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Gegen alle Widerstände

von

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Schlechte Nachrichten

So nach langer Zeit melde ich mich wieder mit einer neuen FF zurück. Im Vorfeld wünsche ich euch allerdings allen ein schönes Neues Jahr. Ich hoffe ihr habt den Jahreswechsel gut überstanden und findet die Zeit dieser FF eine Chance zu geben.
 

Nun möchte ich euch allerdings nicht weiter aufhalten sondern wünsche euch viel Spaß beim lesen.
 

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Kapitel 1: Schlechte Nachrichten
 

Ein Jahr war seit dem BEGA-Desaster vergangen. Die Wunden von damals waren so gut es ging verheilt und die Stadt wurde wieder aufgebaut. Dennoch hatte keiner vergessen was in diesem Jahr passiert war, besonders diejenigen nicht, die damals beteiligt waren. Und doch wirkte es im Nachhinein wie ein schlechter Traum. Währenddessen hatte Mr. Dickenson alle Hebel die ihm zur Verfügung standen in Bewegung gesetzt um die BBA wieder aufzubauen. Was anfangs mit einem kleinen Häuschen und einigen wenigen Beyarenen am Fluss anfing entwickelte sich schnell wieder in einen Massensport. Auch Tyson und die anderen Blader halfen täglich mit um die jüngeren Neueinsteiger des Sportes zu trainieren und ihnen das wichtigste am Beybladen zu übermitteln. An diesem Tag hatten sich sogar Kai und Tala dazu herabgelassen die jüngeren Blader zu beobachten. Manche hatten durchaus Potential, dass konnten sie sofort erkennen, doch ohne ein gutes Training würden diese nicht viel damit anfangen können.

„Hey Kai, wir brauchen mal Hilfe.“

Während Kai bei diesen Worten zu Ray herüberging setzte sich Tala auf eine Bank und fing an seine gekaufte Zeitung zu lesen. Eigentlich wollten sie nur kurz hier vorbeischauen um zu sehen wie es lief, doch dank Ray würden sie jetzt um einiges länger hier verbringen dürfen. Doch schon in dem Moment als er die 2 Seite erreicht hatte schien er innerlich zu erstarren.

„Ich fass es nicht, gibt dieser Mistkerl eigentlich nie auf?“

Mit diesen Worten wurde es plötzlich still. Es war selten dass der rothaarige Russe so aus der Haut fuhr, doch irgendetwas schien ihn um Fassung ringen zu lassen.

„Was ist passiert?“

Der rothaarige beachtete die Sprecherin gar nicht sondern murmelte nur etwas Unverständliches vor sich hin, was die meisten aus der Gruppe nicht verstehen konnte, da die Worte russischer Natur waren. Lediglich Kai verdrehte bei diesen Worten die Augen, bevor er seinem Teamkäptain die Zeitung aus der Hand riss und sich den Artikel kurz durchlas. Doch schon nach den ersten paar Worten verfinsterte sich sein Blick umgehend.

„Tala, du kriegst Zeitungsverbot. Ich bin es leid dass jedes Mal wenn du eine kaufst so etwas drin steht.“

„Als wenn das meine Schuld ist, Hiwatari.“

Nach diesen Worten atmete er tief durch. Eigentlich informierte er sich überwiegend übers Radio, was allerdings eher daran lag dass dieses bei ihnen immer an war. Schuld war eine etwas heftigere Auseinandersetzung zwischen Bryan und einer Ratte, wobei Ian und Kai doch irgendwie die Hauptschuldigen waren.
 

- Flashback -
 

Die Weltmeisterschaft war im vollen Gange und Tala hatte einen kleinen Abstecher nach Japan gemacht um sein letztes Teammitglied abzuholen. Vorher hatte er Spencer angewiesen sie sobald sie wieder in Russland waren am Flughafen abzuholen. Und wie erwartet hatte auch alles wunderbar geklappt. Die Wettkämpfe würden erst in einigen Tagen in New York anfangen und somit hatten sie noch genug Zeit sich auf alles vorzubereiten. Und hier in ihrem Zuhause hatten sie alle Möglichkeiten, die sie brauchten. Die BBA hatte ihnen nach der Eskapade mit der Abtei ein kleines Häuschen zur Verfügung gestellt, in der sie leben konnten. Mittlerweile hatten sie dieses auch einigermaßen angemessen hergerichtet. Es gab eine kleine Kochnische, die jedoch meistens von Spencer in Beschlag genommen wurde, da er der Meinung war sie würden nur aus Versehen etwas in die Luft jagen und dass nur weil Bryan im benebeltem Zustand eine Tüte Mehl anstatt Mais in den warmen Ofen gelegt hatte. Aber das hatte Spencer zum Glück recht schnell mitbekommen, doch das war nun wirklich kein Grund sie aus der Küche zu verbannen.

„So willkommen in unserem kleinen Paradise, Hiwatari und wag es ja nicht irgendeinen Spruch abzulassen. Es kann ja nicht jeder in einem Palast leben.“

Mit diesen Worten hatte sich Spencer schon von dem Neuzugang abgewendet und stiefelte die Treppe hoch.

„Es ist eine Villa und kein Palast.“

„Schlaumeier. Ich würde sagen er ist groß genug um sich zu verlaufen. Und genau deshalb verbringen wir die freien Tage bis zum Beginn der ersten Kämpfe in New York hier in Russland.“

„Ich hab mich bereits auf deinen Deal eingelassen, also wozu der Vortrag?“

„Wenn man bedenkt wie oft du von einem Team zum anderen springst…sagen wir es mal so, ich will keine unangekündigten Überraschungen.“

Es war Talas Entscheidung gewesen Kai zurück ins Team zu holen und er hatte sich von diesem Entschluss nicht abbringen lassen. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass die anderen nicht gerade begeistert waren.
 

Aber ihm war keine andere Wahl geblieben sie brauchten einen vierten Blader. Wobei, wirklich brauchen taten sie ihn nicht, aber es machte die Sache einfacher.

„Schade, ich hatte gehofft du zeigst Tala bei eurem Treffen einen Vogel.“

„Bryan…“

Noch ehe Tala weiter sprechen konnte mischte sich Ian, der mit Krücken bewaffnet auf sie zu gehumpelt kam.

„Sag mal hat hier gerade irgendetwas gepiepst?“

„Sollte das jetzt eine Anspielung sein oder eine ernstgemeinte Frage?“

Kai konnte sich nicht helfe, da er was Ian anging dieses Mal wirklich auf dem Schlauch stand. Was besonders daran lag, dass dieser sich suchend umsah.

„Es dreht sich nicht alles um dich, Hiwatari…da war es wieder.“

Nun humpelte Ian weiter zu einer Kommode und versuchte mit einer seiner Krücken darunter herumzustochern, doch dadurch, dass er sich nicht weiter runterbücken konnte brachte es nicht viel. Ein Grund wieso Kai nicht anders konnte als dem rothaarigem neben ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen. Dieser zuckte allerdings nur mit den Schultern, was so viel hieß wie keine Ahnung was der hört. Erst als Bryan sich dazu herabließ den kleinen Schrank etwas anzuheben, um darunter zu gucken, wurde Tala mit einem Schlag klar was los war, doch da war es schon zu spät.

„Nicht…“

„Aaahhhh!“

Mit einem lauten Schrei ließ Bryan den Schrank fallen und wich zurück. Selbst Kai war bei dieser Reaktion sofort klar, dass sie gerade Probleme hatte und mit Problemen meinte er jetzt nicht direkt die Ratte, die gerade unter dem Schrank hervorgerast war.
 

Nein, das größte Problem war Bryan, der seit der Abtei eine panische Angst vor den kleinen Nagetieren hatte. Denn diese Tiere waren Teil einer psychischen Folter, die er damals ertragen musste und genau das war der Grund wieso er sich jeglichen weiteren Kommentar verkniff. Denn in dem Fall konnte er sich gleich selbst ein Grab schaufeln, wobei ihm das ohne Kopf nicht sonderlich gut gelingen würde.

„Schmeißt dieses Vieh raus.“

Und wie auf Kommando stürzten sich Tala und Spencer auf die Ratte, die es jedoch irgendwie schaffte ihnen auszuweichen und anschließend so schnell sie konnte unter den nächsten Schrank huschte. Derweil waren die beiden selbsternannten Rattenfänger mit den Köpfen zusammengestoßen und brauchten erst mal eine Weile um wieder klar zu sehen. Kai hatte sich währenddessen vor den Schrank gekniet und griff darunter.

„Hab sie!...sag mal geht’s noch.“

Mit diesen Worten zog Kai die Ratte am Schwanz unter dem Schrank hervor. Doch gerade als sie in Sichtfeld war kam auch schon etwas auf ihn zugeschossen. Reflexartig ging er in Deckung und ließ die Ratte zu Boden fallen, welche sofort daraufhin erneut quer durch den Raum flitzte. Der zweite Teil seines Satzes kam jedoch erst nachdem ihm klargeworden war, was ihn beinah getroffen hatte.

„Jetzt lass doch das Mistvieh nicht wieder fallen.“

Zugegeben im Nachhinein musste Tala sich eingestehen, dass er die verfluchte Ratte wahrscheinlich auch fallen gelassen hätte, wenn ihm Bryans Blade aus heiterem Himmel beinah die Hand und den Kopf gespalten hätte. Doch in diesem Moment konnte er nicht anders reagieren. Dann jedoch zog er seinen eigenen Blade und schoss ihn ab. Die Ratte zu fangen war schon schmerzhaft genug, doch sich dann noch vor Bryans Blade in Acht zu nehmen grenzte nahezu an Wahnsinn.

„Gut, zweiter Versuch. Ich halte Bryans Blade in Schach und ihr bring diese Ratte raus.“

Gesagt getan. Keiner der anderen dachte auch nur im Traum daran zu wiedersprechen, da sie wussten, dass Bryan sich ansonsten nicht mehr beruhigen würde.
 

Zumindest nicht so lange wie diese Ratte in diesem Haus war. Tala sah nur aus dem Augenwinkel wie Spencer die Ratte zu fassen kriegte, sie aber sofort wieder losließ als er deren Zähne zu spüren bekam. Doch genau in dem Moment wo sie ihm aus der Hand flutschte hatte Kai sie schon wieder am Schwanz erwischt und ließ sie in gebührendem Abstand vor sich hängen.

„Sehr gut und jetzt entsorgt das Vieh draußen.“

Eins musste Tala sich eingestehen, diese Aktion war Grund genug um Kai im Team zu haben. Dieser hatte einfach seine eigenen Methoden um Dinge zu regeln, doch er musste aufpassen, dass er diesen unter Kontrolle hielt. Genau in diesem Moment in dem er das dachte war er kurz so abgelenkt, dass Bryans Blade den seinigen zur Seite stieß. Mit einem lauten Scheppern knallte Wolborg daraufhin an den Rahmen der Haustür.

„Ganz ehrlich Tala. Langsam krieg ich das Gefühl ihr wollt mich umbringen.“

Kai sah die gesplitterte Stelle am Türrahmen, welches sich nur wenige mm neben seinem Kopf befand, mit einem undefinierbaren Blick an.

„Das ist nur der normale Alltag.“

„Ich würde mal sagen nachdem was ich hier sehe passt der Name Demolition Boys trotzdem besser zu euch als der neue.“

Bei Kais Kommentar nahm sich Tala kurz die Zeit um sich umzusehen und insgeheim musste er ihm Recht geben. Es sah hier gerade aus wie auf einem Schlachtfeld. Obwohl wenn man bedachte, dass sie dieses Chaos innerhalb weniger Minuten fabriziert hatten, war ihr jetziger Name ideal. Erst bei diesem Gedanken viel sein Blick auf das zertrümmerte Radio. Er wusste nicht wie. Aber trotz des enormen Schadens durch Bryans Blade gab es gerade die neusten Nachrichten zum Besten. Dennoch war eines klar ein schiefer Blick und das Ding würde zu Staub zerfallen.
 

- Flashback ende -
 

Und genau das war der Grund wieso sie das Radio nie wieder angefasst hatten. Selbst wenn sie an diesem vorbeigingen machten sie einen großen Bogen um das Gerät, damit nicht mal der Luftzug ihrer Bewegung an dem derzeitigen Zustand etwas ändern konnte. Klar konnten sie sich ein neues zulegen, doch wozu die Geldverschwendung. Solange es funktionierte war alles in Ordnung.

„Er beendete sein Interview mit dem Zitat. Ich werde dafür sorgen, dass der Blitzkrieg ein Ende findet, so wie er es auch in der Geschichte getan hat….liegt das jetzt an mir oder gilt diese Drohung wirklich uns?“

„Da wir die Blitzkrieg Boys sind, würde ich sagen: Ja. Aber ernsthaft wundert dich das wirklich?“

„Ehrlich gesagt, Tala. Ja es wundert mich. Aber nicht so sehr die Drohung, sondern viel mehr die Tatsache, dass er scheinbar nur uns meint. Ich meine, soweit ich mich erinnere haben die G-revolution Boris Pläne ruiniert und nicht die Blitzkrieg Boys.“

Bei diesen Worten las sich Kai den Artikel noch mal genau durch, doch trotz allem konnte er nur diese eine Drohung entschlüsseln. Mittlerweile hatte Ray jedoch durchschaut worum es in dem ihm unbekannten Zeitungsartikel ging, allerdings war es eine gerade dazugekommene Person, die die gesamte Situation aufklärte.

„Kann sein dass Tyson und die anderen den entscheidenden Kampf geführt haben, aber Tala und sein Team haben den Grundstein dafür gesetzt. Ohne diesen Kampf hätte die Gruppe sich wahrscheinlich nicht gegen BEGA gestellt. Und was dich angeht Kai. Auf dich hat er wahrscheinlich einen besonderen Hass…ich meine du schleichst dich bei BEGA ein nur um dir einen Überblick über die Blader und deren Stärke zu verschaffen und dann bringst du auch noch, nach dem Boris deinen Plan durchschaut hat und dich auf seine Weise rausgeworfen hatte, seinen persönlichen Champion zu Fall… Ist es da wirklich so verwunderlich, dass er euch droht?“

Anstatt zu Antworten begnügten sich Tala und Kai damit dem Neuankömmling einen kalten Blick zuzuwerfen. Erst nach einigen weiteren Sekunden wendete sich Kai wieder an den rothaarigen.

„Kriegsrat?“

„Kriegsrat! Ich ruf die anderen an. Du kümmerst dich um den Flug.“

„Sagt mal geht es euch beiden eigentlich noch gut. Mit Boris ist nicht zu scherzen. Was wollt ihr bitte gegen ihn ausrichten?“

„Das lass mal unsere Sorge sein, Hiro. Wir kennen Boris besser als du oder irgendjemand anders. Und nur ganz nebenbei. Das war gerade die zweite schlechte Nachricht an diesem Tag und ich lasse es nicht auf eine dritte ankommen.“

„Zweite? Was war die erste?“

„Die über meinen Großvater!

Diesen kurzen Informationsaustausch führten die beiden in Russisch, damit die anderen es nicht mitbekamen.

Tala hatte diese Sprache gewählt, weil er befürchtet hatte, dass Kai ihm sonst nicht antworten würde und Kai nur weil er nicht riskieren wollte irgendwelche Ratschläge zu bekommen. Die Sache mit seinem Großvater war privat und da hatte sich niemand einzumischen. Aus diesem Grund war Kai dem rothaarigen auch insgeheim Dankbar, dass er das Thema nicht weiter anschnitt sondern es einfach fallen ließ.

„Jetzt wartet. Glaubt ihr nicht, dass ihr Boris damit genau in die Hände spielt. Ich meine, er müsste euch doch mittlerweile genauso gut kennen wie ihr ihn.“

„Und was sollen wir deiner Meinung nach tun, Hil. Rumsitzen und Dämchen drehen während Boris wer weiß plant?“

„Nein aber…“

Für einen Moment versagte Hilary die Stimme. Sie hatte für einen Moment den Faden verloren und zwar nicht weil sie Kais Worte überraschten. Nein viel mehr war die Art wie er sie Angesprochen hatte ungewöhnlich. Er hatte ihren Spitznamen benutzt und dass hatte er vorher noch nie getan. Sie wollte sich darüber nicht beschweren, auf gar keinen Fall, aber es irritierte sie dennoch.

„Wieso warten wir es nicht einfach ab? Ich meine wir wissen doch alle was bei eurem letzten Alleingang passiert ist und…okay, okay, tut mir Leid ich wollte nicht…ich…äh…ich glaub dahinten hat mich wer gerufen, also…bis später.“

Eigentlich wollte Ray die Situation nur entschärfen, doch schon kurz vor Beendigung seines Satzes fiel ihm auf, dass das ein großer Fehler war. Die Blicke, die er daraufhin zugeworfen bekam sprachen Bände und ließen ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Er musste weg hier, soviel stand fest und zwar bevor er noch zu Eis erstarrte oder in Flammen aufging, je nachdem welcher der beiden Blader schneller war. Und bei seinem Glück würde beide gleichzeitig handeln, was bedeutet, dass er erst eingefroren, dann geviertelt und am Ende verbrannt würde. Kein schöner Gedanke.
 

Während Ray die Flucht antrat hatten sich Tala und Kai scheinbar wieder beruhigt. Jedoch war es Hiro der noch einen drauf setzte.

„Ray hat nicht Unrecht. Solange ihr nicht wisst was Boris genau vorhat, solltet ihr euch zurückhalten und abwarten.“

Max konnte diesen Satz nur gedanklich zustimmen. Er kannte Kai jetzt einige Jahre und Tala hatte er auch das eine oder andere Mal erlebt, besonders vor der Sache mit BEGA. Ihm war klar, dass in diesem Punkt nicht einfach mit den beiden zu reden war. Besonders nicht mit Tala, da dieser ziemlich heftig auf den ehemaligen Abteileiter reagierte.

„Du hast es vielleicht nicht mitbekommen, aber wir hatten für diesen Sommer verschiedene Pläne und das heißt dass er zuschlagen wird solange wir getrennt sind!“

„Das ist natürlich ein Argument. Aber dann wäre es immer noch klüger die anderen her zu holen. Meint ihr nicht auch?“

„Und wieso haltet ihr uns gerade davon ab?“

„Weil…was?“

Nun war Hilary verwirrt. Sie konnte sich nicht erklären was sie gerade verpasst hatte und auch die anderen waren mehr als irritiert.

„Du sagtest doch gerade dass Kai sich um den Flug kümmern soll, weil ihr zu den anderen nach Russland wollt.“

„Nein ich sagte nur, dass er sich um den Flug kümmern soll, denn wie gesagt die drei hatten andere Pläne für den Sommer und ich habe keine Lust die halbe Welt abzusuchen bis ich die drei endlich gefunden habe. Ich weiß nur eines und zwar, dass sie momentan nicht mal in Boris nähe sind, noch nicht jedenfalls.“

„Das heißt sie sind nicht in Russland?“

„Haben wir doch gerade gesagt oder nicht?“

Manchmal verstand Tala die Gruppe echt nicht. Wie deutlich musste man seine Worte eigentlich formulieren, bis die Gruppe es geschnallt hatte. Es war ja nicht so, dass er aus purer Freude in Japan war.
 

- Flashback -
 

Tala konnte nicht anders als die vielen Reisebroschüren auf den Tisch anzustarren. Sein Team drehte gerade gewaltig durch so viel stand fest.

„Ihr spinnt doch!“

„Nachdem was in dem letzten Jahren alles passiert ist, würde ich eher das Gegenteil behaupten. Ich meine wir sind zwar aus der Abtei rausgekommen aber die Abtei bestimmt in gewisser Weise immer noch unser Leben. Die Sache mit BEGA hat uns das erst richtig vor Augen geführt. Es wird Zeit dass wir mal was anderes sehen. Hier wie wär‘s mit Hawaii, da soll es richtig gute Wellen geben auf denen man surfen kann…“

Eigentlich wollte Spencer nur einen Witz machen, doch Talas Reaktion war einfach unbezahlbar, weshalb er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Dass er den Jüngeren dadurch noch mehr aufbrachte hatte er jedoch nicht beabsichtigt.

„Du kannst nicht mal surfen.“

„Aber ich kann es lernen.“

Tala sah Spencer daraufhin nur fassungslos an. Die Sache mit BEGA war gerade mal ein paar Wochen her. Er selbst hatte immer noch Blessuren von dem Kampf, während die anderen zwar wieder auf den Beinen waren aber immer noch den einen oder anderen Kratzer besaßen. Ein Grund mehr wieso er deren Verhalten nicht nachvollziehen konnte.

„Ihr wisst schon dass Boris immer noch da draußen ist, oder? Glaubt ihr wirklich, dass er das ganze einfach so vergessen wird? ... Ich sag das ja ungern Spencer aber vor drei Jahren waren wir seine Ultimativen Blader. Dann wurde die Abtei zerschlagen und zwei Jahre später schießt die BEGA aus dem Boden. Und deren beste Blader waren selbst uns überlegen…“

„Darum geht es doch. Wir wissen wie Boris arbeitet. Uns hätte klar sein müssen, dass er die guten Blader bis zum Schluss aus der allgemeinen Aufmerksamkeit heraushält, damit er wenn es wichtig wird mit ihnen trumpfen kann. Wer weiß wen er noch alles unter seine Fittiche genommen hat und die nur darauf warten sich zu beweisen. Was wir brauchen Tala ist kein längeres Training, sondern neue Techniken und die finden wir nicht hier.“

„Außerdem hat Ian einen Hinweis bekommen, dass ein entfernter Verwandter von ihm in der USA lebt und dem wollte er nachgehen.“

Mit diesen Worten hatte sich nun auch Bryan in die Situation eingemischt. Ihn interessierte es nicht ob noch jemand aus seiner Familie lebte oder nicht. Er hatte mit ihnen schon vor der Abtei abgeschlossen genauso wie Tala. Wobei dessen Vater sich schon vor Jahren den Kopf weggesoffen hatte.
 

Zwar verstand er Ians Verhalten auf die Nachricht nicht, doch er würde einen Teufel tun und ihn aufhalten.

„Und das mit dem Verwandten ist sicher?“

„So sicher wie die Akten der BBA sein können. Dieser Dickenson hat sich in dieser Hinsicht wirklich Mühe gegeben, nicht dass es für mich eine Rolle spielt, aber es gibt viele aus der Abtei die sich über derlei Nachrichten gefreut haben.“

„Und jetzt? Habt ihr euch gedacht, dass ihr mal eben in die USA fliegt um Ians Verwandten zu suchen und euch nebenbei ein paar schöne Urlaubstage gönnt. Schon mal an die Kosten gedacht?“

Gut sie übertrieben es etwas. Allerdings hatten sie sich bereits entschlossen zusammen nach Amerika zu fliegen und diesen Verwandten ausfindig zu machen. Schaden konnte es ja nicht. Die Borschüren waren eigentlich auch nur ihr Ersatzplan, für den Fall dass Ian wirklich Erfolg hatte und mit diesem alleine etwas unternehmen wollte.

„Das lass mal unsere Sorge sein, außerdem schuldet uns Hiwatari ja noch was für den verpatzten Sieg!“

„Na darüber wird sich Kai sicherlich freuen.“

„Es ist ja nicht so, dass wir ihn ausschließen. Er ist immerhin Teil des Teams und…“

Tala sollte nie erfahren, was Bryan hatte sagen wollen, da gerade eine weitere Person in den Raum getreten war und dieser seinen Satz sofort abbrach. Unwillkürlich wich Tala einen Schritt zur Seite, damit sein Teampartner einen besseren Blick auf den Tisch hatte. Währenddessen beobachtete er die Reaktion des Jüngeren genauer. Er wusste dass dieser noch angeschlagen von seinem letzten Kampf war, doch das bedeutete nicht, dass es angenehmer war mit ihm aneinander zu geraten. Im Gegenteil, es war deutlich schlimmer.

„Sagt mal, was treibt ihr hier eigentlich?“

„Vorbereitung für unseren Sommerurlaub!“

„Tu mir einen Gefallen Kai und sag ihnen, dass sie spinnen.“

„Ihr spinnt!“

Auch wenn Kais Worte mehr als monoton waren, konnten die anderen nicht anders als laut loslachen. Selbst Tala konnte sich nicht mehr zurückhalten. Vielleicht lag es daran, dass dieser seiner Bitte ohne jegliche Widerworte nachgegangen war oder weil seine Worte nicht mal ansatzweise überzeugend klangen. Doch welchen Grund der unerwartete Lachanfall der Blitzkrieg Boys auch immer hatte, eines konnten sie nicht leugnen. Er tat ihnen verdammt gut.
 

- Flashback ende -
 

Am Ende des Tages hatten sie sich dazu durchgerungen sich für den Sommer aufzuteilen. Amerika war nicht wirklich eines der Kontinente, die Tala zusagten. Aus diesem Grund hatte er sich entschlossen den Sommer bei Kai in Japan zu verbringen. Gut dass er sich dafür mit Tyson und den anderen herumschlagen musste war auch nicht zu verachten, doch besser als irgendwo durch die Straßen von Amerika herumzuwandern.

„Dürfen wir jetzt gehen?“

„Klar doch.“

Hilary stand nach ihrer Antwort nur völlig verwirrt in der Gegend rum und sah den beiden Bladern hinterher. Sie wusste nicht was sie von dem ganzen halten sollte. Doch dann schüttelte sie den Kopf und wendete sich wieder an Hiro, der scheinbar genauso verwirrt reinblickte wie alle anderen.

„Was machst du eigentlich hier?“

„Mr. Dickenson plant ein neues Turnier, deshalb bin ich hier. Er hat nicht viel gesagt, nur dass es neue Regeln gibt und dass meine Anwesenheit daher äußerst wichtig ist.“

„Ein ziemlich ungünstiger Moment wenn man die Situation der Blitzkrieg Boys betrachtet.“

„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Team sich von irgendetwas ablenken lässt und wer weiß vielleicht lockt es Boris sogar aus der Deckung.“

„Augenblick, spinnst du? Was wenn die fünf sich dann entscheiden Boris entgegenzutreten so wie vor einem Jahr?“

„Sie sind alt genug Hilary. Und selbst wenn sie das tun, dann gibt es ein Team weniger um dass ihr euch sorgen machen müsst.“

„Das ist doch nicht dein ernst!“

Nun war Hilary auf 180. Was war bitte in Hiro gefahren. Erst die Sache mit BEGA und jetzt dieser Spruch, so hatte sie ihn nicht in Erinnerung. Sie war nur froh, dass Tyson davon nichts mitbekam und dass nicht weil er taub war, sondern weil er einfach wieder den Tag verschlafen hatte und bis jetzt noch nicht aufgetaucht war.
 

Lediglich Kenny, Max und Ray waren zu dem morgendlichen Training gekommen, wobei letzter den Rückzug angetreten hatte und nun in sicherem Abstand von ihrer Position einen 9 jährigen Jungen beim starten seines Blades half.

„Es ist die Wahrheit! Und besser sie treten Boris während eines Turniers entgegen, als wenn sie einen Hinterhofkampf in Kauf nehmen. Auf diese Weise hat Stanley die Möglichkeit den Kampf abzubrechen, wenn es zu kritisch wird.“

„So wie er versucht hat den Kampf zwischen Kai und Tyson abzubrechen?“

Hilary konnte sich noch gut an den Finalkampf zwischen Kai und Tyson erinnern. Mr. Dickenson Versuch den Kampf damals in einem Unentschieden enden zu lassen, was nicht von Erfolg gekrönt war. Keiner war von dieser Entscheidung begeistert gewesen, doch letzten Endes war es Kai, der den Plan des BBA Vorsitzenden zum Scheitern gebracht hatte. Ohne seine starke Gegenwehr und die dadurch resultierende Unruhe im Publikum hätte Mr. Dickenson seine Entscheidung mit Sicherheit nicht zurück genommen. Sie wusste nicht wieso aber aus irgendeinem Grund hatte Kais Stimme bei diesem mehr Gewicht als die der anderen.

„Das war was anderes. Keiner war von Mr. Dickensons Entscheidung begeistert gewesen, aus diesem Grund war es für ihn auch so schwer diese durchzusetzen.“

„Und du glaubst wirklich das würde anders laufen, wenn einer der Blitzkrieg Boy in einem Beykampf ernsthaft verletzt wird? Beim Kampf zwischen Tala und Garland hat es auch keinen interessiert was mit diesen passiert. Was wenn das Publikum gegen die Entscheidung den Kampf abzubrechen angeht? Wird Mr. Dickenson dann ebenfalls einen Rückzieher machen.“

„Nicht wenn es um Kai geht. Der Junge genießt bei Mr. Dickenson Narrenfreiheit. Und wenn du mich fragst nutzt Kai das schamlos aus.“

Hilary gab bei diesen Worten nur einen verächtlichen Laut von sich. Zugegeben als sie Kai kennen gelernt hatte, hielt sie ihn für einen ignoranten Rüpel, doch das hatte sich mittlerweile geändert. Zwar würde sie ihn nicht unbedingt als freundlichen Zeitgenossen bezeichnen, doch war er auch niemand der andere ausnutzte.
 

Zumindest hatte sie nie einen solchen Eindruck bekommen. Zwar wusste dieser durchaus wie er sich durchsetzen konnte, doch das hieß nicht dass er es auch tat zumindest nicht gegenüber von Autoritätspersonen. Lediglich Tyson und die restlichen Bladern wurden von ihm in regelmäßigen Abständen in die Schranken gewiesen, aber gegenüber Mr. Dickenson hatte sie so etwas nur während des Finalkampfes erlebt und da hatte er einen guten Grund gehabt. Und genau deshalb konnte sie ihren Kommentar auch nicht zurückhalten.

„Schwachsinn.“

„Denkst du? Glaubst du wirklich Stanley hätte jedem gestattet von jetzt auf gleich das Team zu wechseln, obwohl die Qualifikationen schon durch waren? Oder dass es Zufall war das alle Teams außer dass der Blitzkrieg Boys einen Coach hatte, obwohl es in den Regeln festgelegt war, dass jedes Team einen vorweisen musste. Und schlussendlich war da noch die Anwesenheit von Tala bei der Konferenz in der über den weiteren Verlauf der Weltmeisterschaft entschieden wurde, obwohl nur die Trainer der drei verbliebenen Teams dort erscheinen sollten. Kai hatte bei der vergangenen Weltmeisterschaft mehr Einfluss auf die Handlungsweise der BBA, als er hätte haben sollen und das nur weil Stanley der Meinung ist, dass er ihm etwas schuldet.“

Nun verstand Hilary gar nichts mehr. Gut wenn sie es genau betrachtete, dann musste sie zugeben, dass das alles wirklich merkwürdig war. Damals war es ihr nicht aufgefallen, doch nun da Hiro jeden einzelnen Punkt deutlich hervorhob fielen auch ihr die Unstimmigkeiten auf.

„Und wieso sollte er Kai was schulden, das ergibt doch keinen Sinn!“

„Doch tut es und zwar wenn du dich mit den Russian Championships befasst.“

„Die Russian Championships waren vor drei Jahre. Das ist Schnee von gestern.“

Nun hatte sich auch Ray wieder eingemischt. Er hatte gesehen, dass es zwischen Hiro und Hilary zu einer Diskussion gekommen war und hatte sich deshalb wieder zu der Gruppe gesellt. Für einen Moment hatte er nur wie Max und Kenny schweigend zugehört, doch Hiros Worten ließ ihn nur den Kopf schütteln.
 

Kai war noch nie ein einfacher Mensch gewesen, doch so schlecht war er auch nicht und insgeheim fragte er sich ja was der ältere gegen diesen hatte.

„Für euch vielleicht, Ray. Immerhin gab es für euch keine Konsequenzen. Bei Kai sah das allerdings anders aus. Stanley hatte ihn damals nicht zufällig zum Teamkäptain bestimmt, sondern nur weil er Voltaires Enkel war. Ihm war bewusst dass dieser etwas vorhatte, jedoch nicht was. Darüber hinaus fehlten ihm die Beweise. Deshalb hat er alles dafür getan, damit ihr so viel Zeit als Team verbringt wie es nur geht. Und sein Plan hat funktioniert. Kai hat sich letzten Endes für das Team entschieden und gegen seinen eigenen Großvater.“

Die Worte trafen die Gruppe wie ein Schlag. Zumindest traf dass auf Ray, Max und Kenny zu. Die beiden letzteren hatten bis eben nur schweigend zugehört, da sie einfach nicht wussten was sie hätten sagen sollten und auch jetzt versagte ihre Sprache. Hilary hingegen konnte den Zusammenhang nicht begreifen, was vor allem daran lag, dass sie die Jungs zu der Zeit noch nicht kannte. Aus diesem Grund fiel ihr Kommentar auch dementsprechend aus.

„Und?“

„Kai ist bei seinem Großvater aufgewachsen.“

„Moment, soll das heißen, dass er sonst keine Familienangehörigen hatte? Was ist mit seinen Eltern?“

Die Tatsache an sich schockte Hilary nicht wirklich, sondern viel mehr, dass sie nie über die Möglichkeit nachgedacht hatte, dass Kai keine Familie hatte. Was für Freunde waren sie eigentlich, wenn sie so etwas nicht mal wussten.

„Das weiß wohl nur Voltaire. Es liegt nahe, dass seine Mutter in der Abtei gearbeitet hat, was auch erklären würde, wieso er dort geboren ist. Aber was anschließend aus ihr geworden ist weiß keiner, genauso wenig ist über Kais Vater bekannt.“

Während Hiro das sagte fing es in Ray Kopf an zu arbeiten und langsam setzten sich die Puzzleteile zusammen.

„Einen Moment mal…nachdem die Russian Championships vorbei waren, sind wir noch einige Wochen geblieben…“

Er erinnerte sich noch gut daran. Sie hatten die Zeit genossen. Sie hatten ihre alten Teams vergessen und damit ihre Streitigkeiten und Rivalitätskämpfe vergessen und einfach nur Tysons Sieg gefeiert. Nur Kai hatte sich wie üblich abgesondert. Damals hatte er sich nichts dabei gedacht, doch wenn er jetzt zurückblickte, erschien es ihm, als hätte dieser sie die gesamte Zeit nur missmutig beobachtet.
 

-Flashback-
 

Ray konnte sich nicht erinnern wann er das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Es war einfach herrlich mit allen Team zusammen zu sein und die freie Zeit zu genießen.

„Kannst du mir erklären wie man an so einem Tag schlecht drauf sein kann, besonders wenn man gerade die Weltmeisterschaft gewonnen hat?“

„Ich bin nicht schlecht drauf!“

„Nicht du!“

Mit diesen Worten nickte Mariah unauffällig in Kais Richtung, doch genau in dem Moment, in dem er sich umwandte, war dieser schon aufgestanden und im Hotel verschwunden. Eine Tatsache, die Ray nur mit den Schultern zucken ließ. Er hatte irgendwie gehofft, dass sie Kai nach den Championships besser kennen lernen würden, besonders da es in den letzten Tagen so wirkte, als hätte er sie endlich als Teampartner und auch als Freunde akzeptiert. Doch das schien wohl eine Fehleinschätzung gewesen zu sein.

„Keine Ahnung. Ich rede mal mit ihm.“

„Ja tu das bevor er uns noch allen die Stimmung vermiest.“

Mit diesen Worten ging Mariah wieder zu den anderen, doch allein anhand ihrer Worte wusste Ray, dass sie immer noch wütend auf Kai war. Wie sollte sie auch nicht immerhin hatte er ihr BitBeast gestohlen und sie in der Arena lächerlich gemacht. Er wusste bis heute nicht was damals in Kai gefahren war und das würde er wahrscheinlich auch nie herausfinden. Mit diesen Gedanken ging er ebenfalls ins Hotel und steuerte ihr gemeinsames Zimmer an. Er war noch nicht mal einen Meter an die Tür herangetreten, als er schon Stimmen hörte.

„Kai ich versteh ja dass es dir schwer fällt…“

„Sie verstehen gar nichts. Ich habe ihnen alles gesagt was ich weiß, was wollen sie noch! Das Spiel ist vorbei. Ihr Team hat gewonnen. Ende der Geschichte.“

In diesem Moment wusste Ray nicht was er von dem gehörten halten sollten. Besonders Kais Stimme irritierte ihn. Einerseits konnte er die Wut deutlich heraushören, doch andererseits schwang noch etwas anderes mit. Etwas was er bei Kai selten gehört hatte und dass war Verzweiflung.

„Ohne diesen letzten Schritt wird es nicht enden. Das Ganze ist kein Spiel, Kai. Du kannst jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen, damit würdest du alles zu Nichte machen…“

„Sie haben dass alles von Anfang an geplant, oder nicht?“

Mr. Dickenson antwortete daraufhin nichts, wahrscheinlich hätte er es auch nicht gekonnt, da Kai kurz nach seiner Frage die Tür aufriss und ihm urplötzlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.

„Alles in Ordnung?“

Innerlich verfluchte sich Ray. Eine noch dümmere Frage hätte er nun wirklich nicht stellen können.

„Alles bestens.“

„Wir sollten später weiterreden. Aber ich bitte dich Kai, denk noch mal in Ruhe über meine Worte nach.“

Mit diesen Worten verließ Mr. Dickenson das Zimmer und ließ Kai und ihn hinter sich zurück. Nach einigen Minuten des Schweigens wendete er sich letzten Endes zu Kai, doch dieser schien nicht mal im Traum daran zu denken ihn aufzuklären.

„Denk nicht mal daran zu fragen.“

Mit diesen Worten hatte sich sein Gegenüber umgedreht und ihm die Zimmertür vor der Nase zugeschlagen. Für einen Moment überlegte er ob er Kai zur Rede stellen sollte, doch dann entschied er sich dagegen.
 

- Flashback Ende -
 

Nur schemenhaft erinnerte sich Ray an die Ereignisse von vor 3 Jahren. Kai war zu der Zeit ziemlich mies drauf und er hatte so das Gefühl als hätte der Streit etwas damit zu tun gehabt. Genau in dem Moment in dem er das dachte, lieferte Hiro auch schon eine Antwort auf seine Frage ab.

„Ihr seid damals in Russland geblieben, weil Stanley sich nicht sicher war ob Kai dem Druck der auf ihm lastete wirklich standhalten konnte. Immerhin sollte er noch gegen Boris und seinen Großvater Aussagen und genau diese Aussage war damals entscheiden für den Verlauf des ganzen Prozesses. Hätte Kai damals einen Rückzieher gemacht, dann hätte Stanley keine Wahl gehabt als euch in den Zeugenstand zu rufen und zu hoffen dass sich der ganze Prozess nicht in ein Desaster entwickelt.“

„Aber Kai hat keinen Rückzieher gemacht.“

Für Hilary war das die einzig mögliche Schlussfolgerung, weshalb sie ihren Kommentar nicht mehr länger für sich behalten konnte. Dass allein sprach doch für diesen.

„Nach dem was ich gehört habe war er aber auch nicht sehr kooperativ. Eine Tatsache die man ihm nicht mal verübeln kann wenn man bedenkt dass er mittlerweile das Ausmaß seiner Situation begriffen hatte. Es hatte Stanley eine Menge Überzeugungskraft gekosten um ihn zu der Aussage zu bewegen. Das fatale war, dass genau diese Aussage dazu geführt hatte, dass Kai alles verloren hatte und noch dazu nach dem Prozess nicht mal wusste was jetzt genau mit ihm passieren würde. Und genau das ist der springende Punkt. Ich gebe ja zu, dass die Zeit nicht gerade leicht für Kai war und ich kann auch verstehen, dass Stanley sich schuldig fühlt weil er diesen in seine Pläne gegen Voltaire eingespannt hat. Aber irgendwann ist jede Schuld mal beglichen“

„Das ist nicht der Grund.“

„Wie bitte?“

„Du weißt vielleicht was damals alles vorgefallen ist, Hiro. Aber du kennst Kai nicht. Wenn Mr. Dickenson sich schuldig fühlt dann nicht, weil er Kai dazu gebracht hat gegen seinen Großvater auszusagen, sondern eher weil er auf dieselbe Methoden zurückgegriffen hatte wie seine Gegner. Er hat Kai mit unserer Hilfe manipuliert, sodass er genau das gemacht hat, was er von diesem erwartet hatte.“

Es war eine bittere Erkenntnis, doch es war die Wahrheit, dass wusste Ray. Allerdings zeigte Mr. Dickenson Verhalten Kai gegenüber, dass er keine bösen Absichten hatte. Er wollte Voltaire unschädlich machen und die einzige Möglichkeit das zu erreichen war Kai gegen seinen Großvater aufzubringen. Dennoch stimmte es ihn etwas traurig, dass Kai ohne es zu ahnen von einer Marionettenrolle in die nächste gestürzt war und am Ende vor einem riesigen Scherbenhaufen stand, den er selber zusammen fegen musste. Doch noch trauriger machte es ihn dass keiner von ihnen etwas mitbekommen hatten und wenn doch es einfach nicht beachtet hatten. Umso beeindruckender war es, dass Kai es trotz allem geschafft hatte sich über Wasser zu halten und seinen eigenen Weg ans rettende Ufer zu finden. Er selbst war sich nicht sicher, ob er das nach solchen Erfahrungen geschafft hätte, nur eines und zwar, dass er es auf keinen Fall allein geschafft hätte.
 

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Familienzusammentreffen

Kapitel 2: Familienzusammentreffen
 

Tala und Kai ahnten von der Diskussion der Gruppe nichts und wahrscheinlich hätte es sie in diesem Moment sowieso nicht mal interessiert. Im Augenblick waren ihre Gedanken bei ihren Teammitgliedern, zumindest traf das vor allem auf Tala zu. Die Sache mit Ians angeblichen Verwandten hatte ihm von Anfang an sorgen bereitet, doch nun schlich sich noch ein anderer Verdacht in seinen Kopf. Ein Gedanke, der alles in einem anderen Licht darstellte und ihn dazu brachte sich zu fragen, wieso er überhaupt nachgegeben hatte.

„Wenn Boris der BBA den Hinweis von Ians Verwandten zugespielt hat, dann dreh ich dem Kerl persönlich den Hals um.“

„Als wenn das helfen würde. Das bringt dich höchstens in den Knast.“

Bei diesen Worten war Tala wütend stehen geblieben, allerdings ging Kai einfach weiter. In diesem Moment konnte der rothaarige das Gefühl nicht abschütteln, dass dem Jüngeren die Sache völlig egal war. Dieser hatte seine Hände in die Hosentaschen gesteckt und verfolgte wie üblich sein eigenes Ziel ohne wirklich auf den Weg zu achten. Eine Tatsache die er gar nicht verstehen konnte, besonders nach der vorigen Diskussion mit Hiro und Hilary.

„Ich meine das ernst!“

„Ich auch aber zurück zum Thema. Selbst wenn deine Vermutung zutrifft, die drei können sehr gut auf sich selbst aufpassen! Denen passiert schon nichts, da haben ihre Gegner deutlich schlechtere Karten.“

Mit diesen Worten blieb Kai letztendlich doch stehen und wendete sich zu seinem Teampartner um, welcher ihm immer noch einen finsteren Blick zuwarf. Doch seine Worte bewirkten, dass dieser Ausdruck schnell wieder wich und einer undurchsichtigen Maske Platz machte.

„Woran genau denkst du?“

„An die Maus in der Abtei. Bryans irrationales Verhalten wenn er sich in die Enge getrieben fühlt… Such dir aus was immer dir gefällt…und jetzt komm. Je schneller wir nach Hause kommen, desto schneller können wir die anderen kontaktieren und desto weniger Zeit bleibt Boris etwas gegen die drei zu unternehmen.“

Tala erwiderte daraufhin nichts, sondern schloss lediglich mit seinem Teampartner auf. Eine Aktion die mehr als deutlich machte, dass er Kai in diesem Punkt durchaus zustimmte.
 

Der Weg zur Villa war zwar nicht wirklich nah, dennoch waren die beiden ziemlich schnell an ihrem Ziel angekommen.

„Gut und wie erreichen wir jetzt die anderen?“

„Vitamin B. Ich muss nur die Privatnummer des Hoteldirektor finden.“

„Bitte was?“

Einerseits war es eine Erleichterung zu wissen, dass Kai einen Plan hatte, andererseits war es unerträglich nicht zu wissen was der Jüngere vorhatte. Aus diesem Grund hatte er auch keine andere Wahl als diesem zu folgen. Wenig später waren sie auch schon in einem weiteren Zimmer angekommen. Tala musste nicht groß überlegen, wo sie genau waren, immerhin hatte Kai ihm bei seiner Ankunft mehr als deutlich gemacht, dass dieses spezielle Zimmer für ihn Tabu war. Ein Grund mehr um sich genau umzusehen. Direkt vor ihm gab es einen großen Schreibtisch aus massivem dunklem Holz. Zu seiner Rechten war ein riesiges Regal mit zahlreichen Ordern, welches die gesamte Wand verdeckte. Zu seiner linken konnte er ein hohes Bücherregal erblicken, daneben ein dunkles Ledersofa. Ein Anblick, der für ihn nicht wirklich zusammenpasste. Was hatte ein Sofa bitte in einem Arbeitszimmer zu suchen. Bei diesem Gedanken schüttelte er nur belustig den Kopf und ließ sich auf das Sofa fallen während Kai den Computer auf dem Schreibtisch einschaltete.

„Du glaubst echt, dass dein Großvater die Privatnummer des Hoteldirektor, von dem Hotel in dem die anderen eingecheckt haben, in seinem Computer gespeichert hat?“

„Das glaub ich nicht, ich weiß es. Immerhin habe ich ihnen das Hotel extra gebucht. Ich muss nur erstmal sein Passwort knacken.“

„Oh Freude!“

„Tu mal nicht so. Ich bin durchaus in der Lage mich in fremde Rechner einzuhacken.“

Das glaubte er Kai ausnahmsweise aufs Wort. Immerhin hatte er auch versucht gehabt sich in das System der BEGA zu hacken. Sein Pech war nur, dass er sich in dem Moment in dem er es geschafft hatte wieder zurückziehen musste, da er ansonsten erwischt worden wäre. Wobei er sich in dieser Hinsicht fragte ob Boris diesen Versuch nicht doch bemerkt hatte.
 

Bei diesen Gedanken fiel Talas Blick auf das große Fenster. Hinter diesem erstreckte sich ein gepflegter Garten mit einem recht großen Teich. Es war eigentlich eine Schande dass der Schreibtisch so stand, dass man mit dem Rücken zu diesem Ausblick saß.

„Ich bin mir nur nicht sicher was dein Großvater dazu sagen würde?“

„Ich hab nicht vor es ihm zu verraten.“

Kurz nach diesen Worten konnte er von Kai ein leichtes Fluchen hören. Scheinbar war es doch nicht so einfach Voltaires Passwort zu knacken, wie es sich der jüngere Gedacht hatte.

„Probleme?“

Der Rothaarige konnte bei diesen Worten ein amüsiertes Schmunzeln nicht verbergen. Kai warf ihm nur einen kurzen Blick zu, bevor er weiter auf der Tastatur herumtippte. Gleichzeitig machte er sich auf einen Zettel Notizen. Wahrscheinlich um zu verhindern, dass er sich bei seinen Versuchen wiederholte.

„Geht doch.“

„Na Großvaters Passwort endlich geknackt?“

„Solange hab ich dafür jetzt auch nicht gebraucht.“

Mit diesen Worten hatte Kai noch etwas in die Tastatur eingegeben, bevor er sich das kabellose Telefon auf dem Tisch griff und eine Nummer eingab. Anschließend warf er den Hörer Tala zu, welcher diesen auch ohne Schwierigkeiten auffing.

„Der Name ist Winter. Erwähn einfach Voltaires Namen und er gibt dir jede Information die du brauchst oder in unserem Fall verbindet er uns mit jedem mit dem wir sprechen wollen.“

„Praktisch.“

Mehr antwortete Tala nicht, sondern drückte nur die Verbindungstaste. Ungeduldig wartete er darauf dass sein Anruf entgegen genommen wurde. In diesem Moment fragte er sich wirklich wie lange eine Minuten wirklich sein konnten. Kai hatte sich währenddessen wieder dem Computer zugewendet und suchte im Internet nach dem nächsten Flug, von Amerika nach Japan.
 

Es war an sich keine schwierige Aufgabe, es sei denn man versuchte einen Last Minute Flug für 3 Personen zu finden. Eine Person war leicht unter zu bringen doch drei auf einmal, das war eine andere Baustelle. Und die drei getrennt zurück zu holen war ein Risiko, welches sie nicht eingehen konnten. Am besten wäre es wenn sie einen möglichst frühen Flug fanden.

„Guten Morgen, Ivanov mein Name, ich rufe im Auftrag von Mr. Hiwatari an…ich muss dringend mit einem Gast ihres Hotels sprechen sein Name ist Bryan Kuznetsov….ja natürlich ich warte…“

Mit diesen Worten verdrehte er die Augen und lehnte sich zurück. Ehrlich gesagt hatte er keine Lust zu warten, doch das war nun mal seine einzige Chance die anderen drei zu erreichen. Insgeheim wunderte es ihn ja dass allein der Name Hiwatari einen soweit voran brachte. Da konnte man es mal wieder deutlich sehen. Geld regiert die Welt und das würde sich wahrscheinlich niemals ändern.

„Zwei Stunden.“

Kais Worte nahm Tala nur mit einem Nicken zur Kenntnis, bevor er sich wieder dem Telefon zuwandte, da er in diesem Moment eine bekannte Stimme hörte.

„Wurde auch Zeit, dass ihr drangeht…ihr müsst packen. Euer Flug geht in genau 2 Stunden…das erklär ich euch wenn ihr hier seid. Seht einfach zu dass ihr den Flug nicht verpasst sonst komm ich rüber und schleife euch persönlich nach Japan…ich bin ruhig, Bryan…“

Gerade in dem Moment als Tala das sagte ging auf einmal die Tür zum Arbeitszimmer auf. Die Person, die jedoch in der Tür stand hatte er nicht erwartet, weshalb er erschrocken das Telefon fallen ließ, welches mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufschlug und dort liegen blieb.
 

In dem Moment blickte auch Kai vom Computerbildschirm auf, doch als er den Neuankömmling erblickte stand er reflexartig von dem Schreibtischstuhl auf. Allerdings war er sonst zu nichts in der Lage. Für einen Moment herrschte Schweigen, doch dann schüttelte Tala seinen Schockzustand ab und griff nach dem am Boden liegenden Telefon.

„Ich muss Schluss machen, Bryan. Wir sehen uns später.“

Mit diesen Worten legte er auf und legte das Telefon auf den Schreibtisch. Währenddessen war auch Kai um den Schreibtisch herum gekommen und gesellte sich zu dem rothaarigen.

„Soweit ich mich erinnere hatten wir hier regeln.“

„Keine Sorge, wir sind schon weg.“

Mit diesen Worten schob sich Kai an seinen Großvater vorbei, doch ehe dieser den Raum verlassen hatte wurde er von diesem zurückgehalten.

„Kai! Wenn ich dich noch einmal dabei erwische wie du dir Zugang zu meinen Dateien verschaffst kannst du was erleben.“

Für einen Moment schien Kai unschlüssig an Ort und Stelle zu verweilen. Er wusste momentan nicht wie er mit der Situation umgehen sollte. Immerhin waren drei Jahre vergangen seit er seinen Großvater das letzte Mal gesehen hatte. Ursprünglich sollte dieser 5 Jahre absitzen, doch die letzten 2 wurden auf Bewährung gesetzt, seinen Anwälten sei Dank. Letzten Endes entschied er sich dafür sich nicht weiter mit seinem Großvater anzulegen und einfach den Rücktritt anzutreten ohne darauf zu achten ob Tala seinem Beispiel folgte. In der jetzigen Situation war das einfach die bessere Variante. Zwar war ihm klar, dass Voltaire entlassen werden sollte, doch so schnell hatte er ihn nicht hier erwartet.
 

Erst in seinem Zimmer kam er dazu Luft zu holen. Das konnte noch ärger geben, insbesondere wenn Bryan und die anderen hier ankamen.

„Na das kann was werden! …Du hättest mich wenigstens warnen können das dein Großvater zurückkommt.“

Mit diesen Worten war Tala in das Zimmer getreten und schloss die Tür hinter sich. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, dann hätte er vermutlich über das ganze gelacht. Momentan war ihm jedoch nicht danach.

„Hab ich doch!“

„Nein du hast nur gesagt, dass die erste schlechte Nachricht des heutigen Tages die von deinem Großvater war. Du hast mit keiner Silbe erwähnt, dass er heute zurückkommt!“

„Ich hatte keine Ahnung. Ich hab lediglich von seiner Entlassung erfahren. Allerdings dachte ich, dass er vorher noch einige Sachen zu erledigen hätte, bevor er hier auftaucht.“

„Tja da hast du dich wohl sauber verschätzt…und was jetzt?“

Kai beantwortete diese Frage nicht. Er hatte keine Ahnung was jetzt passieren würde. Das Ganze war einfach zu überraschend gekommen. Zudem wusste er nicht wie sein Großvater darauf reagieren würde, wenn er erfuhr, dass Tala nicht nur zufällig hier war, oder darauf dass seine geliebte Villa bald von einer chaotischen Bande Russen überfallen werden würde. Das schlimmste was passieren konnte, war dass er sie rausschmiss und zwar alle zusammen. Und dass würde bedeuten, dass er wohl oder übel Tyson um Asyl bitten müsste. Eine Voraussicht die ihm gar nicht beharkte.

„Im schlimmsten Fall Urlaub bei Tyson.“

„Was?“

„Das heißt wie bitte!“

„Ist doch völlig egal. Zurück zum Thema. Bevor ich bei dem Urlaub mache ziehe ich zurück in die Abtei.“

„Sag das nicht zu laut.“

Tala zuckte daraufhin nur die Schultern. Es war die Wahrheit. Er hatte nichts gegen Tyson an sich, nur seine Art konnte er nicht ertragen. Der blauhaarige war einfach viel zu laut und die Tatsache, dass dieser Daichi bei sich aufgenommen hatte würde eine solche Situation nur zusätzlich verkomplizieren. Am Ende würde er, abhängig von der Situation, entweder den beiden den Kopf einschlagen oder sich selbst. Gut gehen würde es auf keinen Fall und er wusste bis heute nicht wie Kai es die letzten Jahre mit diesem ausgehalten hatte.
 

- Bei Hiro -
 

Hiro hatte seine Diskussion mit Hilary derweil beendet und war nun auf den Weg zum neuen BBA Hauptgebäude. Dieses war deutlich kleiner als das alte, doch wirkte es von außen trotz allem recht vielversprechend. Die Eingangshalle war schlicht gehalten. An den Wänden hingen Bilder von verschiedenen Bleybladekämpfen, die durchaus beeindruckend aussah und einen unerfahrenen Sporteinsteiger zum Beitritt ermuntern würde.

„Hiro, schön dass du gekommen bist!“

„Ich muss zugeben dass sie mich neugierig gemacht haben.“

„Am besten besprechen wir das in meinem Büro.“

Der Weg in das besagte Büro dauerte nur einige Minuten. Es befand sich im Erdgeschoss so dass es für jeden leicht zugänglich war. Doch als Hiro das besagte Büro betrat blieb er überrascht in der Tür stehen.

„Hiro schön dich zu sehen.“

„Dad. Was machst du hier?“

Es war lange her, dass er seinen Vater gesehen hatte. Um genau zu sein hatte er vor der letzten Weltmeisterschaft das letzte Mal mit ihm gesprochen. Aus diesem Grund war ihm die herzliche Umarmung mehr als willkommen

„Stanley hat mich hergebeten. Es hat etwas mit den kommenden Weltmeisterschaften zu tun. Und jetzt möchte ich wirklich wissen worum es implizit geht.“

Mit diesen Worten setzte sich der ältere wieder auf seinen Stuhl und wartete gespannt auf die Dinge die sein Arbeitsgeber zu sagen hatte.

„Wie ich bereits erwähnt habe wollte ich mit euch über die Regeln für das kommende Turnier reden. Es gibt einige Änderungen bezüglich der Teamaufstellung.“

„Ich nehme mal an die Zweierteam Regelung hat sich nicht wirklich bewährt.“

„Oh doch, es hat durchaus etwas Schwung in die Kämpfe gebracht. Allerdings gab es einige Team, die unter ihren Möglichkeiten geblieben sind und viele Ersatzspieler, die nicht ein einziges Mal zum Zug gekommen sind. Das soll sich dieses Mal ändern.“

„Und was schlagen sie vor? Soll sich jeder einzeln durch das Turnier kämpfen?“

„Auf gar keinen Fall. Solche Kämpfe enden in einen Desaster. Einige Blader sind einfach viel zu stur um aufzugeben, wodurch sie sich und alle Anwesenden in Gefahr bringe. Und genau das will ich in diesem Turnier unterbinden…“

Mr. Dickenson musste keine Namen nennen, Hiro und dessen Vater wussten sofort auf wen dieser Anspielte. Aus diesem Grund unterließen sie es den älteren zu unterbrechen und hörten nur weiter gespannt zu.

„… Deshalb dachte ich viel mehr daran die zweier Teams durch vierer Team zu ersetzen. Dadurch haben die Team mehr Möglichkeiten ihre Blader und Strategien zu variieren. Sie können entweder die gesamte Stärke des Teams nutzen um einen schwächeren Gegner zu besiegen oder durch geschicktes Zusammenspiel einen überlegenen Gegner in die Knie zwingen. Es kommt natürlich auf die Blader selbst an. Um das jedoch zu erreichen mussten die vorigen Regeln um einiges verschärft werden.“

„Und dass bedeutet im Klartext!“

Nun war Bruce mehr als neugierig geworden. Er hatte die letzten Regeln der Weltmeisterschaft nur am Rande mitbekommen, doch auch so war ihm aufgefallen, dass sich die Blitzkrieg Boys einige eigenwillige Freiheiten genommen hatte.
 

Und auch Kais Verhalten während des Finalkampfes war alles andere als angebracht. Zwar konnte er den Jungen in gewisser Weise verstehen, dennoch war dessen Methoden seinen Willen durchzukriegen fragwürdig.

„Ich werde den Bladern nicht verbieten einzeln gegeneinander anzutreten, doch in jeder Kampfetappe muss mindestens ein Teammatch stattfinden. Im optimalen Fall gibt es nur ein vier gegen vier Match. Im schlechtesten Fall drei Einzelmatche und ein zwei gegen zwei Match. Was die Trainer angeht. Diese dürfen selbst nicht im Turnier aktiv werden, sondern haben wie beim letzten Mal die Aufgabe ihre Team zu beraten. Allerdings habe ich aus gewissen Gründen entschieden dass das Mindestalter auf 25 hochgesetzt wurde.“

„Das war’s dann wohl mit der Sonderbehandlung der Blitzkrieg Boys.“

Hiro konnte diesen Kommentar nicht unterdrücken. Doch dann viel ihm etwas anderen ein was seine gute Laune wieder etwas senkte.

„Aber zurück zur Teamaufteilung. Wie sollen Daichi und Tyson am Turnier teilnehmen, sie sind nur zu zweit, denn ich glaube nicht, dass Ray, Max und Kai sich wieder mit Tyson zusammenschließen.“

„Das will ich hoffen, die vier zusammen und das Turnier ist schon vor Beginn entschieden.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher Bruce. Immerhin wird auch das ehemalige BEGA Team am Turnier teilnehmen und gegen die hatten die Jungs ziemlich zu kämpfen. Es wird also ein Interessantes Turnier werden. Und was Tyson und Daichi angeht. Für die werden wir schon zwei neue Partner finden. Und ganz unter uns. Ich habe ein paar Worte mit Romero geredet und wenn er meinen Rat annimmt gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit das sich F-Dynastie für das gleiche Team qualifiziert.“

„Das F-Dynastie Team liefert hervorragende Teamkämpfe, dass wäre für Tyson und Daichi ein extremer Vorteil.“

„Stimmt, Hiro. Ein Grund mehr für die anderen Team sich nicht auf die Einzelstärken ihrer Blader zu verlassen, sondern zu versuchen an ihrer Teamfähigkeit zu arbeiten.“

Bruce konnte nicht verbergen, dass er sichtlich überrascht war. Stanley hatte wirklich alles beachtet, was man in der jetzigen Hinsicht beachten konnte. Er konnte es nicht leugnen, dass er sich insgeheim schon auf das Turnier freute.
 

Besonders gespannt war er jedoch auf die Reaktion der Teams, die bisher jedem Teamkampf aus dem Weg gegangen waren.

„Allerdings gibt es bezüglich der Regeln einige Schwierigkeiten und dass betrifft die Trainer.“

„Lassen sie mich raten, Stanley. Sie wollen, dass wir eines der teilnehmenden Teams als Coach zur Seite stehen.“

„So in etwa.“

Bei diesen Worten war Hiro vor Schreck aufgesprungen. Er ahnte schreckliches und sollte Dickenson wirklich das Vorhaben was er glaubte, dann war er raus aus der Sache.

„Oh nein. Bitte sagen sie mir nicht, dass sie mich als Coach für die Blitzkrieg Boys einsetzen wollen. Das können sie nicht machen!“

„Keine Sorge Hiro. Die Blitzkrieg Boys übernehme ich. Wäre doch gelacht wenn wir die Jungs nicht wieder in die richtige Spur kriegen.“

„Deinen Optimismus in allen Ehren Bruce, aber das halte ich für eine schlechte Idee. Nicht weil ich dir nicht zutraue mit den Jungs fertig zu werden, sondern weil die Rivalität zwischen deinem Sohn und Kai einfach viel zu groß ist. Dich als Trainer für die Blitzkrieg Boys einzusetzen wäre genauso fatal als wenn ich Benzin ins offene Feuer schütten würde. Und mit Hiro würde es genauso sein. Aus diesem Grund habe ich mir gedacht dass Hiro wieder die Verantwortung für das BEGA Team übernimmst. Bruce, dich möchte ich bitten die Bartez Battellions zu unterstützen.“

Für einen Moment schwiegen die beiden angesprochenen, doch dann stelle Bruce die Frage die ihm schon seit einigen Minuten auf der Zunge lag.

„Und was ist mit den Blitzkrieg Boys?“

„Einer meiner neuen Angestellten hat sich bereit erklärt als Trainer für die Jungs zu fungieren. Sein Name ist Damien und nachdem was ich gesehen und gehört habe ist er für diese Aufgabe bestens geeignet. Er weiß wie er sich durchsetzen kann und zudem ist er äußerst ausdauernd.“

„Ich hoffe sie irren sich nicht.“

Bruce konnte Stanleys Vorgehensweise zwar verstehen, dennoch hatte er ein ungutes Gefühl dabei die Verantwortung für die Jungs einem Mann zu übertragen, von dem sie kaum etwas wussten.
 

Das konnte eigentlich nur daneben gehen, denn wenn die Blitzkrieg Boys dicht machten, dann konnte man genauso gut auf Granit beißen, ehe man sie dazu brachte einen bestimmten Weg einzuschlagen.

„Sagen sie, Mr. Dickenson. Wo wir wieder bei den Blitzkrieg Boys sind. In der heutigen Tageszeitung gab es einen Artikel. Ich hab ihn selbst nicht gelesen, aber soweit ich mitbekommen habe, ging es um ein Interview mit Boris. Er soll irgendetwas in der Art wie er wird den Blitzkrieg beenden gesagt haben. Tala und Kai haben diese Worte als persönliche Drohung aufgefasst.“

„Das kann ich mir vorstellen und ich fürchte sie haben auch einen guten Grund dafür!“

„Wo wir gerade bei Boris sind. Wie wahrscheinlich ist es, dass er in dem kommenden Turnier wieder mitmischt.“

Das war so ziemlich das was Bruce am meisten interessierte. Er konnte ehrlich gesagt darauf verzichten diesen Mann wiederzusehen. Denn jedes Mal wenn dieser auf der Bildfläche auftauchte brachte er seinen jüngsten Sohn in Gefahr.

„Ich fürchte leider sehr wahrscheinlich. Dadurch dass das gesamte BEGA-Gebäude zerstört wurde kann sich dieser als Opfer darstellen. Würde ich sein Team, sofern er eines vorweisen kann, was ich nicht im Geringsten bezweifle, ausschließen würde man mir Diskriminierung vorwerfen. Und sehen wir es wie es ist. Die jungen Blader, die Boris für seine Pläne benutzt können nun wirklich nichts dafür.“

„Das hatte ich befürchtet.“

Die Neuigkeiten sagten ihm gar nicht zu, doch was sollte er tun. Ihm waren genauso die Hände gebunden wie Mr. Dickenson, alles was er tun konnte war seine Augen offen zu halten und zwar nicht nur in Bezug auf das Team für dass er während der Weltmeisterschaft verantwortlich sein würde.
 

In diesem Moment klopfte es auf einmal an der Tür. Herein trat ein Mann mit langen schwarzen Haaren. Sein Gesicht hatte einen grimmigen Ausdruck und seine Augen wirkten kalt. Jedenfalls war dass Bruce erster Eindruck.

„Sie wollten mich Sprechen, Sir!“

„Ah Damien, gut dass du da bist. Ich wollte dir nur schnell Bruce und Hiro vorstellen. Die beiden haben sich entschieden die Verantwortung für zwei der anderen Teams zu übernehmen. Ich dachte es wäre angebracht, dass ihr euch vor dem Turnier kennen lernt.“

„Es ist mir eine Freude.“

Mit diesen Worten reichte Damien erst Hiro und dann Bruce die Hand. Letzter wusste nicht wieso, doch irgendwie konnte er diesen Worten keinen Glauben schenken. Er konnte das Gesicht nicht einordnen, doch er war sich sicher, dass er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Allerdings ließ ihn sein Gedächtnis in dieser Hinsicht im Stich.

„Die Freude ist ganz unsererseits. Sie übernehmen also das Training der Blitzkrieg Boys. Aber sagen sie, was genau wissen sie über die Jungs?“

„Ein rebellisches Team, dem es in erheblichem Maße an Disziplin und Respekt mangelt, doch das werde ich ihnen schon austreiben. Also keine Sorge, ich weiß worauf ich mich eingelassen habe.“

„Na dann kann ich ihnen nur viel Glück wünschen.“

„Glück ist was für die schwachen, in einem Turnier zählt nur das Können!“

Diese Worte ließen Bruce sprachlos zurück. Die Einstellung gefiel ihm gar nicht. Und das war noch die Untertreibung des Tages. Der Spruch erinnerte ihn gewissermaßen an den Leitsatz der Abtei und den kannte er nur, weil er ihn in den Verhandlungen damals oft genug gehört hatte.

„Das wäre erst einmal alles für heute. Ich möchte euch nicht länger aufhalten.“

„Sie haben uns nicht aufgehalten. Falls sie noch etwas brauchen lassen sie es uns wissen. Wir helfen gerne.“

Mit diesen Worten verabschiedete sich Bruce und Hiro von Mr. Dickenson und ließen ihn mit Damien allein.
 

Der Weg der beiden Granger zum Dojo verlief schweigend. Sie mussten erst einmal verdauen was sie gerade erfahren hatten und was jetzt vor ihnen lag. Hiro war derweil in seine eigenen Gedanken vertieft. Er fragte sich wie Tyson auf sein Auftauchen reagieren würde. Das letzte Mal hatte er sich gefreut, doch das war bevor er die BEGA unterstützt hatte. Nach dem Zerfall von Boris Profiliga hatte er sich abgesetzt und seitdem hatte er keinen Kontakt mehr zu Tyson gehabt. Insgeheim fragte er sich ob dieser immer noch sauer über seine Entscheidung war.

„Ich bin mir sicher Tyson wird sich freuen dich wieder zusehen.“

„Nach dem letzten Mal bin ich mir da nicht so sicher. Es ist eine Menge passiert.“

„Du redest von BEGA richtig?“

Es war keine Frage mehr eine Feststellung und auch wenn sein Vater nah dran war, so war es nur die halbe Wahrheit.

„Eher von Brooklyn.“

Er gab es ungern zu, aber in diesem Punkt war er zu weit gegangen. Er hatte sich der Illusion hingegeben, dass er die Kontrolle über Brooklyn hatte. Doch er hatte sich geirrt. Er hatte zugelassen, dass dieser komplett die Kontrolle über sich und damit auch über sein BitBeast verloren hatte. Ein Ereignis, dass die Stadt in ein einziges Schlachtfeld verwandelt hatte. Es war beängstigend. Wenn es nach ihm gegangen wäre, er hätte Tyson im Stich gelassen. Doch nicht seine Freunde. Und genau das machte ihm am meisten zu schaffen. Das Ray, Max, Kenny, Daichi und Hilary dageblieben waren, konnte er verstehen. Nur Kais Reaktion bereitete ihm Kopfzerbrechen. Dieser schien nie jemand zu sein für den Freundschaft eine Rolle spielte, doch aus irgendwelchen Gründen war er dennoch immer dann da wenn Tyson ihn wirklich brauchte. Während der Weltmeisterschaft war er froh als er von Kais Teamwechsel erfahren hatte. Die Frage nach dem wieso konnte er dabei nicht beantworten. Vielleicht weil er wusste, dass dieser sein eigenes Ding durchziehen würde und gewollt oder ungewollt auch Tyson mitziehen würde. Er hätte seinen Job als Coach deutlich schwerer gemacht.

„Jeder kann mal Fehler machen und jeder kann sich mal in eine Sache verrennen.“

Bruce hatte das Justice 5 Turnier aus Ägypten verfolgt. Er hatte dort geschäftlich zu tun gehabt. Am liebsten hätte er alles stehen und liegen gelassen, doch selbst wenn er das getan hätte, so wäre er dennoch nicht in der Lage gewesen Tyson zu helfen.
 

Das ist so ziemlich das schlimmste. Zu wissen, dass man einfach zusehen musste, wie sich sein eigener Sohn in Gefahr brachte. Er konnte nur froh sein, dass ihm Freunde zur Seite standen, auf die er sich verlassen konnten.

„Weißt du es ist komisch. Manche Leute begehen einen Fehler nach dem nächsten und werde dennoch immer wieder herzlich empfangen und andere übertreten die Linie einmal und sind sofort unten durch.“

„Ich weiß auf wen du hinaus willst und glaub mir. Ich bezweifle, dass es so einfach ist wie er es aussehen lässt. Darüber hinaus, soweit ich es mitbekommen habe, war Tyson ziemlich nachtragend was dessen Teamwechsel betraf…“

Zu Beginn der Championships hätte er gerne hinter die Kulissen geschaut um zu wissen was dort zwischen Tyson und seine ehemaligen Teamkameraden abgelaufen war. Insgeheim war er froh, dass sich die Stimmung zwischen der Gruppe wieder beruhigt hatte. Mit diesen Gedanken betraten die beiden das Dojo.

„Ich hab keine Zeit Opa, ich muss los. Die anderen warten wahrscheinlich schon und…“

Mit diesen Worten kam Tyson ihnen entgegengerannt, doch als er sie erblickte blieb er wie angewurzelt stehen. Dass hatte zur Folge, dass Daichi, der hinter ihm hergerannt kam genau in ihn reinrannt und beide damit zu Fall brachte.

„Sag mal spinnst du.“

„Ich…wer ist denn mitten im Weg stehen geblieben.“

„Du hättest einfach die Augen aufmachen können.“

Während Daichi und Tyson sich lauthals stritten, wendete sich Hiro zu seinem Dad und flüsterte ihm leise etwas zu.

„Darf ich vorstellen unser Hausgast, Daichi.“

Bei diesen Worten schlich sich ein leichtes Lächeln auf Bruce Gesicht. Dann jedoch meldete er sich zu Wort und brachte die beiden Streithälse zum Schweigen.

„Ok Jungs, genug gestritten.“

„Dad was macht du denn hier?“

Aus Tysons Stimme konnte man die Freude deutlich heraushöre, doch die Situation traf ihn so überraschend dass er nichts anderes tun konnte. Insgeheim erinnerte Bruce die Situation an ihr Zusammentreffen von vor 3 Jahren. Er gab es ja zu, dass er zu wenig für Tyson da war, doch er hatte seine Arbeit und die ließ nicht viel Raum für Freizeit. Zudem konnte er nicht einfach mal so von einem Ende der Welt zum nächsten Fliegen.
 

Zumindest nicht wenn das bedeuten würde, dass er nur wenige Stunden bleiben konnte. Das würde die Situation nur noch schwieriger machen. Aus diesem Grund war er auch froh, dass Mr. Dickenson ihm eine Position als Trainer für das nächste Turnier zugedacht hatte. Zwar wäre es ihm lieber, wenn er Tysons Team zur Seite stehen könnte, doch wenigstens konnte er ihn öfters sehen als er es in den letzten Jahren getan hatte.

„Stanley hat uns gebeten etwas bei der neuen Weltmeisterschaft zu helfen!“

Er wählte seine Worte mit Bedacht, da er seinen zweiten Sohn Hiro nicht ausschließen wollte. Diesen schien Tyson bis jetzt nicht wirklich beachtet zu haben doch der Kommentar reichte, damit Tyson auch dessen Anwesenheit wahrnahm.

„Und das heißt was? Will Hiro wieder den großen Coach spielen?“

Mit diesen Worten war Tyson aufgestanden und auch Daichi folgte seinem Beispiel. Er freute sich zwar seinen Vater wieder zusehen, aber der Gedanke an eine neue Weltmeisterschaft in Kombination mit Hiros Anwesenheit ließ ihn seine Freude für einen Moment vergessen. Er war immer noch sauer auf Hiro, doch mehr weil dieser nach dem Kampf mit BEGA einfach abgehauen war ohne auch nur zu versuchen seinen Standpunkt darzustellen.

„Wieso vertragt ihr euch nicht einfach wieder. Wir wissen doch alle dass Boris ein Talent hat andere zu manipulieren und sie das tun zu lassen was er will…“

Hiro und die BEGA-Blader waren nicht die ersten die auf Boris hereingefallen waren. Selbst Tyson hätte sich beinah von dessen Masche blenden lassen. Lediglich der Kampf zwischen Tala und Garland hatte ihn aufgeweckt.
 

Im Endeffekt war es erschreckend, besonders wenn man betrachtete, dass dieser aus der Sache mit BEGA ohne Konsequenzen herausgekommen war. Möglich, dass er einiges an Geld verloren hatte, doch scheinbar schien er genug Investoren zu haben um sich über Wasser zu halten. Insgeheim fragte er sich sowieso wieso dieser Mann es immer wieder schaffte sich dem Gesetz zu entziehen. Damals vor 3 Jahren wurde er zwar verurteilt, doch bevor man ihn festnehmen konnte, war er auf einmal von der Bildfläche verschwunden. Voltaire war nicht so schnell gewesen, dafür hatte dieser seine Spuren deutlich besser verwischen können, weshalb seine Strafe nicht so hoch angesetzt wurde wie die von Boris.

„…Außerdem scheint Boris zum nächsten Schlag auszuholen und da ist es besser die alten Konflikte zu begraben und gemeinsam gegen ihn anzukämpfen.“

Es war gewagt Boris zu erwähnen, doch er wollte wieder Frieden in seiner Familie haben und das war momentan der einzige Weg um die beiden einander wieder näher zu bringen. Alles andere würde sich mit der Zeit von selbst regeln.

„Von mir aus!“

Tyson klang nicht gerade begeistert, was nun wirklich untypisch für ihn war, doch nachdem was in dem letzten Jahr passiert ist konnte er Tysons Reaktion verstehen. Im Moment konnte er nicht mehr erwarten als das, doch das hatte er auch nicht vor gehabt. Fürs erste war er froh wieder bei seiner Familie zu sein und bis zum Start des neuen Turniers würde er die Zeit mit dieser genießen.
 

- Irgendwo anders -
 

Eine Masse von Daten lief über den Bildschirm des Computer. Nachdenklich fiel sein Blick über die derzeitigen Ergebnisse. Er war nicht 100% zufrieden mit dem was er sah, doch es sollte reichen, zumindest für den Moment. Ihm war immerhin von vornherein klar gewesen, dass diese Blader nicht an die Trainingsergebnisse herankam, die er im Kopf hatte. Dafür fehlten ihnen einfach die erforderlichen Hilfsmittel, oder in diesem speziellen Fall das richtige BitBeast. Doch sie kamen dennoch recht nah dran. Nah genug damit sie keine wirklichen Schwierigkeiten haben werden.

„Es gibt Neuigkeiten, Sir.“

Einer seiner Mitarbeiter reichte ihm einen Zettel. Ohne lange nachzudenken nahm er diese entgegen und las die Notiz darauf. Unwillkürlich schlich sich ein leicht sadistisches Lächeln auf sein Gesicht. Bis jetzt lief alles wie es geplant. Er würde ja gerne sehen wie sich das ganze weiter entwickeln würde, denn eines war sicher. Es gab gewisse Personen, die sich nicht so einfach hinters Licht führen lassen würden.

„Sehr gut. Bin ja mal gespannt wie die Jungs auf diesen Schachtzug reagieren.“

Und auch wenn er sich seiner Sache sicher war, so wusste er dass er aufpassen musste. Zumal er vor wenigen Tagen herausgefunden hatte, dass er eine Sache in seinem Plan nicht bedacht hatte. Es war eine Kleinigkeit, die im ersten Moment nicht wichtig schien. Doch er wusste es besser. Man durfte nichts und niemanden unterschätzen. Mit diesen Gedanken blickte er wieder zu seinen Bladern. Sie hatten ihre eigenen Gründe an der Beybladeweltmeisterschaft teilzunehmen und dem entsprechend motiviert waren sie auch.
 

Keiner von ihnen würde davor zurückschrecken alles in ihrer Macht zu tun um die Kämpfe die vor ihnen lagen zu gewinnen. Ein weiteres Mal fiel sein Blick auf die Daten. Je näher die nächste Weltmeisterschaft kam, desto stärker wurden diese Blader. Sie wollten nicht nur etwas beweisen, der Titel an sich war Nebensache. Es ging ihnen darum die Gegner, denen sie gegenübertreten würde zu besiegen.

„Wir sind bereit, Sir…“

Mit diesen Worten hatte sich einer der Blader an ihn gewendet. Der Junge, der um die 18 Jahre alt war wirkte sichtlich zu frieden. Ohne Frage waren sie zufrieden mit ihren Kämpfen. Er hatte für das Training alle Daten zusammengetragen, die er je gesammelt hatte. Und sie waren erfolgreich aus den Kämpfen herauszukommen. Doch die Daten waren nicht das Entscheidende, soviel hatte er gelernt. Selbst die beste Technik konnte Fehler haben, denn sie war lediglich das Produkt von Menschen und diese konnten irren. Und auch die Blader waren entscheidend. Bei jedem Blader ohne biss war selbst die beste Technik Verschwendung.

„…Wir könnten es sogar jetzt schon mit ihnen aufnehmen.“

„Nein, das wäre zu früh. Manchmal ist es effektiver wenn man wartet. Je weniger man am Anfang offenbar, desto weniger wird erwartet und die Wahrheit schlägt umso härter zu. Und ihr wollt sie hart treffen, oder nicht?“

Er brauchte keine Antwort, er kannte sie bereits. Seine Blader und er hatten dasselbe Ziel und genau deshalb würden sie ihm nicht wiedersprechen. Er war ihre einzige Chance das zu erreichen was sie wollten. Mit ihnen würde er die Weltmeisterschaft aufmischen und den einzelnen Teams zeigen, dass es außer ihnen noch andere gute Blader gab.
 

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Ungerechte Regeln

Kapitel 3: Ungerechte Regeln
 

Bryan, Spencer und Ian überlegten nicht lange was sie tun sollten. Kaum waren sie in Japan angekommen machten sie sich auch schon auf den Weg zur Villa von Kais Großvater. Zwar hatte man ihnen nicht gesagt, dass sie das tun sollten, allerdings hatte Tala auch nicht gesagt, dass er sie abholen würde. Demnach blieb dass der einzig mögliche Treffpunkt. Leicht verärgert kramte Bryan in seiner Tasche und versuchte den Schlüssel der Villa herauszufischen. Er hatte ihn vor ihrer Abreise einfach nur in die Tasche geschmissen und seitdem nicht mehr an ihn gedacht. Eigentlich hatte Kai diesen Schlüssel Tala anvertraut, weil sie sich entschlossen hatten nach dem BEGA-fiasko eine Zeit lang in Japan zu bleiben. Es war sowieso irritierend, dass dieser ihnen so bereitwillig eine Bleibe angeboten hatte.
 

Flashback
 

Der Kampf zwischen Brooklyn und Tyson lag nur zwei Tage zurück. Und nach langer Zeit konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen. Eigentlich hatten sie schon früher vorgehabt auszubrechen, doch der Kampf hatte sie zu sehr geschwächt. Sie wussten selbst nicht wie der Angriff von Garland sie so ausknocken konnte.

„Na seid ihr auch endlich wieder einsatzfähig.“

„Ich scheuer dir gleich eine Ian. Was machst du überhaupt hier?“

„Ich hab den Kampf zwischen Tala und diesem Karateheini gesehen und wollte eigentlich sofort zu euch, aber ich hab einfach keinen früheren Flug bekommen...“

Aus diesem Grund war er auch erst vor einigen Minuten hier angekommen. Er war derweil richtig froh, dass er nicht groß rumfragen musste sondern gleich in der Eingangshalle des Krankenhauses auf seine beiden Teampartner getroffen war.

„Wo ist eigentlich Tala?“

Das war die Preisfrage. Laut Empfangsdame hatte er das Krankenhaus noch nicht verlassen. Doch war er weder in seinem Zimmer noch im Gebäude. Zumindest hatte sie schon sämtliche Etagen durchsucht. Ohne Erfolg.

„Ian, was machst du hier?“

Mit diesen Worten hatte sich Tala zu ihnen gesellt. Er hatte frische Luft gebraucht, weshalb er sich eine Zeit lang außerhalb aufgehalten hatte. Doch er konnte nicht leugnen, dass es eine echte Überraschung war seine kleinsten Teamkollegen wiederzusehen.

„War ja klar, dass du mit Hiwatari unterwegs bist.“

„War das jetzt ein Vorwurf?“

Tala erhielt darauf keine Antwort. Mittlerweile hatte sich Tala auch die Mühe gemacht sich den Sprecher genauer anzusehen. Bryan sah genauso lediert aus wie er.
 

Das war auch der Grund wieso er nichts dazu erwiderte. Er wollte nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen, jedenfalls im Moment nicht.

„So und wie geht es jetzt weiter?“

„Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, Spencer. Im Prinzip sind wir eigentlich nur noch hier, weil wir Boris ausschalten wollten.“

Aber das war gründlich danebengegangen. Sie konnten froh sein, dass Tyson und die anderen ihrem Beispiel gefolgt waren.

„Stimmt, aber wo wir gerade bei dem Thema sind. Was hast du dir eigentlich bei der ganzen Aktion gedacht?“

Mit diesen Worten wendete sich Bryan ohne Vorwarnung an Kai. Er konnte immer noch nicht verstehen, was sich Kai dabei gedacht hatte, der BEGA beizutreten. Immerhin war dieser nicht der Typ der absichtlich verliert, wobei, dass konnte er nach der letzten Weltmeisterschaft auch nicht mehr wirklich sagen.

„Habt ihr wirklich erwartet, dass ich Boris genauso kopflos gegenübertrete wie ihr drei?“

„Ach tust du nicht? Das erklärt deine momentane Verfassung. Dein Plan war wirklich um einiges ergiebiger als der unsrige. Besonders der Teil, wo du ein zweites Mal gegen Brooklyn angetreten bist.“

Kai war nach diesem Kampf total am Ende. Als sie gesehen hatten, dass Kai ein Rematch gefordert hatte, hatten sie sich aufgerafft und sich zum Stadium durchgeschlagen. Am Ende waren sie es, die Kai auf dem Korridor eingesammelt und ins Krankenhaus gebracht hatten. Von daher war leugnen zwecklos.

„Hört auf zu streiten. Wir haben Boris alle unterschätzt. Was mich nur anpisst ist, dass er wieder mit heiler Haut davongekommen ist.“

„Das heißt nicht, dass er nicht wiederkommen wird.“

„Richtig. Deswegen würde ich es fast für sinnvoller halten, wenn wir vorerst zusammenbleiben.“

„Du meinst wir bleiben hier? Wo?“

„Bei mir.“

„Wie bitte? Ernsthaft?“

Bryan war von dem Angebot sichtlich irritiert und insgeheim fragte er sich ob die beiden sich im Vorfeld abgesprochen hatten. Doch er würde sich nicht beklagen.
 

Flashback ende
 

Da Tala sich entschlossen hatte den Sommer mit Kai zu verbringen, war dieser vorerst nicht auf den Schlüssel angewiesen. Deshalb hatte Tala ihm diesen zugesteckt, für den Fall dass sie zurück kamen und niemand in der Villa war.

„Verflucht noch mal.“

„Dir ist klar, dass Kai dich umbringt, sollte er je erfahren, dass du den Schlüssel verloren hast, oder?“

„Ich hab ihn nicht verloren, Spencer.“

Was konnte er denn dafür, dass er auf die Schnelle keine Zeit gehabt hatte seine Taschen ordentlich zu packen. Immerhin konnte er doch nichts dafür, dass sein Koffer nicht mehr zugegangen war und er die Hälfte in seinen Rucksack stopfen musste.

„Wenn du meinst. Also was ist findest du ihn noch oder müssen wir klingen?“

„Ach verdammt.“

Mit diesen Worten blieb Bryan stehen riss seinen Rucksack komplett auf und schüttete ihn mitten auf der Straße aus. In dieser Gegend würde so schnell eh kein Auto auftauchen.

„Hab ihn!“

Triumphierend hielt Bryan den kleinen Schlüssel hoch, ehe er seine Sachen wieder in seine Tasche stopfte. Ohne weiter auf die anderen einzugehen warf er sich den Rucksack über die Schulter und ging zu Eingangstür.
 

Weder er noch die anderen achteten auf ihre weitere Umgebung, sondern gingen zielstrebig in den 1 Stock. Sie wussten wo Kais Zimmer war und dass war auch der Ort wo sie hin wollten. Ohne anzuklopfen platzten sie in den Raum und erblicken Tala, der grübelnd über einer Zeitung saß.

„Gut was ist passiert.“

Tala sah bei diesen Worten nur auf, ehe er dem Sprecher einfach nur die Zeitung reichte und schweigend darauf wartete, dass die anderen den Artikel verdauen konnten.

„Dieser Mistkerl!“

„Nicht so laut.“

„Wieso, hast du Angst dass Hiwatari uns rausschmeißt.“

„Nein, aber sein Großvater vielleicht.“

„Sein Großvater…jetzt sag nicht…das ist ja ein toller Sommer!“

Noch bevor einer der anderen auf Bryan Kommentar etwas erwidern konnte, ging die Tür auf. Für einen Moment konnten die vier anderen ihren Augen nicht trauen, doch dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.

„Sag mal hast du die Küche geplündert. Man könnte ja fast glauben, dass der Notstand ausgebrochen wäre. Oder habe ich verpasst, dass die Welt demnächst untergeht.“

„Wäre es euch lieber mit Voltaire an einem Tisch zu sitzen?“

Bei diesen Worten schüttelten die anderen nur den Kopf. Sie konnten sich wirklich schöneres vorstellen. Dennoch sahen sie amüsiert zu, wie Kai ein großes Tablet mit belegten Brötchen und Broten auf den Schreibtisch abstellte.

„Du bist zu gut zu uns!“

„Oh gewöhnt euch nicht dran, morgen darf jemand anderes fürs Essen sorgen. Und was die Menge angeht, das muss bis morgen früh reichen.“

„Kein Problem, sag mal ist das ein Erdnussbuttersandwich? Krieg ich das?“

„Schlag zu Ian.“

Diesen Satz konnte Tala nicht für sich behalten. Es war kein großes Geheimnis dass Ian Erdnussbuttersandwiches liebte, zumindest nicht für sie. Dabei hatte er sein erstes erst vor 2 Jahren gegessen. Bei diesen Worten scannte Tala den riesen Berg an essbarem durch bevor er sich ein Brötchen mit Käse und Salami gönnte. Es war nicht gerade ein geschmackliches Highlight aber in dieser Situation würde er sich nicht beschweren.

Bryan, Spencer und Ian viel erst jetzt auf wie hungrig sie waren. Kein Wunder wenn man bedachte, dass sie noch kein Frühstück gehabt hatten. Zugegeben sie hätten im Flugzeug essen können, doch an das warme Essen gingen sie nicht dran. Es schmeckte einfach nicht und darüber hinaus war es im Flugzeug zu eng zum Essen. Zumindest wenn man gezwungen war in einem Billigflieger mit zu kleinen Sitzen zu steigen. Aus diesem Grund deckten sie sich ordentlich ein, ehe sich alle auf den Boden setzten und erst einmal zu Abend aßen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Kai mit seinem Essensberg doch nicht so übertrieben hatte wie es den Anschein hatte, denn bis auf einige belegte Brötchen war das Tablett hinterher restlos leer. Dennoch dauerte es einige Zeit bis Spencers Stimme die Stille durchbrach.

„Also es ist ja mal ganz nett mit euch zusammen zu sitzen und ein Picknick auf dem Boden zu veranstalten, aber ich würde schon gerne wissen, wie unser Plan jetzt aussieht.“

„Wir haben keinen!“

Der gleichzeitige Kommentar von Tala und Kai bewirkte, dass die restlichen Anwesenden in ihrer Bewegung innehielten. Erst als Spencer sein belegtes Brot, in welches er gerade reinbeißen wollte, sinken ließ setzte Tala noch etwas hinzu.

„Jedenfalls noch nicht.“

„Das heißt ihr habt heute Morgen erfahren, dass Boris unser Team vernichten will und dass einzige was ihr seit dem getan habt ist uns anzurufen und ein Flug zu organisieren, damit wir zurück nach Japan kommen können? Was habt ihr die restliche Zeit eigentlich gemacht, geschlafen?“

„Voltaire hat uns abgelenkt!“

Eigentlich sollte das als Erklärung genügen. Doch der Blick, den die anderen Kai zu warfen, zeigte, dass sie ihm diese Aussage nicht abnahmen. Besonders Bryans Kommentar machte das mehr als deutlich.

„Als wenn er sich länger als 5 Minuten mit dir befassen würde.“

Alles was Bryans Kommentar bewirkte, war das Tala ihm einen leichten Stoß in die Rippen gab und ihm mit einem Kopfschütteln signalisierte, dass dies kein Thema war welches sie aufgreifen sollten. Von Kai hingegen bekam er nur einen undefinierbaren Blick zugeworfen, den er nicht wirklich einordnen konnte. Nur eines war klar und zwar das ihm der Kommentar nicht im Geringsten gefiel.
 

Für einen Moment herrschte Schweigen, doch dann ergriff Tala erneut das Wort.

„Wie ist es eigentlich gelaufen? Hab ihr…“

Tala wusste nicht wie er seine Frage fortführen sollte. Insgeheim hatte er das Gefühl, als hätte er Ians Pläne durchkreuzt, was nicht seine Absicht gewesen war, doch was hätte er tun sollen. Nach Boris Drohung musste er mit allem rechnen.

„Es war als wären wir durch ein Labyrinth gelaufen. Sackgassen wo man nur hinsah.“

Das traf den Nagel auf den Kopf. Die Adresse, welche der BBA vorlag führte zu einem alten heruntergekommenen Gebäude, welches sich in einer unbelebten Seitenstraße von New York befand. Es wirkte so als könnte es jeden Moment einstürzen, dennoch hatten sie es betreten und die Spinnenweben an den Decken und Wänden machten deutlich, dass hier lange keiner mehr gewesen war. Zudem war der Boden völlig verdreckt, sodass jeder ihrer Schritte einen deutlichen Abdruck hinterlassen hatte.

„Wir sind in einer Bruchbude gelandet!“

„Also eine Flinte?“

„Keine Ahnung, wir konnten keine genaueren Nachforschungen anstellen. Bevor du angerufen hast, haben wir beschlossen bei den Behörden nach dem Namen zu fragen, aber das hatte sich ja dann erledigt.“

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vielleicht wird die nächste Weltmeisterschaft uns schneller wieder nach Amerika bringen als ihr denkt.“

„Neue Weltmeisterschaft? Wie kommst du darauf dass es eine neue Weltmeisterschaft gibt.“

„Nur so ein Gefühl.“

„Okay raus mit der Sprache Kai. Was weißt du.“

„Findest du es nicht verdächtig, dass Hiro wieder in der Stadt ist.“

„Du meinst…ne. Nie und nimmer. Wieso sollte Dickenson ausgerechnet ihn als erstes einweihen. Ich meine nach der Sache mit BEGA.“

„Ich sag es ungern, aber er ist ein guter Trainer.“

Zumindest war das zu vermuten wenn man Garlands Worten glauben schenken konnte und dass bezweifelte er nicht im Geringsten. Garland war vieles aber kein Lügner, auch wenn er manche Dinge überzogen darstellte.
 

Allerdings würde er das niemals in der Öffentlichkeit zugeben. Den Blitzkrieg Boys gegenüber konnte er ein solches Zugeständnis machen, doch sie waren die einzigen.

„Na kommt, wir können uns nicht ewig hier verstecken.“

„Wer von uns versteckt sich bitte?“

Kai antwortete auf diese Worte nicht, sondern stand einfach auf. Wenn er etwas nicht konnte, dann mehrere Stunden in ein und demselben Raum verbringen und nichts tun. Er brauchte einen Tapetenwechsel und zwar bevor sein Großvater auf die Idee kam sein Arbeitszimmer zu verlassen, denn eine Begegnung am Tag reichte ihm fürs erste.

„Jetzt kommt schon in die Gänge.“

„Wir sind doch gerade erst angekommen.“

„Na und? Bewegung hat noch niemanden geschadet und nur nebenbei. Das hier ist mein Zimmer und ohne meine Erlaubnis hat hier niemand etwas zu suchen. Also raus mit euch.“

Für einen Moment starrten die anderen Blitzkrieg Boys sich gegenseitig irritiert an, bevor Bryan sich demonstrativ zurücklehnte. Er hatte nicht vor sich von dem jüngeren Rumschubsen zu lassen.

„Zwing uns doch!“

Bei diesen Worten setzte Bryan nur ein fieses Grinsen auf. Er wusste, dass man Kai nicht zu sehr provozieren sollte, dass hatte er am eigenen Leib gespürt, doch das hieß nicht, dass er sich von diesem alles gefallen ließ. Darüber hinaus war er dem Jüngeren in Sachen physische Stärke überlegen, eine Tatsache, die Kai wohl am meisten ärgerte. Kräftemäßig würde dieser in einem direkten Kampf unterliegen.

„Gut, dann auf die harte Tour.“

Schneller als Bryan gucken konnte hatte Kai schon in die vordere Tasche seines Rucksackes gegriffen, den er achtlos auf dem Boden hatte fallen lassen, und sich Falborg gegriffen. Doch noch ehe er sich fluchend aufrichten konnte, war Kai schon aus der Tür herausgestürmt und aus seinem Blickfeld verschwunden.
 

Bryan zögerte nicht lange, sondern nahm sofort die Verfolgung auf. Mittlerweile hatten sich auch Tala und die anderen erhoben. Diese Aktion war so ziemlich das komischste was sie je erlebt hatten.

„Bryan sollte seinen Blade in Zukunft besser im Auge behalten.“

„Scheint so, aber ernsthaft, was hast du mit dem Kleinen angestellt. Solche kindischen Aktionen sind doch sonst nicht seine Art.“

„Wie hätte er Bryan sonst aus seinem Zimmer kriegen sollen. Mit Gewalt wohl kaum.“

„Ja schon, aber einfach seinen Blade zu klauen?“

„Er bringt Bryan nur etwas zum Laufen und jetzt kommt, sonst holen wir sie nicht mehr ein.“

Mit diesen Worten verließen auch die anderen das Zimmer, wobei Tala darauf achtete die Tür hinter ihnen zu schließen, ehe er in einem gemäßigten Tempo die Treppe herunter joggte und dann aus dem Hiwatari Anwesen stürmte. Er konnte von Glück sagen, dass er einen gewissen Hausherren dabei nicht über dem Weg gelaufen war, da es ansonsten bestimmt Ärger gegeben hätte. Doch so brauchten sie sich keine Gedanken machen und konnten ihr nächstes Ziel ungehindert ansteuern. Und dass waren ihre beiden abgängigen Teammitglieder. Ein Ziel was nicht so leicht zu erreichen war, da die beiden einen erheblichen Vorsprung hatten und nebenbei noch über eine äußerst gute Kondition verfügten. So schnell würden sie diese also nicht einholen es sei denn, es gab ein spezielles Ziel welches sie ansteuerten.

„Na toll ab durch die Seitengassen.“

Spencer konnte diesen Satz nicht für sich behalten, als er sah wie Bryan, der einige Meter von ihnen entfernt war, in rasender Geschwindigkeit um eine Ecke bog. Doch gerade als er an der Stelle angekommen war und ebenfalls in die Seitengasse abbiegen wollte, hielt ihn Tala zurück.

„Halt.“

Mit diesen Worten war der Rothaarige stehen geblieben. Er kannte Kai gut genug um zu wissen, dass dieser die Seitengassen dieser Stadt zum Teil besser kannte als die Hauptwege. Doch sie würden sich dort hoffnungslos verirren sollten sie Bryan aus den Augen verlieren und darauf konnte er verzichten.
 

Zudem war ihm ein Gedanke gekommen, der ihn davon abhielt die beiden weiter zu verfolgen.

„Ich glaube ich weiß wo Kai hin will.“

„Du glaubst echt, dass Hiwatari ein Ziel hat?“

„Worüber haben wir vor seinem abrupten Aufbruch gesprochen?“

Mehr sagte Tala nicht zu dem Thema. Er hatte nicht vor Kai durch die unbewohnten Seitengassen zu jagen. Dass konnte Bryan gerne machen, doch er würde den kurzen Weg nehmen. Immerhin dienten die Seitengassen eh nur dazu Bryan davon abzuhalten ihn einzuholen. Denn bei dem Tempo, welches die beiden vorlegten, würde es für Bryan schwer werden die richtigen Abzweigungen zu erwischen ohne das Tempo zu verringern. Bei Kai war das was anderes. Er wusste wo er hinwollte und konnte sich frühzeitig auf das nächste abbiegen konzentrieren. Demnach konnte er diese auch mit voller Geschwindigkeit nehmen. Insgeheim war Tala ja neugierig, wie Bryan reagieren würde, wenn er erfuhr, wo er landen würde. Zumindest würden die beiden sich bei dieser Aktion etwas auspowern, was für ihn ein echter Vorteil war, da die beiden dann wesentlich einfacher zu Händeln waren. Mit diesen Worten bog Tala ab und trat auf das sich vor ihm befindende Grundstück. Der Anblick, der ihn dort jedoch begrüßte ließ ihn irritiert stehen bleiben. Für einen Moment überlegte er, ob er lieber wo anders auf Bryan und Kai warten sollte, doch da war es schon zu spät.

„Was macht ihr denn hier?“

„Wir sind zufällig vorbeigekommen.“

„Wer hat dem Kind die tägliche Zuckerdosis verweigert?“

Es war ungewöhnlich Tysons hyperaktiven Teampartner Daichi auf dem Boden sitzen zu sehen wo er mit einem Stock im Boden herumstocherte. Normalerweise war er ein nerviger herumhüfender Blader der einen in den Wahnsinn treiben konnte, doch nun schien er wie verändert. Bevor er hinter den Grund kommen konnte kamen schon ihre vermissten Teammitglieder um die Ecke. Vor dem Eingang jedoch blieb Kai so abrupt stehen, dass Bryan beim besten Willen nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Gerade noch rechtzeitig sprang Kai zur Seite um Bryan auszuweichen, ließ aber seinem Fuß im Weg stehen, so dass dieser unwillkürlich darüber stolpern musste und mit einem lauten Rums auf dem Boden landete.

„2 zu 0 für mich.“

Mit diesen Worten warf er Bryan, der sich gerade fluchend aufgerichtet hatte seinen Blade entgegen, welcher ihn auch reflexartig auffing und ihn schnell in die Tasche steckte.
 

Für einen Moment blicke sich Kai auf dem Grundstück um, ehe er Daichi erblickte. Das war jetzt richtig blöd gelaufen, denn eigentlich hatte er nicht geplant gehabt, dass irgendwer diese kleine Aktion mitbekam. Allerdings wäre er nicht er selbst, wenn er sich von so einer Kleinigkeit aus dem Konzept bringen lassen würde.

„Wo ist Tyson?“

„Drinnen mit seiner Familie.“

Noch bevor einer von den Blitzkrieg Boys etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein besorgt aussehender Mann kam heraus.

„Ist was passiert?“

„Nichts gravierendes, Sir.“

Dieser Kommentar war reiner Reflex. Einer den Spencer nicht mal hätte zurückhalten können, wenn sein Leben davon abhängig gewesen wäre.

„Kein Grund so förmlich zu sein. Ich bin…!“

„Tysons Vater. Schon gehört. Verzeihen sie die Störung.“

Mit diesen Worten wollte Kai eigentlich wieder auf dem Absatz kehr machen, doch Daichi schien diese Wendung beim besten Willen nicht zu verstehen. Wahrscheinlich hätte er sich die Frage von eben verkneifen sollen.

„Ich dachte ihr wolltet zu Tyson?“

„Wer will zu mir?“

Mit diesen Worten trat Tyson aus der Tür und schien sichtlich überrascht, als er die Blitzkrieg Boys erblickte. Kai konnte daraufhin ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Gut er wollte zu Tyson um rauszufinden, ob er mit seiner Vermutung des neue Turnier betreffend recht hatte, doch dass er Tyson wirklich über den Weg laufen würde hatte er nicht erwartet. Viel mehr war er der Meinung, dass dieser mit den anderen am Fluss war und dort trainierte oder den neuen Bladern beim Training halfen.

„Eigentlich wollten wir nur einen Verdacht nachgehen.“

Bei diesen Worten konnte Bruce nicht anders als leicht zu schmunzeln. Es wirkte für ihn fast so, als hätte er die Blitzkrieg Boys auf dem falschen Fuß erwischt.
 

Eine überraschende Abwechslung jedenfalls für seinen Geschmack, denn was er von der Gruppe gehört hatte schien im völligen Gegensatz zu dem zu sein was er gerade sah.

„Wieso kommt ihr fünf nicht einfach mit rein und wir besprechen die Sache in Ruhe.“

„Danke für das Angebot, aber…“

„Kein Aber. Eine solche Einladung schlägt man nicht ab oder hat euch das keiner beigebracht.“

Bruce entging nicht, dass Kais Gesichtszüge sich bei seinem Kommentar anspannten. Scheinbar schien dieser Kommentar keine guten Erinnerungen zu wecken, oder es lag einfach daran, dass er sich nicht gerne etwas vorschreiben ließ. Was auch immer der Grund für Kais Reaktion war, er konnte und wollte seine Worte nicht zurück nehmen.

„…außerdem wollte ich Tyson gerade von dem neuen Weltmeisterschaftsturnier erzählen und dass dürfte euch mit Sicherheit auch interessieren.“

„Dickenson plant wirklich ein neues Turnier?“

„Hab ich doch gesagt.“

Kai wählte bedacht die Russische Sprache um sich zu Talas Frage zu äußern, da er nicht wollte dass einer der anderen die Worte mitbekamen. Doch zu seinem Bedauern hatte er die Rechnung ohne Tysons Vater gemacht.

„Und woher hast du die Information?“

Es dauerte eine Weile bis Tala und Kai realisierten, dass sich Bruce Worte auf den russischen Kommentar bezogen. Ein Grund wieso Tala seinen nächsten Satz nicht mehr zurückhalten konnte.

„Sie können Russisch?“

„Es reicht um euch zu verstehen. Also was ist jetzt, reden wir oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen.“

Etwas unschlüssig gaben die Blitzkrieg Boys nach. Wo sie schon mal hier waren und Kais Verdacht sich bestätigt hatte konnte sie auch genauso gut hier bleiben um den Rest zu erfahren, denn scheinbar wusste Tysons Vater einiges über das neue Weltmeisterschaftsturnier.
 

Aus diesem Grund fanden sie sich wenig später an einem Tisch im Dojo der Granger wieder. Selbst Daichi hatte seine Schmollposition aufgegeben und hatte sich zu ihnen gesellt, obwohl er nicht wirklich wusste wie er sich verhalten sollte. Dafür ließ Hiro es sich nicht nehmen die Blitzkrieg Boys und insbesondere Kai mit einem verächtlichen Blick zu mustern.

„Es wird wirklich ein neues Turnier geben?“

Tyson war bei dieser Neuigkeit mehr als aufgeregt. Er konnte es kaum abwarten alle die anderen Team wieder zu sehen und sich mit ihnen zu messen.

„So ist es. Es soll morgen bekannt gegeben werden, allerdings muss ich dazu sagen, dass sich die Regeln verschärft haben. Eine Tatsache die vor allem für euer Team ärgerlich sein dürfte.“

Bei dem letzten Satz blickte Bruce zu den Blitzkrieg Boys. Die fünf ließen sich nichts anmerken, doch er konnte erkennen, dass er deren Aufmerksamkeit besaß. Aus diesem Grund erzählte er einfach weiter, wobei er versuchte auf die einzelnen Reaktionen der Anwesenden zu achten.

„Stanley will ein Stufenturnier veranstalten. In der ersten Stufe gibt es ein Anfängerturnier in dem alle Blader, die an einem Turnier teilnehmen wollten, antreten dürfen. In der zweiten Stufe gibt es ein Turnier für alle die schon mehrere Jahre in der BBA sind. Die Gewinner der beiden Turniere erhalten einen speziellen Titel und haben die Möglichkeit im höherrangigen Turnier ihr Glück zu versuchen.“

„Und das höherrangige Turnier für die zweite Stufe ist?“

„Das Turnier, an dem ihr alle teilnehmen werdet. Die Idee von einer Beyblade-Profiliga hat eine Menge Leute angelockt…Wir brauchen uns nicht darüber streiten, dass Boris unmoralische Vorstellungen hatte, das haben wir glaub ich alle deutlich genug gesehen. Allerdings gibt es genug Blader, die denken, dass sie nie besser werden können als ihre Vorbilder. Das ist äußerst demotivieren, besonders wenn diese jungen Blader ihre Matches immer verlieren, weil sie noch nicht soweit sind um gegen die besten zu bestehen.“

„Also teilt er die einzelnen Blader einfach in Klassen ein?“

Bruce wusste nicht wieso, doch irgendwie wirkte Kai so als würde diese Vorstellung ihm gar nicht zusagen. Doch auch die anderen Blitzkrieg Boys schienen nicht wirklich begeistert von seinen Worten zu sein. Allerdings sagte keiner von ihnen etwas dazu.
 

Aus diesem Grund versuchte er wieder an das eigentliche Thema anzuknüpfen.

„Das ganze wird nicht in einem Klassensystem enden, falls du das befürchtest, Kai. Das Ziel ist es, das Blader aufeinandertreffen, die den gleichen Wissensstand haben. Es soll ein intensives Turnier werden, bei dem der Sieger nicht von Anfang an feststeht. Diese Einteilungen stellen viel mehr eine Empfehlung dar, natürlich hat jeder die Chance auch in den höherstufigen Turnieren teilnehmen, sofern er sich das zutraut. “

Doch das hatte auch seine Schattenseiten, denn schrieb man sich für das falsche Turnier ein und stelle man dann fest, dass man sich überschätzt hatte, konnte man seine Entscheidung nicht mehr zurücknehmen, da die anderen Turniere bereits vorbei waren.

„Alles gut und schön, aber wo kommt der Teil über den wir uns ärgern?“

Tala konnte diese Frage einfach nicht zurückhalten. Doch bevor Bruce antworten konnte mischte sich Hiro in das Gespräch ein.

„Die Trainerregel. Ihr erinnert euch doch noch an die oder?“

„Was soll damit sein. Spencer ist mittlerweile 19, die Trainerregel ist kein Problem für uns!“

„Sie war kein Problem bis Mr. Dickenson das Mindestalter auf 25 hochgesetzt hat.“

„Das hat er nicht!“

Der Blick den Kai Hiro bei diesen Worten zuwarf war alles andere als freundlich. Um genau zu sein war es einer dieser Blicke die sagten, dass ein falsches Wort genügte um eines schmerzhaftes Todes zu sterben.

„Da irrst du dich Kai. Allerdings hat Stanley euch bereits einen Trainer zugedacht, genauso wie den anderen Teams die sich qualifizieren werden und keine eigenen vorweisen können.“

„Einen Trainer und wer soll das bitte sein?“

Bei diesen Worten war Tala aufgestanden. Er konnte einfach nicht glauben was er gerade gehört hatte. In gewisser Weise hatte er das Gefühl, als wollte man ihnen verwehren ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
 

Bruce atmete derweil tief durch. Er konnte die Wut in Talas Stimme deutlich heraushören und dass konnte kein gutes Zeichen sein. Das war nicht die Richtung, die er mit diesem Gespräch einschlagen wollte, doch nun konnte er auch nichts mehr daran ändern. In diesem Moment war Bruce sich nicht sicher, doch irgendwie hatte er gerade das Gefühl als wäre es besser gewesen, wenn man den Jungs die Information mit dem Trainer schonender beigebracht hatte.

„Der Name des Trainers ist Damien.“

„Damien?“

Aus irgendeinem Grund bekam Tala bei dem Namen ein merkwürdiges Gefühl. Vielleicht lag es daran, dass der Name Damien böse Erinnerungen weckte. Allerdings drängte er seine böse Vorahnung zurück. Mit Sicherheit gab es tausende Menschen mit diesem Namen, es bedeutete gar nichts.

„Ich würde euch gerne näheres sagen, doch wir haben ihn erst heute kennengelernt. Deshalb müsst ihr euch diesbezüglich wohl oder übel an Stanley wenden…“

Für einen Moment wirkte es so, als wollte Tala aus dem Haus stürmen um Mr. Dickenson zur Rede zu stellen. Doch dann blickte er noch einmal zu seinem Team. Als sein Blick bei Kai hängen blieb wirkte es so als würden die beiden eine wortlose Debatte führen, die darin resultierte, dass sich der rothaarige wieder setzte. Ein Anblick der Bruce doch etwas verwunderte, doch lange konnte er nicht über dieses Phänomen nachdenken, da Kai das Thema in eine andere Richtung lenkte.

„Ich nehme mal an das war nicht die einzige schlechte Nachricht.“

„Ihr erinnert euch an die Teamaufstellung des letzten Jahres…Dieses Jahr bestehen die Teams aus vier Bladern und nicht nur aus zweien.“

Eigentlich wollte Bruce den Anwesenden Zeit gegeben dies zu verdauen, doch da hatte er die Rechnung ohne Hiro gemacht, der seinen Kommentar einfach nicht zurückhalten konnte.

„Aber die beste Regel kommt noch. In jeder Runde muss mindestens ein 2 gegen 2 Match ausgetragen werden. Wer sich nicht daran hält ist draußen, genauso wie die, die nicht dazu fähig sind in einem Team zu kämpfen.

Jetzt war es raus, doch wenn Hiro erwartet hatte, dass die Blitzkrieg Boys jetzt die Kontenance verloren, so wurde er bitter enttäuscht. Die fünf schien die Regel mit dem Trainer deutlich härter zu treffen als die bevorstehenden Teammatches.
 

Bruce hingegen schüttelte nur den Kopf. Er wusste das Hiros Kommentar nur darauf abzielte die Blitzkrieg Boys zu provozieren, nur wusste er nicht wieso. Umso erleichterter war er, dass diese nicht auf Hiros Kommentar eingingen. Scheinbar waren die fünf mittlerweile wieder in ihrem Element und in diesem Fall war es eine gute Sache.

„Werden Garland und die anderen auch dabei sein?“

Nun war Tyson auch wieder mitten im Gespräch. Die BEGA-Blader waren ein Team gegen dass er gerne wieder kämpfen wollte. Wobei er auf diese ganze Zerstörungsnummer durchaus verzichten konnte.

„Mr. Dickenson rechnet jedenfalls damit.“

„Und deinem selbstgefälligen Grinsen nach zu urteilen wirst du sie wieder trainieren!“

„Davon kannst du ausgehen, Kai! Und ich verspreche dir dieses Mal werden sie mit einer Überlegenheit Bladen, mit der sie keiner schlagen kann.“

„Das reicht jetzt, Hiro!“

Auch wenn Bruce wusste, dass Kai in gewisser Weise nicht minderschuld an der angespannten Situation in diesem Raum war, konnte er nicht anders als Hiro zu ermahnen. Im Nachhinein war es eine weise Entscheidung von Mr. Dickenson Hiro nicht zum Coach der Blitzkrieg Boys zu machen, dass hätte wahrscheinlich nur zu Mord und Totschlag geführt. Und auch die Entscheidung, dass Stanley ihn als Coach ausgeschlossen hatte, konnte er verstehen. Dennoch hätte er die Verantwortung für die fünf gerne übernommen. Allein um mehr über sie in Erfahrung zu bringen, denn allein deren Verhalten hier ließ den Schluss zu, dass sie der ganzen Welt nur etwas vorspielten. Die Abtei lag hinter ihnen, doch scheinbar kriegte man die Abtei nicht so leicht aus den Jungs heraus. Ein solches Unterfangen bedurfte ein gewisses Feingefühl und er bezweifelte mittlerweile mehr denn je, dass dieser Damien auch nur ansatzweise an dieses Team herankam.
 

Denn mittlerweile bekam er das Gefühl, dass die Blitzkrieg Boys um einiges Umgänglicher waren, wenn man auf sie einging und sie nicht als starrsinniges Team betrachtete. Vielleicht wäre es sogar besser wenn man dem Team die Freiheit gab die sie brauchten. Immerhin war es kein Geheimnis, dass die Blitzkrieg Boys im letzten Turnier das stärkste und zuverlässigste Team war.

„Und wer wird unser Team trainieren?“

Bruce wusste nicht ob Tyson die leise Hoffnung hegte, dass er das Team trainieren würde, wahrscheinlich hätte Mr. Dickenson sogar dafür gesorgt, wenn die Zusammenlegung der BBA Revolution und der F-Dynastie nicht in der Debatte gestanden hätte. Doch so würde der Trainer der F-Dynastie die Verantwortung für das neue Team übernehmen.

„Das wird sich zeigen, sobald fest steht wer die zwei freien Plätze in eurem Team besetzt.“

„Hoffentlich kein Klon von Daichi! Noch einen übermotivierten Gegner mit ADHS und ich dreh durch. Dieses unkontrollierte Herumspringen kann einem regelrecht aus dem Konzept bringen. Da kann sich doch kein normaler Mensch bei Konzentrieren. “

„Ruf den Teufel nicht herbei, wir haben genug schlechtes Karma für dieses Jahr!“

„Wie ist das gemeint?“

Einen Moment lang schien es so, als würde Kai überlegen, ob er die Frage beantworten sollte. Dann jedoch entschied er sich dagegen. Irgendetwas hatte dieser Junge zu verbergen, dass konnte Bruce deutlich sehen, doch dies war der falsche Zeitpunkt um näher nach zu harken.
 

Aus diesem Grund ignorierte er das Schweigen und griff das ursprüngliche Thema wieder auf. Es gab noch einige Kleinigkeiten, die Stanley ihm erzählt hatte von denen selbst Hiro noch nichts wusste. Unter anderem die Tatsache, dass die Teams ihre Kampfaufstellung vor der jeweiligen Runde einreichen mussten. Dass hatte den Vorteil, dass die Team sich gut überlegen musste welchen Blader sie wie aufstellten, denn ein Bladerwechsel war nach der Verkündung der Teamaufstellung nicht mehr möglich.

„Sprich wenn wir beschließen, dass Daichi und ich zusammen in einem 2 gegen 2 Match antreten wollen, dann müssen wir es auch tun, egal wer unsere Gegner sind.“

„Genau. Alles andere wird während des Turniers geregelt. Das bedeutet, wenn ihr euch verschätzt habt und einem Team gegenüber steht von dem ihr wisst dass sie besser sind, könnt ihr immer noch ein 3 gegen 3 Match oder 4 gegen 4 Match beantragen.“

„Und das müssen wir in unserer Aufstellung auch noch beachten?“

„Nein dass könnt ihr individuell entscheiden, Tala. Ihr dürft nur die festgelegten Teams nicht zerschlagen.“

„Sprich, wenn wir das ebengenannte Beispiel berücksichtigen, dann müssen Tyson und Daichi das Teammatch auf jeden Fall bestreiten. Lediglich der letzte Blader kann individuell gewählt werden.“

Das war interessant, doch wenn das andere Team nicht mitspielte und einem solchen Kampf zustimmte dann war es sehr riskant sich auf einen solchen Kampf einzustellen.

„Das stimmt. Hinzu kommt, dass es ein neues Punktesystem gibt. In jeder Runde gibt es 5 Punkte zu gewinnen. 4 für jeden gewonnen Kampf und 1 für das Siegerteam.“

„Halt, wie kommt man auf 4Punkte, wenn es nur 3 Kämpfe gibt?“

Nun war auch Ian im Thema angekommen, bisher hatte er nur interessiert zugehört und die anderen reden lassen, doch nun war er hellhörig geworden.

„Jeder Blader kann sich bei einem Sieg einen Punkt verdienen. Deshalb gibt es für den Sieg eines 2 gegen 2 Matches auch 2 Punkte. Je höher das Risiko, welches ihr eingeht, desto mehr Punkte bekommt ihr.“

Und genau hier kam die Schwierigkeit an der gesamten Sache. Jedes Team konnte wenn es wollte die Runde mit einem Kampf beenden, doch wenn sie sich überschätzte gab es keinen zweiten Versuch. Niemanden, der die Runde noch retten konnte. Im letzten Turnier gab es zwei reguläre Matches, wenn es zu einem Unentschieden kam, kam es zu einem Entscheidungsmatch. Bei der regulären Aufstellung in diesem Turnier konnte dies ebenfalls zu einem solchen Match kommen, doch wenn man ein 3 gegen 3 Match verlor, so hatte man automatisch auch die derzeitige Runde verloren. Somit blieb dem letzten Blader nur noch die Möglichkeit einen Trostpunkt für das Team zu holen, der sich vielleicht im Endergebnis bemerkbar machte. In jedem Fall würde die Regel zu einem spannenden Turnier führen, dessen war sich Bruce bewusst. Und er war schon gespannt wie die einzelnen Teams mit dieser Regel umgehen würden.
 

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Ausflug ins Ungewisse

Kapitel 4: Ausflug ins Ungewisse
 

Seit dem Gespräch im Granger Dojo waren mehrere Wochen vergangen. Die ersten beiden Turniere waren schnell zu einem Ende gekommen. Mittlerweile hatten sich auch die restlichen Teams in Japan eingefunden und freuten sich schon auf den Beginn ihres eigenen Turniers. Um sich die verbliebende Zeit zu vertreiben, hatte Mr. Dickenson für die Blader einen zweiwöchigen Trainingsausflug organisiert, in der sich die Teams nicht nur mit den Stärken und Schwächen der einzelnen Blader befassen konnten, sondern auch die Möglichkeit hatten ihren neuen Trainer kennen zu lernen. Um genau zu sein sollte diese zwei Wochen dazu dienen, dass die Teams vertrauen zu ihrem Trainer fassten und lernten sich auf diesen zu verlassen.

„Ich fass es einfach nicht. Wieso kann man diese Versammlung nicht einfach im BBA Hauptgebäude abhalten. Ist es denn wirklich notwendig ein solches Treffen mitten im nirgendwo abzuhalten?“

Mit diesem Kommentar trat Tala aus dem Van aus. Man hatte sie mit diesem Ausflug in gewissermaßen überrumpelt. Aus diesem Grund war Tala auch so verstimmt und konnte seine schlechte Laune nicht verbergen. Kai schien derweil nicht wirklich zu wissen ob er froh sein sollte, dass er einige Meilen zwischen sich und seinen Großvater gebracht hatte oder ob er es Dickenson übel nehmen sollte, dass dieser sie nicht vorgewarnt hatte. Aus diesem Grund waren sie auch mehr als unvorbereitet, als man sie abgeholt hatte.
 

- Flashback -
 

Es war reines Glück, dass er die Tür geöffnet hatte und nicht der persönliche Hausbuttler seines Großvaters. Anderseits hätte er in dem Moment in dem er die Person vor der Tür erblickte am liebsten wieder die Tür zugeschlagen.

„Was willst du hier, Hiro?“

„Glaub mir ich wäre auch lieber wo anders.“

Um genau zu sein wusste er nicht, wieso er sich überhaupt darauf eingelassen hatte. Es wäre besser gewesen, wenn sein Dad die Blitzkrieg Boys abgeholt hätte, doch das wäre ein Umweg gewesen, wenn man berücksichtigte, dass dieser noch sein eigenes Team abholen wollte.

„Das beantwortet meine Frage nicht!“

„Willst du das wirklich zwischen Tür und Angel klären?“

Für einen Moment schien Kai ihn zu mustern, allerdings hielt Hiro dies nur für einen Akt um ihm zu zeigen, dass er die Kontrolle über die Situation hatte. Insgeheim wartete er darauf dass der jüngere zur Seite trat und ihn einließ. Allerdings hatte er Kai in diesem Punkt unterschätzt und er konnte froh sein, dass er nicht einen Schritt näher an die Tür getreten war.

„Wenn du nichts zu sagen hast, dann verschwinde.“

Mit diesen Worten hatte Kai die Tür zugeknallt. Er dachte nicht mal im Traum daran Hiro in die Villa reinzulassen. Denn wenn er das tat war es nahezu unmöglich diesen wieder herauszuschmeißen, zumindest wenn dieser nicht gehen wolle. Ließ er ihn jedoch vor der Tür konnte er ihm immer noch mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch drohen, sollte dieser sich doch noch irgendwie gewaltsam Eintritt verschaffen. Wozu es nicht kommen würde, wenn Hiro die Botschaft hinter seinen Worten verstanden hatte. Doch dem lauten Klopfen nach zu urteilen hatte er das nicht.
 

Ohne weiter nachzudenken riss er die Tür wieder auf. Das letzte was er brauchte war Ärger mit dem Hausherren und bei Hiros blödem Gehämmer an der Eingangstür, würde er das nicht verhindern können.

„Was?“

„Glaubst du wirklich, ich bin zum Spaß hier?“

„Nein, aber wenn du nicht zur Sache kommst, musst du dich nicht wundern, wenn man dir die Tür vor der Nase zuknallt. Zeit ist immerhin Geld!“

Bei diesen Worten sah Kai für einen Moment zurück, als ob er sicher gehen wollte, dass niemand ihr Gespräch belauschte. Hiro hatte derweil genug von dem Verhalten des Jüngeren und stieß ihn, als er dessen kurze Unaufmerksamkeit bemerkte, von der Tür weg, bevor er diese hinter sich zu schlug.

„Das nennt man Hausfriedensbruch.“

„Ich würde sagen das nennt man Aussage gegen Aussage, oder kann irgendwer bestätigen, dass ich mir unerlaubt Zutritt verschafft habe.“

Für einen Moment versuchten die beiden sich gegenseitig nieder zu starren, doch dann brach Hiro den Blickkontakt und nahm sich die Zeit sich umzusehen. Allein die Eingangshalle war beeindruckend, dass musste er zugeben. Schon von draußen was das Anwesen beeindruckend gewesen, doch nun wirkte es fast überwältigend. Schnell schüttelte er diesen Gedanken beiseite und wendete sich wieder Kai zu, welcher ihn immer noch wütend anstarrte.

„Wo ist der Rest deines Teams?“

„Kommt darauf an.“

„Hör zu, ich bin nur hier um euch abzuholen. Mr. Dickenson hat ein Treffen organisiert, bei dem alle Teams die am Turnier teilnehmen, anwesend sein sollen.“

„Und da schickt er ausgerechnet dich?“

Mit diesen Worten wendete sich Kai von Hiro ab. Dieser blieb zuerst verdutzt an Ort und Stelle stehen, bis er sich dazu entschloss mit dem jüngeren aufzuschließen. Zwar wusste er nicht wo dieser hinwollte, aber es war alle Male besser als alleine in der Eingangshalle zu stehen.
 

Das gab ihm wenigstens die Gelegenheit sich etwas genauer umzusehen, denn Neugierig war er schon irgendwie. Er war noch nie in einer so großen Villa gewesen und der Kontrast zwischen altertümlicher Eleganz und modernem Stil war faszinierend. Insgeheim war er sich sicher, dass hier ein Wohnungseinrichter am Werk gewesen war.

„Verzeihen sie meine direkte Worte, Master Kai, doch ich rate ihnen davon ab noch mehr Leute hier einzuquartieren. Ihr Großvater ist nicht gerade in der besten Stimmung und sie sollten ihn nicht auch noch provozieren.“

„Keine Sorge, er bleibt nicht lange. Sie können sich also getrost wieder um ihre eigenen Sachen kümmern.“

Der alte Mann sagte daraufhin nichts sondern machte nur die Anstalt einer Verbeugung, bevor er an ihnen vorbei ging. Eine Tatsache, die Hiro ins Grübeln über Kais gesellschaftlichen Stand brachte. Er wusste zwar, dass dessen Familie recht wohlhabend war, doch die Reaktion dieses Mannes ließ noch mal ein anderes Licht auf die Sache werfen.

„Respekt stand nicht auf deinem Lehrplan, kann das sein?“

Kai antwortete nicht auf Hiros Kommentar, sondern öffnete nur einen stabile Holztür und trat in den sich dahinter befindenden Raum.

„Ratte!“

Das Wort aus Kais Mund ergaben keinen Sinn. Zumindest nicht für ihn, doch in dem Moment, als auch er sich entschied den Raum zu betreten schoss auf einmal ein Blade knapp an seinem Kopf vorbei. Hinzu kam, dass drei weitere Blades auf ihn gerichtet waren. Eine Tatsache, die ihn dazu brachte laut zu werden.

„Sag mal spinnt ihr?“

„Ratte? Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts…wieso hast du ihn überhaupt reingelassen?“

Tala ließ seinen Starter bei diesen Worten sinken und blickte Hiro nur feindselig an, bevor er sich an seinen Teampartner wendete.

„Hab ich nicht. Er hat sich selbst reingelassen.“

„Sollen wir die Polizei rufen?“

„Jetzt reicht’s. Packt eure Sache, ihr habt 5 Minuten, sonst dürft ihr zu Fuß gehen und ich versichere euch, dass das kein kurzer Spaziergang wird.“

Bei diesen Worten verdrehten die Anwesenden nur die Augen, allerdings gaben sie zur Abwechslung mal nach.
 

- Flashback Ende -
 

Zugegeben, sie hätten Hiro lieber an Ort und Stelle mit ihren Beyblades abgeschossen, so wie Bryan es reflexartig versucht hatte, doch im Endeffekt hätte es sie nicht weiter gebracht. Zudem hatte Kai dem wütenden Befehl von Hiro schon Folge geleistet, was jede weitere Diskussion überflüssig gemacht hatte. Es war an sich schon ein Wunder wenn Kai mal nachgab, doch wenn er es gegenüber jemanden wie Hiro tat, dann hatte dies meistens einen persönlichen Grund.

„Hiro wir haben schon auf euch gewartet.“

„Bedankt euch bei den 5.“

„Ihr hättet ja Anrufen und uns vorwarnen können. Dann hätten wir dich auch freundlicher empfangen.“

„Du meinst, du hättest auf die Aktion mit Bryans Blade verzichtet?“

„Unter Umständen! Allerdings kriegen Einbrecher von mir immer einen Denkzettel. Du kannst sowieso froh sein, dass wir die Polizei außen vor gelassen haben.“

„Einbrecher?“

Bei diesen Worten waren die anderen Anwesenden hellhörig geworden. Lediglich Hiro konnte sich bei diesen Worten nicht mehr zurückhalten.

„Ich bin nicht eingebrochen.“

„Meine Villa meine Regeln.“

Bei dieser Erwiderung konnte Hiro nicht anders als laut aufzulachen. Dann jedoch warf er Kai einen belustigten Blick zu.

„Natürlich, deshalb musst du dich auch vor den Launen deines Großvaters in Acht nehmen!“

Hiro hatte sich bei diesem Kommentar auf die Worte des alten Buttlers bezogen und sich nichts Weiteres dabei gedacht. Auch der mörderische Blick, den Kai ihm daraufhin zuwarf, ließ ihn relativ kalt. Lediglich Mr. Dickenson nachfolgendem Kommentar ließ ihn aufhorchen.

„Augenblick, Hiro. Wie war das eben gemeint?“

„Wie schon. Immerhin wohnt er doch bei seinem Großvater. Oder nicht?“

Momentan verstand Hiro gar nichts mehr. Er hatte sich eigentlich nichts bei der ganzen Sache gedacht, doch Mr. Dickenson schien alles andere als glücklich von dem Kommentar zu sein.
 

Intuitiv wendete er sich zu Kai, welcher mittlerweile die Augen geschlossen hatte und tief durchatmete. Es wirkte fast so, als würde er sich für das kommende rüsten.

„Wieso hast du niemanden gesagt, dass Voltaire zurück ist?“

„Weil es niemanden etwas angeht.“

Gerade als Mr. Dickenson etwas erwidern wollte, fiel ihm Bruce ins Wort. Es war für ihn offensichtlich, dass Kai nicht über das Thema sprechen wollte und dass sollten sie respektieren. Zumindest für den Moment.

„Ich glaube, dass sollten wir nicht hier besprechen, Stanley.“

Für Mr. Dickenson war es mehr als schwer das Thema fallen zu lassen. Wer konnte es ihm verübeln, er war die letzten Jahre mehr oder weniger für Kai verantwortlich gewesen und er machte sich einfach nur sorgen um diesen.

„Also gut.“

Mit diesen Worten wendete sich Mr. Dickenson ab. Er war nicht begeistert von dieser Wendung. Die Vorbereitungen für das Turnier hatten ihn so in Beschlag genommen, dass er von Voltaires Entlassung nichts mitbekommen hatte. Was ihn jedoch am meisten beunruhigte war, dass er nicht wusste, was dieser nun da er wieder auf freien Fuß war machen würde.

„Falls du Schwierigkeiten mit deinem Großvater bekommst, kannst du jederzeit bei uns unter kommen.“

Zwar konnte er russisch besser verstehen als sprechen, dennoch war sich Bruce sicher, dass Kai ihn so verstanden hatte wie er es gemeint hatte. Dennoch sagte dieser nichts dazu, aber das hatte Bruce auch nicht erwartet. Er hatte gesagt was es zu sagen gab, alles andere war Kais Entscheidung.
 

Mr. Dickenson hatte derweil die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gelenkt und erklärte ihnen den Ablauf der nächsten Tage. Zwei Woche lang durften die Teams mit ihrem Trainer durch die Wälder streifen und zwar ohne Ausrüstung. Es war ein Training der etwas anderen Art und zielte darauf das Vertrauen zueinander zu festigen und die einzelnen Teams dazu zu zwingen zusammenzuarbeiten. Allerdings musste Stanley bald feststellen, dass seine Idee nicht gerade von allen begeistert aufgenommen wurde.

„Das ist ein Witz, oder? Was glaubt Dickenson eigentlich wie alt wir sind? 8?“

„Wohl eher 6 ½. Ich fass es nicht das diese Idioten sich auch noch darüber freuen.“

„Danke Rick.“

„Wofür?“

„Dafür dass du uns offenbart hast dass wir nicht die einzigen sind, die noch einen klaren Verstand besitzen.“

„Oh glaub mir Kai, es gibt unter uns noch andere mit klarem Verstand.“

Mit diesen Worten gesellte sich auch Emily zu der Gruppe. Sie war zwar noch nie gut auf die Blitzkrieg Boys zu sprechen gewesen, aber momentan schienen sie die einzig vernünftigen zu sein. Allein der Gedanken sich zwei Wochen im Wald aufzuhalten bereitete ihr Kopfzerbrechen, besonders da man ihr im Vorfeld ihren Laptop abgenommen hatte.

„Aber mal was anderes, ist euch aufgefallen, dass jedes Team des Turniers hier ist nur das von Boris nicht?“

„Das überrascht mich nicht wirklich, aber was anderes. Weißt du näheres über Boris neues Team?“

Tala war sichtlich neugierig. Er wusste, wenn jemand Informationen über das neue Team hatte, dann waren es die PPB Allstars. Immerhin steckten diese ihre Nase immer in Dinge die sie nicht angingen.

„Nicht mehr als alle anderen. Ich kann dir die Namen der Blader verraten, aber ansonsten gibt es keine Informationen über sie. Manchmal frage ich mich ja wo Boris diese verfluchten Blader immer herholt.“

„Von der Straße.“

Mehr sagte Kai nicht dazu. Es war eine Tatsache. Das beste Beispiel waren Tala und Bryan. Die beiden hatten sich aus achtlos weggeworfenen Beybladeteilen ihre eigenen Blades zusammengestellt und sich selber beigebracht wie man sie benutzte. Das war auch der Grund wieso Boris damals überhaupt auf sie aufmerksam geworden war.
 

Der ehemalige Abteileiter hatte einfach einen sechsen Sinn für junge Talente und auch wenn seine Pläne größtenteils gescheitert waren, so wusste er trotz allem immer noch wie man andere beeinflussen konnte. Und genau das war Boris gefährlichste Fähigkeit.

„Kai, Tala ich möchte euch Damien vorstellen. Er wird euch in diesem Turnier zur Seite stehen.“

Für einen Moment hatte Kai wirklich das Verlangen der Situation einfach den Rücken zuzudrehen und wenn er Tala so betrachtete ging es ihm ähnlich. Und dabei hatten sie den neuen Trainer ihres Teams bisher noch keines Blickes gewürdigt. Doch als sie sich wiederwillig zu diesem und Mr. Dickenson umdrehten blieben ihnen die Worte im Halse stecken.

„Er soll uns trainieren?“

„Ich bin mir sicher ihr werdet gut mit einander auskommen. Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe noch etwas mit Bruce und Judy zu besprechen, bevor das hier weiter geht. Also tut mir den Gefallen und versucht ihm eine Chance zu geben.“

„Warten sie…Sie können doch nicht…“

Kai rang sichtlich mit sich, doch Mr. Dickenson schien seine Worte entweder nicht mitzubekommen oder er ignorierte sie einfach, um ihm keinen Vorwand für eine Diskussion zu liefern.

„…einfach gehen? Ich sage es ungern Kai, aber er hat es gerade getan.“

„Ich kann verstehen, dass ihr mich nicht als Trainer wollt, aber Mr. Dickenson zu liebe, sollten wir das Beste aus der Sache machen. Meint ihr nicht auch?“

Tala und Kai warfen sich bei diesen Worten nur einen kurzen Blick zu. Insgeheim fragten sie sich ob sie sich gerade verhört hatten, oder ob ihnen ihre Erinnerung einfach nur einen derben Streich spielte.
 

Allerdings schüttelten sie den Gedanken schnell wieder beiseite. Kurz darauf stieß Tala einen lauten Pfiff aus, welcher dazu führte, dass Spencer, Bryan und Ian auf sie aufmerksam wurden und mit ihnen aufschlossen. Es dauerte eine weitere halbe Stunde bis sich alle Teams mit ihren Trainern zusammengefunden hatten und bereit waren Mr. Dickensons Aufgabe zu erfüllen.

„Gut, jeder Trainer hat im Vorfeld erfahren, wohin er sich wenden muss. Deshalb bleibt mir nur noch euch viel Erfolg zu wünschen.“

Nach einander verließen die einzelnen Teams die Lichtung und traten in den Wald. Jedes Team hatte seinen eigenen Weg bekommen, doch da nur die Trainer wussten wo dieser lang, mussten sich die einzelnen Blader auf diesen verlassen. Nachdenklich sah Kai bei diesen Gedanken auf das Armband, welches jeder von ihnen bekommen hatte. Es enthielt einen Peilsender, der dazu diente sie zu finden, falls sie sich verlaufen hatten. Nicht dass sie das vorhatten, doch in gewisser Weise gab es ihnen etwas Sicherheit.

„Sollen wir echt mitspielen? Ich meine, ihr wisst schon dass…“

Spencer wusste nicht wirklich wie er es sagen sollte. Er war sich zu hundert Prozent sicher dass er diesen Mann aus der Abtei kannte. Um genau zu sein war er sich sicher, dass dieser zu den gefährlichen Leuten gehörte. Allerdings wollte er es nicht laut zugeben, zumal er nicht wusste ob die anderen ihn ebenfalls erkannt hatten.

„Du meinst er erinnert dich auch an Damien Müffelkopf.“

Bryan musterte den Mann skeptisch. In der Abtei hatte ein Aufseher der Abtei mit dem Namen Damien eine Ladung faule Eier abbekommen. Das war auch der Grund wieso dieser den Beinamen Müffelkopf abbekommen hatte. Kein angenehmer Wegbegleiter, wenn dieser Damien wirklich derselbe war.

„Er ist es. Also wieso sind Tala und Kai so ruhig?“

Ian konnte die beiden einfach nicht verstehen. Wenn es nach ihm ginge, dann hätten sie sich geweigert auch nur einen Meter weiter in den Wald zutreten. Zumindest solange dieser Mann in ihrer Nähe war.
 

Doch weder Ian noch einer der anderen zwei hatten etwas zu sagen. Im Gegenteil, sie taten nur dass was Tala ihnen sagte, es sei denn er überließ die Entscheidungen Kai.

„Vielleicht sind sie sich nicht sicher. Ich meine, Kai hat damals sein gesamtes Gedächtnis verloren, aber wer kann schon sagen, ob er sich wirklich wieder an alles erinnern kann.“

„Du meinst er hat immer noch Erinnerungslücken?“

„Hast du keine, Ian?“

Es war eine rhetorische Frage, da jeder die Antwort kannte. Niemand konnte sich an alle Aspekte seines Lebens erinnern. Allerdings konnte man durchaus behaupten, dass diejenigen, die in der Abtei groß geworden sind, wesentlich mehr Erinnerungslücken und Blackouts hatte als ein normaler Teenager ihres Alter. Es gab einfach viel zu viel was sie zu verdrängen versuchten.

„Und was Tala betrifft. Du weißt selbst, dass Boris versucht hat an Talas Erinnerungen herum zu fuschen und dass er nach den Russian Championships anfangs Probleme hatte die falschen Erinnerungen von den richtigen zu trennen. Kannst du ihm oder Kai wirklich vorwerfen, dass sie nicht gleich auf Angriff gehen. Ich persönlich wäre an deren Stelle vorsichtig.“

Da mussten die anderen beiden Bryan durchaus Recht geben. Zwar hatte Tala versucht das ganze allein in den Griff zu kriegen, doch ab und zu hatte er sie doch gefragt, was an einer bestimmten Erinnerung dran war. Das war jetzt allerdings 3 Jahre her, doch sie würden nicht darauf wetten, dass nicht doch die eine oder andere falsche Erinnerung in Talas Kopf verblieben war.
 

Schnell schüttelten die anderen die Gedanken beiseite. Sie wollten nicht länger über die Abtei nachdenken und noch weniger an das was sie dort erlebt hatten. Sie waren froh, dass sie mittlerweile relativ normal leben konnten und dass würden sie sich weder von Boris noch von irgendeinem seiner ehemaligen Angestellten nehmen lassen.

„Was haltet ihr von der ganzen Sache?“

Spencer, Bryan und Ian, die während ihres Gespräches nicht auf den Weg oder gar auf ihre Begleiter geachtet hatten, schreckten bei diesen Worten auf. Kai und Tala hatten sich zurückfallen lassen, so dass ihr neuer Trainer nun einige Meter vor ihnen lief und so hoffentlich außer Hörweite war. Dennoch versuchte Tala relativ leise zu sprechen. Er konnte sein schlechtes Gefühl einfach nicht zurückdrängen.

„Ich halte es für ein abgekartetes Spiel. Die Frage ist nur von wem?“

Im Grunde kamen nur zwei Personen in Frage auf die Bryan anspielte. Entweder Boris oder Dickenson. Allerdings schien zumindest für Kai die Sache klar zu sein. Zumindest deuteten seine Worte daraufhin, dass er den Schuldigen schon identifiziert hatte.

„Das Dickenson etwas von dessen Vergangenheit weiß wage ich zu bezweifeln.“

„Es sei denn dieser Typ hat Dickenson davon überzeugt, dass er sich verändert hat.“

Eine Tatsache, die Spencer nicht mal groß verwundern würde. Dickenson war so eine Nummer für sich. Wobei er noch nicht wirklich dahinter gekommen war, ob dieser wirklich so leichtgläubig war oder einfach nur versuchte, dass beste in seinem gegenüber zu sehen. Und wahrscheinlich würde er es auch nicht mehr tun, zumindest nicht in diesem Leben.

„Wie auch immer. Wir sollten erst mal abwarten wohin uns das ganze bringt, bevor wir irgendetwas unternehmen. Nur für den Fall dass wir uns irren.“

„Wir irren nicht. Aber bitte.“

Auch wenn Bryan zustimmte, hieß das nicht, dass er unachtsamer wurde. Im Gegenteil, er behielt den Mann im Auge und zwar die gesamte Zeit über. Doch auch die anderen behielten diesen und ihre Umgebung im Blick um zu verhindern dass sie irgendetwas überraschen konnte.
 

So war es auch nicht verwunderlich, dass sie die nächsten paar Stunden einfach nur schweigend nebeneinander her gingen. Erst als sie an einem Bachlauf ankamen machten sie eine Pause und setzen sich so weit von Damien entfernt wie sie es konnten. Diesem schien ihre Reaktion nichts auszumachen. Im Gegenteil er nutzt die Situation um Bach abwärts zu gehen und fischte währenddessen ein Handy aus der Tasche.

„Der plant doch was? Wahrscheinlich gibt er gerade unsere Position weiter!“

„Glaubst du wirklich, dass Boris jetzt schon seinen Schachzug macht?“

„Wieso nicht?“

„Weil es zu offensichtlich ist. Er müsste uns für ziemlich bescheuert halten, wenn er denkt, dass wir hier ahnungslos rumsitzen.“

„Stimmt auch wieder.“

Mit diesen Worten sah Bryan nachdenklich nach oben, doch alles was er sehen konnte waren die dichten Baumkronen, durch die nur ein schwacher Lichtschein kam.

„Ich glaube es wird langsam dunkel.“

„Und noch eine Nachricht, die ich nicht hören will.“

Er hatte nichts gegen Dunkelheit. Doch er konnte durchaus darauf verzichten in einem finsteren Wald festzusitzen und dass auch noch mit einem Mann dem er nicht weiter vertraute als er ihn sehen konnte. Und diese Distanz betrug nachts keine 2 Meter. Bei diesen Gedanken beobachtete die Gruppe wie ihr sogenannter Trainer das Handy wegsteckte und auf sie zukam.

„Genug geredet. Mr. Dickenson erwartet von mir dass ich euch wieder in die Spur bringe und das werde ich tun. Ich an eurer Stelle würde mir also genau überlegen, was ihr jetzt tut. Und nur um eines klarzustellen jede Weigerung wird 1 zu 1 weitergegeben.“

Nach diesen Worten schlich sich ein Sadistisches Lächeln auf die Lippen des Mannes, mit dem sie die nächste Woche verbringen sollte. Spätestens jetzt wussten sie, dass hier etwas nicht stimmte. Dieser Mann hatte mit Sicherheit nichts Gutes vor und sie konnten nicht mal ansatzweise erahnen was dieser nun mit ihnen vorhatte. Doch noch weniger konnten sie sagen wie sie sich jetzt am besten verhalten sollten.
 

Ihr erster Instinkt war sich abzusetzen und wenn dieser Damien sie daran hindern wolle, konnten sie ihn immer noch überwältigen. Sie waren schließlich in der Überzahl. Dennoch. Bei einer solchen Aktion würden sie früher oder später auf einige Probleme stoßen. Zum einen befanden sie sich mitten im nirgendwo und wussten nicht mal ansatzweise wo ihr Ziel war. Zurückzugehen brachte nichts, da an ihrer Startstelle mit Sicherheit niemand mehr sein würde. Doch die Wahrscheinlichkeit dass sie auf gut Glück auf eines der anderen Teams trafen war auch mehr als unwahrscheinlich. Sie waren somit auf sich selbst gestellt. Das zweite Problem war Damiens Drohung. Für sie klang es so, als würde dieser noch ein Ass im Ärmel haben.

„Was wollen sie?“

„Das ihr den Mund haltet und weiter geht. Und zwar dort lang.“

Mit diesen Worten zeigte er nach rechts, was bedeutete, dass sie den kaum sichtbaren Weg, dem sie unbewusst gefolgt waren endgültig verlassen würden und damit auch ihren letzten Orientierungspunkt verloren.

„Wir sollen den Weg verlassen?“

„Wem hat Dickenson das Ziel und den Weg genannt. Mir oder euch? Dickenson hat erwähnt dass ihr eure Probleme habt anderen zu vertrauen. Nur hat er bis heute nicht kapiert, dass ihr durchaus gute Gründe dafür habt. Doch sehen wir den Tatsachen ins Auge. Ich bin der einzige der den Weg kennt, also wie wollt ihr ohne mich aus diesem Wald wieder rauskommen?“

Mit diesen Worten sprach Damien ihre vorigen Gedanken aus und dass machte die Sache nicht gerade leichter. Andererseits würde er es wirklich wagen ihnen etwas zu tun, immerhin würde so etwas sofort auf ihn zurückfallen.
 

Die Gruppe wusste nur eines und zwar, dass dieser das ganze irgendwie geplant hatte. Nur wussten sie nicht zu welchem Zweck. Lediglich die Tatsache, dass Damien für Boris arbeitete und nicht für Dickenson, war eben mehr als deutlich geworden. Auch wenn dieser nichts dergleichen erwähnt hatte, so waren seine Worte doch eindeutig.

„Also schön, dann da lang.“

Mit diesen Worten sah sich Kai die Richtung genauer an. Von hier aus ging es einen kleinen Hang hinunter. Er war nicht wirklich tief und wirklich steil war er auch nicht. Allerdings gab es viele Stolperfallen, wodurch ein unbedachter Schritt ausreichen würde um sich sämtliche Knochen zu brechen. Und die Gefahr war dank der sich nähernden Dämmerung sehr hoch. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken diesen Weg einzuschlagen, doch welche Alternative hatten sie. Sie konnten weiter im Wald herumirren ohne ein genaues Ziel und darauf warten, dass sie wer einsammelte, doch das konnte dauern. Vor zwei Wochen würde bestimmt niemand nach ihnen suchen.

„Passt auf!“

Kais Worte waren mehr als zweideutig, denn dieser Kommentar konnte sich sowohl auf Damien als auch auf den Weg vor ihnen beziehen. Doch Talas Nicken signalisierte ihm, dass er seine Warnung so verstanden hatte wie er es gemeint hatte. Nun konnten sie nur hoffen, dass Damien Aufgabe nicht darin bestand sie zu Boris zu führen.

Doch nach einigen weiteren Stunden wagten sie dies zu bezweifeln. Es sah viel mehr so aus als würde er sie immer tiefer in den Wald führen.

„Ahh!“

Bei dem Aufschrei fuhren die restlichen herum. Schneller als irgendwer es verfolgen konnte, hatten die jungen Blader schon ihre Blades hervorgeholt und mit ihrem Starter verbunden. Bereit jeden abzuschießen, der ihnen zu nahe kam. Doch hinter ihnen war niemand. Selbst Ian schien auf einmal von der Bildfläche verschwunden zu sein. Hätten sie sein lautes Fluchen nicht gehört, so hätten sie sich wirklich sorgen gemacht, doch so brachte es sie dazu sich wieder zu beruhigen.

„Verdammt Ian hör auf rumzualbern!“

„Rumalbern, ich will mal sehen wie du reagierst, wenn du ohne Vorwarnung in den Morast hier einbrichst.“

Mit diesen Worten kämpfte sich Ian wieder aus dem Wall von Ästen und Zweigen. Er gab es ungern zu, aber für einen Moment war ihm das Herz stehen geblieben. Er konnte mit Überraschungen umgehen, aber nicht wenn sie so plötzlich aus dem nichts kamen. Langsam ging sein Blick bei diesem Gedanken zu seinem Bein. Seine Hose war eingerissen, doch sein Unterschenkel hatte nur einen Kratzer abbekommen, der zwar leicht blutete, doch nicht wirklich schlimm aussah.

„Jetzt brecht euch nicht kurz vor unserem Ziel die Knochen. Ich werde mit Sicherheit keinen von euch tragen.“

„Und wo ist unser Ziel?“

„Sperr die Augen auf.“

Mit Mühe unterdrückte Tala seine Wut und sah sich um. Seine Umgebung hatte eine triste Grauschwarzfärbung angenommen und auch wenn es noch nicht komplett dunkel war, konnte er gerade Mal einige Meter weit sehen. Doch alles was er erblickte war totes lebloses Gestrüpp und eine Menge Fels. Doch während sie weiter gingen schien sich eben jener Fels als Höhle herauszustellen.
 

Eine Sache die ihn mehr als alles andere irritierte. Hatten sie sich in ihrem Wegführer wirklich so sehr geirrt. Denn soweit er das beobachten konnte, wirkte dieser Ort wirklich wie ein guter Lagerplatzt. Mit diesen Gedanken holte er seine Trinkflasche aus seinem Rucksack und nahm einen kleinen Schluck, während er sich neugierig umsah.

„Ihr fünf bleibt hier und kümmert euch um ein Feuer. Ich werde mich umsehen ob ich was Essbares finde.“

„Ja zum Beispiel Giftpilze.“

Sie konnten von Glück sagen, dass Damien den Kommentar nicht mitbekommen hatte, zumindest dann wenn sie ihn richtig einschätzten. Sie wussten immer noch nicht was sie von dem ganzen halten sollten.

„Also dann auf den ersten überstandenen Tag unseres Überlebenstrainings.“

Mit diesen Worten hielt Bryan seine Flasche hoch bevor er sich ebenfalls einen Schluck gönnte. Die anderen erwiderten nichts dazu sondern nippten nur an ihrer Trinkflasche, während Tala sich um das Feuer kümmerte. Doch aus irgendeinem Grund war er plötzlich so müde, dass er sich nicht wirklich konzentrieren konnte. Eine Tatsache, die ihn irritierte.

„Irgendetwas stimmt hier nicht.“

Doch in dem Moment als er aufstand schien sich seine Umgebung auf einmal wie verrückt zu drehen und noch ehe er begriff was passierte lag er schon mit dem Gesicht voran im Deck. Nur ansatzweise hörte er ein fernes Donnern, bevor das letzte bisschen Gegenwart vor seinem bereits trüben Blick verschwamm.
 

Außerhalb der Höhle betrachtete Damien mit einem breiten Grinsen sein Werk. Dann holte er ein Handy aus seiner Jackentasche und wählte eine Nummer. Während er darauf wartete, dass sein Anruf entgegen genommen wurde, trottete er von der Höhle weg. Er hatte es nicht eilig und das wäre in diesem Gebiet auch katastrophal, besonders da es mittlerweile richtig dunkel wurde.

„Mr. Dickenson, verzeihen sie die erneute Störung, aber ich nehme meine Worte über das Team zurück. Die Jungs sind eine Naturkatastrophe…das ist mir klar, Sir. Aber wie soll ich das bewerkstelligen wenn sie weg sind…Wir sind wie geplant an unserem Lagerplatz angekommen. Ich hatte ihnen gesagt dass sie hier bleiben sollten, während ich mich etwas umschaue, doch als ich wieder da war, war alles weg. Und zwar nicht nur die Jungs sondern auch ihre Sachen…ich vermute das sie zurück gegangen sind. Nach dem was ich gehört habe, schien sie von diesem Ausflug nicht sonderlich begeistert zu sein…ich soll sie nicht suchen gehen?…in Ordnung, dann warte ich.“

Mit diesen Worten legte er auf, danach tippte er jedoch erneut eine Nummer ein und wartete darauf, dass jemand abnahm.

„Auftrag ausgeführt, Sir…der Alte Narr hat mir die Geschichte ohne weiteres Abgekauft….Sir, eine Sache noch. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Jungs gleich…natürlich, sir. Wie sie wünschen.“

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch. Die Blitzkrieg Boys hatten ihm von der ersten Minute an misstraut und hatten alles hinterfragt was er getan oder gesagt hatte. Er hätte sogar einen Fisch am Feuer grillen können und dennoch hätte keiner der fünf ihn angerührt. Doch was die fünf außer Acht gelassen hatten, waren die Trinkflaschen, die vor dem Aufbruch ausgeteilt wurden. Er hatte sie ihm Vorfeld alle präpariert und das beste war, dass die Substanze, die er dem Wasser beigemischt hatte bis zum Ende der zwei Wochen nicht mehr nachzuweisen war. Die Jungs konnten versuchen sich aus der Sache herauszureden, doch es würde ihnen nicht gelingen und wenn der Plan seines Bosses wirklich funktionierte, dann würde Stanley sie schneller aus dem Turnier schmeißen als sie ihren eigenen Namen sagen konnte. Und selbst wenn nicht, so würde dieser einen Weg finden ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.
 

- Bei Dickenson -
 

Langsam legte er das Telefon beiseite. Er hatte erwartet, dass die Blitzkrieg Boys es Damien nicht leicht machen würden doch das hatte er nicht erwartet. Wie sollte er jetzt vorgehen? Und was zum Teufel hatten sich die Jungs dabei gedacht? War das ihre Art zu sagen, dass sie sich von ihm nichts vorschreiben ließen, oder gab es einen anderen Grund für dieses Verhalten. So ungern er es auch zugab er konnte es sich nicht vorstellen. Ihm war nicht entgangen, dass weder Tala noch Kai mit seiner Entscheidung zufrieden waren, immerhin hatte Bruce ihm schon vorgewarnt. Dennoch wusste er nicht wie er auf diese Entwicklung reagieren sollte. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte klingelte das Telefon erneut. Für einen Moment hegte er die leise Hoffnung, dass sich die Situation von selbst geklärt hatte, doch er wurde schnell eines Besseren belehrt.

„…Judy, schön zu hören, dass ihr den Lagerplatz erreicht habt. Wie geht es deinen Bladern?“

Was er hörte war nicht wirklich erfreulich. Scheinbar waren die PPB’s nicht gerade begeistert von dem Campingausflug, zumindest nicht alle. Doch das war zu erwarten. Allerdings ging es ihm auch nicht darum den Bladern einen entspannten Urlaub zu verschaffen. Er wollte sie auf das vorbereiten was auf sie warten würde. Die meisten hatten schon einmal mit Boris zu tun gehabt. Sei es nun weil sie gegen sein Team antreten mussten oder weil sie für ihn gebladet hatten. Mittlerweile jedoch waren sie auf einem Nenner. Keiner würde mehr auf Boris Versprechungen reinfallen. Dessen letzte Aktion war noch viel zu frisch in ihren Köpfen.
 

Das die BBA so schnell wieder Fuß gefasst hatte war ein kleines Wunder. Und zum Teil das Werk der vielen freiwilligen Blader, die Tatkräftig mitgeholfen hatten. Er hielt es deshalb auch für seine Pflicht dafür zu sorgen, dass deren Anstrengungen nicht umsonst waren. Möglicherweise verstanden die meisten von ihnen nicht wieso er sie durch den Wald jagte, doch spätestens wenn das Turnier losging würden sie es verstehen.

„Danke für die Rückmeldung, Judy.“

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch. Anschließend wählte er selbst eine Nummer. Für ihn war es momentan wichtig die Sache mit den Blitzkrieg Boys zu klären und das hieß, dass er sie erst einmal finden musste.

„Lewis bringe sie in Erfahrung, wo sich die Blitzkrieg Boys gerade aufhalten.“

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt wirklich auf die Peilsender, die er ausgeteilt hatte zurückzugreifen. Ursprünglich waren sie eine Art Notfallsystem, für den Fall dass etwas passieren würde. Denn auch wenn die Strecken sorgfältig geplant wurde konnte es immer vorkommen, dass einer sich verletzte. Nun musste er jedoch darauf zurückgreifen, denn er hatte vor die Jungs zur Rede zu stellen und zumindest dieses eine Mal würde er sich nicht abwimmeln lassen. Wenn sie Boris ein weiteres Mal abwehren wollten, mussten alle an einem Strang ziehen und solche eigenwillige Entscheidungen brachten keinen von ihnen weiter. Das war etwas was die Blitzkrieg Boys lernen mussten, sie konnte nicht einfach machen was sie wollten. Es gab Regeln und an diese mussten sich alle halten sogar diese.

Aufenthalt im Wald

Kapitel 5: Aufenthalt im Wald
 

Das erste was er spürte war ein unerträglicher Schmerz in seinem Kopf. Das letzte Mal als er solche Kopfschmerzen gehabt hatte, war nach Boris großen Experiment während der Russian Championships. Wobei Schmerzen war das falsche Wort. Er fühlte sich mehr benebelt und hatte ein dermaßen drückendes Gefühl im Kopf, dass er im ersten Moment Schwierigkeiten hatte einen klaren Gedanken zu fassen. Schwerfällig setzte er sich auf, doch alles was er sah war tiefste Dunkelheit. Um sich jedoch etwas orientieren zu können, tastete er sich langsam vor, bis seine Finger an einer kühlen Steinwand zum Stehen kamen. Doch das die Wand aus Stein war half ihm auch nicht dabei seine Fragen zu beantworten.

„Ich brauche Licht.“

Tala murmelte diese Worte nur leise zu sich selbst, doch scheinbar waren sie doch laut genug, dass ein anderer sie mitbekam. Entweder dass oder dieser jemand hatte dasselbe gedacht, denn auf einmal durchbrach ein schwacher rötlicher Schimmer die Dunkelheit. Er würde nicht sagen, dass es viel gebracht hätte, doch zumindest konnte er jetzt einzelne Umrisse erkenne. Wobei er das, was er erkennen konnte am liebsten in der Dunkelheit gelassen hätte.

„Scheint so, als waren wir nicht vorsichtig genug!“

So konnte man es auch sehen, wenn man ersten in einer Höhle festsaß dessen Eingang zweitens von felsartigem Geröll zugeschüttet war und sie drittens nicht mal ansatzweise wussten, wie es zu einer solchen Situation hatte kommen können. Für einen Moment blickte Tala zu dem Jüngere, dieser saß mit dem Rücken zur Wand, in seiner Hand hielt er seinen Blade von dem ein rötliches Licht ausging, die einzige Lichtquelle, die sie momentan zur Verfügung hatten.

„Gut was haben wir übersehen.“

Tala zuckte bei Bryans Worten nur die Schulter und rieb sich anschließend den Unterarm. Er war aufgeschürft, doch er wusste nicht wann das passiert war. Nur dass er unverletzt gewesen war, als er diese Höhle betreten hatte. Bei diesem Gedanken sah er zu den Anderen. Kai schien zwar noch etwas neben sich zu stehen, aber ansonsten schien er nichts abbekommen zu haben und wenn doch, so ließ er sich nichts anmerken. Bryan rieb sich den Hinterkopf, wahrscheinlich war er mit diesem gegen die Wand geschlagen, doch sonst ließ er keine Anzeichen erkennen, die daraufhin deuteten dass ihm sonst noch etwas fehlte. Schnell wanderte sein Blick weiter zu seinen zwei anderen Teammitgliedern. Ian und Spencer lagen noch immer auf dem Boden und schnarchten vor sich hin.
 

Eine Tatsache, die Tala leicht die Augen verdrehen ließ. Die beiden hatten echt die Ruhe weg.

„Spencer, Ian. Aufstehen, der Schönheitsschaf ist beendet.“

Keine Reaktion, sofern man das laute Schnarchen als Reaktion unbeachtet ließ. Intuitiv griff Tala daraufhin nach seiner Wasserflasche und kippte sie Spencer mitten in Gesicht. Hustend schreckte dieser daraufhin aus dem Schlaf auf. Erst nachdem er sich gesammelt hatte wendete er sich wütend zu Tala, welcher jedoch nur Richtung Ausgang zeigte.

„Geht’s noch…okay wer hat uns verbarrikadiert.“

Tala antwortete nicht, sondern setzte sich nur neben Kai und ließ den Kopf gegen die kühle Wand fallen. So ein verschütteter Ausgang konnte sie nicht aufhalten, zumindest nicht lange. Dennoch irgendetwas störte ihn an der Situation. Sie hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und auch sonst waren sie Damien so gut es ging aus dem Weg gegangen, dennoch hatte er sie irgendwie ausgetrickst. Und dass ihr Trainer etwas mit der Situation zu tun hatte war eindeutig, immerhin würden sie sich ja nicht selber einsperren. Da wären sie ja schön blöd.

„So und jetzt? Warten wir darauf, dass die Wand von selbst zu Staub zerfällt?“

Mit diesen Worten nahm Bryan einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche. Er konnte es selbst nicht erklären, doch irgendwie war sein Hals trocken. Wahrscheinlich hatte er zu viel Steinmehl eingeatmet. Allerdings sorgte dieser Schluck nicht für die Art von Erleichterung, die er sich erhofft hatte. Im Gegenteil, urplötzlich schien er alles nur noch wie durch einen Nebelschleier zu sehen und dann war er weg.

„Bryan?“

Mit einem Satz war Tala wieder auf den Beinen und starrte nur geschockt auf den weißhaarigen, welcher ohne ersichtlichen Grund umgekippt war. Für einen Moment stand er fassungslos da, bis sein Blick auf die Wasserflasche fiel, dessen Inhalt sich nun über den Höhlenboden ergoss.

„Damit wäre wohl das erste wie geklärt.“

Mit diesen Worten war auch Kai aufgestanden und nahm die nun leere Flasche an sich um sie genauer in Augenschein zu nehmen, doch er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken.
 

Es war eine ganz normale Flasche ohne irgendwelche besonderen Merkmale, also hatte Damien die Flaschen im Vorfeld alle präpariert oder er hatte es irgendwie so gedreht dass sie genau diese bekamen, was er insgeheim bezweifelte.

„Augenblick, die Flaschen sind von der BBA und …“

„Kein weiteres Wort, Spencer. Mir gefällt auch so schon nicht in welcher Richtung das geht…glaubst du das gehört zu Dickenson Trainingsplan?“

Beim letzten Satz wendete sich Tala an Kai, welcher die Flasche derweil zugedreht hatte und seine Aufmerksamkeit nun dem verschütteten Weg zugewandt hatte.

„Uns in einer Höhle einzuschließen? Wohl kaum!“

„Er hat dein Team auch mal in Europa ausgesetzt und das mit purer Absicht!“

Da konnte er Tala nicht widersprechen. Dickenson Methoden waren nicht immer leicht zu ertragen, aber so eine Aktion konnte er sich dennoch nicht vorstellen. Sie war einfach zu rücksichtslos und außerdem hatte Dickenson sie selbst dann noch im Auge gehabt. Zudem wollte dieser die Teams dazu bringen ihre jeweiligen Trainer besser kennen zu lernen und diese Methode wäre ziemlich unproduktiv, insbesondere bei ihrem Team.

„Schon, dennoch. Bei einem solchen Plan wäre unser sogenannter Trainer auch hier.“

„Da ist was dran. Aber welchen Sinn hat das hier dann. Boris kennt uns gut genug um zu wissen, dass er uns so nicht gefangen halten kann.“

„Vielleicht dachte Damien wir sind Tot und wollte nur unsere Leichen beseitigen. Er war immerhin noch nie die hellste Birne.“

Mit diesen Worten hatte sich Spencer wieder eingemischt, doch kurz darauf wendete er sich wieder an Bryan und versuchte ihn mit leichten Schlägen wach zu kriegen. Mittlerweile war auch Ian zu sich gekommen und sah sich verdutzt um. Allerdings unterließ er es irgendeinen Kommentar zu der Situation abzugeben.
 

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kam auch Bryan wieder zu sich. Fluchtend richtete er sich auf, doch dann versuchte er sich auf die Situation zu konzentrieren.

„Gut was jetzt? Drücken wir den Panikknopf und warten darauf, dass man uns abholt?“

„Welchen Panikknopf?“

„Na ja den…oh…das Ding hat keinen Panikknopf. Und wie sollen wir uns dann bemerkbar machen, wenn wir in Schwierigkeiten sind?“

„Die Trainer haben ein Handy.“

„Ja aber….ach vergesst es.“

Mit diesen Worten verschränkte Bryan die Arme und ließ sich gegen die Wand zurückfallen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge blieb ihnen nichts anderes übrig als zwei Wochen zu warten, bis sich endlich mal jemand dazu bemühte sie zu suchen, oder ihren eigenen Weg aus dem Wald zu finden. Allerdings waren beide Alternativen zum kotzen.

„Kommt ihr erst Mal auf die Beine, ich sorg währenddessen für einen Ausgang!“

„Kai ich würde mir nie anmaßen deine Bladerkünste zu hinterfragen und auch in jedem Match würde ich ihnen blind vertrauen. Aber hier…“

Während Tala sprach kam er auf den Jüngeren zu, welcher schon in Position stand. Mitten im Satz stoppte er jedoch während sich seine Hand auf die ausgestreckten Arme des Jüngeren legte und diese mit leichtem Druck nach untern drückten. Er wollte ihn nicht beleidigen, aber er kannte Kais Stärke. Und sein Blade hatte die merkwürdige Angewohnheit alles zu zerstören, was ihm im Weg stand, doch die Brecheisenmethode war hier nicht die beste Alternative.

„…sagen wir es so, ich will nur verhindern, dass du die gesamte Höhle einreißt!“

„Das wird nicht passieren! Ich weiß was ich tue.“

„Nenn mir eine Arena, die nach einem Kampf von dir noch heil war und ich glaube dir.“

Für einen Moment schenkte er Tala nur einen undefinierbaren Blick, doch dann gab er zur Überraschung aller nach. Derweil hatte Tala den Part seines Teampartners übernommen und schoss seinen eigenen Blade auf das Steingeröll ab.

„Zeig dich Wolborg. Novae Rog.“

Das Beast ließ nicht lange auf sich warten und mit ihm kam ein eisiger Wind, der jeden vor Kälte erzittern ließ. Der Ausgang wurde von einer riesigen Eisschicht überzogen und in dem Moment als der Blade mit dieser in Berührung kam zersplitterte es regelrecht. Eis und Felsbrocken flogen durch die Gegend und hinterließen einen Durchgang nach draußen.

„Gratulation Tala. Du hast vielleicht nicht die Höhle eingerissen, dafür hast du uns fast Schockgefrostet.“

Auf Kais Kommentar hin wendete sich Tala um. Die gesamte Höhle war mit Eis bedeckt und seine Teammitglieder standen bis zum Knöcheln im Schnee. Eigentlich sollte ihnen die Kälte nichts ausmachen, dennoch war es nicht ratsam einen Temperatursprung von 20°C auf -5°C zu unternehmen.

„Na kommt. Versuchen wir aus diesem Wald rauszukommen.“

Tala hatte nicht vor noch eine Minute länger in dieser Höhle zu verbringen. Zwar wusste er nicht wirklich wohin sie gehen sollten, da er komplett die Orientierung verloren hatte, doch eines blieb unumstritten. Es wurde Zeit dass sie hier wegkamen und zwar bevor sie irgendeiner unliebsamen Bekannten begegneten.
 

- Bei den BEGA-Bladern -
 

Es hatte einige Zeit gedauert, doch letzten Endes hatte Hiro den Zielort erreicht, auch wenn es einige Stunden später war als es geplant wurde.

„Menno, ich hab mir meine neuen Schuhe ruiniert.“

„Deswegen solltest du dir ja auch alte bequeme Schuhe anziehen.“

„Ich kann doch nicht in Gummistiefel oder Turnschuhen rumrennen. Was würden meine Fans dazu sagen.“

„Deine Fans sind nicht hier. Und im Moment solltest du dir eher Gedanken darüber machen wie du die zwei Wochen mit diesen Schuhen überstehen willst.“

Mit diesen Worten versuchte Hiro das Lagerfeuer zu entfachen. Dieses würde ihnen etwas Wärme spenden und die wilden Tiere von ihnen fern halten.

„Wozu soll dieser Trip noch mal gut sein.“

Garland setzte sich bei diesen Worten auf einen umgekippten Baumstamm und beobachte stumm Hiros weitere Versuche das Feuer ins Gang zu bringen.

„Er soll überwiegend den Teamzusammenhalt stärken. Und falls es euch interessiert. Morgen legen wir noch einmal dieselbe Strecke zurück, bis wir an unseren Trainingsort gelangen. Dort werdet ihr trainieren im Team zu kämpfen.“

„Wir sind ein Team!“

„Habt ihr jemals ein 2 gegen 2 Match abgehalten, Ming Ming? Wenn nicht dann seit ihr wie die Blitzkrieg Boys nur eine Gruppe von starken Bladern die sich zusammen geschlossen hat, doch das allein macht noch kein Team. Und genau das werde ich euch beweisen.“

Auf Hiros Worte erwiderte keiner etwas, erst nach einiger Zeit meldete sich Crusher zu Wort, der sich mittlerweile in der Umgebung ihres derzeitigen Lagerplatzes umgesehen hatte.

„Eine Frage. Was sollen wir eigentlich in den nächsten zwei Wochen essen?“

„Wie wäre es mit Pilzen, die wachsen hier doch wie Unkraut.“

Garland konnte diesen Kommentar einfach nicht zurückhalten und rupfte einen Pilz aus, der vor seinen Füßen gewachsen war.

„Ich an deiner Stelle würde dir das mit den Pilzen noch mal überlegen. Es sei denn du willst dir eine Lebensmittelvergiftung zuziehen.“

Gerade als Garland etwas erwidern wollte, wurde ihm der Sinn dieses Satzes klar. Für einen Moment blickte er den Pilz an, dann jedoch warf er ihn sich über die Schulter, worauf dieser irgendwo hinter ihm im Unterholz landete.
 

Seine Idee hatte sich gerade in Rauch aufgelöst und sie saßen immer noch mit leeren Magen da.

„Wir lagern nicht ohne Grund an einem Bach. Hier können wir unsere Wasservorräte auffüllen und unser Abendessen fangen.“

„Und wie sollen wir die bitte essen?“

„Mit den Fingern, womit denn sonst!“

Das verschlug Ming Ming nun vollständig die Sprache. Gut sie hatte kein Problem mit Fisch, doch daran zu denken, dass sie ihn auseinandernehmen musste. Der Gedanke war unerträglich. Und eine ebenso große Zumutung war die Tatsache, dass sie ständig von Mücken verfolgt wurde. Frustriert schnipste sie einen weitere Mücke von ihrem Arm, bevor diese auch nur daran denken konnte zuzustecken.

„Ich hasse diese Viecher. Wieso fallen die nur mich an?“

„Vielleicht hättest du das Parfüm weglassen sollen. Ich hab gehört Mücken stehen auf süße Düfte.“

„Sehr witzig Mystel.“

Mit diesen Worten setzte sich Ming Ming mit verschränkten Armen auf den Boden. Das konnten lange zwei Wochen werden und sie würde 10 Kreuze in ihrem Kalender machen, wenn sie endlich wieder vorbei waren. Bis dahin konnte sie nur hoffen, dass die nächsten Tage besser liefen als der heutige. Wobei, ihre Füße taten weh, ihre Schuhe waren ruiniert und die Mücken hatten sie nahezu komplett zerstochen, eigentlich konnte es schon fast nicht mehr schlimmer werden.
 

Allerdings schien das keiner von ihren Begleitern zu beachten. Eine Tatsache die sie gar nicht begreifen konnte.

„Eine Sache gäbe es jedoch noch zu besprechen, bevor wir mit dem Training anfangen können.“

„Und die wäre?“

„Eure Blades. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Boris sie damals manipuliert hat. Er hat speziell entwickelte Chips eingebaut um ihnen mehr Power zur Verfügung zu stellen...“

„Augenblick. Soll das heißen unsere Leistungen kamen nicht von uns sondern von den Blades. Und was bedeutet das? Dass ich Tala damals nie so überlegen hätte schlagen können, wenn ich einen anderen Blade benutzt hätte?“

„Das ist die Frage, die es zu beantworten gilt.“

„Also nachdem was passiert ist, würde ich gerne auf jegliche Technik von Boris verzichten.“

„Dir ist klar, dass du damit auch auf einen enormen Vorteil verzichtest. Und ich versichere dir, dass ein gewisses Team das nicht berücksichtigen wird.“

„Die anderen Teams haben sich ihre Siege durch harte Arbeit erkauft. Es wäre nur fair wenn wir es ebenso halten. Deshalb bin ich Brooklyn Meinung. Fangen wir noch mal neu an und beweisen, dass wir auch ohne Boris Tricks zu den besten Bladern gehören.“

Hiro nickte bei diesen Worten nur kurz. Er hatte in der Hinsicht etwas übertrieben, denn auch wenn die Blade der fünf mit der neusten Technik ausgestattet war, so war nichts von diesen Teilen illegal gewesen. Die eingebauten Mikrochips darin dienten überwiegend zum Sammeln von Informationen, welche dann ausgewertet werden konnten. Brooklyns Blade allerdings war eine Grauzone. In diesem steckte ein Prototyp eines Chips, der die Daten nicht nur sammelte, sondern auch auswerten konnte, zudem konnte er die Daten, die von den anderen Bladern gesammelt wurden empfangen.
 

So war es Brooklyns Blade möglich gewesen auf Kais sämtliche Angriffe zu reagieren. Das war auch der Grund wieso sein Blade kaum Schaden genommen hatte. Dieser kannte die Attacken von Kai durch das Trainingsmatch mit Garland und auch die Daten von der Weltmeisterschaft waren in diesem gespeichert gewesen. Demnach hatte Kai mit seinen alten Techniken nie eine reelle Chance gehabt. Und genau dieser Unterschied wurde bei dem zweiten Match zwischen den beiden deutlich. Es war nicht nur Kais Entschlossenheit, die ihm geholfen hatte zu gewinnen, oder die Tatsache, dass Brooklyn die Kontrolle verloren hatte. Diese Punkte waren nur ein Teil des Grundes, doch hauptsächlich lag es daran, dass dieser neue Techniken angewandt hatte und den Chip mit jedem Angriff etwas mehr beschädigt hatte. Für lange und intensive Kämpfe war dieser einfach nicht ausgelegt, doch das hatte Brooklyn teilweise durch sein natürliches Talent und sein Bitbeast ausgeglichen.

