende Teil. Terra begab sich in seinem inneren auf die Suche nach magischen Energien.

Schneller als gedacht wurde er fündig. Sie loderten wie eine helle Flamme in ihm. Viel heller als sonst. Neugierig, ob die Magie an sich dadurch stärker geworden war, oder ob er nur mehr Magie als sonst einsetzen konnte, hob er die Hand mit der Fläche nach oben vor sich. "Aqua.", sagte er. Unter seinem Füßen fing der Boden leicht an zu zittern und mehrere kleine Wasserfontänen stiegen daraus hervor. Dicht über seiner Handfläche strömten sie zusammen und bildeten eine kleine Kugel. Das Wasser rotierte darin wie in einem Sturm, die Kugel selbst jedoch blieb in ihrer Form. Terra holte aus und warf die Wasserkugel gegen einen Steinblock in der Nähe. Krachend schlug sie dort ein und hinterließ ein kugelrundes Loch. Erstaunt besah Terra es sich genauer. Solch einen Schaden hatte er mit Wasser bisher nicht anrichten können, schon gar nicht auf Stein. Zugegeben das Loch war grade mal so groß, wie die Kugel selbst es gewesen war, aber selbst das war schon bemerkenswert. Warum hatte er nicht schon vorher in Kämpfen versucht Magie zu nutzen? Andererseits war das vielleicht ganz gut so. Da ihm die nötige Erfahrung fehlte, hätte er vermutlich ziemlichen Schaden anrichten können.

Zeit das nachzuholen. Warum nicht gleich heute im nächsten Übungskampf?

Terra legte die Hand auf den Boden und flüsterte erneut ein paar magische Worte und wieder entstand vor seinen Augen sein Doppelgänger aus Erde. Langsam erhob Terra sich und betrachtete ihn. Tatsächlich war auch der Doppelgänger verwandelt. "Ich glaube...ich kann Ami jetzt ein wenig besser verstehen.", dachte Terra. Zuvor hatte er sich noch nie verwandelt im Spiegel gesehen. "Ich sehe wirklich monströs aus. An ihrer Stelle hätte ich vermutlich auch Angst vor mir." Noch eine Weile betrachtete er sich, dann schüttelte er den Kopf und entfernte sich ein wenig von seinem Doppelgänger. Seine Kopf war völlig auf das bevorstehende Gefecht konzentriert. Terra nahm die Kampfhaltung ein. Der Doppelgänger tat es ihm nach. Einen Moment lang passierte nichts. Dann stürmte sie erneut aufeinander los.

Der Aufprall war ziemlich schmerzhaft. Beide Kontrahenten hatten so viel Kraft, dass sie sich gegenseitig wieder zurück schleuderten. Höchst unsanft kamen sie am Boden auf. Glücklicherweise gerrieten Terras Flügel dabei nicht in Mitleidenschaft. Der Doppelgänger hingegen hatte nicht so viel Glück. Er kam so ungünstig auf seinem linken Flügel auf, dass dieser unter der Wucht einfach webrach. Allerdings schien ihn dies nicht sonderlich zu stören. Ungerührt stand er wieder auf und griff erneut an.

Noch während des Laufens wuchs ihm der Flügel einfach nach. Terra wusste gar nicht, dass sein Doppelgänger dazu in der Lage war. Daher war er ein wenig überrascht und reagierte langsamer als sonst. Gerade noch so konnte er wieder aufspringen und seitlich ausweichen, bevor der Schlag ihn treffen konnte. Noch während des Ausweichens packte Terra mit der linken Klaue den Arm des Erd-Terra und zog ihn kräftig nach vorne. Dadurch überrumpelt, stolperte dieser unfreiwillig nach vorne und wurde dann von Terras rechter Faust niedergestreckt. Vom Boden aus trat er Terra in die Magengrube und schleuderte ihn nach hinten.

Trotz der Härte des Trittes, schaffte Terra es auf den Füßen zu landen und stürmte wieder voran. Überraschend flink sprang der Doppelgänger auf und stieß seinen Arm nach vorne. Aus dem Boden schossen mehrere Erdspeere heraus und versuchten Terra aufzuspießen. "Interessant.", dachte Terra. Diese Technik hatte er selbst noch nie angewandt.

Bevor die Speere ihn treffen konnten, sprang Terra hoch in die Luft und schlug mit den Flügeln aus, um an Höhe zu gewinnen. Wirkungslos stachen die Speere in die Luft und zerfielen dann wieder zu Staub. Ausdruckslos sah der Doppelgänger zu ihm hinauf. Dann spannte er die Flügel und hob ebenfalls in die Luft ab. Schnell legte Terra die Flügel an und ging in einen Sturzflug. Mitten in der Luft erwischte er den Doppelgänger mit einem Tritt, der diesen wieder zu Boden beförderte. Zumindest war das der Plan gewesen. Jedoch fing der Doppelgänger den Sturz einfach mit den Flügeln ab und griff erneut an. Terra wich dem Angriff geschickt aus und nahm die Verfolgung auf.

Urplötzlich stoppte der Doppelgänger mitten in der Luft und holte aus. Diesem Schlag konnte Terra nicht entkommen, ihm blieb nur ihn zu blocken. Er schaffte es gerade so den Faustschlag mit der blanken Hand abzufangen. Dafür holte er seinerseits aus und schlug zu. Durch eine Neigung des Kopfes entkam der Doppelgänger dem Schlag. Ruckartig zog er auf einmal den Kopf zurück und stieß ihn wieder nach vorne. Schmerz explodierte hinter Terras Stirn, als der Doppelgänger ihn dort traf. Terras Benommenheit ausnutzend, packte der Doppelgänger ihn am Bein. Mehrmals drehte er sich im Kreis, wobei er Terra mitriss und schleuderte ihn in Richtung Boden. Terra schaffte es nicht den Sturz zu verhindern, da er sich dabei immer um die eigene Achse drehte. Der Aufprall raubte ihm die Luft aus den Lungen. Sein Rücken fühlte sich an, als wäre er zertrümmert. Dennoch konnte er sich noch bewegen.

Vorsichtig erhob er sich und sah sich um. Sein Aufprall hatte einen Krater hinterlassen und den sowieso schon gespaltenen Baum in noch mehr Einzelteile zerlegt. Er konnte wirklich von Glück reden, dass die Verwandlung auch die Robustheit seines Körpers erhöhte. Andernfalls hätte das hier böse enden können.

Der Doppelänger schwebte in der Luft und wartete auf ihn.Terra sah zu ihm hinauf. Blut rauschte in seinen Ohren und das Adrenalin erfüllte seinen Körper. Seine Theorie schien sich zu bestätigen. Zwar merkte er durchaus den Energieverlust, aber wesentlich schwächer als vorhin. Das Adrenalin verdrängte die Erschöpfung ziemlich erfolgreich. Trotzdem würde die Verwandlung vermutlich nicht lange halten. Auch wenn das Adrenalin ihm vormachte noch ewig weiter kämpfen zu können, würde sein Körper dennoch irgendwann der Erschöpfung erliegen. Besser er zog den Kampf nicht zu sehr in die Länge.

Was ihm momentan aber schwer fiel. Ein Grinsen stahl sich über sein Gesicht. Ja. Er genoss diesen Kampf, er machte ihm Spaß. Offensichtlich war er trotz der Abneigung gegen Krieg dennoch ein Krieger durch und durch. Aber solche Kämpfe wieder dieser hier, Kämpfe, bei denen es um nichts ging, außer sich mit jemanden zu messen, waren ihm wesentlich lieber als jede andere Art des Kampfes.

Terra schlug mit den Flügeln aus und erhob sich in die Luft. Ein weiterer Schlag ließ ihn Geschwindigkeit aufnehmen und er schoss auf den Doppelgänger zu. Dieser holte mehrmals kräftig mit den Flügeln aus und entfachte auf diese Weise einen kleinen Wirbelsturm, welchen er mit einem weiteren Schlag in Terras Richtung trieb. Vermutlich nahm er dazu die Luftmagie zur Hilfe. Mit einfachen Flügelschlägen war es nämlich nicht möglich einen Wirbesturm zu erzeugen.

Terra wich dem Sturm geschickt aus. Dafür wütete nun am Boden Chaos, als der Wind die umherliegenden Blätter und Äste erfasste. Terra ignorierte es und griff nun ebenfalls auf seine magischen Kräfte zu. "Eisga!", rief er und schleuderte mehrere spitze Eiskristalle ab. Ohne Zeit zu verlieren schoss der Doppelgänger mehrere Blitze in seine Richtung.

Einige von ihnen kollidierten mit den Eiskristallen und zersprengten sie in tausend Stücke.

Der größte Teil der Blitze jedoch raste ungebremst auf Terra zu. Schnell zog er einen Schutzschild um sich um den Angriff abzuwehren. Mit ohrenbetäubenden Krachen prallten die Blitze auf den Schild und lösten dabei kleine Explosionen aus. Doch der Schild hielt stand. Besser sogar, als Terra erwartet hätte. Da sein letzter Angriff erfolglos war, änderte der Doppelgänger seine Taktik. Anstatt mehrere vereinzelte Blitze abzufeuern, bündelte er sie in einem mächtigen Strahl. Vorsichtshalber steckte Terra noch mehr Kraft in den Schild. Völlig zurecht wie sich herausstellte. Mit unglaublicher Wucht trafen Schild und Strahl aufeinander. Ein Knacken und Beben durchlief den Schild und Terra sah schon, wie er nach und nach immer mehr Risse bekam. Wenn der Doppelgänger weiterhin mit dem Strahl angriff, würde der Schild unweigerlich irgendwann zerbrechen. Das musste Terra unbedingt verhindern. Bei der Energiemasse, könnte ein direkter Treffer des Strahl fatale Folgen haben. Mit einem Aufschrei riss Terra die Arme auseinander und schleuderte seine Energie hinaus. Der Schild explodierte nach außen hin und zeriss den Strahl. Von der Druckwelle getroffen wirbelte der Doppelgänger rückwärts. Überreste des Strahles schossen wie ein Speerfeuer durch die Gegend, rissen Löcher in Boden, Fels und Baum. Wo auch immer sie trafen klafften tiefe Löcher. Einige Blitze trafen auch den Dimensionsschild, der unter den Schlägen erbebte. Irgendwie gelang es dem Doppelänger wieder, seinen Flug zu stabilisieren. Bevor er jedoch mehr als das tun konnte, war Terra bei ihm und rammte ihm die Faust in den Magen. Der Schlag schleuderte ihn gegen den Schild. Schnell holte der Doppelänger zum Gegenschlag aus. Terra wehrte den Schlag mit dem Arm ab. Gleichzeitig zuckte seine andere Klaue hervor und versuchte sich in die Schulter des Erd-Terras zu bohren. Jedoch warf dieser sich mit dem Körper nach hinten und vollführte damit eine Rückwärtsrolle. Sein Fuß erwischte Terra seitlich am Kinn. Dadurch wurde Terra zur Seite gerissen, konnte aber den Schwung ausnutzen um mit seinem Schwanz auszuschlagen.

Sein Schwanz peitschte dem Doppelgänger kräftig in den Flügel hinein, sodass dieser kurz die Kontrolle verlor und ein wenig absackte. Terra nutzte das aus und trat mit seinem Bein zu sobald er auf der richtigen Höhe war. Hart erwischte der Tritt den Doppelgänger am Kopf.

Die beiden Kontrahenten verwickelten sich erneut in ein Gefecht aus Tritten, Hieben und Schlägen.

Allerdings waren sie beide so flink, dass nicht viele Angriffe wirklich ihr Ziel trafen. Ab und wann wurde dafür der Dimenssionsschild getroffen. Ihr Kampf hatte sie an seinen Rand gebracht.

Für Terra war es jedoch ziemlich ungewohnt so intensiv in der Luft zu kämpfen. Außerdem war er im Faustkampf nicht ganz so geschickt wie mit dem Schwert. In manche seiner Angriffe steckte er viel zu viel Energie, weil er ihre Wirkung nicht richtig abschätzen konnte. Energie, die er sinnlos verschleuderte wenn er vorbeischlug.

Nicht sehr lange und er spürte wie seine Kräfte nachließen. Er musste den Kampf jetzt beenden. Mal sehen ob ihm das jetzt noch gelang. Klar, er hätte dem Doppelänger auch einfach befehlen können aufzuhören, doch er wollte seine Verwandlung bis zur letzten Sekunde austesten.

Als der Doppelgänger wieder mit der Faust zuschlug, wich Terra ihm aus und schaffte es seine Hand dicht vor die Brust des Gegners zu setzen. "Feuga!" Ein Feuerwirbel hüllte den Doppelgänger ein. Schnell brachte Terra Abstand zwischen sich und das Feuer. "Aeroga!", setzte Terra noch einen Windzauber hinterher. Durch die Kraft des Windes nahm die Kraft des Feuers noch um ein Vielfaches zu und rotierte ziemlich schnell um den Doppelänger herum. Dieser konterte die Feuermagie mit Wassermagie. Mitten in der Luft explodierte eine Wasserfontäne und löschte das Feuer aus. Feiner Regen berieselte die beiden Kämpfer. Darauf hatte Terra gehofft. Der Doppelgänger versuchte wieder anzugreifen, doch bevor er dazu kam, hob Terra erneut die Hand und erschuf eine Art Luftblase zwischen sich und den Angreifer.

Bei Berührung explodierte die Luft in alle Richtungen und schleuderte die beiden Kontrahenten auseinander. Terra wurde gegen den Schild geworfen, während der Doppelgänger in den Boden geschleudert wurde. Flugs rappelte er sich wieder auf und wollte gerade erneut abheben, als sich zwei große Erdhände um seine Beine krallten. Schnell richtete der Doppelgänger die Hand auf die Erde und zwei scharfe Erd-Speere zerschlugen seine Fesseln. Der Doppelänger riss seinen Kopf nach oben um zu sehen was Terra als nächstes vorhatte. Dieser befand sich im direkten Sturzflug auf ihn zu. Seine rechte Hand war umgeben mit einer Klinge aus Blitzen. Sailor Jupiter hatte diese Technik beim Kampf gegen Dark Sailor Mars eingesetzt und Terra damit auf diese Idee gebracht.

Mit einem Aufschrei holte Terra aus und ließ die Klinge auf den Kopf seines Doppelängers herabsausen. Da dieser noch durchnässt vom Wasser seines eigenen Angriffes war, verstärkte sich durch die Kombination aus Wasser und Blitz die Kraft der Klinge um einiges. Sie zerschnitt den Doppelänger mitten durch, wie eine heiße Klinge durch Butter.

Keuchend hockte Terra am Boden.

Ein lautes Poltern sagte ihm, dass der Doppelgänger umgefallen war.

Terra ließ einen Moment verstreichen in dem er nach Luft rang. Ohne Zweifel war der Kampf sehr anstrengend gewesen. Langsam erhob er sich und sah nachdenklich auf seine Klauen hinab. Jetzt wo sein Körper wieder zur Ruhe kam, machte sich die Anstrengung der Verwandlung wieder bemerkbar. Doch Terra war zufrieden mit dem Training. Er hatte viel über sich selbst und die Grenzen seiner Verwandlung gelernt.

Ein Geräusch ließ Terra herumfahren.

Erstaunt und alarmiert sah er die Gestalt vor sich an. Wer war das und wie war sie hier hereingekommen? Terra hatte nichts davon gespürt, dass etwas oder jemand den Schild durchbrochen hatte.

Einen Moment lang wirkte noch die Überraschung nach und keiner sagte ein Wort.

Dann fragte Terra: "Wer bist du?"

Naoko Suro

Terra hatte schon länger den Verdacht, dass sich hier oben auf dem Berg noch jemand anderes außer ihm aufhalten musste. Die Ereignisse der letzten Tage gaben genug Hinweise darauf. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte war, dass dieser jemand in etwa in seinem Alter sein musste. Und das dieser jemand weiblich war.

Vor ihm stand ein etwa 16-jähriges Mädchen mit smaragd-grünem Haar, welches mit blonen Strähnen durchzogen war. Ihre Augen waren von einer leuchtend roten Farbe, mit denen sie ihn ernst und abschätzend musterte. Ebenso rot war der Edelstein, den sie an einer Halskette trug. An Kleidung trug sie ein weiße Weste mit roten Linien, darunter ein schwarzes, kurzärmeliges T-Shirt mit rundem Ausschnitt. Ihre Hände hochgehend bis fast zum Ellenbogen, steckten in schwarzen Handschuhen. Dazu trug sie eine sehr kurze, dunkelblaue Jeans, welche gerade mal den Ansatz der Oberschenkel bedeckte. Zudem trug sie eine schwarze Strumpfhoe und dunkelgraue Stiefel. Interessanter Weise hatte die Strumpfhose am linken Oberschenkel einen kleinen Riss. Ein Teil des Stoffes schien zu fehlen. Terras Gedanken schweiften kurz in Richtung des Stücks Stoffes in seinem Rucksack.

In ihren Händen hielt sie zwei Schwerter. Das Schwert der linken Hand, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer roten Violine, nur dass sie wie ein großes "S" geformt war. Die Klingen waren in die Rundungen eingebaut und am Ende der oberen runden Klingen waren drei Zacken erkennbar. Daneben waren Musiknoten eingearbeitet und im inneren der Klinge waren die gleichen Verzierungen wie bei einer richtigen Violine. Von der Form her könnte dieses Schwert auch gut als Axt eingesetzt werden.

In der anderen Hand hielt sie ein Schwert von der Breite eines Degens, aber verdammt spitz und scharf. Vom Design her sah es wie der passende "Bogen" zur "Violine" aus.

Am merkwürdigstens und zugleich prägnantesten war jedoch die Aura der Schwerter. Terra kannte diese Art von Aura gut. Er kannte sie besser als jede andere. Diese Waffen umgab eine Aura, wie nur Schlüsselschwerter sie verströmten!

Sekundenlang sagte niemand ein Wort. Beide sahen sich nur abschätzend an, warteten auf eine Reaktion des jeweils anderen.

Schließlich fragte Terra: "Wert bist du?"

Zunächst antwortete das Mädchen nicht. Nur ihr Gesichtsausdruck wurde eine Spur angespannter.

Ihr Gesicht...Terra war sich sicher es schon einmal gesehen zu haben.

Vor Überraschung hatte er ganz vergessen, dass er sich immer noch in der Verwandlung befand. Jetzt erinnerte ihn sein Körper unsanft wieder daran. Seine Zeit war um, die Verwandlung hatte ihr Limit erreicht. Um das Mädchen nicht zu provozieren oder irgendwie zu erschrecken wenn er die Verwandlung auflöste, hob er seine beiden Hände vor sich. Es wäre gefährlich, sollte sie eine Bewegung oder anders falsch verstehen, immerhin trug sie immer noch die Schwerter in ihren Händen.

Langsam und mit beruhigendem Ton sagte Terra: "Ich werde jetzt meine Verwandlung auflösen. Egal was du siehst, ich werde dir nichtst un. Du hast mein Wort." Alarmiert machte das Mädchen einen Schritt rückwärts und hob die Schwerter ein wenig höher. Ansonsten zeigte sie keinerlei Reaktion ob sie seine Worte verstanden hatte.

Seine Verwandlung auflösen? Was meinte er damit? War diese Dämonengestalt etwa eine von ihm gewollte Verwandlung? Trotz seiner Worte war sie sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich glauben schenken konnte. Das Mädchen spürte die Ehrlichkeit hinter seinen Worten, doch Vorsicht war immer noch besser als Nachsicht. Vorsichtshalber zog sie sich ein Stück zurück. Irgendwas war hier doch faul.

An seinem Hals traten die Adern hervor, seine Arme schienen ein wenig zu zittern. Diese Dämonenform schien furchtbar anstrengend zu sein. Oder war das nur Show?

Langsam nickte sie um ihm ihr Einverständnis zu zeigen.

Ohne ein Wort zu sagen und ohne das er sich irgendwie bewegt hatte, lösten sich seine Flügel und sein Schwanz einfach in feinem Silberstaub auf. Seine Augen und Haut nahmen wieder die übliche Färbung an. Die Klauen verformten sich wieder zu Händen.

Erleichtert seufzte Terra auf, als die Anstrengung seines Körpers schwand. Terra nahm die Arme wieder zurück, ließ sie aber so, dass sie immer seine offenen Handflächen sehen konnte.

Im Gesicht des Mädchens konnte er erst Überraschung lesen, dann Verwirrung.

Terra machte einen erneuten Versucht das Eis zu brechen. "Ich bin Terra. Terra Kagurasaka. Und wie ist dein Name?" Zögernd sah ihn das Mädchen an. Terra ließ ihr Zeit zum Überlegen.

Schließlich schien sie einen Entschluß gefasst zu haben. "Mein Name ist Naoko. Naoko Suro."

Terra blinzelte. Auch die Stimme des Mädchens kam ihm bekannt vor. "Ein hübscher Name.", sagte er. "Danke.", antwortete sie. Irritiert schüttelte sie plötzlich den Kopf. Sie durfte sich von ihm nicht so ablenken lassen. "Bist du ein Dämon? Oder bist du ein Mensch?"

Terra dachte nach. Diese Frage war entscheidend für den weiteren Gesprächs- und Handlungsverlauf. Das war ziemlich offensichtlich. Doch was sollte er sagen?

"Ich bin ein Mensch. Ausgestattet mit der Fähigkeit mich für einen kurzen Zeitraum in eine dämonische Gestalt zu begeben." "Warum solltest du so etwas tun? Was bringt dir diese Gestalt? Und wird die Dunkelheit in dir dadurch nicht größer?", fragte Naoko argwöhnisch. "In dieser Gestalt verfüge ich über größere Kraft. Bei manchen Gegnern kann das mitunter sehr praktisch sein. Die Dunkelheit wird in der Tat stärker, das gebe ich zu. Ich bin aber selbst verwandelt in der Lage sie mit Hilfe meines Lichtes auszugleichen." Sie glaubte ihm nicht ganz, das konnte er deutlich in ihren Augen lesen.

"Beweise es.", forderte Naoko ihn auf. "Wie?", fragte Terra. "Verwandel dich jetzt vor meinen Augen. Wenn ich es sage, verwandele dich wieder zurück. Dann glaube ich dir."

"Leichter gesagt als getan.", dachte Terra. Dummerweise hatte er sein Limit von drei Verwandlungen heute schon ausgenutzt. "Bist du einverstanden?", fragte Naoko eindringlich. Hatte er eine Wahl? Blieb nur zu hoffen, dass sie die Verwandlungszeit nicht in die Länge zog. Falls er sich überhaupt noch verwandeln konnte hieß das. Langsam nickte Terra. Sein Gesicht war ernst und angespannt. Ob er ihr seine Situation vielleicht erklären sollte? Wohl eher nicht. Womöglich würde es nur wie eine Ausrede klingen und ihn damit in ihren Augen verdächtig machen.

"Dann los. Verwandle dich!"

Innerlich zitternd ob das ganze wohl gut ausgehen würde, griff Terra auf seine Dämonischen Kräfte zu. Es war weitaus schlimmer als er gedacht hatte. Stark waren die Schmerzen immer schon gewesen, aber nun explodierten sie förmlich in einer nie gekannten Intensität. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihm, als seine Flügel aus den Schultern brachen und sein Schwanz wuchs. Keuchend und unkontrolliert zitternd sackte er auf die Knie. Seine Klauen krallten sich in die Erde. Trotz der Schmerzen machte er sich seltsamer Weise mehr darüber Gedanken wie all das wohl auf das Mädchen wirken würde. Sein Verstand arbeitete irrational unter dem Schmerzensschleier. Sein Körper schien sich selbst zu zerreißen. Jede einzelne Faser schrie auf und doch, Terra hielt stand.

Nach nur einem winzigem Augenblick, der ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorkam, sagte Naoko: "Es reicht. Verwandle dich zurück. Bitte." Ihr Gesicht war perlweiß, ihre Hände hatten sich um die Schwertgriffe gekrallt und sie zitterten leicht. Sein Gesicht sprach Bände über die wahnsinnigen Schmerzen die er hatte.

Mit Freuden kam er ihrem Wunsch nach. Als seine Gestalt sich erneut veränderte, fiel er komplett zu Boden. Er hatte keine Kraft mehr, war völlig ausgelaugt. Plötzlich packten ihn Hände und drehten ihn auf den Rücken. Wie durch einen Schleier konnte er ein Gesicht über sich erkennen und rote Augen die besorgt auf ihn hinab sahen. Naoko sagte etwa, doch er verstand die Worte nicht. Dafür bemerkte er ein grünes Leuchten, welches ihn einschloss und ihm die Schmerzen nahm. Seine Augen gewannen wieder an Schärfe, sein Puls beruhigte sich wieder ein wenig. Die Energie die sie ihm mit dem Heilzauber gab, reichte aus, damit er sich wieder bewegen konnte. "Danke.", sagte Terra und setzte sich auf. Naoko nahm die Hände wieder von seiner Brust und setzte sich ebenfalls. Aufmerksam betrachtete sie ihn, doch es schien ihm etwas besser zu gehen.

"Das sah...ziemlich schmerzhaft aus." Terra nickte. Warum es bestreiten? "Diese Verwandlung hätte ich eigentlich gar nicht durchführen dürfen.", sagte er. "Warum nicht?" "Weil die Anzahl meiner Verwandlungen aktuell auf drei begrenzt ist. Das hier war die vierte Verwandlung heute. Ehrlich gesagt wusste ich nicht wie sich das auswirken oder ob es mir überhaupt gelingen würde." Erschrocken holte Naoko Luft. "Warum hast du das nicht gesagt?" Terra sah sie müde lächelnd an. "Hätte wie eine Ausrede geklungen findest du nicht? Vermutlich hätte es dein Misstrauen eher geschürt." Naoko nickte nachdenklich. Dann, urplötzlich, warf sie sich in um Verzeihung bittender Position auf den Boden, die Hände und das Gesicht in den Boden gepresst. "Es tut mir Leid, es tut mir Leid, es tut mir Leid. Das wusste ich nicht." Völlig perplex aufgrund dieser Reaktion sagte Terra: "Äh...ist schon okay? Woher hättest du es auch wissen sollen?" "Trotzdem hätte ich das nicht verlangen sollen. Ich war nur so überrascht dich in dieser Gestalt zu sehen und wusste nicht was ich davon halten sollte. Immerhin hattest du in den letzten Tagen nicht einmal gezeigt das du sowas kannst." "Wie schon gesagt es ist in Ordnung. Ich hätte vermutlich auch so ge..." Auf einmal dämmerte Terra was sie gerade gesagt hatte. "Die letzten Tage? Also bist du wirklich die Person die mich die ganze Zeit beobachtet hatte." Endlich setzte Naoko sich wieder auf und sah ihn grinsend an. "Volltreffer." Dann streckte sie ihm die Hand entgegen. "Jetzt aber noch einmal richtig. Hallo! Mein Name ist Naoko Suro. Es freut mich dich kennen zu lernen." Terra ergriff die Hand. "Mein Name ist Terra Kagurasaka. Die Freude ist ganz meinerseits." Und wie er da so ihre Hand schüttelte, überkam ihn ein Déjà-Vu. Er hatte ihr schon einmal die Hand geschüttelt. Nur hatte sie damals kurze, schwarze Haare. Aber die Augen waren die selben.

"Ich kenne dich!", entfuhr es ihm. "Bist du nicht meine Nachbarin von gegenüber? Hast du sonst nicht immer schwarze Haare?" Lachend ließ Naoko seine Hand los und setzte sich in den Schneidersitz. "Nein das ist meine Schwester. Jun Suro. Sie hatte mir schon einmal von dir erzählt. Einmal hatte sie dir mich aus der Entferung gezeigt. Umso überraschter war ich, als du plötzlich hier oben warst." Sie zwinkerte ihm zu. "Ich glaube sie mag dich." Terras Ohren liefen rot an. "Deine Schwester?", versuchte er abzulenken. "Zwillingsschwester. Abgesehen von den Haaren und vom Charakter gleichen wir uns wie ein Ei dem anderen. Das war auf die Dauer etwas nervig. Abgesehen davon fand ich farbig schon immer interessant.", sagte sie und zupfte an ihren blonden Strähnen herum. "Verstehe." Terras Blick fiel auf die Schwerter, welche neben ihr auf dem Boden lagen. "Du bist auch eine Schlüsselschwertkämpferin oder?" Auch Naoko sah auf die Schwerter hinab. "Ja." Neugierig sah sie wieder zu Terra. "Du bist auch einer richtig? Zumindest dachte ich, ich hätte bei der Höhle eines in deiner Hand gesehen." Statt zu antworten hob Terra die Hände und ließ seine beiden Schlüsselschwerter erscheinen. Das schien ihm Antwort genug zu sein. Naokos Augen weiteten sich erfreut, als sie die Schwerter erblickte. "Darf ich?" Terra hielt sie ihr hin."Wenn ich mir dafür deine ansehen darf?" Naoko nickte abwesend. Millimeter für Millimeter untersuchte sie die Waffen. Terra nahm sich ihre Schwerter und besah sie sich ebenfalls genau. Sie waren etwas leichter als seine, insbesondere das lange, schmale Schwert. Es hatte so wenig Gewicht und wirkte so dünn, dass Terra fürchtete es bei einem Hieb einfach zu zerbrechen. Andereseits lag auch darin der Vorteil dieser Waffe, weil sie dadurch verflucht schnell sein konnte. Ganz im Gegenteil zu dem roten Schwert das aussah wie eine Violine. Es mehr für starke Angriffe gedacht.

"Weißt du, es ist das erste Mal das ich einen anderen kennen lerne." Unterbrach Naoko die Stille zwischen ihnen. Sie tauschten wiedere ihre Waffen aus. "Einen anderen?", fragte Terra. "Ein anderen Schlüsselschwertkrieger. Ich dachte immer ich wäre alleine." Täuschte er sich oder wirkte sie für einen Moment irgendwie traurig?

Terra schüttelte den Kopf. "Das warst du nie. Auch wenn wir über viele Welten verstreut sind und nur die wenigsten sich in ein und derselben Welt befinden: Es gibt viele von uns. Trotzdem noch zu wenige finden die meisten, zu viele denken die anderen. Und nicht alle von uns sind gut.", kurz dachte er an die Organisation zurück.

Von einem Moment auf den anderen fingen Naokos Augen an zu glänzen. "Erzähle mir mehr. Bitte."

In diesem Moment fiel der erste Regentropfen.

Überrascht sahen die beiden nach oben. Sie hatten gar nicht gemerkt, dass der Himmel sich auf einmal zugezogen hatte. "Vielleicht sollten wir das Gespräch beim Tempel fortführen.", sagte Terra. Naoko nickte und sprang auf. "Klar du musst mir alles erzählen." Terra nickte. "Aber auch du wirst mir einige Fragen beantworten müssen." "Gerne. Gib mir ´ne Suppe und ich erzähle dir alles was du wissen willst.", grinste Naoko und reichte ihm die Hand. Terra ergriff sie und stand auf. "Was das angeht: du schuldest mir mindestens eine Mahlzeit."

Naoko hüstelte beklommen. Sie wollte sich schon umwenden und losgehen, doch Terra hielt sie noch einen Moment zurück. "Warte mal." Terra konzentrierte sich auf seine Kräfte und löste den Dimensionsschild auf. Der Schild zerfloss wie Wasser. Die Umgebung nahm wieder ihren Ursprung an. Sämtliche Schäden verschwanden einfach. Staunen sah Naoko sich um. "Faszinierend. Wie machst du das?" "Später", sagte Terra, da der Regen immer mehr zunahmen. Ohne noch mehr Zeit zu verschwenden sprinteten sie los. Während des Weges sagte keiner von ihnen ein Wort. Teils weil sie sich aufs laufen konzentrierten, teils weil jeder seinen eigenen aufgewühlten Gedanken nachhing.

Hintergrundgeschichten

Einige Zeit spater saßen sie in seinem Zimmer auf dem Boden. Draußen prasselte der Regen auf das Dach. Sah man hinaus, hatte man den Eindruck gegen eine Wasserwand zu schauen. Glücklicherweise hatten die beiden es gerade noch rechzeitig ins Gebäude geschafft, bevor es so richtig losging.

"Puh. Das war echt knapp.", sagte Naoko. "Nichtsdestotrotz bin ich jetzt schon pitschnass." Verärgert zupfte sie an ihrer Kleidung herum. "Ärgerlich. Ich habe nur noch das hier mit." "Hast du keine Ersatzkleidung?", fragte Terra erstaunt und öffnete die Tür seines Schrankes. "Ich hatte mal welche, ja. Sagen wir ich habe sie...verloren.", brummte Naoko vor sich hin. Flugs öffnete sie den Reißverschluss ihrer Jacke und zog sie aus. Da die Möglichkeiten in diesem Raum etwas begrenzt waren, hing sie die Jacke über den Fenstersims. "Hmm. Wenn es dir nichts ausmacht, dass alles ein wenig groß sein wird, kannst du Kleidung von mir haben. Zumindest solange bis deine Kleidung wieder trocken ist.", sagte Terra während er in seiner Tasche herumkramte. "Das wäre wahnsinnig toll. Auf die Dauer ist es doch recht unangenehm in feuchter Kleidung durch die Gegend zu laufen." Endlich fand Terra was er suchte. Ein T-Shirt und eine Trainingshose. "Hier. Die kannst du ha...", begann er den Satz während er sich zu ihr umdrehte...und sofort wieder mit hochrotem Kopf wegsah. Mittlerweile war sie im Begriff auch ihr Oberteil auszuziehen. "Was ist denn los?", fragte Naoko. "Äh...naja...vielleicht sollte ich erstmal rausgehen bevor du dich umziehst meinst du nicht?" Terra versuchte sein möglichstes um überall hin zu gucken, nur nicht zu ihr. Doch seltsamer Weise fingen seine Augen immer wieder an zu wandern. Letztendlich war er nur ein Kerl. Da konnte ihm nur sein Anstand helfen.

"Du bist ja schüchtern. Wie süß. Ist es das erste Mal, dass du ein Mädchen so siehst?", fragte Naoko verschmitzt lächelnd. "Möglicherweise.", wich Terra ihre Frage aus. Was ihr diese im Prinzip gleichzeitig beantwortete, wie ihm danach auffiel. Rasch hielt er ihr die Kleidung mit ausgestrecktem Arm hin. Gemählich kam Naoko auf ihn zu und nahm ihm die Kleidung ab. Täuschte er sich oder streifte für einen kurzen Moment etwas seine Fingerspitzen? Schnell zog er seine Hand zurück. Naokos Grinsen wurde sofern das möglich war noch breiter. Ihr machte die Situation ziemlich Spaß. So eine Schüchternheit hatte sie von ihm eher weniger erwartet. "Weisst du mir macht es echt nichts aus, wenn du ein bisschen guckst. Ich bin da nicht ganz so verkniffen. Oder bekommst du dann zu Hause von jemandem Schwierigkeiten, wenn dieser jemand das erfährt?" Sie kam noch ein Stück näher. Terra trat den Rückzug an. Hastig schnappte er sich wahllos ein paar Klamotten und stürmte mit den Worten hinaus: "Danke für das Angebot, vielleicht ein anderes Mal." Warum genau er das so sagte wusste er selbst nicht. Vermutlich wollte er nicht, dass sie durch seinen Rückzug falsche Schlüsse über ihren Körper zog. Und das wollte er auf keinen fall. Denn das was er in dem kurzen Moment gesehen hatte, sah ziemlich gut aus. Ein gewisser Teil von ihm war durchaus neugierig genug gewesen, dass er gerne hingeguckt hätte. Das konnte er beim besten Willen nicht bestreiten. Er hatte sich ziemlich anstrengen müssen die Augen woanders hin zu richten. Aber hätte er geguckt wäre es ihm unhöflich und auch unanständig vorgekommen. Zudem würde er sich dabei vorkommen, als wenn er Ami betrügen würde. Welche Ironie wenn man bedachte, dass zwischen ihnen leider gar nichts lief. Warte mal, was dachte er eigentlich grade alles?

