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Wer bin ich?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine erste Fanfiktion, die ich schreibe. Ich hoffe sie gefällt euch :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey,
da ich die nächsten ca. zwei Wochen leider keine Zeit habe, gibt es dieses Mal, gleich zwei Kapitel hintereinander^^
Schönes Wochenende wünsch ich euch :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,
heute geht es endlich weiter :)
Eigentlich wollte ich dieses Kapitel schon längst hochgeladen haben, aber wie das immer so ist, kommt irgendetwas dazwischen und man kommt wieder nicht dazu.
An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal, für die tollten Kommentare von euch, bedanken. Freue mich über jedes Einzelne immer wahnsinnig :)

So genug geredet, hier kommt das nächste Kapitel :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr,
hier habe ich nun das letzte Kapitel für euch von meiner ersten FF :) Ich hoffe, ihr hattet Spaß daran, sie zu lesen :)

Ich möchte mich noch mal für die tollen Kommentare und Favoriten Einträge von euch bedanken. Ich habe mich über jedes Einzelne immer sehr gefreut :D

Vielleicht habt ihr ja lust, auch mal bei meiner neuen FF "Liebe mich!" vorbei zu schauen^^

So und nun viel Spaß beim finalen Kapitel

Eure
Fiamma^^ Komplett anzeigen

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Wer bin ich?

 

 

Kapitel 1

 

… Wo bin ich?

 

… Wer bin ich?

 

… Was ist passiert?

 

Die junge Frau mit langen blonden Haaren schaute sich Kopf haltend in dem kleinen Raum um. Er schmerzte und pochte ihr. Sie strich sich mit der Hand über die Stirn.

Von dem kleinen Bett aus, auf dem sie lag, schaute sie rüber zu einem kleinen Waschbecken. Es war direkt auf der anderen Seite des Bettes. So leise wie es in dem Zimmer war, konnte sie die Tropfen hören, die sich nach und nach aus dem silbernen Wasserhahn lösten und leise im Becken landeten.

Sie erinnerte sich an gar nichts, nicht mal daran wer sie war und hatte keine Ahnung wo sie war. Ihr Blick wanderte über das Bett. Die Bettwäsche war weiß mit kleinen grünen und etwas größeren gelben Punkten. Neugierig schaute sie sich weiter in dem kleinen Zimmer um. Außer einen kleinen Tisch, auf dem ein paar Zeitschriften verteilt waren und zwei Stühle darunter geschoben, befand sich dort nur noch ein schmaler Schrank. Die Vorhänge vom Fenster waren zugezogen. So beschloss sie einen Blick durchs Fenster zu wagen, um zu gucken, wo sie sich befand. Sie unterbrach dieses Vorhaben aber auch gleich wieder, da sie merkte, dass ihre Beine einfach nicht mitmachen wollten. Erst jetzt sah sie, dass aus ihren Armen und Oberkörper überall Kabel und Schläuche heraus kamen. So konnte sie, auch wenn sie gewollt hätte, gar nicht aufstehen. Ein dünnes Armband ums linke Handgelenk erweckte ihre Aufmerksamkeit .

 

Bunny Tsukino

 

Sie spielte damit zwischen ihren Finger.

 

Ob das mein Name ist?

 

Gedanken versunken ließ sie sich langsam in das Kissen hinter sich sinken und schloss gerade die Augen, als plötzlich die Tür mit einem lauten Knacken geöffnet wurde.

„Miss Tsukino, Sie sind ja endlich wach."

Erschrocken und aus den Gedanken gezerrt, starrte die blonde Frau die Person an, die in der Tür stand. Sie hatte schöne lange braune Haare, die in einen Zopf zusammen geflochten waren. Ganz in weiß war sie gekleidet. Einzig allein ihre Turnschuhe waren in einem grellen gelb und leuchteten regelrecht dadurch.

"Wer ich? Ist das mein Name und wo bin ich eigentlich hier?", fragte die Blonde aufgeregt. Lächelnd trat die Braunhaarige näher an das Bett heran .

"Können Sie sich denn an gar nichts mehr erinnern?"

"Nein, an gar nichts. Nicht mal wer ich bin.", erwiderte sie geknickt und schaute zu dem Armbändchen herunter.

Die junge Frau setzte sich zu ihr auf die Bettkante und erklärte, dass sie Bunny Tsukino sei und vor drei Monaten einen Unfall hatte und sich hier im Krankenhaus befände. Ebenfalls berichtete sie, dass sie die drei Monate geschlafen hätte.

Bunny war geschockt und wusste nicht so recht, was sie nun sagen sollte. Sie erkundigte sich aber wenigstens welches Datum sie hatten. Wenn dies überhaupt wichtig war, dachte sie sich, da sie nicht einmal ihr Alter kannte. Die Krankenschwester entfernte nebenbei die Geräte und Schläuche.

 

"Juli 1999. Ich werde mal ihren Arzt holen, damit er mit ihnen alles weitere besprechen kann. Bleiben Sie bitte noch liegen.", sagte sie schon beim Rausgehen und dann war sie auch schon wieder weg.

 

Sie ging den langen Krankenhausflur entlang zum Schwesternzimmer. Der behandelnde Arzt müsste sich dort gerade befinden. Sein Büro wurde gerade renoviert, daher hielt er sich gerne dort auf. Den teilweisen jungen Krankenschwestern gefiel dies eigentlich gar nicht. Sie hielten in den kurzen Pausen, die sie hatten, gerne mal ein Schwätzchen über die Ärzte. So ging das natürlich nicht und waren sichtlich genervt. Im Zimmer angekommen, erblickte sie ihn auch schon.

„Doktor Takahashi, Miss Tsukino ist wach. Sie kann sich allerdings an nichts mehr erinnern".

Der schon leicht ergraute Mann nickte der Schwester zu, blätterte noch ein paar Akten durch und wollte sich gerade aufmachen, um zu Bunny zu gehen, als er sich nochmal zu ihr drehte.

"Könnten Sie bitte die Familie Tsukino und Herrn Chiba verständigen?"

Die Braunhaarige nickte und begab sich an den Computer, damit sie die Telefonnummern aus der Akte heraus suchen konnte.

 

Bunny lag auf ihrem Bett. Es drehte sich alles. Aber viel mehr ihre Gedanken, als wirkliche Schwindelgefühle. Die Frau mit den langen blonden Haaren tippte sich gegen die Stirn und drehte eine Haarsträhne um ihren Finger.

Ich bin also Bunny Tsukino.

Bunny grübelte und grübelte. Sie konnte mit diesen Namen, ihren Namen, einfach nichts anfangen. Wie sehr sie sich auch anstrengte. Sie sollte liegen bleiben, aber so recht gefiel ihr dies nicht. Sie sah an sich hinunter und hatte einfach nur ein Krankenhaushemdchen an. Ihre Wangen färbten sich leicht rosarot.

Da kann man ja alles sehen. Na vielleicht bekomme ich wenigstens noch was richtiges anzuziehen. Es klopfte an ihrer Tür und der Arzt betrat das Zimmer.

"Miss Tsukino, wie schön das Sie endlich aufgewacht sind. Ich bin Doktor Takahashi".

Bunny nickte nur verlegen und zog sich ihre Bettdecke ein Stück hoch, damit das wichtigste bedeckt wurde. Der Arzt kam nun näher heran und fing an ihr ihre Verletzung haargenau zu erklären und ordnete noch ein paar Tests an.

"Werde ich mich denn wieder an alles erinnern können?", fragte sie noch vorsichtig nach.

Der Arzt antwortete ihr, dass man dies noch nicht genau wisse, aber in den meisten Fällen die Erinnerung auf lange oder kurze Sicht zurück kommen würde.

"Wir verständigen auch gerade ihre Angehörigen, dass Sie erwacht sind und werden Sie, bevor Sie zu ihnen kommen, auch über ihre momentane Situation aufklären. Damit sie Sie nicht überfordern.", lächelte er sie an und verschwand aus dem Zimmer.

Meine Angehörigen?

Bunny grübelte wieder, wer dies wohl sein sollte, ob sie sie erkennen würde, wenn sie sie sieht. Aber ihr Kopf fing an zu schmerzen, so beschloss sie es einfach auf sich zu kommen zu lassen und abzuwarten bis sie kommen.

 

Mamoru hatte es eilig. Er war noch schnell joggen gegangen bevor er sich auf machen musste, um los zu seinem Seminar zu fahren. Der Schwarzhaarige musste einfach nochmal den Kopf frei bekommen. Er hatte nach langem Zögern zugesagt an einem wichtigen Lehrgang teilzunehmen. Er wollte erst gar nicht, da er nicht von Bunny weg wollte. Ikuko hatte lange mit ihm gesprochen, dass Bunny es bestimmt nicht gewollt hätte, wenn er es verpasst hätte und es ging auch nur über zwei Tage. Er könnte leider auch nichts an Bunnys Zustand ändern, wenn er hier bliebe.

Nachdem Bunnys Eltern ihm vergewissert hatten, dass sie sich sofort melden würden, wenn sich etwas ändert, hatte er zugesagt.

So ging der Verschwitze nun schnell duschen und packte seine Tasche für die zwei Tage. Er packte als erstes seine Zahnbürste und was man noch so alles aus dem Bad brauchte ein. Danach ging er rasch in sein Schlafzimmer, um den Rest einzupacken. Er war schon ein wenig spät dran. Dabei fiel sein Blick auf ein Bild von ihm und Bunny. Er nahm es in die Hand und strich mit den Finger darüber. Mamoru dachte an die glückliche Zeit zurück, als das Bild entstand und Tränen sammelten sich in seinen Augen.

Ob es jemals wieder so sein wird?

Er dachte an den Tag vor drei Monaten zurück, als noch alles in Ordnung war. Sein Leben konnte nicht besser sein. Es waren keine neuen Feinde aufgetaucht und alle lebten glücklich. Er hatte mit Bunny einen schönen Tag verbracht. Sie waren im Vergnügungspark gewesen. Danach sind sie noch zum Hikawa Tempel gegangen, da sie dort mit ihren Freunden verabredet waren.

Die beiden gingen etwas früher als die anderen und hatten sich verabschiedet. Sie wollten noch mit Bunnys Eltern sprechen. Endlich wollten sie zusammenziehen. Die Verliebten gingen gerade die lange Treppe vom Tempel hinunter, als sich Bunny plötzlich umdrehte, da sie dachte, sie hätte jemanden gehört. Mamoru ging derweil schon weiter hinunter. Als er schon fast unten angekommen war, rief er fragend hoch, ob alles okay wäre, da Bunny da wie angewurzelt mit dem Rücken zu ihm stehen blieb. Sie drehte sich um und lächelte ihn an.

„Nein, nein, alles okay.", rief sie zu ihm runter.

Die Blonde wollte gerade weiter gehen, als Mamoru dachte, dass irgendjemand hinter ihr steht. Er konnte aber niemanden sehen. Und da geschah es auch schon.

Bunny fing plötzlich an über die Stufen zu fallen, fast so als hätte sie jemand geschubst. Sie fiel und kullerte immer weiter. Sie schlug dabei auch mit dem Kopf und mit dem Rücken auf. Mamoru konnte nichts machen. Er stand zu weit weg und musste alles mit ansehen.

Sie wurde langsamer und blieb mit dem Gesicht nach unten auf der Treppe liegen. Mamoru stockte der Atem. Er stand wie versteinert da und konnte sich vor Schock nicht rühren. Bunny bewegte sich nicht.

Doch dann ein lautes "Auaaa". Sie rappelte sich und setze sich wankend hin. Sie hielt sich den Kopf fest. Mamoru rannte erleichtert zu ihr los. Er nahm sie in dem Arm und fragte sie, ob alles in Ordnung sei.

"Ja, alles i... " Weiter kam Bunny nicht.

Sie sackte plötzlich bewusstlos zusammen. Mamoru konnte sie gerade noch festhalten damit sie nicht nochmal mit dem Kopf aufschlug. Er hielt sie vorsichtig fest und legte ihren Kopf behutsam auf seinen Schoß. Als er seine Hand langsam wegnahm, erfror sein Gesicht zu Stein. Seine Hand war voller Blut …

 

Er stellte das Bild mit einen Seufzer wieder hin.

„Bunny … “

Er ging zu seinem Nachttisch und zog die oberste Schublade auf. Bücher, eine Taschenlampe und eine kleine Schachtel füllten die kleine Schublade. Mamoru interessierte sich im Moment aber nur für die Schachtel. Er öffnete sie vorsichtig, nahm etwas heraus und legte es in seine Hand. Es war Bunnys Brosche. Er hatte sie damals, damit sie nicht in falsche Hände geriet, als sie ins Krankenhaus kam, an sich genommen. Da Bunny einfach nicht erwachte, setzte er sich mit den Sailor Kriegerinnen zusammen. Sie berieten, was mit ihr passieren sollte. Einstimmig waren alle dafür, dass Mamoru auf sie aufpassen und aufbewahren sollte. Bunny hätte dies bestimmt gewollt. Er war damit einverstanden und seit diesem Tag hütete er die Brosche wie einen Schatz. Es gab ihm auch ein wenig Trost. Er hatte so das Gefühl wenigstens einen kleinen Teil von seiner Liebe in der Nähe zu haben. Da er nun zwei Tage fort sein würde, steckte er die Brosche, um sie mitzunehmen, in seine Hosentasche.

Als er alles fertig gepackt hatte, schaute er nochmal nach, ob alle wichtigen Geräte ausgestellt waren, schnappte sich die Tasche und verließ die Wohnung.

Gerade als er die Tür verschlossen hatte, klingelte sein Telefon. Mamoru hörte dies aber nicht mehr …

 

 

 

Kapitel 2

 

Bunny lag auf ihrem Bett und wartete. Sie war schon sehr neugierig auf die Personen, die der Arzt ihre Angehörigen nannte. Er hatte ihr nicht gesagt, ob er damit ihre Eltern, Freunde, Verwandte oder Sonstige meinte. Daher war sie umso gespannter. Es klopfte schon ein paarmal an ihrer Tür, aber jedes Mal war es eine Schwester oder ein Pfleger, der sie für eine Untersuchung abholte.

Sie hatte nun, auch damit sie sich bewegen konnte, bequeme Wäsche bekommen. Man sagte ihr, dass diese für sie hier hinterlegt worden war. Es war eine weiße bequeme Hose und ein hell rosarotes Shirt mit einem kleinen Häschen Aufnäher auf der linken Brustseite. Ihre Haare hatte man auf ihren Wunsch hin auch durchgekämmt und zu einem langen Zopf gebunden.

Nun lag sie da und starrte die Decke an. Da nichts weiter geschah, schlief sie ein. Sie war noch geschwächt und konnte sich kaum auf den Beinen halten.

Lange schlief sie allerdings nicht, da sie unsanft geweckt wurde. Ein Pfleger schüttelte sie ein paarmal grob an der Schulter.

"Sie müssen sofort mitkommen!", brüllte er schon fast.

Bunny rieb sich die Augen und stand langsam auf. Diesen Pfleger hatte sie heute noch nicht gesehen, fand ihn aber seltsam und irgendwie unheimlich. Er hatte schwarze kurze Haare und eine lange Narbe über die rechte Wange gezogen. Er war auch viel größer als sie. Bunny ging wie es ihr gesagt wurde mit, obwohl ihr nicht ganz wohl dabei war. Er ging mit ihr in ein Abteil des Krankenhauses, welches sehr weit von ihrem Zimmer entfernt war und irgendwie verlassen wirkte. Bunny fand es immer seltsamer und fragte ihn nun, wo sie denn hin gingen. Er antwortete ihr aber nicht und ging weiter. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, folgte sie ihm. Nach einer Weile des Schweigens, packte er sie plötzlich grob am Arm und schubste sie in ein dunkles Zimmer. Bunny verstand überhaupt nicht, was hier vorging und fragte nochmal, was sie hier machten.

Doch wieder kam keine Antwort. Das Zimmer wirkte recht klein und hatte keine Fenster. Da das Licht ausgeschaltet war, konnte man fast nichts erkennen. Einzig allein das Licht aus dem Flur erhellte das Zimmer minimal. Ein lautes Poltern ließ sie aufschrecken. Sie drehte sich langsam zu dem Geräusch um, doch sie konnte nur einen Schatten erkennen. Er näherte sich ganz langsam. Es war einfach zu dunkel in dem Zimmer. Bunny versuchte leise zur Tür zu gelangen, denn sie wollte einfach nur noch verschwinden. Raus aus diesem Zimmer. Der Mann, der sie herbrachte, hielt sie aber auf und umklammerte sie fest mit seiner Hand am Handgelenk. Bunny fing an zu schreien.

Der Schwarzhaarige packte sie darauf hin am Kinn und schob ihr Gesicht zu seinem.

"Schrei nur. Dich wird hier eh niemand hören.", flüsterte er ihr zu und warf sie auf den Boden.

Der Schatten kam nun näher und man konnte erkennen, dass es sich dabei um einen zweiten Mann handelte. Er war genau so groß wie der andere und hatte braune Haare bis zum Kinn.

Beide Männer standen nur noch einen halben Meter von Bunny entfernt und starten sie an. Ihr kullerten dicke Tränen über die Wangen und sie fragte die beiden, was sie von ihr wollten.

Beide lachten laut auf und traten noch näher an sie heran. Der Schwarzhaarige beugte sich runter zu ihr. Sie konnte den Atem in ihren Nacken spüren. Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter. Mit einem Ruck packte er sie unsanft um den Oberkörper.

Bunny erstarrte. Was hatten sie vor. Der andere schnappte sich ihre Beine und hob sie hoch. Bunny hatte große Angst, konnte sich aber so wie die Männer sie festhielten nicht wirklich bewegen.

„Lasst mich los. Was wollt ihr denn von mir?“

Sie versuchte sich aus den Fängen der beiden zu befreien. Sie strampelte mit den Beinen, wackelte mit ihrem Oberkörper. Zwecklos, die beiden waren einfach viel stärker als sie.

Sie gingen mit ihr aus dem Zimmer durch einen langen Flur. Die Schuhe der beiden quietschen auf dem gummiartigen Boden. Sie begegneten niemanden und Bunny flehte die beiden an sie los zu lassen. Unbeirrt gingen sie aber weiter mit ihr raus auf einen Parkplatz. Bis auf einen weißen Transporter war der Platz komplett leer. Die Tür zum Laderaum des Autos stand offen. Die beiden Männer trugen Bunny direkt vor ihn und warfen sie regelrecht dort hinein. Sie knallten ihr die Türen vor der Nase zu, um anschließend nach vorne ins Fahrerhäuschen zu gehen.

Bunny versuchte das Auto von innen aus zu öffnen. Ohne Erfolg. Sie fing an zu klopfen, zu hämmern und raus zu rufen. In der Hoffnung, dass sie irgendjemand hören würde. Mit einem lauten Quietschen fuhr das Auto los und Bunny wurde durch den Ruck zu Boden geworfen. Sie rappelte sich wieder auf, hämmerte, tritt und schrie weiter, auch wenn sie wusste, dass dies vermutlich nichts bringen würde. Sie weinte bitterlich. Ihre Tränen liefen ihr das Gesicht herunter und tropften auf den dreckigen Boden des Autos. Nach ein paar Minuten sackte sie, so entkräftet wie sie noch war, erschöpft zusammen und konnte nicht anders als einzuschlafen.

Sie fuhren lange ohne anzuhalten. Die Fahrt war auf den größtenteils abgelegenen Ackerstraßen sehr holprig. Bunny kullerte hin und her. Aufwachen tat sie davon aber trotzdem nicht. Zu abgekämpft und entkräftet war sie. Unruhig war ihr Schlaf. Sie träumte von ihren zwei Peinigern, dazwischen blitzen ihr immer wieder merkwürdige Bilder vom Mond und einen Kristall auf. Sie versuchte den Kristall in die Hand zu nehmen, aber sobald sie ihn erreicht hatte, verschwamm das Bild. Die Fahrt endete in einem kleinen Waldstückchen vor einer kleinen Hütte. Die beiden Männer stiegen aus und gingen auf die kleine Hütte zu. Dort wartete schon jemand auf sie.

"Akita, Akuma, habt ihr sie?"

Die beiden Männer nickten.

"Dann bringt sie ins Haus und alles läuft weiter wie geplant!"

Mit einem Grinsen im Gesicht verschwand die Person.

Akita und Akuma gingen zum Transporter und öffneten ihn. Bunny lag dort noch immer schlafend.

"Pah und DAS soll die ach so tolle Prinzessin sein? Die stärkste im ganzen Universum?", lachte Akita.

"Wir könnten dich hier und jetzt erledigen. Kannst froh sein, dass SIE andere Pläne mit dir hat.", verspottete Akuma sie nun auch und warf sich seine braunen Haare triumphierend nach hinten.

"Aufstehen, mitkommen!", brüllte der Schwarzhaarige und hämmerte dabei auf den Boden des Transporters.

Bunny öffnete ihre Augen, blinzelte ein paarmal und sah ängstlich zu ihnen herüber. Sie bewegte sich kein Stück, sie war starr vor Angst. Wo wurde sie nur hingebracht?

Akita war genervt, es dauerte ihm alles zu lange. Er schnappte sich die Blonde, zerrte sie aus dem Laderaum und schleppte sie zu der kleinen Hütte. Mit schnellen Schritten überholte Akuma die beiden und öffnete die Tür.

"Rein da!"

Bunny ging zögernd hinein. Kaum hatte sie die Hütte betreten, knallten sie hinter ihr die Tür zu und schlossen sie ab. Sie drehte sich um und versuchte sie zu öffnen. Vergebens. Sie war zu.

Sie klopfte verzweifelt gegen die Tür, aber niemand öffnete sie.

„Bitte lasst mich doch gehen.“

Da sich nichts rührte und es keinen Zweck mehr hatte, lehnte sie sich mit den Rücken gegen die Tür. Sie rutsche, mit den Händen übers Gesicht, hinunter und dicke Tränen sammelten sich. Unten angekommen sackte sie völlig zusammen. Eng zog sie ihre Beine an ihren Körper und schmiegte ihre Arme darum. Weinend legte sie ihren Kopf auf ihre Knie. Eine ganze Weile saß sie so zusammen gekauert da. Sie verstand überhaupt nicht, was das alles sollte. Sie erwachte in einem Krankenhauszimmer ohne Erinnerung, bekam irgendwelche Untersuchungen und wartete auf Menschen, die sie kennen sollte. Und zu guter Letzt wird sie in eine kleine Hütte irgendwo im Nirgendwo verschleppt. Sie weinte und war am Ende mit ihren Kräften. Minutenlang rührte sie sich nicht. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, schaute sie auf und dachte, es wäre vielleicht besser erst einmal zu gucken, wo sie nun eingeschlossen war und ob es irgendwo einen Weg hinaus gäbe. Bunny wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, klammerte sich an die Türklinke und zog sich, um sich einen groben Überblick zu verschaffen, an ihr hoch. Sie stand direkt in einem großen Zimmer. Einen Flur oder Eingangsbereich gab es nicht. Sie suchte erst einmal nach einen Lichtschalter oder einer Lampe, damit sie sich ein wenig Licht machen konnte. Draußen wurde es immer dunkler und man konnte immer weniger erkennen. Direkt neben der Tür fand sie zum Glück auch einen Schalter, der zu einer kleinen Deckenlampe gehörte. Es gab nicht viel Licht her, aber man konnte wieder etwas sehen. Viel stand hier nicht. An der einen Wand stand eine große rote Couch auf dem ein Kissen ohne Bezug lag. Daneben lag noch eine braune Wolldecke. Direkt vor ihr stand ein kleiner Tisch mit nur einem Stuhl. Das war es dann auch schon. Bunny ging ein paar Schritte in den Raum hinein und sah eine kleine Tür. Sie ging direkt darauf zu und machte sie vorsichtig auf. Dahinter war ein winzig kleiner Raum ohne Fenster mit einer Toilette und einen kleinen Waschbecken. Was wollen die bloß von mir? Bunny lehnte die Tür wieder an und ging weiter. Sie widmete sich nun den Fenstern, vielleicht konnte sie aus einem raus klettern. Es waren zwei Stück. Eins direkt über der Couch und das andere ein paar Schritte neben der Tür. Beide waren mit dünnen blauen Gardinen zugezogen. Sie ging leise zu dem Fenster bei der Tür und schob den blauen Stoff vorsichtig ein kleines Stück zur Seite. Gerade soviel, dass sie heraus gucken konnte. Eine erste Enttäuschung machte sich in ihr breit. Das Fenster war mit einen Gitter versehrt. Da war nichts zu machen, dort käme sie nicht raus. Sie zog die Gardine noch ein Stück weiter auf und konnte so vor das Haus schauen. Die beiden Männer standen vor dem Transporter und diskutierten lautstark. Über was, konnte sie aber nicht verstehen und so machte sie die Gardine wieder zu und ging zur Couch. Sie stellte sich vorsichtig auf diese, streckte eine Hand zum Fenster und hob die Gardine ein Stück zur Seite. Frustriert ließ sie sich auf das Sofa fallen. Auch dieses Fenster war mit Gittern versperrt. Was sollte sie nur machen? Es gab keinen Weg hieraus. Wieso sperren die mich hier nur ein?

Sie nahm sich das Kissen und drückte es ganz fest in ihre Arme. Es gab ihr ein wenig halt, um nachzudenken. Sie tippte mit den Füßen auf dem Boden herum und betrachtete ihre Schuhe. Es waren einfache Hausschuhe, die man ihr gegeben hatte. Erst jetzt schaute sie sie so richtig an. Schlichte weiße Hausschuhe. Als sie darüber nachdachte, was sie nun machen sollte, hörte sie plötzlich ein Schlüssel klappern und die Tür wurde aufgeschlossen. Mit einem Ruck war sie auf und die beiden Männer standen grinsend im Eingang. Bunny drückte das Kissen vor Angst noch fester an sich. Der Schwarzhaarige hatte eine kleine Plastiktüte in der Hand und ging damit zu dem Tisch und knallte sie darauf. Akuma machte nur eine schnippische Bemerkung, die Bunny nicht verstand und ging wieder weg. Der Weg nach draußen war völlig frei. Akita beschäftige sich gerade damit irgendetwas aus der Tüte zu holen und achtete nicht auf sie. Bunny überlegte nicht lange. Sie ließ das Kissen fallen und rannte so schnell es ihr möglich war Richtung Ausgang. Als sie schon fast draußen war, stand blitzartig der Braunhaarige wieder mitten im Türrahmen.

„Nicht so schnell, Kleines.“, knurrte er.

Akuma packte sie, ging mit ihr zurück zur Couch und warf sie wieder darauf. Bunny hatte große Angst und wagte es nicht einen Ton zu sagen oder sich zu bewegen.

Akita hatte eine kleine Schachtel und eine kleine Wasserflasche auf den Tisch gestellt.

„Hier, für dich. Etwas zu essen und etwas Wasser. Wenn du hier umkippst vor Hunger bist du uns nicht mehr von Nutzen“, giftete er sie an.

Bunny sagte keinen Ton und schaute die beiden nur voller Furcht an. Was wollten sie nur von ihr?

Nicht mehr von Nutzen? Die groß gewachsenen Männer verließen wieder den Raum und schlossen die Tür ab. Bunny hörte wie eine Autotür zugeknallt wurde, aber nicht das sie weg fuhren. Sie traute sich immer noch nicht sich zubewegen. Eine halbe Ewigkeit saß sie dort auf der Couch und dachte darüber nach, wofür sie wohl von Nutzen sein könnte. Sie wusste ja selbst nicht mal wer sie war. Von einen lautem Knurren im Magen wurde sie allerdings aus ihren Gedanken wieder zurück geholt. Sie hatte schon eine Ewigkeit nichts gegessen und großen Hunger. Aber so recht traute sie sich auch nicht an das Mitgebrachte heran. Nachher war irgendwas damit nicht in Ordnung. Da ihr Magen aber mittlerweile schon in die Knie rutschte, beschloss sie es sich wenigstens mal anzuschauen. Bevor sie sich an den Tisch setzte schaute sie nochmal aus dem Fenster, wo die beiden waren. Leise und achtsam schob sie die Gardine zur Seite. Sie saßen im Auto und schliefen anscheinend. Erleichtert zog sie das Stück Stoff wieder zu, setzte sich an den Tisch, nahm sich die Schachtel und packte zwei große Reisbällchen aus. Es sah alles normal aus, auch an der Wasserflasche konnte sie nichts Verdächtiges erkennen. Ihr Magen knurrte immer lauter, also beschloss sie es zu essen und etwas zu trinken. Wenn sie mich umbringen wollten, hätten sie es bestimmt schon gemacht. Nachdem sie alles aufgegessen hatte und die halbe Wasserflasche ausgetrunken war, ging es ihr schon etwas besser. Sie setzte sich wieder auf die Couch. Wo sollte sie auch sonst hingehen? Draußen war es mittlerweile stockfinster geworden und Bunny wurde von ihrer Müdigkeit überrollt. Da ihr die Augen schon immer wieder zu klappten, schnappte sie sich die Wolldecke, das Kissen und rollte sich damit auf der Couch zusammen. Sie hatte kaum den Kopf auf das Kissen gelegt, da war sie auch schon eingeschlafen.

Sie wälzte sich im Schlaf hin und her und träumte wieder von den Männern und dem Mond. Auch der Kristall blitzte immer wieder dazwischen.

 

Als sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Gardinen bahnten, wachte Bunny langsam auf. An ihre Träume von voriger Nacht erinnerte sie sich allerdings nicht mehr. Wie lange habe ich geschlafen?

Sie rieb sich die Augen, legte die Decke bei Seite und stand auf. Die Blonde ging als erstes zum Fenster und schaute raus. Die Männer schliefen anscheinend immer noch im Auto. Da sie vermutlich nicht in den nächsten Minuten hier auftauchen würden, ging sie schnell in das kleine Badezimmer. Sie musste nun mittlerweile doch sehr dringend. Nachdem sie damit fertig war, spritze sie sich einen ordentlichen Schwall Wasser ins Gesicht. Sie musste einen klaren Kopf bekommen. Gerade als sie aus dem kleinen Bad heraus kam, hörte sie Stimmen vor der Tür. Sie kommen.

Bunny ging sofort zurück ins Badezimmer, machte die Tür zu und lehnte sich dagegen. Ihr Herz raste. Es würde zwar nicht viel bringen, kämpfen hatte aber noch weniger Sinn, dachte sie sich. Die beiden Männer waren nicht gerade leise und Bunny konnte genau hören, wie sie die Hütte betraten.

„Wo ist sie hin?“, brüllte Akita.

Bunny zuckte zusammen. Ihr Herz pochte ihr nun immer stärker gegen ihre Brust und ihre Atmung wurde hastiger. Er hörte sich noch aufgebrachter als gestern an.

Akita befahl seinen Mitstreiter die Hütte nach ihr abzusuchen, raus konnte sie ja nicht sein. Der Braunhaarige spurte ohne ein Ton zu sagen und schaute zuerst unter der Couch nach. Dort war genug Platz, dass sich jemand darunter legen könnte. Aber außer einer Menge Staub und Spinnweben konnte er nichts finden. Sein Blick wanderte auf die kleine Tür zum Bad. Sie konnte jetzt nur noch da sein. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht gleich darauf gekommen war, bevor er sich in den Dreck gelegt hatte. Zielstrebig bewegte er sich nun zum Bad.

„Komm raus. Verstecken bringt auch nichts!“

Bunny stemmte sich noch stärker gegen die Tür.

„Ich komme nicht raus. Was wollt ihr überhaupt von mir?“

Akuma lachte spöttisch auf.

„Wenn du raus kommst, dann werde ich es dir schon zeigen.“

Bunny blieb die Spucke weg. Sie zitterte am ganzen Körper. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis einer der beiden sie hier raus holen würde. Was sollte sie nur machen?

„Komm jetzt raus oder wir kommen rein. Es gibt eh keinen Weg an uns vorbei.“

Bunny gab keinen Ton von sich. Sie hatten recht, aber freiwillig raus kommen würde sie auch nicht.

Akita war sichtlich genervt. Diese Warterei ärgerte ihn.

„Akuma, geh zur Seite.“

Er rannte ohne Vorwarnung mit voller Wucht gegen die Tür. Diesen starken Druck konnte Bunny nicht standhalten und landete mit ihrem Hintern auf dem Boden. Sie traute sich nicht hoch zuschauen, zu groß war ihre Angst, was er jetzt mit ihr machen würde. Er ging langsam auf sie zu. Sie spürte jeden seiner Schritte. Der Holzboden knarrte unter seinem Gewicht. Je näher er kam, desto schneller wurden Bunnys Atemzüge. Sie zitterte am ganzen Körper. Er streckte seinen Arm nach ihr aus, abwehrend strecke sie ihren dagegen.

„Bitte lasst mich doch gehen!“

Akita grinste sie aber nur schief an, schnappte sie am Arm und zog sie aus dem kleinen Badezimmer raus. Bunny schluchzte. Eine Handbewegung des Schwarzhaarigen hatte gereicht und Akuma trat nun wieder näher heran.

„Durchsuche sie!“

Bunny musste kurz nach Luft schnappen. Durchsuchen. Wonach sollten sie denn suchen? Sie hatte doch nichts außer ihre Kleidung am Leib. Akita schnappte sich ihren zweiten Arm und hob beide nach oben. Sofort fing Akuma an sie von oben bis unten abzusuchen. Sichtlich angesäuert darüber nichts zu finden, wandte er sich von ihr ab.

„Er ist nicht hier.“

Nun ließ auch Akita von ihr ab und die beiden gingen raus. Sie warfen ihr noch eine Tüte mit Essen und Wasser vor die Füße und dann war die Tür auch schon wieder verschlossen. Zurück blieb eine sichtlich verstörte und irritierte Bunny. Sie setzte sich auf dem Boden und drückte ihre Arme ganz fest um ihren Oberkörper. Was soll das alles hier? Der Rest des Tages verlief ruhig. Sie kamen den Tag nicht nochmal und ließen sie ganz alleine in der Hütte sitzen. Bunny hatte sich auf die Couch zurück gezogen. Sie saß da und starrte einfach nur die Tür an. Ohne groß an etwas zu denken. Es war mittlerweile Nacht geworden. Irgendwann war sie so müde, dass sie einfach einschlief. Sie träumte wieder vom Mond. Sie war in einem schönen Palast. Viele Menschen waren um sie herum. Es gab einen Ball, auf dem sie tanzte. Es war ein schöner Traum. Doch plötzlich wurde es dunkel, sie hatte das Gefühl zu fallen. Irgendwo im Dunkeln konnte sie einen Kristall funkeln sehen. Sie wollte zu ihm, ihn anfassen. Als sie fast da war, fing sich alles an zu drehen …

 

Schweißgebadet wachte sie auf. Sie konnte sich diesmal an alles aus ihren Traum erinnern. Einen Reim konnte sie sich aber auch nicht daraus machen. Ohne weiter darüber nachzudenken, was er bedeuten könnte, hakte sie ihn als Ergebnis der letzten Stunden ab. Die Sonne schien heute nicht besonders durchs Fenster. Als Bunny raus schaute sah sie die vielen Wolkenberge. Passt zu meiner betrübten Lage. Auch an diesem Tag ließen sie sich nicht mehr blicken. Das einzige mal war mittags, wo sie ihr wieder eine Tüte rein warfen. Bunny fühlte sich wie ein Tier im Zoo, welches man anschaute und fütterte. Sie fragte sich, ob schon jemand nach ihr suchte und wer das wohl sein könnte. In ihren Gedanken versunken, rollte sie sich wieder auf der Couch ein und begann zu schlafen.

 

Es war weit nach Mitternacht und Bunny schlief schon eine Weile, als Akita leise die Tür zu der kleinen Hütte aufschloss. Er hatte sich vergewissert, dass sein Bruder auch wirklich eingeschlafen war. Er ging leise zu Bunny rüber. Da schlief sie, seelenruhig. Der Hass auf sie überrollte ihn. Sie konnte hier friedlich leben, wo er und seine Familie in Dunkelheit fristen musste. Er zog ihr die Decke weg, packte sie an den Armen und setzte sich auf sie. Bunny wurde davon wach und riss die Augen auf. Sie schaute direkt in sein hasserfülltes Gesicht. Er klemmte seine Beine um ihre Hüfte, ließ ihre Arme los und wollte seine Hände gerade um ihren Hals legen, als Bunny anfing zu schreien. Er hielt ihr den Mund zu und beugte sich ganz dich über ihr Gesicht.

„An deiner Stelle wäre ich schön leise.“

Sie versuchte seine Arme weg zudrücken. Mit den Beinen zu strampeln. Es gelang ihr aber nicht ihn abzuwehren, er war einfach viel stärker als sie. Sie schloss ihre Augen und eine Träne lief ihr das Gesicht hinter. Genau in diesem Moment umgab sie plötzlich ein grelles warmes Licht, welches Akita von ihr runter schleuderte. Er flog ein paar Meter in den Raum. Bunny schwebte in diesem Licht, sie strahlte eine unglaubliche Kraft und Wärme aus. Sie hob die Arme und sank langsam wieder zurück zur Couch. Akuma war von dem Lärm aufgewacht und stand nun vor der Hütte. Er verstand überhaupt nicht, was sich hier abgespielt hatte.

Außer sich vor Wut stand Akita auf und ging raus.

„Dieses Mal haste nochmal Glück gehabt. Aber ich komme wieder!“

Bunny wurde bewusstlos und lag nun regungslos da.

Von draußen hörte Akuma eine Stimme brüllen, die nicht zu Akita gehörte. Er schloss die Tür ab und ging in die Richtung des Transporters.

„Du Schwachkopf! Wegen dir wurde ein Stück in ihrem Unterbewusstsein geweckt. Nun müssen wir den nächsten Schritt früher beginnen.“, zischte die Stimme aus der Dunkelheit zu Akita.

Akita wollte gerade etwas sagen, als er unterbrochen wurde.

„Ich dulde keine Wiederworte!“

Die Brüder nickten, stiegen in den weißen Transporter und fuhren los.

Die Sonne ging mittlerweile auf und die Nacht verschwand. Bunny wälzte sich hin und her. Sie riss die Augen auf und saß senkrecht auf der Couch. „Lass mich los!“, schrie sie. Verwirrt sah sie sich um, aber niemand war da. War das nur ein Traum? Bunny rieb sich die Augen und atmete tief durch. Sie musste erst mal ihre Gedanken sortieren. Während dessen und unbemerkt, näherten sich zwei Gestalten der Hütte …

 

 

 

Kapitel 3

 

Mamoru schloss erschöpft seine Tür auf. Etwas mehr als zwei Tage war er nun fort. Zwei Tage an denen er nicht zu Bunny ins Krankenhaus fuhr und nach ihr schaute. Es war Alltag für ihn geworden. Er machte seine Arbeit und fuhr dann zu ihr, immer in der Hoffnung, sie würde jeden Moment aufwachen.

Der Lehrgang hatte ihn zwar gut abgelenkt, seine Gedanken schweiften aber dennoch immer wieder zu Bunny. Abgehetzt kam er von der langen Fahrt zu Hause an. Da er von dort später los kam als geplant und er dann auch noch in einem Stau geriet, war es mittlerweile schon sehr spät geworden. Er wollte nur noch schnell unter die Dusche und dann in sein Bett. Bunnys Eltern hatten sich nicht gemeldet und da auch keine Nachricht für ihn im Hotel hinterlegt worden war, hatte sich scheinbar nichts geändert. Er hatte den netten Damen an der Anmeldung schon regelrecht Löcher in den Bauch gefragt, ob es neue Nachrichten für ihn gäbe. Er wusste nicht warum, aber er war irgendwie unruhig. Irgendetwas stimmte nicht. Heute war es aber auch schon zu spät, um selber bei ihnen nochmal anzurufen. Daher beschloss er morgen nach dem Frühstück gleich zu Bunny ins Krankenhaus zu fahren. Er wollte sich an ihr Bett setzen und hoffen. Hoffen, dass sie bald erwachen würde und er wieder in ihre wunderschönen blauen Augen schauen könnte, die er so sehr vermisste. Er musste morgen nicht arbeiten und hatte dadurch den ganzen Tag Zeit.

Mamoru zog sich seine Schuhe aus und stellte seine Tasche erst einmal zur Seite. Zum auspacken hatte er heute absolut keine Lust mehr. Es war sonst nicht seine Art etwas liegen zulassen, aber er war einfach viel zu müde. Er schnappte sich noch schnell seine mit hochgebrachte Post und legte sie auf seinem Schreibtisch ab.

Als er am Telefon vorbei kam bemerkte er, dass das rote Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte. Was hat Motoki denn nun schon wieder? Motoki war eigentlich der einzige, der darauf sprach. Alle anderen probierten es einfach nochmal, wenn er nicht zu erreichen war. Sie hielten nichts davon mit einer Maschine zu reden. Selbst Minako, die sonst alles und jeden in Grund und Boden reden konnte, wenn sie aufgeregt war.

Bestimmt waren es wieder nur Änderungen im Sitzplan, dachte er sich. Mamoru freute sich für seinen Freund, dass er nun endlich heiraten würde. Er hatte natürlich auch gleich zugesagt, als Motoki ihn gefragt hatte, ob er sein Trauzeuge sein würde. Einen Kopf dafür hatte er aber eigentlich zurzeit gar nicht. Zusätzlich stimmte es ihn traurig. Vor drei Monaten plante er selbst doch noch seine Zukunft mit Bunny und so beschloss er sich erst morgen wieder dem Hochzeitswahn zu widmen. Er sprang also schnell unter die Dusche und ging dann in sein Bett. Es hatte nicht lange gedauert und er war im Land der Träume.

 

Laut piepend wurde Mamoru nach einer kurzen Nacht von seinem Wecker geweckt. Er streckte alle viere von sich, schmiss die Decke zur Seite und stand auf. Schlaftrunken ging er in die Küche zum Kaffeeautomaten, füllte sie mit Wasser und Kaffee und drückte den Knopf zum Anschalten. Das heiße Getränk tropfte blubbernd in die Kanne und Mamoru huschte derweil ins Badezimmer. Zurück in der Küche goss er sich eine große Tasse ein, kippte etwas Zucker hinein und musste erst einmal richtig wach werden. Mit der Tasse in der Hand ging er, um den Anrufbeantworter abzuhören, zu dem kleinen Schränkchen auf dem das Telefon stand. Er trank vorsichtig einen Schluck und drückte auf den blinkenden Knopf. Die Computerstimme ertönte.

„Sie haben eine neue Nachricht. Nachricht vom 10. Juli um 10.05 Uhr.“

 

Guten Tag Herr Chiba,

hier ist die Juntendo University.

Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Miss Tsukino vor kurzem erwacht ist.“

 

Mamoru fiel vor Schreck die Kaffeetasse aus der Hand. Mit lautem Scheppern landete sie, zum Glück ohne kaputt zu gehen, auf dem kleinen Vorläufer, der vor dem Schrank lag. Der noch heiße Kaffee spritze überall hin, aber Mamoru war dies in diesen Moment egal. Er hatte mit allen gerechnet, aber nicht damit.

Er hörte sich die Nachricht nochmal und nochmal an. Er konnte es nicht glauben, sie war aufgewacht. Als er sich gesammelt hatte und verstand, was dies bedeutete, schnappte er sich seine Schlüssel und rannte zur Tür hinaus. Er ärgerte sich über sich selbst, hätte er doch schon gestern das verdammte Ding abgehört. Mamoru rannte die Treppen hinunter, als würde es kein Morgen geben. Unten angekommen stieg er auf sein Motorrad und fuhr los. Er konnte es kaum erwarten zum Krankenhaus zukommen. Mamoru fuhr den Weg seit Wochen und kannte jede kleinste Abkürzung. In kürzester Zeit stand er nun auf den Parkplatz des Krankenhauses und rannte durch die große Eingangshalle. Eilig lief er weiter auf die Station, auf der Bunny seit ihrem Unfall lag und näherte sich mit schnellen Schritten dem Zimmer. Davor angekommen blieb er nochmal kurz stehen. Er war völlig außer Atem und musste erst einmal tief Luft holen. Er griff zur Türklinke und drückte sie langsam herunter. Voller Vorfreude öffnete er die Tür, doch Mamoru blieb stutzig stehen. Da lag nicht Bunny in dem Zimmer.

„Entschuldigung, da habe ich mich wohl im Zimmer geirrt.“

Er schloss die Tür und schaute noch einmal auf die Zimmernummer, aber sie stimmte. Wurde sie verlegt? Um zu fragen, wo sich Bunny befand, ging er sichtlich verwirrt zum Schwesternzimmer. Er klopfte zaghaft an die Tür und lächelnd öffnete ihm eine junge Krankenschwester.

„Entschuldigen Sie bitte. Ich bin Mamoru Chiba und ich suche Bunny Tsukino. Ich habe einen Anruf erhalten, dass sie aufgewacht ist. Sie wurde anscheinend verlegt. Könnten Sie mal nachschauen wohin?“

„Ich schaue mal im Computer nach. Bunny Tsukino sagten Sie?“

Mamoru nickte und die Krankenschwester drehte sich um und ging zu einem Computer, der im Schwesternzimmer stand. Blitzschnell tippte sie einige Sachen ein. Ihr fröhliches Gesicht änderte sich aber schlagartig und wirkte nun sehr gefasst. Sie ging langsam auf Mamoru zu und legte ihm eine Hand auf dem Arm.

„Hat Sie denn niemand informiert?“, fragte sie besorgt.

Mamoru verstand gar nicht warum sie so ernst schaute. Er hatte doch nur gefragt in welches Zimmer sie verlegt wurde. Er schüttelte fragend den Kopf. Die Schwester seufzte leise, so dass es Mamoru nicht mitbekam. Sie war erst seit einigen Tagen hier am Arbeiten und es gefiel ihr gar nicht, dass sie ihm das nun mitteilen musste. Sie zeigte auf zwei Stühle hinter sich und wies Mamoru an sich zu setzen. Als sie beide saßen, fing sie mit ruhiger Stimme an zusprechen.

„Es tut mir sehr leid. Miss Tsukino ist zwar erwacht, es traten aber kurze Zeit später Komplikationen auf. Wir konnten leider nichts mehr für sie tun.“

Mamoru riss die Augen auf. Er arbeitete selbst seit kurzem als Arzt und diese Worte benutzen man nur, wenn man Angehörigen etwas ganz bestimmtes mitzuteilen hatte. Was sagte sie ihm da gerade, Bunny war tot? Das kann doch nicht sein.

„Soll das ein schlechter Scherz sein?“

Er konnte es einfach nicht glauben. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein.

„Es tut mir wirklich leid. Miss Tsukino hat es leider nicht geschafft.“

Mamoru sackte in sich zusammen. Nur ganz langsam verstand er, was ihm da gerade gesagt wurde. Er hatte doch gerade erst die Nachricht erhalten, dass sie wach wäre. Und nun sollte er sie nie mehr wieder sehen können? Mamoru saß einfach nur da auf dem Stuhl und bewegte sich nicht, er konnte es nicht. Starr schaute er auf die gegenüberliegende Wand. Er hatte das Gefühl ihm wurde der Boden unter seinen Füßen weggerissen. Minuten lang saß er einfach nur da. Und hing in seinen Gedanken. Er wiederholte innerlich immer wieder die Wörter. Miss Tsukino hat es leider nicht geschafft. Die junge Frau machte sich langsam ein wenig Sorgen um ihn.

„Möchten sie mit einem unserer Seelsorger reden?“, fragte ihn die Schwester sorgenvoll und brachte ihm dabei erst mal ein Glas Wasser.

„Ich möchte sie sehen.“

Ohne den Kopf zu heben, saß er weiter auf dem Stuhl. Die Krankenschwester schaute ihn verwundert an, da sie so leise wie er sprach, es nicht richtig verstanden hatte.

„Was sagten Sie?“

Mamoru stand auf und schaute ihr mitten in die Augen.

„Ich möchte sie sehen.“

Die Frau verstand nun, was er wollte und drückte ihm noch mal tröstend die Hand.

„Ich werde sehen, was ich machen kann.“

Sie ging zu einer anderen Schwester und diskutierte mit ihr. Ihr tat Mamoru leid und so probierte sie, was ihr möglich war. Mamoru schaute ihr nach, er war immer noch in einem Schockzustand. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er war wie betäubt und das Geschehen um ihn herum, bekam er nur wage mit. Wie durch Watte gepackt, hörte er irgendwelche Stimmen in weiter Ferne. Als die Schwester zurück kam, bemerkte er sie erst gar nicht richtig. Sie legte sanft ihre Hand auf seine Schulter.

„Herr Chiba? Hallo? Hören Sie mich?“

Er schaute ihr nun direkt in die Augen und wartete, was sie ihm jetzt sagen würde, wo er hin müsste.

„Ich habe bedauerlicherweise keine guten Nachrichten. Sie wurde schon abgeholt. Sie befindet sich daher nicht mehr hier im Krankenhaus.“

Mamoru traute seinen Ohren nicht. Das konnte doch alles nicht sein. Die Nachricht auf seinem Anrufbeantworter war doch nur etwas mehr als zwei Tage her. Und nun sollte sie tot sein und er konnte sie nicht mal mehr sehen?

„Wo wurde sie hingebracht?“

Die junge Krankenschwester zuckte mit den Schultern. Sie konnte ihm diesbezüglich keine Angaben machen. Die Akte war in dieser Hinsicht gesperrt und erlaubte keine Auskunft. Mamorus Stimmung änderte sich augenblicklich. Sein Schockzustand wich Wut. Er war sauer. Warum durfte er nicht erfahren, wo sie war?

„Familie Tsukino erlaube dies nicht. Warum kann ich ihnen aber nicht sagen. Mir sind die Hände gebunden.“

Mamoru ballte seine Hände zu Fäusten und Tränen sammelten sich. Er drehte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und ging. Die junge Schwester rief ihm noch irgendetwas hinter her, aber dies hörte er schon nicht mehr. Er ging hinaus zu seinem Motorrad und fuhr los. Er wollte zu Bunnys Eltern, sie mussten ihm erklären warum. Warum hatte man ihm nichts gesagt? Nicht gesagt, dass sie wach ist, nicht gesagt, dass sie es nicht geschafft hat. Sie hatten es ihm doch zugesichert. Schnell fuhr er die Straßen entlang. Nach einiger Zeit kam er am Haus der Tsukinos an und stieg von seinem Gefährt. Er ging mit gesenkten Kopf zur Haustür, hob wie in Trance den Arm und klingelte. Er wartete einige Minuten, aber es rührte sich nichts im Haus. Niemand öffnete. Er klingelte nochmal. Wollten sie ihm absichtlich nicht öffnen? Wieder nichts. Er klingelte nun nochmal und nochmal. Da sich wieder nichts tat, klopfte er nun, rief lautstark, sie sollen ihm doch die Tür öffnen. Von dem Lärm genervt, öffnete eine Nachbarin ihr Fenster.

„Die sind nicht zu Hause!“, fauchte sie ihn an.

Aufgeschreckt drehte er sich zu ihr um. Er fragte sie, wann sie denn wieder kommen würden.

„Das weiß ich doch nicht. Sie sind jedenfalls seit … ich glaube … zwei oder drei Tagen nicht nach Hause gekommen.“

Nun verstand Mamoru gar nichts mehr. Wo waren sie hin? Er bedankte sich, obwohl sie eigentlich nicht sehr nett war, bei der Nachbarin und ging zurück zu seinem Motorrad. Rei. Ruckartig fuhr er los zum Hikawa Tempel. Wissen die anderen vielleicht Bescheid? Er fuhr viel zu schnell durch die Straßen Tokios. Aber er konnte nicht anders. Wenn sie etwas wussten, warum haben sie ihm dann nichts gesagt? Er fuhr immer schneller. Es war ein Wunder, das auf den überfüllten Straßen nichts passierte. Endlich angekommen, rannte er die Treppen hoch. Für einen kurzen Moment aber blieb er mitten auf den Treppen stehen. Er starrte auf dem Platz, an dem alles angefangen hatte. Wo er Bunny bewusstlos in den Armen gehalten hatte bis der Krankenwagen eintraf. Er schüttele den Kopf. Ich muss mit Rei reden. Er lief also weiter die Treppen hinauf. Oben angekommen rannte er weiter zu dem kleinen Häuschen in dem sie wohnte.

„Rei, wo bist du?“, brüllte er über den Hof. Der Großvater von Rei hörte ihn und ging zu ihm.

Er fragte Mamoru, was er denn von ihr wolle. Er antworte ihm, dass er dringend mit ihr reden müsste, es ginge um Bunny. Bei dem Wort Bunny horchte er auf. Er wusste, dass die Freundin seiner Enkelin einen Unfall hatte und nun nicht mehr aufwachte. Es war schließlich hier am Tempel passiert.

„Ich hole sie. Warte bitte hier.“

Mamoru war einverstanden und wartete nun angespannt. Nach einigen Minuten kam Rei aus dem kleinen Häuschen hinaus.

„Mamoru, was verschafft mir denn die Ehre?“

Sie lächelte ihn freudig an und umarmte ihn zur Begrüßung. Rei hatte ihn schon eine Weile nicht gesehen. Eigentlich seit dem Tag, als sie über Bunnys Brosche entschieden hatten. Sie hatten zwar hin und wieder mal telefoniert, aber gesehen hatte sie ihn nicht.

Sie und die anderen wollten ihn nicht bedrängen und dachten, er würde sich schon melden, wenn etwas wäre.

„Wann warst du das letzte Mal bei Bunny?“

Rei verstand nicht, warum er dies fragte. Er wusste doch, dass sie und die anderen immer abwechselnd Bunny besuchten.

„Ich glaube, dass war vor vier Tagen, denke ich. Warum? Was ist denn los?“, fragte sie nun sichtlich irritiert.

„Rei … Sie ist … sie ist tot!“, stammelte Mamoru nun mit Tränen in den Augen.

„Was sagst du da? Das kann nicht sein.“

Rei schüttelte verwirrt den Kopf. Sie glaubte ihm nicht. Sie war doch vor vier Tagen dort. Da war ihr Zustand unverändert, wie er seit Wochen war. Mamoru erzählte ihr die ganze Geschichte, angefangen mit der Nachricht auf dem Anrufbeantworter und endete mit dem Versuch ihre Eltern zusprechen. Rei hatte es die Sprache verschlagen. Ein paar Tränen rollten ihr über die Wangen. Als sie Mamoru ansah, fing sie sich aber wieder. Er war kreidebleich und der Schock stand ihm sichtlich ins Gesicht geschrieben. Sie musste nun erst mal für ihn da sein. Sie nahm ihn in dem Arm und streichelte ihm sanft über den Rücken.

„Möchtest du erst einmal hier bleiben?“

Mamoru konnte nicht mehr, in dem Armen von Rei ließ er seinen Gefühlen zum ersten Mal, seit er es erfahren hatte, freien Lauf. Er sackte auf den Boden und weinte bitterlich. Rei setze sich daneben und nahm ihn wieder tröstend in dem Arm. Ihr liefen nun auch wieder die Tränen, sie konnte nichts dagegen machen. Eine gefühlte Ewigkeit saßen die beiden so da. Niemand sagte mehr etwas. Sie gaben sich gegenseitig Trost, doch irgendwann fand Rei ihre Stimme zurück.

„Wir müssen es den anderen sagen … Soll ich das übernehmen?„

Mamoru nickte dankend. Er wollte gerade wieder gehen, als er eine Hand an seinem Arm spürte und Rei ihn aufhielt. Sie ließ ihn in seiner jetzigen Verfassung nicht alleine fahren.

„Du bleibst heute hier. Ich mache dir ein Zimmer zurecht.“

Mamoru stimmte zu, er wusste, sie würde eh nicht nachgeben bis er zustimmte.

 

Rei hatte alle für diesen Abend zu sich bestellt, nun saßen sie dort und wussten nicht, warum sie hier waren. Das es etwas wichtiges sein musste, war ihnen klar, sonst hätten sie nicht gleich noch am selben Tag zu ihr kommen sollen. Alle bemerkten, dass mit Rei etwas nicht stimmte. Minako war die Erste, die anfing zu reden.

„Rei, was ist los? Warum sitzen wir hier? Du bist schon die ganze Zeit nicht ganz bei dir.“

Es war also an der Zeit. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie musste dabei die Fassung behalten, sonst würde sie es nicht schaffen ihnen diese Nachricht mitzuteilen.

Wo fange ich an?

„Danke, dass ihr alle gekommen seid. Ich habe euch etwas Schlimmes zu sagen. Mamoru kam heute Vormittag zu mir und …“

Rei erzählte ihnen, wie Mamoru es zuvor ihr erzählte hatte, die ganze Geschichte. Als sie fertig war, herrschte Stille im ganzen Raum. Niemand traute sich etwas zusagen. Sie waren einfach zu geschockt, was sie ihnen gerade gesagt hatte. Minako fing an zu weinen und Luna konnte auch nicht anders.

Luna wohnte bei Minako und Artemis seit dem Bunny ins Koma fiel. Sie hatte es mit Bunnys Eltern besprochen und alle waren damit einverstanden.

Auch bei den anderen bildeten sich nun die Tränen. Sie saßen fassungslos in dem kleinen Raum. Doch plötzlich ohne Vorwarnung hämmerte Haruka mit ihrer Faust auf dem Tisch und löste die anderen damit aus ihrer Starre.

„Verdammt, das ist doch alles nicht wahr!“, brüllte sie und verließ stürmisch den Raum. Michiru stand auf und ging ihr nach. Auch Setsuna und Hotaru standen nun auf und gingen Richtung Tür. Setsuna drehte sich nochmal zu den anderen um und senkte traurig den Kopf.

„Wir sollten uns morgen wieder treffen, damit wir besprechen können wie es weiter geht.“

Und schon waren sie verschwunden. Die übrigen saßen einfach nur da und hingen ihren Gedanken nach.

„Aber ist doch schon komisch, dass Bunnys Familie einfach abgereist ist, ohne irgendjemand Bescheid zu geben.“, räusperte sich Ami.

Alle nickten ihr zustimmend zu. In dem Moment betrat auch Mamoru das Zimmer und setzte sich zu den Frauen. Alle schauten ihn traurig an und bekundeten ihr Beileid.

„Ich werde morgen wieder hinfahren und schauen, ob sie zurück sind. Sie können uns nicht verbieten, dass wir uns von ihr verabschieden.“, sagte Mamoru mit brüchiger Stimme zu den anderen.

Alle starten auf dem Boden ohne ein Wort sagen. Was sollten sie auch sagen, ihre Freundin, Sailor Moon, ja ihre Prinzessin war für immer fort. Keiner wusste in diesem Moment, wie es weiter gehen sollte. Mamoru ging nach draußen, die anderen folgten ihm aber nicht. Sie wussten, er brauchte nun Zeit für sich. Er setzte sich auf den Treppenrand und starrte in den Himmel. Draußen war es dunkel geworden und er betrachtete den mit einigen Wolken bedeckten Sternenhimmel. Aus einer Wolke schob sich der Mond heraus, es war Vollmond. Der runde Mond strahlte ihn förmlich an. Er steckte Gedankenverloren seine Hände in die Hosentasche und zuckte einen kleinen Moment zusammen. Er hatte ganz vergessen, dass sich Bunnys Brosche noch darin befand. Er hatte sie noch nicht wieder in die kleine Schachtel in seinem Nachtisch gepackt. Mamoru nahm die Brosche in die Hand und strich mit seinen Fingern darüber, seine Tränen tropften mehr und mehr darauf. Wochenlang hatte er gehofft, aber es war umsonst. Es war vorbei, er hatte sie für immer verloren. Mamoru hob seinen Kopf und betrachtete den Mond.

Bunny …

 

 

Kapitel 4

 

War wohl nur ein Traum …

 

Bunny stand auf und ging zum Fenster hinüber. Sie wollte wissen, ob die beiden noch schliefen.

Aber als sie leise hinaus schaute, war der Transporter nicht mehr da. Verwundert zog sie das Fenster wieder zu. Sie müssen heute Nacht gefahren sein. Bunny drehte sich zur Tür. Sie musste es probieren. Irgendwie muss man die Tür doch auf bekommen. Sie zerrte an der Tür, drückte und stemmte sich mit all ihrer Kraft dagegen. Aber es half alles nichts, sie bewegte sich kein Stück. Das gibt es doch nicht. Geknickt ging sie zum Tisch und ihr Blick fiel direkt auf den Stuhl. Vielleicht so. Sie schnappte sich den Stuhl und ging damit zur Tür. Gerade als sie mit dem Stuhl ausholte, hörte sie draußen Stimmen. Sie kamen näher. Sie stelle den Stuhl beiseite und lauschte. Wer war das? Die beiden Männer waren es jedenfalls nicht. Sie schaute aus dem Fenster, konnte aber niemanden sehen.

Bunny stellte sich direkt vor die Tür und wollte gerade wieder den Stuhl in die Hand nehmen, als es plötzlich leise an der Tür klopfte. Erschrocken schnappte sie sich den Stuhl und ging ein paar Schritte von der Tür weg.

„Bunny? Bist du da?“, flüsterte es durch die Tür.

Es war eine Frauenstimme. Bunny traute sich nicht etwas zu sagen, sie hielt es für besser zu schweigen. Sie stand weiterhin mit dem Stuhl in der Hand ein Stück von der Tür entfernt, bereit um ihn zu benutzen. Wieder flüsterte eine Stimme.

„Wenn du vor der Tür stehst, dann geh zur Seite.“

Die Tür knarrte und man sah wie sie sich ein Stück bewegte. Es folgte ein kurzes lautes Knacken und die Tür sprang auf. Durch den Lärm zuckte Bunny zusammen und hielt den Stuhl nun noch fester in den Händen. Sie war bereit. Sie wollte nicht mehr untätig herum sitzen und alles mit ihr machen lassen. Sie wusste nicht, wo sie plötzlich diesen Mut her hatte. Aber es fühlte sich gut an nicht mehr tatenlos zuzuschauen, was sie mit ihr machten.

Auf der Türschwelle stand eine zierliche Frau mit kurzen roten Haaren, sie gingen ihr gerade mal bis zur Nasenspitze und standen zu allen Seiten ab. Sie hatte eine einfache Jeans an und ein grünes Top darüber. Sehr groß war sie nicht. Bunny fiel sofort ein großes Amulett auf, welches die Rothaarige um ihrem Hals trug. Es sah aus wie ein grüner Kristall, der von einer goldenen Fassung umrandet war. Es sprang ihr regelrecht ins Auge so groß war es. Neben ihr stand ein etwas größerer Mann, der nun ein Schritt vor ging. Seine kurzen blonden Haare strahlten förmlich in der Sonne. Er war nicht viel größer als die Frau. Er trug eine weite Hose und ein lockeres blaues Shirt darüber. Bedrohlich sahen sie nun nicht aus, dachte Bunny sich.

„Bunny endlich. Ich hab mir solche Sorgen gemacht“, trat der Mann nun näher an Bunny heran.

Er wollte sie in den Arm nehmen, doch Bunny wich, immer noch den Stuhl haltend, schroff aus.

„Was wollt ihr von mir? Woher kennt ihr meinen Namen?“

Sie ging noch ein paar Schritte weiter zurück.

„Bunny erkennst du uns denn nicht? Wir sind es doch. Deine beste Freundin Mamiko und ich, dein Verlobter, Kenta. Komm, wir haben keine Zeit, die beiden kommen bestimmt bald zurück. Wir sollten weg sein bevor sie zurück kommen.“

Die zwei kamen ihr überhaupt nicht bekannt vor, aber was wunderte sie es? Sie kannte ja, als sie erwachte, nicht mal ihren eigenen Namen. Langsam stellte sie den Stuhl wieder auf dem Boden ab.

„Wie habt ihr mich gefunden?“

Die Rothaarige kam näher auf Bunny zu, nahm ihre Hand und hielt sie sanft.

„Ich habe einen Anruf vom Krankenhaus bekommen, dass du wach wärst. Ich fuhr sofort los zu dir. Als ich gerade auf dem Parkplatz einbog, sah ich wie diese zwei Männer dich in einen Transporter zerrten. Ohne das sie mich bemerkt haben, bin ich ihnen gefolgt. Als ich gesehen hatte, wo sie dich hin brachten, bin ich gleich zu Kenta. Er verständigte die Polizei, aber die hat uns nicht geglaubt. Also versteckten wir uns hier und warteten. Irgendwann mussten sie ja mal wegfahren. Naja und nun sind sie weg und wir können dich schnell hier raus holen.“

Bunny gab jede Blockade auf und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie glaubte jedes Wort. Sie glaubte endlich Vertraute um sich zu haben. Sie umarmte Mamiko und war für ihre und Kentas Hilfe dankbar.

„Nun los! Zeit, das wir hier weg kommen!“, drängelte Kenta die zwei Frauen.

Die drei rannten aus der kleinen Hütte und Kenta deutete auf einen kleinen Weg dahinter. Er führte sie zu einem kleinen blauen Auto. Alle stiegen schnell ein. Kenta stieg zur Fahrerseite ein und Mamiko bei der Beifahrerseite. Bunny hatte sich auf die Rückbank gesetzt und so fuhren sie los. Bunny atmete tief durch. Sie war angeschlagen, aber erleichtert endlich dort raus zu sein.

„Es tut mir leid, dass ich euch nicht erkenne.“, sagte sie und senkte ihren Kopf.

Die Rothaarige drehte sich zu ihr um und lächelte sie an.

„Kannst du dich denn an gar nichts erinnern?“

Bunny verneinte dies und sah nach draußen. In Gedanken durchlebte sie noch einmal die letzten Tage und beobachte danach ihre Retter. Mein Verlobter und meine beste Freundin.

„Dann werden wir dir auf die Sprünge helfen. Zu Hause kommen sie vielleicht von ganz alleine wieder.“, lächelte Mamiko nach einer kurzen Pause ihr zu.

Nun meldete sich auch der Fahrer zu Wort. Er sprach leise und völlig emotionslos, fast wie auswendig gelernt.

„Wenn wir da sind, lassen wir dich aber erst mal von einen Arzt durch checken, ob du auch wirklich schon mit nach Hause darfst.“

Bunny lächelte. Nach Hause. Sie wusste zwar nicht, wo dieses war, aber sie freute sich endlich nach Hause zu kommen.

„Ihr müsst mir einfach alles erzählen. Irgendwie müssen meine Erinnerungen doch zurück kommen.“, forderte Bunny die beiden aufgeregt auf.

Mamiko gab ihr eine Wasserflasche nach hinten durch und lächelte sie an.

„Alles mit der Zeit, nun ruhe dich erst einmal aus. Wir werden dich schon wecken, wenn wir da sind. Bis Nagoya dauert es noch ein Weilchen.“

Nagoya. Bunny stimmte zu und legte ihren Kopf langsam auf die Kopfstütze und schloss die Augen. Schnell schlief sie ein. Sie träumte wieder vom Mond und dem Palast darauf.

 

 

 

„Aufwachen Schlafmütze, wir sind da.“

Bunny öffnete langsam die Augen. Vor ihr standen Kenta und Mamiko und grinsten sie an. Sie sah sich um. Wo waren sie denn nun? Sie standen anscheinend in einer Tiefgarage. Kenta hielt ihr seine Hand zur Hilfe hin und sie nahm sie gerne an. Langsam stieg sie aus und bemerkte, dass ihre Beine wohl eingeschlafen sein mussten. Sie stolperte dadurch nach vorne und fiel fast zu Boden. Kenta fing sie aber zum Glück auf bevor sie auf dem harten Betonboden aufschlug und nahm sie in den Arm.

„Ich glaube, ich trage dich lieber hoch.“

Schon hielt er sie in den Armen, so schnell konnte Bunny gar nicht gucken und ging los. Es war ihr etwas unangenehm. Sie kannte ihn praktisch gar nicht im Moment. Bunny dachte, sie würde sich irgendwie anders fühlen, wenn sie in den Armen ihres Verlobten liegen würde, doch er wirkte so fremd auf sie. Sie konnte sich irgendwie nicht vorstellen, dass er ihr Verlobter sein sollte. Sie fühlte gar nichts, wenn sie ihn ansah. Sie schob es aber auch gleich auf den Gedächtnisverlust. Das Gefühl würde mit Sicherheit wieder kommen. Sie gingen durch einen kurzen Gang und blieben vor einem Fahrstuhl stehen. Mamiko drückte den Knopf und mit leisem Knarren öffneten sich die silbernen Metalltüren. Sie gingen hinein und die Rothaarige drückte den Knopf für die oberste Etage. Die Fahrstuhlfahrt dauerte nicht lange und dann waren sie oben. Niemand sagte etwas. Sie stiegen aus und Bunny sah einen langen Hausflur mit drei Haustüren auf jeder Seite

„Du kannst mich ruhig wieder runter lassen.“, stotterte Bunny leise, kaum hörbar. Kenta hörte es aber und ließ sie gleich hinunter.

„Danke. Und welche Tür ist es?“, lächelte sie. Kenta zeigte auf die erste Tür auf der rechten Seite. Bunny war aufgeregt, was würde sie hinter der Tür erwarten? Kenta ging an den beiden vorbei und schloss die Tür auf. Mit einer Handbewegung gab er Bunny zu verstehen, dass sie reingehen sollte. Mit klopfenden Herzen betrat sie die Wohnung.

„Schau dich in Ruhe mal um. Ich werde Doktor Yamamoto verständigen.“, räusperte sich Kenta.

Mamiko betrat auch die Wohnung, blieb aber im Eingangsbereich stehen.

„Ich werde euch zwei dann mal alleine lassen. Ihr habt bestimmt viel zu besprechen. Ich komme morgen zum Frühstück, wenn es euch recht ist.“

Kenta und Bunny nickten ihr stumm zu und so verschwand die Rothaarige und die Haustür war zu.

„Schau dich um, ist ja schließlich auch deine Wohnung.“, rief Kenta Bunny zu, als er in einem Zimmer verschwand.

Bunny beäugte den Eingangsbereich, der mit einem Regal für Schuhe und ein paar Haken für Kleidung ausgestattet war. Sie ging weiter in einen schmalen Flur mit vier weißen Türen.

Sie ging zu der ersten Tür und öffnete diese. Dahinter befand sich die Küche, klein aber alles, was man brauchte, wie es schien. Sie ging weiter zu dem Zimmer direkt gegenüber. Wieder öffnete sie die Tür und schaute hinein. Hier ist also das Badezimmer. Sie ging weiter und gelangte ins Schlafzimmer. Ein riesiges Bett, ein großer Spiegel und ein Kleiderschrank stand dort drinnen. Sie schaute an sich hinunter und ging dann durch das Zimmer auf den Kleiderschrank zu. So kann ich nicht weiter herumlaufen. Mit ihren Fingern strich sie über das helle Holz des Schrankes. Schön ist der ja nicht gerade. Sie öffnete ihn und musterte die darin liegenden Sachen. Auf der rechten Seite waren alles Männersachen, Hosen, Shirts, Hemden und was Mann noch so braucht. Die linke Seite gehörte offensichtlich ihr. Viele Kleider und Blusen waren fein säuberlich aufgehängt. Da drunter lagen auf Regalbrettern noch ein paar Shirts und Hosen. Die meisten waren in dunklen Tönen. Dunkelblau, Schwarz, sehr dunkles Grün, vereinzelt mal ein helles Grau. Die Sachen sahen noch ziemlich neu aus. Als wären sie noch nie getragen worden. So was ziehe ich an? So recht gefielen ihr die Sachen nicht, aber da es ihre Kleidung war, mussten sie ihr mal gefallen haben. Sie wollte sich nun das letzte Zimmer anschauen und dann ein Bad nehmen. Sie ging deshalb ins letzte Zimmer und hörte Kenta gerade noch mit jemanden sprechen. Als er sie bemerkte legte er aber hektisch auf.

„Habe ich dich gestört? Das wollte ich nicht.“

Kenta schüttelte den Kopf und stellte das Telefon hin.

„Ich wollte sowieso gerade zu dir. Der Doktor kommt in einer halben Stunde.“

Bunny war einverstanden und schaute sich im Wohnzimmer um. Hier stand auch nicht viel herum. Ein dunkelgrünes Sofa mit einigen hellgrünen Kissen darauf, ein schwarzer Holzessstich mit vier schwarzen Stühlen und eine Wand war mit Regalen und Schränken voll gestellt, wobei auf dem einen kleinen Schrank auch ein kleiner Fernseher stand. Sie seufzte und dachte, dass die Wohnung irgendwie kalt wirkte. So als stecke hier keine Liebe drin, erklären konnte sie sich das aber auch nicht. Kenta hatte den Seufzer bemerkt und fragte sie, ob alles in Ordnung wäre.

„Warum stehen hier nirgends Fotos oder hängen Bilder an den Wänden?“

Kenta stockte kurz der Atem. Er murmelte irgendwelche Sachen vor sich hin und drehte sich dann zu ihr.

„Ja also weißt du … das ist weil … ja also wir sind kurz vor deinem Unfall erst hier eingezogen und es ist noch nicht alles fertig. Ich wollte es nicht ohne dich machen.“, faselte er, in der Hoffnung sie würde ihm glauben.

„Ach so … so ist das also. Na dann können wir das vielleicht bald nachholen.“

Bunny versuchte zu lächeln, aber eigentlich gefiel ihr hier gar nichts. Sie fühlte sich einfach nicht wohl. Nur was sollte sie machen, es war wohl ihr zu Hause. Kenta bemerkte ihre Stimmung und musste schnellstens etwas dagegen unternehmen, dass sie das hier auch alles glaubte. Er zog eine große Schublade auf und kramte wie wild darin herum.

„Tada! Schau mal Liebes. Vielleicht hilft es dir ein wenig weiter.“

Kenta hielt ihr ein dickes Fotoalbum vor die Nase und tat dabei übertrieben freundlich. Es nervte ihn den Verliebten vorzugaukeln. Er hasste sie und ihm kam jedes Mal die Galle hoch, wenn er ihr freundliche Worte zu säuseln sollte. Aber er musste sich am Riemen reißen und diese dumme Fassade aufrechterhalten. Seine Schwester hatte ihm vor ein paar Minuten noch am Telefon gedroht seine Rolle überzeugender zu spielen. Er hatte also keine Wahl.

„Was ist das?“

Bunny nahm sich das Fotoalbum und blätterte es auf.

„Es ist ein Buch voller Erinnerungen, vielleicht kommt dir ja etwas bekannt vor.“

Sie setzte sich auf das Sofa und fing an darin zu blättern. Es waren viele Fotos. Viele von ihm und ihr. Wo sie Ausflüge machten, Geburtstage feierten und viele wo auch Mamiko drauf zusehen war. Aber sie erinnerte sich an keinen einzigen Tag, den sie auf den Fotos sehen konnte. Eines wunderte sie nun doch.

„Warum sind nur wir auf diesen Fotos zusehen, nur wir drei?“

Kenta rollte unbemerkt mit den Augen und setzte sich zu ihr. Sie hatten sich eine schöne Lügenkette für sie ausgedacht. Damit sie nicht anfing nach anderen Personen zu suchen.

„Das liegt daran, dass wir nur uns haben.“

Bunny stutze, sie wollte wissen, wie er das meinte.

„Wir alle drei sind Waisen gewesen. Du, ich und meine Schwester, deine beste Freundin Mamiko. Ich und Mamiko waren seit wir Babys waren schon im Waisenhaus. Mamiko ist nur ein Jahr älter als ich, weißt du. Und du kamst zu uns als du drei warst, als deine Eltern einen Unfall hatten. Seitdem Tag waren wir unzertrennlich. Mamiko wurde deine beste Freundin und wir wurden ein Paar.“

Kenta kam es hoch bei dem letzten Worten und verdrehte die Augen. Bunny bekam davon aber nichts mit. Sie musste verdauen, was er ihr gerade sagte. Kenta grinste innerlich, sie hatte es wohl geschluckt. Er nahm das Fotoalbum und packte es zurück in die Schublade.

„Genug Vergangenheit für heute, wir wollen dich ja nicht überfordern.“, zwinkerte er ihr zu.

Die Pause fand sie gut, ihr schmerze schon der Kopf von den vielen Informationen. Sie wollte gerade aufstehen und ein Bad nehmen, als es an der Tür klingelte. Kenta sprang auf und ging zur Haustür.

„Das müsste der Doktor sein, bleib bitte sitzen.“

Kurze Zeit später kam er mit einem kleinen rundlichen Mann zurück ins Wohnzimmer. Der Kopf des Mannes war fast kahl. Nur noch vereinzelte graue Strähnen an den Seiten waren zu sehen. Außerdem trug er eine dicke Brille auf der Nase, ohne die er kaum noch etwas sehen konnte.

Er begrüßte Bunny, setzte sich zu ihr und stellte ihr ein paar Fragen. Dann testete er ihren Blutdruck, ihren Puls, leuchtete ein kleines Lämpchen in ihre Augen, tastete ihren Kopf ab und war dann fertig. Er stand auf und richtete sich auf.

„Körperlich ist alles in Ordnung. Keine Veranlassung sie zurück ins Krankenhaus zu bringen.“

Kenta bedankte sich und brachte ihn zur Tür. Bunny blieb verwundert zurück. Seltsamer Arzt. Verabschiedet hatte er sich auch nicht von ihr. Da sie aber froh war nicht zurück ins Krankenhaus zu müssen, machte sie sich keine weiteren Gedanken darüber.

„Wenn es für dich okay ist, würde ich gerne ein Bad nehmen.“, wandte sich Bunny zu Kenta, als er zurück ins Wohnzimmer kam. Der antworte ihr nur knapp, dass die Handtücher im Badezimmer liegen würden.

 

 

Das warme Wasser tat ihr gut, sie fühlte sich das erste Mal, seitdem sie in dem Krankenhauszimmer erwacht war, endlich mal entspannt. Sie wollte so schnell nicht aus der Wanne heraus. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich in dem wohligen Wasser treiben und versuchte für einen Moment einfach an nichts zu denken. Es wird schon wieder alles gut werden. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie nun schon hier drinnen lag, aber es war ihr auch egal. Sie genoss es einfach.

Das Wasser wurde nun aber doch langsam kalt und so erhob sie sich aus der Wanne, wickelte sich ein Handtuch um ihren dürren Körper und zog den Stöpsel der Wanne heraus. Abgemagert war sie. Die letzten Wochen im Koma gingen auch hier nicht spurlos vorbei. Wochen, in denen sie nur von Schläuchen ernährt worden war, wie ihr es Doktor Takahashi, als sie noch im Krankenhaus war, mitteilte. Mit einem anderen Handtuch wickelte sie sich ihre schönen langen blonden Haare ein und ging aus dem Badezimmer ins Schlafzimmer. Sie war ganz froh Kenta so halbnackt nicht über den Weg gelaufen zu sein. Ihr war nicht wohl dabei. Er war zwar allen Anschein nach ihr Verlobter und vermutlich hat er sie auch schon nackt gesehen, aber da sie sich nicht daran erinnerte, war er für sie ein völlig Fremder. Sie fischte sich Unterwäsche, ein dunkelblaues Shirt und eine kurze schwarze Stoffhose aus dem Schrank und zog sich schnell an. So müsste es gehen. Sie öffnete den Knoten des Handtuches auf ihrem Kopf und rubbelte sich die Haare damit ab. Zurück im Badezimmer nahm sie sich einen Kamm, der da lag und bürstete sich ihre Haare durch, um sie anschließend zu einen langen Zopf zu binden. Kenta klopfte an die Tür, da er sich doch langsam wunderte, wo sie blieb.

„Bin schon fertig.“

 

Da sie beide Hunger hatten, besorgte Kenta eine Kleinigkeit und aßen nun zusammen zum Abendbrot. Es war mittlerweile früher Abend und Bunny war schon sehr müde.

„Du Kenta … Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht auf dem Sofa schlafen würde?“

Sie konnte einfach nicht mit einem für sie Fremden in einem Bett schlafen, es gefiel ihr überhaupt nicht. Kenta war innerlich sehr erleichtert, er konnte den Gedanken schon nicht ertragen sich mit ihr auch noch ein Bett teilen zu müssen. Gespielt traurig aber dennoch verständnisvoll stellte er sich ihr direkt gegenüber auf und nahm ihre Hände in seine. Erst jetzt bemerkte Bunny, da er so nah vor ihr stand, was für schöne grüne Augen er eigentlich hatte.

„Alles, was du möchtest Liebling. Du kannst dir so viel Zeit lassen, wie du brauchst.“

Dankbar über seine Antwort, murmelte sie leise, dass sie nun gern schlafen würde. Kenta ging ins Schlafzimmer und kam mit einer Decke und einem Kissen zurück zu ihr. Er drückte es ihr in die Hände und ging dann zur Tür.

„Dann mal eine gute Nacht.“

Bunny erwiderte es und so schloss Kenta hinter sich die Wohnzimmertür. Bunny packte das Kissen und die Decke auf das Sofa, kuschelte sich in die Decke und schaute zu der Fensterfront. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass von hier auch noch ein kleiner Balkon heraus ging. Sie war so erschöpft, dass sie kaum noch ihre Augen aufhalten konnte und schlief ein.

Sie träumte wieder einmal vom Mond und einem Palast darauf. Sie lief durch einen dunklen Flur und konnte kaum ihre eigene Hand vor Augen sehen. Panisch rannte sie weiter, bis sie bei einer riesigen Tür ankam. Ängstlich zog sie an der schweren Tür und hatte Mühe sie zu öffnen. Von der einen Sekunden zur anderen stand sie plötzlich alleine in einem riesigen Saal. Bunny wunderte sich, warum hier keiner war. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um. Kaputte Stühle und Tische lagen hier überall herum. In den Wänden waren tiefe Risse und von den Fensterscheiben waren nur noch Splitter übrig. Was ist hier passiert? Sie wollte aus dem Saal wieder hinaus, doch nirgends war eine Tür zu finden.

„Prinzessin … “, flüsterte eine Stimme hinter ihr.

Bunny drehte sich ruckartig um, doch es war niemand zu sehen. Bunny tastete die Wände ab und suchte einen Weg hier raus als wieder eine Stimme flüsterte.

„Prinzessin … Mondprinzessin … “

Wieder war niemand zu sehen. Ängstlich setze Bunny einen Fuß vor den anderen. Weitere Stimmen fingen an zu flüstern, es wurden immer mehr, aus jeder Ecke flüsterte es. Bunny hatte das Gefühl, sie würden immer näher kommen.