„Gut dann sollten wir uns erst einmal darum kümmern, dass ihr eure Blades neu zusammenstellt.“

Mit diesen Worten kramte er einen Beutel mit Ersatzteilen aus seinem Rucksack und stellte ihn auf den Boden.

„Wir sollen unsere Blades neu gestalten?“

„Wenn ihr neu anfangen wollt, bleibt euch nichts anderes übrig. Zudem solltet ihr euch überlegen, wie ihr euer Team nennen wollt. Es sei denn ihr wollt weiterhin als BEGA kämpfen.“

„Nicht nach den letzten Tagen des Justic Five Turnier. Wir verzichten.“

Bei diesen Worten stimmten alle anderen zu. Sie hatten sich vorgenommen einen Neuanfang zu wagen und den würden sie nicht halbherzig anfangen.
 

Als sie vor mehr als einem Jahr mit Boris in Kontakt gekommen waren, hatten sie seine Worten Glauben geschenkt und auch dessen Taten sprachen für ihn. Doch kurz vor Ende des Justice Five Turnier hatte er sein wahres Gesicht gezeigt. Nicht nur hatte er sie dazu gebracht im Gegensatz zu ihrer eigenen Überzeugung ihren Gegner noch vor dem eigentlichen Kampf auszuschalten. Nein er war auch bereit über Leichen zu gehen und diese Ansicht war keine Untertreibung. Sowohl für Kai als auch für Tyson hätte das Beymatch in einer Katastrophe enden können. Umso eindrucksvoller war es, dass diese bis zum Ende durchgehalten hatten.

„Aber wo wir gerade beim Justice Five Turnier sind. Ich habe gehört, dass Boris ein neues Team ins Turnier geschleust hat. Glaubst du, dass wir uns deswegen sorgen machen müssen?“

„Ich würde sein neues Team nicht unterschätzen. Allerdings glaube ich auch, dass sich die Blitzkrieg Boy mehr Sorgen um dieses Team machen muss.“

„Wieso das?“

„Die Blitzkrieg Boys haben den Stein ins Rollen gebracht. Hätten sie sich raus gehalten, dann hätte es das Justice Five Turnier wahrscheinlich gar nicht gegeben.“

Nachdenklich blickte Garland ins Lagerfeuer. Es war schon merkwürdig, was eine Gruppe alles bewirken konnte. Tala und sein Team hatten ihre Gründe wieso sie dessen neue Organisation zerschlagen wollten. Zwar wussten sie immer noch nicht genau welche das waren, doch mittlerweile trauten sie Boris genug zu um zu verstehen warum sie so gereizt waren.

„Was ich mich nur Frage ist, was Kai mit der ganzen Sache zu tun hatte. Ich meine wieso hat Boris ihn ausgerechnet gegen mich antreten lassen?“

Diese Frage hatte sich Garland im Nachhinein auch schon gestellt. Zumal er sich sicher war, dass Kai durchaus mit ihm mithalten konnte. Ihr Trainingsmatch war nicht wirklich informativ, da sich dieser zurückgehalten hatte. Und auch dessen Reaktion darüber, dass er gegen Brooklyn antreten musste, hatte ihn verwundert. Immerhin hieß es damals, dass die Gruppierungen zufällig sein sollten, doch mittlerweile war er sich sicher, dass es eine Lüge war.

„Es war eine Art Vorlauf. Er wollte wissen ob du wirklich in der Lage wärst Tyson zu besiegen. Zudem wollte er Kai aus der BEGA raushaben.“

„Kai gehörte zu den besten Blader in der BEGA…“

„Möglich, aber er gehört zu den Blitzkrieg Boys. Und Boris wusste dass es Kai nicht darum ging ihn zu unterstützen. Im Gegenteil. Um genau zu sein war Kai nur wegen euch in der BEGA. Er wollte herausfinden was für Blader ihr seid. Eure Stärken, Schwächen. Im Gegensatz zu Tala und den anderen wollte er die BEGA von ihnen zu Fall bringen, doch er hat die Rechnung ohne Boris gemacht.“

„Sprich er hatte dasselbe Ziel aber eine andere Strategie.“

„Man könnte sagen, dass Kai bedachter vorgegangen ist, doch selbst er hat sich überschätzt und das ist ihm beinah zum Verhängnis geworden. Allein das sollte euch zeigen, dass ihr vorsichtig sein solltet, wenn der Zeitpunkt kommt, wo ihr seinem Team gegenübersteht.“

Und spätestens mit diesem Gedanken war klar, dass die nächsten zwei Wochen lang und vor allem hart werden würden.
 

- Bei den Barthez Battalions -
 

Sie hatten gerade ihr Lager errichtet, als ein schriller Klingelton die Stille des Waldes durchbrach. Mit der Gedanklichen Notiz dass er den schrägen Klingelton dringend mal ändern sollte, nahm Bruce das Gespräch an. Er brauchte dabei nicht mal auf das Display zu sehen um zu wissen wer dran war, immerhin war der Klingelton mehr als eindeutig.

„N’abend Stanley…bei uns sieht es gut aus. Wir haben es uns gerade am Lagerfeuer gemütlich gemacht und grillen ein paar Fische.“

Bruce hatte sichtlich gute Laune, bis her lief alles wunderbar. Die ehemaligen Barthez Battalions hatten kein Problem mit ihm und sagten völlig frei und ungezwungen das was sie dachten. Er konnte nicht leugnen dass er sich prächtig amüsierte. Allerdings bekam er dennoch mit, dass Stanley nicht ganz bei der Sache war. Insgeheim wunderte es ihn, dass dieser überhaupt anrief und sich nach dem Befinden des Teams informierte.

„Stanley, ist alles in Ordnung?“

Für einen Moment war an der anderen Seite des Hörers nur schweigen, doch die nächsten Worte ließen ihn verdutzt dreinblicken.

„Augenblick, was soll das heißen sie sind weg?“

Bruce konnte nicht leugnen, dass ihn diese Nachricht verwunderte. Auch das was Stanley ergänzte schien alles andere als logisch zu sein, zumindest seines Erachtens.

„Die fünf haben Damien wirklich mitten im Wald stehen lassen…“

Innerlich kämpfte Bruce mit dem Drang laut loszulachen. Noch besser hätte dieses Team nicht zum Ausdruck bringen können wie wenig sie ihren neuen Trainer leiden konnte. Ein Teil von ihm hätte gerne gesagt, dass etwas dergleichen zu erwarten gewesen wäre, doch er hielt sich zurück. Er konnte die Sorge in Stanleys Stimme deutlich heraushören.
 

Sein Arbeitsgeber machte sich sorgen und allein das brachte ihn dazu ruhig weiter zu reden.

„…können sie die Jungs nicht einfach mit diesen Armbändern aufspüren…Moment was meinen sie mit Signalstörung…okay das ist in der Tat nicht so schön…allerdings sprechen wir gerade von den Blitzkrieg Boys, wenn die Jungs so eine Aktion bringen, dann haben sie eine Plan.“

Zumindest hoffte Bruce das. Die Tatsache, dass die Tracking-Armbänder der fünf kein Signal mehr abgaben war schon verdächtig. Andererseits traute er ihnen durchaus zu, dass sie schlau genug waren diese zu deaktivieren. Immerhin war es nicht die ausgereifteste Technik. Ein starker Magnet oder das Durchtrennen der Kabel würde ausreichen. Dennoch. Irgendwie konnte er sich so eine Aktion nicht bei den Jungs vorstellen.

„Stanley, nur eine Frage. Sind sie sicher dass Damien ihnen die Wahrheit gesagt hat?“

Bruce wusste nicht wieso, doch diese Frage beschäftigte ihn am meisten. Er hatte die Reaktion der Blitzkrieg Boys auf ihren neuen Trainer gesehen. Und wenn er es richtig interpretiert hatte lag in deren Blick eine Menge Skepsis. Fast so als erwarteten sie jeden Moment eine hinterhältige Aktion von diesem. Wenn er es nicht besser wüsste, dann hätte er vermutet, dass sie ihn kannten. Allerdings bezweifelte er, dass sie in diesem Fall mit ihm mitgegangen wären.

„Schon gut war nur eine Frage…ich werde auf jeden Fall ein Auge offen halten.“

Mit diesen Worten legte er auf. Stanley war sich sicher, dass sich Damien die Geschichte nicht ausgedacht hatte, doch das hieß gar nichts. Sie würden warten müssen bis sich die Ausreißer wieder angefunden hatten und insgeheim war er auf ihre Erklärung schon gespannt.
 

Er gab ja zu dass es nicht fair war, die Jungs mit der ganzen Sache zu überrumpeln, doch anders hätte sie nicht mitgemacht. Sie hatten insgeheim gehofft, dass sich die Jungs einfach fügen würden, da sie eh keine Wahl mehr hatten. Und genau das war der Punkt den er nicht verstand. Wieso sollten sie abhauen wenn sie nicht mal ansatzweise wussten wo sie hin mussten und zweitens. Welchen Sinn gäbe es an den Anfangsort zurück zugehen. Der Weg zurück in die Stadt war ellenlang, da brauchten sie mindesten 3 Wochen, wenn nicht sogar mehr und dass auch nur wenn sie die ganzen Nacht durchliefen.

„Probleme?“

„Na dem derzeitigen Stand der Dinge nur ein störrisches Team, dass schon irgendwie alleine zurecht kommen wird. Die Frage ist nur ob sie die Konsequenzen überleben werden.“

„Die Blitzkrieg Boys ziehen also wieder ihr eigenes Ding durch.“

„Das ist die Frage. Ich persönlich bin mir in dem Punkt nicht so sicher.“

„Also wenn sie abgehauen sind, kann ich sie verstehen. Dieser Damien hat irgendwie dieselbe Ausstrahlung wie Barthez.“

Mathildas Worte ließen Bruce aufhorchen. Scheinbar war er nicht der einzige, dem dieser Mann merkwürdig vorkam.

„Ja der Typ war mir auch nicht ganz geheuer und die Reaktion von Tala und Kai war auch nicht ohne. Ich meine, ich hab die beiden nie so aus ihrer Rolle fallen sehen.“

Es war genau diese Wortwahl die Bruce dazu brachte nach zu harken. Den beiden hatte man ihr Unbehagen deutlich angesehen, auch das diese Tatsache untypisch für die sonst recht distanzierten Blitzkrieg Boys war ließ sich nicht leugnen. Es war mehr der letzte Teil der ihn grübeln ließ.

„Was meinst du mit Rolle, Miguel.“

„Na ja. Es wirkt auf mich so, als würden sie versuchen der gesamten Welt eine Version von sich darzustellen die niemals mit der Realität übereinstimmt. Wenn ich sie anhand ihres Auftretens charakterisieren sollte, würde ich sie für Arrogant, gefühlskalt und eigennützig bezeichnen. Doch wenn das wirklich so ist, dann würde das Team schon längst nicht mehr existieren.“

„Sie haben immer ihr eigenes Ding durchgezogen.“

„Und dennoch mussten sie miteinander klar kommen, selbst wenn sie sich die meiste Zeit aus dem Weg gegangen waren.“

Das war ein Einwand der 100% zutraf. Die Blitzkrieg Boys waren nicht nur ein Zweckteam. Dafür waren sie viel zu oft zusammen. Zumindest traf das auf Tala, Bryan und Spencer zu. Über Ian konnte man sich streiten, da er letztes Jahr nicht dabei gewesen war. Doch Fazit war dass er dieses Jahr mitmischen würde.
 

Kai war da schon eine andere Nummer. Der jüngere mischte das Team etwas auf und besonders nach dem BEGA- Fiasko schienen sie mehr ein Team als jemals zuvor. Es gab Momente in denen sie untereinander ausfallend wurden, das hatte er mitbekommen, als sie vor einigen Tagen im Dojo waren. Auch er hatte bemerkt, dass sie längst nicht mehr so sehr auf ihre eigene Darstellung achteten, zumindest dann nicht, wenn keine Kameras anwesend waren. Vielleicht war aber genau dass das Problem. Die Medien vergaben nichts und selbst wenn Tyson einen weiteren Weltmeisterschaftstitel holen sollte, so würde Kai immer noch als bester Blader gelten. Nicht weil er jeden Kampf gewann, sondern weil er immer auf einem gleichbleibenden hohen Niveau bladete, an das so gut wie niemand rankam. Kai war einer der wenigen Blader, die ein Stärkedefizit durch Intelligente und geschickte Moves minimieren konnten. Zudem hatte das zweite Match gegen Brooklyn ihn so viel Respekt eingebracht, dass jeder andere einem regelrechten Höhenflug erlegen wäre.

„Wir sollten das Thema beenden. Immerhin haben wir noch einen langen Weg und ein noch härteres Training vor uns.“

„Das heißt wir ignorieren einfach, dass die Blitzkrieg Boys abgehauen sind?“

„Die fünf sind Alt genug. Sie werden zurechtkommen. Außerdem meinte Stanley wir sollten auf unseren Weg bleiben und lediglich ein Auge offen halten, für den Fall dass sie uns über den Weg laufen.“

„Und wie wahrscheinlich ist das?“

„Ziemlich unwahrscheinlich, da sie sich in dem Fall in Richtung Südosten wenden müssten. Und da dort nur Wald ist, wage ich zu bezweifeln dass sie diesen Weg genommen haben. Zumindest wenn sie dem Campingtrip wirklich entkommen wollen.“

Bei dieser Überlegung sah sich Bruce kurz um. Der Wald war riesig und ohne genauere Ortkenntnisse konnte man sich leicht darin verlaufen. Er hoffte, dass die fünf wussten was sie taten, denn ohne die Peilsender würden sie diese nicht finden können.
 

- Bei Tysons Team -
 

Erschöpft ließen sich die einzelnen Mitglieder der Gruppe auf den Boden nieder. Eines stand fest sie mussten dringend etwas an ihrer Kondition arbeiten, wenn sie diesen Campingtrip überleben wollten und das schnell.

„Mensch bin ich fertig. Ich dachte Camping wäre etwas Entspannendes. Keiner hat gesagt, dass wir so hetzen müssen.“

„Hört auf zu jammern. Wir sollten lieber zusehen, dass wir noch etwas Essbares finden bevor es dunkel wird.“

Julia war voll in ihrem Element. Nicht weil sie die Natur liebte, sondern weil sie die Situation irgendwie an die Vorbereitung für das Justic Five turnier erinnerte. Auch wenn die Situation ernst gewesen war, so waren dies doch die besten Wochen, die sie jemals hatte. Es hatte einfach Spaß gemacht mit allen anderen Bladern zusammen zu trainieren und Spaß zu haben.

„Wird erledigt.“

Mit diesen Worten war Daichi auch schon losgedüst und durchsuchte den Wald in seiner eigenen speziellen Art und Weise. Am Ende kam er mit einem Arm voll Nüssen, Pilzen und Beeren zurück. Eine Tatsache, die Julia und Raul sichtlich erstaunt zurück ließ. Selbst Ramiro schien sichtlich beeindruckt, fischte jedoch schnell ein kleines Büchlein aus der Tasche und begutachtete vorsichtshalber jeden Pilz und verglich diesen mit der vorliegenden Beschreibung. Lediglich Tyson, der dieses Talent von Daichi schon kennen gelernt hatte blieb unbeeindruckt.

„Faszinierend, jetzt fehlen nur noch die Fische.“

In diesem Moment musste er zurück an seinen Hafenbesuch zurückdenken. Er hatte nichts gegen Fische, sofern sie schön zerlegt auf seinen Teller lagen. Doch der Gestank war unerträglich. Selbst nach einem Jahr hatte er den Geruch nicht aus seinem Seidenhemd bekommen und dabei war dies eines seiner besten. Schweiß und Fischgestank waren einfach keine gute Mischung und dass war ihm an diesem Tag deutlich geworden.
 

Trotzdem, es war die Sache in gewisser Weise wert gewesen, wer konnte schon sagen wo sie sonst alle stehen würden. Vielleicht würden sie sich im Wald wiederfinden, aber bestimmt nicht in so einer lockeren Runde.

„Hallo, Erde an Romero…hey…“

„Was? Habt ihr was gesagt.“

Nur ansatzweise bekam er mich wie Daichi, der bis eben noch wie wild vor seinem Gesicht herumgewedelt hatte rückwärts umkippte. Er war so in Gedanken vertieft gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass er überhaupt angesprochen worden war.

„Wir haben Fische gefangen und wollten nur fragen ob wir noch ein paar mehr fangen sollen und sie trocknen sollen damit wir für die nächsten Tage was haben.“

„Nicht nötig. Es gibt genug.“

Julia nahm diese Worte nur zur Kenntnis, zuckte kurz darauf mit den Schultern und setzte sich anschließend ans Lagerfeuer, an dem gerade ihre Fische gar wurden.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir in einem Team sind. Und ich weiß immer noch nicht ob ich mich darüber beklagen oder freuen soll.“

„Wieso beklagen, wir sind die Weltmeister, ihr solltet euch geehrt fühlen.“

„Das Tyson ist deine Ansicht. Meine ist folgende. Wie sollen wir beweisen, dass wir zu den besten Bladern gehören, wenn wir mit den Siegern ein Team bilden…nimm es mir nicht übel Tyson, aber ich kann Ray, Max und Kai verstehen. Die Presse schreibt so unsinniges Zeug.“

Bei diesen Worten dachte sie an die letzte Pressemeldung zurück. Man hatte sie so dargestellt, als würden sie den Weg des geringsten Widerstandes gehen um das diesjährige Turnier zu gewinnen, dabei waren sie im letzten Turnier auf den dritten Platz gekommen. Aber scheinbar zählte das gar nichts mehr.

„Lass sie schreiben was sie wollen. Spätestens nach den ersten Kämpfen verschütten sie ihre Tinte vor staunen.“

„Möglich. Aber findest du es nicht merkwürdig. Wir haben letztes Jahr die besten Teammatches abgeliefert, Tyson und Daichi sind die amtierenden Weltmeister und nun sind wir alle zusammen in einem Team und dennoch gelten die Blitzkrieg Boys als die geheimen Favoriten.“

Das war wohl das was sie am Meisten an dem letzten Artikel wurmte. Besonders da das Team der BEGA an zweiter Stelle stand. Insgeheim fragte sie sich ja wie diese Aufstellung zu Stande gekommen war
 

Allerdings schien sie die einzige zu sein, die sich darüber aufregte. Raul war es einfach nicht wichtig und Tyson und Daichi schienen nicht mal wahrgenommen zu haben, dass man ihnen nicht viele Chancen einräumte.

„Die Blitzkrieg Boys sind einfach ein Fall für sich. Die Schaffen es immer in die Nachrichten, ob sie nun wollen oder nicht. Und darüber hinaus hatten sie letztes Jahr die meisten Siege, da ist es doch offensichtlich, dass sie zu den Favoriten gehören.“

Julia verdrehte bei diesen Worten die Augen. Am liebsten hätte sie gesagt dass das Team nicht zu den Favoriten gehörte, sondern die absoluten Favoriten waren, doch das konnte sie gerade noch verhindern. Wahrscheinlich war es sogar besser nichts weiter dazu zu sagen und das erste Match einfach zu nutzen um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

„Du solltest froh sein. Wer hoch gelobt wird kann sehr schnell sehr tief fallen.“

Mit diesen Worten hatte Romero sich neben sie gesetzt und drehte den Stab an dem der Fisch aufgespießt war um eine Vierteldrehung. Der Geruch von gebratenem Fisch war deutlich angenehmer als er ihn in Erinnerung hatte.

„Zudem sollte die Presse eure geringste Sorge sein. Immerhin sind die Prognosen meistens falsch.“

Das stimmte. Im letzten Jahr waren die Blitzkrieg Boys auch die heimlichen Favoriten, nicht ganz unbegründet, da sie sich nahezu überlegen durch die einzelnen Runden gekämpft hatten. Dafür war von ihnen nie die Rede gewesen und sie waren auf dem dritten Platz gelandet, der eigentlich an die White Tiger gehen sollte. Der Unterschied war nur, damals hatte sie es verstanden, dieses Mal nicht. Die Blitzkrieg Boys waren nicht mal ein richtiges Team, zumindest hat sie diese nie im Team kämpfen sehen. Zugegeben in letzter Zeit traf sie Tala und Kai, wenn sie den beiden Mal zufällig begegnete, immer zusammen an. Allerdings wurde sie das Gefühl dennoch nicht los, dass die beiden eher Einzelgänger waren. Und was die anderen aus deren Team anging hatte sie überhaupt keinen Schimmer. Sie würde sich in dem Punkt einfach überraschen lassen müssen.
 

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Auf die letzte Sekunde

Kapitel 6: Auf die letzte Sekunde
 

Die Tage vergingen. Waren es mittlerweile 11 oder 12. Tala konnte es beim besten Willen nicht sagen, zumal er nicht mal wusste wie lange sie in dieser Höhle festgesessen hatten.

„Ich sag es ja ungern, aber ich könnte jetzt wirklich mal wieder etwas zu Essen vertragen.“

„Ich hätte Kaninchen im Angebot. Du müsstest es nur vorher erlegen.“

Mit diesen Worten deutete Kai auf ein Kaninchen, welches einige Meter von ihnen entfernt an einer Pflanze knabberte. Bryan hatte seinen Blade daraufhin bereits gezückt und richtete es auf das arme Tierchen. Für einen Moment schien er konzentriert auf sein Ziel zu starren, doch dann ließ er den Starter mit seinem Blade wieder sinken.

„Also wenn ich es mir recht überlege… Kaninchen steht momentan nicht wirklich auf meiner Favoritenliste.“

Mit diesen Worten steckte Bryan seinen Blade wieder zurück und ging weiter. Sie mussten wohl oder übel einen Bach mit Fischen oder einem Strauch mit Beeren finden, wenn sie etwas zu essen haben wollten. Das Kaninchen würde er jedenfalls nicht töten, besonders nicht, wenn es gerade am fressen war. Zudem wusste er, das Kai die Vorstellung, dass er seinen Blade auf einen Hasen abfeuerte um ihn zu töten, gar nicht gefiel. Doch auch die anderen schienen erst bei seinen Worten sichtlich zu entspannen. Allerdings war es Kai, der als erstes auf seine Aussage etwas erwiderte.

„Gut, auf meiner auch nicht!“

„Also lassen wir das Häschen laufen und hoffen, dass es noch ein paar glückliche Jahre im Wald verbringen kann.“

„So ungefähr, Tala.“

„Besser so.“

Tala konnte auf den Anblick eines zerfetzten Kaninchens auch gut und gerne verzichten. Da lief er doch lieber noch ein paar Tage ohne Essen durch die Gegend, immerhin konnte ein Mensch ja bekanntlich 4 Wochen ohne Nahrung auskommen. Zumindest wenn er genügend Wasser hatten. Dennoch konnte er nicht aufhören sich zu Fragen wieso sie das ganze überhaupt auf sich nahmen.
 

Mit diesen Gedanken sah Tala missmutig in den Himmel. Sie waren wieder den ganzen Tag unterwegs gewesen und die Tatsache dass es bereits wieder zu Dämmern begann sagte ihm gar nicht zu. Vielleicht hätten sie zu Beginn ihrer Wanderung doch versuchen sollen den verwitterten Weg und den Bach an dem sie den ersten Tag ihrer Wanderung Pause gemacht hatten, wieder zu finden. Aber nein, sie hatten sich nach Osten gewandt, weil sie dort die Stadt erwarteten. Allerdings hatten sie sich scheinbar extrem vertan was den Zeitaufwand betraf. Was zum Teil auch daran lag, dass sie teilweise sehr langsam gehen mussten, da sie dem Boden auf dem sie sich fortbewegten nicht wirklich trauten.

„Seid vorsichtig, der Baum ist morsch.“

Mehr sagte Tala nicht dazu, sondern schritt langsam über den umgekippten Baumstamm. Dieser bildete eine Art Brücke über einem Abgrund. Dieser war nicht wirklich tief, doch weitläufig genug, damit sie nicht drüber springen konnten. Natürlich hätten sie auch einfach runterrutschen können um an der anderen Seite wieder hinaufzuklettern, doch das wollten sie sich ersparen. Denn vom bloßen Anblick konnten sie nur sagen, dass es verdammt steil wieder nach oben ging und wenn sie Pech hatten war der Boden so locker, dass sie nicht wieder hochkommen würden. Im schlechtesten Fall müssten sie dem Verlauf des Abgrundes folgen, bis sie eine geeignetere Stelle fanden um wieder hochzukommen. Das würde sie allerdings noch länger aufhalten und zudem würden sie dadurch ihren Kurs verlieren. Immerhin waren sie bis jetzt nur stur geradeaus gelaufen und diesen Weg würden sie anschließend nicht wiederfinden.

„Wir hätten wirklich zurückgehen und einfach den Weg über die Straße nehmen sollen.“

Mit diesen Worten war Bryan auf der anderen Seite angekommen. Insgeheim war er froh, dass der Baumstamm nicht unter seinem Gewicht nachgegeben hatte. Wobei, in dem Punkt war es Spencer der sich am meisten Sorgen machen musste, immerhin war dieser der schwerste von ihnen. Und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien er das auch so zu sehen.

„Ich halte das für lebensmüde.“

„Dann geh unten rum. So morsch ist das Ding nun auch wieder nicht.“

Mit diesen Worten hatte auch Kai den Baumstamm betreten, doch entgegen seiner Worte bewegte er sich dennoch vorsichtig voran, wobei er dennoch wesentlich schneller war als Ian oder Bryan. Ein letztes Mal blickte Spencer nach unten, bevor er kurz durchatmete und der doch recht rutschigen Brücke eine Chance gab. Er war nicht wirklich ein Experte wenn es um Balance ging, da hatten seine Teamkollegen ihm etwas voraus.
 

Ihm war es wesentlich lieber wenn er festen Boden unter den Füßen hatte und das würde er auch nicht leugnen. Aus diesem Grund war er auch sichtlich erleichtert, als er das Hindernis überwunden hatte. Mit schnellen Schritten machte er sich daran seine Teamkollegen wieder einzuholen, denn diese hatten, in dem Moment wo er den ersten Fuß auf den Baumstamm gesetzt hatte, ihren Weg weiter verfolgt.

„Ihr hättet wenigstens einen Moment warten können.“

„Um dir weiter beim Jammern zuzuhören?“

Darauf erwiderte Spencer nichts. Tala war gereizt und er wollte nicht, dass sich dessen Stimmung noch weiter verschlechterte. Die letzten Tage hatten ihm schon gereicht. Es war allein schon ein Wunder, dass dieser noch nicht ausfallend geworden war. Zugegeben, den einen oder anderen bissigen Kommentar hatte er abgegeben, doch es könnte schlimmer sein. Spätestens wenn er sich mit Kai oder Bryan in die Haare kriegt hieß es rennen, denn so eine Situation endete früher oder später in einem Beybladematch und um ehrlich zu sein hatte er keine Lust das mitzuerleben. Zumindest nicht hier. Bei ihrem Glück würde irgendwer von ihren in dem Fall früher oder später von einem Baum erschlagen werden. Weiter konnte er jedoch nicht nachdenken, da Bryan Stimme ihn wieder in die Gegenwart holte und ihn dazu zwang nach vorne zu sehen.

„Halleluja, wir sind wieder in der Zivilisation angekommen.“

„Zivilisation würde ich nicht sagen, aber zumindest ist es eine willkommene Abwechslung. Zumindest weiß ich wieder wo wir sind.“

Kai erwiderte auf Talas Wort nichts, sondern ging einfach weiter. Er wusste nicht ob er jetzt über diese Wendung lachen sollte oder nicht. Denn von allen Orten an denen sie hätten gelangen können waren sie ausgerechnet an der Villa seines Großvaters gelandet.

„Irgendwie ja ironisch, dass Kai immer bei seinem Großvater landet.“

Zwar waren Ians Worte nur ein Flüstern, allerdings immer noch laut genug damit seine Begleiter sie mitbekamen, jedoch machte sich keiner die Mühe etwas zu erwidern. Insgeheim waren nämlich alle froh, dass sie wenigstens einen Ort erreicht hatten, an dem sie bleiben konnten, denn auf eine weitere Nacht unter freiem Himmel hatten sie keine Lust. Insbesondere deshalb weil sie das letzte Mal nicht mal eine Feuerstelle entfachen konnten. Die Pflanzen in ihrer näheren Umgebung waren so trocken gewesen, dass ein Funke gereicht hätte um den ganzen Wald anzustecken.
 

Zudem hatten sie seit Tagen nichts mehr gegessen. Zumindest nichts Anspruchsvolles oder Sättigendes. Am zweiten Tag ihrer Wanderung hatten sie einen kleinen Bachlauf entdeckt und einige Fische gefangen. Doch seit dem hatten sie nichts mehr gegessen, außer ein paar Beeren, von denen sie sicher waren, dass sie nicht giftig waren. Meistens war diese Sicherheit jedoch nicht da gewesen, weshalb sie massenhaft Beeren und Pilze ungerührt stehen gelassen hatten. Ein Grund wieso Spencer sich vornahm sich so bald wie möglich ein entsprechendes Buch zu kaufen und es vom Beschaffungstag an immer mit sich zu führen. Man konnte ja nie wissen, wann man es mal brauchen würde.

„Meint ihr wir kriegen was zu Essen.“

„Sofern mein Großvater in den letzten Tagen nicht auf die Idee gekommen ist die Küche zu verkaufen, dürften das mit dem Essen kein Problem sein.“

Mit diesen Worten betraten sie das Grundstück der Villa. Doch als sie vor der Tür standen konnte Kai ein leises Fluchen nicht unterdrücken.

„Was jetzt!“

„Ich hab den Schlüssel im Zimmer gelassen!“

„Keine Sorge ich hab…ihn auch vergessen. Das ist alles Hiros schuld. Wenn der uns nicht so gedrängt hätte dann…“

„Tja, jetzt ist es zu spät!“

Mit diesen Worten klingelte Kai an der Tür. Ihm wäre es lieber ungesehen und ungehört in die Villa zu gelangen. Auf diese Weise musste er sich wenigstens vor niemanden rechtfertigen. Zugegeben es war nicht an der Tagesordnung, doch zumindest vor den Russian Championships gab es einige wenige Tage an denen Voltaire ihn abgefangen hatte und von ihm verlangt hatte ihm zu sagen wo er sich den ganzen Tag rumgetrieben hatte. Doch diese Zeiten waren lange vorbei. Und er wusste um ehrlich zu sein nicht ob er sie wiederhaben wollte. Zumal die Situation an solchen Tagen zwischen ihnen meistens eskaliert war.
 

Noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, ging die Tür auf und ein irritierter Buttler blickte ihm entgegen.

„Master Kai…“

„Kein Wort…“

Ohne weiter auf den Buttler zu achten betrat Kai den Raum. Ihm war klar, dass der Blick des Buttlers ihm folgte, doch das ignorierte er. Das letzte was er wollte war irgendwelche Fragen anzuhören und erst recht hatte er keinen Nerven auf dieses gesamte Höflichkeitsgetue, besonders heute nicht. Er wusste selbst dass sein Verhalten dem Buttler gegenüber nicht fair war. Soweit er sich zurückerinnern konnte hatte dieser immer versucht zwischen ihm und seinem Großvater zu vermitteln. Manchmal fragte er sich wieso dieser sich überhaupt die Mühe gab. Doch im Augenblick hatte er andere Prioritäten.

„Was ist denn hier passiert?“

Irritiert trat Ian in die Küche und blickte verdutzt auf die Stelle, an der eigentlich der Kühlschrank stehen sollte, doch dort klaffte nur ein großes Loch.

„Also entweder hat der Kühlschrank in den letzten Tagen den Geist aufgegeben oder dein Großvater hat ihn aus irgendwelchen Gründen entsorgt.“

„Wundern würde es mich nicht. Immerhin hat er ja wenig Verwendung dafür.“

„Stimmt, der geht ja immer auswärts essen.“

„Apropos Essen. Dass war’s dann wohl mit einer anständigen Mahlzeit.“

„Falls es die Herren interessiert. In 15 Minuten kommt eine Cateringfirma, da Master Voltaire Gäste erwartet. Ich gehe davon aus, dass ihr Großvater nichts dagegen haben wird, wenn ihr euch etwas nehmt, sofern ihr euch den restlichen Abend ruhig verhaltet.“

Bei diesen Worten wirbelten die anderen herum. Für einen Moment herrschte ein unangenehmes Schweigen. Jeder wusste, dass die Worte überwiegend an Kai gerichtet waren, weshalb sich keiner herausnahm für diese zu Antworten.
 

Kai hingegen konnte nicht anders als sich frustriert gegen den Türrahmen zu lehnen. Der Tag wurde immer besser, er konnte nur froh sein, dass er bald zu Ende sein würde.

„Toll die ganze Villa voll mit versnobten altmodischen Geschäftsleuten.“

„Noch irgendwelche Beschwerden? Denn wenn ich richtig informiert bin solltest ihr 5 auf einem Ausflug sein.“

„Das ist nicht dein Problem!“

„Es wurde in dem Moment zu meinem Problem, als Stanley hier angerufen hat. Und ich kann dir versichern, dass ich ihn selten so wütend erlebt habe. Gratulation.“

Kai konnte nicht mal ansatzweise entschlüsseln wie die Worte gemeint waren. Er wusste nur, dass sein Großvater nicht besonders viel von Dickenson hielt, insbesondere nach der Sache mit den Russian Championships. Aus diesem Grund konnte er nicht sagen ob er die Zurechtweisung wirklich ernst nehmen musste.

„Keine Sorge, wir klären das!“

„Oh da bin ich mir sicher und zwar morgen früh. Ich habe besseres zu tun als mich mit diesem Mann auseinander zu setzen.“

„Natürlich Sir, was auch immer sie wünschen.“

Während Tala das sagte hatte er Kais Arm ergriffen und schob ihn aus der Küche heraus. Eine Eskalation war das letzte was sie jetzt gebrauchen konnten. Im Moment zog er eine heiße Dusche und ein warmes Abendessen vor und das bekamen sie nicht, wenn Voltaire sie jetzt aus der Villa rauswarf.
 

Er hatte sich zwar vorgenommen sich von niemanden mehr kontrollieren zu lassen, allerdings hieß das nicht dass er nicht vernünftig sein konnte. Aus diesem Grund zog er Kai weiter bis sie endlich in Kais Zimmer angelangt waren. Erst da hatte Kai die Nerven verloren und sich wütend losgerissen.

„Sag mal geht’s noch?“

„Ich wollte nur verhindern, dass du dich auf einen Streit einlässt.“

Noch ehe Kai etwas sagen konnten kamen auch die anderen in das Zimmer. Und sofern er es beurteilen konnte waren sie noch mieser gelaunt, als vor wenigen Minuten.

„Haben wir nicht schon beim letzten Mal gesagt, dass ihr uns warnen sollt, wenn ihr vorhabt aus dem Raum zu flüchtete?“

„Sorry, aber wenn ich schon mal flüchte, dann muss es schnell gehen, da kann ich nicht noch große Warnungen verschicken.“

Mit diesen Worten setze sich Tala auf den Schreibtischstuhl und stützte sich mit den Armen auf der Rückenlehne ab. Für einen Moment musterte er seine Teampartner. Keiner von ihnen sah wirklich gut aus. Um genau zu sein sahen sie wie Penner aus, die seit Wochen nichts gegessen hatten und das sollten sie schnellstens ändern.

„Ich geh duschen. Ruft mich wenn es was zu essen gibt.“

Auch wenn er es sagte, so war sich Bryan dennoch sicher, dass sie vor Mitternacht nichts kriegen würden. Wahrscheinlich durften sie sich an den Resten gütlich tun, sobald die Gäste des Hauses wieder gegangen waren. Da er allerdings seit Tagen nichts mehr gegessen hatte konnte er gut und gerne auch noch einen weiteren warten, dann jedoch musste eine Monsterportion herhalten auch wenn das sonst nicht seine Art war.
 

- An einem anderen Ort -
 

Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Sein Plan schien besser zu funktionieren, als er es geplant hatte und die Blitzkrieg Boys spielten brav ihren Part, zumindest teilweise. Eine Tatsache, die für die fünf recht unüblich war, doch da sie nichts von ihrer eigentlichen Rolle wusste konnten sie sich auch nicht dagegen wehren. Umso besser für ihn.

„Man muss sich doch Wunder wie viel Glück dieses Team doch hat. Jeder andere hätte sich hoffnungslos im Wald verlaufen, aber ich schätze sie sind einfach zu stur. Lieber ziehen sie wochenlang durch den Wald und warten darauf, dass er endet als an Ort und Stelle zu verharren und auf Hilfe zu warten.“

Eigentlich hatte er erwartet, dass die Jungs versuchen zurück zum Anfang zu gelangen und von dort aus einfach der Straße folgen würden. Auf die Weise wären sie noch einige Tage länger unterwegs gewesen, sofern sie keiner eingesammelt hätte. Da er allerdings seine eigenen Leute, ihrerseits unschuldige Leute die lediglich bei Dickenson beschäftig waren, darauf angesetzt hatte, die Straße abzufahren, wäre das unwahrscheinlich gewesen. Doch das spielte so oder so keine Rolle, Stanley Dickenson war auch so nicht gut auf die fünf zu sprechen. Und da er die Jungs gut genug kannte, wusste er, dass ein Gespräch zwischen Dickenson und den Blitzkrieg Boys eskalieren würde. Sie würden sich niemals die Blöße geben und zugeben, dass sie sich so haben überrumpeln lassen.

„Wie sieht der weitere Plan aus, Sir?“

„Momentan warten wir ab. Wir sollten nichts überstützen. Noch ist nichts entschieden, zumal ich befürchte, dass uns Dickensons sentimentales Wesen einen Strich durch die Rechnung macht. Er wird das Team nicht ohne weiteres Disqualifizieren, allerdings wird er sie um einiges schärfer im Auge haben. Und wenn dann die richtigen Knöpfe gedrückt werden, erledigt sich alles wie von selbst. Stell nur sicher dass kein Außenstehender etwas mitbekommt.“

Er hatte Zeit, zudem waren seine Leute bereits in der neuen BBA verteilt, ohne dass Dickenson die leiseste Ahnung hatte. Noch vor Ende des Turniers würde dessen kleines Kartenhaus zusammenbrechen und ihn mit nichts zurücklassen. Dieses Mal würde der Sieg ihm gehören und an diesem Sieg würden die Blitzkrieg Boys mitwirken ob sie wollten oder nicht. Die Karten wurden verteilt und egal welche Karte die fünf als erstes ausspielten, der Vorteil würde immer ihm gehören.
 

- Bei Kai und den anderen -
 

Gelangweilt saßen die fünf in Kais Zimmer. Sie hatten nicht vor dieses so schnell zu verlassen, nicht wenn im Erdgeschoss ein Haufen von Geschäftsleuten herumlief. Zwar hatten sie sich den Schmutz der letzten Tage abgewaschen und neue Sachen angezogen, doch da die Etikette das Tragen von Abendgarderobe vorsah war es für sie unmöglich sich unbemerkt unter die Gäste zu mischen.

„Schade, dass wir keine Anzüge mitgebracht haben, ich würde gerne wissen wie Voltaire auf unsere Anwesenheit reagieren würde!“

„Das Ian, kommt glaub ich auf unser Verhalten drauf an.“

„Quatsch. Er würde nur seinem Buttler ein Zeichen geben, worauf dieser uns dann höflich bittet den Saal zu verlassen.“

„Du bist ja heute wieder richtig förmlich Bryan.“

Bryan zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es war ja nicht seine Schuld dass dieser Buttler immer so förmlich war. Ab und an fragte er sich wirklich ob dieser nach all den Jahren nicht ab und zu daran dachte das Weite zu suchen. Er wusste, dass er es tun würde. Alles war besser als einem aufgeblasenen Herren zu Füßen zu liegen, der ansonsten nur Verachtung für einen über hatte und diesen in unnatürlicher Förmlichkeit anzureden.

„Irgendwie hat der Typ einen Hang zum Masochismus.“

„Wer?“

„Voltaires Buttler. Ich meine sooft wie er sich von Voltaire und dir den Mund verbieten lässt. Ich persönlich hätte dir bereits eine schlagfertige Antwort gegeben.“

Noch ehe Kai auf diese Anspielung reagieren konnte, klopfte es auf einmal an der Tür. Während Kai sich daraufhin nur gegen die Wand zurückfallen ließ, stand Tala auf und öffnete sie. Was er erblickte überraschte ihn sichtlich. Vor der Tür stand eine junge Frau mit einem Tablett.

„Mir wurde aufgetragen euch das zu bringen.“

„Sehr schön.“

Mit diesem Wort nah er seinem Gegenüber das schwere Tablett ab. Diese verneigte sich kurz bevor sie schon fast fluchtartig von der Tür verschwand. Tala schenkte dieser Wendung keine Beachtung sondern schloss die Tür nur mit einem kurzen Fußtritt.

„Essen ist da!“

Ohne auf die weitere Reaktion der anderen zu achten stellte er das Tablett ab, nahm sich einen der Teller und bediente sich am Minibuffet, welches auf dem Tablett Platz gefunden hatte.

„Sag mal Kai, nur nebenbei. Wer war das gerade?“

„Die neue Küchenhilfe. Interesse?“

„Was, ne. Dafür war sie viel zu schüchtern. Ich steh da doch eher auf die Sorte mit feurigem Temperament. Da fällt mir ein, diese Tachibana hat reichlich davon, findest du nicht?“

„Findest du nicht, dass dir etwas Eiswasser ins Gesicht gut tun würde, damit du wieder gerade läufst?“

„Du willst doch nur vom Thema ablenken, dabei hast du es angefangen.“

Mehr sagte Tala nicht dazu, denn zu dem Thema war alles gesagt worden. Insgeheim war er jedoch etwas enttäuscht, dass er nicht mehr erfahren hatte.
 

Ihm war bewusst, dass die anderen Blader sich spätestens jetzt gefragt hätten, ob es ihnen gut ging, zumindest wenn diese ihr Verhalten mitbekommen hätten. Es war kein großes Geheimnis dass sie als Gefühlskalt und Ignorant galten. Wahrscheinlich hielt man ihr Team für eine einfache Zweckgemeinschaft. Die Wahrheit war jedoch, dass sie sehr wohl anders konnten, doch diese Seite würden sie der Öffentlichkeit niemals zeigen. Es verschaffte ihnen eine gewisse Distanz und hielt die anderen meistens davon ab ihnen etwas vorzuschreiben.

„Was hat Tysons Cheerleaderin jetzt in diesem Gespräch verloren?“

Ian Worte brachten Tala zum Schmunzeln. Der lilahaarige war ein kleines Genie in Sachen Beyblade Präparation und Technik aber in diesem speziellen Thema war er eine Null. Zumindest wenn es das Thema wirklich gab. Er selbst war davon überzeugt, doch ohne die Bestätigung seines jüngeren Teampartners würde er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

„Tala vermutet, dass Kai etwas mit dieser Cheerleaderin hat.“

„Völliger Schwachsinn.“

Kais Kommentar war genau der Anlass, der Bryan dazu veranlasste weiter nach zu harken. Der ältere war in dieser Hinsicht nicht so sensibel, weshalb er auch sofort einen eiskalten Blick zugeworfen bekam.

„Aber du hättest gerne…hey schon gut, ist ja kein Weltuntergang…“

„Bryan halt die Klappe.“

Allerdings waren es erst diese Worte, die ihn zum Schweigen brachten. Derweil hatte sich auch Kai einen Teller befüllt und saß nun neben Tala. Der Boden war mittlerweile zu ihrem Esstisch geworden, nicht weil sie nicht genügend Sitzmöglichkeiten hatten, sondern lediglich weil sie keine Lust hatten. sie immer wieder von einem Raum zum anderen zu schieben.
 

Für einen Moment herrschte Stille, dann jedoch setzte Tala den Teller auf den Boden und nahm sich das Peilsenderarmband ab. Für einen Moment betrachtete er es bis er sich leicht verwirrt zu den anderen wendete.

„Sagt mal, wieso sollte Dickenson hier eigentlich anrufen?“

„Was für eine alberne Frage ist das denn? Wahrscheinlich hat er unser Verschwinden bemerkt und hat erwartet dass wir früher oder später hier auftauchen.“

„Darum geht es nicht Ian. Wenn er es bemerkt hat, wieso ruft er hier an, wenn wir diese blöden Peilsender die gesamte Zeit um hatten. Hätte er uns nicht einfach aufspüren können?“

„Stimmt jetzt wo du es sagst…außerdem, woher wusste er es überhaupt?“

Spencers Frage ließ die anderen Grübelnd zurück. Für einen Moment schien jeder über diese Frage nachzudenken, doch dann kam die Antwort von allen gleichzeitig.

„Damien.“

Der Gedanke an sich schockte die Gruppe nicht so sehr, vielmehr war es die Dreistigkeit mit der dieser agiert hatte. Eine mit der selbst sie nicht gerechnet hatten.

„Augenblick. Der Typ betäubt uns, sperrt uns in eine verfluchte Höhle und dann ruft er Dickenson an und behauptet, wir wären verschwunden, oder wie darf ich das verstehen?“

„Wahrscheinlich, Bryan.“

Mehr sagte Tala nicht dazu. Der Gedanke war einfach zu viel. Sie waren in eine Falle getappt und hatten die Ausmaße bis eben nicht mal bemerkt.

„Die Frage ist nur wieso? Was bringt es ihm?“

„Ist das nicht offensichtlich, Spencer. Es bringt ihm Missgunst. Dickenson wird uns jetzt wahrscheinlich als starrsinniges Team sehen, das unbedingt seinen Willen durchkriegen will und dass auch mit allen Mitteln deutlich macht.“

„Sprich, die Verhandlungsbasis hat sich gerade in Luft aufgelöst.“

„Genau und wenn er wirklich so schlecht drauf ist wie Großvater behauptet, dann können wir froh sein, wenn er uns nicht eiskalt aus dem Turnier wirft!“

„Und wenn wir ganz viel Pech haben, zwingt er uns weiter mit Damien zusammenzuarbeiten, was dazu führen wird, dass er uns weiter Steine in den Weg legt. Sei es nun, weil er unser Team so aufstellt, dass es die größten Nachteile hat oder uns wichtige Informationen verschweigt.“

Talas Worte machten noch mal deutlich in was für einer miesen Lage sie gelandet waren. Sie hatten keine Beweise für ihre Theorie und Damien hatte seine Version um einiges Schneller publik gemacht.
 

Damit waren sie die bösen. Eine Rolle die ihnen gerne zugedacht wurde und das hatten sie Boris und seinen Machenschaften zu verdanken.

„Gut, Boris Plan ist durchschaut, aber wie geht es weiter?... Ich meine, wenn wir morgen zu Dickenson gehen. Erzählen wir ihm unsere Version oder wie sollen wir vorgehen?“

„Wir werden sehen, Bryan. Wichtig ist erst mal dass wir hier sind und zur Abwechslung mal ein weiches Bett haben. Alles andere Regeln wir morgen. Uns wird schon was einfallen wie wir unsere Haut unbeschadet aus der Sache herauskriegen.“

Zumindest hoffte Tala das. Für einen Moment hatte er mit dem Gedanken gespielt Kai das Ganze zu überlassen, doch dann schüttelte er den Gedanken beiseite. Der jüngere hatte genug Schwierigkeiten in Anwesenheit seines Großvaters die Fassung zu behalten. Und er konnte deutlich erkennen, dass dieser sichtlich mit der Situation zu kämpfen hatte. Vielleicht auch deshalb weil er nicht mehr wusste wie er seinem Vormund entgegen treten sollte. Kai war schon immer jemand gewesen, der alles Menschen mögliche getan hatte um diesen zufrieden zu stimmen. Gelungen war es ihm jedoch nie und das führte zur Frustration. Es war eine Frustration, die sich im Laufe der Jahre in Wut umgewandelt hatte. Und genau diese unterschwellige Wut konnte schnell dazu führen, dass Kai sämtliche Konsequenzen vergaß und einfach handelte. Das war jedoch das letzte was sie brauchten, wenn sie Dickenson gegenüber traten. Allerdings bezweifelte er ebenfalls dass einer von ihnen ideal für die Problemschlichtung geeignet war. Doch das jetzt auszusprechen würde die Situation nicht besser machen, weshalb er den Gedanken beiseite schüttelte und sich wieder dem Peilsender im Armband widmete. Doch so sehr er auch suchte er konnte nicht mal die kleinste Beschädigung erkennen. Aus diesem Grund gab er es nach einigen Minuten auf. Er würde eh nicht dahinter kommen wie Damien das Ding manipuliert hatte.
 

- Am nächsten Morgen -
 

Ein Klopfen an der Tür ließ Mr. Dickenson aus seinen Gedanken aufschrecken. Einen Moment lang nahm er sich die Zeit tief durchzuatmen, bevor er die Personen vor der Tür herein bat.

„Sie wollten uns sprechen, Mr. Dickenson?“

Bei diesen Worten sah Dickenson zu dem Sprecher auf. Für einen Moment musste er sich sammeln um Ruhe zu bewahren. Nach dem was er von Damien gehört hatte waren die Jungs vor ihm alles andere als kooperativ gewesen. Eine Tatsache mit der er leben konnte, doch die letzte Aktion war zu viel des Guten.

„Was habt ihr euch eigentlich bei der Aktion gedacht?“

„Was wir uns gedacht haben? Fragen sie doch unseren sogenannten Trainer, was er sich gedacht hat?“

„Ich frage euch!“

Er kannte Damiens Version und nun wollte er den Jungs wenigstens die Chance geben ihre Aktion zu erklären.

„Wir werden uns nicht für etwas rechtfertigen, an dem wir keine Schuld tragen.“

Talas Worte klangen mehr als feindselig. Er war froh, dass der Wald hinter ihm lag. Am liebsten würde er ihrem sogenannten Trainer für diese Aktion den Hals umdrehen. Zwar hatten sie vorher besprochen ruhig zu bleiben und die Situation sachlich zu klären, doch das war vor dieser kleinen Begrüßung. Es war nicht ratsam Stanley Dickenson auf diese Art und Weise gegenüberzutreten, doch dessen Worte hatten ihn zur Weißglut getrieben. Denn für ihn hatte es sich so angehört, als hätte dieser sich seine Meinung schon gebildet und würde sie als schuldige sehen.

„Tala, das ist kein Spiel. Außerhalb der BBA könnt ihr gerne machen was ihr wollt, aber wenn ihr an einem von der BBA veranstalteten Trainingsausflug teilnehmt, dann bin ich für euch verantwortlich. Da könnt ihr nicht einfach euer eigenes Ding durchziehen.“

„Unser eigenes Ding? Jetzt reicht es aber. Wir haben nicht darum gebeten bei diesem Ausflug mitzumachen und erst recht nicht darum einfach sitzen gelassen zu werden.“

Reflexartig wich Ian bei Bryans Ausbruch zur Seite. Der ältere war gerade auf 180 und da war es nicht ratsam in dessen Nähe zu stehen.
 

Aber wer konnte es ihm verübeln, immerhin sind sie fast zwei Wochen mit minimaler Nahrungszufuhr im Wald herumgeirrt und Bryan musste sich zusätzlich auch noch mit erheblichen Kopfschmerzen herumplagen.

„Soweit ich informiert bin, habt ihr Damien sitzen lassen.“

„Wir haben….das ist doch Schwachsinn…diesen Unsinn höre ich mir nicht mehr an.“

„Bryan bleib!“

Nun war es selbst Kai zu viel geworden. Ohne nachzudenken, hatte er den älteren zurückgehalten und war selbst überrascht, dass dieser nichts weiter erwiderte. Dennoch, das ganze lief aus dem Ruder, dass konnten nicht nur die Blitzkrieg Boys erkennen, sondern auch Mr. Dickenson, weshalb er einen anderen Weg einschlug.

„Jetzt beruhigt euch erstmal, damit wir dieses Gespräch in einem angemessen Tonfall weiterführen können.“

„Wir müssen überhaupt kein Gespräch führen, da der Sachverhalt eindeutig ist. Ihr sogenannte Trainer ist bei uns unten durch und sie sollten ihm raten das Weite zu suchen, bevor wir persönlich mit ihm abrechnen.“

Mit diesen Worten hatte auch Kai seine Meinung zum Besten gegeben, was angesichts der Situation nicht die schlauste Idee war. Allerdings war es ihm wichtig dass Dickenson ihren Standpunkt verstand, denn je eher dieser dahinter kam, desto schneller war dieses Treffen vorbei und momentan konnte er dem Ende des Gespräches nur entgegensehnen.

„Offenbar gab es zwischen euch ein großes Missverständnis…“

„Oh ja tolles Missverständnis. Sagen sie Damien er soll sich von uns fernhalten.“

„Das könnte ich, doch dann müsste ich euch im Gegenzug aus dem Turnier ausschließen. Kein Trainer, keine Qualifikation. So sind die Regeln.“

„Sie machen Witze. Sie können uns nicht einfach ausschließen.“

„Ihr könnt mir glauben, dass mir nichts ferner liegt, aber wenn ihr Damien aus eurem Team verbannt, habe ich keine andere Wahl. Ich werde für euch keine Ausnahmen mehr machen. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann habe ich euch das schon letztes Jahr gesagt.“

„Darum geht es doch gar nicht. Sondern darum, dass Damien…“

Weiter kam Tala nicht, da er schon von Dickenson ausgebremst wurde. Für einen Moment fehlten ihm wirklich die Worte, denn so hatte er den BBA Vorsitzenden noch nie erlebt.

„Es reicht. Ich habe eine Entscheidung getroffen und die werde ich nicht ändern. Entweder ihr arbeitet mit Damien zusammen oder ihr steigt aus dem Turnier aus.“

Damit war das Thema für ihn beendet. Er würde nicht mit den fünfen diskutieren, zumindest nicht dieses Mal. Nun lag es an den Blitzkrieg Boys, eine Entscheidung zu treffen. Und er hoffte, dass die Jungs über ihren Schatten sprangen, da er es schade fände, wenn diese aus dem Turnier austraten, nur weil sie mit ihrem Trainer nicht zurechtkamen.
 

Stanley wusste, dass er in diesem Punkt nicht nachgeben durfte, die Blitzkrieg Boys mussten einfach lernen, dass es Regeln gab und dass auch sie sich daran zu halten hatten. Zwar wusste er immer noch nicht was genau im Wald passiert war, doch würde er das Team vor ihm nicht für so durchtrieben halten, als das er glauben würde, dass sie sich das ganze ausdachten. Viel mehr war er der Meinung, dass die Blitzkrieg Boys wirklich den Eindruck bekommen hatten, dass man sie ausgesetzt hatte. Vielleicht hatte Damien den Zeitaufwand unterschätzt und hatte viel länger gebraucht. Fazit war, er wusste es nicht, nur dass die Jungs ziemlich sauer waren. Doch er war durchaus bereit noch einmal mit diesem zu reden.

„Also, wie lautet eure Entscheidung?“

Zwar wollte er die Jungs nicht unter Druck setzen, doch im Augenblick hatte er keine Wahl. Nicht wenn er sie zum Einlenken bringen wollte. Entweder dass oder sie lieferten ihn einen unwiderlegbaren Grund, wieso sie nicht mit Damien zusammenarbeiten wollten, doch er bezweifeltem dass sie das tun würden. Das war seine Meinung, doch Kais nächste Worte ließen ihn doch etwas unsicher zurück.

„Er war einer der Aufseher in der Abtei…“

In eben jenem Moment war er nicht sicher, ob es ein letzter verzweifelter Versuch war doch noch ihren Willen durchzusetzen, oder ob die Worte der Wahrheit entsprachen. Er hatte im Vorfeld Nachforschungen über Damien eingeholt, doch konnte er nicht mal den leisesten Hinweis darauf finden, dass dieser etwas mit der Abtei zu tun hatte. Umso unvorbereiteter erwischten ihn Kais Anschuldigung auch.

„…Erwarten sie wirklich von uns, dass wir mit ihm zusammenarbeiten?“

In Kais Worten steckte nicht nur eine Frage, sondern auch ein Vorwurf. Einer den Stanley Dickenson deutlich heraushören konnte und der ihn in eine ziemliche Bredouille brachte. Würde er jetzt einen Rückzieher machen, so hatten die fünf ihren Willen wieder durchgekriegt. Doch unter diesem Aspekt konnte er die Jungs sogar verstehen.
 

Noch immer war es ihm ein einziges Rätsel was damals hinter den Mauern der Abtei wirklich geschehen war. Die Jungen, die dort lebten, hielten sich bedeckt und waren zum Teil alles andere als kooperativ. Nur die wenigen sichtbaren Narben und das defensive Verhalten der jungen Blader ließ darauf schließen, dass das Leben dort alles andere als einfach war. Sogar die Blitzkrieg Boys wichen dem Thema überwiegend aus.

„Das ist eine schwere Anschuldigung…“

„Wir erkennen einen Aufseher der Abtei wenn wir einen sehen. Aber wenn sie Beweise wollen, dann müssen wir sie enttäuschen. Es gibt keine.“

Für einen Moment erwartete Stanley Dickenson, dass Kai noch etwas hinzufügte, doch scheinbar schien er sich diesen Zusatz zu verkneifen. Die Wahrheit war, dass ihm auch vor 3 Jahren die Beweise gefehlt hatten. Die Schließung der Abtei war ein riesen Erfolg, doch trotzdem kamen eine Menge Leute ungestraft davon und Kais Worten zur Folge war Damien einer von diesen Leuten.

„Also gut, ich mache euch ein Angebot. Ich gebe euch die Chance euch einen eigenen Trainer zu suchen. Allerdings müsst ihr mir eure Entscheidung bis zum Ende dieser Woche mitteilen.“

„Das sind nur vier Tage, wie…“

„Wie ihr das anstellt ist eure Sache. Es ist ein Entgegenkommen meinerseits. Mehr kann ich nicht für euch tun.“

Mit diesen Worten suchte Mr. Dickenson einige Unterlagen zusammen und legte sie in eine Mappe, die er anschließend an Kai weiter gab. Dieser klappte die Mappe nur kurz auf und überflog den Inhalt flüchtig.

„Sorgt dafür, dass diese Unterlagen am Ende der Woche unterschrieben auf meinem Tisch liegen oder euer Team bleibt wie es ist.“

Damit war das Gespräch vorbei. Ohne ein weiteres Wort erhoben sich die Blitzkrieg Boys und verließen das Büro. Mr. Dickenson hatte sich derweil frustriert in seinem Stuhl zurückgelehnt. Wieso konnte er nicht mal ein Turnier organisieren, bei dem es nicht zu irgendwelchen unvorhersehbaren Schwierigkeiten kam. Zumal er sich vorstellen konnte, dass dies erst der Anfang war. Doch irgendwie würde sich die Sache schon regeln, das hatte er irgendwie im Gefühl. Die Frage war nur ob ihm das Resultat gefallen würde.
 

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Notlösung

Kapitel 7: Notlösung
 

Eines mussten sich die Blitzkrieg Boys eingestehen, das Gespräch mit Mr. Dickenson war alles andere als gut gelaufen und dass war noch milde ausgedrückt.

„Tja sieht so aus, als wäre dein Glück abgelaufen, Hiwatari.“

Mit diesen Worten hatte Bryan das Zimmer von Kai betreten und setzte sich frustriert auf das dort stehende Bett. Er konnte sich besseres Vorstellen als weiterhin mit diesem Damien auskommen zu müssen oder die restlichen Tage damit zu verbringen einen neuen Trainer zu sichern.

„Danke für den Hinweis.“

„Hört auf zu Streiten. Wenigstens haben wir eine Woche Zeit um uns einen neuen Coach zu suchen, das ist doch immerhin etwas.“

„Und wo sollen wir den her kriegen, Tala? Sollen wir eine Zeitungsannonce schalten oder noch besser. Wir stellen uns mitten auf die Straße mit der Schildaufschrift: Trainer gesucht bitten um freiwillige.“

Tala verdrehte bei Ians Worten nur die Augen. Wenn sie so eine Aktion bringen würden, würden sie definitiv auf der Titelseite der nächsten Sportzeitschrift landen und zwar mit der Überschrift: Die verzweifelten Versuche der Blitzkrieg Boy einen Coach zu finden. Haben sie den Verstand jetzt völlig verloren. Und in einem solchen Fall würde er sich diese Frage auch stellen.

„Die Aktion könnt ihr ohne mich starten. Eher steige ich ganz aus dem Turnier aus!“

„Du kriegst ja ohne Coach nicht mal eine Zulassung um am Turnier teilzunehmen, Kai. Wie willst du da aussteigen. Allerdings muss ich dir durchaus zustimmen, so etwas würde ich nicht mal als allerletzte Alternative in Betracht ziehen. Dennoch, ich verstehe einfach nicht wieso Dickenson dieses Jahr so einen Terz macht. Im letzten Jahr war das doch auch kein Problem.“

„Hast du eine Ahnung.“

Mehr sagte Kai nicht dazu. Dickenson war damals nicht wirklich begeistert, dass sie die Trainerregel umgangen hatten. Er erinnerte sich noch daran, wie Stanley ihm einen regelrechten Vortrag über die Regeln des Turniers gehalten hatte.
 

Flashback
 

Kai konnte durchaus sehen, dass Mr. Dickenson nicht besonders gut gelaunt war. Allein die Tatsache, dass er nur kopfschüttelnd auf seine schriftliche Rücktrittserklärung starrte war Zeichen genug. Für einen Moment murmelte dieser nur etwas Unverständliches vor sich hin, bevor er sich endlich an ihn wendete.

„Dir ist schon klar, dass du dir das ganze einfacher vorstellst als es ist oder? Hast du überhaupt eine Vorstellung davon was du mir mit dieser Entscheidung für einen Papierkram verschafft hast? Oder was du Tyson damit antust?“

„Es ist ein Zweier Team Turnier. Es ist nicht so als ob ich Tyson durch meinen Rücktritt die Teilnahme am Turnier ruiniere. Immerhin ist dieser springende Rotschopf auch noch in dessen Team. Damit hat er seinen Teampartner und ich zweifle nicht daran dass er sich mit der Situation anfreunden wird.“

„Mag sein, dass du nicht daran zweifelst, aber ich kann diese Wendung nicht begrüßen. Du kannst nicht einfach von jetzt auf gleich das Team wechseln. Ist dir mal die Idee gekommen, dass sich dein Team auf dich verlässt…“

„Wer sich nur auf den Teampartner verlässt hat keinen verdient. Das letzte was ich will ist die Fehler des Teams zu korrigieren…außerdem treiben die beiden mich noch früher oder später in den Wahnsinn.“

Den letzten Teil ergänzte Kai nur in einem Flüsterton, dennoch konnte Stanley Dickenson diese Worte verstehen. Ein Grund wieso er seine nächsten Worte mit Bedacht wählte. Er hatte dem Jungen schon einmal ein Team aufgezwungen, doch damals hatte er keine andere Möglichkeit gehabt. Die Frage war nur ob Kai wirklich wusste was er wollte.
 

Ihm war aufgefallen, dass Kai während der Qualifikationskämpfen nicht wirklich er selbst war, besonders während des letzten Kampfes, doch wieso konnte er nicht sagen.

„Gut, sei es wie es ist. Allerdings werde ich diesen Teamwechsel nur akzeptieren, wenn du mir eine Frage beantwortest.“

„Und die wäre?“

„Bist du dir sicher dass du in dieser Hinsicht die richtige Entscheidung getroffen hast, denn einen weiteren Wechsel werde ich nicht gestatten. Darüber musst du dir im Klaren sein. Es gibt kein Zurück mehr.“

„Ich hab nicht vor zurück zu gehen!“

„Also gut, dann will ich dich nicht aufhalten. Allerdings gibt es noch eine formelle Sache was dein neues Team betrifft.“

„Für die Formalitäten ist Tala zuständig.“

Bei diesen Worten runzelte Mr. Dickenson kurz die Stirn. Er fragte sich gerade ob der Jüngere das nur gesagt hatte, weil er mit den Formalitäten nichts zu tun haben wollte oder weil er sich dem Teamkäptain der Blitzkrieg Boys wirklich bereits untergeordnet hatte und akzeptierte, dass dieser die Entscheidungen traf.

„Mag sein, aber seine Teamaufstellung kann ich so nicht anerkennen. Es gibt Regeln in diesem Turnier an die auch ihr euch zu halten habt. Eine davon besagt, dass jedes Team einen Trainer braucht.“

„Wir brauchen niemanden, der uns sagt was wir zu tun oder zu lassen haben. Außerdem hat Tala mit Sicherheit einen Namen eingetragen!“

„Ja das hat er. Er hat sich als Teamkäptain und Spencer als Trainer eingetragen.“

„Also wo ist das Problem? Spencer ist 18. Demnach spricht nichts dagegen, dass er diesen Posten übernimmt.“

Eins musste Mr. Dickenson den Jungs lassen. Sie hatten sich was die Position des Trainers betraf gut informiert und es überraschte ihn, dass Kai und Tala trotz der Tatsache, dass sie sich Jahre lang nicht gesehen hatten auf demselben Stand waren.
 

Am überraschendsten war es jedoch, dass Tala Kai bereits als Teampartner eingetragen hatte, bevor er selbst von Kais Plänen das Teams zu wechseln erfahren hatte. Insgeheim fragte er sich ja, wann die beiden das ganze abgesprochen hatten, denn nach einem Zufall sah das Ganze nicht aus.

„Das Problem ist, dass Spencer gleichzeitig als Ersatzspieler angegeben wurde. Die Trainer sollen sich darauf konzentrieren ihr Team zu leiten. Wenn sie selber für das Turnier trainieren würden, sind sie einfach zu abgelenkt. Aus diesem Grund müssen sie sich auch bereit erklären nicht aktiv in den Kampf einzugreifen.“

„Dann streichen sie ihn als Ersatzspieler und tragen sie, wenn das Team unbedingt eine vierte Person braucht, Ian ein. Das sind doch sowieso nur Platzhalterpositionen.“

„Mag sein dass es für euch nur Platzhalterpositionen sind, das ändert jedoch nichts an der Tatsache dass ihr sie besetzen müsst. Und nur unter uns Kai. Jeder andere Turnierveranstalter würde euch allein wegen eures Verhaltens disqualifizieren lassen. Denn ein Team was sich nicht an die bestehenden Regeln hält bringt nur Unruhe in ein Turnier.“

Bei diesen Worten musterte er Kais Reaktion genau. Dieser hatte nur einen undefinierbaren Blick aufgesetzt, den er nicht wirklich einordnen konnte.

„Was immer auch in diesem Teilnehmervertrag steht, es ist bindend. Demnach solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr Spencer wirklich auf die Trainerbank setzen wollt, oder ob ihr euch einen anderen für diese Position sucht und ihn als Ersatzblader behaltet.“

„Er bleibt als Trainer registriert. Wir brauchen eh keine Ersatzblader und dass wird Tala genauso sehen.“

„Dann macht es dir sicherlich nichts aus Spencer mitzuteilen, dass er von jetzt an nicht mehr als offizieller Turnierblader gilt!“

„Wie sie wollen!“

Mit diesen Worten war Kai aufgestanden und hatte den Raum verlassen ehe Mr. Dickenson auch nur die Chance hatte etwas zu erwidern. Insgeheim ärgerte er sich über Kais Verhalten, da er mit diesem noch nicht fertig gewesen war. Doch für heute ließ er ihn gewähren, immerhin hatte er noch genug Gelegenheiten sich mit diesem zu unterhalten.
 

- Flashback Ende -
 

Er gab es ja zu. Er hatte es damals ziemlich übertrieben. Aber ihm war klar, dass er sich vor Dickenson nicht mehr länger hätte zusammenreißen können. Aus diesem Grund war ein gezielter Rückzug die einzige Möglichkeit gewesen um sich der Situation zu entziehen. Immerhin war ihm durchaus klar, dass Stanley mit so einer Reaktion nicht gerechnet hatte. Zudem war alles gesagt worden, also gab es keinen Grund länger zu bleiben. Das einzig positive an dem Vortrag war, dass Dickenson letzten Endes auf ihre Bitte, Spencer als ihren Trainer einsetzen zu dürfen, eingegangen war. Eine Entwicklung die überwiegend daran lag dass es keine aussagekräftige Regeln gab die ihnen dieses Recht verwehrte. Doch da die Regeln im Gegensatz zum letzten Jahr verschärft wurden, hatten sie diese Möglichkeit nicht mehr. Zudem waren sie nicht bereit einen aus dem Team auf die Coach Bank zu setzen. Nicht wenn sie sich gegen Boris Team zu Wehr setzen mussten, das war einfach viel zu riskant. Sie wussten, dass sie jeden Blader brauchten, auf den sie zurückgreifen konnten. Insbesondere nach der letzten Nummer. Das hieß sie mussten sich etwas anderes einfallen lassen, doch ihre Möglichkeiten waren in der Hinsicht mehr als begrenzt. Ihm viel einfach niemand ein, den sie hätten Fragen können. Es war zum verrückt werden.

„Wir sollten es wie beim letzten Mal machen. Wählen wir einfach eine Pseudo-Besetzung und ziehen unser Ding durch.“

„Und an wen hast du gedacht.“

„An eine Person, die viel zu viel zu tun hat als uns auf die Finger zu sehen.“

Für einen Moment musterte Kai seinen Teampartner skeptisch, doch dann setzten sich die einzelnen Puzzleteile zusammen. Und er konnte mit Gewissheit sagen, dass ihm diese Wendung ganz und gar nicht gefiel.

„Oh nein, nein, nein und dreifach nein. Du bist doch nicht mehr ganz dicht!“

„Also ich sehe mich noch nicht tropfen, also kann ich so undicht ja nicht sein.“

„Du weißt was ich meine, Tala. Die Antwort bleibt trotzdem nein.“

Mit diesen Worten verschränkte Kai die Arme vor der Brust und warf dem Rothaarigen einen finsteren Blick zu.
 

Nie im Leben würde er dieser Idee zustimmen. Da konnte sich Tala auf den Kopfstellen und Purzelbäume schlagen.

„Hast du eine bessere Idee?“

„Nein aber…“

„Kein Aber. Von ihm wissen wir was wir zu erwarten haben und ich glaube nicht, dass er irgendwas versuchen würde. Dafür hat er viel zu viel zu verlieren. Dieser Damien hingegen wird uns früher oder später umbringen.“

„Übertreib nicht. Das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Außerdem wissen wir, dass er für Boris arbeitet und ich glaube nicht, dass er uns umbringen lassen will. Wenn das sein Ziel wäre, dann wären wir schon Tod. Er will uns viel mehr am Boden sehen. Uns töten zu lassen würde für ihn keine wirkliche Genugtuung sein. Dafür haben wir seine Pläne einmal zu viel behindert.“

Kai wählte mit Bedacht das Wort behindert, denn wirklich ruiniert hatten sie diese Pläne nie. Sie hatten ihren Beitrag geleistet das schon, aber letzten Endes waren es immer Tysons Siege gewiesen, die dessen Pläne zu Nichte gemacht hatten.

„Würdest du deine Hand dafür ins Feuer legen!“

„Ich…bitte, meinetwegen, dann versuch doch dein Glück.“

Bei diesen Worten schmunzelte Tala nur. Er war zwar Teamkäptain, doch in dieser Situation würde er nicht handeln. Das musste Kai schon übernehmen.

„Sorry Kai aber ich glaube, in dem Fall wäre es besser wenn du die Sache in Angriff nimmst.“

„Und wieso das?“

„Er ist dein Großvater nicht meiner?“

„Vielleicht hast du es noch nicht mitbekommen, Ivanov aber ich versteh mich nicht sonderlich gut mit meinem Großvater. Außerdem bezweifle ich stark, dass er uns helfen wird.“

„Vielleicht nicht, aber einen Versuch ist es wert. Und was das Thema verstehen angeht. Er hat uns noch nicht aus seiner Villa raus geschmissen, demnach kannst du ihm nicht völlig egal sein. Außerdem können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass er uns nicht hilft, wenn du ihn nicht wenigstens vorher fragst.“

Das war so ziemlich das einzige Argument welches Tala dazu brachte an dieser Möglichkeit festzuhalten. Zwar würdigte Voltaire seinem Enkel kaum einen Blick, doch das hatte er schließlich noch nie getan. Ein Grund mehr an dieser letzten Hoffnung festzuhalten. Immerhin war er der Überzeugung, dass jeder andere Kai enterbt und auf die Straße gesetzt hätte. Allerdings war nichts dergleichen passiert, oder zumindest hatte er es nicht mitbekommen. Kai hingegen war alles andere als überzeugt, doch letzten Endes gab er doch nach, schnappte sich die Mappe mit den Teilnehmerverträgen und verlief das Zimmer. Doch wohl war ihm beim Gedanken nicht.
 

Wenn er jemals in seinem Leben nervös war, dann war es an diesem Tag. Am liebsten würde er umdrehen und die gesamte Situation vergessen, doch das brachte sie auch nicht weiter. Mit einem letzten Blick auf die Mappe in seiner Hand klopfte er an die Tür, vor der er stand. Es war nur eine Vorwarnung, da er nicht daran dachte auf eine Antwort zu warten, sondern sie kurz danach einfach aufmachte und sie leise hinter sich wieder schloss.

„Können wir reden?“

Bei diesen Worten erwiderte Voltaire nicht, sondern deutete nur mit einer leichten Handbewegung auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Währenddessen blieb sein Blick jedoch ungerührt auf den Dokumenten die vor ihm lagen haften. Er würdigte ihm nicht mal einen Blick und Kai war sich nicht sicher ob das jetzt gut oder schlecht war.

„Wir haben ein Problem bezüglich der kommenden Championships!“

„Ich habe von den neuen Regeln gehört. Allerdings sehe ich nicht was ich damit zu tun habe. Die Regeln sind euer Problem nicht das meinige!“

„Wir brauchen einen neuen Trainer und wir hatten dabei an dich gedacht.“

Der Blick den Kai bei diesen Worten erhielt ließ ihn innerlich zusammenzucken. Der Blick war nicht freundlich, im Gegenteil. Er hätte Voltaire wahrscheinlich eine Beleidigung an den Kopf werfen können und die Reaktion wäre die gleiche gewesen. Reflexartig redete Kai einfach weiter, zum Teil um Voltaire daran zu hindern etwas zu sagen und zum Teil um sein eigenes schlechtes Gefühl wieder zurück zu drängen. Im Moment wäre er gerne wo anders, das konnte er nicht leugnen. Herr Gott er würde es im Augenblick sogar vorziehen mit Tyson und Daichi zu campen, was so ziemlich das letzte wäre was er tun würde.

„Du müsstest nicht mal etwas tun. Alles was wir brauchen ist eine Unterschrift…“

„Und dass was ich unterschreiben soll ist was?“

Mit diesen Worten reichte er seinem Großvater einfach ohne ein weiteres Wort die Mappe mit den Dokumenten. Dieser nahm sie auch ohne weiteres entgegen und überflog die Seiten darin. Eine Tatsache, die Kai erwartet hatte.
 

Sein Großvater würde nie etwas unterschreiben ohne sich den Inhalt wenigstens durchgelesen zu haben.

„Du hast die Hälfte unterschlagen.“

„Weil sie unwichtig ist. Alles andere werden wir regeln.“

„Ein Vertrag ist ein Vertrag, Kai. Mit einer Unterschrift ist das hier nicht getan. Stanley hat sich mit Sicherheit etwas gedacht, als er ihn hat aufsetzen lassen. Jeder bindet sich hiermit automatisch an die Regeln und Pflichten des Turnierablaufes und das würde ich auch tun wenn ich ihn unterschreiben würde.“

In diesem Moment fühlte sich Kai in das Büro von Mr. Dickenson zurückversetzt. Immerhin hatte dieser zum Thema Verträge nahezu dasselbe gesagt und genau das ließ ihn teilweise vergessen wo er eigentlich war.

„Du willst uns also nicht helfen?“

„Selbst du solltest langsam begriffen haben, dass ich ein Geschäftsmann bin. Ich verschwende weder mein Geld noch meine Zeit für Dinge die keinen Ertrag einbringen.“

Mitten in seiner Ansprache gab er Kai die Dokumente zurück. Die Ereignisse von vor 3 Jahren hatten seiner Firma erheblich geschadet. Zudem war in den letzten Jahren einiges liegengeblieben was er aufarbeiten musste, weshalb er besseres zu tun hatte als sich auch noch mit Stanley Dickenson rumzuärgern. Und das würde er zwangsläufig müssen, wenn er diesen Vertrag unterzeichnete, immerhin kannte er den BBA Vorsitzenden lange genug um zu wissen, dass dieser eine solche Wendung nicht ignorieren würde. Er selbst würde es an dessen Stelle auch nicht tun.

„Deshalb hast du auch die Abtei solange unterstützt. Weil sie ja so lohnenswert war.“

Für einen Moment konnte Kai sich nicht zurückhalten und seine Stimme nahm einen schneidenden Unterton an. Eine Reaktion die ihm nur ein einziges Wort von Seiten seines Großvaters einhandelte.

„Raus!“

Auch wenn Voltaire nicht laut geworden war, so konnte Kai doch die Veränderung in dessen Stimme erkennen und sie beharkte ihn gar nicht. Es gab wenige Momente in denen er den Kopf einzog oder versuchte seine Worte abzumildern, doch dieser war so einer.

„Großvater, ich…“

„Ich werde mich nicht wiederholen.“

Ein weiteres Mal öffnete Kai den Mund um etwas zu erwidern, doch dann schloss er ihn wieder, stand vom Stuhl auf und verließ den Raum. Aus purem Reflex ließ er die Holztür mit einem lauten Knallen hinter sich zuschlagen, bevor er sich frustriert dagegen lehnte. Er hatte es gerade sauber verbockt. Allerdings hatte er auch nichts anderes erwartet.
 

Ihm war von vornherein bewusst gewesen, dass er der falsche für diese Aktion war. Wie sollte es auch anders sein. Immerhin war es seine eigene Aussage, die seinen Großvater in den Knast gebracht hatte. Allein die Vorstellung, dass dieser ihm einen Gefallen tun würde schien absurd. Zumal dieser es auch vorher nie getan hatte. Warum sollte er es also jetzt tun. Es war sowieso schon verwunderlich genug, dass dieser ihm gegenüber kein Wort über die ganze Biovolt Sache verloren hatte. Im Grunde hatte er ihn die gesamte Zeit ignoriert und er selbst. Er war seinem Großvater wohlweißlich aus dem Weg gegangen. In gewisser Weise war das eine feige Methode, doch er wusste wie eine direkte Konfrontation enden würde. Genauso wie sie es jetzt getan hatte. Mit seinem Rausschmiss. Und möglicherweise würde sein Großvater ihn das nächste Mal nicht nur aus dem Raum werfen sondern auch aus dessen Leben. Und das würde ihm nicht so gut bekommen, in dem Punkt gab er sich keiner Illusion hin. Mit diesen Gedanken stieß er sich leise wieder von der Tür ab und ging in sein Zimmer wo Tala und die anderen schon auf ihn warteten.

„Und wie ist es gelaufen?“

„Wie schon? Er hat mich aus seinem Arbeitszimmer geschmissen!“

„Und was hast du getan um das zu verdienen?“

„Ich hab gar nichts angestellt!“

Bei diesen Worten hob Tala nur skeptische eine Augenbraue. Er kannte Kai gut genug um zu wissen, dass er wenn es um dessen Großvater ging nicht immer ganz Zurechnungsfähig war. Allerdings war er ihre einzige Chance überhaupt etwas zu erreichen. Zudem war die Zeit in der er weg war viel zu lang gewesen, als dass er glaubte, dass Voltaire diesen gleich vor die Tür gesetzt hatte. Allerdings brauchte er zu alledem nichts sagen, da Kai schon frustriert weitersprach und seine vorige Aussage korrigierte.

„Also schön ich bin vielleicht etwas ausfallend geworden…scheinbar ist die Abtei für ihn genauso ein heikles Thema wie für uns.“

„Na prima und jetzt?“

Bryan hatte genau die Frage gestellt, die sich jeder stellte. Und selbst Tala konnte nicht anders als kurz zu überlegen.
 

Es wäre so einfach gewesen, wenn Voltaire ihnen entgegen gekommen wäre. Vielleicht war es ein Fehler gewesen Kai zu schicken, doch welche Alternative hätten sie gehabt. Ihnen hätte er nicht mal zugehört. Sie waren nur Störenfriede. Zu unbedeutend, als dass er sich die Mühe machte sie überhaupt zu beachten. Das war kein Geheimnis.

„Die eigentliche Frage ist doch folgende: Geben wir uns weiter mit Boris Spitzel ab oder steigen wir gleich aus dem Turnier aus?“

Für einen Moment schien die gesamte Gruppe zu überlegen, doch dann verkündete Kai seinen eben gefassten Entschluss. Es war nicht die nobelste Art aber manchmal heiligte der Zweck nun mal doch die Mittel.

„Weder noch, Bryan. Wir werden an diesem Turnier teilnehmen und weder Boris noch mein Großvater oder sonst irgendwer wird das verhindern.“

„Und wie sollen wir das ohne offiziellen Coach schaffen, Hiwatari. Dein Großvater war die einzige Alternative die wir hatten und Dickenson wird uns ohne einen neuen Trainer nicht teilnehmen lassen.“

„Er muss es nicht mal erfahren.“

Bei Kais Worten standen alle auf dem Schlauch. Es gab keine Möglichkeit Dickenson hinter Licht zu führen. Er war vielleicht leichtgläubig, doch allein der Teilnahmevertrag den sie abgeben müssen würde ihre Worte als Lüge strafen.

„Äh Kai, vielleicht hast du es vergessen, aber wenn wir keine Unterschrift vorweisen können, die besagt das eine Person die älter als 25 Jahre ist während des gesamten Turnier die Verantwortung für uns übernimmt, können wir uns auf den Kopf stellen um Dickenson zu überzeugen und selbst dann würde es nicht klappen.“

„Genau darum geht es. Wir brauchen nur eine Unterschrift.“

Für einen Moment sagte keiner etwas dazu, doch dann sickerte es in ihren Kopf, was Kai vorhatte. Eins stand fest, wenn sie das durchziehen würden und Dickenson davon erfuhr würden sie sofort disqualifiziert werden.

„Halt stopp…Kai sag mir bitte nicht dass du das vorhast was ich denke dass du vorhast, denn das ist bescheuert.“

„Tala hat Recht, so verzweifelt können wir doch noch nicht sein…oder?“

Bei diesen Worten sah sich Bryan zu den anderen um, doch anstatt zustimmender Gestik erntete er nur undefinierte Blicke. Und er war sich sicher, dass mittlerweile jeder von ihnen verstanden hatte worauf Kai hinaus wollte.

Allerdings machte Kai es mit seinen nächsten Worten ziemlich deutlich, dass auch dieser nicht sonderlich erpicht auf seinen eigenen Vorschlag war.

„Nenn mir eine Alternative, Bryan. Nur eine und wir vergessen meinen Vorschlag umgehend und greifen ihn nie wieder auf.“

„Also da wäre noch die Möglichkeit… okay okay, wir haben alles versucht. Aber die Unterschrift deines Großvaters zu fälschen ist Wahnsinn, was wenn…“

„Er wird es nicht rausfinden. Dickenson und er verstehen sich nicht sonderlich, wieso sollten sie also jetzt auf einmal anfangen wieder miteinander zu reden. Außerdem hat Voltaire zu viel mit seinem eigenen Kram zu tun. Das war doch Talas Grund, wieso ich ihn überhaupt fragen sollte. Ihm wird es nicht mal auffallen, dass wir doch am Turnier teilnehmen. Und wenn wird er wahrscheinlich denken, dass wir einen anderen für diese Position gefunden haben.“

„Könnte klappen. Dickenson wird wahrscheinlich auch denken, dass Voltaire zu viel zu tun hat um sich mit dem Turnier abzugeben. Auch wenn er nicht immer so erscheint, wird er wissen, dass Voltaire genauso wie Spencer damals nur eine Pseudo-Position einnimmt, damit wir am Turnier teilnehmen können. Im schlimmsten Fall wird er uns einen Vortrag halten, aber er wird es wahrscheinlich akzeptieren. Vermutlich ist es ihm auch lieber sich nicht mit Voltaire befassen zu müssen. Trotzdem. Bei unserem Glück geht das nach hinten los. Stanley hat schon mal bei deinem Großvater angerufen, vergiss das nicht. Und außerdem darfst du nicht vergessen, dass das was du vorhast eine Straftat ist, Kai.“

„Das weiß ich selber. Und ich weiß auch, das Urkundenfälschung kein Kavaliersdelikt ist, aber wie gesagt uns gehen die Alternativen aus. Die nötigen Informationen die wir brauchen um uns im Turnier zu Recht zu finden können wir uns von den anderen Teams holen. Dass bedarf zwar ein gewisses Feingefühl, doch das kriegen wir schon irgendwie hin. Ansonsten müssen wir halt zusehen, dass wir sämtliche Schreiben abfangen bevor sie Voltaire durch Zufall in die Hände fallen.“

„Oh schön. Ich richte uns schon mal ein Lager vor der Tür ein, damit wir den Postboten überfallen können. Ist dir eigentlich klar, dass der jeden Tag um eine andere Uhrzeit kommt? “

Kai ignorierte Ians Kommentar einfach und wendete sich wieder den anderen zu. Sie hatten keine Zeit länger darüber zu diskutieren.

„Also wie sieht es jetzt aus. Ziehen wir das als Team durch oder steigen wir aus dem Turnier aus. Denn ich bezweifle, dass irgendwer weiter mit diesem Spion Marke Pseudo-Coach arbeiten will.“

Mit diesen Worten blickte Kai zu Bryan. Er wusste wenn es jemanden gab, der sich als erstes zu seiner Aussage äußern würde dann dieser.

„Ach, scheiß auf die Konsequenzen. Ich bin dabei. Was ist mit dir Tala?“

„Die Idee ist Schrott. Aber leider die einzige die uns helfen kann. Allerdings sage ich klipp und klar, dass ich nur unter größtem Missfallen zustimme.“

„Unter größtem Missfallen? Wo hast du die Wortwahl her?“

Tala antwortete auf Kais Frage nicht sondern ließ sich nur geschlagen gegen die Wand fallen. Insgeheim bezweifelte er dass das ganze gut gehen würde. Bei ihnen lief nie etwas nach Plan, jedenfalls in solchen Situationen nicht.
 

- Einige Tage später -
 

Mittlerweile hatten sie sämtliche Unterlagen abgegeben und auch wenn Mr. Dickenson nicht gerade begeistert von dem war was er auf den Papieren sah, unterließ er jeglichen weiteren Kommentar. Allein das ließ sie innerlich aufatmen. Nun konnten sie sich endlich auf das eigentliche Turnier vorbereiten und nachdem was letzte Jahr alles passiert war, konnten sie durchaus sagen dass sie es mehr als nötig hatten.

„Ich kann nur hoffen, dass wir nicht gleich gegen die ehemaligen BEGA-Mitglieder antreten.“

„Besser jetzt als zum Schluss. Ich hab keine Lust darauf, dass mir meine eigenen Techniken wieder um die Ohren fliegen.“

Tala konnte nicht anders als leicht zu schmunzeln. Die Sache mit Brooklyn ärgerte den jüngeren immer noch. Zwar hatte dieser auch schon die eine oder andere Technik seiner Gegner verwendet um sich einen Vorteil zu verschaffen, doch die Tatsache dass jemand seine Techniken gegen ihn selbst verwendete war für diesen alles andere als akzeptable. Besonders wenn sie mehr Erfolg damit hatten als er selber.

„Das wären sie auch so, Kai. Aber zurück zum Thema. Brooklyn und Garland könnten ein Problem werden. Wenn wir also gegen die beiden Antreten brauchen wir einen ausgereiften Plan.“

„Ein zweier Match.“

„Ein zweier Match?“

„Ja, zwei gegen zwei. Einzeln habt ihr mit Sicherheit wieder Schwierigkeiten die Oberhand zu behalten, aber zu zweit kann euch keiner schlagen…jedenfalls sofern ihr wirklich zusammenarbeitet und nicht versucht euer eigenes Ding zu drehen.“

„Wieso sollten sie das nicht, Bryan. Erinnere dich mal an die vielen Abteikämpfe die wir hatten. Wir haben immer gegeneinander gebladet, doch wenn einer von uns Kai oder Tala zu nahe gekommen war, haben sie sich ohne Kommentar zusammen getan und uns aus der Arena befördert…also wenn beide ihre eigenen Gegner ins Visier nehmen und ab und zu auf Teamwork umstellen, könnten sie ihre Gegner so aus dem Konzept bringen, dass sie mit Leichtigkeit gewinnen können.“

Spencers Idee war gut auch wenn die letzte Bezeichnung selbst dann übertrieben war. Sie wussten wie stark die beiden Blader einzeln waren, doch konnten sie nicht sagen ob die beiden im Team genauso gut waren. Von ihnen vermutete man wahrscheinlich auch, dass sie in Sachen Teamkampf allen anderen unterlegen waren und dass nur weil man sie nie im Team hat kämpfen sehen. Egal welche Methode sie auch wählten es war ein Risiko.
 

Bevor sie jedoch weiter über diese Strategie diskutieren konnten, mischte sich eine weitere Person in das Gespräch ein und diese schien alles andere als gut gelaunt zu sein.

„Würde einer von euch mir freundlicher Weise erklären was das zu bedeuten hat?“

Mit diesen Worten donnerte Voltaire die aktuelle Tageszeitung vor ihnen auf den Tisch. Für die meisten genügte nur ein kurzer Blick um zu erkennen worauf sich die gestellte Frage bezog.

„Das ging…au…“

Weiter kam Ian nicht da er schon einen heftigen Tritt gegen das Schienbein bekam. Tala wusste genau was Ian sagen wollte und diese Aktion war die einzige die ihm einfiel um den jüngeren davon abzuhalten etwas Falsches zu sagen. Allerdings waren auch die Reaktion der anderen nicht gerade unauffällig.

„Shit.“

Das war alles was Bryan herausbrachte und es war so ziemlich das was jeder insgeheim dachte. Allerdings war es Kai dem man die Situation am deutlichsten ansehen konnte, da er sich schon leicht verzweifelt nach vorne beugte und sein Gesicht in den Händen vergrub. Ein eindeutig Zeichen dafür, dass er am liebsten Tod umfallen würde um dem Thema auszuweichen, doch das war recht unwahrscheinlich.

„Ich höre.“

Voltaires Worte waren kalt und schneiden, sodass selbst die doch recht furchtlosen Blitzkrieg Boys heftig schlucken mussten um den Klos in ihrem Hals zu beseitigen. Doch bevor es ihnen gelang war bei Kai schon eine Sicherung durchgebrannt. Zumindest vermuteten sie dass, da dieser auf einmal blitzschnell aus dem Sessel aufstand und sich zu seinem Großvater umdrehte.

„Also schön ich hab deine Unterschrift gefälscht damit wir am Turnier teilnehmen können, da wir nicht vorhatten uns weiter von Boris Undercover-Angestellten ausbremsen zu lassen. Zufrieden mit der Antwort.“

Bei diesen Worten schlug sich Tala mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er hatte den falschen zum Schweigen gebracht, doch nun war es zu spät. Kais Worte standen im Raum und keiner von ihnen würde sie zurücknehmen können.
 

Insgeheim jedoch war er von Voltaires nachfolgender Reaktion irritiert. Vielleicht lag es daran, dass er Boris Verhalten im Kopf hatte. Dieser hätte so eine Respektlosigkeit nie toleriert und den betreffenden sofort bestraft und zwar mit einem kräftigen Schlag ins Gesicht. Und genau das erwartete er auch jetzt, doch scheinbar hatte Voltaire um einiges mehr Selbstbeherrschung als der ehemalige Abteileiter. Die Frage, die sich ihm stellte war nur ob es jetzt daran lag, dass sein eigener Enkel ihm gegenüberstand oder ob ihn solche Ausbrüche generell kalt ließen.

„Kai. Beruhig dich wieder. Das ist die Sache nicht wert und dein Großvater erst Recht nicht.“

„Nur zur Information, die Russische Sprache ist mir nicht fremd, ich kann also sehr gut verstehen was du sagst.“

Tala zog bei diesen Worten innerlich den Kopf ein. Er hatte Voltaire nie Russisch sprechen hören und auch Boris hatte Voltaire jedes Mal mit einem gebrochenen Japanisch angesprochen. Aus diesem Grund war das auch eine der Sprachen, die sie in der Abtei lernen mussten. Umso mehr raubte es ihm die Sprache, dass Voltaire scheinbar jedes Wort verstanden hatte.

„Halt ihn daraus. Es war allein meine Idee. Woher hätte ich wissen sollen, dass diese Aasgeier gleich alles ausplaudern.“

„Ganz einfach, weil diese sogenannten Aasgeier ihre Nasen immer in Dinge stecken, die sie nichts angehen. Und ich dachte, soviel hätte ich dir beigebracht.“

„Und was haben sie jetzt vor? Wollen sie uns auffliegen lassen?“

Spencer konnte diese Frage nicht für sich behalten. Insgeheim hoffte er, dass Voltaire nichts weiter unternehmen würde, denn sollte er es tun würde die Presse davon erfahren und dass würde nur noch mehr schlechte Schlagzeilen hervorrufen. Eine Tatsache, die sich ein Geschäftsmann wie Voltaire eigentlich nicht leisten konnte, besonders wenn man bedachte, dass er erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen wurde.

„Euer Glück ist es, dass ich keine Zeit habe mich mit solchen Lappalien zu befassen.“

„Das tun sie doch gerade…au…sag mal spinnst du…“

Bei den letzten Worten sah Bryan zu Tala, welcher ihn nur mit einem finsteren Blick musterte und ihm anschließend etwas entgegenzischte, was so leise war, dass selbst er es kaum verstehen konnte obwohl er genau neben diesem saß.

„Haltet doch einfach den Mund!“

Tala war sichtlich am Ende seiner Nerven. Sie befanden sich gerade auf dünnem Eis und konnte die Risse auf der Eisdecke schon deutlich sehen. Ein falsches Wort und er war sich sicher, dass sie ein Problem hatte.
 

Zwar ließen sie sich nichts von dem Mann sagen, doch die Tatsache, dass sie sich in dessen Villa eingenistet hatten und er sie deshalb jederzeit rauswerfen konnte ließ ihn zweimal über seine Worte nachdenken.

„Also überleg dir in Zukunft genau was du tust, Kai. Noch so eine Aktion und ich schwöre dir ich schmeiße dich und dein gesamtes Team raus, haben wir uns verstanden?“

„Ja Großvater.“

Kai sah seinen Großvater bei diesen Worten nicht an sondern starrte lediglich voller Verachtung auf den Zeitungsartikel, der ihren gesamten Plan durchkreuzt hatte. Genau in diesem Moment hatte Voltaire die Zeitung wieder an sich genommen und wandte sich zum Gehen.

„Dann merk es dir.“

Mit diesen Worten spürte Kai wie die Zeitung die Voltaire eingerollt in der Hand hielt an seinen Kopf schlug. Es war eine Gestik, die Kai intuitiv zusammenzuckten ließ. Während Voltaire der Reaktion seines Enkels keinen weiteren Blick würdigte, zwang diese Aktion Kai dazu seinem Großvater kurz hinterher zu blicken. Manchmal wusste selbst er nicht mehr woran er bei diesem war. Egal was er getan hatte und wie sehr er seinen Großvater provoziert hatte, so hatte dieser dennoch niemals seine Hand ihm gegenüber erhoben. Nicht so wie Boris in der Abtei. Und auch diese Aktion war eher ein versteckter Rat, dass er seinen Kopf benutzen sollte.

„Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen oder was sollte das eben heißen?“

Tala konnte nicht anders als diese Frage stellen. Es war selten den jüngeren zusammenzucken zu sehen und irgendwie amüsierte ihn die Interaktion des jüngeren mit dessen Großvater.

„Wo waren wir stehen geblieben?“

Tala schüttelte daraufhin nur den Kopf. Das war gerade der mieseste Ablenkungsversuch den er je gehört hatte. Doch er wusste aus Erfahrung, dass Kai nicht über Dinge reden würde, über die er nicht reden wollte. Und sein Großvater war ein Thema, welches dieser lieber ausblenden würde. Wahrscheinlich lag es daran, dass er selbst nicht wusste was er davon halten sollte. Allerdings ging ihn Kais Familienprobleme auch nichts an, zumindest solange dieser ihn nicht in die Sache mit hineinzog und das würde er nicht tun. Aus diesem Grund versuchte er nicht erst weiter nach zu harken und wendete sich wieder dem Gespräch zu.
 

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Die letzten Stunden bis zum Turnier

Kapitel 8: Die letzten Stunden bis zum Turnier
 

Wenn die Blitzkrieg Boys gedacht hatten, dass sie das schlimmste hinter sich gehabt hätten so waren sie im Irrtum. Denn nicht nur Voltaire war alles andere als begeistert von dem Inhalt des gestrigen Zeitungsartikel.

„Sagt mal habt ihr jetzt völlig den Verstand verloren?“

Am liebsten hätte er das pink haarige Mädchen einfach ignoriert, doch diese besaß zu allem Überfluss die Frechheit sich genau vor ihn in den Weg zu stellen. Wäre er weiter gegangen, so hätte er sie wohl oder übel über den Haufen rennen müssen und darauf konnte er verzichten.

„Was willst du, Mariah?“

„Ich will wissen was ihr euch dabei gedacht habt. Seid ihr wirklich so bescheuert Voltaire euer Team anzuvertrauen.“

„Was wir mit unserem Team machen ist unsere Sachen, Pinky. Wir schreiben dir ja auch nicht vor wer in eurem Team sein darf und wer nicht.“

Mit diesen Worten war Tala an Kais Seite getreten und schritt langsam auf die Pinkhaarige zu, worauf diese intuitiv zurückwich.

„Das ist was anderes, Voltaire…“

„…ist nicht euer Problem, also kümmert euch um euren Kram. Und nur damit ihr es wisst. Wir haben alles im Griff!“

„Na klar. So wir ihr damals alles unter Kontrolle hattet. Falls ich euch daran erinnern darf, dann ist euer Plan vor einem Jahr gehörig nach hinten gegangen.“

„Ich seh das genauso wie Mariah. Reicht es denn nicht, dass Boris wieder ein neues Teams ins Turnier eingeschleust hat. Ich meine ihr spielt ihm doch genau in die Hände. Boris und Voltaire haben schon einmal zusammen gearbeitet. Was sollte sie daran hindern es wieder zu tun und…“

„Jetzt halt mal die Luft an, Lee, bevor ich mich vergesse.“

Diese Worte warfen Lee sichtlich zurück. Kai war ihm bisher noch nie so entgegen getreten. Es war merkwürdig, auch wenn dieser ruhig klar, war der drohende Unterton deutlich zu vernehmen. Und genau dieser hätte jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen.
 

Dennoch die Blitzkrieg Boys machten seiner Meinung nach einen gewaltigen Fehler. Eigentlich hätte es ihm egal sein sollen, doch es bestand die Gefahr dass sie alle für diesen Fehler büßen mussten und genau das konnten sie nicht riskieren.

„Glaubt ihr wirklich Voltaire übernimmt diese Position aus reiner Freundlichkeit. Das könnt ihr nicht ernsthaft glauben, nicht nach allem was er getan hat.“

„Wir wissen besser was er getan hat als ihr. Also überlasst uns auch das Urteil“

Langsam verlor auch Tala die Nerven. Was bildeten sich die White Tigers eigentlich ein. Zugegeben er war auch nicht gerade froh über diese Entwicklung, doch das würde er diesen bestimmt nicht offenbaren. Allerdings war sie deutlich besser als die Alternative.

„Die Frage ist nur ob ihr überhaupt im Stande seit eine vernünftige Entscheidung zu fällen.“

„Pass auf sonst werde ich persönlich dafür sorgen, dass dir deine Worte im Hals stecken bleiben und das meine ich Wörtlich.“

„Komm Mariah auch nur zu nahe und du kriegst es mit mir zu tun.“

Nun hatte sich Lee vor Bryan aufgebaut. Er würde den weißhaarigen mit Sicherheit nicht in Reichweite seiner Schwester lassen, nicht wenn er das verhindern konnte.

„Wow, was ist denn hier für eine Aufruhe.“

Diese Stimme reichte für Kai aus um scharf die Luft einzuatmen. Michaels blödes Getue konnte er unter tausenden erkennen. Und insgeheim waren die PPB Mitglieder die letzten die sie hier brauchten. Mit Rick würde er noch klarkommen, besonders da dieser bei den Russian Championships nicht dabei gewesen war, doch Michael und Eddy hatten die Sache mit den Demolition Boys und insbesondere mit Black Dranzer hautnah miterlebt und würden deshalb wahrscheinlich genauso einen Aufstand machen wie die White Tiger.
 

Es waren Momente wie diese, wo er Rays und Maxs Anwesenheit begrüßen würde. Oder zumindest die von Tyson, da er wusste, dass dieser früher oder später etwas sagen oder tun würde, was ihnen erlaubte das Thema zu begraben. Allerdings war keiner der drei auch nur in der Nähe und Bryan sah nicht so aus als würde er sich lange zurückhalten können. Wobei ihm ging es nicht wesentlich besser und auch Tala verstand die Reaktion der anderen als Vorwurf für ein mangelndes Urteilsvermögen, was es wahrscheinlich sogar war.

„Was glaubst du denn? Diese Idioten haben ihren alten Trainer gefeuert und Voltaire auf die Position gesetzt.“

„Ernsthaft?“

„Man sieht dass ihr keine Zeitung lest.“

Mariah schüttelte auf Eddys Frage hin nur frustriert den Kopf. Dann jedoch wendete sie sich wieder zu den Blitzkrieg Boys.

„Streicht ihn als Trainer!“

„Natürlich, damit wir aus dem Turnier fliegen, oder was? Netter Versuch, Mariah, aber ihr müsst schon den harten Weg wählen um uns aus dem Turnier zu schmeißen.“

„Ich bin mir sicher Mr. Dickenson…"

„Es war unsere Wahl. Wir haben Dickenson um einen neuen Trainer gebeten und er hat uns ein Ultimatum gestellt welches wir erfüllt haben. Ende der Diskussion.“

Mit diesen Worten stieß Kai die pinkhaarige unsanft aus dem Weg. Diese stolperte zwar etwas, konnte sich jedoch auf den Beinen halte und sah den Blitzkrieg Boys nur mit einem wütenden Blick hinterher.

„Von mir aus, dann macht doch was ihr wollt. Aber verlasst euch drauf, dass wir alles dafür tun werden um zu verhindern, dass ihr dieses Turnier gewinnt.“

Es ging nicht anders, wenn die fünf den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollten, dann mussten sie diese entweder dazu zwingen oder verhindern, dass sie das Turnier gewannen.
 

Ein Unterfangen welches, egal welchen Weg sie einschlugen, zum Scheitern verurteilt war. Die Blitzkrieg Boys waren viel zu stur um einzulenken, allerdings auch viel zu stark um sie in einem Match zu besiegen, zumindest wenn sie wieder so überlegen kämpften wie im letzten Jahr. Mit diesen Gedanken wendete sie sich zu den beiden PPB Bladern.

„Können wir in dem Punkt auf euch zählen?“

„Ihr wollt euch mit uns zusammentun um den Blitzkrieg Boys die demütigste Niederlage aller Zeiten zuzufügen? Also ich bin dabei und die anderen wahrscheinlich auch. Wobei bei Max bin ich mir da nicht so sicher.“

„Dafür wird Rick sich freuen, er hat nämlich noch eine Rechnung mit Kai offen, nachdem er ihn so in der Stierarena fertig gemacht hatte. Aber mal was anderes glaubst du das reicht?“

„Es muss reichen zumindest vorerst. Ich werde mal mit Mystel sprechen, vielleicht hilft er uns auch. Und Michael. Sag Emily sie soll Kenny mit ins Boot holen. Wir brauchen jedes helle Köpfchen, das wir kriegen können.“

Zugegeben, die PPB war nicht gerade für ihre Teamfähigkeit bekannt, doch sie ging davon aus, dass sie sich in dem Punkt zusammenreißen würden.

„Wir sehen uns später!“

Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von ihren Teamkammeraden und lief los. Wenn sie das ganze ins Rollen bringen wollte, dann musste sie es jetzt machen. Allerdings hatte sie keinen Plan wo sie mit dem Suchen anfangen sollte. Aus diesem Grund schlug sie erst mal den Weg ins Dojo der Granger ein. Vielleicht war Hiro dort und konnte ihr in dem Punkt weiterhelfen.
 

Zu ihrem Glück erwischte sie diesen am Eingang des Grundstückes. Schnell beschleunigte sie ihren Schritt und schloss mit ihm auf.

„Hiro!“

„Mariah womit habe ich das Vergnügen.“

„Ich wollte mit Mystel sprechen, weißt du wo er ist?“

„Irgendwo. Du hättest eher kommen sollen, das Training ist seit 20 Minuten vorbei.“

„Es geht um die Blitzkrieg Boys. Wir brauchen ihre Hilfe um sie davon abzuhalten dieses Turnier zu gewinnen.“

Das verschlug Hiro nun doch etwas die Sprache. Zumal es doch offensichtlich war, dass in einem Turnier jedes Team für sich selbst kämpfte. Selbst wenn sie wollten konnten sie dem jeweils anderen nicht helfen.

„Und was stellst du dir vor?“

„Wir hatten gedacht, dass Emily und Kenny alle gesammelten Daten vergleichen und eine Strategie, erstellen können bei der die Blitzkrieg Boys auf jeden Fall verlieren und diese dann für alle Teams zugänglich machen. Jeder hat was davon.“

„Dir ist schon klar, dass das eine Form des Betrugs ist, oder?“

„Sie haben Voltaire als Trainer eingeschrieben. Und der ist noch schlimmer als Boris. Sie haben es also nicht besser verdient. Und ich hatte gehofft, dass ihr ihnen ihr arrogantes Gehabe gerne mal zurück ins Gesicht werfen wollt.“

Da hatte Mariah den Nagel auf den Kopf getroffen. Er würde die Blitzkrieg Boys gerne scheitern sehen, doch fragte er sich ob das wirklich was bringen würde. Immerhin waren sie an der BEGA gescheitert. Lediglich Kai hatte sich wieder hochgekämpft und seinen Ruf im nächsten Match mit Brooklyn wieder hergestellt. Tala hatte sich allerdings nicht um ein Rematch bemüht. Die Frage war sowieso in welcher Verfassung die Blitzkrieg Boys überhaupt waren.
 

Natürlich reichte ein Jahr aus um sich wieder zu erholen, doch eine solche Niederlage hinterließ Spuren und einige davon waren nach außen hin nicht sichtbar. Zwar wirkten diese wie eh und je und auch Kai ließ sich nichts anmerken, doch die Niederlage steckte tief in ihnen. Auch bei Kai, denn ein wirklich überlegender Sieg war es nicht gewesen und er hatte damals eine Menge einstecken müssen. Zudem war es offensichtlich, dass Brooklyn gewonnen hätte, wenn er sich nicht so aus dem Konzept hätte bringen lassen. Doch das war Schnee von gestern.

„Ich werde es ansprechen. Aber lass uns erst mal die ersten Kämpfe abwarten, vielleicht müssen die Blitzkrieg Boys ja gleich gegen Boris neues Team kämpfen.“

„Schön wär’s. Aber wahrscheinlich kämpfen sie zuerst gegen das Einsteigerteam oder die Barthez Battalions.“

„Du meinst die New Battalion. Sie haben ihren Teamnamen leicht geändert um sich von dem Ruf ihres alten Teams zu distanzieren.“

Mariah nickte daraufhin nur. Sie hätte es genauso gemacht, wenn sie einen Trainer wie Barthez gehabt hätten.

„Wo wir aber gerade bei diesem Team sind. Du solltest ihnen gegenüber nichts von deinem Plan erzählen. Ich bezweifle nämlich, dass mein Vater die Idee so gut finden würde.“

Das war wohl die Untertreibung des Jahres. Sein Vater wäre es lieber gewesen, wenn sich alle Blader darauf konzentrierten Boris Team zu besiegen. Dass zumindest die PPB und die White Tiger nun jedoch gegen ein zweites Team agierten, welches zusätzlich zu denen gehörte, die die beste Chancen gegen Boris neue Elite hatte, würde ihm nicht gefallen. Andererseits, wenn es stimmte was Mariah sagte, dann hatten sie keine wirkliche Wahl.

Zu seinem Bedauern musste er das nach den Eröffnungskämpfen machen. Sie hatten ihre Teamaufstellung bereits abgegeben und deshalb gab es vorerst nichts mehr zu besprechen. Zudem hatte er kein weiteres Training angesetzt, da sie sich nicht nur physische sondern auch psychisch auf den Kommenden Kampf einstellen sollten.

„Ich werde es mir merken.“

„Ist ja krass.“

Von dieser Stimme abgelenkt blickten sich Mariah und Hiro kurz an, bevor sie in das Gebäude traten. Tyson und Daichi hatten sich vor den Fernseher gesetzt und schauten sich die KNN Nachrichten an, allerdings war ihre Aufmerksamkeit schon lange nicht mehr bei diesen.

„Was haben wir verpasst.“

„Nur die Teamaufstellungen der ersten Runde.“

Tyson grinste wie verrückt und scheinbar ließ ihn die Teamaufstellung vergessen, dass er eigentlich immer noch sauer auf seinen Bruder war.

„Und wer kämpft gegen wen?“

Mariah konnte diese Ungewissheit nicht mehr aushalten, besonders da sie insgeheim befürchtete, dass entweder ihr Team oder das der PBB gegen die Blitzkrieg Boys antreten musste. Denn dann würde ihr Plan wesentlich schwerer durchzuführen.

„Die Blitzkrieg Boys kämpfen gegen Garlands Team.“

„Wie bitte?“

In diesem Moment änderte Mariah ihre Meinung. Das war noch schlimmer als sie dachte. Neben den Blitzkrieg Boys und der BBA Revolution gehörte das ehemalige BEGA Team zu den besten Teams im Turnier. Das Gewinnerteam würde zwangsläufig einen Meilenstein legen den es einzuholen galt und dass konnte langatmig werden.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Tala und die anderen aus seinem Team hatten sich derweil wieder in der alten Villa eingefunden und es sich auf der Sofaecke gemütlich gemacht.

„Wisst ihr was der Nachteil an einem Innenausstatter ist?“

„Das er teuer ist?“

Bryan wusste nicht wirklich worauf Tala hinauswollte, doch da war er nicht der einzige. Auch Spencer und Ian blickten ziemlich dämlich aus der Wäsche. Lediglich Kai schien die Andeutung zu verstehen, zumindest warf er dem rothaarigen einen ziemlich finsteren Blick zu. Andererseits vielleicht beruhte dieser auch darauf, dass Tala die Füße auf den teuren Designertisch gelegt hatte. Das wäre nach dem derzeitigen Stand der Dinge auch eine Möglichkeit. Nicht dass Kai diese Tatsache wirklich stören würde, allerdings war das bei Voltaire anders und sie wussten aus Erfahrung, dass der Jüngere den Ärger kriegen würde und darauf konnte dieser durchaus verzichten.

„Na das auch, aber der eigentliche Punkt ist. Er kann den Raum noch so eindrucksvoll herrichten, aber zum Wohnen sind seine Kunstwerke nicht wirklich geeignet.“

„Tala, du kannst dich gerne beschweren, wenn ich von dir verlangen würde, dass du auf dem Sofa schlafen sollst. Aber falls ich dich an eine Sache erinnern darf. Wir sind nur hier, weil die KNN-Nachrichten gleich anfangen und dort die Kämpfe der ersten Runde bekannt gegeben werden. Und jetzt Füße vom Tisch.“

Bei diesen Worten konnte Tala nicht anders als kurz auf zu lachen. Dann jedoch kam er der Aufforderung des Jüngeren nach.

„Schon gut, wir wollen ja nicht, dass dein Großvater uns doch noch rauswirft.“

„Wirklich freundlich!“

„Du kennst mich doch!“

Ohne weiter auf den Kommentar des Älteren einzugehen wendete sich Kai wieder den Nachrichten zu. Für einen Moment hatte er wirklich das verlangen den Apparat wieder auszustellen, weil gerade eine neue Werbung mit Ming Ming lief.
 

Die BBA hatte sie nach dem Zusammenbruch der BEGA unter Vertrag genommen. Wirklich verstehen konnte er die Entscheidung nicht. Für ihn war sie genauso eine Nervensäge wie Daichi, aber sie schien sich gut vermarkten zu können. Selbst ihnen wurde das eine oder andere Mal ein paar Werbeauftritte angeboten und das nicht nur von der BBA sondern auch von anderen einflussreichen Unternehmen, die sie aber dankend abgelehnt hatten. Er würde sich mit Sicherheit nicht dazu herablassen irgendwelche Produkte anzupreisen von denen er genau wusste, dass sie niemanden außer dem Hersteller halfen und genauso sahen dass seine Teampartner ebenfalls. Das überließen sie denen die es nötig hatten und nahezu alles taten um im Fokus zu sein. Bevor er sich jedoch länger mit dem Thema beschäftigen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher gelenkt.

„Willkommen bei KNN ihrem Sportsender der Extraklasse. Eben wurden die Paarungen für die Kämpfe der ersten Runde bekannt gegeben und es hätte nicht überraschender sein können…“

Nun war die Aufmerksamkeit aller Blader auf den Fernseher gerichtet. Keiner wollte verpassen gegen wen sie als erstes antreten mussten. Und der Sprecher hatte nicht übertrieben. Die White Tiger würden gegen Invasion kämpfen, die BBA Revolution trat als ersten gegen die New Battelions an und die PPB Allstars mussten gegen Infinity kämpfen.

„…doch das Augenmerk wird wohl auf dem Match zwischen den Blitzkrieg Boys und des ehemaligen BEGA-Teams, welches nun unter dem Namen Destiny bekannt ist, liegen. Wie werden sich diese Teams organisieren. Wir können gespannt sein.“

„So viel zum Thema, dass man mit seinen Wünschen vorsichtig sein soll.“

Es war ein Leitsatz den sie nicht berücksichtig hatten und nun traf es sie wie ein Schwall kaltes Wasser. Sie hatten zwar schon im Vorfeld über mögliche Strategien, mit denen sie die BEGA-Blader schlagen konnten, diskutiert, aber Theorie und Praxis waren zwei verschiedene Sachen. Nun wurde es ernst und sie mussten ihre Karten mit Bedacht verteilen, wenn sie nicht auf der Verliererspur landen wollten.
 

- Irgendwo anders -

Nachdenklich las er sich den Artikel in der Zeitung noch einmal durch. Diese Wendung kam definitiv unerwartet. Die Blitzkrieg Boys hatten es wirklich geschafft Dickenson dazu zu bringen ihnen zu erlauben den Trainer zu wechseln. Das an sich hätte durchaus problematisch werden können, doch deren Entscheidung diese Position an Voltaire zu vergeben war schon fast amüsant. Dennoch musste er sich unweigerlich die Frage stellen, wie die Jungs es geschafft hatten Voltaire zu dieser Gefälligkeit zu überreden.

„Ist das eine Marketing Strategie?“

„Wer weiß. Voltaire war nie jemand der seine Pläne offen auslegt. Er sagte seinem Gegenüber lediglich das was er sagen musste. Nicht mehr und nicht weniger…“

Dennoch war es merkwürdig. Immerhin wusste er noch etwas über Voltaire was ihm erlaubte diesen einiger Maßen einzuschätzen. Dieser Mann schloss nur Verträge ab, die ihm auch etwas einbrachten. Er hatte die Biovolt finanziert, weil er das Potenzial gesehen hatte. Selbst die Spenden an Wohltätige Institutionen hatten einen Hintergrund. Zwar keinen Finanziellen, doch dafür hielt er die Firma im Gespräch. Und je mehr positive Schlagzeilen eine Firma machte, desto größer wurde ihr Erfolg. In dem Punkt war Voltaire allen anderen Geschäftsmännern überlegen. Allerdings war auch dieser nicht unfehlbar. Dennoch war es überraschend, dass dessen Firma immer noch existierte. Jede andere Firma hätte die Inhaftierung des Besitzers nicht überstanden. Es war immerhin kein Geheimnis, dass jeder Konkurrent eine solche Situation ausnutzen würde. Das Problem war, dass Voltaire die höheren Positionen seiner Firma mit loyalen Mitarbeiter besetzt hatte.

Das war eine Tatsache, die er vor Jahren feststellen musste. Immerhin hatte er versucht, dessen Unternehmen zu infiltrieren. Ohne Erfolg. Dagegen war es nahezu ein Kinderspiel seine Leute in die BBA zu schleusen. Dickenson war einfach zu gutmütig.

„Allerdings hat diese Wendung einen Vorteil. Diese Information wird Stanley von meinen Planen ablenken.“

Diese Tatsache war wohl der Grund wieso ihn diese Wendung so sehr amüsierte. Zudem wagte er zu bezweifeln, dass Voltaire sich groß in die Belange des Teams einmischen würde. Wenn dieser sich nämlich zwischen seiner geliebten Firma und seinem Enkel entscheiden müsste, stand stets die Firma an erster Stelle. Dessen war er sich ziemlich sicher.

„Dennoch sollten wir die Sache im Auge behalten. Man kann ja nie wissen.“

Er würde auf jeden Fall versuchen jemanden in Voltaires Unternehmen zu schleusen. Vielleicht hatte er dieses Mal mehr Glück. Und selbst wenn nicht, es war besser alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen als sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Immerhin hatte er genug Leute, die ihm zur Verfügung standen. Fürs erste jedoch würde er sich überraschen lassen. Er war ja mal gespannt, wie sich die Blitzkrieg Boys gegen seine ehemaligen BEGA-Blader schlagen würden. Möglicherweise fanden sie mit diesen schon die erste Herausforderung. Es kam ganz darauf an, ob Brooklyn und die anderen weiterhin mit ihren alten Blades antreten würden oder ob sie in der Zwischenzeit neue zusammengestellt hatten. Doch egal wer diesen Kampf gewinnen würde, es würde nichts an der Tatsache ändern, dass er am Ende der Runde der eigentliche Sieger war. Immerhin würden sie einen Großteil ihrer neuen Moves offenbaren müssen um die Oberhand zu gewinnen und das würde ihm zu Gute kommen.
 

- Einige Stunden später bei den Blitzkrieg Boys -
 

Die Blades schossen durch die Arena, doch wirklich bei der Sache war keiner von ihnen. Die Nachricht dass sie als ersten gegen die ehemaligen BEGA Blader antreten mussten hatte sie doch mehr geschockt als sie gedacht hätten. Nicht dass sie es sich haben anmerken lassen, doch das hieß nicht, dass es sie nicht unter Druck setzte.

„Boris wird sich totlache.“

„Nur wenn es so läuft wie vor einem Jahr! Und dass wird es nicht.“

Mit diesen Worten ließ Kai seinen Blade angreifen. Ohne Vorwarnung knallte dieser mit voller Wucht in Bryans Blade und schleuderte ihn zum Arenenrand. Nur um dann zurückzuweichen und sich an Spencers Blade abzureagieren. Mit einigen schnell hintereinander folgenden Angriffen drängte er dessen Blade immer weiter zurück. Dieser versuchte zwar gegen zuhalten, doch den brutalen Angriffen von Dranzer konnte sein Seaborg nicht standhalten. Mit einem Mal jedoch stoppte Kai seinen Angriff und zog sich zurück, gerade rechtzeitig um zu verhindern, dass Ians Blade seinen zur Seite stieß. Eines konnte man nicht leugnen. Kai war ein ausgezeichneter Blader und das gefährliche an ihm war dass er es irgendwie schaffte seine Gegner jederzeit im Auge zu behalten. Besonders das derzeitige Training machte das deutlich. Eigentlich kämpften Kai und Tala gegen ihn, Bryan und Ian, doch momentan hielt sich ihr Teamkäptain noch zurück und beobachte die Lage während Kai in die Offensive ging. Und bisher hatte er damit ziemlichen Erfolg. Es war schon eine Kunst für sich gegen 3 Blades gleichzeitig zu kämpfen ohne den Überblick zu verlieren. Genau in dem Moment in dem Spencer das dachte, wurde er von Kais Blade fast aus der Arena geschleudert. Eine Tatsache, die Kai nicht unkommentiert lassen konnte.

„Also wirklich, Spencer, wenn du dich nicht etwas mehr konzentrierst dann brauchst du gegen Crusher gar nicht erst antreten.“

„Nimm den Mund nicht so voll, Hiwatari, sonst werfe ich dich hochkant aus dieser Arena.“

„Als ob du das könntest. Ihr schafft es ja nicht mal zu dritt mich halbwegs aus dem Gleichgewicht zu bringen.“

Bryan entschied sich bei diesen Worten nicht zu antworten, sondern griff stattdessen an. Zu seinem Bedauern wich Kais Blade rechtzeitig aus. Doch noch ehe er die Verfolgung aufnehmen konnte wurde sein Blade auch schon von Talas zur Seite gestoßen. Eine Tatsache, die ihn laut fluchen ließ.
 

Er hasste es gleichzeitig gegen Tala und Kai anzutreten. Die beiden waren einfach die Seuche, zumindest wenn man sie als Team gegen sich hatte.

„Herr Gott, hör doch mal auf Hiwatari immer den Rücken zu decken und gib uns eine Chance ihn mal richtig in die Mangel zu nehmen. Verdient hätte er es.“

„Ach komm schon Bryan, auch ohne Tala würdest du nicht an mich herankommen.“

„Na wenn du den dreien so überlegen bist Hiwatari, dann brauche ich ja nichts mehr zu tun.“

Mit diesem Kommentar schenkte Tala seinem Teampartner nur ein hinterhältiges Grinsen bevor er seinen Blade wieder Abstand nehmen ließ und damit deutlich machte, dass er Kais Blade im Notfall nicht mehr zur Hilfe kommen würde.

„Was…Tala lass den Scheiß…“

„Oh sieht so aus als ständest du jetzt allein da. Mein Beileid.“

Mit diesen Worten griff Bryan ein weiteres Mal an und als hätte er sich mit Ian und Spencer abgesprochen, folgten die beiden seinem Beispiel. Zwar konnte Kais Blade der ersten Angriffswelle ausweichen, doch das stachelte seine Gegner nur noch weiter an. Eins wusste Kai sofort, wenn er die Stunts seines Blades durchziehen müsste, dann wäre ihm schon nach den ersten 2 Minuten schwindelig gewesen. Doch auch so lief der Kampf nicht wirklich optimal. Und gerade als Kai die ewige Ausweicherei zu viel wurde und er zum Gegenschlag ausholen wollte, tauchte plötzlich Talas Blade vor ihm auf. In eben jenem Moment konnte Kai nicht mehr schnell genug reagieren, da er erstens nicht mit Talas Eingreifen gerechnet hatte und zum zweiten zu sehr auf die anderen drei fixiert war.
 

Aus diesem Grund raste sein Blade genau in den von Tala hinein und geriet für einen winzigen Moment ins Schlingern. Nach dieser Aktion zog sich Tala schnell wieder zurück, doch der Schaden war schon angerichtet. Talas Eingreifen hatte ihn gewisser Maßen aus dem Konzept gebracht und damit Spencer, Bryan und Ian die Möglichkeit gegeben ihn auf den falschen Fuß zu erwischen. Nun war es sein Blade der wie eine Flipperkugel durch die Gegend geschubst wurde und dass fand er alles andere als komisch. Besonders da die anderen ihm keine Zeit ließen um die Kontrolle wieder zurückzugewinnen. Das war der Nachteil an einem Teamkampf. Wenn das gegnerische Team einen einmal in der Mangel hatte und ihre Konzentration nicht einbüßte hatte man verloren.

„Sieht so aus als hättest du den Mund trotz allem zu voll genommen, Kleiner.“

„Jetzt reicht‘s! Dranzer.“

Wenn Kai etwas nicht leiden konnte, dann war es dieser Spitzname. Und dass machte er mit seiner nächsten Aktion mehr als deutlich. Irgendwie hatte er es geschafft dem nächsten Angriff von Bryan auszuweichen, doch anstatt einen Angriff auf einen der drei zu starten wendete sich sein Dranzer zu Talas Blade um. Von der plötzlichen Wendung überrascht wurde Wolborg an den Arenenrand geschleudert, wo er sich nur mit knapper Not halten konnte.

„Hey die drei sind deine Gegner.“

„Genau, deshalb bist du auch mitten in meinen Angriff geplatzt.“

„Ich habe lediglich für Chancengleichheit gesorgt.“

„Oh das tu ich auch.“

Mit diesen Worten fing sein Blade an rot zu glühen. Ein Zeichen, dass der Jüngere seine Worte durchaus ernst meinte.
 

Bei diesem Anblick reagierte Bryan schnell und positionierte seinen Blade zwischen den der beiden Jüngeren. Doch wenn er vermutet hatte, dass Kai ohne Rücksicht auf Verluste angreifen würde, so hatte er sich getäuscht. Denn kurz vor der Kollision mit Bryans Blade machte Dranzer einen kurzen Schlenker nur um Bryans Blade von einem anderen Winkel zu treffen und von seiner Position wegzuschleudern. Das hatte zur Folge, dass Falborg mit einer unglaublichen Wucht zwischen Seaborg und Wyborg hindurchgeschleudert wurde und aus der Arena flog. Die beiden anderen Blades wurden bei dieser Aktion zur Seite gestoßen. Während Ian seinen Blade gerade noch so am Arenenrand halten konnte, balancierte Spencers Blader einige Sekunden wackelnd an der Kante entlang, bevor er zur Seite kippte und ebenfalls außerhalb der Arena landete

„Noch Fragen?“

Tala gab bei Kais Frage nur einen genervten Laut von sich. Er hatte es satt dass Kai immer das letzte Wort haben musste. Sie konnten tun was sie wollten aber auf faire Weise konnten sie ihn nicht besiegen. Zumindest nicht wenn sie versuchen ihn im Team zu besiegen. Man sollte ja meinen, dass sie Kai im Team eher besiegen konnten als einzeln, doch dem war nicht so. Im Gegenteil meisten schnitt er wenn er gegen ein Team kämpfte deutlich besser ab, da er die einzelnen Gegner gegeneinander ausspielte. Doch wenn er nur gegen einen Gegner kämpfte war es schwieriger diesen aus dem Konzept zu bringen.

„Angeber.“

Noch ehe Kai darauf etwas erwidern konnte mischte sich eine andere Person ein. Wenn die Gruppe sich in einer Sache einig war, dann in dem Punkt, dass sie ihr Training gerne ungestört fortführen würden und zwar nachdem die unerwarteten Beobachter abgezogen waren.
 

Zudem war der Kommentar Grund genug ihre Blades zurückzurufen und sich anschließend zu dem Sprecher zu wenden.

„Nehmt es mir nicht übel, aber Teamkämpfe scheinen nicht zu euer Stärken zu gehören.“

„Garland, ist es nicht unter deiner Würde deine Gegner auszuspionieren.“

Bei diesen Worten verschränkte Tala die Arme vor der Brust. Das Team vor ihnen war das letzte was sie jetzt sehen wollten. Immerhin würden sie es spätestens Morgen in der Arena sehen und darüber hinaus hatten sie nur noch ein paar Stunden um zu entscheiden wie sie den kommenden Kampf bestreiten wollen.

„Wir spionieren nicht. Wir sind nur zufällig vorbeigekommen.“

„Wenn ihr das sagt. Dennoch wären wir euch sehr verbunden, wenn ihr verschwindet, damit wir uns wieder unserem Training widmen können.“

„Kein Problem, wir wollen euch beim Turnier ja nicht innerhalb der ersten 5 Minuten besiegen.“

Bei diesen Worten hatte sich Garland abgewendet. Aus diesem Grund bemerkte weder er noch seine beiden Begleiter, Crusher und Ming Ming, den kurzen Blickaustausch zwischen den fünf Blitzkrieg Boys. Erst Kais nächsten Worte ließen alle drei noch mal herumschnellen.

„Hey Garland. Freu dich nicht zu früh, wir sind im Team immer noch besser als ihr!“

„Ach echt. Das hat aber eben anders ausgesehen.“

Die Blitzkrieg Boys unterdrückten bei diesen Worten ein zufriedenes Lächeln. Zugegeben sie hatten nicht geplant, dass Garland und sein Team zeugen ihr Trainingsmatch wurden. Allerdings konnten sie es jetzt nicht mehr verhindern. Das Positive an der Sache war nur, dass sie jetzt die Chance hatte ihre Karten so zu verteilen, dass sie die erste Runde auf jeden Fall gewannen. Zumindest dann wenn die Gruppe vor ihnen mitspielte.

„Wie wäre es dann wenn wir unsere Theorie auf die Probe stellen?“

„Jetzt?“

Ming Ming war sichtlich verwirrt. Wieso sollten die Blitzkrieg Boys einen Kampf mit ihnen provozieren, wenn sie in wenigen Stunden sowieso gegeneinander kämpfen würden. Dass war doch irrsinnig, es sei denn die Jungs wollten herausfinden mit welchen Strategien sie gegen sie auftrumpfen wollten. Aber damit würden sie auch ihre eigenen Strategien offen legen.
 

Während Ming Ming immer noch über den Sinn des Ganzen grübelte, hatte Tala den Faden wieder aufgenommen. Ihm war klar dass Hiro einen solchen Vorschlag sofort abgelehnt hätte. Zumindest hielt er Tysons Bruder nicht für so blöd um alles auf eine Karte zu setzen, doch Garland hatte einen gewissen Stolz und wenn dieser erst Mal zustimmte, würden das Team keinen Rückzieher mehr machen können. Stolz war ein falscher Freund, dass wussten sie aus eigener Erfahrung und sie wusste wohin er einen führen konnte. Es war kein Geheimnis, dass Hochmut vor dem Fall kam und jeder Stolz endete irgendwann in Hochmut. Demnach würde der Fall für das ehemalige BEGA-Team, sollten sie zustimmen, sehr tief sein.

„Nein, in der nächsten Runde. Euer Team gegen unseres, einschließlich der Ersatzspieler. Ein Kampf 5 gegen 5. Traut ihr euch das zu?“

Tala klang bei diesen Worten mehr als überheblich. Fast so als würde er sich für was Besseres halten und genau das war ein Verhalten, dass Garland nicht leiden konnte. Insbesondere wenn man bedachte, dass er es war, der Tala das letzte Mal besiegt hatte. Doch wenn man diesen so hörte konnte man meine, dass es anders herum gewesen wäre. Am liebsten hätte er dem rothaarigen das selbstgefällige Grinsen sofort aus dem Gesicht gewischt, doch er würde sich gedulden müssen. Zumindest für ein paar Stunden.

„Natürlich, aber wenn ihr eine Chance auf den Sieg haben wollt rate ich euch davon ab. Wir sind immerhin nicht mehr die gleichen Blader wie vor einem Jahr.“

„Oh das kann ich nur zurückgeben, also mach dir lieber um dein eigenes Team sorgen als um das unsrige. Wir wissen was wir tun und haben keine Angst ein Risiko einzugehen.“

Garland schenkte dem Sprecher daraufhin nur ein zuversichtliches Grinsen. Er hatte Kai bei der BEGA erlebt. Zwar kannte er dessen Stärken und Schwächen nicht genau, doch eines war ihm klar geworden. Kai war jemand, der sich seiner Stärken und seines Talentes im Bladen bewusst war und dementsprechend selbstsicher wirkte. Doch spätesten seit dem Kampf gegen Brooklyn war klar dass dieser ein ernstzunehmender Gegner war. Insbesondere deshalb weil er ein unglaubliches Durchhaltevermögen hatte. Umso überraschender, dass er im Bladen auf Balance und nicht auf Ausdauer setzte.
 

Jeder anderen hätte eine Niederlage, wie die die Brooklyn ihm zugeführt hatte, nicht überstanden. Er wusste nicht was er gemacht hätte, da seine Niederlage nicht so demütigend war. Doch auch so hatte es gereicht um einem erneuten Kampf mit Brooklyn auszuweichen. Garland war sich sicher, dass er die Kraft nicht gehabt hätte um nach diesem Kampf wieder aufzustehen und die nächsten Möglichkeit zu nutzen um gegen diesen anzutreten. Doch Kai hatte sich aus irgendeinem Grund in den Gedanken verbissen Brooklyn zu besiegen und letzten Endes war es diesem auch gelungen. Ein Grund mehr um ihn nicht zu unterschätzen. Allerdings hatte Kai seines Erachtens einen gewissen Hang dazu sich selbst zu überschätzen. Und genau das war die größte Schwäche des Jüngeren, eine die sie in diesem Turnier ausnutzen mussten um gegen ihn zu bestehen.

„Dann seht zu dass ihr dieses Mal aufgebt, bevor ihr im Krankhaus landet.“

Zugegeben als er damals gegen Tala gekämpft hatte wollte er nur gewinnen und hatte nicht wirklich über die Konsequenzen nachgedacht. Dass Tala im Krankenhaus gelandet war hatte er zwar mitbekommen, doch die Ausmaße des ganzen waren ihm damals nicht bewusst gewesen. Ähnlich war es mit Kai. Nach dessen Niederlage gegen Brooklyn war er einfach verschwunden. Keiner wusste was aus ihm geworden war und um ehrlich zu sein war es ihm immer noch ein Rätsel.

„Passt ihr lieber auf dass wir euch dieses Mal nicht in Mullbinden einwickeln müssen.“

„Dann würde ich mal sagen wir haben einen Deal, Kai. 5 gegen 5!“

Mit diesen Worten reichte er Kai die Hand um diese Abmachung zu besiegeln. Ihm war zwar klar, dass Tala Teamkäptain war, doch für ihn war Kai derjenige der in dieser Sache das sagen hatte. Zu seiner Überraschung schien sich jedoch keiner der anderen über seine Vorgehensweise zu beschweren.
 

Eine Tatsache, die ihm eigentlich zu denken geben müsste, doch er dachte sich nichts dabei. Für ihn waren die Blitzkrieg Boys ein Buch mit sieben Siegel und er hatte nicht mal an der Oberfläche gekratzt, doch dass hieß nicht, dass er sie überhaupt nicht einschätzen konnte.

„Viel Glück.“

„Gleichfalls!“

Bei diesen Worten musste Kai unwillkürlich an eine Lektion in der Abtei zurückdenken. Glück wünscht man nur den schwachen, da in einem Kampf nur das können zählte, Glück hingegen war vergänglich. Doch wer gelernt hatte wie man unter katastrophalen Umständen überlebten konnte, der würde es auch jederzeit tun. Und genau hier wurde der Unterschied zwischen ihnen und den BEGA-Bladern deutlich. Sie wussten was sie taten und wie sie gewinnen konnte, während ihre Gegner gerade eine Vereinbarung abgeschlossen hatten, dessen Konsequenzen sie nicht überschauen konnten.

„Ich bin mal gespannt was die für Augen machen, wenn sie merken auf was sie sich da eingelassen haben.“

„Ziemlich große, soviel steht fest.“

Bryan und Spencer konnten sich diesen Kommentar einfach nicht verkneifen. Die Sache mit dem 5er Match gefiel ihnen. So konnten sie ihre gesamte Power bündeln und das Team der BEGA auseinander treiben um ihre Blades gezielt auszuschalten. Es war die beste Methode um ein Team zu besiegen, dessen Mitglieder einzeln stärker waren als sie selbst. Dem war zwar nicht so, doch wozu ein Risiko eingehen, wenn sie auf Nummer sicher gehen konnten.
 

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Gegen die ehemaligen BEGA-Blader

Kapitel 9: Gegen die ehemaligen BEGA-Blader
 

Die Turnierhalle war prall gefüllt und die Stimmung der Zuschauer war auf dem Höhepunkt. Alle waren auf den kommenden Kampf gespannt. Nicht nur weil in diesem Match zwei der stärksten Teams im Turnier aufeinander trafen, sondern auch weil jeder endlich wissen wollte, welche Blader gegeneinander antraten. Aus diesem Grund dauerte es nicht lange, bis Jazzman sich Ruhe verschafft hatte und den Beginn des Turniers ankündigen konnte.

„Willkommen zur ersten Runde der diesjährigen Championships. Doch bevor wir mit dem heutigen Kampf anfangen müssen noch einige Formalitäten geklärt werden. Da die Blitzkrieg Boys es im Vorfeld versäumt haben ihre Kampfaufstellung einzureichen können wir erst anfangen nachdem sie diese offiziell bekannt gegeben haben. Also Tala, wer von euch wird in welcher Konstellation kämpfen.“

„Erst einmal wollen wir klarstellen, dass wir es nicht versäumt haben unsere Kampfaufstellung abzugeben. Immerhin haben wir uns im Vorfeld mit Garland auf einen Kampfverlauf geeinigt. Eine Tatsache die uns dazu gebracht hat auf die Einreichung der Teamaufstellung zu verzichten. Aber allein der Regel wegen werde ich unsere Teamaufstellung verkünden. Das Team besteht aus uns allen. Im Klartext. Wir fordern hiermit offiziell ein 5 gegen 5 Match.“

„Was?“

Jazzman war von dieser Forderung mehr als irritiert. Jedes Team hatte vier offizielle Blader, demnach war ein vier gegen vier Match keine wirkliche Überraschung, doch er war sich sicher, dass der Teamkäptain der Blitzkrieg Boys von 5 gesprochen hatte. Allerdings ging seine Frage in den euphorischen Rufe des Publikum unter.

„Na das nenn ich mal Zuversicht. Die Blitzkrieg Boys gehen aufs Ganze. Noch mal zur Aufklärung. Die Anzahl der Blader, die an einem Kampf teilnehmen, bestimmt die Punktzahl, die das Team bekommt, sollte es den Kampf gewinnen.“

„Du sagst es Brad. Wenn die Blitzkrieg Boys also ihr gefordertes 5er Match zugesprochen bekommen und es auch noch gewinnen, dann ziehen sie automatisch mit voller Punktzahl in die nächste Runde ohne einen weiteren Kampf ausfechten zu müssen.“

„Man könnte fast meine es ist ein Akt größter Verzweiflung.“

„Auf alle Fälle ist es eine riskante Angelegenheit. Doch lass uns erstmal sehen wie Garland und sein Team auf diese Forderung reagiert.“

„Wir stimmen zu.“

„Wie bitte? Das kann nicht euer ernst sein!“

Hiro konnte nicht leugnen, dass er sich überrumpelt fühlte. Diese Teamaufstellung war nicht abgesprochen, zumindest nicht mit ihm. Zudem war ein solches Match ein ernsthaftes Risiko. Das Team das dieses Match verlieren würde, würde auch die derzeitige Runde verlieren. Im Grunde hatten sie nicht mal die Möglichkeit nach einer Niederlage noch ein paar Trostpunkte zu sammeln, die eventuell am Ende des Turniers wichtig wären.

„Reg dich ab Hiro. Wir haben die fünf beim Training gesehen und da haben sie es keine 3 Minuten ausgehalten ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.“

„Garland hat Recht, das wird ein Kinderspiel. Die sind in Nullkomma nichts draußen.“

Der Optimismus seines Teams beruhigte Hiro nicht sonderlich. Die Blitzkrieg Boys waren kein Team, das unnötige Risiken einging. Dafür handelten sie einfach viel zu überlegt. Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass die Gruppe einen guten Teamkampf abliefern würde.
 

Er wusste nicht was er von dem ganzen halten sollte. Waren die Blitzkrieg Boys wirklich so verzweifelt, dass sie jedes Risiko in Kauf nahmen und damit riskierten sich selbst in eine ungünstige Position zu bringen. Oder hatten sie ein Ass im Ärmel, von dem er nichts wusste.

„Also gut, aber seid vorsichtig. Wahrscheinlich haben die 5 irgendeinen Plan.“

„Ach quatsch, die haben nur die letzten Kämpfe im Hinterkopf und wissen, dass sie schlechte Karten haben. Vielleicht denken sie, dass sie bessere Chancen haben, wenn sie zusammen kämpfen.“

„Ich denke sie wollen Kais Stärke nutzen um unsere Blades aus der Arena zu drängen, damit sie sich zusammen in Ruhe gegen Brooklyn Blade zur Wehr setzen können. So würde ich es jedenfalls machen. Demnach sollten unser höchstes Anliegen darin bestehen in der Arena zu bleiben.“

Hiro nickte daraufhin nur. Das konnte durchaus der Plan der Blitzkrieg Boys sein, immerhin war Kai ihr stärkster Mitspieler. Die Frage war nur, wieso sie auch die Ersatzspieler mit einbezogen hatten.

„Garland. Haltet ein Auge auf diesen Ian.“

Mehr brauchte er nicht zu sagen, da Garland schon verstanden hatte. Sie wussten nicht viel über diesen Blader und hatten insgeheim erwartet, dass er nur auf der Ersatzbank saß. Doch allein in dem Punkt hatte er sich schon geirrt. Aus diesem Grund sah er dem Kampf mit einem flauen Gefühl im Magen entgegen. Die Blitzkrieg Boys waren ruhig und ihre Haltung, als sie sich vor der Arena aufstellten strahlte eine Selbstsicherheit aus, die jeden Gegner ins Zweifeln bringen würde. Selbst ihn und das war selten.

„Gut auf eure Positionen…3…2…1…Let it rip.“

Der Kampf hatte nicht mal richtig begonnen und schon der erste Angriff ließ die Funken durch die Gegend sprühen. Die Blader gingen von der ersten Minute an auf ganzes, was die Zuschauer in noch größere Euphorie aufjubeln ließ.
 

Ungebremst rasten die Blades aufeinander zu. Der Zusammenstoß war heftig und ließ die Blades zurückprallen. Doch zumindest die Blitzkrieg Boys ließen sich nicht davon irritieren und griffen wieder an, wobei jeder seinen eigenen Gegner ins Visier genommen hatte.

„Bilde ich mir das ein, Brad, oder haben die Blitzkrieg Boys aus dem Teammatch gerade 5 Einzelmatches gemacht?“

„Das hab ich mich auch schon gefragt. Irgendwie wirkt es so als wollten sie mit dem Kopf durch die Wand.“

„Vielleicht sollte man ihnen noch mal erklären worauf es bei einem Teamkampf ankommt.“

„Ich glaube, dass das zumindest für dieses Match zu spät ist!

Währenddessen waren nicht nur die Moderatoren verwirrt von dem Kampfstil der Blitzkrieg Boys, sondern auch das Publikum schien nicht zu wissen wie sie reagieren sollte.

„Was zum Geier treiben die da. Denken die wirklich dass sie so gewinnen können?“

„Keine Ahnung, Mariah. Wenn die fünf eine Strategie verfolgen, dann weiß ich nicht welche das sein soll. Trotzdem irgendwas stimmt da nicht. Der Kampf wirkt einfach zu…“

Kenny wagte nicht sein Gedanken zu Ende zu bringen. Denn in Bezug auf die erwähnten Blader wirkte der Begriff auf ihn absurd, doch Emily schien das anders zu sehen.

„Amateurhaft? Den Eindruck hab ich momentan auch. Aber jetzt mal zum Thema Strategie. Die beste Strategie gegen Garland und die anderen wäre erst gegen die schwächeren vorzugehen und sie dann nacheinander auszuschalten. Aber die Blitzkrieg Boys kämpfen an 5 Fronten gleichzeitig. Da ist kein Funken Teamgeist.“

Es war eine Tatsache die sie insgeheim erleichtert ausatmen ließ. Vielleicht waren die Blitzkrieg Boys in diesem Turnier doch nicht so schwer zu besiegen. Zumindest war das ihre leichte Hoffnung, die jedoch von Bruce unwissentlich im Keim erstickt wurde.

„Das würde ich nicht sagen Emily. Sie dir die Position der Blades mal ganz genau an und dann überleg mal was die Blitzkrieg Boys mit der derzeitigen Aufstellung ihrer Blades im Schilde führen könnten.“

Auf Bruce Worte hin atmete Emily kurz durch und starrte auf die Arena. Es war eine relativ große Arena. An den Seiten waren einige Stellen wo die Arenenwand hochgezogen war und in einem leichten Bogen nach innen ging. Man konnte diese Stellen als eine Art Rettungsseil bezeichnen, da jeder Blade der an diese prallte automatisch zurück in der Arena landete.

„Sie drängen die anderen von Kai und Brooklyn weg. Aber wieso? Erwarten sie ernsthaft, dass Kai das Match für sie gewinnt?“

„Nein, aber sie geben ihm Raum und die ständigen Attacken. Die Blitzkrieg Boys suchen den Kontakt, weil sie wissen, dass ihre Gegner so keine Spezialattacken einsetzen können. Sogar Mystel ist durch diese Kampfart so eingeschränkt, dass er nicht so agil bladen kann wie er es gewöhnt ist. Somit hat er nur die Wahl auf einen anderen Kampfstil umzusteigen, doch das kann schnell dazu führen, dass sein Blade die Balance verliert. Und noch was. Wenn ihre Gegner ausweichen um den Zweikampf zu entkommen, rasen deren Blades auf die Wanderhöhungen zu.“

„Natürlich und wenn sie dann in der Luft sind und ihre Spezialattacken aktivieren…“

„Genau und da ist noch etwas. Kais Blade dreht sich Rückwärts. Eine Tatsache die durchaus darauf schließen lässt, dass die fünf einen Plan haben.“

An die Möglichkeit hatte Emily bis eben nicht mal gedacht, sie hielt den Kampfstil der Blitzkrieg Boys für amateurhaft, doch wenn das Teil des Plans war, dann hatten diese doch recht gute Karten diesen Teamkampf zu gewinnen.
 

Mittlerweile wurde es Garland zu viel. Für einen Moment ließ er seinen Blade noch gegenhalten, doch er wusste, dass er nicht ewig so weiter machen konnte. Die Blitzkrieg Boys hielten sie mit ihrer Kollisionsattacke in Schach und solange sie dieses Kräftemessen mitmachten, waren sie unfähig ihre Spezialattacken zu verwenden. Bei diesen Gedanken sah er sich um. Ihre Gegner versuchten sie aus der Arena zu drängen. Sie hatten sie bereits weit genug zurückgedrängt, sodass Kai und Brooklyn im Zentrum der Arena ungestört ihren Kampf abhalten konnten.

„Natürlich…“

Mittlerweile bekam Garland eine Ahnung davon was seine Gegner vorhatten. Sie wollten Kai den Rücken freihalten, damit dieser Brooklyn ungestört zusetzen konnte. Wenn er diesen dann auch noch zu einer großflächigen Attacke verleiten konnte und ihre Gegner im richtigen Moment ausweichen konnten, würde sie es sein, die von dieser Attacke erwischt wurden.

„…weicht aus und richtet eure Angriffe auf Kai.“

Garland wusste, dass die anderen ihm blind vertrauten und so überraschte es ihn nicht, dass alle seiner Aufforderung sofort nachkamen. Durch das plötzliche Ausweichmanöver schossen die vier Blades der Blitzkrieg Boys an ihnen vorbei, doch bevor sie sich auf ihren nächsten Angriff konzentrieren konnte, wurde sie von Talas Worten abgelenkt.

„Na endlich. Spencer!“

„Los Seaborg. Fog Attack.“

Noch ehe einer der ehemaligen BEGA-Blader wusste was auf ihn zukam zog ein dunstiger Schleier über die Arena. Für einen Moment war Garland nach Lachen zu Mute, da dieser Angriff im ersten Augenblick nicht viel bezweckte, doch dann stellte er fest, dass sein Blade erheblich an Gripp verloren hatte. Es war ihm nicht mehr möglich schnelle scharfe Kurven zu ziehen, da sein Blade ansonsten aus seiner geplanten Kreiselbahn flog und erst da wurde ihm der Sinn der Attacke klar.
 

Der feine Nebel bestand aus winzigen Wassertropfen, die sich auf die Oberfläche der Arena legten und die steilen Wände nur noch rutschiger machte. Doch gerade als er sich darüber wunderte welchen Vorteil die Blitzkrieg Boys von so einer Aktion hatte, wurde sein Blade schon zur Seite geschleudert.

„Hey Garland, nicht träumen. Oder sollen wir euch in den nächsten 5 Minuten besiegen?“

„Nimm den Mund nicht so voll.“

Mit diesen Worten ließ er seinen Blade angreifen, doch der Blade seines Gegners wich aus. Ohne nachzudenken nahm er daraufhin die Verfolgung auf. Er wusste nicht wieso Kai den Kampf mit Brooklyn aufgegeben hatte und jetzt Tala das Feld überließ, doch er würde dafür sorgen, dass dieser Kampf ein baldiges Ende nahm.

„Ian.“

Der Name schwang in der Luft und noch ehe Garland reagieren konnte, knallte Ians Blade auch schon in den seinigen. Das hatte zur Folge, dass dieser sich überschlug und trudelnd genau auf die Blades von Tala und Brooklyn zukam. Ersterer ließ seinen Blade wie selbstverständlich ausweichen, sodass sein Blade genau in den seines Partners knallte.

„Ok Tala, Phase 2!“

„Kannst du haben, Kai. Los Wolborg, Arctic Blizzard.“

Ein eisiger Wind zog auf und ließ das Wasser in der Arena gefrieren. Von der plötzlichen Änderung der Umgebungsbedingungen rutschten die Blades des ehemaligen BEGA-Team unkontrolliert ins Zentrum der Arena. Die Blades der Blitzkrieg Boys jedoch hatten keine Probleme mit rutschigen Eisschicht, was vor allem daran lag, dass sie die Basis ihrer Blades so gewählt hatten, dass sie mit dem rutschigen Untergrund zurechtkam.
 

In der Zeit, in der sich die aus dem Gleichgewicht gekommenen Blades wieder fangen konnten hatten die Blitzkrieg Boys sich bereits neu organisiert. Während Bryan, Ian und Spencer wieder auf Kollisionskurs gingen, ließen Kai und Tala ihre Blades auf Brooklyns zurasten und beförderten ihn steil nach oben. Der Blade wirbelte durch die Luft, doch bevor er den Boden wieder erreichen konnte, wurde er von Talas Blade wieder Richtung Decke befördert. Ein weiteres Mal viel Brooklyns Blade nach unten nur um wieder in die Luft befördert zu werden. Kai hatte sich derweil wieder an Garland gewandt und hielt ihn auf Abstand. Erst als Brooklyns Blade sich überschlagend in seine Richtung bewegte, wich er Garland aus, nur um Brooklyns Blades in die nächste Richtung zu schleudern, wo bereits Bryan wartete um die vorgeführte Taktik zu wiederholen.

„Flipper lässt grüßen.“

„Konzentration, Ian.“

Ian verdrehte bei der Zurechtweisung des rothaarigen nur die Augen. Wie um zu beweisen, dass er konzentriert war ließ er den nächsten Angriff von Ming Ming ins Leere laufen und erlaubte seinen Blade sich in dem Flipper Match seiner Teampartner einzureihen.
 

Derweil blickte Brooklyn seinem Blade nur irritiert hinterher. Er konnte nicht mal richtig sagen, wie er überhaupt in die derzeitige Situation geraten war. Wenn er während des Justice Five Turnier gedacht hatte, dass der Kampf gegen Kai der frustrierteste in seinem Leben war, weil dieser einfach nicht aufgeben wollte, dann wurde er gerade eines besseren belehrt. Fassungslos sah er zu den gegnerischen Blades, welche sich gegen je einen seiner Partner zur Wehr setzten und sich nur ab und zu von dem Kampf zurückzogen um seinen Blade einem kräftigen Stoß zu verpassen. Lediglich Talas Blade kreiselte unbekümmert um die kämpfenden Blades herum, als ob er nichts mit alledem zu tun hatte.

„Brooklyn, bring deinen Blade wieder unter Kontrolle.“

Für einen Moment blickte Brooklyn zum Sprecher. Hiro hatte leicht reden, denn wie sollte er einen Blade unter Kontrolle bringen, wenn dieser nicht ein einziges Mal für mindestens 2 Sekunden auf dem Boden aufkam. Das war unmöglich und in gewisser Weise war es mehr als demütigend, wenn man bedachte, dass er im letzten Kampf gegen Tyson ein Unentschieden erreicht hatte. Er konnte in diesem Moment nicht leugnen, dass er mit dem Kampfstil der Blitzkrieg Boys überfordert war. Einzeln hätte er die Blitzkrieg Boys besiegen können, doch im Team waren sie eine Nummer für sich und dass irritierte ihn. Während er das Flipperspiel, in dem sein Blade die Flipperkugel darstellte, weiter verfolgte, stieg die Wut in ihm.

„Jetzt reicht’s. Zeus!“

Sein Blade fing an zu glühen. Wie auf Kommando brach Spencers Blade aus der Formation aus und auch die anderen zogen sich aus den Zweikämpfen zurück. Dadurch kam sein Blade auf den Arenenboden an und war dadurch wieder in der Lage seinen eigenen Weg durch die Arena wählen.

„Liegt das an mir oder sieht es wirklich so aus als wollten sich die Blitzkrieg Boys vor Brooklyns BitBeast in Sicherheit bringen.“

„Also verübeln kann ich es ihnen nicht. Immerhin ist Brooklyns BitBeast nicht ohne und seine Attacken sind nicht zu unterschätze.“

„Es reicht ja nicht, das Kais Dranzer jede Arena in Flammen aufgehen lässt, nein jetzt haben wir Brooklyns Zeus, welcher sie gleich abreißt.“

„Apro pos Kai. Irgendwie vermisse ich seine genialen Spezialattacken. Ob wir sie in diesem Kampf noch sehen werden“

„Gut Frage. Spencer und Tala haben uns schon mit neuen und vor allem ungewohnten Attacken überrascht. Man kann also gespannt sein. Besonders da sein Blade sich schon die gesamte Zeit in die entgegengesetzte Richtung dreht.“

„Stimmt, ist mir noch gar nicht aufgefallen und bei einem Blader wie Kai kann man davon aussuchen, dass das Berechnung ist. Bin mal gespannt wann er seinen Zug macht.“

Die Moderatoren quasselten unentwegt weiter, doch von den Bladern achtete keiner darauf. Dafür waren sie viel zu sehr auf ihr Match konzentriert.
 

Brooklyns Blade hatte sich derweil wieder ins Zentrum der Arena begeben. Er würde dieses Match jetzt beenden, zumindest hatte er es sich vorgenommen.

„Los Zeus, King of Darkness attack.“

Die Attacke kam ungebremst auf sie zu und es war nicht mal geraten wenn sie sagen würden, dass nur wenige von ihnen diesem Angriff hätten standhalten können. Doch das mussten sie immerhin auch nicht.

„Frozen Wall attack!“

Schneller als irgendwer reagieren konnte schoss Talas Blade zwischen seinen Teampartnern und Brooklyn hindurch und zog eine massive Eiswand hinter sich her. Das bewirkte, dass der Angriff von Zeus auf diese prallte und sie zum zersplittern brachte, jedoch nicht komplett einriss. Den Blades hinter der eisigen Wand jedoch passierte nicht das geringste.

„Sorry Brooklyn, aber in dem Punkt bis du berechenbar!“

Mehr sagte Kai nicht zu der Aktion, dafür fing sein Blade plötzlich an in einem rötlichen Licht zu leuchten. Auch Talas Blade leuchtete weiß auf und gesellte sich zu seinem Teampartner. Kurz darauf griffen beide Blades gemeinsam an.

„Freezing Fire.“

Die Worte hallten in der Halle wieder, während die beiden Blades gemeinsam auf Brooklyns Blades zurasten und sich dabei immer schneller zu drehen schienen. Zwar versuchten Brooklyns Teampartner sie auszubremsen, doch sie scheiterten an Spencer, Bryan und Ian, die sich ihnen in den Weg stellten. Wodurch der Angriff der beiden mitten ins Schwarze traf.
 

In dem Moment in dem die drei Blades auf einander stießen, stieg eine intensive Blaue Flamme in die Höhe. Alles was die Blader im Näherem Umfeld spürten, war ein brennendes Gefühl auf der Haut, welches jedoch nicht von der Wärme der Flamme herrührte, sondern von der extremen Kälte. Eis und Feuer hatten sich vereint und schlugen mit einer gewaltigen Kraft zu. Die Wucht des Angriffes war sogar so groß, dass sie die Blader von den Füßen riss. Was bewirkte, dass einigen von ihnen ein erschreckter Laut entwich.

„Wow, das hat geknallt.“

„Du sagst es Brad. Wenn die Jungs sich morgen über etwas nicht beschweren können, dann sind das zu wenig blaue Flecken, zumindest nach diesem Angriff.“

„So sieht es aus, aber eines steht fest, die Kombiattacke hat Brooklyn aus der Arena gedonnert und die BEGA muss ohne ihren besten Blader zu Recht kommen. Stellt sich nur die Frage ob sie das Ruder nach so einer Aktion noch rumreißen können.“

„Irgendwie wag ich das zu bezweifeln, aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben.

Während die Moderatoren weiter redeten, war Brooklyn auf die Beine gekommen und hatte seinen Blade aufgehoben. Sein Blade war sichtlich ramponiert, jedoch sah es nicht so aus, als würde dieser irreparabel beschädigt sein. Aus diesem Grund konnte man durchaus sagen, dass er Glück im Unglück hatte. Es hätte auch anders ausgehen können. Mit diesen Gedanken sah er zu den Blades in der Arena.
 

Bis auf die leisen Kreiselbewegungen konnte man nichts hören. Die Zuschauer hatten den Atem angehalten, während die anderen sich ebenfalls wieder aufrappelten.

„Ihr habt sie doch nicht mehr alle.“

„Wieso hat doch funktioniert?“

Mit diesen Worten stand Tala wieder auf und klopfte sich die Hose ab. Er wusste auch ohne hinzusehen, dass sein Blade weiterhin in der Arena kreiselte und Brooklyns daneben lag.

„1A. Und nebenbei brecht ihr euch noch fast den Hals.“

„Die Attacke ist nun mal heftig.“

Mit diesen Worten stand auch Kai auf, allerdings wanderte sein Blick sofort zu Brooklyn, welcher immer noch fassungslos in die Arena blickte. Dann jedoch schüttelte dieser den Kopf und zog den Rücktritt an, immerhin konnte er eh nichts mehr für sein Team tun. Aus diesem Grund ließ er sich auf der Ersatzbank neben Hiro nieder.

„Was für ein Reinfall.“

„Ist das alles was du dazu zu sagen hast!“

„Wie wärs mit, sie sind noch immer zu viert?“

„Und du glaubst das reicht.“

Hiro war sich nicht so sicher. Die Blitzkrieg Boys hatten selbst ihn überrascht. Er hatte erwartet, dass sie stark waren und sein Team einige Schwierigkeiten haben würden. Dass ihre Gegner als Team so überlegen waren kam allerdings mehr als unerwartet. Und insgeheim rechnete er nicht mehr mit einem Sieg. Er hätte es eigentlich wissen müssen. Es passte nicht zu den Blitzkrieg Boys ein nicht kalkuliertes Risiko einzugehen und dieser Kampf war der beste Beweis.
 

Und als hätte er es erwartet legten ihre Gegner noch einen Gang zu. Schon fast beflügelt von ihrem Teilsieg gegen Brooklyn schossen sie durch die Arena. Zwar hatte Mystel jetzt endlich freie Bahn und konnte seine Stärken nutzen, ohne von den gegnerischen Blades bedrängt zu werden, doch auch wenn es im ersten Moment so wirkte, als hätten seine Attacken Erfolg, so konnte man doch bei näherem Hinsehen erkennen, dass diese nur bedingt wirksam waren. Sie verursachten fast keinen Schaden, weil ihre Gegner kurz vor der Kollision ihre Position so veränderten, dass Mystels Blade nur um µm an ihnen vorbei ging.

„Wie zum Teufeln machen die das?“

„Konzentration. Achte mal auf ihre Blicke. Ihre Augen wandern wie wild hin und her, während sie versuchen die gesamte Arena zu überblicken und nebenbei noch Mystels nächste Attacken zu berechnen. “

„Du meinst, sie versuchen dass was dieser komische Chip, den Boris in meinen Blade eingebaut hatte, damals gemacht hat?“

„Genau nur mit dem Unterschied, dass der Chip nicht abgelenkt werden konnte und so keine Fehler in der Berechnung hatte. Kai und die anderen schon. Siehst du…die Tatsache, dass sie den Angriffen nur um Haaresbreite entgehen liegt daran, dass sie nicht schnell genug sind. Reagieren sie nur ein einziges Mal zu langsam und erwischen den falschen Winkel, könnte sich das Blatt für sie radikal wenden.“

„Und wir wären wieder im Vorteil…“

Genau in diesem Moment knallte Mystels Blade in den von Ian und ließ ihn Richtung Aus fliegen. Für einen Moment gewann Hiro wieder an Zuversicht. Ihre Gegner waren gut, aber eben doch nicht unfehlbar. Doch was als nächstes passierte ließ ihn sprachlos zurück.

„Falborg Attacke.“

Das Verwunderliche war nicht das Bryan angriff sondern wen er Angriff. Denn sein Ziel war kein Blade seiner Gegner sondern der von Kai. Daraufhin knallte dieser gegen ein der Wanderhöhungen und anschließend gegen Ians Blade, wodurch beide wieder in der Arena landeten.
 

Allerdings schien zumindest einer der beteiligten Parteien nicht gerade begeistert von der Aktion gewesen zu sein.

„Sag mal spinnst du?“

„Was denn hat doch funktioniert! “

Die einzige Antwort die er erhielt war ein heftiger Zusammenprall seines Blades mit dem des Jüngeren, wodurch Falborg durch die Gegen geschossen wurde und kurz darauf Kontakt mit Ming Mings Blade bekam. Während sein Blade wieder ins Zentrum der Arena kreiselte und er sich lautstark bei seinem Teampartner beschwerte, kippte Ming Ming Blades, welcher Richtung Kante gestoßen wurde gefährlich nach außen.

„Hey!“

„Hat funktioniert…sieh mal.“

Mit diesen Worten deutete er kurz auf die Stelle an der Ming Mings Blade sich gerade befand. Doch genau in dem Moment in dem Bryan rüber blickte, kippte ihr Blade zur Seite und verließ die Arena. Damit stand es nur noch drei zu fünf und Bryan konnte es nicht lassen seine Verwünschungen vor sich hin zu murmeln. Wobei das Wort Angeber in diesem Wortschwall noch die netteste Bezeichnung war. Die meisten würden sie mittlerweile für verrückt halten, obwohl in gewisser Weise waren sie das ja auch. Immerhin viel ihm kein anderes Team ein, welches seine Partner angriff um einen anderen Partner zu retten oder um einen Gegner aus dem Rennen zu werfen. Sie riskierten ihre eigene Sicherheit, dass schon, aber niemals die eines anderen, aber was blieb einem übrig, wenn man wusste, dass man den benötigten Winkel niemals treffen würde. Es war ja nicht so, dass er Kai die Aktion wirklich nachtragen würde. Er fand das Verhalten mies, deswegen auch seine Beschwerde aber mehr würde von seiner Seite nicht kommen, zumindest nicht in so einem Kampf. Er konnte immerhin auch später mit diesem Abrechnen.
 

Mit diesen Gedanken wendete er sich wieder dem Kampf zu. Kai und Tala hatten sich mittlerweile zurückgezogen und überließen ihnen das Feld. Sie wussten wo ihre Stärken im Teamkampf lagen. Sie würden sich aus den Offensivkämpfen raushalten und auf den richtigen Moment für einen Angriff warten. Und sie hatten ein wahnsinniges Gespür dafür. Jedes Mal wenn einer ihre Gegner seine Spezialattacke aktivieren wollte fuhren sie ihnen in die Parade. Doch erst einige Minuten später ließ Kai sein BitBeast von der Leine.

„Los Dranzer. Fire Twist Attack.“

Der blaue Blade wurde von Flammen umschlossen die sich immer weiter in die Höhe zogen, bis sie einem Tornado aus Feuer glichen. Es war ein Anblick der den Zuschauern und auch seinen Gegnern die Sprache verschlug. Jedoch nur für einen kurzen Moment, dann fassten sich Garland, Mystel und Crusher und wichen intuitiv vor dem Flammentornado zurück. In dem Moment jedoch hatte auch Bryan seine Spezialattacke aktiviert, wodurch der Wind um dessen Blade eine so hohe Geschwindigkeit annahm, dass er alles in unmittelbarer Nähe des Blades zu Kleinholz zerschredderte.

„Shit.“

Das war alles was Garland sagte, als er sich der Position seines Teams bewusst wurde. Zu ihrer Rechten näherte sich Kais flammender Tornado, zur Linken erwartete sie Bryans Windsog und vor ihnen befanden sich die restlichen drei Blades.

„Battering ram knock out.“

Mit einer unglaublichen Power schoss der Blade nach vorne. Die Rambock Attacke war sauber platziert, sodass Ians Blade die drei gegnerischen Blades ins aus schoss, selber aber in der Arena zurückblieb.
 

Die Blades schlugen klappernd auf dem Boden auf. Ians Angriff hatte ihnen den Rest gegeben und den Kampf endgültig beendet. Noch bevor sie ihre Blades einsammeln konnten, hatten ihre Gegner schon ihre Blades zurückgerufen und wendeten sich zum Gehen. Eine Aktion, die Garland dazu veranlasste wütend auf die fünf zuzugehen.

„Ihr habt uns ausgetrickst!“

„Ach haben wir das?“

Talas Worte machten Garland nur noch wütender. Dieser Kampf war das genaue Gegenteil von dem Trainingsmatch, welches sie zuvor beobachtet hatten. Es war unmöglich, dass sie von jetzt auf gleich gelernt hatten zusammen zu kämpfen.

„Das wisst ihr genau. Euer Trainingsmatch. Ihr wusstet dass wir zugeschaut haben. Deshalb habt ihr so getan als würdet ihr euch streiten. Damit wir einen Teammatch ohne nachzudenken zustimmen.“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir euch groß überreden mussten. Außerdem haben wir euch gewarnt, dass wir im Team besser sind als ihr. Oder etwa nicht?“

Nun versagte Garland die Stimme. Kais Worte waren nicht gelogen, er hatte sie wirklich gewarnt, aber sie haben sich von dem Trainingsmatch irritieren lassen. Er war der Meinung gewesen, dass die Blitzkrieg Boys sich überschätzten, weil diese der Meinung war, dass er und sein Team nicht als Team zusammen Bladen konnte. Eine Vermutung, die vor einem Jahr sogar noch zutreffend gewesen wäre, da sie den Einzelkampf vorzogen. Und genau das war der Grund wieso er angefangen hatte seine Gegner zu unterschätzt und einen Sieg gefeiert hatte, welcher noch nicht gewonnen war.

„Nehmt es uns nicht übel, aber wenn ihr euch schon von uns so hinters Licht führen lasst, dann solltet ihr euch lieber von Boris neuem Team fernhalten.“

Mit diesen Worten wendete sich Kai von Garland und den anderen ab. Er würde sich nicht rechtfertigen. Sie hatten immerhin legal gewonnen.
 

- Auf der Tribüne -
 

Jazzmanns Worte hallten durch die Halle und die Zuschauer brachen in Jubel aus.

„Das war’s. Damit ziehen die Blitzkrieg boys mit den vollen 5 Punkten in die nächste Runde. Was für ein phänomenaler Kampf…“

Tyson starrte derweil Staunend zu den Bladern herunter. Ihm war nicht mal bewusst, dass er gerade wie der letzte Depp aussah.

„Tyson mach den Mund zu sonst verschluckst du noch eine Fliege.“

Hilary schüttelte nur den Kopf. Man sollte doch meinen, dass Tyson mittlerweile gelernt hatte, dass man bei Kai mit allem rechnen musste.

„Ich hätte nie gedacht, dass die fünf so gut im Teamkampf sind.“

Raul war mehr als verwirrt. Die Blader der Blitzkrieg Boys waren schon immer Einzelkämpfer gewesen, zumindest hatte sie diesen Eindruck bei dem letzten Turnier bekommen, doch nun. Sie war sich nicht sicher was sie von all dem halten sollte.

„Ja ziemlich erschreckend. Besonders wenn man bedenkt, dass sie erst seit ungefähr 1 Jahren ein Team bilden. Raul und ich bladen zusammen seit wir Kinder sind und dennoch hätten selbst wir Schwierigkeiten einen solchen Teamkampf aufzuziehen.“

„Das liegt daran, dass ihr einen falschen Eindruck von diesem Team habt. Sie kämpfen vielleicht erst seit einem Jahr in ein und demselben Team, doch das bedeutet nicht, dass sie sich nicht vorher schon gekannt haben.“

„Stimmt. Kai war während der Russian Championships in deren Team, aber soweit ich das mitbekommen habe, schienen sie sich damals nicht sonderlich zu mögen.“

Kenny versuchte sich an die Zeit zurück zu erinnern, doch damals war Kai auf einem ziemlichen Egotrip. Es hatte lange gedauert, bis dieser sich auf ihr Team eingelassen hatte. Umso unvorstellbarer war es, dass ausgerechnet er sich so gut in das Team der Blitzkrieg Boys einfügte.

„Du musst weiter gehen, Kenny. Die fünf kannten sich schon viel früher. Stanley hat mich damals darum gebeten mich mit den verbliebenden Akten über die Vorgänge in der Abtei auseinander zu setzen. Und auch wenn sie nicht sehr viel lieferten, so wurde eine Sache dennoch deutlich. Die Demolition Boys waren früher ein geschlossenes Team auf das Boris keinen Einfluss hatte. Und laut den Akten war Kai als Teamkaptain deklariert.“

Das überraschte die Anwesenden jetzt doch etwas. Insbesondere deshalb, weil im jetziges Team Tala diese Position bezog.
 

Die gute Zusammenarbeit würde es jedoch erklären, nicht aber das Verhalten zwischen Tala und Kai währen der Russian Championships. Und auch während der letzten Championships schien die beiden nicht gerade gut auf einander zu sprechen zu sein.

„Das würde die leichte Spannung zwischen ihnen erklären. “

„Das glaube ich nicht. Ich habe eher den Eindruck, dass die beiden sich die Teamführung teilen.“

„Stimmt. Spencer, Bryan und Ian haben sowohl auf Talas als auch auf Kais Anweisungen reagiert und erst Angegriffen, wenn einer von ihnen es gesagt hatte.“

„Das ist der Nachteil an einem Teammatch mit so vielen Bladern. Man muss sich vor dem Kampf absprechen und eine Strategie entwickeln. Allerdings kann immer etwas Unerwartetes geschehen und genau dann ist es wichtig, dass die einzelnen Blader des Teams miteinander interagieren.“

Und dass hatten die Blitzkrieg Boys getan. Am interessantesten waren jedoch die Kommentare, welche nicht unmittelbar mit dem Kampf zu tun hatten. Zwar hatte Bruce selbst nur einen Bruchteil von den russischen Kommentaren mitbekommen, doch allein die waren es wert gehört zu werden.

„Zumindest hat der Kampf gezeigt, dass ihr die fünf nicht unterschätzen solltet.“

Während sein Team und die anderen Anwenden nur nickten, viel sein Blick auf seinen ältesten Sohn. Hiro schien nicht begeistert zu sein, doch eine Niederlage bedeutete im Moment noch gar nichts. Das Turnier hatte gerade erst begonnen und sie konnten gespannt sein wie die restlichen Kämpfe des heutigen Tages enden würden. Ihm war nur eine Tatsache bewusst und zwar, dass das nächste Team, welches den BEGA-Blader gegenüber steht, nicht so ein leichtes Spiel haben würde, wie dieses. Die Blitzkrieg boys hatten die Messlatte mit diesem Kampf sehr weit nach oben gehängt und nun lag es an den anderen diese zu erreichen. Es würde schwer werden, besonders für die Blader, denen der Teamkampf nicht so lag, doch sie würden es irgendwie meistern. Nun war es aber an der Zeit sein Team zu unterstützen immerhin würde es jeden Moment gegen die BBA Revolution antreten. Es war ein Kampf den er sich nicht im Geringsten herbeigesehnt hatte, doch das war ein anderes Thema.
 

- Am anderem Ende der Tribüne -
 

Mit einem ernsten Blick sahen die Blader zu der Arena.

„Das sind also die Blitzkrieg Boys. Sie sind besser als ich gedacht habe.“

„Sie sind in diesem Turnier deutlich stärker als letztes Jahr.“

Der Sprecher klang leicht beunruhig. Sie wussten dass dieses Team stark war und sie hatten auch erwartet, dass sie einigermaßen gute Teamkämpfe liefern würde, doch diese Überlegenheit kam überraschend. Zumindest für sie.

„Sie sind nicht wesentlich Stärker. Sie setzen ihre Stärke nur anders ein. Effektiver, doch das wird ihnen nichts nützen.“

Mit diesen Worten war Boris zu seinem Team getreten. Die Blitzkrieg Boys hatten sich besser geschlagen als er erwartet hatte, das musste er zugeben. Allerdingst war es auch ein genialer Schachzug das ganze Team gegen Garland und die anderen antreten zu lassen. Garland hatte sein Team in dem Moment verdammt, in dem er diese Herausforderung angenommen hatte. Doch wie sollte er es auch besser wissen. Er kannte die Blitzkrieg Boys nicht so gut wie er sie kannte. Einzeln waren diese Blader gut, doch zusammen waren sie wesentlich gefährlicher. Umso erschreckender, wenn man bedachte, dass sie gerade Mal seit einem Jahr wieder ein Team bildeten. Sie hatten sich viel zu schnell wieder zusammengefunden und selbst wenn es das eine oder andere Mal offensichtlich war, dass sie nicht dasselbe Team waren, welches in der Abtei gelebt hatte, so standen sie sich jedoch wieder genauso nahe wie damals.

„Um dieses Team in einem Teammatch zu besiegen, müsst ihr sie dazu bringen, dass sie sich gegeneinander stellen, doch um das zu erreichen bedarf es eine Menge Vorbereitung. Das Band was diese Blader verbindet ist mit Blut geschmiedet.“

Blut war dicker als Wasser, das war allgemein bekannt. Und er hatte die Jungs für einander Bluten lassen. Sie waren gemeinsam durch die Hölle gegangen und er hatte es trotz allem nicht geschafft sie auseinander zu bringen. Erst Black Dranzer war dazu in der Lage gewesen, doch dieses Mal würde es ihm gelingen. Noch bevor dieses Turnier ein Ende fand, würde das Team vor seinen Augen zerfallen.
 

