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Ein neues Leben

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Somit ist das zweite Kapitel draußen.^^ Ich werde versuchen, jede Woche eines heraus zu bringen. Ich hoffe, ich schaffe das.

Wenn ihr Kritik üben wollt, seit ihr natürlich herzlich dazu eingeladen, dies in den Komentaren zu tun. Ich bitte euch nur, Aussagen zu unterlassen wie, "Das kann der doch gar nicht." oder "So etwas würde er nie sagen/machen.", denn dies ist meine Geschichte und wie ich bereits erwähnt hatte, können und sind einige Charaktere "out of character" sein.

So und nun viel Spaß beim Lesen^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das neue Kapitel ist da. Viel Spaß beim lesen. XD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel kommt einmal etwas früher.^^
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe sogar noch ein Kapitel diese Woche geschafft. XD
Ich hoffe, es gefällt euch.
Viel Spaß beim Lesen.^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das nächste Kapitel.
Leider ist es wieder etwas kürzer, trotzdem wünsche ich euch viel Spaß.^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das neue Kapitel ist da. Und dieses Mal wieder ein bisschen länger ;)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, es gefällt euch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass es etwas länger gedauert hat, aber hier ist das nächste Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen.^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ist leider recht kurz geworden. Trotzdem wünsche ich euch viel Spaß^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass es dieses Mal so lange gedauert hat. Ich fürchte auch, dass die nächsten Kapitel etwas langsamer erscheinen werden, da ich zur Zeit viel um die Ohren habe.
Tut mir leid. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich bin ich einmal wieder zum Schreiben gekommen.
Sorry, dass es so lange gedauert hat.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. Hier kommt ein neues Kapitel.^^ Komplett anzeigen

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Escape

Langsam ging die Sonne am Horizont unter. Wie ein strahlender, roter Ball steuerte sie dem Abgrund entgegen und wiederholte somit ihr tägliches Ritual. Dabei hüllte sie die Welt in ein traumhaftes, rotes Licht, das die Tiere des Tages dazu anregte, ihre Verstecke aufzusuchen und sich zur Ruhe zu begeben.

In dieser idyllischen Landschaft lag ein kleines, friedliches Dorf, in dem sich nun ebenfalls die Leute zur Ruhe begaben. Nur ein paar wenige blieben wach, um auf die schlummernde Bevölkerung acht zu geben. Langsam wurde es von den Lauten der Nacht umhüllt und die letzten Strahlen verschwanden hinter dem Horizont. Der Mond war nun die einzige Lichtquelle am Himmel und erleuchtete die Gegend, damit die Wachen etwas erkennen konnten. Doch trotzdem bemerkten sie nicht den dunklen Schatten, der sich auf leisen Füßen dem Dorf näherte. Wie der Wind, so unsichtbar, durchquerte er den Wald und übersprang schließlich die Mauer des Dorfes. Kurz darauf war er auch schon zwischen den Häusern verschwunden.

„Jetzt noch einmal ganz langsam, Hinata. Was ist los?“, fragt ein Mädchen mit langen, blonden Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Einige lange Strähnen, verdeckten das rechte ihrer himmelblauen Augen. Sie trug ein ärmelloses, bauchfreies, lilanes Leibchen und dazu passend einen Rock in derselben Farbe. Neben ihr ging ein schüchternes Mädchen mit grauen Augen und langen, glatten, schwarzen Haaren. „I-Ich möchte, da-das du m-mir hilfst, e-ein p-pass-sendes Ge-Geschenk für Na-Naruto zu finden.“, stotterte sie verlegen. Die beiden waren gerade auf dem Heimweg, als Hinata ihre Freundin auf Narutos Geburtstag ansprach. Unbekümmert schlenderten sie durch die Straßen, in dem wissen, dass ihr Dorf gut bewacht war. Außerdem wagte es sowieso niemand mehr, hier Unfug anzustellen, seit Itachi hier war. Das Mädchen wunderte sich immer noch, wie er das angestellt hatte. Es war ein offenes Geheimnis, dass Itachi alles machte, was der Junge wollte, doch nur wenige wusste, warum. Und die, die es wussten, schwiegen wie ein Grab. Aber im Grunde sollte es ihr egal sein, obwohl sie ihn sogar ein bisschen darum beneidete, einen eigenen Sklaven zu haben. So etwas hätte sie auch gerne, besonders dann, wenn er so gut aussah.

„Was sagst du nun? Hilfst du mir, Ino?“

„Das sollte kein zu großes Problem sein. Durchsuchen wir morgen doch einfach ein paar Geschäfte. Wir werden sicher etwas finden.“

Die Schwarzhaarige nickte schüchtern. Man merkte ihr deutlich an, wie rot sie geworden war. Schon ein ganzes Jahr war sie nun mit Naruto zusammen und immer noch wurde sie bei den Gedanken an ihn rot. Irgendwie beneidete Ino ihre Freundin ein wenig deswegen. “Ob ich mich auch einmal so verlieben werde?“, dachte sie sich lächelnd.

Keiner von ihnen bemerkte den Schatten in einer dunklen Ecke, an der sie vorüber gingen. Als die beiden Mädchen endlich vorbeigegangen waren, schlich er weiter durch die Gassen auf der Suche nach einer ganz bestimmten Behausung. Er musste sie einfach finden, denn es war die einzige Möglichkeit, das zu Ende zu bringen, was er schon seit Monaten plante: Naruto umzubringen.

Er verfluchte diesen Jungen, den Fuchsbengel, so wie er ihn nannte. Der Junge hatte ihm endgültig alles genommen und dafür sollte er büßen, doch er war sich im Klaren, dass er in einem offenen Kampf eindeutig das Nachsehen hatte. Er war schließlich dabei, als der Junge all seine Kameraden getötet hatte, wofür er Kyuubi benutzt hatte. Nur einen einzigen hatte er verschont und er hatte nur überlebt, weil er ihn für tot gehalten hatte, hatte er das doch selbst am Anfang geglaubt.

Der Junge war verdammt mächtig, das wusste er nun, darum musste er ihn töten, wenn er unachtsam war. Das wäre seine einzige Chance und das war am besten im Schlaf. Darum machte er sich auf die Suche nach seinem Haus.

Plötzlich vernahm der Schatten aber einige Stimmen, die er nur zu gut kannte. Schnell versteckte er sich in einer dunklen Gasse und hoffte, dass er nicht auffallen würde, weil es sonst endgültig mit ihm aus sein würde.

Langsam wurden die Stimmen lauter und nach wenigen Augenblicken gingen drei Personen an der Gasse vorbei. Der eine hatte blonde, gezackte Haare und blaue Augen. Sein Gesicht erinnerte ein wenig an einen Fuchs, was seine drei dünnen Striche an jeder Wange nur verdeutlichten. Der zweite war etwas größer, hatte schwarze, kurze Haare und braune Augen. Der letzte hatte ebenfalls schwarze Haare, die zu einem Schwanz zusammengebunden worden waren. In seinem Gesicht befanden sich zwei Striche, die schräg nach unten führten. Jeden von ihnen kannte der Schatten gut. Der eine war früher einmal sein Kollege gewesen und der zweite Schwarzhaarige daneben war sein Bruder. Den dritten könnte er wohl nie vergessen. Er war derjenige, von dem er jede Nacht Alpträume bekam: Naruto.

Der Schatten hielt die Luft an und hoffte, dass sein Herzschlag, der bis zu seinem Hals spürbar geworden war, ihn nicht verriet. Doch gerade als er dachte, es wäre vorbei, blieb Naruto stehen und wendete sich zu ihm um. „Komm da raus!“, schrie er zu ihm hinüber. Die Gestalt glaubte, ihr Herz stehe für einen Moment still. Schnell machte sie sich aus dem Staub. „Hier geblieben!“, rief ihr Naruto hinterher und nahm mit seinen beiden Freunden die Verfolgung auf.

So schnell die Person konnte, rannte sie durch die engen, schattigen Gassen, um ihre Verfolger abzuschütteln. Doch sie ahnte bereits, dass es nicht funktionieren würde. Die drei hinter ihr kannten sich in diesem Dorf um einiges besser aus, als sie, und der eine Schwarzhaarige mit den zwei Strichen im Gesicht hatte außerdem noch seine roten Augen aktiviert, was es für sie noch um vieles schwieriger machte, heil aus der Sache herauszukommen. Kurz riskierte sie einen Blick nach hinten und stellte fest, dass sich die drei aufgeteilt hatten. Naruto und der kleinere Schwarzhaarige waren verschwunden, während der Rotäugige immer weiter aufholte. Aus Erfahrung wusste der Schatten, das er dem Mann nicht in diese Augen sehen durfte, das Sharingan, so wie es genannt wurde. Er konnte damit seine Gegner in die Irre führen und das konnte die Gestalt jetzt nun wirklich nicht gebrauchen. Schnell wendete sie wieder ihren Blick ab und rannte weiter, bis sie auf eine breitere Straße stieß. Dort entdeckte sie zwei Gestalten, die sie bereits vorher gesehen hatte: Es war Ino mit ihrer Freundin Hinata. Die Person knurrte mürrisch. Eigentlich war es nicht ihre Art, doch wenn sie heil aus dieser Sache herauskommen wollte, musste sie schnell handeln. Heimlich holte sie etwas aus ihrer Tasche hervor, die sie bei sich trug, und warf es den beiden Mädchen zu, die von all dem nichts mitbekamen.

Als sie schließlich die aufgeregten Rufe des Rotäugigen vernahmen, der sofort erkannt hatte, was der Fremde vor hatte, war es bereits zu spät. Eine weiße Schlange wickelte sich um Inos Körper und fesselte sie so stark, dass sie fast keine Luft mehr bekam. Hinata war davon so überrascht, dass sie sich nur geschockt die Hände vor dem Mund hielt und im ersten Moment überhaupt nicht wusste, was sie machen sollte. Nun wurde auch sie von so einer Schlange gepackt.

Vor den beiden Mädchen blieb der Fremde schließlich stehen. „Kommt mir nicht zu nahe, oder ich sprenge die beiden in die Luft, un!“, drohte die Gestalt und machte schon einmal die passenden Fingerzeichen dafür. Sofort blieben der Mann und die beiden anderen, die gerade aus einer Seitengasse gelaufen kamen, um dem Flüchtenden den Weg abzuschneiden, stehen. „Hätte nicht gedacht, dass du noch lebst, Deidara.“, knurrte der Rotäugige verstimmt. Ihm gefiel es überhaupt nicht, wie sich die Sache gerade entwickelte. „Wie du siehst.“, antwortete der Fremde und holte etwas aus seiner Tasche. Kurz konzentrierte er sich darauf und mit einem lauten Knall stand auf einmal ein großer, weißer Vogel vor ihm. „Ich warne euch! Folgt ihr mir, ist das Mädchen tot, un!“ Damit schnappte er sich Ino, die immer noch in diese seltsame Schlange gewickelt war, sprang auf den Vogel und erhob sich in die Lüfte. Von hinten hörte er noch, wie der Alarm erklang, doch schließlich verschwand auch der in der Ferne, während er langsam in Richtung Gebirge flog und das zappelnde Mädchen mit sich schleppte. Irgendwann ging ihm das Gezeter und Geplärre aber auf die Nerven und so verpasste er ihr einen gekonnten Schlag, so dass sie ihr Bewusstsein verlor und endlich still war.

Erleichtert atmete die Gestalt auf. Endlich war Ruhe eingekehrt. Nur noch das Rauschen des vorbei sausenden Windes war zu hören. Die Person konnte es nicht fassen. Normalerweise war sie immer diejenige, die allen mit ihrem ständigen Geplapper auf die Nerven ging, doch hier war es nun tatsächlich umgekehrt gewesen. Das Geschrei dieses Mädchens hatte sie regelrecht entnervt. "Was soll ich jetzt eigentlich mit ihr machen?", dachte er sich, "Eigentlich hatte ich vor, sie bei der nächsten Gelegenheit abzusetzen. Na ja. Wenn sie im Schlaf von einem Tier gerissen wird, ist es ihr Pech."

Deidara sah nach unten, um einen geeigneten Landeplatz zu finden. Er würde das Mädchen nur schnell absetzen und dann zu Fuß weiter rennen. Der Vogel, auf dem er saß, war zwar schnell, aber viel zu auffällig, das wusste er nur zu gut. Allerdings entdeckte er keine Lichtung in der Nähe, auf der er hätte landen können. Dafür erregte etwas Anderes seine Aufmerksamkeit. Einige Schatten streiften durch den Wald und versuchten mit ihm Schritt zu halten. Dabei gingen sie so behutsam vor, dass schlechtere Augen sie nicht gesehen hätten. Doch da hatten sie die Rechnung ohne ihn gemacht. Sein Seesinn war schon immer ungewöhnlich stark gewesen, was er auch dringend benötigte, denn er kämpfte ausschließlich auf große Entfernungen. Die Schatten zwischen den Bäumen waren für ihn daher kein Problem.

„Langsam wird das lästig.“, dachte er sich gereizt und erschuf zehn weitere Doppelgänger von sich, die er eine kurze Weile neben sich her fliegen ließ. Danach zerstreuten sie sich in alle Richtungen.
 

Geschockt blieben die Verfolger stehen, als zehn gleich aussehende, weiße Vögel in verschiedene Richtungen davon flogen, und das auch noch sehr schnell. Es waren ungefähr acht Personen, die den Entführer nachstellten. Unter ihnen befanden sich auch Naruto, Hinata und die beiden Schwarzhaarigen. Ein weiterer Junge hatte ebenfalls schwarze Haare, die ihm zerzaust ins Gesicht hingen. Er hatte schiltzförmige Pupillen und befand sich in der Begleitung eines großen, grauweißen Hundes mit Schlappohren. Außerdem waren dann noch ein Mädchen mit rosa Haaren dabei und ein Junge mit langen, glatten, schwarzen Haaren, der dieselben Augen wie Hinata hatte. Als Letzer begleitete sie noch ein Mann mit aufgestellten, weißen Haaren, der eine Gesichtsmaske trug. Sie alle waren zuerst Geschockt, als sich der Verfolgte aufteilte. Er hatte sie also bemerkt. Jetzt konnten sie nur hoffen, dass der Entführer seine Drohung nicht wahr machte.

Der Hund schnüffelt wie verrückt, in der Hoffnung, dass er vielleicht eine Witterung aufnehmen konnte, um dies zu verhindern, doch die Vögel waren zu hoch oben. Hinata und der andere Junge versuchten während dessen herauszufinden, welcher der Vögel, der richtige war. Sie konzentrierten sich auf die Flüchtenden und aktivierten ihre Augen. Doch zu ihrer Enttäuschung mussten sie feststellen, dass von allen Zehn ein Energie aus ging. Es handelte sich also um Schattendoppelgänger. Der Entführer verstand sein Handwerk. Nun konnten sie es nur auf gut Glück probieren, denn, zu aller Verwunderung, brachten sich auch die Sharingane nichts.

Sie machten sich schnell eine Möglichkeit aus, wie sie mit den anderen in Kontakt treten konnten, falls es nötig war, und verteilten sich dann in alle Richtungen.
 

Die Minuten verstrichen. Auf einmal regte sich etwas in der Nähe der Stelle, wo zuerst die acht Verfolger gestanden hatten. Es war Deidara. Erleichtert atmete er aus. Als er bemerkt hatte, dass die zwei Schwarzhaarigen, die zuvor mit Naruto unterwegs waren, auch dabei waren, hatte er schon befürchtet, er würde auffliegen. Zum Glück hatte es aber nicht funktioniert, aus welchem Grund auch immer. Eigentlich hätten sie ihn ohne Probleme aufspüren müssen, doch das taten sie nicht und waren einfach seinen Trugbildern nach gelaufen. Der Entführer war froh darüber.

Er schlenderte zu seinem Vogel und stieg auf. Das Mädchen nahm er auch mit. Er würde sie wohl noch eine Weile behalten, nur zur Sicherheit. Man wusste ja nie, was als nächstes geschah. Hoffentlich wachte sie nicht frühzeitig auf. Dass sie sich den Weg zu seinem Versteck merkte, war das letzte, was er nun gebrauchen konnte. Und so begab er sich wieder in die Lüfte und flog so schnell wie möglich auf das Gebirge zu, um das sich bereits finster Wolken sammelten.

Awakening

Ein lautes Prasseln war in der Dunkelheit zu hören. Es klang fern und so, als wäre es nicht wirklich da, doch es war er einzige Anhaltspunkt. Plötzlich wurde es lauter und klarer. Dazu kam auch ein gewaltiger Krach, wie Donner. Regnet es?

Langsam öffnete Ino die Augen und erblickte sogleich eine, graue, kalte, aber immerhin trockene Decke aus Fels. Verwundert drehte sie den Kopf nach links und sah dort einige Behälter, in denen man anscheinend Verschiedenes mischte. Daneben befand sich ein Stapel trockenes Holz, ein eiserner Topf und eine Pfanne, Essschüsseln und ein paar zusammengelegte Kleidungsstücke, alle in Schwarz. Außerdem entdeckte sie noch zwei Taschen, die aber leer zu sein schienen.

Danach drehte sie ihren Kopf nach rechts. Dort erblickte sie den Eingang, der zu diesem Unterschlupf führte. Es handelte sich um eine Höhle, in der anscheinend jemand lebte. Und dieser Jemand saß vor dem Eingang an die Wand gelehnt und starrte ernst in den strömenden Regen hinaus. Er hatte lange, blonde Haare, die oben zu einem Zopf zusammengebunden waren. Die linke Seite seines Gesichtes wurde von langen Strähnen verdeckt, die das Mädchen ein wenig an ihre eigenen erinnerte, nur waren diese länger. Seine mandelförmigen, blauen Augen wirkten elegant, frech und auch eiskalt. Noch nie hatte Ino so viele Beschreibungen auf einmal für einen einzigen Blick gefunden. Ein kalter Schauer lief ihr bei diesem Anblick den Rücken hinunter. Der Mann trug ein ärmelloses, schwarzes Hemd, das ab der Brust dunkelgrau war und ein Netzmuster hatte. Passend dazu hatte er noch eine lange, schwarze Hose an, die von einem schwarzen Gürtel zusammengehalten wurde.

Das Mädchen hielt den Atem an. Sie kannte diesen Mann. Er gehörte zu den Akazukis, zu der Organisation, die es auf ihren Freund Naruto abgesehen hatte, zu der auch der langhaarige, mit den zwei Strichen im Gesicht gehörte: Itachi. Diese Organisation verschwand dann schließlich, als Itachi zu ihnen ins Dorf kam. Er behauptete, dass alle tot waren, aber was machte dann dieser Mann hier? Sollte er dann nicht schon seit Jahren tot sein? Schon einmal hatte sie gegen diesen Mann kämpfen müssen. Damals hatten sie, obwohl sie in der Überzahl waren, nur haarscharf den Sieg errungen. Sein Genkai war bei ihnen allen gefürchtet, denn es konnte gewaltigen Schaden anrichten.

Leise setzte sie sich auf und entdeckte erst jetzt, dass der schwarze, lange Mantel mit den roten Wolken, das Markenzeichen der Akazukis, wie eine Decke auf sie gelegt worden war. Vor ihren Füßen befand sich die Schlange aus Ton, die sie umwickelt hatte. Doch lange dachte sie nicht darüber nach, sondern griff an ihren Rock, wo sie immer zwei Kunais versteckt hielt. Man wusste ja nie, wozu sie einmal gut sein würden. Doch die Waffen waren verschwunden.

Stattdessen drehte sich Deidara mit dem Gesicht zu ihr und sah sie ausdruckslos an. „Endlich aufgewacht, hm?“, fragte er deutlich desinteressiert. Eigentlich wunderte er sich über sich selbst, dass er sie mitgenommen hatte. Sie würde ihm wahrscheinlich sowieso nur ein Klotz am Bein sein und herumzicken, wie es für gewöhnlich alle Mädchen taten. Als er den verschreckten Blick der Blonden und das darauf folgende suchende Umherschweifen mit den Pupillen bemerkte, konnte er sich ein höhnisches Lächeln dennoch nicht verkneifen. „Suchst du etwas DAS hier, un?“, meinte er und hielt demonstrativ zwei Kunais in die Höhe.

Entsetzt starrte Das Mädchen auf die beiden Waffen, die der Mann nun hochhielt. Das waren ohne Zweifel ihre. Es war zum verzweifeln. Jetzt saß sie ja tatsächlich mit diesem Irren in dieser Höhle fest und hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Noch dazu schüttete es draußen wie in Strömen und versperrte ihr dadurch eine klare Sicht auf ihre Umgebung. Trotzdem würde sie sagen, dass sie sich in einem Gebirge befand, was ihr aber auch nicht viel weiter half. Es gab eine menge Gebirgsketten um Konoha und jede von diesen konnte es sein. Sie müsste sich die Landschaft genauer ansehen, bevor sie etwas aussagen konnte, doch sie bezweifelte, dass der Blonde das zulassen würde. Sie fand es ja schon seltsam, dass er sie noch nicht umgebracht hatte, aber was nicht ist, konnte ja noch werden und darum wollte sie so schnell wie möglich einen Ausweg aus ihrer Situation finden.

„Wir sind hier in einer ziemlich rauen Gegend mit vielen Monstern und Räubern. Ich an deiner Stelle würde es mir also zwei Mal überlegen, ob ich von hier abhauen will, yeah.“, sagte der Mann, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Danach erhob er sich schweigend und steckte dabei ihre zwei Kunais in seinen Gürtel.

Entsetzt wich Ino zurück, als er auf sie zu kam. „Was will er von mir?!“, fragte sie sich ängstlich und hielt sich schützend den Arm vor den Körper.

Dieser zeigte an ihr aber kein Interesse. Ruhig ging er an der Blonden vorbei und holte etwas Holz, das er in der Nähe des Ausganges zu einem Stapel schlichtete. Danach entfachte er noch ein Feuer und setzte sich davor. Das flackernde Licht erhellte sofort den gesamten Raum, wobei es düstere Satten an die Wand warf. Nun konnte Ino alles in dieser Höhle erkennen. Mit Ausname des Holzes und einiger wenigen, weiteren Sachen schien alles aus Ton gefertigt worden zu sein. Wahrscheinlich von Deidara selbst, da vieles seinem Stiel entsprach, wenn auch nicht unbedingt seiner „Kunst“. Seiner Meinung nach war Kunst etwas Vergängliches, etwas, das nur von kurzer Dauer war. Darum sprengte er seine Kunstwerke alle sofort in die Luft. Da er das bei diesen Dingen nicht tat, war wahrscheinlich nur deswegen, weil er sie noch brauchte. Staunend betrachtete sie die verschieden Gegenstände, darunter auch ein kunstvoll angefertigtes Tonregal, in dem einige Schüsseln und Flaschen, ebenfalls aus Ton, standen. Man merkte, dass der Blonde sein Handwerk verstand. Wenn er es nicht ständig in die Luft jagen würde, wäre sie sicher schön anzusehen.

Nun blickte das Mädchen wieder zu dem Mann, der unablässig ins Feuer starrte. Sie wusste, dass er wachsam blieb und sie, wenn auch unauffällig, beobachtete. Sie durfte sich also keinen falschen Schritt erlauben. Langsam zog sie ihre Beine an ihren Körper an und umklammerte sie mit ihren Armen. Danach legte sie ihren Kopf darauf. So verharrte sie in ihrer Position und beobachtete den Ninja vor ihr. Sie wagte es nicht, irgendeinen Laut von sich zu geben, da sie nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Der Blonde schien nicht sonderlich gute Laune zu haben, denn wenn sie an ihre letzte Begegnung dachte, wo er die ganze Zeit über gelächelt und dumme Sprüche geklopft hatte, wirkte er im Moment sehr ernst und still. Nachdenklich richtete sie ihren Blick nun wieder woanders hin. Was sollte sie nun machen? Wie kam sie wieder lebend hier heraus? Sie wusste es nicht. Sie musste einen unachtsamen Augenblick abwarten, um fliehen zu können. Egal, wie weit sie von Konoha entfernt war, sie würde den Weg schon irgendwie wieder finden. Bis dahin konnte sie aber nur abwarten und hoffen, dass der ehemalige Akazuki nicht die Absicht hatte, sie bald umzubringen.

Innerlich schluchzte Ino richtig über ihre momentane Situation. Sie hatte Angst, große Angst. Am liebsten wäre sie jetzt zu Hause und würde wieder an der langweiligen Theke stehen, um Blumen zu verkaufen. Mit aller Macht versuchte sie, die in ihr aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Jetzt Schwäche zu zeigen, wäre nicht gut. Sie hoffte inständig, dass Deidara das Zittern ihres Körpers der Kälte in der Höhle zuschrieb, denn sie wusste, das es deutlich zu sehen war.

Deidara hingegen tat so, als bemerke er von all dem nichts. Es war ihm völlig egal, wie sich das Mädchen im Moment fühlte. Sollte sie doch Angst vor ihm haben. Das ersparte ihm nur unangenehmes Gezeter. Gelangweilt stocherte er mit einem Stock im Feuer herum und hielt es so am brennen. Ab und zu legte er noch ein paar Scheite nach. Danach setzte er sich davor hin und starrte wieder in den Regen hinaus, wobei er wachsam auf jedes Geräusch der Bewegungen seiner Gefangenen achtete. Das Wetter spiegelte wirklich seine Inneren Empfindungen wieder: düster, kalt und trostlos. Dabei wusste er selbst nicht einmal genau, warum. Der Verlust der Organisation hatte ihn damals sehr mitgenommen, obwohl er die Mitglieder eigentlich nicht wirklich leiden konnte. Besonders Itachi war ihm zuwider. Doch trotzdem vermisste er sie und ganz besonders Sasori und Tobi. Zugegeben, Tobi war nicht wirklich einfach gewesen mit seiner ständig nervigen Art und Sasori hat immer genörgelt, aber ohne die beiden fühlte er sich irgendwie einsam.
 

Die ganze Nacht hindurch beobachtete Ino ihren Entführer, der sich seit dem Feuermachen keinen einzigen Millimeter mehr gerührt hatte. Sie konnte nicht einmal sagen, ob er wach war oder schlief, da sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie selbst fühlte sich furchtbar müde. Sie war es normalerweise ja gewohnt, lange auf zu bleiben, doch die Ereignisse hatten sie sehr erschöpft. Trotzdem traute sie sich nicht zu schlafen. Wer wusste, was der Blonde dann machen würde. Sie könnte eine Gelegenheit zur Flucht verpassen.

Schließlich regte sich Deidara und legte einige Scheite nach, wodurch die Glut, die vom Feuer in der Nacht noch übrig geblieben war, wieder zu brennen begann, wenn auch nicht ganz so stark. Danach stand er auf und holte einige Behälter, zwei Schüsseln und einen Topf mit langen Beinen hervor. Die Behälter und die Schüsseln stellte er neben dem Feuer ab, während er mit dem Topf nach draußen ging.

Verwundert sah ihm Ino nach. War der wirklich so nachlässig, dass er ihr so eine Gelegenheit zur Flucht gab? Das konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen. Immer noch schüttete es wie aus Eimern und das Mädchen konnte nicht genau erkennen, wohin der Mann verschwunden war. Sie war sich sicher, dass er noch in der Nähe war, also musste sie sich beeilen. Leise schlich sie zum Ausgang und sah sich um. Ihre Vermutung bewahrheitete sich. Deidara war nicht weit von der Höhle entfernt. Er hockte mit dem Rücken zu ihr vor einem reißenden Bach, den das Mädchen durch den strömenden Regen nicht wahrgenommen hatte, und füllte den Topf mit Wasser. „Es hat keinen Zweck, also verschwinde wieder in die Höhle, un.“, meinte der Blonde ruhig ohne sich zu ihr umzudrehen. Danach erhob er sich und schritt an ihr vorbei zu dem Feuer. In dieser kurzen Zeit, wo er draußen gewesen war, war er bereits stark durchnässt worden und das Mädchen fragte sich, ob ihm nicht kalt war. Doch dem schien das nichts auszumachen. Er stellte den Topf über das Feuer, wobei sich die verlängerten Beine als sehr praktisch erwiesen, da man dadurch kein zusätzliches Gestell mehr benötigte. Danach öffnete er einen der Behälter und schüttete kleine, längliche Körner hinein: Reis. Schließlich gab er noch einen Deckel hinauf und setzte sich dann wieder an die Wand.

Die ganze Zeit über stand Ino am Eingang der Höhle und sah den Ninja dabei zu, was er machte. Dieser holte aus einer weiteren Box ein getrocknetes, längliches Blatt heraus und begann dieses zu kauen.

Nach einer kurzen Weile ging das Mädchen wieder weiter in das Innere, wo sie sich erneut an die Wand setzte und den Mann beobachtete. Viel anderes konnte sie im Moment nicht machen.

Schließlich öffnete Deidara nach ungefähr zwanzig Minuten den Topf und sah sich den Reis darin an. Er schien zufrieden zu sein, denn er legte den Deckel bei Seite und nahm noch den dritten und letzten Behälter zur Hand. Darin befanden sich einige, trockene Gräser, die leicht nach Zimt dufteten. Davon nahm er einige, zerbröselte sie und mischte sie unter den Reis. Er holte noch schnell einen Schöpfer und begann dann eine Schüssel mit Reis zu füllen.

Unschlüssig beobachtete das Mädchen den Blonden, wie er den Reis in die Schüssel füllte. Ihr Magen meldete sich, doch sie traute sich nicht wirklich zu fragen, ob sie auch etwas haben durfte. Also wartete sie, was weiter passierte. Auf einmal sah der Mann zu ihr, was sie erschrocken zusammenzucken ließ. „Du heißt Ino, oder, un?“, fragte er das eingeschüchterte Mädchen. „Ähm....ja.“, antwortete diese leise. „Komm her und iss. Ich habe nämlich keine Lust, mir später dein Genörgel anhören zu müssen, dass du Hunger hast, un. Und wehe, du beschwerst dich, yeah.“ Er reichte ihr die Schüssel und zwei Essstäbchen und nahm sich dann selbst etwas aus dem Topf. Misstrauisch beobachtete Ino den Blondhaarigen noch eine Weile, um sich zu vergewissern, dass der Reis auch ja nicht vergiftet war, doch der nahm ihn ohne Bedenken zu sich, was das Mädchen beruhigte. Weder in ihren Reis, noch in ihre Schüssel hatte er zusätzlich etwas hinein getan und was im Topf war, aß auch er, also schien alles in Ordnung zu sein.

Trotzdem aß sie vorsichtig und langsam, denn der Reis war noch heiß. Sie musste zugeben, dass es gar nicht so schlecht schmeckte. Es war sogar recht gut. Die Gräser, die der Mann hinzu gemischt hatte, hinterließen einen angenehmen Nachgeschmack im Mund.

Einige Zeit verstrich, in der keiner etwas sagte. Schließlich fasste das Mädchen aber doch all ihren Mut zusammen und wendete sich an ihren Entführer. „Sag mal, Deidara-kun, darf ich dir eine Frage stellen?“

„Das hast du jetzt sowieso schon getan.“, meinte der Blonde und sah zu dem Mädchen, das unter seinem stechenden Blick zusammenzuckte. „Was willst du, hm?“

„Warum hast du mich entführt und hier her mitgenommen?“, fragte es eingeschüchtert. Der Blick des Blonden verfinsterte sich, was seine Gefangene noch mehr verängstigte, doch er blieb nach wie vor ruhig. „Ich habe dich als Geisel genommen, um lebendig aus dem Dorf verschwinden zu können, yeah.“

„U-und warum hast du mich hier her mitgenommen? Du hättest mich doch auch irgendwo absetzten können.“ „Oder mich umbringen.“ Doch diese Gedanken behielt das Mädchen erst einmal für sich.

„Weil sie mich verfolgt haben. Hätte ich dich abgesetzt, hätten die mich garantiert irgendwo überfallen, un.“ „Und was hast du nun mit mir vor?“

Der Mann seufzte. „Das weiß ich noch nicht genau. Vielleicht bringe ich dich zurück, wenn sich die Lage etwas beruhigt hat oder ich bring dich um. Vielleicht mache ich auch etwas ganz anderes, ich habe mich noch nicht entschieden, un.“

Bei dem zweiten Beispiel musste Ino heimlich schlucken. Sie hoffte innig, dass er sich nicht DAFÜR entscheiden würde. Schließlich seufzte der Mann bei ihrem Gesichtsausdruck erneut. Anscheinend hatte er ihr gerade einen Schrecken eingejagt, doch was soll’s. „Willst du noch etwas, hm?“, fragte er das Mädchen, die im ersten Moment anscheinend nicht wusste, wovon er redete. Dann schüttele sie aber den Kopf. Der Appetit war ihr gehörig vergangen.

Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Dann gib die Schale her.“ Er nahm die Schüssel entgegen, die ihm zögernd überreicht wurde und ging dann nach draußen, wo er sie bei strömenden Regen im Bach abspülte. Den restlichen Reis ließ er noch im Topf und stellte diesen an eine Kühle stelle, wo er nicht so schnell schlecht wurde. Kalt schmeckte der er schließlich genau so gut wie warm.

Eine kurze Weile beobachtete Ino den ehemaligen Akazuki noch beim werken und schloss dann die Augen. Sie fühlte sich auf einmal so wahnsinnig müde. Sie dachte sich noch, dass sie es nicht dürfe, doch dann war sie schon eingeschlafen.

Erleichtert atmete Deidara auf, als er merkte, dass das Mädchen schlief. „Das Mittel hat endlich gewirkt.“ Vorsichtig hob er sie hoch und legte sie auf seine Matte, wo er sie noch mit seinem Mantel zudeckte. Danach verließ er mit einigen Behältern die Höhle.

Pumabear

Nach einigen Stunden kam Ino wieder zu sich. Es hatte aufgehört zu regnen und sie erkannte bereits das rote Licht des Abends, das von den Felsen reflektiert wurde. Deidara saß wieder an seinem Platz vor dem Höhleneingang und starrte hinaus. Verwundert sah sich das Mädchen um. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie so schnell eingeschlafen war. „Er muss mir doch etwas verabreicht haben, aber wie. Ich habe doch bloß den Reis zu mir genommen und den hat auch er gegessen. Wie ist das möglich?“ Auf einmal merkte sie, dass einige Behälter fehlen. „Er muss, während ich geschlafen habe, weg gewesen sein. Verdammt! Das wäre meine Chance gewesen!“ Das Mädchen ärgerte sich richtig über ihren Fehler. Das hätte ihr eigentlich nicht passieren dürfen.

„Wieder wach, hm?“, riss sie schließlich die Stimme des Blonden aus ihren Gedanken.

„Was hast du mir da gegeben?!“, fragte das Mädchen ungehalten. Ihre Scheu hatte sie im Moment völlig verdrängt. Doch trotz des rauen Tonfalls blieb Deidara ruhig.

„Ich habe dir ein Betäubungsmittel verpasst, un. Schließlich kann ich nicht riskieren, dass du einfach abhaust, yeah.“, meinte er gelassen.

Darauf wusste Ino keine Antwort, doch sie nahm sich vor, ihn die nächsten Tage genau zu beobachten, damit ihr nichts mehr entging. So etwas durfte ihr nicht noch einmal passieren.
 

So vergingen nun mehrere Tage. Jedes Mal wurde sie von Deidara nach dem Essen betäubt, wobei sich das Mädchen nun sicher war, dass es die Gräser waren, die sie in diesen langen Schlaf versetzten. Nur warum schlief der Mann dann nie ein? Sie wusste, er musste vorher ein Gegenmittel einnehmen und darum behielt sie ihn gut im Auge. Nichts ließ sie sich von seinem Verhalten entgehen und sie achtete auch immer darauf, wie lange sie ungefähr schlief. Schon bald fand sie heraus, dass es ungefähr acht Stunden waren. Außerdem nahm er jedes Mal vor dem Essen eines dieser seltsamen, länglichen Blätter zu sich, die er ausgiebig kaute und dann schluckte. „An diese muss ich herankommen!“, dachte sie sich und versuchte sich die Dose zu merken, in denen diese verstaut waren. Jetzt musste sie nur darauf warten, dass er sie kurz alleine ließ. Das geschah jedes Mal, wenn er den Topf mit Wasser füllte, wenn er Reis, Bohnen, Gemüse oder sonst irgendetwas darin kochte. Diese Chance nutzte sie schließlich eines Tages und schlich sich zu den Behältern. Leise öffnete sie diese und betete dafür, dass das Plätschern des Baches laut genug war, um die Geräusche zu übertönen. Schnell nahm sie sich einige Blätter, schloss die Dosen und setzte sich wieder hin, wobei sie sich sofort eines der Blätter in den Mund schob. Da von Deidara keine Regung kam, als er wieder die Höhle betrat, schätzte sie, dass es geklappt hatte. Er ging seinen üblichen Beschäftigungen nach, während das Mädchen ihren Kopf auf ihren Schoß legte und heimlich zu kauen begann. Erst als der Reis fertig war, schluckte sie es unmerklich und nahm die Schüssel entgegen.

Wie jedes Mal waren beide sehr ruhig beim Essen. Sie wechselten kaum Worte miteinander und es störte sie auch nicht, wollten sie sowieso so wenig miteinander zu tun haben, wie möglich. Deidara seufzte, als er mit dem Essen fertig war und die Schüsseln ausspülen ging. Er hatte in letzter Zeit mehrere Male nachgesehen, ob er das Mädchen zurückbringen konnte, doch der Wald wimmelte nur so von Ninjas. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als sie noch eine Weile zu behalten. Er sah zu dem Mädchen hinüber. Eigentlich fand er es gar nicht so schlimm, wieder einmal Gesellschaft zu haben, auch wenn es nur ein nerviges Gör war. Aber wenigstens war sie still. Allmählich begann das Mittel zu wirken und sie fiel in einen tiefen Schlaf. Einige Zeit beobachtete er sie. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er hatte sie schon häufig im Schlaf beobachtet. Sie wirkte in diesen Zustand wie ein Engel für ihn. Nun war es aber wieder an der Zeit aufzubrechen. Er erhob sich lustlos und ging aus der Höhle.
 

Als Ino bemerkte, dass Deidara aus der Höhle verschwand, wartete sie noch einige Minuten und stand dann auf. Hastig nahm sie sich einige Früchte, die er in der Höhle lagerte und verschwand dann hinaus. Kurz sah sie sich um. Sie befand sich in einem großen Gebirge, das ihr alles andere als bekannt vorkam. Überall ragten schroffe Felsen in die Höhe und es gab nur wenig Pflanzen. Gerade einmal ein paar Flechten und Moose konnte sie an manchen Stellen erkennen. Trotzdem versuchte sie sich die Landschaft so gut es ging einzuprägen, um nachher eine genaue Beschreibung liefern zu können. Schnell entschied sie sich noch für eine Richtung und rannte los, um möglichst weit von Deidara wegzukommen.

Es dauerte auch nicht lange und die Landschaft veränderte sich. Aus den kahlen, grauen Felsen wurde bald ein ausgedehnter Wald, der sich die Berge entlang schlängelte und in dem sie sich gleich um vieles wohler fühlte. Sie wusste nur zu gut, dass es nicht der Wald war, der sich um Konoha befand, doch er bot ihr immerhin Schutz und so verlangsamte sie ihre Schritte. Ein paar Mal atmete sie tief durch und genoss die frische Luft der Freiheit. Doch sofort wurde sie wieder ernst und sah sich im Gebiet um. Dieser Wald bestand hauptsächlich aus Nadelhölzern und davon schien der Großteil aus Fichten zu sein. Nur ab und zu entdeckte sie einen Laubbaum, der im Vergleich aber mickrig wirkte. Der Wald war sehr dicht und schien noch wild zu sein. Wahrscheinlich waren noch kaum Menschen hier gewesen, weshalb sich Deidara mit hoher Wahrscheinlichkeit hier niedergelassen hatte. Nun betrachtete sie die Pilze und Farne, von denen sie hoffte, dass es ein paar gab, die nur hier wuchsen. So konnten ihre Freunde vielleicht, wenn sie ihnen eine Nachricht schickte, die Suche einschränken. Leider fand sie nur ein paar Fliegenpilze, Eierschwammerl und andere bekannte Sorten. Und von denen, die sie nicht kannte, war sie sich sicher, sie bereits in Konoha gesehen zu haben. Auch bei den Farnen hatte sie kein Glück, da sie hauptsächlich Adlerfarne und nur ab und zu eine Hirschzunge fand. Blütenpflanzen entdeckte sie so gut wie nie.

Nach Stunden ließ sie sich schließlich auf den Boden sinken und aß eine der Früchte. Danach lehnte sie sich eine Weile zurück und lauschte den Vögeln bei ihrem Gesang.
 

Während dessen kam Deidara wieder zur Höhle zurück. Entsetzt sah er auf die leere Stelle vor sich. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Schnell machte er wieder kehrt und formte einen Vogel, den er sofort vergrößerte. Danach sprang er auf und flog in die Richtung, in der er das Mädchen vermutete. Er holte schnell sein Vergrößerungsgerät, das er an seiner linken Kopfhälfte befestigte und beobachtete dann genauestens den Wald unter sich. Er musste das Mädchen so schnell wie möglich finden, denn er brauchte sie eventuell noch. Außerdem wäre es nicht gut, wenn sie durch Zufall doch den richtigen Weg finden würde und er dann von Itachi und Naruto überrascht wurde.
 

Erschrocken öffnete Ino die Augen. Sie glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Schnell sprang sie auf und sah sich um. Irgendetwas schlich um sie herum, sie konnte es fühlen. Verstört sah sie um sich, doch sie konnte nichts entdecken. Instinktiv griff sie nach ihrem Kunai, fasste aber ins Leere. „Verdammt! Der Typ hat mir ja meine Waffen abgenommen!“ Plötzlich sprang ein gewaltiger Bär aus dem Gebüsch. Er hatte lange, kräftige Beine wie die einer Raubkatze, sein Körper war bummelig und von einem dichten, schwarzen Fell überzogen. Schnell bückte sich das Mädchen und entging dadurch haarscharf den mächtigen Klauen des Monsters, das sich sofort in der Luft zu ihr umdrehte. Gierig funkelten ihr die roten Augen der Bestie entgegen und ein lautes Knurren erfüllte die Gegend. Verängstig wich Ino bis zum Stamm eines gewaltigen Baumes zurück. Kaum am Boden angekommen, setzte das Monster auch schon wieder zu einem Sprung an. Wie funkelnde Dolche flogen ihr die mächtigen Klauen entgegen. Schnell stürzte sich das Mädchen zur Seite und entging so nur knapp den tödlichen Fängen, die den Baum hinter ihr wie einen morschen Ast durchtrennten. Nun verlor die Blonde keine Zeit mehr. Bevor der Bär zu einem nächsten Angriff ansetzten konnte, rannte sie los. So schnell sie ihre Beine tragen konnten, eilte sie durch den Wald, einen Weg entlang, den sie nicht kannte, in das Ungewisse hinein. Sie baute auf ihr Glück, hoffte, das blutrünstige Tier abzuschütteln.

Doch auf einmal baute sich vor ihr eine gewaltige Felswand auf. Abrupt blieb Ino stehen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Hektisch sah sie sich um, doch sowohl links als auch rechts war sie von steilen Felsmauern umgeben. Ohne es zu merken, war sie in eine Sackgasse gelaufen. Das war einmal wieder so typisch für sie. Kaum war sie diesem Verrückten entkommen, schlitterte sie in das nächste Problem. Und das Schlimmste war, dass es dieses Mal kein Entrinnen gab. Tränen der Verzweiflung rannen ihr über das Gesicht. Sie wollte nicht sterben, wollte doch bloß nach Hause, zu ihren Freunden. Warum hasste das Leben sie so? Was hatte sie denn falsch gemacht?

Hinter sich konnte sie schon das Getrampel des Tieres hören, dass ihr nach hastete, um sie in Stücke zu reißen und sie zu verschlingen. Das Herz schlug ihr bis in den Hals. Sie schloss die Augen, wollte nicht sehen, was passiert. Ein lautes Schnaufen ertönte, gefolgt von einem markerschütternden Brüllen, dass sie zusammenzucken ließ. Verängstigt kauerte sie sich auf den Boden und hielt sich dabei die Ohren zu, betete, dass das Monster sie nicht entdecken würde, wusste aber, dass es sie längst gefunden hatte.

Plötzlich ertönte ein lauter Knall hinter ihr und sie wurde von einer enormen Druckwelle erfasst. Unsanft landete sie mit dem Bauch am Boden und kollerte noch ein wenig weiter. Reflexartig umschlang sie dabei ihren Kopf mit den Armen, um ihn zu schützen. Auf einmal spürte sie einen stechenden Schmerz im Arm, der sie kurz aufschreien ließ, was sie aber kaum wahrnahm, da der Krach sie übertönte. Dann war wieder alles vorbei. Eine betörende Stille legte sich über das Land. Es war rein gar nichts mehr zu hören. Vorsichtig öffnete Ino nun ihre Augen, die sie vor Panik geschlossen hatte und spähte nach vorne, wo der Bär halb verbrannt und mit einer gewaltigen Wunde am Rücken, die so aussah, als hätte man seine gesamte Brust herausgeschnitten, bis auf einige Gewebestränge, die sie noch zusammenhielt, lag. Entsetzt starrte das Mädchen auf dieses Bild. “Was war bloß passiert?“

Back

Deidara war bereits ziemlich wütend auf sich selbst. Hätte er bloß besser auf dieses verflixte Gör aufgepasst. Er könnte in die Luft gehen, so sauer war er. Doch äußerlich blieb er ruhig und suchte weiter nach der Flüchtigen. Weit konnte sie in den paar Stunden nicht gekommen sein, denn sie kannte sich hier nicht aus. Allerdings konnte allerlei in der Zwischenzeit passiert sein. Sie war quasi schutzlos, da er ihr ihre Waffen abgenommen hatte, und ein Jutsu, das ihr wirklich nützlich in solchen Situationen war, hatte sie anscheinend auch nicht, denn sonst hätte sie es sicher bereits bei ihm angewandt. Er seufzte. „Ich habe sie wohl unterschätzt. Sie wird sich eines der Blätter genommen haben und sich schlafend gestellt haben. Ich muss mich das nächste Mal vergewissern, dass sie wirklich schläft.“

Ein plötzliches Geräusch weckte Deidara aus seinen Gedanken. Verwundert sah er etwas weiter nach vor, wo gerade ein Baum in sich zusammen brach. Schnell sumte er mit seinem Gerät näher an die Stelle heran und bemerkte gerade noch, wie einige blonde Haare im Wald verschwanden. „Da ist sie ja.“

Kurz darauf entdeckte er auch ein großes Tier, das ihr nachrannte. Es hatte die Gestalt eines Bärs mit Löwenfüßen. Laut hetzte es ihr hinterher und versuchte das Mädchen einzuholen. Kalt sah der Mann dem Treiben eine Weile zu. Das würde ihr sicher eine Lehre sein. In Zukunft würde sie es sich zwei Mal überlegen, ob sie abhauen wollte. Schließlich nahm er sich einen kleinen Klumpen seines Lehms und steckte ihn in die Mundöffnung seiner rechten Hand. Als diese schön weich geknetet war, spuckte er den Lehm wieder in seine Handfläche. Danach schloss er diese und begann einen kleinen Vogel darin zu formen, den er nun zu dem Bären fliegen ließ. Dort setzte sich die Figur auf dessen Rücken und explodierte. Dies geschah an einer relativ freien Fläche zwischen einigen Klippen. Mürrisch landete der Blonde dort. Es dauerte auch nicht lange, bis er seine Gefangene gefunden hatte. Mit weit aufgerissenen Augen lag sie auf den Boden und starrte auf den Kadaver des Tieres, das sie eben noch verfolgt hatte. Sie schien noch nicht begriffen zu haben, was geschehen war. Auch ihn hatte sie noch nicht bemerkt.

Schnaubend näherte er sich der Blonden und stellte sich vor ihr hin. „Hey! Wie wäre es denn, wenn du dich bei mir bedanken würdest, dass ich dir das Leben gerettet habe, yeah?!“, giftete er sie an, worauf sie erschrocken zusammenzuckte. Verwundert hob sie den Kopf und sah den Mann vor ihr kurz unverständlich an. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie überhaupt realisierte, wer da vor ihr stand. Als es ihr dann endlich einfiel, setzte sie sich erschrocken auf und wich von ihm zurück. Jetzt war alles aus, da war sie sich sicher. Dieses Mal würde er sie nicht verschonen. Innerlich versuchte sie sich auf den Tod einzustellen, doch trotzdem begann ihr Körper vor Angst zu zittern.

Das blieb vor Deidaras Augen natürlich auch nicht verborgen. Seufzend schüttelte er den Kopf und kam dann näher zu ihr. Schließlich sah er sehr deutlich, dass sie verletzt war. Ihr Arm war wohl von einem spitzen Stein durchbohrt worden und musste dringendste behandelt werden. Er schätzte die Wunde als nicht allzu schwer, doch trotzdem musste sie gereinigt und die Blutung gestillt werden. Sie sollte sich schließlich nicht entzünden.

Als Ino bemerkte, dass der Mann sich näherte, schloss sie verzweifelt die Augen. Sie erwartete jeden Moment von einem Kunai durchstochen oder einer Explosion zerrissen zu werden. Ihr Atem hatte sich beschleunigt, genau wie ihr Herzschlag. Als sie dann eine warme Hand an ihrem verletzten Arm spürte, zuckte sie unweigerlich zusammen. Geschockt hielt sie den Atem an. Doch mehr passierte nicht. Bewegungslos ruhte die Hand auf ihrem Arm. Dann wurde sie wieder weggenommen. Nun wurde Ino doch neugierig und öffnete ihre Augen. Gerade in dem Moment wurde sie von Deidara an ihre Hüfte und ihren Kniekehlen gepackt und in die Höhe gehoben. „Was zum...?!“, war das einzige, was sie dazu zu sagen hatte.

„Sei ja still, sonst sorge ich dafür, dass du es für immer bist, yeah!“, knurrte sie der Blonde an, was sie schlagartig verstummen ließ. Trotzdem fand sie das Verhalten des Mannes seltsam. Was hatte er vor?

Sie wurde zu einem großen Lehmvogel getragen, auf dem sich der Künstler nun mit ihr nieder ließ und sich in die Lüfte erhob. Schweigend lag sie in den Armen des Mannes und dachte nach. Allmählich machte sich auch ihre Wunde schmerzlich bemerkbar, auch wenn sie bereits Schlimmeres kannte. Sie seufzte. Eigentlich war es gar nicht so übel, in den Armen dieses Mannes zu liegen. Sie waren kräftiger, als sie zuerst aussahen, und sein dünner Körper strahlte eine angenehme Wärme aus. Als sie aber bemerkte, was sie da eigentlich dachte, schüttelte sie sofort den Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln. „Reiß dich zusammen, Ino! Er ist und bleibt dein Feind!“, ermahnte sie sich innerlich und sah dann nach unten. Sie erkannte, dass sie sich bereits wieder dem Berg näherten, auf dem sich Deidaras momentane „Behausung“ befand. Sie würden wahrscheinlich bald dort ankommen. Ein enttäuschter Seufzer entglitt ihr. Nun war all ihre Mühe um sonst gewesen. Noch einmal würde der Blonde garantiert nicht mehr darauf hereinfallen.
 

Nach einigen Minuten waren sie wieder bei der Höhle, in die Deidara Ino hineintrug. Vorsichtig setzte er sie an seinem Schlafplatz ab und holte eine Tonschüssel. „Wag es ja nicht, dich von der Stelle zu bewegen, während ich weg bin, un!“, meinte er und sah das Mädchen dabei kalt an. Dieses nickte nur. Der Blonde drehte ihr den Rücken zu und verschwand aus der Höhle.

Ino seufzte in sich hinein und wartete, bis er wieder auftauchte, was kurze Zeit später auch der Fall war. Er stellte die Schale, die er mit Wasser gefüllt hatte, neben dem Mädchen ab und holte nun einen kleinen, metallenen Kasten hervor. Auch diesen stellte er neben der Gefangenen ab, die das ganze Geschehen skeptisch musterte. Dieser schien das allerdings zu ignorieren und fuhr einfach fort. Er öffnete die metallische Box, in der sich Verbandszeug, saubere Tücher, Pflaster und keine Dosen aus Ton befanden. Er nahm eines der Tücher und tauchte es ins kühle Wasser. Danach wand er es aus, schnappte sich Inos Arm, die darauf hin kurz zusammenzuckte, und begann die Wunde zu reinigen. Dabei ging er so behutsam vor, als wäre ihr Arm etwas Zerbrechliches. Langsam legte sich die Anspannung in Inos Körper und sie atmete wieder ruhiger. Auch ihre Angst war nicht mehr ganz so stark wie zuvor.

Schließlich war Deidara mit dem Reinigen der Wunde fertig und er legte das Tuch beiseite. Stattdessen griff er nach einer der kleinen Dosen und öffnete sie. Darin befand sich ein seltsames, grünes Gemisch, das ziemlich scharf roch. „Das wird jetzt ein bisschen brennen, un.“, warnte er das Mädchen vor, bevor er mit den Finger ein wenig der Substanz herausholte und vorsichtig auf die Wunde strich. Sofort biss Ino die Zähne zusammen. Es brannte nicht nur ein wenig, es war auch noch sehr unangenehm. Doch trotzdem hielt das Mädchen still. Der Blonde hatte nämlich bereits damit begonnen, ihr einen Verband anzulegen. Das machte er so präzise, als wäre es reine Routine. Als er fertig war, hatte auch das Brennen endlich aufgehört.

Kurz betrachtete das Mädchen ihren Arm. „D-Danke.“, meinte sie leise.

„Na wenigstens etwas, un.“, antwortete der Mann, während er die Sachen wieder an ihren Ursprünglichen Platz verstaute, „Du solltest den Arm übrigens die nächsten Tage schonen, yeah.“ Die Blonde nickte darauf nur.

The Village

Am nächsten Morgen gab es eine Nudelsuppe zum Frühstück, die dieses Mal kein Betäubungsmittel beinhaltete, was Ino doch ein wenig wunderte. „Es hätte keinen Sinn, dich zu betäuben, da du mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gegenmittel bereits geschluckt hast, yeah.“, beantwortete der Blonde ihre unausgesprochene Frage, was das Mädchen etwas zusammenzucken ließ. Sie hatte es ja bereits geahnt, dass er nicht zwei Mal auf dieselbe Taktik hereinfallen würde, trotzdem hatte sie es zumindest probiert. Eine ganze Weile herrschte nun Stille zwischen den beiden. Dem Mädchen brannte eine Frage auf der Zunge, doch sie traute sich nicht wirklich, sie auszusprechen. Stumm beobachtete sie den jungen Mann beim Essen. Dieser beachtete sie allerdings gar nicht. Das glaubte sie zumindest, bis er die Stille unterbrach. „Warum glotzt du mich die ganze Zeit so an, hm?“, fragte er kühl. Die Entführte schrak bei dem plötzlichen Laut auf, zwang sich dann aber wieder zur Ruhe. „Ich...ähm....“, begann sie unsicher, „Was....hast du denn nun mit mir vor, Deidara-kun?“ „Da es keinen Sinn mehr macht, dich zu betäuben, nehme ich dich einfach mit, un.“, meinte der Mann mit gleichgültiger Stimme, warf ihr dann aber einen warnenden Blick zu, „Wehe du sagst draußen etwas Falsches oder versuchst Abzuhauen, un!“ Wieder nickte die Blonde eingeschüchtert.
 

Sie aßen noch schnell fertig und Deidara wusch das Geschirr ab. Danach nahm er noch einige Tonbehälter und den Verbandskasten mit sich, zog sich eine lange, weiße Kutte mit Kapuze über, die ihm tief ins Gesicht hing, und überreichte Ino genau so eine Kutte, die ihr beinahe zu groß war. Sachte zog sie sich das Kleidungsstück über und verließ mit ihrem Entführer die Höhle.
 

Eine ganze Weile wanderten sie durch den Wald, bis sie schließlich eine kleine Lichtung erreichten, auf der sich ein Dorf befand. Es war nicht nur sehr klein, sondern es wirkte auch etwas heruntergekommen. Die Hütten waren aus Holz und Stein errichtet und die Dächer waren aus starkem Holz. Die Wände der Hütten waren sehr dick im Vergleich zu denen, die Ino aus ihrem Dorf kannte. Die Fenster waren klein, genauso wie die Türen. Teilweise mussten sich selbst die Einwohner bei dem oberen Türrahmen bücken, obwohl diese sowieso kleiner als der Durchschnitt waren. Die meisten Männer, waren nur um zwei oder drei Zentimeter größer als sie und von den Frauen reichten ihr viele gerade einmal bis zu den Augen. Ihre Häute waren von der Sonne gebräunt und es gab kaum eine Person, die keine schwarzen Haare hatte. Als die Dorfbewohner sie und Deidara erblickten, winkten sie ihnen freundlich zu und kamen zu ihnen gelaufen. „Ich freue mich, Sie wieder zu sehen Yamato-sama.“, begrüßte sie ein fremder Mann, wobei Ino eine ihrer Augenbrauen anhob, was die Dorfbewohner, dank ihrer Kutte, aber nicht sehen konnten. „Yamato-sama?!“ Verwundert hob Ino den Kopf, doch Deidara würdigte sie keines Blickes. Er verbeugte sich leicht vor dem Dorfbewohner und sagte dann: „Ich freue mich auch, Sie zu sehen Shinta-kun. Wie geht es Ihrer Frau?“

„Es geht ihr blendend.“, verkündete der Fremde hoch erfreut, „Ihre Medizin hat ihr wirklich sehr geholfen. Was haben wir doch für ein Glück, dass Sie sich in unserer Nähe niedergelassen haben.“

Verdeckt unter der Kutte verdrehte Deidara genervt seine Augen. Warum musste Shinta, ob Bürgermeister oder nicht, immer so viel quatschen? Trotzdem, obwohl er den Drang verspürte, diese Nervensäge in die Luft zu sprengen, hörte er geduldig zu, wie der Mann über seine Frau berichtete, von der Jagt verkündete und ihn Witze und Gerüchte erzählte. Vielleicht war ja irgendwann etwas Wichtiges dabei.

Schließlich endete der Mann mit dem Redeschwall. Er war schon ganz rot im Gesicht, was den Blonden allerdings nicht wunderte. Er glaube, innerlich hoffte er es sogar, dass der Mann irgendwann an seinem Redeschwall erstickten würde, da er dazwischen kaum Luft holte. Da der Bürgermeister nun ein paar Mal kräftig durchatmen musste, ergriff Deidara das Wort, bevor der Mann wieder loslegen konnte. „Gab es irgendwelche Vorkommnisse?“ Der Mann überlegte. „In der Tat. Wir haben drei Verletzte, die letzte Nacht von einem Pumabären angefallen worden sind. Folgen Sie mir bitte.“ Doch bevor er sich in Bewegung setzte, wendete er sich noch einmal um. „Ach ja. Wer ist denn Euer Begleiter?“, fragte er, wobei die Frage eindeutig an Ino gerichtet war. Doch bevor sie überhaupt den Mund aufmachen konnte, antwortete ihr Entführer auf die Frage: „Das ist meine jüngere Schwester Kaoru. Sie ist einige Tage auf Besuch bei mir.“

„Verstehe. Freud mich, Sie kennen zu lernen Kaoru-san.“ Ino verbeugte sich kurz. Danach drehte sich der Bürgermeister von ihr weg und sie schritten in das Dorf hinein zu einer Hütte, die sich durch ihr dunkles Holz von den anderen unterschied. Diese bestand aus einer einzigen Kammer, in denen es einige Matten zum Liegen gab. Auf drei von ihnen waren Männer gebettet, um die sich gerade einige Frauen kümmerten. Als sich allerdings der Bürgermeister und die beiden Gestalten in ihren Kutten näherten, verbeugten sie sich kurz und verschwanden ohne ein Wort aus dem Raum. Verwirrt starrte ihnen Ino nach. Sie verstand nicht, warum sich die Pflegerinnen zurückzogen. Überhaupt fand sie dieses Dorf sehr seltsam. Sie nahm sich vor, den Blonden später darauf anzusprechen.

Dieser hatte sich bereits neben den ersten Verwundeten hingehockt und öffnete ganz vorsichtig den Stoff, der anscheinend einen Verband ersetzten sollte. Er war blutgetränkt und auch nicht so sauber, wie er sein sollte, doch sie erwartete von einem Dorf, das einen so ärmlichen Eindruck machte, auch nichts Besseres. Viel mehr verwunderte es sie, dass Deidara diese Wunden so fachmännisch zu behandeln wusste. Bei ihrem Kampf gegen ihn, hatte sie nicht gerade den Eindruck, dass er sich für so etwas interessierte. Nur einige Methoden fand sie seltsam. Er benutzte nie sein Shakra, so wie es alle Medical-Nins taten, sonder nur zusammengemixte Substanzen in seinen Tongefäßchen. Trotzdem schienen sie zu wirken, denn er kam, allem Anschein nach, öfter in dieses Dörfchen, um nach Kranken oder Verletzten Ausschau zu halten, aus welchen Gründen auch immer.
 

Es dauerte fast drei Stunden alle zu verarzten und dann besuchte er noch vier weitere Kinder, die an Masern erkrankt waren. Er verabreichte ihnen ein in Wasser aufgelöstes Pulver und ließ noch für jedes ein Tonfläschen in der Größe einer Weinbergschnecke da, falls sie Fieber bekommen sollten oder sich ihr Zustand sonst in irgendeiner Weise verschlechterte. Für seine Dienste im Dorf bekam Deidara vom Bürgermeister einen Betrag, der Ino, wenn man das ganze Material bedachte, das er verbraucht hatte, eigentlich viel zu wenig vorkam. Schließlich musste der Mann alles neu besorgen. Doch dieser gab keine Beschwerde von sich, nahm das Geld entgegen und verabschiedete sich. Ino folgte dem Blonden sofort. Irgendwie waren ihr die Leute und besonders der Bürgermeister unheimlich. Sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, aber sie zog Deidara, der sie eigentlich jeder Zeit töten könnte, den Dorfbewohnern vor.

Eine ganze Weile gingen sie schweigsam nebeneinander her, bis sie weit genug von der Lichtung entfernt waren. Erst dann fand die Blonde den Mut, ihren Mund aufzumachen. „Dei-Deidara-kun?“, begann sie vorsichtig und sah zu dem Mann auf. Der würdigte sie keines Blickes, ließ aber ein kurzen „Hmm?“ hören, als Zeichen, dass er ihr zuhörte.

„Diese Leute im Dorf....Warum verhalten die sich so...so eigenartig?“

„Was verstehst du unter eigenartig, hm?“, fragte der Blonde nach, wobei er sich schon denken konnte, was sie meine. Er hatte sie schließlich kein einziges Mal aus den Augen gelassen und ihre verwirrten Blicke waren ihm dadurch nicht entgangen.

„Nun ja....Wie soll ich sagen?...“, redete das Mädchen weiter, „....Der Bürgermeister schien mich gar nicht richtig zu beachten und die Frauen wirkten so eingeschüchtert.“

„Der Bürgermeister war zu dir sogar noch freundlich, weil er mich nicht verärgern wollte, yeah. Frauen zählen in dieser Gegend nämlich genau so viel wie Ziegen oder Schafe, man braucht sie für bestimmte Dinge, aber sonst sind sie nichts wert. Da ich dich aber als meine Schwester ausgegeben habe, wird man freundlicher zu dir sein. Ich bin die einzige medizinische Versorgung hier weit und breit, yeah.“

„Heißt das, sie können hier mit den Frauen alles machen?“

„Jepp.“

Nachdenklich richtete Ino ihren Blick Richtung Boden. Sie stellte sich das Leben dieser Frauen als die pure Hölle vor. Bei ihnen war schließlich oft die Frau die Dominante, wenn es um gewisse Dinge ging. So ein Leben unter der „Herrschaft“ eines Mannes wollte sie auf alle Fälle nicht. „Warum wehren sich die Frauen denn nicht?“, fragte sie mehr sich selbst, als ihren „Begleiter“, doch dieser antwortete einfach, war er doch froh, endlich jemanden zum Reden zu haben, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen würde. „Sie haben Angst, bei lebendigem Laibe verbrannt zu werden. Außerdem kennt man hier das Leben nicht anders, un.“

„Du scheinst dich ja bestens auszukennen.“

„Ich lebe schon eine ganze Weile in der Nähe dieses Dorfes, un. Darum kenne ich die Sitten hier. Es wäre also ratsam, in meiner Nähe zu bleiben, wenn wir das Dorf besuchen, yeah.“

Das Mädchen seufzte, war aber auch gleichzeitig ein wenig erleichtert. Wenn sie so mit Deidara redete, wirkte er ganz anders. Nicht Angst einflößend oder verrückt, sondern ganz normal, vielleicht sogar etwas einsam. Die ganze Anspannung der letzten Tage wichen von ihr. Sie war sich nun sicher, da er sie anscheinend noch öfters in dieses Dorf mitnehmen wollte, dass er sie nicht umbringen würde. Vielleicht konnte sie ihm ja auch ein wenig zur Hand gehen, bis ihre Freunde sie fanden. Die letzten Tage waren alle sehr langweilig gewesen und sie hatte sich irgendeine Beschäftigung gewünscht. Allerdings musste sie erst einmal fragen und so atmete sie einmal ordentlich durch und wendete sich wieder an den Blonden, der sie fragend ansah, da er sich den Seufzer nicht erklären konnte. „Deidara-kun?“, fing sie zaghaft an und setzte dabei ein zuckersüßes Lächeln auf. „Hm?“, antwortete dieser, der sich bei diesem Gesichtsausdruck schnell wieder abwendete. Er wollte schließlich nicht schwach werden, was bei so einem Blick schnell passieren konnte. Das Mädchen sah damit ja auch einfach zu süß aus. Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab.

Ino hatte davon aber nichts bemerkt und sprach darum weiter: „Dürfte ich dir vielleicht zur Hand gehen?“

Nun sah der Blonde doch zu ihr hinunter. Damit hatte er nicht gerechnet. Man half seinen Entführern normalerweise nicht bei der Arbeit. Na gut. Er konnte verstehen, dass ihr langweilig war. Schließlich hatte sie ja nichts zu tun. Trotzdem war er sichtlich überrascht, das von ihr zu hören. Doch er faste sich schnell wieder und sah sie prüfend an. Es konnte ja auch eine Falle von ihr sein. „Ich wüsste nicht, bei was du mir helfen könntest, yeah. Warum willst du das überhaupt, hm?“

„Erstens, ich bin auch ein Medical-Nin, das heißt, ich kann dir beim Pflegen der Leute helfen. Zweitens, mir ist langweilig. Es sieht nicht so aus, als ob ich bald gefunden werde, also werde ich wohl noch eine ganze Weile mit dir herumhängen. Da kann ich dir ja wenigstens helfen. Ich werde dir schon nicht im Weg stehen.“

„Ich glaube, du hast da etwas missverstanden. Ich bin kein Medical-Nin, zumindest nicht direkt, yeah.“

„Was bist du dann?“

„Ich arbeite mit Substraten, Salben, Medikamenten, Tees und so weiter, die ich aus Pflanzen herstelle. Das ist ein bisschen etwas anderes, un.“

„Aber ich wüsste nicht, was ich sonst machen soll. Ich kann doch nicht nur untätig herumsitzen.“

Nachdenklich starrte Deidara gerade aus. Das Mädchen hatte in gewisser Weise recht. Sie konnte nicht die ganze Zeit NICHTS tun. Auch ihn würde das um den Verstand bringen. Darum hatte er ja erst angefangen, die Tätigkeit auszuführen, zu der er ursprünglich ausgebildet worden war. Der Mann seufzte. „Ich werde es mir überlegen, un.“

Erleichtert atmete das Mädchen auf. Anscheinend konnte der Blonde ihre Situation verstehen, was sie schon einmal freute.

Den restlichen Weg über redeten sie über allerlei Dinge: Über seltsame Menschen, die sie irgendwann, irgendwo einmal getroffen hatten, wobei Deidara da um einiges mehr zu berichten wusste, als Ino. Einmal brachte er sie sogar zum Lachen, als er ihr berichtete, wie er während einer Mission in einer Bar von einem Betrunkenen für eine Frau gehalten wurde und er ihn fast nicht mehr losgeworden wäre. Er durfte ihn nicht umbringen, da er sonst die Mission gefährdet hätte. Worum es bei der Mission ging, verriet er ihr aber nicht.
 

Als sie endlich in der Höhle angekommen waren, brachte Deidara das Geld zu einigen Säcken, wo er ihn achtlos hinschmiss. Er wusste schon lange nicht mehr, warum er das Geld nahm. Es wäre ihm viel lieber, sie würden ihm mit Obst, Gemüse, Fleisch oder Lehm ausbezahlen. Geld hatte er jetzt sowieso wie Heu, aber was soll’s.

Atony

So vergingen nun die Tage und Wochen. Deidara nahm Ino überall hin mit. Sie half ihm bei seinen Patienten und beim Kräutersuchen. Er hatte sie in die einfachsten Kräuter und Heilpflanzen eingewiesen, sodass sie diese erkennen konnte, was ihm schon einmal viel weiter half, da er sich nur noch auf die schwereren konzentrieren musste. In dieser Zeit redeten sie auch viel miteinander. Es waren meistens belanglose Dinge, doch es reichte aus, um die kühle Atmosphäre, die sie am Anfang hatten, etwas aufzulockern und zu vertreiben. Ohne, dass es die beiden bemerkt hatten, waren sie schon fast so etwas wie Freunde geworden. Es tat Deidara schon fast wieder ein wenig leid, dass er sie irgendwann zurückbringen musste, doch das dauerte noch, denn die Lage wollte sich in Konoha einfach nicht beruhigen. Im Inneren war er froh darüber, doch das brauchte er seiner Gefangenen ja nicht zu sagen.

In dieser Zeit ging alles glatt, bis zu diesen schicksalhaften Tag. Deidara kümmerte sich gerade wieder um einen Verwundeten. Nachdenklich besah er sich die Wunde und wendete sich schließlich an Ino. „Holst du mir bitte etwas Wasser? Ich muss die Wunde reinigen, yeah.“, fragte er und sie nickte zustimmend. „Natürlich.“ Sie schnappte sich die Tonschüssel am Boden und ging mit ihr aus der Krankenhütte, während Deidara begann, einige Sachen herzurichten.

Ino hatte in der Zwischenzeit den Brunnen erreicht und begann an dem Seil zu ziehen, um den Kübel hinaufzuholen. Die seltsamen Blicke der Dorfbewohner ignorierte sie einfach. Sie war sie bereits gewohnt. Seit sie angefangen hatte, ihrem Entführer etwas zur Hand zu gehen, musste sie dieses Starren ertragen. Zuerst war sie ein wenig unsicher gewesen, doch nun machte es ihr gar nichts mehr aus. Ruhig nahm sie den Kübel an sich und stellte ihn auf den erdigen Boden ab.

Doch plötzlich wurde sie von zwei starken Händen an den Schultern gepackt und umgedreht. Das Mädchen war so erschrocken, dass sie keinen einzigen Laut herausbrachte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in das braun gebrannte Gesicht eines muskulösen Mannes, der sie schmutzig angrinste. „Na Kleine, wie geht’s?“

„W-Was wollen Sie?“, fragte die Blonde eingeschüchtert. Der Fremde überragte sie fast um zwei Köpfe, einer der wenigen in diesem Dorf, und seine Muskeln waren kaum zu übersehen, was sie sehr verunsicherte. Außerdem gefiel ihr der Gesichtsausdruck des Mannes absolut nicht. Er betrachtete sie so voller Hingabe, als wollte er sie gleich verschlingen. Das Mädchen wollte nur noch schnell wieder zu dem Blonden, doch das wurde ihr verwehrt, hielt der Fremde sie schließlich immer noch an den Schultern fest. Innerlich hoffte sie, dass Deidara jeden Moment aus der Krankenhütte kam, um zu sehen, warum sie so lange brauchte, doch ihre Hoffnungen wurden enttäuscht.

Nun rückte der Fremde mit seinem Körper näher an sie heran und flüsterte etwas in ihr Ohr: „Du gefällst mir. Lass uns doch etwas Spaß haben.“
 

Erschrocken sprang Deidara auf, als er von draußen einen lauten Schrei und ein kurz darauf folgendes Klirren vernahm. Dieser gehörte eindeutig Ino und das gefiel ihm überhaupt nicht. Schnell rannte er aus dem Gebäude, um zu sehen, was los war, doch auf das, was er dort erblickte, war er nicht gefasst gewesen. Da stand doch tatsächlich einer dieser verdammten Bauern vor seiner Gefangenen und versuchte ihr brutal die Kleider vom Laib zu reißen. Die Gedanken überschlugen sich in ihm. Was, zum Donner noch mal, dachte sich dieses Schwein dabei. Am liebsten hätte er ihm den Schädel weggesprengt, doch so gut hatte er sich, Gott sei Dank, noch unter Kontrolle. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen stapfte er auf die beiden zu und stupste den Mann an der Schulter an. Dieser hielt in seinem Tun inne und drehte sich um, um zu sehen, welcher Verrückte es wagte, ihn zu stören. Doch er konnte den Störenfried gar nicht richtig mustern, da bekam er schon eine Faust ins Gesicht geschlagen. Verwirrt ließ er von Ino ab, die sich sofort wieder die Kutte zurecht rückte und sich hinter ihrem Retter verkroch, und taumelte zurück. Total von der Rolle hielt er sich seine Wange. Aus seinem Mundwinkel floss ein dünner Streifen Blut heraus. Der Schlag war heftiger, als er erwartet hatte und tat höllisch weh. Wütend rieb er sich seine Wange und warf seinem Angreifer böse Blicke zu. Deidara ließ sich davon aber nicht einschüchtern, sondern starrte einfach kalt und herablassend zurück. Er hasste es, wenn einer aus dem Dorf Ino zu nahe kam und DAS war EINDEUTIG zu nahe. Das würde er nicht dulden!

Der Bauer hatte aber anscheinend keine Ahnung, wie knapp er gerade dem Tot entronnen war. Schließlich war Deidara, was das Dorf natürlich nicht wusste, ausgebildeter Ninja und garantiert kein schlechter. Er hatte wirklich große Lust, den Mann ein Kunai ins Herz zu rammen, doch er versuchte ruhig zu bleiben. Schließlich wollte er für sich und Ino die Lage nicht verschlechtern.

Wütend erhob sich der Mann wieder und wischte sich das Blut mit dem Handrücken weg. Zugegeben, er war erstaunt. So einen festen Schlag hätte er dem Arzt, der eigentlich eine ziemlich zierliche Statur hatte, nicht zugetraut. Trotzdem würde er das nicht auf sich sitzen lassen. Mit erhobener Faust rannte er auf Deidara zu, der Ino noch ein Zeichen gab, dass sie aus der Gefahrenzone verschwinden sollte, was diese auch sofort tat, und den Schlag dann auswich. Gleichzeitig rammte er ihm sein Knie mit voller Wucht in den Bauch. Voller Qualen stöhnte der Fremde auf, fiel auf die Knie und hielt sich die schmerzende Stelle. „War das schon alles, hm?“, fragte der Blonde so kalt, dass allen Anwesenden ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Doch plötzlich hatte sich der Mann wieder gefasst, sich eines von Deidaras Beinen geschnappt und es ihm weggezogen. Gerade noch schaffte es der Blauäugige, sich mit den Händen abzufangen, um nicht in den nassen Scherben seines früheren Tongefäßes zu landen. Das Resultat davon war aber ein extremer Schmerz in der linken Hand, der seinen Körper wie einen Blitz durchfuhr. Nur mit Mühe schaffte er es, ein Aufkeuchen zu unterdrücken und sich wieder aufzurichten. Nun reichte es ihm endgültig. Doch noch bevor er einen Gegenangriff starrten konnte, mischte sich der Bürgermeister des Dorfes ein. Dieser entschuldigte sich im wahrsten Sinn des Wortes hundert Mal für das schreckliche Verhalten seines Bürgers. Mürrisch gab sich Deidara, nachdem er einen Blick zu seiner Gefangenen geworfen hatte, damit zufrieden und warf dann dem Belästiger einen bösen Blick zu. Danach verschwand er, nachdem er noch schnell seine Sachen geholt hatte, mit Ino aus dem Dorf. Er konnte gerade noch hören, wie der Bürgermeister begann, dem Mann Vorwürfe zu machen.
 

Eine ganze Weile waren sie unterwegs, in der Deidara möglichst versuchte, seiner Gefangenen nicht zu zeigen, dass er Schmerzen hatte. Diese wurden allmählich aber immer Schlimmer und auf der Hälfte der Strecke, hielt er es endgültig nicht mehr aus. Mit zusammengebissenen Zähnen sank er auf die Knie und hielt sich krampfhaft seine linke Hand. „Was hast du?!“, fragte Ino besorgt und hockte sich neben den Mann hin. Dieser traute sich allerdings nicht, ihr zu antworten, befürchtete er doch, bloß zu jammern, wenn er den Mund aufmachte.

Vollkommen hilflos sah Ino den Blonden an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, wie sie ihm helfen konnte. Er hatte ganz offensichtlich Schmerzen, doch wo kamen sie her.

Erst als sie Deidara genauer musterte, stellte sie fest, dass er seine Hand fest umklammert hielt.

„Darf ich mal?“, fragte sie schließlich vorsichtig. Sie konnte sich vorstellen, dass der Mann dort etwas verbarg, da er versucht hatte, sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Und auch jetzt reichte er ihr nicht die Hand, damit sie diese untersuchen konnte. Davon ließ sich das Mädchen aber nicht abschrecken. Sie sah sich kurz um und drückte dann ihren Entführer mit sanfter Gewalt nach hinten, sodass er schließlich am Boden saß. Noch einmal sah sich die Blonde um, damit sie sicher sein konnte, dass sie auch ja keiner beobachtete und betrachtete kurz den Mann vor ihr. Die Schmerzen mussten schlimm sein, denn es rannen ihm bereits einige Schweißtropfen von der Stirn.

Erneut hockte sich das Mädchen vor ihn hin und nahm dann vorsichtig seinen linken Arm. Erschrocken sah Deidara auf. Am liebsten hätte er seinen Arm weggerissen, doch dann würde es noch schmerzhafter werden. Diese reichten ihm vollkommen, hatte er doch sowieso das Gefühl, als würde man mit einem glühend heißen Schwert in seinem Arm herumschneiden.

Ino merkte sofort, dass es ihm überhaupt nicht passte, dass sie sich seinen Arme ansehen wollte, doch im Moment ignorierte sie es gekonnt und zog ihn vorsichtig zu sich. Sachte drehte sie ihn um, um auf die Handfläche sehen zu können. Auf dieser konnte sie aber nichts entdecken. Nachdenklich strich sie behutsam über die sanfte Haut des Künstlers, der darauf hin schmerzlich zusammenzuckte.

„Tut mir leid.“, entschuldigte sich das Mädchen bei ihm und sah dann wieder auf die Hand. Sie wurde das Gefühl nicht los, etwas vergessen zu haben.

Während dessen hoffte Deidara inständig, dass sie von alleine aufgeben würde, seine Handfläche zu untersuchen. Das letzte, was er nun gebrauchen konnte, war, dass man eine seiner Schwächen entdeckte und sie war schon verdammt nahe dran. Zu nahe, für Deidaras Geschmack. Er konnte es sich nicht leisten, noch mehr von sich preis zu geben. Schließlich war er schon gefährdet genug, alleine durch Naruto und Itachi. Wenn sie nun diese Schwäche herausfand, konnte sie diese in seiner momentanen Lage leicht ausnutzen. Nicht dass man ihn falsch verstand, er mochte Ino. Sie war ihm während der letzten Wochen ans Herz gewachsen und er redete gerne mit ihr, doch so ganz traute er ihr nicht über den Weg. Er war sich sicher, dass sie jede Lücke ausnützen würde, um ihren Freunden bescheid zu sagen.