Da es keine Tür gab, die er schließen konnte, hastete Terra einfach ins nächstbeste Zimmer. Er lehnte sich an die Wand und holte tief Luft. Ganz offensichtlich war Naoko nicht nur ziemlich aufgeweckt sondern auch ziemlich offen vom Charakter her. Also ganz anders als er. Das konnte noch heiter werden.

Prüfend sah er auf die Klamotten in seiner Hand hinab. Zumindest schien er das richtige gegriffen zu haben. Während er sich umzog, dachte er weiter über Naoko nach (und versuchte gleichzeit an gewisse Dinge an ihr nicht zu denken). Warum auch immer, er hatte sofort Vertrauen zu ihr gefasst. Dabei kannte er sich praktisch nicht. Aber irgendwas an ihr sagte ihm, dass sie eine treue Verbündete sein würde. Es war nur ein Gefühl, aber es war stark. Hoffentlich konnte er sich dieses Mal darauf verlassen. Sein Urteilsvermögen waren in den letzten Tagen nicht sonderlich zutreffend gewesen.

Naoko konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Tatsächlich hatte sie wirklich keine Probleme mit sowas. Es gab für sie keinen Grund sich für ihren Körper zu schämen. Was aber auch nicht hieß, dass sie sich bei jeder Gelegenheit auszog und zu Schau stellte oder sowas. Nein das auf keinen Fall. Sie ging nur wesentlich entspannter mit solchen Situationen um, als viele andere Menschen. Zugegeben machte es auch irgendwie Spaß, Terra mit sowas ein wenig aus der Fassung zu bringen. Sicherlich war das nicht ganz fair, aber es würde ihm auch nicht schaden. "Ein bisschen fies muss der Mensch auch mal sein. Außerdem sollte jeder ein gesundes Interesse an dieser Thematik haben.", dachte Naoko schmunzelnd während sie sich umzog.

Die nassen Kleide hing sie alle nebeneinander über die Fensterbank.

"Wenn du fertig bist, sag Bescheid. Dann kann ich wieder reinkommen.", ertönte plötzlich Terras Stimme von draußen. Naoko erschrak ein bisschen. Sie hatte nicht einmal gehört, dass er zurückgekommen war. Wie interessant.

"Ich gestatte euch einzutreten, Herr Kagurasaka. Aber bitte zügeln sie ihre jugendlichen Triebe in meiner Anwesenheit. Nicht das sie noch etwas Unziemliches tun.", neckte Naoko ihn. "Von wegen jugendliche Triebe. Und von wegen Unziemlich.", brummelte Terra vor sich hin und trat ein. "Naokos Kleider nahmen die Fensterbank in Beschlag, daher holte Terra den einzigen noch brauchbaren Stuhl den er im ganzen Tempel gefunden hatte und stellte ihn vor das Fenster. Darüber hing er seine eigene Kleidung. Draußen prasselte der Regen noch immer ungemindert herab.

Als er sich wieder umdrehen wollte, fiel sein Blick auf die Strumpfhose und das Loch am Bein. "Da fällt mir ein: ich glaube ich habe noch was für dich.", sagte er und packte seinen Rucksack. Nur einen Moment später hatte er das winzige Stoffstück hervorgeholt. "Gehört das dir?", fragte er und hielt ihr den Stoff hin. Naoko warf einen Blick darauf und nickte. "Ja allerdings. Du hattest mich mit deinem plötzlichen Angriff ziemlich überrascht. Konnte gerade noch ausweichen. Hat aber wohl doch nicht gänzlich geklappt." Sie nahm ihm das Stück ab und wandte sich zu der Hose. Ein paar magische Worte später war das Loch verschwunden und der Stoff wieder an seinem Platz. Terra setzte auf seine Liste über Naoko einen weiteren Punkt. Sie hatte offenbar gute magische Kenntnisse. Doch woher? "Normalerweise bin ich nicht so unvorsichtig und greife einfach so an, aber...irgendwas an diesem Ort hatte mich ziemlich nervös gemacht.", sagte Terra nachdenklich.

Ein plötzliches Knurren erfüllte den Raum. Naoko lief ein wenig rot an. "Lass mich raten: du hast Hunger.", sagte Terra. Naoko lachte und nickte. "Wie eine Bärin." Terra konnte das gut verstehen. Auch er hatte Kohldampf. Nun dann ist es vielleicht an der Zeit etwas zu essen." Prüfend sah er sie an. "Ich vermute mal ich liege richtig, wenn ich behaupte, dass du nichts zu essen hast?" "Goldrichtig.", grinste Naoko. "Hundert Punkte an den Kandidaten." "Darf man fragen wie das kommt?" "Naja, sagen wir es hat auch was mit der verlorenen Ersatzkleidung zu tun." Terra seufzte und schaute in seinen Rucksak. "Es ist nicht mehr viel übrig." Alles was ich habe reicht nur noch für heute Abend. Wir werden morgen zwangsläufig in die Stadt gehen müssen, wenn wir nicht verhungern wollen. Wenn wir für zwei Personen kaufen, wird das nicht billig werden." Als er das sagte, stutzte Terra und sah Naoko prüfend an. "Hast du wenigstens noch Geld?" Ihr Schweigen sagte genug.

Stirnrunzelnd sah er in seiner Geldbörse nach. Das würde ganz schön bitter werden. "Ich werde dir meinen Anteil bestimmt zurückzahlen, wenn wir wieder in Tokio sind." "Das hoffe ich doch. Was mich aber auch zu den Fragen führt, wann das sein wird und warum du überhaupt hier auf diesem Berg bist?" "Das...könnte ein wenig länger dauern zu erklären. Wollen wir uns nicht setzen und das bei einem Snack besprechen?", fragte Naoko einladend lächelnd. Es war ziemlich offensichtlich wo dabei ihre Priorität lag. Ein weiterer Punkt wurde auf Terras Liste ergänzt: was den Appetit anging hatte sie Ähnlichkeit mit Bunny und ChibiUsa. Fragte sich nur ob sie auch genauso viel verputzen konnte. Dann würde das ganze nicht nur teuer, sondern sehr teuer werden. "Schon gut. Schon gut. Ich habe verstanden. Zudem müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde keinen Hunger zu haben." Terra und Naoko schoben sich den Tisch in eine möglichst windgeschützte Ecke und breiteten darauf alles aus, was Terra an essbarem noch finden konnte. Obwohl sie offensichtlich großen Hunger hatte und eine gewisse Gier in ihren Augen glitzerten, behielt sie dennoch genug Anstand. Bevor sie etwas nahm, sah sie ihn immer erst fragend an und wartete auf seine Bestätigung. Er gab sie ihr dann immer mit einem Kopfnicken. "Dann erzähl mal. Ich bin ziemlich neugierig auf deine Geschichte." Terra war gespannt ob sie auch von ihrer Vergangenheit erzählen würde, oder lediglich von den Gründen die sie hergeführt hatten. Doch er konnte es auch verstehen wenn sie diese ausließ, weil sie sich noch nicht wirklich kannten. Er war sich nicht einmal sicher ob er bereits von seiner Vergangenheit erzählen würde.

"Vielleicht solltest du besser anfangen zu erzählen. Ich möchte wissen, was du schon alles von den Geschehenissen hier oben weisst. Möglicherweise kann ich dann in meiner Geschichte ein paar Punkte überspringen. Zudem hattest du mir schon gestern ein wenig von dir erzählt. Weisst du noch? Vielleicht solltest du diese Geschichte erst einmal zu Ende erzählen. Jetzt da ich weiss das du ein Schlüsselschwertkrieger bist, werde ich das Gefühl nicht los, dass es da noch viel mehr zu Wissen gibt. Du hast vieles zurecht verschwiegen oder nur abgeschwächt erzählt. Bitte fange noch mal von vorne an." Plötzlich grinste sie. "Wie war das mit einem Mädchen namens Ami?" Terra lief erneut hochrot an. "Das ist...nicht unbedingt Teil der Geschichte. Nunja...vielleicht doch."

"Erzähl ruhig. Ich werde ihr bestimmt nichts verraten, wenn du uns einander vorstellen solltest." Es fehlte nur noch dass sie scherzhaft die Zunge rausstreckte. Terra sah sie streng an und auf einmal hatte sie ein reges Interesse an einem Brandfleck auf dem Tisch. Ihr Grinsen jedoch war nicht verschwunden. Eher das Gegenteil.

Terra seufzte resignierend. Offenkundig musste er sich an ihre Art einfach gewöhnen. "Ich weiss nicht so recht wie ich das alles erklären soll. Es begann alles mit...einem Traum. Naja, irgendwie war es eher eine Vision." Das Grinsen verschwand aus Naokos Gesicht und sie musterte ihn aufmerksam. Visionen waren nur selten gut. Sie wusste das aus eigener Erfahrung. "Eine Vision?", hakte sie nach, da Terra nicht weitersprach.

"Vielleicht auch eine Vorahnung. Ich weiss es nicht genau. Wie auch immer, ich habe gesehen, wie Ami von der Finsternis verschluckt wurde. Die Finsternis kam wie eine wabernde schwarze Wolke auf sie zu. Ami verschwand einfach darin, ich konnte nur noch ihre Schreie hören. Während das passierte, befand sie sich auf einer Art Klippe. Im Hintergrund war ein Wald zu sehen." In Naokos Augen blitzte das Erkennen auf. Sie kannte solch eine Klippe. Eine gab es direkt hinter der heißen Quelle. Sie passte genau auf Terras Beschreibung. "Dieser Traum hat eine bleibende Wirkung gezeigt oder? Ich vermute diese Ami bedeutet dir sehr viel. Zumindest das konnte man aus deinen gestrigen Erzählungen heraushören. Bist du deswegen hier? Um zu verhindern, dass es dazu kommen könnte?" Terra nickte mit dem Kopf, dann schüttelte er ihn sofort wieder. "Ja. Nein. Ich weiss es selbst nicht genau. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht einmal wieso sie hier her kommen sollte. Ich war einfach nur auf der Suche nach einem Trainingsplatz wo möglichst wenig Menschen sind. Als ich bei einer Freundin ein Bild von diesem Berg sah, musste ich direkt an den Traum denken. Das Bild hat in mir das Gefühl hervorgerufen, dass ich hierher kommen muss. Möglicherweise um herauszufinden was der Traum mir sagen will. "Nachdenklich lehnte Naoko sich mit verschränkten Armen zurück. "Aber warum ausgerechnet dieser Berg? In ganz Japan gibt es verdammt viele Berge mit Klippen. Warum ausgerechnet dieser? Und vor allem warum jetzt? Hast du diesen Berg schon einmal vorher gesehen? Dass dein Traum einfach nur einen bereits bekannten Ort integriert hat?" Doch Terra schüttelte verneinend den Kopf. "Ich bin noch nicht lange in dieser Welt und hier bin ich definitiv noch nie gewesen." Stirnrunzelnd fiel Naokos Blick in die Leere. "Ob es Zufall ist?", flüstere sie zu sich selbst. "Zufall?", fragte Terra. Naokos Blick kehrte wieder zurück. "Später. Erzähl erstmal weiter. Du hast also diesen Traum gehabt und kurz darauf bist du hier her gekommen um zu trainieren. Was genau wolltest du Trainieren? Deine Schwertkunst?" "Nein. Meine Dämonenform." "Wieso das?" Terra setzte sich in eine bequemere Position und sagte: "In meinem letzten Kampf habe ich die Grenzen dieser Gestalt kennen gelernt. Ausgerechnet in dem Moment wo ich diese Kräfte am meisten brauchte. Das hätte uns fast den Sieg gekostet und schlimmer noch: wir hätten dadurch fast eine Freundin verloren. Ich will vermeiden, dass sich so etwas wiederholt. Also muss ich stärker werden und mich noch mehr an diese Form gewöhnen. Sonst verliere ich Sie irgendwann..." Naoko sah ihn fragend an. "Mit ´Sie´ meinst du diese Ami, richtig?" Terra nickte. Das war Antwort genug.

"Sag mal, weiß sie von diesem Dämon? Nur aus Neugierde, aber du musst nicht antworten." "Ja sie weiß davon. Und es hat uns nicht besonders gut getan." Er sagte es in einem Ton, der unmissverständlich zeigte, dass er nicht weiter darüber reden würde. Trotzdem war der Ton nicht unfreundlich, aber bestimmt. Naoko respektierte das. "Und weiter?", fragte sie. "Terra zuckte mit den Schultern. "Nichts weiter eigentlich. Die Ferien fingen an, ich habe mich in einen Zug gesetzt und bin hierhergekommen. Allerdings habe ich hier oben seltsame Spuren gefunden. Wie von Klauen. Zudem scheint den Berg ein Hauch der Finsternis zu umgeben. Gestern hatte ich dann die Begegnung mit der Bestie in der Höhle, der ich nur knapp entkommen konnte. Ansonsten hatte ich es mit einem kleinem, hungrigen Schatten zu tun." Ein leichtes Grinsen stahl sich über sein Gesicht und Naoko hüstelte scherzhaft. Sofort wurde er aber wieder ernst und sah sie prüfend an. "Den Rest der Geschichte kennst du bereits. Jetzt bist du dran, ich vermute du kannst mir mehr darüber sagen was hier lost ist. Hab ich Recht?"

Naoko dachte nach. Es würde nicht leicht werden alles zu erklären. Vor allem weil sie einige Punkte aus bestimmten Gründen lieber noch in den Schatten rücken wollte. Also musste sie ihm eine Rohfassung geben.

"Meine Geschichte fängt ähnlich an wie deine. Mit einer Art Vision." Terra spitzte die Ohren. War das noch Zufall?" Was hast du gesehen?"

"Diesen Berg. Diesen Wald. Und vor allem die Tiere. Sie flüchten, sterben teilweise. Finsternis legt sich über das Land. Ich sah eine große weiße Schlange. Sah wie das strahlende weiß ihrer Schuppen tiefschwarz wurde. Dann verschwand sie einfach. Und hinterließ nur eine dürre Landschaft, in der kein Leben mehr existieren konnte. Und dann sah ich darin Menschen. Sie alle schienen weiblich zu sein. Ich konnte jedoch nur ihre Schillouetten sehen. Sie alle kämpften mit mir zusammen gegen die Dunkelheit. Doch es wirkte nicht so als würden wir den Kampf gewinnen." Sie sah ihm ernst in die Augen.

"Das war meine Vision. Als ich erwachte...hatte ich ein verdammt mieses Gefühl. Etwas zog mich hierher und ich folgte seinem Ruf. So bin ich hier gelandet." Terra lehnte sich zurück und dachte nach. Ihre beiden Visionen hatten einen gemeinsamen Nenner: die Finsternis. Der Rest wies zwar Unterschiede auf, jedoch konnte man diese Parallele nicht außer Acht lassen.

Zudem keimte in ihm eine Vermutung auf, was diese Gestalten in Naokos Vision betraf. "Diese Menschen die du gesehen hast, konntest du erkennen wie viele es waren?" "Nicht genau. Aber ich würde schätzen es waren fünf." Fünf...das Sailor Team bestand mit Chibiusa zusammen aus sechs Personen. Zählte man Mamoru dazu waren es sieben. Aber vielleicht kamen diese beiden ja nicht mit. Aber nein selbst dann war es völlig unmöglich. Was sollten sie hier oben schon wollen?

"Du guckst als wüsstest du um wen es sich handelt!", sagte Naoko und betrachtete ihn aufmerksam. Terra schüttelte den Kopf, sah ihr dabei aber nicht in die Augen. Naoko nahm es so hin. Vermutlich hatte er seine Gründe zu schweigen.

"Ich muss gestehen, dass ich glaube du hast irgendwie etwas damit zu tun. Mit dem was hier oben vorgeht meine ich.", sagte sie plötzlich. Terra starrte sie überrascht an. "Warum? Wiese sollte ich etwas mit den Vorkommnissen zu tun haben? Ich bin doch erst seit ein paar Tagen hier. Diese Geschichte läuft doch aber schon ein bisschen länger. Oder nicht?" Naoko hob beschwichtigend die Hände. "Das war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meinte damit nicht, dass du dafür verantwortlich bist. Nur, dass deine Anwesenheit irgendie diese Geschichte beeinflusst. Ich denke so: du hast eine Vision die dich zu diesem Berg geführt hat. Genau wie ich. Aber...du warst in dieser Geschichte ursprünglich nicht vorgesehen...glaube ich." "Wie meinst du das? Nicht vorgesehen?", fragte Terra verwirrt. Naoko holte tief Luft, dann sagte sie: "Dich habe ich in der Vision nicht gesehen. Du warst einfach nicht da. Aber jetzt bist du es. Die Zukunft die ich sah, hat nichts mehr mit unserer aktuellen Gegenwart zu tun. Sie ist von ihrem ursprünglich Weg abgewichen. Irgendwie."

Terra schüttelte den Kopf. "Woher willst du das wissen? Diese Menschen sind doch bisher auch noch nicht aufgetaucht oder? Der Wald blüht noch, die Finsternis herrscht hier noch nicht. Deine Vision hat sich also bisher noch gar nicht erfüllt. Vielleicht ist der Zeitpunkt zu dem deine Vision wahr wird einfach noch nicht gekommen." Nickend sagte Naoko. "Ja du hast Recht. Sie hat sich bisher noch nicht erfüllt. Und genau das meine ich ja. Eigentlich hätte sie sich bereits erfüllen müssen. Das spüre ich einfach. Genauso wie ich spüre, dass diese Menschen die ich sah, zu uns stoßen werden. Sehr bald schon." "Ich hoffe du irrst dich.", dachte Terra, Wenn ihre Vision sich erfüllt, besteht eine hohe Chance, dass sie den Kampf gegen die Finsternis verlieren konnten. Sie selbst hatte gesagt, es hätte nicht nach einem Sieg ausgesehen. Vielleicht war es dann besser diese Menschen kamen nicht und die Vision wich noch mehr von ihrem Ursprung ab. Allerdings machte er sich darüber noch keine großen Gedanken. Dass diese Menschen seine Freunde sein würden, schloss er mittlerweile komplett aus. Sie hatten einfach keinen Grund hierher zu kommen. Und solange niemand hierher kam, brauchte er sich über die Erfüllung der Vision noch keine Sorgen machen.

Viel eher dachte er darüber nach, was sie überhaupt bedeuten konnte. So sehr sie sich auch verändert haben mochte, irgendwas wollte sie Naoko auf jeden Fall sagen. Die Frage war nur was.

Ein Punkt in der Vision störte ihn am meisten, weil er ihm am wenigsten etwas abgewinnen konnte.

"Was hat es mit dieser weißen Schlange auf sich?"

Naoko zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht so genau." Sie dachte kurz nach. "Ich meine mich zu erinnern, dass es über diesen Berg eine alte Legende gibt. In dieser Legende kam auch eine weiße Schlange vor. Eigentlich ist es die bekannteste Legende von allen, weil dies hier auch der heiligste Berg Japans ist. Doch ich erinnere mich irgendwie nicht daran. Jedes Mal wenn ich versuche mich zu erinnern, ist es wie als wenn eine Tür mir den Zugang zu diesen Erinnerungen verwehrt."

Plötzlich kam ein kalter Windstoß auf und sauste um das Haus herum. Irgendwie fand der Wind seinen Weg in ihr Zimmer. Naoko bibberte und rieb sich die Arme. Ohne darüber nachzudenken stand Terra auf, ging zum Schrank und holte die Decke daraus hervor. Behutsam legete er sie Naoko über die Schultern. "Danke.", sagte sie lächelnd und zog die Decke enger um sich. "Was ist mit dir? Frierst du nicht?" Terra setzte sich wieder und schüttelte den Kopf. "Nein, mir gehts gut." Da es langsam dunkler wurde, zündete Terra eine Kerze an.

Nachdenklich verschränkte er die Arme. Eine Legende die sich auf eine weiße Schlange bezog? Das sagte ihm nichts. Vielleicht hätte er sich die Geschichte des Berges mal durchlesen sollen.

"Erst dachte ich, du würdest die Schlange symbolisieren.", sagte Naoko plötzlich aus heiterem Himmel. Überrascht zog Terra eine Augenbraue hoch und wartete auf eine Erklärung.

"Die Feder.", sagte Naoko nur. Terra runzelte die Stirn. "Was meinst du?" "Gestern Abend. Bei Sonnenuntergang. Da hast du doch eine weiße Feder berührt oder nicht?" "Ah." Allmählich dämmerte ihm, worauf sie hinauswollte. "Diese Feder war von mir.", gestand Naoko. "Ich wollte dich ein bisschen ärgern, mir war langweilig. Das gebe ich zu. Aber als du die Feder berührt hast, wurde sie tiefschwarz. Das hat mich völlig aus der Fassung gebracht, weil es mich an die Schlange erinnerte."

Terra nickte. Jetzt verstand er was sie meinte. "Das war auch der Moment, wo du kurz deine Konzentration verloren hattest richtig? Da konnte ich nämlich kurz deine Aura wahrnehmen." Naoko nickte. "Ich würde zu gerne wissen woran das lag.", sagte sie, mit einer versteckten Frage. "Hmmm...", machte Terra und dachte nach." Leider kann ich dir das auch nicht so genau erklären. Hattest du die Feder mit Licht-Magie geschaffen?" Naoko nickte. "Vielleicht hat deine Feder dann auf meinen inneren Dämon reagiert. Sie hat dir gewissermaßen die Dunkelheit in meinem Herzen gezeigt." "Wie genau meinst du das?" Terra überlegte kurz wie er es am besten erklären konnte. "Naja der Dömon basiert nun einmal auf der Kraft der Dunkelheit. Die Feder bestand jedoch aus der Kraft des Lichtes. Eventuell hat die Feder auf diese Kraft reagiert und ist deshalb schwarz geworden." Naoko schien nicht ganz überzeugt zu sein. "Ja...vielleicht." "Eine andere Erklärung dafür habe ich leider nicht.", entschuldigte sich Terra. "Ich auch nicht. Aber es klingt schon ein wenig plausibel."

Terra sah sie an. "Was kannst du mir sonst noch erzählen? Mit Sicherheit hast du hier oben noch mehr erlebt." Naoko setzte sich etwas bequemer hin, dann begann sie zu erzählen:

"Als ich hier oben ankam, lebten hier noch viele Tiere. Doch eines Morgens waren sie plötzlich alle verschwunden. Dafür war etwas...anderes gekommen. Die Bestie mit der du schon Bekanntschaft geschlossen hast." Ein kalter Schauer lief Terra über den Rücken. Ja allerdings. Mit dieser Bestie hatte er schon mehr Bekanntschaft geschlossen als er wollte. "Als ich ihr begegnet bin...hatte ich eine wahnsinnige Angst. Wie ich sie noch nie verspürt habe. Dieser Herzlose verströmte eine so abgrundtiefe Boshaftigkeit." Terras Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Ja, ich weiß. Ich habe sie auch gespürt.", beteuerte Naoko ihm. "Genau diese Angst. War nicht sehr angenehm." "Weißt du woher er kommt? Oder wie er entstanden ist? Bei so einem mächtigen Herzlosen, muss das ursprüngliche Herz ebenfalls sehr mächtig gewesen sein." Doch Naoko schüttelte bedauernd den Kopf. "Leider weiß ich nicht mal halb so viel über ihn wie ich gerne würde. Andernfalls hätte ich ihn wahrscheinlich längst besiegen können." "Du hast mit ihm gekämpft?", fragte Terra überrascht. Nickend sagte Naoko. "Ja. Direkt von Anfang an. Tatsächlich jagd er mich nahezu täglich seit ich hier oben bin. Scheint sein Lieblingssport zu sein und selbst für einen Herzlosen ist er ziemlich hartnäckig. Was wohl daran liegt, dass es hier oben keine weiteren Herzen außer das meine mehr gab. Bisher habe ich es immer wieder geschafft ihm zu entkommen. Aber nie ihn zu schlagen." "Ist er so stark?" Nickend antwortete Naoko: "Auch. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Er ist quasi immung gegen physische Angriffe. Mit dem Schwert erreichst du bei ihm nichts. Im Gegenteil. Mein Schlüsselschwert wäre fast zerbrochen, als ich seine Schuppen traf. Wesentlich anfälliger reagiert er auf Magie. Trotzdem ist er äußerst zäh. Vermutlich würde man mehrere Magier brauchen um ihn zu schlagen. Aber auch das ist noch nicht das Schlimmste. Unglücklicherweise für uns bestitz er auch noch eine ganze ander fiese Fähigkeit." Gespant fragte Terra: "Und welche wäre das?" Naoko holte tief Luft, dann sagte sie: "Er bestitzt keine feste Form. Man könnte sagen, er ist ein Geist." Terra blinzelte. Hatte er richtig gehört? Sekundenlang starrte er sie an. Naoko hingegen wartete auf eine Reaktion. "Das ist ein Scherz oder?", fragte er ungläubig. Naoko schüttelte energisch den Kopf. "Nein das ist mein voller Ernst. Meine Angriffe gingen einfach durch ihn hindurch." "Warte mal.", sagte Terra stirnrunzelnd. Was hatte sie gerade noch erzählt? "Sagtest du nicht gerade noch dein Schwert wäre an seinen Schuppen fast zerbrochen? Also muss er doch eine feste Form haben, sonst widerspricht sich das doch." Schnell verneinte Naoko das. "Jetzt kommt das wirklich komplizierte." "Was kommt denn jetzt noch?", fragte Terra seufzend.

"Wie gesagt ist er so eine Art Geist. Allerdings gibt es durchaus Momente, in denen er eine feste Form annimmt. Nämlich wenn er angreift. Und auch nur dann." Mit offenem Mund starrte Terra sie an. Dies konnte doch nur ein Scherz sein. Ein verdammt schlechter noch dazu. "Also um ihn zu verletzten oder im besten Falle zu töten muss man ein Selbstmordkommando anführen? Versteh ich das richtig?" "Ich fürchte ja. Bei unserer ersten Begegnung hätte er mich fast getötet. Ich glaube allein meine Reflexe haben mich da gerettet, denn seine Fähigkeit hat mich ziemlich überrascht." Auf unheimliche Art und Weise machte jetzt einiges wesentlich mehr Sinn. Terra dachte zum Beispiel an die tiefen Krallenspuren im Gehölz mancher Bäume. Aber auch an die ganzen unversehrten Bäume drum herum. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich noch gewundert, wie das möglich war. Doch diese Fähigkeit gab dem Rätsel einen erschreckenden Sinn.

Etwas anderes wurde ihm in diesem Moment siedend heiß klar.

"Naoko...",sagte er. Naoko sah auf, bemerkte sein weißes Gesicht und war direkt alarmiert. "Was ist los?" Terra zägerte. "Meine Begegnung mit dem Herzlosen in der Höhle. Damlas dachte ich der Steinschlag hätte ihn getötet. Da er mich in diesem Moment angegriffen hat, werden ihn die Felsbrocken wohl erwischt haben. Aber...jetzt glaube ich nicht mehr daran." Rasch ließ Naoko sich den Tag noch einmal vor Augen ablaufen. "Aber da war doch Blut. Ich habe genau gesehen, wie es zwischen den Steinen durchsickerte. Du hast dir doch daran den Finger verätzt." Terra nickte, sagte aber auch gleichzeitig:" Das stimmt. Da war Blut. Und nebenbei ist das ein weiterer Punkt auf unserer Liste. Sein Blut ist ätzend für die menschliche Haut. Alles andere bleibt unberührt." "Gut zu wissen. Und weiter?", fragte Naoko. Unbehagen breitete sich in ihr aus. Terras Miene ließ absolut nicht Gutes erahnen. "Wie gesagt: da war Blut. Aber genau das ist der Faktor der mich schon die ganze Zeit irgendwie gestört hatte, ich wusste bis eben nur noch nicht warum. Es war nicht genug Blut. Ein Herzloser von dieser Größe hat mindestens das Hundterfache an Blut wie ein Mensch. Grob geschätzt. Das, was da zwischen den Steinen hervorsickerte, war nicht einmal ein Bruchteil davon." Naokos Augen weiteten sich. "Sie begriff worauf er hinauswollte und was das heißen würde. "Der Herzlose lebt noch. Offensichtlich verwundet, aber lebendig.", sagte Terra düster. "Was aber noch viel schlimmer ist: wenn er wirklich ein Geist ist, dann werden wir ihn garantiert wieder sehen. Denn Nichts auf dieser Welt wird ihn daran hindern, die Höhle wieder zu verlassen."

Unbehaglich sahen sie sich an. Schließlich sagte Naoko düster: "Ich hatte irgendwie gehofft, das Mistvieh nie wieder sehen zu müssen. Aber das war wohl zu optimistisch gedacht." "Wenn ich Recht habe und glaub mir, ich wünsche mir ich habe es nicht, dann ja! Dann war es leider nur eine Wunschvorstellung." "Aber..." Naoko dachte nach. "Wenn er die Höhle wirklich verlassen kann, hat er es dann schon getan?" Und wenn er es schon getan hat, wieso hat er uns dann noch nicht angegriffen? Soweit ich mich erinnere kam es noch an keinem einzigen Tag vor, dass er mich nicht jagte." "Gute Frage." Nachdenklich tastete Terra nach seinem Kettenanhänger. "Vielleicht war die Verletzung doch ernster und er will sich erst regenerieren. Wobei...je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich das. Unwahrscheinlich das der Steinschlag stark genug war ihm ernsthaft zu schaden. "Seine Finger strichen über die Konturen des Anhängers. Fühlten jede noch so kleine Unebenheit und Rille. "Ich fürchte uns bleibt nicht sonderlich viel übrig als abzuwarten. Wir könnten den Herzlosen zwar suchen, aber ehrlich gesagt würde ich das lieber meiden. Je weniger wir mit ihm zu tun haben, desto besser." Zustimmend nickte Naoko. "Ja. Ich finde du hast Recht."

Plötzlich musste sie herzhaft gähnen. Auf einmal merkte sie wie müde sie war. Terra warf einen Blick auf seine Uhr. Wie schnell die Zeit verflogen war. "Es ist spät geworden.", sagte er. Mittlerweile war es draußen ohne das sie es bermekt hatte, stockdunkel geworden. "Vielleicht sollten wir unser Gespräch hier beenden und schlafen gehen." "Die beste Idee des Tages.", gähnte Naoko und stand auf. Prüfend tastete sie an den Kleidern herum. Sie waren immer noch ziemlich feucht. "Wenn es dir nichts ausmacht leihe ich mir deine Klamotten noch eine Weile aus." "Schon okay." Terra reckte sich gähnend. "Wo schläfst du eigentlich?", fragte er neugierig. "Ich habe immer im Wald übernachtet. Möglichst weit oben im Geäst der Bäume." Terra starrte sie verwundert an. "Warum hast du nicht hier im Tempel geschlafen?" "Ich liebe es im Freien zu schlafen. Manchmal, wenn ich meine Schwester besucht habe und es warm genug war, schlief ich immer auf dem Balkon. Es beruhigt mich noch eine Weile zu den Sternen hinaufsehen zu können, bevor ich einschlafe." "Besucht? Wohnt ihr nicht zusammen?" Doch Naoko schüttelte den Kopf. "Früher einmal. Doch als ich vom Schlüsselschwert auserwählt wurde, hat sich einiges...geändert." Ihr Ton machte klar, dass sie jetzt nicht weiter darüber reden wollte. "In Ordnung. Allerdings ist es ziemlich frisch geworden.", meinte Terra. "Ich halte es für keine gute Idee, wenn du draußen schläfst. Zudem können wir hier aufeinander aufpassen, sollte der Herzlose wieder auftauchen." "Ooh, ist das eine Einladung?", fragte Naoko grinsend. "Komm nicht auf dumme Ideen. Wir werden in getrennten Zimmern schlafen.", sagte Terra rasch. "Wie schade.", murmelte Naoko und bemühte sich ein wirklich enttäuschtes Gesicht aufzusetzen. Das Grinsen verschwand aber nicht vollständig aus ihren Mundwinkeln. Ehe sie ihre schauspielerischen Fähigkeiten noch länger erproben konnte, wandte Terra sich zur Tür. "Du kannst hier schlafen. Ich werde ins Zimmer nebenan gehen." "Warte. Du hast deine Decke vergessen.", warf Naoko noch schnell ein und hielt sie ihm hin.

"Behalt sie ruhig. Ich brauche sie nicht unbedingt. Meine Jacke sollte reichen." "Ein Gentleman durch und durch was?", zwinkerte sie ihm zu. Rot anlaufend kehrte Terra noch einmal zum Schrank zurück und nahm seine Jacke. Dann wünschte er Naoko eine gute Nacht und verschwand. "Gute Nacht Terra!", konnte er noch hinter sich hören.

Im Nebenzimmer sah er sich nach einem geeigneten Platz zum Schlafen um. In der Ecke lag noch ein altes, verstaubtes Sitzkissen. Vorsichtig klopfte er es ein paar Maul aus, wobei er mehrmals aufgrund der Staubwolke husten musste. Sobald es einigermaßen benutzbar aussah, legte er sich auf den Boden und nutzte es als Kopfkissen. Leider war das Holz des Bodens schon ziemlich alt und kommentierte jede Bewegung mit einem lauten Knarren. Zudem war es ziemlich hart. Allerdings war Terra so müde, dass ihn das nicht großartig stören würde. Zum Schluss legte er noch provisorisch seine Jacke über sich. Danach wartete er auf den Schlaf.

Trotz seiner Müdigkeit, ließ dieser wie üblich lange auf sich warten. An diesem Tag war wieder viel passiert und seine Gedanken ließen ihn nicht in Ruhe. Seine Sorgen über den Herzlosen und sein fehlendes Wissen über die aktuelle Situation machten ihn unruhig. Nachwievor hatte er kein gutes Gefühl bei alledem. Im Gegenteil verstärkte sich das Gefühl mit jeder Stunde, die er hier oben verbrachte.

Aber wenigstens gab es einen Lichtschimmer in dem vielen Nebel. Egal was noch passieren mochte, er musste sich dem nicht mehr alleine stellen. Naoko würde ihn dabei unterstützen, das wusste er einfach ohne es in Frage zu stellen. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie beide Schlüsselschwertkrieger waren, die sie verband. Vielleicht war es auch etwas anderes, aber Terra verließ sich auf dieses Gefühl.

Eine Weile dachte er noch über Naoko und die vielen ungestellten Fragen an sie nach.

Zuletzt schweiften seine Gedanken wie so oft in letzter Zeit zu Ami. Prüfend sah er seine Uhr an. Heute hatte er noch nicht einmal versucht sie zu erreichen. Irgendwie fühlte er sich deswegen ein wenig schuldig. Kurz entschlossen drückte er auf den Knopf.

Erst kam ein Rauschen, dann wurde der Bildschirm schwarz. Fast eine Minute lang wartete er, doch nichts passierte.

Seufzend ließ er den Arm wieder sinken und schloss die Augen. Immer noch kein Glück.

Alles eine Frage der Gewöhnung

Als er aufwachte, war es noch ziemlich früh am Morgen. Das wusste er auch ohne die Augen zu öffnen. Terra hatte das Gefühl nur ein paar wenige Stunden geschlafen zu haben. Nicht genug um ihm wirklich Erholung zu gönnen.

Schwach erinnerte er sich, noch ziemlich lange wach gelegen zu haben. Vermutlich hatte er erst gegen zwei oder drei Uhr Schlaf gefunden. Er fühlte sich wie gerädert.

Langsam öffnete er die Augen. Die Welt um ihn war noch nicht einmal richtig hell. Durch das Fenster konnte er eine graue Nebelwand erkennen, die alles in eine diesige Aura tauchte. Offenbar hatte noch nicht einmal die Sonnen ihren Weg in die Welt gefunden.

