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Legende aus Schatten geboren

von

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Prolog: Versiegelt

Die Kokiri haben Feen. Die Hylianer haben Schatten. Und die Schatten sind wir. Wir Shiekah sind Existenzen am Rande der Nicht-Existenz. Seit alters her sind wir körperlos, aber nicht geistlos. Schweigend beobachten wir den Wandel der Welt. Am Tage wachen wir mit Magie über unsere Schützlinge. Und in den Nächten schicken wir ihnen ihre Träume.
 

Doch dann tropfte Blut auf den Kreis und alles war anders. Es ist seltsam, geboren zu werden. Ich spürte, wie sich meine Existenz zusammen ballte, wie sie sich zu menschlichen Armen und Beinen formte. Der Geruch von verbranntem Holz stieg mir in die Nase. Zum ersten mal in meinem Leben schmerzte meine Lunge in der Rauch geschwängerten Luft. Der Finsternis loderten drei kärgliche Holzscheite entgegen. Sie reichten gerade, um das Gesicht einer schmalen Gestalt zu erleuchten. Sie war ein Mädchen, aber der ganzen Haltung nach eine Frau. Blondes Haar lag wirr und blutverkrustet um die geschundenen Züge. Ihr Körper zitterte unter unterdrückten Schluchzern, doch der Blick der blauen Augen begegnete dem meinen mit lodernder Entschlossenheit. Mein Leben lang hatte ich sie beobachtet, war ich ihr ständiger Begleiter gewesen. Schatten reden nicht, doch mein Herz hatte schon ihr gehört, als sie die ersten taumelnden Schritte ging. Ich sank ich auf die Knie, griff nach der zarten Hand, von der noch immer Blut in den Beschwörungskreis tropfte. „Es ist gut“, murmelte ich.

Sie zuckte zurück vor meiner Berührung. In ihren Augen las ich Unsicherheit und Wachsamkeit. Es war schwierig einen Schatten zu binden. Und gelang es nicht, so rächten sich die Shiekah für ihre erzwungene Existenz. Seit dem großen Krieg war von der sprichwörtlichen Treue der Shiekah nicht immer auszugehen, Ich würde mich nicht rächen. Ich sah sie an, legte alle Gefühle in meinem Blick. Dabei merkte ich, dass sie ihren Geist nicht gegen mich abgeschirmt hatte. Leicht wäre es möglich einzudringen, ihr Kontrolle und Verstand zu entreißen. Ich nutzte diese geistige Verbindung, um ihr zu zeigen, was ich empfand. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Dann, zögerlich, versuchte sie, das, was ich getan hatte zu erwidern. Es dauerte einen Moment, dann spürte ich ihre Erleichterung und Dankbarkeit. Das Ritual war noch nicht vollendet. Es fehlten noch einige Schwüre und Bindeworte. Doch das Mädchen vor mir war am Ende ihrer Kräfte. Als sie taumelte, drohte zu fallen, fing ich sie auf. Ich stützte sie, während ich in ihrem Geist nach dem forschte, was sie bewegte. Was ich sah, waren unzusammenhängende Bilder. Einen grün bemützten Jungen, ein Versprechen auf einer Blumenwiese. Ich sah dunkle Träume und Vorzeichen, die sich mehrten. Ein Ritt über eine Zugbrücke, verfolgt von einem Mann von so dunkler Ausstrahlung, das selbst die Schatten ihn mieden.Wieder der Junge, der sich ihm in den Weg stellte. Ein liebgewonnenes Instrument durch Hoffnung fortgeschleudert. Hufe, die über das Gras der Steppe donnerten. Vermummte Kriegerinnen, die den Weg versperrten. Ein kurzer Kampf gegen eine Übermacht. Ein dröhnendes, kaltes Lachen. Dann nichts mehr außer Schmerz und Dunkelheit. Dann, viel später, der Drang zu vollenden, was begonnen wurde. Verzweiflung, die in Kampfesmut umgeschlagen war. Und Hoffnung auf einen Jungen aus den Wäldern.

Ich löste eine der Bandagen von meinem Handgelenk und begann, ihre Wunde zu verbinden. „Ich bringe Euch hier heraus, Prinzessin“, sagte ich sanft.

Sie nickte. Energisch wischte sie die Tränen aus ihrem verquollenen Gesicht. „Gehen wir“. Es sollte entschlossen klingen. Ihre Stimme war aber so zittrig, dass wir beide Lächeln mussten.

Noch immer waren die Schatten eine Verlängerung meines Körpers. Ich spürte die Tür, die aus der Zelle führte. Mit meinem Willen verdichtete ich die Dunkelheit im Türschloss. Es klickte. Wir spähten in einen dunklen Gang. Nur vereinzelte Fackeln erleuchteten die Finsternis. Zwei Gerudo-Kriegerinnen standen an seinem Ende, doch die Wachen hatten uns den Rücken zugewandt. Eisenbeschlagene Türen, wie die, die wir gerade verlassen hatten, glänzten in ihrem Licht. Ich lächelte. Dieser Ort mochte sicher sein vor dem Zugriff des Lichts. Doch vor den Schatten war er nicht gefeit.

Zelda streckte sich zu meinem Ohr. „Impa muss hier irgendwo sein.“

Ich nickte. Auch hier waren die Schatten dicht genug. Mit einem Wimpernschlag öffnete ich alle Türen auf dem Gang. Zelda gab ein leises Stöhnen von sich. Fragend sah ich mich nach ihr um. Sie hatte den Kopf gegen die Wand gelehnt. Der Verband, den ich eben um ihre Hand gebunden hatte, war bereits rot von Blut.

Als sie meinen Blick bemerkte, kämpfte sie um ein Lächeln. „Es geht schon. Ich habe einfach zu tief geschnitten.“ Sie sagte es ohne meinen Blick zu erwidern.

Wir wussten beide, dass sie log. Es war nicht der Schnitt, der ihr schadete. Das war ich. Ohne die Vollendung des Binderituals war ich eine Gefahr für sie. Ich zehrte von ihrer Kraft. Ich würde nur noch von meiner Magie Gebrauch machen, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

„Bleibt zurück“, sagte ich leise.

Lautlos zog ich einen Säbel aus der Scheide. Es waren nur zwei. Es sollte nicht lange dauern. Die Kriegerinnen hörten mich nicht kommen. Schatten waren lautlos. Es brauchte nur zwei kleine Schnitte in ihren Rücken. Lautlos sackten sie zusammen. Das Blut, das sie verströmten, stärkte mich. Ich begann, die Zellen durchzugehen. Die meisten waren leer. Nur in einer blickte mir ein rotes Augenpaar entgegen.

„Du bist frei“, sagte ich und trat zurück.

Mit dem Blick eines ausgehungerten Tieres schlich ein Wesen auf mich zu. Es war wie ich und doch anders. Sein Körper wirkte unfertig, als wenn etwas wichtiges fehlen würde. Doch die ebenmäßigen Züge, Zipfelmütze und Gewandung, all das kam mir sehr vertraut vor. Auch, wenn die Kleidung des Jungen aus Zeldas Erinnerungen grün gewesen war, war die Ähnlichkeit unverkennbar. Doch dieses Wesen war kein Shiekah. Die Schatten waren nicht gebunden, sondern wirkten falsch und chaotisch. Und hinter den roten Augen lag keine Seele.

„Halt“. Meine Stimme hallte von den Wänden wieder.

Das Wesen fauchte. Ich spürte, wie sein Wille die Schatten bezwang, die mich schützten. Was Teil meines Körpers war, wandte dieses Wesen gegen mich. Ich spürte den fremden Willen und kämpfte gegen ihn. Wir maßen uns stumm. Auf den Lippen meines Gegenübers lag ein hämisches Grinsen. Als wenn es wüsste, an wen meine Kräfte gebunden waren. Vom Gang her hörte ich ein Wimmern. Das Grinsen meines Gegenübers wurde siegessicher. Noch einmal versuchte ich die Schatten aus seinem Griff zu befreien. Doch das Wesen hielt stand. Ich hörte das Wimmern erneut, leiser diesmal. Ich gab auf. „Geh“, sagte ich.

Mit einem hämischen Lachen verließ das Wesen die Zelle. „Du wirst noch bereuen, dass du mich angegriffen hast“, flüsterte es von überall und nirgends.

Ich hielt seinem Blick stand, beobachtete jeden seiner Schritte, als es aus der Zelle trat. Draußen betrachtete es Zelda, wie ein Raubtier, das nach einer Beute giert. Doch anstatt sie anzufallen, verbeugte es sich in ihre Richtung. Dann verschwand es leise lachend durch den Weg, den ich ihm gebahnt hatte.

Zelda war zu Boden gesunken. Sie zitterte am ganzen Körper. Doch sie hob den Kopf und lächelte mir zu, als ich näher trat. „Du hast es in die Flucht geschlagen, mein Schattenkrieger.“

Ich kniete mich neben sie. „Ich wünschte, ich hätte es beseitigt.“

Für einen Moment wurde ihr Blick abwesend. „Es ist gut so. Es wird noch eine wichtige Rolle zu spielen haben.“

„Die nicht zu unseren Gunsten sein wird.“ Ich erhob mich. „Es sind noch einige Zellen zu durchsuchen. Ich werde von meinen Kräften so wenig wie möglich Gebrauch machen.“

Sie nickte tapfer. „Ich vertraue dir, mein Krieger.“

Ehe ich wusste, was ich tat, strich ich ihr durch die Haare. Sie reagierte mit einem überraschten Lächeln und berührte meine Hand mit der ihren. Rasch wandte ich mich ab.

Ich fand Impa hinter einer der Türen. Ihre Zelle war bis in den letzten Winkel beleuchtet. Die Gerudos wussten, wie man Schatten gefangen hielt. Zeldas Vertraute war mit Eisen an die Wand gekettet. Strähnig hing ihr das weiße Haar um das kantige Gesicht. Doch ihr Kopf hob sich, als ich den Raum betrat. Rote Augen schauten misstrauisch in die meinen. „Wer bist du?“

Ich trat auf sie zu. „Zeldas Schatten.“

Ihre Augen verengten sich. „Das war dumm.“

„Es war nötig“, korrigierte ich.

Impa beobachtete mich dabei, wie ich Fackel um Fackel im Raum löschte. Nach einer Weile hörte ich ein vernehmliches Knacken. Wo die Dunkelheit Einzug hielt, konnte sie ihre Fesseln selbst lösen.

„Wie ist dein Name?“, hörte ich sie fragen.

Der Name. Das letzte bannende Element, dass den Shiekah unabwendbar an seinen Herren band. Ein Band von Verpflichtung und Gehorsam, das erst mit dem Tod aufgelöst wurde. Zelda hatte mir keinen gegeben.

Ich hielt kurz inne. „Mein Name ist Shiek.“

„Shiek....“ Impa hatte ihr Misstrauen noch nicht abgelegt.

„Kannst du laufen?“

Statt einer Antwort hörte ich, wie sie die Zellentür öffnete. Ich folgte ihr.

Impa keuchte auf, als sie Zelda zusammengekauert auf dem Gang sah. Ein tödlicher Blick flackerte in meine Richtung.

„Prinzessin!“ Dann war sie an der Seite meiner Herrin und schloss sie in die Arme.

„Es geht mir gut, Impa.“

Ihre Vertraute ging nicht auf die beschwichtigenden Worte ein. „Ist es nicht schlimm genug, dass wir uns in Ganondorfs Gewalt befinden?! Warum lasst Ihr Shiek auch noch von Eurer Lebenskraft zehren!? Ihr müsst die Verbindung unterbrechen, solange es noch geht!“

„Shiek...“ Zelda sah in meine Richtung. Sie lächelte.

Ich neigte respektvoll den Kopf. Ich war dankbar, dass sie mir ein Stück meiner Freiheit ließ.

Impa stöhnte auf. „Bereden wir das später. Shiek, trage die Prinzessin. Und wehe, du lässt sie fallen. Ich kundschafte den Weg aus!“

Während Impa die Schatten um uns zu befehligen begann, kniete ich mich neben meine Herrin. „Wünscht Ihr getragen zu werden, Prinzessin?“

Sie zwinkerte mir zu. „Wenn sie in dieser Laune ist, ist es besser zu tun, was sie sagt.“

Ihre Worte täuschten nicht über die Blässe ihres Gesichts. Ich hob sie hoch. Sie war leichter, als ich gedacht hatte.

Impa nutzte die Schatten, um sich einen Weg zu bahnen. Lautlos schlich sie hinter dem Rücken der patrouillierenden Gerudos und winkte mir, wenn es an der Zeit war. Oft waren die Kriegerinnen so nah, dass ich ihr rotes Haar hätte berühren können. Doch die Schatten verbargen uns gut. Bald strahlte helles Mondlicht in die mit Fackeln erleuchteten Gänge und der Wind trieb die ersten Körner Wüstensands zu uns herein. Die Schatten sagten aus, dass es hier Stallungen gab. Inmitten eines Übungsplatzes, der von Zielscheiben gesäumt wurde, stand ein hölzerner Verschlag. Impa führte die Tiere heraus. Mit schnellen Handgriffen sattelten wir sie. Ich wollte Zelda hinter mich in den Sattel heben, aber Impas Blick ließ mich inne halten. Sie selbst nahm die Prinzessin in ihre Obhut. Die Prinzessin bemühte sich krampfhaft, wach zu bleiben. Doch immer öfter sanken ihr die Lider herab. Erneut schwor ich mir, vorsichtiger mit meinen Kräften umzugehen. Sobald wir aufsaßen und der Hufschlag der Pferde ertönte, konnten uns die Schatten nicht mehr schützen. Schrille Pfiffe ertönten und Fackeln entzündeten sich. Immer mehr Gerudos stürmten auf den Hof der Festung. Wir gaben den Pferden die Sporen. Zielstrebig ritten wir auf den einzigen Ausgang der Feste zu, während die ersten Pfeile in unsere Richtung schossen. Einige Wachen rollten sich fluchend aus dem Weg, als wir direkt auf sie zu galoppierten. Mit voller Geschwindigkeit näherten wir uns einer Hängebrücke. Die Pferde wieherten nervös. Während sie stehen geblieben, oder hätten sie auch nur gescheut, unsere Verfolger hätten uns eingeholt. Aber sie galoppierten weiter, auch wenn das Weiße in ihren Augen zu sehen war. Als wir die Brücke hinter uns ließen, erstarben die schrillen Rufe unserer Verfolger. Rote Felsen säumten unseren Weg. Die Hufe der Pferde knirschten auf den sandigen Untergrund. Immer wieder lag mein Blick auf Zeldas blassen Gesichtszügen. So schnell wir auch ritten, die Augen öffnete sie kein einziges Mal.

Nacht etlichen Stunden durch das Felsmassiv, wogten die ersten Gräser im Sternenlicht. Die nächtliche Ruhe der hylianischen Steppe hieß uns willkommen. Ich sah, wie Impa sorgenvoll um sich blickte. Ich sah ihr an, dass sie keinen Ort wusste, zudem sie sich wenden konnte.

„Ein Auge, das in die Ferne schweift, sieht nicht das, was direkt vor ihm liegt“, sagte ich. „Was in der Hochmut Nacht geboren ist, bleibt ein scharfer Blick verwehrt. Reiten wir nach Schloss Hyrule.“

Ich suchte Impas Blick und sah ihn voller Schrecken auf meinen Handrücken gerichtet. Von dort ging ein heller, goldener Glanz aus. Vorsichtig fuhr ich über das goldene Dreieck, das sich dort gebildet hatte. Ich war mir sicher, dass es zuvor nicht dort gewesen war.

„Nein“...Impas Stimme klang erstickt.

Sie griff nach Zeldas Hand. Doch die Prinzessin rührte sich nicht mehr.

Impas Augen durchbohren mich. „Die Verbindung muss unterbrochen werden!“

Wir wussten beide, dass es nur einen Weg gab, das zu tun. Ich zog meinen Säbel. Es dauerte keinen Lidschlag und Impa hatte ihre Waffe in Händen. Wir maßen uns stumm. Ich nahm meinen Säbel in beide Hände und legte ihn vor ihr auf den Boden. Dann richtete ich mich auf und sah sie an. „Für die Prinzessin.“

Impas Augen flackerten unsicher. Ich nickte ihr ernst zu. Zelda war in Sicherheit. Es war das beste, dass sie meinen Körper tötete und mich in die Schatten zurück warf. Zur Zeit schadete ich ihr mehr, als ich ihr nützte. „In Stadt Hyrule gibt es einen Geister-Sammler, der sich eurer annehmen wird“, sagte ich ernst.

„Alles was noch in Stadt Hyrule lebt, gehört zu Ganondorfs Gefolge.“

„Wir alle tragen Masken. Entscheidend ist das, was dahinter liegt.“

Sie schaute auf das leuchtende Dreieck auf meinem Handgelenk. Dann nickte sie.

„Ich werde deinen Rat befolgen.“

Sie hob den Säbel an meine Brust. Ich spürte ihre Unsicherheit. Sie hatte nicht mit meiner Treue gerechnet.

„Manche Dinge müssen getan werden, um schlimmeres zu verhindern“, sagte ich. „Ich kann es selbst tun, wenn das dein Wunsch ist.“

Sie fluchte. „Ich töte lieber Monster als treue Gefolgsleute.“

Ich lächelte. „Wir sehen uns in den Schatten, Schwester.“

Zeldas Vertraute nickte. Sie umfasste den Säbel fester und machte sich bereit für den Stoß.

Das war der Moment, in dem das Triforce Teil auf meiner Hand golden aufleuchtete. Zelda, gebadet in goldenem Licht, erhob sich schwerelos in die Luft. Mit golden leuchtenden Fingern tippte sie auf Impas Säbel, auf ihren Lippen tanzte ein melancholisches Lächeln. „Das ist nicht der richtige Weg, Impa. Ihr wollt mich verbergen? Dann tun wir das. All die Jahre war Shiek mein Schatten. Nun werde ich der seine sein.“ Ich sah, wie sie sich vorbeugte, Impa einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann berührte sie das Triforce-Fragment auf meinem Handrücken. „Wenn du erlaubst, Shiek?“

Ich nickte sprachlos. Vor meinen Augen begann sie sich in goldenes Licht aufzulösen. Für einen Moment war die hylianische Steppe von hunderten glänzender Funken erhellt. Ein jeder von ihnen strebte zu meinem Handrücken, um sich mit dem Triforce-Teil zu vereinigen. Gleichzeitig breitete sich eine Präsenz in meiner Seele aus, die zuvor nicht dort gewesen war. Schlagartig wurde mir bewusst, dass all die fehlenden Abschirmungen Absicht gewesen waren. Bis zu meiner Beschwörung hatte Zelda all dies hier geplant. Die letzten Funken wurden Teil des Triforce und Dunkelheit breitete sich aus.

Impas Lippen bebten. „Sie ist fort.“ Ich folgte ihrem Blick zu der Stelle, wo ihr Körper vor kurzem noch gelegen hatte.

Ich spürte die warme Berührung ihres Geistes. „Das ist sie nicht“, sagte ich.

„Du kannst sie spüren?“

Impa wirkte so verloren, dass ich ihr einen Arm um die Schulter legte. „Ich spüre sie“, sagte ich. Mir wurde bewusst, dass ich eine Frau vor mir hatte, deren wichtigste Aufgabe, darin bestanden hatte, Zelda zu schützen. Die Versiegelung der Prinzessin in meiner Seele empfand sie als persönliches Versagen. Und gleichzeitig hatte ich ihr ihre Lebensaufgabe entrissen. Impa erwiderte meine Umarmung für wenige Wimpernschläge. „Wir müssen fort“, sagte sie heiser. „Die Gerudos werden das Licht gesehen haben. Sie werden gleich hier sein.“

Ich spürte Zeldas Fürsorge für ihre Vertraute, als wäre es meine eigene. „Komm mit mir nach Stadt Hyrule“, sagte ich sanft. „Dort kannst du dich von den Strapazen der Gefangenschaft erholen.“

Impa nickte knapp. Sie hatte mir bereits einen Moment der Schwäche gezeigt. Noch einen würde sie mich nicht sehen lassen. „Worauf warten wir dann noch?“, fragte sie. Und gab ihrem Pferd die Sporen.

Erlöst

Einst hatten Ungeheuer aus Knochen des nachts die hylianische Steppe heimgesucht. Alles, was wir jetzt fanden, war Leere. Das Schnauben der Pferde und das Trampeln der Hufe auf dem trockenen Gras waren die Geräusche, die uns durch die Stille trugen. Das Land blutete. Aus den Wunden, die Ganondorf gerissen hatte, floss unablässig das Leben des einst so fruchtbaren Landes. Hyrule starb. Ich hatte es schon zuvor gewusst. Doch es mit eigenen Augen zu sehen, war anders. Die Zugbrücke, die in die einst glänzende Stadt geführt hatte, lag zerbrochen in dem trüben Wasser des Schlossgrabens. Verseuchte Schatten zuckten geisterhaft um die kärglichen Mauerreste dahinter. Dieser Ort war bereits tot. Hier hatten die Kräfte des Lichts versagt. Ich holte tief Luft, bevor wir die zerstörte Stadt betraten. Die Kälte kroch mir in die Glieder. Es war keinen natürliche Kälte, jene, auf die irgendwann wieder ein Frühling folgt. Diese war feindlich, tödlich. Schützend verschränkte ich die Arme vor der Brust. In weißen Wolken schwebte unser Atem vor uns in der Luft. Ich begegnete Impas flammenden Blick. Stumm nickte sie mir zu. In ihren Augen las ich, das Ganondorf bereuen würde. Vor einem der zerstörten Häuser hieß ich ihr abzusteigen.

„Das Wächterhaus Hyrules“, sagte sie leise, als wir auf das Gebäude zuhielten. Ich konnte die Kälte in ihren Worten spüren.

„Einst war der Eigentümer dieses Ladens eine Wache Hrules“, sagte ich. „Als die Schlacht um Hyrule verloren war, ergab er sich, um sein Leben zu retten. Was wir nun sehen werden ist das, was die Finsternis aus ihm machte.“

„Ich kannte die Wache, die hier Ihren Dienst versah. Er interessierte sich schon immer für Geister. Sein Name war Jensen.“

„Und so heißt er noch.“ Ich öffnete die Tür. Fackellicht zuckte über den steinernen Boden, über eine große Anzahl tönerner Krüge. Auf einem Bett saß eine Gestalt in zerrissener Kutte. Die weißen Fetzen wurden von einem roten Gürtel zusammengehalten, auf dem das Triforce-Symbol prangte. Bleiche Gliedmaßen streckten sich daraus hervor, wippten zu einem Lied, das weder wir noch die Schatten hörten. Im Takt aber schlug ein langer Stock, den das Wesen in der Hand hielt. Eine violette Kapuze hatte es tief über die Stelle gezogen, an der sein Gesicht sein sollte. Doch da war nichts, außer pulsierendem Schatten aus dem ein einziges rotes Auge ragte. Obwohl der Käfig, der über seinem Kopf angebracht war, ein geisterhaftes Leuchten verströmte, reichte es nicht aus, um diese Schwärze zu erhellen.

„Zwei so hübsche Gesichter...willkommen...hehehe. Willkommen in meinem Gespensterladen.“ Die Stimme erstarb und das Auge weitete sich, als er Impa erkannte. In der plötzlichen Stille fiel klappernd ein Stock zu Boden. „Bei den Göttinnen! I-ihr lebt!?“

„Sei mir gegrüßt, Jensen.“ Impas Gesicht verriet nichts, als sie es über den Händler gleiten ließ. Doch Zelda wusste es besser. In der Shiekah kämpften zahlreiche Gefühle um ihre Vorherrschaft. Abscheu, Mitleid, aber vor allem Wut. Hilflose Wut.

Ein Zittern durchlief den unförmigen Körper des Wesens. „I-ihr habt mich erkannt?“

Auffordernd sah Impa auf ihn herunter. „Das hat man Euch zu entgegnen gelehrt, Wachmann?“

Jensen sprang von dem Bett auf, nahm Haltung an. „Nein, Kommandantin.“ Noch immer zitterte die Rührung in seiner Stimme.