Leider musste er feststellen, dass das Mädchen doch recht hartnäckig war und nicht so leicht aufgab. Immer wieder fuhr sie leicht über seine Handfläche und tastete sie vorsichtig ab. Der Mann dachte schon, sie würde das noch so lange machen, bis die Sonne unterging, doch plötzlich unterbrach sie die unangenehme Stille und riss den Blonden somit aus seinen Gedanken.

„Mund auf.“, sagte sie bestimmerisch. Es war keine Bitte, es war ein Befehl. Das war an ihrer Stimme deutlich zu erkennen. Mürrisch drehte Deidara seinen Kopf zur Seite. Er wusste genau, was Ino wollte, doch dieses Mal würde er nicht nachgeben, das nahm er sich fest vor. Das Risiko war einfach zu groß.

Doch plötzlich verstärkte sich der Druck, der auf seinem Arm lastete, und ließ ihn schmerzhaft aufkeuchen. Wütend wendete er sein Gesicht wieder Ino zu, die ihn streng musterte. Deidara konnte es nicht lassen, diesen Blick mit dem seiner Mutter zu vergleichen, wenn er wieder einmal etwas ausgefressen hatte. „Diese Blicke ähneln sich wirklich auf erschreckende Art. Man könnte fast Angst bekommen.“, ging es ihm durch den Kopf.

„Nun mach doch endlich deinen Mund auf.“, forderte das Mädchen ihn weiter auf, aber er dachte gar nicht daran. „Sag mal, bist du immer so stur? Du hast verdammt noch mal Schmerzen und davon nicht wenig. Spring über deinen Schatten und öffne den Mund. Ich will es mir ja nur einmal ansehen.“

Trotz dieser Worte verneinte der Blonde. Diese Region war für alle tabu außer für ihn selbst.

Das Mädchen schüttelte über das Verhalten des Mannes nur den Kopf. Es war nur zu deutlich, dass er etwas vor ihr verbergen wollte. Sie konnte sich denken, dass es sich höchst wahrscheinlich um eine Schwäche von ihm handelte, die sie dann entdecken würde. Dem entsprechend war das Verhalten durchaus berechtigt. Auch sie hat über ihre Fähigkeiten und Schwächen nichts berichtet. So weit vertraut sie ihm doch noch nicht und im Ernstfall hatte sie dadurch noch ein Ass im Ärmel, was ihr bei ihm wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde.

Seufzend gab die Blonde auf und hockte sich nun links neben Deidara hin. Den einen Arm legte sie vorsichtig auf ihre Schultern, wobei dem Explosionskünstler erneut ein schmerzerfüllter Laut entfuhr. Danach legte sie ihren anderen Arm um seine Hüfte und half ihm hoch. So machte sie sich auf den Weg zu der Höhle. Den Arztkasten ließ sie in der Zwischenzeit hier. Sie würde ihn später holen.
 

Bei der Höhle angekommen, legte sie den Mann erst einmal in einer Seitenlage auf sein Nachtlager. Dabei achtete sie darauf, dass er nicht auf dem schmerzenden Arm lag. Danach rannte sie noch einmal zurück, um den Koffer zu hohlen. Es wäre schließlich möglich, dass sie einige Sachen darin brauchen könnte, für was auch immer.

Diese Zeit nutzte Deidara sofort aus. Mühsam setzte er sich auf und öffnete seinen Mund in der linken Handfläche. Sofort rann ein wenig Blut heraus, was die Sache für den Mann nicht gerade einfacher machte. So gut es ging, sah er in die Mundhöhle hinein, doch das Blut versperrte ihm die Sicht. Er konnte den Urheber für seine Schmerzen nicht finden. Erneut seufzte er und stand dann auf. Er fühlte sich sehr unsicher auf den Beinen und schwankte leicht, doch er musste seine Mundhöhle reinigen, wenn er etwas erkennen wollte. Und so schleppte er sich mühselig zum Bach knapp außerhalb seiner Unterkunft. Dort ließ er sich dann auf die Knie fallen und verschnaufte eine kurze Weile. Vorsichtig ließ er das Wasser in die Mundhöhle seiner Hand fließen, wobei er scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog. Es schmerze höllisch und der eiserne Geschmack wollte einfach nicht wenige werde, doch er zwang sich, die Hand weiter ins Wasser zu halten. Ein paar Mal nahm er sie heraus und spuckte das Wasser aus, das sich rötlich verfärbt hatte. Danach hielt er sie wieder hinein.

Als er glaubte, dass die Wunde nun sauber genug war, sah er erneut in die Mundhöhle hinein, wobei sie sich sofort wieder tiefrot verfärbte. Trotzdem glaubte er, die Wurzel allen Übels entdeckt zu haben. Zwischen all dem Blut befand sich eine zwei Finder breite, weiße Tonscherbe, die ihm bereits einige Wunden in das Fleisch geschnitten hatte. Verärgert darüber überlegte er, was er nun tun konnte. Die Scherbe war viel zu tief drinnen, als dass er sie mit den Fingern herausholen konnte, was er sowieso am liebsten vermeiden wollte. Seine zusätzlichen Münder waren extrem empfindlich. Selbst ohne Wunden würden die Schmerzen sehr schlimm sein. Er vertrug einfach keine festen Gegenstände in ihnen. Jetzt mit den Wunden würde es aber kaum auszuhalten sein. Trotzdem musste er die Scherbe so schnell wie möglich entfernen, bevor sie noch mehr Wunden ritzte.

Plötzlich packte eine Hand seinen Arm und noch bevor er den Mund auf der Handfläche schließen konnte, steckte ein Finger darin, der dies verhinderte. Nur mit größter Mühe schaffte er es, einen Aufschrei zu unterdrücken, aber ein leises Wimmern konnte er nicht verbergen. Wenn er geglaubt hatte, die Schmerzen vorher waren schlimm, so überstiegen diese sie aber bei weitem. In diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicheres, als endlich das Bewusstsein zu verlieren. Dann würde das alles endlich ein Ende haben. Er verfluchte die Person, die ihn das gerade antat und er wusste auch genau, wen er gerade verfluchte. So gut es ging, versuchte er eine gleichgültige Miene aufzusetzen, oder es wenigstens wie Wut aussehen zu lassen, als er sein Gesicht nach hinten wendete, um ihn das Antlitz seines „Angreifers“ zu sehen. Doch er merkte sofort, dass es nicht so gut klappte, denn das Mädchen ließ nicht von ihm ab. Stattdessen zog sie den Arm zu sich und sah konzentriert in die Mundhöhle hinein. Sie war sich bewusst, dass sie ein enormes Risiko einging. Schließlich war der Blonde um einiges stärker als sie und könnte sie nachher leicht töten, doch sie ertrug es einfach nicht, wie er sich abquälte. Sie wollte ihm helfen, auch wenn sie sich dabei auf extrem dünnem Eis bewegte. Mit geübten Augen betrachtete sie die Schnitte im Arm und suchte im Blut nach dem Übeltäter, was aber gar nicht so leicht war. Sie würde das Blut wegtupfen müssen, wobei sie allerdings befürchtete, dass Deidara diese Chance nutzen würde und sich losreißen würde. Ein tiefer Seufzer entglitt ihren Lippen und sie sah zu dem Blonden, der sie mit deutlichem Widerwillen musterte. Es war ihm eindeutig anzusehen, dass er sie im Moment am liebsten in die Luft gesprengt hätte. Davon ließ sie sich dieses mal aber nicht einschüchtern.

„Ich werde versuchen, den Fremdkörper aus deiner Hand zu entfernen. Halte also bitte still.“, meinte sie ruhig und schob den Verbandkasten zu ihr herüber. Mit der einen Hand, mit der sie verhinderte, dass er den Mund in seiner Handfläche schloss, hielt sie seine vorsichtig fest, wobei sie bemerkte, dass er bei jeder noch so kleinen Bewegung von ihrem Finger einen leisen Schmerzenslaut von sich gab. Er tat dem Mädchen so unendlich leid, doch sie konnte im Moment keine Rücksicht auf ihn nehmen, denn sie musste einige Sachen zusammensuchen.

Während dessen glaubte Deidara, an den Schmerzen sterben zu müssen. Er wusste, dass sich Ino Mühe gab, ihm nicht noch mehr davon zuzufügen, doch die leichten Bewegungen ihres Fingers in seiner Mundhöhle erzeugten bereits starke Scherzensreitze, die ihn aufstöhnen ließen. Plötzlich spürte er aber, wie sich ein weicher, feuchter Stoff über seinen Mund und seine Nase legte. Ein seltsamer, süßer Duft stieg in ihm auf. Allmählich ließen die Schmerzen nach. Ein angenehmer Nebel tauchte vor seinen Augen auf, der alles in sich einhüllte. Seine Lieder und sein Körper wurden immer schwere und eine unglaubliche Müdigkeit und Erschöpfung machte sich in ihm breit. Langsam schloss er die Augen und schlief bald darauf ein. Das letzte, was er noch war nahm, war, dass Ino ihn auffing, als er im Begriff war, umzufallen, und ihn sanft auf den Boden legte.

Endlich hatte Ino gefunden, wonach sie gesucht hatte: Deidaras Betäubungsmittel, wenn er eine schwere Verletzung behandeln musste. Sie öffnete die Tonflasche, die mit einem Korken zugestöpselt war, und befeuchtete ein Tuch damit, von denen es ebenfalls einige im Kasten gab. Danach stöpselte sie die Flasche wieder zu, stellte sie bei Seite und drückte das Tuch sachte über den Mund und die Nase des Mannes. Sie konnte richtig fühlen, wie dieser langsam ruhiger wunde und schließlich nach vorne kippte. Rasch fing sie ihn ab und legte ihn auf den harten Felsboden. Sie legte nun auch das Tuch weg und sah dem Mann kurz dabei zu, wie dieser schlief. Ruhig hob und senkte sich dessen Brustkorb und sein leiser Atem beruhigte das Mädchen ungemein. Sie wusste nicht warum, aber wenn er so friedlich vor ihr lang, fragte sie sich jedes Mal, warum sie sich eigentlich vor ihm fürchtete. Unbewusst hatte sie nun ihre Hand in Richtung seiner Haare bewegt und begann durch sie hindurch zu fahren. Als sie es schließlich bemerkte, fragte sie sich ernsthaft, warum sie dies tat, doch sie konnte einfach nicht damit aufhören. Es war so angenehm und es fühlte sich so gut an. Man merkte sofort, dass der Mann seine Haare gut pflegte. Sie waren nicht fettig oder spröde, sondern samtig weich. Sie hatten einen angenehmen, warmen Glanz in der Sonne. Sie wirkten fast wie reines Gold. Überhaupt, musste sich Ino eingestehen, war Deidaras Aussehen nicht zu verachten und auch vom Charakter, zumindest im Alltag und nicht als Mörder, war er durchaus angenehm. Ein wenig frech und aufbrausend, aber dadurch wirkte er erst recht lebhaft.

Mit einem Seufzer riss sich das Mädchen von diesem Anblick los und begann nun endlich mit der Behandlung. Zuerst musste sie das Blut entfernen, wozu sie einen sauberen Tupfer mit einer Pinzette nahm und begann, damit das Blut aus der Wunde zu wischen. Kurz zuckte der Blonde dabei zusammen, schlief dann aber friedlich weiter. Als sie dann endlich die Scherbe erblickte, legte sie den Tupfer weg und ergriff diese mit der Pinzette. Ganz vorsichtig, um den Mann nicht noch schlimmer zu verletzen, holte sie den Fremdkörper aus der Hand heraus und verband diese danach. Schließlich brachte sie den Mann, was für sie gar nicht so leicht war, in die Höhle zurück, wo sie ihn auf sein Nachtlager legte und seinen schlanken Körper mit dem schwarzen Akazukimantel bedeckte. Danach räumte sie draußen noch alles weg.
 

Bereits wenige Minuten später kam Deidara wieder zu sich. Es dauerte eine Weile, bis er realisiert hatte, wo er sich gerade befand. Noch immer fühlte sich sein Körper schwer an und am liebsten hätte er einfach weiter geschlafen, doch das ließ er nicht zu. Er zwang sich mühselig dazu sich aufzusetzen und auf seine Hand zu sehen. Sie war relativ gut bandagiert worden, auch wenn er sofort merkte, dass die Person noch etwas Übung brauchte. Die ärgsten Schmerzen hatten auch nachgelassen, was den Mann schon einmal erleichterte. Nur ein unangenehmes Brennen machte sich noch in seinem Arm breit, dass er auf die vielen kleinen Wunden in seinem Mund schob, doch es war zum Aushalten.

Schließlich ließ er seinen Blick in der Höhle herumschweifen und entdeckte dann auch, nach was er suchte. Ino saß mit dem Rücken an der Wand zwei Meter weiter weg von ihm und schien zu schlafen. Eigentlich hatte er ja vor, ihr die Hölle heiß zu machen, weil sie einfach ohne seine Erlaubnis, sein Genkai angefasst hatte und ihn auch noch betäubt hatte, doch sie wirkte im Schlaf so friedlich und unschuldig, dass er es einfach nicht übers Herz brachte, sie zu wecken. „Wie ein Engel.“, dachte er sich lächelnd und stand auf. Zuerst schwankte er noch leicht, doch er fasste sich schnell wieder und ging leise zu der Blonden. Er hockte sich vor sie hin und strich ihr sanft über die blasse Haut. Sie war sehr zart und angenehm, ganz anders als er geglaubt hatte. Sie war fast makellos, ganz anders als seine. Sie hatte keine Narben oder Unreinheiten. Er seufzte leise. Die Wut auf sie hatte er längst vergessen. Wie konnte er auch wütend auf sie sein? Es war ja nur gut gemeint.

Nachdem er sie noch eine ganze Weile angestarrt hatte, nahm er schließlich den Mantel und deckte sie damit zu. Langsam war auch wieder seine Müdigkeit verflogen und er begann damit, das Abendessen vorzubereiten.

The Petition

So vergingen wieder einige Tage. Ino hatte sich dazu entschieden, doch lieber in der Höhle zu bleiben. Es konnte leicht passieren, dass wieder einer Gefallen an ihr fand und vielleicht war Deidara dann nicht zufällig in der Nähe, um ihr zu helfen. Sie hielt dafür die Behausung sauber, auch wenn in ihrem eigenen Zimmer in Konoha meist ein Chaos herrschte. Würde sie ihren Eltern erzählen, dass sie hier sauber machte und DAS auch noch freiwillig, sie würden ihr nicht glauben. Natürlich gab es hier nicht sehr viel zum Aufräumen, da Deidara, obwohl man es ihm eigentlich nicht ansah, ziemlich ordentlich war. Alles hatte seinen festen Platz. Darum nutzte Ino die Gelegenheit, um mit ihrem Jutsu ihren Geist in einen Vogel zu verfrachten und die Gegend zu erkunden. Sie kannte sie bereits recht gut und erkannte auch, dass Deidara, allem Anschein nach, mit ihr über das Meer geflogen war. Sie wiederholte dies jedes Mal, wenn er weg war und fand schließlich eines Tages mit einem Adler nach Konoha zurück. Danach ließ sie das Tier wieder hierher zurück fliegen und wartete auf ihren Entführer. Außerdem musste sie wieder neues Shakra sammeln, wobei sie auch gleich einen Plan schmiedete, wie sie ihre Freunde hier her holen konnte und trotzdem Deidaras Leben nicht in Gefahr brachte. Der Blonde war ihr in all der Zeit irgendwie ans Herz gewachsen und sie wollte nicht, dass er ihretwegen starb. Aber genau das würde passieren, wenn ihre Freunde ihn in die Hände bekommen würden. Wenn nicht hier, dann spätestens in Konoha-Gakure.

Doch dann fielen ihr seine Hände ein. Er hatte schon sehr extrem auf diese Scherbe reagiert. Das konnte sie ausnutzen, um ihm das Leben zu retten.
 

Gleich am nächsten Tag setzte sie ihren Plan in die Tat um. Sie schrieb eine Nachricht an ihre Freunde, in der sie ihnen den Weg berichtete, sie aber auch bat, Deidara am Leben zu lassen, da sie eine Idee hatte, wie sie ihn ungefährlich machen konnte. Diesen ließ sie von einem Vogel zu ihnen tragen. Danach begann sie, aus dickem Holz etwas zu schnitzen, das möglichst wenig scharfe Kannten hatte. Sie entschied sich für einen Zylinder, der auf einer Holzplatte angebracht war, sodass dieser nicht vollständig hineinrutschen konnte. Da ihre Freunde sowieso mindestens sechs Tage benötigen würden, um hier her zu gelangen, hatte sie genügend Zeit, zwei von ihnen anzufertigen. Sie bearbeitete sie Teilweise mit den Skalpellen, die Deidara benutzte, teilweise aber auch mit ihren Shakra, um sie glattzuschleifen. Der Blonde bekam von all dem nichts mit, da er stundenlang die Dorfbewohner von fast acht Dörfern hier in der Gegend pflegte. Sie hoffte nur, dass es ihr der Blonde nicht allzu krumm nehmen würde.
 

So verstrich nun die Zeit. Sieben Tage waren vergangen und Ino rechnete jeden Moment mit ihrer „Rettung“. Sie versuchte es zwar zu verbergen, doch Deidara merkte sofort, dass sie nervös war. Ständig sah sie um sich, so als befürchtete sie, verfolgt zu werden. Dem Blonden gefiel das ganz und gar nicht. Es machte ihn selbst ganz unruhig.

„Was ist los, hm?“, fragte er schließlich, wodurch das Mädchen zusammenzuckte.

„Nichts.“, meinte sie nur, doch man konnte sehen, dass der Mann es ihr nicht abkaufte. „Es ist wirklich nichts.“

„Du brauchst mich nicht für dumm zu verkaufen. Ich sehe, dass etwas nicht stimmt, yeah. Ist dir wieder jemand zu nahe gekommen, hm?“ Es war das einzige, was sich Deidara zusammenreimen konnte, den woher hätte er denn wissen sollen, das Ino ihre Freunde verständigt hatte und sie eigentlich Angst hatte, sie würden ihre Bitte ignorieren.

„Nicht direkt.“, antwortete sie, da ihr gerade eine Idee gekommen war, wie sie sich herausreden konnte, „Ich habe diesen Mann von damals im Wald herumschleichen sehen und naja....“

„Hast du Angst, er würde die Höhle finden und dort weiter machen, wo er das letzte Mal aufgehört hat, un?“

Das Mädchen nickt zaghaft und versuchte dabei überzeugend zu wirken, was ihr anscheinend gelang, denn das Misstrauen verschwand aus seinen Augen.

„Du brauchst dir darum keine Gedanken zu machen, yeah. Diese Höhle ist gut versteckt. Außerdem trauen sich die Dorfbewohner hier nicht her, un.“

„Warum?“

„Weil sie glauben, hier lebt der Gott des Todes, un.“

„Warum DAS denn?“

Auf Deidaras Lippen breitete sich ein amüsiertes Grinsen aus. „Meine Explosionen haben ihren Teil dazu beigetragen, yeah.“

Mehr brauchte der Mann gar nicht zu sagen. Er reichte aus, um Ino einen kalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Sie war nur froh, nicht zu den armen Kerlen zu gehören, die Deidara damals über den Weg gelaufen waren.

„Hattest du Spaß daran, sie zu sprengen?“, fragte sie weiter, wobei man deutlich in ihrer Stimme hören konnte, welche Antwort sie sich erhoffte.

Nachdenklich sah Deidara an die Decke. Hatte er damals wirklich Spaß daran? Er hatte dabei wie verrückt gelacht und ständig „Art is a Bang!“ gerufen, doch fand er das wirklich lustig? Der Mann schloss seine Augen und versuchte sich seine Gefühle in Erinnerung zu rufen. Er konnte deutlich spüren, welche Genugtuung er hatte, als ihn die Menschen, diese Schwächlinge, um Gnade anflehten, kurz bevor sie in einer Explosion auseinanderflogen und somit zu seinen Kunstwerken wurden. Er konnte die damalige Ruhe in sich fühlen, die Zufriedenheit, aber war es Spaß? Ja, in gewisser Weise schon.

„Ja.“, antwortete er nach einer gewissen Zeit knapp, in dem Wissen, dass er sie mit dieser Antwort etwas schockte, aber was sollte er denn sonst machen? Sie anlügen? Wohl kaum. Danach hätte sie ihm noch weitere Fragen gestellt, vor allem „WARUM er dies dann tat“, da war er sich sicher, und das konnte er sich somit ersparen. Das war nun mal er. Auch wenn er im Moment einen Arzt spielte, so war er in Wirklichkeit ein Mörder, ein Terrorist und ja, ihm machte es Spaß zu töten und andere zu quälen, denn anders kannte er das Leben nicht. Er würde auch so sterben, getötet von einem anderen. Er war sich dessen bewusst, er würde nicht sehr alt werden, um die dreißig, wenn es hoch kam, doch es störte ihn nicht. Er hatte diesen Weg gewählt und würde ihn auch zu Ende gehen.

Die Antwort schockte Ino doch sehr, obwohl sie sich eigentlich schon so etwas gedacht hatte. Es war eine dumme Frage, denn Deidara war bereits vor den Akazukis ein Terrorist gewesen. Dennoch wollte sie es aus seinem Munde hören, um ihr schlechtes Gewissen etwas zu besänftigen. Schließlich musste sie die Menschen vor ihm schützen. Wenn er einen Anfall bekam, konnte es leicht passieren, dass er einen ganzen Wald oder sogar ein Dorf sprengte und das musste sie verhindern. Zumindest versuchte sie sich das einzureden und sie schaffte es sogar, dadurch etwas ruhiger zu werden, richtete ihren Blick aber Richtung Boden.

„Hast du eine andere Antwort erwartet, hm?“, fragte der Mann das neben ihm sitzende Mädchen.

Diese schüttelte den Kopf. „Nein, ich dachte mir schon, dass du so antwortest. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie man an so etwas Grausamen Spaß haben kann.“

„Ansichtssache.“, meinte der Blonde darauf nur und lehnte sich wieder zurück, „Unsere Organisation bestand hauptsächlich aus Psychopaten, die alle Spaß am töten hatten, jeder auf seine Weise, yeah. Ich kann es nicht leugnen, auch ich gehörte dazu. Ich bereue nichts, was ich getan habe und werde es wahrscheinlich auch nie bereuen. Und ja, ich hatte und habe immer noch Spaß daran, Dinge, ob Lebewesen oder nicht, in die Luft zu sprängen, un. Mit dem Gedanken wirst du dich anfreunden müssen, denn ich werde mich nicht einfach ändern, yeah.“ Dabei lächelte er sie so kalt an, dass ihr ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Oh wie sie dieses Lächeln doch verabscheute. Langsam begann sie an ihrem Plan zu zweifeln, doch sie wollte ihn unbedingt durchziehen.
 

Nach einiger Zeit der Stille erhob sich Deidara und streckte sich einmal genüsslich. Danach nahm er einen Korb und wendete sich zu seiner Gefangenen. „Ich gehe im Wald ein paar Kräuter sammeln. Willst du mitkommen oder musst du das Gespräch erst verdauen, hm?“, fragte er sie freundlich.

Ino seufzte. Das war wirklich typisch für den Blonden. Zuerst gestand er ihr, dass es ihm Spaß machte, andere zu töten und zu quälen und ganz plötzlich war er wieder nett und zuvorkommend. Langsam fragte sie sich, was sein wahres Gesicht war. Seine Stimmungen schwankten so rapide, dass man meinen könnte, er wäre schizophren. Allerdings verdrängte sie diesen Gedanken wieder und lächelte ihn unsicher an. „Ich komme mit.“, meinte sie. Der Blonde nickt und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie ergriff sie leicht zögernd und wunderte sich erneut, wie sanft und gleichzeitig stark diese doch waren. Es war kaum zu glauben, dass er damit so viele Menschen umgebracht hatte und dass sich dahinter so ein gefährliches Genkai verbarg.

Mit einem Ruck war das Mädchen auf den Beinen und sie machten sich auf den Weg zu Inos Lieblingslichtung. Deidara hoffte, so die Stimmung von ihr wieder etwas aufzuheitern. Außerdem gab es dort einige Pflanzen, die er für eine Wundsalbe brauchte.

Doch weit kamen sie nicht. Ganz plötzlich ergriff ihn jemand an den Armen und hielt ihm drohend ein Kunai an den Hals. Der Blonde war davon so überrascht, dass er sich überhaupt nicht wehren konnte. Die Starre hielt allerdings nicht lange. Bald schon hatte er sich wieder gefangen, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass er weiter mit einer Waffe bedroht wurde. „Sasuke!“, hörte er das Mädchen hinter ihm erfreut rufen, was ihm doch einen leichten Stoß durch das Herz versetzte, doch er beließ es dabei. Es war doch klar, dass sie sich freute ihren Freund und Retter wiederzusehen.

„Ihr habt also hergefunden. Wie bedauerlich, un.“, meinte der Blonde lächelnd, aber der schwarzhaarige Junge ließ sich davon nicht einschüchtern.

„Für das, was du Ino angetan hast, wirst du bezahlen.“, fauchte er ungehalten, wobei seine Augen rot zu glühen begannen.

„Nein, Sasuke, warte!“, rief die Blonde ihm noch zu, als Deidara plötzlich mit einem Puffen verschwand. „Verdammt!“, fluchte der Schwarze vor sich hin, wusste aber, dass der Iwa-Nin sowieso nicht weit kommen würde.
 

Während dessen lehnte Deidara nicht weit von ihnen an einem Baum. Er konnte sich einfach keinen Reim daraus machen. Wie konnten sie ihn finden. Das war eine fast unbekannte Insel in der Mitte des schwarzblauen Ozeans. Sie war nur ein paar kleinen Fischerdörfern bekannt, die mit den Leuten hier Handel betrieben und die hüteten das Geheimnis gut. Er selbst war nur zufällig einmal mit seinem Vogel hierauf gestoßen. Für sie dürfe es schier unmöglich sein, sie ohne Hilfe zu finden.

Doch lange konnte er seinen Gedanken nicht nachhängen, denn plötzlich tauchte jemand vor ihm auf. Jemand, den er sehr gut kannte. Ein geschocktes Keuchen entrann seinen Lippen, als er in die roten Augen seines Gegenübers starrten: von Itachi Uchiha. Er wollte den Blick noch schnell abwenden, doch es war bereits zu spät. Die Welt begann sich vor seinen Augen zu verändern. Alles wurde in ein Rot und Schwarz getaucht, geriet in den Bann des Genjutsus. Verzweifelt versuchte sich der Iwa-Nin davon zu befreien, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Diese Hölle, in der er sich nun befand, zerrte stark an seinen Kräften und die schrecklichen Bilder und Schmerzen, die ihm immer wieder zugefügt wurden, taten das Übrige.

Auf einmal vernahm er in der Ferne einen ihm seltsam vertrauten Ruf. Langsam normalisierte sich alles um ihn herum. Erschöpft ließ er sich an dem Baumstamm herab gleiten und blieb dann an dem Stamm gelehnt sitzen, während er spürte, wie sich eine sanfte Hand auf seine Schulter legte. Langsam hob er seinen Kopf an, um seinen Retter in die Augen sehen zu können.

Erleichtert atmete Ino auf, als Deidara seinen Kopf hob und sie leicht verwirrt ansah. Sie hatte schon befürchtet, nicht mehr rechtzeitig zu kommen, als sie Deidaras Schmerzensaufschrei hörte, aber es war noch einmal gut gegangen.

„Warum, bitte schön, sollen wir ihn am Leben lassen?“, fragte Sasuke seine blonde Kollegin, während Itachi und Naruto, der in der Zwischenzeit ebenfalls zu ihnen gestoßen war, sich vielsagende Blicke zuwarfen. Sie konnten sich schon denken, warum Ino ihn lebend wollte, doch sie blieben lieber stumm.

„Er könnte uns noch sehr nützlich sein. Außerdem kann ich ihn unschädlich machen.“, antwortete das Mädchen und warf Deidara gleichzeitig entschuldigende Blicke zu.

Dieser wusste nicht recht, was er davon halten sollte, als er plötzlich einen entsetzlichen Schmerz in der rechten Handfläche spürte. Dieses Mal gelang es ihm nicht, den Aufschrei zu unterdrücken.

Kurz hielt das Mädchen inne, damit sich der Mann etwas erholen konnte, ließ die Hand, in dessen Mund ihr selbstgemachter Zylinder bereits zur Hälfte darin steckte, aber nicht los. Gewaltsam hielt sie diese fest, damit er sie ihr nicht entreißen konnte, was er schon bald versuchte. Das zeigte ihr aber bloß, dass der erste Schmerz vorüber war, sodass sie den Pflock nun gänzlich hinein schob.

Deidara versuchte sich während dessen von ihr loszureißen, doch Itachi war geistesgegenwärtig zu ihm gekommen und hielt ihn ordentlich fest, damit Ino fortfahren konnte. Interessiert sah er dabei zu, wie das Mädchen einen Verband hervorholte und die Hand des Blonden verband, sodass er den Holzpflock nicht ausspucken konnte. Das entsetzte Gesicht des Blonden ignorierte sie, so gut sie konnte, genauso wie das schmerzliche Zusammenzucken des Gefangenen, wenn sich das Holz fester an seine Handfläche presste. Schließlich machte sie noch einen festen Knoten, den man nur schwer wieder aufbekam, und ließ den Arm los. Sofort zog ihn der Blonde an sich und starrte sie mit einer Mischung aus Angst, Wut und Enttäuschung an. Er fühlte sich von Ino verraten und im Stich gelassen, fragte sich innerlich allerdings selbst, warum. Nun gut. Er hatte sie nach seiner Sicht nicht schlecht behandelt, doch er hatte sie entführt. Es war doch klar, dass sie sich auf die Seite ihrer Freunde stellen würde, ganz besonders nach dem Gespräch von eben. Er hätte ahnen müssen, dass sie dann jede Schwäche von ihm zu ihren Vorteil nutzen würde. Deidara ärgerte sich richtig darüber. Schließlich hätte er sie ganz einfach im Wald liegen lassen und alleine weiter fliegen können, er hätte sie dem Bären überlassen können oder sie selbst töten können. Was hatte er sich eigentlich von ihr erhofft? Das sie bei ihm blieb? Bei einem Mörder und Terroristen, der noch dazu wie ein Einsiedler lebte? Er hätte es besser wissen müssen. Nein, Deidara war nicht wütend auf sie, sondern auf sich selbst, seine Naivität und seine Dummheit und nun bekam er die Rechnung präsentiert. Er war gefangen von denen, die er am meisten verabscheute und fürchtete: Itachi, Naruto und Sasuke. Das Sharingan hatte ihm bereits enorm viel Kraft gekostet und dieses Ding in seiner Handfläche tat das Übrige. Nun gut. Es war nicht so schlimm, wie die Scherbe, aber trotzdem reichte es aus, um ihm den Schweiß auf die Stirn zu treiben.

Nun spürte er, wie sein freier Arm ergriffen und stattdessen sein anderer Arm losgelassen wurde. Er konnte sich denken, was nun kam, doch so leicht wollte er sich nicht ergeben. Der Schock von der ersten Aktion hatte sich gelöst und er versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Blöder Weise hatte er gerade heute seinen Lehmbeutel nicht dabei. Schließlich hatte er ja nicht damit gerechnet, dass sie ihn hier finden würden. Fast schon panisch versuchte er mit der freien Hand, die Umklammerung des Schwarzhaarigen zu lösen, doch es half nichts. Statt frei zu kommen, kam Sasuke seinem Bruder zu Hilfe und hielt nun den Arm des Künstlers gut fest.

Ino versetzte es einen Stich ins Herz, den Blonden in so einen verängstigten Zustand zu sehen, doch nun war es zu spät einen Rückzieher zu machen. Vorsichtig nahm sie den Verband ab, den der Blonde immer noch trug. Deidara hatte diesen Mund geschlossen, was dem Mädchen vollkommen klar war. Wer würde sich denn freiwillig Schmerzen zufügen lassen, doch sie wusste schon, wie sie den ehemaligen Akatsuki dazu brachte, ihn zu öffnen. Sie wendete sich an Sasuke, der noch immer den Arm des Blonden festhielt, und flüsterte ihn etwas ins Ohr, was Deidara aber nur am Rande mitbekam. Seine ganze Aufmerksamkeit war nun auf Naruto gerichtet, der nach wie vor bloß da stand, seine Arme verschränkte und keinen Finger rührte. Das machte den Ninja fast wahnsinnig.

Doch plötzlich tauchten vor seinen Augen zwei rote Iren auf. Er hatte gar nicht bemerkt, wie Sasuke seinen Arm losgelassen hatte und sich vor ihn gestellt hatte. Erneut war er im Jutsu eines Uchihas gefangen, aber die Schmerzen blieben ihm dieses Mal erspart. Stattdessen öffnete er aus Reflex heraus, das glaubte er zumindest, seinen Mund der zweiten Hand, um in seine Lehmtasche zu greifen. Allerdings fasste sie ins Leere. Gleichzeitig wurde sein Arm auch noch gepackt und der zweite Holzpflock glitt hinein, wobei er es dieses Mal schaffte, den Schrei zu verhindern. Das Jutsu hatte aufgehört zu wirken und Ino verband nun auch die zweite Hand.

Deidara hatte es nun aufgegeben sich zur Wehr zu setzten. Er konnte nicht mehr. Seine Kräfte waren verbraucht. Er konnte froh sein, wenn er es noch auf die Beine schaffte. Was ihn allerdings wunderte, dass sie ihn am Leben ließen. Da sich die Panik nun verzogen hatte, schaffte es sein Gehirn langsam wieder, sich einzuschalten. Sie hatten ihn nicht getötet. Stattdessen legten sie ihn mit diesen seltsamen Holzpflöcken lahm. Er verstand es nicht. Welchen Grund sollten sie haben, ihn nicht sofort zu töten? Es ergab einfach keinen Sinn. Der Blonde hatte seinen Blick gesenkt, um besser denken zu können. Wenn sie ihn nicht umbrachten, hatte er noch eine Chance zu entkommen, die Frage war nur wie. In diesem Zustand kam er nicht weit, einfach zu flüchten kam also nicht in Frage. Ein Schattendoppelgänger würde auch nichts bringen. Er konnte nicht so viele erschaffen, dass er sie ablenken konnte. Außerdem könnten sie die drei nicht lange genug beschäftigen, um genügend Abstand zu bekommen.

Plötzlich legte sich eine zarte Hand auf seine Wange und ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Verwundert sah er nach vor, wo er in Inos entschuldigende, blaue Augen sah. Schnaubend drehte er den Kopf weg, wurde aber im nächsten Moment von einer starken Hand am Arm gepackt und auf die Füße gezogen, wobei er schmerzhaft aufstöhnte. Schwanken versuchte er sein Gleichgewicht wieder zu finden, während Sasuke ein Seil aus dünnen Metallfäden aus seinen Utensilien nahm – Naruto hatte darauf bestanden zwei oder drei mitzunehmen. – und damit Deidaras Handgelenke vor dessen Körper zusammenband. Dabei ließ er einen langen Teil offen, um ihn führen zu können.

Ino beobachtete das alles mit sehr großen Missfallen, doch sie wusste, dass es nötig war. Sonst würde er bei der erstbesten Gelegenheit abhauen und das wollte sie noch weniger. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, alles zu versuchen, damit aus ihm ein neuer Mensch wurde, genau wie Itachi.

„Was genau willst du mit ihm eigentlich machen?“, unterbrach Sasuke auf einmal ihre Gedanken. Diese Frage brannte schon die ganze Zeit auf seiner Zunge.

Deidara horchte auf. "Was SIE mit mir machen will?", dachte er verwundert. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Der kleiner Schwarzhaarige klang so, als hätte ihnen das Mädchen aufgetragen, ihn gefangen zu nehmen, aber wie war das möglich? Sie konnte doch unmöglich Verbindung zu ihnen aufnehmen, oder? Der Blonde war sichtlich verwirrt und wartete nun auf die Antwort der Angesprochenen.

„Ich möchte mit ihm genau DAS machen, was Naruto mit Itachi gemacht hat.“, gab sie ihm zur Antwort, worauf Sasuke den Gefangenes skeptisch musterte. „Ich weiß ja nicht. Er ist schließlich nicht Itachi. Mein Bruder hat ja noch so etwas, wie Vernunft. Dieser würde wahrscheinlich alles wahllos wegsprengen.“

Der Blick des Blonden verfinsterte sich. Ihm passten die Worte des Schwarzhaarigen absolut nicht. Er wollte gerade zu einem Satz ansetzten, als er von Ino unterbrochen wurde.

„Er kann vernünftig sein. Schließlich habe ich jetzt längere Zeit bei ihm gelebt und habe auch eine andere Seite an ihm gesehen. Ich bin mir sicher, er kann sich eingliedern.“

„Versuchen kannst du es ja einmal.“, mischte sich schließlich auch Naruto ein, der die ganze Zeit nur geschwiegen hatte. Er kam zu ihnen herüber und lächelte Deidara mit einem Hauch von Zufriedenheit an, was diesem einen kalten Schauer über den Rücken laufen lies. „Er wäre auf jeden Fall eine Bereicherung für das Dorf. Töten können wir ihn immer noch, aber wenn er erst einmal tot ist, dann bleibt er es auch. Versuch es ruhig Ino, denn wir können in diesem Fall nichts verlieren, sondern nur gewinnen.“

Deidara seufzte. Dass er hier nichts mitzureden hatte, wusste er, aber trotzdem passte es ihm gar nicht, wie ein Gegenstand behandelt zu werden. So quasi nach dem Motto: „Probier es aus. Wenn es nicht funktioniert, schmeiß es einfach weg.“ Er schüttelte den Kopf und wartete, bis sie endlich fertig waren. Mehr konnte er sowieso nicht tun.

Passage

Bereits eine Stunde später waren sie wieder auf den Weg nach Konoha. Sie waren noch kurz in Deidaras Höhle gewesen, um dort einige Sachen zu holen, und waren dann sofort aufgebrochen. Sasuke war immer noch nicht wirklich überzeugt und warf dem Blonden, der hinter ihm ging, skeptische Blicke zu, sagte aber nichts. Ino hingegen versuchte den blonden Mann, der seinen Blick zu Boden gerichtet hatte, irgendwie aufzumuntern, was sie allerdings nicht wirklich schaffte. Deidara sah zwar ab und zu zu ihr auf, gab ihr aber weder eine Antwort, noch zeigte er eine wirkliche Gefühlsregung. Er senkte seinen Blick einfach stumm wieder. Das Mädchen seufzte und verstummte. Sie hat das Gefühl, als hätte man ihr einen Stoß in die Magengegend verpasst.

Sie konnte ja nicht wissen, dass Deidara nur deshalb nichts sprach, weil er befürchtete, dass er wegen der Schmerzen sowieso nur jammern würde. Natürlich merkte er, dass sie das anscheinend als eine Art Trotz von ihm sah, doch was sollte er machen?
 

Es dauerte nicht lange und sie waren am Meer angekommen. An der Küste befand sich ein kleiner Hafen, wo sie sich ein Schiff mieteten, das sie über das Gewässer brachte. Es legte bald ab und sie machten es sich ober Deck gemütlich. Die Reise würde zwei Tage dauern, also konnten sie sich erholen, zumindest alle, bis auf einen. Keuchend stand Sasuke über die Reling gebeugt da und würgte ab und zu. "Seekrank.", dachte sich Deidara schadenfroh und sah lächelnd auf das Meer hinaus, über dem einige Möwen kreisten. Danach ließ er sich einfach auf den Boden nieder und schloss die Augen. Er fühlte sich sehr erschöpft und wollte sich ein wenig ausruhen. Er verdrängte alle Gedanken in seinem Kopf und versuchte, sich auf das Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen zu konzentrieren. Das war aber gar nicht so einfach. Immer noch schmerzten ihn seine Arme, obwohl es schon um einiges besser geworden war. Das glaubte er zumindest. Sein Körper war da anscheinen anderer Meinung, denn er schwitzte immer noch stark, obwohl es eigentlich angenehm kühl war.

Plötzlich spürte er, wie sich jemand neben ihn setzte. Neugierig öffnete er die Augen, obwohl er sich schon denken konnte, wer von ihnen es war und er sollte Recht behalten.

Ino hatte sich neben ihn gesetzt und sah ihn etwas unsicher und mitfühlend an. „Ist es sehr schlimm?“, fragte sie den Mann und deutete dabei auf seine Arme. Deidara wusste nicht genau, was er ihr antworten sollte. Es war schon viel besser geworden oder er hatte sich einfach an die Schmerzen gewöhnt, das konnte er nicht einschätzten, wenn er aber nein sagen würde, dann wäre es ebenfalls nicht richtig. Er seufzte, schüttelte dann aber den Kopf. Sie musste ja nicht unbedingt wissen, wie schlecht es ihm wirklich ging.

Ino wusste aber sofort, dass der Blonde sie anlog. Schließlich sah sie schon die ganze Zeit, wie sehr er sich quälte. Sie würde seine Schmerzen gerne lindern, doch wenn sie ihn befreite und ihm die Pflöcke aus den Händen zog, wäre das für sie alle das Todesurteil. Sie hatte aber bereits eine Idee, was sie machen könnte. Vorsichtig nahm sie die Hände des Gefangenen in ihre und ignorierte dabei seinen verwirrten Gesichtsausdruck. Sanft strich sie mit ihren Fingern über den Verband und hoffte, dass er die Berührungen auch wirklich spüren konnte.

Ein leichter und angenehmer Schauer lief Deidara den Rücken hinunter, als Ino ihm über die Hände strich. In diesem Moment verfluchte er wirklich die Verbände, die er hatte. Diese Berührungen mussten unglaublich sanft sein und er hätte sie gerne auf seiner Haut gespürt. Dass seine Schmerzen ein wenig nachließen, bemerkte er zuerst gar nicht. Er schloss genießend seine Augen und ließ unbeabsichtigt ein leises Schnurren hören.

Als Ino das Schnurren des Mannes vernahm, musste sie schmunzeln. Es freute sie, dass sie anscheinend alles richtig machte und dass es ihm schon besser ging. Sie bemerkte nicht einmal, wie die anderen sie heimlich musterten. Immer noch strich sie sanft über die Hände, bis sie wegen einem lauten Würgen hochschreckte.

Auch Deidara öffnete wieder die Augen, aber nur, um dem jüngeren Uchiha, der sich gerade über die Reling übergab, ein paar wütende Blicke zuzuwerfen. Nur wegen ihm hatte das blonde Mädchen aufgehört zu massieren und das fand er sehr schade, besonders da sich seine Hände wieder bemerkbar machten.

Nun kam Itachi zu seinem Bruder und strich ihm behutsam über den Rücken, während der andere weiter würgte. „Geht es wieder?“, fragte er sanft, erhielt aber keine Antwort.

Deidara musste wieder lächeln. Er kannte ein Mittel gegen die Seekrankheit, doch er dachte nicht im Traum daran, ihm dieses Mittel zu machen. Außerdem hatte er die passenden Zutaten sowieso nicht hier. Er vergnügte sich einfach damit, den Schwarzhaarigen leiden zu sehen, was ihm schon ein leichtes Gefühl der Genugtuung bescherte.

Ino hingegen sah ihren Freund nur mitfühlend an und fragte sich, ob sie ihm nicht irgendwie helfen könnte. Sie wusste, dass Deidara ein Mittel kannte, doch der würde ihm wohl kaum helfen wollen. Schließlich behandelte der Schwarzhaarige den Blonden nicht sonderlich gut. Außerdem betrachtete er ihn immer noch als Feind. Das konnte sie also vergessen. Sie konzentrierte sich nun wieder auf das Massieren der Hände, froh wenigstens einem helfen zu können. Der Blonde ließ sich das auch gefallen und schloss wieder die Augen.

Lange konnte er es aber nicht genießen, denn Sasuke, der es nun endlich geschafft hatte, sich von der Reling wegzubewegen, zog ein paar mal leicht an dem Seil, mit dem er den Gefangenen führte, um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Kurz verzog Deidara schmerzhaft das Gesicht und warf den Kleineren, der immer noch eine sehr ungesund wirkende Blässe hatte, dann böse Blicke zu. Dieser beachtete das aber gar nicht und deutete nur mit einem kurzen Nicken auf eine Tür, die in das Innere des Schiffes führte. Genervt stand der Blonde auf. Er wollte eigentlich noch etwas an der frischen Luft bleiben, doch er konnte auf ein heftigeres Ziehen an seinem Armen gut verzichten. Stumm und den Jungen weiter mit scharfen Blicken erdolchend folgte er ihm in seine Kabine, wo er sich an die Wand setzte. Dabei beobachtete er, wie Sasuke das lange Ende des Seiles an sein Handgelenk band und sich dann auf eines der vier Betten legte, die sich im Raum befanden. Wieder musste Deidara leicht schmunzeln. Er war froh, dass er wenigstens nicht der Einzige war, der zu leiden hatte. Er genoss seine Schadenfreude, solange er noch konnte, denn er wusste nicht, was ihm in Konoha erwartete. Schließlich hatte er Ino entführt und ein weiteres Mädchen bedroht, ganz zu schweigen von seinen früheren Verbrechen. Zwar meinte das Mädchen, sie wollte mit ihm dasselbe machen, wie Naruto mit Itachi, doch da hatten viele andere auch mitzureden, und DIE würden nicht so begeistert darüber sein. Zugegeben, er war es auch nicht, doch sterben wollte er noch weniger. Er konnte nur zu Gott beten, dass es ihm gelang, irgendwie zu fliehen, doch dass konnte dauern. Wer weiß, vielleicht brachten sie ihn auch einfach um oder sperrten ihn ein. Es gab so viele Möglichkeiten. Ino alleine, so befürchtete er, würde sich wohl kaum durchsetzen können. Darum genoss er seine Schadenfreunde nun in vollen Zügen, auch wenn die Schiffskrankheit nur eine Kleinigkeit war und er dies still tat. Man konnte ja nie wissen.

Kurz darauf öffnete sich die Tür und die anderen drei kamen herein. Verwundert sah sich Ino um. Immer wieder zählte sie die Betten, doch es waren eindeutig nur vier. Da konnte doch etwas nicht stimmen. „Sagt mal, fehlt hier nicht ein Bett?“, fragte sie Naruto, der seufzend nickte. „Es gab kein Zimmer mit fünf Betten und für Sklaven und Gefangene richten sie keine Matratzen her, haben sie gesagt.“

„Das ist unmenschlich.“, entgegnete Ino bestürzt. Sie fand, dass der Blonde es im Moment schwer genug hatte. Man musste ihm nicht auch noch zusätzlich Steine in den Weg legen.

Deidara schien ihren Blick zu bemerken, denn er lächelte sie leicht an. Das Mädchen ging zu ihm hinüber und setzte sich neben sie. „Es tut mir leid.“, meinte sie, doch der Mann schüttelte nur den Kopf, bevor sie dazu kam, weiter zu sprechen.

„Mach dir deswegen nicht so viele Gedanken, un. Ich hätte an deiner Stelle auch so gehandelt. Ich war unvorsichtig und bin deshalb selbst schuld, yeah.“

„Du redest wieder mit mir?“, meinte das Mädchen erfreut. Ihre Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.

Das zauberte ein sanftes Lächeln auf die Lippen des Blonden. Sie war so süß, wenn sie diesen erfreuten, treuherzigen Blick aufsetzte. Er war sich sicher, dass jeder Junge bei ihr sofort dahinschmolz, wie Eis in der Sonne. Doch sofort verwarf er diesen Gedanken und starrte kurz zu Sasuke, der sich unruhig hin und her wälzte, um eine halbwegs angenehme Position zu erreichen. "Na gut, es gibt Ausnahmen.", dachte er sich und sah dann wieder zum Mädchen.

„Ich war zuerst ein bisschen verhindert, un.“, antwortete der Blonde etwas verspätet und hob dabei seine Hände, die er auf seinen Schoß gelegt hatte, etwas an.

Ino schien zu verstehen, denn sie nickte. „Das heißt, du warst gar nicht wütend auf mich?“

„Warum sollte ich das, hm? Du hast nur das gemacht, was jeder in deiner Situation gemacht hätte, außer dass du mich am Leben lässt. Eigentlich müsste ich mich bei dir bedanken, yeah.“

„Da bin ich aber erleichtert. Eigentlich habe ich ja nichts gegen dich.“

„Das merke ich. Du bist die Einzige in der Gruppe, die sich mit mir abgibt, un.“ Deidara sah zu den anderen. Itachi hatte sich auf Sasukes Bett gesetzt und strich ihm den Rücken auf und ab, während Naruto mit ihm sprach. Allerdings war es so leise, dass er kein Wort verstehen konnte. Das lies ihn schließen, dass es sich um ihn drehte. Wahrscheinlich diskutierten sie, wie sie weiter vorgehen sollten.

Die Blonde bemerkte Deidaras nachdenklichen Blick und sah nun auch zu ihren Freunden hinüber. Dann schmunzelte sie aber. Anscheinend machte sich ihr „Gast“ Sorgen, über was sie sprachen, eigentlich zurecht. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es wird dir nichts passieren, zumindest wenn du dich weiterhin ruhig verhälst und nicht versuchst abzuhauen.“

„Ja, ja.“, antwortete der Iwa-Nin leicht gereizt. Was sollte er im Moment auch anderes machen. Er war gefangen und seine Arme schmerzten höllisch, was sich bereits auf den ganzen Körper ausgebreitet hatte. Sein Genkai konnte er wegen dieser verdammten Pflöcke nicht einsetzten und seine Jutsus wollten auch nicht funktionieren, warum auch immer. Er konnte nichts machen, außer auf das beste hoffen. Seufzend lehnte sich Deidara an die Wand zurück und schloss die Augen. Er würde nicht schlafen können, doch zumindest ein wenig erholen wollte er sich.

Ino bemerkte, dass der Gefangene anscheinend Erholung brauchte und erhob sich, um ihn allein zu lassen. Es war sowieso schon spät und sie sollten alle schlafen gehen. Sie nahm aus dem Gepäck Deidaras Mantel, den sie mitgenommen hatte und warf ihn dem Blonden zu, der ihn verwundert auffing. „Der ersetzt zwar nicht das Bett, aber er ist besser als gar nichts.“, meinte sie, worauf der Mann ihr zunickte.

„Danke, un.“, sagte er noch und deckte sich damit, so gut es ging, zu.

Auch die anderen begaben sich zur Ruhe, wobei sich Itachi, Sasuke und Naruto heimlich absprachen, wer wie lange Wache halten sollte. Dass der Gefangene floh, wollten sie nämlich nicht. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigte, dass Sasuke die erste Wache übernahm, Naruto die zweite und Itachi die dritte.

Ino wusste von all dem nichts und legte sich einfach schlafen. Sie hatte keine Zweifel daran, dass sie Deidara morgen noch wiedersehen würde.
 

Mitten in der Nacht wurde Ino wach. Sie war es nicht gewohnt so früh schlafen zu gehen. Auch bei Deidara war sie oft lange mit ihm aufgeblieben und hatten sich unterhalten. Darum war sie bereits wieder ausgeruht und streckte sich genüsslich. Danach warf sie einen Blick zu dem Gefangenen. Das Bild, das sich ihr da allerdings bot, gefiel ihr absolut sich. Deidara saß noch immer an der Wand und ballte Krampfhaft seine Hände zu Fäusten. Seine Zähne waren fest zusammengebissen und sein Gesicht schmerzverzerrt. Er schien furchtbar zu leiden, was Ino sofort veranlasste aufzustehen und zu ihm zu laufen. Dabei wurde der Blonde auf das Mädchen aufmerksam. Fast schon erschrocken sah er auf und in ihre wunderschönen, blauen Augen. Allerdings beachtete er sie nicht lange, denn der Schmerz forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Sein ganzer Körper schien von Innen heraus zu verbrennen, fast so, als lodere ein starkes Feuer in ihm, das alles zu schmelzen drohte. Nur sehr mühselig schaffte er es, lautes Jammern und Schreien zu verhindern, doch sein Keuchen und ab und zu ein gequältes Aufstöhnen konnte er nicht unterdrücken. Er war bloß froh, dass ihn die anderen dabei nicht sahen. Sasuke würde das wahrscheinlich sehr amüsant finden. Dass es Ino sah, störte ihn wenig. Sie hatte ihn schon einmal geholfen, als es ihm schlecht ging und sie versuchte es auch jetzt, wo er ein Gefangener war, immer wieder.

Plötzlich spürte er, wie zwei Hände seine berührten. Ganz vorsichtig wurden sie angehoben und in den Schoß den Mädchen gelegt, das nun vor ihm saß. „Glaubst du, du schaffst es deine Hände zu öffnen?“, fragte sie leise, um die anderen nicht zu wecken. Der Blonde nickte und öffnete seine Handflächen. Sofort legte die Blonde ihre Finger darauf und begann sie behutsam zu massieren, was Deidara einen erleichternden Seufzer entlockte. Langsam ließen die Schmerzen nach, wie sie es schon zuvor getan hatten.

„Du solltest versuchen, etwas zu schlafen.“, meinte Ino schließlich, „Es wird sicher noch eine harte Reise. Du wirst deine Kräfte brauchen.“

Der Gefangene wagte es nicht, ihr zu widersprechen. Er war sich selbst sicher, dass es nicht einfach werden würde, besonders wenn die drei Jungs nach wie vor so wachsam blieben. Deidara hatte nämlich sehr wohl bemerkt, dass Naruto Wache hielt.

„Ich werde deine Hände so lange massieren, bis du eingeschlafen bist. Im Schlaf solltest du die Schmerzen nicht spüren.“, sprach Ino weiter und riss den Blonden somit wieder aus seinen Gedanken. Dieser nickte nur und legte sich auf den Boden. Etwas zögernd schloss er dann die Augen und genoss einfach Inos Berührungen. Langsam driftete er in den Schlaf ab. Er war doch schon sehr erschöpft und müde. Bald schon bekam er von seiner Umgebung nichts mehr mit.

Als sich Ino sicher war, dass der Mann eingeschlafen war, hörte sie mit der Massage auf und deckte ihn noch mit seinem Mantel zu. Vorsichtig strich sie ihm eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie bemerkte nicht einmal, dass sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Der Blonde sah im Schlaf auch einfach zu niedlich aus, so unschuldig, als könnte er keiner Fliege etwas zu leide tun. Es war wirklich kaum zu glauben, dass sie einen skrupellosen Terroristen vor sich hatte. Wohin das Schicksal einen doch führte. Sie fragte sich, wieso er eigentlich zu einem Mörder wurde. Er fand das Töten sicher nicht vom Anfang an so amüsant, wie heute.

Das Mädchen stand wieder auf und schlich zu ihrem Bett zurück, wo sie erneut unter die Decke kroch. Sie nahm sich vor, ihn irgendwann danach zu fragen, doch erst, wenn es ihm besser ging und er ihr mehr vertraute. Lächelnd schloss sie ihre Augen und döste etwas vor sich hin. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass Naruto, der mit dem Rücken zu ihr auf seinem Bett lag, ein breites und zufriedenes Grinsen aufgesetzt hatte und fröhlich in sich hinein lachte.
 

Am nächsten Morgen konnte Ino ausschlafen. Sie war erneut eingeschlafen und hatte nicht bemerkt, wie die anderen zusammen mit Deidara den Raum verlassen hatten. Als sie dann endlich wach wurde, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Verwundert sah sie sich im Raum um, bis ihr die Erinnerung an den gestrigen Tag wieder ins Gedächtnis gerufen wurde. Seufzend erhob sie sich aus ihrem Bett und ging aufs Deck, wo sie ihre Freunde vermutete. Bereits hinter der Tür konnte sie das Geschrei zweier bekannter Stimmen vernehmen. Sasuke schien sich mit Naruto wieder einmal wegen irgendetwas zu streiten. Das war wirklich typisch für die beiden. In diesen Momenten war es kaum zu glauben, dass die beiden eigentlich die besten Freunde waren.

Ino machte die Tür auf und trat nach draußen, wo sie die zwei auch sofort sah. Der Schwarzhaarige warf dem Blonden wieder einmal irgendetwas Unsinniges vor und dieser konnte das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und konterte mit einem ebenso unsinnigen Argument: ein typischer Streit eben. Itachi, der dieses Mal Deidara führte, hatte sich mit dem Blonden etwas weiter abseits an einen Mast gelehnt und beobachtete das Schauspiel schweigend, während sich der Gefangene neben ihm hingesetzt hatte und lustlos auf einem Käsebrot herumkaute. Ihn schien das „Gespräch“ der beiden auch nicht sonderlich zu interessieren.

Das Mädchen konnte über das Verhalten der beiden Jungs nur den Kopf schütteln und gesellte sich zu dem Künstler. „Guten Morgen.“, begrüßte sie ihn freundlich und setzte ein leichtes Lächeln auf.

Der Blonde erwiderte das Lächeln und meinte dann:" „Morgen“ würde ich das nicht mehr nennen. Es ist schon beinahe Nachmittag, yeah.“ Er zeigte auf den Stand der Sonne. „Du hast einen gesunden Schlaf, un.“ Um das Gesagte noch zu unterstreichen, nickte Itachi auch noch zustimmend.

Die Blonde zuckte auf diese Antwort hin aber nur mit den Schultern. Es war nicht das erste Mal, dass man das zu ihr sagte. Danach richtete sich ihre Aufmerksamkeit aber wieder auf die Zankenden. "Wie ein altes Ehepaar.", schoss es ihr durch den Kopf, doch sie hütete sich davor, diesen Satz laut auszusprechen.

„Worüber streiten die?“, wollte sie schließlich wissen.

Der Blonde seufzte, als er diese Frage vernahm. Er wusste zwar, WORÜBER sich die beiden stritten, doch er hatte nicht den blassesten Schimmer, WARUM sie sich darüber stritten. „Begonnen hat alles damit, dass der Fuchsbengel mich noch schlafen lassen wollte, wenn ich alles richtig mitbekommen habe, doch Itachis Bruder wollte mich wecken, da er dich nicht mit mir alleine lassen wollte, un. Durch dieses Gezanke bin ich aber aufgewacht, was dem Blonden nicht recht war. Beim Frühstück haben sie sich dann wegen des letzten Schinkenbrots gestritten und jetzt geht es um das Mittagessen, yeah.“ Der Blonde schüttelte den Kopf. Auch bei den Akazukis hatte es oft Streit gegeben, doch nie wegen so etwas. Meistens ging es um die verschiedenen Ansichten von Dingen. Sasori und er selbst hatten sich zum Beispiel oft über Kunst gestritten.

Auch Ino fand den Streit etwas übertrieben. Das mit Deidara verstand sie ja noch, aber über das Essen? Das war ihr eindeutig zu hoch. Das konnte sie nicht verstehen und wenn sie Deidara und Itachi so ansah, sie auch nicht. Die beiden Erwachsenen schienen sich einfach nur zu langweilen, was das Mädchen gut verstehen konnte. Allerdings fand sie es auch merkwürdig, dass dem Blonden seine Arme anscheinend nicht mehr weh taten. Gestern Nacht hatte er ja noch sehr mit den Schmerzen zu kämpfen. Jetzt schien es ihm aber recht gut zu gehen. Neugierig sah sie auf seine Arme, um sich zu vergewissern, dass die Bandagen noch dran waren, doch es war alles unverändert.

Der prüfende Blick blieb von Deidara aber nicht unbemerkt. Zuerst wusste er nicht, was das sollte, doch als er dann den Blick auf seine Arme sah, erkannte er, was sie so verwunderte. „Ich habe ein Mittel gegen die Schmerzen bekommen, un.“, erklärte er dem Mädchen, dass ihre Augen nun peinlich berührt von den Mann abwandte. Sie war ganz rot um die Nase geworden, was den Blonden ein Schmunzeln entlockte. Er fand sie richtig niedlich, wenn sie rot wurde. Aber er beließ es nicht bei der für die Blonde peinlichen Stille, sondern sprach einfach weiter. „Das ist auch einer der Gründe, warum die beiden streiten, un. Naruto hat nach einigen Bitten und Flehen von einem Matrosen ein Schmerzmittel für mich bekommen und Sasuke war nicht damit einverstanden.“

„Naruto hat das Mittel für dich besorgt?“, fragte das Mädchen interessiert weiter.

„Jepp. Ich habe aber keine Ahnung, warum er das für mich getan hat, yeah.“ Er hatte sich diese Frage bereits selbst einige Male gestellt, doch er kam einfach zu keinem vernünftigen Ergebnis. Letztendlich hatte er es aufgegeben darüber nachzudenken. Er würde ihn vielleicht irgendwann danach fragen, aber im Moment ließ er die zwei lieber streiten. Aus Erfahrung wusste er, dass es problematisch werden konnte, wenn man sich bei so etwas einmischte, besonders wenn einer der Beteiligten einen hasste, wie es bei Sasuke allem Anschein nach der Fall war.

Ino kannte das ja bereits von den beiden und ließ sie ebenfalls in Ruhe. Sie hatte keine Lust, sich einzumischen, außerdem meldete sich gerade lautstark ihr Magen, was sie erneut rot werden lies. Zusätzlich hatte sie von Itachi und Deidara nun die ungeteilte Aufmerksamkeit, was ihre Röte gleich um einiges steigerte.

Der Blonde konnte sich nun ein Lachen nicht mehr verkneifen und auch der Schwarzhaarige zeigte ein leichtes Schmunzeln. Der Anblick des blonden Mädchens, dessen Gesichtsfarbe die einer überreifen Tomate angenommen hatte, sah einfach zu komisch aus. Das machte das Mädchen aber bloß verlegener.

Schließlich hörten auch die zwei Jungs auf zu streiten, als sie die ungewohnt gute Laune der beiden Männer bemerkten. Erst danach entdeckten sie Ino, die langsam von Verlegenheit zu leichter Wut wechselte.

„Langsam reicht es.“, fauchte sie Deidara gereizt an. Dieser beruhigte sich allmählich und sah weiterhin breit grinsend zu Ino hoch.

„Tut mir leid, aber der Anblick war einfach zu lustig, yeah.“ Er stand auf und deutete Itachi mit einem kurzen Nicken zur Seite, dass er etwas holen wollte. Der Schwarzhaarige verstand sofort. Er hatte natürlich bemerkt, dass Deidara drei belegte Brote heimlich eingepackt hatte. Eigentlich bekam man nach einer bestimmten Zeit kein Essen mehr und die hatte Ino eindeutig verschlafen, aber der Blonde hatte einfach etwas mitgehen lassen. Eines hatte er selbst verdrückt, die anderen zwei hatte er auf einem Teller gelegt und in seinem Sichtfeld versteckt, damit sie keiner fand. Nur er, Itachi und die zwei Jungs wussten, wo sie waren, und Sasuke hatte zur Abwechslung mal die Klappe gehalten.

Itachi stieß sich vom Mast ab und folgte den Blonden. Ino war nun diejenige, die sich ein leises Kichern nicht verkneifen konnte, auch wenn sie es versuchte. Sie war sich bewusst, dass es eigentlich alles andere als lustig war, aber Deidara erinnerte sie im Moment ein wenig an einen Hund, der an der Leine geführt wurde. Schnell schüttelte sie den Kopf um diese Vorstellung loszuwerden. Der Künstler hatte wirklich schon genug Probleme, jetzt musste sie sich nicht auch noch über ihn lustig machen, auch wenn es ihm gerade besser zu gehen schien. Immerhin hatte er gelacht und das war in letzter Zeit selten, auch wenn es ihr unangenehm war.

Deidara blickte kurz fragend zu Ino zurück. Das Kichern war ihm nicht entgangen und er hatte so ein komisches Gefühl, das ihm sagte, es wäre wegen ihm. Er konnte sich allerdings beim besten Willen nicht vorstellen warum. Er hatte schließlich nichts gemacht. Er war bloß aufgestanden.

Schließlich zuckte er aber nur mit den Schultern und ging zu dem Versteck, das sich hinter einem hölzernen Fass befand. Er holte den Teller mit den zwei Broten hervor und ging damit zu dem Mädchen zurück, dem er den Teller in die Hand drückte und sich dann wieder auf den Boden nieder ließ.

Zuerst war Ino total verwirrt, als sie den Teller in die Hände gedrückt bekommen hatte, doch dann lächelte sie fröhlich. „Danke, Deidara-kun.“ Der Blonde winkte nur ab, woraufhin sich Ino neben ihn setzte und zu essen begann. Itachi lehnte sich wieder gegen den Mast und beobachtete die zwei Blonden vor ihm. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich bei ihnen etwas anbahnte und sein Gefühl irrte sich selten. Allerdings sprach er seine Gedanken nicht laut aus, sondern begnügte sich damit, die beiden zu beobachten.

Auch auf Narutos Gesicht hatte sich ein leichtes Lächeln gebildet, das aber niemand, außer Itachi, bemerkte. Der Schwarzhaarige kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut, hatte er ihn doch schon häufig gesehen. "Du hast das alles also von Anfang an so geplant.", dachte sich der ältere Uchiha. Er kannte Naruto bereits so gut, dass er wusste, dass er nicht so kindisch und dumm war, wie er immer vorgab. Nein, er plante vor und schien immer genau zu wissen, was wann und wo zu tun war. Bis jetzt hatte er noch alles erreicht. Dieser Junge war selbst Itachi etwas unheimlich, obwohl er ihn mittlerweile sehr mochte. Das vor den anderen und ganz besonders vor Deidara zuzugeben, kam für ihn aber natürlich nicht in Frage.

Dieser hatte mit Ino während dessen eine lebhafte Unterhaltung über irgendwelche belanglose Dinge begonnen. Der Schwarzhaarige verdrehte dabei nur die Augen. Er kannte das ja bereits von seiner Zeit bei den Akazukis. Deidara hatte wirklich Talent im Reden. Egal welches Thema, er konnte Stunden lang eine Unterhaltung darüber führen. Das Ino darauf auch noch einging, wunderte ihn ebenfalls nicht, war sie doch schließlich auch so eine Plaudertasche. Es kam nicht selten vor, dass sie versuchte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, worauf er natürlich nicht einging. Wieso sollte er auch? Er war kein Typ vieler Worte. Er wollte lieber seine Ruhe haben. Das hieß natürlich nicht, dass er Ino nicht mochte, sie war im Großen und Ganzen recht nett, doch sie konnte einem ganz schön auf die Nerven gehen. Er hoffte nur, dass sich das nun ändern würde, jetzt wo der Blonde da war.

Schließlich war Ino fertig mit dem Essen und fragte alle, ob sie nicht Lust hätten, etwas zu spielen. Keiner hatte wirklich etwas dagegen einzuwenden, auch wenn Sasuke und sein Bruder eher wenig Begeisterung zeigten. Doch sie wussten sowieso nicht, was sie tun sollten, also was sollte es. Sie setzten sich in einen Kreis zusammen und spielten eine Art Flaschendrehen, auch wenn sie dafür ein Kunai statt der Flasche verwendeten.
 

So verstrich die Zeit. Sasuke war während des Spiels wieder schlecht geworden und so begab er sich zurück auf sein Zimmer, gefolgt von seinem Bruder, der das Seil an Naruto weitergab. Die anderen drei redeten noch ein wenig über allerlei Dinge.

Bald war es Zeit zum Abendessen und danach gingen sie Schlafen. Für Sasuke und Itachi hatte Naruto noch etwas mitgehen lassen.

Back in Konoha

Am nächsten Morgen hatten sie den Hafen erreicht und gingen von Bord. Sasuke war heilfroh deswegen. Er dachte schon, er müsste sterben, so schlecht war ihm am Schiff gewesen. Am liebsten hätte er den Boden geküsst, doch diese Blöße wollte er sich nicht geben und vor den anderen schon gar nicht.

Deidara hingegen fand es sehr schade. Nicht dass er Schiffsfahrten liebte, sie waren ihm egal, er flog lieber, aber nun würde er den kleineren Uchiha nicht mehr leiden sehen. Außerdem näherten sie sich nun immer mehr Konoha-Gakure, was dem Blonden deutlich missfiel. Er konnte sich denken, dass sie nicht sehr erfreut sein würden, ihn wieder zu sehen.

Erneut übernahm Sasuke die Führung von Deidara und Itachi lief hinter ihm her, um zu verhindern, dass er irgendwie abhauen konnte. Ino und Naruto, der das Gepäck trug, bildeten das Schlusslicht. Immer wieder sah die Blonde zu dem Gefangenen vor ihr, der nachdenklich das Gesicht zu Boden gerichtet hatte. Ob er nach einer Fluchtmöglichkeit suchte oder sich Sorgen wegen seiner Bestrafung machte, konnte sie nicht sagen, aber sie musste ihn irgendwie ablenken, da war sie sicher. Schnell schloss sie zu dem Blonden auf und legte ihre Hand auf seine Schulter.

Sofort schreckte dieser auf, als er eine warme Handfläche auf sich ruhen spürte. Verwundert drehte er sich zu Ino um, die ihm fragende Blicke zuwarf. Der Mann seufzte innerlich. Nun würde es schwer werden, einen Fluchtplan zu entwerfen, wenn er von dem Mädchen abgelenkt wurde. Andererseits durfte es auch nicht so aussehen, als würde er darüber nachdenken. Er hatte sich bereits vorher eine Ausrede ausgedacht, die sein nachdenkliches Verhalten erklärte, doch er wartete erst einmal ab, was seine „Begleiterin“ nun machte.

Ino war nun doch etwas unsicher geworden, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie setzte einen besorgten Blick auf und fragte: „Was ist los, Deidara-kun? Du wirkst so nachdenklich.“

Der Blonde lächelte etwas gequält. Genau diese Frage hatte er erwartet. Seufzend sah er wieder Richtung Boden. „Ich habe mich nur gefragt, falls der Hokage mich wirklich aufnehmen sollte, was ich in deinem Dorf dann machen soll? Mit diesen Dingern in den Händen kann ich wohl kaum als Ninja arbeiten.“

„Das würde mich auch einmal interessieren.“, mischte sich Sasuke in das Gespräch ein. Er hatte überhaupt keine Ahnung, was Ino mit dem Blonden anfangen wollte, oder wie er dem Dorf nützen sollte, doch das Mädchen beachtete ihn einfach nicht, sondern starrte immer noch in Deidaras blaue Augen. Ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen, denn sie ahnte, dass das nur eine Ausrede war, doch sie sollte mitspielen. So konnte sie ihn wenigstens ablenken.

„Du könntest doch als Künstler arbeiten.“, meinte sie zuerst, obwohl sie eigentlich ganz etwas anderes im Sinne hatte.

Deidara schenkte ihr nur einen leicht irritierten Blick, da er eher erwartet hatte, dass sie ihn als Arzt wollte und nicht als Künstler. Ihm sollte es recht sein, arbeitete er doch viel lieber mit Lehm, als mit Pflanzen, doch trotzdem fand er es seltsam. Sasuke hatte natürlich wieder etwas daran auszusetzen, denn er kannte die Fähigkeit Deidaras, Lehmfiguren in die Luft zu sprengen, nur zu gut.

„Spinnst du, Ino?! Sobald der irgendwie frei kommt, sprengt er damit ganz Konoha-Gakure!“

Itachi nickte zu dieser Aussage. Auch er kannte die Fähigkeiten seines früheren Kollegen sehr gut und würde ihm daher besser keinen Lehm in die Hände geben. Dass Ino das mit dem Künstler nicht wirklich ernst gemeint hatte, fiel anscheinend keinem auf.

Sie tat so, als würde sie kurz überlegen und meinte dann: „Und was ist mit Arzt?“

Bei dieser Aussage zuckte Deidara zusammen. Er wusste doch, dass das kommen würde. Wie er es doch hasste, den Wohltäter zu spielen, warum musste Ino diesen Vorschlag bringen. Nun gut. Er wüsste auch nicht, was er sonst machen könnte. Ninja ging nicht, Künstler war den anderen verständlicherweise zu gefährlich, da blieb ihm ja nichts anderes übrig. Doch trotzdem hatte der Blonde gehofft, diesen Vorschlag nicht hören zu müssen. Auch die ungläubigen Blicke der anderen verwunderten ihn nicht. Er hatte die Tatsache, dass er sich mit Medizin auskannte, für sich behalten. Es sollte niemand wissen und wenn er die Blonde nicht entführt hätte, dann wäre es nach wie vor geheim geblieben. Aber nun kam alles heraus. Das war wirklich zum verrückt werden. Warum musste er ausgerechnet dieses Mädchen entführen? Hätte er nicht die andere nehmen können oder sie wenigstens in die Luft sprengen können? Nun sah er ja, wohin ihn seine Gutmütigkeit geführt hatte. Er war gefangen, war auf den Weg nach Konoha, einem ungewissen Schicksal entgegengehend, und musste sich mit dem Gedanken anfreunden, demnächst höchst wahrscheinlich als Arzt tätig zu werden, und dass sicher nicht nur vorübergehend. Der Blonde konnte über sein „Glück“ nur den Kopf schütteln. Am liebsten hätte er sich nun selbst gesprengt, dann würde er wenigstens zu seinem eigenen Kunstwerk werden, doch diese verdammten Pflöcke in seinen Armen verhinderten dies auf die grausamste Art und Weise, die er sich vorstellen konnte.

Deidara schüttelte den Kopf. Jetzt war keine Zeit für Selbstmitleid. Er musste sich einen Fluchtplan ausdenken. Lange hatte er dafür keine Zeit mehr. Nur noch fünf Tage und sie würden Konoha erreichen und dann war es bis Konoha-Gakure nicht mehr weit.

Doch wieder wurde ihm ein strich durch die Rechnung gemacht. Bereits wenige Stunden später, tauchten einige Ambus auf, die den dreien hinterher geschickt worden waren. Als sie den gefangenen Deidara sahen, waren sie natürlich mehr als nur überrascht, besonders deshalb, weil sich jeder von ihnen mit einem einfachen Jutsu sofort befreien hätte können. Sie fragten aber nicht weiter nach und begleiteten die fünf den restlichen Weg, was den Blonden mehr als nur störte.

Je mehr sie waren, desto schwieriger war es, einen unachtsamen Moment zu erhaschen. Schließlich waren jetzt nicht nur acht, sondern doppelt so viele Augen auf ihn gerichtet. Er konnte über seine Situation wirklich nur seufzen. Was hatte er im Leben verbrochen, dass es ihn so strafte? Na gut, er hatte hunderte von Menschen getötet, aber dafür würde er doch sowieso in der Hölle büßen. Musste in seinem Leben denn auch alles schief gehen?
 

Anscheinend ja, denn sie erreichten Konoha schneller, als ihm lieb war. Die Tage waren rasch vergangen und ihm wollte einfach kein Plan einfallen, wie er sich befreien konnte. Es waren nun eindeutig zu viele Gegner, mal abgesehen davon, dass er weder sein Genkai noch seine Jutsus einsetzten konnte. Wie sollte er es also mit vier Anbus, Sasuke, Itachi, Naruto und Ino aufnehmen können? Ino war von allen noch das wenigste Problem, da sie ihn ja nicht verletzten wollte, zumindest sah es danach aus, doch bei den anderen war er sich sicher, dass sie alles machen würden, um ihn an der Flucht zu hindern. Es war hoffnungslos. Er konnte nur beten, dass die Strafe möglichst milde ausfallen würde.

Ino hingegen war froh, wieder die ihr gut bekannte Umgebung um sich zu haben. Hier fühlte sie sich gleich um einiges wohler. Nicht, dass es ihr bei Deidara in der Höhle nicht gefallen hätte. Am Schluss war es doch recht angenehm mit ihm gewesen. Doch ihre Heimat war ihr immer noch am liebsten. Das einzige, was ihre glückliche Stimmung etwas trübte, war die Sorge um den blonden Gefangenen. Naruto war zwar sehr zuversichtlich und auch Ino wollte zumindest den Schein erwecken, es könne nichts schief gehen, besonders vor Deidara, doch in Wirklichkeit war sie sehr verunsichert. Sie wusste, dass Medical-Nins sehr gefragt waren und der Blonde hatte ohne Frage ein beeindruckendes, medizinisches Wissen, doch trotzdem fragt sie sich schon die ganze Zeit, ob es wirklich so klug war, ihn gefangen zu nehmen. Tsunade hatte Itachi aufgenommen, doch man munkelte, dass da jemand nachgeholfen hatte, dass der Schwarzhaarige mit irgendetwas unter Kontrolle gehalten wurde, sodass er, selbst wenn er es wollte, nichts anstellen konnte. Zugegeben, es war nur ein Gerücht, doch Gerüchte beherbergten oft ein wenig Wahrheit in sich. Sie hatte nichts, was Deidara unter Kontrolle hielt. Sie konnte ihn nur so gut wie wehrlos machen. Doch selbst da mussten sie vorsichtig sein, denn der Gefangene könnte sich die Pflöcke durchaus selbst entfernen. Es war riskant, ihn aus den Augen zu lassen. Diese ganzen Gründe ließen Ino zweifeln und sie befürchtete, Deidara bekam das auch noch mit.
 

So verging wieder ein Tag. Das Dorf kam, sehr zu Deidaras Missfallen, bereits in Sicht. Sofort senkte er seinen Blick, da er nicht sehen wollte, wie ihn die Leute anstarren. Am liebsten hätte er sich in einer Ecke verkrochen, doch leider war es ihm nicht möglich. Immer näher kam er der Dorfmauer, vor der bereits einige Wachen warteten.

Ihre Verwunderung war groß, als sie den Blonden erblickten, der eigentlich tot sein sollte. Dass er nun vor ihnen stand, hatten sie nicht erwartet, besonders da er fast genauso gefährlich war wie Itachi. Einige behaupteten sogar, dass er etwas gefährlicher war, da man ihn nicht richtig einschätzen konnte. Als sie allerdings nach dem Grund fragten, warum der Bombenexperte noch lebte, meinten alle, dass die Entführte selbst darauf bestand, ihn gefangen zu nehmen. Dabei beließen sie es auch. Da Deidara sowieso gefangen und sehr gut bewacht war, ließen sie die Gruppe passieren.

Diese machte sich auf direktem Wege zum Sitz des Hokages. Schließlich musste er entscheiden, was mit den Blonden geschehen sollte. Innerlich hofften alle auf die Todesstrafe, denn sie wussten noch ganz genau, wie es am Anfang bei Itachi war. Deidara war damit zwar nicht wirklich vergleichbar, denn vom Charakter ähneln sie sich so sehr, wie der Tag und die Nacht, doch genau das war es auch, was die Ninja zweifeln ließ. Deidara war sehr temperamentvoll und rastete gerne aus. Wenn das geschah, konnte er sehr schnell unberechenbar werden. So einen konnten sie nicht gebrauchen, auch wenn er als Ninja gegen Itachi antreten könnte und wenigstens eine winzige Chance hatte.