Terra beschloss müde noch ein Weilchen liegen zu bleiben. Schlafen konnte er jetzt zwar eh nicht mehr, aber eventuell gelang es ihm noch ein wenig zu dösen. Ein kalter Luftzug wehte durch das Fenster herein und bibbernd zog Terra die Decke ein wenig enger um sich. Moment mal...Decke? Verwirrt schlug Terra die Augen wieder auf und starrte im Halbschlaf an sich herunter. Ja, Decke. Hatte er die nicht gestern Abend Naoko gegeben?

Als wenn das nicht schon seltsam genug wäre, fing die Decke nun auch noch an sich hinter ihm zu bewegen.

Terra rührte sich keinen Millimieter. Hatte sich etwa ein Tier bei ihm eingeschlichen? Nein, wohl kaum. Hier oben gab es keine Tiere mehr.

Das Rascheln wurde immer aktiver. Teilweise wurde ihm die Decke weggezogen und das was auch immer es war, fing an komische Geräusche zu machen. Plötzlich spürte er, wie sich etwas Großes und stellenweise Weiches an seine Rückseite presste. Warmer Atem strich ihm über den Nacken. Klauen strichen über seine Schulterblätter. Flink schlug Terra die Decke zurück, sprang auf...und starrte auf Naoko herab.

Diese hatte von seiner Aktion offenkundig wenig mitbekommen und schlief seelenruhig weiter. Was er im Halbschlaf für Klauen gehalten hatte, waren in Wirklichkeit ihre Finger gewesen. Auch noch im Schlaf tasteten sie zaghaft über den Boden, wo Terra eben noch gelegen hatte. Die seltsamen Geräusche entpuppten sich als Gemurmel. Das Große etwas, was sich an ihn gepresst hatte, war sie selbst gewesen. Offenbar hatte sie im Schlaf darauf reagiert, dass sich neben ihr ein Körper befand und sich dann an ihn heran gekuschelt. Darüber was genau die weichen Stellen an seinem Rücken gewesen waren, wollte er lieber nicht zu genau nachdenken. Zwar hatte er da eine Ahnung, aber es war ihm ein wenig peinlich.

Viel wichtiger war jedoch die folgende Frage: was tat sie hier?

Sie hatten sich gestern Abend jeder in ein anderes Zimmer verabschiedet. Dessen war er sich ziemlich sicher. Oder spielte sein Verstand ihm etwa einen Streich? Nein, das glaubte er eher weniger. Er kannte sich ziemlich gut und wusste, dass er dem hier nicht zugestimmt hätte.

Naoko hörte auf zu Murmeln. Stattdessen atmete sie wieder tief und regelmäßig. Ihre Augenlider flatterten ein wenig. So als würde sie träumen.

Terra seufzte. Besser er ließ sie einfach weiter schlafen. Er für seinen Teil war jetzt jedenfalls hellwach. Vorsichtig trat er zu ihr und legte zaghaft die Decke wieder über sie. Bei seinem abrupten Aufspringen war sie ziemlich verrutscht. Naoko entfuhr ein kleiner zufriedener Seufzer und sie kuschelte sich tiefer in die Decke. Für einen kurzen Moment stand Terra da und sah sie an. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, verschwand Naoko vor seinen Augen und stattdessen sah er Ami dort liegen.

Irritiert blinzelte er und das Bild verschwand. Doch ein sehnsüchtiges Gefühl in seiner Brust blieb. Kopfschüttelnd ging er ins Nebenzimmer und machte sich an seinem Rucksack zu schaffen. Terra musste sich nicht fragen, warum er plötzlich Ami gesehen hatte. Das wusste er nur zu genau.

Nachdem er sich draußen beim Wasserrinnsal frisch gemacht hatte, setzte er sich mit dem Rücken an eine Säule im Hof und sah den Tag beim Erwachen zu. Es war noch ziemlich frisch und Terra zog die Jacke etwas enger um sich.

Allzu lange auf Naoko warten musste er jedoch nicht. Grob geschätzt dauerte es vielleicht noch eine halbe Stunde, bis er von oben Geräusche vernahm. Wenig später stand sie schlaftrunken und in die Decke gewickelt in der Tür und sah sich um. "Guten Morgen!", sagte Terra, um auf sich aufmerksam zu machen. Naokos Blick wanderte in seine Richtung, doch es dauerte einen Moment bis sie ihn wirklich erkannte. "Morgen.", gähnte sie. "Gut geschlafen?", fragte er. "Naoko nickte. "Ja. Ziemlich gut. Besser als die letzten Tage jedenfalls. Und wesentlich entspannter. Möglicherweise weil ich nicht mehr alleine in einer wilden Umgebung bin." Wieder gähnte sie ausgebiebig, wirkte aber schon etwas wacher. "Verzeihung." "Macht nichts." Naoko kam zu ihm herüber und setzte sich mit angezogenen Beinen neben ihn. Ein Kälteschauer schüttelte sie kurz und sie wickelte die Decke noch etwas enger. "Bist du schon lange wach?" Terra schüttelte den Kopf. "Nicht sehr lange. Vielleicht eine halbe Stunde oder so." "Achso. Ich hatte mich nur gewundert, wo du bist. Ich kenne kaum jemanden, der freiwillig so früh aufsteht", sagte Naoko. Die kühle Luft ließ ihre Lebensgeister immer mehr erwachen.

Terra sah sie prüfend an. "Und ich war ziemlich überrascht dich neben mir gefunden zu haben." Das altbekannte Grinsen breitete sich wieder auf Naokos Gesicht aus. "Warum denn das? Hat es dir etwa nicht gefallen?", fragte sie schelmisch und rückte ein Stück näher. "Nein...ja...darum gehts doch grad gar nicht.", murmelte Terra rot anlaufend. "Ich hatte einfach nicht erwartet, dass du bei mir sein würdest. Das ist alles. Und außerdem: ist das nicht ein wenig...ich weiß auch nicht...sollten ein Junge und ein Mädchen einfach so im selben `Bett` schlafen?" Naoko lachte auf. "Oh mann. Entspann dich Terra. Ich finds zwar süß, dass du so ein bisschen altmodisch eingestellt bist, aber ein wenig moderner sind die Zeiten durchaus schon geworden." Kichernd erklärte sie: "Schon richtig, dass viele auch heutzutage immer noch etwas zurückhaltend sind, aber es spricht prinzipiell nichts dagegen, wenn befreundete Jungs und Mädchen sich mal dieselbe Decke teilen. Da passiert schon nichts." "Na wenn du das sagst.", hüstelte Terra. Fragend sah er sie an. "Befreundete Jungs und Mädchen?"

"Naja sind wir das jetzt etwa nicht? Freunde?" Nachdenlich sah Terra sie an. Eigentlich kannte er sie noch gar nicht wirklich. Dennoch war da ein gewisses Gefühl der Verbundenheit. Schließlich nickte er und sagte: "Freunde." Zufrieden nickte nun auch Naoko.

"Aber trotzdem: ist das nicht dennoch zu gewagt?"

Jetzt seufzte Naoko. "Ich hatte ja gestern schon den Eindruck, dass du noch nicht so viele Erfahrungen auf diesen Gebieten hast. Weder was Freundschaften angeht, noch das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Aber du scheinst ja so überhaupt keine Erfahrungen zu haben.", überlegte Naoko laut. Ihre Heiterkeit hatte sich wieder ein wenig beruhigt. "Wie sollte ich auch. Ich habe in meinem Leben, soweit ich mich jedenfalls erinnern kann, noch nie mit Menschen in meinem Alter zu tun gehabt. Eine Freundin hatte ich auch noch nie. Und ansonsten war in meinem Leben auch nicht viel Platz für andere Themen, als das eigene Überleben und die ständigen Kämpfe. Etwas anderes als das habe ich nie kennen gelernt.", erklärte Terra düster. "Entschuldige Terra. Das hatte ich vergessen.", sagte Naoko bedauernd. Terra nickte.

"Du solltest zusehen, dass du deine Erfahrungen ein wenig erweiterst. Vielleicht kann ich dir da ja behilflich sein.", bot Naoko an. Da war es wieder. Dieses zweideutige Grinsen. Terra zog es vor, darauf nicht zu reagieren. Vermutlich würde es noch eine Weile dauern, bis er sich an ihre Art gewöhnt hatte. Und an ihre Offenheit zu solchen Themen besonders.

"Jetzt aber mal im Ernst. Warum bist du heute Nacht zu mir gekommen? Selbst wenn Freunde so etwas ab und wann machen, so sind wir beide und prinzipiell immer noch zu fremd dafür oder nicht? Ich meine ich find´s schön, dass du uns offenbar schon als Freunde ansiehst, aber..." Den Rest des Satzes ließ er einfach in der Luft hängen.

Da er jetzt im ernsten Tonfall sprach, wurde Naoko ebenfalls wieder etwas ernster. "Schon. Aber es war ziemlich kalt heute Nacht. Du hast mir einfach Leid getan. Schließlich warst du so nett mir die Decke zu überlassen. Dadurch hattest du aber selbst nicht mehr als eine Jacke. Nun ja, da wollte ich mich einfach ein bisschen revanchieren." Terra sah sie an. "Danke." Lächelnd nickte Naoko. "Gerne." Aber Naoko wäre nicht Naoko, wenn sie nicht doch noch etwas fallen lassen würde. "Nun komm schon, gibt´s endlich zu: es hat dir gefallen, neben einem hübschen Mädchen aufzuwachen." Erneut wurde Terra rot und sah zur Seite. Rot wurde er momentan viel zu oft. Hoffentlich wurde das nicht noch ein Dauerzustand. "Vielleicht ein wenig.", murmelte er leise. "Ts, ts, ts. Also wirklich." Gespielt verärgert schnippte sie ihm an die Stirn. "Lektion Nummer 1: sei ruhig mal ehrlich und nicht so verkniffen. Sag auch mal was du denkst. Niemand wird dir dafür den Kopf abreißen. Und sehr wahrscheinlich müsstest du sogar zugeben, dass du dir innerlich gewünscht hast, diese Ami würde da neben dir liegen. Richtig?" Terra zuckte kurz zusammen, aber das reichte Naoko schon als Antwort. Diese Frau war definitiv zu scharfsinnig, dachte Terra sich. "Ich kenne zwar diese Ami nicht, aber es erhöht deine Chancen nicht gerade, wenn ein Mädchen dich sowas fragt und du nur sagst `Vielleicht ein wenig´. Das ist sicherlich nicht das, was besagtes Mädchen dann hören möchte. Also wir üben das nochmal. Hat es dir gefallen neben einem hübschen Mädchen aufzuwachen oder nicht?"

Terra brummelte etwas, was Naoko nicht verstehen konnte. "Bitte was? Ich habe dich nicht richtig verstanden.", sagte sie übertrieben gut gelaunt. "Ja ok. Es hat mir wohl gefallen. Zufrieden?", sagte Terra etwas lauter. "Klingt zwar noch nicht ganz so wies klingen soll, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.", grinste Naoko. "Vermutlich wirst du aber anders und offener reagieren, wenn das richtige Mädchen vor dir sitzt.", sagte sie plötzlich unerwartet sanft und einfühlsam. "Ja vielleicht. Das hoffe ich.", stimmte Terra zu. "Bestimmt. Aber genug davon. Es macht zwar Spaß dich aufzuziehen, aber es soll ja nicht zu schnell langweilig werden, richtig?" "Na toll. Du machst das also tatsächlich aus purer Absicht." Terra wollte ihr ebenfalls gegen die Stirn schnippsen, doch sie wich lachend aus. "Nein, im Ernst. Belassen wir es dabei. Mit der Zeit wirst du schon noch offener werden, wenn du mit den richtigen Leuten zusammen bist. Sofern du es zulässt, helfe ich dir gerne dabei. Wir könnten uns mal treffen. Ins Kino gehen oder so. Und was die Liebe und alles was dazu gehört betrifft: auch das wirst du mit der Zeit sicherlich lernen. Spätestens wenn die Richtige dir über den Weg läuft. Und ich glaube mit dieser Ami bist du schon auf dem richtigen Weg.", sagte Naoko und sah ihm lächelnd in die Augen.

Terra wandte den Blick in Richtung Boden. Warum hatte erplötzlich einen Kloß im Hals? "Danke.", flüsterte er.

Inzwischen war auch die Sonne aufgewacht und ihre warmen Strahlen fanden ihren Weg durch das Blätterwerk. Naoko stand auf. "Ich glaube es wird Zeit für das Frühstück." Nun war es an Terra ein Grinsen aufzusetzen. "Aha? Und was genau gedenkst du zu essen?" "Naja...also..." Rumdrucksend trat Naoko von einem Bein aufs andere. "Jetzt sei du mal ehrlich und sag was du denkst.", neckte Terra sie. "Also wenn ich ehrlich sein soll...ich habe ja nicht zu essen und daher dachte ich...deine Vorräte.", murmelte sie. "Ahja. Ich dachte mir schon, dass du das im Sinn hast. Aber dürfte ich dich an eine Kleinigkeit erinnern?" Fragend und abwartend sah sie ihn an. "Wir haben gestern Abend sämtliche Reste aufgegessen." Schweigen. Keiner bewegte sich. Ein Windhauch pfiff über sie hinweg. Stille schwebte wie ein Unheil in der Luft. Plötzlich sackte Naoko auf die Knie und sprach mit unheilvoller Stimme: "Es ist nichts mehr da? Das darf nicht wahr sein. Das ist das Ende. Wir werden elendig verhungern!"

"Äh...Naoko?", fragte Terra vorsichtig.

"Mein Magen ist leer. Die Taschen sind leer. Es gibt nichts mehr womit ich meinen unstillbaren Hunger stillen könnte. Welchen Sinn hat das alles denn dann noch?", hauchte sie mit leerem Blick dem Boden zu. Sie benahm sich als wäre Terra gar nicht mehr vorhanden. "Übertreibst du jetzt nicht etwas? Nebenbei, wenn dein Hunger wirklich unstillbar wäre, könnte man dir sowieso nie genug zu essen auftischen um dich satt zu kriegen. Dementsprechend wärest du Dauer-Hungrig.", versuchte Terra einen kleinen Scherz zu machen.

Keine Wirkung. Sie schien seine Worte nicht mal gehört zu haben. Terra ging in die Hocke und wedelte mit er Hand vor ihrem Gesicht. Die Augen folgten der Bewegung nicht einmal. "Scheinar steht sie komplett neben sich, wenn sie Hunger hat, es aber nichts zu essen gibt.", überlegte Terra. Er fand diese Szene ziemlich melodramatisch, war sich aber nicht ganz sicher, ob das jetzt echt war oder einer ihrer Scherze. "Wäre das hier einer dieser Mangas, welche Bunny mir mal ausgeliehen hat, dann würde jetzt ihre Seele in Form einer Blase aus ihrem Mund kommen und über ihrem Kopf baumeln." Währenddessen murmelte Naoko weiter vor sich hin. Seufzend lud Terra sie sich auf die Schulter und ging ins Haus. "Jetzt reiß dich mal zusammen. Das Ganze ist doch kein Weltuntergang. Wir müssen lediglich runter in die Stadt und was kaufen. Ganz einfach.", sagte er, während er die Treppe hochstieg. "Zu hungrig zum Laufen. Zu schwach zum Bewegen.", brabbelte Naoko. Irgendwie musste Terra an einen ganz speziellen Manga von Bunny denken. Er konnte sich nicht mehr an den Titel erinnern. Aber er wusste noch, dass es irgendwie um einen Drachen und seltsamen Kugeln mit Sternen ging. Jedenfalls benahm der Hauptcharakter der Story sich ähnlich wie Naoko gerade, wenn er Hunger hatte. "Tja. Dann werde ich wohl alleine in die Stadt gehen müssen. Ich kann dann aber nicht garantieren, wieviel der Einkäufe hier oben tatsächlich ankommen. Vielleicht bekommt ich unterwegs ja auch Hunger. Oder ich Brunche einfach in einem der Cafés." Das saß. Ruckartig fing Naoko an zu strampeln und Terra ließ sie los. Naoko fing den Fall auf und vollführte einen halben Radschlag, in dem sie den Körper so weit bog, bis sie wieder Boden unter den Füßen hatte. Dann richtete sie sich auf. Terra war beeindruckt von ihrer Gelenkigkeit. Diese Bewegung hatte sehr anmutig ausgesehen. Er bzweifelte, dass er sie überhaupt hätte durchführen können.

"Ich ziehe mich schnell um und dann können wir los." Mit diesen Worten flitzte Naoko in ihr Zimmer. Kopfschüttelnd sah Terra ihr nach. Die Ähnlichkeit zu Bunny und ChibiUsa in Punkto Verfressenheit nahm immer mehr zu. Das konnte ja heiter werden.

Sie sucht nach dir

Nachdem auch Terra sich rasch umgezogen hatte, marschierten sie los. Während des Weges erzählten sie sich ein wenig übereinander. Was sie für Hobbies hatten, was für Bücher sie lasen, welche Schule sie besuchten, wie die Lehrer waren, solche Sachen eben. So erfuhr Terra zum Beispiel, dass Naokos Schlüsselschwert nicht von ungefähr aussah wie eine Violine. Dieses Instrument nahm den Großteil ihrer Freizeit ein. Schon vor Jahren hatte sie ihre Begeisterung für die Violine entdeckt und übte seitdem nahezug täglich. Mittlerweile war sie zu einer ziemlich guten Spielerin geworden. Terra hatte bisher noch kaum Musik von der Violine zu hören bekommen und wusste nicht sonderlich viel damit anzufangen. Naoko versprach, ihm etwas vorzuspielen. Aber erst, wenn das alles hier vorbei war.

"Weißt du, mein großes Vorbild ist Michiru Kaio.", schwärmte Naoko plötzlich. Ihre Augen nahmen auf einmal einen besonderen Glanz an. "Irgendwann möchte ich einmal mit ihr zusammen auf der Bühne stehen und Musik praktizieren. Das ist mein großer Traum. Doch dafür muss ich noch viel besser werden. Ihre Musik stammt einfach aus einer ganz anderen Welt. Die Konzerte fühlten sich für mich immer so an wie, ich weiß auch nicht...wie ein großes Meer von dem man mitgerissen wird. Aber auf eine gute Art mitgerissen. Einmal dachte ich sogar das Meer fast hören zu können. Ich roch die salzige Luft und ich hörte die Wellen. Irgendwie macht das ihre Konzerte zu einem besonderem Erlebnis. Michiru spielt einfach fantastisch!"

"Wer ist denn diese Michiru Kaio?", fragte Terra. Naoko sah ihn ungläubig an. "Das ist nicht dein Ernst. Du hast noch nie etwas von ihr gehört? Wie kommt das? Michiru Kaio ist seit einiger Zeit in aller Munde. Sie ist bereits ein richtiger Star!" Entschuldigend hob Terra die Achseln. "Tut mir Leid aber ich hatte in letzter Zeit andere Dinge im Kopf als Stars. Es ist soviel passiert seit ich hierher gekommen bin." "Hmmm. Das ändern wir. Ich habe zu Hause die komplette CD-Sammlung von Kaio. Ich leihe dir mal ein paar."

Danach gab sie sich alle Mühe ihm einen kurzen Überblick über das Leben der Michiru Kaio zu geben.

Terra behielt nicht viel davon, da das meiste für ihn unwichtig schien. Beispielsweise interessierten ihn die Gerüchte, dass Miss Kaio mit einem Haruka Teno zusammen sein soll, herzlich wenig. Er verstand nicht so recht, warum die Menschen dieser Welt so erpicht darauf zu sein schienen, alle möglichen Details und Geheimnisse ihrerer Stars zu kennen. Minako war offenbar auch so eine Art Mensch. Zumindest wenn man der Meinung der anderen glauben konnte. Terra kam da nicht ganz mit, aber irgendwie wollte er das auch nicht. Wenn er jemandes Musik mochte, interessierte ihn dann auch hauptsächlich die Musik und nicht mit wem der Künstler ein Date hatte. Das war zumindest seine Meinung. Naja aber vielleicht fehlte ihm auch einfach der Bezug zu sowas. Immerhin wurde sein Leben von ganz anderen Merkmalen geprägt, als das anderer Menschen.

Trotzdem war er durchaus neugierig auf die Musik von der Naoko schwärmte und er freute sich auf die versprochene CD. Vielleicht half ihm das ja auch ein wenig die Menschen hier besser zu verstehen. Wer weiß?

In der ganzen restlichen Zeit die sie hinunter zur Stadt wanderten, sprach Naoko unaufhörlich weiter. Jedoch sagte keiner von beiden irgendwas über seine Vergangenheit.

Nach etwas mehr als anderthalb Stunden Fußmarsch, kamen sie endlich in der Stadt an. Bergab waren sie ziemlich schnell voran gekommen. Terra befürchtete jedoch, dass es den Rückweg länger dauern würde. Auf der Suche nach dem Supermarkt, fanden sie stattdessen einen richtigen Markt. Auf einem großen Platz in der Innenstadt waren unzählige Stände aufgebaut. Spontan beschlossen sie lieber hier einkaufen zu gehen. Während der ganzen Zeit hielt Terra nach Akio Ausschau. Doch sein neuer Freund schien nicht hier zu sein.

Die meisten der Stände verkauften frisches Obst und Gemüse. Andere verkauften Fisch, Käse oder Wurst und wieder andere verkauften allerlei Krimskrams. Überall waren Menschen und es war ziemlich laut. Dennoch herrschte eine ziemlich freudige Atmosphäre. Alle Menschen hier waren bester Laune, grüßten alte Freunde, redeten oder feilschten mit den Händlern, lachten und scherzten. Terra stellte fest, dass er diese Atmosphäre sehr mochte.

Vor einem der Stände blieben sie stehen. Die angebotene Ware bestand überwiegend aus Obst und Früchten. Naoko schien förmlich das Wasser aus dem Mund zu laufen, als sie das alles betrachtete. "Such dir was aus. Wir nehmen ein bisschen was davon mit. Aber halte dich bitte etwas zurück. Mein Geldbeutel ist nicht mehr so gut gefüllt." Eifrig nickte Naoko, ließ aber das Obst nicht aus den Augen. Der alte Mann hinter der Theke entdeckte sie. Freundlich lächelnd sprach er sie an und ehe Terra sich versah, war Naoko mit dem Mann in ein Gespräch über die Ware vertieft.

In diesem Moment piepste Terras Pager.

Überrascht sah er auf seine Armbanduhr herab. Einer der Knöpfe leuchtete in einem dunklen Rot. Schneinbar hatte sein Pager wieder eine Verbindung.

Hastig sah Terra sich um und entdeckte eine Lücke zwischen zwei Häusern. Kurz sagte er Naoko Bescheid, dass er kurz verschwinden würde aber gleich wieder da wäre.

In der Dunkelheit der Häuser verborgen, drückte Terra rasch auf den Knopf. Nach einem kurzen Moment rauschte der Bildschirm, wurde schwarz und dann erschien auf dem Display das Gesicht von Rei.

"Hallo Rei." "Terra! Mann, endlich komme ich mal zu dir durch. Ich versuche schon seit einer Ewigkeit dich zu erreichen. Geht es dir gut? Mir schwahnten schon die schlimmsten Vorstellungen." Beruhigend nickte Terra. "Ja mir geht es gut. Alles im Butter wie man so schön sagt. Ich habe auch öfters versucht jemanden zu erreichen. Aber aus irgendeinem Grund habe ich auf dem Berg keinerlei Empfang." Rei runzelte die Stirn. "Das ist merkwürdig. Eigentlich sollten die Pager nicht von Entfernungen oder Höhen beeinträchtigt werden. Anders als Handys." Achselzuckend sagte Terra: "Dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, woran es liegt. Vielleicht ist der Pager defekt." "Hmmm.", machte Rei nachdenklich. "Wäre möglich. Allerdings wäre es das erste Mal, dass so etwas vorkommt. Du solltest den Pager nach deiner Rückkehr von Luna und Artemis überprüfen lassen." "Ok. Das werde ich tun." Nickend sagte Rei: "Gut." Prüfend sah sie ihn an. "Wen hast du denn versucht zu erreichen?" Terra blinzelte und sah betreten zur Seite. "Ami." "Bitte was?" Terra schwieg. Rei seufzte. "Warum?", fragte sie, auch wenn sie glaubte die Antwort schon zu kennen. "Sie hatte versucht mich zu erreichen. Ehrlich gesagt hab ich nicht wirklich drüber nachgedacht. Ich wollte einfach mit ihr reden." "Ja das dachte ich mir. Aber im Moment wäre es vielleicht am Besten, wenn du nicht mit ihr redest.", mahnte Rei ihn. Terra sah sie traurig an. "Ach mann. Sieh mich nicht so an, mit deinem Welpenblick. Ich kanns doch nicht ändern. Letztendlich war es doch deine Entscheidung.", murmelte Rei. "Ja ich weiß.", seufzte Terra. "Wie geht es ihr?" "Sie sucht nach dir." Sein Herzschlag setzte für eine Millisekunde aus, nur um dann umso schneller loszulegen. Reis Worte hatten ihn innerlich in Freude versetzt. Es konnte doch nur ein gutes Omen sein, wenn Ami ihn suchte. Oder nicht? "Jetzt fängst du auch noch an wie ein Honigkuchen zu grinsen. Ist ja kaum zum aushalten.", neckte Rei ihn. "Hat sie gesagt warum sie mich sucht?", fragte Terra aufgeregt. Lächelnd sagte Rei: "Dazu äußere ich mich nicht." "Rei!" Lachend streckte sie ihm die Zunge aus. "Aber mal im Ernst. Das sie nach dir sucht ist zwar nicht unbedingt die schlechteste Nachricht, aber im Moment auch nicht die Beste. Und das sage ich nicht nur, weil sie uns seit gestern von einem Ort zum anderen schleppt um dich zu finden." "Warum dann?", fragte Terra argwöhnisch. Irgendwas schien ihm zu entgehen. "Ich fürchte, wenn sie nicht aufhört dich zu suchen und stattdessen einfach abwartet bis du wieder da bist, wird sie dich finden." Nachdenklich starrte Terra auf den Display. "Du bist dir da ziemlich sicher oder?", fragte er. "Ja. Ich fürchte sie wird dich aufspüren. Irgendwie. Sie ist nicht umsonst unser Genie. Ami ist in der Lage die unmöglichsten Lösungen zu finden. Im Kampf ist das sehr hilfreich. Aber jetzt bereitet mir das etwas Sorgen. Wenn wir verhindern wollen, dass deine Vision wahr wird, darf sie sich dem Berg auf keinen Fall nähern." Je länger er darüber nachdachte, desto mehr musste Terra ihr widerwillig Recht geben. Ami war unbestreitbar Intelligent. Doch er war sich auch sicher, dass es absolut keine Spuren geben würde, die zu ihm führen könnten. "Nein. Ich glaube das wird nicht passieren.", sagte er überzeugt. Zweifelnd betrachtete Rei ihn. "Meinst du?" "Ja. Wir haben keine Spuren hinterlassen. Solange du nichts sagst, kann nichts passieren. Sie hat absolut keinen Grund hier zu sein." "Dein Optimismus in Gottes Ohr Terra. Trotzdem habe ich meine Zweifel. Tu mir einen Gefallen und gehe nicht an den Pager, wenn sie dich anruft. So hart es auch sein mag. Sonst fürchte ich, wird sie noch irgendeinen Hinweis bekommen. Nicht selten fallen ihr Dinge auf die anderen Verborgen bleiben. In Kombination mit ihrem logischem Denken, könnte uns das gefährlich werden." Terra nickte ergebend. Rei hatte Recht und das wusste er. "In Ordnung. Ich werde nicht rangehen. Versprochen." "Gut. Wir wissen zwar immer noch nicht ob deine Vision wirklich wahr werden kann, aber ich würde das Risiko Ami zu verlieren gerne meiden. Ich bin sicher dir gehts da genauso." Schweigend nickte Terra.

"Wie ist es dir bisher ergangen? Hast du etwas herausfinden können?", fragte Rei um das Thema zu wechseln. "Nicht wirklich. Zumindest nichts von dem was ich herausfinden wollte. Die Dinge hier oben sind allerdings etwas...komplizierter geworden." Alarmiert von seinem Tonfall musterte Rei ihn aufmerksam. "Inwiefern?" In knappen Worten gab Terra ihr eine Kurfassung über die Geschehenisse auf dem Berg. Er erzählte von den Tieren, von der dunklen Aura und von dem riesigen Herzlosen. Eine kurze Weile dachte Rei angestrengt über all das nach. Schließlich sagte sie: "Mir gefällt das nicht. Und noch weniger gefällt mir der Gedanke dich dort oben alleine zu wissen. Vielleicht solltest du zurück kommen." "Nein.", sagte Terra ohne nachzudenken. "Warum nicht?" Nachdenklich sah er zu Naoko hinüber. Sie war immer noch in einem Gespräch mit dem Händler vertieft. Abgesehen von ihr, sagte ihm sein Gefühl, dass er noch nicht gehen durfte. "Ich bin nicht alleine. Ich habe jemanden kennen gelernt." Überrascht sah Rei ihn an. "Wen? Und wie?" Rasch erzählte Terra ihr auch diesen Teil der Story. "Diese Naoko ist auch eine Schlüsselschwertkriegerin?" Nickend sagte Terra: "Ja. Ich denke sie wird mir eine große Hilfe sein." Rei schien nicht überzeugt. "Vertraust du ihr?", fragte sie argwöhnisch. Terra nickte. Nachdenklich kaute Rei auf ihrer Lippe. "Also gut. Wenn du sagst du vertraust ihr, glaube ich dir." Bittend sah sie ihn an. "Bleib trotzdem vorsichtig. Okay?" "Du hast mein Wort drauf." Jetzt sah sie etwas zufriedener aus. "Das freut mich zu hören. Ich muss jetzt los. Es wartet viel Arbeit auf mich." "Schleppt Ami dich wieder auf der Suche mit?" "Nein. Ich konnte mich heute davon loseisen, weil es so viel im Tempel zu tun gibt. Soweit ich weiss, begleitet heute nur Makoto sie. Die anderen hatten wohl auch zu tun." "Okay. Wenn du sie siehst, gr..." Terra brach ab. "Terra?", fragte Rei. Doch Terra schüttelte nur belustigt den Kopf. "Ich wollte dir grade sagen, dass du die anderen grüßen sollst, aber das ist wohl eine sehr dumme Idee." Rei lachte. "Ja in der Tat. Das wäre wirklich sehr dumm. Bis dann Terra. Ich werde morgen noch einmal versuchen dich zu erreichen." "Ja okay. Bis dann." Mit einem Piepsen wurde der Monitor erst wieder schwarz und zeigte dann wieder die Uhrzeit an. "Terra?", erklang plötzlich eine Stimme neben ihm. Terra schreckte aus seinen Gedanken auf und sah sich um. Naoko stand neben ihm und betrachtete ihn neugierig. "Hi. Sorry mir war kurz schwindelig aber jetzt gehts wieder.", log Terra rasch. Belustigt sah Naoko auf sein Handgelenk hinab. "Redest du immer mit deiner Uhr wenn dir schwindelig ist?" Ertappt wollte Terra seine Uhr hinter dem Rücken verstecken, sah aber ein, dass es keinen Sinn hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtet. "Darf ich mal sehen?" Terra öffnete zögernd den Verschluss der Uhr und reichte sie ihr. Neugierig nahm Naoko sie ihm vorsichtig ab und betrachtete sie. "Ein ungewöhnliches Modell. Sie hat viel zu viele Knöpfe. Die Uhrzeiger sehen auch komisch aus." Naoko schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Uhr. "Eine schwache magische Energie geht von ihr aus." Vorsichtig gab sie ihm die Uhr zurück. "Wo hast du die her?", fragte sie. "Das...sie ist...ein Geschenk.", antwortete Terra. "Hmm." Ihre roten Augen strichen erneut über die Uhr. Zu seinem Glück, drang sie aber nicht weiter auf ihn ein.

"Hast du was gefunden?", fragte Terra um das Thema rasch zu wechseln. Der Versuch war viel zu offensichtlich, doch Naoko tat ihm den Gefallen und ging darauf ein. "Ja ich hab mit dem alten Mann einen guten Preis ausgehandelt. Er ist sehr nett." "Dann mal los.", sagte Terra und drückte sich an ihr vorbei.

Während des Einkaufens kreisten seine Gedanken ständig um das Gespräch. Innerlich hatte er sich sehr gefreut von Rei zu hören. Aber irgendwie...hatte er auch ein flaues Gefühl im Magen. Innerlich versuchte er sich mit den Worten zu beruhigen, dass Ami absolut keinen Grund hätter her zu kommen. Gar keinen...
 

"Hier ist er wohl auch nicht.", seufzte Makoto erschöpft. Ami antwortete nicht. In den letzten Stunden war sie immer schweigsamer geworden. Makoto vermutete, dass es Ami frustrierte Terra nicht finden zu können. Sie konnte sich nur unschwer vorstellen, dass ihre Freundin das Gespräch endlich hinter sich bringen wollte. Und ja: großteils war sie auch schweigsam, weil sie ihn vermisste. Ami sprach es zwar nicht aus, aber das brauchte sie auch nicht. Makoto konnte es an ihren Augen sehen. Prüfend und nachdenklich wanderten diese erneut über den Park.

Längst hatten sie die bestimmten Orte abgesucht, an denen Terra voraussichtlich hätte sein können. Allerdings erfolglos. Daher hatte Ami angefangen einfach die Stadt zu durchkämmen. Stundenlang wanderte sie durch die Straßen, suchte alle möglichen öffentlichen Plätze auf, sah in Cafés oder in verschiedenen Läden nach, besuchte jeden Ort an dem sie Terra schon einmal gesehen hatte.

Angefangen bei dem Schwimmbad, wo sie sich zum ersten Mal so nahe gekommen waren. Doch nichts. Allmählich gingen ihr die Ideen aus.

Eine Hand legte sich sanft auf ihre Schulter. "Ami?", fragte Makoto vorsichtig. Ami antwortete nicht. Ihr Blick fiel stattdessen auf ein Pärchen, welches Hand in Hand lachend am See spazieren ging. Ausdruckslos beobachtete sie sie, während in ihrem Kopf immer dieselbe Frage umherwirbelte: wo könnte er nur sein?

"Ami? Alles in Ordnung?", versuchte Makoto es vorsichtig erneut. Dieses Mal reagierte Ami. "Ja.", sagte sie. Mit großer Anstrengung riss sie den Blick von den Menschen los und wandte sich um. "Lass es uns noch mal beim Schwimmbad versuchen. Vielleicht er ja jetzt da." Bevor sie losgehen konnte, packte Makoto sie am Handgelenk und hielt sie zurück. "Ami, ich glaube das hat wenig Sinn. Wir waren jetzt schon vier Mal dort und er war nie da. Ich weiß, dass der Ort für euch beide eine besondere Bedeutung hat, aber dennoch glaube ich nicht, dass er dort auftauchen wird. Seine Nachbarin hat ihn mit einer Reisetasche gesehen. Für mich klingt das, als wäre er weit weg gefahren."

Kapitulierend nickte Ami. Makoto hatte ohne Zweifel Recht. Innerlich wusste sie das auch. Doch was sollte sie sonst noch tun? "Es muss doch einen Ort geben, den wir noch nicht abgesucht haben.", murmelte Ami. Makoto sah ihr zweifelnd beim Nachdenken zu. Welchen Ort sollte es jetzt schon noch geben?

