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In Rhian

Sommerferien für Fortgeschrittene - FERTIG
von

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In Hogwarts

In Rhian
 

Teil 1 - In Hogwarts
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Vor Prof. Snapes Klassenraum, Hogwarts

Beteiligte Personen: Harry Potter, Draco Malfoy, Hermine Granger, Ron und Ginny Weasley, Vincent Crabbe und Gregory Goyle, Professor Snape

Zeichenerklärung: Gesprochenes wird wie üblich in " " dargestellt, Gedanken sind in - - gesetzt. Das gilt auch für alle weiteren Kapitel dieser FF.

Zum Inhalt: Damit ihr diesen Kram hier nicht komplett lesen und dann feststellen müßt, daß er euch überhaupt nicht gefällt, gibt's vorab (für alle, die die Zusammenfassung übersprungen haben) nochmal eine kleine Warnung. Ich werde definitiv nicht mit Adult-Content schreiben. Statt dessen will ich versuchen, die Figuren insgesamt möglichst wenig zu verändern. Wem das zu langweilig klingt, hat jetzt nochmal Gelegenheit, sich nach was anderem umzusehen. Sorry, wenn ich euch etwas von eurer Zeit gestohlen habe.

Disclaimer: Die ehemalige Sozialhilfe-Empfängerin JK Rowling, die mittlerweile mehr Geld hat als die Queen, ist nachweislich die Erfinderin und Besitzerin einiger der Charaktere aus dieser FF. Sie hat mit ihrer Serie auch den Rahmen geschaffen, innerhalb dessen sich meine eigenen Kreationen bewegen können. Falls ihr wissen wollt, welche Figuren und Orte ihr gehören und welche nicht, könnt ihr entweder ihre Bücher lesen oder von mir eine detailierte Liste bekommen, die sich allerdings nur auf die Akteure dieser FF bezieht.

Bitte merkt euch diesen Disclaimer, ich will nämlich nicht vor jedem neuen Kapitel das ganze nochmal runterleiern.

Danke für eure fortgeschrittene Intelligenz.

~*~

Prolog:

Potter-Fic Nummer 7 (Wenn man die Outtakes nicht als eigenständige FF zählt...), im Grunde bleibt alles beim alten: Ich mache Lucius und Draco etwas weniger dämlich und - ach ja, ich behalte natürlich Adora. Sie wird hier eine ganz wichtige Rolle spielen.

~*~

Story:

Ron hatte nicht mehr allzu viel zu melden bei Ginny in letzter Zeit. Sie war mittlerweile 16, ein hübsches, freundliches Mädchen, das die meiste Zeit mit Hermine und einigen anderen Gryffindor-Schülerinnen verbrachte. Seamus Finnegan hatte schon gewitzelt, Ginny könnte vielleicht lesbisch sein, weil sie sich nicht wirklich für Jungs interessierte. Abgesehen von Harry.

Aber auch die Schwärmerei für den Helden von Gryffindor war weniger geworden. Mit 16 ist man nicht mehr ganz so leicht zu beeindrucken wie mit 11. Und Harrys Verhalten kam Ginny in letzter Zeit mehr und mehr... seltsam vor. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie begann anders über ihn zu denken, sie begann gemeine Gedanken über ihn zu haben, die ihr früher nie in den Sinn gekommen wären.

So etwas durfte man nicht denken, nicht über Harry Potter! Sie versuchte, es sich selbst zu verbieten, aber es nützte nichts. Weder mit Hermine, noch mit Ron konnte sie darüber sprechen, denn beide waren uneingeschränkt loyal Harry gegenüber.

Ginny sagte sich, daß es vielleicht an der allgemeinen Veränderung lag, die sie zur Zeit durchmachte. Sie wünschte sich verzweifelt, sie könnte wie andere Mädchen in ihrem Alter auf Jungs zugehen und mit ihnen herumalbern, aber sie war zu schüchtern.

Wenn es ernst wurde, versteckte sie sich lieber hinter Hermine oder Ron.

Sie mochte ihren Spitznamen auch nicht mehr und war kurz davor, allen zu sagen, daß sie sie gefälligst mit ihren vollen Vornamen, Virginia, ansprechen sollten, konnte sich aber nicht überwinden.

Der Gryffindor-Turm kam ihr schrecklich eng vor, in den Ferien blieb sie trotzdem am liebsten in Hogwarts, weil sie ihre Eltern im Augenblick nicht ertrug. Am liebsten hätte sie auch Ron gesagt, er solle verschwinden, aber das konnte sie nicht. Er war ihr Bruder, der einzige, der noch in Hogwarts war und für den Notfall mußte er als Beschützer herhalten. Weil Ginny keinen Freund hatte, gab es leider keine andere Möglichkeit.

Selbst gegen jemanden anzutreten, traute sie sich nicht.

Sie war zwar Klassenbeste im Duellierclub, der seit dem letzten Schuljahr unter Professor Snapes Leitung jeden Dienstag und Donnerstag nachmittag stattfand, aber sie hatte nicht so viel Selbstvertrauen, daß sie das für ausreichend gehalten hätte.

Hermine, die mittlerweile ein Parallelstudium an einer Muggel-Universität angefangen hatte, hatte vor kurzem gemeint, Ginny hätte Minderwertigkeitskomplexe, weil sie die kleinste Nummer in einer so großen Familie war. Psychologie nannte sie das Zeug, das sie da zusätzlich zum Hogwarts-Stoff büffelte.

Und irgendwie hatte sie wahrscheinlich recht. Ginny konnte nicht auf ihrem Recht bestehen - selbst jetzt hielt Ron ihre Hand, während sie vor Snapes Klassenraum standen und darauf warteten, daß die restlichen Schüler und der Professor eintrafen. Außer ihr und ihrem Bruder waren natürlich Harry und Hermine da; Harry machte ein paar letzte Hausaufgaben, die er wegen seiner Heldentaten und dem Quidditch-Training am Vortag nicht mehr geschafft hatte und Hermine wälzte eins ihrer Bücher.

"Ich verstehe nicht, wie du das freiwillig machen kannst, Ginny," sagte Ron in diesem Moment.

"Was denn?" Sie fuhr zu ihm herum.

"Snape," murmelte er nur.

"Snape? Ron, ich versteh dich nicht!"

"Drück dich klarer aus, Schatz!" befahl Hermine.

Ron wurde rot bis unter die Haarspitzen. Er verkraftete es immer noch nicht ganz, daß Hermine ihm jetzt auch vor allen anderen Schülern Kosenamen gab. Harry grinste nur dazu, um zu zeigen, daß er es gehört hatte, dann kritzelte er weiter die Zutaten für das Port Key-Lösungs-Rezept auf seinen Zettel.

"Das willst du doch so nicht abgeben?!" fragte Hermine entgeistert und ließ damit Ron keine Zeit, seine mysteriöse Snape-Äußerung zu erklären.

"Na klar," sagte Harry leichthin.

"Er weiß, daß er sowieso einen guten Jahresdurchschnitt bekommt, weil er Quidditch spielt und jedes Jahr die Welt rettet. Da braucht man keine ordentlichen Hausaufgaben abzugeben. Im Grunde müßte er gar keine machen," entschlüpfte es Ginny, bevor sie die Hände vor den Mund schlagen konnte. Das waren ihre Gedanken gewesen, aber das hatte sie nicht laut sagen wollen - um Himmels Willen, nein!

Alle starrten sie an.

Auch die drei Neuankömmlinge: Draco Malfoy mit seinem Gefolge, Crabbe und Goyle.

Der blonde Slytherin zeigte den Anflug eines Lächelns. "Was habt ihr ihr zu trinken gegeben?" wandte er sich dann an Harry. "Ihr sollt doch nicht mit Zaubertränken herumspielen."

Harry beendete den kläglichen Versuch, das Rezept fertigzustellen und sah auf. "Draco, du hast mein vollstes Beileid. Ich weiß, du bist kein schlechter Mensch..." begann er leise und sanft.

"Oh Mann, Potter, hör auf zu predigen!" fauchte Malfoy ihn an. "Ich kann diesen Scheiß nicht mehr hören! Ich bin kein armer kleiner Junge, der von seinen Eltern schlecht behandelt wird oder Komplexe hat wegen deiner dummen Aktionen auf dem Spielfeld oder mit Voldemorts Schergen! Ich will kein Mitleid - ich brauche kein Mitleid, ich bin in jedem Fall besser dran als du!"

"Natürlich verstehe ich, daß du selbst dir das einreden mußt..." fuhr Harry im selben ruhigen Tonfall fort, in dem er begonnen hatte. "Aber vergiß nicht, ich kenne deine Eltern. Ich denke, dein Vater ist dafür verantwortlich, daß du,...

Du kannst eigentlich gar nichts dafür, daß du..."

"Sei still, verdammt!" fuhr Malfoy ihn an und packte ihn am Kragen. "Laß das, oder ich verpasse dir die Abreibung deines Lebens, Potter!

Es stinkt mir, daß du überall herumerzählst, ich wäre eigentlich ein netter Kerl und würde mich nur so benehmen, weil mein Vater in meiner Kindheit nicht oft genug für mich da war! Das stimmt nicht! Ich bin kein netter Kerl und ich bin selbst verantwortlich dafür, wie ich bin! Ich will gar nicht anders sein!"

"Was ist denn hier los?" ging Snape, der gerade um eine Biegung des Korridors kam, dazwischen. "Potter? Malfoy? Natürlich!" spuckte er verächtlich aus. "Mister Malfoy, was ist passiert?"

"Dieser Kerl macht mich ganz irre!" schnaubte Malfoy wütend. "Der und sein Psycho-Geschwafel!"

Snape verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Harry, Hermine, Ron und Ginny ganz genau. "Na, mal wieder keine Hausaufgaben gemacht, Potter?" fragte er dann und nahm ihm den Zettel mit dem Rezept ab.

Harry sagte nur: "Quidditch." Und das schien alles zu erlären.

Snape zog zwar mißbilligend die Brauen zusammen, wandte sich dann aber Hermine zu. "Miss Granger,...

Ich wünsche nicht, daß Sie... Muggel-Bücher mit in meinen Unterricht bringen.

Sie haben zehn Minuten, um diese Scheußlichkeit zu Ihrem Spind zu bringen und dort einzuschließen." Als Hermine an ihm vorbeigehen wollte, hielt er sie noch einmal an und nahm ihr das Buch ab. "Grundlagen der Psychologie für Erstsemester," las er laut. "Gab es auch Ärger mit Miss Granger, Mister Malfoy?"

Der Slytherin schüttelte den Kopf. "Sie hat sich wie eine perfekte Lady benommen."

Hermine warf ihm einen überraschten Blick zu, nahm dann aber ihr Buch entgegen und verschwand damit schnell zu den Spind-Gängen.

"Mister Weasley,..." begann Snape, als sie weg war. "Sie könnten in den Verdacht geraten, illegale Beziehungen zu Ihrer Schwester zu unterhalten oder sie als Geisel zu mißbrauchen, wenn Sie sich ständig an ihr festklammern. Nun, Mister Weasley, sind Sie ein Affe oder ein Geiselnehmer?"

"Ich passe nur auf sie auf," grollte Ron.

"Mir scheint viel mehr, Ihre Schwester müßte auf Sie aufpassen, Mister Weasley. Sie hat noch keinen einzigen Punktabzug für Gryffindor bekommen in all den Jahren, in denen sie hier Schülerin ist - was man von Ihnen und Mister Potter nicht gerade behaupten kann."

"Wird sind ja auch keine Schülerinnen," bemerkte Harry leise.

"Witz komm raus, du bist umzingelt!" kommentierte Malfoy zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Snape ignorierte die beiden. Er kannte das schon.

Statt dessen befahl er Ron, Ginny loszulassen und setzte seine Analyse mit ihr fort: "Miss Weasley,...

Sie müssen nicht antworten, aber ich persönlich... nehme stark an, daß Sie sich keine fünf Minuten in Gesellschaft Ihres etwas unterbelichteten Bruders aufhalten würden, wenn er Sie nicht pausenlos festhalten würde. In Wahrheit hat Mister Weasley wohl Angst, daß Sie ihm davonlaufen, wenn er Sie losläßt, um sich Freunde zu suchen, die weniger Ärger machen.

...

Nun, wie ich mit Freude sehe, haben Sie heute wieder eine Freistunde, die Sie hoffentlich in meinem Unterricht verbringen möchten. Ist Professor Trelawney immer noch krank?"

"Sie hat wieder Präkognition," antwortete Ginny. "Sehr schwer."

"Wie ich hörte, haben Sie Freitag nachmittag auch keinen Unterricht. Aber,... da machen Sie wohl Hausaufgaben.

Im Gegensatz zu Mister Potter..." bemerkte Snape leise.

Er spielte darauf an, daß Ginny Zeit hätte, auch seinen Freitagsunterricht zu besuchen; allerdings handelte es sich dabei um einen Zusatzkurs, den Harry, Ron und Hermine nie belegten, deshalb hatte Ginny sich bisher noch nicht getraut dort hinzugehen. Sie wäre allein, ohne Hilfe, in einem Kurs, der eigentlich gar nicht für ihren Jahrgang geeignet war - vermutlich würde sie sogar noch Malfoy über den Weg laufen dort.

Ron hatte einmal etwas darüber gesagt, daß "der verdammte Schleimbeutel" Snapes Extra-Kurs belegte, aber Ginny wußte nicht, ob es der Freitagskurs war und sie wollte lieber nicht riskieren, dem Slytherin ohne ihre Freunde gegenüberzutreten.

Gerade heute hatte sich ja wieder einmal gezeigt, daß mit ihm nicht zu spaßen war. Er war regelrecht ausgeflippt, obwohl Harry ganz ruhig und vernünftig mit ihm gesprochen hatte.

Allein würde sie sich niemals in eine Klasse wagen, in der sie es mit Malfoy und seinen beiden Gorillas zu tun bekommen konnte.

In Snapes Dienstagskurs saß sie schon fast drei ganze Monate, zusammen mit ihrem Bruder, Harry und Hermine. Professor Trelawney fühlte sich in letzter Zeit nicht sehr gut und hatte häufig gefehlt, bis sie dann für beinahe zwei Monate ganz in der Versenkung verschwand. Aus Langeweile war Ginny mit dem Trio in den Unterricht gegangen.

Harry hatte sich vielmals entschuldigt, daß es sich um einen so langweiligen und ätzenden Kurs wie Snapes "Fortgeschrittene Zaubertränke" handelte, aber mit der Zeit hatte sie Gefallen am Unterricht gefunden. Zwar war sie eigentlich genau ein Jahr zu jung dafür, aber durch Hermines geflüsterte Erklärungen verstand sie inzwischen ebensoviel wie ihr Bruder - was vielleicht nicht viel heißen mochte.

Snape hatte von Anfang an nichts dagegen gehabt, daß sie sich dazusetzte; er hatte nur sehr geschockt ausgesehen, daß jemand auf die Idee kam, sich seinen Kurs freiwillig anzutun! Aber offenbar war er zu dem Schluß gekommen, daß Ginny das Fach sehr lieben mußte; jedenfalls hatte er sie im Duellierclub darauf angesprochen.

Sie mußte zugeben, daß sie es tatsächlich interessant fand, viel interessanter als Professor Trelawneys Wahrsage-Schund. Darin war sie mit Snape einer Meinung.

Und dieser seltsame und glückliche Umstand sorgte dafür, daß sie Lob und besondere Zuwendung im Duellierclub erhielt und sich nächstes Jahr wenigstens einen Zaubertrankkurs sparen konnte - Snape hatte für sie eine Sondergenehmigung bei Dumbledore erwirkt.

Ginny mußte nur den Stoff, den sie am Anfang des Schuljahres versäumt hatte, nachholen, ein Referat in der Klasse halten und ansonsten regelmäßig anwesend sein und sich am Unterricht beteiligen (und natürlich die Prüfung mitschreiben) - dann würde sie, als einzige Sechstkläßlerin, die Bescheiningung bekommen, an einem Siebtkläßler-Zaubertrankkurs teilgenommen zu haben, den sie in ihrem siebten Jahr dann auslassen konnte.

Auch daß es Professor Trelawney mittlerweile wieder besser zu gehen schien, würde kein Problem darstellen.

Alle anderen Schüler und Schülerinnen aus Ginnys Jahrgang mußten, sobald Professor Trelawney erneut zum Unterricht erschien, zurück in ihre Klasse. Ginny jedoch brach den Kurs dieses Jahr ab, um weiter in Professor Snapes Unterricht gehen zu können, und durfte im nächsten Jahr einen ebenso leicht zu bewältigen Ersatz wählen.

Vielleicht würde sie sich auch auf Zaubertränke spezialisieren. Sie hatte bemerkt, daß das Fach ihr lag und konnte sich vorstellen, es sogar zu unterrichten. Und Snape kam ihr nicht mehr so schrecklich vor wie früher.

Sie kannte ihn jetzt besser und wußte, daß er ein sehr stolzer Mensch war, der möglichst wenig von seinem Innenleben zeigen wollte.

Nicht, weil er verletzbar gewesen wäre - nein, er schien vielmehr einen Eisenkern zu haben, dem nichts etwas anhaben konnte. Aber aus gewissen Äußerungen seinerseits hatte Ginny geschlossen, daß er befürchtete, seine Gedanken und persönlichen Auffassungen könnten andere erschrecken.

Deshalb sorgte er dafür, daß ihn niemand danach fragte. Das hing zweifellos mit seiner Vergangenheit als Death Eater zusammen. Die Geschichten waren wohl zu grausam und er wollte auch nicht darüber reden, so daß er sich entschieden hatte, lieber jedes tiefergehende Gespräch abzublocken, um anderen nicht zu schaden.

Genau aus diesem Grund, weil er so stark war und kein Mitleid wollte, kein Mitleid brauchte, sich lieber selbst dazu zwang, ohne andere Menschen auszukommen als ihnen wehzutun, hatte Ginny Mitleid mit ihm. Sie war überzeugt davon, daß er in seinem Bemühen, andere nicht zu verletzen sich selbst verletzte.

Er konnte doch gar nicht immer nur allein sein wollen!

Doch er hielt sich zurück.

Das war bewundernswert und gleichzeitig sehr traurig, fand Ginny.

-Aber wo habe ich diesen Spruch mit dem Mitleid gehört? Das stammt doch nicht von mir...- überlegte sie, als sie sich ihre eigenen Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen ließ.

"Miss Weasley?" rief Snape sie.

Sie zuckte zusammen. Nicht aufgepaßt, verdammt! Dabei wollte sie doch auf keinen Fall, daß er dachte, sie würde seinen Unterricht nicht mögen. "Ja, Professor?"

"Ein zweites Mal - worauf wird die Wundpackung Nummer 7 aufgetragen?" wiederholte er ruhig die Frage, die er ihr offenbar schon einmal gestellt hatte, die Ginny, in gedanken versunken, aber nicht gehört hatte.

Sie reagierte blitzschnell. Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, als sie auch schon rief: "Auf das Schwert, das die Wunde verursacht hat!" Das hatte sie gelesen, es Hermine gezeigt und sie hatten beide darüber gelacht. Es war doch nicht sinnvoll, eine Waffe mit Medikamenten einzureiben, um die Wunde zu heilen, die sie verursacht hatte! Deshalb hatte sie es sich gemerkt.

Snape lächelte sein dünnes, bitteres Lächeln. "Sehr gut, Miss Weasley. Fünf Punkte für Gryffindor - Sie haben es gewußt, ohne daß ich den Namen des Erfinders nennen mußte!

Kommen Sie nach dem Unterricht zu mir."

Ginny nickte beklommen und fragte sich, ob ihr eine Rüge bevorstand für ihre Unaufmerksamkeit, die Snape unmöglich entgangen sein konnte. Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Er würde ihr sicher nur sagen, daß er enttäuscht war und hoffte, daß sie sich nächstes Mal wieder besser konzentrieren konnte.
 

Wird fortgesetzt...
 

Wie ich schon sagte, das hier ist so etwas ähnliches wie eine >Familiengeheimnis<-Fortsetzung. Außerdem tauchen später Elemente aus >Hermine terrorisiert das Ministerium< auf. Es wäre also schon besser, wenn ihr diese beiden FFs kennt. Muß aber nicht sein. ^.~

Ginnys Gedanken

In Rhian
 

Teil 2 - Ginnys Gedanken
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Prof. Snapes Klassenraum und Gryffindor-Gemeinschaftsraum, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Professor Snape, Ron Weasley, Hermine Granger, Beth Ferguson

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Dies ist keine reine Malfoy- oder Weasley-Story. Sie hat Elemente von beiden Familien und keine steht dabei im Vordergund. Nachdem ich im letzten Kapitel die Ausgangssituation geschaffen habe, geht's jetzt erst recht mit dem Innenleben einer der Hauptfiguren los.

~*~

Story:

Als Ginny wie befohlen nach dem Unterricht an Snapes Pult trat, versuchte er, ein möglichst verständnisvolles Gesicht aufzusetzen und bat sie, sich einen Stuhl zu nehmen. Normalerweise durften Schüler in Gegenwart eines Lehrers, der ein persönliches Gespräch mit ihnen führte, nicht sitzen, also biß Ginny sich bang auf die Lippen und hoffte, daß es nicht allzu schlimm werden würde.

"Was hat Sie heute so abgelenkt, Virginia?" fragte Snape leise. Sie hatte ihm im Duellierclub erlaubt, sie beim Vornamen zu nennen, aber dort gab es auch keine entscheidenden Noten und es war im Prinzip eher ein Spiel als Unterricht. In den Kursen, die sie bei ihm belegte, hatte er sie stets nur mit "Miss Weasley" angesprochen. Was war los?

Ginny verschränkte nervös ihre Finger. "Ich,... Malfoy.

Malfoy hat mich abgelenkt," gab sie schließlich zu.

Wenn sie jemals souverän und erwachsen werden wollte, mußte sie sich wohl dieser Sache stellen. Also erzählte sie Snape, warum sie zu Anfang in seinen Kurs gekommen war - nämlich nicht wegen ihm oder dem Fach, sondern wegen ihren Freunden, die zufällig zu dieser Stunde diesen speziellen Kurs hatten. Wie ihr dann aber der Unterricht zu gefallen begann und schließlich auch, daß sie liebend gerne den Freitagskurs besuchen würde, weil sie nicht allzu viele Hausaufgaben hatte und relativ leicht damit fertig wurde.

Aber da gab es ein Problem:

Draco Malfoy.

Snape hatte bisher schweigend zugehört. Jetzt ergriff er das Wort: "Lieben Sie ihn?" Er machte eine Pause - Ginny starrte ihn überrascht und schockiert an. Dann meinte er: "Ich weiß, das war eine indiskrete Frage. Es tut mir leid.

Sie müssen natürlich nicht antworten.

Ich versuche nur herauszufinden, worum es geht.

Sie sagten, Sie fürchten sich davor, in meinen Kurs zu kommen, weil Ihnen die Unterstützung Ihrer Freunde fehlt und Sie Mister Malfoy lieber nicht allein begegnen möchten.

...

Gehen Sie ihm aus dem Weg, weil Sie befürchten, er könnte Ihnen etwas antun?

Oder ist es... etwas anderes?"

Ginny dachte nach.

Wie kam Snape nur auf den abwegigen Gedanken, daß sie es auf Draco Malfoy abgesehen haben könnte?!

Langsam schüttelte sie den Kopf, doch der Professor sprach schon weiter: "Virginia, Sie wissen, wie seine Familie über Ihre Familie denkt. Vermutlich denkt er auch so über Sie. Ich will Ihnen das nicht mies machen, aber...

Ich würde lieber verhindern, daß Ihnen wehgetan wird. Und ich fürchte, daß es soweit kommt, wenn Sie sich mit einem Malfoy einlassen. Dies ist nicht Shakespeare.

Im wahren Leben sollte man Konstellationen, die wie "Romeo und Julia" klingen, besser vermeiden."

"Das weiß ich alles selbst," brachte Ginny heiser hervor. "Wir sind arm und normal und die Malfoys sind reich und arrogant. Wir sind auf Harrys Seite, sie sind es nicht. Mein Vater hat viele Durchsuchungen veranlaßt, die Mister Malfoy in ziemliche Bedrängnis gebracht haben. Und im Gegenzug beleidigt er uns, wo er nur kann und intrigiert gegen meine Familie.

Aber - ich versichere Ihnen, Professor, es ist nicht wie sie denken!

Ich habe kein Interesse an Draco Malfoy. Ich halte es nur für zu gefährlich, in seiner Nähe zu sein, wenn ich keinen habe, der,..."

"Der auf Sie aufpaßt?" fragte Snape.

Sie nickte.

"Sie können sich nicht ewig hinter Ihrem Bruder verstecken, Virginia.

Wenn es wirklich so ist - wenn Sie keine romantischen Gefühle Malfoy gegenüber haben, dann bitte ich Sie, in meinen Freitagskurs zu kommen! Er wird Ihnen nichts tun.

Ich bin da.

Alle anderen Schüler sind da - es sind, glaube ich, fast zwanzig.

Denken Sie ernsthaft, er würde es wagen, Sie vor so vielen Zeugen anzugreifen? Und selbst wenn - Sie sind eine exzellente Kämpferin. Nur zu zaghaft, leider.

Aber Sie könnten mit ihm fertigwerden, wenn Sie nur darauf vertrauen, daß Sie alles gelernt haben, was man wissen muß, um ein Zauberduell zu bestreiten.

Sie sind nicht schwach, ganz und gar nicht!"

Ginny kämpfte gegen die Tränen. So etwas nettes hatte noch nie jemand zu ihr gesagt!

Sicher, ihre Eltern bemühten sich, sich um jedes ihrer Kinder zu kümmern, aber es waren über eine lange Zeit hinweg einfach immer zu viele gewesen! Im vergangenen Jahr hatte Ginny sich zum ersten Mal ausführlich und von Frau zu Frau mit ihrer Mutter unterhalten.

Nur ein Jahr - ein Jahr lang hatte sie ihre Eltern jetzt fast ganz für sich.

Aber sie hatten ihr nie gesagt, daß sie stark war oder talentiert.

Nicht, daß die Weasleys gleichgültig oder abweisend gewesen wären - Ginny vermutete nur, daß man bei so vielen Kindern irgendwann den Überblick verlor und einfach nicht mehr zuhörte, um nicht vor lauter Streß zusammenzubrechen und in der Nervenklinik zu landen.

Deshalb hatte es nie ernsthafte Gespräche mit ihrer Mutter gegeben. Ihre Brüder beschützten sie und sorgten dafür, daß sie alles bekam, was sie brauchte.

Das war seit Ginnys Kindheit so.

Und darum war dieser unbedeutende kleine Satz, der ihr bloß ein wenig Mut machen sollte, so ungeheuer erschütternd für sie. Sie schluckte die Tränen hinunter.

Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie wollte ja weinen... aber nicht so.

Snape würde es falsch verstehen.

Langsam stand sie auf. "Ich möchte,..." begann sie mit brüchiger Stimme, "daß Sie wissen, daß Ich Sie sehr gern habe, Professor. Und ich danke Ihnen."

Rasch drehte sie sich um und rannte zur Tür. Dort sah sie noch einmal zurück und rief: "Wir sehen uns am Freitag!" Es gelang ihr sogar ein winziges Lächeln. Aber Snape mußte gesehen haben, daß ihre Augen ganz feucht waren und deshalb machte sie sich Sorgen um ihn.

Kannte er so etwas wie Freundentränen überhaupt?

Darüber konnte sie sich im Moment keine Gedanken machen. Sie lief nur noch, in Richtung Gryffindor-Turm und plötzlich fing es an, aus ihr herauszubrechen.

Jeder, der sie sah, mußte sie für völlig übergeschnappt halten, wie sie wie verrückt lachend den Gang entlangrannte, wobei ihr nun doch die Tränen übers Gesicht liefen und sie immer wieder kichernd hervorstieß: "Ich bin soooo dumm!"

Natürlich war sie dumm - wie hatte sie glauben können, Snape würde sie nicht beschützen, wenn sie in seinen Unterricht kam? Er würde auf keinen Fall zulassen, daß irgend jemand ihr etwas antat.

Selbst wenn die Slytherins oft von ihm bevorzugt wurden - Ginny wußte jetzt, daß sie für ihn wichtiger war und wahrscheinlich mußte Malfoy sie nur einmal schräg ansehen, um sofort 50 Punkte abgezogen zu bekommen.

Das war ja gerade das urkomische daran!

Und wie hatte sie sagen können: "Wir sehen uns am Freitag!"?

Es war doch erst Dienstag - und der Nachmittag gehörte dem Duellierclub, so daß sie den Professor schon heute wiedersehen konnte. Tränenüberströmt und erschöpft erreichte sie den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Ihre Mundwinkel schmerzten schon von dem vielen Lachen.

Und Ron sah nur, daß ihr Gesicht naß war und sie sich in einem für sie ganz ungewöhnlichen Gefühlsaufruhr befand.

Er starrte sie eine Weile an, als sie sich auf eins der Sofas an der Wand fallen ließ. Dann knurrte er: "Malfoy! Das reicht jetzt!" und stürmte aus dem Turm.

Erschrocken sprang Ginny auf und wischte sich mit einem Ärmel über die Wangen. "Was - was?!"

Jemand nahm sie am Arm und zog sie sanft zu ihrem Schlafraum. Als sie sich umdrehte, erkannte sie Hermine.

"Was ist - was macht er?!" fragte Ginny verstört.

"Malfoy in seine Einzelteile zerlegen," kommentierte ein anderes Mädchen, das in der Tür stand, hart. "Das würde ich auch machen für meine kleine Schwester - wenn er sie jemals anfaßt...!" Sie schlug sich mit der Faust in die hohle Hand, um zu zeigen, was Malfoy unter diesen Umständen erwartete.

"Aber... er hat mich gar nicht... angefaßt!" protestierte Ginny schwach. Sie verstand nicht, wieso Ron auf einmal auf Malfoy kam. Was sollte das alles?

"Dann war er bloß gemein zu dir - das ist schon schlimm genug," meinte das Mädchen. "Ich werde ihm helfen!" Damit ging sie.

Hermine brachte Ginny zu ihrem Bett und überredete sie, sich hinzulegen. "Es wird schon wieder. Was hat der Mistkerl denn gesagt?"

"Gar nichts,... gar nichts!" erklärte Ginny. "Ich war bei Professor Snape!"

"Professor Snape?" echote Hermine überrascht. "Das wird ein Problem - den kann Ron nicht so einfach verprügeln."

"Ich will nicht, daß er irgend jemanden für mich verprügelt!" schrie Ginny und sprang vom Bett auf. "Geht das nicht in eure Köpfe rein - ich war bei Snape und er hat etwas unheimlich nettes für mich getan; ich war so froh, daß ich anfangen mußte zu heulen! Es ist gar nichts schlimmes passiert!"

Hermine sah sie streng an. "Du hast doch nicht - ich meine - Snape - nein!"

"Nein," sagte Ginny kalt. "Und wenn - es würde dich nichts angehen.

Warum denkt ihr alle immer so schlecht von ihm?

Er ist..."

"... eigentlich ganz nett? So wie Malfoy?" schlug Hermine vor. "Ginny, das glaubt auch nur Harry. Nur er ist in der Lage, jeden Menschen für ein wundervolles, freundliches, mißverstandenes Lebewesen zu halten.

Jeder andere weiß, daß die Realität anders aussieht.

Und Snape hatte uns drei - Harry, deinen Bruder und mich - von Anfang an auf der Abschußliste. Deshalb denken wir schlecht von ihm; zumindest ich und Ron. Was Harry betrifft,... du kennst ihn ja.

Wenn du mit Snape gut auskommst, ist das schön für dich.

Aber jetzt muß ich los."

"Wohin denn?" wollte Ginny perplex wissen.

"Malfoy retten.

Ich fürchte, Ron nimmt ihn wirklich auseinander, wenn er ihn diesmal erwischt! Und weil Malfoy heute den Anstand hatte, mich eine Lady zu nennen und mich auch wie eine zu behandeln, verzeihe ich ihm für einen Tag das Schlammblut-Gequatsche und sorge dafür, daß mein Schatz ihm nicht die Haut in Streifen abzieht.

Du kannst mitkommen, wenn du willst. Aber du kannst auch hierbleiben und dich noch ein bißchen über Professor Snapes Worte freuen. Ich weiß zwar nicht, was er so tolles zu sagen hat, aber dich scheint es beeindruckt zu haben.

...

Ist wirklich alles in Ordnung?"

Ginny nickte schnell. Sie wollte, daß Hermine endlich ging.

Malfoy war ihr egal, ihretwegen konnte Ron ihn ruhig verprügeln. Solange Hermine ihrem Bruder hinterher erklärte, daß Ginny nicht todtraurig, sondern überglücklich gewesen war und deshalb geweint hatte, war es ok für sie.

Ron sollte nur nicht glauben, er müßte sich einen ganzen Abend mit ihr hinsetzen und sie über ihre Probleme ausquetschen. Das haßte Ginny wie die Pest.