Deidara bekam es natürlich mit, dass ihn alle am liebsten tot sehen würden, was ihn auch nicht weiter wunderte. Nur Ino und Naruto schienen ihn lebend zu wollen und Itachi sah natürlich wie immer aus, als wäre ihm alles egal. Stumm ging er neben dem blonden Mädchen her, die ihn versuchte, in ein Gespräch zu verwickeln, um diese Situation nicht ganz so unangenehm für ihn zu machen. Allerdings half es ihm nicht wirklich. Deidara fühlte sich komplett in die Enge getrieben. Die Leute, denen sie auf der Straße begegneten, warfen ihm verwunderte, ängstliche und oft sogar hasserfüllte Blicke zu. Das ließ ihn keine Sekunde daran zweifeln, dass er hier nicht willkommen war. Inos Gerede hörte er schon gar nicht mehr, da ihm sein Herz bis zum Hals schlug. In einem Kampf zu sterben war eine Sache, denn man dachte darüber nicht so viel nach, doch nun hatte er alle Zeit, die er brauchte, um sich vorstellen zu können, was sie mit ihm anstellen würden, wenn es Ino nicht schaffen sollte, den Hokage zu überreden. Er konnte nur hoffen, dass der Tot nicht allzu erbärmlich werden würde. Nicht, dass er Angst vor ihm hatte, das nicht, doch er wollte durch seine Kunst sterben, eine Explosion. Der Blonde könnte es nicht ertragen, durch Gift oder eine Wunde vor die Hunde zu gegen. Nur das vernichtende Spiel von Feuer und Hitze war ein angemessenere Tot, ein Schauspiel, das jedem, der es sah, für immer im Gedächtnis bleiben würde. Doch genau DIESEN Tod würde er nicht bekommen, das wusste er. Er würde wahrscheinlich erstochen oder in eine Grube geschmissen werden.

Ohne dass es der Mann richtig realisierte, kamen sie schließlich vor dem Gebäude an, in dem der Hokage arbeitete. Als dieser Deidara schließlich erblickte, war er zuerst sprachlos. So viel Dummheit auf einmal, hätte er niemals von seinen Leuten erwartet. Was hatten die sich nur dabei gedacht, den Blonden hier her zu schleppen? Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Deidara merkte sofort, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. Der Hokage, eine Frau mit langen hellblonden Haaren, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hat, war eindeutig entsetzt. Entsetzt darüber, ihn hier zu sehen. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, dass sie so reagieren würde. Eigentlich war es banal gewesen, sich Hoffnungen zu machen, dass es Ino doch irgendwie schaffen könnte, ihn hier herauszureden.

Endlich fand die Frau ihre Sprache wieder. „Was zum Donner hat DER hier verloren?!“, erklang ihre strenge und nun auch aufgebrachte Stimme.

Naruto tupfte Itachi kurz mit seinem Finger an und deutete ihm, dass er mit Ino und der Hokage alleine sprechen wollte. Darauf nickte der Schwarzhaarige und sagte den anderen, dass sie mit Deidara hinausgehen sollten. Die Ninjas warfen sich verwunderte Blicke zu. Zuerst sollten sie den Blonden hier her bringen und dann sollten sie mit ihm draußen warten. Sie würden zu gerne wissen, was Naruto der Hokage zu berichten hatte. Doch als auch diese ihnen andeutete, sie sollen den Raum verlassen, blieb ihnen nichts anderes übrig. Nur Itachi und Sasuke durften bleiben, da sie das Geheimnis von Naruto bereits kannten, und Ino, da es ja eigentlich ihr Wunsch war.

„Na gut, Naruto. Was hat das zu bedeuten.“, fragte die blonde Frau nun wieder etwas ruhiger, „Du hast doch hoffentlich nicht vor, ihn ebenfalls hier zu beherbergen.“

„Eigentlich will nicht ICH, dass er am Leben bleibt, sondern SIE.“ Er nickte zu Ino, die unter den strengen Blicken des Hokages immer kleiner wurde. Sie fühlte sich absolut nicht wohl in ihrer Haut und befürchtete schon, dass ihr die Blonde jeden Moment an den Hals springen würde. Verzweifelt rang sie nach den richtigen Worten, um die Situation zu erklären, doch ihr fiel einfach nichts ein. Normalerweise war sie ja die Plaudertasche in Person, doch dieses Mal war es zu ihrem Bedauern anders. Kein einziger Ton wollte ihren Mund verlassen.

Naruto merkte anscheinend, wie nervös sie war, denn er sprach auf einmal weiter. „Wie auch immer. Sie möchte, dass Deidara weiter lebt und dieselbe Chance bekommt wie Itachi.“

„Wieso sollte ich ihm diese geben. Wenn wir ihn zu einem vollen Mitlied hier machen und ihn hier dieselben Freiheiten geben, wer sagt uns denn, dass er nicht das gesamte Dorf in die Luft sprengt?“, entgegnete die Frau skeptisch. Ihr war nicht wohl bei der Sache, jetzt auch noch Deidara zu beherbergen, der den Ruf hatte, sehr launisch und unberechenbar zu sein. Was auch immer zwischen Ino und Deidara vorgefallen war, dass sie meinte, ihn am Leben lassen zu müssen, das Risiko war zu groß und es mangelte ihnen auch nicht mehr an guten Ninjas wie vor ein paar Jahren. Warum sollte sie ihn also aufnehmen.

„Ino hat eine Möglichkeit gefunden, sein Shakra zu blockieren und ihn somit ungefährlich zu machen.“

„Wenn das stimmt, dann weiß ich nicht, was er uns noch nützen soll? Wir brauchen keine Künstler mehr im Dorf.“, bohrte sie weiter. Dass er unschädlich war, beruhigte sie schon ungemein, aber was sollte es bringen, einen quasi wehrlosen zu beherbergen? Für sie ergab das Ganze einfach keinen richtigen Sinn.

„Ich weiß es nicht, doch es wird sich schon etwas finden. Vielleicht weiß Ino etwas.“, gab der Junge zu und wagte einen kurzen Blick zu seiner blonden Freundin, die noch immer sehr nervös zu sein schien. Ihn wunderte das nicht, wenn man bedachte, was sie von Tsunade verlangte. Doch dass er jetzt die ganze Zeit für sie sprechen musste, nervte ihn doch ein wenig. Aber er konnte sie jetzt auch nicht im Stich lassen, also machte er einfach weiter. „Tatsache ist, dass wir Itachi eine Chance gegeben haben und er hat sich sehr gut integriert. Wir sollten es bei Deidara zumindest probieren. Was haben wir schon zu verlieren?“

„Sehr viel haben wir zu verlieren?!“, meinte die Frau etwas empört über die Gedankenlosigkeit ihres Schützlings, beruhigte sich aber sofort wieder. Sie atmete noch einmal tief durch und fuhr dann fort. „Du weißt, dass das mit Itachi eine Ausnahmesituation war. Wir hatten Ninjamangel und dann war da ja noch dein kleines Geheimnis. Deidara hingegen ist zwar, wie du es sagst, wehrlos, doch wer sagt, dass er uns nicht verrät? Und wenn er seine frühere Stärke zurückerlangt? Was dann? Bevor wir ihn aufhalten, hat er vielleicht schon ganz Konoha-Gakure zerstört. Es reicht eine einzige Bombe von ihm, vergiss das nicht.“

„Ich kann deine Sorge verstehen, aber ich bin mir sicher, dass er es nicht wagen wird, das Dorf zu vernichten.“ „Und was macht dich da so sicher?“

„Ich weiß es nicht. Das sagt mir einfach mein Gefühl.“

Seufzend lehnte sich Tsunade in ihrem Sessel zurück. Diesen Spruch kannte sie bereits. So hatte es bei Itachi auch begonnen. Damals hatte er recht behalten, doch es war noch etwas anderes im Spiel gewesen. Selbst wenn der Schwarzhaarige gewollt hätte, er hätte nichts anstellen können. Doch bei Deidara war es ganz anders. So was die Frau mitbekommen hatte, war der Blonde von Naruto unberührt geblieben. Das bedeutete, er konnte nach wie vor alles machen, was er wollte. Warum er wehrlos sein sollte, konnte sich die Hokage nicht erklären, doch er hatte sich den ganzen Weg bis hier her schleppen lassen, ohne etwas zu unternehmen, also musste es stimmen. Natürlich konnte das auch einfach eine Falle sein, für wen, das wusste sie nicht oder was er hier sonst haben wollen könnte. „Dein Gefühl sagt es dir, ja? Bist du dir sicher, dass du ihm trauen kannst?“

„Es hat mich noch nie getäuscht.“, antwortete der Junge darauf sofort.

Auch das hatte er das letzte Mal gesagt. Damals hatte sie nachgegeben, hatte sich aber auch immer wieder davon überzeugt, dass Itachi auch wirklich von Naruto kontrolliert wurde und nicht nur so tat. Wie sollte sie denn bitte bei Deidara kontrollieren, dass dieser nichts anstellte? Wenn er dies tat, dann waren sie alle bereits tot, bevor sie es richtig merkten. Ihn ständig bewachen zu lassen, war auch nicht gut, denn sie würde dann ständig Krieger benötigen, die dann vielleicht auf schwierigen Missionen unaufmerksam waren. Das konnte sie sich nicht leisten. Andererseits schien Naruto fest davon überzeugt zu sein, dass der Explosionsfanatiker nichts anstellen würde. Aber es gab ohnehin noch eine Frage zu klären. „Und was soll er hier im Dorf bitte machen? Er wird von den Leuten nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden. Und wenn er dann auch noch zusätzlich nicht arbeitet, dann sieht es überhaupt schlecht für ihn aus.“

„Er könnte als Arzt tätig werden.“, meldete sich plötzlich eine unsichere Stimme zu Wort. Verwundert sah Tsunade zu Ino, die sich nun endlich durchgerungen hatte, etwas zu sagen. Schließlich konnte sie Naruto, von dem sie sehr überrascht war, dass er so locker mit dem Hokage über dieses Thema reden konnte, nicht alles machen lassen. Trotzdem fühlte sie sich bei der ganzen Aufmerksamkeit, die Tsunade ihr nun schenkte, nicht wohl.

Diese war allerdings weniger überrascht darüber, dass Ino endlich den Mund aufmachte, als über den Vorschlag, den die Blonde gemacht hatte, nämlich dass der Explosionsfanatiker Arzt werden sollte. Wüsste sie nicht, dass es der volle Ernst des Mädchens war, hätte sie laut aufgelacht. Was dachte sich die Blonde eigentlich dabei? Anscheinend gar nichts, denn sonst hätte sie diesen Vorschlag gar nicht gebracht. Als ob Deidara wüsste, wie man mit Medikamenten umging. Wahrscheinlich würde er bloß einige Bomben aus den Chemikalien mixen. Das würde zumindest zu ihm passen.

Diese Gedanken ließ sich die Frau allerdings nicht anmerken, sondern fragte einfach weiter. „Und wie kommst du darauf, dass Deidara mit Medizin umgehen kann?“

„Weil ich einige Zeit bei ihm gelebt habe, wie Ihnen bekannt ist. Ich habe ihm dabei oft beim Mischen verschiedener Tränke zugesehen, die er aus Pflanzen hergestellt hat. Er hat damit die gesamte Gegend medizinisch versorgt. Ein paar Mal hat er mich auch mitgenommen. Diese Mittel wirken Wunder.“, antwortete Ino, ohne dabei einmal richtig Luft zu holen, weshalb sie nun etwas außer Atem war.

Allerdings hatte sie ihr Ziel erreicht. Tsunade war nun doch nachdenklich geworden. Dass der Iwa-Nin etwas von Medizin verstand, war wirklich interessant. Sie hatte zwar genug Medical-Nins, aber normale Ärzte gab es in Konoha-Gakure keine mehr, seit der letzte und eigentlich auch einzige Arzt vor zwei Jahren verstorben war. Nur eine Apotheke hatten sie noch und die wusste manchmal auch keinen Rat. In der Zeit mussten sich die Medical-Nins um Kranke kümmern, was denen eigentlich auch nichts ausmachte. Trotzdem wäre ein Arzt nicht schlecht.

Etwas unsicher geworden sah sie abwechselnd Naruto und Ino an. „Und ihr seid euch wirklich sicher, er stellt nichts an?“

Beide nickten.

„Würdet ihr eure Hand dafür ins Feuer legen?“

Erneut nickten sie.

Tsunade war nun innerlich am schwanken. Ein Arzt war nicht unbedingt von Nöten, doch wenn es zumindest einen gab, konnte sie die Medical-Nins auf Missionen schicken, was sich sehr zum Positiven auswirken würde. Trotzdem blieb Deidara nach wie vor ein Schwerverbrecher und er mordete außerdem auch noch wahllos, wenn alles stimmte, was sie von ihm gehört hatte.

Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass sie diese schwere Entscheidung nicht sofort treffen konnte. Sie brauchte etwas Bedenkzeit. „Ich lasse Deidara fürs erste wegsperren und denke in Ruhe darüber nach. Ich teile euch in ein paar Tagen meine Entscheidung mit.“

Die beiden nickten, wobei man Ino ansah, dass sie sowohl erleichtert, als auch etwas enttäuscht war. Sie hatte gehofft, sie umstimmen zu können. Doch dass sie darüber nachdachte, war schon einmal ein Fortschritt. Fürs erste würde sie sich damit zufrieden geben müssen.
 

Die Vier gingen aus dem Raum und zurück zu den Ninjas, die immer noch um Deidara Wache hielten. Es hatte sich bereits eine Schar Schaulustige um sie versammelt und jeder versuchte einen Blick auf den Gefangenen zu werfen, der das eher widerwillig zur Kenntnis nahm. Er hasste es, so angestarrt zu werden, als wäre er eine abscheuliche Kakerlake, die man zerquetschen musste. Das waren nämlich ein großer Teil der Blicke, die er erntete. Die meisten, die ihn jemals so angestarrt hatte, hatten es mit dem Leben bezahlt, doch nun musste er sie dulden, ob er nun wollte oder nicht. Es war wirklich zu ärgerlich. Diese verdammten Pflöcke in seinen Mündern machten ihn fast komplett wehrlos. Nun gut, er konnte immer noch mit Waffen kämpfen, darin war er zumindest besser, als viele seiner Gegner. Er konnte sich auch darin mit den besten messen. Doch das Fehlen der Jutsus war ein enormer Nachteil, denn die Hauptstärke einen Ninjas ging davon aus. Außerdem hatte man ihm seine Waffen abgenommen und es währen hier sowieso zu viele Gegner gewesen. Das war fast so, als würde eine Raupe versuchen, sich gegen eine Schar hungriger Krähen zu wehren. Darum blieb ihn nichts anderes übrig, als die abwertenden Blicke zu ertragen und sich im Stillen darüber zu ärgern.

Doch lange musste er nicht mehr seinen trübseligen Gedanken nachhängen, denn die Tür zum Verwaltungsgebäude ging auf und Ino kam zusammen mit Naruto, Sasuke und Itachi heraus. Abschätzend sah er die Blonde an, um vielleicht an ihrer Miene erkennen zu können, wie es gelaufen war, obwohl er sich eigentlich keine richtigen Hoffnungen machte. Sie schien ein wenig enttäuscht zu sein, doch allem Anschein nach war sie auch etwas ruhiger als vorher, als sie das Gebäude betreten hatte.

Das Mädchen ging nun zum Anführer der Anbus und richtete ihm den Befehl von der Hokage aus. Dieser sah sie einige Zeit ungläubig an und richtete seine Blicke schließlich auf Sasuke, Naruto und Itachi. Diese drei nickten bestätigend, woraufhin der Mann genervt seufzte. Er hatte keine Lust, den Blonden am Leben zu lassen, doch Befehl war nun einmal Befehl. Er gab ihn an die anderen Ninjas weiter, die den Gefangenen, der sich in der Wartezeit auf den Boden gesetzt hatte, unsanft auf die Beine zogen und ihn zum Gefängnis führten.

Deidara war doch etwas überrascht darüber, sich vor dem Gefängnis wieder zu finden. Es war schon seltsam. Er hatte eigentlich mit einer Folterkammer oder etwas ähnlichem Gerechnet. Nicht dass es ihn störte, dass es keine war. Ersparte ihm eine menge Stress und Schmerzen, von denen er sowieso genug hatte. Allerdings war es längst nicht so schlimm, wie vor ein paar Tagen. Seiner Münder fühlten sich ein wenig taub an, was allerdings kein Wunder war. Schließlich konnte er sie nicht richtig bewegen. Sie ständig offen lassen zu müssen, war schon sehr unangenehm. Am liebsten hätte er sie endlich geschlossen. Außerdem waren sie bereits ausgetrocknet.

Unsanft wurde Deidara schließlich zu der Tür gestoßen und in den dritten Stock des Gebäudes gebracht. Dort wurde er erst einmal in eine Zelle gesperrt. Ein letztes Mal warfen die Ninjas ihm abschätzende Blicke zu, dann verschwanden sie. Nur Ino blieb noch ein wenig vor der Gefängnistür stehen und wartete, bis alle gegangen waren. Sie hoffte, dann ein wenig offener mit dem Blonden reden zu können. Seufzend hockte sie sich vor der Kerkertür hin und sah zu dem blonden Mann hinein. Er wirkte ihrer Meinung nach etwas angeschlagen und müde. Die Ninja hatten ihn ja auch nicht besonders freundlich aufgenommen. So grob hätten sie wirklich nicht sein müssen. Andererseits war es nur verständlich, dass sie ihn nicht mit offenen Armen empfangen. Schließlich war er, egal wie man es dreht und wendet, ein Attentäter.
 

In der Zwischenzeit ließ Tsunade eine Ninjagruppe zu sich rufen. Ihr Anführer war ein Junge ungefähr in Narutos Alter. Er hatte schwarze Haare, die oben zu einem Zopf zusammengebunden waren. Die Haarenden standen wirr nach allen Seiten weg. Sein Blick war eher ernst und gelangweilt, was die Hokage aber wenig beeindruckte. Sie war es von ihm bereits gewohnt, das galt auch für sein Gemecker, das sicher bald kommen würde.

Neben ihm stand ein etwas rundlicher Junge mit blonden, kurzen Haaren. An den Wangen hatte er rote Spiralen aufgemalt. In seiner rechten Hand hielt er eine Packung mit Chips, die er genüsslich in sich hineinstopfte.

Der dritte im Bunde war ein großer Junge mit langen, schwarzen Haaren und einem durchdringenden Blick. Seine Augen waren weißlich grau und seine Haltung war gerade und gekonnt. Normalerweise würde Ino an seiner Stelle stehen, doch das Mädchen brauchte sie noch hier in Konoha-Gakure, sodass sie lieber den Schwarzhaarigen mitschickte.

„Danke, dass ihr drei so schnell kommen konntet. Ich habe einen Auftrag von sehr großer Wichtigkeit für euch.“, begann Tsunade mit ihrer Rede, „Ihr müsst so viel wie möglich über den Nuke-Nin Deidara herausfinden. Bis jetzt kennen wir nur seinen Vornahmen und dass er aus dem Land Iwa stammt. Ich möchte vor allem wissen, aus welcher Familie er kommt und was diese Familie auszeichnet. Außerdem brauche ich noch Informationen, ob es in Iwa eine gute Arztfamilie gegeben hat. Habt ihr verstanden?“

„Ja.“, antworteten alle drei gleichzeitig, wobei sich die Hokage echt wunderte, dass der eine Schwarzhaarige nicht zu meckern begann, weil ihm der Weg zu weit oder die Mission zu anstrengend war. Es störte sie aber auch nicht weiter und darum erlaubte sie den dreien, zu gehen.

Diese machten sich schließlich auf den Weg, um die Informationen zu besorgen.

Test

Seit dem waren nun zwei Wochen vergangen, die Deidara in der dunklen Zelle verbrachte. Nur Ino kam ihn jeden Tag besuchen und auch Naruto mit Itachi im Schlepptau sah drei Mal nach ihm. Sonst bekam er nur die mies gelaunten Wachen zu Gesicht, die ihn morgens bis abends bewachten und ihm ab und zu etwas zu essen in die Zelle hineinschoben. Jedes Mal zeigten sie ihm dabei, was sie eigentlich von ihm hielten. Sie spuckten in die Zelle, warfen ihm böse Blicke zu oder versuchten ihn zu beleidigen, was sie meistens auch schafften. Allerdings hatte sich der Blonde so gut in Griff, dass er es ihnen nicht zeigte. Was brachte es ihm denn, auszurasten? Gar nichts brachte es ihm. In seinem jetzigen Zustand könnte er nicht einmal gegen den schwächsten Ninja der Welt gewinnen, geschweige denn, es mit einer ganzen Armee von Anbus aufnehmen.

Seufzend lehnte er sich an die Wand und sah auf die Decke hinauf, die aus massivem, dunklem Stein angefertigt worden war. Ihm war irrsinnig langweilig. Seit vierzehn Tagen hockte er schon ohne eine Beschäftigung in diesen finsterem Loch. Nur Ino brachte etwas Farbe hier herein, doch sie konnte schließlich nicht die ganze Zeit bei ihm sein. Deidara kam es schon wie eine Ewigkeit vor, dass er die Sonne gesehen hatte.

Plötzlich waren Schritte im Gang zu hören. Sie hallten laut bis zu seiner Zelle und erweckten seine Aufmerksamkeit. Alleine am Geräusch merkte der Blonde, dass er mindestens fünf Personen sein mussten, und das war hier im Kerker eine Seltenheit. Es wunderte ihn nicht sonderlich, als die Leute, die diesen Lärm verursachten, schließlich vor seiner Zelle anhielten. Er fragte sich nur, was nun kommen würde. Die fünf, wie er richtig geschätzt hatte allesamt Männer, sahen grimmig zu dem Gefangenen. Sie schienen noch zu überlegen, was sie tun sollten. So kam es dem Künstler zumindest vor. Doch letztendlich gab sich einer einen Ruck und sperrte die Zelle auf. Unsanft wurde der Iwa-Nin wieder gefesselt, doch dieses Mal so, dass seine Arme an seinem Körper anlagen, und dann aus der Zelle geschubst.

Deidara ließ daraufhin ein widerwilliges Knurren hören. Er konnte es nicht leiden, so behandelt zu werden. Allerdings hatte er auch keine Ahnung, was er im Moment dagegen machen sollte. Selbst jetzt, wo seine Arme nicht mehr schmerzten, konnte er seine Jutsus nicht einsetzten, was ihm wirklich reizte. Jutsus hatten schließlich nichts mit seinem Bluterbe zu tun, – außer dass sie beide Shakra verbrauchten – warum konnte er sie also nicht einsetzten? Er konnte es sich einfach nicht erklären. Allerdings hatte er jetzt andere Sorgen, um die er sich Gedanken machen sollte, zum Beispiel, wo diese Fünf ihn hin brachten.
 

Während dessen war Ino zu Tsunade gerufen worden. Mit pochendem Herzen machte sie sich auf den Weg. Sie konnte sich bereits denken, um was es ging. Sie wollte sie höchst wahrscheinlich unterrichten, wie es mit Deidara nun weitergehen würde. Das Mädchen hoffte wirklich, dass sie sich für den Mann entscheiden würde. Die Wahrscheinlichkeit war gering, doch sie klammerte sich an diesen letzten Funken Hoffnung, wie an ein Rettungsseil.

Kurz darauf kam sie beim Gebäude an und ging zum Büro. Ein letztes Mal atmete sie noch einmal tief durch, dann klopfte sie an die Tür. Sofort ertönte von Innen eine Stimme, die sie hereinbat. Ino versuchte, bereits an der Stimmlage zu erkennen, wie die Entscheidung ausgefallen war, doch sie klang so gewöhnlich, dass sie es nicht vermochte. Das ärgerte sie ein wenig, denn so hätte sie den Raum wenigstens gefasster betreten können. Aber so musste sie sich wirklich bemühen, nicht verkrampft zu wirken.

Langsam betrat sie das Zimmer, in dem Tsunade hinter ihren Arbeitstisch saß, und stellte sich vor ihr hin.

„Ihr habt mich rufen lassen?“, fragte sie, wobei ihre Stimme nicht so fest klang, wie sie es sich gewünscht hatte. „Ja.“, antwortete die Frau und sah sich noch einmal die Nachricht an, die sie soeben erhalten hatte. Sie musste zugeben, sie war überrascht, als sie diese gelesen hatte. Sie hatte ihre Entscheidung stark beeinflusst, die sie nun preis geben wollte.

„Nun gut. Ich habe vor zwei Wochen eine Truppe los geschickt, um Nachforschungen über Deidara anzustellen. Ich habe ihren Bericht gerade hereinbekommen und ich bin etwas verwundert. In Iwa gab es tatsächlich einmal eine sehr angesehene Arztfamilie, allerdings waren nur die Frauen von ihnen Ärzte. Die Familie wurde von einem Unbekannten getötet. Dabei kamen der Vater, die Mutter und ihre beiden Söhne ums Leben. Allerdings sollen sie auch eine Tochter gehabt haben. Ihre Leiche wurde nie gefunden.“

„Glauben sie, Deidara habe sie entführt?“ , kam es von Ino.

„Es ist nur eine Vermutung, ich kann es nicht sagen. Aber wenn er sein Handwerk von ihr gelernt hat, dann wird er uns durchaus nützlich sein. Darum habe ich beschlossen, ihn vorerst am Leben zu lassen, wenn er mich von seinen Fähigkeiten überzeugen kann.“

In dem Moment ging hinter ihnen die Tür auf und Deidara wurde unsanft in den Raum gestoßen. Still sah er zu der Frau hinüber, die über sein Leben bestimmen sollte. Er wusste, dass er ihr eines Tages gegenüber stehen würde, allerdings war es doch früher, als erwartet hatte. Nun würde er erfahren, ob er leben oder sterben würde, obwohl er eher das Zweite befürchtete.

Seufzend legte die Hokage den Bericht weg und sah zu dem Mann hinüber, der sie erwartungsvoll anstarrte. Sie konnte nicht sagen, ob er wütend war oder Angst hatte. Er konnte seine Gefühle gut verbergen, das musste sie ihm lassen. Allerdings war es auch genau das, was sie in solchen Situationen hasste. Wenn der Gefangene keine Gefühle preis gab, konnte man ihn nur schwer einschätzen. Man wusste nie, ob er sich freute, eine Chance zu bekommen, oder ob er sich bereits einen Fluchtplan überlegte. Aber sie hatte ihre Entscheidung bereits getroffen. Jetzt hing alles nur noch davon ab, wie gut der Ninja wirklich war.

„Nun gut, Deidara. Ich habe mich entschieden, dir eine Chance zu geben, wenn du mir beweist, wie gut du dich als Arzt tust.“

Als Deidara diesen Satz hörte, atmete er innerlich schon einmal auf, seufzte aber auch gleichzeitig. Er hatte befürchtet, dass er wieder den Mediziner spielen musste, falls er begnadigt wurde, und hatte sich schon darauf eingestellt. Sobald er frei war, würde er so lange den Wohltäter spielen, bis er Naruto erledigt hatte und fliehen konnte. Er musste sich halt zusammenreißen. Dennoch gefiel es ihm nicht wirklich, wieder Kranke und Verwundete behandeln zu müssen.

„Und was soll ich herstellen, hm?“, fragte er so gleichgültig wie möglich. Jetzt Gefühle zu zeigen schien ihm nicht passend. Man wusste ja nie, wie die Frau darauf reagierte.

Dass der Mann nachfragte, bestätigte sie schon einmal, dass er überhaupt etwas konnte. Jetzt war nur die frage, wie weit sein Wissen ging. Wenn es sich nur um ein paar einfache Gifte handelte, die er behandeln konnte, brauchte sie ihn nicht, aber bei den komplizierteren und bei schweren Wunden könnte er durchaus nützlich sein. Trotzdem konnte sie sich Deidara immer noch nicht als Arzt vorstellen. Das klang irgendwie so absurd.

"Na ja. Ich werde es ja sehen.", dachte sie seufzend. „Du sollst mir ein einfaches Fiebermittel, ein Mittel gegen Keuchhusten und ein Gegenmittel gegen ein Gift herstellen, das du auch noch bestimmen musst. Schaffst du es, geben wir dir eine Chance.“

Auf diese Aufgabe hin konnte der Blonde nur mit den Schultern zucken. Das Fiebermittel sollte kein Problem für ihn darstellen und auch das Medikament gegen Keuchhusten, sofern er die Mittel dazu bekam. Bei dem Gift war er sich nicht so sicher. Es gab Gifte, für die es noch kein Gegenmittel gab. Wenn er so eines bekam, würde er die Aufgabe nicht bewältigen können. Allerdings schätzte er Tsunade nicht so ein. Sie machte eigentlich einen recht vernünftigen Eindruck, auch wenn er ihren Ruf kannte.

Tsunade beobachtete den Gefangenen noch kurz, in der Hoffnung, eine ordentliche Reaktion zu bekommen. Als dieser aber nur mit den Schultern zuckte, seufzte sie. Sie stand auf und führte die beiden in einen weiteren Raum, in dem sich einige Pflanzen und getrocknete Blätter befanden. Deidara war nicht sonderlich zufrieden damit, da er mit frischen Pflanzen besser arbeiten konnte, doch er würde damit klar kommen müssen. Er kannte die Pflanzen hier und er hatte schon bald die Zutaten für das Fiebermittel und Keuchhusten entdeckt. Das Gift würde er erst einmal untersuchen müssen, bevor er näheres sagen konnte.

Die Frau brachte den Mann zu einem Tisch, wo einige Messgeräte, Schalen und noch weiteres Zeug standen. Das meiste davon war unnötig, fand er, aber er wollte sich darüber nicht beschweren. Immerhin hatte er hier alles, was er brauchte.

„Warte hier.“, befahl Tsunade und ging zu einem Schrank, während Ino und Deidara vor dem Tisch mit den Geräten stehen blieben. Sie öffnete die Türflügel des hölzernen Möbelstücks und betrachtete sich in aller Ruhe die verschieden Flaschen, die darin waren. Jede von diesen hatte einen Aufkleber, auf dem ein Name stand. Dies waren die Flaschen, die die verschiedenen Gifte beinhalteten. Jetzt war nur die Frage, welche der Substanzen sie nehmen sollte. Die Frau entschied sich für ein Gift, mit denen man die Kunais einrieb. Es war nicht unbedingt das Häufigste, aber es war im Gebrauch. Wenn er dafür ein Gegengift herstellen konnte, dann würde er höchstwahrscheinlich auch mit den meisten anderen Giften zurechtkommen.

Sie nahm die Flasche aus dem Kasten, entfernte den Aufkleber und stellte sie auf den Tisch.

„So, nun zeig mal, was du kannst.“, meinte sie und löste seine Fesseln. Danach stellte sie sich zur Tür. Er sollte schließlich keine Chance bekommen, zu fliehen.

Seufzend rieb sich Deidara die Stellen, an denen das Seil angelegt gewesen war. Er konnte ganz deutlich den Abdruck unter seiner Kleidung spüren und es dauerte einige Sekunden, bis er glaubte, seine Hände wieder halbwegs fühlen zu können. "Das diese Stricke auch immer so unangenehm sein müssen.", dachte er sich und begann nun endlich damit, sich alles zusammenzusuchen. Wie er bereits vermutet hatte, war das Fiebermittel kein allzu großes Problem. Er brauchte nur einige trockene Pflanzenblätter von zwei bestimmten Arten zerreiben und in einer Schale kochen lassen. Dieses teeartige Getränk hatte er bereits vielen Leuten verabreicht und es war genauso wirksam wie einfach.

Das Mittel gegen Keuchhusten war schon kniffliger, besonders da eine Zutat fehlte, die er normalerweise verwendete. Das machte die Sache eigentlich nur unnötig komplizierter, denn er musste drei Mittel herstellen, um die gewünschte Heilung zu erzielen, was eine Menge Zeit kostete. Nicht dass es ihm schwer viel alle drei Mittel herzustellen, aber er fand es einfach lästig. Schließlich wollte man seine Patienten so schnell wie möglich heilen und nicht unnötig warten lassen.

Interessiert sah Tsunade dabei zu, wie der Gefangene eine Substanz nach der anderen mixte und dabei nicht einmal unsicher wirkte. Das zeigte deutlich, dass er bereits viel Erfahrung hatte, was sie aber nicht weiter wunderte. Nach Inos Beschreibung hatte er sich auch um die Dorfbewohner dort gekümmert. Eigentlich war sie ja noch immer nicht sicher, ob es klug war, ihn aufzunehmen, doch nun hatte sie bereits zugesagt und konnte es nicht mehr rückgängig machen. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als ihn bewachen zu lassen, so gut es ging.

Deidara war in der Zwischenzeit schon beim Gift angelangt. Sorgfältig überprüfte er Geruch und Farbe des Substrats. Es hatte einen leicht süßlichen Geruch und war auch zähflüssiger, als die meisten Gifte. Daher war es für ihn auch nicht schwer, zu erraten, um was für ein Gift es sich handelte. Er selbst hatte es einige Male bei Sasori gesehen und hatte sich selbst schon oft mit dem dazugehörigen Gegenmittel behandelt. Es handelte sich um eine Art Nervengift, dass die Muskeln verkrampfen ließ. Es tötete nur langsam, war aber wirksam, da sich der Gegner immer schwieriger mit den Bewegungen tat.

Seufzend machte sich der Mann an die Arbeit. Ein Gegenmittel dafür herzustellen war reine Routine und er brauchte nicht viel Zeit dafür. Nun konnte er nur noch hoffen, dass Tsunade ihr Wort hielt.

Ino hatte während dessen alles beobachtet und ein erleichtertes Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. Der Mann hatte bei keinem der drei Aufgaben wirklich Probleme, so weit sie sehen konnte, und das beruhigte sie ungemein. Das bedeutete, dass Tsunade ihn nun doch eine Chance geben musste, denn sie hatte es schließlich versprochen. Sie kam nicht drum herum mächtig stolz auf den Blonden zu sein.
 

Schließlich war Deidara fertig und sah zu Tsunade hinüber. Er wusste, dass er alles richtig gemacht hatte, aber trotzdem machte er sich ein wenig Sorgen. Immerhin hatte er die Gefühlsregungen im Gesicht der Hokage gesehen, auch wenn sie versucht hatte, es zu verbergen. Sie war eindeutig nicht wirklich begeistert davon, ihn aufzunehmen. Jetzt war nur die Frage, wie sehr sie zu ihrem Wort stand.

Diese seufzte nach einiger Zeit. Sie brauchte gar nicht überprüfen, ob die Gegengifte wirklich stimmten oder nicht. Alleine schon, wie er zielstrebig nach den Zutaten gesucht und sie verwendet hatte reichten aus, um zu beweisen, dass er wusste, was er tat. Die Frau hatte zwar immer noch Bedenken, was Deidara anging, doch sie würde ihr Wort halten und ihm eine Chance geben. Ein Gewinn würde er, falls er sich tatsächlich ändern würde, auf alle Fälle sein. Allerdings bezweifelte sie das stark.

„Schon gut. Wie ich sehe, verstehst du dein Handwerk. Du bekommst wie versprochen eine Chance.“, meinte die Frau schließlich, „Solange wir allerdings noch nicht wissen, wo wir dich unterbringen, wirst du die Zeit noch in deiner Zelle verbringen.“ Dass sie außerdem noch vor hatte, etwas Besseres als diese Verbände und Holzpflöcke zu finden, um sein Genkai lahm zu legen, verschwieg sie. Schließlich könnte er sie irgendwann abbekommen und dann würden sie ganz schön Probleme bekommen.

Deidara gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Zwar war er nicht gerade glücklich darüber, in die Zelle zurück zu müssen, aber immerhin hatte er schon einmal den ersten Schritt zu neuer Freiheit geschafft. Wenn sich die Dorfbewohner in zu großer Sicherheit wiegten, fand er bestimmt eine Fluchtmöglichkeit.

Ino konnte sich bei der Vorstellung, dass der Mann wieder in den Kerker musste, nur seufzen. Sie hatte es bereits bei sich Zuhause probiert, denn sie hatten genug freie Zimmer, die sie vermieten konnten. Doch ihre Eltern waren strickt dagegen. Sie wollten keinen Mörder beherbergen, was Ino ja auch verstehen konnte. Hätte sie nicht einige Wochen bei ihm verbracht, würde sie genau so denken und außerdem war das nicht gerade gut für den Ruf ihres Blumenladens. Trotzdem hätte sie ihm gerne aus der Zelle geholt.

Tsunade selbst fesselte den Blonden erneut und brachte ihn in die Zelle zurück, wo sie ihn unter den wachsamen Augen der Wächter wieder losband. Danach ging sie in ihr Büro zurück, wo Ino auf sie warten sollte. Sie hatte noch etwas mit dem Mädchen zu besprechen, bevor sie es entlassen konnte.
 

Aufgeregt trat Ino von einem Fuß auf den anderen. Sie wusste nicht, was Tsunade mit ihr besprechen wollte. Garantiert hatte es etwas mit Deidara zu tun, doch was? Sie wollte ihn doch hoffentlich nicht in der Zelle lassen. Das Mädchen war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie die Hokage den Raum betrat und sich auf ihren Platz setzte. Erst als sie sich räusperte, schreckte die Ninjarin aus ihren Gedanken auf. Als sie die Frau erblickte, wurde sie vor Scham ganz rot um die Nase. Es war ihr irrsinnig peinlich, dass sie sie nicht gehört hatte.

Die Frau beließ es aber dabei und achtete nicht mehr auf diesen kleinen Fehler. Mit ruhiger Stimme unterbrach sie das unangenehme Schweigen zwischen ihnen. „Nun, Ino. Ich möchte, dass du mir etwas über die Schwäche Deidaras erzählst, die du gefunden hast. Außerdem möchte ich auch wissen, was du seit der Entführung bei ihm alles erlebt hast. Vielleicht können wir ihn dann besser einschätzen. Jede Kleinigkeit könnte wichtig sein.“

Verwundert sah Ino ihre Vorgesetzte an, nickte dann aber. Es konnte nur vom Vorteil sein, wenn sie erfuhr, dass der Mann sich ganz gut um sie gekümmert hatte und sie sogar vor diesem Perversling beschützt hatte. Ein paar Sachen würde sie aber trotzdem auslassen, ganz besonders ihr letztes Gespräch, bevor sich der Spieß umgedreht hatte und er ihr Gefangener geworden war.

Das Mädchen holte noch einmal tief Luft und begann dann zu erzählen.
 

Nachdem sie die Geschichte erzählt hatte, wurde Ino entlassen. Erleichtert ging sie aus dem Gebäude und schlenderte ein wenig in den Straßen des Dorfes umher. Es war ein herrlicher Tag und sie war nun wieder bester Laune. Außerdem hatte sie Hinata ja noch versprochen, bei ihr vorbei zu sehen. Sie wollten schließlich noch ein Geschenk für Naruto finden. Während ihrer Abwesenheit hatte sich die Schwarzhaarige zu große Sorgen gemacht, um daran zu denken, das behauptete sie zumindest. Allerdings kannte Ino ihre Freundin gut genug, um ihr das zu glauben.

Darum macht sie sich sogleich auf den Weg. Es dauert nicht lange und sie kam beim Haus an. Das Mädchen staunte jedes Mal nicht schlecht, wenn sie vor diesem Bauwerk stand. Hinata war in eine sehr angesehene Familie hineingeboren worden. Darum wunderte es die Blonde immer wieder, wie sie nur so schüchtern werden konnte. Normalerweise würde man von so jemandem erwarten, dass er zickig oder hochnäsig wäre, doch das alles war Hinata überhaupt nicht. Sie glich eher einem schüchternen Reh, war zurückhaltend, still und ließ sich viel zu schnell verunsichern.

Endlich klopfte Ino an das große Tor und kurz darauf öffnete es sich. Ein Mann mit schwarzen, etwas längeren als schulterlangen Haaren und milchigweißen Augen, wie auch ihre Freundin sie hatte, sah auf sie hinab. Freundlich lächelte er ihr zu, als das Mädchen ihn begrüßte und ließ sie eintreten, worum sich diese nicht zweimal bitten ließ. Sie kannte diesen Herren bereits und wusste, dass er ihr freundlich gesinnt war. Immerhin war er Hinatas Vater. Die Augen waren in dieser Familie angeboren, genau wie viele Fähigkeiten anderer Ninjas. Sie konnten damit durch Wände sehen und auch die Energiefäden in Lebewesen erkennen. Es war wirklich eine beeindruckende Fähigkeit, die ihnen schon oft sehr nützlich gewesen war. Sie selbst besaß diese Fähigkeit nicht, doch es störte sie nicht weiter. Um ein guter Ninja zu werden oder etwas bewirken zu können, brauchte man ja nicht unbedingt ein Genkai.

Der Mann führte Ino durch das große Haus, das nur noch von dem Anwesen der Uchihas übertroffen wurde, zu einer Zimmertür im hinteren Teil. Dieser Raum, so wusste Ino, war Hinatas Zimmer. Der Vater ihrer Freundin klopfte nun leise an die Schiebetür.

„Hinata, Besuch für dich.“, sagte er ruhig. Ein leises Rascheln war von Innen zu hören und im nächsten Moment schob sich die Tür zur Seite. Hinata stand nun vor ihr und lächelte sie schüchtern an. Auch Ino schenkte ihr ein Lächeln und betrat, nachdem ihr Vater gegangen war, das Zimmer. Es war klein und schlicht eingerichtet, wirkte aber dennoch sehr wohnlich. Ihre Freundin verstand es wirklich, aus wenig mehr zu machen. Sie war da ganz anders. Bei ihr hingen überall Poster herum und am Boden waren überall Hefte verstreut. Sie sollte ihr Zimmer wirklich irgendwann aufräumen, doch es fehlte ihr irgendwie die Lust dazu. Das war schon komisch, wenn sie an Deidaras Höhle zurückdachte. Nun gut, es gab dort nicht viel zum Aufräumen, doch sie hatte es gemacht, ohne groß darüber nachzudenken. Jetzt war wieder der Alltag bei ihr eingekehrt und das Aufräumen hatte seinen Reiz verloren.

Ino setzte sich auf das frisch gemachte Bett von ihrer Freundin und wartete dann darauf, dass Hinata irgendetwas machte. Allerdings dauerte es eine Zeit lang, bis die Schwarzhaarige den Mut dazu fand, ihr die Frage zu stellen, die ihr eigentlich schon seit Tagen auf der Zunge lag.

„Sag mal, Ino.“, begann sie zögernd, „Warum willst du eigentlich, dass Deidara begnadigt wird?“ Man sah dem Mädchen sofort an, dass es ihr nicht leicht gefallen war, ihr diese Frage zu stellen. Anscheinend befürchtete sie, ein zu heikles Thema anzusprechen. Wenn Ino genauer darüber nachdachte, war es auch kein Wunder. Immerhin war es nicht alltäglich, dass eine Entführte für ihren Entführer eine Begnadigung anordnete. Woher sollte Hinata auch wissen, dass es ihr nichts ausmachte, darüber zu sprechen.

„Weist du. Wenn man ihn erst einmal näher kennen lernt, dann ist er eigentlich gar nicht so übel.“, meinte das Mädchen lächelnd und hoffte, so ihre Freundin etwas beruhigen zu können.

„Aber Ino, er hat dich entführt und gefangen gehalten. Außerdem, wer weiß, was er in unserem Dorf wollte. Er wird sicher nicht einfach so aus Spaß hergekommen sein und sich gedacht haben, „Jetzt entführe ich mal einfach ein Mädchen und lass es bei mir wohnen“.“

Das war ein Argument. Ino hatte Deidara nie danach gefragt, warum er in das Dorf gekommen war, aber jetzt wo Hinata das erwähnte... Was wollte er wirklich hier? Sie hatte er schließlich nur entführt, weil Naruto, Sasuke und Itachi ihn verfolgt hatten. Sie nahm sich vor, ihn danach zu fragen, wenn sie ihn wieder traf. Sie würde wahrscheinlich sowieso keine Antwort erhalten, aber versuchen konnte man es ja.

„Da hast du Recht, Hinata. Ich finde aber trotzdem, dass er eine Chance verdient hat. Bei Itachi hat es doch auch funktioniert.“, beharrte die Blonde darauf.

„Schon, aber Itachi ist doch ein vollkommen anderer Typ von Mensch. Selbst wenn ihn jemand auf der Nase herum tanzt, bleibt er ruhig. Was ich von Deidara weiß, ist, dass er angeblich leicht reizbar ist. Was ist, wenn er das Dorf in die Luft sprengt?“ Alleine schon bei dem Gedanken bekam das Mädchen Angst. Sie konnte sich richtig lebhaft vorstellen, wie alles in einer einzigen, gewaltigen Explosion aufging. Häuser und Straßen würden sich auflösen und die Menschen würden alle in Fetzten gerissen werden. Es schüttelte sie bei diesen Bildern.

„Der wird so schnell nichts mehr explodieren lassen können.“, meinte Ino lächelnd. Sie hatte außer Tsunade noch niemanden davon erzählt, wie es ihr gelungen war, Deidara zu bändigen. Naruto, Sasuke und Itachi wussten es ja auch nur, weil sie dabei waren.

Verwirrt sah Hinata ihre Freundin an. Ihr war schon klar gewesen, dass ihn irgendetwas abgehalten haben musste, sein Genkai zu nutzen. Immerhin hatte man ihn hier her gebracht und ihn für zwei Wochen eingesperrt, ohne dass er etwas angestellt hatte. Allerdings hatte die Schwarzhaarige geglaubt, das wieder Naruto oder vielleicht Itachi dahinter stecken. Dass Ino damit etwas zu tun hatte, hätte sie nicht gedacht. Aber wo sie nun darüber nachdachte, war das gar nicht so abwegig. Immerhin hatte Ino einige Zeit bei Deidara verbracht. Vielleicht hatte sie eine Schwäche an ihm entdeckt.

„Was meinst du damit, Ino?“, fragte das Mädchen nach, doch Ino hatte nicht vor, alles zu verraten. Hinata war zwar ihre Freundin, doch wenn sie es jedem erzählen würde, wüsste sie nicht, ob Deidara sich noch einen gewissen Respekt verschaffen könnte. Schließlich schien er nun fast so wehrlos zu sein, wie ein normaler Bürger. Da konnte es schnell passieren, dass er gemobt wurde.

„Das verrate ich nicht.“, antwortete das Mädchen lächelnd und streckte verspielt ihre Zunge heraus. Ino wusste, dass Hinata ihr das nicht übel nehmen würde. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihr was verschwieg. Die Schwarzhaarige würde es einfach zur Kenntnis nehmen und nicht weiter nachhacken. So war es schon immer gewesen und darum verstanden sie sich auch so gut.

Hinata seufzte innerlich. Sie hatte diese Antwort bereits erwartet. Ino war bekannt dafür, dass sie ab und zu Geheimnisse machte, selbst wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelte, die jeder andere sofort und ohne groß darüber nachzudenken verraten hätte. Sie glaubte wahrscheinlich, so interessanter zu wirken, was oft auch klappte. Nur bei Sasuke schien es keinen Effekt zu haben, nicht dass sie es nicht versucht hatte.

Das Mädchen nahm die Antwort zur Kenntnis. Dass der Gefangene anscheinend wirklich unter irgendeinen Bann stand, beruhigte sie schon einmal.

Damit ließ Hinata das Thema auch bleiben. Einige Zeit lang redeten sie noch ein wenig über dies und das und dann machten sie sich auf den Weg das Geschenk zu besorgen.

Torturechamber

Seit dem waren wieder einige Tage vergangen. In all dieser Zeit war Deidara im Kerker eingeschlossen. Ino hatte ihn nach wie vor regelmäßig besucht, doch allmählich begann er zu zweifelt, ob er je wieder hier raus kommen würde. Er wollte seine Muskeln endlich ordentlich bewegen können und außerdem befürchtete, bald nicht mehr zu wissen, wie die Sonne aussah. Manchmal bedauerte er sogar, sie nicht in die Luft gesprengt zu haben. Dann wäre ihr Aussehen für ihn unvergesslich. Natürlich wusste er, dass dieser Gedanke vollkommen absurd war. Kein einziger seiner Vögel könnte so hoch fliegen, um die Sonne zu erreichen. Außerdem hatte er bemerkt, dass die Luft immer dünner wurde, je höher er flog. Demnach dürfte bei ihr nur noch sehr wenig, wenn überhaupt Luft vorhanden sein und ein wenig brauchte er, sonst würde seine Explosion sofort ersticken.

Seufzend sah er zu der Gefängnistür. Er fragte sich wirklich, ob sie überhaupt jemanden fanden, der ihn bei sich wohnen ließ. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, er bezweifelte es. Die einzigen, bei denen er es sich vorstellen konnte, waren Itachi, Naruto und Ino. Bei Ino würden allerdings ihre Eltern nicht mitspielen, immerhin hatte er sie entführt. Dass er sich dort quasi mit ihr angefreundet hatte, hatte er zwar nicht eingeplant, aber was sollte man machen. Wenigstens hatten sie ihn dadurch nicht umgebracht. Allerdings was nicht ist, konnte ja noch werden. Er sollte besser aufpassen, sein Schicksal nicht herauszufordern.

Naruto würde ihn wahrscheinlich bei sich aufnehmen, so wie er sich ihm gegenüber verhalten hatte. Es gab keinen Zweifel daran, dass der Junge ihn lebend wollte, warum auch immer. Aber was das Wohnen bei ihm betraf, er würde es nicht wollten. Der Blonde war ihm unheimlich. Nicht nur, dass er Kyuubi kontrollieren konnte, er schien auch immer die richtigen Worte zu finden, wenn es darum ging, ein Leben zu erbetteln. Außerdem wirkte er ihm zu selbstsicher und Itachi gehorchte ihm sicher nicht ohne Grund. Irgendetwas hatte der Junge an sich, das den Blonden frösteln ließ. Nein, selbst wenn es einen Vorteil in seinen Racheplänen bedeuten würde, bei ihm wollte er nicht wohnen.

Eigentlich blieb nur noch Itachi übrig, aber ob der ihn bei sich wohnen ließ? Schon bei den Akazukis waren sie ab und zu aneinander geraten. Vom Charakter her waren sie einfach viel zu unterschiedlich gewesen. Er war laut und musste immer irgendetwas machen, während Itachi eigentlich ruhig war. Oft ging es bei den Streitereien um seine Kunst. Natürlich hatte es nichts mit den Kunstansichten zu tun. Der Schwarzhaarige war schließlich kein Künstler, so wie er. Allerdings empfand er die Explosionen als störend und oft meinte er auch, dass das Versteck wegen ihm irgendwann auffliegen würde. Als ob er so dumm gewesen wäre, seine Explosionen so leichtfertig herbeizurufen. Er konnte einschätzen, wann ein passender Zeitpunkt war und wann nicht. Ab und zu kam es wegen solcher Streitereien auch zu einem Kampf, den Itachi natürlich immer gewann. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, er kam einfach nicht gegen diese verdammten Sharingane an.

Auf jeden Fall konnte er sich nicht wirklich vorstellen, dass er ihn gerne in seiner Nähe haben wollte.

Es war wirklich fraglich, ob sie einen Platz finden würde, wo er bleiben durfte. Alleine würde sie ihn wahrscheinlich aber nicht lassen. Zumindest die ersten Jahre, wenn er es überhaupt so lange in dem Dorf aushielt, würde er garantiert bewacht werden. Es wäre dumm von ihnen, wenn sie es nicht tun würde und das waren sie garantiert nicht.
 

Noch eine ganze Weile hing Deidara seinen Gedanken nach, bis sich plötzlich die Kerkertür öffnete. Verwundert hob er den Kopf. Vor der offenen Kerkertür standen nun drei grimmig drein sehende Ninjas, von denen einer, wie in letzter Zeit häufig, ein Seil in den Händen hielt. Dahinter befanden sich noch drei weitere Anbus. Wofür diese strenge Bewachung war, wusste Deidara nicht. Eigentlich müsste Ino doch schon längst allen gesagt haben, dass er im Vergleich zu normalen Ninjas jetzt harmlos war, doch die Hokage wollte anscheinend auf Nummer sicher gehen. Er konnte es ihr nicht verübeln, doch unnötig und vor allem lästig fand er es trotzdem.

Die drei Ninja betraten nun die Zelle und zwangen den Blonden auf die Beine. Nach wie vor mochte es Deidara absolut nicht, dass man ihn so behandelte, als sei er ein Stück Dreck, doch auch den sechs Ninjas gefiel es nicht, sich um diesen Gefangenen kümmern zu müssen. Nicht dass er Schwierigkeiten machte. Aus irgendeinem Grund benahm er sich sogar ruhiger, als viele andere Eingesperrte und beschwerte sich über nichts. Doch er war nach wie vor ein Terrorist und kein Ungefährlicher. Dass sie ihn hier behielten und ihn sogar in einer gewissen Art und weise frei lassen sollten, dass war für sie wirklich ein Rätsel. Tsunade hatte das Dorf bereits unterrichtet, dass dieser Explosionsfanatiker wie Itachi integriert werden sollte. Keiner hatte ihre Entscheidung in Frage gestellt, war es mit den Schwarzhaarigen doch ganz gut gelaufen, doch insgeheim fragten sich viele, was sich die Hokage dabei dachte.

So fest sie konnten, schnürten sie den Blonden ein, sodass dieser im ersten Moment glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Am liebsten hätte Deidara ihnen nun gehörig die Meinung gesagt, doch er hielt es für klüger, es noch zu unterlassen. Im Moment bewegte er sich noch auf sehr dünnem Eis und nur Ino und seinen medizinischen Kenntnissen war es zu verdanken, dass er noch am Leben war. Er sollte sich daher erst einmal ein bisschen zurücknehmen, obwohl es von Woche zu Woche schwieriger wurde.

Schließlich hatten sie den Iwa-Nin ordentlich gefesselt und führten ihn aus der Zelle. Zuerst dachte der Mann, er würde wieder in Tsunades Büro gebracht werden, die ihm berichten wollte, wie es nun mit ihm weiter ging, doch zu seiner Verwunderung, schlugen sie einen anderen Weg ein. Sie verließen das Gefängnis nicht, sondern schienen in dessen Keller zu gehen, was Deidara stutzig werden ließ. Die Wachen hatten schon oft versucht, dem Blonden Angst einzujagen, indem sie behaupteten, ihn bald in die Folterkammer im Keller zu bringen. Doch es war an ihm abgeprallt, besonders als Tsunade meinte, ihm doch eine Chance geben zu wollen. Daher war er sich sicher, dass ihm die Folter erspart blieb, doch warum gingen sie nach all den Wochen doch in den Keller? Was sollte er in den Folterkammern?

Allmählich wurde die Luft um ihn herum kühler, ein Zeichen dafür, dass sie schon recht tief waren. Nicht dass es im Gefängnis sonderlich warm war, das nicht. Es war seiner Meinung viel zu kalt, selbst im Sommer, doch der Keller war noch eine Spur kälter und er mochte den feuchten, modrigen Geruch nicht. Außerdem glaubte er auch, etwas Eisenartiges zu riechen. Diesen Geruch kannte er nur zu gut: Es war Blut. Sonderlich überrascht war er allerdings nicht darüber. Immerhin befanden sich hier die Folterkammern und dort wurde man nicht selten verletzt. Deidara konnte nicht sagen, ob die Geräte noch benutzt wurden oder nicht, doch dieser Geruch würde nicht so schnell verschwinden. Ihn störte es auch wenig, war er ihn ja gewohnt. Sowohl als Ninja, als auch als Arzt hatte er damit zu tun und er machte ihn daher nichts aus. Wäre auch zu dumm, wenn ein Mörder Blutangst hätte.

Allmählich wurde der Gang schmäler, sodass die Ninjas schon bald hintereinander gehen mussten. Nun wurde dem Blonden doch etwas unbehaglich zu mute. Er konnte nicht behaupten, Angst vor engen Räumen zu haben, aber jetzt hatte er wirklich das Gefühl, als würden ihn die Wände zerdrücken wollen. Schnell sah er leicht zu Boden und versuchte, an etwas anderes zu denken, sonst würde er bloß nervös werden und das wollte er nicht. Am Ende tat er noch etwas Unüberlegtes und das konnte er sich in seiner jetzigen Situation nicht leisten. Darum versuchte er sich zu beruhigen. Wahrscheinlich war es hier absichtlich so eng gebaut worden, um die Gefangenen, die gefoltert werden sollten, schon einmal etwas einzuschüchtern und zu verängstigen, eine Art Vorfolter also. Davon würde er sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Schließlich blieben sie vor einer großen Eisentür stehen. Diese war, wie bei fast allen Folterkammern sehr stabil und dick, zumindest wirkte sie für Deidara so. Sie hatte kein Fenster, dafür aber fünf verschiedene Schlösser. Wozu ausgerechnet eine Folterkammer so viele brauchte, war für den Blonden ein Rätsel. Wer klaute denn bitte Foltergeräte und die Gefangenen wurden dort sowieso festgeschnallt, also warum das Ganze?

Im nächsten Moment öffnete sich aber schon das Tor, wobei es einen unangenehm quietschenden Ton von sich gab, und riss ihn aus seinen Gedanken. Dass sie mehrere Zentimeter dick war, wunderte Deidara nicht im geringsten, sollte man doch möglichst keine Geräusche nach außen hin hören. Allerdings, was sollte er hier? Wollten sie ihm vielleicht ausfragen, warum er in das Dorf gekommen war und Ino entführt hatte? Das konnten sie glatt vergessen! Diese Antworten würde er von ihnen nicht bekommen, egal was sie mit ihm anstellten. Im Notfall würde er einfach irgendetwas erfinden, in so etwas war er immer schon sehr gut gewesen.

Unsanft gaben die Wachen ihm einen Stoß, sodass er in den Raum hineinstolperte. Allerdings fand der Blonde schnell sein Gleichgewicht wieder, sodass er nicht hinfiel, und sah dann nach vor. Diese Kammer schien schon lange nicht mehr benutzt worden zu sein, denn die Geräte waren zum Großteil in eine dünne Staubschicht gehüllt. An manchen klebten sogar einige Spinnweben, was ihnen ein noch trostloseres Aussehen verlieh.

Vor einen noch recht sauberen Gerät, eine Art Tisch, auf denen man die Gefangenen festschnallte, um sie in Ruhe mit allerlei foltern zu können, stand Tsunade und sah zu der Gruppe hinüber. Sie hatte einen so gefühlskalten Ausdruck in ihrem Gesicht, dass Deidara nicht drum herum kam, sie ein wenig mit Itachi zu vergleichen. Er glich ihm wirklich extrem, auch wenn das bei dieser Frau wahrscheinlich Unheil verkündete, als einen normalen, Stress freien Tag, was er bei dem Schwarzhaarigen bedeutet hätte.

"Keine sehr guten Aussichten.", dachte sich der Gefangene, während er einen weiteren Stoß bekam, als Andeutung, dass er weitergehen sollte. Er warf dem Verantwortlichen noch einen bösen Blick zu, setzte sich dann aber in Bewegung und ging zu der Hokage hinüber. Vor dieser blieb er stehen und wartete, dass sie die Situation erklärte. Ohne Grund würde sie ihn wohl kaum hier nach unten gebracht haben.

Tsunade befahl den Männern schließlich, Deidara loszubinden, was diese aber nur zögernd machten. Danach wendete sie sich an den Blonden, der sie immer noch abwartend ansah. Erneut versuchte sie irgendwelche Gefühlsregungen in seinem Gesicht auszumachen, auch wenn es vielleicht nur ein leichtes Zucken mit den Augenbrauen war, dass vielleicht Nervosität oder etwas ähnliches verriet, doch sein Blick war wie bisher undurchsichtig. Die Frau verbarg ihre Enttäuschung darüber und begann schließlich zu sprechen: „Wir haben eine Unterkunft für dich gefunden. Naruto wird dich für einige Zeit bei sich aufnehmen und darauf achten, dass du nichts anstellst.“

Bei der Erwähnung des Namens des Jungen zuckte der Künstler, ohne dass er wollte, zusammen. Er wusste, dass er hier keine Forderungen zu stellen hatte, aber er hatte wirklich gehofft, dass die Wahl nicht auf diesen verdammten Fuchsbengel fallen würde. Leider war aber nun genau das eingetreten und er musste wohl oder übel mit der Situation fertig werden.

Tsunade merkte natürlich, dass die Erwähnung dieses Namens eine untypische Reaktion bei dem Mann hervor rief. Das erleichterte die Frau wirklich, zeigte es doch, dass dem Blonden nicht alles egal war. Offensichtlich hatte er ein wenig Angst vor dem blonden Jungen, was, wenn die Hokage genauer darüber nachdachte, nicht einmal verwunderlich war. Immerhin hatte Naruto Itachi an seiner Seite und war, was aber nur wenige wussten, so ziemlich der gefährlichste Ninja in diesem Dorf. Immerhin schien er mit Itachi damals nicht gerade Probleme gehabt zu haben und das hieß etwas. Zwar wusste bis heute keiner, was damals wirklich geschehen war, da der Junge sich dazu nicht äußern wollte, doch immerhin hatten sie einen gefährlichen Ninja an ihrer Seite.

Darum war die Reaktion irgendwie berechtigt. Das überzeugte sie, wenigstens hier die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wenn er wirklich Angst vor dem Jungen hatte, dann würde er sich bestimmt noch vorsichtiger und anständiger verhalten, was nur von Vorteil für sie wäre. Allerdings gab es noch etwas zu erledigen, bevor sie ihn zu dem Jungen schickte. Nur um ihn das zu sagen, hätte sie ihn garantiert nicht in die Folterkammer gebracht. Sie hätte es auch so gerne vermieden, da sie diese Räume nicht mochte. Sie weckten grausame Erinnerungen in ihr. Doch sie würde den Tisch hinter sich eventuell brauchen, um den Gefangenen zu bändigen.

„Nun Deidara. Es gibt allerdings noch etwas zu erledigen, bevor wir dich zu ihm bringen.“, meinte sie schließlich, „Wenn du kooperierst, würde uns das viel Arbeit und Stress ersparen.“

Alleine schon bei dieser Aussage befürchtete der Blonde Schreckliches. Er dachte sich schon, dass sie ihn nicht nur in diese Kammer rief, um ihn das mit Naruto zu berichten. Das hätte sie auch in ihrem Büro machen können. Es hätte ihm einiges erspart. Daher wusste er, dass noch etwas kam.

Die Hokage nickte einem der Ninjas zu, der daraufhin zu ihr kam. In seiner Hand hielt er einen metallenen Koffer, den er nun auf den Tisch legte und öffnete.

Neugierig spähte Deidara an Tsunade vorbei und zu dem Koffer. Dieser war innen mit rotem Stoff ausgestattet worden, was wahrscheinlich verhindern sollte, dass der Inhalt beschädigt wurde. Das, was allerdings darin war, gefiel dem Blonden absolut nicht. Es waren insgesamt vier Geräte aus Metall, die aus zwei Ringen bestanden, die mit einer kurzen, aber stabilen Kette verbunden waren. An dem etwas größeren der beiden Ringe, war etwas befestigt, dass den Iwa-Nin stark an den Sauger einer Babyflasche erinnerte, doch war dieser um einiges länger und schien auch aus einem Material zu bestehen, das man nicht so leicht zerstören konnte. Deidara brauchte gar nicht lange zu überlegen, wofür diese Dinger gemacht worden waren.

Unwillkürlich wich er einige Schritte zurück, wurde von einem der Anbus dann aber festgehalten.

„Mach es uns nicht unnötig schwer, Deidara.“, seufzte Tsunade, während der Ninja den blonden Mann zum Tisch schob. Sie dachte sich schon, dass er das nicht freiwillig über sich ergehen lassen würde. Er stand schließlich nicht unter einem Bann, so wie Itachi. Sie würden ihn wohl an den Tisch anschnallen müssen.

„Schnappt ihn euch.“, gab sie den Befehl und im nächsten Moment hatten ihn die weiteren Anbus ergriffen. An Armen und Beinen wurde er zum Foltertisch getragen, während er verzweifelt versuchte, sich loszureißen. „Lasst mich los, ihr verdammten Schweinehunde, Yeah!“, rief er, woraufhin die Frau aber nur lächeln konnte. Dieser Wortschatz entsprach schon eher den Gerüchten, die sie über ihn gehört hatte, was sie etwas beruhigte. Wenigstens zeigte er jetzt auch Gefühle, anstatt auf gleichgültig zu tun.

Nach wenigen Augenblicken hatten die Ninjas den Gefangenen am Tisch festgeschnallt und Tsunade begann nun, die Verbände zu lösen. Dabei ignorierte sie Deidaras Blicke, die eindeutig Wut und wenn sie sich nicht irrte, sogar ein wenig Angst zeigten, gekonnt. Vorsichtig nahm sie den grau verfärbten Stoff an sich, achtete gleichzeitig aber darauf, dass Deidara Inos Holzpflöcke nicht einfach ausspuckte und seinen Handflächenmund schloss. Das wäre ziemlich unpraktisch, da sie nicht wusste, wie sie ihn wieder dazu bringen könnte, ihn zu öffnen. Darum musste sie von vorne herein verhindern, dass es überhaupt zu so einer Situation kam. Ohne lange zu fackeln, drückte sie die Holzplatte fester an die Handfläche des Blonden, der daraufhin kurz zuckte, sonst aber ruhig blieb.

„Drücken Sie das bitte weiter an seine Hand.“, meinte sie zu einem der Männer um sich, der der Bitte auch sofort nachkam, und holte eines dieser Geräte aus dem Koffer. Mit einem lauten Klick öffnete sie den Verschluss der zwei Ringe und trat nun zu dem Angeschnallten heran, der sie immer noch mit Blicken erdolchte. Deidara hatte keine Lust, sich etwas anschnallen zu lassen, dass er noch schwerer abbekommen würde, als diese lästigen Verbände, auch wenn diese Dinger ihn wahrscheinlich nicht so sehr behindern würden, wie das Holz. Im Moment verfluchte er die verdammte Frau wirklich und sich selbst ebenfalls. Warum musste er auch so verdammt unvorsichtig sein. Zuerst entführte er Ino, die er dann auch nicht sofort getötet hatte, als er in Sicherheit war, sondern er hatte es zugelassen, dass sie ihm wichtig wurde und zusätzlich noch eine seiner Schwächen entdeckt: ausgerechnet die Gravierendste. Außerdem hatte er ihr auch sein medizinisches Wissen gezeigt und sich mehr oder weniger lahm legen lassen. Er war selbst schuld, an seiner jetzigen Situation und das ärgerte ihn am meisten. Und das Schlimmste von allem war, dass er sich nicht einmal richtig wehren konnte. Seine Jutsus und sein Genkai waren blockiert und er war auch noch auf diesen beschissenen Tisch geschnallt, der ihm fast jede Bewegung unmöglich machte. Diese ganze Situation war einfach nur zum heulen.

Nun spürte er, wie der Holzzylinder der ersten Hand langsam ein wenig aus seinem Mund herausgezogen wurde. Dabei machte sich ein eigenartiges Kribbeln in seinem Arm breit. Es fühlte sich fast so an, als wäre er eingeschlafen, was Deidara auch nicht wirklich wunderte, so lange, wie diese Dinger in ihm gesteckt hatten. Irgendwie war er doch froh, dass sie durch etwas Weicheres ersetzt wurden, doch ob dieser Gummi, oder was auch immer das für ein Material war, wirklich angenehmer war, konnte er nicht sagen. Wenn er ehrlich war, wollte er es nicht einmal herausfinden.

Als der Zylinder fast heraußen war, fuhr Tsunade mit einem ihrer Finger hinein, damit er seinen Mund nicht schließen konnte. Scharf zog er die Luft zwischen seinen Zähnen ein und versuchte jede Art von Schmerzenslaut zu unterdrücken. Ein leichtes Zittern seines Körpers war trotzdem wahrzunehmen, was den Iwa-Nin wirklich ärgerte. Ninjas durften keine Schwächen zeigen, doch er bekam seinen Körper einfach nicht unter Kontrolle.

Die Hokage störte sich aber nicht daran, sondern öffnete mit einem zweiten Finger Deidaras halb geschlossenen Mund etwas weiter und fuhr langsam mit dem Sauger hinein. Auch wenn Deidara ein Terrorist, Akatsuki und Gefangener war, wollte sie ihm doch nicht mehr Schaden zufügen, als eigentlich notwendig war, besonders nachdem sie Ino versprochen hatte, ihm noch eine Chance zu geben. Darum drückte sie das fast zwanzig Zentimeter lange Gummiteil ganz vorsichtig in die Hand des Blonden, dessen Zittern bereits stärker geworden war. Als das Ding endlich ganz in seiner Hand verschwunden war, schloss sie den Ring am Handrücken wieder und sah sich das Gerät nun genauer an. Das Metall war flach und dünn genug, sodass es den Blonden bei der Arbeit nicht stören sollte. Die Frau nickte zufrieden und widmete sich dann dem zweiten Ring dieses Geräts, den sie Deidara um das Handgelenk anlegte, und zwar so eng, dass er mit seiner Hand nicht hindurch schlüpfen konnte. Auch dieses Werk sah sich Tsunade noch etwas genauer an und überprüfte auch noch die dünne, aber sehr stabile Kette, die die beiden Ringe verband und nun über den Handrücken des Gefangenen lief. Das Gerät musste unbedingt fest sitzen, sodass er es unter keinen Umständen verlieren konnte. Dennoch durfte es ihn nicht in seinen Bewegungen behindern oder ihm das Blut absperren.

Als sie sicher war, dass alles in Ordnung war, rief sie wieder einen der Ninjas zu sich, der den Verschluss der beiden Ringe verschweißte, sodass man ihm das Gerät nicht mehr abnehmen konnte.

In dieser Zeit riskierte die Frau einen Blick zu dem Gefangenen. Dieser hatte es bereits aufgegeben, sich befreien zu wollen oder sie mit Blicken zu erdolchen. Ihm war einfach irrsinnig heiß und der Schweiß auf seiner Stirn wollte ihm einfach keine Abhilfe schaffen. Leise keuchte er vor sich hin und starrte Gedankenlos an die Decke. Es war ihm im Moment wirklich egal, was die Hokage von ihm hielt: ob sie ihn für schwach hielt oder ihn bemitleidete. Er wollte nur endlich seine Ruhe haben. Ihm war übel und dieses eigenartige Material war einfach nur unangenehm. Aber wenigstens tat es ihm nicht so weh, wie das Holz.

Die Hokage beobachtete Deidara dabei, wie er schließlich die Augen schloss. Anscheinend hatte er jetzt auch seinen letzten Widerstand aufgeben. Irgendwie tat er der Frau sogar leid, aber sie konnte darauf nun keine Rücksicht nehmen. Sie löste den zweiten Verband und befestigte auch auf der anderen Hand eines dieser Geräte, die sie extra für den Blonden anfertigen hatte lassen.

Schließlich war sie mit den Händen fertig und schnallte die Arme des Mannes los. Langsam und ein gequältes Stöhnen von sich gebend setzte sich der ehemalige Akatsuki auf und griff sich sofort mit der Hand an den Kopf. Vor seinen Augen drehte sich alles und er konnte kaum mehr sagen, ob Tsunade vor ihm stand oder einer anderen Ninjas. Benommen schüttelte er den Kopf. Er hätte nicht gedacht, dass die Auswirkungen so stark sein würden, da er ja bereits ein paar Wochen mit den Holzpflöcken zurechtgekommen war. Allerdings gingen diese nicht so tief hinein, was ihm vermutlich mehr ausmachte, als die Tatsache, dass dieser Saugerdinger in ihm waren. Er war so damit beschäftigt, den in ihm hochkommenden Brechreiz zu unterdrücken, dass er kaum mitbekam, wie die Hokage sein schwarzes Hemd packte und es etwas nach oben tat. Schließlich musste sie sich vergewissern, dass er nicht auch an anderen Stellen solche Münder hatte. Jeder einzelne von ihnen war eine Gefahr, sobald er Lehm in die Finger bekam und dieses Risiko wollte sie lieber vermeiden. Auch wenn man ihm hier keinen verkaufen würde, wer sagte denn, dass er ihn nicht irgendwo anders her bekam oder ihn sogar selbst herstellen konnte. Immerhin arbeitete er schon seit Jahren damit.

Schließlich fand sie doch noch einen etwas unterhalb der linken Schulter. Dieser war mit einer reißfesten Schnur leicht zusammengenäht worden, wahrscheinlich von Deidara selbst. Warum wusste Tsunade nicht, aber sie konnte deutlich erkennen, dass sich die Schnur mit einem einzigen Ruck leicht lösen ließ, da der Knoten nicht sehr stark war. Das sollte wohl auch so sein, damit man ihn schnell aktivieren konnte.

Die Frau löste die Schnur und betrachtete diesen Mund genauer, wobei sie nichts Sonderbares an ihm feststellen konnte, außer dass eine seltsame Tätowierung um ihn herum gemalt worden war. Er war so, wie die beiden an den Handflächen, nur an einer anderen Stelle und in ihm war auch nichts verborgen. Darum nahm sie den Faden und fädelte ihn wieder durch die einzelnen Löchlein. Nur statt einem leichten Knoten, machte sie einen sehr festen. Sie wusste, dass sie sich noch etwas anderes dafür überlegen musste, denn diesen Faden konnte man mit einem Messer oder einer Schere gut durchtrennen. Allerdings würde er für den Moment reichen müssen, bis sie etwas anderes gefunden hatte.

Nachdem Tsunade Deidara fertig untersucht hatte und festgestellt hatte, dass er keine weiteren Münder hatte, lies sie den Mann erst einmal wieder in seine Zelle bringen, wo er dann später von Naruto und Itachi abgeholt werden sollte.

Gequält zwang sich der Blonde dazu, aufzustehen, als die Ninjas ihn dazu drängten. Er fühlte sich irrsinnig schlecht und hatte das Gefühl, gleich umzukippen. Dennoch versuchte er davon so wenig wie möglich zu zeigen, was allerdings nicht viel brachte. Bereits als er gefesselt wurde, bemerkte Tsunade, wie unsicher er auf den Beinen stand und beauftragte daher einen der Anbus damit, ihn zu stützen und im Notfall sogar zu tragen. Eigentlich wollte Deidara deswegen protestieren, doch die Frau beschwichtigte ihn, bevor er überhaupt den Mund aufmachen konnte. „Keine Widerrede, Deidara. Es nützt keinem, wenn du plötzlich zusammenbrichst, am wenigsten dir selbst.“

Seufzend nahm der Mann das, wenn auch innerlich ein wenig fluchend, zur Kenntnis und wurde in den Kerker zurückgebracht, wo ihm die Fesseln wieder abgenommen wurden. Dort legte er sich erst einmal auf den Boden, um sich etwas auszuruhen. Ohne dass er es wirklich mitbekam, döste er schließlich ein.

New Home

Nach einigen, für ihn viel zu kurzen Stunden wurde Deidara wieder wach gerüttelt. Seufzend öffnete er die Augen und sah sofort in das lächelnde Gesicht eines blonden Junges. Erschrocken zuckte er unmerklich zusammen, fasste sich aber gleich wieder. Er wusste ja bereits, dass er vorerst in der Wohnung des Blonden untergebracht werden sollte. Es gefiel ihm zwar immer noch nicht, aber wenigstens würde er dann endlich wissen, wo sie sich befand.

„Gut geschlafen?“, fragte Naruto lächelnd und reichte ihm eine Hand, um ihn aufzuhelfen, die der Blonde aber entschieden ablehnte. Jetzt wo der erste Anflug von Schwäche verflogen war, brauchte er keinen Betreuer mehr. Er kam auch gut ohne die Hilfe dieses Fuchsbengels zurecht. Schwerfällig richtete er sich auf und sah dann abwechselnd Naruto und Itachi, der außerhalb der Zelle an der Mauer lehnte und die Arme verschränkt hatte, an. „Wir können los, yeah.“, meinte Deidara halb flüsternd, woraufhin der Junge nickte. „Mir nach.“

Naruto ging aus der Zelle und Deidara folgte ihm, wenn auch etwas zögerlich. Das schien dem Genin aber nicht aufzufallen, denn er machte keine Anstalten, sich zu ihm umzudrehen und summte nur vergnügt eine seltsame Melodie vor sich hin, die für den Akatsuki eigentlich schon Grund genug wäre, ihn in die Luft zu sprengen. Sie war einfach nur schrecklich und wenn sie lauter gewesen wäre, hätte er sich wirklich die Ohren zuhalten müssten. Aber so war es noch erträglich, irgendwie.

„Würdest du bitte aufhören damit, un.“, meinte er trotzdem nach einiger Zeit, in denen sie in den Gängen umhergeirrt waren, wo der Ton sogar noch etwas verstärkt wurde. Seinetwegen konnte der Blonde draußen so viel und falsch Summen, wie er wollte, da er ihn dort nicht so deutlich hören konnte, doch hier nervte es ihn doch schon langsam.

„Mit was denn?“, fragte Naruto daraufhin unschuldig.

„Mit diesem Gesumme. Ich kriege davon Kopfschmerzen, yeah.“, knurrte der Ninja jetzt schon fast, woraufhin sich Naruto im Laufen nun zu ihm umdrehte.

„Du bist heute wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?“

Daraufhin brummte der Mann aber nur verstimmt. Er war wirklich nicht besonders guter Laune, wie auch? Er lebte jetzt mit diesem verdammten Fuchsbengel eine Zeit lang unter einem Dach, seine Arme kribbelten unangenehm und ihm war immer noch so Übel, dass er am liebsten gekotzt hätte. Wie sollte man da bitte gut drauf sein. Na ja, wenigstens kam er jetzt etwas an die frische Luft.

Plötzlich riss ihn aber ein lauter Ruf Seitens Itachi aus den Gedanken: „Vorsicht!“ Verwundert blieb der Blonde stehen, da er dacht, er wäre gemeint, doch im nächsten Moment stolperte Naruto, der immer noch rückwärts gegangen war, schon über einen Kübel mit schmutzigem Wasser, der auf dem Boden stand. Laut polternd fiel er zu Boden und lies ein leises „Autsch“ hören. Entgeistert sah eine Frau, die gerade eine leere Zelle reinigte, zu ihm hinaus, während Itachi sich eine Hand aufs Gesicht tat. Manchmal war es ihm wirklich peinlich mit dem Jungen unterwegs zu sein, doch er beschwerte sich nicht. Kopf schüttelnd ging er an Deidara vorbei, der Naruto nur etwas verwirrt musterte, und half ihm auf. Verlegen rieb sich der Genin den Hinterkopf und lachte dabei ein wenig, was dem Schwarzhaarigen aber nur einen lauten Seufzer entlockte. Manchmal war Naruto wirklich schwer zu verstehen. Eigentlich war er sehr vernünftig, zumindest diese Seite von ihm, die er niemanden zeigen wollte, aber im Alltag war er wirklich nichts weiter als ein tolpatschiger Bengel, meistens jedenfalls. Dass Deidara von diesem Verhalten eben etwas durcheinander war, konnte er wirklich gut verstehen, besonders wenn man bedachte, wie seine Bekanntschaft im Akatsukiversteck ausgefallen war.

Nach einer Weile setzten die drei ihren Weg fort und erreichten kurz danach auch schon den Ausgang. Deidara war heil froh endlich einmal wieder die Sonne zu sehen. Der Himmel war strahlend blau und nur wenige Wolken zogen an ihm ihrer Wege. Zufrieden schloss er die Augen und zog die Luft tief ein. Es war einfach herrlich, wie der Wind sein Gesicht streifte und die Sonne seine blasse Haut erwärmte. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr ihm das alles gefehlt hatte. Seine Laune hob sich gleich wieder und er brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande, das den ganzen, restlichen Weg bis zu Narutos Behausung anhielt. Dort verabschiedeten sie sich, oder besser gesagt, Naruto verabschiedete sich von Itachi, und betraten dann das Gebäude. Bereits am Eingang hatte Deidara ein seltsames Gefühl, denn dieses Bauwerk schien ihm ziemlich verkommen zu sein. Von außen merkte man nichts, doch innen waren die Wände voller Risse und die Farbe blätterte von ihnen ab.

"Oh Mann. Das Haus hat dringend eine Renovierung nötig." , dachte sich der ehemalige Akatsuki und betrachtete ungläubig seine neue Behausung. Er hatte ja schon mit etwas Schlichtem und Schmucklosem gerechnet, sogar mit Staub und Spinnweben. Schließlich waren die Leute, in denen die Schwänzigen eingeschlossen waren, nicht sonderlich beliebt, zumindest meistens nicht. Aber dieser Zustand war einfach nur traurig. Wenn er es hier wirklich einige Zeit aushalten sollte, dann musste sich dringendst etwas ändern.