"Man könnte...", fing Ami an, wurde jedoch plötzlich von einem lauten Piepen unterbrochen. Irritiert sah Makoto sie an. "Sag mal piepst du?", fragte sie mit großen Augen. Schnell hob Ami ihren Pager vor sich. Einer der Knöpfe leuchtete in einem hellen Braun. Ami drückte darauf und das Piepen erstarb. Gebannt sah sie auf den Bildschirm. "Was zur Hölle war das? Klang nicht wie sonst.", sagte Makoto stirnrunzelnd. "Ein Alarm.", antwortete Ami während sie weiterhin auf den Bildschirm starrte. "Was denn für ein Alarm.?" "Ich habe meinen Pager ein wenig umprogrammiert. Sobald Terra versucht jemanden von uns zu erreichen, oder mit jemanden kommuniziert, merke ich das. Die Idee kam mir letzte Nacht, als ich nicht schlafen konnte." "Was du alles kannst.", staunte Makoto und stellte sich neben Ami. Der Bildschirm blieb so schwarz wie vorher. "Er geht nicht ran.", sagte Ami enttäuscht. "Und was jetzt?" Angestrengt nachdenkend kaute Ami auf ihrer Unterlippe.

"Ich hab da eine Idee. Komm mit." Schnell rannte sie zu einem der umstehenden Parktische und setzte sich auf die Bank. Makoto war ihr dicht auf den Fersen. Hastig zog Ami aus ihrer Tasche ihren kleinen Sailor-Laptop. Flink zog sie aus seiner Seite ein kleines Verbindungskabel, zog die Uhr vom Handgelenk und verband beide miteinander. Nur eine Sekunde später fing sie an geschwind auf der Tastatur zu tippen. "Was tust du?", fragte Makoto, als sie Ami über die Schulter spähte. "Ich versuche zu orten, von wo Terras Signal gerade kam.", antworte Ami knapp, ohne innezuhalten. Endlich gab es eine Spur von Terra und sie war fest entschlossen, diese Chance nicht verstreichen zu lassen. Auf dem Bildschirm war eine komplizierte Abfolge von Berechnungen zu sehen, die wohl nur Ami alleine verstand. Für Makoto war das jedenfalls viel zu hoch, was sie dort sah. Nach und nach berechnete der Laptop eine Position aus und zoomte langsam auf ein bestimmtes Gebiet. Mit angehaltenem Atem, warteten Makoto und Ami auf das Ergebnis.

Ungebetener Beobachter

Terra bemerkte nicht sofort, dass erneut jemand versuchte ihn zu erreichen. Erst als Naoko ihm sagte: "Deine Uhr blinkt so komisch!" Heimlich schielte er auf seinen Pager herab. Einer der Knöpfe leuchtete in einem hellen Blau!

Sofort wollte er rangehen, doch im letzten Moment kamen ihm Reis Worte in den Sinn: "Tu mir einen Gefallen und gehe nicht an den Pager, wenn sie dich anruft. So hart es auch sein mag. Sonst fürchte ich, wird sie noch irgendeinen Hinweis bekommen." Schweren Herzens ließ Terra den Arm wieder sinken und versuchte es zu ignorieren. Nach etwa einer Minute hörte es auf.

Nachdenklich sah Terra wieder auf die Straße. War es Zufall? Das Ami ihn unmittelbar nach Rei versuchte zu erreichen? Bestimmt. Wahrscheinlich hatte sie es die letzten Tage häufiger versucht, nur hatte er es nicht mitbekommen, da offenbar auf dem Berg kein Empfang möglich war.

"Kommst du?", rief Naoko ihm winkend zu. In der anderen Hand hielt sie eine gefüllte Einkaufstüte. Ohne es gemerkt zu haben, war Terra einfach stehen geblieben. "Ja!", rief er ihr zu. Schnell beeilte Terra sich, wieder aufzuholen. Naoko biss genüsslich von einem Apfel ab und wartete auf ihn. "Iss nicht zu viel.", mahnte Terra sie. Das war jetzt schon ihr fünfter Apfel. "Die Vorräte müssen für ein paar Tage reichen." "Ja schon gut. Keine Bange.", beruhigte Naoko ihn grinsend und biss erneut ab. "Deine Uhr muss ich mir heute Abend noch mal genauer ansehen. Irgendwie fasziniert sie mich. Natürlich nur wenn ich darf." Zögernd sah Terra auf den Pager herab. "Ehrlich gesagt, gebe ich diese Uhr nicht so gerne aus der Hand.", sagte er. "Biiiiiitte!. Nur mal ganz kurz."

Gerade hatten sie die Stadtgrenze passiert und wanderten forschen Schrittes in den Wald hinein. Der Rückweg war beschwerlicher, da sie bergauf liegen. Deswegen kamen sie auch langsamer voran, als am Morgen. Ihre gute Laune ließen sie sich davon nicht verderben. Nach einer Weile, in der Naoko ihn unentwegt anflehte sich die Uhr näher ansehen zu dürfen, schaffte er es irgendwie, sie auf ein anderes Thema zu bringen und sie führten ihr Gespräch von heute Morgen fort. Ab und wann bemerkte Naoko jedoch, dass Terra für kurze Augenblicke abwesend wirkte. Als würde ihn etwas beschäftigen.

Mittag war schon eine Weile vorbei, als sie endlich die ersten Ausläufer des Tempels in der Ferne sehen konnten. "Na endlich. Ich dachte schon wir kommen nie mehr an.", sagte Naoko erleichtert. Terra sah sie an und wollte etwas erwidern. Doch dann sah er tief in der Dunkelheit des Waldes hinter ihr eine Bewegung. Abrupt blieb er stehen und starrte gebannt in den Wald. "Terra?"

Konzentriert versuchte er mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen. "Was ist los?" Naoko hatte sich zu ihm gestellt und sah in dieselbe Richtung wie er.

In Terras Nacken stellten sich plötzlich die Haare auf. "Wir werden beobachtet." Alarmiert spannte Naoko ihren Körper an. "Bist du sicher?" "Ja. Ich spüre, dass dort hinten jemand ist. Außerdem war da gerade eine Bewegung." Sehen konnten sie immer noch nichts. Dafür aber umso mehr spüren.

Nämlich die Dunkelheit, welche aus dem Wald heraus auf sie zuwaberte. Wie schwarze Tentakel, ähnlich wie Schatten, kroch sie über dicke Wurzeln. Ließ Blätter zu Staub zerfallen und Gras vertrocken, Finsterer Dunst zog sich hinter den Schattententakeln hinterher. Terra ließ seinen Beutel fallen und zog seine Schlüsselschwerter. Naoko tat es ihm nach. Unaufhörlich krochen die Tentakel immer näher. Irgendwie reagierten die Schlüsselschwerter auf die Dunkelheit. In Terras Händen begannen sie leicht zu vibrieren und sie wurden ganz leicht nach vorne gezogen. Fast schien es, als wollten die Schwerter sich der Dunkelheit stellen. Einer der Tentakel bohrte sich mühelos durch eine dicke Wurzel und brannte ein knisterndes Loch hinein. Das Holz wurde spröde und vertrocknete.

Eines war Terra ohne jeden Zweifel klar. Sollten diese Tentakel sie auch nur berühren, würde das kein gutes Ende nehmen. Kurz bevor die Dunkelheit sie erreicht hatte, traf er eine Entscheidung. "Reflek!", rief er und zielte mit einem Schwert auf den Boden unter ihm. Um sie herum entstand ein Schild aus purem Licht und drängte die Dunkelheit zurück.

Allerdings nur für einen Moment. Kaum hatten die Tentakel ihren Schreck überwunden, kamen sie wieder näher. Kriechend und tastend versuchten sie, an der Mauer herauf zu klettern. Zwei der Fühler fingen an sich in das Schild hineinzubohren.

Rasch legte Terra mehr Kraft in den Schild um andere Fühler daran zu hindern, das gleiche zu tun.

Doch die bereits eingedrungenen, konnte er nicht mehr zurückstoßen.

Naoko hob ihr dünnes Schwert und stach auf die Fühler ein. Windend zuckten sie zurück. Terra nutzte den Moment und schloss die Löcher schnell.

Trotzdem war die Gefahr damit noch nicht gebannt. Schließlich konnte er den Zauber nicht ewig aufrechterhalten. Die Dunkelheit hingegen brauchte gewissermaßen einfach die Hände in den Schoß legen und warten, bis seine Kraft aufgebraucht war. Ihnen musste schleunigst etwas einfallen.

Die zündende Idee hatte Naoko. Wortwörtlich.

Sie kreuzte ihr Schlüsselschwert mit dem von Terra. Eine neue Kraft durchflutete das Schild und es ging förmlich in Flammen auf. Brennend und hektisch zuckend, zogen die Tentakel sich zurück. Aber das Brennen hörte nicht auf. "Feuga!", rief Naoko. Wie bei einer Zündschnur fraß sich das Feuer an den Tentakeln entlang, weiter bis zu ihrem Ursprung. Immer schneller entfernte es sich in der Dunkelheit des Waldes und erleuchtete die Bäume um sich herum.

Terra wollte unbedingt sehen, wer oder was am anderen Ende dieser Dunkelheit lauerte und sie beobachtete. "Komm!", sagte er knapp in Naokos Richtung. Entschlossen löster er den Schild auf und lief los. Naoko folgte ihm auf dem Fuße.

Plötzlich hörten sie hastige Schritte und knackendes Holz. Blätter raschelten laut. Jemand floh!

Seine Anstrengungen verdoppelnd, nahm Terra die Verfolgung auf. Am Rande nahm er wahr, dass die Tentakel plötzlich nicht mehr weiter führten. Zuckend und sich windend lagen sie verletzt auf dem Boden. Sie waren zerschnitten worden, um den Vormarsch des Feuers zu stoppen.

Die Schritte wurden leiser. Dieser Jemand war verflucht schnell.

Die beiden Schlüsselschwertkrieger legten noch einen Zahn zu. Bäume flogen immer schneller an ihnen vorbei und doch kamen sie keinen Meter näher.

Und dann...waren die Schritte plötzlich verklungen.

Irritiert stoppte Terra.

Unmittelbar danach bekam er einen harten Schlag im Rücken ab, welcher ihn Straucheln ließ. Gefolgt wurde dies von einem lauten Fluchen.

Er drehte sich um. Naoko hatte nicht mehr rechtzeitig stoppen können und war einfach in ihn reingelaufen. Der Aufprall hatte sie zu Boden geworfen. Sich die Nase reibend sah sie ihn vorwurfsvoll an. "Das nächste Mal warne mich doch bitte vor, ja?", maulte sie. "Verzeih. Das war keine Absicht." Terra reichte ihr die Hand und half ihr auf.

"Schon gut." Aufmerksam sah Naoko sich um. "Wo ist er hin?"

"Keine Ahnung!" Auch Terra sah sich um. Doch so lange sie auch suchten, es blieb dabei. Die Person war verschwunden. Es waren auch keine weiteren Schritte zu hören.

Angestrengt nachdenkend sah Terra zu Boden. Wie war das möglich? Weder er noch Naoko hatten sich die Schritte eingebildet, dessen war er sich ziemlich sicher. Und doch war hier niemand zu sehen. Es gab nicht mal einen Hinweis darauf, dass jemand hier gewesen wäre.

Prüfend besah er sich das Gras am Boden genauer. Irgendetwas musste doch zu finden sein. Dabei fiel ihm etwas Seltsames auf. Terra ging in die Hocke und strich vorsichtig mit der Hand über das Gras. "Naoko. Sieh mal!" Naoko kam zu ihm und sah ihm über die Schulter. Einen Moment lang sah sie auf die Stelle, auf die er deutete. Dann zuckte sie mit den Schultern und fragte: "Was soll da sein?"

"Das Gras. Fällt dir nichts auf?" Erneut betrachtete Naoko es. "Ehrlich gesagt: nein." Terra seufzte. "Sieh es dir genauer an. Die Farbe des Grases ist hier nicht mehr so kräftig und es läuft etwas bräunlich an."

"Aha!", machte Naoko und sah ihn unverwandt an. "Du siehst es nicht oder?", fragte Terra enttäuscht. "Was soll ich da schon groß sehen? Das Gras verwelkt halt etwas. Ich wüsste nicht, wie uns das weiter helfen soll." Statt zu antworten, verwandelte Terra sein Schlüsselschwert in ein Wurfmesser und malte mit der Klinge den Umriss der dunklen Fläche nach. Naokos Augen weiteten sich erstaunt. "Es sieht aus wie ein Fußabdruck!", sagte sie. "Richtig!" Terra suchte die Umgebung ab und deutete dann auf einen Punkt etwa anderthalb Meter vor ihnen. "Da hinten ist noch einer. Siehst du ihn?" Naoko nickte. "Weiter vorne ist noch einer. Sind das wirklich die Abdrücke von ihm oder ihr?"

"Scheint wohl so.", mrumelte Terra nachdenklich. "Aber was bedeutet das? Wieseo verwelken die Pflanzen dort wo er aufgetreten ist?", fragte Naoko. Terra zuckte mit den Achseln. "Ich habe keine Ahnung. Möglicherweise hat es mit der Dunkelheit zu tun. Diese Tentakeln haben auch eine Spur der Verwesung hinterlassen."

"Könnte sein. Aber wie erklärst du dir dann das da?" Sie deutete mit dem Finger auf eine größere Fläche vor ihnen. Sie war wesentlich größer als ein Fußabdruck. Oval zeichnete sich das verwelkte Gras von dem gesunden Gras ab. "Naja, sollte es wirklich an der Dunkelheit liegen, war das wohl der Punkt, wo er seinen Weltentunnel geöffnet hat. Das kann man an der Ovalen Form sehen." Neugierig fragte Naoko: "Weltentunnel? So einer durch den man zu anderen Welten reisen kann?"

"Genau. Es gibt zwei Arten von Tunneln. Den des Lichts und den der Dunkelheit. Das da wird wohl einer Tunnel der Dunkelheit gewesen sein."

"Aber was bringt es ihm in eine andere Welt zu wechseln? Nur um uns zu entkommen, ist das wohl ein bisschen übertrieben meinst du nicht?"

"Die Tunnel sind nicht nur dazu gedacht, zwischen den Welten zu wechseln. Man kann damit auch einfach zwischen verschiedenen Orten innerhalb derselben Welt reisen." Naokos Augen leuchteten auf. "Wie interessant. Das würde ich zu gerne mal ausprobieren." Erstaunt sah Terra sie an. "Weißt du etwa nicht wie das geht?" Bedauernd schüttelte Naoko den Kopf. "Hmm. Bei Gelegenheit zeige ich dir das mal. Viel wichtiger ist jedoch die Frage: was jetzt?"

"Naja. Viel machen können wir wohl nicht. Wenn er oder sie durch den Tunnel geflohen ist, haben wir wohl keine Möglichkeit ihn zu finden, wenn wir nicht wissen wo dieser hinführt. Wir sollten einfach zurück zum Tempel gehen. Viel anderes bleibt uns wohl nicht übrig. Aber in nächster Zeit sollten wir die Augen offen halten. Das wir hier oben nicht alleine sind, hat wohl nichts Gutes zu bedeuten.", überlegte Naoko laut.

"Ich fürchte, du hast Recht. Also gut. Gehen wir zurück. Aber es gefällt mir überhaupt nicht, dass hier ein Angehöriger der Dunkelheit herumschleicht.", brummte Terra.

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zu ihren Einkaufsbeuteln. Glücklicherweise waren die Lebensmittel erhalten geblieben. Die wenigen, die aus den Beuten herausgekullert waren, hatten sie rasch wieder aufgelesen. Sowohl Terra als auch Naoko hielten die ganze Zeit die Umgebung im Auge. Nur für den Fall, dass sie erneut beobachtet wurden. Was aber anscheinend nicht der Fall war.

Entspannen konnten sie sich deswegen aber trotzdem nicht so richtig.

Nur wenig später kamen sie dann auch endlich beim Tempel an. Als wenn sie es stillschweigend vereinbart hätten, fingen sie sofort an sämtliche Räume und den Hof zu durchsuchen. Nach dem die Suche glücklicherweise Erfolglos verlaufen war, trafen sie sich in ihrem Zimmer und verstauten die Lebensmittel im Schrank. "Was glaubst du, wer es gewesen ist?", durchbrach Naoko plötzlich die Stille. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.", sagte Terra. Aber stimmte das wirklich?

Die Figur im Feuer fiel ihm wieder ein. Diese seltsame Gestalt, welche in ihm so ein ungutes Gefühl ausgelöst hatte. Irgendwie hatte diese Person etwas mit seiner Vision zu tun. Bisher war sie aber in dieser Geschichte noch gar nicht erschienen. War es möglich, dass es sich um diese Person gehandelt hatte? Und wenn ja, welche Rolle spielte sie? "Vielleicht habe ich doch eine Idee.", warf Terra ein.

"Lass hören!", sagte Naoko gespannt. "Erinnerst du dich an die Geschichte mit meiner Vision? Und der Feuermeditation?" Naoko nickte knapp. "Diese Gestalt im Feuer. Ich dachte gerade, dass es sich ja um diese Person handeln könnte." Kurz dachte Naoko darüber nach. Schließlich sagte sie: "Das wäre in der Tat möglich. Leider kennst du aber die Identität dieser Person nicht. Daher bringt uns das wohl auch nicht sonderlich weiter."

"Nein. Wohl eher nicht.", seufzte Terra. "Es bringt wohl auch nichts, weiter darüber nachzudenken. Ohne Anhaltspunkte drehen wir uns ohnehin im Kreis."

"Sehe ich auch so.", stimmte Naoko ihm zu. Gähnend reckte Terra sich und sagte dann: "Ich werde wohl wieder in den Wald gehen."

"Wieso? Was hast du vor?", fragte Naoko erstaunt. "Ich bin hierhergekommen um zu trainieren. Und genau das habe ich auch vor. Möchtest du mitkommen?"

"Klar. Hab ja eh nichts anders zu tun."

"Okay, dann komm." Jeder von ihnen schnappte sich eine Wasserflasche und dann marschierten sie erneut los.

Die Lichtung sah noch exakt so aus, wie sie verlassen wurde.

"Ich finde es immer noch faszinierend.", sagte Naoko aus heiterem Himmel, während sie sich umsah.

"Was?", fragte Terra. "Dein Zauber. Wenn ich daran denke, wie es hier nach deinem Training aussah...und jetzt ist absolut nichts mehr zu sehen. Faszinierend in der Tat!"

"Wenn es dich so sehr interessiert, bringe ich dir den Zauber gerne bei Gelegenheit bei.", sagte Terra. "Das wäre super. Wirst du den Zauber heute auch wieder verwenden?" Terra schüttelte den Kopf. "Ja, das halte ich für sicherer. Ich will nicht, dass wir erneut beobachtet werden." Langsam sprach Terra die Formel und um sie herum baute sich erneut das Schild auf. Staunend sah Naoko ihm dabei zu. Doch plötzlich sah sie ihn seltsam an. "Wirst du dich wieder verwandeln?" Terra schüttelte den Kopf. "Nein. Ich denke nicht. Ich wills nicht unbedingt mit den Verwandlungen übertreiben. Sie kosten zuviel Kraft. Heute werde ich vor allem Kraft- und Ausdauertraining praktizieren. Meine Bewegungen verfeinern, meinen Körper daran gewöhnen über längere Zeiträume zu kämpfen, sowas halt. Ich will, dass mein Körper sowohl in Kraft als auch in Ausdauer beständiger wird. Möglicherweise gellingt es mir dann, die Verwanndlung länger aufrecht zu erhalten."

Auf der Unterlippe kauend, starrte Naoko auf den Boden. "Aber ist das wirklich wünschenswert? Wenn ich dich richtig verstanden habe, nimmt die Dunkelheit an Kraft zu, je länger die Verwandlung andauert. Würde das nicht auch das Risiko erhöhen, dass du dich in der Dunkelheit verlierst?" Leider musste Terra ihr da Recht geben.

"Ja. Dem kann ich leider nicht widersprechen. Allerdings wäre es mir lieber im Zweifelsfalle länger diese Form behalten zu können, wenn es nötig ist. Sonst könnten irgendwann wirklich meine Freunde dadurch verletzt werden, dass ich zu schwach war sie zu schützen. Dafür nehme ich die zunehmende Dunkelheit gerne in Kauf."

Zweifelnd sah Naoko ihn an. "Und was sollen deine Freunde machen, wenn dich die Dunkelheit wirklich übermannt? Was glaubst du denn, wie hoch die Chancen für sie steht, dich dann aufhalten zu können? Letztendlich wärst vielleicht du es selbst, der sie verletzt."

Darauf wusste Terra keine Antwort. Also schwieg er. Naoko hatte damit einen ziemlich wunden Punkt getroffen, über den er auch oft nachdachte. Was sollte geschehen, wenn es wirklich irgendwann passierte? Im Stillen hoffte er jedoch, dass es niemals so weit kommen würde.

Naoko schien zu wissen, was sie damit in ihm ausgelöst hatte. Seinem Gesicht konnte man seine Gefühlsregungen nur zu deutlich ansehen. Es bereitete ihm Sorgen. Mehr als er sich einzugestehen bereit war.

Schließlich zuckte sie nur mit den Schultern und sagte: "Du wirst schon wissen was du tust."

Terra nickte abwesend und begab sich in die Mitte des Feldes. Stumm zog er seine Schlüsselschwerter und nahm Kampfhaltung ein.

"Na dann viel Vergnügen. Ich glaube, ich werde ein kleines Nickerchen auf dem Baum dort halten." Mit einem Satz sprang Naoko den Baum empor und landete sanft und sicher auf einem besonders dicken Ast. Gähend reckte sie sich und lehnte sich dann entspannt zurück.

Wenige Minuten später war sie eingschlafen.

Zurück in die Höhle

Ein lautes Krachen ließ Naoko auffahren. Verschlafen schaute sie sich um. Die Sonne war mittlerweile weiter gewandert. Allmählich ging es auf die Abenddämmerung zu. In der Mitte der Lichtung stand Terra. Ein großer Felsbrocken lag zersplittert vor ihm. Schwer atmend richtete er sich auf. In einem Funkenstrom verschwanden die Schwerter und er begann mit den Schultern zur kreisen um sie zu entspannen.

Naoko rieb sich die Augen und sprang dann vom Baum herab. "War der Fels im Weg?", fragte sie spöttisch. Er sah auf. "Wieder wach?", fragte er ebenso spöttisch zurück. "Offensichtlich. Bei dem Lärm auch kein Wunder.", neckte Naoko ihn. Terra lachte auf. "Na du hast gut reden. Ich hab die ganze Zeit schon wesentlich größeren Lärm veranstaltet und es hat dich kein bisschen gestört. Dein Geschnarche hingegen, hat dem schon ziemliche Konkurrenz gemacht." Hastig duckte er sich, als plötzlich ein Ast geflogen kam. "Von wegen Geschnarche, Mistkerl.", grinste Naoko. "Das kannst du deiner Oma erzählen."

Lachend ließ Terra sich auf dem Boden nieder. Er wirkte ziemlich erschöpft. Naoko setzte sich neben ihn. "Wie lange sind wir schon hier?"

Terra zuckte mit den Schultern und sah auf die Uhr. "Vier, fünf Stunden in etwa. Nicht mehr lange und es wird anfangen dunkel zu werden."

"Ist doch eigentlich eine gute Zeit um zurück zu gehen, findest du nicht?" Irgendwie klang die Frage scheinheillig. "Hast du etwa schon wieder Hunger?", fragte Terra ins Blaue hinein. Anscheinend traf er dennoch ziemlich ins Schwarze.

Naoko schien sich nämlich schlagartig wahnsinnig für einen Grashalm zu ihren Füßen zu interessieren. "Ja, hast du.", stellte Terra für sich selbst fest. "Vielleicht ein wenig.", nuschelte Naoko. "Oh mann. Na von mir aus. Aber du wirst noch ein wenig aushalten müssen, wenn du nicht alleine hochgehen willst. Ich möchte noch ein paar magische Übungen machen." Sofort setzte Naoko sich kerzengerade auf und starrte ihn freudestrahlend an. "Magische Übungen?", fragte sie aufgeregt und mit glänzenden Augen.

Stirnrunzelnd betrachtete Terra sie. "Du hast einen Narren an Magie gefressen, kann das sein?" Eifrig nickte Naoko. "Ja. Ja. Ja. Was dagegen, wenn ich mitmache?" Kurz dachte Terra nach. Schließlich sagte er: "Warum eigentlich nicht? Wir könnten ein kleines Magier-Duell ausfechten."

Aufgeregt spran Naoko auf. "Ja. Lass und das tun!"

"Okay." Für Terra war es eine gute Möglichkeit Naokos magische Fähigkeiten zu testen.

Sie stellten sich in angemessener Entfernung auf und betrachteten einander. "Bist du bereit?", fragte Terra. Naoko nickte. "Ok. Dann los."

Ihr Angriff hätte ihn fast erwischt. Schneller als er gucken konnte, hatte Naoko eine Art Windstrudel beschworen, welcher mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zuraste. So schnell er konnte, presste Terra die Hände auf den Boden und entfesselte seine Erdmagie. Keine Sekunde zu spät baute sich vor ihm ein Erdwall auf. Unmittelbar danach hörte er ein lautes Krachen. Tiefe Risse zeichneten sich im Wall ab, durch die feine Staubschließeren rieselten. Erst als das Geräusch verklungen war, ließ Terra den Wall wieder sinken. Freude strahlend stand Naoko dort und sah ihn an. Terra war mehr als überrascht. Ihre magische Kraft schien ziemlich stark zu sein. Vor allem aber war sie erstaunlich schnell. "Kanns´ weiter gehen?", fragte Naoko. "Ja." Terra hob die Hände und richtete sie auf Naoko. Genau wie sie entfesselte er seine Windmagie. Allerdings beschwor er keinen Strudel hervor, sondern feuerte eine Salve aus Windkugeln auf sie ab.

"Interessant.", flüsterte Naoko. Geschickt fing sie die erste Kugel mit ihrer Hand auf. Natürlich nicht direkt mit der Hand. Stattdessen schloss sie die Windkugel in einer Art magischen Kraftfeld ein, wodurch diese dich über ihrer Handfläche schwebte. Mit beinahe tanzenden Bewegungen und Drehungen fing sie auch die anderen Kugeln auf und verband sie zu einer einzigen, großen Kugel. Danach rammte sie diese in den Boden vor sich. Der Wind rauschte zurück zu Terra und riss einiges an Erde und Steinen mit sich. Rasch wich Terra ihnen aus. Ihre Hände auf den Boden gepresst, entfesselte Naoko nun ihre Erdmagie. Mit einem lauten Krachen, brachen mehrere Spitze Erdsäulen darauf hervor und zielten auf Terra. Nur seine Windmagie konnte ihn retten. Rasch zog er einen großen Schild aus tosendem Wind um sich, welcher ihn vor dem Angriff schützte. Ohne Zeit zu verlieren wandelte er den Schild in einen Speer und schleuderte ihn auf Naoko. Im selben Zug schickte er seine Feuermagie aus und der Speer verwandelte sich in eine glühende Flammenzunge. Erneut fing sie die Magie mit ihrer eigenen auf, drehte eine Pirouette und schleuderte die Flammen zurück. Allerdings verstärkte sie die Flammenzunge mit ihrer eigenen Kraft, wodurch sich die Zerstörungskraft beinahe verdoppelte.

Hastig zog Terra einen Eisschild zum Schutz um sich. Feuer und Eis kollidierten in einem lauten Knacken und Zischen und weißer Nebel hüllte die beiden Kontrahenten ein. Bröckelnd krachte der Eisschild zu Boden.

Bevor Terra Luft holen konnte,erfasste ihn ein starker Windschlag. Sich überschlagend wurde Terra in die Luft katapultiert und in einem Strudel eingeschlossen.. Schnell rief er seine Windmagie um sich wieder zu stabilisieren und aus der Windhose zu entkommen. Beide Kräfte zerrten gegenseitig aneinander und lösten sich letztendlich im Nichts auf.

Zeit für einen Gegenangriff. Terra feuerte einen Eisstrahl auf Naoko ab. Der Strahl traf sie mitten in der Brust und ließ sie zu Eis erstarren. "Verdammt. Naoko!", rief Terra überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet sie zu treffen, dafür war sie zu gut. Sicher landetete er wieder auf dem Boden und lief zu ihr.

Kurz bevor er sie erreichte fing der Boden unter ihm an zu beben. Plötzlich erhoben sich vier Erdwände und schlossen ihn und Naoko ein. Terra feuerte einen gut gezielten Blitz auf eine der Wände ab und...der Blitz ging einfach durch die Wand hindurch. "Was zum...?" Über ihm verdunkelte sich der Himmel. Alarmiert sah Terra hinauf. Dort war eine gigantische Erdfaust und holte aus. Schnell zerstörte Terra sie mit einem weiteren, viel stärkeren Blitz. Aus dem Inneren der zerspringenden Faust sprang Naoko hervor. Irritiert starrte Terra sie an. Wie war das möglich? Naoko war doch eingefroren. Doch in diesem Moment verschwanden sowohl die eingefrorene Naoko aus auch die Erdwände. Scheinbar war alles eine Illusion gewesen.

Naoko landete wieder auf dem Boden und stürmte auf ihn zu. In ihrer Hand bildete sich eine blau leuchtende Kugel, welche extreme Kälte ausstrahlte. Entschlossen stürmte Terra ihr ebenso entgegen. Gleichzeitig rissen sie ihre Arme zurück und schleuderten dann ihre Magie dem anderen entgegen. Sie trafen sich in der Mitte der Lichtung. Eisige Böen hüllten die beiden Kontrahenten ein, während die Eiskugeln gleichzeitig aneinander zerrten und sich umeinander wanden. Mit ausgestrecktn Armen standen sie sich gegenüber und versuchten die Vorherrschaft zu erlangen. Zwischen ihnen tobte ein Sturm aus Eis und Schnee. Als die Magie ihren Höhepunkt erreichte, explodierte sie in alle Richtungen. Terra und Naoko sprangen beide zurück um sich in Sicherheit zu bringen.

Keuchend betrachtetn sie das Ergebnis ihres Kampfes. Mitten auf der Lichtung thronte eine mehrfach in scharfkantigen Zacken ausufernde Eissäule. Der Boden darum herum, war in weiß-bläulichem Eis gefangen. In der Luft schwebten winzige Eiskristalle.

"Ich glaube, das reicht fürs erste.", sagte Terra. "Stimme dir voll und ganz zu.", brachte Naoko schwer atmend heraus.

Der Kampf hatte nicht sehr lange gedauert. Dennoch waren sie beide ziemlich erschöpft, da sie unbewusst mit vollem Einsatz gekämpft hatten.

Sowohl für Terra auch für Naoko war es jedoch ein aufschlussreiches Training gewesen. Insbesondere für Terra. Nun hatte er eine ungefähre Ahnung von Naokos Fähigkeiten. Aus ihrer Handlung konnte er entnehmen, dass ihr Wissen über die elementare Magie ziemlich tief ging. Sogar tiefer als seines. Anders als Terra war sie in der Lage, die Magie des Gegners zu manipulieren und sich zunutze zu machen. Man bedenke allein schon das Auffangen der Windsalve oder der Flammenzunge. Und sie schien Erfahrungen in Illusions-Magie zu haben. Ein Bereich, den Terra bisher noch nie benutzt hatte. Zwar kannte er ein paar Formeln dafür, hatte sie bisher aber noch nie angewandt.

Alles in allem glaubte er, dass sie noch sehr gut voneinander lernen konnten, er aber in einem magischen Gefecht niemals ihr Feind sein wollte.

"Du kämpfst erstaunlich gut. Bist du mit den Schwertern auch so stark?", fragte Terra und kam zu ihr. Naoko schüttelte den Kopf. "Nein. Leider nicht. Mir fehlt einfach die Kampferfahrung. In der Magie kann ich das wenigstens mit Fantasie wieder wettmachen. Aber im Schwertkampf würdest du mich zweifelsohne mit Leichtigkeit besiegen."

"Auch wenn dir Kampferfahrung fehlt, könntest du eine gute Schwertkämpferin sein. Deine Bewegungen haben zumindest gute Voraussetzungen dafür und eine gewisse Stärke bestitzt du auch. Letztendlich darf man nicht vergessen, dass starke Magie nur aus einem starken Körper resultiert. Je stärker der Kämpfer, desto stärker die Magie. Und was die Erfahrung angeht: wenn du magst, können wir öfter mal Übungskämpfe machen. Sowohl in Magie als auch mit dem Schwert."

Freudig nickte Naoko. "Ja, sehr gerne!"

Zitternd rieb sie sich die Arme. "Es ist etwas kalt. Findest du nicht?", fragte sie schief grinsend. "Ja, allerdings.", lachte Terra. "Komm. Lass uns zurückgehen."

Gesagt getan. Schnell sahen sie zu, dass sie in wärmere Gefilde kamen. Mit einer Handbewegung ließ Terra den Schild wieder sinken und die Umgebung versetzte sich wieder in ihren Ursprung zurück. Mittlerweile war die Abenddämmerung längst angebrochen und sie mussten im Zwielicht aufpassen wohin sie traten.

Allerdings störte sie das wenig. Angeregt in ein Gespräch über Magie und magische Angriffe vertieft, nahmen sie ihre Umgebung kaum war. Zumindest nicht bis der Tempel in Sichtweise kam.

"Na endlich!", rief Naoko. "Ich verhungere noch!" Sprach´s und lief los.

Terra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Ähnlichkeit zwischen Bunny und Naoko, wenns um Essen ging, war in der Tat ziemlich spannend. Um nicht abgehängt zu werden, sprintete er hinterher. Als er gerade so nahe heran war, dass er auch das Eingangstor des Tempels sehen konnte, spürter er etwas. Etwas Dunkles.

Überrascht stoppte er kurz. Nur um danach umso schneller weiter zu laufen. Gerade rechtzeitig erreichte er Naoko und griff nach ihrem Arm. "Stopp! Bleibt stehen!", rief er dabei.

Irritiert hielt Naoko an und sah ihn fragend an. "Was ist?"

"Spürst du es nicht?" Naoko besah sich das Gebäude und konzentrierte sich. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Dunkelheit spürt. Nein nicht ganz. Es war mehr eine körperliche Präsenz. Eine Person welche im Reich der Dunkelheit wandelte. Jemand war hier!

"Ja. Jetzt spüre ich es auch. Ob das der Typ von vorhin ist?" Terra nickte. "Ich glaube schon. Die Aura fühlt sich ähnlich an." In diesem Moment ertönte aus dem Tempel ein Geräusch. Eine Art Scharren und Rumpeln.

"Klingt, als würde jemand etwas großes über den Boden schleifen.", flüsterte Naoko. Vorsichtshalber zogen sie ihre Schwerter.

Für einen Moment sahen sie sich an und nickten einander zu. Mit der Spitze seines Schwertes, drückte Terra vorsichtig gegen den rechten Flügel des Tores. Knarrend öffnete er sich. Das Scharren verstummte. Plötzlich herrschte totenstille. Dann ertönten hastige Schritte. Terra und Naoko stürmten in die Eingangshalle, doch sie waren zu langsam. Sie sahen nur noch eine schwarze Wolke, welche sich im Nichts auflöste. Ein Tor der Dunkelheit! Ebenso wie das Tor des Lichts, konnten Anhänger der Dunkelheit mit ihm jederzeit zwischen den Welten reisen.

"Mist. Schon wieder entkommen.", fluchte Naoko.

Terra schwieg. Aufmerksam sah er sich um. "Wir sollten die Räume noch einmal überprüfen. Irgendwas hat er hier gemacht und ich will wissen was es war."

"Vielleicht hat uns hier ja Ostereier versteckt.", witzelte Naoko mit bitterer Stimme, machte sich aber sofort an die Arbeit.

Trotz gründlicher Suche konnten sie jedoch nichts ungewöhnliches entdecken. Letztendlich trafen sie sich wieder in der Halle. "Nichts. Es ist zum verrückt werden. Was hat er nur hier gemacht?", fragte Naoko frustriert. Ihr Blick fiel auf Terra, welcher nachdenklich in die Leere starrte. Zwischen seinen Fingern drehte er den Anhänger seiner Kette hin und her. "Dich beschäftigt etwas, das sehe ich doch.", sagte Naoko. Terra nickte, sah aber immer noch ins Leere. "Das Geräusch. Dieses Scharren. Ich überlege gerade, woher es gekommen sein könnte."