„Hört zu, Wachmann. Ich habe folgende Befehle an Euch: Erstens: Ihr werdet mir und Shiek Unterschlupf gewähren. Zweitens: Keine Informationen über unseren Aufenthalt hier werden Ganondorf oder seinen Schergen zu Ohren kommen. Und drittens: Sollten Hylianer oder andere Gegner Ganondorfs auftauchen, werdet Ihr sie nach bestem Wissen und Gewissen unterstützen. Habt Ihr mich verstanden, Wachmann?“

Ich vermeinte in dem einen Auge der Kreatur Tränen zu erkennen. „Jawohl, Kommandantin. W-wartet...ich sorge rasch für zwei weitere Lager. Und zu essen natürlich...“

Er hastete zur Tür. Bevor er sie aufstoßen konnte, hielt Impa ihn zurück. „Wachmann? Ich danke Euch, das Ihr bis heute Stellung gehalten habt.“

Die Erwiderung war nichts als ein brüchiges Flüstern. „Und ich Euch für das Wunder, das Ihr überlebt habt.“ hastig fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

Nachdenklich sah Impa ihm nach. „Früher habe ich ihn für einen Schwächling gehalten.“

„Manche bewähren sich erst, wenn die Not am größten ist.“

Impas Blick fuhr zu mir herum. „Shiek! Wir müssen den Widerstand organisieren! In ganz Hyrule muss es Wesen geben, die willens sind zu kämpfen! Finden wir sie! Kämpfen wir für die Freiheit Hyrules!“

Ich lächelte ihr zu. „Ich hatte gehoffft, dass du das sagen würdest. Dein Schwert und deine Entschlossenheit wird viele daran hindern, die Hoffnung zu verlieren. Ich werde dir helfen, wo ich nur kann. Aber meine Aufgabe wird eine andere sein.“

Sie blickte mich an. „Was hast du vor?“

Ich erwiderte ihren Blick. „Unsere erste Aufgabe muss es sein, den Held der Zeit zu schützen. Er ist der einzige, der Ganondorf, Kraft seines Mutes, mithilfe des Master-Schwertes besiegen kann. Nur er kann das Böse vernichten! Der Widerstand muss so koordiniert werden, dass er Ganondorf nicht nur empfindliche Schläge versetzt. Er muss den Blick des Herrn der Gerudos vom Auserwählten fern halten. Nur wenn wir ihn ablenken, wenn wir seine Aufmerksamkeit von Link fern halten, wird es gelingen, das er die Weisen befreien und eines Tages den Großmesuter des Bösen selbst zu vernichten vermag.“

Ich sah, das Impa meinen Gedanken folgte. „Das wäre wünschenswert. Funktionieren wird es aber erst, wenn es uns gelingt, einen Spion in Ganondorfs Reihen zu integrieren.“ Sie maß mich mit Blicken. „Das ist es, was du vor hast?“

Ich lauschte in mich hinein, spürte Zeldas Zustimmung. „Die Prinzessin wünscht es so.“

„Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, die Prinzessin so nahe bei Ganondorf zu wissen.“

„Sie wird dort sicherer sein, als bei dir, Schwester. Auf dir wird Ganondorfs Blick liegen, während der Held der Zeit die Weisen befreit.“

Wir sahen uns lange an. Dann senkte sie den Blick. „Ich würde mein Leben geben, um sie zu schützen“, sagte sie leise

„Ich weiß“, sagte ich. „Und sie weiß es auch.“

Eine Weile war nur das Knistern der Fackeln zu hören.

„Du wirst ihm Informationen liefern müssen, um deine Stellung zu halten“, sagte sie schließlich.

Ich nickte ihr zu, dankbar, dass sie mich und Zelda gehen ließ. „Ich hatte vor, mich in dein Vertrauen zu schleichen und deine Pläne dann an Ganondorf weiter zu geben. Mit kleiner Verspätung, versteht sich.“

Ein leises Lächeln war in ihren Mundwinkeln zu erahnen. Ohne Zeldas Hilfe hätte ich es nicht erkannt. „So könntest du uns jederzeit über seine Pläne unterrichten, ohne Verdacht zu erregen.“Dann verschwand das Lächeln. „Das wird ein gefährliches Spiel, Bruder.“

Ich sah sie ernst an. „Habe ich deine Unterstützung?“

„Ich bin nicht glücklich, über diese Entscheidung. Aber ich werde tun, was getan werden muss.“

Ich verneigte mich nach Art der Shiekah, indem ich die Fäuste aneinanderlegte. „Ich danke dir, Schwester.“

Die Tür öffnete sich. Jensen balancierte ein Tablett mit Töpfen herein. Ein wenig beklommen sah ich ihm zu, wie er das Tablett vor uns abstellte. „Es ist das beste, was ich auf die Schnelle auftreiben konnte, Kommandantin. Die Betten kommen sofort.“ Gleich verließ er das Haus aufs neue. Ich sah zu, wie Impa unsere Schalen füllte. Der Eintopf wirkte essbar, wenn ich das denn beurteilen konnte. Es war das erste mal, das ich in einem Körper essen würde. Impa warf mir einen amüsierten Blick zu. „Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“ Dann fiel sie über ihre Portion her wie ein verhungerter Wolf. Ich hantierte mit dem Löffel herum und spürte Zeldas schalkhaftes Kichern. Darauf bekam ich beim Schlucken einen Hustenanfall, der erst durch einen beherzten Schlag Impas auf meinen Rücken unterbrochen werden konnte. Es war ein glorreiches erstes Mal. Mit Zeldas Erinnerungen abgeglichen, hatten die Fleischstreifen eine lederne Konsistenz. Ich tippte auf Ratte
 

Bevor Impa ein drittes Mal nach nehmen konnte, erschien Jensen mit Decken und Strohmatten.

Als sie sich auf eine der Matten bettete, fiel mir ein, wie erschöpft sie eigentlich sein musste. Auch wenn sie wie ich ein Schatten war und ihr Körper anderen Gesetzen unterworfen, Jahre der Gefangenschaft, dann ein Ritt durch die ganze Nacht. Auch für eine Shiekah war sie großen Strapazen ausgesetzt gewesen. Als ich mich erhob, war sie schon fast eingeschlafen.

„Wohin gehst du?“, murmelte sie in das Stroh ihrer Matratze.

Ich lächelte. „Es gibt da jemanden, den ich in der Zitadelle der Zeit willkommen heißen muss.“

Zum ersten mal sah Impa wirklich erleichtert aus. „Sind die sieben Jahre endlich vorüber?“

„Der Fluss der Zeit ist unaufhaltsam. Und Tosend werden seine Wellen über der Festung der Ignoranz zusammenschlagen, die der König der Finsternis errichtete.“

Langsam atmete Impa auf. „Dann können wir wieder hoffen. Pass auf sie auf, Shiek. Auf die Prinzessin...und auf den Held der Zeit.“

Ernst neigte ich den Kopf. „Mit meinem Leben.“

Begegnet

Die Kälte schlug über mir zusammen, wie ein schneidendes Gebiss, kaum das ich Jensens Haus verlassen hatte. Zwischen den Ruinen sah ich vertrocknete Leiber. Sie erhoben sich stöhnend, als ich mich näherte. Von einem unheiligen Leben erfüllt, das keines wahr. Ich blickte in leere Augenhöhlen, zum Schreien geöffnete Mäuler. Einst mochten dies hier Menschen gewesen sein. Doch nicht einmal den Tod gönnte ihnen der König der Finsternis. Ich griff nach meiner Lyra. Die Melodie rief die Erinnerung an Sonnenlicht in die Schatten. Die Hymne der Sonne ließ sie erstarren.Sie, die einst mit lebendigen Augen das Morgenlicht gegrüßt hatten, schreckten nun davor zurück. Für sie war keine Hilfe zu erwarten als der Tod. Mit schnellen Schritten ließ ich die Untoten hinter mir, ging an dem Brunnen vorbei, der einst den Durstigen kristallklares Wasser gespendet hatte. Nun lagen seine Reste genauso zerbrochen wie die Zugbrücke. Zerbrochen wie die Hoffnung der Hylianer auf eine bessere Zukunft. Hyrule brauchte einen Helden. Wenn es nicht schon zu spät war. Wie durch ein Wunder war die Zitadelle der Zeit nicht beschädigt. Die verseuchten Schatten drängten um sie her, kämpften um Einlass, doch das mit dem Adler Hyrules geschmückte Tor vermochte keiner von ihnen zu überwinden. Ich dankte den Göttinnen, dass sie dieses Heiligtum bewahrt hatten. Dann trat ich in das Innere und ließ das Grauen hinter mir. Das von ewig brennenden Kerzen erleuchtete Kirchenschiff hatte nichts von seiner Kraft verloren. Und wie eine Ahnung von Vergangenheit und Zukunft meinte ich die Choräle einstiger und zukünftiger Weisen in der prickelnden Luft zu vernehmen. Auf dem Zeitaltar funkelten die drei heiligen Steine. Wahrlich, der Held de Zeit hatte gute Arbeit geleistet. Doch würde er auch die kommenden Herausforderungen meistern, oder würde er an dieser Last zerbrechen? Kein einzelner Mensch konnte das unmögliche verbringen. Und doch würde ein Kind gefangen in dem Körper eines Erwachsenen dem König der Finsternis trotzen müssen. Ich hoffte auf Rettung. Doch glauben tat ich es nicht. Zeldas Geist berührte mich. Ich spürte ihr Zutrauen. Doch teilen konnte ich es nicht. Es mochte sein, das Link ein besonderer Junge war. Aber ein Junge war er dennoch. Ich betrat das Zeitportal, schaute, wie sich ein Strahl aus Licht aus der Halle der Weisen über dem Stein ergoss, in dem einst das Masterschwert gesteckt hatte. In diesem Raum war die Kraft der Weisen stark. Doch wie stark war sie angesichts der Kraft des Königs der Finsternis? Ich lehnte mich an die Wand und wartete. Ich kämpfte gegen meine dunklen Gedanken und wartete auf den Helden der Zeit.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich da gestanden hatte, bis das Licht an Intensität zunahm. Für einen Augenblick musste ich die Augen schließen, so hell wurde es um mich her. Als ich sie öffnete öffnete, sah ich einen blond haarigen, jungen Mann. Noch immer war er in das Grün gekleidet, dass ich aus Zeldas Erinnerungen kannte. Doch deutlich zeichnete sich der Körper eines Mannes unter der Kleidung ab. Link sah an sich herunter. Eine Spur von Unglauben lag auf den ebenmäßigen Zügen. Was hatte ich erwartet? Das er verloren aussehen würde? Ängstlich? Überfordert mit einem Leben, dass er nie gewollt hatte.? Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten, der nach der Prüfung seines Körpers auf dem Schwert in seiner Hand zur Ruhe kam. Er nahm es hoch, hielt es in seinem ritterlichen Gruß vor sein Gesicht. Ich beobachtete, wie er seine Züge in dem blank polierten Metall betrachtete. Wartete, Angst darin zu sehen, Überforderung. Doch der Held der Zeit tat etwas, mit dem ich nie gerechnet hätte. Er begann zu schielen, streckte seinem Spiegelbild die Zunge raus. Nicht zu glauben! Er zog eine Grimasse! War er tatsächlich noch ein Kind? War er so wenig bereit für die Aufgabe, die ihm bevorstand? Meine Vermutung schien sich zu bestätigen, als er einige Schläge mit dem Master-Schwert vollführte und sirrend die Luft um sich her durchschnitt. Da war also der Held der Zeit? Auf dem sämtliche Hoffnungen Hyrules lagen?

„Hey!“ hörte ich eine feine, klingende Stimme. Die Fee hatte ich zuvor nicht bemerkt. Doch auch sie kannte ich aus Zeldas Erinnerungen. Ihr Name war Navi, wenn ich mich nicht irrte. „Pass auf, wo du hinschlägst!“, beschwerte sich das leuchtende Wesen. Link antwortete mit einem Grinsen. „Es tut dir ganz gut, wenn ich deine Reflexe schule.“ Und dann begann der junge Mann, der gerade erfahren hatte, dass das Schicksal Hyrules auf seinen Schultern lastete, jagt auf eine kichernde Fee zu machen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Das hier war das Allerheiligste der Zitadelle der Zeit! Kein Kinderspielplatz! Es dauerte eine Weile, bis sich der Held der Zeit schnaufend auf einer der Stufen niederließ. Ebenfalls außer Atem ließ sich Navi auf seiner Schulter nieder. „Und jetzt?“, keuchte Link, auf dessen Gesicht noch immer ein Grinsen lag.

„Keine Ahnung“, keuchte Navi zurück.

Echte Überraschung lag auf den Zügen des angehenden Helden. „Was? Du weißt nicht wie es weiter geht?““

Schau nicht so blöd“, erwiderte die kleine Fee. „Sehe ich aus wie ein Lexikon?“

„Du wusstest bisher immer Bescheid.“

„Das hier ist nicht meine Zeit“, kam die spitze Erwiderung. „Ich bin hier auch neu, weißt du?“

Seufzend stützte Link seine Hand auf sein Kinn. „Toll und jetzt?“

Ich hatte genug gesehen. Lieber hätte ich mich in die Schatten zurückgezogen. Ich war enttäuscht. Ich hatte nicht viel erwartet. Aber doch mehr, als einen kleinen, verspielten Jungen, der den ernst der Lage gar nicht verstand. Doch es half nicht. Ich hatte die Aufgabe, diesen „Helden“ zu begleiten. Ich würde meine Pflicht erfüllen. Auch wenn ich schon jetzt spürte, wie vergebens diese Mühe sein würde. Ich stieß mich von der Wand und löste mich aus den Schatten. „Ich habe auf dich gewartet, junger Held...

Ich hoffte, das meine Worte nicht allzu ironisch klangen. Links Blick flog in meiner Richtung. Kampfbereit lag das Master-Schwert in seinen Händen. Auf einmal hatte er nichts kindliches mehr an sich. Der Blick seiner tiefblauen Augen bohrte sich wachsam in meinen.

„Beherrscht das Böse die Welt, weilen jene Weisen, die von der Stimme des Heiligen Reiches erweckt wurden, noch in den fünf Tempeln. Einer in dunklen Wäldern...Einer auf hohem Berge...Einer im tiefen See...einer an der Stätte des Todes...Einer innerhalb der Göttin des Sandes. Zusammen mit dem Auserwählten werden diese ihre Kräfte einsetzen, um der Welt den Frieden wiederzugeben. Dies ist die Legende der Tempel, wie sie von meinem Volk, den Shiekah, überliefert wurde.“

Link hatte mir schweigend zugehört. Langsam ließ er das Master-Schwert sinken. „Wer bist du?“, fragte er.

„Ich bin Shiek. Ich gehöre den letzten Überlebenden der Shiekah an.“

Wir schwiegen. Es war einen gegenseitiges taxieren. Ein Kampf, der nur mit den Augen gefochten wurde. Ich war es, der zuerst den Blick abwandte.

„Wahrlich, du siehst aus, wie der, der uns prophezeit wurde. Tapfer hältst du das Master-Schwert in der Hand...“ Ich seufzte innerlich Ja, er sah aus wie ein Held. Wenn er nur auch innerlich einer gewesen wäre. „Willst du die Prophezeiung erfüllen, so suche nach den fünf Tempeln und befreie die dort eingesperrten fünf Weisen...Einer von ihnen wartet im Waldtempel darauf, sich deiner zu offenbaren. Es ist ein Mädchen, an das du dich sicher erinnern wirst...“

Erkennen trat in Links Augen, das sich schnell in Sorge wandelte. „Du sprichst von Salia?“

Ich nickte. „Aufgrund der bösen Aura, die den Tempel umgibt, kann sie den Ruf des heiligen Reiches nicht hören...Mit deiner jetzigen Ausrüstung kannst du den Tempel nicht betreten...So höre meine Worte und begib dich nach Kakariko, um dort das zu suchen, was dein Schlüssel zum Tempel sein soll...hast du mich verstanden, Link?“

Nach Links Auftreten hatte ich mit einem ganzen Fluss an Fragen gerechnet. Doch wieder überraschte mich der Held der Zeit. Er nickte. Das Blau seiner Augen strahlte vor Entschlossenheit. Er erwiderte meinen Blick mit einem dankbaren Lächeln. „Dann auf nach Kakariko. Danke Shiek.“ Doch da war noch etwas anderes in seinem Blick. Etwas warnendes, vorsichtiges. Er traute mir nicht ganz, blieb wachsam. Er zeigte mir seine Dankbarkeit, doch gleichzeitig war es eine Warnung, seinen Gutglauben nicht auszunutzen. Ich erwiderte seinen Blick. Was immer er darin las, schien ihn zufrieden zu stellen. Er brach den Blickkontakt und ging mit entschlossenen Schritten Richtung Ausgang. „Na komm, Navi,“ hörte ich ihn im hinausgehen sagen. „Man reist ja nicht jeden Tag durch die Zeit. Ich bin schon gespannt, was uns erwartet.“ Da war es wieder, dieses unbeschwerte Lachen. So ,als wäre Hyrule nicht zerstört worden. Als würde er draußen nicht einer Horde Untoter gegenüber stehen. Ich schaute diesem seltsamen Mann nach und stand vor einem Rätsel. Einem Rätsel, bei dessen Lösung mir das Fragment der Weisheit nicht helfen wollte.
 

***
 

„Du gehst?“

Anstatt einer Antwort warf sich Impa einen Reisemantel über die Schulter. „Ein Widerstand organisiert sich nicht von selbst. In Kakariko habe ich die meisten Kontakte. Von dort aus werde ich mich vorarbeiten.“

„Konntest du dich denn bereits von den Strapazen deiner Gefangenschaft erholen?“

Impas Blick wurde eine Spur härter. „Shiekah, du wurdest erst vor wenigen Tagen in diese Welt geboren. Muss ich dich an deinen Platz in der Rangordnung erinnern?“

Ich verneigte mich. „Ich werde deine Autorität nicht mehr in Frage stellen.“

Sie schenkte mir ein knappes Lächeln. „Gut.“Sie ergriff Sattel und Zaunzeug. „Noch eines Shiek. Wie ist er, der Held der Zeit?“

Mein Schweigen musste ihr wohl zu lange gedauert haben, denn sie drehte sich zu mir um, sah mir in die Augen. „Das dachte ich mir auch, als ich ihn vor sieben Jahren sah.“ Sie packte sich den Sattel unter den Arm, legte das Zaunzeug darüber. „Ich habe Jensen angehalten, hier weiter Stellung zu halten. Er wird dich und den Held der Zeit nach Kräften unterstützen.“ Auf mein Nicken hin sah sie mir in die Augen.„Du hast dir eine schwere Aufgabe auferlegt. Zerbrich nicht daran.“

Ich verbeugte mich erneut. Als ich aufsah, war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen.

Verraten

Ganondorfs Turm lag wie eine Pestbeule in der Landschaft. Der Hauch von Hass und Tod, der von ihm ausging, hatte das Land ringsum vergiftet. Nichts Lebendiges gab es mehr. Nur der Wind heulte verloren über dem blanken Gestein. Dort, wo einst Schloss Hyrule inmitten blühender Wiesen gestanden hatten, schwebte nun ein Hort des Wahnsinns, eingehüllt von dem fahlen Licht einer Lava-Grube. Es gab weder Weg noch Steg zu dieser Festung des Grauens. Keine Armee, nicht einmal ein einziger Mensch, konnte dort eindringen, wenn der Herr der Finsternis es nicht wünschte. Nun, aber ich war kein Mensch. Schnell war der Wurfhaken in dem schwarzen Gestein der Feste verhakt. Ich schwang mich über den Abgrund. Rauch und der Gestank nach Schwefel nahmen mir Luft und Sicht. Fast blind pralle ich gegen das Gestein der Feste, konnte mich nur mit Mühe halten. Doch schließlich fanden meine Hände und Füße halt und ich begann mich an der Fassade hinauf zu ziehen. Immer wieder wurden Feuerflatterer auf mich aufmerksam, versuchten mich in den Abgrund zu stoßen. Doch meine Wurfsterne waren schneller als ihre brennenden Flügel. Dennoch war ich mir nur zu bewusst, dass unter mir eine Grube aus Feuer wartete, die mich zu vernichten drohte, sollte ich meine Füße ein einziges mal falsch setzen. Ich atmete auf, als ich ein Fenster erreichte und mich endlich in das Innere ziehen konnte.
 

Ich stand auf einer hohen Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt war. Auf dem weißen Marmor schimmerte das Rot wie frisches Blut. Fackeln knisterten an den Wänden und warfen schillernde Lichter über das weiß. Ich folgte der Treppe hinauf, folgte ihren zahlreichen Windungen, bis es nicht mehr weiter ging. Ich wusste, bald würde ich dem König der Finsternis gegenüberstehen. Ihn zu töten war zwecklos, nun, da er das Fragment der Kraft in Händen hielt. Einzig das Master-Schwert wäre in der Lage, Ganondorf noch etwas anzutun. Doch es gab andere Dinge, die getan werden mussten. Dinge, die dafür sorgten, dass das Master-Schwert eines Tages sein Ziel finden konnte. Der Held der Zeit musste geschützt werden. Gleichgültig, was ich von ihm hielt. Er war die Hoffnung Hyrules. Und wichtiger als jeder andere. Ich klopfte und öffnete die Tür. Rote Augen, in denen kein Hauch von Menschlichkeit mehr lag, blitzten in meine Richtung. Eine unsichtbare Macht drückte mich gegen die Wand und presste mir die Luft aus den Lungen. Ich fühlte mich wehrlos. Hier waren keine Schatten, die mich schützten. Denn selbst diese flohen vor dem König der Finsternis, wenn er sie nicht mit seinem Gift verseuchte. Ohne sichtliche Mühe hielt er mich schwebend gegen die Wand gedrückt. Auf dem grünen, nur entfernt menschlichen Gesicht, erschien ein verzerrtes Grinsen. Doch die Augen blickten kalt, berechnend in die meinen. Er ging auf mich zu. Sein rot-goldener Königsmantel schwebte hinter ihm, ohne den Boden zu berühren. Die Aura, kalter, roher Macht, ohne Mitleid, ohne Menschlichkeit, schlug mir entgegen. Ich bebte. Noch immer versuchte ich vergeblich nach Luft zu schnappen. Punkte tanzten vor meinen Augen.

„Ein Shiekah...“ Er sprach die Worte mehr zu sich selbst als zu mir. Dennoch schnitten sie durch die Stille wie kaltes Glas. „Solltest du es nicht besser wissen, als mich töten zu wollen?“ Diesmal waren die Worte an mich gerichtet. Doch der Druck auf meinen Hals war zu stark für eine Antwort. Er trat noch näher heran. Ich konnte seinen heißen Atem über meinem Gesicht spüren. „Kein Blut fließt durch meine Adern. Kein Messer kann meine Haut ritzen. Ich bin mehr göttlich als menschlich, kleiner Shiekah.“ Was hast du dir dabei gedacht, hierher zu kommen?“ Seine Stimme klang jetzt fast sanft. Ein fast verträumtes Lächeln lag auf seinen Lippen, während er mir bei meinem Kampf um Luft zusah. Mein Blickfeld verschwamm immer mehr. Nur noch entfernt drang seine Stimme an mein Ohr. „Was erhebt ihr Schatten euch gegen den König der Finsternis?“ Plötzlich ließ der Druck nach. Ich wurde zu Boden geschleudert. Keuchend und nach Luft ringend lag ich zu Ganondorfs Füßen. Ein Tritt presste mich erneut gegen die Wand, presste das bisschen Luft aus meinen Lungen, dass ich gerade wieder eingesaugt hatte. „Wer schickt dich?“ Er sprach nicht laut, doch seine Stimme klingelte in meinen Ohren.

„Niemand, Herr“, würgte ich hervor. Ein erneuter Hieb ließ mich aufkeuchen.

„Wer schickt dich?“ Kein Shiekah arbeitet aus eigenem Antrieb!“

„Doch, Herr“, brachte ich mühsam hervor. „Ich bin hier, um Euch zu dienen.“

Die unsichtbare Macht hob mich vom Boden, so dass ich vor Ganondorf in der Luft schwebte. „Mir dienen? Interessant? Warum solltest du das wollen?“

Die Schläge und der Luftmangel hatten meine Gedanken konfus und unzusammenhängend gemacht. Verzweifelt kämpfte ich darum, die Augen offen zu halten. „All die Jahre“, würge ich hervor, „haben uns die Hylianer versklavt und an sich gebunden. Wir haben ihre Schlachten gekämpft und sind für sie gestorben. Ohne ein Wort des Dankes, haben wir unsere Leben für sie gegeben. Sie sind Sklavenhalter. Doch du kämpfst gegen die Hylianer. Wenn du siegst, dann sind wir frei.“Ich betete zu den Göttinnen, dass sich der König der Finsternis nie mit uns Shiekah auseinandergesetzt hatte. Wir gaben unsere Geheimnisse nicht preis, doch wer wusste, welche Geheimnisse einer Folter standhielten? Wir Shiekah waren die ständigen Begleiter der Hylianer, ganz so, wie die Kokiri Feen besaßen. Jeder Kampf der Hylianer war auch der unsrige. Es gab keine Sklaven. Ich wartete bang. Hoffte, dass Ganondorf mir glauben würde.