Sie war bisher immer ohne Seelsorger ausgekommen - doch seit einem Jahr stürzte sich auf einmal ihre gesamte Familie, die bisher immer zu beschäftigt mit sich selbst gewesen war, auf sie und das wurde ihr langsam lästig.
 

Wird fortgesetzt...

Slytherin

In Rhian
 

Teil 3 - Slytherin
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Gryffindor-Gemeinschaftsraum, Gryffindor-Mädchenschlafsaal, große Halle und Slytherin-Gemeinschaftsraum, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Professor Snape, Ron Weasley, Hermine Granger, Beth Ferguson, Draco Malfoy, Vincent Crabbe und Gregory Goyle

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Draco bekommt den Arsch eingetreten, wenn ich das jetzt mal so profan hier sagen darf. Das ist einfach die Realität und die sollte durch nichts beschönigt oder entstellt werden. ^^

~*~

Story:

-Ich will eigentlich nicht, daß Malfoy Ärger bekommt, auch wenn er ein Schleimbeutel ist,- ging es ihr nach einiger Zeit durch den Kopf, als sie sich wieder hingelegt und etwas beruhigt hatte. -Wenigstens heute trifft ihn ja überhaupt keine Schuld. Aber ich schätze, es ist schon zu spät, um noch dazwischen zu gehen.-

Sie sah auf Hermines alten Muggel-Wecker.

Das war natürlich völlig sinnlos, weil sie ja nicht wußte, wann genau sie in den Schlafsaal gekommen war. Es spielte auch keine Rolle. Sie stand auf, überprüfte ihr Gesicht im Spiegel, denn allzu verheult wollte sie auch nicht vor die Tür gehen, hielt sich für ganz passabel und verließ den Turm.

Wenn Ron Malfoy umbringen wollte, würde er wohl zuerst in die große Halle gehen - es war Mittagspause, das hätte Ginny fast vergessen.

In der Halle saßen immer noch recht viele Leute, obwohl das Essen fast vorbei war. Sie entdeckte ein paar bekannte Gryffindor-Gesichter... und am Slytherin-Tisch Crabbe und Goyle, aber keinen Malfoy, keinen Ron und keine Hermine. Auch das kräftige, wütende Gryffindor-Mädchen von vorhin war nirgendwo zu sehen.

-Ich bin stark. Professor Snape hat es gesagt und auf sein Urteil kann ich mich verlassen. Er ist ein guter Lehrer,- dachte Ginny, als sie tief durchatmete und den ersten Schritt in ihr neues Leben wagte.

Sie ging zum Slytherin-Tisch.

Die beiden Jungen, die sie vor kurzem als "Malfoys Gorillas" bezeichnet hatte, saßen mit den breiten Rücken zu ihr über den Tisch gebeugt. Sie drehten sich auch nicht um, als einige ihrer Hausgenossen lachten und mit den Fingern auf Ginny zeigten, weil sie viel zu beschäftigt mit ihrem Mittagessen waren.

Als sie nahe genug heran war, tippte Ginny dem, den sie normalerweise für Goyle hielt, auf die Schulter. Sie konnte die beiden schwer auseinanderhalten, obwohl sie sich nicht besonders ähnlich sahen.

Der Junge zuckte zusammen und drehte sich schnell um. "Was willst du, Wieselweib?"

"Habt ihr M... Draco gesehen?" Sie spürte, wie ihr dabei ganz warm wurde - bestimmt war ihr Gesicht rot wie eine Tomate.

Aber Goyle bemerkte es entweder nicht oder es war ihm egal. Er grinste ein bißchen blöd und sagte: "Ja, er meinte, du würdest vielleicht auf unsere Seite wechseln."

"Warst nicht nett zu Potter?" stichelte Crabbe, der sich jetzt auch vom Essen abgewandt hatte.

Ginny überhörte den Unsinn. "Wo ist er? Wo kann ich ihn finden?"

"Miss Weasley," ertönte eine Stimme hinter ihr.

Es war Snape.

Natürlich mußte er auch zum Mitaggessen gehen, wie jeder andere Mensch, der ab und zu Nahrung brauchte. Und offenbar hatte er Ginny vom Lehrertisch aus beobachtet und entschieden, einzugreifen, als sie Goyle ansprach. Vielleicht befürchtete er, er hätte ihr etwas zuviel Mut gemacht vorhin und sie würde jetzt gleich jeden Jungen anbaggern, der ihr vor die Nase kam.

Er machte eine wegweisende Handbewegung - er wollte sie draußen sprechen - und als sie nickte und sich anschickte, ihm zu folgen, zischte Crabbe ihr zu: "Gemeinschaftsraum!"

Vor der Tür nahm Snape Ginny beiseite und bedachte sie mit einem strengen Blick. "Sie sagten, Sie hätten kein Interesse an Malfoy..."

"Im Augenblick habe ich das doch!" entgegnete sie mutig. "Ich kam in unseren Turm und ich hatte geweint -"

"Hatte das etwas mit mir zu tun?" unterbrach er sie sanft. Er wußte es, schließlich war er nicht völlig verblödet.

"Ja! Nein! Ich meine,..." Wieder holte Ginny tief Luft. "Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Professor - ich war so froh, daß Sie das zu mir gesagt haben, das war so... unglaublich für mich, da habe ich vor Freude geweint!"

Er nickte. "Schon gut. Weiter."

Allmählich beruhigte sie sich wieder. Etwas klarer sagte sie: "Mein Bruder dachte, Malfoy wäre gemein zu mir gewesen - ich weiß auch nicht, wie er darauf kam, ich habe den Namen gar nicht erwähnt!

Er sagte nur "Malfoy!" und dann ist er losgezogen, um ihn zu verprügeln!

Und Malfoy hat überhaupt nichts angestellt und ich will nicht, daß Ron ihm was bricht und ich habe es satt, daß er immer meine Angelegenheiten für mich regelt, obwohl ich das sehr gut selbst kann!" Gegen Ende hin war sie doch wieder schneller geworden und reihte die Sätze nur noch so aneinander.

"Sie wollen allein Ihren Bruder aufhalten?" fragte Snape. Dann zeigte er wieder sein sparsames Lächeln. "Um Malfoys Haut zu retten? Ich habe Ihnen vielleicht etwas viel Mut eingeredet, Virginia."

"Hermine - Hermine Granger - ist ihm auch hinterhergelaufen und noch eine Gryffindor, ich glaube, sie heißt Ferguson. Sie wollte Ron helfen, aber Hermine will ihn aufhalten."

"Warum überlassen Sie es dann nicht Miss Granger, sie Sache zu regeln?" wollte er wissen.

"Weil ich doch der Auslöser von all dem bin!

Ich muß es stoppen!"

"Höre ich da ein unausgesprochenes "aber..."?"

Ginny senkte den Kopf. "Aber Malfoy ist im Gemeinschaftsraum - und sicher nicht im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Und für Slytherin fehlt mir das Paßwort!"

"Sie wissen, daß ich Hauslehrer von Slytherin bin," bemerkte Snape. "Und wenn es Ärger geben sollte in meinem Turm,...

Lassen Sie uns gehen!" Er führte Ginny zum Slytherin-Teil von Hogwarts - und sie mußte zugeben, sie hätte den Gemeinschaftsraum und selbst den Zugang dazu alleine wahrscheinlich gar nicht gefunden. Das Porträt, das die Tür bewachte, schwang auf Snapes Anweisung zur Seite und der Professor und Ginny betraten etwas, das schwer nach einem Schlachtfeld aussah.

Malfoy lag inmitten von Trümmern auf dem Boden - ebenso Ron, um den sich Hermine kümmerte. Das Gryffindor-Mädchen, Ferguson, stand über Malfoy und sorgte dafür, daß er nicht wieder hochkam.

"Wie sind Sie hier hereingekommen?!" donnerte Snape, sobald er das Chaos ganz erfaßt hatte.

"Dummes Bild," murmelte Malfoy undeutlich. Seine Lippen waren aufgeplatzt und bluteten, ebenso seine Nase - aber bei Rons Anblick konnte Ginny sich gut vorstellen, daß auch der Slytherin einiges ausgeteilt hatte.

Malfoy hatte viel an Muskeln zugelegt durch Quidditch und die Arbeit mit den Drachen seiner Familie - und Ron war eines Morgens in seinem fünften Jahr aufgewacht und mußte feststellen, daß das gute Essen, viel Bewegung an frischer Luft und die diversen Abenteuer, in die Harry ihn hineinzog, aus ihm einen wahren Kampfkoloss gemacht hatten. Er stemmte jetzt Gewichte und war gut doppelt so breit wie Ginny.

Angesichts der Zerstörungskraft, die in ihrem Bruder steckte, tat Malfoy Ginny fast leid. Aber er hatte sich anscheinend tapfer gehalten, obwohl Ron Verstärkung von Ferguson gehabt hatte und der Slytherin ganz allein kämpfen mußte. Andererseits war Malfoy, wie jeder Quidditch-Spieler, an ziemlich harte Schläge gewöhnt. Bludger, foulende gegnerische Spieler und defekte Besen, die hin und wieder abstürzten, sorgten dafür, daß Mitglieder einer Quidditch-Mannschaft es irgendwann für völlig normal hielten, immer mindestens einen Knochen gebrochen oder angeknackst zu haben.

Das wußte Ginny von Harry, der nach einem Spiel gar nicht oft genug erzählen konnte, wie viele Narben ihm sein Sport schon eingebracht hatte.

Solange er sie nicht auch noch überall herumzeigte, konnte sie damit leben.

-Wen versuche ich eigentlich zu trösten?- fragte sie sich, als sie sich bei diesen Gedanken ertappte. -Soll Malfoy ruhig eine gebrochene Nase haben - er hat es verdient, so oft, wie er meinen Bruder schon geärgert hat!- Aber sie war nicht ganz glücklich damit. Für sie selbst war es auch wichtig, daß Ron niemanden wirklich schwer verletzt hatte. Sie wollte keinen wildgewordenen Troll als Bruder.

Abgesehen davon, daß Malfoy in diesem Fall tatsächlich unschuldig war, was sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen mußte. Sie war so daran gewöhnt, daß sie und ihre Freunde ihm und seinen Gorillas gegenüber im Recht waren, daß es sich völlig falsch anfühlte, einmal auf der Seite der gemeinen, hinterhältigen Angreifer zu stehen.

-Das wäre nicht passiert, wenn Harry dabei gewesen wäre,- sagte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. -Er hätte Ron und dieses Mädchen aufgehalten.-

Unbewußt war sie weiter Snape gefolgt, der Ferguson mit einer Geste aus dem Gemeinschaftsraum schickte und sich neben Malfoy auf den mit Teilen von Möbeln übersäten Boden kniete. Fast wäre sie darüber erschrocken, wie nah sie jetzt an ihrem Erzfeind - oder vielleicht doch eher Rons und Harrys Erzfeind - dran war. Im Moment sah er nicht besonders gefährlich aus.

"Miss Granger, holen Sie Madam Pomfrey!" befahl Snape.

"Aber..." wollte Hermine widersprechen.

"Gehen Sie!" verlangte er schärfer. "Mister Weasley kann es nicht und Miss Weasley würde in ihrer Aufregung den Weg zurück wahrscheinlich nicht finden!" Hermine verließ ebenfalls den Raum und Snape sah zu Ron hinüber, der mit dem Rücken an die Wand gelehnt dasaß und sich mit dem Ärmel seiner Robe etwas Blut aus dem Gesicht wischte. "Ich hoffe, Sie werden diese Schweinerei nicht Ihrer Schwester anlasten, Mister Weasley!"

Ron senkte den Kopf.

Malfoy richtete sich halb auf, sah über Snapes Schulter Ginny direkt ins Gesicht und fragte: "Was?!"

-Er will es von mir wissen und nicht vom Professor!- stellte sie erschrocken fest. Und beinahe hätte sie nicht antworten können. Sie mußte sich zwingen, ihre Stimme zu erheben und alles zu erklären. "Ich,... ich kam in unseren Gemeinschaftsraum und ich hatte geweint und Ron dachte,..."

"... Weasley dachte, daß ich es war?" brachte Malfoy ihren Satz zuende.

"Ich habe nichts gesagt, was ihn das hätte glauben lassen können!" verteidigte Ginny sich. "Ich weiß nicht wieso -"

"Weil sie immer mich verdächtigen," schnitt Malfoy ihr düster das Wort ab. "Ist es nicht so, Weasley?!"

Ron hatte wieder aufgesehen, während seine Schwester sprach. Jetzt beachtete er den Slytherin gar nicht. Er sah sie nur an. "Ginny?"
 

Wird fortgesetzt...

Helden

In Rhian
 

Teil 4 - Helden
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Slytherin-Gemeinschaftsraum, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Professor Snape, Ron Weasley, Draco Malfoy, Madam Pomfrey, Hermine Granger

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Ron will einen Lolli und - ach ja, wer räumt eigentlich die ganze Schweinerei bei den Slytherins auf? Ich wette, Dumbledore verdonnert Snape dazu - der arme Kerl kriegt es ja immer über... *pat pat*

~*~

Story:

Sie weinte fast wieder, doch dieses Mal vor Schmerz. "Ron, er hat gar nichts getan! Es war nicht wegen ihm! Ich bin ihm nicht einmal begegnet auf dem Rückweg zum Turm!"

"Aber - wieso...?" setzte Ron an.

"Später, Mister Weasley," bestimmte Snape. "Sie wissen, was Sie zu tun haben!

Und - ehe ich es vergesse - Gryffindor verliert zwanzig Punkte wegen einer unmotivierten Schlägerei, bei der der Slytherin-Gemeinschaftsraum verwüstet wurde!

Es wird einige Zeit dauern, bis Ihre Schwester Ihnen diese Punkte im Unterricht zurückgeholt hat."

Man konnte Ron ansehen, daß es ihn alle Selbstbeherrschung kostete, die er noch hatte, als er sich an der Wand abstützte, langsam aufstand und mit wackligen Schritten zu der kleinen Gruppe in der Mitte des Trümmerfelds herüberkam.

Auch Malfoy versuchte aufzustehen, knickte aber in den Knien ein. Snape wollte ihn in einem ersten Impuls auffangen, doch dann dachte er daran, daß der Junge ihn dafür später garantiert umbringen würde. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sich auch der Slytherin wieder auf die Füße gekämpft hatte. Er machte einen Schritt auf Ron zu und wartete.

Ginny und Snape standen etwas abseits - der Professor beobachtete sehr genau jede Bewegung der beiden, um notfalls eingreifen zu können.

Aber das war nicht nötig.

Weasley streckte zögernd eine blutige, zerkratzte Hand aus und flüsterte fast unhörbar: "Tut mir leid, Fre... äh,... Malfoy."

Malfoy hob stolz den Kopf und straffte die Schultern. "Ich verzeihe dir, Weasley, wenn du mir sagst, wie du mich gerade nennen wolltest."

"Frettchengesicht," platzte Ginny heraus. Sie hätte sonstwas gegeben, um dieses eine Wort zurücknehmen zu können.

Malfoy drehte sich wie in Zeitlupe zu ihr um, schloß kurz die Augen, nickte und wankte dann wie ein Betrunkener aus dem Turm.

"Das hättest du nicht sagen sollen," keuchte Ron. "Ich hätte mir schnell was netteres einfallen lassen. Jetzt wird es wieder Streit geben und dieses Mal hat er es wirklich auf dich abgesehen, Ginny!"

"Sei still," gab sie nur zurück. "Und setz dich wieder, bis Madam Pomfrey kommt."

Snape warf ihr ein kurzes, aufmunterndes Lächeln zu, dann ging er Malfoy nach, um dafür zu sorgen, daß er sich nicht vor der Krankenschwester versteckte und versuchte, sich selbst zu verarzten. Das war alles schon vorgekommen, nur in anderen Rollen. Er dachte dabei an Potters Vater und seine hirnlosen Freunde. Sirius Black hatte sich einmal beinahe selbst vergiftet, als er seinen Butterbier-Kater mit einem Trank kurieren wollte, den er nicht sorgfältig genug zubereitet hatte.

Und falls Draco sich aus lauter Dummheit etwas antat, konnte Snape fest damit rechnen, daß Lucius seine Wut auch an ihm auslassen würde.

Als sie mit ihrem Bruder allein war, setzte Ginny sich auf den verwüsteten Boden und untersuchte die Blutflecke, die Malfoy dort hinterlassen hatte. Es sah nicht nach viel aus, aber er mußte trotzdem verbunden werden. Ron hatte nicht so viel abbekommen - er war ja auch nicht mit der Dampfwalze Ferguson zusammengeprallt.

"Ginny,..."

"Ich sagte, du sollst still sein, du dummer Junge!" unterbrach sie ihn müde. "Ich will nicht, daß du wegen mir nochmal soetwas abziehst, hast du verstanden?!"

Er nickte nur, peinlich berührt, weil die kleine, süße, sanfte Ginny ihm auf einmal die Meinung sagte und er wußte, daß sie recht hatte.

"Wenn Harry hier gewesen wäre, wäre das nicht passiert," sprach sie ihren Gedanken von vorhin laut aus.

Ron lachte.

"Was ist so komisch?"

"Immer wenn mein Bauch sich bewegt, tut's weh..." gluckste ihr Bruder. "Ginny,... ich bin froh, daß du dir wünschst, Harry wäre hier gewesen. Ich hatte schon Angst, du hast dich in Malfoy verguckt!"

Sie erwiderte nichts darauf. Was sollte sie auch sagen?

Daß Hermine einen geradezu genialen Durchblick bewiesen hatte, als sie meinte, Snape und Malfoy hätten einiges gemeinsam? Ginny spielte kurz mit dem Gedanken, der beinahe greifbar in der Luft hing - was, wenn Malfoy, wenn man ihn nur besser kannte, eigentlich auch ganz in Ordnung war?

Sie hatte schließlich keinen Streit mit ihm...

-Doch, jetzt schon!- verkündete die kleine hämische Stimme in ihrem Hinterkopf.

... diejenigen, die sich für gewöhnlich mit ihm schlugen, waren Harry, Ron und Hermine.

Sie brach ab.

Sie durfte so nicht weiterdenken, Snape hatte völlig recht gehabt: Die Malfoys verachteten die Weasleys und dagegen konnten zwei einzelne Menschen nicht ankommen. Malfoy wurde tun müssen, was seine Familie verlangte, weil er sich sonst seine gesamte Zukunft verbaute. Und Ginny konnte aus dem gleichen Grund nicht ihren Leuten den Rücken kehren.

-Aber bist du nicht längst dabei, das zu tun?- fragte die Stimme.

Manchmal dachte Ginny, es wären Voldemorts Gedanken, die da in ihrem Kopf herumspukten, eine Hinterlassenschaft aus der Zeit, in der sie von Tom Riddles Geist besessen war.

Das klang einfach zu schrecklich, um wahr zu sein.

Aber wenn sie sich eingehend selbst befragte, dann haßte sie dieses aufgesetzte Gutmenschentum, das Harry zur Schau trug.

Sie wollte auch hin und wieder schlechte Gedanken haben, ohne gleich als "böse" abgestempelt zu werden. Sie wollte auch traurig sein dürfen, ohne daß gleich ein strahlender Held auftauchte, der ihre Tränen trocknete und sie auf seinem weißen Ross davontrug.

Sie war nicht wie Ron und Hermine und schon gar nicht so wie Harry - ein Leben, das nur aus Harmonie und Freundlichkeit bestand, war in ihren Augen ein grauenvoller Alptraum.

"Wir lernen durch Schwierigkeiten. Je schwerer wir es haben, desto verzweifelter wünschen wir uns, es besser zu haben. Und dieser Wunsch hat alle großen Erfindungen unserer Spezies beflügelt." Das waren Snapes erste Worte in der ersten Stunde des Duellierclubs vor über einem Jahr gewesen. Ginny hatte sie nicht vergessen.

Wenn Harry nun gewann? Wenn er Voldemort und alle seine treuen Untertanen besiegte - was für einen Sinn hatte Harry Potters Leben dann noch? Was kann ein Held tun, wenn er alle Ungeheuer erschlagen hat?

Ginny wollte lieber in einer Welt leben, in der sie um ihr Glück kämpfen mußte, als in einer, in der einem alles auf einem silbernen Tablett serviert wurde. Dieser Wunsch war es gewesen, der sie dazu gebracht hatte, in den letzten Ferien mit zu Hermine und ihrer Muggel-Familie zu fahren. Damals war ihr nur nicht richtig klar gewesen, warum sie das tat.

Sie wollte Schwierigkeiten.

Ohne seine Schwierigkeiten wäre Harry nie ein Held geworden.

Ron wäre immer noch ein knochiger Junge, der ebensowenig Selbstbewußtsein hatte wie sie.

Hermine hätte nie gemerkt, daß es noch anderes im Leben gab als Bücher und Lernen.

Probleme waren wichtig.

Deshalb ging Ginny nicht den einfachen Weg. Sie hätte sich selbst einreden können, daß diese finsteren Gedanken eigentlich von Tom Riddle stammten, daß das nichts mit ihr selbst zu tun hatte, etwas ganz fremdes war - daß sie in Wirklichkeit eine von den Guten war.

Statt dessen gestand sie sich ein, daß sie selbst so dachte, daß es ihre Meinung war, die da in ihrem Kopf ihr Unwesen trieb.

Sie konnte Harrys ewiges, jämmerliches Heldentum nicht mehr ertragen. Das mochte für ein paar Wochen etwas sein, wovon man träumen konnte, aber Helden wurden mit der Zeit langweilig.

Hinzu kam, daß man, um gut zu sein, nicht wirklich viel Grips brauchte.

Das Böse dachte sich all die komplizierten Pläne aus, um die Weltherrschaft an sich zu reißen - und die Helden reagierten nur! Sie taten nichts weiter, als es aufzuhalten, aber sie entwickelten niemals eigene Pläne, sie brauchten nicht nachzudenken, weil es nur darum ging, etwas zu bremsen.

Das Böse mußte etwas beginnen.

Das Böse war innovativ, intelligent und tatkräftig.

Der Held hielt nur seinen Schild hoch, um die Schwerthiebe abzufangen, die ein anderer austeilte.

Ein Held war nicht wirklich etwas wünschenswertes, zumindest nicht in Ginnys Augen.

Helden konnten ruhig dumm sein, sie mußten ja nur abwarten, was ihr Widersacher für Pläne gemacht hatte und diese dann vereiteln.

"Woran denkst du gerade?" fragte Ron in ihre Gedanken hinein.

"An Gut und Böse. An Helden und finstere Typen..." antwortete Ginny. Ohne es zu wollen hatte sie begonnen, das Durcheinander auf dem Boden zu ordnen und ein wenig aufzuräumen.

Da lagen ein paar Blätter verstreut zwischen dem geborstenen Holz. Ein Brief?

Ron grinste etwas schief. "Ah, Malfoy und Harry," meinte er.

"So ungefähr," bestätigte Ginny abwesend. Sie wußte, sie sollte es nicht tun, aber sie steckte die Blätter ein, ohne daß Ron es sah. "Weißt du,... als ich im Sommer bei Hermine war, haben wir zusammen einen Film angesehen."

"Film?"

"Fernsehen," versuchte sie zu erklären. Sie konnte ihm an der Nasenspitze ansehen, daß er kein Wort verstand. "Es ist,... man kann eine Geschichte sehen. So ähnlich wie die beweglichen Bilder hier im Haus. Aber es gibt mehr als nur eine Art von Person in diesen Filmen. Es ist so, als könnte man in das Leben von anderen Leuten schauen."

"Wie eine Kristallkugel?" fragte er. "Ich dachte, Muggel haben sowas nicht."

"Es ist auch kein Zauber - laß es dir von Hermine erklären!

Worauf ich hinaus wollte... in diesem Film, den wir gesehen haben, gab es auch diesen Kampf zwischen Gut und Böse. Am Ende standen der Held und der Schurke sich gegenüber, zu einem letzten Kampf.

Und der Schurke trickste den Helden aus und er sagte etwas sehr seltsames.

Ich glaube es war,... "Das Böse wird immer gewinnen, weil das Gute einfach zu dämlich ist!" Etwas in der Art," bemerkte sie nachdenklich.

"Ginny, du machst mir Angst! Sag mir nochmal, daß du Malfoy bis ins tiefste Innere deiner Seele haßt und verabscheust! Erst dann bin ich beruhigt," bat Ron alarmiert.

Sie erlaubte sich ein Lächeln, das Ron sehr an Snape erinnerte und kam zu ihm herüber, setzte sich neben ihn an die Wand und schlang die Arme um die Knie. "Es tut mir leid, Ron. Ich kann das nicht sagen, weil es nicht wahr ist."

"Oh Ginnnyyyyyy!!!" heulte er auf. "Du willst doch nicht wirklich - mit diesem Schleimbeutel - mit Frettchengesicht - ohhhhhh, igitt!"

"Ich sagte nicht, daß ich ihn gleich ins Bett zerren will," fuhr sie ihn an. "Du hörst nicht zu!

Ich habe gar nicht gesagt, daß er mich... als Mann... interessiert...."

"Er ist ja auch kein Mann, er ist ein kleiner, fieser, intriganter gegelter Lackaffe!" redete ihr Bruder dazwischen.

Ginny fischte nach einem umherliegenden Paar Socken und stopfte es ihm in den Mund. "Du bist jetzt still, wie ich es dir schon zweimal gesagt habe - ich werde mich nicht noch einmal wiederholen! Ich rede jetzt!"

Ron nickte stumm und nuschelte etwas in die Socken, von denen er inständig hoffte, daß es nicht Malfoys gebrauchte vom letzten Quidditch-Spiel waren.

"Was?"

"Aber bitte laß mich die Dinger aus dem Mund nehmen, sonst muß ich kotzen!"

Ginny seufzte. "Na gut."

Er spuckte das Paar aus. "Ahhhhhh, so ist es viiiiiiieeeeeel besser!"

"Mund zu!" befahl seine Schwester. "Sonst hast du sie gleich wieder drin!

...

Diese Sache ist kompliziert.

Naja, eigentlich ist sie nur kompliziert, wenn ich sie dir erzählen muß, denn für alle anderen wäre es wahrscheinlich völlig einleuchtend.

...

Ich will nichts von Draco -"

"Oh nein, jetzt seid ihr schon beim Vornamen! Das halte ich nicht aus!" jammerte Ron.

Ginny stopfte ihm die Socken wieder zwischen die Zähne und redete kommentarlos weiter: "Aber ich hasse ihn auch nicht. Dazu habe ich gar keinen Grund.

Du hast Streit mit ihm und Harry und vielleicht auch noch Hermine. Aber ich nicht.

Es muß noch etwas anderes geben als "Entweder hasse ich ihn wie die Pest oder ich steige mit ihm in die Kiste!".

Das ist doch nicht realistisch."

Wieder spuckte Ron. "Ginny, du solltest dich mal reden hören. Diese Wörter - diese Ausdrücke! Das bist doch nicht du!"

Eine Weile blieb Ginny still. Dann stand sie wieder auf. "Ich war die ganze Zeit über nicht ich selbst. Ich glaube, ich bin jetzt wirklich zum ersten Mal überhaupt ich selbst. Man könnte sogar sagen, ich war noch nie so sehr ich selbst wie ich jetzt ich selbst bin!"

Ron starrte sie nur verständnislos an.

Dann erhellte sich seine Miene. "Ahhhhhh! Madam Pomfrey! Ich will einen Lolli, weil ich so viele furchtbare Schmerzen ertragen mußte!"

Ginny sah sich um - die Krankenschwester trat gerade, gefolgt von Hermine, ein.

Es gab nichts mehr, was sie noch tun konnte. Jetzt hatte Ron jemanden, der ihm Gesellschaft leisten würde und jemanden, der sich um seine Verletzungen kümmerte. Und wenn er Glück hatte, bekam er auch noch einen Lolli.

Mit dieser Masche hatte Ginny schon aufgehört, als sie zehn war.

"Sag mir nur noch eins!" rief ihr Bruder ihr nach, als er sie gehen sah.

Sie drehte sich wortlos um.

"Wenn du nicht auf der einen Seite stehst - und nicht auf der anderen - wenn es weder Liebe noch Hass ist - was ist es dann?!"

"Freundschaft, vielleicht," gab Ginny zurück und ging.
 

Wird fortgesetzt...

Der Brief

In Rhian
 

Teil 5 - Der Brief
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Gryffindor-Mädchenschlafsaal und Krankenstation, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Hermine Granger, Draco Malfoy, Madam Pomfrey

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Wer hat an wen geschrieben und warum? Bekommt Ginny Ärger, weil sie einfach Slytherin-Eigentum mitgehen läßt? Und wo steckt Malfoy?

~*~

Story:

Ginny war so wütend und so aufgeregt wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie hatte sich ganz allein gegen ihren Bruder verteidigt! Und alles klang absolut logisch und vernünftig!

Wie konnte das sein?

-Ist vielleicht die Atmosphäre bei den Slytherins - da fühlt man sich gleich überlegen!- sagte ihre etwas zu optimistische innere Stimme.

Bei dem Gedanken an den zerstörten Gemeinschaftsraum fielen ihr die Blätter wieder ein, die sie aufgesammelt hatte. Sollte sie lesen, was da stand? Vielleicht waren es nur Hausaufgaben von irgend jemandem. Und damit konnte sie als eine Gryffindor ohnehin nichts anfangen.

Nein. Sie wußte, daß es nicht nur um die letzten Aufsätze für Pflege von magischen Kreaturen ging!

Sie zog das Bündel Pergament aus ihrer Robe und faltete es auf. Es war teures Pergament mit einem Briefkopf - das Wappen der Malfoys. Sie überflog die erste Zeile - der Brief war ein Mädchen oder eine Frau adressiert! - bevor sie die Blätter ängstlich wieder zusammenfaltete.

-Oh nein! Ich habe Draco Malfoys Liebesbriefe gestohlen!- blitzte es durch ihren Verstand. Und gleich darauf: -Wow! Weißt du, wie viel die wert sind?!-

"Ich bin keine Erpresserin!" sagte sie laut.

"Das habe ich auch nicht gesagt," antwortete Hermine.

Ginny erschrak sich fast zu Tode, als ihre Freundin aus dem Halbdunkel des Schlafsaales auf sie zukam. Beinahe hätte sie die Briefe fallen gelassen. Jedenfalls wußte sie jetzt, warum Malfoy vorhin nicht beim Mittagessen gewesen war, sondern sich im Slytherin-Gemeinschaftsraum verkrochen hatte. Seine Liebesbriefe in aller Öffentlichkeit zu schreiben, während Crabbe und Goyle direkt neben einem mit dem Essen kleckerten war wirklich nicht sehr stilvoll!

"Was hast du da?!" wollte Hermine wissen.

"Oh,..." Wenn sie sagte "Nichts", würde Hermine das Pergament haben wollen und wenn sie die Wahrheit sagte, würde sie diesen Raum vielleicht nicht mehr lebend verlassen. Zumindest würde Hermine die Briefe Ron und Harry zeigen.

Und das wäre die absolute Katastrophe!

"Ich,..." begann Ginny noch einmal. "Das sind Liebesbriefe. An mich. Von einem,... geheimen Verehrer!"

Hermine machte Licht mit ihrem Zauberstab und beugte sich etwas vor. "Seltsam, dein Verehrer scheint Malfoys Briefpapier zu benutzen.

Hast du mir irgendetwas zu sagen?"

"Verrat mich nicht!" flehte Ginny. "Es ist,... ich denke, es ist ein Liebesbrief, aber er ist nicht an mich adressiert! Es geht um irgendein Mädchen namens Adora!

Ich habe es auch nicht gelesen!"

"Das solltest du auch nicht, wenn der Brief nicht für dich bestimmt ist.

Wo hast du ihn gefunden?"

"Im Slytherin-Gemeinschaftsraum."

"Auf der Müllhalde?" fragte Hermine ungläubig. "Wie konntest du da ein paar Fetzen Pergament finden? Du mußt danach gesucht haben!"

"Nein, habe ich nicht! Ich habe mir die Stelle angesehen, wo,... wo Malfoys Blut am Boden war..."

"Wolltest du sehen, ob es auch rot ist wie bei uns oder doch eher gelb wie bei einem ekligen Insekt?"

Diese letzte Frage machte Ginny wütend.

Wenn sie bisher eher defensiv gewesen war, dann griff sie jetzt an: "Frettchen haben rotes Blut, wie wir auch, oder irre ich mich da, Hermine?!"

"Du weißt nicht, auf wen du dich da einläßt, Virginia. Es ist ein Trugschluß zu glauben, daß diese Leute normal sind. Sie sind mit nichts vergleichbar, was wir als geistig gesund betrachten..."

"Und ich dachte immer, gerade du hättest keine Vorurteile!" spuckte Ginny aus.

"Du verbringst zuviel Zeit mit Snape. Gib mir die Briefe und geh ins Bett!"