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Verwirrung und Pläne

Kapitel 10: Verwirrung und Pläne
 

Es war gelogen wenn sie behaupten würden, dass sie der bisherige Verlauf des Turniers kalt ließ. Viel mehr versuchte die Gruppe immer noch zu verstehen was gerade vorgefallen war, weshalb sie dem zweiten Kampf des Tages kaum Beachtung schenkten. Insbesondere Mariah war unfähig das Ergebnis des letzten Kampfes zu akzeptieren, obwohl es fett gedruckt und in klaren Buchstaben auf einem der Bildschirme aufleuchtete.

„Das ist doch absurd. Die Blitzkrieg Boys sind noch nie als Team aufgetreten, wie können sie also so eine überlegende Leistung bringen?“

„Du hast doch gehört was Bruce gesagt hat. Scheinbar waren sie schon ein Team ehe wir sie überhaupt kannten. Ich meine Raul und Julia kennen sich auch seit Kindertagen und wissen meistens was der andere denkt oder tun will. Deswegen sind sie auch so ein gutes Team. Da ist es doch nachvollziehbar, dass sie den einen oder anderen Trick draufhaben.“

„Es geht nicht um ein paar Tricks, Lee. Hast du schon vergessen, was wir uns vor einigen Tagen vorgenommen haben?“

Mariah war sichtlich außer sich und je mehr sie darüber redete, desto schlimmer wurde die Situation und damit auch ihre Laune. Sie hätte nie erwartet, dass die Blitzkrieg Boys so gut in ihrem ersten Match abschneiden würden. Um ehrlich zu sein hatte sie darauf gewettet, dass diese versuchen würden sich einzeln durchzuschlagen, so wie sie es in jedem anderem Match vorher auch getan hatten. Doch so wie es schien hatten ihre Gegner nie eine Chance. Garland und sein Team waren gute Blade und Brooklyn war sogar noch besser. Doch Talas Team hatte sie in diesem Match wie Anfänger aussehen lassen. Und sie war sich sicher, dass die fünf Spaß daran hatten. Doch genau diese Tatsache brachte sie zur Weißglut.
 

Allerdings war es Emily die endlich von ihrem Laptop aufsah und sich einmischte, die schlimmeres verhindern konnte.

„Ich stimme Mariah zu. Unter normalen Umständen würde ich sagen, dass ich den fünfen ihren Sieg gönne, besonders da Boris in diesem Turnier mitmischt. Doch hier steht wesentlich mehr auf dem Spiel, vielleicht mehr als wir im Augenblick erahnen. Ich will gar nicht wissen wozu die Blitzkrieg Boys alles fähig sind, denn nach dem heutigen Tag halte ich nichts mehr für ausgeschlossen. Schlimm genug dass sie eines der besten Teams geschlagen haben, doch was mich in dieser Hinsicht mehr beunruhigt ist, dass keiner ihren Plan durchschaut hat, bevor Brooklyn Blade aus der Arena geflogen ist.“

Es war eine erschreckende Vorstellung, dass die Blitzkrieg Boys von Anfang an die Kontrolle über das Match gehabt haben sollen. Doch das war momentan der Stand der Dinge und es zu leugnen wäre fatal. Dass allein machte das Team jedoch noch unberechenbarer als es ohnehin schon war und sie würden einiges auf die Beine stellen müssen um diese zu schlagen.

„Gibt es irgendwelche Schwachstellen in ihrer Strategie?“

„Im Teamkampf? Unwahrscheinlich. Dafür waren die fünf einfach zu sehr auf ihre Partner konzentriert. Herr Gott es schien fast so als hätten sie die gesamte Arena im Auge. Einer hat immer reagiert, wenn es brenzlig wurde. Ich meine ihr habt gesehen wie sie Brooklyn Blade herumgeschubst haben.“

„Das sehe ich etwas anders, Emily!“

Mit diesen Worten mischte sich auch Hiro ein, welcher gerade mit seinem Team zu der gruppe gestoßen war. Die Niederlage nagte noch immer an ihm, doch hielt ihn das nicht davon ab die Situation in einem klaren Blickwinkel zu betrachten.

„Die Blitzkrieg Boys bladen ziemlich aggressiv und auf einem überaus hohem Level. Dabei nehmen sie jedoch keine Rücksicht auf die restlichen Blades in der Arena.“

„Das hat man gesehen!“

„Stimmt. Die Aktion zwischen Kai und Bryan war das beste Beispiel dafür. Das hätte auch gewaltig nach hinten gehen können. Und genau darum geht es. Sie sind so überzeugt von ihrem Können, dass sie Risiken eingehen, an die wir nicht mal denken würden. Und selbst wenn würden 99% aller Blader vor diesen zurückschrecken. Sie bladen an den Grenzen des Möglichen und wer sie besiegen will muss sie darüber hinaus treiben.“

Es war einfacher gesagt als getan, dass wusste Hiro selbst. Die Blitzkrieg Boys hatten so ziemlich alle Kampfstile abgedeckt, die es beim Bladen gab.
 

Tala setzte auf Ausdauer, Kai auf Balance, Spencer war mehr auf Verteidigung bedacht, während Ian auf Geschwindigkeit und Bryan auf Angriff geprägt waren. Dass allein machte es schwer das Team zu vorschnellen Handlungen zu bewegen.

„Dann nehme ich einfach mal an, dass dein Team das nicht gewusst hat.“

„Ich habe nie gesagt, dass es einfach ist und was den Kampf betrifft. Wir waren nicht mal ansatzweise in der Nähe ihrer Grenzen. Mystel war lediglich in der Lage Ian zu einem minimalen Fehler zu verleiten und dass hat diesen beinah ins Aus befördert. Aber Kai und die anderen…“

Die Blitzkrieg Boys waren einfach zu überlegen gewesen. Selbst wenn sie mit dieser Taktik gerechnet hätten, wäre der Kampf wahrscheinlich nicht anders verlaufen. Und genau dieser Gedanke deprimierte ihn.

„Es spielt im Endeffekt keine Rolle, denn ich bezweifle, dass die Gruppe noch einmal zu fünft antreten wird.“

„Das glaub ich auch nicht, Mariah. Und wenn sie es nur nicht tun, weil sie glauben, dass wir eine solchen Kampf ablehnen würden. Worüber wir uns jedoch Gedanken machen sollten ist, wer von den fünfen das beste Doppel abliefert.“

„Also Bryan und Kai schon mal nicht. Die beiden sind sich fast an die Gurgel gegangen.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher, Michael. Zugegeben, die beiden hatten einen kurzen Streit, sofern man es als solchen bezeichnen kann, aber das war’s auch schon.“

Nach Hiros Worten mischte sich Garland ein, dem dieser Zwist zwischen den beiden Blitzkrieg Boys an den Trainingskampf erinnerte, welchen er mit seinem Team beobachtet hatte.

„Hiro hat vielleicht gar nicht so unrecht. Auf eine ähnliche Art haben sie ihr Trainingsmatch geführt. Aus diesem Grund haben wir dem Kampf ja auch zugestimmt. Wir haben gedacht, dass sie Teamtechnisch genauso viel drauf hätten als wir, wenn nicht sogar weniger.“

„Garland hat Recht, vielleicht ist das die nächste Flinte der fünf. Wir können nur hoffen, dass es das nächste Team welches gegen sie antritt nicht genauso kalt erwischt wie uns.“

Ming Ming konnte ihre Niederlange auch noch nicht ganz verstehen. Dass sie verloren hatte war offensichtlich, doch das wie entzog sich ihr irgendwie.

Doch das war der falsche Moment um über ihre Niederlage nachzudenken. Deshalb wendete sie sich sofort wieder dem Gespräch zu.

„Aber was das Doppel angeht. Ich würde da viel mehr auf Tala und Kai tippen. Ich meine habt ihr bemerkt, wie oft sie sich irgendwelche Blicke zuwerfen. Und auch der Kampf an sich. Die beiden waren immer zur Stelle, wenn es für einen ihrer Partner brenzlig wird.“

„Stimmt und die Kombiattacke der beiden. Talas Attacke wäre ohne Spencers vorhergegangenen Attacke zwar nie so effektiv geworden, doch diese Freezing Fire Attacke war die einzige Kombiattacke des ganzen Matches.“

„Mag sein. Aber der finale Schlag kam von Ian und dass auch nur weil Kai und Bryan uns in eine Sackgasse gedrängt hatten.“

Garland konnte es nicht leugnen, er wusste nicht was er von diesem Team halten sollte. In dem ersten Moment schien alles so klar und im nächste wurde alles was er über Kai und Tala wusste über den Haufen geworfen. Zumal er wirklich nicht besonders viel über sie wusste. Allerdings war er sich sicher, dass das bei Boris anders aussah. Immerhin hatte dieser nicht mal bedenken ihn gegen Tala und dessen beide Anhängsel antreten zu lassen. Er wollte nicht wissen, was dieser mittlerweile gegen sie parat hielt.

„Alles in Ordnung Garland?“

„Ja und nein. Ich musste gerade an das denken, was Kai nach dem Match zu uns gesagt hat.“

Nun schaltete sich auch Mariah wieder ein.

„Und das war was?“

„Er meinte wenn wir uns schon von ihnen so hinters Licht führen lassen, dann sollten wir uns lieber von Boris neuem Team fernhalten.“

Diese Worte brauchte die gesamte Gruppe ins Grübeln. Keiner konnte sagen ob das jetzt eine einfache Warnung oder eine Drohung war.
 

Allerdings wollte keiner diese Überlegung fortführen. Keiner von ihnen bezweifelte, dass die Blitzkrieg boys alles dafür tun würden um Boris Team zu besiegen. Doch was sie bezweifelten war, dass Voltaire deren Team nur unterstützte weil er nichts Besseres zu tun hatte. Aus diesem Grund konnten sie nicht riskieren, dass die fünf sich an die Spitze dieses Turnier bladeten.

„Also schön, konzentrieren wir uns auf die Techniken der fünf.“

Dich Techniken waren der Schlüssel zur Niederlage. Wenn sie also die Schwachstellen herausfiltern konnten, würden die Blitzkrieg Boys nicht in der Lage sein sie optimal einzusetzen.

„Spencers Fog Attack ist harmlos, es wird halt nur etwas rutschig und versperrt je nach Intensität den Blick auf die Beyarena. Allerdings weiß ich nicht ob es ihm etwas bringen würde.“

Es stellte sich in Spencers Fall sowieso die Frage, ob diese Attacke nicht speziell für dieses Match entwickelt wurde. Dem zur Folge würde sie diese sowieso nie wieder sehen.

„Die Schwachstelle von Talas Novae Rog Attacke kennen wir ja mittlerweile. Wolborg ist bis er auf dem Boden aufschlägt angreifbar. Genauso sieht es mit Kais Revers Controll vom letzten Jahr aus. In dem Moment in dem die Zahnräder stillstehen reicht eine leichte Berührung und der Blade wird aus der Balance gebracht.“

„Augenblick. Kai hat diese Technik mitten im Kampf eingesetzt?“

„Schon aber es gab keinen direkten Kontakt mit Tysons Blade ehe die Umstellung komplett war. Und genau das war der Grund wieso Kai ungehindert weiterkämpfen konnte“

Kai war in diesem Kampf jedes Risiko eingegangen, welches man eingehen konnte. Und sie hatten den Kampf zwischen ihm und Tyson mit Begeisterung verfolgt. Das konnten sie nicht leugnen, nicht mal wenn sie wollten.
 

Allerdings mussten sie sich momentan auf etwas anderes konzentrieren.

„Was ist mit der Kombiattacke, von Kai und Tala.“

„Definitiv katastrophal. Ich meine, selbst die Blitzkrieg Boys konnten sich anschließend nicht auf den Beinen halten. Wie sollen es dann die Blades in unmittelbarer Umgebung.“

Brooklyn konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen. Er war sichtlich beeindruckt von der Attacke gewesen und dass war selten.

„Ja aber sie erfordert auch sehr viel Konzentration. Habt ihr mal gesehen wie dicht die beiden Blades sich waren. Allerdings ist die Technik nicht so schwer zu brechen. Man muss lediglich verhindern, dass sie sich zu nahe kommen. Trennt sie voneinander und sie werden nicht in der Lage sein diese Technik zu benutzen. Außerdem müssen sich die Blades dabei in die entgegengesetzte Richtung drehen.“

„Sprich wenn sie sich in dieselbe Richtung drehen, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen!“

„Dass Michael bedeutet, wenn es so kommen sollte, wird Kai seine Revers Control Technik verwenden. Und das wäre eure Chance ihn rauszuhauen.“

Die Frage war nur ob die beiden wirklich so erpicht darauf waren diese Technik ein zweites Mal einzusetzen. Denn nachdem was sie gesehen hatte waren alle Beteiligten hart auf dem Boden auf geschlagen. Andererseits die Blitzkrieg Boys waren hart im Nehmen, dass hatten sie des Öfteren bewiesen.

„Demnach gehen wir also davon aus, dass Tala und Kai das 2er Team bilden.“

„Es ist das naheliegende!“

„Dann bereiten wir uns mal darauf vor gegen Kai und Tala zu bestehen.“

„Genau und…oh Mist, Michael, Eddy nehmt die Beine in die Hand unser Kampf fängt bald an. Wir müssen runter.“

Mit diesen Worten hatte Emily ihren Laptop zugeklappt und war aufgesprungen. Ohne lange nachzudenken verschwand sie, gefolgt von ihren Teammitgliedern von der Tribüne. Sie würden sich später weiter über das Thema unterhalten müssen.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Kai und die anderen aus seinem Team hatten sich einen Platz auf der Tribüne gesucht, an dem sie die nächsten Kämpfe deutlich verfolgen konnten. Allerding verloren sie relativ schnell das Interesse, da der Kampf zwischen die BBA Revolution und den New Battelions zwar durchaus spannend war, doch nicht wirklich etwas Neues bot. Lediglich das Resultat der Kämpfe war zu überraschend. 3:2 für die BBA Revolution. Demnach mussten sie zugeben, dass die New Battelions sich gut geschlagen hatten, zumal die restlichen Kämpfe auch recht knapp ausgefallen waren. Während sich Bryan, Spencer und Tala daraufhin in ihren Stühlen zurückgelehnt hatte war Kai aufgestanden um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Immerhin traten nun die White Tiger und das Team Invasion an. Zu seinem Bedauern hielten sich Boris Blader zurück. Ein Grund mehr für die anderen ihre Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken.

„Das macht Boris doch mit Absicht!“

Dem konnte Kai nur zustimmen. Scheinbar war es nicht Boris Ziel einen spektakulären Kampf zu präsentieren. Viel mehr wollte er seine stärksten Techniken bis zum Schluss geheim halten, dennoch konnte sich Kai einfach nicht wie die Anderen abwenden.

„Kommt lasst uns gehen.“

Mit diesen Worten war Tala aufgestanden. Es machte für ihn einfach keinen Sinn sich den Kampf länger anzusehen. Sie würden hier eh nichts Neues erfahren. Allerdings hatte er sich in diesem Punkt verschätzt.

„Tala, was ist das schrecklichste BitBeast was du dir vorstellen kannst?“

„Wie…“

„Nicht umdrehen. Antworte einfach.“

„Ein tollwütiger Eber…“

Mit diesen Worten hatte sich Tala doch umgedreht, doch sein Blick ruhte eher auf Kai als auf den Kampf unter ihnen.
 

Allerdings brauchte er nicht lange um den skeptischen Blick seinen Teamkollegen zu bemerken. Es war genau dieser Blick, der ihn dazu bewegte seine Antwort zu begründen.

„Was? Die Viecher sind unberechenbar.“

„Gut und wenn du zu dieser Vorstellung noch 57% Niedlichkeit und 68% Gefährlichkeit hinzurechnest, was hast du dann?“

„Was laberst du für einen Blödsinn. Hast du jetzt total den Verstand…oh verdammt. Das könnte ein Problem geben!“

Tala war nie jemand gewesen, der auf Ratespielchen stand. Was wohl auch der Grund war wieso Kai es sich nicht nehmen ließ ihn mit diesen in regelmäßigen Abständen zu quälte. Doch als er Kai leicht zur Seite stieß um an diesem vorbei in die Arena blicken zu können, konnte er seinen Augen nicht trauen.

„Was ist?“

Nun hatten sich auch die anderen zu den beiden umgedreht, allerdings konnten sie nicht an ihnen vorbei zu den kämpfenden Bladern sehen.

„Nichts.“

Tala hatte sich kurz zu seinem Team umgedreht, bevor er sich wieder den Kampf zuwendete, doch dieser war bereits vorbei.

„Wer hat gewonnen?“

„Das Nagetier.“

Tala konnte nicht anders als Kai einen Gefährlichen Blick zuzuwerfen. Die Sache war viel zu ernst, als dass sie es sich leisten konnten darüber Witze zu machen.

„Ihr geht schon mal vor. Kai und ich haben noch was zu besprechen!“

„Gibt es Probleme?“

Tala antwortete nicht auf Spencers Frage, sondern gab diesen nur mit einer Gestik das Zeichen, dass er mit den anderen verschwinden sollte. Erst als die drei außer Sichtweite waren wendete sich Tala wieder an seinen Teampartner.

„Sag mal geht’s noch? Wieso sagst du Bryan nicht gleich, dass eines der Bitbeast von Team Invasion eine Ratte ist?“

„Jetzt reg dich ab.“

„Nein ich reg mich jetzt nicht ab. Das…das ist eine Katastrophe. Du weißt ganz genau wie er auf diese verdammten Nagetiere reagiert.“

Das konnte nicht gut gehen. Zumal sie sich sicher sein konnten, dass Boris alles daran setzten würde, damit es Bryan war, der früher oder später gegen den Besitzer dieses Beastes antreten musste. Was hieß, dass sie sich etwas einfallen lassen mussten, doch im Moment lagen seine Nerven einfach blank. Natürlich wäre die beste Methode Bryan gar nicht erst antreten zu lassen, doch das würde dieser niemals akzeptieren.
 

Nachdenklich blickte er wieder zur Beyarena. Mittlerweile waren die nächsten Teams dran. Emily war die erste und musste gegen einen braunhaarigen Jungen mit Sonnenbrille antrat.

„Wir brauchen einen Plan…und eine Möglichkeit diesem Blader die Brille von der Nase zu fegen. Ich kann es nicht ab, wenn ich die Augen meiner Gegner nicht sehe.“

In einem Beybladematch gehörte das Beobachten der Gegner zu den wichtigsten Eigenschaften eines Balders. In der Hinsicht waren es die Augen, die am meisten über die Motive der Gegner ausplauderten. Das war eines der Gründe wieso sie versuchten sich nicht nur auf ihre Augen zu verlassen sondern auch auf ihre anderen Sinne.

„Und jetzt?“

Kais Frage blieb unbeantwortet, weshalb ihm nichts anderes übrig blieb als Tala mit Verschränkten Armen zu beobachten. Er konnte schon anhand der Haltung des rothaarigen erkennen, dass dieser angespannt war. Eines war klar, der Kampf gegen das Team Invasion würde eine Herausforderung werden, doch das Team Infinity durfte sie auch nicht außer Acht lassen. Irgendetwas an dem Kampf störte ihn, der Kampfstill kam ihm bekannt vor, er kam nur nicht darauf woher. Das einzige was Kai jedoch noch mehr irritierte war, dass einer der Blader ihn an Napoleon Bonaparte erinnerte, doch diese Erkenntnis half ihm nicht wirklich weiter, weshalb er die weiteren Kämpfe nur halbherzig weiter verfolgte. Erst nach einer schier endlose Zeit antwortete Tala endlich auf seine Frage.

„Das besprechen wir wenn es soweit ist. Aber eines sag ich dir, dieses verfluchte Bitbeast wird uns nicht aufhalten und wenn ich Wolborg dazu bringen muss es in Fetzen zu reißen.“

Mit diesen Worten schweifte Talas Blick noch einmal über die Reihen der Tribünen, bis sein Blick auf der Anzeigetafel hängen blieb.

„3 Siege für Infinity. Jetzt muss sich Rick aber anstrengen.“

Das Newcomer-Team war ziemlich gut vorbereitet und doch waren keine außergewöhnlichen Manöver dabei gewesen.

„Wenn du mich fragst hat er bessere Chance einen Sieg zu erringen als Max. Die PPB‘s sind einfach nicht für Teammatches geschaffen.“

„Wundert mich sowieso, dass die PPB’s mit den White Tigers gemeinsam Sache machen.“

Tala ließ sich nichts vormachen, er hatte sehr wohl bemerkt, dass die beiden Teams nach ihrem Sieg gegen Garland und sein Team die Köpfe zusammen gesteckt hatten. Das war definitiv eine Entwicklung, die sie im Auge behalten mussten. Insbesondere deshalb, weil sie schon mit Boris genug um die Ohren haben würden.
 

- Einige Stunden später -
 

Die Kämpfe der ersten Runde waren mittlerweile alle beendet. Rick hatte den letzten Kampf wirklich gewonnen, doch durch die vorigen Siege stand es dadurch nur 1: 4 für Infinity. Die White Tiger hatte es nicht besser erwischt. Wobei Kai sich nicht wirklich sicher war ob deren Gegner wirklich fair gekämpft hatten. Selbst beim Team Infinity war er sich in dem Punkt nicht wirklich sicher. Das Team Infinity hatte das vorige Turnier gewonnen und sich somit einen Platz in diesem Turnier gesichert. Allerdings schienen sie damals deutlich schwächer gewesen zu sein und genau das war es was ihn irritierte. Diese Tatsache jedoch erstmal ignorierend, blätterte Kai die Post durch. Überwiegend handelte es sich um Rechnungen oder Werbung. Dinge mit denen er sich selten auseinander setzte, zumindest dann wenn sie ihn nicht direkt betrafen. Das meiste war sowieso für seinen Großvater, doch ab und zu tauchte auch mal ein Brief auf der an ihn adressiert war. In dem derzeitigen Stapel aus geschätzten 45 Briefen waren 6 für ihm, einer für Tala und zwei für die Blitzkrieg Boys adressiert. Eine Tatsache, die ihn leicht den Kopf schütteln ließ. Er wollte gar nicht wissen wieso diese alle zu der Adresse seines Großvaters gefunden hatte. Mit einer flüchtigen Bewegung zog er alle relevanten Briefe heraus bevor er den großen Stapel wieder auf den Tisch lege.

„Irgendwas Interessantes?“

„Ja, ein Konsumgüterkonzern bittet dich für ihr neustes Haarfärbemittel Werbung zu machen.“

„Ernsthaft?“

„Keine Ahnung, ich kann nicht durch geschlossene Briefumschläge sehen.“

Mit diesen Worten reichte er Tala den Umschlag, welcher ihn kurze Zeit später neugierig aufriss. Mit undefinierbarer Mine überflog er die wenigen Zeilen, doch dann steckte er das Schreiben zurück in den Umschlag und zerriss ihn sorgfältig.

„Du machst mir manchmal wirklich Angst, weiß du das?“

„Ich hab nur den Absender gesehen, alles andere war Interpretation.“

„Und was wollen die werten Bittsteller von dir?“

„Eröffnung eines Fitnessstudio, Gastauftritt bei einem Selbstbewusstseinscoachings, frag mich jetzt aber nicht wie ich zu der Ehre gekommen bin und letzten Endes…die Rückmeldung meiner Bewerbung. Die hatte ich jetzt gar nicht mehr auf dem Schirm!“

„Bewerbung?“

„Ob du es glaubst oder nicht, Tala. Ich hab noch ein Privatleben. Und da ich dieses Jahr meinen Abschluss mache, muss ich mir langsam überlegen wie es weitergeht.“

Tala konnte seinen Ohren nicht trauen. Das war so eine Seite von Kai, die kaum einer zu sehen bekam. Insgeheim war er sich sogar ziemlich sicher, dass die meisten Blader nicht erwarteten dass Kai überhaupt zur Schule ging. Die Wahrheit war jedoch, dass Kai ein Schüler war, welcher seine Lehrer in erheblichem Maße zur Weißglut brachte. Nicht weil er schlecht war oder respektlos, sondern eher weil er eine Abwesenheitsquote von 40 % hatte und dennoch ausgezeichnete Noten lieferte.
 

Es war gewisser Maßen ziemlich paradox. Doch die Information dass Kai sich die Mühe gemacht hatte überhaupt eine Bewerbung abzuschicken überraschte ihn dann doch etwas. Zumal er der Meinung war, dass dieser sowieso in der Firma seines Großvater seine Ausbildung machen würde. Andererseits mit dem unsicheren Stand zwischen Kai und dessen Großvater war es die bessere Vorgehensweise.

„Ist ja gut. Jetzt sag schon was du für eine Antwort bekommen hast.“

„Eine Zusage.“

Tala konnte sich nicht helfen aus irgendeinen Grund wirkte Kai nicht wirklich begeistert. Dabei war es doch eigentlich eine gute Nachricht.

„Und wo liegt das Problem?“

„Es war zu erwarten. Ich meine was würdest du tun wenn du der Geschäftspartner eines Mannes bist dessen Enkel sich bei dir bewirbt.“

„Mensch hast du Probleme.“

Bei diesen Worten verdrehte Tala die Augen. Manchmal konnte er den Jüngeren nicht verstehen. Jeder normale Mensch würde sich freuen, wenn ihm alle Türen der Welt offen standen, doch Kai war da anders. Er wollte sich seine Erfolge selbst erarbeiten und sie nicht aufgrund seiner Verwandtschaft geschenkt bekommen.

„Ich habe halt meine Ansprüche. Außerdem wenn ich was geschenkt haben wollte, dann würde ich bei meinem Großvater anfangen.“

„Vorausgesetzt er erlaubt es, was nach dem derzeitigen Stand der Dinge doch eher unwahrscheinlich ist. Da habe ja sogar ich noch bessere Chancen.“

„Also ob. Deine Bewerbung würde binnen Sekunden in die Tonne wandern!“

„Glaubst du wirklich meine Noten sind so schlecht?“

„Das nicht. Aber mein Großvater hat seine Kriterien und spätesten wenn er deinen Namen liest bist du aus dem Rennen.“

Damit konnte Kai durchaus Recht habe. Was wusste er schon über Voltaires Auswahlkriterien. Er wusste ja nicht mal was für Leute in dessen Firma beschäftigt waren. Alles was er kannte war die Biovolt und selbst der dümmste müsste mittlerweile wissen, dass diese Organisation nichts mit dem Hauptunternehmen von Voltaire Hiwatari zu tun hatte. Nichts was dort vorgefallen war fand sich in irgendeiner Form im Herzstück von dessen Firma wieder.
 

Biovolt war Biovolt und Hiwatari Enterprise war Hiwatari Enterprise. Es war eine gerade Linie, eine die nicht überschritten werden konnte. Hiwatari Enterprise war jedem ein Begriff, doch die Biovolt war nur in Russland bekannt und unter jenen, die die Russian Championships verfolgt hatten. Ansonsten keinem.

„Ein interessantes Experiment wäre es allerdings schon, das musst du zugeben. Allein um zu sehen wie genau er sich seine Auszubildenden wirklich ansieht und mit welchen Kriterien er sie einstellt… Jetzt komm schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht wenigstens ein bisschen neugierig bist.“

„Nicht im Geringsten. Wir wissen beide, dass das schief gehen wird. Also lass es... Ich warne dich, Tala.“

„Schon gut, keine Panik. Ich habe nicht vor für deinen Großvater zu arbeiten. Einmal reicht völlig. Du kannst dich also wieder beruhigen.“

Die Worte überzeugten ihn nicht wirklich. Er konnte Tala ansehen, dass er das ganze viel zu verlockend fand. Um ehrlich zu sein würde er auch gerne wissen, wie Voltaire reagieren würde, wenn sich Tala bei seiner Firma um eine Ausbildungsstelle bewarb. Mit Sicherheit wäre dieser nicht begeistert, doch die größere Frage war wer von ihnen dessen Wut abbekommen würde und wie die Konsequenzen aussehen würden. Bevor er dieses Szenarium in seinen Gedanken weiterspinnen konnte, fiel sein Blick auf einen weiteren Brief und plötzlich war das vorige Thema vergessen.

„Na toll!“

„Was ist jetzt los?“

„Dickenson hält eine Versammlung ab.“

„Über uns?“

Kai antwortete nicht. Er hatte selbst keine Ahnung worum es ging. Doch allein die Tatsache, dass es überhaupt eine Versammlung gab gefiel ihn nicht. Zumal sie nach derzeitigem Standpunkt nichts von dem besprochenen erfahren würden.

„Sag mir wenigstens dass du einen Plan hast, wie wir diese Versammlung belauschen können. Dein Großvater fällt ja wohl aus.“

Das war der Nachteil an ihrem einseitigen Arrangement.
 

Normalerweise waren diese Versammlungen für die Trainer gedacht, doch erstens würde Voltaire sich nicht dazu herablassen dieser Versammlung beizuwohnen und zweitens hatte dieser sowieso schon ein Meeting, welches er unmöglich ausfallen lassen konnte. Besonders nicht dafür.

„Dafür ist es mittlerweile zu spät. Die Versammlung hat bereits angefangen, bis wir da sind ist die Sache schon längst gelaufen.“

Kai war sich nicht sicher, aber er wurde den Verdacht nicht los, dass dieser Brief seit dem Wochenende hier lag. Sie hatten ihn schlicht und einfach nicht wahrgenommen. Das meiste was auf den Tisch liegen blieb waren lästigen Bittstellungen die er eh meistens nach dem lesen wegwarf. Nie im Leben hätte er erwartet, dass Dickenson ihnen eine Versammlung schriftlich mitteilen würde und jetzt hatten sie den Salat.

„Scheint so als würde uns nur noch die BBA Revolution bleiben.“

Es war deprimierend, doch ein anderes Team viel ihm nicht ein. Boris Team würde ihnen eher einen Vogel zeigen als ein Wort darüber zu verlieren, was bei der Verhandlung gesagt wurde und bei den PPB Allstars und den White Tiger sah es ähnlich aus. Zumal diese eh gegen sie arbeiteten, jedenfalls soweit sie das mitbekommen hatten. Blieben nur die New Battalions oder das ehemalige BEGA-Team. Vor Garland und dessen Team würden sie sich die Blöße bestimmt nicht geben, besonders nach ihrer letzten Aktion, und den New Battalion wollten sie auch nichts schuldig sein. Zumal Tysons Vater ihr Trainer war und ihnen war unklar welche Meinung dieser von ihnen und ihre Vorgehensweise hatte.

„Ich seh es schon kommen. Am Ende des Turniers dürfen wir eine Woche Sklavenarbeit verrichten um unsere Schulden gegenüber Tysons Team zu begleichen.“

Tala konnte sich durchaus besseres vorstellen, allerdings war das ganze seine Idee gewesen und jetzt musste er den Kümmel schlucken.

„Na komm, je schneller wir das über die Bühne kriegen, desto schneller können wir wieder verschwinden.“

Dem konnte Kai nicht wiedersprechen. Es überraschte ihn nicht mal, dass Tala erwartete, dass er ihn begleitete, immerhin kannte er Tyson besser als der rothaarige.
 

Allerdings mussten sie als sie bei der BBA Revolution ankamen schnell feststellen, dass es bei weitem nicht so einfach war, wie sie es vermutet hatten.

„Was habt ihr hier zu suchen?“

„Was bist du denn so gereizt?“

„Oh tut nicht so. Ihr seid doch nur hier um uns auszuspionieren, weil ihr in der nächsten Runde gegen uns antreten müsst.“

Bei diesen Worten hob Tala nur verwundert eine Augenbraue. Das war ihm jetzt neu und daraus machte er auch kein Geheimnis.

„Augenblick, zurück und auf Anfang. Seit wann stehen die nächsten Teamkonstellationen fest.“

„Seit der Versammlung. Jetzt tut nicht so unwissend.“

„Nichts für ungut Julia, aber um das zu wissen, hätten sie bei der Versammlung dabei sein müssen oder zumindest ihr Trainer.“

Mit diesen Worten war Hiro aus dem Dojo getreten. Er hatte Daichi und Tyson eine Runde laufen geschickt, da die ihren Sieg viel zu ausgelassen gefeiert hatten und da sie im nächsten Kampf gegen die Blitzkrieg Boys antreten würden, konnten ein bisschen Ausdauersport nicht schaden.

„Wie wäre es dann wenn ihr uns mal aufklärt.“

„Träum weiter Kai. Wir haben die Anweisung die Informationen nur an unser Team weiter zugeben und an niemanden sonst. Ihr werdet euch also einfach überraschen lassen müssen.“

Bei diesen Worten warf Kai dem Sprecher nur einen giftigen Blick zu. Es blieb ihm nicht verborgen, dass dieser die Situation äußerst amüsierend fand. Doch zumindest für den Moment schluckte er seine Wut herunter.

„Hör zu wir sind nicht hier um einen Konflikt auszutragen…“

„Nein ihr seid hier, weil ihr wissen wollt, was bei der Versammlung besprochen wurde. Ihr habt euren Trainer selbst gewählt und wenn der seine Arbeit nicht macht, dann ist das euer Problem und nicht unseres.“

In dem Punkt hatte Hiro durchaus recht, doch sie würden sich nicht so einfach abschütteln lassen, nicht von jemanden wie Hiro.
 

Bevor Kai jedoch was sagen konnte war Tala dazwischen gegangen und gab Kai ein kurzes Zeichen sich zurückzuhalten.

„Mag sein, dass Dickenson euch das Versprechen abgenommen hat, die Informationen nur an das eigene Team abzugeben, doch das gilt nicht für die Teams. Von daher ist es deren Entscheidung, ob sie die Informationen an uns weiter geben oder nicht!“

Diese Worten ließen Hiro sprachlos zurück und auch Julia und Raul, die neben diesem standen wussten nicht was sie dazu erwidern sollten. Insgeheim hielten sie es nur für faire die Blitzkrieg Boys aufzuklären, andererseits hatte Hiro durchaus Recht. Generell war ihr Trainer dafür verantwortet ihnen die Informationen mitzuteilen. Zudem waren da noch die anderen Teams die verhindern wollten, dass die Blitzkrieg Boys die Oberhand in dem Turnier bekamen. Sprich es war einfach nur verwirrend. Bevor jedoch irgendjemand sich dazu durchringen konnte etwas zu sagen, mischte sich eine weitere Person ein.

„Mensches Kinder könnt ihr euch auch einmal normal unterhalten.“

Bruce konnte nicht anders als die Situation zu belächeln. Hiro und die Blitzkrieg boys, das war wirklich ein Mischung, die nicht zusammen passte. Manchmal fragte er sich wirklich wie es überhaupt soweit gekommen war. Mit Sicherheit hatte dieser Konflikt bei den letzten Championships ihren Ursprung, doch wann genau konnte er nicht sagen.
 

Allerdings hatte er nicht vor die Sache eskalieren zu lassen. Er war sogar insgeheim froh, dass die Blitzkrieg Boys hier her gekommen waren. So konnte er wenigstens sicher sein, dass die Jungs sich nicht von Voltaire abhängig machten und ihren eigenen weg wählten.

„Ihr habt nicht viel verpasst. Lediglich die nächsten Teamaufstellungen und die Planung des restlichen Turniers.“

„Dad!“

„Sie werden es sowieso erfahren, ob heute oder in ein paar Tagen spielt im Endeffekt keine Rolle. Zumal sowieso alle anderen Teams Bescheid wissen und einer plaudert immer.“

„Trotzdem könnten sie wenigstens freundlich Bitte sagen.“

„Du erwartest wirklich, dass wir dich höflich bitten nachdem du uns so angefahren hast?“

„Zumindest habe ich euch keinen Blade an den Kopf geknallt, weil ihr unbefugt das Grundstück betreten habt.“

„Bryans Blade hat dich nicht mal erwischt.“

„Okay Jungs das reicht. Ihr beiden kommt mit mir. Hiro, tu mir einen Gefallen und schau mal nach wo Tyson und Daichi abgeblieben sind. Und ihr zwei könnt Hiro gleich begleiten. Dann könnt ihr gleich etwas an eurer Kondition arbeiten.“

Den letzten Teil ersparte er sich, denn eigentlich wollte er sagen, dass sie diese im nächsten Kampf brauchen würden, insbesondere dann, wenn die Blitzkrieg Boys wieder ein solches Tempo vorlegten.
 

Schnell schüttelte er diesen Gedanken aus den Kopf. Er sollte sich damit beschäftigen sein Team auf den Kampf gegen die BEGA vorzubereiten, doch für’s erste hatten sich die New Battalions eine Pause verdient.

„Wie läuft es mit deinem Großvater?“

„Wieso wollen sie das wissen?“

Der skeptische Blick den Kai ihm zuwarf brachte Bruce dazu das Thema fallen zu lassen. Er würde diesen nicht zum Reden zwingen. Insbesondere deshalb nicht da es deutlich zu erkennen war dass die beiden Jungs ihm nicht wirklich trauten. Womit er das verdient hatte wusste er nicht, doch er versuchte diese Tatsache zu ignorieren.

„Ihr könntet durchaus etwas mehr von euch preisgeben, es wird euch schon nicht umbringen.“

Mit diesen Worten zeigte er kurz Richtung Dojoeingang. Er würde den beiden die Informationen, die sie wollten, nicht zwischen Tür und Angeln übermitteln. Das war nicht seine Art auch wenn den beiden das wahrscheinlich lieber war.

„Also was wollt ihr wissen?“

„Wenn’s keine Umstände macht, alles.“

„Dann hoffe ich, dass ihr euch etwas Zeit mitgebracht habt.“

Stanley hatte ihnen die einzelnen Stationen dieser Weltmeisterschaft offenbart. Die ersten zwei Runden würden in Japan ausgetragen werden und dann durften sich die Jungs wieder reisefertig machen. Geplant waren die Heimatländer der einzelnen Blader, eins nach dem anderen, bis sie in Japan das endgültige Finale austragen würden. Zusätzlich hatten sie die Teamaufstellung der nächsten Runde erfahren und den genauen Terminplan des gesamten Turniers. In dem Zusammenhang war es Stanley wichtig die stattfindenden Kämpfe bis zu letzten Minute geheim zu halten. Er wollte die Spannung aufrecht erhalten und die Presse solange wie möglich über die nächsten Matches grübeln lassen. Doch was er nicht wollte, war die einzelnen Blader im ungewissen über die nächsten Kämpfe lassen, immerhin sollten sie genügend Zeit haben um sich auf die bevorstehenden Kämpfe vorzubereiten. Aus diesem Grund hatte er auch keine Probleme damit diese Informationen an Kai und Tala weiterzugeben. Es wäre immerhin nicht fair wenn er es nicht tat und vielleicht würden die Blitzkrieg Boys irgendwann zu dem Schluss kommen, dass sie ihre Defensive Haltung zumindest hier ablegen konnten.
 

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Fatale Entscheidung

Kapitel 11: Fatale Entscheidung
 

Es waren noch ein paar Stunden bis zur nächsten Runde und diese nutzten die Blitzkrieg Boys um noch einmal ihre Strategie durchzugehen.

„100 zu 1. Tyson wird nach dieser Runde die Welt nicht mehr verstehen.“

Bryan schüttelte angesichts dieses Gedankens den Kopf. Er selbst würde in der Position der BBA Revolution nicht mit so einem Plan rechnen. Andererseits er wusste nicht wirklich wie dieses Team wirklich tickte, doch wenn es einer wusste dann Kai und dieser hatte diesen Plan immerhin vorgeschlagen. Wobei dass allein war schon eine echtes Weltwunder.

„Nicht nur er. Nach dem ersten Sieg werden sie sich verzweifelt die Köpfe raufen und dann wird die Welt um sie herum zusammenbrechen.“

„Sag mal Tala, seit wann bist du so theatralisch?“

„Bin ich doch gar nicht, ich freu mich nur auf den Sieg.“

„Du weißt schon wie das mit dem siegen und dem feiern ist, oder?“

Ja er wusste es, immerhin war es nicht das erste Mal dass sie den Sieg schon vor Augen hatten und er dann in ihren Händen zu Staub zerfallen war. Das beste Beispiel war die Aktion mit BEGA. Die Drei Blader gegen die sie als erstes angetreten waren, konnte man nur als Witz bezeichnen. Sie hätten damals schon ahnen müssen, dass Boris noch etwas in der Hinterhand hatte. Doch dieses Mal war es etwas anderes. In dem bevorstehenden Kampf konnte einfach nichts schiefgehen.

„Solange du dich an den Plan hältst und nicht wieder dein eigenes Ding durchziehst können wir die Runde nicht verlieren!“

Zugegeben, vielleicht hatte er wirklich einen kleinen Höhenflug, aber das war angesichts ihres Vorgehens auch nichts Ungewöhnliches. Allerdings war ihm sehr wohl bewusst, dass die BBA Revolutionen ihnen jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Es hing alles von deren Teamaufstellung ab und diese blieb bis zum Beginn der jeweiligen Runde geheim.
 

Bevor Tala jedoch weiter darüber nachdenken konnte schellte es auf einmal an der Tür. Für einen Moment blieben die Blitzkrieg Boys an Ort und Stelle sitzen, doch dann stand Kai von seinem Platz auf.

„Wo willst du hin?“

„Die Tür aufmachen.“

„Ich dachte dafür hättet ihr einen Buttler?“

„Nur leider ist der gerade mit der Köchin einkaufen. Zudem ist mein Großvater in der Firma und bring seine Angestellten auf Trab und die anderen Bediensteten haben nicht das nötige Know-how um die Tür zu öffnen.“

Mit diesen Worten war Kai bereits durch die Tür verschwunden. Derweil blickten sich die anderen Blitzkrieg Boys irritiert an. Sie konnten nicht begreifen, was für ein Know-how man fürs Türöffnen überhaupt haben musste.

„Diese verdammte adelige Gesellschaft mit ihrer verfluchten Etikette.“

„Bryan, ich glaube nicht, dass adelige Gesellschaft wirklich der passende Begriff in diesem Zusammenhang ist.“

Tala wusste zwar das Kais Großvater zu den reichsten Leuten in Japan und Russland gehörte, doch im Punkto adelige Herkunft war er sich nicht so sicher. Zumal er davon überzeugt war, dass Voltaire die Firma selbst aufgebaut hatte und nur durch diese einen solchen Wohlstand erreicht hatte.

„Neureich, adelig ist doch egal. Die haben doch alle dieselbe Macke.“

Das stimmte auch wieder. Unwillkürlich musste Tala an die Majestics denken. Kai war ihnen von Verhalten her ziemlich ähnlich, zumindest was die Arroganz betraf. Allerdings war’s dass dann auch schon. Immerhin war er sich sicher, dass dieses Team keinen einzigen Tag ohne Geld überstehen konnte. Kai traute er das ohne weiteres zu immerhin war er mit ihnen in der Abtei aufgewachsen und hatte gelernt wie man über seine Kräfte hinausgehen konnte. Das war eines der Gründe wieso er sich lieber mit dem ganzen Majestics Team anlegen würde als mit seinem Teampartner. Was nicht hieß, dass er es nicht tun würde wenn es nötig wäre. Das Problem war nur dass sie bis zum heutigen Tage selten einen ernsthaften Kampf gegeneinander geführt hatten und wenn doch, so lief das ganze meist auf ein Unentschieden hinaus. Es war einfach zum verrück werden.
 

Während Tala weiterhin seinen Gedanken nachging war Kai an die Haustür gelangt und öffnete diese. Vor der Tür stand ein Mann in der unverkennbaren neuen Arbeitsuniform der BBA. Eine Tatsache die ihn doch etwas irritierte. Zwar wussten sie, dass man sie abholen würde, doch mit so einem frühen Zeitpunkt hatten sie nicht gerechnet.

„Sie sind zu früh!“

das war alles was Kai sagte als er den BBA-Angestellten vor ihm musterte. Hiros unangekündigtes Auftreten vor einigen Tagen hatte ihm schon gereicht, doch nun ging Dickenson eindeutig zu weit. Sie hätten von diesem Zeitpunkt aus noch genug Zeit um sich drei Mal umzuziehen und zu Fuß zum Stadium und selbst dann würden sie noch eine halbe Stunde warten müssen, bis die ersten Zuschauer eintrafen.

„Stanley hat mir aufgetragen euch um 11 Uhr abzuholen und es ist 10: 54. Das würde ich nicht als zu früh interpretieren.“

Da hatte der Mann durchaus Recht, zumindest wenn man dessen Standpunkt betrachtete, doch er betrachtete es von einer anderen Seite.

„Jetzt mal ernsthaft. Wo ist die Arena. In Hokkaido.“

Hokkaido war so ziemlich am anderen Ende des Landes. Zwar wusste er nicht genau wie lange man mit dem Auto dahin brauchte, doch die Hälfte der Strecke würden sie mit angemessenem Tempo bestimmt zurücklegen können.

„Mir wurde gesagt, dass Stanley vorher noch etwas mit euch besprechen wollte und ich euch deshalb früher abholen soll.“

Das klang schon eher nach einem Grund. Was nicht hieß dass er sich das einfach so gefallen ließ. Er war immerhin kein Hund der kam sobald jemand es von ihm verlangte.

„Na super.“

Kai sagte diese Worte mehr zu sich selbst als zu dem Mann vor ihn. Doch es drückte so ziemlich das aus was er dachte. Er war genervt von Dickenson verdammten Belehrungen und Vorhaltungen, irgendwann reichte es mal. Mit diesen Gedanken betätigte er die Klingel, so dass sie schrill durch die gesamte Villa hallte.
 

Er hatte keine Lust die anderen herunterzurufen. Doch das musste er auch nicht sie würden schon wissen was er ihnen damit sagen wollte und tatsächlich standen die anderen wenig später an seiner Seite.

„Willst du die Klingel kaputt machen, oder was soll der Quatsch?“

Während er sprach, versuchte Tala das leichte Klingeln in den Ohren zu ignorieren. Seiner Meinung nach hätte Kai einen anderen Weg wählen können um sie runter zu rufen, aber das war halt seine Art. Allerdings bekam er von dem jüngeren keine Antwort, da sich in diesem Moment auch schon Ian einschaltete, der bereits auf den Grund des Ganzen gekommen war.

„Ist es nicht etwas zu früh. Das Turnier beginnt doch erst in 3 Stunden.“

„Steigt einfach in den Wagen.“

Mit diesen Worten trottete der BBA-Angestellte zum Wagen. Kai und die anderen sahen sich nur für einen kurzen Moment an, bevor sie der Aufforderung nachgingen. Sie hatten keine Ahnung was Dickenson von ihnen wollte aber nach allem was in den letzten Tagen passiert war, war es besser ihn nicht weiter zu provozieren. Irgendwie war es ja schon deprimierend, dass sie sich so behandeln ließen. Wer es nicht besser wüsste, würde sie jetzt für kleine Kinder halten, auf die man Tag und Nacht aufpassen musste.

„Was will Dickenson eigentlich mit dieser Aktion erreichen?“

„Frag mich was leichteres Tala. Vielleicht will er verhindern, dass wir zu spät kommen.“

„Also ob.“

Bei diesen Worten hatte sich Kai mit geschlossenen Augen zurückgelehnt. Er wollte um ehrlich zu sein nicht darüber nachdenken. Sie würden es ohnehin in den nächsten Minuten erfahren demnach war jede weitere Spekulation sinnlos.
 

Diesen Gedanken verwarf Kai allerdings schnell wieder, als er Spencer Worte hörten, welche nicht an ihn oder einen der anderen aus dem Team gerichtet waren, sondern an den Fahrer.

„Ich will ja nichts sagen, aber sie fahren gerade in die falsche Richtung!“

Schlagartig war es mit seiner Ruhe vorbei und er schlug verwundert die Augen wieder auf. Damit hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet.

„Das ist eine Abkürzung!“

„Von wegen Abkürzung, für wie blöd halten sie uns eigentlich.“

Nun hatte sich auch Bryan eingeschaltet. Mit den Augen verfolgte er das Straßenschild, welches deutlich machte, dass sie sich von der Stadt und damit auch von der Kampfarena, in der sie in wenigen Stunden bladen mussten entfernten.

„Halten sie sofort an und lassen sie uns raus!“

Kais Stimme war schneidend und wäre für jeden Anderen ein Grund gewesen der Aufforderung nachzukommen. Doch der BBA-Mitarbeiter fuhr einfach gelassen weiter. Wobei sich Tala sicher war, dass dieser noch etwas mehr auf Gaspedal trat als zuvor. Frustriert schlug der Rothaarige mit der Faust gegen das Gitterfenster welches sich zwischen ihm und dem Fahrer befand, doch das gab nicht einen Millimeter nach. Intuitiv öffnete Tala seinen Gurt, griff über seinen Teampartner hinweg und zog am Türgriff. Doch auch das brachte nichts. Die Tür war verriegelt und der einzige, der diese Verriegelung aufheben konnte war ihr Fahrer.

„Was wollen sie von uns?“

Mit diesen Worten zog Spencer seinen Teamkaptain zurück. Das letzte was er jetzt brauchte war das einer der anderen auf die absurde Idee kam das Fenster einzuschlagen. Zwar kamen sie dann aus dem Auto heraus, aber eine Vollbremsung würde genügen um sie über die halbe Straße zu schleudern und damit hätten sie auch nichts gewonnen.
 

Zu seinem Bedauern antwortete der Fahrer nicht. Mit einem Mal jedoch machte dieser die berüchtigte Vollbremsung, wodurch die Gruppe in ihren Gurten nach vorne gedrückt wurde. Lediglich Tala, welcher seinen Gurt abgenommen hatte knallte nach vorne gegen das Gitter.

„Sag mal geht’s noch.“

Reflexartig faste er sich an den Kopf. Es tat höllisch weh und den Grund hatte er auch schnell herausgefunden. Durch den Aufprall hatte er sich eine blutende Platzwunde zugezogen, doch ansonsten ging es ihm gut.

„Steigt aus.“

„Hier? Wir sind mitten im Nirgendwo…“

„Ich werde mich nicht wiederholen.“

Mit diesen Worten hatte er etwas aus seiner Tasche gezogen und richtete es auf die Gruppe. Es war eine Schusswaffe und auch wenn die Blitzkrieg Boys nicht wirklich verstanden wozu das ganze hier gut sein sollte, so konnten sie mit Gewissheit sagen, dass sie in diesem Fall kein Risiko eingehen wollten.

„Schon gut. Kein Grund zu übertreiben.“

Kaum war die Gruppe ausgestiegen raste der Wagen schon wieder los. Bryan konnte derweil von Glück reden, dass er die Füße schnell genug weggenommen hatte, da der Wagen ansonsten über sie rüber gefahren wäre. Völlig verdutzt standen die fünf nun auf der Straße und blickten dem Wagen hinter.

„Und jetzt?“

Spencer konnte diese Frage einfach nicht zurück halten. Fassungslos sah er sich um. Die Straße, auf der sie sich befanden war wie leer gefegt. Weit und breit war kein Auto zu sehen. Was wohl daran lag, dass die Straße einige Kilometer weiter gesperrt worden war und somit großflächig umfahren wurde.

„Wir laufen.“

Mit diesen Worten wischte sich Tala mit dem Ärmel das Blut aus den Augen. Er hatte keine Lust den ganzen Weg zurück zu laufen, doch eine andere Wahl hatten sie ja nicht.

„Na großartig.“

Das war alles was Bryan auf Talas Kommentar hin erwiderte, bevor er mit den anderen die Straße verließ und auf dem Gehweg in Richtung Stadt marschierte. Gedanklich war er jedoch bei einem anderen Thema. Wie konnte es sein, dass sie innerhalb eines Monats zweimal in so eine verflixte Lage gekommen waren. Sie konnten nur froh sein, dass sie noch eine Menge Zeit hatten bis die nächste Runde beginnen würde. Mit etwas Glück würden sie zu den Teams gehören, welche als letztes kämpfen würde. Andererseits war das Glück nie wirklich mit ihnen.
 

Aus diesem Grund schüttelte Bryan diesen Gedanken schnell wieder beiseite und konzentrierte sich darauf vorwärts zu gehen. Er hatte eine gute Kondition, doch das Problem war, dass heute einer der wärmsten Tage in Japan war und er war nie jemand gewesen der etwas mit Wärme anfangen konnte. Aus diesem Grund dauerte es nicht lange bis ihm der Schweiß von der Stirn lief und dass obwohl er nicht mal ansatzweise außer Atem war.

„Da hinten ist die BBA-Arena und wir haben…na toll. Wir haben eine Stunde um sie zu erreichen. Selbst wenn wir irgendwo ein Telefon auftreiben können und diesen Buttler anrufen damit er uns abholt, kommen wir auf jeden Fall zu spät. Allein die einfache Fahrzeit dauert eine gute Stunde. Es sei den man fährt 200 km/h. Das schaffen wir nie.“

„Vielleicht doch…“

Kai schien für einen Moment zu überlegen, doch dann tat er etwas was keiner von ihm erwartet hatte. Ohne zu zögern sprang er über die Fahrbahnbegrenzung. Alles was er daraufhin hörte waren die panischen Aufschreie seiner Teamkollegen, doch die blendete er vorerst auf. Alles was er wahrnahm war das quietschen eines herfahrenden Autos, welches gerade eine Vollbremsung machte. Das Auto im Blickfeld trat er einige Schritte zurück, wodurch der Wagen nur wenige mm vor ihm zum Stehen kam. Eine Tatsache, die selbst ihn erleichtert aufatmen ließ. Das hätte schief gehen können, das wusste er selber, doch die andere Optionen waren ihm ausgegangen. Zumal es momentan eh relativ unwahrscheinlich war, dass sich auf dieser Straße ein Auto verirrte. Dass der Wagen hier lang fuhr war also ein ziemlich glücklicher Zufall.

„Sag mal hast du den Verstand verloren?“

Wutentbrannt war der Fahrer des Wagens ausgestiegen. Allerdings war deutlich zu sehen, dass ihn diese Situation nicht kalt gelassen hatte. Der Schock saß noch immer in seinen Knochen und er rang sichtlich mit den Worten.

„Tut mir Leid, aber wir brauchen ihr Auto.“

„Was?!“

Nun war der Mann völlig baff. Er verstand kein Wort mehr und Kai machte es ihm auch nicht wirklich leicht die Situation zu verarbeiten. Ohne groß zu überlegen hatte dieser sich die Sachen des Mannes aus dem Auto geschnappt, sie dem Fremden in die Hand gedrückt und ihn dann unauffällig zum Straßenrand gelotst.

„Keine Sorge sie bekommen den Wagen unbeschadet zurück und wenn nicht werden sämtliche Reparaturkosten übernommen. Rufen sie hier an, dann wird man sie abholen und dort hinbringen wo sie hin wollen.“

Bei diesen Worten hatte Kai nur eine Telefonnummer auf ein Stück Papier gekritzelt und gab seinem Team anschließend das Zeichen, dass sie sich beeilen sollten. Während die fünf mehr oder weniger freiwillig ins das Auto einstiegen und losfuhren, stand der Mann noch einige Zeit an Ort und Stelle und konnte nicht begreifen was gerade passiert war. War das jetzt gerade eine neue Diebstahlmasche? Oder war es ein echter Notfall? Sollte er jetzt am besten die Polizei anrufen oder die Situation einfach so hinnehmen und hoffen, dass er seinen Wagen wiederbekam? Nachdenklich sah er auf den Zettel auf seinem Koffer. Die ganze Sache würde ihn nur noch mehr aufhalten und er hatte schließlich einen Termin. Auch wenn er nicht spät dran war, so sollte er schnellstmöglich hier wegkommen. Mit diesem Gedanken legte er seine Sachen auf den Gehweg, griff nach seinem Handy und wählte die Nummer.

„Ja guten Tag, Jensen mein Name, das klingt jetzt zwar etwas merkwürdig, aber mir haben gerade ein paar Teenager mein Auto abgenommen und einer von ihnen meinte ich sollte mich bei ihnen melden, damit man mich hier abholt…gute Frage. Auf dem Highway. Ca. ein Stunde vom Stadtzentrum entfernt…okay, vielen Dank.“

Nach dem er aufgelegt hatte setzte er sich auf seinen Koffer und starrte auf die Straße. Egal wem er dies erzählen würde, man würde ihm kein einziges Wort glauben. Er glaubte ja selbst nicht was gerade passiert war.
 

- Bei den BBA Revolution -
 

Tyson und sein Teamkameraden waren gerade in der Arena angekommen. Es war noch nicht viel los und auch ein Großteil der Zuschauertribüne war noch unbesetzt.

„Was machen wir so früh hier. Wir haben noch ne gute halbe Stunde.“

„Jetzt stell dich nicht so an Tyson. So können wir wenigstens schon mal gucken wie die Blitzkrieg Boys ihr Team aufgestellt haben.“

„Ich dachte das wäre offensichtlich.“

Immerhin waren sie bei ihrer Teamplanung davon ausgegangen, dass Tala und Kai das Doppel bestreiten würde. Selbst wenn sie gewinnen sollten rechneten sie damit, dass er und Daichi ihre Matches gewinnen würden und es zu einem Endkampf zwischen ihn und Kai kommen sollte.

„Wir haben ein Problem!“

Bei diesen Worten deutete Julia auf die Anzeigetafel auf der die Teamaufstellungen der einzelnen Team aufgelistet waren.

„Scheinbar nicht so offensichtlich wie wir dachten.“

Hilary konnte nicht anders als bei diesen Worten leicht zu lächeln. Gut dass brachte die Strategie ihres Teams ziemlich durcheinander aber zumindest zeigte es Tyson, dass man sich auf nichts verlassen sollte, was nicht 100% feststand.

„Also treten wir gegen Tala und Spencer an.“

Raul wusste nicht ob das jetzt eine gute oder schlechte Nachricht war. Um ehrlich zu sein hatte er schon seine Bedenken, als er gehört hatte, dass er und Julia gegen Tala und Kai antreten sollten. Die beiden waren einzeln schon unglaublich gut, doch zusammen? Eins war sicher es wäre mit Sicherheit eine Herausforderung geworden.

„Das ist nicht gut.“

Ramiro blickte nachdenklich vor sich hin. Eine solche Aufstellung konnte nur bedeuten, dass die Blitzkrieg Boys etwas in der Hinterhand hatten und er hatte so eine Ahnung was es war. Ändern konnte er es allerdings nicht mehr.

Die Doppelteams wurden im Vorfeld festgelegt und wer sich in dem Punkt verrechnete hatte Pech gehabt.

„Hoffen wir einfach dass die Blitzkrieg Boys nicht das Vorhaben was ich vermute.“

Doch bis dahin konnten sie nur warten, die Blades der einzelnen Blader noch einmal aufpolieren und noch einmal ihr Vorgehen besprechen. Dadurch schien die Zeit wie im Fluge zu vergehen und ehe sie sich versahen waren die Tribünen voll besetzt und auch die anderen Teams kamen nacheinander in die Arena.

„Julia, Raul.“

„Hey Emily.“

„Ich hab gerade von der Teamaufstellung erfahren. Mit Sicherheit ziehen die beiden wieder ihre Rutschpartienummer durch. Wie gut ist der Gripp eurer Blades.“

„Recht gut. Wir haben unsere Blade so ausgelegt, dass sie auch bei Glatteis nicht vom Kurs abkommen.“

„Sehr gut. Dann dürftet ihr das Team in dem Punkt schon mal überraschen.“

„Wird schon schief gehen. Aber apropos Blitzkrieg Boys, wo sind die eigentlich?“

Bei diesen Worten sah sich Julia verwirrt an. Sie hatten nur noch wenige Minuten bis ihr Kampf anfing, doch bis jetzt waren sie nicht aufgetaucht. Oder hatte sie diese schlichtweg übersehen.

„Willkommen zur zweiten Runde der diesjährigen Championships. Wir beginnen sie mit einem weiteren vielversprechenden Kampf. Die besten Teams der letzten Weltmeisterschaft treten in wenigen Sekunden gegeneinander an. Welches Team wird sich durchsetzen und welches einen harten Rückschlag hinnehmen.“

„Musst der immer so theatralisch sein?“

„Das ist sein Job. Jedenfalls wünsche ich euch viel Glück wir drücken euch alle die Daumen.“

Mit diesen Worten wendete sich Emily ab. Sie musste zu ihrem eigenen Team. Zwar hätte sie der BBA Revolution gerne noch ein paar Tipps gegeben, doch dafür blieb keine Zeit mehr. Zumal sie sich auf ihr eigenes Match konzentrieren musste.
 

Julia schüttelte derweil über Jazzmanns Ausführungen immer noch den Kopf. Manchmal konnte sie die Blader verstehen die Jazzmann in aller Öffentlichkeit sagten, dass er den Mund halten sollte, doch sie gehörte nicht dazu. Das war nicht ihre Art. Gut, sie konnte ab und zu etwas lauter werden und brachte ihre Meinung auch häufig zur Geltung, aber nur bei gleichgesinnten. Und Jazzmann zählte nicht dazu. Allerdings ignoriert sie seine Stimme kurz darauf und blickte sich sorgfältig um. Sie konnte die White Tiger und die PPB All Stars in der ersten Reihe auf der Tribüne sitzen sehen. Etwas weiter hinter diesen saßen die New Battalion. Doch von ihrem gegnerischen Team war keine Spur zu sehen.

„Merkwürdig.“

Unruhig sah sie auf die Uhr und auch Jazzmann blickte ziemlich verdutzt drein. Der Kampf hätte schon vor fünfzehn Minuten beginnen sollen, doch durch Jazzmanns Gerede war die Zeit verstrichen, ohne dass sie es wirklich bemerkt hatten.

„Darf ich bitte um Ruhe bitte…dies ist eine kurze Durchsage an die Blitzkrieg Boys. Ich würde es begrüßen, wenn ihr euch in die Arena begegnen würdet, damit wir diese Runde beginnen könnt. Ihr habt 5 Minuten.“

Mit einem Mal war es mucksmäuschen Still in der gesamten Arena. Das Ultimatum hatte alle Gespräche im Raum verstummen lassen. Es war kein Geheimnis dass die Kämpfe der Blitzkrieg Boys zu den Begehrtesten gehörten. Aus diesem Grund saß der Schock bei der Vorstellung, dass dieser Kampf nicht stattfinden würde, umso tiefer und raubte jedem die Sprache.

„Wo zum Teufel sind sie? So will ich diese Runde nicht gewinnen.“

„Vielleicht wurden sie aufgehalten, ich geh mal nachsehen und wenn ich sie finde mache ich ihnen etwas Dampf unter ihren Allerwertesten.“

Mit diesen Worten stapfte Hilary los. Sie würde nicht zulassen dass die Blitzkrieg Boys über ihr Team lustig machte, in dem sie dieses unnötig warten ließ. Dass konnten sie mit anderen machen aber nicht mit den BBA Revolution, besonders dann nicht wenn sie Teil des Teams war.
 

- Auf einem anderen Teil der Tribüne -
 

Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Scheinbar war der Plan ein voller Erfolg gewesen, doch er hatte auch nichts anderes erwartet. Die Blitzkrieg Boys hatten sich nur auf ihn konzentriert und das war ein Fehler. Sie dachten das Damien der einzige in der BBA war, der für ihn arbeitete doch da hatten sie sich geirrt. Mit einem Mal klingelte sein Telefon und unterbrach damit seine Gedanken.

„Ja!…sehr gut…verhalten sie sich ruhig und lassen sie sich nichts anmerken.“

Das war einer seiner Angestellten. Er hatte ihm gerade berichtet, dass er den gestellten Auftrag ohne Schwierigkeiten ausführen konnte und gerade im BBA Stadium angekommen war. Damit stand fest, dass die Blitzkrieg Boys es unter keinen Umständen in den nächsten 5 Minuten hier her schaffen würden. Vielleicht hatten sie ja jetzt gelernt, dass es mehr als einen Weg gab, wie er sie ausschalten konnte. Doch er bezweifelte es. Die Jungs waren einfach zu stur. Schlau genug um aus vorigen Fehlern zu lernen waren sie zwar schon, doch das half ihnen auch nichts wenn sie nicht wussten gegen wen sie eigentlich kämpften.

„Das war schon fast zu einfach.“

„Selbst die fünf sind nicht vor einem Höhenflug gefeilt und den haben sie seit dem Sieg gegen Garlands Team.“

Wer hoch hinauf wollte konnte eben immer sehr tief fallen und dass bekamen die Blitzkrieg Boys gerade zu spüren.
 

Mit sichtlichem Vergnügen beobachtete er wie die Zuschauer ungeduldig wurden. Schon vor dem Beginn des Turnier zählte man die Blitzkrieg Boys zu den Favoriten, doch so eine Stellung war auch leicht wieder zu verlieren. Und Momente wie diese zeigten nur allzu deutlich wie wankelmütig die Gunst des Publikums war. Zudem konnte man es sehr leicht manipulieren, in dem man einfach ein paar Emotionen einbrachte. Das hatte Barthez bewiesen. Ein paar richtig platzierte Worte und eine willentlich riskiere Verletzung eines Bladers und die Sympathie der Allgemeinheit in die Richtung lenken, in die man sie haben wollte. Ähnlich war es bei dem Kampf zwischen Tala und Garland oder Kai und Brooklyn. Die unterlegenden Blader hatten alle ihren Preis zahlen müssen und wenn man zurück blickte, hätte man erwarten müssen, dass das Publikum die BEGA im Anschluss genauso verteufelte wie einst die PPB nach dem Kampf gegen die Barthez Battalions. Doch dem war nicht so und der Grund war so einfach wie logisch. Zwar waren Kai und Tala auch Symphatieträger, doch zogen sie nicht so eine Mitleidsnummer ab. Zudem hatte er die BEGA als Profiliga vorgestellt und dass war der entscheidende Unterschied. Eine Profiliga war für Experten eines bestimmten Fachgebiets und nicht für jeden erreichbar. Demnach waren die Kämpfe härter. Ein weiter Unterschied war die Art der Verletzungen. Claude wurde damals von einem Equipment der Arena getroffen, während die anderen beiden Opfer des Kampfes waren. Das eine war Vorsatz, das andere ein Risiko welches die Blader eingingen um zu den besten zu gehören. Es war eine schmale Gradwanderung, doch wer das Prinzip erst einmal verstand, konnte sich nahezu alles in einem Match erlauben und er gehörte zu denjenigen, die wussten wie die Köpfe der Zuschauer funktionierten.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Spencer bretterte derweil über die Straße. Ian hatte sich derweil an den Türgriff geklammert und hoffte, dass sie keinen Unfall bauen würden.

„Kann die Kiste nicht schneller fahren?“

„Schneller? Ich bin schon auf 210 Km/h und hier sind nur 80 erlaubt. Wie schnell willst du dass ich noch fahre?“

„So schnell wie’s geht!“

Mehr sagte Tala nicht dazu. Sondern lehnte sich nur mit verschränkten Armen zurück. Er hoffte inständig, dass sie noch rechtzeitig zu ihrem Kampf ankommen würde und dass war nicht wirklich wahrscheinlich. Sie hatten gerade mal die Hälfte der Strecke zurückgelegt und bereits 35 Minuten verloren. Zudem kam ihnen jetzt der Stadtverkehr in die Quere, weshalb Spencer hier und da mal ein Auto überholte ohne das Tempo auch nur ein bisschen zu reduzieren. Eine Tatsache, die nicht ganz ungefährlich war, besonders bei dem Tempo. Bei diesen Gedanken blickte er zu Kai, welcher mit geschlossenen Augen neben ihm saß. Unwillkürlich ertappte er sich dabei, wie er sich fragte ob dieser versuchte das ganze um ihn herum auszublenden oder ob ihn die hohe Geschwindigkeit einfach kalt ließ. Insgeheim vermutete er das erstere. Er gab es ungern zu, doch wirklich wohl war ihm bei der Geschwindigkeit auch nicht.

„Oh shit.“

Mit diesen Worten trat Spencer in die Bremsen und kam im letzten Moment vor einer Fußgängerampel zum Stehen. Natürlich hatten sie es eilig, doch das letzte was er sich leisten konnte war die alte Dame, die nur wenige Meter vor ihnen über die Straße schlich über den Haufen zu fahren. Doch trotz seiner guten Reflexe konnte er nicht verhindern dass er das Lenkrad leicht verriss, wodurch er genau gegen eine am Bordsteinrand stehenden Mülltonne fuhr und diesen umkippte. Und auch wenn Spencer wusste, dass er niemanden verletzt hatte, ließ ihn das laute Scheppern kurz zusammenzucken.

„Was haben wir erwischt?“

„Nur eine Mülltonne, weiß der Teufel, was die da zu suchen hatte.“

Nach diesen Worten atmete Spencer kurz durch. Sein Adrenalinspiegel war gerade ins unendliche geschossen und dass wollte was heißen.
 

Ohne sich weiter um den Schaden zu kümmern legte Spencer den Rückwärtsgang ein, da er ansonsten beim einscheren mit Sicherheit den Ampelpfahl mitgenommen hätte. Dann jedoch trat er wieder aufs Gaspedal und rauschte weiter Richtung Ziel, allerdings mit deutlich gemäßigterem Tempo. Allerdings schien ihre Pechsträhne noch lange kein Ende zu finden.

„Gut, seht ihr irgendwo einen Parktplatz?“

Die Umgebung um die Arena war mit Autos vollgestopft. Erstens kamen sie nur im Schneckentempo voran und zweitens waren alle Parkplätze restlos besetzt.

„Da drüben!“

„Wo…das ist eine Einfahrt, da kann ich nicht parken!“

„Und da?“

„Da auch nicht. Dann würde ich den Hydranten zu parken.“

„Und was ist….“

„Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, dass ich mich ins Halteverbot stellen soll…“

Auf Spencers Kommentar hin zog Tala scharf die Luft ein. Diese Diskussion war einfach nur sinnlos und sie brachte sie keinen Meter weiter. Im Gegenteil durch Spencers Genauigkeit verloren sie nur noch mehr Zeit und sie hatten nur noch eine Minuten. Bei dieser Erkenntnis riss ihm schlussendlich die Wutschnur.

„Herr Gott, stell die verdammte Kiste einfach irgendwo ab.“

„Aber…“

„Kein aber. Es ist doch nicht unser Problem was mit der Karre passiert, zumal du ja eh schon ne Beule reingefahren hast.“

Mit einem leisen Seufzen bog Spencer nach rechts ab und hielt dann genau vor dem Haupteingang der BBA Arena. Zwar sträubte sich alles in ihm ein solches Verkehrsvergehen zu begehen, doch das letzte was er wollte war sich mit Tala anzulegen. Insbesondere dann nicht, wenn dieser schlechte Laune hatte und dass hatte er im Moment.
 

Aus diesem Grund überraschte es ihn nicht im Geringsten, dass Tala sich, kaum dass das Auto stand, schon an Ian vorbei gezwängt hatte. Ohne jegliche Vorwarnung riss er die Fahrertür auf und zog Spencer mit sich in Richtung Eingang. Selbst die anderen aus dem Team hatten bei dem Tempo, welches der rothaarige vorlegte, Schwierigkeiten mitzukommen. Allerdings dachten sie nicht mal im Traum daran den beiden hinterherzulaufen.

„Wo zum Teufel treibt ihr euch eigentlich rum. Wir warten schon seit 15 Minuten.“

Tala beachtete die Sprecherin keine Sekunde sondern rauschte einfach mit Spencer im Schlepptau an ihr vorbei. Auch Ian betrachtete sie nicht, sondern versuchte die anderen beiden mit schnellen Schritten einzuholen. Lediglich Bryan konnte sich seinen Kommentar nicht verkneifen, was dazu führte, dass selbst Kai kurz stehen blieb.

„Solltest du nicht bei deinem Team sein und sie wie eine gute Cheerleaderin anfeuern?“

„Sehr witzig. Im Gegensatz zu euch ist mein Team pünktlich. Aber mal was anderes ist Tala gegen eine Wand gelaufen, oder wieso hat er Blut im Gesicht.“

„Lange Geschichte.“

„Allerdings haben wir keine Zeit sie dir zu erzählen, wir haben ein Match zu gewinnen.“

Mit diesen Worten schritt auch Bryan an Hilary vorbei, allerdings blieb er nur wenige Meter hinter ihr stehen und wendete sich noch einmal um.

„Und du solltest langsam etwas Tempo zulegen wenn du heute noch bladen willst. Flirten kannst du später.“

„Irgendwann dreh ich dir noch mal den Hals um!“

Hilary sah den beiden Bladern nur verwirrt hinterher. Sie hatte nicht ein Wort verstanden, was Bryan und Kai zum Schluss gesagt hatte, allerdings war es für sie deutlich, dass zumindest Kai nicht gerade begeistert von dem Kommentar war. Schnell schüttelte sie den Kopf, sie würde sowieso nicht herausfinden wieso die Blitzkrieg Boys heute so spät sind und nach Talas Aussehen nach zu urteil wusste sie auch nicht ob sie das wirklich wollte.
 

Während Hilary sich langsam auf den Weg zu ihrem Team machte, waren die Blitzkrieg Boys bereits in der Arena angelangt.

„Was hat euch denn aufgehalten.“

„Seine Freundin.“

Innerlich verdrehte Kai die Augen. Er würde nicht darauf reagieren sonst würde er den weißhaarigen niemals loswerden.

„Na ob Tyson das gut finden wird?“

„Wisch dir lieber das Blut aus dem Gesicht, sonst kriegen deine Gegner noch einen Schreck fürs Leben!“

„Dann ist der Kampf wenigstens in den nächsten zwei Minuten vorbei.“

Mit diesen Worten wischte sich Tala ein weiteres Mal mit den Ärmel über das Gesicht. Eine Tatsache, die Kai nur die Augen verdrehen ließ.

„Was?“

„Das heißt immer noch wie bitte, Tala.“

„Öh, ich will euch ja nicht hetzen, aber können wir dann mit dem ersten Kampf beginnen oder braucht ihr noch ‘ne Weile?“

Eigentlich wollte Jazzmann die fünf damit antreiben, doch der einheitlich finstere Blick des Team ließ ihn unwillkürlich zusammenzucken.

„Ist ja gut, wir haben alle Zeit der Welt.“

„Na dann los.“

Mit diesen Worten wendete sich Tala zu Spencer welcher ihn nur kurz zunickte, bevor sie beide in Richtung Beyarena schritten. Tala hatte zwar immer noch Kopfschmerzen doch das würde ihn nicht davon abhalten gegen Julia und Raul zu gewinnen. Sollten sie doch mit ihren Teamtechniken kommen, sie würden sie alle zerschlagen. Eine nach der anderen bis keine weiteren Optionen hatten und dann würden sie zurückschlagen.
 

Bei diesen Worten viel Talas Blick zu Boris, welcher nicht so aussah als würde er diese Wendung begrüßen. Wieso sollte er auch immerhin hatte er versucht sie daran zu hindern diesen Kampf wahrzunehmen. Zumindest war er fest davon überzeugt, dass dieser dahinter steckte, eine andere Erklärung gab es einfach nicht. Doch so leicht würde Boris sie nicht loswerden. Er würde diesem zeigen wozu er und sein Team fähig waren und der beste Weg um das zu demonstrieren war die BBA Revolution zu schlagen. Hart und gnadenlos. Sie würden ein Statement setzten, welches Boris nicht missverstehen würde und dann würden sie sich nacheinander die anderen Teams vorknöpfen.

„Ich hoffe ihr habt euer Testament gemacht!“

„Freu dich nicht zu früh, der Kampf hat noch gar nicht begonnen.“

„Dann pass auf dass du das Ende nicht verpasst.“

Mit diesen Worten nahm Tala seine Startposition ein. Kein Erbarmen, keine Gnade, keine Rücksicht, das war was für ihn gerade auf dem Programm stand. Zugegeben, vielleicht hatten seine derzeitigen Gegner das nicht verdient, doch Boris würde sie auch nicht verschonen und je eher sie dies begriffen desto eher konnten sie sich gegen Boris Invasion Team zur Wehr setzten. Es war eine Lektion, welche er dem Team beibringen würde. Nichts weiter. Es ging um alles oder nichts.

„Also gut, sind alle soweit. Dann lasst uns beginnen. 3…“.

Er würde nicht zulassen, dass Boris die Oberhand bekam, nicht nach dieser Aktion und schon gar nicht solange er es verhindern konnte.

„…2…“

Er würde sich seinen Namen zurückholen. Jenen, den man ihm vor Jahren gegeben hatte. Eben jenen mit dem er jeden einzelnen Gegner zu Fall gebracht hatte bevor er gegen Tyson bei den Russian Championchips verloren hatten.

„…1…“

Wenn Boris sie in die Knie zwingen wollte musste er mehr aufbieten. Mit diesen Manövern hatte er nur den Teil von ihnen geweckt, den dieser selbst erschaffen hatte. Den Teil der nichts fühlte, der weder Erschöpfung noch Angst kannte. Jener Teil der nur ein Ziel besaß und dass bestand darin jedes Hindernis aus den Weg zu räumen und zu siegen.

„…Let it rip!“

Bei diesen Worten startete er seinen Blade, der Kampf hatte begonnen, doch er würde ihn erst enden lassen, wenn es Funken und Metall regnete.
 

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Überraschende Teamkonstellation

Kapitel 12: Überraschende Teamkonstellation
 

Die Blades starteten zeitgleich und noch ehe alle den Arenenboden berührt hatten setzten Julia und Raul schon zum Angriff an. Gemeinsam rasten sie auf Wolborg und Seaborg zu, doch diese wichen ohne große Mühe aus. Doch davon ließen sich die Geschwister nicht irritieren. In einem weiten Boden umkreisten sie die beiden gegnerischen Blades, bevor sie völlig synchron von zwei Seiten auf einen ihrer Gegner zurasten. Wolborg verweilte derweil bis zur letzten Sekunde vor Ort ehe er sich in Bewegung setzte und dem gemeinsamen Angriff entkam. Fast wären die Blades der beiden Geschwister zusammen gekracht, doch gerade noch rechtzeitig lenkte sie ihre Blades nach links und rauschten nur knapp aneinander vorbei. Ein weiteres Mal gingen sie in üblicher Mani auf Angriff, doch der Blade, den sie im Visier hatten bremste schlagartig ab, so dass sie den Winkel den sie brauchten beim besten Willen nicht mehr erwischten.

„Was soll das denn?“

Ein weiteres Mal griff Julia mit ihrem Blade an und dieses Mal hielt Tala dagegen. Gleichzeitig fing Spencer Rauls Blade ab so dass dieser seiner Schwester nicht mehr zu Hilfe kommen konnte. Irritiert zogen die beiden Geschwisterblader sich zurück um wenigstens eine Sekunde Luft zu schnappen. Sie waren nicht dämlich, deshalb merkten sie sofort dass die Blitzkrieg Boys versuchten sie gegeneinander auszuspielen. Die beiden versuchten sie zu unbedachten Attacken zu verleiten, doch dass konnten sie vergessen. Bei diesen Gedanken sah sie sich intensiv um. Die Arena erinnerte sie an einen alten Kochtopf, nur viel größer. Die Wände an der Seite waren mit einem Metallkunststoffgemisch angeraut, so dass es nicht ratsam war diesen zu nahe zu kommen. Doch ansonsten gab es nichts was ihnen in dem Kampf gegen Tala und Spencer helfen konnte.

„Komm schon Raul. Lass uns einen Gang zulegen.“

Geschwindigkeit war die Antwort. Sie waren einfach zu langsam als dass sie die Blitzkrieg Boys überrumpeln konnten. Sie mussten schneller werden und die gegnerischen Blade zu den Arenenwänden drängen.
 

Ein weiteres Mal setzten die beiden zum Angriff an. Während Talas Blade auf Abstand ging blieb Spencers Blade an Ort und Stelle. Intuitiv griffen die Geschwister den hellblauen Blade an, während Wolborg unaufhörlich um sie herumkreiselte. Tala kümmerte sich nicht um seinen Teampartner, der kam mit den Angriffen des ehemaligen F-Dynastie Teams auch alleine zurecht. Sollten sie sich austoben solange sie konnten, das böse Erwachen würde sie noch ereilen. Mit diesen Gedanken ließ er Wolborg noch einige Male um die Gruppe herumkreiseln, während er beobachtete, wie ihre Gegner in völliger Symmetrie eine Angriffserie nach der anderen startete.

„Ihr habt was vergessen.“

Diese Worte kamen so unverhofft, dass seine Gegner sich zu ihm umwendeten. Das war genau der Moment auf den er gewartet hatte. Schneller als die Ereignisse zu verfolgen waren schnitt Wolborg eine scharfe Kurve und krachte gegen Julias Blade, wodurch dieser zurückgeschleudert wurde. Doch damit gab sich Tala nicht zufrieden. Er würde diesem Team zeigen was es für ein Fehler war einen Gegner zu attackieren, während sie den anderen vergaßen. Mit diesen Gedanken drängte er den Blade von Julia weiter zurück. Soweit bis sie genau zwischen der scharfkantigen Arenenwand und seinem eigenen Blade festsaß.

„Nein.“

Fassungslos beobachtete sie wie durch die Reibung zwischen Wand und ihrem Blade rotglühende Funken entstanden. Damit hatte sie nicht gerechnet und es ließ sie wie versteinert zurück. Ihr war klar, dass sie etwas übernehmen musste, doch sie wusste nicht was. Alles ging so schnell, viel zu schnell und sie verstand einfach nicht wieso. Bei der letzten Weltmeisterschaft hatte sie auch gegen Tala gekämpft, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er so stark gewesen war. Wobei Stark war er damals auch aber nicht so rücksichtslos. Hilflos sah sie zu ihrem Bruder, doch der hatte seinerseits mit Spencer zu kämpfen. Die beiden hatten ihre Kombiattacken durchbrochen, als wäre es das einfachste auf der Welt. Egal was sie versucht hatte, die beiden Blitzkrieg Boys hatten stets eine Gegenstrategie, fast so als würden sie im Vorfeld wissen was sie planten.

„Sagt nicht dass das alles war was ihr zu bieten hattet. Wie enttäuschend.“

Bei diesen Worten ließ Tala ihr etwas Raum, damit sie ihren Blade vor der scharfkantigen Wand in Sicherheit bringen konnte, doch kurz darauf knallte Talas Wolborg schon wieder in ihren Blade hinein und beförderte ihn geradewegs auf die andere Arenenhälfte.
 

Kai sah sich den Kampf derweil nur Kopfschüttelnd an. Sie hatten Julia und Raul genau dort wo sie sie hatten haben wollen. Das war der richtige Moment für den letzten Schlag, doch Tala hatte sich dazu entschieden Julias Blade zu drangsalieren. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass Tala versuchte Julias Blade in dessen Einzelteile zu zerlegen.

„Was treibt Tala da?“

„Was fragst du mich? Du weißt doch öfters was in ihm vorgeht.“

Noch ehe Kai darauf erwidern konnte vernahm er ein schrilles Kreischen, das bei der Reibung von Metall an Metall entstand. Unwillkürlich hielten sich alle Anwesenden die Ohren zu, weil sie es nicht mehr ertragen konnte.

„Jetzt übertreibt er es aber wirklich!“

„Was?“

Bei diesen Worten nahm Kai widerwillig die Hände von den Ohren, er hatte kaum ein Wort von dem verstanden was Bryan gerade gesagt hatte. Doch auch so war es schwer sich auf die Stimme des Älteren zu konzentrieren.

„Ich sagte…moment hast du gerade was gesagt?“

„Nicht die Nummer!“

„Ach du darfst uns damit aufziehen, aber wir dich nicht.“

„Nein…“

Ein weiteres Mal hallte das Metallkreischen durch die Halle. Talas Wolborg hatte Julias Blade ein weiteres Mal zwischen sich und der Arenenwand eingeklemmt und schleifte diesen regelrecht einmal um die Arena herum. Um genau zu sein hatte Tala den Blade seiner Gegnerin gerade zum Schmirgelpapier degradiert. Kai konnte einfach nicht verstehen wie Tala dieses Geräusch überhaupt ertragen konnte, zumal er dem Ursprung des Geräusches wesentlich näher war als er selbst.

„Tala es reicht!“

Obwohl seine Stimme laut und deutlich war, konnte er beim besten Willen nicht sagen ob der rothaarige ihn gehört hatte. Erst als dieser sich zu ihm umdrehte und ihm einen kalten Blick zuwarf konnte er sich dessen sicher sein.
 

Allerdings ließ ihn dieser Blick nicht kalt. Er war es zwar gewohnt, dass Tala ihm mit finsteren Blicken bedachte doch meistens beunruhigte es ihn nicht. Dieses Mal war es jedoch anders. Den Ausdruck, den dieser nun in seinem Gesicht zur Schau stelle war einer den er seit der Abtei nicht mehr gesehen hatte. Das war auch der Grund wieso er die Hände nun vollends von den Ohren nahm und ein paar Schritte auf den rothaarigen zutrat.

„Herr Gott hört auf mit den beiden zu spielen und beendet den Kampf endlich.“

„Ach ja richtig, du willst ja gegen Tyson antreten?“

Für einen Moment war Kai wirklich versucht die Augen zu verdrehen doch er unterließ es. Das leichte Lächeln konnte er dennoch nicht zurückhalten. Tala war trotz allem er selbst, doch in diesem Turnier würde er sich keine Illusionen hingeben. Boris zu besiegen war an erster Stelle seiner Prioritätenliste, alles andere war Nebensache. Dennoch würden sie aufpassen müssen, dass sie sich bei dem Versuch nicht selbst verloren. Zugegeben er sah einem Kampf gegen Tyson entgegen, doch den würde es nicht geben. Zumindest nicht in dieser Runde. Dass Spencer und Tala den Teamkampf gewinnen würden stand außer Frage, die Siegeswahrscheinlichkeit bei den nächsten Kämpfen betrug 50:50. Allerdings brauchten sie nur einen Sieg um die Runde zu gewinnen. Und so ungern er es auch zugab, es gab nur eine Möglichkeit diesen Sieg zu garantieren. Die nächsten beiden Kampfkonstellationen waren schon im Vorfeld besprochen worden und er hatte diese Festlegung gemeinsam mit Tala entschieden. Es war eine Art Wiedergutmachung für seine Aktion vor dem letzten Finalkampf. Ihm war klar gewesen, dass Tala das Turnier gewinnen wollte und am Ende hatte nur er seinen Willen bekommen auch wenn es im Endeffekt trotz allem nicht so gelaufen war wie er es sich erhofft hatte.
 

Doch die letzten Weltmeisterschaften waren Schnee von gestern und hatten nichts mit dem jetzt stattfindenden Turnier zu tun. Im Moment war es wichtig, dass Tala diesen Kampf beendete, bevor er noch etwas tat was er später bereuen würde. Wenn sie Boris besiegen wollten durften sie es sich nicht leisten seine Methoden zu verwenden.

„Wir werden sehen.“

Tala schenkte seinem Teampartner nur einen kurzen Blick, bevor er sich wieder seinem Kampf zuwendete. Ohne ein weiteres Wort sagen zu müssen fing der Bitchip seines Blades an in einem hellen weiß zu leuchten. Für einen Moment ließ er Wolborg an Ort und Stelle kreiseln und holte kurz tief Luft. Kai hatte Recht. Die Zeit für den letzten Angriff war gekommen.

„Komm hervor Wolborg, Novea Rog.“

„Seaborg. Tsunami wave.“

Die beiden Attacken prallten aufeinander und kamen in Form einer riesigen Eiswelle auf die beiden gegnerischen Blades zu. Das Eis legte sich um sie und blockierte ihre Drehbewegung. Es hielten sie an Ort und Stelle und überließ sie ungeschützt den Angriffen der anderen Blades. Mit einem lauten Knall wurden Raul und Julias Blade in die Luft geschleudert. Unfähig die Flugbahn der beiden Kreisel zu beeinflussen sahen sie zu wie sie die Arena verließen und hoppelnd über den Fußboden kullerten.

„Das war’s. Der erste Sieg geht an die Blitzkrieg Boys.“

Tala ignorierte das Gebrüll auf der Zuschauertribüne und auch Jazzmanns Stimme blendete er aus. Er hatte gezeigt was er konnte und dass war die Hauptsache. Gut er hatte Julias Blade nicht in Metallmehl verwandelt, aber vielleicht war das sogar besser so. Zumindest hatte er seine Überlegenheit demonstiert.

Ohne ein weiteres Wort setzte er sich auf die Bank neben Ian, von wo aus er das gegnerische Team beobachtete. Wenn ihr Plan aufgehen sollte mussten diese zuerst ihren nächsten Blader zur Arena schicken. Für einen Moment sah es so aus als wollten sie Tyson antreten lassen. Zeitgleich hatte sich Bryan erhoben um zur Arena zu gehen, doch Kai hielt ihn im letzten Moment zurück.

„Warte noch!“

Genau in dem Moment, als Kai das sagte hatte sich Tyson schon wieder auf die Bank gesetzt, während Daichi in Richtung Arena schritt.

„Du und dein Instinkt. Naja dann frohes Siegen.“

„Davon kannst du ausgehen.“

Mit diesen Worten trat Kai seinem Gegner entgegen. Es entging ihm nicht, dass Daichi ihn verwundert anblickte und auch nicht, dass Tyson empört von der Bank aufgesprungen war.

„Hey was soll denn das?“

„Oh man, dass geht ja heiß her da unten.“

„Du sagst es Brad scheinbar ist Tyson alles andere als begeistert darüber, dass Kai seinen Teampartner als Gegner vorzieht.“

„An sich ja ein cleverer Schachzug. Die Siegeschance gegen Tyson würden so ungefähr 50:50 stehen gegen Daichi stehen sie deutlich besser. Es scheint mir so, als wollten die Blitzkrieg Boys diese Runde mit allen Mitteln gewinnen.“

„Entweder dass oder Kai versucht seine Kampfressourcen für später aufzusparen.“

„Auch möglich, besonders wenn man bedenkt, dass Brooklyn ihm bei ihren ersten Kampf seine gesamten Attacken postwendend zurückgeschickt hatte.“

„Was auch immer seine Gründe sind, er sollte Daichi nicht unterschätzen, denn soweit mich meine Erinnerungen nicht täuschen hat Kai schon einen Kampf gegen Daichi verloren.“

„Du sprichst aber jetzt nicht von dem Fehltritt den ich im Kopf habe oder? Das würde ich nämlich nicht als Kampf bezeichnen.“

„Stimmt auch wieder.“

Kurzerhand beendeten die beiden Moderatoren ihre Diskussion und wendete sich dem Kampf zu der gerade begonnen hatte.
 

Tyson hatte sich derweil beleidigt wieder auf die Bank gesetzt. Doch er war nicht der einzige. Auch Ramiro hatte sich gesetzt und sah skeptisch zu den beiden Blader.

„Frustrierend nicht. Da denkt man, man wüsste was kommt und dann machen die Blitzkrieg Boys einem einfach einen Strich durch die Rechnung.“

„Ich versteh einfach nicht was das soll.“

„So schwer ist es nicht. Sie es mal von der Seite der Blitzkrieg Boys. Ihr beide seid euch so ebenwürdig dass der Sieg an einem seidenen Faden hängen würde. Und was hätten sie gewonnen, wenn der Sieg an dich geht. Sie würden erstens Wertvolle Punkte verlieren und zweitens müssten sie im schlimmsten Fall einen weiteren Kampf abhalten um den Gewinner der Runde ausloten zu können.“

Das war einleuchtend, dass musste Tyson zugeben, das hieß aber nicht, dass er diese Wendung gutheißen musste. Mit diesen Gedanken sah er zu den beiden Blades. Dranzer war in super Form und gewann mit jedem Angriff an Boden. Unaufhaltsam drängte er Daichi zurück, welcher vergeblich versuchte gegenzuhalten und dadurch der scharfkantigen Arenenwand immer näher kam. Mit einem Mal war Tyson auf den Beinen.

„Daichi weich aus!“

Das war die einzige Möglichkeit. Kais Dranzer war schnell und dass musste er sein damit er die kraftvollen Angriffe nutzen konnte um Daichi zurückzudrängen. Aber genau das lieferte die perfekte Kontermöglichkeit. Und er sollte zum Teil recht behalten, als Daichi auf seinen Kommentar hin intuitiv auswich schoss Dranzer an Strater Dragon vorbei, doch anstatt in die Arenenwand zu brettern blieb er wenige mm vor dieser stehen. Jedoch hielt dieser Zustand nicht lange, da Daichi die Chance genutzt hatte und zum Angriff ansetzte.
 

Während Strater Dragon seinen Blade gegen die scharfkantige Wand presste warf er einen finsteren Blick zu Tyson, doch dann wendete er sich wieder den Kampf zu. So schnell würde er sich nicht aus dem Rennen werfen lassen und schon gar nicht von dieser rothaarigen Hupfdohle.

„Turbo zuschalten. Blazing gig.“

Die Flammen zügelten ungebremst um den Blade herum und ein unangenehmer beißender Geruch von schmelzenden Kunststoff und Metall stieg den Bladern in die Nase. Zusätzlich kam es zwischen den beiden Blade zu einer hohen Funkenbildung. Langsam und kaum sichtbar drängte der blaue Blade den gegnerischen zurück. Es war kein großer Erfolg, dafür fehlte Kais Blade der Schwung doch es reichte um sich etwas Luft zu verschaffen und kaum hatte er genug Platz schoss er nach links und positionierte sich wenig später in der Mitte der Beyarena. Das war gerade verdammt knapp gewesen, dass musste sich Kai eingestehen. Das gab noch was zu hören, zumindest von Tala.

„Los Dranzer.“

Es wurde Zeit Daichi rauszuhauen und zwar bevor dieser sich wieder gefangen hatte, denn durch die Tatsache, dass er das Kräftemessen zwischen ihren Blade von jetzt auf gleich beendet hatte war dieser im Anschluss in die Seitenwand geknallt. Dadurch war dieser sichtlich ins straucheln gekommen, was zum Teil auch an dem Metallkunststoffgemisch, aus welches die Arenenwand bestand, liegen konnte, welches durch die Abkühlung der Umgebung wieder fester wurde und dadurch dessen Rotation behinderte.
 

Auch Kais Blade hatte etwas von diesem Gemisch abbekommen, doch durch Dranzers Flammen, welche immer noch um seinen Blade züngelten konnte dieses sich nicht verhärten, doch dieser Zustand würde mit Sicherheit nicht lange anhalten.

„Daichi vorsicht.“

Die Warnung kam zu spät, denn schon loderten die Flammen höher und nahmen teilweise einen goldenen Glanz an. Unbarmherzig schlangen sie sich um den blauen Blade als wollten sie ihn verschlingen und hielten gleichzeitig alles andere von diesem fern.

„Fire Twist Attack.“

Mit enormer Geschwindigkeit verdichtete sich das Feuer wuchs in die Höhe und nahm immer mehr Raum um den blade herum ein, bis er zu einem Turnado aus Flammen und Glut herangewachsen war, dem nichts und niemand standhalten konnte. Auch Daichi konnte nichts anderes tun als diesen mit weit aufgerissenem Augen zu betrachten. Er wusste, dass er der Attacke ausweichen musste, doch es gab keinen Fluchtweg. Ihm war klar, dass der Angriff seine einzige Möglichkeit sein würde um sich in der Arena zu halten, doch er sah keine Schwachstelle. Der Sturm war instabil, weshalb sich das Auge des Tornados konstant verschob. Es war unmöglich durch dieses an den Blade heranzukommen ohne gegen die flammende Strömung zu geraten und die Kontrolle zu verlieren. Es war vorbei, der Kampf war beendet, doch er musste es wenigstens versuchen.

„Strater Dragon, alles oder nichts. Great cutter.“

Daichis Blade schoss in die Luft und kam genau über dem Auge zum Stehen. Anschließend sauste er mit hoher Rotation nach unten. Doch schon kurz danach geriet er gegen die Feuerströmung und wurde unkontrolliert hin und her geschleudert. Mal fiel sein Blade nach unten, mal wurde er wieder nach oben gestoßen. Doch das spielte keine Rolle, Daichi hatte die Kontrolle über seinen Blade verloren, weshalb dieser jetzt orientierungslos im Feuertornado herumirrte. Erst als Kais Attacke verebbte wurde der Blade aus dem Feuergefängnis herausgeschleudert und landete vor Daichis Füßen, wo er bewegungslos liegen blieb.
 

Ungläubig sah Daichi sich seinen deformierten Blade an. Es war grauenhaft. Die Spitzen seines Angriffsrings waren weg geschmolzen und zwischen den einzelnen Beybladeteilen hing eine zähe schwarze Masse, die schlimmer klebte als zerkautes Kaugummi unter einem Schuh.

„Das war’s damit haben die Blitzkrieg Boys auch die zweite Runde des Turniers gewonnen, doch wir wollen den Teams den dritte und letzten Kampf nicht verwehren. Können die BBA Revolution sich wenigstens den letzten Punkt sichern oder gehen sie in dieser Runde leer aus.“

Hilary verdrehte bei diesen Worten nur die Augen, es war kaum möglich ihnen noch deutlicher zu machen, dass sie gerade verloren hatten. Missmutig wendete sie sich zu Kenny, welcher immer noch mit offenem Mund zu der Beyarena blickte und immer noch nicht begreifen konnte, dass der Kampf bereits vorbei war.

„Sag mal bilde ich mir das ein, oder ist Kais Fire Twist Attacke der von Tyson ziemlich ähnlich.“

„Du redest von Tyson Galaxy Storm, richtig? Das ist mir auch schon aufgefallen. Es gibt nur einen entscheidenden Unterschieds. Kais Attacke ist instabiler und liefert dadurch weniger Angriffsfläche.“

„Aber heißt instabiler nicht, dass sie weniger effektiv ist?“

„In dem Fall nicht. Tysons Angriff hat klare Strukturen, was auch gut so ist, denn wäre es anders so wäre es sehr wahrscheinlich, dass er während des Angriffes die Kontrolle verliert oder sich der Angriff selbst neutralisiert. Allerdings weiß ich nicht wie Kai diesem Flammengewirr überhaupt eine Form geben kann. Die Flammen nehmen zwar die Struktur eines Tornados an, sind jedoch in sich unruhig und bringen das Außengerüst somit ins Schwanken. Es ist eine echte Meisterleistung einen solchen Angriff aufrechtzuhalten.“

Schnell schüttelte Kenny den Kopf. Es war kein Geheimnis dass Kai ein exzellenter Blader war und dass er Tyson in Sachen Technik und Performance jederzeit ausstechen konnte. Ab und zu erwischte er sich sogar dabei, wie er sich fragte, wie es Tyson immer schaffte sich den Titel des besten Bladers zu sichern. Allerdings war er nicht der einzige auch die Moderatoren warfen ab und zu ihre Meinung diesbezüglich in die Runde. Kai war der einzige Blader der keinen Titel brauchte und trotzdem als die inoffizielle Nummer 1 galt. Und in gewisser Weise war das sowohl für Tyson als auch für Kai kein einfacher stand.

Während Kenny noch weiter über das Thema nachdachte war Tyson zur Arena gegangen und stellte sich dort in Position. Kurz darauf blickte er zu seinem Gegner. Er hatte diesen nur einmal bladen sehen und dass war während der Russian Championships. Damals als dieser gegen Ray angetreten war und ihn regelrecht ins Krankenhaus gebladet hatte.

„Gut seid ihr bereit? Dann lasst uns den letzten Kampf beginnen. 3…2…1…“

„Let it rip.“

Die Blades schossen in die Arena und Bryan ging kaum, dass sein Blade den Boden berührt hatte auf Angriff. Zwar rechnete keiner von ihnen damit, dass er gegen Tyson gewinnen würde, doch das hieß nicht, dass er es nicht wenigstens versuchen konnte. Zumal das die beste Möglichkeit wäre einen bestimmten Blader von seinem hohen Ross herunter zu holen. Mit schnellen und gezielten Angriffen drängte er den weißen Blade seines Gegners zurück. Doch dann schien sich Tyson gefangen zu haben und wich seinem nächsten Angriff aus.

„Falborg zeig dem Champion, dass man vor uns nicht weglaufen kann.“

Mit diesen Worten nahm Bryan blade die Verfolgung auf, doch auch Tyson hatte sich jetzt dazu entschieden auf Angriff zu wechseln. Bryan Attacken hatten ihn am Anfang aus dem Konzept gebracht. Mit so viel Power hatte er nicht gerechnet. Andererseits gehörte dieser zu den Blitzkrieg Boys und das Team war schon vor drei Jahren schwer zu schlagen. Plötzlich zog ein scharfer Wind um ihn herum auf, einer der ihn für einen Moment zurückschrecken ließ. Die Erinnerung an Ray Kampf mit Bryan hatte ihn irritiert. Allerdings fing er sich schnell wieder. Er durfte sich von seinem Gegner nicht einschüchtern lassen, dass hatte er damals nicht getan als er gegen Tala angetreten war und auch Brooklyns Übermacht hatte ihn nicht zum Aufgeben bewegt. Es gab also keinen Grund jetzt damit anzufangen.

„Los Dragon. Galaxy turbo twister.“

Binnen Sekunden verwandelte sich die Arena in eine Windpark. Die Blader vor der Arena waren unfähig auch nur einen Blick in die Arena zu erhaschen.
 

Der Wind der von den beiden Blades heraufbeschworen wurde war so stark, so dass Bryan und Tyson unwillkürlich die Augen zu Tränen begangen. Zusätzlich schlugen ihnen die eigenen Haare unbarmherzig ins Gesicht und auch Tysons Kappe hob prompt ab und landete zwischen ihm und seinem Team. Allerdings bekam Tyson davon nichts mit zu sehr war er damit beschäftigt sich gegen den Sturm zu stemmen. Doch je mehr er gegen die Kraft des Windes ankämpfte, desto stärker schien der Widerstand zu werden. Und auch wenn er sich anstrengte war er dem Kampf nicht gewachsen und hob ab. Einige Meter von der Arena entfernt knallte er auf den Boden, doch er war nicht der einzige. Auch Bryan hatte in eben jenen Moment den Kampf gegen den Sturm verloren und rappelte sich nur sichtlich frustriert vom Boden auf. Derweil hatte sich der Sturm wieder gelegt und ließ den Blick auf den beiden Blades frei.

„Das kann dauern!“

Mit diesen Worten hatte sich Tala wieder gesetzt. Er war in dem Moment aufgestanden, in dem Bryan den Boden unter den Füßen verloren hatte, doch da diesem nichts passiert war gab es keinen Grund mehr stehen zu bleiben. Zumal dieser Kampf scheinbar noch einige Zeit hinziehen würde, was an sich schon überraschend war. Bryan schlug sich besser gegen Tyson als er erwarten hatte und für einen Moment hoffte er wirklich, dass dieser den Kampf gewinnen konnte.
 

Fast so als ob Bryan ihm zustimmen wollte, griff dieser wieder an und jagte Tyson durch die gesamte Beybarena. Einerseits war es amüsierend den Weltmeister in der Defensive zu sehen andererseits deprimierend wenn er daran dachte wie sein Kampf gegen Tyson ausgefallen war. Wenn Bryan diesen Kampf gewann, dann würden ihnen dass ein Leben lang nachhängen. Unschlüssig auf welchen Ausgang er wetten sollte beobachte er wie die blades der beiden wieder miteinander kollidierten.

„Ich glaub Bryan will euch etwas beweisen.“

Wie auf Kommando donnerte Tysons Blade gegen die Arenenwand, konnte sich jedoch fangen und kreiselte wieder in Richtung Zentrum, wo er sich ein weiteres Duell mit Bryan lieferte.

„Scheint so.“

Allerdings schien Tyson auch langsam in die Gänge zu kommen, was auch deutlich daran zu sehen war, dass dieser Bryan jetzt ordentlich zusetzte. Das Blatt hatte sich gerade gewendet, auch wenn Bryan weiterhin versuchte das derzeitige Level aufrecht zu erhalten. Doch je länger der Kampf ging desto mehr geriet sein Blade in schlingern. Ohne diese Tatsache hätte Bryan vielleicht sogar eine Chance auf den Sieg doch so war es nur eine Frage der Zeit bis sein Blade keinen Spinn mehr hatte und so wie es momentan aussah würde Tyson Blade auf kein Fall vor diesen zu kreiseln aufhören. Kaum hatte Tala das gedacht, da krachte Tysons Blade auch schon in den seines Teamkollegen, so dass dieser erst gegen die Arenenwand prallte, bevor er wieder zurück die Mitte der Arena kullerte und sich dort auskreiselte.

„Das war’s. Der Letzte Punkt geht somit an die BBA Revolution. Was für ein Kampf…“

Spencer wendete sich bei Jazzmanns Worten zu seinen restlichen Teammitgliedern, dabei entging ihm nicht, dass Kai erleichtert durchatmete.

„Hey, der Blader der gerade verloren hat gehört zu uns.“

Mehr sagte Spencer nicht dazu. Er wusste auch so, dass Kai es nicht so gemeint hatte wie ein Außenstehender es interpretiert hätte.
 

Vielmehr war der jüngere einfach nur froh, dass er sich nicht anhören musste wie einfach es doch war den Weltmeister zu besiegen.

„Mehr Glück beim nächsten Mal!“

„Sehr witzig.“

Innerlich verdrehte Spencer bei Talas Kommentar die Augen. Auch der rothaarige schien es nicht zu bedauern, dass Bryan verloren hatte. Oder es lag daran, dass er einfach nur froh war die derzeitige Runde gewonnen zu haben.

„Nächstes Mal ist Tyson fällig.“

„Den Spruch kenne ich doch irgendwo her.“

Mit diesen Worten warf Tala einen kurzen Seitenblick zu Kai, welcher jedoch mal wieder so tat als hätte er nichts von ihrem Gespräch wahrgenommen. Allerdings schien Tala das nicht im Geringsten zu stören immerhin wusste er zwei Dinge. Erstens war das bei Kai Standard und zweitens wusste er, dass Kai jedes einzelne Wort verstanden hatte. In dem Punkt brauchte er keine Bestätigung.

„Na los, machen wir den anderen Bladern Platz.“

Mit diesen Worten hatte sich Tala wieder von der Bank erhoben und ging Richtung Ausgang. Auch die anderen Blitzkrieg Boys ließen sich nicht länger aufhalten und folgten ihrem Teamleader. Eigentlich wollten sie sich die weiteren Kämpfe auf der Tribüne ansehen, doch dann blieben Tala auf einmal wie angewurzelt stehen. Die anderen mussten nicht lange darüber nachdenken wieso, es war immerhin ziemlich offensichtlich. Doch noch ehe einer aus der Gruppe reagieren konnte war Bryan schon die Wutschnur geplatzt. Mit schnellen Schritten ging er auf einen der BBA-Mitarbeiter los und ehe jemand es verhindern konnte, hatte er diesen zu sich herumgedreht und zugeschlagen.

Mit einem Schrei, von dem sie nicht wirklich wussten ob dieser durch den Schreck entstanden war oder durch den Schmerz, fiel der Mann zu Boden. Es dauerte nicht lange bis dieser sich wieder aufrichtete, doch weit kam er nicht, da er auf den Knien sitzend auf den Boden verweilte und sich das Gesicht hielt. In diesem Moment wussten die Blitzkrieg Boys nicht ob sie Bryan zu Recht weisen oder ihm applaudieren sollte, allerdings kam ihnen ehe sie sich entscheiden konnten der geschlagene zuvor.

„Habt ihr sie noch alle?“

Mit blutender Nase richtete sich der Sprecher auf. Bryans Schlag hatte wirklich gesessen, denn so wie es aussah hatte dieser dazu geführt, dass der Mann nun eine gebrochene Nase hatte. Zudem schien er sichtlich mit dem Gleichgewicht zu hadern, was zumindest auf eine leichte Gehirnerschütterung hindeutete.

„Was ist hier los?“

Von dem Aufschrei des Mannes war Mr. Dickenson aus seiner Zuschauerkabine gekommen um zu sehen was außerhalb der Tür vor sich ging. Was er jedoch sah verschlug ihn die Sprache.

„Mr. Dickenson…“

„Erspart mir eure Erklärungen.“

Er wollte es nicht hören. Nichts von alledem. Stanley konnte sich auch so denken was passiert war und er war sich sicher dass er sich mit der Sache nicht auseinandersetzen wollte. Allerdings schien ihm keine Wahl andere Wahl zu bleiben.

„Sie wollen die Jungs doch nicht damit davonkommen lasse, oder? Sie haben mich ohne Grund angegriffen.“

„Ohne Grund wohl kaum. Außerdem hab ich ihnen nur einen leichten Schlag verpasst. Das nächste Mal wenn sie sich mit uns anlegen fliegt ihr Gehirn gegen die Wand.“

„Bryan das reicht. Lewis gehen sie zum Arzt, Andrew wird sie begleiten nur für den Fall der Fälle. Und ihr fünf kommt mit mir.“

Mit diesen Worten war Dickenson wieder in seine Zuschauerkabine verschwunden. Während Lewis beleidigt mit seinem Kollegen abzog folgten die anderen Mr. Dickensons Aufforderung, jedoch nicht ohne Bryan einen finsteren Blick zuzuwerfen.
 

Dass hatte ihnen gerade noch gefehlt. Dickenson war momentan eh schon nicht gut auf sie zu sprechen und dass hier würde ihren Standpunkt bei diesem nicht verbessern.

„Wollt ihr dieses Turnier eigentlich mit Gewalt sabotieren?“

„Wir sabotieren gar nichts!“

„Ihr versetzt meinen Fahrer, kommt eine gute viertel Stunde zu spät zu eurem Match und dann schlag ihr noch einen von meinen Mitarbeitern zusammen. Wie würdet ihr das bezeichnen.“

Gut wenn man es von dem Standpunkt her sah, dann hatte Dickenson durchaus recht, doch so war es nicht abgelaufen. Nicht mal ansatzweise.

„Wir haben ihren Fahrer nicht versetzt. Der Typ, den Bryan einen Schlag verpasst hat, hat uns 3 Stunden vor Turnierbeginn abgeholt und uns dann irgendwo mitten auf dem Highway ausgesetzt, damit…“

Abrupt stoppte Tala seine Ausführungen. Er wusste nicht wieso, doch irgendwie bekam er gerade das ungute Gefühl, dass das ganze ziemlich unglaubwürdig klang. Und wenn er seinen eigenen Worten schon nicht glauben konnte, obwohl er es selbst erlebt hatte, wie sollte es dann ein anderer tun.

„Dieser Lewis. Sie haben ihn nicht geschickt?“

„Nein ich hatte Andrew damit beauftragt und er stand eine geschlagene halbe Stunde vor der Tür. Um genau zu sein würde er immer noch dort stehen, wenn der Buttler deines Großvaters nicht gekommen wäre und ihn mit der Information, dass ihr nicht da seid weggeschickt hätte… und jetzt sag mir wem ich deiner Meinung nach glauben soll.“

Das lief nicht gut. Um genau zu sein lief es alles andere als gut. In einem Punkt musste er Dickenson zustimmen es war nicht einfach ihnen zu glauben, besonders wenn es so viele andere Versionen gab.

„Dennoch werde ich eurer Anschuldigung nachgehen. Was Bryans Aktion angeht, so muss ich euch allerdings sagen, dass ich sie nicht so durchgehen lassen kann, auch wenn er einen guten Grund gehabt hätte.“

„Und dass bedeutet?“

„Es bedeutete, dass ihr euer Team für die nächste Runde so aufstellt, dass er nicht antreten wird. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“

„Wie bitte? Sie können mich nicht von der Runde…“

„Halt die Klappe Bryan. Wir haben sie verstanden, sir.“

„Gut!“

Mit diesen Worten war das Gespräch beendet und sie hatten ein weiteres Mal einen Dämpfer von dem BBA Vorsitzenden bekommen. Jetzt konnten sie nur hoffen dass es der letzte war und dass das restliche Turnier einigermaßen unspektakulär weiter verlief. Doch irgendwie hatte sie da so ihre Zweifel.
 

- Auf der Tribüne einige Minuten zuvor -
 

Fassungslos starrte das Team Invasion auf die derzeitigen Blader. Sie wussten was Boris geplant hatte, weshalb sie nicht verstehen konnten, wie es überhaupt zu dem Kampf kommen konnte.

„Das ist absurd. Die sollten immer noch irgendwo mitten auf dem Highway stehen.“

„Wundern tut mich bei denen gar nichts mehr. Die hatten doch immer ein Händchen dafür das zu kriegen was sie wollten.“

Das war immer so. Sie hatten nie etwas mit dem Team zu tun gehabt, doch sie wussten dennoch genug über diese um sich eine Meinung zu bilden. Diese Blader waren nichts anderes als lausige Verräter, die sich wie ein Blatt im Wind drehten und sich dahin wendeten, wo sie am besten bei wegkamen. Sein Team war anders. Sie wussten wo sie hingehörten.

„Stimmt, vielleicht ist es Zeit, dass wir endlich mal selber mit ihnen Abrechnen!“

„Das werdet ihr nicht tun.“

Zwar wusste Boris nicht wie genau die Blitzkrieg Boys es rechtzeitig hierhin geschafft hatten, doch das spielte auch keine Rolle. Sollten sie sich doch über eine weitere gewonnene Runde freuen. Was die Jungs noch nicht wussten war, dass Dickenson nicht gerade begeistert von deren kleinen Verspätung war. Noch weniger wussten sie, dass die Aussetzaktion nur ein Teil seines Planes war. Mit diesen Worten blickte er sich zu seinem Mitarbeiter um. Fast zeitgleich überschlugen sich die Ereignisse. Bryan hatte scheinbar die Kontenance verloren. Zugegeben, diese Entwicklung hatte er nicht geplant, doch es machte ihm die Sache um so vieles einfacher. Zumal nun auch Dickenson aufgetaucht war.
 

Genüsslich beobachtete er das Schauspiel, welches sich einige Meter von ihm entfernt abspielte. Zwar konnte er nichts von dem gesagten verstehen, doch die Gestik reichte aus um sich seinen Teil zu denken. Die Blitzkrieg Boys hatten ihre Lage gerade selbst verschlechtert und das schienen sie auch zu wissen, denn kaum hatte Dickenson ihnen den Rücken zugewendet, hatten sich Kai und Tala schon zu dem weißhaarigen gewendet.

„Scheinbar hat sich einer der Blitzkrieg Boys gerade bei seinen restlichen Teamkollegen unbeliebt gemacht.“

Und damit war der Stein ins Rollen gekommen. Eine solche Wendung hatte er früher oder später erwartet. Einige Mitglieder des Teams waren ziemlich impulsiv. Manche allerdings handelten sofort, während andere versuchten sich zurückzunehmen. Allerdings waren es die letzteren die am gefährlichsten waren, denn wenn diese Sorte von Personen explodiere, dann hatte das fatale Folgen und genau darauf baute.

„Doch sei es wie es ist. Ihr solltet euch für euer nächstes Match vorbereiten. Fürs erste kümmere ich mich um die Blitzkrieg Boys. Für euch ist es besser wenn ihr ihnen erst gegenübertretet, sobald sie das letzte bisschen Rückhalt verlieren und das wird schon sehr bald der Fall sein.“

Auch wenn seine Teilpläne nicht ganz so erfolgreich waren wie er erwartet hatte so hatte sein eigentliches Vorhaben dennoch Erfolg. Noch ahnten die Blitzkrieg Boys nicht was seine wahren Beweggründe waren geschweige denn wer die Blader an seiner Seite waren. Doch sie würden es erfahren und zwar an dem Tag an dem alle Puzzelteile aneinandergereiht waren. Eben jenem Tag an dem die Blitzkrieg Boys ihre Niederlage vor Augen hatten und nichts anderes tun konnten, als diese zu akzeptieren.
 

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Unfaires Spiel

Kapitel 13: Unfaires Spiel
 

Grübelnd saßen die Blitzkrieg Boys an dem großen Tisch im Wohnzimmer. Bryans Ausschluss hatte ihnen einen herben Schlag versetzt. Nicht nur dass sie in wenigen Stunden nach China fliegen mussten um die nächste Runde zu bestreiten. Nein sie mussten sich auch noch einen Ersatzplan zurecht legen und dass obwohl sie eigentlich schon alles beschlossen hatten.

„Die White Tiger werden auf jeden Fall Lee und Ray zusammen ins Rennen schicken!“

„Glaubst du nicht, dass das zu offensichtlich wäre, Tala? Ich meine, die beiden haben schon in den letzten Matches zusammen gekämpft!“

„Schon aber wie sagt man so schön. Ein gutes Team soll man nicht trennen. Wenn sie klug sind versuchen sie erst unser Doppel auszuschalten um dann im letzten Einzelmatch Ray noch mal als Joker einzusetzen zu können.“

In dem Punkt war Tala sich sicher. Zwar kannte er die einzelnen White Tiger Blader nicht besonders gut, doch was er von ihnen wusste reichte ihm. Zudem würde er genauso handeln, was er ja auch tat, immerhin setzte er voll und ganz auf Kais Bladerfähigkeiten. Der Jüngere war ihr Ass im Ärmel und daraus machte er kein großes Geheimnis. Es war immerhin offensichtlich und wer das nicht wusste, der hatte die letzte Weltmeisterschaft verpennt.

„Es spielt im Endeffekt keine Rolle wie sie sich aufstellen. Das einzig wichtige in diesem Match ist, dass wir gewinnen. Und die beste Methode um das zu erreichen ist, wenn Spencer und Ian die Einzelmatches bestreiten. Das Teammatch gewinnen wir auf jeden Fall.“

„Freezing Fire?“

„Nur wenn es unbedingt notwendig wird. Mir persönlich wäre es lieber, wenn wir nicht auf diese Attacke zurückgreifen müssen!“

Das konnte Tala durchaus nachvollziehen. Er hatte auch keine große Lust darauf noch einmal vor aller Augen mit dem Gesicht im Staub zu landen. Gegen Garlands Team waren sie das Risiko eingegangen, weil sie wussten, dass Brooklyns Bitbeast eine Gefahr darstellte. Mit den anderen konnten sie umgehen, zumindest solange sie einen Blader in Reserve hatten. Das Problem war nur, dass diese Attacke ziemlich an ihren Kräften zerrte. Nur ein winziger Fehler und sie würden sich gegenseitig ins Aus bladen und ihren Gegnern somit den Sieg schenken, doch das war die Sache nicht wert. Zudem war Kais Blade nicht so stark wenn er in die entgegengesetzte Richtung kreiselte. Das letzte was sie wollten war es ihren Gegnern einfacher machen als nötig. Sie wollten ihre Matches gewinnen und am liebsten mit so wenig Risiko wie möglich.
 

Aus diesem Grund feilten sie auch jede freie Minute an dieser Technik und hofften insgeheim, dass sie es irgendwann schafften sie soweit zu perfektionieren, so dass sie sich beim nächsten Mal nicht bis auf die Knochen blamierten.

„Gut. Und was die anderen Matches angeht. Wenn es darauf hinausläuft, dass Kai und Ray dass Entscheidungsmatch bestreiten müssen, dann ist das halt so. Es wird nichts am Endergebnis der Runde ändern.“

Zumindest ging Tala stark davon aus. Der Jüngere hatte Ray schon einmal besiegt und er zweifelte nicht daran, dass er es noch einmal schaffen konnte. Sie hatten sich seit diesem Kampf alle deutlich verbessert, zudem hatten sie einige neue Attacken parat. Es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie diese Runde verlieren würden. Entweder dass oder Boris schafft es irgendwie zu verhindern, dass sie den Kampf antraten. Doch selbst wenn sie ihren Flug aus irgendwelchen Gründen verpassen sollten, so hatten sie noch einige Stunden Zeit bis es zum Showdown in China kommen würden.

„Lasst uns gehen, bevor Boris seinen nächsten Zug macht.“

„Als wenn der einen Plan Z hat. Ich meine, seht es doch mal von der offensichtlichen Seite. Er hat uns mitten im Wald in eine Höhle gesperrt, uns am heiligstem Tage mitten auf einer verlassenen Schnellstraße ausgesetzt, was soll da noch kommen. Ein Mordanschlag.“

„Bryan lass es. Du weißt wie das mit Garlands Team war. Fordere niemals den Teufel heraus ansonsten bewirft er dich mit allen was er zu bieten hat.“

Sie hatten vor dem Kampf mit den ehemaligen BEGA-Blader schon darüber gescherzt wie sie vorgehen sollten wenn sie gegen diese antraten. Letzten Endes hatte es sie dann doch etwas unerwartet getroffen. In dieser Hinsicht war es Glück, dass sie ein Match austragen konnten, bei dem alle Vorteile auf ihrer Seite waren. Doch sie würden mehr als etwas Glück brauchen, wenn Boris wirklich auf diese letzte Methode zurückgreifen würde. Mit diesen Gedanken füllten Tala die letzten Lücken auf dem Formular, welches vor ihm lag aus. Ihre Teamaufstellung stand und sie hatten sich vorgenommen dieses Dokument niemanden als Dickenson persönlich in die Hand zu drücken. Doch das konnte warten. Erst einmal mussten sie los und ihr Flugzeug kriegen und nach dem was sie die letzten Wochen alles erlebt hatten war es besser 2 Stunden früher am Flughafen zu sein als 20 Minuten vor Abflug.
 

- Bei den White Tiger -
 

Mariah wusste wenn man sie jetzt fragen würde wie es ihr ginge, dann hätte sie keine wirkliche Antwort parat. Gut ging es ihr jedenfalls nicht, soviel konnte sie sagen, doch das lag einzig und allein daran, dass sie verdammt nervös war. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer ob ihre Teamaufteilung die richtig war. Zwar war sie mit Emily übereingekommen, dass sie im Bezug auf ihr Team die optimale Wahl getroffen hatten, doch das hieß nicht, dass sie auch zwangsläufig gewinnen würden.

„Alles in Ordnung, Mariah?“

„Ich kann immer noch nicht glauben, das Tysons Team die letzte Runde verloren hat. So gut können die Blitzkrieg Boys doch gar nicht sein. Wahrscheinlich greifen sie im geheimen auf irgendwelche Tricks zurück.“

„Wenn ich eines glaube, dann alles bis auf das. Zugegeben die Fünf bladen des Öfteren ziemlich aggressiv, doch niemals unfair. Zumindest seit den Russian Championships nicht mehr und da standen sie unter Boris Einfluss.“

Ray glaubte fest daran, dass die Blitzkrieg Boys sich geändert hatten. Sie waren nicht mehr die skrupellosen und gefühlskalten Blader, die er vor 3 Jahren kennengelernt hatte. Zugegeben viel hatte er nicht mit ihnen zu tun gehabt, doch zumindest Kai schien sich mit ihnen gut zu verstehen. Und das reichte ihm um den vier ehemaligen Demolition Boys eine Chance zu geben.

„Aber jetzt sollten wir das Thema beenden und noch etwas trainieren, denn auch wenn sie fair kämpfen werden, werden sie es uns nicht leicht machen.“

Um ehrlich zu sein sah Ray dem Kampf gegen die Blitzkrieg Boys nicht mal ansatzweise optimistisch entgegen. Zu sehr hatte er die Befürchtung, dass diese Matches genauso enden würden, wie die der anderen Teams, doch das würde er nicht offen zugeben. Nicht vor Mariah und auch nicht zu seinen anderen Teamkameraden. Allerdings konnte er eines nicht leugnen. Sie brauchten das Training und da sie in dieser Runde in China bladen würden, hatten sie sogar einen Heimvorteil und konnten schon mal sämtliche öffentlichen Beyarenen durchtesten. Und vielleicht würde sie eine von diesen Arenen während der offiziellen Runde wiedersehen.
 

- Einige Stunden später bei den Blitzkrieg Boys -
 

Frustriert rieb sich Tala die Schläfen. Er hasste überfüllte Flugzeuge und die waren in den Ferien Standard. Momentan setzte ihm das Geplärre eines 3 Jahre alten Kindes zu und er wettete dass sich zusätzlich auch noch 4 andere Kinder in derselben Altersgruppe dazugesellt hatten. Wobei die Anzahl an sich reine Spekulation war, da die einzelnen Schreie in einem Wirrwarr verzerrt wurden und er sie nicht genau zuordnen konnte. Vielleicht waren es sogar mehr oder auch weniger. Fazit war jedoch, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.

„Hat eigentlich einer von euch Tyson gesehen?“

„Was?“

Irritiert blickte Tala auf und sah zu dem Sprecher, welcher ihm jedoch keinen Blick widmete sondern nur aus dem kleinen Fenster starrte. Erst seine Erwiderung brachte diesen dazu sich um zu blicken und ihm einen undefinierbaren Blick zuzuwerfen. Es war ein Blick den er jedoch sofort entschlüsseln konnte, weshalb er sofort defensiv die Hände hob.

„Ich weiß, das heißt wie bitte...“

Prinzipiell war die Nummer mit den Wie Bitte ein alter Hut. Kai hatte sie damals in der Abtei regelmäßig damit aufgezogen, was vermutlich daran lag, dass dieser den Kommentar selber oft genug zu hören bekommen hatte. Nach dem was jedoch alles passiert war hatte sich das gelegt, doch ab und zu viel Kai in sein altes Schema zurück. Allerdings war das keine Angewohnheit, die er diesem übel nahm. Im Gegenteil sie brachte ihn dazu an die gemeinsame Zeit in der Abtei zurückzudenken und zwar nicht an die Zeit in der sie Boris willenlose Marionetten waren sondern jene Zeit an die er sich zurück sehnte. Eine Zeit in der ihr Team noch das ihre war und wo sie es sich herausnahmen Boris die Stirn zu bieten. Zwar versuchten sie an diese Zeit anzuknüpfen, doch es war nicht dasselbe. Dafür war einfach zu viel Zeit vergangen und zu viel passiert. Sie waren nicht mehr die naiven Kinder, die blindlings irgendwelchen Versprechungen folgten. Das hatten sie hinter sich gelassen.

„…Aber zurück zum Thema. Wieso willst du das wissen? Sag nicht du willst mit ihm plaudern? Wenn doch halt uns da raus, mir reicht das Geplärre dieser Bälger, da brauche ich nicht auch noch die Zankerei von Daichi und Tyson. Ich bin also sehr froh, wenn ich die beiden erst in China wiedersehe muss.“

Natürlich war diese Aussage gemeint, doch es war die Wahrheit und er sah keinen Sinn darin diese zu verheimlichen. Zumal er sich sicher war, dass die anderen aus seinem Team genauso dachten, zumindest hatte er das bis eben gehofft.

„Darum geht es nicht. Mich stört nur, dass wir in diesem Flieger die einzigen Blader sind die am Turnier teilnehmen. Bei den White Tiger, der Destiny und den PPB All Stars kann ich es noch verstehen. Wahrscheinlich sind die schon in China und versuchen einen Plan zu erstellen, mit dem sie uns besiegen können, aber die Mitglieder der anderen Teams waren auch in Japan…“

„Kein weiteres Wort, ich weiß auch so worauf du hinaus willst und es gefällt mir nicht, Hiwatari.“

Mit diesen Worten ließ sich Tala mit verschränkten Armen in den Sitz zurückfallen. Er wollte dieser Überlegung keine Beachtung schenken, doch es war ausgesprochen und somit konnte er diese Begebenheit nicht ignorieren. Allerdings zwang er sich zur Ruhe, momentan konnte er eh nichts unternehmen.
 

In Gedanken versuchte er sich jedoch an die letzte Weltmeisterschaft zurückzuerinnern. Waren sie da eigentlich in China gewesen? Soweit er sich erinnerte nicht. Lediglich Kai war einmal dort zu den Asian Championships und dass war 3 Jahre her. Alles was er wusste war, dass sie ein Flugticket hatten welches sie an einen Flughafen brachte, von wo aus sie ein Flugzeug zu einen Ort in China bringen sollte, dessen Name er wieder vergessen hatte. Soviel hatte er wohl weißlich recherchiert. Aus diesem Grund hatte er auch nicht weiter darüber nachgedacht. Doch ob sie wirklich am richtigen Flughafen ankamen wusste er nicht, lediglich dass die Tickets in einem Umschlag waren, welche von der BBA kam. Doch wenn Kai mit seinem Verdacht Recht haben sollte, dann mussten sie demnächst jede einzelne Anweisung, Regel und sonstige Vereinbarung hinterfragen, sofern sie diese nicht von Dickenson selbst bekommen hatten. Und selbst das war ihnen beim letzten Mal nicht wirklich gut bekommen.

„Hier sind wir definitiv nicht richtig.“

Mehr sagte Kai nicht dazu, sondern blickte nur irritiert aus dem Fenster. Der Flughafen an dem sie angekommen waren wirkte ziemlich alt und dass allein war schon kein gutes Zeichen. Zudem konnten sie weit und breit keine Gebäude entdecken, die halbwegs auf eine Fortschrittliche Zivilisation hindeutete. Und auch wenn er das letzte Mal vor 3 Jahren in China war, so war er sich sicher, dass es damals anders war. Der Flughafen war wesentlich moderner gewesen und es gab damals deutlich mehr Touristen.

„Bitte sag uns, dass du uns nur aufziehen willst.“

Mit diesen Worten hatten sich auch Spencer und Bryan zu den beiden umgewandt. Selbst Ian der etwas weiter weg saß, hatte das kurze Gespräch mitbekommen und blickte nun nachdenklich auf sein Flugticket. Sie waren echt und auch wenn er den Namen des Flugplatzes nicht lesen konnten, so konnten sie ihn zumindest vergleichen. Sie waren richtig und irgendwie auch nicht.
 

Ungläubig traten die fünf aus dem Flugzeug heraus. Nicht weil sie es wollten, sondern weil sie keine anderen Wahl hatten. Die meisten die hierher geflogen waren hatten ihren Anschlussflug und blieben nur wenige Minuten am Flughafen. Wieder andere schienen Einheimische zu sein, welche einen Ausflug gemacht hatten und nun zu Hause waren. Bei ihnen traf jedoch nichts dergleichen zu.

„Verdammt. Welcher Schwachkopf hat die Flugtickets bestellt?“

Bei diesen Worten donnerte Tala seine Tasche in die nächste Ecke. Er hatte gehofft, dass Kai sich irrte, doch dem war nicht so. Zwar waren sie sicher in China angekommen, doch konnten sie nicht mal ansatzweise sagen wo in China sie waren geschweige denn wo sie hin mussten. Aufgebracht fuhr er sich durch die Haare, er konnte nicht glauben, dass sie wieder in eine von Boris miesen Fallen getappt waren. Das war doch einfach nur noch lächerlich. Wütend sah er sich um und ignorierte die anderen Leute, die ihn argwöhnisch musterten. Erst als sein Blick auf einer Telefonzelle hängen blieb stapfte er los. Ohne nachzudenken nahm er den Hörer ab und stopfte ein paar Münzen in den Schlitz, welche jedoch sofort wieder unten herausfielen. Eine Tatsache, die nicht gerade zu seiner Beruhigung beitrug. Im Gegenteil ungeduldig nahm er die verfluchten Münzen wieder an sich und versuchte es noch einmal. Wen er anrufen wollte war ihm noch nicht ganz klar, doch der Verbindungston hätte ihm schon gereicht um zumindest etwas runter zu kommen. Allerdings schien das Glück nicht auf seiner Seite zu sein.

„Jetzt funktionier endlich.“

„Tala das Gerät ist nicht für Yen ausgelegt.“

Für einen Moment hielt der rothaarige bei diesen Worten in seiner Bewegung inne, ehe er den Hörer mit einem lauten Knall zurück steckte. Allerdings schien er dennoch nicht daran zu denken den Hörer loszulassen. Er stand einfach nur da und atmete tief ein und aus, dennoch schaffte er es nicht seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Im Gegenteil so wie Kai es sah wurde es nur noch schlimmer, denn mittlerweile zitterte der ältere praktisch am ganzen Körper, weil er seine Wut mit Gewalt zurück hielt.

Es war eine Reaktion, die Kai nur selten bei Tala beobachtet hatte und sie behagte ihn ganz und gar nicht. Unwillkürlich warf er einen fragenden Blick zu Bryan, welcher daraufhin auf sie zukam. Eine Tatsache für die er insgeheim dankbar war, da er wirklich nicht wusste wie er jetzt mit dem älteren umgehen sollte.

„Tala?“

„Spar dir die Worte, Bryan. Und du auch!“

Mit diesen Worten hatte Tala den Hörer doch losgelassen und wendete sich erst zu dem weißhaarigen und anschließend zu Kai. Er wollte nichts mehr hören. Weder von dem einen noch dem anderen. Ohne ein weiteres Wort schob er Kai zur Seite und ging in Richtung Ausgang. Er brauchte erst einmal eine Minute für sich bevor er noch etwas tat, was er früher oder später bereuen würde.

„Tala warte!“

Er ignorierte die Stimme, zumal er sie in seinem derzeitigem Zustand eh nicht richtig zuordnen konnte. Unwissend wohin ihn seine Füße trugen lief er einfach gerade aus und achtete dabei weder auf die Leute um ihn herum noch auf irgendetwas anderes. Es war ihm sogar egal, ob sein Team hinter ihm zurückblieb oder ihm in gebührendem Abstand folgte. Erst einige Meter vom Flughafen entfernt blieb er stehen und blickte starr in die Gegend vor ihm. Doch alles was er sah waren Felsen, Steine und Staub. Und wenn er es richtig deuten konnte begann einige Kilometer von ihm entfernt ein Waldgebiet, doch allein bis dahin würde es Stunden dauern und es würde sie ohnehin nicht weiterbringen.
 

- Bei Kai und den anderen -
 

Kai und die anderen blickten Tala solange hinterher wie sie konnten. Doch dann war dieser aus ihrem Blickwinkel verschwunden. Unwillkürlich machte Kai einen Schritt in die Richtung in die der rothaarige gerade verschwunden war, doch Bryan hielt ihn bestimmt zurück.

„Lass ihn. Du solltest am besten wissen, dass er Zeit für sich braucht, immerhin haust du auch immer ab wenn es dir zu viel wird.“

In dem Punkt waren sich Kai und Tala ähnlich. Wobei Kai keinen richtigen Grund dafür hatte, der erklärte wieso er sich von allen anderen distanzierte. Das war einfach in diesem drin schon in der Abtei. Allerdings reichte sein Kommentar dennoch um Kai aufzuhalten.

„Und was machen wir jetzt?“

Mit diesen Worten war Ian zu den beiden gestoßen. Spencer versuchte derweil sich mit dem Flughafenpersonal zu verständigen, doch anhand des wilden Gestikulierens konnte jeder deutlich erkennen, dass dies mehr schlecht als recht von statten ging. Allerdings vergingen weitere Minuten, bis dieser es endlich aufgab und zu den anderen hinzustieß.

„Keine Chance. Der Typ spricht nur Chinesisch und dass auch noch in einem ziemlich merkwürdigen Dialekt. Ich hab versucht ihn dazu zu bringen mir ein Telefon zu geben, aber ich befürchte der hat was falsches Verstanden, da er mir einen Vogel gezeigt hat!“

„Wahrscheinlich dachte er du wolltest seine Nummer?“

Auf die Idee war Spencer nun überhaupt nicht gekommen, allerdings schüttelte er den Gedanken schnell wieder aus dem Gedächtnis. Der Gedanke war für ihn einfach nur grotesk, doch scheinbar war Kai nicht der einzige, der diese Meinung vertrat.

„Vermutlich.“

Mit diesen Worten ließ Bryan seine Tasche auf den Boden fallen und setzte sich darauf. Für den Moment konnten sie nichts tun außer warten. Zumindest traf das auf Kai, Spencer und Bryan zu. Ian hatte sich derweil abgeseilt und streifte irgendwo durch die Gegend. Was genau dieser vorhatte wusste keiner von ihnen, doch sie waren sich sicher, dass er früher oder später wieder zurückkommen würde. Ebenso sah es mit Tala aus, doch bis der sich endgültig beruhigt hatte konnten Stunden vergehen. Aus diesem Grund hatten sich die verbliebene drei mit einem Würfelspiel abgelenkt.
 

- Woanders -
 

Mittlerweile waren alle Teams am nächsten Austragungsort angekommen. Sie hatten es alle mehr oder weniger gut nach Hong kong geschafft. Lediglich Daichi, der immer noch ein Problem mit Flugzeugen hatte, bewegte sich sichtlich schwankend auf den Ausgang des Flughafens zu.

„Sie haben nicht mal Verdacht geschöpft?“

Der Blader wirkte sichtlich irritiert. Er hatte die Blitzkrieg Boys immer für intelligent gehalten, doch momentan fragte er sich ob das nicht eventuell eine Fehleinschätzung war.

„Wieso sollten sie auch? Die Tickets kamen direkt von der BBA. Nenn mir nur eine Person, die da Verdacht schöpfen würde.“

Mit diesen Worten war Boris an den Blader herangetreten. Sein Mitarbeiter hatte wirklich ganze Arbeit mit den Tickets geleistet. Zum einen weil er selbst nicht wusste, wo genau er die Jungs hingeschickt hatte und zum anderen weil er sie überzeugend weitergeleitet hatte.

„War es klug den Flug so früh losgehen zu lassen? Ich meine was wenn sie es wieder irgendwie schaffen zurück zukommen?“

„Dafür müssten sie die Einheimische Sprache kennen und mit ihrem Geld kommen sie an dem Ort auch nicht weiter. Doch selbst wenn sie es irgendwie schaffen, was dann? Spätestens jetzt müssen sie erkannt haben, dass sie keinem mehr Vertrauen können und dass sie nichts tun können ohne die Dinge zu hinterfragen.“

Das war der erste Schritt zur Paraneuer. Und auch wenn die Blitzkrieg Boys durchaus einen Grund hatte, so war es kein Verhalten welches in dieser Welt akzeptiert wurde. Es würde den Jungs früher oder später das Genick brechen. Doch fürs erste hieß es abwarten. Er war ja mal gespannt, wie schnell sich sein ehemaliges Team aus ihrer Lage befreien konnte, denn er bezweifelte, dass sie ihm den Gefallen taten und dort verschollen gingen. Zumal er seinen Hauptplan noch nicht umsetzten konnte und er würde gerne deren Gesicht sehen, wenn sie diesen erkannten.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Frustriert ließ sich Bryan zurückfallen und auch Spencer machten einen leicht säuerlichen Eindruck, als die Würfel auf dem Boden zum Stehen kamen. Jeder hatte zwar etwas Glück verdient, doch das hier war definitiv was anderes.

„Jetzt reicht’s! Du schummelst doch.“

„Es sind deine Würfel! Wie soll ich da schummeln.“

„Keine Ahnung, aber so viel Glück kann kein Mensch haben.“

Bei diesen Worten sah Bryan nur missbilligend zu den fünf Würfeln. Kai hatte nur einen Wurf gebrauch um insgesamt 30 Punkte zu bekommen. Das ging doch niemals mit rechten Dingen zu nicht beim ersten Mal.

„Und ist euch beim Spielen eine Idee gekommen wie wir aus dem Schlammassel hier rauskommen.“

Mit diesen Worten hatte sich Tala zu ihnen gesellt. Ohne den anderen einen Blick zu würdigen hatte er sich einen der Würfel geschnappt und ließ ihn geschickt durch seine Finger gleiten, während er sich zwischen Kai und Bryan auf dem Boden setzte.

„Solange wir nicht in der Lage sind uns zu verständigen, sehe ich da schwarz.“

Missmutig blickte Spencer zu dem einzigen Flughafenangestellten, der noch im Dienst war. Soweit er das mitbekommen hatte gab es zwei doch der andere war Spurlos verschwunden.

„Sag mal Kai, ich dachte du könntest Chinesisch.“

„Schön wär’s.“

„Und wenn wir einfach deinen Nachnamen ins Spiel bringen…“

„Mach das und wir werden massakriert. Voltaire mag zwar in einigen Ländern ein einflussreicher Mann sein, aber hier ist es schon ein Frevel dessen Namen überhaupt in den Mund zu nehmen.“

Voltaire hatte sich in China nicht gerade beliebt gemacht. Zwar wusste Kai nicht was genau vorgefallen war, nur dass es soweit ging, um dafür zu sorgen dass sein Großvater nie wieder einen Fuß in dieses Land gesetzt hatte.
 

Vielleicht hätte er in diesem Punkt besser aufpassen sollen, doch dafür war es jetzt zu spät. Allerdings war es durchaus sinnvoll sich erst einmal bedeckt zu halten. Sicher war sicher.

„Was für eine glückliche Fügung.“

Bevor noch einer etwas zu diesem Thema sagen konnte kam Ian auf einmal auf sie zu gerannt. Er war sichtlich außer Atem, doch das breite Grinsen auf seinem Gesicht zeigte deutlich, dass er ihre derzeitige Situation nicht mehr so hoffnungslos sah.

„Ich hab uns was mitgebracht.“

Stolz präsentierte er den anderen ein paar Münzen. Es waren nicht viel aber möglicherweise genug um einen Telefonanruf zu führen.

„Woher hast du die?“

„Ich hab mich zum Deppen gemacht, ein paar Trägerdienste verrichtet und gebettelt. Aber das war es wert, zumindest dann wenn wir hier wegkommen.“

Mit diesen Worten überreichte er Tala die Münzen, welcher sie nur skeptisch betrachtete. Es war nicht viel was Ian zusammengesammelt hatte, doch möglicherweise reichte es für ein 15 Minuten Gespräch und das war alles was sie brauchten.

„Na dann. Auf ein Neues.“

Entschlossen schloss Tala die Hand um die Münzen und stand auf. Auch die anderen räumten ihre Sachen zusammen und folgten dem rothaarigen zum Münztelefon.

„Gut wo rufen wir am besten an.“

„Am besten wäre es wenn wir Dickenson direkt erreichen können, doch das bezweifle ich. Demnach wenden wir uns an die zweite Möglichkeit. Die BBA Zentrale in China.“

„Und die Nummer.“

Ohne lange nachzudenken griff Kai bei Talas Worten in die Hosentasche und zog einen kleinen Zettel hervor. Für einen Moment blickte er auf das geschriebene, bevor er ihn Tala reichte. In diesem Punkt war Kai gut vorbereitet. Es konnte ja immer sein, dass etwas dazwischen kam oder diese etwas für sie regeln musste.

Mit diesen Gedanken überflog er die Nummer, bevor er sie eingab und wartete. Allerdings tat sich auch nach zwei Minuten nichts. Frustriert beendete er das Gespräch, damit nicht das gesamte Geld, welches Ian gesammelt hatte draufging.

„Verdammt. Da will man einmal etwas von der BBA und dann geht keiner ran.“

„Damit ist unsere letzte Hoffnung wohl dahin.“

„Nicht ganz, Bryan. Wie spät ist es gerade.“

„Viertel nach sechs!“

„Eventuell…rein theoretisch brauchen wir nur jemanden, der dem Kerl dahinten unser Problem schildern kann, richtig?“

„Schon, aber wie willst du das bewerkstelligen, wenn du die Sprache nicht kannst?“

Für einen Moment schien Kai zu überlegen, doch dann riss er Tala den Hörer aus der Hand und wählte eine andere Nummer. Es dauerte eine Zeit lang, doch dann wurde der Anruf endlich angenommen.

„Guten Tag, ich würde gerne mit dem Teamcaptain der White Tiger reden…ja ich warte….“

„Du rufst bei den White Tigern an? Bist du bescheuert?“

„Halt einfach den Mund…das war nicht an dich gerichtet Ray…hör mal dass mag jetzt ziemlich verrückt klingen und ich hab gerade auch keine Zeit dir alles zu erklären. Deshalb hör bitte einfach nur zu. Bei unseren Flugtickets hat sich ein Fehler eingeschlichen…“

„Von wegen Fehler, das war von Boris geplant und das weißt du ganz genau, Hiwatari.“

„Nicht jetzt, Tala… Fazit ist jedenfalls dass wir auf einem altmodischen Flugplatz irgendwo in China festsitzen und nicht wissen wie wir hier wieder wegkommen sollen…“

Für einen Moment schien Kai Ray zuzuhören. Die ganze Sache war ihm sichtlich unangenehm und Tala konnte sich gut vorstellen, dass dieser froh war dem anderen nicht direkt gegenüber zu stehen.

„…es würde uns schon reichen, wenn du für uns übersetzen könntest…gut dann reich ich dich mal weiter.“

Mit diesen Worten übergab Kai den Hörer an den Flughafenangestellten, den Bryan gerade gewaltsam her geschleift hatte. Sichtlich verstimmt nahm dieser den Hörer entgegen und ließ sich nach einiger Zeit dennoch auf das Gespräch ein.
 

Erst nach geschlagenen 2 Minuten reichte er Kai den Hörer zurück und verschwand.

„Bitte sag mir, dass du Erfolg hattest...wo sind wir?...Nichts für ungut, aber für Länderkunde fehlt mir gerade die Motivation. Also wieso sagst du nicht einfach, dass wir mitten im Niemandsland sind, dafür brauche ich nämlich keine Geografiekenntnisse...“

Bei diesem Kommentar sahen sich die anderen Anwesenden verwundert an. Solche Kommentare brachte Kai eigentlich nur wenn er von irgendetwas ablenken wollte und in diesem Fall war es wahrscheinlich dass er nicht offenbaren wollte, dass er selbst mit der Gesamtsituation überfordert war.

„…21 Stunden…das soll doch wohl ein Witz sein…schon gut, sag mir wenigstens dass der Typ Kreditkarten akzeptiert…oh natürlich haben wir Bargeld. Japanische Yen und Russische Rubel, such dir was aus, denn beides ist hier ziemlich wertlos…ich bin ruhig, denn wenn ich es nicht wäre hätten wir diesen Ort schon in eine Ruine verwandelt, das nächste zur Verfügung stehende Flugzeug gekaperte und wären auf den Weg nach Hong Kong oder wo auch immer die nächste Runde stattfindet.“

„Wieso hast du diesen Vorschlag eigentlich nicht vor drei Stunden gebracht, dann wären wir hier schon weg.“

„Nicht mit dir als Pilot, Bryan. Dass kannst du dir mal schön wieder abschminken. Eher lasse ich Spencer fliegen.“

„Ja und dann bringt ihr drei mich um, weil ich eine Bruchlandung hinlege. Das könnt ihr mal schön wieder vergessen, Tala.“

Kai versuchte währenddessen den kurzen Streit der anderen zu ignorieren und wendete sich wieder dem Telefon mit Ray zu.

„…gut zurück zu der Flugzeughaltestelle auf der wir uns befinden…“

Kai weigerte sich partout diesen Ort als Flughafen zu titulieren, dass hatte er nämlich nicht im geringsten verdient.

„…wie weit sind wir von der Turnierarena entfernt…doch, wenn es uns schneller ans Ziel bringt dann schon…“

Das war kein Spaß. Bevor sie hier rumsaßen und sich die Beine in den Bauch standen würden sie auch laufen. Das Problem war nur, dass sie ersten nicht wussten wohin und zweitens keine Ahnung hatten wie lange sie brauchen würden. Aus diesem Grund war er auch froh, dass Ray ihn davon abhielt.

„…Oh keine Sorge wir werden es uns hier auf der nicht existierenden Straße gemütlich machen…Danke.“

Den letzten Teil fügte er im Nachhinein dazu, da er es für angemessen hielt. Immerhin konnte Ray ja nichts für ihre Situation. Nun hieß es für sie allerdings abwarten und hoffen, dass sie hier sobald wie möglich wegkamen.
 

- Bei Ray einige Minuten vorher -
 

Er war mitten im Match, als ein Wartungsangestellter zu ihnen kam und ihm von dem Anruf in Kenntnis setzte. Im ersten Augenblick wollte er sagen, dass er keine Zeit hatte, doch dann nahm er das Telefon doch entgegen. Doch die Worte die er als erstes vernahm waren alles andere als freundlich.

„Hey, wenn du mich angerufen hast um mir das zu sagen, dann lege ich gleich wieder auf!“

Doch die nachfolgenden Worte ließen ihn diese Worte vergessen. Zumal Kai gerade ziemlichen Stress mit seinem Teampartner hatte. Zumindest hörte es sich verdammt danach an. Das war auch der Grund wieso er Kais Aufforderung ohne Gegenwehr Folge leistete. Zumal er eh nicht wusste wie er auf das ganze reagieren sollte.

„Und was kann ich jetzt für euch tun…klar kein Problem, mach ich….“

Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis er dem Angestellten das wiedergegeben hatte, was Kai ihm auf die Schnelle gesagt hatte. Nicht weil er diesen nicht verstand, sondern weil dieser felsenfest davon überzeugt war, dass er nur für Spencer eine Telefonnummer rausbekommen sollte. Aus diesem Grund war dieser auch dementsprechend verbohrt. Er wollte nicht mal ansatzweise wissen, wie es zu diesem Missverständnis gekommen war. Als jedoch alles geklärt war, war er heilfroh, als Kai das Gespräch weiterführte.

„Ihr seid auf dem Jinchu Flugplatz…der ist in der Nähe von…“

Weiter kam Ray nicht, da sein Gesprächspartner sofort abblockte. Und auch wenn er wusste, dass Kai die Situation verdammt ernst war konnte er nicht anders als leicht zu schmunzeln. Er kannte den Flugplatz auch nur, weil er in den lokalen Medien öfters erwähnt wurde. Allerdings nicht im positiven Sinne, sondern einfach nur weil die Chinesische Regierung ihn dicht machen wollte.

„Gut, ihr seid mitten im nirgendwo. Und dass wirkt sich auch auf die Flugzeiten aus. Der nächste Flug startet in ungefähr 21 Stunden…ich würde dir gerne etwas anderes sagen, aber es ist nun mal so…“

In diesem Moment wusste Ray nicht, wem das Telefonat am unangenehmsten war. Ihm weil er eine schlechte Nachricht nach der anderen weitergeben musste oder Kai. Für ihn stand nur eines fest er redete lieber mit diesem als mit Tala.

„Wie Kreditkarte? Habt ihr kein Bargeld?“

Im Nachhinein hätte er sich diesen Satz verkneifen sollen. Er selbst wechselte sein Geld immer in der BBA Zentrale, von daher war das kein großes Problem. Würde er von jetzt auf gleich in einer völlig fremden Umgebung stehen würde es ihm genauso gehen wie den fünfen.
 

Der einzige Unterschied war, dass er überhaupt keine Kreditkarten besaß. In dem Punkt hatte ihm Kai wirklich was voraus. Was ihm allerdings in diesem Fall auch nichts nützte.

„…ist ja gut, bleib ruhig…“

Bei der Antwort die er erhielt konnte er nicht anders als ein nervöses Lachen herauszubringen. Besonders nachdem auch die anderen im Hintergrund ihren Senf dazugegeben hatten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wozu die fünf fähig waren, wenn ihnen mal komplett die Sicherung durchbrannte. Die Erfahrung mit Bryan hatte ihm schon gereicht.

„…Wie weit? Ihr habt doch nicht vor den ganzen Weg nach Hong Kong zu laufen, oder?“

Allein der Gedanke schockte Ray. Er wusste, dass die Blitzkrieg Boys stur waren, aber das war Selbstmord. Allerdings zeigte das deutlich, dass sie keinen Schimmer hatten wo in China sie genau gelandet waren.

„…wird es nicht! Bleibt einfach in der Nähe, ich kümmere mich um die Sache aber das kann etwas dauern. Vielleicht solltet ihr euch bis dahin irgendwo einquartieren und….“

Abrupt stoppte Ray seinen Satz. Er war manchmal auch einfach zu dämlich. Dort wo die fünf waren gab es weit und breit nichts und ohne Geld schon mal gar nicht.

„Kein Thema, wir sehen uns dann beim Turnier.“

Mit diesen letzten Worten legte er auf. Erst jetzt merkte er, dass Mariah ihm einen beleidigten Blick zuwarf.

„Sorry, aber ich muss was erledigen.“

„Kai ruft an und du springst? Das ist doch nicht dein ernst.“

„Hör zu, Mariah. Dass sie mitten in der Walachei sitzen ist nicht ihre Schuld und bevor ich das ausnutze um zu gewinnen steige ich freiwillig aus dem Turnier aus. Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich möchte meine Kämpfe fair gewinnen.“

Ohne weiter auf Mariah zu achten, stürmte Ray aus der Trainingshalle. Er musste Mr. Dickenson davon erzählen, doch als er in die BBA Zentrale kam, war dieser noch nicht da.

„Stanley ist was dazwischen gekommen. Er wird erst morgen Nachmittag zum Beginn der nächsten Runde hier eintreffen. Aber wenn du willst kann ich dir weiterhelfen.“

Für einen Moment überlegte Ray, ob er seinen gegenüber und dessen Begleiter wirklich ins vertrauen ziehen sollte, doch dann fasste er einen Entschluss. Wenn er auf Dickenson wartete, würden die Blitzkrieg Boys die nächste Runde verpassen und dass wollte er nicht. Aus diesem Grund holte er noch einmal tief Luft bevor er den beiden alles erzählte was er wusste. Wahrscheinlich würde Kai nicht begeistert sein, doch damit musste dieser Leben. Hauptsache war, dass die fünf schnell von diesem Ort wegkamen.
 

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Gefährliches Doppel

Kapitel 14: Gefährliches Doppel
 

Ein heißer Wind fegte durch die Landschaft. Der Ort war wie ausgestorben und kein einziger Mensch bewegte sich in der brennenden Mittagssonne. Lediglich fünf Personen lagen mit den Köpfen auf ihren Taschen mitten in der Sonne. Ihre Augen waren geschlossen und ohne sich zu rühren lauschten sie den leisen Klängen ihrer Blades, die um sie herum im staubigem Sand herumfegten und die Luft um sie herum wenigstens etwas aufwirbelten. Am Anfang hatten sie noch versucht die Kräfte von Wolborg und Seaborg zu nutzen um sich etwas abzukühlen, doch mit der Zeit hatten die beiden Blader keine Kraft mehr ihre Spezialattacken einzusetzen.

„Und du bist dir sicher, dass Ray was unternimmt?“

„Zum hundertsten Mal, wenn ich mir bei jemandem sicher bin dann bei ihm.“

„Ich meine ja nur, immerhin treten wir gegen sein Team an und….“

„Tala es reicht, wie oft soll ich es noch sagen, er gehört nicht zu jenen, die so etwas ausnutzen würden.“

Tala gab bei dieser Erwiderung nur einen verächtlichen Laut von sich. Ihm setzte die ganze Situation einfach zu sehr zu, als dass er sich auf Kais Worte verlassen konnte. Das schlimmste war, dass er sich mit jeder weiteren Minute mehr wie ein gerupftes Huhn im Ofen fühlte. Es war einfach viel zu heiß, allerdings hatten sie bitter feststellen müssen, dass es ihnen auch im Schatten nicht wirklich besser ging. Zumal der einzige schattige Platz in dem kleinen Häuschen war, in das sich der Angestellte des Flugplatzes zurückgezogen hatte. Sprich sie hatten keinen Zugang und durften sich mit der brennenden Sonne herumschlagen.
 

Und er war nicht der einzige. Auch sein Team war nicht gerade auf Hochtouren und sogar Kai der sich selten von äußeren Einflüssen beeinflussen ließ, hatte sichtlich mit den Temperaturen zu kämpfen. Zwar ließ er sich äußerlich nichts anmerken, doch sein Blade geriet des Öfteren aus der Balance und Tala war sich sicher, dass er früher oder später seinen letzten Spinn verlieren würde. Allerdings wäre er nicht der erste, denn mittlerweile lag Bryans Blade bewegungslos auf dem Boden und auch sein eigener schwankte unnachgiebig. Es war ein Trauerspiel. Doch gerade als er seinen Blade zu sich gerufen hatte um ihn neu zu starten legte sich ein leichter Schatten über sie. Zuerst erwartete er eine Wolke, doch das dröhnen von Turbinen erzählte ihnen eine andere Wahrheit.

„Nur ein blödes Flugzeug.“

Das war jetzt das 4 innerhalb von 20 Stunden und sie mussten immer noch einige Minuten ausharren. Das fatale war nur, dass sie nicht wussten, ob sie in dem Flieger überhaupt mitfliegen durften, oder noch mal 21 Stunden oder länger hier herumliegen mussten. Nachdenklich betrachtete Tala bei diesen Gedanken seinen Blade. Es wäre so einfach. Sie brauchten nur in das Flugzeug reinzusteigen und den Piloten dazu zu zwingen loszufliegen. Früher als sie noch Boris Marionetten waren hätten sie es wahrscheinlich gemacht doch heute. Sie waren nicht mehr die, die sie vor 3 Jahren waren. Zudem zahlten sich solche Aktionen nicht aus. Die Sache mit dem Auto war ihnen ja schon um die Ohren geflogen.
 

- Flashback -
 

Die Gruppe war gerade angekommen und wollte sich eigentlich von der letzten Runde und Boris Hinterhältigen Aktion gegen sie erholen, doch da machte ihnen der Hausherr einen Strich durch die Rechnung.

„Kai!“

Innerlich zuckte die Gruppe zusammen, ließen sich jedoch äußerlich nichts anmerken. Dennoch war allen klar, dass es Ärger geben würde. Manchmal hatte Tala das Gefühl, dass Voltaire seinen Enkel mit Absicht ignorierte. Aus diesem Grund war es auch so unerwartet, dass dieser nun das Gespräch mit seinem Enkel suchte. Das konnte nur bedeuten, dass dieser irgendetwas falsch gemacht hatte, doch der Jüngere schien diese Reaktion nicht im Geringsten zu verstehen. Dementsprechend viel auch dessen missmutiger Kommentar aus.

„Ich hab nichts getan.“

„Dann sag dir der Name Arthur Jensen also nichts?“

„Nie gehört.“

Das war nicht mal gelogen. Sie hatten diesen Namen nie zuvor gehört und wenn, so war es keine eindrucksvolle Begegnung.

„Dann helfe ich deinem Gedächtnis mal etwas auf die Sprünge. Diese Mann behauptet, dass ihr ihn am helligstem Tag auf verlassener Straße überfallen habt.“

„Oh verdammt das Auto!“

Spencer konnte nicht anders. Der Wagen war ihm nach der erfolgreichen Runde komplett entfallen, wahrscheinlich weil dieser nicht mehr vor dem BBA Eingang gestanden hatte. Zumindest vermutete er das, denn sonst wären sie vermutlich darüber gestolpert. Dank Tala konnte er ja nicht mal mehr sagen, ob einer der anderen den Wagen abgeschlossen hatte oder ob sie ihn einfach mit steckendem Schlüssel zurückgelassen hatte.

„Das Auto, genau. Und sein Besitzer möchte es gerne wieder haben.“

„Das dürfte schwer werden!“

Den Spruch konnte Bryan nicht für sich behalten. Mittlerweile war auch ihm derselbe Gedanke gekommen wie Spencer. Zwar ging zu dem Zeitpunkt alles sehr schnell, doch über eine Tatsache war er sich bewusst. Er selbst hatte sich nicht mal die Mühe gegeben die Tür auf der Beifahrerseite zu schließen. Aus diesem Grund würde er sagen, das ein Dieb der eine solche Einladung nicht annahm ein Idiot war.
 

Allerdings schien sich Voltaire nicht mit Bryans Kommentar zufrieden zu geben. Allein der finstere Blick, sagte deutlich, dass das Thema damit nicht beendet war. Eine Tatsache, die auch die Blitzkrieg Boys und vor allem Kai, sofort erkennen konnten.

„Wir haben es vor der Turnierarena geparkt. Keine Ahnung was daraus geworden ist.“

„Und der Schlüssel?“

„Wahrscheinlich im Zündschloss!“

Kai sprach diese Worte zwar aus, doch eigentlich war es nur ein flüchtiger Gedanke und kein Kommentar, der als Erwiderung gedacht war. Allerdings reichte es dennoch als Antwort, zumindest für jene die weiter denken konnten.

„Du hast einem Fremden ein Auto abgenommen und es dir dann stehlen lassen?“

„Es muss nicht zwangsläufig gestohlen worden sein. Vielleicht wurde es auch Abgeschleppt, immerhin standen wir im Halteverbot.“

Eigentlich wollte Spencer seinem Teampartner mit diesem Kommentar nur helfen, doch dessen Großvater schien nicht im Geringsten auf ihn zu achten. Natürlich hörte er seinen Einwand, doch dessen Aufmerksamkeit war einzig und allein auf seinen Enkel gerichtet und dass war Kai durchaus bewusst.

„Wir hatten es halt eilig.“

„Das ist ein Grund aber keine Entschuldigung. Du kannst nur froh sein dass der Mann von Anfang an zu mir wollte und nebenbei nicht nachtragend war, ansonsten hättest du jetzt richtige Probleme.“

In dem Punkt konnte sie Voltaire nur zustimmen. Eine Anzeige war so ziemlich das letzte was sie jetzt brauchten. Aus diesem Grund war es wirklich ein glücklicher Zufall, dass dieser an Voltaire geraten war. Wobei das eher auf vier von ihnen zutraf. Kai hingegen hatte seine persönlichen Konsequenzen zu tragen. Und zumindest Tala war sich nicht sicher, ob diese nicht für den Jüngeren noch schlimmer waren.

„Aber eines schwöre ich dir noch so eine Aktion und du kannst zusehen, wie du mit den Konsequenzen fertig wirst. Noch einmal werde ich mich nicht einmischen.“

Und damit war das Thema beendet. Keiner von ihnen hatte gewagt irgendetwas zu erwidern, selbst Kai hatte sich solange auf die Zunge gebissen, bis sein Großvater den Raum verlassen hatte.
 

- Flashback ende -
 

Voltaire war an diesem Tag ziemlich geladen gewesen. Und insgeheim bezweifelte er, dass es nur an dem Autodiebstahl lag.

„Ihr scheint ja die Ruhe weg zu haben.“

„Was machen sie hier?“

Irritiert setzte sich Kai mühsam auf. Erst jetzt viel ihm auf wie sehr ihm die Temperatur zugesetzt hatte. Allerdings versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und auch die anderen folgten unbewusst seinem Beispiel.

„Euch abholen! Ray hat mir gesagt wo ihr seid.“

„Und Hiro hat sich todgelacht.“

„So ungefähr.“

Bruce sah keinen Sinn daran diesen Punkt zu leugnen. Immerhin war es so und er war sich sicher, dass die Blitzkrieg Boys diese Tatsache im späteren Verlauf des Turnieres noch mitbekamen.

„Also wie sieht es aus. Wollt ihr hier Wurzeln schlagen oder begleitet ihr mich zurück nach Hong kong.“

„Nur wenn sie uns versichern, dass wir nicht wieder in Timbuktu landen.“

„Keine Sorge, ich hatte geplant bis zum Beginn der nächsten Runde bei meinem Team zu sein, da bleibt keine Zeit für einen Abstecher nach Afrika.“

Eigentlich sollte es nur ein Scherz sein doch anhand der Blicke, die er erhielt merkte er sofort, dass die fünf nicht wirklich auf Spaß aufgelegt waren.

„Jetzt kommt schon, sonst fliegt der Flieger noch ohne uns.“

Das war Anreiz genug für die fünf nachzugeben. Sie hatten wirklich keine Lust weiter hier rumzuliegen. Wie selbstverständlich sammelten sie schnell ihre Sachen ein. Allerdings war ihnen anzusehen, dass ihnen die Hitze nicht gut bekommen war. Kein Wunder, momentan war es hier unerträglich heiß. Selbst er sehnte sich nach einer Klimaanlage und dabei war er erst seit einigen Minuten hier draußen.

„Hier, ihr solltet was trinken, bevor noch einer von euch umkippt.“

Mit diesen Worten hatte er seinen Rucksack geöffnet und reichte den einzelnen eine Wasserflasche, die er vorsorglich eingesteckt hatte.

Im ersten Moment sahen die Jungs ihn skeptisch an, doch dann nahmen sie ihm die Wasserflaschen ab. Auch wenn keiner von ihnen etwas sagte war Bruce sich sicher, dass diese froh waren endlich hier wegzukommen. Ursprünglich hatte er ja vorgehabt die Jungs zu fragen, was genau passiert war, doch er hatte es sich anders überlegt. Die Blitzkrieg Boys wirkten so als könnten sie etwas ruhe brauchen, insbesondere deshalb, weil sie nicht mehr viel Zeit hatten bis die nächste Runde begann. Wahrscheinlich konnte sie gleich vom Flugzeug in den Bus umsteigen und Richtung Turnierarena fahren. Ohne viel Zeit zu verschwenden überreichte er dem Flugplatzangestellten einen Umschlag. Ray hatte im Vorfeld für ihn einen Brief geschrieben, damit er sich nicht erst mit diesem herumschlagen musste. Aus diesem Grund saßen alle zwei Minuten später im Flugzeug.

„Sagt mal bin ich wirklich so rot im Gesicht, oder liegt das am Fenster?“

„Ich würde mal auf Sonnenbrand tippen.“

Der Sonnenbrand war definitiv nicht mehr zu leugnen und die anderen waren sich sicher, dass Bryan spätestens am Abend noch schlimmer aussehen würde.

„Das wird Boris büßen.“

„Lass es, sonst sperrt dich Dickenson auch noch für die nächste Runde.“

„Also lassen wir uns seine Gemeinheiten einfach so gefallen.“

„Halt dich einfach zurück. Irgendwann stehen wir seinem Team gegenüber und dann zahlen wir ihm alles Stück für Stück zurück. Doch bis dahin halt die Hände still.“

Das war alles was Tala dazu sagte, bevor er sich in den Sitz neben Bryan fallen ließ. Und damit war das Thema auch erledigt.
 

Den gesamten weiteren Flug sagte keiner der fünf irgendetwas. Kai hatte sich mit geschlossenen Augen zurückgelehnt ob dieser schlief oder einfach nur entspannte konnte Bruce beim besten Willen nicht sagen. Derweil schien Tala sich in seine eigenen Gedanken zurückgezogen zu haben und auch die anderen schienen nicht gerade auf ein Gespräch aus zu sein. Am liebsten hätte Bruce mehr über die gesamte Sache erfahren, doch er besann sich eines Besseren. So fertig hatte er die einzelnen Blader aus dem Team noch nie gesehen, weshalb er ihnen die Zeit gab die sie brauchten um sich von den letzten Stunden zu erholen. Erst als der Flieger nach einigen Stunden zur Landung ansetzte kam wieder Leben in die Jungs.

„So Endhaltestelle, jetzt kommt hoch. Ihr habt genug gefaulenzt.“

Fast schon erwartete Bruce, dass irgendwer Tala empört anfauchen würde, doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, ohne jegliche Widerworte setzten sich die Jungs aufrecht hin. Das Flugzeug war kaum zum Stehen gekommen, da waren die fünf auch schon wieder auf den Beinen und bereit sich jeder kommenden Herausforderung zu stellen. Eine Tatsache, die Bruce doch etwas überraschte. Er wusste, dass er an deren Stelle zu erschlagen gewesen wäre als dass er auch nur einen Schritt hätte gehen können.

„Ihr müsst jetzt nicht hetzen, der Bus wartet.“

Zumindest war Bruce davon überzeugt, immerhin hatte er vorsorglich bei einem der BBA Angestellten Bescheid gesagt. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie den Bus verpassen würden. Zu seiner eigenen Überraschung schienen die Blitzkrieg Boys kurz inne zu halten. Es war durchaus möglich, dass die Jungs immer noch leicht angeschlagen waren und nur versuchten diese Tatsache zu überspielen. Zutrauen würde er es ihnen auf jeden Fall. Auch wagte er zu bezweifeln, dass Bryan den Sonnenbrand so locker wegsteckte. Immerhin leuchtete dessen Gesicht knallrot und er wusste aus Erfahrung wie schmerzhaft ein solcher Sonnenbrand sein konnte.
 

Aus diesem Grund war er sichtlich irritiert, dass dieser kein Wort darüber verlor.

„Sind sie sich sicher?“

Die Frage traf ihn sichtlich unvorbereitet, weshalb er einige Sekunden brauchte um zu wissen worauf Tala hinaus wollte. Doch dann besann er sich wieder der Gegenwart.

„Ich bin mir sicher.“

„Gut.“

Bruce konnte sich in dem Moment nicht wirklich helfen. Tala wirkte alles andere als überzeugt und für einen Moment schien es so als würde er Abwegen müssen ob er seinen Worten glauben sollte oder nicht. Und nachdem was er beobachtete schien Tala sich dazu entschieden zu haben seiner Versicherung zu vertrauen. Doch nach einigen weiteren Minuten musste er feststellen, dass er sich in diesem Punkt geirrt hatte. Eine Tatsache die er nicht verstehen konnte, immerhin hatte er doch extra Bescheid gegeben.

„Scheinbar hat der Bus doch nicht gewartet!“

Talas Worte klangen verbittert, doch nachdem was alles passiert war, konnte er nur noch ungläubig den Kopf schütteln.

„Hör auf zu reden, dann schaffen wir es eventuell bis zu unserem ersten Match.“

„Weißt du was, Hiwatari. DU hast einen Vollknall! Ein normaler Mensch würde in deinem Fall seine Kräfte schonen, aber du powerst dich erst mal richtig schön aus.“

„Hast du ‘ne bessere Idee?“

„Nein. Trotzdem. Es ist bekloppt.“

„Jetzt kommt mal wieder runter. Wir nehmen den Leihwagen.“

„Wie? Welchen Leihwagen?“

Für einen Moment konnte Tala nicht anders, als den Sprecher verwirrt nachzublicken, doch dann schüttelte er abermals den Kopf. Er wusste nicht ob er froh über diese Wendung sein sollte, oder nicht.
 

Eines stand jedenfalls fest. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Tyson Vater ihnen gegenüber so zuvorkommend war. Das Ganze war nicht nur ungewohnt, sondern auch im höchsten Maße unangenehm. Er hasste es jemanden etwas schuldig zu sein und wenn das ganze so weiter ging würde er am Ende des Turniers keinen Überblick mehr darüber haben wem er jetzt was schuldete.

„Kai, lass uns die White Tiger schnell fertig machen. Ich habe keine Lust etwas zu tun, was ich hinterher bereue.“

„Du meinst wie bei Julia.“

„Das mit Julia war harmlos.“

Obwohl er da auch für kurze Zeit die Nerven verloren hatte. Er wollte Boris zeigen, dass es ein Fehler war sich mit ihnen anzulegen, doch scheinbar hatte das nicht den gewünschten Effekt gehabt.

„Wie du meinst. Aber ich denke wir sollten das während der Fahrt besprechen!“

Und das taten sie. Es kümmerte sie nicht, dass Bruce alles mitbekam. Zumindest nicht in diesem spezielle Fall. Ihre Gegner waren die White Tiger und nicht die New Battalions. Dem zur Folge waren sie auf der sicheren Seite. Allerdings war die Fahrt trotz allem zu kurz um eine endgültige Entscheidung zu treffen.

„Da seid ihr ja. Ich dachte schon es wäre was schief gegangen.“

„Glaub mir Ray, es ist mehr schiefgegangen als du glaubst.“

Gerade als Ray etwas erwidern wollte, erblickte er Bryan. Doch was er sah ließ ihn völlig verdattert nach Worten ringen. Allerdings blieb sein Blick nicht unbemerkt, so dass Bryan sich gezwungen fühlte ihn anzublaffen.

„Ist was?“

Noch ehe Ray etwas auf diese Frage erwidern konnte hatte sich Kai schon eingemischt, der nur einen gefährlichen Blick an seinen Teampartner richtete, ehe er sich zu ihm umwandte.

„Ignorier ihn, er hat zu viel Sonne getankt! Aber ansonsten geht’s uns bestens. Du musst also keine Rücksicht nehmen.“

„Gut zu wissen. Dann sehen wir uns gleich in der Arena.“

Mit diesen Worten wendete Ray ihnen den Rücken zu. Kai hatte ihm in seiner üblichen Art gesagt was er wissen wollte und dass allein zeigte, dass ihm ein harter Kampf bevorstehen würde. Wäre es anders gewesen, hätte er sich dafür stark gemacht, dass die Matches zwischen seinem Team und den Blitzkrieg Boys als letztes ausgetragen wurden. Doch er war erleichtert, dass das nicht nötig war.
 

Auch die Blitzkrieg Boys verschwendeten nicht mehr viel Zeit. Aus diesem Grund schickten sie Bryan zu Dickenson um ihre Teamaufstellung abzugeben, während sie selbst Richtung Kampffeld gingen. Es dauerte nicht lange, bis ihre Teamaufstellung und die der White Tiger auf den zahlreichen Bildschirmen in der Arena auftauchten. In diesem Punkt war die BBA recht schnell. Doch am meisten verblüffte sie die Beyarena, die vor ihnen lag. Irritiert blickten die Blader auf die Kampfarena. Keiner wusste genau was sie von so einer Beyarena halten sollte. Im Zentrum befand sich eine relativ große Kampffläche, doch die restliche Arena wirkte wie ein Labyrinth. Es war nicht sehr eng, was bedeutete, dass sie ihre Blades mit Leichtigkeit um die Hindernisse herum kreiseln lassen konnten. Das Problem war jedoch, dass nicht jede Abzweigung zum Ziel führte. Es gab Sackgassen und auch die angeschrägte Arenenwand machte es zusätzlich schwer den Blade in diesem Areal fehlerfrei zu steuern.

„Jetzt würde ich auch gern auf Balance umstellen.“

In dieser Arena war es ein echter Vorteil, wenn die Blades auf Balance getrimmt waren. Und genau das traf auf Kai zu. Er würde sich mit dieser Arena super arrangieren können. Allerdings war auch Ray in dieser Hinsicht nicht untalentiert auch wenn dieser überwiegend auf Geschwindigkeit setzte. Doch vielleicht war das Rays großer Nachteil. Denn er konnte sich sehr gut vorstellen, dass man gegen die eine oder andere Wand bretterte, wenn man die Kurve zu schnell und vor allem zu eng nahm. Man konnte auf jedenfalls gespannt sein wie gut der schwarzhaarige in dieser Hinsicht war. Was Lee anging war sich Tala nicht so sicher. Im letzten Jahr war dieser nicht wirklich in der besten Verfassung, doch selbst wenn sich das mittlerweile verändert hatte so konnten sie immer noch Lees größten Schwachpunkt ausnutzen und das war dessen Impulsivität. Er und Kai mussten es nur richtig anstellen und schon würde dieser ihnen in die Falle laufen.