„Wer seid ihr?“, schrie sie ins Leere.

„Prinzessin … “

Die Stimmen wurden immer lauter. Bunny hielt sich die Hände über die Ohren und sackte auf ihre Knie.

„Was wollt ihr?“

Es wurde dunkel und Bunny vernahm nicht weit von sich, ein kleines Licht. Ohne groß nachzudenken, lief sie darauf zu. Als sie fast da war, bemerkte sie, dass sie gar nicht mehr in dem großen Saal war, sondern auf einer langen Treppe stand …

 

Sie wälzte sich im Schlaf hin und her. Sie drehte sich auf einmal so schwungvoll nach rechts, dass sie vom Sofa kullerte und mit einem Plumps auf dem Boden landete. Davon aufgeweckt, setzte sie sich hin und kratzte sich am Kopf. Zum Glück ist das Ding nicht so hoch … Was war das denn für ein Traum? Mondprinzessin? Nun war sie wach und konnte auch nicht mehr einschlafen. Um ein bisschen frische Luft zu schnappen, legte sie sich die Decke um ihre Schultern und ging auf den Balkon. Es war eine sternklare Nacht und die Luft tat ihr gut. Sie schaute den Mond an und fühlte sich irgendwie wohl dabei. So geborgen. Es war ein wunderschöner Vollmond. Sie dachte an ihren wirren Traum zurück und konnte ihren Blick nicht von ihm lassen. Es beruhigte sie, wenn sie ihn an sah …

 

 

Kapitel 5

 

Das Mondlicht und die sommerliche Wärme der Nacht entspannten Bunny. Sie blieb einfach noch einen Augenblick dort stehen, bevor sie wieder hinein ging. Sie grübelte über ihre Träume, die sich offensichtlich jede Nacht wiederholten. Irgendetwas mussten sie zu bedeuten haben. Bunny wollte Kenta am nächsten Tag fragen, vielleicht wisse er etwas darüber.

Früh am Morgen klingelte es schon an der Tür. Geweckt davon öffnete Bunny langsam ihre Augen. Wer ist das denn schon so früh? In diesem Moment kam auch schon Mamiko ins Zimmer gestürmt.

„Aufstehen du kleine Schlafmütze.“

Mit einem Schwung saß sie auf dem Sofa und lächelte die noch schlaftrunkene Bunny an.

Bunny hatte keine Lust aufzustehen und zog sich ihre Decke übers Gesicht.

„Noch fünf Minuten bitte“, murmelte sie leise.

„Komm, lass uns frühstücken.“

Bei dem Wort Frühstück sprang Bunny wie von der Tarantel gestochen auf.

„Da bin ich dabei.“

Kenta und Mamiko deckten den Tisch und Bunny zog sich noch schnell etwas anderes an. Sie hatte vor, nach dem Essen die Gegend zu erkunden.

Nun saßen sie um den Tisch herum und Bunny konnte nicht mehr anders.

„Erzählt mir doch bitte ein wenig was. Ich weiß das wir Waisenkinder sind. Aber was hab ich sonst gemacht? Hab ich gearbeitet und wenn ja, wo?“, platzte es aus ihr heraus.

Mamiko lächelte sie an, trank einen Schluck Kaffee und begann zu erzählen.

Bunny unterbrach in der Zeit, um nichts zu verpassen, ihr Frühstück.

„Ja, hast du. Wir beide arbeiten eigentlich zusammen in einem kleinen Geschäft für Bekleidung. Ich kann es dir gerne zeigen, wenn du möchtest.“

Bunny, sichtlich erfreut darüber, stimmte zu. Sie unterhielten sich noch über Kentas Arbeit. Allerdings verstand Bunny nicht so richtig, was er genau machte. Ihr reichte es, dass er in einem Büro irgendwelche Daten sammelte.

„Eine Frage hätte ich aber noch … Ich ähm … ich habe immer so eigenartige Träume vom Mond und einer Prinzessin. Was hat das zu bedeuten? Ich träume es immer wieder.“

Kenta und Mamiko schauten sich kurz, aber unbemerkt von Bunny, die gerade mit ihrem Löffel in ihrem Kakao herum rührte, nervös an. Mamiko ergriff dann aber schon übertrieben lustig das Wort.

„Ach Bunny. Du bist eine Träumerin. Seit du klein warst, hast du dir immer gerne irgendwelche Geschichten von fernen Welten ausgedacht. Ich glaube, dass war deine Art mit dem Waisenhaus zurechtzukommen. Deine Lieblingsgeschichte war aber immer die von der Prinzessin auf dem Mond. Du hast sie uns jeden Abend vor dem Schlafen gehen erzählt, immer wieder. Bestimmt träumst du deshalb davon. Du erinnerst dich wohl in deinem Unterbewusstsein daran.“

Kenta und Mamiko hofften, dass sie auch diese aufgetischte Lüge glauben würde.

„Ach, so ist das. Na warum bin ich dann keine Schriftstellerin geworden?“, lachte Bunny.

Alle lachten jetzt ausgelassen.

Als sie fertig gefrühstückt hatten, beschlossen sie, da Bunny sich die Gegend anschauten wollte, im Zentrum anzufangen.

Dort angekommen schlenderten sie von einem Geschäft zum anderen, schauten sich markante Gebäude und Sehenswürdigkeiten an.

Sie machten noch viele Pausen zwischendurch. Bunny war noch nicht ganz wieder bei Kräften und dadurch schnell erschöpft. Jedoch ließ sie sich es auch nicht nehmen, sie wollte alles sehen. Hatte sie doch insgeheim gehofft, dass sie sich dadurch wieder erinnern würde. Betrübt folgte sie den beiden weiter, ließ sich aber nichts anmerken. Sie kamen an einem kleinen Geschäft für Frauenbekleidung vorbei. Im Fenster standen Schaufensterpuppen mit schönen Abendkleidern.

„Bunny, sieh mal. Das ist es. Hier arbeitest du eigentlich.“

Bunny schaute erstaunt durch die Glasscheibe und betrachtete von außen das Geschäft.

„Hier? Das ist aber schön. Können wir nicht mal reingehen?“, fragte und lächelte sie.

Mamiko legte ihre Hände auf ihre Schultern und schob sie ein Stück weiter.

„Nicht heute. Du bist doch gerade erst nach Hause gekommen. Du solltest noch gar nicht wieder ans Arbeiten denken. Und außerdem habe ich heute meinen freien Tag.“

Etwas traurig darüber, war Bunny einverstanden und sie setzten ihren Rundgang fort.

Als die drei dann am frühen Abend wieder zu Hause ankamen, war Bunny so erschöpft, dass sie sich gleich zum Schlafen hingelegt hatte.

 

Am nächsten Tag war sie schon früh wach. Sie hatte wieder einmal von der Mondprinzessin geträumt. Es fühlte sich jedes Mal so real, so echt an, wenn sie wach wurde. Ich bin wohl wirklich eine hoffnungslose Träumerin. Kenta schlief noch und sie wollte ihn nicht stören. Ganz leise war sie zum Schlafzimmer geschlichen und schaute vorsichtig durch die Tür. Bunny schlief immer noch alleine auf dem Sofa. Es war ihr wohler dabei und Kenta hatte ihr vergewissert, dass es für ihn in Ordnung sei. So beschloss sie einfach schon mal etwas zu essen und ihn schlafen zu lassen. Da er sich Urlaub genommen hatte, konnte er solange schlafen wie er wollte. Bunny wollte nicht, dass er sich extra Urlaub nahm, sie wollte niemanden Umstände machen. Nachdem sie aufgegessen hatte, schlief Kenta immer noch. Sie hatte gestern, auf dem Weg in die Innenstadt, ganz in der Nähe einen Park entdeckt. Frische Luft würde ihr mit Sicherheit gut tun, dachte sie sich. Sie schnappte sich den Schlüssel, den Kenta ihr gestern gegeben hatte, vom Sofatisch und verließ die Wohnung. Es war angenehm warm und kaum Wolken am Himmel zu sehen.

Nach einem für sie noch langen Fußmarsch erreichte sie endlich die Grünanlage. Als sie gestern mit dem Auto dran vorbei fuhren, kam ihr es nicht ganz soweit vor. Auf den schönen grünen Wiesen spielten Kinder und viele lagen dort im Gras und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Bunny schlenderte durch die schöne Parkanlage und beobachtete die Menschen um sie herum. Erschöpft suchte sie sich ein schattiges Plätzchen unter einen der schönen großen Bäume. Sie setzte sich ins Gras, lehnte sich gegen den harten Stamm des Baumes und schaute hoch in den Himmel. Eine leichter Windhauch wehte durch ihre Haare und das laue Lüftchen kühlte sie für ein winzig kleinen Moment ab. Bunny seufzte, sie beneidete die Personen um sie herum. Sie spielten, lachten und hatten Spaß miteinander, jeder von ihnen wusste wer er war, nur sie nicht. Sie hoffte, dass auch sie bald wieder so unbeschwert ihr Leben leben könnte. Wenn ich doch nur wüsste, wer ich bin. Sie saß noch eine ganze Weile dort und beobachte die fröhlichen Menschen um sie herum und hing in ihren Gedanken. Unweigerlich blitzten ihr die Bilder der schrecklichen Tage, die sie in der kleinen Hütte verbracht hatte, vor ihrem inneren Auge auf. Sie musste unbedingt auch noch mit Kenta sprechen. Sie wollte zur Polizei gehen und ihnen alles erzählen, ihr müssten sie doch glauben. Die beiden Männer liefen noch frei herum und Bunny hatte, solange sie nicht gefasst waren, Angst, sie würde nachher erneut von ihnen geschnappt werden. Bunny schloss ihre Augen und versuchte die Bilder zu verdrängen. Plötzlich sprang sie auf und machte sich auf den Rückweg. Kenta war vielleicht schon aufgewacht. Im Nachhinein hätte sie vielleicht einen Zettel hinterlegen sollen, wo sie hin ging. Schnell eilte sie nach Hause, damit er sich keine Sorgen machen musste.

 

Kenta wurde nach mehrmaligen klingeln an der Haustür wach. Er war genervt, warum musste er jetzt an die Tür gehen? Konnte die blöde Blonde nicht die Tür öffnen? Zerknirscht stieg er aus dem Bett, ging zur Tür und öffnete sie.

„Darf ich Ihnen ein einmaliges Angebot unterbreiten?“

Draußen stand eine Vertreterin und wollte ihm irgendwelche Cremes andrehen. Genervt knallte er, ohne ein Wort zu sagen, die Tür wieder zu.

„Bunny, warum machst du die verdammte Tür nicht auf?“, brüllte er durch die Wohnung.

Er ging durch die Wohnung und suchte sie. Dabei fiel sein Blick auf die Wanduhr in der Küche und stellte erschrocken fest, dass es schon weit nach Mittag war. So spät wollte er gar nicht aufstehen. Alles Mamikos Schuld.

Die beiden hatten noch bis tief in die Nacht gestritten bevor sie ging. Er hatte von ihr wissen wollen, was es bringen sollte, wenn sie Bunny den ganzen Mist vorgaukelten, wenn sie eh keine Ahnung hatte, was der Silberkristall war und wo er sich befand. Sie brauchten ihn zwar, aber Bunny hatte ihn nicht bei sich.

Mamiko war sichtlich genervt von ihrem Bruder gewesen und hatte versucht ihm zu erklären, dass es nur von Vorteil sei, dass sie sich an nichts erinnerte. Wenn sie einmal Vertrauen zu ihnen hätte und sie als ihre Familie ansah und sie sogar in gewisser Weise liebte, würde Bunny sie mit ihrem Leben vor anderen beschützen. Das ist einfach ihre Art und das würde sich auch mit dem Gedächtnisverlust nicht ändern. Man könnte sie so für ihre Pläne benutzen und sie sogar gegen die anderen Sailor Krieger einsetzen. Die könnten für ihr Vorhaben nämlich noch ein Problem darstellen. In ihrem Unterbewusstsein war die Prinzessin schon ein Stück erwacht. Sie durfte sich nur soweit erinnern, damit sie wusste, dass sie die Prinzessin war, jedoch nicht an ihre Vergangenheit mit den Sailor Kriegerinnen und dem Prinz. Dafür würde sie aber schon sorgen, hatte Mamiko gesagt und spielte mit ihrem Amulett um ihren Hals. Lachend hatte sie danach die Wohnung verlassen.

Kenta hatte mittlerweile die komplette Wohnung abgesucht, aber Bunny war nirgends zu finden. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er bekam nun Panik. Was wäre, wenn sie sich erinnerte und abgehauen war? Seine Schwester würde ihm das nicht verzeihen. Panisch lief er den Flur auf und ab. Er überlegte, wie er es Mamiko beibringen könnte, als er ein Knacken im Türschloss hörte. Er drehte sich ruckartig zur Haustür und Bunny betrat die Wohnung. Aufgebracht stürmte Kenta zu ihr.

„Wo warst du?“

Bunny zog sich die Schuhe aus und ging ein Stück auf ihn zu.

„Es tut mir leid. Ich hätte ein Zettel hinlegen sollen. Ich wollte dich nicht wecken und bin im Park spazieren gegangen.“

Bunny dachte, er wäre so aufgebracht, weil er sich Sorgen um sie gemacht hatte, da sie noch nicht ganz wieder auf den Beinen war. Sie wusste ja nicht, dass Kenta wegen was ganz anderem aufgebracht gewesen war.

„Der ist doch dreißig Minuten zu Fuß entfernt. Lauf bitte nicht alleine dort hin, bis du wieder ganz Gesund bist“, versuchte er zu lächeln.

Er drehte sich um und ging in die Küche. Nochmal gut gegangen. Er machte sich auf den Schreck erst einmal einen Tee und setzte sich damit an den Esstisch. Bunny setzte sich zu ihm und keiner sagte ein Wort. Doch Bunny hielt die Stille nicht mehr aus.

„Bist du böse auf mich?“, fragte sie bedrückt und machte sich nun auch einen Tee fertig. Da Kenta den Kopf schüttelte und sie dabei freundlich anblickte, traute sie sich, ihn auf die Sache mit der Polizei anzusprechen.

„Du, Kenta … Ich würde gerne zur Polizei gehen. Bevor die beiden nicht gefasst sind, werde ich keine Ruhe finden können. Mir müssen sie einfach glauben.“

Kenta schlürfte an seiner Teetasse. Er hatte so was schon kommen sehen. Für den Fall hatten er und Mamiko auch schon etwas ausgetüftelt.

„Bevor deine Entführer nicht gefasst sind, werde ich auch nicht ruhig schlafen können. Du bist aber noch viel zu geschwächt, um dich um die ganze Sache zu kümmern.“

Kenta gab sich große Mühe so besorgt wie möglich zu klingen.

„Ich und Mamiko werden uns darum kümmern. Ich werde alles aufschreiben und du brauchst dann nur noch deine Unterschrift darunter setzen. Morgen werde ich es dann zur Polizei bringen. Doktor Yamamoto werde ich auch beauftragen. Er soll ein Attest ausstellen, dass du gesundheitlich nicht in der Lage bist deine Angelegenheiten zu regeln.“

Stumm nickte Bunny. So schlecht fühlte sie sich doch gar nicht, stimmte aber zu, da der Gedanke daran, ihre zwei Peiniger wiedersehen zu müssen, ihr auch nicht gefiel. Kenta schrieb alles fein säuberlich auf und gab es Bunny damit sie es unterschreiben konnte. Als nächstes besprachen sie, was sie den Tag über noch machen wollten und beschlossen, sich noch mit Mamiko zutreffen.

 

Die nächsten Tage verliefen immer ähnlich. Sie verbrachten den Tag mit Mamiko oder alleine, sahen sich irgendwelche Sehenswürdigkeiten wie Touristen an oder verbrachten den Tag zu Hause. Abends ging Bunny dann erschöpft auf dem Sofa schlafen. Nachts träumte sie weiter vom Mond, dem Palast und dem Kristall, aber machte sich da keine weiteren Gedanken mehr.

 

Schnell vergingen die zwei Wochen Urlaub von Kenta und er musste heute wieder zur Arbeit. Für Bunny war es okay, sie fand es sogar gut. So hatte sie auch mal Zeit für sich alleine. Die letzten beiden Wochen kamen ihr so vor, als ob die beiden sie absichtlich keine Minute allein ließen und sie bei jeder ihrer Bewegungen beobachten. Sie genoss zwar die Gesellschaft der beiden, aber ein bisschen Zeit für sich, wäre auch nicht verkehrt.

Kenta war schon früh außer Haus gewesen und Bunny somit ganz alleine, als sie aufwachte. Sie streckte sich ein paar Mal und stand auf. Mittags wollte Mamiko vorbei schauen, hatten die drei gestern noch abgemacht.

Mamiko machte lieber einen Kontrollbesuch, wenn Kenta nicht zu Haus war. Nicht das sie sich doch plötzlich erinnerte und ihnen entwischte.

Bunny war zwar noch müde aber ihr Hunger war stärker und trieb sie in die Küche. Auf dem Kühlschrank klebte ein kleiner Zettel.

 

 

Hallo Bunny,

wäre schön wenn Essen fertig wäre, wenn ich nach Hause komme.

Kenta

 

Bunny senkte den Kopf und schnaufte laut aus. Kochen...

Sie mochte Kenta mittlerweile richtig gerne. Sie fühlte sich wohl in seiner Gesellschaft. Sie spürte zwar keine Schmetterlinge im Bauch, wie sie es selber nannte, aber es würde bestimmt schon wieder kommen. Die Gefühle mussten ja mal da gewesen sein, sonst wären sie nicht verlobt, dachte sie sich. Sie kannte ihn, wenn man es genau nahm, da sie sich an nichts erinnerte, auch erst knapp zwei Wochen. Allerdings erzählte sie Kenta und Mamiko nichts von ihren Gedankengängen, die behielt sie lieber für sich.

Kenta hatte in den letzten zwei Wochen versucht Bunny bei zubringen, einfache Gerichte, zu kochen. Die Versuche gingen jedoch gründlich daneben. Daher war Bunny nicht gerade begeistert von der Nachricht auf dem Zettel.

Dieses Mal muss es klappen. Bunny wälzte die Kochbücher, die in dem kleinen Wandregal neben dem Kühlschrank standen, durch. Aber die Gerichte sahen alle so kompliziert aus, dass Bunny schon fast aufgeben wollte, als es an der Tür klopfte. Mamiko. Bunny huschte zur Haustür und begrüßte ihre Freundin freudig.

„Komm rein.“

Die zierliche Frau trat ein und stellte ihre Tasche zur Seite.

„Störe ich dich gerade?“, zog Mamiko eine Augenbraue hoch, als sie die Kochbücher über all verteilt liegen sah.

„Nein, ich habe nur nach einem Rezept gesucht, was selbst ich kochen könnte.“

Bunny sammelte geknickt die Bücher zusammen und stellte sie zurück ins Regal.

„Aber ich glaube, so ein Rezept muss erst erfunden werden.“

Bunny machte Mamiko Platz am Tisch und goss ihr und sich selbst eine Tasse Tee ein.

„Pass auf, ich weiß, dass Kenta gerne Curry isst und zufällig weiß jemand hier im Raum, wie es gemacht wird“, zwinkerte Mamiko Bunny zu.

„Wir gehen jetzt einkaufen. Hier um die Ecke ist ein Supermarkt und dann erkläre ich dir genau, wie es gemacht wird.“

 

Zwei Stunden später standen die Frauen in der Küche und Mamiko erklärte Bunny Punkt für Punkt, wie sie es zubereiten sollte. Bunny schrieb jeden Punkt auf und machte sich jede noch so kleinste Notiz. Mamiko musste gleich wieder los und dann war sie auf sich allein gestellt. Sie fuhr oft weg, wenn Bunny sie aber fragte wohin, antwortete diese nur, dass sie irgendwas für die Arbeit erledigen musste. Bunny fand es zwar seltsam, hinterfragte es aber auch nicht weiter.

„Ich glaube, wir sind durch. Das wirst du schon schaffen, so schwierig ist das auch gar nicht. Ich muss nun leider los. Ich habe noch etwas zu erledigen.“

Bunny brachte sie noch zur Tür.

„Wir sehen uns morgen.“

Bunny verschloss die Haustür und ging zurück in die Küche. Sie musste schnell anfangen, um noch rechtzeitig fertig zu werden. Sie schnippelte und schälte alles genau so, wie Mamiko ihr es erklärt hatte. Sie gab sich wirklich Mühe, dennoch spritze es überall hin und das Gemüse flog nur so in alle Ecken. Sie wusste nicht, wie sie das schaffte, selbst in ihren Haaren klebte alles. Sie nahm sich ihren Notizzettel und las noch mal alles durch. Alles in einen Topf gepackt wollte sie den Herd anstellen, als sie auf einmal ein Bild von einem kleinen Mädchen mit rosa Haaren, welches Curry aß, im Kopf hatte. Ihr kam das Gesicht so vertraut vor. Sie hatte das komische Gefühl für das Mädchen genau so etwas schon einmal gekocht zu haben. Wer ist das Mädchen? Wie sehr sie sich auch anstrengte, es kamen einfach keine weiteren Bilder. Vielleicht weiß Kenta wer sie ist. Bunny stellte den Herd an und von da an klappte alles erstaunlich gut. Das Curry köchelte leise vor sich, es duftete sogar schon gut. Oh nein, schon so spät. Sie schnappte sich schnell Teller und Besteck und deckte den Tisch. Zurück in der Küche fing sie schon mal an, alles wieder aufzuräumen. Kenta müsste jeden Moment von der Arbeit zurück sein und sie wollte fertig sein wenn er nach Hause kommt. Kaum hatte sie angefangen, schloss Kenta auch schon die Tür auf. Bunny strecke den Kopf aus der Küche und strahlte über beide Ohren.

„Kannst gleich zu mir in die Küche kommen.“

Bunny freute sich, dass alles so gut geklappt hatte, als plötzlich mit lautem Blubbern der Topf mit dem Curry überkochte. Oh nein, ich dumme Nuss. Bunny hatte vergessen den Herd auszumachen. Sie lief mit schnellen Schritten zum Herd und es kam wie es kommen musste. Bunny rutsche auf einem kleinen Stück Karotte auf dem Boden aus und schlitterte noch ein Stück weiter, bis sie mit einem Knall vor dem Herd landete. Kenta hörte den Lärm und rannte in die Küche.

Er sah Bunny an, wie sie da auf dem Boden saß, zwischen all dem Chaos, Gemüse in ihren Haaren und noch einem Löffel in der Hand.

„Ich wollte uns was zu Essen machen.“

Kenta konnte nicht anders, er musste anfangen zu lachen. Es war das erste Mal, das Bunny ihn so lachen sah, zumindest seit sie ihr Gedächtnis verloren hatte, dachte sie sich. Er musste so herzhaft lachen, dass er sich sogar am Türrahmen festhielt. Aber für Kenta war irgendetwas anders. Er lachte nicht, weil er auf Kommando freundlich sein musste. Nein, das Lachen kam irgendwo anders her. Er spürte etwas. So ein Gefühl, so eine Wärme, so etwas hatte er noch nie gespürt oder zumindest konnte er sich nicht mehr erinnern. Er wusste nicht warum, aber so wie sie da saß, sah er erst, wie hübsch sie doch eigentlich aussah.

„Ja, lach du nur, dass ich für dich gekocht habe“, schmollte Bunny.

Kenta musste nur noch mehr lachen. Angesteckt von seinem Lachen konnte Bunny jetzt auch nicht mehr anders und fing auch an zu lachen. Es musste aber auch zu komisch aussehen, wie sie da auf dem Boden saß.

Kenta half ihr hoch und begutachtete den Topf mit dem Curry. Angebrannt war es zum Glück noch nicht.

 

„Dann mal guten Appetit.“

Beide fingen an zu essen und zu Kentas Überraschung schmeckte es sogar sehr gut.

„Chibiusa!“, sprang Bunny vom Tisch auf.

„Das kleine Mädchen heißt Chibiusa.“

Verwirrt legte Kenta sein Löffel zur Seite.

„Wovon redest du? Was für ein Mädchen?“

Bunny ging um den Tisch herum und schnappte sich Kentas Hand.

„Vorhin als ich gekocht habe, hatte ich plötzlich so ein Bild von einem kleinen Mädchen im Kopf. Mir war sie so vertraut und jetzt weiß ich auch wieder wie sie heißt. Wer ist Chibiusa?“

Kenta zog seine Hand weg und runzelte dir Stirn.

„Keine Ahnung wen du meinst. Ich kenne keine Chibiusa und Mamiko mit Sicherheit auch nicht. Ich muss morgen früh raus und werde nun ins Bett gehen. Gute Nacht.“

Kenta stampfte aus dem Zimmer und ging ins Schlafzimmer. Bunny blieb fassungslos zurück. Was war das denn jetzt?

 

Das kleine Mädchen ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht finde ich in den Fotoalbum irgendeinen Hinweis. Sie blätterte eine Seite nach der anderen durch, aber auf keinem einzigen Foto war das kleine Mädchen zu sehen. Während sie frustriert das Album wieder in die Schublade legte, stieß sie auf einen Stadtplan, jedoch war er nicht von Nagoya. Tokio? Sie nahm ihn aus der Schublade und wunderte sich warum auf der gesamten Karte Kreuze und Kreise verteilt waren. Bunny tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. Vielleicht haben wir da mal Urlaub gemacht. Sie drehte die Karte noch ein Stück und nun fiel ihr auf, dass neben den Kreisen ganz klein etwas geschrieben stand. Planeten? Neben jedem Kreis stand der Name eines Planeten. Mars, Venus, Jupiter, Merkur... Verwirrt packte Bunny die Karte zurück und ging auch ins Bett. Sie wollte Kenta morgen nach ihrer Bedeutung fragen. Man markierte doch nicht grundlos Stellen in einen Stadtplan und schrieb Planetennamen daneben.

 

 

Früh am Morgen erwachte Bunny, die Sonne war noch nicht mal aufgegangen. Die letzten Wochen wurde es immer heißer und auch nachts gab es kaum Abkühlung. Durch die Wärme schlief sie sehr schlecht, langsam nervte sie es auch, dass sie wirklich jede Nacht von dieser blöden Mondprinzessin träumen musste. Etwas Abwechslung wäre ihr mehr als lieb.

Ohne groß nachzudenken, ging sie auf den Balkon und wollte sich den Sonnenaufgang anschauen. Sie lehnte sich gegen das Geländer des Balkons und genoss die Ruhe, die so früh hier in der Stadt noch herrschte. Die Straßen waren leer, nur vereinzelt huschte mal ein Auto vorbei. In ein paar Stunden würde es hier wieder nur so vor Autos und Menschen wimmeln. Selbst, das Sonntag war, änderte nichts daran.

Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, dass Kenta den Balkon betrat und sie ansprach. Er wusste nicht warum, aber aus irgendeinen Grund konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Wie sie da barfuß stand, in ihren dünnen weißen Kleid, welches ihr gerade mal bis zu den Knie reichte und diese leicht umspielte. Ihr langes blondes Haar hatte sie noch nicht zusammen gebunden und so wehten sie leicht im Wind. Tagsüber trug sie sie eigentlich immer zu einem langen Zopf nach hinten gebunden. Die ersten Sonnenstrahlen kamen heraus und strahlten genau auf Bunny. Es war fast so, als würde sie leuchten.

Ein Engel …

Kenta schellte sich innerlich selber, was er da dachte. Er hasste diese Frau und vor allem dafür, was sie ihm und seiner Familie angetan hatte. Wäre sie nicht gewesen, hätten sie ganz normal aufwachsen können. Er konnte ihr einfach nicht verzeihen. Augenblicklich schürte wieder der Hass in ihm. Er drehte sich um und ging wieder rein. Er wollte keine Sekunde länger in ihrer Nähe sein. Bunny bekam von alledem nichts mit und träumte weiter vor sich hin. Als sie wieder hinein ging, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Kenta klapperte schon in der Küche mit Geschirr und deckte den Tisch.

Beim frühstücken unterhielten sie sich nicht. Kenta sagte kein Ton und Bunny wusste nicht wie sie anfangen sollte, nachdem er so eigenartig auf die Frage nach Chibiusa reagierte. Kenta war dabei vom Tisch aufzustehen, daher gab sie sich einen Ruck, flitze schnell zur Schublade und holte den Stadtplan heraus.

„Was haben die ganzen Markierungen und Planetennamen zu bedeuten?“

Kenta erstarrte für einen Augenblick. Er hatte ganz vergessen Mamiko den Plan zurück zu geben. Sie hatte ihn hier vor ein paar Tagen liegen lassen. Was mach ich jetzt? Er kratze sich am Kopf und zuckte mit den Schultern.

„Zeig mal her. Keine Ahnung. Was das ist? Sehe ich zum ersten Mal. Bestimmt hast du die vor deinem Unfall angelegt.“

Skeptisch drehte Bunny die Karte hin und her.

„Warum sollte ich das gemacht haben?“

Kentas Hände fingen an zu schwitzen, er musste sie mit irgendetwas ablenken, damit sie nicht weiter nachforschte.

„Es ist doch so schönes Wetter, wollen wir nicht ein Eis essen gehen?“, lächelte er.

Kentas Plan ging auf. Bunny hüpfte aufgeregt auf und ab und packte den Stadtplan zurück in die Schublade.

 

Kurze Zeit später fuhren die beiden zu einer schönen Eisdiele direkt am Park.

Sie saßen auf der Terrasse und Bunny bestellte sich einen riesigen Schokoladeneisbecher. Kenta wunderte sich immer wieder, wie sie so viel verdrücken konnte, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Er musste unweigerlich schmunzeln bei dem Gedanke und ihn überkam wieder so eine Wärme in seinem Herzen. Er hing in seinen Gedanken und versuchte dieses Gefühl zu zuordnen. Bunny merkte seine geistige Abwesenheit gar nicht und aß genüsslich ihren Eisbecher auf.

„Lass uns noch im Park spazieren“, sprang sie plötzlich auf und zog Kenta am Arm. Er bezahlte noch schnell die Rechnung und dann gingen sie auch schon los. Ihm war alles recht, was sie den blöden Stadtplan vergessen ließ. Sie schlenderten durch den Park, als nicht weit von ihnen auf einmal Musik ertönte. Bunny zog an Kenta und rannte mit ihm in die Richtung der Musik. Vier Straßenmusiker standen mitten auf einer Lichtung und spielten wunderschöne Musik zum Tanzen. Ein paar Kinder hüpften um die Musiker herum und einige Erwachsene hatten sich auch dazu gestellt und lauschten den Klängen.

„Komm, lass uns tanzen“, strahlte Bunny Kenta an.

Dieser schüttelte aber nur vehement den Kopf. Bunny zog sich ihre dünnen Sommerschuhe aus, sie wollte das Gras zwischen ihren Zehen spüren. Da Kenta nicht wollte, ging sie alleine näher heran und tanzte zusammen mit den kleinen Kindern um die Musiker herum. Was die anderen Leute, die dort auch standen, dachten, war ihr egal. Sie tanzte wie in Trance und für einen kleinen Moment vergaß sie einfach alles um sich herum. Kenta blieb wie angewurzelt an seiner Stelle stehen und beobachtete sie. Das Bild von heute morgen auf dem Balkon schlich sich vor sein geistiges Auge und als er sie da so mit den Kindern tanzen sah, einen Moment ohne Sorgen und einfach nur glücklich, überkam ihm wieder diese Wärme im Herzen. Sie suchte sich einen Weg durch seinen ganzen Körper. Er hielt dieses Gefühl nicht mehr aus und rannte einfach weg. Er konnte es nicht mehr ertragen, was war das? Er hasste sie und doch überkam ihm immer öfter dieses Gefühl, wenn er in ihrer Nähe war. Er musste sich wieder in den Griff bekommen. Mamiko würde es ihm nie verzeihen, wenn er einen Fehler machte. Als er wieder Herr seiner Sinne war, ging er wieder zurück. Bunny hatte nicht einmal bemerkt, dass er kurz verschwunden war.

Die Musiker hörten auf zu spielen und packten ihre Instrumente ein. Es zogen dunkle Regenwolken auf und die zwei fuhren lieber nach Hause.

 

Mitten in der Nacht wurde Bunny von lautem Donner aus dem Schlaf gerissen. Draußen regnete es in Strömen und ein Gewitter tobte. Sie hatte die Balkontür noch zum Lüften offen und war so eingeschlafen. Sie sprang aus dem Bett und schloss sie schnell. Es hatte hinein geregnet und eine große Pfütze verursacht. Sie rannte ins Badezimmer und holte ein Tuch zum Aufwischen. Es blitzte und donnerte immer mehr und bei jedem Dröhnen zuckte Bunny zusammen. Sie kauerte mit ihrem Kissen auf dem Sofa und kniff die Augen zusammen. Es krachte und dröhnte noch ein paar Mal bis sich Bunny ein Herz fasste und ihre Decke schnappte und zum Schlafzimmer ging. Sie wollte jetzt nicht alleine sein. Zaghaft klopfte sie an die Schlafzimmertür und Kenta antwortete auch gleich. Er konnte wohl auch nicht schlafen.

Nun stand sie da mit ihrer Decke auf der Türschwelle zum Schlafzimmer und zupfte nervös daran herum.

„Du … Kenta … kann ich heute Nacht bei dir schlafen? Ich … ähm … ich habe … Angst alleine.“

Kenta nickte bloß perplex und rutschte, damit sie auch Platz in dem Bett fand, ein Stück zur Seite. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie zu ihm herüber kommt. Schüchtern krabbelte sie auf die rechte Seite des Bettes und rollte sich in ihre Decke. Ein greller Blitz erhellte den Nachthimmel, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Er war wohl ganz in der Nähe eingeschlagen. Bunny schrie kurz auf, rutsche zu Kenta, der sich ganz an die andere Seite des Bettes gelegt hatte, hinüber, klammerte sich ängstlich an seinem Shirt fest und vergrub ihr Gesicht darin. Kenta wusste gar nicht wie es um ihm geschah. Er war völlig überfordert mit der Situation. Diese Gefühle, die in ihm wieder hoch kamen, auf der anderen Seite aber die ihm allzu gut bekannten Hassgefühle ihr gegenüber. Jedoch hatte er in diesem Moment einfach das Bedürfnis sie zu beschützen und legte sanft seine Arme um sie herum und hielt sie fest. Bunny hatte die vielen Wochen Bedenken gehabt, mit ihm im Schlafzimmer zu schlafen, aber als sie so in seinen Armen lag, fühlte sie sich irgendwie geborgen. Sie wusste auch nicht warum, aber genau dies beruhigte sie und so konnte sie endlich wieder einschlafen. Kenta konnte diese Nacht nicht mehr schlafen. Er lag einfach nur da und hielt sie in den Armen. Er konnte es sich selber nicht eingestehen, aber er fühlte sich wohl dabei. Es war ein Gefühl, was er schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gefühlt hatte.

 

 

Zur Selben Zeit wütete auch in Tokio ein schweres Gewitter. Mamoru konnte nicht mehr schlafen. Er stand auf und stellte sich ans Fenster. Er beobachtete das Spektakel und seufzte. Es erinnerte ihn an Bunny. Sie hatte solch eine Angst, wenn es gewitterte, dass er sie immer ganz fest in den Armen hielt. Er blieb noch eine ganze Weile dort am Fenster stehen, bevor er wieder zurück ins Bett ging. Er zwang sich dazu ein zu schlafen. Er hatte sich morgen wieder für eine Doppelschicht eingetragen …

 

Kapitel 6
 

Mamoru fuhr tagelang zu dem Haus der Tsukinos und wartete oft Stunden lang davor. Aber es tat sich nichts. Sie waren wie vom Erdboden verschwunden. Er hatte sämtliche Nachbarn befragt, ob die irgendetwas wüssten, aber keiner von ihnen konnte ihm weiter helfen. Nach zwei Wochen gab er es auf jeden Tag dort hinzufahren. Rei hatte auch lange mit ihm geredet und ihm klar gemacht, dass es keinen Sinn hatte sich weiter fertig damit zu machen und nach Antworten zu suchen. Sie müssten nun alle den Tatsachen ins Auge sehen. Sie war fort und würde nie wieder kommen. Egal ob er mit ihren Eltern noch mal reden würde oder nicht. Sie hatte sie sogar ein Stück in Schutz genommen, obwohl sie selber mehr als nur sauer auf sie war, wie konnten sie ihnen verwehren sich von Bunny zu verabschieden.

„Sie haben es mit Sicherheit nicht mehr hier ausgehalten und haben es nicht ertragen hier zu bleiben, wo sie alles an Bunny erinnerte“, argumentierte sie sachlich.

Sie fand es aber dennoch mehr als rätselhaft. Irgendetwas stimmte hier nicht und seit kurzer Zeit hatte sie seltsame Visionen, welche sie aber nicht deuten konnte.  Sie sah verschwommen vier kleine Kinder, die um etwas herum standen, etwas in die Hand nahmen und dann wurde es dunkel. Sie stellte auch schon insgeheim Nachforschungen an, was dies alles bedeuten könnte. Sie hatte ein seltsames Gefühl, den anderen sagte sie aber noch nichts. Sie wollte sie nicht unnötig beunruhigen, wo nachher doch nichts war.

Minako hatte die Idee, damit sie sich wenigstens so verabschieden konnten, sich für eine kleine Gedenkfeier im Tempel zu treffen. Mamoru und die anderen Sailor Kriegerinnen waren einverstanden und so trafen sie sich einige Tage später wieder bei Rei.

Sie hatten sich, seitdem sie sich einen Tag nach der schlimmen Nachricht noch mal getroffen hatten, nicht mehr gesehen.

Sie hatten versucht zu überlegen, wie es weiter ginge, aber keiner wusste es. Wenn nun neue Feinde auftauchen würden, wären sie ohne ihre Prinzessin vermutlich nicht stark genug. Niemand von ihnen konnte außerdem mit dem Silberkristall umgehen. Da es zurzeit zum Glück schon Jahre friedlich auf Erden war, hofften alle, dass es so bleiben würde und falls doch wieder Gegner auftauchen, würden sie diese mit allen ihren Kräften bekämpfen.

Nun saßen sie alle bei Rei im Tempel, sie und ihr Großvater hatten alles vorbereitet. Im ganzen Raum standen Vasen mit weißen Blumen. Eine kleine Staffelei mit einem Bild von Bunny war in der Mitte des Raumes aufgestellt, daneben einige Kerzen.

„Das habt ihr wirklich sehr schön gemacht“, räusperte sich Minako.

Sie wussten alle erst nicht so richtig, was sie sagen sollten. Doch nach und nach sagte dann jeder ein paar Worte über Bunny und sie erzählten sich kleine Anekdoten, wo sie sogar für einen kleinen Moment, obwohl jeder von ihnen bis auf Mamoru weinte, schmunzeln musste. Das war einfach ihre Bunny.

Mamoru ging es von Tag zu Tag schlechter und er konnte und wollte einfach nicht hier vor den anderen weinen. Sie riefen ihn schon oft genug an oder schauten bei ihm vorbei, ob alles in Ordnung wäre. Er versuchte einfach jeden Tag aufs Neue den Tag zu überstehen. Er schob oft Doppelschichten oder schlief im Krankenhaus. Es lenkte ihn gut ab. Zu Hause erinnerte ihn einfach viel zu viel an Bunny. Er verdrängte die Tatsache, dass sie nie wieder kommen würde.

Sie saßen schon fast eine Stunde zusammen und mittlerweile sagte niemand mehr ein Wort. Sie hingen alle in ihren Gedanken bei Bunny und dachten an all die schönen Dinge, die sie zusammen erlebt hatten.

Ami dachte an den Tag, an dem sie Bunny kennenlernte. Wie einsam sie doch vorher gewesen war. Rei dachte an die unzähligen Streitereien, die sie mit ihr gehabt hatte, und musste anfangen zu lächeln. Ach Bunny. Makoto dachte daran, wie sie versucht hatte, Bunny mal wieder zu erklären, wie man einen Kuchen backt und sie dabei die komplette Küche ins Chaos stürzte. Auch die anderen dachten an viele solcher kleinen Dinge, die sie mit ihr erlebt hatten. Mamoru schloss seine Augen. Er dachte daran zurück, wie Bunny ihn kurz nachdem Galaxia besiegt wurde, gefragt hatte, wie sehr er sie lieben würde. Er hatte ihr geantwortet, dass er sie nun niemals mehr alleine lassen würde. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Da er sich hinter den anderen in eine Ecke gesetzt hatte, konnten sie nicht sehen, dass auch bei ihm nun dicke Tränen über sein Gesicht liefen. Er sprang auf und ging ein Stück auf das Bild von Bunny zu.

„Jetzt hast du mich alleine gelassen!“, schrie er das Bild an und rannte hinaus.

Draußen sackte er zusammen und landete auf allen Vieren. Er schlug mit den Fäusten auf den Boden, immer und immer wieder.

„Warum hast du mich alleine gelassen … Warum?“

Rei und Minako waren ihm hinterher gegangen und standen ein paar Meter von Mamoru entfernt.

„Komm, wir gehen wieder zu den anderen. Er muss jetzt allein sein.“

Minako drehte sich nur verdutzt zu Rei um.

„Wir können ihn doch so nicht alleine lassen?“

Rei nahm Minakos Hand und zog sie ein Stück weiter, damit sie wieder reingehen konnten.

„Jeder geht anders mit seiner Trauer um. Mamoru muss es einmal rauslassen, sonst wird er nie darüber wegkommen. Weißt du, keiner von uns soll sie je vergessen, aber wir müssen nun mal alle weiter leben.“

Minako nickte und so gingen die beiden Frauen wieder in den Tempel.

Mamoru hatte die beiden nicht bemerkt, zu sehr war er in seinen eigenen Gedanken.

Wäre ich doch nur nicht vorgegangen … wäre ich mit ihr zusammen die Treppe hinunter gelaufen … vielleicht hätte … vielleicht hätte ich dann … wäre ich doch nur nicht weggefahren … warum war ich nicht da, als sie wach wurde … Er weinte bitterlich. Seine Tränen liefen ihm über die Wangen und tropften ihm auf seine Hände. Er kauerte noch eine ganze Weile dort auf dem Boden. Als er sich beruhigt hatte, ging er ohne ein Ton zu sagen zurück in den Tempel.

Sie saßen alle noch etwas zusammen und erzählten. Früh am Abend verließen die Sailor Kriegerinnen nach und nach den Tempel. Mamoru dankte Rei für alles und verabschiedete sich dann auch.

Er war heute zu Fuß zum Tempel gegangen. Er war dadurch zwar sehr lange unterwegs, aber das wollte er auch so. Langsam ging er durch die Straßen, eilig hatte er es nicht. Zu Hause fiel ihm nur die Decke auf den Kopf. Er nahm Bunnys Brosche aus seiner Tasche. Wenn er sie ansah, ließ ihn das Gefühl einfach nicht los, dass sie noch lebte. Mamoru schüttelte dann aber schnell den Kopf. Rei hat recht, ich muss den Tatsachen ins Auge sehen. Mit einem Seufzer packte er die Brosche wieder ein. Er war fast zu Hause und ging den Rest durch einen kleinen Park. Von weiten sah er ein verliebtes Paar auf einer kleinen Parkbank sitzen. Man sah schon von weiten, wie sie turtelten. Es gab ihm einen kleinen Stich im Herz. Genau dort saß er auch immer mit Bunny. Er musste daran denken, wie Bunny sich schmollend weggedreht hatte, als er sie ausversehen angerempelt hatte und ihr dadurch ihr Eis aus der Hand fiel.

Er schaute das Paar traurig an, die Frau hatte auch noch ausgerechnet genau so lange blonde Haare wie Bunny, allerdings trug die Frau ihre offen. Er ging schneller, er wollte nur noch raus hier aus dem Park. Als er fast bei dem Pärchen vorbei kam, lief plötzlich eine seltsame Frau vor ihm, er hatte sie gar nicht kommen sehen. Sie ging mit schnellen Schritten an der Bank vorbei, schaute kurz zu den Verliebten und ging weiter. Ein paar Meter weiter bog sie in einen kleinen Trampelpfad ein und war nicht mehr zusehen. Mamoru dachte sich nichts weiter dabei und setzte seinen Weg fort. Er war in seinen Gedanken gerade ganz wo anders und hatte den Park schon fast verlassen, als ihn ein lautes Brüllen zusammenzucken ließ. Er drehte sich um und sah wie das eben noch so turtelnde Paar sich lautstark Stritt. Sie wurden immer lauter und brüllten sich an. Seltsam. Der Mann hob plötzlich seine Hand und schlug seiner Freundin so heftig ins Gesicht, dass sie zu Boden fiel. Das konnte Mamoru nicht mit ansehen und lief zurück. In der Zeit stand die junge Frau auf und wurde auch handgreiflich. Sie hob einen Stein, der neben ihr lag, auf und wollte damit auf ihren Freund los gehen als Mamoru sich gerade noch rechtzeitig zwischen sie stellte.

„Es reicht. Hört auf damit!“

Er schaute beide an und versuchte sie zu beruhigen.

„Was ist denn hier los?“

Die junge Frau ließ den Stein wieder auf den Boden fallen und brüllte Mamoru an.

„Das würde ich den Idiot da drüben fragen!“

Sie zeigte dabei auf ihren Freund und zog sich dabei einen Ring vom Finger. Sie warf ihn direkt vor seine Füße.

„Mit dir bin ich fertig“, wurde sie noch mal laut und lief davon. Der junge Mann drehte sich ohne Mamoru weiter zu beachten um und ging auch.

„Blödes Miststück“, murmelte er noch beim Gehen.

Mamoru blieb perplex zurück. Was war das denn gerade? Sichtlich irritiert ging er dann aber auch nach Haus.
 

Makoto stand in ihrem Blumenladen und bediente eine ältere Dame. Sie hatte den Laden erst vor einem halben Jahr von ihrer Vorgängerin übernommen, da diese in den Ruhestand ging. Sie freute sich über jeden einzelnen Kunden, da es vor ihrer Übernahme nicht besonders gut lief. Sie arbeitete schon einige Jahre dort und ihre Chefin war für sie eine gute Freundin geworden und so war es für Makoto selbstverständlich ihn zu übernehmen. Sie band gerade einen riesigen Blumenstrauß für die Dame zusammen, als Minako aufgeregt das Geschäft betrat.

„Makoto! Stell dir vor, was eben im Crown los war.“

Aufgeregt hüpfte diese vor ihrer Freundin herum.

„Minako, einen kleinen Moment bitte, ich habe Kundschaft. Warte doch bitte hinten auf mich.“

„Ist gut, aber ich habe nicht viel Zeit. Meine Pause ist gleich vorbei.“

Sie verschwand in dem kleinen Hinterzimmer und wartete auf ihre Freundin. Sie setze sich auf einen der beiden kleinen Hocker, die vor einem kleinen Holztisch standen. Auf dem Tisch lagen über all Blumen und die neusten Fachzeitschriften herum und Minako blätterte beim Warten darin herum. Nach fünf Minuten kam Makoto dann auch hinterher.

„So, was ist denn nun passiert?“

Sie setzte sich neben Minako und reichte ihr ein Glas mit Wasser. Minako trank einen Schluck und fing an zu erzählen.

„Ich bin eben in meiner Mittagspause ins Crown, da ich mit Motoki verabredet war. Ich sollte ihm meinen Song zeigen. Er wollte entscheiden, ob er geeignet für seine Hochzeit ist.“

Makoto nickte stumm, sie war sehr stolz auf ihre Freundin. So lange hatte sie schon am Empfang des Tonstudios gearbeitet und gehofft endlich selber einen Song aufnehmen zu dürfen. Vor ein paar Wochen konnte sie dann endlich ihren Chef von sich und einen ihrer Songs überzeugen und durfte ihn aufnehmen.

Gespannt hörte Makoto ihrer Freundin weiter zu.

„Als wir fast fertig mit der Besprechung waren, fingen plötzlich zwei Männer an zu streiten. Der eine behauptete, dass sein Eisbecher viel kleiner wäre als von seinem Freund. Er war richtig sauer, könnte man sagen. Sie saßen eigentlich ganz friedlich zusammen, haben vorher noch zusammen gelacht.“

Makoto schüttelte verwundert den Kopf.

„Aber das ist doch nichts Ungewöhnliches. Das kann schon mal vorkommen.“

„Da hast du recht, aber das Seltsame kommt ja noch. Die beiden wurden immer lauter und gingen richtig aufeinander los. Als Motoki die Streithähne auseinander bringen wollte, fingen auch andere Gäste an sich zu beschweren und sogar an zu prügeln. Hör zu, die gesamten Gäste, die dort waren, gingen plötzlich alle aufeinander los. Motoki musste die Polizei holen, da er alleine nicht mehr damit fertig wurde. Er hat sogar ein Glas im Gesicht abbekommen, was eine wütende Frau nach ihm warf. Zum Glück hat er nur eine kleine Platzwunde unterm Auge davongetragen.“

Makotos Augen weiteten sich. Das war schon etwas Ungewöhnliches, so etwas war dort noch nie passiert.

Und da fiel ihr etwas ein, sie hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Sie erzählte Minako, dass gestern ein Pärchen zu ihr in den Laden kam. Sie wollten Blumen für ihre Hochzeit aussuchen. Erst war auch noch alles in Ordnung, doch plötzlich fingen sie an zu streiten. Der Mann stürmte aus dem Laden, griff vor der Tür noch einen Mann an und lief weg. Die Frau schimpfte noch ein paar Minuten und verließ dann auch ihr Geschäft.

„Ich hab gar nicht weiter darüber nachgedacht. Dachte nur ein merkwürdiges Paar, bestimmt der Hochzeitsstress. Aber wo du mir nun über die Sache im Crown erzählt hast. Mehr als seltsam.“

Minako stellte ihr Glas beiseite und lehnte sich ein Stück zu Makoto herüber.

„Was mir gerade noch einfällt, Ami kam mich letzte Woche vor ihrer Schicht besuchen. Sie sah sehr müde aus und ich habe sie gefragt, ob alles okay mit ihr wäre. Sie erzählte mir, dass seit einigen Wochen ziemlich viel los in der Klinik sei. Es wurden verstärkt Patienten eingeliefert, die wegen irgendwelcher Prügeleien verletzt worden. Sie kämen gar nicht mehr hinterher mit den Behandlungen.“

Die zwei Frauen schauten sich an und beide wussten, irgendwas stimmte hier nicht.

„Da ist etwas mehr als faul Minako. Ich hoffe, dass es alles nur blöde Zufälle sind. Aber wir sollten auf der Hut sein.“

Zustimmend stand Minako auf und ging Richtung Tür.

„Ich muss nun leider wieder los. Meine Pause ist vorbei, aber wir sollten das im Auge behalten und mit den anderen besprechen.“
 

Die letzten Wochen wurde es immer heißer und es gab keine Abkühlung. Mamoru und die anderen hatten, nach den Vorfällen lange gesprochen, dass dies keine Zufälle mehr sein konnten. Rei hatte den anderen auch von ihren seltsamen Visionen erzählt und, dass sie Nachforschungen angefangen hatte. Leider führten diese noch zu keinem Ergebnis. Mamoru hatte auch die Situation im Park erzählt. Sie waren jetzt alle in Alarmbereitschaft, auch wenn sie noch nicht wussten, wer oder was und geschweige denn warum, dies mit den Menschen passierte. Es erinnerte sie stark an Vorfälle damals mit der Familie des schwarzen Mondes. Aber die konnten es nicht sein. Sie wurden damals besiegt, daran bestand kein Zweifel.

 

Mamoru wollte gerade seine Schicht nach einer langen Nacht beenden, die mehr als anstrengend in dieser Hitze war, als eine junge Frau mit tiefen Schnittwunden eingeliefert wurde. Als er sie ansah erschrak er, es war die Frau aus dem Park.

„War das ihr Freund? Hat er sie so zugerichtet?“, frage Mamoru die Frau besorgt.

Schnell verarztete er ihre Wunden. Die Frau sagte kein Ton und lachte nur spöttisch. Sie war voller Hass und in ihren Augen konnte man nichts Freundliches erkennen.

„Dieser Waschlappen wäre doch zu so was gar nicht in der Lage. Die dämliche Kassiererin war mir einfach zu langsam, da hab ich ihr eine verpasst. Tja, da hat sie ein Messer gezückt und ist auf mich losgegangen. Aber keine Sorge, sie sieht auch nicht besser aus“, lachte sie wieder laut auf.

Mamoru war geschockt, anscheinend wurde sie nach diesem Vorfall nicht wieder normal, sondern es verschlimmerte sich. Als alle Wunden versorgt waren, stand die Frau auf und lächelte Mamoru schief an.

„Sie sind also Arzt. So so … Eigentlich sehen Sie doch gar nicht mal schlecht aus, ist mir damals im Park gar nicht aufgefallen.“

Sie ging immer näher an Mamoru heran.

„Da ich den Versager von Verlobten in den Wind geschossen habe, wie wäre es denn mit uns, wäre doch eine gute Partie.“

Sie hob ihre Arme, legte sie auf Mamorus Schultern, stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich seinem Gesicht. Sie versuchte ihn zu Küssen und krallte sich dabei fest an seinen Arztkittel. Mamoru war völlig überrumpelt. Als er begriff, was sie vorhatte, schnappte er sie vorsichtig an ihren Handgelenken und schob sie ein Stück zurück.

 „Es tut mir leid, aber ich kann sie nicht küssen.“

Die Frau wurde wütend und fing an zu zittern.

„Wie kannst du es wagen, mich abzuwehren. Das wirst du bereuen!“

Sie schrie auf und schubste Mamoru mit all ihrer Kraft. Er hatte nicht damit gerechnet und fiel dadurch zu Boden. Er wunderte sich, wie so eine kleine zierliche Person, so viel Kraft entwickeln konnte.

„Beruhigen Sie sich doch. Was ist denn mit Ihnen los?“

Die Frau lachte wieder auf und nahm sich ein Skalpell vom Behandlungstisch. Sie ging ganz langsam auf Mamoru zu. Ihre Augen färbten sich auf einmal komplett rot und sie umgab plötzlich ein seltsamer schwarzer Nebel. Mamoru hatte sich wieder aufgerappelt und versuchte sie weiter zu beruhigen. Aber es half alles nichts. Sie zeigte mit dem Skalpell direkt auf ihn und hob die andere Hand.

„Jetzt bist du fällig!“

Mamoru schwebte wie von Geisterhand ein Stück über den Boden. Wie ist das möglich? Ihm schnürte es die Kehle zu. Er dachte, er müsste ersticken. Er starrte die Frau an. Es sah so aus, als würde sie ihn würgen, aber sie berührte ihn kein Stück. Allmählich verlor Mamoru das Bewusstsein. Sie lachte und schleuderte ihn gegen die Wand, wodurch er langsam daran hinunterrutschte. Bei dem Aufprall fiel Bunnys Brosche aus seiner Tasche und lag ein Stück von ihm entfernt. Die junge Frau ging triumphierend zu Mamoru, der immer noch regungslos am Boden lag. Sie packte ihn an seinen Haaren, hob sein Kopf damit ein Stück hoch und holte mit dem Skalpell aus. Sie zielte direkt auf seine Kehle. Doch kurz bevor die Messerspitze Mamorus Hals erwischte, leuchtete Bunnys Brosche auf einmal auf. Sie erhellte den ganzen Raum und Wärme durchflutete alles. Die Frau kniff die Augen zusammen und ließ das Messer fallen.

„Was ist das für ein Licht? Ich kann überhaupt nichts mehr sehen.“

Sie krampfte zusammen, sackte zu Boden und hielt sich ihren Kopf fest. Die Frau schrie laut auf und kippte dann bewusstlos zusammen. Als sie so am Boden lag, sah es so aus, als würde ein schwarzer Schatten ihr Herz verlassen. Er schwebte ein Stück über ihrem Körper und löste sich dann einfach in Luft auf. Mamoru hatte alles beobachtet und versuchte aufzustehen. Er schnappte sich aber vorher noch die Brosche und steckte sie wieder in seine Tasche. Taumelnd ging er zu ihr und setze sich neben die Frau. Sie öffnete langsam ihre Augen.

„Wa… was ist passiert? Wo bin ich? Wo ist Fudo?“

Die Frau erzählte Mamoru, dass das Letzte woran sie sich erinnern würde, wäre, dass sie mit ihrem Verlobten im Park säße und sie ihre Hochzeit planten und danach wird alles schwarz. Sie fing an zu weinen und verstand überhaupt nicht, was hier los war.

„Beruhigen Sie sich. Nun wird alles wieder gut.“

Er untersuchte sie nochmal kurz. Nicht, dass sie noch irgendwelche Verletzungen davon trug. Er nahm sie dann stationär auf, sie konnte so verwirrt noch nicht nach Hause gehen. Als der Papierkram erledigt war, ging Mamoru auch nach Hause und trommelte alle für den Abend bei Rei zusammen. Sie hatten es tatsächlich mit einem neuen Feind zu tun. Er hatte die ganze Zeit immer noch gehofft, es wären nur blöde Zufälle.
 

„Dann hat dich der Kristall also beschützt und die Frau wieder zurück verwandelt“, murmelte Minako nachdenklich und tippte auf der Brosche herum, die Mamoru mitten auf den Tisch gelegt hatte.

Alle, bis auf Haruka und Michiru, saßen um den kleinen Tisch in Reis Zimmer herum. Die beiden standen ein Stück abseits, nahe der Tür. Setsuna und Hotaru konnten heute leider nicht dabei sein, aber Ami hatte ihn versichert, wenn es etwas Neues gäbe, ihnen es sofort mitzuteilen. Sie diskutierten, wer der neue Feind sein könnte. Außerdem versuchten sie einen Weg zu finden, wie sie den betroffenen Menschen helfen könnten. Aber niemand hatte so recht eine Idee.

„Mamoru meinst du, du könntest mit dem Kristall den Menschen helfen? Heute hat es ja schon einmal geklappt.“

„Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, Makoto. Ich denke, es war eher Zufall oder vielmehr Mamoru wurde von dem Kristall beschützt. Er hat ihn ja nicht benutzt“, gab Ami einwendend zurück und tippte dabei irgendwelche Daten in ihren Minicomputer.

Minako stand auf und ging nervös auf und ab.

„Mit unsern Kräften verletzen wir sie nachher, das können wir nicht riskieren. Aber irgendwie müssen wir den Menschen doch helfen können. Wozu sind wir denn sonst Sailor Kriegerinnen …  Wäre Bunny doch nur hier.“

Außer sich meldete sich jetzt auch Haruka zu Wort. Sie war mittlerweile sehr angespannt und aufgewühlt.

„Sie ist nicht hier und sie wird auch nie wieder kommen, wie du weißt. Unsere Aufgabe ist es diesen Planeten zu beschützen. Vergesst das nicht! Wir müssen ihn mit allen was in unserer Macht steht verteidigen. Koste es, was es wolle!“

Alle rissen die Augen auf.

„Das meinst du doch nicht wirklich. Wir können doch nicht einfach unschuldige Menschen in Gefahr bringen“, wurde Minako wütend.

Haruka wurde immer aufbrausender, sie verstand einfach nicht, dass sie nach alledem, was sie erlebt hatten, immer noch so naiv waren.

„Unsere Aufgabe ist es nun mal diesen Planeten zu beschützen. Wenn dafür Opfer nötig sind, damit der gesamte Planet weiter existieren kann, dann ist das nun mal so.“

Sie hatte keine Lust hier weiter sinnlos herumzudiskutieren und verabschiedete sich mit den Worten, dass sie heute eh zu keiner Einigung mehr kommen würden. Stürmisch verließ sie den Raum. Michiru verbeugte sich zum Abschied und entschuldigte sich für Haruka.

„Ihr wisst doch wie sie ist, nehmt es ihr nicht übel. Ihr macht der Tod von Bunny ziemlich zu schaffen. Am besten besprechen wir alles in Ruhe noch mal … Aber ihr wisst auch, dass sie schon auf eine gewisse Art recht hat.“

Wortlos blieben die anderen zurück, sie dachten über Michirus Worte nach.

Mamoru wollte nicht unhöflich sein, verabschiedete sich dann aber auch. Er hatte nach der Nachtschicht noch nicht geschlafen und war mittlerweile so müde, dass er nur noch nach Hause wollte. Sonst hatte er es nicht eilig nach Haus, aber so erschöpft wie er war, hoffte er, dass er heute einfach mal seit Langem durchschlafen würde. Er hatte sich für morgen wieder zu einer Doppelschicht eingetragen.

„Wir sehen uns dann morgen bei Motoki“, rief er schon halb aus der Tür.

 Es zog sich in der Zeit, wo sie im Tempel saßen ziemlich zu. Dicke schwarze Wolken bedeckten den Himmel. Mamoru war mit dem Motorrad gekommen und beeilte sich jetzt, nicht dass er noch in einen Schauer hinein fuhr.  Zu Hause angekommen ging er ohne Umwege in sein Bett. Er war seit langem mal wieder viel zu müde, um noch irgendetwas zu machen. Ohne Probleme schlief er auch sofort ein.

Mitten in der Nacht wütete ein schweres Gewitter über Tokio. Zunächst bekam Mamoru davon auch gar nichts mit. Doch es donnerte immer lauter, dass es ihn aufweckte. Er lag einige Minuten wach in seinem Bett und versuchte wieder einzuschlafen, es half aber alles nichts. So stand er auf und ging zum Fenster. Er betrachte die Blitze und wurde sehr traurig. Wie oft hatte er Bunny bei so einem Wetter in dem Armen gehalten. Sie hatte solch eine Angst, wenn es gewitterte. Die Blitze tobten nur so über der Stadt und der Regen prasselte gegen seine Fenster. Es hilft ja alles nichts. Langsam ging er wieder zurück in sein Bett, er musste noch schlafen. Morgen ging es mit einer Doppelschicht im Krankenhaus weiter und mit ihrem neuen Feind waren sie auch noch kein Stück weiter …

 

 

Kapitel 7

Völlig zerknirscht stand Mamoru den nächsten Tag auf, wirklich geschlafen hatte er nicht mehr. Ihm schwirrte einfach viel zu viel im Kopf herum. Müde machte er sich für die Arbeit fertig. Goss sich noch schnell einen Kaffee für unterwegs ein, Hunger hatte er, wie so oft in letzter Zeit, keinen. Viel lieber würde er wieder zurück in sein Bett. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar und er kam kaum in die Gänge. Matt fuhr er los zur Arbeit, gerade noch rechtzeitig erreichte er das Krankenhaus. Ein paar Minuten später und er wäre zum ersten Mal zu spät gewesen.

Seine Doppelschicht verlief erstaunlich ruhig und so konnte er pünktlich Feierabend machen. Es war schon früh am Abend, aber er wollte trotzdem noch schnell ins Crown. In ein paar Wochen stand Motokis Hochzeit an und er hatte ihm versprochen zu helfen. Die Mädels wollten heute Abend auch dabei sein und so beeilte er sich. Er mochte es gar nicht zu spät zukommen. Einige Straßen vom Crown entfernt, fand er dann endlich einen Parkplatz und stellte sein Auto ab. Eilig ging er in Richtung des Crowns und bog dann in eine kleine Straße ein, da sie kürzer war als der Hauptweg. Von weiten sah er auf einmal drei Männer um etwas herum stehen. Er konnte aber nicht erkennen, was es war. Als er vorsichtig näher heranschlich, sah er, dass ein kleiner Junge zusammen gekauert auf dem Boden saß. Die Männer brüllten ihn an. Einer von ihnen fing an den kleinen Jungen am Kragen hochzuziehen, sodass er baumelnd in der Luft hing. Mamoru rannte ein Stück zur Seite, verwandelte sich in Tuxedo Mask und eilte zurück.

„Lasst den Jungen sofort los.“

Mamoru konnte sich das nicht weiter mit ansehen, der Junge war doch gerade mal acht Jahre, wenn überhaupt. Die Männer drehten sich um und starten ihn verdutzt an.

„Was bist du denn für einer? Verzieh dich! Das geht dich hier gar nichts an! Geh lieber zu deinem Maskenball, oder wo du sonst raus gekrochen bist, zurück“, schnauzte einer von ihnen Mamoru an.

Mamoru erschrak, er hatte genau die gleichen roten Augen, wie die Frau aus dem Park. Was soll ich nur machen. Ich muss es probieren. Mamoru nahm die Brosche und hielt sie vor sich. Bitte hilf mir und rette die Männer. Es passierte aber nichts. Mamoru versuchte erneut.

„Bitte verwandele sie zurück!“

Aber es passierte wieder nichts. Die drei Männer lachten laut auf. Der Größte von ihnen ging auf Mamoru zu.

„Ich weiß zwar nicht, was du da probierst, aber langsam wird es lästig. Geh zu deiner Teegesellschaft und lass die großen Jungs ihre Arbeit erledigen.“

Die Männer drehten sich wieder zu dem Jungen und wollten ihn gerade wieder packen, als Mamoru auf sie los gestürmt kam. Ich muss wenigstens den Jungen von hier weg bringen. Er packte einen von ihnen und warf ihn ein Stück zur Seite. Die Männer waren so überrumpelt, da sie nicht damit rechneten, dass er es wagte, sie anzugreifen, dass sie nicht aufpassten. So konnte er auch noch den Zweiten beiseite schubsen. Der Letzte und größte stelle sich aber direkt vor ihm auf. Seine Augen waren blutrot.

„Wie kannst du es wagen, uns anzugreifen!“

Er zitterte genauso wie die Frau vor Wut und ein schwarzer Nebel bildete sich um ihm. Die zwei anderen näherten sich Mamoru in langsamen Schritten und kesselten ihn ein. Er konnte nicht mehr vor oder zurück. Er wollte sich raus kämpfen, aber er konnte sich nicht mehr bewegen, er war wie aus Stein. Was haben die nur für Kräfte?

Hämisch grinste der Größte von ihnen.

„Jetzt bist du dran. Wärst mal lieber weggelaufen, als wir es dir gesagt haben.“

Die Männer hinter ihm schnappten sich jeder einen Arm und zogen ihn ein Stück weiter in eine kleine Gasse. Sie drückten ihn gegen eine Hauswand und der Größte holte weit mit seiner Faust aus und schlug ihn mitten ins Gesicht. Mamoru stöhnte leise auf vor Schmerzen. Der Mann holte ein zweites mal aus und boxte ihm mit voller Wucht in seinen Bauch. Mamoru hatte höllische Schmerzen, aber er biss die Zähne zusammen, die Genugtuung wollte er ihnen nicht geben.

Die Männer ließen ihn los. Taumelnd sackte er auf den Boden. Mamoru wurde es kurz schwarz vor Augen und es drehte sich alles. Sie zogen ihn wieder hoch und drückten ihn wieder gegen die Hauswand. Der Größte zog nun ein Messer aus seiner Jackentasche und ging langsam auf Mamoru zu. Er kniff die Augen zusammen. Jetzt ist alles aus … Mamoru wartete auf sein Ende, als er von weiten eine Frauenstimme hörte. Er machte die Augen wieder auf, doch es drehte sich wieder alles vor ihm und dann wurde es schwarz.

 

„Mamoru? Hallo? Kannst du uns hören?“

Mamoru blinzelte ein paar Mal und öffnete seine Augen. Er sah genau in Reis besorgte Gesicht.

„Was ist passiert? Was ist mit dem Jungen?“

Sie streichelte ihm sanft über den Arm und versuchte ihn zu beruhigen.

„Alles gut. Ami und Makoto bringen ihn gerade nach Hause.“

Er richtete sich auf und fasste sich an seinen Kopf. Er hatte höllische Kopfschmerzen und sein Bauch schmerzte. Verwundert schaute er sich kurz um, er befand sich nicht mehr in der kleinen Gasse. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich im Hinterzimmer des Crowns befand.

„Du hast zwei ganz schöne Schläge abbekommen. Zum Glück kamen wir noch rechtzeitig. Ich hatte ein ungutes Gefühl und spürte eine böse Aura ganz in der Nähe.“

Minako fiel Rei ins Wort.

„Du kannst dich doch nicht alleine mit drei Besessenen anlegen. Das war ziemlich dumm von dir.“

Mamoru standen die Fragezeichen im Gesicht geschrieben. Rei erkannte seinen fragendes Gesicht und hob den Zeigefinger.

„Das war meine Idee. Die Menschen sind ja nicht mehr sie selber. Da fand ich Besessene ganz passend.“

Mamoru nickte und starrte dann ernst auf den Boden.

„Ich hab es versucht … Aber es hat rein gar nichts gebracht … “

Er krallte seine Finger in seine Hose.

„Ich konnte überhaupt nichts machen und der Kristall hat nicht reagiert. Ich habe es wirklich versucht, aber gegen die Drei war ich machtlos. Wie habt ihr es eigentlich geschafft?“

 „Wir konnten das Böse zwar nicht komplett austreiben, aber wir konnten es, dank Reis Bannzettel, soweit unterdrücken, ohne sie zu verletzen, dass sie fürs Erste wieder normal sind. Wir wissen nicht, wie lange es anhält, bis das Böse wieder die Oberhand gewinnt. Aber bisher haben wir ja auch noch keine bessere Idee“, schaute Minako Rei traurig an.

Es klopfte leise an der Tür und Motoki stand auf der Türschwelle. Er schaute vorsichtig hinein. Als er sah, dass Mamoru wach war, fing er an zu lächeln. Er hatte sich große Sorge um seinen Freund gemacht. Rei hatte Ihm erzählt, dass er einen kleinen Jungen vor drei Räubern retten wollte. Die Tatsache, dass die Menschen von einer bösen Macht besessen waren, verschwieg sie aber. Als die drei Männer verschwunden waren, hatten Rei und die anderen Mamoru ins Crown getragen.

„Geht es dir besser? Da hast uns aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“

Motoki setzte sich zu Mamoru auf das kleine Sofa und klopfte ihm erleichtert auf die Schulter.

„Das stimmt“, tönte es aus der Richtung der Tür.

Ami und Makoto waren auch zurück und wollten sich gleich vergewissern, ob es Mamoru gut ginge.

Besorgt ging Ami näher zu Mamoru und schaute sich sein Gesicht an. Er hatte eine kleine Platzwunde unter der Nase, aber zum Glück war sie nicht weiter schlimm und musste auch nicht genäht werden. Sie wollte auch seinen Bauch abtasten, aber Mamoru lehnte dankend ab. Makoto ging in der Zwischenzeit wieder nach vorne.

„Ich werde mal sehen, ob ich helfen kann.“

Motoki bedankte sich bei ihr und drehte sich wieder zu Mamoru.

„Wenn du nun wach bist, bringen wir dich mal nach Hause.“

Mamoru sprang von dem Sofa auf und drehte sich zu seinem Freund. Er hatte zwar noch wahnsinnige Kopfschmerzen und die Prellungen in seinen Unterbauch, waren auch nicht zu verachten, aber er ließ sich nichts anmerken.

„Bin ich hier der Arzt oder du? Wir planen deine Hochzeit, wie wir es vorhatten. Mir geht es gut.“

Alle Anwesenden schauten sich skeptisch an.

„Und ich, Herr Doktor Chiba. Und ich finde du, solltest dich lieber heute ausruhen“, tadelte ihn Ami.

Mamoru ging aber unbeirrt an ihnen vorbei. Als er aus ihrer Sichtweite getreten war, zog Mamoru kurz sein Gesicht vor Schmerzen zusammen und atmete tief durch. Das wird ein langer Abend. Kaum hatte er den Raum verlassen, stemmte Minako ihre Hände auf die Hüfte.

„Ihr habt den Herrn Doktor gehört, dann mal los.“

Alle lachten und folgten Mamoru.

Makoto unterhielt sich gerade angeregt mit Reika.

Sie und die anderen waren eine Zeit lang sehr eifersüchtig auf sie, aber inzwischen waren sie gute Freunde geworden. Makoto waren ihre Mädchen Schwärmereien mittlerweile auch sehr peinlich. Aber Reika wusste davon zum Glück nichts.

„Na ihr Hübschen, worüber redet ihr gerade?“, tänzelte Minako zu ihren Freundinnen.

Reika hob einen Stapel Zettel in die Luft und erwiderte ihr, dass sie noch mal die Gästeliste durchgingen.

„Ach Ami, wenn wir gerade dabei sind. Bringst du deinen Schatz denn auch mit?“

Ami räusperte sich und wurde leicht rot. Sie war erst seit Kurzem mit Ryo zusammen und in dem Bezug war sie immer noch genau so schüchtern und verlegen wie damals, als sie ihn kennenlernte. Er kam eines Tages mit einem Patienten in das Krankenhaus, wo sie arbeitete. Er war auch Arzt geworden und arbeitete in einer kleinen Privatpraxis mitten in Tokio. So hatten sie sich wieder gefunden und unternahmen viel. Eins kam zum anderen und sie sind ein Paar geworden. Er war auch einer der wenigen, die von ihrer Identität als Sailor Merkur wusste. Ami fand es sehr erleichternd, mit ihm wirklich über alles reden zu können.

„Ja, er würde gerne dabei sein.“

„Gut dann also Ami und Ryo,“ zählte Reika auf, „Minako, Rei und Yuichiro, Makoto, meine Eltern, Unazuki …“

Nachdem die Gästeliste erledigt war, verfielen die Frauen in eine rege Diskussion, welcher der beste Blumenstrauß für Reika sei, als Motoki Mamoru kurz beiseite nahm.

„Ich wollte dir noch mal für deine Hilfe danken. Ich weiß, wie schwer es im Moment für dich ist. Wie geht es dir denn überhaupt?“

Mamoru zuckte mit den Schultern.

„Wenn ich jetzt sagen würde, es geht, wäre das gelogen. Aber lass uns jetzt nicht über mich sprechen. Wir sind hier um deine Hochzeit zu planen.“

Die Männer lächelten sich an und gingen zurück zu den Frauen.

Es wurde immer später und später, aber sie hatten endlich alles fertig geplant und die Hochzeit konnte kommen.

Mamoru wollte gerade das Crown verlassen, als Minako, ihn noch mal kurz aufhielt.

„Hast du was von Luna gehört?“, flüsterte sie traurig, damit Motoki und Reika es nicht mitbekamen.

„Nein, leider nicht.“

„Seit einer Woche ist sie nun schon verschwunden.“

Mamoru legte seine Hand tröstend auf ihre Schulter.

„Sie wird schon wieder auftauchen.“
 

Die nächsten Wochen vergingen schnell und die Sailor Kriegerinnen waren noch kein Stück weiter, wer ihr neuer Gegner war. Es wurden immer mehr Menschen betroffen. Sie hielten es, zwar so gut es ging, in Schacht, aber ohne den Ursprung zu kennen, tappten sie im Dunkeln und konnten es nicht ganz aufhalten.

Luna war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Seit Wochen verschwand sie immer wieder mal und niemand wusste wohin. Aber nach ein paar Tagen war sie wieder da. Sie verfolgte eine Spur, hatte sie gesagt, bevor sie erneut verschwand. Minako machte sich langsam Sorgen, dass ihr was passiert sein könnte. Sie saß am Fenster und wartete auf Artemis. Er war los gelaufen, um sie zu finden. Draußen stürmte es schon seit einigen Stunden und der Regen goss nur so vom Himmel herunter. Ein richtiger Herbststurm. Luna wo bist du nur? In der Ferne konnte sie Artemis erkennen. Er rannte schnell zur Haustür und Minako ließ ihn hinein.

„Und was heraus gefunden?“

Artemis schüttelte den Kopf und ließ sich von Minako trocknen.

„Leider nicht. Ich hab sie überall gesucht, aber nichts zu finden. Warum wollte sie auch unbedingt alleine los.“

Die beiden schauten sich traurig an und gingen ins Wohnzimmer. Minako nahm Artemis in ihre Arme und wärmte ihn.

„Dann können wir nur weiter hoffen, dass sie bald zurückkommt.“

Artemis nickte und legte seinen Kopf über Minakos Arm.
 

Die Hochzeit von Motoki und Reika rückte immer näher. Rei, Makoto und die anderen wollten den Tag einfach mit ihren Freunden zusammen feiern und wenn möglich mal ein paar Stunden nicht an die neue Bedrohung denken. Sie hofften, dass sie in der Zeit auf keine wütende Menge treffen würden. Seit Wochen gingen sie verstärkt auf Patrouille und versuchten den Menschen zu helfen und den Ursprung heraus finden, aber bisher hatten sie leider keinen Erfolg. Außerdem hofften sie, Luna zu finden.

Die Feier fand in einem schönen großen Hotel, mit einem eigenen kleinen See, etwas außerhalb der Stadt, statt. Es sah aus wie ein kleines Schloss. Da es nicht direkt um die Ecke war, mussten alle schon einen Tag früher anreisen.

Heute war es dann endlich so weit. Alle fuhren früh morgens los. Mamoru nahm Minako und Makoto mit. Sie hatten noch versucht Artemis zu überreden, dass er mitkäme. Aber er wollte lieber die Lage im Auge behalten, damit er sie im Notfall alarmieren könnte. Minako vermutete aber eher, dass er auf Luna wartete.

Nach circa einer Stunde Fahrt standen sie vor dem prächtigen Anwesen. Reika und Motoki waren schon seit einer Stunde dort und fingen an alles vorzubereiten. Mamoru und die anderen schnappten sich ihre Koffer und betraten die Eingangshalle. Motoki hatte die Autos gehört und begrüßte alle freudig. Er gab ihnen eine kleine Führung durch die Räume und endete im ersten Stock mit ihren Schlafzimmern.

„Wahnsinn, hier möchte ich auch einmal heiraten“, quietschte Minako laut und hüpfte durch die Gegend.

Rei war das sichtlich peinlich und verdrehte die Augen.

„Dann musst du deinen Auserwählten aber auch zuerst mal kennenlernen. Und so wie du dich hier benimmst, findest doch nie jemanden.“

„Rei! Das ist ganz schön gemein von dir“, schmollte Minako.

„Recht hat Minako aber. Was sagst du Rei, würde es dir hier auch gefallen?“, grinste Yuichiro und nahm Reis Hand.

„War das gerade ein Antrag Yuichiro?“, tippte Minako ihm fragend auf die Schulter.

Rei wurde rot wie eine Tomate.

„Wir werden dann mal unsere Sachen auspacken“, zog Rei ihren Freund mitsamt den Koffern in ihr Zimmer.

Die anderen konnten nur darüber schmunzeln.

„Ich würde sagen, ihr bringt euer Gepäck auf eure Zimmer und dann treffen wir uns in einer Stunde im Speisesaal zum Mittagessen“, verabschiedete sich Motoki.

Ami und Ryo stellten ihre Koffer in ihr Zimmer und beschlossen vor dem Essen einen Spaziergang um den kleinen See zu machen.

Einige bunte Blätter fielen schon von den Bäumen hinunter und tanzten durch die Luft, bevor sie sanft am Boden landeten. Hand in Hand spazierte das verliebte Paar um den See und genoss die wunderschöne Idylle, die hier herrschte. Sie bemerkten erst gar nicht das nicht weit von ihnen, Mamoru ganz allein auf einen kleinen Steg saß.

„Ist das nicht Mamoru da hinten?“

Ami drehte sich um und versuchte zu erkennen, wer dort saß.

„Du hast recht. Was macht er denn hier ganz alleine. Komm wir gehen mal zu ihm.“

Mamoru hatte die Zwei nicht bemerkt und betrachtete irgendetwas in seiner Hand.

„Mamoru. Was macht du denn hier ganz alleine?“, rief Ami schon von weiten.

Mamoru erschrak und drehte sich zu der Stimme um. Er warf hektisch etwas in den See, wischte sich mit dem Arm übers Gesicht und stand auf.

„Hallo ihr Zwei. Wusste gar nicht, dass ihr auch zum See wolltet vorm Essen. Ich werde dann schon mal wieder reingehen.“

Schnell ging er an den beiden vorbei und versuchte ihnen noch mal zu zulächeln.

„Hat er gerade geweint?, fragte sich Ami besorgt.

Ryo war auf den Steg gegangen und konnte sehen, was Mamoru in den See geworfen hatte. Es schwamm ganz langsam auf der Wasseroberfläche hin und her.

„Ich denke schon. Guck doch mal hier, was er den See geworfen hat.“

 Ryo zeigte auf etwas.

„Das ist ja ein Bild von Bunny.“

Ami wurde sehr traurig. Auch sie vermisste ihre Freundin schmerzlich. Aber für Mamoru musste es noch viel schlimmer sein, dachte sie sich.

„Ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helfen“, seufzte sie.

Ryo nahm Ami liebevoll in dem Arm und gab seiner Freundin Trost.

„Wir sollten auch wieder reingehen. Das Essen sollte jedem Moment fertig sein“, flüsterte Ami.

Ryo nickte und gab Ami einen Kuss auf die Stirn.

Nach und nach trudelten immer mehr Leute ein. Freunde, Verwandte, enge Arbeitskollegen und wer noch so eingeladen war, das Haus wurde immer voller. Spät am Nachmittag waren dann endlich alle angekommen. Sie aßen noch alle zusammen zu Abend und verzogen sich danach auf ihre Zimmer.

Der nächste Tag begann hektisch. Reika zog mithilfe ihrer Freundinnen ihr Kleid an. Es war ein schönes langes weißes Kleid mit Spitze verziert.

„Wunderschön“, schwärmten Minako und die anderen.

„Ich wollte euch noch mal Danke sagen. Danke, dass ihr mir so eine Hilfe bei der Planung wart und meine Brautjungfern seid“, lächelte Reika mit Tränen in den Augen.

Sie umarmten sich und zogen Reika schnell weiter um. Sie durfte ja nicht zu ihrer eigenen Hochzeit zu spät kommen.

Ein paar Zimmer weiter zog Mamoru sich seinen Anzug an und ging zu Motoki ins Zimmer. Er war schon fertig und wartete auf seinen Trauzeugen.

Freudig begrüßte er Mamoru, um kurz danach ein ernstes Gesicht zu machen.

„Ist es auch wirklich in Ordnung für dich, dass wir hier … Schließlich hattest du es mir gezeigt … wenn du und …“

„Wie oft soll ich es dir noch sagen … Oder bekommt da jemand etwa kalte Füße?“, grinste Mamoru seinen Freund an.