Ginny preßte das Pergament an sich und schüttelte den Kopf. "Nein. Ich werde sie zurückgeben. Und keiner außer ihrem Besitzer wird sie je zu sehen bekommen. Weder du, noch Harry noch,..." Sie hielt inne. Und schluckte. "Hermine,... seit wann,... seit wann bist du blond?!

Und... du blutest!" Sie wich zwei Schritte vor der Gestalt zurück, die sich jetzt veränderte und ihre ursprüngliche Gestalt wieder annahm.

"Vielsaft-Trank!" entfuhr es ihr.

Malfoy nickte. Es schien ihm schwerzufallen, sich auf den Beinen zu halten. Das war Ginny vorhin, als er wie Hermine aussah, gar nicht aufgefallen. "Gib mir meine Briefe, Weasley!"

"Woher - woher hattest du - unser Paßwort - du könntest - Professor Snape..."

"...hat mich nicht gefunden," ergänzte er schwach. Im Licht seines Zauberstabs bemerkte sie jetzt, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Er mußte sich hinsetzen.

Hermines Bett knarrte leise unter seinem Gewicht.

"Wenn sie dich hier finden -"

"... dann bin ich so gut wie tot.

Ich weiß." Er umklammerte den Zauberstab mit einer zitternden Hand. "Das wenigste, was mir passieren kann, ist, daß ich von der Schule fliege, weil ich in einem Mädchenschlafsaal erwischt wurde.

Aber ich brauche diese Briefe..."

"Du bist schwer verletzt!" flüsterte Ginny, als hätte sie ihm gar nicht zugehört.

"Gib sie mir," verlangte er leise.

Als sie nicht reagierte schien es, als würde sein Blick sich kurz nach innen umkehren, so als müßte er mit sich selbst beratschlagen, ob er ihr die volle Wahrheit sagen sollte. Dann sah er wieder zu Ginny auf und erklärte mit rauher Stimme: "Die Briefe sind an meine Schwester, Adora -"

"Ich wußte nicht, daß du -"

"Sie ist älter als ich und sie lebt nicht... mit dem Rest der Familie zusammen...."

"War sie in Durmstrang?" fragte Ginny verwirrt. Sie hätte sich bestimmt daran erinnert, wenn eine Schwester von Malfoy einmal in Hogwarts gelebt hätte - und soviel älter konnte sie nicht sein. Malfoys Eltern waren beide noch ziemlich jung.

Er schüttelte den Kopf. Und schloß für einen Moment die Augen.

-Ihm ist schwindelig vom Blutverlust und den Schlägen ins Gesicht,- dachte sie und wunderte sich darüber, wie klar und praktisch sie in diesem unmöglichen Moment noch denken konnte. -Ich muß ihn sofort zur Krankenstation bringen!-

Ohne weiter auf das Thema Adora einzugehen (Schließlich war es völlig egal, auf welcher Schule sie gewesen war; wenn sie nicht in Durmstrang studiert hatte, dann eben in Lyonesse...) machte Ginny zögernd einen Schritt auf Malfoy zu. "Du mußt dich verarzten lassen.

...

Du... du bist auch nur ein Mensch."

"Zuerst die Briefe!" verlangte er unbeirrt.

Ginny gab sie ihm. Sie war sich nicht sicher, ob er ihre letzte Bemerkung gehört hatte. Besser wäre es vermutlich, wenn er es nicht mitbekommen hätte.

Sie dachte daran, in welcher Gefahr sie sich beide befanden. Natürlich hatte Draco das weitaus größere Risiko. Falls Harry ihn hier fand, würde er ihn bis in alle Ewigkeit mit seinen Friede-Freude-Eierkuchen-Sprüchen zulabern.

Ron hätte erstmal nichts besseres zu tun, als ihm den Kopf abzureißen und Professor McGonagall würde sich ihm vermutlich anschließen.

Hermine würde sofort losrennen und alles verpetzen und dann gab es richtigen Ärger, denn dann kam das Lehrerkollegium auf den Plan: Dumbledore würde keine andere Wahl haben, als Malfoy hinauszuwerfen.

Und dann würde er wahrscheinlich von seinem eigenen Vater erschlagen werden.

Sie konnten nur hoffen und beten, daß niemand den Schlafsaal betreten würde. Und deshalb mußte alles schnell gehen, weil sicher bald die ersten Schüler heraufkommen würden zum Lernen.

"Wir müssen jetzt wirklich gehen,... Draco." Es fühlte sich merkwürdig an, diesen Namen auszusprechen und ihn ausnahmsweise einmal nicht wie ein Schimpfwort klingen zu lassen.

Er antwortete nicht.

Inzwischen sah es so aus, als wäre er kaum noch bei Bewußtsein. Er hielt nur die Briefe und den Zauberstab fest, so fest, daß seine Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Der Vielsaft-Trank, den er sich irgendwo besorgt haben mußte, schien ihm auch nicht bekommen zu sein - man konnte seine Hautfarbe nicht mehr deutlich erkennen. Vielleicht war das Zeug schon etwas verdorben gewesen. Jedenfalls zeigten sich grüne und goldene Schlangenmuster auf seinen Unterarmen und den Händen. Auch im Gesicht wirbelte manchmal ein fremdfarbiger Schimmer über die gespensterhaft bleiche Haut.

Aber nur dort, wo sie nicht mit Blut verschmiert war.

-Das hat Ron getan,- dachte Ginny. -Mein Ron! Wenn ich mir das vorstelle...

Ich muß ihn schnell hier rausschaffen!-

-Und dann?- spottete die Stimme. -Wie willst du ihn ungesehen zur Krankenstation bringen? Wenn einer deiner Freunde euch sieht, lynchen sie dich gleich nach deiner Rückkehr in den Gryffindor-Turm!-

Ein Gedanke schlich sich von hinten an Ginny heran und überfiel sie mit seiner unglaublichen Frechheit: Harry hatte einen Mantel, der unsichtbar machen konnte.

Sie mußte nur zu seinem Schlafsaal gehen und ihn holen. Dann konnte sie Malfoy aus dem Turm wegbringen, ohne daß jemand sie bemerkte!

-Du müßtest den Mantel aber stehlen,- mahnte ihr Gewissen. -Und das ist falsch.-

-Ich habe heute schon einmal gestohlen,- antwortete Ginny. -Und es gibt keine andere Möglichkeit. Außerdem werde ich ihn zurückgeben.- Sie warf einen raschen Blick auf Malfoy, der immer noch in sich zusammengesunken auf Hermines Bett saß und entschied, daß sie ihn zwei Minuten lang allein lassen konnte. In Windeseile hatte sie ihren Schlafsaal verlassen, war zu Harry und Ron hinaufgeklettert und hatte Harrys Kiste, die normalerweise nie abgeschlossen war, aufgestoßen, nach dem Mantel durchwühlt, ihn gefunden und herausgezogen. Ebenso schnell rannte sie zurück in ihren Schlafsaal, zerrte Malfoy vom Bett hoch und wickelte sich und ihn in das Kleidungsstück ein. Sie hoffte nur, daß es funktionieren würde.

Zum Glück waren Quidditch-Spieler alle eher schlank. Mit Ron und seiner Bodybuilder-Figur hätte Ginny nicht zusammen unter den Mantel gepaßt. Sie mußte Malfoy stützen, weil er es gerade noch so schaffte, sich aufrecht zu halten. Ron hatte ihn wohl schlimmer erwischt, als sie gedacht hatte. Es war ein mühseliger Weg aus dem Turm hinaus, durch die vielen verschlungenen Gänge und die sich verschiebenden Treppen, die ihr jetzt absolut unpraktisch vorkamen. Bei einem Notfall, der schnelle Hilfe erforderte, konnte man drei Tage auf so einer Treppe festsitzen und inzwischen war der Patient wahrscheinlich schon tot. Was hatten diese dämlichen Gründer sich nur dabei gedacht, als sie Hogwarts bauten?!

Endlich erreichten sie den Gang, in dem Madam Pomfreys Reich lag. Es war fast Abend - unglaublich, daß die Schlägerei erst am Mittag des selben Tages stattgefunden haben sollte!

Ginny wartete einen günstigen Moment ab, dann streifte sie den Mantel ab, rollte ihn zusammen und verstaute ihn in einem der Ärmel ihrer Robe.

Zwei Minuten später standen sie und Malfoy vor Madam Pomfrey.

"Miss Weasley - Ihrem Bruder wird es bald wieder besser gehen,..." hatte die Krankenschwester begonnen,als sie Ginny und ihren Begleiter zwischen den Krankenbetten stehen sah. Dann hatte sie Malfoy erkannt.

"Um Himmels Willen!" hauchte Madam Pomfrey. "Schnell, helfen Sie mir, ihn hinzulegen!"

Ginny tat, was von ihr verlangt wurde und half, indem sie kleine Fläschchen mit Zaubertrank für die Behandlung heranschleppte. Sie selbst konnte die braunen Glasbehälter nicht voneinander unterscheiden, aber die Krankenschwester konnte es offenbar.

Nach etwa einer halben Stunde, als alle Wunden desinfiziert und geschlossen waren, als Ginny erfahren hatte, daß die Nase nicht gebrochen war, obwohl sie einen verdammt harten Schlag abbekommen hatte, und daß Malfoy nach einem Quidditch-Spiel schon mit schlimmeren Verletzungen eingeliefert worden war und mit Sicherheit überleben würde, ließ sie sich für eine kurze Verschnaufpause auf der Bettkante neben ihm nieder.

Das Pergament!

Er hielt es noch immer fest.

Ginny rief nach Madam Pomfrey und bat sie, die Blätter und den Zauberstab sicher wegzuschließen, damit sie nicht abhanden kamen. Etwas schwieriger war es allerdings, Malfoy die Sachen abzunehmen. Während der Behandlung hatte er vollständig das Bewußtsein verloren, doch als Ginny versuchte, ihm seine Briefe aus der Hand zu winden, wachte er plötzlich auf.

Einen Augenblick lang starrte er sie nur an, als wüßte er gar nicht, wer sie war. Dann ließ er locker. "Was... was passiert damit?"

"Madam Pomfrey schließt den,... die Blätter und den Stab weg. Damit sie nicht verloren gehen," flüsterte Ginny. "Sie hat gesagt, du kommst wieder ganz in Ordnung."

"Ich weiß," sagte Malfoy und händigte ihr auch seinen Zauberstab aus. Dann lehnte er sich zurück in die Kissen.

Gerade als sie dachte, daß er jetzt eingeschlafen wäre, griff er noch einmal nach Ginnys Hand - Madam Pomfrey trug gerade seine Sachen weg - und fragte: "Ist ein Frettchen nicht sowas ähnliches wie ein Wiesel?"

Ginny mußte sich beherrschen, um nicht laut zu lachen.

"Keine Sorge," sagte Malfoy, "das sind nur die Beruhigungspillen, die sie mir gegeben hat."

"Hör auf!" befahl sie mit einem unterdrückten Kichern. "Schlaf jetzt!"

Er schloß die Augen und Ginny verließ die Krankenstation.
 

Wird fortgesetzt...

Donnerstag

In Rhian
 

Teil 6 - Donnerstag
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Snapes Klassenraum, Krankenstation, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Professor Snape, Madam Pomfrey

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Ginny hat mal wieder Sonderrechte bei Snape. Aber es läuft nicht ganz so, wie sie gehofft hatte. Und dann benimmt Madam Pomfrey sich auch noch seltsam.

Und, bevor es mir entfällt, was ist eigentlich eine Aceto Caerulos-Lösung?

~*~

Story:

"Ich habe Sie am Dienstag vermißt, Miss Weasley," begrüßte Snape Ginny am Donnerstag morgen in ihrem Sechstkläßler-Zaubertrankkurs. "Werden Sie uns heute nachmittag die Ehre erweisen, an einem kleinen Duell teilzunehmen?"

Ginny, die sich gerade setzen und ihre Tasche auspacken wollte, hielt in der Bewegung inne und versuchte, sich zu sammeln. Sie hatte nicht besonders gut geschlafen, weil sie wußte, daß Harry und Ron im Gemeinschaftsraum abwechselnd Wache hielten, damit sie nicht nachts zur Krankenstation schlich. Das hätte sie ohnehin nicht getan - jedenfalls nicht mitten in der Nacht - aber es störte sie so sehr, daß diese beiden das glaubten, daß sie kein Auge zugetan hatte.

Ihr übermüdetes Hirn brauchte folglich etwas länger für die Antwort: "Ja, ich denke, ich komme heute mittag vorbei. Es tut mir sehr leid, daß ich es am Dienstag nicht mehr geshcafft habe, Professor."

Doch Snape war noch nicht fertig: "Nun gut, dann sind Sie vorläufig beurlaubt. Melden Sie sich auf der Krankenstation!" Er verzog keine Miene dabei und wandte sich sofort wieder seinen Tränken zu.

Ginny hätte vor Schreck fast das Gleichgewicht verloren (noch immer hing sie halb in der Luft zwischen Stehen und Sitzen), aber sie fing sich in letzter Sekunde und verschwand schnell aus dem Klassenraum.

Snape wußte offenbar, daß Harry und ihr Bruder sie nicht zu Malfoy lassen wollten und sogar zwischen den Unterrichtsstunden höllisch auf sie aufpaßten. Deshalb schickte er sie während seiner Unterrichtszeit dorthin, wenn die Jungen es nicht kontrollieren konnten. Das war auch für einen Lehrer eine gefährliche Sache. Wenn Dumbledore davon erfuhr,... andererseits, vielleicht war er ja auch eingeweiht oder duldete es zumindest stillschweigend.

Zum Glück hatten Harry und Ron im Augenblick andere Kurse als Ginny, so daß sie nicht einmal von diesem kleinen Trick etwas bemerken würden.

Erleichtert und dankbar verstaute sie ihre Sachen in ihrem Spind. Dann rannte sie los zur Krankenstation. Es war heller als am Dienstag abend, aber das verbesserte die Sicht nicht unbedingt: Es gab nur leere Betten.

Verwirrt machte Ginny sich auf die Suche nach Madam Pomfrey. Sie fand sie in ihrem Büro, das an die Station angrenzte. Die Schwester ging ein paar Pergamente durch, wie es aussah, Inventarlisten. Als sie Ginny bemerkte, lächelte sie kühl und sagte: "Sie kommen aus Professor Snapes Kurs, nicht wahr?"

"Ja. Äh,..."

"Ich brauche diese Zutaten," fuhr Madam Pomfrey fort und hielt ihr ein Blatt unter die Nase. "Oh, warten Sie... das hier können Sie gar nicht bekommen; Schüler dürfen sich damit nicht blicken lassen. Warten Sie bitte einen Moment, ich streiche es nur schnell..."

Etwas perplex wollte Ginny wissen: "Ich soll diese Liste zu Professor Snape bringen?"

"Ja, deshalb hat er Sie ja geschickt.

Um sie abzuholen."

"Ich dachte,..." setzte Ginny an.

"Sie dachten, es wäre wegen Mister Malfoy," ergänzte Madam Pomfrey. Sie klang, als wüßte sie genau bescheid. "Nun, er ist leider nicht mehr hier. Und glauben Sie mir, das bedaure ich genauso wie Sie. Offenbar hat jemand aus seinem Haus seinem Vater eine Eil-Eule geschickt und Mister Malfoy senior hat seinen Sohn heute morgen - gegen meine ausdrückliche Empfehlung - aus meiner Obhut entlassen." Sie wartete etwas, um Ginnys Reaktion zu sehen, aber als sie still blieb, während es hinter ihrer Stirn verzweifelt arbeitete, flüsterte die Schwester: "Natürlich hat Professor Snape Sie auch deshalb hergeschickt.

Aber Sie sind in diesem Kurs seine beste Schülerin und werden die Prüfung sogar dann mit einer sehr guten Note bestehen, wenn Sie einmal eine halbe Stunde versäumen. Das jedenfalls wird er der Schulleitung sagen."

"Sie hätten ihm die Liste auch nach der Stunde bringen können," bemerkte Ginny. "Sie haben keine Patienten. Wird das nicht auffallen?"

"Keine menschlichen Patienten," korrigierte Madam Pomfrey. "Die Zutaten, die ich brauche, sind für eine Medizin für eins von Hagrids... Nun, ich darf es eigentlich nicht verraten. Das Ministerium hat diese Tiere noch gar nicht für den Unterricht genehmigt - aber Hagrid hat sie natürlich schon hergebracht.

Leider ist eins krank geworden und weil sie eigentlich gar nicht hier sein dürften, können wir auch nicht auf offiziellem Weg Medizin dafür bestellen, sondern ich muß sie selbst herstellen. Zum Glück hat Professor Snape in seinem persönlichen Labor alles, was ich dazu brauche." Sie seufzte leise. "Und nun werde ich nach seiner Stunde trotzdem zu ihm gehen müssen - ich hatte ganz vergessen, daß man Schülern keine Aceto Caerulos-Lösung geben darf. Die muß ich persönlich abholen.

Na, macht nichts." Sie überreichte Ginny das Pergament und meinte: "Er hat das wahrscheinlich alles in Reichweite und wird Sie gleich wieder damit losschicken. Beeilen Sie sich bitte, dann kann ich wenigstens noch mit dem Trank anfangen. Zum Glück wird die Aceto Caerulos-Lösung erst zum Schluß hinzugefügt."

Ginny nickte abwesend und ging langsam zum Ausgang. Damit war ihre letzte Chance, Malfoy noch einmal allein wiederzusehen dahin! Wenn er im Slytherin-Turm war, konnte sie nicht zu ihm und überall sonst würden Harry und Ron besser auf sie aufpassen als die Kobolde in der Zaubererbank auf das Gold!

"Ach, Miss Weasley?" rief Madam Pomfrey ihr noch einmal nach als sie schon in der Tür stand. "Sagen Sie doch bitte Professor Snape, daß er die Aceto Caerulos-Lösung für mich bereitstellen soll!"

Wieder nickte sie und machte sich auf den Rückweg zu ihrer Klasse.

Dort angekommen schlich sie, während der Rest des Kurses über den Kesseln hing und irgendwelche Pflanzen hineinwarf, zum Pult und gab Snape die Liste.

"Konnten Sie ihn sprechen?" fragte der Lehrer so leise, daß nur Ginny es hören konnte.

"Nein, sein Vater hat ihn heute morgen entlassen."

"Das tut mir leid für Sie, Virginia.

Ich würde das gern ausführlicher mit Ihnen besprechen - heute nachmittag, nach dem Duellierclub?"

"Ja. Ich würde auch gern darüber reden," gestand Ginny. Sie war froh, daß es überhaupt jemanden interessierte, wie sie sich bei dieser Sache fühlte. Ihr Bruder und sein bester Freund hatten es ja anscheinend nur darauf abgesehen, sie gefangenzuhalten und ihr jeden Kontakt mit Schülern aus anderen Häusern zu verbieten. Schöne Helden waren das!

Behandelten sie nicht besser als ein Haustier.

Dabei fiel ihr die Medizin für Hagrids mysteriöses Monster wieder ein. "Ach, Professor... Madam Pomfrey bittet Sie darum, eine..." Sie mußte einen Moment überlegen, bis ihr der Name wieder einfiel. "...Aceto Caerulos-Lösung für sie bereitzustellen, die sie nach der Stunde bei Ihnen abholen möchte."

Snape sah eine Sekunde lang so aus, als hätte sie ihn gerade dabei erwischt, wie er Dumbledores Pensieve zu stehlen versuchte. Dann verengten sich seine Augen wieder auf normale Größe und er flüsterte: "Ja - ich werde daran denken. Sagen Sie ihr, es ist schon fertig." Laut sagte er: "Bringen Sie das zu Madam Pomfrey."

Mit einer braunen Papiertüte voller Fläschchen, Phiolen und Tiegel lief Ginny ein zweites Mal die Korridore zur Krankenstation entlang, gab die Zutaten ab und übermittelte Snapes Antwort - dann kehrte sie zu ihrem Spind zurück, holte ihre Sachen und stürzte sich wieder in den Unterricht.

Innerhalb von fünf Minuten wiederholte sie das Experiment, für das der Rest der Klasse eine Viertelstunde gebraucht hatte, schloß auch das zweite in ähnlich kurzer Zeit ab und schrieb dann schnell die neueste Rezeptliste von der Tafel ab. Sie war froh, arbeiten zu können. Das lenkte sie ab.

Sonst hätte sie sich womöglich die ganze Zeit über Harry und Ron geärgert, die sie einsperrten und bewachten, als wäre sie eine Hündin, die läufig geworden war... -Nicht besser als ein Haustier!- wiederholte sie in Gedanken. Das war ja wohl der Gipfel!

Und was bildete Malfoys Vater sich eigentlich ein?!

Er war nicht in Hogwarts gewesen, als sein Sohn sich diese Verletzungen holte, er hatte gar keine Ahnung, wie es ihm ging und entließ ihm trotzdem einfach aus der Krankenstation, obwohl Madam Pomfrey der Ansicht war, daß es dafür noch zu früh war! Und Ginny wußte, daß die Schwester recht hatte.

Selbst wenn nichts gebrochen war und die Wunden gut verarztet worden waren, hätte Malfoys Vater ihm wenigstens noch einen Tag Ruhe gönnen können.

Nun waren sie doch da - die Gedanken, die sich schon seit einer ganzen Weile im Hintergrund ihres Bewußtseins aufgehalten hatten. Sie war früher mit dem letzten Experiment fertiggeworden und sollte, auf Snapes Anweisung, noch einmal den Abschnitt über die Aceti im Buch nachlesen. Doch sie konnte sich einfach nicht auf das Geschriebene konzentrieren; ihre Gedanken schweiften ab und so verpaßte sie sogar das Ende der Stunde.

Die Schüler um sie herum standen auf, packten ihre Taschen und verließen den Klassenraum; Ginny saß noch immer über dem Buch, starrte seit zwanzig Minuten auf den selben Satz und bemerkte nicht einmal Madam Pomfrey, die an ihr vorbeiging.

Die Krankenschwester und der Professor hatten Ginny aber offensichtlich auch übersehen - was, zugegeben, nicht schwer war, weil es in Snapes Klassenraum dunkel war, Ginny dunkle Kleidung trug, nicht direkt am Gang saß und sich weder bewegte, noch sonst bemerkbar machte, während sie weiter ins Buch sah - denn sie fingen an, sich zu unterhalten.

"Ich fürchte, Virginia Weasley ist kurz davor, unseren Code zu knacken," sagte Snape.

"Und was tun wir?" fragte Madam Pomfrey etwas atemlos.

"Es zugeben?" schlug er vor. "Natürlich nicht vor allen. Aber ich denke, es macht keinen Unterschied, wenn sie es weiß. Sie wird nichts sagen. Sie ist vernünftig."

"Abgesehen von dieser Sache mit Mister Malfoy," gab Madam Pomfrey zu bedenken.

"Ich bin mir nicht sicher über "diese Sache". Wahrscheinlich ist ihr nur aufgefallen, daß sie im Grunde gar nichts mit dieser Fehde zwischen Potter und Malfoy zu tun hat und überhaupt nicht dazu verpflichtet ist, ihn zu hassen. Das könnte eine ganz neue Erkenntnis für sie sein und würde sie, verständlicherweise, etwas durcheinanderbringen," widersprach er. "Ich werde sie heute mittag fragen.

Falls es etwas anderes ist,..."

"Wird einer von uns sie zur Vernunft bringen müssen," meinte die Krankenschwester resigniert.

"Was wollen Sie damit sagen?" fragte Ginny laut.

Beide Lehrer zuckten erschrocken zusammen.

Erwischt!

"Und wo ist die Aceto Caerulos-Lösung? Abgesehen davon - in dem Kapitel über Aceti steht nichts darüber, daß so etwas überhaupt existiert." Die Unterhaltung der beiden Erwachsenen hatte sie aus ihrer Träumerei gerissen; und sie war mehr als überrascht gewesen, ihren eigenen Namen dabei zu hören.

Madam Pomfrey warf Snape einen überraschten Blick zu. "Du hast sie das Aceti-Kapitel lesen lassen, nachdem ich dir die Anfrage wegen Aceto Caerulos geschickt hatte? Wolltest du, daß sie es herausfindet?!"

Nach dem ersten Schreck wirkte er wieder völlig gelassen. "Ja. Sie ist so gut in diesem Fach, spätestens heute abend hätte sie sowieso bescheid gewußt."

"Worüber weiß ich denn nun angeblich bescheid?" fragte Ginny. "Daß Madam Pomfrey von Ihnen eine Zutat haben wollte, die es nicht gibt? Was soll mir das sagen?"

"Am besten nichts! Und Sie sollten sich schämen, sich zu verstecken und andere Leute zu belauschen!" kommentierte die Krankenschwester schnippisch und verließ ohne sich noch einmal umzudrehen den Raum.

Snape sah ihr nach, bis sie zur Tür hinaus war, dann kam er zu Ginnys Tisch. "Sie wird sich wieder beruhigen. Machen Sie sich keine Gedanken, es ist nicht Ihre Schuld."

"Was läuft zwischen Ihnen beiden?" wollte Ginny leise wissen. So wie Madam Pomfrey sich verhielt, war ihr ein Verdacht gekommen.

Snape lächelte und setzte sich auf den Tisch. Mit einer Hand klappte er ihr Buch zu und räumte es in ihre Tasche. Erst dann antwortete er: "Den meisten Lehrern geht es wie den Schülern hier in Hogwarts. Zaubertränke interessieren sie im Grunde nur, wenn sie sie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen können.

Und meistens ist es einfacher, ein bißchen mit dem Zauberstab herumzufuchteln und so zu erreichen, was man will. Daher gibt es nicht gerade viele, mit denen ich ein gemeinsames Gesprächthema habe. Denn Ihnen ist sicher schon aufgefallen, daß ich dieses Fach liebe und jedem damit auf die Nerven gehe, wenn sich die Gelegenheit ergibt."

Ginny erwiderte sein bitteres Lächeln und nickte leicht.

"Madam Pomfrey beschäftigt sich ebenfalls mit Zaubertränken, wenn auch aus anderen Gründen als ich. Und weil sie hin und wieder etwas aus meinem Arsenal braucht, was die Standard-Verkäufer nicht liefern können, sind wir uns, seit ich hier unterrichte, relativ häufig über den Weg gelaufen. Wir haben uns unterhalten und dabei festgestellt, daß sie von Zaubertränken ebenso begeistert ist wie ich.

Also haben wir uns verabredet und... naja."

"Aber warum darf es keiner wissen?" fragte Ginny. Die Verbindung zwischen Madam Pomfrey und Snape leuchtete ihr schon ein - aber das war doch nichts schlimmes, oder? Wer konnte etwas dagegen haben, wenn die beiden zusammen waren?

Schließlich ging es ja hier nicht um alberne kindische Fehden oder die Familie.

Snapes Miene verfinsterte sich. "Hat Mister Potter Ihnen etwas über meine Vergangenheit erzählt, Virginia?"

"Nein."

"Vielleicht besser so," murmelte der Professor. Dann sah er ihr direkt ins Gesicht. "Sie kommen zu spät zu Ihrem nächsten Kurs.

Deshalb - Vorschlag: Heute mittag nach dem Duellierclub erzählen Sie mir, was mit Ihnen und Malfoy los ist und ich werde Ihnen im Gegenzug erzählen, warum niemand über mich und Madam Pomfrey bescheid wissen darf. In Ordnung?" Er streckte ihr die Hand hin.

Ginny zögerte nur kurz, bevor sie sie ergriff und ebenfalls: "In Ordnung!" sagte.
 

Wird fortgesetzt...
 

Aceto bedeutet Essig (So wie "Aceto Balsamico" im Supermarkt...)

Caeruleus (woraus ich Caerulos gemacht habe) soll eigentlich eine Farbe sein, aber anscheinend konnten die alten Römer sich nicht so ganz entscheiden, welche. Sie haben damit nämlich blaue und grüne Dinge beschrieben. Na gut, könnte jetzt jemand sagen, dann ist es halt Türkis oder sowas... Aber die Römer nannten auch das Blut auf einem Opferstein caeruleus - und das wird ja wohl weder blau, noch grün gewesen sein (es sei denn, die hätten damals ein paar Vulkanier abgeschlachtet - armer Mr. Spock!... -.-)

Caeruleus oder caerulos ist also eine Farbe, die sich aus blau, grün und rot zusammensetzt, mit anderen Worten: eine, die es nicht gibt. Und deshalb gibt es dieses Zeug auch nicht.

Eine Aceto Caerulos-Lösung (oder, zu Deutsch: Vielfarben-Essiglösung) ist sowas wie schwarze Milch - etwas, das in der Sprache vorkommen kann, aber nicht im wirklichen Leben.

Der Duellierclub

In Rhian
 

Teil 7 - Der Duellierclub
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Duellierclub, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ron und Ginny Weasley, Professor Snape, Draco Malfoy, Gwenna Talwyn, ein Creevey, Vincent Crabbe und Gregory Goyle

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Falls sich langsam jemand fragt, was dieser Titel "In Rhian" eigentlich soll - Geduld bitte, ich werde das schon noch erklären. Aber vorerst geht es im Duellierclub weiter und wir können nur hoffen, daß es dabei keine Toten gibt!

~*~

Story:

Ron kam aus den Umkleiden - auch er wollte heute am Duellierclub teilnehmen, obwohl er Snape nicht ausstehen konnte und die Sache auch sonst reichlich blöd fand. Aber es gab dieses Mal einen besonderen Anreiz für ihn: Malfoy würde da sein.

Und wie die Dinge standen, hatte er es auf Ginny abgesehen, die der heimliche Star des Clubs war. Er würde mit Sicherheit versuchen, sie allein zu sprechen - oder schlimmeres mit ihr zu tun - und dann wollte Ron da sein, um einzugreifen. Und vielleicht konnte er schon vorher auf dem Podium ein paar Zaubersprüche nach dem dämlichen Frettchengesicht schleudern.

Insgesamt war er sehr zufrieden mit sich selbst.

Malfoy hatte mindestens einen Tag auf der Krankenstation verbracht - das allein schon war für Ron ein Triumph. Es ärgerte ihn nur, daß der Mistkerl so leicht zu erledigen gewesen war.

Im Slytherin-Gemeinschaftsraum, als Ron noch dachte, er müsse die Ehre seiner Schwester retten, hatte Malfoy sich praktisch überhaupt nicht gewehrt. Er war ausgewichen, ja, und hatte versucht Rons Fäuste abzufangen, aber er hatte erst gegen Schluß, als die Schläge immer mörderischer wurden, selbst ein paar Hiebe gelandet.

Dabei war er doch sonst kein Feigling. Es hatte schon Schlägereien mit Harry gegeben, die hinterher beide auf die Krankenstation gebracht hatten. Ron konnte es sich nur so erklären, daß Malfoy seinen Ruf als Hogwarts-Boxchampion kannte und aus übergroßer Angst nicht in der Lage gewesen war, zurückzuschlagen.

Dann würde er gleich auf dem Podest leichtes Spiel mit ihm haben.

Er dachte an Beth Ferguson - die meisten seiner Verletzungen stammten von ihr, als sie hereinstürmte und sich auch noch auf Malfoy werfen wollte. Dabei hatte sie völlig unkontrolliert um sich geschlagen und nicht den Slytherin, sondern den Gryffindor versehentlich gegen die Wand geklatscht. Dummerweise war dabei aus Ron kein Prinz geworden, sondern nur ein Schüler, der aussah, als hätte er eine ordentliche Abreibung bekommen.

Natürlich würde er keinem erzählen, was im Gemeinschaftsraum wirklich passiert war - und er hoffte auch, daß Beth es für sich behalten würde - denn es war einfach zu peinlich, von einem Mädchen außer Gefecht gesetzt zu werden! Sollten ruhig alle glauben, Malfoy hätte ihm die Verletzungen zugefügt, die Madam Pomfrey ihm verbunden hatte.

Noch etwas an der Sache störte Ron.

Das fiel ihm jetzt erst auf.

Malfoy war wieder auf den Beinen - jedenfalls insoweit, daß er am Duellierclub teilnehmen konnte - aber wieso hatte er sich noch nicht bei Dumbledore beschwert? Die kleine Petze rannte doch sonst immer mit allem zum Schulleiter. Ron erinnerte sich noch ganz gut an sein drittes Jahr und das Desaster mit dem Hippogriff. Wegen des dämlichen Kratzers, den Malfoy abbekommen hatte, weil er nicht vorsichtig genug gewesen war, hatte er das komplette Ministerium in Aufruhr versetzt.

Was könnte es für einen Grund geben, daß Malfoy sich erst weigerte, sich seiner Haut zu wehren und dann auch noch darauf verzichtete, Ron von der Schule werfen zu lassen? Es sah so aus, als hätte irgendetwas seinen Kampfgeist gebrochen.

Doch was konnte das sein?

Da war Ginny. Ron hatte sie eben in der Menge ausgemacht; sie war dabei, auf's Podest zu steigen. Er sah sich kurz um, entdeckte Malfoy in der Nähe der Umkleiden und beschloß, daß das weit genug weg von seiner Schwester war. Er würde ihn sich später vorknöpfen. Und hoffte, daß der Schleimbeutel dann wenigstens zurückfeuerte.