Der König der Finsternis schwieg. Seine Augen waren glühende Kohlen, die sich in meine bohrten „Beweis es“, sagte er ruhig,

Ich zwang mich, seinen Blick zu erwidern. „Der Held der Zeit wurde in Kakariko gesichtet. Ich vermute, dass er den Schattentempel aufsuchen wird.“

Wie der Held der Zeit schien auch Ganondorf etwas in meinen Augen zu finden. Er hob eine Hand und strich mit seinem grünen Finger über meine Wange. „Das ist alles? Du kannst für mich nicht mehr tun, als ein gewöhnlicher Späher?“

Ich kämpfte um die Ordnung meiner Gedanken. Spielte er mit mir? Diese Information konnten ihm seine Diener noch nicht gebracht haben. Link konnte gerade erst dort angekommen sein. Und er würde fort sein, noch ehe Ganondorfs Truppen Kakariko aufgesucht hatten. Ich zwang mich fortzufahren. „Ich kann Euch als Spion dienen, Herr. Impa, die Clan-Führerin der Shiekah, wird mir ihr Vertrauen nicht verwehren. Ich kann Euch über ihre Bewegungen informieren.“

Gedankenverloren strichen Ganondorfs Finger über meine Wange. „Impa...sie ist vor wenigen Tagen aus ihrem Kerker in der Gerudo-Festung ausgebrochen. Du weißt davon?“

Ich nickte. „Sie beabsichtigt, Truppen zu sammeln und einen Widerstand gegen euch zu organisieren.“

Ganondorfs Finger sanken zu meinem Hals herab. Einen Augenblick glaubte ich, dass er zudrücken würde, doch er begann nur weiter, mich zu streicheln. Bei jeder Bewegung konnte ich die Klauen an seinen Fingern spüren, während ich noch immer wehrlos in der Luft schwebte.

„Ein Doppelagent also. Das wäre in der Tat nützlich...“ Er beugte sich näher zu meinem Ohr. „Ich glaube dir“, sagte er mir zu. Seine Stimme klang fast sanft. „Doch ich werde deine Informationen prüfen lassen. Und sollten sie nicht der Wahrheit entsprechen...“Seine Kralle fuhr zu meinem Hals herunter. Ich spürte einen brennenden Schmerz. Der Riss war nicht tief, doch er begann sofort zu bluten. Er beugte sich über meinen Hals und ich spürte wie seine Zunge über die Wunde glitt. Er beugte sich zurück, die Zunge blutig von meinem Blut. Genießerisch schleckte er sich über die Lippen. „Glaube mir, ich habe mehr Verwendung für meine Gefangenen, als du denkst.“

Er ließ mich los. Kraftlos taumelte ich dem Boden entgegen. „Ich werde dich rufen, wenn ich dich brauche. Willkommen in meinem Gefolge, kleiner Shiekah.“ Sein kaltes Lachen hallte noch von den Wänden wieder als er den Raum längst verlassen hatte.

Gefunden

Die Lügen, die ich Ganondorf aufgesetzt hatte, schmeckten noch immer wie Gift auf meiner Zunge. Die Wunden, die er mir zugefügt hatte, begannen zu heilen, doch die Haut fühlte sich schmutzig an, an den Stellen, an denen er mich berührt hatte. Einzig Zeldas Zuversicht leuchtete so hell um mich her wie das Sonnenlicht, das durch die Zweige drang. Von meinem erhobenen Platz auf dem Baum vor dem Eingang des Waldtempels hatte ich eine gute Aussicht auf die wispernden Baumwipfel um mich her. Auch wenn die verlorenen Wälder längst ein Hort des Bösen geworden waren, so war es doch nicht stark genug, um die Sonne zu verdunkeln oder das grün der Blätter auszutrocknen. Ich lehnte mich zurück, genoss den Duft des alten Laubes, den Odem von Pilzen, Moos und Farn, bis ich Schritte hörte, die sich der Lichtung näherten. Ich war erleichtert. Der Held der Zeit hatte sich also an meine Anweisung gehalten. Kam er jetzt erst hierher, musste er zuvor in Kakariko gewesen sein. Alles war gut. Der Held der Zeit sah so erschöpft aus, wie ich mich fühlte. Dunkle Schlieren verdunkelten seine blauen Augen. Und auch wenn er äußerlich unverletzt war, sprach der Schmerz aus jeder seiner Bewegungen. Ich sah wie sein Blick als erstes auf den Baumstamm fiel, auf dem Salia in jungen Jahren so oft gesessen hatte. Als er sie nicht fand, ließ er sich einfach auf den Boden fallen. So als weigere sich sein Körper, einen einzigen Schritt weiter zu gehen.

„Hey Link“, sagte Navi vorsichtig. „Du kannst hier nicht einfach sitzen bleiben.“

„Warum nicht?“, war die monotone Antwort. „Hier ist doch keine Gefahr zu sehen, oder?“ „Nein, aber...“ Die kleine Fee schien hilflos. In immer währenden Kreisen umflog sie Links Kopf. „I-ich weiß, das ist nicht leicht für dich, aber...“

Bis zu diesem Augenblick hatte ich gedacht, dass der Held der Zeit in Tränen ausbrechen würde. Er musste verstanden haben, dass er kein Kokiri war. Das er selbst dort nicht zuhause war, wo er glaubte, stets ein Zuhause gehabt zu haben. Auch, wenn er sich selbst dort stets als Außenseiter gefühlt hatte, so war es besser, als nichts gewesen. Nun stand er alleingelassen vor einem Abgrund. Und das mit der Gewissheit, dass das Schicksal Hyrules aufs einen Schultern lastete. Doch ich täuschte mich wieder. Er lächelte. Es war zwar ein bemühtes Lächeln, aber eindeutig ein Lächeln. „Schon gut, Navi. Danke, dass du dir Sorgen um mich machst.“ Er erhob sich. Noch einmal lächelte er der sichtlich erleichtert wirkenden Fee zu. Diesmal gelang es ihm besser. „Dann wollen wir doch mal sehen, wo dieser blöder Tempel ist, ja?“

„Er ist hier oben“, sagte ich.

Erst schaute Link erschrocken zu mir hinauf. Als er mich erkannte, verdrehte er die Augen. „Du hast eine Schwäche für dramatische Auftritte, oder?“

Ich antwortete nicht. Doch das Lächeln in meinen Augen musste mich verraten haben, denn Link grinste zurück. Mit einem kurzen Blick musterte er den Eingang zum Tempel. „Du hattest recht“, sagte er schließlich. „Ohne den Enterhaken kommt man da nicht hoch.“

„Hast du etwa daran gezweifelt?“, fragte ich ruhig.

Der Held verdrehte die Augen. „Um ehrlich zu sein, ja.“

„Wie kommst du eigentlich da hoch?“, fragte er mit einem neidischen Blick auf meinen Aussichtsplatz.

Ich hätte ihm sagen können, dass ein aus Schatten zusammengeballter Körper leichter war als einer aus Fleisch und Blut. Das wir Shiekah deswegen zu höheren und weiteren Sprüngen in der Lage waren. Aber mir fehlte die Lust für solche Erklärungen. „Trainingssache“, sagte ich. Und sprang mit einem Satz herab.

„Angeber“, murmelte Link. Doch dabei stahl sich ein anerkennendes Leuchten in seine Augen.

Ich lächelte.

„Navi“, verkündete Link seiner Fee: „Jetzt, wo wir den Tempel des Waldes gefunden haben...wie wäre es mit einer Rast?“

Die Fee warf einen Blick hinauf zu dem Himmel, der sich längst in ein Meer aus rot und violett zu verfärben begann. „Ganz wie du willst“, sagte sie.

Link warf mir einen unsicheren Blick zu. „Bleibst du ein bisschen?“

Ich nickte.

Aus irgend einem Grund schien das den Held der Zeit zu freuen. Seine Augen begannen zu strahlen. Ich war leicht verwirrt. Was sollte dieser freundliche Umgang? Bei unserer letzten Begegnung hatte er in meiner Gegenwart sein Schwert gezogen. Jetzt tat er so, als wären wir bereits seit Jahren befreundet.

Kurze Zeit später saßen wir vor einem knisternden Lagerfeuer und rösteten Brot über den Flammen. Navi hatte sich in Links Mütze eingerollt und schnarchte leise vor sich hin.

„Shiek?“, fragte Link nach einer Weile.

„Was gibt es, junger Held?“

Angesichts des Titels verdrehte Link die Augen. „Warum hast du mir geholfen?“

Ich malte mit meinen bandagierten Fingern Muster in das Gras. „Zelda und Impa haben mich gebeten, auf dich aufzupassen.“

„Du kennst Zelda und Impa?“

Ich nickte. Auf seinen fragenden Blick fügte ich hinzu: „Es geht ihnen gut. Sie sind in Sicherheit.“

Link nickte erleichtert. Er beugte sich vor und sah mich nachdenklich an. „Und was ist mit dir?“

Ich zögerte. „Mit mir?“

“Ja, warum hilfst du mir?“

Ich sah hinauf zum Sternen übersäten Himmel. „Ich erträume mir ein Hyrule, indem es sich wieder zu leben lohnt.“

Link nickte ernst. Jede Kindlichkeit war aus seinen Augen verschwunden. „Dann sehen wir zu, dass es dazu kommt.“

Ich sah ihn überrascht an.

Er erwiderte meinen Blick und lächelte. Es war schwer vorstellbar, dass dieser Junge Mann vor kurzem noch so zerschlagen und müde ausgesehen hatte. „Was ist mit dir?“ fragte ich.

Dieses Mal war es Link, der verblüfft schaute. „Mit mir?“ Dann, als verscheuchte er eine lästige Fee, zuckte er mit den Schultern. „Alles in Ordnung“, meinte er grinsend. Doch da war noch etwas anderes, etwas wehmütiges, verletztes in seinem Ausdruck, das er nicht überspielen konnte.

„Der Fluss der Zeit ist grausam...“, sagte ich sanft. „Seine Geschwindigkeit scheint für jede Person vorbestimmt. Niemand hat die Möglichkeit, sie zu ändern. Aber etwas das sich nie verändern wird, sind die Erinnerungen an vergangene Tage. Genieße daher jede Sekunde deines Lebens...“

Link sah mich überrascht an. Nun kämpfte er doch um seine Fassung. „Woher weißt du das?“ Er mied meinen Blick, schaute verloren in die Nacht hinaus.

„Die Schatten sind eine Verlängerung unseres Körpers. Und sie flüstern fiel.“ Ich fing seinen Blick auf. „Die Hylianer sind ein stolzes Volk, Link.“

Der Held der Zeit schluckte. „Weißt du, wer meine Eltern waren?“

„Ich weiß es nicht, sagte ich ehrlich. Aber der Deku-Baum wird es wissen.“

„Der Deku-Baum ist tot“, sagte er bitter.

„Nicht ganz“, erwiderte ich. „Wird der Fluch des Waldtempels gebrochen, kehrt das Leben zurück. Und auch der Kokiri-Wald wird weiter bestehen.“

Link warf den leeren Baumstumpf in unserer Nähe einen sehnsuchtsvollen Blick zu, dann nickte er. Auf seinem Gesicht meinte ich viele Gefühle auszumachen. Hoffnung...Sehnsucht...Einsamkeit.

Ich holte meine Lyra hervor zupfte die ersten Töne des Menuetts des Waldes . Link lauschte andächtig. „Was ist das?“

„Mit dem Menuett des Waldes kehrst du zum Waldtempel zurück.“ Ich sah ihm in die Augen. „Wann immer du willst. Eine neue Heimat finden, heißt nicht, dass du eine alte aufgeben musst. Spiele das Menuett des Waldes, Link.“

Ich sah wie der Held der Zeit zögerte. Dann aber schien er einen Entschluss zu fassen. Er holte die Ocarina der Zeit hervor. „Bring es mir bei, ja?“

Ich nickte. Das Spiel der Lyra und der Ocarina verband sich miteinander, webte ein Band von Sternen, Blättern und Heimat über die kleine Lichtung. Als die letzten Töne verklangen, lächelte Link mir zu. Der Kummer war noch immer in seinen Zügen. Doch er sah anders, friedvoller aus als zuvor. Eine Weile schwiegen wir und lauschten den Geräuschen des Waldes.

„Shiek, fragte Link schließlich.

“Mhm?“

Sein unsicherer Blick ließ mich aufhorchen. „Sag..., willst du mich nicht begleiten?“

Er sah so verloren aus, das ich mit der Hand seine Schulter streifte. „Ich werde da sein, wenn du mich brauchst.“

Link nickte langsam. Er hatte die Zusage, aber auch die Absage in meinen Worten verstanden.

Ich erhob mich.

„Warte.“ Er sprang ebenfalls auf. „Du gehst schon?“

Ich wusste das ich vor der Dämmerung des morgens in Ganondorfs Schloss sein musste. Auch wenn meine Wunden von dem letzten Besuch noch schmerzten. Dies war mein Teil, den ich für die Zukunft Hyrules zu leisten hatte. Link war der Schatten über meinen Gesicht nicht entgangen. „Wo musst du hin?“

Ich hatte nicht vor, ihm darauf zu antworten. „Link...“, sagte ich mit einem Lächeln. „Wir werden uns wiedersehen...“ Und damit verschmolz ich mit den Schatten. Noch einen Augenblick beobachtete ich den jungen Helden, wie er verloren auf der nächtlichen Lichtung stand. Ich hatte meine Meinung geändert. Der Held der Zeit musste beschützt werden. Komme was wolle. Dieses Anliegen war persönlich geworden.

Verunsichert

Ganondorfs Hand fuhr über mein Gesicht. Die Nägel hinterließen blutige Spuren auf meiner Wange. Während ich mich bemühte, keinen Laut des Schmerzes auszustoßen, schloss der König der Finsternis mit einem genießerischen Lächeln die Augen. Hass durchströmte mich auf dieses Scheusal, das so viel Schrecken über Hyrule gesät hatte. Und das Grausamkeiten genoss wie andere eine Liebkosung. „Du hattest recht, mein kleiner Shiekah.“ Er beugte sich so nah zu mir, das sich unsere Gesichter fast berührten. Einen Augenblick später spürte ich seine Zunge auf meinem Gesicht. Innerlich schauderte ich vor Ekel, während er das Blut von meinem Gesicht leckte. „Der Held der Zeit war tatsächlich in Kakariko. Du hast mich also nicht belogen.“ Er legte mir einen Arm um die Schulter. Dabei drückte sich sein Körper eng an meinen. Seine Hand krallte sich durch den Stoff meines Anzuges in meine Haut. „Das heißt wohl, dass ich dir für das erste vertrauen werde.“ Seine rot glühenden Augen fanden die meinen. Ich sah das höllische Feuer darin leuchten. Und ich sah die Warnung. Bei dem leisteten Verdacht eines Verrats würde er mich töten. Und es wäre ein langsamer Tod. „Am Schattentempel jedoch“, fuhr der König der Finsternis fort, „Scheint der Held der Zeit gescheitert zu sein. Er hat Kakariko bis auf weiteres verlassen.“ „Es wäre naheliegend, den Schattentempel zu bewachen“, zwang ich mich zu sagen. „Früher oder später wird er dorthin zurückkehren müssen.“ „Ein Shiekah der denkt“, Ganondorf griff mir ins Haar, zog meinen Kopf zu sich heran. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob mir das gefällt.“ „Nur deswegen bin ich hier, Herr“, keuchte ich, während ich meinen Körper zwang, ruhig in seinem Griff zu verharren. „Ich habe einen anderen Plan“, raunte er mir ins Ohr. Sein Mund war so nah, dass mich sein Atem kitzelte. Er roch wie der Schlund eines Raubtiers. „Wir warten nicht auf den Helden der Zeit, sondern wir zwingen ihn, sich zu eigen.“ Er zog mich am Haar hinter sich her zu einer Tafel aus dunklen Holz. Ein fast leeres Weinglas stand neben einer Karte von Hyrule. „Ich brauche mehr Gefangene“, zischte er mir zu. „Robuste Gefangene. Und du, mein kleiner Shiekah...“ seine Stimme verlor sich, als er mich so fest auf den Tisch drückte, dass meine Zähne aufeinander schlugen. „Du wirst mir helfen, sie zu bekommen.“ „Ihr habt gerufen, mein König?“ Die Frauenstimme durchschnitt die Luft wie Papier. Mühsam hob ich den Kopf. Ich sah eine weiß gewandete Gerudo auf uns zusteuern. Rotes, zu zahlreichen Zöpfen geflochtenes Haar wogte ihr über die Schultern. Die gelb geschminkten Augen ließen sie katzenhaft erscheinen und genauso katzenhaft waren ihre leichtfüßigen Schritte. Ich fragte mich nicht, wann oder wie Ganondorf sie gerufen hatte. Der König der Finsternis konnte seine Untergebenen immer erreichen. Und wir wussten stets, wann er uns rief. Es lag an dem Blut, das er von uns nahm. „Halani, darf ich dir Shiek vorstellen?“ Der Gerudo musterte mich abfällig. „Ich kann ihn in Euer Lager bringen lassen, falls Ihr dies wünscht.“ „Ein verlockender Gedanke“. Schon wieder spürte ich seine Finger. Diesmal strichen sie meinen entblößten Hals entlang. Fast hätte ich gewürgt vor Ekel. „Aber fürs erste brauche ich ihn noch ganz.“ Er winkte sie näher heran. „Shiek wird dir helfen, Goronia einzunehmen.“ Die Gerudo verharrte in der Bewegung. „Ich brauche keine Hilfe.“ „Du bist eine Kriegerin, sagte Ganondorf fast sanft. Du verstehst dich darauf zu töten. Aber dieser kleine Shiekah...“, bei den Worten hob er meinen Kopf von der Tischplatte, vermag es, heimlich und unblutig vorzugehen. Und ich wünsche mir viele Gefangene.“ Bei seinem Grinsen wurde mir schlecht. „Und zudem gebietet er wie ich über die Schatten.“ Halani warf mir einen wenig erfreuten Blick zu. „Also ein heimlicher Angriff? Wie Ihr befehlt, mein König.“ „Und nicht nur das“, in Ganondorfs Stimme bebte ein gefährliches Lachen. „“Durch eure kleine Ablenkung wird es mir möglich sein, Vulvagia wieder zu erwecken.““ Ich konnte ein Zittern nicht unterdrücken. Vulvagia, der Drache, der so viele Leben ausgelöscht, der seinen Feuer des Hasses in so vielen Jahren der Angst über Hyrule gebracht hatte, sollte wiedererweckt werden? Durch meine Hilfe? Ich bebte vor Abscheu. „Euer Angriff wird die Goronen unaufmerksam machen“, sagte Ganondorf genießerisch. „Sie werden keinen Gedanken an das Heiligtum verschwenden.“ und ihr“, glühende Kohlen fassten erst Halani, dann mich ins Auge- „ihr werdet mir diese Ablenkung verschaffen.“ Seine Lippen kräuselten sich zu einem grausamen Lächeln. „“Und wo ein Drache auftaucht, da wird der Held wohl nicht lange fernbleiben.“ Halani neigte respektvoll den Kopf. „Eine Falle, Herr?“ Ganondorf gab einen grollenden Laut der Zustimmung von sich. „Nichts anderes. Und mit diesem Angriff“, -seine Augen brannten sich in meine - „wird unser kleiner Shiekah seine Treue beweisen.“ Ich erwiderte Ganondorfs lodernden Blick. Und innerlich war mir kalt vor Angst. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Meine Gedanken überschlugen sich. Mit schnellen Schritten überquerte ich den Marktplatz von Hyrule. Die Untoten behelligten mich nicht mehr, seit ich Ganondorfs Gefolge beigetreten war. Ich war froh, dass in ihren vertrockneten Leibern kein Geist mehr hauste. Denn würde mich in diesem Zustand einer von Ganondorfs klügeren Dienern sehen, ich wäre entlarvt, noch ehe ich ein Wort von mir gegeben hatte. Ich flüchtete vor ihren leeren Blicken in die andachtsvolle Stille der Zitadelle der Zeit. Ich schritt an den drei heiligen Steinen vorbei, hinein in das allerheiligste der Zitadelle. Der Lichtstrahl aus dem heiligen Reich, war wie ein Versprechen der Hoffnung in der Finsternis. Ich setzte mich auf die Stufen, hinein in das Licht. Und ich zwang meine aufgepeitschten Gedanken dazu, sich zu ordnen. Ich war Ganondorfs Gefolge beigetreten um den Held der Zeit zu schützen. Wenn ich Ganondorfs Augen vom Held der Zeit ablenkte, so gab ich Link Zeit, die Weisen zu erwecken und genug Kraft zu sammeln, um Ganondorf eines Tages zu stürzten. Doch dafür musste ich in Ganondorfs Nähe bleiben. Und ich musste dafür sorgen, dass der König der Finsternis mir vertraute. Doch konnte ich dafür zulassen, das Vulvagia erwecket wurde? Konnte ich das Volk der Goronen an Ganondorf ausliefern? War das nicht zu viel? Ich lauschte in mich hinein, um Zeldas Stimme zu hören. Doch statt der sonst strahlendes Zuversicht, spürte ich nur Zeldas Ratlosigkeit. Auch sie wusste nicht weiter. „Shiek? Bist du das?“ Warm wie Sonnenlicht strömte die Stimme in meine Gedanken. Ich sah auf. Link hatte die Zitadelle der Zeit betreten. Trotz der Dunkelheit, die er draußen hinter sich gelassen hatte, lag auf seinen Lippen ein seliges Lächeln. „Ich hatte gehofft, dass du hier bist!“ Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. Die Begeisterung in seinem Gesicht wich Besorgnis. Anscheinend sah ich so mitgenommen aus, wie ich mich fühlte. Ich erhob mich rasch. Als hätte ich nur dagesessen, um auf ihn zu warten. Ich hoffte, das die Schatten die teile meines Gesichts verbargen, die mein Mundschutz unbedeckt ließ. Ich würde nicht den Helden der Zeit mit meinen Sorgen belasten. „Du hast jene bösen Geister vernichtet, die im Tempel hausten.Und du hast Salia erweckt...“, hob ich an. Ich war froh, dass meine Stimme auch jetzt fest klang. Ich gestattete mir einige Wimpernschläge, um meine Gedanken zu ordnen. Dann fuhr ich fort. „ Doch sie ist nicht die einzige die deiner Hilfe bedarf. Um alle Weisen zu erwecken, musst du noch weitaus stärker werden! Reise zu den Bergen...in die Tiefen des Wassers...Und sogar durch die Zeit...“ „Shiek?“ Link hatte mir bisher unbewegt zugehört. Jetzt machte er einige Schritte auf mich zu. Ich wich zurück. Er sollte die blutigen Spuren in meinem Gesicht nicht sehen. Er verstand und blieb stehen. Seine Enttäuschung war mit Händen zu greifen. Trotzdem gab er noch nicht auf. „Was ist los?“ Ganondorfs Blick hatte ich erwidern können. Doch im Kampf gegen das forschende Blau versagte ich kläglich. Ich senkte den Blick. Halb erwartete ich, dass er mich nun zwingen würde zu sprechen. Doch er schwieg. Hastig sprach ich weiter. Ich hatte Angst, dass mich meine Stimme nun doch verließ. „Willst du in die Zeit, aus der du kamst zurückkehren, so platziere das Master-Schwert wieder im Zeitenfels...Tust du dies, so reist du sieben Jahre in der Zeit zurück. Es wird die Zeit kommen, da du in Windeseile an diesen Ort zurückkehren musst...“ Link nickte. „In Ordnung, Shiek.“ Das war alles, was er dazu sagte. Nun war er es, der meinen Blick mied. Ich hatte ihn durch meine abwehrende Haltung verletzt. Das war ihm anzusehen. Ich fuhr fort. „Lausche daher meinen Worten...Das Lied, das du spielen musst, um zur Zitadelle der Zeit zurückzukehren ist die Kantate des Lichts. So lange du die Ocarina der Zeit und das Master-Schwert in deinen Händen hältst, hast du auch die Macht der Zeit.“ Ich zupfte die ersten Töne auf meiner Lyra. Die Töne füllten die Stille zwischen uns wie Wassertropfen, die auf verdorrten Boden fielen. Mein Herz und meine Finger waren verräterisch. Wie von selbst woben sich meine Gefühle in mein Spiel. Das was ich nicht sagen wollte, nicht sagen konnte, brachten sie zum Ausdruck. Meine Zweifel, das Richtige zu tun. Mein Wunsch, Link und Hyrule zu beschützen. Der verletzte Ausdruck wich aus Links Augen. Er hörte mir zu. Und schließlich fiel seine Ocarina in mein Spiel ein. Ich spürte, nein, ich hörte, wie er verstand. Unser Lied erzählte von Hoffnung, die niemals schwand. Und von Licht, dass niemals erlosch. Von einem Glauben, so lang und groß wie die Ewigkeit. Zusammen klang unser Lied lauter, mächtiger. Die Wände der Zitadelle warfen es in hundert Stimmen zurück. Es war, als würde Hyrule mit uns singen. Inmitten der Töne fand ich Frieden. Die sanfte Umarmung von Links Spiel beruhigten meine aufgepeitschten Gedanken. Als unser Spiel endete, sahen wir uns einfach an. Es gab keine Worte mehr, die gesprochen werden mussten. Es war alles gesagt. Links Augen leuchteten bewegt. „Erfindest du die Lieder eigentlich selbst?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf. „Die Schatten flüstern stets und wir Shiekah fassen ihr Flüstern in Klänge. In Musik können wir Wahrheiten verbergen, die wir mit Worten nicht zu fassen vermögen.“ Link sah mir direkt in de Augen. „Stimmt.“ Ich wusste, was er mir sagen wollte. Ich hatte seine Anteilnahme und seine aufrichtige Sorge gespürt. Und wie warmes Licht hatten die Töne seiner Ocarina meine dunklen Gedanken erhellt. Ich wandte mich zum gehen. „Link, wir sehen uns wieder!“ Ehe ich mit den Schatten verschmelzen konnte, hörte ich seine Stimme. „Egal was es ist. Ich bin mir sicher, dass du es schaffst!“ Überrascht wandte ich mich zu ihm um. In seinen Augen konnte ich sehen, wie ernst ihm seine Worte waren. „Danke, Link“ sagte ich. Und mir war es genau so ernst. Als mich die Schatten umfingen, wusste ich, was zu tun war. Ich würde helfen, Vulvagia zu erwecken und ich würde die Goronen fangen. Wenn ich es nicht tat, würde Ganondorf selbst es tun. Wenn ich es war, der die Goronen fing, würde ich auch wissen, wie sie zu befreien waren. Ich lächelte entschlossen. Ganondorf würde in mir einen so effizienten Diener bekommen, wie er noch nie einen gehabt hatte. Ich würde so effizient arbeiten, dass Ganondorf sich längst anderen Zielen zugewandt haben würde, wenn Link Goronia erreichte. Zeldas kämpferische Zuversicht leuchtete in mir und mengte sich mit meiner eigenen.
 