Nach gut zwei Stunden waren Reika und ihre Brautjungfern auch fertig und es konnte losgehen.

Es war eine schöne Zeremonie. Reika und Motoki hatten sich das Jawort gegeben und jetzt saßen alle in dem großen Saal und aßen die Hochzeitstorte. Der Saal war wunderschön geschmückt. Makoto hatte mit ihren Gestecken genau ins Schwarze getroffen. Als ein Großteil der Gäste aufgegessen hatte, stand Minako auf, nahm ihr Glas in die Hand und klopfte mit ihrem Löffel vorsichtig darauf. Es wurde still und alle hörten ihr gespannt zu.

„Motoki, Reika, ich wünsche euch von Herzen alles Gute für eure gemeinsame Zukunft. Wenn ihr dann bitte aufstehen würdet. Es wird Zeit für euren ersten Tanz als Brautpaar und mein Geschenk für euch.“

Sie ging zu der kleinen aufgebauten Bühne, nahm sich das Mikrofon in die Hand und sang für sie ihren Song. Motoki und Reika tanzten und nach einer Weile folgten ihnen immer mehr auf die Tanzfläche. Minako beendete ihr Lied mit großem Beifall und die engagierte Hochzeitsband begann zu spielen. Mamoru verzog sich leise, ohne das es jemand bemerkte, auf sein Zimmer. Ihm war einfach nicht nach feiern zumute und er wollte niemanden den Abend verderben.

Er legte sich in sein Bett und starrte die Decke an. Leise hörte er die Musik aus dem Festsaal klingen. Er schloss seine Augen, lauschte der Musik und schlief ein.

Er stand plötzlich auf dem Mond zwischen den Palastruinen. Was mache ich denn hier? Er lief durch die Trümmer, als hinter ihm eine Stimme wisperte.

„Endymion …“

Er drehte sich um und hinter ihm schwebte eine kleine Lichtkugel.

„Königin Serenity?“

Die Lichtkugel schwebte auf eine kleine kaputte Säule.

„Ganz richtig. Wir haben nicht viel Zeit.“

Mamoru kniete sich vor sie.

„Wofür haben wir nicht viel Zeit und warum bin ich hier?“

„Finde die Prinzessin. Finde die Prinzessin und rette sie.“

Mamoru bekam Tränen in den Augen und schüttelte den Kopf.

„Wie soll ich jemanden finden, der …  Sie ist doch … sie ist tot …“

Königin Serentiy verschwamm immer mehr und löste sich langsam auf.

„Finde die Prinzessin … Finde sie, bevor es zu spät ist …“

Mamoru schlief noch tief und fest, als es wie wild an seiner Tür klopfte. Langsam öffnete er seine Augen. Ziemlich verwirrt schaute er sich im Zimmer um. War das ein Traum oder war das … ? Es klopfte erneut an seiner Tür. Er nahm seine Uhr in die Hand. Was? Schon Viertel nach elf? Hektisch sprang er auf. Solange wollte ich wirklich nicht schlafen. In einer Stunde wollten sie eigentlich schon die Rückreise antreten. Schnell zog er sich seine Jeans an und öffnete die Tür.

„Ah, Motoki. Entschuldige, ich weiß, ich hab verschlafen. Wenn du mir nur einen Moment gibst, komm ich gleich mit und helfe dir.“

Motoki wedelte aufgeregt mit den Händen.

„Nein, deshalb bin ich gar nicht hier. Wir haben ein anderes Problem. Und wir brauchen deine Hilfe. Reikas Schwester ist gestürzt. Ami und Ryo haben sie schon versorgt. Aber sie hat sich leider die Hand verstaucht. Es ist zum Glück nichts gebrochen. Die Drei waren schon in einer kleinen Röntgenpraxis nicht weit von hier.“

Mamoru zuckte mit den Schultern.

„Und wofür braucht ihr nun meine Hilfe?“

„Sie hat dadurch leider ihren Zug verpasst und der nächste von hier fährt erst heute Abend. Heute Nachmittag hat sie aber einen dringenden Termin. Es ist leider eine ganze Ecke von hier entfernt. Könntest du sie vielleicht fahren? Minako und Makoto würden wir dann mit zurücknehmen.“

Mamoru brauchte überhaupt nicht nachzudenken. Wie oft war Motoki für ihn da, da war es für ihn selbstverständlich ihm zu helfen.

„Natürlich helfe ich euch. Wo muss sie denn hin?

Motoki strahlte über beide Ohren. Er war nicht ganz unschuldig an dem Sturz. Da er sie ausversehen mit vollgepackten Händen angerempelt hatte und sie dadurch rückwärts über Makotos Füße stolperte.

„Das bin ich aber erleichtert. Vielen Dank.“

Er gab Mamoru einen kleinen Zettel mit der Adresse, damit er sich schon mal ein Bild machen konnte, wo sie hin mussten. Er drückte ihn kurz zum Dank und eilte die Treppe hinunter. Mamoru drehte den Zettel um. Nach Nagoya also …

 

 

Kapitel 8

 

Nun stand sie da mit ihrer Decke auf der Türschwelle zum Schlafzimmer und zupfte nervös daran herum.

Du … Kenta … kann ich heute Nacht bei dir schlafen? Ich … ähm … ich habe … Angst alleine.“...

 

 

Es wurde langsam hell und das Gewitter war schon lange vorbei. Bunny schlief tief und fest und Kenta blieb einfach liegen. Er hatte seinen Kopf ganz dicht neben ihren. So nah war er ihr in den ganzen Wochen nicht gewesen. Ein leichter Hauch von Vanille zog ihm in die Nase. Es war ein angenehmer Duft. Es riecht wirklich gut.

Bunny war vor ein paar Tagen beim Einkaufen schnurstracks zu dem Regal mit den Shampoos gelaufen, schnappte sich die kleine Flasche mit Vanilleduft und lief zu Kenta zurück. Sie erzählte ihm, dass dies ihr Lieblingsshampoo wäre, da die Haare so schön duften würden, nachdem waschen. Beide schauten sich an, sie erinnerte sich unbewusst an etwas und freute sich so darüber, dass Kenta gar nicht anders konnte und sich für sie mitfreute.

Bunny drehte sich im Schlaf leicht zur Seite, wodurch ihr eine Strähne ins Gesicht fiel. Kenta strich sie mit seinem Zeigefinger vorsichtig zurück hinter ihr Ohr. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Sie könnte doch niemanden was zuleide tun, dachte er sich. Zweifel keimten in ihm auf. Was wäre, wenn es gar nicht stimmte, was man ihm seit er klein war, eingetrichtert hatte. Seit sie bei ihm war, konnte er nichts Böses oder Gemeines an ihr feststellen. Sie war zu jeden freundlich und hilfsbereit.

Kenta wurde aus seinen Gedanken geholt, als Bunny anfing, sich zu rekeln. Langsam öffnete sie die Augen und blickte genau in Kentas grüne Augen. Sie schaute sich kurz um und da fiel ihr es erst wieder ein, wie sie gestern Nacht Zuflucht bei ihm gesucht hatte. Augenblicklich setzte sie sich hin und ihre Wangen färbten sich rot.

„Entschuldige.“

Kenta schüttelte langsam den Kopf und lächelte sie an.

„Nein alles gut. Du brauchst dich doch nicht entschuldigen.“

Er richtete sich auch auf und rutsche ein Stück zu ihr rüber. Jetzt saßen sie da und schauten sich einfach nur, ohne ein Wort zusagen, an. Es war keine unangenehme Stille, nein es war irgendwie so ein Moment, in dem man nichts zu sagen brauchte. Kenta wollte gerade ihre Hand nehmen, als es an der Tür klingelte. Aufgeschreckt davon sprang Bunny auf.

„Ich werde mal schnell ins Badezimmer. Kannst du bitte die Tür öffnen?“

Ohne auf seine Antwort zu warten, verschwand sie im Badezimmer. Sie wollte einfach nur schnell dieser Situation entkommen. So schön sie diesem Moment mit Kenta auch fand, irgendetwas fühlte sich falsch an und sie verstand nicht warum. Sie wollte einfach schnell alleine sein und einen klaren Kopf bekommen. Sie kam aber einfach nicht darauf, was es war. Und so schob sie es einfach wieder auf ihren wirren Kopf, der ihr einen Streich spielte.

Genervt ging Kenta an die Tür. Wer ist das denn jetzt.

„Mamiko was willst du denn schon hier. Wollten wir uns nicht erst heute Nachmittag treffen?“

Sichtlich verwundert starrte Mamiko ihren Bruder an.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Schon wieder genervt von dem kleinen Blondchen? Wo ist die eigentlich?“, grinste sie hämisch.

„Komm rein“, brummte er nur zurück, „die ist im Badezimmer.“

Mamiko ging ins Wohnzimmer, setze sich auf das Sofa und tippte mit ihrer Hand neben sich.

„Komm setz dich kurz zu mir.“

Kenta begab sich auf den freien Platz neben ihr und fragte, was sie denn so früh wolle. Mamiko lehnte sich dicht an ihren Bruder und flüsterte ihm ins Ohr.

„In Tokio läuft alles, wie geplant. Es weitet sich immer weiter aus.“

Kenta verstand und wusste auch, dass Mamiko dadurch immer stärker wurde. Er freute sich und gleichzeitig keimten in ihm Zweifel. Er war einfach so hin und her gerissen in letzter Zeit, was die ganze Sache anbelangte. Seiner Schwester zeigte er seine innere Verwirrung aber nicht. Er würde niemals wagen sich gegen sie aufzulehnen. Nicht nur wegen ihrer Kräfte, sondern auch, weil er und seine Brüder ihr so viel zu verdanken hatten. Sie hatte sich ganz alleine um sie gekümmert, als ihre Eltern starben. Mamiko bemerkte seine geistige Abwesenheit und hakte auch gleich nach.

„Was ist denn mit dir los heute?“

„Gar nichts.“

Kenta huschte schnell zu der Schublade, in dem der Stadtplan lag und holte ihn heraus.

„Hier. Den hast du liegen lassen und Bunny hat ihn gefunden. Konnte mir ganz schön was einfallen lassen, dass sie nicht weiter nachfragte.“

Mamiko steckte die Karte schnell in ihre Tasche und gerade, als sie Kenta antworten wollte, stand Bunny auf der Türschwelle.

„Mamiko, du bist es. Das freut mich aber. Ich dachte, du kommst erst heute Nachmittag?“

Sie umarmten sich freudig und Mamiko erzählte, dass sie doch schon früher Zeit hatte und die beiden überraschen wollte. Kenta war immer wieder verwundert, wie leicht es ihr viel, ihre Rolle zu spielen.

„Ich dachte wir machen etwas schönen zusammen.“

Kenta stand auf und hob abwehrend die Hände.

„Da bin ich leider raus. Ich muss los.“

Es war Montag und Kenta musste zur Arbeit. Im Gegensatz zu Mamiko arbeitete er wirklich seit einigen Jahren. Sie hatten sich das so überlegt, damit sie nicht so auffielen und gut angepasst waren. Erst wollte er nicht, aber dann machte es ihm sogar Spaß. Es gab ihm ein Stück normales Leben und es gefiel ihm.

„Ich würde gerne an den See gehen“, hüpfte Bunny vor Mamiko herum.

„Meinetwegen. Hast du denn überhaupt Schwimmbekleidung Bunny?“

Die zuckte mit den Schultern.

„Nein, ich glaube, ich habe nichts im Schrank.“

Sie schaute zu Kenta.

„Habe ich denn welche?“

„Du, ich weiß es nicht. Du hast vor unserem Umzug hier her ziemlich viel ausgemistet. Vielleicht waren Badesachen auch dabei.“

Die zwei Frauen beschlossen sich erst mal Badebekleidung zu besorgen und dann an den See zufahren.

Kenta verabschiedete sich mit den Worten, dass er, wenn heute nicht so viel zu tun wäre, später nachkäme.

 

Nach etlichen Badebodengeschäften, hatte Bunny endlich einen passenden Bikini gefunden welcher ihr gefiel. Sie wollte eigentlich auch in das Bekleidungsgeschäft, wo sie und Mamiko arbeiteten, aber Mamiko hatte wieder irgendwelche Gründe, warum sie nicht hineingingen.

Bunny hielt ihre Schwimmbekleidung in die Luft. Die Badehose war in einem schönen hellen Blau und hatte jeweils ein Schleifchen an jeder Seite. Das Bikinioberteil hatte einen blauen Streifen in der Farbe der Hose und wurde nach oben hin weiß mit blauen Punkten darauf. Am Rücken hatte das Oberteil einen einfachen Verschluss und am Nacken wurde der Rest dann zu einer großen Schleife zusammengebunden. Bunny gefiel er richtig gut und sie freute sich, endlich zum See fahren zu können. Mamiko hatte sich einen schlichten schwarzen Badeanzug gekauft. Bei Bunny packten sie noch schnell das Nötigste ein. Mamiko war mit dem Auto da und so saßen sie in kürzester Zeit an dem kleinen Sandstrand, der einmal um den See herum ging.

 

„Ach ist das toll hier. Das Wetter ist einfach perfekt dafür“, strahlte Bunny Mamiko an.

„Na dann ab ins Wasser mit dir.“

Bunny schüttelte den Kopf. Sie traute sich nicht so recht, weil sie nicht wusste, ob sie schwimmen konnte oder nicht. Mamiko wollte sie es aber nicht sagen.

„Später. Ich genieße erst mal die Sonne.“

„Na gut, aber ich werde mal eine Runde ins Wasser“, rief Mamiko beim Laufen und sprang ins Wasser.

Bunny flocht sich in der Zeit ihre Haare zu einem langen Zopf zusammen. Auch wenn er zusammen geflochten war, reichte er ihr immer noch bis zur Hüfte.

Viele waren bei dem schönen Wetter am See. So auch einige junge Männer, die ganz in der Nähe von den beiden saßen. Sie hatten, die Frauen gleich als sie ankamen bemerkt. Sie waren auch kaum zu übersehen. Mamiko mit ihren feuerroten kurzen Haaren und Bunny mit ihrer langen blonden Mähne. Dazu machten die beiden auch noch eine perfekte Figur in ihrer Bademode.

Der eine lächelte Bunny ständig zu, traute sich aber nicht sie anzusprechen. Bunny bemerkte es gar nicht, da sie gespannt Mamiko zusah, wie sie durch den See schwamm. Nach ein paar Minuten kam sie wieder heraus und setze sich tropfend auf ihr ausgebreitetes Handtuch.

„Wenn es dich nicht stört, lege ich mich ein paar Minuten hin.“

Bunny schüttelte den Kopf.

„Wir sind doch zum Entspannen hier.“

Es hatte nicht lange gedauert und Mamiko war eingeschlafen, dachte Bunny zumindest.

Sie überlegte nicht lange und macht es sich ebenfalls auf ihrem Handtuch bequem. Sie hatte durch das Gewitter die Nacht nicht sonderlich viel geschlafen und hatte nichts dagegen dies jetzt nachzuholen. Leise setze sich Mamiko neben die schlafende Bunny, sah sich noch mal um, ob sie auch nicht beobachtet wurde, und hob ihren Arm. Sie hielt ihre Hand ein Stück über Bunnys Stirn, schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Unter ihrer Hand bildete sich eine kleine schwarze Energiekugel. Grinsend schob Mamiko die kleine Kugel mit ihrem Zeigefinger auf die Stirn. Langsam verschwand die Kugel, ohne das Bunny irgendetwas bemerkte, in ihrem Kopf. Zufrieden legte Mamiko sich zurück auf ihr Handtuch und machte diesmal wirklich ein kleines Nickerchen.

 

Bunny blinzelte kurz, sah zu Mamiko und lächelte. Na, die muss ja müde sein. Bunny genoss die Sonne, ihre Arme bekamen jedoch langsam einen kleinen Sonnenbrand. Und so suchte sie in ihrer Tasche die Sonnencreme, konnte ihre aber nicht finden. Sie wird schon nichts dagegen haben. Langsam öffnete Bunny Mamikos Tasche, sie wollte sie nicht wecken. Vorsichtig tastete sie sich durch die vollgestopfte Tasche.

„Schlimmer als ich, und meine ist schon das reinste Chaos“, grinste Bunny.

Doch ihr Grinsen verschwand und sie zog verdutzt ihre Augenbrauen nach oben. Sie fand etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Sie nahm den Stadtplan von Tokio mit den Notizen heraus, den sie gestern in der Schublade gefunden hatte. Warum hat Mamiko den jetzt? Sie versuchte sich einen Reim daraus zu machen und bemerkte zunächst nicht, dass einer der Männer, die nicht weit von ihr saßen, zu ihr herüber kam und sie ansprach.

„Eine tolle Stadt“, lächelte er sie an.

„Wie bitte?“, sah Bunny überrascht nach oben.

„Ich sagte, dass Tokio eine tolle Stadt sei“, grinste der Mann und beugte sich über den Stadtplan.

Bunny lächelte kurz und packte die Karte hinter sich.

„Wollen wir uns nicht duzen? Ich bin Shin“, verbeugte er sich kurz.

„Ich bin Bunny“, erwiderte sie.

Shin setzte sich zu ihr, strich sich seine braunen Haare, die ihm bei der Verbeugung ins Gesicht fielen, wieder hinter sein Ohr, und fing an ihr irgendetwas zu erzählen. Bunny schnappte nur irgendwelche Wortfetzen auf, zu sehr war sie in ihren eigenen Gedanken. Warum hatte Mamiko die Karte, wenn Kenta meinte, sie selber hätte sie markiert? Da es plötzlich so still geworden war, unterbrach Bunny ihre Grübelei und sah Shin bewusst an. Er lächelte sie erwartungsvoll an und erwartete, wie es aussah, eine Antwort. Moment was hatte er gesagt? Jura … Ferien … Tokio? ... Verdammt. Bunny kratze sich Verlegen am Kopf.

„Entschuldige, ich war gerade mit meinen Gedanken ganz wo anders“, stammelte Bunny.

„Scheint ja etwas sehr Wichtiges zu sein“, schmunzelte er.

Er hielt ihr eine Visitenkarte hin.

„Wenn du möchtest, komme mich doch mal in Tokio besuchen. Würde mich freuen.“

„Du kommst aus Tokio?“, fragte Bunny ihn erstaunt und steckte die Visitenkarte ein.

Shin rutschte ein Stück näher an sie heran. Und streichelte ihr mit seinen Fingern über ihren Arm.

„Ja, wie eben erwähnt …“, grinste er, „Herum zu grübeln, steht so einer hübschen Frau, wie dir, doch gar nicht … Wollen wir nicht lieber eine Runde schwimmen gehen?“

Bunny rutsche ein Stück nach hinten und schüttelte ihren Kopf. Wie werde ich den nur wieder los? Die beiden bemerkten nicht, dass sich langsam jemand näherte.

Kenta, schaffte es heute früher von der Arbeit zu gehen und konnte so noch zum See nachkommen.

Er konnte Bunny schon von weiten erkennen und es stockte ihm der Atem. Sie sah umwerfend aus, musste er sich zugestehen. Er bemerkte aber auch im gleichen Zug, dass ein junger Mann da neben ihr saß und offensichtlich mit ihr flirtete. Es passte ihm gar nicht. Er verstand sich selber nicht, aber er wollte nicht, dass ein anderer Mann so mit ihr redete oder sie anschaute. So ein Gefühl hatte er noch nie gehabt. Er kannte es nicht und es verwirrte ihn. Er konnte sich das jetzt aber auch nicht länger ansehen.Verwirrt, über sich selber, ging er aufgeregt zu ihnen. Mamiko war vor ein paar Sekunden aufgewacht und sah, wie ihr Bruder näher stürmte. Mit großen Augen sah sie ebenfalls, dass hinter Bunny der Stadtplan lag. Unbemerkt verstaute sie ihn schnell wieder in ihrer Tasche. Warum liegt er hier draußen?

„Darf ich fragen, wer sie sind und warum sie so nah bei meiner Verlobten sitzen?“, knurrte Kenta sauer.

Die beiden erschraken, sie hatten ihn nicht bemerkt. Kenta stand keinen Meter mehr von ihnen entfernt.

Bunny stand auf und ging einen Schritt auf ihn zu.

„Kenta. Schön das du da bist“, freute sie sich.

So langsam fing Shin an, zu aufdringlich zu werden. Dieser hob abwehrend die Hände und stand auch auf.

„Ich wusste nicht, dass sie verlobt ist.“

Kenta legte demonstrativ seinen Arm um Bunny und zog sie damit ganz eng an sich heran.

„Dann weißt du es jetzt. Wenn du bitte gehen würdest.“

Shin verbeugte sich kurz und lief dann davon.

Kenta und Bunny standen noch kurz so zusammen da und schauten sich an. Kenta hatte sie noch nicht wieder losgelassen und Bunny fand es eigentlich ganz schön. Sie wollte was sagen, als plötzlich hinter ihnen jemand räusperte.

„Ich will euch ja nicht stören, aber ich möchte gerne nach Hause.“

Mit einem Satz gingen die beiden auseinander.

„Jetzt schon? Kenta ist doch gerade erst gekommen“, jammerte Bunny.

Mamiko drückte ihr die Hände.

„Ihr könnt ja noch hier bleiben. Ich muss leider dringend weg.“

Kenta war einverstanden und Bunny freute sich. Sie hatte sich doch noch nicht mal ins Wasser getraut.

„Kenta würdest du mich noch kurz zum Auto bringen? Ich möchte dir noch schnell etwas zeigen.

Ohne Bunny und Kenta antworten zu lassen, zog sie Kenta mit.

Als Bunny aus ihrer Reichweite war, fing sie an Kenta anzukeifen.

„Was sollte das gerade? Es sah ja fast so aus, als würdest du wirklich eifersüchtig auf diese Schmalzlocke sein“, zischte sie.

„Du hängst mir doch ständig in den Ohren, ich müsse glaubwürdiger sein. Dann mach ich das und das passt dir dann auch nicht“, verteidigte er sich.

Bunny war ihnen leise hinterher geschlichen und versteckte sich hinter einen Baum. Sie fand es mehr als seltsam, dass Mamiko so mit Kenta abgedampft war. Sie stand zu weit weg, um etwas zu verstehen. Näher konnte sie aber nicht heran, ohne bemerkt zu werden. Sie konnte nur sehen, dass die beiden sich angeregt unterhielten oder stritten. Sie stand einfach zu weit weg. Worüber reden die bloß?

„Ja du hast ja recht. Eigentlich absurd von mir. Du hasst sie ja genau so wie ich“, beruhigte sich Mamiko langsam.

„Übrigens … ich habe das Hirn der Kleinen … ein wenig … blockiert … So schnell wird sie sich nicht an die anderen Sailor Kriegerinnen oder an ihren Prinzen erinnern“, kicherte sie fies.

Sie verabschiedete sich von Kenta und stieg ins Auto.

Kenta wusste, wo sie wieder hinfuhr und wusste auch, wenn sie zurückkam, wäre sie wieder stärker geworden.

Bunny lief schnell zurück zu ihren Sachen, als sie sah, dass Mamiko ins Auto stieg. Hektisch legte sie sich, als wenn nichts gewesen wäre, auf ihr Handtuch und wartete auf Kenta.

„Da bin ich wieder.“

Kenta setze sich neben sie aufs Handtuch.

Bunny fragte ihn, was es denn so Wichtiges gab, dass er mit zum Auto kommen sollte. Sie versuchte, so gleichgültig, wie möglich zu klingen.

„Ach nichts Besonderes … Wollen wir nicht mal ins Wasser gehen?“

„Nein nein, geh du ruhig. Die Sonne ist gerade so schön.“

Kenta stellte sich direkt über Bunny und grinste über beide Ohren. Er schnappte sie sich, legte sie über seine Schulter und trug sie zum Ufer.

„Was macht du denn? Kenta bring mich zurück. Ich weiß gar nicht, ob ich schwimmen kann.“

Bunny schimpfte und wedelte mit den Armen.

„Kenta … Lass mich wieder runter.“

Gesagt getan. Er ging ein paar Meter weiter und warf sie dann ins Wasser. Es spritze nur so zu allen Seiten, da sie mit ihrem Bauch aufklatschte. Sie strampelte wie wild hin und her und merkte dann, wie sie ganz automatisch anfing zu schwimmen.

„Ich kann es.“

„Bunny … stell dich mal hin“, grinste Kenta.

Bunny wunderte sich, aber tat, was er sagte. Sie stand bis zu den Schultern im Wasser.

„Oh Kenta. Ich kann hier ja stehen. Mich so reinzulegen. Wenn ich dich erwische.“

Sie schwamm zu ihm und fing an ihn mit Wasser vollzuspritzen. Kenta tat es ihr gleich und so kabbelten sie sich aus Spaß im Wasser. Um eine kurze Pause einzulegen, setzen sie sich auf Bunnys Handtuch und aßen eine Kleinigkeit, die Bunny zuvor eigentlich für Mamiko und sie eingepackt hatte. Kenta saß ohne einen Ton zu sagen da und überlegte, ob er es machen sollte oder nicht. Er hatte schon den ganzen Tag darüber nachgedacht.

Er und Mamiko hatten eigentlich beschlossen, Bunny in dem Glauben zu lassen, ihre Entführer wurden immer noch nicht geschnappt und sie sich dadurch nur noch mehr an ihn und Mamiko binden würde. Sie war immer noch sehr ängstlich, wenn sie alleine unterwegs war. Wenn sie jemanden begegnete, der einen von den beiden ähnlich sah, ging sie ein paar Tage gar nicht mehr vor die Tür. Kenta verstand sich im Moment einfach selber nicht, er wollte sie einfach nicht mehr so ängstlich sehen und beschloss sich über ihren eigentlichen Plan hinweg zusetzen. Mamiko würde er einfach erzählen, er hatte keine andere Wahl, dass sie selber zur Polizei gehen wollte und dann alles aufgeflogen wäre.

„Du Bunny ...“

Bunny strahlte ihn mit ihren blauen Augen an. Ihm wurde so warm ums Herz, das es ihn noch bestärkte es ihr zu sagen.

„Ich habe heute Vormittag einen Anruf im Büro erhalten. Es war die Polizei … Deine Entführer sind geschnappt worden … Da ich sie beim Beobachten der Hüte auch gesehen habe, musste ich zur Polizei und bestätigen, dass es die richtigen sind. Du brauchst also keine Angst mehr haben … Sie werden bis zum Prozess in Untersuchungshaft sitzen. Sie können dir nichts mehr anhaben.“

„Wirklich?“, starrte sie Kenta mit großen Augen an.

„Wirklich.“

Bunny sprang auf und umarmte Kenta stürmisch. Sie war überglücklich. Die ganze Anspannung der letzten Wochen fiel mit einmal von ihr ab. Kenta genoss ihre Umarmung, er machte sich im Moment auch noch keine Gedanken darüber, was sie ihr sagen würde, wann der Prozess sei. Es war ja normal, dass so was oft dauerte.

Danach verbrachten sie noch ein paar schöne Stunden am See und fuhren erschöpft nach Hause.

Sie saßen noch bis spät am Abend zusammen auf dem Balkon und unterhielten sich.

Bunny hatte den Balkon nach und nach mit vielen Blumen und einen schönen Holztisch und Stühlen ausgestattet. Genug Platz hatte der Balkon und sie saß gerne dort, wenn sie alleine zu Hause war.

Kenta hörte ihr mittlerweile nicht mehr wirklich zu. Er hing mehr und mehr in seinen eigenen Gedanken. Ab und zu nickte er mal oder gab ein kleines Wörtchen von sich, sodass Bunny das Gefühl hatte, er würde wirklich zuhören. Er versuchte seine Gefühle zu ordnen, er hatte eine Mission zu erfüllen. Und doch, wenn er sie ansah, wurde ihm ganz anders, so warm ums Herz. Er schaute sie eine Weile einfach nur an und beobachtete sie. Er konnte gar nichts dagegen machen, er konnte einfach nicht wegschauen. Ihre blauen Augen, ihr langes blondes Haar, wie sie lächelte.

„Alles in Ordnung Kenta?“

Er hatte gar nicht bemerkt, dass Bunny auf eine Antwort wartete.

„Äh ja? Entschuldige. Was meintest du?“

Bunny lächelte ihm zu und stellte ihr Glas auf den kleinen Tisch.

„Du bist wohl genauso müde, wie ich. Ich meinte, ich würde dann wohl jetzt mal schlafen gehen.“

Kenta stand auf und sah ihr genau in die Augen. Er zitterte. Traute sich eigentlich nicht zu fragen, da es absurd war. Er musste sie hassen. Er strich sich verlegen mit seiner Hand durch sein Haar. Mamiko muss es ja nicht erfahren … Es geht sie ja auch nichts an … Er wusste ja selber nicht, was diese seltsamen Gefühle zu bedeuten hatten. Aber eins war ihm klar. Er hatte sie gerne, sehr sogar.

„Und wo?“, stotterte er.

Bunny tippte ihre Zeigefinger gegeneinander und sah verlegen auf den Boden. Sie wollte nicht mehr alleine im Wohnzimmer schlafen und auch, wenn sie kein Kribbeln oder Ähnliches, in seiner Gegenwart verspürte, mochte sie ihn gerne. Und was war schon verliebt sein oder Liebe. Vielleicht war dieses Gefühl, was sie zu ihm hatte, ja Liebe, dachte sie sich. Sie genoss zumindest sehr seine Gesellschaft.

„Also wenn du nichts dagegen hast … mit im Schlafzimmer.“

Kenta nahm ohne ein Wort zu sagen ihre Hand und sie gingen ins Schlafzimmer.

Seit diesem Abend schlief Bunny mit im Schlafzimmer. Jeder schlief zwar auf seiner Seite und unter seiner Bettdecke, aber beide wollten nicht mehr alleine schlafen.

 

In den nächsten Wochen bekamen sie Mamiko immer weniger zu sehen. Nicht, dass es Bunny gestört hätte, sie hatte sich so verändert. Irgendwie wirkte sie immer kühler und lachen sah man sie schon lange nicht mehr. Sie hatte Kenta schon des Öfteren gefragt, was mit ihr los sei, aber dieser schüttelte nur immer wieder den Kopf, er wisse es auch nicht. Kenta wusste aber ganz genau, was los war. Und es machte ihm auch Sorgen. Er erkannte seine Schwester überhaupt nicht mehr wieder und sie wurde von Tag zu Tag stärker. Im Gegensatz zu ihr, zweifelte er immer mehr, ob es so richtig war, was sie taten.

 

 

Es regnete heute schon den ganzen Tag und Kenta kam auch erst in ein paar Stunden nach Haus. Bunny schaute betrübt aus dem Fenster und beobachte die Regentropfen, die langsam die Fensterscheibe hinunter kullerten.Was sollte sie an so einem Tag nur machen? Sie schnappte sich aus lauter Langeweile, einen Block und einen Stift und fing an zu schreiben. Sie wollte eigentlich schon seit Wochen damit anfangen, endlich die Geschichte der Mondprinzessin aufschreiben. Kenta oder Mamiko würde sie aber nichts davon erzählen. Wenn sie davon sprach, es niederschreiben zu wollen, redeten sie es ihr aus irgendeinem Grund immer wieder aus. Oder machten sich über ihre schlechte Rechtschreibung lustig.

Also beschloss sie, es einfach ganz allein, nur für sich aufzuschreiben. Als sie so darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie die letzten Wochen immer weniger diesen Traum hatte. Und, wenn sie so recht darüber nachdachte, seit ein paar Tagen gar nicht mehr. Seltsam. Dieser Traum war eigentlich ihr stetiger Begleiter, nachdem sie ihr Gedächtnis verlor. Noch ein Grund mehr ihn auf zu schreiben, dachte sie und fing an.

Jeden Morgen wenn Kenta arbeiten war, schrieb sie daran weiter. Und wen Kenta nach Hause kam, steckte sie unbemerkt die Zettel in ihre Handtasche.

 

 

Die Blätter an den Bäumen färbten sich langsam in den schönsten Herbsttönen und war der letzte Beweis, dass der Sommer vorbei war. Es wurde regnerischer, stürmischer und kälter.

Heute hatte Bunny sich aber mit Kenta zu einem Stadtbummel verabredet und wollte ihn von der Arbeit abholen. Sie hatte ihn das eine oder andere Mal schon abgeholt und kannte den Weg daher gut. Sie brauchte fünfzehn Minuten mit dem Bus.

Sie packte ihre Schlüssel und einen Stift in ihre Tasche. Einige unbeschriebene Zettel steckte sie auch noch dazu. Oft musste sie noch auf Kenta warten, wenn er noch nicht ganz fertig war, und setze sich dann so lange auf die Parkbank gegenüber des Büros und schrieb an ihrer Geschichte weiter, bis er fertig war.

Sie knotete ihre Haare zu einem großen Dutt zusammen und stopfte ihr Haarknäuel in eine schöne schwarze Mütze. Seit einigen Tagen ärgerte sich Bunny über Husten und fühlte sich matt und kraftlos. Sie zog sich daher lieber etwas wärmer an, da auch ein eiskalter Wind brauste. Ihr Mantel reichte ihr bis zu den Knien und wärmte herrlich. Sie hatte ihn ganz neu, die schöne rote Farbe war ihr gleich ins Auge gestochen und sie musste ihn haben. Fertig angezogen ging sie auf den Balkon, betrachtete die dicken Wolken und überlegte lieber einen Schirm mitzunehmen. Schnell verließ sie die Wohnung, damit sie noch pünktlich bei Kenta ankam. Sie hatte mal wieder getrödelt und die Zeit vergessen. Hastig eilte sie den Weg zur Bushaltestelle, doch zwecklos. Der Bus fuhr ihr vor der Nase weg. Ach mist. Jetzt kann ich wieder latschen.

Sie war schon ein ganzes Stück gelaufen, als es anfing, wie aus Eimern zu regnen. Gut, dass ich den Schirm eingepackt habe. Schnell klappte sie den Regenschirm auf und hetzte weiter …

 

 

Mamoru und Reikas Schwester waren fast an ihrem Ziel. Die Fahrt über dachte er die ganze Zeit über seinen Traum nach. Reikas Schwester störte es nicht, dass er so schweigsam war. So konnte sie sich in Ruhe auf ihren Termin vorbereiten. In Nagoya angekommen, half er ihr, ihre Sachen zu tragen und begleitete sie noch bis zur Haustür. Das Auto stand ein paar Straßen entfernt und nachdem er sich verabschiedet hatte, ging er gemütlich zurück. Er wollte schon losfahren, als er bemerkte, dass Reikas Schwester ihren Notizblock auf dem Beifahrersitz liegen lassen hatte. Die ersten Regentropfen kamen hinunter und so beeilte er sich, ihr den Block, noch bevor es richtig anfing zu regnen, schnell zu bringen. Kurze Zeit später war der Block abgegeben und Mamoru huschte schnell zurück zu seinem Auto. Er hatte allerdings kein Glück und geriet mitten in einen Schauer. Er war schon fast bei seinem Auto angekommen. Daher versuchte er, schon mal seinen Schlüssel, aus der Tasche zu kramen. Er klemmte anscheinend irgendwo in seiner Jackentasche fest. Fluchend versuchte er ihn beim Laufen herauszuziehen. Er achtete gar nicht mehr auf den Weg und bog ohne zu gucken auf einer kleinen Kreuzung in eine Straße ein. Mist. Wo hängt denn das blöde Ding fest. Da er mit seinem Schlüssel beschäftigt war, sah er nicht, dass ihm jemand entgegen kam und prallte mit der Person zusammen. Er hatte so viel Schwung, dass sie beide zu Boden fielen. Mamoru blickte hinüber, um sich zu vergewissern, dass der anderen Person nichts passiert war. Ein roter Frauenmantel leuchtete ihm entgegen und der Inhalt einer Handtasche lag über den ganzen Weg verteilt. Er war offensichtlich in eine Frau gerannt. Ihr Gesicht konnte er aber nicht erkennen, da sie ihren Regenschirm vor ihrem Gesicht hielt. Sie murmelte nur etwas vor sich hin, was Mamoru aber nicht verstehen konnte, so leise, wie es war. Sie würdigte ihm keines Blickes und sammelte ihre Sachen auf.

„Entschuldigung. Ich habe nicht aufgepasst. Warten Sie kurz, ich helfe Ihnen.“

Mamoru half ihr einsammeln und griff nach einen Blatt Papier direkt vor ihm. Die Frau streckte zur gleichen Zeit ihre Hand zu diesem Papier aus, wodurch er ihren Handrücken ausversehen für einen kurzen Moment mit seinen Fingern berührte. Mamoru zuckte mit der Hand zurück. Was war das denn? Ihre Hände hatten sich nur für einen Bruchteil einer Sekunde berührt und dennoch hatte er das Gefühl sie schon lange zu kennen. Sein Herz fing plötzlich an schneller zu schlagen und für einen kleinen Moment fühlte er etwas, was er schon seit Monaten nicht mehr gefühlt hatte. Aus irgendeinen Grund fühlte er sich wieder komplett. Das ist doch überhaupt nicht möglich. Er hob seine Hand und wollte unter ihren Schirm sehen. Er fühlte sich so zu ihr hingezogen und hatte den starken Drang ihr Gesicht sehen zu müssen. Langsam streckte er die Hand nach ihr aus und hatte den Schirm fast erreicht, als ihr jemand zu rief.

„Hier bist du also. Komm schnell ins Auto. Bevor dein Husten noch schlimmer wird.“

Die Frau packte hektisch die restlichen Papiere ein, stand auf, drehte sich ohne etwas zu sagen um und lief zu dem Mann. Die beiden umarmten sich kurz und stiegen dann ins Auto. Der Motor des Autos surrte und sie fuhren davon. Die ganze Zeit stand sie dabei mit dem Rücken zu Mamoru, sodass er keine Chance hatte, ihr Gesicht zu erkennen. Er kniete immer noch auf dem Boden und dachte sich, wie blöd es doch aussehen müsste und stand ebenfalls auf. Dabei fiel ihm auf, dass die Frau einen Zettel vergessen hatte. Mamoru hob ihn auf und seine Augen wurden immer größer, als er sich den Zettel genauer anschaute …

Kapitel 9

 

Was für ein Wetter.

Bunny huschte die nassen Straßen entlang und beeilte sich, sie war schon ziemlich spät dran. Abgehetzt kam sie kurze Zeit später im Büro bei Kenta an. Sie ging hinein und sah, dass Kenta noch an seinem Schreibtisch saß. Leise schlich sie zu ihm herüber, sie wollte ihn überraschen. Er war so in seine Arbeit vertieft, er bemerkte gar nicht, wie Bunny näher herankam. Direkt hinter ihm stehend, nahm sie ihre Arme hoch und legte sie mit einem Schwung über seine Augen.

„Klopf, klopf“, kicherte sie.

Kenta erkannte gleich, wer es war. Ihre weichen Hände und der süßliche Duft von Vanille waren unverkennbar.

„Bunny.“

Er drehte sich zu ihr um und freute sich.

„Ich bin sofort fertig und dann kann es losgehen. Könntest du mir kurz einen Gefallen tun? Dann können wir schneller los.“

„Natürlich. Was soll ich denn machen?“

Kenta kramte auf seinem Tisch herum und nahm einen kleinen Briefumschlag in die Hand.

„Könntest du mir den kurz zum Briefkasten bringen? Der ist hier gleich um die Ecke. Ich würde dann schnell meine Sachen einpacken und das Auto holen.“

Bunny schnappte sich den Brief und ging Richtung Tür.

„Dann sehen wir uns gleich draußen.“

Langsam ging sie die Stufen des Treppenhauses hinunter und schaute dabei aus den Fenstern. Es hatte kurz aufgehört zu regnen, aber nun prasselte es wieder ohne Ende auf die Straße.

Draußen spannte sie ihren Schirm, wollte loslaufen und bemerkte, Kenta hatte ihr gar nicht gesagt ob rechts oder links herum. In welche Richtung muss ich denn? Bunny entschied sich für links und ging ein paar Minuten die Straße entlang. Weit und breit kein Briefkasten in Sicht. Also soweit ist der bestimmt nicht. Ein Stück weiter führte die Straße zu einer kleinen Kreuzung und sie entschloss, es dort noch mal zu versuchen. Sie bog ein, doch nach ein paar Meter kehrte sie wieder um. Hier war nirgends ein Briefkasten zusehen. Sie schaute auf ihre Uhr und bemerkte, dass sie schon zehn Minuten unterwegs war. Der Weg war definitiv falsch, schnell ging sie zurück. Der Brief war trotz Regenschirms schon etwas nass geworden. In meiner Tasche ist er wohl besser aufgehoben. Mit einer Hand öffnete sie Ihre Tasche und wollte den Brief hineinpacken, als plötzlich jemand in sie hinein rannte und sie davon zu Boden fiel. Na toll! Auch das noch. Ihre Tasche landete so ungünstig auf den Boden, dass ihr Inhalt hinausfiel.

„Toll … meine Sachen … alles nass … “, murmelte Bunny leise vor sich hin.

Schnell sammelte sie alles wieder ein. Den Verursacher beachtete sie dabei nicht. Um nicht nass zu werden, hielt sie ihren Schirm vor ihr Gesicht. Sie konnte daher nicht sehen, wer sie da so anrempelte, nach der Stimme zur urteilen war es wohl ein Mann. Er sagte irgendetwas zu ihr, aber sie hörte nicht zu, es war ihr auch egal. Sie wollte einfach nur schnell ihr Kram wieder einpacken und dann weiter. Sie streckte ihre Hand, um an einen etwas weiter weg liegenden Zettel heranzukommen, aus. Sie wollte ihn gerade aufheben, als sie auf einmal eine andere Hand auf ihrer spürte. Ganz leicht berührten die Fingerspitzen ihren Handrücken. Es war nur ganz kurz, nicht mal einen Atemzug lang und doch, in diesem Moment, traf es sie wie ein elektrischer Schlag. Es kribbelte durch ihren ganzen Körper und ihr wurde ganz warm ums Herz. Was war das? Sie atmete immer hastiger und ihr Herz raste. Ihr wurde schwindelig, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie versteinert saß sie da. Die Zeit schien für einen kleinen Moment still zustehen. Was hatte das zu bedeuten? Sie konnte es sich nicht erklären, sie hatte nicht mal sein Gesicht gesehen, aber aus irgendeinem Grund wollte sie seine Nähe spüren, dass er sie in den Armen hielt, sie küsste. Ihr ganzer Körper verlangte danach. Sie musste ihn einfach sehen. Langsam, kaum merkbar, nahm sie ihren Schirm zur Seite. Doch eine Stimme hinter ihr ließ sie plötzlich zusammenzucken. Sie holte sie ins Hier und Jetzt zurück.

„Hier bist du also. Komm schnell ins Auto. Bevor dein Husten noch schlimmer wird.“

Es war Kenta, der schon nach ihr suchte. Kenta. Panisch sammelte sie die restlichen Papiere ein, stand auf und ging zu ihm. Sie umarmten sich kurz und ohne sich noch einmal umzudrehen stieg sie ins Auto. Sie fuhren los und Kenta fragte Bunny, warum sie denn da auf dem Boden hockte. Sie hörte ihm aber gar nicht zu. Sie hing in ihren Gedanken und starrte auf ihre Hand. Bunny verstand nicht, was dort eben passierte. Ihr war immer noch ganz warm ums Herz und nur langsam beruhigte sie sich wieder.

Kenta bemerkte, dass sie irgendwie abwesend war, und hakte auch gleich nach, was mit ihr los war.

„Ist mit dir alles in Ordnung? Du bist so rot um die Wangen, geht es dir nicht gut?“

„Hm … Hast du was gesagt?“

Kenta wunderte sich wirklich, was mit ihr los war und fragte sie erneut, ob es ihr nicht gut ginge.

„Oh entschuldige. Ich habe keinen Briefkasten gefunden“, stotterte Bunny und zog den Brief aus ihrer Tasche.

Das reichte Kenta, irgendetwas stimmte hier nicht. Er fuhr an den Straßenrand und hielt an. Bunny wunderte sich, warum sie nicht weiter fuhren.

„Was ist los? Du bist gar nicht bei dir.“

Bunny schaute auf ihre Füße und vergrub ihre Händen in ihren Jackentaschen. Sie konnte ihm doch nicht sagen, was los war. Sie verstand es ja selber nicht und sie würde ihm nicht erzählen, dass sie sich kurz bevor er kam, wünschte von einem Unbekannten geküsst zu werden, wo sie ihn nicht mal küsste. Nein, das würde sie ihrem Verlobten mit Sicherheit nicht sagen. Sie musste wieder einmal Husten und da kam ihr die Idee, Kenta zu sagen, dass sie lieber nach Hause wolle. Sie hatte jetzt keinen Kopf mehr, um durch die Läden zu bummeln. Viel zu sehr beschäftigte sie der Fremde.

„Du Kenta, ich glaube, mir geht es nicht so gut. Der Regen war wohl nicht so gut für meinen Husten. Können wir vielleicht nach Hause fahren?“

Ganz gelogen war es auch nicht, sie hatte seit Tagen Husten und fühlte sich seit heute Morgen schon nicht so richtig wohl und kraftlos.

Kenta glaubte ihr zwar nicht, dass es wirklich der Grund war, aber ließ es erst mal auf sich beruhen.

„Natürlich“, antwortete er ihr nur knapp, startete den Motor und drehte um. Er ließ Bunny die Fahrt über in Ruhe. Vielleicht ist sie auch wirklich nur krank. Sie waren schon fast zu Hause angekommen, als Bunny wieder ihre Hand ansah und danach unbemerkt zu Kenta schaute. So etwas hatte sie bei ihm noch nie gefühlt. Habe ich es früher mal? Bevor sie weiter darüber nachgrübeln konnte, bemerkte sie, dass sie schon unten in der Tiefgarage standen und Kenta das Auto geparkt hatte.

„Komm, du legst dich gleich ins Bett und ich mach dir eine Suppe.“

Bunny nickte und stieg aus. Kenta würde es zwar nie zugeben, aber er machte sich wirklich Sorgen um sie. So verwirrt hatte er sie die ganze Zeit, die sie jetzt bei ihm war, nicht gesehen. Ohne groß etwas zu sagen, ging sie ins Bett. Eingerollt in ihrer Decke sah sie zum Fenster, draußen regnete es immer noch. Hätte ich ihn doch nur einmal sehen können. In der Küche hörte man Kenta mit Geschirr klappern, zwischendurch kam er immer wieder mal zu ihr ins Zimmer und fragte sie, ob sie etwas bräuchte. Bunny hatte ein schlechtes Gewissen, Kenta kümmerte sich so rührend um sie und sie dachte nur an den geheimnisvollen Mann von der Straße. Sie wollte aufstehen und Kenta in der Küche helfen. Sie musste dem Fremden einfach vergessen. Wie bescheuert ist das eigentlich. Ich habe ihn nicht mal gesehen. Langsam stand sie auf und ging ein paar Schritte, als sich auf einmal alles um sie herum drehte und dunkler wurde. Sie konnte nur noch Kentas Namen rufen und kippte um.

„Ja? Möchtest du … Bunny!“

Erschrocken rannte er zu ihr und hob ihren Oberkörper ein wenig an.

Bunny blinzelte und fragte Kenta, was passiert ist.

Kenta strich ihr sanft über die Stirn und zuckte zusammen.

„Du glühst ja, … warum sagst du denn nichts.“

Er nahm Bunny auf den Arm und legte sie zurück ins Bett. Sie schien hohes Fieber zu haben. Schnell rannte er in die Küche, holte ein kühles Tuch und legte es ihr auf ihre Stirn.

„Am besten du schläfst jetzt und ich rufe Doktor Yamamoto an.“

„Okay“, flüsterte sie ihm zu.

Ihr war so warm und gleichzeitig eiskalt, dass sie ihre Decke enger um sich wickelte. Schlafen ist gar keine schlechte Idee. Kurz danach war sie auch schon eingeschlafen.

Sie träumte seit sehr langer Zeit wieder von dem Palast auf dem Mond.

Sie stand in einem riesigen Saal. Er war festlich geschmückt und schöne Klaviermusik ertönte durch den ganzen Raum. Überall tanzten Leute um sie herum. Als sie sich die Menschen genauer ansah, bemerkte sie, dass fast jeder eine Maske trug. Ein Maskenball. Freudig hüpfte sie auf ihren Zehenspitzen auf und ab. Sie konnte nicht anders und fing auch an zu tanzen. Sie tanzte aus dem Saal heraus, durch die großen Flure. Sie war glücklich und hatte das Gefühl zu schweben. Ihre Füße trugen sie ganz automatisch auf einen riesigen Balkon. Oh wie schön. Bunny betrachtete den riesigen blauen Planet am Firmament. Das muss die Erde sein. Sie drehte sich im Kreis und wollte wieder hinein, als sie nicht weit von sich, schemenhaft eine männliche Gestalt vernahm. Es war fast nur ein Schatten. Sie konnte nicht erkennen, wer er war, aber ihr wurde plötzlich ganz warm ums Herz, es klopfte auf einmal viel schneller. Es kribbelte durch ihren ganzen Körper, irgendwie kam ihr das alles so seltsam vertraut vor. Sie spürte plötzlich eine Sehnsucht in sich, die sie fast zu erdrücken drohte. Sie musste unbedingt zu ihm gelangen. Doch je näher sie dem Schatten kam, umso weiter entfernte er sich von ihr.

„Warte … bitte warte.“

Doch der Schatten schien sich immer weiter zu entfernen. Traurig blieb Bunny stehen, sie schaffte es einfach nicht zu ihm zu gelangen. Ihr lief eine Träne über ihre Wange und auf dem Weg zum Boden fing sie an zu leuchten. Der Schatten blieb kurz stehen und kam ihr auf einmal wieder näher. Er nahm immer deutlichere Formen an und sie konnte einen Mann im Smoking erkennen, eine Maske verdeckte allerdings seine Augen. Er lächelte und streckte seine Hand zu ihr aus. Bunny traute sich erst nicht nach ihr zu greifen. Sie hatte Angst, dass er wieder verschwinden würde. Sie konnte aber nicht mehr anders, auch auf die Gefahr hin, dass er wieder verschwand. Zaghaft hob sie ihre Hand und ging auf ihn zu. Zu ihrer Überraschung blieb er stehen und hielt ihr weiter seine Hand entgegen. Vorsichtig legte sie ihre Hand in seine und eine angenehme Wärme durchströmte ihren ganzen Körper. Er lächelte sie an und beugte sich langsam zu ihrem Gesicht hinunter. Will er mich etwa küssen? Ihr Herz machte einen kleinen Aussetzer, nur um danach um so schneller zu schlagen. Sie schloss ihre Augen und wartete, dass seine Lippen die ihre berührten. Doch es passierte nichts, stattdessen war er ganz nah an sie herangetreten und sie spürte ganz sanft seinen Atem an ihrem Ohr.

„Du musst dich erinnern …“, flüsterte er ihr zu.

Bunny erstarrte. Sie traute sich nicht ihre Augen zu öffnen und flüsterte zurück.

„Woran … woran muss ich mich erinnern? Bitte sag es mir.“

Der geheimnisvolle Fremde gab ihr ein Kuss auf die Wange.

„Serenity …“

Blitzartig öffnete sie die Augen und der Mann war verschwunden. Bunny legte ihre Hand auf ihre Wange.

„Serenity?“

 

Bunny war schweißgebadet. Immer wieder wechselte Kenta das Tuch auf ihrer Stirn. Sie bekam davon aber nichts mit, sie schlief tief und fest. Er wartete ungeduldig auf den Doktor, als der eine halbe Stunde später dann endlich eintraf. Kenta brachte ihn schnell ins Schlafzimmer.

„Ich glaube, sie hat hohes Fieber und …“

Der Arzt legte seine Hand auf seine Schulter.

„Keine Angst, ich kümmere mich darum.“

Er hockte sich neben das Bett, fühlte ihren Puls, öffnete seinen Arztkoffer und wühlte darin herum.

„Ah, da ist es ja“, murmelte er.

Er nahm sein Stethoskop und horchte ihren Brustkorb ab. Danach kramte er ein Fieberthermometer aus seinem Koffer und legte es unter ihre Zunge. Er wartete kurz, sah auf das kleine Display und wurde hektisch.

„Was ist den los?“, fragte Kenta nervös.

Doktor Yamamoto antwortete ihm aber nicht und suchte irgendwas.

Kenta sah abwechselnd zu Bunny und zu Doktor Yamamoto und versuchte noch mal zu fragen, warum dieser so hektisch wurde.

„Sie hat sehr hohes Fieber. Ich werde ihr etwas Fiebersenkendes spritzen und hoffen, dass es schnell sinkt. Sonst …“

Kenta setze sich neben Bunny aufs Bett und nahm ihre Hand.

„Was sonst?“, brummte er.

Es nervte ihn, dass er dem Arzt alles aus der Nase ziehen musste.

„Sonst könnte es gefährlich werden, wenn die Temperatur nur ein wenig weiter steigt … Warum haben sie mich denn nicht schon früher geholt?“

Kenta strich Bunny über die Wange und zuckte mit den Schultern.

„Sie hat seit einiger Zeit über Husten geklagt, sonst ging es ihr aber gut.“

Doktor Yamamoto kramte weiter in seiner Tasche und nuschelte irgendetwas vor sich hin.

„Lieber wäre es mir, wenn wir sie in ein Krankenhaus bringen würden.“

Kenta sprang auf und sah den Arzt finster an.

„Sie wissen genau, dass das nicht geht. Sie wollen doch bestimmt nicht, dass ich meine Schwester hole“, knurrte er ihn an.

„Nein schon gut. Ich meinte ja nur … Sie hat wirklich sehr sehr hohes Fieber und ...“

„Sie bleibt hier und ich will nichts mehr vom Krankenhaus hören“, unterbrach ihn Kenta.

Der Arzt nickte stumm. Kenta ging zur Tür hinaus und knallte sie hinter sich zu. Er durfte den Arzt nicht zeigen, dass er sich Sorgen um sie machte, er würde es sonst noch seiner Schwester erzählen. Sie hatte Doktor Yamamoto damals ausgesucht, um Bunny untersuchen zu lassen. Und ihn mit ihrem Amulett gefügig gemacht, dass er keine Fragen stellte. Yamamoto hatte Angst vor ihr und machte alles, was sie sagte.

Sie darf auf keinen Fall ins Krankenhaus. Wenn jemand mitbekam, dass sie noch lebte, könnten die anderen Sailor Kriegerinnen nachher darauf aufmerksam werden. Sie sind zwar weit von Tokio entfernt und Mamiko hatte die Erinnerungen der Angestellten des Krankenhauses so manipuliert, dass Bunny gestorben ist, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein, dachte er sich und ging in die Küche. Er setze sich an den kleinen Holztisch und legte seinen Kopf in seine Hände. Ach verdammt! Er sprang auf und ging zurück ins Schlafzimmer. Yamamoto saß noch immer neben dem Bett und beobachtete Bunny.

„Und was hat die jetzt?“, fragte Kenta genervt.

Er achtete gut darauf, wie er es sagte, damit Yamamoto nichts ahnte. Er hatte sich vorhin schon nicht ganz im Griff als Yamamoto Bunny untersuchte und hoffte, er hatte es gar nicht so in der Hektik mitbekommen.

„Ich kann nur Vermutungen anstellen … Ich habe hier, einfach nicht die nötigen Geräte … ich vermute, dass sie eine Pneumonie hat.“

„Eine was?“

„Ich kann wirklich nur Vermutungen anstellen, aber gehe vom dem was ich … was ich hier mit meinen beschränkten Mitteln, nur schwer diagnostizieren kann … Ich glaube, sie hat eine Lungenentzündung.“

Kenta verdrehte die Augen, es nervte ihn das Ärzte immer so um den heißen Brei herum reden mussten.

„Ich habe ihr etwas Fiebersenkendes und vorsorglich Antibiotika gespritzt … sofern es bakteriell sein sollte … hoffe ich auch das es, das richtige ist und anschlagen wird. Ich kann hier leider keine Erreger bestimmen … wie gesagt sie müsste besser in eine Arztpraxis oder in ein Kranken...“

Der Arzt traute sich nicht weiter zu sprechen, er sah, dass Kenta wütend wurde.

„Ich sage es ein letztes Mal, keine Arztpraxen oder Krankenhäuser!“

Doktor Yamamoto senkte den Kopf, er hoffte, dass alles gut gehen würde.

„Dann müssen wir jetzt abwarten und sehen, ob es hilft“, sprach der Arzt mehr zu sich selbst.

Kenta wollte ihn schnell los werden, er nervte ihn und er machte sich Sorgen um Bunny.

„Wenn sie dann heute nichts weiter machen können, abwarten kann ich auch alleine.“

Yamamoto packte seinen Koffer zusammen und ging Richtung Tür. Kenta war ihm nicht geheuer und war froh wieder gehen zu können.

„Ich habe ihr heute alles verabreicht, was in meiner Macht steht. Ich würde, wenn es recht ist, dann morgen früh nach ihr sehen.“

Kenta nickte und schob ihn zur Tür hinaus.

„Bis Morgen“, brummte er und knallte die Haustür zu.

Schnell ging er zu Bunny zurück, sie schlief immer noch, jedoch zunehmend unruhiger. Sie wälzte sich hin und her und die Schweißperlen tropften ihr von der Stirn hinunter. Sie fing an irgendwas im Schlaf zu flüstern, Kenta konnte aber erst nicht verstehen, was sie sagte.

„Se... Serenity …“, sprach sie immer öfter.

Kenta erschrak und ging ein paar Meter vom Bett weg. Erinnert sie sich? Panisch ging er im Schlafzimmer auf und ab. Verdammt verdammt! Er raufte sich die Haare. Er versuchte sich zu beruhigen, es war ja nicht sicher, dass sie sich wirklich erinnerte. Er schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch.

„Warum läufst du hier so nervös auf und ab?“

Kenta zuckte zusammen und öffnete wieder die Augen. Bunny war wach. Wann war sie denn aufgewacht, überlegte er. Jetzt nur keine Panik bekommen.

„Bunny, du bist ja wach. Wie geht es dir?“, fragte Kenta mit zittriger Stimme.

Sie versuchte sich hinsetzen und strich sich über ihren Kopf.

„Ich weiß nicht … ich bin so müde und mir tut alles weh. Kenta was ist denn hier los?“

Kenta ging erleichtert auf sie zu und setze sich neben sie. Er war heilfroh, sie erinnerte sich anscheinend nicht und sie war wieder wach.

„Weißt du nicht mehr? Du bist umgekippt und hast sehr hohes Fieber. Doktor Yamamoto war hier und hat dich untersucht. Vermutlich hast du eine Lungenentzündung.“

Bevor Bunny antworten konnte, bekam sie einen neuen Hustenanfall und hielt sich die Brust fest.

„Du legst dich sofort wieder hin. Ich hole dir etwas zu trinken.“

Als Kenta zurück ins Schlafzimmer kam, war Bunny wieder eingeschlafen. Er stellte das Glas Wasser auf den kleinen Nachttisch und fühlte sanft mit seiner Hand auf ihrer Stirn. Sie war zwar noch sehr warm, aber nicht mehr so schlimm, wie noch kurz zuvor. Das Mittel wirkt zum Glück. Erleichtert legte er sich vorsichtig neben sie, er wollte sie nicht wecken, und bewachte ihren Schlaf.

Es hatte aber nicht lange gedauert und er schlief selber ein.

 

Bunny wurde mitten in der Nacht wach und sah Kenta friedlich neben ihr schlafen. Er muss wohl ausversehen eingeschlafen sein, da er noch seine Arbeitshose trug, dachte sie sich. Sie grinste und zog ein Stück Decke über seinen Oberkörper. Ihr schmerzte alles und ihr war immer noch so warm. Sie sah Kenta an und musste an die Begegnung mit dem Fremden denken, als ihr Traumfetzen dazwischen blitzten.

Sie grübelte über ihren Traum nach. Sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an ihn erinnern. Wie war das noch … Si... Se... Serenity … ja genau … Serenity … Wer ist das? Der Name sagte ihr gar nichts. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, bekam sie erneut einen Hustenanfall, wodurch auch Kenta wach wurde. Sofort saß er senkrecht und legte seine Hand auf ihren Rücken.

„Leg dich lieber wieder hin und versuch zu schlafen“, flüsterte Kenta besorgt.

Ohne etwas zu sagen, tat sie das auch, sie war wirklich sehr müde und erschöpft. Darüber nach grübeln kann ich auch noch morgen. Und schon schlief sie auch schon wieder. Kenta flitzte schnell ins Badezimmer und zog sich bequeme Sachen zum Schlafen an. Leise schlich er sich zurück ins Bett. Er konnte noch nicht wieder schlafen und beobachte Bunny einfach nur. Sie sah, obwohl sie krank war, so hübsch und liebreizend aus. Er konnte seinen Blick einfach nicht abwenden. Kenta hatte die Gardinen nicht zugezogen und das Mondlicht schien dadurch in das Zimmer, genau auf das Bett.

Kenta streichelte Bunny gerade ganz zaghaft die Wange, als sie sich ein Stück zur Seite drehte. Das Licht des Mondes schien ihr nun mitten ins Gesicht und lies es glänzen. Kenta nahm ruckartig seine Hand zurück. Das darf nicht wahr sein. Nein das kann nicht sein. Er sprang vom Bett auf und schüttelte immer wieder seinen Kopf und sah wieder hinüber zu Bunny. Und doch so sehr er sich auch selber dagegen wehrte, er musste es sich eingestehen. Er konnte es einfach nicht mehr unterdrücken. Er hatte sich in die Person, die er eigentlich am meisten hassen musste, verliebt …

 

 

Kapitel 10

 

Kenta stand wie angewurzelt vor dem Bett. Ja, er hatte sich in die Mondprinzessin verliebt. Wie konnte das nur passieren. Für einen kleinen Moment war er aber erleichtert, endlich war ihm klar, was die letzte Zeit mit ihm los war. Doch lange hielt es nicht an, er seufzte, ging zum Fenster hinüber und schaute zum Mond hinauf. Mamiko darf davon nichts erfahren. Er überlegte, wie das alles überhaupt angefangen hatte, vor langer Zeit …

 

Mamiko, lass das lieber, ich glaube nicht, dass wir das machen sollten.

Ängstlich versteckte sich Kenta hinter einer großen blauen Vase. Neben ihm polterten zwei kleinere Jungen.

Akita, Akuma! Seid nicht so laut! Und Kenta, nun mach dir nicht ins Hemd. Die beiden kleinen haben auch keine Angst und die sind jünger als du. Wir wollen ihn doch nur kurz ausleihen“, zischte Mamiko.

Mamiko schlich leise zu einer großen Tür und versuchte sie zu öffnen.

Ja, die sind ja auch erst vier und wissen es nicht besser“, schmollte Kenta weiter hinter der Vase.

Mamiko steckte einen großen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um.

Na, wer sagt es denn! Er passt.“

Zufrieden machte sie leise die Tür einen Spalt auf und drückte sich dadurch.

Alles gut. Kommt rein“, flüsterte es aus dem Zimmer.

Die zwei kleineren Brüder liefen direkt hinterher. Kenta überlegte kurz, schaute sich auf dem großen Flur noch einmal um und ging dann auch hinein.

In der Mitte des Raumes funkelte ein wunderschöner Kristall auf einem roten Kissen, geschützt von einer Glaskuppel darüber.

Das muss er sein“, freute sich Mamiko.

Akita und Akuma tänzelten vor der Glaskuppel herum.

Oh schön. Mamiko … Ich will, ich will.“

Pst, nicht so laut ihr zwei.“

Kenta stand ein paar Meter entfernt und beobachte, wie Mamiko die Glaskuppel hinunter auf den Boden stellte. Ihm war nicht wohl dabei, er wusste, dass es verboten war, hier hineinzugehen. Andererseits wünschte er sich genau so sehnlichst, wie seine Geschwister, dass seine Eltern wieder da wären.

Ganz langsam nahm Mamiko den Kristall in die Hände, als hinter ihnen die Tür knarrte und plötzlich eine Mädchenstimme zu hören war.

Was macht ihr hier?“ …

 

Kenta stütze sich mit dem Ellenbogen auf dem Fensterbrett ab und legte seinen Kopf in seine Hand.

Das alles ist schon so lange her, wir alle waren doch nur Kinder und wussten es nicht besser. Er drehte sich um und legte sich wieder neben Bunny auf das Bett. Er hoffte, sie würde sich so schnell nicht erinnern, oder noch besser, nie mehr. Dann könnte er hier einfach so weiter leben mit ihr. Wenn sie sich erinnerte, würde es auch nicht lange dauern und dann würde Mamiko, wenn ihr Ziel erreicht wäre … Er schüttelte schnell seinen Kopf. Jetzt muss sie erst mal wieder gesund werden.

 

Wie spät ist es? Bunny rekelte sich unter ihrer Decke. Ihr tat immer noch alles weh und lust zum aufzustehen hatte sie auch keine. Sie lag ganz allein im Bett. Kenta ist wohl schon zur Arbeit. Da sie sehr durstig war, stand sie langsam auf. Es drehte sich alles. Einen Schritt nach dem anderen ging sie langsam Richtung Tür und hielt sie dabei an allem fest, wo sie vorbei kam. Sie hatte die Tür fast erreicht, als sich auf einmal die Türklinke nach unten bewegte. Kenta öffnete langsam die Tür und Bunny sah ihn verwundert an.

„Kenta? Bist du gar nicht zur Arbeit?, räusperte sie sich.

„Warum liegst du nicht im Bett? Du sollst dich doch ausruhen.“

Kenta nahm sie auf den Arm und trug sie zurück ins Bett.

„Ich arbeite die nächsten Tage von zu Hause aus. Dann kann ich mich besser um dich kümmern. Doktor Yamamoto müsste auch jeden Moment hier sein.“

Bunny nickte und fragte Kenta nach einem Glas Wasser. Kenta verschwand in der Küche, um kurz danach mit einem Tablett mit Frühstück vor ihr zu stehen.

„Du solltest versuchen etwas zu essen.“

Bunny hatte eigentlich gar keinen Hunger, aber aß ein paar Bisse, wenn Kenta ihr schon Frühstück ans Bett brachte.

 

Doktor Yamamoto betrat das Schlafzimmer und freute sich, dass es Bunny heute schon besser ginge als gestern.

„Das Fieber ist gut zurückgegangen. Sie haben zwar noch Fieber und wir müssen aufpassen, dass es nicht wieder steigt, aber es ist eine deutliche Verbesserung zu gestern.“

Kenta hatte das Zimmer verlassen, damit Bunny in Ruhe untersucht werden konnte. Bunny druckse herum, da Kenta aber nicht da war, traute sie sich dann doch den Arzt zu fragen.

„Ähm … Ich hätte mal eine Frage, … gestern Nachmittag habe ich ganz plötzlich, also ... ich hatte auf einmal so Herzrasen bekommen, mir wurde schwindelig und so warm ums Herz … was könnte das ...“

Doktor Yamamoto misste ihren Puls und ihren Blutdruck.

„Ich vermute, dass es Anzeichen waren, das irgendwas in ihrem Körper nicht stimmte. Das nächste Mal hören sie lieber darauf und ruhen sich aus.“

Bunny senkte ihren Kopf. Also hatte es gar nichts mit dem Mann zu tun … Ich bin einfach nur krank …

„Vielen Dank, für ihre schnelle Hilfe. Ich glaube, ich habe Kenta einen ganz schönen Schreck

eingejagt.“

Der Arzt lächelte sie an und räumte seinen Koffer wieder ein.

 

Zwei Wochen lag Bunny krank im Bett und Kenta kümmerte sich rührend um sie. Es war ihr teilweise schon zu viel, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Die ersten Tage dachte sie noch oft an den unbekannten Mann zurück. Schob es aber immer weiter von sich weg, der Arzt hatte ja gesagt, dass es von ihrer Krankheit kam. Sie hatte auch ein schlechtest Gewissen. Kenta war so bemüht um sie, dass sie es einfach vergessen wollte. Sie schickte ihn heute Morgen wieder zur Arbeit, es ging ihr schon viel besser und konnte fast wieder alles normal machen. Sie hatte ihm versprochen, die Wohnung nicht zu verlassen und sich noch auszuruhen. Gegen ein Bad aber ist ja nichts einzuwenden. Bunny ließ sich Badewasser ein und stieg langsam ins Wasser. Sie schloss die Augen und döste vor sich hin. Sie wusste, nicht warum, aber sie dachte, an ihren Traum im Mondpalast mit dem geheimnisvollen Mann mit der Maske, zurück. Serenity … Sie konnte immer noch nichts mit dem Namen anfangen. Serenity … Serenity … Serenity … nein nichts … Seufzend verließ sie die Wanne und kuschelte sich in einen Bademantel. Sie stellte sich vor den großen Badezimmerspiegel, kämmte ihre Haare durch und ohne groß nachzudenken, begann sie sich danach einen Mittelscheitel zu ziehen und jeweils zwei Zöpfe zu binden, die oben allerdings jeweils einen Knoten besaßen. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, was sie da gerade machte und betrachtete sich jetzt im Spiegel. Sie wunderte sich zwar, warum sie ihre Haare so zurechtgemacht hatte, aber es gefiel ihr.

 

Bunny kuschelte sich mit einer Decke auf das Sofa, schaltete durch die Fernsehprogramme und schlief dabei ein.

Sie ging in ihrem Traum durch einen dunklen Flur. Hier war ich doch schon einmal? Langsam ging sie weiter, bis sie wieder vor der riesigen Tür stand. Zögerlich hob sie ihre Hand. Eigentlich wollte sie nicht hineingehen, aber einen anderen Weg gab es auch nicht. Sie schloss ihre Augen, berührte die Klinke und als sie die Augen wieder öffnete stand sie wieder mitten in dem großen Saal. Ängstlich setzte sie einen Fuß vor den anderen. Hinter ihr polterte es und Bunny drehte sich schreckhaft um, doch es war niemand zu sehen.

„Hallo?“, rief sie zaghaft.

Doch niemand antwortete ihr. Das Zimmer wurde immer dunkler und ihr war so, als würden an der Wand Schatten hin und her springen.

„Prinzessin …“

Bunny zitterte, überall um sie herum flüsterte es wieder.

„Mondprinzessin … Serenity …“

„Wer seid ihr? … Was wollt ihr von mir? Wer ist Serenity?“

Bunny versuchte den Schatten zu folgen.

„Mondprinzessin …“, hauchte es direkt neben ihr.

„Was wollt ihr von mir?“

„Serenity … Prinzessin Serenity …“

Bunny presste ihre Hände auf ihre Ohren.

„Wenn ihr nichts anderes zu sagen habt. Lasst mich in Ruhe!“, schrie Bunny und fing an zu weinen.

Die Schatten kamen näher und umkreisten sie jetzt. Bunny hatte das Gefühl, als würden Hände sie an den Armen packen.

„Serenity … Hab keine Angst … Folge uns …“

Der Druck um ihre Arme wurde stärker und Bunny wurde von den Schatten mitgezogen. Ihr war fast so, als würde sie schweben. Sie näherten sich einem kleinen Licht und standen auf einmal nicht weit von einer langen Treppe entfernt.

„Was machen wir hier?“

Doch als Bunny sich umschaute, waren die Schatten verschwunden. Wo sind sie hin? Vorsichtig näherte sie sich der Treppe, als sie wieder Stimmen hörte.

„Nein, nein, alles okay", hörte sie jemanden nicht weit von ihr sagen.

Auf der Treppe stand eine Frau, die sich mit jemandem unterhielt.

Bunny legte ihre Hand auf ihren Mund und schüttelte völlig verwundert den Kopf. Das bin ja ich? Sie ging noch ein Stück näher heran, um besser sehen zu können. Sie selber stand da und rief zu jemandem hinunter, der weiter unten auf der Treppe stand. Bunny konnte aber nicht erkennen, wer es war, da die Person verschwommen war. Es war aber ganz dem Anschein nach, ein Mann. Ist das Kenta? Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, beobachte sie, wie sich langsam eine Frau der Treppe näherte. Sie stellte sich hinter die Bunny auf der Treppe und hob ihre Arme, als würde sie sie schubsen wollen. Bunny wollte sich selber schon zurufen, dass sie aufpassen sollte, als sie erkannte, wer die Frau war. Mamiko? Verdutzt und fassungslos musste sie mit ansehen, wie Mamiko sie schubste und sie dadurch die Treppe hinunter fiel und sich schlimm am Kopf verletzte. Sie wollte auf Mamiko zu laufen und sie fragen, warum sie das gemacht hatte, als sie jemand an der Schulter schüttelte und sich alles anfing zu drehen.

 

Schweißgebadet öffnete Bunny ihre Augen.

„Wo bin ich?“

Kenta stand vor ihr, streichelte sanft über ihre Wange und lächelte sie an.

„Zu Hause. Du hattest anscheinend einen Albtraum.“

Bunny strich sich mit der Hand über ihren Kopf. Ein Traum? Sie musste sich erst mal sammeln.

„Was ist denn los?“, fragte sie Kenta verwirrt.

Bunny antwortete ihm aber nicht, sie ging in Gedanken noch mal ihren Traum durch. Nein … kein Traum … Erinnerung …

Bunny senkte den Kopf und sah Kenta nicht an.

„Kenta … Wie ist … wie kam es eigentlich zu meiner Kopfverletzung? Damals im Krankenhaus sagte man mir nur, dass ich einen Unfall hatte. In dem Moment hatte ich gar nicht daran gedacht, zu fragen, was für ein Unfall …“

Kenta musste sich setzen. Mit dieser Frage hatte er jetzt nicht gerechnet. Er kratzte sich nervös am Kopf.

„Also … Du … ich … ich weiß es gar nicht genau. Ich war nicht dabei. Mamiko erzählte mir nur, dass du auf einer Treppe gestürzt bist, mehr weiß ich leider auch nicht“, stammelte Kenta sich mit der Hand über sein Kinn haltend.

Er schielte unbemerkt zu Bunny hinüber, wie sie reagieren würde. Ganz gelogen war es nicht mal, was er sagte, er war wirklich nicht dabei gewesen. Mamiko hatte ihm nur erzählt, sie hätte die Sache mithilfe einer Treppe geregelt.

Bunny drückte ihre Hände in die Decke und fing an zu zittern. Also war es wirklich kein Traum. Mamiko … Mamiko ist daran Schuld das …

Bunny fing an zu weinen.

„Warum hat sie das gemacht?“

Kenta verstand nicht, was Bunny meinte.

„Wer hat was gemacht? Was ist denn los?“

Erst jetzt bemerkte er, dass Bunny ihre Haare heute anders trug.

„Was ist denn mit deinen Haaren passiert?“

Bunny drehte langsam ihren Kopf zu Kenta und lächelte gequält.

„Gefällt es dir nicht? Ich weiß auch nicht warum … habe sie, ohne groß nachzudenken, so zurecht gebunden und fand es ganz schön.“

Kenta tippte auf ihren Haarknoten herum.

„Doch … doch steht dir.“

Er grinste sie an, stand auf und stand dadurch mit seinem Rücken zu ihr. Verdammt, sie erinnert sich unbewusst immer mehr. Er hatte Fotos von früher gesehen und wusste, dass sie sie früher so trug. Auf ihren gefälschten Fotos hatten sie bewusst auf diese Frisur verzichtet. Mit einem Schwung drehte er sich wieder zu ihr um.

„Wer hat denn nun was gemacht?“

Bunny legte die Decke zur Seite, zog sich ihr Shirt richtig, das vom Schlafen zerknittert war, und wedelte dann mit ihrer Hand.

„Ach nichts … War nur ein Traum … Wollen wir etwas essen?“, tänzelte sie an Kenta vorbei Richtung Küche.

Sie hatte sich kurzerhand entschlossen, ihm noch nichts von ihrem Traum zu erzählen. Sie musste selber jetzt erst mal aufklären, was er zu bedeuten hatte. Mamiko war schließlich immer noch seine Schwester. Erst wenn sie handfeste Beweise hatte, wollte sie ihm damit konfrontieren. Sie glaubte ihm, dass er nicht dabei gewesen war und nichts Weiteres wusste. Außerdem musste sie herausfinden, wer dieser Mann war, der noch dabei war, denn Kenta konnte es nicht gewesen sein, wenn er nicht dabei war.

 

 

Am nächsten Morgen, als Kenta sich zur Arbeit verabschiedete, wartete Bunny noch ein Moment, dass er auch wirklich losgefahren war, und verließ dann hektisch die Wohnung. Sie musste dringend mit Mamiko sprechen und sie unauffällig über den Unfall ausfragen. Kenta hatte sie nichts von ihrem Vorhaben erzählt, sie hatte ihm auch nicht erzählt, dass sie heute das Haus verlassen wollte. Er hätte ihr nachher nur einen Vortrag gehalten, dass sie doch gerade noch schwer Krank war und sich noch ausruhen sollte. Bunny fühlte sich aber wieder gut und musste der Sache einfach auf den Grund gehen.

Schnell eilte sie zum Bus, der sie ins Zentrum fuhr. Sie wollte Mamiko ganz unauffällig bei der Arbeit besuchen.

Vor dem Geschäft angekommen, holte sie, um sich zu beruhigen, noch mal tief Luft. Mamiko durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Mit langsamen Schritten betrat sie das Geschäft. Neugierig schaute sie sich um. Seit Monaten wollte sie schon mal einen Blick hier hineinwagen, aber Mamiko fand immer irgendeine Ausrede, dass es heute nicht ginge.

Suchend stöberte sie durch das Geschäft. Weit und breit aber keine Mamiko. Wo steckt die nur. Bunny entdeckte einen kleinen Gang, der offensichtlich zum Lager führte. Sie dachte sich nichts dabei, da sie ja hier auch vor ihrem Unfall arbeitete und die anderen bestimmt nichts dagegen hätten, wenn sie kurz nach hinten ginge. Zielstrebig steuerte sie auf den Gang zu, als eine verdutzte Frau sie ansprach.

„Dort hinten dürfen nur Mitarbeiter hinein.“

Erschrocken drehte sich Bunny um.

„Entschuldigen Sie bitte. Ich dachte … ich dachte, es wäre in Ordnung … Ich weiß ich war lange nicht hier, aber Sie haben mit Sicherheit von meinem Unfall gehört. Ich wollte nur kurz zu Mamiko und ...“

Die Frau mittleren Alters runzelte skeptisch die Stirn. Sie trug einen schicken blauen Hosenanzug, in dem sie eine Autorität ausstrahlte, Bunny war klar, das musste ihre Chefin sein.

„Wovon reden Sie bitte? Wer sind Sie denn überhaupt?“

Bunny fing an zu stottern und zuckte mit ihren Schultern.

„Äh … Ich … ich bin Bunny Tsukino, mir wurde gesagt, dass ich vor meinen Unfall, hier gearbeitet habe … Am besten holen wir einfach mal Mamiko dazu, sie arbeitet hier, die kann bestimmt mehr dazu sagen … und …“

Die Frau schielte über ihre Lesebrille zu Bunny und schob sie dann mit ihrem Zeigefinger wieder ordentlich auf ihre Nase.

„Ich habe keine Ahnung Miss, wovon Sie sprechen. Hier arbeitet keine Mamiko oder wie sie auch immer heißen soll … Und Sie kenne ich auch nicht, ich weiß nicht, wer Ihnen so einen Unsinn erzählt hat, aber dies ist ein kleiner Familienbetrieb und hier arbeiten nur Familienangehörige.“

Bunny verstand die Welt nicht mehr, schockiert und unfähig auf irgendeine Weise zu reagieren wurde sie von der Frau nach draußen geschoben.

„Ich habe jetzt Pause, wenn Sie dann bitte gehen würden.“

Bunny war fassungslos. Sie drehte sich noch mal kurz um und sah, dass die Frau die Tür abschloss und ein Schild umdrehte, auf dem stand, dass sie gleich zurück wäre. Warum haben sie mich belogen? Bunny verstand überhaupt nichts mehr. Mamiko war offenbar für ihre Verletzung verantwortlich und dazu hatten die beiden sie belogen. Weder sie noch Mamiko arbeiteten hier in dem kleinen Kleidungsgeschäft. Sie setze sich auf eine kleine Parkbank, legte ihren Kopf in den Nacken und beobachte eine kleine Wolke, die vorbei zog und wie ein kleines Häuschen aussah. Darum wollten sie nicht, dass ich in das Geschäft gehe. Bunny senkte ihren Kopf wieder und war wild entschlossen jetzt erst recht nachzuforschen, was hier los war. Sie musste mehr über ihren Unfall herausfinden und warum sie belogen wurde.

Wieder zurück zu Hause, hatte sie nicht mehr viel Zeit, bevor Kenta zurückkam. Sie schnappte sich das Telefonbuch, blätterte es durch und schrieb jedes Krankenhaus hinaus, welches es in Nagoya gab. Sie wusste nicht, in welchem sie lag, als die zwei Männer sie in den Transporter zerrten, hatte sie andere Sachen im Kopf, als auf irgendeinen Namen zu achten. Nachdem sie alle hinaus gesucht hatte, fing sie an die Liste von oben an abzutelefonieren.

 

„Okay … verstehe. Trotzdem vielen Dank.“

Genervt legte sie auf. Wieder nichts. Nur noch zwei übrig. Eins der beiden musste es ja sein. Sie griff erneut zum Hörer, wählte die Nummer und wartete, bis am anderen Ende jemand heranging.

Nachdem Bunny zum gefühlt hundertsten Mal ihre Geschichte erzählte, legte sie frustriert auf. Nun bleibt nur noch eins übrig. Wieder wählte sie die Nummer.

„Guten Tag, mein Name ist Bunny Tsukino. Ich hatte vor einiger Zeit einen Unfall und wurde bei Ihnen behandelt. Ich bräuchte, da ich meinen Arzt gewechselt habe, für die weitere Behandlung meine Krankenakte und ...“

Bevor Bunny weiter reden konnte, wurde sie in die Warteschleife gesetzt.

„Entschuldigen Sie. Bunny Tsukino sagten Sie, richtig?“

„Ja richtig.“

„Es tut mir leid. Wir haben keine Akte vorliegen. Sind Sie sicher, dass Sie bei uns behandelt worden sind?“

Bunny sagte keinen Ton. Das konnte doch nicht sein. In keinem der Krankenhäuser wurde sie behandelt.