Noch einmal - ohne Unterbrechung durch Ginny - fragte er sich, was Malfoy wohl dazu bringen könnte, sich so irrational zu verhalten.

Der Start-Gong des ersten Duells ertönte, bevor er sich darauf einen Reim gemacht hatte. Eine Hufflepuff trat gegen seine Schwester an - und verlor kläglich nach der ersten Runde. Dann versuchte es ein Gryffindor - einer von den Creeveys, soweit Ron es erkennen konnte, aber auch der hielt nicht lange durch. Zum Schluß kletterte eine Ravenclaw, eine Siebtkläßlerin, zu Ginny hinauf und hielt sich immerhin ganz passabel. Aber auch sie war kein wirklicher Gegner für das rothaargie Mädchen.

Snape läutete das Ende des ersten Duells ein, baute sich neben Ginny auf, hielt ihre Stab-Hand hoch und verkündete: "In drei Runden ungeschlagen - Virginia Weasley!"

Der Raum tobte mit Applaus und verschiedene Hände halfen Ginny vom Podest, während Snape einen weiteren Kandidaten gegen die Hufflepuff aufstellte, die als erste gegen Ginny verloren hatte.

Ron versuchte sich zu seiner Schwester durchzukämpfen, aber das Gedränge war zu groß. Er blieb irgendwo auf halbem Weg stecken und verfluchte all die anderen Schüler, die ihn nicht durchließen.

~*~

Ginny war aufgeregt, seit sie die Mädchenumkleiden des Duellierclubs betreten hatte. Eine Slytherin war zu ihr gekommen und hatte ihr zugeflüstert, er werde heute da sein.

In der Halle konnte sie natürlich erst nichts sehen. Zu viele Schüler. Aber als sie auf das Podest stieg, erkannte sie ihn gleich. Er sah hoch zu ihr, stand aber zu weit weg, als daß sie ihm etwas hätte zurufen können.

Irgendwo in der Mitte am Podest hatte sie auch Ron entdeckt. Er winkte, aber Ginny ignorierte ihn. Sie konzentrierte sich ganz auf ihre ersten drei Gegner. Nachdem sie sie erledigt hatte und von Snape als Siegerin des Duells ausgerufen worden war, wollte sie wieder in die Menge abtauchen - und, möglichst unentdeckt von Ron, sehen, ob sie sich bis zu Malfoy durchkämpfen konnte. Aber zwei der hilfreichen Hände, die sich ihr entgegenstrecken, gehörten der Slytherin, die ihr vorhin in der Umkleide gesagt hatte, daß Malfoy da sein würde.

Ginny lächelte und wollte sich eigentlich nur kurz bedanken, doch das Mädchen packte sie gleich beim Arm und führte sie vom Schauplatz des Duells weg. In der etwas ruhigeren, hinteren Zone der Zuschauerreihen stellte die Fremde sich vor: "Ich bin Gwenna Talwyn, Slytherin."

"Ich seh's!" gab Ginny genauso laut zurück. Der Lärm war hier hinten zwar nicht mehr so schlimm, aber es lohnte sich trotzdem nicht, mit normaler Stimme zu sprechen. "Wolltest du was von mir?"

"Hat wohl keinen Sinn, dich jetzt auf der Suche nach Draco durch die ganze Halle zu schleppen," meinte Gwenna. "Aber ich soll dich was fragen."

"Von ihm?"

"Ja!"

"Was denn?" Ginny wurden die Knie weich.

"Ob es ok ist, wenn er deinen Bruder heute ein bißchen anbrennt beim Duell," schrie die Slytherin. "Er will deine Erlaubnis, sonst läßt er die Finger von ihm!"

Unnachgiebig wieder auf den harten Boden der Realität zurückgeholt war Ginny einen Moment überrascht.

Erstens, weil Malfoy überhaupt fragte - schließlich war das seine Sache.

Und zweitens: Wie konnte er glauben, daß sie ihm das verbieten würde? Ron hatte ihm immerhin ziemlich hart zugesetzt; er hatte jedes Recht der Welt, ihm das heimzuzahlen.

Außerdem war Ginny noch immer sauer auf ihren Bruder, weil er ihr, wenn Hermine ihm das nicht verboten hätte, wahrscheinlich sogar bis auf die Toilette nachgelaufen wäre, nur um sicherzugehen, daß Malfoy nicht aus irgendeinem Abflußrohr gekrochen kam.

"Sag ihm, er kann machen, was er will, solange er Ron nicht umbringt, verstümmelt oder ernsthaft verletzt!" rief sie über das Johlen der Menge hinweg.

Gwenna nickte und ließ sie stehen. Allein würde sie schneller vorankommen - und sie hatte auch keinen nervigen Bruder, der sie auf Schritt und Tritt verfolgte.

Ginny versuchte, wieder näher an die Kämpfer heranzukommen. Harry war im Augenblick nicht da - Quidditch-Training - und das war ihr auch ganz recht. Er hätte sich sicher als erster vorgedrängelt, wenn es darum ging, Malfoy über das halbe Podest zu schleudern.

Unterwegs, während sie versuchte zu erkennen, wer oben an der Reihe war, rannte sie in Ron, der auf der Suche nach ihr gewesen war.

"Ginny! Da bist du ja! Ich hab mir Sorgen gemacht!"

"An deiner Stelle würde ich mir auch Sorgen machen! Dein Beschützerinstinkt nimmt langsam krankhafte Ausmaße an!" antwortete sie schlecht gelaunt. Das war mal wieder typisch! Wahrscheinlich dachte er, sie hätte die Zeit nach ihrem Duell genutzt, um mit Malfoy in den Umkleiden zu knutschen! "Und inzwischen glaube ich, daß es dir dabei gar nicht mehr allein um mich geht! Es ist dir doch viel wichtiger, Malfoy eins reinzuwürgen, als auf mich aufzupassen! Du nimmst mich nur zum Vorwand!"

"Ginny,..." rief Ron empört.

Sie schüttelte nur den Kopf und zerrte ihn näher an das Podest, wo es zu laut war, als daß sie ihn noch hätte hören können. Das Duell dort oben würde gleich vorbei sein und dann stellte Snape neue Kandidaten auf. Einer davon mußte Ron sein - er würde zuerst gegen ein oder zwei Leute antreten, die im vorigen Duell verloren hatten und dann... beim dritten Durchgang... konnte Malfoy ihn durch die Mangel drehen, wenn es nach Ginny ging.

Und sie würde dafür sorgen, daß es nach ihr ging!

Gerade hatte sie Snape entdeckt und zog Ron in seine Richtung. "Professor!" rief sie über den Lärm hinweg.

Snape drehte sich zu ihr um. "Virginia. Was gibt es denn? Ich sagte doch, wir sprechen uns nach dem Club.

Gehen Sie zu Ihrem Ende des Podests, Sie müssen sich bereit machen für den zweiten Durchlauf."

"Bitte, Professor, ich möchte, daß Ron zuerst an die Reihe kommt!" bat Ginny.

Einen Lidschlag lang musterte der Lehrer sie nachdenklich, dann nickte er. "Weasley, rauf mit Ihnen!" Seine unergründlichen, abweisenden Augen blieben jedoch auf Ginny haften, während Ron unter großem Jubel hochkletterte, nachdem seine Vorgänger das Feld geräumt hatten. "Was soll das, Virginia?" fragte er leise, zwischen zusammengebissenen Zähnen.

"Malfoy rächt sich an meinem Bruder," erwiderte sie.

"Und Sie geben ihm Gelegenheit dazu?" stellte Snape, etwas überrascht, fest. "Was ist aus der vielbeschworenen Geschwistertreue der Weasleys geworden?"

"Die ist Rons Fäusten zum Opfer gefallen," stieß Ginny rauh hervor. Sie sah ihm in die Augen. "Daß er mein Bruder ist, heißt nicht, daß ich ihm gegenüber keine Rechte habe.

Aber ich bin die Jüngste und ein Mädchen in einem Haufen von Jungs und Mum will, daß er auf mich aufpaßt - und niemand kann die Malfoys leiden und wenn er sich mit einem von ihnen prügeln will, hat er eine verdammt gute Ausrede dafür, wenn er sich auf Harry und diesen dummen Streit und Lucius Malfoys Verbindungen zu Sie-wissen-schon-wem beruft." Sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach. So schnell hatte sie noch nie eine Erklärung heruntergerasselt, nicht einmal, als sie den bisher ersten und einzigen Krach mit ihrer Mutter gehabt hatte. "Er kann nicht einfach mit mir machen, was er will. Ich bin sechzehn, ich werde Hogwarts bald verlassen und dann muß ich auch auf eigenen Füßen stehen."

"Nichts von all dem erklärt, weshalb Sie Ihren Bruder da rauf schicken, um ihn von Malfoy zu Hackfleisch verarbeiten zu lassen," sagte Snape ruhig.

Sie schüttelte den Kopf. "Meine Bedingung ist, daß Ron keine bleibenden Schäden davonträgt. Aber ich hätte nichts einzuwenden, wenn er auch einmal einen Tag auf der Krankenstation verbringt."

"Virginia,..." ermahnte er sie streng. "Warum?"

Sie senkte den Kopf.

Oben auf dem Podest schickte Ron gerade seinen zweiten Gegner zu Boden - Ginny erkannte undeutlich Gwenna und bemerkte, daß die Slytherin sich absichtlich fallen ließ. Damit wäre also der Ring frei für Malfoy.

Auch Snape war aufgefallen, daß Ron jetzt ohne Gegner da stand - er ließ Ginny allein und stellte sich neben den bisherigen Sieger von zwei Runden. Die Menge, die während dieser ersten beiden Kämpfe so verdächtig ruhig gewesen war, schien fast ganz zu verstummen, als Ron laut verlangte: "Geben Sie mir Malfoy!"

Snape ließ einen undefinierbaren Blick über die Anwärter am Rand der Schaubühne schweifen - Malfoy stand schon bereit, sah aber aus, als hätte er gerade in eine ungezuckerte Zitrone gebissen. Er rief ihn herauf.

Die Zuschauer stimmten schon bei der Erwähnung der ersten Silbe seines Namens ein unglaubliches Geschrei an, von dem sich nicht feststellen ließ, ob es Zufriedenheit oder Ärger ausdrückte. Sie verwandelten sich wieder ganz in die wilde Menge, die bei den vorigen Durchgängen schon enthusiastisch die Kontrahenten angefeuert oder ausgebuht hatte.

Malfoy zeichnete sich eher durch eine seltsame Zaghaftigkeit aus, als er seinen Platz einnahm. Als Snape beide Gegner zur Mitte des Podests rufen wollte, blieb er einfach stehen, wo er war und rief über das Toben der Umstehenden hinweg: "Ich kämpfe nicht gegen dich, Weasley!"
 

Wird fortgesetzt...

Sieg und Niederlage

In Rhian
 

Teil 8 - Sieg und Niederlage
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Duellierclub und Krankenstation, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ron und Ginny Weasley, Professor Snape, Draco Malfoy, Gwenna Talwyn, ein Creevey, ein Ravenclaw, Vincent Crabbe und Gregory Goyle, Madam Pomfrey

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Will er nun oder will er nicht? Und da fragt er vorher extra noch um Erlaubnis? Seltsamer Typ! Das kommt wahrscheinlich davon, wenn man abends im Bett nichts anderes zu tun hat, als sich neue Gemeinheiten für seine Mitschüler auszudenken... ^^

~*~

Story:

Ginny dachte, sie hätte sich verhört. Sie war noch immer eingekeilt im Gedränge unmittelbar in der Nähe von Rons Platz. Verzweifelt versuchte sie, sich mit Hilfe ihrer Ellbogen freizukämpfen - und tatsächlich machten die Leute ihr Platz. Sie stürzte ans Podest und konnte, als sie ungläubig in Malfoys Richtung sah, gerade noch sehen, wie Goyle ihm Handzeichen gab. Malfoy beugte sich zu dem anderen Slytherin herunter und hörte sich an, was der zu sagen hatte.

Plötzlich straffte sich seine schlanke Gestalt und er schritt zielsicher auf die Mitte der Schaubühne zu.

"Haben Sie sich nun entschieden, Mister Malfoy?" fragte Snape genervt, erhielt als Antwort aber nur ein Nicken. Er schickte auch Ron zum Kreuzen der Zauberstäbe und stieg wieder herunter zu Ginny. "Ich könnte schwören, daß mindestens einer von denen an Mister Longbottoms Kröte gelutscht hat,..." murmelte er kaum hörbar, als er beobachtete, wie Malfoy und Ron sich Rücken an Rücken hinstellten und ihre Waffen erhoben. Dann verließen sie in abgezählten Schritten wieder die Mitte.

Erneut kehrte Stille ein; Ginny konnte sehen, daß sogar Snape den Atem anhielt, als die Gegner gleichzeitig ihren ersten Spruch abfeuerten - Ron versuchte es mit dem bewährten "Expelliarmus", doch Malfoy war schneller und schickte ihm ein "Ignis" entgegen, das einen von Rons Schuhen in Brand setzte und seinen Zauberstab so schnell auf eine solche Temperatur erhitzte, daß er ihn fallen lassen mußte. Mit seinem unversehrten Fuß trat er panisch das Feuer aus.

Malfoy wurde nur von einer kleinen Entladung des "Expelliarmus"-Zaubers getroffen, weil Ron seinen Stab schon nicht mehr richtig unter Kontrolle gehabt hatte, als er ihn abgeschickt hatte. Triumphierend strich er sich das Hemd und das Wams glatt, als hätte er nur einen Spaziergang bei leichtem Wind unternommen, und suchte mit den Augen Ginny. Sie gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, daß er ihr Einverständnis hatte.

Der "Ignis"-Zauber war nicht so stark ausgefallen wie er es eigentlich sollte - was bedeutete, daß Malfoy nicht seine ganze Kraft in den Zauberstab gelegt hatte, als er ihn abschoß. Das konnte heißen, daß er Ron wirklich nicht ernsthaft verletzten wollte - oder daß es ihm immer noch nicht ganz gut ging.

Letzteres wollte Ginny lieber nicht glauben. Das hätte ihre Wut auf ihren Bruder nur noch mehr angestachelt und sie wollte sich nicht soweit vergessen, daß sie Malfoy erlaubte, ihm etwas mehr zu versengen als die Schuhe. Sie gab Snape mit einer Geste zu verstehen, daß sie zum anderen Ende des Podests - genauer: zu Malfoys Position - gehen würde und drängelte sich zwischen den Zuschauermassen durch.

Erst als Ron seinen Stab schon wieder aufgehoben hatte und mit einem "Fulmen" seine zweite Attacke startete, erreichte sie den Platz, an dem Crabbe, Goyle und Gwenna Aufstellung bezogen hatten.

Überrascht stellte sie fest, daß Goyle und Gwenna Händchen hielten!

"Gwenna,..." machte sie sich halblaut bemerkbar, um Malfoy nicht abzulenken, der Rons Angriff mit einem "Speculum" parierte und ihm damit seinen Blitz zurückschickte. Dieses Mal wurde Ginnys Bruder von der Wucht des eigenen Schlages von den Füßen gerissen und landete wie ein Käfer auf dem Rücken auf seiner Ausgangsposition.

"Hi, Ginny!" rief die Slytherin zurück. "Du kennst doch meinen Freund - stimmt's?" Sie wies auf Goyle, der etwas betreten grinste.

Ginny nickte. Das hatte sie nicht erwartet. Im Grunde hatte sie auch nie darüber nachgedacht - natürlich hatten fast alle Siebtkläßler die ein oder andere Beziehung, meist innerhalb von Hogwarts und dort innerhalb ihrer Häuser. Aber sie... nun ja, sie war bisher immer davon ausgegangen, daß Crabbe und Goyle... sich selbst genügten.

Andererseits hatte wirklich fast jeder jemanden - warum also nicht auch diese beiden?

In letzter Zeit fühlte sie sich regelrecht erschlagen von den Beziehungen der anderen - und vor allem von Beziehungen, von denen sie nie etwas geahnt hätte!

Ron und Hermine - na schön, das war abzusehen gewesen.

Harry und Quidditch - das einzige, was er zur Zeit innig liebte.

Neville Longbottom und Fionula Finnegan, Seamus' Schwester - sehr seltsam, aber offensichtlich glücklich.

Hagrid und Madame Maxime - irgendwie auch klar.

Und jetzt auch noch Professor Snape und Madam Pomfrey, Goyle und Gwenna...

Und... Malfoy?

Ginny hatte bis vor zwei Sekunden noch vermutet, daß Gwenna seine Freundin sein könnte, weil sie ihn ganz gut zu kennen schien und sich offensichtlich auch normal mit ihm unterhalten konnte...

Zum Teufel, natürlich hatte er eine Freundin! Immerhin waren auch fast alle Schüler aus Ginnys Jahrgang gebunden. Selbst wenn es manchmal nur für ein paar Tage war, bis sich die nächste Gelegenheit ergab. Das hatte sie nie verstehen können.

Sie hörte Ron aufschreien.

Alarmiert flog ihr Kopf hoch - sie schubste Crabbe beiseite, konnte wegen der vielen Zuschauer aber zunächst nur Malfoy erkennen.

Jetzt, wo sie in seiner Nähe stand, wo er mehr war als nur ein Fleck in der Menge mit Gesichtszügen, konnte sie sehen, wie blaß und erschöpft er wirkte. In dem Moment wünschte sie sich, er würde das Duell abbrechen und wieder herunterkommen, bevor Ron ihm wirklich noch etwas antat.

Aber offenbar hatte er sowieso gewonnen; Snape kam mit langen, gemessenen Schritten auf ihn zu und hob Malfoys Stab-Hand. "In drei Runden ungeschlagen - Draco Malfoy!"

Doch wo war Ron?

Und warum hatte er so geschrien?

Gehetzt wandte Ginny sich an Gwenna: "Hast du Malfoys letzten Zauber mitbekommen? Was hat er gesagt?!"

Gwenna grinste. "Aranea."

Aranea. Das lateinische Wort für Spinne.

Malfoy hatte Ron eine Spinne geschickt - das, wovor er sich so ziemlich am meisten fürchtete. Ginny wußte, daß er nachts immer noch Alpträume von Aragog und dem verbotenen Wald hatte. Und manchmal auch tagsüber, wenn er im Unterricht einschlief.

"Ist ihm was passiert?"

"Außer seinem Stolz ist wohl nichts getroffen," meinte Goyle langsam. "Ist weggelaufen."

Im Grunde hatte das Ginny schon beruhigt - Ron war soweit in Ordnung und Malfoy hatte es ihm heimgezahlt und dabei sogar die Runde gewonnen. Doch sie hatte keine Gelegenheit, sich an diesem Ausgleich zu freuen, denn eine Hand packte ihr Handgelenk und zog sie hoch.

Sie erkannte überrascht Professor Snape.

"Sie sind dran. Sie sagten, nach Ihrem Bruder," erinnerte er sie.

Sie nickte etwas verwirrt und strich ihre Kleidung zurecht. War Malfoy schon wieder abgetaucht? Sie konnte ihn nicht sehen.

Die Unruhe, ob ihm nicht doch etwas passiert sein könnte, nahm sie so in Anspruch, daß sie fast den ersten Angriff verpaßte - ihr Gegner war ein Ravenclaw, ein Junge, mit dem sie Kräuterkunde hatte. Er schmetterte ihr ein "Iaceo" entgegen, das sie umwarf. Sie rutschte einige Schritte weit, ohne sich auch nur verteidigt zu haben und hatte Mühe, sich wieder aufzurappeln. Was war nur los mit ihr? Sie mußte sich konzentrieren!

Die zweite Attacke bestand in einem "Expelliarmus" ihres Gegners, das ihr den Zauberstab aus der Hand riß. Doch der Zauber war so heftig gewesen, daß sie, nach den vorgegebenen zehn Sekunden Pause zwischen jeder Runde, zwar ihren eigenen Stab wieder in Händen hielt, sich aber noch keinen wirkungsvollen Spruch für die letzte Runde überlegt hatte. Normalerweise reagierte sie auf dem Podest rein instinktiv. Sie blockte, sie schoß, sie duckte sich unter schlecht gezielten Attacken weg.

Doch als der dritte Angriff des Ravenclaw kam, ein wuchtiges "Ignis", konnte sie sich nicht wehren. Das Feuer erfaßte ihre Kleidung - sie sah Snape mit seinem Stab herbeieilen und: "Pluvia!" rufen - das Wasser kam in einem gewaltigen Schwall, der Ginny fast ertränkte, löschte aber wenigstens das Feuer.

Der Rauch hatte sie zum Husten gebracht. Nun lag sie auf dem Rücken, mit schmerzenden Lungen, halb vom Qualm geräuchert, halb von Snapes Regenzauber geflutet, und sah zu, wie der übereifrige Ravenclaw RICHTIG Ärger bekam.

Aber natürlich hatte er gewonnen.

Die Erkenntnis hielt sie noch weitere zwanzig Sekunden wach. Dann verlor sie das Bewußtsein.

~*~

Das nächste war ein verschwommenes, dunkles Bild, das sich vor Ginnys Augen klärte und zur Krankenstation wurde. Sie lag auf einem der Betten - und jemand hielt ihre Hand.

"Still.

Wenn Madam Pomfrey merkt, daß du wach bist, kommt sie mit ihrem ekligen Trank an," flüsterte Malfoys Stimme neben ihr.

"Was machst du hier?" murmelte Ginny. Die Dunkelheit war mit zunehmender Sicht nicht gewichen - das hieß wohl, daß es tatsächlich schon Abend war. Und Malfoy saß im Schneidersitz in seinem Pyjama auf dem Krankenbett neben ihrem.

Und wirkte verlegen. "Ich bin... umgekippt,... nachdem ich das Duell gewonnen hatte. Ich hätte wahrscheinlich noch einen Tag warten sollen, bevor ich mich wieder in den Kampf stürze.

...

Crabbe hat mir erzählt, Julian Fitzroy von den Ravenclaws hätte dich auf dem Gewissen...?"

Das war nur halb eine Frage und halb eine Feststellung. Ginny konnte den unterdrückten Ärger in seiner Stimme hören. "Willst du jetzt meine Erlaubnis, ihm auch eine Spinne auf den Hals zu hetzen?" fragte sie scherzhaft und mußte husten. "Wasser."

"Ich hole dir welches, warte hier." Er verschwand. Sie konnte die Schritte seiner nackten Füße auf dem kalten Fußboden hören und wie er die Tür zum Nebenraum öffnete.

Dann protestierte Madam Pomfreys Stimme: "Mister Malfoy! Um Himmels Willen, machen Sie doch wenigstens das Licht an, wenn Sie zu nachtschlafener Zeit zwischen den Betten durchlaufen, um sich ein Glas Wasser zu holen! Die Schule hat wahrlich schon genug Ärger mit Ihrem Vater, auch ohne daß Sie uns noch im Dunkeln hinfallen und sich ein Bein brechen!"

"Tut mir leid," antwortete er und leuchtete sich auf dem Rückweg mit seinem Zauberstab den Weg aus. "Ich glaube, ich überlasse Fitzroy lieber dir," sagte er leise, als er das Glas neben Ginnys Bett abstellte. "Ich habe dich auf dem Podest gesehen, bei dem Durchlauf, den du gewonnen hast. Deine beiden ersten Gegner haben schon nach einer Runde freiwillig aufgegeben.

Von Creevey war ja auch nichts anderes zu erwarten. Aber ich hätte nicht gedacht, daß du so gut bist."

Sie trank einen Schluck, um sich nicht andauernd räuspern zu müssen und meinte: "Das solltest du aber wissen - du bist doch schon gegen mich angetreten im Club."

"Daran kann ich mich gar nicht erinnern," log Malfoy.

In Wirklichkeit wußte er noch ganz gut, daß er in dem Durchgang gegen Ginny damals die ersten beiden Runden gewonnen hatte, weil sie ganz einfach starr vor Angst und Nervosität gewesen war. Erst in der dritten konnte sie sich soweit zusammenreißen, daß sie ihn mit einem "Fulmen" derart außer Gefecht setzte, daß er nicht einmal mehr eine Gegenattacke starten konnte.

Natürlich hatte er trotzdem gewonnen, 2:1, aber er war sich mächtig lächerlich vorgekommen, von einer Weasley durch die Luft geschleudert zu werden und anschließend auf dem Allerwertesten zu landen, vor allen Slytherins. Selbstverständlich hatte er sich bei Snape beschwert. Ihm war damals nicht ganz klar gewesen, warum der Professor das "Wieselweib" überhaupt gegen ihn aufgestellt hatte, war sie doch gar nicht in seiner Jahrgangsstufe und außerdem ein Mädchen.

Inzwischen wußte er, daß Ginny offenbar in allen Kursen, in denen Snape ihr Anleitung gab, herausragend war. Und das ärgerte ihn, noch mehr als dieser blöde Julian Fitzroy, den Crabbe und Goyle auf seine Anweisung hin schon am Nachmittag nach dem Duellierclub aufgemischt hatten. Leute wie der waren einfach nur Abschaum.

Selbst wenn er hin und wieder Mädchen beleidigte oder bei den Lehrern ins offene Messer laufen ließ, körperliche Gewalt war in Bezug auf das weibliche Geschlecht einfach nicht akzeptabel.

Sein Vater hatte ihn nur einmal dabei erwischt - und das hatte bei weitem genügt.

"Malfoy!" wiederholte Ginny. Sie versuchte schon seit fast einer Minute zu ihm durchzudringen.

"Was?" Es sah aus, als wäre er gerade aufgewacht aus einem ziemlich beängstigenden Traum. Seine Augen waren geradezu riesig und glänzten sogar in der Dunkelheit.

Sie vergaß ihre eigentliche Frage und erkundigte sich statt dessen: "Geht's dir nicht gut? Du siehst aus, als hättest du Fieber."

Ohne Vorwarnung legte sie ihm eine Hand an die Stirn; er wußte nicht, was er tun sollte oder ob es überhaupt etwas gab... Also nahm er Zuflucht in seinem gewohnt herablassenden, zornigen Tonfall: "Laß das!"

Ginny zuckte zurück. "Entschuldige.

Ich dachte nur... Vielleicht sollten wir Madam Pomfrey rufen."

"Nein!" blaffte Malfoy sie an. Dann atmete er tief durch. Er mußte sich wieder unter Kontrolle bringen, sonst würde er nie erfahren, was er wissen wollte.

Dies hier war vermutlich die letzte Gelegenheit, bei der er Ginny ohne ihre Bodyguards begegnen und mit ihr sprechen können würde. Er konnte es sich nicht leisten, durch seine Unsicherheit alles zu vermasseln.

Als er sich soweit wieder beruhigt hatte, entschied er, daß er mit der wahrscheinlich prekärsten Frage anfangen würde. Die Reihenfolge spielte ohnehin keine Rolle.
 

Wird fortgesetzt...

Die letzten Stunden

In Rhian
 

Teil 9 - Die letzten Stunden
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Krankenstation, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Draco Malfoy, Madam Pomfrey

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Dies ist die vorerst letzte Begegnung zwischen Malfoy und Ginny. Und natürlich werden sie gestört...

~*~

Story:

"Du und Professor Snape..." begann Malfoy.

Sie hielt kurz den Kopf schief, wie um genau hinzuhören, damit sie auch nichts falsches aufschnappte. Dann legte sie sich auf die Seite, so daß ihr Gesicht ihm zugewandt war, und zog die Bettdecke fast ganz hoch. "Ich und Professor Snape..." wiederholte sie nachdenklich.

"Was meinst du damit? Bitte sag mir nicht, daß du auf den selben Gedanken gekommen bist wie Hermine!"

"Auf welchen -" Er brach ab. Er konnte es sich denken. "Na schön, es ist also nicht wahr. Aber... warum bist du gerade in seinen Kursen so gut?"

Ginny überlegte eine Weile, dann sagte sie langsam: "Vielleicht weil er ein guter Lehrer ist. Er ist ziemlich streng. Bei anderen Professoren kann man machen, was man will und deshalb lernt niemand richtig für ihre Kurse. Wenn du bei Professor Snape einmal nicht aufpaßt oder keine Hausaufgaben machst... Du kennst ihn ja."

Malfoy nickte. "Und Potter?"

"Was ist mit Harry?"

Verdammt, das war schwierig - er hatte nicht damit gerechnet, daß er gleich seine Seele bloßlegen mußte, um ein paar Antworten zu bekommen. Aber er wollte unbedingt in Erfahrung bringen...

Er war einfach nicht daran gewöhnt, irgend jemandem eine Angriffsfläche zu bieten. Wenn er verriet, was er für Gründe hatte, eine solche Frage zu stellen, war das so, als würde er ihr ein Schwert geben, sich die Spitze auf die Kehle setzen und sagen: "Stoß zu!" Und dann war es in ihrem Ermessen, ob sie ihn lebend davonkommen ließ oder ihm gleich die Schlagader durchschnitt.

Es mußte sein. Er würde es bereuen - verdammte Neugier! - aber es mußte sein. Er schloß für einen Moment die Augen, die von der Anstrengung, die Konturen des Raums im Dunkeln ausmachen zu müssen, schon schmerzten - oder vielleicht weil er so lange wach war und immer noch unter den Folgen seiner Verletzungen und der Anstrengung litt...

"Ich... Du weißt, daß wir nicht gerade Freunde sind..." setzte er stammelnd an.

"Eher das Gegenteil."

"Ja.

Virginia,...

Sei mir nicht böse, ich bin es nur nicht gewöhnt, daß jemand bei mir... mit der Hand Fieber mißt..." Er grinste hilflos. Soweit er sich erinnern konnte, hatte seine Mutter ihn das letzte Mal bei seiner Geburt berührt - und auch da nur widerwillig. Und sein Vater kümmerte sich normalerweise nicht um irgendwelche Kinderkrankheiten. Dafür gab es Hauselfen.

"Ist schon gut," erwiderte Ginny ruhig. "Was ist mit Harry? Du wolltest etwas fragen..."

-Bevor ich mich komplett zum Narren gemacht habe,- dachte er, wütend auf sich selbst. Aber er ließ sich nichts anmerken und nahm seinen ganzen Mut zusammen für diese zweite, schwierigere Sache, die ihn nicht losließ: "Ich dachte, du wärst... sein Mädchen."

"Bin ich nicht. Weiter!" entgegnete sie.

"Das ging schnell," meinte er. "Bist du sicher? Damals, im Flourish & Blotts..."

"Wir waren beide anders.

Und Harry war anders. Naja, vielleicht nicht so sehr. Aber ich dachte, er wäre irgendwie... normal. Und jetzt finde ich heraus, er ist völlig besessen davon, ein Held zu sein und Gutes zu tun und alles...

Wenn er sich selbst verbietet, ein Mensch zu sein, bekommt er das irgendwann zurück. Das wird nicht spurlos an ihm vorbeigehen. Er schaufelt sich quasi sein eigenes Grab - und es kann nicht mehr lange dauern, bis er völlig durchdreht. Niemand hält so eine Lebensweise lange durch."

"Hast du das von Snape?" wollte er überrumpelt wissen. "Das klingt so pessimistisch, das kann eigentlich nur von ihm sein!"

Ginny lächelte und stützte sich auf die Ellbogen auf. "Nein, es ist aus einem von Hermines Büchern. Psychologie. Wenn man seine Persönlichkeit über längere Zeit unterdrückt, wird man wahnsinnig, sagen die."

"Muggel-Zeug," bemerkte er leise. "Kann schon sein.

Du magst wirklich keine Helden?"

"Nicht die Sorte, die Harry inzwischen ist. Oder, sagen wir, ich hoffe, er ist keiner. Gibt es eigentlich eine klare, öffentlich anerkannte Übersetzung für das Wort?"

"Mehrere, schätze ich," murmelte Malfoy. "Ein Held ist... jemand, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Jemand, der Gutes tut. Jemand, der altruistisch ist...

So jemand eben."

"Jemand, der immer Glück hat," fügte Ginny hinzu. "Aber ich habe noch eine bessere Definition gehört: Heldentum ist eine Monomanie."

"Was ist das?"

Sie veränderte ihre Position leicht. "Laut Lexikon >eine auf einen Punkt ausgerichtete Wahnidee<. Also sowas wie eine Geisteskrankheit.

...

Harry hört manchmal Stimmen. Er hat prophetische Träume, behauptet er jedenfalls, und er meint, wenn er nur gut genug ist, kann er die Welt retten.

Wie würdest du das nennen?"

"Wahnsinn, vermutlich."

"Richtig.

Das hat mir Angst gemacht.

Du hast mir am Anfang auch Angst gemacht, aber du verhältst dich wenigstens die meiste Zeit über wie ein Mensch. Bei Harry ist es was anderes. Ich befürchte wirklich, daß er sein Leben nicht mehr lange erträgt. Und ich will nicht in der Nähe sein, wenn er durchdreht. Er ist inzwischen so mächtig - ich glaube, es gibt Tote, wenn er völlig den Verstand verliert. Er könnte dann schlimmer werden als Voldemort."

