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Fall in love?

One/Twoshot-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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Evil - Crazy - Unstoppable

Mit einem Ächzen schlug er die blauen Augen auf. Verschwommene Sicht benebelte seine Augen, als ein plötzlicher Druck durch seinen Oberkörper ging. Er schnappte ruckartig nach Luft, setzte sich aufrecht hin und spürte, wie sich der Sauerstoff in seine Lungen pumpte. Seine Welt drehte sich für einen kurzen Moment, dann wurde alles so klar – so klar, dass es wiederum erschreckend war.

„Jace?“, konnte er seine eigene Stimme rau vernehmen. Angekratzt klang er, aber sein Bruder wurde nach draußen geschickt – vor die Tür, wie ein kleines Hündchen und er gehorchte auch noch! „Jace!“

Er konnte sehen, wie der Jüngere kurz, für einen winzigen Moment, zögerte, ehe er einfach weiterging. Alexander biss sich auf die Unterlippe, ehe er versuchte, sich aufzurichten. Jedes Körperteil schmerzte auf eine andere Art und Weise. Die Beine waren schwach, fühlten sich an wie Wackelpudding. Die Waden kamen ihm verkrampft vor. Sein Oberkörper drückte überall, als würde etwas auf ihm drauf liegen – etwas Schweres. Sein Hals war kratzig und trocken. Sein Kopf brummte, alles schien zweimal so laut in seinem Kopf nachzuhallen. Aber das würde ihn nicht davon abhalten, sein Anliegen umzusetzen.

Der eine Kampf gegen Jace hatte ausgereicht – er würde seinen Parabatai nicht noch einmal bekämpfen. Zumindest nicht, ohne mit allen Mitteln zu versuchen, ihn von seiner Seite zu überzeugen. Und wenn es bedeutete, er würde sein Leben dafür geben. Zumindest hatte er es dann versucht. Hatte versucht ein guter Parabatai zu sein und für das Gute zu kämpfen. Das, was Jace aus den Augen verlor.

Gerade, als er einen Schritt nach vorne versuchen wollte, spürte er, wie seine Arme fest gepackt wurden, ihn an Ort und Stelle festhielten.

„Lasst mich los!“, zischte er und versuchte sich aus den Griffen zweier schwarz-gekleideter Männer zu entwinden – Shadowhunter, Anhänger vom Kreis, wie er schnell herausfand.

„Alexander Gideon Lightwood“, hörte er eine bekannte Stimme. Ein Zungenschnalzen und ein Mann trat in den Lichtpegel, der den dunklen Raum als einziges ein wenig erhellte. „Aus dir ist ein attraktiver junger Mann geworden – und vor allem ein starker, wie mir scheint.“

„Valentin Morgenstern“, brachte Alec mit einem Zischen hervor.

Natürlich war er da. Immerhin hatte Alexander nach ihm gesucht – in der Hoffnung, wo der Verrückte war, auch Jace vorzufinden. Damit hatte er auch Recht gehabt. Nur wie es ab jetzt weiterging, darüber hatte er wohl vergessen nachzudenken. Vielleicht fand er den Weg auch nur nicht mehr, weil sein Kopf ihm vorkam, als hätte ein Forsaken ihn mit einer Keule eine drauf gegeben.

„Weißt du. Wenn du dich uns anschließen willst, hättest du letztens einfach was sagen brauchen. Jace und dich in meinem Team zu haben… ich hätte keine Einwände gezeigt.“

„Nicht im Traum würde ich daran denken, deinen verrückten Machenschaften beizutreten!“

Alexander spürte, wie die Griffe an seinen Armen ein wenig lockerer wurden. Gleichzeitig sah er ein kleines Handzeichen von Valentin. Misstrauisch beäugte er den kahlrasierten Mann.

„Wirklich schade“, sprach er mit dieser ruhigen Stimme, die so lieb und nett klang, dass man meinen könnte, der Mann vor ihm wäre nicht der verrückteste Schattenjäger dieser Dimension. „Ich könnte immerzu solch loyale Krieger gebrauchen – du bist ganz anders als deine Eltern es je waren, weißt du das, Alexander?“

„Sprich nicht von meinen Eltern“, sprach.. nein, befahl, Alec mit bösem Blick.

Valentins Mundwinkel zuckten amüsiert: „Bringt unseren Gast auf sein Zimmer – wehe ich werde später Wunden vorfinden. Seid nett zu ihm.“

„Hey! Warte gefälligst!“, schrie Alexander, als Valentin sich abwandte und einfach davon ging.

Er wartete nicht, kam auch nicht zurück. Stattdessen verschwand er und auch Alec sollte von diesem Ort verschwinden. Grob schoben die Kreismitglieder ihn voran, egal, wie sehr er sich wehrte. Und so landete er schließlich in einer Kabine. Nicht besonders groß. Mehr als ein Bett – eher eine Liege – und ein Tisch mit zwei Stühlen, stand hier nicht. Das Bullauge war festgeschraubt – keine Fluchtchance, abgesehen von der Tür. Es war recht kühl im Inneren und Alec konnte sehen, wie sich vor seinen Augen sein Atem zu Nebelschwaden entwickelte. Es war wirklich kühl hier drinnen.

Die schwere Metalltür, durch welche er geschubst worden war, wurde laut und deutlich zugeknallt, wie auch verschlossen. Er sah zurück zu der Tür und auch wenn er wusste, dass es abgeschlossen war, versuchte er sie zu öffnen. Seufzend lief er wie ein Tiger im Käfig ein paar Mal auf und ab, bevor er sich auf das Bett – immer noch eher eine Liege – fallen ließ. Die Matratze federte verwunderlicher weise ordentlich ab und war weich. Alexander liebte weiche Matratzen. Seine Schwester bevorzugte eher die harten, auf denen konnte Alec kaum fünf Minuten liegen – bei längerer Zeit dort, bekam er lediglich Rückenschmerzen, aber er schlief ja ohnehin nie bei Isabelle, hatte sein eigenes Bett und auch hier, gab es diesen Komfort. Aber eine weiche Matratze machte den Rest nicht wett. Er erhob sich wieder, ging zum Bullauge und schaute hinaus. Wellen schlugen gegen das Schiff. Er versuchte seinen Kopf anzustrengen, versuchte sich daran zu erinnern, wie er hier draufgekommen war.