***
 

Als ich die Zitadelle verließ, spürte ich mich von einem kräftigen Arm gepackt. Verblüfft, dass mich weder die Schatten, noch meine Reflexe gewarnt hatten, schaute ich in ein paar gelb geschminkter Augen. Die Kriegerin drückte mich gegen die Wand der Zitadelle. Obwohl sie kleiner war als ich, war ihr Griff unerbittlich.

„Was machst du hier?“ In ihrer Stimme lag ein bedrohliches Knurren.

„Ist es verboten, sich hier umzusehen?“

Ihre Augen durchbohrten mich. „In der Zitadelle?“

„Der Ort Ganondorfs Triumph“, ergänzte ich. „Hier riss er das Triforce-Teil der Kraft an sich.“

Der Griff ihrer Hand lockerte sich. Aber das Misstrauen in ihren Katzenaugen blieb. Ich konnte nur hoffen, das Link noch etwas in der Zitadelle bleiben würden. Würde er jetzt hinauskommen, wäre alles umsonst.

„Ich habe nach dir gesucht“, sagte sie schließlich. „Ganondorf wünscht, dass wir zusammen arbeiten. Also werde ich seinen Befehlen folgen.“ Ihr Blick sagte mir nur allzu deutlich, was sie von diesen Aussichten hielt.

Ich ignorierte ihren misstrauischen Blick. „Steht die Armee bereit?“

Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. „Immer. Der Bergpfad ist von Goronia aus einsichtig. Trotz der Lage, müssen wir mit einem Wächter rechnen. Wir werden sehen, wie weit wir im Schutz der Nacht kommen, ohne entdeckt zu werden.“

Ich leckte mir übe die trockenen Lippen. „Es gibt einen weiteren Weg“, sage ich. „Er führt durch die verlorenen Wälder direkt nach Goronia.“

Für einen winzigen Augenblick weiteten sich ihre Augen. „Wenn das stimmt...“

„Natürlich stimmt es.“

Sie bleckte die Zähne zu einem Grinsen. „Das wird kein Kampf, sondern ein Spaziergang.“

Entflohen

„Oh Weiser des Lichts, kannst du mich hören?“ Das Heilige Reich war ein Ort des Lichts. Hier gab es keine Schatten. Ich fühlte mich nackt und unwohl. Blaues Licht rieselte Wasserfallartig an den Wänden herab, sammelte sich irgendwo unterhalb der Plattform, auf der ich stand an einem Ort zwischen den Zeiten. Langsam erschien eine Gestalt auf dem goldenen Medaillon des Lichts. Gewandet in Orange und Purpur schien der alte Mann, der nun vor mir erschien, selbst auf geheimnisvolle Weise außerhalb der Zeiten zu stehen.

„Du hast mich gerufen, Shiekah?“ Ernste blaue Augen ruhten auf mir.

Ich verneigte mich vor ihm. „Ich grüße Euch, Weiser des Lichts. Ich überbringe eine Botschaft vom Großmeister des Bösen.“

Die ehrwürdigen Züge verfinsterten sich. „Ich höre.“

„Ganondorf beabsichtigt, in Goronia einzufallen. Sämtliche Goronen sollen gefangen genommen werden.“

„Der Pass ist leicht zu verteidigen.“

„Er wird den Weg durch die Wälder nehmen. Gleichzeitig wird er versuchen, Vulvagia wieder zuerwecken.“

Die blauen Augen weiteten sich. „Dann wird er Erfolg haben.“

„Nicht wenn Impa und ihre Leute ihm zuvorkommen. Das Volk der Goronen muss gewarnt werden.“

Nachdenklich rieb sich der Weise über das Kinn. „Ich verstehe. Ich werde die Weise der Schatten in Kenntnis setzen.“

„Habt dank, Weiser des Lichts.“ Ich wollte mich bereits zurückziehen, als mich seine Stimme davon abhielt.

„Shiek, richtig? Impa hat mir von dir berichtet. Du hast mehr als genug für uns getan. Bleibe nun hier und überlasse den Rest uns.“

„Bei allem Respekt großer Weiser, sollte nicht jeder dem Widerstand beitreten, der noch Kraft hat zu kämpfen?“

Der Weise lächelte nachsichtig. „Nicht, wenn er noch eine viel wichtigere Aufgabe hat. Nicht, wenn er den Geist der Prinzessin versiegelt in sich trägt. Der Schutz Ihrer Hoheit hat höchste Priorität.“

„Ich werde vorsichtig sein. Ganondorf wird Zelda nicht in seinen eigenen Reihen vermuten.“

„Das mag sein, Shiekah. Aber noch sicherer ist sie hier, im heiligen Reich. Bis hier wird Ganondorf niemals vordringen. Bleibe bei mir und gewähre so die Sicherheit der Prinzessin.“

Langsam verstand ich. „Seid Ihr dafür verantwortlich, dass der Geist des Auserwählten hier sieben Jahre ruhte?“

Rauru neigte den Kopf. „Auch das geschah zu seinem Schutz.“

„Unter anderen Umständen hätte er sich in der Welt erproben und langsam reifen können.“

Mahnend bohrten sich die bauen Augen in die meinen. „Unter anderem Umständen hätte er umkommen können.“

„Dafür habt ihr seinen Tod nun wahrscheinlicher gemacht. Ihm fehlen sieben Jahre seines Lebens! Ihr hättet ihn zumindest vor die Wahl stellen müssen!“

„Schweig, Shiekah!“ Raurus Stimme schlug über der Plattform ein wie ein Donnerschlag. „Ich werde nicht mit dir streiten! Bleibe hier und schütze die Prinzessin! Das ist mein Wille!“

Trotz meiner Wut beherrschte ich mich, horchte in mich hinein. Lauschte auf die Meinung der Prinzessin. Erleichterung durchströmte mich, als ich eine Abneigung und Wut spürte, größer noch als die meine.

Ich richtete meinen Blick auf den Weisen „Die Prinzessin wünscht nicht hier zu verweilen.“

„Die Prinzessin ist noch ein Kind.“

„Ihre Kindheit war in dem Augenblick vorbei, als sie den Untergang Stadt Hyrules miterlebte. Und selbst ohne dieses Wissen miteinzubeziehen, zählt sie neunzehn Jahre. Wollt ihr Eurer Anführerin nicht ein wenig mehr Vertrauen schenken?“

Der Weise des Lichts versteifte sich. „Sobald sie in der Lage ist, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen,“

„Ihr meint, Entscheidungen, die Ihr befürwortet!“

Rauru schien größer zu werden. Licht sammelte sich um ihn wie die Spitzen von Speeren. „Ich dulde keinen Widerspruch! Füge dich meinen Willen, Shiekah!“

Ich sah dem alten Mann in die Augen. „Nein. Ich gehorche allein dem Wort der Prinzessin.“

„Dann habe ich keine Wahl!“ Die Lanzen aus Licht lösten sich von Rauru, schwangen in meine Richtung. Ich würde mich nicht festhalten lassen. Das Triforce-Teil auf meinem Handrücken begann zu glühen. Wir maßen uns stumm. Ich spürte den Sog, der von Rauru ausging. Der mich dazu verleiten sollte, zu bleiben. Meinen Geist zu versiegeln, wie er es mit Link getan hatte. Doch das Triforce-Teil war stärker. Das Licht, das von meinem Handrücken ausging, nahm an Kraft zu, strahlte schließlich heller als alles ringsum. Ich musste die Augen schließen. Als ich sie wieder öffnete, tanzten bunte Lichter vor meinen Augen. Die Zitadelle der Zeit erschien mir plötzlich dunkel und trostlos. Ich war dem heiligen Reich entflohen.

Vergiftet

Die Schatten um mich her fühlten sich krank und vergiftet an. Sie waren voll von den unheiligen Kräften, die Ganondorf am Todesberg heraufbeschworen hatte. Er hatte getan, was die Göttinnen verboten hatten. Er hatte, was tot sein sollte, zu neuem Unleben erweckt. Und ich hatte ihm dabei geholfen. Die Schatten sahen alles. Und sie logen nicht. Ich hatte sie verunreinigt mit meiner Tat. Nun klebten sie an mir wie Flecken alten Blutes. Und es würden mehr werden, wenn ich in Ganondorfs Diensten blieb. Wenn unsere Körper aus Schatten bestanden, konnten dann auch wir vergiftet werden? War es das, was Ganondorf bezweckte? In meinem Innern spürte ich Zeldas tröstende Berührung. Noch war es nicht so weit, dass ich mich selbst verlor.

 

Ich traf Halani im leer gefegten Goronia. Mit widerwilligen Respekt ging sie mir entgegen. „Gute Arbeit, Shiekah. Die Goronen sind gefangen. Und das Brüllen gerade hörte sich tatsächlich nach einem Drachen an.“ Sie nickte zufrieden. „Unser Werk hier ist beendet.“

Ich neigte den Kopf. „Ich kümmere mich noch darum, dass die Gefangenen bis zum Transport sicher untergebracht sind.“

Sie zog eine gezupfte Augenbraue hoch. „Hat da jemand Mitleid?“

Ich sah sie ungerührt an. „Ganondorf mag sie unbeschädigt. Dann hat er länger etwas von ihnen.“

Ich weiß nicht, was sie in meinen Auge gesehen hatte, aber sie wurde blass. „Gut“, sagte sie gepresst.

Ohne ein weiteres Wort ging ich an ihr vorbei, betrat Darunias Räumlichkeiten. War sie es am Ende, die Mitleid hatte? Oder trieb sie ein Spiel mit mir?

 

Den Rest des Tages brachte ich damit zu, Verpflegung zu organisieren und Wunden zu verbinden. Das Schlimmste war, dass ich nur jene verbinden konnten, die körperlich verwundet waren. Gegen den Schmerz und die Angst in den Augen der Gefangenen war ich hilflos. Bei der Verartztung versuchte ich Bemerkungen darüber einfließen zu lassen, dass nicht alle Goronen gefangen waren. Dass dank der Hilfe einiger Widerständler, Darunia entkommen war. Denn wenn die Hoffnung starb, dann waren wir bereits verloren.

 

Ganondorfs Truppen zogen ab. Der König der Finsternis vertraute darauf, dass der mit seiner dunklen Kraft gestärkte Drache den Helden der Zeit töten würde. Den Transport der Goronen zögerte ich hinaus mit der Begründung, sie seien noch nicht in der Verfassung zu reisen. Ich wusste, dass ich mich auf dünnen Eis bewegte. Doch ich konnte sie Ganondorfs Grausamkeit nicht ausliefern. Ich hoffte, dass Link sie befreien und Vulvagia töten würde. Eingehüllt von der glühenden Hitze des flüssigen Feuers wartete ich auf die Ankunft des Helden der Zeit.

 

„Shiek!“ Er lief auf mich zu. Seine Stimme und die leuchtenden Augen jagten die vergifteten Schatten fort.

„Link.“

Lachend fiel er mir in die Arme. „Ich bin so erleichtert!“

Perplex legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. „Schon gut, Link.“

Er strahlte mich an. Doch dann verlosch das Lächeln wie die Sonne, die hinter Wolken verschwindet. „Fast alle Goronen sind fort, Shiek. Und Ganondorf hat Vulvagia erweckt. Darunia ist zum Tempel gegangen, um den Drachen zu besiegen, aber er ist noch nicht zurückgekehrt.“

Eine Welle von Reue und Schuldgefühlen rollte über mich hinweg. Hatte ich das richtige getan? Vielleicht hätte es eine andere Lösung gegeben. Eine, die weniger Goronen ins Unglück gestürzt hätte. Ich drückte seine Schulter fester. „Ich glaube an dich, Link. Du wirst die Goronen befreien. Und du wirst Vulvagia besiegen.“

Ich sah, wie die Hoffnung in seinen Augen leuchtete. „Kannst du nicht mitkommen?“ Unsicher fuhr er sich durchs Haar, mied meinen Blick. „Wenn du dabei wärest, wäre es viel leichter...“

„Wenn ich es könnte, würde ich es tun“, sagte ich ehrlich.

Wenn ich weiterhin in Ganondorfs Diensten bleiben wollte, konnte ich mir nicht leisten, bei der Befreiung der Goronen gesehen zu werden.

Link nickte, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet. „Schon...okay...ehrlich.“

Ich lächelte ihm zu. „Es ist schon spät. Vielleicht können wir ja zusammen rasten?“

Links Miene hellte sich ein wenig auf.

 

Wir verließen den Todesberg, entkamen dem Qualm und der Hitze. An der Spitze des Todesbergs war die Hitze einer angenehmen Wärme gewichen. Ein frischer Wind zerrte an Kleidern und Haaren. Wenn wir den Blick schweifen ließen, sahen wir Hyrule hinter den schroffen Felsen vor uns ausgebreitet. Ich sah das tiefe Grün der verlorenen Wälder, Das blaue Blitzen des Hylia-Sees. und all die grünen und braunen Schattierungen der Hylianischen Steppe vor uns ausgebreitet. Hyrule war noch immer schön. Ein Ort, für den es sich zu kämpfen lohnte. Wir setzten uns nebeneinander, genossen schweigend die Aussicht.

„Es freut mich, dass es dir besser geht“, sagte Link schließlich. Ich sah ihn an. Er blickte noch immer unsicher. Schien sich vorsichtig vorzutasten, um zu schauen, wie weit er gehen konnte, ohne dass ich zurückwich.

Ich lächelte traurig. „Danke.“

Es war nur ein Wort. Und es war zu wenig. Ich spürte es, sobald ich es ausgesprochen hatte.

Link griff nach meiner Hand. Die Berührung war unschuldig, kindlich. Und vollkommen unerwartet.

Ich zuckte. Aber zurückziehen tat ich sie nicht.

Link lächelte glücklich. „Vielleicht sagst du es mir eines Tages.“

Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. „Wenn all das hier vorbei ist, werde ich das.“

„Ist das ein Versprechen?“

„Wenn du das möchtest.“

Link strahlte.

Ich wurde aus diesem Jungen nicht schlau. Nicht einmal das Fragment der Weisheit hatte mich auf einen solchen Menschen vorbereiten können. Auf einen Menschen, der das sonnige Gemüt eines Jungen mit dem Mut und dem Verstand eines Erwachsenen kombinierte. Er verwirrte mich ständig. Und er brachte mich aus der Fassung.

„Darunia ist mein Blutsbruder“, sagte Link plötzlich. „Meinst du, wir können auch so was machen?“

Ich riss die Augen auf. „Blutbruderschaft?“

„Ja, warum nicht?“

Wieder war da wieder diese Unsicherheit. „Oder...hast du etwas dagegen?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht.“

Link strahlte.

Ich zog einen Dolch hervor. Nacheinander schnitten wir uns in den Finger und drückten die blutigen Stellen aneinander.

Link sah mich erwartungsvoll an. „Kannst du etwas tiefsinniges sagen? So wie immer?“

Ich lächelte. „Wahre Freundschaft wächst, je länger sie besteht. Sie wächst im Herzen und wird mit jeder Minute stärker...Die leidenschaftliche Blüte der Freundschaft, die jetzt schon in dir reift, wird dir weisen den richtigen Weg...“

Link sah mich glücklich an. Sein fein geschnittenes Gesicht wurde vom Rot des Sonnenuntergangs beleuchtet. Sein unbeschwertes Lachen berührte mich auf eine Weise, wie ich noch nie berührt worden war.

Ich holte meine Lyra hervor. „Diese Melodie sei der Kraft der Freundschaft gewidmet. Lausche nun dem Bolero des Feuers.

Kaum flohen die ersten Töne wie Funken in die Nacht, hatte Link bereits in mein Spiel eingestimmt. Wir ergänzten uns perfekt in diesem Lied, waren wie zwei Seiten einer Medaille, wie Licht und Schatten verschieden, doch im Feuer zusammen geschmiedet.

 

Link schlief schon lange. Doch ich war noch wach, schaute hinauf in den Sternenhimmel. Federleicht ließ sich ein glühender Lichtpunkt auf meiner Decke nieder.

„Navi“, sagte ich leise, um Link nicht zu wecken.

Die kleine Fee schaute mich lange an. Ich wusste nicht, wonach sie Ausschau hielt und ob sie es fand, doch schließlich begann sie zu sprechen. „Link liebt Hyrule“, sagte sie ebenso leise. „Seine Flüsse und Wälder, seine Berge und Seen. Doch noch mehr liebt er die Menschen, die darin leben. Der Grund, warum er sich nicht entmutigen lässt, ist , weil er für die Menschen kämpft, die er liebt, Shiek. Aber das macht ihn auch verletzbar. Verletze ihn nicht Shiek.“ In der Stimme der kleinen Fee lag ein ungewöhnlicher Ernst. Und in dem schalkhaften „Sonst bekommst du es mit mir zu tun“, lag auch so etwas wie eine Drohung.

 

Obwohl ich noch viele Stunden wach gelegen hatte, wachte ich vor Link auf. Die Morgensonne verwandelte den Himmel in ein Farbenspiel aus rosa und Gold. Die Luft war noch kühl, doch es versprach ein schöner Tag zu werden. Ich fachte das Feuer vom Abend wieder an, begann getrocknetes Fleisch darüber zu braten. Link erwachte von dem Geruch. Mit zerzaustem Haar setzte er sich verschlafen auf. Als er mich sah, schlich sich ein warmes Lächeln auf seine Züge. Dann glitt sein Blick weiter zu dem brutzelnden Fleisch. „Ah, essen“, sagte er begeistert.

Ich reichte ihm einige fertige Stücke. „Verbrenn dich nicht.“

Ich sah Link einige Zeit beim essen und pusten zu.  Er wurde wacher, begann ebenfalls mich zu beobachten. „Warum verbirgst du eigentlich immer dein Gesicht? Gehört das auch zu deinem großen Geheimnis?“

Ich lächelte. „Das ist ein anderes Geheimnis, Link.“

"Wie viele davon hast du eigentlich?“, wollte Link kauend wissen.

„Das ein oder andere.“

„Mhmm.“grummelte er, „Und ich muss damit leben, ja?“

Ich grinste. „Vielleicht tue ich ja auch nur so, als wenn ich Geheimnisse hätte. Um eine mystische Aura zu erzeugen.“

Lachend warf Link eine Decke nach mir. „Ich gebe dir gleich deine mystische Aura!“

Eine verschlafene Navi schwebte aus Links Mütze hervor. „Was gibt es denn zu schreien, am frühen morgen?“

Anklagend, aber immer noch ein Grinsen im Gesicht, zeigte Link mit einem Finger auf mich. „Shiek ärgert!“

Navi gab ein klingendes Lachen von sich. „Was?! Niemand ärgert Link, wenn ich in der Nähe bin!“

Im nächsten Augenblick hatte ich es mit einem jungen Mann und seiner Fee zu tun. In unserem lachenden Gefecht vergaßen wir für einen Augenblick die Last auf unseren Schultern.

„Gib... auf“, sagte Link schnaufend, als ich gegen die Übermacht gefallen war.

„Ich...bin euch... nicht gewachsen“, brachte ich hervor, als er den Schwitzkasten ein wenig lockerte.

„Begleitest du mich zum Eingang des Feuertempels, wenn ich dich los lasse?“ Noch immer spielte ein Lächeln um seine Lippen. Aber in seinen Augen sah ich, wie ernst ihm die Frage war.

Ich nickte und seine Augen begannen zu leuchten.

Plötzlich wurde mir bewusst, wie nah wir uns waren. Ich konnte seinen noch immer heftigen Atem warm auf meinen Wangen spüren. Ich hätte nur die Hand heben müssen, um sein Gesicht zu berühren. Verwirrt von meinen eigenen Empfindungen befreite ich mich aus seinem Griff. „Bist du so weit?“ Eine leichte Röte hatte sich auf Links Wangen geschlichen. Er wandte sich von mir ab, trat das Feuer aus. „Na klar. Immerhin gibt es einen Drachen zu töten.“

Gemeinsam gingen wir den Weg zurück in den Todesberg. Die Hitze wurde mit jedem Schritt unerträglicher. Rote Flammen leckten über den ausgebrannten Stein und das Magma tauchte das Innere in ein rötliches Licht. Als wir die Brücke erreichten, die zum Eingang des Feuertempels führte, flirrte die Luft und der Atem stockte. Dort vernahm ich Ganondorfs Ruf wie einen kalten Griff um mein Herz. Ich versteifte mich. Link hatte die Veränderung in meinem Gesicht bemerkt.

„Was ist los?“

„Link...“, sagte ich wehmütig. „Wir werden uns wiedersehen.“

Wir standen uns gegenüber, schauten uns an. Dann schien Link eine Entscheidung zu treffen. Er rannte auf mich zu. Ich hatte vor, in die Schatten zutreten, wie ich es immer tat. Doch die Schatten um mich her waren noch immer verseucht. Sie gehorchten mir nicht, wie sie es sonst taten. Auf einmal war da eine Wand aus Feuer. Link konnte gerade noch stoppen, bevor die Flammen ihn erreichten. Verwirrt blickte er mich an. Ich war genauso ratlos wie er selbst. Doch dann folgten die Schatten meinen Ruf. Und sein fragendes Gesicht verschwand mitsamt dem Feuer und dem Todesberg.