Malfoy grinste leicht. "Du traust dich, es auszusprechen?"

"Warum nicht?

Zumindest damit hatte Harry recht: es ist nur ein Name. Und Angst vor dem Namen erzeugt Angst vor der Sache selbst. Ich denke, das hat er irgendwo gelesen. So ungewöhnlich klar ist er sonst nicht.

Habe ich deine Frage beantwortet?" wollte sie wissen und ließ sich wieder in die Kissen sinken.

Er nickte. Ginny haßte Potter offensichtlich nicht - es schien eher eine Mischung aus Mitleid und Angst zu sein, die sie ihm entgegenbrachte. Damit konnte er leben. "Noch eine letzte - dann solltest du schlafen... und ich übrigens auch..." bat er schließlich.

Ginny machte leise: "Mhm."

"Hast du...?

Ich meine,... willst du...?"

"Miss Weasley!" schrillte Madam Pomfreys Stimme durch den Raum, kurz bevor grelles künstliches Licht die ganze Station flutete und ihre beiden Patienten zwang, die Augen zusammenzukneifen. "Sie hätten sich sofort bei mir melden müssen, als Sie aufgewacht sind - Sie wissen doch, wie Sie mich rufen können!

Und Sie, Mister Malfoy, sollten wissen, daß Miss Weasley ein paar heftige Zaubersprüche abbekommen hat und dringend Ruhe braucht! Was fällt Ihnen ein, mir nicht bescheid zu geben, daß sie aufgewacht ist, sondern sie obendrein auch noch mit nächtlicher Konversation zu ermüden?!"

"Ich..." wollte Malfoy beginnen, aber Madam Pomfrey ließ ihn gar nicht mehr zu Wort kommen.

"Seien Sie jetzt endlich still! Ich werde Miss Weasley wohl sofort in einen anderen Raum verlegen müssen, damit sie sich ausruhen kann und nicht weiter durch Sie gestört wird!"

Ginny wollte auch etwas dazu sagen - sie schaffte es leider nur, den Mund aufzumachen, da gebot die Krankenschwester ihr auch schon mit einer Geste zu schweigen.

"Ihnen mache ich den geringsten Vorwurf; Sie sind wahrscheinlich noch verwirrt von diesem kindischen Spiel, das Sie und Mister Fitzroy sich heute nachmittag abgehalten haben! Nun, ich hoffe, Sie können aufstehen, denn Sie werden mir jetzt in mein Büro folgen und den Rest der Nacht auf meinem Feldbett verbringen, damit ich Sie im Auge behalten kann!

Professor Snape dermaßen zu erschrecken...

Sie können sich nicht vorstellen, wie aufgelöst der arme Mann war, als er Sie hergebracht hat! Er ist sogar zum Schulleiter gegangen, um dafür zu sorgen, daß dieser Fitzroy hinausgeworfen wird, weil er offenbar überhaupt nicht die Regeln des Spiels beachtet hat!" Noch während sie sich lautstark über Ginny, Malfoy, Fitzroy und all die anderen nichtsnutzigen Schüler beschwerte, mit denen sie sich Tag für Tag abplagen mußte, ergriff sie den Ärmel von Ginnys Nachthemd und zwang sie aus dem Bett; dann führte sie sie, indem sie sie stützte, in Richtung ihres Arbeitszimmers und ließ Malfoy etwas verdattert zurück.

~*~

Als Ginny sich auf dem Feldbett, das Madam Pomfrey ihr zugedacht hatte, niedergelassen hatte und von der Krankenschwester zugedeckt worden war - die Frau steckte ihr das Laken neben den Schultern so stramm fest, daß sie morgen sicher Abdrücke davon haben würde - wagte sie zu fragen: "Was ist mit Ihnen und Professor Snape? Ich weiß, daß Sie zusammen sind, aber... es gibt da doch noch eine Sache... etwas, das Sie verheimlichen, nicht wahr?"

Madam Pomfrey zuckte leicht zusammen, tat dann aber so, als würde Ginny fantasieren. "Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden, Miss Weasley," bemerkte sie kalt.

"Von Aceto Caerulos, Madam Pomfrey," sagte sie leise. Sie brauchte das jetzt einfach, um sich abzulenken. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie Malfoys dritte Frage wohl gelautet hätte, denn so wie die Dinge standen, würde sie ihn nie wieder sehen. Zumindest nicht unter vier Augen.

Die Krankenschwester richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und wirkte dabei sogar recht bedrohlich. "Das wollen Sie nicht wissen," zischte sie.

Auf einmal kam es Ginny doch nicht mehr wie eine gute Idee vor, sich in Snapes Affäre mit ihr einzumischen. Wußte sie eigentlich irgendetwas über Madam Pomfrey? Abgesehen davon, daß die Frau einen komischen Vornamen hatte...

"Sie heißen Poppy, nicht wahr?" Die Frage war ihr herausgerutscht, noch bevor sie sie zurückhalten konnte.

Madam Pomfrey warf ihr einen finsteren Blick zu und wandte das Gesicht ab. Mit dem Rücken zu Ginny sagte sie halblaut: "Poppy ist ein altenglisches Wort; ein Blumenname.

Das war mein Spitzname, als ich zur Schule ging. Es ist auch eine Abkürzung...

Als ich hierher kam, als ich...

Ich nahm eine neue Identität an und benutzte dazu meinen alten Spitznamen."

"Wie ist Ihr richtiger Name?" piepste Ginny.

"Portia."

"Wie die Heldin bei Shakespeare?"

Madam Pomfrey nickte. "Nur Severus kennt meinen wirklichen Namen. Nur er nennt mich so." Sie wirkte so traurig und... ausgelaugt.

Ginny war schon überrascht gewesen, sie so ausgeglichen zu sehen, als sie vor kurzem die Liste bei ihr abgeholt hatte, aber die jetzige Haltung der Krankenschwester verblüffte sie noch weit mehr. Normalerweise war Madam Pomfrey streng, sprach in einem knappen, trockenen Stil und schien jeden Schüler, der mit irgendeinem Wehwehchen zu ihr gebracht wurde, persönlich dafür verantwortlich zu machen, daß ihr Tag wieder einmal miserabel verlief.

Auch das verband sie mit Snape - sie wirkte immer so abweisend und genervt, als würde sie jede Frage als böswillige Störung empfinden.

Ob sie...

"Madam Pomfrey?" fragte Ginny vorsichtig. "Was ist passiert?"

"Was meinen Sie?" entgegnete die Schwester gleichgültig, immer noch von ihr abgewandt.

"Warum sind Sie hier? Warum arbeiten Sie als Krankenschwester, wenn Sie den Job nicht mögen?"

Jetzt drehte sie sich halb um. "Wie kommen Sie darauf?"

"Sie... haben nicht sonderlich viel Geduld mit Ihren Patienten..."

"Weil jede der Verletzungen, die ich in den letzten sechzehn Jahren behandelt habe, nur eine Lappalie ist, verglichen mit dem, was ich bereits gesehen habe! Und weil jede davon leicht hätte vermieden werden können, wenn diese Kinder nicht alle so entsetzlich dumm, gedankenlos und übermütig wären!"

"Wann haben Sie schlimmere Verletzungen gesehen?" wollte Ginny wissen.

"Während des Aufstandes," erwiderte Madam Pomfrey knapp. "Während der... Machtübernahme."

Lange herrschte Schweigen.

In beiden Köpfen arbeitete es fieberhaft.

Etwas stieß gegen eins der Betten im Nebenraum, was Madam Pomfrey veranlaßte, ruckartig aufzuspringen. "Mister Malfoy!" Sie marschierte zur Tür, riß sie auf, knallte sie hinter sich wieder zu und - Ginny konnte hören, daß sie auf der anderen Seite Malfoy dafür zusammenstauchte, daß er sich vor ihrem Büro herumtrieb und lauschte.

Sie hörte, wie er verlangte: "Lassen Sie mich zu Virginia!" und dachte daran, daß nur er und Snape sie so nannten.

Kurz darauf, nachdem sie ihn abgewiesen und ins Bett geschickt hatte, kehrte Madam Pomfrey zurück.

Ginny sagte nur ein einziges Wort: "Voldemort."
 

Wird fortgesetzt...

Der Beginn einer Affäre

In Rhian
 

Teil 10 - Der Beginn einer Affäre
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Krankenstation, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Madam Pomfrey

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Für alle, die jetzt gehofft hatten, ich schreibe doch noch ein Kapitel über Draco und Ginny: sorry, aber ihr müßt noch ein bißchen warten. Vorerst klären wir mal, warum Madam Pomfrey und Snape ihre Beziehung lieber geheimhalten würden.

~*~

Story:

Madam Pomfrey erzählte Ginny von den death eaters, von Snape und von sich selbst in dieser Nacht. Beim Schein eines kleinen magischen Feuers verriet sie flüsternd, welche Rolle sie beide in Voldemorts Gefolge gespielt hatten - ja, auch sie, die Krankenschwester, die ihr Talent für Zaubertränke und ihr Wissen über Anatomie damals für andere Zwecke genutzt hatte.

Allerdings waren sie und Snape sich, bis sie nach Hogwarts kamen, nie über den Weg gelaufen. Sie hatte in einer anderen Gruppe gearbeitet als er; und er war damals auch noch nicht so interessiert an Zaubertränken gewesen. Erstaunlich, wie gut er darin geworden war, obwohl er erst spät in diesem Fach angefangen hatte.

Die Ausführungen Madam Pomfreys erklärten auch, warum Snape in Ginnys viertem Jahr für lange Zeit verschwunden war - auf Dumbledores Anweisung war er zu Voldemort zurückgekehrt und hatte dort für das Ministerium spioniert, bis er so viele Fakten geliefert hatte, daß die magische Welt sich ihrem größten Feind stellen konnte. Überraschenderweise war es zu diesem Zeitpunkt Lucius Malfoy gewesen, der sich um 180 Grad drehte, Voldemort in seinem geheimen Schlupfwinkel gefangen nahm und ihn den Behörden auslieferte.

Auch das gehörte zu Snapes Verdiensten - er hatte Malfoy, der ohnehin gegen Voldemort war (er nannte ihn einen miesen kleinen Emporkömling), dazu gebracht, den dunklen Lord in einer Situation festzusetzen, in der die Truppen des Ministeriums in Reichweite waren und notfalls eingreifen konnten.

Doch Voldemort war, nach etwa einem Jahr in Azkaban, wieder entwischt - und hatte sich erneut versteckt. Was bedeutete, daß Harry wieder seinen Bereitschaftsdienst antreten mußte. Er war zwar nicht dabei gewesen, als Voldemort gefaßt wurde, aber er hatte seine Attacken oft genug überlebt, so daß er für viele als die letzte Hoffnung im Kampf gegen das Böse galt. Er war es auch gewesen, der davon abgeraten hatte, nach dem dunklen Lord zu suchen - Voldemort würde ihn schon finden, da war er sich sicher.

Madam Pomfrey hielt diese Einstellung für grundlegend falsch. Sie kannte Harrys Widersacher persönlich und hatte lange genug für ihn gearbeitet - sie war der Meinung, man müßte ihn schnappen, bevor er wieder zuviel Macht ansammelte. Auch wenn er jetzt weniger Getreue hatte.

Denn, so sagte sie, Voldemort würde sich jetzt ganz besonders an Snape rächen wollen. "Severus hat dem Ministerium Informationen geliefert, die dazu beigetragen haben Voldemorts Anhänger zu schwächen. Die Razzien, bei denen mehrere Mitglieder des zweiten Zirkels gefaßt wurden, gehen auf seine Initiative zurück. Er hat absichtliche fehlerhafte Wahrheitstränke gemischt, so daß die Ministerialen, die von den death eaters gefangen genommen werden konnten, in den Verhören nur unwichtige Informationen preigegeben haben.

All das weiß Voldemort inzwischen und wenn er wieder stark genug ist, wird Severus sein erstes Opfer sein.

Darauf können Sie sich verlassen," flüsterte Madam Pomfrey aufgeregt. "Und wir beide wissen, daß er weder Dumbledore, noch Potter genug bedeutet, daß sie ihm besonderen Schutz zukommen lassen würden."

Ginny nickte schwach. Sie wußte, daß die Slytherins einstimmig hinter ihrem Hauslehrer standen, weil sie ihn bewunderten und respektierten, aber wer - außer ihr und Madam Pomfrey - würde für ihn aufstehen, wenn ein paar death eaters auftauchten, um sich im Auftrag des dunklen Lords an ihm zu rächen?

-Malfoy.-

Widerwillig schüttelte sie den Kopf. Das war vorbei! Sie mußte aufhören, an ihn zu denken! Ron würde niemals erlauben...

-Doch was hat Ron schon zu sagen?- zischte die Stimme in ihrem Kopf aufgebracht. -Er ist nur ein Gewichte stemmender Mitläufer, der Leute zusammenschlägt, die Harry nicht leiden kann. Er hat niemals eigene Ideen und bis auf dieses eine Mal in seinem vierten Jahr hat er immer nur nachgeplappert, was Harry gesagt hat, und getan, was Harry wollte, obwohl ihn das oft in fürchterliche Schwierigkeiten gebracht hat...-

Diese Gedanken erschreckten Ginny. So wollte sie nicht über ihren eigenen Bruder denken! Er war doch kein schlechter Kerl, er war bloß,... harmlos und ein bißchen dumm,... manchmal... Jedenfalls, solange er niemanden mit seinen Fäusten bearbeitete...

Insgeheim hatte sie gehofft, Hermines Verstand und Realitätssinn würden Rons gelegentliche Ausrutscher mit der Zeit ausgleichen, aber es sah nicht danach aus. Gerade in den letzten Monaten war er immer... aggressiver geworden, wie es schien.

"Madam Pomfrey?" fragt Ginny zaghaft.

Die Krankenschwester hatte sich nach ihrem erbitterten Plädoyer für eine rasche Ergreifung und Unschädlichmachung Voldemorts wieder einer ihrer Listen zugewandt, als sie merkte, daß ihre Patientin ganz in Gedanken versunken war. Jetzt sah sie auf und hob fragend eine Braue.

"Denken Sie,... denken Sie, es ist falsch, was ich tue?

Bitte seien Sie ehrlich."

Madam Pomfrey stützte das Kinn auf eine Hand auf und betrachtete Ginny ruhig. Sie wirkte freundlicher als sonst. Ohne den Schwestern-Schleier, mit dieser etwas lockeren Frisur, im weichen Licht des Büros sah sie wirklich hübsch aus. Ihre Züge wirkten entspannt und ihre Stimme klang verständnisvoller als üblich, als sie entgegnete: "Miss Weasley,... was tun Sie denn?"

Ginny preßte die Lippen zusammen und strich sich verlegen eine glatte rote Strähne aus dem Gesicht. "Ich denke schlecht über Harry, Hermine und meinen Bruder und ich stelle mich auf die Seite ihrer Erzfeinde."

Madam Pomfrey schmunzelte. "Ich habe Sie noch nicht in Begleitung eines death eaters gesehen, zumindest nicht eines... aktiven Mitglieds."

"Sie wissen, wen ich meine," murmelte Ginny.

"Ja, ich denke, das weiß ich.

Sie sprechen von Mister Malfoy und... ich nehme an, auch von Severus, nicht wahr?"

Ginny war versucht zu nicken, ließ es dann aber doch. "Das stimmt nicht ganz, ich... es ist eigentlich... Slytherin, denke ich," widersprach sie. "Natürlich gehören Malfoy und Professor Snape dazu - und sie sind auch die beiden wichtigsten Personen in dieser Sache, was mich betrifft - aber...

Ich habe im Duellierclub ein Mädchen namens Gwenna getroffen und ich finde sie AUCH sehr nett. Und sogar Crabbe und Goyle kann ich in letzter Zeit eine gute Seite abgewinnen.

Und ich weiß genau, das sollte ich nicht, denn Ron wird jeden Slytherin umbringen, der sich in meine Nähe wagt."

"Das bezweifle ich," sagte Madam Pomfrey leise. "Nachdem er sich heute beim Duell so blamiert hatte, kam er zu mir. Er... benutzte einige sehr unhöfliche Worte in bezug auf seinen Gegner, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, und verkündete nach der Behandlung, daß er sofort zu Professor Dumbledore gehen würde, um Mister Malfoy wegen verbotener Duellpraktiken anzuschwärzen.

Ich nehme an, er dachte an das Einsetzen der kleinen Spinne in der letzten Runde..."

"Oh nein!" stieß Ginny wütend hervor. Sie konnte nicht glauben, daß ihr Bruder dermaßen dämlich war! "Er ist doch nicht wirklich-"

"Mister Weasley ist bedauerlicherweise durchaus zum Schulleiter gelaufen, als ich mit seinen Verbrennungen fertig war. Dabei hätte ich ihn gut gebrauchen können, um Mister Malfoy den Stärkungstrank einzuflößen, den ihn wieder auf die Beine bringen sollte.

Ich mußte schließlich einen Unbeweglichkeitszauber anwenden, um das Zeug in ihn hineinzubringen. Und selbst da hat er noch die ersten beiden Löffel voll ausgespuckt."

"Was ist mit Ron?!" unterbrach Ginny sie. "Und was hat Professor Dumbledore gesagt?!"

"Nicht viel," bemerkte die Krankenschwester und setzte sich, Ginny ganz zugewandt, mit beiden Händen auf dem Schoß gefaltet, gerade hin. "Ihr Bruder bedrohte den Sekretär-Elfen so lange, bis er ihn beim Schulleiter vorließ.

Dann machte er einen unglaublichen Aufstand -" Sie schwieg einen Moment und so etwas wie Schadenfreude blitzte in ihren klaren Augen auf. "Und jetzt muß er sich zur Strafe um Hagrids Kelpies kümmern."

"Die >neuen Monster<," vermutete Ginny. Sie machte sich nicht wirklich eine Vorstellung davon, was der Wildhüter und Hilfslehrer da nun wieder angeschleppt hatte - viel wichtiger war, daß Ron bestraft worden war! Sie konnte es nicht glauben.

Doch Madam Pomfrey nickte nur und fuhr fort, anscheinend ohne von Ginnys innerem Aufruhr Notiz zu nehmen. "Das kranke ist etwas hinterhältig."

"Warum - warum muß er denn mit den Ungeheuern nachsitzen?! Nur weil er in Professor Dumbledores Büro randaliert hat?" hakte sie nach.

"Miss Weasley - er hat den halben Slytherin-Turm auseinandergenommen, Mister Malfoy krankenhausreif geschlagen und bedroht -"

"Er hat WAS?!" fauchte Ginny.

"Sie wußten doch..."

"Ich wußte NICHT, daß er ihn auch BEDROHT hat!"

Madam Pomfrey seufzte. "Jedenfalls genügte sein Sündenregister der letzten paar Tage, um den Schulleiter und Mister Malfoys Vater davon zu überzeugen, daß er einige Wochen lang Kelpie-Mist aufsammeln sollte.

...

Schlafen Sie jetzt!"

"Nein!

Madam Pomfrey,...

Malfoys Vater war hier?"

"Beantworten Sie mir im Gegenzug eine Frage," verlangte die Krankenschwester. "Wenn ich Ihnen verraten soll, was geschehen ist, während Sie bewußtlos waren."

Ginny nickte. Dann lächelte sie. "Sie haben wohl doch noch mehr mit Professor Snape gemeinsam. Er hat mir,... gestern, glaube ich, einen ähnlichen Handel vorgeschlagen. Er wollte mir erklären, weshalb niemand von ihm und Ihnen erfahren darf, wenn ich ihm sage, wie ich zu Malfoy stehe."

"Das interessiert mich auch," meinte Madam Pomfrey halblaut und warf einen raschen Blick zur Tür, als wollte sie hindurchsehen, um festzustellen, ob Malfoy wieder lauschte. "Vielleicht können Sie es mir auseinandersetzen, dann werde ich es Severus erzählen. Ihr Handel mit ihm ist nun ja wohl hinfällig."

"DAS ist Ihre Frage?" wollte Ginny, etwas überrascht, wissen.

"Ja. Und noch etwas: Ich muß wissen, was Sie mit Severus verbindet."

Ginny stöhnte ein wenig genervt auf. "Genau das hat Malfoy mich heute auch gefragt! Und ich sagte ihm, daß es nichts ist,..."

"Nein, Miss Weasley. Ich will nur wissen, warum es gerade Mister Malfoy und Professor Snape sind, mit denen Sie plötzlich verdächtig gut auskommen," schnitt Madam Pomfrey ihr das Wort ab.

Stumm senkte Ginny den Kopf und sah auf ihre Finger. "Vielleicht,..." Sie sah abrupt auf. "Weil die beiden mich wie eine Erwachsene behandeln.

Weil sie nicht diesen schwachsinnigen Kindernamen benutzen, wenn sie mit mir reden, weil sie mich nicht vor mir selbst retten und wegschließen wollen! Weil sie mich ernst nehmen und vernünftig mit mir sprechen!

Harry und Ron und... manchmal auch Hermine... sind so... von oben herab zu mir! Für sie bin ich ein kleines Mädchen - ein Kind - oder, ich weiß nicht - eine Katze oder sowas!" Sie lachte nervös. "Ohne eigenen Willen, ohne Verstand! Als hätte ich kein Recht auf Selbstbestimmung!

Professor Snape war der erste Mensch, der mir jemals Mut gemacht hat, mehr zu sein als eine kleine, fleißige Schülerin, die nur tut und denkt, was der Rest der Welt von ihr verlangt!

Und Malfoy - Malfoy läßt sich von Harry und seinem Heldengetue einfach nicht beeindrucken! Es ist ihm egal, daß ganz Hogwarts dem großen Potter die Füße leckt!

Er... ist nicht so scheinheilig, so heuchlerisch, so verdammt politisch korrekt wie alle anderen!

Hermine war sogar so beeindruckt von seinem Verhalten neulich, daß sie losgegangen ist, um Ron davon abzuhalten, ihn zusammenzuschlagen. Und - Malfoy ist sonst ja nicht gerade bekannt dafür, daß er besonders nett zu Leuten mit Muggel-Eltern ist."

"Das ist aber nicht unbedingt ein Verdienst," erwiderte Madam Pomfrey. "Zumindest letzteres, auf Miss Granger bezogenes,... Seine Arroganz, was "Schlammblüter" betrifft, müßte sich noch stark einschränken, wenn ich mich jemals mit ihm anfreunden sollte!"

Ginny wollte darauf antworten, aber die Krankenschwester hob abwehrend die Hand und sprach weiter: "Aber ich kann Sie verstehen.

Wirklich.

Männer, die nicht um die Wahrheit herumreden, die es wagen, ALLES zu denken und sich notfalls allein mit ihrer Meinung gegen die übliche öffentliche Ja-Sagerei zu stellen, haben etwas faszinierend attraktives an sich." Sie lächelte vorsichtig. "Und in bezug auf Professor Snape haben Sie völlig recht.

Sie werden erwachsen, Miss Weasley, und Sie sollten darauf bestehen, daß Ihre... Freunde das anerkennen."

"Madam Pomfrey? Lucius Malfoy," sagte Ginny nur. Sie wickelte sich enger in ihre Decke und streckte sich auf dem knarrenden Feldbett aus.

"Also gut." Die Krankenschwester nahm selbst auch eine bequemere Position ein. "Er hat sich natürlich beim Schulleiter beschwert, als sein Sohn hier eingeliefert werden mußte. Doch als Mister Malfoy junior dann nach dem Duell gegen Ihren Bruder ohnmächtig zusammenbrach und ein weiteres Mal zu mir gebracht werden mußte, entschied er, uns persönlich einen Besuch abzustatten. Er traf,..." Sie sah auf die Uhr; es war nach Mitternacht. "... gestern am späten Nachmittag hier ein und kam dazwischen, als Ihr Bruder seinen Wutanfall im Büro des Schulleiters hatte. Offenbar fand er das sehr amüsant, denn er schlug vor, daß Mister Weasley sich doch lieber mit Hagrids illegalen neuen Haustieren austoben sollte, als Severus bei der Inventur seiner Tränke zu helfen, wie Professor Dumbledore es vorgesehen hatte.

Vielleicht war es auch nur reine Boshaftigkeit..." Sie lächelte entschuldigend. "War es das, was Sie wissen wollten, Miss Weasley?"

Schläfrig murmelte Ginny: "Eins noch - und dann nennen Sie mich Virginia.

Ist er noch hier?"

"Er hat in Hogsmeade ein Zimmer genommen, um da zu sein, wenn sein Sohn aufwacht. Ich habe ihn nicht benachrichtigt, weil es schon ziemlich spät war, als das geschah und er ansonsten heraufgekommen wäre, um unsere Nachtruhe zu stören. Und schließlich sehe ich ein, daß ich Mister Malfoy nicht so lange vom Schlaf abhalten kann, nur damit sein Vater beruhigt ist.

...

Was wollten Sie denn von ihm,... Virginia?"

"Das erfahren Sie, hoffentlich, morgen," flüsterte Ginny, drehte sich um und schlief ein.
 

Wird fortgesetzt...

Weasley oder... nicht Weasley?

In Rhian
 

Teil 11 - Weasley oder... nicht Weasley?
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Krankenstation, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ginny Weasley, Madam Pomfrey, Lucius Malfoy

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog:

Auch nach nur drei Stunden Schlaf sieht Ginny natürlich immer noch blendend aus - schließlich hat sie in Gilderoy Lockarts Gesichtspflege-Kurs gelernt, wie man sich die dunklen Schatten einer durchquatschten Nacht unter den Augen wegzaubert. Aber wird das reichen, um Lucius Malfoy zu beeindrucken? Der ist immerhin an eine Frau gewöhnt, die sich 23 Stunden pro Tag pflegt und schminkt...

~*~

Story:

Als Ginny aufwachte, war Madam Pomfreys Büro von Tageslicht erhellt. Die Krankenschwester selbst schien sich jedoch in Luft aufgelöst zu haben. Ginny stand auf und fand sich einer Nachricht, in magischen Lettern an die Wand projiziert, gegenüber: TÜR LINKS VOM SCHREIBTISCH.

Schulterzuckend folgte sie dem Hinweis und betrat ein kleines Bad, in dem Madam Pomfrey ihre Kleidung und sonstige nützliche Sachen für sie bereitgelegt hatte. Nachdem sie mit genügend kaltem Wasser die Müdigkeit wenigstens soweit vertrieben hatte, daß sie die Augen ohne fremde Hilfe offen halten konnte, kehrte sie ins Büro zurück, durchquerte es aber nur und schlich sich auf die Station.

Wenn sie es nach draußen schaffte ohne gesehen zu werden, konnte sie nach Hogsmeade laufen und sich auf die Suche nach Lucius Malfoy machen. Sie brauchte ein paar Antworten und er war derjenige, der sie ihr geben konnte. Ohne mit ihm gesprochen zu haben konnte sie nicht weitermachen; seine Aussage würde für sie die Entscheidung bringen, ob sie zurückkehrte in die Sicherheit ihres armseligen, gehorsamen Schülerlebens, oder ob sie alle Gewohnheiten über Bord warf und nackt hinterhersprang, um mit den Haien zu schwimmen.

Sie lachte schon jetzt über ihre veränderte Ausdrucksweise. Natürlich nur innerlich, um nicht unangenehm aufzufallen, indem sie wie eine Irre seltsam in sich hineinkicherte.

Wie sie sich schon gedacht hatte, was das Bett, das Malfoy am vergangenen Abend belegt hatte, leer. Vermutlich hatte Madam Pomfrey ihn in den Unterricht geschickt - oder vielleicht auch nur in den Slytherin.Turm.

Gerade als sie sich überlegte, wie sie sich unauffällig erkundigen konnte, wo genau Malfoys Vater untergekommen war, wurde sie von hinten angesprochen. Die Stimme war sanft, ruhig und kühl; sie formulierte einen lauten Gedanken, keine Frage oder Feststellung: "Das rote Haar deutet auf ein Mitglied der Familie Weasley hin, aber die Kleidung paßt nicht. Sie ist zu neu und bei weitem zu ordentlich."

Ginny drehte sich um und stand Lucius Malfoy gegenüber. Sie war so überrascht, daß sie ohne nachzudenken herausplatzte: "Was tun Sie denn hier?!"

Er hob eine fast weiße Braue, ein flüchtiges, etwas verächtliches Lächeln huschte über sein ansonsten so streng beherrschtes Gesicht. Doch obwohl ihm die Unhöflichkeit aufgefallen sein mußte - die Ginny mittlerweile selbst erschrocken bemerkt hatte - beschloß er zu antworten: "Ich warte auf Madam Pomfrey."

Ginny hätte gern gewußt, was die beiden zu bereden hatten, aber sie wußte, daß sie das nicht fragen konnte. Statt dessen entschied sie, ihren guten Willen zu zeigen, indem sie selbst etwas klarstellte: "Ich BIN eine Weasley, da haben Sie richtig geraten, Mister Malfoy. Seit mein Vater befördert wurde und die meisten meiner Brüder aus dem Haus sind, haben wir etwas mehr Geld."

"Wie erfreulich," kommentierte er trocken lächelnd. "Sie werden entschuldigen, Miss Weasley, aber ich bin ein wenig irritiert - warum sprechen Sie mit mir?"

"Warum nicht?" wagte Ginny sich vor.

Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich nahm an, Mister... Potter könnte es Ihnen verboten haben.

Oder vielleicht Ihr Bruder... Ronald, nicht wahr?" Er wies mit seinem schlangenköpfigen Stock auf eine Sofagruppe am Fenster, die für Besucher der Station aufgestellt worden war. "Wollen wir uns nicht setzen?"

Dankbar nickte Ginny - auch hier hatte sie sich selbst wieder einmal mehr Angst einjagen lassen, als sie haben müßte. Malfoys Vater war gar kein kinderfressendes Ungeheuer; zumindest war er höflich.

Und das konnte man von ihren Brüdern (und auch von einigen ihrer sogenannten Freunde) nicht gerade behaupten. Die ließen wirklich kein Fettnäpfchen aus.

"Mein Sohn sagte mir, Sie hätten einen Zusammenstoß mit einem jungen Gentleman im Duellierclub gehabt," deutete Lucius Malfoy an, als sie sich auf den gepolsterten Zweisitzern niedergelassen hatten.

-Und jetzt die Preisfrage: Warum redet ER mit MIR?!- dachte Ginny. -Wahrscheinlich ist ihm langweilig und er braucht etwas zu tun, während er wartet.- Laut erwiderte sie: "Ein GENTLEMAN hätte aufgehört, als ich am Boden lag. Mister Fitzroy war so eifrig bei der Sache, daß er auch die dritte Runde noch durchbringen wollte, obwohl er sehen konnte, daß ich keine Verteidigung aufgebaut hatte."

"Ein Slytherin?" fragte Lucius langsam.

"Nein, ein Ravenclaw."

"Dann ist er im falschen Haus, wie es scheint," behauptete er, nicht ganz ernst. "Ich habe gehört, Draco hat Ihren Bruder ziemlich blamiert auf dem Podest."

"Ron hatte es verdient," sagte Ginny fest. "Er hat sich wie ein Idiot verhalten; jemand mußte ihn von seinem hohen Roß herunterholen."

"War das der einzige Grund?" Er lehnte sich ein wenig zurück; sein Ausdruck wurde wieder kälter. "Sie haben sich an die... Feinde Ihres Hauses und Ihrer Gemeinschaft gewandt, um es Ihrem Bruder heimzuzahlen?"

Ginny runzelte leicht die Stirn. "So war es nicht."

"Es wäre immerhin eine wirkungsvolle Methode, um ihn zu demütigen..."

"Nein, das hatte ich erst gar nicht vor!" berichtigte Ginny ihn heftig. "Ich wollte,... ich dachte, ich sollte Draco Gelegenheit geben... das Gleichgewicht wiederherzustellen."

"Pflichtgefühl also?

Gerechtigkeitsbewußtsein?" übersetzte Lucius nachdenklich.

"Nein. Äh, nein, Mister Malfoy..." widersprach sie entschieden. Doch sie konnte nicht verhindern, daß sich dabei ein Zittern in ihre Stimme schlich und sie brachte es einfach nicht fertig, ihn anzusehen.

-Jetzt oder nie! Sag's ihm endlich!- drängte etwas in ihrem Inneren. "Mister Malfoy," setzte sie nervös an, "... ich... MAG Draco." Immer noch war der Name ungewohnt für sie, aber sie sagte sich, daß sie ihn schließlich nicht vor seinem eigenen Vater >Malfoy< nennen konnte.

Ihr Gegenüber erwiderte nichts darauf, saß nur da und betrachtete sie ruhig, wie eine interessante, fremdartige Blume, deren Blütenblätter gerade die Farbe gewechselt hatten. Von rot-gold zu silber-grün.

"Deshalb muß ich wissen...