Das Valentin auf ein Schiff „geflohen“ war, das hatte er gewusst, aber gerade mal kurz bevor er scheinbar ohnmächtig geworden war – hieß, er hatte keinerlei Zeit gehabt, irgendwen zu informieren. Er hatte einen Hafen aufgesucht, wo es seit Kurzem zu häufigeren Konflikten gekommen war. Verletzte oder gar getötete Unterweltler. Ein Zeichen für ihn, dass Valentin seine Finger im Spiel gehabt hatte und tatsächlich hatte er sie aufspüren können – ohne jemanden an seiner Seite.

Während Clary und der Rest scheinbar noch mit Planungen um sich warfen, wie sie Jace – und mittlerweile auch Alec – befreien konnten, hatte sich der älteste Lightwood-Sprössling mal gegen Vernunft entschieden und war alleine zu einer Rettungsaktion aufgebrochen. Nein, er hatte sich nicht das unrealistischste Bild aufgebaut, er könne alle besiegen, Jace retten und der Held sein – er hatte sich bereits gedacht, dass er in Gefangenschaft geraten könnte – würde. Aber er hatte nicht herumsitzen können und vielleicht bekam er ja somit exklusive Infos über Valentins Plan heraus und schaffte es, Jace zur Besinnung zu bekommen. Dass er wieder an sich selbst glaubte und nicht an das, was sein angeblicher Vater von sich gab.

Auch wenn alles für diese Geschichte zu sprechen schien, Alec wollte und konnte nicht so einfach glauben, dass Valentin wirklich der Vater von Jace sein sollte. Die beiden waren wie Tag und Nacht! Sein Parabatai, der größte Held der Weltgeschichte, der Gutmensch schlichtweg und Valentin war eben das Gegenteil. Der wohl größte Bösewicht der Weltgeschichte, ein Egoist und zu Gefühlen die Positives ausstrahlten, scheinbar nicht fähig.

Alec konnte nicht sagen, wie lange er in seiner Kabine verharrte. Er lief auf und ab, lag auf dem Bett oder starrte aus dem Bullauge nach draußen. Die Dunkelheit hatte sie vollkommen umhüllt, das Wasser wirkte wie schwarze Säure; gefährlich. Die Wellen schlugen gegen das Schiff und wurden größer. Es kam ihm vor, wie eine Ewigkeit, als sich etwas vor der Tür regte. Augenblicklich setzte Alexander sich auf, schob sich von der weichen Matratze und starrte zum Ein- und Ausgang.

Ein Mann im schwarzen Anzug - der, welcher Valentin vorhin ähnelte und mit dunklem, blondem Haar, welches lockig überall abstand - betrat gemeinsam mit einem dunkelhäutigen Glatzkopf den Raum. Alec spannte sich sofort an und war bereit, zumindest zu versuchen, sich zu wehren, sollte alles in eine ungewollt gewalttätige Richtung auslaufen.

„Du willst doch zu Valentins Sohn, oder?“

Alecs Gesichtszüge entglitten ihm bei der Frage und er presste die Lippen aufeinander, betrachtete die fremden Männer, ehe er ein Nicken als Antwort gab. Ja, er wollte zu Jace. Der dunkelhäutige verschwand voraus aus dem Raum, der Lockenkopf hingegen kam zu ihm und schubste ihn grob zur Tür, raus aus dem Raum, vor dem bereits der zweite Fremde wartete.

Ihre Schritte hallten im Gang. Ab und an begegneten sie anderen Männern oder auch Frauen. Alle immerzu bedeckt mit Runen und komplett in schwarz gekleidet. Sie sahen sich hier als die Shadowhunter an und merkten gar nicht, was sie alles mit ihrer Entscheidung zerstörten, Valentin zu dienen. Umso weiter sie jedoch gingen, umso weniger begegneten sie und umso leerer und steriler wurde der Weg. Wohin auch immer es ging, er fing ab einem bestimmten Punkt an, gewisse Laute zu hören. Er benötigte nicht einmal eine Minute, dann konnte er bereits erahnen, dass es Geräusche von einem Kampf waren. Seine Muskeln spannten sich erneut an. Es war hier ein auf und ab der Gefühle und Spannungen seines Körpers. Immerzu musste er Vorsicht bieten, auch wenn er hier deutlich in der Unterzahl war und somit ohnehin verloren hatte – ein Lightwood gab nicht von vorneherein auf.

„Du musst alleine weitergehen.“

Alexander drehte sich zum lockigen Mann um, der jedoch keinerlei Regung im Gesicht zeigte. Sein „Partner“ blieb ebenfalls stehen und deutete auf die Tür ganz hinten im Gang. Was auch immer dort hinter lag, durften scheinbar nur ausgewählte Personen sehen und er gehörte dazu – ob das etwas Positives oder Negatives war, würde er beurteilen, sobald er wusste, um was es ging. Mit vorsichtigen, langsamen Schritten ging er alleine weiter, sich alles so gut wie möglich einprägend – Fluchtwege suchte man hier vergebens und er widerstand dem Drang, jede Tür auf ihre Abgeschlossenheit auszutesten und ging bis zum Ende auf die Tür zu. Die Kampfgeräusche wurden lauter und er starrte die Tür einen Augenblick an, ehe er die Hand ausstreckte und sie öffnete, aufstieß und in den Raum sah. Es war finster, lediglich ein Lichtpegel in der Mitte zeigte einen jungen Mann.

