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Die Krümel am Boden der Keksdose ~ 365 Drabbles*365 Tage*365 Momente

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hierbei handelt es sich um ein Projekt von "Scy". Es gibt 365 Zitate, die in Bezug zu dem jeweiligen Drabble stehen müssen. Hier geht es zum Projekt-Thread: http://forum.fanfiktion.de/t/32739/1#jump3813655" Komplett anzeigen

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1. - 05. Juli 1997

Malfoy Manor, 1. Juli 1997

Moralische Empörung ist Eifersucht mit einem Heiligenschein. - H. G. Wells

„Echauffieren Sie sich nicht so unnötig!“

Lucius saß über seinen alten Freund gebeugt da und assistierte einer dunkelhäutigen Hexe, bei der Versorgung des Verletzten.

„Sofern dem Dunklen Lord an einer repräsentativen Anzahl von Gefolgsleuten liegt, sollte er besonnener mit dem Cruciatus umgehen! Was in den Mauern des Manors geschieht hat nichts mehr mit den alten Idealen zu tun!“, zischte sie angriffslustig.

„Miss Shafiq, Sie sind eine Koryphäe auf dem Gebiet schwarzmagischer Zaubertränke – und fordern deren Legalisierung. Heucheln Sie keine moralische Empörung – sie wirken unglaubwürdig!“

„Philosophische Erbsenzählerei! Gebt Ruhe – mein Kopf schmerzt“, kam es schwach von Severus Snape.
 

 

Malfoy Manor, 2. Juli 1997

Ruhm ist vergänglich, aber Bedeutungslosigkeit ist für immer. - Napoleon Bonaparte

Die trügerische Leere, die der Imperiusfluch in ihm ausgelöst hatte, ließ sich noch immer nachempfinden. Es war einfach den Willen ziehen zu lassen - nur noch zu funktionieren. Doch wenn die Wirkung nachließ, war es wie das Erwachen der finsteren Realität am Morgen.

Draco hatte einen Menschen gefoltert. Severus Snape. Die Strafe, für seine Unfähigkeit Dumbledore zu töten.

Scham. Entsetzen. Reue.

Die Familie Malfoy stand am Rande eines Abgrundes und wartete auf den erlösenden Gnadenstoß. Es war Draco klar geworden – jeden Tag ein wenig mehr:

Lieber in der Bedeutungslosigkeit vergessen, als auf dem schmalen Grad des Ruhmes zu balancieren.
 

 

Malfoy Manor 03. Juli 1997

Das ganze Problem mit dieser Welt ist, dass Idioten und Fanatiker sich selbst immer so sicher sind und weisere Menschen so voll von Selbstzweifeln. - Bertrand Russell

„Hast du dich jemals mit dem letzten großen Krieg der Muggel beschäftigt?“

„Ich sah darin bislang keine Notwendigkeit, Herr.“

„Nein, keine Notwendigkeit, Severus. Dennoch ist es interessant. Er hat die Unreinen gekennzeichnet. Stümperhaft, keine Frage, sie waren gezwungen ein Stück Stoff mit einem bestimmten Zeichen zu tragen. Doch die Idee dahinter…“ Lord Voldemort lachte schrill. „Diese Idee findet besonders bei Bellatrix großen Zuspruch. Wir haben uns darauf geeinigt es zu ihrer Aufgabe zu machen, die Kennzeichnung unreinen Blutes vorzunehmen.“

Severus drehte sich der Magen um, seine Finger umklammerten das Glas in seiner Hand und er zwang sich ruhig zu atmen.
 

 

Hogwarts 04. Juli 1997

Der Gewinn geht an den Spieler, der den vorletzten Fehler macht. - Savielly Grigorievitch Tartakower

Minerva funkelte das Porträt von Albus Dumbledore finster an. „Ihr Tod war geplant? Halten Sie uns nicht zum Narren!“ Sie hatte ihre Stimme erhoben.

„Wie einfach es doch wäre, wenn alle dieselben Informationen erhielten. Wenn jede Ihrer Spielfiguren wüsste, ob oder warum sie den schwarzen Gartengnom auf der Hand hält“, grollte Pomona Sprout nun.

„Es ist von größter Wichtigkeit, dass Severus die Geschicke lenkt – nur er kennt den Schlüssel zum Sieg. Nur er kann den weißen Springer so platzieren, dass der schwarze König fällt.“

„Severus als Bauernopfer und Potter der Springer? Sie sind doch vom wilden Doxy gebissen, Dumbledore!“
 

 

Fuchsbau, 05. Juli 1997

Kluge Männer schaffen Sprichwörter, aber Dummköpfe wiederholen sie. - Samuel Palmer

Jeder Krieg fordert sein Opfer!“

Fred schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, bevor er seiner weinenden Schwester ein Taschentuch reichte. „Das hat Ron gesagt?“

Ginny nickte schluchzend.

„Und so einer ist unser Bruder ...“ Fred strich ihr übers Haar, zog sie in seine Arme. Ron war ein Trottel, doch im Recht.

Harry hatte das einzig Richtige getan, in dem er sich von Ginny abwandte. Allein diese Geste zeigte, wieviel sie ihm bedeutete. Und dennoch schmerzte es seine Schwester so leiden zu sehen. Zumeist stumm und heimlich, um es nicht noch schlimmer zu machen.

Dieses tapfere Mädchen ...
 

 

06. bis 10. Juli 1997

Landsitz der Familie Greengrass, 06. Juli 1997

Man kann die Realität meiden, aber man kann nicht die Konsequenzen des Realität-Meidens vermeiden. - Ayn Rand 

 

Sanft strich Pansy der Gleichaltrigen über den nackten Bauch. „Was soll passieren, Daphne? Irgendwann wird es zum Showdown kommen - sicher. Du glaubst doch nicht, dass die Schlammblüter und Blutsverräter siegen werden!"