„Sind Sie noch dran?“, fragte die Frau am anderen Ende.

„Hat sich erledigt.“

Bunny überlegte kurz und durchblätterte erneut das Telefonbuch und schrieb einige Telefonnummern von Ämtern heraus, die ihr vielleicht weiter helfen würden. Nach einigen erfolglosen Gesprächen wählte sie die letzte Nummer auf ihrem Zettel. Eine heisere Männerstimme meldete sich und Bunny fragte ihn nach Bunny Tsukino.

„Es tut mir leid. Eine Bunny Tsukino ist uns nicht bekannt. Kein Eintrag mit diesen Namen. Kann ich ihnen son...“

Ohne einen Ton zu sagen, drückte sie den roten Knopf und ließ ihren Arm mit dem Telefon nach unten sinken. Einen kurzen Moment bewegte sie sich kein Stück. Doch dann rannte sie auf einen Schlag los, kippte jede Schublade und Kiste aus, die sich in der Wohnung befanden, und suchte irgendeinen Hinweis, irgendetwas, was ihr Antworten geben würde. Es war ihr bis dahin gar nicht aufgefallen, aber es befand sich kein einziges Dokument, kein Brief oder Ähnliches mit ihrem Namen in der Wohnung. Bin ich überhaupt Bunny Tsukino? Oder ist das auch nur eine Lüge? Bunny wollte nicht weinen, aber sie konnte nicht anders. Die Tränen liefen ihr über ihre Wangen und sie fing an alles durch die Gegend zu werfen. Sie nahm sich das Fotoalbum und riss die Bilder hinaus. Sie hielt ein Foto von sich in der Hand, auf dem sie grinsend in die Kamera schaute und fiel mit dem Bild in der Hand auf die Knie. Wer bin ich? Sie ließ das Foto fallen und drückte ihre Hände gegen ihren Kopf.

„Wer bin ich?“

 

Kenta schloss müde die Haustür auf. Sein letzter Kunde wollte und wollte nicht aufhören zu schwatzen. Da es ein sehr wichtiger Kunde für die Firma war, durfte er sich keinen Patzer erlauben und hörte geduldig noch so kleine Geschichte an, bis er endlich das Büro verließ.

Seufzend stellte er seine Schuhe ab. Ich hoffe, nächstes Mal kaut er jemanden anderen ein Ohr ab. Gähnend schlurfte er durch den Flur Richtung Küche, als er Bunny wimmern hörte. Eilig lief er zum Wohnzimmer und blieb auf der Türschwelle stehen. Was ist denn hier passiert? Kenta erschrak, über den ganzen Boden lagen Unterlagen verteilt. Sämtliche Schubladen und Kisten waren leer geräumt und Bunny saß kauernd mittendrin und weinte. Kenta ging langsam auf sie zu und kniete sich neben sie.

„Hey Bunny … Was ist denn los? … Was ist hier passiert?“

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter. Bunny zuckte zusammen und rutschte ruckartig ein Stück von Kenta weg. Sie drehte ihren Kopf, sodass sie genau in seine Augen schauen konnte. Kenta zerriss es fast, sie weinte so bitterlich.

„Wer bin ich Kenta?“

Verwundert über ihre Frage zuckte er mit den Schultern.

„Na, du bist Bunny. Aber warum fragst du? Was ist den hier passiert?“

Bunny schluchzte immer mehr.

„Weil niemand eine Bunny Tsukino kennt.“

Jetzt verstand Kenta gar nichts mehr und fragte sie ein weiteres Mal, was den los sei.

„Bunny brach völlig zusammen und erzählte ihm, dass sie Mamiko überraschen wollte und das daraus folgende Gespräch mit der Besitzerin. Warum sie zu Mamiko wollte, verschwieg sie ihm aber. Sie erzählte ihm, die erfolglosen Gespräche mit den Krankenhäusern und den vielen anderen Telefonaten. Kenta hielt es nicht mehr aus sie so zu sehen. Ohne groß nachzudenken, schnappte er sich Bunny und zog sie fest in seine Arme. Erst wehrte sie sich dagegen und schlug wie wild um sich, aber Kenta ließ sie nicht los und streichelte ihr mit einer Hand über ihren Rücken. Bunny gab ihren Widerstand auf, krallte sich in sein Shirt und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust. Kenta versuchte sie zu beruhigen.

„Tsch … alles gut. Warum dich in Nagoya niemand kennt, ist ganz einfach … Dein Unfall passierte in Tokio, daher lagst du dort in einem Krankenhaus … und das dich niemand kennt, kann nur ein Fehler sein.“

Kenta dachte überhaupt nicht darüber nach, was er ihr da gerade erzählte. Völlig erschrocken über sich selber, realisierte er erst jetzt, was er gerade getan hatte. Aber er hielt es einfach nicht mehr aus sie so zu sehen und hatte einfach das Bedürfnis allen Kummer von ihr zu nehmen. Bunnys weinen wurde weniger.

„Und warum habt ihr gelogen … Niemand kennt uns in dem Laden … Weder Mamiko noch ich arbeiten dort.“

Kenta schluckte, er konnte jetzt sowieso nicht mehr zurück, er hatte eh schon viel zu viel gesagt.

„Ich … ich weiß es nicht. Mamiko hatte behauptet, dass ihr beide dort eine Arbeit gefunden habt. Zu meiner Schande hab ich euch dort nie besucht und ihr geglaubt …“

Er wusste sich nicht anders zu helfen und hoffte sie würde ihm glauben. Bunny hob ihren Kopf und sah Kenta an.

„Warum hat sie das getan?“

Kenta schüttelte seinen Kopf.

„Ich weiß es nicht … Aber wir werden es aufklären.“

Bunny lächelte und wischte verschämt ihre Tränen aus ihrem Gesicht.

„Wirklich?“

Kenta lächelte sie an.

„Wirklich.“

Er musste einen Weg finden, sie vor Mamiko zu beschützen. Er musste es irgendwie schaffen, dass Mamikos Plan nicht aufging, ohne das diese es bemerkte. Seine Schwester hatte die letzte Zeit erheblich an Macht gewonnen und er fürchtete sich langsam vor ihr und zugleich war es immer noch seine Schwester, der er alles verdankte. Er konnte sich nicht so einfach gegen sie oder seine Familie stellen. Er wusste aber auch, wenn Mamikos Plan funktionierte, dass sie am Ende Bunny töten würde. Er sah Bunny an. Ihr Gesicht war vom Weinen rot und verquollen und dennoch sah sie so bildhübsch aus. Sie strahlte ihn wieder mit ihren wunderschönen blauen Augen an und es lag so viel Hoffnung darin. Er konnte jetzt einfach nicht mehr anders, solange hatte er sich gegen seine Gefühle gewehrt. Versucht sie zu unterdrücken. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und beugte sich langsam zu ihr hinunter. Ihr unverkennbarer süßlicher Duft vernebelte seine Sinne. Er konnte in diesem Moment einfach nicht mehr klar denken. Er schloss seine Augen und näherte sich immer mehr ihrem Gesicht. Sanft legte er seine Lippen auf ihre. Bunny erwiderte den Kuss, bis Kenta sich von ihrem Mund löste. Er lehnte sich zu ihrem Ohr und flüsterte hinein.

„Ich liebe dich.“ …

 

 

 

… „Ihr könnt das nicht einfach ignorieren!“

Mamoru haute mit seiner Faust auf den kleinen Tisch.

„Bunny hat es geschrieben!“

Minako versuchte ihn zu beruhigen und legte seine Hand auf seine.

„Das denken wir auch, aber niemand weiß doch, wann sie es geschrieben hat. Vielleicht haben ihre Eltern es in ihrem Zimmer gefunden und es mitgenommen.“

Makoto raufte sich die Haare.

„Das ergibt doch alles keinen Sinn. Mamoru hat keine Spur von Bunnys Eltern gefunden … oder Bunny.“

Die letzten Worte flüsterte Makoto mehr als das sie es laut aussprach.

„Nagoya ist eine Hafenstadt … vielleicht, sind sie dort hin, um mit dem Schiff weiter zu reisen“, schlussfolgerte Ami.

„Es erklärt aber nicht, wie dieser Zettel zu dieser Frau gelangen konnte“, seufzte Minako.

Mamoru stand auf und schnappte sich das Stück Papier vom Tisch. Er musste dringend los zur Klinik.

„Ich muss jetzt lo...“

Mamoru fasste sich auf einmal an seine Brust auf der Höhe seines Herzens. Er spürte einen tiefen Stich, der Schmerz war unerträglich. Er krampfte regelrecht zusammen und sackte vor den anderen zusammen. Bunny …

 

Kapitel 11

 

Mamoru starrte auf das Blatt Papier. Immer und immer wieder ging er die Zeilen durch, die dort geschrieben standen. Einiges war leider vom Regen aufgeweicht und verwischt. Aber die Bruchstücke, die er entziffern konnte, waren eindeutig. Wie ist das möglich? Auf dem Stück Papier stand etwas über eine Prinzessin die, in einem großen Palast, auf dem Mond lebte. Davon wusste eigentlich nur das Sailor Team und er. Und natürlich Bunny … konnte es sein, dass diese Frau? Aber das war unmöglich. Die Krankenakte von Bunny war eindeutig. Ami hatte sich als Ärztin der Familie vorgestellt und versucht an die Akte zukommen. Es gelang ihr sogar und unmissverständlich dokumentierte diese ihren Tod. Warum sie so schnell abgeholt wurde und wohin, konnte aber auch Ami nicht in Erfahrung bringen.

Mamoru rannte auf einmal, ohne nachzudenken in die Richtung, in die das Auto fuhr. Er musste diese Frau finden. Er rannte und rannte, ohne überhaupt zu wissen wohin. Stundenlang streifte er ohne Erfolg durch die Straßen Nagoyas, bis er erschöpft zu seinem Auto zurückkehrte. Er setzte sich ans Steuer und legte müde seinen Kopf aufs Lenkrad. Ich kann jetzt nicht nach Hause. Er betrachtete das Stück Papier in seiner Hand. Bunny hatte es geschrieben, es war ihre Handschrift. Er würde sie unter Tausenden wiedererkennen.

 

 

Motoki war gerade dabei den Tresen abzuwischen, als die Tür zum Crown geöffnet wurde.

„Wir schließen heute leider schon früher. Kommen Sie doch einfach mor... Mamoru!“

Ohne ein Wort der Begrüßung setzte sich Mamoru zu Motoki an den Tresen.

„Alter, wo warst du! Weißt du überhaupt, was wir uns für Sorgen gemacht haben. Zwei Wochen lang warst du wie vom Erdboden verschluckt.“

„Ich brauchte etwas Zeit für mich … Bekomme ich nun einen Kaffee, oder muss ich mir den woanders besorgen?“, grinste Mamoru schief.

Motoki stellte Mamoru eine Tasse mit heißem Kaffee vor die Nase und verschränkte die Arme.

„Nächstes Mal, sag bescheid, wenn du dir eine Auszeit nimmst … Dann brauchen wir nicht ganz Tokio nach dir absuchen“, meckerte Motoki.

Motoki meckerte noch ein paar Minuten weiter, ohne das Mamoru etwas dazu sagte. Danach unterhielten sie sich dann doch noch kurz über die Hochzeit, bis Mamoru auf seine Armbanduhr schaute und sich dann plötzlich verabschiedete.

„Ich muss jetzt leider los. Wir sehen uns.“

Motoki sah Mamoru verwundert hinterher, wie dieser zu Tür hinaus huschte, und schüttelte grinsend seinen Kopf.

„Aus dem wird man nicht schlau.“

 

 

„Erst verschwindet er, dann bestellt er uns ohne weitere Erklärung hier in den Tempel und dann kommt er auch noch zu spät … Da bin ich ja mal gespannt, was er zusagen hat“, maulte Minako.

Frustriert legte sie ihren Kopf auf den kleinen Holztisch und schloss ihre Augen.

„Eigentlich sollte ich jetzt mit meinem Chef über mein eigenes Album sprechen.“

Rei stand ohne etwas zu sagen auf, ging zu Tür und schob sie ein Stückchen auf. Sie hatte schon seit Tagen kaum Schlaf gefunden, da schlimme Albträume sie quälten. Immer wieder träumte sie von vier Kindern und einer bösen Macht, die alles zerstörte. Sie kam aber nicht weiter, was dies zu bedeuten hatte.

„Er kommt“, flüsterte Rei.

Alle standen aufgeregt auf und stürmten zur Tür. Mamoru hatte die Tür noch nicht mal erreicht, als alle schon durcheinander auf ihn einredeten.

„Wo warst du?“

„Was ist passiert?“

„Warum sollten wir alle herkommen?“

Ohne auch nur eine Frage zu beantworten, ging er an ihnen vorbei, in das kleine Zimmer und legte etwas auf den Tisch.

Alle drängelten sich um den Tisch und betrachteten das Blattpapier.

„Mamoru, was ist das?“, fragte ihn Ami und drehte das Papier in der Hand hin und her.

Mamoru setze sich auf eines der Kissen und fing an zu erzählen. Er berichtete über die Begegnung mit der Frau und dem Fund des Zettels. Er holte tief Luft und erzählte weiter, dass er zwei Wochen lang versucht hatte, eine Spur zu der Frau zu finden. Es hörten ihm alle angespannt zu und keiner unterbrach ihn in dem Moment.

„Ich habe auch versucht die Familie von Bunny zu finden. Ich dachte … vielleicht sind sie ja damals nach Nagoya verschwunden und könnten mir erklären, was das alles zu bedeuteten hatte. Warum sie verschwunden sind, was mit Bunny geschah, wer diese Frau ist und warum sie diesen Zettel hatte.“

Er seufzte und senkte seinen Kopf.

„Aber keine Spur weit und breit von ihnen.“

Ami begutachtete interessiert das Stück Papier.

„Es stehen nur Dinge darauf, was man noch erkennen kann, die eigentlich nur wir kennen. Die Schrift sieht auch ganz nach Bunnys aus, aber ...“

Minako unterbrach sie und riss ihr das Papier aus der Hand.

„Das kann nur Bunny geschrieben haben, so viele Rechtschreibfehler in nur einem Satz … Seht euch mal die Fehler an.“

Rei hatte die ganze Zeit noch nichts gesagt und stand ein wenig Abseits von den anderen. Sie war erschöpft und hatte schon seit Tagen Kopfschmerzen. Die Kämpfe und die Albträume machten ihr zu schaffen.

„Das führt doch zu nichts, es bringt uns nicht weiter … Ein Stück verwischtes Papier bringt uns Bunny auch nicht zurück. Wir sollten lieber unser Augenmerk darauf richten, endlich den Ursprung der neuen Bedrohung zu finden … “

Die andere senkten ihre Köpfe und sagten kein Wort mehr.

„Ihr könnt das nicht einfach ignorieren!“

Mamoru haute mit seiner Faust auf den kleinen Tisch.

„Bunny hat es geschrieben!“

Minako versuchte ihn zu beruhigen und legte seine Hand auf seine.

„Das denken wir auch, aber niemand weiß doch, wann sie es geschrieben hat. Vielleicht haben ihre Eltern es in ihrem Zimmer gefunden und es mitgenommen.“

Makoto raufte sich die Haare.

„Das ergibt doch alles keinen Sinn. Mamoru hat keine Spur von Bunnys Eltern gefunden … oder Bunny.“

Die letzten Worte flüsterte Makoto mehr als das sie es laut aussprach.

„Nagoya ist eine Hafenstadt … vielleicht, sind sie dort hin, um mit dem Schiff weiter zu reisen“, schlussfolgerte Ami.

„Es erklärt aber nicht, wie dieser Zettel zu dieser Frau gelangen konnte“, seufzte Minako.

Mamoru stand auf und schnappte sich das Stück Papier vom Tisch. Er musste dringend los zur Klinik.

„Ich muss jetzt lo...“

Mamoru fasste sich auf einmal an seine Brust auf der Höhe seines Herzens. Er spürte einen tiefen Stich, der Schmerz war unerträglich. Er krampfte regelrecht zusammen und sackte vor den anderen zusammen. Bunny …

Ami sprang auf und eilte zu Mamoru, der auf dem Boden kauerte.

„Bunny“, flüsterte er.

Ami prüfte gerade seinen Puls, als er seine Hand von der Brust nahm.

„Bunny … sie …“, stammelte er.

Ami half ihm auf und sah ihn verwirrt an.

Mamoru ballte eine Faust und senkte kurz seinen Kopf, nur um kurz danach in die verwirrten Gesichter der anderen zu sehen.

„Sie lebt … Ich weiß es … und irgendetwas geschieht, was ganz und gar nicht richtig ist …“

Alle sahen ihn fragend an und versuchten zu verstehen, wovon er redete.

„So einiges geschieht gerade, was ganz gar nicht richtig ist. Aber wie kommst du dadurch darauf, dass Bunny noch lebt?“, hob Makoto fragend die Arme.

„Ich weiß es einfach … ich habe es gespürt und …“

Mamoru dachte an den Schmerz, den er gerade gefühlt hatte.

„Und … irgendwas geschieht mit ihr, was so nicht sein sollte …“

Haruka lachte verachtend auf. Sie und Michiru hielten sich bis eben noch im Hintergrund und hörten einfach nur zu.

„Du hast es gespürt … ich glaube, dass es eher dein Wunschdenken … Irgendetwas, was nicht sein sollte? Ich kann dir genau sagen, was nicht sein sollte … Das die Prinzessin tot ist, das sollte so nicht sein.“

Haruka stand auf und stellte sich angriffslustig Mamoru gegenüber.

„Du hast es gespürt … dein ach so tolles Gefühl konnte aber nicht verhindern, dass sie die Treppe hinunter fällt …“

Haruka redete sich immer mehr in Rage und gab ihrer Trauer ein Ventil. Seit Wochen kam Michiru nicht mehr an sie heran. Sie unterdrückte ihre Gefühle und ließ keine Emotionen mehr zu. Michiru versuchte sie zu beruhigen, aber es half nichts. Mamoru hörte sich das nicht mehr weiter an und schimpfte zurück. Gerade als Haruka und Mamoru aufeinander los gehen wollten, stürmte Artemis aufgeregt hinein.

„Ihr müsst sofort mitkommen! Das Einkaufszentrum ist voller Besessenen und sie gehen auf hilflose Passanten los.“

Ohne weitere Worte machten sie sich alle sofort auf den Weg.

 

 

Erschöpft ließ sich Mamoru auf sein Sofa fallen.

Nach dem Kampf im Einkaufzentrum fuhr er noch ins Krankenhaus und versuchte noch zu retten, was zu retten war von seinem Job. Er verschwand zwei Wochen lang ohne seinen Chef irgendetwas zu sagen. Der Chefarzt hielt ihm eine lange Standpauke, dass er als Arzt hier in dieser Klinik zuverlässig zu sein hat, sonst sehe er für seine weitere Zukunft hier keine Chance mehr. Mit einer Verwarnung und einer einwöchigen Pause ließ er ihn dann gehen. Er drückte bei Mamoru noch mal ein Auge zu, da er wusste, dass seine Freundin gestorben war und er sich sowieso schon sorgen machte, da Mamoru sich nicht freinahm und stattdessen so viel Schichten, wie er nur konnte, übernahm.

Mamoru nahm Bunnys Brosche in die Hand und hielt sie vor sich. Ich weiß, dass du lebst … wo bist du nur? … Mamoru hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Er war sich sicher, dass Bunny lebte, aber wo steckte sie nur. Er musste sie finden. Er ging in seinem Kopf alles erneut durch. Hatte er irgendetwas übersehen? Irgendeinen Hinweis? Der Anruf auf seinem Anrufbeantworter, die schlimme Nachricht im Krankenhaus und das verschwinden der Familie. Dann der seltsame Traum mit Königin Serenity. Er grübelte, wie das alles zusammenpasste. Wo sollte er nur anfangen zu suchen, sie könnte überall sein. Warum sind die Tsukinos verschwunden und wohin. Mamoru sprang plötzlich von seinem Sofa auf und verließ fluchtartig seine Wohnung. Er musste irgendwie in das Haus der Tsukinos gelangen. Er hatte die Hoffnung, dort irgendeinen Hinweis zu finden, der ihm weiterhelfen könnte.

Es war zum Glück schon dunkel und Mamoru fiel nicht so auf, als er ums Haus herumschlich. Vorsichtig hebelte er ein kleines Fenster auf und kletterte ins Haus. Was er nicht bedacht hatte, dass er so kaum etwas sehen konnte und keine Taschenlampe dabei hatte. Verdammt. Ihm blieb gar nichts anderes übrig als Licht anzuschalten. So konnte er kaum seine eigene Hand vor Augen sehen. Er tastete sich an der Wand vorwärts und suchte einen Lichtschalter. Ah, da ist ja einer. Mamoru drückte wie wild auf dem Schalter herum, aber es passierte nichts. Offensichtlich war der Strom abgestellt. Frustriert versuchte er irgendwo eine Taschenlampe zu finden, aber keine Chance. So komme ich nicht weiter. Mamoru hatte keine Wahl, er musste warten, bis es wieder hell wurde. Wieder gehen und morgen wieder kommen, wäre zu riskant. Er tastete sich bis zum Sofa vor und ließ sich in die weichen Kissen fallen, auf denen er früher schon immer gerne gesessen hatte. Wie oft saß er hier mit Bunny zusammen. Mamoru schmunzelte, er musste daran denken, wie lange es gedauert hatte, bis Kenji ihn endlich akzeptiert hatte. Er fühlte sich richtig wohl bei den Tsukinos, sie waren, wie eine kleine Ersatzfamilie für ihn geworden. Mamorus Gesichtsausdruck änderte sich wieder. Warum sind sie einfach so abgehauen? Da passte doch irgendetwas nicht zusammen. Er grübelte noch bis spät in die Nacht und schlief dann ohne es zu wollen ein.

 

Früh am Morgen öffnete Mamoru müde seine Augen und brauchte einen kurzen Moment, bis er wieder wusste, wo er sich befand. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und stand auf. Erst jetzt im Hellen bemerkte er eine Blumenvase mit verwelkten Blumen, die auf dem kleinen Sofatisch standen. Das Blumenwasser war schon gar nicht mehr als Wasser zu erkennen, es war eher eine braune trübe Masse. Zum Glück habe ich die nicht umgerannt. Als er sich genauer umsah, stellte er verwundert fest, dass die Regale leer geräumt waren, Schubladen offen und deren Inhalt teilweise auf dem Boden verstreut war. Die müssen es ja eilig gehabt haben. Überlegend, wo er anfangen sollte, ging er zunächst in die Küche. Umso näher er dieser kam, umso mehr stieg ihm ein übel riechender Geruch in die Nase. Was ist das denn? Mamoru hielt sich seinen Ärmel vor die Nase und betrat die Küche. Er sah sich um und entdeckte einen Holzkorb, der auf dem Tisch stand. Er konnte nur erahnen, was es mal war. Alles war zermatscht und von einem grünlich weißen Pelz bedeckt. Er ging weiter und bemerkte, dass der Kühlschrank ein Stück offen stand. Verwundert ging er näher heran und der Gestank nahm deutlich zu. Er wollte gar nicht wissen, wie es darin aussah, und machte den Kühlschrank zu. Wer weiß, wie lange der Strom schon abgestellt war. Er konnte sich gut vorstellen, in welchen Zustand sich die Lebensmittel befanden. Warum der Kühlschrank offen stand, konnte er sich aber auch nicht erklären. Das Waschbecken stand voll mit dreckigem Geschirr und das Küchenfenster stand auf Kippe, so als würde man gleich wieder zurück sein. Er wollte gerade den Raum wieder verlassen, als er fast in einen Scherbenhaufen trat. Es sah ganz nach Tellern aus. Verdutzt entschloss er, sich in den oberen Zimmern umzusehen. Er ging zuerst in das Zimmer der Eltern. Die Tür war rangelehnt, als er sie komplett öffnete, trat Mamoru einen Schritt zurück und schüttelte verwundert den Kopf. Was war denn hier passiert? Das komplette Zimmer war verwüstet. Die Matratzen aufgeschnitten, der Kleiderschrank ausgeräumt und die Kleidung überall im Raum verteilt. Sämtliche Schubladen ausgekippt. Was war hier nur geschehen? Mamoru rannte weiter in Shingos Zimmer, auch hier war alles verwüstet. Immer mehr ahnte Mamoru, dass hier etwas nicht stimmte. Zögernd ging er zu Bunnys Zimmer. Schwer atmend drückte er gegen die Tür und betrat das Zimmer. Er ballte seine Händen zu Fäusten. Ihr Zimmer sah noch schlimmer als die anderen aus. Irgendjemand musste hier etwas gesucht haben. Mamoru setzte sich auf Bunnys Bett. War hier jemand nach dem Verschwinden der Familie eingestiegen? Das Haus war immerhin seit Monaten verlassen. Mamoru schüttelte den Kopf. Es sah eher so aus, als würde dies hier der Grund sein, warum sie verschwanden. Hatte sie jemand entführt? Und wie passte es dazu, das Bunny verschwunden war. Er raufte sich die Haare. Er wusste jetzt, dass etwas passiert sein musste, aber einen Hinweis, wo sich die Familie oder Bunny aufhielt, hatte er auch noch nicht gefunden. Er ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen und verschränkte seine Arme unter seinem Kopf. An die Decke starrend, überlegte er, wie er weiter vorginge. Er musste dringend mit den Sailor Kriegerinnen sprechen. Sie mussten jetzt endlich einsehen, dass hier etwas mehr als nur faul war. Und dabei dachte er nicht an die vergammelten Lebensmittel. Sie mussten alle zusammen aufklären, was passiert war. Gedankenversunken merkte er erst gar nicht, dass die Brosche von Bunny anfing, zu leuchten und wärmer wurde. Er richtete sich wieder auf und steckte seine Händen in seine Hosentaschen. Was ist das denn jetzt? Mamoru nahm die Brosche heraus. Sie wurde immer wärmer und leuchtete hell auf. Was zum … ? Er hielt sie ein Stück von sich weg und musste blinzeln, um sie überhaupt ansehen zu können, so hell, wie sie strahlte. Was passierte hier gerade? Sie funkelte immer heller und heller, bis sie sich dann plötzlich in Luft auflöste …

 

 

Bunny wusste nicht, wie lange sie hier jetzt schon saßen.

Kenta hatte sich zu ihr hinunter gebeugt, sie geküsst und ihr dann ins Ohr geflüstert, dass er sie liebe. Mit großen Augen sah sie ihn an. Was hatte er da gerade gesagt? Ja, sie waren verlobt, aber er hatte es noch nie gesagt, seit dem sie alles vergessen hatte. Und die erste Zeit wirkte es nicht mal so, als ob er sie gerne in seiner Nähe hatte. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte sich immer noch nicht an ihre früheren Gefühle erinnern. Aber in diesem Moment gerade, sie fühlte sich ihm so nah, er gab ihr Halt, wo sie bis vor ein paar Minuten noch dachte, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und diesmal war sie es, die den Anfang machte und ihn küsste. Schüchtern senkte sie ihren Kopf und wurde rot um die Wangen.

„Danke.“

Kenta wunderte sich und legte vorsichtig einen Finger auf ihr Kinn und hob ihren Kopf, damit sie ihn ansah, ein Stück nach oben.

„Du brauchst dich doch nicht zu bedanken.“

Verlegen schaute Bunny ihn an.

„Doch … Danke, … dass du für mich da bist …“

Er zog sie an sich und legte beide Arme um sie. Bunny drückte ihren Kopf auf seine Brust. Nun saßen sie dort und keiner von ihnen sagte mehr ein Wort.

Doch langsam löste sich Bunny aus Kentas Umarmung und sah sich im Zimmer um.

„Ich glaube, ich sollte mal das Chaos beseitigen.“

Kenta stand auf und streckte ihr eine Hand hin, an der Bunny sich hochzog.

„Ich helfe dir schnell und dann überlegen wir, was wir wegen Mamiko unternehmen.“

 

Nachdem die Wohnung aufgeräumt war und alles an seinen gewohnten Ort stand, ließ sich Bunny erschöpft auf die Couch fallen. Kenta setze sich neben sie und nahm ihre Hand. Er konnte gar nichts sagen und lächelte sie einfach nur an. Sie hatte ihn auch geküsst. Das musste ja bedeuten, dass sie ihn auch mochte. Bunny lächelte zurück und dachte auch an ihren Kuss, genau genommen an ihre beiden Küsse, zurück. Sie wusste gar nicht genau, warum sie ihn zurück küsste. Aber in dem Moment fand sie es richtig. Er gab ihr den Halt, den sie in dem Moment brauchte. Eigentlich waren es ganz nette Küsse, sie wusste nicht, warum sie nun ständig darüber nachgrübeln musste. Sie hatte einfach nur gedacht, ihr fiel, im Moment nicht das passende Wort ein, dass es einfach mehr kribbeln würde im Bauch. Einen Kuss als nett zu beschreiben, fand sie eigentlich auch nicht passend, aber anders konnte sie es auch nicht. Die Stille der beiden wurde von einem lauten Knurren in Bunnys Bauch gestört. Kenta kicherte.

„Ich glaube, da hat jemand Hunger.“

Bunny richtete sich auf und kratze sich verlegen am Kopf.

„Ich glaube auch.“

Kenta lehnte sich zu ihr herüber, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand in die Küche. Bunny lächelte ihn an und kaum hatte er den Raum verlassen verzog sich ihr Gesicht. Sie musste Kenta über ihren Verdacht aufklären. Er musste erfahren, dass sie davon ausging, dass Mamiko für ihren Sturz verantwortlich ist. Er würde ihr bestimmt helfen, die Sache aufzuklären.

 

„Schmeckt es dir nicht?“, fragte Kenta geknickt.

Er hatte sich so viel Mühe gegeben ein leckeres Abendessen zu kochen und nun saß Bunny nur da und stocherte darin herum.

Ohne Kenta anzusehen, murmelte sie etwas vor sich hin.

„Hm, hast du was gesagt?“

Bunny legte ihre Stäbchen zur Seite und sah Kenta jetzt genau in die Augen.

„Warum hat Mamiko uns angelogen?“

Kenta schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Ich werde versuchen sie vorsichtig darauf anzusprechen, damit sie keinen Verdacht hegt. Du erwähnst es am besten gar nicht, sonst sagt sie bestimmt nicht die Wahrheit.“

Kenta musste irgendwie Zeit schinden, damit er sich irgendwas ausdenken konnte, irgendeinen Plan machen konnte, wie er weiter vorging. Er hatte sich in etwas hinein manövriert, wo er nicht wusste, wie er da wieder herauskam.

Bunny senkte ihren Kopf und drückte nervös ihre Hände ineinander.

„Da ist noch etwas, … wie soll ich es sagen, … also ich … ich glaube …“, stammelte Bunny.

„Ich glaube, Mamiko ist schuld … Sie ist für meinen Sturz verantwortlich … So jetzt ist es raus.“

Bunny hielt ihren Kopf noch gesenkt und sah dadurch nicht, dass Kenta vorschreck die Stäbchen aus der Hand fielen. Woher wusste sie das? Kenta bekam Schweißperlen auf der Stirn und seine Hände zitterten. Was sollte er jetzt nur machen.

„Was … woher … wie meinst du das?“

Kenta entschied sich zunächst den Ahnungslosen zu spielen. Er musste genau so verwundert, wie sie sein. Sonst würde er gleich auffallen.

Bunny hob ihren Kopf.

„Ich habe es gesehen … naja also in einem Traum … Ich denke, es war eine Erinnerung. Ich habe gesehen, wie sie mich die Treppe runter schubste.“

Kentas Augen weiteten sich. Er durfte jetzt keinen Fehler machen, sonst würde alles auffliegen.

Langsam stand er auf, ging um den Tisch herum zu Bunny und hockte sich neben sie.

„Bist du dir sicher?“, fragte er ruhig und nahm ihre Hand.

Bunny nickte stumm.

„Ich wusste, bis zu diesem Traum nicht mal, dass es ein Treppensturz war. Und als du es mir sagtest, war ich mir sicher. Mir fehlen nur noch die Beweise und … und warum sie es getan hat … Ich dachte, sie wäre meine Freundin.“

Bei Bunny sammelten sich langsam die Tränen. Kenta nahm sie in den Arm und lehnte seinen Kopf gegen ihren.

„Dann werden wir es herausfinden“, flüsterte er.

„Aber nicht mehr heute, es ist schon spät. Es war ein langer Tag. Ausgeschlafen erreichen wir sicherlich viel mehr.“

Da Bunny auch schon sehr müde und erschöpft war, war sie einverstanden. Heute würden sie eh nichts mehr herausfinden.

 

Bunny schlief sehr unruhig, immer wieder wurde sie wach. Es war einfach zu viel passiert. Sie wollte Kenta aber nicht wecken und versuchte irgendwie zu schlafen. Gerade als sie wieder am Einschlafen war, stand Kenta leise auf. Bunny dachte sich nichts weiter bei, er hatte bestimmt Durst oder musste kurz ins Badezimmer. Als er aber nach einigen Minuten immer noch nicht zurück war, wunderte Bunny sich dann aber doch. Sie wollte lieber nachschauen, ob es Kenta gut ginge. Nicht, dass er nachher noch umgekippt oder irgendetwas anderes passiert war. Sie stand auf und hörte auf einmal Stimmen aus den Flur. Mit wem redet er denn da so spät in der Nacht? Vorsichtig öffnete sie ein Stück die Tür, gerade mal soviel das sie Kenta dadurch beobachten konnte, ohne das er sie bemerkte.

 

„Ja … die schläft … habe ich doch gerade schon gesagt …“

Mit wem redete er da nur? Er telefonierte offenbar.

„Jetzt sofort? … Können wir das nicht … ja … aber … gut ich mache mich gleich auf den Weg.“

Verdutzt belauschte Bunny das Gespräch. Er sollte sich wohl mit irgendwem treffen. Aber mitten in der Nacht? Und warum erzählte er der Person, dass sie schliefe? Fluchend legte Kenta das Telefon zur Seite und ging aufs Schlafzimmer zu. Ohne groß nachzudenken, huschte Bunny zurück ins Bett und tat so als würde sie schlafen. Irgendetwas war da faul, sie musste herausfinden, was es war. Dazu durfte Kenta aber nicht erfahren, dass sie in belauscht hatte. Kenta lugte ins Zimmer und vergewisserte sich ob Bunny auch wirklich noch schliefe. Er ging zum Bett und schmunzelte. Wie oft hatte er sie schon nachts wieder zugedeckt, nachdem sie wie wild beim Träumen herumstrampelte. Bunny hatte es nicht mehr geschafft sich richtig zu zudecken. Sie lag nur mit den Füßen bedeckt im Bett und hatte ihren Kopf im Kissen vergruben. Liebevoll deckte Kenta sie zu, streichelt ihr noch über ihren Kopf und verließ dann leise das Schlafzimmer. Bunny hörte die Eingangstür zu klappen, sprang auf und rannte in den Flur. Schnell zog sie sich ihren Mantel über, schlüpfte in ihre Schuhe und schnappte sich ihre Tasche, die an der Garderobe hing. Sie musste versuchen Kenta unbemerkt zu folgen und herausfinden, mit wem er telefonierte und warum. Ein Blick auf den Fahrstuhl verriet ihr, dass der Fahrstuhl im Erdgeschoss stehen blieb. Er fuhr also nicht bis unten in die Tiefgarage. Vorsichtig schaute sie aus dem Treppenhausfenster, sie musste wissen, in welche Richtung er lief. So schnell sie konnte, lief sie die Stufen des Treppenhauses hinunter. Kenta war noch nicht weit gekommen und sie konnte ihn ohne Probleme einholen. Er drehte sich kein einziges Mal um und Bunny konnte ihm mit einem Sicherheitsabstand, unbemerkt folgen. Einmal hüpfte sie erschrocken hinter einen Baum, da sie dachte, er hätte sie gehört, aber er versuchte nur eine streunende Katze wieder los zu werden.

Bunny war ihm nun schon einige Zeit gefolgt und sie wunderte sich, dass er in das Industriegebiet hinein lief. Was will er denn hier? Sehr vertrauenswürdig sah es ja nicht aus. Bunny gefiel es gar nicht. Dies war kein Ort, wo sie freiwillig nachts herumlaufen würde. Aber wenn sie herausfinden wollte, was hier vorginge, hatte sie keine andere Wahl. Was wollte er nur hier? Leise ging sie ihm weiter hinterher, als er eine große Lagerhalle betrat. Kenta hatte die Tür nicht richtig geschlossen, als er hineinging und so stand sie nun einen Spalt offen. Auf Zehenspitzen schlich sie langsam zu der Halle und versuchte durch den Spalt hinein zuschauen, konnte aber nichts erkennen. Drinnen wurde es immer lauter und sie erkannte Kentas Stimme. Er stritt mit jemandem. War dies der Anrufer? Eine Frauenstimme keifte ohne Pause herum. Sie erkannte diese Stimme, es war Mamiko. Sie hielt ihr Ohr ganz nah an die Tür, da sie immer lauter wurden, konnte sie einige Wortfetzen aufschnappen.

„Was … kannst du nicht … woher … dass ich es war?“

Kenta versuchte offenbar sich zu verteidigen.

„Was … ich kann … dafür.“

Sie kamen wohl näher zum Eingang und Bunny konnte dadurch jetzt deutlich verstehen, was sie sagten.

„Warum erzählst du ihr auch, dass sie in Tokio einen Treppensturz hatte. Du bist auch zu gar nichts zu gebrauchen.“

„Was sollte ich denn machen, wenn sie alle Krankenhäuser abtelefoniert hat? Hätte ich nichts gemacht, wäre es sofort aufgeflogen.“

Nun mischte sich eine dritte Stimme ein. Bunny erschrak, sie kannte diese Stimme nur zu gut. Sie gehörte zu einem der Männer, von denen sie in die kleine Hütte gesperrt wurde.

„Wir hätten sie damals in der Hütte einfach beseitigen sollen. Weiter gekommen sind wir durch die ganze Maskerade auch nicht. Wir hätten keine wertvolle Zeit damit verschwendet, dem Blondchen irgendeine dumme Waisenkinder Geschichte vorzuspielen. Kenta als Verlobter und Mamiko als treue Freundin? War doch klar, dass das nicht funktioniert“, lachte er spöttisch auf.

Mamiko zischte vor Wut.

„Halt die Klappe Akuma. Hätte unser nichtsnutziger Bruder seine Aufgabe besser erledigt. Müssten wir dieses Gespräch hier gar nicht führen. Und die blöde Göre würde schon für uns arbeiten.“

Bunny legte fassungslos ihre Hand auf ihren Mund. Was erzählten sie da gerade? Ihre angebliche Freundin und Kenta spielten ihr nur etwas vor? Und einer der Entführer war sogar der Bruder von den beiden? Waren die letzten Monate, alles nur eine große Lüge? Geschockt und durcheinander versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen, sie bemerkte dadurch nicht, dass sich ihr langsam eine Gestalt näherte …

Kapitel 12

 

„Wen haben wir denn da?“

Bunny erstarrte, sie hatte nicht gemerkt, dass sich jemand der Lagerhalle näherte. Er stand nun direkt vor ihr und Angst durchzog ihren Körper. Wie in einem Film schossen ihr die Bilder aus der Hütte durch den Kopf. Es war einer der Männer, von denen sie dort hin verschleppt wurde. Damit waren also beide hier. Akita packte Bunny am Arm und zog sie mit sich. Sie versuchte sich zu befreien, aber sie hatte keine Chance. Es war fast so, als ob er übermenschliche Kräfte hätte.

„Wir haben einen ungeladenen Gast“, trat er mit ihr in die Halle und warf sie genau vor Mamikos Füße.

„Was macht die denn hier? Kenta, hast du nicht aufgepasst? Bist du überhaupt zu irgendetwas zu gebrauchen?“

Bunny schluchzte und sah aufgewühlt abwechselnd zu Kenta und Mamiko.

„Was soll das alles hier? Mamiko ich dachte, du wärst meine Freundin?“

Bunnys Hände zitterten, sie wollte nicht schon wieder weinen, aber sie konnte nicht anders.

Mamiko, ihre Freundin, es war alles nur gespielt? Und Kenta? War das gestern Abend, der Kuss, das „Ich liebe dich“ auch nur eine große Lüge? Sie wollte ihm genau in seine Augen sehen, aber er senkte seinen Kopf und richtete seinen Blick stur auf den Boden.

„Kenta … ich … ich dachte … ich dachte du liebst mich …“, schluchzte Bunny.

Wie verrückt fing Mamiko an zulachen. Sie konnte sich dieses Schauspiel nicht mehr ohne ein triumphierendes Gelächter ansehen.

„Du dachtest wirklich, er liebt dich? Dann hat der Trottel ja doch mal etwas richtig gemacht. Bravo.“

Sie klatsche vor Freude in die Hände und legte dann ihren Arm um Kenta.

„Mein kleines Brüderchen hasst dich genauso, wie wir anderen auch.“

Tänzelnd zog sie Akita und Akuma zu sich.

„Darf ich vorstellen meine kleinen Brüder. Aber du kennst sie ja schon, sie haben dich ja damals im Krankenhaus bestens in Empfang genommen.“

Kenta konnte Bunny nicht ansehen, zu gerne wäre er jetzt zu ihr, hätte ihr gesagt, dass er sie wirklich liebte, aber er hatte keine Wahl. Er musste hier auf Mamikos Seite stehen. Sie hatte Akita, Akuma und ihn in der Hand, sie hatte die Macht über sie.

Wäre diese seltsame Alte mit ihrem dämlichen Amulett damals nur nicht aufgetaucht, dachte er sich. Sie waren zwar verbannt worden und fristeten ihr Dasein im Dunkeln. Aber sie waren ja selber schuld daran. Sie wussten doch, dass es verboten war. Aber wenn man klein ist, denkt man über vieles anders und versteht vieles noch nicht. Er musste auf ein Mal an seine alte Heimat denken, zu gerne wäre er dort in Frieden mit seiner Familie aufgewachsen. Aber es herrschte Krieg und alles wurde zerstört.

 

Sie lebten eigentlich ganz friedlich. Sie hatten zwar nicht viel, aber alles, was man zum Leben brauchte. Der Planet war der Erde eigentlich ziemlich ähnlich, … bevor alles zerstört wurde. Doch nach und nach wurde es unruhig auf dem Planeten. Er wusste gar nicht, wie es angefangen hatte. Seine Eltern hatten ihnen auch nicht viel erzählt. Man erzählte sich nur, dass an vielen Orten die Bewohner anfingen, sich zu bekriegen. Aber es war weit weg von ihnen und die Wochen vergingen. Doch nach und nach erreichte es auch das Dorf von seiner Familie. Nachbarn, Freunde oder Familien stritten nur noch, griffen sich grundlos an, es wurde immer Schlimmer. Alles wurde zerstört. Es herrschte Krieg, der gesamte Planet wurde ins Chaos gestürzt. Die Bewohner bekämpften sich gegenseitig bis zum Tod. Es war furchtbar. Seine Familie flüchtete, doch nirgendwo war es noch sicher. Königin Serenity, vom Erdenmond, kam ihnen zwar zur Hilfe, aber es war zu spät. Der Planet war längst unbewohnbar geworden. Kenta erinnerte sich ganz dunkel, dass sie etwas mit einem Kristall gemacht hatte und danach sich keiner mehr Angriff und die Bewohner wieder normal worden. Warum verstand er zu dem Zeitpunkt aber auch nicht. Königin Serenity gab der wenigen Bevölkerung, die überlebt hatten, auf der Erde oder auf dem Mond ein neues Zuhause …

Kenta seufzte unbemerkt.

 

Bunny fühlte sich wie in einem schlechten Film. Sie wurde die ganze Zeit nur belogen? Ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Sie verstand es einfach nicht. Sie saß immer noch auf dem Boden und stand nun langsam auf.

„Aber wir haben doch seit dem Waisenhaus schon so viel zusammen erlebt. Ich habe es doch gesehen, das ganze Fotoalbum ist doch voller schöner Erinnerungen. Warum tut ihr mit das jetzt an. Warum hasst ihr mich?“

Sie versuchte so selbstbewusst, wie es nur ging zu sprechen, aber man hörte bei jedem Wort die Unsicherheit heraus. Mamiko verdrehte ihre Augen.

„Wie leichtgläubig kann man eigentlich sein. Schon mal was von gefälschten Fotos gehört?“

Bunny drückte ihre Tasche ganz fest an sich. Sie musste sich irgendwo festhalten, sie hatte sonst das Gefühl umkippen zu müssen. Sie klammerte sich ganz fest an die Riemen der Tasche. Mamiko lachte wieder laut auf.

„Wo … wozu das alles?“, stammelte Bunny.

Mamiko verzog ihr Gesicht. Ihr triumphierendes Lächeln wich einen vom Zorn angetriebenen Blick. Sie schnipste kurz mit ihren Fingern und Bunny fing an in der Luft zu schweben. Immer höher schwebte sie im Raum.

Völlig verwirrt starrte sie Mamiko an.

„Was … wie machst du das?“

Ohne Bunny zu antworten, ging Mamiko auf sie zu, grinste schief, schnipste erneut und Bunny verlor an Höhe und fiel wieder zu Boden. Sie schlug schlimm auf dem harten Betonboden der Halle auf. Kenta drehte sich weg, er konnte es einfach nicht mit ansehen. Er wusste nicht, was seine Schwester nun vorhatte, aber bei ihr war mittlerweile alles möglich. Mamiko stellte sich direkt vor Bunny und legte ihre Finger um ihren Hals. Bunny versuchte sie wegzudrücken, aber sie hatte einfach keine Chance. So stark kann doch kein normaler Mensch sein, dachte sich Bunny. Zu mehr Gedanken kam sie aber nicht, da es ihr langsam die Luft abschnürte.

„Du bist an allem schuld. Wärst du nicht gewesen … es hätte keiner gemerkt. Wir wollten ihn nur kurz ausleihen, … aber dann musstest du ja mit deinen großen Kulleraugen kommen und … nur wegen so einer kleinen Göre … und nun … sieh dich an … völlig wehrlos … so schwach …wie erbärmlich … “

Mamiko ließ los und Bunny sackte zusammen. Verachtend drehte sich Mamiko weg und ging zu ihren Brüdern. Japsend nach Luft fasste Bunny sich an ihren Hals.

„W … Wo … Woran … soll … ich … schuld sein?“, keuchte sie.

Mamiko würdigte Bunny keines Blickes mehr.

„Dank Kenta ist sie nun nutzlos. Eigentlich wollte ich warten, bis sie die anderen für uns erledigt hat, aber so können wir sie auch gleich hier und jetzt beseitigen.“

Kenta ging entsetzt einen Schritt nach hinten. Hätte er doch nur besser aufgepasst und bemerkt, dass sie ihm hinterherschlich.

„Können wir sie nicht irgendwie anders noch gebrauchen? Sonst waren die ganzen Monate … so sinnlos … “, versuchte Kenta seine Schwester, ohne sich zu verraten, umzustimmen.

Er sah Mamiko oder seine Brüder nicht dabei an. Sie durften nicht sehen, wie er sich wirklich fühlte. Er ballte eine Faust, er musste es doch irgendwie schaffen ihr zu helfen. Bunny hatte Kentas Reaktion bei Mamikos Worten bemerkt. Sie klammerte sich an den Gedanken, dass es doch nicht alles gelogen war, zumindest vom ihm. Sie verstand überhaupt nicht, was das hier alles zu bedeuten hatte oder woran sie schuld sein sollte.

„Ach Kenta, mich ärgerst es ja auch, dass die Monate umsonst waren. Aber jetzt sei doch froh, dass du sie nun endlich los bist. Wie oft hast du mir in den Ohren gehangen … Sie ist nutzlos jetzt.“

Für Bunny brach eine Welt zusammen, die ganzen Wochen wurde sie nur belogen und betrogen. Sie hatte ihnen vertraut, insbesondere Kenta. Bunny schluchzte immer lauter. Fassungslos hatte sie den Worten von Mamiko zugehört.

Mamiko hakte sich bei Kenta ein und zog ihn Richtung Ausgang.

„Akita, Akuma, ich nehme an, ihr schafft das alleine?“

Akita war in der Zwischenzeit schon zu Bunny gegangen und packte sie am Arm. Er zog sie mit einer Hand hoch und legte die andere Hand, damit er ihr direkt in die Augen sehen konnte, unter ihr Kinn.

„Wir werden schon unseren Spaß haben“, grinste Akita schief.

Bunny schluckte und versuchte sich aus Akitas Fängen zu lösen und zappelte wie wild mit den Armen. Akita verstärkte aber seinen Griff nur und Bunny hatte keine Chance ihm zu entkommen.

Flehend rief sie Kenta hinterher, der schon fast mit seiner Schwester die Halle verlassen hatte. Sie musste es einfach probieren. Sie konnte einfach nicht glauben, dass es nur eine Lüge war und alles vorgespielt hatte.

„Kenta bitte … hilf mir doch … Kenta!“, schrie sie.

Ihr liefen die Tränen übers Gesicht. Konnte sie sich so in ihm getäuscht haben? Sie hatte wirklich gedacht, dass sie ihm etwas bedeutete.

Kenta drehte sich nicht mehr um und biss die Zähne aufeinander. Es tut mir so leid … Bunny …

Kaum hatten die beiden die Halle verlassen, ging Akuma weiter nach hinten in die Halle.

„Du machst das schon“, brummte er.

Er ging zu einigen gestapelten Kisten und schob sie zur Seite. Dahinter stand ein kleines Klappbett mit einer schmuddeligen Matratze. Dicht daneben stand noch ein Tisch mit zwei Hockern. Akuma und Akita hielten sich hier, wenn sie nicht gerade wieder irgendeine Aufgabe von Mamiko in Tokio erledigen mussten, oft auf. Akuma ließ sich auf das Bett fallen, machte es sich bequem und ließ nur noch einen abfälligen Spruch von sich hören, bevor er die Augen schloss, um zu schlafen.

„Damit wären es nur noch zwei“, flüsterte Akita Bunny ins Ohr.

„Ich finde, wenn wir schon alleine sind, können wir auch noch ein wenig … Spaß … haben, bevor wir deinem jämmerlichen Leben ein Ende bereiten.“

Bunny schluckte und traute sich kaum zu atmen. Akita zog sie mit sich und verließ die Halle. Egal wie sehr Bunny sich auch wehrte, sie hatte keine Chance sich zu entreißen. Draußen packte er sie an den Schultern und drückte sie gegen eine Wand, wodurch sie ihre Tasche verlor. Bunny liefen die Tränen übers Gesicht.

„Bitte lass mich doch gehen.“

Akita grinste nur hämisch und fing an, mit einer Hand, Bunnys Mantel zu öffnen. Mit der anderen drückte er sie weiterhin gegen die Wand. Bunny war starr vor Angst, wie sollte sie nur entkommen. Obwohl er nur mit einer Hand drückte, konnte sie kaum ihren Oberkörper bewegen. Er machte sich weiter an ihrem Mantel zu schaffen und lachte auf, als er ihn geöffnet hatte und auf den Boden warf. Bunny hatte ganz vergessen, dass sie, als sie Kenta gefolgt war, nur ihren Mantel über ihren Pyjama zog.

„Ach wie süß … keine Zeit mehr gehabt zum Umziehen, was.“

Bunny kniff die Augen zusammen. Ihr musste schnellstens etwas einfallen, nur was. Akita machte sich einen Spaß daraus, ganz langsam jeden einzelnen Knopf des grünen Pyjamaoberteils zu öffnen. Bei jedem weiteren Knopf zuckte Bunny mehr und mehr zusammen. Akita war so auf Bunnys Oberteil fixiert, dass er gar nicht auf ihre Beine achtete. Bunny bemerkte dies, sie hatte nur die eine Chance und musste es probieren. Sie riss die Augen auf, starrte in sein grinsendes Gesicht, hob ihr Bein und stoß ihr Knie mit all ihrer verbliebenen Kraft mitten in sein bestes Stück. Akita stöhnte laut auf und packte sich mit beiden Händen in den Schritt, bevor er zu Boden sackte. Bunny rannte, ohne zu wissen wohin, los. Sie drehte sich nicht um und lief so schnell sie ihre Beine trugen tiefer in das Industriegebiet. Hinter sich hörte sie noch, wie Akita ihr fluchend hinterher brüllte. Sie musste sich irgendwo verstecken. Lange würde es Akita nicht aufhalten und er würde ihr schon bald hinterherlaufen, da war sie sich sicher. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was er dann mit ihr anstellte.

Akita krümmte sich auf dem Boden und brüllte vor Wut, wodurch Akuma aus der Lagerhalle stürmte.

„Was ist das denn für ein Lärm hier. Kann man nicht mal in Ruh...“

Verwundert sah Akuma seinen Bruder an.

„Sag jetzt nicht, du hast sie entkommen lassen! Wie kann man nur so dämlich sein. Wenn Mamiko das erfährt, was meinst du, was dann los ist!“, schimpfte Akuma.

Akita verzog sein Gesicht und versuchte aufzustehen.

„Anstatt hier herumzulabern, hilf mir lieber sie zu finden! Weit kann sie noch nicht sein.“

Die beiden teilten sich auf und durchsuchten das Gebiet.

Bunny lief und lief, wo sollte sie nur hin. Hier war weit und breit nichts zum Verstecken. Sie ruckelte an jeder Lagerhallentür, doch sie waren alle verschlossen. Panisch lief sie weiter und übersah dabei ein kleines Schlagloch. Sie stolperte und fiel mitten in einen Scherbenhaufen. Sie schlug sich schlimm die Knie auf dem Schotter und den Scherben auf. Ein fürchterlicher Schmerz pochte in ihrem linken Arm. Vorsichtig hob Bunny ihren Arm. Eine riesige Scherbe, die fast die Länge ihres Unterarmes hatte, stecke tief darin. Kurz kniff sie ihre Augen zusammen und schluchzte, doch dann zog sie mit einem Ruck die Scherbe aus ihrem Arm und stand schnell wieder auf. Sie brauchte sich die Verletzung nicht ansehen, um zu wissen, dass sie nicht gut aussah. Der Schmerz reichte aus. Ich muss weiter. Sie entdeckte nicht weit von sich Container und lief darauf zu. Die einzige Möglichkeit war, sich dazwischen irgendwo ein Versteck zu suchen, überlegte sie. Leise schlich sie um die Container herum. Zwei von ihnen standen so dicht nebeneinander, dass zwischen ihnen ein kleiner Spalt entstand. Sie kroch hinein und gab keinen Mucks von sich. Ihr Arm schmerzte und ihr Ärmel war mittlerweile blutverschmiert. Bunny hörte von weiten Stimmen. Das mussten sie sein. Sie kamen immer näher. Bunny machte sich so klein, wie es nur ging. Schritte waren immer deutlicher zuhören. Sie sah hinter sich, hier ging es nicht weiter, durch den kleinen Spalt passte sie nicht durch. Was hatte sie sich nur dabei gedacht hier hineinzukrabbeln, ärgerte sie sich über sich selber. Hier war kein entkommen, wenn die beiden sie erst mal fanden. Vorsichtig rutsche sie nach vorne und strecke ihren Kopf, gerade so viel heraus, dass sie sich umsehen konnte. Nichts zu sehen. Leise verließ sie ihr Versteck.

„Da ist sie!“, schrie Akuma.

Bunny drehte ihren Kopf zur Seite, nicht weit von ihr standen die beiden Brüder. Ach du … Bunny dachte nicht groß weiter nach und rannte los. Akita stürmte ihr hinterher und kam ihr immer näher. Egal wie schnell Bunny auch rannte, Akita war einfach viel schneller als sie und hatte sie fast eingeholt. Verzweifelt versuchte Bunny ihn abzuhängen, aber ohne Erfolg. Er hatte sie erreicht, packte sie am Handgelenk und zog sie daran zurück.

„Du hast doch wohl nicht ernsthaft gedacht, du könntest uns entkommen!“, brüllte Akita sie an.

Bunny versuchte ihre Hand aus Akitas Griff zu ziehen, aber wie zuvor auch, hatte sie keine Chance. Sie versuchte ihn zu treten aber Akita wich gekonnt aus.

„Glaubst du das funktioniert ein zweites Mal?“, funkelte er sie böse an.

„Was hab ich euch denn getan?“, weinte Bunny.

Bunny sah Akuma näherkommen, wenn er sie auch erreicht hatte, hatte sie gar keine Chance mehr. Sie überlegte nicht lange und biss Akita, damit er losließ, in seine Hand. Kurz hatte es auch geklappt und er öffnete sie. Bunny wollte loslaufen, aber Akita hatte sich zu schnell wieder gefangen und schlug sie wutentbrannt ins Gesicht, wodurch sie zu Boden fiel. Akuma hatte sie mittlerweile auch erreicht und zog Bunny hoch. Er schnappte sich ihre Arme und drehte sie nach hinten auf ihren Rücken. Bunny hatte keine Chance mehr sich zu befreien. Akita ging auf sie zu und zückte ein Klappmesser.

„Diesmal entkommst du uns nicht!“, wedelte Akita mit dem Messer herum.

Bunny senkte ihren Kopf. Sie hatte verloren, keine Chance mehr zu entkommen. Sie weinte und flehte die beiden immer wieder an, sie doch gehen zu lassen. Akita hob seinen Arm und holte aus. Bunny kniff nur noch ihre Augen zusammen und schrie auf.

„NEIN …“

Auf Bunnys Stirn leuchtete auf einmal ein goldener Halbmond. Wärme durchströmte ihren Körper und sie fühlte sich plötzlich so stark, gar nicht mehr hilflos. Was ist das für eine angenehme Wärme? Bilder blitzen vor ihren innerem Auge auf. Ja ich … ich erinnere mich … Serenity … Ich bin Prinzessin Serenity. Sie öffnete ihre Augen und starrte Akita an, der gerade mit dem Messer ausholte. Alles lief für sie wie in Zeitlupe ab. Bunny fing an von Kopf bis Fuß zu leuchten. Akuma konnte gar nichts anderes machen als sie loszulassen. Das Licht drückte ihn regelrecht weg von ihr. Akita brach mitten in seiner Bewegung ab und ließ sein Messer fallen. Er hielt sich seinen Arm vor sein Gesicht, dieses Licht, er ertrug es nicht. Bunny schloss ihre Augen und stand nun in einem langen weißen Kleid vor den beiden. Sie streckt ihre Arme aus, als würde sie etwas zwischen ihren Händen halten wollen. Ich bin nicht nur Prinzessin Serenity, … nein, … ich bin … ich bin auch ... Wie aus dem nichts schwebte ihre Brosche plötzlich zwischen ihren Händen. Sie nahm sie in die Hand und hielt sie nach oben.

„Außerdem bin ich … Sailor Moon!“

Bunny verwandelte sich in Sailor Moon und stand in Angriffsstellung vor den beiden.

„Ihr habt mich lange genug hinter das Licht geführt, damit ist jetzt Schluss. Ich bin Sailor Moon und kämpfe für Liebe und Gerechtigkeit. Im Namen des Mondes werde ich euch bestrafen!“

Die beiden Brüder wussten gar nicht, wie es gerade um sie geschah. Entgeistert starrten sie Sailor Moon an.

„Das kann doch nicht wahr sein! Akuma hauen wir ab. Ohne Mamiko haben wir keine Chance gegen sie!“

Akuma nickte nur schnell und sie stürmten davon. Als Sailor Moon hätte sie zwar jetzt hinterher laufen können, um mit den beiden zu kämpfen, aber sie hatte keine Kraft mehr. Sie verwandelte sich zurück in Bunny und fiel auf ihre Knie. Es war einfach zu viel. Sie legte ihren Kopf in ihre Hände und weinte dicke Tränen. Die ganzen Monate, eine einzige Lüge. Kenta war nicht ihr Verlobter, Mamiko nicht ihre Freundin. Sie wusste zwar wieder, dass sie Sailor Moon war, Prinzessin Serenity, aber sie war ganz alleine. Sie hatte das Gefühl, sich an irgendetwas Wichtiges nicht erinnern zu können. So sehr sie sich auch anstrengte, da war nichts, außer ein schwarzes Loch. Sie erinnerte sich an Kämpfe, die sie hatte, alleine, aber dazwischen, nichts. Sie war froh, wieder zu wissen, wer sie wirklich war, aber ihr ganzes Leben drum herum war weg. Oder war da gar nichts? Bestand ihr leben nur aus Kämpfen und sonst war da nichts? War sie einfach schon immer alleine? Hatte sie sich deswegen so lange nicht erinnern können, wer sie wirklich war, weil es ihr unbewusst gefiel, nicht mehr alleine zu sein, auch wenn es eine Lüge war? Ihr Arm schmerzte und zog sie aus ihren Gedanken. Vorsichtig zog sie den blutverschmierten, zerrissenen Ärmel, damit sie sich die Wunde anzusehen konnte, hoch. Es war ein tiefer Schnitt und blutete immer noch. Sie musste es mit irgendetwas verbinden. Sie stand auf und ging wie in Trance zurück zu der Lagerhalle, wo der Albtraum, in dem sie sich nun befand, begann. Wenn sie Glück hatte, lagen dort noch ihre Jacke und ihre Tasche. Sie musste sich beeilen, sie wusste nicht, wo die beiden hin waren und ob sie mit Mamiko zurückkehrten. In ihrem jetzigen Zustand, durcheinander und verletzt, wusste sie, dass sie gegen Mamiko keine Chance haben würde. An der Lagerhalle angekommen, fand sie auch gleich ihre Tasche und ihren Mantel. Sie lagen wirklich noch an Ort und Stelle. Schnell schüttelte sie ihre Tasche aus und suchte irgendetwas für ihren Arm. Sie schnappte sich eine Packung Taschentücher und legte diese vorsichtig über die Wunde. So würden die Tücher aber nicht halten. Ihr fiel ein, dass sie ihren Schal gestern in die Jackentasche gestopft hatte und noch nicht wieder ausgepackt hatte. Langsam wickelte sie ihren gelben Satin Schal um ihren Arm und knotete ihn so fest es nur ging. Das muss fürs Erste reichen. Sie musste hier schnellstens Weg, aber wo sollte sie nur hin? Sie hatte kein zu Hause mehr, sie hatte niemanden mehr. Zügig zog sie ihren Mantel über und packte ihre Tasche wieder ein. Tokio. Sie wusste nicht weshalb, aber es zog sie nach Tokio. Wenn es stimmte, was Kenta sagte, wo sie sich jetzt nicht mehr sicher war, passierte da auch ihr Unfall. Bunny lachte kurz auf. Unfall … Das Mamiko versucht hatte, sie zu beseitigen war nun mehr als offensichtlich. Sie musste irgendwie nach Tokio kommen, aber nur wie. Sie schnappte sich ihre Geldbörse. Das bisschen Geld, welches sich darin befand, würde niemals für ein Zugticket genügen. Zur Polizei gehen brauchte sie auch nicht, in dieser Angelegenheit konnten sie ihr kaum helfen. Was sollte sie auch sagen. „Hallo ich bin Sailor Moon, und ein böses Mädchen will mich töten?“ Sie würden sie wohl eher für verrückt halten. Was sie machen würde, wenn sie in Tokio ist, wusste sie auch noch nicht. Sie hatte kein Geld, nichts zu essen, keine Wohnung. Oder zumindest wusste sie nicht, wo sie sein könnte. Beim Einsammeln ihrer Sachen fiel ihr Blick auf eine Visitenkarte. Die hab ich ja total vergessen. Shin Tanaka. Las sie sich selber vor. Vielleicht könnte er ihr helfen. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte, war er Jurastudent. Vielleicht konnte er herausfinden, ob sie eine Wohnung in Tokio hat oder hatte. Es war riskant, aber eine andere Möglichkeit hatte sie nicht. Sie hob ihre Tasche auf und verließ so schnell es ging das Industriegebiet …

 

 

„Habe ich das gerade richtig verstanden, ihr habt es nicht geschafft sie zu erledigen, stattdessen hat sie sich in Sailor Moon verwandelt?“, zischte Mamiko.

Akita und Akuma versuchten sich zu verteidigen, was konnten sie denn dafür, dass sie sich plötzlich verwandelte.

Mamiko war außer sich vor Wut und warf wie wild Sachen durch die Gegend. Sie packte Akita am Kragen.

„Ihr hattet nur eine Aufgabe … Ist denn überhaupt einer von euch Volltrotteln zu irgendwas gut?“

Sie ließ ihn los und ging auf und ab.

„Alles muss man hier alleine machen!“

Kenta holte tief Luft und atmete erleichtert aus. Bunny war zum Glück nichts passiert. Er wusste zwar nicht, wie es weiterging, aber zunächst war sie gerettet.

Zornig lief Mamiko weiterhin auf und ab und tippte sich dabei gegen ihr Kinn.

„Wir werden weiter machen wie zuvor.“

Mamiko nahm ihr Amulett in ihre Hand und lächelte. Sie war mittlerweile sehr stark geworden und war sich sicher, dass sie gegen Sailor Moon, solange sie alleine war und noch nicht ihre vollständige Erinnerung zurückhatte, spielend fertig würde.

„Mit Sicherheit wird sie nach Tokio und ist noch ganz alleine. Durch meine kleine Blockade wird sie sich so schnell nicht an die anderen Sailor Kriegerinnen erinnern, doch ewig wird es ohne Erneuerung nicht anhalten. Bis dahin müssen wir sie finden und sie … “

Mamiko lachte böse und ihre Augen funkelten vor Zorn.

Kapitel 13

 

„Ich bin sehr enttäuscht von dir. Ich dachte immer, dass du nicht so unfähig wie deine Brüder wärst. Du weißt doch, dass wir nur in Ruhe leben können, wenn der Kristall zerstört ist.“

Zitternd und mit gesenktem Kopf stand Mamiko da. Sie traute sich nicht aufzusehen, zu sehr fürchtete sie sich vor der möglichen Strafe des Versagens.

„I... Ich … ich weiß … Ich habe versagt.“

Eine junge Frau in einem langen schwarzen Kleid hob ihren Arm und trat näher an Mamiko heran.

„Zugeben der Plan die Prinzessin gegen ihre eigenen Leute lenken zu wollen, hatte was, aber wie man sieht, ist er gescheitert und das Prinzesschen läuft frei herum und der Kristall ist nicht zerstört.“

Mamiko kniff ihre Augen zusammen. Die Frau hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und mit der anderen hielt sie das Amulett, welches sie um den Hals trug, fest.

„Du hast deine Sache bisher sehr gut gemacht, daher gebe ich dir noch eine Chance. Enttäusche mich nicht! Sonst …“

Lachend ging die Frau zurück in den Schatten, aus dem sie gekommen war und Mamiko blieb allein zurück …

 

 

 

Bunny war tatsächlich in Tokio angekommen. Alles hier fühlte sich so fremd und doch irgendwie so vertraut an. Erschöpft setze sie sich auf eine kleine Parkbank und dachte an die letzten Tage zurück.

Sie war von Stadt zu Stadt getrampt und kam Tokio immer näher. Eigentlich brauchte man nur ein paar Stunden, drei Tage hatte sie gebraucht. Sie hatte die Tage kaum geschlafen. Geld für ein Hotel hatte sie nicht. Es wurde immer kälter, draußen irgendwo ein wenig schlafen war demnach viel zu kalt. Wenn sie sich nachts in einem Bahnhof einen Unterschlupf suchte, wurde sie immer meist als Rumtreiberin verscheucht. Sie schlief, wenn es ging im Auto, wenn sie endlich wieder jemanden gefunden hatte, der sie mitnahm. Doch dies war meist nur von kurzer Dauer, nach wenigen Minuten schreckte sie meist panisch wieder auf. Sie lief oft stundenlang herum um jemanden zu finden, der sie wenigstens bis in die nächste Stadt mitnahm. Fast zwei Tage saß sie allein in Shizuoka fest. Sie fand einfach niemanden, der sie mitnahm. Eins war ihr aber unterwegs klar geworden, sie durfte niemanden trauen, sie war alleine. Wer wusste schon, wer noch alles zu Mamiko und Kenta gehörte und ihr etwas vorspielen würde.

Müde schaute sie auf ihre Knie. Im Gegensatz zu ihrem Arm schauten die schon wieder ganz gut aus. Man sah zwar noch die Kratzer und Wunden, aber sie waren allesamt gut verheilt. Gähnend hielt sie sich ihre Hand vor dem Mund. Sie hatte seit drei Tagen kaum geschlafen und nichts gegessen. Mit dem bisschen Geld, welches sie bei sich trug, holte sie sich etwas zu trinken. Ihr Arm pochte, sie wechselte zwar öfters die Taschentücher, aber die Wunde sah nicht gut aus. Sie war zwar kein Arzt, aber so wie es aussah, sollte es bestimmt nicht aussehen. Den ersten Tag hatte es noch oft geblutet. Ihr Schal war dadurch auch nur noch ein verschmiertes Etwas. Es blutete zwar jetzt nicht mehr, aber schmerzte sie noch so sehr, dass sie versuchte ihren Arm kaum zu bewegen. Sie musste zu einem Arzt, das war ihr klar. Aber sie wusste nicht, ob Mamiko oder einer der anderen dadurch herausbekommen würden, wo sie sich auffielt. Sie hatte sie ja auch aus dem Krankenhaus geholt. Sie konnten sich mit Sicherheit Zugang zu ihren Daten beschaffen. Nachdenklich blickte sie in den Himmel. Der Arzt damals erwähnte, dass ihre Angehörigen verständigt wurden. Wer war nur damit gemeint? Sie konnte sich an niemanden erinnern. Meinte er damit Mamiko und Kenta? Hatten sie sich im Krankenhaus als diese ausgegeben? Ihr Magen knurrte, sie hatte keine Wahl, sie durfte zwar niemanden trauen, aber sie musste etwas essen und sich ausruhen. Sie stand auf, zog die Visitenkarte von Shin heraus und überlegte, wie sie die Straße finden würde, als es hinter ihr laut wurde. Nicht weit von ihr standen einige Leute und stritten sich. Aber dies war kein normaler Streit. Sie spürte etwas Böses und sah auch schon, dass viele von ihnen von einem schwarzen Nebel umhüllt waren. Seufzend hielt sie ihre Brosche in der Hand. Sie waren also hier. Sie wusste nicht, was Mamiko und die anderen vorhatten, aber ganz dem Anschein nach, benutzen sie unschuldige Menschen für ihren Plan. Sie schlich hinter einen Baum und wollte sich verwandeln, als sie große Augen machte. Vor die Menschenmenge stellten sich zwei Frauen. Sie trugen ähnliche Kleidung wie sie, wenn sie sich verwandelte. Es gibt also noch andere? Bunny entschied sich abzuwarten, auf welcher Seite sie stehen würden. Da viel ihr der Stadtplan wieder ein. Die Namen waren Sailor Kriegerinnen. Aufmerksam beobachtete sie die beiden, sie versuchten wohl den Menschen zu helfen, aber sie wurden mehr und mehr bedrängt. Kurzer Hand verwandelte Bunny sich und eilte ihnen zu Hilfe. Sie vertraute zwar niemanden, aber sie kämpften auf der gleichen Seite, also wollte sie ihnen helfen und dann schnell verschwinden. Sie durfte nur so viel gesehen werden, wie zwingend nötig. Mamiko durfte sie so schnell nicht finden. Bunny war sich sicher, dass sie die Anführerin war, so wie die anderen sich ihr gegenüber verhielten. Die beiden Sailor Kriegerinnen hatten sie nicht bemerkt, da sie von den Menschen eingekesselt wurden.

„Aufhören! Lasst sie in Ruhe“, schrie Sailor Moon.

Alle Augen waren auf einmal auf sie gerichtet. Sailor Merkur und Sailor Venus trauten ihren Augen nicht.

„Das ist … wie … Sailor Moon!“

Sailor Venus dachte, sie würde einen Geist sehen. Sailor Merker konnte es gar nicht glauben, was sie da sah. Da stand sie, ihre Tod geglaubte Freundin.

„Wenn ihr mit jemandem kämpfen wollt, na los, kommt her!“

Die besessenen Menschen sahen sie böse an. Sailor Moon hielt ihr Zepter in die Höhe und überlegte nicht lange.

„Licht des Silbermonds, schein und heile!“

Licht und Wärme durchströmte die Menschen. Sie fielen bewusstlos zu Boden und aus ihren Herzen wichen Schatten, die sich über ihnen in Luft auflösten.

Schwer atmend kippte Sailor Moon auf ihre Knie und fasste, mit schmerz verzogenem Gesicht, an ihren verletzen Arm. Sie war eigentlich viel zu geschwächt um so einen Angriff zu starten, ihr Hunger, ihr verletzter Arm, sie konnte nicht mehr, aber sie musste den Menschen einfach helfen.

Sailor Merker und Sailor Venus stürmten aufgeregt zu ihr.

„Sailor Moon!“

Die beiden hatten Sailor Moon fast erreicht, als diese ohne etwas zu sagen aufsprang und davon lief. Sie standen zwar auf derselben Seite, aber vertrauen konnte sie niemanden. Wer weiß, ob dies nicht wieder ein Trick von Mamiko und Kenta war, um sie zu täuschen, dachte Sailor Moon. Sie erinnerte sich an keine anderen Kriegerinnen, mit denen sie zusammen kämpfte, und wollte dies so schnell auch nicht ändern.

Entgeistert blieben Sailor Venus und Merker zurück. Die Menschen um sie herum wachten langsam auf und die beiden verschwanden lieber. Ami und Minako hatten sich zurückverwandelt und konnten es immer noch nicht fassen.

„Sie war es doch, … warum läuft sie denn vor uns weg?“

Ami schüttelte den Kopf um ihn danach nachdenklich zu senken.

„Ich weiß es nicht … Hast du bemerkt, wie sie zusammensackte und ihren Arm festhielt. Ich glaube sie hatte schmerzen …“

Minako nickte.

„Das glaube auch. Aber sie lebt! Wir müssen es sofort den anderen sagen.“

 

Nicht weit von ihnen hatte sich auch Bunny zurückverwandelt und erschöpft im Park versteckt. Sie war am Ende ihrer Kräfte, doch sie musste weiter. Sie hatte sich noch nicht überlegt, was sie Shin sagen würde, aber sie musste irgendwo hin. Sie glaubte aber, dass er nicht zu Mamiko und den anderen gehörte. Kentas Verhalten damals im Park schließe eher darauf, dass er nicht wollte, dass sie mit anderen in Kontakt trat und Shin wirklich ein Fremder war. Erst jetzt im Nachhinein fiel ihr auf, wenn sie es so recht überlegte, das die beiden ständig versuchten zu verhindern, dass sie mit irgendjemandem in Kontakt trat. Damals dachte sie sich nichts groß dabei. Aber jetzt, na klar, sie versuchten zu verhindern, dass irgendetwas herauskam und sie misstrauisch werden würde. Langsam erhob sie sich, sie musste weiter. Bunny fragte sich durch, bis sie endlich vor einem großen Mehrfamilienhaus stand. Sie drückte auf die Klingel, auf der Tanaka stand und wartete. Der Summer brummte und sie öffnete die Tür. Kurz danach stand sie vor dem verdutzten Shin.

„Äh... Hallo … Also mit dir hätte ich nun nicht gerechnet. Bunny oder?“

Bunny kaute auf ihrer Lippe herum. Sie wusste nicht, was sie nun sagen sollte. Sie war einfach viel zu erschöpft, aber irgendetwas musste sie ihm sagen, zumindest soviel, dass sie fürs Erste einen Unterschlupf gefunden hatte. Sie konnte ja nicht mal ein Hotel bezahlen.

„Ich … Ich weiß nicht, wo ich hin soll … ich kann nicht zurück und … du hattest damals gesagt … ich bin ganz alleine und ...“, stammelte sie.

Bunny brach in Tränen aus, sie wollte Shin eigentlich ganz höflich darum bitten, sie ein paar Tage aufzunehmen. Aber es brach einfach aus ihr heraus. Shin verstand nur die Hälfte, aber er sah, dass ihr nicht gut ging.

„Komm erst mal rein.“

Shin zeigte mit seiner Hand in die Wohnung und schluchzend ging Bunny hinein.

„Komm ich nehme deinen Mantel.“

Bunny schüttelte ihren Kopf und drückte ihren Mantel ganz fest an sich. Sie konnte ihn doch nicht ausziehen. Sie trug immer noch ihren Pyjama. Außerdem wäre ihre Verletzung am Arm dann sofort zu sehen und dann stellte er nachher zu viele Fragen. Aber sie konnte auch nicht ewig hier stehen. Also öffnete sie langsam ihren Mantel und zog ihn aus. Shin bemerkte sofort ihren blutverschmierten Schal um ihren Arm. Wenn es von außen schon so aussah, wollte er gar nicht wissen, was sich darunter verbarg.

„Meine Güte, was … was hast du denn da gemacht?“, fragte er entsetzt.

Bunny legte ihre Hand auf ihren Arm und blickte starr auf den Boden.

„Ich … ich bin in einen Scherbenhaufen gefallen.“

Shin runzelte die Stirn.

„ Aha … und … also … warum trägst du einen Pyjama?“

Bunny kratze sich am Kopf, sie musste ihm etwas sagen, aber nur soviel, wie zwingend nötig.

„Das eine längere Geschichte …“

Shin bat sie ins Wohnzimmer, damit sie sich hinsetzen konnten. Sie hatten gerade Platz genommen und Shin bat ihr ein Glaswasser an, als es wie wild an der Tür klopfte.

„Wer ist das denn? “, wunderte sich Shin, „Warte kurz, bestimmt nur wieder meine Nachbarin.“

Er trottete zur Tür und öffnete diese schwungvoll.

„Was gibt es denn dies...“

Bunny hörte einen Schrei und ein fieses Lachen.

„Wo ist sie?“, schrie eine Männerstimme.

Bunny fiel vor Schreck das Glas mit Wasser aus der Hand, sodass dieses laut klirrend auf dem Boden landete.

„Hast du das gehört?“, ertönte es aus Richtung der Tür.

Bunny sprang vom Sofa auf und ballte ihre Hand zur Faust. Wie konnte sie nur so dumm sein. Man hatte sie, wie es schien, im Park beobachtet und war ihr dann gefolgt und Shin musste jetzt darunter leiden. Sie konnte Shin nicht seinem Schicksal überlassen, sie war schließlich daran schuld und rannte in den Flur.

„Hier bin ich! Mich sucht ihr doch oder nicht?“

Vor der Haustür standen zwei Männer. Einer von ihnen hielt Shin im Schwitzkasten und der andere war im Begriff, als Bunny in den Flur stürmte, die Wohnung zu betreten. Sie kannte die Männer nicht, aber ihr war klar, sie wurden von einer schwarzen Macht kontrolliert.

„Sieh an, wen haben wir denn da. Ich soll dir eine Botschaft übermitteln … Wenn du den Typ hier lebend wieder sehen möchtest, komm morgen bei Sonnenaufgang in den Shinjuku Gyoen Park.“

Ohne auf eine Reaktion von Bunny zu warten, zogen sie Shin das Treppenhaus hinunter. Bunny wusste, dass es eine Falle war, aber was sollte sie machen, Shin war nur wegen ihr da hineingeraten. Sie würde aber nicht bis zum Morgengrauen warten, sie musste gleich hinterher. Vielleicht konnte sie so, die Entführer überraschen. An der Garderobe hingen eine blaue Jacke und ein paar Mützen in verschiedenen Farben. Bunny zog sich die Jacke von Schin über und verstecke ihre Haare in einer schwarzen Mütze. In ihrem roten Mantel fiele sie zu sehr auf, den kannten die Entführer. Eilig verließ sie die Wohnung. Draußen parkte ein Taxi und sie fragte dessen Fahrer, wie sie am besten zu dem Park kommen würde. Sie fühlte sich seltsamerweise zu Hause in Tokio und dennoch, sie kannte sich kein Stück aus.

Früh am Abend erreichte sie die Parkanlage. Leise schlich sie sich zwischen den Bäumen hindurch. Auf dem Hauptweg wäre sie zu sehr aufgefallen. Die meisten Passanten hatten zum Glück den Park längst verlassen. Sie wusste nicht, was für eine Falle sie ihr stellen wollten, da war es gut, so wenig Unschuldige wie es nur ging in der Nähe zu haben. Sie konnte im Park aber nichts Verdächtiges feststellen, bis sie nicht weit von sich ein Teehaus entdeckte, vor dem zwei schwarz gekleidete Männer standen. Es waren die beiden die Shin verschleppten. Einer von ihnen telefonierte und der andere lief fluchend vor dem Teehaus auf und ab. Sie waren, wie es aussah bisher alleine.

„Ja, sie wird kommen, da bin ich mir ganz sicher. Der? Keine Ahnung. Eben war er noch hier.“

Bunny war sich sicher, dass sie über sie redeten. Aber wen meinte der Mann mit der? Hier irgendwo lief, so wie es sich anhörte, noch jemand herum. Bald wären sie hier also nicht mehr alleine. Sie musste sich beeilen. Bunny schmerzte ihr Arm immer mehr. Hunger und Schlafmangel zerrten zusätzlich an ihr. Mit Mamiko oder einen der anderen fertig zu werden, könnte in Moment schwierig werden. Sie musste Shin auf dem schnellsten Wege hier rausholen und dann irgendwo untertauchen. Sie durfte ihn nicht weiter in Gefahr bringen. Bunny versteckte sich hinter einem Baum, verwandelte sich in Sailor Moon und nahm ihr Zepter in die Hand. Schnell hielt sie es in die Höhe und befreite die beiden von der bösen Macht, die sie kontrollierten. Die Männer waren komplett überrumpelt und hatten keine Zeit zu reagieren. Sailor Moon durfte keine Zeit verlieren und rannte, als die beiden Männer bewusstlos zu Boden sanken schnell in das Teehaus. Sie hatte Shin sofort gefunden, er lag dort, wie versteinert und doch irgendwie schlafend, auf dem Boden. Was sie wunderte, nicht weit von Shin lagen schlafend noch weitere Personen, die hier möglicherweise festgehalten wurden. Eine Frau mittleren Alters, ein Mann im, etwa im gleichen Alter würde sie sagen. Und ein sehr junger Mann, fast noch ein Teenager. Außerdem lag dort noch eine schwarze Katze mit einem seltsamen Zeichen auf der Stirn. Es sah aus wie ein Halbmond. Sie hatte jetzt aber keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Sie musste sie allesamt, so schnell es ging, hier herausbringen. Doch egal wie sehr sie auch an Shin rüttelte und schüttelte, er wurde nicht wach. Sailor Moon versuchte es auch bei den anderen Personen, aber keine Chance. Seltsam. Sailor Moon kniete vor Shin und rüttelte ihn, bis sie darauf kam. Sie schliefen nicht absichtlich, sie wurden mithilfe der bösen Macht ruhiggestellt, aber warum? Bei Shin konnte sie sich es noch denken, aber wer waren die anderen? Und was sollte die Katze hier? Schnell schüttelte sie ihren Kopf, sie hatte keine Zeit dafür, sie musste sie wecken und verschwinden. Sie hielt ihr Zepter vor sich und flüsterte eine Art Zauberformel. Licht durchzog das Zimmer und eine angenehme Wärme breitete sich aus. Erschöpft fiel Sailor Moon auf ihre Knie, es strengte sie in ihrem jetzigen Zustand sehr an.