Auch Narutos Zimmer war nicht besser, was sich Deidara aber schon gedacht hatte. So groß seine Abneigung gegenüber dem Jungen auch war, hier konnte er einem wirklich leid tun. Da hatte er im Akatsuki-Hauptquartier besser gelebt, obwohl es unter der Erde lag und er sich oft nach einem Fenster gesehnt hatte, wo er hinaus sehen konnte.

„Ich weiß, es ist ein wenig staubig, aber du gewöhnst dich schon dran. Außerdem wirst du hier ja nicht ewig leben.“, meinte Naruto lächelnd und setzte sich auf sein Bett unter dem einzigen Fenster in diesem Raum.

"Staubig ist gut, das ist die reinste Bruchbude." , dachte sich Deidara, sprach es aber nicht aus. Staub war hier wirklich das geringste Problem, besonders da er kaum vorhanden war. Anscheinend machte der Junge hier regelmäßig sauber. Der Iwa-Nin befürchtete eher, dass ihm irgendwann das Dach auf dem Kopf fallen würde, da die Balken etwas morsch wirkten.

„Dein Zimmer liegt gleich neben meinem. Deine Sachen sind bereits hingebracht worden.“, sprach der Genin weiter und deutete nach rechts, was wohl bedeuten sollte, dass es die rechte und nicht die linke Tür nebenan war. „Wenn du noch etwas brauchst, sag mir bescheid.“

Deidara nickte, bedankte sich noch kurz, wobei er hoffte, dass dem Jungen der leicht widerwillige Unterton nicht aufgefallen war, und ging dann in seine neue Behausung. Auch dieses Zimmer sah nicht gerade einladend aus. Man hatte es zwar vorher gesäubert, aber die Wände waren in einem miserablen Zustand. Deidara nahm sich fest vor, spätestens morgen damit zu beginnen, es zu renovieren, sonst würde er es keine zwei Tage darin aushalten. Heute würde er sich nur die Sachen dazu besorgen, wenn das irgendwie möglich war. Als ehemaliger Nuke-Nin waren die Leute sicher nicht erfreut, ihn frei herumlaufen zu sehen und ob sie ihm dann noch etwas verkauften, war fraglich. Allerdings konnte man es ja versuchen. Wenn es nicht von allein klappte, würde er es eben über Umwege besorgen, irgendwie kam er schon an das Zeug heran. Ein Gutes hatte es ja, dass die Zimmer so heruntergekommen waren. Wenigstens konnte er seines nach seinen Wünschen gestalten.

Nun doch wieder etwas besser gelaunt, sah er sich die Einrichtung an. Diese bestand lediglich aus einem Bett unter einem Fenster, einem daneben stehenden, dunklen Nachtkasten, einem Schreibtisch aus dunklem Holz an der rechten Wand mit einem dazu passenden Stuhl davor und einem großen Kleiderschrank. Zumindest diese Dinge wirkten noch halbwegs tauglich, auch wenn sie Deidara sicherheitshalber auf Holzwürmer untersuchte. Er hatte keine Lust, dass ihm in der Nacht plötzlich das Bett auseinander brach, auch wenn dieses nicht sehr hoch war und er sich deswegen wohl kaum verletzten konnte.

Schließlich war er damit fertig und widmete sich seinen Sachen, die man neben das Bett auf den Boden gelegt hatte. Immerhin musste er ja wissen, was er noch alles brauchte und was nicht. Zu seiner großen Überraschung hatten sie sämtliche Geldsäcke mitgenommen, sodass es ihm wenigstens daran nicht mangeln sollte. Das Geld war zwar nicht die Währung, die hier verwendet wurde, aber die Münzen, die er in dem Dorf bekommen hatte, waren zumindest einiges wert. Sie bestanden aus einem sehr wertvollen Metall, das es am Kontinent gar nicht so häufig gab, das wusste er. Keine Ahnung, wo diese Leute das Material her hatten, aber als er es zum ersten Mal sah, konnte er seinen Augen nicht trauen. Allerdings hielt die Verwunderung damals nicht lange an, denn viel anderes, das sich als Zahlungsmaterial eignete, gab es auf der Insel nicht und so hatte er schon bald so viel von dem Zeug, dass er nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Den Lehm und die Medizinen hatte er alle selbst hergestellt und so viel gab er nicht für Nahrung aus. Doch nun würde es sich durchaus auszahlen, die Münzen gehortet zu haben.

Auch einige seiner Dosen und Flaschen aus Ton, die er in seiner Höhle hatte, sowie auch seine Kleidung hatten sie mitgenommen. Wenigstens würde er vorerst nichts Neues zum Anziehen brauchen, das half schon einmal und in den Dosen waren, so wie er gehofft hatte, noch einige von seinen eigens getrockneten Pflanzen und Pilzen. Diese konnte er vielleicht für seinen Ausbruch verwenden, denn darunter befanden sich auch welche mit lähmender und betäubender Wirkung.

Die Dosen stellte er sofort auf den Tisch, denn er konnte es sich nicht leisten, gegen die Gefäße zu stoßen und dabei eventuell die Pflanzen zu verlieren. Einige von ihnen waren nicht leicht zu finden und mussten sehr lange bei recht hohen Temperaturen getrocknet werden.

Schließlich hatte er alles begutachtet und sich gedanklich bereits eine Liste geschrieben, was er alles zu besorgen hatte. Das Teuerste würde wahrscheinlich das Material für die Restaurierung des Zimmers sein. Dann begann er alles einzuräumen, für das er bereits einen Platz hatte. Die Säcke mit dem Geld legte er in der Zwischenzeit einfach in den Schrank zu seinen Kleidern. Er konnte sie schließlich nicht so offen herumliegen lassen.

Gerade stellte der Blonde die restlichen Tongefäße auf den Schreibtisch und ordnete sie ein wenig, als jemand an seine Tür klopfte. Seufzend ging er zu der dunklen Holzplatte, die auch schon einmal bessere Tage gesehen hatte, und öffnete diese. „Was willst du, Itachi, un?“, knurrte der Blonde leicht gereizt. Er konnte diesen kühlen Blick des Schwarzhaarigen einfach nicht leiden und den Besitzer dieses Blicks noch weniger.

„Ich soll für dich einige der Münzen verkaufen gehen.“, antwortete er gleichgültig und zuckte mit den Schultern. Dabei warf er schon einmal einen Blick in das Zimmer des Künstlers. Es wunderte ihn jedes Mal, wie Naruto hier leben konnte, doch bei Deidara konnte er es sich beim besten Willen nicht vorstellen. Diese Bruchbude passte einfach nicht zu ihm. Letztendlich war es ihm aber auch egal.

„Das kann ich auch selbst machen, yeah.“, meinte der Iwa-Nin darauf. Er wusste, wie viel diese Münzen wert waren und brauchte niemanden, der für ihn Besorgungen erledigte. Sein Genkai war nur lahm gelegt, er war nicht behindert. Sprechen und Laufen konnte er noch gut selbst und er hatte es auch dringend nötig, nachdem er fast drei Wochen nur stumm in einer dunklen Zelle gehockt hatte.

Itachi nahm diese patzige Antwort aber gelassen, kannte er sie schließlich schon zu genüge. In der Organisation hatte man sie schließlich ständig von ihm gehört, zumindest ähnliches. Darum machte er sich nicht wirklich etwas daraus und zuckte nur erneut mit den Schultern.

„Das mag ja sein, aber ich bezweifle, dass die Bewohner so einfach Sachen von dir kaufen werden, zumindest jetzt. Von mir werden sie es nehmen.“, meinte er wahrheitsgemäß und das wusste Deidara auch. Er selbst hatte bedenken, ob man ihm die Münzen abnahm, also hatte Itachi ihm nichts Neues erzählt. Trotzdem widerstrebte es ihn, Hilfe von ihm anzunehmen, mal abgesehen davon, dass er sich von niemandem gerne helfen ließ. Allerdings musste er auch von irgendetwas Leben.

Plötzlich fiel dem Blonden aber etwas auf. „Warum willst du überhaupt für mich die Münzen verkaufen, hm?“ Dieses Verhalten passte nicht zu Itachi. Wenn es zu vermeiden war, war er ihm immer aus dem Weg gegangen. Dass er ihm ausgerechnet jetzt einen Gefallen tun wollte, war unwahrscheinlich. Warum tat er das also?

„Bilde dir nichts darauf ein. Naruto hat mich darum gebeten.“, antwortete der Konoha-Nin kalt, woraufhin Deidara innerlich seufzte. Er hätte es sich ja denken können, dass dieser nervtötende Blonde dahinter steckte. Es war fast so, als würde er es geradezu darauf anlegen, dass er so schnell wie möglich aufgenommen wurde. Wenn Deidara genauer darüber nachdachte, konnte das durchaus sein. Der Junge schien einen Narren an den Akatsukimitgliedern gefressen zu haben, zumindest an denen, die er nicht umgebracht hatte. Warum das so war, wusste er nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, etwas getan zu haben, was den Blonden den Anlass dazu gegeben hätte, ihn zu mögen. Vielleicht bildete er sich aber auch zu viel darauf ein. Immerhin schien es Ino gewesen zu sein, die ihn lebend wollte und nicht er.

„Ach mach doch, was du willst.“, fauchte Deidara gereizt. Er hatte keine Lust zu streiten. Der Schwarze sollte nur möglichst schnell aus diesem Zimmer verschwinden. Darauf sagte Itachi nichts mehr und nahm sich einen der Säcke aus dem Schrank. Er hätte sich sowieso einen genommen, ob der Blonde es nun gewollt hätte oder nicht. Denn schließlich war er als Bodyguard für ihn von Tsunade engagiert worden. Er sollte darauf aufpassen, dass Deidara nichts anstellte und ihm auch nichts zustieß. Da er jetzt weder sein Genkai, noch seine Jutsus verwenden konnte, war er fast schutzlos, zumindest gegen andere halbwegs gute Ninjas. Da er aber befürchtete, dass ihn auf der Straße sofort jemand anfallen würde, ging er lieber selbst das Geld umwechseln.

Itachi verabschiedete sich von dem Künstler, indem er stumm eine Hand hob und war dann schon wieder aus dem Zimmer draußen, was den Blonden erleichtert aufatmen ließ. Dann setzte er seine Aufräumarbeiten fort.

Into the sunlight

Ino war während dessen in ihren Zimmer und starrte gelangweilt an die Decke. Sie fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie Deidara endlich hinaus ließen. Fast im selben Moment erhielt sie aber auch schon die Antwort, als die Stimmen zweier an ihrem Zimmerfenster vorbeigehender Leute sie erreichten.

„Hast du gehört? In Narutos Wohnblock soll jetzt ein Mörder untergebracht worden sein.“

„Echt?“

„Ja, einer der Akatsukis.“

„Man, was wollen sie den armen Jungen denn noch alles antun. Der hatte in letzter Zeit doch sowieso so viel zu tun. Die letzte Mission…“

Mehr verstand Ino nicht mehr, denn die Personen waren bereits zu weit weg. Doch diese Sätze hatten gereicht, um ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Sofort stand sie auf und ging aus ihrem Zimmer hinaus.

Leise schlich sie durch die Wohnräume und hoffte innigst, dass ihre Eltern sie dabei nicht erwischten. Sie waren strickt dagegen, dass Ino sich mit Deidara traf. Als er im Gefängnis saß, hatten sie nur deswegen nichts gesagt, weil er dort gut bewacht wurde. Doch jetzt, wo er frei war, würden sie ihr garantiert verbieten, auch nur in seine Nähe zu kommen, da war sie sich sicher. Darum wollte sie es erst gar nicht zu dem Verbot kommen lassen und verschwand besser gleich heimlich.

Sie hatte Glück. Ihre Eltern hatten anscheinend irgendetwas zu tun, denn sie diskutierten wild mit einer dritten Person, auf deren Stimme das Mädchen nicht achtete. Schnell schlüpfte sie durch die Haustür und mischte sich unter die Leute auf der Straße. Kurz sah sie sich noch einmal um und machte sich dann auf den Weg. Wo Naruto wohnte, wusste schließlich jeder in Konoha-Gakure.
 

Es dauerte auch nicht lange und sie erreichte das Gebäude. Unschlüssig blieb sie vor dem Eingang stehen. Sie war noch nie dort drinnen gewesen und deswegen war sie etwas aufgeregt, auch wenn sie nicht wusste, warum eigentlich. Schließlich wohnten da drinnen nur Naruto und jetzt auch Deidara. Es war also nichts besonderes, wenn man einmal von der Tatsache absah, das Deidara ein Akatsuki gewesen war. Warum machte es sie jetzt so nervös? Sie fand es selbst albern.

Ino atmete noch ein paar Mal tief durch und klopfte dann an die Tür. Wie erwartet, war es Naruto, der ihr öffnete und nicht Deidara. Dieser war ziemlich überrascht, sie hier zu sehen.

„Ino, wo kommst du denn so schnell her? Was willst du?“

„Ist Deidara-kun da?“, fragte sie ohne Umschweife, woraufhin der Junge ein seltsames Lächeln bekam, was sie nicht zu deuten wusste.

„Natürlich.“, antwortete er und ließ sie eintreten, „Er ist in seinem Zimmer.“ Der Genin führte sie durch das Gebäude, wobei Ino ungläubig die rissigen Wände ansah.

„Warum lebst du denn in so einer Bruchbude?“, fragte sie ungehalten, woraufhin Naruto nur mit den Schultern zuckte.

„Ich habe schon immer hier gelebt. Mir gefällt es hier.“

„Aber willst du die Zimmer nicht wenigstens etwas renovieren? Man hat den Eindruck, als fallen sie bald in sich zusammen.“

„Daran habe ich eigentlich noch nie gedacht.“, meinte der Junge und sah sich nachdenklich um, „Bis jetzt hat mich dieses Aussehen nicht sonderlich gestört. Aber selbst wenn, wo soll ich die Zeit her nehmen?“

Diese Aussage brachte Ino zum Denken. Naruto hatte die letzten Jahre wirklich wenig Zeit gehabt. Immer hatte er mit Itachi, Sasuke und Sakura irgendwelche schwierige Missionen von Rang B oder höher. Er war kaum noch Zuhause, sodass er sich wirklich nicht sehr viel um das Haus kümmern konnte. Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass es in keinem guten Zustand war.

Endlich kamen die beiden vor Deidaras Zimmer an. Sachte klopfte Ino an die Tür, die sich kurz darauf öffnete.

Verwundert sah Deidara auf das blonde Mädchen herab, die ihn freundlich anlächeln. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihn so schnell besuchen kam.

„Hallo, Deidara-kun. Darf ich rein kommen?“, fragte sie sofort, woraufhin der Mann nickte und zur Seite trat. Naruto folgte Ino allerdings nicht, sondern verabschiedete sich und verschwand wieder in seinem Zimmer. Leise schloss Deidara hinter sich die Tür und drehte sich zu dem Mädchen um, dass es sich auf dem Stuhl gemütlich gemacht hatte. Neugierig sah sie sich im Zimmer um, nur um festzustellen, dass es in einem genau so bedauernswerten Zustand war, wie der Rest des Hauses. Selbst die Höhle damals machte einen gemütlicheren Eindruck, doch darauf sollte das Mädchen den Blonden wohl nicht ansprechen.

Dieser hatte ihren Blick aber bemerkt und seufzte. „Ich weiß, das hier ist die reinste Bruchbude, das kannst du ruhig aussprechen, yeah.“, meinte er.

„Wenn du es sowieso weißt, brauche ich mir die Mühe ja nicht zu machen, oder?“, antwortete Ino darauf und sah dem Iwa-Nin dabei forschend an. Ihm schien es schon besser zu gehen, denn seine Arme schienen nicht mehr zu schmerzen. Apropos Arme, wo waren die Verbände. Im ersten Moment bekam Ino einen Schock, als sie merkte, dass sie nicht mehr da waren. Doch bereits im nächsten Moment entdeckte sie diese seltsamen Eisenringe um seine Hände. Verwundert sah sie diese Dinger genauer an. Das mussten wohl die neuen Gerätschaften sein, von denen Tsunade gesprochen hatte.

„Was hast du da an den Händen.“, fragte das Mädchen trotzdem nach.

„Wie diese Dinger heißen, weiß ich nicht, aber sie funktionieren ungefähr so, wie deine Holzpflöcke, un.“, erklärte er und sah dabei auf seinen Handflächen, „Aber sie schmerzen nicht so sehr, yeah.“

„Angenehm scheinen sie aber trotzdem nicht zu sein. Du wirkst etwas blass.“

„Stell dir vor, du steckst dir ein zwanzig Zentimeter langes Gummirohr in den Hals, dann weißt du, wie es sich anfühlt, un.“

„Ähm...Nein danke.“, meinte Ino darauf. Alleine schon bei der Vorstellung wurde ihr schlecht. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie einmal als kleines Mädchen ihren Finger, auf dem sich etwas Zuckerguss befunden hatte, zu weit in dem Mund gesteckt hatte. Ihr war schlagartig schlecht geworden und beinahe währe ihr alles, was sie vorher gegessen hatte, wieder hoch gekommen.

„Willst du den ganzen Tag hier drinnen verbringen? Es ist doch so schönes Wetter draußen.“ Sie sah aus dem Fenster, durch das die warmen Strahlen der Sonne schienen. Es war wirklich viel zu schön, um drinnen herumzuhocken. Sie könne ihm ja das Dorf und einige Läden zeigen, vielleicht konnte sie ihn sogar ihren Eltern vorstellen. Den letzten Gedanken verwarf sie aber sofort wieder. Ihre Eltern würden sie wahrscheinlich bloß von ihm wegzerren und in ihr Zimmer einschließen. Nein, ihn ihren Eltern zu zeigen konnte sie vergessen.

„Nein, hatte ich eigentlich nicht vor, un.“, meinte Deidara darauf, „Jetzt habe ich so lange in dieser verflixten Zelle verbracht, da werde ich mir auf alle Fälle noch die Beine vertreten, yeah.“

„Oh gut. Dann kann ich dir ja auch gleich das Dorf zeigen.“, entgegnete Ino fröhlich und stand vom Stuhl auf, „Gehen wir los?“

„Sofort?“ Besorgt sah der Blonde aus dem Fenster. Er war noch nicht lange aus der Zelle draußen und irgendwie fürchtete er sich vor der Reaktion der Dorfbewohner. Normalerweise wäre es ihm ja egal gewesen, denn sein Genkai hatte ihm Sicherheit gegeben. Außerdem konnte er sich mit einem Jutsu immer noch schnell in Sicherheit bringen. Doch beides konnte er nun nicht mehr einsetzten und somit fühlte er sich doch ein wenig hilflos, besonders da er sich in einem Ninjadorf befand.

Ino schien die Sorgen des Blonden zu all dem Übel auch noch zu erahnen, denn im nächsten Moment meinte sie bereits: „Keine Sorge, ich passe schon auf dich auf.“

Diese Aussage ließ Deidara doch etwas zusammenzucken, wobei ihn die Bedeutung mehr ausmachte, als der plötzliche Laut in der kurzen Stille. Er hasste es, von anderen abhängig zu sein, auch wenn er wusste, dass ihm im Moment keine andere Wahl blieb. Dennoch lies das Gesagte leichte Wut in ihm aufsteigen.

„Ich brauche keinen Babysitter, un.“, fauchte der ehemalige Akatsuki leise, aber dennoch laut genug, damit Ino es hören konnte. Die setzte ein verstehendes Lächeln auf. Sie wusste bereits, dass sich Deidara nicht gerne helfen ließ. Von einem Mädchen beschützt zu werden, musste ziemlich an seinem Stolz kratzten, besonders da er in den Dörfern auf der Insel gerne ihren Bodyguard gespielt hatte. Sie hatte das ja auch nicht gesagt, um ihn zu verärgern, er sollte nur wissen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte.

„So habe ich das ja auch nicht gemeint.“, versuchte sie den Mann zu beruhigen, was anscheinend auch klappte, denn sein Gesichtsausdruck wurde wieder weicher, schon fast etwas traurig.

„Das weiß ich ja. Es ist nur etwas deprimierend, mich von anderen schützen lassen zu müssen, yeah.“, meinte er schließlich, lächelte dann aber, obwohl es etwas gezwungen wirkte, „Wolltest du mir nicht das Dorf zeigen, hm?“

Lächelnd nickte das Mädchen und die beiden verließen das Zimmer.
 

Draußen angekommen fühlte sich Deidara sofort viel angreifbarer, als in dem Zimmer. Eigentlich sollte er ja froh sein, endlich einmal wieder die Sonne zu sehen, doch im Moment achtete er kaum darauf. Seine Aufmerksamkeit war ganz und gar auf seine Umgebung gerichtet, besser gesagt auf die herumstehenden Menschen. Auch wenn man es ihm nicht ansah und er nebenbei auch lauschte, was Ino ihm berichtete, so war er doch sehr wachsam und es entging ihm nicht einer der Mörderblicke, die auf ihn gerichtet waren. Da die meisten aber nur normale Menschen waren, beließen sie es dabei und stellten sich ihm nicht in den Weg, allerdings war er sich nicht sicher, ob die Ninjas auch so tolerant sein würden, falls sie welche trafen.

Vor einem Geschäft blieb Ino plötzlich stehen und sah interessiert in das Auslagefenster. Sie hatte etwas darin entdeckt, dass sie unbedingt kaufen wollte und so wendete sie sich an den Künstler, der nun ebenfalls stehen geblieben war. Neugierig sah er in das Geschäft hinein, das verschiedenste Arten von Kleidungsstücken verkaufte. Ihn persönlich interessierten Kleidungsstücke nicht so sehr, da er sowieso meistens seine Nanjasachen trug, aber für seine Begleiterin musste das ja das reinste Paradies sein. Schließlich konnte er sehen, wie ihre Augen bei dem Anblick funkelten. Das war wirklich typisch Mädchen, aber irgendwie war es auch angenehm, das Leuchten in ihren Augen zu sehen.

Er überlegte bereits, wie lange es noch dauerte, bis sie ihn endlich fragte, da ertönte auch schon ihre zuckersüße Stimme: „Deidara-kun, sehen wir uns da drinnen ein bisschen um?“

Ein amüsiertes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Blonden. Er wusste es.

„Meinetwegen, un.“, meinte er knapp, woraufhin das Mädchen vor Glück zu strahlen begann. Sofort wurde das Lächeln auf Deidaras Lippen noch eine Spur breiter. Ino war einfach wahnsinnig süß, wenn sie lächelte. Alleine für diesen kurzen Anblick auf ihr vor Freude strahlendes Gesicht nahm er gerne die lange Warterei in Kauf, die in solchen Geschäften oft folgte.

Vergnügt stolzierte Ino gefolgt von dem Künstler in den Laden, wobei sofort ein Klingeln einer kleinen Glocke ertönte, die neben der Tür angebracht war. Sogleich sah eine Frau auf, die gerade einige Hosen sortierte und warf den beiden ein paar neugierige Blicke zu. Als sie Ino bemerkte, setzte sie ein zufriedenes Grinsen auf. Sie kannte das Mädchen bereits, da sie öfters hier einkaufte. Beim Anblick ihres Begleiters wurde sie allerdings blass und widmete sich schnell wieder ihrer Arbeit. Dieses Verhalten blieb den beiden Ninjas natürlich nicht verborgen und sie brauchten auch nicht groß nachzudenken, warum sich die Frau so benahm.

„Mach dir nichts daraus. Sie werden sich schon an dich gewöhnen.“, meinte Ino beruhigend, doch Deidara zuckte daraufhin bloß mit den Schultern. Wenn das die einzige Reaktion dieses Dorfes war, konnte er damit leben. Er war immer schon ein Außenseiter gewesen und war es daher gewohnt, dass man ihm die kalte Schulter zeigte, das war nicht weiter schlimm.

Die beiden gingen tiefer in den Laden hinein und Ino begann sofort nach einigen Röcken und Hemden zu greifen. Deidara bereute es jetzt schon fast, zugestimmt zu haben, denn so viel, wie die Blonde sich ausgesucht hatte, würden sie mindestens zwei Stunden benötigen.

Ino hingegen fühlte sich hier pudelwohl. Vergnügt summend nahm sie sich ein Stück nach dem anderen und verschwand damit in eine Kabine. Der Künstler lehnte sich in der Zwischenzeit an die gegenüber liegende Wand und wartete. Viel anderes konnte er nicht tun, denn um sich etwas kaufen zu können, musste er erst warten, bis Itachi mit dem Geld zurückkam. Aber so eilig hatte er es damit auch nicht. Es dauerte nur wenige Minuten und schon kam Ino mit einem schwarzen Rock und einem dunkelblauen Shirt heraus. „Und?“, fragte sie und drehte sich wie ein Model einmal im Kreis.

„Na ja.“, meinte der Iwa-Nin darauf aber nur, „Ich finde diese Kleidung etwas langweilig, yeah. Außerdem bringt es deine Augen nicht so gut zur Geltung, hm.“

„Findest du?“

„Ja, das finde ich, un.“ Zur Bestätigung nickte der Blonde noch zusätzlich, woraufhin das Mädchen seufzt. Sie verschwand wieder in der Kabine, um im nächsten Moment auch schon mit dem nächsten Outfit herauszukommen.

Immer wieder probierte das Mädchen neue Kombinationen und Klamotten aus, während Deidara seine Meinung dazu kund tat. Er merkte sofort, wenn irgendetwas Ino nicht passte, aus welchen Gründen auch immer, und gab ihr ab und zu auch Ratschläge, welche Kleidung sie mischen sollte, um gewünschte Körperteile zu betonen oder ihre Ausstrahlung zu verändern. Ino musste wirklich zugeben, dass es ihr Spaß machte, mit Deidara Sachen anzuprobieren und nahm sich vor, ihn häufiger mitzunehmen, vielleicht sogar einmal in Begleitung von Hinata oder Sakura. Sie hatte schon lange nichts mehr mit ihnen unternommen und bei der Gelegenheit konnte sie ihnen Deidara auch gleich vorstellen. Das verschob sie allerdings auf ein anderes Mal.

Deidara hingegen wurde diese Modenshow langsam langweilig. Am Anfang hatte es ja noch Spaß gemacht, ihr Tipps zu geben und sie vor sich herumtanzen zu sehen, aber nun waren sie schon fast zwei Stunden in diesem Laden – wie er es zuvor befürchtet hatte – und er hatte wirklich die Nase voll. Seufzend sah er aus dem Schaufenster gegen Himmel, um am Stand der Sonne ungefähr die Zeit abschätzen zu können. Allerdings versperrten ihm die Häuser die Sicht.

Nach fast einer weiteren Stunde hatte Ino sich endlich satt gesehen an den Klamotten und sich auch einen Rock und ein Shirt gekauft. Deidara war erleichtert deswegen. Er würde nie begreifen, wie man in ein und demselben Laden mehr als eine halbe Stunde verbringen konnte, zumindest wenn er nicht gerade riesig war. Seine Einkäufe waren immer gezielt gewesen und er musste nicht wirklich danach suchen. Einfach so durch die Gegend zu rennen und sich alles mögliche anzusehen, was nicht zufällig mit einer Mission zu tun hatte, hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr getan. Eigentlich hatte er es auch nicht vermisst.

Draußen angekommen reichte ihm Ino aber plötzlich etwas. Verwundert nahm der Mann das Stoffbündel entgegen, dass sie ihm entgegen hielt und sah es verblüfft an.

„Es ist vielleicht nicht deine Farbe, aber immerhin sieht man dann die Ringe nicht.“, meinte die Ninjarin und sah Deidara gespannt dabei zu, wie er das Stoffbündel entfaltete. Zum Vorschein kamen zwei schwarze, ellbogenlange Handschuhe. Sie hatten keine Finger, stattdessen aber Löcher, wo sie hindurch schlüpfen konnten.

„Danke, aber das wäre doch nicht nötig gewesen, un.“, sagte der Blonde dankbar lächelnd und probierte diese sofort an. Sie passten perfekt.

„Oh doch.“, widersprach ihm Ino, „Nach all dem, was du durchgemacht hast, ist das hier das mindeste.“ Entschlossen stemmte sie dabei ihre Fäuste in die Hüfte und sah ihn lächelnd an, als Zeichen, dass sie keine Widerworte duldete.

Vergnügt sah der Mann auf das Mädchen herab, das sich vor ihm aufgebaut hatte. Der Anblick war einfach zu komisch, besonders da sie fast um einen Kopf kleiner war als er. Daher hatte diese Geste schon wieder etwas Absurdes an sich, dass ihm ein Lächeln auf die Lippen trieb. Er wusste nicht genau, warum, aber das Mädchen schaffte es doch immer wieder, seine Stimmung zu heben. Außerdem war er ihr für diese Handschuhe wirklich dankbar. Jetzt fühlte er sich gleich nicht mehr ganz so sehr, als würde man ihn auf einem Silberteller servieren. Sie gaben ihm einen Hauch von Sicherheit zurück. Warum wusste er selbst nicht genau, denn unauffällig waren die Handschuhe auch nicht, außerdem wusste ein Großteil des Dorfes, wie er aussah, spätestens als man mit ihm hier durch das Tor spaziert war. Aber wenigstens blieb die Ursache seiner momentanen Schwäche halbwegs darunter verborgen.
 

Die beiden setzten ihren Weg fort, konnten aber nicht lange ungestört die Sonne genießen. Im nächsten Moment tauchte nämlich schon das erste Problem in Form eines braunhaarigen Jungen mit schlitzförmigen Pupillen auf. Knurrend stoppte er vor dem Iwa-Nin, der verwundert stehen geblieben war. Irgendwo hatte er diesen Bengel doch schon einmal gesehen, aber wo? Nachdenklich betrachtete er ihn eine Weile, während neben ihm auch noch ein großer Hund auftauchte, der ihn ebenfalls anknurrte. Erst jetzt fiel es dem Blonden wieder ein. Dieser Junge hatte zu dem Verfolgertrup gehört, der ihm nachgestellt hatte, als er Ino entführt hatte. Das könnte ziemlich unangenehm werden.

„Man hat dich also tatsächlich raus gelassen.“, fauchte der Junge und richtete sich nun ganz auf. Er hatte aufgehört zu knurren und sah den Nuke-Nin nur noch kalt an. „Kaum zu glauben. Also ich hätte dich darin versauern lassen.“

„Kiba, hör auf!“, mischte sich Ino sofort ein und stellte sich vor den Blonden, der daraufhin aber den Blick etwas verfinsterte. Nun gut, er braucht schon einen gewissen Schutz, aber jetzt übertrieb Ino ein bisschen. Der Iwa-Nin konnte noch ganz gut einschätzen, wann einer nur große Töne spuckte und wann er es wirklich ernst meinte und dieser Bengel riss eindeutig nur das Maul auf. Er würde hier auf offener Straße keinen Kampf mit ihm riskieren. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, dass er weder sein Genkai noch ein Jutsu einsetzten konnte. Zumindest machte es den Eindruck, denn seine Hände zitterten ein wenig, was der Situation ein wenig den Ernst nahm.

„Was soll das, Ino?“, fragt der Braunhaarige schließlich, „Warum nimmst du ihn in Schutz? Er hat dich entführt, verdammt!“

„Na und? Er hat mir schließlich nichts getan!“, konterte Ino gereizt, „Ich lebe noch, wie du siehst! Außerdem war er sehr freundlich!“

Bei der letzten Aussage hob Deidara verwundert eine Augenbraue. Es stimmte schon, dass sie sich die letzten Wochen gut verstanden hatten, aber in den ersten würde er sich selbst nicht unbedingt als freundlich bezeichnen.

„Wer sagt denn bitte, dass das nicht nur gespielt war?! Vielleicht wollte er, dass du um sein Leben bettelst, damit er sich hier einschleichen kann!“

Ino wollte gerade zu einem neuen Satz ansetzten, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Verwundert sah sie in die Augen des Iwa-Nins, der den Kopf schüttelte und ihr damit zu verstehen gab, dass sie nicht weiter reden sollte. Schließlich konnte es leicht passieren, dass sie sich verplapperte und damit die Situation noch unangenehmer machte. Stattdessen wendete er sich an den Jungen, von dem er nun die ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. Deidara glaubte sogar, ein leichtes Flackern der Wut in seinen Augen erkennen zu können. War das vorhin schon da? Er wusste es nicht. Ihm war es im Moment auch egal. Er hatte heute keine Lust auf einen Streit. Das wäre ein recht dummer Start. Darum versuchte er möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn in ihm schon ein wenig der Zorn hochgestiegen war, als Kiba behauptet hatte, er hätte sich freiwillig fangen und einsperren lassen.

„Bist du nur gekommen, um mich zu beleidigen, hm?“, fragte er kühl, woraufhin er deutlich merkte, wie sich der Junge anspannte. Er hatte anscheinend noch eine ganze Menge zu lernen, besonders wie man seinen Körper vollends beherrschte. Na ja, sein Problem war das ja nicht.

„Ich bin nur hier, um dich zu warnen. Wenn du irgendwelche krummen Dinger drehst, dann bist du dran. Ich behalte dich im Auge.“, fauchte er den Blonden an und verschwand dann zusammen mit seinem Hund wieder. Verwundert kratzte sich Deidara an seiner Wange. Er hatte ja erwartet, dass man ihn im Auge behielt, aber nicht, dass man es ihm gleich so offen ins Gesicht sagte. Das war wirklich eine neue Erfahrung für ihn, auch wenn ihm bewusst war, dass dieser Kiba garantiert nicht von Tsunade geschickt worden war, sondern auf eigene Faust handelte. Na ja, wenigstens wusste er jetzt, dass er um ihn besser einen Bogen machen sollte, wenn er keinen Ärger wollte.

„Wo arbeite ich demnächst eigentlich, hm?“, fragte Deidara das Mädchen schließlich, das den Jungen weiter böse Blicke zugeworfen hatte. Dadurch schreckte die Blonde allerdings auf und sah den ehemaligen Akatsuki unverständlich an. „Wie?“

„Na wo ich die Leute verarzten soll?“, meinte der Mann und verdrehte dabei ein wenig die Augen, „Ich nehme mal an, dass ich das nicht in Narutos Bruchbude machen soll, oder, hm?“

„Oh. Ich nehme an, dass du die Praxis des Vorgängers übernehmen wirst.“

„Wo befindet sich diese, un?“

„Ich bringe dich hin.“

Das Mädchen führte Deidara durch einige Gassen in die Mitte des Dorfes, wo sie dann vor einem eher kleinen Gebäude stehen blieb. An diesem war ein Arztschild angebracht, aber der Mann konnte deutlich sehen, dass dort schon lange niemand mehr gewesen war. An den Ecken hingen Spinnweben und die Fenster waren total verstaubt. Er schätzte daher, dass es innen auch nicht besser aussah, denn man konnte durch die Fenster kaum noch etwas sehen. Konoha-Gakure hatte wohl schon lange keinen richtigen Arzt mehr, was dem Dorf aber auch nicht zu schaden schien. Anscheinend hatten sie genügend Medical-Nins. Wozu sie dann noch einen Arzt brauchten, war Deidara schleierhaft, aber er sollte sich darüber nicht beklagen.

Cleaning

Nachdem er sich ein kurzes Bild von seinem eventuell neuen Arbeitsplatz gemacht hatte, führte ihn Ino wieder etwas im Dorf herum. Dabei begannen die beiden auch wieder über irgendetwas Belangloses zu reden, wobei Deidara immer noch nicht ganz bei der Sache war. Er bildete sich ein, beobachtet zu werden und sein Gefühl täuschte sich bei so etwas selten. Unbemerkt sah er sich um und hatte auch seine anderen Sinne geschärft. Immerhin wollte er nicht plötzlich überrascht werden. Dennoch schaffte es Deidara immer noch irgendwie dem Gespräch des Mädchens zu folgen und passende Antworten auf die Fragen zu geben, die er manchmal gestellt bekam.

Schließlich begleitete Ino den Blonden noch zurück zu seiner neuen Behausung, wo sie sich von ihm verabschiedete. Danach verschwand sie hinter der nächsten Ecke. Lächelnd sah er ihr noch kurz nach, seufzte dann aber. „Du kannst herauskommen, Itachi, yeah.“, meinte er und sah dann nach hinten, wo der Schwarzhaarige wie aus dem nichts auftauchte.

„Wann hast du mich bemerkt?“, fragte Itachi ein wenig interessiert, wobei man das aus seiner Stimme kaum heraus hörte.

„Seit der Arztpraxis, un.“, meinte Deidara darauf und drehte sich dann zu Itachi um, „Darf ich erfahren, warum du mir nachläufst, hm?“

Darauf sagte der Uchiha aber nichts.

„Du sollst aufpassen, dass ich nichts anstelle, stimmt‘s, un?“

Wieder blieb der Schwarzhaarige still.

„Bekomme ich auch einmal eine Antwort, hm?!“, fauchte der Blonde nun, woraufhin Itachi mit den Schultern zuckte.

„Wozu soll ich antworten, wenn du es weißt?“

Erneut seufzte Deidara. Dass er ausgerechnet Itachi als Anhängsel immer irgendwo hinter sich hatte, trug nicht gerade zu seiner guten Laune bei. Jetzt fehlte nur noch Sasuke als sein persönlicher Bodyguard und das Schlamassel wäre perfekt. Natürlich wusste der Blonde, dass er wenigstens den dritten nicht zu ertragen brauchte. Wenn Itachi auf ihn angesetzt worden war, würde er sowohl Bodyguard als auch Wächter spielen. Ihn sollte es recht sein, auch wenn er sich jemand anderen gewünscht hatte. Aber da konnte man eben nichts machen.

Ohne Itachi noch eines Blickes zu würdigen, ging der Blonde in das Gebäude, in dem er nun für eine Zeit lebte, und sofort in sein Zimmer. Wie er es erwartet hatte, hatte der Schwarzhaarige das Geld in einen Beutel auf den Tisch gelegt. Seufzend nahm er es heraus und begann es zu zählen. Nicht dass er Itachi in der Hinsicht nicht traute, denn dieser machte sich nicht so viel aus Geld, genau wie er selbst. Normalerweise hätte es ihn ja nicht so sonderlich interessiert, er war ja nicht Kakuzu, aber im Moment war es besser, auf Nummer sicher zu gehen. Allerdings stellte er erfreut fest, dass die Summe in etwa stimmen dürfte. Er packte das Geld, nachdem er sich einige Scheine herausgenommen hatte, wieder in den Beutel und gab es in den Schrank zurück. Er selbst fand dieses Versteck ja sehr dürftig, aber im Moment hatte er nichts Besseres und er wusste auch nicht, wie lange er hier bleiben würde. Trotzdem wollte er das Zimmer ein wenig wohnlicher machen und so steckte er die Scheine, die er aus dem Sack genommen hatte, in seinen alten Geldbeutel, der noch im Akatsukimantel gesteckt hatte, und verließ das Zimmer.

Neben dieser stand, wie der Blonde bereits wusste, Itachi an die Wand gelehnt und wartete. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich versteckt zu halten, war der Künstler schließlich klug genug, um zu wissen, dass man ihn nicht ohne Aufsicht lassen würde. Dass ausgerechnet er diese Aufsicht war, fand Itachi zwar ein wenig lästig, aber auch irgendwie verständlich. Er kannte die Fähigkeiten des Explosionsfanatikers und wusste mit ihnen umzugehen. Daher war er auch nicht wirklich überrascht, diesen Auftrag bekommen zu haben. Er sollte den Tag übernehmen, während Sasuke Deidara nachts im Auge behielt.

„Wenn du mir schon nachläufst, dann kannst du mich auch gleich so begleiten, anstatt meinen Schatten zu spielen, yeah.“, murrte der Künstler an ihn gewannt, worauf er nur mit den Schultern zuckte. Ihm war es egal, ob er neben ihm her ging oder hinter ihm. Es kam auf dasselbe hinaus. Er stieß sich von der Wand ab und folgte den Blonden durch das Dorf.

Dieser ging zielstrebig auf ein Geschäft zu, in dem er allesmögliche an Ausmahlutensilien besorgte, vor allem einige Farben zum Ausmahlen seines Zimmers. Außerdem besorgte er noch einen Malblock und einen Bleistift. Wenn er schon nicht seine übliche Kunst ausüben konnte, so wollte er sich wenigstens anders künstlerisch beschäftigen. Wenn er Bilder zeichnete und diese verbrannte, konnte schließlich niemand etwas dagegen sagen. Das alles erwarb Deidara ohne jede Schwierigkeit, was ihn nun doch etwas wunderte. Er hätte irgendeine abneigende Reaktion erwartet, so ähnlich wie im Kleidungsgeschäft, doch der Mann bei der Kasse verhielt sich ihm gegenüber ganz normal. Entweder er hatte ihn nicht erkannt oder es war wegen Itachi. Zumindest waren das die einzigen Dinge, die sich der Künstler erklären konnte, aber immerhin hatte er so alles bekommen, was er wollte und sie konnten sich wieder auf den Rückweg machen.

Itachi hatte das alles mit leichtem Interesse beobachtet. Er dachte sich schon, dass Deidara es nicht lange dort aushalten würde, ohne etwas zu ändern. Allerdings fand er es doch etwas unnötig. Schließlich würde der Mann nicht sehr lange dort drinnen leben.

Deidara hingegen zählte in Gedanken zur Sicherheit noch einmal alles auf, das er besorgen wollte. Er hatte anscheinend alles bekommen. Nun brauchte er nur noch einen bestimmten Sand, den er hoffentlich irgendwo finden würde. Schließlich sollte das Zimmer seinem Kunstgeschmack entsprechen, zumindest halbwegs.

Der Künstler lieferte die Sachen in seinem Zimmer ab und setzte sich dann auf seinen Stuhl. Den Sand, den er benötigte, musste es auch hier irgendwo zu kaufen geben. Es gab da nur ein winziges Problem: Wie kam er in das Geschäft, ohne gleich wieder im Gefängnis zu landen? Immerhin würde jeder, der ihn dort hinein gehen sehen würde, unweigerlich glauben, er würde sich Lehm besorgen. Er würde also jemand anderen Bitten müssen, aber wen? Eigentlich kam seiner Meinung nach nur Ino in Frage, denn die anderen wollte er einfach nicht um einen Gefallen bitten. Das konnte er aber auch morgen erledigen, denn zuerst musste er einmal diese Risse stopfen und danach würde er die Balken ordentlich prüfen. Ein wenig kannte er sich, Dank Sasori, ja mit Holz aus und würde ungefähr einschätzen können, wie viel sie noch taugten. Allerdings kam er, nachdem er noch einmal die Balken von unten betrachtet hatte, zu dem Entschluss, dass es vielleicht sogar besser war, wenn er sie sofort prüfte. Sie waren ihm nicht geheuer und wenn sie größere Reparaturen nötig hatten oder sogar ausgetauscht werden mussten, sofern das möglich war, dann würden sowieso neue Risse entstehen.

Darum musste er jetzt wohl erst einmal eine Leiter besorgen. In diesem Haus musste so ein Ding schließlich irgendwo herumliegen. Die Frage war bloß, wo? Naruto hatte ihn schnurstracks zu seinem Zimmer geführt und ihm nur die Räume erklärt, durch die sie gegangen waren: Vorraum und Küche. Er könnte diesen verdammten Fuchsbengel ja fragen, aber irgendwie scheute er sich davor. Er konnte nicht so wirklich behaupten, Angst vor ihm zu haben, aber wirklich ruhig war er in seiner Gegenwart auch nicht. Deidara wusste nicht, wie er dieses Gefühl beschreiben konnte. Vielleicht würde es Abneigung noch am ehesten Treffen, obwohl das auch nicht wirklich stimmte. Zumindest war dieses Gefühl der Grund, warum er Naruto nicht fragen wollte. Er würde die Kammer aber bestimmt auch alleine finden. Es wäre sowieso nicht verkehrt, sich einmal mit den Räumen hier vertraut zu machen.

Darum verließ er erneut sein Zimmer und sah sich ein wenig um. Schon bald kannte er die Küche und den daran grenzenden Wohnraum wie seine Westentasche, was allerdings nicht schwer war, da der Wohnraum, mal abgesehen von einem Tisch mit Stühlen und ein paar Schränken, kaum etwas enthielt. In der Küche gab es schon mehr, doch das begrenzte sich ausschließlich auf wenig benutzten Kochutensilien, bei denen sich Deidara oft nicht sicher war, ob sie überhaupt noch zu gebrauchen waren. Kräuter oder Gewürze gab es hier auch keine, nur einen Haufen dieser Fertigramen. Der Mann schüttelte darüber nur den Kopf. Hier hatte sich wirklich viel zu ändern. Zumindest ER hatte nicht vor, sich ständig nur von diesen Nudelsuppen zu ernähren, das konnte Naruto glatt vergessen. Bei der kargen Auswahl an verschiedenen Nahrungsmitteln wunderte sich der Künstler wirklich, dass der Junge an keinem Nährstoffmangel litt.

Seufzend öffnete er eine an die Küche angrenzende Tür, die wahrscheinlich zur Speisekammer führte. Deidara würde sie jedoch nicht als solche bezeichnen. Ungezieferkammer wäre da schon treffender. Na gut, er selbst hatte in einer Höhle gelebt, wo auch immer wieder Krabbeltiere Zuflucht suchten, vor allem die verdammten Fliegen und Ameisen wurde er nie wirklich los. Aber wenigstens waren dort weder Motten noch Maden anzutreffen, von denen es hier massig gab. Wahrscheinlich stammten sie von den alten Getreidesäcken, die in der Ecke standen. So wie diese aussahen, waren sie vermutlich schon vor Naruto hier gewesen und der Junge war einfach zu faul gewesen, sie zu entfernen. Denkbar wäre es.

Angewidert schloss er die Tür wieder und widmete sich dem nächsten Raum, in dem er nun endlich das fand, was er die ganze Zeit gesucht hatte. Im Vorraum neben dem Wohnraum befand sich nun endlich eine Art Abstellkammer, in der er auch eine Leiter fand, die ungefähr die passende Größe haben musste. Erleichtert seufzend nahm er sie heraus und ging mit ihr zurück zu seinem Zimmer, wo er sie aufstellte. Kurz testete er noch, ob sie einen festen Stand hatte, dann kletterte er auf ihr zu der Decke empor.

Dort angekommen überprüfte er das Holz, indem er zuerst darüber strich und dann sogar leicht dagegen klopfte. Er musste zugeben, sich in den Balken getäuscht zu haben. Sie mögen nicht mehr die Neuesten sein, aber sie waren in keinem so schlechten Zustand, wie er befürchtet hatte. Er musste sie nur lackieren, damit die Feuchtigkeit sie nicht erreichen konnte und dann sollten sie noch mindestens weitere fünfzig Jahre überdauern können. So lange würde er aber mit Sicherheit nicht hier bleiben.

Er stieg wieder von der Leiter herunter und sah hinaus in den Himmel. Langsam sank die Sonne gegen Westen, ein Zeichen dafür, dass die Mittagsstunde längst vorbei war. Erst jetzt fiel dem Blonden eigentlich auf, dass er noch gar nichts gegessen hatte. Er hatte bis jetzt aber auch keinen Hunger verspürt und tat es immer noch nicht. Verwundert griff er sich an die Stirn. Wurde er etwa krank? Im Kerker hatte er zwar nie sehr viel zu essen bekommen, aber genug, um nicht plötzlich an Magersucht zu leiden. Normal war es also nicht. Allerdings konnte er keine erhöhte Temperatur feststellen, sodass diese Theorie schon einmal ausfiel. Vielleicht hatte es aber auch mit den Geräten auf seinen Händen zu tun. Noch immer verspürte er eine leichte Übelkeit in sich. Dies könnte der Urheber für seine Appetitlosigkeit sein, es wäre zumindest naheliegend. Hoffentlich legte sich das bald, denn er würde seine Kräfte, besonders in den nächsten Tagen, brauchen.

In dem Moment ging die Tür auf und Narutos Gesicht tauchte auf. „Hey, Deidara, hast du Lust mit mir Ramen essen zu gehen? Du hast doch noch nichts gegessen, oder?“

„Nein, danke.“, antwortete der Künstler. Man merkte sofort, dass es ihm überhaupt nicht passte, dass der Junge einfach so hereingeplatzt war.

„Na komm schon. Ich weiß, dass du noch nichts gegessen hast.“

„Hat dir Itachi das erzählt, hm?“, fragte Deidara leicht knurrend, worauf der Blonde nichts sagte. Der Mann seufzte innerlich. Er hatte also recht. Es stimmte schon, dass er noch nichts gegessen hatte, aber mit diesem Fuchsbengel würde er garantiert nirgends hingehen.

„Ich weiß ja, dass du mich nicht leiden kannst, Deidara. Du musst ja nicht unbedingt mit mir reden, wenn du nicht willst, aber irgendetwas musst du essen, sonst kippst du uns noch um.“, versuchte es Naruto weiter. Er musste vor Deidara schließlich nicht den Dummen oder Beleidigten spielen, er hatte seine Macht bereits gesehen. Darum wunderte es den Jungen auch nicht, dass der Blonde möglichst wenig mit ihm zu tun haben wollte. Allerdings konnte er ihn schlecht hungrig lassen.

„Ich weiß selbst, wo meine Grenzen liege, yeah.“, fauchte Deidara stur. Er hatte keine Lust nachzugeben. Sollte der verdammte Bengel doch mit Itachi gehen, dann hatte er wenigstens Ruhe.

„Soll ich dir vielleicht etwas mitbringen?“

„Nein!“

Naruto konnte über das Verhalten seines „Gastes“ nur seufzen. Er hatte ja gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber dass er ihn so sehr ablehnte hatte er nicht erwartet. Das hieß wohl, er musste zu Plan B übergehen.

Kopf schüttelnd verließ er das Zimmer und machte sich auf den Weg zu seiner Stammnudelbude.

Erleichtert, dass der Junge endlich weg war, ging der Künstler zu seinen neu gekauften Sachen. Er würde heute bereits damit beginnen, die Risse der Wände zu stopfen, denn immerhin brauchte es eine Weile, bis die Substanz trocknete. Außerdem musste er dafür erst einmal die ganzen Möbel bei Seite schaffen, da sie sonst im Weg waren. Seufzend sah sich Deidara die Einrichtung an. Stuhl und Tisch würde er ja noch wegschaffen können, aber beim Schrank und beim Bett würde es ohne Hilfe problematisch werden.

"Na ja. Mir wird schon etwas einfallen.", dachte er sich und begann schon einmal damit, die kleineren Dinge auf den Flur zu schaffen.
 

Nach ungefähr einer Stunde hatte er den Raum endlich leer geräumt. Auch das Bett und den Schrank hatte er irgendwie aus dem Raum bekommen, was ihn selbst gewundert hatte, da diese doch recht schwer gewesen waren, selbst nachdem er den Kasten ausgeräumt und das Bettzeug entfernt hatte. Doch nun begann erst die eigentliche Arbeit, nämlich das Ausbessern der Wände. Dafür benutzte er eine mörtelähnliche Substanz, die er mit einer Spachtel über den Ritzen verschmierte.

Als er alle Ritzen gestopft hatte, die er erreichen konnte, machte er mit der Leiter weiter, doch lange konnte er sich auf seine Arbeit nicht konzentrieren, denn nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür. Verwundert sah Deidara nach unten und entdeckte dabei seine blonde Freundin, die ein kleines Paket in der Hand hielt.

„Hallo, Deidara-kun. Wie ich sehe, bist du bereits beim Renovieren.“, begrüßte sie ihn lächeln.

„Ino? So bald habe ich dich gar nicht erwartet.“ "Frühestens morgen.", fügte er noch in Gedanken hinzu und stieg von der Leiter herunter. Die Tatsache, dass das Mädchen bereits wieder zu ihm kam, obwohl sie heute schon etwas unternommen hatten, machte den Blonden stutzig. Irgendwie hatte er das Gefühl, als hätte da wieder einmal Naruto seine Finger im Spiel, abwegig wäre dieser Gedanke ja nicht.

„Ich dachte mir, ich bringe dir etwas zu Essen.“, meinte sie, worauf der Blonde eine Augenbraue hob. Das war nun wirklich sehr verdächtig. Gut, Ino dachte sich womöglich wirklich nichts dabei. Wahrscheinlich wollte sie ihm einfach nur wieder helfen, da Naruto ihr wohl von dem kleinen Gespräch vorhin erzählt hatte. Das nervte ihn jetzt wirklich, da er Inos freundliche Geste nur schlecht abschlagen konnte. Damit würde er aber genau das machen, was der Blonde von ihm wollte. Er befand sich nun in einer Zwickmühle unter der entweder sein Stolz oder Ino zu leiden hatte, je nach dem wie er sich entscheiden würde.

Allerdings hatte er für Ino schon so oft seinen Stolz sausen lassen, also kam es wohl auf ein weiters Mal auch nicht mehr an, oder? Darum setzte er ein freundliches Lächeln auf, obwohl ihm eigentlich nicht danach war, und meinte: „Danke, Ino. Stell es bitte auf den Tisch draußen, un. Ich werde es dann essen, wenn ich hier fertig bin, hm.“

Das Mädchen strahlte übers ganze Gesicht und kam Deidaras Bitte auch sofort nach. Danach verabschiedete sie sich wieder und ging fröhlich summend aus dem Haus.
 

Draußen angekommen wartete Naruto bereits hinter einer Ecke auf sie. „Wie ist es gelaufen?“, fragte er sofort nach, woraufhin das Mädchen lächelte.

„Er hat es angenommen.“, meinte sie. Plötzlich ertönte ein leises Puff und statt des Mädchens stand Itachi vor dem Jungen. „Jetzt können wir nur hoffen, dass er es auch wirklich isst.“

„Das wird er sicher. Allerdings wird er ziemlich wütend sein, wenn er die Wahrheit herausfindet.“ Naruto konnte sich bei der Vorstellung ein schuldbewusstes Lächeln nicht verkneifen. Eigentlich wollte er den Künstler nicht an der Nase herumführen. Aber da er nicht freiwillig etwas essen gehen wollte, musste es leider sein.

„Wie hat er sich dir gegenüber eigentlich verhalten?“, fragte Naruto neugierig.

„Überraschend freundlich. Ich kann gut verstehen, dass Ino ihn mag.“, antwortete Itachi, woraufhin der Junge nickte. Ein letztes Mal sah er noch um die Ecke zu Deidaras Zimmer hinauf, dann ging er mit Itachi zu einem Treffpunkt, wo er sich mit dessen Schülern und Sakura treffen wollte.
 

Nach fast zwei Stunden Arbeit waren die Ritzen des Zimmers endlich alle geschlossen. Erleichtert packte Deidara den Mörtel und die Spachtel weg und besah sich sein Werk noch einmal genauer. Schließlich wollte er nichts übersehen. Wenn er sich die Arbeit schon antat, sollte er sie auch gründlich machen. Zufrieden stellte er fest, dass wirklich alle Ritzen verschlossen waren. Jetzt musste der Mörtel nur noch trocknen und dann konnte er mit dem Ausmahlen beginnen. Das würde er aber erst einmal auf morgen verschieben, denn es dämmerte bereits und er sollte die Möbelstücke besser wieder in das Zimmer schaffen, zumindest das Bett. Er hatte nämlich keine Lust, auf dem Flur zu nächtigen. Darum ging er schon einmal auf dem Gang, wobei sein Blick sofort auf das kleine Päckchen fiel. Das hatte er ja total vergessen. Ino hatte ihm ja etwas zum Essen gebracht.

Deidara seufzte. Er hatte immer noch keinen Hunger, aber ein wenig sollte er dem Mädchen zu liebe vielleicht doch essen. Allerdings erst, wenn alles wieder in dem Zimmer verstaut war. Sofort machte er sich an die Arbeit und brachte die Sachen wieder in sein Zimmer, wobei er sie aber nicht auf ihren ursprünglichen Platz stelle, sondern, sie einfach in eine Ecke verstaute, sodass sie ihn nicht behinderten. Morgen würde er sie ohnehin wieder hinaus schaffen müssen, um weiterarbeiten zu können.

Nachdem das endlich erledigt war, öffnete er das Päckchen in dem sich einige Reisbällchen befanden. Ein leichtes Lächeln zierte die Lippen des Blonden. Reisbällchen hatte er immer schon gerne gegessen, er wusste selbst nicht genau, warum. Sie hatten keinen besonderen Geschmack oder ein besonderes Aussehen, aber trotzdem aß er sie recht gerne. Auch in der Organisation hatte er oft welche gemacht, besonders wenn er wieder einmal auf eine längere Mission musste. Hidan hatte ihn deswegen oft aufgezogen. Als Rache hatte ihn dann eine Bombe von ihm einen Arm oder sogar den Kopf abgerissen, weshalb er sich dann wieder das Genörgel von Kakuzu anhören musste, weil dieser Hidan zusammenflicken musste.

Deidara musste bei diesen Erinnerungen doch ein wenig kichern. Es stimmte schon, dass er die Akatsukimitglieder nicht wirklich leiden konnte, aber manchmal war es doch lustig mit ihnen gewesen. Gedankenverloren nahm er eines der Reisbällchen heraus und biss hinein. Es war schon ein seltsamer Zufall, dass das Mädchen ausgerechnet diese Speise für ihn ausgewählt hatte, aber wenn er so darüber nachdachte, war es auch nicht so ungewöhnlich. Bei Reisbällchen konnte man kaum etwas falsch machen, denn es gab nur wenige, denen sie überhaupt nicht schmeckten.

Als er mit dem ersten Bällchen fertig war, nahm er sich noch ein zweites und legte das Päckchen dann zur Seite. Mehr als diese beiden bekam er heute beim besten Willen nicht herunter. Seufzend trat er an sein Fenster und sah sich noch den Rest des Sonnenuntergangs an, zumindest soweit es der Winkel des Zimmers zu ließ. "Mein erster Tag in Freiheit ist gar nicht einmal so schlecht verlaufen."

Langsam verschwand das Rot am Himmel und machte dem Schwarz der Nacht Platz, in dem sich die funkelnden Sterne wunderbar abhoben. Deidara wusste nicht mehr, wann er sich das letzte Mal die Zeit genommen hatte, den Sternenhimmel zu betrachten. Es war auf jeden Fall lange her. Vor sich hin träumend steckte er sich noch den letzten Bissen in den Mund und ging dann schließlich zu Bett, die Blicke, die auf ihm ruhten, gekonnt ignorierend.

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Am nächsten Morgen wachte Ino früher als normal auf. Genüsslich streckte sie sich und sah dann aus dem Fenster. Heute schien es ein trüber Tag zu werden, denn schwere Wolken hingen über dem Dorf. Ob es regnen würde, wusste das Mädchen nicht, aber sie hoffte, dass die Tropfen noch bis morgen warteten. Schließlich wollte sie mit Deidara heute wieder ein wenig umher streifen und ihn auch Hinata vorstellen, die sie gestern Abend noch dazu überredet hatte. Es war nicht wirklich einfach gewesen, da ihre Freundin dem Künstler nicht wirklich traute, verständlicherweise. Aber dann hatte sie doch nachgegeben und sie wollte ihr besser keine Gelegenheit geben, ihre Meinung wieder zu ändern.

Nachdem sich die Blonde an den Wolken satt gesehen hatte, schlüpfte sie schnell in ihre frischen Kleider hinein und machte sich noch ihre Frisur. Danach verschwand sie aus dem Haus, ohne vorher gefrühstückt zu haben. Am Morgen nahm sie überhaupt nur selten etwas zu Essen zu sich. Sie brauchte so etwas nicht, auch wenn einige behaupteten, es sei die wichtigste Mahlzeit des Tages. Das interessierte sie nicht. Viel wichtiger war es jetzt, Hinata abzuholen und dann Deidara einen Besuch abzustatten. Wer weiß, vielleicht würde er mit ihr noch einmal ein paar Läden abklappern.

Den Tag in ihrem Kopf schon vorausplanend schlenderte sie zum Anwesen ihrer Freundin, wo Hinata bereits vor dem Tor wartete. Sie wirkte nach wie vor etwas verunsichert, aber das würde sich sicher legen, sobald sie den Künstler besser kennen gelernt hatte, das hoffte Ino zumindest.

Freundlich begrüßten sich die beiden Mädchen und machten sich dann auf den Weg zu Narutos Haus.
 

Als die beiden schließlich vor dem Gebäude standen, begann Hinata aber zu zögern. Das bemerkte Ino auch sofort, woraufhin sie leise seufzte. Sie konnte ihr deswegen schlecht einen Vorwurf machen, da sie sich in ihrer Situation wahrscheinlich nicht einmal überreden hätte lassen. Trotzdem fand sie diese ganze Unsicherheit der Schwarzhaarigen langsam lächerlich.

„Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, er ist eigentlich ganz nett.“, versuchte es Ino erneut, ihr die Scheu zu nehmen, was allerdings nicht sehr viel Wirkung zeigte.

Hinata konnte über diese Aussage innerlich nur seufzen. Ino konnte wirklich leicht reden, sie kannte Deidara ja bereits. Für sie war der Blonde aber neu und sie konnte sich halt nicht so schnell daran gewöhnen, mit jemandem ein normales Gespräch zu führen, der sie vor einigen Wochen noch bedroht hatte. Ihre Freundin war da ganz anders. Sie schien solche Sachen schnell zu vergessen. Manchmal beneidete Hinata sie dafür.

Nachdem sich Hinata noch kurz gesammelt hatte, betraten die beiden nun das Gebäude. Schnurstracks führte Ino ihre Freundin zu Deidaras Zimmer, wo sie zuerst sachte an die Tür klopfte. Danach trat sie ein, ohne vorher auf eine Zustimmung zu warten.

Verwundert sah der Künstler von der Leiter herunter, als es unerwartet an der Tür klopfte und diese im nächsten Moment auf ging. Herein kam ein blondes Mädchen, das ihn freundlich anlächelte.

„Morgen, Ino.“, begrüßte er sie sofort und stieg von der Leiter herab, „Du bist früh hier, yeah.“

„Tsja, immer schlafe ich nicht bis Mittag.“, meinte sie und sah dann zu der Leiter hinauf, „Was hattest du denn auf der Leiter zu suchen?“ Neugierig betrachtete die Blonde die Wände und bemerkte dabei, dass die Ritzen bereits alle verschlossen worden waren. Anscheinend war Deidara schon fleißig am Werken gewesen. Sie wollte gar nicht wissen, wie viel Zeit diese Arbeit in Anspruch genommen haben musste.

„Ich habe überprüft, ob der Mörtel schon trocken ist, un.“, antwortete er ihr und sah dabei kurz zu einer grauen Stelle, an der sich gestern noch ein Riss befunden hatte. Allerdings wurde er sogleich wieder abgelenkt, als er das zweite Mädchen bemerkte, das noch im Flur stand. Verwundert sah er die Schwarzhaarige an, die sich sogleich schüchtern hinter der Wand versteckte. War das nicht Inos Begleiterin an jenem Tag? Zumindest kam es ihm so vor.

„Und du bist..?“, fragte er schließlich, als die Fremde keine Anstalten machte, sich vorzustellen.

„Das ist meine Freundin, Hinata.“, antwortete Ino für sie und zerrte die Eingeschüchterte hinter der Wand hervor.

„Warst du nicht auch damals dabei, als ich Ino verschleppt habe, hm?“, meinte er nachdenklich, woraufhin Hinata zaghaft nickte. Sie hätte nicht gedacht, dass er sie noch erkannte. Immerhin hatte er sie kaum eines Blickes gewürdigt.

„Steh nicht wie angewurzelt im Gang herum und komm rein. Ich fresse dich auch nicht, versprochen, un.“, unterbrach der Blonde nun ihre Gedanken, doch immer noch blieb sie unschlüssig stehen. Die Situation war ihr irgendwie unangenehm. Am liebsten hätte sie sich jetzt in Luft aufgelöst.

Deidara hingegen wusste nicht, was er mit ihr anfangen sollte. Wenn sie sich so sehr vor ihm fürchtete, dann hätte sie Zuhause bleiben sollen. Mehr würde er ihr nun wirklich nicht entgegen kommen. Einen lautlosen Seufzer von sich gebend sah er zu Ino, die anscheinend auch nicht wusste, was sie nun tun sollte.

„Ich habe noch etwas zu besorgen. Habt ihr Lust, mitzukommen, un?“, fragte der Mann schließlich, nachdem ihm die Stille zu unangenehm wurde, woraufhin das blonde Mädchen begeistert nickte. Sie hatte sowieso vor, mit ihm noch ein paar Geschäfte anzusehen. Dabei würde Hinata auch sicher ihre Scheu verlieren, dass hoffte Ino zumindest.

Deidara nahm noch schnell seinen Geldbeutel und dann machten sich die drei bereits auf den Weg.
 

Vergnügt schlenderte Ino durch die Straßen und hielt ab und zu vor einem Laden an, um in das Schaufenster zu sehen. Dabei summte sie fröhlich eine leise Melodie, während Deidara sich suchend nach einem Kunst- oder Bastelgeschäft umsah. Dort würde er wohl noch am ehesten das finden, was er brauchte.

„Sehen wir uns dort drinnen einmal um?“, fragte das blonde Mädchen plötzlich und zeigte auf ein Geschäft, in dem man allesmögliche an Schmink- und Badezeug kaufen konnte.

„Wenn es unbedingt sein muss, un.“, meinte Deidara daraufhin aber nur. Eigentlich hielt er nicht viel von Schminke, weshalb er die große Begeisterung dafür bei den meisten Mädchen nicht ganz nachvollziehen konnte. Allerdings musste er ja nur einen bestimmten Sand besorgen und sie würden garantiert nicht den ganzen Tag dort drinnen verbringen, also konnte er ihnen diesen Gefallen ja tun.

„Und ob das sein muss. Mir ist mein blauer Liedschatten ausgegangen.“, antwortete die Blonde und stürmte sogleich in das Geschäft, gefolgt von ihren beiden Begleitern.

Bei einigen Regalen voller Schminksachen angekommen, durchstöberte sie sofort die verschiedenen Liedschatten und wurde auch sogleich fündig. Sie nahm sich den Blassblauen heraus und überlege sogleich, ob sie den Silbernen und den in blassrosa nicht auch nehmen sollte. Dabei fiel ihr auch ein schwarzer Liedschatten auf, der anscheinend gerade neu auf den Markt gekommen war. Neugierig nahm sie ihn heraus und betrachtete ihn genauer. Schwarz war nicht gerade ihre Farbe, besonders was Schminkzeug anging, doch irgendwie fand sie diesen Liedschatten interessant. Sie versuchte sich selbst damit vorzustellen, allerdings gefiel ihr das Bild nicht wirklich. Trotzdem wollte sie zumindest eine zweite Meinung hören und so ging sie zu Deidara und Hinata, die ein wenig abseits von ihr standen. Der Blonde durchstöberte gerade eher desinteressiert die verschiedenen Düfte, als das Mädchen zu ihm gerannt kam.

„Seht mal, was ich gefunden habe.“, meinte sie und zeigte ihnen den schwarzen Liedschatten.

Ungläubig hob der Mann eine Augenbraue, als er das kleine Döschen sah. Das war doch hoffentlich nicht ihr Ernst. Alleine schon die Vorstellung tat weh. Innerlich schüttelte er den Kopf über diese Frage.

„Und? Was meint ihr?“, bohrte das Mädchen weiter, als sie keine Antwort bekam.

„Wenn du in nächster Zeit als Hexe herumlaufen willst, dann kaum ihn dir, un.“, meinte Deidara darauf, während Hinata nicht genau wusste, was sie sagen sollte. Sie verstand nicht ganz so viel von Mode wie Ino, doch der schwarze Liedschatten gefiel auch ihr nicht. Nach kurzem Überlegen meinte sie schließlich: „Ich würde ihn nicht nehmen.“

Ino nickte. Sie hatte diese Antworten erwartet, aber sie wollte die beiden zumindest einmal gefragt haben.

Sie legte den schwarzen Liedschatten wieder zurück und ging dann zu den Lippenstiften über. Seufzend beobachtete Deidara, wie sich die Blonde immer wieder einen Stift herausnahm und seine Farbe begutachtete. Danach sah er zu Hinata hinab, die noch immer neben ihm stand. Eigentlich hatte er gedacht, dass sie Angst vor ihm hatte, so wie sie sich in der Früh benommen hatte. Außerdem hätte er erwartet, dass sie sich ebenfalls umsah. Stattdessen blieb sie aber stur neben ihm stehen.

„Willst du dir nicht auch etwas aussuchen, hm?“, fragte er die Schwarzhaarige, die daraufhin erschrocken zusammenzuckte. Seit der Wohnung war das das erste Mal, das Deidara sein Wort an sie richtete. Schüchtern schüttelte sie den Kopf, woraufhin der Blonde mit den Schultern zucke. Er wollte sie schließlich nicht zwingen, irgendetwas zu kaufen.

Nach einiger Zeit hatte Ino endlich alles gefunden, was sie haben wollte und ging damit zur Kasser. Deidara hielt von dieser einige Meter Abstand, denn der Verkäufer hatte ihm immer wieder besorgte Blicke zugeworfen. Anscheinend wussten viele in dem Dorf noch nicht, dass er im Moment keine Bomben erschaffen konnte. Vielleicht war das auch der Grund, warum Inos Freundin sich ihm gegenüber so seltsam eingeschüchtert benahm, oder sie war schon immer so, das könnte natürlich auch sein.

Als Ino mit dem Zahlen fertig war, verließen sie den Laden und wanderten wieder durch die Straßen Konoha-Gakures.
 

Eine ganze Weile gingen sie durch das Dorf, bis Deidara endlich das Geschäft fand, was er suchte. Neugierig blieb er stehen und sah durch das Schaufenster, in dem Puppen, Teller, Schnitzereien und anderes ausgestellt waren. Eigentlich müsste es hier den Sand geben, den er brauchte, zumindest wurde dieser manchmal zum Basteln verwendet.

„Ino, ich hätte eine Bitte an dich, un.“, meinte er Mann und wendete sich an seine blonde Begleiterin, die ihn mit großen Augen anstarrte. Es kam nicht oft vor, dass Deidara sie um etwas bat. Das letzte Mal war, als sie noch bei ihm in der Höhle gelebt hatte und ihm geholfen hatte, die Leute zu verarzten. Ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Irgendwie freute es sie, von ihm wieder einmal um etwas gebeten worden zu sein, darum wollte sie dem auch gleich nachkommen. „Was möchtest du?“

„Könntest du in den Laden gehen und nachfragen, ob es dort Kristallsand gibt, hm? Wenn ja, nimm mir bitte einen Sack voll davon mit, un.“

Das Mädchen nickte und nahm das Geld von Deidara entgegen. Eigentlich wunderte sie sich, warum er nicht selbst ging. Da er ja ein Künstler war, müsste ihn dieser Laden doch brennend interessieren. Allerdings fragte sie nicht nach. Er würde schon seine Gründe haben. Sie würde nur schnell diesen Sand besorgen, den er haben wollte.

Ohne Umwege marschierte sie daher zu dem Verkäufer und fragte nach. Dieser überlegte kurz und sah dann in seinem Handbuch nach.

„Ja, diesen Sand haben wir.“, meinte er schließlich, „Aber wozu brauchst du denn so einen teuren?“

„Tut mir leid, aber das ist meine Sache.“, antwortete das Mädchen lächeln, was der Verkäufer seufzend zur Kenntnis nahm. Er füllte ihr einen Sack mit diesem Sand an und nahm dann das Geld entgegen. Ino steckte noch schnell das Restgeld ein und verschwand dann mit dem Sack aus dem Laden.
 

Draußen übergab das Mädchen ihrem Freund den Sack und das Restgeld, der sich daraufhin bedankte.

„Wofür brauchst du ihn denn?“, fragte Ino schließlich, woraufhin Deidara aber nur geheimnisvoll lächelte.

„Das ist eine Überraschung, un.“

„Ich hoffe doch, dass du damit keine Bomben bastelst.“, antwortete das Mädchen darauf scherzhaft. Sie wusste, dass Deidara im Moment sowieso nicht in der Lage war, Bomben aus solchen Materialien herzustellen.

„Aus diesen Sand kann ich keine Bomben schaffen, yeah.“, meinte er daraufhin weiter lächelnd. Er hatte bemerkt, dass Ino das nur scherzhaft gemeint hatte, war er im Moment doch verhindert. Eigentlich wollte er mit ebenso einer scherzhaften Antwort kontern, doch ihm war aufgefallen, das Hinata bei Inos Aussage leicht zusammengezuckt war. Darum entschied er sich lieber, wahrheitsgetreu zu antworten. Die Schwarzhaarige unnötig zu verängstigen könnte Probleme verursachen und von denen hatte er im Moment sowieso genug.
 

Sie setzten ihren Weg wieder fort, wobei Ino immer wieder in Geschäfte hineinspazierte und ihre beiden Begleiter gleich mit hineinzog. Es war fast schon Nachmittag, als sie sich von Deidara verabschiedete, der meinte, endlich sein Zimmer fertigstellen zu müssen.

Nightwalk

Schließlich wurde es wieder Abend und Deidara machte die letzten paar Striche an seiner Mauer. Zufrieden betrachtete er sein Werk, was nur aus weißen Wänden zu bestehen schien.

"Morgen werde ich ja sehe, ob es funktioniert."

Der Blonde verschloss nun den Farbtopf wieder und brachte die Leiter und das andere Zeug, das er zum Ausmalen verwendet hatte, in die Gerümpelkammer. Danach zog er sich um, da seine Sachen von der Farbe etwas befleckt worden waren, und machte sich auf den Weg in die Küche. Er war froh, daran gedacht zu haben, ein paar Lebensmittel einzukaufen. Nichts gegen Ramen, aber ständig wollte er sie nicht essen und diese Fertigprodukte mochte er ohnehin nicht. Darum hatte er beschlossen, sich heute einfach etwas Leichtes zuzubereiten. Dafür hatte er sich verschiedenes Gemüse besorgt, was er dünsten wollte. Als Abendessen würde er das zwar auch nicht bezeichnen, aber er hatte heute, mal abgesehen von den restlichen Reisbällchen in der Früh, ohnehin noch nichts gegessen. Außerdem nahm er das mit den drei Mahlzeiten am Tag sowieso nie so genau.

Bevor er aber mit dem Kochen anfing, wusch er sich noch ordentlich die Hände. Schließlich wollte er kein Gemüse mit Wandfarbenaroma. Erst nachdem er sicher war, selbst den letzten Rest Farbe abgewaschen zu haben, begann er zu werken.
 

Nach dem Essen zog er sich wieder in sein Zimmer zurück und legte sich auf sein Bett, das er, so wie die anderen Möbelstücke, etwas von der Wand entfernt hingestellt hatte, damit die Farbe ordentlich trocknen konnte. Diese verströmte einen unangenehm beißenden Gestank, sodass sich Deidara fragte, ob er überhaupt schlafen werde können, aber irgendwie würde es schon gehen. Auf die Couch im Wohnraum wollte er sich nicht legen, denn dann würde er diesem Fuchsbengel unweigerlich begegnen, spätestens am nächsten Morgen.

Seufzend schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche in der Umgebung. Ein angenehmer, kühler Wind wehte durch das Fenster herein und trug die leise Melodie der Nacht mit sich. Es waren recht langweilige Laute, fand Deidara, schließlich stand er mehr auf laute Geräusche, wie Explosionen, doch sie waren herrlich zum entspannen. Fast würde es Deidara sogar können, würde er nicht ständig die Anwesenheit dieses Nerv töteten Uchihajungen spüren. Schon gestern hatte er seine ständige Anwesenheit während der Nacht ertragen müssen. Eigentlich hatte er ja gehofft, er wäre zumindest den jüngeren der beiden Rotaugen los geworden, doch leider hatte man ihn auf die Nachtwache angesetzt, sodass er wieder einmal alle drei am Hals hatte. Schlimmer konnte es nun wirklich kaum noch kommen.

Seufzend stand er wieder auf und ging zum Fenster, wo er sich ein wenig hinauslehnte. Irgendwie war er noch nicht wirklich müde. Er hatte zwar das gesamte Zimmer ausgemalt, doch er war Anstrengenderes gewohnt. Normalerweise verbrauchte er seine Energie bei Missionen oder indem er seine Kunst ausübte, aber die letzten Tage hatte er nur in einer Zelle gesessen und jetzt hatte er im Moment auch nicht viel zu tun. Er war zwar mit Ino unterwegs, aber richtig anstrengend war das auch nicht gewesen, denn auf Missionen war er oft von morgens bis spät in die Nacht auf den Beinen.
 

Eine ganze Weile starrte Deidara in den leicht bewölkten Sternenhimmel, bis er einfach aus dem Fenster sprang. Er hatte Konoha noch nie wirklich bei Nacht gesehen und das wollte er nun nachholen. Fast lautlos landete er auf dem harten Boden der Straße und richtete sich wieder auf. Er war neugierig, wie lange Sasuke ihn herumlaufen ließ, bevor er herauskam, um ihn aufzuhalten. Ein leichtes, freches Lächeln zierte nun seine Lippen und er machte sich auf den Weg.

Vergnügt stolzierte der Künstler die dunklen Straßen entlang und begutachtete dabei die dunklen Gebäude. Die Lichterketten oder leuchtende Schilder waren bereits erloschen und alles lag in die sanften Schatten der Nacht gehüllt da. Es war wirklich ein ganz anderer Anblick, als am Tage, wo man fast gar nicht mehr voran kam, weil die Wege voller Leute waren. Die sonst so freundlichen, hellen Farben hatten nun einen leicht düsteren Grauton angenommen und die Fenster wirkten fast wie schwarze Löcher, die alles zu verschlingen schienen. Oh ja, nachts sah wirklich alles anders aus. Das Dorf wirkte wie verlassen, denn es gab keine auffälligen Geräusche. Nur ab und zu hörte der Blonde das Bellen eines Hundes oder das Gezanke streitender Katzen.

Genüsslich atmete Deidara die kühle Abendluft tief ein. Er fühlte sich gleich um einiges wohler, wenn nicht ständig irgendwelche Leute ihm feindselige Blicke zuwarfen, von Sasuke einmal abgesehen.

Dieser schlich Deidara nach wie vor hinterher, auch wenn er längst wusste, dass der Mann ihn bemerkt hatte. Allerdings hatte er keine Lust, neben ihm herzugehen oder sich mit ihm zu unterhalten. Er würde einfach seine Arbeit tun und nicht mehr.

Nach einiger Zeit kam der Künstler schließlich zum Tor der Befestigungsmauern. Wie immer waren zwei Wachmänner links und rechts postiert und einige Ninjas schritten die Mauer ab. Seufzend sah der Blonde die dunklen Schatten an, die immer wieder an ihm vorbeizogen. Es waren mindestens doppelt so viele wie zu dem Zeitpunkt vor Inos Entführung. Anscheinend hatte man wegen ihm die Wachen verstärkt, was ihn enttäuscht seufzen ließ. Er hatte gehofft, sich auch im Wald ein wenig umsehen zu können, an Flucht war momentan ohnehin nicht zu denken. Das fiel durch die Wachen aber ins Wasser, musste er sich also weiter mit dem Dorf zufrieden geben. Darum kehrte er der Mauer den Rücken zu und verschwand in einer der Gassen.

Ein wenig entnervt folgte der Junge dem Blonden.

"Wie lange will der hier eigentlich noch herumlaufen?!", dachte er sich gereizt. Er hatte langsam keine Lust mehr ständig durch diese langweiligen Gassen zu latschen. Bei Nacht gab es hier doch sowieso kaum etwas zu sehen außer dunkle Häuser. Was wollte der Blödmann überhaupt hier draußen?