Jace.

Mitten in Gerätschaften, mit denen man trainierte. Jede Vorsicht abwerfend, die er eigentlich hätte behalten sollen, stürmte er förmlich in den beinahe leeren Raum.

„Jace! Da bist du ja!“, er konnte die Erleichterung in seiner Stimme nicht verbergen, sowie die abfallende Spannung.

Es trennte Jace und ihn nicht mal mehr eine Armlänge, als sein Kragen gepackt und er mit einem gefährlichen und groben Schwung zu Boden befördert wurde. Mit weit aufgerissenen Augen sah er zu seinem Parabatai hoch – ein Déjá-Vu versuchte er zu verdrängen.

„Was soll das?“

„Du musst verschwinden, hörst du?“, zischte Jace, die Augen starr auf ihn gerichtet. Kein Fünkchen der sonstige Lebensfreude und Charme waren mehr zu sehen. „Wir sind Feinde, wenn du nicht zu meinem Vater und mir stehst, dann muss ich di-.“

Mit Schwung trat Alec Jace gegen die Innenschenkel, versuchte dabei aber nicht die Körpermitte zu treffen, und stieß den Blondschopf seitwärts von sich runter, rollte sich selbst dabei gleichzeitig über Jace und pinnte diesen unter sich fest.

„Du weißt doch gar nicht wovon du redest!“, schrie Alexander mehr, als dass er sprach. „Der Typ ist nicht dein Vater – er hat dich zurück gelassen! Ich lasse nicht zu, dass du so wie er wirst!“

Jace schaffte es, ihn nach hinten zu schubsen, die Position wurde wieder getauscht.

„Er ist mein Vater – akzeptier das!“

„Jace, es wird Zeit.“

Er spürte die Finger seines Parabatais, wie sie sich in seinem Kragen verkrampften, ihm durch den Druck leicht die Luft abschnürten und am Boden gedrückt hielten. Der kühle Metallboden unter sich war ganz klar zu spüren. Er hörte wie sein Herz klopfte, als hinter Jace Valentin selbst auftauchte. Er hielt eine Klinge in der Hand, die er an Jace weitergab. Der Blonde nahm sie zögernd entgegen – Alec hätte die Chance gehabt, sich zu wehren, stattdessen beobachtete er gebannt, wie die Klinge sich senkte und gegen seinen Hals gedrückt wurde.

„Jace“, hauchte Alec und drückte gegen die Brust seines Parabatai. „Lass nicht zu, dass aus dir das Monster wird, was alle in dir sehen wollen – was ER in dir sehen will. Du bist ein guter-.“

„Wie kannst du das jetzt noch sagen?!“

Um zu verdeutlichen, wie er das meinte, drückte Jace die Klinge mit der Fläche gegen seinen Hals, dass Alec ein noch stärkeres Problem hatte zu atmen.

„Ich kenne dich – ich liebe dich, Jace. Nicht so wie er“, erwiderte er und löste seine Hände von Jace‘ seinen. „Wir sind Parabatai, ich werde niemals schlecht von dir denken. Für mich bist und bleibst du der, der gegen Dämonen kämpft, um die Menschheit zu retten. Was er dir einreden will, ist falsch – Unterweltler sind nicht alle schlecht, das weißt du doch…“

„Du denkst wegen diesem Bane nicht klar. Der hat dir komplett den Ko-.“

„Und du nicht wegen Valentin!“

Alexander spürte, wie der Druck gegen seinem Hals ein wenig nachließ und er nutzte dies direkt, etwas mehr Luft zu tanken, als die letzten Sekunden lang die Chance bestanden hatte.

„Bitte, versuch dich daran zu erinnern, Jace“, sprach er leise. „Wir gegen die Dämonen – du, als Held der Mundie. Denk an unsere Familie... an deine wahre Familie.“

Der Druck ließ noch ein wenig mehr nach. Er erkannte die Zweifel in Jace‘ Augen, wie sie zunahmen.

„Das genügt!“

Valentin zog Jace von ihm runter, stieß seinen Sohn einfach auf der anderen Seite zu Boden. Die braun-goldenen Augen funkelten, doch neben der Wut, Enttäuschung, war da noch etwas Anderes – Selbstgefälligkeit, Bewunderung, Hohn und dieses gewisse Gefühl, etwas gewusst und bestätigt bekommen zu haben.

„Verschwinde, Jace!“

„Aber-.“

„Du sollst darauf hören, was ich dir sage!“, zischte Valentin und wandte seine funkelnden Augen auf seinen Sohn zu, der sich aufgerichtet hatte und die Klinge aufgesammelt hatte. „Du hast mich wirklich schwer enttäuscht, Jonathan. Warte in deinem Zimmer, bis ich mir Zeit für dich nehmen will. Raus!“

Alec spürte die Blicke von Jace auf sich. Angst, Panik, Trotz und Wut, ein völliges Chaos in seinem Parabatai und doch wandte er sich ab und verschwand – wie ein höriges Hündchen.

„Jace, verdammt, lass dir das nicht gefallen!“, rief er ihm hinterher, allerdings bekam er keine geringste Reaktion.

Sich zügig aufrichtend, wurde er am Handgelenk gepackt, als er seinem Parabatai folgen wollte. Die nächste Begegnung machte er mit der metallenen Wand, gegen die er gestoßen wurde. Er fing sich mit den Händen ab und drehte sich direkt wieder zu Valentin. Dieser richtete sich die Manschetten seines Anzuges.

„Ich werde niemals diese Macht über ihn haben, wie du“, sagte er plötzlich, mit Blick zur Tür.

„Das ist keine Macht“, erwiderte Alexander, nachdem er verstand, was Valentin meinte. „Das ist-.“

„Liebe, Freundschaft, das Ehrgefühl gegenüber seines Parabatais.“

Der Morgenstern kam ihm näher, außer nach links oder rechts gab es keinen Fluchtweg oder er hatte vor einen Angriff zu starten.