Shin fing als Erster an zu blinzeln und öffnete seine Augen.

„W... Wo bin ich?“

Auch die anderen fingen an sich zu rekeln und wachten verwundert auf. Die Frau drehte sich verdutzt zu dem Mann und legte ihre Hand auf seinen Arm.

„Kenji, was ist passiert? Wo sind wir?“

Dieser kratzte sich am Kopf und hob seine Brille, die neben ihm lag, auf.

„Ich weiß es nicht. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass wir zu Hause waren und einen Anruf vom Krankenhaus erhielten.“

Der junge Mann war aufgestanden und hatte sich neben die Frau und den Mann gestellt.

„Genau so geht es mir auch. Mehr weiß ich auch nicht mehr.“

Sailor Moon beobachtete die Drei, irgendwie kamen sie ihr so seltsam vertraut vor, aber woher nur? Sie hatten einen Anruf von einem Krankenhaus bekommen? Wieder schüttelte sie schnell ihren Kopf und schellte sich innerlich selber, keine Zeit für so was. Hektisch sprang sie auf und half Shin aufzustehen.

„Ihr müsst alle schnell hier raus. Sie werden gleichkommen und bis dahin müsst ihr verschwunden sein!“

Shin sah Sailor Moon verblüfft an.

„Wer bist du?“

Sailor Moon hob ihren Arm und zeigte auf die Tür.

„Das tut hier nichts zur Sache. Ihr seht lieber zu, dass ihr hier raus kommt. Ihr wurdet entführt und die Entführer müssten gleich zurück sein!“

Aufgeschreckt von Sailor Moons Worten verließen allesamt hektisch das Teehaus. Shin wurde aber, kurz bevor er die Tür erreichte, noch kurz von Sailor Moon aufgehalten.

„Halt dich von dieser Bunny fern, das bringt dir nur ärger. Vergesse am besten auch, dass sie bei dir war.“

Sailor Moon hatte dabei einen Ton angeschlagen, der keine Widerworte duldete und Shin auch ein wenig Angst machte.

„O... okay …“, nickte dieser nur noch und rannte zu Tür hinaus.

Sailor Moon senkte ihren Kopf. Das wäre geschafft, jetzt nichts wie weg hier.

„Dich kann ich aber nicht hier lassen.“

Sailor Moon hob die Katze auf und nahm sie in den Arm. Sie schlief immer noch und aus irgendeinem Grund wollte sie sie nicht hier zurücklassen. Sie wusste nicht, ob die Katze zufällig hier war oder ob sie auch hier festgehalten wurde. Aber warum sollten sie eine Katze einsperren, dachte sie sich. Sie nahm sie aber vorsichtshalber lieber mit sich. Eilig lief sie nun ebenfalls zur Tür hinaus und verschwand im dunklen Park. Keine Sekunde zu früh, denn von weiten hörte sie schon eine ihr sehr bekannte Stimme. Sie rannte und rannte, bis sie sich sicher war, dass sie aus ihrer Reichweite war. Die Katze wurde langsam wach und blinzelte. Sailor Moon kraulte sie sanft an ihrem Kopf und setze sie langsam ins Gras.

„Hier bist du sicher. Pass das nächste Mal lieber besser auf, kleines Kätzchen“, lächelte Sailor Moon der Katze zu und lief davon.

 

Luna wunderte sich, in wessen Arm sie lag, aber es fühlte sich so schön warm und vertraut an. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, um zu sehen, wer es war. Blinzelt sah sie in ein lächelndes Gesicht, noch nicht ganz bei sich und verwirrt wurde sie aber auch schon auf den Boden gesetzt. Aber das ist doch …? Bevor sie auf irgendeine weise reagieren konnte, saß sie auch schon allein im Gras. Aber das war doch … Sailor Moon. Luna versuchte ihr noch hinterher zu laufen, aber sie konnte sie nicht einholen, sie war verschwunden. Luna suchte den ganzen Park ab, aber keine Chance. Sie schlich gerade an dem Teehaus vorbei, als sie zusammenzuckte. Eine Frauenstimme brüllte und schimpfte wie wild herum. Luna konnte von weiten eine Frau erkennen, die einen Mann am Kragen packte und auf ihn ein schimpfte.

 

„Wo warst du Kenta? Du solltest hier mit den beiden zusammen aufpassen, bis wir da sind.“

Kenta legte seine Hände über Mamikos und versuchte sie zu beruhigen.

„Ich dachte, ich hätte Sailor Moon gesehen und bin ihr hinterher. Es war aber nur ein gewöhnliches Mädchen. Als ich dann wieder zurück war, lagen die beiden auf dem Boden und die Geisel waren verschwunden.“

Mamiko schrie auf vor Wut.

„Wie kann man nur so dämlich sein, seinen Posten zu verlassen. Was hab ich nur für hirnverbrannte Brüder. War doch klar, dass sie dir eine Falle stellt!“

Kenta senkte schuldbewusst seinen Kopf. Doch innerlich war er erleichtert, er hatte sich ganz bewusst vom Teehaus entfernt. Er wusste das Sailor Moon ohne Probleme mit den Marionetten seiner Schwester fertig werden würde und hoffte, dass sie rechtzeitig verschwand, bevor diese kam. Er musste sie beschützen, ohne das Mamiko es mitbekam. Er hatte immer noch keine Idee, wie er weitermachen sollte, aber bis dahin musste er dieses Doppelspiel weiterspielen.

„Ja, es war ein dummer Fehler von mir, … aber ich wollte die kleine Göre unter keinen Umständen entkommen lassen …“

Mamiko ließ ihren Bruder los und stampfte auf dem Boden herum.

„Mit ihrer Familie können wir sie jedenfalls nicht mehr erpressen“, mischte sich Akita dazwischen.

Luna hatte, von weiten, alles belauscht und ihre Augen weiteten sich. Deshalb waren sie also damals verschwunden. Aber eines passte immer noch nicht, warum verschwand dann auch Bunny und wurde als tot erklärt? Wieso rannte diese vor ihr weg? Luna wurde aus ihren Gedanken geholt, als es wieder laut wurde.

„Warum holen wir sie uns nicht einfach erneut?“, hob Akuma fragend die Arme.

Mamiko schlug Akuma auf den Hinterkopf.

„Schwachkopf! Bist du so dumm oder tust du nur so? … Die blöde Katze wird schon längst zu den Sailor Kriegerinnen gelaufen sein und ihnen alles erzählt haben … Damit stehen sie sicherlich schon unter dem Schutz von ihnen. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen.“

Luna hatte genug gehört, sie musste schnell zu den anderen. Sie wusste selber nicht, wie lange sie überhaupt fort war. Sie machten sich sicherlich schon Sorgen um sie. Sie war einer Spur gefolgt und hatte das Teehaus entdeckt, doch bevor sie hineingehen konnte, bekam sie einen Schlag auf den Kopf und es wurde schwarz, bis sie eben in Sailor Moons Arm erwachte …

Kapitel 14

 

„Wo bleibt er denn.“

Minako tippte nervös mit ihren Fingern auf dem Tisch herum. Es war mittlerweile spät am Abend und sie warteten schon seit heute Mittag auf Mamoru. Er war in der Klinik am Arbeiten. Er sollte doch schon früher wieder anfangen, als ursprünglich vorgesehen, da viele Ärzte erkrankt waren.

Sie hatten ihn vor drei Tagen das letzte Mal gesehen, als er sie aufgeregt angerufen hatte und sie zu Bunnys Haus bestellte. Sie waren sich alle einig gewesen, Bunnys Familie war nicht freiwillig gegangen, so wie das Haus verwüstet war. Warum sich die Brosche in Luft auflöste, wussten sie aber auch nicht. Doch Mamoru war überzeugt, dass sie zu ihrer rechtmäßigen Besitzerin zurückkehrte.

„Er hatte also recht“, murmelte Minako vor sich hin.

Sie hatten zwar alle gehofft, dass es so wäre, aber sie wollten sich nicht allzu große Hoffnung machen, wo es nachher keine gab. So war es einfacher. Es einfach zu akzeptieren, es hinzunehmen, damit sie weiter leben konnten. Sie haben sich einfach vor offensichtlichen Tatsachen verschlossen, nur um nicht erneut damit fertig werden zu müssen, wenn es sich als falsch erwiesen hätte.

Ami kramte in ihren Unterlagen herum und drehte sich zu Minako.

„Er wird bestimmt bald da sein. Er war noch mitten in einer Operation. Sein Kollege wollte ihm aber gleich bescheid geben, wenn er herauskommt.“

Minako seufzte und schloss ihre Augen.

„Ja ich weiß … aber es ist schon so spät, … von Makoto, Rei oder den anderen haben wir aber auch noch nichts gehört.“

Sie hatten sich aufgeteilt und suchten die Stadt nach Bunny ab. Bisher war aber keiner von Ihnen zurückgekehrt. Ami und Minako blieben vorsichtshalber im Tempel, damit jemand dort war, falls Bunny oder Mamoru auftauchen würden. Sie konnten sich einfach nicht erklären, warum sie einfach davon lief.

Minako döste gerade vor sich hin, als Artemis spät am Abend als Erster zurückkehrte. Aufgeregt sprang Ami auf, wodurch auch Minako aus ihrem schläfrigen Zustand erwachte. Artemis schüttelte aber, bevor die beiden überhaupt etwas sagen konnten, gleich seinen Kopf, und die beiden setzen sich angespannt wieder hin.

Nach und nach kehrten auch die Sailor Kriegerinnen zurück, doch niemand hatte Bunny gefunden. Bedrückt und niedergeschlagen warteten sie auf Mamoru. Makoto war mittlerweile eingeschlafen, auch die anderen hatten Mühe ihre Augen offen zu halten. Es war schon sehr spät geworden und der Tag war anstrengend. Ami wollte sich gerade verabschieden, da sie in ein paar Stunden wieder zur Arbeit musste, als es leise an der Tür kratzte. Ami öffnete verwundert die Tür und vor ihr stand eine völlig atemlose schwarze Katze.

„Luna!“

Ami schnappte sich Luna und ging mit ihr hinein. Makoto und die anderen waren auf einem Schlag hellwach.

Außer Atem versuchte Luna ihre Neuigkeiten zu berichten, aber die anderen hörten ihr zunächst gar nicht zu, zulange war sie verschwunden. Sie umarmten die kleine Katze und redeten wie wild auf sie ein, sodass Luna selber gar nicht zu Wort kam.

„Nun lasst sie doch mal ausreden“, schimpfte Artemis und wurde verlegen.

Er war eigentlich nur ein wenig beleidigt, da die anderen ihm keine Chance ließen, selber zu Luna durchzukommen.

Luna erzählte ihnen alles, was sie an dem Teehaus beobachtet hatte und an was sie sich noch erinnern konnte, bevor sie einen Schlag auf dem Kopf bekam.

„Dann haben wir aber endlich einen Anhaltspunkt“, räusperte sich Artemis, „Jetzt wisst ihr alle, worauf ihr achten müsst.“

Angeregt diskutierten alle, wer diese Frau oder die Männer sein könnten. Nachdenklich sah Luna aus dem Fenster. Irgendwo … irgendwo, habe ich dieses Gesicht schon einmal gesehen, aber wo …

 

 

Ausgelaugt beendete Mamoru seine Schicht. Er zog sich seinen Kittel aus und räumte seine Sachen zusammen. Er sollte dringend in den Tempel kommen, hatte ihm sein Kollege ausgerichtet. Da es aber nun sowieso schon so spät geworden war, wollte er zumindest vorher noch schnell zu Hause unter die Dusche springen. Die brauchte er jetzt dringend. Er hatte den ganzen Tag in der Klinik verbracht und musste das Gemisch aus Schweiß und Desinfektionsmittel, welches an ihm klebte, unbedingt loswerden. Er konnte sich zwar kaum auf seine Arbeit konzentrieren, aber wenn er seinen Job nicht verlieren wollte, musste er dadurch. Den ganzen Tag zerbrach er sich den Kopf, wo er nur anfangen könnte zu suchen. Sollte er vielleicht noch mal nach Nagoya fahren? Die zwei Wochen, die er dort schon alles abgesucht hatte, hatte zwar nicht viel gebracht, aber es war leider sein einziger Anhaltspunkt bisher. Verdammt! Mamoru haute mit seiner Faust gegen die Wand. Wäre er damals nur schneller gewesen und hätte ihr Gesicht gesehen. Dann wäre sie jetzt längst …

„Herr Chiba, alles in Ordnung bei Ihnen?“

Mamoru drehte sich um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass eine Krankenschwester das kleine Zimmer betrat.

„Äh ja, … alles gut.“

Hastig sammelte er seine restlichen Sachen ein, zog seine Jacke über und verabschiedete sich von der Schwester, welche verwundert zurückblieb.

Mamoru ging extra den Hintereingang hinaus, er hatte keine Lust auf weitere Gespräche mit seinen Kollegen, warum er einfach zwei Wochen verschwand.

Auf dem Parkplatz und an seinem Auto angekommen, warf er seine Tasche auf den Beifahrersitz und fuhr los. Gähnend schaute er auf die Uhr. Es war schon sehr spät und die Straßen dadurch zum Glück schon ziemlich leer geworden, sodass er gut durch den Verkehr kam. Er war schon fast zu Hause angekommen, als er einen lauten Knall ganz in seiner Nähe hörte. Was war das denn jetzt? Ein weiterer Knall ertönte und Mamoru entschloss sich, lieber nachzuschauen, was es war. Er ahnte Schlimmes, das konnte nichts Gutes heißen. Er parkte sein Auto und lief in die Richtung aus dem ein weiterer Knall zuhören war. Umso näher er kam, desto deutlicher spürte er eine böse Macht, genau die, gegen die sie schon seit Monaten versuchten anzukommen. Er lief so schnell er konnte, doch plötzlich blieb er stehen. Das kann doch nicht …? Er spürte eine ihm sehr bekannte Wärme. Das ist doch …? Blitzartig rannte er weiter. Er kannte diese Energie nur zu gut. Bunny … Er lief und lief und schon bald stand er nicht weit von einer ganzen Meute von Besessenen, die plötzlich von einem hellen warmen Licht umhüllt wurden und danach zu Boden fielen. Mamoru versuchte irgendetwas zu erkennen. Er versuchte Bunny zu finden. Aber er konnte sie nirgends sehen. Er war so nah dran und jetzt sollte er sie nicht finden? Das kann doch nicht sein. Kopflos suchte er die Gegend ab. Er schloss seine Augen und versuchte sich auf sie zu konzentrieren. Hier irgendwo musste sie sein. Er wollte seine Augen gerade wieder öffnen, als plötzlich jemand in ihn hinein rannte, er wurde fast umgerannt. Er wollte gerade anfangen zu schimpfen, was das sollte, als ihm auf einmal die gesamte Farbe aus seinem Gesicht wich. Mamoru traute seinen Augen nicht. Er schaute in zwei blaue Augen, die er so lange vermisst hatte.

„Sailor Moon … Oh Bunny …“, flüsterte er leise.

Sailor Moon sagte aber kein Wort und schaute ihn einfach nur an. Wie versteinert stand sie da und bewegte sich kein Stück. Mamoru legte seine Arme um sie und zog sie ganz nah an sich heran. Doch abrupt löste sich Sailor Moon aus seiner Umarmung und schubste ihn von sich weg.

„Was soll das? Woher weißt du, wer ich bin? Wer bist du überhaupt? Hat SIE dich geschickt?“

Mamoru verstand überhaupt nichts mehr.

„Erkennst du mich denn nicht? Bunny, ich bin es doch!“

Er nahm Sailor Moons Hände und hielt sie fest. Er wollte etwas sagen, doch dazu kam er nicht mehr. Sailor Moon zog ihre Hände weg und brüllte ihn an.

„Keine Ahnung, wer du bist. Lass mich in Ruhe.“

Sie versuchte wegzulaufen, aber Mamoru lief ihr sofort hinterher.

„Was willst du von mir?“

Mamoru wollte ihr antworten, doch direkt neben den beiden landete eine Energiekugel auf dem Boden und hätte die beiden fast erwischt.

„Verdammt, ich habe einen übersehen“, sie schaute Mamoru direkt in die Augen, „Wenn du nichts mit denen zu tun hast, würde ich zusehen, dass du von hier verschwindest!“

Schon kam auch schon die nächste Energiekugel und traf Bunny direkt an ihrem verletzen Arm. Laut schrie sie auf und hielt sich ihren Arm fest. Mamoru eilte sofort zu ihr und versuchte sie zu stützen.

„Lass mich los.“

Mit letzter Kraft hob sie ihr Zepter und verwandelte den Besessenen zurück. Kraftlos wurde sie wieder zu Bunny und verlor das Bewusstsein …

 

 

Langsam öffnete Bunny ihre Augen. Verwirrt schaute sie sich um, wo war sie nur? Sie lag in einem großen Bett? Sie grübelte, strich sich mit ihrer Hand über ihre Stirn und versuchte sich zu erinnern, was passiert war.

Sie hatte Shin und die anderen befreit, die kleine Katze ein Stück entfernt vom Teehaus freigelassen und lief dann davon. Sie irrte durch die Gegend und überlegte, wo sie sich versteckten könnte, als sie in einen schlimmen Streit von vier Männern geriet, der keinen natürlichen Ursprung hatte. Sie waren vergiftet mit böser Energie. Sie wollte ihnen helfen, doch bevor sie es schaffte, griffen sie sie an. Es wurden plötzlich ich immer mehr. Sie wusste nicht, wo die auf einmal alle herkamen, aber Mamiko hatte mit Sicherheit ihre Finger im Spiel. Sie sollten sie bestimmt zu ihr bringen. Einige von ihnen waren ziemlich stark und schossen sogar mit Energiekugeln um sich. Doch irgendwie schaffte sie es, alle von dem Bösen zu befreien und wollte verschwinden, als sie in einen Mann hinein lief. Sie hatte ihn einfach nicht gesehen, da sie die ganze Zeit hinter sich schaute, ob ihr jemand folgen würde. Als sie zu Shin gegangen war, hatte sie auf so etwas gar nicht geachtet und sie wollte den Fehler kein zweites Mal machen. Als sie den Mann ansah, war sie im ersten Moment nicht fähig sich zu bewegen. Irgendwas in ihr erstarrte für einen kleinen Augenblick. Er kam ihr so seltsam vertraut vor, als würde sie ihn schon sehr lange kennen. Aber sie wusste einfach nicht woher. Sie erinnerte sich einfach nicht. Er nannte sie sogar bei ihrem Namen und umarmte sie dann.

Sie schnaubte aus bei dem Gedanken und verschränkte ihre Arme. Was erlaubte er sich da, sie kannte ihn ja nicht mal. Verwundert betrachtete sie dadurch ihren Arm. Ihr blutverschmierter Schal war verschwunden und stattdessen war ihre Wunde mit einem richtigen Verband verbunden. Bunny machte große Augen und deckte sich komplett auf. Was hatte sie da an? Ihr Pyjama war es jedenfalls nicht mehr. Sie trug eine weiße Jogginghose und darüber ein hellblaues kurzärmliges Shirt. Wer hatte sie denn umgezogen? Sie versuchte sich aufzurichten, was gar nicht so einfach war, da ihr im ersten Moment ziemlich schwindelig wurde. Wie lange hatte sie nur geschlafen und wo war sie nur? Das Letzte, woran sie sich erinnerte war, dass sie von einem Energieball am Arm getroffen wurde und sie den Verursacher zurückverwandelte. Dann wurde es dunkel.

Entgeistert zog sie die Decke wieder über sich. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht sah, dass neben dem Bett auf einem Stuhl, der Mann in den sie hineingerannt war, saß. Er muss wohl eingeschlafen sein, da sein Oberkörper halb auf dem Bett lag. Hatte er die ganze Zeit bei ihr am Bett gesessen? Hatte er sie etwa umgezogen? Bunny wurde rot. Warum nahm er sie mit zu sich? Sie verstand einfach nicht, was das sollte. Der Mann schlief ruhig und friedlich neben ihr und sie begutachtete sein Gesicht. Woher … woher kommt er mir nur so seltsam vertraut vor? So wie er dort lag, hingen ihm seine Haare ins Gesicht. Sie konnte einfach nicht anders. Ganz automatisch, als wäre es das Normalste auf der Welt, hob sie ihre Hand und wollte mit ihrem Zeigefinger eine Strähne hinter sein Ohr streichen. Als sie ihn jedoch berührte, zuckte sie mit ihrer Hand zurück. Was war das denn jetzt? Es traf sie, wie damals auf der Straße. Ihr wurde warm und ihr Herz fing an, wie wild an zuschlagen. Es kribbelte an ihrem ganzen Körper. Sie hatte so ein seltsames vertrautes Gefühl. Was war das nur? War er etwa der Mann im Regen, der sie umrannte? Lief sie diesmal in ihn hinein? Durcheinander stand sie leise auf. Sie wollte sich, solange der Mann noch schlief, umschauen, wo sie sich überhaupt befand. Es musste es ja einen Grund geben, warum er sie mitnahm. Leise schlich sie sich durch das Zimmer und blieb entgeistert vor einer kleinen Kommode stehen. Was hat …? Auf der Kommode stand ein kleiner Bilderrahmen und Bunny nahm ihn in die Hand. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf, was hatte das alles zu bedeuten hier. Auf dem Bild sah man diesen Mann und sie? Sie hielten sich in dem Armen und strahlten freudig in die Kamera. Bunny krallte ihre Finger um den Rahmen und zitterte am ganzen Körper. Ihr schossen die Bilder von Kenta und Mamiko in den Kopf. Die ganze Zeit wurde sie von den beiden nur belogen. Die Lügen und die gefälschten Fotos, Bunny kam ein böser Gedanke. Versuchten die beiden dieses dämliche Spiel noch einmal und tauschten einfach den Mann aus? Hielten sie sie wirklich für so dumm, dass sie erneut darauf reinfallen würde? Bunny schmiss das Foto auf den Boden und das Glas des Rahmens zersprang in kleine Splitter. Eilig verließ Bunny das Zimmer und suchte aufgebracht die Haustür. Sie wollte, so schnell es ging, hier weg. Doch andererseits, diese seltsamen Gefühle, die sie verspürte, als sie ihn berührte, verwirrten sie. Alles fühlte sich so vertraut hier an. Sie hielt noch mal kurz inne und versuchte sich an diesen Mann zu erinnern, schüttelte dann aber vehement den Kopf. Sie musste von hier weg. Sie erinnerte sich an keinen Mann. Es konnte nur Mamiko dahinter stecken. Schnell fand sie die Haustür, legte ihre Hand auf die Klinke und drückte sie hinunter.

„Bitte … bitte geh nicht. Lauf nicht wieder weg“, flüsterte es hinter ihr.

Bunny erschrak, drehte sich aber nicht um.

„Ich weiß nicht, was du durchgemacht hast, oder wo du warst. Offenbar erinnerst du dich auch nicht an mich, … aber bitte, ich kann dich nicht schon wieder verlieren … Jetzt, wo ich dich endlich wieder gefunden habe. Du endlich wieder bei mir bist …“

Bunny drehte sich immer noch nicht um. In ihrem Kopf herrschte das reinste Chaos. Sie wollte ihrem Impuls folgen und abhauen, aber irgendetwas in ihrem Herzen sagte ihr auch, sie konnte ihm vertrauen, sie könnte hier bleiben. Bunny nahm die Hand von der Klinke und senkte ihren Kopf.

„Wer bist du?“

Mamoru ging ein paar Schritte auf sie zu.

„Mamoru … Erinnerst du dich denn gar nicht? Wir sind schon sehr lange ein Paar.“

Mamoru? Bei Bunny sammelten sich Tränen. Sie kannte keinen Mamoru. Sie konnte ihm nicht vertrauen, dass sie mit jemandem schon lange ein Paar war, so was Ähnliches hatte sie schon mal, vor nicht all zu langer Zeit gehört, und es war einfach nur eine Lüge.

„Bunny was ist denn nur passiert? Wo warst du die ganze Zeit?“

Bunny wollte ihm nicht antworten, das ging ihn überhaupt nichts an. Sie nahm die Klinke wieder in die Hand und öffnete die Tür.

„Ich glaube nicht, dass dich das was angeht. Ich habe niemanden. Ich bin ganz alleine. So war das schon immer.“

Mamoru wusste einfach nicht, was er machen sollte. Da stand sie, die Liebe seines Lebens und sie erinnerte sich einfach nicht an ihn und war jetzt auch noch dabei, erneut zu verschwinden.

„Die ganzen Monate dachte ich, ich hätte dich verloren. Ich würde dich nie mehr wiedersehen. Nach deinem Sturz, saß ich so oft es nur ging, an deinem Bett und habe so gehofft, dass du wieder aufwachen würdest. Ich habe mir selber solche Vorwürfe gemacht, dass ich nicht mit dir zusammen die Treppe hinunter gelaufen bin und es ...“

Bunny drehte sich plötzlich um und fiel ihn ins Wort.

„Was sagst du da? Meinen Sturz?“

Bunny ballte ihre Hände, woher wusste er das? Sie versuchte sich zu erinnern. Da war doch noch jemand, den sie nicht erkennen konnte in ihrer Erinnerung. War er dieser jemand? Wenn er es war, warum ging sie mit ihm die Treppe hinunter? Gehörte er zu Mamiko und lenkte sie ab, damit Mamiko sie überhaupt unbemerkt schubsen konnte? Bunny unterbrach ihre Grübeleien, da sie etwas hinter Mamoru gesehen hatte und lief an ihm vorbei. Hinter ihm auf einem Regal stand ein weiteres Foto. Bunny hielt es Mamoru vor die Nase und tippe auf jemanden.

„Wer ist das?“

Mamoru nahm das Bild in die Hand. Es war ein Bild von ihm, Bunny und Chibiusa.

„Das ist Chibiusa, unsere …“

Mamoru redete lieber nicht weiter, er wollte sie nicht zu sehr verwirren. Wenn sie sich schon an ihn nicht erinnern konnte.

Bunnys Augen wurden groß. Sie hatte Kenta damals gefragt, wer diese Chibiusa sei, aber er kannte sie angeblich nicht. Und nun hatte dieser Mann ein Bild von ihr? Nein von ihnen zu dritt? Sagt er vielleicht doch die Wahrheit? Es sprach sehr viel dafür und diese seltsamen Gefühle, die sie in seiner Nähe hatte. Bei Kenta hatte sie diese nie. Sie kniff ihre Augen zusammen. Aber warum konnte sie sich einfach nicht an ihn erinnern, obwohl sie sich so zu ihm hingezogen fühlte. Sie hielt ihre Händen gegen ihre Ohren. Es war fast so, als würde ihr eine innere Stimme zu flüstern, dass sie ihm vertrauen kann und hier bei ihm bleiben sollte. Aber warum? Auch wenn sie sich geschworen hatte, niemanden mehr zu vertrauen, der Wunsch hier bei ihm bleiben zu können wurde immer größer.

„Und ich kann dir auch wirklich vertrauen?Und du sagst auch wirklich die Wahrheit?“, schluchzte sie.

Zu gerne hätte Mamoru sie jetzt in den Arm genommen, sie ganz nah an sie gedrückt und getröstet. Sie war nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Blass und kraftlos war sie und tiefe Augenringe zierten ihr Gesicht, ganz geschweige von der Verletzung an ihrem Arm. Was hatte sie nur durchmachen müssen? Doch er wusste, wenn er sie nicht verschrecken wollte, musste er behutsam vorgehen.

„Du kannst mir vertrauen.“

Bunny sah ihn an. Diese Augen, diese Augen, ihr wurde wieder so warm ums Herz. Doch kurz darauf wurde ihr einfach nur schwindelig und ihre Knie wurden weich, wodurch sie das Gleichgewicht verlor. Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Mamoru war sofort zu ihr geeilt und hatte sie aufgefangen.

„Du solltest dich lieber ausruhen“, sagte er besorgt.

Bunny nickte stumm und Mamoru brachte sie zum Sofa.

„Bleib bitte sitzen, ich hole dir etwas zu trinken.“

Schnell war Mamoru zurück und reichte ihr das Glas. Bunny nahm es entgegen und dabei berührten sich kurz ihre Finger. Ihr Herz machte sich schon wieder selbstständig und schlug wie verrückt. Wie schaffte dieser Mann es nur, mit einer winzigen Berührung, sie so durcheinanderzubringen. Stimmte es tatsächlich, was er sagte? Warum um Himmelswillen konnte sich dann nur nicht erinnern? Bunny bedankte sich und nippte verlegen an ihrem Glas mit Wasser. Mamoru beobachtete sie dabei. Er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden und lächelte, ohne, dass er es selber bemerkte. Er konnte es immer noch nicht glauben. Sie saß hier wirklich, sie saß hier neben ihm. Sie konnte sich zwar nicht an ihn erinnern, aber dies war ihm in diesem Moment egal. Die Hauptsache war, sie lebte und war hier bei ihm.

„Was gibt es denn da zu lächeln?“, fragte Bunny irritiert.

Mamoru senkte seinen Kopf.

„Ich bin einfach nur überglücklich, dass du hier bist.“

Zu gerne hätte er Bunny gefragt, wo sie war und was passiert war. Aber er wollte sie nicht überfordern. Sie sah so verängstigt und zerbrechlich aus. Zu groß war seine Angst, dass sie nachher wieder weglaufen würde. Sie musste zuerst vertrauen zu ihm gewinnen.

„Möchtest du vielleicht etwas essen? Du hast doch bestimmt Hunger. Immerhin hast du fast einen ganzen Tag geschlafen. Ich könnte uns schnell etwas kochen.“

Diesmal senkte Bunny ihren Kopf und räusperte sich.

„Das würde ich sehr gerne … Ich habe schon seit Tagen nichts mehr gegessen.“

Mamoru war entsetzt, ließ sich aber vor ihr nichts anmerken. Bunny und nichts gegessen? Das waren eigentlich zwei Dinge, die nicht zusammenpassten. Er wollte unbedingt Wissen, was mit ihr geschehen war, aber im letzten Moment biss er sich auf die Zunge. Er musste das Thema ganz sachte angehen.

„Dann mach ich uns schnell etwas“, lächelte er ihr zu und stand auf.

Bunny blieb auf dem Sofa sitzen und drehte ihr Glas in den Händen hin und her. Es fühlte sich für sie richtig an hier zu bleiben. Sie hatte sich zwar geschworen niemanden mehr zu vertrauen, aber dieser Mann schaffte es, ohne groß etwas zu machen, dass sie sich geborgen und sicher fühlte. Seufzend schloss sie ihre Augen und ließ sich nach hinten an die Sofalehne fallen. Sie vergaß dabei aber, dass sie ihr Glas mit Wasser noch in den Händen hielt. Kaum hatte sie sich angelehnt, rutschte ihr es auch schon aus den Händen und das Wasser schwappte über sie. Das meiste Wasser landete dabei ausgerechnet über dem Verband.

Sie hatte zwar jetzt einen richtigen Verband um die Wunde, aber es schmerzte noch sehr, dass der Verband nun nass war, machte es nicht gerade besser. Bunny fluchte leise vor sich hin und suchte die Küche. Mamoru stand gerade vor dem Herd und rührte in einem großen Topf herum. Er hatte sie noch nicht gesehen und so konnte Bunny ihn einen Moment unbemerkt beobachten. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie fühlte sich so zu ihm hingezogen. Am liebsten wäre sie jetzt zu ihm gegangen und hätte sich an seinen Körper geschmiegt und sich in von seinen Armen halten lassen. Bunny lächelte, er strahlte so etwas Beruhigendes für sie aus, sie fühlte sich in seiner Nähe irgendwie richtig wohl. Dazu sah er auch noch verdammt gut aus, grinste Bunny.

„Na wolltest du zu sehen? Essen ist auch bald fertig.“

Bunny fühlte sich ertappt und wurde rot. Hatte er etwa bemerkt, dass sie ihn beobachtete? Wie peinlich. Sie wollte schnell ablenken und deutete auf den Verband.

„Mir ist ein kleines Missgeschick passiert, … nun ist er leider nass.“

Ohne groß etwas zu sagen, schnappte er sich Bunnys Hand und zog sie zu einem Stuhl, der in der Küche stand.

„Warte kurz.“

Mamoru war sehr besorgt, die Wunde sah nicht gut aus. Zu Hause konnte er sie aber auch nur notdürftig versorgen. Was hatte sie nur gemacht? Warum war sie damit nicht gleich zu einem Arzt gegangen? Sie musste wahnsinnige Schmerzen haben. Schnell holte Mamoru einen kleinen Koffer mit Verbandszeug und zog einen weiteren Stuhl neben Bunny.

„Zeig mal her.“

Vorsichtig nahm er ihren Arm und wickelte den nassen Verband ab.

„Vielleicht sollten wir lieber kurz in die Klinik fahren. Hier kann ich deinen Arm nur notdürftig versorgen.“

Bunny zog ihren Arm weg und sprang auf.

„Nein, auf keinen Fall … Das geht nicht.“

Panisch lief sie auf und ab.

„Da wird sie mich nur finden. Nein, das geht nicht. Gehörst du etwas doch zu denen und willst mich zu ihr locken?“

Mamoru versuchte sie zu beruhigen und hielt sie, damit sie ihm in die Augen sah, sanft an den Schultern.

„Ich weiß zwar nicht, von wem du da sprichst, aber ich gehöre zu niemandem … außer zu dir.“

Bunny sah in seine Augen und beruhigte sich langsam. Wie schaffte er das nur? Er brauchte sie nur ansehen und sie hatte das Gefühl, alles würde gut werden.

„Komm, wir versorgen schnell deine Wunde und dann essen wir.“

Vorsichtig kümmerte sich Mamoru um ihren Arm. Doch egal wie behutsam er auch war, Bunny schmerzte es sehr. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und biss bei jeder Berührung die Zähne zusammen. Sie wollte unter allen Umständen verhindern, dass er nachher doch in ein Krankenhaus mit ihr fahren wollte. Mamoru kannte Bunny aber gut genug, um zu wissen, dass sie gerade wahnsinnige Schmerzen haben musste, und hielt es jetzt auch nicht mehr aus.

„Sag mal Bunny … erzählst du mir, wie das passiert ist?“

Nach kurzer Stille, wo die beiden nichts sagten, fing Bunny dann aber doch an zu flüstern.

„Ich bin in einen Scherbenhaufen gefallen …“

Bunny wollte schnell das Thema wechseln, sie konnte und wollte jetzt nicht darüber reden.

„Woher kannst du das eigentlich so gut? … Ich meine … das verbinden und so …“

Mamoru konzentrierte sich weiter auf ihren Arm und schaute dabei nicht auf.

„Naja, wenn ich es nicht könnte, wäre ich in meinen Job bestimmt fehl am Platz“, grinste er, „Ich arbeite im Krankenhaus.“

„Ach so“, erstaunte Bunny.

Mamoru hatte die Wunde neu verbunden und hielt ihre Hand fest.

„Komm, lass uns essen.“

 

Die beiden saßen am Tisch und aßen. Sie ahnten nicht, dass genau in diesem Moment, jemand verborgen vor dem Haus stand und es beobachtete …

Kapitel 15

 

Bunny sagte eine ganze Weile nichts. Sie saß mit gesenktem Kopf am Tisch und aß. Mamoru hätte zu gerne gewusst, was sie gerade dachte. Er wollte sie nicht bedrängen und versuchte ganz behutsam ein Gespräch anzufangen.

„Schmeckt es dir?“

Bunny sah nicht auf und nickte.

„Ja, schmeckt sehr gut.“

Wieder herrschte Stille im Raum.

Doch auf einmal hob Bunny ihren Kopf und sah ernst zu Mamoru herüber.

„Ich kann nicht hier bleiben.“

Mamoru hob fragend seinen Kopf.

„Es ist viel zu gefährlich für dich, wenn ich hier bleibe.“

Bunny dachte an Shin und, dass er nur wegen ihr da mit reingeraten war. Das hätte auch anders ausgehen können, das hätte sie sich nie verziehen. Es durften nicht noch weitere Menschen, in eine Sache hereingezogenen werden, wo sie selber noch nicht mal genau wusste, warum das alles passierte.

„Bunny ich weiß nicht, vor wem du davon läufst, aber ich werde dich beschützen. Du hast es vielleicht vergessen, aber ich werde immer an deiner Seite stehen. Erinnerst du dich denn gar nicht daran?“

Bunny sah wieder starr auf ihren Teller.

„Nein, ich weiß nur, dass ich Sailor Moon bin. Aber das war es dann auch schon wieder. Als ich damals im Krankenhaus aufgewacht bin, wusste ich nicht mal meinen Namen.“

Bunnys Hände fingen an zu zittern und sie krallte sie in ihre Hose.

Mamorus Augen wurden größer, was passierte nur, nachdem sie wach wurde. Es musste sehr schlimm für sie gewesen sein. Mamoru ballte unbemerkt eine Faust. Wäre er doch nur nicht zu diesem Seminar gefahren, er wäre da gewesen, als sie wach wurde.

„Was passierte dann?“, fragte er vorsichtig.

Aber Bunny sagte nichts mehr, bei ihr sammelten sich langsam die Tränen. Sie kniff ihre Augen zusammen. Die Erinnerungen, wie die beiden sie in das Auto zerrten und in die kleine Hütte verschleppten, ihre Angst, die sie dabei hatte, es kam auf einmal alles wieder hoch. Und das Wissen dabei, das alles von Personen geplant war, die sie für ihre Familie hielt, machte sie zugleich wütend. Mamoru zerbrach es fast das Herz sie so zu sehen. Er konnte nicht länger da sitzen und zusehen, wie sie offensichtlich litt. Er stand auf und hockte sich neben sie.

„Ich saß jeden Tag an deinem Bett und habe so gehofft, dass du endlich aufwachst. Aber drei Monate lang änderte sich nichts. Dann fuhr ich zu einem Seminar … “

Mamoru versuchte sich nichts anmerken zu lassen, wie wütend er auf sich selber war, dass er fuhr.

„Als ich zurückkehrte, befand sich eine Nachricht auf meinen Anrufbeantworter, dass du wach wärst. Überglücklich fuhr ich ins Krankenhaus und dann …“, Mamoru schluckte und atmete tief durch. „Und dann bekam ich die Nachricht, dass du tot seist.“

Kurze Zeit herrschte wieder einmal Stille im Raum. Bunny kniff immer noch ihre Augen zusammen.

„Natürlich, sie hat an alles gedacht …“, murmelte Bunny vor sich hin.

Mamoru zog die Augenbrauen hoch, von wem sprach sie nur die ganze Zeit.

Mamoru betrachtete ihren Arm. Er musste dringend noch mal los in die Klinik Medikamente und Verbandsmaterial besorgen, wenn er sie schon nicht dazu bewegen konnte, ihn dort hin zu begleiten. Er wollte sie zwar nur sehr ungern alleine lassen, aber er hatte nichts weiter im Haus, um die Wunde anständig zu behandeln.

„Bunny?“

Bunny sah von ihrem Teller auf und blickte genau in Mamorus besorgtes Gesicht. Er sah sie voller Liebe und Sehnsucht an. Konnte das gespielt sein? Sie konnte es sich kaum vorstellen, dass er sie anlügen würde. Aber wenn es doch so war? Sollte sie wirklich hier bei ihm bleiben? Was wenn es doch ein Trick von Mamiko war? Andererseits, er brauchte sie nur ansehen oder berühren und schon stellte sich aus irgendeinem Grund ihr Verstand ab und sie fühlte sich so sicher und geborgen, wie schon lange nicht mehr.

„Mhm?“, flüsterte Bunny.

„Ich möchte dich wirklich nur sehr ungern alleine lassen, aber ich müsste noch mal weg … Deine Wunde muss richtig versorgt werden sonst …“

Bei dem Gedanken, dass Mamoru fortging, zog sich bei Bunny irgendetwas zusammen. Sie wollte nicht, dass er sie verließe. Aber es wäre ja nur für kurz, dachte sie sich dann schnell. Warum fühlte sie nur so? Sie kannte ihn doch gar nicht.

„O... Okay“, flüsterte sie und sah ihn dabei an.

Er nahm ihre Hände, hielt sie sanft in seinen und sah ihr dabei tief in die Augen.

„Lauf nicht weg. Bitte bleib hier und warte auf mich. Versprichst du mir das?“

Bunny brachte keinen Ton heraus. Sie konnte nicht mehr klar denken, wenn er so nah bei ihr war und sie mit diesen Augen ansah. Sie nickte nur zaghaft. Mamoru hoffte, dass sie auch wirklich warten würde, und stand wieder auf.

„Iss du bitte in ruhe auf … Ich hole schnell die Medikamente und bin dann gleich wieder da.“

Mamoru wollte ihr schon ganz in Gedanken einen Kuss, wie er es immer getan hatte, zum Abschied geben. Ließ es aber im letzten Moment dann doch lieber bleiben. Er durfte nichts riskieren, was sie verschrecken könnte. Eilig verließ er die Wohnung und ging hinunter in die Tiefgarage. Er setze sich auf sein Motorrad und fuhr los. Er wollte, so schnell es ging, wieder zurück sein.

Mamoru bemerkte nicht, dass ihn jemand genau dabei beobachtete und wartete. Wartete, dass er davon fuhr. Schnell eilte die Person in das Haus und rannte das Treppenhaus hinauf.

 

Kaum hatte Mamoru die Wohnung verlassen stand Bunny vom Tisch auf. Sie war einfach neugierig und sah sich in der Wohnung um. Ihr gefiel es hier, sie fühlte sich auf Anhieb wohl. Sie ging durch den schmalen Flur und ihr Blick wanderte über eine kleine Kommode. Ein kleines grünes Portemonnaie lag neben einem Stapel ungeöffneter Briefe. Mamoru hatte es wohl, in der Eile liegen lassen. Bunny hörte ein Knacken am Türschloss und schnappte sich die Geldbörse. Er kam wohl noch einmal zurück um es zu holen. Sie öffnete mit einen grinsen die Tür und wedelte mit der Geldbörse herum.

„Die hast du wohl verge...“

Bunny wurde kreidebleich und ließ das Portemonnaie fallen.

„Was … Wie … Wie hast du mich gefunden?“, stotterte sie und ging ein paar Schritte nach hinten. Sie versuchte ihre Hand in die Hosentasche zu stecken und musste mit Schrecken feststellen, dass diese Hose gar keine hatte. Sie hatte ja gar nicht mehr den grünen Pyjama an, in dessen Tasche sie ihre Brosche, seitdem sie wieder wusste, dass sie Sailor Moon ist, steckte.

 

Mamoru war noch nicht weit gefahren, als ihm einfiel, dass er sein Portemonnaie gar nicht eingepackte hatte. Er ging nicht davon aus, dass sein Chef ihm die Medikamente einfach so mitgeben würde. Er würde es zwar erklären, aber zu Not musste er halt selber dafür aufkommen. Außerdem wollte er, nachdem er die Arznei geholt hatte, noch schnell in den Supermarkt. Er war mehr in der Klinik als zu Hause und seine Vorräte waren so ziemlich aufgebraucht. Schnell drehte er um.

 

Fassungslos schaute Bunny zur geöffneten Tür. Wie hatte man sie nur so schnell gefunden?

„Bunny bitte, ich möchte nur kurz mit dir reden“, stammelte der Mann.

„Ich wüsste nicht, was es da noch zu reden gibt, … Kenta.“

Mit ausgestreckten Händen stand Kenta auf der Türschwelle und ging langsam auf Bunny zu.

Er war Mamoru gefolgt und hatte ihn beobachtet, wie er die bewusstlose Bunny ins Haus gebracht hatte. Er hatte die ganze Zeit gewartet, dass Mamoru mal das Haus verließe, damit er mit ihr alleine sprechen könnte. Wenn er da gewesen wäre, hätte er ihn mit Sicherheit nicht zu ihr gelassen.

Bei Bunny sammelten sich die Tränen, die ganzen Erinnerungen überkamen sie bei Kentas Anblick.

„Und wo ist Mamiko? Sie wartet bestimmt draußen darauf, dass du mich herausbringst.“

Kenta ging noch näher an sie heran und versuchte ihre Hände zu fassen.

„Ich bin alleine hier, wirklich … Bunny geht es dir gut?“

Bunny ging mit langsamen Schritten weiter weg von Kenta.

„Du kannst aufhören mir etwas vorzuspielen. Das klappt kein zweites Mal.“

Kenta hatte Bunny erreicht und hielt sie am Handgelenk fest.

„Bitte, du brauchst mir nur kurz zuhören und dann bin ich auch schon wieder weg.“

 

Mamoru drückte auf den Knopf des Aufzugs und fuhr nach oben. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er das blöde Ding liegen gelassen hatte. Er wollte sich extra beeilen und nun dauerte es dadurch länger. Die Anzeige des Fahrstuhls blinkte und zeigte Mamorus Stockwerk an. Er stieg aus und bemerkte gleich, dass seine Eingangstür offen stand. Ich hatte sie doch zu gemacht? Hier stimmte etwas nicht, er rannte los und hörte auch schon Bunny schreien.

 

„Lass mich sofort los!“

Sie sah Kenta dabei genau in die Augen. Irgendwie glaubte sie ihm, dass er nur reden wollte und ihr nichts antun würde. Aber was gab es da noch zu sagen? Er, Mamiko und ihre Brüder haben sie nur benutzen wollen, ja aber für was eigentlich? Warum spielten sie diese ganze Scharade. Bunny fühlte sich seltsam in seiner Gegenwart, die ganzen Wochen, wo sie dachte, er wäre ihr Verlobter. Er war ihr vertraut geworden. Sie mochte ihn ja auch auf eine gewisse Art. Zumindest, dass was sie glaubte, von ihm zu kennen. Sie wusste ja nicht mal, wer er wirklich war. Er spielte ja alles nur vor. Oder etwa doch nicht? War vielleicht doch nicht alles gelogen?

Kenta hielt sie weiterhin am Handgelenk fest und ließ sie nicht los.

„Du musst etwas wissen. Bitte glaube mir, was ich dir am Abend bevor …“

Weiter kam er nicht, da Mamoru in die Wohnung stürmte.

„Lass sie los!“, knurrte er.

Mamoru riss Kenta von Bunny weg und drückte ihn gegen die Wand.

„Wer bist du und was willst du von ihr?“

„Ich wollte nur mit ihr reden, ehrlich.“

Mamoru drückte Kenta fester an die Wand.

„Das sah mir nicht nach Reden aus. Also, was willst du von ihr?“

Doch bevor Kenta ihm antworten konnte, legte Bunny ihre Hand auf Mamorus Arm.

„Ist okay, du kannst ihn loslassen. Er wird uns nichts tun. Habe ich recht Kenta?“

Bunny gab Mamoru zu verstehen, dass er ihn loslassen konnte. Wenn sie herausfinden wollte, warum das alles passierte, blieb ihr nichts anderes übrig, als mit Kenta zusprechen.

Kenta nickte und Mamoru ließ widerwillig los. Er schloss die Tür und zeigte Richtung Wohnzimmer.

„Na gut, dann lass uns reden“, brummte Mamoru.

Sie gingen ins Wohnzimmer und Mamoru ließ Bunny keinen Augenblick aus den Augen. Er deutete an, dass sie sich setzen sollten. Bunny setze sich auf das kleine Sofa und Kenta setzte sich ihr genau gegenüber auf einen kleinen Sessel. Mamoru nahm direkt neben Bunny Platz und schaute Kenta wachsam an. Er wusste nicht, woher die beiden sich kannten, oder was er von Bunny wollte, aber geheuer war ihm die Sache nicht. Bunny und Kentas Blicke trafen sich kurz, doch Bunny senkte schnell ihren Kopf. Die ganzen Erinnerungen der letzten Monate trafen sie schmerzlich. Sie vertraute Kenta und ja, sie mochte ihn zum Schluss sogar sehr gerne. Sie wusste nicht, wie sie nun damit umgehen sollte. Sie hatte die ganzen Monate in einer großen Lüge gelebt und warum? Genau das wollte sie nun von Kenta wissen.

„Kenta … Warum? … Warum das alles … die ganzen Monate?“

Mamoru zog die Augenbrauen zusammen. War Bunny etwa die ganze Zeit bei diesem Kerl? Wer war er nur? Er sagte aber erst mal keinen Ton und wartete ab, was Kenta zusagen hatte.

Kenta atmete tief durch und fing mit zittriger Stimme anzusprechen.

„Bunny, es tut mir so leid, dass ich dir nicht geholfen habe, als … als … “

Kenta konnte nicht weiter sprechen. Er hatte das Bild von Bunny im Kopf, wie sie hilflos in Akitas Gewalt zurückblieb und er mit seiner Schwester die Halle verließ.

„Als du mich bei ihm zurückgelassen hattest …“, beendete Bunny seinen Satz.

Kenta senkte seinen Kopf.

„Ja … Ich … ich … hatte keine Wahl.“

Bunny liefen bei dem Gedanken daran die Tränen über ihr Gesicht. Wäre sie Akita nicht entwischt und hätte sich wieder an ihre Identität an Sailor Moon erinnert, dann …

„Und warum das alles? Wofür?“, schluchzte Bunny.

Kenta wollte aufstehen und sie in den Arm nehmen, sah aber wie Mamoru ihn genau musterte, und blieb lieber sitzen. Er hatte ja auch gar nicht das Recht dazu. Er war ja sogar mit Schuld daran, dass es ihr so ging.

„Mamikos Plan war es, dich gegen die anderen Sailor Kriegerinnen einzusetzen, damit du sie für uns aus dem Weg räumst. Und gegen … “, er schaute Mamoru an, „gegen ihn. Deinen Prinzen.“

Bunnys Augen weiteten sich. Die anderen Sailor Kriegerinnen, kämpfte sie doch nicht alleine? Und ihren Prinzen? Bunny sah Mamoru an. Er war ihr Prinz? Was meinte er damit? Auch Mamoru musste schlucken. Seine Bunny sollte gegen ihn kämpfen? Warum? Bevor Bunny oder Mamoru aber etwas sagen konnten, sprach Kenta weiter.

„Und danach … danach solltest …“

Bunny konnte sich schon denken, was nun kommt.

„Danach sollte ich dran sein … nicht wahr?“, flüsterte Bunny.

Kenta nickte stumm und zitterte am ganzen Körper.

Mamoru hatte genug gehört. Er sah Bunny an und dann herüber zu Kenta. Was war da nur geschehen? Er wollte jetzt nicht mehr länger im Dunkeln sitzen und endlich wissen, was passiert war.

„Könntet ihr mich mal aufklären, was das alles zu bedeuten hat? Wer ist Mamiko und wo warst du die ganze Zeit Bunny?“

Bunny drehte sich zu Mamoru. Er sah so verzweifelt aus, sie musste ihn jetzt einfach alles erzählen. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass Mamoru die Wahrheit gesagt hatte und sie zu ihm gehörte. Auch Kentas Aussage, sie sollte auch ihn beseitigen, ihren Prinzen, wobei sich nicht wusste, was er damit meinte, bestätigte ihr Gefühl.

„Also, … alles fing damit an, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin ...“

Bunny erzählte alles haargenau, auch wenn es ihr schwerfiel, dadurch alles noch mal durchleben zu müssen. Mamoru ertrug es kaum, was Bunny erzählte, was musste sie nur durchmachen. Mit geballten Fäusten saß er neben Bunny und versuchte sich zu beherrschen, damit er nicht auf Kenta losging. Er wollte Bunny in Ruhe ausreden lassen, wenn sie nun endlich darüber sprach. Kenta drehte seinen Kopf zur Seite, auch er hatte es aus dieser Sicht noch nicht gehört. Wie seine Brüder mit ihr umgingen, so schlimm hatte es sich bei ihnen nicht angehört. Es tat im alles so leid. Aber bevor Bunny zu ihm kam, empfand er ja ebenso, also machte er seinen Brüdern keinen Vorwurf. Aber der Frau, die damals zu ihm und seinen Geschwistern kam und ihnen all diese Dinge einredete … Erst jetzt im Nachhinein wurde ihm bewusst, dass sie nur ihre Marionette waren und sind. Spielfiguren in ihrem Spiel.

Bunny redete weiter und weiter und kam schließlich zu dem Tag, als sie herausfand, dass Mamiko gelogen hatte. Bunny hielt kurz inne. Sie kam an dem Punkt ihrer Erzählung an, als sie und Kenta sich küssten. Kenta wusste genau, was nun kam und versuchte Mamorus Blick auszuweichen. Bunny überlegte kurz, ob sie dieses Detail nicht vielleicht lieber auslassen sollte, aber entschied sich schnell dagegen, Mamoru hatte die ganze Wahrheit verdient. Bevor Bunny aber weiter reden konnte, wandte sich Kenta an sie.

„Bunny ich weiß, was du nun erzählen wirst, aber bevor du dies tust. Es war die Wahrheit, was ich dir sagte. Das wollte ich dir vorhin schon sagen …“

Bunny starrte ihn an. Sie hatte also doch recht mit ihrem Gefühl, dass es Kenta zumindest zum Schluss ernst meinte. Warum hatte er ihr dann nicht geholfen? Sie verstand es einfach nicht. Sie wusste auch nicht, wie sie jetzt damit umgehen sollte. Sie hatte Kenta gerne gehabt, aber da waren nie diese Gefühle, welche sie bei Mamoru vom ersten Moment an hatte, seitdem sie in ihn hineinlief. Dieser sah sie immer verwunderter an. Wovon sprachen sie nur?

Bunny sah noch mal zu Kenta herüber und dann zu Mamoru.

„Und dann hat Kenta mich beruhigt und wir … und wir haben uns geküsst … er sagte mir, dass er mich lieben würde.“

Mamoru stand ohne ein Wort zu sagen auf und ging herüber zu Kenta. Er ballte seine Hände immer fester zusammen und verpasste Kenta so eine, dass er dadurch vom Sessel flog. Kenta wehrte sich kein bisschen, er hatte schon damit gerechnet. Mamoru biss die Zähne zusammen und zitterte vor Wut. Das war es also. Das habe ich damals gespürt … Bunny stand auf und versuchte Mamoru zu beruhigen.

„Es tut mir leid … Ich dachte doch … “

Mamoru drehte sich zu Bunny und streichelte ihr sanft über die Wange.

„Nein alles gut, du kannst doch nichts dafür“, lächelte er ihr zu.

Kenta rappelte sich auf und stand jetzt nicht weit von den beiden entfernt. Mamoru warf ihm einen finsteren Blick zu und sah dann wieder zu Bunny, die gerade weiter erzählte. Sie war ja noch nicht am Ende ihrer Geschichte.

„ … naja und dann bin ich dir in die Arme gelaufen …“

Ruckartig packte Mamoru Kenta am Kragen und zog ihn hoch.

„Warum hast du ihr nicht geholfen, wenn du sie doch angeblich liebst? Du hast sie einfach ihrem Schicksal überlassen? Wenn sie nicht entwischt wäre dann … “, brüllte Mamoru.

Er wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Bunny nicht entkommen wäre. Er kniff seine Augen zusammen. Dann hätte er sie wirklich für immer verloren und hätte nicht mal was dagegen machen können. Er hätte Kenta am liebsten sonst wohin gejagt, doch Bunny trat näher an die beiden heran und mit Tränen in den Augen fragte sie Kenta, warum er keine Wahl gehabt haben sollte. Mamoru ließ Kenta los und verschränkte seine Arme. Das wollte er jetzt aber auch wissen, wobei er ihm ja fast dankbar sein konnte, sonst säße Bunny mit Sicherheit immer noch bei ihm und er hätte keine Spur von ihr. Kenta wollte Bunny endlich die ganze Wahrheit erzählen, warum er nicht anders konnte.

„Mamiko hat uns in der Hand“, räusperte er sich, „Du kennst doch bestimmt das Amulett von Mamiko? Das Grüne, welches sie nie abnimmt.“

Bunny nickte.

„Ja, natürlich kenne ich das.“

„Unsere Seelen sind daran, sagen wir gebunden. Mamiko könnte uns jederzeit, wenn sie wollte, davon lösen und naja … das war es dann, für einen.“

Bunny machte große Augen und hielt Kenta am Arm fest.

„Aber warum? Hat es irgendetwas damit zu tun, woran ich schuld sein soll?“

Jetzt mischte sich auch Mamoru ein.

„Woran sollst du denn schuld sein?“

Bunny hob fragend die Arme und sah dabei zu Kenta.

„Das weiß ich leider auch nicht.“

„Dazu muss ich glaub ich etwas weiter ausholen“, sprach Kenta mit rauer Stimme.

„Damals lebte ich mit meiner Familie auf einen kleinen Planeten, er war der Erde eigentlich ziemlich ähnlich, doch durch Hass und Krieg wurde er zerstört. Unsere Eltern kamen leider auch dabei ums Leben … Seitdem kümmerte sich Mamiko um uns. Akita und Akuma waren gerade mal vier … Deine Mutter Bunny … Königin Serenity kam uns zwar zur Hilfe, doch es war zu spät. Unser Planet war zerstört. Sie gab den wenigen Bewohnern, die es geschafft hatten, ein neues zu Hause. So kam ich mit meinen Geschwistern auf den Mond. Genau genommen in den Palast. Eine Dienstmagd nahm uns bei sich auf. Wir hörten so viele Geschichten über den Kristall. Das er so viel Macht hätte und was man mit ihm alles machen könnte … Da kamen wir auf die blödsinnige Idee, dass wir damit unsere Eltern zurückholen könnten … Naja wir waren noch Kinder und wussten es nicht besser … Wir wollten ihn wirklich nur ausleihen … Eines Tages hatte Mamiko, ich weiß gar nicht woher, den Schlüssel für das Zimmer, in dem der Kristall stand“, Kenta schaute Bunny traurig an, „Gerade als Mamiko ihn in die Hand nahm, stand ein kleines Mädchen hinter uns … Es hat so einen Lärm gemacht und seine Mutter gerufen, dass wir aufgeflogen sind. Wir wollten dem Mädchen zwar erklären, dass wir ihn nur ausborgen wollten, aber sie hörte uns gar nicht zu … Naja wir wurden für den Verrat verbannt und fristeten seitdem unser Dasein im Dunkeln … “

Bunny sah Kenta bedrückt an.

„Dieses Mädchen … dieses Mädchen war ich oder … ?“

Kenta nickte.

„Ja … Aber es war ja unsere eigene Schuld, wir hätten ihn nicht nehmen dürfen. Aber du musstest es wissen, damit du verstehst, was dann passierte.“

Mamoru runzelte seine Stirn.

„Aber was hat das Amulett nun damit zu tun?“

„Dazu komm ich jetzt … Wir waren also nun verbannt und versuchten uns durchzuschlagen, bis wir auf eine alte Frau trafen. Sie war so nett und half uns irgendwie durchzukommen. Wir erzählten ihr, was passiert war und sie fing immer mehr an, uns einzureden, dass die Familie des Mondes an allem schuld ist und wir nur in Frieden leben könnten, wenn der Kristall und die ganze Familie zerstört wären. Wir glaubten ihr, wir waren naive kleine Kinder, die man gut täuschen konnte. Und schon bald erhielt Mamiko ein seltsames Amulett von ihr. Sie sagte, es hätte große Macht, doch es brauche dafür einen Pfand, … unsere Seelen. Im Gegenzug erhielten wir ewiges Leben. Mamiko übte sich in der Kunst der schwarzen Magie und wurde stärker und stärker. Doch dann wurde das Mondkönigreich zerstört und wir dachten, es wäre vorbei und irrten durch die Galaxie, auf der Suche, nach einem Plätzchen zum Leben … Aber nach einiger Zeit trat die alte Frau wieder an uns heran und berichtete, dass die Prinzessin wiedergeboren wäre und nun auf der Erde leben würde. Sie schürte erneut den Hass in uns, dass …“, Kenta sah Bunny direkt in die Augen, „du in Frieden leben würdest und dich lustig machen würdest über uns. Das wir heimatlos herumirren würden und du stattdessen friedlich dein Leben leben würdest und lauter solche Dinge.“

Bunny riss ihre Augen auf.

„Aber das, das stimmt doch gar nicht.“

„Das heißt, wenn du dich gegen deine Schwester lehnen würdest, würde sie deine Seele freilassen und du würdest dann …“, murmelte Mamoru.

„Richtig …“, nickte Kenta deprimiert.

Bunny brannte nun aber doch noch eine Frage auf der Zunge.

„Warum kann ich mich nicht an Mamoru oder die Kriegerinnen erinnern?“

„Mamiko hat deine Erinnerung blockiert … Wie weiß ich aber auch nicht. Weißt du noch den Tag am See, wo ich mit zum Auto sollte? Da hat sie es mir erzählt. Du würdest dich so schnell nicht an die Kriegerinnen und an den Prinzen erinnern, hatte sie gesagt.“

Bunny fasste sich an ihren Kopf, sie musste erst mal verarbeiten, was Kenta da gerade alles erzählte. Ihr wurde schwindelig und sie torkelte zum Sofa. Mamoru und Kenta eilten sofort zu ihr und halfen ihr, damit sie nicht umkippte. Kenta dachte gar nicht darüber nach, was er machte und hielt Bunny an ihrem Arm fest, bis Mamoru ihn schroff anging.

„Lass sie los! Wenn du ihr jemals wieder zu nahe kommst, dann ...“

Bunny nahm Mamorus Hand.

„Ist schon gut Mamoru … Sag mal Kenta, wer ist diese alte Frau?“

Kenta zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es gar nicht genau … genau genommen, ist sie gar keine alte Frau mehr … Sie sagte uns nie ihren richtigen Namen. Sie meinte nur, ihr Name sei nicht wichtig, wir nannten sie immer nur die nette Lady.“

Wieder einmal, wie so oft schon am heutigen Tag, herrschte Stille im Raum. Jeder hing in seinen Gedanken, bis das Telefon plötzlich klingelte.

„Ah, das sind bestimmt die …“

Eilig ging Mamoru herüber zu dem Schränkchen, auf dem das Telefon stand und griff zum Hörer.

„Rei … Ah, euch hab ja total vergessen. Ich muss … “

Kenta und Bunny blieben im Wohnzimmer zurück. Doch Kenta ballte auf einmal seine Hände.

„Verdammt, sie ruft mich … Ich muss weg, sie darf mich nicht hier bei dir finden, sonst bist du in Gefahr!“

Ohne ein weiteres Wort stürmte er an Mamoru vorbei und verließ hastig die Wohnung. Verdutzt folgte Bunny ihm in den Flur und sah nur noch, wie er aus der Tür verschwand …

Kapitel 16

 

Rei starrte fassungslos den Hörer in ihrer Hand an.

„Jetzt hat er einfach aufgelegt.“

Schimpfend drückte sie den Knopf auf ihrem Telefon und legte es auf den Tisch.

„Ja und?“, drängelte Minako.

Rei zuckte mit ihren Schultern und erzählte, dass Mamoru nur sagte, er müsse dringend mit ihnen sprechen, aber nicht weiter erzählte, warum. Außerdem hörte sie im Hintergrund Stimmen, konnte aber nicht verstehen, von wem sie waren oder was die Personen sagten.

„Komm gib mal her.“

Minako schnappte sich das Telefon und wählte Mamorus Nummer.

„Er kann doch nicht einfach auflegen.“

 

 

Bunny schaute noch für einen kurzen Moment verwundert zur Haustür. Doch dann zuckte sie plötzlich zusammen und erschrak, als Mamoru auf einmal zu ihr sprach.

„Wo ist er hin?“

Bunny schüttelte ihren Kopf.

„Ich habe keine Ahnung. Er meinte, sie würde ihn rufen. Ich denke mal, er meinte Mamiko.“

Besorgt legte Mamoru sein Gesicht in Falten. Ihm gefiel es gar nicht, dass Kenta wusste, wo Bunny sich aufhielt. Es hörte sich zwar so an, als würde er sie nicht verraten. Aber sicher wissen konnte man dies nicht. Und in Bunnys Zustand war sie nicht in der Verfassung zu kämpfen. Er durfte sie keinen Moment mehr aus den Augen lassen.

Seine Grübeleien wurden aber durch das Telefonklingeln unterbrochen.

„Ach verdammt. Das ist bestimmt Rei …“

Schnell huschte Mamoru zurück zum Telefon.

Bunny zog verwundert ihre Augenbrauen nach oben. Rei? Langsam ging sie Mamoru hinterher. Ihr war so schwindelig, sie traute sich kaum schneller zu gehen. Sie fühlte sich irgendwie gar nicht gut und das hatte nicht nur mit Kentas Auftauchen zu tun. Ihr war so warm und gleichzeitig fröstelte sie am ganzen Körper. Als sie Mamoru erreicht hatte, unterhielt er sich schon angeregt mit jemandem.

 

„Nein, das halte ich im Moment noch für keine gute Idee. Sie erinnert sich nicht an euch. Lasst ihr ein paar Tage Zeit … Was? Luna ist wieder da? … Die auch? … Ja, das sollten wir. Aber jetzt ist erst mal wichtig, dass sie sich erholt … Ja okay, ihr seit heute im Crown.“

Mamoru legte auf und bemerkte, dass Bunny neben ihm stand.

„Mit wem hast du gesprochen? Ihr habt doch über mich geredet oder?“

Mamoru legte seine Hand auf ihre Schulter.

„Das war Minako … Sie ist eine gute Freundin von dir und dazu noch … eine Sailor Kriegerin. Sie wollte unbedingt mit den anderen herkommen. Aber ich dachte, es wäre bestimmt noch zu viel für dich …“

„Danke“, flüsterte Bunny.

Sie war Mamoru dankbar, das wäre ihr im Moment viel zu viel. Sie musste erst mal damit klarkommen, was sie alles gehört hatte und, dass sie nicht, wie sie dachte, ganz alleine war. Nein sie hatte Mitstreiter, Freunde und dazu … Bunny sah Mamoru direkt in seine blauen Augen und wurde rot um die Wangen. Dazu hatte sie noch ihn.

Sie erinnerte sich zwar nicht, aber ihr wurde immer ganz anders, wenn er in ihrer Nähe war. So als würden ihr Tausende von Schmetterlingen wirr durch den Bauch fliegen. Sie sah Mamoru tief in die Augen und wie aus dem Nichts blitzten Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Bilder, die sie und Mamoru zeigten. Es war wie kleine Filmschnipsel, die wie wild durcheinander gewürfelt wurden. Doch auf einem Schlag bekam sie ein ganz anderes Gefühl. Es drehte sich alles um sie herum und Mamoru verschwamm vor ihr zu einem verzehrten Etwas. Sie kniff ihre Augen zusammen und hielt ihre Händen gegen ihren Kopf. Die Bilder, welche sie gerade noch vor sich sah, wurden von einem schwarzen Schleier verschlungen und sie fühlte wieder nichts als Leere in sich. Irgendwo in weiter Ferne hörte sie jemanden rufen, aber die Stimme schaffte es einfach nicht zu ihr durchzudringen.

„Hey Bunny … Bunny … Alles in Ordnung?“

Mamoru machte sich große Sorgen um Bunny, sie reagierte einfach nicht auf ihn. Sie stand nur zitternd vor ihm und hielt sich ihre Hände gegen ihren Kopf. Vorsichtig legte er seine Hände auf ihre Schultern. Ruckartig zuckte Bunny zusammen, riss ihre Augen auf und starrte ihn an.

„Bunny, ganz ruhig. Es ist alles gut.“

Verwirrt sah sie sich um. Was war das nur gerade?

„Auf einmal war alles dunkel … und … und …“

Mamoru nahm Bunnys Hand und versuchte sie zu beruhigen.

„Komm, setzt dich erst mal hin.“

Bunny nickte und so gingen sie zusammen ins Wohnzimmer und setzen sich auf das kleine Sofa. Bunny drückte ihre Arme um ihren Oberkörper und zitterte.

„Mir ist so kalt …“

Mamoru nahm eine Wolldecke von der Ecke des Sofas und wickelte sie um Bunny herum. Strich ihr sanft über die Wange und erschrak.

„Gott Bunny, du glühst ja!“

Er legte seinen Handrücken auf ihre Stirn, fühlte ihren Puls und wurde kreidebleich.

„Bunny wir müssen dich in die Klinik bringen.“

Bunny schüttelte ihren Kopf und zog die weiche Decke enger um sich herum.

„Nein, ich möchte nur ein wenig schlafen.“

Sie legte ihren Kopf auf die Sofalehne und schloss ihre Augen. Doch Mamoru ließ nicht locker. Er wusste, sie brauchte dringend ärztliche Hilfe, die er hier zu Hause nicht leisten konnte.

„Bitte lass mich dich doch in die Klinik bringen. Dir wird nichts passieren. Ich lasse nicht zu, dass sie dich mir noch mal wegnehmen.“

Nach weiteren Bitten und Drängen von Mamoru stimmte Bunny dann doch zu. Wenn sie an ihren Arm dachte, wusste sie, dass er recht hatte.

„Mamoru … wo ist meine Brosche?“

Mamoru lief ins Schlafzimmer und kam mit der Brosche in der Hand zurück. Vorsichtig drückte er diese Bunny in die Hand und legte seine Hand darüber.

„Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist …“

Er nahm seine Hand wieder herunter und drehte seinen Kopf zur Seite.

„Und gleichzeitig bin ich so wütend auf mich selber, dass ich nicht da war, um das alles zu verhindern.“

„Aber das konnte doch keiner vorauszusehen … Außerdem wäre ich sehr böse auf dich gewesen, wenn du nicht gefahren wärst. Ich weiß doch, wie wichtig es für dich ist …“

Bunny wunderte sich über sich selber, warum sagte sie das? Die Wörter kamen ganz automatisch über ihre Lippen und für einen kurzen Moment, hatte sie das Gefühl sich an irgendetwas zu erinnern.

Mamoru nahm Bunnys Hände in seine und sah sie traurig an.

„Nichts ist wichtiger als du, hörst du … Warte. Moment mal. Du weißt? Heißt das?“

„Ich … es war nur … keine Ahnung …“

Bunny drückte ihre Händen gegen ihren Kopf. Wieder fing sich alles an zu drehen und erneut wurde alles schwarz, bis nichts mehr übrig war als tiefe Leere. Immer wenn sie dachte, sie würde sich an etwas erinnern, wurde es einfach weggerissen. Das konnte nur Mamikos Werk sein. Das musste diese Blockade sein, von der Kenta sprach. Wie sollte sie die nur wieder los werden? Langsam kullerten ihr die Tränen über die Wangen.

„Mamiko …“, murmelte Bunny vor sich hin.

Mamoru wusste zwar nicht, wie sie reagieren würde, aber er konnte und wollte sich jetzt nicht mehr zurückhalten. Er ertrug es einfach nicht, sie so zusehen. Schnell zog er sie in seine Arme, so lange hatte er sie schmerzlich vermisst. Zu seiner Freude ließ Bunny es zu und klammerte sich sogar ganz fest um ihn.

Eine Weile standen sie einfach nur so da und ganz langsam beruhigte sich Bunny wieder. Sie fühlte sich so geborgen und wohl in seinen Armen. Nichts fühlte sich falsch an. Sie vergrub ihre Händen in seinem Shirt und sah vorsichtig nach oben. Mamoru löste sich aus der Umarmung, nur um gleich darauf seine Hände vorsichtig auf ihre Wangen zu legen. Sanft hielt er sie fest und beugte sich zu ihr hinunter. Bunny schloss ihre Augen und schmiegte ihre Arme um seinen Oberkörper herum. Wie damals auf der Straße hatte sie das Verlangen, ihm ganz nah zu sein. Ihr ganzer Körper sehnte sich danach, als würde er schon viel zu lange darauf warten.

Doch plötzlich ließ das Klingeln des Telefons die beiden aufschrecken. Bunny ging ein Schritt zurück und sah verlegen zu Boden.

„Ich glaube, da solltest du ran gehen“, räusperte sie sich.

Seufzend ging Mamoru zum Telefon. Am liebsten hätte er es einfach klingeln lassen. Er ärgerte sich, dass das verdammte Ding zum denkbar ungünstigsten Moment klingelte, den es gab. Aber wenn es wieder Rei oder einer der anderen war, würden sie sowieso keine Ruhe geben, bis er dran ginge. Also hätte es eh keinen Zweck gehabt es zu ignorieren.

Bunny setzte sich zurück auf das Sofa und kuschelte sich wieder in die Wolldecke. Sie war so müde und erschöpft. Ihre Verletzung am Arm meldete sich auch pochend zurück. Sie hatte den Schmerz, als Kenta da war, einfach weggedrückt. Doch jetzt, wo sie zur Ruhe kam, gelang ihr es nicht mehr. Sie schloss ihre Augen und wartete auf Mamoru, dass dieser sein Gespräch beendete. Sie verstand nicht, worüber er sprach, aber anscheinend versuchte er die Person am anderen Ende zu beruhigen.

Bunny schloss ihre Augen und döste vor sich hin. Sie bemerkte gar nicht, dass Mamoru sich neben sie setzte. Sanft streichelte er ihr über den Kopf.

„Wir sollten langsam los.“

Mamoru versuchte so ruhig wie möglich zusprechen. Sie durfte nicht merken, dass er sich große Sorgen um sie machte. Ihre Temperatur und ihr schneller Puls … Er hoffte, dass es einfach nur Zufall war und nicht im Zusammenhang mit ihrer Wunde am Arm stand.

Bunny rieb sich die Augen und verschlafen fragte sie Mamoru, mit wem er gesprochen hatte. Dieser kratzte sich kurz verlegen am Kopf und sah dann Bunny wieder an.

“Es war deine … Mutter. Sie waren im Krankenhaus und mussten dort erfahren … naja, … dass du gestorben bist …“

Bunny stockte kurz der Atem. Ihre Mutter? Hatte sie also auch noch eine Familie? Aber warum waren sie erst jetzt im Krankenhaus? Es war doch schon Monate her, seitdem …

„Aber warum denn erst jetzt? Ich meine …“

Mamoru erzählte ihr, dass ihre Familie verschwunden war und sie jetzt erst wieder aufgetaucht sind. Mehr wisse er aber auch noch nicht. Er musste dringend mit den anderen sprechen, aber zuerst musste er sich um Bunny kümmern.

„Ich habe deine Mutter beruhigt und ihr das Nötigste erklärt. Ich habe ihr auch gesagt, dass du bestimmt noch ein wenig Zeit brauchst. Sie war nicht gerade erfreut darüber, aber sah es dann doch ein … Bunny, wir sollten uns jetzt wirklich erst mal um deinen Arm kümmern.“

Bunny nickte nur. Sie konnte im Moment nichts sagen. Es warteten so viele Menschen auf sie, die sie sehen wollten, von denen sie gestern noch nicht einmal wusste, dass es sie gab. Stumm folgte sie Mamoru zum Auto. Torkelnd ging sie durch die Tiefgarage und war froh als Mamoru sein Auto öffnete und sie sich wieder setzen konnte. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten ...

 

 

 

Eilig rannte Kenta durch die Straßen zu seiner Schwester. Sie durfte nicht wissen, dass er bei ihr war. Angekommen holte er noch mal tief Luft und öffnete die rostige Metalltür, die zu einer kleinen Lagerhalle gehörte. Quietschend schob er die Tür auf und hatte somit sofort die gesamte Aufmerksamkeit seiner Geschwister. Kenta erschrak bei dem Anblick seiner Schwester. Ihre Augen waren pechschwarz, und obwohl sie aussah, wie Mamiko, konnte er seine Schwester kaum wiedererkennen.

„Na, wer lässt sich denn auch endlich mal blicken“, gab Akita verachtend von sich.

Doch bevor Kenta überhaupt etwas sagen konnte, brachte Mamiko Akita zum Schweigen.

„Akita, Akuma. Ihr wisst, was zu tun ist. Also macht euch auf den Weg.“

Die beiden standen auf, verbeugten sich kurz und schon hatten sie den Raum verlassen.

„Wo sind die beiden denn so schnell hin?“

Mamiko antwortete Kenta jedoch nicht. Stattdessen stelle sie sich an das kleine Fenster, schaute heraus und dachte an ein Gespräch, welches nur ein paar Stunden zurücklag.

 

Mamiko … Wie kann es sein, dass die Prinzessin immer noch frei herumläuft. Ich bin sehr enttäuscht von euch.“

Herrin, wir durchsuchen bereits die ganze Stadt, es kann nicht mehr lange dauern, bis wir sie gefund...“

Schweig! Ich hab deine Ausreden so satt. Am liebsten würde ich …“

Der Boden unter Mamikos Füßen begann zu beben. Vorschreck ging sie in die Knie und sah starr auf den Boden. Die junge Frau, zu der sie sprach, trat näher an sie heran und stemmte ihre Hände auf ihre Hüfte. Langsam beugte sie sich ein Stück zu Mamiko herunter. Ihre langen schwarzen Haare legten sich dadurch über Mamikos Schultern. Sie brannten auf ihrer Haut wie Feuer. Mamiko traute sich kaum zu atmen.

Ich weiß ganz genau, wo sich das kleine Prinzesschen befindet. Wie kann es sein, dass ihr immer noch die Stadt absucht?“, zischte die Frau vor Wut.

Langsam ging die Frau weiter in die Hocke. Sie nahm das Amulett, welches um Mamikos Hals hing, in beide Hände. Das Amulett und die Hände der Frau fingen an zu glühen und Mamiko schrie auf vor Schmerzen.

Habt ihr mir nicht alles zu verdanken? … So dankt ihr es mir? … Ihr habt es doch gar nicht verdient, weiterhin in meiner Gunst zustehen.“

Mamiko krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Sie versuchte die Frau zu besänftigen.

Bitt... bitte gebt uns noch eine Chance. Wir tun alles …“

Die Frau ließ los und baute sich bedrohlich vor Mamiko auf.

Ich gebe euch noch eine allerletzte Chance. Vermasselt es nicht wieder sonst …“, hämisch lachte die Frau auf und gurgelte vor Freude, „Sonst nehme ich dein kleines Schmuckstück wieder an mich und du weißt ja, was dies für dich und deine Geschwister bedeutet … “

Mamiko rappelte sich wieder auf, kniete sich vor die Frau und senkte reumütig ihren Kopf.

Ja, Herrin.“

Fein. Dann höre gut zu.Verbreite weiter die Zwietracht, den Hass und den Streit … Und bring die kleine Göre zu mir. Ihr bekommt es ja doch nicht fertig, sie alleine zu beseitigen.“

Die Frau gab Mamiko zu verstehen, dass sie aufstehen sollte. Sie hielt ihre Hand über das Amulett und kleine blitze bildeten sich darum.

Das Amulett fing an zu leuchten und Mamiko schrie auf. Ihre Augen wurden pechschwarz. Schwarze Energie durchströmte jede Faser ihres Körpers. Mamiko fühlte sich auf einen Schlag so viel stärker.

Wehe du versagst erneut … Ihr findet die Prinzessin beim Erdenprinzen. Nun geh und lass es uns zu Ende bringen. “ …

 

Kenta ging näher an seine Schwester heran. Sie wirkte so verändert. Irgendetwas war mit ihr passiert.

„Mamiko?“

Mamiko drehte sich um, grinste ihren Bruder finster an und zog ihn an seinem Arm mit zur Tür.

„Komm, lass uns ein wenig Spaß haben, bis die beiden mit dem Blondchen zurück sind.“

Kenta schluckte. Wusste sie etwa, wo sich Bunny aufhielt? Hatte ihn doch jemand gesehen, wie er zu ihr ging? Er hatte doch so aufgepasst.

Was sie mit Spaß haben meinte, wusste er allerdings genau. Sie machte sich einen riesigen Spaß daraus, Menschen mit böser Energie zu infizieren und die Stadt dadurch immer mehr ins Chaos zu stürzen …

 

 

Die Straßen waren voll und so kamen Mamoru und Bunny nur langsam voran. Die beiden redeten nicht viel. Mamoru wollte Bunny nicht bedrängen. Er konnte sich kaum vorstellen, wie schwer alles für sie gerade sein musste. Außerdem bemerkte er, dass es ihr gar nicht gut ging. Sie versuchte es zwar zu verbergen, aber er kannte sie gut genug, dass sie ihm nichts vormachen konnte.

„Du … sag mal … Wer ist nun eigentlich diese Chibiusa?“, flüsterte Bunny plötzlich.

Mamoru sah kurz zu Bunny, lächelte und konzentrierte sich danach wieder auf die Straße. Er überlegte kurz, aber entschloss sich schnell dazu, ihr die Wahrheit zusagen. Vielleicht löste es ja eine Erinnerung bei ihr aus.

„Chibiusa … Weißt du, sie ist unsere Tochter.“

Bunny klappte die Kinnlade herunter.

„Un... unsere Tochter?“, stotterte sie und wurde rot dabei.

„Unsere zukünftige Tochter genau genommen. Sie kam damals aus der Zukunft zu uns.“

„Also jetzt haben wir keine?“, runzelte Bunny fragend ihre Stirn.

Mamoru bog auf einen großen Parkplatz ein und parkte das Auto.

„Nein … Aber mach dir nicht so viele Gedanken, deine Erinnerungen werden schon zurückkommen … So wir sind da.“

Bunny schnallte sich ab und nahm es erst mal so hin. Er hatte ja recht, darüber nach grübeln brachte ihr jetzt auch nichts. Die Vorstellung, eine Tochter mit Mamoru zu haben, gefiel ihr allerdings. Sie ertappte sich selbst dabei, wie sie rot im Gesicht wurde bei dem Gedanken, und drehte ihren Kopf schnell zur Seite, damit Mamoru es nicht mitbekam. Sie sah dadurch genau auf das große hell beleuchtete Gebäude und musste schlucken.