"Hmm. Ich glaube, das Geräusch kam ungefähr aus dieser Richtung.", sagte Naoko und deutete zur großen Treppe, welche in den oberen Stock führte. "Könnte sein." Gemeinsam suchten sie die Treppe noch einmal genauer ab. Sie klopften sachte an Wände um herauszufinden, ob sich irgendwo eine Geheimtür verbarg; sie betrachteten und beklopften den Boden um eine eventuelle Falltür zu finden; doch es blieb bei dem was es augenscheinlich die ganze Zeit war: eine ganz normale Treppe aus Holz." Fehlanzeige", murmelte Terra. "Und wenn das Geräusch von oben kam?", warf Naoko ein und flitzte nach oben. Terra folgte ihr. Nach ein paar Minuten des Suchens rief Naoko plötzlich nach ihm. Schnell ging er zu ihr. Naoko kniete vor der großen Drachenstatue, welche Terra an seinem ersten Abend sofort ins Auge fiel. Die einzige Statue die nicht mit gold überzogen war und aussah wie eine Mischung aus Drache und Wolf. "Sieh´ mal." Aufgeregt deutete Naoko auf den Boden vor der Statue. Im Staub waren deutlich Schleifspuren zu sehen. "Mr. Drache hier wurde eindeutig bewegt. Und es ist noch nicht lange her.", kombinierte Naoko.

"Du hast Recht! Vielleicht gibt es ja einen Hebel oder sowas." Terra besah sich die Statue etwas genauer. Mit der Hand strich er über jede noch so kleine Verzierung und Unebenheit. Naoko tat es ihm auf der anderen Seite nach.

Plötzlich bemerkte Terra etwas. Über seinen Arm strich ein ganz leichter Windhauch. Aufmerksam geworden betrachtete er die Holzwand hinter der Statue. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man eine ganz schmale Linie erkennen. Seine Augen folgten der Line und nun sah er, dass sie ein etwa zwei Meter hohes und etwa anderthalb Meter breites Rechteck bildete. "Hier scheint sowas wie eine Tür zu sein.", sagte er. "Super! Bleibt nur noch die Frage, wie wir sie öffnen könen!", brummelte Naoko von unten herauf. "Ich finde hier weit und breit keinen versteckten Schalter oder sonst etwas. Nur Staub und Spinnweben. Zum Glück ohne Spinnen."

"Hmmm. Möglicherweise ist die Lösung einfacher als wir denken.", sagte Terra. "Geh doch mal kurz zur Seite, ja?" "Okay."

Terra stellte sich direkt vor den Drachen. Einen Moment lang sah er ihm in die steinernen Augen. Dann packte Terra ihn am Kopf und zog. Die Statue bewegte sich ein Stück. "Aha. Wir müssen die Statue einfach nur nach vorne ziehen." Er suchte sich einen bessern Griff und zog mit aller Kraft. Knrischend bewegte die Statue sich weiter. Terra zog so weit er konnte. Bis ein lautes Klicken ertönte. Irgendwas schien irgendwo eingerastet zu sein. Die Statue bewegte sich nun keinen Millimeter mehr weiter. Dafür öffnete sich mit einem lauten Rumpeln die Wand. Ein Schwall kalter Luft schlug ihnen entgegen, begleitet mit einem schaurigem Heulton.

"Wow." Neugierig näherte Naoko sich der Öffnung und sah hinein. "Eine Wendeltreppe. Sie führt nach unten." In der Tat. Es handelte sich um einen Schacht, welcher tief in den Boden hinein ragte. Man konnte nicht einmal das Ende der Treppe sehen. Terra beschwor eine kleine Flamme in seiner Handfläche. "Wollen wir uns das mal ansehen?" Naoko nickte aufgeregt. Ihr seltsamer Besuch schien längst vergessen zu sein. "Nimm zumindest eines deiner Schwerter in die Hand. Nur zur Sicherheit.", ermahnte Terra sie, während er selbst sein Drachenfeuer erscheinen ließ. "Weiß ich."

"Ok. Dann mal los."

Je weiter sie gingen desto allumfassender wurde die Dunkelheit. Irgendwann verschwand auch das letzte bisschen Licht von der Tür oben im Schacht und Terras Feuer war die einzige Lichtquelle. Es wurde auch merklich kühler. Schließlich beschwor auch Naoko eine kleine Flamme. Zum einen um besser sehen zu können, zum anderen um wenigstens eine Spur Wärme zu bekommen.

"Wie weit der Schacht wohl noch geht?", fragte sie, nachdem sie schon einige Minuten abwärts gegangen waren. Bei dem Gedanken, die vielen Stufen später wieder aufwärts laufen zu müssen, stöhnte sie schon jetzt innerlich auf. "Ich habe keine Ahnung." Etwas an seinen Tonfall ließ Naoko aufhorchen. Terra klang extrem angespannt. "Wirklich nicht?", harkte sie vorsichtig nach. Terra schwieg. Schließlich fasste sie ihn sanft an der Schulter und zwang ihn stehen zu bleiben. "Was ist los?" Erst sah er sie an, dann wanderte sein Blick wieder nach unten. Irgendwas schien ihm Sorgen zu bereiten.

"Vielleicht habe ich eine Vermutung."

"Erzähl!", forderte Naoko ihn auf.

Einen Moment noch zögerte er. Dann sagte er: "Eventuell führt dieser Sacht ins Innere des Berges. Also in die Höhle. Die Höhle wo ich dem Herzlosen begegnet bin." Plötzlich wurde Naoko noch kälter als ohnehin schon. "Bist du sicher?" Aber Terra schüttelte den Kopf. "Nein. Sicher bin ich mir nicht. Aber wenn man den Aufbau des Berges mit der Position des Schachtes vergleicht, liegt der Verdacht sehr nahe. Und..." Naoko wartete darauf, dass er weiter sprach. Als er es nicht tat, fragte sie: "Und?"

"Und die ganze Atmosphäre fühlt sich an wie gestern, als ich die Höhle betreten habe. Ein unangenehmer Druck am ganzen Körper. Die kalte Aura, die der Stein um uns herum abgibt. Es gefällt mir nicht. Und viel weniger gefällt mir der Gedanke, dass ich Recht haben könnte. Denn dann wird der Herzlose, sofern er nicht bei dem Felssturz gestorben ist, möglicherweise dort unten auf uns warten."

"Das verstehe ich. Möchtest du lieber umkehren?", fragte Naoko. Zugegeben war sie auch nicht sonderlich scharf darauf, dem Herzlosen jetzt zu begegnen. Jetzt wo sie noch ausgelaugt vom Training waren und sowieso keinen Plan hatten, wie man ihn besiegen konnte. Insgeheim hoffte sie, er würde ihr zustimmen. "Nein. Ich glaube nicht, dass wir das noch können. Es könnte gefährlich sein nicht zu wissen, was sich direkt unter unserem Schlafzimmer befindet. Vielleicht irre ich mich ja auch und alles ist ganz harmlos."

"Hoffentlich irrst du dich.", sagte Naoko.

Terra nickte zustimmend. "Na komm. Gehen wir weiter." Naoko musste zugegeben, dass sie ihn dafür bewunderte. Der Herzlose machte Terra ziemliche Angst, trotzdem schaffte er es weiter zu gehen.

Runde um Runde gelangten sie immer tiefer. Bis endlich die Treppe endete. Nun standen sie in einem kleinen, steinernen Raum. Vor ihnen bohrte sich ein weiterer Stollen durch den Fels. Noch immer konnten sie kaum eine Körperlänge weit sehen. Ohne zu zögern betraten sie den Stollen und lauschten ihren eigenen Schritten. Nach einer Weile war auch dieser Stollen zu Ende. Was sie nun sahen, bestätigte Terras Befürchtungen. Sie standen auf einem steinern Podest oder eher einem Vorsprung. Ein paar Meter vor ihnen endete der Fels unter ihren Füßen in einem scheinbar bodenlosem Abgrund. Genau wie gestern, war das Ende der Höhle nicht sichtbar. Möglicherweise lag direkt gegenüber sogar der Ort, an dem Terra gestern die Steintafel entdekct hatte. Stichwort Steintafel: am Rande des Abgrunds stand eine weiterer Tafel. Sie war nahezug identisch mit der anderen, nur dass diese wesentlich besser erhalten war. Auch das Bild war genau gleich. "Seltsam.", mumelte Naoko. "Was ist?", fragte Terra und sah sie an. "Dieses Bild. Ich habe es schon einmal gesehen. Bevor ich auf diesen Berg kam. Es hat irgendwas mit der Legende zu tun. Mann, wenn ich mich nur erinnern könnte."

"Hoffentlich fällt es dir wieder ein. Es könnte wichtig sein um zu verstehen, was hier vorgeht.", überlegte Terra laut. "Ja. Es war auch irgendwie wichtig." Nachdenklich trat sie an die Tafel heran und strich behutsam über die Linien der Zeichnung. "Ich frage mich, warum die Mönche einen Geheimgang zu dieser Höhle hatten.", wunderte Naoko sich. "Was ist an dieser Höhle so besonders?"

"Es würde mich nicht überraschen, wenn es etwas mit dem Bild auf der Tafel zu tun hätte. Ich glaube, darauf ist dieser Berg abgebildet. Und in seinem Inneren haust so etwas wie eine Schlange. Möglicherweise ist die Schlange eine Art Gottheit, welche von den Mönchen angebetet wurde."

Bei den Worten "Gottheit" und "Schlange", regte sich etwas in Naokos Gehirn. Eine Erinnerung. Jedoch war der Moment zu kurz, um sie zu fassen zu bekommen. Praktisch sofort, war sie wieder verschwunden.

Schulterzuckend sah Naoko sich um. Allerdings gab es in der Dunkelheit nicht viel zu sehen.

"Und jetzt?", fragte sie.

Terra trat ein paar Schritte vor und ließ seinen Bogen erscheinen. "Ich möchte etwas ausprobieren."

"Was denn?", fragte Naoko überrascht. "ich will wissen, wie groß diese Höhle ist. Und ob es vielleicht etwas zu sehen gäbe, was uns hilft." Ernst sah Terra sie an. "Aber: sollte der Herzlose wirklich hier und noch am Leben sein, wird er dadurch mit Sicherheit auf uns Aufmerksam gemacht. Sofern er uns nicht eh schon entdeckt hat, heisst das."

"Dann wäre ein Kampf aber unausweichlich.", war Naoko ein. Terra nickte. "Ja. Daher bitte ich dich vorher um Erlaubnis. Ich bin nicht scharf darauf, mit ihm zu kämpfen. Aber ich muss Gewissheit haben." Stirnrunzelnd sah Naoko in die Tiefe und schlussendlich nickte sie. "Ich bin bereit.", obwohl sie eigentlich genau das Gegenteil davon war. Wortlos hob Terra den Bogen. Mit seinen Fingern berührte er die Sehne und zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger bildete sich ein leuchtender Pfeil. Wobei es nicht wirklich aussah wie ein Pfeil, eher wie ein Blitz aus pulsierender Energie. Terra zog die Sehne so weit er konnte und hob den Bogen so an, dass er über den Pfeil hinweg sehen konnte. Kurz zielte er, dann ließ er los.

Mit einem lauten Sirren schoss der Pfeil über den Abgrund hinweg. Kurz darauf schlug er in der gegnüberliegenden Wand ein. Für ein paar Sekunden, bevor der Pfeil erlosch, beleuchtete er seine Umgebung. Es waren wirklich nur ein paar Sekunden. Doch länger brauchte Terra nicht.

Direkt gegenüber, in einer Entfernung von etwa sechszig bis siebzig Metern, befand sich tatsächlich die Platte auf der Terra gestern die Steintafel entdeckt hatte. Allerdings war sie kaum noch wieder zu erkennen. Dort wo einst der Eingang in den Tunnel war, befand sich jetzt nur noch ein riesiger Haufen Geröll und Gestein. Scheinbar hatte die Exlposion den gesamten Tunnel zum Einsturz gebracht. Mehrere Brocken Stein waren dabei auch hinauf auf die Plattflorm geschleudert worden.

Jetzt sah diese aus wie eine uralte Ruine, von der nur noch Trümmer und Schutt übrig geblieben war.

Einige der Brocken mussten wohl die Steintafel getroffen haben. Von ihr war nur noch der Sockel und ein Stück des äußeren Rahmens zu sehen. Dann erlosch der Pfeil. "War das...?" Terra nickte. "Dort habe ich gestern den Herzlosen getroffen." Alarmiert sah Naoko sich um. "Kannst du ihn sehen? Oder spüren?" Doch Terra schüttelte den Kopf.

"Nein. Aber das heißt nicht, dass er nicht da ist." Vorsichtig trat Naoko neben ihn und starrte in die Tiefe. "Ob er da unten ist? Ich meine, jetzt gerade? Sieht ziemlich tief aus."

Wortlos hob Terra erneut seinen Bogen, spannte einen Lichtpfeil und schoss. Sirrend flog der Pfeil in die Tiefe. Terra und Naoko warteten angespannt. Eine gefühlte Ewigkeit lang wurde das Licht immer kleiner und kleiner. Und irgendwann stoppte es. Zu diesem Zeitpunkt war das Licht gerade mal noch so groß wie ein Nadelkopf. Seine Umgebung konnte es nicht mal ansatzweise beleuchten.

Die Wirkung jedoch war dennoch mehr als ausreichend. "Er scheint nicht hier zu sein." Naoko nickte.

"Andernfalls hätte er längst angegriffen.", sagte sie. "Selbst wenn unsere Anwesenheit ihn nicht aufgescheut hätte, der Pfeil hätte es garantiert getan."

"Die viel wichtigere Frage ist also: ist er wirklich dort unter dem Schutt begraben und tot? Oder ist er einfach nur nicht hier? Und wenn das der Fall sein sollte, wo ist er dann jetzt?" Naoko sah ihn nur ratlos an. Auch sie hatte keine Antworten auf diese Fragen. "Könntest du nicht rüber fliegen und nachsehen?", fragte sie. "Wozu hast du denn deine praktischen Flügel?" Nachdenklich sah Terra in die Dunkelheit. Dorthin wo die andere Plattform sein musste.

"Das könnte ich. Aber es würde ewig dauern, sich bis zum Eingang der Höhle durchzuarbeiten. Dort habe ihn ihn ja das letzte Mal gesehen. Da wäre es viel schneller, von außen herum zum Eingang zu gehen. Dort mit dem graben anzufangen, würde viel mehr bringen. Doch ob das so klug ist? Im schlimmsten Fall setzen wir ihn dadurch wieder frei. Nein. Das halte ich für keine gute Idee."

"Und was schlägst du dann vor? Abwarten und Tee trinken?", fragte Naoko. Ratlos zuckte Terra mit den Schultern.

"Ehrlich gesagt: ich habe keine Ahnung. Ja, vielleicht sollten wir erstmal abwarten. Was besseres fällt mir im Moment auch nicht ein."

Naoko war nicht sonderlich glücklich mit dieser Entscheidung. Das war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Da sie jedoch auch keinen besseren Vorschlag vorzubringen hatte, beließ sie es bei einem sorgenvollen Stirnrunzeln.

In stillem Einvernehmen machten sie sich auf den Rückweg.

"Ich würde nur zu gerne wissen, warum die Priester einen Geheimgang zur Höhle hatten.", murmelte Naoko laut, während sie die Wendeltreppe wieder hinaufstiegen.

"Eine sehr gute Frage.", bemerkte Terra über seine Schulter hinweg. "Möglicherweise um ihrer Gottheit Opfergaben zu bringen oder so. Dadurch konnten sie sich den ganzen Weg um den Berg herum sparen." Naoko nickte zustimmend, auch wenn er es nicht sehen konnte. Klang irgendwie einleuchtend. Doch ein inneres Gefühl sagte ihr, dass die Lösung vermutlich nicht so einfach sein konnte.

"Aber dann hätten sie doch auch einfach einen ganz normalen Gang anlegen können. Wozu der Aufwand mit der Statue? Da muss einfach mehr dahinter stecken.", warf sie ein.

"Hmm. Vielleicht um ihn vor neugierigen Blicken zu schützen. Obwohl...dann hätten sie auch einfach eine Tür einbauen und diese dann verschließen können. Ach ich weiß es nicht.", murmelte Terra. Sein Kopf schien vor lauter Fragen und ungelösten Rätseln platzen zu wollen. Behutsam massierte er sich die Schläfen.

Nichts von allem schien im Moment irgendeinen Sinn zu ergeben.

Hinter sich meinte er Naoko flüstern zu hören. Fragend drehte er sich zu ihr um.

"Hast du etwas gesagt?" Hastig schüttelte Naoko den Kopf. "Nein, nichts."

Terra sah sie noch einen Moment lang an. Dann zuckte er mit den Schultern und ging weiter.

"Muss ich mir wohl eingebildet haben.", dachte er.

"Weißt du...vielleicht ging es ja gar nicht um die Gottheit selbst. Vielleicht wollten sie ja die Steintafel schützen. Vielleicht sollte sie nicht jeder zu sehen bekommen."

"Die Steintafel? Wir kommst du darauf?", fragte Terra. "Ach nur so ein Gedanke." Terra dachte über ihren Einwand nach. "Würde das Sinn machen? Beim anderen Höhleneingang stand doch auch so eine Steintafel."

"Schon. Aber möglicherweise nicht mit der selben Inschrift." Verblüfft blieb Terra stehen und wandte sich zu ihr um.

Für einen kurzen Moment glaubte er hinter Naoko eine Gestalt zu sehen. Aber es war nur ein Sekundenbruchteil. Dann war die Gestalt verschwunden. Hatte er sich das auch nur wieder eingebildet?

"Du meinst die Inschriften unterschieden sich vom Inhalt?" Naoko nickte.

"Naja, vielleicht nicht vom ganzen Inhalt her. Aber vielleicht stand auf der einen Tafel mehr als auf der anderen. Dinge die nur für die Priester und Mönche bestimmt waren. Oder vielleicht sogar nur für die Oberpriester."

"Und die Tafel mit diesen Informationen war die, welche die Priester durch den Geheimgang erreichen konnten. Klingt irgendwie logisch. Die Frage ist nur: was für Informationen können das gewesen sein? Was war so wichtig, dass die Priester es vor den Uneingeweihten verbergen mussten?", stellte Terra die Frage der Fragen.

"Vermutlich müsste man für die Antwort die Geschichte des Berges kennen. Ach verdammt. Es ist nervig, dass ich mich nicht erinnern kann.", fluchte Naoko.

Ja in der Tat. Die ganze Sache wäre dann vermutlich wesentlich leichter. "Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen.", sagte Terra beruhigend. "Je mehr du versuchst dich zu erinnern, desto mehr blockierst du die Erinnerung. Wenn du es sein lässt, kommen die Erinnerungen vermutlich irgendwann ganz von alleine zu dir zurück."

"Ja, vermutlich.", seufzte Naoko "Ich kann mich gerade eh nicht richtig konzentrieren. Ich muss andauernd daran denken, dass ich froh bin hier wieder raus zu kommen. Die Luft hier ist echt erdrückend." Terra nickte zustimmend. Gleich haben wir es geschafft."

Und damit behielt er Recht. Ein paar Minuten später standen sie wieder im Tempel.

Terra schob die Statue zurück an ihren ursprünglichen Platz. Mit einem lauten Scharren glitt sie über den Boden.

"Warum machst du das?", fragte Naoko ihn verwundert. "Jetzt ist es doch eh egal. Wir kennen den Geheimgang doch jetzt."

"Das mag sein.", stimmte Terra ihr zu. "Aber sobald jemand versucht den Gang zu nutzen, werden wir es so auf jeden Fall mitbekommen. Das Scharren wird wohl kaum zu überhören sein."

"Stimmt. Gute Idee." gab Naoko zu. Gähnend streckte sie sich.

"Das alles war schon ein bisschen aufregend. Die Aufregung hat mich hungrig gemacht." Terra warf ihr einen Blick zu. "Ach wirklich? Nur die Aufregung, ja?", fragte er sarkastisch. Naoko grinste ihn an. "Natürlich. Was denn sonst?"

"Ich weiß auch nicht. Deine Verfressenheit möglicherweise?"

"Ey!" Naoko packte einen kleinen Stein und warf ihn spielerisch nach Terra. Dieser wich dem Stein lachend aus. "War nicht so gemeint. Aber dein Hunger scheint ja wirklich unstillbar zu sein." Naoko brummelte etwas Unverständliches vor sich hin. "Na komm. Bereiten wir das Abendessen zu.", sagte Terra beruhigend und ging voran. Naoko folgte ihm.

Badezeit

Knapp eine Stunde später saßen sie zusammen und aßen. Es ging ziemlich schweigsam voran, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ironischerweise unterschieden sich ihre Gedanken jedoch kaum von denen des jeweils anderen. Beide versuchten irgendwie Ordnung in all das Chaos zu bringen, aber keinen schien es so richtig gelingen zu wollen.

Schließlich stellte Naoko ihre leere Schüssel entnervt zur Seite."Es macht einfach alles keinen Sinn." Verwirrt sah Terra auf. "Wie bitte?" So aus seinen eigenen Gedanken aufgeschreckt, wusste er im ersten Moment nicht was genau sie meinte. Naoko machte eine ausladende Armbewegung, mit der sie auf ihre Umgebung deutete.

"Das alles hier. Nichts von alledem was hier passiert, macht irgendwie Sinn." Terra musste ihr Recht geben. "Ja. Ich weiß.", sagte er leise.

Naoko betrachtete ihn prüfend. "Ist das alles? Mehr hast du dazu nicht zu sagen."

Resignierend schüttelte er den Kopf. "Was sonst soll ich dazu zu sagen haben? Ich bin von alledem genauso genervt wie du. Es beunruhigt mich, dass wir uns ständig im Kreis drehen und dass zu jeder Frage noch weitere Fragen hinzukommen. Aber ich kann es im Moment nicht ändern. Und glaube mir, ich versuche es. Vom vielen Grübeln habe ich schon Kopfschmerzen. Und es macht mich nahezu wahnsinnig, dass ich einfach nicht herausfinde, was mein Traum mit diesem Berg zu tun hat. Oder wie Ami in alledem verstrickt sein soll."

Beschämt sah Naoko zu Boden. "Es tut mir Leid. War nicht so gemeint. Wahrscheinlich machst du dir über all das hier wesentlich mehr Sorgen als ich."

"Schon gut. Mach dir nichts draus.", beschwichtigte Terra sie.

"All das macht mich einfach nur verrückt. Nicht zu wissen was passieren wird, macht mir irgendwie Angst."

Terra schwieg. Er wusste einfach nicht, was er darauf antworten sollte.

Eine Weile sprach keiner ein Wort.

Dann stand Naoko auf und ging zum Brunnen. "Dieses Mal hat´s viel besser geschmeckt.", sagte sie über die Schulter hinweg. "Vielen Dank. Ich bin ja durchaus lernfähig.", sagte Terra und deutete eine Verbeugung an. "Ja, das bist du wohl.", grinste Naoko.

Seufzend massierte sie sich die Schulter. "Ich habe schon lange nicht mehr so hart gekämpft wie heute. Die letzten Herzlosen sind mir vor über einem Jahr begegnet. Seitdem musste ich nie wieder kämpfen. Bin wohl aus der Übung. Meine Schultern merke ich jedenfalls jetzt schon."

Terra horchte auf. Herzlose die vor über einem Jahr schon einmal hier waren? Sagte Luna nicht, dass sie noch nie in dieser Welt aufgetaucht wären?

"Kannst du mir davon erzählen?" Naoko sah ihn verwirrt an. "Wovon?"

"Du sagtest gerade, es hätte in dieser Welt schon einmal Herzlose gegeben. Erzähle mir davon.", bat Terra nachdrücklich. Naoko runzelte fragend die Stirn. "Warum? So ungewöhnlich ist das doch gar nicht. Existieren Herzlose nicht in jeder Welt?"

Bestätigend nickte Terra und sagte: "Ja, eigentlich schon. Aber meinen Informationen zur Folge, sollte es in dieser Welt noch nie gegeben haben."

"Hmm. Dann sind deine Informationen wohl falsch. Wer hat dir das denn erzählt?"

"Eine...Freundin." Nachdenklich betrachtete Naoko sein Gesicht, ging jedoch nicht weiter darauf ein. "Lass mich überlegen. Ich glaube, es war kurz nachdem ich als Schlüsselschwertkriegerin erweckt wurde. Zu der Zeit tauchten die Herzlosen einfach immer und überall auf. Ihnen war kaum Einhalt zu gebieten. Viel zu oft sind diejenigen in Gefahr geraten, die ich am meisten liebe. Irgendwie habe ich es trotzdem geschafft sie jedes Mal zu retten. Aber die Herzlosen wurden immer stärker. Und dann, eines Tages, verschwanden sie einfach."

"Sie verschwanden? Einfach so?" Naoko nickte. Von einem Tag auf den anderen, tauchten sie einfach nicht mehr auf. Damals dachte ich in meiner Naivität, ich hätte die letzten von ihnen besiegt. Leider war das wohl reines Wunschdenken."

Angestrengt dachte Terra nach. Was hatte das zu bedeuten?

"Diese Herzlosen...", fragte er langsam. "Sind sie immer nur in deiner Nähe aufgetaucht? Oder gab es auch Berichte von Angriffen in der Entfernung? Beispielsweise in anderen Städten. Oder sei es nur am anderen Ende der Stadt?"

Kurz überlegte Naoko. "Jetzt wo du es erwähnst: nein! Die Herzlosen sind immer nur dann aufgetaucht, wenn ich in unmittelbarer Nähe war." Fragend sah sie Terra an. "Was könnte das bedeuten?" Sein Gesichtsausdruck war düster und gefiel ihr überhaupt nicht. "Du weißt etwas oder?, fragte sie.

Doch Terra schüttelte den Kopf. "Nein. Ich weiß nichts. Ich ahne nur etwas. So wie du es mir beschreibst, wurden sie vermutlich von jemandem geschickt um dich anzugreifen. Vielleicht um dich zu testen."

Kälte breitete sich in Naoko aus.

"Wie meinst du das?"

"Wie war das noch? Diejenigen die du am meisten liebst, sind öfter in Gefahr geraten? Und die Herzlosen sind immer in deiner Nähe aufgetaucht, wodurch sie überhaupt erst in Gefahr geraten konnten? Herzlose ohne Meister tauchen einfach irgendwo auf wo es ihnen beliebt und stiften Chaos. Verbreiten die Dunkelheit. Scheinbar wurden sie aber in deinem Fall gezielt eingesetzt. Für mich klingt das so, als hätte dich jemand testen wollen." Mittlerweile war Naoko blass geworden. Wie hatte sie nur so blind sein können? So wie er das alles darlegte, klang es ziemlich logisch.

Terra entging nicht was in Naoko vorging. Rasch sagte er: "Ich kann mich auch irren und das alles war reiner Zufall. Entschuldige, vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen."

Naoko schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Schon gut. Irgendwie hast du ja Recht. Aber wenn es wirklich so war: wer hat dann die Herzlosen geschickt?" Ein Schulterzucken war das einzige was sie als Antwort erhielt. Terra wusste es nicht.

"Oder vielleicht...", dachte Naoko. "...vielleicht will er es nicht sagen" Denn irgendwas in seinen Augen war anders seit sie ihm davon erzählt hatte.

Selbst wenn sie ihn noch einmal gefragt hätte, wäre die Antwort jedoch die Gleiche geblieben. Nein, er wusste es nicht. Aber es klang irgendwie nach etwas, was die Organisation machen würde.

Oder hatte es andere Ursachen? Wenn ja, was ist dann damals passiert, dass die Herzlosen dazu bewogen hatte, diese Welt anzugreifen?

Terra spürte, dass er sich erneut mit seinen Fragen im Kreis zu drehen begann. Und allmählich wurde ihm das zu viel.

Er beschloss erst einmal nicht weiter darüber nachzudenken. Ein Schritt nach dem anderen. Wenn sie herausgefunden hatten, was hier auf dem Berg vor sich ging, konnte er sich mit dem nächsten Problem befassen.

"Ich werde wohl ein Bad in der heißen Quelle nehmen", sagte er plötzlich.

Überrascht sah Naoko ihn an. Damit hatte sie jetzt überhaupt nicht gerechnet.

"Woher so plötzlich?", fragte sie erstaunt.

"Naja, zum einen denke ich, dass ein wenig Entspannung mir ganz gut tun wird. Und was eignet sich besser dafür, als eine heiße Quelle?"

Bestätigend nickte Naoko. "Und des Weiteren?"

"Des Weiteren gehe ich nicht gerne ungewaschen Schlafen. Schon gar nicht wenn ich am Tag viel trainiert habe."

Naoko sah ihn an. Blinzelte. Und lachte laut los.

"Was ist so lustig?", fragte Terra verwirrt.

Immer noch lachend hielt Naoko sich den Bauch und sagte japsend:" Entschuldige. Aber du wirkst immer so ernst und kriegerisch. Wenn man dich ein bisschen kennt, scheint es so, als wenn die Sorgen der Welt auf dir lasten. Daher kam es irgendwie unerwartet, dass jemand wie du sich ernsthaft Gedanken über so banale Sachen wie Baden gehen macht!"

Zögernd grinste Terra. Machte er auf andere wirklich so einen Eindruck?

"Trotz allem bin ich immer noch ein normaler Junge." Als Naoko wieder anfing zu kichern, sagte er: "Ok, na gut. Zugegeben, normal geht anders. Aber nur weil ich etwas merkwürdig bin, heißt das ja nicht, dass mich nicht auch normale Dinge beschäftigen können."

Sich allmählich wieder beruhigend winkte Naoko ab. "Du musst dich nicht verteidigen. Das ist absolut nicht schlimm. Es war nur wie gesagt irgendwie unerwartet. Vor allem in der momentanen Situation." Tief holte sie Luft um einen erneuten Kicheranfall zu verdrängen. "Aber du hast schon Recht. Ich werde mir nachher wohl auch ein Bad gönnen."

"Möchtest du dann zuerst gehen?", fragte Terra. "Hmmm. Wieso gehen wir nicht zusammen?", fragte Naoko schelmisch grinsend.

Terra wurde knallrot im Gesicht. "Das gehört sich wohl nicht denke ich. Außerdem sollte immer jemand beim Tempel bleiben und aufpassen.", stammelte er hervor.

"Langweiler.", seufzte Naoko. "Wobei du wahrscheinlich Recht hast. Es wäre nicht klug, unsere Sachen unbeaufsichtigt zu lassen." Gähnend setzte sie sich wieder auf den Boden und lehnte sich entspannt zurück. "Geh ruhig. Ich übernehme die erste Wache. Allerdings, wenn wir schon damit anfangen, sollten wir wohl auch eine Wache während der Nacht aufstellen."

"Da gebe ich dir Recht. Also dann bis später." Aufatmend machte Terra sich auf den Weg zur Quelle.

Das war knapp. Der männliche Teil in ihm, wäre sehr gerne mit Naoko zusammen baden gegangen. So viel musste er zugestehen. Aber sein Ehrgefühl ließ es nicht zu. Außerdem hatte er das Gefühl sonst Ami zu verraten. War es eigentlich Verrat, wenn man noch nicht einmal zusammen war?

Ach verdammt. Die Welt war noch komplizierter geworden, seit er anfing sich für Mädchen zu interessieren. Besser gesagt für ein bestimmtes Mädchen.

Terra schlug den Gedanken aus seinem Kopf. Nicht weiter drüber nachdenken...

Nach und nach wurde die Umgebung immer verschwommener. Die Dampfschwaden der heißen Quelle verdichteten sich immer mehr und mehr, je näher er ihr kam. Auch die Temperatur nahm immer mehr zu. Schlussendlich stand er vor dem Becken und ließ den Blick schweifen. Niemand war hier. Natürlich nicht. Wen hatte er auch schon erwartet?

Dafür war die Aussicht wie immer eine wahre Augenweide.

Die Sonne war schon fast zur Hälfte hinter dem Horziont verborgen. "Nicht mehr sehr lange und sie legt sich schlafen, damit sie morgen wieder mit aller Kraft scheinen kann.", dachte Terra sich.

Summend begann er seine Kleidung abzustreifen und sie säuberlich auf einem Stein zu positionieren.

Vorsichtig setzte er einen Fuß in das Wasser. Es war wirklich sehr warm, fast schon heiß. Aber immer noch kühl genug, dass er nicht das Gefühl hatte zu verbrühen. Perfekt also.

Langsam ging er immer weiter in das Becken hinein. Irgendwann reichte ihm das Wasser bis zur Hälfte des Oberschenkels. Das war der Moment wo er sich einen kleinen Felsen suchte und mit dem Rücken an ihn gelehnt hinsetzte.

Enstpannt schloss er die Augen, Wohlige Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Wärmte ihnsowohl von Innen, sowie von Außen. Linderte den Schmerz seiner Verletzungen und beruhigte seine Glieder.

Das tat wirklich gut.

Für den Moment konnte er sogar seine Sorgen vergessen. Auch wenn sie wieder versuchten Präsenz zu zeigen, schob er sie einfach zur Seite. Ein Bad in einer heißen Quelle war doch wirklich was Feines.

So saß er dort eine ganze Weile, lauschte den Geräuschen des Waldes, spürte den Wind wehen und ließ die Welt Welt sein.

Beinahe wäre er eingedöst. Doch dann ließ ihn ein Geräusch hochschrecken. Das Geräusch von knackenden Zweigen.

Jemand kam her.

Aber die Schritte kamen nicht vom Weg. Sondern aus dem Wald.

Alarmiert stand Terra auf und zog seine Schlüsselschwerter. Mit klopfenden Herzen lauschte er den Schritten. Sie kamen immer näher. Naoko konnte es nicht sein, die bewachte ja den Tempel.

Außerdem hätte sie keinen Grund gehabt in den Wald zu gehen. Mal abgesehen davon, dass sie ja vereinbart hatten, dass sie auf jeden Fall beim Tempel blieb. War es also der Unbekannte?

Schließlich waren die Schritte schon rechte nahe. Eine Gestalt hob sich immer mehr von den Dampfschwaden ab.

Dann blieb die Gestalt stehen. Terra hob kampfbereit die Schwerter.

Wartete.

"Nette Aussicht Terra.", sagte plötzlich eine weibliche Stimme. Die Gestalt trat an den Beckenrand.

"Naoko!", rief Terra und bestürzt zugleich. Schnell ließ er seine Schwerter verschwinden und sich selbst fallen. Hatte sie etwa...?

"Du...du hast doch nichts gesehen oder?", fragte er vorsichtig.

Naoko grinste. "Nicht alles. Aber ein bisschen."

Terra lief erneut knallrot an.

"Vergiss alles was du gesehen hast.", fauchte er.

Naoko lachte erneut. "Beruhige dich. Das wichtigste war durch die Nebelschwaden nicht zu erkennen."

"Das hoffe ich für dich.", brummte er. "Aber wirklich besser macht es das gerade nicht. Wer sagt mir, dass du die Wahrheit sagst?"

"Tja, du wirst dich wohl auf mein Wort verlassen müssen.", neckte Naoko ihn mit vielsagendem Blick.

Hastig vergewisserte sich Terra, dass sie von ihrer Position aus nichts sehen konnte. Zur Vorsicht murmelte er noch einen Zauber, welcher die Dampfschwaden über dem Wasser etwas verdichtete.

Naoko bemerkte es und grinste noch breiter.

"Was tust du hier? Wolltest du nicht den Tempel beaufsichtigen?", murmelte Terra.

"Das ist nicht mehr nötig. Ich hatte einen nahezu genialen Einfall und habe einfach den Tempel mit einem Schutzschild umgeben. Keiner kommt da rein oder raus, ohne dass ich es spüre. Super oder?"