Vereist

Die verdorbenen Schatten flüsterten. Und ich begann sie zu verstehen. Ich versuchte mich abzulenken,. Doch wann immer ich es versuchte, sah ich Links enttäuschte Züge auf der anderen Seite einer Flammenwand. Konnte das nun immer geschehen, wenn ich mich in der Nähe verdorbener Schatten meiner Kräfte bediente? Wie konnte ich verhindern, dass es geschah? Ich merkte kaum, wie ich die Treppen zu Ganondorfs Turm bestieg. Meine Gedanken waren so düster wie die Welt ringsum. Der König der Finsternis stand über den Kartentisch gebeugt. Seine Bewegung war die eines Raubtieres vor dem Sprung. Auf seinen Zügen lag ein Lächeln, dass mich erschauern ließ. Mit einer beiläufigen Bewegung ließ er eine Goronenstatur, die bisher auf der Markierung des Todesbergs gestanden hatte, zu Boden gehen. Halani lehnte mit unbewegter Miene an der Wand. Sie streifte mich mit einem kurzen, aber wachsamen Blick, als ich den Raum betrat. Dann hob der König der Finsternis den Kopf und sein glühender Blick brannte sich in meinen. „Komm näher, mein Shiekah.“ Seine Stimme hatte etwas von dem zufriedenen Knurren eines Raubtieres. „Die Goronen sind mein. Und die Zoras sind die nächsten.“ Mit seiner langen, blassen Zunge leckte er sich über die Lippen, als sei der Gedanke an die Vernichtung eines Volkes gleichzusetzen mit einer Delikatesse. Fast sacht zog er mit dem Finger die Verbindung von Zoras Fluss zum Hylia-See nach. Seine langen Fingernägel kratzten über das Papier. „Zoras brauchen Wasser zum leben. Sage mir, mein Shiekah, was ist, wenn wir es zu Eis erstarren lassen?“

Ich zwang mich, zu ihm an den Tisch zu treten. „Sie werden sterben“, presste ich hervor. „Und es wird ein langsamer Tod sein.“

Ganondorfs Finger schnellten hoch, streichelten mein Kinn. „Du bist klug wie immer, mein Shiekah.“

Ich versuchte den Ekel zu verbergen, den seine Berührung in mir auslöste. „Wie habt Ihr vor, das zu erreichen?“

Ganondorf musterte mich, während seine Finger Kreise auf meine Wange malten. Irgendetwas sagte mir, das ich mich in Gefahr befand. „Du weißt es nicht? Weiß dein Volk nicht von den alten Tempeln? Der lauernde Ausdruck in seinen Augen gab mir Gewissheit.

Er wusste von Morpha. Es hatte keinen Sinn, ihn zu belügen. Für einen Augenblick war ich in meinen Erinnerungen gefangen. Ich sah um mich herum Schatten, die kränklich in einer verwaisten Stadt zuckten. Und ich schmeckte wieder faulen Geschmack verdorbener Schatten auf meiner Zunge. „Ihr wollt Morpha wiederbeleben?“

Die Hand zog sich von meinem Kinn. Allerdings nicht, ohne dort einen blutigen Schnitt zu hinterlassen. „Das wird nicht mehr nötig zu sein. Die Kräfte der Finsternis haben längst am Hylia-See Einzug gehalen. Alles, was meine Kreatur noch benötigt, ist ein wenig Kraft..Wenn Morphas Kräfte im Wassertempel wirken, wird das Reich der Zoras ganz von selbst gefrieren. Wir brauchen nicht einmal eine Armee. Der Tod wird schleichend über Nacht über sie kommen. Du hast mir bei Vulvagia gute Dienste geleistet. Nun, mein Shiekah, wirst du für mich die Zoras vernichten.“

„Ihr wünscht, dass ich Morpha mit meinen Kräften stärke?“

„Du hast mich richtig verstanden, mein kleiner Shiekah.“

Ich war ein Gefangener meiner eigenen Lügen. Das, was er forderte, würde mich an den Rand meiner Existenz bringen. Doch noch immer war es besser, dass ich es tat, als er. Ich würde Link helfen können. Noch. Vielleicht das letzte Mal. Ich verneigte mich vor ihm, die Fäuste nach Art der Shiekah gegeneinander geschlagen. „Ich höre und gehorche, Herr.“

Darauf brach der König der Finsternis in kaltes Lachen aus.
 

Es war gut, dass es noch Orte des Friedens gab. Auch wenn der Himmel über Kakariko nicht mehr blau war wie einst, lief das Leben doch in beschaulichen Bahnen. Impas wachender Blick über diesem Ort war überall spürbar. Freundliche Gesichter grüßen in meine Richtung, als ich zwischen den Fachwerkhäusern entlang ging, am Brunnen vorbei auf Impas Haus zuhielt. Impa wirkte nicht überrascht, als ich eintrat. Die Schatten hatten ihr meine Ankunft verraten. Sie saß an einem Schreibtisch, schaute von einigen Unterlagen auf, als ich hereintrat. Zwei Shiekah waren an ihrer Seite, die sie herauswinkte, als ich mich näherte. Wer blieb und mich mit stummen Blicken verfolgte, war eine alte Eule. Die Federn grau von der Last de Jahre saß sie auf einem der Regale.

„Du bringst Neuigkeiten?“, fragte Impa mich ohne Umschweife.

„Ganondorf plant einen Streich gegen die Zoras. Mit der Wiederweckung Morphas beabsichtigt er, ihr Reich einzufrieren.“

Impa nickte. „Wann ziehen seine Armeen?“

Ich gestattete mir ein grimmiges Lächeln. „Es ziehen keine Armeen. Ich dringe heimlich in den Tempel ein und stärke Morpha mit der Kraft der Schatten. Ich werde es tun, wenn ihr die Zoras gewarnt habt"

Impa nickte mir zu. „Ein Vorteil für uns.“ Sie warf Methusa einen Blick zu. „Ein Angriff auf die Versorgungszelte in der Nähe Goronias sollte für genügend Ablenkung sorgen. Ebnen wir dem Helden der Zeit einen Weg in den Wassertempel.“

Einer der Shiekah kehrte zurück, brachte uns eine Schüssel mit dampfenden Omelett. Impa warf einen düsteren Blick auf den Teller. „Selbst wenn uns alles ausgeht, Eier haben wir noch immer genug, das wir Ganondorf damit tot werfen können.“

Grinsend schob ich mir eine Gabel in den Mund.

Die Stimme der Eule war rissig wie altes Papier. In dieser Gestalt hatte Rauru nichts von der Erhabenheit seiner wahren Gestalt. Es schien nur noch sein Wille zu sein, der den dürren Eulenkörper lange über seine Zeit am Leben erhielt. Schon vor sieben Jahren war Methusa alt gewesen. Nun kämpfte sie mit den klauen des Todes. „Hast du es dir noch einmal überlegt, Shiekah? Komme in das heilige Reich. Ich bitte dich.“

Ich lauschte in mich hinein, spürte Zeldas abwehrende Haltung. „Es tut mir leid, Weiser des Lichts.“

Die Eule steckte den Kopf zwischen die Flügel und schwieg.

Impa hatte dem Wortwechsel aufmerksam gelauscht. Nun senkte sie den Kopf über ihre Karten. Die Stille wurde erdrückend.
 

Gravuren an den blauen Wänden erzählten von alten Zeiten. Als sich die Schatten zurückzogen, sah ich sie nicht alleine. Da war eine Präsenz, dunkler als die Schatten selbst. Schnell ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Um mich her faulte Wasser in dem Becken, das Morpha gehörte. Dann sah ich ihn. Eine Gestalt, nicht aus Schatten, sondern aus verfaulter Schwärze. Krank und unnatürlich. Und doch war die Ähnlichkeit mit Link so frappierend, dass es weh tat. „So sieht man sich wieder, Shiek.“ Seine Stimme klang wie die Links. Doch war da etwas dunkles, gefährliches in den Worten, das ich von Link niemals hören würde.

Ich wich einen Schritt zurück. „Was bist du?“

Ein zähnebleckendes Grinsen war die Antwort. „Was ich bin? Ich bin der Auserwählte. Link, der Held der Zeit.“

„Das bist du nicht.“ Unweigerlich wich ich weiter zurück.

„Ich lüge nicht. Ich bin der Zweifel, der auf seiner Seele lastet, die Angst, die er versucht, aus seinem Herzen zu verbannen. Ich bin er.“

Ich zwang mich, stehen zu bleiben. Ich würde nicht weiter zurückweichen. „Beweis es“, sagte ich ruhig.

Seine Lippen bleckten sich zu einem Lächeln. „In letzter Zeit bin ich stärker geworden. Er macht sich viele Gedanken, um dich, weißt du? Er hat Angst, dass er dich nicht wieder sieht, wenn du zu einer geheimen Mission aufbrichst. Und dass er, wenn du verschwindest, nicht weiß, wo er dich suchen soll. Er versucht, deine Geheimnisse zu respektieren, doch eben diese, machen ihn hilflos, weil er so nicht in der Lage ist, dich zu beschützen. Er ist immer furchtbar hilflos, wenn er nichts tun kann, weißt du?“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Und gerade fragt er sich, warum es nötig war, dass du ihm mit einer Flammenwand beinah das Gesicht verbrannt hättest.“ Das stört seine Konzentration im Feuertempel ganz gewaltig. Er schürzte die Lippen. „Beinah hätte ihn Zaurob vernichtet.“

Ich war sprachlos. Das konnte er nicht wissen. Es sei denn, es stimmte, was er behauptete. Dann wäre er tatsächlich eine Verkörperung von Links Ängsten. Wie sollte so etwas möglich sein? Meine Gedanken rasten. Ich erinnerte mich an dunkle Formeln, gebunden in doch dunkleren Büchern. Ganondorfs Mütter waren Hexen. Hatten sie es tatsächlich gewagt?

„Bist du eines von Ganondorfs Geschöpfen?“, stieß ich hervor. Wenn er es war, dann war alles aus. Er wusste, dass ich Impa und Zelda aus der Feste der gerudos befreit hatte. Sobald er sein Wissen mit Ganondorf teilte, war ich des Todes. Es sei denn, ich beendete es hier und jetzt. Einen Wimpernschlag später lag ein Wurfdolch in meinen Händen.

Seine Augen folgten meiner Bewegung, ohne mich aufzuhalten. „Ich bin nur mein eigener Herr.“ Ein wölfisches Grinsen legte sich auf seine Züge „Und zurzeit habe ich vor, meiner anderen Hälfte zu zeigen, dass er vor seinen Ängsten nicht davonlaufen kann. Das heißt, wenn er nicht dank dir im Feuertempel verendet.“

Ich gab einen Schrei von mir. Dann holte ich aus. Der Dolch zielte auf seine Kehle. Doch mit einem Sprung zur Seite brachte er sich in Sicherheit.

„Du handelst sehr unbedacht.“ Die Überlegenheit in seiner Stimme machte mich rasend. „Du weißt schon, dass sich Ganondorf Gedanken macht, wenn ich nach deinem Besuch im Tempel nicht mehr am Leben bin?“

Scher atmend hielt ich inne. Das Scheusal vor mir erfüllte mich mit einer Wut, die mich rasend machte. Unter meiner Haut pochten die verdorbenen Schatten und drängten danach freigelassen zu werden. Seltsamerweise war es das, was mich zur Besinnung brachte. Betont langsam sammelte ich meinen Dolch auf. Diese Kreatur war verabscheuungswürdig. Aber die Wut, die mich erfüllte, war nicht meine eigene. Die verdorbenen Schatten stachelten mich an. Ich kniete nieder, um meinen Dolch aufzuheben. „Du hast recht“ sagte ich betont ruhig. Das war unbedacht. Das hier ist es nicht.“ Damit warf ich den Dolch erneut. Seine rotglühenden Augen weiteten sich überrascht. Dann fand der Dolch sein Ziel. „Das wird dir noch leid tun“, zischte er in meine Richtung. Dunkelheit wogte auf, waberte wie eine Pestwolke im Raum, bevor sie langsam verblasste. Ich nahm nicht an, dass ich ihn getötet hatte. Aber vielleicht hatte ich ihn geschwächt. Für Link würde es schwer genug werden, seinen eigenen Ängsten gegenüber zu treten. Schwer atmend setzte ich mich auf den Boden und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Dieser Schatten hatte mich in der Hand. Wann immer er beschloss sein Wissen, mit Ganondorf zu teilen, war ich verloren. Sollte ich also aufgeben? Sollte ich Ganondorf fernbleiben, wo mein doppeltes Spiel jederzeit aufgedeckt werden konnte? Erschrocken über mich selbst schüttelte ich den Kopf. Ich würde Link helfen, so lange ich ihm eine Hilfe sein konnte. Und das konnte ich am besten in Ganondorfs Diensten. Mehr Sorgen bereitete mir, was dieses Scheusal über Link erzählt hatte. War er im Feuertempel tatsächlich in Lebensgefahr? Und das wegen mir? Ich ballte die Hände zu Fäusten. Das durfte nicht sein. Ich würde Link nicht mit dem Versuch, ihm zu helfen, ins Verderben stürzten. Und immerhin war es auch möglich, dass mich diese Bestie angelogen hatte, um mich aus der Fassung zubringen. Diesen Triumph würde ich ihr nicht gönnen. Entschlossen erhob ich mich. Ich würde Morpha mit so wenig Schatten füllen, wie es eben ging. Und dann würde ich darauf warten, dass Link heil aus dem Feuertempel zurückkehrte. Während ich die Schatten heraufbeschwor, wartete ich auf Zeldas tröstliche Berührung. Aber da war nichts außer faulender Dunkelheit.

Gerettet

Morphas verderbliche Macht begann schnell zu wirken. Als ich in Zoras Reich aus den Schatten trat, war das Wasser bereits von einer Eisschicht überzogen. Mein Atem bildete weiße Wolken in der Luft. Der einst so friedliche Ort war schon jetzt in einer Umarmung des Todes gefangen. Und langsam aber stetig presste er ihm jeden Rest Lebens aus. Ein verzweifeltes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah hinunter, entdeckte unter der Eisschicht ein verzweifeltes Gesicht. Violette Augen verschränkten sich in stummen Flehen mit meinen. Ich kniete vor der Eisfläche nieder, kämpfte mit meinen Dolchen gegen die Härte ihres Gefängnisses. Die junge Zora schlug von der anderen Seite mit Kräften dagegen. Nach einige Minuten der Anstrengung wurde ich mit einem lauten Knacken belohnt. Das Eis brach. Bevor sich die Eisdecke wieder schließen konnte, griff ich hinein. Mit meiner Hilfe kletterte eine schöne Zora aus ihrem Gefängnis. Es dauerte einen Augenblick, bis ich sie erkannte. Es war Ruto, die Prinzessin der Zoras. Mit einem erleichterten Lächeln fiel sie mir in die Arme. „Oh, bei den Göttinnen“, flüsterte es an meinem Ohr. „Wenn du nicht zufällig vorbeigekommen wärest, wäre ich irgendwann mit dem Wasser eingefroren.“

Ich hielt sie, bis ihr Körper etwas von der eisigen Kälte verloren hatte und ihre Schluchzer langsam verebbten. Dann löste sich die Zora von mir und wischte sich mit einer schnellen Geste über die Augen. „Ich bin Ruto, Prinzessin der Zoras. Darf ich auch deinen Namen erfahren?“

„Mein Name ist nicht wichtig“, sagte ich sanft.

„Oh doch, das ist er.“ Eine schmale Hand griff mich am Ärmel, hielt mich mit einem Lächeln fest. „Ich lasse dich erst gehen, wenn du ihn mir sagst.“

Es wäre klüger gewesen, wenn ich ihr einen anderen Namen genannt hätte. Doch mein Geist war noch wie gelähmt nach der Stärkung Morphas. „Mein Name ist Shiek“, sagte ich deshalb.

Sie lächelte ein zauberhaftes Lächeln. „Shiek. Also . Das werde ich mir merken.“

Dann legte sich ein ernster Ausdruck auf ihr Gesicht. „Ich würde gerne länger bleiben, aber ich habe es furchtbar eilig. Wenn das, was ich vermute, hierfür verantwortlich ist, ist keine Zeit zu verlieren.“ Sie zwinkerte mir zu. „Mach es gut.“

Damit ließ sie mich stehen und eilte Zoras Fluss und dem Ausgang entgegen. Ich schaute ihr nach und hatte das Gefühl, dass die verdorbenen Schatten wieder ein Stück Land verloren hatten. Und schmunzelnd fiel mir ein, dass sie sich gar nicht bedankt hatte.
 

Eis stand für Erstarrung, für Tod und Stillstand. Auf dem Weg hierher hatte ich seine lebenserstickende Kraft gespürt. Doch dieser Ort war schön. Das Licht brach sich an hunderten Eiskristallen, holte das ferne Licht der Sterne für kostbare Minuten in unsere Welt. Als Link den Raum betrat, hatte ich das Gefühl, die Kälte würde ein wenig weichen. „Sei gegrüßt, Link...“ Eine Woge der Erleichterung löste sich aus der Erstarrung der Angst, in die mich die Worte von Links Schatten versetztet hatten! Er lebte! Prüfend betrachtete ich ihn, versuchte Verletzungen zu entdecken. Die Erleichterung verstärkte sich, als ich keine fand. Er betrachtete mich seinerseits. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, den Ausdruck in seinen Augen ließ sich nur schwer deuten. Diesmal rannte er nicht auf mich zu. Er ging in langsamen Schritten, ließ mich dabei nicht aus den Augen. „Du auch, Shiek.“

Navi schwirrte an ihm vorbei. Das wütende Klingen der Feenstimme ertönte an meinem Ohr. „Was hast du dir dabei gedacht? Eine Feuerwand? Geht's noch? Du hättest ihm das Gesicht verbrennen können. Und was hätte Hyrule dann gemacht du...du...“

„Zappelqualle?“, schlug ich vor.

Navi gab ein undamenhaftes Schnauben von sich. „Passt! Die sind auch strohdumm und haben kein Rückgrat! Was denkst du, wollte Link tun? Dich küssen?!“

Für einen Moment glaubte ich, einen Hauch von Verlegenheit auf Links Wangen zu sehen. Aber vielleicht war es auch nur eine Täuschung des Lichts. „Was geschehen ist, ist geschehen“, sagte er ruhig. Er biss sich auf die Lippen. „Es war nicht richtig von mir, dich aufhalten zu wollen.“

„Ich...ich habe nur Angst, dass ich dich nicht wiedersehe...“

Ich trat näher, legte meine Hände um seine vom Eis kalten Finger. „Noch kann ich dir nicht mehr zu dem sagen, was meine Mission ist. Aber eines Tages werde ich das. Und wenn ich sage, dass wir uns wiedersehen. Dann ist das ein Versprechen.“

Sein Lächeln wärmte mich von innen. „Was muss ich tun, um den Zoras zu helfen, mein weiser Ratgeber?“

Mir war allzu deutlich bewusst, das wir uns noch immer an den Händen hielten. Es fiel mir seltsam schwer, mich auf das zu konzentrieren, was gesagt werden musste.

„Wenn du hierher kamst, um die Zoras zu retten, hast du den ersten Schritt getan. Doch mehr findest du hier nicht...Mit einer Ausnahme sind alle Zoras unter einer dicken Eisschicht gefangen...Ich konnte nur die Prinzessin retten, aber sie lief in Richtung des Wassertempels davon!“

Link nickte. „Was ist der Urheber dieser Kälte?“

„Dieses Eis wurde von einer bösen Macht erschaffen...Das Ungeheuer im Wassertempel ist der Urheber dieses Übels. Du musst das Übel beseitigen, sonst wird das Eis nie schmelzen...Hast du den Mut, den Gefahren im Tempel zu trotzen und die Zoras zu retten, dann erlerne nun die Melodie, die dich zum Tempel führt."

Link grinste schelmisch. „War das eine rhetorische Frage?“

Ich warf ihm einen gespielt tadelnden Blick zu. „Zeit entschwindet. Menschen scheiden...in ewig wie des Wassers Fluss...zu königlichem Streben reift des Kindes Mut ...junger Liebe Knospen erblühen groß und stark...des Wassers Kraft allein dies schafft. Lausche der Serenade des Wassers und trage sie in deinem Herzen.“

Wie Tropfen fielen die ersten Klänge von meiner Lyra. Doch schnell steigerten sich die Töne, wurden breiter, schwollen an zu einem Fluss aus Melodien. Link fiel ein und der Fluss wurde zum Strom. Gemeinsam ließen wir uns auf dem Wasser tragen, bis die letzten Töne im Boden versickerten. Als sich unsere Blicke trafen, sah ich darin etwas, das ich zuvor nicht gesehen hatte. Ein fragender Ausdruck lag in Links Gesicht. Schon öffnete sich seine Lippen, um eine Frage zu stellen, doch ich kam ihm zuvor. „Link...wir werden uns wiedersehen...“

Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde wehmütig. Er streckte seine Hand nach mir aus, ließ sie auf halber Strecke aber wieder sinken. „Bis zum nächsten Mal, Shiek“, sagte er sanft. Ich trat in die Schatten. Mit dem Gedanken, ob ich womöglich geflohen war, wollte ich mich nicht beschäftigen. Denn trotz des Eises war mir nicht mehr kalt.
 

Es war gegen alle Vernunft hier zu sein. Ich hatte Link nichts zu sagen. Ich hatte ihn kein Lied zu lehren. Ich wusste, dass er seinen Schatten überwinden würde. Aber ich wollte es sehen. Ich wollte ihn sehen.
 

Die Veränderungen kamen langsam. Erst kämpfte die Morgensonne gegen die grauen Schlieren des verhangenen Himmels. Dann zerriss sie das Tuch aus Grau und Rot und Orange flammte auf in einem Feuer der Hoffnung. Dann änderte sich der Wind. Fahl und feucht war er bisher ein Bote des Todes gewesen. Nun trug er wieder den Duft von Kräutern, von Tau und Gras mit sich. Und von Wasser. Von frischem, sauberen Wasser. Als Morphas Kräfte auf neue schwanden, wich die Verderbnis aus dem Hylia-See. Was übrig blieb, waren glitzernde, blaue Fluten, auf denen der Wind Wellen warf. Und endlich sah ich ihn. Ruto, erwacht als eine der Weisen, sandte ihn in einem blauen Kristall auf die Insel, auf der ich wartete. Als er mich sah, wich die Erschöpfung in seinen Augen einem warmen Strahlen. Ich atmete tief ein. Und dann dankte ich den Göttinnen. Mit wenigen Schritten überwand ich die Distanz zwischen uns.

„Das Wasser steigt und das Böse verlässt den See ...Link, du hast es geschafft!“

Er stellte sich an meine Seite, ließ wie ich den Blick über die blauen Fluten, gerahmt von saftigen Wiesen schweifen. Ich wusste nicht, wer von uns zuerst die Augen schloss, aber ich denke, das wir es beide taten. In jeder Brise, die unsere Haut streichelte, war eine Spur wieder erwachenden Lebens. Zeit spielte keine Rolle, während wir dort standen. Einatmen, ausatmen, wurde zur Ewigkeit. Seite an Seite schöpften wir Kraft für einen Neubeginn.

„War es schlimm?“, fragte ich schließlich.

Link sah sich an, fuhr sich durch die Haare. Die Erschöpfung kehrte in seine Augen zurück. Ich führte ihn zu dem alten Baumstamm, reichte ihm einen Laib Brot und eine Flasche Milch. Er nickte dankbar und begann zu kauen, während er nach Worten suchte. Doch bald schon hielt er inne und sein Blick schweifte in die Weite. „Diesmal war es anders...es war, als müsste ich gegen mich selbst kämpfen.“

„Aber du hast gesiegt?“

Er lächelte matt. „So sehr man über sich selbst siegen kann. Wir können unsere Dunkelheit nicht besiegen. Nur immer weiter gegen sie kämpfen.“ Ich musterte ihn, wie er dort saß. Mir wurde bewusst, das auch er sich verändert hatte. An uns allen gingen diese Ereignisse nicht spurlos vorbei. Ich saß keinem Kind mehr gegenüber. Selbst nicht dem übermütigen jungen Mann, den ich aus dem Zeitportal hatte schreiten sehen. Die neue Reife war nötig. Aber traurig machte es mich dennoch.

„Was hat er dir erzählt?“, fragte ich leise. Wie von selbst fand meine Hand den Weg auf seine Schulter.

Die Bewegung holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er lächelte, legte seine Hand auf die meine. „Du weißt es noch nicht?“

Ich erwiderte sein Lächeln. „Ich weiß nicht alles.“

Er verdrehte die Augen. „Komisch. Mir kommt es immer so vor.“

Lachend stupste ich ihn in die Seite, wurde aber gleich weder ernst.