„Okay, seid ihr soweit?“

Ein letztes Mal sah er zu seinem Teampartner. Für einen Moment schien dieser nachdenklich, doch dann nahm er seine Kampfposition ein. Ein Zeichen, das ihm deutlich machte, dass sie bei ihrer Strategie bleiben würden. Sie hatten nur kurz bevor sie hier angekommen waren noch mal über ihre Vorgehensweise geredet und sich darauf geeinigt kurz vor Kampfbeginn die endgültige Entscheidung zu treffen. Es war riskant, doch die White Tiger X waren auch nicht ohne.
 

Doch das spielte jetzt alles keine Rolle mehr. Die Entscheidung war gefallen und nur dass und ihr Plan hatten noch eine Bedeutung in ihrem Kopf. Für mehr war kein Platz mehr, denn sie konnten es sich nicht leisten sich von irgendetwas ablenken zu lassen.

„Dann kann es losgehen…auf eure Positionen…3…“

Flüchtig huschte sein Blick über die Zuschauertribüne. Nach wem er genau Ausschau hielt wusste er nicht. Vielleicht nach Boris, es war ihm schon immer lieber gewesen wenn er wusste wo dieser sich befand. Obwohl, da meisten eh andere sich die Hände für diesen dreckig machten, nutzte es ihm eigentlich nicht wirklich was. Aber vielleicht hielt er auch Ausschau nach Emily, die in letzter Zeit ein genaueres Auge auf ihr Team geworfen hatte um dessen Schwachpunkte aufzuspüren. Doch er konnte auf die Schnelle keinen von beiden sehen.

„…2…“

Missmutig wendete er sich wieder von der Zuschauer Tribüne ab. Ein kurzer Seitenblick zu seinem Teampartner machte ihm deutlich, dass auch dieser sich kurz umgesehen hatte. Ein leichtes Nicken von dessen Seite reichte um ihm zu zeigen wo die beiden Personen an die er gerade unwillkürlich gedacht hatte, sich befanden. Beide hatten einen super Blick auf die Beyarena, was bedeutete, dass sie nichts von dem Kampf verpassen würden. Zu schade.

„…1…“

Ein letztes Mal atmete Tala tief durch. Er würde in dem Match keine Gelegenheit mehr dazu haben, dass konnte er jetzt schon sagen. Dennoch reichte dieser kurze Atemzug um seine Gedanken zu beruhigen. Er verbannte Boris, Emily und alles andere um ihn herum aus seinem Kopf. Für ihn gab es ab jetzt nur noch eine einzige Sache die Wichtig war und das war diese Match. Nichts anderes.

„…Let it rip!...“

Diese Worte kamen nicht nur von Jazzman, sondern auch von den Bladern selbst und schon flogen die Blades in Richtung Arena.
 

Im ersten Moment wirkten die vier Blades völlig synchron, da sie zur selben Zeit abgeschossen wurden, doch kaum hatten sie den Arenenboden erreicht, zerfiel die Synchronität und jeder Blade suchte sich seinen eigenen Weg durch die Arena. Kais Dranzer schoss wie ein Blitz an der schrägen Arenenwand entlang und wich den aufragenden Wänden dabei schon fast spielerisch aus. Tala hatte sich ins Zentrum zurück gezogen und wartete mit wachsamen Augen auf seine Gegner, während Lee und Ray ihn einfach nur umkreisten, es dabei jedoch nicht wagten sich zu Kai ins Labyrinth zu gesellen um ihn aus der Balance zu bringen. Woran das lag konnte Tala beim besten Willen nicht sagen, vielleicht wollten die beiden einfach solange abwarten, bis sie ihren ersten Move machten. Es war ihnen nicht zu verübeln, wenn man bedachte wie ihre letzten Matches ausgefallen waren und solange sie ihm nicht zu nahe kamen, konnte er damit leben. Zumal Kai so genug Zeit hatte das merkwürdige Labyrinthgebilde zu erforschen um die optimale Stelle für die Umsetzung ihres Planes zu finden. Sie mussten die White Tiger irgendwie festsetzen, denn ansonsten konnte deren Schnelligkeit in diesem Match zum Problem werden. Bei diesen Gedanken huschten seine Augen zu Dranzer. Der blaue Blade zog ungehindert seine Kreise um alle anderen herum ohne wirklich in der Lage zu sein etwas zu unternehmen, wenn es im Zentrum zum Showdown kam, doch plötzlich schien der blaue Blade erheblich an Geschwindigkeit zu verlieren, bevor er mehr als knapp die nächste Kurve anschnitt und dabei beinah die Kante der Labyrinthmauer rammte. Unwillkürlich schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf Talas Lippen. Sie hatten den perfekten Ort soeben gefunden.

„Los Wolborg, attacke.“

Das Zeitspiel hatte ein Ende nun war es Zeit den White Tiger einzuheizen, bevor sie das Ruder in die Hand nahmen.
 

Kaum hatte er angegriffen und Lee gegen die Labyrinthwand gestoßen, war Kais Blade schon an seiner Seite angelangt. Jederzeit bereit ihren Plan in die Tat umzusetzen. Mit gezielten Zusammenstößen drängte Talas Blade den von Lee in das Labyrinth. Ihr Glück war es, dass es nur vier Wege hinaus gab. Das erlaubte ihm den gegnerischen Blade geringfügig unter Kontrolle zu halten, während Kai Blades sein mögliches tat um dessen Teampartner in Schach zu halten. Der Kampf zwischen Kai und Ray nahm stetig an Intensität zu und Kai musste sich richtig anstrengen um Ray von dem Labyrinth fernzuhalten. Unnachgiebig drängte sein Blade den weißen seines Gegners zurück, jedoch stets darauf bedacht, dass dieser nicht einfach den Rückzug antrat und sich einen anderen Weg zu seinem Teampartner suchte. Erst als die nächste Abzweigung in bedrohliche Nähe kam ließ Kais Blade kurz von Rays ab und versperrte Lee den Weg hinaus.

„Hey, was soll das?“

Lee konnte nichts anderes tun als wütend mit den Zähnen zu knirschen und den Hindernisparcour weiter zu durchlaufen, wobei er ab und an gegen die eine oder andere Wanderhöhung knallte und dadurch erheblich an Schwung verlor. Ein Grund mehr um irritiert zu den Blades seiner Gegnern zu sehen. Talas war nicht so schnell wie er selbst, dafür kollidierte er aber auch nicht so oft mit den Wanderhöhungen. Aus diesem Grund veränderte sich der Abstand zwischen ihren Blades auch nicht, dennoch war der rothaarige ihm viel zu dicht auf den Fersen. Doch trotz dieser Beobachtung verstärkte sich sein ungutes Gefühl. Irgendetwas war hier faul und er bezweifelte nicht im Geringsten, dass Tala und Kai einen Plan hatten. Ansonsten hätte Kai ihm nicht den Weg versperrt und dasselbe schien auch Ray zu vermuten, da dessen Angriffe immer brutaler wurden.

„Los Dranzer, dräng ihn zurück.“

„Jetzt reicht’s aber.“

Mit diesen Worten schaffte es Ray irgendwie die Kraft aufzubringen Kais Blade zur Seite zu stoßen und sich den Weg frei zu räumen. Was er jedoch nicht bedacht hatte war, dass Kai damit gerechnet hatte. Völlig unerwartet schnitt Kais Blade eine scharfe Kurve nur um kurz darauf hinter Rays Blade zu gelangen und ihn in die von ihn gewollte Richtung zu stoßen.
 

Der Zusammenstoß verursachte, dass Ray nicht mehr Rechtzeitig abbremsen konnte und genau in den Blade seines Partners krachte. Ungewollt gerieten sie in einen Bereich, der nur einen einzigen Ausgang besaß, vor den sich Talas Blade sofort positionierte.

„Kai, jetzt“

Tala und Kai hatte die beiden Blades durch ihre geschickten Manövern in eine enge Sackgasse gedrängt, aus der sie nur nacheinander hinauskamen. Das erlaubte es Tala die beiden alleine zu behindern. Zwar würde er diese nicht lange alleine festsetzen können, aber zumindest lange genug um seinem Teampartner eine kurze Pause zu verschaffen, damit er seinen Zug machen konnte.

„Dranzer, Revers controll“

Mitten im Lauf blieben die Zahnräder im Blade stehen nur um sich kurz darauf in die entgegengesetzte Richtung zu drehen. Es war eine gewagte Taktig, da Kais Blade in diesem Moment völlig ungeschützt war. Die kleine Berührung würde ihn aus der Balance und damit auch aus dem Rennen werfen, doch der Jüngere hatte genug Erfahrung um das zu verhindern, zudem hielt Tala dessen Gegner von ihm fern. Zugegeben wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, den Blade von Beginn an in die entgegengesetzte Richtung kreiseln zu lassen, so wie sie es bei dem Kampf gegen die Garlands Team getan hatten. Allerdings hatten sie es hier nicht mit einem Laienteam zu tun. Die White Tiger wusste worauf es bei einem Teamkampf ankam und da war es ratsam auf Nummer sicher zu gehen. Zudem hatte Kai im Vorfeld durch seine harten Angriffe eine Menge Spinn verloren und den wollte er sich mit dieser Technik wiederholen.
 

Mit diesen Gedanken zog sich Tala zurück ins Zentrum der Arena zurück und ließ seinen Gegner die Gelegenheit aus ihrem Gefängnis auszubrechen, doch viel Zeit zum Erholen ließ er ihnen nicht.

„Novae Rog!“

Eisiger Wind zog auf und hüllte die gesamte Arena in einen weißen Nebel. Kais Blades hatte sich wohl weißlich im letzten Moment zurückgezogen um Tala zu erlauben die volle Macht seiner Attacke einzusetzen. Allerdings schienen die beiden auf diese Attacke gewartet zu haben. Es war knapp dennoch gelang es beide um Haares breite auszuweichen und nur die zahlreichen Wanderhöhungen, die nun mit einer weißen Eisschicht überzogen waren, waren Zeugen, dass es diese überhaupt gegeben hatte.

„Lee jetzt!“

Vor dem Kampf waren sie alle Informationen über die Blitzkrieg Boys und deren Kampftechniken durchgegangen, die sie hatten. Jede Stärke und Schwäche, welche sie jemals gezeigt hatten wurde aufgegriffen und analysiert. Die Daten, die Kenny und Emily seit Jahren gesammelt hatte waren in diesem Punkt eine riesen Hilfe gewesen. Daher wussten sie auch das Tala in der Zeit nach seinem Spezialangriff bis zu dem Punkt, wo er den Boden wieder berührte offen für Angriffe war. Er hatte keine Möglichkeit sich zu verteidigen und wenn sie diese Situation nicht für einen Angriff nutzten, dann war es ihre eigene Schuld, wenn sie verloren.

„Vergesst es. Dranzer. Fire Twist Attack.“

Kais Attacke schirmte Tala nicht nur vor dem bevorstehenden Kombiangriff der beiden Bladern ab, sondern sorgte gleichzeitig dafür, dass diese sich zurück in die Defensive flüchteten. Erst als sich der Feuersturm wieder verflüchtigte ließ sich Lee von seiner Wut getrieben zu einem Angriff verleiten.

„Das bekommst du zurück.“

Kai gab sich nicht mal die Mühe auszuweichen. Diese Art von Kämpfen war ihm durch die Trainingsmatches mit den anderen aus seinem Team mehr als vertraut. Im Grunde hätte er Lee von vornherein sagen können, dass sein Angriff ins Leere laufen würde. Nicht weil seine Verteidigung so gut war, sondern weil er Tala an seine Seite hatte. Und wie auf Kommando schoss dieser ohne Vorankündigung an ihm vorbei, schnitt eine scharfe Kurve und stieß Lees Blade aus dessen derzeitigen Angriffsbahn, sodass er die Arenenwand und nicht ihn erwischte.

„Oh schuldige. Wolltest du gerade angreifen?“

Bei diesen Worten schlich sich für einen Moment ein fieses Grinsen auf Talas Gesicht. Es war schon ironisch, dass sie im Teamkampf früher oder später immer wieder auf dieselbe alte Strategie zurückgriffen. In dem Punkt waren sie vorhersehbar. Sie brachten den Gegner dazu sich auf einen von ihnen zu konzentrieren, während der andere auf Abstand ging und nur in den kritischsten Momenten eingriff.
 

Diese Strategie diente einzig und allein dazu den Gegner zu verwirren und ihn in falscher Sicherheit zu wiegen. Zwar wusste er nicht mehr wie oder wann genau sie auf diesen Kampfstil gekommen waren, nur dass er ziemlich effektiv war. Nicht nur weil sie angriffen, wenn ihre Gegner die eigene Defensive vernachlässigten, sondern weil die unerwarteten Angriffe diese meist wütend machten und sie dazu verleiteten Fehler zu begehen. Und Talas provokative Sprüche beschleunigten diesen Prozess nur noch mehr.

„Wie kannst du ihm nur so in die Parade fahren.“

„Soll ich ihm das nächste Mal freie Bahn lassen?“

„Das hab ich nicht gesagt.“

„Dann lass uns einen Schlussstrich ziehen.“

„Mit dem größten Vergnügen. Dranzer.“

Der nächste Angriff würde heftig werden und so ungern er es zugab, so hatten er noch nicht herausgefunden wie sie die geplante Kombiattacke ausführen konnten, ohne hinterher von den Füßen gerissen zu werden. Feuer und Eis war nie eine gute Kombi, doch genau das würde ihnen den Sieg bringen und das waren die Schmerzen wert.

„Wolborg, Zeit zum Gegenschlag…“

Nun fing auch der Bitchip des weißen Blades an zu leuchten, während dieser mit dem seines Teampartners aufschloss. Die Blade waren sich so nah, dass nicht mal ein Stück Papier zwischen sie gepasst hätte. Durch die Tatsache, dass sich Kais Blade in die gegengesetzte Richtung drehte, war es ihnen möglich den kleinstmöglichen Abstand voneinander zu halten ohne dass sich die Angriffsringe in die Quere kamen. Zudem sorgte die gegensätzliche Rotation ihrer Blades für einen Geschwindigkeitsschub und genau das war das Geheimnis ihrer Attacke. Die Energie, die nach außen hin abgegeben wurde, wurde von dem anderen Blade aufgenommen, wodurch sich die Rotation beschleunigte.

„Freezing Fire.“

Die Technik an sich war recht simple, doch die Durchführung bedurfte eine Menge Konzentration, da der Angriff nur effektiv war, wenn sie wirklich im Einklang waren und dazu mussten ihre Blades so dicht wie möglich beieinander sein. Und genau in diesem Punkt kam das Problem. Waren sie zu dicht, würden die Angriffsringe kollidieren, waren sie zu weit entfernt, würde es keine Beschleunigung der Rotation geben. Besonders bei Kurven war dies eine Herausforderung, die sie jedoch aus ersichtlichen Gründen mieden.
 

Das nächste Problem war allerdings der Rückschlag. Einen, den sie bis jetzt nicht hundert Prozent gemeistert hatten. Der Angriff ließ einfach zu viel Energie frei, sogar mehr als sein Kampf gegen Tyson oder Garland. Die Schockwellen damals waren beeindruckend und hatten selbst ihn in die Knie gezwungen, doch zumindest konnte er sich einige Zeit auf den Beinen halten. Hier jedoch war es unmöglich. Weshalb auch sie umgerissen wurde. Allerdings ließ der Angriff eine riesige dunkle Staubwolke aufwirbeln, die keinen Blick auf die Blader freigab.

„Wir müssen dringend an der Landung feilen.“

Mit diesen Worten war Tala wieder aufgestanden und wedelte kurz etwas in der Luft herum, doch das änderte nicht wirklich viel. Erst nach einigen weiteren Sekunden hatte sich die Staubschicht wieder gelegt und ließ jeden das Ergebnis des Kampfes erkennen. Sichtlich zufrieden rief er seinen Blade zurück und ging mit Kai zu seinen restlichen Teammitgliedern. Allerdings schien zumindest Bryan, welcher mittlerweile wieder zu ihrem Team dazu gestoßen war, nicht besonders viel von der Technik zu halten.

„Wie oft wollt ihr vor der Menge eigentlich noch auf die Nase fliegen.“

„Solange es uns gefällt, Bryan. Außerdem hat es dieses Mal keiner gesehen.“

„Ihr wisst schon, dass man euch Verzweiflung vorwerfen könnte?“

„Die Attacke macht gute Laune, du solltest es mal probieren.“

„Ne, ich schlag meine Gegner lieber mit der altbewährten Methode. Ich stehe und sie fliegen.“

Bei Bryans Worte ließ auch Kai sich dazu herab sich zu äußern. Er wollte den älteren einfach in die Schranken weisen, denn ab und zu hatte dieser es verdient.

„Deshalb bist du ja auch für diese Runde gesperrt und nicht wir.“

„Sehr witzig, Hiwatari. Na dann leg los, Ian. Mariah wartet schon.“

Nach diesen Worten hörte man nur einen frustrierten Laut seitens Ian. Er war ganz und gar nicht erpicht auf den nächsten Kampf.

„Wieso krieg ich eigentlich die Kratzbürste?“

„Weil du es verdient hast?!“

Diesen Spruch konnten Kai und Tala nicht zurückhalten und die Tatsache, dass sie es gleichzeitig sagten raubte Ian jegliche Kontermöglichkeit. Dem zur Folge beließ er es dabei und akzeptierte sein Schicksal.
 

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Das Chaos geht weiter

Kapitel 15: Das Chaos geht weiter
 

Staunend sahen Tyson und die anderen Teams zur Arena. Sie konnten einfach nicht begreifen was da gerade passiert war.

„Das ist ja Wahnsinn.“

„Du sagst es Miguel. Ray und Lee sind im Teammatch eigentlich recht gut, aber Tala und Kai haben die beiden sauber abgezogen.“

„Da hast du Recht, Julia. Aber eine Sache kann ich nicht leugnen. Diese Freezing Fire Attacke wird mir persönlich immer unsympathischer“

In dem Punkt konnte die ehemalige F-Dynastie Bladerin ihrer Freundin nur zustimmen. Die Attacke wurde einem wirklich immer unsympathischer, doch nur weil es keine Rettung gab. Wer es soweit kommen ließ, der flog und das war wörtlich gemeint.

„Genießt die Attacke solange ihr könnt. Ich glaube nämlich nicht, dass die Blitzkrieg Boys diese so schnell wieder einsetzen.“

Mit diesen Worten hatte sich Bruce wieder zu der Gruppe gesetzt. Er war sich seiner Aussage ziemlich sicher immerhin bekamen selbst Tala und Kai, die diesen Angriff durchführten, einiges ab und irgendwann würde das mal schief gehen. Es war ein Risiko welches sie nicht eingehen würden, zumindest dann nicht wenn sie es nicht mussten.

„Glaubst du wirklich. Bisher gab es 3 Matches und zweimal ist sie zum Einsatz gekommen.“

„Schon aber ihr vergesst eine Sache. Tala und Kai werden nicht immer zu zweit antreten.“

Das hatten sie im Match gegen die BBA Revolution bereits bewiesen. So berechenbar waren sie nicht und sie würden auch nicht zulassen, dass man ihre Teamaufstellung durchschauen konnte.
 

Ab diesem Zeitpunkt war die Aufwärmphase was dieses Team betraf vorbei. Die Sache mit dem Jinchu Flugplatz hatte Spuren hinterlassen und nicht alle waren sichtbar. Er zweifelte nicht daran, dass die Blitzkrieg Boys jetzt nur noch härter kämpfen würden und das würde weder für sein Team noch für die der anderen ein Vergnügen werden.

„Und was sollte sie davon abhalten?“

„Der Sieg. Was glaubst du wieso Kai nicht gegen dich angetreten ist, Tyson. Das ist alles worum es ihnen geht. Sie wollen so viel Punkte wie möglich holen, damit sie vor Boris Team bleiben. Auf diese Weise haben sie dieses unter Kontrolle.“

Und in einem Punkt war er sich zusätzlich sicher. Die Blitzkrieg Boys würden sich nicht damit zufrieden geben dieses Team zu besiegen. Nicht nach allem was zwischen ihnen und Boris vorgefallen war. Viel mehr werden sie versuchen das Team genauso vorzuführen, wie Boris sie vor einem Jahr vorgeführt hatte.

„Dann möchte ich nicht in der Haut von Boris Team stecken.“

„Ich auch nicht. Es hat mir schon gereicht, was Tala mit meinem Blade angestellt hat.“

„Du musst dich gerade beschweren. Im Gegensatz zu meinem Blade waren die Schäden bei deinem harmlos.“

Das stimmte auch wieder. Kai hätte Daichis Blade auch in einen Klumpen Metall verwandeln können und es hätte nichts geändert. Nicht mal Kenny hatte eine Möglichkeit gesehen auch nur ein Bestandteil des Blades zu retten. Das war auch der Grund wieso nicht nur Tyson sondern auch Daichi auf ein Rematch bestanden, doch dafür mussten sie erstmal ins Finale kommen.
 

- Bei den White Tiger -
 

Mittlerweile hatten sich die White Tiger Blader wieder aufgerappelt und atmeten kurz durch bevor sie sich zu ihren Teammitglieder umwendeten, welche zu ihnen gerannt kamen.

„Au, eins sage ich euch, die Landung war nicht angenehm. Diese Attacke sollte verboten werden.“

„Wären sie in unsere Falle getappt, hätten sie dasselbe sagen können.“

Ray war zwar nicht froh über seine Niederlage, aber er gönnte den beiden ihren Sieg. Sie hatten immerhin fair gekämpft und ihre Strategie war einwandfrei gewesen. Es wäre nicht fair von ihrer Seite ihnen den Sieg zu missgönnen, immerhin würden sie es auch nicht tun. Zumindest war er sich in dem Punkt sicher.

„Wie bitte? Hast du schon vergessen was wir uns vorgenommen haben?“

„Was ihr euch vorgenommen habt! Ich habe nichts gegen Kai und sein Team, zugegeben die Sache mit Voltaire ist beunruhigend, aber wir sprechen von den Blitzkrieg Boys. Sie wissen schon was sie tun.“

Davon war Ray überzeugt, zwar wusste er nicht was die fünf sich dabei gedacht hatten, doch aufgrund der Tatsache, dass diese in dem Turnier sehr berechnend vorgingen zweifele er nicht an der Tatsache, dass diese Entscheidung gut durchdacht war.

„Hast du vergesse was Kai während der Russian Championships abgezogen hat?“

„Nein, aber das war was anderes.“

Zumindest glaubte Ray das. Kai stand damals zwischen den Stühlen. Er wusste nicht wie er selbst sich in dessen Position verhalten hätte. Allerdings kam er nicht mehr dazu etwas zu sagen, da sich Jazzmann in diesem Moment einmischte.

„Ein Phänomenaler Kampf ist vorbei und der zweite steht kurz bevor. In diesem Kampf treten an: Mariah von den White Tiger und Ian von den Blitzkrieg Boys.“

„Zumindest eine gute Nachricht. Ich hätte nämlich damit gerechnet, dass sie diesen Psychopaten mit ins Rennen schicken!“

Dem Kommentar musste Ray dann doch zustimmen. Er konnte nicht sagen ob Bryan sich geändert hatte oder nicht, doch unabhängig davon, begrüßte er es, dass seine Teampartner nicht gegen diesen antreten mussten. Er konnte sich noch gut genug an den Kampf gegen Bryan erinnern und diese Erinnerungen waren nicht gerade die angenehmsten.
 

Derweil war Mariah zu der Beyarena gestapft und wartete dort ungeduldig auf ihren Gegner. Dieser schien jedoch erst nach einigen weiteren Sekunden auf sie aufmerksam geworden zu sein. Eine Tatsache, die sie allein schon ärgerte. Wahrscheinlich sahen sie sie einfach nur als schwaches Mädchen gegen dass sie mit Leichtigkeit gewinnen können. Doch sie würde es ihnen schon zeigen, so schnell würde sie sich nicht besiegen lassen.

„…fertig…3...2…1…Let it rip.“

Mariah wartete nicht mal eine Sekunde. Sie schoss ihren Blade in die Arena und griff umgehend an und da sie vor dem Turnier eine Zeit lang mit Mystel trainiert hatte war es ihr auch möglich die Angriffe ihres Blades punktgenau zu positionieren. Zwar kam sie immer noch nicht an diesen Blader heran, doch in Sachen Wendigkeit war sie den Blitzkrieg Boys ebenwürdig, wenn nicht sogar besser. Mit diesen Gedanken ließ sie ihren Blader um die Hindernisse herumkreiseln und jagte in hoher Geschwindigkeit hinter ihren Gegner her. Dieser hatte sich scheinbar dazu entschlossen dem Kampf aus dem Weg zu gehen und sie hier abzuschütteln, doch das konnte er vergessen.

„Was ist los, zu feige um zu kämpfen.“

Am liebsten hätte Ian etwas erwidert, doch er musste sich an den Plan halten und der bestand darin die Beyarena auszunutzen und den gegnerischen Blader zu ignorieren. Er musste lediglich darauf achten das sein Blade nirgendwo gegenstieß, doch das war kein Problem. Er hatte sich den Weg durch das Labyrinth im Vorfeld eingeprägt und wusste somit wo er lang musste und anhand Kais kurzen Orientierungslauf wusste er auch wie schnell er sein durfte. Sprich es gab nur seinen Blade und die Gefahr des näherkommenden Gallux. Alles andere war Nebensache.
 

Doch so einfach wie es sich im ersten Moment anhörte, war es nicht. Es juckte ihm praktisch in den Fingern. Sein Blade war zwar wendig, doch er war mehr der Typ der seine Gegner umzingelte als dass er vor ihnen weglief.

„Ich hasse diesen Plan.“

Insgeheim fragte er sich ja wer sich diese Strategie überhaupt ausgedacht hatte, doch dann viel es ihm wieder ein. Sie waren von Anfang an davon ausgegangen, dass Mariah nach der Niederlage ihrer Teampartner aufs Ganze gehen würde und das war sie auch. Die Flucht ins Labyrinth war die einzige Möglichkeit sich etwas Luft zu verschaffen, da er trotz allem nicht mit ihrer Angriffsgeschwindigkeit gerechnet hatte. Doch das spielte keine Rolle, denn momentan verhielt sich Mariah genauso wie sie es berechnet hatten und in wenigen Sekunden würde ihre Falle zuschnappen und dann war er endlich am Zug.

„Jetzt bleib endlich stehen und kämpf.“

Genau in dem Moment in dem Mariah dies sagte zuckte Ian nur mit den Schultern und ließ seinen Blade eine Vollbremsung hinlegen. Von dieser Aktion völlig überrumpelt, knallte ihr Blade in den gegnerischen und wurde sofort daraufhin zurückgestoßen. Auch Ians Blade wurde ein Stück von seiner Position verdrängt, doch da er es erwartet hatte machte es ihm nicht viel aus.

„Von mir aus.“

Das war alles was Ian sagte bevor er die Taktik änderte und den nun etwas schwankenden Blade seiner Gegnerin angriff. Und da sie durch seine Aktion vor Schreck ihre Defensive vernachlässigt hatte war es für ihn auch ein leichtes ihren Blade mit jedem weiterem Angriff ein bisschen mehr aus der Balance zu bringen. Es mochte zwar sein, dass sie eine gute Bladerin war, aber in dem Moment in dem sie die Verfolgung aufgenommen hatte, war ihre Niederlage vorprogrammiert gewesen. Aus diesem Grund brauchte er nicht lange um sie in eine Sackgasse zu drängen und ihr anschließend mit seiner Spezialattacke den Rest zu geben. Während ihr pinker Blade durch die letzte Arenenwand krachte und somit im Aus landete starrte Mariah nur fassungslos auf die Kampfarena. Sie konnte nicht verstehen, wie sich das Blatt so schnell hatte wenden können.
 

Aus diesem Grund dauerte es etwas bis sie bemerkte, das Ian bereits wieder bei seinem Team war uns sie immer noch vor der Beyarena stand. Nach dieser Erkenntnis griff sie schnell nach ihrem Blade und schritt zu ihrem Team.

„Tut mir Leid.“

Das war’s sie hatten die Runde endgültig verloren. Jetzt war nur noch Gary übrig, der wenigstens einen Punkt für sie erringen konnte. Allerdings wusste sie, dass auch Spencer nicht zu den schwachen Gegnern gehörte. Wobei sie durchaus sagen konnte, dass es für beide kein einfacher Kampf war, da beide Blader eher auf Verteidigung als auf Angriff setzten.

„Entweder einer von beiden ändert die Strategie oder der Blader mit der höchsten Ausdauer gewinnt.“

„Und das ist wer?“

„Ich habe absolut keine Ahnung, Lee.“

Ray sah nur fassungslos auf den vor ihm stattfindenden Beykampf. Irgendwie konnte er nicht begreifen was dort vor sich ging. Doch auch die Blitzkrieg Boys schienen sichtlich ratlos, zumindest war das sein Eindruck. Immerhin schienen zumindest Kai und Tala über den Kampf zu reden. Keiner von beiden wendete den Blick vom Kampfgeschehen ab, dennoch konnte er beobachten wie Tala kurz den Kopf schüttelte. Irgendetwas schien ihm gar nicht zu gefallen. Doch ob es der Kampf war oder Kais Kommentar konnte er nicht sagen, da er nicht wusste was die beiden überhaupt besprachen.

„Ray, alles in Ordnung.“

„Ja. Ich wüsste nur gerne, was die beiden für Informationen austauschen.“

„Wahrscheinlich machen sie sich gerade über uns lustig.“

„Das glaube ich nicht.“

„Es wäre nicht das erste Mal!“

Innerlich verdrehte Ray die Augen. Er wusste genau dass dieser Kommentar gegen Kai ging. Weder Lee noch Mariah konnten vergessen was Kai vor 3 Jahren getan hatte und auch nicht dass er ihnen vor einem Jahr während der Sache mit BEGA den Rücken zugewandt hatte. Er selbst glaubte immer noch, dass dieser seine Gründe gehabt hatte und zwar in beiden Fällen. Aus diesem Grund hatte er auch keinen Schwierigkeiten darüber hinwegzusehen, zumal dieser sich wieder gefangen hatte. Darüber hinaus machte jeder Fehler und er wusste aus Erfahrung, dass Kai immer da war wenn man ihn wirklich brauchte. Und dass war alles was er wissen musste.
 

Während Ray weiter seinen Gedanken nachging, konnte Tala nicht anders als sich von den Kampf abzuwenden und sich missmutig auf die Bank zu setzen. Der Kampf lief überhaupt nicht so wie er laufen sollte.

„Ich versteh es nicht. Irgendwann muss bei dem doch die Sicherung durchbrennen.“

„Chinesen sind die Meister der Meditation.“

„Sehr witzig Bryan…das sieht man ja an dessen Teamkollegen.“

„Die haben dann wohl in der Schule gepennt.“

Ian konnte sich diesen Spruch einfach nicht verkneifen. Er war einfach für die Situation gemacht worden. Allerdings hielt er sich nicht lange mit dem Thema auf, sondern wendete sich zu Kai welcher immer noch einige Meter von ihnen entfernt stand und den Kampf gedanklich analysierte. Ob dieser jedoch eine Lösung für die verfahrende Situation suchte oder den Kampf nur verfolgte, weil er nichts verpassen wollte, wusste er nicht. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, hatte auch Kai sich von dem Kampf abgewendet und hatte sich ohne jeglichen Kommentar zu ihnen gesetzt.

„Und?“

„Es wird knapp! Vom jetzigen Standpunkt würde ich sagen, dass Spencers Ausdauer besser ist, aber nur wenn sie einander weiterhin fern bleiben. Allerdings bedeutet das, …“

„…dass wir den langweiligsten Kampf aller Zeiten sehen! Und wenn er angreift?“

„Ungefähr 30 zu 70.“

Für einen Moment schaute Tala seinen Teamkollegen irritiert an, doch dann reimte er sich den Sinn dieses Satzes zusammen. Es gefiel ihm nicht, doch er musste eine Entscheidung treffen die den Ausgang dieses Kampfes entscheiden würde.

„Spencer geh aufs Ganze!

Mehr Worte waren gar nicht nötig um Spencer dazu zu zwingen von Defensive auf Angriff umzuschalten und seinen Gegner in kurzen Abständen immer wieder zu attackieren.

„Ich hoffe du irrst dich, Kai, denn selbst wenn die andere Strategie uns den Sieg garantieren würde, können wir sie uns nicht erlauben.“

Es konnte sein, dass seine Entscheidung für Spencers Niederlage sorgte, doch besser eine Niederlage als ein unruhiges Publikum. Nicht dass es sie interessierte was einzelne Leute von ihnen dachten, doch sie hatten einen Ruf den sie nichts auf Spiel setzen wollten.
 

Sie waren die Blitzkrieg Boys, ein Team dass wusste was es wollte und nicht davor zurück schreckte alles zu tun um ihre Ziele zu erreichen. Zugegeben, vielleicht würden sie nicht alles tun aber eine Menge und dass hatten sie in diesem Turnier auch schon mehr als einmal bewiesen.

„Ich glaub Spencer braucht ein bisschen Wasser. Soll ich die Sprinkleranlage manipulieren?“

„Ich hoffe für dich dass das ein Scherz war, Ian.“

Ihr Team würde nicht betrügen um den Sieg zu erringen, dass hatten sie erstens nicht nötig und zweitens wollten sie sich nicht mit Boris auf eine Stufe stellen. Aus diesem Grund war Tala von dieser Frage auch so angepisst. Allerdings wurde seine Aufmerksamkeit durch ein lautes Krachen zur Beyarena gelenkt. Doch alles was er sehen konnte waren Staubschwaden, die über der Kampffläche hingen und keinen Blick auf das Geschehen erlaubte. Irritiert wendete sich Tala zu seinem Teampartner, doch auch diese hatten nicht wirklich etwas mitbekommen. Erst nach und nach lichtete sich der Schleier vor der Beyarena und ließ den Blick auf einen spinnenden Blade frei, doch mehr auch nicht. Weder konnten sie erkennen, wem er gehörte noch wo der andere sich befand. Angestrengt versuchte er weitere Details zu erkennen, doch alles was er bemerkte war, dass der Blade immer mehr zu schwanken begann. Wem auch immer der Blade gehörte, er würde nicht mehr sehr lange kreiseln.

„Ist das Spencers Blade?“

„Von der Silhouetten her würde es zu seinem Blade passen...“

„…aber du bist dir nicht sicher.“

„Das und ich befürchte, dass auch der zweite Blade noch im Rennen ist.“

„Besser nicht!“

Das wäre eine Katastrophe, besonders dann wenn der Blade den sie sahen wirklich zu Spencer gehörte. Denn wenn dieser stehen blieb und sich der Staubfilm erst danach vollständig verflüchtige würde niemand mehr sagen können, wessen Blade als erstes seinen Spinn verloren hatte. Momentan war es nämlich einfach nur ein einfaches Ratespiel, was es unmöglich machte einem Team den Sieg zuzusprechen.
 

Gerade als dieser Gedanke durch Talas Kopf zog, blieb der Blade, welchen sie nur schemenhaft erkennen konnte plötzlich stehen.

„Verflucht.“

„Das heißt wohl es gibt eine Wiederholung.“

„Seid doch einfach mal still!“

Kai warf den anderen nun einen finsteren Blick zu bevor er wieder aufstand und mit geschlossenen Augen lauschte. Mittlerweile war das Publikum unruhig geworden und machte es zusätzlich schwer sich zu konzentrieren. Dennoch konnte er zwischen all dem Getuschel um ihn herum das leichte schleifende Geräusch eines Blades vernehmen. Der Kampf war damit entschieden jetzt blieb nur noch die Frage welcher Blade gerade stehen geblieben war und welcher seine letzten Kreiselbewegungen hinter sich brachte. Allerdings legte sich der undurchsichtige Schleier erst nachdem den letzte Blade stehen blieb, so dass zumindest Jazzmann nicht wusste wie er die Situation deuten sollte. Lediglich Kai konnte nach dem er die einzelnen Blade identifizieren konnte sagen, dass Spencer Blade dieses Match verloren hatte.

„Was für ein Chaos und ich dachte immer du legst die Arena in Schutt und Asche.“

„Das letzte Mal habe ich sie geschmolzen und nur nebenbei das war die blödeste Idee aller Zeiten.“

Er hatte seinen Blade nach dem Kampf gegen Daichi auseinander gebaut oder besser gesagt er hatte es versucht, doch das war nicht so einfach wie es sein sollte.
 

- Flashback -
 

Nachdenklich betrachtete er seinen Blade. Den Bitchip hatte er ohne Schwierigkeiten abbekommen, doch das war auch nicht das Problem, immerhin hatte dieser bei dem Kampf nichts abbekommen. Viel schwieriger war es die restlichen Beyteile voneinander zu trennen, da sie sich keinen mm mehr bewegten.

„Spencer, ich brauch mal deine Hilfe.“

„Vergiss es! Auf die Nummer falle ich nicht noch einmal rein. Such dir einen anderen Sparring Partner.“

„Das hab ich nicht gemeint!“

„Sondern?“

Ohne groß was zu erwidern hielt er diesem seinen Blade entgegen. Eine Aktion, die den älteren zum Schmunzeln brachte. Und auch Ian, welcher neben dem älteren saß konnte nicht anders als kurz aufzulachen.

„Jetzt sag nicht du bist zu schwach um deinen eigenen Blade auseinander zu bauen. Dass ich das noch erleben darf.“

Mit diesen Worten wollte Spencer den Blade auseinander nehmen, doch als er den Widerstand bemerkte stutzte er kurz. Eine Reaktion die Kai ohne Schwierigkeiten mitbekam und sich daraufhin nicht zurückhalten konnten.

„Scheint so als wärst du nicht viel stärker.“

„Ich hab noch gar nicht angefangen. Gib mir ne Minute.“

„Von mir aus, aber pass auf, der Revers Mechanismus ist empfindlich, ich hab 3 Stunden gebraucht um den zusammen zubauen und in den Blade zu integrieren.“

„Du traust uns auch gar nichts zu, oder?“

Auf diese Frage bekam Spencer keine Antwort, was allerdings durchaus daran liegen konnte, dass Tala und Bryan gerade in den Raum getreten waren. Kopfschüttelnd wendete er sich wieder dem Blade zu und versuchte die einzelnen Teil durch kontinuierliches Drehen voneinander zu trennen, doch alles was er erreichte war, dass seine Hände anfingen zu schmerzen, während er den Angriffsring nicht einen mm bewegen konnte.

„Herr Gott, da bewegt sich gar nichts. Was hast du gemacht? Die Teile mit Superkleber zusammen geklebt?“

„Könnte man sagen, nur dass es kein Kleber sondern Kunststoff war. Der Architekt der Beyarena sollte verklagt werden.“

Irritiert blickte Spencer zu seinem Teampartner, ehe er sich den Blade genauer ansah. Im ersten Moment hatte er die leichten Unebenheiten auf dem Angriffsring nicht bemerkt, doch nun konnte er sie deutlich sehen. Nur ansatzweise konnte er erahnen, welchen Schaden das Kunststoffgemisch der Arena angerichtet hatte.
 

Tala und Bryan hatten sich den beiden währenddessen gegenüber gesetzt und beobachteten die Aktion amüsiert. Doch dann wurde es Bryan irgendwann zu viel. Mit breitem Grinsen verließ er den Raum nur um einige Minuten später mit einer Brechtstange in der Hand zurück zu kommen.

„Gebt das Teil mal her, ich zeig euch wie man das macht.“

Noch ehe einer der Anwesenden reagieren konnte hatte Bryan den Blade schon aus Spencers Hand gerissen, ihn auf den Tisch gelegt und das Brecheisen angesetzt.“

Zeitgleich war Kai von dem Sessel aufgesprungen und warf dem weißhaarigen einen gefährlichen Blick zu, doch dieser schien weder auf diesen noch auf dessen Worte zu hören.

„Wag es nicht.“

„Jetzt komm runter, ich weiß was ich mache.“

Ohne weiter auf seine Teampartner zu achten, machte er sich daran die Einzelteile des Blades auseinander zu hebeln. Und tatsächlich war ein Effekt erkennbar.

„Siehst du…shit!“

Gerade als Bryan sich seiner Sache sicher war übte er etwas mehr Druck auf die Brechstange aus. Doch was danach passierte hatte selbst er nicht erwartet. Ohne Vorankündigung brach der Angriffsring auseinander. Während die eine Hälfte an dem Blade kleben blieb wurde die andere Hälfte mit enormer Geschwindigkeit in die Luft geschleudert und zerschlug dabei die Halogenlampe über ihnen. Das hatte zur Folge, dass ihnen das heiße Glas entgegen fiel während es zum Kurzschluss kam und sie sich in völliger Dunkelheit wiederfanden. Nur ansatzweise nahmen sie den Geruch von verbrannten Leder wahr, der daraufhin wies, dass die heißen Scherben auf dem Ledersofa gelandet waren und sich in dieses hineinfraßen. Eine Zeitlang sagte keiner von ihnen etwas, doch dann ließ sich Kai zurück auf Sofa fallen und äußerte sich zu dieser Situation

„Großvater bringt mich um.“

„Nicht wenn wir sagen, dass die Birne von selbst explodiert ist.“

Gerade als Tala das gesagt hatte flackerte das Licht des Raumen wieder auf. Wahrscheinlich war der Buttler zum Sicherungskasten vorgedrungen und hatte die Sicherung wieder hereingedreht. Unwillkürlich blickte er nach oben um sich den Schaden anzusehen, doch allein dieser kurze Blick reichte um sich sicher zu sein, dass Voltaire diese Version niemals glauben würde, immerhin hing das Fragment des Angriffsringes immer noch in der Lampe.

„Gut. Ihr drei kümmert euch um das Desaster mit der Lampe und dem Sofa. Kai und ich versuchen derweil seinen Blade wieder einsatzfähig zu machen.“

Mit diesen Worten schnappte sich Tala den blauen Blade und die Brechstange. Anschließend verließ er mit Kai das Zimmer und ließ die anderen hinter sich zurück.
 

Allerdings musste sich Tala eingestehen, dass er sich die schwerste Arbeit ausgesucht hatte, denn die Beyteile wollten sich einfach nicht voneinander lösen, weshalb sie sich entschlossen diese in ein aggressives Lösungsmittel einzulegen. Doch zu ihrem Bedauern war die Kunststoffschicht ziemlich hartnäckig und ließ sich trotz allem nicht rückstandslos entfernen. Sie konnten schon froh sein, dass sie die einzelnen Teile nach 24 Stunden getrennt hatten.

„Das ist ein Alptraum.“

Ungläubig betrachtete Kai die Zahnräder, die in seinem Blade verarbeitet waren. Das Kunststoff hatte sich wirklich überall festgesetzt und nicht einen mm seines Blades verschont.

„Und jetzt?“

„Wenn Chemikalien nichts bringen müssen wir wohl zu wärmeren Methoden greifen.“

Die letzte Möglichkeit die er noch sah war die Teile zu erhitzen und die Kunststoffmasse herunter zu kratzen. Doch nach einigen Stunden musste er feststellen, dass das auch nicht besser funktionierte.

„Was zum Teufel stinkt hier so.“

„Das sind Kais gebackene Beyteile mit Kunststoffüberzug.“

„Hat er jetzt total den Verstand verloren?“

„Nein, er versucht nur seinen Blade zu retten.“

„Und funktioniert es?“

Gerade als Tala antworten wollte, hatte Kai frustriert den Backofen aufgerissen und die Beyteile herausgeholt. Anschließend versuchte er den Kunststoff mit einem Messer abzuscharben, nur leider kühlte der Kunststoff schnell wieder ab und zog nur Fäden was die Gesamtsituation nur noch schlimmer machte.

„Definitiv nicht.“

„Jetzt reicht es. Ich hol das Schweißgerät.“

„Gehst du nicht etwas zu weit. Ich meine, wieso baust du dir nicht einfach einen neuen Blade zusammen.“

Bryan verstand den ganzen Aufstand nicht. Natürlich wusste er dass es nicht so einfach war einen neuen Blade zusammenzustellen, aber seiner Meinung nach ging das immer noch schneller als diese Aktion.

„Ganz einfach, Bryan. Ich habe Monate lang an diesem Blade gearbeitet und jedes Bestandteil so ausgewählt, um meinem Blade die bestmögliche Balance zu gewährleisten. Natürlich kann ich einen neuen entwerfen, aber dann müsste ich Abstriche machen und das habe ich nicht vor. Also entschuldigt mich ich setze mal eben die Garage in Brand.“

Mit diesen Worten war Kai durch die Tür verschwunden, während die anderem ihm nur irritiert hinterher blickten.

„Jetzt hat er wirklich den Verstand verloren.“

„Er fängt sich wieder. Spätestens bis zur nächsten Runde.“

Mehr sagte Tala nicht dazu sondern schaltete stattdessen den Ofen aus. Sie konnten sowieso alle froh sein dass Voltaire kurz nach der Standpauke wegen des gestohlenen Autos nach Europa geflogen war um ein Geschäftstermin wahrzunehmen. Aus diesem Grund bekam er von dem ganzen Geschehen nichts mit. Allerdings nahm sich Tala dennoch vor Kai im Auge zu behalten bevor dieser doch noch irgendetwas in die Luft jagte.
 

- Flashback Ende -
 

Im Nachhinein hatte er festgestellt, dass er Kai nicht beaufsichtigen musste. Die Aktion mit dem Schweißgerät hatte auch wunderbar geklappt, doch leider hatte sich die Beyteile durch die doch recht unsanfte Behandlung leicht verformt und auch seine Basis hatte einen leichten Linksdrill bekommen. Sprich nach zwei verschwendeten Tagen waren die Beyteile komplett ruiniert und Kai musste sich geschlagen geben. Demnach musste er innerhalb weniger Stunden einen neuen Blade zusammenbasteln und ihn solange auszutesten bis er den gewünschte Effekt erreicht hatte. In dieser Hinsicht konnte Kai von Glück sagen, dass er noch vergleichbare Teile auf Lager hatte, ansonsten hätte sie sich eine neue Strategie für den Kampf gegen Ray und Lee zusammenstellen müssen. Entweder dass oder Kai hätte ein Spezialangriff entwickeln müssen, mit dem er die gesamte Beyarena in die Luft jagen konnte. Wenn einer dazu in der Lage war eine solche Technik zu entwickeln, dann war es Kai. Wobei auch Gary bewiesen hatte, dass er in dieser Kategorie nicht ganz untalentiert war. Immerhin hatte er die aufwendig gearbeitete Beyarena in eine einfache Standdardarena verwandelt. Hätte er es nicht besser gewusst, so hätte er vermutet dass dort eine Bombe eingeschlagen war. Reflexartig fiel sein Blick auf Spencer, welcher nur leicht den Kopf schüttelte. Ein Zeichen dafür, dass auch er bemerkt hatte, dass er der Verlierer dieses Matches war.

„Ich bitte um Aufmerksamkeit. Aufgrund des unklaren Ausganges dieses Matches bleibt keine Alternative als den Kampf in einer neuen Beyarena zu wiederholen.“

Durch diese Worte aus den Gedanken gerissen, wendete sich Kai zu Tala. Er brauchte nicht mal ein Wort zu sagen, um Tala seine ungestellte Frage zu übermitteln.
 

Für einen Moment schien der rothaarige zu überlegen, doch dann seufzte er kurz bevor er einige Schritte auf die beiden Blader zuging und dann lautstark seine Meinung zu diesem Punkt kund tat.

„Es wird keinen Wiederholungskampf geben! Der Sieger steht bereits fest.“

„Was?!“

„Das hättet ihr wohl gerne!“

„Genau wenn ihr glaubt ihr könntet den Sieg für euch beanspruchen habt ihr euch geirrt.“

Mariah, Lee und Kevin waren bei Talas Worte empört aufgesprungen. Sie hatten keine Ahnung wer gewonnen hatte und genau deshalb war eine Wiederholung die beste Alternative. Zumindest ihrer Meinung nach. Tala allerdings ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen.

„Ich wollte eigentlich sagen, dass euer Team das letzte Match gewonnen hat, doch wenn ihr es unbedingt wiederholen wollt, bitte. Besser für uns.“

Auf diese Worte hin herrschte Stille. Die White Tiger und auch alle anderen Anwesenden waren die Worte im Hals stecken geblieben. Lediglich Ray konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht schlich. Man konnte über die Blitzkrieg Boys wirklich viel sagen, doch nicht, dass sie mit unfairen Mitteln gewinnen würden, ansonsten hätte Tala diese Tatsache für sich behalten. Doch das hatte er nicht, obwohl sie dadurch eine Chance gehabt hätte den letzten Punkt auch noch für sich zu beanspruchen.

„Wenn ihr euch mit diesem Ausgang zufrieden gebt, werden wir es auch tun.“

Tala sagte nichts weiter dazu sondern wendete der Gruppe nur den Rücken zu. Auch wenn ihm der Ausgang nicht wirklich gefiel so war es die richtige Entscheidung.
 

Die White Tiger hatten das letzte Match gewonnen und auch wenn nur wenige den Sieg mitbekommen hatten, so änderte es nichts an der Tatsache. Ihr Team konnte mit der einen Niederlage leben und je mehr Punkte die anderen Teams erhielten, desto besser würden sie in der Gesamtwertung sein. Vielleicht konnten die White Tiger im Laufe des Turniers noch genug Punkte sammeln um sich Punktetechnik vor Boris Team zu setzten. Das würde zumindest einiges einfacher machen. Allerdings würde er nicht darauf bauen. Er wusste selbst zu wenig über dieses Team, als dass er eine Prognose über dessen Performance machen konnte. Noch hatte er bei diesem Team keine hinterhältigen Tricks bemerkt, doch das musste nichts heißen. Barthez hatte auch stets gewusst wie er seine Tricks zu verbergen hatte, doch dessen Einfallsreichtum kam nicht mal ansatzweise an den von Boris heran.

„Zufrieden?“

„Ich hab nichts gesagt.“

Er hätte nicht mal etwas gesagt, wenn Tala den Dingen ihren natürlichen Lauf gelassen hätte. Die Entscheidungen des Team traf Tala ganz allein und er hatte kein Interesse sich in dessen Teamführung einzumischen. Zumindest nicht in diesem Fall.

„Naja, jedenfalls ist unsere Schuld gegenüber Ray jetzt wieder beglichen.“

Mit diesen Worten war auch Bryan von der Bank aufgestanden. Er überließ es den beiden jüngeren die Moralapostel zu spielen. Ihm persönlich wäre es lieber gewesen, wenn Ian wirklich die Sprinkleranlage angestellt hätte, allein um Boris blödes Gesicht zusehe.

„Lasst uns verschwinden oh und Bryan. Halt deine Fäuste im Zaum.“

„Das sagt der Richtige! Wer von uns hat denn versucht das Münztelefon zu erwürgen?“

Zugegeben, Tala hatte noch niemanden zusammengeschlagen, doch wäre Boris ihm zu diesem Zeitpunkt über den Weg gelaufen, hätte es für diesen übel ausgesehen. Am besten wäre es jetzt die Turnierarena schnellstmöglich zu verlassen und sich den Rest des Turniers vom Hotelzimmer aus anzusehen. Doch da um diese Zeit keine Busse zurückfuhren, mussten sie die restlichen Runden abwarten und Boris so weit wie möglich aus dem Weg gehen.
 

Das erwies sich jedoch als wesentlich schwerer als sie es für möglich gehalten hätten, denn in dem Moment als sie zur Zuschauertribüne gehen wollten, konnten sie schon von Weiten die Stimmen von Boris Blader hören. Intuitiv ginge sie in Deckung und versuchten so viel von der Unterhaltung mitzubekommen, wie sie konnten ohne dass man sie entdeckte.

„Diese Blitzkrieg Boys scheinen mehr Glück zu haben als sie verdienen.“

„Stimmt, man sollte meinen, dass sie die Botschaft langsam mal verstanden haben, aber wahrscheinlich sind sie einfach zu blöd dafür.“

Allein diese Worte sorgten dafür, dass Bryan seine Hände wütend zu Fäusten ballte. Doch er hielt sich zurück.

„Wahrscheinlich, sonst wüssten sie dass man sich nicht mit Boris anlegt. Ich versteh eh nicht, wieso die sich so gegen das unausweichliche wehren.“

„Wenn interessiert’s. Ich persönlich kann es kaum erwarten diese Idioten in die Knie zu zwingen. Mal sehen ob sie dann immer noch weiterkämpfen wollen! Ich wag es zu bezweifeln.“

„Ich glaube schon dass sie es weiter versuchen werden. Die große Frage ist nur ob sie es dann noch können. Ich habe nämlich nicht vor mich zurückzuhalten.“

Mit diesem letzten Kommentar entfernten sich die Sprecher weiter von der Gruppe, doch erst als die Blitzkrieg Boys sicher waren, dass sie alleine in dem Korridor waren, wagten sie es wieder miteinander zu sprechen.

„Irgendwie habe ich das Gefühl dieses Team weiß zu viel.“

Mit diesen Worten war Kai in den Gang hinausgetreten und blickte in die Richtung in der die Blader verschwunden waren. Auch Talas blickte in dieselbe Richtung, bevor er sich zu Kais Kommentar äußerte.

„Stimmt. Normalerweise lässt Boris seine Blader solange im Unklaren über seine wahren Absichten bis es keinen Weg zurück gibt. Erst macht er den potentiellen Bladern unwiderstehliche Angebote und wenn er sie dann in seinen Fängen hat zeigt er sein wahres Gesicht. Aber diese Blader wirken so als wären sie über alles im Bilde.“

„Nicht zu vergessen, dass sie uns vernichtend schlagen wollen.“

„Als ob. Da müssen sie schon mehr bieten als ein paar eingebildete no-name-Blader.“

Bryan verschränkte bei diesen Worten die Arme vor der Brust. Soweit dass er sich von diesen Blader besiegen ließ kam es noch.
 

Tala und Kai waren sie sich in diesem Punkt jedoch nicht so sicher. Nicht weil sie die Blader für stark hielten, sondern weil sie vermuteten, dass diese Blader ihre eigenen kleinen Tricks besaßen.

„Zumindest sollten wir ein genaueres Auge auf die anderen Blader haben.“

„Sprich wir legen uns auf die Lauer und verfolgen sie?“

Der Gedanke gefiel Tala. Vielleicht konnten sie so herausfinden was Boris genau vorhatte oder dass sie zumindest einen Hinweis darauf bekamen wer alles auf Boris Seite war. Zwar hatten sie sich sowieso schon vorgenommen in der nächste Runde auf alles Mögliche vorbereitet zu sein, doch etwas Sicherheit konnte nicht schaden. Nur in einem Punkt waren sie sich sicher, sie würden sich nicht noch einmal von dem ehemaligen Abteileiter überrumpeln lassen.

„Gut. Am besten teilen wir uns dafür auf. Auf die Weise haben wir eine größere Chance Boris Team im Auge zu behalten ohne dass sie auf uns aufmerksam werden.“

„Macht ihr was ihr wollt, ich behalte derweil Napoleon im Auge.“

„Was hast du eigentlich mit dem Namen Napoleon?“

„Der Name passt einfach?“

Mit diesen Worten ging Kai in Richtung Treppe, welche ihn auf die Tribüne führte. Für den Moment konnten sie nichts anderes tun als sich die weiteren Kämpfe anzusehen und zu versuchen die wichtigsten Angewohnheiten der einzelnen Blader herauszufiltern. Allerdings musste er sich eines eingestehen. In einer Sache stimmte er mit den Bladern aus Boris Team überein. Auch er konnte es kaum erwarten gegen diese anzutreten. Allein schon um Boris zu zeigen, dass dieser machen konnte was er wollte und trotz allem nie in der Lage war sie langfristig zu Boden zu zwingen. Doch eines wusste er, der Tag würde früher oder später kommen und wenn es soweit war würden sie auf jeden Fall bereit für ihn sein.
 

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Eine überraschende Entdeckung

Kapitel 16 : Eine überraschende Entdeckung
 

Die Blitzkrieg Boys hatten ihren Plan in die Tat umgesetzt. Die Runde war kaum vorbei, da hatten sie sich schon aufgeteilt und sich auf die Suche nach den einzelnen Mitgliedern des Team Invasion gemacht. Es dauerte nicht lange bis sie die Zielpersonen entdeckt hatten, doch das schwierigste kam erst noch. Sie mussten dem Team auf den Fersen bleiben ohne, dass diese mitbekamen, dass sie verfolgt wurden. Im ersten Moment war dies viel einfacher gedacht als getan, da sie allein ihr Outfit verriet. Zudem hatte sich ihre Trennungsmethode nicht wirklich durchgesetzt, da sie nur einige Minuten später alle zusammen in einem Bus saßen und zurück in die Stadt fuhren.

„Sicher dass wir uns keinen anderen Tag für die Observierung aussuchen können?“

Sie konnten Bryans Frage sehr gut nachvollziehen, doch die Umstände waren nie so günstig gewesen. Hong Kong war eine Stadt mit vielen Einwohnern und es war daher sehr leicht gewisse Personen aus den Augen zu verlieren. Zwar konnte es auch für sie ein extremer Nachteil sein, aber so hatten sie eine geringe Chance sich unbemerkt hinter die ausgewählten Zielpersonen zu heften. Mit der Sonne, die nun schon zum zweiten Mal an diesem Tage unbarmherzig auf sie herabbrannte mussten sie halt leben. Wobei sie durchaus zugeben mussten, dass zumindest Bryan so aussah als könnte er etwas Eis im Gesicht gut vertragen.

„Ganz sicher! Es sei denn du erklärst dich bereit Tag und Nacht vor deren Hotelzimmer zu sitzen und sie zu belauschen.“

Damit war das Thema für Tala beendet, was zum Teil auch daran lag, dass der Bus gerade hielt und alle nacheinander ausstiegen.
 

Lediglich er und sein Team blieben bis zum Schluss sitzen und folgten den anderen mit ihren Augen. Erst als Tala aufstand viel sein Blick auf ein anderes Team, welches ihn für einen Moment zum Nachdenken brachte. Eine Reaktion, die sein Teampartner dazu brachte seine Meinung zu äußern.

„Das Team Infinity hat sich für ein Newcomer Team recht gut geschlagen.“

„Und?“

„Ich meine ja nur.“

Kai merkte sehr wohl, dass der rothaarige ihm einen skeptischen Blick zuwarf, doch er dachte nicht daran noch etwas zu erwidern. Allerdings war das auch nicht nötig, da dieser schon verstanden hatte worauf er hinaus wollte.

„Also schön. Teilen wir uns wieder auf.“

„Gut. Spencer und ich behalten Infinity im Auge. Vielleicht sind sie einfach nur gute Blader, aber etwas Observation hat noch nie geschadet. Ihr versucht derweil etwas über Invasion und Boris Pläne herauszufinden.“

„Du willst doch nur diesen Napoleon etwas auf den Zahn fühlen.“

„Dass Bryan, werde ich während des Turniers machen. Allerdings kann es nichts schaden ihn im Auge zu behalten.“

Das wagte Bryan nicht zu bezweifeln. Er wusste, dass es einen Grund gab, wieso Kai so auf diesen Napoleon-Verschnitt fixiert war, welcher es war konnte er allerdings nicht so genau sagen. In dem Punkt war Kai nicht wirklich berechenbar. Allerdings würde er sich in die Sache nicht einmischen, das überließ er Tala, der hatte deutlich mehr Einfluss auf den jüngeren, als ein anderer von ihnen.

„Gut genug geredet. Sonst können wir die Sache vergessen.“

Da hatte Tala Recht. Der Bus hatte sie mitten in der Stadt abgesetzt und die einzelnen Mitglieder der beiden Teams hatten bereits begonnen in den Menschenmassen unterzutauchen.
 

Es war ein weiterer Grund schnell zu handeln. Ihr Glück war es, dass die Zielpersonen nicht mal daran dachten nach links oder rechts zu sehen. Man hätte vermuten können, dass sie einfach nur einen Stadtspaziergang machten, doch dafür war ihr Weg zu zielstrebig. Angespannt versuchte Tala dem Gespräch der Gruppe vor ihnen zu lauschen, doch dafür war er einfach zu weit weg. Lediglich Bruchstücke kamen bei ihm an, doch mit denen konnte er entweder nichts anfangen oder es ging um etwas privates, was ihn nun wirklich nicht interessierte. Allerdings wagte er auch nicht weiter aufzuschließen. Letzten Endes waren sie jedoch gezwungen stehen zu bleiben, da die Gruppe in einem Trainingsgebäude verschwanden.

„Verflucht.“

Natürlich hätten sie einfach reingehen können, doch dann hätten sie sich gleich ein Schild mit der Aufschrift: Wir beobachten euch!umhängen können.

„Ich such mal nach dem Hintereingang.“

Mit diesen Worten war Ian auch schon verschwunden. Lediglich Bryan und Tala blieben für einen Moment vor der Tür stehen, doch dann entschieden sie sich dazu etwas Abstand zu nehmen. Mit einem Mal jedoch stach den beiden eine andere Gruppe ins Auge, die ihnen durchaus bekannt war.

„Trügen mich meine Augen oder ist das unser erfolgreiches Newcomer Team.“

„Scheint so, was wollen die denn hier?“

Skeptisch beäugte Tala das gegnerische Team. Sie konnten von Glück sagen, dass sie auf Abstand gegangen waren, denn sonst, hätten diese sie gesehen. So waren sie einfach an ihnen vorbeigegangen ohne sie eines Blickes zu würdigen.
 

Erst als das besagte Team ebenfalls im Trainingsgebäude verschwanden konnte sich Bryan nicht mehr zurückhalten.

„Sieht so aus als gehören sie dazu.“

„Eigentlich hätte wir eine solche Wendung erwarten müssen.“

Erschrocken wendeten sich Bryan und Tala bei diesen Worten um. Sie hatten Kai und Spencer nicht kommen hören. Vermutlich weil sie die Erkenntnis, die sie gerade erhalten hatten zu sehr überrascht hatte.

„So und was machen wir jetzt? In das Gebäude rein können wir nicht, ohne dass man uns bemerkt. Und hier warten ist auch schwachsinnig.“

„Bessere Frage, Spencer. Wo ist Ian?“

„Der sucht den Hintereingang.“

Damit war auch geklärt was sie jetzt tun würden. Ihr Plan war gerade ins Wasser gefallen, doch sie hätten eigentlich wissen müssen, dass Boris sich nicht so einfach bespitzeln ließ. Vielleicht wäre es einfacher gewesen einem der Blader von Invasion eine Wanze unterzuschieben. Damit hätten sie wahrscheinlich mehr Erfolg gehabt. So jedoch konnten sie nichts anderes machen als die Sache abzubrechen.

„Ich hab da drüben ein Café gesehen. Wir sollten da auf Ian warten.“

„Und du glaubst er wird uns dort finden.“

„Mal schauen. Wenn nicht sehen wir ihn im Hotel wieder.“

Das machte Sinn. Sie hatten im Vorfeld sowieso abgemacht, dass sie sich in 3 Stunden im Hotelzimmer treffen würden und bis dahin konnten sie sich auch die Zeit hier vertreiben.
 

Aus diesem Grund akzeptierten sie Talas Vorschlag und bestellten sich eine Straße weiter erst mal etwas zu trinken. Es dauerte insgesamt zwei Stunde ehe Ian es geschafft hatte zu ihnen zu stoßen, doch allein sein Aussehen brachte die anderen dazu ihn skeptisch zu beäugen.

„Wo kommst du denn her?“

„Aus dem Müllcontainer. Irgendwo musste ich mich ja verstecken.“

Gut er hätte auch einfach neben dem Fenster stehen bleiben können, doch wenn einer von den gegnerischen Blader in einem günstigen Winkel gestanden hätte, wäre er entdeckt worden. Deshalb hat er sich heimlich in den Müllcontainer vor dem Fenster verkrochen und hatte das Gespräch von dort aus verfolgt.

„Nicht mal in 100 Jahren?“

Das würde Kai ihnen sogar schriftlich geben. Eher ließ er sich erwischen als sich in einem Müllcontainer zu verschanzen und von dort das gegnerische Team zu belauschen. Die Vorstellung war für ihn einfach nur abartig.

„Was ist dabei? Wir haben früher aus der Mülltonne gegessen.“

„Ja wo ihr 7 Jahre ward.“

„Ich war 7, Bryan war 8.“

Zugegeben heute würde er es sich dreimal überlegen, doch das war auch nicht der Punkt der Diskussion.

„Ist ja auch egal. Hast du wenigstens was herausgefunden?“

„Nicht mehr als wir schon wussten. Obwohl eine Sache gab es schon. So wie ich das verstanden habe besitzen der Blade von Napoleon dieselbe Eigenschaften wie Brooklyns. Allerdings habe ich keine Ahnung welche das sein kann.

„Könntet ihr mal aufhören diesen Typen Napoleon zu nennen.“

„Wieso? Der Typ ist ein Napoleon.“

„Ich geb‘s auf!“

Wenn sich Kai mal etwas in den Kopf gesetzt hatte konnte man es ihm nicht mehr ausreden und genau das traf hier zu. Wobei es auch daran liegen konnte, dass der jüngere ihn einfach nur ärgern wollte, doch darüber würde er jetzt nicht philosophieren, stattdessen ließ er sich seinen Kaffee schmecken.
 

An sich konnte er sich über sein Team nur amüsieren. Seit dem BEGA-Desaster hatte sich ihr Team verändert und dieses Mal war es zum positiven. Mittlerweile verstanden sich auch Bryan und Kai recht gut miteinander. Eine Tatsache mit der er am Anfang der letzten Weltmeisterschaft nicht im Entferntesten gerechnet hatte, zumal Bryan Kai nur seinetwegen im Team akzeptiert hatte.

„Ich glaube wir sind uns einig, dass wir uns auf alles gefasst machen müssen.“

„Unter anderem darauf, dass uns unsere eigenen Techniken um die Ohren fliegen.“

Den Kommentar konnte Bryan nicht zurückhalten und auch Tala, der den Seitenhieb gegen seinen jüngeren Teampartner durchaus verstanden hatte, konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Insbesondere deshalb nicht, weil Kai ihnen einen finsteren Blick zuwarf. Einer der deutlich sagte: Ich will euch mal sehen, wenn euch eure eigenen Techniken auf die Knie zwingen. In dem Punkt konnte man den jüngeren wunderbar aufziehen.

„Zumindest dann wenn wir die Sache mit dem Blade richtig interpretiert haben.“

Und das bezweifelten sie nicht im Geringsten. Die Sache mit Brooklyn hatte ihnen allen zu denken gegeben, zumal dieser bei ihrem Match die Gabe verloren zu haben schien, die Techniken seiner Gegner zu imitieren. Entweder dass oder er wollte auf andere Art und Weise gewinnen, doch darüber konnten sie nur spekulieren. Natürlich konnten sie auch fragen, doch ob sie eine Antwort erhalten würden war fraglich. Zumal dessen Trainer nicht gerade gut auf sie zu sprechen war. Wenn sie Hiro richtig einschätzten, dann würde es sie nicht mal wundern, wenn dieser sie nicht mal zu seinem Team durchlassen würde. Man konnte es ihm auch nicht verübeln, wenn man sich Kais letzte Aktion ins Gedächtnis zurückrief.
 

- Bei den anderen Teams -
 

Während die Blitzkrieg boys sich noch etwas die Zeit vertrieben, hatten sich die Mitglieder der White Tiger, PPB All Stars und die BEGA im Hotel Foyer versammelt. Emily hatte ihren Laptop vor sich aufgeklappt und starrte missmutig auf die letzten Kämpfe. Und auch die bisherige Statistik der Team trug nicht gerade zu ihrer Erheiterung bei.

„Ich fasse es einfach nicht dass die Blitzkrieg Boys in Führung liegen.“

„Ehrlich gesagt überrascht mich das nicht. Die fünf sind einfach gut. Nur die Tatsache dass sie so überlegen sind überrascht mich. Was mir aber mehr sorgen macht ist, dass auch Boris Team weit vorne liegt.“

„Du meinst wohl, dass von unseren Teams punktemäßig keines wirklich an die beiden Teams herankommt.“

„Das auch Rick.“

„Von uns vielleicht nicht, Garland, aber dieses Infinitiy Team ist auch nicht wirklich schlecht.“

Den Punkt konnte Garland nicht leugnen, doch aus irgendeinem Grund war es für ihn im Gegensatz zu Emily keine Erleichterung. Das Team war irgendwie merkwürdig. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch jedes Mal wenn er einem der Blader begegnete, hatte er das Gefühl, als würden sie ihm nur Feindseligkeit entgegen bringen. Und dass sollte was heißen, denn selbst bei den Blitzkrieg Boys hatte er dieses Gefühl nicht gehabt. Zumindest nicht so extrem. Natürlich hatte ihm Tala den einen oder anderen gefährlichen Blick zugeworfen, doch wenn man bedenkt, was zwischen ihnen vorgefallen war, konnte er den rothaarigen sogar verstehen.

„Mag sein, aber findet ihr das nicht auch merkwürdig. Ich meine, dass Team hatte sich mit ziemlicher Mühe an die Spitze gesetzt und in diesem Turnier gehört es zu den besten.“

„Sie haben einfach hart trainiert. Tyson hatte sich ja auch bei seiner ersten Weltmeisterschaft von ganz unten hochgekämpft.“

Emily sah das Ganze nicht so eng. Sie hielt diese Wendung nicht für unwahrscheinlich. Es war ein seltenes Phänomen, doch immerhin hieß es auch, dass es immer jemanden gab der besser war.
 

Allerdings war Garland nicht der einzige, der das anders sah. Auch Brooklyn war sich was dieses Team betraf nicht so sicher.

„Trotzdem sollten wir das Team nicht vernachlässigen. Und was die Blitzkrieg Boys angeht. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht besser wäre sicher zu stellen, dass sie vor Boris Team bleiben.“

„Hast du einen Vogel. Ich dachte wir hätten euch erklärt, wieso wir verhindern wollen, dass sie gewinnen.“

„Schon Mariah. Aber ich seh das wie Brooklyn. Kai und Tala machen auf mich nicht den Eindruck, als ob sie sich von irgendjemanden was sagen lassen.“

Um genau zu sein hatte er deren Trainer nie zu Gesicht bekommen. Natürlich hatten die anderen Ihm und seinem Team einen groben Überblick verschafft, wer Kais Großvater war. Auch darüber was genau vor 3 Jahren passiert war und welche Rolle dieser Mann übernommen hatte. Zwar gehörte er jetzt nicht unbedingt zu der Sorte die davon ausging, das sich jeder ändern konnte. Das war ein Wunschglaube, doch das hieß nicht, dass er die Meinung einmal Schuldig immer schuldig vertrat. Es war mehr so was dazwischen. Aus diesem Grund hatte er sich nach dem ganzen Debakel auch selbst etwas schlau gemacht. Doch selbst das war nicht so einfach gewesen. Denn überraschender Weise war in Japan nichts von diesen Ereignissen zu finden. Es gab kleine Brocken und viele Theorien, doch wirklich schlagkräftige Aussagen suchte man vergebens. Das war auch der Grund wieso er mittlerweile recht skeptische auf die ganze Aktion gegen die Blitzkrieg Boys blickte. Es würde nie so weit gehen zu behaupte, dass ihn die anderen anlogen, doch wenn dieser Voltaire wirklich etwas planen würde müsste er seiner Meinung nach präsenter sein. Und die Tatsache, dass er es nicht war ließ ihn über den Sinn nachgrübeln.

„Das ist auch nicht zwingend notwendig, Garland. Kais Großvater hat schon einmal mit Boris zusammengearbeitet, woher sollen wir wissen ob er es nicht wieder tut. Und wenn das so ist, dann spielen die Blitzkrieg Boys den beiden genau in die Hände.“

„Wenn es so ist! Und was wenn nicht? Was wenn die Blitzkrieg Boys einen anderen Grund hatten um diesen Voltaire als Trainer einzutragen. Ich meine so wie ich das mitbekommen habe beschäftigt dieser sich überhaupt nicht mit dem Turnier, es scheint eher so, als würde er mit diesem nichts zu tun haben wollen.“

„Das ist Taktik.“

„Das glaube ich auch, wieso hätte er den Vertrag sonst unterschrieben.“

In dem Punkt waren sich Mariah und Emily einig. Doch zumindest Rick, Garland und Brooklyn konnten sie nicht wirklich überzeugen. Wobei letztere eh nur hier waren, weil Hiro die Sache mit den Blitzkrieg Boys unterstützte. Die anderen aus dem Team hatten beschlossen sich aus dem Ganzen herauszuhalten.
 

Die White Tiger und die PPB All Stars standen, abgesehen von Ray, Max und Rick, voll und ganz hinter ihrem Plan. Dennoch konnten sie eine Sache nicht leugnen. Sie kamen nicht weiter und bisher waren ihre Strategien ins Leere gelaufen. Das stellte auch Michael nach einigen weiteren Minuten fest, weshalb er sich gelangweilt zu seinem Teampartner wendete.

„Vielleicht sollten wir andere Geschützte auffahren.“

„An was hast du gedacht.“

„Ich hab eine Idee, nur die Umsetzung könnte schwierig werden.“

Bei diesen Worten blickte Michael zu seinen beiden restlichen Teammitglieder, er könnte bei dieser Aktion Eddys Hilfe gebrauchen, doch die anderen sollten wenn möglich nichts davon mitbekommen, sonst könnte der Plan schief gehen. Selbst Emily würde ihm trotz ihrer offensichtlichen Abneigung einen Vogel zeigen, doch vermutlich war dass die einzige Möglichkeit um die Blitzkrieg Boys aufzuhalten.

„Ich erzähle dir alles wenn wir unter uns sind.“

Mehr sagte Michael nicht dazu, stattdessen versuchte er sich auf das Gespräch der anderen zu konzentrieren. Doch momentan war Emily viel zu sehr damit beschäftig ihre Meinung über das ganze Unterfangen und deren Wichtigkeit kund zu geben.
 

Währenddessen hatten sich Max und Ray, die das Gespräch aus einiger Distanz verfolgt hatten abgewandt und wanderten nachdenklich durch den Korridor.

„Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache.“

„Du meinst weil sich unsere Teams mehr auf die Blitzkrieg Boys als auf Boris neues Team konzentrieren?“

„Nicht nur das, Ray. Ich habe versucht mit ihnen zu reden, aber...“

„Lass mich raten. Sie lassen sich nicht umstimmen. Dasselbe trifft auch auf die White Tiger zu und genau das ist das Problem. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass Voltaire und Boris nicht zusammenarbeiten. Ich meine welchen Grund gäbe es das Team zu sabotieren, wenn die beiden wirklich wieder gemeinsame Sache machen würden.“

Seit dem Telefonat mit Kai konnte er nicht anders als über die Geschehnisse der letzten Wochen nachzudenken. Er hatte die Blitzkrieg Boys immer für ein zuverlässiges Team gehalten, doch dieses Turnier hatte eine andere Seite gezeigt. Jedenfalls hatte es am Anfang den Eindruck. Doch so wie die Dinge jetzt lagen war er sich da gar nicht so sicher ob die ganzen Probleme wirklich deren Schuld waren. Die Frage war nur war es wirklich nur Boris, der sie von einem Missgeschick ins nächste stolpern ließ, oder hatte Voltaire trotz allem seine Fingere im Spiel. Er wusste nicht wieviel Kais Großvater von den Plänen der Blitzkrieg Boys wusste oder ob er sich überhaupt um deren belange kümmert. Dafür kannte er diesen zu schlecht und auch während der Russian Championships hatten sie kaum etwas zu tun. Dieser Mann war eher eine Randfigur. Eine mächtige, dass konnten er nicht leugnen, doch war es immer Boris der das Kommando über die Blader hatte. Andererseits hatte dieser für Voltaire gearbeitert. Es war eine Zusammenarbeit, die dazu geführt hatte, dass Kais Großvater eine gewisse Zeit im Gefängnis verbringen musste und das nur weil Kai gegen diesen ausgesagt hatte. Und hier kam der Knackpunkt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein skrupelloser Mann, und für diesen hielten sie Voltaire und Boris, sich das einfach gefallen ließ. Ging es in diesem Turnier vielleicht gar nicht um den Titel. War es vielleicht möglich, dass das die Rache dafür war. Immerhin hatte Boris so etwas in seinem Interview angedeutet, doch wenn dem so war, was genau hatten sie vor. Wollten sie dass die Blitzkrieg Boys aus dem Turnier flogen. Doch welchen Sinn hätte das. Es wäre ein Ärgernis, doch mehr auch nicht, oder übersah er etwas Entscheidenes. Fazit war einfach, es gab zu viele wenn und abers, als dass er sich in diese Angelegenheit eine Meinung bilden konnte.

„Glaubst du wirklich, dass Boris sie sabotiert?“

„Kai hat mich vor der letzten Runde angerufen. Man hatte ihm und seinem Team falsche Flugtickets ausgestellt. Seit dem bin ich mir in dem Punkt ziemlich sicher, besonders wenn ich an die letzten Wochen zurück denke. Ich meine die Trainingswochen im Wald, wo sie angeblich abgehauen sind, ihr zu spät kommen in der letzten Runde plus Talas Aussehen und jetzt das. Für mich sind das zu viele Fehltritte auf einmal. Zumindest für die Blitzkrieg Boys.“

Es passte einfach nicht zu ihnen. Und das war das einzige worüber er sich sicher war. Doch etwas zu wissen war eben nur der erste Schritt, doch konnte Ray nicht sagen wie sie das weiterbringen sollten.
 

Er wusste nur, dass er irgendetwas machen musste und nachdem was er mitbekommen hatte gab es nur eine Person von der sie wirklich Hilfe erwarten konnten.

„Meinst du wir sollten mit Kai reden?“

„Kai weiß auch so, dass man sein Team analysiert. Und auch dass er sich trotz allem auf uns verlassen kann, sonst hätte er mich nicht angerufen.“

„Trotzdem. Ich wüsste gerne was ihn dazu gebracht hatte seinen Großvater als Trainer einschreiben zu lassen.“

„Es würde mich nicht wundern, wenn es ihre letzte Alternative gewesen wäre.“

„Sagt nicht die große Verschwörung ist schon zu Ende.“

„Welche Verschwörung?“

Für einen Moment standen die beiden auf den Schlauch, doch dann sickerte die Bedeutung langsam in ihre Köpfe.

„Gab es noch Probleme auf dem Flugplatz?“

„Dank deines Briefes zum Glück nicht. Ansonsten wäre das Ganze wahrscheinlich übel ausgegangen.“

Für den Sprecher war es immer noch ein Rätsel woher die Jungs nach der ganzen Situation noch die Kraft hergenommen den Tag ohne jegliche Anzeichen von Erschöpfung durchzustehen.

„Wahrscheinlich. Vielleicht können die fünf wirklich unsere Hilfe gebrauchen.“

„Inwiefern.“

Nun war Bruce neugierig geworden. Er wusste dass Ray ihm im Bezug auf die Blitzkrieg Boys nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Doch als er jetzt die gesamte Geschichte erfuhr, konnte er nicht anders als Ray überrascht anzusehen. Auch Rays Theorie machte angesichts der Umstände Sinn.
 

Dennoch dauerte es einige Minuten bis Bruce seine Stimme wiederfand und sich zu dem Gesagtem äußerte.

„Das ganze wäre Boris durchaus zuzutrauen.“

„Wir wissen nur nicht was wir tun sollen.“

„So unlogisch es auch klingen mag, so wird es wahrscheinlich besser sein, wenn ihr nichts unternehmt. Ich befürchte nämlich, dass Boris ansonsten zu härteren Methoden greifen wird um die fünf vom Turnier fernzuhalten“

„Glaubst du dass Boris uns beobachten lässt?“

„Die Blitzkrieg Boys auf jeden Fall. Außerdem bin ich mir nicht sicher wie viele Leute Boris wirklich in der BBA untergebracht hat. Den Blitzkrieg Boys zur Folge gehört zu mindestens Damien zu dessen Angestellten.“

„Wahrscheinlich haben die 5 deshalb Voltaire als Trainer angegeben. Besser diesen als einer von Boris Leuten.“

„Gut möglich. Ich werde versuchen die fünf etwas im Auge zu behalten, derweil solltet ihr noch mal versuchen mit euren Teams zu reden. Ihr könnt Boris nicht besiegen wenn ihr nicht wisst gegen wen ihr eigentlich kämpft.“

„In Ordnung.“

Zwar hatten Ray und Max schon versucht sich gehör zu verschaffen, doch es hatte nicht viel bewirkt. Aus diesem Grund rechneten sie auch nicht damit die Teams bis zur nächsten Runde umstimmen zu können, doch es konnte ja nicht schaden es noch einmal zu versuchen.
 

- Einige Tage später in Amerika -
 

Nach Boris letzter Aktion hatten die Blitzkrieg Boys entschieden selbstständig nach Amerika zu fliegen. Sie wollten diesem einfach nicht noch mehr Angriffsfläche geben, als nötig. Natürlich war Dickenson nicht besonders begeistert von der Entscheidung, doch er hatte es letzten Endes doch akzeptiert. Und so waren sie 5 Tage vor dem Beginn der nächsten Runde in Amerika angekommen und hatten nun alle Zeit der Welt um sich vorzubereiten. Aus diesen Grund hatten sie ihre Sachen nur sorglos in das gebuchte Zimmer gestellt und waren kurz darauf zur PPB Trainingshalle gefahren, welche allen Blader für Training zur Verfügung gestellt wurde. Es war nicht so dass das Team welches sie in der nächsten Runde gegenüberstehen würden besonders stark war. Zumindest im Einzelkampf waren sie nicht stärker als die restlichen Blader gegen die sie angetreten waren. Dennoch beunruhigte sie etwas oder besser gesagt jemand. Irritiert schüttelte Tala den Kopf und versuchte sich auf das gerade stattfindende Match zu konzentrieren, dennoch konnte er seine Gedanken nach einigen Minuten nicht mehr zurückhalten.

„Das ist einfach abnormal.“

„Würdest du endlich damit aufhören, sonst weise ich dich persönlich ein.“

„Mich einweisen? Ich bin doch nicht paranoid.“

„Wohl eher manisch besessen.“

„Das ist nicht witzig, Ian.“

„Ich sage es ja nur ungern, aber Hiwatari hat einen Punkt. Du steigerst dich viel zu sehr in diese Sache hinein. Es ist unumstritten, dass Boris seine Handlanger hat, auch dass er versucht uns aus dem Turnier zu schmeißen. Aber wir machen es ihm auch verdammt einfach.“

Ian war sich nicht mal sicher wieso er diesen Eindruck bekam, nur dass es so war und er war nie jemand, der seine Meinung zurückhalten konnte. Zumindest nicht in Gegenwart seines Teams oder anderen Bladern gegenüber.

„Das ist doch genau der Punkt Ian. Wir sind mit dem Gedanken ins Turnier eingestiegen, dass Boris uns nichts anhaben kann, doch wir haben nicht mal im Entferntesten damit gerechnet, dass er die gesamte BBA borifiziert.“

„Borifiziert? Das ist nicht mal ein Wort!“

„Es ist mein Wort für die Situation. Und jetzt existiert es.“

Kai verdrehte nur die Augen, bevor er Talas Wolborg einen kräftigen Stoß mit seinem Dranzer verpasste. Er hatte keine Lust mehr sich über das Thema zu unterhalten und die einzige Möglichkeit dass zu erreichen war seinem Gegenüber so zuzusetzen, dass er sich voll und ganz auf den Kampf konzentrieren musste.
 

Allerdings machte ihm Tala einen Schnitt durch die Rechnung in dem er seinen Blader ohne Vorankündigung zurück rief.

„Ich weiß genau was du vorhast Kai, aber das Thema ist noch nicht beendet. Ich meine es ernst. Was hat Tysons Vater davon uns zu helfen?“

„Du weißt doch wie es heißt. Eine gute Tat erhöht das Seelenheil.“

„Aber wie kann es eine gute Tat sein, wenn man aus egoistischen Gründen handelt.“

Für einen Moment huschte ein irritierter Ausdruck über Kais Gesicht. Wenn es jemanden gab der ihn aus der Fassung bringen konnte, dann war es der rothaarige und dass nicht weil dessen Worte oder Fragen idiotisch waren. Viel mehr lag es daran, dass es Dinge gab über die man einfach nicht nachdachte geschweige denn hinterfragte. Doch genau das tat dieser und er war nicht der einzige den das wahnsinnig machte. Auch die anderen aus dem Team blickten den Teamkäptain unverständlich an.

„Du tickst nicht mehr sauber.“

„Ich hab noch nie getickt“

„Lass es Ivanov, du weißt genau wovon Ian redet. Aber zurück zum Thema. Wir sollten uns auf die kommende Runde konzentrieren. Auch wenn die New Batallions nicht zu den besten Teams in diesem Turnier gehören sind ihre Kämpfe nicht zu verachten. Zum Teil sind sie ziemlich knapp ausgefallen.“

„Was mich wieder zum vorigen Punkt bring. Tysons Vater. Der Mann ist mir suspekt. Ich meine, hast du mal gesehen wie er sein Team aufstellt?“

„So wie wir?“

Mit diesen Worten hatte auch Kai seinen Blade zurückgerufen. Ohne Gegner hatte das Match einfach keinen Sinn und Tala wirkte nicht so, als ob er seinen Blade in näherer Zukunft wieder ins Rennen schicken wollte.

„Genau. Normalerweise überlegen wir uns welche Aufteilung für welches Team am wahrscheinlichsten ist und entwerfen eine Gegenstrategie. Aber bei ihm weiß ich nicht mal ansatzweise, wie er sein Team aufstellen wird.“

„Schon mal darüber nachgedacht, dass es eigentlich egal ist?“

„Kai hat Recht. Wir liegen haushoch in Führung, genauso wie beim letzten Turnier. Selbst wenn wir uns verkalkulieren, was soll’s.“

Bryan sah das Ganze nicht so eng. Besonders da er bezweifelte, dass Kai und Tala ihre Matches verlieren würden, egal gegen wen sie antraten.
 

Tala warf Bryan nur einen giftigen Blick zu. Er konnte nicht verstehen wieso sein Team das ganze so locker sah.

„Was soll’s? Trügen mich meine Erinnerungen oder haben wir im letzten Turnier nur den zweiten Platz belegt trotzdem wir die meisten Siege errungen haben?!“

Das war wohl die Tatsache, die ihn am meisten frustrierte. Das der Titel damals wieder an Tyson gegangen war, konnte man durchaus als eine herbe Enttäuschung bezeichnen. Allerdings ging er nicht soweit, dass er jemanden dafür die Schuld geben würde. Kai und er hatten von Anfang an nicht an einem Strang gezogen sondern hatten ihre eigenen Pläne durchgezogen. Wäre es nicht so gewesen, wäre es vielleicht anders gelaufen, doch so haben sie beide etwas zu diesem Ergebnis beigetragen.

„Was sucht ihr hier?“

Von dieser Stimme aus den Gedanken gerissen, wendeten sich die fünf Blader zu dem Neuankömmling um. Allerdings wussten sie von vorn herein wer sie so angeblafft hatte und wenn sie ehrlich waren konnten sie auf die Anwesenheit des Mädchen und ihres Teams vor ihnen verzichten.

„Das ist ein freies Trainingsareal. Wir dürfen hier sein.“

„Aber nicht wenn wir trainieren wollen. Also verschwindet.“

Oh ja Emily war mal wieder super gut gelaunt, dabei hatten sie ihr noch nichts getan, zumindest wenn man die Sachen während der Russian Championships wegfallen ließ. Aber scheinbar waren die PPB All Stars einfach viel zu nachtragend.
 

Lediglich Max schien Emilys Reaktion nicht wirklich nachvollziehen zu können, weshalb er sich kurz daraufhin äußerte.

„Das Trainingsareal ist doch groß genug, wir könnten doch…“

„Damit sie unsere Strategien klauen. Soweit kommt es noch!“

„Es wäre wohl eher anders herum immerhin zeichnest du doch alles auf was du vor deine Laptoplinse bekommst!“

„Wir haben es nicht nötig andere zu bestehlen.“

Oh ja, Emily nahm ihnen die Sache mit den BitBeast immer noch übel, deutlicher hätte sie es kaum sagen können. Aus diesem Grund nahm Tala auch bei seinen nächsten Worten kein Blatt vor den Mund.

„Jetzt hör mal zu Miss Oberschlau. Ich habe momentan keinen Nerv mich mit dir oder sonst irgendjemanden auseinander zusetzen. Wir sind nur hier um zu trainieren und von dir und deinem jämmerlichen Team lassen wir uns bestimmt nicht verjagen.“

„Wiederhol das und…“

„Und was? Willst du dich mit uns anlegen? Dann komm her und zeig was du kannst.“

Mit diesen Worten war Bryan vorgetreten und richtete seinen Blade genau auf Emily, welche intuitiv einige Schritte zurück wich. Eine Tatsache, die bewirkte, dass auch Michael und Eddy ihre Blades hervorholten. Allerdings kassierten sie von Bryan daraufhin nur einen abfälligen Laut.

„Wenn ich es mir recht überlege bist du mir den Ärger nicht wert!“

„Können wir nicht einfach in Ruhe trainieren ohne dass ihr euch gegenseitig umbringt.“

„Sorg dafür das Emily ihren Laptop in der Tasche lässt und wir kommen euch nicht in die Quere.“

„Abgemacht!“

„Was?!“

Emily war von dieser Abmachung ganz und gar nicht begeistert, doch nach längerer Bedenkzeit akzeptierte sie es. Immerhin war diese Variante besser als einen Blade abzubekommen und wenn sie jemandem so eine Aktion zutraute dann Bryan.
 

Aus diesem Grund teilten sich die beiden Gruppen auf. Jedes Team wählte ein Ende des doch recht weitläufigen Trainingsareals, doch nach einer geschlagenen Stunde war es den Blitzkrieg Boys doch zu viel geworden. Die PPB ging ihnen mit ihren Sprüchen gewaltig auf die Nerven. Aus diesem Grund verlegten sie ihr Training kurzer Hand nach draußen. Erst einige Stunden später gingen sie zurück in das Gebäude um ihre Sachen zu holen, die sie in einem der Spinde in den Umkleiden eingeschlossen hatten.

„Jetzt sag mir nicht du willst Emily nachmachen.“

„Eigentlich nicht, wieso?“

Auf Kais Frage hin fischte Tala den Laptop vom Spinnt herunter. Allein diese Aktion hätte Antwort genug sein sollen, doch der Blick, den er von diesem bekam, erzählte eine andere Geschichte.

„Warte, du willst jetzt aber nicht behaupten, dass…“

Weiter kam Tala nicht, da ihm der Laptop schon aus der Hand gerissen wurde. Doch noch ehe er sich von der unerwarteten Reaktion erholen konnte, wurden ihm schon wütende Worte ins Gesicht geschlagen, die ihn sprachlos zurückließen.

„Ich hätte wissen sollen dass ihr dahinter steckt. Aber ich versichere euch, dass wird noch ein Nachspiel haben.“

„Warte...“

Eigentlich wollte Kai nur hinter ihr her und sie zurückhalten, doch in dem Moment stellte sich Michael zwischen ihm und den davonstürmenden Mädchen. Reflexartig wich er dem größeren aus, nur mit dem Resultat, dass dieser ihn am Arm erwischte und mit Gewalt zurückstieß. Mit erheblicher Wucht knallte er mit der Seite auf die Holzbank was bewirkte, dass ihm für einen Moment sämtliche Luft zum Atmen aus den Lungen gepresst wurde.

„Komm ihr zu Nahe und du kriegst es mit mir zu tun.“

Kai schenkte Michael daraufhin nur einen gefährlichen Blick, doch bevor er irgendetwas sagen konnte hatte Tala dem Sprecher schon einen ordentlichen Schlag verpasst, der diesen erschrocken zurücktaumeln ließ.

„Bedroh mein Team noch einmal und du kannst dir ein Grab schaufeln.“

„Da mach ich mit.“

Mit diesen Worten ließ Bryan seine Fingerknöchel laut aufknacken, bevor er sich umsah.
 

Michael war nicht allein, es hätte ihn auch überrascht. Der Typ hatte eine große Klappe aber nichts dahinter. Ohne Rückendeckung, da war sich Bryan sicher, würde dieser sich nie im Leben mit ihnen anlegen. Allerdings hatte Kai sich in dem Moment aufgerappelt und sich zwischen sie und die PPB gestellt. Es war deutlich zu sehen, dass er die Sache nicht noch weiter eskalieren lassen wollte.

„Lasst es! Und ihr drei verschwindet.“

„Als ob wir uns an euch die Finger schmutzig machen würden.“

Nach diesen Worten wendete sich Michael um und auch seine beiden Begleiter Eddy und Steven taten es ihm gleich. Er hatte sich nicht vor sich mit den Blitzkrieg Boys zu prügeln. Es gab andere Methoden um diese loszuwerden und genau darauf hoffte er. Also wieso sollte er einen Kampf anzetteln den er möglicherweise verlieren würde.

„Was glaubt der eigentlich wer er ist?“

„Keine Ahnung, Tala, aber ich glaube wir haben gerade andere Probleme. Denn so wie ich das sehe sind wir wieder auf einen von Boris miesen kleinen Tricks reingefallen!“

„Nicht dein ernst.“

„Doch und langsam wird es echt nervig.“

In dem Punkt konnten sie Kai nur zustimmen. Sie wussten ja nicht mal wie Boris das mit dem Laptop überhaupt eingefädelt hatte, da sie außer den PPB Bladern niemanden im Trainingsareal gesehen hatten. Allerdings bezweifelten sie, dass einer von den PPB’s gemeinsame Sachen mit Boris machen würde. Ein Mitarbeiter vielleicht aber bestimmt niemand aus dem Team. Doch auch das Wissen änderte nichts an den bestehenden Tatsachen. Das Ganze würde noch einige Probleme mit sich ziehen, denn sie bezweifelten nicht im Geringsten, dass Emily sich über sie beschweren wird. Alles was sie jetzt noch tun konnten war ihre Version der Sache zu erzählen, doch ob man ihnen glauben würde, war eine andere Frage.
 

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Endstation

Kapitel 17: Endstation
 

Als Kai durch die Tür trat und diese hinter sich schloss brauchte Dickenson erst einige Minuten um zu realisieren, dass keiner der anderen Blitzkrieg Boys anwesend war und nach Kais Gestik auch nicht mehr kommen würde.

„Ich hatte eigentlich mit deinem ganzen Team gerechnet!“

„Die anderen sind gewissermaßen beschäftigt.“

Das war nur die halbe Wahrheit und nebenbei die Untertreibung des Jahrhundert wenn man sich die eigentliche Situation vor Augen führte. Wobei eigentlich stimmte es ja doch. Bryan war zwar nicht gerade erpicht auf das Treffen gewesen, weshalb es nicht ratsam war ihn mitzunehmen, doch auch so hatten sie entschieden, dass nur Tala und er diesem Treffen beiwohnen. Allerdings hatte sich das in dem Moment erledigt, in dem sie herausgefunden hatten, dass es irgendwer für komisch hielt eine Maus in ihrem Apartement auszusetzen. Sie konnten nur von Glück sagen, dass Ian der erste war, der sie gesichtet hatte und Bryan wohlweislich den Starter und dessen Blade abgenommen hatte. Nun war es an Ian das widerspenstige Tier einzufangen, während Tala und Spencer verhinderten, dass der weißhaarige im blanken Wahn alles kurz und klein schlug. Demnach war er der einzige, der noch in der Lage war Dickensons Ersuch um ein Treffen wahrzunehmen. Allerdings schien dieser nicht sonderlich begeistert über das Fehlen seiner restlichen Teamkollegen zu sein. Allein dadurch ließ sich erahnen wie dieser drauf gewesen wäre, wenn keiner von ihnen gekommen wäre.

„Weshalb wollten sie uns sprechen?“

Immer gleich auf den Punkt. Diese Angewohnheit von Kai erinnerte Dickenson immer an dessen Großvater. Auch dieser ließ sich kaum zu einer Diskussionen verleiten und brachte ein Thema immer auf das wesentliche zurück. Umso schwieriger war es jetzt für ihn Kai die Entscheidung mitzuteilen, die bezüglich seines Teams getroffen wurde. Aus diese Grund wies er den jüngeren erst einmal an sich zu setzen. Eine Tatsache die Kai nur mit einem undefinierten Gesichtsausdruck nachging. Fast schien es so als wüsste er bereits was jetzt kommen würde. Zumindest war er sich sicher dass eine gewisse Skepsis in seinen Augen aufblitzte und das machte die Situation nicht leichter.

„Es wird euch nicht gefallen, doch nach der derzeitigen Lage gibt es für mich keine andere Möglichkeit als euer Team von dem restlichen Turnier auszuschließen.“

Für einen Moment schien Kai die Stimme weg zu bleiben. Scheinbar hatte er mit dieser Neuigkeit doch nicht gerechnet.
 

Aus diesem Grund viel auch sein Gegenkommentar relativ kleinlaut aus. Für einen Moment wiederholte er das Wort welches Dickenson ebenen benutzt, als ob er Zeit brauchte um es zu verstehen, doch dann war seine Stimme wieder die alte. Sie war nicht laut, doch war die Wut deutlich aus ihr herauszuhören und auch seine Haltung war nun mehr als angespannt.

„Ausschließen?...Das können sie nicht tun, wir haben ein Recht an diesem Turnier teilzunehmen so wie jeder andere auch.“

Kai wusste dass es nicht ratsam war Dickenson so gegenüber zu treten, doch diese Nachricht hatte ihn einfach zu sehr geschockt. Zudem wenn dieser Entschluss wirklich feststand hatte er eh nichts mehr zu verlieren. Allerdings bezweifelte er das. Es musste eine Möglichkeit geben Dickenson umzustimmen, die hatte es bisher immer gegeben.

„Nach dem was ihr euch alles in diesem Jahr geleistet habt? Ich hätte euch allein schon wegen der Sache mit Damien disqualifizieren müssen.“

„Das mit Damien war eine Flinte. Er arbeitet für Boris und…“

„Kai es reicht. Ich habe Damiens Lebensgeschichte und auch seine Angaben mehr als einmal überprüft. Er hat nichts mit Boris oder der Abtei gemein. Und euer Verhalten der beiden Fahrer gegenüber war auch mehr als unangebracht. Ich habe euch vorgewarnt, dass ihr abgeholt werdet und ihr lasst Andrew wie ein Idiot vor der Tür stehen. Von der Sache mit Lewis will ich gar nicht erst reden. Ihr könnt froh sein, dass er Bryan wegen der gebrochenen Nase nicht angezeigt hat. Aber die Sache mit Emilys Laptop hat den Bogen deutlich überspannt.“

Dickenson wusste sich nicht wirklich zu helfen. Vor 3 Jahren hatte er den Kindern und Jugendlichen aus der Abtei jede Hilfe angeboten die er ihnen bieten konnte. Er hatte seine Angestellten damit beauftragt die Familien der einzelnen Jungs ausfindig zu machen. Viele von ihnen hatten eine Therapie angefangen um die Geschehnisse in der Abtei zu verarbeiten. Die Blitzkrieg Boys jedoch gehörten nicht dazu. Sie hatten sie schlicht und einfach geweigert mit einem Psychiater zuspreche. Damals hatte er ihnen ihren Willen gelassen. Er konnte sie ja schließlich nicht zwingen, doch heute fragte er sich des Öfteren ob es nicht ein Fehler gewesen war.
 

Nur eines hatte er deutlich mitbekommen und zwar dass Boris und alles was mit ihm zu tun hatte ein wunder Punkt für die Gruppe war. Vielleicht lag es aber auch an den Geschehnissen von vor einem Jahr.

„Ich weiß nicht was mit euch los ist. Aber so geht es nicht weiter und die einzige logische Konsequenz ist euer Team für dieses Jahr zu sperren.“

„Es ist nichts mit uns los! Wir sind immer noch dieselben. Das einzige Problem ist, dass Boris uns aus dem Turnier drängen will und wenn sie uns jetzt sperren hat er gewonnen.“

„Mir ist sehr wohl bewusst, dass Boris etwas vorhat, Kai. Und ich kann dir versichern, dass meine Mitarbeiter und ich ihn so gut es geht im Auge behalten. Allerdings mache ich mir mehr Sorgen um euch. Nach allem was passiert ist muss ich mir unweigerlich die Frage stellen ob ihr nicht zu viel in die gesamte Situation hinein interpretiert.“

„Sie glauben doch nicht wirklich dass er sich geändert hat, oder?“

„Darum geht es nicht. Ich rede von eurem Verhalten.“

„Boris hat uns in aller Öffentlichkeit den Krieg erklärt, erwarten sie ernsthaft, dass wir ihm freundlich guten Tag und auf Wiedersehen sagen?“

„Ich will ehrlich zu dir sein Kai. Es gibt keinerlei Hinweise, dass Boris etwas anderes macht, als ein Team zu managen, welches an diesem Turnier teilnimmt. Noch dass er irgendetwas plant um euch zu schaden.“

Nein natürlich gab es keine Hinweise, immerhin war Boris gut darin seine Aktionen zu vertuschen. Doch Kai und sein Team wussten es besser. Sie hatten Boris Versuche sie aus dem Turnier zu drängen am eigenen Leib erlebt.
 

So wie es jedoch im Moment aussah hatte er mehr Verbündete als er selbst gedacht hatte, ansonsten wäre diese große Sabotageaktion schon längst aufgefallen. Dickenson war jedoch ahnungslos und es brachten nichts ihm von Gegenteil zu überzeugen. Das würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen und seiner Meinung nach konnte Dickenson gerne denken was er wollte, solange er sie weiter am Turnier teilnehmen ließ und genau das war jetzt sein oberstes Ziel.

„Sie halten uns für verrückt?!“

Es war weniger eine Frage als eine Feststellung, eine die Stanley für einen Augenblick dazu brachte resigniert durchzuatmen. Auch wenn Dickenson der Meinung war, dass die fünf die Welt zu schwarz sahen und Bedrohungen erwarteten wo keine waren so war das Wort verrückt doch keines welches er im Bezug auf die Blitzkrieg Boys verwenden würde. Und das letzte was er wollte war den Jungs diesen Eindruck zu vermitteln.

„Ich halte euch nicht für verrückt. Ich glaube lediglich, dass ihr euch Hilfe suchen solltet. Euer Leben in der Abtei, die BEGA…ihr habt einiges einstecken müssen und so etwas vergisst man nicht so schnell…“

„Wir sind nicht paranoid, noch haben wir irgendeine Geltungssucht. Alles was wir wollen ist in diesem Turnier zu bladen und zu gewinnen.“

Für einen Moment ließ Dickenson Kais Worte im Raum stehen. Er nutzte die Zeit um kurz durchzuatmen. Ihm war durchaus bewusst, dass Kai versuchte ihn umzustimmen, doch die Entscheidung war gefallen. Doch das änderte nichts an der Tatsache. Es war nie leicht mit Kai zu reden. Ihm war nicht klar ob dieser es absichtlich tat oder ob es Zufall war, doch früher oder später schien es für ihn so als würde der jüngere ihm an allem unangenehmen die Schuld geben. Es gab nur wenige Momente in der Kai die Kontenance verlor oder irgendwie ausfallend wurde. Zumindest nicht so wie man es von einem normalen Teenager erwartete. Ohne Zweifel konnte man die Wut aus dessen Stimme heraushören, doch es zwang noch etwas anderes mit. Empörung. Es wirkte so, als würde Kai seine Worte als Beleidigung auffassen und genau das war der Unterschied.
 

Aus diesem Grund versuchte er Kai die Sache so ruhig es ging zu erklären. Doch dass er damit ein Thema anschnitt über dass er eigentlich gar nicht reden wollte, bemerkte er viel zu spät.

„Ich kann nachvollziehen, dass du von dieser Entscheidung enttäuscht bist, aber du musst auch meinen Standpunkt verstehen. Solange die Vorwürfe gegen euch nicht geklärt oder zurückgenommen wurden, kann ich nichts für euch tun.“

„Es ist wegen Voltaire, oder? Sie sollten doch am besten wissen, dass wir unser Team selber managen können. Und das tun wir auch. Voltaire steht zwar als Trainer in ihrem blöden Vertrag, aber er hat nichts mit unserem Team zu tun. Er wollte ja nicht mal etwas mit dem Team zu tun haben.“

„Du solltest jetzt lieber Schweigen, Kai. Denn allein diese Worte zeigen mir deutlich wie wenig Respekt ihr vor den Turnierregeln habt. Habt ihr überhaupt eine Ahnung in welches Dilemma ihr mich bringt?“

Ein weiteres Mal holte Dickenson tief Luft. Kais Worte hatten ihn an etwas denken lassen. Ein Gedanke der ihm gar nicht gefiel. Doch wenn sich sein Verdacht bestätigte, bekamen sie alle ein Problem. Zumindest wenn diese Information nach außen sickerte.

„Sei es drum. Kai, ich möchte dass du mir eine Frage beantwortest und ich verlange eine ehrliche Antwort. Hat Voltaire diesen Vertrag unterschrieben, oder nicht?“

Das einzige was Dickenson auf diese Frage erhielt war Schweigen. Eigentlich war es Antwort genug doch die Frage stand nun im Raum und er würde den Jüngeren nicht gehen lassen ohne eine Antwort zu erhalten.

„Dir ist doch bewusst, dass ich es bei Verdacht jederzeit überprüfen lassen kann. Und der Verdacht besteht gerade, denn ich bezweifle, dass Voltaire irgendetwas unterschreiben würde, was er vorher nicht gelesen hat und vor allem würde er keine Unterschrift unter einen Vertrag setzen, der ihm nichts einbringt.“

„Sie haben uns doch keine Wahl gelassen und außerdem weiß er davon. Er hätte es jederzeit aufklären können wenn er gewollt hätte.“

„Und allein dass Kai, sollte dir zu denken geben. Ist euch schon mal der Gedanke gekommen, dass ihr systematisch in eine bestimmte Richtung gelenkt werdet.“

Dickenson ließ diese Worte für einen Augenblick im Raum stehen. Zum einen weil er wollte, dass der Jüngere darüber nachdachte und zum anderen, weil er nicht wusste wie er weiter machen sollte.
 

Er wollte Kai und dessen Team nicht zu nahe treten. Doch auch ohne weiterer Worte schien Kai das Gesagte als persönlichen Angriff zu sehen.

„Wieso sagen sie nicht direkt was sie meinen? Sie glauben, dass wir uns von Voltaire und Boris manipulieren lassen, so wie früher. Oder wie sie mich und mein Team damals ausgespielt haben. Aber da irren sie sich. Wir sind keine Kinder mehr, die ohne Fragen zu stellen tun was irgendwer uns sagt.“

Mit diesen Worten war Kai frustriert aufgestanden. Für einen Moment schien es so, als wollte er einfach nur weg, doch dann fing er sich wieder und blieb an Ort und Stelle stehen. Allerdings schenkte er Dickenson keinen weiteren Blick mehr sondern starrte nur auf das Trophenregal an der Wand. Für Dickenson war es jedoch ein Beweis dafür dass Kai mit der derzeitigen Situation überfordert war und dass war selten. Und angesichts der Umstände konnte er diesen sogar verstehen. Dennoch konnte er jetzt nicht einfach locker lassen so sehr es ihm auch missfiel den Jungen vor ihm in die Enge zu drängen.

„Meine Entscheidung geht nicht gegen euch. Wie schon gesagt die Anschuldigungen stehen und solange ihr mir nicht das Gegenteil beweisen könnt, kann ich euch nicht weiter im Turnier bladen lassen. Aber nehmen wir für einen Augenblick an, es wäre so wie ihr es mir erzählt habt. Angenommen Boris steckt wirklich hinter diesen Vorkommnissen. Was würde dass für euer Team bedeuten? …Es bedeutet, dass ihr euch von Boris ausspielen lasst, weil ihr nicht wisst, wem ihr Vertrauen könnt und wem nicht. Vielleicht habt ihr durch diese Entscheidung endlich mal wieder Zeit zum durchatmen.“

„Wir brauchen keine…“

„Hör mir einfach zu Kai. Boris kennt euer Team und Voltaire kennt dich. Deine Bereitschaft alles zu tun um ihn Stolz zu machen…“

„Das ist vorbei!“

„Ich habe dich damals erlebt. Ohne mein Eingreifen wäre der gesamte Prozess zu Staub zerfallen. Und ob du es glaubst oder nicht, die Tatsache, dass du niemanden erzählt hast, dass Voltaire zurück ist, spricht für sich.“

„Nein das einzige wofür es spricht ist, dass ich diese Art von Belehrungen vermeiden wollte. Er ist mein Großvater und alles ihm betreffende ist Familiensache und geht sie nicht im Geringsten etwas an. Und damit endet das Thema. Der Prozess war vor 3 Jahren und seitdem hat sich einiges verändert.“

Für einen kurzen Moment legte Kai eine Pause ein. Er wusste selbst nicht woher diese Worte gerade gekommen waren. Seit Wochen hatte er versucht sich von seinem Großvater zu distanzieren.
 

Zumindest soweit, dass er diese Bezeichnung nicht mehr in den Mund nahm, wenn er mit jemanden über diesen sprach. Er war einfach nur Voltaire gewesen. Wieso hatte er diese Angewohnheit jetzt wieder abgelegt. Schnell schüttelte er diesen Gedanken wieder beiseite. Darüber konnte er immerhin später nachdenken.

„Es mag zwar sein, dass ich keine Ahnung habe, was Boris im Schilde führt oder wie er es schafft immer über alles informiert zu sein, doch eines weiß ich. Mein Großvater ist nicht Teil dieses Komplotts. Die beiden arbeiten nicht zusammen. Und wissen sie woher ich das weiß? Ich weiß es weil er niemals den gleichen Fehler zweimal machen würde.“

„Bist du dir da ganz sicher? Voltaire ist ein Geschäftsmann der sich nicht mit kleinen Verträgen zufrieden gibt. Nicht umsonst ist er so erfolgreich und was diese Verträge angeht so waren sie nie 100% legal. Er wird sich nach dem richten was ihm am meisten einbringt. Doch bevor das Gespräch hier eskaliert, werde ich es beenden. Und nur um es noch einmal deutlich zu sagen. Sofern ihr mir keine Beweise für eure Unschuld liefern könnt, bleibt euer Team gesperrt.“

„Sie machen einen Fehler. Wir kennen Boris besser als jeder andere…“

„Und es hat euch letztes Jahr auch nichts genützt. Und nebenbei, dass letzte was ich will ist das ihr wieder im Krankenhaus landet, weil ihr euch schlicht und einfach überschätzt habt. Zudem gibt es genügend gute Blader in diesem Turnier, die es mit Boris Team aufnehmen können. Nicht nur die altbekannten, sondern auch das Team Infinity. Die Blader dieses Team haben einiges zu bieten. Er wird dieses Turnier nicht gewinnen.“

„Sehr gut, setzten sie ihre Karten auf Boris zweites Team. Ich bin mir sicher, es wird ihnen die Arbeit abnehmen.“

Team Infinity waren die Gewinner des Mittelklassenturniers, doch sie standen den Teams in dem jetzigen Turnier um nichts nach. Allein das hatte ihn und Tala zum Nachdenken gebracht. Sie hatten daraufhin ein paar Nachforschungen unternommen und sind durch Zufall auf ein Treffen mit Boris gestoßen.
 

Sie hätten gerne gelauscht, doch die Gegend war einfach zu ungeeignet dafür, weshalb sie diese Aufgabe Ian überlassen hatte. Allerdings war dieser viel zu weit weg um viel verstehen zu können und wenn er sich näher ran geschlichen hätte, wäre er erwischt worden. Doch zumindest hatten sein Team die Gewissheit, dass dieses Team mit Boris zusammenarbeitete.

„Kai denk noch mal über meine Worte von vorhin nach. Es wäre wirklich besser für euch, wenn ihr mit euer Vergangenheit abschließt und einen Neustart wagt.“

„Wieso befolgen sie ihren eigenen Rat nicht selbst? Und noch was. Sie sind genauso schlimm wie Voltaire. Es gibt nur einen entscheidenden Unterschied. Mein Großvater würde wissen, dass ich mir solche Sachen nicht ausdenken würde.“

Dickenson hatte keine Zeit auf diese Anspielung zu reagieren, da Kai bereits aus dem Raum gestürmt war und die Tür mit einem lauten Knall hinter sich geschlossen hatte. Doch auch die ersten Minuten danach war er unfähig etwas zu tun. Kais Worte hatten ihr Ziel nicht verfehlt. Dickenson gab es ungern zu, doch in einem Punkt musste er diesem Recht geben. Er hatte Kai genauso manipuliert wie Voltaire es seinerseits getan hatte. Unwillkürlich musste er an die Regionalweltmeisterschaften von vor 3 Jahren denken. Kai hatte etwas gesagt, was er damals nicht wirklich ernst genommen hatte, doch nun traf ihm die Erkenntnis umso härter.

//Ich schätze jetzt wo ich nicht mehr der große Champion bin, wollen sie mir sagen, dass sie für mich keine Verwendung mehr haben.\

Er hatte Kai zum Teamkaptain erklärt, damit er an Voltaire herankam und am Ende hatte sich dieser Satz des Jüngeren doch irgendwie bewahrheitet. Er hatte ihn in dem Moment fallen lassen, in dem die Sache abgeschlossen war. Für einen Moment erwischte er sich bei der Frage, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Natürlich war ihm bewusst, dass nach all den Jahren auch Kai gelernt hatte wie man andere nach den eigenen Regeln tanzen ließ, doch hieß das auch dass er es bei ihm versuchte. War wirklich Kai derjenige der ausgespielt wurde oder war doch er selbst es? Wie konnte es sein, dass Boris so viele Untergebene hatte und er diese selbst nach genauster Beleuchtung nicht erkennen konnte? Das war unmöglich. Kai und die Blitzkrieg Boys mussten sich in dem Punkt einfach irren, aber was wenn es nicht so war? Würde Boris am Ende triumphieren und den Beyblade-Sport wie sie ihn kannten und lieben für immer zerstören? Er wusste es nicht und er hoffte nur, dass er es nie erfahren musste.
 

- Bei Team Invasion -

Ein breites Grinsen schlich sich auf die Gesichtszüge des Teamkäptains. Sie hatten erwartet, dass ihre Aktion Chaos verursachte, doch das wahre Ausmaß erwies sich als deutlich besser.

„Ich hab euch doch gesagt, dass das klappt. Er ist vielleicht ein gefährlicher Blader, aber wenn sein Weg sich mit einer Ratte kreuzt ist er nichts weiter als ein kopfloser Trottel.“

„Es war eine Maus!“

„Maus, Ratte, der einzige Unterschied ist die Größe. Jedenfalls bin ich mal gespannt, wie sie den Schwachkopf beruhigen und daran hindern wollen die gesamte Einrichtung zu Kleinholz zu verarbeiten.“

Als sie zum ersten Mal gehört hatten, dass der weißhaarige Blader der Blitzkrieg Boys eine panische Angst vor Ratten hatte, hatten sie sich zuerst todgelacht. Es war einfach unverständlich. Die Abtei sollte die Blader stark machen. Zu sehen, dass einer der da aufgewachsen war wegen so etwas banalem Panik krieg war einfach erbärmlich. Doch das war die gerechte Strafe für jemanden, der die Abtei verraten hatte. Niemand sollte damit durchkommen und die Blitzkrieg Boys würden die ersten sein, die diese Lektion lernten.
 

Das war eines ihrer obersten Ziele und die Weltmeisterschaft war die beste Methode um an diese heranzukommen. Der Titel war lediglich ein Bonus. Früher oder später wird sich dieses Team Wünschen, dass sie vor 3 Jahren den Mund gehalten hätten.

„Wisst ihr schon das neuste? Dickenson hat die Blitzkrieg Boys aus dem Turnier geworfen.“

Mit diesen Worten war ein weiterer Junge in den Raum getreten.

„Ist das sicher?“

„Ja, ich habe es selber gehört…“

Ursprünglich hatte er nur vorgehabt ihre Teamkonstellation für das nächste Match abzugeben, als er Dickensons Stimme gehört hatte. Sie war laut genug gewesen um seine Neugier zu wecken und es hatte sich gelohnt.

„…allerdings gibt es auch eine schlechte Nachricht. Die Blitzkrieg Boys wissen, dass das Team Infinity zu uns gehört.“

„Na und? Dann haben sie halt einen Verdacht, beweisen können sie es allerdings nicht.“

Für den Teamkäpatein von Invasion war diese Information nicht im Geringsten beunruhigen. Zumal dieses Wissen den Blitzkrieg Boys auch nicht helfen wird. Lediglich eine Sache interessierte ihn.

„Sag mir nur wie Dickenson darauf reagiert hat!“

„Zögernd. Es wirkte so, als würde er Kai nicht glauben. Ihr hättet Kai mal sehen sollen, der war richtig wütend.“

„Gut.“

Ob der Kommentar jetzt auf den ersten oder zweiten Teil der Aussage bezogen war, konnte keiner sagen, doch im Grund war es auch egal. Ihr erstes Ziel war erreicht. Die Blitzkrieg Boys würden ihnen bezüglich des Turniers nicht länger in die Quere kommen. Zwar wussten sie nicht was Boris damit erreichen wollte, doch eines stand dennoch fest. Er würde zufrieden sein.
 

- Bei Kai -
 

Kai wusste selbst nicht wieso er das Letzte gesagt hatte. Wollte er sich nur bei Dickenson wegen der Teamsperrung revanchieren? Nachdenklich schritt er durch die Straßen von New York. Er wusste nicht wie er den Anderen das ganze beibringen sollte. Doch das schlimmste war dass er nicht mal sagen konnte ob er wirklich alles getan hatte um Dickenson von dieser Entscheidung abzubringen. Ohne es wirklich zu wollten stand er plötzlich vor dem Hotel, in dem die einzelnen Team bei ihrem Zwischenstopp untergebracht worden sind. Eine Tatsache, die ihm etwas vor Augen führte. Früher oder später musste er es ihnen sagen und da war es besser den frühestmöglichen Zeitpunkt zu wählen ehe sie es von jemand anderem erfuhren. Es war einfach besser es nicht länger aufzuschieben. Mit diesem Vorsatz betrat er das Hotel und ging ohne Umwege auf das Zimmer seines Team zu. Als er jedoch eintrat brauchte er einen Moment um sich den Veränderungen bewusst zu werden. Alle Möbel waren verrückt und zwar nicht nur ein bisschen.

„Kein Wort Hiwatari und ja. Das Bett dort drüben stand ursprünglich an der anderen Zimmerecke. Aber aus irgendeinem Grund hatte diese verflixte Maus es vorgezogen sich immer wieder darunter zu flüchten.“

„Und jetzt ist sie wo?“

„Im Eimer!“

„Ich dachte du wolltest verhindern, dass Bryan sie in die Finger bekommt?“

„Hab ich auch. Sie ist nur im Eimer…also ich meine in dem auf dem ich gerade sitze.“

Erst jetzt viel Kai auf das der rothaarige mitten im Raum auf einem schwarzen Plastikeimer saß. Doch wirklich erklären konnte er sich die Sache nicht.

„Wieso bringt ihr sie nicht einfach raus.“

„Was glaubst du was wir die letzten Stunden getan haben? Däumchen gedreht? Ian wollte sie am Schwanz raustragen, aber das windige Ding hat es irgendwie geschafft ihn immer zu beißen. Und auch mit dem Eimer hatten wir nicht mehr Erfolg. Die Türschwelle ist einfach zu hoch. Wir haben es versucht und ehe wir es bemerkt haben war die Maus wieder unterm Bett.“

„Vielleicht hat sie da Junge?“

„Sehr witzig. Wenn das der Fall ist, dann darfst du dich um Bryan kümmern.“

„Ich verzichte. Was ist mit dem Balkon?“

„Willst du sie da wirklich runterwerfen. Denn ich will nicht wissen ob Bryan in dem Fall nicht sogar die Scheiben einschlägt, wenn er sie auf dem Balkon rumhuschen sieht.“

„Und jetzt? Willst du solange da sitzen bleiben bis dir eine andere Lösung einfällt?“

„Ist doch ein Plan. Jetzt aber mal Themenwechsel. Was wollte Dickenson von uns? Eine neue Belehrung?“

„Er wollte uns mitteilen, dass unser Team für das restliche Turnier gesperrt ist.“

„Aha…Augenblick, was hat er…das kann er doch nicht machen!“

Im ersten Moment hatte Tala Kais Worte nicht wirklich realisiert, da er in Gedanken immer noch bei dem Problemfall Nr. 1 waren.
 

Das änderte sich jedoch in dem Moment als die Bedeutung in seinem Gehirn ankam. Sein Schock verwandelte sich in Wut und für einen Moment konnte er sich nicht zurückhalten.

„Und du nimmst das einfach so hin? Ich glaub das einfach nicht, dem werd ich was erzählen…“

„Tala lass es. Es ist vorbei. Er lässt sich nicht mehr umstimmen.“

„Fuck.“

Mit diesem Kommentar trat Tala frustriert gegen den Mülleimer, welcher daraufhin quer durch den Raum flog. Zeitgleich nahm die Maus ihre neugewonnene Freiheit wahr, in dem sie die Beine in die Hand nahm und unter das geliebte Bett flüchtete. Tala sah dieser nur mit einem missbilligen hinterher, wendete sich jedoch kurz darauf zu seinem Teampartner um.

„Super. Und jetzt?“

„Wir packen unsere Sache und fliegen nach Hause. Ich persönlich habe genug von diesem Kontinent und deren Bewohnern.“

Tala musste nicht lange überlegen, auf wem sich Kai bei dieser Aussage bezog. Es war eindeutig und um ehrlich zu sein hatte auch er die Nase voll von den PPB Allstars und ihren Starallüren.

„Wahrscheinlich ist das sogar das Beste.“

„NEIN!“

Von diesem plötzlichen Kommentar überrascht wendeten sich beide zu Ian um, welcher sie mit verschränkten Armen wütend anblickte.

„Ich habe nichts dagegen, wenn ihr euch die Befehlsgewalt während des Trainings teilt, oder ich eure Befehle während des Turniers befolgen muss. Aber wie Kai es eben so treffend ausgedrückt hat ist das Turnier für uns vorbei. Mag sein, dass euch nichts hier hält, das nehme ich euch nicht übel, aber das heißt nicht, dass ihr über unsere Köpfe hinweg entscheidet was wir jetzt tun. Ihr könnt gerne abhauen, aber ich hab hier noch was zu erledigen.“

„Ach ja, dein ominöser Verwandter.“

„Es mag für euch zwar schwer begreiflich sein, aber ich habe noch nicht mit meiner Familie abgeschlossen. Vielleicht stelle ich fest, dass ich nicht erwünscht bin, aber ich werde es nie erfahren, wenn ich es nicht wenigstens versuche.“

„Wenn du erwartest, dass wir dich hier lassen, damit du deine verschollenen Wurzeln ergründen kannst, dann hast du dich geirrt. Das kannst du mal getrost vergessen…“

„Aber…“

„Kein aber, jetzt rede ich. Ihr werdet jetzt alle eure Sache packen und euch reisefertig machen, denn ich sehe es nicht ein noch eine weitere Stunde in diesem Drecksloch zu sitzen. Anschließend kümmern wir uns um ein neues Hotel und dann um deinen verschollenen Verwandten. Einverstanden Ian.“

Ian nickte daraufhin nur. Allerdings dauerte es einige weitere Minuten, bis er den letzten Teil realisiert hatte. In eben jenen Moment jedoch war er im Eiltempo verschwunden, hatte sich seine Tasche geschnappt und stopfte alle seine Habseligkeiten in diese hinein.
 

Natürlich hätten sie auch hier in diesem Hotel bleiben können, doch Tala wollte wirklich weg hier. Weg von Boris, weg von den anderen Teams und vor allem wollte er Bryan von dieser verfluchten Maus wegkriegen.

„Gibt es hier in der Gegend irgendwelche Billigabsteigen.“

„Tala, wir sind in New York.“

„Dann denkt dir was aus. Und vor allem kein Wort zu irgendjemandem, der von unserem Vorhaben nicht unbedingt etwas wissen muss. Ich glaube immer noch dass Boris in dem Fall seine Finger im Spiel hat und da wir nicht wissen, wer alles für ihn arbeitet, sollten wir kein unnötiges Risiko eingehen. Um die Sache mit Dickenson und dem Turnier kümmern wir uns später. Denn in dem Punkt ist das letzte Wort noch nicht gesprochen…ich lass mich nach der harten Arbeit mit diesem Team doch nicht einfach ausschließen. Der kriegt noch was zu hören.“

„Na dann viel Spaß dabei. Dickenson ist mir schon mit einem Psychoheini gekommen, damit wir unser Leben aufarbeiten können.“

„Ernsthaft? Hat der den letzten Gongschlag nicht gehört? Irgendwann ist doch mal genug. Der sollte lieber seine eigenen Leichen im Keller zählen.“

„Sowas in der Art hab ich ihm auch gesagt, allerdings nicht so förmlich.“

„Das heißt dann wohl wir brauchen richtig schlagartige Argumente, damit er uns wieder ins Turnier einsteigen lässt.“

„Nein wir müssen einfach nur beweisen, dass wir nicht lügen und dass Boris unser Team die gesamte Zeit sabotiert hat. Zweitens müssen wir herausfinden wer Emily den Laptop geklaut hat und uns die Sache untergeschoben hat.“

„Also ein Kinderspiel. Nur die Sache mit Emily könnte haarig werden.“

„Schön wär’s!“

„Denk doch mal nach Kai. Was genau wissen wir über Boris?“

Kai zog bei diesen Worten nur irritiert eine Augenbraue hoch. Er konnte Tala im Moment nicht folgen. Zwar wussten sie einiges über Boris, aber nichts was ihnen in dem Punkt helfen konnte, zumindest fiel ihm gerade nichts ein. Und das schien Tala ihm anzusehen, da er auch sofort weitersprach.

„Na wir wissen, dass er seine Angestellten im Griff hat. Entweder weil er sie manipuliert, sie in irgendeiner Art und Weise in der Hand hat oder weil er ihnen einen Job verschafft in dem sie ihre perversen Phantasien ausleben können. Denk nur an diesen einen Wärter. Rasputin hieß er glaub ich. Der hat es regelrecht genossen andere bis zur Bewusstlosigkeit zu foltern.“

„Worauf genau willst du hinaus Tala.“

„Darauf dass Boris ein Kontrollfreak ist. Er zeichnet alles auf. Wir müssen nur an die Daten kommen und schon…“

„Du stellst dir das zu einfach vor. Ich hab es versucht. Hast du überhaupt eine Ahnung wie viele Techniker an dem BEGA-System gearbeitet haben und wie viele von ihnen für die Sicherheit der Daten verantwortlich waren. Ich bin ja kaum durch die Sicherheitskontrollen durchgekommen.“

„Aber du bist durchgekommen. Du hattest Zugriff auf die Daten.“

„Schon, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Außerdem konnte ich mich, dadurch das ich Mitglied der BEGA war, relativ uneingeschränkt in dem Gebäude bewegen. Fazit ist jedoch, dass ich keine Zeit hatte um etwas herauszufinden.“

Das war wohl das Deprimierende an der Sache. Er hatte sich durch alle Sicherheitsmaßnahmen gekämpft und war nur einen Klick von Boris Plänen entfernt, als dieser sich dem Kontrollraum genähert hatte.
 

Woher er das damals wusste war einfach. Boris ließ seine Gebäude generell überwachen und das erste was er gemacht hatte war sich die Kamerasicht von dem Kontrollraumkorridor hochzuladen. Und genau in dem Moment war der ehemalige Abteilungsleiter daran vorbei gelaufen. Demnach hatte er nur zwei Möglichkeiten gehabt. Entweder er brach die gesamte Aktion ab oder er holte sich die Informationen und ließ sich erwischen. Die Entscheidung war ihm einfach gefallen, da er damit gerechnet hatte, dass er es ein anderes Mal versuchen konnte, doch das war vor dem Kampf mit Brooklyn gewesen.

„Ich sage dazu nur folgendes. Du wusstest wann du dich zurückziehen musstest, da du auf dich allein gestellt warst. Dieses Mal hast du uns an deiner Seite und bezüglich Boris stehe ich sowieso eher auf die Holzhammermethode. Also wenn wir all das in die Berechnung einfließen lassen, wie gut stehen unsere Chancen dann.“

„Wahrscheinlich recht gut.“

„Also stürmen wir Boris Heiligtum!“

Nun hatte sich auch Bryan eingemischt, welcher das Gespräch der beiden bis eben nur interessiert verfolgt hatte. Doch bei Kais Antwort konnte er sich nicht mehr im Hintergrund halten. Er gab es ungern zu aber der Gedanke gefiel ihm.

„Später Bryan. Erst einmal ist Ian am Zug. Wir haben immerhin genug Punkte um eine Runde auszusetzen.“

Das war nicht mal gelogen. Ihr Team hatte insgesamt 13 Punkte, da Spencer und Bryan einmal verloren hatten. Damit lagen sie jedoch immer noch vor allen anderen Teams. Sofern sich die BEGA und die BBA Revolution in ihrem Kampf nicht allzu schlecht präsentierte, würden sie auch nach dieser Runde noch in Führung liegen.
 

Selbst wenn nicht, die beiden Team, die an ihnen vorbeiziehen konnten waren lediglich Infinity und Invasion und den Punkteunterschied konnten sie durch ein Match gegen diese Teams wieder ausgleichen. Demnach hatten sie nichts zu befürchten. Zumindest, wenn Dickenson sie wirklich nur diese eine Runde aussetzen ließ. Ansonsten waren ihre Chance deutlich geringer den Rückstand wieder aufzuholen, zumindest wenn sie Dickenson früher oder später doch noch mal umstimmen konnten.

„Zumal ich vermute, dass sich Tysons Team nicht so leicht schlagen lässt und die BEGA sollte sich auch langsam mal wieder gefangen haben. Solange die beiden Teams einen ordentlichen Kampf abliefern können wir uns beruhigt zurücklegen oder von mir aus auch in New York herumirren um einen verirrten Verwandten eines Teamkammeradens zu suchen. Wen kümmert es wenn die New Battalions 5 Punkte geschenkt bekommen, wir haben momentan doppelt so viele Punkte wie diese, demnach können sie uns nicht gefährlich werden, insbesondere, da sie eh nicht zu den stärksten Teams gehörten. Bei den anderen Teams sähe das anders aus, doch in der derzeitigen Situation ist es durchaus ertragbar.“

Mit diesen Worten beendete Tala das Thema. Es war alles gesagt und nun war es an der Zeit zu packen. Sie hatten noch eine anstrengende Woche vor sich, besonders wenn die Suche nach Ians Verwandten so weiter lief wie sie angefangen hatte. Zwar war er von diesem Vorhaben nicht wirklich überzeugt, doch es war besser wenn sie diese Aufgabe als Team bewältigten, anstatt Ian allein losziehen zu lassen. Zudem war Ian auch immer sofort zur Stelle, wenn es darum ging irgendetwas für das Team zu tun. Oder besser gesagt, er tat immer das was man ihm auftrug und da konnten sie ihm diesen kleinen Gefallen auch tun.

„Ich hoffe nur es ist die Sache wert.“

„Wert ist es die Sache allemal. Manchmal ist eine Enttäuschung einfacher zu ertragen als die Ungewissheit.“

Da hatte Kai durchaus Recht. Zwar wusste er nicht worauf sich der Jüngere bezog, nicht mal ob dieser von dessen eigenen Erfahrung sprach oder nur irgendein Sprichwort aufgesagt hatte. Er selbst wusste wie nagend ein solcher Unterschied war. Immerhin hatte er es schon mehrfach erlebt und die Unwissenheit hatte ihn fast wahnsinnig gemacht. Am Ende hatte er ihr jedes Mal nachgegeben und das war auch gut so. Dennoch war ihm nicht wohl bei dem Gedanken einem gesichtslosen Phantom hinterherzujagen.
 

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Auf der Suche nach Verwandten

Kapitel 18: Auf der Suche nach Verwandten
 

Die Arena war gut befüllt und alle fieberten den kommenden Kämpfen entgegen. Selbst die einzelnen teilnehmenden Blader waren hochmotiviert. Lediglich Emily hatte sich nicht zu ihrem Team auf der Tribüne gesellt, sondern leistete lieber den New Batallions gesellschaft.

„Also denkt dran, sucht nach Lücken in deren Verteidigung und…“

„Emily, darf man fragen was du hier tust?“

„Ich, also…“

Das war jetzt unangenehm. Sie hatte vorgehabt die New Battalions mit den Techniken der Blitzkrieg Boys vertraut zu machen, allerdings ohne dass deren Trainer etwas davon mitbekam. Es war immerhin kein Geheimnis dass Tysons Vater von ihrem Vorgehen nicht viel. Das hatte Hiro ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben.

„Ich wollte den New Battalions nur viel Glück wünschen.“

„Emily warte…ich habe sehr wohl mitbekommen, dass ihr euch im Bezug auf die Blitzkrieg Boys zusammengetan habt... Es ist nicht meine Aufgabe euch umzustimmen, doch ich rate euch eines. Vergesst nicht wer die größere Gefahr in diesem Turnier ist.“

„Im Moment sind es die Blitzkrieg Boys.“

„Sie werden nicht mitspielen. Egal welchen Plan ihr ausheckt. Das Team nutzt die Teamregel souverän aus. In der zweiten Runde haben sie Spencer und Tala für das Doppel gewählt, in der dritten Tala und Kai. Und das nur aus einem einzigen Grund. Sie wollen dieses Turnier gewinnen.“

„Das wollten sie beim letzten Mal auch.“

„Du übersiehst eine Kleinigkeit. In der letzten Weltmeisterschaft hatte Kai nur das Ziel gegen Tyson anzutreten. Doch schon anhand der Teamaufstellungen gegen die BBA Revolution war zu erkennen, dass er dieses Ziel zurückgestellt hat. Die fünf haben damit gerechnet, dass die F-Dynastie das Teammatch abhalten würden und danach haben sie ihre Teams aufgestellt.“

Die ehemaligen F-Dynastie Blader waren exzellent im Teammatch. Es wäre dumm gewesen sie nicht für das Teammatch zu nominieren, allerdings war dieser Zug auch sehr vorhersehbar. Deshalb hatten die Blitzkrieg Boys in diesem Match auch deutlich bessere Karten.

„In dem sie Spencer und Tala ins Teammatch gesteckt hatten waren ihre Chancen das erste Match zu gewinnen beinah vorprogrammiert. Kai hat sich anschließend Daichi als Gegner gewählt, weil er wusste, dass er gegen diesen deutlich besser abschneiden konnte. Wodurch sie sich schon mal 3 Punkte gesichert hatten und damit gleichzeitig ihren Sieg in der Runde. Dass Bryan den letzten Kampf gegen Tyson verloren hat war einkalkuliert. Und wenn ich das Team richtig einschätze, werden in diesem Kampf Bryan und Kai ein Team bilden.“

„Woher willst du das wissen?“

„Strategien, Emily. Wie schon gesagt die Blitzkrieg Boys stellen ihre Teams nicht so auf, dass sie jeden Kampf gewinnen, sondern dass sie die Runde gewinnen. Und nach dem Stand der Dinge sind sie verdammt gut darin. Wenn ihr sie besiegen wollt, solltet ihr erst mal ihre Vorgehensweise knacken. Ihr müsst versuchen euch in eure Gegner hineinzuversetzen und die bestmögliche Aufstellung heraussuchen. Sonst seit ihr nicht in der Lage die komplette Macht eures Team zu nutzen.“

Mit diesen Worten wendete sich Bruce wieder zu seinem Team. Mehr würde er nicht zu diesem Thema sagen. Er hatte immerhin schon genug gesagt. Die Blitzkrieg Boys hatten ihren Namen nicht ohne Grund gewählt. Der Hintergrund war etwas fragwürdig, doch er vermutete, dass die Jungs sich diesen Namen gewählt hatten, weil hinter diesem Begriff eine verblüffende Strategie stand. Eine die genauso zum Erfolg geführt hatte wie die Spielzüge, die sie selbst wählten.
 

Doch das war ein Thema welches er nie offen ansprechen würde. Aus diesem Grund entschied er sich dafür mit seinem Team die Arena zu betreten.

„Willkommen zur vierten Runde der diesjährigen Championships. Auch heute werden euch einzigartige Kämpfe präsentiert und den Anfang macht ein Team, welches schon letztes Jahr gut drauf war. Begrüßt mit mir die New Battalions.“

Die Menge fing an zu jubeln. Auch wenn sie im letzten Jahr nicht zu den besten gehörten und teilweise mehr als unfair gekämpft hatten, hatten sie sich letzten Endes einen Namen gemacht.

„Was wissen wir über die Strategie der fünf, Brad.“

„Wir werden zeugen eines etwas ungewöhnlicheren Teammatches als wir es von den New Battalions gewohnt sind, denn in diesem Kampf werden Mathilda und Miguel ihr Glück gegen das 2er Team der Blitzkrieg Boys versuchen.“

„A pro pos Blitzkrieg Boys, die Jungs überraschen mich in diesem Turnier am laufenden Band.“

„Stimmt, es scheint fast so als wollten sie alles aus dem Turnier herausholen was geht. Wir können gespannt sein.“

Mit diesen Worten beendeten die Moderatoren ihren kleinen Talk und warteten auf die nächste Gelegenheit. Bruce hatte sich derweil die Aufstellung der Blitzkrieg Boys angesehen, welche gerade auf den riesen Übertragungsbildschirmen aufgetaucht war.

„Du hattest Recht.“

Mathilda war völlig irritiert. Sie und Miquel hatte sich zwar auf ein Teammatch gegen Bryan und Kai vorbereitet, doch dass es wirklich so kommen würde hatten sie nicht vermutet. Allerdings konnte sie sich nicht lange darüber wundern, da ihr in dem Moment etwas auffiel und auch das Publikum schien langsam unruhig zu werden.

„Es scheint fast so als wollten die Blitzkrieg Boys ihr Spielchen weiter spielen. Schön auf die letzte Minute zum Kampf kommen.“

„Es sei ihnen gegönnt, bei den Kämpfen, die sie abliefern, lohnt sich das warten alle mal.“

„Sag das nicht so laut sonst machen sie daraus wirklich eine Gewohnheit…aber so wie es aussieht gibt es da unten wirklich einige Probleme….“

Für einen Moment herrschte Schweigen in der Moderatorenkabine. Selbst Jazzman schien seine Sprache nicht wiederzufinden. Stattdessen drückte er sein Headset, welches er trug, stärker an sein Ohr.
 

Auf einmal machte sich ein irritierter Ausdruck auf seinem Gesicht breit. Fassungslos schüttelte er den Kopf bevor er mit halblauter stimme etwas erwiderte.

„Wiederholen sie das bitte noch mal.“

Für einen weiteren Moment schien er zu lauschen. Erst einige Minuten wendete er sich erst zu den New Battalion, dann zu dem Raum in dem Mr. Dickenson die Kämpfe verfolgte, bevor sein Blick über die Publikumsreihen flog. Er gab es ungern zu doch in solchen Moment hasste er seinen Job. Am liebsten würde er jetzt das Mikro weglegen und demonstrativ nach Hause gehen. So etwas konnte der Vorsitzende der BBA doch nicht von ihm verlangen. Ein letztes Mal atmete er durch bevor er sich daran machte die schlechte Nachricht weiter zu geben.

„Meine Damen und Herren, liebe Blader und Bladerinnen. Es fällt mir schwer ihnen das mitteilen zu müssen, doch aufgrund gegebener Umständen werden die Blitzkrieg Boys vorerst nicht weiter an dem Turnier teilnehmen. Aus diesem Grund gehen die gesamten 5 Punkte, die in diesem Kampf erstritten werden können auf das Punktekonto der New Battalions.“

Irritiert blickten sich die New Battalions um. Sie waren nicht die einzigen, die nicht verstanden was hier gerade abging. Waren die Blitzkrieg Boys nur verhindert oder hatten sie das Turnier geschmissen. Das ergab einfach keinen Sinn. Sie waren das beste Team des gesamten Turniers, wieso konnten sie diesen Kampf nicht wahrnehmen. Ähnlich schienen das auch die Zuschauer zu sehen, welche mittlerweile einen regelrechte Front gebildet hatten, welche unmissverständlich ein Wort zu wiederholen schien.

„Schiebung.“

Selbst Bruce konnte dem nicht wiedersprechen. Die Entscheidung war ungerecht, auch wenn sie zu Gunsten seines Teams ging. So wollte er diese Runde nicht auf diese Weise enden lassen.

„Bleibt hier, ich klär das!“

Mit diesen Worten stürmte er aus der Arena und machte sich auf den Weg zu Mr. Dickenson, welcher die Geschehnisse auf der Tribüne missmutig verfolgte.
 

Es war dem Mann anzusehen, dass dieser mit der Gesamtsituation unzufrieden war, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er hatte eine Wahl bezüglich der Blitzkrieg Boys treffen müssen und er hatte sie gefällt. Und trotzdem er einige Unruhen erwartet hatte, so war er dennoch von der Heftigkeit der Reaktion überrascht. Auch wenn er es nicht genau sagen konnte, so hatte er dennoch den Eindruck, dass einige Leute sogar demonstrativ gegangen waren. Doch bevor er sich dessen vergewissern konnte flog die Tür hinter ihm auf.

„Was denken sie sich dabei? Wo sind die fünf?“

„Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie seit Tagen nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich sind sie wieder in Japan und verfluchen mich dafür, dass ich ihr Team gesperrt habe.“

Bruce konnte seinen Ohren nicht trauen. Eine solche Entscheidung mitten in einem Turnier zu fällen war katastrophal. Natürlich würden die einzelnen Teams Punktemäßig wieder näher rücken, sobald dem Blitzkrieg Boys ihre Punkte aberkannt wurden, doch ob es im Endeffekt etwas bringen würde war fraglich. Immerhin würde auch ihr Gegner davon profitieren. Und noch etwas störte ihn und zwar die Tatsache, dass die Jungs jedes Match fair bestritten hatten. Es gab einfach keinen Grund um so eine Entscheidung zu rechtfertigen.

„Sie haben was? Das Team der Blitzkrieg Boys ist das beste Team dieses Turnier und zusätzlich haben sie die besten Chancen um gegen Boris Team zu gewinnen. Wieso haben sie sie rausgeworfen?“

„Weil ich keine Wahl hatte. Selbst wenn ich nach der ganzen Sache ein Auge zugedrückt hätte, gab es keine Alternative. Dieses Team ist eine tickende Zeitbombe und nebenbei treten sie die Regeln dieses Turnier mit Füßen.“

„Das ist doch Unsinn.“

Stanley war der Vorsitzende der BBA. Seine Stimme hatte mehr Gewicht als die jedes anderen aus der BBA. Das hier war keine Frage des Könnens es war eine Frage des Willens und nach dem was er sah, wollte Stanley die Jungs nicht im Turnier sehen.
 

Natürlich wusste er, dass die Blitzkrieg Boys schwierig waren und er konnte sich auch vorstellen, dass er dank diesen einigen Ärger hatte, doch das war dennoch keine Begründung

„Du hast sie nicht gesehen Bruce. Sie haben es letztes Jahr schon übertrieben und dieses Jahr haben sie sogar Voltaires Unterschrift gefälscht um ihren Willen zu bekommen. Was glaubst du was passiert, wenn Boris das herausfindet. Er wird sie in die Verantwortung ziehen und ich bin mir nicht sicher ob Voltaire sich diesbezüglich einmischen wird.“

„Ist es das was sie stört? Das die fünf…“

„Jetzt fang du nicht auch noch damit an, Bruce. Es geht hier nicht um Voltaire. Ich halte die Entscheidung der fünf für falsch, dass stimmt. Vor allem weil ich befürchte, dass es Kai früher oder später in einen Gewissenskonflikt führt. Voltaire hatte schon immer seine Methoden Kai dazu zu bringen dass zu tun was er wollte und du weißt genauso gut wie ich, dass Kai damals nahezu alles getan hatte um die Anerkennung seines Großvaters zu verdienen. Aber deshalb habe ich sie nicht disqualifiziert.“

Ja es störte ihn dass Voltaire wieder Teil des Turniers war. Direkt oder Indirekt war egal, doch das war nicht das eigentlich Problem an der Sache. Seine größte Sorge in dem Punkt betraf Kai. Dessen Reaktion vor 3 Jahren hatte sich in seine Erinnerungen gebrannt. Er hatte Kai vorher noch nie so resigniert und niedergeschlagen gesehen. Allerdings hatte er seine Entscheidung nicht deswegen getroffen.

„Ihnen ist bewusst, dass die Blitzkrieg Boys diese Entscheidung nicht einfach so akzeptieren werden, oder? Ich kann ihre Gründe verstehen, aber wenn sie die Jungs wirklich nur schützen wollen, dann gehen sie das ganze falsch an. So wie ich die fünf einschätze werden sie jetzt auf volles Risiko gehen und die Tatsache, dass sie ohne ein weiteres Wort verschwunden sind, spricht dafür.“

Es war fatal die Entschlossenheit der Blitzkrieg Boys zu unterschätzen. Tala hatte Boris nach der Eröffnung von BEGA mit seinem Team direkt konfrontiert, während Kai versucht hat die BEGA von innen heraus zu schwächen. Zumindest soweit sie wussten. Allerdings waren sie nicht besonders erfolgreich gewesen und er wollte nicht wissen was passieren würde, wenn sie Boris noch einmal in so einer Weise gegenüber traten.
 

Vor einem Jahr konnte Boris nicht viel gegen die fünf unternehmen, als sie mittels seiner Blader auszuschalten und dass hatte er getan. Und auch während des diesjährigen Turniers war es ihm nicht möglich direkt etwas gegen die Blitzkrieg Boys zu unternehmen, da es viel zu auffällig gewesen wäre, doch die Drohung bestand weiterhin. Zudem ließ er seine Handlanger alles dafür tun um den Blitzkrieg Boys das Leben so schwer wie möglich zu machen. Was genau dieser plante war ungewiss, doch eines stand fest, es war nichts gutes.

„Ich werde dafür sorgen, dass der Blitzkrieg ein Ende findet, so wie er es auch in der Geschichte getan hat…Boris hat diese Worte nicht einfach so daher gesagt. Er meinte sie so. Während er uns mit seiner Anwesenheit beim Turnier beehrt ,erledigen seine kleinen Handlanger den Rest und richten die Dinge so wie er es will. Und ich bin mir momentan sicher dass dieser Ausschluss aus dem Turnier nur der erste Schritt war. Jetzt kann er gegen sie vorgehen, ohne dass es einer mitbekommt.“

„Bruce ist dir eigentlich klar was du damit andeutest.“

„Ja, dass Boris seiner Leute bereits hier eingeschleust hat und wir können nicht mal ansatzweise sagen wer dazu gehört und wer nicht. Entweder dass oder sie werden abgehört. Ich persönlich würde Boris beides zutrauen…“

Das war ein Alptraum. Stanley wusste, dass er seine Entscheidung nicht einfach zurück nehmen konnte, doch wenn Bruce Recht hatte, so hatte er Boris Plan deutlich vorangetrieben.

„Stanley, versuchen sie die fünf ausfindig zu machen und reden sie noch mal mit ihnen. Wir brauchen sie in diesem Turnier und wenn ihnen die Sache mit der Unterschrift wirklich zusetzt, dann lassen sie mich unterzeichnen. Ich kriege auch zwei Teams gemanagt. Zumal die beiden Teams eh nicht mehr gegeneinander bladen werden, immerhin dürfte ihr Punktestand reichen um weiterhin ganz vorne mit zu bladen.“

„Nein, damit würden wir Boris Aufmerksamkeit nur noch mehr anfachen. Die einzige Möglichkeit bestände darin, dass ich mich direkt mit Kais Großvater auseinandersetze um eine Lösung zu finden. Bis dahin kann und werde ich meine Entscheidung jedoch nicht zurück nehmen.“

„Fair genug.“

Es war nicht das Ergebnis, welches sich Bruce erhofft hatte, doch immerhin war es ein kleiner Erfolg. Nun mussten sie nur noch abwarten und er hoffte dass die Blitzkrieg Boys genug Grips besaßen um sich nicht in Gefahr zu bringen. Er persönlich traute Boris alles zu, sogar die Beseitigung unliebsamer Zeitgenossen.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Das Packen der Sachen war bei ihnen relativ schnell gegangen, immerhin hatten sie nicht viel dabei gehabt. Lediglich ihre Blades, ein paar Wechselklamotten und einen Beutel voll mit Ersatzteilen. Selbst der Umzug verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle. Unter anderem lag das daran, dass sie Bryan zum auschecken geschickt hatten, während sie alle Möbelstücke wieder in die alte Position rückten. Lediglich die Maus war alles andere als begeistert von der Rückaktion.

„Ich würde dich ja adoptieren, aber ich fürchte Bryan mag dich nicht besonders.“

Die Maus reagierte nicht auf Ians Worte, sondern nutzte die Gelegenheit um sich ein weiteres Mal unter dem Bett zu verschanzen. Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern, eher er dem Nagetier zum Abschied noch eine Brotkruste zuschob.

„Musste das jetzt sein?“

„Ja, ich mag Mäuse. Und sie kann nun wirklich nichts dafür, dass Bryan nicht zwischen Maus und Ratte unterscheiden kann.“

Das war der einzige Kommentar, den Ian dazu abgab und auch die anderen drei hatten kein Interesse das Thema weiter auszuführen. Dafür war es einfach viel zu heikel. Aus diesem Grund entschlossen sie sich aufzubrechen. Kurz nachdem sie das Hotel verlassen hatten, stellten sie sicher, dass keiner von Boris Handlangern sie verfolgte, bevor sie den Kurs auf ein etwas abgelegenes Hotel einschlugen. Dort verstauten sie ihre Sachen und bereiteten sich für die kommenden Tage vor. Sie hatten beschlossen erst am nächsten Tag mit ihren Nachforschungen anzufangen, weshalb sie die restliche Zeit nutzten um sich ein neues Outfit zukaufen. Das letzte was sie wollten, war das Boris von ihrem Vorhaben erfuhr, aus diesem Grund hatten sie auch einfach das erstbeste gegriffen, was ihnen in die Hände fiel ohne es wirklich anzuprobieren.

„Okay, kann man mich so auf die Bevölkerung loslassen.“

„Ganz ehrlich, nimm die Klamotten, sprich irgendjemanden der dich kennt an und derjenige wird dir nur einen flüchtigen Blick zuwerfen, weil er dich nicht wiedererkennen.“

„Gut.“

Im Punkto neutral kleiden hatte Bryan die Sache definitiv wörtlich genommen, weshalb er nun in einer dunkelgrauen Hose und einem schwarzen ‚Fuck you all‘ T-shirt vor ihnen stand. Die schwarze Sonnenbrille, welche seine Augen komplett verdeckten trug ihren eigenen Teil dazu bei.

„Wir könnten ihm noch eine entsprechende Frisur verpassen und schon kann er sich unter die Punks mischen.“

„Ja und dich schicken wir zu den Obdachlosen!“

„Die Hosen sind gerade hoch im Trend. Hab ich zumindest gehört.“

Bei diesen Worten blickte Tala nur nachdenklich auf die zerrissene Hose, die er angezogen hatte. Wenn er ehrlich war gefiel ihm das Outfit richtig gut und er konnte nicht verstehen, was sein jüngerer Teampartner daran auszusetzen hatte. Bei diesem Gedanken blickte Tala zu eben diesen, welcher gerade dabei war seinen Schal zusammenzulegen. Intuitiv versuchte Tala sich daran zu erinnern, was es nun mit diesem Stück Stoff auf sich hatte. Er war sich nicht wirklich sicher ob Kai es ihm je erzählt hatte, nur dass dieser Schal ein Geschenk war, welches ihm viel bedeutete, doch die Hintergründe waren ihm Schleierhaft.
 

Ebenso ging es ihm mit den Tattoos des Jüngeren. Wobei als Tattoo konnte man es nicht wirklich bezeichnen, immerhin bewies er ja gerade, dass sie abwaschbar waren. Sie waren eine Art rebellischer Akt, doch wieso dieser sie immer noch trug konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Nur eines stellte er unweigerlich fest ohne die blauen Streifen im Gesicht sah Kai deutlich jünger aus.

„Besser man hält dich für einen Obdachlosen oder Punk anstatt für ein kleines Kind.“

Der hatte Gesessen. Manchmal konnte Bryan richtig gemein sein, immerhin war es für sie kein Geheimnis, dass Kai der jüngste im Team war. Selbst Ian war älter, zwar nur um ein paar Wochen, aber immerhin. Zugegeben man sah es den beiden nicht wirklich an. Jeder der sie nicht kannte und schätzen sollte, würde Kai für älter halten, doch ohne die Gesichtsbemalung sah die Sache anders aus.

„Sag mal weiß Dickenson eigentlich wie alt du wirklich bist?“

„Ja!“

„Sicher? Manchmal bin ich mir da nicht so sicher. Und nur nebenbei. Dafür dass er deine Vormundschaft übernommen hat, weiß er nicht besonders viel über dich.“

„Was genau hat das jetzt bitte mit meinem Alter zu tun?“

„Ich will damit sagen, dass sein Verhalten ziemlich merkwürdig ist. Ich meine wer überlässt einen 12jährigen sich selbst, obwohl er für diesen verantwortlich ist, nur um dann 3 Jahre später einen heiden Aufstand zu machen, weil wir unseren sogenannten Aufpasser seiner Meinung nach angeblich mitten im Wald stehen gelassen haben. Und dann noch dieser Spruch von wegen ‚Außerhalb der BBA könnt ihr gerne machen was ihr wollt, aber wenn ihr an einem von der BBA veranstalteten Trainingsausflug teilnehmt, dann bin ich für euch verantwortlich. Da könnt ihr nicht einfach euer eigenes Ding durchziehen.‘ Glaubt der wirklich wir kaufen ihm diese Verantwortungsausrede ab?“

„Tala dieses Argument hättest du vor Wochen bringen sollen, als es aktuell war. Sich jetzt darüber aufzuregen ist idiotisch.“

„Ich weiß, es ist mir nur gerade wieder eingefallen. Und du musst zugegeben, dass an der Logik irgendwas nicht stimmt.“

„Punkt 1. Ich war nicht allein. Dickenson hat wahrscheinlich darauf gewettet, dass Voltaires Buttler ein Auge auf mich hat. Punkt 2. Was hätte er tun sollen? Mich anketten? Punkt 3. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Und Punkt 4. Seit Voltaire wieder aus dem Knast raus ist, ist er nicht mehr mein Vormund.“

„Ist ja gut, aber worauf ich eigentlich hinaus wollte ist folgendes. Es interessiert ihn kein Stück was wir machen, obwohl er immer noch für uns verantwortlich ist, oder sehe ich das falsch? Man sollte doch erwarten, dass er uns wenigstens einen Flug nach Hause organisiert.“

Tala wusste bis heute nicht was er von dem Vorsitzenden der BBA halten sollte. Er würde nie bestreiten, dass dieser eine Menge für sie getan hatte, doch dessen Beweggründe waren ihm ein Rätsel.
 

Tat er dies alles nur aus Freundlichkeit oder war dieser nur besser darin seine wahren Pläne zu verbergen. Früher hätte er diese Frage mit Leichtigkeit beantworten können, doch heute wurde sein Verstand von Zweifeln beherrscht. Es gab einfach zu viel was keinen Sinn ergab, doch vielleicht war er auch einfach zu sehr von seiner Vergangenheit geprägt.

„Was erwartet er, dass wir selbst einen Weg zurück finden, oder dass wir diese Turnier bis zum Ende auf der Zuschauertribüne mitverfolgen?“

„Wer weiß. Ich sag zu Dickenson nur folgendes. Er hat ohne mit der Wimper zu zucken eine Gruppe von Bladern zwischen 10 und 12 in Europa ausgesetzt.“

„Das war mein Argument.“

„Und zwar ein verdammt Gutes. Und damit ist das Thema abgeschlossen. Hör auf über Dickenson und dieses verdammte Turnier nachzudenken, wir haben momentan andere Prioritäten.“

„Wie alt bist du noch mal?“

Tala konnte sich diese Frage nicht verkneifen, worauf er nur einen wütenden Blick von seinem Teampartner erhielt. Allerdings kümmerte es ihn nicht besonders. Tala kam einfach nicht darüber hinweg, dass der jüngere sich in Bezug auf Dickenson wie ein eingeschnappter Teenager aufführte. Wobei, in dem Fall verhielt er sich ausnahmsweise seines Alters entsprechend. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Kai mehr als wütend über Dickensons Entscheidung war. Wie sollte es auch anders sein, ihm ging es ähnlich.

„Also irgendwie werde ich mit diesen Sachen nicht wirklich warm.“

„Dann steck dir ne Socke in die Hose, Spencer, aber hör auf zu meckern. Ian wo bleibst du wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

Generell hatten sie das schon, doch mit Behörden war das so eine Sache. Die hatten meistens einen festen Arbeitsplan und nur ein Wort zu viel würde zu einer Katastrophe namens Überstunden führen.
 

Bevor jedoch noch einer etwas zu Kais Spruch sagen konnte, kam Ian stolpernd aus dem Zimmer.

„Ist ja gut, bin ja schon da.“

„Du siehst verboten aus!“

Die Hose, die Ian trug war mindestens einen Meter zu lang. Zwar hatte er sie schon ein paarmal umgekrempelt, doch auch so konnte er nicht verhindern, dass er auf den Stoff trat und dadurch ins Stolpern geriet.

„Ernsthaft Ian. Tala hat völlig Recht. Bei unserem Glück rufen die Leute gleich die Modepolizei.“

„Sehr witzig Bryan, Ihr seid ja auch nicht einen halben Meter zu kurz.“

Manchmal verfluchte Ian den Tag an dem er zur Welt gekommen war. Dieses Zwergengen würde ihn noch einmal um den Verstand bringen. Schon in der Abtei hatte man ihn immer aufgezogen. Man sollte glauben, dass man irgendwann darüber hinweg war, doch das würde nie passieren.

„Jetzt übertreib nicht.“

„Sehe ich aus als würde ich übertreiben?“

„Schon gut, ich schau mal ob ich eine Kurze Hose von mir finde.“

„Du hast kurze Hosen?“

„Öhm…ne. Bryan?“

„Höchstens eine Unterhose.“

„Ihr zwei seit unmöglich…hier probier eine von denen.“

„Okay Hiwatari, wo zum Teufel hast du die jetzt gerade hergezaubert.“

„Heute Morgen aus dem Secondhandladen gegenüber. Ich hatte schon geahnt, dass es in diesem Punkt Probleme geben würde, also habe ich vorgesorgt.“

Tala kam nicht erst dazu etwas zu erwidern, da er von Ian abgelenkt wurde der kurzer Hand seine alte Hose weggeschmissen und die neuen anprobiert hatte.

„Ha die passt perfekt.“

„Ernsthaft?“

Ungläubig starrte Kai auf die einzige dunkle blaue Hose aus dem Sortiment. Doch dann biss er sich gedanklich auf die Zunge. Er würde dazu nichts weiter sagen. Allerdings schien Ian seine Reaktion nicht ignorieren zu wollen.

„Ja wieso?“

Allein die Tatsache, dass Kai ihm bei dieser Frage auswich ließ ein flaues Gefühl in seiner Magengegend aufsteigen. Er wusste nicht ob er wirklich wissen wollte was mit der Hose los war, doch seine Neugier war zu groß als dass er seinen nächsten Satz zurückhalten konnte.

„Jetzt mach da nicht so ein Geheimnis draus. Was ist mit der Hose?“

„Die Hose ist eigentlich für Frauen!“

„Ich sag dazu jetzt nichts.“

Bei diesen Worten schielte Ian nur zu Bryan und Tala die sich gerade prächtig amüsierten. Er selbst versuchte die Tatsache einfach zu ignorieren. Immerhin konnte er sich vorstellen wie Kai die Sachen ausgewählt hatte. Einfach mal ins Regal greifen Umfang und Länge begutachten und mit zu Kasse nehmen.
 

Das war seine gängige Methode, da er sich nicht dazu herab ließ sich in einer öffentlichen Umkleidekabine umzuziehen. Zugegeben er würde es an Kais Stelle auch nicht tun. Zu groß war die Gefahr, dass irgendein Spaßvogel den Vorhang zur Seite riss und ein paar Fotos schießen würde. Gut dieser jemand musste schnell sein, da Kai ihn andernfalls umbringen würde, doch jeder wusste, dass man mit herunter gelassener Hose nicht gut rennen konnte. Aus diesem Grund viel es ihm auch nicht schwer zu glauben, dass Kai erst von der Verkäuferin an der Kasse erfahren hatte, dass die ¾ Hose eine Damenhose war.

„Also können wir jetzt los.“

„Natürlich, nach ihnen Miss.“

Das konnte Tala nun wirklich nicht für sich behalten. Die Situation schrie einfach danach genutzt zu werden. Allerdings wusste er dass man es nicht übertreiben durfte, weshalb er nichts weiter dazu sagte und gemeinsam mit seinem Team das Zimmer verließ. Es dauerte nicht lange bis sie die Adresse, welche in den BBA Akten vermerkt war erreicht hatten. Zwar wussten sie, dass es eine Sackgasse war, doch Tala hatte darauf bestanden sich den Ort selbst noch einmal anzusehen und dem hatten sie zugestimmt.

„Das sieht ja wirklich so aus als hätte hier seit Jahrzehnten niemand mehr gelebt.“

„Ich bin mir nicht mal sicher, ob hier überhaupt mal irgendwer gelebt hat. Ich meine seht euch doch nur mal um. Für mich sieht das eher wie eine alte Lagerhalle aus.“

„Mit alten Lagerhallen kennst du dich ja aus.“

Man musste kein Genie sein um zu wissen, dass dieser Kommentar eine Anspielung auf Kais Zeit als Anführer der Bladesharks war. Das Team bestand immer noch, doch während Kais Abwesenheit hatte Carlos Kais ursprünglichen Platz eingenommen. Nicht dass es den Jüngeren störte, er konnte sich den Platz im Team jederzeit zurückholen, immerhin wussten die einzelnen Mitglieder der Bladesharks von seiner Stärke, doch wieso sollte er sich die Mühe machen. Er hatte ein neues Team und im Gegensatz zu den Bladesharks, waren sie ein Team was sich im Turnier gegen die anderen Teams durchsetzen konnte.

„Aber du hast Recht. Dass hier scheint mehr eine Arbeitsadresse als eine Wohnadresse zu sein.“

Tala behielt bei diesen Worten ein neutrales Gesicht auch wenn er nicht wirklich begeistert von dem war was er hier vorfand. Er hatte von den anderen eine Vorwarnung bekommen und da hatte er schon eine Flinte vermutet. Doch nun war er sich ganz sicher, doch er sprach nichts von dem was durch seinen Kopf ging aus. Es lag nicht an ihm diese Nachforschung zu beenden oder Ians Hoffnungen zu zerschlagen, immerhin konnte auch er sich irren. Er würde die Sache mit seinem Team zu Ende bringen, egal wo sie das hinführen würde. Ian wollte Gewissheit und die würde er auch bekommen, soviel waren sie ihm schuldig.
 

Mit einem letzten Blick auf das verschmutzte Gebäude. Hier würden sie wirklich keine Hinweise finden.

„Versuchen wir es bei den Behörden, das Gebäude liegt immerhin auf dem Weg.“

Das stimmte sogar. Ihr jetziges Hotel lag in idealer Position. Um zur Behörde zu kommen mussten sie unweigerlich an dem alten verfallenden Gemäuer in dem sie momentan standen vorbei, zumindest wenn man die Abkürzung durch die Seitenstraßen nahm.

„Wie findest du dich eigentlich in diesen Irrgarten zurecht?“

„Wo liegt das Problem?“

„Wo das…wieso frage ich überhaupt. Natürlich gibt es kein Problem. Wir sind nur in einer wildfremden Stadt und gehen Querfeldein. Bei den ganzen Sackgassen kann man sich ja auch nicht verlaufen.“

Bryan gab es ungern zu, doch was ihn betraf hatte er schon längst die Orientierung verloren. Alles was es hier gab waren die kalten Steinwände von den Häusern, umgekippte Mülltonnen und lauter anderen Schrott. Wegweiser oder Straßen suchte man hier allerdings vergeblich. Da hätte man auf einem gut besuchten Wanderweg mehr Erfolg.

„Der Trick ist den Horizont im Auge zu behalten und immer nur in eine Richtung zu laufen.“

„Gut das war jetzt eine sehr hilfreiche Aussage, wenn man bedenkt, dass man hier nichts sieht außer dunkle Wolken.“

Im Klartext. Er verstand es immer noch nicht und würde es wahrscheinlich auch nie verstehen. Zwar hatte er einige Jahre auf den Straßen Moskaus gelebt, doch selbst zu der Zeit hatte er sich weitgehend von Seitenstraßen ferngehalten. Die Gefahr für nichts und wieder nichts abgestochen zu werden war einfach zu groß und auch hier war das nicht zwangsläufig unwahrscheinlich. Zudem stellte sich hier die Frage ob man in einem solchen Fall überhaupt jemals dazu in der Lage wäre ihre Leichen zu finden. Wenn dann sicherlich nur durch Zufall.
 

Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, erblickten sie schon eine etwas besser hergerichtetes Stadtviertel.

„Was hab ich gesagt? Kein Problem.“

„Angeber.“

Mehr sagte Bryan nicht dazu. Mittlerweile zählte dieses Wort zu seinen Lieblingen, zumindest gegenüber seines jüngeren Teampartners. Vielleicht war es Kindisch überhaupt in irgendeiner Art und Weise auf dessen Sprüche zu reagieren, doch er konnte nicht anders. Die Situation verlangte einfach danach.

„Lasst uns reingehen.“

Mit diesen Worten versuchte Tala die Situation zu entschärfen, da er sehr wohl bemerkt hatte, dass Kai und Bryan sich gerade ziemlich grimmige Blicke zuwarfen. Allerdings konnte er beim besten Willen nicht sagen, wie ernst der Konflikt wirklich zwischen ihnen war. Aus diesem Grund hatten sie auch zu Beginn dieser Woche darüber diskutiert ob sie das zweier Team wirklich mit Bryan und Kai besetzen sollten. Allerdings hatte sich das Problem nach ihrem Rausschmiss aus dem Turnier in Luft aufgelöst.

„Guten Tag kann ich ihnen helfen?“

„Wir suchen nach einem Verwandten von mir…“

Mit diesen Worten lieferte Ian der Frau am Empfang alle Informationen die er hatte. Die anderen aus seinem Team hielten sich dezent zurück. Erst nach einigem hin und her, da erst geklärt werden musste ob sie die Daten überhaupt rausgeben durfte, kamen sie zu einem Schluss.

„Das Gebäude gehört zu einem alten Gewerbegebiet, welches allerdings seit Jahren nicht mehr effektiv genutzt wird. Nur ab und zu werden die Gebäude angemietet, um kurzfristig etwas zwischen zu lagern…“

„Sprich es sind Time-sharing Lager.“

„So in etwa. Was den Namen betrifft, den sie genannt haben, so liegt mir nur noch eine einzige Adresse vor, allerdings befindet sie sich in einem Randbezirk der Stadt.“

Ian gab es ungern zu, doch das war nicht das was er hören wollte. Zumal er kurze Zeit später erfuhr, dass die Adresse sich an dem Punkt der Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate befand.
 

Allerdings ließ er sich vor dieser und den anderen erst einmal nichts anmerken. Kurzerhand schrieb er die Adresse auf ein Stück Papier und bedankte sich höflich für die Auskunft. Anschließend verließ er das Behördengebäude und ging ohne auf den Weg zu achten in eine ihm unbekannte Richtung. Erst nach einigen Minuten Schweigen brach es aus ihm heraus.

„Sagt es schon!“

„Was meinst du?“

„Na dass was ihr gerade denkt. Dass ich ein kompletter Idiot bin und Boris genau in die Hände spiele.“

„Das kannst du nicht wissen…“

„Ach ja? Wie wahrscheinlich ist es bitte, dass wir innerhalb von 10 Minuten einen Anhaltspunkt kriegen, der uns in eine Gegend führt, an dem man sich nicht wundern braucht, wenn man plötzlich ein Messer im Rücken stecken hat? Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen! Das Ganze schreit förmlich nach einer Falle.“

Manchmal fragte sich Ian wo Boris noch alles seine Finger im Spiel hatte. Kein Wunder, dass dieser es immer schaffte unbeschadet aus einer seiner gescheiterten Komplotte herauszukommen.

„Es könnte Zufall sein. Du wirst es jedenfalls nicht erfahren, wenn du nicht hingehst.“

Bryan war von der Sache nicht begeistert, doch viel zu verlieren hatten sie auch nicht. Sie wussten immerhin wie man sich verteidigte, zudem waren sie zu fünft, was ihre Chance aus der Sache unbeschadet herauszukommen noch mal zusätzlich erhöhte.

„Und wenn es nun wirklich eine Falle von Boris ist?“

„Wir vermuten eine Falle! Sprich wir sind auf alles gefasst. Und auf eine Tatsache können wir uns zusätzlich verlassen. Boris wird nicht da sein!“

Mit diesen Worten deutete Kai mit einem kurzen nickten auf einen Fernsehbildschirm in der Nähe in dem gerade die Kämpfe der vierten Runde des Weltmeisterschaftsturnier im Beybladen ausgetragen werden.

„Die BBA Revolution gegen das Team Invasion. Das ist ein Kampf welches Boris nie im Leben verpassen würde. Und so wie es aussieht gehören sie zu den letzten Teams die gegeneinander antreten werden.“

Da hatte Kai durchaus recht. Und selbst wenn nicht, Boris würde nicht früher gehen, da er sonst nur unnötige Aufmerksamkeit auf sich lenken würde. Das hieß wiederrum, wenn sie ein Risiko eingingen, dann mussten sie es jetzt tun, bevor sie ihren Vorteil verloren.
 

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Ein gefährlicher Zug

Kapitel 19: Ein gefährlicher Zug
 

Wenn die Blitzkrieg Boys gedacht hätten dass die alte Lagerhalle in einem verwahrlosesten Viertel lag, so wurden sie nun eines besseren belehrt. Dieser Ort übertraf alles was sie je gesehen hatten bei weitem und dass mochte schon etwas heißen. Immerhin hatten sie im Laufe ihres Leben schon so einige herunter gekommene Orte gesehen. Auch ihr altes Zimmer in der Abtei zählten sie dazu, da ihr einziger Luxus damals eine alte löchrige Matratze war. Es reichte zum Schlafen, doch zu mehr war diese auch nicht geeignet.

„Irgendwie riecht es hier erbärmlich.“

„Ignorier den Gestank und konzentrier dich lieber auf die Umgebung...“

Gerade als Tala um die nächste Ecke bog trat er geradewegs in eine Knöcheltiefe Pfütze. Angewidert zog er seinen Fuß wieder heraus und schüttelte sich die undefinierte Flüssigkeit ab. Er wollte nicht wissen, was sich da alles miteinander vermischt hatte, doch es war definitiv widerlich. Zumal die Wasserpfütze eine trübe schwarzbräunliche Färbung angenommen hatte. Zudem war der unüberriechbare Gestank von Exkrementen, den Bryan wenige Sekunden zuvor angesprochen hatte deutlich wahrnehmbar. Das war auch der Grund wieso er sich dazu entschloss keinen weiteren Gedanken mehr daran zu verschwenden.

„..und darauf wo ihr hintretet. Das ist ja hier schlimmer als in einem Slum.“

„Tala das ist ein Slumviertel, die gibt es nicht nur in Peru.“

„Jetzt sag nicht du hast dich als Reiseführer beworben.“

„Darauf kannst du lange warten.“

„Könntet ihr euch mal auf den Weg konzentrieren, wir haben nämlich keine Lust uns hier zu verlaufen.“

Mit diesen Worten hatte sich Spencer eingeschaltet. Manchmal waren die beiden Jüngeren einfach nur schrecklich. Entweder schwiegen sie sich an oder sie lieferten so etwas ab. Jedenfalls wurde es mit ihnen nie langweilig, besonders deshalb nicht weil sie immer doppelt aufmerksam waren, wenn die beiden mal kein Wort miteinander wechselte. Ansonsten konnte es schnell passieren dass man zwischen die Fronten geriet denn im Gegensatz zu normalen Menschen handelten sie immer Zeitverzögert, so dass der jeweils andere den Konflikt fast schon vergessen hatte, ehe die Erwiderung sie erwischte. Da konnte es auch mal passieren, dass man mitten in der Nacht aufwachte und feststellte, dass die ganze Decke mit Schnee bedeckt war, weil irgendein Spaßvogel auf die Idee gekommen war still und heimlich die Fenster zu öffnen. Wer das damals genau gewesen war wusste er nicht. Sowohl Kai als auch Tala hatten sich todgeschwiegen. Doch das es einer der beiden war stand dennoch fest. Ob man solche Aktionen jetzt als Kindisch betrachtete war Ansichtssache, zumindest war es alles andere als angenehm.
 

Genauso unangenehm war es durch diesen Dreck zu stapfen. Über eine Sache war er sich jedoch sicher, die Klamotten, die er jetzt trug, würde er sobald die Sache hinter ihnen lag sofort in die Tonne treten. Noch einmal würde er diese jedenfalls nicht anziehen und dass nicht nur weil sie ihn an diese Mission erinnern würde, sondern weil sie einfach nur unbequem waren.

„Sind wir da?“

Bryan wollte seine Teamkollegen mit diesem Kommentar nicht nerven, viel mehr wollte er wissen ob das Gebäude welches gerade vor ihnen aufragte das Ziel ihrer Suche war.

„Wenn ich ein Straßenschild sehen würde, könnte ich es dir sagen.“

Mehr sagte Tala nicht dazu sondern streckte nur den Arm heraus um die anderen zum Anhalten zu bewegen. Gleichzeitig verengten sich seine Augen und er spähte intensiv nach vorne, als ob er nach etwas Ausschau halten würde.