Der besagte Blödmann hatte während dessen einen Zahn zugelegt und besah sich nun wieder die Gegend, in der er wahrscheinlich arbeiten sollte. Sie machte auf ihn keinen schlechten Eindruck, vor allem, weil die Häuser hier weniger nach Ninjabehausungen aussahen, sondern wahrscheinlich normalen Leuten gehörten. Einige schienen auch etwas wohlhabender zu sein, als der Durchschnitt, zumindest ließen manche Eingänge die Vermutung zu, da sie reichlich mit Skulpturen geschmückt worden waren. Interessiert sah sich Deidara diese Stücke etwas genauer an. Da er selbst immer wieder Skulpturen angefertigt hatte, hatte er eine besondere Vorliebe für sie entwickelt, und hier gab es eine ganze Menge von ihnen zu sehen. Es gab Drachen, Löwen, Fische, Hunde, einfach allesmögliche, wobei der Lehmkünstler fand, dass die meisten etwas langweilig aussahen. Sie waren, seiner Meinung nach, alle viel zu naturgetreu und hatten überhaupt nichts Eigenes. Zugegeben, auch er machte oft Vögel oder Insekten, die er irgendwo einmal gesehen hatte, doch trotzdem hatten alle seine Figuren eine eigene Note, etwas das ihn auszeichnete, auch wenn er sie nicht in die Luft sprengte. Diese Kunstwerke waren aber fast alle wie tot. Sie hatten nichts Einzigartiges an sich.

Seufzend wendete er sich von dem Anblick ab.

„Hast du die Skulpturen endlich genug angestarrt?“, fragte eine Stimme hinter ihm auf einmal.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Deidaras Lippen.

„Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern wird, bis du dich endlich zeigst, yeah.“

Vergnügt drehte er sich zu Sasuke um und musterte ihn neugierig.

„Unruhige Nacht gehabt?“, fragte er amüsiert, als er die dunklen Ringe unter den Augen seines Gegenübers bemerkte.

„Wessen Schuld ist das denn?“, antwortete der Angesprochene schnippig, woraufhin er nur mit mühe ein Gähnen unterdrücken konnte. Er hatte die ganze, letzte Nacht auf Deidara aufgepasst, so wie es ihm aufgetragen worden war und war erst im Morgengrauen zu Bett gegangen. Allerdings wollte der Schlaf einfach nicht kommen. Und wenn er einmal eingeschlafen war, hatte ihn irgendein Geräusch wieder aufschrecken lassen. Das war das schreckliche an Tagen. Nie hatte man da seine Ruhe, weil alle so laut waren. Dem entsprechend war auch seine Laune und er hatte einfach keine Lust mehr auf diesen sinnlosen Spaziergang.

„So, so, es ist also meine Schuld.“, meinte Deidara neckisch lächelnd und stemmte dabei seine Fäuste in die Hüften, „Wer hat dich denn damit beauftragt, meinen Schatten zu spielen, hm?“

„Hättest du dich bei Ino nicht eingeschmeichelt, wäre mir diese sinnlose Gefangennahme von Anfang an erspart geblieben.“, fauchte der Schwarzhaarige gereizt zurück, woraufhin der Blonde mit den Schultern zuckte, was diesen noch mehr reizte. Seine Laune war sowieso schon im Keller, aber dieser Bastart wollte anscheinend immer noch einen draufsetzten.

„Ich habe sie nicht darum gebeten, hm.“, meinte der Künstler schließlich, „Was nicht heißt, dass ich etwas dagegen habe, am Leben gelassen worden zu sein, un.“

„Du hast wohl keinen Skrupel, Ino schamlos für deine Zwecke auszunutzen, was?“

„Von Ausnutzen kann hier nun wirklich nicht die Rede sein, yeah. Sie hat mich immerhin gefangen genommen und hier her verschleppt, von meinen Armen ganz zu schweigen. Glaubst du etwa, das würde ich freiwillig mit mir machen lassen, hm?“

„Zutrauen würde ich es dir.“, konterte Sasuke nun wieder ruhiger.

„Nun hör mal...!“, setzte der Blonde wieder zu einem Argument an, wurde aber prompt vom Aufklappen eines Fensters und dem darauf folgenden Gebrüll eines Mannes unterbrochen.

„Ruhe da unten! Manche versuchen hier zu schlafen!“

Dem folgte ein weiterer, aufgebrachter Bürger, der dieses Mal aber den aus dem Fenster sehenden Mann anschrie.

„Tss.“, meinte Deidara daraufhin aber nur und drehte sich um, um zu seinem Zimmer zurückzugehen. Während dessen verschwand Sasuke wieder im Schatten der Gebäude.

Where are you?

Am nächsten Morgen stand Deidara bereits wieder früh auf und machte sich in der Küche ein Frühstück. Dort traf er auch Itachi an, der sich wieder einmal mit Sasuke abgewechselt hatte, doch er ignorierte ihn einfach. Er hatte keine Lust mit ihm zu reden und so machte er sich schnell ein mit Schinken belegtes Brot und kaute dann stumm vor sich hin.

Eine kurze Weile beobachtete der Schwarzhaarige den Künstler dabei, ging dann aber doch zu ihm und setzte sich neben ihn an den Tisch.

„Ich soll dir das von Tsunade geben.“, meinte er und schob ihm einen Brief und einen Schlüssel hin. Danach wartete er einfach ab. Der Blonde würde es schon nehmen.

Die erwartete Reaktion folgte auch bald. Seufzend legte Deidara sein Brot auf den Teller und nahm den Brief zur Hand. Er konnte sich schon denken, was darin stand, aber er wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Daher riss er den Umschlag auf und begann das darin Stehende zu lesen, während er mit der freien Hand wieder zu seinem Brot griff.

Wie er erwartet hatte, berichtete die Hokage ihm bloß, wo er seine Praxis haben sollte. Es war natürlich die des alten Arztes, die Ino ihm bereits gezeigt hatte. Lustlos stopfte sich der Iwa-Nin den letzten Rest seines Brotes in den Mund und nahm dann den Schlüssel an sich. Er würde sich jetzt nur noch schnell etwas frisch machen und sich dann das Gebäude ansehen, wobei er hoffte, dass es nicht so schlimm war, wie es ausgesehen hatte.
 

Nachdem er endlich alles erledigt hatte, machte er sich zusammen mit Itachi auf den Weg. Eigentlich wäre es Deidara im Moment lieber gewesen, wenn der Schwarzhaarige unbemerkt hinter ihm gegangen wäre. So würde er zwar in Ruhe gelassen werden, doch dafür wusste jeder sofort bescheid, wen er vor sich hatte. Außerdem konnte man sich mit dem Uchiha sowieso kaum unterhalten. In der Hinsicht war er schlimmer als Sasori.

Allerdings verschwieg er diese Gedanken. Selbst wenn er sich beschwert hätte, hätte ihn Itachi nur angeschwiegen und geändert hätte sich auch nichts.

Still gingen sie nebeneinander her und achteten nicht auf die seltsamen Blicke, die ihnen zugeworfen wurden.
 

Wenige Minuten später waren sie auch schon an ihrem Ziel angelangt. Skeptisch betrachtete Deidara das Gebäude erneut. Er würde auf alle Fälle ein neues Schild benötigen, da dieses kaum noch zu lesen war. Außerdem war es durch das Wetter verwittert und Schimmelflecken hatten sich an einigen Stellen gebildet. Der Künstler seufzte bei diesem Anblick und trat nun zur Tür, die er vorsichtig aufsperrte. Ein leises Klicken war zu hören, was den Blonden schon einmal erleichterte. Wenigstens schien das Schloss noch tadellos zu sein, sodass er keine neue Tür benötigte.

Leise knarrend öffnete der Iwa-Nin die Tür, wobei ein plötzlich aufkommender Windstoß den Staub im Inneren aufwirbelte. Hustend hielt er sich die Hand vor Mund und Nase und wich einige Schritte zurück, bis sich die Wolke wieder gelegt hatte. Danach betrat er den Raum. Wie er befürchtet hatte, hatte dieses Zimmer schon lange keinen Staubsauger mehr gesehen. Die Staubschicht war bereits mehrere Millimeter dick und hatte sich nicht nur auf dem Boden, sondern auch auf den Geräten gebildet. In den Ecken hatten Spinnen riesige Netze gesponnen, was den Raum noch verwahrloster wirken lies.

Seufzend sah Deidara in die Kästen hinein. Hier würde erst einmal ordentlich sauber machen müssen, bevor er anfangen konnte zu arbeiten und die meisten Arztsachen, wie Verbandrollen, Pflaster oder diverse Medikamente waren unbrauchbar geworden.

"So schnell wird mir hier wohl nicht langweilig.", dachte er sich Stirn runzelnd. Nicht nur, dass er erst einmal das ganze Putzzeug hier her schaffen musste, da weit und breit keines vorhanden war, er musste auch noch einiges an Arztsachen besorgen. Das konnte ziemlich lästig werden.

„Ein trauriger Zustand hier.“, meinte Itachi plötzlich, woraufhin Deidara ihm einen verwunderten Blick zuwarf. Der Konoha-Nin war normalerweise nicht sonderlich gesprächig. Dass er daher von sich aus etwas sagte, fand der Blonde doch etwas ungewöhnlich, störte sich aber auch nicht daran.

„Erzähl mir was Neues, un.“, antwortete er schließlich und ging aus dem Zimmer wieder hinaus. In dem Brief stand, er sollte in zwei Tagen mit der Arbeit beginnen. Wenn er das schaffen wollte, sollte er besser sofort damit beginnen, dort etwas aufzuräumen.

Itachi folgte dem Künstler stumm nach draußen, wo dieser dann die Tür absperrte. Es wunderte ihn immer noch, dass Deidara was von Medizin verstand. Bei den Akatsukis hatte er das nie bemerkt. Nun gut, er hatte sich auch nie sonderlich für seinen blonden Kameraden interessiert, aber wenn einer verletzt wurde, suchten sie ihn auch nie auf. Entweder sie gingen zu Kakuzu, wenn es sich um Wunden handelte, oder zu Sasori, wenn sie vergiftet worden waren. Wenn es etwas sehr schweres war, suchten sie sogar extra einen Arzt auf, den sie nach getaner Arbeit umbrachten. Eigentlich hätten sie sich das alles sparen können, wenn sie es gewusst hätten. Anscheinend hütete Deidara dieses Geheimnis gut, weshalb auch immer.

Deidara bemerkte natürlich den prüfenden Blick seines Begleiters.

„Warum starrst du mich so an, hm?“, fragte er etwas barsch. Er konnte es absolut nicht leiden, wenn man ihn musterte. Bewachen war eine Sache, aber so interessant war sein Rücken auch nicht, dass der Uchiha nicht einmal blinzelte. Der Schwarzhaarige ging darauf aber nicht ein und blieb einfach stumm.

„Ich hab dich was gefragt, yeah!“, meinte der Blonde nun etwas lauter und drehte sich zu dem anderen um. Abwartend verschränkte er die Arme und sah den Mann in die Augen.

Dieser reagierte darauf aber nur mit seinem üblichen Blick und wartete, bis Deidara weiter ging. Er hatte zwar nicht vor, ihn wütend zu machen, aber jetzt war es schon passiert. Im Moment würde es der Blonde ohnehin nicht wagen, die Hand gegen ihn zu erheben, also würde er damit leben können.

Als von Itachi immer noch keine Regung kam, drehte sich der Künstler wieder knurrend um. Warum konnte dieser Idiot auch nie auf seine Fragen eingehen und immer nur auf stummer Fisch machen. Er könnte ihn dafür jedes Mal den Kopf wegsprengen und normalerweise hätte er es auch tatsächlich versucht. Aber leider ging das im Moment ja nicht.

Beleidigt setzte Deidara seinen Weg zu seiner neuen Behausung fort und versuchte den Schwarzhaarigen einfach nicht mehr zu beachten.
 

Bei Narutos Wohnhaus angekommen, holte Deidara nur schnell einige Gerätschaften aus der Abstellkammer und machte sich dann wieder auf den Weg zur Arztpraxis. Die verwunderten Blicke, die ihm dabei von den Leuten um ihn herum zugeworfen wurden, ignorierte er einfach, zumindest versuchte er das. Er kam sich mit dem ganzen Putzzeug in den Händen einfach wahnsinnig dumm vor, besonders vor den ganzen Fremden auf der Straße. Wer rannte denn bitte auch mit Kübel, Lappen, Wischmop und Staubsauger durch die Gegend. Aber hexen konnte er leider nicht und so musste er das ganze Zeug nun einmal dort hin schleppen, ob es ihm nun passte oder nicht.
 

Den ganzen Tag lang war Deidara mit Putzen beschäftigt. Er staubte die Kästen ab, entsorgte unnötiges und unbrauchbar gewordenes Zeug, wischte den Boden und reinigte die Fenster. Dabei warf er immer wieder ein paar Blicke auf die Uhr. Es wunderte ihn wirklich, dass Ino nicht gekommen war. Immerhin schien sie gerne mit ihm zusammen zu sein. Er ging sogar so weit, sich zu fragen, ob der Blonden etwas passiert war, doch diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Wie oft kam es denn bitte vor, dass Ino entführt wurde. Das mit ihm war nur Zufall gewesen, dass es sie erwischt hatte. Nein, ihr war sicher nichts passiert. "Wahrscheinlich braucht sie einfach einmal eine Auszeit.", beruhigte er sich selbst und verlor sich dann wieder in seiner Arbeit.
 

Schließlich war es Abend geworden und der Künstler stellte die Putzsachen in eine Ecke. Er würde sie morgen sicher noch brauchen und er hatte keine Lust, sie wieder durch halb Konoha-Gakure schleppen zu müssen. Darum ließ er sie gleich in der Praxis, die er nun absperrte und sich zusammen mit Itachi wieder auf den Rückweg machte.

Dieser hatte ein leicht amüsiertes Grinsen aufgesetzt und sah den Blonden von der Seite aus an.

„Du würdest eine klasse Putzfrau abgeben.“, meinte er neckisch, woraufhin Deidara ihn böse anfunkelte.

„Du hättest mir aber auch helfen können, anstatt nur dumm in der Ecke zu stehen, yeah!“, fauchte er zurück, was ihm aber nur ein Schulterzucken seitens Itachi einbrachte. Damit war die Unterhaltung für den Uchiha beendet, was den Blonden eigentlich noch rasender machte. Der Schwarzhaarige wich einem Streit immer aus und verteidigte sich so gut wie nie. Deidara hasste diese kühle Art an ihm, allerdings wüsste er nicht, wie er ihn dafür anschreien sollte. Außerdem würde es sich sowieso nichts bringen. Er würde es nur stumm hinnehmen und nachher wahrscheinlich nicht einmal mehr wissen, worum es ging, da war sich der Iwa-Nin sicher. Darum ließ er noch ein kurzes Knurren hören und ging dann einfach stumm weiter.
 

Itachi begleitete den Künstler noch bis zu seinem Zimmer und wurde dort auch sogleich von Sasuke abgelöst, was Deidara aber gar nicht mehr mitbekam. Ohne sich zu verabschieden hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen, wobei er sich aber dann doch sicherheitshalber umdrehte, um sich zu vergewissern, dass er sie auch ja nicht demoliert hatte.

Als er aber sah, dass sie noch heil war, ließ er sich auf sein Bett fallen und sah nachdenklich auf die weißen Wände. Heute hatte er keine Gelegenheit, herauszufinden, ob es auch wirklich geklappt hatte. Das ärgerte ihn nun doch ein bisschen, jedoch würde er noch Gelegenheiten bekommen.

Erschöpft schloss er die Augen. Das Putzen war doch anstrengender gewesen, als er gedacht hatte. Es dauerte auch nicht lange und er war eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen verlief es ähnlich, wie am Tag davor. Er wurde von Itachi zu der Praxis begleitet und reinigte sie. Erneut kam ihn Ino nicht besuchen, was ihn doch sehr wunderte. Hatte er sie mit irgendetwas verletzt? Seines Wissens nach nicht. Immer wieder sah er auf die Wanduhr, doch sie blieb verschollen. "Diesen Tag warte ich noch. Wenn sie morgen wieder nicht kommt, statte ich ihr einen Besuch ab.", dachte er sich und schaffte es, so seine Sorgen doch wieder etwas zu beruhigen.

into the rain

Am nächsten Morgen wachte Deidara recht früh auf, geweckt von einem trommelnden Geräusch an der Scheibe. Seufzend setzte er sich auf und sah zum Fenster, auf dem bereits einige Tropfen hinabrannen. In der Nacht musste es zu regnen begonnen haben, denn auf den Straßen hatten sich bereits große, trübe Lacken gebildet. "Nicht gerade ein toller Start in meine Arbeit.", dachte sich der Blonde und stieg aus dem Bett. Er war gerade dabei, die Tür zu öffnen, um ins Badezimmer zu gehen, als er leises Niesen hörte. Verwundert sah er aus dem Fenster zum gegenüber liegenden Gebäude, auf dessen Dach ein dunkler Schatten saß. Der Blonde brauchte nicht lange zu überlegen, wer das war. Ein leicht schadenfrohes Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er sich wieder umdrehte und zum Badezimmer marschierte. "Da hat sich wohl einer eine Erkältung geholt."

Dort stellte er sich erst einmal unter die Dusche und ließ dabei seine Gedanken schweifen. Er fand es im Moment ziemlich ruhig im Haus. Eigentlich hatte er erwartet, dass Naruto Lärm machen würde. Da hatte er sich anscheinen gründlich in ihm getäuscht oder war er vielleicht nicht da? Möglich wäre es, er hatte ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen.

Nachdem er mit dem Duschen fertig war, trocknete er sich ab und band sich ein Badetuch über. Er musste ja unbedingt darauf vergessen, sich etwas zum Umziehen mitzunehmen. Seufzend putzte er sich noch die Zähne und bürstete sich die langen Haare. Schließlich ging er in sein Zimmer zurück, wo er sich frische Kleidung anzog.

Als er endlich damit fertig war, wurde Sasuke auch gleich von Itachi abgelöst. Dieser blieb aber nicht draußen stehen, sondern kam in das Haus, wo er sich sofort den nassen Mantel und die Schuhe auszog. Danach gesellte er sich zu Deidara in die Küche.

„Was willst du, un.“, wurde der Schwarzhaarige sofort unfreundlich von dem Blonden begrüßt, doch er übersah das einfach. Er wusste, dass Deidara ihn nicht besonders gut leiden konnte, das war vom ersten Augenblick an so gewesen. Warum wusste er selbst nicht genau, er hatte nie nachgefragt. Eigentlich war es ihm auch egal. Er war nur hier, weil er hier sein musste, sonst würde er sich, wie Sasuke, im Verborgenen halten, auch wenn er dafür wahrscheinlich nicht unbedingt im Regen gestanden wäre.

„Ich habe hier etwas für dich.“, antwortete er und legte einen Umschlag auf den Tisch.

Kurz drehte sich der Künstler um und sah das Kuvert an, widmete sich dann aber wieder dem Tee, den er gerade zubereitete. Er hatte irgendwie eine Vorahnung, was im Umschlag enthalten war und war darum nicht sonderlich neugierig. Das Öffnen konnte daher auch noch ganz gut bis nach dem Frühstück warten.

Schließlich war der Tee fertig und er füllte ihn in zwei Tassen. Dazu nahm er sich noch einen Teller, auf dem er sich zuvor zwei Käsebrote hergerichtet hatte und stellte die zweite Tasse einen Platz weiter von ihm hin. Danach setzte er sich wortlos an den Tisch und begann an seiner eigenen zu nippen.

Als sich Itachi nach einigen Minuten aber immer noch nicht gerührt hatte, wurde der Blonde ungeduldig.

„Was stehst du so dumm in der Gegend herum? Wenn ich dir schon einen mache, dann trink ihn gefälligst, yeah!“, fauchte er Itachi an, der ihn daraufhin kalt ansah, sich aber setzte. Eigentlich wunderte es ihn, dass sein früherer Kollege ihm eine Tasse gemacht hatte, aber er wollte sich darüber nicht beschweren, war ihm doch sowieso kalt vom Regen. Langsam führte er die Flüssigkeit an seine Lippen und nippte daran.

Während dessen hatte sich Deidara den Umschlag gegriffen und ihn geöffnet. Eine kleine Karte kam zum Vorschein, die von Tsunade eine Bestätigung für die Bewohner sein sollte, dass er als Arzt zugelassen war.

Der Blonde seufzte und steckte die Karte ein. Er hatte so etwas in der Art schon vermutet. Normalerweise bräuchte ein Arzt oder ein Medical-Nin so etwas ja nicht, aber bei ihm war es wohl nötig, da er sonst die Medikamente nicht bekam. Ihm war das eigentlich egal. Er war nicht auf eine Apotheke angewiesen, er holte sich die Wirkstoffe einfach aus dem Wald. Wenn er die Medizinen selbst mischte, wusste er wenigstens, was drinnen war. Aber schaden würde ihm die Karte auch nicht. Man wusste ja nie, wozu sie einmal gut sein konnte.

„Wo ist eigentlich dieser Fuchsbengel, hm?“, fragte der Künstler schließlich. Er hatte den Jungen seit Gestern nicht mehr gesehen und es war seltsam still in diesem Haus. Nicht dass es ihm etwas ausmachte, wenn der Blonde nicht da war, nicht im geringsten, er wäre froh darüber. Trotzdem fand er es etwas seltsam.

„Er hat eine Mission.“, meinte Itachi darauf knapp und nahm wieder einen Schluck aus seiner Tasse. „Mach dir keine Hoffnungen, er kommt heute wieder.“, fügte er noch hinzu, um zu verhindern, dass Deidara auf dumme Gedanken kam, wie auch immer diese aussehen sollten.

Dieser murmelte aber nur ein desinteressiertes „Aha“ und widmete sich wieder seinem Frühstück. Seine Gedanken waren bereits abgeschweift, nämlich zu Ino. Zwei Tage lang hatte er sie schon nicht mehr gesehen. Eigentlich war das keine lange Zeit, doch trotzdem machte er sich ein bisschen Sorgen um das Mädchen. Er fand es ja selbst ein wenig lächerlich, denn immerhin waren sie nicht mehr auf der Insel. Hier gab es keine gefährlichen Raubtiere oder Perverse, die ihr zu nahe kommen könnten, ohne dass jemand etwas unternahm. Dennoch konnte er den Beschützerinstinkt, den er mit der Zeit auf der Insel aufgebaut hatte, nicht ablegen.

"Ich werde heute einfach kurz bei ihr vorbei sehen. Es wird schon nicht so schlimm sein.", dachte er sich.

Allerdings gab es da ein kleines Problem: Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie wohnte. Nun gut, er konnte bereits viele Orte ausschließen, denn wo sie mit ihm unterwegs war, befand es sich ganz sicher nicht, sonst hätte sie ihn darauf aufmerksam gemacht. Trotzdem war der Bereich noch zu groß.

Seufzend wendete er sich wieder an Itachi, der nachdenklich die grünliche Flüssigkeit in der Tasse ansah und sich fragte, was der Blonde da alles hineingetan hatte. Es schmeckte, seiner Meinung nach, etwas seltsam, nicht schlecht, aber eben nicht so, wie er die Tees sonst gewohnt war.

„Weißt du, wo Ino wohnt, hm?“, riss ihm dann aber die Stimme des Künstlers aus seinen Gedanken.

„In einem Blumenladen nicht weit von hier, warum?“

„Nur so.“, war die ausweichende Antwort Deidaras. Wo sich der Blumenladen befand, wusste er. Er hatte ihn bei seinem nächtlichen Streifzug entdeckt, ihn aber nicht weiter beachtet. Schließlich interessierte er sich nicht so sehr für Blumen, außer vielleicht zum Medizinmischen. Wenn Ino dort aber wohnte, würde er eventuell häufiger vorbeisehen, auch wenn es den Eltern wahrscheinlich nicht sonderlich gefallen würde.

Er trank den letzten Rest aus seiner Tasse und aß das Brot noch fertig, dann machte er sich zum Aufbruch bereit. Schließlich wollte er so rasch wie möglich wissen, was mit Ino los war. Seinen Korb nahm er auch mit, da er nachher in den Wald musste. Deidara hatte keine Lust, sich zu sehr auf die Apotheke verlassen zu müssen, wo er kaum eine Kontrollmöglichkeit hatte. Vielleicht übertrieb er es ja ein bisschen mit seinem Misstrauen, aber es war nun mal der Grund, warum er bis heute überlebt hatte. Darum besorgte er sich einige Pflanzen lieber selbst aus dem Wald, sofern ihn die Wachen hinaus ließen. Er konnte es ja einmal probieren.
 

Während dessen war auch Itachi mit seinem Tee fertig und wartete auf Deidara.

Der Blonde räumte noch schnell die Tassen weg und begab sich dann nach draußen. Kurz orientierte er sich und machte sich danach auf den Weg zum Blumenladen, während Itachi neben ihm her lief. Er könnte es ja auch so wie sein Bruder machen und ihn einfach heimlich folgen, doch der Schwarzhaarige hatte keine Lust darauf. Es brachte sich nichts, da der Künstler sowieso wusste, dass er da war und so wagte es wenigstens niemand, ihm zu nahe zu kommen.
 

Bereits nach wenigen Minuten kam der Künstler bei dem Laden an. Prüfend blieb er stehen und betrachtete das Gebäude genauer. Es war ein zweistöckiges Bauwerk mit einer weißgrauen Fassade. Im unteren Teil befand sich der Blumenladen, in dem es von Blüten jeder Farbe nur so wimmelte. Einige Pflanzen waren auch vor das Geschäft gestellt worden, über dessen Eingang eine gelb-orange-gestreifte Plane gespannt war. Wahrscheinlich sollte diese kühlenden Schatten spenden, wenn die Sonne zu Mittag erbarmungslos herunter brannte. In diesem Moment diente sie allerdings eher dazu, den Regen abzuhalten, der immer noch hart auf sie herunterprasselte und große Lacken und kleine Bächlein auf den Straßen gebildet hatte.

Da sich der Blumenladen im unteren Bereich befand, schätzte Deidara, dass der obere Stock der Wohnbereich war. Neugierig sah er zu den Fenstern nach oben, ob er vielleicht Inos Zimmer ausmachen konnte, doch leider waren überall die Vorhänge zugezogen, sodass er nichts erkennen konnte.

Schulter zuckend ging er daher auf das Geschäft zu und sah sich gleich auch ein wenig darin um. Im Moment waren nur wenige Leute hier, die auch viel zu abgelenkt waren, um ihn zu bemerken, sodass er Ruhe hatte. Sofort entdeckte er ein paar Pflanzen, aus deren Blüten und Blättern er verschiedenste Wirkstoffe bekommen könnte. Vielleicht würde er hier einmal auch ein paar kaufen, wenn er sie benötigte.

Schließlich wendete er sich von den Wahren ab und sah sich im Raum um, in der Hoffnung Ino irgendwo zu sehen. Leider war das nicht der Fall. Stattdessen erblickte er eine Frau, die seiner Freundin ziemlich ähnlich sah. Sie unterhielt sich gerade mit einer Kundin, die einen Strauß roter Lilien in den Händen hielt. Sie wirkte auf Deidara recht freundlich, wie Ino eben.

Endlich hatten die beiden ihre Unterhaltung beendet und der Blonde ging auf die Frau zu. Diese hatte ihn noch nicht bemerkt und begann daher, ein paar Blumensträuße zu binden. Als sie aber von dem Blonden angesprochen wurde, zuckte sie erschrocken zusammen. Ihn hatte sie hier nicht erwartet.

Mit pochendem Herzen sah sie in die himmelblauen Iren ihres Gegenübers, der etwas verwundert wirkte.

Das war Deidara ja auch. Er hatte zwar mit einer erschrockenen Reaktion gerechnet, aber nicht, dass man die Angst so deutlich in ihren Augen sehen konnte. Das gehörte sich für einen Ninja eigentlich ganz und gar nicht. Allerdings bemerkte er, wie sie sich allmählich wieder fasste und Haltung annahm. Vielleicht wurde sie aber auch nur deshalb ruhiger, weil sie nun Itachi an seiner Seite sah.

„Was wollen Sie.“, fragte sie so kühl, dass es dem Künstler eiskalt den Rücken herunter lief. Die Betonung in diesem Satz ließ auch keinen Zweifel zu, dass sie ihn absolut nicht hier haben wollte, aber das war nicht sein Problem. Immerhin konnte es ihm egal sein, was Inos Eltern von ihm hielten, es ging ihm ja nur um das blonde Mädchen.

„Ist Ino da, hm?“, antwortete der Blonde mit einer Gegenfrage und ignorierte dabei gekonnt den darauf folgenden Blick, der Mord und Totschlag zu bedeuten schien.

„Nein, sie ist auf einer Mission.“, antwortete die Fremde darauf, was Deidara aber irgendwie nicht glauben konnte. Er wusste nicht, woran das lag, aber sein Gefühl sagte ihm, dass Ino hier war. Das hieß, die Frau log, was ihn etwas wunderte. Es war verständlich, dass sie nicht wollte, dass sich ihre Tochter mit ihm abgab, aber konnte sie ihm das nicht einfach sagen? Wovor hatte sie denn Angst, oder hatte Ino nicht einmal ihren Eltern davon erzählt?

„Ich verstehe.“, meinte Deidara schließlich, „Wenn sie wieder zurück ist, richten Sie ihr bitte schöne Grüße von mir aus, un.“ Er hob noch einmal zum Gruß die Hand und verließ dann den Laden. Viel anderes konnte er im Moment nicht machen, da es keinen guten Eindruck machen würde, wenn er einfach hinaufstürmen und nach dem Mädchen suchen würde. Er würde schon eine andere Möglichkeit finden, mit Ino in Kontakt zu treten.

Interessiert sah Itachi Deidara an, während er ihn mit wenigen Zentimeter Abstand folgte. Der Künstler hatte wirklich einen Narren an der Blonden gefressen, warum eigentlich? Was hatte Ino damals so Großartiges gemacht, dass der Iwa-Nin nicht eine Woche ohne sie auskam, ohne sich gleich Sorgen zu machen? Irgendwie interessierte sich der Schwarzhaarige dafür. Vielleicht sollte er Ino darauf ansprechen, sobald er von Sasuke abgelöst wurde. Zu dieser Zeit war das Mädchen garantiert noch nicht im Bett. Sie war nicht der Typ, der früh schlafen ging. Er würde sie nachher einfach besuchen gehen. Itachi bezweifelte, dass ihre Eltern ihn auch verscheuchen würden.
 

Deidara hingegen machte sich gedankenverloren auf den Weg zum Dorfeingang. Er fragte sich, wie er Ino eine Nachricht schicken sollte. Ihre Mutter würde ihr die Grüße garantiert nicht ausrichten, das hatte er an ihrem Blick sofort erkannt.

Am einfachsten wäre es mit einem seiner Tiere gewesen, aber diese konnte er im Moment vergessen. Selbst wenn er sich selbst Lehm herstellte und daraus Figuren fertigte, würde es nicht funktionieren. Er müsste den Lehm zuerst kauen, um ihn mit Shakra anreichern zu können. Erst dann würden sich seine Skulpturen bewegen können. Eigentlich konnte er seinen richtigen Mund auch dazu verwenden, viel ihm gerade ein. Der Künstler hatte noch gar nicht daran gedacht. Wenn er irgendwo Lehm oder auch Ton her bekam, könnte er es ausprobieren. Allerdings gab es da ja noch ein „kleines“ Problem: Die Uchihabrüder. Deidara bezweifelte, dass sie ihn das durchgehen lassen würden. Besonders Sasuke würde einen Aufstand machen, so wie er herumgezickt hatte, als sie ihn gefangen genommen hatten. Nein, das viel definitiv aus. Er würde eine andere Möglichkeit finden müssen, um Ino eine Nachricht zukommen zu lassen.
 

Schließlich kam er beim Dorfeingang an, wo er, wie es der Künstler bereits erwartet hatte, aufgehalten wurde.

„Nicht so schnell, Freundchen. Wo willst du hin.“, knurrte ihn der Wächter an. Dieser schien etwas übernächtigt zu sein, denn es zeichneten sich dunkle Ringe um seine Augen ab. Irgendwie erinnerte ihn der Mann an Sasuke. Er hatte fast denselben Gesichtsausdruck gehabt, wenn auch etwas kühler. Aber im Grunde war ihm das egal. Er wollte nur aus dem Dorf hinaus.

„In den Wald, un.“, antwortete der Künstler knap, woraufhin sich der Blick des Gegenübers noch weiter verfinsterte.

„Oh nein, du kommst hier nicht vorbei.“, meinte dieser barsch, „Darauf fall ich nicht herein. Du haust uns bloß ab.“

„Mit meinem Anhängsel da hinten, hm?“, fragte Deidara ruhig und zeigte auf Itachi, der die Szene gleichgültig wie immer beobachtete, „Wohl kaum.“

„Hälst du uns für so blöd?!“

Darauf antwortete der Blonde nicht. Er hatte ja erwartet auf Widerstand zu treffen, aber das fand er nun doch etwas lächerlich. Der eine, der vor Müdigkeit schon fast umkippte, versuchte ihn daran zu hindern, das Dorf zu verlassen, während der zweite, der einen halbwegs ausgeschlafenen Eindruck machte, sich fein aus der Sache heraus hielt und abwartete, was passierte. Irgendwie war diese Situation schon eigenartig. Aber das Resultat war dennoch wenig befriedigend. Er durfte nicht nach draußen, das hieß, er würde doch zur Apotheke gehen müssen. Deidara konnte den Mann ja wohl schlecht bewusstlos schlagen, um hinaus zu kommen, besonders vor all diesen Wachen. Das ärgerte ihn wirklich, aber er konnte wohl nichts daran ändern.

Doch plötzlich trat Itachi vor den Blonden und sah den Wachmann abschätzend an.

„Trauen Sie mir etwa nicht zu, auf den Gefangenen aufpassen zu können?“, fragte er kühl, was den Fremden abwehrend die Hände heben ließ.

„Aber nein.“, meinte er rasch.

„Dann weiß ich nicht, wo das Problem liegt.“, redete der Schwarzhaarige weiter.

Verunsichert sah der Mann erst zu Deidara und dann wieder zu Itachi. Man merkte deutlich, dass er vor dem Konoha-Nin gehörigen Respekt hatte.

"Ob sie einmal aneinander geraten sind?", dachte sich Deidara neugierig. Von der gespannten Atmosphäre, die zwischen den beiden herrschte, würde er auf ja tippen, obwohl er nicht sagen konnte, wie es dieser Ninja geschafft haben sollte, ihn zu reizen. Nun gut, er hatte es schon häufig geschafft, aber er hatte auch ein ausgeprägtes Talent dafür. Er konnte wirklich jedem auf die Nerven gehen, wenn er wollte. Dieser Mann sah aber nicht so aus, als hätte er diese "Fähigkeit".

Schließlich zuckte Deidara mit den Schultern. Vielleicht würde er den Schwarzhaarigen später darauf ansprechen.

„Es ist nur...wie soll ich sagen...“, stammelte der Wachmann vor sich hin.

„Ich übernehme die volle Verantwortung, wenn er entkommt.“, unterbrach ihn der Uchiha, woraufhin der Mann zusammenzuckte.

„Ähm...Na gut.“, meinte er schließlich und deutete dem Blonden, dass er passieren durfte.

Dieser bedankte sich frech lächelnd und begab sich in den Wald, wo er schon einmal nach Kräutern und Pilzen Ausschau hielt. Ab und zu hielt er an, um einige Blätter, Blüten oder Beeren zu pflücken und in den Korb zu legen, dann setzte er seinen Weg fort. Gleichzeitig begutachtete er die Umgebung, um sie sich möglichst gut einzuprägen. Man wusste ja nie, ob es nicht irgendwann nützlich war: Für seine Flucht bestimmt. Außerdem wollte er noch einen geeigneten Platz finden, wo er mit Kunais und Wurfsternen üben konnte. Er hatte keine Lust alles wieder zu verlernen, was er sich mühevoll erarbeitet hatte. Es reichte schließlich, dass seine Jutsus unter dem Übungsmangel leiden würden.

Itachi hingegen bereute es bereits, den Blonden geholfen zu haben. Er war vom Regen schon ganz durchnässt, selbst mit dem Regenmantel, den er sich übergezogen hatte, und hatte keine Lust mehr, herum zu wandern. Warum brauchte der Künstler auch so viele Pflanzen? Könnte er sich die Wirkstoffe nicht, wie jeder normale Arzt, aus der Apotheke holen?

Anscheinend ja nicht, denn Deidara hatte sich erneut zu einer Pflanze hingehockt und riss ein paar feine Wurzeln aus der Erde. Dass dem Blonden gar nicht kalt wurde. Schon seit einer Stunde liefen sie durch den Regen und er hatte nicht einmal einen Regenschutz an. Dem entsprechend sah er auch aus: wie frisch aus der Dusche. Seine Kleidung klebte an seinem Körper und betonte dabei seine recht zierliche Gestalt. In Itachis Augen wirkte der Iwa-Nin wirklich nicht wie ein gefährlicher Ninja, zumindest vom Körperbau her. Allerdings hatte der Blauäugige ihm schon oft genug das Gegenteil bewiesen.

Der besagte Blauäugige hatte während dessen schon einen halben Korb voller verschiedener Pflanzenteile gesammelt und war mit der Ausbeute nun halbwegs zufrieden. Sie konnten sich also auf den Weg machen. Außerdem musste er trotz allem noch einen Abstecher in die Apotheke machen, denn er brauchte Verbands- und Verarztungszeug. Darum drehte er sogleich um, während er den Schwarzhaarigen hinter sich erleichtert seufzen hörte. Dass der sich einmal so eine Blöße geben würde, hatte Deidara nicht erwartet, aber er schien sich im allgemeinem Verändert zu haben. Er war nicht mehr so sehr auf seine kühle Maske bedacht und zeigte manchmal leichte Gefühlsregungen, was er früher nicht getan hatte. Der Künstler war einer der wenigen, die es überhaupt einige Male geschafft hatten, ihn wütend zu machen. Hatte das Leben hier diese Veränderung hervorgerufen? Sasuke hatte sich ja auch verändert. So weit Deidara wusste, wollte der Kleinere seinen Bruder doch umbringen. Warum verstanden sie sich auf einmal wieder? Irgendwie war dem Blonden das unheimlich und er begann sich zu fragen, ob er sich wohl auch verändern würde. Doch sofort verdrängte er diesen Gedanken wieder. Er durfte es halt nicht so weit kommen lassen. Irgendwie würde er schon eine Fluchtmöglichkeit finden und dann konnten sich alle auf etwas gefasst machen.

Visit

Schließlich waren sie wieder im Dorf zurück und machten sich auf direktem Wege auf zur Apotheke, wo Deidara die restlichen Sachen bekam, dank der Karte, die Tsunade ihm gegeben hatte. Danach begab er sich zur Arztpraxis.

Erleichtert, endlich aus dem Regen heraußen zu sein, ging er in einen Nebenraum und zog sich dort die trockenen Sachen an, die er mitgenommen hatte. Danach hüllte er sich noch in die weiße Kutte und holte ein paar leere Behälter, die er gestern hier gefunden und gesäubert hatte. Er sollte mit dem Medizinmischen besser sofort anfangen, denn wer wusste schon, ob nachher noch Zeit dafür blieb, auch wenn er bezweifelte, dass er so schnell Kundschaft bekommen würde.

Itachi hatte sich während dessen seines Regenmantels entledigt und schüttelte seinen Kopf ein wenig, um die störenden Wassertropfen loszuwerden, die seine Haarsträhnen hinunter ronnen. Danach lehnte er sich an die Wand und sah Deidara gedankenverloren dabei zu, wie er Wurzeln wusch und zerrieb, Beeren auspresste oder Blätter und Pilze trocknete. Der Schwarzhaarige musste wirklich zugeben, dass der Blonde wusste, was er tat, zumindest erweckte er den Anschein. Das hätte er ihm gar nicht zugetraut. Wenn sie das damals gewusst hätten, hätten sie sich wirklich einiges ersparen können, besonders das Risiko, entdeckt zu werden, wenn sie wieder einmal einen Arzt entführt hatten.

„Warum hast du es uns damals nichts gesagt?“, fragte er schließlich, woraufhin Deidara in seinem Tun inne hielt. Verwundert sah er seinen Gegenüber an.

„Was meinst du, hm?“

„Dass du dich mit Medizin auskennst. Weißt du, wie viele Risiken wir uns erspart hätten?“

„Ich hatte meine Gründe, un.“, antwortete der Blonde. Für ihn war das Gespräch damit beendet und er konzentrierte sich nun wieder darauf, das Fett ordentlich zu rühren, damit es keine Klumpen enthielt. Dabei ließ er immer wieder den Saft, den er kurz davor aus einigen schwarzen Beeren gepresst hatte, ein wenig hineinlaufen und gab dann noch einige Priesen, der geriebenen Wurzeln dazu.

„Und die wären?“, hackte der Uchiha nach. Itachi erwartete nicht wirklich, dass Deidara darauf antwortete, aber versuchen konnte er es ja einmal. Es interessierte ihn schon irgendwie, dass der Blonde daraus so ein Geheimnis machte.

„Das geht dich einen feuchten Dreck an!“, fauchte der Künstler darauf und funkelte seinen „Bodyguard“ böse an. Er hasste dieses Thema und noch mehr, wenn es Itachi ansprach. Was fragte er ihn überhaupt aus? Er müsste doch wissen, dass er darauf nicht antworten würde, also sollte er aufhören zu nerven. Warum interessierte es ihn überhaupt? Sonst war er doch auch zu cool für den Rest der Welt!

Als von dem anderen wie üblich keine Reaktion kam, schnaubte Deidara einmal und werkte an der Wundsalbe weiter. Er fügte noch ein paar Tropfen einer Substanz hinzu, die er aus dem Pressen einiger Blüten bekommen hatte und noch einige weitere Substanzen. Itachi hatte nach den Blüten den Überblick verloren. Aber selbst wenn nicht, hätte er nicht sagen können, was der Blonde dort alles hinein getan hatte. Für ihn sahen alle Blumen gleich aus, wenn man von Farbe und Größe einmal absah und was die Blätter der Pflanzen betraf, kannte er ebenfalls nur die Grundformen. Für ihn war ein gezacktes Blatt, ein gezacktes Blatt, egal ob es nun kleine, große, rundliche oder spitze Zacken hatte. Er hatte sich schon oft gewundert, wie die Medical-Nins die ganzen Pflanzen auseinanderhalten konnten.

Als Deidara mit der Salbe fertig war, begann er sie in einen Glasbehälter zu füllen, den er zuvor noch einmal ordentlich gereinigt hatte, und begann dann sofort mit den nächsten Medikamenten. Einige Pillen, Salben und Pulver sollte er schon vorrätig haben, zumindest für die alltäglichen Sachen, wie Migräne.
 

So verstrich die Zeit und es wurde langsam Abend. Deidara hatte einige Salben, Tabletten und Substanzen gemischt, die er eventuell häufiger brauchen würde, und hatte den Rest zum Trocknen in der hinteren Kammer über der Heizung aufgehängt. Andere würden ihn dafür wahrscheinlich schief ansehen, doch die warme Zugluft entzog den Pflanzen die Feuchtigkeit. In ein paar Tagen, würden sie dann trocken sein.

Gerade wollte er sich die weiße Kutte ausziehen, die er auch bei seinen Dorfbesuchen immer getragen hatte, um sie hier irgendwo zu verstauen, als die Tür aufging und Naruto von einem weiteren Jungen gestützt eintrat.

Verwundert sah ihn der Künstler an. Der Blonde hatte überall blaue Flecken und Kratzer und humpelte auch etwas. Das war wirklich ein seltsamer Anblick, wenn er daran dachte, wie er damals in der Organisation aufgeräumt hatte. Was konnte diesen Bengel denn bitte so zurichten?

Auch der zweite Junge, der ihn ein wenig an Hinata erinnerte, hatte einige Kratzer abbekommen, allerdings nicht ganz so viele, wie sein blonder Kamerad.

Misstrauisch sah der Fremde Deidara an, während Itachi zu Naruto kam, um ihm zum Arzttisch zu helfen.

Der Blonde ignorierte diesen Blick allerdings gekonnt und holte eine Salbe heraus. Er wusste doch, warum er so etwas immer im Voraus mischte. Dass die beiden ausgerechnet zu ihm gekommen waren, wunderte den Künstler nicht einmal. Wahrscheinlich hatte Naruto den Vorschlag gemacht. So wie er sich ihm gegenüber verhalten hatte, war es durchaus denkbar. Allerdings gefiel es Deidara nicht besonders, ausgerechnet diesen Fuchsbengel verarzten zu müssen. Eigentlich wollte er ihn ja umbringen und nicht heilen.

"Beruhige dich, Deidara.", versuchte er sich innerlich Mut zu machen, "Du machst das nur so lange, bis sie unvorsichtig werden. Dann bringst du Naruto um und verschwindest auf nimmer Wiedersehen."

Der Künstler kam mit der Dose zu dem Jungen und begann mit den Untersuchungen. Wie erwartet war im Großen und Ganzen alles in Ordnung. Er hatte sich nur ein paar blaue Flecken und Schürfwunden geholt, die Deidara zuerst reinigte und dann mit der Salbe behandelte.

„Willst du denn keine Pflaster drüber kleben?“, fragte der Blonde schließlich, als der Mann keine Anstalten machte, welche zu holen.

Dieser zuckte daraufhin mit den Schultern. „An der Luft heilen sie schneller, aber wenn du unbedingt welche haben willst, kann ich dir welche geben, yeah.“

„Na wenn du meinst, dass ich keine brauche…“

Der Iwa-Nin verdrehte daraufhin die Augen und besah sich nun das Bein. Bereits bei der kleinsten Berührung zuckte der Junge zusammen, hielt aber sonst still. Vorsichtig tastete Deidara den Knochen ab.

"Ist nur geprellt.", erkannte er.

Seufzend richtete er sich wieder auf.

„Hast du große Schmerzen, hm?“, fragte er den Blonden, der darauf nur den Kopf schüttelte, „Dann würde ich es so lassen, yeah. Da das Bein geprellt ist, solltest du es nicht allzuviel belasten.“

„Oh, na gut.“, meinte Naruto darauf und stand mit einem leichten Hopser vom Arzttisch auf. Als er am Boden ankam, machte sich sein Bein aber sofort wieder bemerkbar und er drohte einzuknicken. Im nächsten Moment hatte ihn der schwarzhaarige Junge aber wieder gestützt.

Deidara konnte über so viel Dummheit nur den Kopf schütteln. Da hatte er ein wehes Bein und sprang vom Tisch herunter. Er hatte doch gesagt, dass er es nicht belasten sollte. Was hatte Naruto denn erwartet? Das Springen keine Belastung war?

„Brauchst du ein Schmerzmittel, hm?“, fragte der Künstler schließlich, woraufhin Naruto erneut den Kopf schüttelte.

„So ein Weichei bin ich nicht. Mit den bisschen Schmerzen komme ich schon klar.“

Na wenn der Junge meinte? Er persönlich hatte ja nicht den Eindruck, aber wenn er kein Mittel wollte. Es ihm aufzwingen würde Deidara garantiert nicht.

Nun widmete sich der Künstler seinem zweiten Besucher, der ihn nach wie vor im Auge behielt.

„Soll ich dich auch einmal untersuchen, hm?“, fragte er den Schwarzhaarigen, der daraufhin den Kopf schüttelte.

„Nein, es geht schon.“, meinte er, woraufhin der Mann nickte und die Salbe wieder in das Regal zurück räumte. Danach sah er zu Naruto, der immer noch gestützt wurde. Er sollte ihn besser mitnehmen, schließlich hatten sie denselben Weg. Außerdem, wenn er das Angebot nicht machte, würde es Itachi tun, das sah er dem Schwarzhaarigen an. Was sollte es? Wenn er schon den Wohltäter spielte, dann wenigstens richtig.

„Du kannst Naruto ruhig hier lassen und nach Hause gehen, ich nehme ihn mit, yeah.“, sagte er ruhig, wobei er glaubte, dass sich ihm dabei der Magen verkrampfte.

Gerade öffnete der Angesprochene den Mund, um etwas zu erwidern, als ihn Naruto unterbrach. „Es geht in Ordnung, Neji. Itachi ist ja dabei und passt auf mich auf.“ Dabei setzte der Blonde ein überzeugendes Lächeln auf, was den Schwarzhaarigen schließlich nicken ließ. Er setzte seinen Kameraden auf einen der Stühle ab, verabschiedete sich noch kurz von ihnen, warf Deidara einen warnenden Blick zu und verschwand dann aus dem Gebäude.

"Oh man, wenn Blicke töten könnten.", dachte sich der Künstler, als Neji aus der Praxis verschwunden war und nahm sich seine nun wieder trockenen Sachen, legte diese in den Korb und reichte diesen Itachi, der ihn daraufhin unverständlich anstarrte.

„Was soll ich damit?“, fragte er kalt, woraufhin ihn der Blonde wütend anblitzte.

„Ich kann wohl schlecht Naruto und den Korb gleichzeitig tragen! Wenn ich schon den Jungen schleppe, kannst du wenigstens meine Sachen nehmen, yeah!“, fauchte dieser gereizt und drückte ihm den Korb in die Hände.

Dieser nahm das auch hin und erwiderte nichts darauf. Was hätte er auch sagen sollen, der Blonde würde ihn ja doch nur wieder anschreien und darauf hatte er keine Lust, auch wenn er es gar nicht berauschend fand, wie eine Magd mit einem Korb herumzurennen.

Deidara hatte sich während dessen wieder von ihm abgewandt und ging zu dem Jungen, der auf seinem Stuhl sitzend alles neugierig beobachtet hatte. Irgendwie freute es ihn, dass der Iwa-Nin seine „Scheu“ verloren hatte und wieder versuchte, seinen Kopf durchzusetzen, offensichtlich mit Erfolg, zumindest heute. Das war schon einmal ein großes Plus.

Schließlich ergriff der Künstler Naruto und hob ihn auf seinen Rücken. Das holte den Jungen wieder aus seinen Gedanken heraus. Stützen war eine Sache, aber tragen? Das ging nun doch ein wenig zu weit.

„Ich kann noch laufen.“, beschwerte sich der Fuchsjunge und wollte wieder von dessen Rücken heruntersteigen, doch das ließ Deidara nicht zu. Schnell verhinderte der Mann dies, indem er Narutos Beine nun fester hielt.

„Sei froh, dass ich dir überhaupt helfe, also halt den Mund, un! Wenn du durch die Gegend rennst, wird dein Bein bloß schlimmer!“, fauchte er ihn an, woraufhin Naruto nun doch etwas verwundert was. Er hätte nicht gedacht, dass er selbst bei ihm so schnell die Zurückhaltung verlor. Immerhin hatte er ihn damals übel mitgespielt und die meisten wären danach sicher eingeschüchtert gewesen, zumindest in so einer heiklen Situation.

Als von Naruto keine Erwiderung kam, schnaubte Deidara nur kurz verächtlich und ging aus der Praxis hinaus, die er, nachdem Itachi sie ebenfalls verlassen hatte, absperrte. Danach machte er sich auf dem Weg nach Hause. Die Blicke auf der Straße ignorierte er einfach. Er konnte sich denken, dass es für die Bewohner dieses Dorfes ein recht seltsamer Anblick sein musste, dass ausgerechnet ER Naruto auf seinem Rücken trug, aber sollten sie doch denken, was sie wollten.
 

Schließlich kam er bei dem Gebäude an, wo er Naruto erst einmal in sein Zimmer brachte und, noch bevor sich der Blonde bedanken konnte, wieder verschwand. Deidara wollte nicht mehr als nötig mit dem Bengel in einem Raum bleiben und hatte sich daher in sein eigenes Zimmer zurückgezogen, wo er sich auf das Bett warf und gedankenverloren die Decke anstarrte. Er machte sich nach wie vor Gedanken, wie er Ino eine Nachricht zukommen lassen konnte. Wenn er Sasuke richtig einschätzte, würde er wohl kaum zulassen, dass er zu ihr ins Zimmer kletterte, außerdem war er sich nicht einmal sicher, ob er das konnte, zumindest ohne Hilfsmittel. Seine Jutsus wollten ja nicht mehr funktionieren, seit seine Münder blockiert waren. Da sie aber nicht wirklich etwas mit seinem Genkai zu tun hatten, konnte er sich das nur damit erklären, dass sein Shakrafluss gestört war. Sollte das der Fall sein, würde er auch nicht die Wand hinauflaufen können, so viel stand fest. Allerdings sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Er musste es einfach einmal ausprobieren.

Darum stand er auf und versuchte auf seine Wand hinauf zusteigen. Zu seiner Freunde, gelang ihm das sogar, zumindest für kurze Zeit. Denn er musste sein Shakra irrsinnig konzentrieren, um nicht einfach wieder herunterzufallen. Alleine fünf Minuten trieben ihn schon den Schweiß auf die Stirn, weshalb er wieder auf den Boden sprang. Das bestätigte auch seine Vermutung, dass sein Shakrafluss gestört war, zumindest etwas, denn es kostete enorme Anstrengung das zu erreichen, was er wollte. So viel Mühe kostete normalerweise nicht einmal seine mächtigste Bombe. Aber alleine die Tatsache, dass er doch noch irgendwie Jutsus einsetzten konnte, wenn er sich nur genug anstrengte, erleichterte ihn. Das würde seine Flucht um einiges vereinfachen. Und wer wusste es? Vielleicht konnte er lernen, sein Shakra wieder besser kontrolliere zu können? Er musste halt wieder fast von vorne anfangen, aber das war es ihm wert, wenn er dafür auch nur einen kleinen Vorteil bekam. Außerdem hieß das, dass er Ino durchaus besuchen konnte, ohne dass ihre Eltern es bemerkten, aber Itachi und Sasuke stellen nach wie vor ein Problem dar, sowohl was sein Training betraf, als auch den Besuch bei Ino.
 

Während dessen tauchte Sasuke bei Itachi auf, um seinen Bruder abzulösen. Allerdings war sich dieser nicht wirklich sicher, ob das eine gute Idee war. Sasuke hatte eine ungesunde Blässe im Gesicht und hustete auch ständig. Da hatte er sich vom Regen aber eine ordentliche Erkältung zugezogen.

„Bist du sicher, dass du es heute nicht lieber sein lassen willst?“, fragte der größere deutlich besorgt, „Ich kann für dich die Schicht übernehmen, ich bin nicht...“

„Nein!“, fauchte ihn der Jüngere aber sofort an. Er fand es ja rührend, dass sich sein Bruder um ihn sorgte, aber das war auch seine Mission. Von so einer blöden Erkältung ließ er sich doch nicht unterkriegen, er würde das schaffen.

Auf diese Antwort hin konnte sein Gegenüber nur seufzen. Itachi wusste, wie stur Sasuke sein konnte, besonders wenn es um seinen Stolz ging, darum versuchte er erst gar nicht, ihn zu überreden. Er hoffte nur, dass er wusste, was er tat. Wenn die Erkältung schlimmer wurde, konnte auch das gefährlich werden und der Kleinere würde wohl kaum Deidara bitten, ihm eine Medizin zu geben. Vielleicht würde er das für ihn übernehmen, wenn sie morgen wieder in die Praxis gingen.

Jetzt hatte er aber noch etwas anderes vor, darum verabschiedete er sich von seinem Bruder und ging hinaus.
 

Als Deidara das Husten vor der Tür hörte, zuckte er im ersten Moment erschrocken zusammen. So früh hatte er den anderen Uchiha gar nicht erwartet. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Es schien den Kleineren ja ganz schön erwischt zu haben. Der Husten hörte sich gar nicht gut an. Aber ihn sollte es egal sein. Solange der Schwarzhaarige nichts sagte, würde er ihm garantiert kein Mittel dagegen geben. Ihn interessierte nun hauptsächlich Ino.

Seufzend öffnete er das Fenster und sah in den Himmel hinauf. Er wurde immer noch von schweren, dunkelgrauen Wolken verdeckt, aber wenigstens regnete es nicht mehr.

Mit einem gekonnten Sprung landete der Künstler leise auf dem steinernen Weg, der an seinem Fenster vorbei führte und richtete sich dann wieder auf. Die missfallenden Blicke der wenigen Leute ignorierte er. Auch wenn er jetzt ein Arzt war, das änderte noch lange nichts an seinen Gewohnheiten. Er sprang gerne aus dem Fenster, das vermittelte ihm wenigstens ein wenig ein Gefühl, als würde er fliegen. Darum hatte er es sich irgendwann angewöhnt, zumindest wenn es die Höhe zuließ.

Erneut sah er sehnsüchtig gegen Himmel. Er vermisste das Fliegen fast so sehr wie seine Explosionen. Es war wirklich schrecklich, seine Kunst nicht mehr ausüben zu können.

Schnell schüttelte Deidara diese Gedanken ab, bevor seine Sehnsucht zu groß wurde und machte sich auf den Weg zu Inos Haus. Hinter ihm war es still. Unterdrückte Sasuke sein Husten bloß oder hatte er gar nicht bemerkt, dass er aus dem Fenster gesprungen war? Verwundert ließ der Blonde seinen Blick durch die Gegend schweifen und achtete auf jedes verdächtige Geräusch, doch er entdeckte ihn nicht. War der Junge wirklich so nachlässig? Anscheinend, denn er war nicht da. Na ja, ihn sollte es nicht stören, denn er würde deswegen sicher keine Probleme bekommen.

Ungerührt setzte er seinen Weg fort. Auch wenn jetzt ein ungewöhnlich guter Augenblick für eine Flucht wäre, die ihm sobald nicht mehr geboten werden würde, unterließ er es. Es war noch zu früh dafür. Selbst wenn er sich an den Wachen vorbei mogeln könnte, Sasuke würde ihn mit den verdammten Sharinganen aufspüren. Und wenn nicht er, dann sein „ach so toller“ Bruder Itachi. Wie er diese verflixten Augen doch hasste!

Darum versuchte er es erst gar nicht zu fliehen. Vielleicht würde sich das dann irgendwann auszahlen.
 

Während dessen hatte Sasuke bemerkt, dass Deidara abgehauen war. Er brauchte nicht einmal lange zu überlegen, wie, denn das Fenster stand noch offen und ein unangenehmer, kühler Wind blies hinein. Sein Körper fing an, vor Kälte zu zittern, doch darauf achtete er im Moment nicht. Er musste so schnell wie möglich den Gefangenen finden. Wenn dieser etwas anstellte, würde das nicht nur Probleme für den Blonden geben, sondern auch für ihn. Dieser blöde Schwindelanfall! Konnte er nicht warten, bis er in der Früh wieder im Bett lag? Das hätte ihm sowohl diese unangenehme Situation, als auch seine Beule am Hinterkopf erspart, denn er war während des Schwindelanfalls gestürzt und hatte sich den Kopf an der Wand angeschlagen.

Schnell aktivierte er seine Augen, als er aus dem Fenster gesprungen war, und entdeckte auch sofort Deidaras Shakra. Er war noch im Dorf, eine gute Nachricht. Außerdem war er nicht weit weg. Diesen Abstand würde er locker wieder aufholen können.

Trotzdem fand er das Verhalten des Blonden doch etwas merkwürdig. Der Künstler müsste doch bemerkt haben, dass er nicht in seiner Nähe war. Warum hatte er diese Chance nicht zur Flucht genutzt? Immerhin sah es nicht so aus, als ob er sich Richtung Stadttor bewegen würde, absolut nicht. Allerdings hätte ihm, wenn Sasuke nun genauer darüber nachdachte, eine Flucht nicht viel genützt. Mit den Sharinganen hätten sie ihn ruck zuck wieder aufgespürt und gefangen genommen. Wahrscheinlich wusste er das und hatte es deswegen nicht versucht.

Weiter machte er sich aber keine Gedanken mehr, sondern rannte los, um den Künstler wieder einzuholen.
 

Deidara hatte in der Zwischenzeit Inos Zuhause erreicht und nahm das Gebäude nun genauer in Augenschein. Da der Blumenlade im unteren Bereich war, musste er sich nur noch auf den oberen konzentrieren. Die Frage war nur, welches der Fenster zu Inos Zimmer gehörte. Nachdenklich umrundete er das Bauwerk, bis er an das einzige Fenster kam, in dem noch Licht brannte. Die Vorhänge waren zugezogen, aber dennoch schafften es einige Strahlen, ihren Weg nach draußen zu finden.

"Ob das Inos Zimmer ist?"

Aus Erfahrung wusste Deidara bereits, dass das Mädchen lange wach blieb. Auch in der Höhle hatten sie sich bis spät in die Nacht unterhalten, besonders nach dem Vergewaltigungsversuch dieses schweinischen Bauers. Alleine bei dem Gedanken an ihn packte den Blonden eine enorme Wut. Aber der war ja jetzt außer Reichweite, sodass er Ino nichts mehr tun konnte.

Seufzend sah er zu dem Fenster empor. Es würde auf einen Versuch ankommen. Das Licht in diesem Raum war sein einziger Anhaltspunkt.
 

Was Deidara nicht wusste, war, dass in diesem Zimmer nicht nur seine Freundin saß. Kurz bevor er sich auf den Weg gemacht hatte, war Itachi in den Blumenladen gekommen und hatte Inos Eltern gebeten, mit dem Mädchen reden zu dürfen. Sie hatten natürlich nichts dagegen, denn mittlerweile war der Schwarzhaarige ein vollakzeptiertes Mitglied dieses Dorfes. Außerdem hatte er ihre Tochter ja nicht entführt. Sie machten sich immer noch Vorwürfe, dass sie auf ihre Tochter nicht besser aufgepasst hatten.

Im Grunde wussten sie, dass sie keine Schuld traf. Wer konnte schon damit rechnen, dass Deidara noch lebte, geschweige denn sich ins Dorf traute und jemanden entführte. Aber ihr Herz und ihre Schuldgefühle wollten die Tatsache nicht begreifen. Und dann wurde dieser... – Sie fanden einfach keine Beschreibung dafür. – auch noch frei gelassen und lief wie ein ganz normaler Mensch durch die Straßen. Zu all dem Übel auch noch auf den Wunsch ihrer Tochter hin. Irgendetwas musste dieser verfluchte Terrorist Ino verabreicht haben, dass sie so an diesem Kerl hing. Darum hatten sie das Mädchen auch eingesperrt, als sie gehört hatten, dass der Blonde frei war. Von alleine wollte sie sich von ihm ja nicht fernhalten.

Itachi ging die Stiegen hinauf und zu Inos Zimmer. Ihre Eltern hatten ihm zuvor den Schlüssel gegeben, sodass er zu ihr hinein konnte. Zugegeben, er konnte die zwei Erwachsenen verstehen, aber dennoch fand er diese Reaktion übertrieben. Das Mädchen war schließlich achtzehn. Da sollte sie schon wissen, was gut für sie war. Außerdem war es ja nicht so, dass Deidara unbewacht war.

Allerdings mischte er sich in solche Familienangelegenheiten auch nicht ein. Warum sollte er auch?

Vor dem Zimmer des Mädchens sperrte er schließlich die Tür auf und trat ein.

Erschrocken fuhr Ino vom Bett auf, auf dem sie zuvor noch gelegen hatte, als unerwarteterweise die Tür aufging und Itachi den Raum betrat. Sie hatte keinen Besuch erwartet. Und das ausgerechnet Itachi hier auftauchte, verwunderte sie noch mehr. Mit Hinata hätte sie gerechnet oder mit Deidara, obwohl sie nicht sicher war, ob er überhaupt wusste, wo sie wohnte, aber garantiert nicht mit Sasukes Bruder. Dieser hatte ihr bis vor der Entführung durch den Künstler schließlich kaum Beachtung geschenkt.

„Stör ich gerade?“, fragte der Schwarzhaarige nach, woraufhin Ino den Kopf schüttelte. Ihr war sowieso langweilig gewesen. Seit zwei Tagen war sie nun schon in diesem verdammten Zimmer eingeschlossen und starrte Löcher in die Luft. Sie war sogar schon so tief gesunken, bereits gelesene Magazine noch einmal zu lesen oder die vorbeigehenden Menschen auf der Straße zu zählen. Sie musste endlich ihre überschüssige Energie loswerden und da kam ihr Itachi zum plaudern gerade recht.

„Setz dich doch.“, meinte sie und klopfte neben sich aufs Bett.

Dieser Aufforderung kam der Uchiha auch sofort nach. Vorsichtig stieg er über die am Boden liegenden Bücher und Magazine und ließ sich neben dem Mädchen aufs Bett sinken.

„Wie kann ich dir helfen?“, begann sie schließlich lächelnd.

„Deidara macht sich die ganze Zeit Sorgen um dich. Warum?“, fragte er direkt heraus. Warum das Gespräch auch mit unnötigen Worten in die Länge ziehen? Ino würde sicher genug für sie beide reden.

Diese war von der Frage allerdings etwas überrumpelt worden, sodass sie ihn einen Augenblick lang nur ratlos ansah, bis die Worte richtig zu ihr durchgedrungen waren. Verwundert hob sie ihre Augenbrauen.

„Wie kommst du darauf, dass er sich Sorgen um mich macht?“, antwortete sie mit einer Gegenfrage.

„Er hat im Blumenladen nach dir gefragt.“, meinte Itachi und zuckte daraufhin mit den Schultern.

Verwirrt starrte Ino kurz an die Decke. Dass der Künstler im Blumenladen war hatte ihr niemand gesagt. Machte er sich etwa wirklich Sorgen, nur weil sie ihn zwei Tage lang nicht besuchen konnte. Irgendwie freute sie sich, das zu hören, obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum eigentlich.

Ein sanftes Lächeln stahl sich auf die Lippen des Mädchens und sie sah wieder zu Itachi, der sie anscheinend desinteressiert musterte. Manchmal wünschte sie sich wirklich, er würde diesen Blick ablegen, denn sie konnte nun nicht wirklich sagen, ob es ihn interessierte oder nicht. Andererseits, warum sollte er sie sonst fragen? Ihre Eltern hatten ihn sicher nicht geschickt und niemand anderer wusste, wie sich Deidara im Moment fühlte, also musste es wohl Interesse sein.

„Ich kann da leider auch nur Vermutungen anstellen, aber vielleicht liegt es daran, dass er mehrere Wochen sozusagen meinen Bodyguard gespielt hat.“, sagte sie schließlich, worauf Itachi verwundert eine Augenbraue hob. Was sollte das den heißen? Seit wann beschützt der Blonde andere?

Das Mädchen hatte den Unglauben auf Itachis Gesicht anscheinend bemerkt, denn sie sprach sofort weiter.

„Ich habe ihn auf der Insel damals geholfen, die Leute zu verarzten, da mir langweilig war. Wir sind durch viele der kleinen Dörfer gekommen und er hatte immer ein wachsames Auge auf mich. Zuerst dachte ich, dass er nur aufpasste, dass ich nicht davonlief oder etwas Falsches sagte. Irgendwann fand ich aber heraus, dass er vor allem darauf achtete, dass die Bauern nicht über mich her fielen. Frauen zählen dort nämlich nicht sehr viel.“

Geduldig hörte Itachi der Blonden zu. Zugegeben, es war schon ein wenig interessant, dass Deidara Ino beschützt hatte, aber das erklärte noch lange nicht, warum er das tat und warum er sich noch immer um sie sorgte. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr hier einer zu nahe kam, war ziemlich gering.

„Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er sich immer noch Sorgen macht. Er kann den Beschützerinstinkt nicht so leicht ablegen.“, sprach sie weiter.

Ja, das würde erklären warum er sich JETZT noch Sorgen macht, aber das erklärt nicht, warum er sich ÜBERHAUPT Sorgen macht. Das war normalerweise nicht Deidaras Art. Er sprengte sonst immer alles in die Luft, was er in die Finger bekam, - Na gut, ganz so schlimm war es nicht. – aber er beschützte niemanden. Hatte er mit seiner Vermutung auf dem Schiff vielleicht doch recht und der Künstler hatte sich in das Mädchen verliebt? Aber normalerweise müsste er dann doch eher nervös in ihrer Gegenwart sein, der Blonde wirkte aber entspannt. Das konnte es also auch nicht sein.

„Hast du eine Ahnung, warum er dich überhaupt am Leben gelassen hat?“, löcherte der Schwarzhaarige das Mädchen weiter, die zu einer Antwort ansetzte. Sie wurde aber prompt unterbrochen, als plötzlich die Fensterflügel aufflogen und besagter Künstler in das Zimmer kletterte.

„Aus einer Laune heraus und jetzt hör auf, sie auszufragen, un.“, schnaubte der Blonde verärgert und schloss das Fenster wieder hinter sich, um den starken Luftzug zu stoppen, der gerade in den Raum einströmte, „Außerdem geht es dich einen feuchten Dreck an, warum ich das gemacht habe, yeah.“

Itachi konnte auf diese Antwort hin nur innerlich seufzen, was von außen natürlich nicht zu sehen war. Er wusste doch, warum er mit Ino alleine sprechen wollte. Der Blonde würde nur schwer damit herausrücken und man konnte nie sicher sein, ob er es auch ernst meinte. Schon ein paar Mal hatte er miterlebt, wie dieser aus einem simplen Gespräch die Informationen herausholen konnte, die sie brauchten, ohne den Eindruck zu erwecken, als wäre es sonderlich wichtig für ihn, als wäre es bloß ein zufällig angeschnittenes Thema. Umgekehrt konnte er einem alles möglich erzählen und man musste ihm einfach glauben. Die Menschen hingen an seinen Lippen, als würde er die einzige aller Wahrheiten verkünden, was sich Akatsuki häufig zu Nutze gemacht hatte, um falsche Informationen zu verbreiten. Ein einziges Mal hatte er ihn dabei in Aktion gesehen. Wenn er nicht gewusst hätte, dass das alles kompletter Schwachsinn gewesen war, hätte er es selbst geglaubt.

Allerdings musste er zugeben, dass der Blonde, bis jetzt zumindest, immer ehrlich zu ihm war. Er gab zwar nicht unbedingt viel von seinem Leben preis, aber er belog ihn auch nicht.

Ino hingegen schwirrten andere Sachen im Kopf herum. Vor allem fragte sie sich, wie er es geschafft hatte, durch das Fenster zu gelangen, ohne es einzuschlagen. Als Deidara frei gekommen war, hatten ihre Eltern die gesamten Fenster des Hausen austauschen lassen. Nun waren sie mit einem Schlüssel verschließbar und nur wer einen hatte, konnte hier herein oder hinaus. Der Blonde hatte es aber trotzdem irgendwie geschafft.

Dieser verfinsterte nun seinen Blick, als er sich zu den beiden umdrehte. Er hatte doch wenigstens eine Begrüßung erwartet, aber es war nicht schwer zu sehen, dass Ino wohl etwas zu überrascht war, um daran zu denken.

Innerlich seufzend sah er sich erst einmal ein wenig in dem Raum um. Man konnte meinen, hier lebte ein vollkommen anderes Mädchen, als das, was er kannte. Während Ino in seiner Höhle, wahrscheinlich aus Langeweile, Ordnung gehalten hatte, herrschte hier das reinste Chaos. Überall lagen Bücher und Magazine am Boden zerstreut herum und ab und zu sogar ein paar getragene Kleidungsstücke. Das einzige Regal, das sich in diesem Raum befand, war vollgestopft mit unordentlich hineingestellten Büchern und anderen Objekten, die das Mädchen wohl entweder geschenkt bekommen oder gekauft hatte. In den Kleiderschrank daneben wollte er sich das Chaos erst gar nicht vorstellen. Auf dem Schreibtisch lagen einige Stifte herum, doch sonst war dieser leer, was Deidara nun doch ein wenig wunderte. Zumindest ein paar Zettel hatte er erwarten. Diese wären zwar durch den Wind vorhin sowieso heruntergeweht worden, aber da auch am Boden keine waren, hatten wohl keine auf der Tischplatte gelegen.

Die Wände waren vollgeklebt mit Postern von verschiedensten Leuten, hauptsächlich berühmte, vor allem weibliche Ninjas, was der Künstler so sah.

Endlich erwachte Ino aus ihrer Starre und sprach ihre Gedanken aus: „Wie bist du da rein gekommen?“ Sie deutete auf das Fenster.

Unverständlich sah der Blonde zu der behelfsmäßigen „Tür“, die er benutzt hatte. Er konnte nicht ganz verstehen, warum es so eigenartig sein sollte. Die Öffnung war schließlich groß genug und von innen verriegelt war es auch nicht gewesen.

„Fenster auf, hineinschlüpfen, Fenster zu, un.“, meinte er letztendlich schulterzuckend.

„Aber das Fenster war doch abgeschlossen?“, entgegnete das Mädchen und sah dann zu den zwei kleinen Flügeln hin.

"Oder doch nicht?", überlegte sie, "Doch eigentlich schon." Erst heute in der Früh hatte ihre Mutter geprüft, ob das Fenster sich auch ja nicht öffnen ließ. Dass der Iwa-Nin dennoch ohne Probleme hier einfach hineinspaziert war, fand sie daher mehr als nur merkwürdig.

„Anscheinend ja nicht, denn ich bin hier, oder, hm?“, meinte Deidara darauf. Es war nun einmal eine Tatsache, dass er hier war, und dass er das Schloss vorhin mit einer Nadel geknackt hatte, brauchte er ja nicht zu erwähnen. Er hatte sowieso schon genügend Aufmerksamkeit. Er war nur froh, es geschafft zu haben, das Schloss zu öffnen, bevor Sasuke eingetroffen war. Dessen Shakra konnte er außerhalb dieses Hauses nämlich wieder deutlich spüren.

Ino fand das immer noch komisch, beließ es aber bei dieser Antwort. Vielleicht hatte es bei ihrer Mutter ja nur geklemmt und sie hatte geglaubt, es wäre geschlossen.

Das Mädchen seufzte und setzte dann wieder ein frohes Lächeln auf.

„Ich freue mich auf jeden Fall, dich zu sehen. Hast du die Praxis schon eröffnet? Wie ist es gelaufen?“

„Ja, die Praxis ist eröffnet, un. Aber jetzt erst einmal zu dir. Warum hockst du die ganze Zeit in diesem Zimmer herum, hm? Ist etwas passiert?“

Neugierig beobachtete Itachi das Gespräch. Die letzten Sätze waren nun eindeutig gewesen. Der Blonde machte sich tatsächlich Sorgen um das Mädchen und er versuchte das noch nicht einmal zu verheimlichen? Oder er bemerkte nicht, dass er es so deutlich zeigte, könnte auch sein.

Schließlich erhob sich Itachi vom Bett. Weitere Antworten würde er nicht mehr bekommen, darum machte es keinen Sinn mehr, hier zu bleiben. Er wünschte den beiden noch eine gute Nacht und verschwand dann aus dem Haus.
 

Deidara sah dem Schwarzhaarigen kurz nach und widmete sich dann wieder Ino, die lächelnd neben sich aufs Bett klopfte. „Willst du dich nicht setzten?“

Der Künstler kam der Bitte nach, blieb aber ernst. „Was ist nun. Warum kommst du nicht mehr, hm? Und warum soll dein Fenster abgesperrt sein, un?“

„Hausarrest.“, seufzte das Mädchen, woraufhin der Iwa-Nin verwundert eine Augenbraue hob.

„Hausarrest?“ Hatte seine Freundin denn irgendetwas angestellt? Irgendwie konnte er das nicht wirklich glauben. Außerdem sperrte man bei Hausarrest doch nicht gleich das Fenster ab. Das war zumindest Deidaras Meinung. Manche Familien schienen das, allem Anschein nach, ja anders zu sehen.

„Ja. Sie haben herausgefunden, dass ich mich mit dir getroffen habe und haben mich deshalb eingeschlossen.“, fuhr Ino fort und ihre Augen begannen dabei beleidigt und auch etwas wütend zu funkeln.

Der Künstler konnte Inos Ärger gut nachempfinden. Auch er hasste es, seiner Freiheit beraubt zu werden, obwohl er irgendwie auch ihre Eltern verstehen konnte. Übertrieben war das Ganze trotzdem. Ob er einmal mit den beiden reden sollte? Doch diesen Gedanken verwarf der Blonde sofort wieder. Er war schließlich einfach in dieses Haus eingedrungen. Wahrscheinlich würden sie ihn bloß wegen Einbruch oder etwas Ähnliches beim Hokage melden und er würde wieder ins Gefängnis wandern. Nein, das fiel definitiv aus. Aber wenigstens war es nichts Gravierenderes, was ihm schon wieder etwas beruhigte. Deidara fand es ja selbst albern, dass er sich ständig Sorgen um Ino machte, aber er konnte nichts dagegen tun.

Draußen begann es nun wieder zu regnen. Die kleinen Tropfen prasselten gegen das Zimmerfenster. Zuerst noch schwach, dann immer heftiger. Seufzend sah Ino auf den Vorhang, der ihr die Sicht verdeckte. Sie hasste Regen. Sie hatte dann immer schlechte Laune und die Tatsache, dass sie eingesperrt war, machte es auch nicht besser.

Am liebsten hätte sie nun gegen ihren Schrank getreten, doch sie unterließ es. Schließlich wollte sie sich vor Deidara nicht aufführen, wie eine wild gewordene Furie. Was musste er dann bitte von ihr danken.

„Ich hasse es, eingesperrt zu sein.“, knurrte sie.

In dem Moment fiel ihr aber ein, dass sie ja gar nicht mehr eingesperrt war. Deidara war ja durch das Fenster eingestiegen, es war offen! Ein freches Grinsen huschte über ihr Gesicht.

„Sollen wir einen kleinen Spaziergang machen?“, fragte sie schließlich scheinheilig.

Deidara sah seine Freundin kurz an und lächelte dann zurück. Er wusste, dass sie dies nur machte, um ihrer Familie eines auszuwischen, doch es störte ihn nicht. Auch er hatte das manchmal gemacht, wenn seine Mutter versucht hatte, ihm Hausarrest aufzudonnern. Natürlich hatte die ihn nicht so eingesperrt, wie Inos Eltern es versucht hatten.

Auch im Regen herumzulaufen machte ihn nicht unbedingt etwas aus. Er hatte zwar keinen Regenschutz dabei, aber er würde sich später halt einen Tee gegen Grippe machen, das würde genügen.

Das Mädchen ging zum Fenster, machte dieses auf und sprang schließlich hinunter. Sanft landete sie am Boden und Deidara gleich neben ihr. Ein letztes Mal sah sie zum Fenster empor, dann machten sich die beiden auf den Weg und erzählten sich dabei wieder einiges.
 

Verstimmt brummend ging Sasuke hinter den beiden her. Gott musste ihn wirklich hassen, jetzt unternahmen die beiden auch noch einen Spaziergang mitten in der Nacht, bei strömenden Regen. Waren die beiden noch ganz dicht?

Wieder überkam Sasuke ein Hustenreiz und er musste sich wirklich zusammenreißen, ihn zu unterdrücken. Diese Genugtuung wollte er dem Iwa-Nin nicht geben.

Auch sein Zittern unterdrückte er so gut es ging, doch leider wurde das zunehmend schwerer. Ihm war irrsinnig kalt und die Nässe trug nicht wirklich zu seiner Besserung bei. Er konnte nur hoffen, dass diese Folter bald vorbei sein würde. Der Junge befürchtete ohnehin, bereits ein wenig Temperatur zu haben. Außerdem war ihm schlecht.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten die beiden wohl endlich genug von ihrer Regenwanderung, denn sie verabschiedeten sich und gingen wieder nach Hause. Sasuke war froh darüber, denn er wollte endlich ins Trockene. Er war sich sicher, dass Deidara ihm das zum Fleiß gemacht hatte, denn der Blonde wusste garantiert, dass er krank war. Irgendwann würde er ihm das heimzahlen, das nahm er sich fest vor.