Seine Finger umschlossen meine Hand fester, während er nachdachte. „Er...hat viel erzählt...manche Dinge waren reiner Unfug. Wie zum Beispiel, das du für Ganondorf arbeiten sollst.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus, doch er schien es nicht zu bemerken. Unbeirrt fuhr er in seiner Erzählung fort. „Anderes war weniger weit hergeholt.“ Er rang mit sich, dann senkte er den Blick. „Der Rest ist geheim, Shiek.“

Ich überbrückte den letzten Abstand zwischen uns, nahm ihn in die Arme. Sofort schlang er die Arme um mich, drückte mich an sich mit einer Kraft, das es fast weh tat.

„Ganz ruhig“, flüsterte ich an seinem Ohr. „Egal, was er gesagt hat, am Ende hast du gesiegt.“

Ich spürte, wie er nickte. Nach viel zu kurzer Zeit löste er sich von mir. Verlegen fuhr er sich durchs Haar, mied meinen Blick. „Ich soll mich im Namen der Weisen des Wassertempels bei dir bedanken.“

Ich schmunzelte. „Ruto wollte sich bei mir bedanken? Ich verstehe...“

Link sah mich forschend an. „Gibt es da etwas, was ich wisse sollte?“

„Nur, dass ihr etwas spät eingefallen ist, wo ihre Manieren sind.“

Link grinste. „Mir ist heute zum ersten mal aufgefallen, dass sie überhaupt welche hat. Mensch, du hättest sie als Kind erleben sollen! So ein Gör hast du noch nicht erlebt!“

„Und du hast die Prinzessin der Zoras natürlich wie eine Dame behandelt?“

Link grinste. „Natürlich!“

Navi schnaubte in Links Mütze. „Das wüsste ich aber! Die Dame, mit der er reist, kann dir versichern, dass er nicht mal weiß, wie er das Wort schreibt.“

Link fischte Navi hervor und begann sie zu schütteln. „Pass ja auf, du vorlaute Fee!“

Kichernd befreite sich Navi aus Links Händen und schwirrte davon. Aber nicht, ohne zuvor mein Ohr zu umkreisen. „Sie hat ihm übrigens ihre Liebe gestanden.“

Links Wangen glühten. „Mensch, Navi! Das war...“

„Geheim?“ Die Fee kicherte schadenfroh. Dann schwirrte sie schleunigst, aus Links Reichweite. Aber er bemühte sich gar nicht mehr um die Fee. Stadtessen war er damit beschäftigt, mit seinen Stiefeln Muster auf den Boden zu malen. „Shiek...als du von dem Erblühen junger Liebe gesprochen hast...hast du da Ruto gemeint? „

Seltsam schmerzhaft pochte mein Herz in meiner Brust. Aber es stimmte. Ich hatte Ruto gemeint. Warum fiel es mir dann so schwer, es auszusprechen? Wegen Dingen, die nicht sein konnten? Ich war Zeldas Schatten. Und wenn dies alles vorüber war, würde ich vollends in die Schatten zurückkehren und als stiller Wächter über sie wachen. Ich zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. „Auch in ihrem Namen müssen wir Hyrule den Frieden wiederbringen! Schau Link...Du und Prinzessin Ruto, ihr habt gemeinsam das bösartige Monster besiegt! Der See füllt sich mit reinem Wasser und alles ist wie zuvor.“

„Ja...stimmt.“ Ich merkte, wie er sich um ein Lächeln bemühte.

Ich spürte, dass mir noch mehr Worte auf der Zunge lagen. Und ich floh, bevor ich sie aussprechen konnte. Es gelang mir nicht gleich, in die Schatten zu treten. Bei einem ersten Versuch landete ich auf dem toten Baum, bei dem zweiten im Hylia-See. Ich wusste nicht, ob ich den verdorbenen Schatten die Schuld dafür geben sollte. Doch ich brauchte zwei Versuche, bis es gelang. Es tut mir leid, dachte ich. Und ich wusste nicht, ob ich nur ihn, oder uns beide meinte.

Verbrannt

Der König der Finsternis hob die Figur eines Bauarbeiters vom Kartentisch. Es wird Zeit, Kakariko anzugreifen.“

„Der Schattentempel wird durch bannende Zauber geschützt. Ich glaube nicht, dass es mir gelingen wird, die Bestie im Schattentempel zu stärken wie Morpha.“

Ganondorfs Finger Nägel bohrten sich in das Holz der Figur. „Das ist auch nicht nötig, mein Shiekah. Schwächen wir Kakariko, wird auch sein Bannsiegel schwächer werden. Und die Kreatur wird an Stärke gewinnen.“

„Was habt ihr vor?“, fragte ich steif.

Ganondorfs Augen glühten. „Verbrennen wir Kakariko.“

Der Bauarbeiter in Ganondorfs Hand hielt den Druck nicht mehr stand. Krachend zersplitterte er in seine Einzelteile. In meinem innern sah es ähnlich aus. Aber fasziniert von dem Schauspiel würdigte mich Ganondorf keines Blickes. Seine Worte aber waren unmissverständlich. „Ich zähle auf dich, mein Shiekah.“

Ich spürte Halanis Blick auf mir, als ich mich verbeugte. Den Ausdruck in ihren Katzenaugen konnte ich nicht deuten. „Stimmt es, dass Kakariko die Heimat der Shiekah ist?“ fragte sie kalt.

Ich verharrte in der Bewegung. „Das ist richtig.“

„Und du tust es trotzdem?“

Ich blickte von ihr zum König der Finsternis. „Ja.“

Damit verließ ich den Raum.
 

Es war lange her, das ich mich getraut hatte, das heilige Reich zu betreten Von ihren Medaillen aus erwarteten mich alle Weisen. Nur das Medaillon der Geister war noch leer. Link hatte bereits großes geleistet. „Ah, unser Doppelagent!“ Darunias Stimme hallte wie Steingrollen über die Plattform.

Ruto zwinkerte mir zu. „Sei gegrüßt, mein edler Retter.“

Salia schenkte mir ein warmes Lächeln, während Impa meine Anwesenheit mit einem Nicken quittierte. Ohne Zeldas Kenntnis wäre mir das leichte Lächeln auf ihren Lippen entgangen. Rauro beobachtete ich vor allen anderen. Unbewegt sah er in meine Richtung.

„Sein nächstes Ziel gilt Kakariko“ brachte ich hervor. „Es soll brennen.“
 

Ich weiß nicht, ob ich es gekonnt hätte. Je mehr ich darüber nachdenke, desto unsicherer werde ich. Die Goronen, die Zoras. Ich hatte für ihre Gefangenschaft gesorgt mit der Aussicht, das Link sie rettete. Die Leben, die ein Feuer nahm, waren nicht zurückzugeben. Doch als ich kam, brannte Kakariko bereits. Als ich aus den Schatten trat, stand ich in einer Welt aus Rauch und Flammen. Auch wenn ich Impa gewarnt hatte, so früh hatte keiner von uns mit dem Feuer gerechnet. Silhouetten liefen schreiend umher, Kinder weinten in Häusern, die sich in einem Augenblick vom Hort der Sicherheit zur Todesfalle gewandelt hatte. Die Schatten flüsterten mir den Weg und ich folgte ihnen. Die Täterin war noch nicht weit gekommen. An Rande von Kakariko, wo sich die Rauschwaden lichteten, holte ich sie so weit ein, dass ich sie sehen konnte. Halani. Gelbe Katzenaugen trafen auf meine.

„Warum?!“, schrie ich ihr hinterher.

Sie blickte über die Schulter. „Wir haben schon einen König, der sein Volk verrät und immer mehr zu einem Monster wird. Mache es ihm nicht nach, Shiekah.“

Damit ließ ließ sie mich stehen. Die Schatten wisperten mir zu, dass die Dunkelheit stärker wurde. Ich drehte mich um, rannte durch den Rauch, um das Schlimmste zu verhindern. Ich tat, was ich konnte. De Schatten halfen mir, in Häuser einzudringen, in denen kein Zugang mehr vor den Flammen sicher war. Und wenn es einen gab, so wiesen sie mir die sichersten Wege hinaus. Ich wusste nicht, wie viele Kinder ich trug, wie viele Wasserketten ich organisierte, bis der Abend dämmerte. Und noch immer nagten die Flammen an dem Holz. Einige der Häuser würden nie wieder bewohnbar sein. Einige Leben für immer ausgelöscht. Und trotz unserer Mühen wurden die Schatten stärker. Je mehr wir klagten, je mehr von uns die Hoffnung aufgaben,desto schwächer wurde das Siegel. Gerade bildeten wir eine Kette zu einem der letzten Häuser, das noch in Flammen stand, als ich es spürte. Ein Beben, kaum merklich, mehr innerlich, als äußerlich. Ein Verschieben des Gleichgewichts von Licht und Schatten. Dann der dumpfe Schlag einer Trommel. Ich rannte zum Brunnen. Ich war nicht überrascht, als ich ihn sah. Er war immer im rechten Augenblick da. In dem Moment, als das Siegel brach, sah ich Link in der Nähe ddes Brunnens stehen.

„Zurück, Link!“, brüllte ich. Mit gewaltiger Kraft wurde das Holz, mit dem der Brunnen verdeckt gewesen war, fortgeschleudert. Holz splitterte in alle Richtungen. Dann tauchte aus den Splittern aus Holz eine Gestalt. Sie war von einem kränklichen Violett, ein Körper, nichts als vergiftete Schatten, die sich wispernd um ein Auge drängten, dessen Blick nichts zu kennen schien als Hass und Mordgier. Gewaltige Hände schnellten in Links Richtung. Zu spät erkannte ich, dass er sie nicht sehen konnte. Ich sah, wie er in die Luft gewirbelt wurde, hörte noch seinen Schrei, als ein Körper hart auf Stein aufschlug, ein triumphierendes Geheul. Dann war es still bis auf das Knacken der Flammen. Ich rannte an Links Seite, atmete erleichtert, als ich sah, dass er keine ernsten Wunden davon getragen hatte.

„L-lebt er noch?!“ Navis Stimme klang schwach und zittrig.

So leicht kann man diesem Dickschädel nichts anhaben“, sagte ich. Ich war selbst überrascht, wie zärtlich meine Stimme klang. Ich holte ein blaues Elixier aus meinem Rucksack, hielt es an seine Lippen. Er hustete, dann schluckte er. Währenddessen zog Navi unruhige Kreise über seinem Kopf.. „Schluck , Link. Du musst schlucken!“

Ein Hustenanfall krampfe seinen Körper zusammen. Ich konnte ihm nur recht geben, denn das Zeug schmeckte so widerlich, wie es wirkte. Dann schlug er die Augen auf.

„Sieht aus, als würdest du es überstehen“, sagte ich erleichtert, als er begann zu stöhnen, schließlich seinen Kopf zu reiben.

Navi tanzte erleichtert über seiner Stirn. „Link, oh ich bin ja so froh!“

Link erkannte mich, setzte sich auf, drückte meine Hand. „Was ist hier geschehen?“

„Link...etwas Schreckliches ist passiert! Der Schattendämon ist aus seinem Gefängnis entkommen!“

Links Augen blitzten hellwach. „Ein Schattendämon?“

Ich überlegte, wie viel ich ihm erzählen konnte. „ Impa, die Gründerin Kakarikos, hatte den Schattendämon einst auf den Grund des Brunnens verbannt und dort eingeschlossen. Doch die Kraft des Dämons wurde in letzter Zeit immer stärker, so dass das Siegel brach und er wieder in die Oberwelt gelangen konnte!“

Unruhig blickte sich Link um. „Wo ist Impa jetzt? Wenn sie den Dämon einst bannte, kann sie uns bestimmt helfen, es wieder zu tun.“

„Ich glaube, Impa ging zum Schattentempel, um ihn wieder zu versiegeln. Ohne Hilfe wird sie dort in großer Gefahr sein! Link! Impa ist eine der sechs Weisen. Vernichte den Schattendämon und rette Impa!“

Ich sah wie er sich erhob. Die Leichtigkeit, mit der er es tat, sagte mir, dass ich mich zumindest nicht mehr um ihn sorgen musste. Das hieß, zumindest nicht mehr als gewöhnlich.

„Wie komme ich hin?“

Es gibt einen Zugang zum Schattentempel hinter dem Friedhof von Kakariko. Alles, was ich für dich tun kann, ist, dich die Melodie zu lehren, die dich zum Schattentempel bringt. Die Melodie führt dich in die unendliche Dunkelheit, die sogar die Zeit absorbiert...Höre nun die Nocturne des Schattens!

Wir hatten nie so konzentriert, nie so schnell ein Lied zusammen gespielt. Link folgte mir vom ersten Ton. Es gab keine Disharmonie in unserem Spiel. Unser Wille, unser handeln war eins. Als die letzten Töne verklangen, nickte ich ihm zu. „Ich werde mich um das Dorf kümmern! Ich zähle auf dich, Link!“

Er drückte meine Hand. Seine Augen funkelten entschlossen. Ich glaubte schon, er würde sich umwenden, da lag ich plötzlich in seinen Armen. Tröstlich fuhr sein Atem über mich hinweg. Ehe ich mich versah, lagen seine Lippen, warm und weich auf den meinen. Mein Kopf war wie leer gefegt. Es gab nur noch seine Lippen und unsere eng aneinander geschmiegten Körper. Viel zu schnell lösten wir uns voneinander. „Ich bringe sie heil zurück, Shiek“, sagte er atemlos. „Ich verspreche es dir.“

„Was...sollte...das?“, fragte ich atemlos.

Aus Links Blick sprach Erleichterung. „Ich wollte sehen, ob an deinen Worten vom Hylia-See etwas Wahres war.“ Sein Blick wurde unendlich warm. „Lügner.“ Dann war er bereits in Richtung des Friedhofes verschwunden. Ich berührte meine brennenden Lippen und starrte ihm nach, während mein Herz schlug wie ein junger Vogel.
 

Es war seltsam. Ich rief Befehle, schleppte Eimer und versorgte Menschen die von Feuer und Rauch Verletzungen davon getragen hatte. Aber ein Teil von mir wartete. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich den Schatten lauschte, wie ich hoffte, Auskunft über Link zu bekommen. Wie weit war er in den Tempel vorgedrungen? Ging es ihm gut? Die Räume, die er gemeistert hatte, waren rein genug, das die Schatten ihm folgen konnten. Es war weder recht, noch notwendig, ihn zu überwachen. Ich vertraute Link. Ich wusste, wozu er fähig war. Ich fürchte, ich wollte ihm einfach nur möglichst nah sein.

Gen Abend waren die letzten Feuer gelöscht. Alle, die ihr Heim verloren hatten, hatten eine Unterkunft bei Freunden oder Nachbarn gefunden. Die Stimmung war kämpferisch. Der Aufbau wurde bereits geplant. Ich war mir sicher, das Kakariko wieder so schön werden würde wie einst. Bis tief in die Nacht wachte ich bei den Verletzen, wachte ich durch die Schatten über Link.

„Du solltest schlafen.“ Eine junge Frau mit rotem Haar und freundlichen blauen Augen setzte sich neben mich. „Du hast schon so viel für uns getan.“

Ich schaute auf die Lager der hustenden und stöhnenden Menschen vor mir. „Sie können auch nicht schlafen. Ihre Schmerzen sind schlimmer als die meinen.“

„Aber du kannst ihnen nicht mehr helfen, wenn du selbst vor Müdigkeit umfällst. Nur ein paar Stunden, ja? Ich übernehme so lange.“

Die Verlockung war groß. „Wie heißt du?“, fragte ich sie

Sie lächelte. „Anju.“

„Danke Anju.“

Ich beauftragte die Schatten, weiter über Link zu wachen, mich gleich zu informieren, wenn es etwas neues gäbe. Dann schlief ich ein.
 

„Shiek...“

Obwohl ich träumte, schlug ich die Augen auf. Vor mir stand Zelda. Weißes Licht umspielte jede ihrer Bewegungen. Sie senkte den Kopf als ich näher trat, schaute an mir vorbei auf den Licht überfluteten Boden. „Es tut mir so leid, Shiek...“

Ich konnte sie nicht so traurig sehen, überbrückte den Abstand zwischen uns, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Was ist los, Prinzessin?“

„Nun sah sie mich doch an. Tränen liefen ihre blauen Augen herab, rannen glitzernd an ihren Wangen hinab. „Wenn ich gewusst hätte, dass ihr euch ineinander verliebt...“

Trotz des Fragments wusste ich nicht wovon sie redete. „Habt Ihr Euch selbst in Link verliebt?“, fragte ich leise.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie heftig, noch immer unter Tränen den Kopf schüttelte. „Dummkopf“, murmelte sie.

„Dann verstehe ich nicht...“, sagte ich ehrlich.

Sie faltete die Hände. Blickte hinauf in die Welt aus Licht. „Shiek...ob Ganondorf zu besiegen, benötigt Link nicht nur das Master-Schwert. Sondern auch die Pfeile des Lichts. Diese Pfeile enthalten das Licht des heiligen Reiches in konzentrierter Form. In seinem Wirkungsmacht gibt es keine Schatten. Und wenn ich sie beschwöre...es wird dich zurück in die Schatten bringen, Shiek...“

Langsam wie Wassertropfen drangen ihre Worte in mein Bewusstsein. Meine Glieder fühlten sich taub an. Dennoch ging ich vor ihr auf die Knie. „Mein Leben hat immer nur Euch gehört, Prinzessin. Auch ohne die Pfeile des Lichts wäre mein Platz immer an eurer Seite gewesen.“

„Unsinn!!!“ Heftig zog sie mich hoch, so dass wir uns gegenüberstanden. „Ich hätte das Bindungsritual vollenden können. Dann wären wir so unabhängig voneinander gewesen, wie es Impa von Mutter war! Und dann hätte ich dir befohlen, bei Link zu bleiben!“Sie umarmte mich heftig. „Es tut mir so leid, Shiek! Ich habe hin und her überlegt, wie es ohne die Pfeile geht, seitdem das mit dir und Link angefangen hat! Aber ich weiß wirklich nicht wie...“

Wie erstarrt nahm ich meine Hände, legte sie auf die Ihren. Dennoch war ich gerührt von so viel Güte. „Weint nicht, Prinzessin...Ich habe bisher nicht gehofft. Sein Platz ist im Licht, bei euch und meiner ist in den Schatten.“

Ihre Umarmung wurde fester. „Du musst das nicht so vernünftig sehen. Nur ich bin da...also wenn du weinen möchtest, dann weinen mir zusammen.“ Sie blickte mich an, ihre Augen schimmerten noch immer feucht.

Ich wandte den Blick ab, schloss die Augen. „Nein“, brachte ich mit brüchiger Stimme hervor. „Würde ich einmal anfangen, ich weiß nicht, ob ich wieder aufhören könnte.“
 

Die Schatten sagten mir, das Link im letzten Raum des Tempels war. Ich fuhr hoch aus dem Schlaf. Es war noch immer Nacht, auch wenn ein fahles Strahlen aus dem Fenster den baldigen Tag ankündigte. Ich versuchte den lähmenden Schmerz in meiner Brust zu ignorieren, sah nach den Kranken. Die meisten würden es überstehen. Anju hatte gut über sie gewacht. Bald darauf spürte ich, wie mit einem Schlag die Verderbtheit vom Tempel wich, wie das Siegel neu und stark erstrahlte. Ich machte mich auf zum Friedhof. Ich würde mit ihm reden müssen. Über Hyrule und über uns. Ich verbarg mich in den Schatten und wartete. Kurze Zeit später sah ich ihn. Das blaue Licht aus dem heiligen Reich senkte ihn sanft vor dem Tempeleingang herab. Er wirkte müde, aber aufs einem Gesicht lag ein Lächeln. „Hey Navi, hast du auch so viel Hunger wie ich?“

Die Fee gab ein glockenhelles Lache von sich. „So viel Hunger wie du kann man gar nicht haben! Das du auch immer nur ans Essen denkst!“

Link grinste. „Welt retten macht eben hungrig!“

„Welt retten? Du rettest gerade mal ein kleines Königreich! Und nebenbei, die Weisen haben mindestens so viel Arbeit wie du! Von Impa und Shiek will ich gar nicht erst anfangen! Also hör auf, dir was drauf einzubilden!“

Lachend winkte Link ab. „Du versteht es einem die Feierstimmung zu nehmen, Navi!“

Die Fee kicherte. „Bitteschön.“

Als Link auf meiner Höhe ankam, blieb er so abrupt stehen, dass Navi in ihn hineinflog.

„Hey, was ist?“

Nachdenklich schaute Link in meine Richtung. „Merkwürdig...Ich habe das Gefühl, Shieks Präsenz zu spüren...“

„Navi seufzte dramatisch. Hör mal, nur weil du verliebt bist, musst du nicht gleich in jedem Schatten Shiek sehen...“

Diesmal grinste Link nicht. „Naja, so habe ich das Gefühl, das er immer bei mir ist...“

Navi setzte sich auf Links Schulter. „Geht das jetzt wieder los? Seit dem Wassertempel liegst du mir damit im Ohr. Shiek ist toll...Shiek ist klug...ich weiß, ich weiß. Aber gut, ich bin bereit. Ich habe es bequem, du kannst anfangen. Aber verzeih, wenn ich zwischendurch einschlafe.“

Noch immer suchte Link in den Schatten nach mir. „Schon gut Navi“, sagte er traurig. Ich weiß, das er sich von mir fern hält. Und jetzt weiß ich auch, das er es nicht tut, weil er mich nicht liebt. Es muss andere Gründe geben. Und sie müssen sehr wichtig sein. Auch wenn ich es nicht verstehe, bestimmt hat es etwas mit Ganondorf und dem Kampf um Hyrule zu tun...“ seine Stimme erstarb.

Hellhörig geworden, rückte Navi näher zu Link, rieb ihren leuchtenden Körper tröstend an seiner Wange. „Link...“

Ich merkte, dass er darum kämpfe, ein Lächeln au seine Züge zu zwingen. „Schon wieder gut, Navi“, sagte er beton heiter. „Schauen wir mal, wie es um Kakariko steht. „Vielleicht können wir ja helfen.“

Damit setzte er sich wieder in Bewegung.

Ich schaue ihm mit brennenden Augen nach. Ich hatte es nicht über die Lippen gebracht. Aber er hatte es auch so gewusst.

Verwundet

Wie konnte das geschehen?!“ Ganondorfs Augen funkelten wie die eines hungrigen Raubtieres. „Alles lief nach Plan! Wir haben den Widerständlern einen Schlag nach dem anderen versetzt! Wir habe alle Tempel verdorben! Und jetzt erreicht mich die Nachricht, das vier der fünf Tempel geläutert sind!?“

Eine Energiequelle traf Halani und mich. Wir wurden an die Wand geschleudert. Schmerz durchzuckte meinen Rücken, meinen Hinterkopf als ich mich vorsichtig aufrichtete. Ganondorf tobte weiter. Ein Tritt ließ den Kartentisch vom Boden abheben. Sämtliche Figuren landeten inmitten von Glassplittern auf dem Boden Holz knirschte und brach. Dann fuhr Ganondorfs Blick zu uns herum. „Geht in die Wüste! Beide! Wartet auf den Helden der Zeit! Und wenn er kommt, reißt ihn in Stücke!“

Halanis Blick traf auf meinen. Ich spürte den Hass in ihren Katzenaugen aufblitzen, bevor sie die Lieder senkte und sich vor dem König der Finsternis verneigte. Ich tat es ihr gleich. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
 

Halani trat mir in den Weg, als ich die Zitadelle der Zeit betreten wollte.

„Was willst du schon wieder hier?!“

„Das gleiche wie letztes mal. Vor unserem Aufbruch will ich Kraft an dem Ort des Triumpfes unseres Herrn schöpfen.“

Ihre Augen blitzten. „Mir wird übel, wenn ich dich ansehe.“

Ich sah sie durchdringend an. „Warum hast du meinen Auftrag in Kakariko ausgeführt?“

Ihre Augen verengte sich. „Weil niemand, absolut niemand sein eigenes Volk verraten sollte, du erbärmlicher Verräter.“

„Kämpfst du deswegen für Ganondorf? Weil du ansonsten eine Verräterin wärest?“

Sie spuckte vor mir aus. Dann drehte sie sich um und ging.
 

Die Mienen der Weisen waren besorgt.