„Stimmt was nicht?“

„Mach die Augen auf!“

Kai warf Tala nur einen finsteren Blick zu, bis er sich selber umsah. Eigentlich wirkte diese Gegend wie ausgestorben, doch wenn man genauer hinsah konnte man leichte Bewegungen im Schatten wahrnehmen. Sie waren definitiv nicht allein an diesem Ort. Ohne lange nachzudenken schob er Talas Arm zu Seite und ging weiter auf das alte Gebäude vor ihm zu. Hinter sich hörte er nur das leise Fluchen des rothaarigen, doch das ignorierte er gekonnte. Fast schon reflexartig zog er seinen Starter hervor und verankerte seinen Blade daran. Entweder wurden sie erwartet oder die paar Leute hier bewachten irgendetwas. In beiden Fällen war höchste Vorsicht geboten oder zumindest ein gutes Ablenkungsmanöver.
 

Während Kai ohne zu zögern weiter ging, konnte Tala es nicht lassen leise vor sich hin zu fluchen. Umständlich zog er seinen Starter hervor um diesen vorbereiten. Dabei blieben seine Augen die gesamte Zeit auf seinen jüngeren Teampartner hängen.

„Was denkt der sich!“

„Wonach sieht es denn aus. Er spielt den Köder.“

Mit diesen Worten war Tala aus seiner derzeitigen Deckung herausgetreten, achtete jedoch darauf, dass man ihn nicht sofort bemerkte. Er würde bestimmt nicht zulassen, dass Kai so etwas ohne Rückendeckung durchzog. Immerhin wussten sie nicht genau womit sie es zu tun hatten.

„Das ist doch idiotisch!“

Nun schlich auch Bryan hinter der Deckung hervor und verfolgte Tala und Kai. Die beiden hatten sie doch nicht mehr alle, doch das war für ihn schon lange nichts Neues mehr. Denn solche Aktionen war er von der Abtei gewohnt. Kaum hatte es sich einer in den Kopf gesetzt die Ablenkung zu spielen, war der andere schon aufgesprungen um das zu verhindern und er war gleich dahinter. Was an sich genauso bekloppt war, doch was sollte er sonst tun. Das einzig Positive an der Situation war dass die beiden zumindest genug Verstand hatten um in Deckung zu bleiben. Die Frage war nur wie lange sie das durchhalten würden.

„Hier geblieben.“

Mit diesen Worten hatte er Tala am Kragen gepackt und ihn zurückgezogen. Kai der die Bewegung aus dem Augenwinkel gesehen hatte, blickte unwillkürlich zurück. Im ersten Moment wusste er nicht wie er auf den doch recht sonderbaren Anblick, der sich ihm bot reagieren sollte. Tala war durch Bryan Aktion weggerutscht und saß nun mit dem Hintern auf dem Boden. Bryan stand derweil über diesem und hielt ein Stück Stoff in der Hand. Scheinbar war die Verarbeitung des Shirts welches Tala trug nicht optimal gefertigt.
 

Lange konnte er diesen Anblick jedoch nicht betrachten, da er auf einmal Schritte vernahm, die definitiv nicht von ihrem Team stammte. Reflexartig zog sich Kai daraufhin hinter einen Stapel verrotteter Bretter zurück. Auch Tala und Bryan versuchten sich so leise wie möglich zurück zu ziehen, als sie merkten, dass die Schritte immer weiter in ihre Richtung kamen. In diesem Moment konnten sie nur von Glück reden, dass in der ganzen Gasse lauter Gerümpel stand, sodass sie von den Blicken anderer geschützt waren. Für einen Moment schien der Fremde sich umzusehen, bevor er etwas in sein Funkgerät murmelte.

„Nichts zu sehen, hätte mich auch gewundert.“

Die tiefe Stimme des Mannes war leise, doch da er nur wenige Meter von ihnen entfernt war konnten sie ihn deutlich hören. Scheinbar stand er per Funk mit seinen Kollegen in Verbindung, was die ganze Aktion deutlich schwieriger machte.

„Wir sollten von hier verschwinden.“

„Psst.“

Eigentlich wollte Tala seinen Teampartner nur zum Schweigen bringen, doch genau das lenkte die Aufmerksamkeit des Mannes auf sie. Mit langsamen schweren Schritten kam dieser auf die beiden zu, doch ehe er sie entdecken konnte bekam er von hinten einen kräftigen Schlag ins Genick. Dieser bewirkte, dass der Mann vornüberkippte und mit dem Gesicht im Dreck landete.

„Und genau das ist der Grund wieso ich solche Sachen lieber alleine durchziehe.“

„Vielen Dank, aber wir wäre auch ohne dich zu Recht gekommen.“

„Davon gehe ich aus.“

Mit diesen Worten bückte sich Kai zu dem bewusstlosen Mann herunter und durchsuchte seine Sachen. Doch alles was er fand war eine Brieftasche und eine Schusswaffe. Mit einem flüchtigen Blick überflog er die Inhalte der Brieftasche. 50 Dollar, ein paar Karten und ein Bild, welches wahrscheinlich dessen Familie zeigte. Ohne mit der Wimper zu zucken klappte er die Brieftasche wieder zu und steckte sie diesem zurück in die Tasche, bevor er sich das Funkgerät nahm und die Batterien entfernte und diese so wie die Waffe in die Tasche steckte.

„Du willst die nicht wirklich mitnehmen, oder?“

„Nein, ich hab sie nur in die Tasche gesteckt, um sie hier zu lassen.“

Mit diesen Worten stand Kai wieder auf und warf Tala nur einen gefährlichen Blick zu. Ein deutliches Zeichen dafür dass er sich nicht umstimmen ließ und auch kein Interesse daran hatte dieses Thema weiterzuführen.
 

Allerdings war dies auch nicht notwendig, da mittlerweile auch Ian und Spencer zu ihnen gestoßen waren.

„Ich sag dass jetzt ungern, aber wir wissen doch jetzt dass das Ganze eine Falle ist. Wieso willst du noch in das Gebäude rein.“

„Das Gebäude ist mir egal. Dein angeblicher Verwandter nicht. Wenn wir schon mal hier sind können wir genauso gut herausfinden ob es diesen Mann überhaupt gibt oder ob er wirklich nur ein Pseudoname ist. Darüber hinaus, wollt ihr es euch wirklich entgehen lassen Boris eine reinzuwürgen.“

Bei diesen Worten richtete Kai seinen Blick auf Ian. Sie waren nur wegen ihm hier, also sollte es auch seine Endscheidung ob sie weiter machten oder diese Mission hier und jetzt beendeten.

„Prinzipiell hast du ja Recht aber…“

Auf einmal versagte Ian Stimme. Sie hatten zwar mit einigen Komplikationen gerechnet, doch mittlerweile fragte er sich ob dass alles die Sache wert war. Insbesondere, da sie dieses Mal wirklich mit ihrem Leben spielten und nebenbei gefiel ihm der Gedanke, dass einer seiner Teampartner mit einer scharfen Waffe herumlief überhaupt nicht.

„Kein aber, Ian. Ja oder nein? Denn wenn wir das hier abbrechen, dann sollten wir besser gestern als heute hier verschwinden.“

Tala hatte keine Lust lange über diese Sache zu diskutieren. Sie mussten weiter, soviel stand fest und zwar bevor irgendjemand auf sie aufmerksam wurde oder der Kerl auf dem Boden wieder zu sich kam.

„Also schön, lasst uns nachsehen, ob wir in dem Gebäude Informationen finden, die uns helfen können...“

Auf diese Worte hin nickte Tala nur. Die Entscheidung gefiel ihm nicht sonderlich, doch er würde jetzt nicht diskutieren. Je schneller sie jetzt handelten, desto schneller konnte sie verschwinden.
 

Mit diesen Gedanken huschte sein Blick über das Gelände. Die anderen waren viel zu weit von ihnen entfernt, als dass diese sie erwischen würden. Doch wie es in dem Gebäude aussah wusste er nicht mal ansatzweise. Es konnte leer sein, oder voll besetzt mit nicht gerade wohlgestimmter Mitbewohner.

„Gut, aber bevor wir uns missverstehen. Ich gebe dem ganzen 15 Minuten, dann verschwinden wir hier. Und dass ist ein Befehl!“

Mit diesen Worten schritt Tala auf das Gebäude zu, er brauchte nicht mal zurück sehen um zu wissen, dass die anderen ihm auf den Fuß folgten. Vorsichtig um keinen Lärm zu machen öffnete er die Tür und trat in das leere Gebäude. Es war nicht wirklich überraschend für ihn dass es sich bei diesem ebenfalls um ein Lagerhaus handelte. Überall standen Kisten, doch ansonsten schien es hier nichts interessantes zu geben. Auch schien niemand in dem Gebäude zu sein, weshalb die Blitzkrieg Boys sich die Zeit nahmen sich intensiv umzusehen.

„Hier ist gar nichts!“

„Sucht weiter. Wir haben noch 6 Minuten und die sollten wir nutzen.“

Mit diesen Worten trennte sich die Gruppe. Wonach sie suchten wussten sie nicht wirklich. Sie waren grundsätzlich mit allem zufrieden, solange es ihnen Hinweise auf Boris oder diesen ominösen Ivan Sarnoff, der laut BBA Daten Ians Verwandter sein soll, lieferten.
 

Während die anderen sich verteilten wendete sich Kai den Kisten zu. Doch bevor er sich diese genauer ansehen konnte, wurde er von hinten gepackt und zurückgezogen. Von dieser Aktion völlig überrascht konnte er sich nicht auf den Füßen halten. Seine Reflexe waren lediglich schnell genug, so dass er sich drehen konnte und dadurch auf den Knie aufkam. Ohne lange nachzudenken griff er nach der Waffe die er nur wenige Minuten vorher eingesteckt hatte, drehte sich um und zielte mit dieser auf den unerwarteten Angreifer. Zu seinem Leidwesen schien dieser die Aktion äußerst amüsant zu finden, da er nur ein kurzes verächtliches Lachen hervorbrachte.

„Komm schon, du weißt ja nicht mal wie man mit dem Ding umgeht.“

Da hatte der Typ sich gewaltig geirrt. Die Abtei war in erster Linie ein Ort an dem man Kinder in willenlose Soldaten verwandelt wollte. Aus diesem Grund wurde ihnen auch gezeigt wie man mit sämtlichen verfügbaren Waffen umzugehen hatten, was nicht hieß dass sie wirklich alle eine echte in der Hand gehalten hatten.

„Verlassen sie sich nicht darauf!“

Anstatt auf diesen Kommentar zu reagieren hatte dieser ebenfalls seine Waffe gezogen. Jetzt hatte er richtig schlechte Karten. Natürlich konnte er abdrücken, doch dann würde er durch den Lärm auch gleichzeitig die Leute von draußen auf ihren Einbruch aufmerksam machen. Eines stand fest, das war der Moment, in dem man einen Schalldämpfer bräuchte, doch wie immer war das was man wirklich brauchte nicht in der Nähe.

„Irgendwelche letzten Worte, Kleiner.“

Es half alles nichts, entweder er handelte oder es war vorbei und den gefallen würde er Boris nicht tun. Mit diesen Gedanken verbannte er alle Emotionen. Sein Finger lag ruhig auf dem Abzug und sein kalter Blick war starr auf sein Gegenüber gerichtet.

„Ja…“

Bevor er weitersprechen konnte, bemerkte er eine leichte Bewegung hinter dem Mann und hielt kurz inne. Keine Sekunde später war Tala hinter dem Mann aufgetaucht und hatte diesen schon mit einer alten Latte nieder gestreckt. Mit einem verächtlichen Blick sah er auf den Bewusstlosen herunter bevor er sich zu Kai wendete.

„Jetzt sind wir wieder quitt.“

Zwar war Kai nicht gerade begeistert von dem Ausgang, doch erleichtert, dass Tala eingegriffen hatte war er schon irgendwie.
 

Die Situation wäre ohne diesen mit Sicherheit böse ausgegangen, da gab er sich keinerlei Illusionen hin. Noch ehe einer von ihnen noch etwas sagen konnte regte sich der Bewusstlose wieder. Intuitiv trat Tala die Waffe, welche vor diesem lag zur Seite, damit dieser nicht mehr dran kam. Anschließend setzte er das leicht spitze Ende der Latte auf dessen Rücken an.

„Schön liegenbleiben, sonst wird es schmerzhaft.“

Gerade als Tala dies ausgesprochen hatte, kam ein weiterer Mann in den Raum. Im Gegensatz zum letzten blieb dieser jedoch wie angewurzelt stehen. Woran es lag wusste Tala nicht. Vielleicht wirkte die Situation für ihn viel zu bizarr oder es lag daran, dass er die Waffe in Kais Hand bemerkt hatte. Die nun auf diesen gerichtet war. Was auch immer der Grund war es interessierte ihn nicht im Geringsten. Noch ehe einer von ihnen wirklich handeln konnte waren auch die anderen aus ihrem Team zu ihnen gestoßen und erfassten die Situation sofort. Es bedurfte nur einen kurzen Blick zwischen Spencer und Bryan, damit diese in Aktion traten und den unbekannten von hinten Packten und somit am Handeln hinderten.

„Was soll…“

„Klappe! Oder du verlierst deine Zunge... Gut wählen wir den direkte Weg. Wir haben nur ein paar Fragen und dann sind wir auch schon wieder weg.“

Diese Methode war riskant, immerhin konnte sich ihr gegenüber so ihr Gesicht einprägen, doch der kurze Rundblick hatte ihnen deutlich gezeigt, dass sie anders nichts erfahren würden. Zudem war es in dieser Situation die schnellste Möglichkeit um hier wieder rauszukommen und da sie eh Sonnenbrillen trugen würde dieser sie nicht so schnell wiedererkennen.

„Frage Nummer 1. Wer ist Ivan Sarnoff?“

„Als wenn ihr das nicht wüsstet!“

„Vielleicht wollen wir es einfach nur aus deinem Munde hören. Also spuck‘s aus.“

„Er ist einer der einflussreichsten Droggenbosse in Amerikas.“

Das verschlug den Blitzkrieg Boys nun doch die Sprache, insgeheim fragten sie sich wo sie hier überhaupt hinein geraten waren. Allerdings erklärte dieses Geständnis so einiges. Allerdings schaffte es zumindest Tala nicht aus den Konzept bringen zu lassen.

„Und was hat er mit Boris zu tun?“

„Ich kenne keinen Boris.“

„Netter Versucht. Ich rede von Boris Balkov.“

Tala kalte Stimme wurde bei diesen Worten nur noch schneidender. Er hatte keine Lust Spielchen zu spielen. Nicht jetzt, wo jederzeit noch jemand in dieses Gebäude treten konnte. Und wenn er dafür zum äußersten gehen mussten, dann würden sie es tun.
 

Allerdings schien das die Antwort nicht zu verändern. Auch nicht, als Bryan den Arm des Fremden soweit verdrehte bis dieser aufstöhnte. Momentan hatten sie noch die Kontrolle, doch das würde nicht ewig so sein. Dennoch, in gewisser Weise bekam Tala langsam das Gefühl, als hätte Boris zwar etwas mit der Sache zu tun, jedoch nichts mit diesem Ivan Sarnoff. Auch wenn das für außenstehende mehr als Paradox klang.

„Für wie blöd hältst du mich eigentlich. Ihr wusstest dass wir kommen würden, woher wenn nicht von ihm.“

„Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen. Mehr nicht.“

Die Antwort war Grund genug um Tala dazu zu bringen sich den Mann noch mal genauer anzusehen. Er war deutlich jünger als der Mann den er niedergestreckt hatte und der immer noch damit kämpfte wieder zu bewusst sein zu kommen. Allerdings schien dieser trotz allem nicht viel von seiner Umgebung mitzubekommen. Sein Schlag hatte also gesessen. Und was ihre Geisel betraf, für den Untergebenen eines Drogenbosses plapperte er etwas zu viel aus dem Nähkästchen.

„Kaufst du ihm das ab?“

Es war schwierig, doch es würde diese nicht ausreichende Wachsamkeit erklären. Denn würde Boris wirklich direkten Kontakt mit diesem Ivan Sarnoff haben, so hätte Boris diesen zur Veranlassung von höheren Sicherheitsmaßnahmen überredet.

„Wie wurde der Hinweis übermittelt.“

„Elektronisch.“

„Wie nett. Ihr beiden bindet ihn da an. Wir haben was wir wollten…und du. Leg diese verdammte Waffe weg, bevor noch jemand abgeknallt wird.“

Das ließ sich Kai ausnahmsweise nicht zwei Mal sagen. Denn wenn er ehrlich war, wirklich etwas gebracht hatte sie ihm nicht. Gut sie hatte seinen Gegner irritiert, aber das war auch alles. Es war zumindest nicht genug um ihnen zu helfen schneller oder sicherer an ihr Ziel zu kommen. Im Gegenteil. Zumindest dann nicht wenn man nicht bereit war abzudrücken und wenn sie das tun würden, hatte das Folgen. Sie waren nicht Boris Soldaten, die ohne mit der Wimper zu zucken andere ernsthaft verletzten, ganz gleich um wen es sich handelte. Denn eines wussten sie alle, wenn Boris sie so weit bringen würde, dann hatte er gewonnen, selbst wenn er vor ihnen auf den Knien sitzen würde und sie um Gnade anflehen würde. Doch das würde nie passieren. Boris würde ihnen höchstens ins Gesicht lachen und ihnen deutlich machen, dass sie alles umgesetzt hatten was er ihnen beigebracht hatte. Für ihn wäre es eine Genugtuung zu sehen wie sie die Linien überschritten und ihr Leben mit dieser Entscheidung in eine Bahn lenkten, die sie nur zu Fall bringen konnte. Sie würden nicht nur ihren Ruf sondern auch ihre Zukunft ruinierten. Immerhin viel Boris nie allein, er nahm alle mit, die in Reichweite standen und die einzige Möglichkeit das zu verhindern, war den letzten Schritt zu gehen und dazu war keiner von ihnen bereit. Den Gefallen würden sie ihm mit Sicherheit nicht tun.
 

Nachdem Bryan und Spencer ihren Informanten festgebunden hatte, nahmen sie den kürzesten Weg raus. Erst als sie das Viertel hinter sich hatten und wieder an der befahrenen Straße New Yorks ankamen nahmen sie sich die Freiheit sich in einem Internetcafé einzuquartieren.

„Ivan Sarnoff ist ein lokales Problem, wer sich nicht gerade in die städtische Unterwelt oder in die Polizeiwache verläuft kann mit dem Namen nichts anfangen. Ausgenommen die Leute die dieser in der Hand hat.“

„Also ein großes Tier?“

„Jetzt benutz nicht Tyson Worte. Aber generell hast du recht.“

Nachdenklich lehnte sich Tala in seinem Stuhl zurück. Ihr Trip war nicht nutzlos, so wussten sie wenigstens wo sie weiter suchen mussten. Momentan surften sie gerade in der Datenbank der örtlichen Polizei. Nicht gerade Legal, aber sie konnten ja kaum dort auftauchen und ihr Anliegen schildern. Man würde ihnen sofort einen Vogel zeigen und dann ihren gesetzlichen Vormund anrufen.

„Sprich, da Boris überwiegend in den dunklen Kreisen der Weltwirtschaft wandelt ist ihm der Name ein Begriff. Zusätzlich hat er der BBA irgendwie den Namen zugespielt und ihn als Ians Verwandten deklariert.“

„So sieht es aus.“

„Das haben wir auch schon vermutet, bevor Kai sich in die Verbrecherdatenbank eingehackt hat, aber wie bringt uns das weiter? Ist er jetzt Ians Verwandter oder nicht?“

„Das ist völlig uninteressant, Bryan. Glaubst du wirklich ich laufe von einem Tyrannen zum nächsten über?“

Nun hatte sich auch Ian eingemischt. Für ihn war das Thema endgültig gegessen. Doch sein Team schien das Thema nicht fallen lassen zu wollen.
 

Selbst von Kai und Tala, die von Anfang an nicht wirklich hinter der Sache standen konnte er keine Hilfe erwarten. Im Gegenteil die beiden hatten gerade richtig Blut geleckt und wenn das so war hielt sie keiner mehr auf.

„Wir haben versprochen der Sache nachzugehen und das tun wir, egal wie lange es dauert.“

„Und ich mache jetzt einen Schlussstrich.“

„Was? Wieso?“

Tala war von dem Kommentar des Jüngeren sichtlich irritiert. Er wollte der Sache weiter nachgehen allein um zu wissen ob Ian wirklich mit diesem Ivan verwandt war oder ob das ganze wirklich nur als Hinterhalt diente. Aus diesem Grund war er auch erpicht darauf Kais Erklärung zu hören.

„Weil es nur noch eine Möglichkeit gibt die Sache mit der angeblichen Verwandtschaft zu klären ohne dabei den Kopf zu verlieren. Und der führt über die DNA.“

„Müssten wir diesen Ivan dann nicht direkt konfrontieren?“

„Nein, seine DNA ist in der Verbrecherdatei gespeichert. Allerdings müsste ich um die nutzen zu können in die Software der CSI und dass ist wahrscheinlich sogar mir zu hoch. Da würde ich dann doch lieber Leute wie Emily und Kenny dranlassen.“

„Nur leider stehen die uns nicht zur Verfügung. Im Gegenteil, ich wette die würden uns auslachen, wenn wir sie um Hilfe bitten würden. Zudem habe ich kein Interesse dass die beiden sich in unsere Angelegenheiten einmischen und sie auch noch weiter tratschen.“

„Ist ja gut, Tala. Allerdings haben wir noch ein ernsteres Problem und dass ist Ian.“

Natürlich konnten sie einfach zum Arzt gehen und eine DNA Aufschlüsselung verlangen, doch ob der das wirklich tun würde ist eine andere Frage. Außerdem war es teuer und zeitaufwendig. Zudem mussten sie an die Daten auch noch drankommen. Allerdings gab es eine schnellere wenn auch gefährlichere Alternativ e.
 

Es war eine Alternative die Tala bereits erkannte ehe er das eigentliche Problem überhaupt erläutert hatte.

„Also Boris. Das war doch eh unser zweites Ziel oder nicht?“

„Schon aber dir ist schon klar, dass wir allein jetzt schon gegen zig Gesetze verstoßen haben für die man uns lebenslang wegsperren kann, oder?“

Mit diesen Worten hatte Kai sämtliche Programme runtergefahren und jegliche Hinweise auf deren Existenz gelöscht. Die Situation war schwierig. Mittlerweile hatten sie die Grauzonen, in denen sie sich sonst bewegt hatte, zum Teil hinter sich gelassen und waren viel zu oft über die rechtlichen Grenzen hinausgegangen. Und selbst er war mittlerweile in einem Alter, in dem er für seine Taten Rechenschaft ablegen musste, zumindest wenn er erwischt wurde.

„Der Zweck heiligt eben doch manchmal die Mittel“

„Das war Boris Divise.“

„Heißt dass das du aussteigen willst!“

„Nein ich will nur sicherstellen, dass für alle von Anfang an klar ist, worauf wir uns jetzt einlassen. Und dass diese Aktion, die letzte ist, in der wir alles auf Spiel setzen. Wir beenden die Sache auf unsere Weise und dann bringen wir Boris zu Fall auf die eine oder andere Art. Ende der Geschichte!“

„Abgemacht. Wenn du uns so die Pistole auf die Brust setzt bleibt uns ja sowieso nichts anderes übrig.“

Insgeheim war Tala ja froh darüber, dass Kai sich nicht von ihnen distanziert hatte. Sie brauchten ihn für das kommende Manöver. Zwar waren sie nicht auf den Kopf gefallen, aber Kai war einfach der bessere Stratege. Während der gesamten Vorbereitungen auf die Kämpfe des Turniers hatte er das letzte Wort und das Resultat war eindeutig. Er war einfach jemand, der nicht geradeaus dachte, sondern auch scheinbar unwichtige Faktoren ins Auge fasste und sie in seinen Plan miteinberechnete.

„Gut, dann verlassen wir die lieben Grauzonen jetzt endgültig.“

Mit diesen Worten hatte Kai den Internetbrowser wieder hochgefahen und einige Stichworte in den Suchlauf eingegeben. Am Ende erhielten sie eine weitere Adresse. Es war eine die sie nicht wirklich überraschte.

„In Russland und Japan gescheitert, also versucht man es einfach mal mit Amerika. Wie originell.“

„Sei froh, dann müssen wir nicht erst irgendwo hinfliegen. Und nebenbei können wir uns gleich unser Ticket ins Turnier zurückholen…“

„Also los, worauf warten wir, dass wir 10 Punkte zurückliegen.“

Bei Bryans Worten hatte Kai den Rechner komplett heruntergefahren und war aufgestanden. In dem Punkt musste er dem Älteren recht geben, sie mussten sich ranhalten.

Es war ein Zeichen dafür, dass sie das ganze jetzt erledigen würden. Boris hatte es irgendwie hinbekommen, dass die Leute von Ivan in dem Moment über ihr Vorgehen informiert wurde, in dem sie in der Behörde nach dem Namen gefragt hatten. Es war ein automatischer Prozess gewesen und wären sie nicht so bedacht vorgegangen, so hätte dessen Plan, wie dieser auch immer aussah, wahrscheinlich sogar funktioniert.

„Hat Boris echt erwartet, dass wir uns von denen übertölpeln lassen?“

„Bessere Frage, Spencer. Hat Boris wirklich gedacht, dass er uns, ohne auch nur einen Finger zu rühren, ins Grab bringen kann.“

„Können wir aufhören über Boris Gedanken und Plänen zu spekulieren, Bryan. Ich hab nämlich gerade keine Lust diese auch nur in entferntesten anzuscheiden.“

Insbesondere nicht, da sie gerade entschieden hatten Boris direkt anzugreifen. Gut für außenstehende mag dies überzogen klingen, doch wenn man bedenkt, dass sie gerade in sein Heiligtum einbrachen, konnte man es durchaus wörtlich nehmen. Und so konnte man dieses Gebäude in dem Boris sich einquartiert hatte durchaus bezeichnen, denn es war riesig. Zugegeben, es war kein Vergleich zum BEGA-Gebäude, doch immerhin groß genug um sich zu verlaufen und genau das durften sie sich nicht erlauben.

„Sieht aus, als würde er gerade erst einziehen!“

„Ja und in den Kisten sind wahrscheinlich viele kleine technische-Spielereien. Wundern würde es mich jedenfalls nicht.“

„Du meinst wohl er hantiert gerade mit lauter Spionage-Sachen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er uns so ausspielen konnte.“

„Der hat seine Leute. Und ich zweifle nicht eine Sekunde daran, dass Damien und Lewis nur zwei von vielen sind. Ansonsten hätte er schon längst andere Mittel gegen uns eingesetzt.“

„Du meinst deine gefälschte Unterschrift? Wozu sollte er sich die Mühe machen? Er hat erreicht was er wollte. Es gibt keinen Grund wieso er dieses Druckmittel noch verwenden sollte. Wahrscheinlich rechnet er nicht mal damit, dass wir aus der Sache wieder rauskommen. Insbesondere, wenn man bedenkt, wie Miss York abgegangen ist.“

„Aber du musst zugegeben, dass Emily auch allen Grund für ihr Verhalten hatte. Wahrscheinlich waren auf dem Laptop sämtliche Strategien ihres Teams verzeichnet.“

Das war durchaus vorstellbar, zumal es kein Geheimnis war, dass Emily die Strategin des Teams war.
 

Allerdings war sie genauso wie ihr gesamtes Team nicht wirklich auf Teamwork aufgelegt. Die PPB sind, bis auf Max, alles Einzelkämpfer.

„Entweder dass oder sie wollte nur nicht, dass wir erfahren, was sie über unser Team alles in Erfahrung gebracht hat.“

„Wisst ihr, irgendwie ist es ja traurig. Da haben sie die ganzen Informationen, zusätzlich besprechen sie sich mit den anderen Team uns dennoch schafft es keines von diesen Teams uns auch nur etwas ins Schwitzen zu bringen.“

In dem Punkt hatte Ian durchaus Recht. Es war schon irgendwie traurig und für die anderen Teams muss diese Tatsache mehr als deprimierend sein. Sie besaßen nur die Hälfte von diesem Wissen, wenn überhaupt und dennoch schafften sie es ihr Team optimal aufzustellen und das Maximale in allen Runden herauszuholen. Daher auch ihre hohe Siegesquote. Die Regeln waren einfach ideal für ihr Team auch wenn es von Beginn an nicht wirklich offensichtlich war.

„Also schön, wir sind da und jetzt? Schlagen wir hier Wurzeln oder suchen wir uns einen Weg hinein?“

„Wir warten bis Boris hier auftaucht und schlagen ihn zusammen.“

Die anderen schenkten Tala daraufhin nur einen verwirrten Blick. Keiner von ihnen konnte die Reaktion des rothaarigen verstehen, weshalb sie sich ihre schockierte Frage auch nicht verkneifen konnten.

„Echt?“

„Natürlich nicht. Wie blöd seid ihr eigentlich? Also Hiwatari, was denkst du? Haupteingang oder suchen wir die Hintertür?“

„Soll ich dir jetzt so blöd kommen wie du Bryan?“

„Nein!“

Tala schickte dem Jüngeren nur einen gefährlichen Blick, doch dieser achtete nicht darauf, sondern ging ohne einen weiteren Kommentar Richtung Haupteingang. Das war seine Art zu antworten, wobei die Antwort an sich eigentlich vorhersehbar war. Sie hatten keine Zeit sich lange umzusehen und einen zweiten Weg in das Gebäude hinein zu finden. Nicht wenn der Weg gerade so schön frei war.

Nachdem sie das Gebäude betreten hatten sahen sich die einzelnen Mitglieder der Gruppe vorsichtig um, bevor sie es wagten sich von der Tür wegzubewegen. Die Gänge waren wie ausgestorben und doch hatten sie das unheimliche Gefühl beobachtet zu werden. Aus diesem Grund hielt zumindest Tala Augen und Ohren offen, bereit jederzeit in Aktion zu treten. Dennoch konnte er den Gedanken nicht zurückhalten, dass das hier viel zu leicht ging. Irgendwo musste doch ein Harken sein.

„Gut Kleiner, wo sind die Kameras?“

„Tala zum letzten Mal, nenn mich nicht so. Außerdem, sehe ich für dich so aus als könnte ich durch Wände sehen.“

„In der Abtei wusstest du auch immer wo die verdammten Kameras sind, also streng dich an, ich hab nämlich keine Lust dass man uns schon sieht ehe wir einen Schritt in den Kontrollraum gemacht haben.“

„Dafür dürfte es mittlerweile zu spät sein, da der Eingang auf jeden Fall überwacht wird.“

„Und wieso haben wir dann den Eingang genommen. Da hätten wir doch gleich klingeln können.“

„Unter Umständen.“

„Was heißt das jetzt schon wieder?“

„Geh einfach weiter anstatt dumme Fragen zu stellen. Ian hat alles unter Kontrolle.“

Mit diesen Worten ging Kai einfach an dem rothaarigem vorbei, welcher nur irritiert zwischen ihm und Ian hin und her blickte. Natürlich hätten sie versuchen können, den Kameras auszuweichen doch selbst in der Abtei und auch im ehemaligen BEGA-Gebäude hatte er einige Zeit gebraucht um alle zu finden. Und in beiden Fällen konnte er sich relativ frei bewegen. Hier jedoch nicht also mussten sie sich was anderes einfallen lassen.

„Kai meint, dass ich uns einen Störsender gebaut habe. Das heißt solange wir uns schnell genug bewegen kriegt keiner mit dass wir hier sind, da die betreffenden Kameras in der Nähe einfach ausfallen.“

„Sehr unauffällig.“

Tala machte nicht mal ein Geheimnis daraus, dass die Idee nicht wirklich seine Zustimmung traf. Gut er hatte mitbekommen dass Ian und Kai im Vorfeld irgendwas besprochen hatten und vielleicht war es auch die einzige andere Alternative die sie hatten, dennoch hielt er es für zu auffällig.
 

Allerdings schob er seine Bedenken zur Seite und lief bald darauf wieder vor den anderen. Somit nahm er auch nicht wahr, dass sich einer aus der Gruppe etwas zurückfallen ließ. Erst als sie an ihrem Ziel ankamen verlangsamten sie ihr Tempo. Neben dem Raum waren mehre Kisten in einer Nische gestapelt, was für sie die ideale Versteckmöglichkeit darstellte.

„Gut wir sind da und jetzt?“

„Warte es doch einfach ab, Bryan. Ian was siehst du?“

Ian hatte sich so dich an die Tür des Computerraumes geschlichen wie er es wagte und hantierte nun mit einem kleinen Spiegel herum.

„Drei Personen, die mit dem Rücken zur Tür stehen. Wenn ihr mich fragt sind das einfache Computerspezialisten. Die dürften binnen Sekunden K.O. sein.“

„Sehr schön, Kai du…“

Weiter kam Tala nicht, da er in dem Moment bemerkte, dass sein Teampartner nicht mehr hinter ihm war. Das war so eine Angewohnheit des Jüngeren, die er gar nicht leiden konnte.

„Gut, wohin ist Hiwatari jetzt schon wieder verschwunden.“

„Bin ja da, kein Grund sich so aufzuregen.“

„Wo warst du?“

„Beim Sicherungskasten. Der ist ideal für eine kleinen Kurzschluss.“

„Du hast an den Sicherungen rumgefuscht? Bist du denn des Wahnsinns. Schon mal daran gedacht, dass wir Strom brauchen um an die Daten zu gelangen?“

„Schon mal daran gedacht, dass Boris auf Notstromaggregate baut?“

Da hatte Kai auch schon wieder recht. Ein kurzer Stromausfall konnte ihnen wirklich nützlich sein, besonders wenn sie die 3 Männer in dem Computerraum ausschalten wollten. Dennoch es war ein unnötiges Risiko gewesen. Hätte man Kai erwischt, so hätten sie ihm nicht helfen können und nebenbei wäre ihre ganze Aktion gescheitert.

„Ich dachte wir ziehen das zusammen durch.“

„Tun wir doch!“

„Okay, lass uns das einfach schnell über die Bühne bringen. Ian, du passt hier auf. Bryan, Spencer, wir drei kümmern uns um die netten Leute da drinne und du….“

Mit diesen Worten zeigte er auf Kai, doch bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte ertönte auf einmal ein Alarmsignal und rote Warnleuchten flackerten um sie herum auf. Das hatten sie definitiv nicht vorhergesehen, weshalb sie intuitiv zusammenzuckten. Anders gesagt. Es war nicht gut.
 

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Mit Vollgas in die Falle

Kapitel 20: Mit Vollgas in die Falle
 

Überrascht und leicht erschrocken zogen sich die fünf weiter in den Schatten der Kartons zurück und warteten ab. Derweil flammte um sie herum ein rotes Licht auf und die Sirene schrillte in einem unerträglichen Ton durch den Korridor. Eins war sicher, kein normaler Mensch würde sich diesem Lärm freiwillig aussetzen. Um genau zu sein hätten sie Tyson und Daichi hier hinstellen können und keiner hätte sie über den Lärm hinweg gehört. Allerdings wagte es dennoch keiner den Mund aufzumachen und etwas zu sagen. Erst als die 3 Personen aus dem Raum gestürmt waren und fluchtartig im Gang verschwanden, wagte Ian wieder mit seinen Teampartnern zu sprechen.

„Glaubt ihr sie wissen, dass wir hier sind?“

„Ne, das war nur der Feueralarm.“

Das war auch eine Möglichkeit, doch anhand von Kais überzeugtem Tonfall war sich Tala sicher, dass dieser keine Vermutung geäußert hatte, sondern eine Tatsache. Doch allein dass ließ ihn verwundernd die Stirn runzeln. Er hasste es wenn der Jüngere etwas ohne Absprache unternahm und sie dann vor vollendete Tatsachen stelle. In solchen Fällen wünschte er sich wirklich, dass dieser sie vorwarnen würde.

„Feueralarm? Gut, was genau hast du gemacht.“

„Keine Ahnung. Ich hatte wirklich mit einem Kurzschluss gerechnet. Aber so wie es jetzt scheint habe ich eher einen Kabelbrand verursacht. Wirklich eine bedauerliche Fehleinschätzung der derzeitigen Lage.“

„Kai, ich hasse es wenn du das machst.“‘

Der Kabelbrand war pure Absicht, dessen war sich Tala sicher. Doch aus irgendwelchen Gründen wollte Kai das nicht zugeben. Es sei denn er hatte wirklich einen Kurzschluss erwartet, doch im Grunde konnte er sich das bei dem jüngeren einfach nicht vorstellen. Allerdings würde Kai zu dem Thema nichts mehr sagen.

„Schnappen wir uns die Daten und dann nichts wie raus hier!“

Mit diesen Worten hatte Kai ihr Versteck bereits verlassen und den Kontrollraum betreten. Es war keine Überraschung, dass dieser nun komplett leer war und wie erwartet hatte sich die 3 bei ihrer abrupten Flucht auch nicht ausgeloggt.
 

Das machte die Sache für sie umso einfacher, denn so mussten sie sich nicht erst durch sämtliche Passwörter quälen. Was nicht bedeutete, dass es von jetzt an ein Kinderspiel sein würde. Immerhin mussten sie noch die richtigen Daten finden und diese dann noch kopieren, bevor sie von jemanden erwischt wurden.

„Ich sag doch, dass Boris ein Kontrollfreak ist. Bei der Datenmasse wäre sogar Emily neidisch.“

„Ja und bei der Hälfte würde sie angewidert würgen.“

Das war nicht mal gelogen. Sie wussten wozu Boris fähig war und selbst sie konnten bei einigen Forschungsprojekten ihren Augen nicht trauen. Allerdings schien in diesem System keiner von diesen kranken Ideen gespeichert zu sein. Auch war auf diesem Computer kein Hinweis auf Boris Pläne zu finden und dass irritierte Kai. Manche Daten konnten ihnen durchaus helfen zurück ins Turnier zu kommen, doch wirkliche Beweise für Boris Intrigen lieferten sie nicht. Die Daten waren lediglich Ansatzpunkte und er war sich nicht sicher ob diese Dickenson umstimmen würden.

„Unter anderem. Ist wenigstens das dabei was wir suchen?“

„In gewisser Weise schon irgendwie…“

„Bitte kein aber.“

Noch ehe Kai auf diesen Kommentar reagieren konnte, mischte sich eine andere Stimme in das Gespräch der beiden ein. Es war eine Stimme, die ihnen sehr vertraut war und dass nicht im positiven Sinne.

„Ihr habt nicht ernsthaft gedacht, dass ihr hier einfach reinspazieren könnt um euch die Daten zu kopieren und dann ungesehen wieder aus dem Gebäude gelangen könnt, oder?“

„Nein, wir holen uns nur dass was wir brauchen. Und sie sollten besser als alle anderen wissen, dass man uns nicht in die Quere kommen sollte.“

Mit diesen Worten hatte Tala seinen Starter gezogen und seinen Blade in diesen einrasten lassen. Anschließend richtete er diesen auf den ehemaligen Abteiaufseher, welcher nun in der Tür zum Kontrollraum stand. Das war die einzige Methode um diesen von sich und seinem Team fernzuhalten.

Allerdings schien Damien sich nicht davon beeindrucken zu lassen. Im Gegenteil, seine Aktion schien für Damien ein Anlass zu sein noch breiter zu grinsen als er es ohnehin schon tat. Es war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass dieser sie nicht im Geringsten ernst nahm und genau das ärgerte Tala am meisten. Doch was sollte er tun. Er konnte seinen Blade zur Warnung abfeuern, allerdings hätte er so seinen Vorteil verspielt und wenn er dann einfach daneben zielte hatte er dessen Vermutung zusätzlich bestätigt. Um genau zu sein war seine jetzige Aktion genauso dämlich wie die von Kai, als er eine Waffe auf jemanden gerichtet hatte, der ihn nicht ernst nahm. Nun war er in derselben verdammten Position. Zwar wusste er, dass er diesen ganz leicht ins Straucheln bringen konnte wenn er den richtigen Punkt traf, doch was wenn ihm bei der Berechnung der Flugbahn seines Blades ein Fehler unterlief. Wollte er wirklich das Leben eines Menschen auf den Gewissen haben, denn in einem solchen Fall wäre eben das die Ausgangssituation. Er war sich in dem Punkt nicht so sicher, auch wenn er durchaus der Meinung war, dass ihr gegenüber eine Menge verdient hatte. Unwillkürlich musste er an Kais Reaktion zurückdenken. Dieser hätte in dem alten Lagerhaus auch jederzeit abdrücken können, doch er hatte es nicht getan und nun wusste er auch wieso.

„Ihr müsst Boris schon für sehr unvorsichtig halten, wenn ihr erwartet, dass er mit diesem Verhalten eurerseits nicht gerechnet hat. Es war nur eine Frage der Zeit. Eigentlich ironisch wenn man bedenkt, dass ihr ein weiteres Mal ohne es zu wissen in eine seiner Fallen getappt seid. Dabei behauptet ihr doch immer, dass ihr ihn so gut kennt.“

„Eine Falle, was? Merkwürdig, dass ich dann nur sie sehe!“

Auch wenn Tala sich selbstbewusst gab ließen ihn die Worte aufhorchen. Wenn das wirklich eine Falle war, was hatte Boris vor. Zu fünft konnte sie Damien mit Leichtigkeit überwältigen und genau das sollte Boris eigentlich klar sein. Konnte es sein, dass dieser darauf baute, dass sie nicht alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen würden. Doch was sollte sie aufhalten, ihr Gewissen, da konnte Boris lange warten. Ehe sie sich von diesem aufhalten ließen, würden sie ihre Bedenken begraben und aufs Ganze gehen.

„In manchen Fällen ist es sinnvoller die Behörden zu verständigen und sich nicht weiter einzumischen.“

Mit diesen Worten fischte der Sprecher ein Handy aus seiner Jackentasche, während er gleichzeitig auf seine Armbanduhr blickte.

„Da wird einiges auf euch zukommen. Einbruch, Brandstiftung, Vandalismus, Diebstahl…nur um ein paar Vergehen zu nennen.

Damien schien die Situation sichtlich zu amüsieren, weshalb er sie auch in vollen Zügen auskostete, immerhin würde er so eine Situation nicht so schnell wiedererleben.
 

Boris wollte sich an dem Team rächen, das war kein Geheimnis, doch anstatt diese direkt zu attackieren hatte er deren Umfeld manipuliert. Und auch wenn er diese Vorgehensweise nicht verstanden hatte schien der Plan seines Bosses aufzugehen. Der erste Schritt bestand darin Dickenson gegen sie aufzubringen. Ursprünglich hatte er erwartet, dass dies um einiges schwerer war, besonders da dieser Mann Kai durchaus gewisse Sonderrechte zusprach. Doch da hatte er sich gewaltig geirrt. Möglicherweise waren genau diese Sonderregelungen der Grund wieso Dickenson ihm die Geschichte abgekauft hatte oder es war die Tatsache, dass die Blitzkrieg Boys bei den privaten Gesprächen früher oder später auf Abwehr geschaltet hatten. Im Endeffekt war es so gekommen wie Boris es geplant hatte. Der zweite Schritt war schon deutlich langwieriger. Die Fünf hatten das letzte Jahr gut genutzt, anders konnte man es nicht sagen. Sie waren den anderen Teams schon im letzten Jahr überlegen gewesen und auch in diesem Jahr schien das nicht anders zu sein. Sie als Gegner im Turnier zu lassen war einfach zu riskant. Die Chance, dass sie Boris Plan ein weiteres Mal zum Scheitern brachten war einfach zu groß. Deshalb war es Boris Ziel das Blitzkrieg Boy Team aus dem Turnier zu drängen. Was ein ziemlich langatmiges Unterfangen war, da dieses Team einfach zu stur war, um sich auf irgendeine Art und Weise vom Turnier fernhalten zu lassen. Doch letzten Endes war es ihnen gelungen und ein Teil der Schuld trugen die Blitzkrieg Boys selbst. Denn hätten diese nicht so massiv auf Boris Manöver reagiert, so wären sie wahrscheinlich immer noch Teilnehmer des Turniers und die Gesamtsituation sähe anders aus. So jedoch konnten sie endlich Phase drei einleiten.

„Ich bin mal gespannt wie ihr euch da rausreden wollt.“

Gelassen tippte er eine Nummer in das Handy ein.

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„Ihr hättet euch nicht mit Boris anlegen sollen, aber das ist eine Lektion die ihr ja nie lernen wolltet und jetzt müsst ihr halt den Preis für eure elende Aufmüpfigkeit zahlen.“

Boris kannte das Team gut. Er hatte sie jahrelang trainiert und ihre Stärken und Schwächen herausgefiltert. Somit wusste er mehr über dieses Team als jemand anderes und eines hatte dieser an ihn weiter gegeben. Selbst wenn die fünf einen sehr unterschiedlichen Charakter haben und auch sonst in sehr vielen Punkten verschieden waren so hatten sie doch einen gemeinsamen Schwachpunkt. Sie hassten es eingesperrt zu sein und vor allem die Befehle anderer zu folgen. Und genau mit dieser Eigenschafft wollte er die fünf auf die Knie zwingen. Egal was Boris oder er tun würden um das Team für die letzte Niederlage zu bestrafen, sie würden sie nicht brechen. Die Blitzkrieg Boys würden einen Weg finden zu entkommen, dem Gesetz konnten sie jedoch nicht entfliehen, egal was sei versuchten. Mit diesem Gedanken gab er die nächste Ziffer ein.

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„Und falls ihr gedenkt euch herausreden zu können, haben wir immer noch die Kameras, die euren Einbruch aufgezeichnet haben. Sie werden Boris ganze Version der Ereignisse bestätigen. Und wenn alles so läuft wie es geplant war, werdet ihr euch bald in einem Raum mit weiß gepolsterten Wänden wiederfinden.“

Mit diesen Worten wählte er die letzte Ziffer und drückte er die Verbindungstaste.

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Geduldig wartete er auf das Annehmen seines Anrufes. Er hatte alle Zeit der Welt. Tala hatte seinen Blade zwar auf ihn gerichtet, doch er würde ihn nicht abfeuern, ansonsten hätte er es schon längst getan. Der rothaarige wusste dass seine Lage auch so schon schlecht genug war und wenn dieser den gesamten Plan verstanden hatte, würde diesem bewusst sein, dass ein solches Verhalten seine Situation nur noch schlimmer machte.
 

Derweil schallte der Verbindungston durch den gesamten Raum. Es war offensichtlich, dass Damien den Freisprechmodus gewählt hatte, damit sie jedes Wort verstehen konnten. Aus diesem Grund konnte die Gruppe auch die Frauenstimme, welche kurz darauf aus dem Hörer ertönten, deutlich hören.

„ Notrufzentrale, was kann ich für sie tun….“

Noch ehe Damien den Mund zum Sprechen aufmachen konnte, schoss schon etwas auf ihn zu und schmetterte ihm das Telefon mit einem lauten Knall aus der Hand. Dieses zerbrach daraufhin in seine Einzelteile und kam in kleinen Stücken auf dem Boden auf. Eine Tatsache, die das amüsierte Grinsen komplett aus Damiens Gesicht wischte. Ihm war deutlich anzusehen, dass er mit dieser Aktion nicht gerechnet hatte. Der Blade sauste derweil wieder in die Hand seines Besitzers, welcher nicht mal eine Sekunde brauchte um diesen wieder in den Starter einzuhängen und ihn ein weiteres Mal auf den ehemaligen Abteiaufseher zu richten.

„Tala hat bereits gesagt, dass es ein Fehler ist uns in die Quere zu kommen und ich an ihrer Stelle würde mich jetzt in die nächste Ecke verkrümeln, bevor ich mich dazu entscheide Sie hier und jetzt zu skalpieren.“

Auch wenn die Blitzkrieg Boys Kai schon seit einiger Zeit kannten, so konnten sie sich nicht erinnern ihn jemals so kalt erlebt zu haben. Wütend ja, abweisend und defensiv keine Frage, ruhig und ignorant eventuell, aber völlig Gefühlsneutral eher nicht. Er tat meistens so, doch das hier war anders. Sie konnten es im Moment nicht richtig erfassen woran es lag oder wie sie es genau beschreiben sollten, doch eines war deutlich. Kais Stimme hatte selbst ihnen einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen und das allein sprach Bände.
 

Zumindest war es Grund genug für Tala einzugreifen. Er durfte diese Situation nicht völlig eskalieren lassen. Natürlich hatten sie am Anfang ihrer Aktion damit gerechnet, dass sie den einen oder anderen von Boris Angestellten K.O. schlagen mussten, doch das war Mittel zum Zweck. Allerdings hatten sie nicht mal eine Minute daran gedacht jemanden wirklich zu verletzten. Doch bei Kai war er sich im Moment nicht wirklich sicher ob dessen Worte eine Drohung waren oder ein guter Bluff. Nur eines wusste er, er wollte es nicht darauf ankommen lassen.

„Kai kümmere dich um die Daten und überlass Damien uns!“

Für einen Moment hatte Tala die Befürchtung, dass Kai seinen Befehl ignorieren würde, da dieser sich bei seinen Worten nicht regte. Der jüngere fixierte Damien weiterhin, als würde eine Unachtsamkeit sein Leben kosten. Unter normalen Umständen wäre es durchaus möglich, doch nicht solange sie ihm Rückendeckung gaben und genau das würden sie tun. Der beste Beweis dafür war, dass Spencer und Bryan schon ihre Blades gezückt hatten und diese nun ebenfalls auf den ehemaligen Abteiaufseher richteten.

„Kai!“

Tala konnte nicht anders als den jüngeren mit Nachdruck noch einmal direkt anzusprechen. Eine Aktion, die den jüngeren scheinbar zurück in die Realität holte. Allerdings atmete Tala erst erleichtert auf, als Kai seinen Starter senkte und sich wieder dem Computer widmete. Allerdings schien Damien nicht mal im Traum daran zu denken sie in Ruhe zu lassen. Entweder Damien wollte sie soweit irritieren, dass sie nicht dazu kamen ihr Vorhaben erfolgreich zu beenden, oder er wollte solange Zeit schinden, bis er Verstärkung bekam. Beides war keine schöne Voraussicht. Ein Grund mehr das ganze so schnell es ging hinter sich zu bringen.

„Ihr könnt versuchen was ihr wollt, die Daten lassen sich nicht kopieren. Jedenfalls nicht ohne Boris Zugangscode.“

Die Worte klangen überzeugend und auch das fiese Grinsen welches erneut auf Damiens Gesicht erschienen war, ließ keinen Widerspruch zu. Damit war ihr Unterfangen beendet, doch sie konnten noch nicht gehen. Sie brauchten die Daten.

„Wie sieht es aus?“

„Nicht gut. Ich kann die Daten öffnen, sie ergänzen und sogar löschen, doch das war’s dann auch schon.“

Das hätte Kai für sich behalten sollen, da die einzige Reaktion ein amüsiertes Lachen war, doch bei dessen nachfolgenden Worten fragte sich Tala insgeheim ob der Kerl vor ihm wirklich so lebensmüde war Kai auf diese Art und Weise zu provozieren.

„Wie traurig. Ihr hättet euch wohl vor euren Einbruch einen Spezialisten schicken lassen sollen, anstatt euch auf diese Niete zu verlassen.“

Bei diesem Worten horchte Kai auf. Er konnte einfach nicht fassen wie dämlich Damien sein konnte, immerhin hatte er ihn gerade auf einen Gedanken gebracht das Problem zu umgehen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass dieser selbst nichts von der Möglichkeit wusste. Immerhin war es ja auch absurd.

„Fertig, lasst uns verschwinden.“

„Wie jetzt? Die Daten sind Kopiergeschützt.“

Bei diesen Worten richtete Kai seinen Blick auf Damien. Es war eine echte Genugtuung dessen schockiertes Gesicht zu sehen. Aus diesem Grund nahm er sich auch die Zeit ihm die Fakten vor Augen zu führen. Sollte er sich noch ein bisschen weiter ärgern, dass hatte er verdient. Dann konnte dieser Boris auch im Anschluss detailliert berichten, wie er sich erst von ein paar Teenagern hat austricksen lassen und ihnen dann noch den hilfreichen Tip gegeben hatte wie sie an die Daten kamen. Kai war sich sicher, dass all das Boris in Rage versetzen würde.

„Schon, aber wenn es Probleme gibt und Boris gerade nicht in der Gegend ist, müsst ihr ihm doch irgendwie Zugang zu den Daten gewähren. Sprich, wir können die Daten vielleicht nicht kopieren, aber dafür können wir sie versenden!“

„Sehen sie. Aus diesem Grund vertraue ich auf mein Team und pfeife auf alle Spezialisten dieser Welt. Und jetzt aus dem Weg und zwar pronto!“

Widerwillig kam Damien dieser Aufforderung nach. Scheinbar war er trotz seiner Dämlichkeit schlau genug um zu wissen, dass er das Team vor ihm nicht weiter reizen sollte. Wahrscheinlich hatte ihn Kais vorige Aktion beeindruckt. Es war Damien nicht zu verübeln, sie ständen wahrscheinlich auch unter Schock, wenn sie beinah eine Hand verloren hätten. Damiens Glück war es nur, dass Kai so gut zielen konnte, ansonsten wäre das ganze deutlich hässlicher ausgegangen.
 

Dennoch wagte keiner von ihnen die jeweils andere Partei aus den Augen zu lassen oder dieser den Rücken zuzuwenden. Auf diese Weise würde ihnen keine Aktion ihres Gegners entgehen, sofern dieser noch etwas versuchen sollte. Allerdings wussten alle, dass sie nicht ewig rückwärts laufen konnten. Früher oder später würde eine Wand kommen oder es würde sie jemand von hinten überraschen.

„Weg hier!“

Mehr brauchte Tala nicht zu sagen und schon wendeten sich alle gleichzeitig um und liefen im Eiltempo Richtung Ausgang ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken. Sie wussten auch so, dass Damien sich nicht auf ein Sprintduell mit ihnen einlassen würde. Er war zwar stark und ausdauernd aber bei weitem nicht schnell genug um mit ihnen mithalten zu können, besonders jetzt wo sie einfach nur auf Tempo und nicht auf Ausdauer setzten. Erst in einer Seitengasse, die sich einige Kilometer von dem Gebäude entfernt befand, blieben sie wieder stehen und holten tief Luft.

„Das war knapp…hättest du ihn wirklich skalpiert?“

Tala konnte diese Frage einfach nicht zurückhalten. Er wollte Klarheit, immerhin war er für seine Teampartner verantwortlich. Zwar hatten sie beschlossen die Grauzonen zu verlassen, doch das hieß nicht, dass sie sämtliche Vernunft beiseite werfen würden. Seiner Meinung nach war Kai mit der Waffe schon einen Schritt zu weit gegangen. In einem Punkt war er sich jedoch sicher, wenn er nicht eingegriffen hätte, dann hätte das Ganze in einer Katastrophe geendet. Und das allein war schon beunruhigend. Das letzte was er wollte war, dass einer von seinen Teampartner in Gefahr geriet, weil sie sich überschätzt hatten. Und dass konnte sehr schnell passieren, besonders wenn sie Boris als Gegner hatten.

„Keine Ahnung. Ich hätte meinen Blade auf jeden Fall abgefeuert, ob ich allerdings wirklich auf seinen Kopf gezielt hätte, ist in diesem Kontext eine situationsabhängige Frage!“

„Also nein. Gut zu wissen. Aber jetzt mal was anderes. Was passiert jetzt?“

„Ganz einfach. Boris wird sich grün und blau ärgern, weil er uns nicht dran gekriegt hat, Dickenson werden anhand der Daten die er bekommen hat die Augen überquellen und wir warten auf die Dinge die da kommen.“

„Nein das mein ich nicht, das war mir von vornerein klar. Ich meine wie wir bezüglich Boris Pläne vorgehen sollten. Wenn ich das nämlich richtig verstanden habe, dann will er uns in die Klapse bringen.“

Bryan wusste nicht wie er sich in dem Punkt richtig ausdrücken sollte. Allein der Gedanke behagte ihm nicht besonders.

Zudem hatte er das ungute Gefühl, dass sie bezüglich Boris Plan mehr Glück als Verstand hatten.

„Was nicht mal eine schlechte Idee ist…“

„Bitte was?“

„Ich meine dass jetzt aus Boris Perspektive betrachtet. Ihr wisst doch wie es heißt. Einmal Klapse immer Klapse.“

„Ich dachte das heißt wer einmal lügt dem glaubt man nicht.“

Ian war noch nie ein Experte in Sachen Sprichwörtern, doch das eine oder andere hatte er dennoch mitbekommen. Allerdings war er sich sicher, dass er ein solches Sprichwort nie zuvor gehört hatte, Abwandlungen ja aber das war’s dann auch. Aus diesem Grund konnte er sich auch nicht zurück halten und seinen Kommentar für sich behalten.

„Das auch. Worauf ich aber hinaus will ist folgendes. Angenommen Boris Plan wäre aufgegangen, angenommen wir hätten keinen Störsender dabei gehabt und die Polizei hätte uns dort aufgegriffen und sich anschließend die Videobänder angesehen. Was hätten sie gesehen?“

Auch wenn Kai dies recht trocken sagte, wusste jeder, dass ihn die Situation nicht kalt ließ. Boris Falle hatte keinen kalt gelassen, doch den jüngeren schien noch etwas anderes zu beschäftigen. Etwas was nicht mit der Tatsache zu tun hatte, dass Boris sie in eine Falle gelockt hatte. Aus diesem Grund versuchte Tala auch, das Thema voranzutreiben.

„Ein paar Kriminelle?“

„Und bezogen auf die letzten Wochen?“

„Oh shit!“

Sie hatten Dank Boris wirklich für einigen Wirbel gesorgt und dabei hatten nicht alle von Boris Aktionen zum Erfolg geführt. Ansonsten hätte man Bryan schon eingeliefert, denn die Aktion mit der Maus in ihrem Hotelzimmer war nicht ohne und der nächste Schlag wäre in Form des Rattenbitbeast von Team Invasion gekommen.

„Genau. Dickenson hatte Recht. Wir haben uns von Boris in eine bestimmte Richtung drängen lassen ohne es zu merken. Und diese Tatsache hätte uns heute fast das Genick gebrochen.“

Es war eine bittere Erkenntnis, aber es war die Wahrheit. Eine, die sie nicht ignorieren konnten, weil sie sich sonst noch tiefer in den bereits vor ihnen liegenden Morast verstricken würden.
 

Es war auch so eine Misere, der sie nicht mehr entkommen konnte, das einzige was ihnen blieb war das Beste daraus zu machen. Und das würden sie tun. Boris würde mit seinen Plänen nicht durchkommen, nicht wenn es nach ihnen ging. Dafür würden sie schon sorgen.

„Woran denkst du gerade?“

Tala war durchaus aufgefallen, dass Kai zum Ende seines kleinen Vortrags immer leiser geworden war. Eine Tatsache, die ihm gar nicht gefiel. Wenn der Jüngere so reagierte, war dieser meistens mit seinen Gedanken schon längst bei einem anderen Thema.

„An nichts.“

„Kai, ich kenne dich lange genug um zu erkennen, wenn was mit dir nicht stimmt. Also raus mit der Sprache.“

Es stimmte sogar. Er würde zwar nie so weit gehen und behaupten, dass er Kai einschätzen konnte und verstehen schon mal gar nicht. Jedenfalls nicht immer. Ab und zu reichte ihm ein Blick um zu wissen was der Jüngere von ihm erwartete, doch auch nur wenn dieser es wollten. Doch die meiste Zeit behielt Kai seine Gedanken für sich. Allerdings hatte Kai auch so einige Eigenheiten, die ihm erlaubten hinter dessen Fassade zu blicken und dass hier war so eine.

„Später, lass uns einfach von hier verschwinden.“

Frustriert gab Tala nach. Später hieß bei Kai meistens nie. Um genau zu sein hoffte Kai, dass er das Thema nicht mehr aufgreifen würde, da er mit anderen Dingen beschäftig war. Und momentan war das sehr wahrscheinlich, da sie eine Menge um die Ohren hatten. Nicht nur mussten sie Dickenson noch einmal wegen ihres Ausschlusses konfrontieren, nein sie mussten auch zusehen, dass sie Boris aus dem Weg gingen und besten falls nicht noch einmal in eine seiner Fallen tappten. Und selbst wenn sie ihr vorrangiges Ziel mit dieser Aktion nicht erreichen würden, würden sie alles daran setzen Boris zu Fall zu bringen.

„Stimmt, besser ist es, sonst stehen wir uns hier noch die Beine in den Bauch.“

„Entweder das oder Boris spürt uns doch noch auf.“

„Ich dachte der ist noch mit seinem Team beschäftigt?“

„Schon, aber seine Handlanger nicht. Und so wie ich Damien einschätze erstattet er Boris in eben jenem Moment Bericht. Zudem ist die derzeitige Runde schon vorbei. Hast du mal auf die Uhr gesehen, es ist mindestens 15:00 Uhr… “

Bei Kais Worten hatte Spencer auf seine Uhr gesehen und konnte es sich nicht nehmen den jüngeren zu korrigieren. Immerhin gab es nicht viele Momente, in denen er dazu in der Lage war, weshalb er die seltenen Gelegenheiten nicht verstreichen lassen durfte. Manche würden es kindisch nennen, er nannte es ausgleichende Gerechtigkeit. Immerhin war sich Kai auch nicht zu schade dafür ihm jeden Fehler aufs Brot zu schmieren.
 

Allerdings machte es keinen wirklichen Unterschied. Sie wussten worauf Kai hinaus wollte. Und das war der Grund wieso keiner von ihnen auf Spencers Kommentar reagierte. Lediglich Kai konnte diese Aussage nicht so stehen lassen.

„Es ist eigentlich schon 15:37 Uhr.“

„Unwichtig. Fazit ist, dass wir nicht wissen wie das letzte Match zwischen den BBA Revolution und dem Team Invasion ausgefallen ist. Und damit auch nicht wie lange Boris sich noch mit seinem Team befassen wird.“

Das stimmte auch wieder. Es war also auf jeden Fall besser erst mal einen sicheren Unterschlupf zu finden, bevor sie sich weiter über ihr zukünftiges Vorgehen unterhielten. Mit diesem Entschluss gingen die fünf weiter. Ihr Ziel stand dabei von vornherein fest. Es war das alte Hotel, welches sie bezogen hatten. Allerdings konnte zumindest Ian das Thema nicht komplett ruhen lassen.

„Wie stehen unsere Chancen.“

„Ganz ehrlich? Sie stehen 50 zu 50. Die Daten reichen um Dickenson wach zu rütteln, aber mehr auch nicht.“

Mit diesen Worten hatte sich auch Spencer eingemischt, der das Ganze einfach nicht so stehen lassen wollte. Sie waren nicht so weit gekommen um jetzt die Köpfe hängen zu lassen. Es musste einfach einen Weg geben wie sie bekamen was sie wollten. Und im Moment wollten sie nicht mal viel. Sie wollten lediglich zurück ins Turnier und selbst dafür reichte das was sie bekommen hatte nicht.

„Wahrscheinlich hat Boris seine wichtigsten Daten wo anders versteckt.“

„Wahrscheinlich und ich habe auch schon so eine Ahnung wo.“

Mehr sagte Tala nicht dazu, doch das war auch nicht nötig. Die anderen verstanden auch so und der Gedanke beharkte ihnen gar nichts. Doch für den Moment konnten sie nichts tun. Erst einmal würden sie zurück nach Japan kommen um sich dort neu zu organisieren und dann würden sie über ihr weiteres Vorgehen nachdenken.
 

- An einem anderen Ort -

Das Klingeln eines Telefon hallte schrill durch den gesamten Raum. Genervt nahm Boris den Anruf entgegen. Die Niederlage eines seiner Teams gegen die BBA Revolution hatte ihn sichtlich verstimmt. So hatte er sich die 4. Runde nicht vorgestellt. Dass sein zweites Team in dieser Runde gegen die BEGA gewonnen hatte besserte seine Laune nicht wesentlich. Zumal dieser Sieg mehr als knapp gewesen war. Brooklyn und Garland waren in Topform gewesen. Zwar gehörten seine Teams mittlerweile zu den besten im Turnier, doch wenn sich die BBA Revolution wieder nach vorne kämpfen konnte würde der Sieg des Turniers an einen seidenen Faden hängen und das konnte er so nicht akzeptieren.

„Ja bitte?“

Für einen Moment ließ Boris den Anrufer sprechen, doch mit jedem weiteren Wort schien sich seine Laune noch weiter zu verschlechtern. Manchmal konnte er einfach nicht glauben wie dämlich seine Angestellten sein konnten. Es war halt immer das gleiche, wenn man etwas richtig gemacht haben wollte, musste man es selber tun.

„Und du hast sie einfach laufen gelassen?“

Das war nicht der Plan gewesen. Er hatte erwartet, dass Damien die Polizei rief und die Gruppe dann solange ablenkte bis diese vor Ort waren. Dass einer der fünf ihm das Telefon zerschießen würde, sobald sie den Plan durchschaut hatten war einfach zu vorhersehbar. Zumindest traute er den Jungs so viel Grips zu, allerdings schien er der einzige zu sein. Sein Angestellter schien diese Möglichkeit nicht bedacht zu haben.

„Sei es drum. Was ist mit den Kameras?“

Einen Moment lang wartete Boris auf die Antwort, doch letzten Endes wäre es ihm lieber gewesen sie nicht zu wissen. Die Wahrheit besserte seine Laune nicht im Geringsten. Sein Plan war im Eimer und er hatte momentan keine Alternative. Trotzdem er den Blitzkrieg Boys einiges zutraute hatte, so hatte er nicht damit gerechnet, dass sie sich ein Störsignal basteln würde um zu verhindern, dass die Kameras ihre Aktion aufzeichneten. Das ließ allerdings auch darauf schließen, dass die Blitzkrieg Boys zusätzlich darauf geachtet hatten normale Lederhandschuhe zu tragen um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
 

Bevor er jedoch weiter über das Vorgehen der Blitzkrieg Boys spekulieren konnte, riss ihn Damiens Stimme wieder in die Realität.

„Ohne Beweise wirst du nichts dergleichen unternehmen.“

Den derzeitigen Plan dennoch durchzuziehen ohne schlagartige Beweise in der Hand zu haben wäre ein Rückschlag den er sich nicht leisten konnte. Da konnte er seinen Plan gleich öffentlich verkünden, wobei was die Blitzkrieg Boys anging, so hatte Damien diesen Part bereits übernommen. Zumindest die fünf wussten nun was er vorhatte, was hieß dass er einen Plan B brauchte. Doch der würde sich noch früh genug ergeben, doch vorerst hatte er ein anderes Ziel und der führte ihn zurück nach Japan. Danach konnte er sich immer noch um die Blitzkrieg Boys kümmern. Und selbst wenn diese es wirklich geschafft hatten seine Daten an Dickenson weiterzuleiten, so würde es ihnen nichts nützten. Sie zeigten dem BBA Vorsitzenden höchstens das Ausmaß seines Einflusses, doch richtige Beweise darüber was er vorhatte lieferten sie nicht. Da hätten die fünf schon tiefer graben müssen, allerdings hatten sie lediglich Zeit genug an der Oberfläche zu kratzen. Die Aktion der Blitzkrieg Boys war demnach ein Ärgernis aber noch lange keine Gefahr.

„Versuchen sie herauszufinden, was die Jungs jetzt vorhaben. Ich wünsche keinerlei weiteren Überraschungen von deren Seite mehr.“

Mit diesen Worten legte Boris auf. Wenn jetzt alles schief ging, würde Dickenson das Team wieder ins Turnier aufnehmen, doch damit war nichts gewonnen. Die Blitzkrieg Boys lagen nicht weit genug zurück, als dass sie sich nicht wieder nach oben kämpfen konnten. Im Gegenteil das Team befand sich immer noch auf den ersten Platz und wenn die nächsten Matches genauso ausfallen würden wie die vorigen würde das Team den Vorsprung zu den anderen Teams schnell wieder ausbauen. Und so ungern er es zugab, so zweifelte er daran nicht im Geringsten. Immerhin hatten sie durch diese eine Runde nicht einen einzigen Platz verloren und wenn schon die BBA Revolution gegen sein Team gewinnen konnte, so hatten die Blitzkrieg Boys gute Chancen dieses ebenfalls zu schlagen. Er war vor einem Jahr schon von deren Fortschritten überrascht worden, doch seitdem hatte dieses Team ihre Stärke noch mal verdoppelt.
 

In der Abtei hatten die Jungs gelernt gegen alle Widerstände anzukämpfen. Er hatte sie voneinander isoliert um ihnen zu zeigen, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen konnten und es hatte geklappt zumindest für eine kurze Periode. Ohne Kai konnte er das Team kontrollieren und diesem seinen Willen aufzwingen. Doch Kai erneutes Auftauchen hatte all seine Pläne zu Nichte gemacht. Und dass in mehr als nur einer Hinsicht. Denn Kai hatte nicht nur Tala dazu gebracht wieder gegen ihn anzukämpfen und seine Befehle zu missachten, sondern auch seinen Plan für nach dem Turnier zunichte gemacht. Ursprünglich hatte er nach dem Ende des Turniers geplant sich Voltaire zu entledigen und selber die Kontrolle zu übernehmen. Mit den Demolition Boys an seiner Seite hätte ihn niemand aufhalten können, doch es war anders gekommen.

„Versucht ruhig mich zu überlisten, aber ich habe mehr Mittel gegen euch in der Hand, als ihr euch vorstellen könnt.“

Sollten die Blitzkrieg Boys ruhig ihren nächsten Schritt machen, er war noch lange nicht fertig mit ihnen. Darüber hinaus wusste er, dass jeder weitere Schritt der fünf diese mehr und mehr Richtung Abgrund leitete. Er kannte sie gut genug um zu wissen, dass diese nicht umdrehen würden, selbst wenn sie die Wand sahen, die vor ihnen lag. Sie gehörten halt nicht zu jenen, die eine Niederlage akzeptierten. Im Gegenteil, sie würden all ihre Kraft aufbringen um mit Gewalt aus der Sackgasse in die er sie gedrängt hatte herauszukommen und dann würden sie keine Kraft mehr haben um gegen ihn bestehen zu können. Und selbst wenn es anders sein sollte, so hatte er einen letzten Trick parat und der war für Kai bestimmt. Denn wenn er sich auf eines verlassen konnte, dann darauf dass Kai immer versuchte seine Probleme allein zu regeln. Deshalb hatte er sich vor einem Jahr auch nicht den Blitzkrieg Boys angeschlossen, als diese ihn konfrontiert hatten sondern hatte es im Alleingang versucht.
 

Damals hatte er Brooklyn extra auf Kai angesetzt. Er hatte gehofft, dass der Kampf genauso enden würde wie der zwischen Tala und Garland. Und das hatte er auch erreicht, zumindest mehr oder weniger. Ursprünglich wollte er anschließend mit Kai abrechnen, doch dieser hatte sich viel zu schnell wieder erholt. Wohin dieser letzten Endes verschwunden war konnte selbst er nicht sagen, nur dass er zur vierten Runde des Justice Five Turnier wieder aufgetaucht war und Brooklyn eine katastrophale Niederlage zugefügt hatte. Eigentlich hätte er diese Wendung erwarten müssen schon in der Abtei war Kai für solche Comebacks bekannt. Doch das war Jahre her. Zudem war die Situation eine völlig andere. Kai brauchte nach einer Niederlage immer etwas Zeit um wieder zu Kräften zu kommen und vor allem brauchte er einen Anreiz. Nachdem er den anderen aus seinem ehemaligen Team den Rücken zugedreht hatte, hatte er erwartet, dass dieser nach seiner Niederlage alleine stehen würde.

„Lewis, halten sie ihre Ohren offen. Ich will wissen wie Dickenson auf die Daten, die er bekommen hat reagiert.“

„Jawohl, sir.“

Das ist das einzige was er in der Situation noch machen konnte. Alles andere wäre genauso wirkungsvoll als würde er mit Kanonenkugeln auf Spatzen schießen. Sollten die Blitzkrieg Boys sich doch als Sieger sehen, dadurch würden sie nur unvorsichtig werden. Entweder dass oder es würde sie dazu bringen an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. In beiden Fällen hätte er sein Ziel erreicht.
 

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Verrat oder Missverständnis

Kapitel 21: Verrat oder Missverständnis
 

Stanley Dickenson starrte nur fassungslos auf seinen Computer oder besser gesagt auf den großen Ladebalken, der sich langsam füllte. Er konnte nicht mal erahnen was der Computer sich dort alles herunterlud und da er in Sachen Technik kein wirkliches Genie war hatte er sich sofort Hilfe beschafft.

„Normalerweise würde ich sagen brechen sie es ab, aber irgendwie bin ich schon neugierig was das für Daten sind...“

Um genau zu sein hatte Bruce sogar schon einen Verdacht. Es konnte einfach kein Zufall sein, dass die Blitzkrieg Boys von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwunden waren und Stanley nun ein riesen Datenpacket geschickt bekommen hatte. Allerdings musste er durchaus zugeben, dass eine Sicherheitskopie auf einer externen Festplatte oder etwas ähnlichem deutlich kurzatmiger gewesen wäre. Was die Jungs dazu veranlasst hatte die Daten auf diese Weise zu überliefern, konnte er nicht sagen. Er konnte nur hoffen, dass es dem Team gut ging und sie nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten stecken. Das wäre nämlich ein Erklärung, wieso sie diese Art der Transaktion gewählt hatte. Wenn man bedachte, dass diese sich mit Boris anlegten war das nämlich nicht mehr so unwahrscheinlich. Allerdings hielt er die Blitzkrieg Boys auch für viel zu gerissen um sich von diesem erwischen zu lassen. Doch für den Moment machte ihm noch etwas anderes zu schaffen.

„Ich hoffe nur ihre Festplatte ist nicht zu klein für den ganzen Datensatz, denn noch mal 4 Stunden warten wollte ich eigentlich nicht.“

Ungeduldig sah Bruce auf die Uhr. Er hatte eigentlich vor in einer dreiviertel Stunde die nächste Trainingseinheit seines Teams zu starten. Momentan war der Ladebalken knapp vor Voll, doch wenn er die letzten Daten nicht speichern konnte waren die Stunden für die Katz.

„Fertig.“

„Dann wollen wir uns mal ansehen, was wir bekommen haben…oh“

Leicht irritiert und überrascht blickte Bruce auf die sorgfältig ausgewerteten Trainingsdaten eines ihm wohlbekannten Teams. Für einen Moment versicherte er sich, dass er sich nicht vertan hatte, doch das Resultat blieb dasselbe.

„Team Infinity. Also hatte Kai mit seiner Vermutung doch recht.“

Bruce blickte den BBA Vorsitzenden nur überrascht an. Von dieser Theorie hatte er noch nichts gehört, doch im Nachhinein würde es sogar Sinn machen.

Sein Team hatte selbst noch nicht gegen dieses Team gebladet, doch die Teams, die gegen diese angetreten waren hatten größtenteils verloren. Und die Niederlagen waren nicht immer knapp. Aus irgendeinem Grund hatte dieses Team immer gewusst was deren Gegner als nächstes machen würde. Es hatte ihn zugegebener Maßen überrascht, doch wirklich Gedanken gemacht hatte er sich nicht, immerhin konnten sich die einzelnen Mitglieder schon im vorigen Turnier aufeinander einspielen.
 

Darüber hinaus hatten auch die Blitzkrieg Boys bewiesen, dass eine gute Vorbereitung ausreichen konnte um die Gegner binnen Minuten auszuschalten. Zwar waren die beiden Teams von der Performance nicht zu vergleichen, doch gewisse Parallelen gab es dennoch. Die Blader der beiden Teams ließen sich nichts anmerken. Ihre Gesichtszüge blieben völlig blank, nicht mal ein Muskel regte sich, so dass es unmöglich war zu beurteilen, ob sie beunruhigt waren oder nicht. Lediglich wenn sie den Sieg vor Augen sahen erlaubten sie sich ihren Gegner den einen oder anderen spöttischen Kommentar entgegenzuwerfen. Wobei er durchaus sagen musste, dass die Blitzkrieg Boys es sich in letzter Zeit angewöhnt hatten ihre Gegner mit Hilfe falscher Mimik und Gestik zu verwirren. Sie hatten sich dazu entschlossen ein Psychospiel anzustimmen, das keiner durchschauen konnte. Ein Grund mehr, wieso er der Meinung war, dass dieses Team die besten Chancen hatte gegen Boris Teams anzukommen. Sie wussten einfach wie man diesem entgegen treten musste.

„Ich hab doch gesagt die Blitzkrieg Boys zu sperren war die falsche Entscheidung.“

„Und ich kann sie nicht aus einer Laune heraus wieder einsteigen lassen.“

„Gut, dann rede ich mit Judy. Vielleicht kann sie Emily dazu bringen ihren Vorwurf zurückzunehmen.“

Er war schon fast aus der Tür als Stanley ihn zurückhielt. Dieser schien nicht besonders begeistert von seiner Sturheit zu sein.

„Bruce warte…“

„Ich meine es ernst, Stanley. Holen sie die Jungs zurück ins Turnier, denn ich sehe nicht zu wie Boris seinen Siegeszug weiter führt.“

Als er daraufhin keine Antwort erhielt seufzte er kurz. Er wusste dass der BBA Vorsitzender sich sorgen machte. Stanley hatte das Team nicht wegen eines kleinen Fehltrittes gesperrt. Es war einfach viel zu viel zusammen gekommen, auch wenn diese nicht selbst daran schuld waren und dass hatte auch dieser mittlerweile eingesehen. Allerdings stellte sich unweigerlich die Frage ob Boris, sollten das Team wieder am Turnier teilnehmen, nicht noch härter gegen diese agierte. Bisher waren sie relativ glimpflich davongekommen, doch würde es so bleiben. Sie wussten nicht wozu Boris in der Lage war und wozu er im Einzelnen Fähig war. Es war gut möglich, dass sie die Jungs nur noch weiter in Gefahr brachten, doch war das was diese gerade trieben auch nicht gerade gefahrlos. Im Prinzip konnten sie nur zwischen zwei Übeln wählen und seiner Meinung nach waren Kai und die anderen sicherer wenn sie Teilnehmer des Turniers waren. Auf die Weise konnten sie diese zumindest im Auge behalten und dass hinderte Boris daran zu viel Risiko einzugehen.

„Ich hab dir erzählt was passiert ist. Sie hat die Blitzkrieg Boys mit dem Laptop erwischt und außer den beiden Teams war keiner in der Trainingshalle.“

„Hören sie, Stanley. Ich weiß nicht wie es dazu gekommen ist, aber ich halte das Team nicht für so bescheuert den Laptop zu stehlen und dann so unvorsichtig zu sein ihn offen zu präsentieren. Das ist nicht ihre Art.“

„Und woher nimmst du dir diese Gewissheit. Du hattest kaum mit dem Team zu tun.“

„Ich kann Menschen sehr gut einschätzen. Und dass was ich von den Blitzkrieg Boys gesehen habe reicht um mir ein Urteil über sie erlauben zu können.“

Die Blitzkrieg Boys waren distanziert, doch lag das weniger daran, dass sie nichts mit den anderen zu tun haben wollten. Sie hatten lediglich gelernt sich nur auf sich selbst zu verlassen und genau das war das Problem. Im Leben wählten sie die Defensive und versuchten andere damit abzuschrecken, nur so konnten sie sicherstellen, dass ihre Schwachstellen nicht zum Vorschein kamen. Doch damit schufen sie sich selbst ihren größten Schwachpunkt.
 

- Bei Voltaire einige Zeit später -
 

Nachdenklich ging er seine Rechnungen durch und sortierte sie sorgfältig nach privaten und geschäftlichen Ausgaben. Letzten Endes blieb sein Blick auf einen gebuchten Flug hängen, welcher noch einige Stunden in der Zukunft lag. Bevor er sich jedoch darüber Gedanken machen konnte klopfte es an der Tür.

„Sir, verzeihen sie die Störung, aber Mr. Balkov möchte mit ihnen sprechen.“

„Schicken sie ihn rein.“

Um ehrlich zu sein hatte er kein Interesse mit diesem Mann zu sprechen, doch es konnte ja nichts schaden sich dessen Anliegen anzuhören. Rausschmeißen konnte er den Mann ja immer noch. Doch zumindest konnte er so herausfinden, was er von diesem zu erwartet hatte. Es war zwar nicht so dass er darauf angewiesen war, doch war es sinnvoll dennoch auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

„Ich hoffe fürs sie, dass sie nicht vorhaben meine Zeit zu verschwenden, Boris.“

„Ein gutes Geschäft ist niemals Zeitverschwendung.“

Voltaire war von diesen Worten nicht im Geringsten überrascht. Er kannte Boris und wusste daher sofort was dieser wollte, ehe er überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Ohne eine Form der Gefühlsregung legte er die Rechnung beiseite, wobei er die Blätter mit der blanken Seite nach oben legte. Er hatte einen Verdacht, was Boris wollte, doch dessen Probleme interessierten ihn nicht im Geringsten insbesondere dann nicht wenn sie etwas mit fünf widerspenstigen Teenagern zu tun hatten.

„Nennen sie mir einen Grund wieso ich noch einmal mit ihnen zusammenarbeiten sollte.“

„Wieso sollten sie ihrem Enkel zur Seite stehen. Immerhin hat er sie vor nicht allzu langer Zeit verraten.“

„Verraten? Machen sie sich nicht lächerlich, Boris. Verrat ist ein derart unpassender Begriff für dessen Handlungsweise. Es geht nur ums Geschäft. Der Junge hatte die Wahl und er hat die Siegerseite gewählt.“

Es war eine Tatsache, doch insgeheim fragte er sich ob die Entscheidung seines Enkels überhaupt eine Konsequenz gehabt hätte. Das Turnier hätte Kai wahrscheinlich so oder so gewonnen, denn ihm war genauso wenig wie Boris entgangen, dass Bryan nicht mit voller Kraft gekämpft hatte. Und er konnte sich nur eine Person vorstellen die dafür verantwortlich sein konnte.
 

Sein Enkel hatte damals mehr Einfluss auf das Team der Demolition Boys genommen, als ihm bewusst war. Im Grunde hatte selbst er mit dieser Wendung nicht gerechnet, obwohl er durchaus gewusst hatte das sein Enkel und Tala in der Abtei nahezu unzertrennlich waren. Allerdings war das Jahre her gewesen, umso überraschender schien es, das die beiden es trotz allem geschafft hatte wieder ein relativ harmonisches und vor allem erfolgreiches Team zu bilden.

„Sie sind Geschäftsmann, Voltaire. Wir wissen beide, dass sie nichts tun, ohne irgendeinen Vorteil im Hinterkopf zu haben.“

„Und sie sollten klug genug sein um zu wissen, dass sie mir nichts bieten können... Lassen sie uns offen reden. Was ich sehe ich folgendes. Die fünf haben irgendetwas ausgeheckt und nachdem was ich mitbekommen habe geht ihre geplante Aktion gegen sie. Und ihrem Auftauchen nach zu urteilen, befürchten sie, dass die Jungs mit ihrem Vorgehen Erfolg haben.“

Man musste kein Genie sein um zu wissen, dass nicht nur das Team Invasion sondern auch das Team Infinity auf Boris Befehle hörten. Es war einfach zu erkennen, zumindest für diejenigen, die schon einmal mit diesem zusammengearbeitet hatten. Er würde sich niemals nur auf ein Team verlassen, genauso wenig wie er irgendetwas dem Zufall überlassen würde.

„Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Ihr Team befindet sich auf der Verliererspur und die Tatsache, dass die Blitzkrieg Boys in diesem Turnier jedem anderen Team gegen das sie gekämpft haben deutlich überlegen waren, lässt ihre Chancen nicht steigen. Die Jungs hatten schon im Kampf gegen ihr ehemaliges Team die Oberhand, welche Chance hat dann ihr neues.“

„Genauso viel wie Kai und Tala in ihrem ersten Kampf gegen BEGA. Brooklyn hat sich in diesem Turnier geweigert meine Methoden zu verwenden, doch mein Team tut es. Die Frage ist jedoch ob sie ihren Enkel wirklich ins offene Messer laufen lassen wollen.“

Nun war Boris gespannt auf die Reaktion. Er war nie wirklich dahinter gekommen, wieviel Voltaire wirklich an seinem Enkel lag.
 

Damals nach der Sache mit Black Dranzer hatte er den Eindruck gewonnen, dass Voltaire sich um Kai sorgen machen würde. Allerdings stellte sich hier die Frage ob er in dem Jungen wirklich einen Enkel sah oder einfach nur einen Erben, den er nicht entbehren wollte.

„Sie sollten die beiden besser kennen, Boris. Immerhin haben sie versucht sie unter ihre Kontrolle zu bringen und das Ergebnis ist eindeutig. Es ist ihnen nicht gelungen. Sie haben deren Einfluss auf das Team und dessen Stärke unterschätzt. Und sie tun es immer noch.“

Es war eine Tatsache, der Boris nur geringfügig widersprechen konnte. Es mochte sein, dass er den Kampfgeist der fünf unterschätzt hatte, doch deren Stärke würde er nicht unterschätzen. Er war für ihn kein Rätsel wieso dieses Team im Turnier so überlegen war. Im Gegenteil es hätte ihn mehr gewundert, wenn sie es nicht wären, immerhin hatte er dieses Team Jahre lang trainiert, zumindest traf das auf Tala, Bryan, Spencer und Ian zu. Und auch Kai hatte er geprägt, wenn auch nicht solange wie die anderen vier. Einzeln waren sie ein Ärgernis, doch erst wenn die fünf sich zusammentaten waren sie eine Gefahr. Die fünf ergänzten sich einfach viel zu gut und sie hatten ein Gefühl dafür die Schwächen der anderen hinter der eigenen Stärke zu verbergen. Das war das einzige Geheimnis dieses Teams. Solange sie für dieselbe Sache kämpften war es nahezu unmöglich sie zu besiegen, es sei denn er veränderte die Bedingungen des Kampfes so, dass sämtliche Vorteile bei seinem Team lagen und selbst das erwies sich als ziemlich schwierig. Das hatten die fünf mehr als einmal während des Turniers bewiesen.

„Sie vergessen eine entscheidende Kleinigkeit, Voltaire. Stanley hat das Team vom Turnier ausgeschlossen und momentan sieht es nicht danach aus als wollte er seine Entscheidung zurücknehmen. Mein Anliegen war es lediglich ihnen ein Angebot zu machen.“

„Das sagen sie, Boris. Ich behaupte, dass sie befürchten, dass Stanley sie wieder zum Turnier zulässt, was die Siegesaussichten ihrer Teams deutlich verschlechtert würde. Doch sei es wie es sei. Fazit ist, dass sie nicht auf meine Unterstützung zählen können und deshalb sollten sie jetzt gehen, bevor ich sie rauswerfen lasse.“

Mit diesen Worten war das Thema zumindest für Voltaire beendet. Er würde nicht noch einmal den Fehler machen und Boris Pläne unterstützt. Das hatte er hinter sich, insbesondere deshalb weil er sich beim letzten Mal schon die Finger verbrannt hatte und einmal reichte völlig. Es gab andere Geschäftspartner und lukrativere Projekte.
 

Boris war von dem Ergebnis jedoch nicht begeistert. Er hatte sich deutlich mehr erhofft und dementsprechend viel auch sein letzter Kommentar aus.

„Dann hoffe ich, dass sie diese Entscheidung nicht bereuen.“

Mit diesen Worten verließ er das Büro. Mit Voltaires Hilfe wäre das ganze deutlich einfacher über die Bühne gegangen, zumal er momentan nicht mal ansatzweise erahnen konnte, was die Blitzkrieg Boys vorhatten. Doch dass sie etwas planten wusste er jetzt mit Gewissheit. Soviel hatte Voltaire unbewusst preisgegeben. Weiter über die Pläne der Blitzkrieg Boys nachdenken konnte er allerdings nicht, da ihn eine altbekannte Stimme anfauchte.

„Was haben sie hier zu suchen?“

„Oh verzeih mir. Ich wusste nicht, dass ich dich um Erlaubnis fragen muss um etwas mit deinem Großvater zu besprechen.“

Boris Worte führten einen amüsierten Unterton mit sich, der Kai gar nicht gefiel. Um genau zu sein war ihm Boris Anwesenheit allein schon ein Dorn im Auge und das würde er nicht verleugnen. Zumal dieser noch vor kurzem versucht hatte sie mit unfairen Mitteln aus dem Turnier zu werfen. Wobei nach dem derzeitigen Stand der Dinge hatte dieser es sogar geschafft, doch das war nur ein temporärer Sieg für diesen. Denn so einfach gaben sie den Kampf nicht auf.

„Als wenn er mit ihnen noch mal Geschäfte machen würde.“

„Menschen ändern sich nicht, Kleiner. Soviel solltest du mittlerweile gelernt haben und falls nicht…!“

Boris beendete den Satz nicht, sondern ließ ihn als unausgesprochene Drohung im Raum stehen. Er schenkte Kai auch keinen weiteren Blick, eine Tatsache, die diesen doch etwas irritierte. Was hatte Boris hier zu suchen gehabt. Hatte er sich vielleicht doch geirrt und sein Großvater machte wieder gemeinsame Sache mit diesem. Er konnte und wollte es einfach nicht glauben. Dickenson durfte mit seiner Vermutung einfach nicht Recht behalten zumindest nicht vollständig.
 

Doch bevor er irgendetwas unternehmen konnte, tauchte Tala plötzlich hinter ihm auf. Er hatte das kurze Gespräch zwischen Boris und Kai durchaus mitbekommen, doch wagte er es nicht diese Tatsache zu offenbaren. Vielmehr machte ihm die Reaktion des Jüngeren Sorgen.

„Alles in Ordnung?“

„Boris war hier.“

Auch wenn Kai durchaus ruhig klang und nichts weiter dazu sagte verstand Tala sofort. Für einen Moment atmete er scharf ein, doch dann zog er den jüngeren mit sich.

„Vergiss ihn. Zumindest für jetzt. Wir haben momentan andere Pläne.“

Und das war wahr. Ihr Flug ging in wenigen Stunden und sie konnten es sich nicht leisten diesen zu verpassen. Gerade lief die fünfte Runde der Weltmeisterschaft an und die anderen Teams waren bereits auf den Weg nach Spanien, der Austragungsort der kommenden Runde und gleichzeitig die Heimat der F-Dynasty Blader. Ihr Ziel war jedoch ein anderes Land und insgeheim bedauerte er den Zeitpunkt.

„Ich weiß.“

Tala war sehr wohl bewusst, dass Kai gerne herausgefunden hätte, was Boris hier genau zu suchen hatte und auch ihm wäre es lieber gewesen, damit sie von diesem nicht noch einmal auf dem falschen Fuß erwischt wurden, doch dafür blieb keine Zeit. Die letzten Stunden hatten sie sich mit den nötigen Vorbereitungen beschäftig und hatten alles andere um sie herum ignoriert. Es hätte sie auch im Normalfall nicht interessiert wer alles in diesem Haus ein und aus ging, da die meisten zu Voltaires Geschäftspartner zählten. Doch bei Boris war es etwas anderes. Dennoch bezweifelte Tala dass sie jemals herausfinden würden, was genau zwischen diesem und Kais Großvater gelaufen war, nicht wenn sie es nicht wissen sollten.
 

In dieser Hinsicht konnte er nur hoffen, dass dieser nicht noch einmal auf die Idee kam mit Boris Geschäfte zu machen, denn dann stand ihr Team auf Messers Schneide. Mit Boris kamen sie schon irgendwie klar, doch wenn dieser Voltaires Unterstützung erhielt konnten sie gleich einpacken. Denn so ungern er es auch zugab, so hatten sie ihre Strategien innerhalb von dessen Villa nicht geheim gehalten. Auch ihr geplanter Ausflug war nicht geheim geblieben, was überwiegend daran lag, dass Kai auf das Konto seines Großvaters zugreifen musste um den Flug zu bezahlen. Fazit, egal was sie planten, sie würden es nicht vor Voltaire geheim halten können, nicht mal wenn sie es wollten. Es war eine Entwicklung die ihnen gar nicht gefiel.

„So können wir?“

In Bryan Stimme schwang eine gewisse Ungeduld mit, was jedoch eher daran lag, dass er die gesamte Sache hinter sich bringen wollte als dass er erpicht war in sein Heimatland zurückzukehren. Auch wenn er es sich niemals eingestehen würde, so hatte er sich in den letzten paar Wochen an Japan gewöhnt. Vielleicht lag es an dem Komfort oder einfach nur daran, dass die Villa in der sie untergekommen waren nicht mehr so groß wirkte wie am Anfang, jedenfalls empfand er die Zeit hier, trotz der gegebenen Umstände sehr erholsam.

„Ja.“

„Sagt mal hat einer von euch eigentlich noch mal mit Dickenson gesprochen?“

„Wann denn? Außerdem werde ich nicht wie ein reudiges Hündchen da ankriechen. Wir haben immerhin nichts falsch gemacht. Deshalb holen wir erst alle Beweise die wir brauchen und dann fordern wir unseren Platz im Turnier zurück.“

Damit konnten sich die anderen Abfinden, zumal sie eh nicht zu den Leuten gehörten die auf die Knie fallen würden um ihre Ziele zu erreichen.
 

Zu ihrem Leidtragen, dauerte der Flug von Bey City nach Moskau mehrere Stunden, was vor allem daran lag, dass die hohen Temperaturen ein heftiges Gewitter ausgelöst hatten und sie deshalb nicht starten konnte. Es war beinah zum Verrückt werden, dass sie immer von irgendetwas aufgehalten wurden und nun stellte sich auch noch die Natur gegen sie.

„Denk nicht mal dran.“

„Woran?“

„Zu sagen dass wir verflucht sind.“

„Wie kommst du darauf, dass ich das sagen wollte.“

„Weil man es dir ansehen kann.“

Zugegeben es war nicht immer leicht Tala zu lesen, doch wenn man ein und denselben missmutigen Gesichtsausdruck immer vor Augen hat und im nächsten Moment immer denselben Satz hört, ist es nach einer Zeit ziemlich vorhersehbar.

„Du solltest aufpassen Tala, sonst liest er in deinem Gesicht irgendwann wie in seinen Büchern.“

„Nur zur Information, ich hab seit einem Jahr kein einziges Buch mehr gelesen.“

„Und dass ist unsere Schuld, oder wie?“

„Das hab ich nicht gesagt, Bryan.“

Wobei sie in gewisser Weise ihren Teil dazu beigetragen hatten. Es war nicht so, dass er vorher jede freie Minute zum Lesen genutzt hatte. Die meiste Zeit hatte er damit verbracht seinen Blade weiter zu entwickeln. Wobei ihm die eine oder andere Fachliteratur als Ideenquelle diente. Verstand man erst einmal das Prinzip des Systems, konnte man es mit Leichtigkeit umwandeln und verbessern.
 

Auf die Weise war er auch auf den Revers Mechanismus gekommen. Es beruhte einfach darauf, dass die überschüssige Energie gespeichert wurde und erst wenn es brenzlich wurde in die entgegengesetzte Richtung wieder freigegeben werden konnte.

„So raus hier.“

Mit diesen Worten war Tala von dem Sitz neben ihm aufgesprungen, obwohl das Flugzeug gerade erst zum Stillstand gekommen war. Doch davon ließ sich der rothaarige nicht verunsichern. Wenn es nach ihm gegangen wäre hätte er wahrscheinlich selbst Hand an die Türen gelegt und sie aufgemacht, doch zu ihrem Glück unterließ er es.

„Jetzt beruhigt dich, man könnte ja den Eindruck bekommen du freust dich auf unser Ziel.“

Das war nicht der Grund, sondern viel mehr die Tatsache, dass er das ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Aus diesem Grund ging er auch zielstrebig voran. Erst vor einem alten Gebäude blieb er kurz stehen. Er war vor der letzten Weltmeisterschaft hier gewesen um nachzudenken, doch betreten hatte er es seit 3 Jahren nicht mehr.

„Willkommen zurück in der Balkov Abtei.“

Tala konnten sich sehr gut an die letzten Tage in der Abtei erinnern. Damals ging alles drunter und drüber und die Jungs die dort lebten standen zwischen totaler Euphorie und schweren Depressionen. Was zum Teil daran lag, dass niemand wusste wie es nach der Schließung der Abtei weiter gehen würde. Auch sie nicht.
 

- Flashback -
 

Emotionslos blickte Tala sich um. Überall waren Leute, die sich aufgeregt unterhielten. Wer konnte es ihnen anhand der vielen Gerüchte, die im Umlauf waren schon verübeln. Keiner von ihnen wusste was wirklich an diesen dran war. Nur eines war unumstritten. Sie hatten die Weltmeisterschaft verloren, die BBA Mitarbeiter sowie die örtliche Behörde begutachteten die Abtei mit Adleraugen und Boris hatte sich abgesetzt. Alles was er wusste war, dass dieser ihnen befohlen hatte in die Abtei zurück zugehen und seit dem hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nun saß er hier wie eine willenlose Marionette, die darauf wartete wieder benutzt zu werden. Es war in gewisser Weise erbärmlich, doch er wusste nicht was er sonst tun sollte.

„Tala, alles in Ordnung?“

Irritiert blickte der rothaarige den Sprecher an. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er vermutet, dass Bryan jeden Moment umkippen würde. Doch dessen ungesunde blasse Haut war nur eine Nebenwirkung der letzten Strafe, die er für seine Niederlage bekommen hatte. Er war erst vor einigen Minuten von dieser erlöst worden, weshalb ihm nicht viel Zeit zur Erholung geblieben war, doch das waren sie gewöhnt.

„Wir haben verloren.“

Wieso Tala ausgerechnet diese Worte entgegnete wusste er nicht. Vielleicht lag es daran, dass der Sieg und das Befolgen von Befehlen bis dato ihr einziger Lebensinhalt war oder daran, dass sie seit Jahren keinen Gegner mehr gegenüber gestanden hatten, der ihnen wirklich das Wasser reichen konnte. Natürlich wusste er, dass es immer einen gab, der besser war, doch diesem jemanden wirklich zu begegnen war zumindest in der Abtei selten. Zumal sie Jahrelang bis zum Umfallen trainiert hatten und dadurch ihre Grenzen soweit ausgedehnt hatten wie sie es vermochten, doch trotz allem hatte man sie geschlagen.

„Wolltest du denn gewinnen?“

Mit diesen Worten hatte sich Ian eingemischt. Seine Frage war eine, die sich jeder von ihnen schon einmal gestellt hatte und sie alle hatten in gewisser Weise dieselbe Antwort gefunden.

„Nein, wahrscheinlich nicht.“

Es war ein bitteres Geständnis, doch es war die Wahrheit. Der Sieg hatte ihnen nie etwas bedeutete, es gab kein Hochgefühl oder gar Freude. Der Sieg war eine Pflicht, die sie zu erfüllen hatte und da gab es kein wenn und aber. Ihr einziges Ziel bestand darin Boris Befehle zu befolgen doch das hatte sich nach der Niederlage bei den Russian Championships erledigt.
 

Bevor er jedoch noch länger über das Ganze nachdenken konnte, trat auf einmal Spencer zu ihnen. Er hatte seine Rundführung mit der Behörde beendet und setzt sich nun ungefragt zu ihnen.

„Dieser Dickenson möchte mit uns reden!“

„Nur weil wie Boris gehorcht haben heißt das nicht, dass wir jedermanns Befehle befolgen.“

„Es war kein Befehl, Bryan mehr eine Bitte. Keine Ahnung was der damit erreichen will, aber ich denke, wir sollten ihr dennoch nachkommen.“

„Na dann hören wir uns das Geschwafel an. Gehen können wir ja immer noch wenn es uns zu blöd wird. Darüber hinaus je eher wir das hinter uns bringen desto eher lässt er uns vielleicht in Ruhe.“

Um ehrlich zu sein hatte Tala genauso viel Lust mit Dickenson zu reden, wie hier nutzlos herumzusitzen und sich zu langweilen. Aus diesem Grund begaben sie sich umgehend in Boris Büro, da sie erwarteten, dass Dickenson sich dort aufhalten würde. Ohne auch nur im entferntesten daran zu denken, an die Tür zu klopfen traten die fünf einfach in den Raum hinein.

„Sie wollten uns sprechen.“

Eines war deutlich zu sehen und zwar dass der PPB Vorsitzende nicht mit ihrem Erscheinen gerechnet hatte. Doch zumindest Tala war das egal. Er wollte die Sache hier nur so schnell es ging hinter sich bringen.

„Ich denke wir sollten den Rest später besprechen, Judy.“

Auch wenn die blonde Frau seiner Anforderung nachkam, so konnte man ihr doch ansehen, das sie diese Wendung nicht im geringsten begrüßte. Allerdings sagte sie nichts dazu und auch Dickenson wartete geduldig, bis sie den Raum verlassen hatte.

„Setzt euch doch,…“

„Wir stehen!“

Tala hatte keinen Nerv auf diese gestellte Nettigkeit, weshalb er sie auch sofort im Keim erstickte, indem er dem BBA Vorsitzenden rüde ins Wort viel. Währenddessen sah er sich in dem Raum um, als würde er nach irgendjemanden suchen.
 

Auch wenn er es nicht offen zugeben würde, so hatte er dennoch irgendwie gehofft, dass Kai hier sein würde. Doch das war wohl ein Irrglauben.

„Ich wollte mit euch über eure Zukunft reden.“

Bei diesen Worten gab Tala nur einen verächtlichen Laut von sich. Er hielt diese Worte für blanken Hohn.

„Das ist doch Schwachsinn. Sie wollen doch nur sicher gehen, dass wir im Prozess gegen Boris und Voltaire aussagen. Aber wo wir gerade bei dem Thema Aussage sind. Wieso verlassen sie sich in dem Punkt nicht einfach auf ihre kleine Wanze, oder hat sie schon wieder die Seiten gewechselt?“

Gut der Spruch war gemein, zumal er ihn auch nicht so abwertend meinte, wie es klang. Er war einfach immer noch wütend auf den Jüngeren und daraus würde er kein Geheimnis machen.

„Wenn du Kai meinst. Er ist bei seinem Team…“

„Ja klar.“

Das konnte Spencer nicht für sich behalten. Und auch Tala hatte für einen Moment das verlangen etwas zu erwidern. Wie konnte dieser Mann sich die Frechheit herausnehmen ihnen etwas dergleichen zu erwidern. Kai war Teil ihres Teams und zwar schon bevor es das Bladebreaker Team überhaupt gab. Und allein das machte deutlich, dass dieser Mann nicht das Geringste über sie oder über ihr Team wusste. Allerdings war es Bryan, der eine entsprechende Erwiderung nicht mehr für sich behalten konnte.

„Komisch dass er dann nicht hier ist.“

Bryans Worte führten einen herben sarkastische Note mit sich, den selbst der dümmste hätte erkennen können. Allerdings sagte Dickensons Gesichtsausdruck deutlich aus, dass dieser nicht wusste wie er den Kommentar des weißhaarigen einordnen sollte.
 

Aus diesem Grund fuhr er einfach fort.

„Ich will ehrlich zu euch sein. Ich weiß nicht was zwischen euch und Kai in der Abtei vorgefallen ist, geschweige denn wie ihr zueinander steht. Allerdings habe ich euch auch nicht aus diesem Grund gebeten mit eurem Team zu sprechen. Ich habe allerdings auch nicht vor über den zukünftigen Prozess zu reden, sondern viel mehr über die Zeit danach…“

Nach dieser Aussage ließ er seine Worte erst einmal auf die Gruppe wirken. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass das Team ihm nicht traute. Stanley hatte am Anfang nicht wirklich gewusst wie er mit den Demolition Boys umgehen sollte. Während des Turniers wirkten sie wie willenlose Soldaten für die es nur den Sieg gab und nichts sonst. Doch nun war er sich in dem Punkt nicht mehr so sicher. Die Frage war nur ob dies nun eine gute oder schlechte Nachricht war. Ursprünglich hatte er vorgehabt mit Kai hierherzukommen. Doch der jüngere hatte sich seit Tysons Sieg soweit von allen anderen distanziert, dass er diesem etwas Zeit für sich geben wollte. Zumal in näherer Zukunft eine Menge auf diesen zukommen würde. Und spätestens nach Talas abwertenden Kommentar war er sich sicher, dass es die richtige Entscheidung war.

„Die BBA hat sich mit den russischen Behörden zusammen getan um eure Familien zu finden…“

„Das können sie vergessen. Ich bin nicht von dort abgehauen um von ihnen wieder zurückgeschickt zu werden.“

„Das gleiche gilt für mich. Zumal sich mein Vater mittlerweile eh Tod gesoffen hat.“

Die Worte klangen bitter, soviel konnte Dickenson heraushören, doch ansonsten konnte er nicht einordnen, wie Tala wirklich empfand.
 

Seine Reaktion konnte mehrere Bedeutungen haben, doch Dickenson wollte in dem Punkt keine voreiligen Schlüsse ziehen. Allerdings schienen auch die andere nicht sonderlich begeistert von dieser Information zu sein.

„Ich sehe das wie Bryan und Tala. Eher lebe ich auf der Straße als zurückzugehen.“

In dem Punkt waren sich die Demolition Boys einig, alle bis auf Ian. Seine Eltern waren bereits Tod und außer seinem Team hatte er niemanden mehr. Das war auch der Grund wieso er nichts zu dem Thema sagte.

„Ich habe nicht vor euch irgendwo hin zu schicken wo ihr nicht hin wollt. Allerdings seid ihr alle noch Minderjährig. Unter normalen Umständen würde eure Vormundschaft dem Jungenamt obliegen, doch die BBA hat sich dafür stark gemacht solange die Verantwortung für die jungen Blader zu übernehmen bis wir deren Eltern gefunden haben.“

„Und wie lange gedenken sie nach deren Eltern zu suchen.“

„Das Jugendamt hat uns 1 Jahr zugesprochen, danach übernehmen sie die Fälle. Es würde euch also zu Gute kommen, wenn ihr kooperiert.“

„Ja klar!“

„Tala, ich bin der letzte der euch schaden will.“

„Wirklich, und dass sollen wir ihnen glauben?“

Mittlerweile hatte Tala das letzte bisschen Interesse an dem Gespräch verloren. Doch mehr konnte er nicht dazu sagen, da sich schon Bryan einmischte.

„Wieso sagen sie uns nicht einfach was sie zu bieten haben und was wir dafür als Gegenleistung tun sollen.“

Es ging immer nur ums Geschäft, soviel hatten sie in den letzten Jahren gelernt und wer dass bestritt war ein Lügner. Das war Talas Devise und Bryan hatte es auf den Punkt gebracht. Nun war es an Dickenson seine Karten offen auf den Tisch zu legen.
 

Allerdings schien Stanley nicht auf diesen Kommentar eingehen zu wollen, stattdessen überraschte er sie mit seiner Erwiderung.

„Die Frage ist doch was ihr wollt?“

Selbst Tala fehlten nach dieser Frage die Worte. In ihrem Leben hatte es noch nie jemanden gegeben, der darauf Rücksicht nahm, was sie wollten. Und nun konnten sie diese Frage nicht einmal mehr beantworten.

„Also schön. Ich hatte vor euer Team zusammen zu lassen und euch die Möglichkeit zu geben euer eigenes Leben zu führen. Es gibt nur eine Bedingung.“

„Wie sollte es anders sein.“

„Ich verlange von euch nur, dass ihr euch regelmäßig bei der BBA meldet, damit wir sicher sein können, dass bei euch alles in Ordnung ist.“

„Mehr nicht?“

Spencer war sichtlich verwirrt. Das ganze hörte sich gar nicht so schlecht an, zumindest wenn das wirklich alles war.

„Mehr nicht!“

„Und Kai?“

Die Frage konnte Tala nun doch nicht für sich behalten. Irgendwie interessierte es ihn was aus dem Jüngeren wurde, wenn Voltaire in den Knast ging.

„Gibt es einen speziellen Grund wieso du das wissen willst?“

„Nein…gibt es sonst noch was zu bereden?“

Es hätte Tala gewundert, wenn es so gewesen wäre, doch er wollte von seiner Frage ablenken und das war ihm gelungen.
 

- Flashback Ende -
 

Sie hatten das Gespräch an diesem Tag beendet und es erst nach Voltaires Prozess wieder aufgenommen. Der Prozess gegen Boris war allerdings aufgrund dessen ominösen Verschwindens geplatzt. Und auch wenn Kai bei der Verurteilung seines Großvater dabei gewesen war, hatte Tala keine Gelegenheit gefunden mit diesem zu reden. Erst als dieser zurück nach Japan fliegen wollte hatte er einige wenige Minuten um mit ihm zu sprechen. Doch bevor er zum Thema kommen konnte, war Tyson ihnen dazwischen gekommen und vor diesem wollte er die Diskussion nicht führen. Zumal er sich denken konnte, dass das für keinen von beiden angenehm gewesen wären. Selbst wenn sie sich der russischen Sprache bedient hätten, wäre Kai dann in die Bredouille gekommen, dass der blauhaarige ihm auf dem Rückflug die ganze Zeit genervt hätte, weil er wissen wollte, was sie besprochen hatten. Letzten Endes hatten sie sich erst wieder vor der letzten Weltmeisterschaft getroffen. Nun waren sie jedoch wieder hier und es würde sich bald zeigen wie tief die Vergangenheit immer noch in ihnen verankert war.

„Seit ihr euch sicher, dass ihr das durchziehen wollt?“

„Bist du dir sicher?“

Für einen Moment warf Kai seinem Teampartner einen irritierten Blick zu, doch dann antwortete er nur mit einem kurzen Nicken. Ihm war nicht wohl dabei die Abtei wieder zu betreten, insbesondere nach seinem letzten Aufenthalt in diesen Gemäuern. Doch in diesem Fall hatten sie keine andere Wahl. Nicht wenn sie Boris wirklich aufhalten wollten und dass hatten sie vor.
 

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Die Vergangenheit schlägt zurück

Kapitel 22: Die Vergangenheit schlägt zurück
 

Die Abtei war nie ein Ort gewesen, welchen man leichtfertig als zu Hause bezeichnen würde. Und besonders jetzt wirkte dieser Ort noch unfreundlicher als jemals zuvor. Die Gänge lagen in völliger Dunkelheit und ihre Schritte hallten unaufhörlich von den Wänden wieder. Die Situation konnte einen an einen alten Gruselfilm erinnern, doch in ihrem Fall war sie Real. Sie konnten nur hoffen, dass nicht doch aus irgendeiner Ecke irgendetwas hervorsprang und sie angriff so wie es in den meisten Horrorfilmen der Fall war. Dennoch konnten einige sich nicht mit der bestehenden Situation anfreunden.

„Wieso kriege ich auf einmal das Gefühl, dass wir einen großen Fehler machen.“

Angestrengt sah sich Ian um. Er konnte nicht leugnen, dass ihm nicht wohl bei der ganzen Sache war und dass sein schlechtes Gefühl sich von Meter zu Meter welche sie zurücklegten verstärkte. Ihm war so, als würde man sie beobachten, obwohl niemand zu sehen war.

„Vielleicht weil du nicht das Geringste sehen kannst?“

Spencer hätte sich in dem Moment auch am liebsten gewünscht, eine Taschenlampe anzumachen, doch erstens hatten sie keine dabei und zweitens wären Kai und Tala wahrscheinlich eh dagegen gewesen. Man konnte es ihnen nicht verübeln, denn keiner von ihnen wusste, was sie hier erwarten würde. Sie wussten dass Boris Kai damals mittels Laserstrahlen in eine bestimmte Richtung getrieben hatte und allein das hätte für diesen übel ausgehen können, wenn er nicht schnell genug gewesen wäre. Im Allgemeinen konnte man sagen, dass die Abtei das am besten überwachte Gebäude in Russland, wenn nicht sogar der gesamten Welt war. Es gab kaum einen Totenwinkel in dem sie sich verstecken konnten, zumindest nicht, wenn die Kamera sie einmal erfasst hatte. Und da sie nicht wussten, ob Boris die Abtei immer noch überwachen ließ, mussten sie das unter allen Umständen verhindern.

Da war es schon eine Hilfe, dass sie auch ohne Licht wussten wo es lang ging. Mit einer Hand an der Wand bewegten sie sich vorwärts. Die Dunkelheit bot ihnen halbwegs Schutz und selbst wenn die Kameras sie erfassen sollte, so würden sie nur als flüchtiger Schatten durchgehen, zumindest hofften sie das.

„Gut ich habe die Tür zu Sektor 5 gefunden.“

Vorsichtig zog Tala die tiefe Rille auf der Tür nach. Sie bildete eine 5, weshalb es für ihn keinen Zweifel an der Aussage gab. Jede Tür zu den einzelnen Sektoren war mit der entsprechenden Ziffer beschriftet. Und auch die Forschungsräume sowie Kontrollräume waren entsprechend gegenzeichnet. Dadurch wurde ihr Blindflug zusätzlich erleichtert und da die meisten der Blitzkrieg Boys die Gänge in der Abtei auswendig kannten war es ihnen auch möglich zu sagen wo sie lang mussten.

„Also gehen wir jetzt durch Sektor 5, nehmen den Ostkorridor in Richtung Sektor 9 um uns dann von dort in nördlicher Richtung durch die unteren Gefilde zu schlagen.“

„Genau, hast du eine bessere Idee?“

„Nein.“

„Gut, haltet die Augen so gut wie möglich offen…“

Was immer Tala sagen wollte, er kam nicht dazu, da in diesen Augenblick das Licht über ihnen anging. Es war nicht hell, doch aufgrund der vorher herrschenden Dunkelheit, konnten sie den Drang die Augen zu schließen nicht unterdrücken.

„Willkommen zu Hause.“

Die Worte hallten von den Wänden wieder und der Spott war deutlich herauszuhören. Boris hatte sie hier erwartet und auch ihr bedachtet Vorgehen hatte nicht verhindern können, dass er sie aufgespürt hatte.

Wusste der Teufel wo sich der ehemalige Abteileiter gerade befand. Er war nicht hier, soviel konnten sie sagen, doch dass er sie auf seinen Kameras hatte war schlimm genug. Nun war er am Zug und jeder von ihnen wusste, dass das nichts Gutes war.

„Tala!“

„Schon dabei.“

Wie auf Kommando hatte Tala seinen Blade abgeschossen. Das Ziel war schnell erfasst und zerstört und auch Kai hatte seinen Blade auf die Kameras dieses Raumes losgelassen. Es gab insgesamt vier Stück, jedoch waren sie so gut platziert, dass sie den gesamten Raum abdecken konnten.

„So ihr wollt also verstecken spielen? Und ich dachte ihr hättet mittlerweile gelernt, dass man sich vor mir nicht verstecken kann.“

Ein lautes metallisches Geräusch aus der Richtung aus der sie gekommen waren ließ sie sichtlich aufschrecken. Es klang ein bisschen so, als würde ein schweres Eisenschloss zuschlagen. Intuitiv war Spencer zu der Tür gegangen und wollte sie öffnen, doch diese bewegte sich kein Stück vom Fleck.

„Mist. Er hat uns irgendwie eingeschlossen.“

Seine Worte waren leise, allerdings von leichter Panik geprägt. Sie wussten im Vorfeld, dass die Abtei gefährlich war, zumindest für diejenigen, die nicht erwünscht waren. Und das waren sie nicht.

„Beruhig dich. Boris spielt mit uns. Aber ich habe nicht vor darauf einzugehen. Von mir aus kann er hier sämtliche Eingänge barrikadieren. Er wird uns nicht aufhalten.“

Mit diesen Worten ging Tala in die Richtung weiter, die sie sowieso eingeschlagen hätten. Er würde jetzt bestimmt nicht den Schwanz zusammenkneifen und sich unterwerfen. Eher würde er sich vom höchsten Hochhaus der Welt stürzen und sein Leben beenden.

„Na dann, wer als letztes am Ziel ist, wird als Feigling abgestuft.“

//Wieso gehen wir Richtung E-Trakt. Ich dachte wir wollten in den Kontrollraum. Hab ich irgendetwas nicht mitbekommen.\

Nun war Ian doch etwas verwirrt. Allerdings wagte er es nicht seine Frage laut auszusprechen. Zwar konnte Boris sie nicht mehr sehen, doch keiner von ihnen konnte sagen, ob er ihre Gespräche nicht doch mitbekam. Allerdings schien er der einzige zu sein, der sich über Talas Weg wunderte.

War er der einzige, der mitbekommen hatte, dass ihr Teamkaptain den falschen Weg eingeschlagen hatte, oder hatte er lediglich etwas verpasst. Hatten die anderen unter sich einstimmig beschlossen den kürzesten Weg zum Kontrollraum zu umgehen um Boris Blick zu entgehen. Nachdenklich betrachtete er den rothaarigen. Dieser bewegte sich Vorsichtig und konzentriert vorwärts. Natürlich konnten sie den Störsender wieder einschalten und die Kameras so außer Gefecht setzen, doch damit hätten sie Boris ebenfalls einen Anhaltspunkt gegeben wo sie waren. Somit blieb nur den Kameras auszuweichen und dass taten sie.

„Gut, letzte Chance. Rechts geht es zum Kontrollraum, links zum E-Trakt.“

Es bedurfte kein Genie um zu erkennen, dass Tala gerade versuchte sich mittels Zeichensprache verständlich zu machen, doch alles was er von Kai als Antwort erhielt war ein genervtes Augen verdrehen. Entweder fand dieser den Plan total daneben, oder einfach nur die Art und Weise, wie Tala versuchte es ihm zu übermitteln. Wieso der rothaarige sich überhaupt soviel Mühe gab blieb ihm ein Rätsel, immerhin war Kai immer jemand, der ohne große Worte verstand was man von ihm wollte. Letzten Endes hob dieser nur abwehrend die Hände, bevor er in Richtung Kontrollraum weiterging. Tala jedoch lotste die anderen nach links. Erst einige Meter weiter wendete er sich mit deutlicher wenn auch leiser Stimme an sie.

„Haltet Abstand voneinander. Boris kann uns nur Aufhalten wenn er weiß wo wir uns genau befinden, also müssen wir uns unbemerkt in den E-Sektor schleichen.“

Auf einmal dämmerte es Ian. Tala versuchte Boris hinters Licht zu führen. Falls dieser zuhörte, würde dieser sich auf den E-Sektor konzentrieren und in dem sie aus dem Sichtbereich der Kameras blieben, würde diesem verborgen bleiben, dass Kai nicht mehr bei ihnen war.

Der Plan war genial, wenn auch etwas riskant. Zwar kannten sie die Abtei von früher, doch keiner von ihnen konnte sagen, inwieweit sich diese seit ihrem letzten Besuches verändert hatte. Im Prinzip hätte er Boris auch zugetraut, dass dieser die Fallen erneuert und neue ergänzt hatte nur um unliebsame Eindringlinge aufzuhalten. Eindringlinge wie sie, denn wer sollte sich sonst in diese Gewölbe verlaufen.

„Ian, du gehst voran.“

Für einen Moment blickte Ian den rothaarigen irritiert an, doch als er dessen Gestik erblickte verstand er. Schnell fischte er den Störsender aus seiner Tasche und schaltete ihn auf die höchste Stufe. Mit einem schnellen prüfenden Blick überflog er noch einmal die Einstellungen, bevor er ihn an Tala übergab.

„In Ordnung.“

Erst danach wendete er sich um und ging zurück in die Richtung aus der er gekommen war. Tala wollte dass er Kai folgte und ihm Rückendeckung gab. Da er sich mit der Technik der Abtei wesentlich besser auskannte war es die beste Alternative schnell an die gewünschten Daten zu kommen. Zumindest falls diese wirklich hier waren. Zusätzlich hatten sie die Möglichkeit sich in das System einzuhacken und die Verbindung zu Boris zu trennen, denn solange diese Verbindung bestand, hatten sie das Nachsehen.

„Passt auf wo ihr hintretet.“

Den Kommentar konnte Tala nicht für sich behalten, zumal der Boden, auf dem sie gerade gingen, sich deutlich von dem restlichen Untergrund unterschied. Das allein wies schon auf eine Falle hin, dennoch hatten sie keine andere Wahl als weiter zu gehen.

„Glaubst du etwa das Boris sich mit Falltüren abgibt, das ist doch lachhaft.“

Wie um seine Meinung zu bestätigen stampfte Bryan demonstrativ einige Male heftig auf den Boden auf, doch es passierte nichts.

„Siehst du. Stabiler geht‘s nicht!“

Mit diesen Worten ging Bryan weiter nur um mit dem Fuß auf einen verborgenen Schalter zu kommen, welcher sofort unter ihm nachgab. Zeitgleich setzten sich die Beykatapulte an den Wänden in Bewegung und richteten sich so aus, dass diese sie ins Visier nahmen.

„Ups.“

„Ups? Sag mal…“

Noch ehe Tala seine Satz beenden konnte, mischte sich Spencer ein. Dabei huschte sein Blick immer wieder zu den Katapulte und hoffte, dass diese nicht anfingen auf sie zu feuern.

„Klärt das später, jetzt erst mal weg hier!“

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen sauste schon der erste Blade mit rasender Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Nun hatten sie wirklich keine Wahl. Ohne weiter über ihr Vorgehen nachzudenken rannten sie los. Weg von den Katapulten, doch das erwies sich als schwieriger als gedacht.

Normalerweise sollte man meinen, dass die Angriffe einem bestimmten System folgten, immerhin wurden sie ja im Vorfeld programmiert. Doch in ihrem Fall schienen die Attacken völlig undurchschaubar zu sein. Die abgeschossenen Blade sausten nicht nur des Öfteren an ihnen vorbei, sondern auch gegen die anderen, was einen deutlich höheren Schaden verursachte. Das musste sich zumindest Tala eingestehen, nach dem zwei Blade genau vor ihm zusammengestoßen waren. Das Resultat war, dass die beiden Blades sich gegenseitig zerfetzten und die schafkantigen Einzelteile in alle Richtungen flogen. Dieser Effekt wirkte im Nachhinein wie eine Splitterbombe und sorgte nicht nur dafür, dass sie die eine oder andere Schnittwunde abbekamen, sondern auch dass sie durch die Wucht des Zusammenpralls von den Füßen gerissen wurden.

„Verdammt…“

Mühsam rappelte sich Tala wieder auf und blickte zu den einzelnen Katapulten. Dabei fiel ihm auf, dass diese keinen klaren Verlauf hatten. Im Gegenteil es wirkte so, als würden diese sich nicht entscheiden können in welche Richtung sie feuern sollten. Zusätzlich feuerten sie die Blades mitten in der Bewegung ab, was an sich auch nicht normal war. Im Normalfall hielten sie kurz an, feuerten den Blade ab und bewegten sich weiter.

„Die Dinger sind völlig außer Kontrolle!“

Nachdenklich zog er bei Spencers Worte den Störsender aus seiner Tasche. Was war, wenn dieser nicht nur die Kameras störte, sondern auch diese Dinger. Bevor er dieser Theorie jedoch auf den Grund gehen konnte, streifte einer der Blades seine Hand, woraufhin er den Sender erschrocken losließ. Kurz darauf sah er sich einem weiteren Blade gegenüber und entschied sich auf Abstand zu gehen um diesem auszuweichen. Kurz darauf musste er gleich wieder den Kopf einziehen um dem nächsten Blade auszuweichen.

„Bryan, Spencer der Störsender. Wir müssen ihn deaktivieren.“

Normalerweise hätte er das selber getan, doch mittlerweile war er viel zu weit von der Stelle entfernt, wo dieser sich befand. Aus diesem Grund zog er nur seinen Starter und versuchte mit seinem Wolborg die Blades so gut es ging von den anderen fernzuhalten. Zeitgleich gaben sich Bryan und Spencer große Mühe um zum Störsender vorzudringen, doch dieses Unterfangen erwies sich als wesentlich schwieriger als sie es im ersten Moment vermutet hätten.
 

- Bei Boris -

Frustriert schlug er auf den Tisch. Wusste der Teufel wo die Blitzkrieg Boys gerade abgeblieben waren, er konnte sie jedenfalls nicht mehr ausfindig machen. Wobei ganz stimmte das nicht. Er wusste, dass sich zumindest ein Teil von ihnen in Richtung E-Trakt bewegte. Es war ein armseliger Versucht um ihn zu täuschen, dessen war er sich sicher. Der zweite Teil würde zum Kontrollraum marschieren. Die Jungs hatten schon in Amerika versucht ihn um ein paar Daten zu erleichtern und dummerweise hatten sie es auch geschafft. Demnach war es nur logisch, dass sie jetzt versuchten den Rest in der Abtei ausfindig zu machen. Doch das würde er nicht zulassen.

„Selbst wenn ihr an die Daten herankommt, es wird euch nichts nützen.“

Er war kein Idiot. Seit der Sache mit den Russian Championships war er doppelt auf Nummer sicher gegangen. Er hatte vorgehabt, die fünf in der Abtei einzuschließen und ihnen die Hölle auf Erden zu bereiten, doch das konnte er nur, wenn er sie sah. Zudem konnte er nur die Türen der einzelnen Sektoren schließen. Um sie drin zu halten reichte es, doch für alles andere war es zu wenig. Selbst seine Fallen waren gerade nutzlos, da er nicht mal erahnen konnte wo sein ehemaliges Team sich genau befand. Missmutig blickte er bei diesen Gedanken auf die schwarzen Bildschirme. Entweder der Störsender der fünf reichte weiter als er vermutet hatte, oder die Gruppe war stehen geblieben. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, flackerte das Bild und ließ wenig später den Blick auf drei recht zerschundene Blader frei. Tala, Spencer und Bryan. Von Ian und Kai war keine Spur. Gerade als er sich bewusst wurde was passiert war, zerschmetterte Tala schon die letzten Beykatapulte und ließ sich halb erleichtert und halb erschöpft an der Wand herunter. Scheinbar hatte deren Störsender nicht nur Vorteile. Doch das war momentan nebensächlich, er musste die beiden anderen aufspüren, bevor sie ihr Ziel erreichten. Ungeduldig wechselte er von einer Kamera zur nächsten. Doch plötzlich war alles schwarz.

„Nein!“

Ein gefährlicher Ausdruck erschien in seinem Gesicht. Man hatte gerade seine Verbindung zur Abtei gekappt. Nun konnte er nur noch hoffen, dass sein Sicherungsmechanismus funktionierte. Es war nicht die Art von Ende, die er sich erhofft hatte, doch ein Ende wäre es dennoch.
 

- Bei Kai und Ian -
 

Ian hatte in der Zwischenzeit wieder mit seinem Teampartner aufgeschlossen. Was nicht ganz so einfach war, da dieser ein ziemlich Hohes Schritttempo an den Tag legte. Die Tatsache, dass dieser auch noch größer war als er selbst tat sein übrigens dazu. Zu guter Letzt musste er sich anmahnen nicht zu schnell zu laufen, sonst würde er früher oder später ins Visier einer der vielen Kameras geraten und dann war ihre Flinte hinfällig.

„Jetzt mach mal langsam.“

Ian hatte wirklich alles erwartet, als er dies sagte, doch nicht, dass Kai wirklich stehen bleiben würde, doch er würde sich nicht beklagen. Es war um genau zu sein eine willkommene Abwechslung. So konnte er zumindest die Gelegenheit nutzen und kurz durchzuatmen. Es war nicht so dass er eine schlechte Kondition hatte, sondern eher das Ausweichen von Kameras nicht zu seinen Lieblingsdisziplinen gehörte.

„Sag nicht du machst jetzt schon schlapp.“

Gut vielleicht war es ein Fehler Kai dazu zu bringen stehen zu bleiben. Er hätte wissen müssen, dass dieser seine blöden Sprüche nicht für sich behalten konnte. Aus diesem Grund atmete er noch einmal tief durch, ehe er weiter ging. Das letzte was er wollte war sich von Kai verspotten zu lassen auch wenn er durchaus zugeben musste, dass dessen dämliche Sprüche öfters dazu führten, dass sie um einiges weiter gingen als sie es unter normalen Umständen tun würden.

„Träum weiter, Hiwatari.“

Insgeheim hoffte er, dass diese ganze Mission bald vorbei war, denn so ungern er es auch zugab, so wollte er wieder aus diesen unterirdischen Gefilden heraus. Er hatte viel zu viele Erinnerungen an diesen Ort und die meisten würde er am liebsten vergessen.
 

Ian konnte derweil von Glück reden, dass sie mittlerweile an ihrem Ziel angekommen waren. Ohne lange nachzudenken schaltete Ian den Rechner an. Da er das System der Abtei von früher kannte brauchte er nicht lange um sich Zugang zu dem Sicherheitssystem der Abtei zu verschaffen. Aus diesem Grund hatte er sämtliche Kameras innerhalb einer Minute deaktiviert und auch das Verbindungssignal nach außen geblockt.

„Soweit so gut. Allerdings sind die meisten Daten auf diesem Rechner älter als 3 Jahre. Das bringt uns nicht wirklich weiter.“

„Versuch das ganze einzugrenzen. Vermutlich gibt es in irgendeiner Datei einen Querverweis, wir müssen ihn nur finden.“

Das war durchaus eine Möglichkeit. Zuzutrauen wäre es Boris jedenfalls. Doch die wichtigste Frage war, ob sie es wagen sollte diesen Querverweis zu suchen. Wer konnte schon sagen, was der Abteileiter zum Schutz der Dateien installiert hatte. Andererseits hatte er soweit in das Abwehrsystem der Abtei eingegriffen, sodass Boris rein theoretisch nicht mehr in der Lage sein sollte sie von außerhalb aufzuhalten.

„Bin schon dabei.“

Vorsichtig wagte er sich in den verschiedenen Programmen voran. Auf den ersten Blick konnte er nichts Neues entdecken. Es wirkte, als hätte man die Rechner und alle Inhalte eingefroren. Doch dass konnte nicht sein, denn sie wussten, dass die Rechner alle von der zuständigen Behörde beschlagnahmt worden waren. Demnach hätten sie eigentlich einen leeren Raum vorfinden müssen. Die Tatsache, dass dieser Raum immer noch so aussah wie vor 3 Jahren machte deutlich dass seit dem einer hier gewesen sein musste. Allerdings wusste Boris schon immer wie er Beweise vernichten konnte und genau das war der Grund wieso sie nichts überstürzten durften.
 

Den besten Beweis lieferte die Situation von vor 3 Jahren. Man hatte versucht die Daten auf dem Rechner auszuwerten, doch kaum wurde die erste Datei geöffnet aktivierte sich ein Virus, der jede einzelne Datei vernichtete. Das war auch der Grund wieso sich die Anschuldigungen gegen Boris nicht belegen ließen.

„Wie sieht es aus?“

„Was ist denn mit euch passiert?“

Tala der gerade zu ihnen in den Raum getreten war, blickte nur einen Augenblick lang an sich herunter bevor er nur unbeeindruckt die Schultern zuckte.

„Wir hatten einen kleinen Zwischenfall.“

Noch ehe Tala weiter sprechen konnte traten auch die restlichen aus seinem Team in den Raum. Er selbst hatte sich auf einen freien Stuhl gesetzt und blickte Ian gespannt über die Schulter. Er hatte mit seinem Verdacht, dass der von Ian entwickelte Störsender die Genauigkeit der Beykatapulte verfälscht hatte Recht gehabt. Doch kaum war dieser ausgeschaltet, hatten sich die Dinger wieder beruhigt und sie konnten ihren Weg weiter verfolgen, zumindest nachdem sie die letzten Katapulte zerstört hatten. Anschließend hatte sie sich in den E-Trackt begeben. Kurzerhand hatten sie sämtliche Daten über ihr Team kopiert, bevor sie sich daran gemacht hatten zu den beiden anderen aufzuschließen.

„Sollten wir uns deswegen sorgen machen?“

„Nicht mal annähernd, Hiwatari. Wir haben uns um die Sache gekümmert. Und wenn du es genau wissen willst, war das ein reines Kinderspiel.“

Mit diesen Worten hatte Bryan die Tür hinter sich geschlossen und sich dagegen gelegt. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass Boris sich mittlerweile grün und blau ärgerte. Insgeheim konnte er nur hoffen, dass dieser nicht doch noch Leute hier hatte, die dieser auf sie hetzen konnte.
 

Nicht dass sie dann ein Problem hatte, doch es würde den Rückzug um einiges komplizierter machen und er konnte sich jetzt schon vorstellen wie Boris Befehl lauten würde.

„So seht ihr aber nicht aus!“

„Lasst es gut sein. Wir sollten uns eher darauf konzentrieren so schnell wie möglich wieder hier raus zu kommen. Ians genetische Daten haben wir bereits, jetzt müssen wir nur etwas finden, was Boris Pläne offen legt.“

Und das war noch schwierig genug. Da würde er sich nichts vormachen, da er durchaus mitbekam, dass Ian nicht wirklich weiter kam. Er hatte mittlerweile die Hälfte der Daten durchsucht und noch nichts gefunden.

„Also ich geb es auf.“

Mit diesen Worten ließ sich Ian frustriert zurückfallen. Normalerweise kannte er sich gut mit solchen Dingen aus, doch hier kam er an seine Grenzen. Für einen Moment starrte der lilahaarige feindseelig auf den Bildschirm, bis er sich doch dazu entschloss einen letzten Versuch zu starten. Ein Fehler. Mit einem Mal flammten rote Lichter um sie herum auf und eine laute Sirene ließ sie unwillkürlich zusammenzucken.

„Was hast du gemacht?“

„Keine Ahnung.“

Ian war völlig entsetzt. Da war er für einen Moment unaufmerksam und schon setzte er Boris geheime Falle frei.

„Lass mich mal dran, Ian.“

Ohne etwas zu erwidern stand Ian sofort von seinem Platz auf und übergab ihn damit an seinen Teampartner.

Während dieser anfing zu tippen konnte Ian nicht anders als starr vor sich hin zu blicken.

„Ich versteh das nicht. Ich hatte doch alle Sicherheitsmechanismen ausgestellt.“

„Alle bis auf den Selbstzerstörungsmechanismus.“

„Du machst Witze, stimm‘s?“

Auch wenn Kai auf Talas Frage hin nichts erwiderte war das leise Rumpel welches sie in dem Moment vernahmen Antwort genug. Das war eine Entwicklung die ihm gar nicht gefiel, allerdings hieß das nicht dass sie am Ende waren. Sie wussten dass Boris immer auf Nummer sicher ging, deshalb war die Wahrscheinlichkeit auch sehr hoch, dass sie trotz allem noch aus der Abtei herauskamen, bevor diese in die Luft flog. Zumindest dann wenn sie sich beeilten, doch andererseits konnten sie Boris nicht einfach so gewinnen lassen.

„Na super! Das hat uns gerade noch gefehlt…kannst du das Rückgängig machen?“

„Mal sehen!“

„Mal sehen? Hast du sie eigentlich noch alle, dass ist…“

Intuitiv stoppte er seinen Kommentar und atmete stattdessen tief durch. Wenn sie jetzt keinen klaren Kopf behielten war sowieso alles vorbei. Dem zur Folge hatte Kai wirklich die bessere Strategie, dennoch verstand er nicht, wieso dieser sich nicht wenigstens ein bisschen über die bestehende Situation aufregte. Es wirkte fast so, als wenn dieser die Gefahr um ihn herum nicht wahrnahm, doch für so blöd hielt er den jüngeren nicht.

„Tala, seht zu dass ihr hier verschwindet. Ich kümmere mich derweil um den Rest.“

Gut nun stand es fest. Kai wusste worauf er sich einließ, doch so leicht würde er dem Jüngeren keine freie Hand geben. Nicht solange er der Teamkaptain dieses Teams war.
 

Während dessen schrillte der Alarm weiterhin durch den Raum und das rote flackernde Licht ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Tala wusste nur eines und zwar dass sein Teampartner mit einer Sache Recht hatte. Sie mussten hier schnellstens weg bevor hier alles um sie herum einstürzte. Aus diesem Grund entschied er sich dafür Kais unmissverständliche Anweisung sofort als Befehl an seine Teammitgliedern weiter zu geben. Unter normalen Umständen hätte er sich dazu entschieden den Fähigkeiten seiner Teampartner zu vertrauen, doch in diesem Fall wollte er kein Risiko eingehen. Insbesondere weil Kai sich selbst nicht sicher war ob er das Ganze in den Griff bekam. Dennoch dachte er nicht mal im Traum daran von hier zu verschwinden. Aus diesem Grund waren nach einigen Minuten nur noch er und Kai in dem Kontrollraum, um die Sache zu beenden, doch langsam lief ihnen die Zeit davon. Das musste er sich eingestehen.

„Mach schon Hiwatari.“

„Ich bin ja dabei. Aber schneller geht es nun mal nicht.“

„Dann geh, ich übernehme den Rest.“

„Vergiss es.“

Unruhig blickte Kai zwischen der Uhr und den Bildschirm hin und her. Tala musste ihn nicht drängen um ihm klar zu machen, dass sie hier raus mussten, dass wusste er auch so. Doch wenn sie jetzt abhauen würden, war alles umsonst. Das war auch der Grund wieso er versuchte die Daten, die Ian bei seinem letzten Versucht entdeckt hatte zu sichern, doch er hatte die Datenmasse sichtlich unterschätzt. Und auch seine Versuche Boris Sicherheitsmechanismus zu deaktivieren scheiterten kläglich.

„Fertig.“

„Dann los.“

Ohne groß weiter über seine Aktion nachzudenken griff er sich den Stick und rannte los. Auch ohne zurück zusehen wusste er das Kai ihm dicht auf den Fersen war. Im Lauf verließen sie sich einzig und allein auf ihr Gedächtnis und nahmen sich nicht mal die Zeit nach links oder rechts zu sehen. Die Abtei war ein Irrgarten und nur eine falsche Abbiegung würde dazu führen, dass sie sich hier verliefen. Zumal die Lampen um sie herum derweil zu flackern begannen und jederzeit ausgehen würden. Dennoch wagten sie es nicht ihr Tempo zu reduzieren. Lediglich am Rande nahmen sie die unheimlich krachenden Geräusche hinter sich wahr. Sie waren viel zu sehr damit beschäftig den Steinbrocken, die von der Decke fielen auszuweichen und dass war mit minimalen Lichtverhältnisse alles andere als einfach.

„Vorsicht.“

Gerade noch rechtzeitig war Tala stehen geblieben und blickte nur mit weit geöffneten Augen auf die Trümmer, die ihm gerade den Weg versperrt hatten.
 

Angestrengt sah er sich um, doch er war sich sicher, dass dieser Weg zum Ausgang führte. Sie saßen in der Falle.

„So ein verfluchter Mist.“

„Hier geht’s nicht mehr weiter, jetzt komm schon!“

Das ließ sich Tala nicht zweimal sagen. Kai hatte Recht, sie mussten einen anderen Weg hinaus finden und zwar schnell. Doch dass konnte Problematisch werden. Sie konnten durch die schwachen Lichtverhältnisse kaum noch was sehen und der aufwirbelnde Staub machte es nicht gerade einfacher. Im Gegenteil, er nahm ihnen zusätzlich die Sicht und erschwerte ihnen das Atmen, so dass er nach einigen weiteren Abzweigungen komplett die Orientierung verloren hatte.

„Weißt du überhaupt wo du hinwillst?“

„Einfach nur weg.“

Mit einem Mal verließen sie die engen Korridorgänge und kamen in einem der vielen größeren Haupträume im Untergrund der Abtei an. Schnell blickten sie sich um und ignorierte das Rieseln von der Decke. Sie brauchten einen Anhaltspunkt, der ihnen zeigte wo sie waren, ansonsten würden sie noch in die falsche Richtung laufen.

„Das ist Sektor 3.“

„Also müssen wir da lang.“

Mit diesen Worten zeigte Kai in eine bestimmte Richtung und Tala nickte nur zustimmend, dass sah er genauso wie der jünger.

„Na dann los, bevor die Abtei uns unter sich begräbt.“

Ein weiteres Mal sprinteten die beiden los und nach weiteren Abzweigungen konnten sie ein schwache Licht erspähen. Beiden war sofort klar, dass dieses Licht für die Beleuchtung der Abtei zu stark war, weshalb es nur einen Erklärung gab. Sie steuerten auf den Ausgang zu. Dass dies jedoch eigentlich viel zu früh war ignorierten beide dabei gekonnt. Es waren nur noch ein paar Meter und dann hätten sie die Abtei hinter sich gelassen, zumindest war das ihre Hoffnung. Doch gerade als sie um die nächste Ecke bogen, knallten sie gegen ein paar Personen, die aus der anderen Richtung kamen.

„Verflucht, ich sagte doch ihr sollt verschwinden!“

„Hatten wir vor, aber der zweite Ausgang ist auch dicht. Zumindest dann wenn du nicht fliegen kannst oder in der Lage bist 15 Meter weit zu springen. Man sieht zwar das Tageslicht, doch das kommt von dem klaffenden Loch in der Decke. Es gibt also nur noch einen Weg raus und der...“

„…ist auch dicht!“

Halb fassungslos und halb geschockt blickte Kai in die einzige Richtung, die ihnen noch blieb um aus der Abtei rauszukommen, doch vor diesem Weg lagen ebenfalls riesige Trümmerberge.

„Und jetzt?“

„Jetzt kommt Plan Z. Zerstöre den Feind bevor er dich zerstören kann.“

Mit diesen Worten hatte er einen dunklen Blade aus seiner Tasche gezogen. Während Spencer sich noch über seine Worte aufregte, betrachtete Tala den Blade argwöhnisch.
 

Er konnte nicht mal sagen ob der Blade schwarz oder dunkelrot war, nur dass sich allein bei dem Anblick ein ungutes Gefühl in ihm breit machte.

„Nichts für ungut, Kai. Aber wir sind zig Stockwerke unter der Erde. Selbst du kommst mit deinem Blade nicht gegen Tonnenschwere Steinwände an.“

„Es ist ein Versuch wert. Zumindest ist es eine bessere Alternative als sich ohne Gegenwehr unter den Steinen begraben zu lassen. Also geht schon mal in Deckung.“

„Wieso…ist das…“

„Ja und jetzt tu was ich sage.“

Mit diesen Worten schoss Kai den Blade in die Luft. Er hatte nur einen Versuch und insgeheim betete er dafür dass es funktionierte.

„Komm hervor, Black Dranzer. Raging Fire.“

Der Blade blieb bei diesen Worten mitten in der Luft stehen und fing an in einem bedrohlichen schwarzroten Licht zu leuchten, welches innerhalb weniger Sekunden den gesamten Raum einnahm. Kurz darauf brachen Schwarze Flammen aus dem Blade heraus und verschlangen alles was sich in deren Weg befand. Die Explosion die dadurch erfolgte erschütterte die gesamte Umgebung, Trümmer flogen durch die Gegend und die enorme Durchwelle, die durch diese entstand brachte sie zu Fall. Dann herrschte Ruhe. Es war eine Totenstille die von nichts und niemanden durchbrochen wurde. Erst nach einigen weiteren Minuten befreiten sich die Blitzkrieg Boys von den schon fast mumifizierten Trümmern. Denn außer kleinen Steinbrocken war nichts mehr von den Stabilen Steinwänden übrig, jedenfalls nicht in ihrem näheren Umfeld. Völlig erschöpft kämpften sie sich wieder auf die Beine und sahen nur mit geschockten Gesichtern auf die Trümmer der ehemaligen Abtei.

„Alles in Ordnung.“

„Wenn man bedenkt, dass wir uns noch vor wenigen Minuten vor herunterfallenden Steinquardern in Sicherheit bringen mussten und nun in Mitten eines Trümmerkraters sitzen, dann schon.“

Die Situation war ziemlich ernüchternd. Keinem von ihnen war im Moment wirklich klar was sie jetzt machen sollten.
 

Die Situation war einfach viel zu unwirklich als wahr zu sein. Allein das ließ ihnen einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen.

„Unglaublich. Der Schaden, den Black Dranzer damals verursacht hatte, war ja schon gewaltig, doch gegen das hier war der geradezu harmlos.“

Bryan konnte seine Verwunderung über diese Tatsache nicht zurückhalten. Ein Teil von ihm war fasziniert, doch der Hauptteil war einfach nur sprachlos. Und auch den anderen ging es ähnlich.

„Ja ich fasse es immer noch nicht, dass Boris uns wirklich in die Luft sprengen wollte und unsere einzige Rettung darin bestand unsere Umgebung zu pulverisieren.“

Mit diesen Worten klopfte sich Tala den Staub von den Klamotten, doch nach dem was in den alten Gemäuern passiert war, erwies sich das als Sinnlos, da sie so oder so ruiniert waren. Halb erleichtert und halb geschockt blickte er sich zu seinen Teammitgliedern um. Keiner von ihnen schien ernsthaft verletzt worden zu sein. Allerdings war es Spencer, der als nächstes das Wort ergriff.

„Haben wir was wir brauchen?“

„Alles was wir brauchen und noch ein paar kleine Extras.“

Triumphierend hielt Tala den Speicherstick hoch. Nun war Dickenson der einzige der zwischen ihnen und dem Turnier stand. Jedenfalls dann wenn sie mit den PBB Alls Stars fertig waren.

„Dann würde ich mal sagen Phase 1 ist abgeschlossen. Also sehen wir zu, dass wir aus diesem Drecksloch rauskommen und uns um die 2. Phase kümmern können.“

Mit diesen Worten hatte sich auch Kai mühsam aufgerappelt und griff nach seinem Blade. Es war mit seinen Kräften ziemlich am Ende, doch das Ergebnis sprach für sich. Das ganze hatte besser funktioniert als er gedacht hatte. Dennoch auf eine Wiederholung konnte er verzichten und er würde sich hiernach zweimal überlegen ob er Boris Team wirklich mit diesem Blade entgegen treten wollte, denn bis eben hatte er das vorgehabt.
 

Verdient hätte es Boris alle Mal. In dem Punkt würden ihm die anderen aus seinem Team ohne weiteres zustimmen, doch das hieß noch lange nicht, dass sie es auch zulassen würden.

„Ganz meiner Meinung.“

Während Tala das sagte legte er seine Hand auf die Oberseite des Blades, den Kai gerade in der Hand hielt. Der rothaarige wusste, dass dieser Blade oder besser gesagt das Bitbeast darin einen unerklärlichen Einfluss auf den jüngeren ausübte. Aus diesem Grund tat er das einzige, was ihm in diesem Moment einfiel und nahm dem jüngeren den Blade ab. Das er daraufhin nur einen mörderischen Blick von diesem bekam ignorierte er und Steckte den dunkelroten Blade in seine Tasche. Er würde ihn Kai irgendwann zurückgeben, doch vorerst war es besser diesen unter Verschluss zu halten.

„Und wie sollen wir das bitte tun. Die Trümmer reichen mindestens 30 Meter hoch.“

„Dann fang schon mal an zu klettern, Bryan, oder wollt ihr hier überwintern.“

Der Spruch kam nicht von ungefair, da es mittlerweile angefangen hatte zu schneien. Und nicht nur dass, den Schneeverwehungen über ihnen zur Folge konnten sie davon ausgehen, dass sie sich bald in einem Schneesturm wiederfanden. Sprich wenn sie sich nicht beeilten, dann waren sie zwar einem Steingrab entkommen, würden sich dafür aber in einem Schneegrab zur Ruhe legen.

„Na dann los bevor wir hier einschneien. Ian, du zuerst.“

Innerlich verdrehte Ian die Augen. Der einzige Grund wieso er vorgehen sollte war, weil er den Weg austesten sollte. Das hieß wenn er fiel musste er sich darauf verlassen, dass die anderen ihn auffangen würden. In solchen Momente war es von Nachteil der Kleinste der Gruppe zu sein. Allerdings sagte er nichts zu dem Thema, sondern fing an zu klettern. Hier und da rüttelte er an ein paar Steinen um sicher zu gehen, dass sie nicht wegrutschten, bevor er sich weiter vorwagte. Mit dieser Methode machte er Stück für Stück Boden gut und kämpfte sich somit langsam an die Oberfläche. Allerdings musste er durchaus feststellen, dass das klettern je weiter er kam immer schwieriger wurde. Seine Kräfte ließen nach und auch der Untergrund wurde von Mal zu Mal rutschiger. Dennoch biss er sich auf die Zähne und ignorierte beißende Kälte, die von Minute zu Minute mehr quälte. Alles was für ihn jetzt noch von Bedeutung war, war das Ziel und da kam immer näher.
 

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Zurück ins Turnier

Kapitel 23: Zurück ins Turnier
 

Zitternd zog sich Emily die Decke enger an sich. Sie hasste Russland, es war einfach viel zu kalt, besonders wenn man gerade aus dem warmen Spanien kam. Insgeheim fragte sie sich sowieso, wieso sie sofort nach dem Kampf abgereist waren. Nachdenklich tippte Emily auf ihrem Laptop herum. Es gefiel ihr gar nicht, dass Boris Team so weit vorne lag. Doch das war nicht das einzige was ihr Sorgen machte. Viel mehr beunruhigte sie die Tatsache, dass Boris Team bislang kein einzige Runde verloren hatte auch wenn es stellenweise knapp war.

„Das Ganze ist eine Katastrophe.“

„Wieso, mein Plan hat doch prima funktioniert. Die Blitzkrieg Boys sind raus aus dem Turnier und wir können uns jetzt voll und ganz auf Boris Team konzentrieren.“

Diese Worte ließen Emily aufhorchen. Sie wusste nichts von einem Plan, zumindest von keinem der funktioniert hatte. Und was die Blitzkrieg Boys betraf so hatte sie keine Ahnung wieso diese von jetzt auf gleich nicht mehr an den Kämpfen teilgenommen hatte. Insgeheim machte sie sich ein wenig Sorgen, doch hatte sie niemanden ihre Beunruhigung gezeigt.

„Von welchem Plan redest du?“

„Na von dem mit deinem Laptop.“

„Augenblick, spul mal zurück und fang noch mal von vorne an. Willst du mir damit sagen, dass du meinen Laptop geklaut hast? Aber die Blitzkrieg Boys…“

„Eddy hat den Laptop gut sichtbar auf deren Spint gelegt. Wir hätten dich ja gerne eingeweiht, doch dann wäre es nie so überzeugend rübergekommen und….“

„Habt ihr komplett den Verstand verloren? Ich meine, die Blitzkrieg Boys sind ja schon bescheuert sich mit Voltaire einzulassen, aber im Gegensatz zu der Aktion….“

Emily fehlten sichtlich die Worte, sie wusste nicht was sie von Michaels Geständnis halten sollte. Natürlich wollten sie verhindern, dass die Blitzkrieg Boys sich nach vorne kämpften, doch sie aus dem Turnier auszuschließen war eine idiotische Idee. Und spätestens nach dieser Entwicklung war das der deutlichste Beweis.
 

Es war wichtig, dass ihre Teams so viele Punkte zusammen bekamen, wie sie konnten, doch so wie es aussah waren ihre Versuche zum Scheitern verurteilt. Mit den Blitzkrieg Boys im Rennen hatten sie zumindest noch die Chance die Punkt von Boris Team niedrig zu halten, doch ohne sie bedurfte dies ein Wunder. Schnell schüttelte sie diese Gedanken beiseite. Es gab nur noch eine Sache, die sie tun konnten.

„…wir müssen zu Mr. Dickenson!“

„Wieso?“

„Ganz einfach. Weil wir dieses Missverständnis jetzt aufklären, ehe es zu spät ist!“

„Du machst Witze.“

Michael verstand in dem Moment gar nichts mehr. War es nicht ihr Ziel gewesen die Blitzkrieg Boys daran zu hindern, das Turnier zu gewinnen. Zugegeben im Moment sah es nicht wirklich rosig aus, doch wenn die Runden gegen die Blitzkrieg Boys als Null und Nichtig abgestuft wurden, gab es die Möglichkeit, dass sich die BBA vor Boris Team setzte. Es war also alles gut durchdacht. Und in diesem Zusammenhang war es egal, ob die Wertungen gegen das Blitzkrieg Boys Teams auf Null zurückgesetzt wurde, oder ob deren Gegner die vollen 5 Punkte zugesprochen bekamen. Für ihn gab es demnach kein Problem.

„Willst du wirklich, dass Boris Team wegen deiner Dummheit gewinnt? Da ist es mir fast schon lieber wenn die Blitzkrieg Boys das Turnier für sich entscheiden.“

Sie hatte sich endschieden. Wenn sie schon zwischen zwei Übeln wählen musste, dann würde sie das Übel nehmen, welches ihnen am wenigstens schaden konnte. Und nachdem was sie die letzten Wochen mitbekommen hatte schien zumindest Voltaire kein wirkliches Interesse an dem Turnier zu haben. Immerhin bezweifelte sie, dass er ansonsten zulassen würde, dass dessen Team aus dem Turnier ausgeschlossen wurden. Natürlich konnte das Ganze auch ein guter Bluff sein, doch wie wahrscheinlich war das.

„Aber…“

„Kein Aber!“

Mit diesen Worten packte sie Michael am Arm und zog ihn mit sich. Ungebremst stürmte sie durch die Gänge, bis hin zu Stanley Dickensons Büro. Ohne anzuklopfen öffnete Emily die Tür und schleifte Michael hinter sich mit herein. Doch mitten in der Tür blieb sie abrupt stehen.

Für einen Moment verschlug die Anwesenheit von Bruce ihr die Sprache doch dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. Sie würde jetzt keinen Rückzieher machen. Das ganze musste jetzt zur Sprache kommen, denn sie war nicht bereit ihre ganze Hoffnung auf Tyson und sein Team zu setzen. Das hatte dieser nicht verdient. Nicht nach alldem was dieser schon getan hatte. Er brauchte Hilfe um Boris ein weiteres Mal abzuwenden und wenn das hieß, dass sie über ihren Stolz mit Füßen treten musste, dann war das so. Soviel schuldete sie ihm.

„Sie müssen die Blitzkrieg Boys wieder teilnehmen lassen.“

„Nicht ihr auch noch.“

„Das Team wurde von Anfang an sabotiert und dass nicht nur von Boris sondern auch von uns. Wir hatten unsere Bedenken, dass Voltaire etwas planen könnte und die fünf ihm mit ihrer Aktion in die Hände spielen würde.“

„Das ist ja alles schön und gut, aber…“

„Nichts ist gut. Sag es ihnen, Michael…na los.“

„Die Blitzkrieg Boys haben Emilys Laptop nicht gestohlen. Ich hab ihnen das Teil untergeschoben. Sie haben nichts Falsches gemacht.“

Das Geständnis viel Michael sichtlich schwer. Ja vielleicht war er in diesem Punkt zu weit gegangen, doch was hätte er sonst tun sollen. Die fünf waren so überlegen gewesen, dass es selbst für einen Schwachkopf offensichtlich war, dass man sie nicht ohne Tricks besiegen konnte. Andererseits wenn er jetzt genau darüber nachdachte, dann war es schon merkwürdig. Die Tatsache, dass das Team der Blitzkrieg boys ohne großen Widerspruch aus dem Turnier geflogen ist, hatte war doch überraschend gekommen und hatte zumindest Eddy zum Nachdenken gebracht. Er selbst hatte es zu dem Zeitpunkt nur mit einer desinteressierten Gestik abgetan.

Möglicherweise hätte er dem ganzen mehr Beachtung schenken sollen. Doch um sich jetzt darüber Gedanken zu machen war es zu spät. Der Schaden war angerichtet und nun war er hier um das ganze zu bereinigen.

„Sehen sie es ein Stanley. Das Team weiterhin zu sperren wäre ungerecht. Sie haben nichts mit den ganzen Zwischenfällen zu tun.“

Bruce war von dieser Wendung sichtlich erleichtert. Er war weiterhin der Meinung, dass die Entscheidung das Team zu sperren falsch gewesen war. Am deutlichsten war jedoch Boris Reaktion. Die Nachricht hatte ihn mehr als alles andere begeistert. Allerdings war Judy nicht wirklich gut auf das Thema zu sprechen gewesen. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass ihr Team die Wahrheit gesagt hatte und das konnte er verstehen. Wenn man dem eigenen Team schon nicht trauen konnte, wem dann. Wahrscheinlich hätte er an ihrer Stelle genauso reagiert.

„Mag sein. Aber das Team jetzt wieder ins Turnier einzugliedern würde den ganzen Turnierplan durcheinander bringen.“

„Dann lassen sie ihn einfach weiterlaufen, als wäre nichts passiert. Die Blitzkrieg Boys haben trotz der zwei Aussetzer genug Punkte um eine Chance zu haben und zumindest diese sollten sie ihnen gewähren.“

„Vielleicht…“

Noch ehe Stanley etwas sagen konnte ging die Tür ein weiteres Mal, doch die Personen, die nun eintraten hatte er am aller wenigstens erwartet.
 

Fassungslos blickte er auf die beiden Neuankömmlinge. Auch wenn diese sich von außen nichts anmerken ließen, viel ihm der Verband an Tala Handgelenk dennoch genau ins Auge, zumal er diesen zum ersten Mal mit einen T-Shirt erblickte. In dem Moment lag ihm ein ganzer Schwall von Fragen auf der Zunge, doch bevor er eine von diesen loswerden konnte, hatte Tala bereits etwas aus der Tasche gezogen und es auf seinen Schreibtisch gedonnert.

„Sie wollten Beweise dafür, dass wir an den ganzen Vorfällen unschuldig sind! Da haben sie sie! Und jetzt heben sie diese verfluchte Teamsperrung auf!“

Zu sagen, dass der rothaarige wütend war, wäre die Untertreibung des Jahres gewesen. Kai hatte sich während der Ansprache des Älteren zurückgehalten und die Tür hinter sich geschlossen. Sie mussten nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken, als sie es ohne hin schon getan hatten. Mittlerweile würde auch Boris von der Zerstörung seiner geliebten Abtei erfahren haben. Die Frage war nur ob dieser damit rechnete, dass sie unter den Trümmern begraben waren oder nicht. Allerdings würde er es früher oder später sowieso erfahren, dennoch wäre ihnen ein späterer Zeitpunkt lieber. Fürs erste hatten sie genug von dessen Intrigen.

„Wo zum Teufel ward ihr? Ihr seht schrecklich aus.“

Emily konnte nicht anders als diese Frage zu stellen. Zugegeben so schlimm sahen die beiden nicht wirklich aus, doch im Gegensatz zu sonst wirkten sie ziemlich angeschlagen. Sie wusste selbst nicht woran das lag. Vielleicht an den blauen Flecken an den Armen der beiden oder daran dass sie ihnen nicht so feindselig gegenübertraten wie sonst. Um genau zu sein hatte sie erwartet, dass die beiden sie in deren freundlichen Art darum baten zu verschwinden, doch nichts dergleichen war passiert.

„Vielen Dank auch, ich will dich mal sehen, wenn die komplette Abtei versucht dich unter sich zu begraben.“

„Augenblick, ihr ward in der Abtei?“

Das verschlug Dickenson erneut die Sprache. Er hatte mit allem gerechnet nur damit nicht. Immerhin war dort seiner Meinung nach nichts mehr außer leere Räume und eine Menge Staub, der sich über die Jahre angesammelt hatte.
 

Ihm war es einfach unerklärlich, was die Jungs dort gewollt hatten. Doch was ihn noch mehr irritierte war deren Kommentar an sich. Allerdings war Bruce in dem Punkt schneller, als er.

„Gut was genau ist passiert?“

„Nichts Besonderes. Wir haben nach Informationen gesucht, einen von Boris versteckten Mechanismus aktiviert und die Abtei dadurch in die Luft gesprengt.“

„Nichts Besonderes? Sag mal geht’s euch noch gut? Ihr hättet dabei drauf gehen können, ist euch das eigentlich klar?“

In diesem Moment konnte sich selbst Kai und Tala nicht zurückhalten und verdrehten genervt die Augen. Hätte, wenn und aber war so etwas über das sie sich keine Gedanken machten. Zumindest dann nicht wenn die Sache gelaufen war. Zumal es immer gefährlich wurde, wenn man sich mit Boris anlegte, das war einfach ein ungeschriebenes Gesetzt. Natürlich riskierten sie eine Menge, doch würden sie es nicht tun, konnten sie Boris gleich die Herrschaftskrone aufsetzen.

„Sind wir aber nicht! Also krieg dich wieder ein, Emily. Darüber hinaus, tu nicht so als wärst du unschuldig an der ganzen Situation.“

„Ist ja gut, Kai. Wir haben die Sache mit dem Laptop ja schon aufgeklärt.“

„Wie aufgeklärt?“

„Na dass Michael…“

Abrupt stoppte Emily ihre Ausführung. Sie wusste gerade nicht worauf die beiden Blitzkrieg Boys hinauswollte. Denn so wie es sich angehört hatte wussten sie nichts davon, dass Michael für den Laptopdiebstahl verantwortlich war. Doch was meinte Kai dann damit, dass sie an der Sache nicht ganz unschuldig wären. Es machte einfach keinen wirklichen Sinn. Allerdings schien Tala jetzt Blut geleckt zu haben und würde nicht so schnell wieder locker lassen.

„Das Michael was?“

„Emily meinte damit, dass ich ihren Laptop entwendet hatte und ihn euch anschließend untergeschoben habe.“

„Du verdammter….“

Intuitiv wechselte Tala nach diesen Worten die Sprache und fluchte in seiner Muttersprache weiter, wobei er mit einem wütenden Blick auf Michael zukam. Dieser wich automatisch zurück, da er erstens nicht verstand, was sein Gegenüber sagte und zweitens, da er sich vorstellen konnte, dass dieser keine gute Intentionen hatte.

„Tala heb dir deine Todesdrohungen für später auf. Kommen wir lieber wieder zurück zum eigentlichen Thema. Lassen sie unser Team wieder zu oder nicht?“

Noch ehe Dickenson darauf etwas erwidern konnte mischte sich Bruce ein, der die beiden Blitzkrieg Boys amüsiert musterte. Er hatte nahezu jedes Wort von Tala verstanden und er hatte keine einzige Todesdrohung gehört. Lediglich die normalen Flüche und Verwünschungen, die jeder von sich gab wenn er wütend auf jemanden war.

Kais Worte dienten lediglich dazu den PPB All Stars zu zeigen, dass diese sich in Zukunft dreimal überlegen sollten, ob sie sich mit ihnen anlegten.

„Nur unter einer Bedingung…ihr müsst euch dazu bereit erklären das Turnier so zu nehmen wie es ist.“

„Und das heißt im Klartext?“

„Das bedeutet, dass die Kämpfe an denen ihr nicht teilgenommen habt so gewertet werden, als hätten eure Gegner gewonnen. Könnt ihr euch damit anfreunden?“

„Ungern, aber besser als nichts!“

Mit diesen Worten wendete sich Tala kurz zu seinem Teampartner, welcher nur kurz zustimmend nickte. Sie wussten beide, dass sie eh nichts Besseres aushandeln konnten.

„Stanley?“

„Also schön. Allerdings erwarte ich, dass ihr solche Alleingänge in Zukunft unterlasst.“

„Sie wollten uns nicht glauben!“

Es war eine simple Tatsache, doch die Worte trafen dennoch tief. Bruce konnte nur erahnen, was Stanley gerade durch den Kopf ging. Insbesondere, da er mittlerweile einen guten Blick auf die beiden hatte. Ihnen war deutlich anzusehen, dass ihnen diese Entwicklung nicht gefiel, doch auch den vorwurfvollen Blick konnte er deutlich erkennen. Einer, der Stanley wahrscheinlich am meisten zu schaffen machte.

„Macht es euch beiden etwas aus, wenn wir kurz unter sechs Augen reden?“

Die Blicke die Bruce bei dieser Frage erhielt waren teilweise irritiert, aber auch zum Teil skeptisch, doch letzten Endes stimmten Tala und Kai seiner Bitte nach. Er wusste, dass die beiden das nur taten weil sie dachten, dass sie ihm aufgrund der Sache mit China noch etwas schuldig waren, doch das war ein Thema welches er nicht aufgreifen würde.

„Dann lasse ich euch für den Moment alleine.“

Mit diesen Worten stand Dickenson auf und verließ den Raum. Auch die beiden PPB Mitglieder kamen der Aufforderung nach, sodass er wenig später mit den beiden anderen alleine im Raum stand.
 

Für einen Moment herrschte zwischen den Parteien schweigen. Bruce wusste sofort, dass die beiden Jungs versuchten aus ihm schlau zu werden, doch wie sollten sie dass, wenn sie nicht mal in Betracht zogen, dass nicht jede Handlung mit einem Hintergedanken verbunden war. Er konnte es ihnen nicht mal wirklich verübeln, immerhin hatten sie ihnen nie einen Grund gegeben von diesem Gedanken Abstand zu nehmen. Selbst Stanley hatte einiges dazu beigetragen, denn beim letzten Mal hatte dieser Pläne verfolgt, die ohne deren Mithilfe nicht aufgegangen wären. Aus diesem Grund vermied er es gleich zum Thema zu kommen.

„Wo sind die anderen aus eurem Team?“

„Nicht hier!“

Die Antwort war simple und alles andere als Informativ. Hinzu kam die Tatsache, dass Tala bei diesem Worten die Arme vor der Brust verschränkte und ihn mit einem kalten Blick musterte. Der rothaarige hatte keine Ahnung wozu dieses Gespräch gut sein sollte, geschweige denn wohin das alles hinführen sollte. Im Grunde hielt nur die Tatsache, dass sein gegenüber Dickenson vorhin in die richtige Richtung gedrängt hatte, davon ab diesen Nonsense umgehend zu unterbinden. Aus diesem Grund hatte er sich vorgenommen den Älteren wenigstens zuzuhören auch wenn dieser seine Geduld mit solchen unnützen Fragen enorm strapazierte. Allerdings hieß das noch lange nicht dass er diesem ohne weiteres Rede und Antwort stehen würde.

„Das sehe ich selber…“

„Sie sind irgendwo in Russland und bereiten unseren Stützpunkt auf die Invasion vor.“

Bei diesen Worten konnte Bruce nicht anders als leicht zu seufzen. Zwar wusste er nicht was an dieser Aussage des Jüngeren dran war, doch die Botschaft dahinter war mehr als deutlich. Wer dumme Fragen stellte bekam dumme Antworten.

„Das heißt übersetzt, dass ihr mir keine konkrete Antwort geben wollt. Richtig?“

„Wir sind ihnen auch keine schuldig. Also wieso sagen sie nicht einfach was sie von uns wollen!“

„Ganz einfach, weil ihr es für nötig haltet eure Spielchen zu spielen. Deshalb!“

Bruce konnte es nicht leugnen. Die Unterhaltung mit den Blitzkrieg Boys war unberechenbar und ließ jede Unterhaltung in eine unangenehme und zugleich frustrierende Richtung laufen. Die beiden fühlten sich im Recht und genau das war das große Problem. Es war nicht so, dass sie in dieser Hinsicht falsch lagen. Lediglich die Tatsache, dass sie sich nicht in ihre Handlungsweise reinreden ließen und dadurch unnötige Risiken eingingen machte die ganze Situation so schwierig.
 

Er konnte verstehen wieso selbst Stanley bei diesen die Geduld verlor, doch er würde sie nicht damit durchkommen lassen, jedenfalls nicht heute. Das würde nämlich weder ihm noch den anderen Teams geschweige denn den Blitzkrieg Boys selbst helfen.

„Ihr habt in den letzten Wochen einiges verpasst…“

„Ja unter anderem den Kampf gegen das Team Invasion. Dabei hätten wir diesem Team gerne eine saftige Niederlage serviert.“

„Das kann ich mir vorstellen. Allerdings muss ich euch enttäuschen. Euer nächsten Gegner werden die PPB All Stars sein.“

„Auch gut. Mit dem Team haben wir eh noch eine Rechnung auf.“

Wobei vielleicht war es sogar besser als alle anderen Optionen. So konnten sie sich wenigstens bei dem Team für den Rausschmiss revengieren. Verdient hätte dieses Team es jedenfalls, zumindest wenn sie mit einberechneten, wozu ihr rausschmiss geführt hatte.

„Ich kann mir vorstellen, dass ihr wütend seid, doch ihr solltet darüber hinaus nicht vergessen, wer euer eigentlicher Feind ist.“

„Hören sie, wir sind nicht die PBB’s oder die White Tigers! Wir wissen, wer unser Hauptgegner ist. Boris hat uns während des Turniers einmal zu oft aufs Kreuz gelegt, als dass wir das vergessen könnten.“

„Allein deshalb, Kai, solltet ihr einsehen, dass ihr das nicht allein schaffen könnt.“

„Oh bitte. Wir haben uns in der Zeit wo wir vom Turnier ausgeschlossen waren mit der Amerikanischen Mafia angelegt und leben immer noch. Boris kann uns gar nichts mehr!“

„Ihr habt was?“

„Boris hat die BBA gelinkt. Ians sogenannter Verwandter ist der Anführer eines Drogenkartels und nebenbei nicht mal im Entferntesten mit diesem verwandt. Das alles war nichts außer ein großer Schwindel um uns in die Falle zu locken. Sie sehen also, wir haben in den letzten Wochen mehr geschafft als so mancher in einem ganzen Jahr zu Stande bringe. Wieso glauben sie also, dass wir ausgerechnet von ihnen Hilfe brauchen?“

Das war eine berechtigte Frage, dass musste Bruce durchaus zugeben. Eine auf die er keine wirkliche Antwort finden konnte. Zumindest nicht auf die Schnelle.
 

Die Blitzkrieg Boys waren einfach viel zu eigenständig und in deren Fall wusste er nicht ob das wirklich gut war. Irgendwann würden sich die Jungs mit diesem Verhalten noch umbringen und dass war keine Vermutung sondern eine Tatsache.

„Jeder braucht irgendwann mal Hilfe. Spätestens dann wenn ihr euch in einer Sackgasse befindet und nicht mehr wisst wie ihr weiter machen sollt.“

Für einen Moment ließ er den Blick über die beiden jüngeren schweifen. Tala hatte sich nur desinteressiert abgewandt, während Kai seinen Blick auf die Wand neben sich gerichtet hatte. Keiner von beiden hielt es für angebracht ihn anzusehen. Eine Reaktion in die man eine Menge hineininterpretieren konnte, doch diesen Fehler würde er nicht machen. Immerhin konnte er sich nicht sicher sein, ob die beiden mit dieser Aktion von etwas ablenken wollten. Immerhin hatte er durchaus mitbekommen, dass deren Verhaltensweisen meist kalkuliert waren und immer einen Grund hatten.

„Was ich damit sagen will ist, dass ihr euch auf meine Hilfe verlassen könnt.“

„Wie gesagt, …“

„Ihr braucht sie nicht, das habe ich schon beim ersten Mal verstanden. Dennoch ändert es nichts an den Tatsachen.“

„War das dann alles, Mr. Granger?“

Tala war mittlerweile am Ende seiner Geduld angelangt und er hatte nicht vor das für sich zu behalten.

„Ihr solltet euch noch etwas wegen des Teilnehmerformulares ausdenken. Stanley hat kein gutes Gefühl dabei eine Fälschung in seinen Unterlagen aufzubewahren.“

Nun war es endgültig mit Talas Selbstbeherrschung vorbei. Mit einem Verächtlichen Laut wendete er sich zu seinem Teampartner und strafte diesem mit einem eiskalten Blick.

„Und das alles nur weil du nicht mit Ja geantwortet hast!“

„Krieg dich wieder ein. Es lässt sich nicht mehr ändern, also halt den Ball flach. Außerdem, wer wollte denn unbedingt mit einer Ratte fangen spielen?“

„Es war eine Maus! Und die Aktion war sowieso nicht meine Idee.“

„Dass ich alleine gehen aber schon!“

„Dass…ach vergiss es…sind wir fertig.“

Im Moment wirkte Tala wie ein trotziges Kind, welches unbedingt seinen Willen kriegen wollte. Eine Aktion mit der Bruce niemals gerechnet hatte, doch scheinbar war es nicht ganz so unüblich wie es auf den ersten Moment wirkte. Aus diesem Grund versuchte er dieses Verhalten zu ignorieren. Auch vermied er es die beiden zu erinnern, dass er sie ganz genau verstanden hatte.
 

Für ihn stand nur eines fest. Das Verhalten der beiden war einer der Gründe an seinem Entschluss festzuhalten. Auch wenn weder Stanley noch die Blitzkrieg Boys mit dieser unerwarteten Wendung einverstanden waren.

„Für’s erste. Ich erwarte euch dann morgen Mittag beim Training. Ach ja und vergesst nicht die anderen drei mitzubringen.“

„Bitte was?“

Dieser Kommentar hatte die beiden Jungs nun doch aus der Reserve gelockt. Wahrscheinlich fragten sie sich gerade welchen Teil der Unterhaltung sie verpasst hatten.

„Da euer Trainer ja anscheinend keine Zeit oder kein Interesse daran hat seine Pflichten eurem Team gegenüber zu erfüllen, werde ich dass jetzt übernehmen.“

„Das ist nicht ihr ernst.“

„Es ist mein voller ernst. Allerdings lasse ich euch trotzdem die Wahl ob ihr zusammen mit den New Battalions trainieren wollt oder von ihnen getrennt.“

„Wie oft muss man es euch Spatzenhirne eigentlich noch sagen, bevor ihr es versteht. Wir managen unser Team selber. Ende der Diskussion!“

„Nur leider Tala, hat Stanley eure Wiederaufnahme in das Turnier noch nicht offiziell abgesegnet und ich kann ihn jeder Zeit davon überzeugen, dass er es lassen soll. Seht diese Entwicklung also als zweiten Teil unseres Kompromisses.“

„Das ist Erpressung! Das sie es überhaupt wagen…“

„Tala lass es.“

Der rothaarige atmete bei diesem Befehl für einen Augenblick tief durch. Das letzte Wort war in dem Punkt noch nicht gesprochen. Doch fürs erste war es besser sich zurückzuhalten, da hatte Kai schon recht, auch wenn er das ungern zugab.

„Was auch immer sie vor haben, glauben sie nicht, dass sie leichtes Spiel mit uns haben! Ich schwöre, dass sie sich früher oder später noch wünschen werden uns niemals in die Quere gekommen zu sein.“

Mit diesen Worten hatte Tala auf dem Absatz kehrt gemacht und den Raum wutschnaubend verlassen. Im ersten Impuls war Kai versucht es seinem Teampartner gleich zu tun, doch kam er nicht wirklich dazu.