Consultation

In seiner momentanen Behausung angekommen verschwand Deidara zuerst im Bad, wo er sich abtrocknete und zog sich dann in seinem Zimmer um. Er musste eine Grippe ja nicht unbedingt provozieren. Es reichte, wenn Sasuke dies tat.

Sobald er wieder trockene Sachen an und seine Haare geföhnt hatte, ging er in die Küche und machte sich dort den Grippetee. Kurz überlegte er, ob er den jüngeren Uchiha auch eine Tasse machen sollte, wenn er schon dabei war, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Er war dem Kleineren schließlich nichts schuldig und besonders gut behandelt hatte Sasuke ihn nicht, also warum sollte er. Gefragt hatte dieser schließlich auch nicht.

Seufzend ließ sich der Blonde auf die Couch nieder und begann an seiner Tasse zu nippen. Zugegeben, dieses Getränk schmeckte nicht sonderlich gut. Es war sehr bitter und sogar ein wenig scharf, aber wenigstens wirkte es.

Nachdem er den Tee fertig getrunken hatte, wusch der Künstler die Tasse aus und stellte sie an ihren Platz zurück. Danach begab er sich zu Bett. Er musste morgen schließlich früh raus.
 

In der Früh löste Itachi wie immer Sasuke ab, der auf seinen Bruder einen ziemlich mitgenommenen Eindruck machte. Er war sehr blass und zitterte am ganzen Körper, auch wenn er es zu unterdrücken versuchte. Allem Anschein nach war seine Erkältung schlimmer geworden, was man deutlicher an seinem glasigen Blick erkennen konnte.

"Ich hätte doch seine Schicht übernehmen sollen.", dachte sich der Schwarzhaarige besorgt, sprach es aber nicht aus.

Nachdem sich Sasuke von seinem Bruder verabschiedet hatte, verschwand er auch schon aus dem Gebäude. Doch dieses Mal ließ es sich Itachi, trotz der Proteste des Kleineren, nicht nehmen, ihn nach Hause zu begleiten, um sicher zu gehen, dass er nicht irgendwo zusammenbrach. Es würde ohnehin nicht lange dauern und der Blonde fiel im Moment sowieso so stark auf, als wäre er ein weißer Fleck auf schwarzem Papier.
 

Deidara hatte in der Zwischenzeit damit begonnen, sich ein Frühstück zu machen. Er hatte bemerkt, das Itachi mit Sasuke das Haus verlassen hatte. Anscheinend wurden die Uchihas langsam nachlässig, früher als er erwartet hatte.

Der Künstler richtete für Naruto auch gleich etwas zu Essen her, denn der sollte mit dem geprellten Bein ja nicht allzuviel herumlaufen. Schnell machte er die Brote fertig und brachte zwei von ihnen in Narutos Zimmer.

Dieser schreckte gerade aus seinen Gedanken hoch, als der Blonde in den Raum eintrat, ohne vorher anzuklopfen.

„Guten Morgen.“, begrüßte er ihn freundlich und grinste dabei über beide Backen, „Ich hatte nicht erwartet, dass du dich heute bei mir blicken lässt.“

„Gewöhn dich besser nicht zu sehr daran, un.“, schnaubte Deidara und funkelte seinen gegenüber böse an, stellte das Tablett dann aber auf dessen Nachtkasten. „Setz dich auf.“

Naruto kam der „Bitte“ auch sofort nach. Er hatte keine Lust auch noch mit dem Künstler zu streiten. Es reichte doch, wenn er und Sasuke sich fast an die Gurgel sprangen, sobald sie sich wieder einmal nicht einig waren. Außerdem würde das nicht gerade dazu beitragen, ein gutes Verhältnis zu Deidara aufzubauen, falls das überhaupt irgendwie möglich war.

Sobald sich der Junge an den Bettrand gesetzt hatte, begann der Iwa-Nin sein Bein zu untersuchen. Er hatte ja schon davon gehört, dass der Fuchsbengel wegen Kyuubi über unglaubliche Selbstheilungskräfte verfügte, aber das nun mit eigenen Augen zu sehen, war wieder etwas ganz anderes. Das Bein war schon fast wieder ganz gesund. Vermutlich würde er spätestens diesen Abend wieder laufen können. Von den Kratzern und den blauen Flecken war ohnehin nichts mehr zu sehen. Eigentlich hätte er ihn gar nicht verarzten brauchen, aber was sollte es. Die Beeren, Blätter und Wurzeln für die Wundsalbe waren nicht schwer zu besorgen, besonders zu dieser Jahreszeit.

„Heute Abend solltest du wieder ungehindert laufen können, un.“, klärte ihn der Künstler noch auf und verschwand dann wieder aus dem Zimmer.
 

Schließlich kam nach einigen Minuten, in denen Deidara sich noch ein paar Reisbällchen zum Mitnehmen machte, Itachi wieder zurück.

„Ich muss mit dir sprechen.“, meint dieser, woraufhin der Blonde kurz inne hielt und ihn von der Seite aus ansah. Dann widmete er sich wieder seiner Arbeit.

„Was willst du, hm?“

„Sasuke hat Fieber, würdest du ihn dir bitte einmal ansehen?“

Erneut drehte sich Deidara zu ihm um. Hatte der Schwarzhaarige wirklich BITTE gesagt? Der Künstler wusste gar nicht, dass dieses Wort in seinem Wortschatz existierte. So weit er sich zurückerinnern konnte, hatte er von dem anderen nur kalte Befehle erhalten. Nicht selten hätte er ihn dafür wegsprengen können, was er einige male sogar versucht hatte. Aber leider war ihm dieses verfluchte Sharingan im Weg gewesen. Warum musste dieses Genkai auch so verdammt mächtig sein.

Nachdem der Iwa-Nin den Uchiha eine Weile gemustert hatte, drehte er sich wieder um und begann das letzte Bällchen zu formen.

„Na meinetwegen. Wir sehen kurz bei ihm vorbei, bevor wir in die Praxis gehen, yeah.“ Wenn Itachi sich schon zu einer Bitte herabließ, dann konnte er ihm ja diesen Gefallen tun und nach seinem Bruder sehen.
 

Nachdem der Blonde all seine Sachen beisammen hatte, machten sich die beiden auf den Weg zum Uchiha-Anwesen. Neugierig betrachtete Deidara das große Tor. Er wusste, dass das Anwesen riesig war und war deswegen wenig überrascht über diese Größe. Was ihn eher verwunderte, war, dass alles doch recht schlicht war. Natürlich hatte er sich bereits gedacht, dass Itachi und Sasuke nicht so viel Wert auf Äußerlichkeiten legten, waren beide doch recht kühl. Aber er hätte zumindest vermutet, dass ein anderer in der Familie etwas dekoriert hatte. So wirkte dieses gigantische Bauwerk irgendwie tot. Na ja, aber das passte auf eine Art und Weise auch zu den Uchiha-Brüdern.

Itachi öffnete das Tor und die beiden traten ein. Vor der Tür zogen sie sich noch schnell ihre Schuhe aus und gingen dann schnurstracks ins Schlafzimmer, wo Sasuke im Bett lag.

Dieser setzte sich erschrocken auf, als er Deidara sah, wobei ihm der feuchte Lappen von seiner Stirn glitt und mit einem dumpfen Laut auf der Decke landete. Doch die Überraschung hielt nur kurz und ging schon bald in Zorn über.

„Itachi, ich habe doch gesagt, mir geht es gut! Ich brauche keinen Arzt und schon gar nicht DEN DA!“, fauchte er seinen Bruder an, der sich davon sichtlich unbeeindruckt zeigte.

Deidaras Blick hingegen verfinsterte sich. Ihm gefiel die Betonung in den letzten beiden Worten absolut nicht. Er war zwar gekommen, aber wenn dieser Bengel nicht wollte, konnte er ja wieder gehen.

Leise schnaubend drehte sich der Blonde um und wollte gerade das Anwesen verlassen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er brauchte nicht einmal aufzusehen, um zu wissen, wessen Hand es war. Anscheinend machte sich Mister Gleichgültig wirklich Sorgen um diesen Idioten. Unnötig, würde Deidara sagen. So was er mitbekommen hatte, handelt es sich bloß um eine leichte Grippe, also nichts Ernstes. Ein paar Tage im Bett dürften reichen, um sie auszukurieren. Der Schwarzhaarige machte also viel Wind für nichts.

Der Blonde seufzte. „Ich warte vor der Tür. Wenn er einverstanden ist, ruf mich einfach, un.“

Itachi nickte daraufhin und der Künstler verließ das Zimmer.
 

Neben der Zimmertür lehnte sich Deidara gegen die Wand und lauschte dem Gespräch der beiden. Das würde nicht einfach für Itachi werden. Sein Bruder schien sich nicht gerne helfen zu lassen. Und dass er ihn nicht mochte, das hatte er auch deutlich genug gezeigt. Das beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit. Er konnte diesen Bengel auch nicht ausstehen. Nicht nur, dass er ihn alles andere als gut behandelt hatte, als sie ihn gefangen genommen hatten, er sah ihn auch die ganze Zeit so abwertend an, dass er ihm am liebsten die Augäpfel herausreißen würde. Da war ja Itachis ständiger „mir-ist-alles-egal“-Blick einfacher zu ertragen. Zu all dem Übel besaß Sasuke auch noch, genau wie sein Bruder, das Sharingan. Alleine dafür hätte er ihn eigentlich umbringen können. Obwohl, hasste er diese Augen eigentlich immer noch so sehr? Früher hatten sie einen Großteil seiner Gedanken beherrscht. Alles, was er in der Organisation getan hatte, hatte er hauptsächlich dafür gemacht, dieses widerliche Genkai zu vernichten. Doch seit Akatsuki zerschlagen worden war, hatte er nicht mehr darüber nachgedacht. Wenn er genauer darüber nachdachte, störten sie ihn eigentlich gar nicht mehr so sehr. Er konnte sie immer noch nicht leiden, aber er hasste sie nicht mehr. Ob das an Naruto lag? An der Tatsache, was der Junge damals in der Organisation angerichtet hatte? Das wäre durchaus möglich.

Länger konnte sich Deidara aber keine Gedanken mehr über das Vergangene machen, denn er wurde von Itachi ins Zimmer gerufen.
 

Etwas widerwillig nahm der Blonde seine Sachen und ging in das Schlafzimmer. Itachi saß nun neben Sasuke am Bett und sah zu ihm hinüber.

„Er hat sich umentschieden.“, meinte er, woraufhin der Künstler nickte und auf die beiden zutrat.

„Mund auf, un.“, befahl er dem Jungen, der das auch mißmutig machte, sodass Deidara hineinsehen konnte. Die Zunge drückte er mit einem Stäbchen nach unten, damit sie ihm nicht die Sicht versperrte. Danach kontrollierte er noch Temperatur, Atmung und Herzschlag. Wie er es bereits vermutet hatte, handelte es sich nur um eine leichte Grippe. Er würde ihm in der Praxis ein pulver gegen das Fieber mischen und ein Mittel gegen Schlafprobleme auch gleich. Die dunklen Augenringe des Jungen zeigten deutlich, dass dieser in letzter Zeit nicht genügend Schlaf bekommen hatte, was wohl auch eine Ursache für die Krankheit war.

„Es ist nichts ernstes, nur eine Grippe. Ein paar Tage Ruhe und er ist wieder gesund, wenn er im Bett bleibt, yeah.“, meinte der Blonde ruhig, sprach die letzten paar Worte aber langsamer und deutlicher aus. Er konnte sich schon denken, dass der Junge nicht vor hatte, sich daran zu halten, aber man sollte ihm nachher nicht vorwerfen können, er hätte es ihm nicht gesagt.

„Ich werde in der Praxis ein Mittel für ihn mischen, un.“

„Wenn du mich vergiftest, kannst du was erleben.“, fauchte der Kleinere ihn an, woraufhin Deidara aber nur die Augen verdrehte.

„Du musst es ja nicht nehmen, wenn du nicht willst, un. Und noch etwas. Eine Schlafbrille und Ohrenstöpsel bewirken manchmal Wunder, yeah.“

Nach diesen Worten nahm der Blonde seine Sachen und verließ das Zimmer, bevor Sasuke noch etwas erwidern konnte.

Dieser versuchte das aber erst gar nicht, sondern warf den Künstler nur ein paar böse Blicke zu, bis dieser aus seinem Blickfeld verschwunden war. Dann verabschiedete er sich noch von Itachi, der aufgestanden war, um den Blonden zu folgen. Immerhin musste er ja auf ihn aufpassen.
 

In der Praxis fertigte Deidara wie versprochen das Fiebermittel in Form von einem braunen Pulver an und gab dieses in ein kleines Säckchen, das er Itachi reichte.

„Du musst einen Teelöffel dieses Pulvers im warmen Wasser auflösen und ihm zu trinken geben, das wird sein Fieber senken, un.“, meinte er und drückte ihm noch zwei kleine, grüne Tabletten in die Hand, „Und die sind für die Schlaflosigkeit. Man muss sie ebenfalls im Wasser auflösen, wenn man nicht eine Woche durchschlafen will, yeah.“

Der Schwarzhaarige nickte und ließ die Sachen in seiner Hosentasche verschwinden. Er würde sie seinem Bruder später bringen.

Nun begann der Blonde wieder mit seinen Arbeiten, die er am Tag davor begonnen hatte: Er überprüfte die Blätter, wie trocken diese waren und ob sie auch ja keine Schimmelflecken enthielten, mischte verschiedene Mittel und kontrollierte seine Arztsachen auf Fehler.

The New Nightguardian

Den ganzen Tag über passierte nichts Aufregendes, was die beiden auch nicht weiter wunderte. Schließlich hatten sich die Dorfbewohner noch nicht an Deidara gewöhnt.

Am Abend besuchten sie wieder Sasuke, damit Itachi ihm die Medizin bringen konnte. Eigentlich hatte der Iwa-Nin ja nicht vor, mit ihm zu gehen, aber der Schwarzhaarige hatte so seine Überzeugungsmethoden, da konnte er einfach nicht „nein“ sagen. Mit anderen Worten, er hatte ihn einfach am Handgelenk gepackt und mit sich mit geschleppt. Itachi konnte es schließlich nicht zulassen, ihn jetzt alleine zu lassen. Er bezweifelte zwar, dass er abhauen würde, aber vorhin war er immerhin im Haus gewesen, wo im Notfall Naruto auf ihn aufpassen konnte. Hier auf offener Straße sah das aber wieder ganz anders aus.

Nachdem Deidara nach einigen Protesten und Losreißversuchen immer noch nichts erreicht hatte, gab er sich schließlich geschlagen und ging verstimmt knurrend hinter dem Uchiha her.
 

Das mit der Medizin war schnell erledigt, sodass die beiden Ninjas das Anwesen wieder verlassen konnten. Immerhin hatten sie noch einen Weg zu tätigen, besser gesagt Itachi hatte ihn zu tätigen. Deidara schleppte er einfach als knurrendes Anhängsel hinter sich her. Dieser hatte zwar bereits aufgehört, sich gegen ihn zu stemmen, aber sein Handgelenk einfach loszulassen war dem Schwarzhaarigen zu riskant. Schließlich zeigte er überdeutlich, dass er eigentlich gar keine Lust hatte, ihn zu begleiten.

Aber Sasuke war nun einmal krank und er brauchte so lange einen Ersatz für die Nachtwache. Er selbst konnte schließlich nicht eine Woche durch wach bleiben, das würde keiner schaffen. Darum hieß es, zum Hokage gehen und sie um einen Nachtwächter zu bitten, solange sein Bruder Bettruhe brauchte.

Deidara hingegen war schon sichtlich entnervt. Er hatte keine Lust, zu Tsunade zu gehen. Es war schließlich nicht sein Problem, dass sein nächtlicher Schatten krank geworden war. Konnte Itachi ihn denn nicht einfach in seiner momentanen Behausung absetzten und alleine zu ihr gehen?

Anscheinend ja nicht, wie er seufzend feststellte. Und dass der Schwarzhaarige dabei auch noch die ganze Zeit sein Handgelenk festhielt, gefiel ihm noch weniger. Er fühlte sich dabei fast wie ein Kind, dass man mit sich schleifen musste, und, zum Donner, das war er schon lange nicht mehr!
 

Schließlich kamen sie vor dem Büro der Hokage an, wo Itachi Deidara nun endlich los ließ.

„Schönen Dank auch, un!“, fauchte dieser beleidigt und rieb sich das Handgelenk, das ihm vom ganzen Gezerre etwas weh tat.

Der Schwarzhaarige achtete darauf aber nicht weiter, sondern klopfte sachte gegen die Holztür. Das leise Rascheln von Papier ertönte, gefolgt von einem gerufenen „Herein!“. Auf dieses Zeichen hin öffnete Itachi die Tür und die beiden Männer betraten das Zimmer. Tsunade saß, wie üblich, an ihrem Schreibtisch und sah sich einige Blätter durch, die voll von Missionen und Berichten waren. Schließlich legte sie ihre Arbeit etwas bei Seite und sah zu den beiden auf.

„Was gibt es Itachi?“, fragte sie und warf Deidara dabei heimlich einen Blick zu. Sie hoffte wirklich, der Blonde hatte nicht jetzt schon etwas angestellt. Allerdings, für SO dumm schätzte sie den Künstler nicht ein, dass er gleich am Anfang seiner Begnadigung unangenehm auffiel. Aber vermutlich würde sie sowieso gleich hören, warum der Uchiha sie sprechen wollte.

„Es geht um meinen Bruder.“, sagte er ruhig, „Er liegt mit einer Grippe flach und wird in den nächsten Tagen seinen Auftrag nicht ausführen können.“

Deidara bemerkte, wie sich die Frau nach dieser Antwort deutlich entspannte. Hatte die denn wirklich geglaubt, er hätte bereits jetzt etwas angestellt? Hielt sie ihn für so blöd? Vermutlich, schließlich hatte sie ihm vorhin einen besorgten Blick zugeworfen, auch wenn es nur kurz gewesen war.

„Na gut.“, unterbrach Tsunade schließlich Deidaras Gedanken, „Ich werde jemanden schicken, der ihn vertreten wird. Er wird sich dann bei dir melden.“

Itachi bedankte sich und verbeugte sich leicht vor der Frau. Anschließend verließ er das Zimmer.

Deidara warf ihm noch einen kurzen Blick hinterher, verbeugte sich dann ebenfalls kurz und ging den Schwarzhaarigen nach.

Nachdenklich sah Tsunade den Blonden hinterher. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung war, ihn aufzunehmen. Sie hatte bereits wieder eine Truppe los geschickt, um Nachforschungen zu betreiben, denn ganz traute sie der Sache nicht.
 

Itachi folgte während dessen Deidara zu dessen Wohnsitz zurück. Der Blonde war sichtlich schlecht gelaunt und der Konoha-Nin wusste auch warum: Weil er ihn zu Tsunade mitgeschleift hatte. Allerdings störte ihn das wenig. Er würde den Künstler heute einfach in Ruhe lassen und morgen hatte er sich vermutlich wieder abgekühlt. Das war meist die sicherste Methode, um sich Ärger mit ihm zu ersparen und früher war es auch diejenige, mit der man am ehesten mit dem Leben davon kam. Der einzige, der sich immer mit dem Blonden angelegt hatte, bis diesem endgültig die Nerven gerissen waren, war Hidan gewesen. Dieser war sowieso unsterblich, zumindest hatten das alle geglaubt. Keiner war bis zu jenem Tag auf die Idee gekommen, ihn zu pulverisieren. Den Schwarzhaarigen würde einmal interessieren, ob Hidan, selbst in seinem jetzigen Zustand – eine Staubwolke in dem nun unbewohnten Akatsukiversteck – noch lebte. Aber selbst wenn, wer könnte ihn wieder zusammensetzten? Also war er immerhin so gut wie tot.
 

Schließlich erreichten die Beiden Narutos Wohngebäude. Ohne Umwege schritt der Künstler auf sein Zimmer zu und verschwand darin. Itachi blieb während dessen draußen stehen. Er konnte sich vorstellen, dass es ihm der Blonde sonst auch noch übel nahm, seine Privatsphäre zu stören.

Seufzend ließ sich Deidara auf sein Bett fallen und sah gedankenverloren an die Decke. Heute konnte er wieder nicht nachsehen, ob sein Kunstwerk funktioniert hatte oder nicht. Das würde er frühestens am Wochenende können, wo er Gott sein Dank einen Tag frei hatte. Das fand er irgendwie ein wenig deprimierend und dann würde er heute auch noch einen neuen „Köter“ bekommen, der ihm hinterher rannte.

Eigentlich hatte er ja irgendwie gehofft, das Itachi nun die Nacht für einige Zeit übernahm und er Tags einen Neuen bekam. Schließlich hatte er vor, Ino heute einen Besuch abzustatten und er hatte bereits bemerkt, dass Itachi nichts gegen solche Aktionen hatte. Aber nun war die Frage, ob es der andere auch zuließ.
 

Es dauerte nicht lange und er konnte eine Stimme vor der Tür hören, die verkündete, dass sie Itachi nun ablösen würde. Nachdenklich sah der Blonde die Holzplatte an. Irgendwie hatte er das Gefühl, diese Stimme bereits gehört zu haben. Als kurz darauf auch noch ein Kläffen ertönte, beantwortete sich die Frage von selbst: Es war dieser Bengel mit dem Hund. Genervt stöhnend richtete er seinen Blick wieder nach oben und schloss die Augen. Dass ihm ein Köter hinterherlaufen würde, hatte er vorhin eigentlich nicht wörtlich gemeint. Doch nun hatte er wirklich einen am Hals, zusammen mit seinem Herrchen, das gar nicht gut auf ihn zu sprechen war. Nun ja. Er würde ja sehen, wie weit ihm die beiden seine Freiheit ließen.

Nach einer kurzen Weile war es vor der Tür schließlich still geworden, ein Zeichen dafür, dass die beiden wohl endlich damit begonnen hatten, auf ihn aufzupassen. Ein paar Sekunden wartete der Künstler noch, dann setzte er sich auf. Langsam ging er zum Fenster und öffnete es, wobei er auf jedes einzelne Geräusch hinter ihm achtete. Er glaubte, bereits ein leises Knurren zu hören, ein Zeichen dafür, dass es dem Jungen anscheinend überhaupt nicht passte, was er da tat. Das bestätigte Deidara schon einmal in der Annahme, dass sein neuer Schatten ihn hier am liebsten einsperren würde. Weshalb er dies nicht tat, mal abgesehen davon, dass er sowieso keinen Schlüssel für das Zimmer hatte, wusste er nicht. Vielleicht durfte er es nicht.

Neugierig, wie weit er bei ihm noch gehen konnte, sprang der Künstler schließlich aus dem Fenster und landete elegant auf der Straße. Lächelnd sah er sich in der Gegend um und ging dann die Straße entlang. Die schweren Wolken, die am Tag noch den Himmel bedeckt hatten, hatten sich bereits etwas aufgelöst und machten ab und zu den Blick auf den Halbmond oder einen Stern frei. Gelassen wanderte der Blonde durch das Dorf und bog scheinbar wahllos in verschiedene Gassen ein. Es sollte nicht den Anschein erwecken, als würde er gezielt zu Inos Wohnort gehen.

Hinter ihm konnte er die fast schon lautlosen Schritte seines Schattens hören, der ihm mit einigem Abstand folgte.
 

Eine ganze Weile ging er durch die Straßen und tat so, als ob er sich das Dorf ansehen würde. Schließlich kam er „rein zufällig“ an Inos Haus vorbei, wo er stehen blieb. Wie er erwartet hatte, brannte in Inos Zimmer Licht. Es war ja auch noch nicht so spät. Nun musste er aber vorsichtig sein. Inos Eltern konnten ihn allem Anschein nach nicht leiden und die erste Begegnung mit diesem Hundebengel war auch nicht so berauschend gewesen. Darum sollte er sich sachte voran tasten. Er hatte keine Lust, einen Kampf zu provozieren, nicht in seinem Zustand. Außerdem glaubte er zu hören, dass sein Verfolger unruhig wurde. Was hatte er denn? Noch hatte er doch gar nichts gemacht?

Kurz überlegte der Blonde, ob es wirklich vernünftig war, weiter zu gehen, oder ob er es lieber lassen sollte. Allerdings hatte er seine Entscheidung recht schnell getroffen: Er würde noch einen Schritt weiter gehen. Das Spiel mit dem Feuer hatte einen gewissen Reiz auf ihn und darum wollte er doch noch ein wenig darin herumstochern. Er wusste, dass das nicht klug war, aber er wollte es trotzdem probieren.

Neugierig sah er zu dem Fenster nach oben. Dieses Mal war eine Art Haken außen angebracht worden, der das Fenster versperrte. Hatten Inos Eltern gestern etwa bemerkt, dass er sie besucht hatte? Aber dieser Verschluss würde ihnen auch nichts bringen. Von Außen konnte man ihn ganz leicht öffnen und von innen auch, wenn man wusste, wie.

Schließlich hatte er sich an diesen Verschluss satt gesehen und sah sich nun am Boden um. Er wäre ja wie gestern wieder nach oben geklettert, doch seinem neuen Anhängsel wollte er das nicht unbedingt zeigen. Vielleicht würde er das dann Tsunade melden und das konnte nur Nachteile für ihn haben.

Endlich entdeckte er etwas, das ihm helfen könnte. Deidara hob ein paar Steine vom Boden auf und betrachtete sie kurz. Sie waren klein genug, um die Scheibe nicht zu beschädigen, wenn er sie dagegen warf. Er würde dann zwar wie ein verliebter Bengel wirken, aber irgendwie musste er Ino auf sich aufmerksam machen. Nach ihr zu rufen kam nicht in Frage.

Kurz sah er sich das Steinchen noch an, dann warf er es gegen das Fenster. Ein leises Klack ertönte, als es gegen die Scheibe stieß und damit die nächtliche Stille durchbrach. Der Künstler musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass sein „Verfolger“ zusammengezuckt war. Kurz darauf folgte auch schon eine Reaktion. Der Junge – Wie Deidara erwartet hatte dieser Kiba, den er schon einmal auf der Straße getroffen hatte. – kam auf den Blonden zu und funkelte ihm wütend an.

„Was soll das werden?“, fauchte er gefährlich ruhig und erdolchte den Künstler regelrecht mit Blicken.

„Ich mache auf mich aufmerksam, un.“, antwortete der Iwa-Nin, der von der nun doch etwas heftigen Reaktion des Jungen verwundert war. Normalerweise rastete doch keiner aus, wenn man einen Stein, mit dem man nicht einmal einen kleinen Vogel erschlagen konnte, an ein Fenster warf. Nachdenklich sah er seinen Gegenüber an. Das Blitzen in seinen Augen gefiel ihm nicht. Er war eindeutig wütend, aber worauf genau? Dass er hier bei Nacht herumspazierte? Es hatte ihm keiner verboten. Nur wegen des Steinchens? Irgendwie konnte er das nicht glauben, da war sicher noch etwas. Vielleicht seine Vergangenheit? Da hätten aber viele andere in diesem Dorf heftiger reagieren müssen.

Doch weiter konnte er seinen Gedanken nicht nachgehen, denn er hörte, wie am Fenster der Vorhang zur Seite geschoben wurde. Fast gleichzeitig sahen beide hinauf und entdeckten sofort Inos Gesicht hinter der Fensterscheibe.

Ein glückliches Lächeln breitete sich auf den Lippen des Mädchens aus, als sie Deidara unten sah. Ihr war sowieso langweilig, also war der Blonde eine willkommene Abwechslung. Den braunhaarigen Jungen neben ihm bemerkte sie nicht einmal. Schnell holte sie ein Stück dünnen Karton aus einer ihrer Laden und fuhr damit durch den Schlitz der beiden Fensterflügel. Ganz langsam hob sie damit den Riegel an und schaffte es nach zwei Minuten, das Fenster zu öffnen. Sie brachte das Kartonstück wieder in die Lade zurück und sprang zu den beiden nach unten, wobei sie den Jungen erst bemerkte, als sie sich aufrichtete. Verwundert sah sie ihn an, als glaubte sie ihren Augen nicht. Sie konnte sich nicht erklären, was Kiba zusammen mit Deidara hier vor ihrem Fenster machte. Der Braunhaarige konnte den Künstler doch gar nicht ausstehen, zumindest was sie so mitbekommen hatte.

„Was willst du hier, Kiba-kun?“, fragte sie schließlich.

„Auf den Kerl hier aufpassen.“, knurrte der Junge und nickte zu Deidara hinüber, der daraufhin die Augen verdrehte.

„Sasuke hat sich erkältet und er spielt meinen Schatten, solange er krank ist, un.“, erklärte der Blonde genauer, bevor Ino fragen konnte.

„Oh, der Arme.“, meinte sie darauf und sah sich dann suchend um. Wenn Kiba da war, musste auch irgendwo sein Hund Akamaru sein, aber wo? Sie konnte ihn nicht entdecken.

„Wo ist denn Akamaru?“, wollte sie nun wissen und sah den Jungen dabei fragend an.

„Er passt von weiter hinten auf.“, antwortete der Braunhaarige wieder etwas ruhiger. Er bemerkte nicht einmal, dass er von Deidara die ganze Zeit gemustert wurde. Dieser fand den Jungen neben sich irgendwie merkwürdig. Außerdem machte ihn dieser seltsame Glanz in den Augen seines Schattens stutzig. Was die beiden noch so alles redeten, hörte er schon gar nicht mehr richtig. Eine leise Ahnung beschlich ihn, doch er behielt sie lieber noch für sich. Vielleicht würde er den Hundejungen irgendwann einmal darauf ansprechen, wenn sie alleine waren.
 

Nach einiger Zeit hörte das Mädchen endlich auf, mit Kiba zu sprechen und widmete sich wieder Deidara.

„Wollen wir?“, fragte sie, woraufhin der Blonde nickte. Sich ausgerechnet hier zu unterhalten war wirklich nicht sonderlich klug, besonders da ihre Eltern jeder Zeit aus dem Fenster sehen und sie entdecken könnten und dann würde sie bloß noch mehr Probleme bekommen.

Die beiden setzten sich in Bewegung und Kiba lief ihnen etwas widerwillig hinterher. Er konnte es absolut nicht leiden, wenn Ino so unbekümmert mit dem Künstler sprach. Da würde er ihm jedes Mal am liebsten den Kopf abreißen. Und je besser sich die beiden verstanden, umso größer wurde dieser Drang. Der Junge war bloß froh, dass die Blonde gerade abgelenkt war, sodass sie nicht nach hinten sah und die Mörderblicke bemerkte, mit denen er Deidaras Rücken erdolchte.

Diesem lief in dem Moment ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, sondern sah weiterhin Ino an, die ihn ein paar Orte im Dorf vorschlug, wo sie zusammen hingehen konnten. Dennoch glaubte er zu wissen, woher dieses ungute Gefühl auf einmal kam und zwar von einem gewissen Hundebengel hinter ihm. Seine Schritte hatten nun einen leicht anderen Klang, als vorhin, wo er ihm durch die Gassen gefolgt war. Sie wirkten fast so, als müsste er sich zurückhalten, nicht laut hinter ihnen her zu stapfen und das war kein gutes Zeichen.

Ino bemerkte von all dem nichts. Vergnügt ging sie voraus und suchte sich einen Weg durch die zahlreichen Gassen.

Irgendwann unterbrach Deidara die kurz herrschende Stille. Er hatte die ganze Zeit über auf Kibas Schritte geachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass er ihn doch nicht anfallen würde, zumindest solange das blonde Mädchen in seiner Nähe war. Darum konnte er sich nun wieder ihr widmen.

„Sag mal, Ino. Warum war dein Zimmer eigentlich verriegelt, hm?“

Ein leises Knurren war von hinten zu hören, was den Künstler nun doch innerlich aufschrecken ließ. Was war denn nun nicht in Ordnung? Er hatte ihr doch nur eine Frage gestellt.

„Den habe ich selbst angebracht.“, meinte das Mädchen lächelnd, woraufhin ihr das Mann fragende Blicke zuwarf. Wozu sollte DAS denn gut sein?

Doch noch bevor er genauer darüber nachdenken oder sie fragen konnte, sprach die Blonde einfach weiter.

„Meine Mutter kontrolliert jede Früh, ob das Fenster auch wirklich zu ist. Darum habe ich gestern, nachdem wir uns getrennt haben, diesen Riegel angebracht. So bekommen meine Eltern das Fenster nicht auf und denken, es ist nach wie vor abgeschlossen. Doch mit einem einfachen Stück Karton lässt sich der Riegel ganz leicht entfernen und ich kann raus.“

Deidara nickt verstehend. Das war ein einfacher, aber durchaus raffinierter Trick. Allerdings würde er nur so lange funktionieren, bis man den Riegel entdeckt. Er wünschte dem Mädchen wirklich, dass es geheim blieb, denn sonst würde sie sicher Ärger bekommen.

Kiba hingegen konnte es kaum fassen, was er da hörte. Ihre Eltern sperrten Ino ein? Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum sie das machen sollten. Er fand Deidara ja auch gefährlich und konnte nicht verstehen, warum die Hokage ihn begnadigt hatte, aber das fand er übertrieben. Auch wenn er es nicht nachvollziehen konnte, Tsunade würde den Blonden nicht frei herumlaufen lassen, wenn er dem Dorf schaden könnte. Außerdem wurde er bewacht. Was sollte da denn schon großartiges passieren? Vielleicht sollte er einmal mit ihnen reden?
 

Es dauerte einige Minuten bis die drei endlich zu der Stelle kamen, zu der Ino hin wollte: der Platz mit dem Dorfbrunnen. Vergnügt setzte sie sich an den steinernen Beckenrand und sah auffordernd zu Deidara, der der stummen Bitte auch sofort nachkam. Den finsteren Blick seitens des Jungen bemerkte keiner von ihnen. Kiba war die Atmosphäre hier eindeutig zu romantisch, das behagte ihm nicht. Ein Glück nur, dass wenigstens die Sterne heute nicht zu sehen waren, obwohl ab und zu einer zwischen den Wolken hervor sah.

Allerdings wurde sein Gedankengang von Inos Stimme nach einigen Sekunden wieder unterbrochen.

„Deidara-kun, ich hätte da eine Frage.“, begann das Mädchen etwas unsicher. Schließlich wusste sie nicht, wie der Mann auf diese Frage reagieren würde und davor hatte sie etwas Angst. Ok, er würde sie deswegen wohl kaum anschreien, aber trotzdem war es ihr ein wenig unangenehm. Vielleicht sollte sie zuerst mit einer anderen Frage beginnen?

Der Mann, der sich kurz zuvor noch ein wenig in der Gegend umgesehen hatte, weil er in diesen Teil des Dorfes noch nicht gewesen war, widmete sich nun wieder seiner blonden Freundin.

„Was gibt es, hm?“, fragte er, nachdem nach einigen Sekunden immer noch keine Reaktion kam.

„Was wolltest du eigentlich damals in unserem Dorf?“, entschied sich das Mädchen nun doch für die andere, die ihr ebenfalls schon seit einigen Tagen auf der Zunge lag.

Innerlich seufzte Deidara. Er hatte diese Frage kommen sehen, obwohl er sie früher erwartet hatte und nicht unbedingt von Ino. Aber wahrscheinlich hatte Tsunade extra das Mädchen gebeten, ihn auszufragen, da sie sich noch am besten mit ihm verstand. Er nahm es der Blonden auch nicht übel, aber antworten würde er darauf nicht. Es war seine Sache, was er hier wollte und er hatte seinen Plan schließlich noch nicht aufgegeben.

„Das sag ich nicht, un.“, meinte er schließlich, woraufhin Ino nur seufzen konnte. Sie hatte diese Antwort erwartet.

„Kannst du nicht einmal eine Ausnahme machen? Jetzt macht es doch auch keinen Unterschied mehr.“, versuchte sie es trotzdem weiter, aber ohne wirklich Hoffnung zu haben.

„Meine Lippen sind versiegelt, yeah.“, meinte Deidara neckisch grinsend, woraufhin sich die Blonde geschlagen gab. Sie würde keine Antwort auf solche Fragen bekommen, zumindest jetzt noch nicht. Da brauchte sie die andere gar nicht erst zu stellen.

Für Kiba war das Thema damit aber noch nicht erledigt. Das Gespräch interessierte ihn und es passte ihm absolut nicht, dass Deidara auf diese Frage nicht antwortete.

„Hast du was zu verbergen?“, fragte er den Mann scharf, dessen Blick sich daraufhin verfinsterte. Was mischte sich dieser Bengel überhaupt in das Gespräch ein? Er sollte lieber seine Arbeit tun, anstatt ihn zu belästigen.

„Das geht dich nichts an, un.“, fauchte der Blonde zurück und durchlöcherte den Jungen geradezu mit seinen Blicken. Und schon wieder zeigte er diese leichte Unsicherheit. Oh man, der Idiot sollte sich wirklich besser im Griff haben, wenn er schon seinen Nachtwächter spielte und besonders wenn er ihn ausfragen wollte. So nahm ihn doch kein Schwein ernst.

„Und ob es mich etwas angeht! Das ist immerhin mein Dorf, dass du angegriffen hast!“, meinte der Braunhaarige daraufhin laut.

Ok, hier steigerte sich einer eindeutig in etwas hinein. Gut, Deidara war in Konoha-Gakure eingedrungen und hatte Ino entführt, aber er hatte nicht eine einzige Bombe gezündet oder überhaupt jemanden verletzt. Dafür hatte er keine Zeit, war dieser rotäugige Bastard damals ja hinter ihm her.

„Ich kann mich nicht erinnern, irgendwen verletzt oder irgendetwas zerstört zu haben, yeah.“, knurrte der Blonde scharf. Er ließ sich doch nicht zu unrecht beschuldigen, das was er wirklich alles schon verbrochen hatte, reichte doch völlig aus. Man musste ihm also nicht noch mehr anhängen.

„Und was wolltest du sonst hier, wenn nicht das Dorf mit irgendeiner Bomben zerstören?!“

„Wasch dir die Ohren. Ich. Sag. Es. Nicht.“, antwortete der Blonde langsam, als wäre der Junge schwer von Begriff. In Deidaras Augen war er das sogar ein bisschen. Glaubte der denn wirklich, er würde ihm so einfach sagen, was er hier gesucht hatte? Anscheinend ja, denn sonst würde er nicht so dumm fragen. Und was die Theorie betraf, das ganze Dorf zu sprengen: Diese Idee war ihm selbst auch am Anfang gekommen. Dafür hätte er aber nicht extra die Dorfmauern überwinden müssen, es hätte gereicht, mit einem Vogel über das Dorf zu fliegen und eine Bombe fallen zu lassen. Allerdings hatte er diesen Gedanken bereits nach kurzem Überlegen wieder verworfen. Itachi und Sasuke hätten die Bombe aufgespürt, bevor sie Konoha-Gakure erreicht hätte, da diese ja eine Menge Shakra enthielt. Das konnte man nicht so einfach verbergen wie die kleinen Spinnen, mit denen er Naruto umbringen wollte. Noch bevor diese Explodiert wäre, hätte der Fuchsbengel sie entschärft, wie damals. Ihm war es bis heute ein Rätsel, wie er das geschafft hatte.

Das waren die Gründe, warum er diesen selbstmörderischen Plan hatte, nach Konoha-Gakure zu kommen und den Blonden im Schlaf zu töten. Letztendlich hatte dieser aber auch nicht geklappt, sonst wäre er ja nicht hier.

Gerade wollte Kiba zu einem weiteren Satz ansetzen, als er von Ino unterbrochen wurde.

„Halt die Klappe, Kiba. Siehst du denn nicht, dass er es nicht sagen wird? Da kannst du ihn noch so sehr anschreien, er hält dicht.“

Der Junge glaubte ja eher, dass sie sich immer viel zu schnell abwimmeln ließ. Hieß es einmal nein, fragte sie nicht weiter nach. So würde sie nie etwas aus ihm heraus bekommen, so sah er es zumindest. Das sprach er allerdings nicht aus und war nun wirklich still. Er ließ es sich aber nicht nehmen, den Künstler weiterhin mit bösen Blicken zu erdolchen, die dieser gekonnt ignorierte und wieder zum Himmel sah. Er konnte nicht genau sagen, wie spät es war, da ihm die Wolken die Sicht auf die Himmelskörper versperrten, doch er schätzte, dass es gerade Mitternacht oder kurz davor war. Langsam war es wohl wieder an der Zeit, sich auf den Rückweg zu machen, der ja auch seine Zeit dauern würde. Darum erhob er sich und reichte seiner Freundin die Hand, um ihr aufzuhelfen.

„Es ist schon spät. Es ist besser, wir gehen heim, un.“ Das letzte Wort kostete Deidara doch etwas Überwindung, da er sich hier nicht wirklich wie Zuhause fühlte, aber das brauchte Ino ja nicht wissen.

Diese setzte wieder ein süßes Lächeln auf und ergriff die Hand des Künstlers. Irgendwie fand sie es nun doch etwas schade, dass er die Handschuhe trug. Sie mochte seine Haut sehr gerne. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie angenehm und warm sich diese immer angefühlt hatte. Auf der Insel hatte die Nähe des Blonden Sicherheit für sie bedeutet, zumindest nach dem ersten Besuch in einem dieser merkwürdigen Dörfer. Irgendwie vermisste sie diese Selbstsicherheit in seinen Augen. Für jemanden, der Deidara nicht näher kannte, wirkte er wahrscheinlich wie immer, doch Ino konnte deutlich erkennen, dass er sehr darauf bedacht war, sich im Moment bloß nicht zu viel zu erlauben. Sie fand das sehr schade, denn diese Unbeschwertheit mochte sie sehr an ihm. Aber das würde er mit der Zeit sicher wieder zurückbekommen, sie hoffte es.

Mit einem kräftigen Ruck war das Mädchen wieder auf den Beinen und sie machten sich auf den Rückweg.
 

Wieder in seinem Zimmer angekommen, schloss er das Fenster, das immer noch offen stand und ließ sich dann auf sein Bett fallen. Gedankenverloren verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Decke. Viel konnte er sich bei diesem verdammten Hundebengel ja nicht erlauben. Wenn Ino nicht rechtzeitig aus dem Fenster gesehen hätte und zu ihnen nach draußen gesprungen wäre, hätte er wieder umdrehen und hier her zurück marschieren müssen, da war er sich sicher. Außerdem waren ihm die feindseligen Blicke nicht entgangen, die seinen Rücken die ganze Zeit durchlöchert hatten. Irgendetwas hatte der Junge gegen ihn und er war sich sicher, dass das nicht nur mit Inos Entführung zu tun hatte. Eigentlich hatte er sogar schon eine Vermutung, was es war: Kiba war in Ino verliebt. Schließlich hatte er das Leuchten in seinen Augen bemerkt, als die Blonde mit dem Jungen sprach. Aber falls das stimmte, könnte es ziemlich unangenehm werden. Eifersucht war schließlich ein ziemlich gefährliches Gefühl, zumindest für denjenigen, gegen den sie gerichtet war. Zugegeben, es war nur eine Vermutung, aber wenn sein momentaner, nächtlicher „Leibwächter“ wirklich eifersüchtig auf ihn war, dann könnte es schon bald Probleme geben, denn er hatte nicht vor, sich von seiner Freundin fern zu halten.

Aber bevor er den Teufel an die Wand malte, sollte er sich erst einmal Gewissheit verschaffen.

In diesem Moment riss ihn das Knarren der Tür aus seinen Gedanken. Er musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wer da gerade unerlaubterweise sein Zimmer betrat. Seufzend setzte sich der Blonde auf und drehte sich zum Eingang. Von Anklopfen hatte der Junge wohl noch nie etwas gehört, aber er würde es dieses Mal gut sein lassen, wollte er doch ohnehin mit ihm sprechen.

Böse funkelten Deidara die Augen seines Nachtwächters entgegen, der ihn damit wohl zu töten versuchte. Innerlich musste der Braunhaarige förmlich kochen.

"Vielleicht habe ich Glück und er explodiert gleich." Der Künstler konnte sich diesen scherzhaften, gedanklichen Kommentar einfach nicht verkneifen, auch wenn er wusste, dass er eigentlich ernst bleiben sollte. Aber das erneute, leichte Zittern des Körpers seines Gegenübers, das seine Unsicherheit wieder Kund tat, nahm der ganzen Szene wieder einmal den Ernst.

Dennoch ließ sich der Blonde nach außen hin nichts anmerken, wie dumm der Junge gerade für ihn aussah, und wartete einfach ab. Schließlich war der Bengel sicher nicht in seine Privatsphäre eingedrungen, um ihn eine gute Nacht zu wünschen.

„Wag das ja nicht noch einmal.“, presste Kiba schließlich aus zusammengebissenen Zähnen hervor.

Einen unverständlichen Blick aufsetzend starrte der Iwa-Nin zurück.

„Was denn, hm?“, fragte er scheinheilig, obwohl er schon einen Verdacht hatte, was der Junge meinte. Dieser bestätigte sich auch sogleich.

„Komm Ino nicht mehr zu nahe.“ Seine Stimme war gefährlich ruhig, sodass sich Deidara sicher sein konnte, dass er es ernst meinte. Halten würde er sich trotzdem nicht daran. Warum sollte er sich auch von dem Mädchen fern halten? Sie war hier die Einzige, zu der er halbwegs Vertrauen hatte. Außerdem sah es nicht so aus, als ob sie wollte, dass er von ihr fern blieb.

„Warum sollte ich?“, meinte er daher, erhielt aber keine Antwort. Für Kiba war das Gespräch wohl damit beendet, denn er drehte dem Blonden den Rücken zu. Dieser war aber noch nicht fertig mit ihm.

„Bist du in Ino verliebt, hm?“, fragte er ungehalten, wobei er mehr auf eine Reaktion hoffte, als auf eine Antwort.

Diese folgte auch sofort, denn der Braunhaarige blieb ruckartig stehen. Schnell drehte er sich zu dem ehemaligen Akatsuki um. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, rief er wütend und stapfte dann aus dem Zimmer.

Volltreffer! Da hatte Deidara wohl ins Schwarze getroffen, mit seiner Vermutung, denn der Junge war im Gesicht hochrot angelaufen. Natürlich konnte das auch von der Wut sein, aber irgendwie glaubte der Blonde das nicht. Außerdem war die Reaktion gerade eindeutig gewesen. Wieso sollte er sich sonst so aufregen. Na das konnte noch heiter werden. Jetzt hatte er einen eifersüchtigen „Bodyguard“ am Hals. Wer schützte ihn bitte vor diesem? Nun gut, er würde ihn nicht angreifen, aber wer sagte denn, dass er nicht versuchen würde, ihn wieder ins Gefängnis zu bringen. Plötzlich fand er Sasuke als seinen Schatten gar nicht mehr so schlecht.

Mia

Am nächsten Morgen folgte das übliche Theater. Kiba wurde von Itachi abgelöst und dieser bezog seine Stellung vor Deidaras Zimmer. Es dauerte auch nicht lange und der Blonde kam aus der Tür, murmelte ihm ein leises „Morgen“ zu und verschwand dann ihm Bad. Leichte Verwunderung macht sich in Itachi breit. Seit wann grüßte ihn sein ehemaliger Kollege denn. So weit er sich zurückerinnern konnte, hatte er das noch nie getan, nicht einmal in der Akatsuki-Organisation. War in der Nacht irgendetwas vorgefallen?

Nach relativ kurzer Zeit kam der Iwa-Nin auch wieder aus dem Badezimmer heraus. Seine Haare hingen noch in feuchten Strähnen über Schultern und Rücken und sie waren noch nicht zu seinen typischen Zopf gebunden. Hatte er nur darauf vergessen, oder warum war das so, denn fertig angezogen war er bereits?

Schließlich bemerkte der Lehmkünstler, dass Itachi ihm ein paar, anscheinend gelangweilte Blicke zuwarf. Irgendwie fand er das etwas merkwürdig. Der Schwarzhaarige sollte zwar auf ihn acht geben, doch das hieß noch lange nicht, dass seine Blicke an ihn kleben mussten.

„Warum starrst du mich so an, hm?“, fragte er leicht genervt. Eigentlich war Deidara ja froh, dass er wieder von Itachi bewacht wurde und nicht weiter von Kiba. Auch wenn er den Uchiha nicht leiden konnte, war dieser um einiges leichter zu ertragen, besonders da er nicht befürchten musste, dass er ihm an die Gurgel sprang. Dass er auf seine Frage eine Antwort bekam, erwartete er nicht einmal und es störte ihn im Moment auch nicht so sehr.

Itachi hingegen war leicht irritiert. Auch wenn die Frage etwas gereizt klang, so war sie doch ruhiger, als er gewöhnt war und auch das mürrische Knurren, nachdem er, wie so oft, nicht geantwortet hatte, fiel aus. Also war doch etwas vorgefallen, aber was? Ob es mit Kiba zu tun hatte? Vielleicht sollte er das überprüfen?

Der Blonde hatte sich während dessen in die Küche zurückgezogen und damit begonnen, das Frühstück vorzubereiten. Dieses Mal machte er ein paar Pfandkuchen, wobei er für den Schwarzhaarigen auch gleich ein paar einrechnete. Außerdem musste er den Teig sowieso aufbrauchen.

In dem Moment tauchte zu all seinem Übel aber auch noch Naruto auf. Genüsslich streckte er sich und gähnte dabei herzhaft. Danach sah er lächelnd zu Deidara.

„Guten Morgen.“, begrüßte er ihn fröhlich, erhielt aber nur ein verstimmtes Knurren zur Antwort.

„Das riecht gut. Machst du mir auch ein paar?“

Kurz hielt der Künstler in seinem Tun inne und warf den Blonden einen scharfen Blick zu, sagte aber sonst nichts. Er drehte sich einfach wieder zu der Pfanne um und gab noch etwas Mehl und Milch in die Masse dazu.

Naruto konnte auf dieses Verhalten hin innerlich bloß seufzen. Hieß das nun ja oder nein? Na ja, er würde einfach abwarten, dann würde er es schon sehen.
 

Kurze Zeit später standen auch schon drei mit Pfandkuchen gefüllte Teller und eine Flasche Ahornsirup auf dem Tisch. Das Besteck lag fein säuberlich neben den Tellern.

Erfreut, dass der Blonde seiner Bitte nachgekommen war, setzte sich Naruto auf einen der Sessel, während sich Deidara auf einen anderen nieder ließ, der möglichst weit von Narutos entfernt stand. Das kümmerte den Jungen aber nicht, denn alleine die Tatsache, dass er ihm etwas zu essen gemacht hatte, zeigte, dass noch nicht alles verloren war. Er würde sich sicher irgendwie mit ihm anfreunden können, bei Itachi hatte es ja auch seine Zeit gedauert.

Dieser hatte sich nun auch gesetzt und die drei begannen zu essen. Während allerdings Naruto die Pfandkuchen so schnell herunterschlang, dass sich die beide Männer ernsthaft wunderten, dass ihm nicht schlecht wurde, ließen sich Itachi und Deidara mehr Zeit. Auf eine Magenverstimmung konnten sie gut verzichten.
 

Naruto war, was sollte man auch anderes erwarten, als erster fertig. Zufrieden strich er sich über seinen Bauch.

„Du bist wirklich ein hervorragender Koch.“, meinte er glücklich.

Itachi musste zugeben, dass der Junge recht hatte. Wirklich ausgebildete Köche waren sicher besser, aber für einen Mann konnte der Blonde wirklich außergewöhnlich gut kochen. Er fragte sich, woran das lag? Es sah nicht so aus, als würde er es mit Begeisterung tun, denn er gab Naruto nur ein verstimmtes Brummen als Antwort. Dass er wirklich leidenschaftlich gerne kochte, konnte er daher ausschließen. Irgendwie passte es auch nicht zu ihm. Allerdings Mediziner auch nicht und dennoch beherrschte er es.

Der Künstler war für ihn wirklich ein Rätsel, das er zu lösen versuchte. Es war fast wie ein Puzzle. Aber um es zu lösen hatte er noch nicht genug Teile und er würde es wirklich leidenschaftlich gerne lösen. Der Blonde machte ihn neugierig.

Schließlich stand Deidara auf und sah zu dem blonden Konoha-Nin hinüber, der sich immer noch den Bauch rieb und sichtlich zufrieden mit der Welt war. Der Künstler konnte darüber nur die Augen verdrehen. So gut war das Essen auch nicht gewesen, also sollte der Junge nicht so übertreiben.

„Da ich das Essen gemacht habe, spülst du nun das Geschirr ab, un.“, meinte er, woraufhin Naruto, gegen seine Erwartungen, nur nickte und den Tisch abräumte. Eigentlich hätte er erwartet, dass der Genin sich beschweren würde oder zumindest etwas murrte. Aber dieser lächelte einfach fröhlich weiter.

Unverständlich schüttelte der Blonde den Kopf und machte sich mit Itachi auf den Weg.
 

Ino hingegen langweilte sich gerade sehr. Ihren Kopf auf ihre Handfläche stützend saß sie vor dem Fenster und sah in den Himmel empor. Die Wolken hatten sich in der Nacht fast vollständig verzogen und die Sonne lachte ihr entgegen. Nur ein paar kleine, weiße Wölkchen zogen ihrer Wege, aber die konnte man wirklich nicht ernst nehmen. Mit anderen Worten, es war ein herrlicher Tag, an dem sie alles Mögliche machen könnte. Und was tat sie? Sie hockte in ihrem verdammten Zimmer und starrte Löcher in die Luft. Wenn sie nicht schnell irgendetwas zu tun bekam, würde sie noch verrückt werden. Einfach ausbrechen konnte sie im Moment ja nicht, weil ihre Mutter jeden Moment hereinkommen könnte.

Seufzend sah sie auf die Straße hinunter, wo sich gerade eine ordentliche Masse an Menschen vor dem Blumenladen herumtrieb, um sich die Wahre genauer anzusehen.

Dabei entdeckte sie auch zwei bekannte Personen: Naruto und Hinata. Waren sie nur zufällig hier? Das könnte durchaus sein, auch wenn sie es nicht glauben konnte. Der Junge hatte hier zwar ab und zu Blumen für Hinata gekauft, aber da war er alleine gewesen. Zu zweit waren sie noch nie gekommen. Was wollten sie also?

Neugierig verfolgt das Mädchen die beiden mit ihrem Blick. Sie gingen in den Laden hinein. Das war nun wirklich sehr merkwürdig. Das steigerte ihr Interesse gleich um einiges mehr und so stand sie auf und legte ein Ohr auf den Boden, in der Hoffnung, etwas hören zu können. Ein leises Gemurmel drang zu ihr durch, doch sie konnte nicht sagen, wer gerade sprach, geschweige denn, was er oder sie sagte. Dennoch gab sie nicht auf und presse ihr Ohr noch fester gegen das Holz, doch es blieb vergebens. Seufzend richtete sich Ino wieder auf. Sie war ein wenig enttäuscht. Nun hatte sie endlich etwas, dass sie von ihrer Langeweile ablenken konnte und dann wurde das von diesen blöden Holzplatten vereitelt.

Doch plötzlich waren Schritte zu hören, die sich langsam ihrem Zimmer näherten. Schnell sprang Ino auf und setzte sich auf ihr Bett, um nicht den Eindruck zu erwecken, gelauscht zu haben.

Im nächsten Moment ging auch schon die Tür auf und Hinata kam ins Zimmer. Verwundert sah sich das Schwarzhaarige Mädchen um. Irgendwie fand sie es hier auf einmal gruselig. Der Boden und das Regal waren aufgeräumt und es lagen keine einzigen Stifte mehr auf dem Schreibtisch. Das passte überhaupt nicht zu ihrer Freundin, bei der sonst immer alles kreuz und quer lag. Sie wollte gar nicht wissen, wie langweilig Ino sein musste, wenn sie das Chaos, das hier geherrscht hatte, freiwillig aufgeräumt hatte.

Schließlich sah sie wieder auf und schenkte ihrer Freundin ein scheues Lächeln.

„Hallo, Ino. Wie geht es dir?“

Das war eigentlich eine reine Routinefrage, denn sie konnte sich gut vorstellen, wie es ihrer Freundin ging, wo sie jetzt schon den vierten Tag hier eingeschlossen war. Dem entsprechend war auch ihre Antwort.

„Wie soll es mir schon gehen? Mir ist stink langweilig.“, murrte sie.

Verstehend lächelte die Schwarzhaarige Ino an und setzte sich schließlich zu ihr ans Bett.

„Das kann ich verstehen, aber keine Sorge. Naruto redet unten gerade mit deinen Eltern. Ich bin sicher, er kann sie umstimmen.“

Das konnte sich die Blonde gut vorstellen. Der Junge hatte wirklich eine außergewöhnliche Gabe, was diese Dinge anging. Die besten Beispiele dafür war wohl die Begnadigungen von Deidara und Itachi. Na gut, bei Itachi war sie nicht dabei gewesen, aber immerhin lebte er wieder hier in seinem Heimatdorf, oder besser gesagt, knapp außerhalb. Allerdings waren ihre Eltern stur, es würde also nicht einfach werden.

Woher wusste Naruto überhaupt, dass sie eingeschlossen war? Von Deidara? Wohl kaum. Er konnte den Blonden nicht leiden und war froh keine Worte mit ihm wechseln zu müssen, was sie so mitbekommen hatte.

Von Itachi vielleicht? Schon eher, aber warum? Ihm war es doch sonst auch immer egal, wie es ihr ging, oder etwa nicht?

Wer konnte es ihm noch gesagt haben? Hinata? Woher sollte sie das wissen? Na gut, sie hatte sich schon ein paar Tage nicht blicken lassen, aber als Freunde musste man ja nicht aneinander kleben.

Sasuke vielleicht? Nein! Da war es ja bei Itachi wahrscheinlicher.

Kiba? Der wäre wahrscheinlich eher zu Tsunade gerannt. Woher wussten es die beiden also? Mehr Leute, von ihren Eltern einmal abgesehen, wussten nichts davon.

Plötzlich waren erneut Schritte zu hören und rissen Ino somit wieder aus ihren Gedanken. Im nächsten Moment stand auch schon der Blonde in ihrer Tür, die Hinata offen gelassen hatte und grinste die beiden Mädchen zufrieden an. „Es ist alles erledigt, du darfst wieder raus.“

Vor Freude konnte sich Ino nicht mehr halten und sprang vom Bett auf. Sie fiel ihrer Freundin und dem blonden Jungen so stürmisch um den Hals, dass die beiden fast nach hinten gekippt wären, und bedankte sich tausend Mal bei ihnen. Endlich konnte sie wieder bei Tageslicht das Haus verlassen und auch nachts, ohne gleich befürchten zu müssen, entdeckt zu werden. Sie konnte mit Worten gar nicht ausdrücken, wie dankbar sie den beiden war.

„Wie hast du das bloß geschafft!“, fragte sie vor Freude strahlend, als sie endlich von dem Jungen abgelassen hatte. Dieser grinste sie aber nur geheimnisvoll an und meinte: „Verrat ich nicht.“
 

Wenige Minuten später war das Mädchen auch schon auf der Straße und sog den Duft der Freiheit genüsslich in sich ein. Es tat wirklich gut, wieder dort hingehen zu können, wo man hin wollte. Nun konnte sie auch endlich sehen, wie sich Deidara in seiner Praxis so machte.

„Also dann, Ino. Wir müssen nun weiter.“, meinte Naruto plötzlich und unterbrach damit die Gedankengänge des Mädchens. Verwirrt sah sie den Jungen an.

„Ihr kommt nicht mit?“, fragte sie etwas enttäuscht, woraufhin der Blonde den Kopf schüttelte und einen Arm um Hinata legte.

„Wie beide wollten noch etwas Zeit für uns haben, bevor ich zur nächsten Mission aufbrechen muss.“ Naruto hatte von Tsunade schon wieder einen Auftrag bekommen und er musste morgen bereits los. Darum wollte er mit seiner Liebsten noch etwas alleine sein.

Das verstand Ino auch und lächelte die beiden freundlich an. „Dann habt noch viel Spaß.“, meinte sie und stellte schmunzelnd fest, dass ihre Freundin bei dieser Aussage rot wurde und begann, verlegen mit eine ihrer Haarsträhnen zu spielen. Wenn sie das machte, würde die Blonde sie jedes Mal am liebsten fest an sich drücken. Sie sah einfach zu niedlich dabei aus, doch sie hielt sich zurück.

Die beiden verabschiedeten sich von ihrer Freundin, die ihnen noch zuwinkte, bis sie hinter der nächsten Biegung und somit aus ihrem Sichtfeld verschwunden warten. Danach seufzte sie. Endlich war sie wieder frei und nun wusste sie nicht, was sie machen sollte. Sie würde zuerst Deidara besuchen gehen, aber was dann? Sie konnte ihn doch nicht einfach von der Arbeit abhalten und das wollte sie auch gar nicht.

Die Ninjarin seufzte. Darüber konnte sie sich ja den Kopf zerbrechen, wenn sie dort war. Darum setzte sie sich endlich in Bewegung und ging die Straße in Richtung Dorfmitte entlang.
 

Endlich bei der Praxis angekommen, sah sie sich erst einmal das Gebäude an. Der Mann hatte es in erstaunlich kurzer Zeit halbwegs hergerichtet. Es hing bereits ein neues Schild über der Tür, auf dem Arztpraxis stand. Seinen Namen hatte Deidara nicht hingeschrieben, was das Mädchen aber auch nicht weiter wunderte. Erstens musste er das nicht, weil das hier sowieso die einzige Arztpraxis im Dorf war und er somit auch der einzige Arzt war, was schließlich schon das ganze Dorf wusste, Tsunade hatte es ja angekündigt. Und zweitens hatte Ino gemerkt, dass es dem Künstler ziemlich missfiel, hier als Arzt arbeiten zu müssen. Außerdem klang Doktor Deidara auch ein wenig seltsam in ihren Ohren. Der Titel, so gut er sich mit Medizin auch auskannte, passte einfach nicht zu ihm.

Nachdem das Mädchen das Gebäude einige Sekunden oder auch Minuten, sie konnte es nicht wirklich sagen, angestarrt hatte, ging sie zur Tür und klopfte an.
 

Verwundert sah Deidara von seiner Arbeit, die daraus bestand, die getrockneten Blätter in Behälter zu füllen, ohne dass sie dabei zu sehr zerbröselten, auf, als er das Klopfen an der Tür vernahm. Wer klopfte denn bitte bei einem Arzt an die Tür, besonders bei den Eröffnungszeiten?

Im nächsten Moment beantwortete sich aber seine Frage, als ein blondes Mädchen den Raum betrat. Ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen.

„Hallo, Deidara-kun. Stör ich gerade?“, fragte sie und strahlte den Iwa-Nin an, der daraufhin ebenfalls ein Lächeln zeigte. Itachi nickte ihr zum Gruß kurz zu.

„Nein, überhaupt nicht.“, antwortete der Mann und deutete mit einem Schwenken der Hand in den Raum, „Du siehst ja selbst, wie viel ich zu tun habe, yeah.“

Das Mädchen musste zugeben, dass Deidara im Moment wirklich nicht viele Patienten hatte. Na gut, er hatte erst vor wenigen Tagen geöffnet und es verletzte sich auch nicht jede Minute jemand so schwer, dass er zum Arzt rennen musste, aber trotzdem war es irgendwie seltsam, fand sie zumindest.

Deidara hingegen wusste den Grund, seit er mit der Arbeit angefangen hatte. An Inos Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass sie es anscheinend nicht verstehen konnte, warum keiner hier war, dabei war die Antwort doch so einfach: Wer wollte sich bitte von einem Sträfling verarzten lassen? Na gut, Naruto. Aber den konnte er hier nun wirklich nicht dazu zählen. Immerhin war der schon die ganze Zeit auf ihn fixiert gewesen, oder warum ließ er ihn bei sich wohnen?

Was Deidara allerdings wunderte, war, dass Ino dieser Einfall anscheinend nicht selbst kam. Immerhin schätzte er sie nicht als dumm ein. Oder vielleicht verstand sie es auch einfach nicht wegen Itachi. Der schien hier ja keine Probleme zu haben.

In dem Moment öffnete sich aber erneut die Tür und ein Mädchen kam herein. Sie hatte lange, blonde Haare, die sie mit einer blauen Schleife zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Ihre kalten, braunen Augen sahen die drei Personen in dem Raum abwechselnd an. Ein dunkelbraunes Top und ein dazu passender Rock in derselben Farbe bildeten einen starken Kontrast zu ihrer hellen Haut.

Verwundert sah Deidara die Fremde an.

"Wer ist DAS denn?", fragte er sich gedanklich.

Schließlich verweilte ihr Blick auf Itachi und ein fast schon sanftes Lächeln, das so gar nicht zu ihren kühlen Augen passte, stahl sich auf ihre Lippen. Sie setzte sich in Bewegung und kam auf ihn zu.

„Guten Tag, Itachi-sensei. Tsunade möchte mit Ihnen reden.“, meinte sie, woraufhin der Schwarzhaarige innerlich seufzte, nickte dann aber. Allerdings warf er auch einen Blick zu Deidara, der ihm und seiner Schülerin neugierige Blicke zuwarf.

„Keine Sorge, ich soll auf ihn Aufpassen, während Sie weg sind. Tsunade meinte, es würde nicht lange dauern, darum traut sie mir das zu.“

Erneut nickte der Konoha-Nin. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Blonde das schaffen würde. Immerhin verhielt sich der Künstler im Moment ruhig und Ino war ja auch noch bei ihr. Darum machte er sich auch gleich auf den Weg, allerdings nicht, ohne außen noch einmal leicht besorgt zu der Praxis zurückzusehen.

Deidara hingegen sah Itachi noch nach, bis dieser aus der Tür verschwunden war, und wendete seinen Blick dann wieder der Fremden zu, die ihn ebenfalls interessiert zu mustern schien. Er wusste gar nicht, dass sein früherer Kollege als Lehrer arbeitete. Das war wirklich interessant. Der Blonde fragte sich, wer wohl die anderen Schüler waren, oder hatte er nur diese eine.

„Sie sind der neue Arzt, von dem die Leute die ganze Zeit reden, habe ich recht?“, fragte die Fremde plötzlich, woraufhin Deidara aus seinen Gedanken gerissen wurde.

„Ja.“, antwortete dieser knapp. Er fand die Frage überflüssig, da sie sich ja in einer Arztpraxis befand und er gerade mit einigen Pflanzen herumhantierte. Eigentlich hätte sie es sich ja denken können, denn sie hatte schließlich Augen im Kopf.

„Mein Name ist Mia Yusava. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Ok. Der kühle Blick täuschte. Das Mädchen schien recht offen zu sein, was den Blonden freute. Er konnte die kühle Art der Uchihabrüder nicht leiden und auf einen weiteren ebenso kühlen Aufpasser verzichten er gerne.

„Freut mich ebenfalls, Mia-san. Ich heiße Deidara, un.“, antwortete der Künstler und setzte dabei ein freundliches Lächeln auf.

"Der hat ja einen Sprachfehler.", dachte sich das Mädchen im ersten Moment verwundert, "Aber irgendwie ist das drollig." Sie konnte den Blonden bereits jetzt gut leiden und die Tatsache, dass er ein Nuke-Nin war, störte sie kein bisschen. Immerhin war Itachi ihr Sensei das schon seit er nach Konoha gekommen war. Damals war es nicht einfach mit ihm gewesen und sie hatten eine menge Stress, besonders mit seinen ungewöhnlichen Trainingsmethoden. Außerdem galten sie zu der Zeit als unbelehrbar. Doch nun mischten sie bei den Gleichaltrigen ganz vorne mit. Und mit seiner kühlen Art hatten sie auch umzugehen gelernt. Wenn man nämlich wusste, worauf man achten musste, dann stellte man schnell fest, dass der Schwarzhaarige eigentlich nicht so ein Eisklotz war, wie er zu sein vorgab.

Aber nun zurück zu Deidara. Warum hatte er ihr denn nur seinen Vornamen genannt? Das war doch eine etwas seltsame Art, sich vorzustellen. Allerdings, was sie so gehört hatte, war der Blonde ja etwas eigen, besonders wenn es um seine Kunst ging. Am besten, sie ging gar nicht darauf ein, obwohl es sie ja schon interessieren würde, warum er ihn nicht nannte und auch, warum er diesen Sprachfehler hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er von ihm nichts wusste. Er hätte ihn schon längst korrigieren können. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es noch zu früh war, ihn diese Fragen zu stellen, weshalb sie es unterließ.

Ino hingegen bemerkte das wachsende Interesse des Mädchens an dem blonden Künstler, was ihr gar nicht gefallen wollte. Sie wusste selbst nicht einmal, warum, aber es nervte sie regelrecht, weshalb sie ihr auch unbewusst wütende Blicke zu warf. Am liebsten hätte sie ihr ein Kunai in den Rücken gerammt. Ein leichtes Kribbeln machte sich in ihren Händen breit, die sie heimlich zu Fäusten geballt hatte. Gleichzeitig stieg eine unangenehme Hitze in ihr auf, die ihr Blut zum Brodeln brachte, zumindest fühlte es sich so an.

Von all dem bemerkte Mia aber nichts und setzte ihr Gespräch fort.

„Und? Wie finden Sie es in Konoha?“

Deidara wusste nicht genau, was er darauf sagen sollte. Er konnte nicht behaupten, dass er sich wohl fühlte, aber schlecht ging es ihm auch nicht, zumindest NOCH nicht. Allerdings verschwieg er die Wahrheit lieber.

„Es ist ganz nett hier, yeah.“

Kurz warf er dabei Ino einen unauffälligen Blick zu. Diese war seltsam ruhig für seinen Geschmack und der Gesichtsausdruck ließ ihn nachdenklich werden. War das Mädchen etwa wütend? Aber worauf? Auf Mia anscheinend, denn sie wurde gerade regelrecht von ihren Blicken erdolcht, aber warum? Er würde sie fragen, wenn die Neue wieder von Itachi abgelöst wurde. Nun war es besser, darauf zu achten, dass die Situation nicht eskalierte. Wer war hier eigentlich wessen Beschützer? Na ja, auch egal. Er ließ sich sowieso nicht gerne beschützen.

Der Künstler holte wieder ein paar Blätter aus einem der Behälter und fragte dann seine beiden Besucherinnen: „Wollt ihr auch eine Tasse Tee, hm?“ Dass dieses Getränk auch noch leicht beruhigend wirkte, verschwieg er ihnen.

„Ja, gerne.“, meinte Mia sofort und auch Ino nickte leicht, behielt das andere Mädchen aber im Auge.

Bad News

Itachi war in der Zwischenzeit beim Verwaltungsgebäude angekommen und begab sich nun zum Büro des Hokages. Irgendwie behagte es ihm gar nicht, Mia mit Deidara alleine zu lassen. Sicher, sie konnte sich verteidigen und Deidara war ihr im Moment unterlegen, da er keine Jutsus anwenden konnte, geschweige denn sein Genkai. Trotzdem hatte er kein gutes Gefühl dabei. Er hoffte nur, dass Tsunade wirklich nicht lange brauchte. Obwohl, Ino war ja bei ihm, da würde der Blonde sicher nichts anstellen, das hoffte Itachi zumindest.

Schließlich kam er bei der Tür an und klopfte sachte. Ein gedämpftes „Herein“ ertönte von Innen und der Schwarzhaarige betrat den Raum.

„Ah, Itachi.“, wurde er von der Frau begrüßt, die wieder einmal einen ordentlichen Stapel an Blättern auf dem Tisch liegen hatte, „Ich habe dich bereits erwartet.“

Schweigend wartete der Schwarzhaarige, dass sie weiter sprach, was auch kurz danach der Fall war.

„Ich habe eine Nachricht bekommen, dass einige Ninjas aus Iwa auf den Weg hier her sind. Ich weiß nicht, was sie hier wollen, aber es könnte sehr unangenehm werden, wenn sie Deidara zu Gesicht bekommen, besonders wenn er sich dann nicht zurückhält. Wir können ihn nicht einfach einsperren, doch wir sollten zumindest versuchen, ihn von den Ninjas fern zu halten. Sollte es trotzdem zu einer Konfrontation kommen, soll eine Auseinandersetzung möglichst vermieden werden.“

Itachi nickte. Dass Ninjas aus Iwa nach Konoha-Gakure kamen, war wirklich keine besonders gute Nachricht. Er hoffte wirklich, dass sie nicht länger blieben, denn Deidara war bei der Bevölkerung gerade Gesprächsthema Nummer eins. Es würde nicht einfach sein, den Blonden von den Neuankömmlingen verborgen zu halten.

„Richte das bitte auch Deidara aus. Er sollte besser nicht unvorbereitet sein, wenn sie ankommen.“, meinte sie weiter, woraufhin der Uchiha erneut nickte.

„Du kannst nun wieder gehen.“

Der Konoha-Nin verbeugte sich noch kurz vor der Hokage und verschwand dann aus dem Raum. Jetzt hieß es, schnell zurück zu Deidara und Bericht erstatten.
 

Während dessen war der Tee fertig und der Künstler reichte jedem der beiden Mädchen eine Tasse. Er selbst nahm sich auch eine.

Verstimmt nippte Ino an ihrer Tasse und beobachtete weiterhin, wie Mia wieder mit Deidara zu reden begann. Allerdings schien dieser nicht ganz bei der Sache zu sein, denn er warf ihr immer wieder kurz einen nachdenklichen Blick zu. Irgendwie beruhigte sie das wieder ein wenig, oder war es der Tee? Sie konnte richtig fühlen, wie sich ihre verkrampften Muskeln lösten und ihre Wut etwas abflaute. Warum war sie überhaupt wütend geworden? Sonst hatte sie sich mit Mia doch immer gut verstanden, auch wenn sie sich eigentlich nur selten trafen. Sie hatte auch nichts Schlimmes gesagt, was war also los mit ihr?

Erleichtert stellte Deidara fest, dass sich Ino langsam entspannte. So ein Tee bewirkte manchmal wirklich Wunder. Hoffentlich blieb das jetzt auch eine Zeit lang so. Er hatte keine Lust, eines der beiden Mädchen bändigen zu müssen.

Als er erneut zu der Blonden sah, bemerkte er, dass sie mit ihrem Blick in weite Ferne gerückt war. Worüber sie wohl nachdachte? Irgendwie wüsste er das gerne. Außerdem gefiel es ihm nicht wirklich, dass Ino sich heute so zurückzog. Sie war doch sonst immer die erste, die irgendetwas sagte. Warum war sie so still? Ob das etwas mit Mia zu tun hatte? Gut vorstellbar, bei den Blicken vorhin.

Noch ein paar Minuten ließ er sie in Ruhe, entschied dann aber, ihrer Grübelei ein Ende zu setzten.

„Warum so still, Ino? Beteilige dich doch ein wenig an unserem Gespräch, un.“

Neugierig sah Mia zu ihrer Kollegin. Ihr war es nicht entgangen, dass der Blonde sie ohne Anhängsel angesprochen hatte, warum eigentlich? Bei ihr verwendete er es doch auch, auch wenn er sie duzte.

Ino hingegen zuckte überrascht zusammen, hatte sie doch nicht damit gerechnet, plötzlich angesprochen zu werden. Darum dauerte es auch eine Weile, bis sie die Bedeutung dieser Worte erfasst hatte. Anscheinend wollte Deidara sie mit einbeziehen, was sie wirklich sehr freute. Allerdings hatte sie von deren Unterhaltung überhaupt nichts mitbekommen, da sie ja mit sich selbst beschäftigt war. Das machte sie irgendwie verlegen und sie wollte ihn bereits fragen, über was sie gesprochen hatten, als Itachi eintrat.

Dieser musterte jeden von ihnen kurz kalt und kam dann auf Deidara zu, der bei diesem Anblick bereits Böses ahnte. Irgendetwas schien nicht in Ordnung zu sein.

„Du kannst nun wieder gehen, Mia.“, meinte der Uchiha noch kurz, woraufhin das Mädchen nickte, allen noch schnell einen Abschiedsgruß zuwarf und dann aus der Praxis verschwand.

Sofort entspannte sich Ino endgültig, als die Blonde endlich verschwunden war. Doch dann wendete sie sich an Itachi. Dieser hatte seine Schülerin garantiert nicht einfach so weggeschickt. Dass sie selbst noch da war, schien ihn aber nicht zu stören. Neugierig sah sie zwischen ihm und Deidara, der anscheinend auf eine Erklärung wegen dem Verhalten des Schwarzhaarigen wartete, hin und her.

Dieser ließ ihn noch eine Weile zappeln, dann sagte er: „Ninjas aus Iwa sind hier her unterwegs.“

Eine typische Erklärung für Itachi: Knapp, aber viel aussagend. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht, denn man konnte sehen, wie sich die Augen des Künstlers weiteten.

„WAS?!“

„Iwa-Ninjas kommen hier her.“, wiederholte der Uchiha das Gesagte noch einmal.

Deidara konnte es nicht fassen. Er hatte ja befürchtet, dass er sich irgendwann auch mit seinem Land auseinandersetzten musste, aber bereits so früh? Was wollten die überhaupt hier? Hatte ihn einer verraten?

Schließlich fasste sich der Blonde aber wieder und sah zu Itachi hin. Jetzt in Panik zu geraten brachte sich auch nichts, also versuchte er sich seine Aufgewühltheit nicht anmerken zu lassen.

„Und was soll ich dagegen tun, hm?“, fragte er weiter.

„Zuerst einmal ruhig bleiben.“, meinte der Schwarzhaarige darauf, woraufhin sich der Blick des Iwa-Nins verfinsterte. Ihn würde es mehr interessieren, was sie nun von ihm erwarteten. Irgendwie glaubte er nicht, dass diese Ninjas nur auf einen Besuch aus waren. Irgendetwas wollten sie hier und er befürchtete, das war er. Immerhin tauchten sie hier auf, kurz nachdem er entlassen worden war. Das konnte, seiner Meinung nach, kein Zufall sein.

„Das weiß ich selbst.“, meinte Deidara trotzig, „Aber was unternehmen wir gegen die Ninjas? Sie werden nicht erfreut sein, mich zu sehen, yeah.“

„Nichts.“, antwortete Itachi darauf, woraufhin der Blonde verwundert die Augenbrauen anhob. Was sollte das denn heißen? Händigten sie ihn einfach so aus, obwohl sie ihn gerade erst begnadigt hatten? Irgendwie verstand er das nicht.

„Wir machen weiter, als wären sie nicht hier.“, erklärte der Schwarzhaarige weiter, „Falls sie uns über den Weg laufen sollten, halte dich einfach im Hintergrund und lass dich nicht provozieren.“

Ok. Das hieß wohl, er sollte in der Gegenwart der Iwa-Nins einfach auf Durchzug schalten, damit keine Konflikte entstanden. Das würde wahrscheinlich nicht ganz klappen, denn alleine seine Anwesenheit wäre Grund für einen und er war sich sicher, dass dieser bald kommen würde. Schließlich hatten sie ihn nicht ausgehändigt, was sich eigentlich gehört hätte.

Ino beobachtete das Gespräch mit immer größerem Unbehagen. Sie hatte, als sie Deidara gefangen genommen hatte, gar nicht überlegt, was passieren würde, wenn Iwa davon erfuhr. Erst jetzt bemerkte sie, vor was für einem Problem sie standen. Immerhin war der Künstler ein S-Rang Nuke-Nin, und das nicht ohne Grund. Sie waren sicher nicht erfreut, dass sie ihn hier aufgenommen hatten. Sie hoffte nur, dass es nicht ganz so schlimm war, wie sie befürchtete und dass sie ihn nicht aushändigen mussten. Dann konnte sie ihn nicht mehr besuchen und wer sagte denn, dass sie ihn nicht umbrachten? Wenn sie das machen würden, Ino wusste nicht, was sie dann machen würde. Alleine schon der Gedanke schmerze in der Brust.