„Liebe bedeutet Schwäche zeigen.“

„Liebe macht stärker“, widersprach Alec, als ob er versuchen würde, Valentin davon zu überzeugen. „Liebe bedeutet so viel – aber es bedeutet keine Schwäche.“

„Es ist ein Punkt, der dich angreifbar macht.“

„Das macht Wahnsinn und der Drang nach Macht auch“, erwiderte Alec zynisch, Valentin belächelte ihn.

Die kalten Finger packten nach seinem Kinn, hoben es an und Alexander presste die Lippen aufeinander, während er den Blickkontakt aufrecht hielt.

„Du bist ziemlich interessant, Alexander Lightwood“, sagte Valentin, klang dabei ein wenig säuselnd, vor allem aber bestimmend und selbstgefällig. „Viel interessanter als deine Eltern es je waren. Viel interessanter als mein eigener Sohn. So voller Loyalität und Mut, du würdest dich niemals abwenden, egal, was passieren würde. Egal, ob es bedeuten würde, Jace als Feind zu haben oder nicht, liege ich damit nicht richtig?“

„Was willst du damit sagen?“

„Das du wertvoller bist – sein wirst als mein Sohn, zumindest wenn es darum geht, in den Krieg zu ziehen ohne Angst haben zu müssen, hintergangen zu werden – wie mich all meine damaligen Mitglieder hintergingen.“

„Vielleicht solltest du dir die Frage stellen, weswegen du hintergangen wurdest – und es mit Sicherheit auch noch weitere Mal wirst“, schlug Alec vor und versuchte, die kräftige Hand an seinem Kinn loszuwerden. Das funktionierte recht schnell, ohne viel Kraftaufwand. Er wich zur Seite hin aus, um etwas Abstand zwischen sie zu bringen.

Die Augen des Kreis-Anführers schienen ihn zu beobachten und Alexander wusste für einen Moment nicht was er denken oder machen sollte.

„Ich sollte dir alles zeigen“, sprach Valentin. „Immerhin wirst du uns wohl länger beehren. Etwas zu Essen könnte auch nicht schaden.“

Irrte er sich oder war Valentin geradezu… freundlich zu ihm? Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und beobachtete, wie der Schattenjäger zur Tür ging, voller Entspannung, darauf vertrauend, dass Alec ihn nicht angriff.

„Willst du Wurzeln schlagen, Alexander?“

Backe, Backe... Torte

Einen Kuchen oder eine Torte.

Verdammt, wieso hatte er auch nachgefragt was sie sich zum Geburtstag wünschte? Nachdem er ihr gesagt hatte dass sie keine allzu gute Köchin war, hätte ihm klar sein müssen, dass sie sich SO etwas wünschen würde.

Alec war bei Gott kein Bäcker und Isabelle halt keine Köchin – sie waren Shadowhunter und hatten Andere die so etwas für sie machten. Dennoch kochte sie immer wieder und bisher hatte er es auch immerzu herunter gerungen, aber diese ekelhafte Zwiebel-Käse-Lauch-Suppe die mehr nach Chili und Knoblauch geschmeckt hatte als etwas anderes, mit leichter Käse-Füße-Note, das hatte er in Verbindung mit dem selbst gebackenen Backsteinbrot nicht runterbekommen.

Tja, einmal was gesagt, war man wohl ewig der Böse.

Das Problem war lediglich das Isabelle Geburtstag hatte. Ihr 18. rückte immer näher und näher und da sie an Kleidungsstücken und ähnlichen alles hatte, hatte er es sich gewagt nachzufragen was sie sich wünschte. Da sie von Jace bereits einen Stripper bekam, war diese Idee von ihr schnell verschoben, zwei Stripper wären etwas einfallslos. Die zweite Idee hatte sie ohnehin viel besser gefunden.

„Hm… Wobei, ich hätte wirklich, verdammt gerne einen Kuchen oder eine Torte von dir! Natürlich selbstgemacht, nicht gekauft, bestellt oder so einen Kram. Und halte dich ja nicht mit Butterkrem zurück bei einer Torte – du weißt wie sehr ich sie liebe!“

Die Worte mit ihrem breiten Grinsen dazu, hingen ihm noch im Ohr. Dann hatte sie sich mit ihren hochhackigen Schuhen umgedreht, ihr fast schwarzes Haar in einer gekonnten Drehung zurück geworfen und war klackernd gegangen, die Hüften dabei schwingend wie eine Samba-Tänzerin.

Und sie hatte ihn stehen gelassen.

Da Alexander allerdings keine Idee hatte was er ihr schenken sollte – höchstens einen Kochkurs, aber das würde sie ihm wohl ziemlich übel nehmen… - hatte er sich vorgenommen, tatsächlich einen Kuchen zu backen, oder eher eine Butterkremtorte selbst zu machen. Nur dann war ihm eingefallen, dass man dafür ein Rezept brauchte, alle Zutaten und eine Person die das kochte. Alle drei Faktoren besaß er nicht und der Geburtstag war schon bald.

Es dauerte tatsächlich einen gesamten Tag bis er ein geeignetes Rezept gefunden hatte. Eine Erdbeer-Butterkremtorte sollte nach Isabelle’s Geschmack sein, hoffte er. Nun, an den Bestandteilen sollte es auch nicht scheitern, es war nichts drin, was man im Laden von nebenan nicht bekommen könnte. Also war der Einkauf einen Tag später auch schon gemacht und im Kühlschrank untergebracht, so gut es ging versteckt, damit Isabelle in einem plötzlichen Anflug von Kochlust nicht auf die Idee kam, Eier, Milch oder andere Zutaten für irgendetwas zu verwenden was Essen darstellen sollte – was wirklich selten der Fall war.