„Der Wüstenkoloss?!“, brummte Darunia. „Das ist ja am ende der Welt!“

„Wir werden dir keine Verstärkung schicken können“, sagte Impa. „Die Gerudo bewachen den Eingang zur Wüste. Dort wird sich keine Gruppe der Widerständigen hindurch stehlen können. Ihr Blick bohrte sich in meinen. „Wirst du den Kampf mit einer der fähigsten Gerudo aus Ganondorfs Gefolge überstehen?“

„Ich hoffe es“, sagte ich ehrlich.

„Wir sprechen hier von meinem Retter!“ Ruto warf mir einen Handkuss zu. „Wenn das jemand schafft, dann er!“

Salia lächelte mir zu. „Ich glaube an dich, Shiek.“

Rauru warf erst ihr, dann mir einen langen Blick zu. Schließlich verbeugte er sich in meine Richtung. „Und ich ebenfalls. Mögen die Göttinnen dich leiten, wie sie es bisher getan haben.“

Überrascht erwiderte ich den Blick des Alten Mannes. Dann verbeugte ich mich ebenfalls. „Danke, Rauru. Das bedeutet mir sehr viel.“

Für einen Wimpernschlag lag ein fürsorgliches Lächeln auf Impas Gesicht. „Wehe du kommst nicht zurück.“

Ich lächelte fast, als ich mich verbeugte. „Ich werde Eure Drohung ernst nehmen.“
 

Der Weg durch die Wüste war mühevoller, als ich gedacht hätte. Weit und breit gab es keine Schatten, die mir dienen konnten. Ich fühlte mich nackt und blind. Die Sandkörner, die der tosende Wind mit sich brachte, stachen wie Nadeln in die Haut und ließen mich kaum ein paar Schritte weit sehen, sodass selbst mein natürliches Sehvermögen beeinträchtigt war.

Vor zwei Tagen waren Halani und ich auf Pferden in Richtung der Wüste aufgebrochen. Der Weg war so umständlicher, aber die Kriegerin konnte nicht durch die Schatten reisen. Es war lange her, dass ich diesen herkömmlich Weg benutzt hatte. Beim letzten Mal war ich mit Impa diesen Weg geritten, in die entgegengesetzte Richtung. Und auch dieses Mal ritt ich schweigsam neben meiner Begleiterin. Doch Halani schwieg nicht aus Trauer und Erschöpfung, sondern aus Hass. Und dieses Schweigen hatte sie bisher nicht gebrochen.

Ich beobachtete die flammenden Haare der Gerudo, die vor mir her im Wind wehten. Es hatte mich gewundert, zu erfahren, dass auch sie einen Funken Ehre im Leib trug. Sie war nicht einfach nur brutal und gewalttätig. Sie war treu gegenüber ihrem Volk. Das machte es schmerzhaft, gegen sie zu kämpfen. Doch würde ich ihr verraten, für welche Seite ich wirklich den Sieg wünschte, so würde sie mich erst recht töten. Es gab keinen Ausweg. Die Gerudo hätten Verdacht geschöpft, wenn sie verschwand, noch bevor wir die Festung durchquert hatten. Aber nun... würde ich den Ausgang des Kampfes auf Link schieben können. Ich ließ Halani das Tempo vorgeben. Im Eilschritt durchmaßen wir die Wüste. Sie sah sich kein einziges Mal zu mir um. Erst als die Nacht schon lange hereingebrochen war, fanden wir Schutz in den Ruinen eines alten, rundlichen Tempels.

Die Gerudo entzündete ein Feuer, begann Früchte und getrocknetes Fleisch darüber zu braten. „Warum starrst du mich so an, Verräter?“

Es waren die ersten Worte, die sie seit Tagen an mich richtete. Überrascht blickte ich ihr in die Augen. „Ich habe mich gefragt...warum du Ganondorf dienst“, sagte ich langsam.

Halani lachte auf. „Weißt du wie es ist, in der Wüste eingesperrt zu sein?! Immer nur die Hitze, der Sandsturm und nachts die Kälte? Kein Leben, kein grün? Und zu wissen, das es außerhalb noch andere Orte gibt? Kristallklare Seen, tiefgründe Wälder...pulsierende Städte? Und dann sagt unser König,d as all das auch unser sein könnte. Wenn wir es uns nur nehmen. Und er hatte Recht! Ganodorf hat uns aus der Verbannung der Wüste hinaus geführt! Er hat uns ein neues Leben geschenkt!“

„Und es gleich wieder zerstört.“

Halani sah mich überrascht an. Dann nickte sie widerwillig. „Wir Gerudo wollten das Land erobern, um darin zu leben. Aber seitdem unser König das Fragment der Kraft erobert hat, sind seine Ziele anders..

„Unmenschlicher?“

Ihr Blick glitt von mir fort ins Leere. „Es ist als hätte er vergessen, wofür wir kämpfen. Nun verwüstet und verdirbt er das Land, in dem wir leben wollten. Früher lebten wir wir in der Wüste, doch wir kannten Ehre und stolz. Nun haben wir ein ganzes Land, aber wir tun nichts, als es zu verderben.“

„Du bist sehr ehrlich.“, sagte ich anerkennend. „Sagst du mir das, weil du vor hast, mich zu töten?“

Ein Lächeln legte sich auf ihre Züge. „Glaube ja nicht, dass ich mir diese Gelegenheit entgehen lasse. Sobald wir unseren Auftrag erfüllt haben, bist du nicht mehr von Wert für mich. Und auch nicht mehr für den König der Finsternis.“

Wenig überrascht legte ich eine Hand auf die Klinge meines Säbels. „Wenn du dein Anliegen Prinzessin Zelda vorgetragen hättet, ich bin mir sicher, sie hätte dir geholfen. Es hätte nicht zu einem Krieg, nicht zu all dem Töten kommen müssen.“

Halani spuckte aus. „Die Prinzessin? Wo ist sie denn? Seitdem sie aus dem Kerker geflohen ist, hat sie niemand mehr gesehen. Versteckt sich feige und lässt andere für sich kämpfen. So jemanden wird mein Volk niemals respektieren.“

„Glaub mir“, sagte ich leise. „Sie ist näher als du glaubst.“

Sie kniff die Augen zusammen. „Auch du sprichst anders, seitdem wir Ganondorfs Turm verlassen haben. Bist du etwa nicht nur ein Verräter, sondern auch ein Feigling? Jemand, der sich der Seite verschreibt, von der er glaubt, dass sie die besten Chancen hat?“

„Nein,“ sage ich schlicht. „Ich bin ein Doppelagent.“

Ihr Mund öffnete und schloss sich mehre Male, ohne dass ein Laut hervorkam.

Dann zog sie ihre Waffe. Unsere Säbel schlugen aufeinander, sodass Funken in alle Richtungen flogen. Als hätte der Sandsturm menschliche Gestalt angenommen, schlug Halanis Säbel auf mich ein. Ich wisch aus und parierte, versuchte etwas Abstand zwischen uns zu bringen, um die Schatten um Hilfe zu rufen. Die Ruine war beengt. Wir hatten nur wenige Schritt Platz. Und draußen tobte noch immer der Sandsturm. Die zwei Säbel, die sie führte, waren gegen den meinen im Vorteil. Immer wieder drohte sie mich an eine der Wände zu drängen. Zwischen ihren Angriffen war kaum ein Wimpernschlag Zeit. Zu wenig um die Schatten um Hilfe zu rufen. Und ihre Deckung hielt meinen Angriff stand wie eine Wand. Es gab nicht die kleinste Lücke, durch die ich dringen konnte. Immer wieder schlug sie auf mich ein. Ich mochte ein schneller Kämpfer sein, aber mein Metier war die Heimlichkeit. Ich kam aus den Schatten und schlug zu. In einem ausdauerndem Kampf war Halani im Vorteil. Mit Mühe parierte ich ihrem nächsten Hieb, tauchte unter ihrem zweiten Säbel hindurch. Schweiß brannte mir in den Augen. Schon jetzt zitterten meine Arme, wenn ich ihre Hiebe parierte. Und der Kampf dauerte erst wenige Minuten. Ich vollführte eine Finte zu ihren Oberschenkeln, drehte im letzten Augenblick, um ihren Hals zu treffen. Doch schon wieder schlug ich nur auf Stahl. Wenige Augenblicke später prasselte Metall Schlag auf Schlag auf mich ein, zwang mich wieder in die Defensive. Als sie ich das erste Mal traf, wusste ich, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte. Es war nur ein kleiner Schnitt am Arm. Aber es war ein erstes Zeichen. In wenigen Augenblicken hatte ich mich entschieden. Ihrem nächsten Hieb wich ich nicht aus. Stattdessen rief ich die Schatten. Wie Feuer bohrte sich ihr Säbel tief in mein Bein. Ich schrie auf. Sofort war mein Bein nass von meinem Blut. Fast hätte ich die Schatten wieder fallen lassen, so groß war mein Schmerz. Doch ein Stück meines Verstandes schien sich noch zu erinnern dass es hier um mein, um Zeldas Überleben ging. Die Schatten kamen. Und sie bannten Halani in der Bewegung. Die Kriegerin sah mich an, ihre Augen weiteten sich, heftig wie meiner rasselte ihr Atem. Aber bewegen konnte sie sich nicht mehr. Ich holte in ihre Richtung aus, taumelte. Ich stützte mich an der Wand ab. Mein Bein war nass von meinem Blut. „Weißt du“, hörte ich Halanis Stimme. „Irgendwie bin ich trotz allem froh, dass du kein Verräter bist.“ Ich holte tief Luft um den Schmerz aus meinen Sinnen und die Punkte von meinen Augen zu vertreiben. „Und ich bin froh, dass ich dich kennen lernen durfte. Es war mir eine Ehre, Halani.“ Dann stach ich zu.
 

Als ich auf Link wartete, war ich bereits am Ende meiner Kräfte. Ich hatte so viel Blut verloren, das es mir große Schwierigkeiten bereitete, Halanis Körper im weichen Sand zu begraben. Ich hatte die Wunde an meinem Bein zwar verbinden können, doch ohne sie mit Wasser auszuwaschen, war eine Entzündung wahrscheinlich. Mein Bein fühlte sich nicht gut an. Und am morgen war ich mit einem leichten Fieber aufgewacht. Ich wartete in einigem Abstand vom Eingang des Wüstenkolosses. Er sollte meinen Zustand nicht bemerken. Es war ohnehin besser, wenn wir uns nicht zu nahe kamen. Es würde unsere letzte Begegnung sein. Es war besser, wenn ich ihm nicht noch näher kam. Je weigern Schmerzen ich ihm bereitete,desto besser war es. Ich beobachtete wie er aus dem Tempel trat. Die Sonne ließ sein Haar golden leuchten, seine Augen waren blau wie das Meer. Doch noch mehr war es sein Charakter, der mich faszinierte. Das einzige Rätsel, das ich nicht zu lösen vermochte. Ich versuchte die Lanze zu ignorieren, die sich durch mein Herz bohrte. Link sollte sie nicht sehen. Zumindest das konnte ich noch für ihn tun. Ich holte tief Luft und trat aus den Schatten.

„Vergangenheit...Gegenwart...Zukunft...Das Master-Schwert sei dir ein Ruder auf deinem Weg hin und zurück durch die Ströme der Zeit.“

Nach meinen ersten Worten lief Link auf mich zu. Doch seine Schritte wurden langsamer, angesichts meiner abwehrenden Haltung. Es tat weh, den Schleier über dem blau seiner Augen zu sehen, So weh! Doch ich zwang mich in unbeteiligtem Ton weiterzusprechen. „Der Hafen der Zeitwanderer liegt in der Zitadelle der Zeit...Willst du den Wüstenthron betreten und in den Geistertempel eindringen, musst du wieder zurück auf den Wellen der Zeiten...Höre nun das Requiem der Geister! Es wird dich als Kind in die Wüste zurückbringen!

Diesmal ließ ich nicht zu, das meine Gefühle das Spiel dominierten. Ich ließ die Lyra hart klingen, kalt. Nur zögernd fiel Link in mein Spiel ein. Unsicher, fragend erhob sich der Klang seiner Okarina. Diesmal war unser Spiel nicht befreiend. Geisterhaft und leer schwebten die Töne über der Weite der Wüste.

„Shiek?“, fragte Link. „Sag mir, was ich falsch gemacht habe.“

Ich konnte ihn nicht belügen. Aber auch eine Antwort konnte ich ihm nicht geben. Stumm schaute ich ihn an.

„War der Kuss zu früh? Es tut mir leid.“ Dann plötzlich wach und scharf, glitt sein Blick über mein Bein. „Du bist verletzt?!“

Ich konnte es nicht ertragen und trat in die Schatten. Seine Stimme hallte noch nach, als die Schatten mich verschluckten. „Du hast nicht gesagt, dass wir uns wiedersehen!“

Entsiegelt

Alle Weisen waren vereint. Naboru war die Letzte, die in unseren Kreis trat. Der einzige, der noch fehlte, war der Held der zeit. Link. Ich schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück auf den Boden des heiligen Reiches. Einige hilfsbereite Feen hatten sich um meine Wunde gekümmert, doch Impa war noch nicht zufrieden. Besorgt schaute sie auf die nun wieder unversehrte Haut.

„Es spielt keine Rolle, Schwester“, sagte ich leise. „In den Schatten habe ich keinen Körper. „Ihr Umarmung kam unvermittelt. Für einige Wimpernschläge hatte ich das Gefühl, das sie mich erdrücken wollte. Dann genau so heftig, löste sie sich, fuhr sich über die Augen. „Von allen Opfern, die schon gefordert wurden...“

Ich versuchte ein Lächeln. „Sie alle waren nicht umsonst.“ Ich wandte mich an Rauru. „Könnt Ihr Link...könnt Ihr den Held der Zeit benachrichtigen? Könnt Ihr ihm sagen, das Prinzessin Zelda ihn in der Zitadelle der Zeit erwartet? Ich denke, es ist so besser.“

Der weise des Lichts nickte, konzentrierte sich dann einige Augenblicke um eine geistige Botschaft an Link zu senden.

Plötzlich lag eine weiche Kinderhand auf meinem Arm. Salia lächelte mir zu. „Glaubst du nicht, dass ihr euch aussprechen solltet? Link hat ein Recht auf die Wahrheit, findest du nicht?“

„Salia...ich möchte ihm so wenig Schmerz wie möglich bereiten. Bitte verstehe das. Sollte mein Plan nicht aufgehen, dann bitte ich dich, für ihn da zu sein. Du kennst meine Geschichte. Ich lege es in deine Hände.“

Sie nickte. „Alles, was du möchtest.“

Im nächsten Augenblick stürzte sich eine weinende Ruto auf mich. „Also wirklich“, murmelte ich in den Armen der Zora. „Ich fühle mich wie auf meiner eigenen Beerdigung. Schatten sterben nicht. Sie kehren nur in ihre ursprüngliche Form zurück.“

Darunia schnäutzte sich geräuschvoll in ein Taschentuch. „Ich werd' dich trotzdem vermissen.“

Naboru deutete eine stramme Verbeugung in meine Richtung an. „Immerhin trägst du es mit Fassung, Kleiner. Alle Achtung.“

Rauru sah mich an. „Es ist so weit. Du weißt ja, er braucht nur ein Lied zu spielen. Dann glitt ein warmes Lächeln über seine Züge. „Danke für alles.“

Ich verbeugte mich in Richtung der Weisen. Dann verließ ich das heilige Reich mit der Kraft des Fragments der Weisheit. Während das Licht um mich her verblasste, richtete ich mich an die Prinzessin.

„Zelda, könnt Ihr mir einen Gefallen tun? Sagt ihm, dass Ihr Euch all die Zeit als mich verkleidet habt. Genau betrachtet, ist das ja gar keine richtige Lüge.“

Ich spürte ihr Erschrecken, setzte hastig nach. „Bitte ich habe es mir lange überlegt. Es wird ihm leichter fallen, mich zu vergessen, wenn er glaubt, das es mich niemals gegeben hat.“

Ihr Schreck wurde zu Zweifel. Sie schien zu überlegen, mit sich zu hadern.

„Ich bitte Euch Prinzessin.“ Ich sagte es mit all der Inbrunst, die ich aufbringen konnte.

Ihr Zögern schien sich wie eine Ewigkeit hinzuziehen. Dann spürte ich ihre Zustimmung. Ich hätte erleichtert sein sollen. Stattdessen schloss ich in einem Moment der Schwäche die Augen. Als ich sie öffnete, stand Link in der Zitadelle der Zeit.„Ich habe auf dich gewartet, Link.“, sagte ich leise.
 

Ich schwor mir, ihn in Erinnerung zu behalten, wie er dort stand. Den Blick erleichtert, aber noch immer leicht besorgt auf mich gerichtet. Diese Zärtlichkeit in den Augen, wie ich sie bei noch keinem Menschen gesehen hatte. Jeden anderen hätte meine Reaktion vor dem Geistertempel abgeschreckt. Aber nicht Link. Ich wusste nicht, woher er seinen Glauben, seine Wärme nahm. Er würde immer ein Rätsel für mich bleiben. Unlösbar, warm und wunderschön.

„Shiek!“ Diesmal lief er einfach auf mich zu, schloss mich in die Arme. Ich hatte vor, mich zu wehren, ihn zurückzustoßen. Doch es gelang mir nicht. Stattdessen schlossen sich wie von selbst meine Arme um ihn. Er lächelte mich an. Gleichzeitig flog mir Navi gegen den Kopf. „Unverschämt! Uns so in der Wüste stehen zu lassen! Hat Link dir irgendwas getan?! Habe ich dir irgendwas getan?!“ Kurzerhand nahm Link die Fee und stopfte sie in seine Mütze. „Ruhe, auf den billigen Plätzen!“ Er knotete die Mütze zusammen und setzte sie auf dem Boden ab.

„Das wird ihr nicht gefallen“, sagte ich amüsiert.

„Das ist der Sinn der Sache“, erwiderte er grinsend. „Dann wurde sein Blick ernst. „Es gibt einen Grund nicht war? Warum du die ganze Zeit versucht hast, mir nicht zu nahe zu kommen?“

Ich nickte. „Es gibt einen Grund. Und ich konnte es dennoch nicht verhindern.“

Sanft nahm er meine Hand in die seine „Ich habe es dir nicht leicht gemacht, oder?“

Ich erwiderte den Druck seiner Hand. „Du konntest nichts dafür. Oder alles. Wir waren wie zwei Magnete. Ein Naturgesetz.“

„Aber das ändert nichts, nicht wahr?“

„Nein...“

Link sah mir in die Augen. Nickte einmal langsam. „Ich werde dich immer lieben.“

Ich hatte nicht geweint, als Ganondorf mich gequält hatte, nicht als er mich verflucht hatte ihm bei der Erweckung Vulvagias zu helfen, oder Moprpha zu stärken. Nicht, als ich Halani hatte töten müssen. Ich konnte auch jetzt nicht weinen. Ich würde nicht aufhören können. Denn mein Herz zersplitterte gerade in tausend Scherben.

Ruhig lag Links Blick in meinem. Ich sah die Trauer darin, aber auch das Licht, das mich stets zu ihm gezogen hatte. „Sag, was du mir sagen musst, mein weiser Ratgeber“, sagte er ruhig.

Es würden meine letzten Worte an ihn sein. Meine Stimme sollte nicht brüchig klingen. Auch wenn es mich all meine Selbstbeherrschung kostete. „Link, der Auserwählte. Du hast unzählige Gefahren überwunden und die sechs Weisen erweckt. Nun wartet deine größte Aufgabe: Ein letztes Zusammentreffen mit Ganondorf, dem Großmeister des Bösen....Bevor du aufbrichst, solltest du meinen Worten lauschen...So höre nun die Legende, die sich die Shiekah über das Triforce erzählten...“ Ich erzählte ihm, wie die Triforce-Teile in Zeiten der Not zersplitterten, um sich Erwählte zu suchen. Wie Ganondorf in das heilige Reich eindrang, die Teile zersplitterten und so die Legende wahr wurde. Das der König der Finsternis nur das Triforce-Fragment der Kraft erbeuten konnte, aber das dieses seine teuflischen Kräfte noch verstärkt hatte. Und das er nun auf der Suche nach den Trägern der übrigen Fragmente sei, um das Triforce zu vervollständigen.

„Der Auserwählte mit dem Symbol des Mutes bist...du Link." Ich beobachtete, wie das Fragment auf seinem Handrücken aufleuchtete, wie er es voller Überraschung und Unglauben betrachtete. Und ich begann das Siegel zu lösen, das mithilfe meines eigenen Fragmentes erschaffen wurde. "Das Symbol der Weisheit...trägt der siebte Weise, dessen Bestimmung es ist zum Meister aller zu werden.“ Mit dem Aufbrechen des Siegels verlor mein Körper an Kontur. Ich verging in dem Licht, das aus dem Fragment aufflammte, wurde zudem was ich war. Der Schatten Prinzessin Zeldas.

Vernichtet

Ich beobachtete, wie ich es immer getan hatte. Wie ich es immer tun würde. Ich hörte, wie Zelda ihr Versprechen erfüllte, wie sie Link erzählte, alles sei eine Verkleidung gewesen. Ich sah den Unglauben, den Zweifel auf seinem Gesicht. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als ihr zu glauben. Denn er würde mich nicht mehr wiedersehen. Ein Schatten konnte nur einmal im Leben beschworen werden. Link, schwor ich mir. Ich werde auch über dich wachen. Ich werde euch beide beschützen. Ab jetzt und immerdar. Ich schwöre es im Namen der Schatten. Die Beschwörung der Pfeile des Lichts war selbst in meinem schattenhaften Dasein schmerzhaft. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, entzwei gerissen zu werden. Fortgespült von einem Licht das zu stark für diese Welt war. Dann verging der Schmerz und Zelda überreichte Link die Pfeile des Lichtes. Nun könnte es gelingen. Nun würde er Ganondorf bezwingen können und Hyrule würde wieder das Land werden, was es einstmals war. Das war es wert. Was war persönliches Glück angesichts so vieler Menschenleben. Warum ließ dieser Schmerz dann meinen schattenhaften Körper erzittern? Ich merkte zu spät, das meinem inneren Erbeben ein äußeres gefolgt war. Ein Riss aus reinster Finsternis tat sich auf.

„Dieses Beben...was geschieht hier?!“, hörte ich Zelda fragen. Ich sandte ihr ein warnendes Gefühl. Sie keuschte auf. „Das darf nicht sein! Link, wir müssen hier raus!“

Doch es war bereits zu spät. Ganondorfs Stimme hallte wie eine körperlose Finsternis durch die Zitadelle. „Prinzessin Zelda...endlich habe ich dich! Ich bin beeindruckt, wie es dir gelungen ist, mir sieben Jahre lang zu entkommen! Endlich gibst du dich zu erkennen...Ich wusste, dass ich nur dem Junge zu folgen brauchte, um dich zu finden...mein einziger Fehler war die Kräfte des Jungen zu unterschätzen...Nein, es war nicht seine Kraft, die ich unterschätzte, sondern die des Triforce-Symbols für Mut! Doch mit dem Element, das er besitzt und dem Triforce der Weisheit, das in deinen Händen ruht, schließt sich der Kreis...Mit allen drei Elementen werde ich zum Herrscher der Welt!“ Mit aller Kraft schirmte ich Zelda ab gegen die Macht der Finsternis, die immer stärker auf uns eindrängte. Doch Ganondorf war zu stark für mich. Klirrend durchbrach er meinen Schutzwall. Wände aus blauem Kristall taten sich um uns auf, in einer Verhöhnung der Halle der Weisen. Wir wurden emporgehoben. Fort von Link, der eine Hand nach uns ausstreckte, ohne uns durch den Kristall erreichen zu können. Noch einmal dröhnte Ganondorfs Stimme durch die Zitadelle. „Wenn du Zelda retten willst, sehen wir uns in meinem Schloss!“ Das Letzte was ich hörte, war Ganondorfs kaltes lachen. Das letzte was ich sah, Links panischer Blick zu uns herauf. Dann wurde es schwarz.
 