Anerkennend nickte Terra. "Zugegeben ja. Die Idee ist gut. Das erklärt aber immer noch nicht, was du hier machst." Statt zu antworten, griff Naoko in ihre Jackentasche und zog etwas Braunes daraus hervor.

"Ich habe ein paar Pilze gesammelt. Die können wir morgen zubereiten."

"Klasse.", sagte Terra lustlos.

Einen Moment lang schwiegen sie.

Dann fragte Terra: "Und deshalb bist du hier? Um mir die Pilze zu zeigen?"

"Natürlich nicht du Dummerchen. Meine Schritte haben mich rein zufällig hierher geführt. Beim sammeln versteht sich."

Terra sah sie zweifelnd an. Zufällig ja? Sollte er das glauben?

"Schön. Dann kannst du sie ja zu den anderen Sachen in die Tasche tun."

Naoko nickte. "Mache ich. Später."

Mit diesen Worten steckte sie die Pilze wieder in die Tasche. Dann begann sie am Reißverschluss der Jacke zu ziehen. "Was machst du da?", fragte Terra vorsichtig.

"Wenn ich schon mal hier bin, dann nehme ich auch gleich ein Bad.", sagte sie und legte die Jacke auf den Stein neben Terras Sachen. Dann packte sie den Saum ihres Oberteils.

Rasch drehte Terra sich um. "Naoko, das geht nicht. Ich bin doch noch hier drin. Warte doch bitte bis ich gegangen bin."

Hinter sich hörte er unmissverständlich wie sie immer mehr auszog.

"Ach. Nun stell dich mal nicht so an. Ist doch nichts dabei." Plötzlich war es still.

Dann hörte er leises Plätschern. Sie kam wirklich in das Becken!

Terra schluckte.

Sie kam näher, das hörte und spürte er genau.

Schnell murmelte er noch einmal den Zauber um die Dampfschwaden zu verdichten. "Keine Sorge. Ich werde dir schon nicht mehr zumuten, als du ertragen kannst.", sagte sie plötzlich rauchig in sein Ohr. Ohne Zweifel waren mittlerweile auch seine Ohren knallrot.

Er regte sich nicht. Schloss sogar die Augen.

Ein warmer Finger strich über seinen Nacken. Reflexartig zog er den Kopf nach vorne.

Naoko lachte wieder.

"Mann Terra. Beruhige dich mal wieder. Ich werde dich schon nicht auffressen. Ich will dich nur ein bisschen ärgern."

Ein Rauschen sagte ihm, dass sie sich wieder ein Stück entfernte.

Schließlich hörte er, wie sie sich hinsetzte.

"Du kannst jetzt wieder gucken.", sagte sie.

Doch Terra traute sich nicht. Er bewegte keinen Muskel. Die Augen hatte er immer noch geschlossen.

Seufzend sagte sie: "Vertrau mir ruhig. Ich weiß, dass im Gegensatz zu mir, andere Menschen nicht unbedingt so offen eingestellt sind. Und ich werden diesen Menschen niemals meine Offenheit aufzwingen. Ich wollte dich wirklich nur ein bisschen ärgern."

Zögerlich drehte Terra sich um und sah zu ihr hinüber.

Sie hatte sich eine recht tiefe Stelle ausgesucht. Während bei ihm das Wasser in sitzender Position ungefähr zur Bauchgegend reichte, bedeckte es bei ihr fast den ganzen Oberkörer. Der Wasserspiegel ging ihr bis knapp über die Brust. Die Dampfschwaden verschleierten den Rest.

"Zufrieden? Oder eher enttäuscht?", fragte Naoko immer noch grinsend.

Terra entspannte sich wieder. Zwar war er immer noch nicht ganz mit der Situation einverstanden, aber weiter zu protestieren, wo die Gefahr gewissermaßen gebannt war, erschien ihm doch reichlich kindisch.

"Du hast wirklich noch keine Erfahrung mit sowas oder?", fragte Naoko ihn stirnrunzelnd. "Viele Menschen in deinem Alter sind was manche Dinge angeht, schon wesentlich weiter als du."

Terra wich ihrem Blick aus. "Wie ich schon einmal sagte. Das ist alles Neuland für mich. In meiner Vergangenheit gab es nur den Kampf und nichts anderes."

"Hmm. Wer weiß, vielleicht ändert Ami das ja.", sagte Naoko grinsend.

Terra anwortete nicht. "Entschuldige. Das war geschmacklos von mir.", entschuldigte Naoko sich.

"Schon gut.", sagte Terra. Tatsächlich schwieg er eigentlich nur, weil er ihr gegenüber ungerne gestehen wollte, dass Ami bei ihm schon ziemlich viel verändert hatte. Auch in Bezug auf dieses Thema. Bevor er Ami kennen gerlent hatte, beschäftigte ihn die Thematik Liebe nicht eine Sekunde lang. Doch seit ihrem ersten Treffen, war da etwas in ihm erwacht. Ein ganz neues Gefühl. Neue Empfindungen, neue Gedanken. Kampf und Überleben. Licht und Dunkelheit. Diese waren mittlerweile nicht mehr die einzigen Dinge über die er nachdachte.

Wenn er ehrlich war, machte ihm das sogar ein wenig Angst. Terra hatte das Gefühl, als ob seine Krieger-Instinkte von alledem negativ beeinflusst wurden. Viel zu oft war er abgelenkt, seine Gedanken ganz woanders.

Womöglich entgingen ihm dadurch auch einige wichtige Details.

Und doch...es gefiel ihm. Ein Mensch war nicht nur fürs Kämpfen geboren. Das konnte auf Dauer einfach nur schief gehen. Dass er sich für neue Dinge begeistern konnte, war spannend. Vor allem aber war es aufregend. Hätte er die Wahl, wieder zu seinem alten Ich zurück zu kehren, oder den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, wüsste er genau wofür er sich entscheiden würde.

Für den Weg, welcher das Leben wieder lebenswerter machte.

"Du schweifst wohl schon wieder in deinen Gedanken herum, was?", riss ihn Naokos Stimme aus der Grübelei.

"Verzeih. Hattest du etwas gesagt?" Doch Naoko schüttelte den Kopf. "Kein Wort. Aber du sitzt dort schon ein paar Minuten herum und sagst kein Wort. Ziemlich offensichtlich warum. Wenn du nachdenkst, bekommst du immer einen ganz bestimmten Ausdruck im Gesicht. Das ist mir gleich aufgefallen."

"Dann sollte ich wohl mehr an meinem Poker-Face arbeiten was?", fragte Terra.

Naoko lachte. Dann sagte sie jedoch: "Nein, lass mal gut sein. Ich persönlich finde es so viel angenehmer. Menschen denen man im Gesicht absolut Nichts ansehen kann sind gruselig. Man weiß nie was sie denken." Verstehend und gleichzeitig zustimmend nickte Terra. "Ja, das stimmt. Dem kann ich nur zustimmen."

Eine Weile schwiegen sie beide. Jeder genoss für sich die Wärme der Quelle und spürte wie die Anspannung der Tage nach und nach von den Gliedern floss.

Seufzend lehnte Terra sich noch etwas weiter an den Felsen.

"Terra!", rief Naoko plötzlich erschrocken. Terra öffnete die Augen und sah sie alarmiert an. "Was ist?"

"Du blutest!", sagte sie und deutete auf seinen Brustkorb. Terra folgte ihrem Blick und sah, dass sie Recht hatte. Die Verletzung auf seiner Brust, welche von seinem Kampf gegen den Feuerdämon zeugte, war wieder aufgebrochen. In den letzten Tagen hatte der Heilungsprozess endlich Ergebnisse gezeigt, dennoch war er noch weit davon entfernt geheilt zu sein. Vermutlich war der Schorf durch das Wasser aufgeweicht und aufgebrochen.

Plötzlich hörte er Naoko näher kommen. Überrascht sah er auf und dann sofort in die andere Richtung. Mit besorgtem Blick stand sie unmittelbar vor ihm. Instinktiv wollte er hastig hinter den Felsen rutschen, doch sie packte mit ihrer Hand seinen Arm und zwang ihn dort zu bleiben.

"Halt still. Ich will mir das ansehen." Terra grummelte etwas, ließ es aber geschehen.

"Das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen.", sagte sie, während sie sich hinunter beugte und seine Verletzung betrachtete. "Sieht schlimm aus. Wie ist das passiert?"

Terra hielt seinen Blick stur nach rechts gerichtet und versuchte angestrengt nicht an etwas zu denken, was er glaubte kurz gesehen zu haben. Ziemlich offensichtlich schob er seinen anderen Arm in eine verdeckende Position. Naoko ignorierte es. Sie hatte andere Sorgen.

"Es ist nichts Ernstes. Vor kurzem hatte ich einen Kampf mit einem Feuerdämon. Dort hat mich einer seiner Angriffe getroffen."

"Autsch. Warum heilst du dich nicht selbst mit Magie?"

"Anfangs hatte ich das vor. Doch der Kampf hatte mir meine gesamte Energie geraubt. Ich hatte nicht genug Kraft über, um den Zauber zu wirken."

"Aber zwischenzeitig hattest du doch wieder Energie? Wenn ich da an unseren Trainingskampf denke." Stirnrunzelnd richtete sie sich auf, verschränkte die Arme unter der Brust und sah ihn argwöhnisch an.

Terra rutschte nun doch ein kleines Stückchen nach rechts. Er versuchte überall hin zu sehen, nur nicht in ihre Richtung. "Zugegeben ja. Ich muss aber gestehen, dass die Geschehnisse hier mich so abgelenkt haben, dass ich es schlicht vergessen hatte."

"Dummkopf.", seufzte Naoko.

"Ähm...könntest du dich wieder dort hinten hin setzen? Bitte? Oder gilt die Sache mit dem Nicht-Aufzwingen nicht mehr?", fragte Terra kleinlaut.

Einen Moment lang schien Naoko nicht zu wissen was er meinte. Dann sah sie an sich hinab.

"Achso. Entschuldige." Er hörte wie sie sich wieder entfernte. "Ich war nur besorgt. War nicht mit Absicht." Fast konnte er ihr Grinsen sehen, als sie dann noch sagte: "Du solltest dich geschmeichelt fühlen. So viel durfte bisher noch kein anderer sehen."

"Ja,wirklich sehr geschmeichelt." murmelte Terra. Dieses Mal meinte er es aber irgendwie nicht mal ironisch.

Als er keine Geräusche mehr vernahm, wagte er es sich umzudrehen.

Naoko war wieder am Ausgangspunkt angekommen. Doch sie hatte sich nicht wieder ins Wasser gesetzt. Stattdessen saß sie nun auf dem Felsen, mit dem Rücken zu ihm.

"Naoko?"

Er sah wie sie ihre Schwerter zog. "Was hast du vor?"

"Dir ein wenig zur Hand gehen. Ich bin spezialisiert auf Heilzauber, hatte ich das noch nicht erwähnt?", sagte Naoko über ihre Schulter hinweg.

"Diesen Zauber habe ich aus einem Buch gelernt. Er ist sehr wirkungsvoll. Auch wenn er ein wenig kompliziert auszuführen ist. Man muss ihn in Form von Musik wirken lassen."

Mit diesen Worten setzte sie ihr Violinenschwert an ihr Kinn an und hob das andere Schwert zum musizieren.

Eine schöne Melodie erklang aus dem Schwert. Fast war es so, als würde die Klinge selbst anfangen zu singen. Im ersten Moment war Terra überrascht. Dass das Schwert aussah wie eine Violine, hätte ihn trotzdem nie vermuten lassen, dass man tatsächlich Musik darauf spielen konnte.

Allerdings wurde seine Überraschung durch die Töne und sanften Schwingungen der Melodie einfach hinfort gewischt. Stattdessen machte sich Frieden in seinem Körper breit. Beide Schwerter glimmten in einem beruhigendem grünem Licht auf. Nicht sehr hell, aber doch vorhanden.

Schon bald breitete sich das Licht auch auf Naoko aus.

Und so saß sie dort und spielte ihr Lied wie eine wunderschöne Wassernixe mit kurzen Haaren. Ihr Körper schwang selbst ein wenig mit der Melodie mit.

Zwar hatte sie sich nicht umgedreht, doch er glaubte zu wissen, dass sie ihre Augen geschlossen hatte und konzentriert der Musik lauschte.

Und so schloss Terra ebenfalls die Augen. Ließ seine Gedanken schweifen. Hinter seinen Augenlidern sah er einen Wald. Er sah die Bäume wachsen. Immer größer und größer werden. Ihre Äste bildeten ein natürliches Dach. Grüne Blätter sprossen und tauchten den Wald in ein grünes Licht.

Dann sah er eine Wiese. Eine Wiese auf der die verschiedensten Blumen blühten. Sanfter Wind strich über das grüne Gras hinweg und brachte die Blüten der Blumen zum tanzen.

Er sah Tiere überall. Kleine, aber auch große. Alle in Harmonie miteinander und mit der Natur um sie herum.

Dann sah er einen Hund, welcher ein verletztes Bein nach sich zog. Kummer breitete sich in seinem Herzen aus, als er das Tier sah. Aber eine weiße Tulpe neigte sich über das Bein des Tieres und ergoss einen kleinen Tropfen einer goldenen Flüssigkeit darüber. In Sekundenschnelle konnte er der Verletzung beim Heilen zusehen.

Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Dann in seinem Arm. Der Hund lief putzmunter davon. Terra sah ihm friedlich nach. Irgendwie hatte er das Gefühl, diesen Hund nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.

Schließlich bemerkte er, dass alles um ihn herum in einem grünen Licht zu glimmen anfing.

Terra öffnete die Augen. Das Wasser der Quelle hatte ebenfalls begonnen grün zu Leuchten. Noch immer spürte er ein warmes Gefühl in Brust und Arm. Als er seinen Blick senkte, konnte er seiner Verletzung ebenso wie bei dem Hund beim Heilen zu sehen. Nur wenige Sekunden später erinnerte nichts mehr an die Verletzungen. Nun breitete sich das Gefühl in seinem gesamten Körper aus. Kräftigte ihn.

Terra legte entspannt den Kopf in den Nacken und genoss dieses Gefühl.

Obwohl sie selbst nicht verletzt war, spürte auch Naoko den Positiven Effekt ihres Zaubers. Frische Energie durchströmte sie. Jegliche Erschöpfung fiel von ihr ab. Durch ihre Augenlider bemerkte sie, wie das Wasser anfing zu leuchten. Naoko öffnete die Augen. Tatsächlich! Das Wasser leuchtete in einem freundlichen Grün auf.

Das war merkwürdig. Ihr Zauber hatte damit bestimmt nichts zu tun.

In der Mitte der Quelle, entstand eine Art Bewegung. Kleine Wellen breiteten sich von dort aus.

Auch Terra bemerkte es und wandte seinen Blick wachsam in die Richtung. Dann passierte es.

Eine große weiße Schlange schälte ihren gewaltigen Leib aus dem Wasser, stieg hoch hinauf und sah auf Terra und Naoko hinab.

Trotz allem hörte Naoko nicht auf zu spielen. Sie konnte es nicht. Ihre Arme bewegten sich von ganz alleine, während ihre Augen wie gebannt an denen der Schlange hingen.

Sie waren rot. Tiefrot. Doch sie hatten keine Pupillen. Stattdessen spiegelte sich in ihnen Naokos eigenes Gesicht. Noch während Naoko wie träumend der Schlange in die Augen blickte, spürte sie wie in ihrem Geist etwas zerbrach. Eine unsichtbare Barriere, welche ihr beständig im Weg gewesen war, zersprang in eine Million winziger Atome. Sie erinnerte sich...

Terra betrachtete die Schlange neugierig. Irgendwie spürte er, das von ihr keine Gefahr ausging. Diese Schlange war nicht böse. Ganz im Gegenteil. Aber sie war auch keine gewöhnliche Schlange. Abgesehen von ihrer unfassbaren Größe und der Tatsache, dass sie schneeweiß war, ging von ihr eine fast göttliche Aura aus.

Nein. Nicht nur fast göttlich.

Sie wandte sich von Naoko ab und richtete ihren Blick auf Terra. Langsam senkte sie den Kopf bis sie mit ihm auf einer Augenhöhe war.

Zischelnd witterte sie mit ihrer Zunge seine Aura.

Für Terra war es ein Gefühl der wirklichen und wahrhaftigen Nacktheit. Ohne die geringste Mühe konnte die Schlange alles sehen und wittern was in ihm vorging. Alles was er bisher erlebt hatte, alles was ihn je beschäftigt hatte, einfach alles was ihn ausmachte.

Vorsichtig und sehr, sehr langsam hob Terra seine Hand und streckte sie ihr entgegen.

Die Spitzen ihrer Zunge züngelten an seiner Handfläche entlang.

War die Schlange vielleicht sogar in der Lage ein Stückchen der ihm bestimmten Zukunft zu sehen?

"Ich sssssehe, wassssss du bissssst. Auch ssssehe ich, wasss du warsssst. Du denksssssst du wärsssst ein Krieger, geboren für den finalen Kampf der Schlüsssselschwertmeisssster.", erklang eine leise Stimme in seinem Kopf.

"Damit hasssst du Recht. Und liegssst doch sssso unendlich falsch. Dein Vermächtnisss ist wessssentlich älter, als du ahnssst. Fassssst so alt, wie das Vermächtnisss derjenigen, die du zu schützzzzzen ssssuchsssst. Gehe weiter deinen eingeschlagenen Weg und du wirsssst deine Wahrheit finden."

Mit diesen Worten hob die Schlange wieder ihren Kopf. Ein letztes Mal sah sie Naoko und Terra an. Dann öffnete sie weit ihr Maul und von ihren spitzen Zähnen fielen zwei goldene Tropfen in das Wasser.

Gold und Grün vermischten sich zu etwas neuem, etwas mächtigem. Terra und Naoko spürten neue Kräfte in ihnen aufsteigen.

"Enttäuscccchhhhht mich nicht." Dann war die Schlange verschwunden.

Die letzten Töne der Melodie schwebten noch über ihnen, als Terra und Naoko wie aus einer Trance erwachten. Naoko beendete das Lied.

Stille senkte sich über sie. Terra dachte über das nach, was die Schlange ihm gesagt hatte. Doch er konnte sich keinen Reim darauf machen. Was sollte das heißen, sein Vermächtnis war wesentlich älter als er selbst ahnte? Gab es etwa noch etwas in seiner Vergangenheit, woran er sich nicht erinnern konnte? Oder vielleicht sogar...in einem früheren Leben? War das überhaupt möglich?

Rätsel über Rätsel. Das brachte ihn auch nicht sonderlich weiter. Und wer war diejenige die er zu schützen suchte? Konnte es sich dabei um Ami handeln? Doch was hatte sie mit seinem angeblich so altem Vermächtnis zu tun?

Schließlich durchbrach Terra die Stille. „Was war das Gerade? Was haben wir da gesehen?“

Naoko antwortete nicht. Sie sah nur auf ihre Handflächen hinab. Innerlich konnte sie ihre neuen Kräfte pulsieren spüren. Sie war stärker. Viel stärker als noch vor ein paar Minuten. Scheinbar hatte die Schlange ihr eine Art Upgrade gegeben. Und nicht nur ihr. Auch Terra hatte neue Kräfte entwickelt, dass spürte sie. Aber da war noch mehr. Abgesehen davon, was die Schlange zu Terra gesagt hatte, hatte sie ihr noch etwas gegeben. Etwas wichtiges. Ihre Erinnerungen.

„Ich erinnere mich.“, sagte sie an niemand bestimmten gerichtet.

„Was?“, fragte Terra. „Woran erinnerst du dich?“

Naoko holte tief Luft. „Ich erinnere mich wieder an die Geschichte dieses Berges. Daran, welche Geschichte er beherbergt. Und daran...wen wir vermutlich gerade gesehen haben....“

Die Legende des Bergs

"Eine Gottheit?", fragte Terra ungläubig. "Du denkst die Schlange war eine Gottheit?"

"Ich glaube es nicht nur. Ich bin mir sogar ziemlich sicher.", verteidigte Naoko sich.

"Aha. Und wie genau kommst du darauf? Hat es etwas mit der Geschichte zu tun?" Naoko nickte.

"Ja. Das hat es."

"Magst du mir die Geschichte erzählen?" Erneut nickte Naoko. "Lass mich nur kurz überlegen, ob ich noch alles richtig auf die Reihe bekomme." Nachdenklich starrte sie eine ganze Weile ins Wasser. Terra schwieg. Er wollte ihre Konzentration nicht stören.

Schließlich fing Naoko an zu erzählen: "Ich weiß nicht mehr genau, aus welchem Jahrhundert die Geschichte kommt. Sie ist jedenfalls schon sehr alt.

Einst gab es wohl eine große Seuche, welche nach und nach die Menschen dahinsiechen ließ. Die damaligen Ärzte versuchten alles, was sie konnten. Doch sie waren nicht in der Lage der Seuche Herr zu werden. Schließlich erreichte diese sogar den Kaiserpalast. In seiner Verzweiflung betete der Kaiser um die Gunst der Götter.

Eines Nachts erschien ihm Omononushi im Traum. Seines Zeichens der Gott der Heilkraft und Zauberkraft. Er versprach dem Kaiser, der Seuche Einhalt zu gebieten. Allerdings nur unter einer Bedingung: der Kaiser sollte einen jungen Mann namens Otataneko an den Hof holen. Dieser wiederrum sollte dann für die Verehrung des Gottes zuständig sein.

In seinen Ausführungen bezeichnete der Gott Omononushi den Mann namens Otataneko immer als seinen Sohn. Ich glaube später hatte sich irgendwie herausgestellt, dass Otataneko tatsächlich der Sohn des Gottes war.

Wie auch immer. Der Kaiser holte wie angeordnet Otataneko an seinen Hof und die Seuche hörte von einem Tag auf den anderen einfach auf zu wüten."

"Hmmm. Ein ziemlich gnädiger Gott. Mal abgesehen davon, dass er für seinen Sohn einen guten Job am Kaiserhof organisieren konnte.", sagte Terra. Unwillkürlich musste Naoko grinsen. So hatte sie das noch nie betrachtet.

"Ok. Ich verstehe, dass es einen Gott namens Omononushi gab oder gibt, welcher als Gott der Heilkraft und Zauberkraft gilt. Allerdings sehe ich noch keine Verbindung zum Berg Miwa, wenn ich ehrlich sein soll."

"Das kommt ja jetzt erst. Es gibt noch eine weitere bekannte Geschichte zu Omononushi. Angeblich soll er sich einmal eine Prinzessin zur Braut genommen haben. Doch er suchte sie immer nur in der Nacht auf. Eines Tages bat die Prinzessin ihren Gatten, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Omononushi zögerte erst. Da sie aber weiterhin darum bat, willigte er irgendwann ein. Allerdings nur unter einer Bedingung."

"Wieder eine Bedingung. Scheinbar mochte er Bedingungen wohl ganz gerne, was?", warf Terra lächelnd ein.

"Mag sein. Jedenfalls versprach er ihr, sich in seiner wahren Gestalt zu zeigen, wenn sie im Gegenzug versprach, nicht vor ihm zu erschrecken oder davon zu laufen."

"Klingt fair."

"Die Prinzessin versprach es natürlich. Daraufhin sagte er ihr, sie solle am nächsten Morgen in ihr Kammkästchen schauen. Wie er es ihr aufgetragen hatte, so passierte es auch. Am nächsten Morgen öffnete die Prinzessin das Kästchen und sah eine schöne, weiße Schlange darin verborgen."

"Ich vermute mal, die Prinzessin war nicht in der Lage ihr Versprechen zu halten, oder?", fragte Terra stirnrunzelnd.

"Leider nein. Als sie die Schlange erblickte, schrie sie vor Schreck auf.

Enttäuscht und Beschämt über die Reaktion seiner Gattin, flüchtete Omononushi und suchte ein neues zu Hause in einem Berg. Weil sie selbst erschüttert darüber war, ihren Gatten im Stich gelassen zu haben, beging die Prinzessin Selbstmord. Auf welche Art und Weise, erspare ich dir aber lieber."

Terra starrte Naoko an. Allmählich fügten sich die Puzzleteile zusammen.

Dieser Berg. Die Gottheit. Eine weiße Schlange.

"Du...du glaubst die Schlange von vorhin war dieser Gott? Omononushi?", fragte Terra fast flüsternd. Naoko nickte. "Ja. Ich bin mir da sogar ziemlich sicher. Und weißt du auch warum? Abgesehen davon, dass wir eine riesige, weiße, sprechende Schlange gesehen haben, ist der Heilzauber ein ziemlich eindeutiges Indiz. Er war viel stärker als normal. Viel stärker, als ich ihn jemals hinbekommen würde. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist die Heilmagie von Omononushi. Offenbar hatte er sich diesen Berg als neues zu Hause ausgesucht und seine Kräfte wirken hier noch immer. Das hat meinen Zauber verstärkt."

Terra betrachtete nachdenklich seine Brust. Von der Verletzung war absolut nichts mehr zu erkennen. Und auch seine gesamte Energie war wieder vollständig hergestellt worden. Sogar mehr als das...

"Aber warum sollte er ausgerechnet uns helfen?" Naoko zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht ist er einfach ein hilfsbereiter Gott."

Etwas in ihrem Ton ließ ihn aufhorchen.

"Oder?", harkte er nach. Naoko wand sich ein bisschen. "Du weißt etwas.", stellte Terra sachlich fest. Ergebend nickte Naoko.

"Ich muss dir etwas gestehen. Ich bin nicht zufällig hier oben."

"Was du nicht sagst.", versuchte Terra einen müden Scherz.

Naoko jedoch blieb ernst. "Du musst wissen...ich habe eine Art...Gabe. Obwohl sie manchmal schon eher ein Fluch sein kann. Aber ich vermute mal, dass trifft auf viele Gaben zu."

Stirnrunzelnd wartete Terra auf den Rest. "Was für eine Gabe?", fragte er dann schließlich doch nach, da Naoko zu zögern schien.

"Naja...sie hat etwas mit..Geistern zu tun." Terra blinzelte. Sah sie an. Blinzelte noch einmal.

"Geister?" Nickend sagte Naoko: "Ja. Geister. Und ich weiß, wie sich das anhört. Deswegen rede ich nicht so gerne darüber. Mal abgesehen davon, dass mir die Geschichte eh keiner glauben würde. Ich hoffe, bei dir ist das anders."

"Wenn du erwartest, ich würde darüber lachen, muss ich dich enttäuschen. Ich habe schon genug Verrücktes in meinem Leben gesehen. Unter anderem auch sprechende, tanzende und singende Mobel in einem verwunschenem Schloss. Es kam jetzt nur ein wenig unerwartet. Was genau ist deine Gabe? Kannst du mit ihnen in der Unterwelt kommunizieren oder so was in der Art?"

Nachdenklich und gleichzeitig unglaublich erleichtert, legte Naoko den Kopf schief. Nach einer kurzen Überlegung sagte sie: Nicht ganz verkehrt, aber auch nicht ganz richtig. Ich sehe sie. Es gibt sie fast überall. In gewissem Maße kann ich auch mit ihnen kommunizieren."

"Gibt es hier oben auch welche?" Naoko nickte. "Du wärst überrascht wie viele. Einige sitzen sogar gerade um dich herum."

Unbehaglich schaute Terra sich um. Sah sie aber natürlich nicht. Doch dafür überkam ihn gerade eine Erinnerung. Der flüchtige Moment in dem Kellergang, wo er meinte hinter Naoko eine weiße Gestalt gesehen zu haben.

"Als wir in diesem Kellergang waren...da waren dort auch Geister in der Nähe oder?"

Überrascht nickte Naoko. "Ja. Sie haben auf uns aufgepasst. Aber woher weißt du das?"

"Einmal hörte ich dich hinter mir flüstern. Vermutlich hattest du da mit einem der Geister gesprochen. Ein paar Augenblicke später, habe ich mich zu dir umgedreht und dachte hinter dir einen weißen Schatten zu sehen."

"Ah ok. Ja weißt du Geister können auch von Menschen ohne Gabe gesehen werden. Quasi. Aber immer nur in einem flüchtigen Moment. Und auch nur aus den Augenwinkeln. Im Prinzip ist es so ähnlich, wie als wenn man versucht aus den Augenwinkeln etwas zu sehen ohne zu sehen. Das macht es sehr schwierig. Daher können das im Prinzip nur sehr wenige Menschen."

"Ich verstehe." Und noch etwas wurde ihm gerade klar. "Diese Ideen zu der Steintafel: die haben dir die Geister zugeflüstert oder? Das mit der unterschiedlichen Inschrift?"

Zustimmend nickte Naoko. "Ja. Die Geister hier haben mir viele Dinge erzählt. Doch egal wie oft ich sie fragte: sie waren nicht in der Lage mir etwas über Omononushi zu erzählen. Oder was es mit dem Herzlosen auf sich hat. Irgendetwas hinterte sie daran." Kurz lauschte sie einer Stimme, welche nur sie hören konnte. "Sie können es immer noch nicht. Anscheinend gibt es sowas wie eine Barriere, die verhindert, dass sie darüber reden können."

"Eine Barriere?" Kopfschüttelnd zuckte Naoko mit den Schultern. "Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Von mir aus kannst du es auch eine Blockade nennen. Letztendlich kommt es aufs selbe hinaus. So wie ich durch etwas gehindert wurde, mich an Omononushi zu erinnern, so können die Geister nicht darüber reden."

Über ihre Worte nachdenkend lehnte Terra sich zurück und starrte in den Himmel.

Was sollte das nur beudeuten? "Klingt, als wolle jemand bestimmtes nicht, dass etwas noch bestimmteres ans Tageslicht kommt. Aber wie so etwas möglich sein soll, ist mir schleierhaft. Auf Anhieb würd emir kein einziger Zauber einfallen, der einen nur bestimmte Dinge vergessen lässt. Oder gar verhindert, dass man darüber reden kann. Das übersteigt einfach meine Kenntnisse."

Leider konnte auch Naoko ihm diese Frage nicht beantworten.

Terra schob dieses Thema auf die Liste der ungeklärten Dinge und konzentrierte sich wieder aufs wesentliche.

"Du sagtest ´in gewisser Weise´ könntest du mit den Geistern kommunizieren. Wie meinst du das?"

"Nicht alle Geister verständigen sich in Worten. Manche tun das in Form von Bildern. Die sind nicht immer so leicht zu deuten."

"Interessant. Aber sag mal: wo kommen die ganzen Geister hier oben eigentlich her? Wer sind sie?"

Naoko sah ihn verwundert an. "Ist das nicht offensichtlich? Es sind die vermissten Mönche."

"Was?", fragte Terra erstaunt. "Die Mönche die hier einst lebten. Jemand hatte sie alle getötet."

"Jemand? Können sie dir sagen, wer das war?" Bedauernd schüttelte Naoko den Kopf. "Nein. Auch diese Information können sie nicht preisgeben."

Was zur Hölle war hier nur los? "Gut, dann erzähl mir deine Geschichte. Von Anfang an.", forderte Terra sie auf.

Für einen Moment dachte Naoko darüber nach, wie sie ihm am besten alles erklären konnte.

"Meine Gabe habe ich schon ziemlich lange. Ich weiß nicht mehr genau wann sie anfing in mir zu reifen. Es ist schon viel zu lange her. Aber als Kind machte sie mir furchtbare Angst. Meine Eltern glaubten mir meine Geschichten nicht. Sie hielten sie für Hirngespinste eines kleinen Mädchens. Die einzige die mir glaubte war meine Zwillingsschwester. Nebenbei gesagt hat sie die Gabe nicht erhalten. Da meine Eltern vehement darauf beharrten, ich würde mir das alles einbilden, hörte ich irgendwann auf davon zu reden. Aber ich habe mich immer anders gefühlt. Das machte es mir auch schwierig Kontakte in der Schule zu knüpfen. Wie auch immer. Irgendwann lernte ich, dass ich gar keine Angst vor den Geistern zu haben brauchte. Naja zumindest nicht von allen. So wie bei den Lebenden gibt es auch im Geisterreich Gute und Böse Gestalten.

Du musst wissen, ein Geist entsteht dadurch, dass ein Mensch zu früh aus dem Leben gerissen wird. Wenn der Mensch dann noch etwas Wichtiges, Unerledigtes in seinem Leben hatte, wandelt er als Geist auf der Erde weiter. Die Geister um mich herum hatten alle solche Unerledigten Sachen. Trotz ihres eigenen Leids waren sie sehr freundlich zu mir, halfen mir, unterstützten mich. Ich fing an die Gabe zu akzeptieren. Und ich fand so meine ersten Freunde. Doch sie taten mir auch Leid. Und ich half ihnen ihre Unerledigten Sachen zu erledigen. Sobald diese eine Sache aus der Welt verschwunden ist, kann auch der Geist endlich gehen. Es gab eine Menge schmerzhafter Abschiede für mich, aber ich war auch froh über sie."

Terra sah sie mit neu gewonnenem Respekt an. "Das müssen wirklich schwere Zeiten für dich gewesen sein."

"Ja. Für mich waren sie wirklich schwer. Aber sie gehörten auch gleichzeitig zu meinen glücklichsten. So paradox es klingt."

"In gewisser Weise, kann ich das sogar nachvollziehen.", sagte Terra.

Eine kurze Weile schwiegen sie beide.

"Und weiter?", fragte Terra vorsichtig.

"Vor etwa einem Monat, erschien mir ein völlig neues Wesen. Es tauchte einfach in meinem Traum auf. Vermutlich kannst du dir bereits denken, wer das war. Omononushi höchstpersönlich!

Anfangs hatte ich aber gar nicht kapiert, dass er es ist. Ich sah ihn in Form einer Schlange aus purem Licht. Er bat mich, ihm zu Hilfe zu kommen. Auf dem Berg Miwa gehe eine starke, finstere Macht um. Diese drohte ihn zu verschlingen. Seine Kraft alleine reiche nicht aus um diese Finsternis zu bezwingen. In seiner Not sandte er seine verbliebenen Kräfte aus um jemanden zu finden, der ihn hören konnte. Allerdings erwies sich dies als gar nicht so einfach. Leider haben die Menschen nämlich verlernt auf die Götter zu hören. Schließlich fand er meinen Geist und nahm Kontakt auf. Das passierte genau eine Nacht nach meiner Vision, von der ich dir schon erzählt hatte.

Da ich ihn für einen weiteren Hilfesuchenden Geist hielt, versprach ich, mich sofort auf die Suche nach ihm zu begeben. Daraufhin verschwand Omononushi. Im selben Moment erwachte ich aus meinen Schlaf. Und plötzlich wusste ich, dass ich nicht mit einem gewöhnlichem Geist geredet hatte. Sondern mit einem Gott. Woher ich das so sicher wusste, kann ich mir bis jetzt nicht erklären. Aber ich wollte mein Versprechen halten. Noch in dieser Nacht brach ich auf. Doch als ich hier ankam, war es bereits zu spät. Omononushi war verschwunden.

Stattdessen nahmen mich die Mönche in Empfang. Am Fuße des Berges offenbarten sie sich mir und führten mich hierher. Seltsamer Weise verschwand meine Erinnerung an Omononushi und seine Legenden in dem Moment, als ich den Berg betrat. Im ersten Moment wusste ich gar nicht mehr, warum ich überhaupt da war. Aber die Mönche überzeugten mich davon, dass ich auf einer Mission war. Auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte und sie nicht in der Lage waren, mir zu sagen um welche Mission es sich handelte. Ich vertraute ihnen und begab mich zusammen mit ihnen auf die Suche nach dem Ursprung der merkwürden Ereignisse. Nur ein paar Tage später stieß ich zum ersten Mal auf den Herzlosen. Der Kampf war echt knapp. Zum Glück schaffte ich es irgendwie, ihm zu entkommen. Seitdem jagen wir uns hier oben gegenseitig. Mit Hilfe der Geister konnte ich einiges herausfinden, was sie mir so nicht einfach erzählen konnten. Die Steintafeln waren eine dieser Dinge. Und naja...den Rest der Geschichte kennst du ja. Plötzlich warst du hier. Und wenn ich das mal sagen darf: seit dem habe ich wesentlich mehr herausbekommen, als ich es alleine geschafft hatte. So gesehen, sollte ich dir wohl danken. Das tun übrigens auch die Geister. Scheinbar sind sie der Meinung, dass wir zusammen die Geheimnisse lüften werden. Und das wir es schaffen werden, den Herzlosen zu vernichten. Offensichtlich ist er wohl ein fester Bestandteil der Vorkommnisse und muss getötet werden. Ehrlich gesagt, habe ich sie schon lange nicht mehr so zuversichtlich gesehen."