„Ich bleibe aber nicht hier …“

Es war zwar ein anderes Krankenhaus, als das, in dem sie aufgewacht und verschleppt wurde, aber es erinnerte sie zu sehr daran.

„Ich bin bei dir. Dir wird nichts passieren.“

Mamoru drücke Bunny an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn um sie zu beruhigen. Sie hatten schon gegen so viele Feinde gekämpft, so viel durchgestanden, aber noch nie hatte er sie so verängstigt gesehen.

Bunny nickte zaghaft, griff nach Mamorus Hand und ließ sich von ihm ins Gebäude führen. Mamoru grüßte einige Kollegen, von denen viele gerne ein wenig mehr geplaudert hätten. Er ließ sich aber auf keine weiteren Gespräche mit ihnen ein und ging unbeirrt mit Bunny weiter.

Bunny merkte, wie Mamorus Kollegen ihnen hinterher starrten. Sie ging davon aus, dass sie wussten, wer sie ist. Das sie nun natürlich erstaunt schauten, dass sie lebend mit ihm hier durch die Gegend spazierte, wunderte sie nicht.

Mamoru führte Bunny in einen langen Gang und blieb vor einer Stuhlreihe stehen.

„Setz dich bitte und warte kurz auf mich. Okay?“

Bunny setze sich auf einen der Stühle und sah Mamoru hinterher, wie er ein Zimmer direkt gegenüber betrat. Er ließ die Tür offen, damit Bunny ihn sehen konnte.

Er begrüßte einen älteren Herrn mit ergrauten Haaren, der gerade an einem großen Schreibtisch saß. Der Mann stand auf und schüttelte Mamoru freudig die Hände zur Begrüßung. Bunny konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber die beiden schauten des Öfteren herüber zu ihr und diskutierten dann angeregt weiter.

Bunny zappelte auf ihrem Stuhl hin und her und wusste nicht, ob es hier so heiß war oder ob nur sie es so empfand. Immer mehr Schweißperlen liefen ihr über die Stirn. Sie versuchte mit ihrer Hand sich irgendwie ein wenig Luft zu zu wedeln, aber es half nichts. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie hatte das Gefühl vom Stuhl zu kippen. Sie hörte noch Mamorus Stimme, bevor sie komplett das Bewusstsein verlor …

 

„Ich glaube, sie wird wach.“

Bunny blinzelte ein paar Mal. Das grelle Licht blendete sie so, dass sie es kaum schaffte, ihre Augen zu öffnen.

„Mamoru?“, flüsterte sie.

Mamoru nahm ihre Hand und drückte sie sanft.

„Alles gut. Ich bin hier.“

Nachdem Bunny sich an das helle Licht gewöhnt hatte, konnte sie Mamoru erkennen, der direkt neben ihr saß. Direkt dahinter stand der Mann, mit dem sich Mamoru unterhalten hatte. Er lächelte sie freundlich an und kam etwas näher heran.

„Da haben sie ihren Gatten, aber einen gehörigen Schreck eingejagt. Keine Sorge, wir haben ihren Arm versorgt und ihnen entsprechende Medikamente verabreicht. Genau erklären kann ihnen das ja dann dieser junger Mann hier.“

Der Mann klopfte Mamoru dabei auf die Schulter und grinste ihn an.

Doch kurz danach verschränkte er die Arme und sah ernst zu Bunny.

„Ich muss aber noch mal darauf hinweisen, dass es besser wäre, wenn sie hier bleiben würden, Miss Tsukino.“

Abrupt saß Bunny senkrecht und schüttelte ihren Kopf.

„Nein, ich kann nicht. Ich meine, also …“

„Keine Angst Bunny. Du musst nicht hier bleiben“, flüsterte ihr Mamoru beruhigend zu.

Mamoru stand auf und drehte sich um.

„Vielen Dank Doktor Amano.“

„Keine Ursache … So die Pflicht ruft. Sie melden sich dann wie besprochen?“

Doktor Amano hob den Zeigefinger und zeigte dabei auf Mamoru. Schnell verbeugte sich dieser vor seinem Chef.

„Natürlich.“

Als Doktor Amano den Raum verlassen hatte, setze sich Mamoru schnell wieder zu Bunny.

„Wie geht es dir? Möchtest du dich noch mal hinlegen oder wollen wir los?“, fragte er besorgt.

„Ich würde gerne gehen“, senkte sie ihren Kopf.

Alles in dem Zimmer hier erinnerte sie zu sehr, an das Zimmer, in dem sie vor einigen Monaten wach wurde. Sie wollte einfach nur noch auf dem schnellsten Wege hier raus. Langsam drehte sie sich zur Seite und wollte aufstehen, als sie blitzartig von Mamoru aufgehalten wurde.

„Das lässt du schön bleiben.“

Vorsichtig legte er einen Arm unter ihre Beine, den anderen um ihren Oberkörper und trug sie zum Auto.

Die Straßen waren zum Glück relativ frei und so waren die beiden im Handumdrehen zurück bei Mamoru.

Langsam gingen sie zum Fahrstuhl und fuhren hinauf. Doch kaum hatten die beiden den Fahrstuhl verlassen, merkte Mamoru sofort, dass hier etwas nicht stimme. Er forderte Bunny auf zu warten und lief zu seiner Wohnung …

Kapitel 17

 

Bunny ahnte Schlimmes. Fest umklammerte sie in ihrer Jackentasche ihre Brosche, als Mamoru in seiner Wohnung verschwand. Seine Tür stand Sperrangel weit offen. Angespannt sah sie ihm hinterher. Sie konnte sich schon denken, wer dort drinnen auf sie wartete. Mamoru hatte zwar gesagt, sie sollte warten, aber sie konnte ihn nicht alleine dort hineingehen lassen. Sie war gerade im Begriff ihre Brosche aus der Tasche zu holen, damit sich verwandeln konnte, als Mamorus Stimme zu hören war.

 

„Alles gut. Niemand mehr hier. Kannst rein kommen.“

 

Erleichtert zog sie ihre Hand wieder aus ihrer Tasche und wollte ihm in die Wohnung folgen. Jedoch bevor sie sich überhaupt bewegen konnte, wurde sie aufgehalten. Sie spürte auf einmal einen scharfen, kalten Gegenstand, an ihrem Hals. War das etwa ein Messer?

„Nicht so schnell.“

Bunny erstarrte. Sie kannte diese Stimme nur zu gut. Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter. Für einen kleinen Moment war sie unfähig auf irgendeine Weise zu reagieren.

„Ich glaube, wir wurden das letzte Mal unterbrochen“, flüsterte Akita ihr ins Ohr.

In Bunny kehrte wieder Leben zurück und sie versuchte langsam und unbemerkt ihre Hand in die Tasche zu stecken.

„Das würde ich schön bleiben lassen. Hände nach oben, wo ich sie sehen kann. Ich glaube, du möchtest nicht, dass ich dieses hier mal ausprobiere.“

Akita grinste und drückte das Messer an Bunnys Kehle etwas tiefer in ihre Haut. Ein kleiner Blutstropfen bildete sich an der Spitze des Messers und lief ihr den Hals hinunter.

Bunny hob ihre Arme, hielt ihre Hände nach oben und bewegte sich kein Stück.

„Fein. Dann sind wir uns also einig. Wir gehen jetzt schön langsam zum Fahrstuhl, ohne, dass du nur den kleinsten Piep von dir gibst. Oder möchtest du, dass wir uns auch gleich mit deinem Prinzen beschäftigen?

Zaghaft und langsam schüttelte Bunny ihren Kopf.

„Gut. Dann lege deine Hände jetzt auf deinen Rücken.“

Akuma trat nun auch näher. Er stand die ganze Zeit etwas abseits und hielt Mamorus Wohnungstür im Auge. Er zog einen Strick aus seiner Tasche und wickelte Bunnys Händen hinter ihrem Rücken zusammen.

Danach zog Akita Bunny, immer noch mit dem Messer an ihrem Hals haltend, zum Fahrstuhl.

Sie hatten den Aufzug schon fast betreten, als Mamoru aus seiner Wohnung stürmte.

Da Bunny nicht hinterher kam oder etwas von sich hören ließ, hatte er schon ein seltsames Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Und hatte leider recht damit.

„Lass sie sofort los!“, brüllte er.

Akita machte aber keine Anstalten Bunny loszulassen und zog sie weiter mit sich.

„Mamoru lauf weg. Los.“

Mamoru sagte zwar immer wieder, er würde sie beschützen, aber wie sollte er das anstellen? Die beiden waren viel zu stark für ihn. Wenn ihm jetzt etwas passierte, war es ganz allein ihre Schuld. Wäre sie doch einfach fortgelaufen, als sie es konnte. Dann wäre er da nun nicht mit hineingeraten. Bunny machte sich schwere Vorwürfe.

„Nun lauf doch. Los“, schrie sie mit Tränen in den Augen.

Grob zog Akita an Bunnys Armen.

„Schnauze! Du hast hier gar nichts zu melden … Und du da … noch ein Schritt näher und die Klinge macht Bekanntschaft mit ihrer Kehle.“

Mamoru ballte seine Hände zu Fäusten und blieb stehen. Er wusste aus Bunnys Erzählungen, dass mit den beiden nicht zu spaßen war.

„Akuma kümmere du dich doch um ihn. Ich werde das hübsche Ding hier zu Mamiko bringen. Ich glaube, sie wird schon sehnlichst erwartet“, lachte Akita spöttisch auf.

Akuma grinste und ging ein paar Schritte auf Mamoru zu.

„Mit dem größten Vergnügen. Ich komm gleich hinterher, wird nicht lange dauern.“

Bunny schluckte. Das sah nicht gut aus für Mamoru. Er konnte doch gar nichts gegen ihn ausrichten.

Akita zog Bunny weiter in den Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich und Bunny konnte noch kurz, bevor sich diese ganz geschlossen hatten, beobachten wie Mamoru und Akuma aufeinander los gingen. Bunny sagte keinen Ton und kniff ihre Augen zusammen. Jetzt in diesem Moment wurde Mamoru von Akuma getötet und es war ganz allein ihre Schuld. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und sie fing leise an zu schluchzen.

„Zu schade, dass ich dich in einem Stück abliefern soll“, hauchte Akita Bunny ins Ohr.

Bunny zog bei Akitas Worten ein Schauer durch ihren Körper. Zu gut konnte sie sich noch an ihre letzte Begegnung erinnern.

Es piepte und die Türen des Aufzugs öffneten sich wieder. Akita nahm das Messer von Bunnys Hals und drückte es ihr in den Rücken. Er stellte sich dicht neben sie und schubste sie an.

„Los! Und wehe du gibst draußen auch nur einen Ton von dir.“

Langsam verließen sie das Gebäude und gingen ein Stück die Straße entlang. Sie waren noch nicht weit gegangen, da konnte Bunny es auch schon sehen. Der Transporter von damals. Bunnys Augen weiteten sich. Das konnte doch alles nicht wahr sein, nun musste sie schon wieder dort hinein? Diesmal war es wohl wirklich ihre letzte Fahrt, ging ihr durch den Kopf.

„Na, erkennst du ihn wieder?“

Akita hatte gemerkt, wie Bunny auf den Transporter reagierte, und machte sich einen Spaß daraus, ihr es auch noch unter die Nase zu reiben.

Am Auto angekommen öffnete Akita die Türen zum Laderaum und wollte Bunny hineinheben. Doch bevor er dazu kam, bekam er einen heftigen Stoß in die Seite. Wankend fiel er zu Boden, wobei er auch Bunny mit sich riss. Vorsichtig drehte Bunny ihren Kopf, um zu sehen, warum sie zu Boden gingen. Vor ihr stand ein großer schwarzhaariger Mann in einer Art Rüstung. Wer war dies denn nun?

Akita sprang auf und knurrte vor Zorn.

„Du wagst es, mich zu Boden zu werfen, Endymion?“

Bunny zuckte zusammen. Endymion? Irgendetwas sagte ihr der Name. Aber wer war er? Da Akita gerade nicht auf sie achtete, versuchte sie irgendwie den Strick zu lösen, damit sie sich verwandeln konnte. Aber er saß einfach zu fest.

Akita zitterte vor Zorn und um ihn herum bildete sich auf einmal ein schwarzer Nebel.

„Was hast du mit meinem Bruder gemacht?“, schrie Akita Endymion an.

Doch bevor dieser überhaupt etwas sagen konnte, ging Akita auch schon auf ihn los. Er schoss mit Energiekugeln um sich und zog eine Art Schwert. Doch Endymion wich gekonnt aus und zog ebenfalls sein Schwert. Unerbittlich gingen sie aufeinander los. Das Klirren der Klingen war mit Sicherheit noch Meter weit weg zu hören.

Bunny versuchte unterdessen immer noch ihre Fesseln zu lösen. Aber zwecklos, sie saßen zu fest. Sie versuchte unbemerkt ein Stück weg zu robben und suchte verzweifelt etwas, womit sie die Seile aufritzen konnte. Sie musste unbedingt nachsehen, was mit Mamoru geschehen war und Endymion im Kampf gegen Akita helfen. Sie schienen ja denselben Feind zu haben.

Ein Schmerzschrei ließ sie aber aufschrecken und so sah sie wieder zum Kampfgeschehen. Endymion zog gerade sein Schwert aus Akitas Schulter und Akita sackte regungslos auf dem Boden zusammen. Schnell lief Endymion zu Bunny hinüber und half ihr dabei aufzustehen.

„Geht es dir gut? Ist dir was passiert?“, fragte er besorgt.

Bunny starrte ihn ohne etwas zu sagen an. Diese Augen. Sie kannte diese Augen. Wer war er nur? Er kam ihr so vertraut vor. Vorsichtig befreite er Bunny von ihren Fesseln.

„Bunny? Sag doch was. Geht es dir gut?“

Bunny legte ihre Hand auf sein Gesicht und schob es vorsichtig ein kleines Stück nach rechts und links, um ihn besser ansehen zu können.

„Wer bist du?“

Endymion nahm Bunnys Hand und hielt sie fest.

„Ich bin es doch. Erkennst du mich denn nicht?“

Bunny sah Endymion tief in die Augen und ihr Herz fing an, wie wild zu schlagen.

„Mamoru?“

Endymion lächelte ihr zu und nickte kurz. Erleichtert, dass ihm nichts passiert war, sprang Bunny ihm in die Arme.

„Mamoru …“

Doch lange hielt dieser Moment nicht an, den Endymion verzog sein Gesicht und kippte ein Stück nach vorne. Ein Energieball hatte ihn an der Schulter getroffen. Bunny sah an Endymion vorbei und konnte ihn gerade noch zur Seite schubsen, bevor der nächste angeflogen kam.

Akita stand grinsend, nicht weit von den beiden, und funkelte sie böse an.

„Glaubt ihr echt, so eine kleine Fleischwunde, würde mich so schnell aufhalten?“, keuchte er.

Bunny dachte nicht groß weiter nach, zog ihre Brosche hinaus und schnell hatte sie sich in Sailor Moon verwandelt.

Akita schoss weiter Energiekugeln auf die beiden los, sie hatten Mühe auszuweichen. Sie bemerkten aber auch, dass Akita schwächer wurde. Er hielt sich seine Hand über die Schulter und konnte nicht mehr aufrecht stehen und wankte hin und her. Endymion zog sein Schwert und rannte auf ihn los. Doch weit kam er nicht. Aus allen Ecken tauchten plötzlich Besessene auf und näherten sich den beiden. Es hatte nicht lange gedauert und sie waren komplett umzingelt.

Akita lachte auf und immer mehr Nebel sammelte sich um ihn herum, bis er plötzlich verschwunden war.

Die Besessenen standen angriffslustig um die beiden herum und die Ersten begangen sie anzugreifen. Endymion versuchte sie vorsichtig wegzudrängen, es waren ja immer noch unschuldige Menschen. Doch wenn es so weiter ging, blieb ihm nichts anderes übrig als sie zu bekämpfen. Er drehte sich ein Stück und konnte dadurch sehen, dass Sailor Moon ihr Zepter zog und in die Höhe hielt.

„Nicht! Lass das! Du bist viel zu geschwächt dafür.“

Er wollte Sailor Moon aufhalten. Das konnte sie doch in ihren Zustand nicht machen.

Sailor Moon ließ sich aber nicht davon abhalten. Sie musste den Menschen doch helfen. Es waren unschuldige Menschen, sie konnten doch nichts dafür.

„Licht des Silbermondes, schein und heile!“

Die Besessenen wurden von Licht und Wärme umhüllt und fielen bewusstlos zu Boden.

Sailor Moon verwandelte sich zurück zu Bunny und sackte erschöpft auf dem Boden zusammen.

Mamoru hatte sich auch zurück verwandelt und eilte zu Bunny. Schwer atmend kauerte sie auf dem Boden. Sie war kreidebleich und die Schweißperlen liefen ihr übers Gesicht. Vorsichtig half Mamoru ihr beim Aufstehen. Nahm sie besorgt in den Arm und sah ihr dann ernst in die Augen.

„Das war sehr unvernünftig von dir.“

Er drückte Bunny fest an sich und atmete erleichtert aus.

„Wir sollten jetzt aber erst mal schnell verschwinden. Wer weiß, ob er nicht zurückkommt.“

Bunny nickte und sah Mamoru fragend an.

„Was ist mit … ?“

Mamoru schüttelte den Kopf.

„Um den brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen …“

„Verstehe …“, flüsterte sie.

Bunny hakte sich bei Mamoru ein. Vor ihr drehte sich alles. Sie wusste, dass es es nicht gut war und zu viel für sie war, aber was sollte sie machen.

Mamoru verzog sein Gesicht. Wo sollten sie nur hin? In seine Wohnung wäre keine gute Idee. Die kannten sie.

„Ich glaube, wir sollten zu Rei in den Tempel gehen. Bei mir tauchen sie mit Sicherheit früher oder später wieder auf. Woher wussten sie nur, wo du bist? Meinst du, Kenta hat es verraten?“

Bunny zuckte mit ihren Schultern.

„Ich weiß es nicht. Eigentlich glaube ich es nicht, aber woher sollten sie es sonst …“

Bunny starrte Mamoru an. Ihr kam gerade etwas in den Sinn, woran sie überhaupt gar nicht mehr gedachte hatte.

„Sie wissen es. Sie wissen genau, wer wir sind und wo wir wohnen.“

Mamoru sah sie verwundert an.

„Wie meinst du das?“

„Als ich noch bei Kenta war, habe ich etwas in einer Schublade gefunden, was mir schon damals seltsam vorkam.“

Bunny erzählte Mamoru von dem Stadtplan und, dass dort über all Orte markiert waren, mit Planeten Namen daneben.

Mamoru ballte eine Faust.

„Verdammt, dann fällt der Tempel weg.“

Mamoru hielt sich seine Hand gegen sein Kinn und dachte angestrengt nach. Sie mussten irgendwo untertauchen, aber wo? Er schnappte sich Bunnys Hand.

„Ich habe eine Idee …“

 

Kurze Zeit später standen die beiden vor dem Eingang des Crowns. Mamoru hatte zu Hause schnell das Nötigste eingepackt und es im Auto verstaut. Seine Wohnung glich einem Schlachtfeld, die beiden hatten ganze Arbeit geleistet, diese zu verwüsten.

„Und du meinst, er wird wirklich nichts dagegen haben?“

Bunny sah Mamoru fragend an.

Mamoru hatte ihr im Auto genau erklärt, wer Motoki war und warum er dort hin wollte. Er lächelte Bunny an und legte seine Hand auf die Klinke.

„Komm, lass uns reingehen.“

Das Glöckchen der Tür klingelte leise, als Mamoru dir Tür öffnete. Sie war kaum zu hören, da das Gemurmel der sich unterhaltenen Gäste, alles übertönte. Das Crown war heute gut besucht und auf den ersten Blick kaum noch frei Plätze übrig. Motoki stand gerade am Tresen und füllte sein Tablett mit Gläsern. Mamoru ging näher an ihn heran und klopfte ihm auf die Schulter.

„Hey, könnte ich kurz mit dir sprechen?“

Motoki stellte die restlichen Gläser auf seinem Tablett ab und drehte sich freudig herum.

„Erst ein Mal Hallo, Mamoru … Was gibt es de...“

Motoki rutsche vor Schock das Tablett aus den Händen. Laut scheppernd landeten die Gläser auf dem Boden. Er traute seinen Augen nicht. Dort neben Mamoru stand Bunny?

„Bunny? …Was … Ich dachte, du wärst …?“

Mamoru legte sich seinen Finger auf seinen Mund.

„Psst … Könnten wir kurz ungestört reden?“

Mamoru schaute sich um. Die herunterfallenden Gläser hatten so einen Lärm gemacht, dass nun das halbe Crown die Drei anstarrte.

 

Etwas weiter hinten, in einer kleinen Nische, saßen vier junge Frauen zusammen und unterhielten sich, bis sie ebenfalls vom Lärm verwundert zum Tresen sahen. Als sie die blonde Frau im Eingang erblickten, sprangen sie alle gleichzeitig, ohne groß nachzudenken auf, und liefen zu ihr.

„Bunny!“

Stürmisch wurde Bunny umarmt und gedrückt. Sie wusste gar nicht, wie sie reagieren sollte, sie hatten sie komplett überrumpelt. Stumm ertrug sie die Begrüßung von den Frauen und sah Mamoru an.

„Das sind Ami, Rei, Minako und Makoto, deine Freundinnen“, stellte er die Frauen vor.

Minako stupste Mamoru gegen die Schulter.

„Warum sagst du uns denn nicht, dass ihr herkommt?“, schmollte sie.

„Ich werde es euch gleich erklären. Könntet ihr euch kurz um Bunny kümmern? Ich müsste mal mit Motoki sprechen.“

Bunny sah nicht gut aus, sie musste sich dringend ausruhen und sich wenigstens hinsetzen. Bei den anderen war sie ja gut aufgehoben, dachte er sich.

„Aber natürlich“, lächelte Minako.

Ohne Bunny überhaupt etwas sagen zu lassen, zogen die Vier sie schon zu ihrem Tisch.

Mamoru half Motoki schnell dabei die Scherben aufzusammeln und verschwand dann mit ihm im Hinterraum.

 

„Könntest du mir kurz erklären, was hier los ist? Ich dachte, Bunny wäre tot?“

„Bis vor ein paar Tagen, dachte ich das auch noch. Hör zu, wir brauchen deine Hilfe …“

Er erzählte Motoki, dass Bunny entführt wurde, nachdem sie aus dem Koma wach wurde, die Entführer es schafften die Akten zu manipulieren, dass Bunny tot wäre, dass Bunny ihr Gedächtnis verloren hat und vor ein paar Tagen fliehen konnte und ihm zum Glück, verwirrt in die Arme lief.

Motoki atmete schwer aus, das war ein ganz schönes Stück, was Mamoru ihm da gerade erzählte.

„Und warum? Warum Bunny?“

Mamoru sah Motoki ernst an.

„Wir sind doch Freunde? … Vertraust du mir, wenn ich dir sage, es ist besser für dich, wenn du nicht alles weißt?“

Motoki verschränkte seine Arme und sah nachdenklich zu Boden.

„Okay … Und wozu brauchst du meine Hilfe?“

Erleichtert atmete Mamoru auf und lächelte, er wusste, er konnte sich auf seinen Freund verlassen.

„Sie wissen leider, wo wir wohnen … Du bist doch nach der Hochzeit zu Reika gezogen und deine Wohnung steht seitdem leer? Wir brauchen einen Unterschlupf.“ …

 

 

Keuchend schleppte sich Akita in die kleine Lagerhalle. Kenta eilte sofort zu seinem kleinen Bruder.

„Was ist denn passiert? Wo ist Akuma?“

Akita ließ sich auf einen kleinen Sessel in der Ecke des Raumes fallen.

„Das wird er bereuen … genauso, wie das kleine Miststück … Akuma wurde … er wird nie wieder kommen … “

Geschockt sah Kenta Akita an. Sein kleiner Bruder würde also nie mehr zurückkommen? Er war gefallen? Er wollte zwar nicht, dass sie Bunny bekamen, aber, dass sein Bruder dabei starb, das hat er nicht gewollt. Zitternd krallte er seine Finger zusammen. Konnte dieser Wahnsinn nicht aufhören, bevor es noch mehr Verluste gab?

Vorsichtig versuchte er Akitas Wunde zu versorgen, als Mamiko den Raum betrat.

„Was ist hier los? Habt ihr sie nicht gefunden? Warum ist Akuma nicht hier?“

Kenta senkte seinen Kopf und schüttelte ihn traurig.

„Akuma ist … er ist …“

Kenta konnte es nicht aussprechen.

Akita sprang auf und sah Mamiko direkt in die Augen.

„Er ist tot!“

Mamiko ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie biss die Zähne zusammen und schnaufte wutentbrannt.

Um sie herum blitzen kleine Energiekugeln auf. Sie lief die Tür hinaus, blieb stehen, starte in den Himmel und ließ einen Schrei los, der Kenta das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Schief grinsend starrte sie weiter in Richtung Himmel.

„Du wirst dir noch wünschen, du wärst in Nagoya gestorben … “

In der gesamten Stadt blieben die Besessenen abrupt stehen und hoben ihren Kopf gen Himmel, nur um kurze Zeit später sich wieder in Bewegung zu setzen. Ihre Herrin hatte sie gerufen und sie machten sich auf den Weg zu ihr …

 

 

Bunny saß, mit den für sie völlig unbekannten Frauen, am Tisch und die Vier redeten, wie wild durcheinander. Sie bemerkten gar nicht, dass Bunny selber gar nichts sagte. Sie stellten ihr Tausende von Fragen, aber das gar keine Antwort kam, fiel ihnen nicht auf. Aufgeregt diskutierten sie miteinander. Bunny drückte ihre Finger gegen ihre Beine. Ihr war so warm und alles verschwamm zu einem unscharfen Brei. Ihr Kopf pochte, als würde jemand mit einem Hammer dagegen schlagen. Sie musste raus hier, sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Bunny stützte sich mit ihren Händen am Tisch ab und erhob sich von ihrem Stuhl. Die vier Frauen sahen sie verwundert an.

„Alles okay, Bunny?“

Minako legte besorgt ihre Hand auf Bunnys. Die zog ihre Hand aber schnell weg und kratze sich am Kopf.

„Ja, ich muss nur mal kurz für kleine Mädchen“, stotterte sie.

Makoto zog ihre Augenbraue nach oben.

„Okay soll dich jemand begleiten?“

Schnell wedelte Bunny mit ihren Händen.

„Nein, nein, das schaffe ich schon“, versuchte sie zu lächeln, „Bitte entschuldigt mich kurz.“

Schnell ging sie in Richtung der Toiletten und drehte sich vorsichtig um. Als sie sicher war, dass sie nicht mehr beobachtet wurde, huschte sie an der Toilettentür vorbei und verließ das Crown. Sie brauchte frische Luft. Die ganze Situation war ihr im Moment einfach zu viel. Sie wurde beinah wieder verschleppt, hatte erneut gekämpft, fluchtartig Mamorus Wohnung verlassen, und nun ließ Mamoru sie mit diesen vier Frauen, die wie wild auf sie einredeten, allein. Was wollten sie den von ihr, sie erkannte keine Einzige von ihnen. Vom Verstand her, wusste sie, dass diese Frauen ihre Freundinnen waren, aber im Moment, waren es einfach nur Fremde.

Ihre Jacke lag noch im Crown und so drückte Bunny ihre Arme fest um ihren Oberkörper. Es war eiskalt hier draußen, aber das Pochen in ihrem Kopf wurde immerhin weniger.

 

 

„Gut, denn hol ich jetzt Bunny und wir fahren los.“

Motoki klopfte Mamoru auf die Schulter.

„Auch wenn die Umstände, keine Sorge, ich frage, jetzt auch nicht weiter nach, nicht gerade berauschend sind. Freue ich mich für dich, dass Bunny wieder da ist.“

Mamoru erwiderte Motokis Lächeln. Ja, Bunny war wieder bei ihm und er war unendlich dankbar dafür. Er wollte sie unter keinen Umständen wieder verlieren. Die letzten Monate, wo er dachte, er hätte sie für immer verloren, waren die schlimmsten in seinem gesamten Leben.

Lächelnd verließen die beiden das Hinterzimmer. Mamorus Blick schweifte durch das Crown und weiter hinten konnte er Amis Gesicht erkennen. Er ging zu dem kleinen Tisch und verzog sein Gesicht.

„Wo ist Bunny?“

„Ah Mamoru, hast du mich erschreckt, du kannst dich doch nicht so anschleichen“, schimpfte Rei.

Doch Mamoru reagierte gar nicht auf Rei und fragte erneut, wo Bunny war.

„Ganz ruhig, sie ist nur schnell für kleine Mädchen, hat sie gesagt.“

Mamoru drehte sich um und ging zu den Toiletten. Vorsichtig öffnete er die Tür und rief, ohne hineinzusehen, Bunnys Namen. Doch sie antwortete nicht. Panisch fragte er erneut. Rei war ihm hinterher gegangen und stand nun direkt neben ihm.

„Sie ist doch nur kurz auf die Toilette“, versuchte sie Mamoru zu beruhigen.

„Sie ist aber nicht dort drinnen. Wie konntet ihr sie den aus den Augen verlieren!“

Rei drängte sich an Mamoru vorbei und betrat die Frauentoilette.

„Ach Quatsch, sie hat dich bestimmt nur nicht gehört.“

Die anderen waren mittlerweile auch dazu gekommen und fragten besorgt, was den los sei, als Rei wieder hinauskam.

„Sie ist nicht hier. Mamoru, es tut mir leid. Wir dachten wirklich, sie wollte nur schnell auf die Toilette.“

Hastig eilte Mamoru aus dem Crown hinaus. Doch weit und breit war Bunny nicht zu sehen. Wo war sie nur hin?

 

Frierend war Bunny ein Stück gelaufen und hatte einen kleinen Durchgang neben dem Crown entdeckt, der zu einem kleinen Hinterhof führte. Sie setze sich neben einen großen Müllcontainer, auf einen Karton und klammerte ihre Arme um ihre Beine. Kopfschütteln hatte sie ihren Kopf auf ihre Knie gelegt. Sie musste, bevor sie wieder hineinging, erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen und ihre Gedanken ordnen. Sie hatte die Frauen, ohne dass diese es bemerkten, durch die Scheibe beobachtet. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie erinnerte sich einfach nicht und das Pochen in ihrem Kopf wurde stärker. Zusammen gekauert starrte sie auf den Boden, auf dem ein paar Zeitungsfetzen verstreut lagen. Sie bemerkte dabei nicht, dass sich ihr langsam jemand näherte, der sie schon seitdem sie das Crown verlassen hatte, verfolgte …

Kapitel 18

 

Bunny starrte weiter auf das verteilte Zeitungspapier, als ein heftiger Windstoß durch den kleinen Hinterhof wirbelte und die Zeitung weiter verteilte. Vor ihren Füßen blieb ein abgerissenes Stück eines Zeitungsartikel liegen. Verwundert nahm sie ihn in die Hand.

„Überraschungstalent startet durch … Aber die sieht ja aus wie … “

„Ja, das ist Minako.“

Erschrocken sah Bunny auf und suchte die Herkunft der Stimme. Aber weit und breit war niemand zu sehen. Verdutzt legte sie das Stück Papier wieder auf dem Boden und bemerkte dadurch erst, dass neben ihren Füßen eine kleine schwarze Katze hockte.

„Huch. Wo kommst du den her?“

Bunny hob die Katze hoch und setze sie auf ihren Schoß. Sie kraulte ihr sanft über den Kopf und bemerkte dadurch ein seltsames Mal auf ihrer Stirn.

„Du bist doch die Katze aus dem Teehaus. Wie kommst du den hier her?“

„Ja, ich bin Luna“, lächelte sie Bunny an.

Abrupt sprang Bunny auf. Luna purzelte dadurch auf den Boden. Verdattert zeigte Bunny mit ihrem Zeigefinger auf die kleine Katze.

„D-d-du kannst ja sprechen.“

„Ja, aber hab keine Angst. Du erinnerst dich zwar, wie ich gehört habe, gerade nicht, aber wir kennen uns schon sehr lange.“

Verblüfft ließ sich Bunny wieder auf den Karton fallen und drückte sich mit einer Hand gegen ihre Schläfe. Sie hatte schon so vieles gesehen, da war eine sprechende Katze, doch gar nicht so ungewöhnlich, redete sie sich ein, damit sie sich nicht komplett für verrückt hielt.

„Warum hast du den das letzte Mal nichts gesagt?“

Luna senkte ihren Kopf.

„Als ich gemerkt hatte, wer dort vor mir stand, warst du auch schon verschwunden. Ich habe dich sofort überall gesucht, aber habe dich nirgendwo gefunden.“

Bunny nickte und stupste mit ihrem Fuß auf dem Boden herum.

„Hm, ach so. Und du gehörst auch zu den and… ich meine zu uns?“

Bunny fiel es immer noch schwer, sich zu den anderen zu zählen. Auch wenn man es ihr sagte, und sie es vom Verstand her wusste, war es doch irgendwie seltsam, wenn man sich an nichts davon erinnerte. In ihrer Erinnerung war sie immer alleine gewesen.

„Ja. Ich habe dich damals erweckt. Naja zweimal genau genommen und dir deine Erinnerungen zurückgegeben und war stets an deiner Seite.“

Bunny sprang wieder auf und machte große Augen.

„Du hast mir meine Erinnerungen zurückgeben? Heißt das … könntest du das nicht wieder machen? Könntest du diese Blockade lösen?“

Im Moment war ihr es auch egal, warum diese Katze ihr überhaupt mal ihre Erinnerungen zurückgeben musste, wenn sie es wieder machen könnte, würde sie es eh gleich wieder wissen.

„Blockade?“

„Ja … Kenta hat gesagt, dass Mamiko meine restlichen Erinnerungen blockiert hat.“

Fragend sah Luna Bunny an, sie hatte keine Ahnung, wovon diese sprach. Sie hatte noch nicht die Gelegenheit mit ihr oder Mamoru zusprechen, seitdem Bunny wieder aufgetaucht war, und wusste daher nicht, was alles passierte.

„Mamiko, Kenta?“

Bunny kniete sich vor Luna, antwortete nicht auf die Frage und sah Luna flehend an.

„Bitte kannst du es probieren?“

„Okay. Schließe bitte deine Augen.“

Bunny kam Lunas Anweisung nach und schloss ihre Augen. Voller Erwartung faltete sie ihre Hände ineinander. Sie hoffte so sehr, dass es klappen würde.

Luna schloss ebenfalls ihre Augen und konzentrierte sich auf Bunny. Ihr Halbmond fing an zu leuchten und kurz danach erschien auch auf Bunnys Stirn die goldene Mondsichel. Bunny spürte eine angenehme Wärme, die sie durchströmte. Die ersten Bilder blitzten auf. Bunny erinnerte sich, wie sie zum ersten Mal Luna begegnete. Sie lächelte bei dieser Erinnerung. Doch auf einen Schlag wurde es wieder dunkel und kalt. Bunny verzog ihr Gesicht und stütze sich mit ihren Händen auf dem Boden ab. Die Dunkelheit breitete sich wieder aus. Statt der erhofften Erinnerungen zogen wie im Film die letzten Monate in ihren Gedanken vorbei. Angefangen im Krankenhaus, Kentas Auftauchen bei Mamoru und endete damit, wie sie eben panisch das Crown verließ.

Luna kniff ihre Augen zusammen und ihr kullerte eine Träne hinunter. Sie konnte alles mit ansehen ja sogar fühlen, was Bunny in jeden dieser Momente fühlte.

Beide öffneten wieder ihre Augen. Bunny legte ihr Gesicht in ihre Hände und schluchzte. Sie hatte so gehofft, dass Luna ihr helfen könnte. Sie musste sich wohl damit abfinden, dass diese verdammte Blockade nie mehr wegginge.

„Bunny. Du bist nicht allein. Du bist wieder zu Hause. Dort, wo du hingehörst. Und alle sind überglücklich, dass du wieder da bist“, flüsterte Luna ihr zu und versuchte sie zu beruhigen.

Sie setze sich auf ihren Schoß und schmiegte sich an sie. Bunny legte ihre Arme um sie und drückte sie ganz fest an sich.

„Du solltest nicht alleine hier draußen herumlaufen. Sie machen sich sicher schon Sorgen um dich. Außerdem holst du dir noch sonst was weg, bei der Kälte hier.“

Bunny wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Langsam verließ sie den kleinen Hinterhof und ging zurück zum Crown. Luna lief dicht neben ihr und ließ sie keinen Moment aus den Augen. Bunny konnte schon von Weitem sehen, dass Mamoru und die anderen nicht weit vom Crown entfernt standen und ganz wie es aussah, stritten sie sich.

Sie waren so in ihren Streit vertieft, sie bemerkten gar nicht, dass Bunny sich neben sie gestellt hatte.

„Hey …“

Bunnys Stimme drang sofort in Mamorus Ohr. Er drehte sich um und sah in ihre wunderschönen blauen Augen. Doch ihr Gesicht und ihre Augen waren gerötet. Hatte sie etwa geweint? Schnell zog er sie in seine Arme.

„Ist irgendetwas passiert? Warum läufst du denn einfach weg? Du weißt gar nicht, was ich mir für Sorgen gemacht hab. Ich dachte schon, er hätte dich …“

Schnell zog Mamoru seine Jacke aus und legte sie über Bunnys Schultern.

„Entschuldige … ich wollte nicht, es war nur …“, stammelte sie.

Sanft streichelte er ihr über den Rücken.

„Schon gut. Wir sollten uns jetzt lieber auf den Weg machen.“

Luna trat nun auch näher und sah Mamoru dabei an.

„Ich würde sagen, du bringst Bunny von hier weg, damit sie sich ausruhen kann und ich werde den anderen erzählen, was passiert ist.“

„Luna?“, kam es wie im Chor von den anderen.

Fragend wurde sie angestarrt.

„Ich erkläre es euch. Trommelt die anderen zusammen und wir treffen uns alle, in einer halben Stunde im Tempel.“

 

 

„Wir sind aber auch zu dämlich. Kein Wunder, dass sie weggelaufen ist“, senkte Minako ihren Kopf.

Die Sailor Kriegerinnen, Artemis und Luna saßen alle zusammen bei Rei im Zimmer und Luna hatte ihnen erzählt, was geschehen war und was sie alles gesehen hatte.

„Es muss doch irgendetwas geben, damit sie sich erinnert“, murmelte Makoto.

Alle sahen sich fragend an, aber eine Idee hatten sie auch nicht.

„Wichtiger ist erst mal, dass sie sich erholt und zu Kräften kommt“, warf Ami in den Raum.

Mamoru hatte ihnen schwere Vorwürfe gemacht, dass sie Bunny aus den Augen verloren haben und ihnen dann von ihrer Verletzung und ihrem jetzigen Zustand erzählt. Sie wussten doch nicht, wie durcheinander sie gerade war und von ihrer Verletzung. Sie wussten doch nur, dass sie sich an nichts erinnerte. Da Sie auch Ärztin war, wusste sie, was bei so einer Wunde, wenn sie nicht rechtzeitig richtig behandelt wird, passieren konnte. Und das sie Fieber hatte, verhieß nichts Gutes.

Luna setze sich zu Artemis und sah aus dem Fenster.

„Damals auf dem Mond … Königin Serenity hatte doch mal vielen, nachdem ihr Planet zerstört wurde, eine neue Heimat gegeben. Darunter waren ja auch die Geschwister, die nun hinter Bunny her sind. Erinnerst du dich noch daran?“

Artemis sah sie an, er erinnerte sich dunkel daran, aber warum fragte Luna jetzt danach.

„Ja, aber worauf möchtest du hinaus?“

Luna sprach nun etwas lauter, damit die anderen sie auch verstehen konnten.

„Ich glaube, die Person die damals den Planeten zerstörte, ist dieselbe, die nun auch die Fäden in der Hand hat. “

Alle unterbrachen ihre Gespräche und sahen zu den beiden Katzen.

„Luna, wovon redest du?“, sprach Rei sie als Erste an.

„Königin Serenity hatte mir damals erzählt, wie der Planet zerstört wurde. Es herrschte Streit und Zwietracht unter den Bewohnern und sie löschten sich schlussendlich selbst aus … Das alles ähnelt ziemlich dem, was gerade bei uns passiert …“

Geschockt sahen sie Luna an.

„Heißt das, die Erde wird bald zerstört sein?“, flüsterte Minako.

Augenblicklich sprang Makoto auf.

„Dann müssen sie aber erst an uns vorbei!“

Haruka stand auch auf und stimmte mit Makoto ein.

Nachdenklich drehte sich Rei zu Luna zurück, nachdem Makoto und Haruka ihre Kampfansagen beendet hatten.

„Und wer hält nun die Fäden in der Hand?“

Gespannt sahen wieder alle zu Luna, die gerade auf die Mitte des Tisches sprang.

„Eris.“

Tuscheln ging durch den Raum, sie konnten nicht wirklich was mit diesem Namen anfangen. Artemis sprang ebenfalls auf den Tisch und sah ernst zu den anderen. Augenblicklich wurde es wieder still im Raum.

„Ja, natürlich. Jetzt ergibt das alles einen Sinn. Königin Serenity hatte sie damals besiegt. Doch bevor sie abhaute und verschwand, drohte sie ihr noch, dass sie dies noch bitter bereuen würde. Und da sie sich nicht mehr an der Königin selbst rächen kann, lässt sie ihren Vergeltungsakt nun an ihrer Tochter aus … “

Ami hob nachdenklich ihre Augenbraue.

„Meinst du Eris, wie die Göttin Eris, die Göttin der Zwietracht und des Streites?

Luna wollte Ami gerade Antworten, doch Artemis kam ihr zuvor.

„Ich würde jetzt nicht gerade sagen, dass sie eine Göttin ist, aber ja. Genau die.“

„Ich habe mal in einem Buch über griechische Mythologie gelesen, dass Eris erst als alte kleine Frau beschrieben wird und erst wenn sie es schafft, den Neid und den Hass in den Menschen zu wecken, zu ihrer wahren Gestalt erblüht. Meinst du dafür, werden die Menschen gebraucht?“

Artemis nickte ihr zu.

„Ich denke schon. Sie wird nach dem Kampf gegen Königin Serenity sehr geschwächt gewesen sein. Es ist davon auszugehen, dass sie das Gleiche wie damals, erneut versucht. Nur diesmal mit der Erde. Königin Serenity hatte sie zwar besiegt, aber sie haute ab und der Planet wurde unbewohnbar. Wir müssen sie stoppen, bevor der Erde das gleiche Schicksal blüht.“

Alle grübelten und wälzten Bücher, wie sie Eris besiegen könnten, bis Reis Großvater zaghaft an der Tür klopfte.

Er wusste, wenn ihre Freundinnen zu Besuch waren, dass sie niemand stören durfte. Er hatte zwar keine Ahnung warum, hielt sich aber daran. Diesmal war es aber etwas anderes. Der Mann am Telefon klang sehr ernst und es schien dringend zu sein.

Rei ging zur Tür und blitzschnell hatten alle aufgehört zureden. Was hier in dem Raum besprochen wurde, war schließlich für keine fremden Ohren bestimmt.

Genervt öffnete Rei die Tür, aber nur soviel das sie heraus gucken konnte.

„Du weißt doch, dass wir nicht gestört werden wollen.“

Bevor Rei ihm aber eine Standpauke halten konnte, unterbrach er schnell seine Enkelin.

„Ich weiß. Aber ein Herr Chiba ist am Telefon und möchte Miss Mizuno sprechen. Es schien wichtig zu sein.“

Sofort sprang Ami auf und alle sahen angespannt zu, wie sie den Raum verließ. Es konnte nur etwas mit Bunny zu tun haben. Stumm warteten sie auf Ami und hofften, dass es keine schlechten Nachrichten gab. Nach wenigen Minuten kehrte diese auch zurück und sah in die fragenden Gesichter der anderen.

„Alles gut. Mamoru hat mich nur um einen Gefallen gebeten.“

Erleichtert atmeten alle auf.

Schon ihre Sachen zusammenpackend erzählte sie den anderen, dass Mamoru sie gebeten hatte, kurz auf Bunny aufzupassen.

„Er braucht noch dringend Sachen aus dem Supermarkt, und da ich auch Ärztin bin, bat er mich so lange ein Auge auf Bunny zu haben.“

Hastig verabschiedete sich Ami und verabredete sich mit den anderen für den morgigen Tag um die gleich Uhrzeit bei Rei.

 

 

Mamoru steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür.

Die Fahrt über hatten die beiden nicht sonderlich viel geredet. Bunny starte die meiste Zeit nur traurig aus dem kleinen Fenster des Autos. Mamoru konnte sich schon denken, warum sie so niedergeschlagen war. Sie hatte ihm kurz von dem Zusammentreffen mit Luna erzählt. Er ließ sie daher lieber in Ruhe. Sie würde schon mit ihm darüber reden, wenn sie so weit wäre. Er war sowieso im Moment mehr damit beschäftigt sich auf den Verkehr zu konzentrieren und nebenbei darauf aufzupassen, dass ihnen niemand folge.

Verblüfft sah sich Mamoru in der Wohnung um. Bunny folgte ihm langsam und sah sich ebenfalls um.

„Na, da durfte er ja nicht viel mit zu Reika nehmen“, lachte Mamoru.

Die gesamte Wohnung sah eigentlich genau so aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Lediglich ein paar Teile fehlten. Jetzt musste auch Bunny grinsen.

„Tja, so ist das nun mal mit uns Frauen.“

Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, doch schnell wandte sich Bunny ab und tat so, als ob sie ein Bild an der Wand betrachtete.

„Haben wir denn zusammengewohnt? Ich meine, in deiner Wohnung war ja nicht gerade viel Mädchenkram …“, fragte Bunny ihn, ohne dabei den Blick von dem Gemälde zu nehmen und wurde dabei etwas rot im Gesicht.

Mamoru stellte sich neben sie und sah jetzt auch auf das Gemälde.

„Also … an dem Tag, an dem …“

Mamoru musste kurz schlucken, sofort schossen in die Bilder von Bunnys Sturz in den Kopf.

„An dem Tag, an dem du die Treppe hinunter gefallen bist, hatten wir beschlossen zusammenzuziehen und waren gerade auf dem Weg zu deinen Eltern, um es ihnen zu sagen …“

Ruckartig drehte Bunny ihren Kopf und sah Mamoru an. Er kniff seine Augen zusammen und zitterte. Sie konnte seinen Schmerz förmlich fühlen.

„Mamoru …“

Dieser öffnete wieder seine Augen und lächelte Bunny an.

„Alles Gut. Du bist wieder hier und das ist die Hauptsache.“

Bunny wollte noch etwas sagen, aber Mamoru zog sie schon mit sich und ging zum Sofa.

„Komm, setzt dich lieber mal und ruhe dich aus.“

Bunny knetete ihre Hände ineinander und sah Mamoru dabei zu, wie er seine Tasche durchwühlte.

„Meinst du … meinst du ich werde mich überhaupt wieder an alles erinnern … also auch an dich und mich? ...“

Mamoru zog ein schwarzes Shirt aus seiner Tasche und setze sich zu Bunny aufs Sofa.

„Zerbreche dir darüber jetzt nicht den Kopf … Werde erst mal wieder richtig gesund“, lächelte er sie an.

„Und wenn ich mich nie mehr an dich erinnere?“, flüsterte sie mehr als das sie es laut aussprach.

Mamoru beugte seinen Kopf ganz nah an ihren und sah ihr tief in die Augen. Es passte gerade mal ein Blattpapier dazwischen. Ihre Nasenspitzen hätten sich beinah berührt. Bunny wurde wieder so warm und ihr Herz raste, als ob sie gerade einen Marathon gelaufen wäre. Sein unverkennbarer Duft vernebelte ihr die Sinne.

„Dann muss ich es halt irgendwie schaffen, dass du dich erneut in mich verliebst“, grinste er, stupste sie leicht mit seinem Zeigefinger gegen ihre Nase und lehnte sich zurück.

Bunny wurde wieder rot und schaute ihn nur mit großen Augen an. Für eine kurze Zeit waren alle Probleme vergessen und sie schaute ihn einfach nur an. Sie fragte sich, wie er das immer wieder schaffte, ohne groß etwas zu machen, sie immer wieder so aus der Fassung zu bringen.

„Ich glaube, das dürfte nicht all zu schwer werden“, murmelte sie.

„Hast du was gesagt?, sah Mamoru sie fragend an.

Sie murmelte so leise, dass er sie nicht verstehen konnte. Ertappt wedelte Bunny schnell mit ihrer Hand.

„Ach gar nichts.“

Schultern zuckend stand Mamoru auf.

„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mal schnell unter die Dusche springen.“

Erst jetzt bei näherer Betrachtung bemerkte sie, dass Mamorus Kleidung wohl bei dem Kampf zerrissen wurde und der Rest seines Körpers auch nicht besser aussah. Sie konnte gut verstehen, dass er kurz eine Dusche brauchte.

„Nein nein, geh ruhig.“

Mamoru nahm die Hände hinter seinen Rücken und zog sich sein Shirt aus. Bunny konnte gar nichts dagegen machen, sie musste ihn einfach dabei anstarren. Sie hatte schon bemerkt, dass er gut trainiert sein musste, aber jetzt seinen nackten Oberkörper zu sehen war dann doch noch mal etwas anderes. Ihr Blick wanderte über seinen gut trainierten Körper und ihr Herz schlug schon wieder schneller als es ihr lieb war. Doch plötzlich erschrak Bunny, als Mamoru sich ein Stück nach vorne beugte, da ihm sein Shirt auf dem Boden gefallen war.

Langsam stand sie auf und ging zu Mamoru. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seinen Rücken und betrachtete seine Schulter.

„Das war der Energieball, hab ich recht?“

Mamoru brauchte ihr gar nicht antworten, sie wusste es auch so. Er hatte eine kreisförmige Brandwunde auf dem Schulterblatt

„Oh Gott, das muss doch wehtun. Warum sagst denn nichts?“, fragte Bunny besorgt.

Mamoru drehte sich zu Bunny um und grinste ihr ins Gesicht.

„Halb so wild."

Besorgt verzog sie ihr Gesicht. Er hatte diese Wunde nur, weil er ihr geholfen hat. Mamoru entging ihr Gesichtsausdruck nicht und legte seine Hände auf ihre Schultern.

„Ehrlich. Mach dir keinen Kopf. Setz du dich mal lieber wieder hin.“

Vorsichtig drehte er sie einmal um ihre eigene Achse und schob sie zurück zum Sofa. Ohne Widerworte setze sie sich auch wieder hin. Sie fühlte sich schuldig, dass er nur wegen ihr verletzt wurde.

„Bin gleich zurück.“

Schnell huschte Mamoru ins Badezimmer. Bunny sah ihm noch kurz hinterher, wie er aus dem Zimmer verschwand, und lehnte sich zurück. Er hatte ja recht, erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie eigentlich war. Sie legte ihren Kopf auf eins der großen Sofakissen und keine fünf Minuten vergingen und sie war eingeschlafen.

 

Frisch geduscht kam Mamoru aus dem Badezimmer. Die warme Dusche hatte ihm gut getan. Er wollte gerade etwas sagen, als er sah, dass Bunny eingeschlafen war. Lächelnd kniete er sich zu ihr und strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Behutsam hob er sie hoch, trug sie hinüber ins Schlafzimmer und legte sie vorsichtig ins Bett. Liebevoll deckte er sie mit der Decke zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Zu gerne hätte er ihr einfach beim Schlafen zu gesehen, wie sehr hatte er sie doch vermisst. Doch er musste dringend telefonieren. Zum Glück hatte Motoki das Telefon nicht abbestellt, da er seine Wohnung untervermieten wollte.

Mamoru ging zurück ins Wohnzimmer und wählte Reis Telefonnummer. Er wusste ja, dass sie sich dort treffen wollten.

 

„Ami? Ja, Mamoru hier. Könntest du mir einen Gefallen tun? …“

Er musste dringend einkaufen. Da Motoki hier nicht mehr hier wohnte, waren logischerweise keine Vorräte mehr hier. Wenn sie etwas essen wollten, musste er wohl oder übel noch mal los. Bunny mitnehmen war aber keine Option, sie hier alleine lassen aber auch nicht. Also entschloss er sich Ami zu bitten, kurz bei Bunny zu bleiben. Sie war auch Ärztin und dazu war sie noch die Ruhigste von allen. Bei ihr konnte er sich sicher sein, dass sie Bunny nicht wieder überfordern würde. Ami hatte zum Glück auch gleich zu gestimmt und war unterwegs hier her.

 

Fünfundvierzig Minuten später klingelte Ami an der Tür. Mamoru öffnete ihr und ließ sie hinein.

„Setz dich doch “, bat er Ami und deutet aufs Sofa, „Luna hat euch denk ich mal alles erzählt?“

Ami nickte Mamoru zu.

„Ja … Wir wussten es doch nicht, sonst hätten wir Bunny doch nicht …“

Ami wurde von Mamoru unterbrochen.

„Alles Gut. Ist ja zum Glück noch mal alles gut gegangen … Habt ihr etwas Neues heraus bekommen?“

Ami berichtete ihm über das Gespräch mit Luna und ihren Vermutungen.

„Eris also …“, nachdenklich sah er zu Boden, bevor er dann schnell aufstand.

„Ich glaube, ich sollte erst mal los. Wenn Bunny aufwacht, hat sie bestimmt Hunger“, lächelte er.

Vorsichtig ging er, bevor er losfuhr, noch mal zu Bunny und streichelte ihr sanft übers Gesicht.

„Hey Bunny. Ich werde uns kurz etwas zu Essen besorgen. Ami ist solange hier.“

Bunny drehte sich im Halbschlaf zu ihm, öffnete kurz ihre Augen, nickte ihm zu und war danach auch schon sofort wieder eingeschlafen. Mamoru gab ihr noch schnell einen Kuss auf die Stirn und verließ dann leise das Schlafzimmer.

„Ich werde schnell in den Supermarkt und auf dem Rückweg kurz in die Klinik, die restlichen Medikamente für Bunny besorgen. Außerdem muss ich um Aufschub bitten. Ich kann so nicht zur Arbeit gehen“, er sah dabei zur Schlafzimmertür und danach wieder zu Ami.

Diese gab ihm zu verstehen, dass er fahren konnte und sich keine Sorgen machen sollte, sie würde schon gut auf Bunny aufpassen.

 

Ami saß auf dem Sofa und durchblätterte angestrengt ihre Bücher, die sie noch schnell von zu Hause geholt hatte, bevor sie hier her kam. Aber die gaben ihr auch keine neuen Erkenntnisse. Leise ging sie immer wieder herüber ins Schlafzimmer und sah nach Bunny, die immer noch schlief.

Frustriert klappte sie ihr Buch zu und legte es auf den kleinen Couchtisch. Müde stand sie auf, streckte sich kurz und ging wieder herüber ins andere Zimmer, um nach Bunny sehen. Doch kaum hatte sie die Tür geöffnet, erschrak Ami. Bunny atmete hastig und wälzte sich hin und her. Schnell war sie ans Bett gelaufen, fühlte ihren Puls und legte ihren Handrücken auf ihre Stirn. Bunnys Temperatur stieg anscheinend wieder.

„Bunny … Bunny …“

Behutsam versuchte Ami ihre Freundin zu wecken, doch diese reagierte überhaupt nicht. Auch als Ami nun etwas kräftiger an ihren Schultern schüttelte, wurde sie nicht wach …

Kapitel 19

 

Wo bin ich hier?

Bunny konnte kaum ihre eigene Hand vor Augen sehen. Ängstlich versuchte sie sich zu orientieren. Wo war sie nur? Eben lag sie doch noch in dem großen Bett und dunkel erinnerte sie sich, dass Mamoru meinte, er würde schnell etwas zu Essen besorgen.

Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis und sie konnte etwas besser sehen. Offensichtlich stand sie in einem langen Flur ohne Türen oder Fenster. Es sah fast wie altes Gemäuer in einem Kellergang in einer Burg aus. Vorsichtig ging sie durch den schmalen Gang. Bunny lief es eiskalt den Rücken hinunter, es wisperte und flüsterte aus allen Ecken. Wo war sie nur gelandet? Bunny schmiegte ihre Arme um ihren Oberkörper. Es war so kalt und finster hier, sie wollte auf dem schnellsten Weg hier wieder herauskommen. Aber wie sollte sie das anstellen? Sie wusste ja nicht mal wie sie hier her kam. Frierend setze sie einen Fuß vor den anderen. Sie fühlte sich so leer, kraftlos und einsam. Genauso hatte sie sich gefühlt, als sie herausgefunden hatte, dass Mamiko und Kenta sie die ganze Zeit nur betrogen hatten.

Eine gefühlte Ewigkeit lief sie nun schon den langen Korridor entlang, ohne dass sich irgendetwas an diesem änderte. Es sah immer gleich aus. Wie lange sie hier schon herumlief, sie wusste es nicht. Hier drinnen schien jedes Zeitgefühl verloren zu sein. Ängstlich drehte sie sich immer wieder um. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden. Das Flüstern und Wispern machte es auch nicht besser.

Nachdem nicht weit von ihr, etwas geraschelt hatte, beschleunigte sie ihre Schritte, doch blieb kurz danach abrupt stehen. Der Gang teilte sich auf einmal in drei weitere Gänge auf. Welchen sollte sie jetzt nur nehmen?

 

 

Nachdem Ami erfolglos versuchte hatte, Bunny wach zu bekommen und Mamoru immer noch nicht zurück war, durchwühlte sie seine Tasche. Ihr war es sichtlich unangenehm sie zu durchsuchen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Bunnys Temperatur stieg und stieg. Sie musste ihr etwas dagegen geben.

„Wo bleibt denn nur Mamoru“, murmelte sie vor sich hin.

Kurzer Hand schüttelte sie den gesamten Inhalt der Tasche auf das Sofa und fand zum Glück, wonach sie gesucht hatte. Schnell rannte sie zurück zu Bunny und verabreichte ihr das Fiebersenksendemittel.

Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten, ob es hilft. Immer wieder versuchte sie Bunny zu wecken, aber ohne Erfolg.

 

 

Bunny stand unschlüssig vor den drei Wegen und konnte sich nicht entscheiden. Wo sollte sie nur lang? Wieder zurückgehen war aber auch keine Option. Die Stimmen hinter ihr wurden immer bedrohlicher und Bunny wollte gar nicht herausfinden, was sich dort hinten verbarg.

Sie atmete tief durch und entschied sich für den mittleren Gang. Langsam ging sie weiter. Immer wieder tauchten neue Gabelungen auf und Bunny überlegte nicht mehr so lange und ging einfach immer weiter. Sie war so müde und ihre Beine wurden immer schwerer. Am liebsten hätte sie sich einfach hingelegt, die Augen geschlossen und sich ein wenig ausgeruht. Aber irgendetwas zog sie weiter. Also setze sie müde und erschöpft ihren Weg fort. Ohne es zu wissen, ging sie dadurch immer tiefer in die Finsternis hinein.

 

 

Ami saß besorgt an Bunnys Bett. Ihre Temperatur ging zwar etwas hinunter, aber aufwachen tat sie immer noch nicht. Egal was Ami auch versuchte, sie hatte keinen Erfolg, so als würde sie gar nicht zu Bunny durchdringen können.

Ami legte sanft ihre Hand auf Bunnys Stirn und riss augenblicklich ihre Augen auf. Was war das? Ihr war so, als ob ihr etwas zu geflüstert hätte. Aber es war nicht Bunny, sondern sie spürte irgendetwas Böses. Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Das war nicht gut, dachte sie sich. Schnell holte sie ihren kleinen Computer aus der Tasche und tippte wie wild etwas hinein. Kurz darauf kniff Ami ihre Augen zusammen und ballte eine Faust. Bunnys Zustand hatte keinen natürlichen Ursprung. Irgendetwas Böses hatte von ihr Besitz ergriffen und ließ sie nicht erwachen.

 

 

Bunny lief und lief, erneut teilte sich der Weg auf. Sie war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass sie in einer Art Labyrinth gelandet war. Aber warum? Und wie kam sie hier her? Sie lehnte sich gegen die Wand und rutschte daran hinunter. Weinend umklammerte sie ihre Beine und zog sie ganz eng an sich heran. Wie sollte sie hier nur wieder herauskommen, wenn sie nicht mal wusste, warum sie hier war. Sie war am Ende ihrer Kräfte, sie konnte und wollte nicht mehr weiter laufen. Zusammen gekauert saß sie da, als es diesmal direkt neben ihr wieder anfing zu wispern und zu flüstern.

„Wer bist du? Bin ich wegen dir hier?“

Doch niemand antworte ihr. Stattdessen hallte aus allen Ecken ein finsteres Lachen.

Auf einem Schlag stand Bunny senkrecht. Ihre Müdigkeit und ihre Erschöpfung waren für einen kurzen Moment vergessen. Panisch fing sie an zu laufen, sie musste hier irgendwie herauskommen, irgendwie musste sie den Ausgang finden. Sie durfte jetzt nicht aufgeben.

„Ja, lauf nur. Lauf nur weiter in dein Verderben … Du wirst nie wieder das Licht der Welt erblicken“, flüsterte eine Stimme hinter ihr und lachte hämisch auf.

Doch Bunny hörte es nicht. Sie lief einfach weiter und versuchte irgendwie den Weg hinaus zu finden.

 

 

Angespannt ging Ami neben dem Bett auf und ab. Sie überlegte krampfhaft, was sie tun könnte, als sie hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Eilig lief sie aus dem Schlafzimmer.

Mamoru hatte die Tür gerade geschlossen, da stand Ami schon neben ihm und zog an seinem Ärmel.

„Schnell … Bunny … Sie wird nicht mehr wach …“

Er ließ seine Tasche auf den Boden fallen und ohne etwas zusagen, rannte er an Ami vorbei ins Schlafzimmer. Diese lief ihm sofort hinter her und blieb auf der Türschwelle stehen. Mamoru nahm Bunnys Hand und versuchte sie zu wecken, ohne Erfolg.

„Ami, was ist hier los?“

Ami berichtete kurz, was vorgefallen war und was sie vermutete. Mamoru sah wieder zu Bunny. Das konnte doch nicht sein. Ami musste sich irren.

„Bunny … hörst du mich? …“

Er schüttelte sie sanft an ihren Schultern. Streichelt ihr über die Wange, aber außer einem leisen Wimmern, kam keine Reaktion von ihr. Mamoru raufte sich seine Haare. Wie konnte das nur passieren? Hatte er etwas übersehen? Hatte dieser Typ, der sie verschleppen wollte, irgendetwas gemacht, ohne das er es gemerkt hatte? Bevor er aber weiter überlegen konnte, hatte Ami ihn aus seinen Gedanken zurückgeholt.

„Mamoru, wo ist das Telefon? Wir brauchend die anderen hier. Vielleicht weiß Rei oder Luna, was zu tun ist. “

Ami hatte die Hoffnung, dass einer der beiden eine Idee hatte. Außerdem brauchte Bunny jeden Schutz den sie bekommen konnte jetzt.

 

 

Bunny hatte das Gefühl, dass es immer kälter wurde. Zitternd drückte sie ihre Arme um ihren Körper. Hastig atmete sie ein und aus. Bei jedem ausatmen konnte sie einen leichten Nebelhauch vor sich sehen.

„Na, wie gefällt dir das, Prinzeschen?“

Bunny zuckte zusammen.

„Wer bist du und was willst du?“

Ein ohrenbetäubendes Lachen hallte durch alle Winkel. Bunny musste sich die Ohren zu halten, so laut war es.

Nach und nach wurde der Lärm leiser und Bunny nahm vorsichtig die Hände wieder herunter.

Sie dachte, es wäre vorbei und wollte weiter gehen, da fing der Boden unter ihren Füße plötzlich an zu wanken, sodass sie nach vorne kippte und auf ihren Knien landete. Um sie herum flüsterte es wieder ununterbrochen. Was passierte hier nur mit ihr? Bunny schluchzte und ihr Gesicht war Tränen überlaufen. Sie krallte ihre Finger in den Boden, um irgendwie halt zu finden. Sie kniff ihre Augen zusammen und verharrte in ihrer Position und wartete, dass es endlich aufhörte.

Langsam beruhigte sich der Boden und Bunny rappelte sich wieder auf.

„Zeig dich endlich! Was willst du von mir?“

Über ihr tauchte auf einmal eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren auf. Sie schwebte ein Stück von Bunny entfernt im Raum und ihre Augen waren direkt auf Bunny gerichtet.

„Wer bist du?“

Ihre Stimme brach ihr fast weg, da ihr Hals so trocken war.

Die Frau funkelte Bunny böse an.

„Du bist deiner Mutter so ähnlich …“

Angriffslustig baute sich Bunny vor ihr auf. Sie musste die Frau sein, von der Kenta gesprochen hatte. Sie war mit Sicherheit dafür verantwortlich, dass sie hier herum irrte. Aber wie hatte sie es geschafft, ohne dass sie es mitbekam, von ihr hier her gebracht zu werden?

„Wo sind wir?“

Siegessicher gurgelte die Frau vor sich hin, bevor sie voller Verachtung wieder zu Bunny sprach.

„Ich habe das Katz und Maus Spiel langsam sattgehabt. Zunächst war es ja noch ganz amüsant aber, … wir wollten langsam zum Ende kommen … Es war ein Kinderspiel, in deinem jetzigen Zustand in dein Unterbewusstsein einzudringen … Durch Mamikos kleine Blockade ist es ein Leichtes für mich dich aufzuspüren, da ihre Quelle meine Macht ist. Ich musste lediglich warten, bist du schläfst ... Du wirst nie wieder aus diesem Albtraum erwachen … Gefällt es dir hier? Es wird das Letzte sein, was du siehst, bevor dich deine Kräfte ganz verlassen. “

Eris lachte auf vor Freude.

Bunny musste schlucken. Sie schlief und war nun gefangen in ihrem eigenen Unterbewusstsein? Wie war das möglich?

„Die anderen werden mich ganz bestimmt irgendwie wecken können.“

Eris landete langsam auf ihren Füßen und ging auf Bunny zu. Ihr langes schwarzes Kleid schleifte auf dem Boden hinter ihr her. Sie legte ihren Zeigefinger unter Bunnys Kinn und hob ihren Kopf damit ein Stück hoch.

„Das glaube ich nicht Prinzesschen. Du bist schon so tief in meinen Irrgarten hinein gelaufen. Du wirst den Ausgang niemals finden können“, Eris zog Bunnys Kopf an sich heran, damit sie ihr ins Ohr flüstern konnte, „Deine Lebensenergie wird bald ganz erloschen sein und die Macht des Kristalls damit auch.“

Bunny schubste Eris von sich weg.

„Das werde ich niemals zulassen.“

„Merkst du es denn nicht? Merkst du nicht, wie du immer schwächer wirst? Törichtes kleines Ding. Du hast keine Chance mehr zu entkommen.“

Bunny riss ihre Augen auf. Sie hatte recht, sie merkte selber, wie sie immer schwächer wurde. Sie war so müde und erschöpft. Sollte das ihr Ende sein? Es musste doch irgendwie einen Weg geben, hier herauszukommen. Bunny wollte ihr ihre eigene Angst aber nicht zeigen. Den Gefallen tat sie ihr nicht.

„Selbst wenn du mich besiegt hast, die anderen werden dich genauso wie Mamiko und die anderen finden und euch aufhalten.“

Eris wedelte mit ihrem Zeigefinger verneinend hin und her.

„Wenn die Mondfamilie erst einmal völlig ausgelöscht wurde, kann mich niemand mehr aufhalten.“

Bunny ging ein Schritt zurück.

„Da irrst du dich“, zischte Bunny.

„Du mit deinem Kristall bist das Einzige, was mir noch im Wege steht … Nachdem deine Mutter mich mit dem bescheuerten Kristall besiegt hatte, wurde mir klar, dass es nur eine Möglichkeit gäbe, ungestört meine Welt aufzubauen. Der Kristall muss vernichtet werden. Er ist der Einzige, mit dem man mich aufhalten kann. Nur mit ihm kann man den Hass und den Neid aus den befallenen Lebewesen komplett entfernen … Nur leider hatte mich deine Mutter so geschwächt, ich musste zunächst meine alte Macht zurück erlangen.“

Eris fing wieder an zu schweben und verschränkte ihre Arme.

Da Bunny hier eh nie wieder herauskommen würde, konnte sie ihr kleines Spielchen ruhig erzählen. Sie brüstete sich sogar damit, wie einfach, dies alles war.

„Mamiko und der Rest, dieser erbärmlichen kleinen Familie, werden mir eh langsam lästig. Also nur zu, deine kleinen Freunde können sie ruhig aus dem Weg räumen. Dann muss ich mir damit nicht die Hände schmutzig machen. Sie waren eh nur Mittel zum Zweck. Es war so einfach, sie für mein Vorhaben zu benutzen und zu manipulieren. Sie glaubten mir jedes Wort. Wie ich ihnen als Hofdame zugeflüstert hatte, dass man mit dem Kristall ihre Eltern wiederbringen könnte … So leicht gläubig. Mir war klar, dass sie verband werden würden. Wie ich ihnen danach dann ins Ohr setze, dass es einzig allein die Schuld der Mondfamilie war, so einfach … Und dabei ahnen sie nicht einmal, dass ich ihren Planeten zerstört habe.“

Bunny bekam wieder Tränen in den Augen. Kenta hatte ihnen erzählt, wie ihr Planet zerstört wurde und sie ihre Eltern verloren hatten. Auf einmal war der ganze Groll gegen Mamiko und die anderen vergessen. Ihr taten sie nur noch leid. Sie konnten ja nichts dafür, wie ihnen mitgespielt wurde.

„Wie kann man nur so böse sein und unschuldige Kinder da mit hineinziehen? Das werde ich dir niemals verzeihen.“

Bunny steckte ihre Hand in ihre Tasche und zog ihre Brosche heraus. Sie hielt sie nach oben und wollte sich verwandeln. Doch ihre Brosche reagierte nicht. Erschrocken fuhr sie zurück. Warum funktioniere sie nicht?

Als hätte Eris ihre Gedanken gehört, schwebte sie an Bunny heran, legte ihr Hände um Bunnys Hals, drückte zu und grinste.

„Auch wenn wir in deinen Unterbewusstsein sind, ist es mein Reich, in dem du dich gerade befindest. Du bist in meinem Labyrinth der Dunkelheit gefangen. Deine Brosche wird dir hier gar nichts nützen.“

Eris ließ los und Bunny fiel nach Luft schnappend zu Boden.

Ihr eben noch so triumphierendes Auftreten änderte sich schlagartig. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und ihr Mund verzog sich zu einem finsteren Grinsen.

„Genug geplaudert. Es wird Zeit, dass die letzte Erbin des Mondes verschwindet.

 

 

Mittlerweile waren Rei, Minako und Makoto mit Luna und Artemis, nachdem Ami sie verständigt hatte, eingetroffen. Sie diskutierten schon über eine Stunde verzweifelt, wie sie Bunny wecken könnten. Haruka, Michiru und Hotaru wollten sich eigentlich auch auf den Weg machen. Aber bisher waren sie noch nicht aufgetaucht.

„Setsuna ist schon zurück auf ihren Posten?“, fragte Ami nachdenklich in die Runde.

Makoto nickte ihr zu.

Setsuna war, nachdem Luna ihnen erzählt hatte, wen sie hinter dem neuen Gegner vermutete, zurück zum Tor von Raum und Zeit gekehrt. Sie wussten nicht auf was Eris es alles abgesehenen hatte und so waren alle einstimmig dafür, dass es besser wäre, wenn es nicht unbewacht bliebe.

Minako raufte sich ihre Haare.

„Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben. Wir müssen sie doch aufwecken können.“

Rei saß auf der Bettkante an Bunnys Füßen und schloss ihre Augen.

„Sie wird schwächer, ich spüre es“, flüsterte sie.

 

 

 

Bunny kauerte auf allen Vieren auf dem Boden und sah mit weit aufgerissenen Augen zu Eris hoch.

„Ich werde mir das Schauspiel aus erster Reihe ansehen. Und danach sind deine kleinen Freunde dran. Aber so schlimm ist das ja gar nicht, du weißt ja ohnehin nicht, wer sie sind.“

Der Boden bebte wieder und Eris löste sich mit einem unheilvollen Lachen in Luft auf.

Bunny krallte ihre Hand in das Mauerwerk der Wand und versuchte sich hochzuziehen. Alles bebte und schwankte. Im Boden bildeten sich kleine Risse. Doch abrupt wurde es wieder ruhig und es bebte nichts mehr. Kein Flüstern war mehr zu hören. Einwenig zu ruhig für Bunnys Geschmack. Verdutzt wischte sich Bunny mit ihrer Hand über ihre Stirn, irgendetwas hatte sie getroffen. Sie sah auf ihre Hand und dann verwundert zur Decke.

„Ein Wassertropfen?“

Bunny zog sich ein paar Meter die Wand entlang und bemerkte, dass auf einmal immer mehr Tropfen von der Decke fielen. Was hatte das zu bedeuten? Doch lange musste sie nicht überlegen. Sie sah auf den Boden und da, wo die Tropfen den Boden berührten gefroren sie sofort zu Eis. Das Eis breitete sich immer weiter aus und die Eisschicht kroch langsam aber sicher die Wand hinauf. Bunny konnte gerade noch ihre Hand wegziehen, sonst hätte sie das Eis erwischt. Vorsichtig versuchte sie, ohne das Eis zu berühren weiter voran zu kommen. Es wurde immer kälter und Bunny zitterte am ganzen Körper. Ihre Beine wurden immer schwerer, sie hatte große Mühe weiter zu laufen. Sie war so Müde. Sie hatte nur kurz ihre Augen geschlossen und da war es auch schon passiert, sie trat genau in eine vereiste Stelle auf dem Boden, rutschte aus und stoß mit ihrem Kopf gegen die Wand. Ein dumpfer Schmerz durchzog sie und sie fiel zu Boden. Sie wollte wieder aufstehen, doch ihr linker Fuß wollte nicht mitmachen. Erschrocken betrachtete sie die Stelle, mit dem sie auf das Eis getreten war. Ihr Fuß gefror und langsam zog das Eis ihr Bein hinauf.

Irgendwie schaffte sie es dann doch, mit letzter Kraft, aufzustehen und humpelte langsam weiter. Doch mit jedem Schritt wurde es schwerer. Die Kälte erreichte bereits ihr Knie und stieg immer weiter auf. Sie wusste, lange würde sie es nicht mehr durchhalten und ihr gesamter Körper würde zu Eis werden. Tränen sammelten sich in ihre Augenwinkeln und kullerten ihr das Gesicht hinunter. Die Frau hatte recht, sie würde hier nie wieder hinauskommen. Sie hatte einfach keine Kraft mehr weiter zugehen. Niedergeschlagen und am Ende ihrer Kräfte, setze sie sich auf den Boden, lehnte ihren Kopf gegen die Wand und schloss ihre Augen. Sie konnte niemanden mehr helfen. Sie konnte sich ja nicht mal mehr selber helfen. Sobald ihre Kraft erloschen war, würde die Frau, von der sie nicht mal ihren Namen wusste, sich Mamoru, die anderen Sailor Kriegerinnen und die Stadt, ja die gesamte Erde vornehmen und zerstören.

„E-es tut mir so leid … I-ich wünschte, ich könnte euch noch helfen …“, stammelte sie mit rauer Stimme.

Ihr war so kalt, dass sie kaum noch einen Ton herausbringen konnte. Sie öffnete ihre Augen, doch so langsam verschwamm alles vor ihr und wurde dunkler …

 

 

Luna und die anderen standen gesammelt in dem kleinen Schlafzimmer und gingen alle möglichen Wege durch, wie sie Bunny erwecken könnten. Doch nichts funktionierte.

„Ich glaube, wir können gar nichts tun .. leider … Sie muss es von ganz alleine schaffen …“

Luna senkte traurig ihren Kopf. Mamoru drückte bei Lunas Worten ganz fest Bunnys Hand. Sie mussten doch irgendwas tun können. Irgendetwas mussten sie einfach übersehen haben. Nun war sie hier bei ihm und er konnte rein gar nichts tun und musste einfach zu sehen, wie er sie wieder verlieren würde? Er kniff seine Augen zusammen und versuchte sich irgendwie zusammenzureißen. Er musste jetzt stark sein, für sie. Ihm musste etwas einfallen.

Alle in ihren Gedanken versunken, fuhren erschrocken zurück, als es an der Tür klopfte. Makoto rannte schnell zur Tür und öffnete diese. Sie wollte gerade etwas sagen, da unterbrach Haruka sie forsch.

„Schnell … Michiru ist verletzt.“

Haruka und Hotaru stützten die verletzte Michiru und halfen ihr zum Sofa.

Entsetzt kamen die anderen ins Wohnzimmer gelaufen. Ami sah sich sofort Michirus verletztes Bein an. Mamoru kramte schon in seinen Sachen und holte die notwendigen Medikamente hinaus.

„Was ist denn passiert?“

Besorgt sah Minako die Drei an.

„Wir wurden auf dem Weg hier her angegriffen. Hunderte von Besensenden versammeln sich rund um den Tokio Tower. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern und sie werden die Stadt angreifen.“

Haruka ballte ihre Hände zu Fäusten und redete weiter.

„Wir haben es gerade so geschafft zu entkommen und unbemerkt hier her zukommen.“

Hotaru senkte ihren Kopf und sah ernst zu Boden.

„Sie planen den finalen Schlag. Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis es beginnt.“

Mamoru stand, mit Verbandsmaterial in der Hand auf, und drehte sich zu Ami.

„Schaffst du das allein?“

Ami nickte ihm zu und Mamoru gab ihr die Sachen in die Hand. Ohne einen weiteren Kommentar ging er zurück zu Bunny.

„Und habt ihr schon etwas herausgefunden? Oder eine Idee um Bunny zu wecken?“, fragte Hotaru mit hoffnungsvoller Stimme.

Doch das betretende Schweigen der anderen war ihr Antwort genug.

„Das ist nicht gut“, flüsterte sie.

Keiner sagte mehr etwas, bis Ami sich wieder zu Wort meldete.

„Michiru hat Glück gehabt … In ein paar Tagen sollte es wieder besser sein. Es ist zum Glück nur eine leichte Verbrennung.“

Erleichtert atmeten alle auf, doch die Erleichterung hielt nicht lange an. Panisch rief Mamoru die anderen zu sich ins Zimmer.

Verzweifelt hielt er Bunny in seinen Armen, als die anderen hereinstürmten.

„Ihre Temperatur fällt plötzlich rapide ab … Sie wird immer kälter.“

Mit Tränen in den Augen zog er Bunny ganz nah an sich heran.

Rei schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf Bunny.

„Ich kann sie kaum noch spüren …“

Die anderen konnten gar nichts mehr sagen oder sich bewegen, sie waren wie gelähmt. Konnten sie den gar nichts machen und mussten hilflos mit ansehen, wie ihre, vor Kurzem erst wiedergekehrte, Freundin starb?

Rei schrie Bunny an und gab ihr eine Ohrfeige. Sie wusste selber, dass es nicht viel bringen würde, aber sie konnte einfach nicht anders. Ein letzter verzweifelter Versuch irgendetwas zu tun. Mit Tränen in den Augen ließ sie ihr Arme hängen und starrte auf Bunny.

Mamoru zog Bunny noch enger an sich heran und drückte seinen Kopf gegen ihren.

„Bitte … bitte bleib bei mir …“, flüsterte er ihr leise ins Ohr …

 

Kapitel 20

 

Mamoru schnappte sich jede Decke, die er finden konnte, und wickelte sie um sich und Bunny. Mit ihr im Arm, die Decken um sie beide herum, saß er auf dem Bett und wiegte sie in seinen Armen hin und her. Er spürte, wie sie aufgab und ihre Lebensenergie weiter erlosch.

Mamoru flüsterte ihr immer wieder ins Ohr, sie solle nicht aufgeben, dass er sie liebte und sie zu ihm zurückkommen sollte. Jedoch wusste er nicht, ob es Bunny überhaupt auf irgendeine Weise erreichte.

Die anderen zogen sich nach und nach zurück und ließen die beiden alleine. Sie konnten nichts mehr für Bunny tun. Wenn ihr überhaupt noch jemand helfen konnte, dann war es Mamoru.

Schweigend saßen sie in dem kleinen Wohnzimmer und all ihre Gedanken waren bei Bunny. Keiner konnte in diesem Moment irgendetwas sagen.

Mamoru hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen den Raum verlassen hatten. Für ihn gab es augenblicklich nur sie und ihn, alles andere hatte er ausgeblendet.

Aber egal, wie sehr er Bunny auch wärmte, sie wurde einfach immer kälter und blasser. Ihre Lippen verfärbten sich langsam blau und Mamoru wurde immer verzweifelter.

Würde sie unter einer normalen Unterkühlung leiden, wüsste er genau, was er machen müsste. Er hatte schon den einen oder anderen Fall behandeln müssen. Aber hier, was sollte er nur tun. Sie hatten schon alles Mögliche probiert.

Mamoru ging alles in seinem Kopf noch einmal durch, als er abrupt aus seinen Gedanken gezerrt wurde, da Bunnys gesamter Körper plötzlich anfing zu zittern. Als das Zittern nachließ, bewegte sie sich allerdings gar nicht mehr.

Regungslos lag sie wieder in Mamorus Armen und ihr Atem wurde immer langsamer und flacher. Mamoru wurde kreidebleich. Vorsichtig legte er zwei Finger an ihren Hals und überprüfte ihren Puls. Er konnte ihn kaum noch spüren.

„Bunny, bitte. Nun wach doch auf … hörst du … du darfst uns nicht verlassen …“, schrie er sie an.