Nun, dass weitaus größte Problem war nun Jemanden zu finden der irgendwie Backen konnte, denn Alec konnte es nicht. Seine einzigen Backerlebnisse waren die als Kind und da beinhaltete sein „Backen“ lediglich Sachen in eine Schüssel zu werfen die seine Mutter ihm gegeben hatte – und zur Weihnachtszeit das Ausstechen von Teig für Plätzchen. Und genauso oder so ähnlich sahen wahrscheinlich auch die bisherigen Kenntnisse all derer aus die er kannte. Isabelle konnte er ja ohnehin nicht fragen – was wohl auch besser so war, bei ihr würde selbst Butterkrem anbrennen…

Er starrte wie so oft auf diese verdammten Rezepte. Es waren gleich zwei – einmal für die Krem an sich und einmal für die Schichten dazwischen, die aus Teig bestehen sollten, statt aus Krem. Außer dass es hübscher aussah, verstand Alec nicht, weswegen da unbedingt Schichten sein mussten. Ob nun mit oder ohne Schichten, so schwer klang es gar nicht…

Okay gut, er hatte noch nie Eiweiß aufgeschlagen.

Und er hatte auch noch nie Mehl oder was anderes untermeliert.

Warum verdammt sollte er irgendwelche Formen einfetten?!

Was meinten die mit ‚einfetten‘ überhaupt genau?

…er benötigte eindeutig Hilfe.

Er schob die zwei Zettel der Rezepte zusammen gefaltet zurück in seine Hosentasche, dabei merkte, dass er mal wieder ein Loch in der rechten Tasche hatte, wie es dazu immer kam war eine Frage die er nicht beantworten konnte, gerade hatte er dafür allerdings auch keine Zeit. Alec schlürfte motivationslos aus der Küche heraus und suchte nach Unterstützung – in welcher Form auch immer, solange es nicht seine Schwester war. Heute war das Glück ihm scheinbar hold! Im ‚Wohnzimmer‘ oder eher im Aufenthaltsraum für gelangweilte Nephilim fand er Jace vor – mit Clary und Simon. Keine Isabelle in der Nähe. Etwas unbeholfen stand er im Raum, für einen Moment taten die Drei eher so, als würden sie ihn nicht bemerkt haben, wahrscheinlich weil er ein Gesicht zog wie drei-Tage-Regen. Nach einem weiteren Moment wandte erst Clary und dann auch der Rest ihren Kopf ihm zu.

„Bist du einem Ravener begegnet oder was ist los?“, fragte Jace, in seiner direkten Jace-Art einfach nach.

Unwillkürlich knetete Alexander seine Hände leicht vor sich.

„Nein“, antwortete er.

Wieder sah das Trio ihn an, fragend und unwissend. Wie gerne würde Alec doch an ihrer Stelle sein, statt an der, wo er jetzt stand. Mit einem tiefen Seufzer raufte er sich das pechschwarze Haar.

„Hat Einer von euch Erfahrung in… Also ich meine, kann Einer von euch“, er brach ab und sah in die neugierigen Gesichter aller Anwesenden, schaute sich nochmal um, um sicher zu gehen das Isabelle auch nicht plötzlich aufgetaucht war. „Backen? Kann Einer von euch Backen?“

Der Schock über seine Frage schien so tief zu sitzen dass nicht einmal Jace lachte – und diesem hätte er einen Lachanfall durchaus zugetraut!

„Die Frage war ernst gemeint“, fuhr Alexander fort. „Isabelle will dass ich ihr eine Torte mache, nur leider sind meine Erfahrungen in der Küche schlechter als ihre eigenen…“

„Geht das überhaupt…?“, nuschelte Jace.

Keine große Hilfe.

„Ich… kann ein wenig was. Mit meiner Mutter habe ich häufig mal Torten oder Kuchen gemacht.“

Zaghaft meldete sich Clary und wirkte selbst nicht so sicher bei dem was sie tat oder sagte. Das lag wahrscheinlich weniger daran das sie sich nicht sicher war, ob sie es wirklich konnte, sondern mehr daran, dass es bedeutete sie müsste ein wenig Zeit mit ihm verbringen.

Ja, sie hatten so etwas wie Frieden geschlossen, sie verstanden sich… ganz gut. Aber sie waren trotz allem keine Freunde, zumindest nicht in Alec’s Augen. Dabei lag wohl das Problem. Während die Jungs ihn ansahen, als ob Clary gerade nach einem Date gefragt hatte, wusste er selbst nicht ob er die Information als Hilfsangebot verstehen und annehmen sollte.

„Würdest du… mir helfen?“, fragte er daher leise nochmal nach. „Für Izzy?“

Und schon wandten sich alle Augenpaare auf Clary und dieser wirkte wohl aufgrund der nochmaligen Nachfrage etwas verwirrt – ja, wenn man andauernd mit Jemanden wie Jace herum hing, war es wirklich ungewöhnlich das Jemand nachfragte…

„Ähm… Ja, sicher“, nickte sie ihm zu, rotgoldene Strähnen fielen ihr dabei ins Gesicht.

Sie erhob sich vom Sofa und noch während sie den Tisch umrundete und auf ihn zukam, band sie sich das lange Haar mit einem schlichten, schwarzen Haargummi zusammen.

„Jetzt gleich?“

„Wenn du nichts zu tun hast…“, erwiderte er unsicher.

„Habe ich nicht und morgen wäre dann doch etwas knapp, soweit ich weiß wird Isabelle morgen auch hier herumrennen, heute haben wir da unsere Ruhe.“

Also nickt Alec nur noch dazu, Jace grinste ihn breit an und Simon schien zu überlegen ob er nicht doch lieber mitgehen sollte. Bevor einer der Beiden noch etwas sagen konnte, drehte sich Alexander um und ging voran in Richtung Küche. Die leisen Schritte hinter ihm kamen sicherlich von Clary, also folgte man ihm.