Seufzend nickte der Iwa-Nin. Viel anderes konnte er im Moment sowieso nicht machen, obwohl es ihn nervte. Er musste halt aufpassen, dass er seinen Landsleuten nicht über den Weg lief. Auf die Dauer würde das zwar nicht funktionieren, das wusste er, aber er wollte es zumindest probieren.

„Wann werden sie ankommen, hm?“, fragte er schließlich, woraufhin Itachi mit den Schultern zuckte.

„In ein oder zwei Tagen.“

"Toll!", knurrte der Blonde gedanklich, beließ es aber dabei. Er musste wohl oder übel darauf vertrauen, dass ihn Tsunade nicht aushändigte, auch wenn er sich sicher war, dass sie es machen würde, sollten die Iwas mit Krieg drohen.
 

Den restlichen Tag über war Deidara still in Gedanken versunken und auch Ino hielt ihn nicht vom Überlegen ab. Sie hatte bemerkt, dass der Künstler nicht so ruhig war, wie er tat, und empfand es für besser, ihn in Ruhe zu lassen. Darum hatte sie sich auch, kurz nachdem die Unterhaltung beendet war, verabschiedet und war gegangen.

Deidara war ihr dafür dankbar. Auch wenn er mit dem Mädchen gerne redete, dachte er im Moment lieber über sein neues Problem nach. Viel konnte er dagegen nicht machen, das war ihm klar. Sobald die Iwa-Nins ihn hier entdeckten, würden sie ihn einfordern und alles würde wieder von neuem beginnen, nur dass er dieses Mal niemanden haben würde, der um sein Leben bettelte.
 

Schließlich war der Abend da und die beiden Männer machten sich fertig zum gehen. Deidara wollte sich heute noch einmal kurz im Wald umsehen und das, bevor Itachi von Kiba abgelöst wurde. Mit diesem Bengel würden ihn die Wachen garantiert nicht aus dem Dorf lassen. Darum beeilte er sich und verließ auch schon bald darauf die Praxis, einen stillen Schwarzhaarigen im Schlepptau.

Dieser hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Blonde sofort zu seiner Behausung gehen würde. Darum war er doch etwas überrascht, als er sich vor dem Mauertor wiederfand. Dieses Mal hielten zwei andere Männer wache, die den Künstler ohne ein Wort passieren ließen. Immerhin war Itachi dabei und dem entkam so schnell niemand.

Innerlich verwundert starrte er den Rücken des Vorangehenden an, der sich anscheinend sehr interessiert umsah. Was suchte der Blonde denn bitte im Wald? Brauchte er etwa wieder Kräuter? Irgendwie glaubte das der Schwarzhaarige nicht. Immerhin hatte er schon recht viel hergestellt, was Medikamente betraf. Natürlich könnte der Blonde noch mehr machen wollen, aber so schätzte er seinen früheren Kollegen auch wieder nicht ein und damit hatte er recht.

Deidara hatte bereits alles hergestellt, was er für schnelle Einsätze brauchte und war nicht auf neue Kräuter aus. Er suchte viel mehr einen geeigneten Platz, wo er ungestört mit den Waffen üben konnte. Es sollte daher ein möglichst abgelegener Waldteil sein. Natürlich konnte er sich die ganze Suche auch einfach ersparen und Itachi fragen. Der kannte sich hier schließlich aus und wusste sicher einen passenden Ort. Allerdings würde er es wahrscheinlich auch Tsunade melden, außerdem verzichtete er auf die Hilfe des Schwarzhaarigen gerne.

"Warum muss alles im Moment so kompliziert sein!", fauchte er in Gedanken gereizt und ging suchend weiter.
 

Nach einer Weile wurde es Itachi aber zu dumm. Er wollte endlich seine Schicht beenden, um sich um Sasuke kümmern zu können. Der lag immerhin noch immer flach, auch wenn das Fieber Dank Deidaras Medizin schon zurückgegangen war. Trotzdem wäre er zumindest am Abend gerne bei ihm und das ging aber nicht, solange der Künstler so in der Gegend herumlief.

„Was suchst du?“, fragte er schließlich.

„Das geht dich nichts an, un.“, antwortete Deidara abweisend, woraufhin der Uchiha innerlich seufzte. Er hatte nichts anderes von dem Blonden erwartet. Was hatte dieser bloß gegen ihn? Nun gut, er war schuld daran, dass er bei Akatsuki gelandet war, aber geschadet hatte es diesem nun auch wieder nicht, oder war es noch etwas anderes? Er wusste es nicht.

Aber egal, was es war, das lag nun alles mindestens drei Jahre zurück. Langsam konnte er wirklich aufhören, ihm gegenüber immer so trotzig zu sein, immerhin war er es bei Sasori auch nie gewesen. Diesen hatte er sogar mit Danner angesprochen. Wofür dieser diesen Titel verdient hatte, wusste Itachi nicht. Vielleicht hatte der Blonde ihn so angesprochen, weil der Puppenspieler ebenfalls ein Künstler war, aber das war eine reine Vermutung. Er sollte sich auch langsam wieder auf das Wesentliche konzentrieren, wenn er nicht die ganze Nacht in diesem Wald herumrennen wollte.

„Aber vielleicht kann ich dir helfen.“

Verwundert warf Deidara einen Blick nach hinten. Hatte ihm Itachi gerade wirklich seine Hilfe angeboten oder hatte er sich nur verhört? Ein Blick in dessen Gesicht und er wusste, der Schwarzhaarige hatte es wirklich gesagt. Was war denn bitte aus dem wandelten Eisschrank geworden?

„Ich brauche deine Hilfe nicht, yeah.“, meinte er trotzdem.

Irgendwie ging ihm sein ehemaliger Kollege langsam auf die Nerven. Musste er sich denn immer so stur stellen? Bei seiner Vergangenheit konnte er es ja noch verstehen, denn die war sicher nicht angenehm gewesen, denn sonst wäre er kein Nuke-Nin geworden, – Da gehörte eine schreckliche Kindheit schon zur Mindestausstattung. – aber deswegen brauchte er nicht immer gleich so abweisend zu sein.

Doch gerade als er überlegte, den Blonden einfach am Handgelenk zu packen und wieder ins Dorf zurück zu zerren, blieb dieser plötzlich stehen. Innerlich verwundert sah sich Itachi um. Was war denn hier so besonderes? Das war doch bloß ein ganz gewöhnlicher Waldteil mit Bäumen und Sträuchern, das fand man überall in dieser Gegend, ein wenig dichter war er vielleicht, das war aber schon alles. Dennoch wirkte der Künstler zufrieden, denn er lächelte leicht.

Im nächsten Moment hatte er auch schon auf dem Absatz kehrt gemacht und ging zum Dorf zurück. Toll, was hatte sich das eigentlich gebracht?

Fire and Woods

Wieder in seinem Zimmer angekommen machte sich Deidara bettfertig. Von draußen konnte er hören, wie Kiba Itachi ablöste, doch das kümmerte ihn nicht wirklich. Er hatte keine Lust auf einen nächtlichen Spaziergang und so ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke. Wie sollte das nun weiter gehen? Seit er hier war, gab es ein Problem nach dem anderen. Zuerst der Kerker, dann Inos Ausbleiben, darauf Kiba und jetzt die Ninjas aus Iwa. Das Leben musste ihn wirklich hassen.

Seufzend schloss er kurz die Augen, um besser nachdenken zu können. Früher hatte er sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht, aber seit er hier war sorgte er sich um seine Zukunft. Er wusste nicht genau, warum, nur dass er noch nicht sterben wollte. Woran das lag, darüber konnte er später noch nachdenken. Wichtiger war, wie ging er diesen verdammten Ninjas aus dem Weg? Wenn es nur um die Straßen in Konoha-Gakure ging, konnte er ihnen sicher ausweichen, immerhin gab es mehr als nur einen Weg zu jedem Ort. Was ihn sorgte, war eher, was machte er, wenn sie in der Praxis auftauchten? Itachi hatte gesagt, sie sollten so weitermachen, wie bisher, das hieß, er musste nach wie vor jeden Tag zur Arbeit, mit Ausnahme Sonntags. Da hatte er schließlich frei. Morgen war Samstag, das hieß, seine Landsleute kamen vermutlich an seinem freien Tag an. So konnte er, wenn er Glück hatte, noch einen Tag hinauszögern. Vielleicht zogen sie dann bereits ab, er hoffte es.

Seufzend sah er kurz zu den Wänden, die er erst vor wenigen Tagen gestrichen hatte. Na wenigstens konnte er noch seine Kunstwerk sehen, bevor sie ihn bekamen. Mehr als einmal brauchte er es ohnehin nicht zu sehen.

Schließlich setzte er sich auf. Er musste sich etwas entspannen, sonst würde er noch durchdrehen. Darum nahm er sich den Block, den er sich gekauft hatte, und begann ein Bild zu zeichnen. Denn wo konnte er sich besser entspannen, als wenn er seine Kunst ausübte?

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als die Linien langsam eine Gestalt annahmen.
 

Schließlich war das Bild fertig. Es zeigte einen fliegenden Vogel, eines seiner Lieblingsmotive, auch wenn er mit Ton oder Lehm arbeitete. Jetzt musste er das Bild nur noch vernichten, damit es zu wahrer Kunst wurde. Wieder vermisste er seine Explosionen, mit denen es nun eindeutig schneller gegangen wäre, verdrängte seine Sehnsucht aber sofort wieder. Er musste halt eine andere Möglichkeit finden, auch wenn diese nicht ganz so spektakulär werden würde.

Seufzend erhob er sich und ging aus seinem Zimmer hinaus, den feindseligen Blick hinter sich ignorierend, und in die Küche, wo er sich eine Kerze und eine Packung Streichhölzer nahm.

„Was hast du denn damit vor?“, hörte er Kibas misstrauische Stimme hinter sich, doch er drehte sich nicht um. Er hatte heute nicht die Nerven dazu, sich mit diesem elenden Hundebengel zu streiten, auch wenn er durch das Zeichnen wieder etwas ruhiger geworden war.

„Das geht dich nichts an, un.“, antwortete er daher nur und ging an ihm vorbei in sein Zimmer zurück.

Kiba hingegen sah das ganz anders. Das war immerhin SEIN Dorf! Wenn dieser Verrückt in seinem Zimmer etwas anstellte, was seiner Heimat schadete, dann nur über seine Leiche!

Leise schlich er sich zur Tür, wo sein Hund Akamaru Stellung bezogen hatte. Er brauchte nicht einmal den Raum zu öffnen, um etwas zu sehen, er verließ sich einfach auf seinen Geruchsinn. Dieser meldete ihm auch sogleich einen leichten Brandgeruch, was wohl bedeutete, dass der Blonde die Kerze angezündet hatte, aber warum? Wozu brauchte er denn eine Kerze? Der Mond gab ihm doch sicher genug Licht, oder wollte er etwas lesen? Diesen Gedanken verwarf der Junge aber sofort wieder. Er war schließlich schon einmal in Deidaras Zimmer gewesen und da hatte er kein Buch gesehen, auch wenn er nur flüchtig hindurchgerannt war. Es könnte natürlich auch im Kleiderschrank gewesen sein, doch das bezweifelte er irgendwie.

Plötzlich wurde der Brandgeruch stärker. Im ersten Moment war der Junge starr vor Schreck. Zündete der Mann etwa das Zimmer an? Schnell löste sich seine Starre wieder und der Braunhaarige riss die Tür auf, um das Schlimmste noch zu verhindern. Doch zu seiner Erleichterung war das Zimmer heil. Nur ein total überraschter Blonder saß auf einen Stuhl und hielt einen Zettel mit einem Bild darauf in die lodernde Flamme der Kerze, die auf dem Schreibtisch stand. Von diesem kam wahrscheinlich auch der verstärkte Brandgeruch.

Deidaras Überraschung verwandelte sich schon bald in Wut. Wie konnte dieser Bengel es nur wagen, einfach so in seine Privatsphäre hinein zu platzen und sie mit seinem Hundegestank zu verpesten? Hatte er noch nie etwas von anklopfen gehört?

Aber wenn Deidara genauer darüber nachdachte, konnte das durchaus sein. Immerhin war er schon einmal einfach so in das Zimmer getrampelt. Außerdem war er nicht der einzige gewesen. Naruto verhielt sich genauso. Ob das in Konoha-Gakure so üblich war?

Aber selbst wenn, er würde das nicht dulden und schon gar nicht bei IHM!

„Was hast du hier zu suchen, hm?!“, fuhr er ihn an.

Der Junge zuckte bei dem plötzlichen Laut zusammen, was vor dem Künstler natürlich nicht verborgen blieb. Ein großer Fehler, da Deidara nun wusste, dass er ihn einschüchtern konnte. Allerdings sollte er auch da besser nicht zu weit gehen. Er hatte keine Lust, schon wieder zu Tsunade zu müssen.

„Hast du noch nie etwas von anklopfen gehört?!“, meinte er weiter.

Kiba musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht sofort aus dem Zimmer zu stürmen. Er wusste, dass er auf Deidara acht geben musste, und diesen Job wollte er auch gut machen, doch irgendwie hatte er trotzdem Angst, er würde ihn oder Akamaru einfach wegsprengen. Der Blonde durfte das zwar nicht, aber wer sagte denn, dass er sich an die Regeln halten würde?

Innerlich schmunzelnd beobachtete der Iwa-Nin, wie der Braunhaarige mit sich rang und schließlich mühsam wieder Haltung annahm. Der Junge war amüsant, dass musste er zugeben, trotzdem würde er es nicht dulden, dass dieser sich ihm gegenüber so respektlos verhielt und nicht einmal klopfte.

„Bekomme ich endlich eine Antwort, hm?“, unterbrach er die kurze Stille scharf und funkelte den Eindringling böse an.

Dieser hatte sich nun halbwegs wieder gefasst und sah den Mann kalt an.

„Was sollte das werden?“, antwortete er mit einer Gegenfrage, woraufhin Deidara verwundert die Augenbrauen hob. Er hatte keine Ahnung, von was der Jüngere sprach.

„Was sollte was werden, hm?“

„Na das?“ Kiba deutete auf den Zettel, dessen Rest sich gerade unter kleinen Flammen in Asche verwandelt hatte.

Nun sah auch Deidara hin. Was sollte damit denn sein? Er verbrannte doch nur sein Bild. Es war ja nicht so, dass er hier das Zimmer abfackelte. Plötzlich weiteten sich die Augen des Blonden etwas, als ihn die Erkenntnis kam, warum der Junge einfach so in sein Zimmer geplatzt war. Hatte er etwa geglaubt, er würde hier sein Zimmer anzünden? Für wie dumm hielt ihn dieser Möchtegernninja eigentlich?

Dass Kiba ihn anscheinend für so blöd hielt, sorgte nicht gerade für eine Besserung seiner Laune.

„Nach was sieht es denn aus? Ich gehe meiner Kunst nach und jetzt raus aus meinem Zimmer, yeah.“, zischte der Künstler bedrohlich leise und Kiba wollte dem auch im ersten Moment nachkommen, stoppte dann aber. Wenn er diesen Befehl befolgte, und es war eindeutig einer, würde der Blonde vermutlich glauben, sich alles mit ihm erlauben zu können. Darum blieb er stur stehen und wendete seinen Blick nicht von dem Mann ab, der seine Augen zu Schlitzen verengte.

„Worauf wartest du, hm?“

„Das werde ich nicht tun.“, antwortete der Junge.

„Was?!“ Deidara glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben. Was erlaubte sich dieser verdammte Köter eigentlich! Das war immer noch SEIN Zimmer, auch wenn er sich wünschte, es würde wo anders liegen. Glaubte er denn, dass er sich alles erlauben durfte, nur weil er ein „Gefangener“ war? Er hatte sich an einige Regeln zu halten und er musste als Arzt tätig werden, aber das war schon alles. Das bedeutete nicht, dass jeder in seine Privatsphäre hereinplatzen durfte, wie es ihm passte.

„Ich muss aufpassen, dass du nichts anstellst.“, rechtfertigte sich Kiba.

„Dann mach das gefälligst außerhalb, un!“

„Nein.“

Allmählich verlor Deidara wirklich die Geduld. Er sollte sich ja eigentlich ruhig verhalten, aber wenn der Bengel nicht bald aus seinem Zimmer verschwand, gesellte er sich zu seiner Liste von Ermordeten.

„Ich sagte, du sollst verschwinden! Um auf mich aufzupassen, musst du nicht hier sein, yeah!“

Der Braunhaarige musste nun wirklich überlegen, ob es klug war, den Mann noch weiter zu reizen. Dass er ihn in Stücke reißen würde, wenn er nicht bald verschwand, zeigte sein Blick nur zu deutlich. Aber konnte er das überhaupt? Irgendetwas musste ja sein, wenn Tsunade ihn laufen ließ. Er sollte ihr nach seiner Schicht kurz einen Besuch abstatten, wie er es schon einmal getan hatte, wegen Inos Eltern, die er zu überreden versucht hatte, das Mädchen frei zu lassen. Diese hatten sich aber quer gestellt, sodass er zu Tsunade gegangen war und es ihr berichtet hatte. Zwar hatte er erwartet, dass die Hokage selbst dort hin gehen würde und nicht dass sie Naruto damit beauftragte, aber das Ergebnis war dasselbe, und das war alles, was zählte.

Doch nun zurück zu Deidara. Er entschloss sich, lieber aus dem Zimmer zu verschwinden, bevor noch ein Unglück passierte.

„Na gut, aber wehe du stellst etwas an.“

Nach diesen Worten ging er aus dem Raum und knallte hinter sich die Türe zu.

Erschöpft griff sich der Blonde an die Stirn. Womit hatte er nur so eine Wache verdient. Dabei wollte er einem Streit mit ihm heute doch aus dem Weg gehen. Aber das vorhin konnte er wirklich nicht auf sich sitzen lassen. Er konnte es kaum mehr erwarten, Sasuke wieder an sich kleben zu haben. Dieser war zwar kühl, aber nicht im Geringsten so anstrengend.
 

Der nächste Morgen verlief ruhig. Kiba wurde wieder von Itachi abgelöst und Deidara machte für ihn auch gleich ein Frühstück mit. Danach gingen sie zu der Praxis, wo er so um die Mittagszeit Besuch von Ino bekam. Sie redeten eine Weile miteinander und Ino verschwand dann nach drei Stunden wieder, weil sie sich heute noch mit Sakura treffen wollte. Das Mädchen meinte, sie würde sie ihm irgendwann einmal vorstellen. Na ob das noch möglich war?
 

Dann brach schließlich der Abend an und Deidara packte seine Sachen zusammen. Seufzend sperrte er ab und wollte wieder einmal in den Wald gehen, um sich den Weg zu seinem „geheimen“ Trainingsplatz besser einzuprägen, als ihm Itachi eine Hand auf die Schulter legte. Erneut entkam ihm ein Seufzer. Der Schwarzhaarige wollte also, dass er mit ihm kam.

„Wohin, hm?“, fragte er leicht widerwillig.

„Zu meinem Trainingsplatz.“, antwortete der Uchiha knapp und ging dann voraus.

„Deinem Trainingsplatz? Warum soll ich da mit, hm?“

Darauf blieb der andere stumm.

„Itachi, ich habe dich etwas gefragt, un.“, meint der Künstler beleidigt, erhielt aber immer noch keine Antwort.

„Wenn du mich schon mitschleppst, könntest du mir wenigstens antworten, yeah.“, fauchte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er konnte es absolut nicht leiden, wenn man ihm nicht antwortete. Wenigstens ein „sag ich nicht“ oder „das geht dich nichts an“ könnte er von sich geben. Aber nein, der werte Herr schwieg lieber.

Itachi hingegen schmunzelte innerlich. Sein ehemaliger Kollege benahm sich manchmal wirklich kindisch. Dennoch blieb er stumm.
 

Nach einigen Minuten, mit den Wachen gab es natürlich keine Probleme, kamen die beiden auf einer Lichtung an, auf der bereits drei Personen warteten. Eine erkannte Deidara sofort: Es war Mia. Aber wer waren die anderen beiden? Die erste war ein Junge und sah Sasuke etwas ähnlich, fand er zumindest. Er hatte schwarze, kurze Haare, die ihm in wirren Strähnen ins Gesicht hingen. Seine stechenden, eisblauen Augen sahen kalt zu ihnen hinüber. Seine Kleidung war komplett schwarz.

Die andere Person war ebenfalls ein Junge. Er wirkte etwas bummelig und hatte orangefarbene, stachelige Haare. Seine grünen Augen sahen etwas verloren und naiv aus, wirkten aber auch sehr freundlich. Sein oranger Anzug schimmerte leicht in der Sonne, was wohl bedeutete, dass er Wasserabweisend war.

Mia war natürlich verwundert, ihn zu sehen, wäre er auch gewesen, wenn sein Sensei einfach irgendjemanden zum Training mitgeschleppt hätte. Mit einem kühlen Blick, den er ja schon von ihr kannte, kam sie zu ihm und begrüßte ihn freundlich.

„Hallo, Deidara-kun, was machen Sie hier.“

„Das musst du deinen Lehrer fragen, ich habe keinen blassen Schimmer, yeah.“, antwortete der Blonde darauf und sah Itachi wieder fragend an, in der Hoffnung, er würde jetzt endlich eine Erklärung abgeben, doch dieser blieb immer noch stumm.

Seufzend gab es Deidara auf, etwas aus ihm raus zu bekommen. Er würde es sowieso sehen.

„Sag mal, ist Itachi eigentlich immer so erklärungsfaul, hm?“, fragte er das Mädchen. Wenn dem so wäre, würde er wirklich gerne wissen, wer auf die bescheuerte Idee gekommen war, ihn zu einem Lehrer zu machen. Da musste er doch ständig Erklärungen abgeben und das garantiert mehr als nur einmal.

„Nein, überhaupt nicht. Im Training geht er richtig auf. Nur in der Öffentlichkeit redet er nicht gerne. Er ist eben ein stiller Mensch, aber das müssten Sie ja selbst wissen.“

Oh ja, Deidara wusste genau, wovon das Mädchen sprach. Itachi war wirklich sehr still, nahe an stumm, hätte er früher sogar gesagt. Nur hier war er allem Anschein nach, etwas gesprächiger geworden, obwohl er seine Fragen immer noch ignorierte.

„Ist das nicht der neue Arzt?“, fragte auf einmal der Schwarzhaarige und warf ihm einen kalten Blick zu. Wäre er nicht etwas zu jung dafür, hätte ihn der Künstler wirklich für Sasukes Zwillingsbruder gehalten.

„Ja, das ist er.“, antwortete die Blonde glücklich.

„Was hat der auf unserem Trainingsplatz zu suchen?“

„Setsuna, benimm dich.“, meinte sie empört und wendete sich dann wieder an Deidara, „Tut mir leid. Er hat einfach keine Manieren.“

„Schon gut, un.“ Er war es ja schon von Sasuke gewohnt. Die beiden ähnelten sich wirklich auf erschreckende Weise.

„Was soll dieses seltsame „un“?“, meldete sich Setsuna wieder zu Wort.

„Was ist daran seltsam, hm?“

„Und was soll nun dieses „hm“? Hast du einen Sprachfehler oder was?“

„Na und? Was geht dich das an, hm?!“, meinte Deidara nun doch etwas gereizt. Er konnte es nicht leiden, darauf angesprochen zu werden. Der Junge sollte sich lieber um seinen Kram kümmern.

„Ich entschuldige mich für seine Unhöflichkeit. Das ist Setsuna Sabara. Nehmen Sie es nicht persönlich, er ist zu jedem so.“, versuchte Mia die Situation noch zu retten, was ihr anscheinend auch gelang, denn Deidara gab noch ein letztes Knurren von sich und beachtete den Schwarzhaarigen dann nicht mehr.

„Und wer ist das, hm?“, fragte er schließlich und deutete mit einem Nicken auf den Orangehaarigen, der schüchtern mit seinen Fingern spielte. Ihm war es unangenehm, nun im Mittelpunkt zu stehen.

„Das ist Kira Himitsu.“

„Seid ihr fertig mit eurem Vorstellungsgespräch?“, ertönte nun die Stimme des Uchihas im Hintergrund. Itachi war es schon langsam leid zu warten. Immerhin waren sie zum Trainieren hier und nicht um ein Kaffeekränzchen zu halten. Deidara hatte er nur mitgenommen, weil er vermutete, dass er ihn noch brauchen würde, und außerdem hatte er bemerkt, dass der Blonde etwas brauchte, wo er seine überschüssige Energie loswerden konnte. Es wurmte ihn wirklich, dass er nicht sofort darauf gekommen war, als er im Wald an diesem abgelegenen Ort kehrt gemacht hatte, sondern erst spät in der Nacht. Eigentlich war es ja offensichtlich gewesen. Aber wenn er ihm hier zur Hand gehen würde, war das sicher auch nicht schlechter, als alleine im Wald mit Kunais herumzuwerfen.

„Ja, Sensei.“, antwortete das Mädchen schnell und die drei gingen zu ihrem Lehrer, um zu erfahren, was sie heute üben würden.

Seufzend setzte sich Deidara unter einem Baum und beobachtete die kleine Gruppe. Er verstand immer noch nicht, was er hier eigentlich sollte, doch es sah nicht so aus, als ob Itachi ihn einfach gehen lassen würde.

Schließlich schien die Besprechung beendet zu sein, denn die Gruppe ging auseinander. Die drei Schüler verschwanden im Wald, ihr Lehrer verweilte auf der Lichtung.

Kurz sah der Blonde den Teenagern nach, dann blickte er zum Himmel auf. Es wurde dunkel.

„Verpasst.“, dachte er sich leicht verärgert, behielt es aber für sich.

Dann kam der erste Zurück, oder in diesem Fall die erste. Mia hatte den Test als erster abgeschlossen. Deidara griff sich mit der Hand auf die Stirn. Das durfte doch nicht wahr sein. In den Händen hielt das Mädchen eine Giftschlange und keine ungefährliche. Was dachte sich Itachi bloß dabei, sie Schlangen jagen zu lassen? Und er musste dann wahrscheinlich auch noch ihre Wunden versorgen, sollten sie gebissen werden.

Das Mädchen überreichte die Schlange Itachi, der sie begutachtete. Dann nickte er zufrieden und stopfte das verängstigte Tier in einen Sack. Schnell band er diesen zu und schmiss ihn zu Boden, bevor die Schlange ihn beißen konnte. Ihr aufgebrachtes Zischen war noch eine ganze Weile zu hören.

Während dessen gesellte sich Mia zu Deidara.

„Hat es Sie erschreckt?“, fragte sie lächelnd.

„Die Schlange, un?“, fragte der Blonde nach, worauf die Schülerin nickte, „Nicht wirklich. Ich wusste, es musste einen Grund haben, warum er mich hier her schleppt, yeah.“

Gelangweilt sah der Mann gen Himmel. Die Sonne war nun endgültig untergegangen. Dieser verdammte Uchiha. Irgendwann würde er ihn dafür umbringen.

„Das glaube ich nicht.“, durchbrach Mia die Stille. Ihre Stimme hörte sich in der nächtlichen Ruhe so unnatürlich laut an, dass der Arzt fast glaubte, sie hätte geschrien. Doch ein Blick in ihr Gesicht zeigte ihm, dass dem nicht so war. Es war nur eine Feststellung gewesen.

„Itachi-Sensei macht diese Übung oft mit uns, auch wenn Sie nicht dabei sind.“, setzte das Mädchen fort.

„Und die Hokage erlaubt das, un?“

Ein verspieltes Lächeln zierte die Lippen der Blonden. Mehr brauchte sie auch nicht zu machen, Deidara verstand sofort. Sie hielten es vor den anderen geheim. Er wunderte sich nicht, denn das war eigentlich ein sehr gefährliches Unterfangen. Natürlich wären die anderen dagegen, allen voran die Eltern. Nur, warum hatte Itachi ihn dann mit hierher genommen? Er könnte das hier doch ganz einfach der Hokage melden.

Der nächste kam aus dem Wald, dieses Mal Setzuna. Er hatte eine zwei Meter lange Königskobra in den Händen. Wo hatte er die denn aufgegabelt? Stolz präsentierte er sie Itachi, der anerkennend nickte.

„Auch wenn er es nicht zugeben will, er ist immer darauf aus, Itachi-sensei zu beeindrucken.“, erklärte das Mädchen ungefragt.

„Aha.“

Was sollte Deidara auch anderes darauf sagen. Es interessierte ihn nicht, was dieser Bengel wollte und was nicht. Er wollte nur schleunigst von hier weg, das wollte ER!

Schließlich tauchte nach ein paar weiteren Minuten auch noch der letzte von der Gruppe auf. Jede Schlange kam in einen eigenen Sack, die dann bei Seite gelegt wurden. Dann versammelten sich die drei Schüler um Itachi.

„Du auch!“, rief der Uchiha plötzlich Deidara zu, der nun doch überrascht war. War einer der drei gebissen worden? Er hatte nichts bemerkt.

Murrend stand er auf und ging zur Gruppe. Doch anstatt eines Berichtes, von welcher Schlange das Gift stammt und wo der Schüler gebissen wurde, reichte ihm Itachi ein paar Kunei, Shuricains und ein Katana.

Irritiert sah der Blonde abwechselnd die Waffen und Itachi an.

„Was soll das, un?“

„Du weißt doch, wie man damit umgeht, oder?“

„Das ist nicht das Problem hier!“, schnauzte ihn der Iwa-Nin an. Klar wusste er, wie man mit dem Zeug hier umging, nun gut, Katanas benutzte er normalerweise nicht und würde sich erst daran gewöhnen müssen, aber würde das nicht Probleme geben? Warum tat der Schwarzhaarige das? Was wollte er eigentlich von ihm?

„Gut. Hört mir alle gut zu. Heute wird Deidara mit euch ein paar Waffenkämpfe üben.“

„HÄ?!!“

Das durfte doch nicht wahr sein! Was redete dieser Mistkerl da?

„Es sind keine Jutsus erlaubt, verstanden?!“

„Hey! Entscheide das gefälligst nicht über meinen Kopf hinweg, un!“

„Wer will als erster?“

„Hey, ich rede mit dir, yeah!“

Also wirklich! Dafür hatte er ihn mitgeschleppt? Und dann ignorierte dieser Bastard ihn auch noch!

„Was hast du denn? Hast du etwa Angst zu verlieren?“, fragte Setsuna herausfordernd.

Deidara warf dem Jungen einen bösen Blick zu, wendete sich dann aber wieder an Itachi.

„Wie wäre es mit einer Erklärung, hm.“

Als Antwort warf der Schwarzhaarige Deidara die Waffen zu, die er eher als einem Reflex heraus fing.

„Es wird dir nicht schaden und besser als auf Bäume zu zielen ist es allemal.“

Kurz erdolchte der Iwa-Nin seinen Gegenüber noch mit Blicken, dann seufzte er. Itachi hatte ihn also durchschaut. Und gegen das Argument konnte er auch nichts sagen. Dennoch nervte es ihn, das zu machen, was der Schwarzhaarige wollte. Aber immerhin hatte er einmal eine Erklärung abgegeben.

„Das ist das einzige Mal, un.“, schnaubte der Blonde wieder etwas ruhiger und verstaute die Waffen in seinen Taschen und seinem Gürtel. Die weiße Kutte zog er aus, sie würde ihn nur behindern.

„Sag bloß, du willst wirklich gegen uns kämpfen.“, meinte Setsuna amüsiert und sah sich den Blonden von oben bis unten an. Er wirkte auf ihn eher schmächtig und nicht sehr gefährlich. Gut, das konnte man auch von Itachi behaupten, aber bei dem war es etwas anderes. Er arbeitete immerhin nicht als Arzt.

Nachdenklich sah Deidara den Jungen an. Dieser sah nicht nur aus, wie Sasuke, er benahm sich auch so. Das konnte ja heiter werden.

„Wenn du so gut bist, kannst du ja gleich als erster gegen mich kämpfen, hm.“, meinte der Iwa-Nin. Ihm gingen die frechen Sprüche des Jungen auf die Nerven. Der sollte sich bloß nicht so aufspielen, sonst erlebte er vielleicht noch eine böse Überraschung.

„Von mir aus.“, entgegnete Setsuna und trat nach vor, während die anderen beiden zurück wichen. Auch Itachi machte ihnen Platz. Schließlich wollte er nicht, dass ihn „aus Versehen“ ein Kunai traf. Dem Blonden würde er das zutrauen.
 

Deidara und Setsuna brachten sich in Kampfposition. Der Blonde wartete ab, was sein Gegner machen würde. Er wurde von Itachi trainiert, wer wusste schon, was er ihm beigebracht hatte.

Plötzlich rannte der Junge frontal auf ihn zu, in seiner Hand ein Kunai erhoben. Deidara machte sich auf einen Aufprall gegen sein Schwert gefasst, als Setsuna plötzlich hinter ihm auftauchte. Schnell stach er mit seiner Waffe zu und ins Leere. Mit einer lässigen Drehung war der Mann ausgewichen und stieß ihm lächelnd den Knauf seines Schwertes in den Rücken. Unsaft landete der Junge im Gras und rutschte noch etwas weiter, stieß sich dann aber vom Boden ab und landete zwei Meter vom Blonden entfernt auf seinen Flüßen. Mürrisch rieb er sich den Rücken. Die Barbie hatte Kraft. Das sah man ihr nicht an.

"War das schon alles, un?", fragte Deidara amüsiert grinsend. Der Kleine erinnerte ihn einfach so stark an Sasuke, dass er es nicht lassen konnte, ihn ein wenig zu pisaken. Das konnte er, wie erwartet, auch nicht auf sich sitzen lassen. Mit einem lauten "Na warte!" rannte er wieder auf den Iwa-Nin zu. Der hatte genau darauf abgezielt. Wenn er hier schon mitmischte, wollte er sich auch etwas bewegen.
 

Der Kampf dauerte kaum fünf Minuten,dann war er entschieden. Schnaubend ging Deidara wieder auf Abstand. Der Kleine war gar nicht so übel, für ein Kind, aber ohne Jutsus und vor allem alleine hatte er keine Chanze gegen ihn.

"Gut. Setsuna, komm her.", meinte Itachi, "Mia, du bist die nächste."

Gelassen lehnte Itachi an einem Baumstamm und sah den Kämpfen zu. Wie er es erwartet hatte, hatte Deidara nur wenig Probleme damit, seine Schüler zu besiegen. Er war sogar noch besser, als er ihn in Erinnerung hatte, zumindest im Umgang mit Waffen. Er musste in der Zeit zwischen des Akazukimassakars und seiner Gefangenehme viel geübt haben.

Schließlich war auch der letzte Kampf vorbei und Itachi besprach mit seinen Schülern die Fehler und Schwächen, die er entdeckt hatte.

Während dessen ging Deidara zu seiner Kutte zurück und hängte sich diese um. Lächelnd sah er kurz auf seine rechte Hand. Die Bewegung hatte wirklich gut getan, auch wenn sie ihn nicht ausgelaugt hatte. Dennoch spürte er das Adrenalin, das noch immer durch seinen Körper jagte. Es war herrlich.

"Deidara-kun, was machen Sie? Wir sind noch nicht fertig!", rief ihm Mia zu.

Verwundert sah der Blonde zu ihnen hinüber. Itachi nickte bestätigend. Der wollte immer noch was von ihm? Sie machten doch hoffentlich nicht weiter, bis er einen Schlag abbekam...

Seufzend entledigte er sich wieder seiner Kutte und hob die Waffen auf. Auch wenn er genervt tat, er war froh, noch etwas kämpfen zu können.
 

Noch bis spät in die Nacht hinein musste Deidara Itachi zur Hand gehen. Er kämpfte mit den Schülern zuerst einzeln, damit sie versuchen konnten, ihre Fehler zu minimieren, danach gegen alle drei gleichzeit, danach im Wald und schließlich noch mit Itachi als Partner. Am Schluss waren die drei Teenager ziemlich fertig und auch er war etwas außer atem. Das nervte ihn gewaltig, denn er hatte sich nicht so viel bewegt, dass es ihm etwas ausmachen sollte. Man merkte deutlich, dass er sich längere Zeit nicht mehr richtig bewegt hatte. Deidara musste das schleunigst nachholen, sonst konnte er seine Flucht vergessen.

"Kann ich endlich gehen, hm?", meine er schließlich, worauf Itachi nickte.

Seufzend ging Deidara zu seinen Sachen zurück. Er band sich seine Kutte um, ergriff seine Sachen und wartete, bis sein ehemaliger Kollege mit den Erklärungen fertig war und ihn zurück begleitete.
 

Vor der Eingangstür erwartete ihn bereits ein sehr mürrischer Kiba.

"Wo warst du so lange?!", fauchte er Deidara an, "Hast du wieder einen deiner unnötigen Spaziergänge unternommen?"

Genervt verdrehte Deidara die Augen. War es etwa seine Schuld, dass Itachi ihn mitgezerrt hatte? Aber der hielt sich natürlich fein aus der Sache heraus.

"Wenn du eine Antwort willst, dann frag doch diesen stummen Fisch hinter mir, hm.", knurrte der Mann und ging dann ohne ein weiteres Wort an Kiba vorbei. Er wollte nur noch schnell in sein Zimmer. Dort legte er dann seine Sachen ab und warf sich auf das Bett. Mürrisch sah er an die Decke. Morgen würden seine Landsleute kommen. Wann, das wusste er nicht, aber er sollte besser extra vorsichtig sein.

Gedanklich ging er schon einmal alle Fluchtwege im Dorf durch. Er kannte es zumindest besser als die kommenden Iwa-Nins. Somit hatte er eine Chanze, unentdeckt zu bleiben. Denn selbst wenn sie nicht wegen ihm gekommen waren, sie könnten von ihm hören. Seine Entlassung war noch nicht lange her und die Leute tuschelten.

Eine innere Unruhe packte ihn. Seufzend stand er auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen, denn still liegen konnte er einfach nicht mehr. So wehrlos zu sein machte ihm zu schaffen. Früher hätte er nicht groß darüber nachgedacht, wie gefählich es gewesen wäre, denn in einem Kampf dachte man nicht so darüber nach. Doch nun war das einzige, dass er machen konnte, weglaufen und auf Konoha-Gakures Schutz zu hoffen. Den würde er aber nicht bekommen. Die Tatsache, dass sie ihn hier aufgenommen hatten, reichte aus, um einen Krieg mit Iwa zu provozieren. Die Hokage würde ihn eher aushändigen, als eine Schlacht zu riskieren.

Schließlich setzte sich der Blonde auf den Boden und dachte nach. Sein Shakra war nicht zur Gänze blockert, aber bis zu ihrer Ankunft konnte er es nicht trainieren, sodass es ihm etwas brachte. Waffen alleine würden ihm auch nicht weiterbringen. Verstecken konnte er sich nicht ewig... Was blieb ihm noch?

The Ninjas Are Here

Der nächste Tag brach an und Deidara hatte immer noch keine Lösung gefunden. Seufzend sah er aus dem Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen konnte er nicht sehen, da sein Fenster in genau der anderen Richtung lag, doch er konnte sie anhand des kürzer werdenden Schattens erahnen. In dieser Nacht hatte er kaum ein Auge zu getan, daher war er etwas müde. Doch das war nichts. Als Ninja war man so etwas gewohnt.

Vor der Tür konnte er Kiba hören, der wegging.Itachi hatte ihn also abgelöst. Was er heute wohl tun sollte? Arbeit hatte er wenigstens nicht. Sollte er vielleich in seinem Zimmer bleiben?

Der Blonde seufzte. Das wäre langweilig. Außerdem, wenn sie ihn suchten, dann war das hier wohl einer ihrer ersten Aufsuchorte, gefolgt von seiner Praxis und vielleicht sogar Inos Haus.

Schließlich riss sich Deidara vom Fenster los und ging aus seinem Zimmer. Vielleicht sollte er im Wald noch ein paar Zutaten sammeln gehen. Zwar hatte er bereits genug gesammelt für die nächste Zeit, doch er würde seinen Landsleuten dort am wenigsten über den Weg laufen.

Im vorbeigehen schnappte sich der Nuke-Nin noch schnell seinen Korb, was schon fast eine Art Bestätigung war, was er im Wald beabsichtigte, dann ging er hinaus. Dass ihm Itachi folgen würde, bezweifelte er nicht, sollte er doch auf ihn aufpassen.
 

Es war kurz nach Mittag als die beiden Ninjas aus Iwa-Gakure bei der Hokage eintrafen und ihr einen Zettel überreichten. Ungerührt las sie in sich durch. Es ging nicht um Deidara, es gab andere Probleme. Scheinbar gab es verdächtige Bewegungen nahe Iwa und sie baten Konoha um Hilfe. Seit Itachis Zurückkommen nach Konoha-Gakure war so einiges passiert und die Clans waren sich etwas näher gekommen, zumindest nah genug, um Hilfe anzufordern und erwarten zu können, dass sie diese auch erhielten. Sie baten Konoha um ein paar gute Spione. Scheinbar stießen sie mit ihren Fähigkeiten an ihre Grenzen, dabei hatten sie durchaus fähige Leute unter sich.

Nachdenklich sah die Frau auf das Blatt. Sie würde ein paar Leute schicken, fragte sich nur wen? Naruto war auf Mission und Itachi bewachte Deidara. Sasuke lag mit einer Grippe im Bett...Shikamaru vielleicht? Sie würde auf jeden Fall drei mit schicken. Wen, das musste sie sich gründlich überlegen. Spionage und Informationsbeschaffung war etwas, das alle Ninjas konnten, doch hier war es ein besonderer Fall. Wenn Iwa-Gakure sie um Hilfe bat, war es nicht leicht, an Informationen zu kommen. Sie brauchte demnach wirklich fähige Leute in diesem Bereich. Sofort konnte sie das Team daher nicht zusammenstellen. Sie brauchte etwas Zeit.

"Übrigens, uns sind da noch ein paar ganz interessante Gerüchte zu Ohren gekommen.", sprach plötzlich einer der beiden Ninjas.

Innerlich seufzte Tsunade. Sie konnte sich schon denken, was nun kam. Äußerlich blieb sie aber ruhig. Sie hatte genug Zeit gehabt, um sich innerlich darauf vorzubereiten.

"Die wären?", fragte sie daher gelassen.

"Ihr sollt Deidara hier beherben, stimmt das?"

Fest sah sie der Mann an. Er wusste genau, was das bedeutete und sie wusste es auch. Deidara hier zu behalten könnte einen Krieg provozieren. Würde es so weit gehen, würde sie den Blonden ausliefern. Nur wegen eines Arztes gefärdete sie nicht ihr ganzes Dorf, zumindest in diesem spetiellen Fall. Dennoch wollte sie den Teufel nicht an die Wand malen. Deidara hatte sich all die Jahre nach der Zerschlagung ruhig verhalten und Iwa hatte nicht ausgibig nach ihm gesucht, selbst als er noch bei Akatsuki war. Außerdem hatte sie bereits etwas ähnliches durchgemacht. Das Schlimmste, was sie nun tun konnte, war lügen.

"So ist es.", sprach sie daher ruhig und wartete auf eine Reaktion.

Der Blick des Ninjas verfinsterte sich, doch er enthielt sich einer Antwort.

Nachdem auch nach zwei Minuten nichts kam, fuhr Tsunade fort: "Ich werde etwas Zeit brauchen, um ein Team zusammen zu stellen. Ich lade euch ein, bis morgen hier zu bleiben und euch zu erholen. Die Reise war sicher anstrengend."

Die zwei nickten dankend und verließen den Raum. Die Frau seufzte. Sie wusste doch, dass es Probleme geben würde...
 

Eine Wurzel nach der anderen fand den Weg in Deidaras Korb. Dazu gesellten sich auch noch einige Pilze, Knollen und Samen. Auf krautiges verzichtete der Blonde. Er war lange unterwegs und die Dinge sollten nicht verderben.

Nachdenklich sah er gen Himmel. Es war zwischen den dichten Bäumen zwar nur schwer zu erkennen, doch die Sonne hatte den Zenit bereits weit überschritten. Es war später Nachmittag.Ob er zurück sollte? Er war schon ziemlich weit gelaufen. Bis er in Konoha-Gakure ankam, war es bald dunkel, zumal er nicht beabsichtigte, sich zu beeilen. Außerdem war sein Korb voll. Es hatte also keinen Sinn mehr, weiter zu machen. Sollten die Ninjas nach ihm gesucht haben, hatten sie sicher aufgegeben, das hoffte der Blonde zumindest.

Deidara machte kehrt und sah dabei kurz zu Itachi. Dieser ging nach wie vor stumm hinter ihm her. Er hatte all die Stunden wortlos hingenommen. Vermutlich ahnte er, dass der Blonde versuchte, so eine Begegnung zu vermeiden.
 

Es verging eine ganze Weile, doch schließlich kam Konoha-Gakure in Sicht. Deidara machte eine leichte Biegung, denn das Eingangstor befand sich leicht rechts von ihm. Plötzlich hörte er etwas. Schnell ging er in Deckung. Rasche Schritte kamen immer näher. Sie schienen es sehr eilig zu haben.

Der Blonde zog sich noch ein wenig tiefer in das Gebüsch zurück. Die Blätter waren sehr dicht, sie würden ihn gut verbergen. Dennoch schlug das Herz des Künstlers bis zu seinem Hals.

Jetzt tauchten zwei Ninjas am anderen Ende des Weges auf und rannten in seine Richtung. Deidara kannte sie nicht, doch ihr Stirnband dafür umso besser. Sie waren aus Iwa! Das waren also die Typen?

Kaum dreißig Seknden später waren sie schon an ihm vorbei gelaufen, ohne ihn zu bemerken. Kurz wartete er noch, dann kam er aus seinem Versteck. Er hatte die beiden zwar nur kurz gesehen, doch das reichte ihm, um sich ihr Aussehen zu merken. Der eine hatte rote, schulterlange Haare gehabt. Rechts und links seines Gesichtes hatte er mit ihnen zwei Zöpfe geflochten. Von der Statur her war er in etwa so groß wie Itachi.

Der andere war ein Hühne von einem Mann gewesen. An die zwei Meter, würde Deidara schätzen. Sein Kopf war einbandagiert, doch was der Blonde erkennen konnte waren seine Augen. Er hatte selten so ein kräftiges Gelb gesehen. Nachdenklich legte der Künstler seine Stirn in Falten. Seines Wissens gab es in Iwa niemanden mit solchen Augen, denn solche Augen wären ihm aufgefallen. Vielleicht eine neue Familienlinie? Aber egal, was es war, die Ninjas waren hier! Er wusste nicht, was sie im Wald zu suchen hatten, aber er musste schnell zurück, bevor sie ihn vielleicht doch noch entdeckten!
 

Nur ungefähr eine halbe Stunde später lag Deidara endlich in seinem Zimmer, von dem er hoffte, dass die zwei es heute nicht aufsuchen würden. Das war wirklich so etwas von erniedrigend. Dass er wegen zwei Ninjas abhauen musste, es kratzte mächtig an seinem Stolz. Nun gut, er hätte sich vermutlich auch nicht gezeigt, selbst wenn sein Genkai funktioniert hätte, aber der Grund wäre ein anderer gewesen. Er hätte sich nicht einfach verkrochen, wie eine feige Ratte!

Deidaras Blick verfinsterte sich. Seine Gedanken trugen nicht gerade zur Besserung seiner Laune bei. Murrend setzte er sich auf und zog die Handschuhe aus. Nachdenklich betrachtete er die Vorrichtungen auf seinen Handflächen. Die Übelkeit hatte sich gelegt, aber seine Hände fühlten sich unruhig an. Ständig kauten sie auf dem seltsamen Kunststoff herum, ohne sich wirklich schließen zu können.

Die Ketten und Metallreifen behinderten ihn zwar nicht, aber sie waren ihm zumindest gefühlsmäßig im Weg. Er hatte sich gut genug im Griff, um nicht ständig daran herum zu fummeln, aber trotzdem....

Leise nahm er eine der Ketten zwischen seine Finger. Sie war recht dünn. Vielleicht konnte er sie mit einer Zange oder etwas ähnlichem durchschneiden. Ob das so einfach war? Deidara konnte es sich nicht vorstellen. Das wäre zu unvorsichtig. Außerdem bezweifelte er, dass er überhaupt so weit kommen würde, eine Zange an die Kette anzulegen. Sein Anhänsel würde das verhindern.

Genervt seufzend stützte sich Deidara mit den Armen am Bett ab und lehnte sich etwas nach hinten. In dem Moment blitzte etwas im Zimmer auf und die ganzen Wände begannen in verschiedenen Farben zu glitzern und zu funkeln.

"Es hat also funktioniert.", dachte sich der Blonde zufrieden lächelnd und betrachtete das Schauspiel. Jedes kurze auffunkeln der kleinen Splitter in der Wand wirkten wie kleine Explusionen. Es stimmte Deidara wieder etwas milder und er schaffte es, sich zu entspannen.

Dann war es wieder vorbei. Immer noch hielt das Lächeln des Künstlers an. Das war es! Ein kurzer Augenblick voller Schönheit, der einem für immer im Gedächtnis blieb! Dagegen war die Ewigkeit nichts. Wenn man etwas ewig sah, dann wusste man es gar nicht mehr zu schätzen...

Natürlich wusste Deidara, dass dies hier seiner Kunst nur wage nach kam. Immerhin fand dieses Schauspiel jeden Tag statt, wenn denn die Sonne schien, aber es kam ihr näher als manches andere. So ließ es sich in dieser Bruchbude doch gleich viel besser auhalten.

Nun doch wieder etwas besser gelaunt zog er sich seine Handschuhe wieder an und wartete dann, bis Itachi abgelöst wurde.

Confrontation

Am nächsten Morgen verließ Deidara bereits früher als sonst Narutos Haus, um zu seiner Praxis zu gehen. Er hoffte, so den Iwa-Nins noch eine Zeit lang zu entrinnen. Seinen gestrig gesammelten Vorrat hatte er auch dabei. Auch wenn es unnötig war, so konnte er ein paar Mittel daraus herstellen. So schnell verdarben sie nicht.

Plötzlich hörte er schnelle Schritte hinter sich. Der Blonde wollte noch zur Seite springen, da hatte man ihn schon gepackt und drückte ihn mit einem Unterarm fest an eine Hausmauer.

Deidara keuchte kurz vor Schmerz auf, fing sich aber schnell wieder. Kalt sah er den Mann an, der ihn gerade angegriffen hatte. Es war die vermummte Gestalt von gestern. Fest fixierte sie ihn mit ihrem Blick. Zwar konnte der Blonde es wegen der Verbände nicht sehen, doch sie schien zu grinsen. Ihre Augen hatten dieses verdächtige funkeln.

Furcht stieg in Deidara auf. Woher wusste er, dass er diesen Weg nehmen würde? Es gab mindestens fünf Wege zur Praxis. Verdammt!

Äußerlich blieb der Blonde ruhig. Jetzt Angst zu zeigen wäre nicht ratsam, auch wenn die Augen seines Gegenübers ihn geradezu durchbohrten. Sie waren wie die Augen eines Raubtieres, das seine Beute vor sich hatte und noch damit spielen wollte, bevor es es tötete. Ein eisiger Schauer lief Deidara über den Rücken. Dieser Kerl sollte sich bloß vorsehen! Das Beutetier würde sich wehren, so gut es konnte!

"Du bist also Deidara?", fragte eine tiefe Stimme unter dem Stoff hervor. Sie klang sehr belustigt. "Ich hätte nach den Gerüchten nicht so eine Barbie erwartet."

Er schnappte sich eine dicke Strehne von Deidaras Haar und zog kräftig daran. Ruckartig schnellte der Kopf des Blonden nach vor, der kurz schmerklich das Gesicht verzog. Dann sah er den Mann erneut kalt an. Sonst machte er nichts, er wehrte sich nicht und erwiderte nichts, auch wenn er den Drang verspührte, ihm so einiges an den Kopf zu werfen. Alledings brauchte er das nicht zu tun. Itachi war bereits neben den beiden aufgetaucht und hatte den Vermummten am Arm gepackt. Warnend sah er ihn mit seinen Sharingan an, woraufhin der Angreifer lächelnd zurückwich.

"Die Barbie hat also einen Bluthund.", witzelte er. Mittlerweile kam auch sein Partner aus dem Schatten hervor. Abschätzend sah er zu den beiden hinüber.

Itachi stellte sich vor Deidara hin, während dieser sich finster den Staub von der Kutte klopfte. Ihm passte es gar nicht, dass der Schwarzhaarige sich als Schutzschild zur Verfügung stellte. Und dieser riesige Kerl...wollte er ihn provozieren? Hidan hatte ihn auch oft als Barbie bezeichnet, wenn er wieder einmal Streit gesucht hatte, meistens erfolgreich. Doch mittlerweile fand er diesen "Spitznamen" nur noch langweilig.

Immer noch musterte der zweite Ninja sie. Abwechselnd sah er zwischen dem Blonden und Itachi hin und her.

"Ich habe von dir gehört, Ushiha-kun, und auch von deiner Begnadigung. Da hattest du wirklich Glück.", sprach er schließlich mit ruhiger Stimme.

Dann wendete er sich an Deidara. "Und du? Hat man auch um dein Leben gebettelt oder hast du es selbst getan?"

Die Tatsache, dass diese Frage eindeutig keine Provokation sein sollte, reizte den Blonden mehr als von Itachi beschützt zu werden. Was glaubte dieser Idiot denn? Dass er hier hereinspaziert war, sich auf den Boden geworfen hatte und gefleht hatte, sie würden ihn hier aufnehmen? Nein, ganz sicher nicht! Und wenn er es könnte, hätte er ihm längst den Kopf weggesprengt. Verdient hätte er es.

Deidara öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn aber kurzerhand wieder. Besser er sagte nichts, was er später bereuen könnte.

"Zunge verschluckt?", fragte der Größere provokannt, "Wenn dein Mund kaputt ist, nimm doch einen anderen."

Der Witz war lahm, aber er traf Deidara mehr, als er selbst erwartet hätte, erinnerte er ihn schließlich an seine missliche Lage.

"Wollt ihr etwas von mir, un?", fragte der Blonde betohnt ruhig. Die bisherigen Fragen überging er einfach mal. "Uns würde es nur einmal interessieren, wie es kommt, dass ein berüchtiger Attentäter hier aufgenommen wurde.", antwortete der Vermummte schmunzelnd. Er fand die ganze Situation hier eindeutig amüsant.

"Bin nicht der erste, un.", entgegnete Deidara und deutete auf Itachi. Deidara wusste selbst nicht genau, warum er aufgenommen worden war und es interessierte ihn nicht. Er musste mit der Situation klar kommen, der Rest war egal.

"Das ist wahr.", lachte der Mann auf, "Konoha-Gakure entwickelt sich allmählich zu einem Nuke-Slum."

Ein leichter Stoß mit dem Ellboden in die Rippen und der Große verstummte. Beschwichtigend hob er seine Hand, während der Kleinere ihm stechende Blicke zu warf. Dann wendete er sich wieder an Deidara.

"Tut mir leid, er hat einfach kein Benehmen.", sprach er ruhig, "Wir sind heute weder hier, um dich auszufragen, noch um dich zu töten. Wir waren legidlich auf den Nuke-Nin gespannt, der Iwa so viel Probleme bereitet hatte."

"Hm...", schnaubte Deidara kurz und ging dann ohne Abschied weiter. Itachi folgte ihm nach wenigen Sekunden. Der Schwarzhaarige war wirklich überrascht gewesen. Als Deidara plötzlich zu sprechen begonnen hatte, hatte er schon befürchtet, die Situation würde eskalieren, doch der Blonde war ruhig geblieben, auch wenn die letzte Geste als arrogant gewertet werden konnte. Doch die anderen beiden schienen ihm das nicht übel zu nehmen, denn sie verfolgten sie nicht.

Nachdenklich schweifte sein Blick zurück zu Deidara. Der Iwa-Nin war immer noch sehr angespannt. Er konnte das an seiner Haltung erkennen, auch wenn es kaum merklich war. Er war besser darin geworden, sich zurückzunehmen. Zur Zeit von Akatsuki war er nicht so beherrscht gewesen, auch von seinem Körper her. Man konnte viel leichter in dem Blonden ablesen, was in ihm vor ging. Jetzt war das nicht mehr so. Er hatte diese Anspannung vermutlich bemerkt, weil er ihn gut genug kannte.

Erst als sie die Praxis erreichten, ohne von den beiden Ninjas verfolgt zu werden, löste sich Deidaras Anspannung wieder komplet. Erleichtert atmete er auf und öffnete die Tür. Er hatte es überstanden, zumindest vorerst. Diese Beiden hatten keine feindlichen Absichten gehabt, auch wenn ihre "Begrüßung" ihm nicht geschmeckt hatte.

Leicht erschöpft stellte er den Korb mit den Heilpflanzen auf den Tisch und suchte sich einige Sachen zusammen. Er brauchte etwas, mit dem er sich ablenken konnte. Darum begann er sogleich, Pilze zu zerstückeln und in eine ölige Flüssigkeit zu streuen. Diese würde ihnen ihre Wirkstoffe entziehen und konservieren.
 

Bis in die späte Mittagszeit arbeitete Deidara an seinen Medizinen. Dann war es an der Zeit, etwas Essen zu gehen. Nachdenklich sah er auf die Uhr. Ino verspätete sich. Allerdings gab es ja noch den Nachmittag. Noch war es zu früh für Sorge.

Der Blonde packte seine Sachen zusammen und verließ mit Itachi das Gebäude. Wo er wohl essen sollte? Es gab einiges zur Auswahl. Vielleicht einmal die Rahmenbude? Von den Fertigpackungen hielt er zwar nicht viel, aber die Frischen waren nicht schlecht...

Kurzerhand machte er sich auf den Weg.
 

Die Bude befand sich mitten in der Stadt auf einer kleinen Handelsstraße. Viele andere Geschäfte befanden sich dort und es gab immer so viele Leute, dass das Vorankommen schwierig war, für die meisten zumindest. Deidara hatte damit kleine Probleme. Sobald er die Straßen im Dorf betrat, öffnete sich wie durch Zauberhand ein Weg vor ihm. Die Leute versuchten eiligst, ihm auszuweichen. Es war geradezu peinlich. Er fiel dadurch noch mehr auf, als ohnehin schon. Knurrend schritt er voran und kam schließlich zu dem Stand. Lautes Gemurmel drang zu ihm.

Grummelnd trat der Iwa-Nin ein. Schlagartig wurde es still, als hätte ein Orkan alles weggefegt. Gerade einmal das Brutseln und Zischen der Küchengeräte hieß ihn willkommen. Wachsam beobachteten die Leute, wie sich die beiden Männer an einen Tisch setzten und sich eine Speißekarte nehmen. Plötzlich war ihr Essen um so viel Interessanter geworden. Keiner sah mehr von seiner Schüssel auf.

"Oh bitte noch auffälliger...", dachte sich Deidara zünisch. Er konnte ja schon fast den Schweiß der Anstrengung in den Gesichtern der Gäste sehen, die versuchten, mit dem Essen nicht zu hudeln. Das war doch lächerlich... Er war zwar ein Nuke-Nin, doch er war weder unbewacht, noch würde man ihn frei herumlaufen lassen, wenn er etwas anstellen könnte. Aber vielleicht wollten sie ihm damit auch nur zeigen, dass sie ihn hier nicht haben wollten.

"Waren die bei dir damals auch so, hm?", fragte Deidara, während er die Angebote überflog.

"Ähnlich.", antwortete Itachi knapp und sah zu den Angestellten hinüber. Es würde wohl keine kommen, um ihre Bestellung entgegen zu nehmen, sie waren zu verängstigt. Innerlich musste Itachi seufzen. Es erinnerte ihn wirklich an seine Anfangszeit. Die Leute mussten sich erst an das neue Akatsukimitglied in ihrer Nähe gewöhnen.

"Sag mir, was du haben willst. Ich gebe die Bestellung ab.", bot der Schwarzhaarige an.

Kurz sah Daidara von seiner Karte auf und musterte ihn mit abschätzenden Blicken. Dass der Ushiha das von sich aus anbot...unglaublich. Allerdings...

Er sah zu den Kellnerinnen hinüber, die sogleich übereifrig damit begannen, Kunden zu bedienen. Der Blonde seufte.

"Ramen mit Huhn und Gemüse, un."

Sein Kollege nickte und ging.
 

In dem Moment ging die Tür auf und Ino kam herein gestürmt. Keuchend sah sie sich im Raum um. Irritiert und etwas besorgt stand Deidara auf.

"Ino, was ist passiert, un?"

Dadurch machte er das Mädchen auf sich aufmerksam. Sogleich rannte sie zu ihm hinüber und näherte sich mit ihrem Gesicht mit so viel Schwung seinem, dass er beinnahe auf seinen Sitzplatz zurückviel, um einen Zusammenprall zu vermeiden.

"Ich habe davon gehört.", sprach sie schließlich und suchte hektisch seinen Körper ab.

"Hä?!", war das einzige, was Deidara dazu sagen konnte. Wovon redete das Mädchen und was machte sie überhaupt?

Schnell packte er sie an den Schultern und drückte sie sanft, aber bestimmt von sich. Die Blonde machte ihn schon ganz nervös.

"Komm herunter, un.", meinte er, "Und jetzt noch einmal von forne. Was ist los, hm?"

Ino atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. Deidara ging es ja augenscheinlich gut, somit musste sie sich keine Sorgen machen, oder? Und er wäre auch nicht hier, wenn es ihm schlecht ginge, oder? Doch trotz dieser Erkenntnis beruhigte sich ihr Herzschlag nur langsam.

"Ich habe gehört, dass dich die Iwa-Nins...", begann sie.

"Ach daher weht der Wind, hm.", unterbrach sie Deidara. Er konnte sich den Rest bereits denken, also musste sie nichts weiter reden.

"Sie haben mir nichts getan, un.", spracht er ruhig weiter und bot Ino an, sich neben ihn zu setzen.

Erleihtert von der Aussage kan sie der Aufforderung nach und setzte sich. Natürlich wollte sie sofort wissen, was vorgefallen war und so musste Deidara ihr die Geschichte erzählen.
 

Itachi beobachtete das Treiben der beiden, während er auf die Bestellungen wartete. Ab und zu begannen einige Leute zu tuscheln. Ohne Zweifel ging es um Ino, die so unbeschwert mit dem Nuke-Nin reden konnte. Zuerst war das Thema ja dieser eine Vorfall mit den Ninjas aus Iwa gewesen, doch nun unterhielen sie sich über Kräuter und Wurzeln. Itachi war längst ausgestiegen. Diese ganzen Namen und Wirkstoffe sagten ihm gar nichts. Ino hingegen schien regelrecht an seinen Lippen zu hängen. Im Gegenzug erklärte sie ihm, wie Medizinninjas diese Probleme lösten.

Langsam schien sich die Atmosphäre in dem Laden etwas zu entspannen. Ein paar Leute begannen wieder leise Gespräche, die sich zumeist um die zwei Blonden drehten. Itachi war sich sicher, dass Deidara das mitbekommen hatte, es aber ignorierte.

Schließlich war ihr Essen fertig und Itachi brachte es zu Tisch.
 

"Du hast eine Mission, un?", fragte Deidara und legte seine Stirn leicht in Falten. Nachdem sie Ino auch etwas besorgt hatten und eine Weile gegessen hatten, erzählte das Mädchen, dass sie für ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen, weg sein würde. Dem Blonden schmeckte diese Nachricht überhaupt nicht. Er machte sich doch schon Sorgen um sie, wenn sie ihn nur zwei Tage nicht besuchen kam und jetzt war sie sogar außer Reichweite. Außerdem führte sie die Mission ausgerechnet nach Iwa...

"Mach dir kleine Sorgen. Ich bin nicht alleine und ich bin nicht schwach.", versuchte Ino ihn zu beruhigen, doch es klappte nicht wirklich. Deidara wusste, dass Ino nicht schwach war, sie war immerhin Shonin, somit musste sie etwas können, abgesehen von ihren Fähigkeiten als Medical-Nin. Dennoch, er erinnerte sich noch gut an den Bauern im Dorf. Das war nur ein normaler Mensch gewesen, wenn auch ein sehr kräftiger. Trotzdem hatte er ihr helfen müssen. Wenn die Angst sie wieder so lahm legt, wer beschützte sie dann? Dieser Kiba vielleicht? Der ließ sich sogar von ihm einschüchtern und er war wehrlos! Nun gut, das wusste er nicht, aber trotzdem...

Deidara konnte es nicht verhindern, dass er sich bereits jetzt zu sorgen begann. Er war wirklich zu einem Weichei mutiert.

"Wann musst du los, hm?", fragte er schließlich.

"Heute Abend.", antwortete Ino. Sie bekam von Deidaras Sorgen nichts mit, zeigte er sich nach Außen hin ruhig.

"Komm vorher noch in meiner Arztpraxis vorbei, un.", meinte er und aß dann weiter. Ganz unvorbereitet würde er sie nicht gehen lassen.
 

Ino tat, was Deidara von ihr verlangt hatte. Eine Stunde vor ihrem Aufbruch besuchte sie den Blonden noch in der Praxis.

"Hier bin ich.", begrüßte sie ihn lächelnd, woraufhin ihr der Mann sogleich etwas zuwarf. Verwundert sah sie den Gegenstand an. Es war eine Dose mit einer würzig riechenden Salbe darin. War das eine Wundsalbe?

"Deidara, danke, aber ich bin Medical-Nin. Ich..."

"Die ist für Gifte,un.", unterbrach er sie. Natürlich wusste er, dass sie Wunden einfach mit ihrem Chakra behandeln konnte, er war nicht dumm. Gifte waren aber etwas anderes.

"Du gehst auf eine Mussion, bei der du nicht weißt, auf wen oder was du triffst. Du solltest besser gut vorbereitet sein, yeah. Diese Salbe wird die Wirkung von außen wirkenden Giften abschwächen. Manche Gifte neutralisiert sie sogar, un."

Auf Inos Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Deidara machte sich immer viel zu viele Gedanken um sie. Wenn er bei anderen bloß auch so wäre. Aber sie schätzte, das würde noch kommen. Er würde sicher irgendwann auftauen.

"Danke, Deidara.", sagte sie schließlich. Sie war immer noch der Meinung, dass sie die Salbe nicht brauchte, doch dem Mann zuliebe würde sie sie mitnehmen. Schaden konnte es ja nicht.

Der Blonde nickte.

"Pass auf dich auf, un. Die beste Medizin ist diejenige, die man nicht braucht..."

"Du klingst gerade wie ein alter Mann.", schmunzelte Ino amüsirt, hob aber die Hand, bevor Deidara etwas erwidern konnte, "Ich werde auf mich aufpassen."

"Das will ich dir auch geraten haben, hm.", knurrte Deidara. Ihm passte es gar nicht, als alter Mann bezeichnet zu werden. Außerdem hatte er das Gefühl, das Mädchen unterschätzte die Situation. Sie würde nicht alleine sein und als Medical-Nin eher im Hintergrund agieren, aber das hieß nicht, dass sie außer Gefahr war.

"Ich mach mich dann auf den Weg. Pass bitte auch auf dich auf, während ich weg bin.", sprach die Blonde weiter, woraufhin Deidara genervt schnaubte, dann aber nickte.

Sie winkte noch kurz zum Abschied, dann war sie verschwunden.

The Mission

Die nächsten Tage vergingen für Deidara nur schleppend. Unruhig wanderte er im Dorf herum und versuchte sich mit seiner Arbeit abzulenken, doch er hatte nach wie vor nicht viel zu tun, was zur Folge hatte, dass es nicht lange dauerte und seine Gedanken schweiften wieder zu Ino ab. Er fühlte sich schon fast wie ein Vater, dessen Tochter das Haus verließ. Ja, das traf dieses Gefühl wohl noch am ehesten. Daher sehnte er jeden Tag die Übungsstunden mit Itachi und seinen Schülern herbei. Da konnte er wenigstens für ein paar Stunden abschalten.

Seufztend ließ er sich in seinem Zimmer auf den Stuhl sinken. Ihm war echt nicht mehr zu helfen. Was hatte dieses Mädchen mit ihm angestellt? Das war doch nicht mehr normal!

Nachdenklich sah er aus dem Fenster, wo die Sonne zwischen den Häusern verschwand. Es war schon fast eine Woche her, seit Ino aufgebrochen war. Iwa hatte sie sicher längst erreicht und ihre Mission begonnen. Hoffentlich ging alles gut...
 

Staunend sah sich Ino um. Das war also Iwa-Gakure. Es war wirklich beeindruckend, so vollkommen anders als Konoha-Gakure. Die Bauten waren aus massivem Stein und liefen spitz nach oben, wie schroffe Felsen. Es passte sich wirklich gut an die felsige Berglandschaft an, die das Dorf umgab. Ein paar wenige Wasserfälle sorgten im Hintergrund für ein angenehmes Bild.

"Hier kommt Deidara also her.", dachte sich Ino lächelnd. Sie wollte schon immer mehr über Deidara erfahren und hier hatte sie nun endlich die Chanze dazu.

"Folgt uns, bitte.", sprach der kleinere der beiden Ninjas zu ihnen. Außer ihr waren noch fünd weitere Ninjas mitgeschickt worden. Einer davon war Naji, denn Tsunade war sich sicher, dass seine Augen benötigt werden würden, die anderen vier waren Anbus, mit denen Ino noch kaum kontakt hatte. Sie kannte gerade einmal ihre Namen, aber von ihren Fähigkeiten wusste sie nichts.

Sie selbst sollte sich um eventuell Verwundete kümmern und Nachrichten überbringen, um sie am Laufenden zu halten.

Die zwei brachten sie zu dem höchsten aller Gebäude. Das Mädchen hatte schon davon gehört. Das war der Kageturm. Hier würde sie den Tsuchikage kennenlernen und auch mehr über ihre Mission erfahren.

Die Blonde musste einmal tief durchatmen. Die ganze Reise war nichts gewesen, doch nun spürte sie langsam Nervosität in sich aufkommen. Was würde sie wohl erwarten? Der Gang, durch den sie nun wanderten, kam ihr plötzlich so ehlend lang vor.

Schließlich erreichten sie den Raum, des Tsuchikages. Leise traten sie ein und warteten. Der Tsuchikage saß hinter seinem Schreibtisch und kritzelte gerade etwas auf einen Zettel. Er schien sie nicht einmal bemerkt zu haben, so versunken war er darin. Das nutzte Ino sogleich, um ihn genauer betrachten zu können.

Der Kage dieses Dorfes war recht klein, fand sie. Er reichte ihr vermutlich bis zur Brust und der Jüngste war er auch nicht mehr. Seinen Kopf zierte eine Glatze umrahmt vom weißem Haar. Eine dicke Knollennase und ein weißer Schnauzbart ließen ihn weise wirken. Ino kam nicht herum, ihn mit den Karatemeistern aus diversen Romanen zu vergleichen.

Einer der Iwa-Nins räusperte sich und sorgte so für Aufmerksamkeit. Verwundert sah der Mann auf und musterte sie eingehend.

"Ihr müsst die Gruppe aus Konoha sein.", sprach er mit rauer Stimme, "Ich danke euch, dass ihr so schnell gekommen seid."

Er nahm einen Zettel an sich.

"An der Grenze von Iwa und Ishi sind fremde Krieger, Ninjas, so nehmen wir an, gesehen worden. Zeitgleich begannen hier und auch im Nachbarland Leute zu verschwinden. Die Wahl scheint dabei ausschließlich auf Ninja zu fallen. Sonst gab es zwischen den Personen keinen Zusammenhang. Wir haben versucht ihrer Färte zu folgen, scheiterten bis jetzt allerdings."

Man konnte sehen, wie der Mann bei dem letzten Satz seine Zähne zusammenpresste. Ihm passte es scheinbar überhaupt nicht, dass sie nicht weiter kamen, verständlicherweise. Wenn Ninjas aus Iwa, Leute seines Dorfes, verschwunden waren, schäumte er innerlich vermutlich vor Wut und er machte sich auch nicht einmal die Mühe, das gut zu verbergen.

Jeder von ihnen bekam noch einen Zettel mit den Informationen. Viele waren es wirklich nicht. Man kannte weder Größe und Statur, noch Waffen oder Fähigkeiten von ihnen. Sie tappten quasi noch vollkommen im Dunklem.

"Heute dürft ihr euch noch ausruhen.", meinte der Mann weiter, "Ihr seid sicher erschöpft von der Reise. Doch morgen muss ich euch bitten, mit den Untersuchungen zu beginnen. Die Zeit drängt."

Er wollte sie gerade wegschicken, als der kleine Iwa-Nin zu ihm nach vor trat und ihn etwas ins Ohr flüsterte. Verwundert hoben sich die buschigen Brauen des Kages, der dann skeptisch zu ihnen hinüber sah. Ino ahnte Übles, doch der Mann sagte nichts. Sie durften sich zurückziehen.

Erleichtert atmete Ino auf, als sie endlich wieder aus dem Kageturm heraußen war. Die Luft war drinnen plötzlich so schwer geworden. Diese Geheimniskrämerei...Es ging sicher um Deidara, sonst gab es keinen Grund dafür. Hoffendlich taten sie ihm nichts!
 

Am nächsten Morgen machten sich Ino und ihre Gefährten wieder auf den Weg zur Grenze. Begleitet wurden sie dabei von einem Anbu aus Iwa und den Färtenleserteam. Langsam wandelte sich wieder die Landschaft und es begannen kleine Bäume und Sträucher auf dem Fels zu sprießen. Dennoch, trotz immer üppigerer Vegetation, blieb das Landschaftsbild mit Felsen gespickt, als wuchsen sie wie Bäume aus dem Boden.

Schließlich erreichten die Ninjas ihren Zielort. In einem besonders dichten Waldteil trafen sie sich mit einem anderen Trupp.

"Wie sieht es aus?", fragte ihr Begleiter nach einer knappen Begrüßung.

"Kuro hat es erwischt.", meinte der Anführer der kleinen Gruppe bitter. Die Mienen aller verfinsterten sich. Selbst die von den Ninjas aus Konoha.

"Das hieß...", begann Ino ihre Gedanken zu spinnen, "...dass sie wussten, dass sie hier waren. Das machte die Mission nicht gerade einfacher."

Alledings hatten sie keine Ahnung, dass dieses Mal auch Ninjas aus Konoha dabei waren. Das könnte ihr Vorteil sein. Zu dem Schluss war wohl auch der Tsuchikage gekommen und hatte nach ihnen schicken lassen.

Die weiteren Informationen beinhalteten nicht viel Neues. Die Ninjas tauchten plötzlich auf und verschwanden genauso plötzlich wieder. Die Ninjas vermuteten, dass ein Genkai dahinter steckte, eines, das vielleicht noch gar nicht bekannt war. Außerdem schienen sich die Ninjas weiter zu bewegen Richtung Konoha.

Itachis secred

Die Wochen verstrichen und Ino war immer noch nicht von ihrer Mission zurück. Gelangweilt sah Deidara aus dem Fenster und beobachtete ein paar Kinder, die ausgelassen auf der Straße spielten. Es war sein freier Tag, aber er wusste sich irgendwie nichts mit seiner Freizeit anzufangen. Außerdem machte er sich Sorgen. Das Mädchen hätte ihm doch wenigstens einmal schreiben können. Passiert war vermutlich nichts, denn dann hätte er davon gehört. Zumindest hoffte er, dass man ihn darüber informieren würde.

Seufzend ging er vom Fenster weg. Sich hier zu vergraben brachte auch nichts. Er sollte wirklich hinaus gehen. Mittlerweile kannte er das ganze Dorf zwar wie seine Westentasche, doch vielleicht brachte ihn das ja auf andere Gedanken...

Brummend ging Deidara aus der Tür und machte sich auf den Weg hinaus. Itachi ignorierte er dabei einfach, wie meistens. Er hatte sich mittlerweile an sein Anhängsel gewöhnt und es störte ihn schon gar nicht mehr. Dennoch blieb er wachsam, denn sollte sich auch nur irgendeine Möglichkeit ergeben, dann würde er sie nutzen. Sein Shakra konnte er wieder etwas besser kontrollieren. Es war immer noch anstrengend und es hielt nicht lange, doch niemand rechnete damit, somit war es trotzdem eine wirksame Waffe. Sein Training vor den verdammten Sharinganen geheim zu halten war aber nicht einfach. Er hatte es bis jetzt geschafft, es in einer dunklen Ecke seines Zimmers zu Meditieren, um sein Shakra zu konzentrieren. Schon früher hatte man ihm so ein Training eingetrichtert, wo er sein Shakra konzentrierte aber auch gleichzeitig unterdrückte, damit man ihn nicht so leicht fand. Jetzt zahlte es sich aus. Noch hatten die Ushihas nichts bemerkt, doch wenn sein Training länger wurde, war es nur eine Frage der Zeit.

Leicht verzog der Blonde das Gesicht. Früher....er dachte nicht gerne an seine Kindheid zurück, es senkte seine Laune extrem.

Ziellos streifte er durch die Gassen und sah ab und zu in die Auslagen diverser Läden. Er wollte nichts kaufen, aber vielleicht gab es irgendwo etwas Interessantes.

In dem Moment entdeckte er jemanden in einem Gasthof sitzen.

"Was, jetzt schon?", dachte sich Deidara verwundert, denn dieses weißblonde Haar war einfach unverkennbar. Was machte Tsunade bereits so früh in einem Gasthof? Nun gut... Was sie machte, konnte der Mann sich denken, aber echt... Erst neulich musste er ihr ein Mittel gegen ihren Kater mischen. Hatte sie nichts daraus gelernt?

Die Frau schien ihn auch schließlich zu bemerken, denn sie hob das Gesicht an und winkte ihn lächelnd zu sich. Deidara schnaubte, kam der Aufforderung aber nach. Seit er das Mittel gegen Kater für sie mischte, war sie ungewohnt freundlich zu ihm. Das fühlte sich fast schon eigenartig an. Allerdings färbte dieses offene Verhalten allmählich auf die anderen Bewohner ab. Zumindest trauten sich die meisten Kellnerinnen mittlerweile, ihn zu bedienen und auch in den Läden wurde er begrüßt, wenn auch leicht eingeschüchtert. Das war schon einmal eine gute Entwicklung. Außerdem hatte er etwas mehr zu tun. Zuerst waren es ja nur Naruto und Itachis Schüler gewesen, die ihn ab und zu aufgesucht hatten, aber nun ließen sich auch andere Leute in seiner Praxis blicken, vor allem bei Kranzheiten und Giften. Seine Mittel waren wirksamer, als die der Medizinninjas und das hatte sich scheinbar herumgesprochen. Trotzdem lenkte ihn das nur wenig von seiner Sorge um Ino ab.

Deidara ließ sich mit einem gelangweilten "Hatte ich Sie nicht erst neulich vor dem Zuvieltrinken gewarnt, hm?" auf der anderen Seite des Tisches nieder und rutschte noch etwas hinein, damit Itachi sich auch setzten konnte.

Die Frau lachte leise bei der Aussage.

"Schon ganz der Arzt, was?", meinte sie amüsiert und goss noch etwas von dem klaren Getränk in ihre Schale, "Ich hatte ein paar stressige Tage. Gönn mir doch etwas Entspannung."

Genießend nahm sie ein paar Schluck.