Zitternd und mit Tränen in den Augen zog er Bunnys Kopf zu sich heran und legte seine Lippen auf ihre. Sie waren schon ganz kalt und jeglicher Lebenswille schien erloschen zu sein. Vorsichtig legte er Bunny aufs Bett und beugte sich über sie. Seine Tränen liefen ihm das Gesicht hinunter und tropften auf ihren leblosen Körper. Eine Träne landete dabei genau auf der Höhe ihres Herzens.

 

 

 

Starr und bewegungsunfähig lehnte Bunny an der Wand. Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man meinen können, sie wäre eine Statur aus Porzellan. Ihre Augen hatte sie schon längst wieder geschlossen. Sie driftete immer mehr in die Dunkelheit und hatte sich mit ihrem Schicksal abgefunden, als ihr auf einmal so warm ums Herz wurde. Was war das? Sie versuchte ihren Arm zu heben, was ihr zunächst nicht gelingen wollte. Doch die Wärme in ihrem Herzen breitete sich langsam aus und so schaffte sie es mit großer Mühe, ihre Hand an die warme Stelle in ihrer Brust zulegen. Es fühlte sich so schön warm und angenehm an. In Bunny rührte sich wieder Leben. Irgendetwas sagte ihr, sie durfte nicht aufgeben, nicht jetzt.

Sie versuchte gerade ihre Augen zu öffnen, als ihr eine Stimme zu flüsterte. Doch diesmal war es keine bedrohliche, angst erfüllende Stimme. Nein, diesmal war sie sanft und liebevoll. Sie hätte fast gemeint warm. Doch sie klang auch traurig und verzweifelt.

Die Stimme sagte ihr, sie solle nicht aufgeben, sie solle sie nicht verlassen. Ihr kam sie so seltsam vertraut vor. Und dann erkannte Bunny sie, die Stimme gehörte zu Mamoru.

Ganz langsam schaffte sie es, in dem sie ihre Füße auf den Boden stemmte und sich gegen die Wand dabei drückte, aufzustehen. Sie musste zu ihm, sie musste hier raus. Schritt für Schritt zog sie sich an der Wand entlang.

„Mamoru …“

 

 

Weinend lag Mamoru mit seinem Kopf auf Bunnys Brust und versuchte ihren Herzschlag zu hören. Doch er zuckte plötzlich zusammen. Hatte sie gerade seinen Namen gesagt? Er hob seinen Kopf und drehte sich, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Sie lag immer noch unverändert dort, so wie er sie hingelegt hatte. Fing er jetzt schon an zu halluzinieren? Wünschte er sich es so sehr, dass er sich es nun einbildete? Doch Bunnys Brustkorb fing sich langsam wieder an zu heben und zu senken. Zwar nur ganz leicht, man hätte es fast nicht bemerkt, doch Mamoru fiel es sofort auf.

„Bunny gebe jetzt nicht auf! Komm zu mir … hörst du …“

Er nahm sie wieder in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. Er schloss seine Augen, konzentrierte sich auf sie und plötzlich umgab ihn ein goldener Schimmer.

„Komm zu mir …“, flüsterte er wieder.

 

 

Bunny hangelte sich irgendwie an der Wand weiter, doch sie kam kaum voran. Am liebsten hätte sie sich wieder hingesetzt. Ihre Beine wollten einfach nicht mitmachen. Ihre Glieder waren wie Eisklötze und alles schmerzte. Sie legte ihre Hand auf die Höhe ihres Herzens und schloss ihre Augen. Sie spürte die Wärme, die davon ausging. Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Sie wusste, sie musste weiter. Sie hatte nur diese eine Chance.

Bunny öffnete wieder ihre Augen und bemerkte nicht weit von sich eine kleine Lichtkugel. Sie strahlte eine unglaubliche Wärme aus, die sie anzog. Sie musste zu ihr. Langsam und humpelnd ging sie auf die Lichtkugel zu. Doch umso näher sie kam, umso weiter entfernte sich diese wieder von ihr. Verwundert blieb sie stehen. Warum konnte sie die Kugel nicht erreichen? Sie ballte eine Faust und senkte ihren Kopf. War das irgendein Trick von dieser Frau? Aber so eine Wärme, das konnte doch nicht von ihr kommen. Sie war dunkel und kalt und nicht hell und warm.

„Komm zu mir …“

Bunny schreckte auf. Hatte die Kugel gerade gesprochen?

„Komm zu mir …“, erklang es erneut.

Da fiel es Bunny wie Schuppen von den Augen. Es war Mamoru. Er musste es irgendwie geschafft haben, ihr hier zu helfen. Das Licht würde ihr den Weg hinaus zeigen. An der Wand abstützend folge sie langsam dem warmen Licht. Egal wie viele Weggabelungen auch kamen, Bunny ging dem Lichtball hinterher.

Wie lange sie allerdings schon hinterher ging, wusste sie nicht. Doch sie merkte, wie sie mit jedem weiteren Schritt kräftiger wurde und die Wärme in ihrem Körper zurückkehrte.

Hinter ihr wisperte und flüsterte es wieder in einem nicht enden wollendem Gleichklang. Doch Bunny sah nicht zurück. Ihr Blick war stur auf die Lichtkugel gerichtet. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen hallte durch den ganzen Gang. Bunny blieb für einen kurzen Moment stehen und hielt sich die Ohren zu. Doch als sie bemerkte, dass der Boden wieder anfing zu beben, lief sie auf einem Schlag los. Anscheinend wollte die Frau mit allen Mitteln verhindern, dass sie weiterging. Sie rannte und rannte. Oft viel sie durch den wankenden Boden zu Boden, doch schnell stand sie wieder auf und lief weiter. Der Boden bekam Risse unter ihren Füßen. Direkt vor ihr riss ein Spalt auf, in dem sie mit einem Fuß hängen blieb. Schmerzlich landete sie auf ihren Händen und Knien. Kurz schluchzte sie, legte dann aber, tief einatmend, eine Hand auf ihre Brust und spürte wieder diese Wärme.

„Nein, ich gebe jetzt nicht auf!“

Sie stand wieder auf und ballte ihre Hände zu Fäusten. Kurz nickte sie sich selber zu und setze ihren Weg fort. Sie folgte dem Licht in den nächsten Gang und stand plötzlich vor einer riesigen schwarzen Tür. Die Lichtkugel löste sich plötzlich auf und entschlossen drückte Bunny gegen die Tür. Hinter ihr verschwamm alles und sie stand auf einmal in einem riesigen leeren Saal.

Hier war nichts, außer einer weiteren Tür ganz am Ende des Raumes. Sie war groß und im Gegensatz zu der ersten Tür, weiß mit goldenen Verzierungen. Schnell rannte sie zu ihr. Sie hatte keine Klinke, sondern einen riesigen Knauf. Vorsichtig drehte sie ihn herum, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie versuchte es erneut und drehte wie verrückt an dem Türknauf. Das gab es doch nicht. Sie war offenbar verschlossen und einen anderen Weg hier raus gab es auch nicht. Die schwarze Tür war mit ihrem Eintritt in den Saal, verschwunden.

Hinter ihr lachte jemand auf und Bunny brauchte sich gar nicht um zudrehen, um zu wissen, wer es war.

„Das ist deine Schuld, dass die Tür nicht aufgeht, hab ich recht?

Entschlossen drehte sich Bunny herum und sah in ein finster blickendes Gesicht.

„Genau genommen war es Mamiko … Langsam wirst du echt lästig. Ich weiß zwar nicht, wie du es geschafft hast, meinen Irrgarten zu entkommen, aber ab hier ist dein Weg endgültig zu Ende.“

Kämpferisch grinste Bunny der Frau ins Gesicht.

„Das hast du doch schon einmal gesagt, und wie du siehst, bin ich noch hier.“

Eris zitterte vor Zorn. Was bildete sich diese kleine Göre ein. Sie hob ihre beiden Arme, murmelte etwas vor sich hin und kurz danach standen zahllose Schatten im Raum verteilt. Auf Eris Befehl stürmten sie auf Bunny zu. Erst konnte Bunny auch noch gut ausweichen, jedoch hielt sie es nicht lange durch. Es waren einfach zu viele. Langsam aber sicher wurde sie von den Schatten eingekesselt. Sie schnappten sich ihre Arme und hielten sie fest. Bunny versuchte sich wieder zu befreien und zerrte wie wild herum. Doch keine Chance. Die nächsten Schatten legten sich um ihre Beine und sie war wie festgenagelt.

Lachend ging Eris auf Bunny zu und in ihrer Hand bildete sich eine schwarze Energiekugel, die immer größer wurde.

„Ich habe doch gesagt, hier ist dein Weg zu Ende!“

Bunny senkte ihren Kopf. Tränen sammelten sich in ihren Augen und gleichzeitig war sie so wütend. Ihr schossen die ganzen Bilder der letzten Monate durch den Kopf. Sie wurde entführt, lebte dann Monate in einer großen Lüge. Man wollte sie töten und das nicht nur einmal. Ihre Erinnerungen hatten man manipuliert. Und zu allerletzt drang diese Frau auch noch in ihr Unterbewusstsein ein und kontrollierte es. Es brodelte in Bunny, sie merkte, wie ihr immer wärmer wurde, es brannte schon fast in ihrer Brust. Wütend hob sie ihren Kopf und sah in das Gesicht der Frau, die wiederum mit ihrem Arm ausholte und die Energiekugel zu Bunny schleuderte.

„Stirb!“

Bunny sah die schwarze Kugel auf sich zu kommen, schloss ihre Augen und schrie auf.

 

 

Mamoru drückte Bunny immer noch eng an sich. Doch abrupt lockerte er seinen Griff, als er merkte, dass Bunny immer wärmer wurde. Irgendetwas passierte gerade mit ihr. Er streichelte ihr sanft mit dem Finger über ihre Wange und sah, wie auf ihrer Stirn die goldene Mondsichel aufleuchtete. Er schnappte sich ihre Hand, drückte sie ganz fest und kniff seine Augen zusammen.

„Du schaffst das.“

 

 

Bunny hatte ihre Augen immer noch geschlossen und schrie. Der Saal fing an zu beben und Bunnys gesamter Körper leuchtete auf. Abrupt lösten sich die Schatten in Nichts auf und auch der Energieball zersprang.

„Was zum …“, flüsterte Eris zu sich selber.

Schlagartig verstummte Bunny und öffnete ihre Augen. Entschlossen blickte sie Eris genau in die Augen und ging ein paar Schritte auf sie zu. Diese ging, vorschreck, ein paar Schritte rückwärts, bis sie sich wieder sammelte. So eine Kraft hatte sie vorher noch nie gespürt. Sie musste die kleine Göre schnellstens beseitigen. Sie hob ihre Arme und diesmal bildete sich in jeder Hand ein Energieball.

Bunny leuchtete immer noch und auf ihrer Stirn trat ihr Halbmond hervor. Kämpferisch ging sie weiter auf Eris zu.

„Es reicht jetzt. Es wird Zeit, dass du aus meinem Kopf verschwindest.“

Bunny blieb stehen, schloss ihre Augen und faltete vor ihrer Brust ihre Hände zusammen. Augenblicklich stand sie in einem langen weißen Kleid, nicht weit von Eris, entfernt.

„Nein, das kann ich nicht sein“, zischte diese.

Eris hob ihre Arme nach oben, fügte beide Energiekugeln zu einer Großen zusammen und schleuderte sie in die Richtung von Bunny.

„Hier ein Geschenk für dich, Prinzesschen!“

Doch kurz bevor der Ball Bunny erreichte, öffnete sie schlagartig ihre Augen. Das Leuchten um sie herum wurde heller und wärmer und breitete sich aus.

Als ihr Licht die schwarze Energie berührte, knisterte und knackte es in der Kugel und sie schrumpfte mehr und mehr zusammen, bis sie schließlich ganz verschwand.

Eris konnte nicht glauben, was da gerade passierte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Bunny an.

„Das gibt es doch nicht. Wie hast du …“, knurrte Eris.

Doch Bunny antwortete ihr nicht, stattdessen breitete sie ihre Arme aus und der gesamte Raum erhellte sich nach und nach. Eris wich zurück, doch lange konnte sie dem Licht nicht ausweichen. Langsam wurde sie davon eingehüllt. Sie schrie auf und fasste sich an ihre Brust. Diese Wärme, sie hielt es nicht aus. Eris fing sich an aufzulösen. Egal was sie auch probierte, sie hatte keine Chance gegen dieses Licht und verschwand nach und nach.

Erschöpft sank Bunny zu Boden und lächelte. Sie hatte es tatsächlich geschafft.

Mit einem lauten Knall sprang die weiße Tür hinter ihr auf. Langsam erhob sie sich und ging auf die Tür zu …

 

 

Mamoru hielt immer noch Bunnys Hand und kniff seine Augen zusammen, als diese plötzlich seine Hand zurückdrückte. Erschrocken sah er auf. Die Mondsichel auf ihrer Stirn verblasste und Bunny begann zu blinzeln.

„Bunny …“, flüsterte er.

Bunny hatte große Mühe ihre Augen zu öffnen. Sie waren schwer und das Licht des Raumes blendete sie. Doch nach kurzer Zeit gewöhnten sich ihre Augen daran und sie sah genau in die wunderschönen blauen Augen von Mamoru. Sie lächelte, doch plötzlich traf es sie wie ein Stromschlag. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ins Leere. Auf einmal prasselten all ihre fehlenden Erinnerungen auf sie ein. So viele Bilder schossen ihr gleichzeitig durcheinander durch den Kopf. Ihr wurde ganz schwindelig. Sie schloss ihre Augen und drückte ihre Hände gegen ihre Ohren.

Mamoru wusste nicht, was los war, und machte sich große Sorgen.

„Alles in Ordnung? … Hey Bunny?“

Doch er bekam keine Antwort, stattdessen sammelten sich einzelne Tränen der Freude in ihren Augen.

Sie erinnerte sie wieder an alles. An Mamoru, ihre Familie, an Ami, Rei, Makoto, Minako und an die anderen. Sie durchlebte in Sekundenschnelle noch einmal ihre gemeinsamen Kämpfe und die Lücken, die noch kurz zuvor in ihrem Kopf herrschten, fügten sich zu einem großen Ganzen zusammen.

Bunny nahm ihre Hände herunter, öffnete ganz vorsichtig ihre Augen und sah Mamoru wieder direkt ins Gesicht. Eine Träne kullerte ihr langsam über die Wange. Jetzt, wo sie sich wieder an alles erinnerte, war sie so froh darüber, dass er sie in seiner Wohnung aufgehalten hatte. Und sie ihren seltsamen Gefühlen nachgab, dass sie ihm vertrauen sollte. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wäre er nicht rechtzeitig an der Tür gewesen und sie weggelaufen wäre.

Mamoru hielt sie immer noch in seinen Armen und wunderte sich, warum sie ihn so ansah. Er wollte gerade etwas sagen, doch Bunny legte vorher ihre Hände auf seine Wangen und zog ihn zu sich hinunter.

„Mamoru“, flüsterte sie leise und legte ihre Lippen auf seine.

Im ersten Moment war er etwas überrumpelt, da er damit jetzt nicht gerechnet hatte, zog Bunny dann aber schnell noch näher an sich heran und schmiegte seine Arme um sie herum. Die Welt um ihn herum blieb für einen kurzen Augenblick stehen. Wie lange hatte er sie vermisst. Sich nach ihr gesehnt und jetzt gerade konnte er es kaum glauben, dass er ihr einfach wieder ganz nah sein konnte. Aber warum küsste sie ihn? Nicht, dass er was dagegen hätte, aber konnte dies etwa bedeuten, dass sie sich wieder erinnerte? So sehr er sich auch wünschte, dass dieser Moment nie enden sollte, löste er sich dann doch von ihr. Er musste es jetzt einfach wissen.

„Hm Bunny … sag mal der Kuss … heißt das, du erinnerst du dich wieder an mich?“

Bunny begann zu lächeln und nickte ihm zu. Überglücklich zog er sie wieder an sich heran und die beiden fingen sich erneut an zu küssen. Erschrocken fuhren sie allerdings auseinander, als hinter ihnen auf einmal jemand räusperte. Die beiden blickten auf und sahen genau in Minakos und Amis verblüffte Gesichter.

Ami wollte nachsehen, wie es Bunny ginge und Minako wollte sie lieber dabei begleiten. Sie wussten ja nicht, was sie erwarten würde. Mit großer Sorge öffneten sie also die Tür zum Schlafzimmer und waren umso verblüffter, Bunny und Mamoru so vorzufinden. Die beiden hatten sie nicht mal bemerkt und so konnten sie Mamorus Frage mit anhören.

„Ähm … Wir wollen ja nicht stören, aber haben wir das gerade richtig verstanden? Du erinnerst dich an Mamoru? … Kannst du dich dann auch an uns erinnern?“, fragte Minako unsicher.

Bunny nickte ihrer Freundin nur stumm zu und begann zu lächeln.

Minako klatschte in ihre Hände, hüpfte auf ihren Füßen aufgeregt hin und her und quietschte auf vor Freude. Stürmisch rannte sie auf das Bett zu und umarmte ihre Freundin.

„Du weiß gar nicht, was du uns für einen Schrecken eingejagt hast. Mach das bloß nicht noch mal. Ich muss sofort den anderen sagen, dass du wieder wach bist.“

Strahlend verließ Minako den Raum und lief zu den anderen.

Ami trat nun auch mit Tränen im Gesicht näher heran und setze sich an das Fußende des Bettes. Sie war überglücklich, dass Bunny wieder wach war. Verstohlen wischte sie sich über ihr Gesicht und lächelte Bunny an.

„Wie geht es dir?“

Bunny zuckte mit ihren Schultern.

„Mir ging es ehrlich gesagt, schon einmal besser.“

Sie versuchte zu lächeln, aber so richtig gelang es ihr diesmal nicht.

Bunny war zwar heilfroh darüber sich wieder an alles erinnern zu können, doch in ihrem Kopf herrschte immer noch ein großes Durcheinander, welches sich erst mal alles sortieren musste. Dazu war sie noch unsagbar müde und erschöpft. Der Frau zu entkommen und ihrer Dunkelheit zu entfliehen, hatte sie ganz schön angestrengt und beinahe wäre es ja auch schief gegangen. Die Sache mit ihrem Arm machte es auch nicht gerade einfacher.

Von Minako benachrichtigt kamen alle herüber ins Schlafzimmer und umarmten ihre Freundin. Als Letztes betrat Michiru, die von Haruka gestützt wurde, das Zimmer. Sofort saß Bunny, die sich an Mamoru geschmiegt hatte, senkrecht.

„Michiru … Was ist passiert?“

Die anderen machten Platz, damit die beiden sich mit aufs Bett setzen konnten und Haruka erzählte Bunny, was passiert war. Nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte, sah Bunny traurig zum Fenster herüber. Michiru legte ihre Hand auf Bunnys Arm.

„Mir geht es gut Bunny. Nun mach nicht so ein Gesicht. Erzähl uns lieber, wie es dir geht. Weißt du denn überhaupt, was passiert ist?“

Bunny richtete ihren Blick wieder zu den anderen.

„Mhm …“

Mit gesenktem Kopf erzählte sie den anderen, was geschehen war. Mamoru legte dabei seine Arme um sie. Wie oft musste er sie eigentlich noch fast verlieren.

Nachdem Bunny fertig erzählt hatte, hüpfte Luna mit auf Bett, setze sich auf Bunnys Beine und sah sie an.

„Die Frau, von der du erzählt hast … Eris heißt sie“, Luna drehte sich wieder zu den anderen, „Bunny sollte sich nirgendwo mehr alleine aufhalten, wer weiß, was sie als Nächstes plant.“

Alle nickten ihr zustimmend zu.

„Aber jetzt solltest du dich ein wenig ausruhen“, wandte sich Ami an Bunny.

 

 

Schlaflos lag Bunny, nachdem alle den Raum verlassen hatten, damit sie sich ausruhen konnte, im Bett und starrte die Decke an. Mamoru wollte schnell etwas zu Essen kochen und sie dann wecken, wenn es fertig wäre. Doch sie konnte nicht schlafen, zu viel ging ihr durch den Kopf. Ihr war ein ganz bestimmter Gedanke gekommen. Die Tatsache, was gerade in der Stadt passierte, verstärkte ihre Idee nur noch. Sie musste irgendwie mit Kenta sprechen, ja wenn möglich sogar mit Mamiko. Wenn sie ihr glauben würden, dass Eris sie nur benutzt und sie sogar töten will, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, dann würde Mamiko vielleicht mit dem Wahnsinn aufhören. Bei Kenta sah Bunny gar nicht so das Problem, aber bei Mamiko, das würde mit Sicherheit nicht so einfach werden.

Nachdenklich ging sie zum Fenster und schaute heraus. Sie musste es irgendwie schaffen aufzuhalten, bevor es noch mehr Opfer geben würde …

 

 

Kapitel 21

 

„Dieses kleine Miststück … Das wird sie mir büßen.“

Wankend ging Eris durch die Ruinen und setze sich auf den zerstörten Thron. Keuchend krallte sie ihre Finger in die Armlehnen des Stuhls und atmete schwer ein und aus. Dieses Licht hatte sie ziemlich geschwächt, es hatte sie schon damals fast vernichtet. Ihre langen Haare fielen ihr zerzaust über die Schultern und weiße Strähnen mischten sich unter das sonst so pechschwarze Haar. Sie schloss ihre Augen und ihre Mundwinkel verzogen sich nach unten. Der Kristall musste unter allen Umständen zerstört werden. Er war das Einzige, was sie vernichten konnte.

Sie hob ihre Hand und schnipste mit ihrem Fingern. Vor ihr bildete sich ein schwarzer Nebel, und als sich dieser auflöste, stand eine verdutze Mamiko vor ihr.

Verwundert schaute sich Mamiko um. Wo war sie? Eben stand sich doch noch in dem kleinen Lagerhaus und hatte sich mit ihrem Bruder unterhalten. Aber auf einmal hatte sich alles gedreht und Akita war vor ihren Augen verschwunden. Mamiko versuchte zuerkennen, wo sie sich befand. Ihr kam es so seltsam bekannt vor und dann erkannte sie es. Es war zwar alles zerstört und doch wusste sie jetzt, wo sie war. Sie stand mitten in dem zerstörten Mondpalast. Sie drehte sich und wunderte sich, warum sie hier war. Dabei bemerkte sie, dass nicht weit von ihr jemand auf dem Thron saß. Als sie das erboste Gesicht ihrer Herrin erblickte, erschrak sie. Ging dann aber sofort in die Knie und senkte ihren Kopf. So hatte sie ihre Herrin schon lange nicht mehr gesehen. Tiefe Falten zierten ihr Gesicht und ihre Haare waren fast weiß geworden. Es war fast so, als wäre sie auf einen Schlag Jahre gealtert.

„Herrin.“

Eris stand auf und verschränkte ihre Arme.

„Ich habe Arbeit für dich. Steh auf.“

Langsam erhob sich Mamiko und sah in das schief grinsende Gesicht ihrer Herrin …

 

 

 

 

Bunny sah immer noch aus dem Fenster und hatte gar nicht gemerkt, dass Mamoru ins Zimmer gekommen war. Verwundert darüber, dass Bunny nicht im Bett lag, stellte er die Schüssel, die er für sie dabei hatte, auf das kleine Nachtschränkchen neben dem Bett. Langsam ging er zu ihr herüber, legte vorsichtig seine Arme um ihren Oberkörper und stütze sein Kinn auf ihrer Schulter ab.

„Warum bist du denn nicht im Bett?“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Erschrocken zuckte Bunny zusammen.

„Mamoru … Ich hab dich gar nicht kommen hören.“

Sie drehte sich zu ihm herum und lächelte ihn kurz an, doch schnell sah sie wieder zum Fenster heraus.

„Sieht der Mond heute nicht besonders schön aus?“

Doch bevor Mamoru ihr antworten konnte, redete Bunny weiter.

„Weiß du … die ganzen Monate, wo ich nicht wusste, wer ich wirklich bin, schaute ich immer wieder zum Mond hinauf und fühlte mich aus irgendeinem Grund wohl … Jetzt weiß ich natürlich warum.“

Sie drehte sich wieder zu Mamoru und lächelte ihm ins Gesicht, wandte sich aber schnell wieder von ihm ab und sah wieder hinaus aus dem Fenster.

„Was ist los Bunny?“

Besorgt stellte er sich neben sie und nahm ihre Hand.

Ohne sich wieder zu ihm zu drehen, sah sie weiter aus dem Fenster.

„Ist das Essen fertig?“

Mamoru zog seine Augenbrauen zusammen. Er kannte Bunny gut genug, um zu wissen, dass sie gerade über etwas nachgrübelte.

„Lenk nicht ab. Erzähl, worüber denkst du nach.“

Seufzend drehte sie sich zu ihm. Sie wollte ihm eigentlich noch nichts von ihren Überlegungen erzählen, da sie jetzt, wo sie sich wieder an alles erinnerte, schon wusste, was er davon halten würde. Er kannte sie einfach zu gut. Sie holte gerade tief Luft und öffnete ihren Mund, damit sie es Mamoru erzählen konnte, worüber sie nachdachte, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde.

„Das müsst ihr euch ansehen!“

Erschrocken blickten Bunny und Mamoru zu einer völlig aufgelösten Hotaru.

„Was ist denn los?“

Doch ohne zu antworten, lief sie zurück ins Wohnzimmer. Mamoru und Bunny schauten sich kurz verwundert an, gingen ihr dann aber schnell hinterher. Als sie das Wohnzimmer erreichten, saßen alle wie unter Schock vor dem laufenden Fernseher.

„Was ist passiert?“, fragte Bunny mit zittriger Stimme.

Aufgeregt ging Ami auf Bunny zu.

„Es ist furchtbar … Der Tempel … er wurde in Brand gesetzt. Und … “

Fassungslos ging Bunny zu Rei, die auf dem Sofa saß, und legte ihre Hand tröstend auf Reis Schulter.

„Zum Glück habe ich meinen Großvater mit Yuichiro weggeschickt … Er sollte meinen Großvater zu den heißen Quellen begleiten … Ich hatte schon so ein komisches Gefühl, dass etwas passieren würde …“

Luna hüpfte neben Bunny aufs Sofa.

„Das ist aber leider noch nicht alles … Makotos Laden … und Minakos Wohnung …“

Bunny riss ihre Augen auf.

„Die wurden …“, Bunny musste schlucken, „Die wurden auch angezündet?“

Bunny sah herüber zum Fernseher. Es lief in einer Dauerschleife. Eine Reporterin erzählte in die Kamera, dass der Hikawa Tempel, der kleine Blumenladen Kino und eine Wohnung zeitgleich angezündet wurden. Bei Minakos Wohnung wurde keine Straße genannt, aber alle erkannten sofort an den Bildern, dass es ihre Wohnung war. Fernsehteams waren natürlich gleich zur Stelle gewesen. Denn diese Brände hatten außer derselben Uhrzeit noch etwas gemeinsam. Sie enthielten eine Botschaft.

 

Komm heraus und stell dich Bunny Tsukino. Sonst machen wir weiter.

 

Panisch sprang Bunny vom Sofa auf, als die Flammenbuchstaben in Großaufnahme gezeigt wurden.

„Meine Familie … Ich muss sie in Sicherheit bringen … Mamiko weiß doch, wo …“

Mamoru stand sofort an ihrer Seite.

„Du wirst schön hier bleiben. Das wird mit Sicherheit eine Falle sein.“

Bunny faltete ihre Hände vor ihrer Brust zusammen und Tränen sammelten sich in ihren Augen.

„Nein, ich muss sie retten. Ich kann sie doch nicht einfach … “

„Du bleibst hier. Ich werde mich darum kümmern.“

Sofort standen Haruka und Hotaru neben ihm.

„Wir werden dich begleiten.“

Mamoru nickte ihnen zu, beugte sich zu Bunny herunter und gab ihr einen Kuss.

„Mach dir keine Sorgen. Deiner Familie wird nichts passieren.“

 

 

Über eine halbe Stunde waren Mamoru, Haruka und Hotaru schon fort und bisher gab es noch keine Nachricht von ihnen.

Auch Luna und Artemis waren kurz danach los gezogen um Nachforschungen anzustellen. Katzen schenkte man eh keine Beachtung, hatten sie argumentiert.

Still saß Bunny neben Rei auf dem Sofa und lauschte den Nachrichten. Es gab kein anderes Thema mehr.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht was diese Brände zu bedeuten haben. Uns liegen bisher auch noch keine Hinweise vor, wer diese Bunny Tuskino, die in den Botschaften erwähnt wurde, sein soll und was sie damit zu tun haben könnte. Jedoch wird vermehrt von Menschen berichtet die, in einem schlafwandel ähnlichen Zustand, herumlaufen würden und diesen Namen riefen, so als ob sie diese Person suchen würden. Ob die rätselhaften Ereignisse rund um den Tokio Tower etwas damit zu tun haben, steht zu dieser Stunde noch aus.

 

Alle sahen zu Bunny. Sie wussten, wie schwer es ihrer Freundin fallen musste, hier untätig herumzusitzen. Bunny, die diese Stille jedoch nicht mehr ertrug, ergriff das Wort.

„Michiru wie geht es deinem Bein?“

„Dem geht es, dank Amis guter Versorgung, schon viel besser.“

Bunny senkte ihren Blick und knetete ihre Hände ineinander.

„Das ist gut“, flüsterte sie.

Rei legte tröstend ihre Hände um Bunnys.

„Es wird schon alles gut gehen.“

Bunny sah Rei an und versuchte zu lächeln, aber außer einem gequälten Gesichtsausdruck brachte Bunny nichts zustande. Zu sehr machte sie sich selber Vorwürfe. Nur wegen ihr, weil Eris sie wollte, hatten Rei und Minako ihr zu Hause und Makoto ihren Laden verloren. Und was machte sie? Sie versteckte sich, anstatt sich Eris zu stellen, und es ein für alle Mal zu beenden.

„Ich bin schuld … Ich sollte mich hier nicht verstecken, währenddessen …“

Bevor Bunny aber weiter sprechen konnte, wurde sie von den anderen unterbrochen.

„Sag so was nicht! Das ist doch genau das, was sie will“, tadelte Rei sie.

Bunny senkte ihren Kopf und wieder herrschte Stille im Raum.

Doch nach weiteren Minuten des Schweigens verfielen dann plötzlich alle, bis auf Bunny, in eine wilde Diskussion, wie sie Eris und die anderen am besten aufhalten könnten, und schmiedeten Pläne.

„Was hältst du davon Bunny?“

Bunny hob verwundert ihren Kopf. Sie hatte schon eine ganze Weile das Gespräch nicht mehr verfolgt und war vertieft in ihren eigenen Gedanken.

„Hm? Entschuldige, was sagtest du?“

„Alles in Ordnung?“, fragte Minako ihre Freundin besorgt.

Diese erhob sich auf die Frage hin langsam von dem Sofa und strich sich mit ihrer Hand über ihre Stirn.

„Mir geht es nicht so gut … I-i-ich werde mich ein wenig ins Bett legen. Sagt ihr mir bitte bescheid, wenn es etwas Neues gibt?“

Alle nickten ihr zu. Sie sahen ihr noch kurz hinterher, wie sie in Richtung des Schlafzimmers ging, und starrten danach auf den Bildschirm des Fernsehers, da ein erneuter Bericht über die Brände in der Stadt gesendet wurde.

Bunny hatte die Schlafzimmertür fast erreicht und drehte sich vorsichtig zu den anderen herum. Alle sahen gebannt auf den Bildschirm, das war ihre Chance. Sie konnte den anderen nicht sagen, was sie vorhatte. Wenn sie es wüssten, würden sie sie nicht gehen lassen. Leise drehte sie sich um und ging vorsichtig, sodass die anderen sie nicht bemerkten, in die Küche. Sie schnappte sich einen Zettel und einen Stift, schrieb etwas auf den kleinen Zettel und befestigte die Notiz mit einem Magneten am Kühlschrank. Schnell ging sie in den Flur, griff nach einem der Mäntel und zog sich ihre Schuhe an. Leise öffnete Bunny die Haustür und verschwand aus der Wohnung.

 

 

Die Sonne ging langsam auf. Die restliche Nacht verlief zum Glück ohne weitere Brände oder Vorfälle. Wie lange das allerdings anhielt, wussten sie auch nicht. Lange würde es mit Sicherheit nicht sein. Gähnend erhob sich Makoto und streckte sich ausgiebig.

„Ich werde mal nach Bunny sehen.“

Müde ging sie herüber zum Schlafzimmer und klopfte an die Tür. Da Makoto keine Antwort auf ihr Klopfen erhielt, öffnete sie vorsichtig die Tür. Jedoch nur so viel, dass sie durch einen Spalt ins Zimmer sehen konnte.

„Ich wollte dich nicht stören. Ich wollte nur kurz …“

Weiter sprach Makoto nicht. Mit einem Ruck riss sie die Tür auf.

„Bunny ist nicht hier!“

Aufgeregt sprangen alle auf und liefen in das kleine Schlafzimmer. Kopfschütteln ging Rei aber wieder aus dem Zimmer heraus.

„Sie ist bestimmt nur kurz in der Küche oder im Badezimmer. Wartet kurz.“

Nachdenklich hielt Ami ihren Finger an ihr Kinn.

„Aber das hätten wir doch gesehen.“

Fragend sahen sich alle an, aber keiner wusste so recht, was sie nun machen sollten.

Kurz danach stürmte Rei wieder zurück ins Zimmer.

„Sie ist nirgendwo in der Wohnung zu finden.“

Aufgeweckt von den anderen betraten auch Luna und Artemis das Zimmer.

Sie kamen erst vor einer Stunde erschöpft, ohne weitere Erkenntnisse, zurück und waren beide ohne es zu wollen, eingeschlafen.

„Was ist denn hier los?“, fragte Artemis verschlafen die anderen.

„Das würde ich auch gerne wissen“, ertönte eine Männerstimme hinter ihnen.

In dem Tumult hatte keiner der anwesenden bemerkt, dass Mamoru, Haruka und Hotaru zurückgekehrt waren und nun verwundert hinter den anderen standen.

„Bunny ist verschwunden!“, platze es aus Minako heraus.

Mamoru wurde kreidebleich. Hörte denn dieser Albtraum niemals auf?

„Was sagst du da? Wie verschwunden? Wie konnte das denn passieren?“

Schuld bewusst ließen sie ihre Köpfe hängen. Entschuldigend hob Ami ihre Hände.

„Wir dachten doch, sie wäre hier und schläft. Ihr ging es nicht gut und sie wollte sich ein wenig hinlegen … Wir wollten sie nicht stören … “

Ohne Ami zu antworten untersuchte Mamoru das Zimmer. Das Fenster war unbeschädigt und schien nicht gewaltsam von außen geöffnet worden zu sein. Er suchte nach weiteren Spuren oder irgendeinen Hinweis, ob Bunny von dem Feind geschnappt wurde.

Haruka biss die Zähne aufeinander, ballte ihre Hände und ging, ohne etwas dazu zusagen, in die Küche. Sie brauchte kurz einen Moment für sich.

Sie waren die ganze Nacht unterwegs gewesen, um Bunnys Familie raus aus Tokio zu schaffen und nun war Bunny selbst verschwunden? Erschöpft ließ sie sich regelrecht auf einen der Stühle fallen und legte ihren Kopf in ihren Nacken. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Michiru, die Harukas angespannte Haltung bemerkt hatte, ging ihr hinterher. Sie wusste, wie sehr ihr Bunny am Herzen lag, auch wenn sie es oft nicht zeigen konnte. Sie stellte sich neben ihre Freundin, streichelte ihr sanft über den Rücken und versuchte sie so zu beruhigen. Haruka wollte gerade etwas sagen, als sie etwas am Kühlschrank entdeckte. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und sprintete zum Kühlschrank.

„Aber das ist doch …“

Haruka nahm die Notiz vom Kühlschrank und ballte eine Faust.

„Wie kann man nur so dämlich sein!“, schimpfte sie wutentbrannt.

„Was ist denn los?“

Wortlos überreichte Haruka Michiru den kleinen Zettel.

 

 

 Macht euch keine Sorgen. Bin bald zurück.

        Bunny

 

 

„Das sieht ihr Mal wieder ähnlich“, seufzte Michiru.

Schnell rief sie den Rest in die Küche, um ihnen den Zettel zu zeigen. Genau wie Haruka vorher schimpfte Rei außer sich vor Wut.

„Wo kann sie nur hingegangen sein? Sie wird doch nicht etwa alleine … “, überlegte Ami laut.

Ohne lange zu überlegen, lief Mamoru in den Flur und schnappte sich seine Jacke.

„Ich werde sie suchen gehen.“

 

 

 

 

 

Kenta genoss die Stille, die hier früh morgens noch herrschte. Er lauschte dem Rauschen des Meeres und beobachte die Wellen, die am Ufer brachen. Ihm gingen die Bilder, der vergangenen Nacht einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Mamiko hatte ihn und Akita zu sich gerufen und befahl ihnen zwei ganz bestimmte Gebäude so anzuzünden, dass von ihnen nichts mehr übrig bleiben würde. Außerdem sollten sie eine Botschaft, die an eine ganz bestimmte Person gerichtet war, mit Feuerbuchstaben vor die Gebäude setzen. Er seufzte bei dem Gedanken. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei und wollte das nicht. Aber er hatte keine Wahl und durfte es den beiden nicht zeigen. Akita dagegen war sofort im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme gewesen, als er die kleine Wohnung zugeteilt bekam, die einer der Sailor Kriegerinnen gehörte. Er bekam den kleinen Blumenladen und Mamiko wollte sich höchstpersönlich um den Tempel kümmern.

Die Gebäude sollten alle drei gleichzeitig brennen, also hatte Mamiko ihnen die genaue Uhrzeit genannt und ihnen gedroht, ja keinen Fehler zu machen. Nervös hatte er immer wieder auf die Uhr gesehen. Er wollte es nicht und doch musste er es tun. Höhnend tickte die Uhr immer weiter und die kleinen Zeiger schoben sich langsam auf die vereinbarte Uhrzeit.

Schnell brannte das Geschäft lichterloh und die Flammen waren im Begriff auf die anliegenden Gebäude überzugehen. Unerkannt verschwand er danach in einer dunklen Seiten Gasse.

Nachdenklich sah er auf die Wellen des Wassers, atmete schwer aus und seufzte auf einmal leise auf.

„Du solltest nicht hier sein.“

„Ich weiß“, flüsterte es hinter ihm.

Ohne sich zu bewegen, sah Kenta weiter aufs Wasser. Er wusste genau, wer hinter ihm stand, dazu brauchte er sich nicht um zudrehen.

„Bunny was machst du hier? Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?“

Ohne etwas zusagen, stellte sich Bunny neben ihn, sah ebenfalls auf Wasser hinaus und nahm ihre Kapuze herunter. Sie hatte sie tief in ihr Gesicht gezogen, da die halbe Stadt mittlerweile nach ihr suchte.

„Du hast mir mal erzählt, dass du dir gerne am Hafen den Sonnenaufgang ansiehst. Also dachte ich, was für Nagoya galt …“

Kenta löste seinen Blick vom Meer und sah sie nun an. Daran erinnerte sie sich? Bunny entging es nicht, dass er sie ansah, und neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Keiner von beiden sagte in dem Moment etwas.

Kenta sah in ihre großen blauen Augen und versank beinahe in ihnen. Wie hatte er diese Augen vermisst. Am liebsten hätte er sie jetzt ganz fest an sich gezogen und seine Arme um sie gelegt. Aber das durfte er ja jetzt nicht mehr. Geschweige, dass sie das überhaupt wollen würde. Er würde sich vermutlich nur Eine einfangen. Aber warum war sie hier? Das sie ihn sehen wollte, weil sie ihn vermisste, bezweifelte er doch stark. Doch bevor er weitere Überlegungen anstellen konnte, brach Bunny das Schweigen.

„Ich muss dringend mit dir sprechen.“

Verwundert zog er seine Augenbrauen nach oben.

„Ihr müsst damit aufhören.“

Kurz zog sich bei Kenta etwas zusammen. Hatte er insgeheim doch gehofft, sie wäre wegen ihm hier. Aber wie dämlich war er eigentlich, natürlich war sie deswegen hier.

„Eris benutzt euch nur.“

Verdutzt sah er Bunny an. Eris? Von wem sprach sie da.

„Eris?“

Bunny erzählte ihm, was passiert war und alles, was sie von Eris wusste, damit er es verstand. Kenta verzog immer mehr, bei Bunnys Erzählung, sein Gesicht.

„Sie hat unseren Planeten zerstört und dadurch sind unsere Eltern … “

Er senkte seinen Kopf und ballte seine Hände zu Fäusten. Vorsichtig legte Bunny ihre Hand auf seinen Rücken. Sie wusste, dass er kein schlechter Kerl war. Ihr tat es leid ihn so zu sehen. Seitdem sie wusste, was Eris mit ihnen gemacht hatte, hegte sie keinen Groll mehr gegen ihn oder Mamiko. Sie musste sich auch eingestehen, dass sie ihn sogar gerne mochte. Sie hatte ihn lieb gewonnen in der Zeit, in der sie bei ihm war. Nicht so, wie sie Mamoru liebte, eher wie einen großen Bruder. Aber dennoch hatte sie ihn gerne und wollte ihm helfen.

„Du musst Mamiko davon überzeugen damit aufzuhören.“

Kenta schüttelte aber nur schief lächelnd seinen Kopf.

„Sie wird mir nicht glauben. Sie ist viel zu sehr vergiftet von der schwarzen Energie.“

Eindringlich sah Bunny Kenta an.

„Sie wird euch töten, wenn sie euch nicht mehr braucht.“

Kentas Augen wurden klein wie Schlitze. Er beugte sich zu Bunny herüber und stupste ihr mit seinem Zeigefinger gegen die Schulter.

„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“

Prompt wurde Bunny rot um die Nase.

„Ich … nein … also …“

Kenta lehnte sich wieder zurück und musste schmunzeln, diesen kleinen Scherz konnte er sich nicht nehmen lassen.

„Schon gut. Ich weiß, dass du nicht das Gleiche für mich empfindest, wie ich für dich. Genau genommen, müsstet du mich sogar hassen für das, was ich dir angetan habe“, seufzte er und sah wieder nachdenklich aufs Wasser.

„Und die Brände … ich meine … ich wollte das nicht, aber …“

Bunny trat näher an Kenta heran und nahm seine Hand.

„Ich weiß …“

Bunnys Ärmel rutschte dabei ein Stück hoch und so kam ihr Verband zum Vorschein.

Kenta senkte seinen Blick.

„Waren das meine Brüder?“

Bunny nahm ihre Hand zurück und schüttelte ihren Kopf,

„Nein. Nicht direkt, ich bin …“

Doch weiter kam Bunny nicht. Das Meer begann auf einmal zu tosen und zu toben und der Himmel verdunkelte sich. Es war augenblicklich wieder pechschwarz wie in der Nacht, obwohl gerade eigentlich die Sonne aufging.

„Was geht hier vor?“, drehte sich Bunny fragend zu Kenta.

„Ich habe keine Ahnung“, schüttelte er verwundert seinen Kopf.

Doch lange mussten die beiden nicht auf eine Erklärung warten. Eine ohrenbetäubende Stimme ertönte in gesamt Tokio. Bunny und Kenta erkannten sie sofort.

„Mamiko“, flüsterten beide.

„Ich habe nun lange genug auf dich gewartet. In einer Stunde bist du am Tokio Tower sonst …“, Mamiko lachte hämisch auf, „Ansonsten wird die gesamte Stadt brennen mitsamt ihren Bewohnern. Komm gar nicht auf die Idee die Menschen von hier wegbringen zu wollen. Dazu sind es zu viele, außerdem habe ich einen Bannkreis um die Stadt gelegt. Niemand kann Tokio mehr verlassen.“

Man hörte noch ein finsteres Lachen, dann wurde es wieder hell und das Meer beruhigte sich. Kenta und Bunny sahen sich fassungslos an. Doch dann baute sich Kenta entschlossen vor Bunny auf.

„Ich muss versuchen Mamiko umzustimmen. Wenn ich es irgendwie schaffe, dass sie mir glaubt, dass wir nur Marionetten sind, dann … Obwohl ich meine Schwester selber kaum noch wieder erkenne …“

So schnell seine Entschlossenheit gekommen war, verging sie auch wieder. Die Person, die dort gerade gesprochen hatte, das war nicht mehr seine Schwester. Sie war durch und durch von Eris verseucht. Nur noch ein Schatten seiner eigentlichen Schwester.

Bunny packte Kenta an seinen Armen und lächelte ihn an.

„Du bleibst hier und wirst dich raus halten. Sie will mich, genau genommen will Eris mich. Ich werde Eris besiegen, die Menschen retten und deine Schwester und deinen Bruder zurückholen. Es wird alles wieder gut. Hörst du?“

Schnell lies sie Kenta los, schnappte sich ihre Brosche und verwandelte sich vor seinen Augen in Sailor Moon. Unfähig irgendwas zu sagen, stand Kenta zitternd vor Sailor Moon.

„Bleib hier und mach dir keine Sorgen. Ich werde deine Schwester zurückholen.“

Ohne auf eine Reaktion von Kenta zu warten, lief Sailor Moon los. Sie musste sich beeilen, um noch rechtzeitig zum Tokio Tower zu kommen.

 

 

Außer Atem erreichte Sailor Moon gerade noch rechtzeitig den Tokio Tower. Die Stunde war beinahe um und sie wusste nicht, ob Mamiko sich auch wirklich daran halten würde.

Hunderte von Besessenen standen vor dem Tower verteilt und schienen nur auf sie zu warten. Angriffs bereit ging sie auf sie zu, doch anstatt, wie von ihr erwartet, stürmten die Besessenen nicht auf sie zu, sondern bildeten zwischen sich eine Art Gasse. Wissend das am Ende Mamiko auf sie warten würde, ging sie hindurch. Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem Ende des Spaliers und wurde mit einem breiten Grinsen im Gesicht auch schon von Mamiko empfangen. Mit verschränkten Armen stand auch Akita neben seiner Schwester und sah sie hasserfüllt an.

„Bist du also doch gekommen … Und wie ich sehe, hast du deinen Anhang gleich mitgebracht.“

Verwundert drehte sich Sailor Moon um und sah in die lächelnden Gesichter der anderen Sailor Kriegerinnen und Tuxedo Mask.

„Aber? Was macht ihr hier?“

Langsam kam Tuxedo Mask auf Sailor Moon zu und stellte sich neben sie.

„Glaubst du ernsthaft, wir lassen dich hier alleine.“

Sailor Moon bekam Tränen in den Augen. Natürlich, sie hatten die Botschaft auch gehört und wussten, dass sie hier her gehen würde.

Den anderen zunickend wandte sie sich wieder Mamiko zu.

„Mamiko. Hör auf mit dem Wahnsinn. Eris benutzt euch nur, sobald sie euch nicht mehr braucht, wird sie euch töten.“

Wütend schleuderte Mamiko eine Energiewelle gegen Sailor Moon, sodass diese zu Boden fiel. Was bildete sich diese kleine Göre eigentlich ein so von ihrer Herrin zu sprechen.

Doch schnell stand Sailor Moon wieder auf.

„Mamiko bitte. Denk doch mal nach. Wann tauchte diese Frau bei euch auf? Sie hatte alles genau geplant. Sie hat euren Plane...“

„Sei still!“

Erneut schleuderte sie eine Energiewelle los, doch diesmal war Sailor Moon vorbereitet und wich gekonnt aus.

„Genug geplaudert. Erledigt sie!“, brüllte Mamiko den Besessenen zu. Abrupt stürmten die auch los und griffen die Sailor Kriegerinnen an. Lachend stürmte Akita allerdings, mit einem Schwert in der Hand, auf Tuxedo Mask los.

„Du gehörst mir. Jetzt wirst du für das was du getan hast bezahlen.“

Schnell verwandelte sich Tuxedo Mask in Endymion und parierte Akitas Schläge.

Sailor Moon sah fassungslos zu den anderen, doch bevor sie ihnen zur Hilfe eilen konnte, wurde sie von Mamiko aufgehalten.

„Schön hier bleiben. Du gehörst mir“, grinste Mamiko Sailor Moon an.

Einen Energieball nach dem anderen schleuderte Mamiko auf Sailor Moon zu. Doch jedes Mal schaffte sie es irgendwie auszuweichen. Dabei sah sie auch zu den anderen herüber und konnte erkennen, dass die anderen große Mühe hatten, gegen die Masse an Besessenen anzukommen. Sie wurden mehr und mehr eingekesselt.

Schnell hob Sailor Moon ihr Zepter.

„Mamiko bitte hör auf. Komm zu dir, das bist doch nicht du.“

Das Licht des Zepters erreichte Mamiko und für einen kurzen Moment fasste sich Mamiko an ihren Kopf und torkelte, wobei sie beinah umfiel. Schnell drehte sich Sailor Moon, damit sie den anderen helfen konnte, um. Sie hob erneut ihr Zepter, damit sie die Besessenen zurückverwandeln konnte, doch bevor sie dazu kam, traf ein Energieball sie am Rücken. Vor Schmerzen schreiend, ging sie zu Boden. Für einen Augenblick war das Sailor Team dadurch abgelenkt, da sie fassungslos beobachteten, wie Sailor Moon getroffen zusammensackte. Dieser kurze Moment hatte gereicht und jeder von ihnen wurde überrumpelt und war jetzt in den Fängen von mehreren Besessenen. Keiner konnte sich mehr rühren. Auch Endymion hatte in dem Moment, als Sailor Moon zu Boden ging nicht aufgepasst und Akita hielt nun sein Schwert an seine Kehle. Schnell hatte Akita zwei Handlanger herangerufen, die sich Endymions Arme schnappten und ihn festhielten.

Wankend stand Sailor Moon wieder auf und atmete schwer ein und aus. Ihre Kleidung war zerfetzt und ließ daher den Blick auf ihren Rücken frei. Er war schlimm verbrannt und alles schmerzte, dass ihr ganz schwindelig davon wurde.

„Mamiko bitte. Komm zu dir.“, flüsterte sie leise und hielt ihr Zepter in die Höhe.

„Das würde ich schön bleiben lassen. Sieh dich doch mal um. Gib auf oder deine Freunde müssen dran glauben.“

Immer noch das Zepter in die Höhe haltend, drehte sie ihren Kopf zur Seite und suchte die anderen. Jeder von ihnen war in der Gewalt von Mamiko. Sie sah zu Mamoru, dem immer noch das Schwert an den Hals gedrückt wurde, und bekam Tränen in den Augen.

„Hör ihr nicht zu. Sie wird uns sowieso nicht gehen lassen. Erledige sie. Los!“, schimpfte Endymion und versuchte sich zu befreien, doch ohne Erfolg. Akita packte ihm stattdessen an seiner Schulter und drückte ihn mit den beiden Besessenen auf den Boden. Akita stellte seinen Fuß demonstrativ auf Endymions Rücken, zog seinen Kopf an seinen Haaren hoch und zielte mit der Schwertspitze auf seine Kehle. Kopf senkend und mit Tränen in den Augen, drehte sich Sailor Moon wieder zu Mamiko.

„Du hast gewonnen. Stell mit mir an, was du willst. Aber lass die anderen gehen. Sie haben nichts damit zu tun.“

„Die sind mir sowie so egal. Sobald du vernichtet bist, stellen sie eh keine Gefahr mehr da. Solang sie uns in ruhe lassen. Können sie gehen.“

Sailor Moon hoffte, dass Mamiko die Wahrheit sagte. Sie hatte keine andere Wahl. Sie musste versuchen, die anderen zu retten. Auch wenn dies bedeutete, dass sie ihr eigenes Leben dafür geben musste.

„Nein. Bekämpfe sie, los“, riefen ihr nun auch die anderen Sailor Kriegerinnen zu.

Doch Sailor Moon schloss stattdessen ihre Augen, nahm langsam ihre Arme hinunter und ließ ihr Zepter auf dem Boden fallen.

„Ich liebe dich Mamoru…“, schluchzte sie leise, aber noch so laut, dass er sie verstehen konnte.

Mamiko hob ihre Arme und vor ihr bildete sich eine schwarze Energiekugel, die sich zu seiner Art Schwert ohne Griff formte, und zielte damit auf Sailor Moons Herz.

„Bunny … NEIN …“, schrie Endymion.

Akita beugte sich zu Endymion hinunter und flüsterte ihm ins Ohr.

„Sieh schön hin. Sobald meine Schwester sie vernichtet hat, bist du an der Reihe … “

Akita legte ihm eine Hand über seinen Mund, damit er Sailor Moon nicht nachher zu rief, was er ihm gerade gesagt hatte. Die andere Hand legte er auf Enymions Stirn und hielt seinen Kopf in die Richtung in der Sailor Moon stand und zwang ihn dadurch zu zusehen, wie Mamiko mit ihrem Arm ausholte und das Energieschwert auf Sailor Moon zu schleuderte. Endymion biss Akita in die Hand und dieser zog dadurch seine Hand vor Schmerz kurz weg.
 

„Bunny!“, schrie Endymion erneut und kniff seine Augen zu …

 

 

 

Kapitel 22

 

Akita trat Endymion vor Wut in die Rippen, wodurch dieser laut aufschrie.

„Du wagst es, mir in die Hand zu beißen? Kannst du es nicht erwarten, dass du an der Reihe bist?“

Doch Endymion sagte kein Wort. Er konnte nicht, auch wenn er gewollt hätte. Jeden Augenblick würde die Liebe seines Lebens ihr Leben verlieren und er konnte rein gar nichts tun.

„Wenn du eh nichts mehr zu sagen hast …“

Akita packte ihm in den Nacken und schlug so kräftig auf seinen Kopf ein, dass, Endymion sein Bewusstsein verlor.

 

Etwas abseits, aber unbemerkt von den anderen, sackte jemand zusammen. Er hatte gesehen, wie Mamiko ihre Attacke auf Sailor Moon losgeschleudert hatte, und ließ sich kraftlos zu Boden fallen.

Kauernd kniff Kenta seine Augen zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Er war zu spät gekommen. Er schlug mit seiner Faust auf dem Boden und einzelne Tränen kullerten ihm die Wangen hinunter. Er hatte zu lange überlegt. Zu lange das Für und Wider abgewägt und nun war es zu spät. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Warum hatte er nur so lange mit sich gerungen?

Auf dem Schlachtfeld riefen die Sailor Kriegerinnen ihrer Freundin verzweifelt zu, sie solle doch kämpfen, doch alles Rufen half nichts, Sailor Moon bewegte sich kein Stück.

Was eigentlich in Sekundenschnelle passierte, lief wie in Zeitlupe vor ihnen ab.

Ein lauter Knall ertönte und für einen kurzen Moment war es danach totenstill.

In einer Art Schockstarre starrten alle, mit offenstehenden Mündern, auf die am Boden liegende Sailor Moon. Niemand hatte so recht verstanden, was gerade passiert war.

Mamiko schleuderte laut lachend den Energieball in Form eines Schwertes auf Sailor Moon zu und dann war es auch schon passiert. Es ging alles einfach viel zu schnell.

Erst Mamikos wütender Ausbruch löste die Sailor Kriegerinnen aus ihrer Starre.

„Was soll das? Wo kommst du auf einmal her?“, schimpfte Mamiko wutentbrannt.

Verwundert stützte sich Sailor Moon langsam mit ihren Händen am Boden ab und sah vorsichtig nach oben. Sie brauchte einen kurzen Moment, um zu realisieren, was gerade geschehen war.

Sie wartete auf den Schmerz, den sie eigentlich verspüren sollte, wenn sie von der Spitze durchbohrt werden würde, doch es geschah nichts, stattdessen, wurde sie von irgendetwas so kräftig in die Seite gestoßen, dass sie zu Boden fiel.

Tränen bildeten sich in ihren Augen, als sie ein bekanntes Gesicht erblickte.

„Pluto …?“

Angriffslustig stand Sailor Pluto mit erhobenen Armen und ihren Stab in ihren Händen vor ihr.

Sie sollte zwar, wie alle einstimmig beschlossen hatten, das Tor bewachen, aber sie konnte einfach nicht länger untätig warten und war zum Glück auch noch gerade rechtzeitig gekommen.

Kurz bevor Sailor Moon getroffen wurde, schubste sie diese zur Seite und lenkte mit ihrem Stab das Energieschwert an ihnen vorbei. Mit einem lauten Knall verpuffte die Energie auf dem Boden und verursachte einen riesigen Riss in diesem.

Sailor Pluto senkte kurz ihren Blick und lächelte Sailor Moon an. Schnell sah sie aber wieder zu Mamiko herüber.

„Es reicht jetzt.“

Kenta hatte bei Mamikos Wutausbruch die Augen aufgerissen und Sailor Moon auf dem Boden liegen gesehen. Ohne weiter nachzudenken, was er tat, stand er auf und rannte so schnell er konnte auf sie zu. Mamiko hatte ihn schnell entdeckt und dachte, er käme ihnen endlich zur Hilfe.

„Kenta. Wo warst du? … Na egal, schnapp dir die dämliche Sailor Kriegerin!“, zische sie ihn an und deutete auf Sailor Pluto.

Doch ohne auf seine Schwester zu achten, lief er weiter und hatte Sailor Moon schnell erreicht. Erleichtert zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Sailor Moon stöhnte kurz auf, da er dabei ihren geschundenen Rücken berührte und Kenta zog erschrocken seine Hände weg. Überrumpelt wusste Sailor Moon erst gar nicht, wer sie gerade so stürmisch umarmte, doch schnell erkannte sie ihn.

„Du solltest doch nicht herkommen …“, flüsterte sie.

„Ich weiß …“

Vorsichtig half er ihr aufzustehen und legte besorgt seine Stirn in Falten, als er ihren Arm erblickte. Sie musste mit ihrer Verletzung zuerst auf dem Boden aufgekommen sein. Der Verband um ihren Arm war abgeschürft und man sah, wie langsam Blutflecken durch den weißen Stoff sickerten. Sailor Moon bemerkte seinen Blick und zog schnell ihren Arm weg.

„Alles gut“, log sie ihn an.

Der Schmerz zog ihr zwar durch ihren gesamten Körper, aber sie hatten jetzt keine Zeit für so was.

Unfähig etwas zu sagen, hatte Mamiko im ersten Moment nur fassungslos zu ihrem Bruder herübergesehen und brodelte langsam vor Zorn.

„Kenta! Was soll das?“, brüllte sie.

Mehr brachte sie nicht zustande. Sie verstand nicht, was sich gerade direkt vor ihren Augen abspielte. Kenta wandte sich, immer noch Sailor Moon stützend, seiner Schwester zu.

„Mamiko … Bitte … Hör auf … Eris, ich meine, die nette Lady, sie benutzt uns nur. Sie ist schuld, dass unser Planet zerstört wurde. Sie ist schuld, dass unsere Eltern …“

Jetzt mischte sich auch Akita ein. Er war genau wie Mamiko sprachlos gewesen, was sein Bruder gerade tat und ging ein paar Schritte auf Kenta zu.

„Sag mal spinnst du nun total? Hast du vergessen, was uns angetan wurde? Was die da uns angetan hat?“, knurrte er seinen Bruder an.

Kenta ließ Sailor Moon los und sah seinen Bruder flehend an. Es musste doch irgendwie zu schaffen sein, dass die beiden ihm glaubten.

„Sie war doch selber noch ein kleines Mädchen … Hätte uns Eris nicht zugeredet, wären wir doch gar nicht in dieses Zimmer gegangen und hätten den Kristall holen wollen … Sie hatte alles geplant. Sie wusste, dass wir dafür bestraft werden würden …Denk doch mal nach … Wenn sie uns nicht mehr braucht, wird sie uns umbringen.“

Kurz stockte Akita in seiner Bewegung und legte seine Hand auf seine Stirn. Doch dann schüttelte er vehement seinen Kopf und hob sein Schwert.

„Ich glaube, die Zeit in der die kleine Göre bei dir war, hat sie dir deinen Kopf vernebelt.“

Akita biss die Zähne aufeinander und schnaufte aufgeregt ein und aus.

Auch Mamiko reichte es jetzt. Sie bebte vor Zorn. Schwarzer Nebel umhüllte sie und ihre roten Haare standen ihr wie wild vom Kopf ab. Sie hob erneut ihre Hände und formte mehrere Energiebälle, die nun über ihr schwebten.

Sailor Moon und Sailor Pluto hielten kurz stummen Blickkontakt und waren dann auch in Angriffsstellung gegangen. Sailor Pluto stellte sich schützend neben ihre Prinzessin.

„Ich gebe dir Deckung. Als Erstes verwandle die Menschen zurück. Dann sind auch die anderen befreit.“

Sailor Moon nickte ihr zu und schnappte sich schnell ihr Zepter vom Boden. Akita hatte die beiden Sailor Kriegerinnen beobachtet und war zurück, zu dem immer noch bewusstlosen Endymion, geeilt. Er stellte seinen Fuß direkt auf seinem Kopf ab.

„Prinzesschen … Benutze es und sein Kopf muss dran glauben“, grinste er schief.

Sailor Moon zuckte zusammen. Was sollte sie nur machen? Sie musste den Menschen doch helfen und die anderen befreien. Aber sie konnte doch auch nicht zulassen, dass Akita nachher ernst machte.

Akita gab den zwei Besessenen, die Endymion immer noch festhielten, ein Zeichen, dass sie ihn loslassen konnten.

„Schnappt euch die Zwei!“

Die Besessenen stürmten los und auch Mamiko begann ihre Energiebälle auf die beiden abzuwerfen. Die beiden Kriegerinnen hatten große Mühe den Angriffen auszuweichen. Lange würden sie dies nicht durchhalten, das war den beiden klar. Sailor Moon hatte keine Wahl.

„Los. Ich halt sie von dir fern. Und du befreist die Menschen.“

Mit zitterigen Händen hielt Sailor Moon ihr Zepter in die Höhe und sah herüber zu Endymion.

„Wage es nicht“, erhob Akita seine Stimme.

Demonstrativ drückte er mit seinem Fuß auf Endymions Kopf herum.

Sailor Moon hielt kurz in ihrer Bewegung inne und nahm dann langsam ihre Arme herunter. Sie senkte ihren Kopf und biss ihre Zähne aufeinander. Sie konnte es einfach nicht. Akita machte keinen Spaß und würde vor ihren Augen seinen Kopf zerquetschen. Mit Tränen in den Augen klammerte sie ihre Finger um den Stab des Zepters. Was sollte sie nur machen?

„Worauf wartest du …“, hauchte eine Stimme.

Erschrocken blickte sie auf. Sie kannte diese Stimme.

„So schnell bekommt der mich nicht klein.“

Verdutzt sah Sailor Moon in das grinsende Gesicht von Endymion.

Keiner hatte bemerkt, dass dieser vor Kurzem erwacht war und alles mit angehört hatte. Akita sah verwundert an sich herunter. Doch bevor er reagieren konnte, schnappte sich Endymion schon sein Bein und zog es ihm weg. Akita verlor seinen Halt und stürzte zu Boden.

„Los jetzt Sailor Moon, beeile dich.“

Wankend stand Endymion auf und Sailor Moon eilte ihm sofort zur Hilfe.

„Mir geht es gut. Kümmere dich um die anderen.“

Sailor Moon nickte ihm, mit Freudentränen in den Augen, zu.

„Ich will ja nicht stören, aber könntet ihr euch mal beeilen?“, zog Sailor Pluto ihre Augenbrauen nach oben.

Abgekämpft schirmte sie die beiden von den Besessenen und Mamiko ab. Aufgeschreckt von ihren Worten hob Sailor Moon schnell ihr Zepter und hielt es in die Höhe. Endymion schnappte sich sein Schwert vom Boden und lief auf Akita zu. Dieser stand schnell wieder auf seinen Füßen und knurrte Endymion böse an. Er wollte gerade wieder angreifen, als er plötzlich von einem grellen Licht geblendet wurde.

„Was zum …“

Er hielt sich seine Arme vor sein Gesicht und versuchte irgendetwas zuerkennen, aber nichts zu machen. Er spürte auf einmal eine Wärme in sich aufsteigen, die er kaum aushielt und sackte auf dem Boden.

„Was ist das …“

Der gesamte Platz rund um den Tokio Tower erstrahlte in einem hellen Licht und man hörte die Besessenen aufschreien.

Kurz danach erlosch das Licht und die Menschen fielen alle bewusstlos zu Boden, wodurch die Sailor Kriegerinnen sich wieder frei bewegen konnten. Schnell gingen sie in Angriffs Position. Sie wussten ja nicht, was Mamiko als Nächstes vorhatte. Doch die stand einfach nur da und drückte ihre Hände gegen ihren Kopf. Auch sie hatte die Wärme und das Licht erfasst.

Erschöpft atmete Sailor Moon ein und aus. Sie merkte, wie sie die Kraft in ihren Beinen verlor und anfing zu taumeln. Kenta hatte es bemerkt, lief schnell zu ihr und fing sie auf, bevor sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

„Danke …“

Auch Endymion war, so schnell er konnte, zu ihr geeilt und drängte Kenta jetzt von ihr weg.

„Lass sie los.“

Behutsam nahm er sie in den Arm und half ihr aufzustehen.

„Alles okay?“

Stumm nickte sie ihm zu und wollte gerade etwas sagen, als sie von Mamikos keifen unterbrochen wurde.

„Kenta, stehst du nun auf ihrer Seite?“

Zornig sah sie ihren Bruder an. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum er ausgerechnet ihr half und nicht zu seinen Geschwistern hielt. Kenta drehte sich, ohne ihr zu antworten, um und ging stattdessen auf Akita zu. Er half ihm beim Aufstehen und sah dabei zu Mamiko herüber.

„Ich bin nicht auf der einen oder anderen Seite … Es muss einfach aufhören. Wir dürfen uns nicht länger wegen dieser Frau bekriegen. Wenn wir uns dem Sailor Team anschließen, könnten wir es mir ihr aufnehmen … Bevor sie uns vernichtet … “

Akita schlug Kentas Hand weg.

„Du weiß doch nicht, was du da redest. Hat SIE dir das eingeredet?“

Aufgebracht zeigte er dabei auf Sailor Moon und ging langsam, aber jederzeit angriffsbereit, zu seiner Schwester herüber.

Mittlerweile waren auch alle Sailor Kriegerinnen näher herangekommen und bauten sich wie eine Art Mauer vor den Geschwistern auf. Endymion stellte sich schützend vor Sailor Moon und erhob sein Schwert.

„Ihr habt jetzt lang genug Unheil verbreitet, damit ist jetzt Schluss.“

Kenta stand etwas abseits und versuchte immer wieder auf seine Geschwister und das Sailor Team einzureden. Doch niemand hörte ihm mehr zu. Sailor Moon versuchte es ebenfalls, doch weder Mamiko noch Akita wollte ihr glauben.

Das Sailor Team war so auf ihr gegenüber konzentriert, dass sie gar nicht mehr darauf achteten, was hinter ihnen passierte. Schief grinsend drehte Mamiko, unbemerkt, langsam ihre linke Hand hinter ihrem Rücken. Akita wusste genau, was seine Schwester vorhatte und nickte ihr verräterisch zu. Er musste die Aufmerksamkeit auf sich lenken, dass keiner darauf achtete, was seine Schwester tat.

Mit gezogenem Schwert ging er langsam auf die Kriegerinnen zu. Sofort waren sie in Abwehrhaltung gegangen und Akita hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Mamiko drehte weiter ihre Hand hinter ihrem Rücken und einige Meter hinter Sailor Moon bildete sich erneut ein Energieschwert. Doch niemand bemerkte es. Es wurde größer und größer und Mamiko begann, wie eine Verrückte zu lachen. Von ihrem Lachen alarmiert sah sich Kenta panisch um. Irgendetwas hatte seine Schwester vor und lange musste er auch nicht suchen. Er sah das riesige Energieschwert in der Luft schweben und ihm stockte der Atem.

„Mamiko nicht!“

Doch seine Schwester hörte ihm gar nicht zu. Sie war wie in Trance und ihr einziges Augenmerk galt Sailor Moon. Sie ließ ihre rechte Hand kreisen und der Nebel, der sie selber umgab, breitete sich aus und legte sich langsam um die Füße und Beine des Sailor Teams. Diese bemerkten es zunächst nicht, da sie, Akita, der nicht weit entfernt von ihnen stand, im Auge behielten.

Mit einem Ruck hob Mamiko ihre Arme und ließ das Schwert losfliegen.

„Dein letztes Stündlein hat geschlagen …“

Panisch lief Kenta auf Sailor Moon zu.

„Pass auf!“

Erschrocken drehten sich Sailor Moon und die anderen herum und sahen das Schwert auf Sailor Moon zu kommen. Mamiko ballte ihre rechte Hand zu einer Faust und der Nebel zog sich eng um die Füße der Kriegerinnen und Endymion. Aus dem Nebel bildeten sich Hände, die sie sich um ihre Handgelenke legten.

„Was ist das?“, rief Sailor Mars den anderen zu.

Doch da war es schon zu spät. Keiner konnte sich mehr rühren, sie waren wie festgeklebt und ihre Arme konnten sie ebenfalls nicht mehr bewegen. Unfähig irgendetwas zu tun, stand Sailor Moon einfach nur da und konnte nur zusehen, wie es immer näher kam.

Kenta rannte, so schnell er konnte, zu Sailor Moon und hatte sie auch schon fast erreicht, als Akita erkannte, was sein Bruder vorhatte. Schlagartig drehte er sich zu seiner Schwester zurück.

„Stopp! Hör auf! Du wirst Kenta treffen.“

Auch wenn er Sailor Moon hasste und nicht verstand, warum sein Bruder dies tat, wollte er nicht, dass ihm etwas passierte. Seine Familie war das Einzige, was er hatte.

Mamiko blinzelte und es war fast so, als würde sie aus einem Traum erwachen.

„Was? …“

Schnell sah sie, wie Kenta auf Sailor Moon zu rannte, und die Spitze des Schwertes dieser immer näher kam. Blitzartig nahm sie ihre Hände herunter, konzentrierte sich es zu stoppen und atmete hastig ein und aus. Doch ein Knall, gefolgt von einem Schmerzensschrei ließ ihr das Blut in de Adern gefrieren.

„Kenta!“, schrie Sailor Moon.

Auch Akita drehte sich panikartig zurück und sah wie sein Bruder mit seinen Händen an seiner Brust, zusammensackte. Außer sich sah er wieder zu seiner Schwester.

„Was hast du getan?“

Mamiko riss ihre Augen auf. Sie hatte es doch gestoppt? Es hätte ihn gar nicht treffen dürfen. War es etwa doch zu spät gewesen? Sie fing an zu zittern und legte durcheinander ihre Hände vor ihren Mund. Langsam fiel sie auf ihre Knie. Der Nebel, der sie und das Sailor Team umgab, löste sich auf. Sailor Moon eilte sofort, nachdem sie sich wieder bewegen konnte, zu dem am Boden liegenden Kenta und saß nun neben ihm. Mit Tränen in den Augen nahm sie seine Hand.

„Das bekommen wir schon wieder hin. Hörst du“, schluchzte sie leise.

Kenta begann zu husten.

„Das glaube ich nicht“, versuchte er zu lächeln.

Langsam nahm er seine andere Hand von seinem Brustkorb und Sailor Moon öffnete vorsichtig seine Jacke. Erschrocken nahm sie ihre Hände zurück. Es hatte genau sein Herz getroffen und langsam verfärbe sich sein gesamtes Shirt, welches er unter der Jacke trug, rot. Die Farbe wich ihm aus seinem Gesicht und er wurde immer schwächer. Keiner der Anwesenden traute sich irgendetwas zu sagen und standen einfach nur hilflos herum.

Mamiko drückte ihre Arme um ihren Oberkörper und wippte hin und her.

„Ich habe es doch gestoppt … ich habe es doch gestoppt …“, flüsterte sie sich immer wieder selber zu.

Akita eilte zu seinem Bruder und hockte sich ebenfalls neben ihn. Einen kurzen Moment war der Kampf vergessen. Vergessen, wer seinem Bruder die Hand hielt.

Sailor Moon kullerten immer dickere Tränen das Gesicht herunter.

„Warum hast du das getan …“

Kenta lächelte Sailor Moon an und versuchte seine Hand zu heben. Mit letzter Kraft legte er sie auf ihre Wange.

„Das weiß du nicht? D-d-du hast mir gezeigt, dass es noch anderes auf der Welt gibt, als Hass und Dunkelheit … Bunny … I-i-ich liebe dich ...“, flüsterte er mit brüchiger Stimme.

Seine Hand fiel kraftlos zu Boden und sein Körper fing an zu leuchten. Er begann sich, vor den Augen der anderen, aufzulösen.

„Kenta …“, schluchzte Sailor Moon wieder.

Kenta sah ihr ins Gesicht und lächelte sie an.

„W-weine nicht um mich … meine Zeit war eigentlich schon vor langer Zeit vorbei … Weine nicht, lachend gefällst du mir b-b-bess... “

Doch weiter kam er nicht. Sein Kopf kippte zur Seite und allmählich wurde er immer durchsichtiger, bis er schließlich ganz verschwand. Schweigend starrte Sailor Moon auf die Stelle, an der kurz zuvor Kenta noch lag, bis sie plötzlich Finger um ihren Hals spürte.

„Du … wegen dir …“, schrie Akita Sailor Moon an.

Er erhöhte den Druck um ihren Hals, doch abrupt ließ er mit Tränen in den Augen los und senkte seinen Kopf. Endymion und die anderen waren schon zu den beiden geeilt, doch Sailor Moon gab ihnen mit einem kurzen Handzeichen zu verstehen, dass sie stehen bleiben sollten. Sie legte tröstend eine Hand auf seine Schulter und wollte ihm etwas sagen, als sich der Himmel auf einmal schlagartig verdunkelte und ein finsteres Lachen zuhören war. Verwundert sahen alle gen Himmel und die Umrisse von Eris waren zu erkennen.

Sie hatte wieder ihre volle Schönheit und Jugend zurück erlangt und jegliche Spuren von ihrem letzten Aufeinandertreffen mit ihrer Widersacherin waren nicht mehr zusehen.

„Eris …“, rief Sailor Moon und stand auf.

„Wie ich sehe, lebst du immer noch … Prinzessin … “, zischte Eris verachtend.

Mamiko stand mit geballten Fäusten auf und ihr Körper bebte vor Wut. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.

„Du … du warst es … Ich hatte es gestoppt …“

Jegliche Ehrfurcht oder Respekt, die sie sonst gegenüber ihrer Herrin hatte, vergaß sie in dem Moment.

Mit hochgezogenen Augenbrauen stand Akita ebenfalls auf und sah abwechseln zu seiner Schwester und seiner Gebieterin. Was spielte sich da gerade ab?

Mit einem hämischen Lachen verschränkte Eris ihre Arme vor ihren Oberkörper und ihr Blick verfinsterte sich.

„Natürlich … Das eine Leben. Wie kann man nur so schwächlich sein und die Chance verpassen, die Prinzessin all für alle Mal zu erledigen … Selber Schuld, wenn er sich dazwischen werfen musste. Er war eh, zu nichts mehr zu gebrauchen. Es wäre sowieso passiert … Er hat mir dadurch Arbeit erspart … Ich hatte nur gehofft, dass es die dämliche Göre ebenfalls treffen würde. Aber deine Attacke war einfach zu schwach. Zu nichts seit ihr zu gebrauchen. Wenn es so weiter geht, muss ich mich wohl auch von euch trennen … “

Gurgelnd lachte Eris vor sich hin und verschwand langsam wieder.

„Erledigt das, sonst folgt ihr ihm!“

Der Himmel wurde wieder hell und Eris war verschwunden.

„Verdammt … Verdammt … Kenta hatte recht … Wir sind ihr völlig egal … “

Außer sich vor Wut, Enttäuschung und Trauer um ihren Bruder, ging Mamiko auf und ab. Sie raufte sich ihre Haare und murmelte vor sich hin.

Sprachlos stand Akita eine Weile an Ort und Stelle und beobachtete seine Schwester. Doch mit einmal hob er sein Schwert und rammte es mit voller Wucht in den Boden. Normalerweise hätte es auf dem harten Betonboden zerbrechen müssen, aber anstatt, dass es brach, spaltete sich der Boden unter ihm und Akita zog es wieder heraus.

„Sie hat uns tatsächlich nur …“

Sailor Moon ging zu Mamiko herüber, die immer noch auf und ab ging, stellte sich hinter sie und legte vorsichtig ihre Hand auf ihre Schulter. Mamiko blieb dadurch stehen und sah herunter auf den Boden.

„Lass Kenta nicht umsonst gestorben sein … Schließt euch uns an. Er hätte es so gewollt. Zusammen werden wir es schon schaffen und sie aufhalten …“

Mamiko sagte kein Wort. Sailor Moon wollte gerade wieder zu ihren Freundinnen und Endymion herübergehen, als Mamiko etwas vor sich hin murmelte. Verdutzt drehte sich Sailor Moon wieder herum.

„Wie war das?“

„Na schön! … Für Kenta …“

Mamiko drehte sich um und Sailor Moon lächelte ihr zu.

„Bilde dir aber nichts darauf ein, mögen tu ich dich immer noch nicht.“

Zustimmend nickte Sailor Moon Mamiko zu und ging zu ihren Mitstreiterinnen zurück. Fehlte nur noch einer.

„Was ist mit dir?“

Fragend sah sie Akita an. Sie wusste nicht, was er davon hielt. Bei seinem Anblick zog sich immer noch kurz etwas zusammen, wenn sie daran dachte, was alles passierte. Aber Angst hatte sie keine mehr und eine andere Wahl hatten sie auch nicht.

Akita verzog sein Gesicht. Kenta hatte wohl recht damit, was er über die nette Lady sagte, aber er konnte einfach nicht vergessen, was sie ihm, seit er ein kleines Kind war, eingetrichtert hatte. Zu tief war der Hass auf die Mondprinzessin in seinem Herzen verwurzelt. Er sah sie an und beinah wäre er auf sie losgestürmt und hätte erledigt, was von ihm verlangt wurde. Doch er sammelte sich wieder, dachte daran, was Kenta sagte und das dieser hinterrücks von genau dieser Person getötet wurde.

„Bin auch dabei … Für Kenta und …“, Akita funkelte Endymion böse an, „Für Akuma.“

Keiner wusste so recht, wie er das in diesem Moment meinte, ob er Eris auch die Schuld an Akumas Tod gab oder ob er diese immer noch Endymion gab. Doch sie ließen es für diesen Moment erst mal so stehen. Sie hatten jetzt eine Art Pakt und waren für dieses eine Ziel Verbündete geworden.

„Das ist ja schön gut, aber wie finden wir Eris jetzt?“, hob Sailor Mars fragend ihre Arme und sah Akita an.

Sie traute ihm nicht, genauso wenig wie Mamiko. Nachher war es nur eine Falle.

Schulter zuckend hob Akita seine Arme.

„Sieh mich nicht so an. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich aufhält“, brummte er.

„Ich weiß es.“

Mamiko hatte sich neben ihren Bruder gestellt und zeigte in den Himmel.

„Sie versteckt sich auf dem Mond!“ …

Kapitel 23

 

Alle sahen sich entschlossen an. Eris versteckte sich also auf dem Mond. Sie hatten also ein Ziel.

Sailor Jupiter ballte kämpferisch ihre Fäuste.

„Worauf warten wir dann noch, auf zum Mond!“

Sailor Moon wollte ihr antworten, doch bevor sie dazu kam, begann sie an zu taumeln und ihr wurde schwarz vor Augen. Wankend sank sie auf ihre Knie und wurde wieder zu Bunny.

Endymion verwandelte sich auch zurück und half ihr beim Aufstehen.

„Ich glaube, wir sollten erst mal wieder zu Kräften kommen. So haben wir doch gar keine Chance gegen sie.“

Besorgt sah er dabei auf seine Freundin in seinen Armen. Er hatte zwar auch einige Blessuren erlitten, vermutlich hatte er nicht nur eine geprellte Rippe, aber das war alles nicht weiter schlimm, viel mehr sorgte er sich um Bunny. Sie war sehr blass und sah gar nicht gut aus. Sie trug zwar wieder ihre Alltagskleidung, aber hatte er vorhin noch ihren Rücken gesehen, wusste er, was sich unter ihrer Kleidung verbarg.

„Sehe ich auch so, lasst und erst mal zurück in die Wohnung gehen“, stimmte ihm Sailor Merkur zu.

Nacheinander verwandelten sich die Sailor Kriegerinnen, bis auf Sailor Uranus, zurück. Diese ging stattdessen zu Mamiko und Kenta und baute sich kämpferisch vor ihnen auf. Sie hob ihren Arm, zeigte auf die beiden und sah herüber zu Bunny.

„Und was ist mit denen? Kommen die auch mit?“, knurrte sie.

Mamiko verschränkte ihre Arme und zog ihre Augenbrauen zusammen.

„Nein danke. Wir verzichten“, zischte sie zurück.

Sailor Uranus verschränkte ebenfalls ihre Arme vor ihrer Brust.

„Soll mir recht sein.“

Mamiko und Sailor Uranus warfen sich einen bösen Blick nach dem anderen zu. Mamiko wollte sich gerade umdrehen und gehen, als Bunny dazwischen ging.

„Nein sie kommen mit.“

Sailor Uranus klappte die Kinnlade herunter. Aufgebracht ging sie näher zu Bunny und wedelte wie wild mit ihren Händen in der Luft herum.

„Das ist doch nicht dein Ernst?“

Bunny löste sich aus Mamorus Umarmung.

„Eris wird bald bemerken, dass die beiden die Seiten gewechselt haben. Es ist zu gefährlich alleine zu bleiben. Eris wird sie genauso wie Kenta … “, sie senkte traurig ihren Kopf.

Der Gedanke an Kentas Tod gab Bunny einen Stich. Sie wollte ihm doch helfen. Und nun, nun war er tot, weil er sich für sie geopfert hatte.

Sailor Uranus zuckte mit ihren Schultern und hob ihre Augenbrauen.

„Ja und? Ist das unser Problem?“, immer Mamiko und Akita im Auge behaltend, lief sie zu Michiru zurück, „Verdient hätten sie es …“, nuschelte sie vor sich hin.

Bunny stellte sich auf einmal bestimmend vor die anderen und hob ganz leicht ihren Kopf nach oben.