Die Küche im Institut war ziemlich groß, immerhin wurde hier sonst für mehrere Shadowhunter gekocht, und gut ausgestattet war sie auch. Das alles brachte allerdings nichts, wenn man davon keine Ahnung hatte. Wären die Köche da, hätte er wohl auch diese nach Unterstützung gefragt, aber sie kamen erst in einigen Stunden wieder zur Zubereitung des Abendmahls. Solange wollte Alec nicht warten, die Nacht hatte er mit Schlafen oder Arbeit verplant und morgen wäre die Zubereitung einer Torte ungünstig laut Clary.

Clary. Es war ein wenig seltsam mit ihr allein in einer Küche zu stehen. Sonst ging er ihr größtenteils aus dem Weg, unter anderem weil sie ja auch von seinen ehemaligen Gefühlen für Jace gewusst hatte und… weil sie einfach andauernd Ärger gemacht hatte. Es war zwischen ihnen zumeist explosiv geladen, auch wenn er im Moment eher nervös war als geladen.

„Ich habe diese Rezepte hier rausgesucht“, sprach er zu Clary und hielt ihr die beiden Zettel entgegen.

Sie nahm sie direkt entgegen und las sich erst einmal das erste Rezept, dann das Zweite durch, dann nickte sie und hob den Kopf wieder, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hinter das Ohr.

„Klingt gut, es wird Isabelle sicherlich schmecken und gefallen!“

„Wenn wir es richtig hinbekommen“, wand er ein wenig skeptisch ein.

„Ach, so schwierig ist es nicht…“, meinte sie überzeugt.

Clary legte beide Zettel über einander auf die Arbeitsfläche der Küche. Anschließend holte sie erst einmal alles heraus, was für Rezept 1 wichtig war. Ein Blick genügte um zu wissen dass es erst einmal um den Biskuit-Teig gehen sollte. Das Rezept hatte ihn schon beim Lesen verunsichert und verzweifeln lassen. Clary wirkte wesentlich selbstsicherer. Manchmal war es wohl doch ganz gut, wenn Jemand jahrelang als Irdischer gelebt hatte, da bekam man Sachen mit und lernte sie, die man als Shadowhunter einfach nicht mitbekam oder lernte.

Die Rothaarige besah den Inhalt des Kühlschranks, da er alles größtenteils versteckt hatte, trat er an ihre Seite, der süße Duft von ihrem Parfüm stieg in seine Nase, es war keines von Isabelle’s Parfüm, hatte keinen aufdringlichen Geruch.

„Ich habe alles für die Torte hier rein gepackt“, er griff nach einem der oberen Fächer. „Damit Isabelle nicht in einem plötzlichen Anflug von Kochlust alles verbraucht…“

Und dort oben kam Isabelle nicht ran und sie würde sich nicht die Mühe machen extra einen Stuhl ran zu holen um herauszufinden was dort oben drinnen war. Da auch Clary ein wenig zu klein dafür war, holte er alles raus und legte es neben dem Rezept ab.

„Gut, dann fangen wir an!“, lächelte Clary, sie strahlte dabei pure Lebensfreude aus.

Alec schaute dabei zu wie sie sämtliche Küchenschränke durch kramte und immerzu irgendetwas dazustellte. Schüsseln, Mixer, Messbecher und alles weitere. Er selbst kam sich etwas fehl am Platz vor und beobachtete Clary lediglich, bis sie scheinbar alles soweit hatte und anfing. Alec wurde lediglich zum Vorlesen angewiesen, aber es war nichts, was ihn trauern ließ. Er las lieber vor, als zu machen was dort stand – Clary machte das außerdem ganz gut. Alec war schon ein wenig beeindruckt was aus dem getrennten Ei wurde, dass Eiweiß sah ganz anders aus. Es dauerte gar nicht lange, da war die Masse fertig und Alexander betrachtete sie neugierig, hielt die Schüssel fest, während Clary den Inhalt in eine vorher gefettete Form kratzte und verstrich. Anschließend kam sie in den Backofen.

„So, jetzt zur Krem“, kündigte Clary an, während er selbst noch in das Backrohr schaute. „Alec… Es wird ein wenig Zeit brauchen bis es durchgebacken ist. Dabei musst du es nicht beobachten.“

„Ich wollte doch nur etwas schauen“, grummelte Alexander als er sich wieder aufrichtete.

Clary stellte gerade eine Eieruhr ein, wahrscheinlich damit sie den Teig im Ofen nicht vergessen würden. Anschließend wurde Alexander zum Erdbeerschneiden und -waschen verdammt. Kaum war das geschafft wurden die Erdbeeren von Clary püriert. Sie nahm ein wenig was vom Gesamtpüree weg und kochte den Rest auf. Dazu gab sie ein paar Löffel Pulver. Alec beobachtete wie Clary den Topf von der Herdplatte nahm und nach wenigen Minuten wieder darauf schob und erneut aufkochen ließ.

Als der Pudding scheinbar fertig war, stellte sie den Pudding bei Seite, kurz darauf sagte sie auch weswegen: „Es muss abkühlen.“

Anschließend kümmerte sie sich um die Butter und Alec holte beim Klingeln der Eieruhr den Biskuit aus dem Ofen heraus, welcher goldbraun geworden war. Da der Pudding noch weiter abkühlen musste, schnitten sie den Biskuit von der Form frei und stürzten ihn auf eine Holzplatte. Als Clary nach einem langen Messer verlangte, dachte er kurz daran eine Klinge aus dem Waffenarsenal zu holen, aber da es hier um einen Biskuit ging, war ein langes Küchenmesser wohl die bessere Wahl. Also durchsuchte er ein Schubfach danach.

„Gut, ich halte den Biskuit fest, damit er nicht verrutscht und du schneidest… zweimal horizontal, damit wir dann drei Schichten haben“, sagte sie und stellte sich so gut es ging aus dem Weg, damit Alec an den Biskuit kam.