„Ich will euch wirklich nur helfen.“

Für einen Moment schien der jüngere unschlüssig ob er zu dem Kommentar wirklich etwas erwidern sollte. Letzten Endes entschied er sich doch dazu.

„Das sagen sie… also schön. Wir werden kommen, aber erwarten sie nicht zu viel. Irgendwelche krummen Dinger und wir sind wieder weg.“

„Gut.“

Und damit hatte auch Kai den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen. Unwillkürlich schlich sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht. Das war besser gelaufen als er erwartet hatte. Er war sich sicher, dass Kai die anderen überreden würde das Training wahrzunehmen, auch wenn dieser selbst nicht wirklich überzeugt schien. Woher er sich so sicher war konnte er nicht sagen, es war einfach ein Gefühl.
 

Am nächsten Tag hatte Bruce den Morgen damit verbracht sein Team auf den nächsten Kampf vorzubereiten. Sie machten stetig Fortschritte, jeder von ihnen und besonders in Teamkämpfen hatten sie einen echten Vorteil anderen Teams gegenüber. Doch auch wenn sie auf einen guten Weg waren fehlte es ihnen stellenweise an Ehrgeiz und Power. Nachdenklich setzte er seinen Weg fort, auch wenn er wusste, dass er eigentlich viel zu früh war, doch er wollte vermeiden, dass die Blitzkrieg Boys hinterher behaupten würden, dass er derjenige war, der zu spät gekommen war. Auf diese Weise hätten sie einen Grund wieder zu verschwinden. Wenn er die Blitzkrieg Boys und die New Battalion genau betrachtete, so musste er unweigerlich feststellen, dass die beiden Teams komplette Gegensetze waren. Zwar wussten die Blitzkrieg Boys wie man ein Teammatch bestritt, doch waren sie trotz allem eher Einzelkämpfer und deshalb auf ihre eigene Performance bedacht. Dafür waren sie äußerst Zielorientiert und zwangen die meisten Gegner durch ihre Power in die Knie.

„Gut Hiwatari, wieso sind wir noch mal hier?“

„Training?!“

„Ich fass es einfach nicht dass du dir von dem etwas sagen lässt. Und noch weniger, wieso du dich einfach hast umstimmen lassen.“

Bei diesen Worten wendete sich Bryan von Kai zu Tala, welcher nur desinteressiert die Schulter zuckte. Unwillkürlich blieb Bruce bei dieser Beobachtung stehen. Scheinbar waren die anderen nicht wirklich gegeistert von dem derzeitigen Arrangement. Eine Sache die er den Jungs wirklich nicht verübeln konnte, doch zumindest dieses Mal würde er keine Rücksicht auf das Team nehmen. Dennoch war er gespannt in welche Richtung das Gespräch verlief und er wusste solange er seine Anwesenheit nicht preisgab würde die Gruppe auch keinen Blick zurückwerfen.

„Was glaubst du wieso wir so früh hier sind?“

„Damit ihr euer Training bekommt und zur Not gleich wieder abhauen könnt? Toller Plan, aber wir hätten immerhin auch bei uns trainieren können!“

„Schon, aber willst du wirklich ein Loch im Dach, Bryan?“

„Was? … okay, kein Wort, ich fang noch mal an…wie bitte? Wieso sollten wir anschließend ein Loch im Dach haben?“

„Weil Kai was ausprobieren will und in dem Fall gehe ich kein Risiko ein.“

„Gut…ich bin raus!“

„Jetzt mach dir mal nicht in die Hose, Spencer!“

„Tu ich nicht, Kai. Ich will den Tag nur ohne Blessuren überstehen, mehr nicht!“

„Fangen wir einfach an. Ich hab schon vorgesorgt.“

Mit diesen Worten knallte Tala seinen Rucksack auf die gefrorene Erde aus dem mehrere Beyblades , sowie Ersatzteile herausfielen.
 

Auch wenn Tala dem Training zugestimmt hatte hieß das nicht, dass er seinen eigenen Blade auf Spiel setzen würde.

„Also bereit Kai!“

„Was glaubst du? Wollen man sehen was diese Schrotthaufen zu bieten haben!“

„Hey nicht so abwertend, die haben wir alle fair gewonnen. Mit diesen Beygangs kann man einfach immer noch die besten Geschäfte machen.“

Das war eine Sache die Kai nicht im Mindesten bestreiten konnte. Immerhin waren die Regel simple. Du verlierst deinen Blade, wenn du das Match verlierst. Die Schwierigkeit war nur, dass einige Blades nach einem solche Match total zerstört waren und es eine heiden Arbeit war die heilen Teile von den beschädigten zu trennen. Immerhin konnte man nicht jede Beschädigung auf den ersten Blick erkennen.

„Soweit ich mich erinnere hat Ian die meisten gewonnen, von dir sind gerade Mal drei oder vier, weil du es lustig fandest die Blades deiner Gegner auseinander zu nehmen.“

„Sie haben mich halte provoziert. Und außerdem habe ich dadurch ein paar nette Ersatzteile zusammen gesammelt. So jetzt aber Schluss. Schnappt euch einen Blade und dann los. Kais Federvieh möchte gerupft werden.“

„Probier es ruhig, Ivanov.“

„Gerne. Fertig? Und los!“

Mit diesen Worten ließen sie ihre Blades frei. Sie brauchten keinen Countdown, es reichte ein kurzes Nicken um den Beginn des Kampfes bekannt zu geben und dafür zu sorgen, dass alle Blades gleichzeitig in der Arena ankamen.
 

Bryan zögerte nicht lange und ging sofort auf Kollisionskurs. Das Ergebnis war jedoch mehr als niederschmetternd. Kais Blade schien durch sein Blade zu gleiten wie ein heißes Messer durch weiche Butter. Das letzte was er sah, war wie die Einzelteile seines Blades durch die Luft flogen.

„Wow!“

„Sag mal Bryan geht’s noch. Kai hat noch nicht mal angefangen und du bist schon aus dem Rennen. Könntest du mal einen anständigen Blade raussuchen.“

„Pass auf, du…ha, siehst du. Ich bin nicht der einzige, der sich vergriffen hat!“

Gerade als Bryan den rothaarigen zur Schnecke machen wollte, war Kai schon durch dessen Blade durchgebrettert. Eine Tatsache, bei der sich Bryan nun doch nicht mehr zurückhalten konnte.

„Ich wage zu bezweifeln, dass es an den Blades liegt. Mehr an der Tatsache, dass Kais Blade einfach total überpowert ist.“

„Überpowert und schnell. Ich kann den ja kaum sehen. Sag mal Kai, was hast du da alles reingebaut?“

„Einen Panzer mit Federkern.“

Dieser Kommentar reichte um die anderen zum Schmunzeln zu bringen. Kopfschüttelnd griff Tala in den Rucksack und schnappte sich den nächsten Blade.

„Gut Geschwindigkeit und Stärke passen. Mal sehen wie dein Blade mit einer Übermacht zu Recht kommt.“

Noch bevor er ausgesprochen hatte, schossen er und Bryan schon die nächsten Blades in die Arena. Dabei machten sie sich nicht mal die Mühe diese im Auge zu behalten, sondern griffen schon nach den nächsten. Dabei zielten sie jedes Mal genau auf Kais Blade, den sie größtenteils zwar verfehlten, dennoch reichte die Aktion um ihn zum Ausweichen zu bringen.
 

Erst als etwas mehr als zwanzig Blades in der Arena waren stoppten die beiden in ihrem Vorhaben und blickten irritiert auf den Kampf.

„Weißt du Kai, irgendwie ist dieser Kampf sinnlos. Diese Blade sind einfach zu schwach. Wird Zeit deinen neuen Blade mal mit ein paar Bitbeast auf die Probe zu stellen.“

„Wieso habe ich auf einmal das dumpfe Gefühl, dass das schief geht.“

„Klappe Spencer. Starte einfach deinen Blade, die Schonfrist ist vorbei.“

„Jetzt werd mal nicht gleich krummer Hund.“

Mit diesen Worten schoss Spencer seinen eigenen Blade in die Arena und auch die anderen aus seinem Team taten es ihm gleich.

„Bitte, ihr wolltet es nicht anders. Black Flame Inferno!“

Diese Worte reichten, damit der Blade in einem bedrohlichen Rot aufleuchtete, doch das war die einzige Warnung. Wenig später brach bereits die Hölle los. In diesem Moment hätte man auch einen Person, die stetig den Abzug eines Maschinengewehrs betätigte auf ein Karussell ketten können und diese mit 40 h/km drehen können. Der Schaden wäre ungefähr der Gleiche gewesen. Die Blades kamen nicht mal in die Nähe des gegnerischen Blades, ohne von der Attacke erfasst zu werden. Und auch die restlichen Blades hatten keine Chance. Kais Angriff erreichte sie alle und je nach Standort wurden sie entweder sofort zerstört, oder aus der Arena geschleudert.
 

Zumindest traf das auf die meisten Blades zu. Lediglich Tala hatte andere Pläne und er wusste wie er diese Attacke entgehen konnte.

„Vergiss es Kai. So schnell wirst du uns nicht los. Wolborg, Frozen Wall Attack!“

Für einen Moment zog Talas Blade eine massive Eiswand hinter sich her, die sich schützend um die anderen hochzog. Erst als seine Teammitglieder in Sicherheit waren, verschanzte auch er sich hinter der Schützende Eisbarriere.

„Die Attacke ist heftig.“

Sprachlos blickten die Blader auf die Trümmer aus Beybladeteilen, die mittlerweile überall um sie herum verteilt lagen. Ian war sich sicher, ohne Tala würde ihre Blades jetzt genauso aussehen, wie die restlichen.

„Nein sie ist nur Boris Untergang.“

„Ich bremse dich ja ungern aus, Kai. Aber wir sind noch in der Arena.“

„Stimmt schon, aber deine Verteidigung brennt!“

„Wie meine…Seit wann kann Eis brennen? Das ist unlogisch.“

„Mich wundert mittlerweile gar nichts mehr. Aber wenn, dann wäre es eher die Tatsache, dass deine Eiswand noch nicht geschmolzen ist.“

Das konnte Ian nun doch nicht für sich behalten, was ihm nur ein paar böse Blicke einhandelte, doch damit konnte er leben.

„Das wäre ja noch schöner. Aber bitte, drehen wir mal ein paar Stufen höher. Bryan, lass Falborg einen Sturm entfachen, dem niemand entgehen kann. Spencer, ich brauche deine Fog Attack um meinen nächsten Angriff zu verstärken. Und Ian…versuch Kai aus dem Konzept zu bringen!“

„Was?“

„Wie bitte! So viel Zeit muss sein, Ian.“

„Du schaffst mich, Kai. Wirklich. Aber bitte. Wie bitte? Wie soll ich Kai bitte aus dem Konzept bringen? Ich weiß ja nicht mal ob er eins hat.“

„Vorsicht!“

„Greif ihn einfach solange an, bis wir unseren Move machen können, Ian!“

„Habt ihr es mal langsam, wenn nicht dann fang ich jetzt an.“

Wie auf Kommando wurde die Intensität des Leuchten von Kais Blade stärker. Ein Phänomen, welches zumindest Spencer und Bryan dazu brachte verunsicherte Blicke auszutauschen.
 

Beide waren sich in diesem Moment einig. Keiner von ihnen wollte das Versuchskaninchen für Kais nächste Attacke spielen.

„Halt kleinen Moment.“

Irritiert wendeten sich sowohl Kai als auch Tala zu Bryan um. Dieser nutzte die Gelegenheit um seinen Blade zurück in seine Hand zu rufen.

„So ihr könnt weiter machen!“

„Darf man fragen was das soll?“

„Was wohl? Ich bringe meinen Blade aus der Gefahrenzone. Du kannst ja gerne auf Kollisionskurs mit ihm gehen, aber beschwer dich hinterher nicht, wenn dein Blade in der Schottkiste landet.“

Bei diesen Worten riefen auch die anderen beiden ihre Blade zurück. Eine Aktion, die Tala nicht lustig fand.

„Nicht ihr auch noch! Ich fass das einfach nicht. Wenn ihr schon vor ihm den Schwanz einzieht, was macht ihr dann wenn ihr Boris gegenüber steht? Weglaufen?“

„Der ist gemein, Tala!“

„Ach halt du dich daraus, Hiwatari. Wird Zeit zu beweisen, dass man jeden Blade besiegen kann. Los Wolborg.“

„Erhebe dich Black Dranzer!“

Ungebremst rasten die beiden Blade aufeinander zu. Feuer traf auf Eis. Von außen konnte man das Gefecht deutlich sehen und auch fühlen. Ein eisiger Wind zog um die Arena und ließ jeden, der ihn abbekam erzittern. Im nächsten Moment hätten sie das Gefühl, als hätte man sie auf die Sonne verbannt. Und auch wenn die Empfindungen nicht unterschiedlicher sein konnten, so blieb nur ein unangenehmes brennendes Gefühl auf der Haut zurück und der Blick auf die Arena, die nur noch aus Eis und Feuer zu bestehen schien.
 

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Geduldsspiel

Kapitel 24: Geduldsspiel
 

Nachdenklich blickte Tala auf den Kampf vor sich, jedoch darauf bedacht jederzeit zurückzuweichen wenn eine weitere brennende Welle auf ihn zukam. Doch das waren nur Ausläufer der Attacke. Am Anfang der beiden Attacken waren sie stark und unberechenbar, mittlerweile jedoch waren diese Art von Querschläger geringer geworden und erlaubte ihnen einen genaueren Blick auf das Gefecht zu wagen.

„Was soll das denn?“

Irritiert ging Tala auf die Knie und legte den Kopf schief um sich einen besseren Blick zu verschaffen. Was er jedoch sah verschlug ihn regelrecht die Sprache. Er konnte das was er sah einfach nicht einordnen. Auch Kai und die anderen wagten bei seiner Reaktion einen genaueren Blick und auch ihnen gefiel nicht wirklich was sie sahen.

„Das gibt’s nicht. Die Blades berühren sich nicht mal und dabei halten die beiden mit voller Kraft gegen.“

„Aber wie kann das sein? Ich meine es ist ja nicht so, als ob ihr einen Magnet eingebaut habt, der dafür sorgt dass eure beiden Blades sich gegenseitig abstoßen. Oder?“

„Nicht dass ich wüsste.“

„Na toll, das heißt wohl, dass es wieder ein Unentschieden zwischen uns gibt. Bei wie vielen sind wir mittlerweile angekommen?“

„Keine Ahnung, zähl lieber deine Siege und Niederlagen. Das geht schneller!“

„Ja. 0 zu 0. Und dass trifft auch auf dich zu. Aber dieses Mal werde ich mich nicht damit zufrieden geben. So leicht kommt mir dieses Federvieh nicht davon! Wolborg, Turbo zuschalten. Arctic Blizzard!“

„Black Dranzer, bring es zu Ende. Raging Fire.“

Unwillkürlich wichen Bryan, Spencer und Ian zurück. Beide Attacken waren Verheerend, dass wussten sie aus Erfahrung, dennoch schienen sich die beiden Blades keinen mm zu bewegen. Im Gegenteil, die Energie schien sich für einen Moment zwischen den beiden Blades zu stauen und dann in Form eines massiven Energiezylinders in Richtung Himmel zu entweichen. Alles was die anwesenden Blader noch tun konnten, war den riesigen Energiestrahl mit den Augen zu verfolgen, bis dieser im Nirgendwo des Himmels verschwand.

„Siehst du Bryan. Genau deshalb trainieren wir hier. Nach diesem Angriff hätten wir nicht nur ein Loch in der Decke, sondern wahrscheinlich überhaupt kein Dach mehr.“

Nun konnte sich auch Bruce nicht mehr zurückhalten. Die Reaktion der Jungs war einfach einmalig und auch die Situation an sich war einfach göttlich.

„Ihr solltet lieber aufpassen, dass ihr mit solchen Aktionen keine Flugzeuge vom Himmel holt!“

„Wir geben uns Mühe. Aber fürs erste sind die Satelliten das einzige, was wir in Visier nehmen und versuchen abzuschießen.“

„Sehr beruhigend. Aber mal zu einer anderen Sache. Black Dranzer?“

Er brauchte seine Frage nicht mal zu Ende formulieren. Die Gruppe wusste auch so worauf er hinaus wollte.
 

Besonders Kais Reaktion auf seine Worte machte dass mehr als deutlich. Ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen hatte er seinen Blade zurück gerufen und ihn sofort in seine Tasche verschwinden lassen. Bruce konnte sich gut vorstellen, dass Black Dranzer für die Blitzkrieg Boys eine Art Trumpfkarte war. Ein Gedanke der nicht mal ganz abwegig war, immerhin war dass das letzte was Boris erwarten würde.

„Wie wir kämpfen ist unsere Sache!“

„Schon wahr. Aber glaubt ihr nicht, dass ihr etwas zu hoch aufrüstet? Darüber hinaus hat Boris diesen Blade selbst entwickelt und kennt ihn mindestens genauso gut wie ihr, wenn nicht sogar besser. Glaubt ihr nicht, dass ihr ihm damit genau in die Hände spielt.“

„Es geht sie zwar nichts an, aber ich habe den Blade seit den Russian Championships komplett neu konstruiert. Außerdem haben wir nicht vor Boris die Gelegenheit zu geben den Blade vor dem eigentlichen Kampf zu erkennen.“

Das war ein geschickter Zug, doch da Boris zwei Teams im Rennen hatte, würde dieser Trick nur einmal funktionieren. Ein Kampf und der Vorteil war unwiderruflich verloren. Kai musste demnach gründlich Abwegen, wann er seine Trumpfkarte spielte, denn während einer Runde konnte er seine Entscheidung nicht mehr ändern. Andererseits hatten die Blitzkrieg Boys durch ihre kurzfristige Disqualifikation die Runde in der sie gegen das Team Invasion angetreten wären, verpasst, weshalb sie diesen Vorteil durchaus optimal ausnutzen könnten. Allerdings hieß das nicht, dass er deren Entscheidung befürworten musste oder seine Meinung zurückhalten würde. Dass das Team wahrscheinlich nicht von seinen Worten begeistert war interessierte ihn dabei nicht.

„Ihr macht euch die ganze Sache zu einfach.“

„Nein wir denken nur nicht so kompliziert wie manche Erwachsenen.“

Tala hatte seine Methode nervige Personen loszuwerden und zwar indem er ihnen die kalte Schulter zeigte oder die entsprechende Person mit seinen Kommentaren vergraulte. Allerdings schienen beide Varianten in diesem Fall eine geringe Erfolgsaussicht zu haben.

„Dann sollten wir vielleicht die komplizierten Dinge zurückstellen und zum praktischen kommen.“

„Nichts für ungut, aber ihnen ist schon klar, dass Talas Worte so viel bedeuteten wie: Kümmern sie sich um ihren eigenen Kram!“

Noch deutlicher hätte Kai es nicht ausdrücken können, doch auch so war Bruce bewusst, was der rothaarige von ihm dachte.
 

Nicht dass er sich davon beeindrucken ließ. Ihm war bewusst, dass er sich auf einigen Widerstand gefasst machen konnte, doch dieser extreme Grand überraschte ihn doch etwas.

„Durchaus. Und euch ist hoffentlich bekannt, dass ihr in ein paar Tagen gegen die PPB All Stars antretet und nicht gegen Boris Teams.“

Das stimmte, sie mussten sich für ihren Kampf gegen die PPB Allstars vorbereiten. Es war nicht so, dass sie mit großen Schwierigkeiten rechneten, doch sie mussten relativ hoch gewinnen, wenn sie sich wieder an die Spitze des Turniers kämpfen wollten. Zwei Ausgesetzte Runden aufzuholen war auch für sie ein hartes Unterfangen, das war jedem von ihnen klar. Selbst Kai konnte diese Tatsache nicht leugnen.

„Argumentationspunkt verstanden! Also können wir jetzt weiter machen?“

„Wer hindert euch daran?“

„Ihre Anwesenheit!“

Tala hatte nicht vor seine Techniken vor diesem Mann offen zu legen. Zumal einige noch nicht ausgereift waren. Allerdings musste er feststellen, dass er in der Hinsicht keine wirkliche Wahl zu haben schien.

„Ich habe nicht vor irgendetwas auszuplaudern.“

Es würde ihm nicht mal was nützen, wenn sollte er es schon erzählen. Dem einzigen, dem diese Informationen wirklich nützen würden war Boris. Doch bevor er diesem irgendetwas anvertrauen würde, würde er sich beide Hände und die Zunge abschneiden lassen. Zugegeben, diese Vorstellung war ziemlich radikalund dennoch entsprach es in gewisser Weise doch der Wahrheit.

„Ignorier ihn einfach, Ivanov.“

Nach Kais Worten hatte sich Tala frustriert abgewandt und versuchte sich auf das weitere Training zu konzentrieren. Dennoch konnte er die Anwesenheit des Älteren nicht wirklich ausblenden.
 

Bruce musste während des weiteren Trainings feststellen, dass die Blitzkrieg Boys wirklich wussten was sie taten. Nicht nur hatten sie sich in Gruppen aufgeteilt, nein einer aus der Kleingruppe versuchten gleichzeitig die Techniken ihrer zukünftigen Gegner nachzuahmen. Das erstaunliche war lediglich, dass sie nicht mal groß über ihr Vorgehen nachdenken mussten. Zumindest dann nicht wen sie versuchten ihre eigene Position darzustellen.

„Spencer macht langsam. Max ist niemand, der von der ersten Minute an auf volles Risiko geht und alle seine Vorteile ausspielt.“

„Ich bin aber nicht Max. Übrigens, hast du schon mal daran gedacht, dass dich diese Einstellung durchaus den Sieg kosten könnte? Du verlässt dich viel zu sehr auf dein Wissen, sodass eine leichte Taktikänderung deine Niederlage einläuten könnte. Fazit ist, du weißt nicht was die PBB’s planen, was wiederum heißt dass du mit allem rechnen musst!“

„Oh, nicht nur ich!“

Bei diesen Worten schickte Kai den Blade von Spencer mit einem schnellen Angriff geradewegs aus der Arena und schenkte diesem kurz darauf einen selbstgefälligen Blick. Damit musste man halt Rechnen, wenn man versuchte ihn zu belehren.

„Die Teamaufstellung ist auch noch ein Punkt, den ihr…“

„Schon passiert, Sherlock. Kai und Bryan übernehmen das Doppel, während Ian und ich die Einzelkämpfe bestreiten.“

„Sie sehen, es gibt nichts für sie zu tun!“

„Danke für den Rausschmiss, Kai.“

„Er hat sie nicht rausgeschmissen, denn dafür hätten sie erst einmal drin sein müssen und das waren sie nicht.“

Ohne weiter auf Bruce Reaktion zu achten, wendete sich Tala wieder seinem Match mit Bryan zu. Er war immer noch nicht wirklich begeistert von der Entwicklung, doch mittlerweile war er zu dem Schluss gekommen das Beste daraus zu machen.
 

Allerdings war es genau dieser Kommentar, der eine Idee in seinem Gegenüber entfachte.

„Dann wollen wir mal sehen, ob ich euch nicht doch irgendwie umstimmen kann.“

Suchend sah sich Bruce bei diesen Worten um. Jeder aus dem Blitzkrieg Boys Team hatte seine eigene Art zu kämpfen und stellten jeder für sich einen schwer zu schlagenden Gegner da. Die fünf kämpften auf einem sehr hohen Niveau, weshalb es schwer war eine Trainingsart zu finden, der sie sich nicht anpassen konnten, doch genau diese brauchte er jetzt, damit sein Plan funktionieren konnte. Er benötigte eine Trainingsart, bei der die Stärke eines Bladers unbedeutend war, aber dennoch dafür sorgte, dass diese sich anstrengend mussten. Urplötzlich fiel sein Blick auf etwas was ihm dabei helfen konnte, doch wirklich sicher konnte er sich nicht sein, dafür kannte er die Blitzkrieg Boys nicht gut genug, dennoch war es ein Versuch wert.

„Wieso machen wir nicht einfach einen Deal. Wenn ihr meine Aufgab zu 100% bewältigen könnt, werde ich mich in Zukunft aus euren Angelegenheiten raushalten.“

„Und was für eine Aufgabe soll das sein?“

„Seht ihr das Geländer da? Ich möchte, dass ihr eure Kämpfe dort austragt. Die Bedingung sind folgende: Ihr müsst zwei Minuten lang alles geben was ihr könnt ohne runter zu fallen.“

„Soll das ein Witz sein? Sie trauen uns wirklich gar nichts zu, oder? Aber bitte, wenn es hilft sie loszuwerden, werde ich mich nicht beschweren. Also packen sie schon mal ihre Sachen…Stimmt was nicht?“

„Tala, du bist ein Idiot. Schon mal darüber nachgedacht, dass sich Eis und Metall nicht so gut vertragen?“

„Ich weiß!“

„Und wieso zum Teufel stimmst du dann zu? Hast du eigentlich komplett den Verstand verloren?“

Das hatte gesessen. Für einen Moment schien Tala noch über die Frage nachdenken zu müssen, doch dann wurde ihm die Bedeutung bewusst.
 

Er gab es ungern zu, doch in diesem Punkt hatte er wirklich nicht richtig nachgedacht. Zuerst kam ihm der Gedanke sich um zu entscheiden, doch den hatte er schnell wieder verworfen. Er hatte bereits zugestimmt und jetzt gab es keine Möglichkeit mehr sich dieser Entscheidung zu entziehen ohne sich lächerlich zu machen.

„Es gibt nichts was wir mit ein bisschen Konzentration nicht hinbekommen.“

Den finsteren Blick seines Teampartners ignorierte Tala bei diesen Worten gekonnt. Er wollte das ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen.

„Seit ihr beide euch endlich einig?“

„Jetzt fangen sie nicht an uns zu hetzten. Immerhin haben wir alle Zeit der Welt.“

„Dann wird es Zeit euch ein Zeitlimit zu setzten. Ihr habt insgesamt zwei Stunden um mir einen anständigen Kampf zu präsentieren.“

In diesem Moment wusste Bruce nicht, wer die größte Affinität hatte seinen gegenüber umzubringen. Tala oder Kai. Tala war in Gedanken wahrscheinlich schon längst dabei ihn zu erwürgen, weil er diesen in gewisser Weise in die Enge gedrängt hatte. Kai schien derweil ziemlich wütend auf den rothaarigen zu sein, weil dieser ihn in die ganze Sache mit reingezogen hatte. Allerdings überraschte es ihn dass Kais nächste Worte an ihn gerichtet waren.

„Sie sind ne echte Nervensäge.“

Mit diesen Worten wendete sich der Sprecher ab und warf Tala einen auffordernden Blick zu. Dieser seufzte kurz bevor er sich bereit machte seine Worte in die Tat umzusetzen. Doch schon nach den ersten Sekunden wurde deutlich, dass er den zu vollgenommen hatte.
 

Die beiden Blades hatten sich kaum berührt, da verloren sie schon das Gleichgewicht. Diese Wendung war so überraschend dass keiner der beiden die Chance hatte das Unvermeidliche zu verhindern. Die Blades kippten zur Seite und selbst Kai, dessen Blade aufgrund seiner Konstruktion in Sachen Balance nahezu ungeschlagen war, konnte nicht verhindern, dass sein Blade abrutschte und auf den schneebedeckten Asphalt landete.

„Ich fass es nicht, mein Blade ist einfach abgerutscht.“

„Ich hab doch gesagt, dass Eis und Metall keine gute Kombi ist. Also zweiter Versuch. Bryan, Ian, Spencer das Training ist für euch übrigens nicht vorbei. Also setzt euch in Bewegung und seht zu, dass ihre Land gewinnt.“

„Schon gut. Kein Grund deine schlechte Laune an uns auszulassen. Ian behalt die Zeit im Auge, Spencer und ich werden dem ganzen auch mal einen Versuch geben.“

„Glaubt ja nicht, dass ihr es vor uns schafft.“

Mit diesem Kommentar war der Wettkampf beschlossene Sache. Sie würden diese 2 Minuten irgendwie hinter sich bringen und wenn sie die nächsten 2 Stunden nichts anderes tun würden. Bruce der das durchaus mitbekommen hatte beobachte das Team gespannt. Er hatte darauf gepocht, dass ihr Ehrgeiz es nicht zulassen würde, dass sie aufgaben und er schien richtig zu liegen. Hinzu kam, dass er erwartet hatte, dass dieses Team einer Herausforderung nicht aus dem Weg ging, zumindest dann nicht wenn es für sie von Nutzen war.
 

Ehrgeiz war jedoch keine Voraussetzung für einen Sieg. Das bekamen auch die Jungs gerade zu spüren, denn ihre Entschlossenheit wurde bei dieser Herausforderung auf eine harte Probe gestellt.

„Nein, nicht schon wieder! Das ist doch nicht mehr normal.“

Mit diesem wütenden Aufschrei griff Tala nach seinem Blade und schüttelte den Schnee von diesem ab. Anschließend strich er mit dem Ärmel über das Metallgeländer um es trocken zu wischen. Er hatte buchstäblich die Schnauze voll, soviel konnte er mittlerweile sagen.

„Und du glaubst das hilft?“

„Hast du eine bessere Idee, Kai? Wenn ja dann lass hören.“

„Der Turbo!“

„Was?“

„Das heißt immer noch wie bitte!“

„Übertreib es nicht, Hiwatari.“

„Schon gut, kommen wir zurück zum wesentlichen. Je schneller unsere Blades sind, desto geringer ist die Angriffsfläche der Gravitation.“

„Geht das auch genauer? Ich versteh nämlich kein Wort.“

„Einfache Physik. Stell dir eine Achterbahn mit Loopings vor. Unter normalen Umständen würden die Wagons eine solche Steigung niemals hochkommen.“

„Und der Grund wieso sie es doch können ist der, dass sie so stark beschleunigt werden. Das bedeutet, wenn unsere Blades schnell genug sind, bleiben sie an der Geländerstange kleben und fallen nicht mehr herunter.“

Das war die physikalische Logik, doch das hieß nicht, dass es auch zwangsläufig funktionieren musste, denn spätesten wenn es zu ihren BitBeast kam, war diese Logik hinfällig. Immerhin hatten diese schon so manches Naturgesetzt außer Kraft gesetzt, was jedoch nicht hieß, dass ihr Plan zum Scheitern verurteilt war. Im Gegenteil möglicherweise war dies ihre letzte Alternative um diese Aufgabe doch noch zu meistern.

Einen Versuch war es auf jeden Fall wert und sie wären echte Idioten, wenn sie diese nicht wenigstens in Betracht ziehen würden. Mehr als schief gehen konnte es jedenfalls nicht.

„Also gut, nächster Versuch. Bereit?“

„Bereit!“

Ihre Zeit lief ab, dass wussten sie, allerdings hieß das nicht dass sie sich davon unter Druck setzten ließen. Noch waren sie nicht am Ende ihrer Möglichkeiten und solange dass so war standen gab es keinen Grund sich sorgen zu machen.

„Wolborg Turbo zuschalten, Volle Power!“

„Dranzer, Turbo aktivieren. Zeig was du kannst.“

Die Drehzahl der beiden Blades schien sich fast zu überschlagen, doch die Fläche auf der sie kämpfen war nicht gerade groß, weshalb sie aufgrund der hohen Geschwindigkeit eine geringe Reaktionszeit hatten. Aus diesem Grund kam es zur Kollision ehe sie überhaupt reagieren konnte, wodurch die Blades auch schon zur Seite kippte. Doch anstatt wie ein Stein herunter zu fallen kreiselte Talas Blade am Geländer entlang und kam mit enormer Geschwindigkeit wieder an der Oberseite des Geländers an. Bevor er jedoch aufatmen konnte hob sein Blade ab und verschwand Richtung Himmel.

„Na toll!“

Fassungslos blickte Tala seinem Blade hinterher, so hatte er sich das jetzt nicht vorgestellt. Bei diesem Gedanken fiel sein Blick auf Kais Blade, welcher eine Runde nach der anderen um das Geländer drehte.

„Könntest du deinen Blade mal wieder zur Räson bringen, dass macht einen ja ganz wirr im Kopf.“

Ohne auf die Reaktion des jüngeren zu achten fing Tala seinen Blade auf, welcher gerade wieder Richtung Erdboden segelte. Derweil hatte auch Kai seinen Blade wieder unter Kontrolle gebracht, wenn auch nicht so elegant wie sein Teampartner. Da er nicht riskieren wollte, dass sein Blade ebenfalls einen Freiflug in die Stratosphäre erhielt hatte er ihn mitten im Spinn eingefangen, was zwar etwas schmerzhaft war, dennoch war es die Sache wert.

„So viel zur Geschwindigkeit.“

„So schlecht war die Idee nicht, lediglich an der Umsetzung müssen wir noch etwas feilen.“

Bei diesen Worten warf Kai einen kurzen Blick zurück. Ihm war durchaus bewusst, dass Tysons Vater sie genau beobachte, doch musste er dabei wirklich so unverschämt grinsen. Immerhin wussten sie auch so, dass dieser sich prächtig amüsierte und genau das machte ihre derzeitigen Misserfolge nur noch deprimierender.
 

Tala hatte derweil ein anderes Thema angeschnitten. Eines welches so aus den Wolken gegriffen war, dass Kai im ersten Moment nicht wirklich folgen konnte, doch spätestens bei dessen zweiten Kommentar wusste er worum es ging. Wieso der rothaarige dies jedoch anschnitt blieb ihm ein Rätsel.

„Irgendwie können die beiden ihre Verwandtschaft nicht leugnen!“

„Wer?“

„Wer wohl? Der Weihnachtsmann und der Nikolaus.“

„Ach echt?“

In dem Moment musste sich Tala richtig zusammenreißen um nicht laut aufzulachen. Die Reaktion des Jüngeren war einfach göttlich. Allerdings versuchte er dennoch bei seinen Kommentaren so sachlich wie möglich zu bleiben.

„Jetzt tu nicht so. Du weißt ganz genau von wem ich spreche.“

„Ich hab eine vage Vorstellung.“

„Andererseits, war das nicht anders zu erwarten, immerhin ist Tysons Großvater ja auch nicht mehr ganz klar im Kopf.“

„Darüber lässt sich durchaus streiten.“

Kai würde in dem Bezug keine Vermutungen anstellen. Zwar wirkte Tysons Großvater auf den ersten Blick so, als hätte dieser nicht mehr alle Tassen im Schrank, doch unterschätzen sollte man ihn trotzdem nicht. Das war schon so manchen schlecht bekommen, denn wenn man sich diesen zum Feind machte musste man sich nicht wundern wenn man dessen Holzschwert im Gesicht hatte. Er selbst konnte getrost darauf verzichten.

„Findest du? Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte ist, dass Hiro nicht wirklich in das ganze Geflecht passt. Irgendwie hat er nichts von der Grinsedroge abgekriegt.“

„Hör auf mit Hiro. Ich sag zu dem Thema nur, dass alle aus der Familie einen unglaublichen

Nervfaktor besitzen. Demnach kann er seine Verwandtschaft zu dieser Familie genauso wenig leugnen wie einer der anderen Grangers.“

Oh ja der jüngere hatte den Älteren Grangerspross wirklich gefressen. Nicht dass er es diesem verübeln konnte, er selbst konnte diesen auch auf den Tod nicht ab. Dennoch wurde er den Gedanken einfach nicht los, dass dieser Mann ihm genauso unsympathisch war wie dessen ältester Sohn, wenn auch auf eine etwas andere Art. In der Hinsicht hatte Kai also durchaus Recht, alle Granger waren auf ihrer Weise nervig.

„Stimmt!“

Nachdenklich blickte Tala zu seinen anderen Teamkollegen. Auch die drei hatten nicht mehr Glück als sie selbst. Es war einfach frustrierend.
 

Kais Ansatz war vorhin nicht mal so schlecht gewesen. Sie brauchten mehr Geschwindigkeit um sich auf dem Geländer zu halten. Doch mit dem Turbo hatten sie es übertrieben. Was sie im Vorfeld zu langsam waren, waren sie bei ihrem letzten Versuch zu schnell. Demnach mussten sie eine Zwischengeschwindigkeit finden.

„Gebt ihr beiden etwa schon auf. Ihr habt immerhin noch 10 Minuten.“

„Von wegen, wir haben noch…verdammt.“

Ian wollte sich bei diesem Kommentar zu ihren Gunsten aussprechen, och als er auf die Uhr blickte blieben ihm noch 9 ½ Minuten. Insgeheim fragte er sich was sie die gesamte Zeit gemacht hatten.

„Ihr zwei solltet jetzt echt langsam ernst machen.“

„Nichts für ungut Spencer, aber was lässt dich glauben, dass wir nicht ernst machen?“

Schweigen. Mehr brachten die anderen nicht heraus. Und das machte Tala umso mehr deutlich, dass die anderen minus Kai wirklich geglaubt hatten, dass sie den Älteren Granger mit ihren Fehlversuchen nur aufziehen wollten. Schön wär’s gewesen.

„Also gut letzter Versuch!“

„Na dann los.“

Ein letztes Mal starteten sie ihre Blades. Diese kamen auch mittlerweile ohne Schwierigkeiten auf dem schmalen Geländer an und gingen sofort auf Angriff. Erst im letzten Moment aktivierten sie den Turbo ihrer Blades und ließen ihren BitBeast freien Lauf. Diese sorgten zum einen dafür das die Geschwindigkeit wieder etwas gedrosselt wurde und zum anderen dass ihre Blades eine bessere Stabilität bekamen. Auf diese Weise konnten sie sich relativ gut auf dem Geländer halten. Doch ihre Taktik änderte nichts daran, dass es mittlerweile angefangen hatte zu schneien und sich der Schnee unbarmherzig auf ihre Kampffläche legte. Letzten Endes kam es wie es kommen musste, die metallische Oberfläche wurde so glatt, dass sich die beiden Blades trotz allem nicht mehr halten konnte. In dem Moment hatte Bruce intuitiv auf seine Uhr geschaut, doch was er sah ließ ihn amüsiert schmunzeln. 1Minute und 53 Sekunden. Die beiden hätten es wirklich fast geschafft. Doch fast war nun mal nicht genug, besonders nicht in einem Match und dass wussten die Blitzkrieg Boys auch.
 

Dennoch war es erschreckend. Hätte er ihnen nur etwas mehr Zeit gegeben, dann hätten die beiden seine Aufgabe mit Sicherheit im vollen Umfang gemeistert.

„Die Zeit ist um.“

„Ist ja gut, kriegen sie sich ein. Wir bestreiten ja nicht, dass wir ihre Aufgabe nicht zu 100% bewältigen konnten. Aber jetzt entschuldigen sie uns, wir haben noch was zu erledigen.“

„Habt ihr nicht was vergessen?“

Gerade als Tala etwas erwidern wollte fiel ihm Kai ins Wort. Dessen Worte ließen Tala jedoch leicht schmunzeln.

„Nein, haben wir nicht. Der Deal war, dass sie sich aus unseren Angelegenheiten raushalten, wenn wir ihre Aufgabe lösen können. Es war nie die Rede davon, dass wir auf sie hören oder sie als Ersatztrainer akzeptieren, wenn wir es nicht tun. Oder irre ich mich da?“

Dieser Kommentar verschlug Bruce nun doch die Sprache. So war das Ganze nicht gedacht. Doch das zeigte mal wieder, dass man die Blitzkrieg Boys nicht unterschätzen durfte, nicht mal wenn man dachte, dass man alle Asse auf seiner Hand hatte.

„Der Punkt geht an euch.“

„Sehen sie es nicht so eng. Vielleicht haben sie beim nächsten Mal mehr Glück. Wobei, ich wag es zu bezweifeln.“

Mit diesen Worten wendete sich der jüngere ab. Sie waren hier fertig, immerhin hatten sie nur versprochen zu kommen, nicht dass sie sich irgendetwas sagen ließen. Nicht mal wenn sich Tysons Vater auf den Kopf stellen würde, wobei das in gewisser Weise eine amüsante Angelegenheit werden würde. Trotzdem würde es nichts ändern. Die Blitzkrieg Boys waren ihr Team und dass würde es auch bleiben.

„Ich hab doch gewusst dass ihr was in der Hinterhand hattet.“

„Du kennst uns.“

Bruce blickte den Blitzkrieg Boys nur kopfschüttelnd hinterher. Insgeheim fragte er sich, ob das wirklich von Anfang an der Plan gewesen war. Wollten die beiden ihn wirklich nur Vorführen, oder war das Ganze nur ein großer Bluff um das eigene Gesicht zu wahren. Was immer es war, es war verdammt überzeugend.
 

Im Nachhinein musste er feststellen, dass er die Jungs an Ort und Stelle hätte aufhalten müssen, doch das hatte er aufgrund seiner Überraschung verpasst. Aus diesem Grund musste er mit den Konsequenzen leben.

„Wie ist das Training mit den Blitzkrieg Boys gelaufen?“

„Bescheiden. Allerdings hatte ich auch nicht erwartet, dass sie mir entgegen kommen.“

„Und damit ist die Sache erledigt?“

„Nein, aber man muss erstmal in der Lage sein dieses Team abzufangen und dass ist die größte Herausforderung...“

Die Jungs waren Stur, doch zu einem Großteil lag es daran dass sie nicht wussten, was sie von dem ganzen halten sollte. Das zeigte auch die Art und Weise, wie sie ihm entgegen traten. Sie waren nicht respektlos, es war eher das Gegenteil. Das Team versuchte seine Distanz zu wahren und auch wenn sie kein Geheimnis daraus gemacht hatten, dass sie ihn loswerden wollte, so hatte er nicht das Gefühl gehabt, als hätten sie den Bogen überspannt. So manch anderer an deren Stelle wäre mit Sicherheit ausfallend geworden, doch das war bei diesem Team nicht der Fall gewesen.

„…ich denke, dass sie sich gegen Boris durchsetzen können. Wir müssen nur darauf achte, dass er den Blitzkrieg Boys außerhalb der Arena nicht zu nahe kommt.“

Das war einfacher gesagt als getan, insbesondere dann wenn man den Gegner nicht einschätzen konnte. Die beste Möglichkeit wäre das Team im Auge zu behalten, doch dass würden diese niemals zulassen. Zumindest nicht ohne Gegenwehr. Mit diesem Gedanken blickte Bruce auf die Teamaufstellung der PPB. Wie erwartet würden Max und Rick das Teammatch bestreiten, dem zur Folge hatten die Blitzkrieg Boys eine gute Wahl getroffen.

„Rick und Max müssen sich in diesem Match richtig anstrengen. Im Gegensatz zu ihnen wissen die Blitzkrieg Boys wie sie ihre eigen Angriffe mit Hilfe ihres Teampartners verstärken können. Aus diesem Grund werden sie auch Spencer und Ian nie als Team aufstellen. Die beiden können zwar im Team kämpfen, aber ihre Kräfte würden sich nicht gegenseitig ergänzen.“

Das war eines der Geheimnisse, wieso die Blitzkrieg Boys so stark im Teammatch waren. Die Kräfte von deren Bitbeast konnten sich perfekt ergänzen und genau deshalb hatten sie in einem Teammatch die besseren Voraussetzungen.
 

- Bein Invasion -
 

Zu sagen, dass ihnen die Wendung bezüglich der Blitzkrieg Boys missfiel war die Untertreibung des Jahres. Um genau zu sein sagte es ihnen gar nicht zu. Ihr ursprünglicher Plan war es mit den Blitzkrieg Boys abzurechnen, sobald diese aus dem Turnier ausgeschieden waren. Das Problem war, dass sie die einzelnen Runden des Turniers wahrnehmen mussten und die Blitzkrieg Boys sich immer diese Momente herausgepickt hatten um ihren Move zu machen. Demnach blieb nur die Möglichkeit sich auf andere zu verlassen, doch eben auf diese anderen war kein Verlass gewesen und nun hatten sie den Salat.

„Mal sehen wie sich die PPB so schlägt. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass die werten All Starz mit ihrer Taktik Erfolg haben.“

„Besser für uns wäre es aber. Ich habe keine Lust, dass die Blitzkrieg Boys uns noch kurz vor Ende noch einen Strich durch die Rechnung machen und sich wieder vor unsere Teams drängen.“

Es war an sich schon eine Schande, dass die Blitzkrieg Boys zwei Runden aussetzen durften und immer noch zu den besten Teams gehörten. Jedes andere Team wäre ins Bodenlose versunken, doch die drei Matches, welches sie bereits bestritten hatten waren ausreichend, um ihnen einen gewissen Vorsprung zu verschaffen.

„Wir müssen uns deutlich mehr anstrengen, wenn wir vorne bleiben wollen.“

Es war eine simple Tatsache. Sie wollten die Blitzkrieg Boys am Boden sehen, doch so wie sie sich im Moment anstellten, würde es ihnen nicht gelingen. Sie mussten mehr Einsatz zeigen und vor allem Aggressiver ans Werk gehen. Allerdings war das die falsche Runde dafür, immerhin kämpften sie gegen ihr Partnerteam Infinity. Das wiederum bedeutete, dass sie sich zusammenreißen mussten. Das letzte was sie brauchten, war das einer von ihnen seinen Blade einbüßte. Den brauchten sie immerhin für die nächste Runde und genau diese Runde würde die entscheidenste von allen sein. Nicht nur traten sie gegen die BBA Revolution an. Nein das Team Infinity würde auch gegen die Blitzkrieg Boys kämpfen. Und das würde die wirkliche Herausforderung werden. Allerdings waren sie zuversichtlich, dass sie dieses Matches meistern würde. Eine andere Alternative gab es nicht. Eine Niederlage wäre einfach inakzeptabel und allein deshalb war sie ausgeschlossen. Mochten sich andere mit einer Niederlage zufrieden geben, sie taten es nicht. Und wenn sie zu unfairen Mitteln greifen mussten, dann war das halt so. Der Zweck heiligt die Mittel und nur der Sieg war von Bedeutung. Das war was sie gelernt hatten und nur das war Entscheidend.
 

- Bei den PBB All Stars -
 

Emily hatte mittlerweile ihren Laptop zur Seite gestellt. Sie wusste beim besten Willen nicht was sie von der Teamaufstellung halten sollte. Bryan und Kai war eine Kombi, die sie nicht im Geringsten einschätzen konnte.

„Bin ich froh, dass ich nicht gegen den Psychopaten antreten muss?“

„Provozier ihn nicht, Michael.“

Von allen Blitzkrieg Boys war Bryan derjenige, den Max nicht wirklich über den Weg traute. Vielleicht lag es daran, dass er sich noch all zugut an den Kampf zwischen diesem und Ray erinnern konnte. Er würde nicht unbedingt sagen, dass er der beste Blader des Team war, allerdings bei weitem der gefährlichste.

„So stark sieht er gar nicht aus.“

„Täusch dich nicht, Rick. Bryan ist nicht ohne und die Tatsache dass er mit Kai ein Team bildet kann auch nichts Gutes bedeuten.“

„Jetzt mach dir nicht ins Hemd. Die beiden haben sich beim letzten Teammatch fast gegenseitig rausgeschossen. Das wird ein Kinderspiel.“

Eines konnte Max nicht leugnen, Rick war überzeugt von seinen Bladerkräften, doch er sah dem ganzen skeptisch entgegen. Natürlich gab es Situationen, bei denen ihre beiden Gegner den Eindruck erweckt hatten, dass sie sich überhaupt nicht leiden konnten, doch konnten sie deshalb davon ausgehen, dass dieser Kampf zu ihren Gunsten ausging. Er war sich in dem Punkt nicht so sicher.

„Lady und Gentlemen, ich habe die Ehre ihnen mitzuteilen, dass die Blitzkrieg Boys wieder aktiv im Turnier mitmischen werden.“

„Was für eine Überraschung, ich hatte die Jungs schon bei der letzten Runde abgeschrieben.“

„Stimmt. Wobei mir einfällt, dass ich immer noch nicht weiß, wieso sie in den letzten Runden nicht mitgemischt haben.“

„Es war irgendwas privates, glaub ich. Aber wen interessiert es? Das wichtigste ist, dass sie wieder mit dabei sind und gleich gegen die PBB All Stars antreten werden. Wir können also gespannt sein!“

Die Blitzkrieg Boys waren sich bei diesen Worten nicht sicher ob es nun eine gute Nachricht war, dass Stanley niemanden einen Grund für ihre Abwesenheit genannt hatte oder nicht. Nachdenklich suchten sie die Zuschauertribünen ab. Soweit sie es überblicken konnten schien keiner mit dieser Entwicklung unzufrieden zu sein, bis auf Boris, doch den konnten sie nirgendwo entdecken.

„Das gefällt mir nicht!“

„Scheint so, als hätte sich Boris verkrümelt. Besser so.“

In dem Punkt konnte Kai dem älteren nicht zustimmen. Ihm war es lieber wenn er wusste was seine Feinde taten. Dann wusste er wenigstens von wo er einen Überraschungsangriff zu erwarten hatte.
 

Für einen Moment herrschte Schweigen, in dem sie sich mental auf den Kampf vorbereiteten. Die Stärke dieses Teams wären eine Kombination aus Ricks brutalen Angriffen und Max eiserne Verteidigung. Sollte die PPB also doch wiedererwartend einen gut durchdachten Teamkampf liefern, konnten sie sich an diesem Team quasi die Zähne ausbeißen.

„Jetzt hör auf dir über die Frage Gedanken zu machen ob sie gelernt haben im Team zu kämpfen oder nicht.“

„Ich hab nichts gesagt.“

„Nach dem ganzen Schlammassel mit dem wir uns die letzten Monate rumschlagen mussten, brauchst du auch nichts mehr zu sagen. Deshalb erkläre ich dir den Plan noch einmal. Wir kämpfen, wir siegen, wir gehen. Klar soweit.“

„Sagt derjenige, der nicht wusste, was eine Tür ist!“

Zuerst war Bryan versucht etwas zu erwidern, doch dann ließ er es. Die Frage von damals war einfach dämlich gewesen, dass musste er sich selbst eingestehen. Allerdings hatte Kais Aktion so viele Fragen in einem Kopf zurückgelassen, so dass er sie unwillkürlich durcheinander gewürfelt hatte.

„Bringen wir es einfach hinter uns.“

„Das wollte ich hören.“

Normalerweise war es nicht Bryans Aufgabe vor einem Beymatch Schlachtparolen oder sonstigen Ansprachen zu Besten zu geben, allerdings konnte er nicht anders. Ihm war um ehrlich zu sein Wohler wenn sein Teampartner seine typische ich bin besser als ihr alle Nummer abzog. So wusste er wenigstens, dass in dem bevorstehenden Match nichts schief gehen konnte. Kai nachdenklich zu sehen war meistens ein Hinweis darauf, dass dieser sich seiner Strategie nicht wirklich sicher war oder einfach, dass dieser mit den Gedanken völlig wo anders war. Beides war jedoch kein wirklich gutes Zeichen.
 

Allerdings war das der falsche Moment um der Sache nachzugehen. Der Kampf würde in wenigen Sekunden beginnen und er hatte nicht vor den Start zu verpassen.

„Wird Zeit, dass ich eure Glücksserie beende.“

Sie hatten erwarten, dass Rick wieder eine große Lippe riskierte, doch dieser Kommentar ließ zumindest bei Bryan das Fass überlaufen.

„Wir geben dir gleich eine Kostprobe unserer Glückserie. Bin mal gespannt ob du anschließend noch ein Wort heraus bringen kannst.“

Intuitiv zog Max bei dieser Drohung den Kopf ein, lediglich Rick an den diese gerichtet war ließ sich nicht davon beeindrucken.

„Nimm den Mund lieber nicht zu voll, sonst muss ich ihn dir leider stopfen.“

„Seid ihr jetzt fertig, oder sollen wir ohne euch anfangen?“

Auch wenn der Kommentar sowohl an Rick als auch an Bryan gerichtet war, fiel Kais Blick lediglich auf seinen Teampartner. Ihm wäre es lieber wenn sie diesen Kampf bereits hinter sich hätten. Zumal er und Bryan nicht gerade das beste Team abgaben. Sie bildeten eines der effektivsten Teams, die sie zusammenstellen konnten, das war nicht zu bestreiten, doch das hieß nicht, dass sie gerne zusammen bladeten. Doch in diesem Kampf war es ein notwendiges Übel.

„Gut macht euch bereit für den nächsten Phänomenalen Kampf.“

Jazzmanns Kommentar riss ihn endgültig in die Gegenwart zurück. Schnell verbannte er jeden störenden Gedanken aus seinem Kopf und konzentrierte sich auf den bevorstehenden Kampf. Einen Kampf dessen Intensität allein von ihren Gegnern abhin. Alles andere konnte warten.
 

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Mühsames Kräftemessen

Kapitel 25: Mühsames Kräftemessen
 

Rick zögerte nach dem Start nicht lange und ging sofort auf Angriff. Sein Ziel war Bryan, den er systematisch durch die halbe Arena schob. Eine Tatsache, die Kai und Max dazu veranlasste in ihren Zweikampf den sie begonnen hatten innezuhalten. Intuitiv folgten ihre Augen den Blades der beiden Kontrahenten und ließen ihre Blades einfach im Zentrum der Arena kreiseln. Für Max war es unverständlich wieso Rick immer so eine Show abziehen musste, anstatt sich an den vorher geschlossenen Plan zu halten. Kai hingegen warf seinem Teampartner einen leicht verwirrten Blick zu. Bryan müsste eigentlich in der Lage sein sich gegen Ricks Attacken zu wehren, doch dieser ließ sich einfach herumschubsen.

„Wieso?...“

Max blickte nur irritiert auf die beiden Blades. Auch wenn er den weißhaarigen nicht wirklich einschätzen konnte, so war ihm dennoch klar, dass dieser etwas in der Hinterhand hatte. Allein dieser Gedanke ließ ihn handeln. Ohne weiter nachzudenken befahl er seinen Blade sich in Bewegung zu setzen und anzugreifen. Allerdings kam er nicht mal in die Nähe von Falborg, da sich in dem Moment Kai einmischte. Nun stand es fest, die Blitzkrieg Boys hatten eine Strategie, doch was ihn daran am meisten zu schaffen machte war die Tatsache, dass er nicht mal ansatzweise erahnen konnte welche das war. Er wusste nur eines, er konnte nicht gewinnen in dem er in der Defensive blieb, denn dann würde Rick früher oder später genau auf dem Präsentierteller stehen.

„Los Dracil, zeig was du kannst.“

„Jede Teamstrategie scheitert in dem Moment, in dem der erste die Formation durchbricht oder seinen Kampfstyle ändert.“

Noch ehe Max verstand was sein Gegenüber damit meinte, wich Falborg der nächsten Attacke von Rock Bision aus. Mit einer enormen Geschwindigkeit ließ er Ricks Blade hinter sich zurück und visierte stattdessen Max Blade an. Von dieser Wendung völlig überrascht hatte dieser keine Chance auszuweichen oder wieder auf Verteidigung zu setzen.
 

Während des ganzen sah Emilie nur völlig geschockt zu ihren Teampartner. Diese Wendung hatte selbst sie nicht miteinberechnet. Und das schlimmste war, dass Bryan Blade durchaus genug Power hatte um mit Rick mitzuhalten.

„Was geht da vor?“

Die Frage kam von Michael, der nur irritiert von einem Blade zum anderen Blade blickte. Er verstand nicht, wie der Kampf so ausufern konnte. Max musste sich gegen die Attacken seines Gegners wehren, doch obwohl Bryan mit voller Kraft und Geschwindigkeit angriff hatte er dennoch keine Schwierigkeiten Ricks Blade auszuweichen, sobald dieser versuchte in den Zweikampf zwischen ihm und Max einzumischen. Doch was er am aller wenigstens Verstand war die Tatsache, dass sich Kai scheinbar komplett aus dem Kampf zurückgezogen hatte. Das ergab einfach keinen Sinn. Hatte Kai wirklich soviel vertrauen zu seinem Teampartner, dass er sich sicher war, dass dieser alleine klar kam, oder war dieser sich einfach nur zu fein um einzugreifen. In gewisser Weise konnte er sich durchaus beides vorstellen und dennoch störte ihn irgendetwas an diesem Bild. Er kam nur nicht darauf war genau es war.

„Das ist dasselbe alte Spiel.“

Nachdenklich betrachtete Judy den Kampf. Zwar war sie in Punkte Strategie nicht auf den Kopf gefallen, doch hatte selbst sie zuerst Schwierigkeiten überhaupt eine Taktik hinter den Manövern des gegnerischen Teams zu erkennen. Im ersten Moment wirkten die Angriffe undurchdacht, nahezu willkürlich, doch je genauer sie hinsah, desto deutlicher wurde das Schema. Die Blitzkrieg Boys spielten mit ihrem Team und das auf einer ungewöhnlichen Ebene. Sie manipulierten ihre Gegner in aller Öffentlichkeit und zwar mit Worten. Worte, die nur dazu diente die Gegner zu verwirren und sie zu unüberlegten Handlungen zu bewegen. Das Problem war nur, dass die Blitzkrieg Boys damit Erfolg hatten.

„Was meinen sie damit Judy?“

„Das ist dieselbe Strategie, die sie auch bei der BBA Revolution angewandt hatten. Sie lenken die Aufmerksamkeit ihrer Gegner auf einen Blade, während der andere in Ruhe seinen nächsten Schritte planen kann. “

„Das heißt Kai wartet auf die perfekte Gelegenheit für seinen Überraschungsangriff. Das kann er vergessen…“

Mit diesen Worten hatte Emilie ihren Laptop beiseite gestellt und war aufgestanden. Noch einmal atmete sie tief durch bevor sie sich an ihre beiden bladenden Teammitglieder wendete.

„Rick, Max das Ganze ist ein Hinterhalt. Sie wollen euch von ihrem eigenen Vorhaben ablenken.“

Für einen Moment sah Max verdutzt zu Emilie, doch dann sickerte die Bedeutung durch. Wenn er genauer darüber nachdachte kam ihm dieser Kampf schon irgendwie bekannt vor, er konnte sich nur nicht erinnern woher.
 

Doch jetzt da Emilie ihre Warnung mitgeteilt hatte, fiel es ihm wieder ein. Tala hatte seinen Teampartner während des Kampfes gegen Raul und Julia auch für einige Zeit sich selbst überlassen, nur um dann völlig überraschend anzugreifen.

„Eine Falle?“

„Nicht mit uns!“

Ohne lange nachzudenken ließ Rick seinen Blade herumschnellen. Auch er erinnerte sich daran wie die ehemaligen F-Dynastie Blader besiegt worden waren und eines war sicher, er würde sich nicht so einfach ausspielen lassen. Zielstrebig attackierte er den blauen Blade, der bis eben völlig alleingelassen in der Arena gekreisel hatte. Doch dieser dachte nicht mal ansatzweise daran sich einem Zweikampf zu stellen. Im Gegenteil, egal wie schnell und hart die Angriffe kamen, er wich ihnen gespielt aus. Eine Tatsache, die Rick mit der Zeit sichtlich frustrierte.

„Bist du sicher dass ich die eigentliche Gefahr bin?“

Rick konnte nicht anders als seinen Gegenüber skeptisch anzusehen. Zwar konnte er es nicht beschwören, doch für einen Moment, hatte er das Gefühl ein amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht seines Gegners erhascht zu haben, doch nun war dieses komplett emotionslos. Dennoch konnte er sagen, dass sein Gegenüber alles andere als beunruhigt war, genauso wenig wie damals wo er das erste Mal gegen diesen gekämpft hatte. Eine Tatsache, die nur eines bedeuten konnte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Unruhig huschte sein Blick durch die Arena, doch im ersten Moment war ihm nicht klar was seine Gegner planen könnten. Es gab einfach keinen Vorteil, den diese nutzen konnte, zumindest nicht auf den ersten Blick.
 

Mit einem Mal viel sein Blick unbewusst auf die anderen Blades. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund befanden sich sein Blade und der von Max genau zwischen den beiden anderen. Auch wenn er nicht der größte Stratege war, so konnte er dennoch sagen, dass diese Entwicklung nicht gut für sie war. Bevor er jedoch handeln konnte überschlugen sich die Ereignisse bereits und ließen ihn keine Kontermöglichkeit.

„Was zum…?“

„Auf zur Phase 2!“

Mit diesen Worten ließ Kai seinen Blade angreifen, wodurch er Ricks Blade noch ein wenig zurückschubste. Dann jedoch nahm er so viel Abstand von seinem Gegnern wie er konnte. Und dass keine Sekunde zu spät.

„Falborg. Nothern wind Attack.“

Ein heftiger Wind zog bei diesen Worten auf. Scharf zog er an den Bladern vorbei und erfasste alles was ihm im Wege stand. Selbst die Blades, die in der genauen Linie zu Bryans Blade standen hatten kaum eine Chance der Wucht des Windes zu entkommen und wurden prompt zurückgedrängt. Nicht nur dass, sie wurden unbarmherzig Richtung Arenenwand geschoben.

„Wag es ja nicht rauszufliegen.“

Das war alles was Rick herausbrachte. Zu mehr war er einfach nicht in der Lage, da der Wind nicht nur seinem Blade einiges abverlangte, sondern auch ihm selbst. Und er war um einiges Stärker als sein Teampartner. Das dieser weiterhin standhalten konnte und noch nicht nachgeben hatte war für Rick eine echte Überraschung. Dennoch zerrte der Wind an dessen Kräfte und er musste den jüngeren irgendwie dazu bringen durchzuhalten. Und dieser Satz war seine Methode und bislang hatte sie immer hervorragend funktioniert.
 

Langsam verebbte der Wind um sie herum wieder. Die Blader hatten sich während der Attacke gegen den Wind gestemmt, weshalb es ein echter Schock war als dieser völlig unverhofft abnahm. Ohne es verhindern zu können verloren zumindest Rick und Max aufgrund dieser Tatsache das Gleichgewicht und fielen auf die Knie. Schwer atmend blickten die beiden auf. Die Attacke war für sie nicht gefährlich gewesen, dennoch waren sie physisch nahezu am Ende.

„Musstest du so übertreiben?“

„Gegenfrage. Könntest du mal in die Gänge kommen? Oder soll ich diesen Kampf alleine gewinnen?“

„Wieso? Du scheinst doch bestens Klarzukommen.“

Bryan liebte seine Holzhammer Methode und Kai war der letzte, der diesem dazwischen funken würde, zumindest solange nicht, wie dieser das Match unter Kontrolle hatte. Doch in einem Punkt musste er Bryan zustimmen, es war Zeit diesen Kampf zu beenden. Sie hatten ihre Gegner immerhin da wo sie sie haben wollte.

„Dranzer. Es ist so weit.“

Das Feuer griff um sich als der Blade in einem hellen rot erglühte. Es wirkte so, als wüssten die einzelnen Flammen genau was sie zu tun hatte. Beschützend umschloss sie den blauen Blade und schlug gleichzeitig aus um alles von diesem fernzuhalten. Wie an einem Seil zogen sich die Flammenzungen empor.

„Fire Twist Attack.“

„Dracil, Heavy Viper Wall. Halt dagegen.“

Mit diesen Worten war auch Max wieder auf den Beinen. Er wusste dass es ein sichtlich verzweifelter Versuch war, doch er musste es einfach versuchen. So durfte dieses Match nicht enden. Zumindest nicht solange sie ihre eigenen Spezialattacken noch nicht benutzt hatten.

„Falborg, Stroblitz attack.“

„Rock Bison, Drop rock.“

Kaum hatten alle vier Blader ihre Spezialattacken gestartet ging alles sehr schnell. Eigentlich wollte Max mit seiner Spezialattacke der von Kai entgegenwirken, doch damit ließ er seinen Blade schutzlos zurück. Eine Tatsache, die Bryan sofort ausnutzte. Noch ehe die Spezialattacken der beiden aufeinander treffen konnte, wurde Maxs Blade von seiner Attacke erfasst und zurückgeschleudert. Bevor er jedoch zum nächsten Schlag ausholen konnte krachte Ricks Blade in den seinigen.
 

Bryan hatte sichtlich Mühe um seinen Blade nach dieser Attacke wieder unter Kontrolle zu bekommen und kurz bevor die Arena zu Ende war, kam sein Blade taumelnd zum Halten. Unruhig kreiselte er auf der Kante, so dass nur eine winzige Berührung ausreichen würde um ihn aus der Arena zu stoßen. Doch seine Gegner hatten andere Probleme, als dass sie die Zeit fanden ihm den vernichtenden Schlag zu versetzen. Er hatte Maxs Spezialattacke gestoppt und Ricks Angriff hatte dafür gesorgt, dass dessen Blade genau im Radius von Kais Attacke gelandet war, während Bryan selbst meterweit entfernt war.

„Game over!“

Sichtlich zufrieden mit sich selbst schaute Bryan zu, wie die Blades seiner Gegner von Kais Feuertornado erfasst und unkontrolliert durch die Luft geschleudert wurden. Erst nach seinen Worten löste sich die Feuersäule auf und sorgte dafür, dass die Blades Richtung Boden fielen. Max und Rick konnten nichts tun als fassungslos zuzusehen, wie ihre Blades außerhalb der Arena landeten. Es war genau dieser Anblick, der jedem in der Arena die Sprache verschlug. Selbst die unterlegenen Blader konnten keinen anständigen Satz herausbringen.

„Was zum…“

Rick konnte seinen Augen einfach nicht trauen. Die letzte Niederlage war ja schon demütigend, doch diese war auch nicht besser. Die Blitzkrieg Boys hatten sie regelrecht ausgespielt und sie hatten nicht mal eine richtige Kontermöglichkeit. Und genau das war wohl das Frustrierendste von allem.
 

Kaum hatten sie gedacht, sie hätten die Strategie der beiden durchschaut, wurden sie auch schon mit einer unerwarteten Aktion überrascht. Das einzig positive daran war, dass selbst Emily nicht wirklich zu verstehen schien was gerade passiert war. So standen sie zumindest nicht wie die absoluten Volldeppen da.

„Also ganz ehrlich. Ich geb es auf. Ich krieg ja nicht mal einen Ansatzpunkt wenn es um die Strategie der Blitzkrieg Boys geht.“

Frustriert hatte Emily ihren Laptop geschlossen. Sie wusste nicht wie oft sie schon versucht hatte die Schritte ihrer Gegner vorauszuberechnen, nur eines, es war ihr nie gelungen. Ab und zu erwischte sie sich sogar dabei, dass sie sich fragte ob die Jungs wirklich nur eine Strategie hatten oder sich einfach von Plan A bis Plan Z durchhangelten bis einer zum Erfolg führte. Doch für diese Theorie waren sie einfach viel zu organisiert.

„Wer darf sich den nächsten Abklatsch holen?“

„Bessere Frage, Rick. Wer ist unser nächster Gegner?“

Für einen Moment blickte Emily bei Michaels Frage zu ihren Gegnern. Erst danach wendete sie sich an ihren Teampartner. Es standen nur zwei Blader zur Auswahl und zwar Tala und Ian. Zu ihrem Leidwesen durfte entweder sie oder Michael gegen die beiden antreten und bis jetzt hatten sie noch nicht wirklich festgelegt wer.

„Sieht so aus als wäre Ian als nächstes dran.“

„Dann viel Spaß. Ich übernehme Tala.“

Da sprach das Ego, doch vielleicht war es sogar besser so. Michaels Blade hatte auch eine Menge Power und mit etwas Glück, konnte er Tala damit genauso überraschen wie Rick vor einem Jahr.
 

Zumindest war es eine leichte Hoffnung, doch wirklich darauf wetten würde sie nicht. Selbst Judy sah sichtlich skeptisch zu den gegnerischen Bladern. Was musste in den Köpfen ihrer Gegner vorgehen, damit sie solche Manöver bringen konnten. Es war alles Lug und Trug. Eine Reaktion führte zur nächsten und sie schienen alle berechnet zu sein. Jede einzelne Wendung, jedes noch so kleine Detail und wenn nicht, so sorgten sie mit ihren Kommentaren dafür. Oder waren selbst diese von vornherein geplant gewesen. Es schien nahezu unmöglich. Das schaffte nicht einmal ein Computer auf dem aller höchsten Stand. Für so etwas brauchte man Menschenkenntnis und genau das war deren einziger Vorteil. Sie kannten ihre Gegner, wussten wie sie auf bestimmte Situationen reagierten und ließen dass in ihrer Strategie mit einfließen.

„Vielleicht gibt es eine Möglichkeit Tala zu schlagen wenn….“

„Lass gut sein Emily. Je mehr wir mit Strategie vorgehen, desto schlimmer ist unsere Niederlage. Die fünf wissen was wir zur Verfügung haben. Sie sind darauf vorbereitet und im Gegensatz zu uns kennen sie ihre Gegner. Das hat ihnen vor einem Jahr bei der BEGA das Genick gebrochen. Sie waren nicht vorbereitet…“

Es war bitter, doch genauso war es. Der beste Beweis dafür war sein Kampf gegen Tala der während der letzten Championships stattgefunden hatte. Er hatte diesen binnen wenigen Minuten besiegt und zwar weil dieser nicht mit der Power seines Blades gerechnet hatte.

„…die beste Möglichkeit sie zu besiegen ist, deren Strategie über den Haufen zu werfen.“

„Eine gut einstudierte Strategie kann man nicht mit einer Nichtstrategie über den Haufen werfen, Rick. Das endet in einem Desaster.“

„Nicht wenn die Nichtstrategie unsere Strategie ist. Emily.“

Nun war Emily und auch so mancher anderer aus dem Team raus. Sie konnten Rick beim besten Willen nicht mehr folgen und das sollte schon etwas heißen. Immerhin war dieser jemand, der sich nicht wirklich um so etwas wie Strategien und Teamwork scherte.

„Ich versteh kein Wort.“

„Was ich meine ist. Tricksen wir sie aus. Lassen wir es so aussehen, als ob wir keine Strategie haben und dann schlagen wir im richtigen Moment zu.“

„Rick hat vielleicht gar nicht so unrecht, Emily. Wahrscheinlich werden die Blader auf Abstand gehen, wenn sie keine Strategie erkennen um ihre Vorgehensweise zu überdenken.“

„Also sollen wir sie blind attackieren und nur aufpassen, dass sie keinen Gegenangriff starten können? Das ist doch absurd.“

„Absurd? Vielleicht, aber wohlmöglich die einzige Möglichkeit die uns bleibt.“

Bei diesen Worten warf Judy einen kurzen Blick zu dem gegnerischen Team. Im letzten Moment erhaschte sie Kais nachdenklichen Blick, doch ehe sie diesen richtig wahrnehmen konnte, wendete sich dieser schon ab und teilte ein paar Worte mit seinem Teamkäptain.
 

Das Verwundernswerte an dieser Aktion war jedoch, dass der rothaarige sich aufgrund der Worte zu ihnen umwendete. Zumindest vermutete sie, dass dies der Grund war. Tala hatte ihnen zwar nur einen kurzen Blick zugeworfen, aber es reichte um sie schaudern zu lassen. Wusste das gegnerische Team bereits über ihre Pläne Bescheid. Doch das konnte nicht sein, wenn sie selber erst darauf gekommen waren.

„Alles in Ordnung, Judy.“

„Ich bin mir nicht sicher, Emily.“

Im ersten Moment wollte sie noch etwas ergänzen, doch da hatte sich Emily schon zur Arena umgewandt. Natürlich hätte sie diese zurückrufen können, doch sie entschied sich anders. Sie konnten eh nur über das Vorgehen des gegnerischen Teams spekulieren und es brachte nichts, wenn sie Emily durch ihre Zweifel verunsicherte. Erst als diese an der Arena angekommen war stockte sie. Sie alle hatten erwartet, dass Ian als nächstes bladen würde, doch dieser hatte sich ohne Vorwarnung wieder hingesetzt.

„Ich dachte Ian würde….“

Die Ereignisse verschlug sogar Max sichtlich die Sprache. Emily hatte sich gerade dem Match gestellt und nun konnte sie nicht mehr zurück. Ian jedoch war nur von seiner Bank aufgestanden, doch letzten Endes war es Tala der zur Arena geschritten war.

„Sie reagieren und warten darauf, dass ihre Gegner die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen, damit sie ihren eigentlichen Plan in die Wege leiten können.“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, traf die Erkenntnis sie wie ein Blitz. Die Blitzkrieg Boys würden nicht zulassen, dass Boris dieses Turnier gewinnt. Deshalb planten sie jeden einzelnen Satz jede einzelne Gestik bis aufs kleinste Detail durch, damit der Zufall ihnen nicht in die Quere kommen konnte. Sie wurden von Anfang an von den Blitzkrieg Boys manipuliert und sie hatten es nicht mal bemerkt. Wahrscheinlich würde man ihr Paraneuer vorwerfen, wenn sie dies offen kundgeben würde. Denn wie konnte es sein, dass ein paar Teenager in der Lage waren eine erwachsene Frau mit deutlich mehr Lebenserfahrung auszustechen. Die Wahrheit war jedoch bitter. Die fünf hatten in ihrem Leben mehr erlebt, als so mancher 80 jährige und sie war sich sicher, dass sie nicht mit den Jungs tauschen wollte. Mit keinem von ihnen.
 

Kurzerhand schüttelte sie die Gedanken beiseite und sah zum Kampf, doch dieser war mittlerweile bereits vorbei.

„Was ist passiert?“

„Ich hab angegriffen, dann meinte Tala, dass wir es ihnen zu einfach machen und hat sein Bitbeast losgelassen und dann…“

Dann war es vorbei. Und das Frustrierende war, dass Emily nicht mal sagen konnte wieso. Das ganze ging so schnell, dass sie nicht mal die Chance hatte zu reagieren.

„Scheint so, als dürfte ich jetzt um das Trostpflaster bladen.“

Missmutig schritt Michael zur Arena. Er konnte es noch nie leiden einen Kampf zu bestreiten und zu wissen, dass sein Ergebnis eh für die Katz war. Sie hatten diese Runde verloren, das war nicht mehr zu leugnen und jetzt ging es nur noch um die Punkt. Was an sich auch schon wieder vergebene Liebesmühe war, da sie sowieso meilenweit zurücklagen.

„Na dann los.“

Mit diesen Worten wollte er sich selbst motivieren, doch irgendwie gelang es ihm nicht wirklich. Unbewusst starrte er daraufhin zu seinem Gegner. Dieser schien nicht im Geringsten besorgt über das Match zu sein. Wie sollte er auch, sein Team würde die Runde so oder so gewinnen. Dennoch irritierte es ihn. Ian hielt sein Blick einzig und allein auf seinen Blade gerichtet und wendete ihn keinen Augenblick ab. Hatten sie irgendetwas an dem Blade gemacht? Das war die Frage die ihm gerade durch den Kopf ging. Konnte es sein, dass sie auf Risiko gingen um den letzten Kampf ebenfalls zu gewinnen. Erst dieser Gedanke ließ ihn aufschauen und die Erkenntnis in seinen Kopf sickern. Die Blitzkrieg Boys hatten zwei Runden ausgesetzt und brauchten jeden Punkt den sie kriegen konnten. Es brachten ihnen nichts auf Sicherheit zu spielen, so wie sie es am Anfang des Turniers getan hatten.

„Zeigen wir Ian was wir können.“

Mit diesen Worten machte er sich für den Kampf bereit und der Beychip leichte kurz auf, fast so, als wollte er Michael zustimmen oder ihm signalisieren, dass er verstanden hatte.
 

Keine Sekunde nach dem der Kampf eröffnet wurde griff Michael auch schon an. Immer und immer wieder attackierte er den gegnerischen Blade, doch zu seinem leidtragen wich dieser ihm pausenlos aus. Es war ein Katz und Maus spiel und auch wenn er die Katze war konnte er sich nicht auf den Sieg verlassen. Das hatten ihm die Geschichten von Tom und Jerry oder Twitty und Silvester gezeigt. Mit diesen Worten griff er ein weiteres Mal an, jedoch mit demselben Ergebnis. Er verfehlte sein Opfer um Haaresbreite.

„Könntest du mal aufhören wegzurennen.“

„Nö.“

Dieser Kommentar ließ Michael verdutzt zurück. Er hatte mit einem völlig anderen Kommentar gerechnet. Und insgeheim stellte er sich die Frage, ob das wieder nur so eine Flinte von den Blitzkrieg Boys war. Gerade als er sich überlegen wollte etwas Abstand zu nehmen wurde sein Blade mit einer enormen Wucht von seiner Position gedrängt. Ian hatte Angegriffen, doch war kurz darauf wieder auf Abstand gegangen.

„Michael konzentrier dich.“

Richtig er musste sich konzentrieren, damit hatte Emily Recht. Doch wie sollte er es tun, wenn er nicht mal wusste wie er eigentlich kämpfen sollte. Sein Gegner spielte mit ihm, dass hatte er mittlerweile festgestellt doch was brachte es diesem.

„Sein BitBeast ist eine Schlage und genauso verhält sich auch sein Blade.“

Auch wenn Rick mehr zu den anderen aus dem Team sprach als zu ihm, so bekam Michael die Worte dennoch mit und sie ergaben Sinn. Eine Schlage wartete immer auf den richtigen Augenblick und griff dann erst an. Genauso wie Ian es getan hatte.
 

Das war seine Strategie. Ian wollte seinen Gegner durch die ständigen Ausweichmanöver aus dem Konzept bringen und nicht nur das. Er wollte seinen Gegner frustrieren. Denn nur beim einem frustrierten oder wütenden Blader war ein Fehler garantiert. Das fatale an dieser Methode war nur, dass Ian sich richtig zusammenreißen musste um nicht selber einen Fehler zu machen. Sein letzter Angriff war ein Risiko gewesen. Natürlich hatte er bemerkt, dass Michael kurz abgelenkt war, doch wenn er nicht schnell genug weg gekommen wäre, hätte es anders aussehen können. Mit diesen Gedanken sah er kurz zurück zu seinem Team. Weder Kai noch Tala konnte man im Gesicht ansehen was sie dachten und auch sonst konnte man keinerlei Gestik bei ihnen wahrnehmen. Wenn er es nicht besser wüsste, so hätte er vermutet, dass die beiden nur Figuren aus Stein wären. Ein gutes Zeichen, denn auch die beiden hatten ihre Angewohnheiten, wenn sie sich sorgen machten. Und die erste Regung waren finstere Blicke. Es mochte merkwürdig klingen, doch er konnte sehr wohl unterscheiden, ob die beiden lediglich besorgt waren oder einfach nur drauf und dran jemanden an die Gurgel zu gehen.

„Wyborg, Battering ram knock out!“

Es war so weit. Michaels Blade befand sich an der Stelle an der er ihn haben wollte und nun war es Zeit seinen letzten Zug zu machen. Ungebremst kam er auf seinen Gegner zu. Seine Spezialattacke war für den finalen Angriff bestimmt. In dieser sammelte er die restliche Energie seines Blades und seines Bitbeast und ließ sie mit einem Mal frei. Sie war dazu bestimmt den gegnerischen Blade aus der Arena zu befördern. Doch er musste feststellen, dass sie nicht perfekt war genauso wenig wie seine Berechnung.

„Mist.“

Fassungslos sah Ian zu, wie der Blade seines Gegners gegen die Arenenwand knallte und anschließend wieder in diese zurückgeschleudert wurde.
 

Bei diesem Ereignis waren die anderen Mitglieder der PPB erschrocken aufgestanden. Wenn sie ehrlich zu sich selbst waren, hatten sie Michael Blades bereits aus der Arena fliegen sehen. Doch das war nicht der Fall. Zwar waren seine Kreiselbewegungen sichtlich unruhiger, doch er war noch im Rennen. Allerdings war es Eddy, der sich als erstes dazu äußerte.

„Ich fass es nicht, dass er diese Attacke überstanden hat.“

„Ian hat sich verschätzt. Der Angriff hatte Michaels Blade nicht optimal getroffen, andernfalls wäre dessen Blade deutlich höher in die Luft geflogen.“

„Irgendeine Chance, dass ihn diese Fehlberechnung den Sieg kostet?“

Für einen Moment tippte Emily etwas in ihren Laptop ein. Es war schwer zu sagen. Aus diesem Grund war ihre Antwort auf Ricks Frage auch mehr als unbefriedigend.

„Keine Ahnung. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.“

Missmutig starrte sie auf die Daten. Laut ihrer Analyse hatte Ian nicht mehr genug Energie um eine weitere Spezialattacke zu starten. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass dieses Team sie überraschte. Insgeheim rechnete sie schon damit, dass gleich der nächste Angriff kam, doch zu ihrer Verwunderung blieb dieser aus. War es möglich, dass ihre Daten zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig lagen.

„Die Blitzkrieg Boys haben die Oberhand verloren.“

„Wie kommst du darauf Rick.“

„Sieh dir Tala mal genau an. Bis eben war er völlig ruhig. Doch jetzt wirkt er reichlich verstimmt.“

„Glaubst du nicht, dass das Zufall ist, Rick.“

„Wenn du einen Gegner hinter deine Fassade blicken lässt, bist du erledigt. Das lernt man auf der Straße. Je mörderischer dein Blick, desto weniger legen sich die anderen mit dir an. Sprich, je näher die Niederlage, desto finsterer der Blick.“

Emily sah ihren Teampartner daraufhin nur skeptisch an. Es konnte sein, dass das die Vorgehensweise auf der Straße war, doch sie bezweifelte, dass die Blitzkrieg Boys auf diese Methode zurückgriffen. Ihrer Meinung nach war es für diese nur ein Hobby andere einzuschüchtern. Der Gedanke, dass selbst dahinter Berechnung steckte wies sie konsequent von der Hand. Es wäre einfach viel zu erschreckend, wenn sie zugeben würde, dass Rick ihre Gegner besser einschätzen konnte als sie.
 

Allerdings konnte sie eine Tatsache nicht von der Hand weisen und zwar, dass Michaels Performance immer besser wurde. Sein Spezialangriff hatte Ian ganz schön ins straucheln gebracht, dennoch schien dessen Blade weiterhin durch die Arena zu schnellen.

„Komm schon Michael, du schaffst das!“

Schmunzelnd blickte sie zu Max, welcher gerade damit begonnen hatte seinen Teampartner anzufeuern. Und tatsächlich schien es zu funktionieren. Ein Angriff nach dem nächsten fand sein Ziel und Ian schien immer mehr Schwierigkeiten zu haben, diesen rechtzeitig auszuweichen. Urplötzlich jedoch drehte der Blade ab und hielt genau auf Michaels zu. Von der Wucht des Aufpralls wurden beide zurückgeschleudert.

„Nein.“

Beide Blade befanden sich in der Luft, weshalb Eddy diese Aussage nicht für sich behalten konnte. Er sah schon wie beide die Arena verließen und der Kampf als Unentschieden gewertet wurde. Doch dann berührte der Blade in letzter Sekunde die Arenenwand und rutschte Bewegungslos in diese zurück, während Ian Blade an ihm vorbei flog. Der Kampf war vorbei und sie hatten ihn gewonnen auch wenn sich keiner von ihnen wirklich wie Gewinner fühlte.

„Das war knapp.“

„Naja besser ein knapper Sieg als keiner.“

„Tolle Logik, Max.“

Mit diesen Worten klappte sie ihren Laptop zu und stand auf. Sie hatte momentan keine Lust sich den letzten Kampf anzusehen. Die Daten von dem Kampf zwischen Invasion gegen Infinity hatte sie schon gespeichert. Und auch wenn der Kampf zwischen der BEGA und der BBA Revolution vielversprechend war, konnte sie sich nicht dazu motivieren hier zu bleiben. Sie brauchte frische Luft und etwas Zeit zum Nachdenken. Zudem musste sie die Daten auswerten, vielleicht konnte sie ja wenigstens Tyson und sein Team damit helfen.

„Wo willst du hin?“

„Zum Hotel.“

„Aber der Bus fährt erst in 10 Minuten.“

„Ich gehe zu Fuß, immerhin ist es ja nicht weit.“

„Wir kommen mit, besser als uns die nervigen Fragen der Reporter anzuhören.“

Mit diesem Kommentar schlossen Michael und Eddy sich ihr an. Insgeheim war sie froh darüber, weil sie nicht wirklich alleine durch die vereisten Straßen wandern wollte.
 

Aus diesem Grund schritten die 3 Blader wenige Minuten später missmutig durch die leeren Gassen der Stadt. Es hatte mittlerweile leicht angefangen zu schneien, doch davon bekamen sie kaum etwas mit. Die Niederlage saß ihnen noch immer in den Knochen und sie wussten nicht wie sie damit umgehen sollten. Noch Niederschmetternder war jedoch das sie Punktemäßig auf dem letzten Platz waren und die BBA und Blitzkrieg Boys mit 21 Punkten beide auf dem dritten Platz verweilten. Das große Fazit war also, dass Boris Teams vorläufig in Führung lagen. Doch trotz all der Zahlen blieb das letzte Match das, was ihnen momentan am meisten zu schaffen machte.

„Was für ein Reinfall! 4 zu 1 für die Blitzkrieg Boys und ich weiß immer noch nicht wie das gekommen ist.“

„Es könnte schlimmer sein.“

Wenn auch nicht viel schlimmer, aber allein der Gedanke reichte um sie wenigstens ein bisschen aufzumuntern. Allerdings schien Michael das anders zu sehen, dass er diesen Kommentar nicht einfach so stehen lassen konnte.

„Ach ja? Ich hab das blöde Match gegen diesen Ian nur knapp gewonnen und wenn die Blitzkrieg Boys uns nicht verarscht hätten, wäre ich gegen Tala wahrscheinlich hoffnungslos untergegangen und es stände jetzt 5 zu 0.“

„Ich meine damit, dass wir froh sein könne, dass sie sich damit begnügt haben uns im Match zu besiegen und es sich nicht auf die Fahne geschrieben haben unsere Blades zu schrotten. Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, dann hätte ich den Kampf erst beendet wenn man gegnerischer Blade in tausend Einzelteilen vor mit gelegen hätte.“

„Jetzt übertreib nicht Emily.“

„Tu ich nicht! Hast du vergessen wie sauer Tala war? Ich nicht und dabei habe ich nicht mal ansatzweise verstanden was er damals gesagt hat. Darüber hinaus. Kannst du dich noch an die Sache mit Julia erinnern? Sie hat Tala nichts getan und dennoch konnte sie ihren Blade nach dem Match mit ihm general überholen.“

Die Blitzkrieg Boys waren ein Team, welches man unter keinen Umständen anlegen durfte. Die fünf hatten gelernt wie man seine Gegner auf die Knie zwingen konnte. Und auch wenn sie nicht mehr nach den Gesetzen der Abteil lebten, so waren diese dennoch in ihren Köpfen verankert. Mittlerweile war sie zwar zu dem Schluss gekommen, dass sie eine zweite Chance verdient hatten, doch das war eine Tatsache, die sie nie vergessen würde.

„Glaubst du da kommt noch was nach?“

„Ich weiß nicht. Machen wir uns nichts vor, bisher sind alle unsere Strategien gegen dieses Team im Sand verlaufen. Ich dachte die Daten über ihre Blade würden reichen um ihre Schritte vorherzusehen und sie zu besiegen, aber das war ein Irrtum. Nicht dir Blades sind der Schlüssel sondern die Blader selbst. Solange wir nicht wissen, was in deren Köpfen vorgeht, werden wir auch immer einige Schritte zurückliegen.“

„Wie schlau du doch bist. Ich beneide dich um diese Auffassungsgabe.“

Allein der Ton verriet die Falschheit der Worte. Und dafür brauchte man den Sprecher nicht mal zu sehen. Doch Emily, Michael und Eddy wussten auch ohne sich umzudrehen, von wem die Worte stammten.
 

Es war dieselbe Stimme, die sie schon einmal verhöhnt hatte und wenn sie ehrlich war würde sie jetzt lieber den Blitzkrieg Boys gegenüberstehen, als diesem Team. Zwar hatte das russische Team auch so manchen fiesen Spruch auf Lager, aber zumindest begnügten diese sich in den meisten Fällen damit sie zu ignorieren, anstatt sie anzugreifen. Zumindest jetzt, wo sie nicht mehr für Boris arbeiteten. Um genau zu sein waren sie deutlich umgänglicher. Es war jetzt nicht so, dass sie seit dem Moment die besten Freunde waren. Um genau zu sein waren sie das nie gewesen und werden es auch nie sein, dennoch waren sie soweit diese im Turnier zu tolerieren. Sie hatten sich geändert, doch das Team was ihnen jetzt gegenüberstand war mindestens genauso schlimm wie es die Demolition Boys vor 3 Jahren waren.

„Was wollt ihr.“

„Meine Güte, was bist du denn so schlecht gelaunt. Ihr tut ja fast so als wären wir die Personifizierung des Teufels.“

„Nein ihr arbeitet nur für den Teufel.“

Anders konnte man Boris nicht bezeichnen und in dem Punkt waren sich mittlerweile alle Blader die Boris kannten einig. Doch das schien die Gruppe vor ihnen nicht zu interessieren. Im Gegenteil, dieser schien ihren Kommentar höchstens belustigend zu finden.

„Das ist aber nicht nett. Was unser Anliegen allerdings betrifft. Wir wollen nichts Besonderes. Nur ein paar Informationen. Das ist alles. Gebt sie uns und ihr seid uns los.“

„Vergesst es.“

Emily konnte sich schon denken, was diese Blader von ihr wollten. Es war viel zu offensichtlich. Doch diesen Schritt würde sie nicht gehen. Das hätte sie nicht mal am Anfang des Turniers getan und da hätte sie so ziemlich alles versucht.

„Und hier dachte ich wirklich wir hätten dasselbe Ziel. Oder war es ein anderes Team, welches versucht hat die Blitzkrieg Boys aus dem Turnier zu drängen.“

„Es war ein Missverständnis und jetzt lasst uns endlich in Ruhe.“

„Gerne, aber nicht ohne Bezahlung.“

Mit diesen Worten holten der Sprecher und seine Begleiter ihre Blades hervor und richteten diese auf die PPB. In diesem Moment verfluchten die anderen sich selbst dafür, dass sie nicht auf Max und Rick gewartet hatten, denn nun stand es 5 gegen 3. Eine Tatsache, die auch ihren Gegnern nicht verborgen blieb.

„Ihr wollt euch doch nicht wirklich wehren, oder?“

„Als wenn wir euch ohne Kampf irgendetwas überlassen würden.“

Mit diesen Worten hatten auch Michael und Eddy ihre Blades gezogen. Sie würden nicht einfach den Schwanz einziehen und winselnd davon trotten. Und erst recht nicht vor diesem Team. Mochte sein, dass sie keine Chance hatten, doch zumindest würden sie kämpfend untergehen und möglicherweise konnten sie dieses Team solange abblocken, bis sie Unterstützung erhielten.
 

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Unerwartete Hilfestellung

Kapitel 26: Unerwartete Hilfestellung
 

Seit dem Zwischenfall mit dem Team Invasion waren einige Stunden vergangen. Am liebsten hätte sie sich im Hotel aufs Bett geschmissen und den Rest des Tages geschlafen, doch das konnte sie in dem Moment abschreiben, in dem der Rezeptionist den Notarzt gerufen hatte. Sie konnte es diesem nicht mal verübeln, immerhin sahen sie wirklich schrecklich aus. Zwar hatten sie überwiegend nur leichte Verletzungen, zum Teil sogar nur Kratzer. Allerdings waren ihre Sachen total zerrissen und mit Schlamm bedeckt. Zudem hatten sie einen ziemlich weggetretenen Eindruck gemacht. Kein Wunder wenn man davon ausging, dass sie 3 Stunden in der eisigen Kälte verbracht hatten, bis sie endlich beim Hotel angekommen waren.

„Gut was genau ist passiert.“

Mit diesen Worten hatte sich Judy auf einen Stuhl gesetzt. Auch Mr. Dickenson war anwesend und schien sie besorgt zu mustern. Für einen Moment nahm sich Emily die Zeit kurz durchzuatmen und sich alles noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.

„Wir wollten nach dem Kampf gegen die Blitzkrieg Boys zum Hotel gehen…“

Im Nachhinein stellte sich das als eine ziemlich blöde Idee raus. Andererseits war ihnen Boris Team vorher auch nie zu nahe gekommen. Wieso sie gerade diesen Zeitpunkt gewählt hatten konnte sie beim besten Willen nicht verstehen. Nur eines wusste sie, für sie war dieser Zwischenfall mehr als unerwartet gekommen. Vielleicht wollten sie sicher gehen, dass das Team Infinity in der nächsten Runde unterlag. Eine Möglichkeit wäre es jedenfalls, denn das Infinity und Invasion auf derselben Seite standen war selbst bei ihnen angekommen. Um genau zu sein hatte Dickenson Judy darüber informiert und diese hatte diese Information an das Team weitergegeben.

„…wir haben zuerst gar nicht bemerkt, dass uns jemand folgt. Erst als sie uns angesprochen haben sind wir auf die Mitglieder des Teams Invasion aufmerksam geworden….“

Für einen Moment stoppte sie. Vorher hatte sie sich nichts dabei gedacht, doch nun wunderte sie sich darüber, dass Boris nicht auch dort gewesen war. Hatten die Blader auf seinen Befehl hin gehandelt oder aus eigenem Antrieb. Doch war das überhaupt wichtig? Sie wusste es nicht, weshalb sie einfach weiter erzählte.
 

Nach einiger Zeit rieb sich Emily erschöpft das schmerzende Knie. Während des Kampfes mit Team Invasion war sie gestürzt und hatte sich das Knie aufgeschlagen. Es schmerzte höllisch und dennoch versuchte sie den beißenden Schmerz zu ignorieren und die Ereignisse weiterhin sachlich weiter zu schildern.

„…Als wir am Boden lagen haben sie sich meinen Laptop geschnappt und sind ohne zurück zu blicken gegangen. Sie hätten uns da einfach verrecken lassen…“

Wobei das nicht mal untertrieben war. Michael und Eddy hatten es deutlich schlimmer erwischt als sie. Eddy hatte seinen Sturz mit dem Kopf abgefangen und kurzzeitig das Bewusstsein verloren, während Michael mit voller Wucht gegen eine steinerne Hauswand geknallt war und erst einmal einige Zeit brachte um wieder Luft zu kriegen. Im ersten Augenblick hatte sie befürchtet, dass sie die beiden zurücklassen musste um Hilfe zu holen, doch bei diesem Wetter hätte dies auch deren Tod bedeuten können. Immerhin hatte es wieder angefangen zu schneien und wenn man berücksichtigte, wie lange sie zum Hotel gebraucht hatten, dann wären die beiden bereits eingeschneit ehe irgendeine Art von Hilfe sie hätte erreichen konnten. Hinzu kam, dass sie nicht mal mehr genau wusste wo sie genau überfallen wurden.

„…Wir haben uns nach dem Kampf irgendwie zum Hotel geschleppt und der Rezeptionist hat dann einen Arzt gerufen…“

Mit diesem Satz beendete sie ihre Ausführung. Der Kampf hatte sie sichtlich ausgelaugt, dennoch blieb ihr der septische Blick ihres Gegenübers nicht verborgen. Er schien abzuwiegen in wieweit er ihren Worten trauen konnte oder nicht. Das schlimmste war, dass sie sich durchaus vorstellen konnte, wieso dies so war. Aus diesem Grund konnte sie auch ihre nächste Frage nicht für sich behalten.

„Sie glauben uns nicht, oder?“

„Natürlich glaube ich euch, es ist nur…“

Stanley Dickenson konnte sich einfach nicht dazu bringen seinen Satz zu beenden. Diese ganze Aktion war Boris durchaus zuzutrauen. Dennoch blieben einige Fragen offen. Prinzipiell erinnerte ihn diese ganze Situation an das letzte Gespräch, welches er mit Kai geführt hatte. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass er die Worte des Jungen zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich ernst genommen hatte, dieses Mal war es anders. Dennoch waren deutliche Parallelen zu erkennen.

„Es ist wegen der Sache mit den Blitzkrieg Boys. Ihr habt damals gelogen und genauso wird Boris argumentieren. Es wird nicht einfach sein das Ganze zu beweisen und dass müssen wir wenn wir ihn unschädlich machen wollen.“

In Judys Stimme schwang eine leichte Resignation mit. Sie hatte Emily dazu überredet all das was geschehen war, noch einmal vor Mr. Dickenson zu berichten. Es war ihr von Anfang an klar, dass es nicht viel bringen würde und dass dieser nichts unternehmen konnte, doch er musste es erfahren.
 

Allerdings schien Emily den Sinn des Ganzen nicht wirklich begreifen zu können. Sie hatte sich Mühe gegeben alles so gut sie konnte wiederzugeben und es änderte trotzdem nichts. In dem Moment hatte sie eine leichte Vorstellung wie die Blitzkrieg Boys sich gefühlt haben mussten, als sie erfahren haben, dass ihr Team aus dem Turnier geflogen war. Und genau das konnte man an ihrer nachfolgende Reaktion deutlich erkennen.

„Das heißt sie tun gar nichts?“

„Mir sind die Hände gebunden. Tut mir Leid.“

Stanley hatte die Blitzkrieg Boys aufgrund der Anschuldigung, der PPB ausgeschlossen, aber das war was anderes. Es gab mehr als diese eine Beschwerde. Auch wenn er mittlerweile wusste, dass Boris in all diesen Fällen seine Hände im Spiel hatte so konnte er dennoch nichts von dem Beweisen. Die Daten von den Blitzkrieg Boys waren zwar sehr aufschlussreich, aber wirklich belangen konnten sie Boris nicht damit. Mit diesen Daten hatten sie beweise dafür, dass die Blitzkrieg Boys absichtlich sabotiert wurden und wer Boris kannte konnte erahnen, dass dieser nichts Gutes im Schilde führte. Doch genau das war das Problem. Wer ihn nicht kannte, würde zweifelslos die Verbindung suchen aber keine finden.

„Und was passiert jetzt?“

„Wir sollten die Blitzkrieg Boys und die BBA Revolutionen warnen. Wer weiß was Boris mit den Daten vorhat. Machen wir uns nichts vor Boris Teams waren auch ohne diese Daten sehr gut auf die anderen Teams vorbereitet.“

Mit ihnen wäre er wahrscheinlich in der Lage sowohl die BBA Revolution als auch die Blitzkrieg Boys in tosenden Wasser untergehen zu lassen. Es wäre immerhin nicht das erste Mal, dass er dies bewiesen hatte. Und es wäre nicht das erste Mal, dass er die einzelnen Mitglieder der Blitzkrieg Boys besiegt hatte, weil er ihnen mindestens einen Schritt voraus war.
 

Andererseits hatten auch die Blitzkrieg Boys die Daten von Boris Teams. Die Frage war nur ob sie damit wirklich etwas anfangen konnte. Immerhin half es ihnen gar nichts, wenn sie die Strategie der Gegner kannten jedoch nicht wussten, wie sie diese aus den Angeln heben konnte. Allerdings war er sich sicher, wenn ein Team aus der Datenmasse schlau werden würde, dann waren es die Blitzkrieg Boys. Die Jungs konnten ziemlich erfinderisch sein und genau darauf hoffte er. Zumal sie Boris Vorgehensweise weitaus besser durchschauen konnte als er selbst. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen das Infinity Team mit Boris in Verbindung zu bringen. Im Nachhinein machte es zwar Sinn, dennoch musste man erst einmal darauf kommen, wenn man nur die Hälfte der Informationen besaß und er hatte nicht mal diese zur Verfügung.

„Und ansonsten können wir nichts tun?“

„Ich fürchte nicht, Judy. Wir können nur hoffen, dass die anderen Kämpfe zu unseren Gunsten ausgehen.“

Judy vermied es offen zuzugeben, dass sie sich mehr erhofft hatte. Doch sie musste einsehen, dass Stanley richtig handelte. Boris war einfach viel zu gerissen, als dass er einen Fehler machte. Würden sie sein Team ausschließen würde dieser damit an die Presse gehen. In dem Punkt war Boris schlauer als die Blitzkrieg Boys. Wobei so konnte man es auch nicht sagen. Die fünf waren einfach nur zu stur um sich Hilfe zu besorgen. Und genau das machte ihm immer noch zu schaffen. Sie setzten einfach alles auf eine Karte und schienen nicht mal einen Gedanken an die Konsequenzen ihrer Handlungen zu verschwenden. Anders war es nicht zu erklären, dass sie sich zurück in die Abtei gewagt hatten, obwohl sie wussten, dass diese Boris Terrain war.

„Judy, wenn du Bruce siehst sag ihm bitte dass er die beiden Teams so gut es geht im Auge behalten soll. Vielleicht kann er ihnen helfen sich gegen Boris Intrigen zu wehren.“

Zwar wusste Dickenson dass Bruce genauso wenig Einfluss auf die Blitzkrieg Boys hatte wie alle anderen, doch es war einen Versuch wert.

„Gauben sie, dass die Blitzkrieg Boys sich etwas von ihm sagen lassen.“

Auch wenn es eine vage Hoffnung ist, so war Tysons Vater immer noch der einzige der halbwegs an dieses Team heran kam. Zumindest schienen sie ihn nicht von vorne herein abzuwimmeln. Er selbst kam an die einzelnen Mitglieder des Teams nicht heran. Und selbst Kai schien mehr und mehr auf Abstand zu gehen. Hinzukam, dass seine Entscheidung das Team auszuschießen ihm das letzte bisschen Respekt, welches der Junge ihn entgegenbrachte, gekostet hatte. Das hatte der Jüngere ihm Gegenüber auch mehr als deutlich gemacht und dessen genaue Worte hatte er bis zum heutigen Tag nicht vergessen. Dafür hatte sie ihn einfach viel zu hart getroffen.

„Wir werden sehen. Nach dem was ich mitbekommen habe, wage ich es ehrlich gesagt zu bezweifeln. Dennoch hoffe ich, dass er sie wenigstens in die richtige Richtung lenken kann.“

Ihm war sehr wohl bewusst, dass dieses Vorhaben genau das war, was Kai vor wenigen Wochen offensichtlich an ihm kritisiert hatte. Er tat alles dafür um den Blitzkrieg Boys seinen Willen aufzudrücken. Doch was sollte er tun? Er konnte nicht einfach tatenlos zusehen wie Boris seine Pläne in die Tat umsetzte, zumal er die meiste Zeit nicht viel machen konnte. Der ganze Konflikt fand in der Arena statt und hier hatte er keinen Einfluss. Im Klartext, die Zukunft der BBA lag in den Händen der einzelnen Blader dieses Turniers und nicht in den seinigen.
 

- Einige Stunden später bei den Blitzkrieg Boys -
 

Seit die Nachricht der nächsten Kämpfe bekannt gegeben wurden hatten die Blitzkrieg Boys versucht sich einen Plan zurecht zu legen. Doch aus irgendeinem Grund kamen sie auf keinen Strategie, die ihnen am Ende helfen konnte.

„Das ist aussichtslos. Egal wie wir unser Team aufstellen, es endet immer gleich. Wir verlieren.“

Tala versuchte diesen Kommentar zu ignorieren, doch da es der Wahrheit entsprach konnte er nichts dazu erwidern. Frustriert saß er vor dem Schachbrett, welches sie notdürftig als Kampffeld aufgebaut hatten. Somit standen fünf weiße Figuren auf der einen Seite und fünf schwarze auf der anderen. Die weißen symbolisierten die Blader ihres Team, während die schwarze zu Boris zweitem Team gehörten.

„Jetzt lasst uns doch erst mal sachlich bleiben und noch mal von vorne anfangen. Ich glaube wir sind uns einig, dass er Napoleon in das Zweierteam stecken wird, da er erwartet, dass Tala und ich wieder zusammenbladen werden.“

„Blöd wenn er es nicht tun würde. Ihr beide liefert im Vergleich zu den anderen Bladern so ziemlich das beste Teammatch ab.“

Das war nicht mal gelogen. Bryan wusste dass aus eigener Erfahrung. Tala und Kai wussten immer wann sie sich aus ihrem eigenen Kampf zurückfallen lassen mussten um die Schwachstellen des anderen zu decken. Aber das geniale an deren Matches war, dass man nicht immer sehen konnte, dass sie zusammenarbeiteten. Ihre gemeinsamen Attacken waren nicht kontinuierlich, weshalb sich niemand auf ihre Angriffe vorbereiten konnten. Zwar kannte Boris sie gut, vielleicht sogar zugut, aber selbst er würde ihre Angriffe nicht vorhersagen können. Die beiden handelten intuitiv und genau das war ihr Vorteil.

„Ja aber genau deswegen sollten wir ja eben nicht zusammen bladen. Boris weiß wie wir agieren und dieser Teamkaptain hat dieselbe Technik in seinem Blade wie Brooklyn damals. Wir können unsere Attacken starten, aber sie würden nur absorbiert und dann mit doppelter Power postwendet zurückgeschickt werden. Und ganz im Ernst. Unsere Freezing Fire Attacke hat sowieso schon einen harten Rückschlag, ohne, dass wir ihr direkt ausgesetzt sind. Aber der doppelte Power dieser Attacke, möchte ich nicht entgegentreten. “

Das war wohl das frustrierteste an der Sache. Sie wussten wie der Trick funktionierte, doch das half ihnen nicht im Geringsten weiter. Klar konnten sie diesen unfairen Vorteil aufdecken, doch stellte sich hier die Frage, ob es wirklich eine illegale Methode war. Immerhin hatte selbst die PPB Mechanismen in ihren Blades um möglichst viele Daten von einem Kampf zu sammeln. Wenn ihre Anschuldigung sich als unwahr herausstellte würde es heißen, dass sie versuchten ihre Gegner mit unfairen Mitteln aus dem Rennen zu werfen und dass würde nur Boris selbst zu Gute kommen.

Und das war für sie nicht nur ein Verdacht, sondern eine unumstrittene Tatsache. Insbesondere deshalb, weil Dickenson nicht gerade gut auf ihr Team zu sprechen war. Eine Gegebenheit, die sie Boris miesen Tricks zu verdanken hatten , welche nur darauf abzielt hatten sie aus dem Turnier zu schmeißen. Sie konnten nur von Glück reden, dass diese bisher erfolglos blieben.

„Mag ja sein Tala. Aber was bring uns das? Selbst wenn ihr die Einzelkämpfe gewinnt, so ist das Teammatch immer noch das größte Problem. Wenn wir das verlieren, gibt es ein Unentschieden und das heißt..“

„Das entweder ich oder Kai gegen Mr. Was weiß ich wie der Typ heißt kämpfen müssen…diese verdammte Teamregel ist idiotisch…unsere einzige Chance wäre, wenn deren Trainer sich auf einen Endkampf zwischen den Ersatzspielern einlässt.“

„Träum weiter. So etwas würde Boris nie zulassen und er wird seine Methoden haben um seine Angestellten zu kontaktieren. Ach und nur nebenbei, der Typ heißt Napoleon.“

„Für dich!“

Tala konnte nicht anders als bei der Sturköpfigkeit seines jüngeren Teamkollegen die Augen zu verdrehen. Er selbst hatte sich nicht die Mühe gegeben sich den Namen dieses Bladers zu merken, doch momentan wünschte er sich, dass er es getan hätte. Was vor allem daran lag, dass ihm Kais Eigenart, diesen Blader Napoleon zu nennen auf die Nerven ging. Doch ohne richtigen Namen konnte er diesem nicht wirklich einen Grund geben damit aufzuhören. Schnell schüttelte er diesen Gedanken wieder beiseite und konzentrierte sich auf das eigentliche Thema. Er war sich sicher, dass Boris wusste, dass er die besten Karten hatte. Er würde sie nicht einfach unbedacht verspielen, in den er seinen Angestellten freie Hand ließ. Er wollte sie am Boden sehen und er war nur einige Stunden davon entfernt dieses Ziel zu erreichen.
 

Bei diesen Gedanken ging Kais Stimmung gegen null. Stumm blickte er auf die einzelnen Figuren auf dem Schlachtfeld. Zwei weiße Läufer(Er und Tala), zwei Türme (Bryan und Spencer) und ein Springer (Ian). Sie hatten den König, die Dame und die Bauern absichtlich außen vor gelassen, da das nur zu Konflikten geführt hätte. Dafür stand auf der andere Seite ein König (Napoleon), eine Dame (Justin) und 3 Bauern in schwarz auf dem Feld.

„Und hier dachte ich du wüsstest wie Schach gespielt wird.“

„Tu ich, das ist nur unsere Teamaufstellung.“

Kai wusste nicht wieso er überhaupt etwas erwiderte. Ihm war klar, dass Voltaire während der gesamten Diskussion im Raum war. Er hatte sie also zweifelslos mitbekommen, auch wenn er ihnen keine wirkliche Beachtung geschenkt hatte.

„In dem Fall würde ich sagen, dass eure Niederlage bereits fest steht!“

„Sehr witzig. Hast du auch etwas Hilfreiches zu sagen.“

Zugegeben es war nicht ratsam Voltaire zu verärgern, doch er hatte schlechte Laune und außerdem hatte dieser selber angefangen.

„Soweit ich mich erinnere ist das Turnier euer Problem.“

„Trotzdem könntest du uns wenigstens einen Rat geben. Immerhin bist du trotz allem als Trainer eingeschrieben.“

„Ihr wollt einen Rat? Dann gebe ich euch einen. Ihr solltet euch erst überlegen auf welche Weise ihr gegen Boris gewinnen wollte anstatt euch jetzt schon darüber Gedanken zu machen wie ihr euer Team aufstellt.“

Dieser Kommentar ließ die Gruppe aufhorchen. Sie wussten nicht wirklich wie sie diese Worte einordnen sollten. Hatte Voltaire wirklich das gesagt, was sie verstanden hatten? Und wenn ja, wie brachte es sie bitte weite? Das ganze ergab keinen Sinn, zumal sie damit niemals durchkommen konnte.
 

Sie waren nicht Boris und noch dazu würde Boris keine Gelegenheit auslassen sie dran zu kriegen. Es war ein Spiel mit dem Feuer und selbst wenn Kais Bitbeast dieses Element verkörperte, würde selbst dieser sich verbrennen. Selbst Kai schien das zu begreifen, da er sich nun mit einem leicht belustigten Tonfall an seinen Großvater wendete.

„Hast du gerade vorgeschlagen, dass wir seine Methoden gegen ihn verwenden sollen? Wie soll das den funktionieren ohne das wir gegen die Regeln verstoßen?“

„Meinen Informationen nach, bist du derjenige, der in fremde Büros einsteigt und dich in deren Computer hackst.“

Dieser Kommentar zwang Kai in die Defensive. Insbesondere deshalb weil er nicht wirklich einordnen konnte auf was sich diese Worte bezogen. Wusste Voltaire dass sie bei Boris eingestiegen waren, oder hatte sich der Kommentar nur auf den Vorfall, wo dieser Tala und ihn in seinem Büro erwischt hatte, bezogen.

„Das war ein Notfall und im Gegensatz zu dir haben mich meine Aktionen nicht in den Knast gebracht.“

„Vorsicht. Der einzige Grund wieso die Pseudo-Position, die ihr mir aufgedrückt habt noch existiert, ist der, dass ich deinen Regelverstoß nicht offen ausgelegen habe, Kai. Also überleg dir genau mit wem du dich anlegst. Und jetzt entschuldige mich, ich hab noch zu tun.“

„Schon gut, dann versteckst dich wieder hinter deinen zeitaufwendigen Papieren.“

Während Tala und die anderen nur geschockt zu Kai blickten, richtete sich dessen Blick nur wütend auf die Schachfiguren. Er hatte gar nicht richtig realisiert, was er eben gesagt hatte. Erst als eine dicke Akte mit einem lauten Knall auf dem Schachbrett aufschlug schreckte er aus seinen Gedanken hoch.

„Wenn du denkst, du kannst dir alles erlauben hast du dich geirrt. Aber da du so von deinem Können überzeugt bist kannst du dich ja daran versuchten. Möglicherweise bringt dich das wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.“

Mit diesen hatte Voltaire den Raum mit den restlichen Akten, die er noch in der Hand hatte verlassen.
 

Während Kai seinem Großvater mit einem undefinierbaren Blick hinterherschaute, hatte Tala sich gebückt um die Schachfiguren, die durch diese Aktion vom Tisch geflogen waren, aufzuheben.

„War das jetzt ein du kannst es versuchen, oder eher ein versuch es, damit ich sehen kann wie du daran scheiterst.“

„Vermutlich letzteres… Kai, ich versteh ja, dass du mit deinem Großvater nicht wirklich klar kommst, aber musst du es immer so übertreiben. Ich meine, wenn du so weiter machst schmeißt er uns noch raus. Wobei ich mich sowieso wundere wieso er es nicht schon längst getan hat.“

Tala konnte einfach nicht verstehen, was mit dem Jüngeren los war. Seit Voltaire wieder da war schien dieser sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Und soweit er das überblicken konnte, lag das nicht an Kais Großvater, zumindest nicht überwiegend. Das ganze hatte sich lediglich hochgeschaukelt und irgendwann würde es noch richtig knallen, da war er sich sicher.

„Wir sollten zurück zum Thema kommen… ich würde sagen, dass sich Kai um des lieben Friedenswillen um diese Akte kümmert. Wir anderen werden uns um die Strategie kümmern und das Team so aufstellen, dass wir einen Krankenhausbesuch abwenden können.“

„Ich werde bestimmt nicht…“

„Doch wirst du, Kai. Spencer hat völlig Recht, in dem Fall solltest du einmal nachgeben.“

Mit diesen Worten hatte Tala die Akte an sich genommen und reichte sie Kai. Dieser nahm sie nur widerwillig entgegen und schlug sie auf. Lustlos überflog er die ersten Seiten, doch dann stutze er auf einmal. Es war eine Reaktion, welche den anderen nicht verborgen lieb.

„Was ist?“

Kai antwortete auf diese Frage hin nicht mit Worten, sondern mit einem zufriedenen Lächeln. Eine Tatsache, die dazu führte, dass Tala sich fragte ob der jüngere gerade den Verstand verloren hatte.
 

Für einen kurzen Moment blickten sich die anderen irritiert an, bevor Kai endlich das Wort ergriff und sie aus ihrem Grübeln erlöste.

„Ich hab die Antwort für unser Problem.“

„Echt?“

„Jetzt spann uns nicht auf die Folter Hiwatari und spuck‘s schon aus!“

Bryan hatte kein Interesse dieses Spielchen mitzuspielen. Er wollte endlich eine Strategie für ihr nächstes Match, damit er sich nicht mehr den Kopf über die möglichen wenn und abers zerbrechen musste. Doch alles was Kai tat, war ihm einen Zettel aus der Akte zu reichen. Für einen Moment atmete er tief durch ehe er diesen entgegen nahm. Zuerst wirkte es wie nutzlose Informationen, die für ihn keinen wirklichen Sinn ergaben. Doch je weiter er las, desto mehr formte sich eine Idee in seinem Kopf. Schließlich brach er in schallendes Gelächter aus, bevor er dazu kam seine Meinung abzugeben.

„So einfach…oh Boris wird sich die Krätze an den Hals ärgern.“

„Davon kannst du ausgehen, Bryan.“

„Dürfte ich auch mal erfahren worüber ihr euch so amüsiert?“

Bei dieser Frage reichte Bryan nur den Zettel an Tala weiter. Dieser verdrehte die Augen eher er ihn entgegen nahm und ihn sich ebenfalls durchlas. Doch schon nach wenigen Minuten verstand er die Reaktion der beiden.

„Schön. Die Idee gefällt mir. Irgendeine Chance, dass du das hinkriegst, Ian?“

Mit diesen Worten reichte Tala das Schreiben an Ian weiter. Dieser war von ihnen derjenige, der sich am besten mit technischen Kram auskannte. Kai war zwar nicht schlecht, aber gegen Ian kam selbst er nicht an und dass sollte schon was heißen. Dieser las sich das geschriebene Stirnrunzelnd durch und schien einige Minuten darüber nachzudenken.

„Na das hat doch mal Stil! Aber es wird nicht einfach. Dennoch ich glaube…hey!“

Noch ehe Ian das Schreiben noch mal durchgehen konnte, um sich seiner Worte zu versichern, hatte Spencer es ihm schon aus der Hand gerissen. Er wollte auch endlich wissen was die anderen entdeckt hatten.

Allerdings kam auch er zu demselben Schluss. Die Idee gefiel ihm.

„Tja Kai, scheint so, als müsstest du dich bei deinem Großvater bedanken.“

Jeder wusste, dass Spencer seinen Teampartner mit diesem Kommentar nur aufziehen wollte, weshalb dieser ihm auch einen wütenden Blick zuwarf. Talas Gedanken schwenkten derweil jedoch zurück. Er war sich sicher, dass Voltaire nicht einfach eine der Akten auf den Tisch geknallt hatte, sondern sie erst aus einem Stapel in seiner Hand heraussortiert hatte. In diesem Moment fragte er sich ob das wirklich purer Zufall war oder ob dieser genau wusste was in dieser Akte stand.

„Gib mir mal den Rest der Akte, Kai.“

Noch bevor Ian seine Aufforderung beendet hatte, hatte ihm Kai schon die gesamte Akte entgegen gereicht. Scheinbar wollte er diese so schnell wie möglich loswerden.

„Gut mal sehen…der Typ ist ein Idiot!“

„Ein Idiot mit gut durchdachten Ansätzen.“

„Ja, erschreckend nicht…also damit das Funktioniert brauchen wir ein Radio, Drähte, Klebeband…“

Ian achtete nicht darauf ob die anderen mitkamen sondern ratterte seine Liste nur weiter runter. Derweil hatte Tala die Zeit genutzt Zettel und Stift hervorzukramen und das gesagte aufzuschreiben, doch er konnte nicht so schnell schreiben wie Ian die nötigen Materialien runterratterte.

„…und zum Schluss etwas Gummimasse.“

„Gut und das Ganze jetzt bitte noch mal langsam zum Mitschreiben!“

Für einen Moment blickte Ian auf. Er war gerade so in seinem Element gewesen, dass er die anderen nicht beachtet hatte. Dann jedoch atmete er kurz durch und fing noch mal langsam von vorne an, so dass Tala mit dem Schreiben hinterher kam. Im Anschluss teilte sich die gruppe auf um die nötigen Materialien zu besorgen.
 

- Einige Stunden später -
 

Mittlerweile war ihr Plan so gut wie ausgereift. Ian kümmerte sich um die letzten Kleinigkeiten, so dass sie Boris Morgenmittag eine herbe Niederlage zuführen konnten. Er allerdings hatte noch etwas anderes zu erledigen. Ohne sich groß Gedanken über seine Vorgehensweise zu machen öffnete er die Tür und trat in das Arbeitszimmer seines Großvaters.

„Klopfen scheint wohl wieder aus der Mode zu sein.“

Nur mit Mühe konnte Kai seinen Gegenkommentar zurückhalten. Er war immerhin nicht hier um zu streiten.

„Der Typ ist ein Idiot, aber du solltest trotzdem investieren.“

„Die Idee kam von einer Frau und eigentlich sind Idiot und Investition zwei Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen.“

„Und eigentlich ist der Regelfall der durch Ausnahmen durchbrochen wird.“

Kai kannte diesen Spruch mittlerweile auswendig, immerhin hatte er diesen oft genug zu hören bekommen. Umso überraschender war es für ihn, dass Voltaire dieses Wort in seiner Gegenwart benutzte. Zumal er es sonst immer vermied.

„Wohl wahr!“

Für einen Moment herrschte Schweigen, doch dann legte Kai die Akte, die er immer noch in der Hand hielt auf den Schreibtisch.

„Die Idee kann man in die Tonne treten. Sie ist unrealistisch und nutzlos, aber der Mechanismus zu dieser Idee ist ein Patent wert.“

„Gibt es sonst noch etwas, was du loswerden willst?“

Ohne weiter auf Kai zu achten, hatte er die Akte an sich genommen und schlug sie auf. Bei diesen Worten verspürte Kai einen leichten Anflug von Enttäuschung, doch was hatte er erwartet, dass sein Großvater ihn zu dieser Erkenntnis lobte. Da war es wahrscheinlicher, dass Tala Daichi ins Team holen würde. Auch wusste er, dass Voltaires auf die Frage, die dieser in monotoner Stimmlage gestellt hatte keine wirkliche Antwort erwartete. Es war eher ein höflicher Rauswurf und den hatte Kai durchaus verstanden. Mit einem Kopfschütteln hatte er sich von seinem Großvater abgewendet und war zur Tür gegangen.
 

Dort jedoch hielt er inne. Seine Hand befand sich schon am Türgriff, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam, der ihn schon seit Tagen beschäftigte.

„Das heißt… eine Frage hätte ich noch.“

Er brauchte sich nicht mal umzublicken um zu wissen, dass Voltaire in der Bewegung inne gehalten hatte. Kai wusste, dass er die Aufmerksamkeit seines Großvaters hatte, doch das konnte sich auch genauso schnell wieder ändern. Aus diesem Grund entschied er sich die Sache ohne Umschweife hinter sich zu bringen.

„Arbeitest du wieder mit Boris zusammen?“

„Mit wem ich zusammenarbeite geht niemanden etwas an, genauso wenig wie die Geschäfte die ich abschließe.“

„Wenn es Boris betrifft geht es mich sehr wohl etwas an. Immerhin versucht er uns zu schaden wo er nur kann…“

Wenn er Sympathie oder etwas Ähnliches erwartet hätte so wäre er jetzt bitter enttäuscht worden, doch er kannte seinen Großvater gut genug um zu wissen, dass dieser niemanden Rechenschaft schuldete und ihm schon mal gar nicht. Dennoch konnte er das Thema nicht einfach fallen lassen. Er musste das ganze einfach loswerden und zwar ungeachtet der Konsequenzen.

„Und hier dachte ich du hättest endlich begriffen wo dein Platz ist. Aber scheinbar muss ich dich immer noch daran erinnern!“

„Ich bin kein Hund den du dressieren kannst!“

Mit diesen Worten hatte Kai die Tür aufgerissen und sie hinter sich wieder zugeschlagen. In ihm kochte es förmlich und am liebsten hätte er wirklich gerne irgendwo gegen geschlagen, doch hatte er sich gut genug im Griff um das zu verhindern.
 

Dennoch es änderte nichts an der Tatsache, dass er hier raus musste. Er brauchte frische Luft und zwar sofort. Ansonsten würde er noch etwas tun was er später bereute. Insbesondere in dieser Villa war das eine Gewissheit.

„Wo willst du hin?“

„Einfach nur raus!“

„Ich komm mit!“

Tala konnte sich schon sehr gut vorstellen, wieso Kai gerade die Flucht ergreifen wollte. Es gab nur eine Erklärung. Manchmal fragte er sich ja sowieso wieso sich der jüngere das Ganze überhaupt antat. Denn mittlerweile war es offensichtlich, dass die Fronten zwischen ihm und dessen Großvater so verhärtet waren, dass ein Gespräch immer mit einer Eskalation endete.

„Was war es diesmal?“

„Das geht dich gar nichts an, Ivanov!“

„Schon gut, kein Grund das ganze an mir auszulassen.“

Mehr sagte der rothaarige nicht dazu. Er war eigentlich auch nur mitbekommen, weil er verhindern wollte, dass Kai einem Mitglied aus Boris Team über den Weg lief oder im schlimmsten Fall diesem selbst. Denn das würde nicht gut gehen, besonders wenn der jüngere schlecht gelaunt war und das war er im Moment. Aus diesem Grund begnügte er sich damit seinen Teampartner auf seiner Ziellosen Wanderung durch die Stadt zu begleiten.

„Kai! Tala! Wartet mal einen Moment.“

„Was sollen wir dieses Mal gestohlen haben? Eure Blades?“

Der bissige Kommentar ließ Emily kurz zurückschrecken. So hatte sie Kai bisher noch nie erlebt und auch Tala wirkte so, als wollte er ihr gleich den Hals umdrehen.

„Was? Nein, es…wir sind mit Boris Bladern aneinander geraten.“

„Und was haben wir damit zu tun?“

Mit diesen Worten war Tala neben seinen Teampartner getreten. Seine Geduld war was die PPB All Stars betraf am Ende. Und in diesem Punkt war es ihm egal, ob er jetzt einem von ihnen über den Weg lief oder allen.
 

Seiner Meinung nach war das Team mit der Laptop-Aktion zu weit gegangen und auch davor konnte er die einzigen Mitglieder des Teams nicht wirklich leiden. Aus diesem Grund wollte er dieses Gespräch so schnell es ging hinter sich bringen.

„Nichts. Zumindest nicht direkt. Die Sache ist eher die, dass sie mir meinen Laptop abgenommen haben und....“

„Jetzt wollt ihr unsere Hilfe, oder was? Vergesst es! Wenn ihr nicht auf eure Sachen aufpassen könnt, ist das euer Problem. Ich sehe im Übrigen auch nicht wieso uns das interessieren sollte!“

Für einen Moment warf Emily dem rothaarigen einen wütenden Blick zu, doch dann atmete sie kurz durch. Sie konnte ja verstehen, dass Tala wütend auf ihr Team war, doch es brachte jetzt gar nichts den Streit weiter eskalieren zu lassen.

„Ich habe das ganze Turnier über sämtliche Daten von eurem Team zusammengefasst. Jeder Kampf, jede einzelne Technik und deren Schwächen. Alles war da drauf und Boris hat jetzt freien Zugang auf die Daten.“

„Und? Die hattet ihr auch und ihr seid trotzdem untergegangen.“

In dem Punkt hatte Tala durchaus Recht, das musste Emily durchaus einsehen, doch zumindest Kai schien die Sache nicht so kalt zu lassen. Das machte dieser auch mehr als deutlich, als er sich in die Diskussion einmischte. Er konnte zwar genauso stur sein wie Tala, doch zumindest konnte er nach allem was passiert war immer noch klare Schlüsse ziehen.

„Schon, aber Boris setzt auf andere Methoden um seine Ziele zu erreichen. Solche Informationen in seinen Händen sind gefährlicher als ein Fernzünder für eine Bombe.“

„Stimmt auch wieder.“

„Wenn wir euch irgendwie helfen können….“

Weiter kam Emily nicht, da Tala ihr sofort wieder ins Wort fiel. Eigentlich wollte sie das Team nur warnen, doch diese waren Arrogant wie eh und je.

„Könnt ihr! Indem ihr uns in Ruhe lasst und euch um eure eigenen Sachen kümmert.“

Diese Wendung hatte Tala jetzt zwar nicht erwartet, doch es überraschte ihn auch nicht wirklich. Sie hatten sowieso damit gerechnet, dass Boris ihre Strategien in und auswendig kannte. Demnach war diese Information nichts Neues, sondern lediglich die Bestätigung ihrer Vermutung.
 

Wenn man es allerdings von einem anderen Blickwinkel aus betrachtete konnte es nur gut für sie laufen. Denn wenn sich Boris die Mühe machte, an die Daten der PPB zu gelangen, hieß dass im Rückschluss, dass er sich sorgen um den Sieg seines Teams machte.

„Das Angebot war ernst gemeint. Boris Team ist nicht ohne…“

„Genauso wenig wie wir.“

Tala konnte nicht verstehen wieso Emily den Wink seines letzten Kommentares nicht mitbekommen hatte. Jeder andere hätte es verstanden und hätte sie in Ruhe gelassen. Und selbst jetzt noch war sie nicht bereit nachzugeben. Bevor sie ihren Satz jedoch beenden konnte fuhr ihr Kai dazwischen. Der jüngere hatte einfach die Nase voll von diesem Team.

„Hört zu, ich weiß ihr seid sauer….“

„Denk nicht mal daran diesen Satz fortzuführen. Nach dem was ihr abgezogen habt, solltet ihr froh sein, dass wir noch nicht mit euch abgerechnet haben. Ihr könnt auch froh darüber sein, dass wir wissen wo unsere Prioritäten liegen. Aber wenn du den Wink nicht langsam mal verstehst, ziehen wir andere Seiten auf.“

Selbst Tala war von diesen Worten sichtlich überrascht. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass Kai schlecht gelaunt war. Das konnte man ihm sogar ausnahmsweise ansehen. Doch diese heftige Reaktion hatte selbst er nicht erwartet. Das war eher seine eigene Methode, doch nicht Kais. Was auch immer zwischen diesem und dessen Großvater vorgefallen war, es war nicht gut. Er hoffte nur dass Kai schnell wieder runter kam, denn ansonsten konnte es lustig werden.

„Du entschuldigst uns, aber wir haben es eilig.“

Ohne weiter auf Emily zu achten schob er seinen Teampartner weiter. Auch wenn er die PPB Bladerin nicht leiden konnte, so hatte er dennoch keine Lust, dass Kai sich an dieser Abreagierte. Und momentan standen die Chancen ziemlich gut. Aus diesem Grund war es besser wenn sie hier so schnell es ging verschwanden.
 

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Vergangene Ereignisse

Kapitel 27: Vergangene Ereignisse
 

Die nächste Runde kam viel schneller als es ihnen lieb war. Und auch wenn ihre Strategie mittlerweile stand, saßen sie noch bis 1 Uhr morgens an den letzten Details. Denn auch wenn Ians Konstruktion ihnen den Sieg erleichtern würde, mussten sie erst einmal zusehen, dass sie auch damit klar kamen und dass hatte etwas gedauert.

„Willkommen zurück zur nächsten Runde. Heute wird sich entscheiden welche Teams ins Finale kommen.“

„Und es wird spannend. Die Blitzkrieg Boys haben wieder ordentlich aufgeholt doch wird das reichen.“

„Möglich ist alles. Sie müssen nur ein weiteres Mal haushoch gewinnen. Ähnlich sieht es mit der BBA Revolution aus. Momentan liegen diese beiden Teams mit einem Unterschied von einem Punkt auf dem 3. Und 4. Platz.“

„Und Team Invasion sowie Team Infinity liegen mit mindestens 2 Punkten vor ihnen. Es wird auf jeden Fall eine harte Herausforderung für unsere beiden Top Teams des Turniers.“

„Wem sagst du das, Brad.“

Gedanklich verdrehte Tala die Augen. Spätestens jetzt hatten es auch die dümmsten verstanden und wer es dennoch nicht begriffen hatte, dem war auch nicht mehr zu helfen. Andererseits musste man sich sowieso wundern, dass Boris immer wieder neue Opfer fand. Sie gehörten zu den ersten Kinder, die Boris als Versuchskaninchen benutzt hatte. Damals waren sie Jung und wussten es einfach nicht besser. Zudem hatte Boris sie vor eine Wahl gestellt. Sie konnten weiterhin auf der Straße leben oder sie entschieden sich für ein Dach über den Kopf. Sie hatten das letzteres gewählt und er hatte sich sogar zweimal für die Abtei entschieden. Wobei es eher ein praktischer Entschluss war. Er hatte keinen Ort an den er gehen konnte genauso wenig wie die anderen aus seinem Team.
 

Was die ehemaligen BEGA-Blader anging, so hatten sie ihre eigenen Gründe. Crusher wollte seine Schwester retten, verfügte allerdings nicht über die benötigten Mittel. Ming Ming wollte wie er selbst aus ihrem erbärmlichen Leben heraus und Boris hatte ihr zur richtigen Zeit das richtige Angebot gemacht. Selbst Garland konnte er in gewisser Weise verstehen. Alle seine Brüder und Schwestern waren exzellente Sportler und als jüngster in der Familie musste er dem Beispiel seiner älteren Geschwister nacheifern. Lediglich Brooklyn und Mystel blieben ihm ein Rätsel. Doch spätestens nach der BEGA hätte jedem klar sein müssen, was für ein Ungeheuer Boris in Wirklichkeit war.

„Worüber denkst du nach?“

„Darüber wie Boris es schafft immer wieder jemanden zu finden, der ihn sympathisiert.“

„Das frage ich mich auch manchmal.“

„Schön für dich, ich hätte aber lieber eine Antwort von dir.“

Mit diesen Worten wendete sich Tala von seinem Teampartner ab. Bryan war ihm keine wirkliche Hilfe und die anderen waren schon weiter gegangen um sich einen guten Platz auf der Tribüne zu sichern. Immerhin mussten sie zwei Teamkonstellationen lang warten ehe sie dran waren. Und je nachdem was für Kämpfe die einzelnen Blader abgaben konnte dies eine kurze oder lange Wartezeit bedeuten.

„Gehen wir zu den anderen.“

„Du willst deine Frage doch nur mit Kai diskutieren.“

Manchmal konnte er nicht anders als den jüngeren zu beneiden. Die beiden Verstanden sich ohne Worte und wenn der eine etwas nicht wusste, wusste es der andere.
 

Er konnte mit diesem Intellekt einfach nicht mithalten. Zwar war er nicht gerade auf den Kopf gefallen, doch das reichte nicht. Wenn es um Strategien ging wendete sich Tala stets an den jüngeren, niemals an ihn. Im Grunde war es die richtige Entscheidung, da Kai sich wirklich wesentlich besser mit dem Thema auskannte, doch das machte es nicht weniger deprimierend.

„Mach dich nicht lächerlich, Bryan.“

Manchmal musste sich Tala über seinen Teamkollegen echt wundern. Immerhin sollte dieser wissen, dass Kai ihn auslachen würde, wenn er diesem eine so dämliche Frage stellte. Er würde es selber tun, unabhängig davon ob er die Antwort kannte oder nicht.

„Kommt ihr zwei jetzt mal, sonst verpasst ihr das Beste.“

„Und das wäre?“

„Keine Ahnung, aber ihr werdet es nie erfahren wenn ihr hier weiter rumplappert.“

„Jetzt werd mal nicht übermütig Ian.“

„Hey das waren Kais Worte nicht meine. Ich bin nur der Bote.“

Eigentlich hatte Ian vor Tala damit etwas zu beruhigen, doch der nachfolgende Kommentar ließ ihn erst mal verstummen. In dem Punkt war Tala konsequent und er war immer der gutmütige Idiot, der auf Kais Tricks hereinfiel. Eine Tatsache, die ihm irgendwann man zum Verhängnis werden würde, dessen war er sich insgeheim sicher.

„Und der Bote wird immer zuerst erschossen, hat dir das keiner gesagt. So ihr entschuldigt mich, aber ich muss Kai mal eben eine Kopf kürzer machen.“

„Kürz ihn nicht zu sehr, sonst ist er nachher noch kleiner als Ian.“

Den Spruch konnte Bryan jetzt doch nicht für sich behalten, dann jedoch wendete er sich an Ian welcher dem rothaarigen nur skeptisch hinterher blickte.

„Meint Tala das ernst.“

„Schön wär’s. Schaden würde es Kai jedenfalls nicht, wenn er von Tala mal richtig Contra bekommen würde. Aber wie ich die beiden kennen sitzen die bei unserer Ankunft nebeneinander und schweigen sich an. So wie sie es meistens tun.“

Das war auch so eine Eigenheit der beiden. Entweder sie unterhielten sie über irgendwelche Strategien oder sie schwiegen sich an. Wobei sie die zweite Variante häufiger wählten. Lediglich in den letzten Wochen hatte sich das Verhalten der beiden zueinander geändert. Woran das lag konnte er nicht wirklich sagen. Vielleicht war die Bedrohung die von Boris ausging der Grund dafür, dass sie versuchten das Team soweit wir Möglich zusammen zu halten. Verübeln konnte er es den beiden nicht. Sowohl Kai als auch Tala waren für die Position eines Teamkäptains geboren. Auch wenn es nicht immer ersichtlich war, so würden die beiden alles für ihr Team tun um deren Sicherheit zu gewährleisten.
 

Aus diesem Grund war es auch keine Überraschung, dass er mit seiner Vermutung Recht behalten sollte. Die beiden blickten stumm auf die Arena und warteten auf den Beginn des ersten Matches.

„Oh wie schade. Wir haben das große zurechtstutzen verpasst.“

„Wen wolltest du denn dieses Mal zusammenstutzen.“

Nun hatte sich auch Kai von der Arena abgewandt. Mit solchen Sprüchen konnte man Kais Aufmerksamkeit durchaus auf sich lenken. Es war für sie kein Geheimnis dass Kai immer gerne wusste was um ihn herum geschah. Ihnen ging es ähnlich und wenn einer von ihnen plante jemanden anderem eine Lektion zu erteilen, so würde keiner von ihnen dass einfach so hin zu nehmen. Zumindest nicht ohne vorher zu fragen wer der unglückliche war. Immerhin musste man ja notfalls in der Lage sein Abstand zu nehmen, für den Fall das man selbst das Ofer war.

„Dich!“

„Wieso?“

„Weil du mir auf die Nerven gehst, Hiwatari. Deshalb?“

Wären sie nicht sie selbst, wären sie jetzt mit schallenden Gelächter zu Boden gegangen. Doch zumindest Talas Gesichtszüge blieben völlig regungslos, während Kai sich nur von seinem Teampartner abwendete und sich wieder zur Arena wendete. Lediglich Bryan, Spencer und Ian konnten sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Nun fingen die beiden wieder ihr übliches Spiel an. Was die meisten nicht wussten war, dass die beiden stetig zwischen Vor- und Nachnamen wechselten. Und auch wenn es auf dem ersten Blick willkürlich wirkte so hatte die Art ihrer Ansprache ein System. Ein System welches selbst sie noch nicht ganz durchschaut hatten. Nur eines wussten sie. Tala hatte nach dem Ende der Russian Championships mit dieser Eigenheit angefangen.
 

- Flashback -
 

Normalerweise würden sie sich keine Sorgen um ihren Teamkäptain machen, doch dieser war seit dem Morgen verschwunden. Um genau zu sein hatte er sich still und heimlich aus dem Haus geschlichen ohne ihnen auch nur ein Wort zu sagen. Allerdings wagten sie nicht nach diesem zu suchen. Das konnte nur schief gehen, zumal Tala in den letzten Tagen etwas neben der Spur. Selbst sie wussten nicht wirklich was sie nun mit ihrem weiteren Leben anfangen sollten. Alles wirkte auf einmal so unwirklich und sinnlos und dass nur weil man sie ihrer Lebensweise beraubt hatte. Es mochte für außenstehende komisch klingen, doch sie hatten sich in all den Jahren daran gewöhnt um 5 Uhr aufzustehen, ihr sogenanntes barbarisches Trainingspensum zu absolvieren und mit ein paar wenigen Mahlzeiten auszukommen. Nun saßen sie in diesem Haus ohne einen Plan der ihnen half die Zeit totzuschlagen.

„Vielleicht sollten wir ihn doch suchen.“

Es war nur ein flüchtiger Gedanke. Ein Versuch aus dem ungewohnte Trott herauszukommen der sie befallen hatte. Doch gerade als sich Spencer aufrichten wollte, hörte er wie die Tür ins Schloss fiel.

„Wo warst du?“

Obwohl Bryan diese Frage stellte erwartete er keine Antwort. Umso überraschter war er als Tala in die kleine Küche trat und ihm ohne umschweifen antwortete. Doch noch etwas fiel ihm an dem rothaarigen auf. Dieser wirkte irgendwie zufrieden.

„Am Flughafen.“

„Seit heute Morgen?“

„Was soll ich dazu sagen? Hätte ich vorher gewusst wann Hiwataris Flug startet wäre ich später gegangen.“

„Du hast dich mit Kai getroffen?“

Zu sagen, dass das unerwartet kam, war die Untertreibung des Jahres. Immerhin hatte Tala, wenn er mal über den jüngeren gesprochen hatte, nur irgendwelche Schimpftiraden mit eingebaut. Im Grunde hatte jeder aus dem Team damit gerechnet, dass dieser Kai mittlerweile endgültig abgeschrieben hatte. Doch scheinbar war das ein Irrtum.
 

Tala war in dieser Hinsicht einfach unberechenbar. Und selbst mit diesem Wissen konnten sie nicht wirklich einordnen was das ganze sollte. Auch die nächste Aussage des rothaarige lieferte ihnen keine Antwort lediglich neue Fragen. Eine Tatsache die es ihnen manchmal wirklich schwer machte ihren Teamkäptain nicht zu erwürgen. Nicht dass sie das jemals wagen würden, doch ab und an hatten sie wirklich ein solches Verlangen. Insbesondere dann, wenn sie sich nicht sicher waren ob dieser sie hinters Licht führen wollte oder wirklich meinte was er sagte.

„Ich hab ihn abgefangen. Aber leider ist mir seine blöde Quasselstrippe dazwischen gekommen.“

„Kai hat eine Quasselstrippe.“

„Ja, seinen neuen Teampartner. Diesen Tyson. Keine Ahnung wie man den länger als 2 Stunden aushalten kann. Ich würde ihn spätestens am Anfang der 3. Stunde erwürgen.“

Im ersten Moment warfen sich die Anwesenden im Raum unsichere Blicke zu. So wie Tala das Wort Teampartner betont hatte, konnte man davon ausgehen, dass er selbst mit der Bezeichnung nicht wirklich einverstanden war. Und auch Tysons Namen hatte er in einer ziemlich finsteren Tonlage ausgesprochen, so dass man darauf schließen konnte, dass Tala den Japaner überhaupt nicht leiden konnte.

„Und was habt ihr miteinander besprochen?“

„Ich hab doch eben gesagt, dass die Quasselstrippe dazwischen geplatzt ist, oder nicht?“

„Schon, aber ihr hättet auch in Russisch reden können. Außerdem, wenn du dich mit ihm treffen wolltest, wieso hast du nicht einfach angerufen oder bist zum Hotel gefahren.“

„Ein Wort: Quasselstrippe!“

Mit diesen Worten schenkte sich Tala einen Kaffee ein. Dieser war zwar mittlerweile nur noch lauwarm, doch wenn man gerade von draußen kam reichte er um sich aufzuwärmen. Dass seine Erklärung nicht gerade einleuchtend war beachtete er gar nicht. Erst nachdem er die Tasse halb leer getrunken hatte entschied er sich dazu auf die verdutzten Gesichter der anderen zu reagieren.

„Ich wollte halt verhindern, dass Hiwatari die Flucht ergreift oder mir von vornherein aus dem Weg geht und am Flughafen konnte er weder das eine noch das andere tun. Allerdings hatte ich nicht vor mein Gespräch in Anwesenheit seines Teams weiter zu führen.“

„Sprich, es hat nicht so gut geklappt, wie du es gehofft hast. Und das bringt mich gleich zur nächsten Frage. Wieso bist du dann so gut gelaunt und was soll die Nummer mit seinem Nachnamen?“

„Das sind zwei Fragen, Bryan. Und was soll bitte mit seinem Nachnamen sein, ihr benutzt ihn doch auch, oder nicht?“

„Schon, aber nur weil…“

Fassungslos rang der weißhaarige nach Worten. Natürlich benutzten sie Kais Nachnamen, aber nur um etwas Distanz zu dem Jüngeren zu bekommen. Doch das war ihr Grund und Bryan war sich 100% sicher, dass das nicht derselbe Grund war, der Tala dazu brachte.
 

Und er sollte Recht behalten, denn mit einem Mal hatte sich der rothaarige ihm gegenüber gesetzt und schien gedankenversunken die Wand hinter ihm anzustarren. Erst einige Minuten später entschied er sich dazu etwas zu erwidern.

„Kai hat sich verändert, genauso wie wir. Damals war sein Nachname für uns ein Tabuthema, doch nun…es ist die einzige Möglichkeit sich zu vergegenwärtigen, dass er nicht mehr zum Team gehört. Das es nie wieder so sein wird wie es war...“

Bryan und Spencer konnten sich irren, doch in diesem Moment hatten sie das Gefühl, als würde Tala diese Wendung wirklich bedauern. In der Abtei waren er und Kai nahezu unzertrennlich gewesen und hatten mehr als einmal den Kopf für den anderen hingehalten. Was an sich schon überraschend genug war. Immerhin hatte Kai sich sonst aus allem herausgehalten und war auch sonst jemand, der den anderen aus der Abtei aus dem Weg gegangen war. Doch aus irgendeinem Grund hatten die beiden in dem jeweils anderen einen Verbündeten gefunden. Jemanden dem sie vertrauen konnten, zumindest hatten dass alle von ihnen gedacht. Ihr Team war damals das einzige gewesen, welches sich selbst gebildet hatte und welche zusätzlich auch in den härtesten Situationen zusammen gehalten hatten. Doch nun war es genauso so tot wie jedes andere aus der Abtei.

„…Dass er seine Erinnerungen wieder hat, ändert auch nichts an dieser Tatsache.“

„Das macht ihn nicht zu einer fremden Person. Und auch wenn du ihn anders nennst werden die Erinnerungen immer noch dieselben sein. Also versuch nicht erst zwei Personen aus ihm zu machen, denn allein der Gedanke wäre beängstigend.“

Unwillkürlich schlich sich ein leichtes Lächeln auf Tala Gesicht. Er konnte Spencer in diesem Punkt nur zustimmen. Die Vorstellung dass zwei von Kais Sorte in der Weltgeschichte herumliefen war wirklich beängstigend immerhin konnte einer schon zur Qual werden.

„Dennoch war es interessant Kais Blick zu sehen, als ich ihn mit seinem Nachnamen angesprochen habe. Wie dem auch sei. Vergessen wir Hiwatari fürs erste. Wichtiger ist, dass wir unser Leben wieder auf die Reihe kriegen. Ihr sitzt mir in letzter Zeit viel zu viel in diesem Raum herum. Also ab nach draußen. Es wird Zeit das Training wieder aufzunehmen.“

„Was?“

Im ersten Moment wollte Tala erwidern, dass er sich nicht wiederholen würde, doch dann kam ihm ein anderer Satz über die Lippen. Einer, den er das letzte Mal vor 6 Jahren gehört hatte und der ihn unbewusst wieder an die Zeit in der Abtei zurückdenken ließ. Jene Zeit in dem ihr Team noch aus 5 Leuten bestand.

„Das heißt wie bitte!“

„Du bist dir wirklich sicher, dass du mit Kai nicht doch länger gesprochen hast, als du uns weiß machen willst?“

„Raus jetzt.“

Das hatte gesessen. Schneller als Tala es für möglichgehalten hätte waren die anderen aus der Küche geflüchtet. Und das war auch gut so, denn ansonsten hätte er zu durchlagenerden Mitteln greifen müssen.
 

- Flashback Ende -
 

Nach dieser Reaktion hätten sie eigentlich wissen müssen, dass das Thema Kai Hiwatari noch nicht zu Ende war. Und sie hatten Recht zwei Jahre später hatte Tala den Jüngeren zurück ins Team geholt und seit dem herrschte Chaos.

„Ihr beide braucht eine Paartherapie.“

Bryan hatte diese Worte kaum ausgesprochen, da bekam er auch schon zwei mörderische Blicke zugeworfen. Ian konnte derweil nicht anders als leise vor sich hinzukichern, während Spencer um seines Lebenswillen versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Denn eines wusste er wenn die beiden mit dem Gedanken ihr Team umzubringen, war er der erste der Stab immerhin saß er genau neben Tala. Auf der andern Seite saß Ian und erst daneben Bryan. Demnach hatte der Spaßvogels die besten Fluchtchancen. Was für ein Glückspilz.

„Wenn wir dich nicht fest für diese Runde eingeplant hätten, dann würde ich dich jetzt erwürgen.“

Im ersten Moment hätte man denken können das es sich bei dem Satz um eine Typische Hiwatari-Drohung handeln würde. Doch es gab ein kleines Detail, was nicht in diesen Satz passte. Ein Detail welches Bryan sofort auffiel und dass er nicht länger für sich behalten konnte.

„Seit wann gibt es ein wir in deinem Wortschatz?“

Für eine Moment stand die Frage im Raum, doch dann war es Tala der sein Lachen nicht unterdrücken konnte. Eine Reaktion, die zumindest Spencer skeptisch zu seinem weißhaarigen Teamkollegen blicken ließ, welcher von der Reaktion des rothaarigen genauso überrascht schien.

„Was gibt es zu lachen?“

Mit einem Schlag war Tala wieder ernst und blickte den Sprecher finster an. Auch seinen sarkastischen Kommentar konnte er nicht für sich behalten. Worüber er sich amüsierte hatte niemanden zu interessieren und schon gar nicht die beiden Blader, die gerade zu ihnen gestoßen waren.

„Wer hat euch eingeladen?“

„Die BBA?“

Rick konnte mit der Frage nicht wirklich etwas anfangen. Erst Bryan verächtlicher Laut und die Tatsache, dass er so etwas vor sich hinmurmelte, das sich verdächtig nach Hohlbirne anhörte machte ihm deutlich, dass er die Frage nicht richtig verstanden hatte.
 

Oder anders gesagt. Er hatte die Frage zwar richtig verstanden aber die versteckte Botschaft dahinter nicht. Und diese schien nur einen Befehl zu beinhalten und zwar: Verschwindet. Das war typisch für das Team, doch scheinbar ließ sich Max nicht davon beeindrucken und ließ sich stattdessen auf den Platz neben Kai nieder. In dem Punkt konnte er den jüngeren nur bewundern. Er ließ sich von solchen Kommentaren nicht abschrecken. Ob er die Botschaft nicht verstanden hatte oder sie einfach nur ignorierte war in der Hinsicht irrelevant.

„Ihr solltet aufpassen. Infinity hat Tysons Team ganz schön rumgeschubst. Die vier mussten einiges Aufbringen um ihre Gegner zu schlagen.“

Um genau zu sein waren die einzelnen Siege der BBA Revolution ziemlich knapp gewesen. Sie mussten während der besagten Runde zwei Niederlagen einstecken. Zwar hatten sie diese dennoch gewonnen, doch es war ein hartes Stück Arbeit.

„Und das sagst du uns weil…“

„Weil wir verhindern wollen dass ihr diese Blader unterschätzt.“

„Oh keine Sorge Rick, wir kriegen Napoleon auch ohne euch in den Griff!“

„Wer ist Napoleon?“

„Kein Kommentar!“

Mit diesen Worten hatte sich Tala resigniert in seinen Stuhl zurücksinken lassen. Eines wusste er, er war froh wenn dieses Turnier vorbei war. Derweil schienen die beiden PPB Blader die Welt nicht mehr zu verstehen. Letzten Endes war es Spencer, der sich dazu erbarmte, Ricks vorige Frage zu beantworten.

„Der Anführer von Team Infinity. Kai macht sich schon das ganze Turnier über einen Spaß daraus ihn Napoleon zu nennen. Fragt jetzt aber nicht wieso, wir wissen es selber nicht.“

„Ernsthaft? Und wie heiße ich bei dir?“

Die Frage sollte eigentlich nur ein Witz sein, doch die Antwort die er erhielt war alles andere als ermunternd. Zumal Rick nicht mal wusste ob sie ernst gemeint war.

„Toter Stier, wie denn sonst!“

„Denk nicht mal dran Rick. Jede blöde Frage bekommt auch eine blöde Antwort. So läuft das Leben und wer das nicht akzeptiert ist selber schuld…So ihr entschuldigt uns, wir haben ein paar Matches zu gewinnen.“

Wie auf Kommando waren auch die anderen Mitglieder der Blitzkrieg Boys aufgesprungen und begaben sich zur Arena.
 

Eine Tatsache, die Rick nur Kopfschüttelnd beobachtete. Dieses Team hatte eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Hoffentlich treten die fünf niemals einer Armee bei, sonst kann die gegnerische Seite gleich Selbstmord begehen.“

„So schlimm sind sie nicht.“

„Nicht so schlimm. Von wegen. Einer gibt den Befehl und die anderen reagieren und das völlig synchron. Das ist doch nicht normal.“

„Definiere Normal, Rick.“

Mit diesen Worten mischte sich Bruce in das Geschehen ein. Er konnte Rick verstehen, denn auch für ihn war das Verhalten der Blitzkrieg Boys nicht normal. Doch was sollte man von jemanden erwarten, der seit seiner frühen Kindheit in einer Institution aufgewachsen war, die nur dazu dient Kinder zu gefühllosen Soldaten zu machen.

„Natürlich sind die Blitzkrieg Boys etwas sonderbar, aber wenn man bedenkt aus was für Verhältnissen sie kamen ist es beachtlich, dass sie ihr eigenes Leben auf die Reihe kriegen. Viele von den Kindern, die in der Abtei aufgewachsen waren nehmen selbst jetzt noch psychische Hilfe in Anspruch.“

Das war ein Aspekt, der Theatralik. Ein anderer war, dass zumindest die älteren Blader sich geweigert hatten die Hilfe der BBA anzunehmen. Man kam einfach nicht mehr an sie heran. Für diese Kinder waren sie die Bösen und nicht Boris, genauso wie die Abtei ihre Heimat war und das Leben außerhalb die Hölle. Und genau diese Empfindung der Blader brachte diese dazu sich gegen die Veränderung die ihnen bevorstand zu wehren. Er selbst hatte eine dieser Situationen mitbekommen und er würde sie nie im Leben wieder vergessen.
 

- Flashback -
 

Nur leise konnte man die Glocken hören. Es war gerade 19 Uhr morgens. Die Russian Championchips waren kaum vorbei, als die örtliche Behörde sowie das Jugendamt sich dazu entschlossen in der Abtei nach dem Rechten zu sehen. Mittlerweile waren die Wachmänner verschwunden und Kinder, die hier verweilten schauten sich neugierig um. Zumindest die meisten. Allerdings gab es auch jene, die sich geweigert hatten ihre Zimmer zu verlassen. Es war beängstigend. Obwohl die Türen nicht verschlossen waren saßen sie in ihren kahlen Löchern und starrten die Wand an oder schliefen auf den harten löchrigen Matratzen. Punkt 19 Uhr jedoch trat leben in die scheinbar leblosen Gestalten und einer nach dem anderem marschierte in dieselbe Richtung. Es war eine eingefahrene Routine ohne jegliche Form von Eigeninitiative.

„Wie gehen wir jetzt vor?“

„Mir scheint wir suchen die Nadel im Heuhaufen. Nicht für ungut Stanley, aber das ganze hier ist…“

Judy fand nicht mal ein Wort für diese Situation. Es war einfach viel zu verstörend. Zumal die Blader die an ihnen vorbei gingen keinerlei Notiz von ihnen nahmen. Kopfschüttelnd nahm sie Abstand von den Kindern, bevor diese sie umliefen und sah sich stattdessen weiter um. Doch sie war nicht die einzige, die nicht wusste wie sie mit dem ganzen umgehen sollte. Auch Bruce wusste nicht wie er das Ganze einordnen sollte. Ohne groß über seine Aktion nachzudenken hielt er einen der marschierenden Jungen auf und zwang ihn sich zu ihm zu drehen.

„Wie ist dein Name?“

„Der Name ist Igor, Sir.“

Die Worte waren klar und dennoch wirkten sie distanziert, als hätte der Junge all das was er gesagt hatte auswendig gelernt. Eine Tatsache die Bruce dazu brachte weiter nachzuhaken.

„Kannst du mir sagen wo ihr alle hinwollt?“

„Zum Training, Sir. Wie jeden Tag.“

„Dann sag den anderen, dass das Training heute ausfällt.“

Für einen Moment fragte sich Bruce ob der Junge ihn nicht verstanden hätte, doch dann wich dieser urplötzlich vor ihm zurück.
 

Bruce konnte nicht mal ansatzweise sagen, was er davon halten sollte, erst die Worte rissen ihn aus seinen eigenen Gedanken.

„Das Training fällt niemals aus.“

„Heute schon.“

„Sie gehören hier nicht her. Sie sind der Feind…“

Schneller als Bruce es verfolgen konnte hatte der Junge seinen Starter gezogen und seinen Blade an diesem verankert. Anschließend richtete er diesen genau auf den Kopf des Erwachsenen.

„…Und wir vernichten jeden Feind.“

Nur ansatzweise bekam Bruce mit wie Dickenson hinter ihm zu einer Salzsäure erstarrt war und selbst er konnte nicht klar genug denken um zu handeln. Doch noch bevor der Junge seinen Blade auf ihn abschießen konnte kam ihm jemand zuvor. Mit einem lauten Krachen wurde der Starter zerschmettert und der Blade des Jungen landete auf den Boden. Halb erleichtert und halb geschockt wendete Bruce sich um, doch da ertönte schon die Stimme eines weiteren Jungen.

„Igor, zurück in die Reihe, aber pronto.“

„Du beschützt den Feind!“

„Und du ignorierst einen Befehl. Also wenn du nicht sofort gehorchst, dann schlage ich dir gleich eine runter und melde dich im Anschluss an die Aufseher.“

Für einen Moment blieb der Junge an Ort und Stelle stehen, doch dann ging er der Anweisung von dem Neuankömmling nach und gliederte sich, nachdem er seinen Blade aufgehoben hatte, wieder in die Reihe der marschierenden Kinder ein. Vorher jedoch warf er Bruce noch einen finsteren Blick zu, einen der verursachte, dass dem älteren ein kalter Schauer über den Rücken lief. Bruce hatte erwartet, dass ihr Vorhaben nicht einfach werden würde, doch diese Situation ließ noch einmal ein anderes Licht auf die Sache fallen.

„Der war nicht nett.“

„Nettigkeiten werden bestraft. Das ist eine der Regeln. Sie können froh sein, dass sie nicht den Kopf verloren haben.“

„Warte. Spencer war dein Name, richtig. Du bist einer von den Demolition Boys.“

„Und sie sind ein Idiot. Igor und die anderen mögen wie Kinder aussehen, aber sie haben ihre Kindheit schon vor Jahren verloren. Die Abtei ist alles was sie haben. Das ist ihre Heimat und Boris ist der einzige dem sie gehorchen.“

„Und was ist mit dir? Siehst du diesen Ort auch als Heimat.“

„Ich habe keine Heimat, nur ein Team.“

Mehr sagte Spencer nicht dazu, doch das musste er auch nicht, da sich Bruce entschlossen hatte nicht weiter nachzuhaken, denn das letzte was er brauchte war noch einen Blade der auf ihn gerichtet war.
 

- Flashback Ende -
 

Spencer hatte ihn damals gerettet, dass konnte und wollte er nicht leugnen. Und dessen Worte waren der zweite Grund wieso er dieses Ereignis niemals vergessen würde. Mit diesem einen Satz hatte der Blonde wahrscheinlich mehr preisgegeben als er wollte.

„Es gab sogar Kinder, die nach der Schließung der Abtei gestorben sind, weil sie sich geweigert hatten etwas zu essen. Einer ist sogar nachts von der Brücke gesprungen.“

„Das ist krank.“

„Ist es das? Sag mir Rick, wie viele sitzen in New York auf der Straße und warten darauf, dass ihr Leben ein Ende nimmt? Wie viele Leute begehen jedes Jahr Selbstmord. Viel zu viele wenn du mich fragst. Man kann sie als krank bezeichnen, aber sind sie das wirklich. Ich würde es eher Verzweiflung nennen. Diese Kinder kamen aus einem Leben in dem sie schlimmeres erlebt haben als ihr euch jemals vorstellen könnt. Sie in die wirkliche Welt zu entlassen war wie ein Schlag ins Gesicht, doch das hatten wir zu spät bemerkt.“

Was taten Kinder die mit dem Wissen aufgewachsen waren dass alles einen Preis hatte. Sie schlugen jegliche Hilfe aus und versuchen allein durch die Welt zu kommen. Durch eine Welt, die so schrecklich gar nicht war. Doch wenn man hinter jeder freundlichen Gestik ein Falle witterte und die eigenen Schritte dreimal überdenken musste, wurde das Leben zur Qual. In der Abtei mussten sie nicht denken, sie mussten nur gehorchen. In der wirklichen Welt jedoch mussten sie Entscheidungen treffen und wenn man das nicht konnte war man verloren. Und die Kinder aus der Abtei waren verloren. Zumindest die älteren. Diejenigen die überlebt hatten wurden in eine Psychiatrische Anstalt eingewiesen und die jüngeren wurden entweder zu ihren Familien geschickt oder sind in einem Heim untergekommen. Im Grund gab es nur für wenige von ihnen ein Happy End. Nicht mal bei Kai und den Blitzkrieg Boys konnte man von einem Happy End sprechen. Erst die BEGA und jetzt dieses Turnier. Das waren Dinge, denen sie sich stellen mussten und dennoch versuchten sie das Beste daraus zu machen und allein deshalb bewunderte er dieses Team.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Sie konnten nicht leugnen, dass die Stille die in dem Moment einzog, als sie dem Team Invasion gegenüber traten, eine beunruhigende Wirkung auf sie ausübte. Es war jetzt nicht so, dass sie sich vor diesen Kampf fürchteten, oder sich den Lärm der Zuschauer zurückwünschten. So war das nicht, dennoch wirkte diese Totenstille wie die Ruhe vor dem Sturm.

„Nehmt es mir nicht übel, aber im Moment wünscht ich mir einen kleinen Punktevorsprung.“

„Das wünsche ich mir auch, Ian. Sei es drum. Wir machen diesen Mistkerl trotzdem platt.“

Mit diesen Worten trat Bryan einige Schritte vor und blickte sich seine Gegner genau an. Sie wussten doch, dass der Trainer von Infinity den Teamkaptain ins Teammatch stecken würde. Wahrscheinlich hatte Boris darauf bestanden, wundern würde es sie nicht.

„Na dann los, wollen mal sehen ob unsere Strategie die werten Herren überrascht.“

Mit diesen Worten schritten Spencer und Bryan zur Arena. Es hatte etwas gedauert, doch dann hatten sie einstimmig entschieden, dass Kai und Tala die Einzelmatches bestreiten sollten. Selbst wenn sie das Teammatch verlieren würden, so konnten sie ihre Gegner so auspowern, dass Kai anschließend leichtes Spiel mit ihnen hatte.

„Gut, seid ihr soweit? Dann lasst und beginnen. 3…2…1…“

„Let it rip.“

Die Blades schossen in die Arena und gingen sofort auf Angriff. Allerdings mussten Bryan und Spencer schnell feststellen, dass ihre Blades nicht ganz so rund liefen wie sie es bei ihrem letzten Trainings getan hatten. Was an sich schon verwunderlich war, da sie dieses extra in die Länge gezogen hatten, damit sie sicher sein konnten, dass ihr Plan funktionierte.

„Was zum….“

„Oh sagt jetzt nicht ihr habt Probleme. Dabei hatte ich auf ein anspruchsvolles Match gehofft.“

„Ach halt die Klappe, Napoleon.“

Mit diesen Worten griff Bryan wieder an. Ihn interessierte es herzlich wenig, was dieser von ihm dachte. Er wollte diesem Kerl einfach nur das Maul stopfen. Das Spencer aufgrund seines Kommentar nur die Augen verdrehte ignorierte er dabei gekonnt. Zumal er sich sicher war das Tala genauso reagierte, zumindest dann wenn er seinen Kommentar gehört hatte. Für ihn war es nur eine Genugtuung, dass sein Gegner von dem Kommentar völlig irritiert war.

„Was?“

„Das heißt Wie bitte, du Idiot.“

Nun konnte auch Spencer sich nicht mehr zurückhalten. Eines stand nach diesem Kommentar eindeutig fest. Kais Verhalten hatte auf sie abgefärbt und zwar gewaltig. Sie würden es ihm in diesem Moment nicht mal verdenken, wenn er sich über diesen Kampf totlachen würde.
 

Doch sie kannten den Jüngeren besser. Kai würde seine emotionslose Maske aufsetzen und sich seinen Teil dazu denken. Eine Eigenschaft, die der Trainer von ihren Gegner nicht besaß. Ihm konnte man die Wut deutlich ansehen. Scheinbar schien er nicht begeistert über die Sprüche zu sein, die sie dessen Bladern reinwirkten und allein das war die Sache wert. Mit diesen Gedanken griffen Spencer und Bryan ein weiteres Mal an. Ihr Plan sah vor erst den gefährlichsten Blader auszuschalten und sich dann um den anderen zu kümmern. Eine riskante Angelegenheit, da sie verhindern mussten, dass dieser sie aus dem Hinterhalt heraus beförderte.

„Sag mal spinnst du.“

Mit Mühe und Not konnte sich Bryan in der Arena halten. Spencer war ihm gerade in die Flanke gedonnert und hatte ihn an den Arenenrand befördert. Eine Aktion, die er nicht im Geringsten nachvollziehen konnte.

„Ich wollte Angreifen, aber mein Blade ist einfach nach link ausgebrochen.“

Irritiert runzelte der weißhaarige die Stirn. So etwas passierte normalerweise nur, wenn ein Blader seinen Blade nicht richtig kontrollieren konnte und über seine eigenen Grenzen nicht kannte. Aber Spencer war weder unfähig noch ein Anfänger. Es ergab einfach keinen Sinn, nicht mal wenn man berücksichtigte, dass ihre Blader nicht optimal kreiselten.

„Konzentrier dich einfach.“

Mit diesen Worten griff er an, doch kurze Zeit später verstand er was Spencer mit ausbrechen meinte. Ohne Vorwarnung machte sein Blade eine Linkskurve. Eine Tatsache, die ihn doch sichtlich schockierte und dass konnte man ihm auch ansehen.
 

Das Ganze war Absurd. Sie hatten schon gewagtere Manöver durchgeführt ohne dass sie die Kontrolle über ihre Blades verloren hatten. Nachdenklich blickte er in die Arena. Sie mussten schnell herausfinden woran das lag, sonst würden sie dieses Match schneller verlieren als es ihnen lieb war.

„Bryan!“

Gerade noch rechtzeitig konnte er dem gegnerischen Blades aus weichen, wobei sein Blade seinen eigenen Kopf zu haben schien. Unter normalen Umstände wäre es ein Kinderspiel gewesen dieser Attacke zu entgehen, zumindest dann wenn sein Blade das tun würde was er wollte, doch genau das tat er nicht. Im Moment schien er genau das Gegenteil zu tun und je länger das Match ging, desto schlimmer wurde es.

„Irgendetwas ist hier faul.“

„Wem sagst du das.“

Unwillkürlich blickte der weißhaarige zu seinen restlichen Teammitgliedern. Auch diese hatten mittlerweile festgestellt, dass Boris für seine Blader irgendetwas aus dem Ärmel gezaubert hatte mit dem sie nicht gerechnet hatten. Und jeder von ihnen wusste was das bedeutete. Sie waren in großen Schwierigkeiten wenn sie nicht herausfanden was es war.

„Hab ihr endlich eingesehen, dass ihr keine Chance gegen uns habt? Wieso erspart ihr euch nicht einfach die Blamage eurer lächerlichen Performance und gebt auf.“

Bei diesen Worten schlich sich ein arrogantes Lächeln auf das Gesicht ihres Gegners, eines welches Bryan regelrecht in Rage versetzte. Aufgeben. Das kam nicht in Frage, eher würde er von der nächsten Brücke springen und selbst das würde er nicht tun. Den Triumph würde er Boris nicht geben. Nicht mal in hundert Jahren. Dieser Kampf war noch lange nicht vorbei, nicht solange sein Blade in der Arena war. Das dieser zickte war ein Ärgernis, aber er hatte die Abtei nicht überstanden um jetzt wie ein geprügelter Hund davonzuschleichen. Nie im Leben, nicht vor diesem Team und erst Recht nicht vor Boris.
 

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Die falsche Strategie?!

Kapitel 28: Die falsche Strategie?!
 

Nachdenklich blickten die restlichen aus dem Team zu dem Kampf. Sie konnten Bryan und Spencer ansehen, dass sie unruhig waren. Irgendetwas war mit dem Kampf nicht in Ordnung und von ihrem jetzigen Standort konnten sie nicht wirklich erkennen wo das Problem war. Im ersten Moment war alles nach Plan gelaufen. Sie hatten Boris Blader herumgescheucht, doch nun verloren sie mehr und mehr die Kontrolle über den Kampf. Fehler mischten sich in ihre Strategie und ließen sie scheitern, noch ehe sie diese richtig anwenden konnte. Doch das schlimmste war, dass es Fehler waren, die eigentlich nicht passieren durften. Zumindest nicht ihnen. Sie hatten gelernt wie man seine Umgebung ausblenden konnte um sich voll und ganz auf ihr Ziel zu konzentrieren. Der Sieg. Nur das war in diesem Match entscheidend, das war das einzige was sie sich vorgenommen hatten und dennoch schienen sie zu scheitern.

„Was treiben die beiden da eigentlich, wollen die sich gegenseitig raushauen oder was?“

„Ich hab keine Ahnung.“

Zu sagen dass sie beunruhigt waren, schien die Untertreibung des Jahrhunderts. Sie machten sich momentan richtige Sorgen um ihre Teammitglieder. So hatten sie sich diesen Kampf nicht vorgestellt, der Plan war es Boris Blader mit ihrer Strategie zu überrumpeln, doch scheinbar war es genau anders herum. Zwar hatte er den beiden aufgetragen das Team Infinity etwas an der Nase herumzuführen, doch er war sich sicher, dass diese Aktionen nichts mit seinem Auftrag zu tun hatten. Wie sollte es wenn es nur drei einfach Regeln für diesen Kampf gab. Die beiden sollten ihre Gegner irritieren und dabei deren genauen Schwächen und Stärken heraus. Erst dann wenn sie diese halbwegs einschätzen konnten sollten sie versuchen den Stärksten ihrer Gegner zu besiegen, doch so wie die Dinge im Moment standen, konnte das nichts werden.

„Passt auf, verdammt.“

Nun konnte sich selbst Tala nicht mehr zurück halten. Es war nicht seine Art seine Teampartner von der Seitenlinie her Befehle zu geben, doch das hier war etwas anders. Sie durften Boris Ersatzteam nicht gewinnen lassen nicht wenn sie es verhindern konnte. Allerdings waren seine Möglichkeiten begrenzt. Er konnte nicht einfach zu den beiden Stoßen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Damit würde er den Kampf beenden und seinem Team sämtliche Chancen auf den Sieg verbauen, zumindest jene die sie noch besaßen. Alles was ihm demnach blieb war von hier aus Anweisungen zu geben und das war nicht gerade einfach, weil seine Sicht auf die Beyarena nicht gerade die beste war. Er musste sich richtig Mühe geben um an seinen beiden Teampartner vorbei zusehen und selbst dann war sein Sichtfeld noch eingeschränkt.

„Das ist ein Alptraum. Ausgerechnet gegen Boris…“

Schon leicht verzweifelt fuhr sich Tala durch die Haare. Er hatte keinen Schimmer was er machen sollte, noch wie das ganze so eskalieren konnte. Ihm war bewusst, dass die beiden ihr bestes gaben, zumindest hoffte er das für diese, dennoch schien es als hätten die beiden nicht die geringste Chance.

Boris Blader spielten Katz und Maus mit seinen Teammitgliedern und so wie es aussah wollten diese nicht nur gewinnen. Nein sie wollten ihre Gegner fertig machen. Denn je schwächer Spencer und Bryan wurden, je mehr diese versuchten das Match wieder unter Kontrolle zu bringen, desto fieser wurden die Sprüche ihrer Gegner. Das war die BEGA vom Grund auf erneuert. Boris neue Trumpfkarte. Und dabei traten sie nur gegen Boris Ersatzteam und nicht gegen sein Hauptteam an.

„Komm runter. Das hilft den beiden auch nicht. Du sorgst ledig dafür, dass Boris sich prächtig amüsiert.“

„Und was soll ich sonst tun? Däumchen drehen und sie sich selbst überlassen?“

Manchmal fragte sich Tala wirklich wie Kai es schaffte selbst in Momenten wie diesen die Nerven zu behalten. Er konnte es nicht. Zu sehr tobte die Wut in ihm. Sein Team war alles was er besaß und er war nicht bereit es im Stich zu lassen.

„Natürlich nicht.“

„Sondern?“

„Die Klappe halten und mich nachdenken lassen.“

Im Moment war Tala um einiges Schlimmer als Tyson, dass konnte Kai nicht leugnen. Über die Jahre hinweg hatte er gelernt Tyson Gerede auszublenden zumindest meistens. Doch bei Tala ging das nicht so einfach, was zum einen daran lag das er Recht hatte. Allerdings war das nicht sein einziges Problem. Talas Verhalten irritierte ihn und dadurch konnte er keinen klaren Gedanken fassen.

„Gut, aber lass dir besser was einfallen.“

Mit diesen Worten ließ sich Tala wieder auf die Bank nieder und starrte mit einem finsteren Blick auf die Arena. Auch Kai folgte seinem Blick, während er genau beobachtete wie die Blades seiner Teampartner reagierten. Das war ihre einzige Chance. Nur wenn sie herausfanden, was diese ständigen Fehlmanöver auslöste konnten sie eine entsprechende Gegenstrategie erstellen, doch das war einfacher gesagt als getan.

Mit einem Mal stand Kai von der Bank auf, was bewirkte, dass Talas Aufmerksamkeit sofort auf ihn gerichtet war.

„Was?“

„Ich muss weg.“

„Wie bitte?“

„Halt einfach die Stellung und tu nichts Unüberlegtes. Ich bin so schnell es geht wieder da.“

„Und Spencer und Bryan?“

„Sag ihnen sie sollen etwas Abstand wahren.“

Mit diesen Worten war Kai auch schon zur Tür gesprintet und hatte die anderen beiden hinter sich zurück gelassen. Tala blickten diesem nur für einen Augenblick nach, bevor er sich an Spencer und Bryan wendete.

„Strategiewechsel. Kein Risiko. Hiwatari hat eine Idee, aber er braucht Zeit.

Zumindest hoffte er das. Doch auch wenn nicht, war es dieser Satz der das ganze Team zumindest etwas runterkommen ließ. Selbst ihn.

„Was hat er vor?“

„Ich hab keine Ahnung, Ian. Aber was immer er vor hat er sollte sich lieber beeilen.“

Tala hatte keine Ahnung wie Bryan und Spencer unter diesen Umständen noch standhalten konnten, zumal er sicher war, dass der Trainer ihrer Gegner genau verstanden hatte was er gesagt hatte. Und wie es zu erwarten war, ließ dieser seine Hunde los. Von jetzt auf gleich wechselte das gegnerische Team von Verteidigung auf Angriff, sodass die beiden einiges aufbringen mussten um den ständigen Attacken zu entgehen. Doch bisher schafften sie es irgendwie sich über Wasser zu halten.
 

- Bei Kai -

Schneller als jemals zuvor war er die Treppen zur Tribüne heraufgestiegen und sah sich suchend um. Wenn das was er vorhatte funktionieren sollte, dann musste er sich beeilen, doch genau jetzt versagte sein sechster Sinn. Unter normalen Umständen hatte er kein Problem damit eine bestimmte Person zu finden, doch jetzt würde es ihn nicht mal wundern, wenn er den Wald vor lauter Bäumen nicht erkennen würde.