„Nein, wir bleiben alle zusammen. Es mag euch zwar seltsam vorkommen, aber nur wenn wir jetzt zusammenhalten, haben wir eine Chance gegen sie.“

Um ihren Worten Ausdruck zu verleihen, nickte sie noch einmal mit ihrem Kopf und stemmte ihre Hände auf ihre Hüfte.

Überrascht von ihrer Bestimmtheit gaben sich alle geschlagen. Bunny ging zurück zu Mamoru und hakte sich bei ihm ein. Ihr wurde schon wieder schwindelig, doch die anderen sollten es besser nicht mitbekommen. Sonst verloren ihre Worte nachher noch ihre Wirkung.

Mamoru sagte kein Wort. Mit gequältem Gesicht sah er zu Bunny herunter. Ihm passte es genauso wenig wie Sailor Uranus, dass die beiden mitkommen sollten.

Zu wissen, dass Bunny in der Nähe von diesem Typen war, ließ ihn einfach keine Ruhe. Zu gut hatte er noch die letzte Begegnung in Erinnerung.

Das Bild, wie er mit einem Messer an ihrem Hals mit ihr in dem Fahrstuhl verschwand, das würde er nicht zu so schnell vergessen können. Es hatte sich bei ihm eingebrannt.

Zähneknirschend verwandelte sich auch Sailor Uranus zurück. Sah dann aber schief grinsend zu den beiden Geschwistern herüber.

„Wird schön kuschelig. Bei der großen Wohnung.“

Schnippisch drehte sich Mamiko zu ihrem Bruder. Sie hatte keine Lust mehr zu zuhören. Sie hatte nur wegen Kenta der ganzen Sache zugestimmt. Wenn es nachher ginge, wäre sie schon längst von hier verschwunden.

Jetzt mischte sich auch Rei ein. Mit geballten Fäusten und Tränen im Gesicht sah sie zu Mamiko herüber.

„Wir hätten ja auch in den Tempel gehen können … Aber irgendjemand hat diesen ja abgebrannt!“

Mamiko hob unschuldig ihre Arme und legte ihren Kopf schief.

„Der war eh nicht besonders schön. Eigentlich habe ich dir damit nur einen Gefallen getan.“

Grinsend verschränkte sie ihre Arme und sah spöttisch zu Rei herüber.

Das reichte Rei, wutentbrannt wollte sie auf Mamiko zu stürmen, was bildete sich diese ein. Doch schnell wurde sie von Makoto aufgehalten. Tröstend nahm sie Rei in den Arm. Sie verstand, wie es ihrer Freundin gerade ging, hatte sie bei den Bränden ebenfalls ihren Laden verloren. Böse sah Makoto über ihre Schulter zu Mamiko.

„Sie ist es nicht wert.“

Rei senkte wieder ihre Arme.

„Hast ja recht.“

Bunny atmete schwer aus. Das würde nicht einfach werden. Sie hoffte, dass sich nicht alle schon, bevor sie überhaupt Eris gegenüberstehen würden, an die Gurgel gingen.

 

Kurze Zeit später waren alle in Motokis alter Wohnung.

Schnell hatten sich kleine Grüppchen gebildet und sich in der Wohnung verteilt. Mamoru war mit Bunny, um sich ihre Verletzungen anzusehen, sofort im Schlafzimmer verschwunden.

Ami kümmerte sich in der Zeit um die anderen.

Zum Glück hatte keiner ernsthafte größere Verletzungen. Mit Schrammen und einigen Prellungen waren sie davon gekommen.

Mamiko und Akita saßen in einer Ecke des Wohnzimmers und beobachteten schon einige Minuten schweigend die anderen. Keiner fühlte sich so recht wohl in dieser neuen Situation, aber sie waren diesen Pakt eingegangen und nun mussten sie dadurch. Was danach kam, wusste zu diesem Zeitpunkt auch noch keiner.

Mamiko musste an Kenta denken, hätte sie ihm doch nur eher geglaubt. Traurig senkte sie ihren Kopf und war so in ihrer eigenen Gedankenwelt, dass sie gar nicht bemerkte, wie Ami zu ihnen herüber gekommen war und mit Akita sprach.

„Okay, wenn du nicht willst … Und was ist mit dir? … Mamiko? Hallo?“

Aufgeschreckt sah sie in das Gesicht ihrer, bis vor Kurzem noch Feinding, und zog verwundert ihr Augenbrauen nach oben.

„Was soll den mit mir sein?“

Ami atmete tief ein, es hatte sie schon so genug Überwindung gekostet überhaupt zu ihnen herüber zu kommen, und nun hörte Mamiko ihr nicht mal zu. Sie schloss kurz ihre Augen und fragte erneut, obwohl sie sich ihre Antwort schon denken konnte. Sie würde vermutlich sowieso ablehnen. Viel dürfte sie ohnehin nicht abgekommen haben, ging es Ami wütend durch den Kopf.

„Soll ich mich um deine Verletzungen kümmern oder nicht?“

„Nein …“

Augen rollend ging Ami zurück zum Sofa. Sie hatte damit schon gerechnet, aber da sie nun mal jetzt Verbündete waren, hielt sie es für angemessen wenigstens zu fragen.

Haruka und Michiru hatten sich in die Küche verzogen.

Haruka hielt es keine Minute länger als nötig mit Mamiko oder Akita in einem Raum aus. Bevor sie sich nicht mehr zurückhalten konnte und sie hier und jetzt zu Kleinholz verarbeiten würde, zog sie es lieber vor in die Küche zu gehen. Sie verstand Bunny immer noch. Sie würden auch gut ohne die beiden Eris besiegen können. Michiru versuchte so gut es eben ging Haruka zu beruhigen. Aber so richtig gelingen wollte ihr es diesmal auch nicht. Sie konnte ihre Freundin ja auch verstehen.

 

Im Schlafzimmer half Mamoru Bunny vorsichtig beim auszuziehen, damit er ihre Verletzungen ansehen konnte. Kurz kniff er seine Augen zusammen. Ihr Rücken sah wirklich schlimm aus. Eigentlich hätte sie besser in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Doch dazu würde er sie erstens nicht bekommen und zweitens wäre es auch wirklich nicht sehr schlau. Sie mussten, solang es ging, unentdeckt vor Eris bleiben. Er machte sich selber schwere Vorwürfe, dass er es nicht verhindern konnte. Bunny bemerkte schnell seine geistige Abwesenheit und drehte sich langsam zu ihm herum.

„Sieht es so schlimm aus?“

Doch ohne ihr zu antworten, kramte er in seiner Tasche herum.

„Schon wieder konnte ich es nicht verhindern. Es ist alles meine Schuld …“, murmelte er vor sich hin.

Bunny bekam große Augen. Gab er sich ernsthaft die Schuld dafür?

Schnell drehte sie sich zu ihm, legte ihre Hände auf sein Gesicht und sah ihm direkt in seine Augen.

„Du kannst doch nichts dafür.“

Mamoru senkte seinen Kopf und krampfte seine Finger um die Mullbinden, die er gerade in der Hand hielt.

„Ich muss dich doch beschützen. Aufpassen das dir nichts passiert … Doch stattdessen musstest du mal wieder mich retten und wolltest sogar dein Leben dafür opfern. Ohne mich wärst du vielleich...“

Schnell unterbrach Bunny ihn. Was redete er da nur.

„Sag so etwas nicht. Ich will das nicht hören. Wir kommst du nur auf so einen Blödsinn, ohne dich bin ich gar nichts. Nur mit dir bin ich komplett. Ich liebe dich.“

Mamoru hob seinen Kopf und sah in ihre mit Tränen gefüllten Augen. Womit hatte er dieses wunderbare Geschöpf nur verdient, schoss es ihm durch den Kopf.

„Ich liebe dich auch. Bitte entschuldige. Es ist nur …“

Bunny legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen, um ihn so am weiter reden zu hindern.

„Ich weiß“, flüsterte sie.

Diesmal war es Mamoru, der seine Hände auf ihre Wangen legte. Langsam beugte er sich zu ihr herüber.

„Bunny …“, flüsterte er und schloss seine Augen.

Auch Bunny schloss ihre Augen. Ihre Lippen trafen aufeinander und verschmolzen zu einem innigen Kuss. Bunny schmiegte ihre Arme um seinen Oberkörper und zog sich somit enger an ihn heran. Doch auf einmal stöhnte Mamoru leise auf und hielt sich seine Hand auf seine Rippen. Bunny öffnete ihre Augen und ließ Mamoru los. Sie hob sein Hemd vorsichtig ein Stück nach oben und erschrak.

„Mamoru. Warum sagst du denn nichts?“

Sein Brustkorb war an etlichen Stellen gerötet und begann anzuschwellen. Man konnte sofort erkennen, dass es nicht lange dauern würde und es blau und grün werden würde.

Mamoru zog sein Hemd wieder herunter und schüttelte seinen Kopf.

„Nicht so schlimm.“

Entsetzt sah Bunny ihn an.

„Nicht so schlimm? Als ich dagegen gekommen bin, sah es aber eben noch ganz anders aus. Ami sollte sich das ansehen.“

„Jetzt kümmern wir uns erst mal um dich.“

Mamoru sah Bunny an und fing auf einmal an spitzbübisch zu grinsen. Verwundert über Mamorus Stimmungswechsel, legte Bunny ihren Kopf schief und zog ihre Augenbrauen nach oben.

„Was gibt es denn da zu grinsen Herr Chiba?“

Mamorus Grinsen wurde noch etwas breiter und zeigte auf sie.

„Also ich muss sagen, dass ich diese Aussicht ganz schön vermisst habe.“

Bunny sah an sich herunter. Sie hatte ganz vergessen, dass sie ja noch mit nacktem Oberkörper vor ihm saß, da er ja eigentlich gerade ihren Rücken verarzten wollte. Sie wurde rot um die Nase und schnell schnappte sie sich ihr Shirt, damit sie es sich vor die Brust halten konnte. Nicht das Mamoru noch auf dumme Gedanken kam jetzt.

„Also für so etwas haben wir nun wirklich keine Zeit“, tadelte sie ihn.

Gespielt beleidigt zog er einen Schmollmund.

„Och menno.“

Bunny drehte sich, damit er an ihren Rücken kam, wieder herum.

„Sobald wir das alles hier überstanden haben, holen wir das nach. Ich glaube, wir haben da viel nachzuholen.“

Grinsend sah sie über ihre Schulter und zwinkerte Mamoru zu.

„Ich nehme Sie beim Wort, Miss Tsukino.“

Schmunzelnd begann Mamoru ihren Rücken zu versorgen und wurde auf einem Schlag wieder ernst. Ihr Rücken hatte schwere Verbrennungen. Bunny versuchte so wenig wie möglich zusammenzuzucken. Sie wollte nicht, dass Mamoru sich nachher schon wieder Vorwürfe machte. Schwer atmete er aus.

„Da werden mit Sicherheit Narben zurückbleiben.“

„Das macht doch nichts. Die Hauptsache ist doch, dass wir leben“, flüsterte sie ihm zurück.

 

Als Mamoru Bunnys Rücken, so gut es eben von zu Hause aus ging, versorgt hatte, widmete er sich ihren Arm.

Mamoru war gerade fertig geworden und Bunny hatte sich wieder angezogen, als es wie wild an der Tür klopfte.

„Bunny, Mamoru. Kommt, schnell!“, rief eine hektische Minako durch die Tür.

Schnell liefen die beiden ins Wohnzimmer.

Alle standen um Mamiko, die mit zu gekniffenen Augen und ihre Hände auf ihre Ohren gepresst, kauernd auf dem Boden saß, herum. Auch Haruka und Michiru waren aus der Küche dazu geeilt.

„Was ist denn hier los?“, fragte Bunny verwundert.

Ami stellte sich neben Bunny und erklärte ihr, was Akita ihnen kurz zuvor gesagt hatte.

„Eris ruft sie, und da Mamiko ihr nicht antwortet, versucht sie sich in Mamikos Kopf zu klinken. Da Eris es auch nicht geschafft hatte, sie zu sich zu holen.“

Bunny faltete ihre Hände vor ihrer Brust zusammen.

„Und Mamiko versucht gerade dagegen anzukommen?“

Ami nickte ihr stumm zu und sah wieder zu Mamiko.

Mit verschränkten Armen saß Akita neben seiner Schwester und begann schief zu grinsen.

„Sobald sie es geschafft hat, weiß sie, wo wir sind. Und dann … “

Makoto wurde wütend.

„Findest du das so witzig?“

Akita sah auf den Boden und zuckte mit den Schultern.

„Nein bestimmt nicht, aber ich denke ihr unterschätzt Eris. Sobald sie weiß, wo wir sind, dann war es das für uns. Damit meine ich uns alle.“

Immer noch wütend drehte sich Makoto von Akita weg.

„Ich glaube ihr unterschätzt uns.“

Haruka drehte sich knurrend um.

„Ich habe doch gleich gewusst, dass es ein …“

Doch bevor sie zu Ende sprechen konnte wurde sie von Bunny unterbrochen.

„Da! Seht. Das Amulett fängt an zu leuchten.“

Haruka drehte sich auf einem Schlag wieder herum und alle Anwesenden starrten mit weit aufgerissenen Augen, auf Mamiko. Akita senkte seinen Kopf und kniff seine Augen zusammen.

„Jetzt hat sie uns gleich.“

Ohne groß nachzudenken, schmiss sich Bunny neben Mamiko auf ihre Knie und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper. Helles Licht umhüllte beide und Mamikos Amulett hörte auf zu leuchten. Verwundert hob Minako eine Augenbraue.

„Was macht sie da?“

Luna ging etwas näher an Bunny heran und sah zu Minako hinauf.

„Ich glaube, sie schirmt Mamiko von Eris ab.“

Niemand sagte etwas, alle sahen gebannt auf Bunny und Mamiko, bis Bunny langsam ihre Arme von Mamiko nahm und erschöpft ein und aus atmete. Auch Mamiko sah erschöpft aus und langsam öffnete sie ihre Augen. Ohne einen Ton zu sagen, stand Akita auf und ging zum Fenster. Nachdenklich sah er heraus und drehte sich dann ruckartig zu den anderen.

„Wenn Eris es noch nicht gewusst hatte, nun weiß sie es auf jeden Fall, dass wir die Seiten gewechselt haben.“

„Sie hätte es so oder herausgefunden, so weiß sie jetzt wenigsten nicht, wo wir uns versteckt halten“, funkelte Rei Akita böse an.

 

 

Eris warf eine Energiekugel nach der anderen durch die Gegend und es krachte und knallte nur so neben ihr. Nebelschwaden umhüllten sie, und als sie sich langsam auflösten, sah mein eine finster blickende Eris. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Sie biss die Zähne aufeinander und schnaufte ein und aus. Langsam setzte sich und krallte ihre Händen in die Lehnen des Stuhls.

„Niemand hintergeht mich und kommt ungestraft davon. Na wartet, das werdet ihr noch büßen.“

 

 

Mamiko stand langsam auf und sah Bunny eindringlich an.

„Das wird sie nicht lange auf sich sitzen lassen. Wir sollten nicht zu lange warten.“

Bunny nickte ihr zu.

Ein lautes Räuspern ließ alle erschrocken herumfahren. Luna war auf die Lehne des Sofas gesprungen und machte sich somit auf sich aufmerksam. Nachdem sie alle ansahen, begann sie zu sprechen.

„Eris wird nicht lange auf einen Gegenschlag warten und die Erde und den Mond ins Chaos stürzen. Sie wird mit Sicherheit auch versuchen euch in eine Falle zu locken. Seit also auf alles gefasst. Ihr solltet daher besser nicht länger als zwei Tage brauchen, um euch kampfbereit zu machen. Bekommt ihr das hin?“

Entschlossen und kämpferisch nickten alle Luna zu.

 

Der restliche Tag verlief ruhig. Die meiste Zeit saßen alle zusammen und schmiedeten Pläne, wie sie Eris am besten aus der Reserve locken könnten und sie so am besten überwältigen könnten. Sogar Mamiko beteiligte sich daran. Noch einen Tag zuvor hätte keiner von den Anwesenden gedacht, dass dies möglich gewesen wäre. Akita jedoch saß weiter schweigend in seiner Ecke und beobachtete das Ganze. Insbesondere Bunny hatte er im Visier. Mamoru hatte es längst bemerkt und krallte seine Finger immer mehr in seine Hose und biss die Zähne aufeinander. Da die anderen in ihren Plänen vertieft waren, lehnte sich Bunny zu ihm herüber und flüsterte ihm ins Ohr. Sie hatte schon eine ganze Weile beobachtet, dass er immer angespannter wurde.

„Was ist denn los?“

Immer noch Akita im Auge behaltend, beugte er sich zu Bunny herüber.

„Es passt mir nicht, wie er dich ansieht … Am liebsten würde ich jetzt …“, knurrte er leise.

Akita hatte Mamoru, auch wenn Mamoru versucht hatte, leise zu sprechen, gehört und grinste ihm feist ins Gesicht.

„Das reicht. Ich werde ihm jetzt …“, sprang Mamoru auf.

Doch Bunny hielt ihn an seinem Armen fest und versuchte ihn zu beruhigen.

„Lass dich von ihm nicht provozieren.“

Haruka, die die ganze Szene beobachtet hatte, sprang sofort auf und stimmte mit ein.

„Ich bin dabei. Dieses dämliche Grinsen geht mir auch ziemlich gegen den Strich.“

Mamoru löste sich aus Bunnys Griff und drehte sich mit geballten Fäusten zu Akita.

„Hier geht es nicht ums Provozieren Bunny. Dieser Kerl verdient es, dafür was er dir angetan hat, dass man ihm …“

Akita hatte sich mittlerweile auch erhoben und ging langsam auf Mamoru zu.

„Na los. Oder hast du etwa Angst?“

Die beiden Männer wollten gerade aufeinander losstürmen, als Mamiko plötzlich dazwischen ging.

„Akita es reicht jetzt!“

Schimpfend zog sie ihn an seinem Arm zur Seite.

„Was soll der Schwachsinn. Mir gefällt das hier auch alles nicht, aber wir haben jetzt erst mal keine andere Wahl.“

Zornig sah Akita seine Schwester an.

„Hast du vergessen, dass er Akuma auf dem Gewissen hat?“

Mamiko zog ihren Bruder noch ein Stück von den anderen weg und drehte sich so, dass die anderen sie nur noch von hinten sehen konnten.

„Das hab ich bestimmt nicht vergessen. Aber jetzt müssen wir uns ruhig verhalten. Wir brauchen sie noch. Alleine haben wir keine Chance gegen Eris. Danach kannst du mit dem Erdenprinzen anstellen, was du willst …“, leise flüsterte sie ihrem Bruder zu und grinste schief.

Vorsichtig sah sie über ihre Schulter nach hinten und vergewisserte sich, dass ihnen auch wirklich niemand zu gehört hatte. Zufrieden sah sie Akita wieder an, da die anderen schon wieder in rege Gespräche vertieft waren. Bunny versuchte, wie es aussah immer noch Mamoru zu beruhigen.

Akita gab sich geschlagen und saß sich murrend hin.

„Okay.“

Mit einem Lächeln im Gesicht drehte sie sich zu den anderen herum.

„Ich habe das mit meinem Bruder geklärt und er wird sich von nun an ruhig und vernünftig verhalten“, flötete sie in den schönsten Tönen, die sie konnte.

Tänzelnd ging sie zurück zu den anderen an den Tisch und tat so als wäre nichts gewesen. Die anderen sahen sich nur fragend an. Fuhren dann aber mit ihren Planungen fort.

 

Mittlerweile war es schon spät in der Nacht und langsam aber sicher konnte sich kaum noch jemand auf den Beinen halten. Aus diesem Grund beschlossen sie es für heute gut sein zu lassen.

Da aber keiner von den Sailor Kriegerinnen oder Mamoru den beiden Geschwistern traute, teilten sie sich für die Nacht in Schichten auf, damit immer zwei von ihnen wach waren und die beiden im Auge behalten konnten.

Nach großem Protest gab sich Bunny geschlagen, dass sie keine Zeit zugeteilt bekam. Alle waren einstimmig dafür gewesen, dass sie sich lieber ausruhen sollte.

Als sie dann aber im Bett lag und merkte, wie erschöpft sie eigentlich war, war sie dann doch ganz froh darüber gewesen. Es hatte auch nicht lange gedauert und sie war eingeschlafen.

 

Müde legte sich Mamoru nach seiner Schicht neben Bunny ins Bett. Er beobachtete sie noch kurz, bis seine Augen so schwer wurden und er dann selber in einen traumlosen Schlaf fiel.

 

Bunny war schon eine ganze Weile wach gewesen, zu viel ging ihr durch den Kopf und ließ sie nicht wieder einschlafen. Da sie aber wusste, wenn Mamoru gesehen hätte, dass sie wach wäre, dass er selber nicht geschlafen hätte, tat sie lieber so, als würde sie noch schlafen. Er musste sich dringend selber ausruhen. Bunny wälzte sich noch einige Minuten hin und her und beschloss dann,  erst mal etwas in der Küche zu trinken. Leise schlich sie aus dem Schlafzimmer heraus und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. Sie wollte Mamoru unter keinen Umständen wecken.

Rei und Ami sahen sie mit großen Augen an, doch Bunny wedelte schnell mit ihren Händen.

„Alles gut. Ich habe nur etwas Durst gehabt“, flüsterte sie, damit sie die anderen nicht weckte.

Überall im Wohnzimmer verteilt lagen ihre Freundinnen und schliefen. Auch Akita schien zu schlafen. Auf Zehenspitzen schlich sie sich in die Küche, trank ein großes Glas Wasser und ging zurück. Sie wollte gerade die Türklinke des Schlafzimmers herunter drücken, als sie sah, wie Mamiko am Fenster stand und heraus schaute. Kurzerhand ließ sie die Klinke los, ging herüber zum Fenster und stellte sich neben Mamiko. Ohne etwas zusagen, sah diese weiter aus dem Fenster. Bunny seufzte und sah ebenfalls aus dem Fenster.

„Was mit Kenta passiert ist … also … Ich wollte eigentlich nur sagen, wie leid mir das tut. Weißt du, ich hatte ihn wirklich gerne.“

Bunny wusste nicht so richtig, was sie sagen sollte und fand nicht die richtigen Worte, aber irgendwie wollte sie Mamiko schon ihr Mitgefühl aussprechen.

Mamiko sah weiter stur aus dem Fenster.

„Das kann es auch … Er ist nur wegen dir … weil er dich …“

Mamikos Hände fingen an zu zittern, doch schnell fing sie sich wieder und drehte ihren Kopf zu Bunny.

„Hätte ich ihm eher geglaubt, oder Eris schneller durchschaut … Er hätte es gewollt, dass wir Eris zusammen besiegen. Also lass es uns für ihn zu Ende bringen.“

Bunny wollte Mamiko gerade zu stimmen, als aus heiterem Himmel ein ohrenbetäubender Donner ertönte. Erschrocken fuhren alle hoch und waren auf einem Schlag wach. Der Himmel wurde pechschwarz, obwohl die Sonne eigentlich schon aufging. Kleine Blitze erhellten den sonst so dunklen Himmel. Immer wieder krachte und dröhnte es. Kräftige Windböen fegten durch Tokio. Mamoru kam aus dem Schlafzimmer gestürmt, lief direkt zu Bunny und nahm sie in seine Arme.

„Was ist hier los?“

Akita saß im Schneidersitz auf dem Boden. Seine Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt und sein Blick war auf den Boden gerichtet.

„Ich würde sagen, wir reisen nicht mehr zum Mond …“

Makoto war näher zu Akita gelaufen und hob nun fragend ihre Arme.

„Soll das etwa heißen, Eris ist dafür verantwortlich?“

Doch er brauchte ihr nicht zu antworten. Ein finsteres Lachen und Wispern lag über Tokio. Man konnte es in jedem Winkel hören. Der Wind trug Eris Wispern durch die Stadt. Eine heftige Böe traf die Fenster der Wohnung und ließ sie in tausend kleine Splitter zerbrechen.

Schnell hielten alle ihre Arme vor ihre Gesichter oder drehten sich zur Seite, damit die kleinen Splitter sie nicht verletzten. Mamiko konnte gerade noch zur Seite springen, bevor die Scheibe zerplatzte. Nachdem der Wind sich wieder beruhigt hatte und keine Splitter mehr herumflogen, löste sich Bunny entschlossen aus Mamorus Umarmung. Sie zog ihre Brosche aus ihrer Hosentasche, hielt sie in die Höhe und verwandelte sich in Sailor Moon.

„Dann ist es jetzt also so weit!“

 

Kapitel 24

 

Mit geballten Fäusten nickten alle ihrer Freundin zu und verwandelten sich ebenso, wie es kurz davor Sailor Moon tat. Mamiko und Akita stellten sich kämpferisch neben die Sailor Kriegerinnen und grinsten.

„Wir sind auch bereit. Wird Zeit, dass Eris das bekommt, was sie verdient hat.“

Sailor Moon drehte sich zur Seite und sah das Mamoru auch schon verwandelt neben ihr stand. Ein kurzer Blick zwischen den Anwesenden hatte gereicht und entschlossen liefen sie zur Tür hinaus. Luna und Artemis sahen sich besorgt und ängstlich in die Augen.

„Hoffentlich wird das gut gehen“, seufzte Luna.

Artemis begann Luna aufmunternd zu zu lächeln.

„Mach dir keine Sorgen Luna. Sailor Moon und die anderen werden das schon schaffen. Wir sind doch das Sailor Team“, hob Artemis siegessicher seinen Kopf.

Jetzt konnte Luna auch nicht anders und musste schmunzeln. Langsam gingen sie zusammen zum Fenster, setzen sich auf das Fensterbrett und sahen über das verfinsterte Tokio.

„Viel Glück …“

 

 

Schnell rannten sie das Treppenhaus herunter. Unten angekommen zog Sailor Moon eilig die Eingangstür auf. Doch abrupt blieb sie stehen und ging entsetzt einen Schritt zurück, sodass sie Sailor Venus ausversehen auf den Fuß trat. Ihr stockte der Atem.

„Hey Sailor Moon, was soll …“

Quetschte sich Sailor Venus an ihr vorbei, doch sie brauchte nicht weiter zu sprechen. Vor ihnen lag ein Bild des Grauens. Über all auf dem Boden lagen leblose Körper.

Panisch rannten Menschen, von schwarzen Schatten verfolgt, umher. Hatten die Schatten sie erreicht, hüllten sie die Menschen in schwarzen Nebel. Leblos vielen sie danach zu Boden. Einige standen allerdings wieder auf und gingen danach aufeinander los. Sie schlugen wie wild aufeinander ein.

„Wir müssen ihnen helfen“, flüsterte Sailor Moon mehr zu sich selbst, als zu den anderen.

Starr stand sie da, unfähig sich zu bewegen. Sie verstand einfach nicht, wie man so grausam sein konnte. Einzelne Tränen liefen ihr das Gesicht hinunter, als sie von Sailor Mars an den Schultern geschüttelt wurde.

„Ich weiß, das ist wirklich schlimm, was hier passiert. Aber wir können leider im Moment nichts für sie tun. Wenn wir Eris besiegen, rettest du damit auch die Menschen.“

Stumm nickte Sailor Moon. Sailor Mars hatte ja recht. Sie mussten Eris aufhalten, damit das alles hier ein Ende findet.

Schnell rannten sie die lange Straße entlang. Aber wo sollten sie eigentlich hin? Eris könnte überall sein. Fragend blieben sie stehen und überlegten, wo sie Eris finden könnten, als erneut starke Windböen durch de Stadt fegten. Nur mit größer Mühe konnten sie sich auf den Beinen halten. Überall wisperte Eris. In den Bäumen, durch die kleinen Gassen, beinah als wäre sie einfach überall. Unaufhörlich drückte der Wind gegen die Kriegerinnen und Sailor Moons Kräfte ließen langsam nach. Zu sehr hatten die letzten Wochen an ihr gezerrt. Den Rest hatte ihr der letzte Kampf gegen Mamiko gegeben. Ihre Beine ließen nach, sie fiel zu Boden und rutschte vom Wind geschoben einige Meter die Straße entlang.

„Sailor Moon.“

Gegen den Wind ankämpfend, dass er nicht noch selber zu Boden ging, versuchte Tuxedo Mask zu Sailor Moon zu gelangen. Er hatte sie schon fast erreicht, als der Wind auf einmal nachgab. Jedoch hielt die Ruhe nicht lange. Der Boden bebte unter ihren Füßen. Erschrocken sprangen die Sailor Kriegerinnen zur Seite. Direkt unter ihnen begann der Boden, unter lautem Knacken, aufzureißen. Eine riesige Spalte zog sich die Straße entlang in Richtung Sailor Moon, die immer noch am Boden lag. Rasch sprang Tuxedo Mask zu ihr und zog sie zur Seite.

„Wir müssen weiter.“

Sailor Moon nickte ihm zu und hektisch lief das Team weiter durch die Straßen. Irgendwo musste sie sich doch versteckt halten. Beim Durchqueren einer Einkaufspassage blieb Sailor Moon allerdings plötzlich stehen und ging dann auf eines der Schaufenster zu. Hinter der Scheibe flimmerte ein Fernseher. Das Bild flackerte und hatte immer wieder Aussetzer. Wie in Trance starrte Sailor Moon auf den Bildschirm. Schimpfend rannte Sailor Mars zurück zu Sailor Moon und zog sie an ihrem Arm.

„Sag mal spinnst du? Wie kannst du jetzt an Fernsehen denken?“

Doch Sailor Moon antwortete nicht. Stattdessen murmelte sie irgendetwas leise vor sich hin.

„Warum habe ich da nicht schon eher drangedacht.“

Sailor Mars riss so langsam der Geduldsfaden.

„Woran hast du nicht gedacht? Deine Lieblingsserie einzuspeichern, bevor wir losgestürmt sind oder was? Komm jetzt endlich.“

Da die beiden nicht hinterherkamen, liefen nun auch die anderen zurück und standen jetzt verwundert hinter Sailor Mars.

„Was ist denn hier los? Können wir dann weiter?“, fragte Sailor Jupiter in Richtung Sailor Mars.

Doch bevor diese antworten konnte, drehte sich Sailor Moon auf dem Absatz herum und sah in die fragenden Gesichter der anderen.

„Sie ist im Tokio Tower.“

Tuxedo Mask trat näher an Sailor Moon heran und legte seine Hand auf ihre Schulter.

„Bist du dir sicher?“

„Ganz sicher … Sie hat mich gerufen … “

Nachdenklich sah Sailor Moon über ihre Schulter zurück auf dem Fernsehbildschirm. Noch wenige Minute zuvor sprach Eris zu ihr aus dem Fernseher und verriet ihr ihren Aufenthaltsort. Mit einem finsteren Lachen verabschiedete sich. Doch was Sailor Moon sorgen machte, war ihre Aussage, dass dort eine Überraschung auf sie wartete. Das konnte nichts Gutes heißen und doch mussten sie genau dort hin, damit sie sie all für alle mal stoppen konnten. Tuxedo Mask Stimme holte sie jedoch aus ihrer Gedankenwelt zurück. Sorgenvoll sah er ihr ins Gesicht.

„Stimmt was nicht? Ist alles in Ordnung mit dir?“

Stumm nickte sie ihm zu. Sie sollte den anderen lieber sagen, was sie wusste. Sie mussten alle auf der Hut sein.

„Seid bitte alle sehr vorsichtig … Sie sagte, sie hat noch eine Überraschung für uns …“

Sailor Jupiter jedoch machte eine Faust und schlug sie angriffslustig in ihre offene Handfläche.

„Mir macht die keine Angst. Zeigen wir ihr Mal, wer wir sind.“

„Genau“, ertönte es gleichzeitig von den anderen Sailor Kriegerinnen.

Kopfschüttelnd sah Mamiko zu ihrem Bruder.

„Die werden sich noch umsehen …“

Entschlossen setzen sie ihren Weg fort. Sailor Venus seufzte leise und fragte sich, was ihre Feinde nur ständig immer mit dem Tokio Tower hatten.

Ohne miteinander zu sprechen, liefen sie durch die Straßen zum Tokio Tower. Überall bot sich ihnen der gleiche Anblick. Kämpfende Menschen, leblose Körper, es war grauenvoll. Doch je näher sie dem Tower kamen, umso leerer wurden die Straßen, bis sie schließlich niemanden mehr begegneten.

„Irgendwas stimmt hier doch nicht.“

Sailor Uranus blieb stehen und sah sich überall um. Auf der Straße war keine Menschenseele mehr zu sehen. Auch die anderen blieben verwundert stehen.

„Du hast recht. Hier stimmt irgendetwas nicht“, sprach jetzt auch Sailor Mars.

Langsam gingen sie weiter. Es war einfach viel zu ruhig. Kein Windhauch war zu spüren. Sailor Saturn hielt ihren Stab fest in ihren Händen.

„Es ist zu ruhig …“

Doch kurz, nachdem Sailor Saturn es ausgesprochen hatte, wehte der Wind und trug ein finsteres Lachen mit sich. Schwarzer Nebel bildete sich um das Sailor Team herum, sodass kein Entkommen mehr war. Sie versuchten irgendetwas zu erkennen, aber der Nebel war viel zu dicht.

„Bleibt alle schön beisammen“, forderte Tuxedo Mask die anderen auf.

Langsam löste sich der Nebel wieder auf. Umso mehr er verschwand, desto mehr konnte man erkennen, dass direkt vor ihnen eine Meute Besessener stand.

„Ich dachte, wenn so wichtige Gäste zu Besuch kommen, müssen sie natürlich auch gebührend empfangen werden“, zischte Eris.

Allerdings konnte man sie nicht sehen, lediglich ihre Stimme war zu hören. Kampfbereit stand das Team vor der Meute. Sie mussten vorsichtig sein, immerhin waren es unschuldige Menschen.

Mamiko aber hob ihren Arm und formte in ihrer Hand einen Energieball. Sie wollte ihn losschleudern, wurde aber schnell von Sailor Moon daran gehindert.

„Nicht.“

Zornig senkte Mamiko wieder ihren Arm. Diese Gefühlsduselei ging ihr mächtig gegen den Strich.

„Was machen wir denn jetzt?“

„Es sind unschuldige Menschen, wir dürfen sie nicht verletzen Rei“, hob Sailor Moon ihre Stimme.

Doch Rei hörte sie nicht mehr. Entsetzt sah sie auf einen Mann, der aus der Menge heraus trat. Ihr wich die Farbe aus dem Gesicht.

„Yuichiro …“, flüsterte sie leise.

Bevor aber überhaupt jemand etwas sagen konnte, ertönte erneut die Stimme von Eris.

„Ist das nicht herzallerliebst, dieser junge Mann war sofort, nachdem er erfahren hatte, dass der Tempel abgebrannt ist, zurückgeeilt, um zusehen, ob der jungen Miko auch nichts passiert ist“, lachte Eris höhnisch auf.

Mit Tränen in den Augen ging Sailor Mars langsam auf Yuichiro zu. Seine Augen waren pechschwarz. Zittrig hob Sailor Mars ihre Hand und wollte ihn berühren, doch bevor sie ihn erreichte, schoss er einen Energieball auf sie los und Sailor Mars ging zu Boden.

„Yuichiro, erkennst du mich denn nicht? Ich bin es. Komm zu dir“, schluchzte Sailor Mars.

Doch Yuichiro sagte kein Wort und grinste nur finster. Schnell war Sailor Moon zu ihrer Freundin geeilt.

„Wir werden ihn retten. Du wirst deinen Yuichiro zurückbekommen“, versuchte Sailor Moon ihre Freundin zu trösten.

Die Besessenen kamen immer näher und begannen schnell anzugreifen. Auch Yuichiro schleuderte weitere Energiebälle auf sie ab.

Sailor Mars und Sailor Moon konnten gerade noch rechtzeitig einen weiteren Energieball von ihm ausweichen.

Alle hatten große Mühe die Menschen nicht zu verletzen. Doch wenn sie zu Eris wollten, mussten sie sie irgendwie besiegen. Sailor Mars ballte auf einmal entschlossen ihre Hände.

„Ich werde hier bleiben und sie in Schacht halten. Geht ihr weiter und kümmert euch um Eris.“

Sailor Moon wusste das Widerworte keinen Sinn hatten. Sailor Mars` Tonfall verriet ihr, dass sie fest entschlossen war. Sie wusste auch, dass Saior Mars Yuichiro nicht alleine lassen würde. Sofort hatten sich Sailor Uranus und Sailor Neptune neben sie gestellt.

„Wir helfen dir.“

Sailor Moon legte ihre Hand auf Sailor Mars Schulter.

„Passt auf euch auf.“

Sailor Mars nickte ihr zu.

„Los beeilt euch.“

Sailor Moon und die anderen wollten weiter zum Tokio Tower laufen, doch die Besessenen sahen es sofort und liefen ihnen hinterher.

„Hier spielt die Musik. Wenn ihr zu ihnen wollt, müsst ihr erst an uns vorbei“, rief Sailor Uranus ihnen zu.

Demonstrativ feuerte sie ihre Attacke auf die Meute ab, aber aufpassend, dass sie sie nicht traf.

Sofort hatte sie die Aufmerksamkeit der Besessenen und die anderen wurden nicht mehr beachtet.

 

Der Rest des Teams kam wenige Minuten später am Tower an. Einige Meter davor blieben sie allerdings stehen.

„Eris hat wohl Angst vor uns, wenn sie uns so einen netten Empfang bereitet“, spottete Mamiko.

Der Eingang war versperrt von einer weiteren Horde von Menschen. Böse funkelten sie das Team an.

„Warum greifen sie uns nicht an?“, überlegte Sailor Merkur verwundert.

Als hätten die Besessenen sie gehört, bildete sich ein kleiner Durchgang zwischen ihnen. Ein junger Mann trat hervor. Sofort weiteten sich Sailor Merkurs Augen.

„Oh nein … Ryo …“

Sailor Merkur hielt sich fassungslos ihre Hände vor den Mund und wollte zu ihm laufen, als sie jemand an der Schulter packte.

„Nicht. Sieh seine Augen. Im Moment ist er leider nicht mehr Ryo“, deutete Sailor Jupiter auf seine Augen.

Ryo lachte böse auf und feuerte kleine Blitze gegen die Kriegerinnen. Sailor Merkur bewegte sich kein Stück und wurde dadurch am Arm getroffen. Schnell zog Sailor Jupiter ihre Freundin weiter von Ryo weg, da sie sich, wie es aussah, vor Schock nicht rühren konnte.

Der Wind wehte wieder und erneut ertönte Eris böse Stimme.

„Es war so einfach ihn zu finden, vielleicht hättest du ihn besser verstecken sollen … Sailor Merkur … Und jetzt … Los!“

Die Besessenen stürmten schreiend los und hinter ihnen sprang die Tür zum Tower plötzlich auf. Tuxedo Mask sah es und drehte sich schnell zu den anderen.

„Wir müssen irgendwie an ihnen vorbei kommen.“

Ami, die sich wieder gefangen hatte, hob ihre Arme.

„Seifenblasen, fliegt!“

Augenblicklich war alles in Nebel getaucht und ihre Gegner konnten sich nicht mehr orientieren.

„Los, lauft! Ich kümmere mich darum“, rief sie den anderen zu.

Sailor Pluto und Sailor Saturn stellten sich schnell, wie zuvor Sailor Uranus und Sailor Neptune bei Sailor Mars, Sailor Merkur helfend zur Seite.

Sailor Moon nickte ihren Freundinnen traurig zu. Schon wieder blieben einige von ihren Freundinnen zurück. Sie hoffte, dass ihnen nichts passieren würde. Lange Zeit, um sich den Kopf zu zerbrechen, blieb ihr jedoch nicht, sie mussten weiter.

Sailor Moon betrat mit Tuxedo Mask und den anderen das Gebäude und stiegen in den Aufzug. Es war der einzige Weg nach oben. Es piepte und mit einem Knall war die Tür verschlossen. Mit lautem Quietschen fuhr der Fahrstuhl langsam nach oben.

„Jetzt sind wir ihr völlig ausgeliefert …“, verschränkte Mamiko ihre Arme.

Keiner sagte dazu etwas. Stumm warteten sie, bis Fahrstuhl sein Ziel erreichen würde.

Akita drehte sich von den anderen weg und sah sie nicht an. Erst jetzt bemerkte Sailor Moon, dass er schon eine ganze Weile nichts gesagt hatte. Sie wollte ihn gerade ansprechen, doch der Aufzug wurde immer langsamer, obwohl sie noch gar nicht oben waren.

„Ich glaube, er hält auf der ersten Plattform an. Macht euch bereit“, warnte Tuxedo Mask die anderen.

Der Fahrstuhl wurde immer langsamer und blieb dann tatsächlich bei der ersten Aussichtsplattform stehen. Alarmierend stellten sich alle mit dem Blick auf die Tür gerichtet, zum Angriff bereit, auf. Es war alles dunkel und man konnte nichts erkennen.

Die Sekunden, die es dauerte, bis sich die Tür öffnete, kamen ihnen vor wie ewig lange Minuten. Knarrend schob sich die Tür auf und vorsichtig, mit Tuxedo Mask an ihrer Spitze, gingen sie heraus. Ein schrilles Piepen schallte hinter ihnen und mit einem Ruck war die Fahrstuhltür wieder zu. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig als weiter zugehen.

Es war immer noch stockdunkel und man konnte kaum seine eigene Hand vor Augen sehen.

„Was soll das, wo ist sie?“, schimpfte Mamiko.

„Psss … Hört ihr auch was?“, flüsterte Tuxedo Mask.

Alle versuchten zu hören, was Tuxedo Mask meinte. Und tatsächlich konnten sie ein Tuscheln nicht weit von ihnen hören. Das Licht sprang auf einmal an, Eris Lache dröhnte ohrenbetäubend durch den ganzen Raum und vor ihnen stand eine Handvoll von finster blickenden Menschen. Doch zwei ganz bestimmte Personen von ihnen ließen die Kriegerinnen und Tuxedo Mask blass werden. Sailor Moon schüttelte bestürzt ihren Kopf.

„Nicht ihr auch noch …“

Vor ihnen standen Motoki und Reika. Beide funkelten die Kriegerinnen böse an. Ihre Augen waren genauso wie Yuichiros und Ryos Augen, pechschwarz. In ihren Gesichtszügen konnte man nichts Freundliches mehr erkennen.

„Freut ihr euch denn gar nicht, dass eure Freunde euch begrüßen?“, gurgelte Eris vor Freude.

Sailor Jupiter zitterte vor Wut. Sie hatte es langsam satt, dass Eris sich nicht zeigte und sie ihre Freunde benutzte.

„Es reicht. Wo versteckt du dich?“, brüllte sie durch den Raum.

Doch als Antwort stürmten die Menschen, samt Motoki und Reika, auf sie zu. Sie schossen mit Energiebällen um sich und über all knallte und krachte es. Alle versuchten die Menschen irgendwie, ohne sie zu verletzen, zur Seite zu drängen. Sogar Mamiko half. Akita aber hingegen stand vor dem Fahrstuhl und hielt seinen Kopf gesenkt.

„Akita. Los komm her und hilf uns!“, brüllte ihm seine Schwester zu.

Sie wurden immer mehr bedrängt und Akita stand einfach nur da. Doch abrupt hob er seinen Kopf und der Fahrstuhl ging wieder auf. Im Augenwinkel beobachtete Sailor Moon verwundert die Szene. Aber schon wieder stürmte ein Besessener auf sie zu und sie hatte keine Zeit sich weiter darüber zu wundern.

Sailor Venus ließ ihre Feuerherzenkette fliegen und fing die Menschen damit ein. Schwer atmend hielt sie, so gut es ging, die Menschen damit fest. Doch lange würde sie es nicht schaffen, es waren einfach zu viele.

„Los lauft. Der Aufzug ist wieder offen. Ich mach das schon“, rief sie den anderen angestrengt zu.

„Aber …“, stotterte Sailor Moon.

Sie wollte nicht noch wen zurücklassen. Doch bevor sie weiter reden konnte, wurde sie schon von Tuxedo Mask zum Aufzug gezogen. Mamiko und Akita eilten ebenfalls hinein.

„Was ist mit dir Jupiter?“, streckte Sailor Moon ihre Hand aus dem Fahrstuhl.

„Ich bleibe hier und helfe Sailor Venus.“

Sie ging dabei zu ihr, fasste neben Sailor Venus an die Kette und hielt sie mit ihr zusammen fest.

Sailor Venus nickte Sailor Jupiter zu und wandte sich dann wieder an Sailor Moon.

„Los. Macht sie fertig und rette unsere Freunde und die Erde.“

Sailor Moon faltete ihre Hände vor ihrer Brust und mit Tränen in den Augen nickte sie ihr zu. Die Tür schloss sich wieder und der Fahrstuhl setze seinen Weg nach oben fort.

Traurig senkte Sailor Moon ihren Kopf und Tränen kullerten ihr die Wangen herunter. Mamiko rollte mit ihren Augen und lehnte sich neben ihren Bruder gegen die Wand des Aufzugs. Akita stand mit den Rücken zu ihnen, sah heraus und sagte keinen Ton.

Tröstend nahm Tuxedo Mask Sailor Moon in seine Arme und streichelte ihr sanft über den Rücken.

„Ihnen wird schon nichts passieren.“

Sailor Moon hob ihren Kopf und sah Tuxedo Mask an, der sie aufmunternd anlächelte. Er legte eine Hand auf ihre Wange und strich mit seinem Daumen die Tränen von ihrem Gesicht. Sailor Moon war froh ihn an ihrer Seite zu haben. Dass er ihr Halt und Stärke gab, was sie jetzt dringend brauchte. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen um ihn zu küssen, als Mamiko plötzlich dazwischen funkte.

„Ich will das traute Turtelpaar ja nicht stören“, brummte sie ironisch, „Aber wir sind gleich oben.“

Sailor Moon und Tuxedo Mask wurden auf einen Schlag ernst und drehten sich schnell zur Aufzugstür. Mit einem heftigen Ruck, sodass die Insassen mühe hatten, sich auf ihren Beinen zu halten, stoppte der Aufzug. Die Tür öffnete sich wieder und Sailor Moon zögerte für einen kurzen Moment.

„Da wären wir“, flüsterte sie.

Tuxedo Mask griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft.

„Keine Angst, ich bin bei dir.“

Langsam verließen sie den Fahrstuhl. Weit und breit war keine Eris zu sehen. Die Plattform war nur leicht beleuchtet und dichter Nebel hing überall über dem Boden.

„Wo ist sie?“, überlegte Sailor Moon laut.

Vorsichtig gingen sie weiter voran. Hier irgendwo war sie und wartete nur auf sie. Sailor Moon zuckte zusammen, als es neben ihr anfing zu wispern. Ein leichter Windhauch zog durch den Raum. Und da war sie wieder, die finstere Lache von Eris.

„Wie schön, ihr habt die beiden Verräter gleich mitgebracht“, lachte sie triumphierend.

Am Ende des Raumes wirbelte der Nebel herum und zog sich Richtung Decke. Es bildete sich eine Art Säule.

Als der Nebel wieder zu Boden sank und danach ganz verschwand, stand Eris mit verschränkten Armen vor ihnen. Sofort machten sich Sailor Moon, Tuxedo Mask und Mamiko kampfbereit. Mamiko fackelte auch nicht lange und schleuderte eine Energiekugel auf Eris zu.

„Du … Du hast Kenta einfach … “, zischte sie erbost.

Doch Eris schnippte nur mit ihren Fingern und der Ball löste sich auf.

„Na na, begrüßt man denn so seine Herrin?“

Eris streckte ihre Hand hinaus und es sah so aus, als würde sie etwas in der Luft zusammendrücken. Mamiko zuckte zusammen, hob ihre Arme und drückte auf einmal ihre Hände um ihren Hals. Immer fester drückte sie ihren Hals zusammen, sodass sie kaum noch Luft bekam. Schnell begriff Sailor Moon, dass Eris dafür verantwortlich war.

Mamiko sackte nach Luft japsend zu Boden. Sailor Moon versuchte Mamikos Händen von ihrem Hals zu bekommen. Aber keine Chance. Sie bewegten sich kein Stück. Tuxedo Mask rannte, ohne lang zu überlegen auf Eris zu und schlug mit seinem Stock auf ihre Hand. Abgelenkt von diesem Angriff verlor Eris ihre Verbindung zu Mamiko und diese kippte nach vorne. Sailor Moon sah zu Akita herüber.

„Warum hilfst du uns denn nicht?“

Keuchend stand Mamiko auf und hielt sich ihre Hand an ihre Brust.

„Das wird sie mir büßen.“

Tuxedo Mask wurde von Eris zurück geschleudert und schmetterte ihn gegen die Wand. Schmerzend landete er danach auf den Boden. Entsetzt lief Sailor Moon sofort zu ihm und half ihm beim Aufstehen. Wankend stand er neben Sailor Moon.

„Alles Okay. Mir geht es gut.“

Eris lachte auf.

„Wie erbärmlich. Ich werde euch zerquetschen, wie kleine Maden.“

Grinsend hob sie ihre Hände in die Luft und drehte sie über ihrem Kopf herum. Der Boden knackte unter ihr und augenblicklich erhoben sich kleine Schatten, die aussahen wie sie selber.

„Amüsiert euch meine Kleinen.“

In einem schrillen Kreischton flogen sie los. Sailor Moon und Tuxedo Mask sahen sich an und machten sich bereit. Jeder von ihnen wurde von mehreren kleinen Schatten umzingelt und angegriffen. Schnell merkten sie, wenn die Schatten sie berührten, dass es wie ein schmerzender Stromschlag durch den Körper fuhr. Sie durften die Schatten nicht zu nah an sich heranlassen. Mamiko schoss kleine Energiekugeln auf sie los, wodurch sie sich auflösten. Doch sofort eilten neue Schatten von Eris auf sie zu. Es war wie ein Fass ohne Boden. Auch Sailor Moon und Tuxedo Mask kämpften gegen die kleinen Schatten. Aber genau so wie bei Mamiko, rückten sofort Neue nach.

Die kleinen Abziehbilder von Eris drängen die Drei immer weiter voneinander weg.

Mamiko wollte wissen, wie es ihrem Bruder ging. Energisch löste sie die Schatten um sich herum auf und drehte sich zu ihm um. Verdutzt zog sie ihre Augenbrauen zusammen. Ihr Bruder wurde nicht, wie sie oder die anderen beiden angegriffen, sondern ein Schatten schwebte neben seinem Kopf und flüsterte ihm offensichtlich etwas ins Ohr. Ausdruckslos sah er zu Eris. Mamiko war sofort klar, was Eris versuchte.

„Nicht Akita. Hör gar nicht zu!“

Doch weiter kam sie nicht, da sie erneut von Schatten umzingelt wurde.

Sailor Moon verließen langsam aber sicher ihre Kräfte. Lange würde sie das nicht mehr aushalten können. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass es Tuxedo Mask und Mamiko nicht anders erging. Was sie aber stutzig werden ließ, war die Tatsache, dass sie Akita nicht entdecken konnte. Wo steckte er? Diese kleine Unaufmerksamkeit aber wurde ihr zum Verhängnis. Zwei Schatten packten sie an ihren Armen und schreiend ging sie zu Boden. Panisch bekämpfte Tuxedo Mask die Schatten um sich herum. Er musste zu ihr. Der letzte Schatten löste sich auf, und bevor die neuen nachrückten, rannte er zu Sailor Moon, die sich immer noch schreiend auf dem Boden krümmte. Weitere Schatten hatten sich um ihre Beine gelegt und schickten ihr einen Stromschlag nach dem anderen durch den Körper. Eris lachte unentwegt und machte sich eine Freude daraus, die kleine Prinzessin leiden zu sehen. Ihre Zeit der Rache war gekommen.

Sailor Moon wurde langsam schwarz vor Augen, verlor immer mehr ihr Bewusstsein. Das Tuxedo Mask zur ihr eilte und sie von den Schatten befreite, bekam sie nicht mehr wirklich mit. Die Welt um sie herum verschwamm zu einem dunklen schwarzen Schleier und sie fiel immer mehr in die Finsternis.

„Los komm wieder zu dir. Sailor Moon!“

In weiter Ferne schien ihr jemand zuzurufen, aber sollte sie dem wirklich nachgehen? Es war so ruhig, so friedlich hier. Warum sollte sie hier weg?

„Bunny! Komm schon, wach auf!“

Diese Stimme kannte sie. Ihr wurde warm ums Herz. Nein sie war falsch hier, sie gehörte hier nicht hin. Sie folgte der Stimme und um sie herum wurde es immer heller. Bunny riss ihre Augen auf und sofort erkannte sie Tuxedo Mask, der neben ihr stand und gegen einen Schatten nach dem anderen kämpfte. Er hielt sie, wie es aussah von ihr fern. Entkräftet drückte sie ihre Hände auf dem Boden, stützte sich ab und stand wackelig auf.

„Warte … ich helfe dir … “

Tuxedo Mask schlug erneut auf die Schatten ein und konnte im Augenwinkel erkennen, wie Sailor Moon ihr Zepter in die Höhe hielt. Dann ging alles ganz schnell, der gesamte Raum erhellte sich und die Schatten lösten sich auf. Eris schrie auf und dann war es still. Das Licht verblasste und Sailor Moon viel erschöpft in Tuxedo Masks Arme, der sofort zu ihr geeilt war, nachdem die Schatten verschwunden waren. Sailor Moon atmete schwer ein und aus.

Mamiko stellte sich mit geballten Händen neben die beiden und zischte durch ihre zusammengebissenen Zähne.

„Eris!“

Auf der Stelle drehten auch Sailor Moon und Tuxedo Mask ihren Kopf in die Richtung in die Mamiko sah. Sailor Moons Augen weiteten sich, vor ihnen stand eine keuchende und nach Luft schnappende Eris. Sofort bemerkte sie, dass Eris Haare übersät von weißgrauen Strähnen waren und auch ihr Gesicht tiefe Falten zierten.

„Das muss ich ja schon sagen, Prinzessin, das war nicht schlecht … Aber so einfach wirst du mich nicht besiegen können, dafür bist du einfach viel zu schwach“, grinste sie schief.

Eris lachte auf und hob ihre Hand über ihrem Kopf. Blitzschnell nahm sie sie wieder herunter, hielt sie vor ihrem Körper und zielte mit der geöffneten Handfläche auf Sailor Moon und die anderen. Ein kräftiger Windstoß erfasste sie und wirbelte sie durch die Luft. Triumphierend nahm Eris die Hand herunter und Sailor Moon, Tuxedo Mask und Mamiko verloren an Höhe und schlugen, im Raum verteilt, auf dem harten Boden auf.

„Siehst du, du hast keine Chance gegen mich“, gurgelte Eris wieder.

Sailor Moon und die anderen waren schnell wieder auf den Beinen.

Sailor Moon stand etwas vor Tuxedo Mask und Mamiko und baute sich kämpferisch vor Eris auf.

„Da irrst du dich. Ich werde es nicht zu lassen, dass du die Erde zerstörst.“

Sie klammerte ihre Finger um das Zepter und konzentrierte sich. Sie wusste, dass sie nicht mehr viel Kraft hatte und sich beeilen musste.

„Bist du dir da sicher?“, spottete Eris und sah an Sailor Moon vorbei.

Mamiko wunderte sich über ihren seltsamen Blick und drehte sich herum. Sofort erkannte sie, was los war.

„Akita … nicht!“

Von Mamikos Aufschrei aufgeschreckt, drehte sich nun auch Sailor Moon herum. Angsterfüllt riss sie ihre Augen auf. Wie in Zeitlupe lief es an ihr vorbei.

Akita stürmte mit einem Schwert in der Hand auf Tuxedo Mask los, der davon nichts mitbekam.

„Mamoru, pass auf!“, schrie Sailor Moon.

Doch es war zu spät, bevor dieser überhaupt verstand, was los war, und sich umdrehen konnte, stach Akita ihm schon mit dem Schwert in den Rücken. Sailor Moon stand zu weit weg und konnte nur fassungslos zusehen, wie Akita ihm mit dem Schwert durchbohrte und er erst auf seine Knie fiel und dann nach hinten auf seinen Rücken zu Boden kippte. Mit Tränen in den Augen lief sie zu ihm. Auch Mamiko eilte dazu und schlug ihrem Bruder das Schwert aus der Hand. Er hatte pechschwarze Augen und sah wie in Trance ins Leere. Mamiko packte ihm am Kragen und schüttelte ihn wie wild.

„Wach auf. Sie benutzt dich. Komm wieder zu dir.“

Sie hob ihre Hand und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige. Verwundert schüttelte Akita seinen Kopf.

„W-w-was … wo bin ich? … Was ist hier los?“

Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass sie in dieser Einkaufspassage standen und dann zum Tokio Tower rannten. Verdutzt sah er seine Schwester an und dann zu dem am Boden liegenden blutenden Tuxedo Mask, neben dem eine verzweifelte Sailor Moon saß. Er sah an sich herunter. Nicht weit von ihm lag sein Schwert, an dem Blut klebte. Er zählte eins und ein zusammen. Hatte dieses Miststück ihn schon wieder benutzt und manipuliert.

„Mamoru, bitte halt durch. Lass mich nicht allein“, wimmerte Sailor Moon.

Tuxedo Mask hielt sich die Hand auf die durchbohrte Stelle.

„Kümmere dich jetzt nicht um mich … Du musst jetzt stark sein und die Erde retten. Die anderen verlassen sich auf dich.“

Dicke Tränen kullerten ihr die Wangen herunter und zaghaft nickte sie Tuxedo Mask zu. Hinter ihr lachte Eris verachtend. Langsam drehte sich Sailor Moon zu ihr herum.

„Was deine Freunde angeht, ich glaube, da musst du dir keine Sorgen mehr machen …“

Entschlossen stand Sailor Moon auf und sah Eris wütend an.

„Und was genau meinst du damit?“

Eris drehte ihre Hand und neben ihr bildete sich eine Art Fenster.

„Na, sieh doch selber.“

Sailor Moon schlug ihre Hände vor ihren Mund. In dem kleinen Fenster konnte sie ihre Freunde leblos am Boden liegen sehen, umzingelt von Besessenen. Sailor Mars, Sailor Merkur, Sailor Venus und alle anderen, die sie zurückgelassen hatten.

„Was … was hast du mit ihnen gemacht? Sind sie … tot … “, schluchzte sie leise.

Doch Eris lachte nur wieder auf und das Fenster verschwand.

„Und nun bist du an der Reihe, Sailor Moon, Prinzessin des weißen Mondes!“

Kapitel 25

 

Geschockt und unfähig sich zu bewegen stand Sailor Moon einfach nur da. Sie war schuld, dass ihre Freunde so leiden mussten. Nur weil Eris sich an ihrer Familie rächen wollte. Tuxedo Mask hustete auf, was Sailor Moon aus ihrer Starre löste. Schnell eilte sie zu ihm. Doch bevor sie ihn erreichte, sah sie schon, wie sein Kopf zur Seite kippte.

Mamiko und Akita sahen sich in die Augen und dann wieder zu Sailor Moon, die langsam, neben Tuxedo Mask, auf ihre Knie sank und ihr Gesicht in ihren Hände vergrub. Die Tränen liefen ihr über ihre Wangen und tropften zwischen ihren Händen hindurch auf den Boden.

Eris lachte auf und legte eine Hand an ihr Kinn.

„Oh, die arme kleine Sailor Moon … Am Boden zerstört, schwach und nutzlos … Also jetzt machst du es mir aber viel zu einfach … Doch bevor ich mich mit dir befasse, muss ich mir noch etwas zurückholen, was mir gehört“, grinste Eris zu Mamiko.

Augenblicklich legte Mamiko ihre Hände um das Amulett, welches um ihren Hals hing. Sie wusste sofort, was Eris von ihr wollte. Akita sprang auf und stellte sich schützend vor seine Schwester. Sailor Moon spürte auf einmal eine Hand an ihrem Bein.

„Du darfst jetzt nicht aufgeben.“

Ruckartig nahm sie ihre Hände herunter und sah in Tuxedo Mask blaue Augen. Prompt beugte sie sich zu ihm herunter und schlang ihre Arme schwungvoll um seinen Hals.

„I-i-ich dachte, du wärst …“, schluchzte sie.

Bevor sie jedoch weiter sprechen konnte, krachte und dröhnte es schon neben den beiden. Mamiko und Akita kämpften bereits wieder gegen Eris und feuerten einen Energieball nach dem anderen auf sie. Doch viel Erfolg hatten die beiden nicht damit. Eris brauchte nur mit ihren Fingern zu schnipsen und schon verpufften sie in der Luft. Sailor Moon legte sanft ihre Lippen auf Tuxedo Masks und gab ihm einen Kuss.

„Ich liebe dich.“

Rasch stand sie auf und lief los. Der Kampf hatte sich mittlerweile an die andere Ecke des Saals verschoben. Sie hatte die beiden schon fast erreicht, als Eris eine Welle von kleinen Energiebällen auf die Geschwister schleuderte. Mamiko und Akita wichen ihnen zwar gekonnt aus, aber man merkte, wie sie immer schwächer dabei wurden. Eris wieder angreifend, bemerkte Mamiko nicht, dass sie offenbar einen übersehen hatte, der nun kurz davor war sie hinterrücks zu treffen. Ohne groß nachzudenken, rannte Sailor Moon zu Mamiko, gab ihr einen kräftigen Schubs zur Seite und wurde dadurch selber an ihrer Schulter getroffen. Schmerzend zuckte sie zusammen und wankte ein paar Meter. Mamiko, die mit dem Bauch auf dem Boden gelandet war, drehte sich zu Sailor Moon und sah ihr durcheinander ins Gesicht.

„Warum hast du das gemacht?“

Sie verstand einfach nicht, wieso Sailor Moon sich schützend vor sie werfen konnte, obwohl sie ihr die letzten Monate so viel angetan hatte. Gerade eben noch hatte ihr Bruder auch noch Tuxedo Mask schwer verletzt. Sie müsste doch froh sein, wenn sie verschwinden würden. Auch Akita sah baff auf Sailor Moon. Sie half seiner Schwester trotz des Risikos selbst verletzt zu werden. Ungläubig schüttelte er seinen Kopf.

Sailor Moon hielt sich mit einer Hand ihre Schulter fest und atmete schwer ein und aus.

„Ihr seid keine schlechten Menschen. Jeder verdient eine zweite Chance. Eris hat ein übles Spiel mit euch gespielt“, Sailor Moon nahm ihre Hand herunter und drehte sich mit geballten Fäusten zu Eris, „Und damit ist jetzt Schluss. Es reicht jetzt ein für alle Mal. Du hast die Erde und die Menschen lang genug gequält.“

Eris, die sich kaum vor Lachen noch halten konnte, zeigte auf sie, Mamiko und Akita.

„Och, was für eine tolle Ansprache. Aber was willst du oder die beiden Witzfiguren dahinten, schon gegen mich ausrichten? Du hast gesehen, wozu ich in der Lage bin.“

Ohne Eris zu antworten, schloss Sailor Moon ihre Augen und hielt ihre Hände vor ihrer Brust. Ihr gesamter Körper fing an zu leuchten und zwischen ihren Händen funkelte der Silberkristall auf. Abrupt öffnete sie wieder ihre Augen und stand in einem langen weißen Kleid vor den anderen. Der Kristall zwischen ihren Händen und ihr gesamter Körper leuchteten und blendeten Eris.

„Nein! Dieses Licht!“, schrie sie.

Entschlossen und zu allem bereit ging Serenity, mit ernster Miene, ein paar Schritte auf Eris zu.

„Nein, komm nicht näher. Sonst …“, zischte Eris.

Panisch nahm sie ihre Hände über ihren Kopf. Über ihr bildete sich eine riesige Kugel, bestehend aus schwarzer Energie. Auch Sailor Moon hob ihre Hände über den Kopf und der Kristall leuchtete hell auf.

„Das wird dein Ende sein, Mondprinzessin!“

Blitzschnell nahm Eris ihre Arme herunter und eine Art schwarze Säule schoss auf Serenity zu.

„Bitte hilf mir Silberkristall. Hilf mir sie alle zu beschützen.“

Serenity nahm ebenfalls ihre Arme herunter und hielt sie, mit dem Silberkristall zwischen den Händen, in Richtung Eris und der schwarzen Säule, die auf sie zu kam. Licht breitete sich, ausgehend von dem Kristall, aus und traf auf die schwarze Energie von Eris. Fassungslos sahen Mamiko und Akita zwischen Eris und Serenity hin und her. Unfähig sich zu bewegen, beobachteten beide die Mondprinzessin, wie sie einfach, ohne zu zögern, dazu bereit war, sich für alle zu opfern. Irgendwas passierte dadurch mit ihnen. Den beiden wurde so warm ums Herz und langsam fingen sie an, Kenta zu verstehen.

Das helle Licht und die schwarze Energie drückten beharrlich aufeinander. Doch Serenity begann langsam aber sicher zu wanken an und ein leises Knacken im Kristall war zu hören. Eris Schwarze Magie war einfach viel stärker. Immer mehr übernahm sie die Überhand und schob das Licht des Kristalls weiter von sich weg.

„Lange wird sie das nicht mehr durchhalten“, murmelte Akita vor sich hin.

Serenity und das Licht des Silberkristalls wurden immer schwächer. Tuxedo Mask, der es irgendwie geschafft hatte zu ihr zukommen, stellte sich keuchend hinter sie und legte seine Hände auf ihre Schultern.

„I-i-ich bin bei dir …“, japste er nach Luft ringend.

„Mamoru …“

Serenity schloss ihre Augen, konzentrierte sich auf den Kristall und ihre Kraft, und für einen kurzen Moment schob sie die schwarze Energie wieder weiter von sich weg. Doch lange hielt es nicht an und man hörte ein weiteres Knacken im Kristall. Hätte Tuxedo Mask sie nicht gehalten, wäre sie auf ihre Knie gesackt.

„Sehe es doch endlich ein. Du hast keine Chance“, wisperte Eris.

Serenity verließ immer mehr die Energie und Tränen sammelten sich in ihren Augen.

„Es … tut … mir … leid“, flüsterte sie.

Eris Lachen hallte durch den ganzen Raum und ließ ihn beben. Mamiko beobachtete immer noch Serenity und dabei kam ihr ein Gedanke. Akita ballte eine Faust und sah zu Boden.

„Das war es …“

Plötzlich stand Mamiko entschlossen neben ihm auf und sah ihren Bruder an.

„Eine Sache können wir noch tun, damit dieses Miststück endlich den Erdboden gleichgemacht wird …“

Mamiko nahm das Amulett zwischen ihre Finger und sah es an. Nun stand auch Akita auf.

„Du meinst …?

Mamiko nickte ihrem Bruder zu.

„Wenn sollten wir uns damit aber beeilen. Aber wir müssen beide dafür sein.“

Akita grinste seine Schwester an und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.

„Naja sterben tun wir so oder so“, er ballte kämpferisch eine Faust, „Dann soll sie wenigsten mit uns untergehen.“

Mamiko nickte ihrem Bruder zu, riss sich das Amulett von ihrem Hals und schmiss es vor sich auf den Boden.

Eris hatte die Szene genau beobachtet und riss geschockt ihre Augen auf.

„Das wagt ihr nicht! Das würde euch selber umbringen. So dämlich seid selbst ihr nicht.“

Doch Mamiko und Akita grinsten ihr nur feist ins Gesicht und hoben beide einen Arm. Auch Serenity verstand jetzt, was die beiden vorhatten und versuchte, immer noch gegen Eris ankämpfend, die beiden davon abzuhalten. Das war sie Kenta schuldig, sie musste wenigstens seine Geschwister retten. Weder Mamiko noch Akita hörten ihr jedoch zu.

„Bereit?“, fragte Mamiko.

„Bereit!“

In den Händen der beiden bildete sich jeweils ein Energieball und sie zielten damit auf das Amulett.

„War schön mit dir kleiner Bruder.“

Akita nickte seiner Schwester zu und beide feuerten den Ball auf das Amulett.

Augenblicklich zersplitterte es in Tausendteile und eine Druckwelle schoss durch den Raum, woraufhin Serenity, Eris und Tuxedo Mask fast zu Boden gedrückt wurden.

„NEIN!“, schrie Eris hinter ihnen.

Mamiko und Akita fielen regungslos zu Boden.

„Wie könnt ihr nur … NEIN … “, brüllte Eris wieder.

Eris fing an zu torkeln und die schwarze Säule wurde immer schwächer.

Sprachlos sah Serenity auf die am Boden liegenden Geschwister. Sie bewegten sich nicht mehr.

Sie kniff kurz ihre Augen zusammen, sie hatte es nicht geschafft sie zu retten.

Doch ein erneuter Schrei von Eris ließ sie sofort wieder zurücksehen.

„Schau“, rief Tuxedo Mask hinter ihr.

Er stützte sie immer noch, so gut es ging und zeigte mit dem Finger auf Eris. Ihre Haare waren komplett weiß geworden und ihr gesamtes Aussehen hatte sich verändert. Sie war wieder eine alte kleine Frau geworden. Der Hass und der Neid, den die Geschwister für sie gesammelt hatten und sie erblühen ließ, ging in dem Moment, als die beiden das Amulett zerstört hatten, von ihr. Sie war nur noch eine gebrechliche alte Frau. Serenity sammelte noch mal all ihre Kraftreserven und ihr Licht breitete sich im gesamten Raum aus, löste die schwarze Säule auf und hüllte Eris ein. Serenitys Licht breitete sich immer weiter aus, hinaus aus dem Tower und legte sich über gesamt Tokio.

Eris schrie auf, hielt sich ihre Hände gegen die Brust und sackte zu Boden.

„NEIN! Wie ist das möglich …“

Eris wurde immer durchsichtiger und schrie, bis von ihr nichts mehr übrig war und sie ganz verschwand.

„Wir haben es geschafft“, lächelte Serenity und wurde wieder zu Bunny.

Tuxedo Mask sackte, ohne etwas zusagen, in sich zusammen und fiel zu Boden, wodurch auch Bunny, die keinen Halt mehr von ihm erhielt, auf den Boden kippte. Nebeneinander lagen sie nun dort, auf dem Boden, unfähig ihre Körper zu bewegen. Ein leises Flüstern ließ Bunny auf horchen und langsam drehte sie ihren Kopf zu dem Flüstern.

„I-i-ich danke dir … Prinzessin des Mondes …“, flüsterte Mamiko.

„Mamiko“, hauchte Bunny.

„Ich weiß jetzt, wovon Kenta gesprochen hat … Es t-t-tut mir l-l-leid, was wir dir angeta...“

Mamiko fielen die Augen zu und genauso wie Kenta, begannen sie und Akita sich aufzulösen.

Bunny versuchte sich zu Mamoru zu drehen, doch keine Chance. Sie war zu schwach und sie konnte nichts dagegen machen und auch ihr fielen die Augen zu …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„So, ich denke, das war der Letzte.“

Aus der Puste stellte Yuichiro den Umzugskarton auf den Boden und wischte sich mit seinem Handrücken über seine Stirn.

„Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie das alles in dein kleines Zimmer gepasst hat.“

Freudig umarmte Bunny Yuichiro.

„Vielen Dank für deine Hilfe“, lächelte sie.

Doch ein Blick hinter ihn ließ sie die Augenbrauen zusammenziehen. Sie löste sich aus der Umarmung und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.

„Mamoru … du weißt doch, dass du noch nicht schwer tragen sollst“, tadelte sie ihn.

„Entschuldige, ich konnte ihn nicht davon abhalten“, seufzte Minako hinter ihm.

Mamoru ging, mit dem Karton in den Händen, zu Bunny herüber, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lief dann weiter in Richtung Schlafzimmer.

„Der ist doch nicht schwer. Außer dem weiß ich am Besten, was ich darf und was nicht“, grinste er.

Bunny atmete schwer aus und hielt sich ihre Hand auf ihre Schläfe.

„Ärzte … Die schlimmsten Patienten, die es gibt …“

„Stimmt doch gar nicht“, räusperte sich Ami, die gerade mit Rei und Makoto die Wohnung, betreten hatte.

Einen kurzen Moment sagte keiner mehr etwas, bis dann schließlich alle laut loslachen mussten.

Mamoru kam aus dem Schlafzimmer zurück und lächelte in die Runde.

„Nicht vergessen, morgen Abend seid ihr alle hier bei uns, als Dankeschön, zum Essen eingeladen.“

Rei sah auf ihre Uhr und dann zu Yuichiro.

„Ich glaube, wir müssend dann auch. Es ist schon spät. Morgen früh kommen die Handwerker, um die restlichen Arbeiten am Tempel zu erledigen.“

Nach und nach verabschiedeten sich dann auch die anderen.

„Bis morgen Abend“, drückte Minako Bunny und Mamoru noch mal zum Abschied und verschwand dann aus der Haustür.

Mamoru drückte die Tür zu und sah, wie Bunny sich auf einen der Umzugskartons setzte und über beide Ohren grinste.

„Was gibt es denn so zu grinsen?“, lächelte er seine Freundin an.

Bunny stand auf, ging zu ihm herüber und schmiegt ihre Arme um seinen Oberkörper.

„Ich bin einfach nur so glücklich“, doch auf einmal senkte Bunny nachdenklich ihren Kopf, „Wenn ich daran denke … An den Tag vor sechs Monaten …“

Mamoru drückte Bunny ganz fest an sich. Keiner sagte mehr etwas, sie wussten auch so gut genug, wie sich der jeweils andere fühlte, mit den Erinnerungen. Eine halbe Ewigkeit standen sie einfach nur da, bis Bunny sich wieder ein Stück löste und Mamoru fragend ansah.

„Verrätst du mir nun endlich, wie du es geschafft hast, dass mein Vater den Umzug zustimmte?“

Mamoru beugte seinen Kopf ganz dich an ihren und grinste sie an.

„Nein … Das ist mein Geheimnis.“

Bunny zog einen Schmollmund.

„Och menno.“

Doch lange hielt Bunny es nicht aus und beide fingen an zu lachen. Das Telefon klingelte und ließ die beiden aus ihrer Umarmung lösen.

„Gehst du bitte dran? Ist bestimmt eh für dich. Ich werde mal schnell unter Dusche springen.“

Bunny nickte ihm zu und ging zum Telefon.

 

Frisch geduscht und erholt verließ Mamoru das Badezimmer. Verwundert suchte er die Wohnung nach Bunny ab, bis er sie schließlich draußen auf dem Balkon fand.

An die Balkonbrüstung gelehnt, sah sie nachdenklich in den sternklaren Himmel herauf.

„Worüber denkst du nach?“

Bunny sah kurz zu Mamoru und dann wieder hinauf in den Sternenhimmel.

„Hm, meinst du … meinst du wir sehen sie irgendwann wieder?“

Mamoru wusste sofort, von wem sie sprach. Schnell stellte er sich neben sie, legte seine Händen auf das Geländer und sah auch hinauf in den Himmel.

„Ich denke, wenn das Schicksal es so will, werden wir sie bestimmt eines Tages wieder sehen.“

Beide drehten sich nun zueinander und sahen sich in die Augen. Bunny schnappte sich Mamorus Shirt und zog ihn damit näher an sich heran. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, wodurch Mamoru sich zu ihr herunter beugte und seine Lippen sanft auf ihre legte. Sofort versanken sie in einem leidenschaftlichen Kuss.

 

Sie bemerkten dadurch nicht, wie vier helle Sternschnuppen am Firmament vorbei zogen.



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Von:  KagomeKizu
2016-04-16T06:49:34+00:00 16.04.2016 08:49
Was für ein Ende... Einfach spitze, ich hatte schon Angst das Bunny es nicht schaffen würde ( und du uns eventuell doch noch ein Kapitel vorenthalten hättest ;-) )
Aber es ist ja alles gut gegangen, schade das Mamiko und Akita es nicht "überlebt" haben, aber dort wo sie jetzt sind geht es Ihnen bestimmt auch gut.

Liebe Grüsse Kago
P.S.: werde mich jetzt gleich deiner nächsten FF widmen. *grins*
Antwort von:  Fiamma
18.04.2016 20:59
Vielen vielen Dank :D
Hatte gehofft, dass ich es auch so spannend hinbekomme xD *g*
Dort, wo sie jetzt sind, gehts es ihnen bestimmt gut ;) :)
lg
Fiamma^^

Von:  sweety1601
2016-04-15T21:02:33+00:00 15.04.2016 23:02
Also ich finde du schreibst echt super. Das war eine tolle Geschichte, hab von Anfang an jedes Kapitel mitgelesen und war immer total gespannt wie es weiter geht. Schade das es zu Ende ist aber es war ein tolles Ende 😊
Freu mich schon auf deine nächste Geschichte. Das erste Kapitel hab ich schon gelesen 😊
Antwort von:  Fiamma
18.04.2016 20:52
Vielen Dank, das freut mich sehr :D
Ja, ein wenig bin ich auch traurig, dass sie nun vorbei ist, aber irgendwann muss ja auch mal Schluss sein*g*
Vielleicht gefällt dir die Neue ja auch, lade ich nachher noch das nächste Kapitel hoch:)

lg
Fiamma^^

Von:  bella230109
2016-04-15T19:27:57+00:00 15.04.2016 21:27
Muss echt zugeben die komplette geschieht ist echt der Hammer gewesen mach weiter wurde mich über eine neue Geschichte von dir freuen
Antwort von:  Fiamma
18.04.2016 20:44
Vielen vielen Dank:)
Das schmeichelt mir echt und ich freue mich, dass sie dir so gut gefallen hat :D
Habe gerade eine neue angefangen "Liebe mich!", vielleicht gefällt sie dir ja auch :)

lg
Fiamma^^
Von:  fahnm
2016-04-15T17:49:59+00:00 15.04.2016 19:49
Ein Tolles Ende.

Antwort von:  Fiamma
18.04.2016 20:42
Vielen Dank :)

lg
Fiamma^^
Von:  Kaninchensklave
2016-04-15T16:02:39+00:00 15.04.2016 18:02
ein Tolles Ende

nun damit hat Eris / Hitnriss nicht gerechnet das Mamiko und Akita genau das taten
was sie nicht erwartet hat denn Mamikos amulett war der schlüssel ihrer Kraft
und dadruch das beide ihr leben geopfert haben sind sie
nun wieder mit ihrem geschwistern vereint nur wer weiss wie lange denn
auch sie werden eine zweite chance bekommen

was immer Mamoru gemacht hat das Kenji den Umzug zu gestimmt hat wird wohl
ewig ein Rätsel bleibem aber Usagi kann es eigendlich egal sein
denn die Stofftiere ihres alten Zimmers werden in ein paar Jahren
an die nächtse generation weiter gehen

GVLG
Antwort von:  Fiamma
18.04.2016 20:40
Vielen Dank :)
Und noch ein ganz dickes Dankeschön, für das Kommentieren von jedem Kapitel. Ich habe mich jedes Mal sehr darüber gefreut gehabt :)

Was Mamoru gemacht hat, wird vermutlich für Usagi ewig ein Rätsel bleiben *g*

Schön das du dabei warst :)

lg
Fiamma^^
Antwort von:  Kaninchensklave
18.04.2016 20:44
das habe ich gerne gemacht xD

tja wer weiss vieleicht verät er es ihr am gemeinsamen Hochzeitstag ;)
Antwort von:  Fiamma
20.04.2016 11:33
:D

Das könnte gut möglich sein *g*
Von:  KagomeKizu
2016-04-12T07:47:53+00:00 12.04.2016 09:47
Was für ein Kapitel, total spannend.
Aber jetzt hat Eris es wohl zu weit getrieben, nun wird sie ihr Fett weg kriegen.
Sailor Moon wird sich jetzt sicher nicht mehr "zurückhalten" und wird aufs ganze gehen.

Liebe Grüsse Kago
Antwort von:  Fiamma
13.04.2016 16:55
VIelen Dank für das Kommi :)
Zu verlieren hat sie zumindest bald nicht mehr viel :/

lg
Fiamma^^
Von:  bella230109
2016-04-12T06:33:39+00:00 12.04.2016 08:33
Nah das wird ja immer spannender da ist ja das Ende fast in Sicht und ich hoffe das sailor moon es schaft ihre Freunde sowie ihren geliebten mamoru zu retten und die Erde bin gesandt wie es weiter geht
Antwort von:  Fiamma
13.04.2016 16:50
Vielen Dank fürs Kommentieren :)
Ja, das Ende ist in Sicht, aber 1 Kapitel gibt es noch, in dem sich alles entscheidet :)

lg
Fiamma^^
Von:  fahnm
2016-04-11T21:52:23+00:00 11.04.2016 23:52
Super Kapitel
Jetzt geht es ums Ganze.
Antwort von:  Fiamma
13.04.2016 16:48
Vielen Dank :)
Das stimmt.

lg
Fiamma^^
Von:  Kaninchensklave
2016-04-11T21:15:09+00:00 11.04.2016 23:15
ein heftiges Kap

nun das Eris die Kriegerinnen und Mamoru am gewissen hat war der größte fehler den sie machen konnte
denn jetzt git es nichts mehr was Usagi davon abhalten könnte ihre vollemkräfte und auch den silberkristall ein zusetzen
denn ohne ihre Freunde und onhe ihre liebe ist sie bereits für das wohl der Welt ebenso zu sterben

etwas womit Eris niemals rechnen würde da sie Usagi nicht kennt und nicht mal ansatzweisse ihre Opferungsbereitsachaft
nich kent da Usagi nicht zum erstenmal ihr Lebem geopfert hat um andere zu retten

GVLG Arata
Antwort von:  Fiamma
13.04.2016 16:47
Vielen Dank fürs Kommentieren :)

Eris sollte Usagi auf jeden Fall nicht unterschätzen. Und noch lebt Mamoru ja auch noch :)

lg
Fiamma^^
Von:  KagomeKizu
2016-04-02T05:00:41+00:00 02.04.2016 07:00
Mal wieder ein spitzen Kapitel, ich hoffe das es alle "gemeinsam" schaffen eerden Eris zu besiegen.

Freu mich wie immer, auf das nächste Kapitel.
Lg Kago
Antwort von:  Fiamma
11.04.2016 21:38
Vielen Dank :)
Das wird natürlich noch nicht verraten :P
Nächste Kapitel lade ich aber heute noch hoch ^^

lg
Fiamma^^


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