Das war es also. Ein paar Dinge machten jetzt auf jeden Fall mehr Sinn als vorher. Aber wie so oft in letzter Zeit, warfen sie genauso viele Fragen wieder auf.

"Ich nehme nicht an, dass Omononushi dir im Traum mitgeteilt hat, wen oder was diese finstere Macht representiert oder?", fragte Terra, obwohl er die Antwort bereits zu kennen glaubte. Wie sich herausstellte, behielt er damit Recht.

"Leider nicht.", sagte Naoko bedauernd. "Womöglich haben seine Kraft dafür nicht mehr ausgereicht."

"Hmmm." Nachdenklich sah Terra zu der Stelle hinüber, wo vor wenigen Augenblicken die Schlange erschienen war. "Worüber denkst du nach?", fragte Naoko ihn neugierig. "Ich frage mich nur...wenn er mit seinen letzten Kräften dich gerufen hat und wenn er schon nicht mehr da war, als du hier ankamst: warum haben wir ihn dann gerade eben noch gesehen? Und wieso hatte er noch genug Kraft um die unseren zu Verstärken? Kannst du dir da einen Reim draus machen? Oder deine Geister?"

Für einen Moment lauschte Naoko den Mönchen. Deren Antworten schienen aber nicht sonderlich zufrieden stellend zu sein.

"Die Geister wissen es auch nicht. Und ich kann mir nur folgenden Reim darauf machen: Omononushi hat vorsätzlich einen Teil seiner Kraft hier versiegelt um sie demjenigen zuteil werden zu lassen, der ihm zur Hilfe kommen würde."

"Um den Herzlosen zu besiegen? Weil unsere normalen Kräfte dafür nicht ausreichen?"

"Vermutlich." "Wenn Omononushi uns Kräfte gibt um den Herzlosen zu töten, heisst das, er ist leider in der Höhle doch nicht gestorben."

"Hattest du das wirklich erwartet?" "Gehofft, höchstens."

Zugegeben klang das alles gar nicht mal so weit dahergeholt. "Ich frage mich wirklich, warum er den Herzlosen nicht selbst besiegen konnte, wenn er doch über soviel Macht verfügte. Da steckt mehr dahinter."

"Schade, dass er uns das gerade nicht selbst sagen konnte."

Mittlerweile war es schon ziemlich finster geworden.

Terra ließ kleine Flämmchen entstehen und sie über dem Wasser schweben.

"Cool. Wie kleine Irrlichter." Begeistert versuchte Naoko eines der Flämmchen zu fangen. Lustig flackernd wich die Flamme ihr aus.

"Das solltest du besser lassen. Nachher verbrennst du dich noch."

"Spielverderber."

Interessiert betrachtete Naoko ihre Handfläche. "Meine Haut ist schon ganz runzelig. Wie lange sitzen wir hier schon?"

Schulterzuckend sagte Terra: "Keine Ahnung. Eine Weile. Vielleicht eine Stunde?"

"Zeit also langsam hier rauszukommen." Gesagt getan. Übergangslos stand Naoko einfach auf.

Hastig drehte Terra sich weg. "Ach Terra.", seufzte sie.

Er hörte wie Naoko aus dem Becken stieg und nach ihren Kleidern griff.

"Also ist unsere Hauptfaufgabe den Herzlosen zu töten. Richtig?", fragte Terra, um den Moment zu überbrücken.

"Sieht so aus. Wenn wir ihn töten, könnten wir dem Geheimnis ein ganzes Stückchen näher kommen. Du kannst dich jetzt umdrehen."

Und Terra tat es. Naoko hatte sich mittlerweile komplett angezogen. Allerdings war ihre Kleidung jetzt an vielen Stellen naß.

"Wir hätten an Handtücher denken sollen.", seufzte Naoko.

"Lass uns schnell zum Tempel zurück und unsere Kleidung wechseln. Sonst erkälten wir uns noch."

"Ok.", sagte Terra, machte aber keine Anstalten aufzustehen.

Naoko sah ihn erst erwartungsvoll an, dann fragend und dann rollte sie mit den Augen. "Ist ja schon gut.", sagte sie und drehte sich um.

Terra erhob sich und ging ebenfalls zu seiner Kleidung um sich anzuziehen.

"Die Frage ist nur: wie töten wir den Herzlosen?"

"Naja, physische Angriffe bringen bei ihm nichts. Er ist quasi immun dagegen."

"Das stimmt nicht ganz.", meinte Terra nachdenlich. Überrascht drehte Naoko sich um. Gott sei Dank hatte Terra bereits seine Hose an. Sie konnte also lediglich noch seinen Oberkörper bewundern. "Wie meinst du das?"

"Hattest du das nicht selbst gesagt? Sein Körper ist gegen phyische Angriffe immun. Außer in dem Moment wo er selbst angreift, dann bekommt sein Körper eine feste Form."

"Mag ja sein, aber du kannst nicht darauf warten, dass er dich angreift um zuzuschlagen. Das könnte der Moment sein, in dem er dich tötet. Immerhin musst du mit dem Schwert ja nahe genug herangehen. Abgesehen davon, wird nur der Teil des Körper fest, der zum Angriff genutzt wird."

"Ja zugegeben, dass ist ein Problem. Aber eigentlich ist die Lösung simpel. Wenn physische Angriffe nichts bringen, nutzen wir halt magische Angriffe."

Zweifelnd sah Naoko ihn an. "Das habe ich auch schon versucht. Es stimmt zwar, dass er durch Magie verletzt werden kann, aber seine Widerstandskraft ist enorm. Ich habe ihm keine nennenswerten Verletzungen zufügen können."

"Mag sein. Aber dieses Mal bin ich dabei. Vielleicht schaffen wir es ja zu zweit. Vor allem nach dem Kräfteschub durch unseren Gott hier."

Fertig angezogen, begab sich Terra auf den Weg zum Tempel. "Wie genau ist jetzt der Plan?", fragte Naoko, welche ihm raschen Schrittes folgte.

"Heute Nacht ruhen wir uns aus. Morgen, gehen wir auf die Jagd nach einem Herzlosen.", erklärte Terra ihr, während er mit seine Hand über das Armband an seinen Handgelenk strich.

Naoko bemerkte es. "Du? Was ich dich schonmal fragen wollte: was bedeutet dir eigentlich das Armband Terra? Du nimmst es niemals ab. Manchmal wenn du nachdenkst, streichst du immer darüber, so wie jetzt."

Terra folgte ihrem Blick. Das kleine blaue Armband, welches Rei ihm geschenkt hatte.

"Ein Wunschband. In dem Moment wo es mir umgebunden wurde, habe ich mir etwas gewünscht. Und wenn das Armband jemals reißen sollte, weiß ich, dass der Wunsch in Erfüllung gehen wird. Eine Freundin hat es mir geschenkt."

"Klingt romantisch. Dann hoffe ich mal, dass dein Wunsch in Erfüllung gehen wird."

"Das hoffe ich auch. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich das hoffe..."

Terras Aufenthaltsort

Ziemlich erschöpft öffnete Rei die Tür zu ihrem Zimmer.

Es war ein anstrengender Tag gewesen. Gerade in der Ferienzeit kamen immer wesentlich mehr Leute zum Tempel als gewöhnlich. Die Leute hatten dann einfach zu viel Zeit. Aber Rei wollte sich darüber nicht beklagen. Sie fand es schön, wenn der Tempel besucht wurde. Gerade jetzt, wo er nach dem letzten Kampf so trostlos aussah, war sie für jeden Besucher dankbar. Und man musste auch dazu sagen, dass die Kasse durch die vielen Besucher einen Aufschwung bekam. Die Glücksbringer gingen weg wie nichts. Was zu ihrem Vorteil gereichte. Das Geld würden sie brauchen um den Tempel wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen.

Doch auch wenn ihr das alles Spaß machte, war es dennoch eine Form von Stress. Vor allem da heute irgendwie am meisten los gewesen war.

Seufzend schnappte sie sich ein paar Handtücher und ging ins Badezimmer. Ein heißes Bad würde ihr jetzt bestimmt gut tun.

Leise summend zog sie ihre Kleider aus und ließ währenddessen schon einmal das Wasser ein. Wenig später saß sie in der Wanne und lehnte sich enstpannt seuzfend zurück.

Welch eine Wohltat. Nach und nach spürte sie, wie der Stress von ihr abfiel.

Doch so sehr ihr Körper sich auch entspannte, ihr Kopf kam nicht wirklich zur Ruhe.

Auf kurz oder lang fing sie immer an über das nachzudenken, was Terra ihr heute Morgen erzählt hatte.

Vor allem über dieses Mädchen. Wie hieß sie noch gleich? Naoko?

Rei kam das alles sehr seltsam vor.

Mal ganz abgesehen davon, dass nach neuen gesetzlichen Regelungen dort oben niemand außer den Mönchen Zutritt hatte, war es einfach das Timing, welches Rei so beunruhigte. Warum gerade jetzt?

Warum war dieses Mädchen gerade jetzt dort oben? Wo dort so seltsame Dinge vorgingen, wie Terra berichtet hatte.

Stand diese Naoko in Verbindung zu diesen Vorfällen? Wer war sie überhaupt? Wieso besaß auch sie die Kraft einer Schlüsselschwertkriegerin?

Soweit es Rei bekannt war, müsste Terra der erste Schlüsselschwertkrieger überhaupt sein, welcher in ihrer Welt erschienen war. Doch jetzt war noch jemand zweites dazu gekommen. Einfach aus dem Nichts.

Wie passte das zusammen?

Fragen über Fragen, auf die Rei keine Antwort fand.

Auch bereitete ihr immer noch Terras Vision Sorgen.

Immer wenn sie daran dachte, breitete sich in ihr eine dunkle Vorahnung aus.

Ihre ständigen Versuche durch Meditation Klarheit zu schaffen, waren permanent gescheitert.

Die Gründe der Vision wurden durch einen dichten Schleier verborgen, welchen sie nicht zu durchdringen vermochte.

Ihrer Erinnerung nach, war so etwas bisher nur einmal vorgekommen. Damals, als das Königreich des Dunklen ihre Wahrnehmung gestört hatte. Wie so vieles im Moment, bereitete ihr auch diese Tatsache erhebliche Sorgen. Sie fühlte sich blind.

So oder so ähnlich verweilten ihre Gedanken die ganze Zeit. Schließlich gab sie irgendwann auf und stieg wieder aus der Wanne. Es hatte einfach keinen Sinn. Wirklich entspannen konnte sie sich zurzeit einfach nicht.

Angezogen und mit einem Handtuch um den Kopf geschlungen, wanderte sie durch die Flure des Tempels.

Ein lautes Klopfen an der Eingangstür, ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken.

Besucher? Um diese Uhrzeit? Wer konnte das nur sein?

Für einen Moment zögerte Rei. Eigentlich hatte sie keine Lust, heute noch jemanden zu empfangen.

Alles was sie wollte, war sich in ihr Bett zu legen und vielleicht noch ein paar Mangas zu lesen.

Erneut klopfte es. Gefolgt von einem Zuruf: "Rei? Bist du da?"

Nanu? War das nicht Amis Stimme?

"Sie schläft bestimmt schon." Vernahm sie die Stimme einer weiteren Person.

Makoto?

Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in Reis Brust aus. Ihre innere Stimme sagte ihr, dass das bevorstehende Gespräch nicht sonderlich angenehm werden würde. Hatte Ami etwas herausgefunden, oder warum stand sie zu dieser Stunde vor ihrer Tür?

Wieder klopfte es. Kurz zögerte sie noch. Dann öffnete Rei die Tür.

"Ami. Makoto.", sagte sie mit gespielter Überraschung. "Schön euch zu sehen. Was führt euch denn um diese Zeit noch her?", fragte sie fröhlich. Blieb dabei aber auf der Hut.

"Guten Abend Rei.", sagte Makoto. Allerdings wirkte sie im Vergleich zur Rei wirklich überrascht. Scheinbar hatte sie nicht damit gerechnet, Rei noch anzutreffen.

"Hallo Rei. Können wir kurz mit dir reden?", fragte Ami. Ihre Stimme war ernst. Berechnend. Ami war in ihrem Denk-Modus, wie Bunny es manchmal nannte. In diesem Modus entging ihr so gut wie nichts. Während der Kämpfe war das immer sehr praktisch und überaus nützlich gewesen. Jetzt aber jagte es Rei einen kalten Schauer über den Rücken. "Sie weiß es. Oder kann es sich zumindest denken." Diese Gewissheit schoss Rei durch den Kopf, während sie in das Gesicht ihrer Freundin blickte.

Trotzdem versuchte sie verbissen sich nichts anmerken zu lassen.

"Aber klar doch. Kommt herein. Möchtet ihr vielleicht eine Tasse Tee? Ich wollte mir gerade welchen machen."

"Ja. Tee wäre wohl nicht schlecht.", stimmte Makoto mit einem Seitenblick auf Ami zu.

"Toll. Nehmt doch schon einmal in meinem Zimmer Platz. Ich komme gleich zu euch."

Hastig entfernte Rei sich in Richtung Küche. Unterwegs riss sie sich das Handtuch vom Kopf und ließ es achtlos zu Boden fallen.

"Wie ist sie dahinter gekommen.?" Immer wieder wiederholte sich diese Frage in Reis Kopf. Das Ami wusste, wo Terra sich gerade befand...daran bestand kein Zweifel. Ironischerweise überraschte es sie nicht einmal. Von Anfang an, seit sie mit Terra die ganze Sache geplant hatte, wusste sie, dass es quasi unmöglich war, es vor Ami geheim zu halten. Hatte sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, erreichte sie das Ziel für gewöhnlich auch. Immerhin war sie nicht umsonst ein Genie.

Irgendwie musste Rei Terra warnen. Während der Teekessel vor sich hin pfiff, versuchte Rei verzweifelt Terra zu erreichen. Doch die Verbindung kam einfach nicht zu stande. "Jetzt komm schon.", knurrte sie innerlich, als der Pager erneut versuchte eine Verbindung zu finden.

Allerdings blieb auch dieser Versuch erfolglos.

Letztendlich gab Rei es auf. Anscheinend musste sie eigenständig versuchen die Wogen zu glätten.

Möglicherweise konnte sie Ami ja noch auf eine falsche Fährte locken. Auch wenn sie wusste, wie gering die Chancen standen.

Terras Worte klangen ihr noch den Ohren: "Was auch passiert, Ami darf auf keinen Fall herausfinden, wo ich mich aufhalte. Solange ich nicht weiß, was es mit dieser Vision auf sich hat, darf sie den Berg unter keinen Umständen betreten."

Mit einem Tablett beladen, betrat sie ihr Zimmer. Sofort setzte sie ein Lächeln auf.

"Entschuldigt, dass es etwas gedauert hat. Hier bitte, euer Tee."

Vorsichtig reichte sie ihren beiden Freundinnen jeweils einen dampfenden Becher. Zusätzlich stellte sie noch einen Teller Kekse auf den Tisch. "Bedient euch. Seichirou hat viel zu viele von denen gekauft. Nur weil ich einemal erwähnt habe, dass sie ja ganz lecker wären." Makoto griff zu. Ami nippte an ihrem Tee.

Schweigend setzte Rei sich und trank ebenfalls einen Schluck.

"Ich hatte gar nicht mit Besuch gerechnet.", sagte sie schließlich, als die Stille unangenehm zu werden drohte. Scheinbar wusste keine von ihnen so richtig, wie sie anfangen sollte. "Was führt euch zu mir? Nicht, dass ich mich nicht über euren Besuch freue, aber es ist etwas ungewöhnlich um diese Zeit.", versuchte Rei die Stimmung zu lockern.

Unsicher sah Makoto zu Ami.

"Wir, oder besser gesagt ich, muss dich etwas fragen.", sagte Ami.

"Schieß los. Ich bin ganz Ohr.", lächelte Rei. Jedoch klopfte ihr Herz so laut, dass sie sich fragte, ob die anderen beiden es hören konnten.

"Weißt du, wir waren heute wieder auf der Suche nach Terra.", sprang Makoto schnell ein.

"Ah. Und wart ihr erfolgreich? Konntet ihr ihn finden? Es tut mir echt leid, dass ich euch bei der Suche nicht helfen konnte. Momentan haben wir alle Hände voll zu tun.", sprach Rei vielleicht eine kleine Spur zu schnell.

"Nein. Leider hatten wir wieder keinen Erfolg. Allmählich gehen mir die Ideen aus. Mittlerweile weiß ich schon gar nicht mehr, wo ich noch suchen soll.", sagte Ami mit gesenktem Blick. Dabei klang sie so traurig, dass Rei instinktiv zu ihr rutschte und sie umarmte.

"Du Arme. Keine Angst, du wirst ihn schon noch finden. Oder aber er kommt von alleine wieder. Er kann ja nicht für immer fort bleiben."

"Es sei denn, er ist in eine andere Welt gegangen. Seine Reise fortsetzen.", murmelte Makoto so leise, dass niemand sie hörte.

Ami erwiederte Reis Umarmung.

"Danke Rei." Plötzlich klang sie ein wenig milder gestimmt. Hatte sie vielleicht doch nichts herausgefunden.?

"Wo habt ihr denn schon alles gesucht?", fragte Rei.

Makoto zählte ihr die vielen Orte auf, die sie zusammen mit Bunny und Minako und manchmal auch ChibiUsa aufgesucht hatten.

"Wow. Das sind wirklich eine Menge Orte.", staunte Rei nicht schlecht.

"Ja. Aber nirgends war Er zu finden. Nirgends." Ami nippte noch einmal an ihrem Tee.

"Dann kam mir eine neue Idee."

"Und welche?"

"Terras Pager." Rei sah sie ratlos blinzelnd an. "Ich verstehe nicht ganz."

"Wir haben natürlich mehrmals versucht ihn damit zu erreichen. Luna hatte uns erzählt, dass Terra seinen Pager angenommen hat. Was uns natürlich ziemlich freut. Daher schien es die einfachste Lösung zu sein, ihn damit zu erreichen.", erklärte Makoto.

"Ich verstehe.", sagte Rei. Fragend blickte sie von einer zu anderen. "Und? Hat es geklappt?", fragte sie, obwohl sie die Antwort schon zu kennen glaubte.

Wie erwartet, schüttelte Makoto mit dem Kopf. "Nein. Egal wie oft wir es versuchten, wir kamen einfach nicht zu ihm durch."

"Also musste ich etwas anderes ausprobieren.", übernahm Ami nun das Erzählen.

"Ich habe mir unseren Computer im Sailor-Raum zu Nutze gemacht. Nach ein paar Stunden Arbeit, hatte ich den Computer so umprogrammiert, dass er die Standorte der Pager lokalisieren konnte.

Innerlich gefror Rei zu Eis. Gleichzeitig applaudierte sie Ami aber auch für diesen genialen Einfall. "Das geht?", fragte sie schwach." Stolz nickte Ami. "Sogar ziemlich gut. Jeder unser Pager kann jetzt bei Bedarf über den Computer geortet werden. Zusätlzich habe ich noch ein neues Modul in meinem Laptop installiert, welches diese Daten vom Computer jederzeit abrufen kann. Somit kann ich auch unterwegs alle Pager orten. Alle. Bis auf einen."

Eine Woge der Erleichterung schoss durch Reis Körper. "Terras?"

Ami nickte. So sehr sie das auch freute, so irritierend und Besorgnis erregend empfand Rei dies. Warum konnte nur Terras Pager nicht geortet werden? Wurde das Signal irgendwie gestört? Zumindest würde das erklären, warum sie ihn selbst auch nie erreicht hatte.

"Das ist echt schade. Aber die Idee ist genial. Hut ab Ami.", lobte Rei und zog einen imaginären Hut.

"Es geht noch weiter.", warf Makoto ein. "Da der Laptop Terras Pager nicht orten konnte, haben wir uns zwischenzeitlich wieder aufs Suchen verlegt. Aber vor ein paar Stunden reagierte Amis Laptop plötzlich. Terras Signal wurde geortet. Wenn auch nur für einen kurzen Moment."

Rei starrte sie an. "Wie bitte?", fragte sie leise. "Das kann doch einfach nicht wahr sein.", dachte sie. "Und...wo genau...wurde sein Signal geortet?" Ami zeigte mit ausgestreckte Hand auf ein Gemälde an Reis Wand. "Dort."

Rei sah auf. An ihrer Wand hingen viele Bilde und Gemälde von Landschaften und Reis Familie. Doch das Gemälde, auf das Ami zeigte, war anders. Aus Reis Gesicht verschwand jegliche Farbe. Es war das Bild vom heiligen Berg Miwa!

"Wenn ich mich Recht erinnere, gehört deiner Familie ein verlassener Tempel dort oben, oder?", fragte Ami.

Doch Rei konnte sie nichts vormachen. Ami wusste das alles sehr genau. Ihr Gedächtnis war schließlich hervorragend. Und wie Rei sie kannte, hatte ihre Freundin definitiv die richtigen Schlüsse gezogen.

Rei nickte langsam. Sie konnte plötzlich nicht mehr reden. "Es tut mir Leid, Terra. Ami ist uns einfach über.", dachte sie.

"Neulich habe ich noch einen Artikel über den Berg Miwa gelesen. Anscheinend ist er durch Gesetze zu einem so heiligen Ort erklärt worden, dass er praktisch ein Speergebiet ist. Nur die Mönche bestimmter Familien dürfen dorthin. Da deiner Familie der Tempel gehört, steht es außer Frage, dass ihr diese Erlaubnis besitzt. Aber auch Menschen die von euch eine Genehmigung erhalten haben, dürfen sich dort aufhalten. Vermutlich ist es dort oben Menschenleer. Ein perfekter Ort also, wenn man nicht gefunden werden möchte."

Fest sah Ami Rei in die Augen.

"Terras Signal wurde am Fuße des Berges geortet. In der Stadt Sakurai. Und du bist die einzige, die ihn dort hingeschickt haben könnte." Rei stellte ihre Tasse wieder auf den Tisch und senkte den Blick. Sie konnte Ami einfach nicht in die Augen sehen. Ami wirkte nicht böse oder ähnliches. Aber sie wirkte verletzt. Die Schlussfolgerung, dass Rei Terra geholfen hatte unterzutauchen, ohne ihr etwas zu sagen, musste Ami ziemlich weh getan haben. In diesem Moment kam Rei sich wie eine Verräterin vor.

Makoto sah sie besorgt an. Diese Situation war Rei sichtlich unangenehm. Sie tat ihr richtig leid.

Auch Ami merkte dies. Ja, sie war ein wenig verärgert gewesen. Nun aber, wie sie Rei so ansah, verpufften sämtliche Vorwürfe, welche sie Rei hätte machen können, einfach im Nichts. Ihr kam zum ersten Mal der Gedanke, dass es auch für Rei sicherlich nicht einfach gewesen sein wird, alles zu verheimlichen. Ami nahm Reis Hände in ihre. Zaghaft sah Rei zu ihr auf. Unsicher blickte sie ihrer Freundin ins Gesicht. Amis Herz blutete. In Reis Augen konnte sie das Chaos sehen, welches in ihrer Freundin tobte. Und trotzdem, sie musste es einfach wissen.

"Rei bitte. Sag mir die Wahrheit. Ist Terra dort oben?", fragte Ami mit sanfter Stimme. Rei bemerkte Amis freundliche Art. Innerlich schaffte sie es auszuatmen. Scheinbar war Ami ihr wirklich nicht böse. Trotzdem konnte sie nichts sagen. Ihr Versprechen Terra gegenüber band sie. Also biss sie sich auf die Lippen und wich Amis Blick aus.

"Ich bin dir nicht böse Rei. Und ich verspreche, ich werde es auch nicht sein, wenn du mir die Wahrheit sagst. Ich will einfach nur wissen wo er ist." Eine Träne stahl sich ihren Weg über Amis Wange.

Verdammt. Wie konnte sie so unfair sein und Ami noch mehr Schmerzen zufügen, indem sie schwieg? Innerlich verfluchte Rei sich selbst.

"So oder so. Ich werde dorthin fahren. Es ist meine letzte Möglichkeit ihn zu finden. Aber ich würde die Wahrheit gerne von dir hören. Auch wenn ich mir relativ gut zusammen reimen kann, was hier abläuft. Bitte sage mir, werde ich ihn wirklich dort finden? Dort oben auf dem Berg?"

Wieder klangen Rei Terras Worte in den Ohren. Ami durfte auf keinen Fall den Berg betreten. Irgendwie musste sie sie davon abbringen. Fraglich war allerdings, wie lange Rei dies noch durchhielt. Ihr Widerstand zerbröckelte immer mehr. Rei wollte Ami alles erzählen. Wollte ihr den Kummer nehmen. Ihr sagen, dass sie Terra dort finden würde und sie ermutigen endlich mit ihm zu sprechen. Aber...sie durfte es nicht.

"Du hast ihm vesprochen, mir nichts zu sagen, oder?"

Warum? Warum nur? Zum ersten Mal wünschte Rei sich, Ami wäre so doof wie Bunny. Dann wäre all dies hier gar nicht erst so weit gekommen. Dieses Mädchen war eindeutig viel zu intelligent.

"Es ist okay, wenn du dein Versprechen halten willst. Dann sag nichts. Aber bitte begleite mich. Ich brauche deine Hilfe um den Berg betreten zu dürfen. Und ich glaube, wenn ich das ganze durchstehen will, brauche ich die Unterstützung meiner Freunde. Ich war nie gut mit Worten und noch wesentlich schlechter darin, meine Gefühle auszudrücken. Aber wenn ich weiß, das ihr hinter mir steht, werde ich es ganz sicher schaffen."

Der letzte Widerstand in Rei zerbrach.

"Das war unfair Ami. So ein gemeiner psychischer Angriff. Wie soll ich da noch weiterhin standhaft bleiben?, flüsterte Rei mit gesenktem Kopf. Hinter ihren lange Haaren, verbarg sich ihr Gesicht.

Plötzlich spürte sie Amis Arme um sich. "Vergib mir Rei. Aber ich muss es einfach wissen."

Rei schüttelte den Kopf und erwiderte die Umarmung.

"Eigentlich müsste ich stolz auf dich sein. Du lernst endlich dich durchzusetzen. Auch wenn die Methode mich durch Gefühle aus der Fassung zu bringen ziemlich unfair ist. Aus welchem Buch hast du das nur wieder gelernt?", flüsterte sie. Ami lächelte schwach.

Makoto ließ die Luft aus ihren Lungen entweichen. Ohne das es ihr Bewusst gewesen war, hatte sie diese angehalten.

"Also hast du Terra wirklich geholfen?", unterbrach sie die Stille.

Rei nickte. Vorsichtig löste Ami sich von ihr. "Erzählst du mir davon?", fragte Ami. Dieses Mal wieder fast so schüchtern und zurückhaltend wie eh und je.

"Habe ich noch eine Wahl? Aber ich darf es eigentlich nicht Ami. Terra hat mich in der Tat versprechen lassen, dir nichts zu sahgen."

"Warum? Vertraut er mir nicht?", fragte Ami verletzt. Kurz darauf verdunkelte sich ihr Blick. "Natürlich. Was für eine dumme Frage. Wie könnte er auch, nachdem..."

Doch Rei verneinte dies. "Im Gegenteil Ami. Er vertraut dir vollkommen. Mehr als er sich selbst vermutlich bewusst ist. Und er liebt dich." Bei diesen Wort leuchtete Amis Herz auf wie eine kleine Sonne. "Bist du sicher?"

Makoto verdrehte die Augen. "Ach Ami. Du bist vermutlich die einzige Person von uns allen, die das noch nicht glaubt."

Unsicher sah Ami sie an. "Vertrau uns ruhig.", sagte Makoto.

"Makoto hat Recht. Und gerade weil er dich so liebt, will er nicht, dass du ihm folgst. Terra will dich schützen."

"Schützen? Aber wovor denn?"

Nachdenklich trank Rei noch einen Schluck ihres Tees. Eigentlich hatte sie jetzt schon zu viel gesagt. Ihr Versprechen hing an einem seidenen Faden. Andererseits, war es vermutlich mittlerweile egal ob sie es noch hielt oder nicht.

"Egal was ich sage, du wirst au fjeden Fall gehen, richtig?", fragte Rei Ami.

Diese nickte ernst. Seufzend sagte Rei dann: "In dem Fall schadet es wohl nicht mehr, wenn ich dir alles erzähle. Sobald du Terra triffst, wirst du sowieso alles erfahren. Und aufhalten kann ich dich ja scheinbar nicht mehr."

"Dein Versprechen...", begann Ami. Aber Rei wischte ihren Einwand weg. "Welchen Sinn hätte das? Ob ich das jetzt noch halte oder nicht, du wirst ohnehin gehen. Aber so weißt du wenigstes was dich erwartet. Manchmal muss man einfach abwägen, ob es wirklich sinnvoller ist ein Versprechen zu halten, oder ob man damit weiteren Schaden verursacht."

"Das ist sehr mutig von dir.", sagte Makoto anerkennend.

"Der Grund warum Terra nicht will, dass du ihm folgst, liegt in einer Vision.", sprach Rei.

"Eine Vision?"

Und Rei erzählte ihr alles. Angefangen bei der Vision, bis hin zu allem was sie bis jetzt wusste.

Auch von Naoko erzählte sie ihr. Als Ami erfuhr, dass Terra sich mit einem Mädchen ganz alleine auf dem Berg aufhielt, spürte sie einen kleinen Stich der Eifersucht. Energisch schob sie den Gedanken jedoch zur Seite. Keine Zeit für sowas.

Nachdem Rei ihre Geschichte beendet hatte, schwiegen sie.

Jede von ihnen hing ihren Gedanken nach.

Schließlich fragte Rei: "Verstehst du es jezt? Terra will dich auf jeden Fall da raushalten. Es könnte sehr gefährlich für dich sein."

"Aber das gleiche gilt auch für ihn. Ich bin mir sicher, dass auch bei dir sämtliche Alarmglocken läuten Rei. Die Geschichte ist seltsam. Etwas stimmt einfach nicht. Und das könnte auch für Terra tödlich enden.", warf Ami ein.

"Ich weiß. Aber ihn konnte ich nicht aufhalten. Ich hatte gehofft, bei dir mehr Glück zu haben.", sagte Rei bitter. "Versuch Vertrauen zu ihm zu haben Ami. Wenn das einer schaffen kann, dann er. Und er ist ja nicht alleine dort oben. Bitte höre auf ihn. Es ist einfach zu gefährlich.Wenn seine Vision wahr wird, könntest du sterben. Dann wäre alles, wofür er gekämpft hat, umsonst gewesen."

Entschlossen stand Ami auf. "Gefährlich oder nicht. Ich muss einfach zu ihm. Wenn ihm etwas zustößt, könnte ich den Gedanken nicht ertragen, dass ich ihm hätte helfen können."

"Aber genau das sind doch auch seine Gedanken.", warf Makoto ein. "Mir gefällt es auch nicht, ihn dort alleine zu wissen. Aber ich finde Rei hat Recht. Folge ihm nicht." Amis Entschlossener Blick, sagte ihr jedoch, dass sie keinen Erfolg hatte. "Ich werde gehen.", sagte Ami mit entschiedener Stimme. Makoto seufzte. Rei blickte Ami traurig an. Genau das hatte sie befürchtet. Ami würde gehen, ob sie es nun wollten oder nicht. Makoto fasste einen Entschluss. Als ihre Freunde, gab es nur eines was sie tun konnten. Kurzerhand schaltete sie ihren Pager ein.

"An alle. Wir treffen uns in einer Stunde am Hauptbahnhof. Packt eure Taschen für ein oder zwei Tage. Sagt euren Eltern, wir hätten spontan beschlossen einen Ausflug in die Berge zu machen. Alles Weitere erkläre ich euch vor Ort." Rei und Ami sahen sie verdutzt an. Sie hörten wie Bunny und Minako ihr Einverständnis gaben.

"ChibiUsa wird nicht dabei sein. Sie ist mit Freunden bereits in ein Camp gefahren.", ertönte Bunnys verzerrte Stimme. "Mist. Ihre Kräfte könnten wir möglicherweise gebrauchen.", fluchte Makoto. "Kräfte? Erwarten wir einen Kampf?", fragte Minako. "Möglichweise. Ich erkläre es euch später. Was ist mit Mamoru?"

"Jobbt wieder. Ich kann ihn seit Tagen nicht erreichen.", schniefte Bunny in die Leitung. "Dann muss das halt reichen. Bis gleich."

Nachdenklich sah sie auf und bemerkte, dass Ami und Rei sie anstarrten. "Was ist? Koffer packen Mädels. Wir rücken aus.", grinste Makoto.

"Du meinst..."

"Wir lassen dich nicht alleine fahren Ami. Nicht unter diesen Umständen. Außerdem spreche ich glaube ich für alle, wenn ich sage: auch wir machen uns Sorgen um Terra. Er ist uns ein guter Freund geworden und hat uns schon öfter beigestanden. Wird Zeit, dass wir uns revanchieren meinst du nicht?"

Lächelnd nickte Ami. "Ihr seid die Besten."

"Rei? Du kommst doch auch mit oder?", fragte Makoto.

Rei nickte entschlossen. "Nichts wird mich davon abhalten. Vielleicht war es falsch ihn alleine gehen zu lassen. Den Fehler mache ich nicht noch einmal bei einem Freund. Und außerdem..." Entschuldigend sah sie zu Ami hinüber. "...habe ich noch etwas gut zu machen. Aber am wichtigsten ist: wir sind ein Team. Und stehen füreinander ein. In jeder Situation!"

"Für Liebe und Gerechtigkeit.", lachte Ami.

"Besonders für die Liebe oder?", flüsterte Makoto grinsend.

Auswirkungen der Dunkelheit

Als sie endlich in Sakurai ankamen, war es noch mitten in der Nacht. Rei hatte den Freund ihres Großvaters vorher noch kontaktiert und mitgeteilt, dass sie ihn diese Nacht noch aufsuchen mussten. Während der Zugfahrt hatten Makoto, Ami und Rei die anderen beiden auf den neuesten Stand gebracht.

Besonders für Rei war das unangenehm gewesen. Doch es ging gimpflicher aus als sie erwartet hatte. Niemand macht ihr einen Vorwurf. Minako sagte sogar zu ihr, dass sie vermutlich auch so gehandelt hätte. Die restliche Fahrt über diskutierten und analysierten sie. Alle bis auf Bunny. Sobald es danach aussah, viel denken zu müssen, schlief sie einfach ein. Abgesehen von einem gelegentlichen Schnarcher war von ihr dann nichts mehr zu hören.

Nach geraumer Zeit mussten die anderen jedoch feststellen, dass sie keinen Schritt vorankamen. Es fehlten einfach zu viele Informationen. Schließlich verlegten sie sich darauf, noch ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor sie in Sakurai ankommen würden. Was auch ein paar Stunden später erfolgte.

Der Bahnhof war Menschenleer.

"Brr. Gespenstisch so ein Bahnhof bei Nacht.", bibberte Bunny mit den Zähnen.

"Ach was. Ich find´s eher interessant. So wirkt ein Bahnhof doch ganz anders als am Tage.", sagte Makoto und sah sich neugierig um. Hier in dieser Stadt war sie noch nie gewesen. Hoffentlich hatte sie später noch Zeit sich umzusehen.