Er betrachtete das Messer und die allgemeine Situation. Clary stand ein wenig verrenkt da, damit sie sich nicht in die Quere kommen würden, schwierig würde es dennoch werden. Ganz davon zu schweigen das er noch nie Biskuit geschnitten hatte – geschweige denn überhaupt etwas mit Biskuit gemacht. Er stellte sich an Clarys Seite und setzte das Messer an. Den Biskuit nicht zu berühren während des Schneidens war jedoch seltsam, er zog das Messer vor und zurück wie eine Säge, kam aber nicht wirklich voran, trotz das Clary es festhielt, wirkte das alles sehr unsicher. Nach weiteren schneiden – oder eher sägen – legte er seine Hand aus einem einfachen Reflex heraus auf dem Biskuit drauf. Oder eher auf die bereits darauf liegende Hand. Clarys Hand versprühte eine unglaubliche Wärme und war zart wie die Hand eines Mädchens vom lichten Volk. Von der plötzlichen Berührung verwundert, dauerte es einen Moment bevor Alexander seine Hand zurück.

„Ich… ähm… Halte das lieber selbst“, sagte er mit einem kurzen Blick über die Schulter und zu Clary, vielleicht guckte er falsch, aber er meinte eine leichte Röte auf ihren Gesicht auszumachen, einer der seiner wohl glich.

„Ja klar“, sagte sie und zog ihre Hand zurück, nahm Abstand und schien sich wieder um die Krem kümmern zu wollen.

Alexander drückte seine Hand nun auf dem Biskuit, die Wärme von Clarys Hand fehlte, aber es war besser wenn er darüber nicht weiter nachdachte. Stattdessen schnitt er nun, zwei quere Schnitte und schon hatten sie drei ungefähr gleich Dicke Teig-Schichten. Er legte das Messer in die Spüle, ehe er mit der Holzplatte und dem darauf liegenden Biskuit zu Clary kam, die nach und nach den Pudding in die Butterkrem gab, rührte und dann einen weiteren Löffel dazu gab. Irgendwann übernahm er das Rühren und sie gab immer wieder ein paar Löffel dazu, bis die Masse endlich fertig war. Die Krem hatte eine locker-leichte Konsistenz, sie war nicht flüssig aber auch nicht zu fest, gerade perfekt um sie zwischen den Schichten zu verteilen und auch die obere Schicht und den äußeren Rand damit einzuschmieren, so dass die Krem eigentlich überall war und man vom Biskuit nichts mehr sah.

Da sie kein professionelles Konditorei-Werkzeug hatten, war die Torte mit den Händen eingestrichen, was den Nachteil – vielleicht auch Vorteil – hatte, dass die gesamte Krem auch an der Hand klebte. Als sie alles fertig eingestrichen hatten, führte Alec seine Hand zu seinem Mund und probierte die Krem das erste Mal. Der süße Geschmack von Erdbeeren flutete seinen Mund und ließ seine Geschmacksknospen erstarren. Er verzog überdeutlich sein Gesicht und Clary mit der Krem am Mundwinkel kicherte.

„Komm, sie schmeckt echt gut!“, meinte sie grinsend und leckte an ihrem Zeigefinger entlang, was selbst für einen unschuldigen Naivling wie Alec etwas sexuell wirkte.

„Hast du dich beim Zucker verwogen? Verdammt ist das süß! Da bekommt man nach einem Stück ja einen Zuckerschock!“, meinte er, als er nochmal ein wenig Krem vom Finger leckte, aber es blieb zuckersüß – nein, es war sogar süßer als Zucker. „Außerdem ist dein ganzer Mund voll mit der Krem.“

Clary sah ihn an, als ob er ihr gerade erzählt hätte dass die Sonne vom Himmel gefallen wäre und hier herumrollte.

„Ich habe doch nur etwas genascht“, murmelte Clary und wischte sich über den Mund.

Alec lachte auf, der Mund war verschmierter denn je und auch die Rothaarige schien ihren Fehler gemerkt zu haben. Mit verschmierten Händen über den verschmierten Mund zu wischen war keine intelligente Handlung, die Krem klebte nun sogar über Kinn und Wange.

„Siehst ein wenig aus wie ein Kind“, sagte Alexander freundlicherweise und schmunzelte immer noch.

„Das solltest du öfters tun.“

„Was? Dich als Kind betiteln?“

„Nein“, verdrehte Clary die Augen und stellte mit den Handgelenken den Wasserhahn an um sich die Hände zu waschen. „Lächeln. Du siehst… gut aus dabei… Also beim Lächeln.“

Nachdem die Hände von der Krem befreit waren, wischte sie sich mit den nassen Händen immer wieder über den Mund bis dieser scheinbar auch sauber war. Da Alec ebenfalls noch dreckige Hände hatte, hielte er sie unter den angenehm-warmen Wasserstrahl, dass Becken färbte sich etwas rosa wegen der Krem, aber zumindest klebten seine Hände nicht mehr, dank der ganzen Butter darin, waren sie aber fettig und diese zweite Haut ließ sich nicht so leicht abwaschen.

„Ich bin wieder zu Hause!“

„Isabelle“, seufzte Alec.

Gerade noch rechtzeitig packte er die Torte in eine Tragebox und stellte sie wieder ganz nach oben in den Kühlschrank. Keine Sekunde später schlug die Tür auf und mit hohen Schuhen wie immer und ein paar Tüten an den Armen betrat Isabelle die Küche, sichtbar verwirrt über Clary die am Waschbecken stand und alles einfach reingeschmissen hatte was noch zeigte was sie hier getrieben hatten und Alec hatte eben den Kühlschrank geschlossen.