„Verdammt.“

Für einen Moment atmete er ruhig durch und schloss die Augen. Die Situation war ernst, doch es half nichts, wenn er genauso den Kopf verlor, wie Tala es vor wenigen Minuten getan hatte. Er musste die Sache ruhig angehen. Mit diesem Gedanken im Kopf öffnete er erneut die Augen und fand endlich die Person die er gesucht hatte. Ohne lange nachzudenken schlug er den kürzesten Weg ein, doch ehe er auch nur Ansatzweise in die Nähe der gesuchten Person kam, stellte sich ihm jemand in den Weg.

„Solltest du nicht unten bei deinem Team sein?“

„Solltet du nicht Boris Schuhe mit deinem Speichel benetzen so wie es ein gutes Hündchen tut?“

Kai blickte den Blader von Team Invasion nur mit einem vernichtenden Blick an. Nun verstand er auch, wieso Boris ihn nicht als Blader gegen die BBA eingesetzt hatte. Der Blader vor ihm war mindesten zwei Köpfe größer als er selbst und hatte mindestens die doppelte Muskelmasse wie Crusher. Im Bladen setzte dieser auf seine Stärke, doch von Strategien schien dieser gar nichts zu verstehen. Dennoch erwies er sich als gefährlicher Gegner. Schon so manche Teamblader sind an der brachialen Stärke seines Blades gescheitert. Und eines stand fest. Wenn es um physische Kraft ging war dieser ihm meilenweit überlegen. Und genau das war der Grund wieso dieser hier war, er sollte ihn aufhalten. Und allein diese Tatsache ließ ihn scharf die Luft einziehen. Wie konnte es sein, dass Boris immer vor ihnen wusste welche Pläne sie sich zurecht legten. Das war einfach absurd, doch es half alles nichts.
 

Das Problem an der Sache war, das er irgendwie an diesem vorbei musste und so wie er aussah würde dieser das nicht ohne weiteres zulassen. Doch bevor er sich einen Plan zurechtlegen konnte wurde er von dem Kolosse schon zurückgestoßen. Dank seiner schnellen Reflexe konnte er sich jedoch abfangen und einen Sturz vermeiden.

„Geh zurück zu deinem Team, Verräter.“

Urplötzlich verfinsterte sich Kais Blick. Wenn die anderen ihn einen Verräter nannten, dann war das eine Sache aber eine Person die ihn nicht mal kannte. Das war neu. Dennoch versuchte er sich zusammenzureißen. Es war ja nicht so, dass er diesem Kerl keine Vorlage geliefert hatte.

„Okay, regeln wir das anders. Was genau muss ich dir zahlen, damit du mich vorbeilässt und den vorigen Spruch vergisst?“

Gut das war so ziemlich der dämlichste Kommentar den er ablassen konnte, doch eine andere Methode viel ihm gerade nicht ein. Außer eventuell diesen riesen Klotz zu Fall zu bringen und das würde kein Vergnügen werden. Zumal er sich besseres vorstellen konnte als dessen Faust abzubekommen. Den Part würde er dann doch lieber Bryan oder Spencer überlassen, jedenfalls bei diesem Typen.

„Glaubst du ich bin käuflich?“

Kai war bei dieser Frage drauf und dran mit Ja zu antworten. Alle von Boris Lakaien waren käuflich, bei einigen musste man den Preis nur etwas höher ansetzen. Zu seinem eigenen bedauern, war er nie wirklich gut in Sachen Bestechungen. Zusätzlich fehlte ihm die Zeit für Verhandlungen, was bedeutete, dass er diesen Blader schnell loswerden musste.
 

Mit einem schnellen Blick sah er sich um. Wenn man mal jemanden brauchte, der sich in den Kampf einmischte war keiner da. Selbst diese Hänflingen von BBA Security stromerten irgendwo weit weg von seiner Position herum.

„Letzte Warnung, lass mich vorbei oder du wirst es bereuen.“

Es war nicht nur die letzte Warnung sondern auch die erste und jeder der ihn kannte, würde wissen, dass er es ernst meinte. Doch dieser Typ vor ihm war einer von Boris Blader und für die gab es nur ein Ziel. Das zu tun was dieser von ihm verlangte und dass war in dem Fall ihn aufzuhalten, was auch immer dieser damit bezwecken wollte.

„Du gehört nach unten.“

Mit diesen Worten versuchte der Kollos, der irgendetwas zwischen 19 und 21 war ihn zu packen. Was der genau damit bezweckt hatte konnte Kai nur erahnen, dennoch entging er dem Griff mit Leichtigkeit. Das war so das Problem mit Riesen, sie waren zwar stark, aber meistens nicht schnell genug. Was als nächstes geschah konnte Kai im Nachhinein selbst nicht mehr sagen. Das war auch so eine Angewohnheit aus der Abtei. Er schaltete einfach ab und reagierte nur noch auf das was auf ihn zukam. Wer in der Abtei zu lange nachgedachte, verpasste seine Chance oder übersah etwas Entscheidendes. Letzten Endes endete sein kleiner Konflikt damit, dass sein Gegner die Treppe nach unten nahm und dass nicht auf dem herkömmlichen Weg sondern Kopfüber mit einigen schlecht durchgeführten Purzelbäumen. Am Ende der Treppe kam er schließlich mit einem lauten Stöhnen auf, aber eines war sicher auf eine zweite Runde hatte er keine Lust. Dennoch gab er den Treppensturz seines Gegners noch schnell an den erst besten weiter. Sollte dieser sich um den Kerl kümmern er hatte ihn immerhin gewarnt.
 

Mit diesen Gedanken bahnte er sich den Weg zu der Sitzreihe, in der sowohl die restlichen Mitglieder der PPB als auch die der BBA Revolution saßen. Wen er gesucht hatte? Im Großen und Ganzen nur jemanden, der den Kampf vor Ort analysiert. Und es gab nur zwei die er kannte, die dazu in der Lage waren. Kenny und Emily. Und praktischer Weise saßen die beiden direkt nebeneinander und unterhielten sich scheinbar intensiv über das was sie sahen.

„Wie schlimm sieht es aus?“

„Ahh… Kai erschreck uns nicht so. Was machst du überhaupt hier?“

„Was glaubst du? Ich möchte wissen wieso Spencer und Bryan so eine lächerlich Performance bieten. Was sonst?“

„Nimm es mir nicht übel Kai, aber nach dem was ich sehe ist ihnen der Druck einfach zu viel geworden. Die haben wahrscheinlich nur einen ähnlichen Durchhänger wie Tyson im letzten Turnier!“

Man konnte Kai regelrecht ansehen, dass er mit der Antwort nicht zufrieden war. Wie sollte er auch immerhin ging es gerade um sein Team. Um die Blitzkrieg Boys, die sich nicht unter Druck setzen ließen und immer bei der Sache waren. Und genau das machte er auch mit seinem nächsten Satz deutlich.

„Ausgeschlossen. Boris hat irgendwas in der Hinterhand.“

„Selbst wenn, ich wüsste nicht was. Aber mal eine andere Frage. Hast du dich mit irgendwem geprügelt oder stammt die Jacke aus einem abgerockten Second Hand Shop.“

Emily konnte einfach nicht anders als diese Frage zu stellen. Für sie wirkte die Jacke die dieser trug fast so als wäre sie aus der Mülltonne und dass traute sie Kai ehrlich gesagt nicht zu. Dennoch ließen sie die vielen Löcher und aufgerissenen Nähte grübelnd zurück.

„Sagen wir es so. Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit dem Kollos von Invasion. Und das ist ein weiterer Punkt dafür dass Boris etwas mit deren Performance zu tun hat. Wieso sonst hätte er diesen Typen auf mich hetzen sollen?“

„Das ist ein Argument.“

Nachdenklich blickte Kenny bei diesen Worten auf seine Daten. Doch auch er konnte nicht wirklich etwas Auffälliges erkennen. Es war ja nicht so, dass sie nicht schon nach den Gründen für die Fehlmanöver der beiden Blitzkrieg Boys gesucht hatte bevor Kai hier aufgetaucht war. Aber da war einfach nichts.
 

Nachdenklich ließ er eine der aufgezeichneten Szenen in Zeitlupe ablaufen, doch auch da konnte er nichts erkennen. Keine rotierenden Messer so wie Barthez sie verwendet hatte. Nichts.

„Mein Verdacht ist, dass der Blade von Napoleons Partner dafür verantwortlich ist.“

„Wer ist Napoleon?“

„Es gibt nur einen auf den der Name zutrifft.“

Gut vielleicht sollte er sich das mit dem Namen doch lieber wieder abgewöhnen, aber irgendwie konnte er nicht anders.

„Hast du sonst noch irgendeinen Anhaltspunkt?“

„Was glaubst du wieso ich hier bin?“

„Richtig.“

Mehr konnte Emily dazu nicht sagen. Ihr war die gesamte Anwesenheit suspekt. Doch bevor sie weiter über das ganze nachdenken konnte meldete sich Kenny zu Wort.

„Ich hab was. Um den einen Blade hat sich ein elektrisches Feld gebildet. Eines das stark genug ist um eine magnetische Wirkung zu haben.“

„Ein magnetisches Feld.“

„Mehr oder weniger. Was ich aber nicht verstehe ist wieso die Blades davon so beeinflusst werden. Die Anteile an magnetischen Metallen wurden seit der Sache mit dem Psykick team nahezu restlos aus den neueren Beyteilen entfernt. Sie dürften also nicht ausreichen um die Blades soweit vom Kurs abzubringen.“

„Es sei denn man ist dumm genug und hilft nach.“

„Kai?“

Sie hatten Boris mit Ians kleiner Konstruktion direkt in die Hände gespielt. Da wollten sie seine stärkte Waffe unschädlich machen und brachten sich nebenbei in eine noch schlechtere Position.
 

Es war zum verrückt werden. Egal wie ausgefallen ihre Ideen waren, Boris war ihnen Gedanklich immer einen Schritt voraus. Nun war es allerdings zu spät etwas zu ändern. Alles was er jetzt noch tun konnte war die Bedingungen des Kampfes wieder zu ebnen.

„Könnt ihr von euren Laptops aus ein Störsignal senden?“

„Rein theoretisch ja, aber das wäre gegen die Regeln.“

„Vergiss die Regeln und tu es einfach.“

„Und wieso sollten ich?“

„Dein Team schuldet uns noch was, Emily, schon vergessen?“

Emily konnte in dem Moment nicht anders als kurz aufzulachen. Das war so ziemlich die abgedrehteste Situation die sie je erlebt hatte. Am liebsten hätte sie Kai ordentlich die Meinung gesagt, doch sie unterließ es und tippte stattdessen wild auf ihrer Tastatur herum. Erst nach einigen Sekunden kamen ihre Finger zum Stillstand.

„Am liebsten würde ich dir sagen dass du mich mal kreuzweise kannst, besonders nach diesem Spruch, aber ich mach heute mal eine Ausnahme. Was das Störsignal angeht. Ich kann es nicht lange aufrechterhalten, sonst würde ich das ganze Stadium lahmlegen. Was dich angeht. Du solltest wieder zu deinem Team gehen. Ich kümmere mich um den Rest.“

„Gut, gib mir ein Zeichen wenn du soweit bist.“

„Der Typ hat sie doch nicht mehr alle.“

Mehr sagte Emily nicht dazu, sondern ließ sich nur weiter in ihrem Stuhl zurückfallen. Für einige Sekunden atmete sie tief durch, bevor sie sich wieder um ihr Programm kümmerte. Sie hoffte nur, dass sie das nicht bereuen würde. Andererseits, sie beeinflusste die Blader ja nicht direkt sondern sorgte nur für Chancengleichheit.
 

Mittlerweile hatten sich auch die anderen Anwesenden von ihrem Schock erholt. Auch sie konnten nicht glauben was gerade passiert war.

„Also eines muss man Kai ja lassen, er weiß was er will.“

„Das kannst du laut sagen Michael. Aber mal was anderes. Glaubt ihr Kai weiß, wieso Spencers und Bryans Blades so anfällig auf dieses elektrische Feld sind?“

„Ich denke schon. Ich habe mir die Blades der beiden noch mal genau angesehen. Aber ich krieg einfach keine anständigen Daten. Die sind alle fehlerhaft.“

„Das ist ein Scherz oder?“

„Nein ich glaube viel mehr, dass Kai und die anderen die Blades Präpariert haben, damit Boris keine weiteren Daten von ihnen erhält.“

„Das glaube ich mittlerweile auch. Und wenn das der Fall ist, dann haben sie sich mit dieser Aktion wahrscheinlich selbst ins Knie geschossen. Deswegen soll ich auch das blöde Störsignal erstellen.“

„Das kann ich mir bei Kai nicht vorstellen. Er hat immer fair gekämpft.“

„Das mag ja sein Tyson. Und ich halte die Blitzkrieg Boys auch nicht für so blöd einen Blade zu verwenden, den sie vorher nicht registriert haben. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass sie gegen Boris Team antreten. Wenn man sich da auf Fairness verlässt ist man verlassen.“

Zumindest darüber waren sich die Blitzkrieg Boys im Klaren im Gegensatz zu Tyson. Dieser wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, dass ein Störsignal alle Vorteile des gegnerischen Teams zu Nichte machen konnte. Andererseits, wahrscheinlich wäre keiner von ihnen, nicht mal sie selbst, auf die Idee gekommen den eigenen Blade so zu präparieren, dass er sämtliche gesammelte Daten fehlerhaft darstellte. Das war ein Meisterwerk, auch wenn es gerade ziemlich daneben ging.
 

- Bei Tala -
 

Mittlerweile war Tala wieder auf den Beinen. Von der Bank aus konnte er den Kampf einfach nicht wirklich verfolgen. Unwillkürlich fiel sein Blick auf die Tribüne und heftete sich auf Boris. Er wusste nicht was dieser dachte, nur dass er sich blendend amüsierte. Scheinbar lief für diesen alles nach Plan.

„Die sind gleich draußen.“

„Danke Ian, genau das wollte ich hören!“

Unruhig sah er zurück. Wie lange war Kai jetzt schon weg? Er hatte keine Ahnung aber es kam ihm wie Stunden vor auch wenn es wahrscheinlich nur ein paar Minuten waren. Dennoch für seinen Geschmack war es dennoch viel zu langen.

„Wie sieht es aus?“

„Wurde aber auch Zeit, dass du wieder da bist... Was ist los?“

„Unsere Konstruktion ist schuld an dem ganzen!“

„Das ist nicht dein ernst.“

„Doch und die einzige Möglichkeit noch etwas aus dem Match zu machen ist das elektrische Feld um den Blade unseres Gegners auszuschalten.“

„Und wie sollen wir das anstellen?“

Sie durften nicht eingreifen, dass müsste Kai eigentlich wissen. Ihnen waren die Hände gebunden und Spencer und Bryan hatten viel zu sehr mit ihren Blades zu kämpfen, als dass sie einen direkten Angriff wagen konnte. Es war sowieso ein Wunder, dass sie ihre Blades noch so gut unter Kontrolle hatten um zu verhindern, dass sie die Arena verließen.

„Darum hab ich mich gekümmert. Allerdings ist das eine Sekundensache. Es ist wichtig, dass sie die Chance nutzen und angreifen.“

„Das kriegen sie hin.“

Mit diesen Worten wendete sich Tala von seinem Teampartner ab. Er wusste zwar nicht was Kai geplant hatte, doch hatte er keine andere Wahl als auf dessen Worte zu vertrauen.
 

Für einen Moment holte er tief Luft, doch dann wendete er sich mit lauter Stimme an seine bladenden Teampartner. Sollte Boris doch wissen, dass sie einen Plan hatten, er würde es eh nicht verhindern können.

„ Spencer, Bryan. Macht euch bereit!“

Die beiden verstanden sofort. Es hätte Kai auch gewundert wenn sie es nicht getan hätten. Nun kam es aufs Timing an. Sie hatten nicht mal den Bruchteil einer Sekunde Zeit um dieses Match zu einem Ende zu bringen. Ein einziger Angriff. Entweder sie beendeten das Match damit oder es war vorbei. Mit diesen Gedanken blickte er zur Zuschauertribüne und wartete. Sein Blick ruhte auf Emily, die immer noch auf ihrer Tastatur herumhämmerte. Doch dann hielt sie inne. Ohne lange nachzudenken wendete er sich wieder an sein Team.

„Jetzt!“

Ohne jegliches Zögern aktivierten beide ihre Spezialattacken. Es war der letzte Versuch, ihre einzige Chance. Die gemeinsame Attacke entfesselte eine Sturmflut die alles und jeden in der Arena ergriff. Das einstige Bildnis, das so sehr an eine friedliche Flusslandschaft erinnerte wurde überflutet. Und riss aufwendige Hauskonstruktionen und Baume heraus. Um die Arena herum legte sich ein dichter Nebel und verbarg den Schaden in einen schattenhaften Schein.

„Habe sie es geschafft?“

Nun war auch Ian von der Bank gesprungen und spähte angestrengt durch den Nebelschleier. Er konnte Hören wie die Blades kreiselten. Vielleicht waren es drei oder hatten es doch alle vier überstanden. Er war sich nicht sicher. Die Geräusche klangen dumpf und auch wenn das Publikum den Atem anhielt konnte er sie kaum wahrnehmen.

„Das eine klingt nach einem Echo.“

„Also sind es nur zwei die noch kreiseln.“

Es war eine trügerische Hoffnung. Natürlich waren es mehr als zwei. Das Echo verzerrte nur die eigentlichen Geräusche. Doch zumindest jetzt wollte er hoffen. Hoffen dass der Kampf damit zu Ende war.
 

Doch wie erwartet wurden seine Hoffnungen zerschlagen. Wie ein Blitz schoss der nächste Angriff ihrer Gegner durch den Nebel. Sie konnten nicht mal sagen von wem dieser genau war. Dafür ging es zu schnell. Alles was er hörten war das leise Fluchen seines Teampartners.

„Das sieht nicht gut aus.“

Ian hatte Recht. Unaufhörlich zuckten Blitze durch die Arena. Kleine elektrische Entladungen, die sich auf der gesamten Beyarena ausbereiten. Das fatale war nur das Wasser Strom leiten konnte und die Blades standen im Wasser.

„Wusste Boris von Anfang an was wir vorhatten?“

„Das kann er nicht, Ian. Wie sollte er? Wir wussten es ja selbst nicht.“

„Möglich, aber er weißt wie wir denken. Er hat damit gerechnet.“

„Schwachsinn.“

Mehr konnte Tala nicht dazu sagen. Er wollte es einfach nicht einsehen. Auch wenn er es insgeheim besser wusste. Ihre Teamaufteilung war irrelevant für das Ergebnis. Selbst wenn er und Bryan zusammen angetreten wären hätte es Wasser in der Arena gegeben. Eis war immerhin nichts anderes aus gefrorenes Wasser. Sie hätten schon Kai und Bryan ins Team stecken müssen, doch das stand von vornherein außer Frage.

„Vorsicht.“

Gerade noch rechtzeitig konnte Tala dem Blade ausweichen, der ihm entgegengeflogen war und mit einem lauten Krachen in der Bank stecken blieb. Mit Schrecken stellte der rothaarige fest, dass es sich bei diesem Blade um den von Spencer handelte. Doch genau in dem Moment, in dem er sich von dem Blade abgewandt hatte kam auch schon der zweite auf ihn zu.
 

Der Kampf war vorbei und sie konnten von Glück sprechen, dass sie keine Blessuren von dem Ende davongetragen hatten.

„Tje und das nennt ihr einen Kampf? Sogar meine kleine Schwester hätte euch mit dieser Strategie fertig gemacht.“

„Jetzt reicht es.“

Nun war dieser Blader zu weit gegangen. Er würde hier nicht länger herumstehen und zusehen, wie dieser seine Teampartner beleidigte und sie vor aller Welt lächerlich machte. Zu viel war zu viel.

„Tala nicht. Er ist nicht dein Gegner.“

„Scheiß drauf.“

Sollte man sie doch rauswerfen, sie hatten eh verloren. Wozu sollten sie sich jetzt also noch zurückhalten. Er würde jetzt kurzen Prozess machen und zwar auf seine Art. Die Art die Boris sie vor Jahren gelehrt hatte. Es wurde sowieso Zeit dass er seine eigene Medizin zu kosten bekam.

„Phase 2!“

Das ließ ihn innehalten. Er brauchte eine Weile um zu verstehen was Kai mit dieser Aussage bezwecken wollte. In diesem Turnier hatte er öfters von einer 2. Phase gesprochen. Meistens um ihnen das Zeichen zu geben, dass sie den zweiten Teil ihrer Strategie einleiten sollten. Doch sie hatten keinen Ersatzplan. Dieses Mal nicht.

„Wir sind vielleicht draußen, aber wir können Boris Team immer noch dieselbe Gefälligkeit erweisen!“

„Schön. Schaufeln wir seinen restlichen Bladern ein Grab.“

„Dann heb schon mal den Boden aus. Ich sorge danach für die Feuerbestattung.“

Über diesen Kommentar musste Tala nun doch leicht schmunzeln. Wenn er irgendjemanden so eine Aktion zutraute dann Kai. Sein Phönix würde mit Sicherheit für ein ordentliches Feuerchen sorgen und zwar noch vor dem großen Finale.
 

Mit diesen Gedanken wendete er sich wieder zu seinen Gegner. Diese schienen sichtlich zufrieden mit ihrem Sieg zu sein, doch Boris war das Lachen vergangen. Scheinbar waren die Blader ihm nicht schnell genug gewesen. Entweder das oder er erwartete, dass die nachfolgenden Kämpfe nicht so einfach zu gewinnen waren. Doch sollte er sich ruhig fragen, was sie vorhatten. In diesem speziellen Fall würde er ihr Vorhaben nicht erraten. Er würde sie nicht noch einmal besiegen.

„So und jetzt?“

Mittlerweile waren auch Bryan und Spencer wieder bei den anderen anzukommen. Wobei ersterer drauf und dran war einem gewissen Blader eine runterzuhauen. Zumal dieser immer noch seine höhnischen Sprüche abließ. Zwar nicht mehr so laut wie zuvor, doch er konnte sie immer noch deutlich hören.

„Wir zeigen Boris, dass es Folgen hat, wenn man sich mit den Blitzkrieg Boys anlegt. Sein nächster Blader hat nur eine Chance zu gewinnen und zwar in dem er meinen Blade in seine Einzelteile zerlegt.“

„Du weiß schon gegen wen du antrittst?“

„Sehr aufbauend Spencer.“

Zu seinem Bedauern hatte Spencer nicht ganz Unrecht. Der Blader gegen den er jetzt antrat hatte schon so manchen Blade auseinander genommen. Nachdenklich blickte er auf seinen Blade. Sein Verteidigungsring besaß eine spezielle Legierung, die recht widerstandfähig war. Bedauerlicherweise wirkte sich diese Legierung auf die Ausdauer des Blades aus. Dennoch, es war kein so großer Unterschied, als dass er lange über diesen Umbau nachdenken musste. Entschlossen umschloss er seinen Blade und schritt zur Arena. Gerade als er außer Hörweite war konnte Spencer seine Frage nicht mehr länger für sich behalten.

„Glaubst du er gewinnt?“

„Wir reden von Tala.“‘

„Eben! Du weißt, dass er genauso impulsiv sein kann wie Bryan.“

„Er kriegt das hin. Und Boris wird sich noch während des Kampfes dafür verfluchen, dass er seinen Bladern nie ein Spiegelkabinett gezeigt hat.“

„Wie?“

„Lass dich einfach überraschen, Spencer.“

Das war nicht die Antwort die er erwartet hatte, doch zumindest zeigte es, dass die beiden einen Plan hatten. Einen den diese mal wieder ohne ihr Beisein ausgeheckt hatten. Und um ehrlich zu sein wollte er gar nicht wissen wann sie darauf gekommen waren.
 

- Bei Team Invasion -
 

Die erfolgreichen Blader des Team waren derweil sichtlich zufrieden mit ihrer Leistung. Sie sahen sich schon im Finale auch wenn noch nicht alle Punkte vergeben waren und auch das Team Invasion schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein.

„Was für Waschlappen. Ich versteh gar nicht wieso die anderen Teams solche Probleme mit denen hatten. Man kann die so schön an der Nase herumführen.“

Boris achtete nicht auf die Lobgesänge seines Bladers. Seine Aufmerksamkeit war viel mehr auf die Blitzkrieg Boys gerichtet. Diese hatten das erste Match verloren. Gut und schön, doch sie waren kein Team, welches nach einer Niederlage einfach die Flinte ins Korn warf. Er hatte die Blader des Teams Infinity angewiesen deren Gegner zu provozieren, doch der Teil des Planes war nach hinten losgegangen. Sie hatten lediglich Talas Wut geschürt, dennoch war er viel zu ruhig, als dass er einen Fehler in seinem Match machen würde. Dafür würden die anderen aus dem Team schon sorgen und er sollte Recht behalten. Zwar konnte er nicht verstehen, was Kai und Tala gerade besprachen, doch es brachte den rothaarigen wieder zur Vernunft.

„Freut euch nicht zu früh, noch haben die anderen die Runde nicht gewonnen.“

„Sie glauben doch nicht wirklich, dass diese Verräter die nächsten Matches gewinnen können.“

„Glaub nicht, dass die beiden diese Niederlage einfach auf sich sitzen lassen. Je aussichtloser die Lage desto stärker werden sie.“

Es war ein Phänomen welches er noch nicht wirklich entschlüsseln konnte, doch das war auch unwichtig solange sich seine Blader an den Plan hielten.

„Und wenn schon. Es wird nicht reichen, sie sind immerhin nicht die einzigen die in der Abtei aufgewachsen sind. Unsere Partner werden ihnen zeigen wie man mit Verrätern umgeht.“

Boris hatte dem nichts hinzuzufügen. Seine Blader wussten was sie zu tun hatten und sie taten es nicht weil er es ihnen befahl. Sie bladeten aus Rache. Sie wollten diejenigen zu Fall bringen, die für die Schließung der Abtei verantwortlich waren und das schon bevor er ihnen begegnet war.
 

Sie waren um genau zu sein während der Eröffnung der BEGA zu ihm gekommen. Umso mehr wunderte es ihn, dass Kai diese nicht sofort wiedererkannt hatte. Allerdings konnte es auch daran liegen, dass dieser damit beschäftig war sich Zugang zu seinen Daten zu verschaffen, anstatt sich auf die einzelnen Blader in der BEGA Liga zu konzentrieren. Dass Kai einen Hintergedanken hatte, als er der BEGA beigetreten war wusste er sofort. Allerdings musste er zugeben, dass dieser verdammt weit gekommen war. Zudem war er stärker als die meisten seiner auserwählten Blader. Lediglich Garland hätte es außer Brooklyn noch mit diesem aufnehmen können, doch der Ausgang eines solchen Kampfes wäre ungewiss gewesen.

„Was wird das?“

Der Spreche wirkte irritiert, was Boris dazu brachte aufzusehen. Tala hatte eine seine neusten Attacken vom Stapel gelassen. Seine Frozen Wall attack. Doch das war ungewöhnlich. Diese Attacke diente weniger dem Angriff als mehr einer großflächigen Verteidigung. Selbst die Ausführung unterschied sich massiv von dem vorigen Mal. Nachdenklich fiel sein Blick erst auf Tala und dann auf Kai. Was hatten die beiden vor? Zum ersten Mal konnte er deren Aktion nicht deuten.

„Er erschafft ein Labyrinth aus Eis.“

„Wie erbärmlich, er versucht seinen Gegner mit diesem Eisgebilden aus der Balance zu bringen. Als wenn das funktionieren würde.“

Nein, das war es nicht, das war Boris sofort klar. Das Labyrinth war nur ein Bonus. Die Strategie dahinter war eine Andere. Und wie erwartet beobachtete er wie der Blade seines Bladers gegen eine unsichtbare Wand knallte und von der Wucht zurückgeworfen wurde und plötzlich verstand er es.

„Tala baut sich eine Illusion aus Eis und Schnee.“

Einige der Eiswände waren durchsichtig andere strahlten in einem unübersehbaren weiß und spiegelten alles um sich herum wieder.
 

Trug und Schein und der einzige der all dies durschauen konnte war Tala. Ohne zu überlegen manövrierte er seinen Blade durch das Eislabyrinth wirbelte weißen Schnee auf und ließ alles um ihn herum in einem verzerrten Bildnis erscheinen. Der Geist seines Bitbeast jagte durch die eisernen Wände, ließ sie sich ausweiten und an anderer Stelle wie Glas zerspringen. Eissplitter wirbelten durch die Arena, reflektierten Licht und Ereignisse, die Meterweit entfernt waren und manche, die direkt vor der Nase waren. Und urplötzlich stand sein Blader nicht nur einem Blade gegenüber sondern einem Blade und seiner unzähligen Reflexionen.

„Wahnsinn.“

„Wie ich sagte, so schnell geben die beiden nicht auf.“

In der Arena herrschte ein Farbenspiel bei dem sogar die Polarlichter neidisch geworden wären und auch Boris musste sich eingestehen, dass Tala seine Attacke mit diesem Spektakel perfektioniert hatte. Dennoch, der Kampf hatte gerade erst begonnen. Für den Moment schien sein Blader gegen eine Eiswand nach der anderen zu brettern, geblendet von all dem Licht, welches von dem Eis in der Arena eingefangen wurde. Doch sollte Tala glauben, dass der Kampf damit schon beendet war, dann würde er jetzt bitter enttäuscht werden. Immerhin konnte dieser Trick nur überdauern, solange es genug Eiswände in der Arena gab und diese würden gleich in sich zusammenbrechen. Dessen war er sich sicher.

„Es wird Zeit die Eiszeit zu beenden.“

Genau in dem Moment in dem Boris das sagte schien auch sein Blader genug davon zuhaben stumpfsinnig gegen eine Wand nach der anderen zu rennen. Sein Blade leuchtete auf und das Eis um ihn herum fing an zu schmelzen. Eine Tatsache, die dazu führte, dass Tala vorsichtshalber etwas auf Abstand ging. Damit hatte die 2. Phase dieses Kampfes begonnen und diese würde deutlich unangenehmer für den rothaarigen verlaufen, denn mit seiner Attacke hatte dieser seinen Blader wütend gemacht und bisher hatte noch kein anderer Blader das überstanden. Im wütenden Zustand war dieser Blader nämlich gefährlicher als Garland und wie dieses Match ausgegangen war sollte Tala eigentlich noch wissen. Er hatte es auf jeden Fall nicht vergessen und würde es auch nie tun.
 

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Kein Happy End?

Kapitel 29:Kein Happy End?
 

Wenn Tala nach seinem ersten Angriff gedacht hatte, dass das Match mit Leichtigkeit zu seinen Gunsten ausgehen würde, so hatte er sich geirrt. Von jetzt auf gleich hatte sich das Blatt gewendet und er war in der Defensive. Die Attacken kamen ohne Unterbrechung und er hatte kaum noch eine Chance zu reagieren.

„Wolborg, Novae Rog.“

Ein kühler Eishauch fegte durch die Arena und verwandelte alles zu Eis. Selbst seinen Gegner, doch nur für einen Moment. Noch ehe er seinen Angriff beenden konnte zersplitterte das Eis um den gegnerischen Blade und er machte ein weiteres Mal Bekanntschaft mit einem von dessen brutalen Angriffen. So war das definitiv nicht gedacht.

„Was denn schon am Ende mit deinem Latein. Schade.“

„Ich kann wenigstens Latein.“

Ein weiteres Mal griff Tala seinen Gegner an. Eines wusste er, ohne die Speziallegierung wäre sein Verteidigungsring schon längst Geschichte. Doch er hatte sie und er war sich sicher, dass diese dafür sorgen würde, dass sein Blade das Ende dieses Kampfes überdauern würde.

„Wolborg, dräng ihn zurück.“

Er war noch nicht fertig mit diesem Blader. Zwar hatte dieser seine kleine Spiegelkabinettnummer zu Nichte gemacht, doch er hatte noch einiges mehr in Petto. Sollte er doch das ganze Eis schmelzen was er diesem entgegen warf. Es würde schneller wieder gefrieren als diesem lieb. Noch ehe dieser sich versah würde er in all dem Eis und Schnee versinken und selbst sein künstliches Sonnen-Bitbeast würde ihm dann nicht mehr helfen können.

„Wie blöd bist du eigentlich?“

„Sag du es mir…“

Dieser Blader zählte definitiv nicht zu den klügsten, sonst würde er die Falle wittern, in die er ihn gerade hineintrieb. Gut so, dass machte die Sache für ihn so viel einfacher.
 

Der Angriff seines Gegners hatte seine Eiswände zwar zerstört, doch das Eis war immer noch um sie herum. Es war an der Arenenwand und auf dem Boden. Einem unebenen Boden, der teilweise aus Schotter und Vertiefungen bestand. So uneben, dass ein Blade dort unweigerlich ins Straucheln kam, ob man wollte oder nicht. Doch diese Flächen waren mit einer dicken Eisschicht bedeckt und das Eis war so hoch, dass es sämtliche Unebenheiten ausglich und die verheerenden Stellen verdeckten. Und hier kam das Bitbeast seines Gegners ins Spiel. Es ließ das Eis um den Blades seines Gegners schmelzen, nicht nur unter ihm, sondern auch um ihn herum und genau das würde das Verhängnis dieses Bladers sein. Er würde dafür sorgen, dass der größte Vorteil, den dieser ihm gegenüber hatte zu dessen größte Schwäche würde und dessen Niederlage einläutete.

„…denn für mich bist du der Idiot.“

Genau in diesem Moment schmolz das Eis über der Schotterinsel und der Blade seines Gegners kam gefährlich ins Wanken. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein Ausdruck pures Schrecken zeichnete sich auf dessen Gesicht ab, einer den selbst der dümmste entziffern konnte.

„Nein!“

„Oh doch!“

Das war der Moment auf den Tala gewartet hatte. Unwillkürlich stahl sich ein höhnisches Grinsen in sein Gesicht. Im selben Moment find der Bitchip seines Blades an in einem hellen weißen Licht zu glühen. Sein Gegner hatte sein Grab gerade selbst ausgehoben und es war an der Zeit den Sarg zu versiegeln.

„Wolborg gibt ihm den Rest.“

Dieses Mal würde dieser Blader seiner Attacke nicht entgehen. Mit diesen Gedanken ließ er Wolborg um den gegnerischen Blade herumkreiseln um diesen im unebenen Schotter gefangen zu halten, während sich dieser selbst auf einer dünnen Eisschicht bewegte. Doch auch wenn er die Oberhand hatte, konnte er so nicht gewinnen. Es wurde Zeit, dass Wolborgs eisiger Atem seinem Gegner den Rest gab und er den Sieg für sich beanspruchte.

„Arctic Blizzard!“

Ein kalter scheidender Wind fegte durch die Arena. Schnee schob sich vor die Blades und vereinnahmte alles was im Weg stand.
 

Ein Meer aus weiß bereite sich in der Arena aus und in der Mitte leuchtete ein einsames Licht welches immer blasser wurde. Doch dann brach die Sonne hervor und die gesamte Arena wurde in ein gleißendes Licht gehüllt, welches so intensiv war, dass jeder sich abwenden musste. Die heiße Phase ging in die letzte Runde und es war viel zu hell als dass es jemand mitbekam.

„Komm schon.“

Angestrengt starrte Tala in die Arena, doch das helle Licht brannte in seinen Augen. Er konnte nicht mal den leichten Schatten ausmachen, der ihm einen Hinweis darauf geben konnte, wo genau sich die Blades momentan befanden. Er konnte nur darauf hoffen, dass die Attacke seines Blades den gegnerischen Blade aus dem Rennen warf.

„Du glaubst doch nicht immer noch dass du gewinnst, oder?“

Sein Gegner war überzeugt von seinem eigenen Sieg, doch das war er auch. Wolborg würde ihn nicht im Stich lassen. Mit einem finsterem Ausdruck blickte er von der Arena auf und wendete sich an seinen Gegner. Er würde sich nicht provozieren lassen, doch es war an der Zeit selber ein paar Psychospielchen zu spielen.

„Nein. Ich glaube nicht an einen Sieg. Warum sollte ich noch glauben wenn die Wahrheit doch direkt vor meinen Augen lieg? Glauben ist was für Zweifler oder Gläubige. Für mich zählt nur das wissen und ich weiß eine Sache ganz genau. Ich habe bereits gewonnen.“

Für einen Moment verschwand der selbstsichere Ausdruck aus dem Gesicht seines Gegenübers. Und das verriet ihm mehr als tausend Worte. Nicht nur ging seine Taktik auf, nein er konnte auch erkennen, dass sein Gegner nicht so überzeugt von seiner Stärke war, wie es im ersten Augenblick den Anschein hatte.

„Was denn? Kannst du es nicht hören? Hören wie mein Blade deinen in Stücke reißt.“

Mit jedem Wort wurde die Mine seines Gegners mehr und mehr vom Zweifel geprägt. Erst war es ein Zucken, dann ein verzweifelter Blick in die Arena und im gleichen Moment wurde das Licht wieder schwächer. Der Zweifel war der schlechteste Ratgeber, den man finden konnte und Selbstzweifel führten in 90% der Fälle zur Niederlage.
 

Mit einem Mal brach der Winter ein weiteres Mal über die Arena herein und vertrieb das letzte Licht, das noch von dem gegnerischen Blade ausging. Danach wurde es schlagartig ruhig. Leise vielen die letzten Schneeflocken vereinzelt zu Boden. Langsam und wackelig kreiselten die beiden Blades in der Schneebedeckten Arena. Eine Umkreisung, noch eine und dann die letzte. Unhörbar kam einer der Blades zum Stillstand und nur wenig später brach im Publikum die Hölle los.

„Das war’s. Der Gewinner ist Tala von den Blitzkrieg Boys. Was für ein unvergleichlicher Kampf…“

Erleichtert atmete der rothaarige auf. Das Match war knapper ausgefallen als er es erwartet hatte, doch es änderte nichts am Ergebnis. Sie hatten dieses Match gewonnen und um die nächsten würde sich Kai kümmern. Er war schon gespannt wie Boris auf ihr kleines Ass im Ärmel reagieren würde, wahrscheinlich würde er sich schwarz ärgern und war wörtlich gemeint.

„So 2 zu 1. Jetzt bist du dran, Hiwatari.“

Schwer atmend ließ sich Tala auf die Bank nieder. Er war am Ende und so ungern er es auch zugab, so war der Sieg gegen Boris Blader reines Glück. Sein Blade hatte einfach die bessere Ausdauer und allein durch diese Tatsache war das Match zu ihren Gunsten ausgegangen. Diese Tatsache und sein kleiner Psychoterror, sofern man es wirklich als solchen bezeichnen konnte. Er selbst war eher der Ansicht, dass es lediglich ein guter Bluff war. Wer so einfach an seinem Sieg zu zweifeln begann hatte ihn auch nicht verdient.

„Keine Sorge, der Blade meines Gegners wird den Boden der Arena nicht eine Sekunde lang berühren.“

Und das war nicht nur ein einfacher Kommentar, es war ein Versprechen. Eines welches er halten würde und er wusste auch schon wie.

„Sei vorsichtig. Diese Blader sind nicht ohne…“

„Ich auch nicht!“

Mehr sagte Kai nicht dazu, sondern wendete sich nur zu seinem Gegner um. Allerdings würdigte er diesem keinen Blick, sondern sah nur an diesem vorbei. Für einen Moment huschte sein Blick über die Mitglieder des gegnerischen Teams, doch dann wanderte er auf die Tribüne.
 

Seine Aufmerksamkeit galt Boris und dieser hatte einen säuerlichen Ausdruck aufgesetzt. Wie sollte es anders sein, immerhin wusste dieser nahezu alles über ihr Team und das bezog sich nicht nur auf ihre Strategien. Dennoch schien er sichtlich zuversichtlich was das nächste Match betraf, andernfalls würde er nicht so ruhig auf seinen Platz verweilen. Grund genug um ihm einen Denkzettel zu verpassen.

„3…“

Ein weiteres Mal fiel sein Blick auf seinen Blade. Es gab nur eine Möglichkeit Boris zuvor zu kommen und diesen Kampf zu gewinnen. Er wusste, dass Boris seine sämtlichen Strategien kannte und mit Sicherheit hatte dieser sein Team darauf vorbereitet. Das hieß er musste sich etwas neues ausdenken um den folgenden Kampf zu gewinnen.

„…2…“

Mit Bedacht bereitete er seinen Starter vor. Der Plan den er im Kopf hatte war simple. Er musste diesen Kampf beenden ehe Boris einen genaueren Blick auf seinen Blade erhaschen konnte. Denn andernfalls würde er dem ihm gegenüberstehenden Team zur Vorsicht raten, doch das konnte er nicht riskieren. Weder jetzt noch später.

„…1…“

Noch einmal atmete er tief durch. Er musste aufs Ganze gehen, denn nur ein kleiner Fehler beim Start würde ihre Siegeschance zur Nichte machen. Zwar hatte er beim letzten Turnier eine ähnliche Aktion gebracht, doch das Risiko war damals nicht so hoch. Immerhin war es ihm damals egal gewesen ob er das Match gewinnen würde oder nicht, dieses Mal jedoch war es anders. Er musste dieses Match gewinnen.

„…Let it rip!“

Zeitgleich verließen die beiden Blades den Starter und trafen sich genau über der Arena. Danach ging alles so schnell, dass selbst Kai die Ereignisse kaum verfolgen konnte. Sein Blade fing von jetzt auf gleich an zu glühen. Die Intensität des Lichtes stieg so schnell so stark an, dass sich die Anwesenden kurz abwenden mussten. Kurz darauf war auch schon alles wieder vorbei. Kais Blade kam unbeschadet auf den Boden der Arena auf, während der Blade seines Gegners nur in Einzelteilen auf dem Arenaboden herabregneten.
 

Für einen Moment war Kai selbst überrascht, doch dann schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht. Ohne groß über das geschehende nachzudenken, rief er seinen Blade zurück in seine Hand. Er hatte dieses Match gewonnen, daran gab es keinen Zweifel mehr und es war eine echte Genugtuung das fassungslose Gesicht von Boris Bladern zu sehen. Damit hatten dieser wohl nicht gerechnet.

„So, wer ist der nächste!“

Kai wusste dass er jetzt vorsichtig sein musste, doch den Spruch konnte er dennoch nicht für sich behalten. Reflexartig schloss er seine Hand fester um seinen Blade. Auch wenn seine Frage immer noch im Raum stand wusste er schon vor der offiziellen Antwort wer sein nächster Gegner sein würde. Napoleon, Teamkaptain von Team Infinity. Jede andere Entscheidung wäre ein Fehler und dass wusste jeder, nicht nur Boris und dessen Teams, sondern auch sein eigenes Team.

„Das wäre dann wohl ich, aber glaub nicht, dass dieser Kampf genauso einfach wird.“

Nein, das würde er nicht glauben. Nicht nachdem was er alles mitgemacht hatte. Dennoch hieß das nicht, dass er auf Sicherheit spielen würde, dass konnte er sich nicht erlauben. Er hatte Tala eine Feuerbestattung versprochen und die würde er diesem auch geben.

„Hör auf zu reden und lass uns anfangen.“

„Du hast es wirklich eilig zu verlieren, oder?“

Kai erwiderte daraufhin nichts, dass musste er auch nicht. Die beste Methode um jemanden mürbe zu machen war, den gegenüber reden zu lassen und ihm das Gefühl zu gegeben, dass dieser ihm nichts konnte. Unbeeindruckt bereitete er seinen Starter vor, sorgte allerdings ein weiteres Mal dafür, dass weder Boris noch einer aus dessen Team einen Blick auf das Emblem seines Bitbeast erhaschen konnte. Er musste seine Trumpfkarte solange wie möglich geheim halten, damit er im richtigen Moment zuschlagen konnte und seinen Gegner mit seinem Angriff nicht nur überraschte, sondern auch besiegen konnte.
 

So war der Plan und er würde nicht zulassen, das seinen Gegner ihn durchschaute ehe er seinen Zug machte.

„Gut seid ihr soweit?“

Er war soweit, doch sein Gegner würde schnell erfahren, dass er sich mit dem falschen Blader angelegt hatte. Das Spiel war endgültig vorbei, denn jetzt fing der Krieg an. Ein Krieg bei dem es nur einen Sieger geben würde und das war sein Team.

„Dann geht es los…3…“

Für einen Moment schloss er die Augen und ließ sich jedes einzelne Detail noch einmal durch seinen Kopf gehen. Sie hatten Stunden lang an dieser Strategie gefeilt, doch genauso sah es mit den vorigen Matches aus. Und diese waren deutlich schlechter ausgegangen, als sie erwartet hatten.

„…2…“

Boris hatte geahnt, dass sie seinem Mechanismus entgegen wirken würde und er hatte es geschafft ihren Plan zum Scheitern zu bringen. Wie er das genau gemacht hinbekommen hatte wusste er nicht, doch es hatte sie das erste Match gekostet. Auch Tala hatte während seines Matches erhebliche Schwierigkeiten gehabt. Sein Sieg wäre nie zu Stande gekommen, wenn sein Blade nicht auf Ausdauer ausgerichtet gewesen wäre. In dem Punkt hatte sich Boris verschätzt.

„…1….“

Es war eine minimale Fehleinschätzung, doch sie reichte um ihren Plan weiter zu verfolgen. Boris kannte sie und er wusste wie sie agierten, doch auch dieser konnte nicht alle Eventualitäten im Auge behalten. Es gab immer etwas was man übersah und in diesem Kampf hatte dieser eine erhebliche Kleinigkeit außen vorgelassen. Sein Bitbeast.

„…Let it rip.“

Keine Sekunde später landeten die Blades in der Arena. Kai hatte nicht mal vor sich zurückzuhalten sondern griff gleich mit voller Kraft an. Er würde dem gegnerischen Blade keine Gelegenheit geben zu kontern, denn solange er dran blieb und kontinuierlich angriff hatte dieser keine Möglichkeit eine seiner Spezialattacke zu aktivieren.
 

Sein Blade war im Vorteil, zumindest für den Moment. Sein Gegner hatte nicht mit einer solchen Geschwindigkeit gerechnet, dass konnte man ihm deutlich ansehen. Dennoch war dieser noch viel zu ruhig. Mit Sicherheit wartete er auf einen günstigen Moment um selber einen Angriff zu starten und dieses Match somit zu seinen Gunsten zu wenden. Allerdings hatte er nicht vor diesem die Gelegenheit dazu zu geben.

„Black Flame Inferno!“

Schwarze Flammen schossen ungebremst durch die Arena und nahmen nach und nach jeden Winkel ein. Ohne große Mühe zerstörten die Flammen jedes Hindernis welches ihnen im Weg stand und setzten die gesamte Arena in Brand. Lodernde Brandherde entstanden, aus denen sich die bedrohlichen Flammen erhoben und um sich griffen, als wäre deren einziges Ziel alles in Schutt und Asche zu legen. Es gab keine Möglichkeit zu entkommen, zumindest fast keine.

„Nette Attacke, das muss ich neidlos zugeben.“

Auf das Gesicht seines Gegners schlich sich ein amüsiertes Lächeln. Um dessen Blade hatte sich ein weißer Lichtkreis gebildet, welcher verhinderte, dass die Feuerzungen auch nur in die Nähe des gegnerischen Blades kamen. Das war nicht gut.

„Aber wie du siehst bei weitem nicht genug um mich zu schlagen!“

Bei diesen Worten sah Kai von der Arena auf. Allerdings war sein Blick nicht auf den Sprecher, sondern auf die Tribüne gerichhtet. Um genau zu sein lag dieser auf Boris. Dieser war bei seiner Attacke von seinem Sitzplatz aufgestanden und schaute mit einem finsteren Blick zur Arena. Mittlerweile hatte auch dieser erkannt, welches BitBeast seinen Blader vor wenigen Minuten noch auseinandergenommen hatte und dessen Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er nicht mal ansatzweise erfreut darüber.
 

Nützen tat ihm diese Erkenntnis allerdings gar nicht. Sein Gegner war seinen Angriff entkommen und damit war sein Überraschungsmoment vorbei. Er hatte es gerade verbockt. Allerdings hieß das noch lange nicht, dass dieses Match damit verloren war. Denn anhand von Boris Reaktion konnte er erkennen, dass dieser beunruhigt war und genau das zeigte, dass er seinen Sieg noch nicht ganz verspielt hatte. Er musste lediglich die Attacke seines Gegners überstehen und wenn er diesen richtig eingeschätzt hatte, wusste er welche das sein würde.

„Zu schade. Jetzt bin ich am Zug und ich versichere dir, meinen Angriff wirst du nicht unbeschadet überstehen. Atomic Explosion.“

Die Attacke war ihrem Namen durchaus würdig. Die Wucht, die hinter diesem Angriff steckte war gigantisch. Um genau zu sein war sie genauso heftig wie die Freezing Fire Attacke, die er und Tala im Teammatch einsetzten. Aus diesem Grund konnte er es nicht vermeiden, dass diese ihn von den Beinen riss und ihn schmerzhaft auf den Boden aufkommen ließ. Zwar hatte er versucht den Sturz mit seinen Armen abzufangen, doch der Versuch war gründlich danebengegangen. Er hatte kaum den Boden berührt, da schoss auch schon ein gleißender Schmerz durch seinen Arm. Intuitiv hatte er die Augen geschlossen und versuchte den Schmerzimpuls zu ignorieren. Doch so ganz gelang es ihm nicht. Im ersten Moment wirkte es so, als hätte er sämtliches Gefühl in seinem Arm verloren, weshalb er nicht mal wagte sich auf diesen aufzustützen und dennoch konnte er den Schmerz deutlich wahrnehmen.

„Shit…“

Mit diesen Worten kämpfte er sich wieder auf die Beine. Einen so starken Angriff hatte er von seinem Gegner nicht erwartet. Zumindest nicht in diesem Match. Um genau zu sein hatte er damit gerechnet, dass dieser seine Attacke imitieren würde, so wie Brooklyn es während der Vorrunde des Justic Five Turniers getan hatte, doch scheinbar hatten er sich geirrt. Es konnte sein, dass dieser Blade einen ähnlichen Mechanismus hatte wie Brooklyns damals, doch schien dieser nicht identisch zu sein und genau das hatte verhindert, dass er diese Attacke kontern konnte.

„Wie schade und ich hatte wirklich gedacht, dass du mehr zu bieten hättest.“

„Die Worte bereust du.“

Er war noch nicht fertig. Noch hatte er ein paar ungenutzte Ressourcen auf seiner Seite und er hatte nicht vor diesen Kampf zu beenden ehe er sie ausgespielt hatte.
 

Unwillkürlich huschte sein Blick über die Arena. Erst jetzt viel ihm auf, dass sein Blade scheinbar unbeschadet an der alten Stelle verweilte. Um ihn herum hatte sich ein Feuerring gebildet, der ihn nahezu komplett umschloss. Auch sein Gegner war sich dieser Tatsache jetzt bewusst geworden, weshalb er außerstande war noch etwas zu erwidern. Erst jetzt verstand Kai was Sache war. Der Angriff sollte das Match beenden, doch das war diesem nicht gelungen. Genauso wenig wie es ihm gelungen war. Nun waren die Karten wieder neu verteilt und es gab nur eine Möglichkeit das bestmögliche Ergebnis herauszuholen. Er musste aufs ganze gehen.

„Black Dranzer erhebe dich aus deinen Feuern und lass deinen Gegner zu Asche verbrennen.“

„Träum weiter, diesen Kampf wirst du nicht gewinnen.“

„Dieser Kampf ist bereits entschieden. Black Dranzer, Raging fire.“

Die schwarzen Flammen brachen aus dem Blade hervor und nahmen die gesamte Arena ein. Ein heißer Windhauch wehte ihnen entgegen und brachte sie dazu Abstand zu nehmen. Keiner von ihnen konnte etwas anderes außer Flammen sehen. Erst nach einer geschlagenen Minute nahm die Intensität der Flammen ab und gaben den Blick auf das Ergebnis seines Angriffes frei. Von der Arena war kaum noch etwas übrig, doch noch schlimmer hatte es den gegnerischen Blade erwischt. Dieser war zu einem undefinierbaren Klumpen zusammengeschmolzen, während sein Blade auf Grund der deformierten Oberfläche unruhig seine letzten Kreise zog. Der Kampf war vorbei. Fassungslos beobachte Kai wie sein Blade zum Stillstand kam. Er hatte gewonnen, doch wirklich freuen konnte er sich nicht darüber. Ohne ein Wort zu sagen beugte er sich nach vorne und hob seinen Blade auf. Dieser war bei näherer Betrachtung doch sichtlich ramponiert, doch noch etwas ließ seine Stimmung auf den Gefrierpunkt sinken. Sie hatten das letzte Match und damit diese Runde gewonnen, doch gleichzeitig hatten sie ihre letzte Chance auf das Finale verspielt. Denn egal wie der letzte Kampf dieser Runde ausgegangen wäre sie hatten zu wenig Punkte um sich für das Finale zu qualifizieren. Und als ob das nicht schon frustrierend genug wäre mussten sie zusehen wie das Team welches sie gerade besiegt hatten sein Platz im Finale einnahm. Die Frage war nur welches Team es als zweites ins Finale schaffte. Die BBA Revolution oder Infinity. Falls es letzteres werden würde, dann hatte Boris gewonnen und sie hatten ein Problem. Das war eine Katastrophe.
 

Seine schlechte Stimmung blieb auch dem Publikum nicht verborgen und besonders Michael konnte seinen Spruch daraufhin nicht zurückhalten.

„Wow, was ziehen die fünf eigentlich für ein Gesicht, sie haben Boris zweitem Team gerade einen ziemlichen Schlag versetzt.“

„Schon, aber es war kein überlegender Sieg und den hätten sie in dieser Runde gebraucht. Sprich sie sind mit mindestens einem Punkt am Finale vorbeigeschossen und Invasion hat es gerade noch so geschafft.“

Emily konnte den Gedanken einfach nicht zurückdrängen, dass es zum Teil ihre Schuld war, dass die Blitzkrieg Boys den Kampf um den Titel verloren hatten. Sie fand es ungerecht, da es nicht mal deren eigene Schuld war. Bei der 4. Runde hatte sie das Fehlen der Blitzkrieg Boys nicht wirklich ernstgenommen, es kam ihr und dem Plan, den sie mit Mariah und den anderen gefasst hatten, sogar sehr gelegen. Erst bei der 5. Runde ist sie stutzig geworden, zumal sie erst zu dem Zeitpunkt das komplette Ausmaß wahrgenommen hatte.

„Eigentlich müsste Dickenson ihnen eine Chance geben den Titel für sich zu beanspruchen. Ich bin mir sogar sicher, dass außer Boris niemand mehr etwas dagegen sagen würde. Zumal sie trotz zwei ausgesetzter Runden nur einen Punkt Abstand zu den Gewinnerteams haben.“

„Schon wahr, Mariah. Aber die Blitzkrieg Boys haben sich auf den Deal eingelassen. Und sie wissen, dass sie mit den Konsequenzen leben müssen...“

Auch wenn Bruce so klang als wäre die Sache damit erledigt, hieß das nicht, dass er sich aus dem ganzen heraushalten würde. Mit etwas Glück konnte er Dickenson dazu bewegen das Team ebenfalls zum Finale zuzulassen. Doch das bedurfte eine Menge Feingefühl und vor allem mussten Tysons Team die vollen 5 Punkte für sich beanspruchen.

„…Was mich aber mehr beunruhig ist, dass Tyson und sein Team alle Kämpfe gewinnen müssen um Boris Hauptteam am Einzug ins Finale zu stoppen. Ansonsten sind auch sie dabei.“

Mehr sagte Bruce nicht dazu und er hatte es auch nicht vor, zumindest nicht bis die letzten Kämpfe gelaufen sind. Als nächstes würden die White Tiger gegen die BEGA antreten. Ein Kampf der durchaus interessant, jedoch für den Ausgang des Turniers unbedeutend war. Sein Team würde ihren Kampf als letztes an diesem Tag führen, weshalb sie noch einige Zeit hatten sich auf ihre Gegner vorzubereiten.
 

Aus diesem Grund entschied er sich dazu ein Auge auf ein anderes Team zu werfen. Und im Gegensatz zu den vorigen Tagen musste er nicht lange suchen.

„Irgendwie ist das ganze ja schon frustrierend.“

„Wem sagst du das? Wieviel Vorsprung müssen wir eigentlich innerhalb eines Turniers zusammenraffen um garantiert zu gewinnen?“

„Soweit können wir unseren Vorsprung wahrscheinlich nie ausbauen.“

Mit diesen Worten lehnte sich Tala mit verschränkten Armen gegen die Wand. Er und sein Team waren mitten im Gang stehen geblieben. Zum einen weil sie nicht wirklich wussten ob sie sich die letzten Kämpfe wirklich noch ansehen wollten oder ob sie das Stadium einfach verlassen sollten um der Presse fürs erste aus dem Weg gehen zu können. Denn eines stand fest, diese würde sich mit Sicherheit das Maul zerreißen.

„Seht es von der positiven Seite. Es gibt immer ein nächstes Mal.“

„Das ist nicht hilfreich! Zumal du genau weißt, dass es wahrscheinlich kein nächstes Mal geben wird.“

Ursprünglich hatten sie vor dem Beginn des letzten Turnieres mit dem Gedanken gespielt mit dem Bladen aufzuhören. Nicht weil ihnen die Motivation oder das Interesse fehlte, sondern viel mehr deshalb weil sie realistisch genug waren um zu wissen, dass sich ihr Leben nicht ewig um diesen Sport drehen konnte. Früher oder später würde ihnen einfach die Zeit für die Vorbereitung fehlen und dieser Zeitraum würde demnächst auf sie alle zukommen.

„Hoffen wir einfach, dass Tyson und sein Team alle kommenden Matches gewinnen. Sonst sieht es schlecht aus.“

„Vielleicht solltet ihr sie anfeuern, anstatt euch hier zu verstecken.“

„Gibt es einen Grund wieso sie uns immer noch nerven? Denn falls es ihnen noch nicht aufgefallen ist, wir sind draußen.“

Bei diesen Worten hatte sich Talas Blick verfinstert. Dieser Granger wurde ihm aus irgendeinem Grund immer unsympathischer und er konnte diesen von Anfang an nicht wirklich leiden.
 

Wieso das so war konnte er selbst nicht sagen, denn soweit er zurück blickte hatte dieser ihm nie etwas getan. Wahrscheinlich lag es einfach nur daran, dass dieser es für nötig hielt sich in ihre Angelegenheiten einzumischen, doch um ehrlich zu sein hatte er auch keine Lust dieser Einstellung auf den Grund zu gehen.

„Der Sieger eines Turniers steht erst dann fest, wenn der letzte Kampf entschieden ist. Ihr könnt nicht wissen ob es nicht doch noch einen unerwarteten Twist gibt.“

In dem Punkt konnte Tala nicht anders als einen verächtlichen Laut von sich zu geben. Sie hatten früh gelernt nicht an Wunder zu glauben. Das taten nur kleine Kinder die nicht wussten wie die Welt tickte. Sie wussten es, denn Boris hatte es ihnen auf grausamste Weise beigebracht. Doch trotz dieser Gedanken entschied er sich nichts zu diesem Thema zu erwidern, dafür war ihm seine Zeit einfach zu kostbar.

„Wir verschwinden. Aber sie können Tyson trotzdem unseren Support ausrichten.“

„Ihr wollt der Presse ausweichen?“

„Was dagegen?“

„Nein, ich kann euch sogar verstehen. Aber vorher solltet ihr beim Turnierarzt vorbeischauen.“

„Wozu?“

„Ich glaube, die Antwort solltest du kennen, Kai.“

„Ich hab nichts.“

„Wirklich?“

Innerlich schüttelte Bruce den Kopf. Diese Reaktion war mal wieder der deutliche Beweis, dass die Jungs sich nicht helfen lassen wollten und ihre Probleme am liebsten selber bewältigten. Und trotzdem er Kai für den vernünftigeren aus dem Team hielt, stand dieser den anderen in Sachen Sturheit in nichts nach. Allerdings wusste er in dem Fall wie er diesem entgegen wirken konnte. Ohne weiter auf die Blitzkrieg Boys einzugehen, die sich von ihm abgewandt hatte griff er in seine Tasche und holte eine kleine unscheinbare Holzkugel heraus.
 

Normalerweise diente sie der Beruhigung. Jedes Mal wenn er über etwas nachdenken musste holte er diese heraus und ließ sie in seiner Hand kreiseln. Auf die Art kam er meistens auf die besten Idee, doch dieses Mal hatte sie einen anderen Sinn.

„Kai.“

Er musste nicht mehr sagen um den jüngeren dazu zu bringen sich zu ihm umzudrehen. Kurz darauf warf er ihm die Kugel entgegen und wie erwartet war dessen erster Impuls diese aufzufangen. Es war ein Reflex, den er nicht wirklich kontrollieren konnte. Mitten in der Bewegung hielt er jedoch inne und verpasste dadurch die Chance die Kugel aufzufangen. Es war eine Reaktion, die sogar seinen Teampartner stutzen ließ.

„Was ist los?“

„Nichts.“

Eigentlich hatte Kai vorgehabt Tala zur Seite zu stoßen und dem Thema somit aus dem Weg zu gehen. Doch der Ältere reagierte schneller, ohne weiter über sein Handeln nachzudenken hatte der rothaarige ihn schon am Arm gepackt. Das bewirkte dass Kai nicht anders konnte als kurz das Gesicht zu verziehen, als ein weiterer Schmerzimpuls durch seinen Arm schoss.

„Vielleicht sollten wir doch mal beim Arzt vorbeischauen.“

Tala wirkte bei diesen Worten sichtlich nachdenklich. Wobei er sich eher die Frage stellte, wieso er nicht als erstes bemerkt hatte das etwas mit seinem Teampartner nicht stimmte.

„Tut das. Wenn ihr wollt teile ich euch später mit, wie es nach der Runde mit dem Turnier weiter geht.“

„Wenn sie unbedingt darauf bestehen.“

Mit diesen Worten hatte sich auch Spencer eingemischt, der verhindern wollte, dass die gesamte Situation eskalierte. Was nicht ganz unwahrscheinlich war, da Kai allein schon einen finsteren Blick aufgesetzt hatte. Ihm gefiel es gar nicht, dass Tala gerade mit Tysons Vater einer Meinung war. Doch wenn sich ihr Teamkaptain mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es kein Entkommen mehr.
 

Die restlichen Kämpfe endeten relativ knapp. Aus diesem Grund befanden sie sich auch am Ende dieser Runde in einer Pattsituation. Sowohl die BBA Revolution, das Team Invasion und das Team Infinity hatten nach dieser Runde dieselbe Punktzahl. Ungünstiger hätte es nun wirklich nicht laufen können. Aus diesem Grund hatte Stanley auch ein Treffen der einzelnen Trainer angeordnet um eine Entscheidung zu treffen.

„Die Frage ist doch wie wir festlegen, welches Team sich fürs Endspiel qualifiziert?“

Judy hatte es auf den Punkt gebracht, dabei fiel ihr Blick unwillkürlich auf Boris, der so schien als wäre er mit sich selbst zufrieden. Wie sollte es auch anders sein, immerhin würde eines seiner Teams auf jeden Fall ins Endspiel kommen. Die Frage war nur welches. Im letzten offiziellen Weltmeisterschaftsturnier hatten die Blitzkrieg Boys die meisten Siege errungen. Aus diesem Grund sprach auch nichts dagegen, diesem Team einen Platz im Endspiel zu garantieren, doch dieses Mal war es nicht so einfach.

„Wieso gewähren wir den Blader nicht einfach ein Halbfinale. Lassen sie die besten vier Teams um den Weltmeisterschaftstitel kämpfen.“

Dieser Kommentar wischte selbst Boris das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht. Die Wendung hatte er nicht erwartet. Es stimmte zwar, dass die 3 Teams dieselbe Punktzahl hatte, doch das hieß nicht, dass sie zwangsläufig dieselbe Anzahl an gewonnenen Runden besaßen. Diese Tatsache weiter verfolgend, würde das also bedeuten, dass die BBA Revolution gegen das Team Invasion zur Wehr setzen musste und sich hinterher mit den Team Infinity abmühen musste. Und genau darauf hatte Boris gehofft, doch dieser Vorschlag warf alles durcheinander.

„Eine nette Idee. Doch wozu führt man ein Punktesystem ein, wenn man es letzten Endes doch ignoriert.“

„Die Blitzkrieg Boys hätten nach dem ganzen Schlammassel eine zweite Chance verdient. Immerhin liegt das Team gerade Mal einen Punkt zurück und wenn sie es genau nehmen haben sie im Gegensatz zu den anderen Teams jedes Match gewonnen, an dem sie teilgenommen haben.“

„Bis auf die zwei Matches die sie versäumt haben. Ich bin der Meinung, ein Team, welches sich nicht an Termine halten kann, sollte nicht auch noch belohnt werden.“

„Sie wissen genau, wieso die Blitzkrieg Boys in den beiden Runden nicht anwesend waren.“

„Wahrscheinlich aus demselben Grund, wieso Kai 40% seiner Schulzeit versäumt. Sie sind sich zu gut um gegen Teams anzutreten, die sie nicht ernst nehmen.“

Bei diesen Worten musste sich Bruce richtig zusammenreißen um nicht ausfallend zu werden. Boris kannte den Grund ganz genau, doch die ganze Verantwortlichkeit jetzt auf das Team zu schieben war einfach nur unverschämt.
 

Natürlich wusste er, dass dieser nur versuchte seine Vorteile zu wahren, doch das ging seiner Meinung nach zu weit. Das war jedoch ein weiterer Grund wieso er versuchte seine Idee durchzusetzen und seine Erfolgschancen schienen nicht ganz so schlecht.

„Mag sein, dass ich irgendwas verpasst habe, aber ich denke, dass die Private Einstellungen der Blitzkrieg Boys nichts bei dieser Versammlung zu suchen hat.“

„Das sehe ich anders. Immerhin zeigt dass doch deutlich welchen Charakter diese Jungs haben. Dem zur Folge stimme ich Mr. Balkov zu. Die Entscheidung sollte sich lediglich auf die 3 verbliebenden Teams beschränken.

„Wieso lassen wir in diesem Punkt nicht einfach die Zuschauer entscheiden?“

Je mehr Judy über die gesamte Sache nachdachte desto mehr stimmte sie mit Bruce Vorschlag überein. Hinzu kam, dass sie wusste, dass die meisten Teams eine solche Entwicklung mittlerweile begrüßen würden und unter den Zuschauern hatten die Blitzkrieg Boys eine Menge Fans. Deshalb hatte sie den Vorschlag mit dem Publikum auch eingebracht. Insgeheim hoffte sie, dass sie Boris damit die Argumentationsmöglichkeit nahm.

„Glauben sie nicht, dass es ihnen irgendetwas bringen wird wenn sie dieses Team in die letzte Runde mitnehmen.“

„Stimmen wir einfach ab. Wer ist dafür dass die Blitzkrieg Boys trotz Rückstand eine Chance bekommen sich für die Endrunde zu qualifizieren.“

„Von meiner Sicht wäre es nur fair.“

Auch die meisten anderen Trainer stimmten diesem Vorschlag zu. Hiro hielt sich erst einmal zurück, doch dann warf er seine Meinung selber dazwischen.

„Wo wir gerade von Fairness sprechen. Ich finde, dass wir den Blitzkrieg Boys die Gelegenheit geben sollten ihr Versäumnis nachzuholen. Demnach wäre es am Sinnvollsten sie gegen das Team Invasion antreten zu lassen. Damit können sie beweisen ob sie ein Recht haben ins Finale zu kommen oder nicht!“

Bei diesen Worten blickte der Trainer des ehemaligen BEGA-Teams zu seinem Vater, welcher ihm nur mit einem Nicken zustimmte. Soweit hatte er in seiner Planung nicht gedacht, doch im Nachhinein war dies die beste Argumentation, die sie hatten. Eine die auch die restlichen Anwesenden überzeugen konnte. Lediglich Boris und der Trainer von Infinity machten ein säuerliches Gesicht.

„Dann ist es wohl entschieden.“

Das war besser gelaufen als er gehofft hatte. Die Frage war nur ob sie sich in dem Punkt der Teamkonstellation nicht doch verschätzt hatte. Die Blitzkrieg boys hatten im letzten Match wirklich Mühe gehabt. Zwar hatten sie die Runde gewonnen, doch es war eine knappe Entscheidung gewesen. Allerdings war das eine Frage die sie erst am Ende des Turniers erhalten würden, doch fürs erste konnten sie auf die Antwort verzichten.
 

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Nachbeben

Kapitel 30: Nachbeben
 

Nachdenklich blickte er auf die Uhr, die Versammlung hatte doch länger gedauert als er erwartet hatte. Es war verhältnismäßig spät, doch noch lange nicht zu spät um ein paar gewisse Blader auf den neusten Stand zu bringen. Mit diesen Gedanken betätigte er die Klingel und keine Minute später hatte der Buttler des Hauses die Tür bereits geöffnet.

„Sie wünschen?“

„Ich wollte zu den Blitzkrieg Boys.“

Für einen Moment schien der Buttler ihn zu mustern, doch letzten Endes ließ er ihn ein und sagte ihm wo er hin musste. Der Weg war nicht schwer zu finden, da er nur zwei Räume weiter musste, doch er reichte um einen flüchtigen Eindruck von dem Gebäude zu erhalten.

„Schachmatt.“

„Gut, ich geb es auf. Gegen dich gewinne ich in diesem Spiel eh nicht.“

Mit diesen Worten hatte sich Tala frustriert zurückgelehnt. Er wusste, dass es bei diesem Spiel auf strategisches Denken ankam, doch irgendwie ertappte er sich immer wieder dabei, dass er einfach nur willkürlich eine Figur nach der anderen bewegte. Bevor er jedoch weiter über das ganze nachdenken konnte, riss ihn ein Klopfen aus den Gedanken.

„Sie schon wieder.“

„Ich wollte euch eigentlich nur mitteilen, dass ihr euch auf das nächste Match gegen das Team Invasion vorbereiten solltet.“

Das ließ Tala dann doch aufhorchen, scheinbar hatte dieser mit allem gerechnet nur nicht mit diesem Kommentar. Wie sollte er auch, immerhin lagen sie Punktetechnik zurück. Die 5 hatten bereits mit dem Turnier abgeschlossen, weshalb seine Nachricht eine echte Überraschung für diese war. Und zur Abwechslung konnten sie diese Tatsache nicht verbergen.

„Wie nächstes Match? Ich dachte wir sind draußen.“

„Nicht nach dem neusten Stand…aber mal zu einem anderen Thema. Was hat eigentlich der Arzt gesagt?“

Nach diesem Kommentar fiel sein Blick auf Kai, allerdings dachte dieser nicht mal daran ihm zu antworten. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Schachbrett und sortierte die Figuren an ihren angestammten Platz. Deutlicher hätte der Jüngere ihm nicht sagen können, dass ihn das ganze nichts anging.
 

Was Kai bei dieser Aktion jedoch nicht bedacht hatte war, dass er seinem Gegenüber damit unbewusst eine Antwort gab. Letzten Endes war es jedoch Tala, der sich direkt zu der Frage äußerte. Es lag nicht in seiner Absicht seinem Teampartner in den Rücken zu fallen, doch er wollte das alte Thema wieder aufnehmen und er hoffte, dass es auf diese Weise deutlich schneller ging.

„Nur eine Verstauchung.“

„Das könnte für das nächste Match problematisch werden.“

Nachdenklich ließ Bruce seine Gedanken schweifen. Kai zählte zu den besten Bladern im Turnier, vermutlich war er sogar der beste. Dass dieser beim letzten Turnier gegen seinen Sohn verloren hatte hieß gar nichts. Soviel musste er sich eingestehen, auch wenn er es ungern zugab. Natürlich wollte er seinen Sohn siegen sehen, welcher Vater wollte das nicht. Doch das hieß nicht, dass er sich irgendwelchen Illusionen hingab. Kai war ein ernstzunehmender Gegner, nicht nur für Tyson sondern auch für Boris und dessen Team. Die Frage war nur ob diese Verletzung etwas an dieser Tatsache ändern würde.

„Nicht mal annähernd. Sobald mein Blade in der Arena ist können sich die Blader von Invasion warm anziehen.“

„Dafür müsstest du deinen Blade erst mal starten und nachdem was ich sehe wird das für dich die größte Herausforderung. Oder wieso benutzt du deinen Arm nicht mal um ein paar Schachfiguren aufzustellen?“

Mit dieser Aussage hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen, was man auch deutlich sehen konnte, da Kai urplötzlich in seiner Bewegung inne hielt. Eine Reaktion über die er nur den Kopf schütteln konnte. Zwar traute er Kai durchaus zu solange die Zähne zusammen zu beißen, bis sein Blade den Boden der Arena berührte, doch das würde eine Menge Willenskraft kosten und zudem wäre es für diesen unmöglich seine übliche Präzision beizubehalten.

„Ganz einfach. Laut ärztlicher Anweisung, soll er ihn schonen und hektische Bewegung vermeiden.“

Eine Anweisung, der Kai nur recht wiederwillig Folge leistete. Wenn es nach diesem ging hätte er den Stützverband, den man ihm angelegt hatte sofort wieder abgemacht. Um genau zu sein hatte er bereits kurz nach dem Verlassen des Ärztezimmers versucht sich diesem zu entledigen, doch das hatte sein Teamkäptain verhindert. Wenn einer dazu in der Lage war Kai zur Vernunft zu bringen, dann war es Tala.

„Der Arzt kann mich mal! Wir sollten das Training wieder aufnehmen.“

„Nichts da, Kai. Für dich gibt es erst mal Beybladeverbot.“

„Was?“

„Das heißt wie bitte.“

Dieser Kommentar kam von allen seinen Teamkollegen gleichzeitig. Es war für diese eine Genugtuung, dass sie Kai mal mit diesem Spruch aufziehen konnte, allerdings war dieser alles andere als begeistert davon.
 

Das hieß jedoch nicht, dass es irgendetwas an der Entscheidung des rothaarigen änderte. Er würde nicht zulassen, dass sein Teampartner es übertrieb. Besonders jetzt nicht. Zumal sie nicht wussten, was die Folgen wären, wenn er so weiter machte wie bisher.

„Es bleibt dabei. Das Training fällt für dich aus. Auf die Weise haben wir vielleicht die Chance, dass du bis zum nächsten Kampf wieder antreten kannst.“

Es war kein großes Geheimnis, dass sie sich auf die Stärke des Jüngeren verließen. Ohne seinen Blade hätten sie die letzte beiden Matches der letzten Runde nicht gewinnen können. Selbst bei ihrem kleinen Ausflug in die Abtei war er es, der sie davor bewahrt hatte unter den Trümmern der Abtei begraben zu werden. Nun waren sie an der Reihe das Team mit ihrer eigenen Kraft zum Erfolg zu führen. Zwar war Kai nicht begeistern von der Entscheidung, doch irgendwann würde er ihnen dafür noch dankbar sein.

„Glaubst du wirklich dass deine Hinhaltetaktik bei mir funktioniert?“

„Nein, aber ich verrate dir was funktioniert. Punkt ein. Ich bin Teamkäptain und was ich sage wird gemacht. Punkt zwei. Es steht vier zu eins also versuch nicht erst meine Anweisung zu ignorieren. Punkt drei, wenn du es doch tust, wunder dich nicht, wenn wir dir Hausarrest geben.“

„Ihr seid hier nur zu Besuch, vergiss das nicht, Tala.“

„Und du solltest nicht vergessen, dass das hier meine Villa ist. Wenn ihr also streiten wollt, dann tut das Draußen.“

Unwillkürlich wendeten sich die Gruppe zu dem Sprecher der gerade in den Raum getreten war, doch dessen Blick war schon auf Bruce gelandet. Ihm gefiel es gar nicht, dass einer von Stanley Angestellten seine Villa betreten hatte und noch weniger, dass er hier länger als nötig verweilte.

„Und was sie betriff, so sind sie hier nicht im Geringsten erwünscht. Ich rate ihnen deshalb dieses Grundstück zu verlassen und zwar umgehend.“

„Ich bin nur wegen den Jungs hier.“

Bruce hatte nicht vor sich von Kais Großvater provozieren zu lassen, doch den Rausschmiss würde er auch nicht einfach so hinnehmen. Allerdings war es ausgerechnet Kai, der sich kurzerhand in die Situation einmischte. Eine Wendung die Bruce eigentlich nicht beabsichtig hatte.

„Er wird gehen!“

„Genauso wie ihr fünf.“

Im ersten Impuls hatte Kai den Mund geöffnet um zu wiedersprechen, doch dann schloss er ihn wieder und gab seinem Team das Zeichen ihm zu folgen.
 

Zusammen verließen die fünf Blader den Raum und ließen die beiden älteren Männer hinter sich zurück. Für Bruce war es sichtlich irritierend den jüngeren so gehorsam zu erleben. Scheinbar hatte Stanley nicht ganz unrecht gehabt, als er behauptet hatte, dass Voltaire einen sonderbaren Einfluss auf seinen Enkel hatte und dass dieser wenn alles schief ging früher oder später in einen Gewissenskonflikt geraten würde.

„Ich sage dass nur einmal. Halten sie sich von meinem Enkel fern oder sie werden es bereuen…Sorgen sie dafür dass Mr. Granger den Ausgang findet.“

„Wie sie wünschen, Sir.“

Im ersten Moment war Bruce unfähig etwas zu erwidern. Ihm war nicht mal ansatzweise klar, wie er den Kommentar einzuordnen sollte. Nur eines. Er selbst würde eine solche Drohung nur aussprechen, wenn sein Gegenüber eine Gefahr für einen seiner Söhne darstellte. Doch war es wirklich möglich, dass dieser sich um seinen Enkel sorgte, oder wollte er nur verhindern, dass er ein weiteres Mal die Kontrolle über Kai verlor. Es war eine Frage die er nicht wirklich für sich behalten konnte und selbst wenn er keine Antwort erhielt so war er auf die Reaktion gespannt.

„Glauben sie wirklich, dass sie einen Einfluss darauf haben mit wem der Junge sich abgibt und mit wem nicht?“

Bruce konnte nicht leugnen, dass der Blick, den er auf diese Frage hin erhielt, ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Wenn Blicke töten konnten, so war er sich sicher, wäre er in diesem Moment langsamen und qualvollen zu Grunde gegangen.

„Kai ist mein Enkel und im Gegensatz zu anderen weiß er wo er hingehört.“

Wahrscheinlich war das nicht mal gelogen. Auch wenn Kai mit Tyson, Max und Ray befreundet war, so war es dennoch offensichtlich, dass er sich bei den Blitzkrieg Boys deutlich wohler fühlte. Was ihm jedoch an der Aussage störte, war die Art und Weise wie Voltaire das gesagt hatte.

„Sie sollten gehen, Sir.“

Er war sichtlich hin und her gerissen, ob er wirklich nachgehen, oder einen offenen Konflikt austragen sollte. Letzten Endes entschied er sich den Rat des Buttlers Folge zu leisten. Auch wenn ihm der Rückzug nicht zusagte war es im Nachhinein die bessere Variante.
 

Kai hatte sich derweil mit seinen Teammitgliedern nach oben in sein Zimmer verschanzt. Es war die bessere Alternative, da er sehr wohl gemerkt hatte, dass sein Großvater alles andere als begeistert von der Anwesenheit von Tysons Vater war.

„Habt ihr die Spannung im Raum bemerkt?“

„Beachtlich nicht? So jetzt aber zum vorigen Thema.“

Tala konnte immer noch nicht richtig glauben, dass sie trotz allem eine Runde weiter gekommen waren, sofern man es so bezeichnen konnte. Er persönlich hätte damit gerechnet, dass Boris alles in Bewegung setzen würde um eine solche Situation zu verhindern.

„Boris wird im nächsten Match nichts dem Zufall überlassen. Also sollten wir seinen Plan im Vorfeld ruinieren.“

„Und wie?“

„Ganz einfach. Bryan und ich werden das Doppel bestreiten. Ian, Spencer, ihr kümmert euch um die Einzelmatches.“

„Augenblick und was ist mit mir?“

„Boris hat Black Dranzer gesehen. Er wird damit rechnen, dass du ihn auch im nächsten Match einsetzt.“

„Und deswegen willst du mich ausschließen?“

„Nein, der Grund ist, dass wir nicht wissen, was danach kommt. Angenommen wir gewinnen und müssen als nächstes wieder gegen Team Infinity antreten, weil sich Tysons Team nicht durchsetzen konnte. In dem Fall hätten wir einen echten Vorteil.“

„Was nützt uns der Vorteil, wenn wir sein erstes Team nicht besiegen können?“

Das war auch ein Argument, dass Tala nicht von der Hand weisen konnte. Dennoch war er von seiner Vorgehensweise überzeugt, was nicht hieß, dass er nicht einlenken konnte. Mit Kai war im Moment nicht wirklich zu reden, insbesondere wenn es darum ging ihm klar zu machen, dass er im nächsten Match nicht antreten würde. Das würde noch ein hartes Stück Arbeit werden, ehe er den Jüngeren zum Nachgeben gebracht hatte. Denn so schnell würde der Jüngere seine Entscheidung nicht akzeptieren. In dem Punkt war er Tyson doch ziemlich ähnlich. Allerdings würde er wahrscheinlich genauso handeln, insbesondere wenn er wusste, dass er der stärkste Blader im Team war.

„Gut, stellen wir die Teamaufstellung erst einmal zurück.“

Mehr sagte Tala nicht dazu sondern wendete sich stattdessen zu seinen Teamkollegen. Für ihn war es wichtiger, dass sie sich optimal auf den nächsten Kampf vorbereiteten.
 

Alles andere war Nebensache, jedenfalls für den Moment. Er wusste nur eines und zwar, dass sie auf alles gefasst sein mussten, besonders auf miese Tricks seitens ihrer Gegner. Hinzu kam, dass Boris wahrscheinlich schon eine Strategie zusammenzustellen würde um ihrer Gegenstrategie entgegen zu wirken, so wie er es bei der letzten Runde getan hatte.

„Also machen wir erst einmal den Trainingsraum im Keller unsicher?“

„Wenn du mit wir Spencer, Bryan, Ian und mich meinst, dann ja. Falls nicht erkläre ich es noch einmal für begriffsstutzige. Du hast erst mal Schonfrist, wenn ich also um deinen Blade bitten dürfte, Kai.“

„Träum weiter, Ivanov.“

„Wie du willst.“

Mit diesen Worte wendete sich Tala von seinem Teampartner ab, bevor er jedoch die Tür des Zimmers öffnete, konnte er nicht anders als noch etwas zu ergänzen.

„Aber bladen wirst du heute trotzdem nicht.“

Für einen Moment hatte diese Aktion Kai so die Sprache verschlagen, dass er nicht reagieren konnte. Erst als er hörte wie die Tür ins Schloss fiel stellte er nüchtern fest, dass die anderen das Zimmer verlassen hatten. Irritiert schüttelte er kurz den Kopf um seine Gedanken zu ordnen, eher er sich daran machte seine Teamkollegen einzuholen. Allerdings kam er nicht weit, da er schon von dem Buttler aufgehalten wurde.

„Sir, das wurde für sie abgegeben.“

Irritiert nahm Kai den Umschlag entgegen. Auf diesem war weder ein Absender noch sonst irgendetwas was ihm helfen konnte herauszufinden, von wem dieser war. Demnach blieb ihm nur eine Möglichkeit.
 

Nachdenklich blickte Kai auf den Umschlag in seiner Hand. Sein Team war wahrscheinlich schon mit dem Training beschäftigt, weshalb sie ihn keine Beachtung schenkten würden, zumindest nicht in den nächsten 10 Minuten. Vielleicht war das auch besser so. Noch einmal atmete er kurz durch bevor er den Umschlag öffnete. Darin befand sich ein Zettel mit einer Adresse und der Mahnung, dass er allein kommen sollte. Irritiert blickte er in die Richtung, in der er seine Teammitglieder vermutete. Es war ein Fehler dieser Aufforderung nachzukommen, das wusste er, insbesondere weil sie von Boris persönlich kam. Allerdings kannte er diesen gut genug um zu wissen, dass er keine leeren Drohungen aussprach. Irgendetwas hatte er in der Hinterhand und die einzige Möglichkeit herauszufinden was es war bestand darin dieser Aufforderung nachzugehen. Mit diesen Gedanken steckte er den Inhalt zurück und schloss den Umschlag wieder. Es gab keinen anderen Weg. Keine Möglichkeit den Brief zu ignorieren, wer konnte schon sagen, welche Konsequenzen andernfalls auf ihn und sein Team zukommen würde.

„Bewahren sie den für mich auf. Wenn ich bis morgen nicht zurück bin geben sie den Umschlag an Tala weiter.“

„Wie sie wünschen.“

Mit diesen Worten hatte der Buttler den Umschlag entgegen genommen. Kai wusste dass es eine kleine Rückversicherung war, doch zumindest würde Tala dann wo er war. Fürs erste jedoch hatte dieser nichts mit der Sache zu tun und er wollte ihn auch nicht unnötig hineinziehen.

„Sind sie sicher, dass sie das alleine durchziehen wollen?“

Nein. Er war sich nicht sicher. Um ehrlich zu sein wäre es ihm lieber gewesen Tala an seiner Seite zu wissen. Immerhin war es kein Geheimnis, dass Tala und er sich perfekt ergänzten. Wenn einer von ihnen nicht weiter wusste hatte der andere meistens eine Idee, welche sie voran brachte. Das war schon immer so gewesen und besonders in den letzten Monaten hatte er sich an diese Tatsache gewöhnt.

„Es gibt keine andere Alternative.“

Er konnte und durfte sich nicht auf sein Team verlassen. Während eines Beybladematches war das etwas anderes. Sie hielten einander den Rücken frei, doch wenn es um Boris ging verloren sie viel zu oft die Nerven.
 

Schnell schüttelte Kai den Gedanken beiseite. Es brachte nichts sich selbst zu belügen. Er war mindestens genauso anfällig für Boris Provokationen wie Tala und Bryan, nur mit dem Unterschied dass er nicht sofort an die Decke ging. Ein letztes Mal blickte er Richtung Kellertreppe. Sein Team würde bis zum späten Abend im Keller trainieren, daran gab es keinen Zweifel. Er hatte also genug Zeit das hinter sich zubringen ohne dass sie etwas mitbekamen. Mit diesem Gedanken verließ er die Villa um den Ort aufzusuchen, den Boris ihn mitgeteilt hatte. Dieser befand sich auf einer Aussichtsplattform, von der aus man einen tollen Blick übers Meer hatte und die nur wenige Meter vom Strand entfernt war. Und trotzdem dieser Ort recht abgeschieden war konnte man hier und da ein paar vorbeihuschende Leute sehen. Eine Tatsache, die Kai doch etwas entspannen ließ, was auch immer Boris vorhatte es war nichts Bedrohliches. Zumindest nicht auf den ersten Blick, doch man konnte bei diesem nie wissen.

„Wo ist dein Team?“

„Nicht hier. Das war doch ihre Anweisung oder irre ich mich?“

„Man wird doch noch auf Nummer sicher gehen dürfen, oder etwa nicht?“

Mit diesen Worten war Boris auf den Jüngeren zugetreten. Kai beobachtete diesen nur aus dem Augenwinkel, weshalb ihm auch nicht entging, dass dieser nicht alleine war. Unwillkürlich wendete er sich vollends zu dem Sprecher und trat reflexartig einen Schritt zurück um Abstand von den Neuankömmlingen zu bekommen. Eine Reaktion die Boris nicht unkommentiert lassen konnte.

„Du hast nichts vor Damien zu befürchten, er ist lediglich zu meinem Schutz hier.“

„Was wollen sie?“

„Immer gleich auf den Punkt was? In dieser Tatsache stehst du deinem Großvater wirklich um nichts nach.“

Bei diesen Worten zog Kai scharf die Luft ein. Er merkte sehr wohl, dass Boris sich gerade über ihn lustig machte. Doch er würde nicht mitspielen. Nicht dieses Mal.

„Wenn sie nichts zu sagen haben, dann hören sie auf meine Zeit zu verschwenden. Immerhin muss ich mich noch darauf vorbereiten ihr Team in Grund und Boden zu stampfen, wobei viel Vorbereitung wird angesichts deren Performance nicht nötig sein.“

„Und damit sind wir beim richtigem Thema angelangt.“

Bei dieser Erwiderung verdüsterte sich Kais Blick. Es war nicht schwer zu erraten worauf Boris hinaus wollte.
 

Zumindest nicht wenn man ihn kannte. Und er kannte den ehemaligen Abteileiter lange genug.

„Glauben sie wirklich dass sie uns daran hindern können ihr verdammtes Team zu schlagen? Vergessen sie es.“

„Das würde ich mir an deiner Stelle noch mal überlegen. Es sei denn du willst dass diese Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen.“

Mit diesen Worten reichte er Kai eine Akte mit verschiedenen Verträgen. Reflexartig nahm er diese entgegen, doch schon das erste Blatt ließ ihn sprachlos zurück. Er hatte mit allem gerechnet nur nicht damit.

„Dein Großvater hat dir deine Aussage von vor 3 Jahren zwar verziehen, die Frage ist nur ob er es wieder tun würde. Zumal das Urteil dieses Mal Lebenslang sein wird.“

Für einen Moment ließ Kai diese Worte auf sich wirken. Er gab es ungern zu doch momentan war er unfähig einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Erst nachdem er das vordere Dokument ein weiteres Mal überflogen hatte fand er seine Stimme wieder, doch seine Aussage war nicht mal ansatzweise so überzeugend, wie er es gewollt hatte.

„Das sind Fälschungen.“

„Willst du es wirklich darauf ankommen lassen, Kai? Wir wissen beide was die Abtei war und was dort passiert ist. Glaubst du wirklich er hatte nichts damit zu tun? Mach dich nicht lächerlich. Er hat wie alle anderen Investoren einfach die Augen vor dem unausweichlichen verschlossen und nur die Vorteile gesehen.“

Vergeblich versuchte Kai die Worte auszublenden, doch er konnte es nicht leugnen. Boris hatte Recht mit allem was er sagte. Er hatte nie daran gezweifelt, dass Voltaire über die Experimente in den unterirdischen Gefilden Bescheid wusste. Nicht daran, dass diesem bewusst war, was mit den Bladern passierte, die in Boris Augen wertlos waren. Doch er hatte nie damit gerechnet, dass Voltaire wirklich konkrete Anweisungen unterzeichnen würde, die ihm für all dies die Erlaubnis erteilte.

„Es ist mir egal was du mit den Informationen anstellst, es sind sowieso nur Kopien. Was ich von dir will ist, dass du dir in Ruhe überlegst was du tun willst. Doch eines solltest du im Hinterkopf behalten. Wenn ich falle werde ich alle anderen mit runter ziehen. Auf die eine oder andere Weise. Und ich werde damit anfangen sobald du meinem Team gegenüber trittst und dein Team seinen kleinen Siegeszug weiterführt. Ich denke du weißt was ich von dir verlange, Kai. Aber ich gebe dir bis zum Beginn der nächsten Runde Zeit deine Entscheidung zu treffen. Du solltest die Zeit nutzen.“

Mit diesen Worten wendete sich Boris ab. Er hatte gesagt was er zu sagen hatte und er kannte Kai gut genug um zu wissen, dass dieser seine Drohung verstanden hatte.
 

Voltaire hatte schon immer einen sonderbaren Einfluss auf Kai gehabt und genau dieser kam ihm nun zu gute. Es mochte sein, dass Voltaire seinem Enkel die Sache von vor 3 Jahren nicht im Entferntesten nachtrug, doch davon wusste dieser mit Sicherheit nichts. Prinzipiell war er sich sogar sicher, dass Kai seinen Großvater noch weniger durchschauen konnte als Boris selbst. Allerdings war sich der ehemalige Abteileiter in einem Punkt sicher. Kai würde seinen Großvater nicht noch einmal verraten. Eher würde er freiwillig auf den letzten Kampf verzichten und seine Teamkammeraden im Stich lassen. Da er jedoch davon ausging, dass Kai und Tala schon im Vorfeld festgelegt hatten das Teammatch zu bestreiten, würde er dem Team einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Einen der ihm mit Sicherheit den Sieg einbringen würde. Und selbst wenn er sich irren sollte, blieb immer noch der zweite Teil seiner Drohung.

„Dann warten wir mal ab wie der Junge sich entscheiden wird.“

Im Endeffekt spielte Kais Entscheidung keine große Rolle zumindest nicht für diesen. Er würde so oder so die falsche Wahl treffen und Boris hielt den jüngeren für klug genug das zu durchschauen. Wahrscheinlich war es genau dieses Wissen, welches Kai gerade um den Verstand brachte. Immerhin gab es nichts Deprimierenderes als einen Plan zu durchschauen und gleichzeitig zu wissen, dass man ihn nicht durchkreuzen konnte. Er wusste wovon er sprach und allein der Gedanke ließ ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen. Denn eines stand fest. Wenn Kai sich jetzt aus dem Team zurück zog würde Tala ihm das niemals vergeben und wenn er es nicht tat würde er für einen endgültigen Bruch zwischen ihm und seinen Großvater sorgen. Vielleicht würde er das Turnier nicht gewinnen und möglicherweise würde er bereits an dem Team der Blitzkrieg Boys scheitern, doch zumindest seine Rache an einen von ihnen würde er bekommen. Die anderen konnte er sich früher oder später noch vorknöpfen. Mit sich selbst und seinem nächsten Zug zufrieden bemerkte er nicht wie er an einer altbekannten Person vorbeilief. Eine die es nicht lassen konnte ihm in die Quere zu kommen und die auch jetzt auf ihm aufmerksam wurde.
 

- Einige Meter entfernt -
 

Bruce konnte mit der Leistung seines Teams durchaus zufrieden sein. Sie hatten in allen Kämpfen ihr Bestes gegeben und auch wenn sie auf den letzten Platz lagen so waren sie Punktetechnik nicht so weit von den anderen Team entfernt, wobei das überwiegend an den 5 Punkten lag die sie durch das Ausscheiden der Blitzkrieg Boys erhalten hatten, doch sie waren nicht hoffnungslos untergegangen und das war die Voraussetzung. Noch ehe Bruce weiter über den Ausgang des Turniers und die bevorstehenden Kämpfe nachdenken konnte, bemerkte er eine Person der er ungern über den Weg lief. Allerdings schien dieser ihn nicht mal eines Blickes zu würdigen. Was nicht hieß, dass ihm das hinterhältige Grinsen auf dem Gesicht des ehemaligen Abteileiters verborgen blieb. Es war ein Ausdruck der ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

„Was zum…“

Mehr konnte Bruce nicht herausbringen. Für einen Augenblick sah er dem unliebsamen Zeitgenossen hinterher, bevor er sich daran machte herauszufinden, was diesen in eine solche Hochstimmung versetzt hatte. Er brauchte nicht lange zu suchen. Ohne nachzudenken schritt er auf den Jungen zu der sich einige Meter von ihm entfernt befand. Dieser hatte sich gerade mit den Rücken ans Geländer gelehnt und blickte starr nach vorne. Es war eine Reaktion, die er von diesen nicht kannte. Doch erst in dem Moment, in dem dieser sich sichtlich kraftlos auf den Boden rutschen ließ, entschied sich Bruce dazu die letzten paar Meter die ihn von dem Jungen trennten in Angriff zu nehmen.

„Alles in Ordnung?“

Es war ungewohnt Kai so zu sehen. Was immer zwischen ihm und Boris abgelaufen war es hatte diesem einen herben Schlag versetzt. Eine Tatsache, die ihn doch sichtlich beunruhigte. Weder Kai noch einer der anderen Blitzkrieg Boys waren dafür bekannt dass man ihnen ansehen konnte was sie dachten, doch dieses Mal war es anders. Zu allem Überfluss schien dieser nicht mal auf seine Worte zur reagieren. Er saß einfach nur an dem Geländer der Plattform und starrte auf eine schlichte Mappe in der wer weiß was sein konnte.

„Du machst es einem nicht gerade einfach dir zu helfen, weißt du das?“

„Ich brauche keine Hilfe!“

Unter normalen Umständen hätte Bruce es eventuell dabei belassen, doch die Worte klangen alles andere als überzeugend.

„Den Eindruck machst du aber nicht…also was hat er gegen euch in der Hand.“

Es war die einzige Erklärung die ihm auf die Schnelle einfiel.
 

Boris wusste dass die Blitzkrieg Boys in der Lage waren sein Team mit Leichtigkeit zu schlagen und die einzige Möglichkeit das zu verhindern war sie daran zu hindern anzutreten. Dieser hatte versucht sie aus dem Turnier zu drängen und es war ihm sogar gelungen, zumindest für eine kurze Periode. Bruce zweifelte nicht daran, dass er nun zu anderen Mitteln greifen würde um sein Ziel zu erreichen und dessen eigenes Team doch noch ins Finale zu bringen.

„Verdammt noch mal, glaubst du wirklich dass sich die ganze Sache von selbst regelt.“

Bruce wusste nicht was ihn gerade am meisten frustrierte. Die Tatsache, dass Kai ihm nicht sagen wollte was los war oder die dass er sich nicht dazu durchringen konnte den direkten Weg einzuschlagen. Immerhin wusste er, dass die Antwort in der Mappe lag, die Kai in der Hand hielt.

„Ich hab das ganze unter Kontrolle.“

Bei diesen Worten konnte Bruce ein Seufzen nicht unterdrücken. Es war offensichtlich dass das eine Lüge war und eine sehr schlechte noch dazu. Doch anstatt etwas zu erwidern setzte er sich neben den jüngeren.

„Wenn du meinst. Dennoch würde ich gerne wissen worüber sich Boris gerade so prächtig amüsiert hat.“

Eigentlich hatte er vor den jüngeren etwas zu provozieren um diesen zu einer unüberlegten Aussage zu bringen, umso überraschter war er als dieser ihm ohne ein weiteres Wort die Mappe entgegenhielt.

„Wie einfach so?“

Noch ehe Bruce den Kommentar beendet hatte schlug er sich gedanklich gegen den Kopf. Gleichzeitig hatte er Kai die Akte aus der Hand genommen ehe er es sich noch einmal anders überlegen konnte, doch scheinbar schien dieser trotz allem nicht daran zu denken.

„Von irgendjemanden muss Tyson seine nervtötende Penetranz ja haben.“

„Der ist Gemein.“

Zumal sich Bruce nicht wirklich sicher war ob dieser Spruch jetzt ein Schlag gegen ihn oder gegen seinen Sohn war.
 

Doch anstatt sich weiter über das Thema zu wundern schlug er die Akte auf und sah sich die Unterlagen darin an. Er brauchte nicht lange um zu verstehen worum es bei der ganzen Sache ging und wenn er ehrlich war dann würde er für kein Geld der Welt mit dem jüngeren tauschen wollen.

„Das geht definitiv unter die Gürtellinie. Was hat Boris vor. Will er die Dokumente an die Polizei weiterreichen wenn ihr nicht tut was er sagt.“

„Nein nur an die Presse. “

Das war definitiv schlimmer. Für die Presse gab es nur positive oder negative Meldungen. Entweder sie hoben die Leute über die sie berichteten in den siebten Himmel oder zerrissen sie in Stücke. Wobei bei solchen Informationen letzteres der Fall sein würde. Zudem hatte die Polizei bei einer solchen Meldung die Pflicht der Sache nachzugehen und somit hatte Boris zwei Fliegen mit einem Schlag erlegt

„Glaubst du dass die Dokumente echt sind?“

„Um genau zu sein, weiß ich überhaupt nicht mehr was ich glauben soll!“

Mit diesen Worten war Kai aufgestanden. Er wusste es wirklich nicht. Boris hatte sie in den vergangenen Wochen so oft ausgetrickst, dass er gar nicht mehr sagen konnte ob er Boris mit seiner Entscheidung nun in die Hände spielte oder nicht. Es war alles so verdammt kompliziert geworden. Vielleicht war das auch der Grund wieso er das Ganze nicht mehr länger für sich behalten konnte.

„Dann hat Boris wohl erreicht was er wollte!“

Bruce merkte sehr wohl, dass Kai ihm einen verwirrten Blick zuwarf, doch er sagte nichts dazu. Er wollte hören wie der jüngere darauf reagierte und er musste nicht lange darauf warten.

„Er hat gar nichts erreicht. Sein Team wird morgen verlieren. Thema beendet.“

Bei diesen Worten musste Bruce leicht schmunzeln. Nicht weil er den Gedanken absurd fand sondern weil Kais Verhalten im Widerspruch zu seinem sonstigen Auftreten stand.

Es war ungewohnt diesen so zu erleben und dennoch hielt er es für ein gutes Zeichen. Zumindest schien es momentan so als wollte Kai den ehemaligen Abteileiter für den miesen Erpressungsversuch zur Rechenschaft ziehen. Doch dass konnte er nicht einfach so zulassen. Ihm war es wichtig dass dieser und auch dessen Team Boris mit klarem Verstand gegenüber traten ansonsten würde es genauso ausgehen wie die Sache mit BEGA.

„Hast du dich mal gefragt, wieso euer Team den anderen so überlegen war?“

„Weil wir wussten wie wir unser Team aufstellen mussten um zu gewinnen.“

„Zum Teil. Aber der wahre Grund war, dass ihr euch eures Sieges sicher ward. Das beste Beispiel dafür war euer letzter Kampf. Ihr habt auf die Strategie von Boris Team reagiert und euch damit in eine nachhaltige Position gebracht. Doch anstatt einfach das Beste daraus zu machen habt ihr angefangen zu Zweifeln und genau das hat euch den Sieg gekostet.“

Mit diesen Worten war auch Bruce aufgestanden. Er wusste wenn die Blitzkrieg Boys den nächsten Kampf gewinnen wollten so mussten sie ihre alte Einstellung zurück gewinnen.

„Boris kennt euch. Er weiß wie ihr handelt und wie er euch am besten manipulieren kann. Doch das kann er nur wenn ihr euch darauf einlasst. Vergesst ihn. Hört auf zu versuchen ihm zuvor zu kommen und seine Pläne zu vereiteln. Das ist nicht eure Aufgabe. Auf diese Weise wird er euch immer einen Schritt voraus sein.“

„Und was sollen wir dann machen? Untätig zusehen wie er seine Pläne in die Tat umsetzt?“

„Nein. Ihr sollt euren Kopf einschalten. Nimm es mir nicht übel aber wenn es um Boris geht brennt bei euch regelmäßig eine Sicherung durch, zumindest soweit ich das mitbekommen habe. Ihr behauptet dass ihr Boris besser kennt als alle anderen und vielleicht stimmt das auch. Aber ihr kennt ihn nicht gut genug um all seine Schritte und Pläne vorher zu sehen. Das bedeutet aber nicht, dass ihr sein Team nicht besiegen könnt. Und wenn du meine Einschätzung hören willst. Ich denke dass Boris damit rechnen wird, dass du dich aus dem Turnier zurückziehst, denn das würde das Team deutlich zurück werfen.“

Zumindest wäre dass der Fall wenn Kai sein Team keine Erklärung geben würde und momentan sah es nicht danach aus.
 

Kai war einfach zu stur und genau darauf zielte Boris Plan ab. Immerhin wusste selbst er, dass Kai versuchte mit seinen Problemen allein klar zu kommen. Doch so funktionierte kein Team und dass musste nicht nur er lernen sondern auch die anderen Blitzkrieg Boys.

„Auch wenn es für euch absurd klingt so denke ich, dass eure Stärke in eurem Team liegt. Auf euch allein gestellt seid ihr gut, aber im Team seid ihr nahezu unschlagbar und dass habt ihr in diesem Turnier mehr als einmal bewiesen. Und genau das müsst ihr ausnutzen wenn ihr gegen Boris bestehen wollt. Also tu dir selbst einen gefallen und besprich die Sache mit deinem Team. Und was die Dokumente angeht. Ich an deiner Stelle würde diese Dokumente Voltaire vorlegen. Soll er sich damit befassen. Du solltest dich auf das Turnier konzentrieren und nicht darauf die Fehler deines Großvaters zu beseitigen.“

Wenn er ehrlich war hielt er die Dokumente für Fälschungen, nicht weil er Voltaire so etwas nicht zutraute sondern weil er ihn nicht für so leichtsinnig hielt. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass dieser solche Dokumente unterzeichnen würde. Dafür war dieser viel zu lange im Business. Nichts desto trotz hätte Stanley wahrscheinlich Luftsprünge gemacht wenn er diese damals in die Finger bekommen hätte, wie es heute aussah wusste er nicht und er war sich auch nicht sicher ob er es überhaupt wissen wollte. Was ihn betraf so hatte er dazugelernt. Natürlich war auch er der Meinung, dass Voltaire für seine Verbrechen bestraft werden sollte und dass die Strafe für diesen noch viel zu milde ausgefallen war, doch er würde sich in dieser Hinsicht nicht einmischen. Denn eines war sicher. Am meisten würden sie Kai damit bestrafen und dass lag nicht in seiner oder in Stanleys Absicht. Aus diesem Grund gab er Kai die Akte zurück. Er hatte gesagt was er sagen wollte und insgeheim war er froh, dass er jüngere ihm wenigstens zugehört hatte. Allerdings war es Kais Entscheidung wie es jetzt weiter gehen würde und er konnte nur hoffen, dass der jüngere sich seine Worte zu Herzen nahm und die richtige Entscheidung traf.
 

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Letzte Vorbereitungen

Kapitel 31: Letzte Vorbereitungen
 

Kai wusste nicht wie lange er nach dem Ganzen noch unterwegs gewesen war. Er brauchte einfach Zeit zum Nachdenken. Doch scheinbar war es lange genug um einen gewissen Teampartner unruhig zu machen.

„Kai wo warst du? Was ist passiert?“

„Später. Ich hab vorher noch was anderes zu erledigen. Wartet oben auf mich!“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen ließ er Tala hinter sich stehen. Er wusste dass dieser genug Anstand hatte seine Fragen zurückzustellen. Zumindest für ein paar Minuten und das war alles was er brauchte um sich seines weiteren Vorgehens sicher zu sein. Ohne anzuklopfen betrat er das Arbeitszimmer seines Großvaters. Früher hätte sich Voltaire den halben Tag in seiner Firma aufgehalten, doch in letzter Zeit zog er sein Arbeitszimmer vor. Wieso das so war konnte Kai nicht sagen genauso wenig wie er sagen konnte, ob er diese Entwicklung begrüßen oder verfluchen sollte. In manchen Situationen war es lästig, doch gerade jetzt erleichterte es das ganze ungemein.

„Was willst du?“

Kai erwiderte nichts sondern ließ stattdessen die Akte auf den Tisch knallen. Es war eine Reaktion, die ihm einen finsteren Blick einbrachte. Dann jedoch nahm Voltaire die Akte entgegen und schlug sie auf. Die Reaktion, die er jedoch wenige Minuten später erhielt war alles andere als vorhersehbar.

„Woher hast du das?“

„Ist das alles was du dazu zu sagen hast?“

Kai wusste nicht was er von dieser Reaktion halten sollte. Sein Großvater schien von den Dokumenten nicht mal ansatzweise überrascht zu sein. Eine Tatsache die ihn doch etwas aus dem Konzept brachte.
 

Die Sache wuchs ihm mehr und mehr über den Kopf und auch wenn seine Frage immer noch im Raum stand wendete er sich nach diesem Kommentar um. Er wollte eigentlich nur raus, doch wirklich weit kam er nicht.

„Hier geblieben!...Ich habe dir eine Frage gestellt und ich erwarte eine Antwort.“

„Betrachte es einfach als Boris letzte Warnung.“

Mit diesen Worten hatte Kai sich wieder umgewandt. Im Moment wusste er nicht ob er gehen oder bleiben sollte. Einerseits wollte er wissen wie Voltaire zu der Situation stand, doch andererseits hatte er das Gefühl, dass ihm die Wahrheit nicht gefallen würde.

„Wie erbärmlich. Man sollte meinen dass Boris auf kreativere Alternativen zurückgreifen. Doch scheinbar sind ihm die Ideen ausgegangen.“

„Und das heißt?“

„Es gibt Drohungen die man ernst nehmen sollte, anderen jedoch sollte man erst gar keine Beachtung schenken. Was diese Dokumente betrifft, so sind sie im Kamin wesentlich besser aufgehoben als hier.“

Mit diesen Worten hatte Voltaire die Akte wieder auf den Tisch gelegt. Es war seine Art zu sagen, dass die Dokumente darin ihn nicht im Geringsten beunruhigten. Ein Grund wieso Kai das Thema nicht einfach fallen lassen konnte.

„Es sind Kopien.“

„Kopien ohne Originale.“

„Das heißt nicht, das es lügen sind.“

Es war ein gefährliches Spiel welches er gerade angestimmte. Das wusste Kai selber, doch er konnte sich einfach nicht helfen. Eine bessere Gelegenheit um die Wahrheit zu dem ganzen zu erfahren würde es nie wieder geben. Zwar gab es keine Garantie, dass er die Wahrheit erhalten würde, doch zumindest waren sie beim Thema.

Für einen Moment schien es so, als würde sein Gegenüber überlegen wie er darauf erwidern sollte, doch die nächsten Worte wiesen nicht die geringste Spur von Überraschung auf.

„Sich auf Wahrheiten zu verlassen ist eine mühselige Angelegenheit, zumal die gesamte Welt aus Lügnern besteht.“

„Das ist keine Antwort.“

„Es ist Antwort genug, zumindest für dich. Darüber hinaus, wage ich zu bezweifeln, dass du die Wahrheit hören willst.“

Damit war das Thema beendet, das war anhand der Worte deutlich geworden. Kai wusste, dass er nicht mehr erwarten konnte. Im Prinzip hätte er wissen müssen, dass sein Großvater sich nicht vor ihm rechtfertigen würde. Wieso sollte er auch. Eine Lüge existierte nur, wenn man mit entsprechenden Beweisen das Gegenteil belegen konnte. Alles andere waren lediglich Vermutungen. Das waren zumindest die Worte, die Voltaire ihm vor Jahren an den Kopf geworfen hatte. Damals als er noch Anführer der Blade Sharks war und dadurch mehr als einmal mit der Polizei aneinander geraten war. Sein Glück war nur, dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht strafmündig war und sein Großvater zusätzlich gute Kontakte zu gewissen hochrangingen Beamten hatte. Aus diesem Grund hatten seine Aktionen auch keinerlei Konsequenzen für ihn, zumindest wenn man von den Belehrungen seines Großvaters absah.

„Du kannst gehen.“

Für einen Moment zögerte Kai, doch dann besann er sich eines Besseren und verließ das Zimmer ohne weiteres Worte. Es hatte eh keinen Sinn ein Gespräch zu führen, welches lediglich von einer Person gewünscht war.
 

Allerdings war er sich über eine Sache im Klaren und in diesem Punkt würde er auch keine Widerrede zulassen. Mit diesem Gedanken öffnete er die Tür zu seinem Zimmer und war nicht mal ansatzweise überrascht, die anderen dort vorzufinden.

„Also, was haben wir verpasst?“

Tala sah Kai bei dieser Frage nur finster an. Er konnte nicht genau sagen wieso, doch er hatte das ungute Gefühl, dass irgendetwas passiert war, was sich negativ aufs Team auswirken konnte.

„Boris sendet seine Grüße.“

„Wie bitte?“

„Dieser Mistkerl kann es einfach nicht lassen, oder? Was hat er jetzt schon wieder vor?“

„Dasselbe wie seit Turnierbeginn, Bryan. Und genau deshalb müssen wir sein Team vernichtend schlagen.“

Bei diesen Worten wechselten die anderen einen flüchtigen Blick miteinander. Sie hatten schon so einen Verdacht was als nächstes kommen würde und zumindest Tala sah dieser Entwicklung alles andere als zuversichtlich entgegen.

„Du willst den Kampf selber bestreiten?“

Es war keine Frage, sondern eine Feststellung und unter normalen Umständen würde Tala dem jüngeren ohne weiteres zustimmen. Doch in diesem Fall war er sich nicht so sicher.

„Tala ihr braucht mich. Selbst du kannst nicht leugnen, dass es die sicherste Methode wäre. Darüber hinaus würde ich bei diesem Team eher Bryan auf die Bank setzen und du weißt wieso!“

„Wieso mich? Im Gegensatz zu dir habe ich mir nicht Ellbogen verstaucht.“

„Dafür hast du einen Vollknall wenn es um gewisse Nagetiere geht.“

„Und ich glaube dir ist Black Dranzer mal wieder zu Kopf gestiegen. Du bist nicht unfehlbar und wenn du das glaubst bring ich dich gerne wieder auf den Boden zurück.“

„Das kannst du gerne versuchen, wir wissen beide wer den Kürzeren ziehen wird.“

Noch ehe die beiden ihren Konflikt weiter austragen konnten, schritt Tala ein. Das letzte was sie jetzt brauchten war einen Streit.

„Ok Schluss jetzt ihr beiden. Beruhigt euch wieder und lasst uns die Sache in Ruhe besprechen.“

Nachdenklich blickte Tala von einem Teamkammeraden zum anderen. Sowohl Kai als auch Bryan hatten einen Punkt. Aus diesem Grund wendete sich Tala ohne große Umschweifen an seinen jüngeren Teampartner.

„Weiß Boris von deiner Verletzung?“

„Nein, ansonsten wäre seine Drohung anders ausgefallen.“

„Also schön. Hier ist der Deal. Wenn du mir vor dem Kampf gegen Invasion einen anständigen Start vorzeigen kannst ohne vor Schmerzen zusammenzuzucken oder deinen Blade ins Taumeln zu bringen lasse ich dich antreten. Ansonsten übernimmt Ian deinen Platz.... Abgemacht!“

Bei diesen Worten hielt Tala ihm die Hand entgegen. Im ersten Moment wollte er diese ergreifen, doch der leichte Schmerzimpuls ließ ihn zurückzucken. Diesen Deal einzuhalten würde wesentlich schwieriger sein als es auf den ersten Moment wirkte. Das schien auch Tala zu wissen, weshalb er seine Hand intuitiv wieder zurück zog.

„Viel Glück bei dem Versuch.“

Man hätte meinen können, dass dieser Spruch eine gehässige Note mit sich führte, doch das war nicht der Fall. Tala wollte lediglich deutlich machen, dass er es für das beste hielt wenn Kai diese Runde aussetzte. Das wussten alle im Raum und doch wagte es keine diese Tatsache offen auszusprechen. Selbst Bryan hielt sich zurück, auch wenn er dem Jüngeren den vorigen Kommentar noch immer übel nahm. Dennoch konnte er es nicht leugnen, dass es mit Kai um einiges einfacher sein würde Boris Team zu schlagen, doch nach dem jetzigen Stand der Dinge war es besser so.
 

Allerdings hatte Kai nicht vor sich so einfach geschlagen zu geben. Er würde sich von Tala nicht vorschreiben lassen welche Kämpfe er bestreiten würde und welche nicht. Gegen jemanden wie Boris durfte man nicht unvorbereitet oder mit halber Kraft antreten. Man musste alles auffahren was man hatte. Das war auch der Grund wieso er sich mitten in der Nacht in die Trainingshalle geschlichen hatte, doch wirklich erfolgreich waren seine Versuche nicht.

„Komm schon.“

Ein weiteres Mal zwang er sich in Position. Doch auch sein nächster Versuch endete damit, dass sein Blade taumelnd in der Arena ankam. Er konnte einfach keinen sauberen Start ablegen. Frustriert legte er den Starter auf den Boden. Mit den Schmerzen klar zu kommen war eine Sache, aber dieser Stützverband machte ihn wahnsinnig. Ohne lange weiter über sein Vorgehen nachzudenken machte er sich daran, den Verband zu lösen.

„Wenn ein Arzt einen Verband anlegt, hat das meistens einen Sinn.“

„Ja, den Sinn einen Einzuengen.“

Mit diesen Worten hatte er den Verband endlich gelöst bekommen und ihn sofort daraufhin zu Boden geworfen. Anschließend hatte er seinen Starter wieder vom Boden aufgehoben und befestigte seinen Blade daran.

„Unter anderem auch das. Allerdings rate ich dir davon ab. Du lieferst auch mit dem Verband nicht gerade die beste Performance.“

Langsam wendete sich Kai bei diesen Worten um. Eines stand fest, wenn Boris und sein Großvater wirklich zusammen arbeiteten, dann würde Boris in den nächsten Stunden wissen, dass er keine wirkliche Gefahr für dessen Blader war.

„Soll heißen?“

„Du solltest dir selbst einen Gefallen tun und den nächsten Kampf aussetzen.“

„Das würde Boris und dir so passen, nicht?“

Kai hatte keine Ahnung wieso er wieder in die Defensive ging. Immerhin sollte man meinen, dass Boris Drohung deutlich gemacht hatte, dass dieser und sein Großvater keine Geschäfte mehr miteinander machten. Das Problem war nur, dass er sich alles andere als sicher war. Es konnte genauso gut eine Flinte von den beiden sein, wieso sonst sollte Voltaire ihm raten die nächste Runde auszusetzen. Er konnte sich jedenfalls keinen anderen denken und genau das machte das ganze so schwer. Nichts ergab mehr einen Sinn. Klare Strukturen verwandelte sich in undurchsichtige Muster und ließen ihn alles, was normalerweise eindeutig sein sollte, hinterfragen.
 

Was ihn jedoch am meisten irritierte war, dass sein Großvater nicht im Entferntesten auf seine Anspielung reagierte. Eine Tatsache die ihn dazu brachte weiter nach zu harken.

„Ich weiß nicht was ihr vorhabt, aber es wird nicht funktionieren. Wir werden den nächsten Kampf gewinnen egal auf welche Weise.“

„Du hast deine Trumpfkarte bereits ausgespielt, Kai. Es wäre ein Fehler sich noch einmal auf sie zu verlassen. Zumal Boris damit rechnen wird.“

Unter anderen Umständen hätte Kai die Worte vielleicht ignoriert, doch er wusste dass die Aussage stimmte. Wie sollte es auch anders sein. Sein Großvater kannte Boris lange genug. Wenn einer diesen einschätzen konnte, dann er. Doch das brachte ihn, im Bezug auf die Antwort auf seine eigene Frage, nicht weiter. Welchen Sinn konnte dieses Gespräch also haben? Denn eines wusste er, Voltaire würde nicht hier sein, wenn dieser nicht seine eigenen Pläne hätte. Doch darüber wie diese aussahen, konnte er nur spekulieren.

„Der Blade den Boris einmal kreiert hat existiert nicht mehr. Dafür hab ich gesorgt. Seine Blader werden sich bei dem Versuch ihn zu besiegen die Zähne ausbeißen.“

Insbesondere die Spezialattacke hatte es in sich und er bezweifelte, dass irgendetwas dieser standhalten konnte.

„Genauso wie dein altes Team?“

Voltaire wusste von den Ereignissen am Baikalsee. Wie sollte er auch nicht, immerhin gehörte der Pilot zu dessen Angestellten und dieser hatte im Anschluss brav Bericht erstattet. In dem Punkt war er damals wesentlich besser informiert als Boris.
 

Genützt hatte es ihm nur bedingt, doch das war eine andere Geschichte. Im Prinzip war es die Aussage seines Enkels, die sein Strafmaß festgelegt hatte. Dennoch es hätte ihn deutlich schlimmer erwischen können.

„Boris wird euch nicht unterschätzen, also erspart euch die Demütigung, in dem ihr es tut.“

„Was erwartest du vor mir? Dass ich die Runde aussetze, damit Boris eine bessere Chance auf den Sieg hat? Oder dass ich antrete, damit er meine derzeitige Lage ausnutzen kann? Wieso mischt du dich gerade jetzt in unsere Teamführung ein?“

„Sieh es einfach von meiner Seite. Ich habe nicht vor mich mit irgendwelchen Skandalen auseinander zu setzen. Die Paar die ihr in den letzten Wochen angeschleppt habt, haben mir schon gereicht. Und Boris ist einer der letzten mit dem ich mich momentan abgeben würde. Glaubst du wirklich ich kann es mir leisten, mich auf irgendwelche dubiosen Geschäfte einzulassen?“

„Ich dachte es geht mich nichts an, mit wem du Geschäfte machst?“

„Gewöhn dich nicht daran, Kai. Und jetzt raus hier!“

Für einen Moment blieb Kai unschlüssig an Ort und Stelle stehen. Er konnte seinen Ohren nicht trauen, doch dann schüttelte er diesen Zustand ab. Sichtlich widerwillig steckte er seinen Blade weg und ging der Aufforderung nach.

„Damit eines klar ist, ich will dich bis auf weiteres nicht mehr hier unten sehen. Zumindest nicht alleine, haben wir uns verstanden.“

„Du willst doch nur verhindern, dass ich deiner Villa in Schutt und Asche lege.“

„Das wäre ärgerlich, aber reparabel. Allerdings habe ich weder die Zeit noch die Geduld mich mit einem 15 jährigen auseinander zu setzen, der sein Gedächtnis verloren hat.“

In dem Moment konnte er nicht verhindern, dass ein irritierter Ausdruck über sein Gesicht huschte. Er hätte nahezu mit allem gerechnet, doch nicht mit diesem Kommentar. Allerdings sollte es dabei bleiben, da Voltaire nichts weiter dazu sagte und ihn vor dem Trainingsraum stehen ließ.
 

Manchmal war es schon merkwürdig. Die gesamte Situation wirkte so unwirklich, dass er sich im ersten Moment wirklich fragte ob all dies wirklich passiert war. Natürlich hätte er einfach umdrehen und weiter trainieren können, doch irgendwie sah er keinen wirklichen Sinn darin. Tala wusste schon, wieso er diesen Deal vorgeschlagen hatte. Er hatte seine Meinung und je mehr er versuchte diesem vom Gegenteil zu überzeugen, desto mehr arbeitete er daraufhin dessen Ansichtspunkte zu bestätigen.

„Na genug trainiert?“

„Was suchst du hier?“

„Das klingt nicht so als wärst du erfolgreich gewesen.“

„Das ist mein Zimmer, also raus!“

Die einzige Antwort auf diesen Kommentar war ein Lachen. Eine Tatsache, die seine Laune nicht gerade verbesserte.

„Okay, okay. Bin schon weg.“

Mit diesen Worten hatte sich Tala vom Stuhl erhoben und war an ihm vorbei gegangen. Vor der Tür hielt er jedoch inne und wendete sich noch einmal an den Jüngeren.

„Ich tu das nicht um dich zu ärgern. Wenn ich unter normalen Umständen entscheiden müsste, wärst du immer meine erste Wahl als Partner für das Doppel. Insbesondere wenn wir Boris Blader gegenüber stehen. “

Tala merkte sehr wohl, das Kai versuchte ihn zu ignorieren, doch er wusste auch, dass das nicht hieß, dass dieser ihm nicht zuhörte.

„Wir sehen uns morgen.“

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Er gab es ungern zu, doch er hatte sich sorgen um den jüngeren gemacht. Manchmal übertrieb dieser es einfach und trieb sich selbst über Grenzen hinaus die er selber niemals überschreiten würde. Doch scheinbar hatte der Jüngere zumindest dieses Mal verstanden, dass er die Vereinbarung mit ihm nicht erfüllen konnte.
 

- Am nächsten Morgen -
 

Lustlos blätterte Kai in der Zeitung. Die Seiten waren voll mit irgendwelchem langweiligen Zeug und selbst im Sportteil war die Bleybladekategorie zur Randnotiz verurteilt worden. Stattdessen war die halbe Seite mit irgendwelchen neuen Erfolgen der Siebald-Familie zugepflastert. Eines konnte man nicht leugnen, Garland hatte wirklich einen ziemlich schlechten Stand innerhalb seiner eigenen Familie. Vielleicht wäre er mit Karate erfolgreicher. Bevor er jedoch weiter über das Thema nachdenken konnte landete eine kleine Packung vor ihm auf dem Tisch. Eine Tatsache, die ihn irritiert aufblicken ließ.

„Sei vorsichtig damit.“

Mehr sagte sein Großvater nicht dazu und wirklich nachfragen konnte er auch nicht, da dieser schon wieder den Raum verlassen hatte. Nachdenklich blickte er auf die Uhr. Scheinbar hatte Voltaire zum ersten Mal in seinem Leben verschlafen und war nun ziemlich spät dran. Es war eine Erkenntnis, die ihn zum Schmunzeln brachte. Das konnte was werden, zumal Voltaire selbst immer auf Pünktlichkeit bestand. Dieses Mal jedoch würde er sich die Blöße geben müssen es selber nicht zu tun, da er es auf keinen Fall mehr rechtzeitig zum nächsten Meeting schaffen würde. Mit diesem Gedanken sah sich Kai die kleine Schachtel genauer an.

„Schmerztabletten? Wie originell!“

Die Frage die er sich stellt war lediglich, wieso er nicht auf die Idee gekommen war. Wobei es vielleicht doch keine so gute Idee war darauf zurückzugreifen. Wenn Boris das mitbekam, würde dieser ihn noch als Junkie abstempeln und das war die Sache definitiv nicht wert.
 

Nachdenklich drehte er die Packung mit den Fingern. Sollte er oder sollte er nicht. Er brauchte sie ja immerhin nur um Tala zu beweisen, dass er in der Lage war seinen Blade zu starten. Noch immer mit sich hadernd öffnete er die Packung und entfaltete den Beipackzettel.

„….“

Gut, das zeigte mal wieder deutlich, dass man den Beipackzettel lieber nicht lesen sollte. Manchmal bekam er das Gefühl, dass die Hersteller alle Schwerwiegenden Leiden aufgriffen, damit sie im Anschluss nur auf den Beipackzettel verweisen konnte und den Kommentar, Stand doch alles drinne, abgeben mussten.

„Was soll’s.“

Mit diesen Worten löste er eine der Tabletten aus der Verpackung. Das eine Mal würde ihm schon nicht schaden. Zumindest hoffte er das und bis die nächste Runde anfing würden sich der Effekt wieder gelegt haben.

„Morgen.“

Mit einer schnellen Bewegung ließ er das Packet mit den Schmerztabletten in der Hosentasche verschwinden. Tala der gerade in die Küche gekommen war bekam davon gar nichts mit, da sein erstes Ziel die Kaffeekanne war. Erst dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinen Teampartner.

„Irgendwas Interessantes?“

„Nein, lediglich Garlands Familie, die schon wieder die gesamte Sportseite in Anspruch nimmt.“

„Toll…und sonst?“

„Ich werde bladen, also tu nicht so, als wäre das Thema abgeschlossen und erspar mir den Smalltalk.“

„Ich hab‘s befürchtet.“

Es wäre auch zu schön gewesen wenn Kai sich hätte umstimmen lassen. Doch er hatte auch nicht vor von seiner Meinung abzuweichen.

„Also bitte. Dann in einer Stunde im Trainingsraum.“

Mit diesen Worten hatte sich Tala auf den nächsten Stuhl gesetzt und starrte in seinen Kaffee. Diese Wendung gefiel ihm nicht. Er wollte Kai nicht vorführen, doch welche andere Wahl hatte er. Gar keine.
 

Aus diesem Grund war er auch nicht bereit einen anderen Kompromiss einzugehen. Weshalb sie sich eine Stunde später im Trainingsraum wiederfanden.

„So, du hast genau einen Versuch.“

Kai gab sich nicht erst die Mühe etwas zu erwidern. Mittlerweile zeigten die Tabletten Wirkung und alles was er noch von seiner Verletzung spürte war ein dumpfer Schmerz. Nicht stark genug um ihn innehalten zu lassen. Und so erwies sich Talas Aufgabe als nicht so schwer wie am Abend davor. Sein Blade kam ohne Schwierigkeiten in der Mitte der Arena ab, was bewirkte, dass Tala ihm einen skeptischen Blick zu warf.

„Also, lässt du mich jetzt bladen?“

Anstatt zu antworten schien Tala ihn zu mustern. Ihm war sofort klar, dass dieser nach einer Erklärung für seine einwandfreie Performance suchte. Und obgleich er nicht in der Lage war die Wahrheit aus seinem Gesicht zu lesen, streckte er kurz darauf seine Hand aus.

„Gib mir die Tabletten.“

„Ich weiß nicht….“

„Du kannst vielleicht die BBA für dumm verkaufen aber mich nicht. Also her mit den Dingern.“

Das stimmte. Die BBA und jede andere Institution waren leichter hinters Licht zu führen als Tala und deshalb hatte es auch keinen Sinn es weiter zu leugnen.

„Du hast nie gesagt, dass es verboten ist gewisse Vorteile zu nutzen.“

Mit diesen Worten hatte er Tala die Packung mit den Schmerztabletten entgegen geworfen, welcher diese auch ohne Schwierigkeiten auffing.

„Dein Glück. Aber ich warne dich, Hiwatari. Blamier uns nicht.“

Damit war das Thema beendet. Zwar war Tala nicht begeistert, aber ein Deal war ein Deal. Zumal er diese Wendung hätte kommen sehen müssen. Spätestens nach der Sache mit Bruce Granger. Kai war einfach zu geschickt selbst bei einer Niederlage noch einen Sieg herauszuholen in dem er die Worte des anderen verdrehte oder auf nicht erwähnte Bedingungen hinwies.
 

Und trotzdem. Auch wenn er nicht zufrieden war, war ein Teil von ihm dennoch erleichtert. Vielleicht würde der Effekt der Schmerztabletten lange genug anhalten, damit Kai seinen Blade starten konnte. In dem Fall hatten sie sogar richtig gute Chancen den Kampf auch zu gewinnen.

„Moment, du lässt ihn wirklich bladen?“

„Soll ich mein Wort brechen?“

„Er hat betrogen.“

„Ja und ich hab vergessen zu sagen, dass er keine Schmerztabletten schlucken darf. Und nur um eines klarzustellen. Das war das erste und letzte Mal dass ich das durchgehen lasse.“

Mit diesen Worten ließ er die anderen in der Trainingshalle zurück. Bryan warf dem jüngeren nur einen kurzen Blick zu eher er sich ebenfalls abwendete.

„Was du doch für ein Glück hast. Aber glaub ja nicht dass ich es mir entgehen lasse gegen Boris Blader anzutreten.“

Jeder wusste wie dieser Kommentar gemeint war. Zumal sie sich noch gut an den Streit zwischen den beiden erinnern konnten. Wenn es nach Kai ging würde Bryan während des Kampfes gegen das Team Invasion auf der Bank sitzen. Und in dem Punkt war Bryan genauso stur wie Kai.

„Sprich, ich darf den Zuschauer spielen.“

So hatte sich Ian das ganze zwar nicht vorgestellt, doch sollte er sich wirklich beklagen. Immerhin musste er sich am Ende des Turniers nicht anhören, dass er den Kampf verbockt hatte. Das überließ er dann ausnahmsweise mal den anderen. Zumal eine ganze Menge von diesem Kampf abhing.
 

Die Zeitungen hatten sich möglicherweise dazu entschlossen sich über die Weltmeisterschaft totzuschweigen, doch dafür herrschte vor der Arena ein unvergleichbares Treiben. Wenn sie es nicht besser wüssten, hätten sie darauf gewettet, dass das gesamte Land vor dem Stadium aufgelaufen war.

„Und du bist dir wirklich sicher…“

„Ja!“

Kopfschüttelnd überreichte er den BBA-Angestellten ihre Teamaufstellung. Nun war es zu spät um noch etwas zu ändern.

„Bin mal gespannt wie Boris auf unsere Teamaufstellung reagiert.“

„Wahrscheinlich gar nicht. Es würde mich nicht mal wundern, wenn er damit rechnet.“

Es war eine logischste Vorgehensweise zumindest bei diesem Team. Mit dem Doppel waren sie festgefahren, dass konnten sie nicht wechseln. Doch die Einzelkämpfer konnten selbst entscheiden wann und gegen wen sie kämpften. Bei diesem Gedankengang blickte sich Tala um. Die Teamkonstellationen waren schneller auf der Leinwand erschienen als sie bis 10 zählen konnte und er konnte sehen, dass Boris diese nachdenklich musterte. Diese Konstellation gefiel ihm nicht, das war deutlich zu erkennen.

„Wenn es einen Weg gibt um unsere Siegeschancen zu schmälern, dann wird er ihn finden.“

Und Kai sollte mit seiner Einschätzung recht behalten. Jazzman hatte kaum seine übliche Rede gehalten, da war ihm Boris auch schon ins Wort gefallen. Doch was er zu sagen hatte, überraschte jeden im Stadium.

„Bevor wir anfangen fordere ich einen 5 Punktetappenkampf.“

„Einen was…“

Jazzmann konnte man sofort ansehen, dass er keinen Schimmer hatte, wovon Boris gerade redete und auch die restlichen Anwesenden schienen sichtlich über die Worte nachzudenken. Nur die Blitzkrieg Boys schienen eine Ahnung zu haben, was Boris von ihnen erwartete.
 

Er erwartete eine Entscheidung, eine die Tala ihm nur zu gerne mitteilte. Und auch wenn er nicht groß über die ganze Sache nachdachte hatte sich schon eine Idee in seinen Kopf geschlichen die es ihnen um so vieles leichter machte Boris Team ohne Niederlagen zu schlagen.

„Sie wollen jedem ihrer Blader die Chance geben zu bladen, bitte an uns soll es nicht scheitern…“

„Tala!“

Kai konnte nicht anders als seinen Teampartner mit einen verständnislosen Blick anzusehen. Boris tat das was er immer tat, er versuchte sie dazu zu bringen das zu tun was er wollte und Tala schien ihm regelrecht in die Hände zu spielen.

„Beruhigt dich wieder.“

Tala konnte Kai durchaus verstehen. Boris Antrag einfach so zu akzeptieren war ein Fehler, da man sicher sein konnte, dass dieser etwas in der Hinterhand hatte. Doch er war nicht so dumm und fiel auf diesen alten Trick herein. Er hatte andere Pläne.

„Allerdings fordern wir in diesem Fall ein 3 gegen 3 Match.“

Für einen kurzen Moment wirkte Boris wie ein Fisch dem man das Wasser geklaut hatte. Damit hatte der ehemalige Abteileiter nicht gerechnet. Egal wie Boris sich entscheiden würde sie hatten das Ass im Ärmel. Er wusste wie er das dreier Team aufstellen würde und mit dieser Zusammenstellung konnten sie nicht verlieren. Die restlichen Kämpfe konnten sie dann getrost verlieren, nicht dass sie das vorhatten, doch es war beruhigend zu wissen, dass sie den Sieg bereits in der Tasche hatten. Natürlich konnte Boris immer noch ablehnen, doch aus der Zwickmühle kam er nicht mehr heraus. Immerhin hatte er den 5 Punktetappenkampf nicht umsonst beantragt. Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, dass er und Kai ein Team bilden würden. Sollten sie gewinnen so müssten die restlichen Blader aus seinem Team Spencer und Bryan besiegen um zumindest gleichzuziehen. Demnach würde es so oder so einen 4. Kampf geben. Der einzige Unterschied war nur, dass bei einem normalen Kampf die Sieger der vorigen Runden gegeneinander antraten. Bei einem 5 Punktetappenkampf würden die Ersatzspieler diesen Kampf austragen.

„Also wie entscheiden sie sich Boris?“

„Was hast du vor?“

„Du wolltest Bladen? Hier ist meine Bedingung. Du wirst dich von Bryan und mir unterstützen lassen.“

„Dir ist aber schon klar, wen Boris in ein dreier Team stecken wird oder?“

„Das Risiko müssen wir halt eingehen. Außerdem, habe ich dich an meiner Seite. Zur Not schmeißen wir ihn mit raus.“

Das war auch eine Möglichkeit. Allerdings hatte er genauso wenig Lust gegen 3 von Boris Blader anzutreten als gegen einen durchgedrehten Teamkollegen. Selbst wenn er Tala als Teampartner an seiner Seite hatte.
 

Doch egal wie er es auch dreht und wendete, Tala hatte seine Forderung ausgesprochen und nur Boris konnte jetzt noch verhindern, dass es zu diesem Kampf kam. Die Frage war nur, was ihm lieber war. Sollte er hoffen, dass Boris sich auf ein 3er-Match einließ oder wäre es besser für sie, wenn er dieses ablehnte. Eines war Sicher, wenn Boris zustimmte, würde ihr gesamter Plan über den Haufen geworfen werden. Einen Plan den sie Punkt für Punkt zusammengestellt hatten und es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis sie sich auf diese Vorgehensweise geeinigt hatten. Also wieso ging Tala jetzt das Risiko ein ohne Strategie gegen Boris Team anzutreten. Es war ein enormes Risiko, eines welches sie sich zweimal überlegen sollten, bevor sie es eingingen.

„Wir gewähren euch eurer 3er Match. Um den Sieger dieser Runde jedoch nicht zu schnell festzulegen, sollten wir mit den Einzelmatches beginnen. “

„Gerne... Ian. Du zuerst.“

Ian gab sich gar nicht erst die Mühe zu diskutieren. Wenn Tala einmal eine Entscheidung gefällt hatte, dann war diese endgültig und selbst wenn nicht, so würde er nicht vor Boris damit anfangen.

„Gutes Gelingen.“

Ein letztes Mal blickte Ian zurück. Wünscht man einem in solchen Fällen nicht viel Glück. Für einen Moment war er irritiert, doch dann verstand er, was sein Teampartner mit seinem Kommentar sagen wollte. Glück wünschte man nur jenen, dessen Sieg fragwürdig war. Doch sie hatten nicht vor zu verlieren. Im Gegenteil, hier gab es nur einen einzigen akzeptablen Ausgang. Er musste gewinnen und das nicht nur weil der Sieg dieser Runde von ihm abhing. Das tat es nicht. Diese Runde wurde durch das Dreiermatch entschieden, unabhängig von den vorigen Kämpfen. Dennoch es wäre eine echte Genugtuung einen von Boris Blader zu besiegen. Allein die Vorstellung, dass dieser mit jedem Match seinen Sieg weiter schwinden sah war einfach viel zu verlockend.
 

- Bei den anderen Teams -
 

Nachdenklich blickten die anderen zu den Bladern in der Arena. Selbst Tyson und sein Team blickten sichtlich angespannt drein. Sie alle wussten, was passieren würde wenn die Blitzkrieg Boys diese Auseinandersetzung verloren.

„Was denken sich die Blitzkrieg Boys dabei. Wenn sie das letzte Match verlieren, wären alle vorigen Siege umsonst.“

„Nur sofern die Blitzkrieg Boys die ersten Kämpfe gewinnen, Julia. Und selbst wenn nicht. Das ist eine Hinhaltetaktik. Die ersten Matches bedeuten gar nichts. Sie dienen lediglich dazu die unterlegenen Gegner mürbe zu machen. “

Das war wohl das Problem an dem Ganzen. Auch wenn es deutlich war, dass diese Matches keine Bedeutung hatten, so nagten sie dennoch an der Psyche. Gewann man, verfiel man im schlechtesten Fall einem Höhenflug und dass konnte auch dem besten Blader zum Verhängnis werden. Verlor man jedoch konnte die negative Stimmung sich aufs gesamte Team übertragen.

„Also ist Boris überzeugt davon das er gewinnt.“

„Wenn man bedenkt, wie das Match zwischen den Blitzkrieg Boys und Infinity ausgegangen ist. Ohne Black Dranzer wären die beiden letzten Matches vielleicht nicht so ausgegangen.“

Das Auftauchen des schwarzen Phönixes hatte sie alle schockiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich keiner darüber Gedanken gemacht, was aus Black Dranzer geworden war. Sie wussten, dass er zu Letzt in Kais Besitz war, doch seit dem Finalkampf hatte sie nie wieder von diesem gehört.
 

Und seit dem Kampf gegen Infinity hatten sie nichts mehr von den Blitzkrieg Boys gehört. Insgeheim konnten sie nur dafür beten, dass Kai diesen Phönix nicht noch einmal einsetzen würde, doch hatte er gegen Boris wirklich eine Alternative? War dieser nicht vielleicht doch die beste Methode um Boris zu Fall zu bringen?

„Kai hätte auch ohne Black Dranzer gewonnen.“

Es hätte eventuell länger gedauert, doch Tyson traute Kai durchaus zu ohne dieses Bitbeast zu gewinnen. Dieser hatte mehr als einmal bewiesen, wozu er mit Dranzer in der Lage war. Kai brauchte den schwarzen Phönix nicht und dennoch war dieser irgendwie an diesen gefesselt. Anders war es nicht zu erklären, dass dieser nicht von diesem loskam.

„Möglich. Aber es hätte die Kämpfe für ihn um einiges erschwert. Die Frage ist nur, was Kai jetzt tun wird. Immerhin weiß Boris nun von Black Dranzer. Er wird sich darauf vorbereiten und seine besten Blader auf diesen Blader vorbereiten. Es wäre ein Fehler wenn er dieses Bitbeast ein weiteres Mal einsetzen würde.“

Emily war sichtlich ratlos. Sie wusste einfach nicht wie Kai und die restlichen Blitzkrieg Boys noch einen Vorteil herausschlagen konnten. Nicht mal wenn sie genau darüber nachdachte. Der Sieg der BBA Revolution gegen Invasion war ziemlich knapp. Paul und Julia hatten das Doppel nur gewonnen, weil sie auf volles Risiko gegangen sind und das hatte damit geendet das Rauls Blade als einziger übrig geblieben war. Auch Tyson und Daichi hatten in ihren Match sichtlich zu kämpfen gehabt.
 

Wenn eines feststand dann dass das ein harter Kampf für die Blitzkrieg Boys werden würde. Auch wenn es im Moment relativ gut aussah.

„Scheint so als hätte Ian einen guten Lauf.“

„Einen guten Lauf? Glaubst du nicht, dass du in dem Punkt etwas untertreibst, Mariah. Der wischt gerade den Boden mit seinem Gegner. “

In gewisser Weise war Michael beeindruckend wie gut der Kampf für die Blitzkrieg Boys verlief, dass konnte Michael nicht leugnen. Es war Grund genug um gebannt in die Arena zu blicken und auf die plötzliche Wende zu warten. Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, stattdessen flog der Blade von Ian Gegner aus der Arena. Der Kampf war damit beendet.

„1 zu 0 für die Blitzkrieg Boys. Aber dieser Typ gehörte auch zu den schwächsten, ansonsten hätte er nicht bei den meisten Runden auf der Bank gesessen.“

„Stimmt, jetzt kommt der Kollos. Und der ist nicht ohne.“

Nicht nur Brooklyn hatte das auf den harten Weg feststellen müssen. Zwar hatte er gewonnen, doch sein Blade war danach ein Fall für die Werkstatt. Dieser Blader nutzte seine gesamte Kraft für den Angriff und die war bestialisch.

„Apropos Kollos. Bilde ich mir das ein, oder sieht der ganz schön ramponiert aus?“

Bei genauerem Hinsehen mussten die anderen Garland Recht geben. Sie konnten die blauen Flecken deutlich erkennen. Besonders das eine Auge wirkte leicht geschwollen.

„Geringfügig. Vielleicht ist er ja über seine eigenen Beine gestolpert und anschließend die Treppe herunter gestürzt.“

„Entweder das, oder Kai hat nachgeholfen. Erinnert ihr euch noch was er während des Doppelmatches gegen Infinity gesagt hat?“

„Schon, aber jetzt mal ernsthaft. Glaubst du Kai könnte in einem Kampf gegen den gewinnen? Der Typ besteht nur aus Muskeln.“

„Mag sein, Emily, aber wenn man seinen Gegner nicht trifft, nützt einem auch die stählernste Muskeln nichts.“

Das war eine Lektion, die Garland schon früh gelernt hatte. Im Kampfsport ging es im Großen und Ganzen immer darum die Kraft seines Gegners zu nutzen um sich selbst einen Vorteil zu holen. Kai kannte diese Lektion auch, dessen war er sich sicher. Aus diesem Grund hielt er es auch nicht für unwahrscheinlich, dass dieser für das Aussehen des Kollos von Invasion verantwortlich war. Für den Moment waren seine Gedanken allerdings auf den Kampf gerichtet. Spencer hatte sichtlich mit den brachialen Angriffen zu kämpfen. Eines stand sofort fest. Dieser Kampf würde nicht so einfach zu gewinnen sein.
 

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Ein persönlicher Feldzug

Kapitel 32: Ein persönlicher Feldzug
 

Der Kampf wurde von Minute zu Minute heftiger. Intuitiv knirschte Spencer mit den Zähnen. Sein Gegner hatte es sich auf die Fahne geschrieben, seinen Blade Stück für Stück zu zerlegen. Doch das würde er zu verhindern wissen. Von Bryan war er eine solche Art von Kampf gewohnt. Die altbewährte Holzhammermethode. Schön auf den Gegner draufhämmern bis dieser erschöpft auf die Knie fiel. Den gefallen würde er seinem Gegner allerdings nicht tun. Es wurde Zeit, dass er diesem zeigte, dass man zwar auf Wasser eintreten und einprügeln konnte, es aber dennoch nicht zurück drängen konnte.

„Seaborg, Tsunami wave.“

Eine riesige Welle erhob sich und brach über dem gegnerischen Blade zusammen. Die Wucht warf diesen um einige Meter zurück und ließ ihn gegen die Arenenwand knallen. Der Blade wurde regelrecht zwischen der Arenenwand und der Druckkraft der Welle eingequetscht, so dass er keine Möglichkeit hatte zu entkommen. Nun wurde es Zeit für den letzten Schlag. Es wurde Zeit, dass sein Gegner seine eigene Medizin zu kosten bekam. Mit diesen Gedanken setzte sich sein Blade in Bewegung und donnerte ohne Rücksicht auf Verluste auf seine Gegner zu. Danach war nur noch ein lauter Knall zu hören. Beybladeteile flogen durch die Gegend. Scharfe Teilchen bohrten sich durch den Stoff von Spencers Pulloverärmel, doch das war es ihm Wert.
 

Für einen Moment fiel sein Blick auf seinen Gegner. Dieser schien sichtlich schockiert und genau das ließ ihn leicht schmunzeln. Das und die Tatsache, dass sein Gegner einige Blessuren davongetragen hatte. Und zwar nicht nur von diesem Kampf, sondern auch von Kai. Es war sowieso verwunderlich dass dieser gegen diesen Kollos bestehen konnte. Das war auch der Grund wieso er seinen Kommentar nicht zurückhalten konnte, als er wieder bei den anderen angekommen war.

„Also eines muss ich zugeben, Kai. Du hast den Typen wirklich ordentlich gezeichnet.“

„Daran bin ich unschuldig. Die Treppe war schuld.“

„Red dir das bloss ein, Hiwatari. So wie ich dich kenne, kannst du dich nicht mal mehr daran erinnern, wie der Typ am Fuß der Treppe gelandet ist.“

Mit diesen Worten war Bryan von der Bank aufgestanden. Es lag nicht in seiner Absicht eine Diskussion zu starten, doch das konnte er nun wirklich nicht für sich behalten. Allerdings zuckte der Jüngere nur desinteressiert mit den Schultern, ehe dieser ebenfalls aufstand.

„Scheint so als wäre es Zeit für die letzte Runde.“

„Dann lassen wir die Herren nicht länger warten und verschaffen ihnen eine schnelle Niederlage auf Blitzkrieg Art.“

„Wäre die langsame und schmerzvolle Methode nicht angebrachter.“

Für einen Moment schien Tala bei Bryans Frage zu überlegen, doch dann schüttelte er entschieden den Kopf. Je schneller sie diese Blader besiegten, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass diese irgendetwas Fatales aus dem Ärmel zauberten.
 

Er wollte kein Risiko eingehen und erst Recht wollte er nicht riskieren, dass ein gewisser Blader sein BitBeast rufen würde.

„Normalerweise schon, doch in diesem Fall wäre das die falsche Strategie…“

„Und verrätst du uns auch wie die richtige Strategie in dieser Situation aussieht?“

„Es ist dieselbe wie zuvor. Nur dass wir anstatt zwei Blader drei sind. Noch Fragen?... Gut. Also seit ihr bereit diese Blader durch die neun Höllen zu führen.“

Sie waren bereit und das nicht erst seit eben gerade. Aus diesem Grund bedurfte es auch keinen weiteren Kommentar. Stattdessen schritten alle Drei zu der neuen Arena. Der Architekt hatte sich dieses Mal selbst übertroffen. Doch prinzipiell hätte er sich das aufwendige Designe sparen können, da diese Art von Arenen nie lange überdauerte. Sie würden eine Naturkatastrophe nach der anderen über diese hereinbrechen lassen und dann wären nur noch Ruinen dieser Konstruktion übrig. Wobei eine Ruine war es so auch schon. Von außen sah die Arena wie das römische Kolosseum aus. Im Innere des Kolosseum waren alte Bauten aus der griechischen und römischen Saga aufgestellt, die sowohl dem Schutz dienen, jedoch auch als Hindernis fungieren. Es hing immer von dem jeweiligen Blader ab. Was diese Arena für sie darstellte, würde sich noch herausstellen, allerdings rechneten sie insgeheim mit dem Schlimmsten.

„Alles in Ordnung mit deinem Arm.“

„Keine Sorge. Ich kann durchaus mithalten.“

„Wenn nicht gib uns ein Zeichen, damit wir schnell genug einschreiten können.“

„Träum weiter!“

Er hatte nicht vor um Hilfe zu bitten, besonders nicht wenn Boris in der Nähe war. Und selbst wenn dieser nicht in Hörweite war, wäre Bryan der letzte den er fragen würde.
 

Im Grunde würde er nicht mal Talas Hilfe annehmen, selbst wenn dieser sie ihm aufdrängen würde, das war einfach nicht seine Art. Andersrum war es allerdings genauso. Sie konnten sich auf das Team verlassen und dennoch fiel es ihnen schwer sich das einzugestehen.

„Also gut. Seid ihr bereit für den letzten und entscheidenden Kampf zwischen den Team Invasion und den Blitzkrieg Boys?“

Innerlich verdrehten die drei bei Jazzmanns Kommentar den Kopf. Es war dessen Job das Publikum anzustacheln und für Stimmung zu sorgen. Und den machte er auch ausgezeichnet gut, da das halbe Stadium lautstark jubelte. Sie jedoch wollten das ganze einfach nur hinter sich bringen.

„Dann lasst uns anfangen….“

„Wurde auch Zeit.“

Talas Worte waren nur ein Flüstern, als er seinen Starter vorbereitete. Am liebsten würde er die gesamte Startsequenz vorspulen, dann wären ihre Blades schon längst in der Arena und würden die gegnerischen Blades auseinander nehmen. Ein letztes Mal atmete er tief durch und dann war er so weit. Der Blade verließ seinen Starter und kam ohne Schwierigkeiten dort an wo er ihn haben wollte und auch seine Teampartner legten einen einigermaßen sauberen Start hin. Wobei ihm nicht im Geringsten entgangen war, dass Kais Blade nach seiner Landung geringfügig weggerutscht war, doch dem Blick des Jüngeren zu urteilen, war es diesem ebenfalls aufgefallen. Das war auch der Grund wieso er sich jeglichen weiteren Kommentar verkniff. Er hatte immerhin nicht mit einem perfekten Start gerechnet. Wichtig war nur, dass es sonst niemandem aufgefallen war und selbst wenn sie es bemerkt hätten. Bryans Blade hatte kurz nach der Landung eine scharfe Kurve gemacht und wäre somit jeden angreifenden Blade in die Quere gekommen.
 

Innerlich atmete er kurz auf. Ihre Blades waren sicher, jedenfalls für den Moment. Mit diesem Gedanken im Kopf griff er an. Sein Ziel war ein brauner Blade. Auch wenn der Blader nicht der stärkste im Team war, so gehörte er dennoch zu den Gefährlichsten, zumindest seines Erachtens nach.

„Verdammt.“

Im letzten Moment wich der gegnerische Blade aus und entkam somit Talas Attacke. Ohne nachzudenken nahm er die Verfolgung auf. Erst als ihm sein eigener Teampartner in die Quere kam ließ er seinen Blade abrupt abbremsen. Noch ehe er sich beschweren konnte wurde er von diesem zurückgestoßen. Gerade noch rechtzeitig, denn keine Sekunde später schoss einer der anderen gegnerischen Blades nur um mm an seinem eigenen vorbei.

„Konzentrier dich, Tala.“

„Schon gut, ich hab alles unter Kontrolle.“

Wobei er durchaus zugeben musste, dass diese Aktion gewaltig hätte schief gehen können. In dem Punkt war Kai ihm im richtigen Moment in die Flanke gefallen. Andernfalls hätte der gegnerischen Blade ihn erwischt.

„Findet ihr diesen Kampf nicht auch etwas öde. Wird Zeit dass wir mal etwas Action in das ganze bringen.“

„Zeig dich, Ratmur!“

Der braune Blade ihrer Gegner leuchtete auf. Kurz darauf kämpfte sich eine Kreatur aus Energie aus dem Bitchip heraus. Schlagartig verlore Bryan sämtliche Farbe aus dem Gesicht und sein Blade wich unwillkürlich zurück. Dann jedoch brach der Sturm um seinen Blade herum los. Ein Sturm, der so scheidend war, dass er nicht nur gefährlich für die Blades sondern auch für die Blader um ihn herum war. Wie Klingen schnitt der Wind durch Stoff und Haut und ließ selbst Tala und Kai erschrocken zurückweichen. Beide wussten sofort, dass sich die Bedingungen für ihr Team gerade erheblich verschlechtert hatten.
 

- Bei Dickenson -
 

Bruce hatte sich in der Zwischenzeit zu seinem Arbeitsgeber zurückgezogen und Verfolgte die Kämpfe interessiert.

„Die Blitzkrieg Boys schlagen sich recht gut.“

„Schon, allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass Tala sich viel zu sehr auf einen Gegner konzentriert.“

„Stimmt, aber ich schätze er hat seine Gründe.“

„Die hat er, was nicht bedeutet, dass seine Vorgehensweise ratsam ist.“

Erschrocken wendeten sich die beiden Männer um. Die Person, die gerade in den Raum getreten war hatte sie nicht erwartet.

„Voltaire.“

„Kein Grund für Höflichkeiten, Stanley. Ich bin lediglich hier um einen Fehler meines Enkels zu korrigieren.“

Zu sagen das diese Worte ihn überraschte war eine maßlose Untertreibung. Dennoch hielt er den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag zurück. Man musste kein Genie sein um zu wissen, von welchem Fehler Voltaire sprach, dafür war das Ganze zu offensichtlich. Die Frage die er sich eher stellte war, wieso Voltaire sich gerade jetzt einmischt. Und scheinbar schien selbst Stanley diese Frage auf der Zunge zu liegen. Dennoch wagte er es nicht sie zu stellen.

„Es ist ziemlich gewagt, die Dokumente jetzt auszutauschen.“

„Es ist ein Fehler zu glauben, dass Boris nichts von den gefälschten Dokumenten weiß. Bisher hatte er lediglich keinen Sinn darin gesehen auf dieses Wissen zurückzugreifen. Darüber hinaus denke ich, dass sie ihren Laufburschen von diesen Dokumenten bereits unterrichtet haben.“

Mit diesen Worten nahm Voltaire die gefälschten Dokumente, die Stanley vor wenigen Sekunden herausgesucht hatte, entgegen.
 

Sein Blick scannte durch die Zeilen und blieben schließlich auf der Unterschrift hängen. In diesem Moment konnte Bruce nicht mal ansatzweise sagen woran dieser dachte. Doch von sich aus würde dieser keine Erklärung abgeben, soviel stand fest. Ohne die leichteste Regung faltete er die Papiere zusammen und steckte diese in die Innentasche seiner Jacke.

„Woher wissen sie, dass Boris von den Dokumenten weiß?“

„Er hat seine Methoden um an Informationen zu kommen und ich habe die meinigen. Mehr brauchen sie nicht zu wissen, Stanley.“

Mit diesen Wort hatte sich Voltaire abgewandt. Es war deutlich zu erkennen, dass dieser hier fertig war, zumindest nach dessen Standpunkt. Allerdings hatte Bruce nicht vor diesen so einfach wieder gehen zu lassen. Nicht nach dem Laufburschenkommentar.

„Sagen sie nicht, sie wollen schon gehen.“

„Im Gegensatz zu ihnen habe ich Termine, die es einzuhalten gilt.“

„Schade, ich hatte für einen Moment wirklich gedacht, sie wären wegen ihres Enkels hier.“

Für jeden anderen war es ein normaler Kommentar, doch er war sich sicher, dass Voltaire ihn so verstanden hatte wie er ihn gemeint hatte. Stanley jedenfalls hatte es, immerhin versuchte dieser ihm zu vermitteln, dass er gerade einen Fehler machte. Doch das war unnötig. Er hatte Voltaires Kommentar persönlich genommen. Den Laufburschen hätte er noch ignorieren können, doch der zweite Kommentar war zu viel gewesen.
 

Wenn dieser seine Art zu arbeiten kritisierte, dann würde er seine Meinung nicht weiter für sich behalten.

„Sie sollten stolz auf ihren Enkel sein. Nicht jeder würde in dessen Situation einen so guten Kampf abliefern.“

„Er tut was von ihm erwartet wird.“

Bruce konnte nicht anders als den Kopf zu schütteln. Zwar wusste er nicht wie er an Voltaires Stelle handeln würde, doch diese Gleichgültigkeit konnte er einfach nicht verstehen. Sie verschlug ihn für einen kurzen Moment die Sprache. Er konnte sich nicht mal ansatzweise vorstellen, wie frustrierend es für Kai sein musste bei einem Mann wie Voltaire aufzuwachsen. Zu wissen, dass von einem nur das Beste verlangt wurde und dass alles was davon abwich ein Scheitern bedeutete.

„Beantworten sie mir eine Frage. Würden sie trauern, wenn dem Junge was passieren würde, oder würden sie sich nur darüber ärgern, dass sie einen potentiellen Erben verloren haben?“

„Wieso kümmern sie sich nicht einfach um ihre eigenen Angelegenheiten, Granger. Damit scheinen sie mehr als genug zu tun zu haben, sofern sie noch etwas Zeit für ihre Söhne erübrigen wollen.“

„Wenigstens bedeutet mir meine Söhne etwas.“

Noch ehe das letzte Wort seinen Mund verlassen hatte wurde Bruce urplötzlich bewusst, dass er diese Auseinandersetzung verloren hatte. Voltaire war niemand der sich auf solche Kommentare einließ. Um genau zu sein schienen sie an diesem abzuprallen, als hätte es sie nie gegeben. Umso überraschter war es, dass dieser von jetzt auf gleich das Thema wechselte.

„Sie sollten ihn nicht unterschätzen. Boris Ziel war es nie das Turnier zu gewinnen. Der Sieg ist lediglich ein Bonus.“

„Und welches ist sein eigentliches Ziel?“

„Ich denke, dass sie selber darauf kommen, wenn sie anfangen nachzudenken.“

Mit diesen Worten hatte Voltaire den Raum verlassen. Eine Tatsache die Bruce fast noch mehr ärgerte als dessen Aussagen.
 

Bevor er jedoch reagieren konnte legte Stanley ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Und sie lassen Kai ernsthaft bei diesem Mann.“

Er konnte es nicht verstehen. Wenn es nach ihm ginge, hätte er den Jungen schon längst da rausgeholt, doch er hatte in dem Punkt noch weniger Einfluss als Stanley Dickenson.

„Kai ist alt genug, um diese Entscheidung selbst zu treffen. Darüber hinaus glaube ich nicht dass Kai ihm so egal ist wie er uns weiß machen will.“

„Es fällt mir schwer das zu glauben.“

Das tat es wirklich. Im Grunde konnte er sich nicht vorstellen, dass Voltaire überhaupt jemals etwas für den Jungen getan hatte. Zumindest nicht ohne einen Hintergedanken zu verfolgen.

„Mag sein. Doch soweit ich mich erinnern kann, hat Voltaire immer seine Hand über den Jungen gehalten, zumindest dann wenn es nötig war.“

Kai war schon immer schwierig gewesen, jedenfalls soweit er sich erinnern konnte. Inwieweit Voltaire dafür verantwortlich war konnte er jedoch nicht sagen.

„Ich kann mich an ein Ereignis von vor 4 Jahren erinnern. Damals habe ich ein internes Turnier veranstaltet, von dem nur die Blader wussten die sich bei der BBA eingeschrieben hatten. Aber wie du weißt verbreitet sich eine solche Information dennoch und so hat auch Kai von diesem Turnier erfahren.“

„War Kai nicht sowieso in der BBA eingeschrieben.“

„Zu dem Zeitpunkt noch nicht. Jedenfalls hat er das Turnier mit seinem damaligem Team ganz schön aufgemischt. Zumindest bis meine Leute dazwischen gegangen sind.“

Für einen Moment stoppte Dickenson seine Ausführung. Seine Angestellten hatten damals einiges abbekommen.
 

- Flashback -
 

Ein Blade nach dem anderen viel der Gruppe zum Opfer. Mittlerweile bestand die halbe Arena nur noch aus Einzelteilen.

„Jetzt kommt schon. Ihr habt doch an diesem Turnier teilgenommen, weil ihr beweisen wolltet, dass ihr die besten Blader der Stadt seid, oder nicht? Und da schafft ihr es nicht mal ein paar Straßenblader zu besiegen. Wie erbärmlich.“

Mit diesen Worten ließ er Dranzer einen weiteren gegnerischen Blade zerschmettern. Irgendwie hatte er sich von der Aktion mehr versprochen.

„So das reicht jetzt. Ihr geht zu weit.“

Mit diesen Worten hatte einer der Sicherheitsleute den ersten seiner Teammitglieder von der Arena weggezogen. Doch davon ließ er sich nicht beirren. Ohne mit der Wimper zu zucken rief er seinen Blade zurück, nur um ihn sofort wieder abzuschießen. Mit einem lauten Knall landete der Blade in der Deckenlampe. Von dem Lärm irritiert lockerte der Sicherheitsmann seinen Griff, wodurch sich der Junge, den er bis eben festgehalten hatte losreißen konnte. In Windeseile huschte sein Blick durch das Stadium. Langsam bekamen sie zu viele Zuschauer.

„Wir verschwinden.“

Kaum hatte er das gesagt, setzen sich die einzelnen Mitglieder seines Teams auch schon in Bewegung. Und auch er sprintete, nach dem er seinen Blade wieder an sich genommen hatte los.
 

Eigentlich hatte er vorgehabt durch den Notausgang nach draußen zu gelangen. Es war einfach der kürzeste Weg hinaus. Doch als er an der Tür angekommen war musste er feststellen, dass diese abgeschlossen war. Wütend schlug er mit der Faust dagegen. Das gehörte nicht zum Plan. Hektisch blicke er sich um, doch außer der Tür durch die er hereingekommen war, gab es keinen anderen Ausgang mehr.

„Endstation, Junge.“

Ohne Vorwarnung stieß er den Sprecher zurück, woraufhin diese ins Stolpern geriet. Keine Sekunde später war er auch schon wieder losgesprintet. Zwar standen mittlerweile zwei Sicherheitsleute in seiner Fluchtrichtung, doch eine andere Wahl hatte er einfach nicht.

„Hier geblieben.“

Es war ja fast zu erwarten, dass er an dem beiden nicht vorbei kam, doch anstatt sich davon irritieren zu lassen schnellte er herum und versetzte dem Mann, der ihm am Arm festgehalten hatte einen kräftigen Schlag in den Magen. Ungewollt ließ dieser seinen Arm wieder los, doch da hatte ihn schon der nächste am Kragen gepackt. Nicht das dieser mehr Glück gehabt hatte. Noch ehe dieser bis drei zählen konnte, hatte dieser auch schon seinen Ellbogen abbekommen. Damit wäre der Weg frei gewesen, doch irgendwie war er nach dieser Aktion mit dem Fuß hängen geblieben, oder hatte ihn sogar jemand festgehalten. Er wusste nur, dass er zu Boden gegangen war und nicht mal die Chance hatte sich wieder aufzurappeln, bevor die restlichen Sicherheitsleute bei ihm angekommen waren.
 

Er hatte seine Chance auf eine Flucht gerade verpasst. Mit mehr Gewalt als nötig hatten sie ihn wieder auf die Beine gezogen.

„Du kommst mit zu Mr. Dickenson.“

Unbarmherzig drängten sie ihn vorwärts. Am Anfang hatte er noch versucht sich loszureißen, wobei er auch nicht davor zurück geschreckt war einem der Sicherheitsmänner mit voller Wucht gegen die Kniescheibe zu treten. Doch das Resultat war, dass dessen Partner ihm fast den Arm gebrochen hatte um ihn an der Flucht zu hindern. Das hieß jedoch nicht, dass er aufgegeben hatte, er wartete lediglich auf eine günstige Gelegenheit. Ohne Rücksicht zwangen sie ihn das Büro des BBA Vorsitzenden zu betreten. Ein weiteres Mal versuchte er dem Griff des Mann zu entkommen, doch als das erneut fehlschlug, konnte er sich nicht mehr zurückhalten.

„Lassen sie mich endlich los.“

„Das reicht.“

Die Worte reichten um ihn innehalten zu lassen zumindest für einen Moment. Doch als er spürte, wie der Griff um seinen Arm sich zu lockern begann, nahm er noch mal alle Kraft zusammen und riss sich los. Anschließend richtete er sich mit einem finsteren Blick an den Sprecher.

„Lassen sie mich gehen.“

„Du kommst mit deinem Team hier her, demütigst die am Turnier teilnehmenden Blader, demolierst das Stadium und schlägst obendrein noch meine Angestellten zusammen. Glaubst du wirklich dass ich dich nach alldem einfach laufen lasse?“

„Sie werden es bereuen, wenn sie es nicht tun.“

„So, werde ich das? ... Wie lautet dein Name?“

„Das geht sie gar nichts an.“

„Lasst uns allein.“

Diese Worte reichten aus um die Sicherheitsleute zum Gehen zu bewegen. Doch noch ehe der Junge die Chance nutzen konnte, schloss Dickenson die Tür hinter seinen Angestellten und verriegelte sie.
 

Anschließend setzte er sich wieder an seinem Schreibtisch und blickte den Jungen gespannt an.

„Ihnen ist bewusst, dass Notausgänge jederzeit offen sein müssen.“

„Ich habe den ganzen Tag Zeit. Deine Hinhaltetaktik wird also nicht funktionieren. Entweder du sagst mir deinen Namen, oder ich habe keine Wahl als mich an die Polizei zu wenden.“

„Ich könnte ihnen auch einfach den Schlüssel abnehmen und gehen.“

„Das könntest du, sofern du dir sicher bist, dass du einer Großfandung entkommen kannst und nicht an der nächsten Straßenecke aufgegriffen wirst.“

Für einen Moment schien der Junge mit sich zu ringen. Doch dann blickte dieser resigniert zu Boden und lieferte ihm die Antwort die er wollte. Obgleich diese für ihn doch recht unerwartet kam.

„Mein Name ist Kai…Kai Hiwatari.“

„Hiwatari? Du bist nicht zufällig mit Voltaire Hiwatari verwandt.“

„Er ist mein Großvater.“

Ohne weiter auf den Jungen einzugehen hatte Stanley nach dem Telefon gegriffen. Er hatte zwar seit Jahren kein Wort mehr mit Voltaire Hiwatari gewechselt, dennoch hatte er die Nummer von dessen Firma immer noch im Kopf. Das Telefonat an sich war kurz und knapp, doch es reichte um die wichtigsten Informationen zu übermitteln.

„Dein Großvater kommt dich abholen.“

Auch wenn er den Jungen nicht kannte, bekam er den Eindruck, dass dieser sich nicht über diese Nachricht freute.
 

Er konnte es diesem nicht verübeln. Wenn dieser seinem Enkel genauso streng behandelte, wie seinen Angestellten, dann würde dessen Stunt folgen haben. Und er sollte Recht mit seiner Vermutung behalten. Keine 20 Minuten später war auch Voltaire in seinem Büro eingetroffen und er schien alles andere als begeistert zu sein. Selbst die Begrüßung fiel untern Schrank, stattdessen wendete er sich direkt an den Jungen.

„Hast du eigentlich nur Unsinn im Kopf.“

In dem Moment konnte Stanley deutlich sehen wie der Junge bei den harschen Worten leicht zusammen zuckte. Nun war nichts mehr von dem vorlauten Jungen zu erkennen, der seinen Angestellten noch vor wenigen Minuten das Leben schwer gemacht hatte. Eine Tatsache, die in dazu brachte einzuschreiten. Doch bevor er nur ein Wort herausbringen konnte kam ihm Voltaire zu vor.

„Ersparen sie mir die Einzelheiten, Stanley. Sagen sie mir einfach nur was mich der Spaß kosten wird.“

„Nichts, sofern sie den Jungen dazu bringen sich bei den Beteiligten zu entschuldigt.“

„Niemals. Es ist immerhin nicht mein Problem, wenn sie zu schwach sind um gegen mich anzukommen.“

„Kai, es reicht. Sieh zu das du raus kommst!“

Für einen Moment fiel der Blick des Jungen auf seinen Großvater, doch dann wendete er sich ab und verließ den Raum.

„Sie habe es nicht einfach mit dem Jungen, oder?“

„Er gehorcht wenn er soll. Mehr kann man von einem Jungen seines Alters nicht erwarten…Sie werden ihre Entschuldigung bekommen.“

„Da wäre noch etwas…mit einem hatte ihr Enkel recht. Er war stärker als die Blader gegen die er angetreten ist. Auch wenn mir sein Verhalten missfällt, so muss ich zugeben, dass er eine Menge Potential hat.“

„Sie können gerne ihr Glück versuchen. Doch erwarten sie nicht zu viel, Stanley. Der Junge ist eigenwillig.“

Damit endete das Gespräch und insgeheim war Stanley überrascht, dass Kai wie selbstverständlich vor der Tür gewartet hatte.
 

- Flashback Ende -

Und Voltaire hatte Recht behalten. Kai war wirklich eigenwillig. Er selbst war nie wirklich an den jüngeren rangekommen. Zwar hatte dieser ihm seit diesem Tag deutlich mehr Respekt entgegen gebracht, allerdings kam diese Wandlung so plötzlich, dass er sie mehr Voltaire zugeschrieben hatte als dem Jungen selbst.

„Nehmen sie es mir nicht übel, Stanley, aber für mich sieht das eher danach aus, als wollte er seinen Namen aus der Presse raushalten. Wahrscheinlich hätte jedes bekannte Klatschblatt ein Vermögen für diese Schlagzeile bezahl.“

„Möglich. Dennoch stellen sich gewisse Fragen, die allein mit dieser Antwort nicht zu beantworten sind. Zum Beispiel, wieso er den Jungen immer noch in seinem Leben duldet, obwohl dieser ihn ans Messer geleifert hatte.“

Um genau zu sein hätte Voltaire den Dingen einfach ihren Lauf lassen müssen und er wäre Kai nach der Sache mit den Russian Championships losgeworden, ohne dass es irgendwer mitbekommen hätte. Doch stattdessen hatte er seinen Anwälten Feuer unterm Hintern gemacht damit sie dafür sorgten, dass die Verantwortung des Jungen weiterhin seine Angelegenheit blieb. Andernfalls wäre sie dem Jungendamt übertragen worden. Und das war auch der Grund wieso er nur für die Zeit, in der Voltaire inhaftiert war, die Vormundschaft für Kai bekommen hatte. Es konnte keine Berechnung sein, nicht wenn es für Voltaire lediglich Nachteile brachte. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte viel sein Blick auf den Kampf zurück und er musste entsetzt feststellen, dass dieser sich in die falsche Richtung gewendet hatte.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys -
 

Man brauchte kein Genie zu sein um zu sehen, dass der Kampf aus dem Ruder lief. Bryan war wie besessen und reagierte auf niemanden, nicht Mal auf Talas Blade, der versuchte den seinigen in Schach zu halten um sich selbst und seinem Teampartner vor der außer Kontrolle geratenen BitBeastpower zu schützen. Währenddessen hatte Kai das Privileg erhalten sich mit allen 3 Bladern aus Boris Team gleichzeitig messen zu dürfen, eines, welches er in diesem Fall gerne abgegeben hätte. Das war auch der Grund wieso er letzten Endes nicht anders konnte als Bryan mit aller Kraft die er besaß auf den Fuß zu treten. Eine Aktion, die den weißhaarigen dazu brachte erschrocken zurückzutaumeln, woraufhin dieser von dem Schmerz irritiert ins Stolpern geriet und auf den Hintern landete.

„Das ist nur eine Ratte. Eine dumme, dreckige Ratte, also reiß dich wieder zusammen. Dieses Bitbeast kann dir gar nichts.“

Kais Worte waren laut genug, damit selbst die Zuschauer, die der Russischen Sprache mächtig waren, sie hätten verstehen können. Eine Tatsache, die selbst Bryan aus seinen Wahn riss. Derweil hatte sich Dranzer in der Mitte der Beyarena platziert und leuchtete in so einen Intensiven rot, dass selbst seine Gegner erschrocken auf Abstand gingen.

„Immerhin hast du einen Falken auf deiner Seite. Er hat dich schon mal vor diesen Viechern gerettet, vergiss das nicht. Darüber hinaus weißt du was passiert wenn die beiden in der Natur aufeinander treffen. Also mach da ja keine Ausnahme von, indem du dieses Ding gewinnen lässt, verstanden. Und falls dir Falborg Rückhalt nicht reicht, wir sind auch noch da.“

Damit endete Kai seine Ausführung und ließ seinen Blade angreifen. Auch wenn er Bryan mit seinem Vortrag nicht vollkommen zur Vernunft gebracht hatte, so hatte dieser sich jetzt wenigstens etwas beruhigt. Doch er würde kein Risiko eingehen. Bei diesen Gedanken ließ er seinen Blade immer wieder gegen den brauen Blade mit dem Rattenbitbeast knallen. Dieser Blade musste weg und wenn er ihn persönlich zerschmettern musste.