Die zierliche Brünette seufzte schwer.

„Neutralität! Mehr verlange ich nicht! Für mich. Hey ..." Sie stützte sich auf die Ellenbogen und hinderte ihre Geliebte daran, mit den Lippen ihre Brustwarzen zu liebkosen. „Sieh' mich an, Pans! Ich will dich nicht verlieren - weder an die eine noch an die andere Seite!"

Pansy rollte sich von ihr, seufzend zur Decke blickend. „Es wird gut werden, Daphne! Alles wird gut!"

 

 
 

Haus der Familie Granger, 07. Juli 1997

Die Vernunft ist des Herzens größte Feindin. - Giacomo Casanova

 

Das dumpfe Geräusch der zufallenden Haustür ließ Hermine zusammenzucken. Ihre Knie waren weich. Sie klammerte sich an das Treppengeländer, folgte wankend dem Weg durch den Vorgarten, bis hinaus auf die Straße. 

Die einzelnen Silben der Zauberformel hallten durch ihren Geist. Obliviate.

Übelkeit stieg in ihr auf. Erste Tränen rannen heiß über ihre Wangen. 

Als das charakteristische Plopp des Apparierens ertönte, wirbelte sie herum. Der Zauberstab bebend in ihrer Hand. 

Doch es war kein Angreifer. Stattdessen fand sie sich in einer festen Umarmung wieder und wurde gehalten wie ein kleines Kind.

„Oh, mein armes Mädchen“, flüsterte Molly Weasley mit bebender Stimme.

 

 
 

Malfoy Manor, 08. Juli 1997

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei ist, sondern zu lernen im Regen zu tanzen. - Vivian Greene 

 

Eng aneinander geschmiegt wiegten sie sich im Takt der leisen Musik.

Die Sonne ergoss sich golden durch die bodentiefen Fenster und hüllte die Tanzenden in Wärme.

Der Blonde hielt die Augen geschlossen und seine Frau fest in seinen Armen. „Vergiss nie, dass ich dich liebe, Narzissas", murmelte er mit erstickter Stimme und ließ es zu, dass ihre zarten Hände sich an seine unrasierten Wangen legten. Als ihre Lippen sich auf die seinen legten, verlor die Welt um ihn herum ihre Bedeutung.

„Zwanzig treue Ehejahre haben eine weitaus tiefere Bedeutung, als schwindender Ruhm", wisperte Narzissa mit dünner Stimme.

Dankbarkeit erfüllte ihn.

 

 
 

Malfoy Manor, 09. Juli 1997

Es ist das Schicksal jeder Generation, in einer Welt unter Bedingungen leben zu müssen, die sie nicht geschaffen hat. - John F. Kennedy 

 

Es lag ihm nicht, sein Schicksal zu verfluchen. Für gewöhnlich nahm er die Dinge, wie sie kamen und räumte die Steine, die ihn auf seinem Weg behinderten, fort. Doch jetzt, versehrt durch Folter, in den Kerkern von Malfoy Manor, den Vater nicht länger als Todesser des inneren Zirkels zu wissen, sondern als Gejagten auf der Flucht vor der eigens aufgebauten Ideologie, brachte Theos Unerschütterlichkeit ins Wanken.

Warum war eine Gesellschaft erstrebenswert, die magisch unbegabte Zaubererkinder verfolgte? Kinder wie Theos kleine Schwester? 

Sollten Sie ihn doch foltern - selbst wenn er das Versteck seiner Familie wüsste - seine Lippen blieben versiegelt.

 

 
 

Spinner's End, 10. Juli 1997

In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Aber in der Praxis, da gibt es ihn. - Yogi Berra 
 

Er hatte es verloren geglaubt, sein mörderisches Ich. Die Seite seines Seins, die für den Dunklen Lord bestimmt war. Doch da schimmerte sie triumphierend in seinen schwarzen Augen – die listige Gier nach Macht.

Er musste es fühlen, leben und begehren. 

Er war Dumbledore's bester Mann. 

Die rechte Hand des Unnennbaren. 

Ihm lag es, die Dinge zu lenken – die anderen waren schwach in ihrer Eindimensionalität und machten sich damit zu einfältigen Statisten.

Fort das Gefühl, unter der Last seiner Schuld zusammenzubrechen. Fort die entsetzliche Trauer,  Verzweiflung und der Selbsthass.

Er war Severus Snape. Hexer. Todesser. Lord Voldemorts treuster Diener. Dumbledore's Spion. 



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Liliputh
2016-02-08T20:17:22+00:00 08.02.2016 21:17
Mir gefällt es auch gut :)
Von:  NamYensa
2015-12-26T17:20:08+00:00 26.12.2015 18:20
Hey,

du hast wirklich den Bogen raus, gute Drabbles zu schreiben. Das findet man leider viel zu selten. Die meisten Drabbles, die ich bisher gelesen habe, wirkten immer nur wie kleine Textabschnitte, die aus einem größeren Text herausgeschnitten wurden, ohne Pointe oder echte Aussage. Bei deinen Drabbles ist das angenehm anders, du bekommst es wirklich hin, in so wenigen Worten so viel Aussage unterzubringen. Ich freue mich schon auf Nachschub. :)

LG
Nam
Antwort von:  nyma
07.01.2016 11:59
Wow!! Was für ein tolles FB!! Vielen Dank! Das motiviert ungemein. Ich war bis heute im "Winterschlaf" ;-) Ab jetzt wird es auch hier regelmäßig Nachschub geben.
Ich freue mich erneut von dir zu hören und werde ganz bald auch wieder einen Gruß bei deiner Geschichte "Ex Domo" hinterlassen.
Liebe Grüße
nyma


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