Deidara konnte darüber nur den Kopf schütteln. Er wusste, sie würde nicht auf ihn hören, aber so konnte sie ihm wenigstens nicht vorwerfen, nichts gesagt zu haben. Nachdenklich sah er auf den Tisch. Es standen bereits drei Sakeflaschen darauf. Die Frau trank wirklich viel zu viel. Gegen eine Flasche war ja nichts einzuwenden aber es war nicht einmal Mittag...

"Haben Sie eine Nachricht von Ino erhalten, un?", fragte der Mann schließlich. Die Sorge um sie zerfraß ihn langsam. Am liebsten würde er ihr hinterher rennen, auch wenn er wusste, dass er ihr momentan vermutlich nur im Weg war.

"Leider nein.", seufzte die Frau und nahm einen kräftigen Schluck. Dabei sah sie wie gebannt auf Deidara, dessen Blick nun zum Fenster ging, genau in die Richtung, in der der Ausgang des Dorfes lag. Machte er sich so große Sorgen?

"Sie bedeutet dir wohl viel." Es war eine Feststellung, keine Frage. Ihr war es auch schon aufgefallen, dass diese beiden einen besonderen Drat zu einander hatten. Zwar war der Blonde überraschend freundlich und normal zu den anderen Bewohnern, aber auch distanziert. Bei Ino gab es das nicht.

"Hm...", schnaubte sie der Iwa-Nin an. Gut, das war zwar keine richtige Antwort, aber dennoch Bestätigung genug.

Lächelnd wollte sich Tsunade nachschenken, doch einmal abgesehen von ein paar Tropfen kam nichts heraus.

"Ahh...schon wieder alle.", maulte die Hokage und rief eine Kellnerin zu sich, "Noch eine Flasche und zwei weitere Sakeschalen bitte."

"Ich will nichts trinken, un.", meinte Deidara sofort finster, was Tsunade aber nur ein leichtes Lächeln entlockte.

"Ein, zwei Schalen werden schon gehen. Heute ist dein freier Tag und es hilft etwas gegen die Sorgen."

Die Sakeflasche wurde gebracht und die Frau goss dem Blonden etwas von dem warmen Getränk in die Schale. Dann hielt sie ihm diese hin.

"Außerdem ist dieser Sake wirklich wunderbar."

Kurz zögerte Deidara noch, nahm die Schale aber dann doch entgegen. Eine Schale war schon in Ordnung. Vielleicht half es ja wirklich.

Vorsichtig nippte er kurz daran, während Itachi nun auch eine Schale gereicht bekam. Verwundert sah der Künstler auf die klare Flüssigkeit herab. Dieser Sake war wirklich gut. Man musste kein Kenner sein, um das beurteilen zu können. Solchen Sake hatte er sonst noch nirgends bekommen. Überhaupt, was hatte so ein edler Tropfen in so einem Gasthof zu suchen? Der musste doch teuer sein.

"Köstlich nicht wahr? Dieser Sake wird hier in Konohegakure gebraut und nur hier verkauft.", schwärmte die Frau, während sie genießend einen Schluck trank.

"Ist das so, un?", fragte Deidara, "Ich habe hier keine Reisfelder bemerkt."

Eigentlich dachte er, er kannte die Umgebung bereits. Reisfelder waren groß. Hätten sie ihm nicht auffallen müssen?

Stumm nippte Itachi an seiner Schale. Sein Inneres begann sich allmählich zu verkrampfen. Ihm gefiel es gar nicht, in was für eine Richtung sich das Gespräch entwickelte.

"Ja, sie sind wirklich nicht leicht zu finden. Der Sakehersteller hat sie gut versteckt.", schwatzte die Frau weiter.

"Der Sakehersteller? Wer ist das, un?", fragte Deidara interessiert und nahm dieses Mal einen etwas größeren Schluck. Dass in einem Ninjadorf Sake hergestellt wurde, war schon etwas Ungewöhnliches. Und der hier war wirklich nicht schlecht. Ein Wunder, dass deswegen noch niemand gekommen war.

"Jemand ganz besonderes, aber das ist ein Geheimnis.", sprach Tsunade heiter und zwinkerte Itachi zu. Dessen Blick verfinsterte sich schlagartig, während er neben sich plötzlich ein lautes Husten hörte. Deidara hatte sich an seinem Sake verschluckt. Natürlich war ihm diese Geste nicht entgangen, er war Eliteninja. Der einzigen, der anscheinend nicht auffiel, wie offensichtlich das war, war Tsunade selbst, die sich wieder großzügig nachschenkte. Wenn sie getrunken hatte, war sie wirklich nicht mehr zu gebrauchen.

Schließlich hörte der Husten neben ihm auf und Deidara sah ungläubig zu ihm und dann wieder zu Tsunade, bis sein Blick auf den Sake und dann wieder zu ihm gelangte. Scheinbar brauchte es noch ein wenig, bis die Worte richtig in Deidaras Gehirn sackten, doch schon bald begann sein Körper verräterisch zu zittern. Schnell hielt er sich die Hände vor den Mund, um im dem Gasthof nicht laut loszulachen. Itachi war ihm wirklich dankbar dafür, war es ihm schon unangenehm genug, dass sich sein ehemaliger Kollege darüber köstlich amüsierte. Dieser lag bereits mit dem Kopf am Tisch und hielt sich mit einer Hand den Bauch. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich zurück zu halten.

Deidara hatte wirklich die größte Mühe, sich nicht am Boden zu kugeln. Itachi....der ehemalige Clammörder....gefürchteter Ninja....Genie des Uchiha-Clans und rechte Hand von Konohas Geheimwaffe....braute Sake. Bilder von Itachi wie er mit einer Hacke Felder umpflügte und Unkraut im Wasser jätete tauchten in seinem Kopf auf und ließen ihn gleicht noch mehr lachen. Er befürchtete schon, er müsste platzen. Und jedes Mal, wenn er glaubte, sich endlich zu beruhigen, reichte ein kurzer Blick auf Itachis Gefrierschrankblick und er prustete erneut los. Dass die Felder bei diesem Blick nicht gefrohren.... Das wäre dann wohl Eissake....
 

Nach fast einer weiteren Stunde waren die beiden Männer wieder in Konoha-Gakure unterwegs. Deidara war nun wieder sichtlich besser gelaunt. Die Sorgen um Ino blieben, aber diese neue Information war einfachl zu köstlich. Itachi und Sake... So ein Hobby hätte er nie von ihm erwartet.

Erneut begann er zu kichern. Das würde bei ihm wohl noch lange für Heiterkeit sorgen.

Itachi hingegen war schon langsam etwas genervt von dem ganzen Gekicher.

"Hast du nicht langsam genug gelacht?", ließ er sich daher auf eine Frage herab, was er aber sogleich wieder bereute. Zwar hörte der Blonde kurz auf und sah zu ihm nach hinten, aber nur, um im nächsten Moment auf den Boden zu sinken und wirklich laut loszulachen. Dass ihm die vorbeigehenden Leute dabei seltsame Blicke zuwarfen, störte ihm scheinbar nicht.

"Ich kann nicht mehr....Ich kann nicht mehr...", stammelte er, während er sich erneut den Bauch hielt.

Der Schwarzhaarige seufzte resignierend. Nun durfte er also wieder warten, bis sich der andere beruhigt hatte. Und das ausgerechnet auf offnener Straße. Musste das sein? Wenn er nicht auf den Blonden acht geben müsste, hätte er ihn längst stehen gelassen, aber so musste er ertragen, dass sie nun im Zentrum aller Aufmerksamkeit standen. Tsunade würde heute noch etwas von ihm zu hören bekommen und sein Sake war für sie vorerst auch gestrichen...

Es dauerste eine ganze Weile, aber schließlich schaffte es der Nukenin tatsächlich, sich wieder zu beruhigen. Immer noch schmunzelnd wischte er sich die Lachtränen aus seinem Gesicht. Man, er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal so viel gelacht hatte. Sein Bauch tat ihm schon weh und bei Itachis Blick musste er irrsinnig aufpassen, dass er nicht erneut loslegte. Mister Gefrierschrank konnte doch Emotionen zeigen, wie er bemerkte. Als hätte er in eine Zitrone gebissen. Dass er das noch einmal erleben durfte. Da hatte sich seine Gefangennahme ja schon fast als Glücksfall herausgestellt.

Breit grinsend richtete sich Deidara wieder auf.

"Aber echt, un. Du und Sake... Ein besseres Hobby hättest du dir wohl nicht aussuchen können, was, hm?"

"Das musst du gerade sagen.", meinte Itachi kühl, "Du und deine Kräutergemische seid auch nicht besser."

Zu Deidara passte die Beschäftigung eines Arztes auch nicht wirklich und dennoch konnte er es, also brauchte er sich wegen seinen Vorlieben nicht so auslassen.

Als Deidara diese Aussage vernahm, drehte er sich kurz zu Itachi um, um ihn einen irritierten Blick zuzuwerfen. Seit wann war der Schwarzhaarige so schnippig? Allerdings ging er nicht auf die Aussage ein, sondern drehte sich stumm wieder um. Ein tonloser Seufzer verließ seine Lippen. Wenn es doch wenigstens ein Hobby wäre... Allerdings hatte er nicht vor, sich davon seine gute Laune verderben zu lassen. Er hatte etwas Neues erfahren, etwas Unerwartetes. Das war schon viel wert.

"Willst du mir nicht einmal deine Felder zeigen, un? Jetzt, wo ich dein kleines Geheimnis kenne, dürfte das doch kein Problem sein, yeah.", schlug der Blonde for und wartete ab. Auf was er wartete, wusste er selbst nicht. Auf eine Antwort jedenfalls nicht.

Allerdings hörte er, wie sich die Schritte seines Bodyguards etwas beschleunigten. Kurz überholte er Deidara und deutete dann mit einem Nicken zum Dorfausgang.

Deidaras Grinsen wurde breiter. Der Eisklotz zeigte sie ihm tatsächlich? Na dann sollte er ihn besser nicht warten lassen, sonst überlegte er es sich vielleicht noch anders.
 

Itachi führte Deidara hinter das Dorf und in den Wald hinein. Dort marschierten sie einige Zeit an der Klippe entlang, bis sie schließlich versteckt hinter einigen Ranken eine Tür erreichten. Verwundert hob Deidara eine Augenbraue. Das hatte er nicht erwartet. Eine Tür im Stein? Waren die Felder etwa da drin? Kein Wunder, dass er sie nie gesehen hatte!

Itachi öffnete die Tür und deutete Deidara, dass er hereinkommen durfte. Neugierig kam der Blonde der Aufforderung nach und sah sich um. Diese Höhle war häuslich eingerichtet und er meinte damit nicht so wie bei ihm damals ein notdurftiges Bett, Töpfe und selbstgefärtigte Dinge, sondern so richtig. Es gab einen Tisch in der Mitte mit Stühlen, eine Couch, einige Regale und einen Teppich. Und zu all dem Überfluss gab es auf der Höhlendecke eine Lampe und an der Höhlenwand einen Fernseher, sowie eine kleine Küche mit Waschbecken und Herd. Somit musste es hier auch Elektrizität und fließendes Wasser geben. Das war irgendwie verwunderlich und verblüffend zu gleich. Itachi hatte schließlich ein riesiges Anwesen, er könnte einfach dort leben. Sein Bruder hatte sicher nichts dagegen. Warum hatte er sich die Mühe mit dem Unbau gemacht? Etwa wegen seinem Hobby?

Zielstrebig ging sein ehemaliger Kollege auf einen Gang zu, der weiter in das Innere der Höhle zu führen schien. Stumm folgte Deidara ihm und sah sich dabei weiter um. Diese Höhle war eindeutig künstlich angelegt. Sie war viel trockener als eine natürliche Höhle wäre und die Wände waren glatt geschliffen. Außerdem war die Höhle im allgemeinen zu symetrisch. Allerdings störten ab und an eigenartige Rillen in der Wand dieses Bild. Der Blick des Blonden verfinsterte sich leicht. Kurz blieb er stehen und fuhr über eine Rille drüber. Diese Spuren erinnerten ihn an...Es schüttelte ihn im ganzen Körper. Nein, bloß nicht daran denken!

Schnell wendete er seinen Blick ab und holte wieder zu Itachi auf, der mittlerweile bei einer Treppe angekommen war.

Diese stiegen die beiden hinab und kamen in einen Licht überfluteten Raum. Und das Licht war nicht das Einzige, das hier überflutete. Ungläubig sah Deidara sich um. In diesem wirklich beeindruckend riesigen Höhlenraum befanden sich kleine Reisfelder. Wie viele es waren, konnte der Blonde von hier aus nicht sagen, doch es waren garantiert fünf, wenn nicht sogar mehr. Kleine Kanäle im Gesteinsboden halfen beim Bewässern.

Nachdenklich sah der Iwa-Nin nach oben. An der Decke waren in gleichmäßigen Abständen Lampen angebracht. Diese mussten das Sonnenlicht ersetzten, denn sonst wäre das alles nicht möglich.

Vorsichtig griff Deidara nach eine Rebe. Sie hatte bereits andeutungsweise Früchte. So gut kannte sich der Blonde mit Reis nicht aus, er war schließlich kein Farmer, doch dieser Reis gehörte zumindest zu keiner alltäglichen Sorte. Vielleicht war er besonders Robust? Selbst mit den Lampen sollte die Aufzucht von Pflanzen in einem Lichtdichten Raum nicht einfach sein. Zugegeben, er bewunderte Itachi ein wenig dafür.

"Wie viele Felder hast du hier, un?", fragte er schließlich und ließ von der Pflanze ab.

"Zehn.", antwortete Itachi knapp.

In Echt jetzt? Um die konnte sich der Schwarzhaarige doch unmöglich alleine kümmern. Er musste sie schließlich bewässern, umgraben und düngern, ganz zu schweigen vom Ernten und dem späteren Brauen des Sakes. Das war doch sicher imens viel Arbeit.

"Wann machst du das, un?"

"Zwischendurch."

Schon wieder so eine knappe Antwort. Zwischendurch, ja klar. Bei der Menge brauchte er sicher mehr Zeit als ein "Zwischendurch". Deidara schnaubte auf diese Aussage hin und folgte dem Konoha-Nin weiter in das Innere. Schon bald hatten sie einen kleinen See erreicht, der die Kanäle scheinbar mit Wasser versorgte. Ein kleiner Wasserfall in einer Wandöffnung sorgte für genügend Frischwasser. Durch einen kleinen Bach floss das überflüssige Wasser durch die gegenüberliegende Wand wieder ab. Über diesen Bach sprangen die beiden Männer und erreichten somit einen weiteren Gang.

Auch hinter diesem Gang befand sich ein Raum, der allerdings etwas überschaubarer war. Was Deidara sofort ins Auge stach waren die verschieden großen Tanks. Diese konnte man gar nicht übersehen. Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Hier stellte sein Schatten also den Sake her. Das war ja schon fast professionell. Wie alt der Innhalt der Fässer wohl war?

Itachi schien seine gedankliche Frage zu erahnen, denn er ging zu einem großen Fass und meinte: "Dieser ist fertig. Die anderen brauchen noch ein paar Monate bis ein Jahr."

"Oh, mehr als ein Wort. Das musste diesen stummen Fisch ja einiges abverlangt haben.", dachte sich Deidara schmunzelnd und sah sich das große Fass an. Es war etwas größer als Itachi selbst und aus dunklem Holz.

Der Blonde hatte schon davon gehört, dass Sake ein Jahr mindestens zum reifen brauchte. Hier bestätigte sich das bloß noch einmal. Er würde nicht nachfragen, wie der Vorgang genau funktionierte, dafür interessierte er sich nicht.

"Zufrieden?", fragte Itachi schließlich. Deidara schmunzelte ihn darauf hin frech an. Hörte er etwa eine leichte Gereiztheit in Itachis Stimme. Es hatte ihm wohl überhaupt nicht gepasst, dass er das mit dem Sake herausgefunden hatte. Aber das so offen zu zeigen... Er hatte sich wirklich verändert.

Deidara nickte. Er hatte genug gesehen und er wollte Itachi nicht weiter deswegen reizen. Der Schwarzhaarige würde ihn deswegen zwar weder anschreien, noch verletzten, war er immerhin wehrlos, doch er hatte ihm dennoch immer wieder heimlich zu seinem Training mitgeschlept, damit er etwas in Form blieb. Das wäre eigentlich verboten, da es Tsunade zu gefährlich war. Darum wollte er mal nicht so sein. Erheitern würde es ihn trotzdem noch lange. Auch wenn Itachi scheinbar sehr gut in der Sakebrauerei war, es passte einfach nicht zu ihm...
 

Vorsichtig sprangen Ino und Naji durch das Geäst des Waldes. Endlich hatten sie diese Mistkerle gefunden. Wenn sie ihnen unauffällig folgten, dann führten sie sie vielleicht zu ihrem Versteck. Ino war schon ganz nervös. Kurz sah sie sich nach den anderen Teammitgliedern um. Zwei Anbus waren in der Nähe, die anderen hatten einen anderen Weg eingeschlagen, um im Notfall von der Seite anzugreifen und ihnen den Rücken zu decken. Das beruhigte sie ungemein.

Sie wendete ihren Blick wieder nach vorne und versuchte zwischen den Baumstämmen etwas zu erkennen. Ab und zu entdeckte sie einen undeutlichen Schatten, der aber schon bald wieder zwischen Sträuchern verschwunden war. Sie war wirklich froh, Neji hier zu haben, denn seine Augen konnten das Shakra sehen. Ohne ihn wären sie komplett aufgeschmissen. Es war wirklich kein Wunder, dass die Ninjas aus Iwa diese Gegner immer verloren hatten. Trotzdem, auch sie hatten nicht um sonst so lange gebraucht. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Leute verfolgten, doch auch sie hatten große Probleme, ihnen auf den Fersen zu bleiben. Manchmal verschwanden sie plötzlich einfach und als sie die Stelle ereichten entdeckten sie auch keine Fußspuren oder ähnliches mehr. Das war jetzt ihr neunter Versuch.

"Oh nein!", rief Neji plötzlich und holte Ino so aus ihren Gedanken. Der Junge legte einen Zahn zu, blieb dann aber stehen. Wütend rammte er seine Faust in den Stamm eines Baumes und ließ ein scharfes "Verdammt!" hören. Das Mädchen wusste nur zu gut, was das bedeutete. Finster sah sie sich um und seufzte dann. Sie hatten sie wieder verloren.
 

Nicht weit von der Stelle entfernt schlugen die Ninjas schließlich ihr Lager auf. Dort untersuchte Ino ihre Kollegen erst einmal auf Wunden. Dann verfrachtete sie ihren Geist in einen Vogel, um Tsunade den Bericht zu bringen. Seufzend ließ sie dabei ihre Schultern hängen. Die letzten Wochen waren wirklich deprimierend gewesen. Die feindlichen Ninjas waren immer noch unbekannt und entführten Ninjas aus Iwa und über Deidara hatte sie auch kaum etwas herausgefunden. Die Iwa-Nins, die sie begleiteten, kannten den Blonden so gut wie gar nicht. Sie hatten ihn nur von weitem gesehen, da sie Respekt vor seinem Genkai hatten. So war es wohl den meisten in Iwa-Gakure ergangen, bei Deidaras Temprament kein Wunder.

"Wenn du etwas über ihn wissen willst, solltest du Tsuchikare-sama fragen. Der kennt ihn am besten.", hatte man ihr gesagt. Das war vermutlich der einfachste Weg, wenn auch einer, den Ino gerne vermieden hätte.

Dennoch, wenn alles andere nichts half, würde sie zu ihm gehen. Dass der Blonde von sich aus etwas erzählte, das zog Ino nicht einmal in Erwägung. Es war schier unmöglich.
 

Während Ino immer noch ihren Gedanken über Deidara nachging, erreichte der Vogel schließlich Konoha-Gakure. Zielstrebig flog er durch ein Fenster und landete auf Tsunades Schreibtisch. Verwundert hob sie den Kopf. Was sollte ein Vogel hier?

Als sie aber den Zettel am Fuß des Tieres sah, verstand sie sofort. Schnell nahm sie die Nachricht ab und das Tier flog wieder davon. Dann begann sie zu lesen. Ein genervtes Stöhnen verließ ihre Lippen. Sie hatten immer noch nichts näheres über diese Gruppe herausgefunden. Dieses Teleportationsjutsu war wirklich nervig. Und zu all dem Übel kamen sie Konoha immer näher. Nun gut, sie ließen sich Zeit dabei, sonst hätten sie sie längst erreicht. So würde es erst in ein paar Wochen der Fall sein, dennoch war das nicht sehr beruhigend. Sie entwischten ihnen immer wie ein glitschiger Fisch. Vielleicht sollte sie noch jemanden nachschicken? Naruto war immer noch nicht da. Itachi oder Sasuke wären nicht schlecht, doch die waren auf Deidara angesetzt. Irgendwie bereute sie es schon fast, den Blonden behalten zu haben. Sie hätte die beiden Ninja nun gut gebrauchen können. Allerdings, so wie er sich momentan verhielt, hätte sie vermutlich eher ein schlechtes Gewissen bekommen und sich ewig Inos Vorwürfe anhören müssen.

Wieder seufzte sie entnervt und las weiter. Hier stand außerdem, dass sich einige Anbus nicht sicher waren, ob es sich überhaupt um Ninjas handelte, denn ihre Bewegungen waren untypisch. Samurai waren es aber auch nicht. War das eine neue Art von Kämpfer? Wie konnten sie auftauchen, ohne dass man sie bemerkte?

Tsunade legte den Zettel bei Seite. Sie sollte wirklich noch eine andere Gruppe los schicken, denn diese Fremden waren nicht mehr alleine Iwas Problem. Sie kamen auf sie zu und würden sicher auch hier Opfer fordern. Bevor es so weit kam, mussten sie geschnappt werden.

Home visit

Eine weitere Woche verstrich. Tsunade hatte vier weitere Personen auf die Fremden angesetzt. Langsam machte sich Deidara ernsthaft Sorgen um seine Freundin. Die Mission dauerte schon viel zu lange. Sie wurde von vier Anbus begleitet, da konnte es doch nicht so schwer sein, diese Kerle zu schnappen!

Unruhig zerstampfte er gerade ein paar Blätter und kochte sie auf. Wenn sie dennoch Probleme hatten, musste die Mission verdammt gefährlich sein. Nicht auszdenken, was da alles passieren konnte. Zwar hatte er ihr eine Salbe gegen Gifte mitgegeben, aber es war gerade einmal erste Hilfe.

"Beruhige dich. Du kannst in deiner jetztigen Situation sowieso nichts tun.", richtete Itachi plötzlich das Wort an ihn. Er hatte also bemerkt, dass er sich sorgte.

Deidara gab ein verstimmtes Knurren von sich, ging sonst aber nicht darauf ein. So sehr es ihm auch missfiel, Itachi hatte recht.

Schließlich hatte das Wasser eine tiefrote Farbe angenommen und der Blonde streute eine Briese pulverisierte Pilze hinein. Dann goss er das Getränk in eine Tasse und reichte sie einem älteren Herren, der keuchend und hustend auf einem Stul wartete.

"Hier, das wird ihren Hustenreiz vorerst mildern, un."

Der Mann nahm die Tasse dankend an, während Deidara die Medizin vorbereitete.

Dieser ältere Herr war einer der wenigen Menschen, die begonnen hatten, zu ihm zu kommen. Er hatte bemerkt, das seine Tees besser wirkten, als die Medikamente der Apotheke. Auch andere Menschen kamen schon zu ihm, vermutlich durch die Mundpropaganda. Sie verloren allmählich ihre Scheu. Allerdings waren das momentan eher Kleinigkeiten. Schnupfen und andere Krankheiten bildeten den Hauptkundenstock. Selten war einmal eine Wunde oder ein Schlangenbiss dabei.

Deidara vermutete stark, dass Tsunade und Naruto, eventuell auch Ino die Grundsteine für seine Kundschaft gelegt hatten.

Schließlich war die Medizin fertig und er brachte sie zum Mann.

"Einen Teelöffel dieses Pulvers pro Tag in einer Teetasse aufkochen lassen und trinken. Dann sollte der Keuchhusten in einer Woche weg sein, un."

"Danke Sensei.", antwortete der Mann lächelnd, nahm die Dose entgegen und bezahlte für die Behandlung. Als der Parzient weg war, machte sich Deidara ebefalles noch eine Tasse des Tees und reichte auch Itachi eine. Verwundert hob dieser eine Augenbraue und wartete auf eine Erklärung, bevor er nach der Tasse griff.

Als Itachi keine Anstalten machte, die Tasse zu nehmen, seufte Deidara genervt.

"Keuchhusten ist sehr ansteckend. Ich habe keine Lust krank zu werden und du sicher auch nicht, also nimm und trink gefälligst die Tasse leer, yeah!"

Der Schwarzhaarige nickte und nahm den Tee entgegen. Vorsichtig nippte er daran. Der Tee war nicht nach seinem Geschmack. Er war bitter und leicht scharf. Angewidert verzog er leicht das Gesicht und sah dann unmerklich zu seinem Auftrag. Deidara schien es nicht wirklich zu stören, denn der verzog keine Miene. Aber vielleicht war er seine Medikamente einfach gewohnt.

"Du meintest, dass Keuchhusten ansteckend ist. Heist das..."

"Ja, vermutlich werden demnächst mehr Leute krank werden, un."

Nachdenklich nippte Itachi wieder an seiner Tasse.

"Ist er gefährlich?"

"Für Säuglinge, aber für andere Alterstufen nicht. Allerdings dauert er sehr lange und ist unagenehm, un.", antwortete Deidara und sah dabei zu Itachi. Dieser wirkte nach wie vor etwas nachdenklich und Deidara ahnte, warum. Es ging wohl wieder einmal um seinen ach so tollen Bruder. Dieser war von der Grippe vielleicht noch etwas angeschlagen und der "große Bruder" machte sich jetzt Sorgen. Nun gut, er könnte sich den Keuchhusten wirklich leicht einfangen und dann hätte er wieder diesen Köter am Hals. Das wäre wirklich äzend.

"Hör auf mich so anzustarren.", meinte Deidara resignierend, "Ich mische die Medizin für deinen Bruder, ok, hm? Wenn er anfängt zu husten, soll er einfach eine Tasse nehmen."

Stumm nippte Itachi wieder an seiner Tasse. Deidara wurde beängstigend gut darin zu erahnen, was in seinem Kopf vorging. Er sollte besser aufpassen. Aber wenigstens brauchte er so nicht fragen.

Deidara zerrieb gerade die getrockneten Blätter, als erneut die Tür aufging. Der Blonde wartete noch kurz, aber als immer noch nichts kam, weder eine Begrüßung noch eine Bitte oder Befehl, drehte er sich doch um.

Ein schwarzhaariges Mädchen stand in der Tür und sah schüchtern zu ihm hinüber. Sie war unschlüssig, soviel konnte Deidara erkennen. Nun gut, er hatte auch nicht den besten ersten Eindruck bei ihr hinterlassen. Dennoch, sie war sicher nicht um sonst hier...

"Hinata, richtig, un? Kann ich dir helfen?"

Er versuchte einmal etwas freundlicher, als bei anderen Leuten. Sie war immerhin Inos Freundin und so verschreckt, wie sie ihn ansah, befürchtete er, dass sie reißaus nehmen wurde, wenn er zu ruppig war. Wie hatte sie es nur zum Ninja geschafft?

"Dei-Deidara-kun, machen Sie auch Hausbesuche?", fragte das Mädchen leise.

"Wenn jemand bettlegig ist schon, un. Um was geht es?"

Das Mädchen begann kleinlaut dem Mann die Symtome zu schildern: Husten und hohes Fieber.

"Das hört sich nach einer Lungenenzündung an, hm.", schlussfolgerte Deidara und reichte Itachi die fertige Medizin, "Ich werde ihn mir ansehen. Warte kurz, ich pack nur schnell ein paar Sachen zusammen, un."

Hinata nickte und atmete innerlich erleichtert auf. Sie wusste mitlerweile, dass Deidara kein schlechter Mensch war, dass das Dorf noch stand, sprach für ihn, doch sie war immer noch so nervös in seiner Gegenwart. Aber sie war froh, dass er ihrem Vater helfen wollte. Schon seit drei Tagen litt dieser am Fieber und die Medicalnins hatten einfach keine Zeit, ihn zu untersuchen.
 

Kurze Zeit später waren Deidara, Itachi und Hinata schon auf dem Weg zum Anwesen der Hyugas. Sie gehörten, was Deidara gehört hatte, zu den angesehenen Familien in Konoha-Gakure, ähnlich wie es die Ushihas damals waren. Demnach erwartete er ein riesiges Anwesen mit vielen Bediensteten und einem weniger herzlichen Empfang ihm gegenüber.

"Haben Sie etwas von Ino gehört.", fragte Hinate plötzlich hinter ihm. Sie machte sich wohl auch Sorgen um die Blonde.

Deidara schüttelte den Kopf.

"Ich weiß vermutlich nicht mehr als du, un.", meinte er bitter.

Hinata nickte und sie setzten den Weg schweigend fort.
 

Es dauerte nicht lange und sie erreichten das Eingangstor. Wie Deidara bereits gedacht hatte, war es ein riesiges Anwesen, das aus mehreren Bauten bestand. Diener liefen beschäftigt auf dem Grund herum. Niemand schien sie zu bemerken. Deidara war auch froh darüber. Je länger sie ihnen keine Aufmerksamkeit schenkten, desto länger blieben ihm Diskusionen und Rechtfertigungen erspart. Aber vielleicht wussten sie ja schon, dass er kam. Ein Blick auf Hinata ließ ihn diese Möglichkeit gleich wieder verwerfen. Das Mädchen sah sich unsicher um, demnach war sie wohl heimlich zu ihm gekommen. Das war ja großartig.

Daher wunderte es den Blonden doch, dass sie es fast bis zum Haupthaus schafften, bis er den schon vor Minuten erwarteten Schrei vernahm. Ein Diener hatte ihn endlich bemerkt und lief aufgeregt davon, vermutlich um einen Höherrangigen zu holen. Die anderen blieben stehen und starrten die Gruppe unsicher an.

Ein leichtes Zupfen erregte Deidaras Aufmerksamkeit.

"Hier entlang.", meinte Hinata und deutete auf die Tür. Die Diener ignorierte sie, so gut es eben ging. Leicht viel es ihr nicht, so viel erkannte der Blonde. Sie hatte leicht gerötete Wangen und senkte ihren Blick etwas.

Sie schritten durch die Tür, während draußen der Alarm geschlagen wurde. Deidara hätte sich gerne etwas umgesehen, um zu sehen, ob dieses Anwesen sich vom dem der Ushihas unterschied, doch dafür hatten sie nun keine Zeit mehr und so bemerkte er nur am Rande ein paar Bilder an den Wänden und Möbelstücke, die allerdings klein genug waren, sodass sie nicht im Weg waren.

Schließlich erreichten sie das Zimmer des Oberhaupts der Hauptfamilie. Tief atmete Hinata noch einmal durch, dann klopfte sie sachte an die Tür. Insgeheim fragte sich Deidara, ob der Mann diesen leisen Laut überhaupt gehört hatte. Er selbst hätte es vermutlich als ein Hirngespist oder so eingestuft und es ignoriert. Allerdings erhielt der Blonde bereits wenige Sekunden später seine Antwort auf die heimliche Frage.

"Herein!", ertönte es von innen, gefolgt von einen gedämpften Husten.

Sie öffnete die Tür und ein für die Verhältnisse doch sehr schlicht eingerichteter Raum kam dahinter zum Vorschein. Der Kranke saß aufrecht auf seinem Futon und sah zu ihnen herüber. Sein Blick wirkte überrascht. Er hatte wohl nicht mit ihm gerechnet. Hatte das Mächen überhaupt jemandem gesagt, was sie vor hatte? Vermutlich ja nicht, denn in dem Moment tauchten Ninjas der Zweigfamilie hinter ihnen auf. Einige hatten Kunais und Wurfsterne in ihrer Hand, doch der Hauptmann verzichtete darauf. Sie brauchten auch nicht wirklich Waffen, um gefährlich zu sein, zumindest für Deidara.

"Mach einen falschen Schritt und du bist tot.", knurrte der Mann.

Deidara nahm das nicht wirklich ernst. Sollten sie ihn angreifen, würde Itachi seinen Tod verhindern. Er hatte schließlich nichts Falsches getan. Aber dass das Alles hier so kompliziert wurde, das ärgerte ihn doch.

"Beruhige dich. Hinata hat ihn auf meinen Wunsch geholt.", sagte der Kranke plötzlich.

"Gelogen!", schoss es Deidara durch den Kopf. Er war vorhin viel zu überrascht ihn hier zu sehen. Das schienen die Ninjas hinter ihm allerdings nicht mitbekommen zu haben, denn ein verblüfftes Raunen ging durch die Runde.

"Aber, Hyuga-sama...", meinte der Hauptmann empört, "Warum ausgerechnet den? Ein Midical-Nin..."

"Die sind alle auf Mission.", unterbrach ihn der Mann und lächelte Hinata dabei aufmunternd zu, "Darum habe ich meine Tochter geschickt, Deidara zu holen. Er ist immerhin Arzt."

Hinata verstand sofort und nickte bestätigend. Sie sollte besser mitspielen.

"Gibt es ein Problem damit, dass ich nach einem Arzt verlange, wenn es mir schlecht geht?", sprach der Mann weiter.

"Aber warum schleicht er sich dann hier herein?", entgegnete der Ninja, dem es immer noch nicht passte, dass Deidara hier war.

"Wir haben uns nicht hineingeschlichen, sondern sind wie jeder normale Mensch durch den Haupteingang gekommen, un.", antwortete Deidara statt Hinata. Das war noch nicht einmal gelogen. Dass sie nicht geklopft hatten, das brauchte er ja nicht zu erwähnen, aber wozu auch? Das Mädchen wohnte hier.

Eigentlich sollte er sich ja aus solchen Gesprächen heraus halten, doch er hatte sie allmählich satt. Fast bei jedem einzelnen Kunden hatte es ähnliche Gespräche gegeben, entweder mit Angehörigen oder mit Freunden. Er konnte es echt nicht mehr hören.

"Na dann gibt es doch kein Problem, oder?", fügte der Kranke an und der Hauptmann seufzte ergeben, bestand aber darauf, bei der Untersuchung hier zu bleiben. Deidara zuckte daraufhin mit den Schultern. Ihm war es egal. Hauptsache er konnte das jetzt schnell erledigen und dann in die Praxis zurückkehren.

Er kam zu dem Mann hin und legte seinen Koffer neben dem Futon ab. Danach begann er mit den Untersuchungen. Er hörte die Atmung seines Patienten ab, sah ihn in dem Mund und kontrollierte Temperatur und Puls. Nebenbei bemerkte er auch immer wieder, dass Hinatas Vater hustete.

Wie er bereits in der Klinik vermutet hatte, hatte sich der Mann eine Lungenentzündung eingefangen. Es war nicht ernst, könnte aber schlimmer werden.

"Eine Lungenentzündung, hm.", meinte Deidara schließlich an Hinata gewandt und begann einige Dinge im Koffer zusammen zu suchen, "Sie ist nicht lebensbedrohlich stark, ich werde aber trotzdem ein Mittel dagegen herstellen, yeah."

Das Mädchen nickte und beobachtete den Blonden dabei, wie er ein paar Dosen aus seinem Gepäck nahm. In eine Schüssel vermischten sich schließlich diverse Blätterreste mit Pulvern und anderen Stücken unbekannter Herkunft. Für sie sah das nach einem total willkührlich zusammengewürfelten Etwas aus. Doch diese Mischmasche des Nuke-Nins wirkten scheinbar. Hinata hatte schon mit ein paar Partienten gesprochen und alle waren höchst zufrieden. Sie hoffte nur, dass auch sie diese Zufriedenheit teilen würde.

"Das bitte in heißem Wasser aufkochen und drei Minuten ziehen lassen, un.", kam es plötzlich von Deidara. Hinata schrack aus ihren Gedanken auf. Irritiert sah sie auf die Schüssel, die ihr hingehalten wurde. Zögernd nahm sie sie entgegen und sah dann wieder zu dem Iwa-Nin, der sie abwartend anstarrte.

"Hast du mir nicht zugehört, un?", fragte er nach einigen Sekunden. Hinata wurde etwas rot. Sie war so vertieft gewesen, dass sie seine Worte nur am Rande mitbekommen hatte. Kaum hatte sie sie gehört, waren sie schon wieder vergessen gewesen.

"Diese Mischung muss im Wasser aufgekocht werden und drei Minuten ziehen, un.", wiederholte sich Deidara seufzend. Er konnte zwar die Kräuter mitnehmen, aber nicht heißes Wasser. Das mussten sie ihm schon "spendieren".

Sofort nickte das Mädchen und verschwand in die Küche.
 

Nach wenigen Minuten kam Hinata in das Schlafzimmer zurück und wollte ihrem Vater die Tasse reichen, als der Hauptmann ihr plötzlich das Geschirr aus der Hand nahm und einen Schluck davon trank.

"Es ist nicht vergiftet, un.", komentierte Deidara diese Geste finster. Was hielten diese Idioten eigentlich von ihm? Er war Künstler und arbeitete mit Exposionen. Gifte hatte er noch nie verwendet, sie höchstens neutralisiert...

"Man kann nie wissen.", knurrte der Mann und reichte dem Familienoberhaupt die Tasse. Es war wohl wirklich alles in ordnung, denn es ging ihm gut.

Der Kranke schüttelte über dieses Verhalten nur den Kopf und trank dann einige Schluck. Sofort merkte er, wie sein Hustenreiz nachließ. Das tat wirklich gut.

"Von diesem Tee müsst Ihr jeden Tag in der Früh und zu Abend eine Tasse trinken, dann solltet Ihr in einer Woche wieder gesund sein, hm."

Deidara packte seine Sachen wieder zusammen und stand auf. Ein letztes Mal drehte er sich noch zu Hinata und ihrem Vater um.

"Ich sehe morgen noch mal nach Ihnen, un.", meinte er und ging dann hinaus. Finster wichen ihm dabei die Ninjas aus. Sie hatten die Lust auf einem Kampf wohl verloren, besonders nachdem ihnen Itachi noch einen finsteren Blick zugeworfen hatte. Oh ja, er hatte es bemerkt. War das äzend! Wie lange musste er sich noch beschützen lassen?

Seufzend sah er auf seine rechte Hand. Es war schon besser geworden mit seiner Shakrakontrolle, aber dennoch war er immer noch kein Gegner für einen normalen Ninja. Aber ganz wehrlos war er auch nicht mehr. Er wusste nicht genau, warum, aber Itachi hatte ihm ein paar Kunais und Wurfsterne gegeben. Auf seine Frage, warum, hatte er nicht geantwortet. War der denn so von sich überzeugt? Nun gut, das war sicher auch ein Grund. Deidara hatte keinen Zweifel daran, dass Itachi sich für stärker hielt, was er momentan auch leider war...Dennoch...Das er IHN Waffen tragen ließ war seltsam. Da musste etwas sein, irgendein Hintergedanke. Aber egal wie sehr Deidara auch nachdachte, ihm wollte kein Grund einfallen...
 

Ein paar Minuten später erreichte Deidara wieder seine Praxis, wo er für Hinatas Vater noch einmal eine Medizin mischte. Das, was er für das Mädchen angefertigt hatte, reichte gerade einmal für zwei Tage. Und wenn er morgen ohnehin wieder hinging, konnte er es gleich mitbringen.
 

Bei Ino lief es die letzten Tage nicht ganz so gut. Immer wieder fanden sie die Spur der Fremden, doch wenn sie dachten, dass sie sie endlich hatten, verschwanden sie spurlos, nur um an einer anderen Stelle in der Nähe wieder aufzutauchen.

"Wir müssen uns auftrennen.", meinte einer ihrer Begleiter eines Abends, als sie die Spur erneut verloren hatten, "So erreichen wir sie nie."

Dank Neji konnten sie die Fremden zwar sofort aufspüren, doch festnehmen nicht.

Unsicheres Schweigen folgte auf die Aussage des Anbus. Sie wussten, dass er recht hatte. Machten sie so weiter, würden sie die Eindringlinge nie schnappen. Wenn sie sich aber aufteilten, konnten sie an mehreren Stellen gleichzeitig sein. Diese Teleportation schien nur auf kurze Entfernung zu funktionieren. Mit etwas Glück, konnten sie sie stellen. Doch es gab da einen Haken. Sie würden dann nur alleine oder zu zweit unterwegs sein. Ihre Gegner waren zu viert. Außerdem ließen sie Ninjas verschwinden, von denen manche nicht schwach waren, ob sie getötet wurden oder nur entführt wusste keiner. Die Gruppe demnach aufzuteilen war ein enormes Risiko.

Genau damit konterte auch Neji, dem es überhaupt nicht passte, dass sein Kollege ihre Sicherheit komplett außer Acht zu lassen schien.

"Aber so kommen wir nicht weiter. Sie nähern sich unserer Heimat. Willst du, dass sie auch in Konoha-Gakure anfangen?"

Natürlich wollte Neji das nicht und alle wussten das. Allerdings durfte man die angeführten Punkte des Jungen auch nicht außer Acht lassen. Auch sie waren Ninjas und konnten genauso zur Beute werden.

Der Anführer seufzte und ergriff das Wort, bevor die Diskusion weiter gehen konnte. Sie hatten weder die Zeit, noch die Energie dafür.

"Eine Woche versuchen wir es noch. Wenn wir sie bis dahin nicht geschnappt haben, teilen wir uns auf."

Alle nickten, auch wenn Ino sehen konnte, dass keiner wirklich zufrieden war mit dieser Entscheidung. Doch für den Moment war es wohl die beste Lösung.

Big and Small

In den nächsten drei Tagen erholte sich Hinatas Vater gut. Sein Fieber sank und er hustete nicht mehr ganz so stark. Dennoch kam Deidara regelmäßig zu ihm, um seinen Zustand zu überprüfen. Die Angestellten ignorierten ihn einfach und die Ninjas ließen ihn passieren, wenn auch weiterhin mit Skepsis. Doch damit konnte er leben.

Er war gerade wieder auf dem Weg zurück zur Praxis, als er spürte, verfolgt zu werden. Deidara verdrehte genervt die Augen und ging weiter, bis er an einer Gasse vorbei kam.

"Puh!", schrie jemand laut und sprang aus dem Schatten hervor. Ungerührt blieb Deidara stehen und sah ihn an.

"Man, du hast nicht einmal mit der Wimper gezuckt.", meinte Naruto enteuscht und verschränkte dabei die Hände hinter seinem Kopf. Er wollte einmal etwas anderes sehen, als diesen ständig gereizten Blick.

"Für wen hälst du mich, un? So ein lasches Anschleichmanöver spüre ich schon von weitem.", gab der Nuke-Nin zurück.

"Hättest ja wenigstens so tun können.", entgegnete der Junge und zog eine Schnute.

Deidara hob daraufhin aber nur eine Augenbraue. Warum sollte er bei dieser Kinderei denn bitte mitmachen? Er hatte weder die Lust noch die Zeit dazu. In seiner Praxis warten noch drei Medizinen, die er mischen wollte, und ein paar Wurzeln zum sortieren. Außerdem hatte er endlich alle Pflanzenzeile für ein starkes Betäubungsmittel zusammen, ganz zu schweigen davon, dass noch Patienten auftauchen konnten. Das war mittlerweile ja nicht mehr selten.

"Wenn du etwas willst, dann beeil dich. Ich habe zu tun, hm.", meinte Deidara ohne auf Narutos Aussage einzugehen.

"Heute nicht mehr. Ich habe bei Tsunade den restlichen Tag frei beantragt. Du kommst heute mit uns mit und hast Spaß."

"Was?!"

Deidara hoffte, sich verhört zu haben. Was nahm sich dieser Bengel da heraus? Das hatte er nicht über seinen Kopf zu entscheiden!

"Ja, du hast richtig gehört.", sprach Naruto weiter und grinste ihn dabei zufrieden an. Oh ja, der Junge wusste ganz genau, was er davon hielt. Er versuchte es noch nicht einmal zu verbergen.

"Wir treffen und in einer Stunde am See. Itachi weiß welcher. Verspäte dich nicht."

Nach diesen Worten flitzte der Blonde los und ließ die beiden Männer alleine.

"Das kann er glatt vergessen, un.", knurrte Deidara leise. Niemand sagte ihm, wie er seine Freizeit zu gestalten hatte, auch nicht dieses Fuchsbalg.

"Deidara,...", meinte Itachi plötzlich und legte eine Hand auf die Schulter des Arztes, "...füg dich einfach. Naruto hat erstaunliche Überredungsmethoden und es ist wirklich einfacher so."

Verwirrt sah der Blonde zu seinem Exkollegen auf. So eine eindeutige Resignierung hörte man selten in Itachis Stimme. Was musste passiert sein, um das zu erreichen. Wie VIEL musste passiert sein. Wenn Deidara ehrlich war, wollte er es gar nicht wissen.

"Warum will er mich überhaupt dabei haben, hm?", fragte der Iwa-Nin weiter. Er konnte den Fuchsbengel immer noch nicht leiden, das wusste Naruto selbst auch, also machte es keinen Sinn, ihn einzuladen und wenn Itachi schon zur Abwechslung so gesprächig war, dann konnte er ihn vielleicht ein paar Antworten entlocken.

"Um dich seinen Freunden vorzustellen und ihnen die Angst vor dir zu nehmen.", antwortete er tatsächlich. Das hatte er damals tatsächlich auch bei ihm gemacht, haargenau so. Itachi konnte sich noch gut daran erinnern. Er hatte ihn in das kalte Wasser gestoßen und wie ein verrückter vollgespritzt. Er war auf diese Kinderei natürlich nicht eingegangen, war aber irgendwann abgetaucht, da es ihm zu viel geworden war. So albern diese Idee auch gewesen war, es hatte bei den anderen gewirkt und nach ein paar Minuten hatten sie tatsächlich ihre Scheu verloren. Ob es bei Deidara auch so ablaufen würde, das wusste er nicht, denn er war bereits jetzt besser integriert, als er es gewesen war. Vermutlich hatte er den Grundstein dafür gelegt, war er schließlich auch ein Akatsuki gewesen. Aber sicher würde sich Naruto auch etwas einfallen lassen.

"Ich verstehe immer noch nicht, warum ich da mitmachen sollte, hm.", knurrte der Iwa-Nin und setzte sich wieder in Bewegung. Auch wenn seine Praxis für heute geschlossen war, musste er noch ein paar Dinge hohlen und zu seinem Zimmer bringen.

Itachi zuckte mit den Schultern. Es war nur ein gut gemeinter Rat von ihm gewesen. Letztendlich musste Deidara selbst entscheiden, ob er freiwillig ging oder zu seinem Glück gezwungen werden wollte.

Der Blonde hingegen seufzte. Gesprächsthema beendet, wie es schien. Dann durfte er wohl alleine weitergrübeln. Nachdenklich sah er auf den Weg vor sich. Es würde ihn schon interessieren, wie Naruto ihn zwingen wollte, denn dass der Bengel das konnte, stand außer Frage. Würde er Gewalt anwenden? Das bezweifelte er irgendwie. Aber wie sonst? So lange auf ihn einreden, bis er nachgab? Wäre eine Möglichkeit. Jetzt lief er dabei ja nicht gefahr, gesprengt zu werden. Seine Freunde benutzen? Ino war nicht da und die anderen kannte er kaum, somit fiel das aus. Vielleicht sollte er es auf einen Versuch ankommen lassen...
 

Die Zeit verstrich in der Deidara einfach nur in seinem Zimmer lag und wartete. Langsam war es Zeit für das Treffen. Wie lange der Bengel wohl warten würde, bevor er reagierte? Seine Sachen hatte er sicherheitshalber hergerichtet, sollte es doch zu einer Situation kommen, die er entschärfen musste. Sonst würde er aber abwarten.

Kaum hatte er das gedacht, klopfte es schon an der Tür.

"Deidara, es wird Zeit.", rief Naruto gut gelaunt.

"Hab keine Lust. Geh alleine, un.", gab er ruppig zurück und wartete ab. Wenn das seine "besonderen Überredenskünste" waren, dann würde er nicht nachgeben.

"Aber es wird lustig, versprochen.", versuchte es der Junge weiter.

"Hau ab, un."

"Deidara, ich habe allen schon gesagt, dass du kommst."

"Das ist nicht mein Problem, yeah."

Darauf kam keine Antwort mehr. War es das etwa schon? Etwas mehr hätte der Bengel ja schon bieten können, das war zu einfach. Irgendwie enttäuschend. Itachi hatte doch von "erstaunlichen Überredungsmethoden" gesprochen. Das konnte doch nicht nur das gewesen sein. Wollte der Bengel es bei ihm nicht anwenden, oder was war los?

Abwartend sah der Mann zur Tür, doch es blieb ruhig. Auch Shakra spürte er keines mehr. Das war seltsam. Warum unterdrückte Naruto sein Shakra? Deidara lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Irgendetwas stimmte nicht. Um wegzugehen brauchte er sein Shakra nicht unterdrücken und Itachi machte es doch sonst auch nie, schließlich wusste er, dass er da war. Was war los?

Leise stand der Blonde auf und lauschte. Es war still, beängstigend still. Wo waren die Vögel, die Insekten, das Stimmengewirr vorbeiziehender Menschenmengen?

Erschrocken drehte sich Deidara um. Es war ihm, als hätte er vor dem Fenster etwas vorbei huschen gehört. Doch er sah nichts und das im wahrsten Sinne des Wortes. Vor dem Fenster war es tiefschwarz. Hatte Itachi ihn in einem Jutsu gefangen? Aber wie? Er war nicht im Zimmer gewesen. Oder...

Deidaras Augen weiteten sich, als ihn die Erkenntnis traf. Schnell sah er zur Decke, wo sich ein schwarzer Wirbel kräuslte.

"Gewalt! Eindeutig Gewalt!", ging es dem Blonden durch den Kopf.

Rote Augen öffneten sich und sahen leuchtend auf ihn herab. Nun hielt den Ninja nichts mehr. Schnell rannte er zur Tür, riss diese auf, stürzte hinaus und schlug sie eilig zu. Keuchend stemmte er sich mit den Armen gegen das Holz, als konnte er alleine dadurch das Monster in seinem Zimmer einsperren.

"Oh, sieh mal, wer da aus seinem Mäuseloch kriecht."

Deidara zuckte erschrocken zusammen. Langsam drehte er sich um und entdeckte dort Naruto, der ihn frech angrinste. Dieser elende...Der Blonde wusste einfach kein Wort, mit dem er ihn beschreiben konnte. Nichts war ihm schlimm genug. Da wäre es ja besser gewesen, er hätte ihn gefesselt und mitgeschliffen, als DAS zu veranstalten. Dabei hatte er wirklich gehofft, es nie wieder erleben zu müssen.

Der Mann wendete sich wieder ab und atmete einmal tief durch.

"Ist gut, ich komme mit. Aber lass dieses Vieh verschwinden,...bitte...un."

Das letzte Wort war nur geflüstert gewesen und es kotzte ihn wirklich an, den Jungen anzuflehen. Allerdings empfand er es momentan als angebracht, etwas Unterwürfigkeit zu zeigen. Naruto hatte seine Kraft sicher nicht einfach aus Lust und Laune eingesetzt. Vielleicht sollte es eine Warnung an ihn sein, wegen was auch immer? Aber egal, was es war, hauptsache dieses Ding verschwand und kam nie wieder! Alleine dieser kurze Augenblick hatte ausgereicht, um die Erinnerungen deutlich aufzufrischen: Die Angst, die Schmerzen, das Geschrei, die Machtlosigkeit. Unwillkührlich begann er zu zittern. Schnell verscheuchte er die Erinnerungen, um seinen Körper unter Kontrolle zu bringen, zumindest versuchte er es.

"Beruhige dich, er wird dir nichts tun.", meinte Narito, als er merkte, was für Auswirkungen es auf ihn hatte. Der konnte leicht reden, er kämpfte damals auf der anderen Seite. Er war bei den Verlierern gewesen UND FAST GESTORBEN!

Deidara spürte, wie die Energie aus seinem Zimmer verschwand. Dennoch zögerte er noch, es zu betreten. Er brauchte einfach noch ein wenig, um sich zu sammeln. Erst als er sein Herz nicht mehr in seinem ganzen Körper spüren konnte, öffnete er die Tür und holte die vorbereiteten Sachen.

"Wir können, un.", seufzte er, woraufhin Naruto nickte und sich in Bewegung setzte. Er hatte wohl bemerkt, dass er zu weit gegangen war und ließ ihn vorerst in Ruhe. Na wenigstens etwas, wenn er ihn trotz allem mitschleppte.
 

Wie von Naruto angekündigt trafen sie beim See mit ein paar Leuten zusammen. Fünf waren in etwa in Narutos Alter, vermutlich waren sie aus derselben Klasse gewesen. Drei waren eindeutig jünger. Kiba kannte er ja bereits. Er und sein Hund saßen am Flussufer und warfen ihm böse Blicke zu. Der war ja sogar eifersüchtig, wenn Ino nicht da war. Auch die drei jüngeren kannte er, waren es schließlich Itachis Schüler und Sasuke war nur schwer zu vergessen. Nun blieben nur noch drei. Nachdenklich besah Deidara einen nach dem anderen. Das rosahaarige Mädchen hieß Sakura, glaubte er. Er hatte bis jetzt nicht sehr viel mit ihr zu tun gehabt, doch er sah sie immer wieder bei Tsunade und hatte schon das eine oder andere Wort mit ihr gewechselt. Die anderen beiden waren ihm aber gänzlich unbekannt. Einer der beiden lächelte ihn auch noch so wiederlich falsch an. Was war denn mit dem los? Wenn das vertrauenswürdig oder so wirken sollte, hätte er ihn gleich vor eine Klapperschlange stellen können. Und was den anderen betraf, warum trug er einen langen Mantel bei dieser Hitze und wenn sie scheinbar Schwimmen gehen wollten? War ihm nicht heiß?

"Deidara, darf ich vorstellen? Das sind Sakura, Sai und Shino. Die anderen kennst du ja bereits.", meinte Naruto nun wieder heiter und wendete sich anschließend an seine Freunde, "Sakura, Sai, Shino, das ist Deidara. Wie versprochen ist er heute dabei."

Deidara enthielt sich einer Antwort und nickte den dreien zum Gruß zu. Dann sah er sich den See an. Es war ein schöner Platz. Die Ufer waren teilweise frei von Bäumen und Gestrüpp und ermöglichte es, sich ins Gras zu legen, dessen Grün teilweise von bunten Blumenfeldern unterbrochen wurde. Vögel, Insekten und Fische tummelten sich ausgelassen in ihrem Reichen herum und ließen den Ort noch lebendiger wirken. Wäre nicht das kleine Deteil gewesen, dass er eigentlich nicht hier sein wollte, hätte er dieses Treffen als entspannend ansehen können. So nahm es dem ganzen irgenwie den Charm.

"So. Jetzt wo wir alle da sind, können wir uns endlich amüsieren.", verkündete Naruto. Sofort sprangen die ersten ins Wasser, während Sakura und Itachi sich die Zeit nahmen, sich erst einmal ordentlich einzuchremen. Auch Deidara ging es ruhig an, was aber eher seiner mangelnden Lust zu verdanken war. Wäre er sonst wie die anderen ins Wasser gesprungen, ging er heuten langsam vom Ufer aus hinein und schwamm gemütlich etwas abseits in der Seemitte herum. Es war ihm nicht nach Gesellschaft.

Eine ganze Stunde lang beobachtete Naruto Deidaras abweisendes Verhalten, bis er seufzend aus dem Wasser ging und sich zu Itachi setzte, der sich dort zum Trocknen niedergelassen hatte.

"Sieht nicht so aus, als hätte es funktioniert. Dabei hatte ich gehofft, er würde sich hier ein wenig entspannen. Na ja, ich bin selber Schuld..."

Die Aktion mit Kyuubi hatte er in dem Moment bereut, als Deidara ihn GEBETEN hatte, ihn verschwinden zu lassen. Er wusste nicht einmal, warum er das gemacht hatte. Er war ihn letzter Zeit so nervös und leichter reizbar und bei Deidara war es einfach mit ihm durchgegangen. Ja, er wollte ihm einen kleinen Schreck einjagen, aber er wollte ihn nicht ängstigen. Und das hatte er nun davon.

"Das gibt sich wieder.", meinte Itachi knapp. Auch er hatte den Einsatz von Kyubi nicht gut geheißen, vor allem da Deidara eine weit nähere Bekanntschaft mit dessen Kraft gemacht hatte, als er damals. Allerdings tat es dem Jungen leid, also brauchte er das nicht vertiefen.

"Außerdem wird er sich nicht mehr lange abkapseln können.", fügte er noch hinzu und deutete auf die Mitte des Sees.

Neugierig folgte Naruto dem Finger mit den Augen und erkannte schlagartig, was Itachi meinte. Setsuna schlich sich an Deidara an und seine beiden Teammitglieder folgten mit etwas Abstand. Es war unverkennbar, was der Junge vor hatte. Die anderen beiden folgten wahrscheinlich, sollte etwas schief gehen und er Hilfe benötigen. Ein amüsiertes Lächeln zeigte sich auf Narutos Gesicht. Das würde doch nie klappen.
 

Naruto hatte recht. Deidara hatte die drei Fünfzehnjährigen längst bemerkt und erahnte, was Setsuna vor hatte. Dieses freche, verspielte Grinsen kannte er bereits von seinen Trainingskämpfen. Das hatte er immer, wenn er eine Herausforderung witterte, etwas, das ihn wirklich forderte. Auch bei der Schlangenjagd hatte er es ab und zu gezeigt und genau das war es für ihn: Eine Jagd. Nur dieses Mal war er die Beute.

Deidara musste grinsen. Na dann sollte er dem Frechdachs wohl zeigen, dass auch Beutetiere treten konnten.

Ruhig schwamm der Blonde weiter und beobachtete ein paar Fische, die im Schlamm nach Futter wühlten. Nur noch ein bisschen... Jetzt!

Ohne sich umzudrehen packte er Setsuna mit den Füßen und zog ihn unter Wasser. Total perplex sah der Junge den Mann an, der nun ebenfalls frech grinste.

"Wer übermütig wird, geht baden.", meinte er herausfordern. Er wusste, diese Aussage würde Setsuna provozieren und genau darauf zielte er ab. Zwar hatte er sich vorgenommen, Naruto seinen Unmut über die Aktion vorhin spüren zu lassen, doch das konnte er einfach nicht ignorieren. Es war zu verführerisch.

"Na warte!", kam sogleich die erwartete Reaktion und der Junge versuchte den Blonden nass zu spritzen. Doch der tauchte einfach ab und entfernte sich etwas, um aus der Schusslinie zu geraten. Dabei packte er Setsunas Fuß und zog ihn erneut unter Wasser.

"Wie wäre es denn, wenn die beiden Herrschaften da hinten sich bequemen würden, mir zu helfen! Teamwork, das macht doch einen Ninja aus, nicht wahr?", beschwerte sich der Junge bei seinen Kameraden, als er wieder auftauchte. Die kicherten aber nur.

"Warum denn? Du machst das doch sehr gut.", meinte Mia amüsiert, woraufhin Setsuna verstimmt knurrte.
 

Zufrieden sah Naruto dabei zu, wie die drei Teenager mit Deidara herumtollten. Zuerst war es nur Setsuna, doch schließlich kamen doch noch die anderen beiden dazu und versuchten den Mann einzukreisen, unterzutauchen und nass zu spritzen. Es war eine Schlacht, der sich irgendwann auch Sakura anschloss, um den Blonden etwas zu helfen.

Deidara genoss dieses Spiel augenscheinlich in vollen Zügen, denn er lachte. Das Eis war wohl gebrochen.

"Deidara ist im allgemeinen verspielt und für jeden Unsinn zu haben.", erklärte Itachi verspätet, "So habe ich ihn kennen gelernt und so ist er immer noch. Man muss nur wissen, wie man an ihn herantreten muss. Setsuna ist darin Meister."

Itachi hatte das oft bei ihren Trainingsstunden beobachtet. Deidara übte auch mit Mia und Kira, doch auf Setsunas Part freute er sich am meisten. Vermutlich war das die herausfordernde Art, die der Junge hatte. Deidara merkte, dass er wirklich versuchte, ihn zu schlagen. Er wollte nicht einfach besser werden, er wollte besser als der Künstler sein und das imponierte diesen. Darum machte es ihm Spaß, mit ihm zu trainieren. Setsuna hingegen sah zu dem Blonden auf, auch wenn er das nicht zu gab. Es war ein anderer Respekt, den er als sein Lehrmeister bekam, es war eher der Respekt eines Sempais oder vielleicht sogar eines älteren Bruders. Bei Setsuna hatte er manchmal den Eindruck. Ob Deidara ihn aber auch als eine art jüngeren Bruder betrachtete, bezweifelte er. Dennoch, er konnte ohne Zögern behaupten, er mochte den Jungen. Sie waren in manchen Dingen auf genau einer Wellenlänge. Darum konnte Setsuna ihn so leicht verführen.

Naruto nickte darauf. Das konnte er sehen. Zuerst hatte Deidara nur Ino an ihn heran gelassen, doch er hatte sich unbewusst bereits einem zweiten geöffnet. Es gab Vortschitte. Das freute ihn ungemein. Es war nicht alles vergebens. Allerdings reichten zwei noch lange nicht. Es sollten sich möglichst viele in sein Herz schleichen, sodass er gar nicht mehr hier weg wollte.

Der Junge seufzte. Auch er würde sich gerne mit dem Nuke-Nin anfreunden, doch da hatte er noch einen weiten Weg vor sich. Vielleicht sollte er damit anfangen, ihm die Angst vor Kyubi zu nehmen. Es wäre ein Anfang und es würde das Freundschaftschließen später sicher erleichtern.
 

Langsam sank die Sonne immer tiefer und der Himmel wurde schwarz. Nur die Sterne sorgten für etwas Licht. Der Mond war nicht zu sehen, denn es war Neumond. Naruto hatte bewusst diesen Tag ausgewählt, denn er wollte Deidara eine kleine Freunde machen. Das war eigentlich der hauptgrund, warum er ihn dabei haben wollte. Dessen Vorliebe war schließlich allgemein bekannt.

"Kommt, Leute! Es ist an der Zeit.", scheuchte er seine Kammeraden auf, die sich sogleich ans Werk machten. Deidara beobachtete das alles nur mit wachsender Verwunderung. Er hatte eigentlich geglaubt, sie würden jetzt, wo es dunkel war, nach Hause gehen, doch dem war nicht so. Die ganze Gruppe begann eiligst damit, etwas aufzubauen.

Die Augen des Mannes begannen zu strahlen, als er erkannte, was es war: Feuerwerk! Es waren ungefähr fünfzehn Raketen, ein paar Knallfrösche und Sprühstäbe. Gerade genug für ein kleines Spektakel. Ob er auch eine zünden durfte? Es war ja kein Ton, somit sollte es doch in Ordnung gehen, oder?

Gerade hatte er das gedacht, als ihm Sakura auch schon die Streichhölzer hin hielt.

"Du bist hier der Experte für Explusionen. Darf ich also bitten?", verkündete sie lächelnd.

Verblüfft nahm er sie entgegen. Hatten sie das etwa wegen... Heimlich warf er einen Blick zu Naruto, der gerade auf Kiba einredete. Ein erkennendes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Nuke-Nins. Dieser verdammte Bengel. Dafür würde er sich später wohl bedanken müssen.

Jetzt bedankte er sich aber erst einmal bei dem Mädchen und ging dann auf die Raketen zu. Sicherheitshalber sah er noch nach, ob die Positionen stimmten, sodass sie auch wirklich in den Himmel flogen und nicht in den Bäumen landeten. Dann zündete er die erste Lunte an.

Zischend flog sie in die Höhe und explodierte dann mit einem lauten Knall. Tausende rote Funken sprühten nach allen Seiten und bildeten eine wunderschöne Explusionsblume.

"Hu-hu! Art is a Bang, un!", rief Deidara laut. Ihm war es total egal, ob er gerade aussah, wie ein Irrer, er hatte diesen Spruch vermisst. Es tat unbeschreiblich gut, ihn wieder zu sagen. Doch gegen seine Erwartungen lachte niemand und es sprach ihn auch niemand auf seinen kurzen Ausbruch an. Dann war es scheinbar in Ordnung.

Nach und nach ließ er alle Raketen fliegen, manchmal auch zwei auf einmal und entlockte vor allem den jüngeren Anwesendes verblüffte Rufe. Die Knallfrösche und Sprühstäbe zündeten sie gemeinsam. Alle hatten ihren Spaß dabei, doch für Deidara war dies etwas Besonderes. Er hatte, wenn auch nur für kurze Zeit, seine Explusionen genießen dürfen. Sie hatten ihm so gefehlt. Er konnte regelrecht spüren, wie in ihm Ruhe einkehrte. Natürlich wusste Deidara, dass sie so etwas nicht öfter machen konnten. Feuerwerk war teuer und es war auch viel zu auffällig für ein Ninjadorf. Dennoch, alleine dass sie eines veranstaltet hatten und das scheinbar extra für ihn, es freute ihn ungemein. Es zeigte ihm, dass es ihnen durchaus nicht egal war, was er wollte und was er war und das fühlte sich gut an.
 

Es war kurz vor Mitternacht, als auch der letzte Knallfrosch sein Ende fand. Aufgeregt plauderte die Gruppe miteinander, während sie die Reste ihrer Feier einsammelten. Deidara hatte seinen zugeteilen Bereich schnell erledigt gehabt und setzte sich nun ans Ufer des Sees, um die Nachwirkungen noch etwas genießen zu können. Wann hatte er sich das letzte mal so ausgeglichen gefühlt? Es war doch gar nicht so schlecht gewesen, mitgekommen zu sein.

Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Sie versuchten nicht einmal, sich zu verbergen, somit wollte derjenige ihn wohl nicht überraschen. Langsam drehte sich Deidara um. Er hatte ja so eine Ahnung gehabt, aber nun hatte sie sich bestätigt: Es war Naruto. Kurz verfinsterte der Iwa-Nin seinen Blick, drehte sich dann aber wieder dem See zu, als Zeichen, dass er es duldete, dass er näher kam. Der Junge wollte scheinbar mit ihm reden, nach dem Feuerwerk war er ihm zumindest schuldig, dass er ihm zuhörte.

Naruto deutete sein Verhalten wohl richtig, denn er setze sich neben ihn auf die Wiese. Doch gegen die Erwartung des Künstlers, plapperte er nicht sofort los.

"Ein ernstes Thema also.", schoss es ihm durch den Kopf.

"Deidara, das von heute Nachmittag tut mir leid. Ich hatte nicht vor, dich zu ängstigen.", begann er zu sprechen.

Deidara brummte darauf nur leicht verstimmt. Es war ihm später auch klar geworden, dass er ihn nicht solch eine Angst machen wollte, doch was hatte er denn bitte erwartet? Seine erste Bekanntschaft mit Kyuubi WAR grauenhaft gewesen, das steckte man nicht so einfach weg. Den Blonden wunderte es eher, wie Itachi so ruhig bleiben konnte.

"Aber ich versichere dir, er hätte dich nicht verletzt, höchstens gefesselt."

"Das kann ich aber nicht wissen, hm.", knurrte Deidara.

Erleichtert atmete Naruto innerlich auf. Deidara redete noch mit ihm und er wirkte auch nicht verängstigt, wie er befürchtet hatte. Das Feuerwerk hatte ihn wohl milde gestimmt.

"Das stimmt. Tut mir leid. Ich schwöre hirmit, dass Kyuubi dir nichts tun wird, ohne eingehenden Befehl meinersteis."

"Wie beruhigend.", dachte sich Deidara ironisch. Woher sollte er denn bitte wissen, wann Naruto dem Vieh den Befehl gegeben hatte und wann nicht? Daran dachte der Bengel nicht, was?

Naruto merkte scheinbar, dass der Nuke-Nin wenig überzeugt war, denn er sprach weiter.

"Kyuubi an sich ist wirklich harmlos. Er tut nichts."

Deidara enthielt sich einer Antwort. Er bezweifelte, dass Naruto das Problem verstehen konnte, so wie er hier herumredete, darum ließ er es gleich und sah gelangweilt auf die Wasseroberfläche. Die Sterne spiegelten sich darin, sodass sie wie ein zweiter Himmel aussah. Es war ein beruhigener Anblick.

"Deidara, gib mir bitte kurz deine Hand.", holte der Junge ihn wieder aus den Gedanken. Was war den nun schon wieder? Forschend sah er Naruto an, in der Hoffnung zu erkennen, was dieser vor hatte. Es schien nichts Schlechtes zu sein, denn seine Haltung deutete auf freudige Aufregung hin.

Widerwillig brummend reichte ihm der Iwa-Nin, was er verlangt hatte. Er war ja schon ein wenig neugierig, was nun kam. Was aber dann passierte, damit hatte er nicht gerechnet.

Naruto hielt seine Handfläche über die des Künstler und im nächsten Moment erschien aus einer dunklen Kugel ein kleiner, rotbrauner Fuchs. Erschrocken zuckte der Mann zurück und das Wesen viel auf den Boden. Empört knurrte es kurz und kletterte dann auf Narutos Bein, wo es artig sitzen blieb.

"Beruhige dich. Ich sagte doch schon, er tut nichts.", versuchte der Junge den Exakatsuki zu beruhigen und kraulte das Tier zur Bekräftigung am Hals. Dennoch...Deidara blieb skeptisch und beobachtete den Fuchs genau. Er war wie eine kleine Kopie von Kyuubi, gerade einmal so groß wie ein fünf Wochen altes Kätzchen. Nur ein Deteil fehlte, er hatte nur einen Schwanz. War das Ding wirklich echt oder nur ein Illusionsjutsu?

Neugierig streckte der Blonde seine Hand nach dem Wesen aus, blieb aber zögerlich. Wenn es angriff, wollte er schnell reagieren können. Doch gegen seine Erwartung schmiegte sich der Fuchs an seine Finger, wie eine Katze.

Naruto blieb die ganze Zeit über still und bewegte sich nicht. Er war über Deidaras natürliche Neugierde wirklich heilfroh, doch wenn er ihn nun ablenkte, befürchtete er, der Künstler würde sich wieder verschließen, darum ließ er ihn erst einmal machen.

Duch das Verhalten des Tieres ermutigte begann der Blonde, es zu streicheln und nach und nach es auch am Schwanz und Pfoten zu berühren. Es war keine Illusion, es war echt! Hatte Naruto vielleicht einen Pakt geschlossen? Aber von einem Fuchs-Clan hatte er noch nie etwas gehört und der Bengel hatte auch kein Blut benutzt, um ihn zu rufen.

Plötzlich sprang der Kleine aber auf seine Hand und trottete über den Arm zu ihm hinüber. Dieses Mal ließ Deidara das auch zu, behielt ihn aber nach wie vor im Auge.

Ein beschwichtigendes Kleffen von sich gebend schmiegte sich der Fuchs kurz an sein Kinn und machte es sich dann wie eine Schlande um seinen Hals gemütlich.

Zugegeben, das war dem Künstler doch etwas unbehaglich. Der Hals war eine empfindliche Stelle. Doch das Tier schien nichts Böses vor zu haben, darum war es in Ordnung,...vorerst.

"Siehst du, er beißt nicht.", entschied sich Naruto, nun doch die Stille zu unterbrechen. Dieses Tierchen war nur ein Teil von Kyuubi, eine materialisierte Form von Shakra. Doch es sollte Deidara helfen können, die Angst vor Kyuubi zu verlieren. Und die Neugierde des Künstlers kam ihn auch noch entgegen. So würde das Gewöhnen sicher schnell gehen.

Deidara brummte nur auf die Aussage des Jungen. Es fand den Fuchs schon irgendwie faszinierend, doch was sollte er jetzt mit ihm machen? Er konnte ihn doch nicht die ganze Zeit um den Hals tragen. Ob er ihn abnehmen konnte?

Vorsichtig griff er nach dem Minikyuubi und hob ihn sachte von seinem Hals herunter. Das Tier ließ das auch mit sich machen, wiselte nur kurz bedauernd.

Der ehemalige Akazuki reichte ihn Naruto, doch dieser schüttelte den Kopf.

"Den darfst du behalten."

"Was?", rief Deidara und hätte Kyuubi beinahe erneut fallen lassen.

"Keine Sorge. Er braucht keine Nahrung oder Wasser. Er erhält seine Energie von woanders.", antwortete der Junge lächelnd.

"Das ist nicht das Problem, un!", schnauzte Deidara zurück. Was sollte er denn bitte mit dem Vieh machen? Nun gut, es interessierte ihn...ein wenig, aber verdammt, er brauchte kein Anhängsel, nicht noch eines! Narürich ahnte der Blonde, warum Naruto dies tat, aber warum interessierte ihn das überhaupt? Außerdem war seine Furcht scheinbar kleiner, als er selbst geglaubt hatte. Immerhin hielt er dieses Monster gerade in seinen Händen. Konnte er es nicht dabei belassen?

"Du wirst dich schon an ihn gewöhnen.", meinte der Genin noch frech lächelnd und ging, bevor Deidara irgendwelche Einsprüche erheben konnte.

"Hey!", rief ihm Deidara noch nach, doch da war er schon verschwunden.

"Dieser verfluchte Bengel, hm." murmelte Deidara scharf und sah wieder das Tier an. Er hätte Naruto auch nachlaufen können, doch irgendwie war ihm nicht danach gewesen. Aber dass ihn der Idiot einfach mit diesem Minimonster zurückließ ärgerte ihn.

"Und? Was soll ich jetzt mit dir anstellen, un?", sprach er zu dem Tier, das ihm die ganze Zeit anzugrinsen schien. Dann befreite es sich aus seinem Griff und legte sich einfach wieder um seinen Hals.

"Na gut.", dachte sich der Mann seufzend, "Vorerst behalte ich ihn."

Ihm blieb vermutlich auch nichts anderes übrig, denn der Fuchs sah nicht so aus, als würde er sich aussetzen lassen und wegsprengen konnte er ihn nicht. Was blieb ihn noch? Mit einer Waffe umbrigen vielleicht, doch das würde weder das Tier noch Naruto zulassen und dieses Vieh war immerhin der Neunschwänzige, auch wenn er momentan nur einen Schwanz hatte.

Langsam richtete sich der Mann auf. Es war an der Zeit, zurück zu gehen, darum kehrte er zu Itachi und Sasuke zurück. Verwundert hoben beide ihre Augenbrauen, als sie das Tier um seinen Hals bemerkten.

"Fragt nicht.", knurrte Deidara scharf und ging an ihnen vorbei. Die beiden folgten ihm, doch sie hielten tatsächlich den Mund. Nun gut, es waren die Ushihas. Die sprachen ohnehin nicht viel. Vermutlich hätten sie nicht einmal gefragt, wenn er es ihnen nicht verboten hätte.

Deidara verabschiedete sich noch schnell von den anderen, auf die Fragen wegen dem Fuchs nicht eingehend, dann machte er sich schleunigst auf den Weg zurück in das Dorf. Er wollte nur noch schnell in sein Zimmer zurück.

Itachi begleitete sie noch bis zum Haupttor des Dorfes, dort trennten sich ihre Wege. Immerhin musste er sich noch um seinen Reis kümmern und dann brauchte auch er Ruhe. Sasuke blieb an Deidaras Seite. In den Wochen, in denen er auf den Blonden aufgepasst hatte, hatte sich ihre Situation etwas entspannt. Sie redeten immer noch nur miteinander, wenn es unbedingt nötig war, doch die Spannung war verschwunden. Außerdem testete der Künstler bei ihm auch nicht mehr die Grenzen aus. Er kannte sie mittlerweile und es schien ihm langweilig geworden zu sein. Somit war es ruhig geworden und er konnte diese Mission als schon fast langweilig betrachten. Es passierte wirklich so gut wie nie etwas. Und seit Ino weg war unternahm der Iwa-Nin auch keine Nachtspaziergänge mehr, die ihm wenigstens etwas Abwechslung bieten würden.

So war es auch heute. Sobald sie das Gebäude erreichten, ging der Blonde sofort in sein Zimmer und legte sich aufs Bett, der Fuchs rollte sich neben ihm zusammen und er bezog seine Stellung am Dach des gegenüber liegenden Gebäude. Es war wie immer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da wäre das nächste Kapitel.^^
Dieses ist allerdings ein wenig kurz, daher lade ich am Samstag oder Sonntag VIELLEICHT noch eines hoch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das nächste Kapitel. Danke, an all die Kommentare und Fafouriten.
Hoffentlich gefällt es euch weiterhin.^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das neue Kapitel ist da^^
Es ist ein wenig kurz geworden und es passiert nicht sehr viel.
Trotzdem hoffe ich, dass es euch gefallen hat. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, meine Kapitel werden immer kürzer. Aber für mein Empfinden konnte man sie da am besten abschießen. ^^ Dafür hat es dieses Mal nicht so lange gedauert. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Als kleine Entschädigung für das kurze Kapitel davor, noch dieses Kapitel hinten nach.
Hoffentlich hat es euch gefallen.^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Kapitel werden wieder etwas länger ^^
Ich hoffe, die FF gefällt euch bis jetzt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ist kurz geworden, sorry Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das neue Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von:  KazumyChan
2017-06-22T18:36:13+00:00 22.06.2017 20:36
Ein prima kappi. ^^
Die idee mit dem minifuchs finde ich ja zu gut :D
Freue mich auf die fortsetzung ;)
Von:  Scorbion1984
2017-05-03T03:40:06+00:00 03.05.2017 05:40
Schön das ein neues Kapitel von Dir da ist !
Naruto knackt wohl langsam seinen Panzer und Itachi und Sasuke tauen auch so nach und nach auf !
Von:  Sunshinera
2016-12-28T20:41:00+00:00 28.12.2016 21:41
Schön das du wieder da bist. Das Kapitel war gut und wie es scheint fangen die Leute an langsam Deidara zu vertrauen.
Mach weiter so und wir sehen uns beim nächsten Kapitel.
L.g Sunshinera <3
Von:  pink-Hase94
2016-05-09T20:06:16+00:00 09.05.2016 22:06
Hallöchen,
eig bin ich die letzten Jahre nur eine stille leserin gewesen, aber das hier ist wirklich klasse.
Du schreibst richtig gut und die Handlung finde ich genial! Es bleibt spannend und ich freue mich schon auf weitere Kapitel von dir.
LG
Antwort von:  Amaruk
10.05.2016 17:02
Vielen Dank für dein nettes Kommentar. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Von:  KazumyChan
2016-05-07T09:19:55+00:00 07.05.2016 11:19
Tolles FF
Gefällt mir sehr gut^ω^
Antwort von:  Amaruk
07.05.2016 21:17
Danke^^
Von:  Scorbion1984
2016-05-05T15:02:25+00:00 05.05.2016 17:02
Sehr geheimnisvoll ,wer sind diese Leute ?!
Von:  Scorbion1984
2016-03-20T09:31:50+00:00 20.03.2016 10:31
Seine Besorgnis um Ino finde ich Suess!
Antwort von:  Amaruk
20.03.2016 12:10
Danke^^
Von:  Scorbion1984
2016-03-05T14:16:23+00:00 05.03.2016 15:16
Sind das wirklich Ninja aus IWA ? Ich schätze es ist mal wieder eine Falle !
Von:  Scorbion1984
2016-02-29T10:25:38+00:00 29.02.2016 11:25
Was will Iwa von ihm ?
Antwort von:  Amaruk
29.02.2016 15:57
Er ist immerhin ihr Nuke-Nin, oder?^^
Von:  Scorbion1984
2016-02-13T07:24:37+00:00 13.02.2016 08:24
Ja da kriegt Ino wohl eine Rivalin !


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