Wie stehen Sie zu meiner Familie?" Atemlos hielt sie einen Moment lang inne. "Wenn Sie mir jetzt sagen, daß Sie niemals irgendeine Form von... Verbindung zwischen uns und Ihnen wünschen, Mister Malfoy, dann werde ich... aufhören. Dann kehre ich zurück nach Gryffindor und mache weiter wie bisher.

Weil ich dann weiß, daß Draco ebenso denkt - wenn nicht jetzt, dann später - und das würde ich nicht wollen...

Bitte sagen Sie mir, was Sie darüber denken."

Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. Seine Stimme, die ihr immer wie ein bloßes Ausatmen von Worten vorkam, klang, als würde er sich zwingen, sie möglichst neutral zu halten: "Sie bitten mich, Ihnen zu sagen, was Sie tun sollen.

Aber das kann ich nicht. Ich bin nicht Ihr Vater, Miss Weasley, und auch wenn ich es wäre - was ich mir kaum vorstellen kann - müßten Sie selbst die Entscheidung treffen, sich von Ihren Freunden loszusagen."

"Wäre das die Bedingung, unter der Sie mich akzeptieren würden?" fragte sie fast tonlos.

Abwägend neigte er den Kopf. "Sie haben es hoffentlich nicht auf MICH abgesehen, denn in dem Punkt müßte ich Sie enttäuschen. Aber sofern Sie sich... die richtige Gesellschaft suchen, werde ich nichts dagegen haben, wenn Sie sich mit meinem Sohn verabreden."

"Was heißt das?" verlangte sie nervös zu wissen. "Daß ich auch meine Familie verlassen muß? Daß Sie zwar nicht gegen mich sind, aber auch nicht wirklich für mich? Daß es bei... Verabredungen bleiben sollte und Sie mir nötigenfalls jemanden schicken, um alles weitere zu unterbinden?"

"Sie sind vermutlich erstaunt, daß ich Ihnen so schnell erlaubt habe, sich meiner Familie zu nähern. Nur so kann ich mir Ihre Reaktion erklären. Doch ich versichere Ihnen - Sie müssen weder dem Weasley-Clan entsagen, noch plane ich in irgendeiner Weise Intrigen gegen Sie. Wenn Sie sich auf unsere Seite schlagen wollen, haben Sie meine Zustimmung und volle Unterstützung; und falls sich daraus etwas längerfristiges ergeben sollte, werde ich auch das absegnen."

Verblüfft schwieg Ginny. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß es so einfach werden würde. "Warum?" fragte sie schließlich schwach. "Warum haben Sie so schnell aufgegeben? Auch wenn Sie schon wußten, daß Sie mich nicht ablehnen würden, hätten Sie mich immer noch eine Weile hinhalten können..."

"Halten Sie mich für grausam, Miss Weasley?" wollte er wissen. Die Vorstellung schien ihn zu amüsieren; oder vielleicht täuschte Ginny sich auch, denn einen Wimpernschlag später versteinerte sein Gesicht wieder, als er erklärte: "Sie haben, was Sie wollen. Seien Sie damit zufrieden; Sie werden freundlich aufgenommen werden, wenn mein Sohn sich für Sie entscheidet."

"Warum?" wiederholte sie. "Warum haben Sie mir nicht mehr Schwierigkeiten gemacht, obwohl Sie es gekonnt hätten? Warum lassen Sie mich einfach so davonkommen, wenn Sie meine Familie hassen?"

Er seufzte leise. Überhaupt schien es ihr im Augenblick unmöglich, daß er auch laut werden könnte. "Das tue ich nicht.

Ich halte nicht gerade viel von Ihrem Vater, das ist wahr..." Ihm schien etwas einzufallen und er stand auf. "Es wäre besser, wenn wir diese Unterhaltung nicht führen."

"Bitte, Mister Malfoy," hauchte Ginny.

-Seltsam, wie ich mich seiner Art zu sprechen anpasse,- dachte sie.

"Nein, Miss Weasley.

Gehen Sie jetzt, Sie sollten sicher im Unterricht sein, während Sie hier mit mir Ihre kostbare Zeit vergeuden.

Falls Sie wirklich einmal zu meiner Familie gehören sollten, möchte ich mit Stolz auf Ihre Zeit in Hogwarts zurückblicken können - und nicht auf die Taten einer jungen Dame, die durch das Versäumen wichtiger Kurse aufgefallen ist."

Sprachlos erhob sich auch Ginny und ging langsam zur Tür. Sie drehte sich noch einmal um. "Sie müssen es für ziemlich wahrscheinlich halten, daß ich mich Ihnen anschließen werde..."

"Draco ist sich noch nicht ganz sicher, was er von Ihnen halten soll. Aber er... mag Sie auch," erwiderte Lucius ausdruckslos. Dann kehrte er ihr den Rücken zu.

Ginny verließ die Station.

-Was hat er gesagt? Er hält nicht viel von DAD?- Ihre Gedanken schossen geradezu durch ihren Kopf. Sie hatte das Gefühl, daß es tief im Inneren ihres Bewußtseins eine Zielscheibe gab, die sie eigentlich treffen sollten, aber immer wieder um Haaresbreite verfehlten.

Wenn sie auch nur EINEN Gedanken ins Schwarze schießen könnte, würde sie wissen, warum sie plötzlich den Drang verspürte, zurückzulaufen und Lucius Malfoy mit einer letzten wichtigen Erkenntnis zu konfrontieren, die ihn dazu bringen würde ihr zu erklären, warum er es ihr so verdammt einfach gemacht hatte!

-Kein Wort über Ron, Fred, George,... oder... Mum...-

Sie blieb stehen. Erinnerte sich zurück an die Gelegenheiten, bei denen Malfoys Vater ihrer Familie begegnet war, was er gesagt hatte...

-Oh Gott, er wird doch nicht...!-

Ginny machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell sie konnte zur Station. Sie stieß die Tür so hart auf, daß sie scheppernd gegen die Wand krachte.

Madam Pomfrey fuhr mit einem wütenden Gesichtsausdruck zu ihr herum, hielt inne, als sie sie erkannte und rief: "Virginia, was ist denn los?!"

Zitternd stand Ginny mitten auf dem Gang zwischen den Betten, unter Lucius Malfoys kalten blauen Augen, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Sie konnte nichts sagen, dazu hatte sie nicht mehr genug Atem.

"Sie möchte mich sprechen, Madam Pomfrey," sagte die sanfte, ruhige Stimme, ohne daß die Augen von ihr genommen worden wären.

Die Krankenschwester sah stirnrunzelnd von Ginny zu Lucius und wieder zurück, dann bemerkte sie in einem geschäftsmäßigen Ton: "Da wird sie etwas warten müssen.

Kommen Sie bitte mit in mein Büro, Mister Malfoy." Sie ging voraus.

Als die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte, setzte Ginny sich auf eins der Betten und versuchte, wieder klar im Kopf zu werden. Das, was sie vermutete, KONNTE nicht sein.

Irgend jemand hätte bestimmt schon einmal darüber gesprochen, hätte es erwähnt...

Andererseits. Da war dieses >andererseits<, das sagte: "Ihr seid Feinde.

Niemals hätte etwas an die Öffentlicheit dringen dürfen. Vielleicht weiß er nicht einmal etwas davon..."

-Armer Dad,- dachte sie in einer Aufwallung von Mitleid.

Das Klicken der Bürotür brachte sie dazu, aufzuspringen. Madam Pomfrey schaute heraus und bedachte Ginny mit einem langen, fragenden Blick; dann ließ sie Lucius Malfoy vorbei, der ein kleines Paket bei sich trug, und zog sich in ihr Zimmer zurück.

"Das ist für Draco," sagte Mister Malfoy, als er auf sie zukam. Vorher war ihr gar nicht aufgefallen, wie sehr seine Kleidung, die Frisur und die streng aufrechte Haltung seine Größe betonten und den Eindruck von Autorität und... Gefahr schufen. Sie wäre am liebsten davongelaufen.

Statt dessen nahm sie all ihren Mut zusammen. "Hatten Sie ein Verhältnis mit meiner Mutter?"

Die Worte standen im Raum.

Und Ginny wußte, nichts konnte sie mehr zurücknehmen. Aber sie hatte keine Angst; nicht vor Lucius.

Nur vor seiner Antwort.

Sehr langsam ließ er sich auf dem Bett nieder, auf dem sie zuvor gesessen hatte und legte das Paket neben sich. Ohne sie anzusehen erkundigte er sich: "Meinst du, du wirst ihn heute noch sehen? Dann könntest du es ihm geben..."

"Ich habe Ihnen eine Frage gestellt!" beharrte Ginny stur.

"Ein paar Medikamente,... er hat sich beim Quidditch neulich einen Bruch zugezogen und durch die... Zwischenfälle in letzter Zeit hat er jetzt wieder Schmerzen, deshalb..."

"Mister Malfoy!" schrie Ginny. "Antworten Sie mir!"

Die Augen, diese ungewöhnlichen blauen Augen, nahmen ihr Gesicht ins Visier, fanden ihre Augen und brannten sich hinein. Als würden sie in den Kopf eindringen und die Gedanken lesen - es war ein durch und durch unangenehmes Gefühl, diesem durchbohrendem Blick ausgesetzt zu sein, aber Ginny hielt stand.

"Ich habe sie niemals angerührt," sagte Lucius Malfoy.

In der folgenden Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Absolut nichts rührte sich, als würde nicht nur Ginny, sonder auch der Rest der Welt den Atem anhalten.

Es war nicht die Antwort, die sie hatte haben wollen, denn sie erklärte nicht wirklich etwas. Das einzig beruhigende war für sie, daß ihre Mutter ihren Vater offenbar nicht auch noch körperlich betrogen hatte.

-Aber sie HAT ihn hintergangen, sie war zumindest mit einem anderen Mann BEFREUNDET!- gellte es durch ihren Kopf.

"Wir... durften nicht heiraten.

Das ist der Grund."

Sie schrak ein wenig zusammen, als er nun doch weitersprach, nachdem er so lange geschwiegen hatte. Es schien ihm unsagbar schwerzufallen, diese Worte hervorzubringen.

Ginny hatte sich abgewandt.

"Der Grund wofür?" fragte sie zitternd. Ihr war schlecht.

"Dafür, daß ich... daß ich will, daß du und Draco... daß ihr eine Chance bekommt.

Die Situation ist ähnlich wie unsere, damals.

Ich hätte Molly geheiratet. Ich habe sie geliebt.

Aber... meine Familie fand sie nicht... passend. Wir fügten uns. Sie wurde Arthur Weasleys Frau und ich... war auf meiner eigenen Hochzeit zu betrunken, um zu merken, wem ich da überhaupt den Familiennamen gab!" Er lachte bitter auf. "Das soll sich ändern.

Draco hat jetzt die Chance, das zu tun, was ich immer wollte. Ich werde mich euch nicht in den Weg stellen, versprochen."

"Haben Sie jemals an meinen Dad gedacht?"

"Nein.

Zu Anfang nicht. Als er sie dann geheiratet hatte... hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Ich habe es versucht, zu der Zeit, als ich dem dunklen Lord folgte. Aber es hätte Molly unglücklich gemacht und ich konnte es nicht tun."

"Mein Dad liebt sie auch," erklärte Ginny. "Er hat das nicht verdient."

"Es ist vorbei. Und er hat es nie erfahren - jedenfalls nicht von mir. Selbst wenn wir beide frei wären..." Er brach ab. Das war offensichtlich zuviel für ihn.

"Sie sehen in uns nur Bilder von damals," vermutete sie. "Sie sehen nicht Draco und Virginia, sondern Lucius und Molly - und Sie hoffen, daß auch für Sie alles gut wird, wenn Sie es diesmal geschehen lassen."

"Ich bin nicht wie mein Vater."

"Ja, das behauptet jeder von sich.

Und Sie könnten sogar recht damit haben, aber leider ist mein Vater wie Ihr Vater. Er wird niemals zustimmen."

Abrupt richtete Lucius Malfoy sich auf.

War er Ginny eben noch... kleiner und... menschlicher vorgekommen, verwandelte er sich jetzt wieder in den mächtigen, skrupellosen Zauberer, der nichts unversucht lassen würde, um die Interessen seiner Familie durchzusetzen. Auch wenn er mittlerweile selbst bestimmte, worin diese Interessen lagen.

"DANN werde ich ihn töten!" zischte er. "NIEMAND durchkreuzt meine Pläne! Auch nicht - und schon gar nicht - Arthur Weasley! Nicht noch einmal!"

Das war der Moment, in dem Ginny begriff, daß Lucius Malfoy ihr nicht nur erlauben würde, mit Draco zusammenzusein, sondern sie vermutlich sogar dazu zwingen würde, selbst wenn sie es sich anders überlegte.

Seltsamerweise fand sie das nicht halb so beunruhigend, wie sie sollte.
 

Wird fortgesetzt...
 

Warum gehen Arthur Weasley und Lucius Malfoy ständig aufeinander los? Ich meine, die beiden haben sich immerhin schon mal eine wilde Prügelei in aller Öffentlichkeit geliefert! Und das ist nicht sehr gentleman-like. Hier ist meine Lösung des Problems: Arthur hat trotzdem herausgefunden, daß seine Frau mal mit mit Lucius zusammenwar und haßt die Malfoys deshalb. Und Lucius verkraftet es einfach nicht, daß so ein windiger Typ wie Weasley seine Ex-Freundin abgeschleppt hat. Naja.

Der Kelpie-Flüsterer

In Rhian
 

Teil 12 - Der Kelpie-Flüsterer
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Vor Hagrids Hütte, Hogwarts

Beteiligte Personen: Draco Malfoy, Rubeus Hagrid, Harry Potter, Ron Weasley, Hermine Granger, Gwenna Talwyn, Gregory Goyle, Vincent Crabbe, Neville Longbottom

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog: Na gut, wir wissen jetzt, wie es Ginny nach dieser Nacht geht. Aber was macht Draco? Wie sieht der erste Unterricht nach dem Desaster mit Ron aus? Und was zum Teufel sind Kelpies?! (Ihr wißt es natürlich, wenn ihr meine Info-FF >Hermine terrorisiert das Ministerium< gelesen habt ^.~)

~*~

Story:

Freitag nachmittag, Hagrids Hütte - der Schock!

Wieder einmal hatte Dumbledore in seiner unendlichen Weisheit die Gryffindors und die Slytherins in eine Gruppe gesteckt, obwohl inzwischen auch dem hinterletzten Hauselfen in der niedrigsten, unbedeutendsten Putzkolonne in ganz Hogwarts klar war, daß zwischen den beiden Häusern offene Feinschaft herrschte.

Draco hatte kurz überlegt, ob er dieses Mal den Unterricht schwänzen sollte; immerhin hätte er behaupten können, er wäre noch immer nicht ganz auf den Beinen. Doch er wollte kein Waschlappen sein und er hatte in diesem Jahr durch Quidditch-Verletzungen, ein paar heftige Duelle in Snapes Club und den Ärger mit dem Wiesel-Spinner schon zu viele Stunden versäumt. Abgesehen davon würde sein Vater, der erst montag wieder abreisen wollte, ihn umbringen, wenn er herausfand, daß sein Sohn sich einen lauen Lenz machte, obwohl er längst wieder in Ordnung war.

Und nicht zuletzt wollte auch Draco selbst nicht zu viel Stoff verpassen, um bei den Abschlußprüfungen ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Fünfter Punkt auf der Liste "Warum-tue-ich-mir-das-an?" war: Vom Fenster der Krankenstation aus hatte er etwas eher beunruhigendes beobachten können. Es hatte nach Hagrid ausgesehen, der ein paar Pferden - oder was auch immer - zusah, wie sie im See Runden schwammen.

Allein deshalb wäre Draco an diesem Tag schon zur Hütte gegangen - weil er sich sicher war, daß es keine Pferde gewesen waren. Er vermutete, daß es sich dabei - wieder einmal - um etwas viel gefährlicheres handelte.

Seit dem... Unfall in seinem dritten Jahr, als er einem Hippogriff gegenüber unvorsichtig gewesen war, hatte Draco sich umfassend über alles informiert, was Hagrid in seiner verdammten Leichtsinnigkeit sonst noch so anschleppen könnte. Einerseits bot die Bibliothek seines Vaters dafür eine gute Quelle, andererseits hatte Draco sich auch mit seinem Großvater unterhalten, weil der praktisch schon alles gejagt hatte, was sich bewegte.

Inklusive Muggel.

Aus den Erzählungen des alten Malfoy, den Büchern und Abbildungen, die er durchgesehen hatte und dem, was er am Mittwoch Morgen am See beobachtet hatte, schloß Draco, daß Hagrid Kelpies nach Hogwarts gebracht hatte.

Auch wenn der Name niedlich klang, diese Wesen waren alles andere als Schoßtiere. Dracos Großvater hatte eine kleine Herde auf der Moorcock Grange, dem Alterssitz der Malfoys, die im Wassergraben um die Festung lebte und ungebetene Besucher fernhalten sollte. Und nach dem, was Lucius' Vater ihm über sie berichtet hatte, war Draco froh gewesen, daß er bisher nie einem begegnet war.

Wie verantwortungslos mußte man sein, um Wesen, die überall als Menschenfresser bekannt und gefürchtet waren, in eine Schule zu bringen? Einen kurzen Moment stellte er sich vor, daß Hagrid die Kelpies nur seinetwegen besorgt hatte - weil der Wildhüter insgeheim hoffte, daß eins von ihnen ihn angreifen würde. Oder vielleicht hatten Potter und Weasley ihn auch dazu angestiftet. Zuzutrauen wäre es ihnen, vor allem Weasley, der sich aufspielte, als müsse er seine Schwester davor bewahren, von einem wilden Drachen gefressen zu werden.

Draco grinste bei der Vorstellung. Ach ja, sein Name...

Dann aber wurde er schlagartig wieder ernst. -Ich sollte meine Paranoia eindämmen,- dachte er seufzend. Er wußte, daß er sich manchmal selbst zu wichtig nahm, indem er jede Schwierigkeit, die auftauchte, gleich als persönlichen, nur auf ihn gerichteten Angriff wertete. Aber in der Vergangenheit hatten die Malfoys nur deshalb überlebt, weil sie hart waren und niemandem völlig vertrauten, weil sie sich nie zu sehr auf andere einließen. Daher ging er davon aus, daß zumindest die Veranlagung zu seinem gelegentlichen Verfolgungswahn angeboren war.

Er hatte die Vorstellung, daß alle es auf ihn abgesehen haben könnten, die meiste Zeit ihm Griff, doch manchmal brach sie eben durch. Natürlich war es absurd, daß jemand die Kelpies nur deshalb hergebracht haben könnte, um ihm zu schaden. Schließlich war er nicht der einzige Schüler in Hagrids Klasse.

Wenn der Wildhüter ihnen Kelpies vorsetzte, würden ALLE in Gefahr sein. Eine winzige Chance bestand ja noch, daß er sie für sich selbst besorgt hatte; daß Hagrid versuchen wollte, die Wasserpferde zu reiten... oder sie Madame Maxime zum Geschenk zu machen. Was auch immer...

Aber Draco glaubte nicht wirklich daran.

Und er behielt recht: Wenige Sekunden nachdem ihm fast die Galle hochgekommen wäre, weil er wieder einmal Unterricht mit Potter und Weasley durchstehen mußte, zerrte Hagrid ein halbes Dutzend Kelpies in den Pferch vor seiner Hütte.

-Zum Glück hat er sich die kleinste Borealis-Rasse ausgesucht,- dachte Draco und atmete ein wenig auf.

Die Kelpies, bei deren Anblick die Mädchen der Gruppe entzückte Laute von sich gaben, waren nur etwa 1,50 m hoch, kaum größer als ein Connemara-Pony. Die glänzenden schwarzen Schuppen, die Kopf und Oberleib der Tiere bedeckten, waren so klein und weich, daß sie fast wie Fell aussahen. Zum Hinterleib hin wurden sie größer und gröber. Die breiten Ruderfüße, die Hufe vortäuschen sollten, waren ebenfalls schimmernd schwarz und bewegten sich elegant über das feuchte Gras.

Im Augenblick waren die Zähne nicht sichtbar, da die Kelpies ihre Mäuler geschlossen hielten, aber Draco wußte, daß sie eher einem menschlichen Gebiß als dem eines Pferdes ähnelten. Vor allem die spitzen, scharfen Eck- und Schneidezähne waren geeignet, nicht nur Seegras und Schilf, sondern auch Fleisch zu zerteilen. Kaum vorstellbar bei den kleinen, anmutigen Pferdeköpfen, die auf den langen, schlanken Hälsen saßen und, ganz wie bei richtigen Säugetieren, die Ohren spielen ließen.

Allerdings hatten Kelpies, was Blutkreislauf und Atmung betraf, mehr Ähnlichkeit mit Amphibien und Fischen. Ihre kombinierte Kiemen-Lungenatmung erlaubte es ihnen, sich sehr lange unter Wasser aufzuhalten, nach Wunsch jedoch auch ein paar Stunden an Land zu verbringen. Die Schuppen waren, anders als Drachenschuppen, von einem schützenden Schleimfilm überzogen, der der Austrocknung vorbeugen sollte. Alles in allem nicht sehr appetitlich, fand Draco.

Jedenfalls rochen die Kelpies auch irgendwie... wie Fisch, der schon zu lange an Land war, obwohl ihre langen Mähnen und Schweife, die wie gelblicher Seetang aussahen, von Wasser trieften. Sie hatten Hagrids Gartenteich also noch nicht vor allzu langer Zeit verlassen.

"Hippocampus borealis goidelis," donnerte die Stimme des Wildhüters über den Platz. "Oder, wie sie gewöhnlich genannt werden: Kelpies."

Gwenna Talwyn hob eine Hand.

"Ja, Miss Talwyn?"

"Sie haben doch hoffentlich nicht vor, uns damit am See zu unterrichten, oder?" fragte sie, wobei ihr anzuhören war, daß sie genau das befürchtete.

Hagrid grinste. "Natürlich werde ich das, Miss Talwyn..."

Draco konnte förmlich sehen, wie Longbottom das Herz in die Hose rutschte. Er wußte es also auch.

"... denn Kelpies brauchen immer Wasser in ihrer Nähe, wie Sie sicher wissen..."

Da Gwenna in seiner Nähe stand, konnte Draco hören, wie sie leise murmelte: "Ja, leider weiß ich das, mein Urgroßvater ist von einem ertränkt und gefressen worden..."

Hagrid hatte offensichtlich nichts davon mitbekommen, sondern fuhr fröhlich fort: "Kelpies haben keinen sehr guten Ruf, aber ich finde, es sind wundervolle Kreaturen! Man muß allerdings vorsichtig sein.

Deshalb halten wir das erste Zusammentreffen hier ab. Weiter weg vom Wasser sind sie nicht so gefährlich..."

"Gefährlich?" echote Potter. Dann setzte er dieses unsichere, vertrauensvolle Lächeln auf, das in Dracos Augen immer aussah, als wäre er völlig stoned: "Aber Hagrid, wie kann etwas so hübsches denn gefährlich sein?"

Draco mußte sich extrem beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen und sich mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen oder laut zu lachen. Das war's - Potter hatte definitiv irgendwas geraucht!

Hagrid druckste inzwischen herum: "Naja... sie haben in der Vergangenheit... manchmal... Menschen... gefressen... ja..." Als die Schüler kollektiv zurückwichen, beeilte er sich hinzuzufügen: "Aber nur Muggel!" Das machte die Sache schlimmer - Hermine schrie empört: "Hagrid!"

Der Wildhüter hielt sich peinlich berührt eine Hand vor den Mund. "Oh. Hätt' ich bloß nichts gesagt..." Er räusperte sich verlegen. "Also, ähm,... jedenfalls haben sie noch nie einen Zauberer gefressen!"

"Doch, haben sie!" beschwerte Gwenna sich jetzt wütend. Goyle nahm beschwichtigend ihre Hand, aber sie hörte nicht auf. Es sah aus, als würde sie gleich platzen, wenn sie ihrem Ärger nicht sofort Luft machte. "Mein Urgroßvater war ein Zauberer und er wurde am Loch Awe von einem Kelpie ins Wasser gezerrt, unten gehalten, bis er erstickte und dann zerrissen und teilweise gefressen! Ich sage >teilweise<, weil mein Großvater, als er nach seinem Vater suchte, noch eine Hand und einen Teil des Gesichts fand!"

Hagrid geriet ins Schwitzen und lockerte sich mit einer Hand, die außerdem drei Paar Zügel hielt, den Kragen. "Äh, das, äh... kann nicht sein... äh... sie mögen normalerweise BESONDERS die Hände..."

Die Klasse stöhnte auf.

Draco schloß die Augen und unterdrückte ein ungläubiges Lachen. Das konnte doch nicht wahr sein! Er mußte sich jetzt dazu äußern!

"Hagrid," begann er, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. "Halten Sie es nicht für unverantwortlich, uns eine Herde Menschenfresser mit in den Unterricht zu bringen? Was, wenn jemand ernsthaft verletzt oder sogar in den See verschleppt wird?

Kelpies sind Wildtiere. Keiner von uns wird in irgendeinem Bereich seiner späteren Arbeit mit ihnen zu tun haben - es sei denn, er oder sie müßte eins töten. Und zu dem Zweck muß man sie nicht aus der Nähe kennenlernen."

Bevor der Wildhüter etwas dazu sagen konnte, mischte sich Potter ein: "Du willst sie töten?!"

"Das habe ich nicht gesagt!" korrigierte Draco. "Obwohl es vermutlich das beste wäre."

"Also wirklich..." setzte Hermine an. Sie war zwar derselben Meinung wie er, hatte aber, wie so oft, den Eindruck, sie müßte Harry (und die Kelpies) verteidigen.

"Wo haben Sie sie gefangen, Hagrid?" beendete Draco ihren Einwand.

Der große Mann spielte nervös mit den Zügeln der sechs schwarzen Wasserpferde. "Loch Awe..." murmelte er dann.

Gwenna schrie auf und drehte sich auf dem Absatz um; Goyle hinter sich herzerrend verließ sie kochend vor Wut den Platz.

Ihr Weggehen löste auch den Rest der Gruppe auf. Crabbe beschloß, seinem besten Kumpel zu folgen, Longbottom brachte sich ebenfalls in Sicherheit und sogar Hermine war tief enttäuscht von so viel Geschmacklosigkeit. Selbst wenn es eine Slytherin betraf - das war unverzeihlich.

Nach und nach machten auch die restlichen Schüler sich auf den Weg. Zurück blieben ein unsicherer Hagrid mit den gleichgültig dreinsehenden Kelpies, Harry und Ron, die ihn trösten wollten, und Draco, der einen dezenten Hinweis darauf anzubringen gedachte, daß sein Vater gerade in der Gegend war. Und Lucius Malfoy würde dafür sorgen, daß diese Gefahr für die Schüler sofort eliminiert wurde, falls Hagrid die Kelpies nicht von sich aus wieder wegschaffte.

Gerade als Harry begann, ein paar aufbauende Worte von sich zu geben - und Draco tief Luft holte, um seine Beschwerde wirkungsvoll genug vorbringen zu können, bog ein weiteres, mindestens 1,80 m hohes gelbbraunes Kelpie um die Ecke der Hütte. Und es sah nicht aus, als hätte es Lust auf eine Runde Ponyreiten.

"Oh, Svanur!" rief Hagrid überrascht. "Ich dachte, ich hätte dich angebunden!"

Zeit, sich wirklich die Augen zuzuhalten, entschied Draco und tat es. Wenigstens für zwei Sekunden, denn er wollte lieber sehen können, wohin er lief, falls das Kelpie vorhatte, sich ihm zu nähern.

Inzwischen hätte Hagrid einiges dafür gegeben, wenn er die Hände freigehabt hätte, um >Svanur< einfangen zu können, aber die sechs kleineren Kelpies, die er an den Zügeln hielt, begannen zu zappeln und zu toben, als das große auf sie zutrabte.

Harry und Ron hielten das für eine gute Gelegenheit, zum Gryffindor-Turm zurückzukehren - in einem weltrekordverdächtigen Sprint quer über den Rasen.

-Und warum stehe ICH noch hier?- fragte Draco sich. -Vielleicht, weil ich's immer noch nicht fassen kann, daß man so blöd sein kann. Ja, ich schätze, das ist es, was mich daran hindert meinen Hintern in Bewegung zu setzen und zu rennen!- Dann nannte er sich selbst in Gedanken einen Blödmann und überlegte, was für Möglichkeiten er hatte, wenn er es nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten schaffte, daß seine Beine ihm wieder gehorchten.

Hagrid, der sich nicht entscheiden konnte, ob er sich um das Riesen-Kelpie oder die sechs Schüler-Ausgaben kümmern sollte, rief irgendetwas, als er sah, daß Draco einen Schritt auf >Svanur< zu machte, aber es drang nicht wirklich zu ihm durch.

Sein Großvater hatte behauptet, man könne ein Kelpie einfangen, wenn man es an der Mähne packte und umwarf.

-Na toll!- dachte Draco. -Das Ding wiegt bestimmt eine Tonne... Wenn ich Glück habe, wird es mich nichtmal beißen, bevor es mich in den Matsch trampelt...- Aber er trat noch einen Schritt vor.

Sonst sahnte Potter immer den ganzen Ruhm ab, indem er genau das tat, wozu Draco sich gerade durchrang: Völlig ignorieren, daß er vermutlich plattgemacht werden würde, sich Hals über Kopf, ohne das Hirn auch nur ansatzweise zu benutzen, mitten in die Schlacht stürzen und trotzdem irgendwie einigermaßen heil wieder herauskommen und sich anschließend vom Rest der Erdbevölkerung den Hintern küssen lassen.

Na gut, auf letzteres war Draco nicht wirklich scharf. Aber er würde sich einmal dumm verhalten, nur um zu sehen, ob es bei ihm auch funktionierte. Und um, falls er es wirklich schaffte, den herantrabenden Koloß zu bändigen, ein einziges Mal die Bewunderung der ganzen Schule auf sich zu ziehen. Obwohl es ihm, wenn er ehrlich war, eigentlich nur um eine einzige Person ging.

-Zu dumm, daß sie keine Helden mag,- erinnerte er sich und grinste schief. Das Kelpie hatte ihn jetzt fast erreicht. Aus der Nähe wirkte es noch gewaltiger. Es hatte die umgekehrte Farbkombination der Kleinen: gelber Körper, schwarzes Langhaar.

Die großen runden Fischaugen verdarben den pferdeähnlichen Eindruck ein wenig, wenn man es recht betrachtete. Und Draco versatnd auf einmal, warum es hier war.

Hagrid wollte - unter dem Vorwand, mit seinen Schülern magische Wildtiere zu untersuchen - selbst ein Kelpie als Haustier. Das hier war bestimmt groß und stark genug, um ihn zu tragen. Und er hatte ihm sogar schon einen Namen gegeben.

Das war der letzte Gedanke, der Draco durch den Kopf schoß, bevor er eine Hand ausstreckte und in die fliegende Seetang-Mähne des Riesen-Wasserpferds griff. Was er für ein verfilztes Bündel Haare gehalten hatte, fühlte sich glitschig an, fast wie richtiger Seetang. Er hielt es trotzdem gepackt und trat >Svanur< gegen das linke Vorderbein. Das Kelpie strauchelte, Draco zog an der nassen Mähne und warf sich gleichzeitig mit seinem ganzen Gewicht nach hinten.

Das Tier war leichter, als er gedacht hatte. Es folgte seiner Fallbahn und lag, noch ehe er wußte wie, schon auf der Seite. Erst jetzt drangen allmählich wieder die Geräusche seiner Umgebung zu ihm durch. Hagrid brüllte: "Sehr gut! Jetzt reiß ihm ein Schweifhaar aus!"

Draco hatte zwar keine Ahnung, was das sollte - und außerdem hatte er von Hagrid noch nie die Worte >sehr gut< in Bezug auf sich selbst gehört - aber er rappelte sich auf, rannte um das Kelpie herum und zog an etwas, das zum Schweif zu gehören schien. >Haar< hätte er das allerdings nicht genannt, als er das schleimige Teil schließlich in der Hand hielt und näher betrachten konnte.

>Svanur< kam inzwischen wieder auf die Beine und schüttelte sich.

Ein Regen von Fisch-Schleim ging über Draco nieder. Wenn er sich jetzt die Haare zurückkämmte, würde er wieder dieselbe Frisur haben wie in seinen ersten Jahren in Hogwarts. Und seine Robe sah sicher auch nicht viel besser aus. Wenigstens machte das Kelpie keine Anstalten ihn anzugreifen.

"Malfoy, Sie haben ihn fertiggemacht!" rief Hagrid begeistert. Er zerrte seine Borealis goidelis hinter sich her und stapfte mit großen Schritten auf Draco zu. "Das Schweifhaar wird in ein Zaumzeug eingewebt und dann können Sie ihn reiten."