„Oh beim heiligen Raziel“, flüsterte sie und sah von ihrem Bruder und Clary hin und her. „Habe ich euch gestört?!“

„G-gestört? Bei was denn bitte?“, nuschelte Alec und wischte in einer scheinbar nebensächlichen Bewegung mit einem nassen Lappen über die Arbeitsplatte, reinigte sie von den Resten der Krem.

„Na ja… Ihr Beide. In der Küche…“, Izzy sah zwischen Beiden hin und her. „Ohne Kochtöpfe oder so etwas – dass ist etwas… nun ja, unnormal?“

„Man muss nicht zum Kochen in die Küche kommen“, erwiderte Clary.

„Na dann gibt es nur ein was anderes was man hier machen könnte!“, streng sah sie Beide an. „Also, wie lange läuft diese Küchen-Affäre schon?“

„Bitte was!?“, schrie Alexander fast schon erschüttert.

„Ihr haltet das vor mir Geheim, wissen Simon und Jace davon? Na, denen werde ich den Hin-.“

„Izzy – es gibt keine äh… Küchen-Affäre“, versuchte Alec sie von ihrem Verdacht abzubringen.

„Und was macht ihr dann hier?“

„Den Abwasch“, antwortete Clary, ihre Wangen rot verfärbt.

„Zu zweit? Das machen doch die Köche immer gleich!“

„Wir haben halt Hunger gehabt“, stand Alec der Rothaarigen bei.

„Wie es aussieht weiß keiner Bescheid, außer mir jetzt, was?“

„Izzy, es gibt hier nichts worüber Jemand Bescheid wissen sollte“, seufzte Alexander und raufte sich ein wenig verzweifelt das dunkle Haar.

„Natürlich, sonst wäre es ja auch nicht mehr geheim“, murrte Isabelle.

Wenn es nicht ihre Torte wäre und eine Überraschung sein sollte, würde er ihr gerne sagen um was es hier wirklich gegangen war, leider sollte es ihre Überraschungs-Torte sein, hergestellt von Alec und Clary. Also konnte man es ihr ja schlecht sagen.

„Darf ich wenigstens mal einen Kuss sehen?“

„Was?“, fragten Clary und Alec gleichzeitig.

„Einen Kuss zwischen euch. Kommt schon“, bettelte Isabelle fast schon.

Alexander hörte etwas leise rumsen, scheinbar hatte Clary etwas ins Waschbecken zurückfallen lassen aufgrund dieser Bitte. Er sah zu seiner Back-Partnerin und diese sah im selben Moment zu ihm, dann schauten Beide zu Isabelle die mit ihren Wimpern klimperte.

„Nur ein Kuss“, sagte sie. „Oder ich erzähle es den Anderen!“

Nicht auszudenken was die Anderen – in dem Falle wohl lediglich Jace und Simon, aber die Beiden würden schon ausreichen um ein totales Chaos anzustellen. Vielleicht würden sie es nicht glauben, aber stattdessen alles ausplaudern aus Schock und Überraschung – oder sie lachten sich schlapp über Isabelles wahrlich dämliche Annahme, Clary und Alec würden irgendwas mit einander haben, nur weil sie gemeinsam in der Küche standen und nicht damit rausrückten was sie hier getan hatten.

„Isabelle“, fing Alec an. „Wir haben kei-.“

„Na gut“, unterbrach Clary ihn und wischte sich die nassen Finger an einem Küchentuch ab. „Ein Kuss.“

„Was?“, fragte Alexander mit Tellergroßen Augen, während Isabelle erfreut in die Hände klatschte.

Er war schlecht darin Gesichter zu lesen, deshalb wusste er auch nicht was Clary dachte, ob sie einen Plan hatte und er es deshalb nicht herausfand? Verdammt!

„Sie will nur einen Kuss sehen Alec“, sagte sie zu ihm und stellte sich vor ihn.

„Aber einen richtigen Kuss! Denkt nicht ihr speist mich mit einem Schmatzer ab!“, mischte sich Isabelle ein und der böse Blick den Alexander ihr zuwerfen wollte, wurde zunichte gemacht, als Clary plötzliche seine Hände hielt.

Warme, zierliche Hände, noch ein wenig feucht vom Wasser.

Konnte das der Ernst beider Frauen sein?

Ja, konnte es. Eine der Hände löste sich von dem Griff nach seiner Hand und kurz darauf spürte er wie Clary durch sein dichtes Haar strich und sich die Hand anschließend in seinen Nacken niederließ um ihn runter zu ziehen. Er kam sich vor wie bei seinem ersten Kuss und als sich Clary ein kleines Stückchen weiter vorbeugte und sich ihre Lippen fast berührten, fühlte es sich auch an wie bei seinem ersten Kuss. Die letzten Millimeter überbrückte schließlich er selbst und so trafen sich ihre Lippen, ganz sanft und vorsichtig.

Sie waren weich und gut gepflegt, anders als die Lippen eines Mannes, die er grundsätzlich bevorzugt berührte. Aber es war nicht unangenehm. Der süße Duft von Parfüm, die Lippen weich wie Federkissen und… der Geschmack von Erdbeer-Butterkrem, als sich ihre Lippen im Einklang gegeneinander bewegten. Noch nie zuvor hatten sie sich geküsst und dennoch funktionierte alles wie auf Absprache. Ihre Lippen rieben aneinander, sie schabte mit ihren Zähnen über seine Unterlippe. Er konnte sich Isabelle bildlich vorstellen. Große Augen, offener Mund und sie fiepte leicht auf.

Und das nicht ohne Grund. Als sich nach weiteren Sekunden ihre Lippen lösten, stand nicht mehr nur Isabelle in der Küche. Wie sollten sie das jetzt auch noch Simon und Jace erklären? Alexander seufzte auf und Clary schmunzelte nervös und strich eine Haarsträhne weg.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Scorbion1984
2016-05-28T09:37:47+00:00 28.05.2016 11:37
Interessant ,bin neugierig geworden !


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