„Kai, pass auf.“

Irritiert wendete er seine Aufmerksamkeit von seinem Ziel ab. Er hatte sich zu sehr auf diesen eingeschossen, als dass er die anderen Blades in der Arena wahrgenommen hatte und nun stand sein Blade genau in der Angriffslinie.
 

In diesem Moment schossen unzählige Möglichkeiten durch seinen Kopf wie er der nächsten Attacke entgehen konnte, doch war er unfähig zu reagieren. Intuitiv schloss er die Augen, dass würde mit Sicherheit übel ausgehen.

„Falborg…“

Mehr brauchte Bryan nicht sagen, damit ein scharfer schneidender Wind sich verstärkte. Eine Aktion, die Kai dazu brauchte sich zu seinem Teampartner umzuwenden. Dieser war mittlerweile wieder aufgestanden und hatte seinen Blade genau zwischen Kais und dem angreifenden Blade positioniert. Das hatte zur Folge, dass die beiden Spezialangriffe aufeinander trafen und sich gegenseitig neutralisierten. Kurz darauf, hatten sich die drei Blitzkrieg Boys leicht zurückgezogen.

„Danke, dass hatte ich gebraucht.“

„Also fangen wir noch mal an?“

„Nein, wir beenden es. Mit den letzten beiden Aktionen hat Boris es endgültig übertrieben. Es wird Zeit dass wir sein Team auseinander nehmen. Stück für Stück.“

„Ich bin dabei. Wolborg, mach dich bereit.“

„Na dann zeigen wir Boris mal, was es mit dem Blitzkrieg auf sich hat.“

Wie auf Kommando schien die Luft um ihn herum abzukühlen und ein weißlicher eisiger Schleier legte sich um die Arena.
 

Allerdings war es trotz allem Kais Blade, der wieder als erstes auf Angriff ging. Doch zumindest einer seiner Gegner hatte nicht vor ihn gewähren zu lassen.

„Nichts da. Venoum Bite Attack.“

Der Blade umgab sich mit einer wabernden dunklen Schleier. Dennoch ließ Kai seinen Blade weiter angreifen. Es wurde Zeit das die Anzahl ihre Gegner sich reduzierte. Zwar behielt er die anderen gegnerischen Blades dieses Mal im Augen, gab sich jedoch nicht die Mühe auszuweichen. Nicht mal als einer dieser Blades mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zusteuerte. Alles was die Zuschauer sehen konnten war eine große Staubwolke, doch als diese sich lichtete war der blaue Blade unversehrt. Nicht weil er doch noch früh genug ausweichen konnte, sondern weil Tala und Bryan frühzeitig eingegriffen hatten und den Gegnerischen Blade abgefangen hatten. Mit einem zufriedenen Lächeln richtete sich Kai bei dem sich ihm bietenden Anblick zu Boris.

„Hey Boris. Sagten sie nicht dass sie den Blitzkrieg beenden wollten?“

Diese Worte reichten um Boris Wut zu schüren und genau das wollte er erreichen. Sie konnten Boris nur unschädlich machen, indem sie der Welt sein wahres Gesicht zeigten. Das Problem an der Sache war, dass sie das nur erreichen konnten, wenn sie das Ende des Kampfes soweit hinauszögerten wie sie es vermochten.

„Ich sag es ja ungern, aber das wird ihnen nicht gelingen. Und wissen sie auch wieso…“

Wenn es etwas gab was sie über Boris wussten dann war es die Tatsache dass er sich im wütenden Zustand nicht unter Kontrolle hatte. Sie mussten ihn provozieren und dass ging am besten wenn sie seine Blader wie Anfänger aussehen ließen. Sie mussten ihm das Gefühl geben die Kontrolle über die Situation zu verlieren.

„…das gemeine an einem Blitzkrieg ist nämlich, dass er von selbst endet. Er beginnt so schnell, dass man den Anfang kaum erahnen kann und endet in dem Moment in dem der letzte Gegner auf die Knie fällt.“

Wie aufs Stichwort beförderten Tala und Bryan den abgefangenen Blade zurück zur anderen Seite der Arena, wodurch dieser gegen einen der anderen Blades knallte bevor er noch einige wilde Purzelbäume schlug ehe er wieder zum Kreiseln kam.
 

Viel Zeit um sich von dieser Wendung zu erholen hatte das gegnerische Team allerdings nicht, da die Blades der Blitzkrieg Boys bereits wieder angriffen. Das gemeine war jedoch, dass es sie dieses Mal nicht interessierte ob sie ihre Gegner erwischten. Viel mehr wollten sie diese etwas aufmischen und sie dazu zwingen ihnen auszuweichen. Ihre Angriffe waren nicht linear, noch hatten sie einen vorhersehbaren Verlauf. Sie griffen einfach nur an, waren jedoch darauf bedacht, dass sie schnell genug waren um nicht von einem ihrer Gegner erwischt zu werden oder von ihren eigenen Teamkollegen. Erst als die gegnerischen Blades dicht nebeneinander waren griffen alle 3 an. Der Angriff war schnell und hart, doch anstatt sich ein Kräftemessen zu liefern zogen sich die 3 blades kurz nach dem Angriff wieder zurück.

„Was denn, seid ihr mit eurem Latein schon am Ende, oder habt ihr bei dem Fach gefehlt.“

„Wahrscheinlich haben sie es nie kapiert.“

„Na wartet ihr…“

Mit diesen Worten wollte sein Gegner angreifen, doch er kam nicht weit. Noch ehe er sich versah, saß er in der Zwickmühle. Bryan und Tala keilten ihn regelrecht zwischen ihren beiden Blades ein und ließen ihn nicht mehr entkommen.
 

Eines konnten sie nicht leugnen, mittlerweile machte es richtig Spaß die Gegner vor ihnen aus dem Konzept zu bringen und zuzusehen wie diese im übertragendem Sinne immer wieder gegen dieselbe Wand liefen. Mit diesen Gedanken ließ Tala zeitgleich mit Bryan von ihrem Opfer ab nur um mitanzusehen, wie Kais Blade in diesen hineinschoss.

„Schade, er ist nicht zerschmettert.“

„Noch nicht. Wolborg, frozen wall attack.“

Mit schnellen und geschickten Manövern baute Tala sein kleines Spiegelkabinett aus Eis wieder auf. Er wusste, dieses Mal würde ihm kein Blader gegenüberstehen, der sein Eis schmelzen konnte. Zertrümmern ja, aber nicht schmelzen und Kai würde es erst tun wenn er sich sicher war, dass sie mit seinem nächsten Feuerangriff das Match gewinnen. In der Zwischenzeit nahm der schneehaltige Wind ihren Gegnern die Sicht, wodurch es für sie nur noch schwieriger wurde Illusion und Realität auseinander zu halten. Kai und Bryan hatten derweil kein Problem sich voran zubewegen. Denn auch wenn das Labyrinth sich fließend veränderte, so kannten sie dennoch dessen Verlauf. Tala kontrollierte die Veränderung und er hatte den Ablauf dieses Labyrinthschauspieles stundenlang mit ihnen durchgekaut. Eins war sichern, wenn sie sich hier verschätzten, würde er ihnen mit Sicherheit nach diesem Kampf den Kopf abreißen. Intuitiv viel Kais Blick bei diesem Gedanken auf seinen Blade, welcher gerade von einem ihrer Gegner verfolgt wurde. Für einen Moment vergas er die kommende Wand vor sich. Da sein Blade allerdings eine enorme Geschwindigkeit besaß glitt er einfach durch diese Hindurch, sodass die Eissplitter auf seinen Gegner herunterfielen und ihn ins Schlingern brachten.
 

Das war zwar nicht geplant, allerdings war es ein netter Nebeneffekt. Kurzerhand ließ er seinen Blade herumschnellen und griff an. Die Kollision sorgte dafür, dass der gegnerisches Blade erst Richtung Decke flog, bevor er wenige Minuten später außerhalb der Arena landete.

„Muss du eigentlich immer dein eigenes Ding durchziehen.“

„Solange es Funktioniert, sollte es dich nicht kümmern.“

Innerlich verdrehte der rothaarige die Augen, bevor er ebenfalls einen Angriff wagte und seinen Gegner damit aus der Arena donnerte. Damit war der braune Blade mit dem Rattenbitbeast auch Geschichte. Besser war‘s auch wenn sich Bryan mittlerweile wieder eingekriegt hatte. Man konnte ja nie wissen ob er nicht doch noch einen Rückfall bekam.

„Beenden wir es.“

Mit einem lauten Knall zerbarsten alle Eiswände auf einmal. Riesen Eisbrocken lagen in der Arena, doch überdauerten sie nicht lange. Eine brennende Hitze erfüllte die Arena, als ein goldener Phönix aus Kais Blade hervorstieg. Auch die Bitbeast seiner Teampartner ließen sich nicht länger in ihren Blades halten. Feuer, Eis und Wind schlugen auf den letzten gegnerischen Blade ein und besiegelten sein Schicksal.

„Und hiermit endet der Blitzkrieg.“

Auf Talas Gesicht schlich sich unwillkürlich ein zufriedenes Lächeln, als er seinen Blade zurückrief und mit seinem Team von der Arena wegtrat. In dieser befand sich nichts mehr, lediglich Staub, Metallsplitter und schwarze undefinierbare Kumpen. Sie hatten den gegnerischen Blade in ein Haufen Nichts verwandeln und sie waren stolz darauf. Auch die Tatsache, dass Boris ihnen diese Niederlage irgendwann heimzahlen würde, änderte nichts an seiner guten Laune. Sie würden auf dessen nächste Intrige vorbereitet sein und wenn es soweit war, würde er endgültig fallen.
 

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Ein letztes Zucken

Kapitel 33: Ein letztes Zucken
 

Die Halbfinalrunden waren besser gelaufen als sie erwartet hatten. Nicht nur ihr Team sondern auch die BBA Revolution hatte sich gegen Boris Team durchgesetzt. Damit stand fest, wer das Finale bestreiten würde, dieselben Teams wie beim letzten Mal. Nach dieser Verkündung war die halbe Arena in Feierlaune, doch sie hatten sich dazu entschlossen zu gehen. Allerdings hatten sie den Korridor nicht mal zu Hälfte durchschritten, als sie Schritte hinter sich hörten. Irritiert wendeten sie sich um und erblickten das Team, gegen welches sie vor wenigen Minuten noch gekämpft hatten.

„Dachtet ihr wirklich ihr könntet euch so einfach davonstehlen?“

Mit diesen Worten war Boris hinter ihnen aufgetaucht. An seiner Seite war das Team Infinity, welches so wirkte, als wären sie bereit sie jeden Moment anzugreifen.

„Ich habe dich gewarnt, Kai. Wenn ich falle, nehme ich euch alle mit. Ich habe die Dokumente übrigens schon weiterleiten lassen, was bedeutet, dass dein Großvater sich in näher Zukunft einige Problemen stellen darf.“

„Die Dokumente sind Fälschungen. Sie können ihm gar nichts.“

„Und wer soll das bezeugen? Du? Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Es gibt genug Geschäftsleute die diese Wendung begrüßen werden. Inklusive Stanley Dickenson. Niemand wird auch nur ein Wort zu dessen Gunsten verschwenden…aber das sollte dich jetzt am aller wenigsten kümmern.“

Tala warf bei diesen Wort nur einen flüchtigen Blick zu dem jüngeren. Er hörte von dem ganzen zum ersten Mal. Gut, Kai hatte gesagt, dass Boris ihm gedroht hatte, jedoch nicht womit. Im Prinzip hatte er nicht mal erwähnt, was Boris von diesem verlangt hatte. Er hatte sich halt das meiste zusammen gereimt, doch nun fragte er sich wie nah er der Wahrheit wirklich gekommen war.

„Was wollen sie? Ihre Teams haben den Kampf verloren. Es ist vorbei.“

„Und hier dachte ich du hättest es mittlerweile verstanden, Tala. Es wird niemals vorbei sein. Nicht solange einer von uns noch steht.“

Die Aussage wirkte wie ein Startsignal. Völlig synchron richteten alle Blader um sie herum ihre Blades auf sie. Jederzeit bereit diese abzufeuern. Vorsichtig tasteten die Blitzkrieg Boys ebenfalls nach ihren Blades. Zwar wussten sie, dass sie niemals schnell genug sein würden, doch das hieß nicht, dass sie einfach stillhalten würden.

„Ihr könnt gerne versuchen euch zu wehren, doch es wird euch nicht gelingen. Jeder Feind wird früher oder später vernichtet und jeder Verräter wird seine gerechte Strafe erhalten.“

„Verräter…“

Der Kommentar verwirrte ihn. Man konnte zwar sagen, dass sie Boris verraten hatten, doch was hatte das mit diesen Bladern zu tun. Plötzlich stutzte er. Er hatte die Abtei so gut es ging aus seinem Gedächtnis verbannt, doch in diesem Moment kam ihn eine Situation in den Sinn, die viele Jahre zurück lag.
 

- Flashback -
 

Spencer war gerade in der Abtei unterwegs. Er hatte seine Zelle nach schier endloser Zeit endlich wieder verlassen dürfen und die Auswirkungen schlugen nun wie Hammerschläge auf ihn ein. Es war als hätte man seine Muskeln mit Beton ausgegossen. Seine Bewegung war steif und er fühlte sich als hätte er die letzten Tage draußen auf dem eisigen Straßen verbracht. Am Anfang hatte es sich noch gut angefühlt diesem Blader den Mund zu stopfen, doch mittlerweile musste er feststellen, dass es die Strafe nicht wert war.

„Ich sagte ihr sollt mich in Ruhe lassen.“

Die Worte ließen ihn innehalten. Es war für ihn nichts Neues dass ältere Blader den jüngeren das Leben schwer machte. Immerhin waren diese die Kontrahenten der Zukunft. Und auch wenn diese am Anfang recht unerfahren waren, so konnten sie, wenn sie schnell Fortschritte machten, zu einer Gefahr werden. Nur die besten konnten hier langfristig überdauern, alle anderen wurden früher oder später wieder auf die Straße geworfen. Dennoch konnte er nicht anders als sich dem Ursprung zuzuwenden. Er wusste, dass er sich raushalten sollte, doch die Neugier war viel zu groß.

„Bitte wie du willst.“

Vorsichtig spähte Spencer um die Ecke und sah einen schwarzhaarigen Jungen, der einen anderen zu Boden stieß. Ein dritter mit braunen Haaren stellte sich vor diesen, um dem jüngeren von den dreien jegliche Fluchtmöglichkeit zu nehmen.

„Du magst vielleicht die Visage eines Königs haben aber das heißt noch lange nicht, dass du mich herumkommandieren kannst!“

Mit diesen Worten kämpfte sich der jüngere wieder auf die Beine. Jeder andere wäre wahrscheinlich eingeschüchtert, doch dieser Junge war anders.
 

Auf dessen Gesicht war ein wütender Ausdruck erschienen, doch angesichts der anherrschenden Situation wirkte dieser fast lachhaft. Wer würde schon jemanden ernst nehmen, der mindestens einen Kopf kleiner und um einiges Schmächtiger war. Ebenso sah es bei diesen drei Jungen aus. Der Jüngste von ihnen hatte nicht die geringste Chance, wenn es zu einem handfesten Konflikt kam.

„Nein, aber ich bin stärker.“

Es war das einfachste Prinzip. Eines welches selbst der Dümmste hier verstand und dennoch schien der jüngere diese Tatsache zu ignorieren.

„Träum weiter.“

Es war ein provokanter Kommentar. Und Spencer musste nicht mal hinsehen um zu wissen was passieren würde. Der Ablauf war einfach viel zu vorhersehbar. Und wie erwartet hatte der ältere der Jungs den Jüngeren in die Mangel genommen. Mit voller Kraft hatte er diesen Richtung Wand gestoßen. Ungewollt geriet der Jüngere ins Straucheln und landete auf den Knien. Dort blieb er jedoch nicht lange, da der schwarzhaarige ihn schon wieder hochriss und ihn im Anschluss gegen die Wand drückte.

„Du solltest aufpassen mit wem du dich anlegst. Ich würde dir also empfehlen zu tun was wir dir sagen, ansonsten werde ich dir jeden Finger einzeln brechen. Ich bin ja mal gespannt wie lange du dich anschließend noch hier halten kannst.“

„Länger als du!“

Mit diesen Worten hatte es der Junge irgendwie geschafft sich loszureißen. Sofort danach war er mit schnellen Schritten auf Abstand gegangen. Währenddessen hatte er seinen Blade hervorgeholt und diesen mit seinem Starter verbunden. Anschließend wendete er sich wieder zu seinen Angreifern herum.

„Wenn du mich zum Gehorsam zwingen willst, musst du erst mal an meinem Blade vorbei. Und das wird dir nicht gelingen. Also verschwinde in deinen eigenen Sektor Napoleon, bevor ich nachhelfen muss.“

Ehe einer der drei noch etwas sagen konnte, waren die Aufseher auf sie aufmerksam geworden und beendete allein durch ihre Anwesenheit den anherrschenden Konflikt.
 

- Flashback ende -
 

Mit einem Mal ergab die ganze Sache für Spencer einen Sinn. Kai hatte wirklich nicht alle seine Erinnerung zurückbekommen. Und dennoch waren all die lästigen Eigenheiten, die er sich dort angeeignet hatte noch vorhanden. Er hatte den Blader von Infinity nicht nur als Napoleon bezeichnet, weil dieser so aussah, sondern weil ein Teil von ihm wusste, dass das der Name war, den er diesem schon vor Jahren gegeben hatte. Hätte er nur vorher die Verbindung geknüpft, dann wären sie wahrscheinlich jetzt nicht in dieser Lage.

„Ihr seid auch in der Abtei aufgewachsen.“

Bei diesem Kommentar hatte der Junge mit der Sonnenbrille verächtlich aufgelacht. Dann jedoch fuhr seine Hand zu seinem Gesicht und nahm die Brille ab. Zum Vorschein kamen graue Augen, in denen man nichts außer Hass sehen konnte.

„Die Abtei war unser zu Hause und ihr habt es uns weggenommen. Ihr habt uns verraten und den Feinden auch noch geholfen.“

Nun war auch dieser Blader kein Fremder mehr. Spencer konnte sich sehr gut an diesen erinnern, immerhin hatte er nach den Russian Championships eine kleine Auseinandersetzung mit diesem gehabt. Um genau zu sein hatte er Tysons Vater vor diesem gerettet.

„Igor.“

Unbewusst trat Spencer einen Schritt nach vorne. Er wusste nun mit Gewissheit dass keiner von diesen Bladern angreifen würde ehe Boris nicht den Befehl gab. Diese Blader hatten gelernt zu gehorchen und das war sein einziger Vorteil.

„Jeder Verräter erhält seine Strafe und ihr seid die ersten auf unsere Liste.“

„Viel Glück dabei.“

Nun war Tala hinter Spencer hervor getreten, seinen Starter bereit. Es war schon immer ein Fehler gewesen sich nur auf einen von ihnen zu konzentrieren. Vielleicht konnte er es nicht mit allen auf einmal aufnehmen, doch konnte er zumindest den Anfang machen.
 

Mit diesem Gedanken ließ er seinen Blade frei, welcher sofort auf einen seiner Gegner zusteuerte. Noch ehe der Kollos von Invasion reagieren konnte, zerbarst dessen Starter und ließ ihn Schutzlos zurück. Das hatte keiner ihrer Gegner erwartet und es gab Bryan, Spencer und Ian die Chance ebenfalls ihre Blades ins Rennen zu schicken. Auch Kai hatte seinen Starter gezogen, wagte jedoch nicht seinen Blade ebenfalls abzufeuern.

„8 gegen 4. Was glaubt ihr wie lange ihr das durchhalten werdet?“

Nicht lange, soviel stand fest. Nachdenklich blickte sich Kai um. In diesem Korridor hatten sie nicht die geringste Chance. Sie waren umzingelt. Ihre Gegner standen vor ihnen als auch hinter ihnen. Egal wohin sie sich wenden würden, sie würden nicht weit kommen. Eventuell konnten sie sich einen Vorteil verschaffen, wenn sie ihre Gegner auf einer Seite des Korridors drängen konnte. Doch wie sollte das funktionieren. Ihre Blades kreiselten um sie herum und versuchten die gegnerischen Blades von ihnen fernzuhalten. Würden sie ihre Verteidigung aufgeben, würden sie früher oder später den einen oder anderen an den Kopf bekommen und dann war’s das. So konnten sie allerdings auch nicht weitermachen.

„Wir müssen aus diesem Korridor raus.“

Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen musste er auch schon in Deckung gehen, da einer der gegnerischen Blades seinen Kopf nur um wenige cm verfehlte. Das war mal wieder typisch. Immer hatten es diese Blades auf ihn abgesehen.

„Genug ist genug. Dranzer.“

Sein Blade glühte in einem hellen rot, doch anstatt ihn auf einen der Blades zu richten, schoss er diesen Richtung Decke ab. Mit einem lauten Scheppern schlug der blaue Blade in die Lampe über seinen Gegnern ein. Funken regneten auf diese herunter und gaben ihm genug Zeit um an seinen Gegnern vorbei zu sprinten, ohne dass diese die Gelegenheit hatten ihn aufzuhalten. Erst als er einige Meter hinter ihnen stand wendete er sich um.
 

Ohne nachzudenken griff er in seine Tasche und zog einen weiteren Blade hervor. Er hatte eine so dunkle Rotfärbung, sodass diese erst bei genauerem Hinsehen zu definieren war.

„Hey Boris. Sie wollten Black Dranzer doch zurück haben, oder? Hier ist er.“

Mehr sagte er nicht dazu sondern schoss den Blade einfach ab. Damit stand es 6 zu 8, doch dabei würde es nicht bleiben. Nicht lange.

„Black Flame Inferno.“

Hektisch brachten sich die Blader, die vor ihm standen in Sicherheit. Tala hatte derweil schnell genug reagiert und seine Freezing Wall Attacke dazu verwendet sich und seine restlichen Teammitglieder zu schützen.

„Nächstes Mal warn uns bitte vor.“

Mit diesen Worten war Tala vorsichtig zurückgewichen, wobei er stets darauf bedacht war seine Gegner nie aus den Augen zu verlassen.

„Beschweren könntest du dich wenn ich deinen Arm abgefackelt hätte.“

„In dem Fall hätte ich dich umgebracht.“

Mittlerweilen hatten auch die anderen zu ihnen aufgeschlossen. Ihnen stand der Schweiß auf der Stirn, wobei das auch an der Hitze liegen konnte, die gerade in diesem Korridor herrschte. Doch bevor sich einer beschweren konnte, ging die Sprinkleranlage plötzlich an. Begleitet wurde diese von dem unüberhörbarem Dröhnen des Feueralarms.
 

Im Normalfall wäre dass Grund genug, das Gebäude umgehend zu verlassen, doch sie waren noch nicht fertig hier. Zudem war die Gefahr groß, dass man ihnen, sollten sie sich entscheiden zu verschwinden, einen Blade in den Rücken geschossen bekamen. Es gab demnach nur einen Weg. Sie mussten ihre Gegner in die Knie zwingen.

„Falborg. Nothern Wind.“

„Wolborg, Arctic Blizzard.“

Wolborgs Arctic Blizzard war allein eine mächtige Attacke, doch mit Hilfe von Falbors Nothern Wind verwandelte sich dieser in einen tödlichen Schneesturm, dem unter normalen Umständen keiner standhalten würde. Von jetzt auf gleich reduzierte sich die Umgebungstemperatur um mindestens 30 Grad. Das Wasser aus der Sprinkleranlage gefror binnen Sekunden und sorgte dafür, dass den einzelnen Bladern die Knie schlotterten. Selbst den meisten aus ihrem Team war dieser Temperaturumschwung zu viel. Es war kälter als wenn man klatschnass zur kältesten Jahreszeit mitten in der russischen Tundra stehen würde. Der Wind peitschte um sie herum und dennoch schienen die gegnerischen Blader nichts außer der Kälte zu spüren.

„Ihr lernt es wohl nie. Elektric Impact.“

Blitze zuckten durch den Korridor und erleuchteten ihn ein einem gleißenden Licht. Mit einem Mal schlug einer der zahlreichen Blitze in Seaborg ein. Der Wucht schleuderte diesen geradewegs in die Wand zu Spencers rechten. Für einige weiteren Sekunden konnte man sehen wie die elektrischen Ladung um diesen herumzuckten, ehe der Blade rauchend zu Boden fiel.
 

Wütend machte Spencer einen Schritt vor uns griff nach seinem Blade. Dies war kein Turnier. Niemand würde ihn daran hindern seinen Blader wieder zu starten. Doch in dem Moment in dem er diesen nur leicht berührte bekam er einen elektrischen Schlag. Unwillkürlich zog er seine Hand zurück und ging erschrocken auf Abstand. Das hatte er jetzt nicht erwartet.

„Ich hoffe für euch, dass ihr euer Testament aufgesetzt habt. Dark Illusion.“

Dunkelheit breitete sich aus und nahm Stück für Stück den gesamten Korridor ein. Binnen weniger Sekunden konnten sie nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen. Die Blitze, die immer noch um sie herum erschienen machten die Situation nur noch schlimmer. Jedes Mal wenn einer der Blitze durch die Finsternis zuckte war es, als würden sie einen Blick in die Sonne riskieren. Intuitiv schloss Kai daraufhin die Augen. Er konnte eh nichts sehen. Wozu sollte er sie also noch offen halten. Konzentriert versuchte er sich seiner Umgebung bewusst zu werden. Spencers Blade lag am Boden, soviel wusste er. Talas wurde gerade von zwei oder drei gegnerischen Blades in die Mangel genommen. Doch welche Blades es waren, konnte er nicht wirklich zuordnen. Derweil versuchten sich Bryan und Ian ebenfalls gegen zwei Gegnern zur Wehr zu setzen. Einer ihrer Gegner war von ihnen im vornherein ausgeschaltet. Mit einem Mal vernahm er das Geräusch von einem Blade, der gerade auf dem Boden aufkam. Scheinbar hatten die beiden, dessen Blades er mit seinem Feuertornado ausgeschaltet hatte, ihren Blade neu gestartet. Eine Tatsache, die ihm überhaupt nicht gefiel. Dieser Kampf lief definitiv nicht gut.
 

Mit diesem Gedanken brachte er Black Dranzer dazu zurückzuweichen. Er gab es ungern zu, doch zwei Blades konnte selbst er nicht kontrollieren. Nicht ohne den anderen sich selbst zu überlassen und das war ein Risiko. Besonders bei Black Dranzer. Er hatte einmal die Kontrolle über diesen Blade verloren und die Folgen waren Katastrophal. Das würde er nicht noch einmal riskieren. Mit diesen Gedanken ließ er seinen Blade in die Richtung kreiseln, in der er Spencers Blade vermutete. Das Dranzer in der Zwischenzeit von vier Blades bedrängt wurde, musste er in diesem Fall in Kauf nehmen. Mit einem schnellen Angriff sorgte er dafür, dass Spencers Blade in die Luft flog. Eigentlich hatte er vor diesen aufzufangen, doch durch die Dunkelheit konnte er diesen nicht richtig ausmachen. Nur ansatzweise bekam er mit wie dieser erst neben ihn an die Wand knallte ehe er einige Meter neben ihn auf dem Boden liegen blieb. Fluchend ging er daraufhin auf die Knie und tastete nach diesem. Unwillkürlich hatte er wieder die Augen geöffnet, doch im Grunde hätte er es auch lassen können. Dennoch dauerte es nicht lange, bis er den Blade endlich mit den Fingern ertastet hatte. Doch kaum hatte er diesen berührt, ließ ihn die elektrische Endladung zusammenzucken. Dennoch griff er zu und ignorierte den elektrischen Schlag.

„Spencer bring deinen Blade wieder ins Rennen.“

Ohne weiter auf das ganze einzugehen hatte er dem älteren den Blade in die Hand gedrückt und sich wieder auf seine Umgebung konzentriert.

„Dranzer Fire Twist Attack.“

Diese Attacke brachte endlich wieder Licht in den Korridor und sorgte zusätzlich dafür, dass die vier Blade, die Dranzer zugesetzt hatten auf Abstand gingen. Dennoch konnten ihre Gegner nicht verhindern, dass zwei von ihren Blades von dem Feuertornado erfasst wurden.
 

Ungebremst knallten diese erst gegen die Decke um mit voller Wucht auf dem Bode aufzuschlagen. Spencer hatte derweil die Zeit genutzt und seinen Blade auf den Blade zu katapultieren, welcher für die Finsternis verantwortlich war. Und als hätte er es erwartet zog sich der dunkle Schleier in dem Moment zurück, in dem sein Blade in diesen krachte.

„Wyborg, Battering ram knock out.“

Mit dieser Attacke knockte Ian zwei weitere Blades aus dem Rennen und dennoch waren es immer noch zu viele für seinen Geschmack. Zumal ihre Gegner sich wieder ihre Blades gekrallt hatten um sie gleich wieder abzufeuern. Das hier war ein nicht enden wollender Kampf. Er würde nicht eher enden ehe der letzte Blader erschöpft zusammenbrach und so wie es momentan aussah fiel diese Ehre ihnen zu, immerhin waren sie in der Unterzahl. Momentan jedoch hatten ihre Gegner es auf Kai abgesehen. Verübeln konnte er es ihnen nicht. Immerhin musste dieser auf zwei Blades achten und je mehr sie ihn in Bedrängnis brachten, desto eher konnte er die Kontrolle über die beiden Blades verlieren. Eine Wendung die sie auf jedenfalls verhindern mussten und wenn sie jeden einzelnen gegnerischen Blade in seiner Einzelteile zerreißen mussten. Allerdings schien auch ihren Gegner dieser Gedanke gekommen zu sein.

„Zeit diesen Kampf zu beenden. Atomic Explosion.“

„Raging Fire.“

Kai hatte schon einmal mit dieser Attacke Bekanntschaft gemacht und die Folgen konnte er immer noch spüren. Aus diesem Grund warf er alle Vernunft beiseite und aktivierte seine eigene Spezialattacke. Das war die einzige Chance diesem Angriff zu entgehen. Zumindest die einzige, die ihm im Moment einfiel. Ungehindert kollidierten die beiden Angriffe miteinander und sorgten für eine gewaltige Explosion. Rauch und Staub erfüllten den Korridor und nahmen nahezu jeden Winkel ein.
 

Die Kollision der Angriffen hatte sie alle zu Boden gebracht. Nicht nur ihn und sein Team, sondern auch einen Großteil des gegnerischen Teams. Doch das war genau das Problem. Mindestens einer von ihren Gegnern stand noch und dann war da noch Boris selbst. Bei diesem Gedanken kämpfte er sich mühsam auf die Knie, bevor er jedoch wieder auf die Beine kam wurde er ohne Vorwarnung hochgerissen. Sein Rücken kollidierte schmerzhaft mit der Wand hinter ihm, während sich eine kalte Hand um seinen Hals legte und ihm die Luft zum Atmen nahm.

„Dachtet ihr wirklich, dass ihr mich betrügen könnt und ohne Strafe davonkommt?“

Für einen Moment blickte der Sprecher zurück. Tala und Bryan hatten sich gerade auf die Beine gekämpft und auch Spencer war dabei sich vom Boden zu erheben. Sollten sie doch versuchen ihn aufzuhalten. Sie würden scheitern.

„Kümmert euch um die vier.“

Mittlerweile standen 5 seiner Blader wieder unter anderen Wladimir, der stärkste von ihnen. Und das war nicht mal gelogen. Amüsiert beobachtete er wie Bryan Faust mit dessen Gesicht kollidierte, doch nichts geschah. Wladimir verzog nicht mal eine Mine vor Schmerz. Jeder Muskel in seinem Körper war wie Stahl und dass hatte Bryan gerade schmerzhaft feststellen müssen. Wahrscheinlich war der Schmerz in dessen Hand wesentlich stärker als der in Wladimirs Gesicht.

„Überlassen wir den anderen den Spaß, meinst du nicht auch?“

Bei diesen Worten drückte Boris fester zu. Egal wie sehr sich Kai abmühen würde, er würde seinen Griff nicht lockern können. Dafür hatte ihn diese Wendung viel zu sehr überrascht und nun lag dessen Leben in seiner Hand.
 

Allerdings bedeutete das nicht, dass dieser seine Niederlage einsah. Kai zwang sich praktisch zur Ruhe, da er wusste dass er andernfalls überhaupt keine Chance hatte. Es war kein Geheimnis, dass der Körper sobald man in Panik geriet wesentlich mehr Sauerstoff verbrauchte, als unter normalen Umständen. Doch das würde selbst Kai nichts nützen. Früher oder später würde selbst dieser in Panik verfallen, es dauerte nur länger.

„Noch ein paar letzte Worte, Hiwatari?“

„Ich hätte welche.“

Die Worte kamen so plötzlich, dass er außerstande war zu reagieren. Völlig unerwartet wurde er zurückgezogen. Unwillkürlich lockerte sich sein Griff um Kais Hals woraufhin dieser luftschnappend auf die Knie fiel. Keine Sekunde später kollidierte eine Faust mit seinem Gesicht und warf ihn zu Boden.

„Halten sie sich von den Jungs fern.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen wendete sich der Sprecher von Boris ab. Den Rest konnte die Security übernehmen, wenn diese irgendwann hier auftauchen würde, immerhin wurden sie dafür bezahlt. Besorgt blickte er zu den einzelnen Mitgliedern der Blitzkrieg Boys. Tala und Bryan hatten es mittlerweile geschafft den Kollos von Invasion zu Boden zu bringen. Wie sie es geschafft hatten konnte er nicht sagen. Nur das Bryan mittlerweile ein Knie in dessen Rücken gerammt hatte und mit den Händen dabei war die Arme seines Gegners zu verdrehen, während dieser nur einen Fluch nach dem anderen von sich gab. Spencer hatte derweil einen anderen Blader in den Schwitzkasten genommen, so dass dieser keine Chance mehr hatte zu entkommen und Ian hielt die restlichen mit seinem Blade in Schacht. Scheinbar schienen die vier bestens klar zu kommen. Mit diesem Gedanken wendete er sich von den vieren ab und widmete sich zu dem letzten Mitglied der Blitzkrieg Boys.

„Geht’s.“

„Ganz ehrlich? Ihr Timing ist beängstigend.“

In diesem Moment konnte Bruce nicht mal ansatzweise sagen, wie dieser Satz gemeint war. Allerdings entschied er sich nicht nach zu harken. Stattdessen beobachtete er wie der Jüngere seine Atmung wieder unter Kontrolle brachte. Währenddessen dachte er an die letzten Minuten zurück.
 

- Flashback -
 

Sämtliche Blader waren in Feierlaune. Sie hatten genau das erreicht was sie sich erhofft hatten. Die BBA Revolution als auch die Blitzkrieg Boys hatten sich erfolgreich gegen Boris Teams zur Wehr gesetzt. Boris selbst war alles andere als begeistert und hatte seinem Team unverzüglich angewiesen zu verschwinden. Das einzige was er bedauerte war, dass sie Boris nicht direkt der Polizei übergeben konnte. Sie hatten zwar Beweise, doch waren sie nicht aussagekräftig genug, als dass ein guter Anwalt diese in der Luft zerreißen konnte. Im Grunde bedeutete das, dass sie bezüglich Boris mal wieder mit leeren Händen dastanden. Es war einfach frustrierend. Doch noch ehe er sich weiter über diese Tatsache ärgern konnte, war auf einmal eine schrille Sirene zu vernehmen.

„Was ist das?“

„Der Feueralarm. Jetzt komm.“

Mit diesen Worten zog Judy ihn aus dem Raum heraus. Die anderen hatten diese bereits verlassen, was ihn insgeheim mit der Frage zurück ließ, wie lange er den Alarm ignoriert hatte. Allerdings musste er Judy durchaus Recht geben. Falls dies kein Fehlalarm war, mussten sie das Stadium aus dem schnellsten Weg verlassen.

„Irgendwas ist an dem ganzen faul.“

Er wusste selbst nicht wie er auf diesen Gedanken kam. Nur dass ihn ein schlechtes Gefühl erfasste, welches ihn davon abhalten wollte das Stadium zu verlassen. Lag es daran, dass er sich nicht vorstellen konnte wie es hier zu einem Feuer kommen könnte. Oder war es die Sorge um seinen Sohn, die ihn dazu zwang hier zu bleiben. Immerhin war dieser noch in der Arena und es war zudem unklar, wo das vermeintliche Feuer ausgebrochen war, wenn es überhaupt eines gab. Dennoch zwang er sich weiter zu gehen.
 

Erst außerhalb des Stadiums nahm er seine Umgebung wieder wahr. Suchend blickte er sich um. Es dauerte eine Weile bis er seinen jüngsten Sohn und die anderen Teams erblickte. Erleichtert stieß er zu ihnen.

„Alles in Ordnung?“

„Klar wieso nicht?“

Auf diese Frage antwortete Bruce nicht und auch die nächste Frage von Garland konnte er nicht beantworten. Allerdings war er sich sicher, dass sie es früh genug erfahren würden.

„Weiß zufällig einer was passiert ist?“

„Das ist erst Mal unwichtig. Wir sollten lieber mal überprüfen ob alle da sind.“

„Hast Recht, Hilary. Also mein Team ist Komplet. Die PPB und die White Tiger sind auch vollzählig, das haben wir vor wenigen Minuten überprüft.“

„Die New Batallions sind auch Komplet und bei den BBA Revolution scheint auch keiner zu fehlen. Zumindest war das vor wenigen Minuten der Fall.“

Bei diesen Worten zählte Miguel noch einmal schnell nach. Zugegeben Daichi fehlte, doch der hatte zwei Minuten zuvor die Flucht ergriffen, da er es wieder einmal geschafft hatte sich mit Hilary anzulegen. Allerdings war er sich sicher, dass dieser sich irgendwo in der Nähe herumdrückte.

„Was ist mit den Blitzkrieg Boys?“

Betretendes Schweigen. Irritiert sahen sich die anderen nach den 5 um, doch keiner konnte sie irgendwo finde.

„Wieso können diese Idioten nicht einmal in der Nähe bleiben.“

„Jetzt bleibt ruhig Hilary, denen wird schon nichts passiert sein. Ich meine wir reden immer noch über die Blitzkrieg Boys. Da müssten wir uns eher um deren Gegner Sorgen machen.“

„Apro pos Gegner. Hat einer Boris und dessen Teams gesehen.“

„Ganz ehrlich Brooklyn. Von mir aus kann der in dem Feuer verrecken.“

Es klang grausam, doch nachdem was passiert war, war Emily zu dem Entschluss gekommen, dass er deutlich schlimmeres verdient hatte.
 

Allerdings brachte diese Aussage Garland auf einen anderen Gedanken. Insgeheim verfluchte er sich dafür, dass er nicht früher daran gedacht hatte.

„Wartet mal kurz. Kai fackelt doch jede Arena ab, wenn er mit seinem Blade angreift. Was wenn er damit etwas zu tun hatte.“

„Und was sollte er für einen Grund haben?“

Zwar lag die Antwort auf seiner Zunge, doch er konnte sie nicht aussprechen. Zu sehr hatte ihn die Erkenntnis getroffen. Aus diesem Grund wendeten sich die anderen auch bald von ihm ab.

„Ich geh sie suchen! Sie müssen hier ja irgendwo sein.“

„Wir kommen mit.“

„Ich glaube es wäre in dem Fall besser wenn wir uns aufteilen.“

„Tut das. Um eines jedoch von vornherein klarzumachen. Denjenigen, den ich auch nur in der Nähe des Stadiums erwische kann sich auf was gefasst machen. Hilary, Kenny ihr sucht Mr. Dickenson, vielleicht weiß er ja mehr.“

„In Ordnung.“

Mit diesen Worten teilte sich die Gruppe auf und machte sich auf die Suche nach dem vermissten Team. Lediglich Bruce blieb an Ort und Stelle stehen. Unwillkürlich musste er wieder an die Frage denken, die er sich vor wenigen Stunden schon einmal gestellt hatte. Was genau führte Boris im Schilde. Nachdenklich ließ er sich die Worte von Voltaire noch einmal auf der Zunge vergehen. Es dauerte etwas, doch dann verstand er.

„Boris Ziel war es nie das Turnier zu gewinnen… Er wollte sich lediglich an denen Rächen, die seine Pläne zur Nichte gemacht hatten.“

„Das heißt, das...“

Erschrocken brach Brooklyn seinen Satz ab und beendete ihn lediglich in Gedanken. Ein Blick auf Garland ließ seinen Gedanken zur Gewissheit werden. Auch dieser hatte mittlerweile verstanden was los war.

„Wir sollten nachsehen gehen.“

„Wir kommen mit.“

„Nein. Ihr werdet nicht gehen.“

„Aber….“

„Kein aber. Wir wissen nicht mal Ansatzweise was da drinnen los ist.“

„Und wenn sie wirklich Hilfe brauchen. Ich werde zumindest nicht hier bleiben und Däumchen drehen.“

Das hatte er auch nicht vor gehabt und er konnte Garland verstehen. Ihm ging es genauso, doch er wollte nicht mehr Personen in Gefahr bringen als nötig.

„Also schön. Ihr beiden kommt mit. Der Rest bleibt hier. Allerdings verlange ich von euch, dass ihr tut was ich sage. Wenn ich sage verschwindet, dann tut ihr es auch, Verstanden!“

Garland und Brooklyn stimmten sofort zu und auch wenn er ein ungutes Gefühl bei der Sache hatte, so wusste er, dass es keine Alternative gab. Er hatte die beiden ausgewählt weil sie schnell und stark waren. Und diese Eigenschaften würden die beiden eventuell brauchen.
 

- Flashback Ende -
 

Bruce war selbst überrascht, wie knapp die Situation war. Wäre er nur einige Minuten später gekommen…er wollte nicht mal im Entferntesten daran denken. Bei diesen Gedanken Blickte er zu Garland und Brooklyn, die ihn begleitet hatten. Garland hatte schnell genug reagiert und hatte nicht gezögert den Blitzkrieg Boys zu helfen, ihre Gegner unter Kontrolle zu bringen. Lediglich Brooklyn stand etwas verloren im Korridor herum und begutachtete seine Umgebung argwöhnisch. Die Luft roch verbrannt, die Wände waren schwarz von Ruß und der Boden war von knöcheltiefem Wasser bedeckt. Hier und da konnte man tiefe Dellen in der Decke erkennen und die einstige Deckenlampe ließ bedrohliche Funken auf sie herabregnen. Schnell schüttelte Brooklyn den Kopf. Er wollte gar nicht wissen was hier genau vorgefallen war. Und noch ehe er etwas sagen konnte bekamen sie schon Gesellschaft vom Sicherheitsdient, welche sich sofort um Boris und dessen Blader kümmerten.

„Scheinbar hatte Mr. Dickenson denselben Verdacht wie wir.“

Das war gut möglich, immerhin war Stanley nicht auf den Kopf gefallen. Dessen Problem war es viel mehr Konsequent zu bleiben. Und wahrscheinlich hatte ihn allein die Tatsache in Aufruhe versetzte, dass er Hilary und Kenny vorgeschickt hatte um ihm von dem Fehlen der Blitzkrieg Boys zu erzählen.

„Komm, wir sollten hier verschwinden, ehe wir uns noch einen Stromschlag holen.“

Mit diesen Worten streckte er Kai die Hand entgegen. Fast schon erwartete er, dass dieser seine Hilfe demonstrativ ablehnen würde, doch zur eigenen Überraschung ließ dieser sich von ihm hochhelfen.
 

In diesem Moment konnte selbst er die Erschöpfung des Jüngeren erkennen. Dieser stand im ersten Moment sichtlich wackelig auf den Beinen und hatte sich kaum dass er stand leicht gegen die Wand fallen lassen. Dieser Anblick war für Bruce Grund genug den jüngeren die Zeit zu geben um wieder zu Besinnung zu kommen. Denn wirklich anwesend war er nicht.

„Hier.“

Verwirrt blickte Kai bei diesen Worten auf. Es dauerte eine Weile bis er verstand was Brooklyn von ihm wollte, doch dann nahm er die beiden Blades, die dieser ihm entgegenhielt entgegen.

„Danke.“

Dieses Wort war nur ein Flüstern und während Brooklyn dem Jüngeren nur einen irritierten Blick zuwarf kam Bruce nicht umhin den Kopf zu schütteln. Spätestens jetzt war es deutlich, dass Kai am Ende seiner Kräfte war.

„Alles in Ordnung. “

Mit diesen Worten war Tala zu ihnen gestoßen. Im ersten Moment war sein Blick lediglich auf Kai gerichtet, welcher nur kurz nickte. Halb erleichtert und halb erschöpft, wischte sich der rothaarige daraufhin den Schweiß von der Stirn ehe sein Blick über die Anwesenden zweifeln ließ. Letzten Endes blieben seine Augen jedoch bei Bruce hängen.

„Was machen sie überhaupt hier?“

„Das ist eine wirklich freundlich Art sich zu bedanken.“

Nun war auch Garland bei ihnen angekommen. Schon leicht verstimmt steckte er seinen Blade wieder ein. Zwar hatte er von diesem Team kein Dankeschön erwartet, doch das ging nun wirklich zu weit. Auch wenn dieser Kommentar nicht direkt an ihn gerichtet war.
 

Doch kaum hatte er dies gesagt richteten sich Talas eiskalte Augen in seine Richtung. Eine Wendung bei der er sich schon fast wünschte, er hätte den Mund gehalten.

„Wir haben nicht um Hilfe gebeten.“

„Darüber können wir auch später streiten. Was dich angeht, Tala, so solltest du dich lieber um deinen Teampartner kümmern, als einen weiteren Konflikt zu starten.“

„Sagen sie mir nicht was ich zu tun habe, das weiß ich selber.“

Zugegeben, vielleicht war er gerade etwas ungerecht, doch er hatte es einfach satt von einer Katastrophe in die Nächste zu schlittern und sich dann wenn alles geregelt war sagen zu lassen wie er handeln sollte.

„Schon gut.“

Defensiv hob er die Hände. Es lag nicht in seiner Absicht Tala zu provozieren, besonders da er sich vorstellen konnte, dass der Kampf noch allen beteiligten in den Knochen saß. Aus diesem Grund gab er Brooklyn und Garland auch das Zeichen etwas auf Abstand zu gehen.

„Ist es etwa zu viel verlangt Danke zu sagen?“

„Kai hat sich bedankt. Glaub ich zumindest.“

Brooklyn hatte um ehrlich zu sein nicht mal ansatzweise verstanden was Kai gesagt hatte. Es war nicht seine Muttersprache und auch keine, die er gelernt hatte. Allerdings fiel ihm nichts ein, was dieser sonst hätte sagen sollen.
 

Garland konnte bei seinem Kommentar allerdings ein leichtes Lachen nicht zurück halten. Die Blitzkrieg Boys waren einfach unberechenbar, weshalb er sich ihnen gegenüber nicht auf seine Intuition verlassen würde. Aus diesem Grund wendete er sich kurzerhand ab. Hier gab es eh nichts mehr zu tun. Die Sicherheitsleute hatten Boris und die anderen bereits abgeführt. Lediglich sie und die Blitzkrieg Boys waren jetzt noch übrig.

„Mit diesem Manöver hat sich Boris gerade selbst ins Knie geschossen. Ich hab euch doch gesagt, dass das funktioniert.“

„Ein klasse Plan. Vielen Dank auch.“

Um genau zu sein war es der bescheuertste Plan alle Zeiten und das sagte er nicht, weil Boris ihn fast erwürgt hatte. Auch so war es idiotisch gegen die doppelte Anzahl an Gegnern anzutreten, zumindest dann wenn diese ungefähr auf demselben Niveau waren wie sie selbst.

„Augenblick, das hier war geplant?“

„Im groben. Irgendwie mussten wir Boris ja ausschalten. Und die einzige Möglichkeit das zu erreichen war ihn wütend zu machen.“

„Ihr seid doch wahnsinnig.“

„Das Garland, würde dir wahrscheinlich sogar jeder zweite Psychiater dieser Welt bescheinigen.“

„Der Plan war trotzdem bescheuert.“

„Krieg dich wieder ein. Du lebst noch.“

„Mit euch wird es nie langweilig, oder?“

„Wir sind halt anders.“

Das traf den Nagel auf den Kopf. Sie waren Anders und daran war nichts zu rütteln. Dennoch nahm er sich vor die Blitzkrieg Boys etwas besser im Auge zu behalten. Diese gingen definitiv viel zu fahrlässig mir ihrem Leben um. Doch fürs erste war er froh, dass die Sache gut ausgegangen war und sie jetzt eine Möglichkeit hatten Boris wegzusperren, zumindest für ein paar Jahre.
 

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Die finale Runde

Kapitel 34: Die finale Runde
 

Gelangweilt blickte Kai auf die Blades seiner Teampartner. Es war eine Sache im Training einen Kampf auszusetzen, doch eine völlig andere wenn man die gesamte Zeit den Zuschauer spielen durfte. Und das durfte er, denn Tala war immer noch der felsenfesten Überzeugung, dass er eine Schonfrist brauchte.

„Wisst ihr eigentlich, dass ihr es einem verdammt schwer macht euch zu finden.“

„Wahrscheinlich liegt das daran, dass wir nicht gefunden werden wollen….Also was wollen sie? Und wie zum Teufel haben sie uns überhaupt gefunden.“

Ab und zu fragte sich Tala wirklich wieso sich Tysons Vater immer in ihre Angelegenheiten einmischen musste.

„Euer Trainer weiß mehr über euch als ihr denkt. Woher auch immer!“

Das wunderte Bruce wirklich, denn er ging nicht davon aus, dass die Blitzkrieg Boys ihm irgendetwas erzählen würde. An sich war es schon verwunderlich, dass dieser ihm überhaupt eine Antwort gegeben hatte. Insbesondere nach der Warnung vom letzten Mal.

„Es wundert mich sowieso, dass er sie nicht sofort rausgeschmissen hat.“

„Oh das hat er. Ich hatte lediglich den längeren Atem.“

Um genau zu sein hatte er diesem Angedroht einfach jeden den er kannte hier vorbei zuschicken, bis er endlich erfuhr wo die Blitzkrieg Boys waren. Denn im Grunde hatte er damit gerechnet, dass diese in der Villa waren, doch das hatte sich im Nachhinein als Irrglaube herausgestellt. Stattdessen hatten sich die Jungs in ein abgeschiedenes Waldstück zurückgezogen.
 

Allerdings hatte er nicht vor das offen Preiszugeben. Zumal er sich vorstellen konnten, dass dieser von seiner Anwesenheit nicht begeistert war.

„Wie dem auch sei, habt ihr noch mal was von Boris gehört?“

„Die Ermittlungen laufen.“

„Und?“

„Wenn sie es genau wissen wollen. Die Prognose liegt bei 15 Jahre oder mehr. Je nachdem wie der Richter drauf ist. Mittlerweile ist so einiges dazugekommen. Erpressung, Anstiftung zu den verschiedensten Straftaten, Mordversuch…nur um einige Delikte zu nennen, die Liste ist ziemlich lang.“

„Und die Beweise?“

Anschuldigungen waren schnell erhoben, doch diese zu belegen war eine andere Sache, besonders bei Boris. Doch in dem Moment, in dem er die Frage gestellt hatte schlich sie ein amüsiertes und schon fast hämisches Lächeln in Tala Gesicht.

„Wasserdicht. Scheinbar hat Boris sich dieses Mal die falschen Leute als Verbündete ausgewählt. Dieser Lewis zum Beispiel hat gesungen wie ein Kanarienvogel. Und Damien wird sich auch noch früh genug verplappern. Der Staatsanwalt ist ein Arsch, der wird den so durch die Mangel drehen, bis dieser sich vergisst und versucht ihm den Hals umzudrehen.“

„Das scheint dich ja wirklich zu amüsieren.“

„Es geschieht ihnen zumindest Recht. Wenn ich ans Karma glauben würde, dann würde ich es wahrscheinlich sogar als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen.“

Mit der letzten Bezeichnung konnte er sich sogar anfreunden, doch was ihn störte war das Verhalten der Fünf. Sie redeten so, als würde sie das Ganze nicht betreffen.
 

Fast so als wäre es nur ein flüchtiger Gedanke, den man schnell wieder verwerfen konnte. Er wusste nicht wie er damit umgehen würde, doch so manch anderen würde von all dem verfolgen werden. Unwillkürlich erschien bei dem Gedanken ein besorgte Ausdruck in seinem Gesicht, einen den die Jungs sehr gut einordnen konnte.

„Kommen sie nicht mal auf die Idee das zu sagen was ihnen auf der Zunge liegt. Wir kommen sehr gut allein zurecht. Wir haben keine Alpträume oder Paraneuer, noch haben wir irgendein Traumata…zumindest wenn man von der Sache mit den Ratten absieht. Doch zumindest sind wir nicht so durchgeknallt wie so manch anderer aus der Abtei.“

„Und an der Sache mit der Ratte arbeiten wir bereits.“

Zu leugnen, dass Bryan Probleme mit Ratten hatte war seit dem Kampf mit Invasion sinnlos geworden. Deutlicher hätte dieser das nicht zeigen können. Bislang hatte es sie nicht beunruhigt, doch diese Reaktion hatte ihnen gezeigt, dass sie etwas tun mussten. Aus diesem Grund war Ian auf die Idee gekommen sich eine kleine Maus zuzulegen. Eine Entscheidung, die nicht bei allen auf Zustimmung gestoßen waren, doch letzten Endes hatten sie ihm dessen Wille gelassen, auch wenn sie weiterhin ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatte.

„Ich bin nicht Stanley, vor mir braucht ihr euch nicht zu rechtfertigen.“

„Tun wir auch nicht, also zurück zum Thema. Was wollen sie von uns?“

„Ich hatte vor euch meine Hilfe bei eurem Training anzubieten.“

„Wieso? Wir treten gegen ihren Sohn an. Wieso sollten sie uns helfen?“

Tala war sichtlich skeptisch und auch die anderen konnte nicht wirklich einordnen ob sie dem Erwachsenen glauben sollten oder nicht. Es würde diesem keinen Vorteil bringen. Sein Team war draußen.
 

Andererseits waren sie mittlerweile zu dem Entschluss gekommen, dass dieser ihnen nicht schaden wollte.

„Zum einen um euch zu zeigen dass es sich lohnt anderen zu vertrauen und zum anderen, weil ihr Dank Boris im Nachteil seid.“

„Träumen sie weiter...“

Mit diesen Worten hatte sich Tala abgewandt. Sie waren nicht im Nachteil, nicht nach seiner Meinung. Dennoch gab er letzten Endes nach. Es war nicht so, dass ihn die Worte überzeugt hatte oder dass er der Meinung war, dass sie Hilfe brauchten. Viel mehr wollte er das Training nicht länger unterbrechen.

„…aber bitte. Dann bleiben sie halt. Aber kommen sie nicht auf die Idee uns in unsere Strategie herein zu quatschen.“

Unberührt setzte Tala das Training nach dieser Aussage fort. Der Kampf gegen die BBA Revolution würde alles andere als einfach werden, zumal sie dieses Mal nicht wirklich einschätzen konnten wie diese ihr Team aufstellen würden. Er bezweifelte, dass sie das Team wie beim letzten Mal zusammenstellten. Und selbst wenn sie es tun würden, so war es ein Fehler dieselbe Taktik noch einmal zu verwenden. Sie mussten sich etwas komplett Neues ausdenken, wenn sie den Kampf gewinnen wollten. Während er weiter über ihre zukünftige Vorgehensweise nachdachte, lenkte er seinen Blade durch die Arena und trieb seine Teampartner vor sich her. Es war fast schon zu einfach gegen Bryan, Spencer und Ian zu bestehen und insgeheim wünschte er sich, dass es gegen die BBA Revolution genauso laufen würde. Doch den gefallen würde das Team ihnen nicht tun. Sie würden kämpfen müssen und einer von ihnen würde den Kampf mit knapper Not für sich entscheiden, dessen war er sich sicher.
 

Während der Kampf wieder in die heiße Phase ging, hatte sich Bruce an das letzte Teammitglied der Blitzkrieg Boys gewandt.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich weiterhin aus dem Trainings ausschließen lässt.“

„Wenn wir vorhersehbar wären, hätte Boris uns schon längst ausgeschaltet.“

„In einem Punkt seit ihr vorhersehbar…ihr handelt überlegt und wenn man euch besiegen will muss man euren Plan durchkreuzen.“

„Glaub sie nicht, dass es so einfach ist.“

Das würde er nie behaupten. Immerhin war es gar nicht mal so einfach die Pläne der Blitzkrieg Boys zu durchkreuzen. Zudem hatten sie meistens einen Plan B und selbst wenn der nicht funktionierte gab es immer noch Plan C, D und wer weiß wie viele Ersatzpläne sie noch alles erstellt hatten. Dennoch, manchmal gab es Momente, in denen man nicht nachdenken und einen neuen Plan fassen konnten. Wer das bestreitet, würde früher oder später vom Gegenteil überzeugt werden.

„Nein, das ist es sicherlich nicht. Doch etwas Spontanität würde euch nicht schaden. Für die meisten mag es vielleicht so aussehen, als würdet ihr euch der Situation anpassen, doch nur weil ihr in der Lage seid innerhalb von Sekunden von einem Plan zum nächsten zu wechseln. Doch wenn das nicht gelingt versucht ihr eure Gegner mit Gewalt aus dem Rennen zu werfen oder geht auf Abstand um euch etwas neues Auszudenken. Ab und zu lohnt es sich ein Risiko einzugehen und einfach zu handeln ohne Lange nachzudenken. In bestimmten Fälle ist es sogar sinnvoll sich in eine schlechte Position zu bringen um dem anderen ein Chance auf einen vernichtenden Schlag zu liefern.“

„Und wenn das schief geht ist man draußen.“

„Möglich. Doch ist der Sieg das Risiko nicht wert?...In einem Teammatch zählt die Gesamtleistung, es ist nicht zwangsläufig notwendig, dass die Blades aller Teammitglieder am Ende noch kreiseln. Darüber hinaus könnt ihr euch nicht immer an irgendwelche Strategien festhalten. Das Leben ist nicht berechenbar. Manchmal muss man sich mit dem zufrieden geben was man hat. Und manchmal muss man einfach nur die richtigen Schritte einleiten um das zu bekommen was man will.“

Das war eine Lektion, die jeder irgendwann mal lernen musste. Es war nicht verkehrt nach höheren Zielen zu streben, doch sollte man sich nicht in diesem streben selbst verlieren. Und auch wenn die Blitzkrieg Boys mehr als einmal bewiesen hatten, dass sie auf sich selbst aufpassen konnten und so manches Prinzip der wirklichen Welt erfasst hatten, so hieß das nicht zwangsläufig, dass sie sich nicht doch durch ihre Lebensweise selbst verlieren konnten.

„Das tun wir. Deshalb sind wir da wo wir sind.“

„Ihr hättet es wesentlich einfacher haben können, wenn ihr von Anfang an mit offenen Karten gespielt hättet. Es ist ein Fehler zu glauben, dass ihr alles alleine bewältigen müsst.“

Für einen Moment fiel Kais Blick auf ihn, doch dann stand dieser auf und trat zu den anderen. Eine Reaktion, die ihn dazu brachte sich zu fragen, ob der Jüngere seinen Worten überhaupt irgendeine Beachtung geschenkt hatte. Mit dieser Frage im Kopf beobachtete er das Training der Jungs weiter, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Eines war sicher, die fünf würden ihren Weg schon gehen.
 

- Am Morgen danach -
 

Auch wenn er es ungern zugab so musste er sich doch eingestehen, dass sein Sohn im Finale einige Probleme haben würde. Er würde sich anstrengen müssen, wenn er und sein Team als Sieger hervorgehen wollten. Es waren genau diese Gedanken die ihn den restlichen Abend und auch den Morgen danach beschäftigte. Doch scheinbar war er nicht der einzige, der den nächsten Kampf skeptisch entgegen sah.

„Ist irgendetwas passiert?“

„Nein, ich hab nur schlecht geschlafen. Die Voraussicht wieder gegen die Blitzkrieg Boys ist irgendwie…“

Julia konnte keine richtigen Worte für ihre Empfindung finden. Was sie jedoch sagen konnte war, dass sie nicht noch einmal gegen die Blitzkrieg Boys verlieren wollte. Der Titel war förmlich zum Greifen nahe und dennoch schien er meilenweit entfernt.

„Es ist in Ordnung dem bevorstehenden Kampf skeptisch gegenüber zu stehen. Die Blitzkrieg Boys sind nicht schlecht.“

„Nicht schlecht, die fünf sind nahezu unbesiegbar.“

„Soweit würde ich nicht gehen. Auch die Fünf haben ihre Schwächen, ihr müsst sie nur finden.“

„Das ist glaub ich einfacher gesagt als getan. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass wir das Team genauso wie beim Letzten Mal aufgeteilt haben.“

Das war in der Tat ein Risiko, insbesondere wenn man berücksichtigte, dass sie mit dieser Aufstellung schon beim Letzten Mal die schlechteren Karten hatten. Da er allerdings die Teamaufstellung der Blitzkrieg Boys ebenfalls kannte wusste er auch, dass jede andere Aufstellung ein Fehler gewesen wäre.
 

Das war eine Information, die er nicht weitergeben konnte und auch nicht wollte. Was ihn betraf, so hatte er schon so einen Verdacht, in welche Richtung das Finale verlaufen würde. Die Frage war nur, ob beide Parteien mitspielen würden.

„Ihr solltet euch langsam fertig machen….“

Kaum hatte er seinen Satz ausgesprochen hörte er ein lautes Geschrei von oben. Keine Sekunde später stürmten Tyson und Daichi nach unten, während sie versuchten sich Hose und Oberteil anzuziehen.

„Ich fass es nicht, dass ich gerade heute verschlafe.“

Ohne nach links und rechts zu gucken stolperten sie Richtung Ausgang. Ein Phänomen, das ihn dazu brachte den beiden irritiert nachzublicken.

„Was ist denn in die beiden gefahren?“

„Sie denken, dass sie verschlafen haben.“

Mit diesen Worten trat Hiro in den Raum und schüttelte fassungslos den Kopf. Es war ja so klar, dass die beiden den Wecker ignorieren würden. Julia wirkte derweil sichtlich verwirrt.

„Wieso verschlafen? Wir liegen doch gut in der Zeit.“

„Tut ihr auch. Allerdings habe ich den Wecker eine Stunde vorgestellt, damit sie nicht verschlafen können.“

Nun ergab die Reaktion der beiden auch einen Sinn. Und auch wenn sie noch Zeit hatten entschieden sich die anderen ebenfalls aufzubrechen. Auf dem Weg zum Stadium sagte keiner der Betreffenden etwas. Jeder von ihnen war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
 

Auch im Stadium hielt es keiner von ihnen für nötig etwas zu sagen. Erst als das Stadium sich mit Leuten gefüllt hatte und alle Plätze besetzt waren änderte sich dies. Allerdings waren es die zukünftigen Kämpfe, die die Blader am meisten fesselten.

„Wir kämpfen gegen Kai und Tala. Das ist…“

„Ein Alptraum?“

Raul war nun neben sie getreten. Auch er war von dieser Neuigkeit geschockt. Sie waren gut im Teammatch, dennoch waren sie Tala und Spencer damals unterlegen gewesen. Doch dieses Teamkonstellation war nahezu ein Witz im Gegensatz zu dieser.

„Wir sind erledigt.“

„Unsinn. Wir werden gewinnen. Unsere Gegner werden sich noch wünschen uns nie entgegen getreten zu sein. Heute zahlen wir ihnen die letzte Niederlage zurück.“

Bei diesen Worten musste Julia leicht Lächeln. Daichi war schon so ein Motivationstalent. Vielleicht war er teilweise etwas naiv, doch zumindest jetzt waren dessen Worte genau das was sie brauchten.

„Versucht sie voneinander zu trennen. Die beiden wissen wie sie agieren müssen um sich einen Vorteil zu verschaffen. Am besten versucht ihr sie in ein Einzelmatch zu verwickeln.“

„Kai und Tala sind zu stark, als dass sie ein Einzelmatch verlieren würden.“

„Eine andere Wahl haben sie aber nicht Tyson. Zusammen sind die beiden nahezu unschlagbar. Sorry, ihr beiden.“

„Kein Thema. Allerdings sehe ich das genauso wie Tyson. Einzeln können wir nicht gewinnen, wir müssen sie langfristig trennen und dann einen nach den anderen ausschalten.“

Das war die einzige Möglichkeit für sie zu gewinnen, doch es würde nicht einfach werden. Allerdings schien die Arena für ihr Vorhaben ideal.
 

Die Beyarena war zweigeteilt. Eine unüberwindbare Mauer zog sich durch die gesamte Kampffläche und war nur an einer einzigen Stelle zu passieren. Um die Mauer herum zogen sich hohe Steinsäulen in die Höhe, die sich in regelmäßigen Abständen aus dem Boden herausschossen und dann wieder herunterfuhren. Unvorsichtige Blader würden in diesem Fall geradewegs in ein Loch fallen oder steil in die Luft geschossen werden.

„Dann los.“

Angespannt stellten die beiden Blader sich auf. Der Kampf konnte beginnen und er begann mit einem lauten Krachen. Eines wurde sofort klar, die Blitzkrieg Boys hatten sich entschlossen diesen Kampf schnell hinter sich zu bringen. Unnachgiebig griffen sie an. Julia und Raul mussten sich richtig zusammenreißen, um den ständigen Attacken auszuweichen. Dennoch bemerkten sie schnell, dass die beiden sie in eine bestimmte Richtung drängen wollten.

„Nicht mit uns. Thunder Pegasus Attacke.“

Ihre erste Attacke traf mitten ins Schwarze, doch gerade als sie ihren Blade zurückschnellen ließ um ein weiteres Mal anzugreifen, ließ auch ihr Gegner seinen Blade leicht zurückweichen. Ein weiteres Mal versuchte sie es, doch wieder war sie zu langsam.

„Die Technik solltest du wirklich Kai überlassen, er hat damit wenigstens Erfolg.“

Während Tala nur die hilflosen Versuche seiner Gegnerin verfolgte, die versuchte ihn zu treffen, hatte auch Kai sich zu ihnen umgewandt. Sein Blick viel nur kurz auf die beiden Blades, ehe sein Blick durch die Arena schweifte. Gerade als er sich wieder seinem eigenen Match widmen wollte fiel ihm etwas ins Auge, was ihn dazu brachte sich direkt an seinen Teampartner zu wenden.

„Tala pass auf.“

Irritiert schaute der Angesprochene zu seinem Teampartner, doch da war es schon zu spät. In diesen Moment traf Julia und beförderte seinen Blade hinter die Mauer. Zur selben Zeit hatte auch Raul angegriffen, weshalb auch Kais Blade ein gutes Stück nach hinten gestoßen wurde. Im Anschluss rasten ihre beiden Gegner auf eine der vielen Steinsäulen zu, die gerade aus dem Boden geschossen. Mit einem lauten Knall kollidierten die beiden Blades mit der Säule worauf diese zu Boden viel und den Durchgang zur zweiten Arenenhälfte blockierte.
 

Die ehemaligen F-Dynasty Blader hatten sie gerade erfolgreich voneinander getrennt. So war das Ganze nicht gedacht gewesen. Bei diesem Gedanken verfinsterte sich sein Blick und er ließ Dranzer mit voller Wucht gegen die Mauer brettern, allerdings ohne Erfolg.

„Dranzer. Blazing Gig.“

Blaue Flammen umschlossen den Blade bevor sie in Form eines Phönixs in die Höhe stiegen und mit brachialer Stärke auf das Ziel zurasten. Doch alles was diese Attacke bewirkte war eine leichte Delle in der Mauer und selbst die umgefallene Steinsäule blieb unversehrt. Scheinbar hatten Raul und Julia eine Sollbruchstelle erwischt, die es ihnen erlaubt hatte diese zu Fall zu bringen. Was ihn betraf, so hatte er weniger Glück und er konnte es sich auch nicht erlauben noch mehr Energie zu verschwenden. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf blickte er in die zweite Hälfte der Arena, wo Tala sichtlich zu kämpfen hatte. Kein Wunder, er stand immerhin zwei Gegnern gegenüber die wussten worauf es im Teamkampf ankam. Das war auch der Grund wieso Tala kurzerhand aufs Ausweichen gesetzt hatte.

„Was jetzt?“

„Ich wäre dir gern behilflich, aber wie du siehst, habe ich beide Hände voll.“

„Ich seh’s!“

Nachdenklich sah sich Kai weiter in der Arena um, doch es gab keinen anderen Weg auf die andere Seite. Er hatte ja nicht mal die Möglichkeit an der Arenenwand entlang zu kreiseln, was bei jeder normalen Standardarena schon ein Risiko war, doch hier war es unmöglich.

„Wolborg Novae Rog.“

„Das ist nicht Hilfreich.“

Bei diesen Worten hielt sich Kai schützend die Hand vor die Augen, da der ganze Schnee gerade in seine Richtung getrieben wurde.
 

Nahtlos legte sich eine Eisschicht über die ganze Kampffläche, doch einen wirklichen Effekt hatte diese Attacke nicht, da die gegnerischen Blades frühzeitig ausgewichen waren. Zwar schlitterten sie nun etwas unruhig über den Boden der Beyarena, doch ansonsten hatten sie nichts abbekommen.

„Ich versuch hier gerade meinen Arsch zu retten, also halt dich mit deiner Kritik zurück und sieh lieber zu dass du hier rüber kommst.“

„Was glaubst du was ich gerade versuche?“

Mit voller Geschwindigkeit ließ Kai seinen Blade auf eine weitere Steinsäule zu kreiseln. Er hatte nur noch eine Chance. Er musste es irgendwie schaffen über die Mauer zu kommen. Gerade als er den Gedanken gefasst hatte schoss die Säule aus dem Boden und beförderte Dranzer in die Luft. Doch anstatt über die Mauer zu fliegen knallte er genau an die oberste Kante und wurde wieder in die entgegengesetzte Richtung umgelenkt. Leicht schwankend kam der blaue Blade wieder auf dem Arenenboden an. Der Versuch ging schon mal daneben. Die Mauer war einfach zu hoch, selbst für ihn.

„Ich komm an der Mauer nicht vorbei. Du musst die beiden irgendwie allein ausschalten.“

„Probier es trotzdem weiter. Ich tu derweil was ich kann.“

Was nicht besonders viel war da seine Gegner gerade Katz und Maus mit ihm spielten und das fatale war, dass er die Maus war. Angespannt blickte er zu dem Blade seines Teampartners. Man konnte Kai wirklich nicht vorwerfen, dass er nicht alles versuchte was er zur Verfügung hatte. Für diesen waren die Steinsäulen die einzige Möglichkeit die Mauer zu überwinden, doch es fehlte immer der übliche 1mm.
 

Gerade als dieser Gedanke durch seinen Kopf huschte, hatte Kai einen neuen Versuch gestartet. Ungeachtet der Konsequenzen, hatte er die nächstbeste Steinsäule zum Kippen gebracht, woraufhin diese Richtung Mauer fiel. Ohne auch nur etwas die Geschwindigkeit zu reduzieren kreiselte er auf die nächste zu. Kurz davor zog er eine scharfe Schneise. Gerade rechtzeitig, so dass er von der hochschnellenden Säule erwischt wurde. Von der Wucht erfasst wurde sein Blade ein weiteres Mal in die Luft geschleudert und landete anschließend auf der kippenden Säule.

„Turbo zuschalten.“

Mit einem Mal schoss der Blade an der Säule entlang nach vorne über die Mauer hinweg. In diesem Moment reagierte Tala intuitiv. Er griff mit voller Kraft an, so dass Rauls Blade ebenfalls in die Luft befördert wurde und dadurch Kai Blade abfing. Zusammen landete die beiden Blades wieder auf dem Arenenboden, doch dieses Mal befanden sie sich auf derselben Hälfte.

„Wurde aber auch Zeit.“

„Du mich auch, Ivanov. Setz lieber dein Illusionskabinett in Gang.“

„Wolborg Frozen Wall attack.“

Weiße Eiswände wuchsen in die Höhe und bedeckten die Hälfte der Arena in der sie bladeten. Noch bevor Talas Attacke richtig beendet war setzte sich Kais Blade bereits in Bewegung und trieb ihre Gegner ins Eislabyrinth. Noch ehe diese wussten was wirklich los war, hatten Raul und Julia sich bereits in dem undurchsichtigen Labyrinth verfangen. Mit einem Mal zersplitterten die Eiswände um sie herum und brachten sie bei dem Versuch den Eisbrocken auszuweichen aus dem Gleichgewicht.

„Dranzer, fire twist Attack.“

Die Flammen griffen um sich und erfassten die beiden gegnerischen Blades. Kaum waren sie von dem Feuertornado erfasst worden mussten Raul und Julia hilflos mitansehen wie ihre Blade unkontrolliert durch die Luft wirbelten.

„Wolborg. Arctic Blizzard.“

Kaum hatte Tala seine Attacke gestartet, löste sich der Feuertornado auf und die gegnerischen Blade gefroren mitten in der Luft. Es war die perfekte Situation für den letzten Angriff und er hatte nicht vor ihn zu verschwenden.
 

Sichtlich zufrieden betrachtete Tala sein Werk. Die Blades ihrer Gegner lagen neben der Arena, während ihre in einer angemessenen Kreiselbewegung in der Beyarena verweilten. Eine Tatsache, die ihre Gegner nur dazu brachte mit offenen Mündern auf ihre Blade zu starren. Sie beiden hatten die Attacke zwar schon mal gesehen, doch nie im Leben hatten sie mit einer solchen Kraft gerechnet. Es schockierte sie, daran bestand kein Zweifeln. Allerdings achteten Kai und Tala nicht auf sie sondern gingen, nach dem sie ihre Blades zurückgerufen hatten, zu den anderen aus ihrem Team.

„2 zu 0 für uns. Mal sehen wie ihr abschneidet.“

„Oh wirklich, dass hätte ich ohne euch niemals gewusst.“

„Wie sagt man so schön. Gewusst ist besser als gedacht.“

„Seit wann bist du der Sprücheklopfer?“

Noch ehe Tala etwas auf diesen Kommentar erwidern konnte, brachte sie Bryan für einen Moment auf eine ungewöhnliche Art und Weise zum Schweigen.

„Könntet ihr für einen Moment den Mund halten. Ich muss mich mental auf den bevorstehenden Kampf mit der hüpfenden Katastrophe einstellen.“

„Du und mental einstellen? Jetzt fehlen mir die Worte.“

„Das kann warten. Spencer kämpft!“

„Wieso…ist ja gemein.“

Eigentlich hatten die Blitzkrieg Boys damit gerechnet, dass Tyson als erstes oder als letztes kämpfen würde, doch da hatten sie sich geirrt. Andererseits, sie hätten es sich auch denken können. Denn sollte Bryan sein Match gegen Daichi verlieren, war es an Tyson die nächsten beiden Matches zu gewinnen. Und zwei Kämpfe nacheinander waren nie einfach zu bewältigen. Insbesondere wenn der erste schon ziemlich heftig war.

„Spencer, setzt ihm zu. Versuch ihn an seine Grenzen zu bringen.“

„Keine Sorge, selbst wenn wir die nächsten Runden verlieren, wird keiner der beiden wirklich in der Lage sein zu stehen. Ihr werdet sie also anschließend innerhalb von Sekunden besiegen.“

So war zumindest der Plan, doch sich komplett auf einen erstellten Plan zu verlassen war ein Fehler und das wussten sie nur zu gut. Aus diesem Grund gab es für sie immer einen Plan B. Allerdings hofften sie, dass sie nicht darauf zurückgreifen mussten.
 

Mit diesem Gedanken beobachteten sie, wie Spencer seinem Gegner entgegen trat. Wasser würde gleich auf Wind treffen. Zwar wussten sie, dass Spencer nicht so stark war wie Bryan, doch wenn man berücksichtigte, dass der weißhaarige im letzten Kampf gegen Tyson verloren hatte war das die beste Variante. Möglicherweise hatte Bryan ja eine bessere Chance gegen Daichi.

„Er wird Tyson schon aufscheuchen.“

„Ich hoffe dennoch, dass er sich mit seinem Match beeilt. Wir haben immerhin noch eine Verabredung, die wir nicht verpassen sollten.“

Das stimmte. Boris Gerichtsverhandlung war auf den heutigen Tag verlegt worden, was durchaus ein Schock gewesen war. Das Timing hätte für diesen nicht besser sein können. Bei ihrem Glück mussten sie sich am Ende entscheiden ob sie das Turnier zu Ende brachten oder es abbrachen um gegen Boris auszusagen. Nachdenklich blickte Tala bei diesen Gedanken auf die Uhr. Kai und er hatten wesentlich länger für den Kampf gebraucht als sie erwartet hatten.

„Das wird noch knapp.“

Mit diesen Worten blickte er zu dem Kampf zwischen Spencer und Tyson. Ersterer zog wirklich alle Register und donnerte Tyson eine Spezialattacke nach der nächsten entgegen. Umso erstaunlicher, dass dieser den Kampf weiterführen konnte. Tysons Blade hatte einiges einstecken müssen, insbesondere deshalb weil dieser nicht erwartet hatte, dass Spencer sofort aufs ganze gehen würde. Demnach hatte die erste Angriffswelle ins Schwarze getroffen und ihn taumelnd zurück gelassen, wodurch er der zweiten ebenfalls ungeschützt entgegenstand. Es lief demnach recht gut für diesen, doch sie kannten Tyson gut genug um zu wissen, dass dieser noch nicht am Ende war. Und wie erwartet setzte Tyson mit seinem Dragoon nach.
 

Der Tornado zog sich steil in den Himmel. Intuitiv ließ Spencer seinen Blade zurückweichen. Diese Attacke würde nicht lange andauern und solange musste er durchhalten. Unablässig zählte er die Sekunden. Sie hatten Tysons Attacke genau studiert. Kai hatte diese Attacke sogar imitiert, damit sie eine bessere Trainingsbasis hatten, doch wirklich identisch waren sie nicht. Kais Feuertornado war wesentlich instabiler, doch Tysons war klar strukturiert.

„Los Seaborg. Geyser blast.“

Mit enormer Geschwindigkeit wurde sein Blade in die Luft geschossen. Nun war er über dem Tornado und erlaubte seinem Blade eine gute Sicht auf den Gegnerischen Blade. Das war seine neuste Attacke. Bei Kai hatte diese Attacke nicht funktioniert, doch gegen Tyson würde sie zum Erfolg führen. Zufrieden sah er zu, wie sein Blade ungebremst nach unten sauste, direkt auf Tysons Blade zu. Dann kam die Kollision. Dragoon wurde zur Seite gestoßen und schlug wilde Saltos, fing sich jedoch an der Arenenwand wieder und brachte diesen mit knapper Not an der Kante wieder unter Kontrolle. Ein Grund wieso Spencer ihn nur einem finsteren Blick zuwarf. Dieser Tyson hatte aus irgendeinem unerfindlichen Grund mehr Glück als Verstand. Und genau dieses Glück musste enden und zwar schnell. Mit diesen Gedanken setzte Spencer wieder zum Angriff an, doch in der Zwischenzeit hatte sich Tyson von dem fast rausschmiss wieder erholt. Unnachgiebig kollidierten die beiden Blades miteinander. Die Zusammenschläge wurden immer heftiger, wodurch die Blades durch den Rückschlag der Attacken noch weiter zurück geschleudert wurden. Mittlerweile kamen sie nach jedem Zusammenprall gefährlich dicht an die Arenenwand. Ein letztes Mal prallten die beiden Blades gegeneinander, bevor sie durch den Rückschlag vom Boden abhoben und über den Arenenrand hinweggeschleudert wurden. Zumindest Spencers Blade ereilte dieses Schicksal. Der Blade von Tyson hingegen streifte den schmalen Rand der Arena und wurde zurückgeworfen.
 

Wankend kam Tysons Blade wieder auf dem Arenenboden auf. Eine Tatsache, die Spencer leise fluchen ließ. Er hatte den Kampf zwar nur knapp verloren, aber eine Niederlage war nun mal eine Niederlage. Unzufrieden schritt er zurück zu seinem Team.

„Sieh zu, dass du besser abschneidest.“

Mit diesen Worten hatte sich Spencer auf die Bank fallen lassen. Zwar hatte er nicht wirklich mit einem Sieg gerechnet, doch frustrierend war die Niederlage schon.

„Wie liegen wir in der Zeit?“

„Spencer hast ein paar Sekunden aufgeholt, dennoch liegen wir 2 Minuten zurück.“

Bryan nahm diese Worte nur zur Kenntnis ehe er seinem Gegner gegenübertrat. Er musste also kurzen Prozess mit Daichi machen. Andernfalls konnte es noch eng werden. Während er zur neuen Arena schritt, konnte Spencer sich einfach nicht länger zurückhalten.

„Das wär’s jetzt noch, wenn wir das Turnier wegen Boris Prozess schmeißen müssen.“

„Deshalb haben wir uns auch eine Verzögerung von einer halben Stunde eingeräumt.“

Zugegeben, sollten sie diese Zeit nur leicht überschreiten konnten sie sich auf einen Dauersprint gefasst machen. Im Prinzip durften sie maximal 10 Minuten überschreiten, damit sie in einem angemessenen Tempo zum Gerichtsgebäude gehen konnten. Allerdings waren sie in dieser Berechnung von einem vierten Entscheidungskampf ausgegangen, doch ob dieser stattfinden würde war fraglich. Es hing alles von dem Kampfausgang zwischen Daichi und Bryan ab.

„Hoffen wir einfach, dass Bryan sich gegen Daichi durchsetzen kann. Dann haben wir kein Zeitproblem mehr.“

„Sieht nur leider nicht danach aus.“

Irritiert hatte sich Tala bei diesen Worten von dem Jüngeren abgewandt und zur Arena gesehen. Auch er musste feststellen, dass der laufende Kampf nicht wirklich besser verlief als der zwischen Spencer und Tyson.
 

Und Kai sollte mit seinem Gefühl recht behalten. Zwar lieferte Bryan einen guten Kampf, doch es änderte nichts daran, dass sein Blade als erstes die Arena verließ.

„2 zu 2.“

„Ja und die beiden sind zwar außer Atem, aber es könnte doch noch schwer sein einen der beiden zu schlagen.“

„Dann gibt es nur einen Ausweg um einen Sieg zu garantieren.“

„Ich hab es befürchtet.“

Er hatte gehofft, dass zumindest Bryan sein Match gewinnen würde, doch da hatten sie wohl zu viel auf eine Karte gesetzt. Ein weiteres Mal sah er auf die Uhr, bevor er sich bereit machte ihren Plan B einzuleiten. Noch einmal atmete Tala kurz durch. Er war nicht wirklich überzeugt. Doch da er sich sicher war, dass ihr gegnerisches Team Tyson als letzten Blader ins Rennen schicken würde, blieb ihm keine andere Möglichkeit. Alles andere war zu riskant.

„Die Runde nähert sich dem Ende. Nun steht nur noch ein letzter entscheidender Kampf offen. Wenn werden die Teams wählen. Wird es wieder zu einem spektakulären Endkampf zwischen Tyson und Kai kommen oder werden Daichi und Tala ihr Match vom letzten Jahr fortführen. Tala scheint sich diese Herausforderung stellen zu wollen, wie wird die BBA Revolution darauf reagieren und wer wird sein Gegner sein. Wir können gespannt sein….“

„Hey Jazzman. Tu uns den Gefallen und halt nur einmal im Leben deine Zunge im Zaum. Wir wollen was sagen!“

Für einen Moment verschlug diese Reaktion jedem die Stimme und es herrschte ein bitteres Schweigen. Selbst Jazzman konnte nur einige wenige Worte stammeln, ehe er sich verbal zurück zog und gespannt lauschte.

„Äh nur zu.“

„Tyson, Daichi. Wir schlagen euch für den letzten Kampf ein Teammatch vor.“

„Ein Teammatch? Meint ihr das ernst?“

„Todernst!“

Bei diesen Worten stand nun auch Ramiro auf und gab seine Meinung zum Besten. Immerhin war es seine Pflicht sein Team zu beraten. Und besonders in dieser Situation war es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren und die Möglichkeiten genau abzuwiegen.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, würden wir das gerne besprechen.“

Mit diesen Worten lotste er die anderen zu der Bank und ließen die Blitzkrieg Boys ohne eine Antwort hinter sich zurück.

Mittlerweile war auch Kai zu seinem rothaarigen Teampartner getreten und blickte mit einem undefinierbaren Blick zu dem mittlerweile diskutierenden gegnerischen Team.

„Glaubst du sie nehmen an?“

„Denk schon. Sieh es mal von der offensichtlichen Seite. Wenn es ein Einzelmatch ist fällt die Wahl auf Tyson und mich. In dem Punkt sind wir leider berechenbar und das weiß Ramiro. Die Frage die sich stellt ist nur, ob er das Risiko mit einem Blader eingehen soll oder ob er auf Nummer sicher gehen soll und auf zwei Blader zurückgreift. Und in Tysons derzeitigen Zustand…“

„Stimmt unser Match war ja die reinste Erholung.“

„Das würde ich jetzt nicht sagen, aber wir haben definitiv ein Ausdauerbonus.“

„Und das macht dir nichts aus?“

„In gewisser Weise schon. Aber darauf kann ich dieses Mal keine Rücksicht nehmen. Immerhin schulde ich dir noch einen Sieg.“

„Das hört man gerne…aber wenn dir so viel daran liegt können wir in der Zeit wo die diskutieren noch einen kleinen Showkampf abliefern.“

Auch wenn der Vorschlag von Tala selbst kam, war er froh, dass Kai nur verneinend den Kopf schüttelte. Das Publikum hätte es wahrscheinlich begrüßt, doch der jüngere stand zu seinem Wort. In diesem Turnier zählte der Sieg und in dem Punkt würde er keinen Rückzieher machen.

„Wie steht die Prognose?“

Mit diesen Worten hatten sich auch die anderen Mitglieder der Blitzkrieg Boys zu ihnen gesellt. Alle waren sichtlich gespannt wie sich das gegnerische Team entscheiden würde, doch so wie es aussah waren die einzelnen Mitglieder geteilter Meinung. Doch sie hatten es nicht eilig. Wobei eilig hatten sie es schon, doch die paar Minuten konnten sie auch warten, immerhin würden sie ihren Kampf bekommen. Zumindest früher oder später.
 

Für die Anwesenden schien die Entscheidung dennoch eine halbe Ewigkeit zu dauern, doch dann war sie gefällt und die BBA Revolution Blader wendeten sich zu ihren Gegnern.

„Wir stimmen zu!“

„Sehr schön.“

Das war schon mal ein guter Anfang. Tala konnte nicht leugnen, dass ein Teil von ihm bei diese Worten eine echte Erleichterung verspürte.

„Damit steht es fest. Der letzte und entscheidende Kampf der diesjährigen Weltmeisterschaft wird ein 2 gegen 2 Match sein. Die Weltmeister des letzten Jahres Tyson und Daichi treten gegen Tala und Kai an. Was für eine Wendung, was für ein Ereignis…“

Während Jazzman weiter redete, wendeten sich Bryan, Spencer und Ian wieder Richtung Trainerbank. Sie konnten ihren beiden Teammitgliedern nun eh nicht mehr helfen. Kai und Tala hingegen schritten auf die Arena vor. Nun gab es kein Zurück mehr. Das hier war ihre letzte Option und mit dieser Entscheidung setzten sie alles auf eine Karte. Doch wenn das hier nicht der Richtige Moment war um auf volles Risiko zu gehen, dann gab es keinen. Nun hieß es jetzt oder nie. Mit diesen Gedanken bereiteten sie ihre Starter vor. Noch einmal atmeten sie tief durch. Sie mussten auf alle ihrer Ressourcen zurückgreifen wenn sie gewinnen wollten, doch wenn es anders wäre, dann wäre dass hier kein richtiger Finalkampf. Sie würden ihre Gegner auf die Knie zwingen und wenn sie das letzte bisschen Energie dafür geben mussten. Dieses Mal würde der Sieg ihnen gehören.
 

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Ein letzter Kampf

Kapitel 35: Ein letzter Kampf
 

Die Blades rasten durch die Arena. Ungehindert und mit voller Geschwindigkeit zogen sie eine Runde nach der anderen. In regelmäßigen Abständen gingen sie auf Angriff. Auf ein kurzes Kräftemessen folgte eine Reihe von Ausweichmanövern. Keiner der vier Blader ging wirklich auf Risiko, nicht solange sie nicht wussten, wer welches Ass auf der Hand hatte. Doch dann entschied sich Tala dazu den Anfang zu machen.

„Frozen Wall attacke.“

Weiße Eiswände erhoben sich aus dem Boden und bedeckten nahezu die Hälfte der Arena. Ein dunkler Schatten fegte an den eisigen Gebilde entlang. Eissplitter wirbelten durch die Luft und ließ die Arena in einem silberglänzenden Licht erstrahlen. Noch ehe Tyson und Daichi wussten wie ihnen geschah krachten ihre Blades schon von einer Eiswand in die nächste. Sie hatten das Gefühl, als hätte man sie in einen Glaskäfig gesperrt und schon bald hatten sie die Orientierung vollends verloren. Nur mit größtem Widerwillen ließen sie ihre Blades auf der Stelle kreiseln und nahmen sich die Zeit sich etwas genauer in der neu gestalteten Arena umzusehen. Doch wirklich helfen konnte ihnen die kurze Pause nicht. Fassungslos blickten sie zu den gegnerischen Blades, die scheinbar spielend durch die Arena fegten und nicht einmal mit den eisigen Wänden kollidieren obwohl sie nicht eine Sekunde langsamer wurden. Erst als Tyson dachte, dass Kais Blade einen Angriff auf ihn starten wollte, setzte er seinen Blade wieder in Bewegung. Ein Fehler, denn kurz nachdem die beiden sich berühren konnte, nahm Dranzer eine schnelle Kurve, während Dragon weiter geradeauskreiselte und keine Sekunde später gegen die nächste Eiswand knallte. Bevor er sich jedoch von dem Schreck erholen konnte wurde sein Blade ein weiteres Mal gegen dieselbe Eiswand geschleudert und zwar von Talas Blade der kaum eine Sekunde später hinter ihm aufgetaucht war.
 

Ohne lange nachzudenken ließ er seinen Blade herumschnellen und nahm die Verfolgung auf. Solange er dem Blade auf den Fersen blieb würde er auf dem richtigen Weg bleibe. Es war eine gute Idee, doch es gab einen Harken an dem Plan. Tala war nicht sein einziger Gegner und als ob man ihm das beweisen wollte, schoss auf einmal Dranzer zu seiner rechten hervor und ließ Dragon mit einem kurzen Zusammenprall vom Kurs abkommen. Es waren nur wenige Sekunden, doch es reichte, damit die beiden gegnerischen Blade sich wieder zurückzuziehen und ihn ein weiteres Mal in dem undurchsichtigen Wirrwarr von Eiswänden zurück zu lassen. Doch er war nicht der einzige der zunehmend an seinem Verstand zweifelte. Auch Daichi wurde mit jeder Wand gegen die er knallte wütender. Eines stand fest auf diese Weise konnten sie nicht gegen die Blitzkrieg Boys gewinnen.

„Ich hab kein Bock auf diesen Mist. Los Strater Dragoon Great Cutter.“

Kaum hatte Daichi seine Attacke gestartet, da riss sein Blade die Eiswände auch schon nieder und ließ dadurch Eisbrocken auf die anderen Blades niederregnen. Diese hatten sichtlich Mühe dem Bombardement zu entgehen. Scheinbar hatten sie dieses Szenarium nicht in ihrer Strategie mit einberechnet. Entweder das oder sie waren nicht dazu gekommen frühzeitig Abstand zu nehmen, immerhin waren sie lediglich 3 Eiswände entfernt und das war keine große Entfernung. Letzten Endes wurde es Kai jedoch zu bunt.

„Blazing Gig.“

Der Feuerangriff fegte durch die Arena und sowohl Daichi als auch Tyson hatten Mühe der Attacke auszuweichen. Bevor sie sich jedoch von dem Schock der Attacke erholt hatten, steuerten die gegnerischen Blades bereits auf sie zu. Mit einem lauten Knall krachten die vier Blades aufeinander und erzeugten eine so starke Druckwelle, dass die Blader Mühe hatten sich auf den Beinen zu halten.
 

Mit größter Anstrengung heilten Tyson und Daichi gegen den Angriff. Ihre Gegner waren stark, dass hatten sie von vornherein gewusst, doch die Stärke, die ihnen jetzt entgegen geschleudert wurde hatten sie dennoch nicht erwartet. Was allein schon merkwürdig genug war, da Tyson bei der letzten Weltmeisterschaft ein ähnliches Gefühl hatte. Eigentlich hätte er damit rechnen müssen immerhin kannte er Kai lange genug. Doch auch Tala schien deutlich stärker als er ihn in Erinnerung hatte. Das war wahrscheinlich auch der Grund wieso ihn die harten Attacken des rothaarigen soweit zurückdrängen konnten.

„Komm schon.“

Mit diesen Worten griff Tala ein weiteres Mal an. Ohne Unterlass attackierte er Tysons Blade, während Kai sich um dessen Teampartner kümmerte. Und nein sie hatten sich bei dieser Aufteilung nicht vertan. Dieses Vorgehen war geplant und zwar schon bevor das Finale begonnen hatte. Es war ihr Plan B. Plan A hatte sich relativ schnell als Zeitverschwendung herausgestellt, doch zumindest hatte sie Daichi dazu gebracht seine Spezialattacke zu verschwenden. Nun musste Kai ihn nur noch genug zusetzen und wenn dieser unaufmerksam genug war, konnten sie die Phase 2 einleiten.

„Wolborg, jetzt!“

Das war die einzige Vorwarnung. Blitzschnell zog Wolborg eine scharfe Kurve und entging somit Tysons nächstem Angriff. Kurz darauf knallte er gegen Strater Dragoon und schleuderte ihn einige Meter nach rechts. Derweil hatte Kais Dranzer schon eine Attacke auf Dragoon gestartet und ihm dieselbe Gefälligkeit erwiesen. Die beiden Attacken waren so nahtlos ineinander übergegangen, dass ihre Gegner keine Chance hatten diesen zu entgehen.
 

Es war eine Aktion, die zumindest Daichi dazu brachte sich verwirrt umzusehen. Doch noch bevor er handeln konnte zogen sich die beiden Blades ihrer Gegner zurück. Ein Vorgehen, das weder ihm noch Tyson wirklich zusagte. Zum einen, weil die Blitzkrieg Boys nie einem Kampf auswichen und deshalb so gut wie nie auf Ausweichen setzten und zum anderen, da diese Entwicklung nach dem was sie in diesem Turnier gesehen hatten nichts Gutes verheißen konnte. Allerdings waren sie nicht die einzigen die diesen Gedanken hatten.

„Verdammt Tyson, Daichi, pass auf. Die ziehen gleich wieder ihre Freezing Fire Attacke durch.“

Dieser Kommentar brachte Tala dazu innerlich die Augen zu verdrehen. Mit all den Daten welche die gegnerischen Teams gesammelt hatten, hätten sie wissen müssen, dass ihr Rückzug nicht zwangsläufig auf diese Attacke hinwies. Zumal ein entscheidendes Detail fehlte um diese durchzuführen.

„Nichts für ungut dahinten, aber für den Fall dass es noch nicht bekannt ist. Diese Attacke kann nur durchgeführt werden, wenn sich unsere Blades in die entgegengesetzte Richtung drehen. Demnach steht sie in diesen Kampf vorläufig nicht auf den Programm.“

Ohne ein weites Wort zu sagen ließ er seinen Blade wieder auf Daichi zu kreiseln. Es war doch immer wieder überraschend wie schnell sich die Gegner an eine bestimmte Technik gewöhnen. Und auch wenn er gerade zugegeben hatte, dass diese Attacke für diesen Kampf nicht eingeplant ist, so hieß das nicht, dass sie diese nicht verwenden würden. Um genau zu sein gehört sie zum Ersatzplan Z8. Was soviel bedeutete wie: Keinerlei weiteren gewinnbringende Aktionen mehr verfügbar. Wobei die Kombination ihre eigene kleine Bedeutung hatte.

„Aber das heißt nicht, dass wir es euch leicht machen.“

Mit diesen letzten Worten griff Tala an und läutete damit eine neue Strategie ein. Doch diese Strategie war nur der Auftakt einer weiteren. Bevor er diese jedoch einleiten konnte musste er Daichi etwas zusetzen. Und er konnte nur hoffen, dass sein Teampartner Tyson solange in Schach halten konnte, bis er die Strategie umgesetzt hatte. Was nicht einfach war, da dieser im Laufe des anherrschenden Planes an zwei Fronten kämpfen musste. Es war viel verlangt, doch sie hatten auch lange genug dafür trainiert. Und was Dranzer betraf, so hatten sie diesen Blade für eben jenen Kampf umgerüstet und die Arbeit hatte sich ausgezahlt. Die schnellen und abrupten Wendemanöver waren eine Herausforderung, selbst für Beyblades, die auf Balance ausgerichtet waren. Brach der Blade einmal aus seinem Kurs aus, kostete das Zeit und vor allem den Überraschungsmoment. Diesen jedoch brauchten sie und bis jetzt lief alles einwandfrei.

Während Tala sichtlich zufrieden mit der laufenden Kampfführung war, schien Daichi von der Taktik seiner Gegner restlos überfordert. Jedes Mal wenn er sich auf den nächsten Angriff des herannahenden Gegners vorbereitete, zogen sich diese urplötzlich zurück und kaum vernachlässigte er seine Verteidigung nur eine einzige Sekunde lang, waren beide Gegner gleichzeitig dabei seinen Blade auseinander zu nehmen. Hinzu kam, dass jedes Mal wenn Tyson eingreifen wollte ihre Gegner ihn so ausspielten, dass sein Dragon früher oder später auf Strater Dragoon zukam. Dass sie bisher noch nicht Zusammengestoßen war, war mehr Glück als können. Es war als wüssten sie genau was er plante und genau dass ließ nur einen einzigen Schluss zu.

„Hey könnt ihr mal ernsthaft kämpfen. Auf eure Antäuschaktionen habe ich echt kein Bock mehr.“

„Entschuldigung, aber sowas nennt man Pokern.“

„Was?“

„Das ist etwas von dem kleine Kinder keine Ahnung haben. Ein herrliches Spiel in dem es nur um Lug und Trug geht. Aber ich glaube dafür fehlt dir der nötige Grips.“

Mehr brauchte Tala nicht sagen, damit Daichi komplett die Beherrschung verlor. Dieser mochte zwar ein guter Blader sein, doch seine impulsive Art gab ihnen einen echten Vorteil in diesem Kampf. Allerdings war ihm auch bewusst, dass er nun extrem vorsichtig sein musste. Denn sollte Daichi alle Vernunft verlieren und einen Großteil seine Kraft in die nächsten Angriffe stecken, konnten selbst sie Probleme kriegen. Und als hätte er es geahnt, schoss Daichis Blade mit brachialer Geschwindigkeit auf ihm zu. Zwar hatte er damit gerechnet, allerdings nicht mit dieser Schnelligkeit, wodurch er dem Angriff nicht komplett ausweichen konnte. Das hatte zur Folge, dass sich die beiden Blades berührten und aus der Bahn geworden. Sein eigener schlitterte auf den Arenenrand zu. Nur mit knapper Not hielt sich Tala in der Arena, wobei sein Blade dennoch einige wenige Sekunden genau auf der Kante der Beyarena wippte. Und eben diese paar Sekunden waren viel zu lang für seinen Geschmack. Die Aktion hätte schief gehen können und zu allem Überfluss war er nicht der einzige der das zu spüren bekommen hatte.
 

- Auf der Tribüne -
 

Leicht amüsiert richtete Emilie ihre Laptopkamera neu aus. Nach Daichi verdatterten Gesichtsausdruck konnte selbst sie sich für einen Moment nicht zurückhalten. Und sie war bei weitem nicht die einzige, die leicht über die Reaktion des rothaarigen lachen mussten.

„Also eines muss man Daichi lassen. Er ist der geborene Komiker.“

„Ein anstrengender Komiker. “

Mit den Worten hatte Rick nicht ganz unrecht. Es gab Tage im Leben da war es eine willkommende Abwechslung Daichi als Begleiter zu haben und dann gab es jene Tage wo man ihm am liebsten den Kopf umdrehen würde. Doch das traf wahrscheinlich auf einen Großteil der Blader zu. Ray wollte lieber nicht daran denken wie oft er es schon bei Tyson, Max und auch Kai vorgehabt hatte. Und ja er warf sie in der Hinsicht alle in eine Kiste. Nicht weil sie vom Charakter her gleich waren, sondern weil deren Verhaltensweisen jede für sich auf Dauer anstrengend sein konnte.

„Aber man muss ihm wenigstens zu Gute halten, dass er Talas Attacke ziemlich effektiv zerschlagen hat.“

„Das schon, Max. Die Frage ist nur inwieweit ihm das weiter hilft… Ich meine seht euch den Kampf mal genau an. Daichi und Tyson schlagen sich richtig gut gegen die beiden und trotzdem scheinen die anderen beiden mehr als zuversichtlich, dass sie gewinnen.“

Bei diesen Worten blickte Emilie nachdenklich auf ihren Laptop. Insgeheim fragte sie sich wie die letzte Weltmeisterschaft ausgegangen wäre, wenn die vier damals schon im Team gekämpft hätten.

„Wann lassen die beiden sich je etwas anmerken.“

Das war die Frage der Fragen. Die Blitzkrieg Boys waren meistens darauf bedacht sich nicht in die Karten schauen zu lassen und dennoch ließen sie ihre Barrieren in Extremsituationen fallen. Wobei Extremsituationen das falsche Wort war es waren lediglich Situationen, die ziemlich an den Nerven der einzelnen Mitglieder rissen bis diese es nicht mehr ertragen konnten. Allerdings war es dennoch selten genug und dauerte meist nicht lange an.
 

Eines stand jedoch fest weder er noch einer aus den anderen Team würde die fünf Blader je verstehen und vielleicht war es sogar besser so.

„Was schätzt du wer gewinnt?“

„Keine Ahnung, Max. Kai und Tala waren das gesamte Turnier über unberechenbar. Darüber hinaus sind sie überlegen wie eh und je. Allerdings scheinen sie die Fehler vom letzten Jahr zu wiederholen. Sie gehen von Anfang an aufs Ganze und ich weiß nicht wie lange sie das durchhalten können. Allerdings hat Daichi bereits bewiesen dass er jede Möglichkeit nutzt um zu kontern, auch wenn es ein enormes Risiko bedeutet. So wie in diesem Moment. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich seinen Blade für einen wildgewordener Flummi halten, der es auf Talas Blade abgesehen hat. Und wenn ich eines weiß dann dass, das Tala diese Reaktion provoziert hat. Und so wie ich die Blitzkrieg Boys einschätze, dann ist das Teil einer Falle, die Tala und Kai für ihn aufgestellt haben. Sollte Daichi sich also nicht langsam einkriegen und den beiden genug Zeit für ihren nächsten Move geben, dann könnte es schlecht für Tyson aussehen.“

„Stimmt, falls Daichi ausscheidet, werden die beiden Tyson Blade nach allen Regeln der Kunst auseinandernehmen.“

„Also seht ihr die Blitzkrieg Boys als Sieger.“

„Das hat keiner gesagt, Garland.“

„Jetzt beruhigt dich wieder, Ray. Ist ja kein Weltuntergang.“

Garland hatte den Kommentar nicht als Vorwurf gemeint. Im Gegenteil. Seit dem Beginn des Finales hatte er sich gefragt, welches der Teams wohl das bessere sein würde. Insbesondere nachdem er die Teamaufstellung der Blitzkrieg Boys gesehen hatte. Eines musste er zugeben. Es hatte ihn sichtlich verwundert, dass Tala und Kai für das Zweiermatch aufgestellt wurden. Ohne Frage stellten sie das beste Doppel des Teams da, doch gerade deshalb hätte er diese Aufstellung vermieden. Hätte man sie die beiden die Einzelmatches bestreiten lassen und Bryan und Spencer das Doppel, so könnte das Finale bereits entschieden sein, insbesondere da die beiden auch kein schlechtes Team abgaben.

„Dennoch, die Blitzkrieg Boys haben es sich unnötig schwer gemacht.“

„Das sehe ich anders. Für die BBA Revolution gab es von vornherein nur 2 Doppelvarianten. Raul und Julia oder Tyson und Daichi. Natürlich hast du Recht damit, dass sie es bei dieser Aufstellung hätten einfacher haben können. Doch du musst auch bedenken, dass sie nicht wussten welches Doppel Ramiro einsetzen würde. Angenommen er hätte Daichi und Tyson gewählt, so wäre ihre Aufteilung aufgegangen. “

Es war alles eine Frage der Perspektive. Und das war das große Problem in diesem Turnier. Man musste sich in seine Gegner hineinversetzten. Das war die einzige Chance die Oberhand in diesem Turnier zu gewinnen. Allerdings hatte Hiro feststellen müssen, dass das nicht so einfach war wie er es vermutet hatte.
 

Er selbst war sich bis zu diesem Turnier sicher, dass er seine Mitmenschen einschätzen konnte. Nun wurde er eines besseren belehrt. Es gab Teams dessen Teamaufstellung er vor der offiziellen Verkündung vorhersagen konnte, doch bei den Blitzkrieg Boys als auch bei den New Battalions lag er zu 100% falsch. Was an sich schon frustrierend genug war, da er die Überzeugung vertreten hatte, dass er selbst die Blitzkrieg Boys einschätzen konnte. Zumindest zu einem speziellen Grad. Die Wahrheit war, dass er sich geirrt hatte und das er in Sachen Strategien nicht so gut war wie er es gerne hätte. Insgeheim fragte er sich wie dieser Kampf zwischen den BBA Revolution und den Blitzkrieg Boys verlaufen würde, wenn sein Vater eines der beiden Teams trainiert hätte. Sein Vater war einfach ein ausgezeichneter Stratege.

„Ich bin mir nicht so sicher ob das wirklich besser gewesen wäre Hiro. Der Kampf gegen Bryan und Spencer hat Tyson und Daichi ganz schön Kraft gekostet. Und nachdem was ich alles mitbekommen habe, könnte das auch der Plan der Blitzkrieg Boys gewesen sein.“

„Garland hat gar nicht unrecht. Die Blitzkrieg Boys sind unberechenbar. Was wissen wir schon was in deren Köpfen vorgeht.“

„Es würde mich nicht mal wundern wenn sich in deren Köpfen der eine oder andere Suizidgedanke verstecken würde.“

Gut das war vielleicht übertrieben, doch die Sache mit Boris hätte durchaus als einer durchgehen können. Welcher normaldenkende Mensch legt sich bitte mit der doppelten Anzahl an Gegnern an.

„Das ist nicht lustig, Brooklyn.“

Nach allem was passiert war konnte Ray nicht wirklich lachen. Er wusste dass die Blitzkrieg Boys in ihren Vorgehensweisen sehr extrem waren, doch das war eine Thematik die er nicht näher beleuchten wollte.

„Brooklyn hat gar nicht mal so Unrecht. Ich persönlich hätte mich kein zweites Mal mit Brooklyn angelegt und schon gar nicht mit Boris. Zumindest nicht mit der Vorgeschichte. Wobei ich nicht mal sicher bin, ob wir wirklich die ganze Vorgeschichte kennen.“

„Einigen wir uns auf lebensmüde. Ich glaube das trifft es deutlich besser.“

Mit diesem Kommentar richtete sich der Sprecher wieder dem Kampf zu. Es war nicht zu übersehen, dass sie noch einige Zeit hier verbringen durften. Auch wenn Tala und Kai das Match unter Kontrolle zu haben schienen, hieß das nicht, dass der Sieger schon fest stand. Es war nur eine Frage der Zeit bis die Hartnäckigkeit ihrer Gegner an ihren Nerven ziehen würde und dann ging der eigentliche Kampf los. Daichi und Tyson mussten nur lange genug durchhalten. Irgendwann würden selbst die Blitzkrieg Boys auf Risiko gehen und dann würden die Karten neu verteilt werden. Es war lediglich eine Frage der Zeit. Und zumindest in diesem Punkt sollte er Recht behalten. Tala hatte sich verschätzt und dadurch sich und seinen Partner fast aus der Arena befördert. Nur leider hießt fast nicht, das der Kampf vorbei war.
 

- Bei den Bladern in der Arena -
 

Daichis Blade war nach dem Zusammenstoß mit Tala in die andere Hälfte der Arena geschleudert worden. Der Plan war es eigentlich, dass Tala der Attacke des Jüngeren komplett auswich und dieser seinen Blade geradewegs ins Aus beförderte. Das Problem an der Sache war nur, dass Daichi ihn berührt hatte und dessen Blade dadurch in die falsche Richtung gestoßen wurde. Und als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, lag dessen Flugbahn ausgerechnet auf Höhe der anderen Blades. Und natürlich kam es wie es kommen musste. Da konzentrierte sich Kai einmal auf seinen derzeitigen Kampf und schon schoss ein außer Kontrolle geratender Blade auf ihn zu und drängte ihn vom Kurs ab. Eine Entwicklung, die nicht im Geringsten eingeplant war, weshalb dieser, sobald er seinen Blade wieder unter Kontrolle hatte, auf Abstand ging. Das war das einzige was er machen konnte. Abstand nehmen und neu organisieren. Ein Vorgehen, welches nicht nur Kai verfolgte, sondern auch Tala. Und zumindest für Kai war es die schlauste Methode, zumal Tyson nicht daran dachte diese Situation ungenutzt verstreichen zu lassen. Ohne weiter nachzudenken hatte er seinen Blade dazu gebracht Kais Blade mit harten Angriffen zu bombardieren. Dennoch konnte Kai seinem Blade durch dieses Vorgehen den größtmöglichen Schaden ersparen.

„Das mit dem Timing war wohl nichts.“

„Hey, du hast nicht aufgepasst.“

Klar hatte er es verbockt. Doch nur weil sein Partner den Plan kannte hieß das nicht, dass er unaufmerksam werden durfte. Nun hieß es erstmal ausweichen und überlegen, mit welcher Planvariante sie weitermachen sollten, bevor Tyson und Daichi es doch noch schafften den einen oder anderen Treffen zu landen.

„Was hältst du von F.“

„War F nicht das was du gerade verbockt hast?“

„Ich dachte das wäre D, wie Daichi fliegt.“

„D ist demotivieren. F ist Freiflug.“

„Welcher Schwachkopf hat sich das ausgedacht?“

„Du!“

Tala gab es ungern zu, aber er hatte bei dem ganzen Strategien den Faden verloren. Wobei das stimmte nicht ganz er brachte sie nur durcheinander, deswegen hatte er sie so angeordnet, das der Buchstabe zu einem zum Plan passenden Stichwort passt. Doch bei den vielen Eventualitäten die es in diesem Kampf zu beachten gab, bekam selbst er sie nicht mehr alle beisammen.
 

Und es brachte auch nichts weiter über ihre Codewörter zu reden. Sie konnten beide Ruissisch und ihre Gegner nicht. Also konnte er die Strategie auch laut ausplaudern, ohne dass diese mitbekamen, was sie planten.

„Vergiss die verfluchten Buchstaben. Hauen wir sie einfach raus.“

„Ernsthaft?“

Damit stand es nun offiziell fest. Die letzte Nacht war reine Verschwendung. Immerhin hatten sie in dieser nur festgelegt, welche Strategie zu welchem Buchstaben passte. Eine Vorgehensweise die er schon zu dem Zeitpunkt idiotisch fand. Und wenn sie nicht mitten in einem Beybladematch stecken würden, würde er Tala wahrscheinlich hier und jetzt das Leben zur Hölle machen. Doch das musste warten.

„Sorg einfach dafür, dass sie schön stillhalten und nicht abhauen können.“

„Dann eben Plan T....“

Den finsteren Blick seines Partners ignorierte er gekonnt, als er seine Temptationsattacke auf Daichi und Tyson losließ. Ungebremst schossen die roten Federn auf die beiden gegnerischen Blades hinab, doch das war nur die halbe Strategie. Sie diente lediglich dazu die besagten Blades an einem Ort festzusetzen.

„Novae Rog.“

Talas Attacke folgte sofort darauf. Selbst wenn Tyson und Daichi sich von seiner Attacke hätten befreien können, so hatten sie dennoch keine Chance Talas nachfolgender Spezialattacke zu entgehen. Das Resultat war daher simple. Sie trafen beide mitten ins Schwarze und sorgten dafür, dass die gegnerischen Blades zurückgeschleudert wurden.

„Verflucht.“

Das war alles was Tala herausbrachte, als er bemerkte, dass die gegnerischen Blades zwar angeschlagen waren, aber immer noch tapfer weiter kreiselten. Das ganze ging doch nicht mit rechten Dingen zu.
 

Ihr Plan war gut, doch ihre Gegner waren einfach viel zu verbissen um rauszufliegen. Darüber hinaus war er sich gerade hundert Prozentig sicher, dass seine Gegner das Glück gepachtet hatten. Eine Tatsache, die dafür sorgte, dass sie eine Trumpfkarte nach der anderen einbüßten und zudem noch erheblich an Spinn verloren. Er wollte lieber nicht darüber spekulieren, wer von ihnen am meisten Spinn eingebüßt hatte. Eines war sicher, sie hatten viel zu wenig um noch viel wagen zu können, da sie von Anfang an aufs ganze gegangen waren.

„Ersatzplan Z8?“

Zwar antwortete sein Partner nicht auf seine Frage, doch es kümmerte ihn auch nicht. Kai musste nicht zustimmen. Sie hatten gerade ihre letzte für dieses Match entwickelte Technik ausgespielt und der Erfolg war ausgeblieben. Zudem hatten sie den Ersatzplan nicht ohne Grund Z8 genannt. Es war die Abkürzung für unendliche Zerstörung, denn das war, was ihre Technik bewirkte. Mit diesem Gedanken griff er an und trieb die beiden Blades zurück, um Kai die nötige Zeit zugeben die richtigen Bedingungen zu schaffen. Erst als dieser seine Revers Control beendet hatte und sein Blade ruhig in die entgegengesetzte Richtung kreiselte, wendete er sich ein letztes Mal an seine Gegner.

„So Leute, ab jetzt steht die Freezing Fire Attacke wieder auf dem Programm. Bereit?“

„Du redest zu viel, Tala.“

„Was auch immer.“

Eins konnte Tala nicht leugnen. Es war eine echte Genugtuung zu sehen wie seine Gegner bei seinen Worten zusammen gezuckt waren. Sollten die doch wissen was ihnen bevorstand. Verhindern würden sie es eh nicht können. Darüber hinaus sollten die beiden schlau genug sein es zu wissen und wenn nicht gab es immer noch deren Team und das hatte sichtlich Farbe gelassen.
 

Julia und Raul waren von ihren Plätzen aufgestanden und blickten mit besorgten Blicken zur Arena, während Kenny wie wild auf der Tastatur seines Laptops herumhämmerte. Sein Gesicht kreidebleich und mit jeder Sekunde wurden seine Bewegungen hektischer und seine Miene missmutiger. Auch die restlichen beiden im Team machten nicht wirklich einen zuversichtlichen Eindruck. Doch das machte sein eigener Teampartner auch nicht. Wie auch. Sie waren von Anfang an aufs Ganze gegangen und hatten eine Menge ihrer Kraft verbraucht. Diese Technik jetzt einzusetzen war ihre letzte Chance den Sieg für sich zu beanspruchen. Scheiterte die Attacke waren sie draußen. Es war ein Spiel mit dem Feuer und der Ausgang war ungewiss. Zumal die Blades von Daichi und Tyson gerade hell aufleuchteten. Sie würden mit voller Kraft gegenhalten. Ihr Vorteil war es bisher immer, dass ihre Gegner von dieser Attacke überrascht wurden, doch den Ernstfall hatten sie nie trainiert. Was würde passieren wenn ihre Attacke mit voller Wucht auf die Kombiattacke von den beiden knallen würde.

„Das endet in einem Disaster.“

„Möglich. Versuch dir einen festen Stand zu verschaffen.“

Mit diesen Worten fingen auch ihre Blades an zu glühen. Wären sie an der Stelle ihrer Gegner, so hätten sie längst angegriffen, doch diese waren zurück gewichen. Wahrscheinlich waren sie der Meinung dass sie ihre Chance bereit verpasst hatten, da Kais Blade schon neben dem seinigen kreiselte und sich um sie herum ein leichter Feuerstrom gebildet hatte. Doch dieser hätte den beiden nicht gefährlich sein können. Zumindest dann nicht, wenn sie mit voller Geschwindigkeit angegriffen hätten. Dieses Phänomen war einfach nur ein Nebeneffekt, der durch Dranzers Feuerpower und dem um dem Blade herrschenden Energiestrom endstanden war. Doch ob harmlos oder nicht, es verschaffte ihnen Zeit sich genau zu positionieren und je näher sich die beiden Blades kamen, desto stärker zirkulierte der Energiestrom um sie herum. Nur war es nur eine Frage des Timings. Einmal aktiviert, konnte diese Spezialattacke nicht mehr gestoppt werden.

„Beenden wir es.“

Mit diesen Worten schossen ihre Blades zeitgleich los. Und auch ihre Gegner setzten sich in Bewegung. Jeder von ihnen war bereit alles auf eine letzte Karte zu setzen und nur einer würde nach diesem Angriff als Sieger hervorgehen. Das zumindest war der Plan und es machte Sinn. Es war selten, dass nach einem Frontalangriff noch alle Blades im Rennen war. Und selbst wenn, so hieß das nicht dass es der Blader auch noch war.
 

Das war das letzte was Tala dachte, als er und Kai die Freezing Fire-Attacke aktivierte. Nahezu gleichzeitig aktivierten auch ihre beiden Gegner ihre letzte Spezialattacken und hielten ungebremst auf sie zu. Keiner von ihnen war bereit auch nur einen mm zurückzuweichen. Damit rechnend, dass dieser Angriff ihr letzter sein würde. Der Zusammenprall ließ das gesamte Stadium erbeben und die Energie reichte um den Rest der Arena zu zertrümmern, so dass sie einem Schlachtfeld glich.

„Das gibt’s nicht.“

Tala sah nur fassungslos auf die vier Blades. Er wusste nicht wie, doch Tyson und Daichi hatten es wirklich geschafft ihre Teamattacke aufzuhalten. Die Energie der Angriffe richtete sich gen Himmel und nahm den Attacken somit die Kraft. Alles was von dem Angriff übrig blieb war ein gebündelter Energiestahl, der Richtung Stratosphäre schoss und vermutlich früher oder später irgendwo im All verschwinden würde. Allerdings hatte die BBA aus dem letzten Mal gelernt und ein offenes Stadium gebaut, ansonsten hätten sie wieder für ein Loch im Dach gesorgt. Doch das war für den Moment nebensächlich.

„Gut, ihr wollt nicht rausfliegen. Meinetwegen. Dann verabschiedet euch schon mal von euren Blades.“

Mit diesen Worten knallte Wolborg ein weiteres Mal in den Blade von Daichi. Dieser wurde jedoch nur ein Stück zurück gestoßen und ging nur wenige Sekunden später zum Gegenangriff über. Eine Tatsache, die ihn fast noch mehr aufregte, als die Tatsache, dass ihre beste Attacke reine Energieverschwendung war.
 

- Bei der BBA Revolution -
 

Erleichtert ließ sich Hilary auf die Bank zurücksinken. Das Ganze war einfach zu viel für sie. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie zugegeben, dass sie Daichi und Tyson schon als Verlierer gesehen hatte.

„Glück gehabt.“

„Ich weiß nicht, ob man in deren Position wirklich von Glück reden kann. Klar sie haben die Kombiattacke ihrer Gegner aufgehalten. Dafür sind Talas Angriff jetzt umso aggressiver.“

„Was erwartest du Julia. Ich an Talas Stelle wäre auch frustriert wenn all meine Strategien sich in Luft auflösen und ich einfach keinen Schritt weiter komme. Und machen wir uns nichts vor, die Strategien der beiden sind gut durchdacht.“

„Wahrscheinlich haben die Blitzkrieg Boys auch eine halbe Ewigkeit daran gearbeitet. Aber mit einem stimme ich dir zu Raul. Es muss frustrierend für sie sein. Insbesondere wenn man bedenkt, wie überlegen sie in den vorigen Runden waren.“

Es war ja schon im letzten Jahr frustrierend als Team gegen Tyson und Daichi zu verlieren, obwohl sie diese schon einmal geschlagen hatten und deshalb am Finale vorbeizuschießen. Mit diesen Gedanken sah sie wieder zur Arena. So wie es aussah versuchte Tala mit der Brecheisenmethode Boden zu gewinnen und Daichi aus der Arena zu drängen. Und auch Kai und Tyson lieferten sich wieder ein Kopf an Kopf rennen. Doch der Effekt der einzelnen Angriffe war gering. Alle Blades hatten erheblich an Spinn und Power verloren und es war nur eine Frage der Zeit bis dieser Kampf enden würde. Die Frage war nur wer von ihnen Gewinnen würde.

„Gibt es irgendwelche statistischen Werte, Chef?“

„Momentan liegt Kai in Sachen Spinn leicht vorne, was aber überwiegend daran liegt, dass er einen Teil durch seine Reverstechnik zurückgewonnen hat. Dafür steht Tyson in Sachen Bitpower besser da. Die anderen haben einfach viel zu oft auf Spezialattacken zurückgegriffen, besonders Kai und Tala.“

„Es könnte also knapp werden.“

„Jegliche Prognose könnte sich als falsch herausstellen.“

Das war wohl auch das frustrierende an dem Kampf. Egal wie oft er den Kampf analysierte oder wie oft er die verschiedenste Szenarien abspielte, es gab immer das gleiche Ergebnis. Eine unbefriedigende 50%ige Siegeswahrscheinlichkeit und in dieser Berechnung hatte er nicht mal alle Variablen miteinbezogen. Zum Teil weil er bestimmte für unwahrscheinlich hielt und zum anderen, weil er mit Sicherheit auf die eine oder andere nicht gekommen war. Bevor er jedoch länger über die fehlenden Variablen nachdenken konnte, vernahm er einen weiteren lauten Knall.
 

Als sein Blick daraufhin zur Kampfarena schweifte, erwartete ihn das pure Grauen. Es wäre nicht gelogen wenn er sagen würde, dass ihn das Ergebnis der nächsten Angriffswelle geschockt hatte. Schnell checkte er noch einmal die Daten auf seinem Laptop bevor er ihn frustriert zusammen klappte. Eine Reaktion, die seine Teampartner nur verwirrt zurückließen. Wahrscheinlich hatte er gerade eine Botschaft übermittelt, die er gar nicht weiter geben wollte, doch was sollte er tun. Der Kampf war so gut wie vorbei.

„Kenny?“

„Das war’s. Es gibt keine Strategie mehr die irgendetwas bringen würde.“

Tyson und Daichi hatten gerade alles auf eine Karte gesetzt und auch wenn sie nicht draußen waren, so gab es für sie keine Möglichkeit mehr einen Angriff zu starten. Sie waren in einer Sackgasse gelandet aus der sie nicht mehr herauskommen würden.

„Heißt das sie haben verloren.“

Irritiert blickte Hilary in die Arena. Soweit sie das beurteilen konnte waren noch alle vier Blades am kreiseln. Zwar etwas unruhig, aber immerhin waren sie nicht stehen geblieben. Aus diesem Grund war es für sie unverständlich wieso Kenny sie in so einer Art und Weise äußerte. Doch zumindest die anderen aus ihrem Team hatten verstanden was dieser meinte.

„Was für ein Desaster.“

„Die beiden hätten nicht draufhalten sollen, sondern ausweichen.“

Wobei das wahrscheinlich ein sinnloses Unterfangen gewesen wäre, immerhin waren die Blitzkrieg Boys nach ihrer gescheiterten Kombiattacke auf ganze gegangen und das in einer Geschwindigkeit, die für das Auge schwer zu verfolgen war. Und auch die Angriffe hatte es in sich. Kaum gestartet war sie meistens auch schon vorbei. So schnell konnte eigentlich kein Blader reagiere.

„Wie war das mit dem Blitzkrieg noch mal. Er beginnt so schnell, dass es keiner erwartet und endet mit einem katastrophalem Knall, der alle Gegner auf die Knie zwingt?“

Wenn man diese Tatsache mit einbezog dann passte der Kampfstil ideal zu der Blitzkrieg Thematik. In dem Punkt hatten die Blitzkrieg Boys ganze Arbeit geleistet. Die Frage war nur ob diese Attacken ihnen auch dieses Mal den Sieg bringen würde. Julia war sich nur in einem sicher, in diesem Punkt würde sie keinerlei Wetten abschließen.
 

- Bei den Bladern in der Arena -
 

Feuer, Eis, Wind und Erde prallten aufeinander und entfesselten einen Sturm, der selbst auf den hinteren Plätzen der Tribüne noch zu spüren war. Die Erde schien zu beben, während in der Luft eine knisternde Elektrizität zu herrschen schien. Für die Blader war es nur ein leichtes kribbeln, doch eines welches sie deutlich wahrnehmen konnten. Ansonsten merkten sie nichts, zu sehr waren sie auf ihren Kampf fixiert, als das sie etwas anderes hätten wahrnehmen können. Schwer atmend versuchten sie die Situation in der Arena zu erfassen. Mittlerweile hatte sich auch der Sturm um die Blader herum gelegt. Doch das Ergebnis war alles andere als aufbauend, denn für den Moment waren noch alle vier Blades im Rennen.

„Endstation!“

Nun kam es nur noch auf das Glück an. Keiner der sich langsam drehen Blades hatte noch die Kraft einen Angriff zu starten. Alles was sie jetzt tun konnte war zuzusehen wie ein Blade nach dem anderen seinen letzten Schwung verloren hatten und zum Stillstand kam. Tala gab es ungern zu, doch der Sieg schien von seiner Seite aus weiter als jemals zuvor, denn soweit er es überblicken konnte würde sein Blade der erste sein, der zum Stillstand kam. Eine Tatsache die an sich schon deprimierend war, wenn man bedachte, dass sein Blade der einzige war, der auf Ausdauer getrimmt war. Doch er hatte einfach zu viel einstecken müssen. Auch Kai sah sich nachdenklich um. Sie konnten nicht einfach das Glück entscheiden lassen, denn das war in diesem Turnier nicht wirklich auf ihrer Seite gewesen. Immer wieder ließ er seine Augen über die Kampffläche huschen, doch es gab nichts was ihnen helfen konnte. Tala schien recht zu haben sie saßen in einer Zwickmühle.
 

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Zukunftspläne und andere Erkenntnisse

Epilog: Zukunftspläne und andere Erkenntnisse
 

Keiner von ihnen hatte genug Power um einen letzten Angriff zu starten und wenn sie es dennoch versuchten, würden sie das letzte bisschen Spinn welches ihre Blades noch besaßen verschwenden. Unwillkürlich blieben Kais Augen auf den Blades von Tyson und Daichi hängen, die beiden waren sich so nah, dass eine leichte gezielte Berührung reichen würde, damit sie miteinander kollidierten. Die Blades würden sich dann gegenseitig aus dem Gleichgewicht bringen und ihnen eine Chance auf den Sieg geben. Doch ohne die Fähigkeit aktiv eingreifen zu können blieb das eine Wunschvorstellung.

„Was jetzt?“

Die Frage stellte er sich auch gerade. Es musste einen Weg geben, den Ausgang des Kampfes noch zu beeinflussen. Irgendeine und er musste ihn finden, bevor der Kampf endgültig vorbei war.

„Vielleicht…“

Abrupt stoppte Kai. Die Idee, die ihm gerade in den Sinn gekommen war, wirkte selbst für ihn idiotisch. Zudem war es eine ziemlich riskante Angelegenheit, selbst für ihn und er wusste meistens welche Stunts er mit seinem Blade durchführen konnte und welche nicht. Allerdings war ihm sehr wohl bewusst, dass die kleinste Unstimmigkeit in seiner Berechnung ihre Niederlage besiegeln würde. Doch in diesem Fall musste er dieses Risiko eingehen, denn wer konnte schon sagen wessen Blade als letztes der Spinn ausging. Nur eines war sicher, die Blades von Tala und Daichi würden als erstes aus dem Rennen sein und er wollte sich nicht darauf verlassen, dass sein Dranzer das Kreiselduell gewann. Immerhin war das schon im letzten Jahr schief gegangen. Zudem wusste er, dass sie keine Zeit hatten es darauf ankommen zu lassen. Zwar wusste er nicht wie spät es mittlerweile genau war, doch konnte er sich ausrechnen, dass sie nicht mehr viel Zeit für dieses Match investieren konnten. Er musste handeln und zwar sofort und dadurch blieb ihm nur noch eine einzige Option offen.

„Sorry, Tyson.“

Noch ehe einer auf diese Worte reagieren konnte setzte sich Dranzer ein letztes Mal in Bewegung, doch diese Vorgehensweise war genug um den blauen Blade komplett aus der Balance zu bringen.
 

Mit einem Mal kippte der Blade nach vorne, nur um dann das Gleichgewicht zu verlieren und den flachen Berghügel hinunter zu purzeln.

„Nein!“

Tala konnte nicht anders als dem blauen Blade seines Teampartners hinterher zu sehen. Nun stand es zwei zu eins. Intuitiv schloss er die Augen. Kai hatte deutlich mehr Spinn wie er und das gleiche traf auf die anderen beiden Blader zu. Diese Aktion war einfach nur idiotisch und hatte ihnen gerade die letzte Chance auf den Sieg genommen. Eine Tatsache die eine regelrechte Wut in ihm hochsteigen ließ. Doch während er versuchte sich zu beruhigen, bemerkte er nicht wie Kais Blade gegen Daichis Blade stieß und diesen nur leicht nach rechts schubste. Jedoch war es weit genug, damit dieser den weißen Blade von Tyson berührte. Allein diese leichte Berührung brachte die beiden Blades noch heftiger ins Schwanken. Es dauerten nur wenige Sekunden, da hatten auch die beiden gegnerischen Blades ihren Schwung verloren und blieben reglos auf dem Arenenboden liegen. Während Tyson und Daichi nur fassungslos auf ihre Blades starrten hatte Tala sich abrupt umgewandt ohne auch nur einen weiteren Blick auf die Kampfarena zu werfen. Stattdessen blickte er Kai mit wutverzerrten Gesicht an und konnte sich nicht mehr zurückhalten.

„Sag mal, bist du eigentlich total bescheuert?!“

„Jetzt beruhigt dich….“

„Das hättest du wohl gerne. Erklär mir lieber Mal was du dir bei dieser schwachsinnigen Aktion gedacht hast. Oh warte ich weiß es, du hast dir wahrscheinlich gar nichts gedacht.“

„Äh Tala….“

„Klappe Tyson das ist eine Teamangelegenheit also halt dich gefälligst daraus…was grinst du so bescheuert, Hiwatari.“

„Du bist ein Idiot, Ivanov.“

Leicht amüsiert schüttelte Kai den Kopf. Tala regte sich gerade unnötig auf und nur weil dieser es nicht für nötig gehalten hatte sich das Resultat seiner letzten Aktion anzusehen.
 

Allerdings schien Tala seinen Kommentar gar nicht lustig zu finden, im Gegenteil es machte ihn nun noch wütender. Aus diesem Grund entschied er sich auch dafür ein paar Schritte auf Abstand zu gehen.

„Ach jetzt bin ich der Idiot, was? Wer von uns beiden hat denn bitte einen Kamikaze-Flug hingelegt. Du oder ich?“

„Ich! Also glückwünsch zum Sieg.“

„Ich gebe dir gleich…warte… was?“

„Das heißt immer noch wie bitte!“

„Das ist mir doch egal. Also hör auf mit dem Schwachsinn…“

„Dürfen wir gratulieren, oder wollt ihr euch erst gegenseitig umbringen.“

Mittlerweile war auch Hilary zu den Bladern gestoßen. Sie wusste echt nicht ob sie die Situation belächeln sollte oder nicht. Es war einfach zu ungewohnt, den sonst so ruhigen und distanzierten Russen so aufbrausend zu sehen. Wütend hatte sie ihn schon erlebt, doch das war gerade eine völlig andere Form von Wut.

„Wofür?“

Tala konnte nicht leugnen, dass er momentan ziemlich auf dem Schlauch stand. Doch nachdem er seine Frage gestellt hatte deuteten sowohl Kai als auch Tyson, welcher gerade neben seinem Teampartner aufgetaucht war in die Beyarena. Genau in dem Moment, in dem er auf das Kampffeld sah blieb auch sein Blade stehen, welcher bis eben ziemlich unsicher weitergekreiselt war. Alle anderen jedoch waren wesentlich früher zum Stillstand gekommen. Erst jetzt verstand Tala was Kais eigenwillige Aktion für einen Sinn hatte.

„Oh.“

Das war alles was er herausbrachte. Die Situation war ihm gerade ziemlich unangenehm, besonders deshalb, weil er vor aller Welt gerade die Nerven verloren hatte.

„Also war die letzte Aktion nicht Teil eurer geplanten Strategie?“

„Das fragst du nicht ernsthaft.“

Seine Reaktion brachte Daichi dazu erschrocken zurückzuweichen. Besser für diesen, denn um ehrlich zu sein war er nicht zufrieden mit dem Ausgang. Nicht mal ansatzweise. Es war eine spontane Entscheidung gewesen. Er hatte Tala ein Versprechen gegeben und dass hatte er gehalten.

„Aber falls es euch interessiert. Tysons Vater war an dieser Spontanreaktion nicht ganz unschuldig.“

„Was hat mein Vater damit zu tun?“

„Nicht so wichtig. Aber eines kann ich dir versichern. So eine Aktion werde ich mit Sicherheit nicht noch einmal durchziehen.“

Es war sowieso überraschend dass er es dieses Mal getan hatte. Die Art und Weise wie er den Kampf beendet hatte war nicht die beste gewesen, doch zumindest war sie originell.
 

Doch was ihm gerade am meisten irritierte war die Tatsache, dass Tala das ganze immer noch für einen Sinnestäuschung zu halten schien.

„Wir haben echt gewonnen?“

„Nein, das Ganze ist nur ein Traum. In Wirklichkeit wurden wir von den Trümmern der Abtei begraben und warten darauf, dass unser Leben ein bitteres Ende nimmt. “

„Im Ernst.“

Gut vielleicht hätte er sich den Spruch verkneifen sollen. Denn im Moment schien Tala noch verwirrter als zuvor. Wobei er sich insgeheim fragte ob dieser sich nicht gerade einen Spaß mit ihm machte, denn für so begriffsstutzig hielt er den rothaarigen nicht. Aus diesem Grund schüttelte er nur fassungslos den Kopf. Auch er musste zugeben, dass sich dieser Sieg irgendwie unwirklich anfühlte. Vielleicht lag es an der Gesamtsituation. Fazit war nur, keiner wusste wirklich wie er reagieren sollte. Jeder normale Mensch wäre wahrscheinlich vor Freude in die Luft gesprungen, doch da wo sie Erleichterung oder Euphorie hätten verspüren sollen war nur Erschöpfung. Dafür amüsierten sich die anderen scheinbar prächtig über Talas verdattertes Gesicht. Eine Tatsache, die er ihnen nicht mal verübeln konnte. Immerhin war der Ausdruck wirklich unbezahlbar.

„Ich unterbreche ja nur ungern, aber wir müssen.“

Bei Bryans Worten hatte Tala irritiert auf die Uhr gesehen, nur um im nächsten Moment seinen Blade zu schnappen von der Beyarenenplattform zu springen.

„Shit, wir sind 1 Minute drüber.“

„Und?“

„1 Minute über 30. Jetzt bewegt deinen Arsch, Hiwatari.“

„Shit!“

„Ihr wollt doch jetzt nicht abhauen.“

„Wenn Boris im Knast bleiben soll, dann ja.“

Mit diesen Worten waren die Blitzkrieg Boys auch schon losgesprintet und ließen eine völlig verdutzte Gruppe hinter sich zurück.
 

Erst 2 Minuten später, als die fünf schon längst außer Sichtweiter waren konnte Hilary nicht anders als empört die Arme in Luft zu werfen.

„Ich glaub das einfach nicht.“

„Stimmt, da gewinnen sie das Turnier und bleiben nicht mal zur Siegerehrung. So eine Unverschämtheit.“

Auch Julia konnte die Reaktion der Blitzkrieg Boys nicht verstehen. Sie selber hätte vor Freude Luftsprünge gemacht, wenn sie das Turnier gewonnen hätte. Doch für die Blitzkrieg Boys schien es nichts Besonderes zu sein.

„Was war denn gerade hier unten los?“

„Ach nichts besonders. Tala hat nur eine Ewigkeit gebraucht um zu realisieren, dass er gerade das Turnier gewonnen hat. Wobei ich mir nicht mal wirklich sicher bin ob er es mittlerweile gerafft hat.“

Und das war nicht mal gelogen. Tala wirkte bis zum Ende hin leicht verwirrt und nach Bryans Kommentar hatte er wahrscheinlich keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendet.

„Wieso das?“

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat ihn Kais Aktion aus dem Konzept gebracht. Aber wo wir gerade beim Thema sind. Kai meinte, dass du an dem Manöver nicht ganz unschuldig warst.“

Für einen Moment schien Bruce zu überlegen, wie das gemeint sein konnte, doch dann fiel ihm eine mögliche Erklärung ein.

„Ich glaube er spielt darauf an, dass ich ihm gesagt habe, dass es sich in einem Teammatch manchmal lohnt ein Risiko einzugehen und sich dadurch in eine nachhaltige Position zu bringen, wenn man seinem Teampartner im Gegenzug die Chance auf einen finalen Angriff gewährt kann. Wobei ich durchaus zugeben muss, dass ich das nicht damit gemeint hatte.“

Dennoch musste er zugeben, dass es sichtlich überraschend war, dass sich Kai zumindest einige Punkte seiner Ansprache zu Herzen genommen hatte.
 

Während er diesen Gedanken bei Seite schob, war auch Dickenson bei ihnen angekommen. Dieser wirkte sichtlich irritiert als er feststellte, dass die Gewinner des Turniers abgehauen war.

„Ich muss wirklich sagen, dass ihr es ganz schön spannend gemacht habt…Wo sind die Blitzkrieg Boys?“

„Weg!“

Die Antwort kam von allen Anwesenden wie aus einem Mund. Es war eine Antwort, die den Älteren beinah um den Verstand brachte. Er konnte diese Wendung einfach nicht begreifen. Der heutige Tag war einfach viel zu abgedreht, als das man ihn für Realität halten würde.

„Was soll das heißen? Die fünf können doch nicht einfach…“

„Ist es ihnen lieber, wenn Boris wieder freikommt?“

Da war was dran, doch er musste sich durchaus eingestehen, dass man das ganze besser hätte planen können. Doch noch etwas störte ihn und zwar, dass ihm niemand von der Verhandlung gegen Boris erzählt hatte. Dennoch entschied er sich dazu das Thema erst einmal beiseite zu lassen. Erst als er wieder mit Bruce unter sich war gab er seine Bedenken bekannt.

„Ich weiß nicht ob ich diese Wendung begrüßen soll.“

„Die Blitzkrieg Boys werden schon wissen wie sie Boris ins Gefängnis bringen können.“

„Wenn es eine Sache gibt, woran ich nicht zweifle, dann daran. Die Frage ist nur, wer am meisten davon profitiert.“

„Sie glauben immer noch das Voltaire in der ganzen Angelegenheit seine Finger im Spiel hatte, oder?“

„Er wusste Bescheid, soviel steht fest.“

Und das machte ihm am meisten zu schaffen. Konnte er es Verantworten das ganze einfach unbeachtet zu lassen. Er wusste es nicht.

„Sie sollten das Ganze auf sich beruhen lassen. Ich persönlich bezweifle, dass sich Voltaire in den nächsten Jahren irgendwelche krummen Geschäfte leisten kann. Nicht solange er auf Bewährung draußen ist.“

Zumindest hielt er Kais Großvater für schlau genug um für die nächsten Jahre die Füße stillzuhalten. Denn würde er es nicht tun und das Geschäft lief genauso schief wie die Sache mit der Abtei, würde dessen Firma letzten Endes doch den Bach runter gehen. Und dann gab es keine Rettung mehr. Es war sowieso überraschend, dass er die Firma durch diesen Skandal hinweg halten konnte.
 

- Bei den Blitzkrieg Boys einige Zeit später -
 

Die Verhandlungen waren seit einigen Minuten beendet und das Urteil war zur Überraschung schnell gefällt worden. Ehe die Blitzkrieg Boys sich jedoch entscheiden konnten dem Ganzen den Rücken zuzuwenden, hielt sie Boris Stimme noch einmal zurück.

„Wenn ihr glaubt, dass es vorbei ist, dann habt ihr euch geirrt.“

„Sie können uns gar nichts mehr, Boris.“

Bei Talas Worten zeichnete sich ein selbstgefälliges Lächeln auf die Lippen des ehemaligen Abteileiters. Es war ein Lächeln welches so viel bedeutete wie: Ihr wisst gar nichts. Es war genau dieses Lächeln, welches Kai dazu brachte einen Schritt auf diesen zuzugehen.

„Sehen sie es ein. Ihr Plan ist nach hinten losgegangen, Boris. Ihr Bote mit den gefälschten Papieren ist übergelaufen und hat die Dokumente meinem Großvater anstatt der Presse überreicht. Ihre Blader sitzen in der geschlossenen Anstalt und sie werden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verrotten. Damit ist es vorbei. Sie haben verloren.“

„Vielleicht habe ich das sogar. Doch macht euch das automatisch zu den Gewinnern? Ich glaube kaum. Ich muss zugeben dass es ein cleverer Schachtzug war, die Dokumente an deinen Großvater weiterzureichen. Ich wette, dass er dir dafür dankbar ist. Nur sag mir eines. Wie hat er darauf reagiert. War er überrascht?“

„Das geht sie gar nichts an.“

„Also nicht. Allein das sollte dir zu denken geben. Und was ist mit Stanley. Hat er sich für die Informationen die ihr ihm geliefert hat bedankt. Nein?“

Nun war die Belustigung deutlich aus der Stimme des älteren herauszuhören. Das Ganze war ein weiterer Schlag gegen sie. Sie hatten ihn besiegt und dafür gesorgt dass er für den Rest seines Lebens weggesperrt wurde und dennoch schaffte er es immer noch eine Stufe über ihnen zu stehen.

„Sag mir Kai. Ist es nicht ermüdend festzustellen, dass man nur von einer Marionettenrolle in die nächste fällt.“

„Ich bin niemandens Marionette.“

Bei diesen Worten verfinsterte sich der Blick des Jüngeren. Boris konnte es einfach nicht lassen, selbst jetzt wo seine Niederlage offensichtlich und unwiderruflich war versuchte er noch als Sieger dazustehen.
 

Doch darauf würden sie nicht reinfallen. Doch sosehr er auch versuchte die Worte zu ignorieren, so ließen sie ihn dennoch nicht kalt.

„Red dir das nur ein. Das ändert jedoch nichts an der Wahrheit. Ich hab euch beigebracht Befehle zu befolgen und auch wenn ihr euch dagegen sträubt, so tut ihr am Ende immer das was eine bestimmte Person von euch erwartet. Ihr denkt dass es eure Entscheidung ist, doch in Wirklichkeit sind es die anderen die die Fäden ziehen. Sie stellen die Weichen und ihr habt keine Wahl als diesen zu folgen!“

„Das ist Schwachsinn.“

„Wirklich, Tala? Ihr habt mehr als eine Grenze überschritten um mich zu stoppen. Hättet ihr Voltaires Unterschrift auch gefälscht, wenn Dickenson die Regeln bei belassen hätte? Ich glaube nicht.“

Ja, er wusste davon. Doch dieses Wissen gegen das Team zu verwenden war sinnlos. Wäre das Thema nur ein einziges Mal aufgekommen, so hätte Dickenson mit Sicherheit eingegriffen. Und auch Voltaire hätte ihm bei diesem Vorgehen im Weg gestanden, denn wenn dieser die Sache hätte aufklären wollen, so hätte er es getan. Zumal auch dieser von der gefälschten Unterschrift wusste, denn Boris bezweifelte, dass dieser den Zeitungsartikel von damals nicht gelesen hatte.

„Und euer Einbruch in mein Hauptquartier, der kleine Abstecher in die Abtei. Wie sieht es damit aus? Wärt ihr soweit gegangen, wenn Dickenson euer Team nicht gesperrt hätte.“

Bei jedem weiteren Wort betrachtete er den Ausdruck der vor ihm stehenden eingehender. Es passte alles zusammen und dennoch schien es so als wären sie von all seinen Worten unbeeindruckt. Ein Beweis dafür, dass er sie wirklich gut ausgebildet hatte. Sie mochten es leugnen, doch sie waren genau das was sie sein sollten. Sie waren genau die Art von Soldaten, die er erschaffen wollte. Eben jene Art die alles tat was nötig war um am Ende als Sieger dazustehen. Lediglich den Gehorsam konnte er ihnen nicht vermitteln, doch das war etwas, was man mit den richtigen Tricks erzwingen konnte.

„Wusstet ihr übrigens, dass Lewis nun eine stolze Summe sein eigen nennt? Er hat sich seine Aussage gegen mich wirklich gut bezahlen lassen und dreimal dürft ihr raten von wem.“

„Sie lügen.“

„Ich bitte dich, Kai. Langsam solltest du eingesehen haben, dass die gesamte Welt aus Lügnern besteht. Und das nur weil 90% der Bevölkerung die Wahrheit gar nicht ertragen kann. Hat dir dein Großvater das nie beigebracht. Ich denke schon.“

Amüsiert beobachte Boris die Reaktion der Blitzkrieg Boys. Ein paar gezielte Worte und sie würden sich nicht mehr länger unter Kontrolle halten können.
 

Zumindest traf das auf Kai, Tala und Bryan zu. Kais Gründe waren mehr als offensichtlich. Tala hingegen war nur wütend, weil er es wagte den Jüngeren anzugreifen. Der Rothaarige hatte schon immer den Hang dazu gehabt seinen Teampartner mit allen Mitteln zu beschützen. Und Bryan. Bryan hatte lediglich eine Stinkwut auf ihn und jedes Wort gegen dessen Team und die Andeutung, dass sie nur Marionetten waren machten ihn rasend.

„Aber wenn du unbedingt beweise willst, solltest du dich bei deinem Großvater etwas genauer umsehen. Ich wette er hat den ein oder anderen Vertrag in seinem Besitz der beweisen kann, dass er die ganze Zeit über mein Vorgehen Bescheid wusste.“

Boris gab dieses Wissen ungern preis, doch genau das erhöhte den Wahrheitsgehalt seiner Aussage ungemein. Für ihn war es sichtlich frustrierend, das gab er gerne zu. Er hatte Wochen lang versucht Leute bei Voltaire einzuschleusen nur um dann festzustellen, dass die wenigen Informanten, die er hatte ihm nur falsche oder unvollständige Informationen lieferten. Sie waren alle übergelaufen, bevor er sie das zweite Mal zu Gesicht bekommen hatte.

„Er hätte euch einiges ersparen können. Und wenn er euch geholfen hat, dann nur, weil er der Meinung war, dass ihr ihm noch nützen könntet. Ich wette, dein Großvater hält noch die eine oder andere Überraschung für dich bereit, Kai. Und ich bedaure es, dass ich nicht dabei sein kann, wenn du diese erhältst.“

Mit diesen Worten beendete Boris das Gespräch. Er hatte gesagt was es zu sagen gab und er wusste, dass seine Worte die Jungs härter getroffen hatte als jeder Schlag, den man physisch austeilen konnte. Ja er hatte verloren, aber mit diesem letzten Zug hatte er sich noch einen kleinen Trostpreis verschafft. Und er war gespannt wie weit die Gruppe mit diesen Worten im Hinterkopf noch gehen würde und vor allem welche Konsequenzen deren zukünftige Aktionen mit sich führen würden. Was ihn betraf, so konnte er nur abwarten, doch früher oder später würde er seine Antworten erhalten und dann würde sich zeigen, wer von ihnen der wirkliche Gewinner war.
 

Während Boris sich noch prächtig über seinen letzten Schachzug amüsierte versuchten die Blitzkrieg Boys jeder für sich die Informationen zu verarbeiten. Und auch wenn es einigen mehr oder weniger gelang, sagte dennoch keiner ein Wort. Fast so als befürchteten sie, dass Boris Worte sich als Wahrheit herausstellen würden, sobald sie es wagten diese noch einmal zu erwähnen. Doch nur weil sie den Vorfall mit Boris nicht mehr aufgriffen, hieß das nicht dass dessen Worte nicht weiterhin in ihrem Köpfen vorherrschten. Allerdings dauerte es ganze 2 Tage bis zumindest einige von sich dazu entschlossen sich Gewissheit zu holen.

„Das ist bescheuert.“

Kopfschüttelnd blätterte Tala einen der großen Ordner durch. Um ehrlich zu sein hatte er nicht den leisesten Schimmer wonach er überhaupt suchte und von dem ganzen Fachchinesisch schwirrte ihn schon nach dem ersten Satz der Kopf. Dennoch zwang er sich dazu solange weiterzulesen, bis er halbwegs wusste, worum es ging.

„Such einfach weiter.“

Mit diesen Worten hatte sich Kai zu dem Schreibtisch gewandt und überflog die einzelnen Dokumente auf diesem. Ohne sich lange damit aufzuhalten öffnete er die erste Tischschublade, doch schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass es in dieser nichts Interessantes gab. Kein Wunder dass sie nicht abgeschlossen war. Bei den anderen sah das anders aus. In dem Moment war er froh, dass außer ihnen niemand mehr in der Villa war, sonst hätten sie nie die Zeit gehabt das ganze Arbeitszimmer unbemerkt zu durchsuchen.
 

Mit geschickten Bewegungen öffnete er das Schloss der zweiten Schublade. Ohne lange nachzudenken zog er die Schublade heraus und blätterte die dort verwahrten Papiere flüchtig durch.

„Hier ist nichts.“

„Scheint so.“

Mit diesen Worten ließ sich Kai frustriert zurückfallen. Das hier grenzte nahezu an die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In dem Arbeitszimmer seines Großvaters gab es tausende Dokumente, die in einigen Dutzend dicken Ordnern verstaut waren. Einige waren auch einfach nur nach einem ihm undurchsichtigen Prinzip in den Schreibtischschubladen gestapelt. Ohne Anhaltspunkt würden sie hier noch mehrere Tage sitzen.

„Und du bist dir sicher, dass…“

„Nein. Es ist nur…“

„Schon mal an die Möglichkeit gedacht, dass Boris das nur gesagt hat, um dich zu dieser Aktion zu bringen? Was wenn er eingesehen hat, dass er weder dir noch deinem Großvater mehr schaden kann? Könnte es nicht sein, dass seine Worte nur darauf abzielen einen Konflikt herbeizuführen, der damit endet, dass Voltaire dich auf die Straße setzt?“

Es war eine gewagte Theorie, doch was wussten sie schon über Boris und Voltaire. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er zugeben, dass sie Boris nicht so gut kannten wie sie es sich all die Jahre eingeredet hatte und über Voltaire wussten sie noch weniger. Selbst Kai konnte seinen Großvater nicht einschätzen und in gewisser Weise war das traurig.

„Du meinst, egal wie wir es drehen und wendeten, am Ende behält Boris Recht.“

Kais Stimme hatte auf einmal einen bitteren Unterton angenommen und auch Tala wurde schlagartig bewusst, was seine Worte bedeuteten. Noch ehe er jedoch etwas ergänzen konnte, war der Jüngere vom Boden aufgestanden und hatte schon fast fluchtartig den Raum verlassen.
 

Das war eines der Gründe wieso er sich fluchend aufrichtete. Anschließend blickte er sich schon fast hilflos in dem Raum um. Die Schublade, die Kai noch eben durchsucht hatte lag nun kopfüber auf dem Boden, während sich die gesamten Papiere über den Boden verteilt hatten. Mit einem beherzten Griff packte er den ganzen Papierkram zurück und schob die Schublade wieder an ihren Platz. Das würde noch ärger geben, denn er war sich sicher, dass Voltaire auffallen würde, dass die einzelnen Papiere nicht mehr geordnet in der Schublade lagen. Doch es war ihm egal, zumal er eh nicht wusste, welche Ordnung im Vorfeld geherrscht hatte. Demnach würden sie ihre Aktion eh nicht vertuschen können. Aus diesem Grund entschied er sich auch das Arbeitszimmer ebenfalls zu verlassen und seinen Teampartner einzuholen. Und tatsächlich hatte er diesen relativ schnell wieder gefunden.

„Boris hat jeden von uns ausgetrickst. Wir haben ihn einfach die ganze Zeit unterschätzt. Und eines kannst du mir glauben. Seine Worte haben mich genauso verunsichert wie dich. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Wir haben gewonnen. Boris sitzt im Knast und das für den Rest seines Lebens.“

„Trotzdem. Ich habe diese ständigen Manipulationen satt.“

„Wer nicht. Die Frage ist nur, ob wir wirklich manipuliert wurden oder ob Boris die Dinge nur so dreht, damit es so aussieht. Die Wahrheit ist. Wir wissen es nicht und werden es vermutlich auch nie erfahren. Ich weiß nur eines. Wir haben es eigenständig getan und nicht weil irgendjemand uns den Befehl gegeben hat. Und genau das ist das einzige was für mich zählt.“

Seine Worte entsprachen nicht ganz der Wahrheit. Doch er wusste, dass er sie sagen musste. Es waren die Worte eines Teamkäptains an seinen Teampartner. Die Worte, die man an einen Bruder richten würde um ihn aufzumuntern. Und ja in gewisser Weise betrachtete er Kai als einen kleinen Bruder. Er betrachtete sein ganzes Team als seine Familie und es war eine echte Erleichterung für ihn, dass sie diesen ganzen Schlammassel gemeinsam bewältigt hatten, auch wenn er das niemals laut aussprechen würde.
 

Und auch wenn er die Stimmung nicht gleich wieder senken wollte, so gab es dennoch eine Kleinigkeit, die sie nicht außer Acht lassen durften.

„So und was machen wir jetzt mit den netten Dokumenten, die du so schön durcheinander gebracht hast?“

„Mit etwas Glück fällt es ihm nicht auf.“

„Das glaubst du doch wohl selber nicht.“

„Nein. Pack vorsichtshalber schon mal deine Sachen.“

„Oh ja, ganz nach dem Motto, wenn er uns schon rausschmeißt, dann soll es wenigstens so aussehen, als hätten wir eh geplant zu gehen…Gut, ich sag den anderen Bescheid.“

Mit diesen Worten ließ er den jüngeren allein und machte sich auf die Suche nach seinen restlichen Teamkammeraden. Diese hatten sich in weiser Voraussicht draußen positioniert um ihnen im Notfall eine Warnung zukommen zu lassen, sollten die Angestellten oder gar Voltaire wieder kommen.

„Und was gefunden?“

„Ja, eine potentielle Rauswurfkarte.“

„Darf man fragen, was ihr angestellt habt?“

„Packt einfach eure Sachen. Wenn wir schon des Grundstückes verwiesen werde, möchte ich all unsere Sachen bei mir haben.“

Mehr sagte Tala nicht dazu. Immerhin enthielten seine Worte alles was die 3 wissen mussten. Mittlerweile war es ihm auch relativ egal ob sie rausflogen oder nicht, immerhin hatten sie noch ihr kleines gesponsertes Häuschen in Russland. Dennoch musste er zugeben, dass er sich an den Luxus gewöhnt hatte. Allerdings ging es auch schlechter und genau dieses Wissen brachte ihn dazu sich nicht zu beklagen.
 

Umso überrascher war er, als nicht von dem passierte, was er erwartet hatte. Er ging nicht davon aus, dass Voltaire als er zurückgekommen war nicht von ihrer Suchaktion mitbekommen hatte. So leichtgläubig war er nicht. Dennoch wunderte es ihn, dass er sie nicht mal darauf angesprochen hatte, immerhin hatte außer ihnen niemand Zugang zur Villa, die so lebensmüde waren Voltaires Dokumente auch nur anzusehen. Allerdings atmete er erst eine Woche nach dem Vorfall durch. Sie hatten dieses Mal wirklich mehr Glück als sie verdient hatten.

„Dankeschön.“

Mit diesen Worten quittierte Tala die Ware, die gerade geliefert wurde entgegen. Während Bryan und Spencer diese ins Gebäude schafften, kontrollierte Ian ob irgendetwas fehlte. Tala nahm sich nachdem der Lieferant gegangen war, die Zeit den Brief, der an ihn adressiert war, zu öffnen. Amüsiert las er sich den Inhalt durch. In dem Moment wünschte er sich wirklich, dass er eine Wette mit seinem jüngeren Teamkollegen abgeschlossen hätte, doch auch so hellte es seine Stimmung ungemein auf. Besonders wenn er darüber nachdachte, dass zwei Personen diese Wendung mit Sicherheit nicht begrüßen würden.

„So das war der letzte.“

Tala nahm die Worte nur mit einem leichten Nicken zur Kenntnis und steckte das Schreiben in seiner Hand zurück in den Umschlag. Ohne ein weiteres Wort zu sagen steckte er den Brief in die Hosentasche und blickte sich um. Mittlerweile war auch das letzte Mitglied seines Teams in den Raum getreten und wirkte so als könnte er das Schauspiel vor ihm nicht wirklich einordnen.
 

Ungläubig blickte Kai auf die Koffer, die seine Teamkollegen vor dem Sofa abgestellt hatten. Er hatte auf einmal so das ungute Gefühl, dass er gerade etwas schwerwiegende verpasst hatte. Oder besser gesagt, dass Tala vergessen hatte ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.

„Ich kann mich ja irren, aber ich bin mir sicher, dass ihr mit weniger Gepäck hier angereist seid.“

„Um genau zu sein sind wir nur mit einem Viertel der Masse, die du hier gerade siehst, angereist.“

Mit diesen Worten ließ Tala seinen Blick über die Koffer zweifeln, doch er kam zu dem Schluss dass er weder übertrieben noch untertrieben hatte. Es war schlicht und einfach die schiere Wahrheit.

„Sagt mir jetzt nicht ihr habt die halbe Stadt leer gekauft.“

„Das nicht. In den Koffer sind unsere Sachen, die wir in Russland zurückgelassen hatten.“

„Halt Moment…ihr wollt aber nicht…“

„Hier einziehen? Doch genau das haben wir vor. Bryan und Ich werden nur die letzten schulischen Prüfungen in Russland ablegen und dann suchen wir uns hier eine Ausbildung.“

„Und du glaubst das geht so einfach?“

„Natürlich. Ich hab sogar eine Zusage…ist heute ins Haus geflattert.“

Mit diesen Worten wedelte Tala mit einem aufgerissenen Briefumschlag herum. Doch das breite Grinsen im Gesicht erlaubte Kai hinter die Fassade zu blicken. Das was Tala so erheiterte war keine bloße Freude es war Schadensfreude.

„Wo?“

„Drei Mal darfst du raten. Zugegeben vielleicht hatte ich einen minimalen Vorteil, da ich deine Adresse angegeben habe, aber was soll’s. Ich sehe das bisschen Vitamin B nicht als Nachteil im Gegensatz zu dir. Zudem hätte ein gewisser Herr das durchaus verhindern können, wenn er die Azubiauswahl nicht seinen Angestellten überlassen hätte.“

„Na da wird Großvater aber begeistert sein.“

Den Kommentar konnte Kai nicht zurückhalten. Er war ja gespannt wie lange Tala es in der Firma seines Großvaters aushielt. Oder besser gesagt, wer den bereits bestehenden Vertrag als erstes wieder löste. Insgeheim tippte er ja auf Tala, er wusste sowieso nicht was diesen überhaupt zu so einer Entscheidung getrieben hatte. Normal war es jedenfalls nicht.
 

Bevor er jedoch nachfragen konnte musste er feststellen, dass eine sechste Person dieses Gespräch mitbekommen hatte. Zumindest den letzten Teil. In dem Moment wusste er nicht wie er auf die Frage antworten sollte ohne die Fassung zu verlieren.

„Worüber werde ich begeistert sein?“

„Darüber dass ich ihnen künftig in ihrer Firma zur Seite stehen werde!“

„Das wage ich zu bezweifeln.“

„Ich nicht. Wollen sie den Vertrag sehen. Alles schön schriftlich festgehalten. Sogar mit ihrer Unterschrift bestätigt.“

Mit diesen Worten hielt Tala das Schreiben gut sichtbar vor sich, jedoch jederzeit darauf bedacht diese im Notfall sofort wieder wegzuziehen. Voltaire war als Besitzer und Vorsitzender der Firma durchaus in der Lage die Ausbildungsbestätigung verschwinden zu lassen, doch solange er seine Kopie hatte war es unvermeidlich.

„Wenn das so ist. Dann bin ich gespannt wie du das Pendeln zwischen Russland und Japan aushältst.“

„Oh das wird nicht nötig sein. Ich werde die nächsten Jahre hier wohnen, das ist vom Arbeitsweg her deutlich angenehmer und da die Villa hier sowieso so gut wie unbewohnt ist wird es auch niemanden stören.“

Nun war es für die anderen zu viel geworden. Unwillkürlich schlich sich auf deren Gesichter ein amüsiertes Grinsen. Tala spielte gerade mit dem Feuer und dass war selbst für Kai ein Grund auf seine Fassade zu verzichten.

„Dann hoffe ich für euch beide, dass ihr mittlerweile gelernt habt was Pünktlichkeit bedeutet. Zudem sollte euch bewusst sein, dass ein unentschuldigtes Fehlen schwerwiegendere Konsequenzen hat als in der Schule. Und dir Kai rate ich dich nicht von ihm überholen zu lassen.“

„Augenblick, wieso wir beide?“

Nun war Kai doch das Grinsen vergangen. Irgendwas lief hier doch gerade gewaltig schief. So hatten sie nicht gewettet.

„Soweit ich mich erinnere bist du noch nicht in dem Alter deine Ausbildungsverträge selbst zu unterzeichnen. Und das bedeutet, dass ich entscheide wo du deine Ausbildung machst.“

„Das ist nicht dein Ernst.“

Schon fast ungläubig versuchte Kai nach Worten zu suchen, doch mehr bekam er nicht heraus. Ihm war bewusst gewesen, dass sein Großvater die Ausbildungsverträge gegenzeichnen musste, doch dass dieser nach allem was passiert war noch solche Züge machen würde überraschte ihn dann doch etwas.
 

Insgeheim fragte er sich ja wer am Ende die meisten Nachteile von dieser Wendung hatte. Er würde sich zumindest nicht pausenlos rumkommandieren lassen. Allerdings konnte sein Großvater es ihm auch verdammt schwer machen. Lange konnte er jedoch nicht darüber nachdenken, da ihn das Klingeln der Haustür aus den Gedanken riss und ehe er wusste was überhaupt los war stand der Störenfried genau vor ihnen.

„Hey, ich wollte …sagt mal zieht ihr aus?“

Die anderen Teams hatten vor sich zu treffen und sie hielt es nur für fair wenn die Blitzkrieg Boys ebenfalls dabei waren. Zumal die anderen Team ihnen ziemlich übel mitgespielt hatten. Ursprünglich wollten sie Tyson schicken, doch nach einem langen hin und her hatten sie sich dazu entschlossen Lose zu ziehen und sie hatte die Ehre erhalten. Als sie jedoch die Koffer in der Eingangshalle erblickte entfielen ihr die Worte.

„Nee, wir ziehen ein.“

„In dem Punkt ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Es war Hilary durchaus anzusehen, dass ihr die Situation unangenehm war, doch im selben Moment konnte sie nicht verhindern, dass sie sich in dem Raum, in dem sie sich befand, genauer umsehen musste. Derweil viel ihr Blick auch auf den Sprecher, doch wirklich einordnen konnte sie ihn nicht, auch wenn sie sicher war, dass sie ihn schon mal gesehen hatte.

„Verzeihen sie die Störung. Ich wollte die fünf nur abholen. Mein Name ist übrigens Hilary Tachibana. Freut mich sie kennen zu lernen.“

„Tachibana? Richtig ich hab schon von ihnen gehört.“

Hilary achtet nicht auf die anderen Blader als sie Kais Großvater höflicherweise die Hand entgegenstreckte. Auch von dem Kommentar ließ sie sich nicht verunsichern.

Lediglich Kai beobachtete Hilarys Interaktion mit seinem Großvater skeptisch. Doch erst nach seinem Kommentar schritt er ein und zog sie leicht von seinem Großvater weg. Von dieser Aktion nun doch völlig verunsichert, blickte sie erst zu Kai und dann zu den anderen Blitzkrieg Boys.

„Komme ich ungelegen?“

„Nicht im Geringsten. Du bist unser Fluchtalibi. Ich weiß zwar nicht was du vorhast, aber wir kommen gerne mit. Na los Leute um unsere Sachen kümmern wir uns später.“

Mit diesen Worten hatte Tala die anderen schon aus der Eingangstür gescheucht. Die Koffer ließen sie einfach an Ort und Stelle stehen, die würden in ein paar Stunden immer noch dort sein, oder der Buttler hatte sich in der Zeit erbarmt und sie in ihr Zimmer getragen. Sie konnten mit beiden Varianten leben. Was sie jedoch nicht konnten oder in dem Fall wollten war einen Konflikt mit dem Hausherren austragen. Da war ihm die Chaosgruppe doch deutlich lieber.
 

Lediglich Hilary und Kai blieben an Ort und Stelle zurück. Kai konnte einfach nicht glauben was sich sein Teampartner hier gerade herausgenommen hatte. Hilary dagegen war nicht mal ansatzweise in der Lage die Situation zu begreifen. Sie konnte nicht mal sagen ob hier gerade ein Konflikt anherrschte oder ob dies nur deren normales Verhalten war. Allerdings war es Voltaire, der sich zu einem Kommentar durchrang.

„Ich sollte euch für diese Frechheit alle rauswerfen.“

„Das wäre aber nicht gut für dein Image.“

Das war so ziemlich der einzige Wunde Punkt den Kai bei seinem Großvater kannte. Und er hatte keine Skrupel ihn daran zu erinnern, dass dessen Firma immer noch auf einem Gletscher errichtet war. Jede unliebsame Berichterstattung war wie ein heißer Sommer der diesen zum Schmelzen bringen konnte und genau das war der einzige Grund, wieso dieser sich zurück hielt. Mit diesen Gedanken gestikulierte er Hilary dass sie gehen sollten und zu seinem Glück kam sie seiner wortlosen Aufforderung nach. Allerdings hatte sein Großvater nicht vor ihn einfach so gehen zu lassen.

„Kai. Lass die Finger von dem Mädchen, ihr Vater gehört zu meinen besten Angestellten und ich würde es sehr begrüßen, wenn das so bleibt.“

Bei diesen Worten war Kai noch mal herumgeschnellt um einen dementsprechenden Kommentar abzugeben, doch dann ließ die Bedeutung der Worte ihn verstummen. Wie sollte er jetzt bitte auf so eine Aussage reagieren. Zudem wieso glaubte eigentlich jeder, dass er etwas von Hilary wollte. Das war doch nicht mehr normal.
 

Ohne weiter nachzudenken wendete er sich wieder um und zog Hilary mit sich aus dem Haus. Erst vor der Tür konnte er sich nicht zurückhalten.

„Dein Vater arbeitet für meinen Großvater?“

„Dein Großvater? Dann war das….oh, wieso hast du mir das nicht früher gesagt? Ich hatte vor mich für ein Praktikum zu bewerben. Wie stehe ich denn jetzt da?“

„Du machst Witze!“

Das war nun doch zu viel. Zugegeben, Hilary war während der Russian Championships noch nicht Teil von Tysons Team, doch er hatte erwartet, dass die anderen sie mittlerweile aufgeklärt hatten. Zumindest Kenny hatte das eine oder andere Mal die eine oder andere Andeutung gemacht, doch scheinbar war das auch alles gewesen.

„Sehe ich so aus.“

„Du weißt aber schon worauf du dich da einlässt, oder?“

„Wenn du damit meinst, dass dein Großvater nicht gerade als netter Zeitgenosse bezeichnet wird, dann ja. Das ändert aber nichts daran, dass seine Firma zu den größten in Japan gehört und auf internationaler Sicht weit vorne liegt. Allein eine Praktikumsbescheinigung kann einem sämtliche Türen und Tore öffnet.“

Da hatte Hilary durchaus Recht, doch da er denselben Namen trug brauchte er nicht einmal das und so wie es momentan aussah würde er um die Ausbildung in dessen Firma nicht herum kommen. Es war schon manchmal merkwürdig welche Sprünge das Leben machte, wenn man es ließ. Über eines war er sich jedoch im Klaren. Er würde Tala dafür umbringen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann war dieser fällig. Und das war keine Drohung, es war vielmehr ein Versprechen, was er sich soeben selber gegeben hatte. Eines welches er auf gar keinen Fall vergessen würde.
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (41)
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Von:  celebhel
2020-07-08T04:06:27+00:00 08.07.2020 06:06
Hi. Ich lese seine Geschichte jetzt bestimmt schon zum vierten Mal. Sie ist lustig, spannend und die Charaktere sind mit so viel Liebe zum Detail beschrieben, das man einfach nicht anders kann als begeistert zu sein.
Das einzige was mich stört ist, dass die Geschichte zu Ende ist. Ich hätte gerne noch mehr gelesen.
LG
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-18T20:26:46+00:00 18.01.2019 21:26
T.T schade dass es zu Ende ist. Ich war von dieser Geschichte von Anfang an gefesselt! Deine Charakter denen du so viel persönlichkeit einhauchst, die spannenden Bey Kämpfe, oder die kleinen teils sehr amüsanten Auseinandersetzungen! Auch die Überraschungen die du für die Leser immer bereitgehalten hast!
Auch Teile wie hier zum Schluss die zum nachdenken anregen kommen nicht zu kurz....
Sind wir nicht alle Marionetten? Wir werden von unserm Umfeld stendig beeinflusst und trotzdem denken wir dass wir aus eigenem antrip heraus handeln.....

Ich bedanke mich für diese tolle Geschichte und habe Hoffnung dass du vielleicht eine neue Geschichte anfängst!
Glg kya
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-17T21:31:50+00:00 17.01.2019 22:31
*tief Luft hol* wow damit hab ich nicht gerechnet die Jungs haben anscheinend do von Plan A-Z alles auf Lager!
Armer Kai.... Gott sei Dank nochmal alles gut gegangen aber manchmal sind sie einfach zu selbstsicher! Ein Wunder wie sie das alles immer hinbekommen.
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-17T17:52:59+00:00 17.01.2019 18:52
Ich sitze seit Tagen jede frei Minute vor deine FF und finde jedes Kapitel einfach super! Ob es nun die Charaktere sind die du so toll rüber bringst, die Spannung die nicht nach lest oder einfach nur die lustigen scenen die du einbaust. Aber es macht mich richtig süchtig! Neben bei muss ich dich dafür loben dass du die Kapitel so regelmäßig hochgeladen hast! Das schaffen die wenigsten!

Ich habs ja schon mal geschrieben aber ich muss mich wiederholen. Deine Kämpfe sind der absolute Hammer!!! <3

Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-17T08:49:07+00:00 17.01.2019 09:49
Ich bezweifle dass Kai ernst haft so mit seinem Großvater spricht.... Und er ist doch eigedlich ganz nett er hilft ihnen ja! Und wenn kai hinund wieder etwas Kooperatief wäre dann würde er vielleicht auch mehr helfen!

Du machst das sehr spannend! Was Ian da wohl baut??
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-15T14:00:17+00:00 15.01.2019 15:00
Hmmm das erste was mich stutzig macht ist dass sie wieder in die aptei wollen.... Und zwar weil Boris ja sich dem Gericht einzigen hat und irgendwie kann man schlecht in ein Land zurück und dem ein Prozess auf einen wartet.... Aber es ist ja eine FF!! =)

Dir ist ein kleiner Fehler unterlaufen und zwar gehe 5 in dem flashback zu stanly, aber Kai ist da doch garnicht dabei!

Ich finde Voltaire einfach super, er nimmt seinem enkel das ganze Anschein echt nicht übel! Seine Aussage dass er sich auf die Sieger Seite geschlagen hat fand cool!
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-14T19:48:05+00:00 14.01.2019 20:48
Zack und da war das Handy weg! Kai für dies Action liebe ich dich! :-) endlich tut mal einer was! Ich bin ja schon sehr gespannt wie es weiter geht!
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-13T20:50:22+00:00 13.01.2019 21:50
Ich muss bruce schon recht geben mit dem was er zu stanly gesagt hat. Die Jungs einfach so aus den Augen lassen war sicher keine gute Idee!
Ian und die maus einfach süß!!!! <3
Jungs beim shoppen.... Erinnert mich gerade an meine wg zeit!
Ob sie wohl ians Verwandtschaft finden oder doch in eine Falle tappen.... Bin schon gespannt!
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-13T17:54:36+00:00 13.01.2019 18:54
Ah das hatten sie also vor.... Echt fies!!! Tala hätte ihn einfach liegen lassen sollen....

Mich hat die scene etwas verwirrt, ich musst sie zweimal lesen. Manchmal wäre es schön super wenn man genauer wüsste wer was sagt!

Gut dass wenigstens zwei der alten Jungs langsam mal denken anfangen! Schade nur dass sie nicht mit Kai reden es würde wahrscheinlich helfen. Auch wenn tysons Vater da anderer Ansicht ist.
Tala sieht nur noch das negative, ihm kommt nich in den Sinn dass mal jemand einfach nett sein will!
Von:  kylara_hiku_Lamore
2019-01-12T20:27:59+00:00 12.01.2019 21:27
Die Jungs könne wirklich nur noch sich selbst trauen.... Ich würde es ja zumidestens versuchen nochmal. Mit stenly zu reden. Das mit den Tickets is ja schon sehr auffällig!

Ich mag deine Kampfe, sie sind als ob ich sie in der Serie sehen könnte! Im Moment leuft es wenigstens bei den maches super!


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