Wir schwebten in Ganondorfs Räumlichkeiten. Rasch spürte ich über unsere Verbindung nach Zelda. Sie war unverletzt. Doch dieser Kristall schien ihre Magie in sich aufzunehmen. Würde er das weiter tun, würde sie nicht genug Kraft haben, sich gegen Ganondorf zu wehren, sollte sie ihrem Gefängnis entkommen. Und es würde ihr nicht gelingen, ihn endgültig zu versiegeln. Nun, sie war nicht allein. Und die Schatten besaßen viel Magie. Ich stemmte mich gegen den Energiefluss des Kristalls und die Schatten folgten mir. Der Kristall begann zu schimmern, feine Risse bildeten sich auf seiner Oberfläche, als eine Magie, alt wie die Welt, auf ihn einprasselte. „Danke, Shiek“, hörte ich die Prinzessin flüstern. „Oh, danke.“

„Sorgt Euch nicht“, entgegnete ich ihr. „Link wird es schaffen. Und bis dahin, habe ich Euch hier herausgeholt.“ Auch wenn sie meine Worte nicht verstand, würde sie das Gefühl der Zuversicht spüren, das ich zu ihr aussandte.

Wir befanden uns in dem selben Saal, an dem ich schon so oft den König der Finsternis aufgesucht hatte. Von seinen Verbündten war ihm niemand geblieben. Er stand versteinert, verbittert an einem der rotglühenden Fenster, starrte wortlos hinaus in die Welt, die er geschaffen hatte. Ich fragte mich, was er sah. Ob er zufrieden war? Als hätte er meine Frage gespürt, fuhr sein Blick hoch zum Kristall.

„Wo ist Halani?!

„Sie ist tot“, antwortete Zelda an meiner Stelle.

Der König der Finsternis gab einen Schrei von sich. Energieschübe drückten gegen unser Gefängnis, doch Ganondorfs eigene Magie bewahrte uns vor größerem Schaden. Auch im Raum selbst gab es nichts mehr zu zerstören. Bis auf eine Orgel war der Raum wie leer gefegt.

„Warum Shiek?! Warum hast du das getan!?“ Eine Wildheit, wie ich sie noch nicht erlebt hatte, glomm in den Augen Ganondorfs. In diesem Moment schien er seinen letzten Rest an Menschenverstand an die Finsternis verloren zu haben. „Weil es das einzig richtige war“, fügte ich in Gedanken hinzu. Ganondorf gab einen unartikulierten Schrei von sich. „Ich habe dir vertraut! Wie konntest du meine Sache so verraten! Du hast diesen Weisen von Anfang an sämtliche Informationen zugespielt, oder?! Du hast nie für mich gearbeitet, nicht wahr?“

„Nein, nie.“

Diesmal klang Ganondorfs Lachen eindeutig wahnsinnig. „Aber wusstest du auch, wohin dich dein Weg führen würde? Das er dich für alle Zeiten in die Schatten verdammen würde?!“

„Ja, ich wusste es. Und es hat nichts geändert.“

„Du wusstest es! All die Zeit?! Dämlicher Narr! An meiner Seite hättest du groß werden können. Aber deine eigene Dummheit hat dich in den Untergang geführt!“

„Shiek?“ Zelda lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Tür des Raumes. Sie war geöffnet. Link stand im Eingang, schaute mit grimmiger Mine zum König der Finsternis.

Wie lange stand er schon da? Auf meine stille Frage hin zuckte Zelda die Schultern. „Keine Ahnung.“
 

Die Schatten hatten mir schon oft davon berichtet, aber Ich hatte Link bisher nie kämpfen sehen. Er war wie ein Licht in der Finsternis. Ich wusste, das die Schatten noch lange von ihm Lieder singen würden. Das Master-Schwert wurde ins einen Händen zu einer zuckenden Flamme. Das Blau seiner Augen glich einem wilden Sturm. Die Pfeile des Lichts trafen Ganondorf in sein finsteres Herz. Und die Berührung ertrug er nicht. Die Magie, die uns in unserem Gefängnis hielt, wurde schwächer. Die Risse breiteten sich aus, unsere Sicht auf den Kampf wurde unklar. Bald sahen wir nichts als zuckende Explosionen, gewebt aus Licht und Finsternis. Ein Tanz der Urkräfte, ein Kampf ewig während für alle Zeiten. Dann schwand die dunkle Präsenz und unser Gefängnis zersplitterte.

Links Haare hingen ihm schweißnass ins Gesicht, sein Körper war von blutigen Schrammen übersät. Aber er lebte. Es ging ihm gut. „Zelda...Shiek...ist alles in Ordnung?“

Zelda nickte in dem Augenblick, als der Turm zu beben begann. Ganondorf wollte uns mit in den Tod reißen. Doch ich war schon zu oft hier gewesen. Ich kannte mich hier aus. Und Zelda ebenso. Die Prinzessin führte Link aus dem Turm, der sich immer mehr in seine Einzelteile aufzulösen begann. Steine rieselten in immer größeren Brocken auf uns herab. Die Erde bebte, als sich die fliegende Festung zischend immer mehr in der Lavagrube versenkte. Ich hielt fliegende Steine von Zelda fern, tat dasselbe für Link, wenn er in meiner Nähe war. Doch auch Navi warnte ihn vor Feinden und herabstürzenden Steinen. Ich sandte die Schatten vor, sie entriegelten Türen und entschärften Fallen. Ganondorfs Geschöpfe waren sich uns in den Weg, entschlossen, den letzten Willen ihres Herrn zu erfüllen. Doch Links Schwertarm war stark und noch stärker war sein Wille. Niemand konnte sich uns lange in den Weg stellen. Dann war die letzte Tür hinter uns und ein nasser Wind schlug uns ins Gesicht. Zum ersten mal schmeckte der Wind nicht nach Tod. Es roch nach Regen. Hinter uns fielen berstend die letzten Reste von dem zusammen, was einmal Ganondorfs Festung gewesen war. Zeldas Blick traf Links, gemeinsam schauten sie auf, wo erste Sonnenstrahlen durch die dunkle Wolkendecke drangen.

„Es ist vorbei“, flüsterte Zelda. „Alles.“ Unendliche Erleichterung war aus ihrem Blick zu lesen. „Link, es tut mir leid, dass ich dir im Kampf nicht helfen konnte.“

„Schon gut“, sagte Link. Seine Stimme klang rau.

Doch noch war die dunkle Präsenz nicht verschwunden. Die Schatten spürten es. Denn noch immer gab es Finsternis. Ihr innerster Kern ballte sich zusammen, um aus den Steinen hervorzubrechen. Meine Warnung an Zelda kam zu spät. Schon streckte sich ein Arm aus den Trümmern und die Welt begann zu beben. Flammen zuckten auf, trennten Zelda und mich vom Kampfgeschehen. Ganondorfs Körper wuchs zu monströser Größe, der letzte Rest Menschlichkeit verließ ihn und ließ nichts zurück als ein Monster das bereit zum Töten war. Ein gewaltiger Schweif zuckte vor, prellte Link das Master-Schwert aus der Hand. Die Waffe landete gleich in unserer Nähe, doch es zurückzuwerfen war zwecklos Nur der Auserwählte konnte es führen, nur er würde es aus dem Stein ziehen können, in den es sich erneut gebohrt hatte. Zelda ballte die Hände zu Fäusten. „Mach ihn fertig, Link!“ Ich pflichtete ihr bei und betete zu den Göttinnen.
 

Link hatte viele Waffen auf seiner Reise gesammelt. Und sie alle kamen hier zum Einsatz. Gekonnt wich er Ganons donnernden Hieben aus, tauchte flink unter Beinen hindurch, um immer wieder den geschuppten Schweif des Untiers zu attackieren. In immer wilderer rage schlug das, was von Ganondorf geblieben war, um sich. Einmal erwischte er Link. Ich zuckte zusammen, als er in eine Steinsäule geschleudert wurde, die unter Ganondorfs Hieb zersplitterte. Reglos blieb er in den Trümmern liegen. Ganon beugte sich über ihm. Ein triumphierendes Grinsen hatte sich auf die monströsen Züge gelegt. Dann machte er sich bereit für den finalen Schlag. „Link!“ Ich schrie aus Leibeskräften, mit alles was ich war schrie ich seinen Namen. ungeachtet, das er meine Stimme nicht hören konnte. Ich schrie. Da öffnete Link die Augen. Für einen Lidschlag schaute er in meine Richtung, dann rollte er sich zur Seite und wich den Schlag aus. Im nächsten Augenblick lag der Bogen in seiner Hand, ein Lichtpfeil zuckte auf Ganondorfs Schwanz. Ganon gab ein wildes Brüllen von sich. Für einen Augenblick verloschen die Flammen. „Link! Das Master-Schwert! Es ist hier! Schnell!“, hörte ich Zelda rufen. Link rannte zu uns herüber, ergriff die heilige Klinge mit beiden Händen, zog es aus dem Stein hervor. Der Kampf begann von vorn. Doch all die Schmerzen, die Link dem Großmesiter des Bösen bisher bereitet hatte, waren nichts zu dem, was das Master-Schwert ihm antat. Mit jedem Schlag wich die Finsternis zurück. Mit jedem Hieb auf seinem Schweif gewann das Licht weiter die Oberhand. Und dann erloschen die Flammen endgültig. Ich sah, wie Zelda einen Strahl aus Licht wob, wie sie ihn in Ganons Richtung feuerte. „Link“, rief Zelda über Ganons Brüllen hinweg. „Ich versuche ihn mit meiner Kraft zu bannen! Nimm du das Schwert und versetze ihm den Todesstoß!“

Das Master-Schwert blitzte auf, als Link emporsprang, es auf die Stirn des Ungeheuers nieder sausen ließ.

„Oh ihr sechs Weisen es ist so weit!“, hob Zelda an.

Ihr Erschaffer Hyrules“, antwortete Raurus Stimme in unseren Gedanken. „Öffnet das versiegelte Portal und schickt diese Kreatur des Bösen in den Abgrund der Hölle.“

Weißes Licht umhüllte uns, schloss sich um Ganondorf in stärkeren Banden als es jeder Stahl vermocht hätte.

Noch im Sturz war die hasserfüllte Stimme des einstigen Gerudokönigs zu hören. „Du... widerlicher...ich verfluche dich Zelda...ich verfluche euch...ihr Weisen...ich verfluche dich Link....und ich verfluche dich, Shiek! Arrgh! Eines Tages werde ich dieses Siegel brechen...dann werde ich eure Nachfahren auslöschen! Solange das Fragment der Kraft in meiner Hand ist..." dann fiel Ganondorf in eine Welt aus gleißendem Licht.

Epilog: Vereint

Um uns her, war nichts als blauer Himmel an dem vereinzelt weiße Wolken dahintrieben. Sonnenlicht glitzerte auf Zeldas Schmuck und auf Links Haar. Es war eine Zwischenwelt, irgendwo am Rande vom Reich des Lichts.

Zelda schaute Link an. In Ihren Augen spiegelte sich noch das gerade Erlebte. „Danke Link. Dank deiner Hilfe ist es uns gelungen, den Großmeister des Bösen in das Reich der Hölle zu verbannen! Nun wird wieder Frieden herrschen in unserer Welt! Hoffentlich für alle Zeit.

Link legte der Prinzessin eine Hand auf die Schulter. „Jetzt ist Frieden, Zelda. Um den Rest machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist.

Zelda wandte sich ab, legte eine Hand an ihr Herz. „Ich bin schuld an all dem Unheil, das über Hyrule kam...ich war zu jung...ich konnte noch nicht wissen, welche Fährnisse sich mir auftun würden...Ich habe dich in all das hineingezogen...“

Link lächelte ihr zu „So viel ich weiß, war das Ganondorf. Und wir haben alle unseren Teil beigetragen. Freiwillig.“

Zelda wirkte nicht so, als hätte sie zugehört. Ihre Augen funkelten entschlossen. Ich kannte sie. Wenn sie in dieser Stimmung war, dann brachte bestenfalls ein Fauststoß Impas sie wieder auf andere Gedanken. „Nun ist es an der Zeit, meinen Fehler wieder gut zu machen...lege nun das Master-Schwert aus deinen Händen und schließe so das Zeitportal...Die Verbindung zwischen den Zeiten sei für immer gelöst...Link...gib mir die Okarina...“

Link zögerte kurz, reichte ihr dann das Instrument. „Es hat ohnehin die ganze Zeit dir gehört.“

Zelda legte ihre Hand auf die Seine. „Als eine der Weisen habe ich die Gabe, dich in deine Zeit zurückbringen zu können...“ Ein schmerzhafter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Nun herrscht wieder Friede in Hyrule...Und nun ist es für uns an der Zeit, Abschied zu nehmen...gehe nun, Link. Hole deine verlorenen sieben Jahre nach. Gehe nach hause...Dorthin wo dein Platz ist...Als der, als der du aufwuchst...“

„Ich bin mir nicht sicher, ob das noch der selbe Ort ist, wie zuvor, sagte Link leise. Ich glaube, mein Platz ist jetzt an der Seite von Jemand ganz Bestimmten.“

Hätte ich noch ein Herz gehabt, gewiss hätte es bei seinen Worten schneller geschlagen. Mir wurde warm.

Zelda horchte auf. „Du weißt es?“

„Warum hast du mir in der Zitadelle so einen Bären aufgebunden?“, fragte er. „Und wo ist Shiek? Hatte Ganondorf recht mit dem, was er sagte?“

Zelda seufzte, mied seinen Blick. „Du hast das gesamte Gespräch also mitbekommen?“

Link nickte.

„Er hat mich darum gebeten, deswegen habe ich es dir erzählt. Er wollte das du ihn schnell vergisst...und das du wenig leidest.“

Links Blick wurde weich. „Das passt zu ihm.“ Drängend fasste er Zelda an der Hand. „Ist er wirklich nicht aus den Schatten zurückzuholen? Gibt es keinen Weg?!“

„Keinen den ich wüsste“, glaube mir, ansonsten hätte ich es bereits versucht.“

Links Augen funkelten entschlossen. „Ich werde einen finden. Bring mich hier heraus! Ich mache mich auf die Suche nach einem Freund!“

Zelda lächelte. „Wenn es jemand schafft, dann du.“

Link erwiderte ihr Lächeln. „Leb wohl, Zelda.“

„Danke Link...und lebe wohl...“

Die Töne von Zeldas Wiegenlied erklangen in der Weite des Himmels. Blaues Licht umhüllte Link. Er wurde empor gehoben. Bald würde er in der Weite der Zeit verschwinden. Durch die Zeit und die Schatten getrennt...mein Innerstes bebte bei dem Gedanken. Ich wollte ihn nicht verlieren! Ich wollte seine Nähe spüren! Seinen Worten lauschen und sein Lächeln sehen! Bei den Göttern, ich wollte bei ihm sein! Stattdessen sah ich ihn verschwinden und spürte wie es mich innerlich zerriss.

Da bemerkte ich, wie Zelda eine plötzliche Idee durchzuckte, wie sie ein paar Schritte vorging. Ihr Schatten, ich, fiel mit einem Mal auf das blaue Licht. Zelda zwinkerte mir zu. „In der Gegenwart habe ich dich bereits beschworen. Damals habe ich es noch nicht getan. Bring mich nur dazu, es ordentlich zu machen!“

Ich wusste nicht, was ich sagen,denken oder fühle sollte. Ich konnte Zelda nicht einfach verlassen. Wer würde sie schützen, wenn ich nicht mehr an ihrer Seite weilte? Und dennoch, allein der Gedanke ließ mich erzittern. Es war so einfach! Zelda hatte mich erst kurz vor Links Rückkehr beschworen. Damals hatte sie es noch nicht getan. Es könnte tatsächlich funktionieren. Wilde Hoffnung durchströmte mich.

Zelda lächelte. „Hier ist Frieden, Shiek. Sorge dich nicht um mich. Und lebe wohl.“

Ich spürte, wie ich mich von Zelda löste, wie ich ebenfalls emporgehoben wurde. Ich sah noch, wie sie mir hinterherwinkte. Dann verschwamm die Welt in einem Meer aus Blau.
 

Blumenduft erfüllte den Garten in dem sich ein Junge und ein Mädchen gegenüberstanden. Das Mädchen mochte sich nur schemenhaft erinnern, auch wenn die Geschichten, die ich ihr in ihren Träumen erzählte, langsam ihre Wirkung taten. Doch in den Augen des Jungen leuchtete bereits eine Erfahrung die weit über seine Jahre hinaus ging.. Er war lange umhergereist, war schließlich in das Land Termina aufgebrochen, während Zelda unermüdlich lernte. Das Wissen von fast sieben Jahren ließ sich nicht an wenigen Tagen aufholen.

Doch dann tropfte Blut auf den Kreis und alles war anders. Ich spürte, wie sich meine Existenz zusammen ballte, wie sie sich zu menschlichen Armen und Beinen formte. Der Geruch von Blumen kitzelte meine Nase. Ein warmer Wind brachte meine Haare zum wehen. Links Jubelschrei hallte laut über den Burghof. „Shiek!“ Es gab keine Zurückhaltung mehr! Kein Ausweichen mehr! Endlich konnte auch ich auf ihn zugehen! Wir fielen uns in die Arme.

„Sind sie dafür nicht ein wenig jung?“, hörte ich Impas kritische Frage irgendwo hinter mir.

„Das geht schon...denke ich“, antwortete Zelda.

Als unsere Lippen sich trafen, spielte kein Gespräch der Welt mehr eine Rolle. Zu jedem Licht gehörte ein Schatten. Und wir hatten uns gefunden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  BODYROCKER
2016-06-07T19:42:56+00:00 07.06.2016 21:42
Sooooo. Wo fange ich nur an?:))) Also ich will nochmal ein großes Lob an dir aussprechen. Dein Schreibstil liest sich total flüssig, deine Beschreibungen zu Orten, Personen ect machst du so schööön. Wie ein Gedicht ^-^
Außerdem liebe ich diese vorsichtige Liebesgeschichte zwischen Shiek und Link. So rein..so unschuldig so süß !!
Deine Ganondorfs Interpretation war unglaublich. Ich hatte teilweise echt Wut auf den Kerl. Ein wirklich widerlicher Typ! Shiek hat wirklich viel auf sich genommen um Link nur irgendwie unterstützen zu können und Hyrule zu retten..und sich dabei völlig außer acht gelassen... irgendwie öffnet mir deine Geschichte die Augen. Im Spiel siehst du nur die Handlungen von Link dem Helden ..aber er ist halt nicht der einzige der für Hyrule kämpft und das wird hier besonders deutlich. Aaach:) irgrndwie richtig schade das es schon zu Ende ist...ein herzergreifedes Happy Ending :)))) macht Lust auf mehr!!! Außerdem schade das so eine gute ff keine Komentare bekommt, also einen fan hast du schon mal! ;)
Antwort von:  Rowanna
08.06.2016 16:49
Wow! Danke! Ich freue mich riesig über dein Lob. Ich habe mich bemüht, eine Geschichte über Liebe und Selbstaufopferung zu schreiben. Und es ist total schön, dass sie bei dir auch genauso angekommen ist. =)

Wenn du auf meine Charaktere wütend bist, dann müssen sie ja zumindest ein wenig lebendig wirken. Das ist total schön. =)
Und es ist ein gutes Gefühl, dass es jemanden gibt, dem mein Schreibstil gefällt. Wenn ich andere Texte im Familien- und Freundeskreis herumreiche, werden sie, je nachdem, wen ich frage, entweder als süß und nett, aber irgendwie zu wenig, oder als zu episch und als zu viel des Guten empfunden. Eine kritische Leserschaft ist ja eigentlich eine Berreicherung. Wenn sie sich nicht in dem, was sie sagt, fortwährend widersprechen würde. -.-

Ich bin mir sicher, dass sich viele Leser ein wenig mehr Körperlichkeit gewünscht hätten. Aber irgendwie fühlte es sich für mich nicht richtig an, das zu schreiben. Es passte einfach nicht zu meiner Vorstellung von den Charakteren. Schön, dass es dir trotzdem gefällt. =)

Das es nicht viele Leser gibt, ist nicht schlimm. So lange sich einer darüber gefreut hat, hat sich das Überarbeiten und Reinstellen doch schon gelohnt. Aber ohne deine lieben Rückmeldungen würde diese Geschichte wahrscheinlich noch immer in irgendeiner Speicherdatei meines PCs vor sich hinstauben. Schreiben macht Spaß, aber Überarbeiten ist lästig. Also, vielen vielen Dank!
Antwort von:  BODYROCKER
09.06.2016 20:29
Ich kann absolut nicht verstehen wer an deinem schreibstil was zu meckern hätte. :o Außerdem gerade bei The legens of Zelda passt es wie Faust aufs Auge !! Ich finds klasse:)))

Ja da gebe ich dir Recht. Also so hemmungslose Knutscherei hätte in der Story nicht so rein gepasst, ich finde diese emotionale Bindung wie du sie beschrieben hast total ausreichend auuuuuch wenn ich gerne noch mehr davon gelesen hätte:p Es ist echt niedlich wenn Link plötzlich so schüchtern wird und sogar rot wird..hihi

Na da bin ich aber erleichtert das ich dich dazu noch umstimmen konnte! Hab den anfang gelesen und wollte uuuunbedint weiter lesen aber hatte schon zweifel ob es überhaupt weitergehen würde oder nicht. Soooo oft passiert das bei richtig guten ffs D: richtig schade.. aber zum Glück hast du trotzdem alles hochgeladen! DANKE auch für die schöne ff!*_*
Von:  BODYROCKER
2016-06-04T20:57:45+00:00 04.06.2016 22:57
Oh wow gleich so viel neue Kapitel. Meine anfänglichen Zweifel hab ich nun völlig über Bord geworfen xD Ich finds einfach Klasse!! Allein wie du die Sicht von Shiek beschreibst ubd man trotzdem den verlauf den Spiels nachempfinden kann...dann noch eigene Ideen mit hinein gebracht.. Das zwischen Shiek und Link, erst anfänglicher misstrauen wandelt sich zu vertrauen und sogar Zuneigung! Die Chemie passt:D Mir gefällt die Entwicklung was die beiden durchmachen. Einfach Super*_*
Außerdem ist es interessant mal die andere Seite des "Spiels" zu sehen. Hab den Manga jetzt davon nicht gelesen, daher weiß ich nicht wieviel du dich daran gehalten hast aber den Gedankengang und Handlungen von Ganondorf zu erfahren finde ich richtig interessant und gelungen.
Armer Shiek..was der sich alles gefallen lassen muss nur damit er Link beschützen kann D:
Hoffentlich geht es bald schon weiter!!! *-*
Antwort von:  Rowanna
06.06.2016 18:01
Hallo! Wieder vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass dir die Entwicklung gefällt. Wen man niemanden hat, der mal drüber liest, was man ja nie, ob das Ganze so glaubwürdig rüber kommt, wie man sich das vorstellt.

An den Manga gehalten, habe ich mich insofern, dass dort Shiek als Doppelagent tätig ist und Zeldas Seele in ihm versiegelt ist. Bei der Art der Versiegelung, Zeldas und Shieks Verhältnis währenddessen und Shieks tatsächlicher Spionagetätigkeit, bin ich wiederrum sehr weit abgewichen. Du findest im Manga keine Szene, die auch bei mir Verwendung findet und auch die Handlung wird anders geführt. Am ähnlichsten wäre noch eine Szene, wo Shiek Ganondorf Bericht erstattet. Der Rest ist eigene Fanatasterei bezw eng aus Ocarina of Time entlehnt. Ganondorfs Charakter und sein Vorgehen sind Eigenkreationen. Freut mich sehr, dass es dir gefällt. =)

Genau den Eindruck wollte ich erwecken: Das Shiek all das tut, um Link, Zelda und Hyrule zu beschützen und dabei bis zur Selbstaufgabe geht. Freut mich total, dass das bei dir so angekommen bin! Nochmal einen riesigen Dank für deinen Kommentar!
Von:  BODYROCKER
2016-06-02T20:22:36+00:00 02.06.2016 22:22
Wahnsinn! Du schreibst echt klasse! Es fesselt einen beim lesen und ich bin echt richtig überrascht wie gut du die Idee mit Shieks "Auferstehung" aufgeschrieben hast!!! Gut ..es ist erst der anfang...und ich hab noch absolut keine Ahnung in was für eine Richtung das ganze gehen wird aber das pairing Shiek x Link finde ich schon mal ziemlich klasse. :D
Ich hoffe es geht bald weiter !! Lg ;)
Antwort von:  Rowanna
04.06.2016 18:09
Hallo BODYROCKER! Danke für deinen lieben Kommentar! Da bekommt man doch gleich Mut, weitere Kapitel hochzuladen! Diese FF ist nämlich eigentlich schon seit Monaten fertig. Aber solange ich das Gefühl hatte, das sich niemand dafür interessiert, hatte ich auf die Überarbeitung keine Lust. Das hast du gerade schlagartig geändert. Herzlichen Dank dafür!


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