"Danke, ich verzichte," gab Draco angewidert zurück und überreichte dem Wildhüter das triefende Stück von >Svanur<. "Ich kann mich kaum beherrschen, meine Kleidung mit noch mehr Kelpie-Schleim einzukleistern, aber ich denke, ich werde jetzt trotzdem duschen gehen - die nächsten vier Tage lang - und hoffen, daß es etwas nützt und ich diesen Geruch nach totem Aal irgendwann wieder loswerde." Damit machte er kehrt und ging in Richtung Hogwarts davon.

Es war ihm egal, was Hagrid jetzt mit all den Monstern anstellte; Hauptsache, er schaffte es irgendwie in den Waschraum, ohne von jemandem gesehen zu werden.
 

Wird fortgesetzt...

Endgültig

In Rhian
 

Teil 13 - Endgültig
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Slytherin-Turm, Professor Fishs Klassenraum, Professor Snapes Klassenraum, Flur, Hogwarts

Beteiligte Personen: Draco Malfoy, Ron und Ginny Weasley, Gwenna Talwyn, Gregory Goyle, Vincent Crabbe, Professor Fish, Professor Snape, Rob Tarleton

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog: Was, wenn Ginny und Draco sich im Unterricht wiederbegegnen? Immerhin gibt es da noch Snapes Freitagsstunde, die Ginny unbedingt besuchen wollte...

Sie sollte allerdings vielleicht erst die Erlaubnis ihres Bruders einholen - denn der ist nicht gerade glücklich darüber, daß seine Schwester sich mit >Leuten mit schlechtem Charakter< einläßt...

~*~

Story:

Draco hatte tatsächlich Glück gehabt - praktisch alle anderen Schüler waren jetzt im Unterricht und die wenigen, die keine Kurse hatten - oder vor Hagrids rasenden Kelpies geflüchtet waren - hielten sich nicht in der Nähe des Slytherin-Turms auf. Soweit, so gut.

Zum Glück genügten sechs Waschgänge mit dem normalen Shampoo, um das >Eau de Svanur< wieder loszuwerden. Draco kam gerade rechtzeitig aus der Dusche, um seine Sachen für die nächste Stunde - Professor Fishs All-Translator-Kurs; na, das paßte ja! - zusammenzusuchen und zum Kursraum zu sprinten.

Wenigstens mußte er sich dort nicht mit irgendwelchen Gryffindors abgeben; nur mit den idiotischen Hufflepuffs, die besser zurück in Professor Flitwicks Anfänger-Kurs für Zaubersprüche gehen sollten, dämlich wie sie waren. Es wunderte ihn schon, daß sie den Englisch-Deutsch-Translator-Spruch auf die Reihe kriegten, und der war nun wirklich nicht schwer!

Crabbe, Goyle und Gwenna saßen schon auf ihren Plätzen und gingen Vokabeln durch. Jede der Sprachgruppen, für deren Übersetzung sie in diesem Kurs Sprüche lernten, hatte verschiedene Varianten: Dialekte, Fachausdrücke und so weiter. Business-Englisch unterschied sich von Shakespeare-Englisch, Gotisch von Mittelhochdeutsch, Kantonesisch von Mandarin. Für jede Variante wurde ein zusätzlicher Spruch gebraucht, um die gewünschte Sprache in die richtige Zeit und den richtigen Kontext einzuordnen. Das waren natürlich auch mehrere hundert Vokabeln, allein für die westeuropäischen Spreachen, aber immer noch besser und schneller, als sie auf die herkömmliche Weise zu lernen.

Die drei Unzertrennlichen gingen gerade die Unterschiede von schottischem und irischem Gälisch durch, als Draco sich neben Crabbe auf seinen Platz setzte. Sie begrüßten ihn kurz, dann übten sie weiter die schottische Aussprache.

Wenig später trat Professor Fish ein, eine kleine, ziemlich stark geschminkte Frau, die sogar unter drei Tonnen Make-up immer noch aussah wie ein shclecht gelaunter Rugby-Spieler. Sie richtete sich an ihrem Pult ein, ließ sich von der Klasse einen guten Nachmittag wünschen und fing gleich damit an, die Sprüche für die historischen Stufen des Englischen abzufragen. Danach ließ sie einen Test über die Sprüche für einige moderne asiatische Sprachen schreiben.

Als die Stunde endlich vorbei war, hatten die meisten den Eindruck, nur knapp davongekommen zu sein - abgesehen von denen, die abgefragt worden waren. Crabbe war auch einer der Unglücklichen gewesen und beschwerte sich die ganze Pause über, während sie zu Snapes Klassenraum hasteten, darüber.

Wie immer kamen sie schließlich in letzter Sekunde an. Die Pause war grundsätzlich zu kurz und der Weg zu weit, aber der Professor ließ seine Slytherins glücklicherweise jedes Mal kommentarlos platznehmen, weil er das Problem kannte und weil es sich um einen freiwilligen Zusatzkurs handelte.

Die Jungen rannten zu ihren Sitzen in der Mitte des Raums - nur Gwenna sah sich etwas genauer um und entdeckte Ginny in der ersten Reihe. Sie ging nach vorne und setzte sich auf den freien Platz neben ihr.

"Hallo," sagte die Slytherin, während Snape mit den Einträgen ins Klassenbuch begann.

"Hi," erwiderte Ginny leise und lächelte vorsichtig. "Was hattest du gerade?"

"All-Translator-Kurs bei Fish. Und du?"

"Kräuterkunde bei Professor Sprout."

"Mit den Ravenclaws?" fragte Gwenna.

Ginny nickte und warf einen raschen Blick zum Pult. Sie wollte Snape natürlich keinen Grund geben, sie zu tadeln, aber...

Im Augenblick sah es sowieso nicht so aus, als würde er sich von ihrem geflüsterten Gespräch bei seiner Schreibarbeit stören lassen. Und immerhin unterhielt auch der Rest der Klasse sich leise. Es war eben Freitag, der letzte Kurs kurz vor dem Wochenende...

"Wie findest du Julian Fitzroy?" wollte Gwenna fast neutral wissen.

"Die blauen Flecken machen ihn nicht unbedingt attraktiver," meinte Ginny. "Was hat Malfoy mit ihm angestellt?" In Abwesenheit seines Vaters verfiel sie sofort wieder auf den Nachnamen; sie konnte nichts dagegen tun.

"Gar nichts. Die beiden Jungs haben sich um ihn gekümmert." Ihre Banknachbarin deutete mit einer Kopfbewegung zu Crabbe und Goyle, die natürlich nebeneinander saßen. "Aber Draco wollte, daß sie ihm... Verstand einreden, das stimmt."

"Meine Damen und Herren," unterbrach der Professor laut die Aktivitäten der Klasse. "Detektoren: Was verstehen wir darunter?"

Jemand, den Ginny nicht sehen konnte, hob die Hand und antwortete: "Detektoren sind Tränke, die eine bestimmte Eigenschaft von Stoffen zutage treten lassen oder Gegenstände, die mit einem Detektor-Trank so bearbeitet wurden, daß sie das tun können."

"Sehr richtig, Mister Tarleton," lobte Snape. "Fünf Punkte.

Nun, was haben wir letzte Stunde gebraut?"

Gwenna meldete sich: "Einen Detektor für Port-Keys."

"Danke sehr, Miss Talwyn.

Wer ist nicht damit fertig geworden?"

Einige Schüler und Schülerinnen hoben die Hand. Da sie ebenfalls noch keinen vollständigen Port-Key-Detektor zusammengemischt hatte, war auch Ginny darunter.

Snape teilte sie der Gruppe zu, die das Gebräu beenden sollte und schickte sie dazu in die hintere Reihe, wo die Nacharbeit den Rest der Klasse nicht stören würde.

Es tat Ginny etwas leid, daß sie nicht bei Gwenna bleiben konnte, aber auf dem Weg nach hinten entdeckte sie jemand anderen, dessen Anblick sie dafür entschädigte:

Malfoy.

Er sah nicht auf, als sie an ihm vorbeiging, aber er berührte kurz und wie zufällig ihre Hand mit seiner, während er mit der anderen weiter von der von der Tafel abschrieb. Ginny hoffte, daß niemand sah, wie sie rot wurde, doch als sie die grinsenden Gesichter der neuen Gruppe bemerkte, wußte sie, daß sie es mitbekommen hatten.

Jedenfalls waren sie nicht unfreundlich.

Unter den Nachzüglern befand sich ein Slytherin im sechsten Jahr, den Ginny ein paar Male in "Pflege magischer Kreaturen" gesehen hatte. Sie dachte daran, daß sie ja, wie Malfoy auch, einen Teil des morgendlichen Unterrichts verpaßt hatte - und einer der Kurse war Hagrids >Monster-Pflege< gewesen.

"Entschuldige," begann sie leise. "Du bist doch auch in "Pflege magischer Kreaturen",..."

Weiter kam sie nicht. Der Junge nickte schnell und fragte flüsternd: "Hast du schon gehört, was Draco Malfoy heute mit Hagrids neuestem Ungeheuer gemacht hat?!"

Ginny wurde blaß, setzte sich und verneinte. "Was ist denn passiert?"

"Also...

Du bist eine von den Weasleys, richtig?"

"Ja.

Stimmt was nicht damit?"

"Nein. Ich bin Rob Tarleton," stellte er sich vor.

"Virginia," gab sie zurück.

Er grinste leicht, dann sah er sich um. Die übrigen Mitglieder der Gruppe warfen schon eifrig Zutaten in ihre Kessel. "Wir sollten wohl auch besser anfangen."

Ginny nickte und sah in sein Rezept mit ein, während sie die pflanzlichen Bestandteile zerhackten und die Fertiglösungen abmaßen. "Nun sag schon!"

"Ich hatte letzte Stunde keinen Unterricht, weil Professor Trelawney sich immer noch nicht blicken läßt - kein großer Verlust, wenn du mich fragst.

Jedenfalls ist das Zwergdrachenei, um das wir uns als Hausaufgabe kümmern sollten, zu Bruch gegangen, als meine Katze damit gespielt hat..." Er verdrehte sie Augen, um anzudeuten, daß das absolut typisch war und wieder mal nur ihm passieren konnte. "Ich wollte ein neues, aber hagrid hat mich nur angeschrien und gemeint, ich sollte besser auf meinen Kram aufpassen.

Und rate mal, was er dabei getan hat?"

Ginny war so hilflos und angespannt, daß sie nicht einmal mehr mit den Schultern zucken konnte. Also begnügte sie sich mit einem auffordernden Blick.

"Er hat ein absolut riesiges Kelpie gebürstet!" raunte Rob verschwörerisch. "Ich sag's dir, diese Viecher sind verboten! In freier Wildbahn ziehen sie nämlich ganz gern mal Menschen unter Wasser und fressen sie auf. Und das da - das war noch nicht einmal ein einheimisches! Das war ein skandinavisches Fjord-Kelpie! Fast zwei Meter und ziemlich angriffslustig - normalerweise. Aber das bei Hagrid war ganz friedlich.

Ich hab ihn gefragt, wer es denn gezähmt hat und er behauptete, Malfoy hätte es eingefangen und ihm das Schweifhaar ausgerissen!"

"Er hat WAS?!"

"Ja - du weißt schon, du brauchst das Schweifhaar eines Kelpies, um es zu bändigen..."

Ginny stoppte seinen Redefluß mit einer Handbewegung. "Ich meinte - wie hat er es denn fertiggebracht, es einzufangen?!

Du hast gesagt, es wäre riesig und..."

"Und das ist noch nicht alles," fuhr Rob fort ohne darauf einzugehen. "Die Kelpies sind eigentlich für den "Verteidigung gegen die dunklen Künste"-Unterricht gedacht! Die sind schlimmer als Amemait! Und sieh dir Malfoy an - man sollte es nicht meinen, aber er hat es tatsächlich gepackt, umgeworfen und gerupft!

Stand hinterher eine dreiviertel Stunde unter der Dusche, weil das Kelpie ihn mit seinem Schnodder besprüht hatte; hat Albin McCormack erzählt..."

"Tarleton, halt endlich den Mund, es gibt hier Leute, die sich konzentrieren wollen!" ging ein älterer Slytherin dazwischen.

Die nächsten fünf Minuten starrte Ginny schweigend in ihren Kessel und warf ab und zu etwas hinein und rührte um. Als die Mixtur fertig war, strich sie etwas von der durchsichtigen, zähen Masse auf ihren Schlüsselanhänger, wartete, bis es trocken war und ging dann nach vorne, wo an einer Seite des Pults auf einem niedrigen Tisch verschiedene Gegenstände lagen.

Der Detektor reagierte wie vorgesehen bei einem Quietscheentchen, das Snape in einen Port-Key verwandelt hatte, und der Professor kam kurz zu Ginny, um ihr schweigend den Zettel mit der nächsten Aufgabe zu überreichen. Dann wandte er sich wieder der Klasse zu.

Ginny las das unvollständige Rezept durch, das sie ergänzen sollte, schrieb dann die fehlenden Zutaten hin und wozu man diesen Trank verwenden konnte - und stolperte über eine kurze, mit Bleistift geschriebene Notiz ganz unten auf dem Pergament.

"Portia hat mir von ihrem Gespräch mit Ihnen berichtet. Ich bin froh, daß sie es so sehen. S.," stand da. Sie faltete den Zettel zusammen und holte ihre Sachen von dem Tisch, an dem sie mit Rob zusammen gearbeitet hatte. Ruhig setzte sie sich wieder neben Gwenna und begann, ohne das Rezept abzuschreiben, gleich damit, den neuen Trank zu brauen.

Professor Snape ging zwischen den Bänken durch und überprüfte die Fortschritte der einzelnen Schüler.

"Was hattest du mit Tarleton zu bereden?" fragte Gwenna plötzlich ohne Ginny anzusehen.

"Ich wollte ihn erst nur fragen, was wir in "Pflege magischer Kreaturen" durchgenommen haben und ob es Hausaufgaben gibt..." gab sie zu.

"Aber er hat dir gleich seine ganze Lebensgeschichte erzählt?" vermutete das ältere Mädchen.

"So ungefähr.

Er schien es allerdings interessanter zu finden, was heute nachmittag passiert ist, als deine Gruppe in Hagrids Kurs war."

"Ach ja?

Hat er erzählt, daß Hagrid, dieser Vollidiot, ein Rudel Kelpies vom Loch Aew angeschleppt hat, die sich an einem meiner Verwandten fettgefressen haben?!" fauchte Gwenna. "Ein Wunder, daß keins von denen Amok gelaufen ist!

Aber das hat wahrscheinlich nur daran gelegen, daß wie alle rechtzeitig verschwunden sind!"

"Alle außer Malfoy..." berichtigte Ginny.

Gwenna beruhigte sich etwas. "Was meinst du?

Und... warum nennst du ihn immer so?"

"Wie soll ich ihn denn nennen?" fragte Ginny verlegen.

Gwenna seufzte. "Vielleicht bei seinem Vornamen. Wäre einen Versuch wert.

Schau mich nicht so an.

Ok - erzähl schon, was mit Draco war; über eure gestörte Beziehung unterhalten wir uns später!"

"Wir haben keine..."

"Doch, habt ihr!

Und ich kann mit auch denken, weshalb. Draco ist ein bißchen... ungeschickt mit Mädchen. Er hat immer nur die Familie im Kopf und die Ehre und so ein Zeug. Kein Wunder, daß er nicht mit normalen zwischenmenschlichen Beziehungen klarkommt."

"Das kann ich mir gar nicht vorstellen," widersprach Ginny.

Doch Gwenna wollte das Thema beenden und drängte erneut darauf, die Geschichte zu hören. Ginny erzählte, was sie von Rob erfahren hatte.

Zwischendurch mußte sie ein paar Male unterbrechen, wenn Snape vorbeikam, um zu kontrollieren, wie weit sie mit dem Trank waren. Sie wurde gerade fertig, als die Stunde zuende ging. Schnell packte sie ihre Sachen zusammen, säuberte ihre Utensilien und wollte mit Gwenna den Raum verlassen - als sie Ron sah.

Sie erstarrte.

"Ich sagte gerade, wir sollte Draco fragen, wie er es geschafft hat, nicht von dem Kelpie gefressen zu werden," sagte Gwenna neben ihr.

"Da ist mein Bruder," hauchte Ginny fassungslos. "Ich kann nicht glauben, daß der mich VOM UNTERRICHT abholt...!"

"Und ich kann nicht glauben, daß sie Hagrid aus Azkaban wiede rausgelassen haben," schnaubte die Slytherin, die ihm die Sache mit ihrem toten Urgroßvater offenbar immer noch nachtrug. "Warum sagst du ihm nicht, er soll verschwinden?" fügte sie nach einem Blick zur Tür hinzu. "Du bist sechzehn, er hat kein Recht mehr, den Babysitter zu spielen."

Ginny senkte den Kopf und murmelte: "Du weißt schon... die Familie..."

Gwenna lachte. "Du und Draco, ihr paßt wirklich gut zusammen! Ihr habt dieselben Psychosen...

Paß auf, ich werde ihn fragen, wie es gewesen ist - und heute abend hältest du dich einfach in der Nähe des Slytherin-Tisches auf und ich werde versuchen, dich ohne deinen nervigen Anhang zu erwischen und dann erzähle ich dir von seinen Heldentaten, ok?"

"Ok. Du wirst dich aber beeilen müssen, denn sobald Ron bemerkt, daß ich mich in eure Richtung bewege, wird er wahrscheinlich angerannt kommen, mich fesseln, knebeln, über die Schulter werfen und wegschleppen," bemerkte Ginny finster.

"Tritt ihm in den Hintern und sag ihm, wie dumm er ist - und daß der Tritt von mir kommt." Sie grinste. "Komm, wir müssen beide los."

Die Mädchen waren unter den letzten, die den Klassenraum verließen. Ron bedachte Gwenna mit einem giftigen Blick, als sie sich von Ginny trennte, dann packte er seine Schwester am Handgelenk und zog sie in die andere Richtung.

Doch sie ließ sich längst nicht mehr alles gefallen. Sobald sie allein auf dem Flur waren, holte sie mit ihrem Rucksack aus und schlug ihn Ron um die Ohren.Er ließ sie verdattert los und starrte sie an, als wäre sie wahnsinnig geworden. Seine linke Gesichtshälfte begann sich zu röten von dem Schlag, aber er sagte noch immer nichts; nicht einmal begrüßt hatte er sie, als er sie am Klassenraum abgefangen hatte.

-Das kann ich auch!- dachte Ginny sauer und marschierte wortlos und mit stolz erhobene, Kopf davon.

Wenig später hörte sie Schritte hinter sich. Sie ging noch immer schnell, doch als Ron mit halb erstickter Stimme ihrem Namen rief - ihren NAMEN, nicht >Ginny< - wurde sie langsamer. Er holte sie ein und lief neben ihr her, ein paar Minuten weiterhin stumm, dann blieb er stehen und sah sie an. "Was ist los mit dir?"

Sie blieb ebenfalls stehen, wandte ihm aber weiterhin nur ihr Profil zu und sah starr geradeaus. "Was soll sein?

Du verstehst es doch ohnehin nicht."

"Verliere ich dich gerade?" wollte er leise wissen.

Jetzt sah sie ihn doch an. "Vielleicht hast du das schon."

"Warum?

Wegen Malfoy?"

Sie dachte nach. "Nein," sagte sie dann. "Nein, das ist es nicht.

Es ist die Art, wie du dich aufführst - du und Harry und Hermine und all die anderen... So verdammt selbstgerecht!

Menschen ändern sich, Ron.

Ich weiß, jeder Zauberer, der auf die Seite des Bösen gewechselt ist, war in Slytherin. Und Malfoys Vater hat für Voldemort gearbeitet..." Ron zuckte erschrocken zusammen bei der Erwähnung des Namens.

"... und vielleicht war er selbst auch nicht nett zu dir und Harry... und Hermine...

Aber manche Kinder sind so... für eine Weile. Und ich kann mich auch nicht erinnern, daß ihr jemals besonders nett zu ihm gewesen wärt.

Wißt ihr überhaupt, warum er so ist, wie er ist? Wie könnt ihr ihn verurteilen, wenn ihr nicht wißt, wie es in seinem Kopf aussieht?!"

"Aber DU weißt es?!" höhnte Ron ätzend. "Ich sage dir was, Ginny; du weißt nichts!

Ich brauche nicht in Malfoys Kopf zu sehen - die Außenseite ist schon widerlich genug! Du legst langsam eine beunruhigende Zuneigung für Leute mit schlechtem Charakter an den Tag und das muß aufhören!

Du wirst Malfoy nicht wiedersehen."
 

Wird fortgesetzt...

Gefangen

In Rhian
 

Teil 14 - Gefangen
 

Zeit: Ende des 7. Hogwarts-Jahres

Ort: Flur, See, Hogwarts

Beteiligte Personen: Ron und Ginny Weasley, Hermine Granger

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog: Ron meint es ernst und das macht er ziemlich deutlich. Ginny ist darüber so geschockt, daß sie kurzzeitig den Boden unter den Füßen verliert und sich überlegt, ob es nicht an der Zeit wäre, etwas sehr, sehr dummes zu tun...

~*~

Story:

"Wer will mich davon abhalten? Du?!" zischte Ginny.

Ron nickte langsam. "Du wirst den Gryffindor-Turm ab sofort nur noch zum Unterricht und zum Essen verlassen. Wenn du während des Unterrichts... zur Toilette mußt, wird jemand mitgehen.

Du wirst zum Klassenraum hingebracht und wieder abgeholt; entweder von mir, Harry oder Hermine. Falls wir nicht können, bestimmen wie einen anderen Gryffindor.

Und du wirst nicht mehr in Professor Snapes Freitagskurs gehen," bestimmt er ruhig. "Komm jetzt mit zum Turm."

Ginny schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte! Das klang, als hätten ihr Bruder und die anderen das längst so geplant!

"Ich will dir nicht wehtun," sagte Ron.

"Aber?" fragte sie tonlos.

"Wenn du dich weiterhin weigerst, werde ich dich mit Gewalt zurückbringen."

Das änderte alles. Ihr eigener Bruder! Der Zorn, den sie bisher immer unterdrückt hatte, all die aufgestauten schlechten Gefühle, brachen sich jetzt einen Weg frei... "Du und welche Armee?!" schrie Ginny wütend.

Ron schien damit gerechnet zu haben. Er biß die Zähne zusammen und fauchte: "Ich werde dich jetzt betäuben; halt still!" Er zog seinen Zauberstab.

Doch Ginny war schneller. Innerhalb einer Sekunde hatte sie ebenfalls ihren Stab in der Hand und rief: "Aranea!"

Ihre Wut schuf eine gigantische Spinne, die in ihren Ausmaßen fast Aragog erreichte. Das Wesen sprang Ron entgegen - er schrie auf und stürmte davon, die Spinne auf den Fersen. Fast eine Minute lag blieb Ginny auf dem selben Fleck stehen. Sie wußte nicht, warum sie das getan hatte. Es war dumm und kindisch gewesen, denn sie würde trotzdem zum Gryffindor-Turm zurückgehen müssen. Wo sollte sie denn sonst hin?

-Nach Hogsmeade. Frag Lucius Malfoy, ob du eine Weile dort wohnen kannst...- ging es ihr kurz durch den Kopf. "Nein, das ist unmöglich," murmelte sie zu sich selbst.

Natürlich könnte die sich ein Zimmer nehmen... Aber das Schuljahr war noch nicht zuende und sie würde den anderen zwangsläufig früher oder später über den Weg laufen. Benommen drehte sie sich um und machte sich auf den Weg. Wohin, war im Augenblick egal.

Sie wußte, sobald sie ihren Turm betrat, würden die Gryffindors sie nicht mehr weglassen.

Bis zum letzten Tag in Hogwarts - und danach, zu Hause, in dem jetzt beinahe leeren Haus ihrer Eltern, eingepfercht mit der >Familie< oder dem, was davon übrig war, und dem, was sie über ihre Mutter erfahren hatte, und Harry, der jeden Sommer da war, und Hermine, die in Rons Nähe sein wollte. Und im nächsten Schuljahr und so weiter - und wenn es nicht das Trio war, das auf sie aufpaßte, würden andere es tun, weil sie Harry verehrten oder vor Ron Angst hatten oder Hermine fürchteten.

Seele, Herz und Geist - Harry, Ron und Hermine.

Und der Rest von Gryffindor würde den Körper bilden, der Ginny zwang, sich an die Regeln zu halten, die andere aufgestellt hatten und die sie selbst nicht länger befürwortete.

Was sollte sie tun?

Sie war doch längst über sich hinausgewachsen und hatte gedacht, das würde genügen - zu rebellieren und die eigenen Ideale zu vertreten, neue Gedanken zu wagen...

Malfoys Beispie hätte sie warnen müssen - auch er gehörte nicht zur Herde, schwamm nicht mit dem Storm. Das machte ihn vielleicht glücklich, aber Anerkennung brachte es ihm nicht ein. Weder von Lehrern, noch von anderen Schülern - Snape einmal ausgenommen.

Auch der Professor ging seinen eigenen Weg und beteiligte sich nicht am allgemeinen Potter-Wahnsinn. Und wer stellte sich dafür an seine Seite? Madam Pomfrey, Malfoy und Ginny.

Weder Dumbledore, noch der Rest Slytherins interessierte sich tatsächlich für ihn.

Dumbledore war wie Harry - er benutzte andere Menschen, benutzte sein Mitleid, um Bewunderung für sich selbst zu erzeugen. Wie die religiösen Fanatiker, die >Gutes< taten, um in den Himmel zu kommen, für ihre eigene Erlösung, nicht zur Rettung anderer.

Nicht, um WIRKLICH >Gutes< zu tun.

Ginny konnte es nicht mehr ertragen, mit solchen Leuten zusammenzuleben. Wieder dachte sie daran, davonzulaufen.

Sie achtete noch immer nicht auf ihren Weg. Und rannte gegen Filch.

"He, he, Missy, langsam!" knurrte der Hausmeister. Mrs. Norris strich ihm um die Beine.

"'tschuldigung," murmelte Ginny und prallte zurück. "Ich wollte nur...

Ich weiß nicht, wohin ich wollte," gab sie schließlich zu.

"Wieder Ärger mit den Slytherins?

Ihr Bruder scheint dem kleinen Malfoy ja ganz schön eins verpaßt zu haben.

Wenn Sie mich fragen - Professor Dumbledore sollte lieber dafür sorgen, daß die beiden Häuser sich nur noch beim Essen begegnen müssen; besser nicht mal da.

Das gibt nur Ärger."

Ginny nickte abwesend und lief weiter. Sie konnte hören, wie Filch irgendetwas vor sich hinmurmelte und weiterschlurfte. Hauptsache, sie war wieder allein.

Nach einem langen Gang durch die Finsternis des alten Gebäudes erreichte sie einen schmalen Ausgang zum Wald hin. In einiger Entfernung konnte die den See ausmachen; am Ufer stand ein Pferd.

Nein, wohl doch eher ein Kelpie. Es war schwarz, zierlich und sah gleichgültig auf das Wasser hinunter. Obwohl Rob Tarleton ihr erzählt hatte, welche Nahrung Kelpies bevorzugten, konnte Ginny nicht anders, als sich dem kleinen, pferdeähnlichen Tier langsam zu nähern. Es hob nicht einmal den Kopf, als sie Schritt für Schritt auf es zuging; es sah absolut harmlos aus, wie es, mit zwei Beinen halb im Wasser, am Ufer stand und etwas Schilf rupfte.

"Keinen Schritt weiter!" befahl eine angespannte Stimme.

Ginny blieb wie versteinert stehen und riskierte überrascht einen Blick in die Richtung, aus der sie gerufen worden war. Von Hagrids Pferch her kam Hermine in schnellem Schritt zu ihr. Ihr Haar war etwas unordentlich; in der linken Hand trug sie einen kleinen Korb. Sie schien ein wenig außer Atem zu sein.

"Blieb, wo du bist, dann kann dir nichts passieren," wiederholte sie keuchend, während sie sich weiter näherte. "Oder komm, noch besser, vom See weg!"

Stirnrunzelnd trat Ginny einen Schritt zurück, weg von dem Kelpie. "Was ist denn?" wollte sie leise wissen.

"Das Kelpie..." versuchte Hermine zu erklären, als sie endlich heran war und Ginny am Arm mit sich zog.

"Was soll mit ihm sein? Es sieht doch ganz friedlich aus."

"Das ist ihre Masche!" rief Hermine. "Sie stehen am Wasser, sehen so sehr wie möglich wie kleine, nette Pferde aus - und wenn jemand kommt und versucht, sie anzufassen oder auf ihnen zu reiten, zerren sie ihn mit sich ins Wasser, ertränken ihn und..."

"... fressen ihn..." ergänzte Ginny das, was die Freundin ihres Bruders nicht aussprechen wollte.

Hermine nickte. "Komm!"

"Was hast du da?" Sie zeigte auf den Korb.

"Ein Zwergdrachenei. Deine Hausaufgabe," erklärte Hermine streng. "Du hast in dieser Woche ziemlich viel verpaßt.

Wir wissen, daß das nicht deine Schuld ist... aber ich dachte, ich schaue bei den Lehrern vorbei und sammle deine Hausaufgaben ein, damit du den fehlenden Stoff nacharbeiten kannst..."

Die nächste Barriere brach. Es gab nichts mehr, was Ginnys neues, wahres Ich mehr zurückhalten konnte. Sie atmete tief durch und zwang sich, ganz ruhig zu bleiben, als sie möglichst beiläufig fragte: "Und ich nehme an, ihr habt euch auch schon eine Meinung darüber begildet, WER daran schuld ist, daß ich so viel verpaßt habe, nicht wahr?

Zu welchem Urteil seid ihr gekommen, Hermine?"

Die Siebtkläßlerin schwieg. Sie wirkte etwas verlegen angesichts des ungewohnt selbstbewußten Tons ihres Gegenübers.

"Mir fallen spontan zwei Namen ein, wenn ich darüber nachdenke," fuhr Ginny hart fort. "Aber ich nehme an, du denkst im Augenblick weder an Ron, der wie ein kompletter Vollidiot den halben Slytherin-Turm zerlegt und damit die Sache erst ins Rollen gebracht hat, noch an Julian Fitzroy, dem ich es zu verdanken habe, daß ich einige Zeit auf der Krankenstation verbringen durfte."

Hermine sagte noch immer kein Wort. Aus ihren Augen konnte Ginny ablesen, daß sie absolut richtig lag.

"Den Namen, Hermine.

Laß ihn mich von dir hören, damit ich stolz von mir behaupten kann, daß mich nun rein gar nichts mehr mit euch verbindet!"

"Du klingst so verbittert, Ginny," flüsterte sie. "Warum?

Du mußt dir keine Sorgen machen - du warst immer auf der richtigen Seite. Die Sache mit Tom Riddles Tagebuch ist längst vergessen. Es wußten ohnehin nur wenige davon...

Und es war ja auch nicht deine Schuld, es wurde dir ja untergeschoben..."

"Ich höre immer >Schuld< und irgendwann fällt in diesem Zusammenhang dann ein ganz bestimmter Name...

Ich gebe dir einen Tip: Er hat sechs Buchstaben und fängt mit einem >M< an.

Sprich ihn aus, dann können wir ja noch ein paar Dinge suchen, die wir ihm in die Schuhe schieben können!" fauchte Ginny in unverhohlenem Sarkasmus. Ihre Stimme hatte einen fremdartig aggressiven Unterton, den Hermine nie zuvor bei ihr gehört hatte.

Vielleicht war es das, was Hermine unsicher machte; was sie den Fehler begehen ließ, vorzuschlagen: "Laß uns zum Turm gehen. Es ist fast Zeit für's Abendessen, wir sollten uns umziehen..."

Ginny gab ihr nur einen kalten Blick und wandte sich erneut dem Kelpie zu. Es stand noch immer wartend am Ufer.

"Ihr laßt mich nicht ich selbst sein.

Ihr wollt Ginny Weasley am Leben erhalten, aber das ist unmöglich. Das bin ich nicht mehr.

Und ich will und werde es nie mehr sein. Ihr drängt mich in eine Rolle, die ich nicht mehr spielen will.

Hörst du? Ich mache nicht mehr mit bei eurem dummen Spiel!

Ich will Virginia sein, ja, weil dieser Name so unglaublich passend ist!" bemerkte sie zynisch. "Wie war das noch?

Im Märchen muß dem Drachen eine Jungfrau geopfert werden - und kurz darauf erscheint der Ritter in strahlender Rüstung auf seinem weißen Hengst und rettet sie. Nicht zu vergessen sein treuer Knappe, der meist nicht sonderlich viel Grips im Kopf hat, dafür aber jeden zusammenschlagen kann, auf den der Held zeigt.

Draco - der Drache.

Virginia - die Jungfrau.

Und ich schätze, uns allen ist klar, wer den Ritter spielen wird - und wer der Knappe ist.

...

Offen gestanden, Hermine, glaube ich, ihr lest zu viele Märchenbücher!" Sie machte eien Schritt Richtung See.