"Los kommt. Wir müssen da entlang.", sprach Rei und deutete auf eine Treppe.

Eilig folgten die anderen ihr. Nur einen kurzen Moment später standen sie auf dem Bahnhofsplatz und sahen sich um. Auch hier war so gut wie niemand zu sehen. Auf einer Bank lag ein Mann, zugedeckt mit alten Zeitungen. Ein paar Meter weiter stand ein alter Wohnwagen, der wohl zu einer Imbissbude umgebaut worden war. Gelangweilt lehnte sich ein Mann auf den Tresen und beobachtete eine Gruppe Betrunkene durch die Straßen torkeln.

Kaum hatte Bunny den Imbisswagen entdeckt, fing ihr Magen lautstartk an zu knurren.

"Nicht jetzt Bunny. Da haben wir jetzt keine Zeit für.", mahnte Minako sie, stieß dabei aber auf taube Ohren. Von einer Sekunde auf die andere schien Bunny einfach zu verschwinden, nur um sich am Imbisswagen wieder zu materialisieren. "Hoffnungslos.", murmelte Minako.

"Rei?", erklang dann eine Stimme hinter den Freundinnen.

Alle vier wandten sich um. Vor ihnen stand ein Junge von etwa sechzehn Jahren und blondem Haar. Um den Hals hing eine Kamera.

"Akio. Bist du das? Mein Gott, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen." Erfreut lief Rei auf den Jungen zu und umarmte ihn. "Stimmt. Ein paar Jahre sind´s bestimmt schon.", grinste Akio und erwiderte die Umarmung.

Rei wandte sich zu den anderen. "Das hier ist Akio. Er ist der Enkelsohn des Freundes meines Großvaters. Wir kennen uns schon seit wir klein waren. In den Ferien haben sich unsere Großeltern immer gegenseitig besucht. So konnten wir immer zusammen spielen." "Sehr erfreut. Ich bin Makoto."

"Schön dich kennen zu lernen. Mein Name ist Ami."

Akio betrachtete Ami aufmerksam. Er wusste nicht woher, aber er hatte den Eindruck, dass sie das Mädchen war, welches Terra erwähnt hatte.

"Wör isch dasch?" Akio sah an Ami vorbei und erblickte ein blondes Mädchen mit langen Zöpfen. Mit großen, neugierigen Augen betrachtete sie ihn und kaute dabei genüßlich auf einer Portion Pommes herum.

"Bunny!", schimpfte Rei. "Wirklich unmöglich. Schluck gefälligst runter, bevor du sprichst. Du blamierst uns nur."

Bunnys Augen fingen an verdächtig zu schwimmen. "Du bischt gemoin Rai! Isch blamiere unsch übahopt nischt."

"Bitte nicht schon wieder.", seufzte Makoto. "Bitte Leute. Das ist jetzt wirklich nicht der Zeiptunkt für sowas."

"Ach vergiss es einfach. Das hier ist Bunny.", stellte Rei sie vor.

"Die Freude euch kennen zu lernen, ist ganz meinerseits.", sagte Akio lächelnd. Dann entdeckte er hinter dem Mädchen namens Makoto noch ein weiteres Mädchen. Sie hatte ebenfalls blondes Haar, nur reichte ihres schon eher an goldfarbend heran. Ähnlich wie Rei trug sie es offen und trug dazu eine rote Schleife. Unverholen starrte sie ihn mit ihren blauen Augen an. Und Akio starrte zurück.

Sie war unverkennbar hübsch. Ein seltsames Gefühl, wie ein Kribbeln, stellte sich in seinem Bauch ein.

"Entschuldige. Ich befürchte, ich habe deinen Namen nicht mitbekommen.", sagte er schüchtern zu ihr. "Würdest du ihn noch einmal wiederholen?"

Minakos Wangen liefen rötlich an. "Äh. Nein. Ich hatte ihn noch gar nicht genannt. Mein Name ist Minako.", antwortete sie. Wie als wenn er in etwas bestätigt wurde, nickte Akio. "Minako also. Ein hübscher Name. Er passt zu dir." Wurde er gerade ein wenig rot?

Rei und Makoto grinsten sich an. Ami beobachtete die beiden interessiert. Bunny hielt für einen Moment mit dem Kauen inne und glotzte.

Unbewusst fummelte Akio nach seiner Kamera. "Wärest du vielleicht damit einverstanden...wenn ich ein Foto machen würde?", fragte Akio leise. "Ein Foto? Von mir?", fragte Minako verwirrt. Statt zu antworten, nickte Akio nur. Minakos Gesicht lief rot an. "Äh. Sicher. Warum nicht?" Dankbar nahm Akio den Deckel vom Objektiv und hob die Kamera an. Minako lächelte nervös in die Kamera. Für einen kurzen Moment blendete ein Blitz sie. "Danke schön. Ich werde dieses Foto in Ehren halten.", lächelte Akio sie an. "Ach. So gut ist es bestimmt nicht geworden. Vermutlich sehe ich furchtbar Müde darauf aus.", murmelte Minako. "Ganz sicher nicht. Es ist ganz bestimmt wunderbar geworden." Schweigsam sahen sie sich an.

Ein Räuspern brachte sie wieder in die Realtität. "Ich unterbreche euch wirklich nur ungern.", sagte Rei. "Wir haben es leider ein wenig eilig, Akio. Kommt dein Großvater noch?"

Akio schüttelte mit dem Kopf. "Er hat es zur Zeit mit dem Rücken. Ich werde mich stattdessen um euch kümmern."

"In Ordnung. Wenn es dir nichts ausmacht müssen wir sofort auf den Berg." Überrascht sah Akio die Gruppe von Mädchen vor sich an. Sie alle sahen sehr müde aus, wie sie da mit ihren Taschen in den Händen vor ihm standen. "Wollt ihr euch nicht lieber ein bisschen ausruhen? Ihr hattet eine lange Reise vor euch." Doch Rei schüttelte mit dem Kopf. "Ich fürchte, dafür bleibt keine Zeit. Wir müssen schnellstmöglich zum Gipfel." Stirnrunzelnd betrachtete Akio sie. Da war etwas in ihrem Blick, was ihn warnte. "Stimmt etwas nicht mit Terra?" Sein Blick fiel auf Ami. Ihre besorgten Augen gefielen ihm gar nicht. "Das weiß ich nicht. Aber es könnte sein. Daher sind wir hier." Einen Moment lang betrachtete er sie noch nachdenklich. Schließlich entschied er, dass sie es wirklich ernst meinten. Was auch immer vorgefallen war, es galt keine unnötige Zeit zu verschwenden."Gut. Dann folgt mir."

Etwas später überschritten sie die Stadtgrenze und folgten einem kleinen Pfad bis zum Rande des Waldes. "Hier muss ich euch verlassen. Ich darf nicht mit rauf. Mein Großvater hat es verboten."

"Danke Akio. Ab hier finde ich mich wieder zurecht. Danke für deine Hilfe." Rei umarmte ihn noch einmal zum Abschied. Dann wollte sie sich umwenden, doch er packte ihr Handgelenk und hielt sie zurück. Fragend sah sie ihn an.

"Passt dort oben bitte gut auf euch auf. Irgendwas geht da vor. Etwas Dunkles. Die Menschen spüren es auch. Sie werden jeden Tag verbitterter und böser. Fast ist es so, als würde etwas Dunkles von dem Berg auf die Stadt herabsteigen und sie nach und nach vergiften. Unfälle und Streitereien gehören im Moment zur Tagesordnung. Man hört kaum noch jemanden Lachen."

"Was glaubst du, was dort oben ist?", fragte Minako ihn. "Ich weiß es nicht. Aber es ist gefährlich. Wenn es nach mir ginge, hätte ich Terra niemals dort hinauf gelassen. Mein Großvater hat versucht ihn davon abzubringen. Leider vergeblich. Seitdem frage ich mich laufend, wie es ihm wohl gehen mag. Er ist ein Kämpfer, dass weiß ich bereits." Die Mädchen sahen ihn überrascht an. "Du hast deine Beobachtungsgabe wohl immer noch was?", fragte Rei ihn erstaunt. Akio nickte. "Ja. Wie gesagt ich weiß, dass er ein Kämpfer ist. Ich weiß aber nicht, wie stark er ist. Aber ich befürchte, er wird niemals stark genug für das sein, was da oben lauert. Und ihr solltet auch nicht dorthin."

"Wir müssen. Und wir lassen uns nicht davon abbringen. Aber es ist süß, dass du es zumindest versuchst." Rei gab ihm eine letzte Umarmung. Dann löste sie sich von ihm und ging mit den anderen den Weg hinauf. "Hey!", rief Akio ihnen noch einmal nach. Die Mädchen wandten sich noch einmal zu ihm um. "Morgen Abend ist hier ein Stadtfest. Lasst uns dort zusammen hingehen!"

Seine unterschwellige Nachricht war klar. Seht zu, dass ihr heile zuück kommt und wir auf dieses Fest gehen können. Und wehe wenn nicht.

Zustimmend winkte die Gruppe ihm zu. Dann drehten sie sich um und betraten den Wald. Ließen ihn mit seinen sorgenvollen Gedanken zurück.
 

Der nächte Morgen begann dunkel, grau und neblig. Doch an den Spitzen der Bäume konnte man erkennen, dass die Sonne sich Mühe gab, die Erde aufzuwecken.

Terra stand an seinem Fenster und sog zufrieden die Morgenluft ein.

Zum ersten Mal seit langem, hatte er tief und fest schlafen können.

Keinerlei Träume plagten ihn, obwohl er gerade nach den gestrigen Erlebnissen fest damit gerechnet hatte.

Was gestern geschah, kam ihm an sich schon fast wie ein seltsamer Traum vor. Waren er und Naoko gestern wirklich der Gottheit begegnet? In Gedanken spielte er sich die Szene noch einmal vor. Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus. Was auch immer es gewesen sein mochte, diese Gestalt war sehr mächtig gewesen. Terra war froh, dass sie ihnen anscheinend freundlich gesinnt war. Für einen Moment schloß er seine Augen und suchte nach den neuen Kräften in ihm. Rasch fand er sie. Es war unglaublich. Wo hatten sich diese Kräfte die ganze Zeit verborgen?

Und doch...etwas war nicht ganz in Ordnung mit ihnen. Er konnte sie zwar spüren, aber er hatte nicht das Gefühl, sie vollständig nutzen zu können. Stattdessen schien es so, als wären sie irgendwie...verschlossen. Zurück gehalten. Was das wohl bedeuten mochte?

Einen Moment noch dachte Terra darüber nach. Dann schob er die Gedanken schulterzuckend beiseite. Irgendwann würde er dem schon auf die Schliche kommen.

Munter und motiviert zog er sich an, schnappte sich seine Waschtasche und schlich zu Naokos Zimmer. Heute Nacht war sie nicht einfach zu ihm gekommen. Wofür er sogar irgendwie dankbar war. Aber es war auch ein wenig schade. Halt! Warte! Was? "Hör auf damit!", mahnte er sich in Gedanken selbst. "Was soll das denn?"

Vorsichtig linste er um die Tür herum. Naoko schlief noch immer den Schlaf der Gerechten.

Sie lag, eingewickelt in die Decke, auf dem Boden. Ihre Haare fielen ihr ein wenig ins Gesicht und ihre Augenlieder flatterten ein wenig. Scheinbar träumte sie gerade. Terra wünschte ihr, dass es kein Alptraum war.

Leise schlich er wieder davon. Es war unnötig sie zu wecken. Nicht jeder konnte so ein Frühaufsteher sein wie er. Vor allem aber konnte sie nach gestern vermutlich jede Minute Schlaf gebrauchen, die sie kriegen sollte. Und wer wusste schon, was sie heute alles erwarten würde?

Terras Magen knurrte und kurz überlegte er zu Frühstücken. Allerdings verwarf er die Idee sofort wieder.

Ohne sie zu essen, kam ihm unhöflich vor.

Was sollte er also stattdessen tun?

Ein kühler Wind umwehte ihn, als er den Hof betrat. Kühl, aber angenehm. Nachdenklich ging er zum Brunnen und begann sich zu waschen.

Das Wasser war eisig kalt und erweckte seine übrigen Lebensgeister zum Leben. Mittlerweile war es noch heller geworden.

Als er sich erneut Wasser ins Gesicht werfen wollte, registrierte er die Lichtstimmer im Wasser, welche von der immer stärker werdenden Sonne herrührten.

Da kam ihn eine neue Idee. Warum sah er sich nicht einfach den Sonnenaufgang an? Seit er hier oben war, hatte er dies ständig versäumt. Jetzt bot sich ihm die perfekte Gelegenheit, um dies nachzuholen. Rasch, aber immer darauf bedacht Naoko nicht zu wecken, brachte er seine Tasche zurück ins Zimmer. Dann trat er wieder hinaus ins Freie und wanderte los zur heißen Quelle.

Zwei Seiten der Medaille

Ein leises Flüstern an ihrem Ohr, ließ Naoko aus dem Schlaf hochschrecken.

Verwirrt sah sie sich um. Niemand war hier. Kein Laut war zu hören. Bis auf den leisen Wind, welcher um den Tempel herumstrich.

Hatte sie sich das nur eingebildet? Müde rieb Naoko sich die Augen und gähnte.

Da hörte sie es wieder.

Ein leises, kaum wahrnehmbares, Flüstern.

Und jetzt sah sie auch etwas. An der Türschwelle stand ein Geist. Ein Mönch. Einer derjenigen, welche einst hier oben gelebt hatten.

Seine Umrisse waren verschwommen und schienen immer unwirklicher zu werden. Etwas stimmte nicht.

"Was ist los?", fragte Naoko und stand auf.

"Sie kommen!", sprach der Mönch. Seine Stimme war kaum zu verstehen.

"Wer kommt?", fragte Naoko angespannt.

"Fünf Menschen kommen. Fünf Menschen mit großer Macht. Sie sind nicht mehr weit von hier."

"Wer sind sie? Freund oder Feind?"

"Sie..." Doch bevor der Geist antworten konnte, verschwand er einfach. Löste sich in Luft auf.

Das war doch nicht normal.

Hastig zog Naoko sich an und stürmte dann auf Terras Zimmer zu.

"Terra? Ich muss mit dir reden.", rief sie, während sie die Tür aufzog. Überrascht sah sie sich in dem kleinen Raum um. Er war nicht da. Verwirrt rannte sie die Treppe hinunter und sah auf dem Hof nach. Doch auch hier war er nirgends zu sehen.

"Verflucht Terra. Wo bist du nur?", murmelte Naoko.

Plötzlich drangen Stimmen an ihr Ohr. Ziemlich nah. Erschrocken wandte Naoko sich um und sah, wie vier Mädchen auf sie zukamen.

Anscheinend waren sie in ein Gespräch vertieft und hatten Naoko noch nicht bemerkt. Naoko erkannte die Mädchen. Sie hatte sie einmal gesehen, als sie ihre Schwester besucht hatte. Damals hatte Terra sich vor dem Gebäude von diesen Mädchen verabschiedet. Also mussten es Freunde von ihm sein. Möglicherweise die Freunde?

Aber moment mal. Hatte der Geist nicht von fünf Menschen gesprochen?

Stirnrunzelnd überflog Naoko sie noch einmal. Nein, es waren definitiv vier. Ein Mädchen mit braunem Haar, eins mit schwarzem Haar und zwei mit blonden Haaren. Eine fehlte. In ihrem Gedächtnis kramte Naoko die Erinnerung an ein blauhaariges Mädchen hervor. Wo war sie?

In diesem Moment entdeckte die Schwarzhaarige Naoko und blieb stehen. Eines der Mädchen, das mit den langen blonden Zöpfen, lief einfach in das andere Mädchen hinein und prallte zurück. Auf diese Art wurden auch die anderen auf Naoko aufmerksam. Den Tränen nahe, rappelte sich das Mädchen wieder auf und wollte anscheinend eine Schimpftirade loslassen. Als sie Naoko erspähte, verstummte sie jedoch. Argwöhnisch sahen sie sich alle an.
 

"Sind wir bald da?", maulte Bunny. Seit Stunden liefen sie unermüdlich den Berg hinauf.

Nicht eine kleine Pause hatten sie gemacht und nun schleppte sich Bunny mittlerweile nur noch mühsam voran. Das alles war ihr viel zu anstrengend. Außerdem hatte sie Hunger.

"Es ist nicht mehr weit. Reiß dich mal zusammen Bunny.", rief Rei von vorne zurück. "Sei nicht so ein Jammerlappen."

"Wer soll hier ein Jammerlappen sein? Du bist gemein Rei. Ich bin kein Jammerlappen.", rief Bunny. Ein lautes Knurren ließ die Freundinnen erschrocken zurück schauen. Mit hochrotem Gesicht rieb Bunny sich den Magen. "Was? Ich habe halt Hunger.", murmelte sie.

"Du kannst doch nicht schon wieder Hunger haben. Nachdem, was du alles bei dem Imbiss verputzt hast." Ungläubig schüttelte Makoto den Kopf. "Das war ja nicht mehr, als ein Snack. Außerdem sind wir schon ewig unterwegs. Ist doch klar, dass ich da wieder Hunger kriege."

"Zugegeben, ich habe auch etwas Hunger.", warf Minako ein. "Da muss ich Bunny zustimmen. Die Anstrengung zehrt halt am Magen."

Seufzend sagte Makoto: "Mag ja sein. Sobald wir beim Tempel sind, bekommen wir sicherlich war zu essen. Stimmts, Rei?" Doch diese schüttelte den Kopf. "Ich fürchte daraus wird nichts. Der Tempel steht doch schon seit Jahren leer. Unwahrscheinlich, dass es noch Vorräte gibt. Das einzig Essbare wird wohl sein, was Terra gekauft hat."

"Ach stimmt ja. Hatte ich schon glatt wieder vergessen. Die Mönche sind ja weg."

Bunny brach buchstäblich in Tränen aus. "Ich habe Hungerrrr!"

"Also...", unterbrach Ami sie von hinten. Alle sahen sie an. Suchend kramte Ami in ihrer Tasche und zog schließlich eine Doser hervor. "Wenn ihr nichts gegen Sandwiches habt, könnt ihr diese hier essen." Sie öffnete die Dose und bot sie ihren Freunden an. "Du bischt die Beschte Ami.", jubelte Bunny kurz darauf mit vollem Mund. "Wieder mal gut mitgedacht, Ami. Was würden wir nur ohne dich tun?", grinste Minako und biss genüsslich in das Sandwich. Auch Rei und Makoto nahmen sich etwas. "Danke Ami. Aber eine Pause sollten wir uns nicht gönnen. Irgendwas beunruhigt mich. Wir sollten schnellstens weiter.", sagte Rei, mit einem Blick in den dunklen Wald.

"Meinst du das Fehlen der Vogellaute?", fragte Makoto. "Wohl eher des Fehlen sämtlicher Geräusche. Und sämtlichen Lebens.", warf Ami ein. "Abesehen von den Pflanzen scheint hier nichts Lebendiges mehr zu existieren. Ist es das?", fragte Ami Rei. Rei nickte. "Und selbst die Pflanzen würden wohl am liebsten fliehen, wenn sie könnten.", bemerkte Minaoko und kaute nachdenklich auf ihrem Sandwich. "Es liegt auf jeden Fall etwas Düsteres in der Luft.", sagte Bunny. "Wenn selbst Bunny das bemerkt, ist es schlimmer als ich dachte.", versuchte Rei einen schwachen Scherz. Wie nicht anders zu erwarten, sprang Bunny sofort darauf an. Besorgt verstaute Ami die Dose wieder in ihrer Tasche. Als sie jedoch den anderen wieder folgen wollte, spürte sie plötzlich etwas.

Eine Aura. Nur sehr schwach war sie wahrzunehmen. Trotzudem war sie da. Handelte es sich um Terra? Ein leichter Windhauch umwehte ihr Gesicht. Ami atmetete tief ein und fast meinte sie, seinen Geruch wahrzunehmen. Langsam schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Erneut strich der Wind über ihr Gesicht und sie atmete wieder tief ein. In ihrem Geist sah sie Terra. Ihr Herz fing aufgeregt an zu flattern.

Ami öffnete ihre Augen. Ohne zu wissen was sie tat, folgte sie dem Wind in den Wald. Folgte auch der Aura. Mit jedem Schritt den sie ging, wurde ihre Zuversicht stärker. Ja. Er war es!

Das vor ihr kein Weg führte, kümmerte Ami nicht. Sie lief einfach drauf los, quer durch den Wald.

Vorbei an verdorrten und umgestürzten Bäumen. Doch selbst das registrierte sie gar nicht. Irgendwann bemerkte sie aber, dass die Luft wärmer wurde und eine Art Nebel ihr die Sicht nach und nach verschleierte. Schließlich gelangte sie an ein großes, natürliches Becken mit heißem Wasser. Eine heiße Quelle! Mit laut pochendem Herzen sah sie sich um.

Noch schneller als sie gehofft hatte, entdeckte sie ihn. Terra saß, ihr den Rücken zugewandt, am Rande der Klippe und beobachtete den Sonnenaufgang.

"Terra.", flüsterte Amil.

Zögernd ging sie ein paar Schritte auf ihn zu.

Terra bemerkte sie nicht. Scheinbar war er tief in Gedanken versunken.

Ein paar Meter von ihm entfernt, blieb sie erneut stehen.

"Terra!", sagte sie. Dieses Mal lauter.

Nun hörte er sie. Sein Kopf drehte sich zu ihr.

Ungläubig starrte er sie an.

"Ami?", fragte er leise. Ami nickte.

Langsam stand Terra auf. War sie es wirklich?

Vorsicht kam er auf sie zu. Hob langsam seine Hand.

Zaghaft berührte er ihre Wange. Glücklich seufzend legte Ami ihre Hand auf die seine und sah ihm tief in die Augen. Aus der Verwirrung in ihnen wurde erkennen. Dann Freude.

Ja. Sie war es wirklich. Kein Zweifel konnte bestehen. Die Frau, an die er die letzten Tage und Wochen ständig denken musste. Ami stand direkt vor ihm und lächelte ihn an.

Seine Vewirrung verblasste im Nichts und große Freude machte sich in ihm breit.

Allerdings nur für einen kleinen, flüchtigen Moment. Dann breitete sich stattdessen ein eisiges Gefühl in seiner Brust aus. Im selben Moment verschwand auch das Lächeln auf seinem Gesicht. Seine Hand fing an zu zittern.

"Was tust du hier?", fragte er. Seine Stimme war wie zugeschnürt. Mehr als ein leises Flüstern brachte er nicht hervor. Ami bemerkte den Wandel in ihm. Alles was sie von Rei erfahren hatte, kam ihr wieder in Erinnerung. Sie ahnte, wie er sich gerade fühlte, was in ihm vorgehen musste. Trotz allem, war sie glücklich ihn zu sehen. Was auch immer das für Folgen haben mochte. Und so sagte sie: "Ich habe dich gesucht."

Mit diesen vier einfachen Worten, stürmte die bittere Wahrheit auf Terra ein. Eine, die er ständig versucht hatte zu verleugnen. "Nein.!", schrie er innerlich auf. Viel zu oft in den letzten Tagen, hatte er sich die Frage gestellt, warum Ami hier auf diesem Berg sterben sollte. Warum sie ausgerechnet hier oben sein sollte. Ständig hatte er sich versucht einzureden, dass es niemals dazu kommen würde. Ami hatte doch keinen Grund hier zu sein. Doch eigentlich hatte er die Antwort immer gewusst. Er war nur zu stur gewesen, sie anzuerkennen. Nein, sie hatte keinen Grund gehabt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er selbst ihr diesen einen Grund gegeben hatte. Tiefe Angst hüllte seinen Geist ein. Die Wahrheit, ließ sich nicht länger leugnen. Er war es. Terra selbst hatte dafür gesorgt, dass sie zu dem Ort ihres bevorstehenden Todes gehen würde...
 

"Wie konnte ich nur so blind sein? Oder nein, blind war ich nicht. Ich wusste es, doch ich wollte es nicht wissen.", rief Terra innerlich verzweifelt. Die Lösung hatte die ganze Zeit klar und deutlich vor ihm gelegen.

Sein Gespräch mit Rei fiel ihm wieder ein: " Wie geht es ihr? - Sie sucht nach dir."

Nur ein weiteres Mal wo ihm die Wahrheit ins Gesicht geschleudert wurde, er sie aber dennoch verleugnet hatte.

Ja. Tief in sich drin, hatte er die ganze Zeit gewusst, dass Ami ihn finden würde. Schlimmer noch, hatte er es selbst immer wieder provoziert, in dem er versuchte sie zu kontaktieren.

"Du solltest nicht hier sein.", sagte Terra mit zitternder Stimme.

Amis Hand umfasste seine fester. "Ich weiß.", antwortete sie ihm. Sie sah traurig aus.

"Du weißt?", fragte Terra verblüfft.

Zögernd nickte Ami. "Rei hat mir die ganze Geschichte erzählt. Ich weiß, warum du hier bist und warum du dich von mir ferngehalten hast."

Terras Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Rasch sagte Ami: "Du darfst Rei nicht böse sein! Bitte Terra. Rei konnte nichts dafür. Ich hatte da bereits herausgefunden wo du bist. Als ich Rei dann zur Rede stellte, beharrte sie darauf, nichts davon zu wissen. Rei wollte ihr Versprechen wirklich halten, das schwöre ich! Aber dann sagte ich ihr, dass ich ohnehin herkommen würde, um mich selbst davon zu überzeugen. Ganz egal ob sie mir alles erzählt oder nicht. Daraufhin entschied sie, dass es besser wäre, wenn ich wüsste war vor sich geht. Da sie mich ohnehin nicht aufhalten konnte. Ich habe sie dadurch praktisch dazu gezwungen mir alles zu erzählen."

Obwohl es das nicht wirklich besser machte, verzieh er Rei in Gedanken. Dafür richtete sich sein Zorn jetzt auf auf Ami. "Du wusstest also alles und bist trotzdem hergekommen?" Betreten sah Ami zu Boden.

"Ist dir klar, dass du damit alles zunichte machst? Alles was ich versucht habe zu unternehmen, um dich zu schützen? Verdammt noch mal Ami. Wenn du jetzt hier oben stirbst, war alles umsonst!"

"Ich weiß.", flüsterte sie.

"Warum dann das alles?", rief Terra laut. "Warum setzt du dich dieser Gefahr aus? Ist dir eigentlich bewusst, was du mir damit antust? Die ganze Zeit habe ich versucht hinter das Geheimnis der Vision zu kommen, damit ich sie verhindern kann. Damit du in Sicherheit bist. Wenn du stirbst, weil ich es nicht verhindern konnte, werde ich mir das niemals verzeihen können."

"Aber das selbe gilt auch für mich.", rief Ami und sah ihn fest an.

Terra stockte. "Terra, ich verstehe absolut, warum du das alles getan hast. Und ja: ich bin mir sehr wohl bewusst, was ich alles anrichten könnte. Doch wenn für mich hier oben Gefahr droht, dann gilt das genauso auch für dich. Hast du darüber mal nachgedacht? Glaubst du denn ich könnte es mir verzeihen, wenn du stirbst? Alles nur um mich zu retten? Denkst du etwa, ich würde mir dann keine Vorwürfe machen? Für den Rest meines Lebens? Vor allem mit dem Wissen, dass ich nicht einmal versucht habe für dich da zu sein, so wie du es für mich sein willst? Dir zu helfen? Und mit dem Wissen das...", jetzt stockte Ami und wischete sich eine Träne weg. "...dass wir uns nicht vorher aussprechen konnten? Mit dem Wissen, dass unsere letzten Worte die vor dem Tempel waren? Wo ich dich so sehr verletzt habe? Ich könnte das einfach nicht ertragen. Deswegen musste ich einfach herkommen!"

Schweigend sah sie Terra an.

Er wusste einfach nicht, was er erwidern sollte.

"Ich gebe zu, sich für jemanden zu opfen ist eine große Sache. Aber versprich mir, dass du das niemals versuchen wirst. Denkst du denn gar nicht an diejenigen, die du zurück lässt und was du ihnen damit antust? Und wenn du daran denkst, glaubst du dann nicht, dass du lieber Leben willst?", fragte Ami ihn.

Doch. Natürlich hatte er diesen Gedanken auch schon gehabt. Er war sich nur zu sehr bewusst, dass er überaus egoistisch handeltete. Solange Ami sicher war, schien es ihm egal, was mit ihm selbst passierte. Auch wenn sie dann den Rest ihr Lebens damit zu Recht kommen musste. Aber zumindest würde sie Leben!

Was für eine verdammte Zwickmühle. Beide Seiten der Medaille liefen letztendlich aufs selbe hinaus. Verzweifelt sah Terrra in den Himmel. Warum musste Liebe so kompliziert sein?

"Deswegen bin ich gerkommen. Ich möchte nicht, dass du diese Last alleine trägst. Dieses Mal möchte ich dir helfen. Und ich bin mir sicher, dass wir zusammen eine Lösung finden werden. Eine wo niemand von uns sterben muss." Zweifelnd sah Terra sie an. Noch immer schwieg er. "Und ich...ich habe dich vermisst. An jedem Tag. Jede Sekunde. Ich wollte endlich wieder mit dir reden. Wollte deine Stimme hören. Dich sehen. In deinen Armen liegen. Nicht zu wissen wo du bist, war einfach unerträglich für mich. Auch weil ich diese Sache zwischen uns endlich aus der Welt schaffen will. Ich kann das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen, aber ich kann dir versprechen, dass ich alles tun werde, um dir nie wieder so weh zu tun."

Terras Herz hatte bei ihren Worten angefangen zu flattern. Da er jedoch immer noch schwieg, fragte Ami leise: "Hast du mich denn gar nicht vermisst?" Mittlerweile pochte ihr Herz so stark, dass sie sich wunderte, wie er es nicht hören konnte. Es tat unendlich gut endlich alles auszurpechen, was ihr auf der Seele lag.

Jedes Wort meinte sie genauso, wie sie es sagte.

Schließlich antwortete Terra: "Ich habe dich vermisst. Mehr, als ich je beschreiben könnte. Mehr, als jemals einen anderen Menschen in dieser Welt und jeder anderen." Sein Ärger war komplett verflogen. Es tat ihm sogar Leid, dass er sich so benommen hatte. Leider änderte das nichts an den Tatsachen.

Seine Worten brachten Amis Herz zum leuchten.

Ami holte tief Luft. Jetzt würde sie es endlich aussprechen. Sie würde ihm sagen, was sie empfand.

Wenn sie schon so weit gekommen war, konnte sie nicht einfach so aufhören.

"Terra. Ich..."

Doch es kam nie dazu.

Noch bevor Ami ihren Satz richtig anfangen konnte, spürte sie etwas.

Schockiert drehte sie sich um. Weit hinter ihr war eine gewaltige, finstere Aura aufgetaucht.

"Verdammt!", fluchte Terra. Alarmiert sah Ami ihn an. Sein Ton verhieß nichts Gutes. "Du spürst es auch?" Terra nickte und griff nach seiner Kette. Ein heller Schein hüllte ihn ein und nur einen Augenblick später, stand er in seinem Kampfanzug vor ihr. "Das ist der Herzlose! Ich hatte gehofft, er wäre längst tot, aber das war wohl reines Wunschdenken. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Naoko ist in Gefahr!"

"Diese Schlüsselschwertkriegerin?" Überrascht sah Terra Ami an. Dann sagte er nur: "Rei." Ami nickte und kramte ihren Verwandlungsfüller hervor. Plötzlich hielt sie jedoch inne und sah in die Richtung, aus der die Aura kam. "Terra. Was liegt dort hinten?"

"Der Tempel." Ami wurde leichenblass. "Die anderen sind bestimmt schon dort!", rief sie.

"Die anderen?" Amit nickte hektisch. "Bunny und die anderen!"

"Verflucht noch mal. Beeilen wir uns. Schnell!"

Ami hielt den Füller in die Höhe und rief: "Macht der Merkurnebel: Mach auf!"

Für Terra war es das erste Mail, dass er einer Sailor-Kriegerin bei der Verwandlung zusah. Zuerst verschwand ihre Kleidung. Praktisch sofort danach strömten aus dem Füller Wasserspiralen, welche sich um Amis Körper schlangen und sich in die Unfiform verwandelten. Auf ihrer Stirn entstand aus dem Nichts das Diadem und in ihren Öhrläppchen steckten plötzlich Ohrringe. Kampfbereit wandte sie sich Terra zu. Für sie war es etwas unangenehm gewesen sich vor ihm zu verwandeln. Sie wusste nur zu gut, dass er ihren Körper auf diese Art zu sehen bekam. Doch im Moment war das absolut unwichtig. Und irgendwie ahnte sie, dass Terra ebenso dachte. "Beeilen wir uns." Gemeinsam rannten sie los.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  Koneko-chan012
2017-01-07T08:40:08+00:00 07.01.2017 09:40
Schön das sie nicht den Zettel gefunden habe auf dem alles was Terra bis jetzt schon über sich selbst heraus gefunden habe steht und das er und Ami sich ein bisschen näher gekommen sind.

Von:  Koneko-chan012
2017-01-02T08:44:56+00:00 02.01.2017 09:44
Tolles Kapitell freue mich schon auf die nächsten Kapiteln und die willkommens Party für Terra.
Von:  Koneko-chan012
2016-12-21T06:07:13+00:00 21.12.2016 07:07
Das ist Bunny wie sie lebt. : ) Minako ist immer vorschnell und bringt damit gern mal ihre Freunde in schwierigen Situationen. Sagt meine kleine Schwester. : )
Von:  Koneko-chan012
2016-12-09T06:12:23+00:00 09.12.2016 07:12
Die beiden sind so Süß zusammen. Ich hoffe das Terra nicht so schnell auffliegt. Hoffe das er nicht die ganzen Einkaufstüten alleine tragen muss. Das wäre von Ami ziemlich gemein. Freue mich schon auf die nächsten Kapitel. :-)
Von: abgemeldet
2016-11-29T19:33:51+00:00 29.11.2016 20:33
Nun...lass es mich so sagen: ich hab so meine Pläne mit den beiden xD
ich mag die kombi auch sehr gern. zudem war ami schon immer mein favo in der sailor moon serie und ich wollte ihr mal was gutes gönnen ^^ sehr viel spaß hatte ich auch an dem kapitel mit dem wassertanz im schwimmbad :D
Von:  Koneko-chan012
2016-11-29T16:38:22+00:00 29.11.2016 17:38
Die zwei sind so Süß zusammen. ^^ Ich hoffe das sie zusammenkommen und das Terra schnell wieder gesund wird.
Von: abgemeldet
2016-11-28T17:20:38+00:00 28.11.2016 18:20
Danke schön. ^^
aber genau das ist ja der faktor: noch wissen sie Terras Backstory nicht ^^ und solange ist es manchmal besser etwas vorsichtiger zu sein xD
Von:  Koneko-chan012
2016-11-28T15:59:04+00:00 28.11.2016 16:59
Ich bin Artemis Meinung. Terra ist ja nicht böse. Wenn Rei und die Anderen wüssten, dass Terra aus einer anderen Welt kommt. Und andere Welten bereist, um die Herzlosen zu besiegen und seine Eltern zu finden. Mach weiter so freue mich schon auf die nächsten Kapitel.
Von: abgemeldet
2016-11-19T11:23:13+00:00 19.11.2016 12:23
Freut mich ^^ naja ich fand das es einfach zu sailor moon passen würde xD
und ja das er sie alle heilt fand ich durchaus wichtig. auch wenn er dämonische gestalt annehmen kann, ist er trotzdem ein guter mensch. :)
Von:  Koneko-chan012
2016-11-18T18:15:16+00:00 18.11.2016 19:15
Ich finde es super das Sailor Moon sich so für Terra einsetzt. Und das er nicht einfach so gegangen ist sondern das er sie noch geheilt hat. :-)


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