"Ginny, nicht!" keuchte Hermine fassungslos. Sie hatte sich bisher alles still angehört, was Ginny zu sagen gehabt hatte und hielt sie, wenn die ehrlich war, für etwas überreizt. Natürlich gab es hinter ihrer Stirn nur einen einzigen Namen...

Aber der Rest was Unsinn - MUSSTE Unsinn sein!

Sie hatte Angst um Rons Schwester.

"Ich frage mich, ob ihr Vernunft annehmen würdet, wenn ich nicht mehr da wäre. Wenn ich jetzt zu diesem Monster gehen würde, das Hagrid hierher gebracht hat, obwohl auch er - gerade er - genau wissen müßte, was es damit auf sich hat... und wenn es mich unter Wasser ziehen und töten würde, Hermine...

...

Aber ich werde es nicht tun," sagte Ginny leise, als sie sah, wie die Verzweiflung in den Augen des anderen Mädchens immer größer wurde. "Ich werde es nicht tun.

Nicht, weil ich eure Methoden billige.

Nicht, weil ich mich euch fügen werde, weil ich so überzeugt von eurer Sache bin.

Nicht wegen dir oder Harry oder Ron.

Ich werde einzig und allein nur deshalb nicht auf diese Weise Selbstmord begehen, weil ich mir sicher bin, daß ihr einen Weg finden würdet, es Draco anzulasten."

"Ginny," flehte Hermine. Lautlose Tränen liefen ihre Wangen hinab.

"Ich bin jetzt müde, Hermine," unterbrach sie sie kalt. "Ich möchte in mein Bett im Turm. In meine Zelle.

...

Und nenn mich nie wieder so." Ohne abzuwarten, was Hermine als nächstes tun würde, machte Ginny sich mit festen Schritten auf den Rückweg zu ihrem Haus. -Hätte ich es mit dem Kelpie ernst gemeint, bräuchte ich mit Sicherheit einen guten Psychiater,- dachte sie unterwegs, als Hermine sie gerade einholte und schweigend eskortierte.

-Warum habe ich ihr Angst gemacht? Sie wird es Harry und Ron erzählen und dann werden die noch schärfer auf mich aufpassen... weil sie auch Angst haben werden.

Warum wollte ich ihnen allen Angst machen?-

-Weil sie dir Angst machen,- antwortete sie sich selbst. -Weil sie dafür sorgen, daß du befürchtest, daß dein Leben immer so weitergehen wird.

Eine bestens beschützte Jungfrau, die den Spinner von Ritter, der sie ihr Leben lang eingekerkert hält, irgendwann heiraten muß, weil er den Drachen ja getötet hat und alle Welt ihn dafür feiert!- Sie konnte nichte einmal weinen angesichts dieser Tragödie.

-Tragikomödie wäre der bessere Ausdruck,- sagte sie sich. -Weil ich sie alle auslachen möchte, weil sie so dumm und klischeehaft sind! Und gleichzeitig will ich schreien, toben und weinen, bis jeder in ganz Großbritannien mich für völlig wahnsinnig hält, weil diese eitlen, selbstgerechten Bastarde gerade dabei sind, mein Leben zu zerstören und dabei auch noch denken, sie würden weiß Gott was für eine gute Tat tun!-

Sie sprach an diesem Abend kein Wort mehr mit Hermine. Auch mit keinem anderen Gryffindor mehr. Am nächsten Morgen setzte sie ihr höhnisches Schweigen fort und auch am übernächsten.

Sie sprach nur noch im Unterricht.

Und schließlich in der großen Halle, als sie Gwenna traf, die fragte, was los sei. Ginny hatte wenig Zeit, aber sie genügte, um Gwenna klarzumachen, was in Gryffindor gerade vorging. Danach verfiel sie wieder in ihre ausdruckslose Gleichgültigkeit, die für den Rest des Schuljahres andauern sollte.

Ginny konnte sehr hartnäckig sein.

Harry leider auch.

Es war zur Zeit der Prüfungen, als er sie im Gryffindor-Gemeinschaftsraum abpaßte, sie von Hermine und einem weiteren Mädchen festhalten ließ und sie zwang, ihm und seinem sinnlosen Geschwätz zuzuhören.

"Weißt du, Ginny, ich habe gemerkt, daß es dir in letzter Zeit nicht gut geht," hatte er begonnen. "Aber ich glaube, ich weiß, wie ich dich aufmuntern kann. Was hältst du davon, wenn ich dir sage, daß du mit mir zur Jahresabschlußparty in Hogsmeade gehen wirst?"

Sie hatte nicht an sich halten können, hatte ihn einen Becher Grapefruit-Saft ins Gesicht geschüttet, das Gileroy-Lockhart-Poster, das Hermine gehörte, von der Wand gerissen und es Harry vor die Füße geworfen.

Dann war sie im Mädchenschlafssal verschwunden und hatte den Rest des Tages im Bett verbracht.

Am nächsten Morgen hatte sie mit Fieber liegen bleiben müssen. Madam Pomfrey war gekommen, während der Rest der Gryffindors sich zum Unterricht begeben hatte; und Ginny brach ein letztes Mal in diesem Schuljahr ihr Schweigen. Zumindest mit der Krankenschwester konnte Ginny sich normal unterhalten.

Sie erzählte ihr, wie sie am Tag zuvor Harry am liebsten angebrüllt hätte, daß er von Tag zu Tag eingebildeter, fauler und unfähiger wurde - mit anderen Worten, sich langsam aber sicher in eine naturgetreue Kopie von Gilderoy Lockhart verwandelte.

"Als ich ihm das Poster vor die Füße geworfen habe, wollte ich schreien: >Das bist DU! Sieh dich an, das bist DU!<

Aber um nichts in der Welt würde ich auch nur noch ein Wort mit ihm wechseln!" entfuhr es Ginny.

Madam Pomfrey war ernsthaft besorgt, aber ihr Angebot, mit Dumbledore über den unmöglichen Zustand zu sprechen, lehnte Ginny ab. So blieb der Krankenschwester nichts übrig, als beste Wünsche von Professor Snape auszurichten, der nicht gerade erfreut darüber war, daß jedes Mal gleich nach dem Unterricht irgendein Gryffindor auftauchte, um Ginny fortzuschaffen, so daß er seit den Vorfällen im Duellierclub keine Gelegenheit mehr gehabt hatte, privat mit ihr zu sprechen.

Nebenbei bemerkt war der Duellierclub für Ginny natürlich auch gestrichen, seit Harry, Ron und Hermine über ihr Leben bestimmten. Vielleicht gab das den Ausschlag dafür, daß Madam Pomfrey sich doch an den Schulleiter wandte - doch bis zum Ende des Schuljahes unternehm Dumbledore nichts, um seine Helden zu stoppen.

Endlich war der letzte Tag gekommen.

Ginny hatte Malfoy - Draco, verbesserte sie sich insgeheim - seit Wochen nur aus der Ferne gesehen. Selbst im Unterricht sorgten immer einige Potter-begeisterte Gryffindors dafür, daß er ihr nicht zu nahe kam.

Wenn sie sich vorstellte, daß sie einmal, zu Anfang, fast darum gebeten hätte, auf diese Weise vor ihm beschützt zu werden... Geradezu grotesk!

Sie ertrug das Gedränge am Bahnsteig, quetschte sich in den Zug, nahm in dem Abteil platz, das Harry und Ron für sie aussuchten, und das sie selbstverständlich bewachen lassen würden. Die Fahrt war öde; ihre Gesellschaft bestand aus zwei Mädchen, die etwas jünger waren als sie. Und die unerklärlicherweise einschliefen, bevor der Zug in einen Tunnel fuhr.

In der Sekunde, die die Beleuchtung brauchte, um auf die veränderten Lichtverhältnisse zu reagieren, war Draco ins Abteil geschlüpft. "Wirst du schreien?" fragte er grinsend.

Zum ersten Mal seit langem erschien wieder ein Lächeln auf Ginnys Gesicht. "Nur, wenn du wieder gehst." Sie deutet mit einer Kopfbewegung auf die Mädchen. "Dein Werk?"

Er nickte. "Wir haben leider nicht viel Zeit...

Virginia... erinnerst du dich an das Pergament, das du gefunden hast?"

"Die Briefe?" fragte sie leise.

"Ja. Weißt du noch den Namen?"

"Ja.

Warum...?"

"Nicht," stoppte er ihren Einwand. "Du wirst bald von ihr hören. Tu, was sie sagt...

Bitte." Damit verließ er sie ebenso schnell und lautlos wieder, wie er gekommen war.
 

Wird fortgesetzt...
 

Was jetzt noch fehlt, ist der Schluß. Und mit dem werde ich grausam lange warten! Vielleicht sogar zwei GANZE Tage oder so... *denktz* ^^

Ginnys siebtes Jahr

In Rhian
 

Teil 15 - Ginnys siebtes Jahr
 

Zeit: Ferien nach dem 7. Hogwarts-Jahr

Ort: Haus der Weasleys, Haus der McPhersons

Beteiligte Personen: Arthur, Molly, Ron und Ginny Weasley, Lucius, Draco und Adora Malfoy, Hermine Granger, Oliver Wood

Disclaimer: siehe Teil 1.

~*~

Prolog: Ginny erhält eine Einladung und vergiftet Hermine. Das ist es, im wesentlichen.

~*~

Story:

Zwei Wochen waren vergangen seit Schuljahresende und Arthur Weasley lag seinem jüngsten Sohn ständig in den Ohren damit, sich endlich um einen Job zu kümmern. Die Atmosphäre war angespannt; nicht einmal Hermines Eltern, die in der ersten Woche für ein paar Tage zu Besuch gekommen waren, hatten sie auflockern können.

Und Ginny fühlte sich mehr und mehr vergessen und allein.

Bis zu dem Morgen, an dem sie den Brief auf ihrem Stuhl am Frühstückstisch fand. Ihre Eltern, Ron und Hermine empfingen sie mit fragenden Blicken. Es war unnatürlich still für ein Weasley-Frühstück. Schließlich wollte ihr Vater wissen: "Wer ist Adora McPherson - und kennen wir sie?"

Ihre Mutter fügte hinzu: "Das kam heute morgen mit der Post - ein Briefträger, stell dir das vor, hat es gebracht! Lieber Himmel, ich wußte nicht, daß du solche Leute kennst!"

Erstarrt hob Ginny den Umschlag auf; als Absender war tatsächlich eine Adora McPherson angeben, als Adresse eine Kleinstadt in Schottland. Während sie mit zitternden Fingern den Brief öffnete, murmelte Ginny halb abwesend: "Eine Muggel-Brieffreundin, Mum..."

Das schien zumindest einen Teil der Spannung zu nehmen. Ron fing sofort an zu essen, als wäre damit alles erklärt und auch sein Vater bemerkte nun offenbar zum ersten Mal die Pfannkuchen auf seinem Teller. Mrs. Weasley wirkte zunächst überrascht, akzeptierte die Erklärung aber.

Nur Hermine musterte Ginny weiterhin mit mißtrauischen Blicken und rührte ihr Frühstück nicht an. Davon bekam Ginny selbst allerdings nicht viel mit. Natürlich erinnerte sie sich an die geheimnisvolle Adora und daran, was Draco ihr in den Sekunden im Abteil des Hogwarts-Expresses versprochen hatte. Sie konnte kaum fassen, daß sie das Schreiben wirklich in Händen hielt. Die Nachricht selbst war nur sehr kurz und enthielt keine eindeutigen Hinweise - vermutlich für den Fall, daß Ginnys Eltern den Brief zuerst lasen:
 

Liebe Virginia,
 

es tut mir leid, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn du es dieses Jahr schaffen würdest, mich in den Ferien zu besuchen, denn mein Bruder geht mir dermaßen auf die Nerven mit seinen (mittlerweile stündlichen) Anfragen, wann du endlich ankommst, daß mir jede Hilfe nur recht wäre. Wir könnten ihm einen Knebel verpassen... oder vielleicht hast du eine bessere Idee?

Bring ruhig eine Freundin mit,
 

Ungeduldig wartend,
 

Adora
 

"Mum? Darf ich meine Muggel-Brieffreundin in Schottland besuchen?" Ginnys Blick hing noch immer an dem Briefpapier, das, wie sie jetzt erst feststellte, ein Muster aus kleinen grünen Drachen hatte, die flügelschlagend in der Luft hingen und Feuer spien.

Mrs. Weasley sah auf.

Ebenso die beiden männlichen Mitglieder der Familie.

"Du hast deine Freundin dazu angestiftet, dich einzuladen, damit du unterwegs verschwinden und dich mit Malfoy treffen kannst," kam Hermine ihren Einwänden zuvor. Sie schien sich absolut sicher zu sein, denn es klang keineswegs wie eine Frage.

Schockiert über soviel Scharfsinn lief Ron seine Gabel fallen. "Kommt nicht in Frage!"

Wortlos reichte Ginny ihrer Mutter den Brief. Sie hielt es für ungefährlich, sie Adoras Zeilen lesen zu lassen, da Dracos Schwester sich tatsächlich so vage ausgedrückt hatte, daß niemandem ein Verdacht kommen konnte.

Mrs. Weasley las sich das Schreiben durch, einmal, zweimal - dann gab sie es ihrem Mann und fragte: "Was hältst du davon, Arthur?"

"Schottland ist weit weg von Wiltshire...

Da steht, sie darf eine Freundin mitbringen," meinte er langsam, nachdem er es kurz überflogen hatte. "Sieht für mich unbedenklich aus - wenn wir Hermine mitschicken, kann wohl nichts passieren, was denkst du?"

"Aber Hermine ist wegen MIR hier!" maulte Ron und tauchte nach der Gabel.

"Schatz, deine Schwester hat in letzter Zeit viel Streß gehabt..."

"Sie hat KEIN Abschlußexamen hinlegen müssen! Sie war im SECHSTEN Jahr und hat mit Malfoy geflirtet, das ist KEIN Streß!"

"Wenn man mit dir verwandt ist, schon," murmelte Ginny düster. Als ob sie das ganze Jahr über gefaulenzt hätte!

Ihre Mutter ging dazwischen, bevor ernsthafter Streit ausbrechen konnte: "Ron! Ginny!" Sie atmete tief durch, dann wandte sie sich sehr ernst an ihren Sohn, während Mr. Weasley das Papier an Hermine weiterreichte. "Ginny hatte es wirklich nicht leicht in den letzten Monaten. Wir sollten ihr eine Pause gönnen.

Und wenn sie eine Muggel-Freundin besuchen kann, irgendwo weit oben in Schottland, wo es schön ruhig ist und sie wieder zu sich selbst kommen kann -" diesem Teil der Erklärung verlieh sie besonderen Nachdruck, als würde sie erwarten, die schottische Luft könne Ginnys unpassende Schwärmerei für einen Malfoy einfach so zerstreuen, "- dann sollten wir ihr eine Woche Ferien von uns gönnen, meinst du nicht?"

Ron schwieg beleidigt.

"Du wirst doch eine Woche ohne Hermine auskommen, oder?" hakte Mrs. Weasley nach.

"Natürlkich wird er das!" bestimmte Mr. Weasley an Rons Stelle. "Mein armer kleiner Schatz..." Er tätschelte Ginnys Hand. "Ich weiß, du verstehst nicht, warum wir dich hier festhalten, aber es ist wirklich nur zu deinem Besten!

Wir wollen dich schützen..."

Ginny hätte am liebsten ihre Hand weggezogen, aber sie ließ sie, wo sie war und rang sich ein Lächeln ab. "Ist schon gut, Dad, ich glaube, ich bin fast darüber hinweg.

Aber ich möchte Adora wirklich besuchen. Wir haben uns in den letzten Monaten nur selten schreiben können, weil... naja... sie hat jetzt einen Freund..." log sie.

"Ja, toll! Und sie wird wahnsinnig viel Sex haben, während ICH..." Ron brach ab. "Äh. Verdammt." Er stand vom Tisch auf und verzog sich in die obere Etage.

Kopfschüttelnd sah Hermine ihm nach. "Es wäre vielleicht doch ganz gut, wenn er mal eine Woche ohne mich auskommen muß."

Die Weasleys sahen sie erwartungsvoll an.

"Also, ich kann an dem Brief nichts verdächtiges finden..." gab sie schließlich zu. "Es geht vermutlich wirklich nur um eine Freundin. Und wenn ich mitkomme... kann ich mich um Ginny kümmern."

Mr. Weasley nickte erfreut. "Na gut! Dann schicken wir Miss McPherson jetzt eine Eule und..."

"Arthur!" Seine Frau maß ihn mit einem strengen, tadelnden Blick. "Wir müssen wohl den Briefträger wiederbeleben..."

"Wiederbeleben?" wiederholte Ginny. "Was habt ihr mit ihm gemacht?"

"Gar nichts," grummelte ihr Vater. "Aber unsere Garten-Wichtel haben ihn angegriffen, als er durchs Tor kam. Ich glaube, das hat ihn etwas schockiert."

"Kann ich mir vorstellen," kommentierte Hermine trocken. "Er hat sich bestimmt gewundert, daß es dieses Haus überhaupt gibt."

~*~

Noch zwei oder drei Briefe gingen zwischen Adora und den Weasleys hin und her, bevor Ginny und Hermine soweit waren, daß sie in den Muggel-Zug steigen und sich auf den Weg machen konnten. Hermine war nach wie vor mißtrauisch - sie konnte fühlen, daß da etwas faul war, aber sie wußte nicht, was es sein könnte. Zumindest versuchte sie, sich normal mit Ginny zu unterhalten.

Sie hatten beide ein großes Abteil bezogen - und feststellen müssen, daß die Klimaanlage defekt war. Der Getränkewagen ließ auch ewig auf sich warten, also packte Ginny ihren Orangensaft aus, den sie in einem Behälter mit Kühlzauber gelagert hatte. Hermine ihrerseits kramte nach ihrem Mineralwasser.

"Oh nein! Der Kühlzauber hat versagt! Sieh dir diese Pisse an!" rief sie nach ein paar Sekunden Suchen aus und hielt die Flasche hoch. Eine ältere Frau, die mit den Mädchen im Abteil saß, warf ihr einen indignierten Blick zu. "Das kann ich nicht trinken! Nicht bei dieser Hitze!"

"Du kannst es doch... mit anderen Mitteln kühlen," schlug Ginny vor.

Hermine starrte sie an. "HIER?" Sie machte eine kleine Geste zu der Frau hin.

"Na gut, dann hol deinen Becher raus, wir können uns meinen Orangensaft teilen, wenn du willst."

Seufzend verschwand Hermines Oberkörper noch einmal in ihrer riesigen Tasche, kam mit einem Pappbecher wieder zum Vorschein und ließ ihn sich füllen. Ginny sah zu, wie sie trank und tat so, als würde sie auch an ihrer Flasche nippen. Tatsächlich ließ sie den Saft nur ihre Lippen berühren und setzte ihn dann wieder ab.

~*~

Ginny hatte Adora geschrieben, daß sie ihren Bruder ruhig zum Bahnsteig mitbringen sollte. Etwas verwirrt, aber viel zu gespannt auf ein Wiedersehen mit ihr, war Draco dem nachgekommen. Er wußte, daß Hermine dabei sein würde; aber er war nicht darauf vorbereitet, daß sie sich gleich nach dem Aussteigen vor den Zug stellen und ihm die Weiterfahrt verbieten würde.

"Das ist seltsam," meinte Adora leise. "Ich dachte, ihre Freundin wäre eine Muggel-Geborene. Sollte sie da nicht NORMALER sein als ihr beide?"

Draco zuckte mit den Schultern und hielt Ausschau nach Ginnys flammendem Haar. Endlich entdeckte er sie in dem Gedränge und kämpfte sich zu ihr durch. "Virginia."

Sie zuckte leicht zusammen bei der Nennung ihres Namens und sah in seine Richtung. "Draco, warte! Ich glaube, wir müssen uns erst um Hermine kümmern!" rief sie zurück. Sie waren noch etwa fünf Schritte voneinander getrennt - aber die Masse der Fahrgäste zwischen ihnen schien fast unüberbrückbar.

Draco benutzte seine Ellenbogen, um die Leute aus dem Weg zu schieben und bekam Ginnys Hand zu fassen. "Auf keinen Fall! Soll sie machen, was sie will, jetzt wo ich dich wiederhabe, ist mir das egal!"

Ginny lächelte und ließ sich von ihm näher heranziehen. "Ich hab dich auch vermißt."

"Und ICH erst!" donnerte es direkt neben ihnen. "Ja, ja, Liebe macht blind, habt mich wohl nicht gesehen, los, kommt jetzt, Ginny, ich nehm deine Koffer, der Wagen steht da drüben, Adora fährt - das heißt, im Moment kümmert sie sich gerade um Hermine, denke ich..."

"OLIVER?!" unterbrach Ginny seinen Redeschwall. "Oliver Wood?!"

Er grinste. "Ja! Genau! Kluges Kind! Kommt jetzt, ihr beiden Turteltauben!"

Perplex faßte Draco Ginnys Hand fester und zog sie hinter Wood her durch die Menge. "Er ist seit MONATEN hier, aber an seinen Auftritt werde ich mich nie gewöhnen!" rief er ihr zu.

"Was macht er denn hier?"

Draco deutete mit einer vagen Geste Richtung Auto. "Adora...

Sie hatte die normalen Jungs satt... Da hat sie ihn irgendwo aufgelesen, als er von einem Spiel kam und vergessen hatte, wo der Port-Key lag und deshalb versuchte zu trampen oder was weiß ich..."

"Sind sie zusammen?" staunte Ginny.

"Und wie! Ich habe vorher gar nicht bemerkt, wie unglaublich dünn die Wände in ihrer Wohnung sind!"

Irgendwie schafften sie es, das Getümmel am Bahnhof hinter sich zu lassen; Adora hatte Hermine schon ins Auto gepackt, als sie dort ankamen und Draco und Ginny rutschten zu ihr auf die Rückbank, während Wood sich auf den Beifahrersitz schwang und Adora den Motor startete. Hermine kicherte unkontrolliert und strahlte sie alle an. "Hallo Malfoy!"

Ruckartig drehte Draco sich zu Ginny um. "Was hast du mit ihr gemacht?" wollte er voll Horror wissen.

"Hab sie vergiftet," antwortete sie, als sie in den Sitz gedrückt wurde, als Adora wütend beschleunigte und beinahe einen Kleinwagen von der Straße drängte.

"WIE?"

"Madam Pomfrey kam mich besuchen, als ich krank war, kurz vor Schuljahresende. Sie richtete mir ein >Gute Besserung< von Professor Snape aus und ließ mir ein Glas Kima da. Davon habe ich einen kleinen Löffel voll in den Orangensaft getan, den Hermine heute auf der Fahrt getrunken hat..."

"Was ist Kima?" fragte Wood von vorne.

"Sorglos-Trank," übersetzte Ginny. "Wenn du den getrunken hast, findest du alles, was dich normalerweise beunruhigt, einfach lustig und wundervoll.

Deshalb ist Hermine so locker."

"Es hätte gereicht, sie mit eine halben Flasche Whiskey abzufüllen," meinte Adora. Sie fuhr hart an der Grenze des Tempolimits und ging so schnell in die Kurven, daß sogar Wood, der vom Quidditch eigentlich einiges gewöhnt sein sollte, leicht grün im Gesicht wurde.

"Ich glaube, das wäre aufgefallen," bemerkte Draco grinsend. "Außerdem hält Whiskey nicht so lange vor - mit dem Trank hält der Zustand für mindestens einen Tag an."

"Oh, du kannst wirklich gut fahren, fremdes Mädchen, das ich noch nie zuvor gesehen habe!" kicherte Hermine. "Aber warum hast du mich von den Gleisen weggeschleppt? Da war es doch nett! Hach... Qualmwölkchen... Qualmwölkchen aus dem Zug..." Sie fing an zu summen.

Ginny verdrehte die Augen und beherrschte sich eisern, um nicht laut zu lachen.

Draco, der in der Mitte saß, rückte näher zu ihr heran und legte ihr sanft einen Arm um die Schultern. "Du hättest sie nicht ruhigstellen müssen. Wir können dich innerhalb eines Tages außer Landes bringen."

"Und wohin?" fragte sie leise. "Was soll ich denn machen?"

"Anschnallen und festhalten!" schrie Wood.

"Klappe!" befahl Adora. Das Auto war in der Kurve geschlingert und kam jetzt auf einem mit Schotter bestreuten Parkplatz zu Stehen. Adora scheuchte alle von den Sitzen auf und ins Haus. "Oliver, mach Kaffee, Hermine, du setzt dich da drüben hin, Ginny, Draco, zu mir! Hallo Dad."

Der erste Eindruck, den Ginny bekam, war der einer kleinen Muggel-Küche mit einem runden Eßtisch in der Mitte an, dem Lucius Malfoy saß. Es MUSSTE Lucius Malfoy sein, auch wenn er Jeans und ein Hemd trug und weder sein Schlangenstab, noch sein Umhang irgendwo zu entdecken waren. Wenigstens war die Jeans schwarz.

"Ich habe dich fahren sehen - wer hat DIR den Führerschein gegeben?" begrüßte er seine Tochter. "Hallo Virginia. Draco."

"Und was ist mit MIR?" beschwerte Wood sich aus der Abstellkammer.

Lucius Malfoy schüttelte leicht den Kopf.

"Dad!" zischte Adora.

"Na schön. Wenigstens ist er reinblütig..." Ihr Vater drehte sich halb auf dem Stuhl um und rief betont kalt: "Hallo Oliver!"

Wood erschien grinsend mit einer Filtertüte in der Hand. "Danke, Schwiegerpapa!"

Es brauchte Adora und Draco, um ihn davon abzuhalten, seinen >Schwiegersohn< anzuspringen und zu erwürgen. Als er sich wieder beruhigt hatte, setzte er sich Ginny gegenüber und begann: "Dieser unwürdige Auftritt tut mir leid, aber der Kerl treibt mich zur Weißglut.

...

Was hältst du davon, nach den Ferien nach Durmstrang zu gehen?"

"Durmstrang?" wiederholte Ginny ungläubig.

"Na gut - Lyonesse!" schlug er statt dessen vor. "Aber auf keinen Fall nach Beauxbatons..."

"Die sind schwul!" kommentierte Hermine gackernd.

"Das auch, aber eigentlich bin ich dagegen, weil meine Frau in Beauxbatons war - und Draco kann dir mit Sicherheit erzählen, was daraus geworden ist."

Draco nickte bedeutungsschwer.

"Einen Moment - Sie wollen mich auf eine andere Schule schicken... und Sie glauben, meine Eltern werden das einfach so akzeptieren?"

"Was wollen sie dagegen unternehmen?" mischte Adora sich ein. "Wenn du erst auf der anderen Seite des Ärmelkanals bist, hat das Ministerium keine Befugnisse mehr. Durmstrang liegt sehr versteckt, das weißt du doch wohl auch, und soweit ich weiß, ist bisher noch kein Land in der Lage gewesen, einen Schüler von dort zurückzufordern."

"Was heißt das?" fragte Ginny beunruhigt. "Soll das bedeuten, es gibt in Durmstrang... noch andere Schüler, die ohne die Erlaubnis der Eltern dort studieren?"

"So ist es," bestätigte Lucius. "Es sind hauptsächlich Stipendiaten, die ein besonderes Talent für die Dunklen Künste gezeigt haben, aber das muß dich nicht beunruhigen. Es sind auch einige Mädchen dabei, die... gegen den Willen ihrer Familien gehandelt haben.

...

Leider gibt es die Studienplätze für Ausreißer erst seit zwanzig Jahren. Als es für mich schon zu spät war."

"Aber ich habe kein Stipendium," sagte Ginny. Sie ahnte, was kommen würde, aber sie konnte es noch nicht ganz fassen.

"Wir bezahlen den Aufenthalt." Draco nahm ihre Hand. "Ich werde für ein Jahr zur Drachenwache gehen und danach vielleicht noch ein Jahr Dienst machen. Dann bist du auch fertig mit der Schule und wir können... sehen wie es weitergeht.

...

Du bist zu nichts verpflichtet, Virginia, aber... ich würde dich gern... behalten."

"Ich nicht!" quängelte Hermine von ihrem Stuhl aus. "Ich will Harry!"

"Was?!"

"Ich will HARRY! Aber der will nur sein blödes Quidditch!"

Ginny runzelte die Stirn. "Vielleicht hätte ich ihr doch lieber Whiskey geben sollen..."
 

ENDE

So, den Rest könnt ihr euch denken.

Ach ja: Wer sich über Wiltshire wundert - da wohnen die Malfoys (offiziell, nach JKRs Angaben in Harry Potter 5, diese kleine Referenz konnte ich mir dann doch nicht verkneifen...). Wiltshire ist die englische Grafschaft (in Südengland), in der sich Stonehenge befindet.

Ich wette, die Malfoys wohnen gleich nebenan! Mit Blick auf den Opferaltar...

Adoras aggressiver Fahrstil entspricht sehr meinem eigenen und Kima ist die Abkürzung für Kim Appleby, die (1991 oder so) mal ein Lied mit dem Titel >Don't worry< (Keine Sorge) hatte.

Ich fand's gut als Namen für den Sorglos-Trank, den Ginny von Snape bekommen hat. ^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Von: abgemeldet
2004-06-28T18:42:53+00:00 28.06.2004 20:42
Hallo!
Ich finde den Stil überraschend gut! Muss wirklich meinen Lob aussprechen, Respekt. Das les ich in nächster Zeit garantiert zu Ende.
MfG
Andy (DHA)
Von:  Miisha
2004-02-10T22:11:00+00:00 10.02.2004 23:11
*lol*
Ich dachte mir schon, dass du deinen eigenen Fahrstil als Vorlage für Adoras genommen hast. So wie du Straßen mit Abhang entlangpreschst. *gg*
Juhu, sie sind endlich vereint! Aber wie werden sie Hermine wieder los? Per Packet nach Hause schicken? XD
Ich find' Wood als Adoras Freund gar nicht so übel. ^^
Eine wirklich schöne FF! Würd' gern noch ein paar davon von dir lesen. ^^

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-10T21:37:29+00:00 10.02.2004 22:37
Ist ja echt nicht zu fassen, was die Gryffindors mit ihr machen. Und Dumbledore hat auch nichts unternommen! Gibt's doch nicht!!
Aber wie schön, dass sie Draco noch mal im Zug getroffen hat! ^^ Rein zufällig natürlich. *g*
Bin mal gespannt, was Andora mit der ganzen Sache zu tun hat.

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-10T00:02:09+00:00 10.02.2004 01:02
Ich hoffe doch, dass Virginia sich das nicht gefallen lässt und ihm dafür noch mal eine runterhaut!
Er hat ihr gar nichts mehr zu sagen! Aber anscheinend ist er zu doof, um das zu kapieren?!
So, jetzt kann ich einigermaßen beruhigt ins Bett gehen. Vor allem nach dieser vertraulichen Geste von Draco. Die beiden sind echt süß! ^.^

cuuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-09T23:38:42+00:00 10.02.2004 00:38
Genial! Das war ein wirklich geiler Auftritt von Draco! Gut, dass er mit seinem Großvater gesprochen hat. ^^
Und bei Hagrid fragt man sich allmählich wirklich, ob die Dummheit angeboren ist.

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-09T23:16:50+00:00 10.02.2004 00:16
Die Idee ist einfach genial!! O.O
Bei dir findet man immer Lokig!
Aber wenn ich Ginny gewesen wäre, hätte ich zu viel Angst vor Lucius gehabt. ^^'
Aber Ginny ist ja mutig! Eben eine Gryffindor. ^^

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-09T22:41:10+00:00 09.02.2004 23:41
Scheiß auf die Zeit! Die nehm' ich mir einfach. XD
Ohne eine Gute-Nacht-Geschichte von Tâle kann ich nämlich nicht einschlafen. *g*

Hätt' ja nie gedacht, dass die Krankenschwester auch mal zu Voldemorts Schergen gehört hat. Dafür ist sie aber relativ nett. ^^
Dauert sicher noch 'ne Weile, bis Draco und Ginny wieder aufeinandertreffen. Dabei würd' ich die beiden so gern wieder zusammen sehen! >_<
Muss ich eben warten.

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-08T22:21:31+00:00 08.02.2004 23:21
Gemeinheit! Er wollt' sie bestimmt fragen, ob sie mit ihm gehen will. Ist doch richtig ärgerlich!!
Und ich weiß noch nicht, wann ich weiterlesen kann. *heul*

cuuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-08T21:58:40+00:00 08.02.2004 22:58
Was er wohl für Fragen hat? Oo
Da ich jetzt ganz schnell weiterlesen will, nur ein kurzer Komment. XD

cuuuu, Miisha ^^
Von:  Miisha
2004-02-08T21:34:32+00:00 08.02.2004 22:34
Draco ist wirklich nett! ^^
Und Ron ein Idiot!!!
Hoffentlich wird das noch was mit dem Kampf! Wär' schade, wenn Draco diese Chance nicht nutzen könnte! XD

cuuuu, Miisha ^^


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